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''(
Anzeiger
des
Germanischen Nationalmuseums.
Herausgegeben vom Direktorium.
Jahrgang 1911,
NÜRNBERG
Verlagseigentum des Germanischen Museums.
1911.
i 0 /
1911. Nr. 1. Januar — März.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Dr. Georg Freiherr Kress v. Kressenstein f
Am 1. März ist Herr Justizrat Dr. Genr^' Freilierr von Kreß,
eines der ältesten und, wir dürfen es wohl ohne Einschränkung"
aussprechen, das verdienteste Mitglied unseres Verwaltungsausschusses
gestorben. Er war im Jahre 1877 in diese Kiirperschaft gewählt worden,
gleichzeitig mit dem Direktor der K. Zentralgemäldegalerie in München
Dr. Franz von R e b e r und dem Rittergutsbesitzer Theodor Frei-
herrn von Tue her in Nürnberg. Das Museum nahm damals unter
Essenweins Leitung den grol.uirligen AuLschwung, der sich in der raschen
Vermehrung der Sammlungen und den bedeutenden Erweiterungen der
Gebäude kund tat: in diesen Jahren ist es zu dem erwachsen, was es
nach der Absicht seines Gründers von Anfang an sein sollte, einem Symbol
iler deutschen Einheit. Freiherr von Kreß. der warmherzige Patriot,
hat dem Germanischen Museum eine ideale Begeisterung entgegen-
gebracht und bis zu seinem Tode bewahrt und sich mit unwandelbarer
Treue den Aufgaben gewidmet, die seine Stellung im Verwaltungs-
ausschuß mit sich brachte. Schon 1878 übernahm er die Stelle eines
Rechtskonsulenten des Museums, eine Stelle, welche bei der unsicheren
Lage des Museums und bes(~)nders seiner inneren Verwaltung von Be-
deutung war. Die Schwierigkeiten der Verwaltung hatten sich nach und
nach so gehäuft, daß Essenwein um das Jahr 1890 die Rettung nur in
einer Verstaatlichung des Museums sah. Es wurde indes eine andere
U'isung gefunden, die er selbst noch angebahnt hatte, als seine Kraft
zusammenbrach und er in den Tagen, in welchen die entscheidenden
Verhandlungen geführt wurden, am ]]. Oktober 1892 starb.
Schon im November 1889 liatte Essenwein einen längeren Urlaub
zur Kräftigung seiner Gesundheil nehmen müssen, und von da an bis zu
— 4 -
seiner Rückkehr im Mai 18^)0 war I-reilierr \x)ii KreU als steilverlreleikler Direk-
tor tätiii'. Als dann F:ssen\vein im Seplember 1S*)1 end^iilli.y,- zurücktrat und der
inzwischen ,i;ewahlte zweite 1 )irekt()r 1 laus Roscli bis zur Wahl eines neuen ersten
Direktors die Anstalt leitete, fuln-te Freiherr xon Krel.l den Vorsitz im Verwal-
tun.iisausschuB und im LokalaussciiuÜ. l:r war es. welclier in den lan,i:,en und
schwieri.i^en Verhandlunt!:en zwischen dem Museum, dem 1 )eutschen Reich, Bayern
und der Stadt Nürnberi^'. welche zur Neuorganisation der Verwaltun.i; des Muse-
ums führten, die Interessen des Museums mit sicherem Urteil und ruhi,t;er Fesli,u-
keit vertreten und wesentlich zu der .i^lücklichen Durchführung des schwieri.i;en
Werkes bei,i;etrat;en hat. Auch weiterhin hat er an der Bearbeituni^ der durch
diese Or.i^anisation bedingten Änderun,t;en der Satzun,t;en und ürdnun,i!:en den
reisten und tätigsten Anteil genommen und das Museum vielfach in rechtlichen
Fraisen beraten und .t^efördert. Darüber hinaus hat er mit stren.i^er Unpartei-
lichkeit und lebendi,t(em Wohlwollen in manchen schwieri,ti'en La,ü:en klärend
und ausi^leichend ,c:ewirkt.
Die Verdienste, welche sich Freiherr von Krel] um das Germanische
Museum erworben hat, sichern ihm ein dauerndes Andenken in der Geschichte
der Anstalt, und wie wir, die wir ihm nahe gestanden, werden auch kommende
Geschlechter seiner in dankbarer Verehrung gedenken.
Gustav v o n B e z 0 1 d.
STIFTUNGEN UND LEGATE.
Die Stiftungen und Beiträge zu den Kosten der Grunderwerbungen zwecks Erweiterung
des Germanischen Museums nehmen einen recht erfreulichen Fortgang.
Zu den bisher erfolgten Veröffentlichungen sind nachzutragen:
je 5000 JL von Sr. Exzellenz dem Herrn Grafen Ernst von Mo y, Reichsrat der Krone
Bayern, in München und
von den S i e m e n s - S c h u c k e r t w e r k e n, G. m. b. H.. in Berlin-Nürnberg;
je 2000 JL von dem Bankhause L. u. E. W e r t h e i m b e r in Frankfurt a. M. und
von der Maschinenfabrik A u g s b u r g - N ü r n b e r g, A.-G. :
je 1000 JL vom Herrn Kgl. Geh. Baurat Dr. ing. Anton R i 1 1 e r v. R i e p p e 1 in Nürnberg;
vom Herrn Kommerzienrat Heinrich Ritter v. Buz in Augsburg;
vom Herrn Geh. Kommerzienrat Karl Henschel in Kassel;
vom Herrn Geh. Kommerzienrat Hans H u m b s e r in Fürth;
vom Herrn Geh. Kommerzienrat Gustav D y c k e r h o f f in Biebricn a. Rh. ;
vom Herrn Professor Dr. ing. R u d. Dyckerhoff in Biebrich a. Rh.;
vom Herrn Generalkonsul Albert v. Metzler in Frankfurt a. M. ;
von dem Bankgeschäfte Jacob S. H. Stern in Frankfurt a. M. ;
von den Vereinigten P i n s e 1 f a b r i k e n Nürnberg und
von zwei ungenannt bleiben wollenden Damen.
500 Ji von Herrn Eugen Dyckerhoff in Biebrich a. Rh.
Aus dem Nachlasse der am 23. Mai 1910 verstorbenen ledigen Privatiere Fräulein L y d i a
Puscher von Nürnberg ist uns außer mehreren Kunstgegenständen ein Legat von 1000 Ji
zugekommen.
Auch von einer anderen erfreulichen Förderung, die ein rühmliches Zeugnis der Liebe und
der Anhänglichkeit der im Auslande wohnenden Deutschen an das alte Vaterland bildet, dürfen
wir berichten: Der Vorstand des R u d e r v e r e i n s T e u t o n i a in Buenos Aires hat
als das Ergebnis einer Sammlung unter seinen Mitgliedern den Betrag von 1000 M übersendet.
- 5 —
Von der Erwerbung; der wertvollen v. Schwarzsehen Gläsersammlung ist in diesen
Blättern l-iereits wiederholt gehandelt worden. Zu den 65 000 Ji betragenden Kosten steuerte
die Stadt Nürnberg die Summe von 20 000 ,11, wofür sie das bedeutsamste Stück der Sammlung,
den Jamnitzer- Pokal, auf eigene Rechnung erwarb, die Stiftung zur Erhaltung von Nürnberger
Kunstwerken 30 000 .M bei. Inzwischen hat sich das Museum mit der Bitte, zur Deckung des
Restbetrages möglichst nachdrücklich beizutragen, an diejenigen Kreise von Industrie, Handel
und Gewerbe gewandt, die jene Sammlung kostbarer alter, in den mannigfachsten Techniken
dekorierten Gläser vor allem angeht und bei denen deswegen ein besonders lebhaftes Interesse
gerade für diese Erwerbung vorausgesetzt werden darf. Und in der Tat hat unser Aufruf den
Erfolg gehabt, daß zu dem angegebenen Zweck bisher folgende Beträge gezeichnet worden sind:
500 .//(. von Herrn Eduard Frei h. P o s c h i n g e r v o n F r a u e n a u in Frauenau;
200 ,li von der W ü r t t e m b e r g i s c ii e n Metall w a r e n f a b r i k in Geislingen;
je 100 Ji von den Glasfabriken C E. Gätcke in Altona-Ottensen,
von der Glasfabrik S c ii o t t & Gen. in Jena und
von der K o m ni a n d i t g e s e 1 1 s c h a f t Gebr. S t e e v e s a n d t in Rinteln;
je 50 Ji von der B a y er. H o h 1 g 1 a s f a b r i k B r a u n & M e 1 e r in Nürnberg und
vom G 1 a s h ü t t e n w e r k e v o n P o n c e t in Friedrichshain, N.-L.
Ferner hat der Verband Deutscher Glas-, Porzellan - und Luxuswarenhändler
— E. G. m. b. H. in Nürnberg — die Summe von 2860 Mn. unter seinen Mitgliedern aufgebracht
und dem Germanisclien Museum in liebenswürdiger Weise als willkommene Stiftung übergeben.
Zu dieser Summe haben beigesteuert:
Der Verband selbst incl. Aufsichtsrat und Vorstand, dann die nachstehenden Fabriken,
Firmen usw.;
Vereinigung Westdeutscher Hohiglasfabriken, G. m. b. H., in Bonn a. Rii.; Sächsische
Serpentinstein- Gesellschaft zu Zöblitz, G. m. b. H.. in Zöblitz i. S.; Societe Anonyme des Cri-
stalleries Du Val St. Lambert, in Val St. Lambert (Belgien); Annaburger Steingutfabrik. A.-G.
in Annaburg; Konrad Ayen, Metallwarenfabrik, in Balingen; Gebrüder Baumann, Emaillier-
und Stanzwerk, in Amberg; Bärensprung & Ehlers, in Schwerin (Mecklenburg); Gebrüder Bau-
scher, G. m. b. H., Porzellanfabrik, in Weiden (Oberpfalz); G. Becker & Co.. in Georgshütte
bei Fürstenberg a. Weser; Hugo Berger in Schmalkalden (Th.); Bernhard Bertram, Terracotta-
fabrik, in Lüftelberg bei Bonn a. Rh.; Jakob Büchenbacher sen., in Fürth i. B. ; Burgun, Schverer
& Co., Glashütte, in Meisenthal (Lutlningen); Ed. Deetjen, Alfenidwarenfabrik, in Straliburg i. E.;
Deutsche Bank, Filiale Nürnberg: G. Eltze, Porzellanhandiung, in Brieg, Reg. -Bez. Breslau;
Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd; Vereinigte Eschebachsche Werke, A.-G., in Dresden;
Nik. Franz Nachf., Hoflieferanten, in Frankfurt a. M. : Porzellanfabrik Fraureuth, A.-G., in
Fraureuth i. S. ; Gerhards & Wittelsberger, G. m. b. H., in Duisd^rf bei Bonn a. Rh.; Gebr.
Göhler, Magazin für Haus- und Küchengeräte, in Dresden; Albert Götz, Direktor dre Dresdner
Bank, Filiale Nürnberg, in Nürnberg; Karl Gdldberg, Glasraffinerie, in Haida (Böhmen); Gebr.
Goldschmidt, Metallwarenfabrik, in Nürnberg; Gürtler & May, Glasgroßraffinerie, in Zittau-
Großporitsch i. S.; Karl Habergahn, Porzellanhandlung, in Quedlinburg; Heinrich & Co., Por-
zellanfabrik, in Selb i. Bay.; Hertwig & Co., Porzellanfabrik, in Katzhütte i. Thüringen; Karl
Hilsdorf, Kunstgewerbehaus, in Bingen a. Rh.; Johann Hinckel jun. in Wetzlar; Edmund Hör-
hold, Glas- und Porzellanhandlung, in Greiz; Karl Huge, Glas- und Porzellanhandlung, in
Minden i. W.; C M. Hutschenreuther, A.-G., in Hohenberg a. Eger: J. Jaksch & Co., Porzellan-
handlung, in Riga (Rußland); Richard Klemm, Porzellanmalerei, in Dresden; Korbflaschen-
fabrik Radolfzell i. Baden; Diedr. Lindemann, Porzellanhandlung, in Hildesheini; F. Losky,
Glasfabrik, in Oranienhütte, Bez. Breslau; J. F. Maerklin, Hoflieferant, in Stuttgart; Wilhelm
Model, in Feuerbach-Stuttgart; Julius Mühlhaus & Co., K. K. österreichische priv. Glasnianu-
faktur, in Haida (Böhmen); Gebrüder Noelle in Lüdenscheid: Gebrüder Pabst, Porzellanhandlung,
in Ludwigshafen a. Rh.; Heinrich Pageis, in Lübeck: Phil. Penin, Gummiwarenfabrik, A.-G.,
in Leipzig- Plagw'itz: Porzellanfabrik Tirschenreuth, A.-G., in Tirschenreuth (Oberpfalz); Kgl.
Bayer. Porzellanmanufaktur, in Nymphenburg-München; Ferdinand v. Poschinger in Buchenau
(Niederbayern); D. F. Rabe & Co., Porzellanhandlung, in Bremen; Brüder Rachmann, Glas-
raffinerie, in Haida (Böhmen); Reps & Trinte in Magdeburg; Karl Fr. Richter in Naumburg
a. Saale; Arnold Rocholl in Berlin; Ph. Rosenthal, Kgl. Kommerzienrat, in München; Rüster
& Gerlinger in Berlin; Sächsische Glasfabrik, Abteilung Preßglas, in Radeberg i. S.; .Vla.x Scheyer,
1 lircklor der bicsdiior Bank. Filiule Nünibcr.u. in Niiiiibcii; ; N. Sclimidt-R;ibL'i, Pi)i/.i;ll;mh;iiui-
liiiii:, in Merzig ;i. S;uir: Joluinii Schwabeiithaii. Glusliaiuiliinji. in Passau; Schwinl/.er & (iiäii
in Berlin; Firma Jdh. Seltniann in Vohenstrauli; Hermann Speclit. Por/.ellanhanJluiit;, in IIa
mein a. Weser; H. Tautz in Berlin: F. Thomas, Porzellanlabrik. in Marktredwitz i. Ba\ern:
Karl Tluinij:. Kiinstirewerbeliaiis. in Zittau i. S. : Vi)lkliardt & Wilbert. Bikiuhikkerci. in Nürn-
beri;: Ricliard Weckniann in Berlin.
Die Summe aller /.um Zweck der Erwerbun;', der v. S c li w a r z sehen (iläsersannulunL;
irespendeten freiwilliiren Beiträge beziffert sich demnach bis jetzt auf 3y6u Ji
Allen, die uns in dieser für die finanzielle Entlastuns; des Museums so wichti^;en Sache ihre
freundliche Unterstützung haben zuteil werden lassen, sei auch an dieser Stelle der aufrichtigste
Dank gesagt. Möchte ihr Beispiel noch manche andere Interessenten zur Nacheiferung, zu
gleicher Betätigung anregen.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Null Distriktskassen: Eiiingcii in ./( Pappenheim lu .// Weißenburg i. B. 5 Ji
Von Vereinen: Lübeck. Gewerbegesellschaft 30 JI Neutitschein. Museumsverein für
Neutitschein und Umgebung 2 Kr. Nürnberg. Industrie- und Kulturverein (bisher 25 M) jetzt
100 ./( ; Verband Deutscher Glas-, Porzellan- und Luxuswarenhändler, E. G. m. b. H., 1 5u JA
Oldenburg. Oldenburger Künstler- bund 5 ,ft Windhuk. Turnverein R. V. .3 ,IL Zerbst. Ge-
schichtsverein (bisher 5 M) jetzt 10 Ji; Schützengilde 10 JI
Von Privaten: Ansbach. A. Wallersteiner 3 Ji Beiingries. Stadtpfarrer Georg Hafner
2 ./(; Bezirksbaumeister Joseph Vonwerden 2 ,/( ; Kgl. Bezirksamtmann Wilhelm Wüst 2 Ji
Berlin. Simon Bing, i. Fa. E. & S. Bing 50 ./(: Siegfried Kaiser, i. Fa. E. & S. Bing 50 Ji
Konsul Dr. W. Sobernheim. Kommerzienrat \i M. Chemnitz. Ingenieur Johs. Schuster 5 Ji
Colmar. Rechtsanwalt Steiner 2o Ji Erlangen. Professor Dr. Beckmann 2, Ji; Repetent Behm
2 ./{■ ; Professor Dr. Dencker 5 -M ; Professor Dr. Hensel S Ji; Studienrat Dr. Reber 3 M; Pfarrer
Dr. Schwanhaeußer 3 Ji; Professor Dr. Weichardt 3 M Fürth. Adalbert Epple 3 Ji; Christian
Wittmann 3 Ji Glogau. Hauptmann Oswald 3 Ji Göppingen. Fabrikant Hermann Bliederhäuser
3 ./( Grimma. Buchdruckereibesitzer Bnde 2 ./{; Apotheker Siecke 2 JI Lahr i. B. Bezirkstier-
;irzt Hammer 2 JL; Fabrikant Carl Nestler 2 Ji : Fabrikdirektor Carl Schopfer 2 Ji; Bank-
direktor Carl Stoesser 2 Ji ; Fabrikant C A. Wiildin 2 Ji ; Fabrikant Carl Wäldin 2 Ji ; Stadt-
pfarrer W. Ziegler 1 ,/t Leipzig. Fräulein Drosihn ^Ji: Professor Dr. Richard Glaß, Realschul-
oberlehrer 10 .,'{ : Dr. phil. Karl Hollborn 3 M. Lübeck. W. Dahms, Vertreter der Druckerei Geb.
Borchers, G. m. b. H., 10 Ji; O. A. Rahtgens, Druckereibesitzer, 10 Ji; A. Roeper, Kaufmann,
5 Ji; R. Woller. Lehrer. 1 M. Neutitschein. Baumeister Heinrich Czeike, Ziegelwerkbesitzer
2 Kr.; Großindustrieller Hans Hückel 2 Kr.; Großindustrieller Otto Hückel 2 Kr.: Großin-
dustrieller Max Preisenhammer 2 Kr. Nürnberg. Frau Anna Bach, Reallehrerswitwe, 3 Jt ;
Dr. C. W. Gesell, Ingenieur, 3 Ji; Rechtsanwalt Dr. Max Kohn 3 Ji; Fräulein Lina Rothbarth,
Privatiere 3 Ji; Baumeister Karl Rühl (bisher 3 Ji) jetzt 5 Ji; St. Schramm Lehrer 3 Ji; Konr.
Setzier, Kgl. Oberlandesgerichsrat. 3 ,/(: Architekt Hans Soehnlein 10 Ji; Kgl. Postsekretär
Karl Spatz 5 Ji Pirmasens. Gymnasiallehrer Erb 3 Ji; Vikar Scheid 3 Ji; Frau Gustav
Schneider, Witwe 3 Ji Riedlingen. Oberpräzeptor Dr. Nägele, Kaplan 2 JL Schnaittach.
Dr. Feuerer, prakt. Arzt 3 Ji; Malzfabrikant Graf 2 Ji; Hauptlehrer Heißler 3 .// : Lehrer
Merlein 2 M; Ziegeleibesitzer Schmauß 2 Ji; Ziegeleibesitzer Wolf 2 Ji Schöninsel b. Güstrow.
Max Saurenhaus 10 Ji Sondershausen. R. Merten, Oberlehrer an der höheren Töchterschule
(bisher 1 Ji) jetzt 3 Ji Stuttgart. General Dr. ing. Graf Ferd. von Zeppelin, Exzellenz, in
Friedrichshafen 25 Ji
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Immer schwerer wird es, auf dem Wege des Kunsthandels oder auf Auktionen Kunstwerke
von wirklicher Bedeutung zu erwerben, wofern nicht eine dem Werte entsprechende finanzielle
Basis vorhanden ist. Höher denn je schnellen die Preise hinauf, und zuweilen kann man in
Verlegenheit geraten, wenn man sich fragt, ob tatsächlich die bezahlte Summe im Verhältnis
/\:\.- .. -r des G-ermaruschen Museuias, 1911
Tafel 1
j:p.barmdebild"derbayrisch-tiro]jS(:^hen
schule von 148^
zu dem realen Werte des Stückes steht, wäre nicht meistens oder eigentlich immer die ideelle
Qualität das ausschlaggebende Moment. Die MiBlichkeit dieser Verhältnisse muß namentlich
drückend empfunden werden von einer Anstalt, die solcii umfassende und universelle Ziele zu ver-
folgen hat wie die unsrige. Und wir fühlen uns von solchen Empfindungen keineswegs frei, wenn
wir auf unsere Tätigkeit im verflossenen Vierteljahr zurückblicken. Gleichwohl ist es uns ge-
lungen, trotz der in Anbetracht der angedeuteten Umstände beträchtlichen Beschränktheit unserer
verfügbaren Mittel unseren Sammlungen verschiedene hervorragende Dokumente der Kunst-
betätigung vergangener Zeiten zuzuführen.
Hierhin rechnen wir zunächst das der Forschung nicht mehr unbekannte große Erbärmde-
bild (Taf. 1) von einem Meister der bayrisch-tirolischen Schule, das seit seiner Entfernung
von seinem ursprünglichen Aufbewahrungsort, dem Kloster Benediktbeuren, mancherlei Schick-
sale hat über sich ergehen lassen müssen. Längere Zeit hatte es in der Schleißheimer Galerie
Unterkunft gefunden. Dann kam es in die Sammlung des verstorbenen Münchener Professors
Sepp. Noch im Jahre 1909 wurde es auf der Ausstellung Altmünchener Tafelgemälde des
15- Jahrhunderts im Bayerischen Nationalmuseum gezeigt. Zuletzt war es bei Helbing in einer
Auktion von Ölgemälden alter Meister aus verschiedenen Besitzen, wo wir es im März dieses Jahres
erwarben. Wie gesagt, das Bild war der Forschung nicht mehr unbekannt. Schon Robert Vischer
hatte im Jahre 1886 die Aufmerksamkeit auf dasselbe gelenkt. Und neuerdings hatte sich Karl
Gebhardt näher mit ihm beschäftigt. Das letzte Wort dürfte über seine Stellung im Rahmen
seiner Zeit noch nicht gesprochen sein, scheint doch ein anderes Werk von der gleichen Hand
noch nicht gefunden zu sein! Wenn sein Meister der Münchener Schule zugerechnet worden ist,
so mag hierzu die Anbringung des Wappens der Familie Rudolf, eines abgestorbenen Münchener
Geschlechtes, Veranlassung gewesen sein. Doch braucht das Bild darum nicht auch am gleichen
Ort entstanden zu sein. Wir glauben es vielmehr bei der schon von anderer Seite vorgenommenen
allgemeineren Zuweisung an die bayrisch-tirolische Schule belassen zu sollen. Mit vollem Recht
hebt Gebhardt hervor, daß wir es nicht mit der Arbeit eines Handwerkers, sondern mit der
Schöpfung eines Künstlers zu tun haben. Schon die großzügige und ausdrucksvolle Komposition
drängt uns zu dieser Überzeugung. An der vorderen Längswand des Sarkophags ist eine an-
scheinend ornamentale Inschrift und die Jahreszahl 14 84 angebracht. Die Entstehungszeit des
Bildes ist damit festgelegt und zugleich auch die erforderliche Handhabe gegeben, um vergleichend
und prüfend unter den Werken dieser Zeit Umschau zu halten.
Ein sehr erwünschtes Geschenk war uns das auf Holz gemalte Bildnis des Veit
Dietrich, ehedem Predigers an St. Sebald in Nürnberg (1506 — 1549)- Das volle fleischige
Antlitz, die etwas derben Züge, sie sind uns ein Zeichen, daß sein Schöpfer ein Meister war,
der sich eine möglichst getreue Charakteristik des inzwischen Verstorbenen, dem er sicherlich
im Leben persönlich nahegestanden, angelegen sein ließ. Schon aus den Hexametern unter dem
Bilde ist ersichtlich, daß es erst nach dem Tode Dietrichs gemalt wurde. Sein Stilgepräge und
seine Malart lassen erkennen, daß sein Verfertiger unter dem Einfluß der Cranach- Schule stand.
Se. Durchlaucht Fürst Johann von und zu Lichten stein hat uns
durch die Zuweisung dieses Bildes, dessen richtiger Aufbewahrungsort ja Nürnberg ist, zu großem
Dank verpflichtet.
Gute Sandsteinfiguren aus älterer Zeit zu bekommen, wird heute immer schwieriger. Wir
hatten das Glück, durch Benutzung günstiger Umstände unserer Skulpturen-Sammlung drei
neue Beispiele der Steinplastik des späten 14. Jahrhunderts zuführen zu können.
Sie stammen von dem Turmrest der ehemaligen Katharinenkirche in Heilsbronn, welcher Ort
ja durch seine Klosterkirche und deren herrliche Kunstschätze zur Genüge bekannt ist. Weniger
bekannt dürften die von uns erworbenen S a n d s t e i n s t a t u e n einer Madonna,
eines J a k o b u s und einer Katharina (Abb. 1 ) sein, die bis vor kurzem ihren
Standort hoch oben über dem Portal des sogenannten Katharinenturms hatten. Die Heiligen
Jakobus und Katharina mögen die Titularheiligen der früheren Katharinenkirche gewesen sein,
nannte sich doch nach ihnen eine zu Anfang und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mehr-
fach erwähnte Bruderschaft. Die Figuren waren früher nur zum Teil sichtbar. Erst in den 70er
Jahren des 19- Jahrhunderts wurden sie von dem damaligen Besitzer aus der Wand herausgebrochen
und über Konsolen frei vor dieselbe gestellt. Naturgemäß sind sie infolge ihrer e.xponierten Stel-
lung vom Zahn der Zeit und von den unmittelbar auf sie eindringenden Witterungseinflüssen
— 8 —
mitgenommen. Aber auch in diesem Zustand sind sie liir uns achtbare '/.eui^en einer naeli Los-
lösunii vnn starrem Seiiematisnuis rinirenden Zeil. Die Be\\egun,uen sind t;ul beubaclilel und
in der lialtuni; ist niaiulies Kielitit;e erreiclit.
^ Von den übriiren Abteiluniien war es vor allem dieienipe der II a u s a 1 t e r t ü m e r. dit
in größerem Umfang vermehrt wurde. Voranstellt hier der prachtvolle Sekretär der aus Schwe-
riner Privatbesitz erworben wurde und wohl auch eine Arbeit dieser Gegend ist (Tat. II). Ent-
standen in der AA i t t e des 18. Jahrhunderts, verdienter unsere Beachtung sowohl durch
seine Anlage und seine Form wie duvch seine hübschen Messingbeschläge und vor allem durch seine
eigenartige Ornamentierung. Diese bestellt in figürlichen Darstellungen etwas hausbackener Art
Abb. 1. Saiidsteinfiguren vom Turmrest der ehemaligen Katharinenkirche in Heilsbronn.
2. Hälfte des 14. Jahrhunderts.
und reizvollen Rocaillen bei Anwendung verschiedenartigster, auch farbig gebeizter Hölzer und
Perlmutter. Im Innern des oberen Teiles zahlreiche Schubfächer, angelegt beiderseits von einer
polygonalen, mit Spiegeln ausgesetzten Nische. Es ist das erste Stück dieser Gattung, das wir
bislang zu erwerben in der Lage waren. Auch hübsche Fayencen und Porzellane
brachten wir in unseren Besitz. Und besonders erfreulich war es hierbei, daß wir die Möglich-
keit gewannen, Manufakturen, die bisher nur spärlich durch Beispiele belegt waren, etwas um-
fassender zu präsentieren. Hervorheben möchten wir namentlich die beiden großen, bunt be-
malten Straßburger Deckelvasen mit der Marke Joseph Hannongs, den in Blaumalerei verzierten
Stralsunder Fayencetopf mit einer freiplastischen Taube als Deckelbekrönung, die Teller und
Platten Stockelsdorffer, Kieler und Schleswiger Herkunft und verschiedene stattliche Stücke der
V/allendorfer, Gothaer und Großbreitenbacher Manufaktur (Abb. 2).
— 9
— 10 —
Nocil ein Orisrinahverk der Phistik li.ibcii wir /u eiwülinen. näniiicli das holzijesclinltzte
A'\ n d e 1 1 zu der K r e u z i s u n i; s ,u; r u p p e a u I d e r K a t ii a u > b r ü c k e in B a m-
bers (1717), eine Arbeit, die ein (gereiftes Konip^sitionstaliMil erkennen liil.U und iiiiUerst be-
weist in der Durclifüiiriin,!: ist. Als Ganzes ijenonnuen ist dieses Stüek fiir die Auftassunii: und
das Stilenipfinden seiner Zeit außerordentlich charakteristisch. Als Meister der Kreuzigunjjs-
srruppe wird B. Mutschelle genannt (vgl. G. Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler 1,
S. 35). was aber zeitlich nicht statthaft sein dürfte, da Joseph Bonaventura Mutschelle, ein
tüchtiger und begabter Künstler, erst im Jahre 1734 geboren wuriie. Iirichstens könnte dessen
Vater Johann Heinrich Alutschelle in Frage kommen, der sich in den Jahren 1712 — 13 in Bamberg
niederließ, wo er (nach Jäck) ..alle Bildnisse, welche ehemals bei der Palmpro/.ession in Bam-
berg herumgetragen wurden", fertigte. Diese kunstgeschichtlich bemerkenswerte Gruppe (Taf. 111)
ist ein Geschenk des Hofantiquars Julius B ö h 1 e r in München, dessen damit bekundetes
Interesse an unserer Anstalt wir dankbarst anerkennen müssen.
Geschenke.
Berlin. Robert Leuchs: Silbertaler zur Erinnerung an die loojährige Jubelfeier
der Universität Berlin. 1910. ^ Aktiengesellschaft Karl Lindström: Grammophon,
E.xemplar der ersten Type, welche hergestellt worden ist, 1887— 1889. — Köln. J. E. B e n-
nert: Zeppelin-Denkmünze, hergestellt aus dem Metall des am 25. April 1910 hei Weilburg
untergegangenen Z. 11. — Oberingenieur F. Goerke: Pulverwagen und Geschütz mit zwei
Pferden, preußische Artillerie, Spielzeug, Zinn; Anfang des 19- Jahrhunderts. — München. Hof-
antiquar Julius Böhler: Holzgeschnitztes Modell zur Kreuzigungsgruppe auf der Rathausbrücke
in Bamberg, (1715)- Siehe Taf. 111. — Wilhelm Wurm: Konditoreispritze in hölzernem Fut-
teral. 1. Hälfte des 19- Jahrhunderts. — Nürnberg. Joh. Konrad und Sigmund Bäum-
ler: Bemalte Wandbespannung aus dem Hause Hauptmarkt 3 in Nürnberg mit Gartenszenen
und Ornamenten aus der Rokokozeit; Puppenspeiseschrank Nürnberger Herkunft, 18. Jahr-
hundert. — Regierungsrat a. D. E s p e r: Siegelstempel mit dem Wappen der Familie Esper,
Eisen. 17. Jahrhundert. — Frau Doris Herzog: Bäuerliche Kleidungsstücke aus der Gegend
von Dietenhofen bei Ansbach, bestehend in zwei Hängekleidern aus Kattun, fünf Kattunschürzen,
einem schwarzseidenen Frauenjackett und einem Schürzenband aus farbiger Seide, 19. Jahr-
hundert.— Messerschmiedmeister W 0 1 f g a n g Hof mann: eine Anzahl zahnärztlicher und
chirurgischer Instrumente aus dem 18. und 19- Jahrhundert. — Schlossermeister Gg. K e m p f:
Pferdegebiß, 16. Jahrhundert, gefunden in Zirndorf. — Frau Ida Lebermann: Kompaß
mit Sonnenuhr, Messing, 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts; Zeichnengerät für einen Architekten
(7 Teile), Dukatenwage, Siegelstock des Anton Wilh. Freiherrn von Hartden aus Solenhofer Stein,
18. Jahrhundert; Goldwage von Joh. Pet. Braselmann auf Wichlinghausen in Oberbayern, 1775:
Muskatnvißreiber mit Einlegarbeit in dunklerem Holz und Elfenbein sowie mit Verzierungen in
Bein, 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. — Aus dem Nachlaß des Frl. Lydia P u s c h e r: Mond-
scheinlandschaft, Ölgemälde vom Jahre 186O von Wilh. Lichtenheld; Kaffee- und Teeservice
in weißem Porzellan mit Ornamentfriesen in Glanzgold und dem Monogramm des G. Puscher,
des Erfinders dieser Dekorationsart; Schlüsselbehälter in Kastenform mit bestickter Vorder-
seite; Brautschleier und zwei große Öldrucke mit weiblichen Halbfiguren; 2. Hälfte des 19- Jahr-
hunderts. — Konservator Dr. Schulz: Dachziegel vom Jahre 1745 mit eingeritzten Ornamenten
von einem Nürnberger Hause. — Unbekannter Geschenkgeber: Kalenderrahmen
mit Perlen- und Baumwollstickerei auf perforiertem Papier, 2. Hälfte des 19- Jahrhunderts. —
Wien. Seine Durchlaucht Fürst Johann von und zu Lichtenstein:
Bildnis des Nürnberger Theologen Veit Dietrich (1506—49). Brustbild. Darunter 5 Hexameter.
Ölgemälde auf Holz. Unbekannter Meister der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Ankäufe.
Gemälde. Erbärmdebild. Tafelgemälde. Bayrisch-tirolische Schule. 1484. Aus dem Kloster
Benediktbeuren stammend (Taf. 1).
Plastik, Originale. Maria mit dem Kinde, St. Katharina und St. Jakobus, Sandsteinfiguren
von dem Turmrest der ehemaligen Katharinenkirche in Heilsbronn, 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Anzeiger des Ocrmanischen Museums 1911
Taf. 11.
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Sekretär mit reicher Einlegarbeit. Norddeutsch Mitte des 18. Jahrhunderts.
— 11 —
(Abb. 1) — Maske, in Kupfer getrieben, angeblich in den Stollen eines vorzeitlichen Kupfer-
bergbaues Hüttau bei Bischofshofen gefunden, wohl Ende des 17. Jahrhunderts.
Hausgeräte. Eisenkästchen in Kofferform mit Maßwerkverzierungen und gemalten Dar-
stellungen aus der Sage des Königs Midas, Anfang des 16. Jahrhunderts; Maßkrug, Rheinsber','er
Fayence, mit Ornamentmalerei in Gelb, Blau, Manganbraun und Grün (Abb. 2. wo auch der
größere Teil der übrigen Fayencen und Porzellane wiedergegeben ist). Zwei Straßburger
Deckelvasen mit bunter Blumenmalerei und freiplastischem Astwerk. Marke: Joseph Hannong;
Bauchiger Topf mit Taube als Deckelbekrönung und Blaumalerei, Stralsunder Fayence; zwei
bauchige Töpfe (ohne Deckel). Bemalt in Gelb, Grün, Rotbraun und Blau, Stralsunder Fayence;
zwei Teller, manganbraun bemalt. Stockelsdorffer Fayence; blaubemalte Platte, Stockelsdorffer
Fayence; große Platte mit bunter Blumenmalerei, Kieler Fayence; kleinere Platte, desgleichen;
ovale Schale mit durchbrochenem Rande und bunter Blumenmalerei, Kieler Fayence; große Platte
mit sepiabrauner Blumenmalerei, Schleswiger Fayence; drei Teller mit manganbrauner Blumen-
malerei, Schleswiger Fayence; Porzellanteller, Höchster Manufaktur, 2. Hälfte des IS. Jahr-
hunderts; Kaffee- und Teekanne, sowie eine runde Schale, Porzellan, längsgerieft, mit farbigen
Blumenkartuschen, in denen in Gold das Monogramm CFL. Marke: Wallendorf; Bechertasse
mit Untertasse, farbig bemalt mit Tuchdraperien, unter denen ein aufgeschlagenes Buch, Klari-
netten, Karten u. Ä. Marke: Wallendorf; Teekanne mit zwei Phantasielandschaften in weich-
roten Tönen, Marke: Wallendorf; Kaffeekanne mit einzelnen farbigen Blumen, Marke: Gotha;
Milchkännchen von bauchiger Form, längsgerieft, nnt braunroter Blumenmalerei, Alarke: Gotha;
Bechertasse mit Untertasse, mit blauer Ornamentmalerei. Marke: Großbreitenbach; Sekretär
mit reicher Einlegarbeit in verschiedenen Hölzern und Perlmutter, mit Messingbeschlägen, im
Innern zahlreiche Fächer und im oberen Teil Spiegel, norddeutsche Arbeit, Mitte des 18. Jahr-
hunderts (Taf. II); 93 Zinnsoldaten, preußische Infanterie, preußische Jäger, preußische Husaren
zu Fuß. preußische Ulanen, preußische Artillerie, französisciie Garde und Kosaken, Anfang des
19. Jahrhunderts; zwei Wasserflaschen von blauem Glas mit zugehörigen Gläsern, dekoriert mit
farbigen Blumen in goldumsäumten Feldern, 1S30— 10; Thüringer Porzellangruppe, ein Herr und
eine Dame beim Schachspiel, dabei ein junges Mädchen, in kräftigen Farben bemalt, auf einem
Sockel mit Schreibzeug, Mitte des 19- Jahrhunderts.
Medaillen und Plaketten. Runde Plakette mit dem Bildnis des Stiftspropstes Dr. Jak.
von Türk, 191 1, Erz, von Marie Schlafhorst; Denkmünze in Silber auf den 90. Geburtstag des
Prinzregenten Luitpold von Bayern am 12. März 1911 und die Vollendung des Hauptbahnhofes
in Nürnberg.
Tracht und Schmuck. Schlüsselhaken, reich ornamentiert, messingvergoldet, um 1761);
holzgeschnitzte Masken eines Teufels, des Luzifers, des Knechtes Ruprecht, der Hexe und des
He.xenmeisters, zu einem alttirolischen Nikolausspiel gehörig, aus dem Virgentale im Pustertale
stammend, Anfang und 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts; Umschlagetuch von braungelber Seide
mit plastisciien Zweig- und Blumenstickereien, Mitte des 19. Jain-lumderts.
Bauernalterlütner. Krapfenschnaggler in Form eines bärtigen Kopfes, 18. Jahrhundert;
Krapfenschnaggler in Form eines primitiv geschnitzten Hundekopfes, 19. Jahrhundert; Sensen-
scheide, Spitze in Form eines Tierkopfes, 19. Jain'hundert; desgleichen, liocli in eingestocliener
Arbeit verziert und mit der Jahrzahl 186O; Salzkirchl, primitiv bemalt. 10. Jain-iiundert; sämt-
lich Tiroler Herkunft; Frauenhäubchen mit schwarzer Bandschleife, graues Kleid mit blauen
Blümchen und zugehöriger Schürze, 1. Hälfte des 19- Jahrhunderts; Sciuiltertuch von violetter
Seide mit farbig gestickter Borte, Mitte des 19- Jahrhunderts; sämtlich aus der Gegend von
Dietenhofen bei Ansbach.
Stiftungen.
Wittelsbaciier Stiftung. Leinenes Deckchen mit 2(i litiiograpiiierten Brustl^ldern von
Fürstlichkeiten, darunter die Bildnisse von K ö n i g L u d w i g I. v o n B a \ c r 11 uuii seiner
Gemalilin T !i e r e s e, 183O— 4U; runde Plakette mit dem Bildnis des Prinzregenten Luit-
pold von Bayern, 1911, Bronze, von Marie Schlafhorst.
— 12 —
Hohenzollern-Stiftunij. Bucheinband in rotem Plüsch mit Goldflitterapplikation. Auf
dem N'ordeideckel in Stick ,'rei die Wappen des P r i n /. e n I' r i e d r i c h W i 1 h. Karl v o n
Preußen und seiner Braut der Prinzessin Anialia Maria Anna von Hessen- Homburg, 1S04,
(Abb. 3).
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Abb. 3. Bucheinband in rotem Plüsch mit Goldflitterapplikation.
Braunschweiger Stiftung. Medaille auf die Vermählung der Julia Maria von
Braunschweig mit König Friedrich V. von Dänemark von Winslow, Silber, 1752.
Denkmäler für Heilkunde. Große Silbermedaille, dem Arzt Junghans in Glausnitz von
der Familie Joh. Gottlob Müller aus Dankbarkeit für die Wiederherstellung der Gattin und Mutter
gewidmet, Ende des 18. Jahrhunderts.
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Ankäufe.
Artztgarten von Kreutern, so in den Gärten gemeinlich wachsen, von Antonius Mizaldus.
Übersetzt von Georg Henisch von Bartfeld. Basel, 1577. — Ein hochnützlicher Tractatus von
viererley weitberümten Antidotis. Hall in Sachsen, 1619. — Send-Schreiben vom Opio von L.
Christoph Hellwig. 1703. — Kurtze Beschreibung, Lob, Nutz und Gebrauch des Theriacs und
Mithridats von L. Christoph Hellwig. 1704. — Mumiographia medica oder Bericht von Egyp-
tischen Mumien von Christian Hertzog. Gotha, 1716. — De aere microcosmi factitio von Daniel
Hoffmann. Tübingen, 1737- — Herrn Anton Störks Abhandlung von dem sicheren Gebrauch
und der Nutzbarkeit des Stechapfels, des Bilsenkrauts und des Eisenhütleins, aus dem Latein,
übersetzt. Zürich, 1763. — Pharmacopoea Edinburgensis von Ern. Godofr. Baidinger. Bremen,
1776. — Gifthistorie des Thier-, Pflanzen- und Mineralreichs, nebst den Gegengiften von Joh.
Samuel Halle. Frankfurt und Leipzig, 1784. — Beiträge zur ausübenden Arzneywissenschaft
von Dr. Lebrecht Friedrich Benjamin Lentin. Wien, 1800. Zwei Bände. — Stammbuch des
Dresdner Mediziners und Feldchirurgen Th. Masius mit etwa 60 Einträgen aus den Jahren 1814
Anzeiger des Germanischen Mnsenms 1011
Taf. III.
Holzgeschnitztes Modell zur Kreuzigungsgruppe auf der Ralhausbrücke
in Bamberg (J715).
— 13 —
bis 1825. — Porträt des William Hyde Woollaston. Brustbild. Kupferstich in Crayonmaiiier
von F. C. Lewis. I830. — Neue (.-hemische Untersuchung der Ani^'elica-Wurz.el von Ludw. Andr.
Buchner. Nürnberg, 1S42. — Über Ar/.neikunde auf Kriegsschiffen, Akklimatisation in den
Tropenländern, von S. Friedmann. Erlangen, 1850.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Miinchcii. Galerie H e 1 b i n g: Schweizer Wirtshaussciiild in Form einer mit zwei
Pferden bespannten Postkutsche. Eisen. Beiderseits bemalt. 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
— Nürnberg. Messerschmiedmeister W o 1 f g. Hof mann: Geräte zum Gebrauch für Fuhr-
leute, zwei Messer und drei Letzer. Ende des 17. Jahrhunderts 18. Jahrhundert und 1. Hälfte
des 19. Jahrhunderts.
KUPFERSTICHKABINETT.
G e s c ii e n k e.
Berlin. Verein für O r i g i n a 1 r a d i e r u n g: Heft X XV (19H>) des Vereins für
Originalradierung, enthaltend: 1. W. Müller-Schönefeld. Blatt auf das 25jährige Jubiläum des
Vereins für Originalradierung; Radierung. 2. G. Eilers, LJer Ortler; Radierung. 3. G. Fritz,
Der Wannsee; Radierung. 4. O. Goetze, In Gedanken; Radierung. 5- H. J. Hoffmami- Fallers-
ieben, Arbeitszimmer seines Großvaters auf Schloß Corvey; Radierung. 6. A. Loewenstein, Dorf-
straße in der Bretagne; farbige Radierung. 7. F. Skarbina, Schild wache; Radierung. — Bozen.
Volksschullehrer Karl Wohlgemuth; 2 Blatt Photographieen von 5 inzwischen vom
Germanischen Museum erworbenen Masken aus einem Tiroler Nikolausspiel. — Fürth. M a r-
garete Hormes: 1. Exlibris Georg Hormes. 2. E.xlibris Margarete Hormes. in je zwei
Exemplaren. — Qransee. Paul G r ü n e n b e r g: Abbildung ( Federzeichnung) eines 1603
datierten Solinger Schwertes im Besitz des Geschenkgebers. — Lübeck. Professor T h. H ach:
1. Spottblatt auf die Restauration einer Kirche; ..Der alte Jacob mit der neuen Mütze"; auf
den Krücken die Jahreszahlen 1738 und 1740. 2. Plan der Belagerung von Mainz und Cassel
1793. radiert von Köhler. 3. ,,Special- Karte von dem Odenwald, dem Bauland und einem Theil
des Spessart's nebst den angränzenden Ländern am Riiein und Neckar, herausgegeben von H. Haas
Artill. Major. . . . Darmstadt, 1808. "■ h 15 Ansichten aus G(")ttingen und seiner Umgebung.
Kupferstiche. Um 1810. 5. Ansichten der Schlösser Auerbach und Hardenberg. Kupferstiche.
1. H. 19. Jahrhundert. — Manchester. T Ji e university Press; Probeblatt der Fac-
simileausgabe der im Besitz des Earl of EUesmere befindlichen Chaucerhandschrift des 1 S.Jahr-
hunderts. — Mannheim. Ludwig Bassermann: E.xlibris Ludwig Bassermann. —
München. H e i n r i c h H a b e r 1; 1 1 Originalradierungen, 2 Originalschabradierungen und
1 Originalschabkunstblatt von Heinrich Haberl. — Hugo H e 1 b i n g; Photographie eines
Erbärmdebildes der bayerisch-tirolischen Schule um 1500, aus der ehemaligen Sammlung Sepp.
— Oberstabsarzt Dr. Röhring; 10 Porträts hervorragender Ärzte und Naturforscher (G. F. Hil-
danus, E. Henoch. H. Schule, M. Dufour, J. Müller, R. Hertwig, H. Schwartze, R. Chrobak,
Th. Schwann und A. Kossei). Autotypien aus der Münchener medizinischen Wochenschrift,
1910. — Wilhelm Wurm (Firma Richard Wurm): Tells-Capelle in Bürgten. Lithographie
von C Heinzmann 1825, bei J. Veiten. Karlsruhe. — Nürnberg. Kgl. Regierungsrat a. D. Espe r:
2 Abdrucke des E.xlibris von Pfarrer Rudolf Brendel. — Buch- und Kunsthandlung Fehrle
& Sippel: Plakat für die am 30. Dezember 1910 und 1. Januar 1911 von der „Neuen Ver-
einigung" im großen Rathaussaal veranstaltete Aufführung des „Deutschen Weihnachtsspiels",
nach einem Entwurf von G. Buonaccorsi gedruckt bei J. Seemann. Lithographische Anstalt,
Nürnberg. — Dr. A. Graf; E.xlibris Enrika von Handel-Mazzetti. von Hans Volkert, 1909- —
K u n s t g e w e r b e s c h ü 1 e r V e r e i n; Einladungskarte zum Winterfest 1911 des Vereins.
Farbendruck nach einer Zeichnung von Hans Gerstäcker. — Frau I d a L e b e r m a n n: Karte
der Giechschen Territorialherrschaft, auf Seide, 18. Jahrhundert. — Kunstanstalt E. N i s t e r:
Paulus. Nach dem Original von Rembrandt im Germanischen Museum. Vierfarbendruck von
- 14 -
li. Nister, Nürnberi;. Jahresgiibc loio des Vereins für cliristlirlie Kunst in der evaniieiiseiien
Kirche Bayerns. — Professor an der Ki;l. Kunstscliule Kuddlf Sciiiesll: „Viel ülÜLk
auf die Fahrt". Fahrender Planwajjen; der Kutscher gelit neben dem Gaul, auf dem ein Kind
sitzt. Neujahrswunseh in Originalradierung vom Geschenkgeber. — Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei
und Verlagsanstalt U. E. Sebald: l. Kalender auf das Jaiir 191 K enthaltend 5 Reproduk-
tionen von Gemälden (u. a. von Rembrandt, Gainsborough und Fr. Schmidt). 2. Pt)rträt des
Prinzregenten Luitpold (Photogravüre), Gedenkblatt zum 12. Mär/ loii. - Piii7.i;au- Salzburg
(Bahnhof Ta.xenbach). A. Schernthan: 3 Photographieen von Pinzgauerinnen in Tracht.
— Wartburg. Oberburghauptniann von Cr an ach: l. 15 Postkarten mit Wartburgan-
sichten, Autochromautnahmen des Geschenkgebers. 2. 2 Postkarten mit Autochromreproduk-
tionen nach Blättern des Stammbuchs von L. Cranach in der Kgl. Bibliothek zu Berlin: a) Luther,
15+3; b) Job. Friedrich der Großmütige. Kurfürst von Sachsen. — Wetzlar. Geschichts-
verein: 2 Ansichtskarten, a) Ansicht von Wetzlar, 1605; b) Illustration von Kaulbach zu
Goethes Werken. — Wien. K. K. Hofphotograph J. LTiuy: Wandkalender auf das Jahr 1911
mit eingedruckter Reproduktion des Gemäldes von Jan van der Meer van Delft ,,Das Atelier"
in der Gräfl. Czerningalerie, Wien. Intagliodruck der Kunst- und Verlagsanstalt des Vorbesitzers.
Die Umrahmung von Professor B. Löffler, Wien.
Ankauf e.
Kupferstiche und Radierungen. C J. Schwarz: „Parthie d'un Catacombe Itali".
Aquatintablatt von 1793 nach einem Gemälde von Chr. W. E. Dietrich (Nagler XVI. Seite 118).
Historische Blätter. Exlibris des S c h o 1 1 e n k 1 o s t e r s in W ü r z b u r g.
Kupferstich um 1/00. — Drei Kostümbilder (wahrscheinlich aus einem Almanach) vom
Jahre 1785, angeblich von Gränicher, koloriert, a) Eine Bairische Bäuerin um München, h) Eine
Münchner Bürgersfrau, c) Ein Münchner Stuben-Mädchen. — Drei K o s t ü m b i 1 d e r (wahr-
sciieinlich aus einem Almanach) vom Jahre 1786, angeblich von Gränicher, koloriert, a) Eine
Dame in einem Mannesüberrock dunkelblauer Farbe, b) Eine Dame in einem Caraco hellbrauner
Farbe mit einem jupon von rosenfarbigem Taffet. c) Eine Dame in einer neumodischen Re-
dingote. — Gedicht ,,Auf die Anherkunft der durchlauchtigsten Prinzessinn Marie Amalie
von Hessen- Homburg. Den löten Januar 1804". Auf ein Seidenband gedruckt. — Sieben
Vorlagen für; Badezimmer, Wohnzimmer, Kaffeehaussaal, Konditoreiladen, Ankleidezimmer.
Vorhalle, Speisesaal von Andreas Romberg. Tafel X, Xlll, XXVI. XXVlll, XXX, XXXIV,
XXXVI eines Tafelwerks aus dem 1. Drittel des 19. Jahrhunderts. — N ü r n b e r g e r V o 1 k s-
f e s t 1855. 6 Blatt Lithographieen des Verlages der Kunsthandlung Georg Maar, Nürnberg,
gezeichnet von Leopold Itzel. 1. Altdeutscher Jagdzug. 2. Festaufzug des Königs Gambrinus
3- Repräsentation des Ackerbaues, der Blumengärtnerei und Obstzucht. 4. Anfang des Fest-
zuges. Repräsentanten. 5. Gewerbsaufzüge und Repräsentanten. 6. Schluß des Festzuges.
Wagen der benachbarten Landgemeinden. — F e s t z u g zur Eröffnung des Allge-
meinen deutschen Schützenfestes in Frankfurt am Main am 13. Juli
1862. Lithographie des Verlags von B. Dondorf, Frankfurt a. M.
Stadtpläne und Prospekte. Plan v o n A u g s b u r g. Mit einer Tafel der bedeutendsten
Straßen und Baulichkeiten. Kolorierter Kupferstich. Zirka 1550. — Ansicht d e s M a r k t-
platzes von Nürnberg. Kupferstich von D. Krüger, 1612.
ARCHIV.
Geschenke.
Berlin. Kaufmann Aug. W i 1 h. A 1 1 e n d 0 r f : Lehrbrief für den Schreiner Pet. Gottl.
Schneider aus Sulzbürg. Regensburg. 1765. Febr. 18. Orig. Pap. — Wanderschein für den
Zeugschmied Heinr. Gotth. Ernst aus Naumburg a. S. Weimar. 1803. Mai 24. Orig. Pap. —
Antiquar Karl Ernst H e n r i c i: Drei Briefe des Freiherrn Hans von Aufseß. 1834. Mai 9-
1844. Sept. 3- 1854. Sept. 6. — Halle. Museum füs Kunst und Kunstgewerbe:
Lackabdrücke der im Museum befindlichen Zunftsiegelstöcke. — Hamburg. Muse u m f ü r
Kunst und Kunstgewerbe: Lackabdrücke der im Museum befindlichen Zunftsiegel-
stöcke.— Nürnberg. Privatiere Lydia Puscher: Ehrenmitgliedsbrief des Gewerbevereins
— 15 —
der Stadt Fürth für Karl Pusclicr in Nürnberg. 1869. Febr. 1. — Büttnermeister Andreas
Vogel: Wanderschein für den Küfnergesellen Joli. Mieii. Blanck aus Geyern. Regensburg.
I8uü. Juni 9- Orig. Pap.
Ankauf e.
Sclireiben des Prinzen Ferdinand von Spanien, Erzherzogs von Österreich, an die Städte
Krems und Sta3r. Wien. 1524. Aug. 25. Orig. Pap. — Schreiben des Markgrafen Ludwig Wil-
lielm von Baden an den General von Bibra. Aschaffenburg. 1704. März 8. Orig. Pap.
Autographen: Hermann Graf Neuenar an Willibald Pirkheimer in Nürnberg. Göln. O. J.
März 7. — Georg Major an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg. Wittenberg. 1 S29. Mai 16.
— Georg Major an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg. Weimar. 1547. September 9. —
Granvella an Bürgermeister und Rat der Stadt Nürnberg. Augsburg. I55u. September. 12. —
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig an Kaiser Rudolf II. Wien. 1611. Februar. 28. —
General Freiherr Joh. von Sporck an Octavio Piccoh^iTini. Lyssa. 1651. September 12.
— Jakob von Siindrart an den fürstl. sächs. Sekretär Georg Reichard in Coburg. Nürnberg.
1678. Sept. 6. — Joachim von Sandrart an einen Pariser Geschäftsfreund. Nürnberg. 1683.
Juli 27. — Fürst Leopold I. von Anhalt- Dessau an die Fürstin Gisela Agnes in Cöthen. Magde-
burg. 1723. Juni 14. — Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig an einen Fürsten, Ver-
mählung seiner Enkelin Elisabeth Christine mit dem Kronprinzen Friedrich von Preußen betr.
Wolfenbüttel. 1733. Juni 13. — Joh. Peter Uz an ?. Ansbach. 1759- April 2. — Prinz Leo-
pold von Braunschweig an den Astronomen Palitzsch in Prohlis. C). 0. 177'^- April 14. —
Christiane Benedicte Naubert an Hofrat Rochlitz, Moritz Kind und mehrere Verwandte, do Stück.
1788—1819. — Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig an ,, Monsieur le Schultz,
ministre plenipotentiaire de S. M. le Roi de Prusse ä Hambourg". Braunschweig. 1803. No-
vember 13. — Friedrich Rückert an eine k. k. Hoheit. Jena. 1811. April 2. — Ludwig Uhland
an den Buchhändler Reimer in Berlin. Stuttgart. I8l4. Nov. 9- — Kronprinz Ludwig von Bayern
an Bischof Josef Maria von Augsburg. München. 1822. März 6. — Julius Thäter in Nürnberg
an einen Gönner. Nürnberg. 1827. Mai 20. — Friedrich Rückert an Dr. Krafft in Ansbach.
Erlangen. 1835. März 26. — Ders. an den Buchhändler Liesching in Stuttgart. Neuseß. 1837.
Sept 24. — Ders. an Dr. Krafft in Ansbach. Erlangen. 1838. Nov. 24. — Ders. an seinen Sohn
Leo in Jena. Neuseß. 1S46. Dez. 14. — Herzog Leopold I. von Baden an den Oberförster von
Schiller. 2 Stück. Karlsruhe 1838. April IS und Juni 20. — L. A. Feuerbach an den Buch-
händler Enke in Erlangen. Bruckberg. 1844. März 29- — Friedrich Vischer an eine Dame in
Tübingen. Zürich. 1856. Aug. 27. — Herzog Karl Friedrich August Wilhelm von Braunschweig
an .''. Paris. 1862. Dez. 14. — König Ludwig II. von Bayern an Eduard Mörike in Stuttgart.
München. 1867.
BIBLIOTHEK.
Unter den Erwerbungen der letzten Monate ist vor allem eine Reihe von Stammbüchern
hervorzuheben, zu deren Ankauf teilweise die Mittel besonderer Stiftungen in Anspruch genonnnen
werden konnten. Nach Inhalt und künstlerischer Ausstattung das kostbarste unter diesen Büchern
ist das Stammbuch des Carl Friedrich Treuttel, eines jungen Straßburgers, der in den Jahren
1788 bis 1791 eine große Reise durch Deutschland machte und bei dieser Gelegenheit zu den Be-
rühmtheiten der verschiedensten Städte in Beziehung trat. Wieland und Goethe, Schubart, Pfeffel,
Salzmann, Uz, Joh. Reinhold Forster und viele andere trugen sich mit einem Spruch in sein Stamm-
buch ein. Künstler spendeten auch wohl eine Federzeichnung oder ein Aquarell; so Friedrich
Hoch, damals Direktor der Zeichnungs-Akademie in Main/,, eine hübsche, einen Reiterkampf dar-
stellende Sepiazeichnung (Abb. 4). Auch die Abb. 5 und 0 sind diesem wertvollen Stannnbuch,
die namentlich kulturgeschichtlich interessanten Abbildungen 7, S und 9 ein paar anderen reich-
haltigen Büchern dieser Art entnonnnen.
Im übrigen mag hier noch auf das E.xemplar der berüchtigten Mostschen „Freiheit", das
als document humain für die Bibliothek erworben wurde, besonders hingewiesen sein.
Geschenk e.
Ansbach. Fr. Seybolds Buchhandlung: Karl Heinr. v. Lang, Geschichte des Fürstentums
Ansbach-Bayreuth. 2. Aufl., neu hrsg. v. Dr. Adolf Bayer. Bd. I 1186— 1557. 1911. S. — Augsburg.
Direktion des Ma.ximili ans-Museu ni s: Führer durch das Ma.ximilians-Museum. 0. J. 8. —
16
Berlin. Dr. J. Bolte: Derselbe, Zum deutsolien V^lksliede. S.-A. lOtl. 8. — Ge ner;i Id irok tinn
der K ö n i g 1. p r e u ß. Staatsarchive: Publikutidiien aus den Köniii;!. preuü. Staats-
archiven. 86. Bd.: Briefwechsel Friedrichs des GniLkMi mit Voltaire, iierausiiegeben von Koser-
Droysen. 1 1 1. Teil. loi i. S. — G e n e r a 1 v c r u a 1 t u n ij d e i K o n i ^ 1. M u s e e n:
Jahrbuch der Königl. preußisclien Kunstsammlunuen. Bd. XXXll. iicit l. l')ll. 2. — K g 1.
K r i e gs in i n i s t e r i u ni: Verolfentlicluimjen aus dem Ck-bietc des MiÜtär-Sanitätswesens.
Heft 45. 191 1. S. — G h r. Langen: Glir. Langens Sammlung schleswig-holsteinscher Münzen
und Medaillen. Bd. 1 190S 2. — Mayer & Müller, Antiquariat: Acta Germanica
1 3: Bolte, Der Bauer im deutschen Liede. 1S90. 8. Vi: Richter, Der deutsche S. Christoph.
1896. 8. — Palaestra. Untersuclumgen und Te.xte aus der deutschen und englischen Philologie.
Herausgegeben von Brandt und Erich Schmidt. Heft II, lil. iV. XI und Xli. iS()<)/l<)()l. 8. —
K ö n i g 1. p r e u ß. Ministerium der öffentlichen Arbeiten: Bericiit über die
Ergebnisse des Betriebes der vereinigten preußischen und liessischen Staatseisenbaimen im Rech-
nungsjahre 1909. 1911. 2. — Höhen über N. N. von Festpunkten im linksrheinischen
Gebiet zwischen Ürdingen und Hönnepel. 191". S. — Höhen über N. N. von Festpunkten und
Pegeln an Wasserstraßen. Xlll. Heft (Der Kaiser- Wilhelm- Kanal) und XIV. Heft (Die lilbe, Saale,
'rVitff^Hi.f^i,. tt- Ji-—^..
Abb. 4. Reiterkampf. Sepiazeichnung von Friedrich Hoch. Aus dem Treuttelschen Stammbuch.
Hetzel, Limenau.. .)1910. 8. — Dasselbe: Die Verwaltung der öffentlichen Arbeiten in Preuf3en 1900
bis 1910. 1911. 8. — Gebrüder Paetel, Verlag: Ladendorf, Hans Hoffmann. Sein
Lebensgang und seine Werke. 1908. 8. — Rössler, Grundriß einer Geschichte Roms im Mittel-
alter. I. Teil. 1909- 8. — V e r 1 a g der Sozialistischen Monatshefte, G. m.
b. H.: Sozialistische Monatshefte. Jahrgang 191 1. Heft 1 ff. 1911- 8. — W. Spemann,
Verlag: Diehl, Der Altertümer-Sammler (191 1). 8. — Spemann. Dannecker 1909- Gr.-4. —
Straub, Liederdichtung und Spruchweisheit der alten Hellenen. (1911). 8. — J u 1 i u s S p r i n g e r,
Verlag: Caspar, Petrus Diaconus und die Monte Cassineser Fälschungen. 1009. 8. — Gold-
schmidt, Berlin in Geschichte und Gegenwart. 1910. 8. — D r. A 1 b e r t S ü d e k u m . A^. d. R. :
Die Verlagsanstalt des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine von Heinrich Kaufmann &
Co. in Wort und Bild. 1909. Ouer-4. — E r n s t W a s m u t h , Verlag: Dehio und v. Bezold,
Die Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst. Lief. 9. 191 1. 2. — Weidmännische
Buchhandlung, Verlag: Deutsche Te.xte des Mittelalters. Bd. XI: Die Predigten
Taulers. Herausgegeben von Vetter. 1910. S. Bd. XXI: Die mitteldeutsche poetische Para-
17 —
phrase des Buches Hioh. Herausia:e,e:eben von Karsten. 1910. 8. — Bernburg. Sanitätsrat
Dr. Paul Roth: Derselbe, Nachrichten über die Familie Roth. O. J. 8. — Braurischweis;.
Dr. F r a n z F u h s e , Direktor des s t ä d t i s c h e n M u s e u ni s: Derselbe, Beiträge
zur Braunschweiger Volkskunde. 1911. 4. — F r i e d r i c h V i e w e g u n d Sohn: Zentral-
blatt für Anthropologie XVI. Jahrgang. Heft 1 ff. 1911- 8. — Bremen. Carl S c h ü n e-
mann, Verlag: Beyer, Bilder aus der Geschichte Bremens im 19. Jahrhundert. 1903- 8. —
Heimatkunde des Regierungsbezirkes Stade. Bd. I. 1909- S. — Orlamünder, Volksmund und
Volkshumor. 1908 8. ^ Budapest. Direktion des Ungarischen National-
museums: Anzeiger der ethnographischen Abteilung des ungarischen Nationalmuseums V. Jahr-
gang. 1906. S. — Chemnitz, Dr. R u d. Koch, Z a h n a r /. t: Derselbe, Zahnärztliche Motive
in der bildenden Kunst. S.-A. 1911- 8. — Crimmitschau. M a g i s t r a t d e r S t a d t: Bericht
über den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Crimmitschau am Schlüsse des Jahres 1908.
1910. 8. — Danzig. S t a d t b i b 1 i o t li e k: Katalog der Handschriften der Danziger Stadt-
bibliothek. Teil IV. 1911. 8. — Detroit. K n u d W e 1 f H a n s e n: Chronikblätter der Nach-
k<mimen im Mannesstanmi des Broder Mumsen zu Bopflut im Nordstrande. Bd. i Nr. 1 — 29.
19O8/IO. 4. — Diessen. J o s. C. H u b e r , Verlag: F. J. Bronner, Bayerisches Schelmen-
f7S-Q
Abb. 5. Aus dem Treuttelschen Stammbuch.
büchlein. Ausg. A. 1911. 8. — Dresden. 1 nter nationale Hygiene-Ausstellung
1911: Sportausstellung. Turnen, Spiel und Sport. Programm. 1911. 4. — K g 1. Sachs.
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Herausgegeben von Fr. B. Hardt. 1910. 8. — Malberg, Aus dem Bilderbuch einer reichen Kind-
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Deutscher Werkbund: Die Durchgeistigung der deutschen Arbeit. 1911- 8. — Dort»
mtind. Fr. W i 1 h. R u h f u s: Junge, Willi. Raabe. Studien über Form und Inhalt seiner Werke.
1910. 8. — Meisinger, Wörterbuch der Rappenauer Mundart. 1906. 8. — Edinburgh, G. B a 1 d-
win Brown, Universitätsprofessor: Derselbe, The arts and crafts of our teutonic fore fathers.
1910. 8. — Eisenach. Philipp Kühner, Verlag: Antiquitäten- Rundschau. 1 X. Jahrg.
— 18 —
Nr. 1 iiiui 2. I')l 1. 2. — Elbcrfcld. B ;i c d c k e r s l li o 15 vi o h- u ii d K u n s t li a n d 1 u n jj:
Leithaeuser. Bor^isclie Ortsn.uiien. lOiM. S. — A. A\ .i r t i in & (i r ü l l l' I i l' n , (1. in. b. li.,
Verlasj: Wörterbuch der Elberfelder Alund.irt nebst .Abriß der Foniienleiire und Sprachproben.
1>>U). S. — Erlangen. Prof. Dr. F e r d. Henrich: Derselbe, Über alte chemische Geräte,
Öfen und Arbeitsmethoden, loii. 8. — Fr. J u n i: e . V e r 1 a i,': Beiträjje zur bayerischen
Kirchengeschichte. Bd. XVll Heft 2 und Bd. XVI 11 lieft .v i<)ii. S. — Eßlinsjen a. N. Paul
N e f f (M a .\ S c h r e i b e r) , V e r 1 a g: iJie Kunst- und Aitertuinsdenkmale im Königreich
Württemberir. Lieferung 27/28 des Ergänzungs-Atlasses. O. J. 0^.-2. — Frankfurt a. M. D r.
A 1 e .\ a n d e r Dietz, Rechtsanwalt: Derselbe, Frankfurter liandelsgeschichte.
Bd. I. 1010. -I. — Herrn. .M i n j o n , Verlat;: Alt- Frankfurt. Vierteljahrschrift für seine
Geschichte und Kunst. 1 1—4 und II l- ,v lodo lo. S. — Hege, Die Täufer in der Kurpfalz.
Ein Beitrag zur badisch-pfälzischen Keforniationsgescliichte. 1008. 8. — Schnapper-Arndt, Bei-
träge zur Frankfurter Finanzgeschichte. Herausgegeben von Bräuer. S.-A. 1910. 8. — Frauen-
feld. H u b e r & C o., Verlag: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen
Sprache. Heft 68, Bd. 7, Bogen 37—46. 1910. 4. — Freiburg i. Br. Herd ersehe V e r-
1 a gs h a n d 1 u n g: H. Grisar, Die römische Kapelle Sancta Sanctorum und ihr Schatz. 1908. 8.
/• ^ c/ <*■
Abb. 6. Aus dem Treuttelschen Stammbuch
" VVf '-•> 'jr / * /• «. -^
-- Gießen. Emil Roth, Verlag: Bock, Aus einer kleinen Universitätsstadt. 2. Aufl.
0. J. 8. — Büchner, Am Sterbelager des Jahrhunderts. 2. Aufl. 1900. 8. — Derselbe, Im Dienste
der Wahrheit. 19OU. 8. — Buxbaum, Hauswirken. Bilder aus dem Odenwälder Volksleben.
O. J. 8. — Roth's illustrierte Führer Nr. 3: Österwitz, Illustrierter Wegweiser durch den Vogel-
berg mit Wetterau und die sich daran anschließenden Teile der Rhön. O. J. 8. — Volk, Der Oden-
wald und seine Nachbargebiete. O. J. 8. — Graz. U 1 r. M o s e r 's B u c h h a n d 1 u n g: Gubo,
Geschichte der Stadt Cilli vom Ursprung bis auf die Gegenwart. 1909. 8. — Grunewald. Prof.
Bodo Ebhardt: Derselbe, Steinerne Zeugen: Wehrbauten Veronas. 1911. 8. — Hagen
i. W. D e u t s c h e s M u s e u m f ü r K u n s t i n H a n d e 1 u n d G e w e r b e : 1 . Katalog.
Diapositive und Original- Photographien der Weltausstellung Brüssel. 1910. 8. — Halle a. S.
H i s t o r i s c h e K o m m i s s i o n für d i e P r o v i n z S a c h s e n und d a s H e r z o g t u m
Anhalt: Neujahrsblätter. 35: Liebe, Die französische Besatzung im Herzogtum Magdeburg
1808— 181 1. 191 1. 8. — R i c h a r d M ü h 1 m a u n 's Verlag: Hedwig von Bismarck, Er-
— 19 —
innerungen :uis dem Leben einer 95 jälirigen. 5- Aufl. 19in. S. — Hamburg. O. Bröcker &
Co.: Der Hiinibur.uer. Herausge.treben von Paul Bröcker. I. J.ihrir. Nr. 2. 1911. 2. — Direk-
torium d e s M u s e u m s f ü r H a m b u r j.; i s c h e G e s c h i c h t e: Bericht für das Jahr
1909. 1910. 8. — Hamm. B r e e r & T h i e m a n n , Verla 1;: Frankfurter zeitgemäf3e Bro-
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11 3 (Kr. Marienbursr). IV '2 (Stadt Osnabrück) und V 1 (Kr. Verden, Rotenburg und Zeven)
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Walde, Stadt Schalkau und Burg Schaumberg vom Jahre 1300 bis zur Reformation. S.-A. I9l(i. 4.
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Wilh. Stengel, der Oberbaudirektor des Fürsten Ludwig von Saarbrücken. S.-A. 19l<i. 8. —
Derselbe, Baukunstreste der Renaissance in Saarbrücken. S.-A. 1909. 8. — Derselbe, Biet-
schied. Eine kunsthistorische Skizze. S.-A. 1909. S. — Mitteilungen des historischen
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Beiträge zur fränkischen Kunstgeschichte. Herausgegeben von Friedrich Haack-Erlangen. Heft 1:
H. M. Sauermann, Die gotische Bildnerei und Tafelmalerei in der Dorfkirche zu Kalchreuth. 1910. 8.
— L. R. S p i t z e n p f e i 1: Akzidenzschrift Fränkisch. Nebst Initialen, Einfassungen und
Zierstücken. Original- Erzeugnis aus der Schriftgießerei von Genzsch & Heyse-Hamburg. 1910. 4.
— Hamburger Kalender 1909. 8. — Kalender für 1911 gewidmet von der Schriftgießerei Ludwig &
Mayer in Frankfurt a. M. (1910.) 8. — Langebrück bei Dresden. Max Weißker: Derselbe,
Geschichte der Familie Weißker. O. J. (191 1). 4. — Leipzig. J o h. A m b r. B a r t h , V e r 1 a g:
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kopf&Härtel, Verlag: Chamberlain, Das Drama Richard Wagners. 1910. 8. — Fechner,
Die drei Motive und Gründe des Glaubens. 2. Aufl. 1910. 8. — Grammatiken deutscher Mundarten
Bd. VI: O. Weise. Synta.x der Altenburger Mundart. 1900. 8. — Graf Paul von Hoensbroech,
14 Jahre Jesuit. 111. Aufl. I. und 11. Teil. 1910. 8. — Mises (Fechner), Kleine Schriften. 1875. 8.
— F. A. Brockhaus, Verlag: Grünwedel, Mythologie des Buddhismus in Tibet und der
Mongolei. 1900. 8. — Sven Hedin, Transhimalaja. Bd. 1 und 11. 191O. 8. — A. D e i c h e r t' s c h e r
Verlag: Wirtschafts- und Verwaltungsstudien XL: Maiholzer, Die Rentabilität der bayerischen
Staatseisenbahnen. 1911. 8. — G. J. G ö s c h e n" s c h e r Verlag: Franke, J. F. Herbart.
Grundzüge seiner Lehre. 1909. 8. — Kürschners Deutscher Literatur- Kalender 1911. 8. — Samm-
lung Göschen Nr. 160: Ockel, Bayerische Geschichte. 11. Aufl. 1910. 8. und Nr. 478: Klein-
paul, Länder- und Völkernamen. 1910. 8. — Fr. Wilh. G r u n o w, Verlag: Der Staats-
bürger. Halbmonatschrift für politische Bildung. Jahrg. 1910 Heft 16, 17 und 18. 1910. 4.
Jahrg. 1911 Heft 1— 3. 191 1. 4. — E. J. S e e m a n n , Verl a g: Beiträge zur Kunstgeschichte.
Neue Folge XXXVl: Plietzsch, Die Frankenthaler Maler. 1910. 8. — Berühmte Kunststätten
Bd. 46 (Dresden), 47 (Naumburg und Merseburg), 48 (Trier), 49 (Die römische Campagna), 50
(Brüssel), 51 (Toledo) und 52 (Regensburg). 1909/10. 8. — Burckhardt, Der Cicerone. 10. Aufl.
Teil I. (Antike Kunst), 11 (Mittelalter und neuere Zeit) nebst Register-Band. 1909/IO. 8. —
J. C H i n r i c h s' s c h e B u c h h a n d 1 u n g: Vierteljahrs- Katalog der Neuigkeiten des deutschen
Buchhandels. 65. Jahrg. Heft 3. Juli/September. 1910. 8. — Bibliographisches
Institut: Meyers großes Konversations-Lexikon. 6. Aufl. XXII. Bd. Jahres-Supplement
1909/10. 1910. 8. — AI w i n K n ah: Geschichtsblätter für die Famüie Knab. Nr. 3- O. J. 2.
— 0 1 1 o S p a m e r, Verlag: Hettner, Grundzüge der Länderkunde Bd. 1 : Europa. 1907- 8.
— Kaemmel, Deutsche Geschichte. Teü I und IL Dritte Aufl 1911- 8. — O. v. Leixner,
Geschichte der deutschen Literatur. 8. Aufl. 1910. 8. — L. Staackmann, Verlag: Bartsch,
Elisabeth Kött. 1910. 8. — Derselbe, Vom sterbenden Rokoko. 1910. 8. — Otto Ernst, Vom
grüngoldnen Baum. 1910. 8. — Rosegger, Alpensommer 1909. 8. Derselbe, Als ich jung noch
war. 1908. 8. — Derselbe, Ausgewählte Schriften Bd. 2, 7, 9, 10, 16, 23 und 29- 1910/II. 8. —
Derselbe, Erdsegen. 1910. 8. — Derselbe, Lasset uns von Liebe reden. 1908. 8. — Derselbe,
Mein Weltleben. 1909. 8. — Spielhagen. Ausgewählte Romane. Volksausgabe. 1909/10. 8. —
2*
— 20
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B. H. Teuhner, Verlag: Aus Natur und Geisterwelt. 48 Bände. 1904—1911. 8. — Bei-
träge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance. Herausgegeben von W. Goetz.
Heft 5—10. 1910. 8. — Quellensammlung zur deutschen Geschichte. 9 Bde. 1907/II. 8. —
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während des 19- Jahrhunderts. 1911. 8. — Stadtverwaltung: Geschichte der Stadt
Lindau im Bodensee. Herausgegehen von K. Wulfart. Bd. 1 Abt. 1 und 2 und Bd. 11. 1909. 8.
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D e n e k e: Malleus maleficarum. Köln 151 1. Kl. -4. — iVlemmingen. Prof. Dr. J. M i e d e 1:
Tschütter. Fünf Contretänze. O. J. (1. Hälfte des 19- Jahrhunderts.) Qu.-S. — München.
G. H i r t h ' s V e r 1 a g: Georg Hirths Formenschatz. Jahrg. 34. 1910. 2. — K ö n i g 1. H o f-
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Aus Fredmans Episteln und Liedern. Übersetzt und herausgegeben von H. von Gumppenberg.
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historischen Seminar München 111. Reihe Nr. 11 : Ulrich Schmidt, P. Stephan Fridolin, ein Fran-
ziskanerprediger des ausgehenden Mittelalters. 191 1. 8. — R. P i p e r & C o., Verla g: Koel-
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statt, Ein Kulturbild aus prähistorischer Zeit. 1911. 8. — M. R i e g e r ' s c h e r Verlag:
Briefe und Akten zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges ... Bd. Vll — XL 1905/09. 8. —
Hager. Heimatkunst, Klosterstudien, Denkmalpflege. 1909. 8. — Quellen und Erörterungen
zur bayerischen und deutschen Geschichte. Neue Folge. Bd. 1. 11 und IV. 1003/09. 8. —
K 1) n i g 1. b a y e r. H o f g 1 a s m a 1 e r e i: F. H. Zettler: L. Fischer, Vierzig Jahre Glas-
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Leininger Geschichtsblätter. 9- Jahrg. Herausgegeben von E. Müller. 1910. 8. — Münster.
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mäler von Westfalen: Ludorff, Kreis Hagen-Stadt. 1910. 2. — Nürnberg. Albert G ü m b e 1,
Kgl. Kreisarchiv-Assessor: Derselbe, Berichte Dr. Erasmus Topplers, Propstes von St. Sebald
zu Nürnberg, vom kaiserlichen Hofe 1507— 12. S.-A. (1900.) 8. — Albert Lehr, Königl.
Direktionsassessor: Schriften des bayerischen Landesvereins zur Förderung des Wohnungswesens.
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me.xikanischer Konsul: Programadel desfile historico. 1910. 2. — E m a n. Seyler, Major
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F. and A. M. of P e n n s y 1 v a n i a: Souvenir Album showing the varions places of meeting of
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Library of Congress. Publications 1910 und 191 1. 8. —The Museum Journal. Vol. 1 1—3- 1910. 8.
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blätter zur Jahrhundertfeier seines Geburtstages. 1907. 4. — Regensburg. J. H a b b e 1 , Verlag:
Denk, Alter deutscher Humor. 2 Exemplare. O. J. 4. — Sämtliche Werke des Frhr. Joseph
von Eichendorff. XII und XI IL Bd. 1910. 8. — Saint Louis. C i t y A r t M u s e u m: Annual
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fels. 1911. 8. — Stettin. Leon Sanniers Buchhandlung: Hanncke, Pommersche
Geschichtsbilder. 2. Aufl. 1899- 8. — Maß, Pommersche Geschichte. 1899. 8. — Straßburg.
J. Noiriels Verlag: Hanauer, Conrad Dankrotzheim et le Heilig Namenbuch. 1896. 8.
00
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der Reichsstadt Schlettstadt im Mittelalter. looQ. S. — Stiil(y:art. W. K o h 1 h a ni ni e r,
Verl a tr: Württembergische Geschichtsquellen. Bd. XI. 1<)i i. vS. — W i 1 ii. A-^ a y e r & F r z.
W i 1 h e 1 m , Metallwarenfabrik: Festschrift zum 50 jährigen Jubiläum 1S61 — i<)l 1. (loil-) 2. —
Festschrift für die am 2. März lOOi stattfindend^^ Feier des vierzigjährigen Bestehens. 1901.
Qu. -4. — J. B. M e t z 1 e r s c h e B u c ii li a n d 1 u n g : Pauly's Real-Encyclopädie der classischen
Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung. XI 11. Halbband. 1910. 8. — W a 1 1 e r S e i f e r t,
Verlag: 21 Hefte der Beckmann- Führer. O. J. Schm.-S. — Baumgarten, Das Freiburger
Münster. O. J. 8. — Neeb, Der Dom zu Mainz. O. J. S. — .1. F. S t e i n k o p f , Verl a g:
Was alte Leute vom Alter sagen. 1909. 8. — Weimar. H e r ni. B ü h 1 a u s Nachfolger:
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. 31- Bd. 1910. 8. — Wernigerode. Verein
der deutschen Standesherren: Schön. Stammtafel des vormals reichsunmittelbaren
Hauses Schönburg. 1910. 2. -. Wien. Seiner K. u. K. Apostol. Majestät Oberst-
k ä m m e r e r a m t: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses.
Bd. XXIX Heft 2. 1910. 2. — J. L ö w y . Kunstanstalt für Heliogravüre: Österreichische Kunst
schätze. Herausgegeben von W. Suida. 1. Jahrg. 2. Heft. (191 1-) 2. — L. W. S e i d e 1 & S o h n
Abb. 8. Aus dem Werndtschen Stammbuch.
Verlag: Mitteüungen des K. u. K. Kriegsarchivs. III. Folge. VII. Bd. 1910. 8. — Wun-
siedel. Fichtelgebirgs-Verein: Die Sommerwohnungen im Fichtelgebirge. (191 1.) 8.
— Würzburg. Gesellschaft für fränkische Geschichte: Neujahrsblätter.
Heft VI: Fritz Knapp, Wanderungen durch die Werkstätten fränkischer Bildhauer. 1911- 8.
— Gurt Kabitsch(A. Stubers Verlag): Darstellungen über früh- und vorgeschicht-
liche Kultur-, Kunst- und Völkerentwicklung. Herausgegeben von G. Kossina. Heft 1 und 2.
1910. 8. — Mannus. Zeitschrift für Vorgeschichte. Herausgegeben von G. Kossina. I. Bd.
1909. 8. — Rieger, Beiträge zur Geschichte Unterfrankens, zur Literaturgeschichte und Geschichte
der Medizin aus dem Archiv der Psychiatrischen Klinik der Universität Würzburg. 1910. 8. —
Singer, Bismarck in der Literatur. 1909. 8. —
T a u s c h.
Koschwitz, Französische Volksstimmungen. 2. Aufl.
neues Dichterbuch von Ludwig Finck, Cäsar Flaischlen. . .
Teppiche im historischen Museum zu Bern. 1911- 2.
189^. 8. — Sieben Schwaben. Ein
191(1. 8. — A. Weese, Die Cäsar-
— 23
A n k ä u i c.
Zwei Nürnbergischu historische Volkslieder der Jahre Myy und 1552- ildschr. 4. — Vilus
iJieterieh und Philip. Melanch., Summaria ober die gantze Bibel/das alte vnd newe Testament/
darin auffs kürtzste antjezevi^t wirdt/was am nötigsten .... Neue Auflage. 1545- 2. — Joh.
Balthasar Schupp. Lehrreiche Schriften/Deren sich Beyds Geist- als Weltliche/wess Standes vnd
Alters sie auch sind/nützlich gebrauchen können/ etc. 1077- 8. — Stammbuch eines gewissen
J. C Haase aus Leipzig. 30 Widmungen, meist aus Leipzig und Berlin v. d. J. 1738—87- Qu.-S. —
Joh. Chr. Günther, Sammlung von Gedichten. III. Aufl. 1742. 8. — Stammbuch des Christoph
Friedrich Werndt aus Leipzig. 100 Widmungseinträge aus Leipzig, Breslau, Erfurt, Halle und
Wolfenbüttel v. d. Jahren I 766— 99. Qu. -8. — Stammbuch des Thomas Wagner aus Leipzig mit
Kij Widmungen aus Dresden (1770—72, \77C\ 17S0— 82), A'\eiüen (1772— -78). Pegau (1772).
Altenburg (1773), Torgau (1773). Wittenberg (1778, 1779 und 178U), Clausthal (1 780), Braun-
schweig (1780), Zellerfeld (1780), Göttingen (1780), Jena (178O) und Freiberg (1784). 1770.
Qu. -8. — Neue Sammlung auserlesener evangelischer Lieder oder vollständigeres Gesangbuch..
Herausgegeben von J. Th. Künneth. XX. Aufl. 1799. 8. — Bibliothek der gesamten deutschen
^/..(y/cuui.'.i'fi. da*7 JOciM t -h e-f; .
L i'ttaf < ft^i/ceJclil/i
'in-fSeLcA //„
Abb. 9. Aus dem Masiusscheii Stammbuch.
Nationallileratur von der ältesten bis auf die neuere Zeit. Abt. 1 Nr. 1, 2. 6, 7, 10, 11 a und b, 12,
14, 15, If), 17- 19, 2u, 21, 22, 25, 26. 27, 28, 29- 31. 33 und 39: Abt. 11 Nr. 3 und 0; Abt. 11 1
Nr. 2. 1835—72. 8. — C A. Menzel, Versuch einer Darstellung der Kunst-Sinnbilder, insofern sie
der jetzigen Zeit angemessen sind. 1840. 8. — Mises (Fechner), Gedichte. 1841. 8. — Janus. Jahr-
bücher deutscher Gesinnung. Bildung und That. Herausgegeben von V. A. Huber. 1. — 4. Jahrg.
(1845—48.) 1845/48. 8. — G. Th. Fechner, Über das höchste (jut. 1840. S. — Schade, Daz
Buochlin von der Tohter Syon. Pars I. l84o. 8. — Bertholds, Bischofs von Chiemsee, Tewtsche
Theolgey. Neu herausgegeben von W. Reithmeier. 1852. 8. — Deutsches Balladenbuch. Mit
Holzschnitten nach Zeichnungen von Adolf Ehrhardt, Theod. v. 0er, Herrn. Plüddemann, Ludwig
Richter und Carl Schurig in Dresden. I852. 8. — G. Th. Fechner, Über die piiysikalische und
philosophische Atomenlehre. I855. S. — Flohr, Deutsche Glossen in dem Vocabular Niger Abbas.
1885. 8. — Die Dioskuren, Zeitschrift für Kunst, Kunstindustrie und künstl. Leben. Jahrg. 1856
und 1857. 2. — G. Th. Fechner, Einige Ideen zur Schöpfungs- und Entwicklungsgeschichte der
(Organismen. IS73. S. — Freiheit. Sozialdemokratisches Organ. Redigiert von Joh. Most.
— 24 —
Jahrg. I — XVI II. Fragmentarisch. 1879—97- 2. — Des Dodes Dantz. Lübeck 1489. Neudruck
lierausgegeben von AAax J. Friedliinder. 1910. 8. — Haußpostil D. Martin Luther/von fuernembsten
Festen durchs Jar. O. J. 2. — Haußpostil D. Martin Luthers von Ostern biss auffs Advent. (). J. 2.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Stammbuch des Carl Friedrich Treuttel aus Straßburi;.
Eintragungen aus den Jahren i;8S— 91- Qu. -8. — Justi, Grundlage zu einer iiessisclien Gelelirten-,
Schriftsteller- und Künstler-Geschichte vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1830. 8. — Allgeni. Künstler-
Lexikon. III. Aufl. Vorbereitet von H. A. Müller. Herausgegeben von H. W. Singer. Bd. I — V.
1895 ff- — Gaul, Franz, WappLMisanimiung. Album mit 78 deutschen und österreichischen
Staaten- und Städte- Wappen. 19- Jahrh. Qu. -8. — Meister, Geschichte der Familie Meister.
Teil I und 11. 1901 und 1906. 8. — Schmidt, Die Familie von Manteuffel. 1905. 8. — Bio-
graphisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Bd. XIII. 1910. 8. — Minerva. Jahrbuch der
gelehrten Welt. XX. Jahrg. 1910/II. 1911. 4. — Rietstap, Armorial general. Fase. 56— 59-
O. J. 2. Dazu Supplement. Fase. VIII und IX. 1910/11. 8. — Große Männer. Studien
zur Biologie des Genies. Herausgegeben von W. Ostwald. Bd. II: Alph. de Candolle, Zur Geschichte
der Wissenschaften und der Gelehrten seit zwei Jahrhunderten. 1911- 8. — Unsere Zeitgenossen.
Wer ist's? Herausgegeben von A. L. Degener. V. Ausg. 1911. 8- — v. Wurzbach, Niederlän-
disches Künstlerlexikon. III. Bd. Ergänzungsband. 2.-4. Lieferung. 191 1. 8.
Corps- Studenten= Stiftung. Stammbuch des Studenten Völker. Handschriftliciie Wid-
mungen aus Erfurt, ,,Saal-Atiien"', Weimar und Gotha v. J. 1819 — 22. Qu. -8.
25 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Die gotische Bildnerei und Tafelmalerei in der Dorfkirche zu Kalchreuth von H. M. Sauer-
mann. Heft I der Beitrüge zur friinkischen Kunstgeschichte. Herausgegeben von Fried-
r ich H ;i :i c Iv - E r 1 a n g e n. Th. B 1 a e s i n g s Universitätsltuchhandlung. Erlangen.
Wer es weiß, wie vieles in der Geschichte der Nürnberger Kunst noch der Aufhellung be-
darf, wird das Unternehmen Friedrich Haacks, die fränkischen Lande mit seinen Schülern und
Fachgenossen zu durchstreifen, um dieses so viele wichtige Ausstrahlungen der Nürnberger Kunst
aufweisende Gebiet einmal gründlich auf seine kunstgeschichtlichen Denkmäler zu durchforschen,
mit besonderer Freude begrüßen; steht doch zu erwarten, daß, wenn dies so gründlich geschieht.
wie in dem vorliegenden ersten Heft dieses Unternehmens, eine breite und sichere Grundlage ge-
schaffen wird, um den Ausbau der Nürnberger Kunstgeschichte mit Erfolg fortzusetzen.
Von den Kunstdenkmälern der Kalchreuther Kirche sind schon früher das Sakraments-
häuschen, die Tonapostel und das gestickte Dorsale kunstgeschichtlich gewürdigt worden, eine
zusammenhängende Darstellung der Baugeschichte und der künstlerischen Ausstattung der Kirche
bietet zum ersten Mal das Sauermannsche Buch. Sinen Datierungen stimme ich im allgemeinen
bei, nur die Tafel mit dem Tod der Maria scheint mir mit dem Jahr 1476 zu spät angesetzt zu
sein. Ihrem künstlerischen Stil nach gehört sie dem vorausgehenden Künstlergeschlecht an.
ist sie noch in den vierziger Jahren des Jahrhunderts entstanden. Sehr fraglich erscheint
mir der Zusammenhang des Hauptaltares mit der Wolgemutschen Werkstatt. Die Bildschnitze-
reien, die hier qualitativ und quantitativ die Hauptrolle spielen, weisen, insbesondere was die
Reliefs betrifft, auf die Stoßschule hin und die ziemlich untergeordneten Gemälde zeigen ganz
andere Typen und Farbentöne als wir sie von den Arbeiten der Wolgemutschen Werkstatt ge-
wohnt sind. Man sollte mit dem Namen Wolgemut sehr sparsam umgehen und ihn nur in zwingen-
den Fällen anwenden. Bei der Besprechung des Sakramentshäuschens ist dem Verfasser die aus-
führliche Würdigung des Werkes als Schöpfung der Kraftschen Werkstatt durch Friedrich Wanderer
in dessen 1869 erschienener und die Abbildung des zu diesem Sakramentshäuschen gehörenden,
aber leider verschollenen lautenspielenden Engels bietender Abhandlung über Adam Kraft und
seine Schule entgangen. Bei den die Einleitung bildender topographischen Ausführungen, in
denen zur Kennzeichnung des fränkischen Dorfes auf Dürers Kupferstich des verlorenen Sohnes
hingewiesen wird, hätte Dürers mit der Aufschrift ., Kalkreut" versehene charakteristische Aquarell-
aufnahme Kalchreuths in der Bremer Kunsthalle (L. 105) zitiert werden müssen. Vorzüglich sind
die auf 10 Tafeln beigegebenen, eine stilistische Nachprüfung der Ausführungen ermöglichenden
Abbildungen. P. J. R^e.
F. Fuhse, Beiträge zur Braunschweiger Voil<si<unde. . Mit Abbildungen aus den Samm-
lungen des Städtischen Museums. Druck und Verlag der Buchdruckerei Julius Kram p e.
Braunschweig.
Wir erhalten in diesem Werk eine höchst anziehende Bereicherung und Ergänzung zu
Andrees ,, Braunschweiger Volkskunde". Wiederholungen daraus hat der Verfasser nur insoweit
gegeben, als es zum Verständnis erforderlich war. Trotzdem ist es ein in sich abgeschlossenes
Ganzes, was uns der Verfasser in eingehender und angenehmer Art über Bauerntracht und Bauern-
schmuck zu berichten weiß. Und wieviel Neues wird uns hier geboten! Denn während Andree
nur die beiden letzten Generationen behandelt hat, war es F. möglich, bis in die erste Hälfte
lies IS. Jahrhunderts zurückzugehen. Er hat seine Mitteilungen zum größten Teile aus einer Quelle
geschöpft, an die merkwürdigerweise bis jetzt niemand gedacht hat, wohl deshalb, weil sie zu
unbedeutend erschien, als daß man auf eine Ergiebigkeit glaubte rechnen zu können, und weil
- 26 —
sie uiuii von Jeiii heik(>ninilit.iu'n We.ije zu ;ib!:!:elei:cn war. Aus den seit (.lern Jahre 1715 er-
schienenen Braunschweiner An/eiRen mit iliren Steckbriefen, den anithchen Bekanntmachuniren
über Diebstähle auf dem Lande unter ,ir<^n:uier Anjrabe der jiestohlenen Sachen und den An/.ei,i:en
der Kaufleute und fremden Händler, die auf der Braunschwei.yer Messe ihre Waren feilboten,
hat er die zahlreichen Nachrichten aufsrelesen, die er zu einem wohlgeluntjenen Bilde vereinitjt hat.
Trotz aller Lasten. Leiden und 1 iranijsale. trotz aller Krie.irsnol. Miüernten mid Vieiiseuclien,
aller Angriffe auf Leben und Eijrentum durch Räuber. Vai^abunden und iJiebstresindel, trotz aller
Ausbeutunir durch Juden. Einquartieruntren und Kontributionen wälirend des siebenjährigen
Kriegs und der Napoleonischen Zeit, wodurch der Bauernstand in das äu(3erste Elend geriet, ging
ihm doch die Freude am Leben nicht verloren und er hielt fest an den althergebrachten Ver-
gnügungen und wußte immer noch soviel zu erübrigen, um in KJjidung und Schmuck einen ge-
wissen Glanz entfalten zu können.
F. macht darauf aufmerksam, daß die Annalinie. wonacii der Bauer den größten Teil seiner
Bekleidung selbst verfertigt habe, auf einem Irrtum beruhe und der scliöne Spruch
Sülwest espunnen,
Sülwest emakt,
Dat is de beste buerendralit
schon für die Mitte des 18. Jahin-underts niciü mehr zutreffe. Denn damals kaufte der Bauer
seine Stoffe auf den Messen und Jahrmärkten fertig ein. Zu den ..sülwest emakten" Kleidungs-
stücken gehörten außer dem Leinenzeug nur die leinenen Röcke mit farbigem Wolleneinschlag,
während man fast alles andere, sogar die ,,selbstgeknüttenen" Strümpfe fertig kaufte. Die
Kleider für Männer wie für Frauen fertigte der Dorfschneider an. Die Herstellung der Frauen-
kleidung erforderte eine viel größere Arbeit und Sorgfalt, weil sie reichhaltiger war und die Falten-
röcke viel Schwierigkeiten machten.
Zur Tracht des Bauern und des Bauernknechts gehörten zunächst Rock und Kittel, jener
aus Tuch, dauernd im Schnitt, wechselnd in der Farbe, dieser aus Leinen, farbig gestreift und
weiß, der blauleinene Kriechkittel (Krupkittel), der in einzelnen Kreisen bei der Arbeit
getragen wurde, das Kamisol, eine kurze Jacke mit oder ohne Ärmel, die man zuhause und bei
weniger feierlichen Gelegenheiten anzog. Dazu kam das Brusttuch, unter dem Kittel getragen,
der Vorläufer der Weste, die sich erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts einführte. Außer den
kurzen Hosen aus Kalbs- oder Hirschleder gab es auch solche aus Leinen. Als Fußbekleidung
diente der Schnallen- oder Riemenschuh, daneben auch der von altersher gebräuchliche Stiefel.
Als Kopfbedeckung wird die ,, runde Dipsmütze" genannt, doch waren sicher schon längst vor 18OO
auch schwarze runde Hüte mit Sammetband neben den an zwei Seiten aufgestutzten — den
Dreitimpenhüten — in Gebrauch, dann auch die sog. Brägenmütze. Unter dem Hute trug man
noch eine gestrickte wollene oder baumwollene Mütze. Das Halstuch war bis 1820 meist bunt,
bestand aus Seide, Nessel oder Wolle und wurde dann vom schwarzseidenen verdrängt. Das
mit Silber beschlagene spanische Rohr gehörte schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
zur besseren Bauerntracht. Auch Mäntel kommen ganz vereinzelt vor. Das Haar wurde kurz
gestutzt gehalten, nur die Knechte, die Soldaten gewesen, behielten zuweilen den Zopf bei.
Die Bäuerinnentracht war viel mehr als die der Bauern von der Stadtmode beeinflußt.
Die Form des Rockes unterschied sich übrigens durch reiche Fältelung auf der Rückseite. Be-
sonders abhängig von der städtischen Machart im Schnitt war das Kamisol oder Wams, das mit
der Empirezeit kürzer wird und dann zu einer winzigen Kleinheit zusammenschrumpft. Seit
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren buntfarbige, prächtig ausgestattete Mützen in Mode,
die erst zwischen 1820 und 1830 durch die schwarzen „Bendmützen" verdrängt wurden, wie die
alten Tücher aus Leinwand, Nessel, Kattun, Baumwolle, Musselin oder Seide in verschiedenster
Färbung und oft mit bunter oder gestreifter Kante durch die schön gestickten aus schwarzer Seide
oder Sammet. Unter dem Kamisol trugen die Frauen noch das Brusttuch bei kälterer Witterung,
ein westenartiges Kleidungsstück mit oder ohne Ärmel, über dem Hemd schon in der 1. Hälfte
des 18. Jahrhunderts das Halshemd, ein kurzes leinenes Jäckchen mit umgelegtem Spitzenkragen.
Die „Halsfraise" ist erst 1820 nachweisbar. Pelzhandschuhe werden schon 1745 erwähnt. Unter-
röcke trug die Frau nicht mehr als vier.
Von Frauenschmuck ist zunächst zu erwähnen der Bernsteinsclunuck. die ,.Krulenketten".
Die „Bernsteinkorallen" erhandelte man iiauptsäclilich auf der Braunschweiger Messe, wo sie
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Kaufleute aus Stolpe, Danzig und Königsberg feilhielten. Der Silberschmuck war meist von den
heimischen Goldschmieden gefertigt, wurde aber auch auf der Messe gekauft. Er war zierlich
und gefällig, aber fast ausnahmsweise dünn und aus minderwertiger Legierung. Die wohlhabende
Bäuerin hatte einen doppelten Halsschmuck, einen für die hohen Festtage, einen weiteren für
die gewöhnlichen Sonntage.
Für die Aufbewahrung der Kleidung bediente man sich noch im 16. Jahrhundert der Truhe,
Kiste oder der Lade. Während die Lade in der Stadt im 17- Jahrh. vom Kleiderschrank (Schapp)
abgelöst wird, bleibt sie bei der Landbevölkerung bestehen, da sie sich leichter den ländlichen
Bauten einfügte. Der Bauer bezog seine Laden wie seine Möbel überhaupt entweder von den
Landmeistern oder auf den Messen und Jahrmärkten, die besonders vom Harz aus mit billigen
Möbeln beschickt wurden. Die ländlichen Truhen gehen selten über das 17. Jahrhundert zurück.
Die Vorderseite, zuweilen auch die Seitenwände, zeigten gewöhnlich eine architektonische Glie-
derung mit ornamentaler Schnitzerei und Malerei in den Füllungen. Neben der Lade erscheint
nach dem dreißigjährigen Krieg der Koffer (mit gewölbtem Deckel), in der Braunschweiger
Gegend in glänzender Ausstattung. Bäuerliche Schränke kommen seltener vor, das Braun-
schweiger Museum besitzt nur ein älteres Exemplar aus dem Jahre 16O7. Außer Tisch und Bank
stand in der Bauernstube der große Lehnstuhl, der Karstaul oder Schühtelstaul neben dem Ofen.
Das Bauernbett hat die Form des Himmelbettes mit flachem Dach und offenen Seiten beibehalten,
um dessen Dach eine offene Galerie läuft. Zuweilen kommt auch die städtische Form des geschweiften
Himmelbetts vor. Im 19. Jahrhundert kommt der Himmel meist in Wegfall. Zum Schluß
bespricht der Verfasser noch den Schäfer in seiner Tracht und Ausrüstung, das gördeltä, einen
sinnreichen Bandwebeapparat, dessen frühestes Vorkommen durch eine Miniatur der Manes-
sischen Liederhandschrift bezeugt wird, die Grützmühle in ihrer Entwicklung seit der frühesten
Zeit und das Pfingstrennen der Pferdejungen.
Auf die vielen Einzelheiten und wichtigen und anziehenden Belege, die die Darstellung
beleben und verdeutlichen, hier näher einzugehen, verbietet der Raum. Die Abbildungen im Text
und den schönen Beilagen sind nicht nur höchst lehrreich, sondern gereichen auch dem ge-
diegenen Werke zu einer besonderen Zierde, wie sich denn das Buch überhaupt durch eine an-
sprechende und schöne Ausstattung auszeichnet. Wir können es nur auf das angelegentlichste
empfehlen und sind überzeugt, daß der Leser manches Neue und Anregende daraus schöpfen
und auf seine Rechnung kommen wird. Dr. E. Mummenhoff.
Das Oanerbenschloß Drachenfels. Von Emil H euse r, Sekretär des Historischen Vereins
der Pfalz. (Mit 4 Abbildungen.) Hermann Kayser's Verlag, Kaiserslautern. 1911- 56 S. 8.
Diese Schrift gibt eine auf eindringendem Quellenstudium aufgebaute Geschichte der
eigenartigen, bereits 1523 gänzlich zerstörten Burganlage nächst dem Dorfe Busenberg in der
südlichen Pfalz. Nach dem heute fast vergessenen Felsenneste nannte sich schon um 1209 ein
ritterliches Geschlecht, das der alten Abtei Klingenmünster lehnspflichtig war. Nach mancherlei
Wechsenfällen kam der Drachenfels (zu dem u. a. a. die Dörfer Busenberg und Erlenbach ge-
hörten) 1398 an die Eckbrechte von Dürkheim. Der Ausbau und die Verteidigung bedingte
die Aufnahme von Adeligen in die Burg, denen dafür ein gewisser Besitzanteil an ihr einzu-
räumen war. Aus der so entstandenen Ganerbenschaft erwuchs die 1463 gegründete 'Ritter-
gesellschaft des Hl. Geistes', die in Bälde den Gesamtadel des Wasgaus zu repräsentieren
vermochte. Ihre Hauptaufgabe sah sie in der Wahrung der Interessen der Ritterschaft gegen-
über den territorialen Gewalten, ihr letztes Endziel hieß Erlangung der Reichsunmittelbarkeit
für jene. Zu den ,. Gemeinern" des Drachenfels gehörte zwischen 1495 und 1 510 sogar Kaiser
Maximilian, d. h. in seiner Eigenschaft als österreichischer Erzherzog und Landgraf des Elsaß,
dann, seit 15 10. Franz von Sickingen. Seine Mitgliedschaft sollte dem Drachenfels zum Ver-
hängnis werden. Gleich den Sickingen'schen Burgen wurde auch dieser Hauptstützpunkt des
Wasgau-Adels von den Truppen der verbündeten Fürsten eingenommen, ausgeplündert und
von Grund aus zerstört. Die Ruine fiel 1795 der Gemeinde Busenberg zu, die bis heute in
ihrem Besitze verblieben ist.
Der II. Teil der Broschüre bringt den Burgfriedensbrief von 15 10 (S. 25 ff.), der dann
im Anhang nochmals und zwar im Urtext abgedruckt ist (S. 45 — 56). Unter III findet sich
(S, 40—44) eine beachtenswerte 'Rechtung' zwisclien den Ganerben und Kaiser MaximiUan,
dat. 1505, 16. April, und unterzeichnet von Zipriun v. Sereptein (Serntein). Verwalter Ihrer
Königl. .Majestät Hofkanzlei und tirolischer Kanzler, in der aucli der Beitritt des Kaisers als
Ganerbe des Drachenfels festgestellt wird.
Unter den Abbildungen interessiert eine photo,c:raphisciie Wiederijabe des üraclienbiides
an der Ruine (S. 39 oben), womit die Auseinandersetzung: des Verfassers mit iJr. Chr. Alehlis
S. 20 zu verirleichen ist.
The Arts and Crafts of Our Tcutoiiic l-orcfathers beint( tlie Substance of the Rhind
Lectures for 1909. By G. Baldw in Brown. M. A., Watson Gordon Professor of Fine Art
in the University of Edinburgh. Containing 22 maps and 130 illustrations. T. N. Foulis.
London and Edinburgh, 1910. XVIII & 250 p. 8.
Dieses mit großer Anschaulichkeit und Wärme geschriebene Buch, das auf Grund von
Vorlesungen entstanden ist, bezweckt, dem gebildeten Laien eine Darstellung der Entwicklung
von Kunst und Kunstgewerbe der Germanen in vorgeschichtlicher Zeit und während der
Völkerwanderungsepoche zu geben. Zwei Fragen stehen dabei im Vordergrunde des Interesses.
Einmal nämlich soll nach Möglichkeit entschieden werden, ob in den Bronzegegenständen,
Goldschmiedearbeiten usw. unserer Vorfahren Äußerungen einer spezifisch germanischen Kunst
zu sehen sind, oder ob in ihnen der Einflu(3 der klassischen Völker, insbesondere der Römer
weit vorwiegt. Ferner wird versucht, die uns überkommenen Denkmäler des Kunstgewerbes
auf die verschiedenen germanischen Stämme zu verteilen und die Characteristica der Kunst-
übung jedes einzelnen Stammes zu erkennen und aufzuzeigen. In der ersten Frage nimmt
der Verfasser eine Mittelstellung zwischen den beiden Extremen, Albrecht Haupt einerseits,
Alois Riegl andererseits, ein, steht jedoch Haupt bedeutend näher als Riegl und kommt
schließlich (S- 228) zu dem Ergebnis, daß auch die Kunst der Germanen auf Originalität
Anspruch machen kann, daß ein gemeinsames germanisches Gepräge allen Kunstgegenständen
der Germanen eigen ist. An Riegls leider unvollendet gebliebenem Werke über die spät-
römische Kunst- Industrie nach den Funden in Österreich - Ungarn und an der darin ver-
tretenen Ansicht von der völligen Abhängigkeit des germanischen von dem spätrömischen
und byzantinischen Kunstgewerbe wird dabei (S. 172 ff.) eine nicht sehr in die Tiefe gehende
Kritik geübt.
Für die Aufteilung des Kunstnachlasses unter die germanischen Stämme [kommt dem
Verfasser eine vorzügliche Denkmäler- und Literaturkenntnis zur Hülfe. Ein Hauptgewicht
wird hier auf das geographische Moment gelegt, auf eine möglichst genaue Feststellung der
Wanderungen und Wohnsitze der Stämme in den verschiedenen Zeiten, die durch eine Menge
kleiner Landkarten anschaulich gemacht werden. Bei guten methodischen Grundsätzen in
der Nutzbarmachung der Denkmälerforschung und behutsamem Vorgehen gelingt dem Ver-
fasser mancher hübsche Nachweis, manche ansprechende Vermutung, wenn er freilich auch
auf diesem noch so unsicheren Boden über bescheidene Versuche und Ansätze nicht hinaus-
gelangt.
Die zahlreichen kleinen, aber scharfen Autotypien, mit denen das Buch ausgestattet ist.
bilden einen wertvollen Schmuck desselben, das sich vor allem iiifolge der besonnenen Art
und der reichen und tüchtigen Kenntnisse des Verfassers und wegen der übersichtlichen An-
ordnung des Stoffes ohne Zweifel in eine Reihe mit den besten zusammenfassenden Darstel-
lungen der Kunst der germanischen Vorzeit stellen darf. Th. Hampe.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Mürnberg.
1911. Nr. 2. /VprH-,)unl.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
VERWALTUNOSAUSSCHUSS.
Am 9. und 10. Juni fand die Veisiunniluny: des Verwaltungsausschusses statt. Anwesend
waren die Herren: Professor Dr. Brinckmann aus Hamburg, Direktor B rochier aus
Nürnberg, Geii. Kommerzienrat Ritter v. Gerngros aus Nürnberg. Generalkonservator Dr.
Hager aus München, Se. E.xzellenz Geheimrat Dr. v. Heigel aus München, Kaufmann
L a m p s o n aus Berlin, Professor Dr. L i c h t w a r k aus Hamburg, Archivrat Dr. M u m m e n-
h o f f aus Nürnberg, Geheimrat Dr. v. R e b e r aus München, Dr. James S i m o n aus Berlin,
Professor Dr. Schröder aus Dillingen, Oberbürgermeister Geheimrat Dr. v. S c h u h aus Nürn-
berg, Geheimrat Dr. v. S e i d 1 i t z aus Dresden, Regierungsrat Frhr. v. T u c h e r aus Nürnberg,
Rittergutsbesitzer Frhr. v. Tucher aus Leitheim, Geheimrat Dr. Wagner aus Karlsruhe,
ferner Geheimrat Dr. L e w a 1 d als Vertreter des Reichsamts des Innern und Ministerialrat Dr.
W i n t e r s t e i n als Vertreter der bayerischen Staatsregierung; dann die beiden Direk-
toren des Museums.
Direktor von B e z o 1 d berichtete am 9. Juni über die Verwaltung im abgelaufenen Jahre,
dann über das Ergebnis der Rechnungen für 1910, wozu Archivrat Dr. Mummenhoff einen
Revisionsbericht gab. Wenn das Ergebnis im allgemeinen befriedigend genannt werden darf,
wenn für die Verwaltung ausreichend gesorgt ist, so ging aus Bezolds Bericht leider hervor, daß es
der Leitung des Museums außerordentlich schwer fällt, die Einkünfte des für die Ergänzung der
Sammlungen bestimmten Hauptmuseumsfonds, welche nur durch freiwillige Beiträge zusammen-
gebracht werden, auf ihrer Höhe zu erhalten. Ist vorerst zu Besorgnissen kein Anlaß, so muß doch
schon jetzt erwogen werden, auf welche Weise die Einkünfte nicht nur erhalten, sondern erhöht
werden können, wenn das Museum seinen Rang unter den deutschen Museen behaupten will. Die
außerordentliche Popularität des Germanischen Museums beruht nicht allein in dem, was seine
Sammlungen sind und bieten, sondern auch darin, daß alle Kreise des deutschen Volkes zu seiner
Fortbildung beitragen. Unter den Beitragenden aber sind die Kreise, welche nur mäßige ja kleine
Beiträge leisten können, stärker vertreten als die, welche ohne große Belastung größere Mittel ge-
währen können. Es wird darauf hinzuwirken sein, in diesen Kreisen eine lebhaftere Teilnahme
für das Museum zu erwecken.
Nach längeren Beratungen über die Gehalts- und Pensionsverhältnisse wurde die Vorniittags-
sitzung geschlossen. Nachmittags traten die Kommissionen zur Prüfung der neuen Erwerbungen
für die verschiedenen Abteilungen zusammen. Die Zugänge der kunst- und kulturgeschichtlichen
Sammlungen wurden im allgemeinen gutgeheißen, doch wurde gewünscht, daß beim Ankauf von
Fajencen weniger daraufgesehen werde. daß alle Manufakturen vertreten, als daß kulturgeschichtlich
interessante Stücke erworben würden. Besonders anerkannt wurde, daß der größte Teil der Mittel
auf die Erwerbung weniger, aber bedeutenderer Werke der Kunst und des Kunstgewerbes verwandt
wurde. Die Kommission hatte auch den Austausch zweier Bilder mit der Pinakothek zu begut-
achten. Im Jahre 1910 war ein Bild des Meisters der heiligen Sippe, als Gegenstück zu einem im
Germanischen Museum befindlichen, an dieses abgegeben worden, es zeigte sich aber, daß beide
zur Ergänzung eines in München befindlichen Altares notwendig sind. Dem Germanischen Museum
— 30 —
war dafür auf seinen Wunsch eine Anbetunij der Köniije vom Meister des Marienlebens und das
Bildnis Christians II. von Dänemark von Lukas Cranach, das schon früher in Nürnberg war,
zugestanden worden. Die Kommission billigte den für das Germanische Museum sehr vorteil-
haften Tausch. Unter den Erwerbungen für die Bibliothek wurden besonders die auf zwei
Auktionen gekauften Stammbücher freudig ix'grüLU. Auch die Erwerlningen für das Kupferstich-
kabinett und das Archiv wurden gut geheifien. Der Kommission für den Neubau legte Direktor
von Bezold zwei Skizzen vor. an uelciien er seine Ideen iiber liie Erweiterung des Museums
erläuterte. Als Grundlage für die Projektierung hat der Beschluf3 des Verwaltungsausschusses
vom Jahre 1910 zu gelten, wonach die Kunstsammlungen des Museums in den Neubau gebracht
werden sollen. Die Skizzen berücksichtigen die gegenwärtigen Bedürfnisse und lassen reichlich
Raum für künftige Erweiterungen, für welche heute noch kein Programm aufgestellt werden kann.
Nach längeren Erörterungen über den Raumbedarf, über Beleuchtung und Heizung wurde die ein-
fachere und übersichtlichere Skizze als Grundlage für die weitere Bearbeitung des Entwurfes
angenommen.
Am 10. Juni folgte die Beratung des Etats und die Berichte der Kommissionen über ihre
Wahrnehmungen, welche noch zu kurzen Besprechungen über einzelne administrative und museo-
logische Fragen führten. Dann wurden an Stelle der verstorbenen Mitglieder Justizrat Frhr.
von Kreß in Nürnberg und Frhr. von Lanna in Prag die Herren Geh. Justizrat V o 1 1-
hardt in Nürnberg und Staatsminister a. D. Graf von Posadowsky-W ebner in
Naumburg in den Verwaltungsausschuf3 gewählt. Beide Herren haben die Wahl angenommen.
STIFTUNGEN.
Um bei der Versteigerung der W a r n e c k e s c h e n S t a m m b ü c h e r s a m m 1 u n g
(s. u.) wenigstens die bedeutsamsten Nürnberger Stücke wieder für die Stadt zurückgewinnen zu
können, für die sie historisch am w ertvollsten sein müssen, erließ das Museum Mitte April einen
Aufruf an die alteingesessenen, vor allem an die ehemals patrizischen Familien Nürnbergs, worin
um Spenden zur Erwerbung von Stammbüchern aus jener Sammlung gebeten wurde. Der Erfolg
entsprach durchaus den Hoffnungen, die wir auf den Opfersinn der alten Nürnberger Familien
gesetzt hatten.
Es spendeten zu gedachtem Zweck:
Oberst Friedrich von F ü r e r in Münclien und Regierungsrat v. F ü r e r in
Bayreuth 100 Jl; v. G r u n d h e r r s c h e Glockenhöfer F a m i 1 i e n s t i f t u n g
500 M; Freiherr!. H a 1 1 e r v. H a 1 1 e r s t e i n s c ii e F a m i 1 i e n s t i f t u n g in
Nürnberg 100 .K; Friedrich Freiherr v. H a r s d o r f, K. Landgerichtsdirektor a. D. in
Nürnberg 100 Jl; F r e i h e r r 1 i c h v. H o 1 z s c h u h e r s c h e F a m i 1 i e n s t i f t u n g in
München 300 ./£,; F r e i h e r r 1. v. 1 m h o f f s che Familie in Nürnberg 100 .Ä ; Frei-
herr!, v. K r e ß s c h e K r a f t s h ü f e r V o r s c h i c k u n g in Nürnberg 200 M ; Frei-
herr!. W i 1 h e 1 m v. L ö f f e 1 h o 1 z s c h e F a m i 1 i e n s t i f t u n g in Nürnberg-Gibitzenhof
200 Jl ; Adolf v. Muffel, K. Oberst z. D. in München 100 Ji; Professor Sigwart R u p p e ! in
Frankfurt a. M. WO JL; Freiherr!. G a b r i e 1 v. S c h e u r 1 s c h e F a m i 1 i e n s t i f t u n g
in Nürnberg 20 i^ ; Freiherr!, v. T u c h e r s c h e G e s a m t f a m i 1 i e in Nürnberg 2000 Ji ;
Christoph Freiherr v. T u c h e r, K. Regierungsrat a. D. in Nürnberg 300 Ji ; Friedrich Freiherr
v. T u c h e r, K. Forstmeister a. D. in Simmeisdorf 100 Ji; Allgemeine F r e i h e r r 1. v.
Welsersche Familienstiftung in Nürnberg 1 50 Jl ; Ludwig Freiherr v. W e 1 s e r,
K. Regierungspräsident a. D. Exzellenz in Nürnberg 100 Jl.
Die Gesamtsumme der Stiftungen, für die auch an dieser Stelle allen Gebern nochmals der
herzlichste und wärmste Dank des Museums ausgedrückt sei, erreichte demnach die Höhe von
4470 Jt. Über ihre Verwendung ist weiter unten (s. unter „Bibliothek") Näheres berichtet.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Stadtgemeinden: Varel (statt bisher 6 Jl) 10 JL
Von Vereinen: Nürnberg. Albrecht Dürer- Verein 50 Ji ; Verein Deutscher Zeichenlehrer 25 Jl-
Von Privaten: Abensberg. Adolf Pampl, Maurermeister 2 Ji ; Michael Salleck, Brauerei-
besitzer 1 Jl Bensheim. Professor Heinrich Metzendorf. Architekt 10 .« Bielefeld. Bäumer,
— 31 —
Regiemngsrat 5 Ji'- Wilhelm Bitter, Fabrikant 5 -Ä; Dr. Esau, Sanitätsrat 10 Ji; Fritz Ort-
mann, Prokurist 3 M ; August Schlüter, Juwelier 5 M Bremen. C St. Michaelsen, General-
konsul 10 Ji Calw. Seeger, Apotheker (bisher 2 Ji) jetzt 3 JL Detmold. Dr. Sievert, Rechts-
anwalt (bisher 3 Ji) jetzt 5 Ji Dresden. Holm von Metzsch, Oberstleutnant a. D. 3 Ji Einbeck.
Bandholt, Brauereidirektor 3 Ji; Heinemann, Buchdruckereibesitzer 3 jli; Dr. von Hofe, Seminar-
oberlehrer 3 Ji ; A. Hoffmeister, Bergwerksdirektor 3 M ; Lentze, Major a. D. 3 Ji ; Frau Kom-
merzienrat Rabbethge 3 M ; Schroedter, Buchdruckereibesitzer 3 Ji Emskirchen. Georg Bauer,
Pfarrer 5 M Erlangen. H. Martini 3 Ji Essen=Ruhr. Frau F. W. Rötger 5 Ji Forchheim.
Adler, Pfarrer in Hausen l Ji; Bader, Kaufmann l Ji; Baer, Kgl. Eisenbahnverwalter 2 Ji;
Baudisch, Fabrikdirektor 3 Ji ; Buchmann, Kaufmann 2 Ji ; Magistratsrat Burkard, Bäcker-
meister 1 .Ä ; Erlwein, Erzbischöfl. Geistl. Rat 1 .* ; August Frank, Kaufmann \ Ji; Hertel, Kgl.
Forstamtsassessor 1 Ji ; Pfarrer Kraus, Kgl. Distriktsschulinspektor in Schnaid 1 Ji ; Kreis,
Kupferschmied 1 Ji; Munsch, Magistratsrat 1 jli; Magistratsrat Nagel, Bäckermeister 1 Ji;
Brauereibesitzer Schindler, Magistratsrat l Ji; Inspektor Strian, Bezirksfeuerwehrvertreter in
Kunreuth l Ji; Weisel, Benefiziat 1 Ji; Zeiller, Bankier 2 Ji Freudenstadt. Waller, Post-
sekretär 1 Ji Fürth. Wilhelm Erhard, Kaufmann 3 Ji; Hilmar Evora, Brauereibesitzer 10 M;
Karl Hertlein, Prokurist 3 Ji; Diplom-Ingenieur E. Jungmann, Fabrikbesitzer 10 Ji; J. Kohb
3 Ji; Leonhard Meerwald, Lehrer 3 Ji Goslar. Schulze, Baurat 3 M. Graz. Dr. Ottokar
Berze 2 Kr. Hanau. W. Kappeller, Fabrikdirektor 3 Ji; H. Meles, Fabrikdirektor 5 Ji; Hans
Sommerhoff, Rentner 3 Ji Heldburg. Kaßner, Stadtkämmerer l Ji Hermannstadt. Alfred
Mangesius, Stadtkassakassier 2 Kr. Hersbruck. Louis Schmidt, Hopfenhändler (bisher 1 Ji)
jetzt 5 jli; Hermann Schramm, Hopfenhändler 3 Ji; Paul Schunk, Kunstmühlbesitzer 1 Ji
Horb a. N. Betzier, Oberamtsbaumeister 2 Ji Hornberg. L. Bück, Professor 2 Ji ; K. Hehl,
Reallehrer 2 Ji Kirn a. Nahe. Jakob Andres 3 Ji; Philipp Andres 3 Ji; August Benkelberg
3 Ji; Ernst Benkelberg 3 .* ; Karl Georg Böcking 5 Ji; Otto G. Böcking 5 Ji; Julius Theodor
Böcking 5 Ji; Phil. Faber 3 .M,; Joh. N. Gerhardt 5 Ji; Glaser, Pfarrer 3 Ji; Oskar Oberbeck
5 Ji; August Th. Simon 10 Ji; Robert Th. Simon 10 Ji; Wilhelm Simon, jun. 50 Ji; Heinrich
Stroh, Kaufmann 5 Ji Konstanz. F. Bauer. Architekt 3 Ji; Hallmann, Diplomingenieur 3 JH;
Planer. Diplomingenieur in Mannheim 3 .Ä Kreuznach, von Nasse, Landrat 3 Ji: Parisius,
Bankdirektor 5 Ji Kronstadt. Dr. Wilhelm Brekner, Rechtsanwalt 1 Kr.; Kaufmann Julius
Fromm l Kr.; Gustav Hertel, Archivar 1 Kr.; Alfred Seewaldt, Mühlenbesitzer 1 Kr. Kulm-
bach. W. Meußdoerffer, Kommerzienrat 10 ,/c ; H. Reich, Kirchenrat 25 Ji; Kommerzienrat
G. Walter, Brauereidirektor 10 Ji Leipheim. AI. von Dreer, Kgl. Oberlandesgerichtsrat in
Günzburg 1 .#: K. Engelhard, Kgl. Dekan 1 Ji: K. Filchner, Kgl. Lazarett-Oberinspektor in
Günzburg 2 Ji; August Hafner, Kgl. Professor in Günzburg 2 Ji: R. Herold, Pfarrer 1 Ji; H.
Hoffmann, Kgl. Gymnasialprofessor in Günzburg 2 Ji: Immel, Kgl. Kanzleiexpeditor in Günz-
burg 1 Ji ; O. Kämpf, Kgl. Bezirksamtsassessor in Günzburg 2 Ji ; F. X. Stifler, Kgl. Forstrat
in Günzburg 2 Ji: Gottfr. Vocke, Kgl. Amtsrichter in Günzburg 2 Ji; Dr. J. Vogeser, Kgl.
Gymnasiallehrer in Günzburg 1 Ji ; J. Wanderer, Apotheker 2 Ji; J. Zimmermann, Kgl. Ober-
iioemeter in Günzburg 2 Ji. Mannheim. E. Langenbach 10 ,//.. Memmingen. Friedrich Hauß-
mann, Kommerzienrat 20 Ji Metz. Regierungsbaurat Schmitz, Dombaumeister 5 .H Nürn-
berg. Dr. Arthur Aal, Rechtsanwalt 3 Ji; .Max Achleitner. Reinigungsinstitutsinhaber 10 Ji;
Otto Achtelstetter, Hauptlehrer 5 Ji; Dr. R. Ackermann, Kgl. (gymnasial- Konrektor 3 Ji; Wil-
iielm Alfa, Buchdruckereibesitzer 10 Ji; C Ankersen, städt. Ingenieur 5 Ji; Emma Arnold,
Privatiere 6 Ji; Joseph Astruck, Fabrikbesitzer 5 Ji; Jean Auer, Patentstiftfabrikant 3 M;
A. Bachmeier, Oberbuchhalter lo Ji ; J. Barfus, Flaschnermeister 3 Ji : Dr. phil. Georg Barth
10 Ji; Dr. Th. Barthel, Nervenarzt 10 Ji: Wilhelm Barthel, Kaufmann lo ,/(. ; Leonhard Bauden-
bacher, Tapeten und Linoleum 10 Ji; Chr. Bauer, Fabrikant 5 -U ; Heinrich Bauer, Kaufmann
5 Ji; Heinrich Bauer, Restaurateur 6 JI : G. Bauer & Co., Farbenfabrik 3 Ji; A. Baumann
5 jü; Fritz Beck 10 Ji ; Georg Beck, Privatier 5 Ji; G. Beckert, Stuckgeschäft 10 Ji; Katha-
rina Beckh, Justizratswitwe 6 Ji; Theodor Beckh, Kommerzienrat 20 Ji; Dr. Beer, Arzt am
städt. Krankenhaus 3 ./(; Dr. Behringer, Direktor 5 Ji ; Rudolf Behringer, Architekt 10 Ji;
Julius Berlin, Kaufmann 10 Ji; Willy Berlin, Großkaufmann und Lt. d. Res. 10 Ji; Ernst Berner,
Kofferfabrikant 10 JI ; Adolf Bernstein, Kaufmann 5 Ji ; Michael Bstz, Metallwarenfabrikant
10 ,/(; Dr. jur. et rer pol. Siegfried Bing, Rechtsanwalt 10 Ji ; Architekt Jean Birkmann, Bank-
— 32 —
Inspektor 3 -t: J<'li- Birkin.uin. K.uilni.uin !<>./(; Karl Bui^on. I iiiL'ktur 25 .'<•; A. Bolirer. Koii-
sistorialrat 3 .K: Hermann Bohrer. HilfsReistlicher 10 .H : Hermann Bollet, Kaufmann (> ./f.;
Johann Bohrioh 3 .K: Brauhaus Wöhrd. Neuburger & Co. 5 -H- Hans Drucker, Lehrer 3 -Ä ; Otto
Brückner. Kjrl. Intendanturassessor 5 Ji ; Gerhard Büchner, Hauptlehrer 3 .11: Johann Burger.
Eisenbahnsekretär 0 .«: Zentralwerkstatt Bayern 5 .K: Berthold Cohn, Kaufmann lo ,/(: Heinrich
Deinhardt, Hauptlehrer 3 .W : H. Deininger 10 .H ; Deininger & Stadter, Spediteure lo .ü: Theo-
dor Dietz. Kaufmann 3 .« ; Dr. Dittmann, prakt. Ar/t 3 .H; Bernhard Dittmann & Co., Bank-
geschäft 10 .ü: Konrad Dörfner. Kgl, Postsekretär 3 •'< ; Joh. Gg. Drossel 3 J^; Adolf Drusen-
baum. Kaufmann 10 .K; Paul Eber, Kaufmann 3 M: Dr. med. Georg Ehest, prakt. Arzt lo ,Ä ;
Carl Freiherr Ebner von Eschenbach, Katechet 3 M; Alfred Eckard, Kgl. Oberpostinspektor a. I).
10 .H: Dr. med. Eckard, Kgl. Stabsarzt im 3. Train-Bataillon 15 M; Friedricii Ehrlinger, Fabri-
kant 5 .K; Georg Eigemann, Kaufmann 5 M; August Engelhardt 1, Hauptlelirer 3 ,/t ; Heinrich
Entzenberger, Privatier 5 .U : Theodor Erhard, Rosen-Apotheke 1? .# ; Therese Falk, Hopfen-
händlerswitwe 3 .K : Trina Fangauer. Leiirerin 3 ,K ; Dr. jur. K Fischer. Rechtsanwalt 3 Jt :
Ludwig Fischer, Brauereidirektor 3 Ji; Martin Fischer, städt. Rathauskeller 5 .11 : Adolf Frank,
Kaufmann. 10 .n : L. Fraenkel, Privatiere 3 M; Dr. A. Frankenburger, Hofrat 3 Ji \ Fränkische
Verlagsanstalt und Buchdruckerei, G. m. b. H. 10 .Ä ; J. Georg Frey, Privatier 5 ,Ä; Sam. Fromm.
Kaufmann 3 .ii : Dr. med. Frommholz 3 .« ; Heinrich Fuchs, Volksschullehrer 3 Ji; Rechtsanwalt
Dr. Karl Fuchs, stellvertr. Bankdirektor 10 .H ; Wilhelm Funk, Fabrikbesitzer 10 Ji; Marie
von Fürer 5 .« ; Dr. Otto Gaigl. Arzt am städt Krankenhaus 3 Ji- J. M. Gebhard, Privatier
3 .fi; Karl Gebhard, Kaufmann 3 .U ; Max Gerstner, Graveur 3 .Ä ; E. Glafey 10 .,« ; Dr. med.
Th. Goldenberg, Spezialarzt 3 Ji- C Goldmann, Justizrat 5 iC: Peter Goldmayer, Kgl. Ober-
bahninspektor 3 ■•<( ; Anton Goldstein, Kaufmann 3 Ji; Julius Gombrich, Schuldirektor 3 Ji -
Karl Gottlieb, Kunstmaler 3 Ji; Hans Greifenstein, Hilfsgeistlicher 3 i* ; Konrad Gröschel,
Besitzer des Bratwurströslein 10 .ii ; Dr. med. D. Grünbaum, prakt. Arzt 3 Ji; Siegfried Guggen-
heimer 10 .ft; Tobias Gulden, Hafnermeister 3 •* ; Gummiwerke Oberspree, G. m. b. H. 10 Ji;
Eugen Gwinner, Kaufmann 3 .ä; Lt. d. Res. Fritz Hacker, Kaufmann WJl; Dr. Wilhelm Hagen,
Spezialarzt 5 Ji; Johann Hahn, Hauptlehrer 5 Ji; Dr. Ludwig Hahn, Kgl. Gymnasialprofessor
3 -fi; Joseph Härtl, Kaufmann 3 Ji; Karl Heichele, Kunstmaler 3 Ji (ab 1912 10 Ji); Marie
Heilig, Großhändlerswitwe 10 Ji; Friedrich Held, Kaufmann 20 jü; Karl Heller, Kgl. Amts-
richter 3 .«; Dr. W. Hennis 3 .Ii : Ernst Herrmann, Kgl. Amtsrichter 5 Ji; Dr. Willy Herrmann,
Rechtsanwalt 3 Ji; J- Herzherg, kaufm. Agent 3 Ji; Wilhelm Herzberg. Chefredakteur 5 Ji- ;
Joh. Leonh. Heß, Blechspielwarenfabrikant 25 .# ; A. Hetterich 3 Ji; Konrad Höfler, Groß-
händler 10 M; Johann Hohlweg, Bahnverwalter 5 Ji; Heinrich Hommel, Kaufmann 3 Ji ; Georg
Fr. Honig, Privatier 3 M; A. Hoppe, Belgischer Konsul 10 Ji; Ewald Hüttig, Ingenieur 3 Ji;
Carl Hutzelmeyer, 10 .U ; Wilhelm Jäkle. Kaufmann 6 .U ; Heinrich Jakob & Co., Zelluloid-
warenfabrik 3 Ji; Joseph 11g, Kgl. Zollinspektor 5 .« ; Hans Freiherr von Imhoff, Kgl. Haupt-
mann 10 M; Max Josephson, Kaufmann 3 Ji; Heinrich Jung (Mitinh. d. Fa. Heim & Heller)
10 .Ä; Valentin Karmann und Frau 3 M; B. Kaufmann 3 Ji; Heinrich Kaufmann (in Fa. Joh.
Ferd. Langroetger) 3 .« ; Wilhelm Kaupert, Prokurist 3 •* ; J. G. Kayser, Maschinenfabrik 10 Ji;
Julius Kern, Pfarrer 3 M; Dr. C Kiefer, Arzt 10 Ji; Dr. phil. Bertha Kipfmüller, Lehrerin 3 Ji ;
Philipp Kittler, Bildhauer 5 Ji; Friedrich Kleining, Juwelier (bisher 3 .«) jetzt 10 Ji ; Sigmund
Kohnstamm, Hopfenhändler 5 Ji; A. Körber, Damenschneider 10 Ji; Robert Korn (Inh. der
Weingroßhandlung Carl Korn) 10 Ji; Dr. Kottenhahn 3 Ji; Oskar Krafft, Kgl. Postsekretär
3 M; Friedr. Chr. Krausmann, Zivilingenieur 10 .U ; Kgl. Kämmerer Friedrich Freih. von Kreß,
Major im Generalstab 20 M; General der Kavallerie Otto Freih. von Kreß, kommand. General
des in. Armeekorps 20 Ji; Freih. von Kreß, Kgl. Major a. D. 7 Ji; Alexander Kretschmer, Turn-
lehrer 3 M; Kaufmann Karl Kublan, Konkursverwalter 3 Jl> ; Heinricii Kühleißen, Maurer-
meister 5 Ji; Fritz Kupfer 3 M; Jean Kurz, Kreissägenfabrikant 10 Ji; Heinrich Lades, Kgl.
Bankbuchhalter 5 Ji; J. Lautmann, Verwalter 3 Ji; Jakob Lechner, Hotelier (Nürnberger Hof)
3 Ji; Max Lessing, Hopfenhandlung 10 Ji; Dr. Walter Lessing, Fabrikbesitzer 6 Ji; Eduard
Lindenthal, Kaufmann 5 Ji; Dr. Ulrich Linnert, Reallehrer 3 Ji; Carl Loeber, Kaufmann 3 Ji;
Karl Loesch, Kgl. Oberstudienrat 3 Ji; Rudolf Lotz, Hotelier (Grand Hotel) 25 Ji; Friedrich
Lunz, Kgl. Oberwerkführer 5 Ji; Max Maienthau, Kaufmann 10 Ji; Theodor Manes, Kaufmann
10 Ji; Johann Mangel, Postsekretär 3 -ii; Dr. med. Sigmund Mansbach, prakt. Arzt 5 Ji ; Carl
— 33 —
Martin, Fabrikbesitzer 3 .*; Georg Meier, Fabrikbesitzer 10 M; Joseph Meister, Taubstuiiimen-
lehrer 6 Ji; Dr. phil. Eduard Merkel, Assistent an der städt. Untersiichungsanstalt 3 M; Hans
Meyer, Kgl. Staatsanwalt 5 .W ; Ludwig Molitor, Ingenieur 10 Ji: Simon Moßmann 3 M; Hans
Müller, Architekt 20 .« : Max Müller, Buchdruckereibesitzer 5 Ji; Hans Münch, Lehrer 3 •*;
Wilhelm Neubig, Pfarrer 5 ■H- Goswin Neuer, Restaurateur z. Losunger 3 Ji : E. Nister, Graphi-
sche Kunstanstalt 100 Ji; Dr. med. E. Nitzsche, Frauenarzt 3 Ji; Nürnberger Dampf-Talg-
schmelze der vereinigten Fleischer, E. G. m. u. H. 10 Ji; Nürnberger Häute-Verkaufsgesellschaft,
E. G. m. u. H. 10 Ji; Nürnberger Schraubenfabrik und Fai;ondreherei, G. m. b. H. 20 M; Her-
mann Ochs. Installationsgeschäftsinhaber 6 Ji; Willy Oppermann, Ingenieur 3 Ji; Gebrüder
Oesterlein. Autogarage 10 .//. ; Michael Ostertag, Maurermeister 3 Ji; Julius Ottenstein 5 Ji;
Emil Partschefeid. Musiker 3 Ji; Freiherr von Pechmann, Kgl. Hauptmann a. D. 5 Ji; Gustav
Petermann, Möbelfabrikant 15 Ji; Martin Pfann, Glasmalereibesitzer 3 Ji; Joh. Leonh. Pinzel,
Versicherungsbeamter 10 .M; Friedrich Pöhlmann, Kgl. Lehrer a. d. Kunstgewerbeschule 5 Ji;
Joseph Räbel, Flaschnereigeschäftsinhaber 5 Ji ; Rudolf Rau, Justizrat 5 •* ; Michael Reif, Kauf-
mann 3 JL; Rieh. Reinwald, Kaufmann (in Fa. C G. Sucker) 5 Ji; Konrad Renner, Gastwirt
3 M; Ernst Rettelbusch, Architekt 10 ./(. : A. Richter, Fabrikdirektor lü JL; Georg Riedel, Re-
staurateur 5 .* ; Dr. Gustav Riedner, Kgl. Gymnasiallehrer 3 JL; E. Rohmer, Landgerichts-
direktor 3 Ji; J- Rosenfelds Druckerei 10 Ji; Kurt Rosenfeld, Kaufmann 5 Ji; Dr. med. Leon-
hard Rosenfeld, Spezialarzt 10 M; Redakteur Albert Roßhaupter, Landtagsabgeordneter 3 Ji;
Ludwig Ruft, Architekt 10 Ji; Hans Rühl, Ober'ithograph 3 M; Dietrich Rühl, Oberingenieur
10 JI; L. Rupprecht, stellvertr. Direktor 10 Ji; Adam Salb, Kaufmann 10 JL; Richard Sand,
Kgl. Bankkassier 5 Ji ; Emil Schafft, Wurst- und Rauchfleischwarenfabrik 5 Ji; Johann Schaller;
Schlossermeister 5 Ji; Karl Schander, Hauptlehrer 3 Ji; Otto Scharlach, Fabrikbesitzer 5 -H-
Ma.x Scheyer, Direktor der Dresdner Bank 10 ,* ; Karl Schicht, Fabrikant 10 Ji; Dr. med. J.
Schienner 5 Ji; Frau von Schmidt auf Altenstadt 3 Ji; Arthur Schmidt. Bankdirektor 10 Ji;
Friedrich Schmidt, Fabrikbesitzer 10 Ji; Mich. Schmidt. Installationsinhaber 5 Ji; Medizinalrat
Dr. Theodor Schmidt, Kgl. Bezirksarzt a. D. 3 Ji ; Ludwig Schmittner, Prokurist 5 Ji; J. A.
Schreiber, Waagen- und Gewichtefabrik 3 ,//. ; Ernst Schriefer, Malermeister 3 JI; Jakob Schrenk,
lithogr. Atelier 3 .//. : Hans Schröppel, Kaufmann 3 ./(. : S. Schuckert, Oberingenieur 5 .iL; Bertha
Schuh. Apothekerswe. 3 Ji; Leonhard Schuh, Restaurateur (Weißer Löwe) 5 Ji; Wilhelm Schuh,
Diplomingenieur 6 Ji ; Paul Schnitze, Magnetiseur 10 Ji; Alfred Schuseil, Ingenieur 3 Ji-; Ernst
Schütze 5 ./{ : Hans und Rosa Schwann 3 JL; Paul von Schwarz, Ingenieur 3 JL ; Heinrich
Schwarzhaupt, Kaufmann 5 .U; Dr. phil. Emil Seiler, Chemiker 3 Ji; Auguste Seitz 3 Ji; Jakob
Seitz, Prokurist 3 Ji; Eman. Seyler, iMajor a.D. 10 ,/{; Gottfried Simon, Magistratsoffiziant
3 Ji ; Bab. Sperr, Seilermeisterswe. 5 .* ; Hans Sperr, Seilermeister 5 Ji; August Spetzler. Lehrer
3 Ji ; Georg Spies, Waschanstaltsbesitzer 3 Ji ; Johann Sporer, Fabrikant 10 Ji ; Georg v. Stadler,
Direktor 5 Ji ; Stahl, Stadtpfarrer 3 Ji; Dr. Stählin, Gymnasialprofessor 3 JI- ; Heinrich Stamm-
berger 3 Ji; Adolf Staudt, Prokurist lo .li; Heinrich Stauffer, Kaufmann 5 •"''; Martin Stein.
Kaufmann 3 JL; Georg Steinlein, Kgl. Postsekretär 5 Ji; Georg Stengel, Hauptlehrer 5 Ji; Frei-
herr von Stengel, Kgl. Major 10 JL; Johann Stephani. Architekt 5 Ji; Ma.\ StraBer, Uhrmacher
5 Ji; Clara Süßheim, Rentiere 5 Ji; Dr. Ma.x Süßheim, Rechtsanwalt 3 ■/'- ; Di'- Siegbert Tar-
rasch, prakt. Arzt 5 Ji; Rudolph Thomas, Kaufmann 3 .ii; Magistratsrat M. Treu, Parteisekretär
3 JL; Sophie Tuchmann, Kaufmannswe. K) JL ; Emil Vanderstetten-Mächtle, Oberregisseur der
Oper 3 JL; Johann Wagner. Kaplan 5 JL ; Theodor Wagner, Kaufmann 3 Ji ; Liddy Waldo\s-
3 JL; Fanny Wallersteiner 5 ./(-; M. Wallersteiner. Regierungsbaumeister 5 .H ; Emil Walter.
Apotheker 3 Ji ; Heinrich Walter lo ./(- ; Ma.\ Weber. Droguist 3 JL ; Theodor Weidenslaufer,
Zahnarzt 20 Ji ; Adolf Wildbrett, Kgl. Professor 3 Ji ; Lehrer Johann Will, Architekt 5 Ji ; Lud-
wig Wirschinger, Kgl. Eisenbahnsekretär 5 Ji; Dr. Wilhelm K. Witschel, Arzt 3 Ji- Erwin Wolf,
Kaufmann 3 Ji; Phila Wolff 3 Ji; Sigmund Wolff. Kaufmann lO Ji ; Viktor Wolfinger, Lehrer
3 Ji; A. Wolfgruber, Oberlandesgerichtsrat a. D. lO JL ; Wolfrum & Hauptmann 10 Ji; Dr. J.
Wolfs, Oberinspektor 5 Ji; Georg Wolrab, Schlossermeister 3 Ji; Sigmund Wortmann, in Fa.
Wortmann & Söhne 5 JL; Württembergische Metallwarenfabrik. Geislingen-Steige-A.-G. 50 ,/(
Christian Zagelmeier, Maurermeister 5 Ji- Dr. Georg Zahn. Arzt 5 JL ; Zentner & Kissinger 5 •«;
Zerreiß & Co., graphische Kunstanstalt 10 JI ; Ma.x Zeuner, Gastwirt 3 Ji Oberbruch. Dr. Max
Fremery, Kommerzienrat 25 Ji Oehriiiiien. Dr. med. G. Frohmaier in Neuenstein 3 ■/(- Osna-
3
— 34 -
brück. Dr. Freyberjr. Oberlehrer 10 .« Paris. Jacques Mesnil 3 .rt Passaii. K,i(l. ueistliclier
R;it Clemens Bachsteffel, Domkapitular 2 .H : H. Heindl, Institutsdirektor 2 ./( ; H. liibl, Apo-
theker 2 .K; Dr. C Hilternuinn. prakt. Arzt 3 ^H.; Rieh. John, Zahntechniker 2 M; Hermann
Nestler. Gymnasialprofessor 2 .H. : J. Zellerer, Gymnasialprofessor 2 ,W, Plauen. Heubner, Amts-
gerichtsrat 3 .K Roniieburg. Dr. Lemke. Landrat 3 .'f Schneeberg. Brückner, Gymnasial-
oberleiirer2 .K Stein. Hannner Hermann 3 -K Treuchtlingen. M. Pöttinger, Kgl. Balmverwalter 2 JL
Ulm a. D. August Halm 3 .H, Wernigerode. Heinz Röhlig, Fabrikbesitzer in Rauscha 1 Jt,
Wemding. Inzenhofer. Pfarrer in Fünfstetten 1 M; August Leinauer, Kaufmann 1 .11 Wetzlar.
W. Hippenstiel, Professor 3 .H; H. Humbert, Fabrikbesitzer 3 .It Wien. Julius Pfeifer & Söhne
10 .K Wismar. Lembke, Rechtsanwalt 3 •'ü; Thormann, Rechtsanwalt 3 -M, Wunsiedel.
Herold. Kgl. Reallehrer 1 .W ; L. Link, Kgl. Gymnasiallehrer 1 Ji; Zeiß, Kgl. Rentamtmann
2 .U ; Bernhard Ziegler, Fabrikbesitzer in Breitenbrunn l Ji
Einmalige Beiträge.
Stadtgemeinde Stolpe 50 .11 Deutschfreiheitliche Gemeindevertreter in Graz 37 Kr.
J. Rosenfeld's Druckerei in Nürnberg 87 M- 50 ^.
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Es ist ein hocherfreuliches Zeichen für die Volkstümlichkeit des Germanischen Museums,
daß auch in dem verflossenen Quartal die Schenkungen in dem Rahmen der Neuerwer-
bungen einen großen Raum einnehmen. Und dabei verteilt sich die stattliche Reihe der Stifter,
dem Charakter der nationalen Anstalt entsprechend, wiederum auf die verschiedensten Stände
und Teile des Landes. Daß Nürnberg seinen Löwenanteil behauptet, liegt in den Verhältnissen
begründet. Im einzelnen hatten sich durch derartige Zuwendungen vor allem die Medaillen
eines bemerkenswerten Zuwachses zu erfreuen. Von ihnen sind in erster Linie die modernen
Wiener Prägungen zu nennen, die sich mit den schon vorhandenen Stücken zu einer schönen
Gruppe zusammenschließen. Am reichhaltigsten wurde, wie fast immer, die Abteilung der Haus-
geräte bedacht. Daneben sei die reichgetriebene Rokokospindeluhr, etwa aus der
Mitte des 18. Jahrhunderts, hervorgehoben, ein treffliches Stück in der instruktiven Reihe der
Taschenuhren des Museums. Als kulturgeschichtlich interessantes Dokument ist das Tafel-
gemälde mit dem Vierzig- Reiter-Gefecht auf der Vuchterheide bei Herzogen-
busch vom Jahre 1600 besonders zu erwähnen, das neben der Jahreszahl auch die Namen der
Kämpfenden enthält und vermutlich auf einen gleichzeitigen Stich zurückgeht.
Nicht umfangreich, aber dafür qualitativ bedeutsam v.aren die Ankäufe in dem ver-
flossenen Vierteljahr. An der Spitze die monumentale Madonnenstatue aus Sandstein,
eine unterfränkische Arbeit der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, die nicht nur ein weiteres Glied
in der Reihe der jüngst erworbenen Steinskulpturen bildet, sondern überhaupt die älteste mittel-
alterliche Steinarbeit des Museums darstellt. Die Bedeutung ihrer Erwerbung kann darum nicht
hoch genug angeschlagen werden. Neben ihr, wenn auch in ganz anderem Sinne, verdienen
die Medaillen-Modelle von L a n d o 1 i n O h m a c h t gewürdigt zu werden als tüch-
tige Werke der Kleinkunst.
Ein vorzügliches Porträtstück ist sodann das Tafelgemälde mit der H a 1 b f i g u r
eines bärtigen Mannes, das sich von einem in den Proportionen äußerst glücklichen
architektonischen Hintergrunde abhebt, der einen Ausblick auf eine ganz köstliche oberdeutsche
Landschaft gev/ährt (Abb. 10). Das 1 567 entstandene Gemälde ist wohl schweizerisch, läßt sich aber
schwer einer bestimmten Schule zuweisen. In das 19. Jahrhundert gehört sodann die sorgfältige
und fein abgetönte Arbeit von dem Genre- und Landschaftsmaler Heinrich B ü r k e 1, aus
des Meisters Frühzeit (1827), die eine Dorfschmiede in Welschtirol zum Gegen-
stande hat und damit ein den holländischen Meistern des 17. Jahrhunderts geläufiges Thema
aufgreift (Abb. 11).
Unter den angekauften Medaillen nimmt die auf W o 1 f g a n g J ö r g e r zu Tol-
let, die um 1572 nach dem Originalmodell von Hans Schwarz in Prägung hergestellt wurde,
die erste Stelle ein.
— 35
Als hervorragende kunstgewerbüclie Erzeugnisse sind die beiden Z e n t r a l f e u e r-
Jagdgewehre von A. Bartsch in Liegnitz (1878) anzuführen, die wegen ihrer außer-
ordentlich geschmackvoll und technisch vollendeten Ornamentierung Beachtung verdienen; die
geschnittenen und gravierten Details sind von entzückender Feinheit.
Abb. 10. Porträt eines Unbekannten. Schweizerisch. 1567.
Endlich sei die K r e u z i g u n g s g r u p p e aus Porzellan hervorgehoben, die wie mit
ziemlicher Sicherheit behauptet werden kann, auf Modelle des in der Meifiener Manufaktur führen-
den Künstlers J 0 h a n n J o a c h i m K ä n d 1 e r zurückgeht.
Für die in den Sammlungen noch spärlich vertretenen Möbel der Empirezeit
bietet des weiteren der eichene, nußbaumfournierte Sekretär, ehemals in gräflich von
Rechbergschem Besitz, eine willkommene Bereicherung. Nicht nur in dem mattvergoldeten
Bronzebeschläg, auch in den ebenmäßigen, schönen Verhältnissen und der diskreten Musterung
offenbart sich trefflich das exklusiv vornehme Stilgepräge jener Zeit.
— 36 —
G e s c li e 11 k t':
Balleiistedt a. H. Fi;ui Professor Dr. G. Monze: Flü,«;el der Firnui Streicher-Stein in
Wien, um 1830. — Berlin. Ingenieur Chr. Lantje: Silbermedaille auf tue Hochzeit von
Hans Diederich Lange und Emmi Henriette Lange, geb. Spethmann, 1904, von G. Elster in
Berlin. Desgl. auf die Hochzeit des Ingenieurs Hans Christian Lange und Emilie Gertrud Lange,
geb. Meinhold, 1906, von J. Kowarzik in Frankfurt a. M. Bronzemedaille auf die Hochzeit des
Vizeadmirals z. D. Hermann Kirchiioff und Elise Kirchhoff, geb. Lange, 19'>7, von Paul Sturm
in Leipzig. — Eichstätt. Stadt m a g i s t r a t: Medaille auf die Enthüllung des Kriegerdenk-
mals in Eichstätt, 1911. \on Heinrich Wadere, in Silberund Bronze. — Nürnberg. Konunerzien-
rat Theodor Beckh: Erinnerungsmedaille auf das 175jährige Jubiläum der leonischen
Drahtfabrik Georg Adam Beckh, Tombakbronze, 1905, von Chr. Lauer in Nürnberg. — Karl
Freudhofer: Nürnberger Konventions-Landmünze von 1767. Kreuzer mit dem Bildnis
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Abb. 11. Heinrich Bürckel: Dorfschmiede in Welschfirol. IS27.
Max Josephs III., 1774. Bayerisches Dreikreuzerstück von 1855- ~ Hauptmann Hans Frei-
herr von I m h o f f : Bronzemedaille auf die Geburt des Christoph Luitpold Freih. v. Imhoff,
1911. — Fabrikbesitzer und Kgl. spanischer Konsul Hermann Lamb recht: Rokoko-
Spindeluhr in reichgetriebenem Gehäuse, von Pepenhauser in Augsburg. — Andrea O 1 e i n i k:
Dachziegel vom Schlosse Henfenfeld, 1764. — Fräulein Er nestine Preu: Zinnmedaille
auf die Kaiserwahl Josephs IL, 179O, von Reich. Bronzemedaille zum Gedächtnis Albrecht
Dürers, 1828, von Burgschmiet. Zinnerne Denkmünze auf die Eröffnung der Walhalla, 1842,
von J. J. Neuß. Kleine Rundscheibe mit dem Geuderschen Wappen, Glasmalerei des 17- Jahr-
hunderts. Kleines Vergrößerungsglas mit reichverzierter Handhabe, 1. Hälfte des 19- Jahrh.
Stück einer Glocke vom Nordturm der Lorenzkirche in Nürnberg, 2. Hälfte des 15- Jahrh. Hunde-
marke aus Messing, mit dem Nürnberger Jungfrauenadler, 1868. Zwei silberne Patenbüchschen,
18. Jahrh. Silberne Kuchenschaufel, reichgetriebene Nürnberger Arbeit, um l82ü. Viereckiges
gehenkeltes Silberdöschen, mit kleinen Münzen gefüllt, 19- Jahrh. Kupferne Fleischmulde mit
Anzeiger des Germanischen Museums IQll.
Taf. IV.
Madonnenfigur aus Buntsandstein. Unterfränkisch. 1. Hälfte des 14. Jahrh.
i
— 37 —
gepunzteni Bandwerk, nürnberg;isch, 1. Hälfte des 18. Jahrh. Rundes Kupferbecken mit Blumen
und Ranken in Treibarbeit, 18. Jahrh. Kupferner Seiher, IS. Jahrh. Kleideraufhäne:er in Form
eines ruhenden Hirsches, Messingbronze, Ende des 17. Jahrh. 9 Messinghaken zum Aufhängen
von Küchengeräten, IS. Jahrh. Zinnernes Kehrichtfaß mit zugehöriger Schaufel, nürnbergisch,
18. Jahrh. Eiserner Hammer mit der Jahreszahl 1789- Ovale Henkelterrine, vermutlich Nürn-
berger Fayence, mit Blumen in Buntmalerei, 18. Jahrh. Irdener braunrot glasierter Tiegel mit
plastisch aufgelegtem Blattwerk, aus einer Nürnberger Küche, 19. Jahrh. Zylindrisches Glas
mit geschliffenem Eichenblattkranz. 1. Hälfte des 19- Jahrh. Riffelmangen aus Holz für Spitzen-
kragen und Spitzenmanschetten, 19. Jahrh. Miniaturausgabe vom ,, Begriff christlicher Lehre",
gedruckt 1778 von W. Ludwig Allinger in Heilbronn. — Architekt Professor Joseph Schmitz:
Drei Teilstücke einer braunen Kutte, gefunden 1911 in einem Grabe auf der Nordseite der Lorenz-
kirche in Nürnberg. 15- Jahrh. — Ostende. Charles Lund: Feuerzeug in eiförmiger Eisen-
kapsel, 18. Jahrh. — Posen. Dr. med. S c h ö n s t e d t: Damasttischtuch, mit rauchendem
Türken und Neger an einem Tische, 19. Jahrh. 2 Paar Messer und Gabel, mit schwarzen Holz-
griffen und gravierten Silberheschlägen, 1. Hälfte des 18. Jahrh. — Tannenhof, Lüttringhausen.
Dr. O. Beelitz: Das Vierzig-Reiter-Gefecht auf der Vuchterheide bei Herzogenbusch am
5. Februar I600, gleichzeitiges Tafelgemälde. K<immode (Kinderspielzeug), Nußbaum fourniert,
18. Jahrh. Sekretär (Kinderspielzeug) mit halbrundem Aufsatz, Ahorn fourniert, 1. Hälfte des
19. Jahrh. — Wien. Dr. T h e o d o r v o n Brücke: 3 Zeugdruckmodel aus Iglau in Mähren,
18. Jahrh. • — G e n e r a 1 k o m m i s s a r i a t der J a g d a u s s t e 1 1 u n g 1910: Die offi-
ziellen Plaketten der ersten internationalen Jagdausstellung 1910 in Wien, Bronze: der Abteilung
,, Industrie und Gewerbe", von Hans Schäfer in Wien; der Abteilung ,,Jagd und ihr Betrieb",
von Wilhelm Hejda in Wien; der Abteilung ,, Pferde", von demselben; der ,, Hundeausstellung",
von Hans Schäfer in Wien; der ,, Trophäenkonkurrenz", von Alfred Hofmann in Wien; der
,, Geflügel- und Kaninchenausstellung", von demselben. — Dr. med. W i 1 h. Stekel: Bronze-
medaille auf den Wiener Neurologen Professor Dr. Siegmund Freud, 1906, von Karl Maria
Schwerdtner.
Ankäufe:
Plastik, Originale. Maria, Standfigur aus Sandstein, unterfränkisch. 1. Hälfte des 14. Jahrh.
— 6 Medaillen-Mndelle von Landolin Ohmacht (1760 — 1834), davon 4 aus Marmor, 2 aus Gips.
Gemälde. Männliches Bildnis. Halbfigur. Tafelgemälde, oberdeutsche (schweizerische.'')
Schule, 1567. — Dorfschmiede in Welschtirol, von Heinrich Bürkel, Tafelgemälde, 1827.
Medaillen. Silbermedaille auf Wolfgang Jcirger zu Tollet, nach dem Originalmodell von
H. Schwarz (1518), um 1572. — L)esgl. auf Friedrich Heinrichs von Nassau Seesieg über die
Spanier und die Eroberung von 76 Kriegsschiffen, I631. — Desgl. auf Albert Thorwaldsen, 1838,
von G. Christensen. Bronzeguß-Porträt-Medaillon, 1740, von C. Domanök.
Münzen. Fünf-, Drei- und Zweimarkstück, geprägt anläßlich des 90. Geburtstages des
Prinzregenten Luitpold von Bayern, 1911.
Waffen. 2 Zentralfeuer- Jagdgewehre, reichverziert, von A. Bartsch in Liegnitz, I878.
Kirchliche Geräte. Primizkranz mit zugehörigem Kelchkranz, aus künstlichen Myrten,
2. Hälfte des 19. Jahrh. — Zwei eiserne Votivfiguren aus Nenzling bei Weißenburg.
Hausgeräte. Porzellangruppe: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, wahrschein-
lich nach Alodellen von Johann Joachim Kandier, um 1 74(:i. — Sekretär, Eiche, Nußbaum four-
niert. mit mattvergoldetem Bronzebeschläg, Empire.
D e p o s i t a :
Sammlung von Gold- und Silbermünzen, historischen Medaillen, Prämienmedaillen der
Universität Altdorf und Porträtmedaillen Nürnberger Herkunft oder auf Nürnberg bezüglich,
sowie von Abschlägen und Nachbildungen von solchen; dazu eine Goldwage und ein Konvolut
Briefe. — Gotischer Kelch mit zugehöriger Patene, 1. Hälfte des 15. Jahrb., neu vergoldet. —
Missale des Propstes von St. Lorenz in Nürnberg Dr. Anton Kreß, Rotsamtband mit
silbervergoldetem Beschlag, darin Miniaturen und Initialen von Jakob Eisner, 1513; dazu
lederüberzogener schwarzer Holzkasten mit Messingbeschläg, um 1513; desgl. Buchzeichen aus
— 38 —
Seidenschnüren, mit Perlenverzierunir. um 1513- — Pokal in Form eines Halmes, Silber, teil-
weise vergoldet, von Hans Petzolt, 1599- — Deckelpokal aus Glas mit silbervergoldeten Ein-
fassungen und dem kaltemaillierten Kreßischen Wappen als Deckelbekrönung, von Friedrich
Hillebrand montiert, Ende des 16. Jahrh. — Deckelpokal aus Glas, mit geschliffenen Darstel-
lungen und silbervergoldeter Montierung. 163'^. — Deckelpokal aus Glas, mit den eingeschliffenen
Prospekten von Kraftshof und Neuhof und silbervergoldeter Deckelbekrönung, 1. Hälfte des
17. Jahrh. — GrolJer Holzstock mit dem Kreßischen Wappen, angeblicii nach Zeichnung von
Albrecht Dürer, 1. Hälfte des 16. Jahrh. — Holzstock mit Wappen und Bildnis des Johst
Christoph Kreß, I66O.
Haarsteckkamm, mit geschnitztem Blatt. Hornmasse; 2. Viertel des ly. Jahrii.
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Ankäufe:
Stirpium imagines Leoiihardi Fuschsii in enchiridii formam contractae, Lyon, bei Balthasar
Arnoullet, 1549- — Stammbuch des Apothekers Johannes Thieme aus Erfurt, 1629— 1632. —
Desgl. des Andreas Kramer, 1661 — 63- — Liber Chymicus, Manuskript von Rost, 1724. —
Holfert-Arends, Volkstümliche Namen der Arzneimittel, Drogen und Chemikalien, 6. Aufl., 1911.
KUPFERSTICHKABINETT.
Der Schwerpunkt der Neuerwerbungen dieses Vierteljahres lag im IS. und 19- Jahrliundert.
Ein pikantes Kostümaquarell von Loder, Kreideskizzen von Quaglio und Lieder, von Menzel Blei-
stiftzeichnungen (darunter die bekannte Studie zur Piazza d'erbe) und eine seltene Lithographie,
Stiche von Tischbein, Kobell und Morgenstern seien aus der Reihe hervorgehoben. Besondere Auf-
merksamkeit war der Vermehrung der Porträt- und der Karikaturensammlung zugewandt.
Geschenke.
Angers. L. de F a r cy: 20 auf die Kirche ,,Notre-Dame de Nantilly" in Saumur bezügliche
Ansichtskarten. — St. Florian bei Linz. Claudius S c h e r f 1 e r, Kleriker: 8 Photographien nach
Gemälden von Altdorfer in St. Florian. — Heilbronn. Luise K 1 e 1 1, geb. Mönnich, Rechtsan-
waltswitwe (t): 1. Souvenirs de Nuremberg dedies ä Monsieur W. B. Mönnich Dr. phil. Groß-
folioblatt, mit Nürnberger Ansichten u. a., Zeichnung. Mitte 19- Jahrh. 2. Mehrere Bleistift-
porträts in ornamentaler Umrahmung, gezeichnet von Geißler, mit Widmung an das Mönnichsche
Ehepaar, 1845- 3- Preisliste von Fr. W. Lechner über Gemüse- und Blumen-Samen, 1844. —
Lemberg. Maximilian Goldstein: 2 Blatt Exlibris Maximilian Goldstein, gezeichnet von
R. Mekicki (Lemberg.) — Mannheim. Oberstabsarzt Dr. R ö h r i n g: 7 Porträts aus der „Galerie
hervorragender Ärzte und Naturforscher" (Beilage der Münchener Medizinischen Wochenschrift
1910/1911. — Nürnberg. E n s 1 i n, Heinrich. 9 Photographien von Grenzsteinen (7 Nürnbergische
und 2 Bayreuthisch-Bambergische). — Adolf K i n k e 1 i n, Apotheker: Appell an die Kammer
der „Abgeordneten der Stände des Reichs", Flugblatt, München, 17. März l848. — Frl. Ernestine
Preu: 1. Aufzeichnung über Brotpreise 1669. 2. Darstellung des im Monat Juni 1770 erschie-
nenen Kometen, Federzeichnung. 3. Flugblatt auf den Weberaufstand in Augsburg. 1794.
4. Erzählung der Begebenheiten bei dem Aufenthalt der Franzosen in Nürnberg, 1796 (Flugblatt).
5- Bürgergroschenquittung für d. J. 1800. 6. Ottos 1. Königs von Griechenland Abschied zu
München 1832, Lith. von G. Bodmer nach Ph. Foltz. 7. Nürnberger Volksfest (Altdeutscher Jagd-
zug, Festzug des Königs Gambrinus usw.), kolorierte Lithographien nach Zeichnungen von Leop.
Itzel. 8. Vexierbild (Landschaft und Kopf), Lithographie von Höfer jr. — 9- Lithographierte
Ansicht eines Rehgewichtes von 18 Zenken, gedruckt von Fr. Kuhn, Nürnberg. 10. 15 kolorierte
Stickmusterstiche von A. P. Eisen, 1. Hälfte 19- Jahrh. 11. 2 Stiche von Christian Klein, datiert
1824 und 1825. 12. Ansicht der Geishöhle bei Velden, Stich von L. Schlemmer, 1800. 13- PLm
zu dem neuen Theatergebäude in Nürnberg, entworfen und graviert von L. Schmidtner, 1829
14. Plan zu dem Krankenhaus in Nürnberg. 15. Kostümlich interessantes Porträt: Anna Helena
Händler, 1743, im XI. Jahre ihres Alters, gemalt von N. R. Clemann. — Wartburg. Oberburg-
hauptmann von Cr an ach: Postkarte mit farbiger Ansicht des Torgauer Fürsten-Altars von
L. Cranach.
— 39 —
Ankäufe.
Handzeichnungen. 16. Jahrhundert: Unbekannter Schweizer Meister: Allegorie
(Triumphwagen mit Tugenden und Lastern), Federzeichnung. — 17. J a h r h u n d e r t. P. Ju-
V i n e 1 1: Landschaft mit Architektur. Aquarellierte Federzeichnung. — 18. Jahrhundert.
Unbekannter Meister: Mythologische Darstellung, Rötelzeichnung in Kupferstichmanier, datiert
1717. — A. L. Moeglich: Blumenornament, Rötelzeichnung, datiert 1766. — 19. J a h r h u n d e r t.
Loder: Herr und Dame in Rokokotracht, Aquarell. — Dominik Quaglio: 5 Landschaften, Kreide-
skizzen. — F. J. Lieder: Damenbildnis, Kreidezeichnung. — Fr. Eibner: Architekturstück (Motiv
aus Bamberg), Aquarell. — C Rottmann: Reggio, Aquarell. — Adolph Menzel: Vier Bleistiftzeich-
nungen: 1. Junge Frau in gebückter Haltung vom Rücken gesehen, darüber jugendlicher Kopf in
Verkürzung, datiert 28. März 82, Studie zu dem Ölbild ,, Piazza d'erbe". 2. Alte Frau aus einem
Glase trinkend. 3. Zwei Frauen in verlorenem Profil. 4. Porträt einer alten Dame, Brustbild
nach rechts, bezeichnet und datiert 91.
Kupferstiche und Radierungen. 18. Ja h r h u n d e r t. Daniel Berger: 9 Illustrationen zu
Minna von Barnhelm, auf 3 unzerschnittenen Blättern. — Gottlieb Lebrecht Crusius: Die vier
Jahreszeiten, 4 Blatt. Derselbe: 3 Illustrationen nach Chodowiecki. — Gabriel Kollmann: Die
vier Elemente, Die vier Jahreszeiten, 8 kolorierte Schabstiche. — A. W. Küffner: Gärten, Ruinen
und Waldpartien aus der Umgebung von Weimar, nach Zeichnung von C. Böckmann. 1797, 3 Blatt.
— J. H. Meil: Das Hospital; Der sterbende Vater. 2 Blatt, nach Chodowiecki. — Friedrich Oeser:
Darstellung Jesu im Tempel, nach Rembrandt. — J. Penzel: 2 Illustrationen nach Chodowiecki.
— Christ. Bernh. Rode: Sokrates im Gefängnis; Jeremias in der Grube; Das jüngste Gericht;
Teils Apfelschuß; Denkmal des Generals Keith; Achilles detectus. — J. H. Tischbein: 147 Blätter
in verschiedenen Manieren.— Unbekannter Meister (Tischbein .?): Waldpartie mit Reben und Korn
(Allegorie auf die Fruchtbarkeit der Natur). — J. H. Wiese: Schlafender Lastträger, Radierung
nach Oeser. — Jerem. Wolf: Vanitas Vanitatum. — P. C Zinck: Männlicher Akt. — P. W. Schwarz:
Felsental bei Sorento, Radierung nach Hackert. — 19. Jahrhundert. Wilh. Kobell: Das
Pferderennen zur Vermählungsfeier des Kronprinzen von Baiern 17. Oktober 18IO. Umrisstich.
— Dom. Quaglio: Die Kgl. Residenz in München, Radierung. 1811. — Chr. Morgenstern: Brücke
über einen Wildbach, 1828. — J. C. Reinhart: 3 Landschaftsradierungen. — C. A. Richter: 1. Alt-
haltensleben, kolorierter Kupferstich. 2. Waldlandschaft, Radierung, halbfertiger Probedruck. —
Friedr. Stöber: 6 Blatt, Mythologische Darstellungen nach Loder.
Holzschnitte. Petrus lehrend, aus einem Druck der Günther Zainerschen Offizin in Augs-
burg, um 1470, koloriert. — 5 kolorierte Blätter aus einem Heiligenleben, ähnlich den Illustra-
tionen des 1478 bei Sorg in Augsburg erschienenen Lebens der Heiligen. — Heimsuchung und
Darstellung im Tempel, 2 kolorierte Blätter aus einer niederdeutschen Bibel, um 1 500. — Wolf
Traut: Der Tod des hl. Franziskus, aus Bonaventuras Legende des hl. Vaters Francisci (Nürnberg
bei Friedr. Hölzel 1512), Probedruck. — Hans Burgkmair d. Ä.: Simson und Dalila in reicher
Umrahmung B. 6. — Klebeband mit zirka 600 Holzschnitten (Ausschnitte aus Büchern
15-— 17- Jahrh.).
Lithographien. Electrine Stuntz: 6 Darstellungen aus der griechischen Mythologie: ,,L'äge de
fer"', ,,L'äge d'argent", ,,L'äge d'or", ,,Pluton et Proserpine", ,,Vulcain et les Cyclopes" und
„Philemon et Baucis". — Mettenleiter: Herzog Ludwig und Ludmilla von Bayern. — J. Krie-
huber, Gruppenbild: Nestroy, Wenzel, Scholz und Carl Treumann, 1855- — Derselbe. Gruppen-
bild: Liszt am Klavier mit Kriehuber, Berlioz, Czerny und Ernst. — Adolf Menzel: Bildnis eines
Herrn mit Zeitung, Rotdruck (nicht bei Dorgerloh).
Historische Blätter. A. N i c h t p o 1 i t i s c h e A 1 1 e g o r i e n u n d S a t i r e n 1 7. Jahrh. :
Der Kampf um die Hose, Kupferstich der 1. Hälfte des 17. Jahrh. mit dem Spruch: ,,Ihr venus
knaben all, haltet euch wert und klug, Dan Siben weiber jetz, sich rauften umb ein brug." -^
18. Jahrh.: Marktszene mit Kasperletheater, Aquarell. — Joh. Rud. Schellenberg, Kostüm-
studien und Karikaturen, 3 Bl. — 19. J ahrh.: Karikaturen aus dem Nürnberger Verlag von
Friedr. Campe, Kupferstiche von Fr. Fleischmann u. a. nach Zeichnungen von Joh. Mich. Volz
von Nördlingen: 1. Krähwinkeliaden: a) Der feindliche Anführer läßt die Besatzung über die Klinge
springen, b) Die Krähwinkler Soldaten fallen über einen feindlichen Vorposten her. c) Ein Kräh-
winkler Vorposten gibt Feuer, d) Wie ein Krähwinkler Stiefelwichser die Wichse dazu erhält.
— 40 —
e) Der Magister von Kriiliwinkel legt sich .lul die Spnuhen und Wissenscluiften. 1) Der Herr General
von Krähwinkel sucht sich in einem Wald zu halten, muß sich aber übergeben, g) Der Amtmann
von Krähwinkel liegt in den letzten Zügen. 2. ..Frau Kaffee-Liesel (Vorsteherin der großen Kaffee-
Schwestern-Sozietät)." 3- ..Der reisende Deklamator und die Elegante Welt." 4. ,, Sonst und
Jetzt", Satirische Darstellung auf das Militär. 5- -.Der Denker-Club, auch eine neue deutsche
Gesellschaft". 6. ..Ein Familien-Gemälde für Leute von feiner Conduite." ?• ,,Der Weltmann
und der Dichter oder wie ein Gelehrter seine Manuskripte dem Buchhändler anbietet." 9- „Die
verschiedenen Liebhaber." lo. ..Unser Verkehr nach der neuesten Darstellung," 4 Bl. ll. Histo-
rische Denkwürdigkeiten für gemütliche Leser: a) ..Drusus." b) ..Diogenes". — Karikaturen aus dem
Verlag von W. Zawitz in Berlin: l. Der Philister! (So lag ich! — und so führt ich meine Klinge!).
2. Der Brunnen in der Breiten Strasse in Berlin vor dem Hause Nr. 31. 3- Die Seehandlung
1772—1848. — So fährt man für 2 gg. nach Charlottenburg, anonym. Lithogr. um 1835- — Litho-
graphien von F. A. Mottu-Cöln: i. Die Gemälde-Liebhaber. 2. Das Konzert. — Soldaten-
karikaturen. Stiche von Gottschick nach Oldendorp: a) Habt acht! jetzt werd' ich coman-
diren! Rieht euch! b) Schulterfs Gewehr! Angegriffen! c) halt! Douplir Schritt, d) Marsch!
e) Gewehrraus! f) Praesentierts Gewehr! Pfeifen weg! Aufgepaßt! g) Gewehr hocii! Steht
doch grade Gevatter, so wie ich! h) Feuer! — B. Politisches Leben. Gedicht von Hans
Schneyder, auf die gegen Venedig gerichtete Liga von Cambrai bezüglich, Einblattdruck 1508.
— Jonas Suyderhoef, Die Beschwörung des Friedens in A'\ünster zwischen Spanien und den vereinigten
Staaten am S- Mai l648, Kupferstich, 17- Jahrh. — J. L. Rugendas, Fürst Schwarzenberg über-
bringt die Siegesnachricht nach der Völkerschlacht bei Leipzig, gleichzeitiges Aquatintablatt. —
E. C Heß, Darstellungen aus der Geschichte des Hauses Witteisbach, Kupferstiche. — „Wie das
französische Volck dreßirt wird". Gilray fec. ä Londres I8l6, koloriert. — .,So ist es!" Spottbild
auf die leeren Staatskassen in Preußen, kolorierte Lithogr. aus dem Verlag von W. Zawitz in Berlin.
— Zwei politische Karikaturen aus dem Verlag von J. J. Rocca. Berlin. — ,,Sr. Churfürstlichen
Durchlaucht zu Hessen Leib-Militäir", kolor. anonym. Kupferstich. — C Kirchliche Alle-
gorien: Erinnerungsblatt zur Jubelfeier der Augsburger Konfession, Stich von Setlezky, l8. Jahrh.
— D. K a 1 e n d e r: 2 Bruchstücke eines volkstümlichen Wandkalenders, gedruckt durch herr
hansen Weysenburger, Priester zu Nürnberg, Gemacht auff Bamberger pistum 1512. —
E. Medizin: Bruchstück eines gedruckten Aderlaßzettels aus dem Anfang des l6. Jahrh.
Stadtpläne und Prospekte. Ansicht des Heidelberger Schlosses, Kupferstich v. J. 1689- —
Verschiedene Ansichten von München. l. H. 19. Jahrh. — Der Alünster in Ulm, wie er ist und
wie er hätte werden sollen. Lith. von Möschle in Ulm.
Porträts. E. M. Arndt, Stich von C T. Riedel. — Caroline Bauer, sächs. Hofschauspielerin,
Lith. von Fr. Dittmar. — L. van Beethoven, Phot. nach zeitgenöss. Bildnis. — Beethovens Studier-
zimmer in Wien, Lith. von Trentsensky. — Caroline Churfürtsin von Bayern, anonym. Stich in
Punktiermanier, Probedruck. — Matthias Claudius, Herausgeber des „Wandsbecker Boten",
Silhouette. — P. von Cornelius, Stiche von Nordheim u. C Mayer. — Eckhardt (gen. Koch),
K. K. Hofschauspieler in Wien, Stich von J. Neidl. — M. A. Chr. Eschenbach, Prediger bei St.
Clara in Nürnberg (1663—1722), Stich von J. A. Delsenbach, 1716. — Henriette Eunike als Mar-
garethe. Stich von J. Karcher, 1794. — Matt. Flacius, Theolog, 1520— 1575. Stich. — Joseph
R. v. Führich, Maler, Original- Photogr. von C von Jagemann. — Dr. Gall, Lithogr. nach Schnorr.
— Friedericke Großmann (Wien), kolor. Stich von Sonnenleiter. — Haydn's Grabdenkmal im Kirch-
hof zu Gumpendorf und Haydn's Denkmal in St. Peter zu Salzburg, 2 Lithographien. — Georg
Achatius Heher, Anhaltischer Bevollmächtigter beim westfälischen Friedensschluß, Stich von
M. Borrekens. — Anna Keller, Sängerin, Lith. von Lorenz. — Max Korntheuer, Schauspieler in
Wien, Lith. von C Brandt. — W. Krauseneck, preuß. General, Lith. von Wildt nach Krüger. —
Liszt, Lith. von Kriehuber, 1838. — F. Liszt, Stich von C. Gonzenbach nach W. Kaulbach. —
Louise, Prinzessin der Niederlande, Lith. von Werner nach Krüger. — M. Luther in das Glaubens-
bekenntnis des Bischofs Athanasius gekleidet, Druck und Verlag von F. Wenzel in Weißenburg
und C. G. Roeser in Nürnberg. — P. Melissus (Schedius), Dichter, Biblioth.^kar in Heidelberg.
1539—1602. Stich von de Ery. — J. Gottl. Müller, Kupferstecher, gest. in Stuttgart IS30.
Stich von E. Morace nach F. Tischbein. — Fr. von Nagler, 1770— 18-16, Stich von L. Buchhorn
nach F. Lieder. Probedruck. — Niebuhr, Historiker, Stich von L. Sichling nach Schnorr. Probe-
— 41 —
druck. 31 Porträts von Niirnbersjer Geistliclien, Stiche des 17. — IS. Jahrli. — 21 Porträts von
Nürnberger Bürgern und Patriziern, Stiche des 17- — t^- Jahrii. — 14 Porträts preußischer Gene-
rale und Staatsmänner, Stiche des 18. Jahrh. — G. Prochastca. Prof. der Augenkrankheiten (Wien
1749—1820), Stich von J. G. Mansfeld nach J. Kreuzinger. — Joh. Gottl. Quandt (1721 — 1784),
Kaufmann in Leipzig. Stich von J. F. Bause nach A. Graff. — Godardus de Reede, Holländischer
Gesandter zum westphälischen Frieden, Stich \on C. Galle nach A. van Hülle. — Bernh. Friedr.
Roose, K. K. Hofschauspieler, Stich von Joh. Neid!. — Joach. Rossini, Komponist, Lith. von
G. Decker. — Gottl. Schacher, Stadtrichter in Leipzig (geb. 1713). Stich von J. F. Bause nach
A. Graff. — 3 Porträts der Nürnberger Kaufmannsfamilie Schoapp auf einem Blatt, Stich vf)n
Fleischmann, 18. Jahrh. — Schiller, in Wolken über der Ansicht von Marbach. anonym. Lith. —
L. Schneider, Schauspieler, Lithogr. von C. Wildt nach Zeichn. von W. Wider. — F. Spitius, Pro-
fessor, Schabkunstblatt von C. Weigel. — Louis Spohr, Lith. von Ed. Kaiser nach G. Gaul. —
Sigm. Streit, Handelsmann in Venedig, Stich von J. Wagner, 18. Jahrh. — L. IJhland, Stich von
T. Kühner. — L. Uhland, Stich von C. E. Weber, Probedruck. — Uhlanddenkmal in Tübingen.
Stich von C. Riedt. — Joh. Vulteius, Hess. Staatskanzler, Ges. zum vvestph. Frieden, Stich von
C. Galle nach A. van Hülle. — B. West. Geschichtsmaler, 1738—1820. Schabstich von J. E.
Haid, 1771-
Deposit a.
Städtische Kupferstichsammiung. Augustin Hirschvogel Landschaft B. ()1. Radierung
v. J. 1546. — Flugblatt mit der Darstellung der Brautwerbung eines Schneiders und vier-
zeiligem Text: ,,Der Jung Gesell / Jungfraw hie secht ihr vor euch stahn / Mein Handwerck
das ich glernet han / Das kann ich treiben mit der Hand / Kan darmit dienen Leut und
Land / — Wil auch mit nehren Weib und Kind / Wenn mir Gott den Ehestand vergünnt / Nembt
ihr mich zu ein Eheling gmahl / Kein fleisz spar ich nicht überal. — Die Jungfraw / Von
Jugend auff ausz liebes brunst / Trug ich zu diesem Handwerck gunst / Dann ich auch darzu
heften kann / Solt ihr werden mein ehelich Mann / So wolten wir in Zucht und Ehren / Im
Ehestand uns beyde fein nehren / Mit sampt den lieben Kinderlein / Die uns denn Gott wird
geben fein. Holzschnitt 2. Hälfte 16. Jahrh.. gedruckt zu Nürnberg bei Lucas Mayern,
Formschneider.
ARCHIV.
Geschenke.
Arnstadt. Brauereileiter Robert Bahlsen: Acta inquisitoria contra Margarethen,
Philipp Wasens Witbe, sonst die Kittelfraw genant, in puncto He.xerei. Actum Geschwenda.
anno 1667. Pap. Hs. 2 Bde. 2. — Berlin. Karl Ernst Henrici: Reisebriefe des
Christoph Fürer von Haimendorf aus Nürnberg. I681 — 1687. 127 Stück. — Graz. Major a. D.
Friedrich Hochenegg: Chronik der Familie von Hochenegg, zusammengestellt vom
Geschenkgeber, mit den Originaldokumenten. 18 Orig.-Pap. -Urkunden (1743 — 1799)- — Nürn-
berg. Ernestine Preu: ,, Fischausgeben bey Fischung des Tutzenteichs. Anno 1695"-
1 Blatt. 2. — Ein Convolut Kaufbriefe über ein Haus am Nadlersgraben in Nürnberg. 9 Stück.
— Tessin (Mecklenburg). Gutsbesitzer S t e v e r - W o 1 t o w: Lehenbrief des Herzogs Adolf
Friedrich von Mecklenburg über das Gut Dahlem in Mecklenburg-Strelitz. Neu-Strelitz. 1747-
Febr. 25- Orig. Perg.
Ankauf e.
Schreiben des Königs Ferdinand I. von Böhmen und Ungarn, Erzherzogs von Österreich,
an Richter und Rat der Stadt Enns. Wien. 1527. Mai 31- Orig. Pap. — Schuldverschreibung
des Georg Basilius Wittig, Bürgers und Apothekers zur goldenen Kugel in Nürnberg. Mit eigen-
händigen Zeilen des Sigmund v. Birken. Nürnberg. 1672. Nov. 1. Orig. Pap.
Autographen: Petrus Lotichius Secundus an Erasmus Neusteter in Würzburg. Heidel-
berg. 1560. Oct. 8. — Flacius lllyricus an eine Gräfin von Henneberg. Eisenberg. 1567.
— 42 —
Oct. 5. — Paulus Melissus an nieronynuis Wolf. Heidelberg. 15>S4. Aug. 17. — Ernst Moritz
Arndt an ... ? Bonn. 1842. Dez. 2. — Johann Jacob Bodmer an . . .? Zürich. 1743- März 26.
— Ludwig Andreas Feuerbach an Daub in Heidelberg. O. D. — Friedrich de la Motte Fouqu^
an Hofrat Keil in Leipzig. Halle 1837- Febr. 27. Halle IS3S. Juni 1. Halle I838. Oct. 30.
— Ders. an Heinrich Seiff in Rossen. Nennhausen. 1819- Sept. 23. — Ludwig August Frankl
an Levin Schücking in Cöln. Leopoldstadt. O. D. — Ders., Gedicht: „König Trojan". — Enia-
nuel Geibel an Paul Heyse. Lübeck. 1871. Juni 26. — Joh. Conrad Grübel. Gedicht auf das
Jahr 1807. — Ders., Briefgedicht an Witschel. 18O7. April 5- — Friedrich Christian Lauckard
an Meyer in Straßburg. Halle. 1797- Mai 7- — Ludwig Uhland an Fouque. Paris. 1810. Dez. 19-
— Peter V. Cornelius an Passavant in Florenz. Rom. 1819- Sept. 4. — Ein Convolut Künstler-
briefe (Düsseldorfer Schule): Andreas und Oswald Achenbach. Wilhelm Camphausen. Eduard
V. Gebhardt. Joh. Pet. Hasenclever. Theod. Hildebrandt. Karl Friedr. Lessing. Eug. Nap.
Neureuther. Robert Reinick. Alfred Rethel. Adolf Schradter. Joh. Bapt. Sonderland. Clemens
Zimmermann. — Jak. Philipp Hackert an v. Negelin in Königsberg. Neapel. 1790. Dez. 4. —
Ein Convolut Künstlerbriefe, vornehmlich aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Andreas
Achenbach. F. Bamberger. R. Begas. J. Benczur. Calame. Camphausen. Defregger. Diday.
Eisenmenger. Anselm Feuerbach. Gasser. Grottger. Grützner. Harburger. Herkomer.
Hiremy. Wilhelm Kaulbach. Kriehuber. Knaus. Laurens. Lenbach. C. F. Lessing. Ma.\. Neu-
reuther. Passini. Friedr. Preller. v. Ramberg. Ranftl. G. Richter. Ludw. Richter. Riedl.
Ritschel. Rottmann. Rousseau. Schadow. Schilling. Schmitson. Schwanthaler. Thorwaldsen.
Selleny. Werner. — Ein Convolut Künstlerbriefe, vornehmlich aus der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts: Wilhelm Busch. Franz Defregger. Eduard Grützner. Ma.x Klinger. Ludwig
Knaus. Franz Lenbach. Gabriel Max. Adolf Menzel. Paul Meyerheim. Gustav Schönleber.
Anton Seitz. Karl Stauffer-Bern. Hans Thoma. Fritz v. Uhde. Anton v. Werner. Caspar Zum-
busch. — Ein Convolut Briefe von Kupferstechern und Radierern des 18. Jahrhunderts: Samuel
Amsler. Friedr. Wilh. Gmelin. Georg Abraham Hackert. Christ. Ludwig v. Hagedorn. Johann
Elias Haid. Johann Jacob Haid. Christian Haldenwang. Karl Ernst Christoph Heß. Karl Wil-
helm Kolbe. Franz und Johann Riepenhausen. Christ. Bernhard Rode. Johann Georg Wille.
— Christian Daniel Rauch an Quandt in Dresden. Berlin. 1827. April 25- — Josef v. Führich
an . . . ? Wien. 1797- Oct. 21.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Wappenbrief des Kaisers Rudolf 11. für Alichael Kron-
nest. Regensburg. 1594. Juli 11. Orig. Perg.
.*iutographen: Thomas Venatorius an Hieronymus Baumgartner. Rothenburg o. T. 1544.
AprÜ 2. — Christoph Arnold an Nicolaus Rittershaus in Altdorf. Nürnberg. I650. Juli 8. —
Johannes Bissei an Nicolaus Rittershaus in Altdorf. Amberg. 1656. Nov. 3.
Braunschweigische Stiftung. Johannes Gryphiander an Rem. Helmstädt. 161 5. März 1.
Hohenzoliern-Stiftung. Johannes Neser: Albumblatt. Wittenberg. 1580. Sept. 3.
Witteisbacher Stiftung. Andreas Lazarus Imhof an . . .? Sulzbach. 1685. Juni 24. —
Paul Joh. Anselm Feuerbach an seinen Verleger. München. i8l4. April 14. — Friedr. Wilh.
Josef Schelling an König Ludwig I. von Bayern. 7 Briefe. I830. Aug. 18 bis 1845. Oct. 16.
— Christian Daniel Rauch an König Ludwig 1. von Bayern. Berlin. 1832. Oct. 20.
BIBLIOTHEK.
Auch diesmal, wie in unserem vorigen Hefte, dürfen wir als die hervorragendsten Erwerbungen
des letztverflossenen Vierteljahres eine ganze Anzahl nach ihrer künstlerischen Ausstattung oder
ihrem historischen Inhalt größtenteils bedeutender Stammbücher anführen. Durch die
Versteigerung der berühmten Stammbüchersammlung des bereits 1894 verstorbenen Geheimrats
Friedrich Warnecke bei C. G. Boerner in Leipzig am 2. Mai war zu wertvollen Ergänzungen und
zum Ausbauen der Sammlung des Germanischen Museums eine Gelegenheit gegeben, wie sie ein
zweitesmal so leicht nicht wiederkommen wird: und gleichzeitig wurde dem Museum durch das
rasche und opferfreudige Vorgehen der ehemals ratsfähigen, regierenden, der alten Patrizier-
familien Nürnbergs in dankenswertester Weise die finanzielle Handhabe dargeboten, um sich
einiger der kostbarsten, insbesondere auf Nürnberg bezüglichen Schätze auf der Boernerschen Auk-
tion versichern zu können.
43
Im einzelnen ist von dieser Patrizierstiftunc; beim Kassenbericht (S. 30 dieser Nummer)
lind weiter unten (S. 50) die Rede. Hier sei nur der hauptsächliciisten Stücke, die mit ihrer Hilfe
oder mit den Mitteln einijjer anderer Fonds erworben werden konnten, vorweg in Kürze gedacht.
Sehr interessant seinem Inhalte nach ist u. a. das Stammbuch des Predigers an der Spitalkirche
zu Nürnberg Georg Werner, das Einträge von Nikodemus Frischlin, Johann Praetorius,
Hans Leo Haßler (eine kleine Komposition) u. s. f., auch ein von Melanchthons Sohn beglaubigtes
Autograph Luthers enthält, ferner das auch künstlerisch ausgestattete Stammbuch des Ulrich
Johann Starck (vgl. Abb. 12) und dasjenige des Hieronymus Kreß mit einer
Einzeichnung Wallensteins aus dessen Altdorfer Studentenzeit (Abb. 13) und verschiedenen Dar-
stellungen aus dem Studentenleben in Aquarellmalerei (Abb. 14). Endlich seien noch ein paar
inhaltsreiche H a r s d o r f f e r s c li e Stammbücher (vgl. Abb. l 5 und 16), sowie die des Marcus
Carl T u c h e r. L e o n !i a r d G r u n d ii e r r , V a u 1 u s C ii r i s t o p h G u g e 1, des
Abb. 12. Aus dem Ulrich Joh. Starck'schen Stammbuch. l(). Jaiirhundert.
G e b h a r d G e r d n e r, eines Altdorfer und dann Jenenser Studenten mit großem Bekannten-
kreise, des Nürnberger Theologen F r i e d r i c ii K o r d e n b u s c h, des Altdorfer Studenten
Georg Dehler (daraus Abb. 17) und einiger junger Künstler oder Kunstbeflissener
besonders hervorgehoben. Durch diese neue, im ganzen 25 Bücher aus dem 16., 17., 18. und be-
ginnenden 19. Jahrhundert umfassende Erwerbung hat die Stammbüchersammlung des Ger-
manischen Aluseums eine sehr schätzenswerte Bereicherung erfahren.
Geschenke.
Angers. L. de Farcy: Ders., Histoire et description des tapisseries de la Cathedrale
d"Angers. 0. J. 4. — Ders.. Monographie de la Cathedrale d'Angers. Le Mobilier. 1901. 2. —
Bayreuth. Handelskammer für Oberfranken: Jahresbericht 1910 1911. 8.
— Berlin. K g 1. Akademie des Bauwesens: H. Volkmann, Die künstlerische Ver-
wendung des Wassers im Städtebau. 1911. 2. ^ K g 1. Bibliothek; Jahresverzeichnis
der an den deutschen Universitäten erschienenen Schriften. Bd. XXV. 1909/IO. 1911. 8. —
Berliner Titeldrucke. Verzeichnis der von der Kgl. Bibliothek zu Berlin und den preußischen
44
Universitätsbibliotheken erworbenen neueren DriR-kschriften. 1910. 191 1. 8. — Berliner Titel-
drucke. Verzeichnis der von der KrI. Bibliothek zu Berlin und den preußischen Universitäts-
bibliotheken erworbenen neueren Druckschriften. Orientalische Titel. 19l<>. 1911. 8. — C 1 a s-
sen & Co.. G. m. b. H.: Franz M. Feldhaus, Die geschichtliche Entwicklunj;; der Technik des
Lötens. O. J. 8. — G r o ß er G e n e r a 1 s t a b: Moltkes militärische Werke. Bd. i V. Kriegs-
lehren. 2. Teil. Mit Karten. 1911- 8. — G e n e r a 1 v e r w a 1 t u n g der K g 1. Museen:
Jahrbuch der Kgl. preuß. Kunstsammlungen. Beiheft zum 3^- Bd. 1911- 2. — K g 1. p r e u ß.
K r i e g s m i n i s t e r i u m: Veröffentlichungen aus dem Gebiete des Militär- Sanitätswesens.
Heft 46/48. 1911. 8. — K g 1. p r e u ß. M i n i s t e r i u m der öffentlichen A r-
beiten: Zeitschrift für Bauwesen. Heft IV bis VI des Jahrganges 1911 nebst Atlas. 1911- 2.
— Kgl. preuß. Ministerium für Handel und G e w erbe: Jahresberichte
der Kgl. preuß. Regierungs- und Gewerberäte und Bergbehörden für 1910. 1911- 8. — Staats-
sekretär des Innern: Der Obergermanischraetische Limes des Römerreiches. 34. und
35- Lief. 1911. 4. - W e i d m a n n sehe Buchhandlung: L. Bertalot, Humanistisches Studien-
Abb. 13. Eintrag Wallensteins in das Hieronymus Kreß'sche Stammbuch.
Ende des 16. Jahrhunderts.
heft eines Nürnberger Scholaren aus Pavia (1460). 1910. 8. — J. Haller, Papsttum und Kirchen-
reform. Bd. I. 1903. 8. — K. Lamprecht, Deutsche Geschichte. Bd. VI, 1 X u. X der ganzen
Reihe. 1907/10. — Ders., Histor. Methode und histor.-akademischer Unterricht 1910. 8. — Ders.,
Moderne Geschichtswissenschaft. 2. Aufl. 1909- 8. — Quellen und Forschungen zur alten Geschichte
und Geographie. Herausgegeben von W. Sieglin. 22. Heft. 1910. 8. — Quellenlesebuch zur
Kulturgeschichte des früheren deutschen Mittelalters. Herausgegeben von W. Jahr. Teil 1 u. 11.
1911- 8. — Bern. Kant. G e w e r b e - M u s e u m: 42. Jahresbericht für das Jahr 1910.
1911. 8. — Bielefeld. V e 1 h a g e n & K 1 a s i n g: Ed. Heyck, Deutsche Geschichte. Bd. I
bis 111. 1905/06. 8. — Künstlermonographien Nr. 71 u. 76. 1909. Gr. 8. — Land und Leute.
Monographien zur Erdkunde Nr. 1 — 25. 1910. Gr. 8. — Kulturgesch. Monographien Nr. 4. 1909.
Gr. 8. — Monographien zur Weltgeschichte. Nr. 6 u. 15- 1905 u. 1909- Gr. 8. — A. Rosenberg,
Handbuch der Kunstgeschichte. 2. Aufl. Herausgeg. von H. Rosenhagen. 1908. 8. — K. Rubel,
Die Franken, ihr Eroberungs- und Siedelungssystem im deutschen Volkslande. 1904. 8. —
Bonn. Dr. phil. F. Giemen, Universitätsprofessor, Provinzialconservator der Rheinprovinz:
Berichte über die Tätigkeit der Altertums- und Geschichtsvereine . . . der Rheinprovinz. Nr. XV.
1910. 1911. 8. — Derselbe, Berichte über die Tätigkeit der Provinzialkommission für die Denk-
malpflege in der Rheinprovinz und den Provinzialmuseen zu Bonn und Trier. XV. Heft. 1910,
191 1- 8. — Kommerzienrat Friedrich S o e n n e c k e n: Ders., Der Werdegang unserer
— 45
Schrift. 191 1. 2. — Braunschweig. F r i e d r. V i e \\ e k & S o ii n, Verhij?: Verlugskatalog
von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig 1786 — 1911- Herausges:. :uis Anlaß des 125jährigen
Bestehens der Firma 1911. 8. — Bremen. Gustav Winter, Verlag: W. Heymann, Das
bremische Plattdeutsch. 1909. S. — H. Hoops, Geschichte der Börde Lesum. 1909. 8. —
Budweis. Stadt. Museum: Bericht des Verwaltungsausschusses des Museums- Vereines für
das Jahr 1910. 1911. 8. — Buenos Aires. Deutscher Lehrerverein: Jahresbericht
19IU/11. 1911. 8. — Cassel. Magistrat der Residenzstadt: Bericht über die
Verwaltung der Stadt im Etatsjahr 1909- 1911. 4. — Casseler statistische Jahresberichte.
1. Jahrg. (1908). 8. — Dresden. K g 1. ö f f e n t 1. Bibliothek: Jahresbericht für 19K).
1911. 8. — G e n e r a 1 d i r e k t i o n der K g 1. Sammlungen f ü r Kunst u n d
Wissenschaft: Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen. Jahrg. i. 1910. 2. —
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ximilian I. von Albrecht Dürer. S.-A. 1911. 2. — Drosendorf. Franz Kießling: Kieß-
ling-Obermaier, Das Plateauiehmpaläolithikum des nordöstlichen Waldviertels von Niederöster-
reich. S.-A. 1911. Gr. 8. — „Roland", Verein niederösterr. Altertumsfreunde: Mitteilungen
1911. 8. — Detroi. K n u d Weif Hanse n: Chronikblätter der Nachkommen im Mannes-
Abb. 14. Szene aus dem Studentenleben. Aus dem Hierou. Kreß'schen Stammbuch.
Ende des 16. Jahrhunderts.
stamm des Broder Mumsen zu Bopslut im Nordstrande. Bd. 1. Nr. 30 u. 31. 1911- 4. — Er-
langen. T h. Blaesings Univ.-Buchhandlung: L. Göhring, Führer durch die Fränkische
Schweiz und ihre Vorberge. 7. Aufl. 1911- 8. — Fr. Naegle, Einführung in die Kunstgeschichte.
111. Aufl. 1910. 8. — Fr. Junge, Verlag: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte.
Herausgeg. von Th. v. Kolde. Bd. XVII, Heft 4. 1911. 8. — M a .\ M e n c k e. Universitäts-
Buchhandlung: E. Fralbert, Universitäts-Taschenbucii. 1911. 8. — Essen. Firma Friedr.
Krupp, A.-G., Gußstahlfabrik: Friedr. C. G. Müller, Krupp's Gußstahlfabrik. 0. J. 2. —
Qlogau a. 0. Dr. Rolf Neu mann: Ders., Die deutsche Kriegsdichtung von 1870/71. Diss.
1911- 8. — Godesberg. F e r d. Jagenberg: Ders., Familie Jagenberg. 1. Heft. 1911- 4.
— Gotha. G o t h a e r L e b e n s v e r s i c ii e r u n g s b a n k auf Gegenseitigkeit:
82. Rechenschaftsbericht für das Jahr 19IÜ. 1911- 2. — Qreifswald. Kgl. Universität:
Herm. Schöne, Galenus de partibus artis medicativae. 191 1. 8. — Halle. Buchdruckerei H o h-
mann: Archivalische Bibliographie. 1908. 8. — Dr. jur. Walter Mück: Der Mansfelder
Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung. Bd. 1 u. II. 1910. Gr. 8. —
Hamm. Breer & T h i e m a n n, Verlag: Frankfurter zeitgemäße Broschüren. Bd. XXX.
Heft 5 u. 6. 1911. 8. — Harburg. Handelskammer: Jahresbericht für 1910. 1911.8. —
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J.ihihuiuieit ans der Gescliiclite der Fuiuilie Zaiiiic; nie ister 1415 — 1521. 1911. 8. — Innsbruck.
Wagn ersehe Universitütsbuchluindliing: Beiträge zur Antiiropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte von Tirol. 1894. 8. — Biderniann, Die ungarischen Ruthenen, ihr Wohngebiet, ihr
Erwerb und ihre Geschichte. II. Teil. l. Heft. 1867. 8. — Tirolische Gescliichtsquellen. Bd. II
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1901. 2. — Quellen und Forschungen zur Geschichte, Literatur und Sprache Österreichs und
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genossen. 1900. 8. — E. Borkowsky, Das alte Jena und seine Universität. 1908. 8. —
Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. 1910. 8. — Meister Eckeharts Schriften und Predigten.
Übersetzt von H. Büttner. Bd. II. 1909. — Eckermann, Gespräche mit Goethe in den letzten
Jahren seines Lebens. Herausgeg. von A. Bartels. Bd. 1 u. II. 7. bis 9- Tausend. 1908. 8. —
Hölderlin. Ausgewählte Briefe. Herausgeg. von W. Böhm. 191 0. 8. — Sören Kiekegaard.
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Briefe. Herausgeg. von Fr. Gundelfinger. 1907. 8. — Schiller und Lotte. Ein Briefwechsel.
Herausgeg. von Alex. V. Gleichen- Rußwurm. Bd. XII. 1908. 8. — Schleiermacher Briefe. 1906.
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schen Volksbücher. Herausgeg. von R. Benz. ..Die sieben weisen Meister" und „Historia von
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Geschichte der italienischen Kultur. Herausgeg. von Marie Herzfeld. I.Serie. Bd. I— III. 1910/II.
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Chronik für das Jahr 1909. XXV. Jahrg. 1911. 8. — Köln a. Rh. Dr. H e r m. K e u s s e n,
Stadtarchivar: Die Autobiographie des Münsterschen Domdechanten Bernhard von Mallinckrodt.
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sches Museum: Bericht 19O8— 10. [1911]- 8. — Langenzenn. Stadtpfarrer Einfalt:
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1910. Gr. 8. — Woermann, Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker. Bd. III. 1911- 8. —
Insel-Verlag: Brüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen. Kl. Ausg. 1825- Neudruck.
1911- 4. — Städtisches Kunstgewerbemuseum: Führer durch die Spitzen-
Ausstellung. 1911. 8. — F r i e d r. Meyers Buchhandlung: Antiquariats- Katalog Nr. 100.
1911- 8. — Veit & Comp., Verlag: Caro, Beiträge zur älteren deutschen Wirtschafts- und
Verfassungsgeschichte. 1905. 8. — R. Eucken, Der Kampf um einen geistigen Lebensinhalt.
2. Aufl. 1907. 8. — Ders., Die Lebensanschauungen der großen Denker. 9- Aufl. 1911- 8. —
Velhagen & Klasing: Künstler-Monographien Nr. 103: H. W. Singer, Julius Schnorr
von Carolsfeld. 1911. 8. — Magdeburg. C r e u t z sehe Verlagshandlung: M. Modde, Unser
lieben Frauen Kloster in Magdeburg. 1911. 8. — Mannheim. Dr. R ö h r i n g, Oberstabsarzt
a. D.: A. Kußmaul, Aus meiner Dozentenzeit in Heidelberg. Herausgeg. von V. Czerny. 1903.
8. — Die Zweihundertjahrfeier der Kgl. preuß. Akademie der Wissenschaften am 19- u. 20. März
47 —
1900. [1900]. 2. — Würth, Album der Geschichte des Jalues 1848 in Europa. 2. Aufl. 0. J. 4.
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chemischen Destilliergeräte. 1911- 8. — München. Münchner A 1 t e r t u m s - V e r e i n:
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Festschrift zum 25jährigen Regierungsjubiläum Sr. Kgl. Hoheit des Prinzregenten Luitpold von
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altmünchner Tafelgemälde des XV. Jahrhunderts im Bayerischen Nationalmuseum. 1909. 4. —
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2. — Großkanzleramt des Kgl. bayer. Hausritterordens vom heil.
Georg: Mitgliederverzeichnis des Kgl bayer. Hausritterordens vom hl. Georg nach dem Stande
vom 24. April 1911. [191 1]. 8. — H i s t. M u s e u m, M a i 1 1 i n g e r Sammlung u n d
M o d e 1 1 - S a m m 1 u n g: Hist. Ausstellung der Stadt München, veranstaltet aus der Maillinger
Sammlung. Der zweiten Gesamtvorführung XI. Serie (XXXIV. der Gesamtfolge). 1911. 8. —
Lehr- und Versuchsanstalt f ü r P h o t o g r a p hie. Che m i g r a p h i e, Li c h t-
Abb. 15- Aus dem Stammbuch des üeorg Atidreas Harsdorffer. 17. Jahriunulert.
d r u c k und G r a v ü r e; Jahrbuch 1911- l'H 1. 4. — J. J. L e n t n e r sehe Hofbuch-
handlung: Lager- Katalog VII: Die Haupt/und Residenz/Statt München. Verzeichnis einer
Sammlung von Büchern und Bildern von XV. bis XX. Jahrh. 1911. 8. — Veröffent-
lichungen aus dem kirchenhist. Seminar München. III. Reihe Nr. 12: A. M. Koeniger, Drei
„elende" Heilige. 1911. 8. — Nürnberg. Esc 0 f i e r, F u c h s u n d S c h a n d e r, Lehrer:
Falk, Gerold und Rother, Lebensvoller Geschichtsunterricht. 3. Heft. 1. Teil: Die römisch-
germanische Welt des Mittelalters. 1911. 8. — H a n d e I s k a m m e r: Jahresbericht für 1910.
1911. 8. — Justizrat M e r z b a c h e r. Rechstanwalt: Ausstellung von Meisterwerken der
Renaissance aus Privatbesitz in München. 2. Aufl. [1901]. 8. — Catalogo esposizione belle arti,
arte sacra antica, mobili e ceramiche. Como. 1899. 8. — Führer durch die Thoma- Jubiläums-
Ausstellung 1909 in Karlsruhe. 1909. 8. — Genealogisches Handbuch der lebenden Raths- und
Gerichtsfähigen, auch einiger andern adeligen Familien zu Nürnberg. 1., 3. u. 4. Forts. 1800
bis 1827. 8. — Jubiläums-Ausstellung für Kunst und Kunstgewerbe in Karlsruhe 1906. 8. —
Jubiläums-Ausstellung von Kunstwerken des 19. Jahrh. aus Karlsruher Privatbesitz im Badischen
Kunstverein. 19O6. 8. — A. Löwenstimm, Aberglaube und Strafrecht. I897. 8. — B. Otto,
Der Umsturz. 1896. 8. — Nürnberger Medizinische Gesellschaft und Poli-
klinik: XXXII. Jahresbericht 1910. 1911. 8. — Sitzungsberichte 1910. 1911. 8. — Röther
& Comp.: J. Mich. Lange, Kern des wahren Christentums. 3. Hauptteil. 1695. 8. — Stadt-
— 48 —
m ;i jr i s t r ;i t: Festschrift zur EiiuvoihuiiR des Künstlerluiuses /u Nürnberg ;ini j. Juli 1910.
II. Teil. [1910]. 2. — Geschäftsverteilung in Magistrat und Gemeindekollegiuni der Stadt Nürn-
berg vom 1. Januar 1909 an. O. J. 8. — Fr. Tr. Schulz, Beschreibung der stiidt. Kunstsamm-
lung 1909- 8. — Verwaltungsbericht für das Jahr 1909. 1911. 8- — Voranschlag für den Ge-
meindehaushalt der Stadt Nürnberg für das Jahr 1911- [1910]. 4. — S o p h i e Freifrau
von Stromer: [G. T. Wilhelm,] Unterhaltungen aus der Naturgeschichte. lSu4 ff. 8. —
Paderborn. F e r d. Sc ii ö n i n g h, Verlag: Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der
Geschichte. XV. Bd. K. H. Schäfer. Deutsche Ritter und Edelknechte in Italien während des
14. Jaiiriiunderts. 2. Buch. 1911. 8. — Potsdam. Prof. Schreiber: Ders., Manuel de l'ama-
teur de la gravure sur bois et sur metal au XVe siecle. V. Tome. 2. Partie. 1911- 8. — Regens-
burg. Stadt. B a u s c li u 1 e: Jaiiresbericht 1910/T 1. 1911- 8. — J. H a b b e 1, Verlag:
Literarischer Anzeiger der Verlagshandlung J. Habbel in Regensburg 1911 Nr. 1. 1911- 2. —
Speyer. Emil Heuser. Bahnverwalter und Hauptmanna. D.: Ders., Das Rheingold und
die Rheingoldmünzen. S.-A. 191 1. 2.— Straßburg. J. H. E d. H e i t z: Studien zur deutschen
knjitrJiuiruJB^ plxAtuS
'yyuL Vit "^9* -r^ft^
'CA». i*4U(f
Abb. 16. Aus dem Stammbuch des Georg Andreas Harsdorffer. 17. Jahrhundert.
Kunstgeschichte. Nr. 135: G. Pauli, Barthel Beham. 1911- 8. — Nr. 137: P- A. Albert, Der
Meister E. S. 1911. 8. — Nr. 138: H. Fr. Secker, Die frühen Bauformen der Gotik in Schwaben.
1911. 8. — Stuttgart. Deutsche Verlagsanstalt: W. Foerster, Prinz Friedrich Karl
von Preußen. Denkwürdigkeiten aus seinem Leben. Bd. I u. II. 1910. 8. — J. Baum, Ulmer
Kunst. 1911. 8. — Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben: XIV (Memling), XV (Thoma),
XVI (Mantegna), XVII (Rethel), XVllI (Fra Angelico). 1909/11- Gr. 8. — F e r d. E n k e,
Verlag: R. Kohert, Ein Edelstein der Vorzeit und seine kulturhistorische Bedeutung. 191O.
Gr. 8. — M. Melamed, Der Staat im Wandel der Jahrtausende. 1910. Gr. 8. — M. Neuburger,
Geschichte der Medizin. Bd. I u. II 1. 1906/11. Gr. 8. — Strunz, Geschichte der Naturwissen-
schaften im Mittelalter. 1910. 8. — W. K o h 1 h a m m e r: Württembergische Geschichts-
quellen. Bd. XII. 1911- 8. — K g 1. L a n d e s b i b 1 i o t h e k: H. Fischer, Schwäbisches
Wörterbuch. 27./33. Liefg. 1909/1I. Gr. 8. — Sulzbach. J. E. v. S e i d e 1 sehe Buch-
handlung: Sulzbacher Geschäftskalender 1899 bis 1911. 2. — Kalender für katholische Christen.
1910 u. 1911. [1909/10]. 8. — Sulzbürg. Dr. M. Weinberg, Rabbiner: Ders., Geschichte
der Juden in der Oberpfalz. Bd. 111. 1909- 8. — Treptow. B e r n h. Zack. Verlag: John
Henry Mackay, Max Stirner. Sein Leben und sein Werk. 1910. 8. — Washington. Librar>
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1910. 8. — Wiesbaden. Verhis;; der E) i e t z c; e n sollen Philosopliie: Prospectus. Josef Dietzgens
sämtliche Schriften. 101 1- 8. — Wien. Erster Wiener Turnverein: Jahresbericht
über das 50. Vereinsjahr 1910. 1911. 8. — J. L ö w y, Kgi. Hofpiiotoijrapii: Österreichische
Kunstschätze. Herausgeg. von W. Suida. Jahrg. I. Heft 3. [1911]- 2. — Carl W i 1 h. Stern,
Verlag: Ludwig van Beethovens sämtliche Briefe und Aufzeichnungen. Herausgeg. von F. Pre-
linger. Bd. I — V. l')07/ll. 8. — V. Fleischer. Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein als Bau-
herr und Kunstsannnler (K)!!— 84). 1910. 8. — Das Kriegsjahr 1809 in Einzeldarstellungen.
Bd. Vll: Bartsch. Die Schill'schen Offiziere. 1909. 8. ^ Wien=Nußdorf. K. Adolf Freih.
B a c h o f e n von E c h t: Ders.. Über die Zusammengehörigkeit der Familien von Bachoven
und von Echt. 191 1.2. — Woifenbiittel. Geh. Archivrat Dr. Paul Z i m m e r m a n 11: Ders.,
Das Haus Braunschweig-Grubeniiagen. 191 1.4. — Wunsiedei. F i c h t e 1 g e b i r g s - V e r e i n:
Jahresbericht des Fichtelgebirgsvereins für 1910. 1911. 8. — Wiirzburg. Gurt K a b i t z s c h,
Verlag: W. Pinder, .Vlittelalterliche Plastik Würzburgs. loii. 8. —
Abb. 17. Aus dem Stammbiicii des Georg Dehler 1. Hälfte des IS. Jahrhunderts.
A n k ä u f e.
M. Rmgniann. (Philesius), Passio domini nostri Jesu Ghristi. 15(i7. Gr. 8. — Die Brö-
samlein. Predigtbuch. 1517. 2. — Zwanzig Sermonen und Predigtendes 16. Jahrh. 1517. 2. —
Ain hübsch new Lied/von der Judith/wie sy dem Holofernes das Haupt schlafendt abgeschlagen
hat. [1532]. 8. — G. Aemilius. Imaginuni in apoc;i!\psi Johannis descriptio. [1540]. 8. — J. J.
Boissard, Vitae et icones Snltanoruni Turcicoruni, Principuni Persarum etc. 1500. 4. — Sammel-
heft eines Unbekannten mit Stichen, gemalten Wappen usw. 1''., 17- Jahrh. Qu. S. — Stanmibuch
des Andreas Harsdorfer mit 25 Einträgen aus Nürnberg, Altdorf, Venedig, Padua, Wien usw.
1672—77- Qu. 8. — A. E. B. V. B., Ertz- Hertzogliche Handgriffe dess Zirckels und Liniais ...
1698. 4. — Konvolut Nürnberger Stammbuchblätter des 17- unii 18. Jahrh. — Stammbuch des
Theologen Friedrich Kordenbusch aus Nürnberg mit 43 Einträgen. 1716— 19. Qu. 8 — Stamm-
buch des Altdorfer stud. phil. Georg Dehler mit 81 Einträgen, meist aus Altdorf. 1739 — 44.
Qu. 8. — Stammbuch des Kunstbeflissenen Georg Christoph Franz mit 71 Einträgen, meist
aus Nürnberg. 1761 — 85. Qu. 8. — Stammbuch des F. A. Rachau aus Eutin mit 84 Einträgen,
meist aus Eutin und Kassel. 1766—94. Qu. 8. — Nürnbergisches allgemeines Gesangbuch. 1778.
8. — Stammbuch des Kandidaten J. C. Baeumler mit 21 Eintragungen aus Windsheim, Altdorf
und Nürnberg. 1778/96. Qu. 8. — Nürnbergisches Stammbuch mit 47 Einträgen. 1797—1816.
Qu. 8. — Stammbuch eines unbekannten jungen Nürnberger Millers mit 56 Einträgen aus Nürn-
berg. 1831—38. Qu. 8.
- 50 —
Carlsche Stiftung. StanunbiKii des Uliicus Joli;uiiies Staivk aus Nürnberg mit 02 Ein-
trägen aus Tübingen und Nürnberg. 1508— 71- H-
Korpsstudenten- Stiftung. Stammbuch des Johannes Heustein, stud. piiilos. zu Altdorf
mit 129 Einträgen. 1626 — 30. Qu. 8. — Stammbuch des Altdorfer Studenten Hieronymus
Kayser mit 158 Dedikationen aus Altdorf, Nürnberg usw. 1745—1767- Qu. 8. —
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Nie. Revsnerus, Avreolorum emblematvm liber sin-
gvlaris. 1591. 8. — Stammbuch des Joh. Hieronymus Oelhafen von Schöllenbach aus Nürn-
berg mit 93 Einträgen. 1624—50. Qu. 8. — Stammbuch des Hans Ferd. Speidl von und zu
Valtersdorf auf Neuhoffen mit 123 Einträgen aus Nürnberg, Leyden, deni Haag und Amsterdam.
1642—53. Qu. 8. — Leichenreden auf 19 Bürger und Bürgerinnen der freien Reichsstadt
Schweinfurt. 1 710— 77. Gr. 8. — Stammbuch des Paulus Christoph Gugel von Diepoldsdorf mit
95 Einträgen, meist aus Altdorf. 1746—51. Qu. 8. — Aus der Zeit Maria Theresias. Tagebuch
des Fürsten Johann Josef Khevenhüller-Metsch. 1742—76. Herausgeg. von Rud. Graf Kheven-
hüUer-Metsch und Hanns Schlitter. 1758—59. I9il. 8. — Rietstap, Armorial general. Fase. 60.
O. J. 4. — Supplement Fase. X. 1911- 8. — Edw. Frh. v. Hornstein- Grüningen, Die von
Hornstein und von Hertenstein. Erlebnisse aus 700 Jahren. Teil I. [191 ij- 4.
Mecklenburgische Stiftung. Stammbuch des Johannes Grambs mit 130 Einträgen aus
Rostock, Leyden, Straßburg usw. 1645-51- Qu. 8.
Denkmäler der Heilkunde. Stammbuch des stud. phil. et med. Gebhard Gerdner mit
204 Einträgen. 1620 ff. 8.
Patrizier- Stiftung (s. oben). Stammbuch des Magisters Georg Werner, Predigers an der
Spitalkirehe zum Hl. Geist in Nürnberg mit 122 Einträgen aus Wittenberg, Altdorf, Leipzig, Nürn-
berg usw. 1580— 1608. 4. — Stammbuch des Hieronymus Kreß aus Nürnberg mit 97 Einträgen
aus Jena, Altdorf usw. 1597— 1600. Kl. 8. — Stammbuch des Leonhard Grundherr, Studenten
zu Altdorf, mit 68 Einträgen aus Altdorf und Heidelberg. 1616— 20. 8. — Stammbuch des Georg
Andreas Harsdorffer mit l6l Einträgen, meist aus Altdorf, 1637-45- — Stammbuch des Marcus
Carl Tucher mit 76 Einträgen, meist aus Nürnberg. 1 680— 88. Qu. 8. — Stammbuch eines N. N.
Eisen mit 88 Einträgen. 1816—29. Qu. 8.
— 51
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Deutschlands mittelalterliche Kunstdenkmäler als üeschichtsquelle von Oscar D o e r i n g;.
( H i e r s e m ;i n n s Ha n d b ü eher Bd. VII). Mit 1 \9 Textabhildunsen. Leipzig, Verlag
\(in Karl W. Hiersemann, 191(i. 414 S. 8.
Unter diesem vieiverheit5enden Titel ist ein Buch erschienen, das die deutschen Kunst-
denkmäler des Mittelalters ,,als eine Gruppe von bisher nicht durchweg genügend beachteter,
nicht hinlänglich ausgenutzter Bedeutung" als historische Quellen zu würdigen und zu inter-
pretieren sucht. Ohne eine doch nicht erreichbare Vollständigkeit zu erstreben, kommt es dem
Verfasser dabei nur auf die Aufzählung wichtigster Dinge an. Demgemäß ist auch die Gruppierung
des Stoffes, der sich in die Abteilungen Baukunst, Malerei und Plastik, Angewandte Kunst, He-
raldik und Epigraphik gliedert, eine vorwiegend topographisch-registrierende, derart, daß chrono-
logisch-nrientierende Textabschnitte zu einer in einzelnen Anlagen gegebenen ungemein fleißigen
Materialsammlung treten.
Wenn Doering (S. 251) als Prinzip ausspricht, daß es nicht auf die Betrachtung von Einzel-
heiten, sondern auf die Feststellung der aus ihnen sich ergebenden allgemeinen Gesichtspunkte
abgesehen sei, so leuchtet das ohne weiteres ein, nur wundert man sich, diesen Fundamentalsatz
erst in der zweiten Hälfte des Buches ausgesprochen zu finden, wo man ihn doch von Anfang an
in möglichst ergiebiger Weise und seiner ganzen Bedeutung nach in die Tat übersetzt gewünscht
hätte. Das ist der Punkt, um dessenwillen die vorliegende Arbeit manchem eine Enttäuschung
bereiten und mehr als eine Vorarbeit denn als fertiges Buch erscheinen dürfte. Denn man muß
von einem solchen, noch dazu wenn es unter einem derartigen Titel auf den Markt geworfen wird,
doch verlangen können, daß es sich nicht nur auf der Oberfläche bewegt und sich außer einem
Materialquantum auf gelegentliche gute Bemerkungen beschränkt, sondern daß es auch Problem-
stellungen bringt und vor allem völlige Vertrautheit mit der einschlägigen Spezialliteratur erkennen
läßt, auf der sich das Ganze aufzubauen hätte. Daß in den .,Anlagen"", für die peinlichste Zuver-
lässigkeit Erfordernis gewesen wäre, sicii neben Unzulängliciiem auch manches Unrichtige findet,
sei nur angedeutet. Dr. H. R e i f f e r s c h e i d.
UliTier Kunst. Im Auftrage des Ulmer Lehrervereins herausgegeben von J u 1 i us Bau m.
XXXll Seiten und 96 Tafeln. Stuttgart und Leipzig. Deutsche Verlagsanstalt. 19n-
Nicht an den Kunstgelehrten, wohl aber an alle die Kreise, die Interesse für die Kunst der
Vergangenheit haben, vornehmlich aber an die Bewohner Ulms selbst, die Belehrung über das
reiche Kunstschaffen ihrer Heimat suchen, wendet sich das in dankenswerter Weise vom Ulmer
Lehrerverein herausgegebene Büchlein, dessen kurzer, aber vorzüglich orientierender Text aus der
Feder des Stuttgarter Museumsbeamten Dr. Baum der prächtigen Abbildungssammlung Leben
verleiht. Wenn ich auch bedauere, daß die Baukunst, die erfahrungsgemäß den nicht vorgebil-
deten Kunstfreund am meisten interessiert, in den Abbildungen unberücksichtigt geblieben ist,
was in einer Kunstgeschichte Ulms mit seiner großen baukünstlerischen Vergangenheit besonders
auffällig erscheinen muß, so erkenne ich docii die praktischen Rücksichten an, die dazu drängten,
wenigstens für die Plastik und Malerei einen möglichst erschöpfenden Überblick zu geben. Und
dies ist in der Tat gelungen, denn es ist möglich, aus diesem kleinen Büchlein die großen Meister
Ulms wirklich kennen zu lernen: Multscher, Schüchlin, Zeitblom, Schaffner und Syrlin, sie alle
sind mit ihren trefflich reproduzierten Hauptwerken vertreten.
Der Text, der erfreulicherweise rein historisch gehalten ist, und streng alle subjektiv-ästhe-
tischen Räsonnements vermeidet, verrät den vorzüglichen praktischen Kenner der schwäbischen
Kunst; die Vortragsform ist flüssig und dem beabsichtigten Zweck völlig entsprechend. Es wäre
— 52 —
sehr erfreulich, wenn auch in anderen Orten mit künstlerischer VertrauKenlieit dem ijuten Bei-
spiel des Ulmer Lehrervereins gefolgt würde. Gerade derartige reichillustrierte Abbildungswerke
mit gefälligem Text tragen mehr als alles Andere dazu bei, die Liebe zur Heimat und das Verständ-
nis ihrer künstlerischen Vergangenheit zu heben und zu fördern. W. J.
Meyers großes Konversationslexikon. Sechste gänzlich neu bearbeitete und vermehrte Auf-
lage. Bd. XXII. Jahres-Supplenient 1909— 1910. Leipzig und Wien. Bibliographisches
Institut. 1010 Lex. 8.
Der neue Ergänzungsband zu Meyers großem Konversationslexikon bringt einen abermaligen
Fortschritt des großen, so rasch beliebt gewordenen Werkes. Es muß als ein glücklicher Gedanke
bezeiclinet werden, daß man zwischen den in Abständen von mehreren Jahren veranstalteten
Neuauflagen des Gesamtwerkes von Jahr zu Jahr einen Ergänzungsband zur letzten Auflage er-
scheinen läßt. Einerseits werden die Ausfüllung der sich notwendig ergebenden Lücken und die
Übersicht über die Fortschritte unseres Wissens und Könnens durch diese Maßnahme erleichtert,
anderseits ist bei einer Neuauflage des Gesamtwerks für eine tiefere Gründlichkeit und höhere Zuver-
lässigkeit Gewähr geleistet. — Aus der Fülle des in diesem Bande Gebotenen heben wir einige
besonders hervorragende Artikel hervor: moderne Brunnen, moderne Bucheinbände, deutsche
Dichter der Gegenwart, Geld und Wertmesser der Naturvölker, weibliche Handarbeiten, Luft-
schiffahrt, Motorwagen, geologische Karte von Rheinland und Westfalen, Spiele und Spielzeuge
der Naturvölker, Telegraphie und Signale der Naturvölker u. a. m.
Ellwanger Jahrbuch. Ein Volksbuch für Heimatpflege im Virngrund und Ries. 191I.
Herausgegeben vom Geschieht s- und A 1 t e r t u m s v e r e i n Ell w a n g e n in Ver-
bindung mit dem L a u c h h e i m e r G e s c h i c h t s- und A 1 t e r t u m s v e r e i n. Verlag
von Franz B u c h e r. Druck der Ipf- und Jagstzeitung. Ellwangen. 136 S. cS.
Mit großer Pünktlichkeit hat dem ersten Ellwanger Jahrbuch, das wir im vorigen Jahre
anzeigen konnten, der nicht minder stattliche und reichhaltige 11. Jahrgang folgen können: ein
erfreuliches Anzeichen des fortschreitenden Interesses breiterer Bevölkerungsschichten an den
Arbeiten der lokalen Geschichtsforschung. An .»Vorträgen und Abhandlungen" bietet der neue
Band zunächst u. d. T. : .,Aus der Vorzeit des Ellwanger Bezirks" zwei Fundberichte und eine
recht beachtenswerte Darlegung ,,Über Ausgrabungstätigkeit im allgemeinen" aus der Feder des
K. Landeskonservators in Stuttgart, Professor Dr. P. Gößler. Nach ihm setzt Pfarrer D. Dr.
G. Bossert seine wertvollen historischen Untersuchungen über die Gründung des Klosters E. fort.
Auf die treulich geführte Jahres-Chronik folgen wieder nach den Sammelrubriken des 1. Heftes
zusammengefaßte kleinere Arbeiten, vorerst die wohleingeführte Abteilung der ,, Kleinen Beiträge
zur Heimatkunde" mit Alt-tllwanger Erinnerungen; daneben zwei .Artikel zur Denkmalkunde,
kleine Mitteilungen zur Baugeschichte, ,, Gedenkblätter", unter denen der anziehende Beitrag von
Pfarrer Stadelmann-Adelmannsfelden zum Gedächtnis des hundertsten Todestags der Franziska
von Hohenheim (S. 65 — 70) hervortritt usw. Von dem übrigen, mit diesen Angaben lange nicht
erschöpften, abwechslungsvollen Inhalt des Jahrbuchs soll wenigstens noch der Geschichte der
1614 als Hexe verbrannten Gegenschreiberin Magdalena Weixler (S. 79—85) gedacht sein, die Dom-
kapitular Fr. Laun (Rottenburg) aus den Akten der Ellwanger Hexenprozesse im Kgl. Staats-
filialarchiv in Ludwigsburg berichtet.
Zahlreiche Abbildungen schmücken, wie den ersten, so auch diesen zweiten Band, des nicht
nur für die Ellwanger Geschichtsfreunde bedeutsamen Unternehmens.
Die kirchlichen Zustände in Deutschland vor dem dreißigjährigen Kriege nach den bischöf-
lichen Diözesanberichten an den heiligen Stuhl. V(in Dr. Joseph Schmidlin, Privatdozent an
der Universität Münster i. W. I. Teil: Österreich. II. Teil: Bayern. III. Teil: West- und Nord-
deutschland. [Erläuterungen und Ergänzungen zu Janßens Geschichte des deutschen Volkes.
Herausgegeben von Ludwig P a s t o r. VII. 1 — 6]. Freiburg i. B. H e r d e r s c h e V e r 1 a g s-
b u c h h a n d I u n g. 1908 und lOl"- LXVIII und 188, 166, 254 S. 8.
Schmidlin erschließt mit dem vorliegenden Werke eine bisher schwer zugängliche und des-
halb fast völlig unbekannt gebliebene Gruppe von Quellen zur Geschichte der sogenannten Gegen-
— 53 -
reform;ition in Deutschland. Es handelt sich um die Relationes Status ecclesiarum oder Bistums-
berichte, welche die Bischöfe auf Grund einer Bulle des Papstes Sixtus V. vom Jahre 1585 in be-
stimmten Zeiträumen einzureichen verpflichtet waren. Sie sind zum weitaus größten Teile im Ar-
chive der Konzilskongregation im Vatikan aufbewahrt. Zweifellos sind diese Berichte für die Ge-
schichtsforschung von beträchtlichem Werte. Es muß deshalb dem Bearbeiter dankbar vermerkt
werden, daß er keine Mühe gescheut hat, diese Quelle zugänglich zu machen. — In einer allgemein
orientierenden Einleitung verbreitet sich Seh. über den Wert der Relationen als Geschichtsquellen,
über die Publikationsmethode und über den Fundort der Quellen. Zwei weitere Kapitel handeln
über die Geschichte der Visitatio liminum und der Relatio status, sowie über die Lage und den
Aufschwung der katholischen Kirche im damaligen Deutschland.
In drei Doppelheften, welche die Teile Österreich, Bayern und West- und Norddeutschland
umfassen, schildert der Verfasser die kirchlichen Zustände in Deutschland. Er schließt sich in
seinen Ausführungen aufs Engste an die bischöflichen Berichte an und beschränkt sich im all-
gemeinen auf eine sachlich oder chronologisch geordnete, aber inhaltlich genau übereinstimmende
Wiedergabe derselben in freier Form. Erläuterungen und Ergänzungen sind in Anmerkungen ge-
geben. Seh. will also nicht eine quellenmäßige Darstellung der kirchlichen Zustände in Deutsch-
land vor dem dreißigjährigen Kriege geben. Er vermittelt uns vielmehr die Schilderung der Lage
in den einzelnen Diözesen durch den Mund der Bischöfe, gibt aber seine abweichenden Ansichten
und Ergebnisse in begleitenden Anmerkungen. Der vorliegende Stoff ist in angenehmer und zu-
gleich sorgfältiger Form hergerichtet, frei von dem I^allast sprachlicher wie textlicher Verschroben-
heiten. — Die bischöflichen Berichte sind als Quellen gewiß hoch einzuschätzen. Sie enthalten
eine große Fülle von wichtigen Aufschlüssen nicht nur zur Kirchen- und Religionsgeschichte, son-
dern auch zur Kultur-, Reichs- und Lokalgeschichte. Am besten unterrichten sie uns über den
traurigen Verfall der katholischen Kirche in Deutschland und über die Bestrebungen des Klerus
und der Fürsten, dem Katholizismus seine frühere Macht wieder zu gewinnen und den durch und
durch kranken Körper des katholischen Klerus zur sittlichen und geistigen Gesundung zu führen.
Sie werden jedoch an manchen Stellen nur mit Vorsicht benützt werden dürfen, da sie von per-
sönlicher und tendenziöser Färbung, je nach der Stellung des Berichterstatters zu seiner Diözese,
zu seinem Klerus und zum hl. Stuhle, nicht frei bleiben konnten. N.
Sämtliche Werke des Freiherrn Joseph von Eichendorff. Historisch-kritische Aus-
gabe. In Verbindung mit Philipp August Becker herausgegeben von Wilhelm K os c h und
August Sauer. Regensburg. Verlag von J. H a b b e 1.
11. Band: Tagebücher. (1908.)
12. Band: Briefe von Eichendorff. (1910.)
13. Band: Briefe an Eichendorff. (1910.)
Der Verlag hat sich das besondere Verdienst erworben, die erste wirklich kritische Gesamt-
ausgabe der Werke des letzten deutschen Romantikers veranstaltet und die Namen zweier vorzugs-
weise berufenen Germanisten mit dem außerordentlich dankenswerten Unternehmen verknüpft
zu haben. Zuerst erschienen ist der von Professor Kosch besorgte 11. Band mit den Tage-
büchern des Dichters, die, abgesehen von den z. T. allerdings bedeutenden Lücken, die Jahre
1798 — 1812 umspannen und als schätzbares Quellenwerk für die Ergründung des Lebens- und Ent-
wicklungsganges Eichendorffs natürlich nicht fehlen durften. Daß im Nachlasse des Dichters auch
ältere Tagebücher sich vorfinden, war der literarischen Welt seit 1898 nicht unbekannt. H. A.
Krüger hatte die Jugendtagebücher der Jahre 1800 — 1817, von denen ihm freilich nur eine unvoll-
ständige Abschrift vorlag, für seine Dissertation ,,Der junge Eichendorff" herangezogen und im
Auszuge publiziert. Weiterhin (1907) hatte der fleißige schlesische Lokalhistoriker Alf. Nowack
die ,,Lubowitzer Tagebuchblätter Joseph v. Eichendorffs" und im gleichen Jahre — wieder an
der Hand der Tagebücher — die ,, Fahrten und Wanderungen der Freiherren Joseph und Wilhelm
von Eichendorff" herausgegeben. Den gemeinsamen Bemühungen des Herausgebers und der
Familie von Eichendorff (insonderheit des Hauptmanns Frhrn. Karl von Eichendorff in Wiesbaden)
ist es nun gelungen, alle erhaltenen Teile der Tagebücher wieder zusammenzubringen.
Meist sparsam in Worten und knapp im Ausdruck nach Art der Tagebücher Goethes und
Uhlands verlassen jene doch wieder des öfteren ihre Zurückhaltung und bringen dann manche gute
— 54 —
Beobachtung oder lebendige Schildeiungi'ii von Personen. Orten und hingen. So erhallen wir
Einblick in das adelige Leben auf dem Eiciiendorffschen Stamnisit/.e Luliowit/. und den anderen
nahegelegenen Faniilienbesitzungen (Theaterbesuch. Bälle, Schlittenfahrten, Wanderungen, Jugend-
streiche), in die Studienzeit im Breslauer Konvikt und in Halle und bekommen l)enk\vürdigkeiten
einer Harzreise, der Aufenthalte in Hamburg, Heidelberg (Görres und Brentano!) und Berlin /.u
lesen. Der Inhalt befriedigt vor allem den. der die Sittengeschichte um l.Soo und der ersten Jahr-
zehnte des IQ. Jahrhunderts an der Quelle studieren will. Über das dichterische Werden und
Schaffen Eichendorffs verraten diese Aufzeichnungen leider zu wenig. Alit den Tagebüchern
Hebbels und Uhlands halten sie keinen Vergleich aus.
Der Band ist mit einer kurzen literarischen Würdigung, erläuternden Anmerkungen und
gutem Register versehen. Geschmückt ist er mit dem Porträt des Dichters nach der Kopie eines
Miniaturbildnisses von Raabe aus dem Jahre 1809 (Tagebücher S. 233) und weiteren Porträts,
etlichen Karikaturen und Faksimilebeilagen.
Der Briefwechsel Eichendorffs setzt an Stelle der Tagebücher, die allzubald ab-
brechen, das Ouellenwerk seines Lebens fort. In den Bänden 12 und 13 der Gesamtausgabe sind
alle dem Herausgeber erreichbaren Briefe von und a n Eichendorff vereinigt. Im Verhältnis
zu dem Alter, das Eichendorff erreicht hat (er starb 69jährig) mag die mit vielseitiger Unterstützung
gemachte Ausbeute verhältnismäßig klein erscheinen: über die Zahl von 202 Briefen Eichendorffs
war nicht hinauszukommen. Dieser war eben alles mehr als ein Freund des Briefschreibens, wie
er das zuweilen auch wohl unverhohlen bemerkt. Der Inhalt der Briefe erzählt nicht allzuviel
von Eichendorffs poetischer Produktion, sehr viel mehr schon von seines Lebens Arbeit und Mühe,
von seinem Berufsleben, auch von Familien- und Geldsorgen.
Von bedeutenderen Stücken enthält diese Briefsammlung ein Schreiben (undatierter Ent-
wurf, vielleicht von 1810) an Gl. Brentano (Nr. 200), ein solches an Jos. v. Görres (1828: Nr. 24)
und einen Brief an Adalbert Stifter (1853: 117)- Unter den 139 Briefendes 13. Bandes a n Eichendorff
sind u.a. die Namen Brentano (1838?: 137), Görres (18O8: 1), Paul Heyse (1855: 112) und Franz
Kugler (1850: 101) vertreten. Die beiden Briefbände sind mit gediegenen Anmerkungen versehen,
die (für die vorkommenden Persönlichkeiten) alle erreichbaren biographischen Nachweise, die
nötigsten Sacherklärungen und sachdienliche Verweisungen auf den Text der Tagebücher auf-
genommen haben. Der 2. Band ist außerdem mit wertvollen Spezialregistern zu 12 und 13 ver-
sehen worden.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, rSürnberg.
1911. Nr. 3.
Juli— Septemtaer.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUAIS.
PERSONALIEN.
Am 15- August ist der Kustos bei den tcunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen
Dr. Walter J o s e p li i aus dem Verbände des Germanischen Museums ausgeschieden. Er
wird am 1. Oktober seine neue Stelle als Direktor des Großherzoglichen Museums zu Schwerin,
zu der er bereits vor Jahresfrist berufen wurde, antreten.
STIFTUNGEN.
Der am 17. September 1911 zu Nürnberg verstorbene Privatgelehrte Georg Meier
hat das Museum mit einem Legat von 1000 M. bedacht.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
An die Spitze derselben dürfen wir Se. K ai se rl iche un d Königliche Hoheit den
Kronprinzen des Deutschen Reichesund von P reu ßen stellen, welcher für die Hohen-
zollern- Stiftung einen Jahresbeitrag von 100 M zu bewilligen geruhte.
Ferner wurde bewilligt:
Von Vereinen : Nürnberg: Fränkischer Schützenbund (Zinmierstutzen) 10 ./^ ; Sängerkreis
Nürnberg 10 ii; Uhrmacher- Verein 6 M; Verband Deutscher Kunstgewerbezeichner, Ortsgruppe
Nürnberg 10 M; Verein der Magistratsbeamten Nürnbergs 20 M; Verein ,, Deutsche Waffen-
brüder" 10 JC; Zentral-Verband der Einjährig-Berechtigten in Bayern (E. V.) 20 .«
Von militärischen Korporationen: Straßbiirg: Kgl. Sachs. 6. Infanterie- Regiment Nr. 105
,. König Willielm von Württemberg" 15 .li
Von Privaten: Alzey. K. Becker, Oberleiirer 2 .Ä ; Apolda. H. Seidel, Bürgerschullehrer,
2 M.; Arnstadt. Bachmann, Assessor 1 Ji; Biditz, Amtsgerichtsrat 1 .#; Dr. Cämmerer. Ober-
lehrer 1 Ai; Dr. Keil, Oberlehrer 1 M; Rahm, Hofzahnarzt 1 M; Dr. Taubert, Oberlehrer 1 Ji;
Augsburg, stud. rer. nat. Julius Geiger 3 Ji ; Baden-Baden. Frau Rentierswitwe Dr. Ludw. Kann 10 Ji;
Bremen. Paul Barckhan, Kaufmann 10 Ji; Dr. Gustav Pauli, Direktor der Kunsthalle 3 Ji; Oskar
Rohte, Kaufmann 10 Ji; Bruchsal. Hermann Bürck, Bäckermeister 1 Ji; Bernhard Geisler, Kauf-
mann 1 Ji; Eduard Hartmann, Kaufmann 1 Ji; Jos. Moser, Kaufmann \ JL; Wilh. Werthammer,
Kaufmann 1 Ji; Julius Wertheimer, Kaufmann 1 Ji; Charlottenburg. Dr. Oskar Mulert 10 Ji;
Cöln a. Rh. O. Geyer 3 M ; Duisburg. H. Gißke, Direktor 10 Ji ; Durlach. Dr. Birnmeyer, prakt. Arzt
10 Ji ; Dr. Ettlinger, Fabrikant 6 Ji ; Eduard Merton. Gutsbesitzer 10 Ji ; Schütter, Stadtpfarrer 3 Ji ;
Düsseldorf. Wilhelm Schleicher 3 .ff- : Emden. I. H. Schulte, Konsul 10 JI; Erlangen. Julius
Vogel. Reallehrer 3 .ff, ; Eßlingen. Eugen Merkel, Fabrikant 20 ii; Frau Marianne Maier- Leibnitz
3 Ji; Meyer-llschen, Verlagsbuchhändlerin Stuttgart 3 Ji; Feuchtwangen. Friedr. Zinck. K. Bezirks-
tierarzt 2 Ji ; Fürth. Dr. Alfred Heilbronn 3 Ji ; Gustav Kießling 2 Ji ; Graf und Gräfin Lu.xburg 3 Ji ;
Hamburg. Professor Justus Brinckmann, Museumsdirektor 20 iJ ; Erwin Speckterin Bergedorf- Ham-
burg 5 Ji; Heidelberg. Dr. Bauer, Professor 10 Ji; Horb. Scholderer, Bezirksnotar 1 Ji; Kassel.
Dr. Blanckenhorn, Oberregierungsrat 3 Ji; Kammerherr Graf von Bylandt Baron zu Rheydt, Inten-
— 56 -
d.int der Kgl Schauspiele 5 .«; Franke, Hofzaliiuuv.t 3 ./t; Hüliii. Hol'-Biicli- uiui Kunsthändler
3 Ji : Gnißhändler Fritz Köhler, Mitglied der Handelskammer 10 M; Dr. Lohmann, Hofzahnarzt
3 .(( : Scherb, Amtsiiericlitsrat 3 ./( ; Volli;old. Eiseiibahndirektions-Präsident 3 .#; Dr. von Wild,
Sanitiitsrat 3 .>t; Lauterbach, Kissel, Postmeister 3 .«; Scheer, Rechtsanwalt 3 .W ; Leipzig.
A\anfred Scherffitr, Verlagsredakteur 3 .K: Leitmeritz. Franz Friedrich, Buchliiindler 2 Kr.: Fer-
dinand Ries, K. K. Notar a. D. 2 Kr.; Lohr. Scliniidt, Kgl. Notar 2 M; Ludwigshafeii. Dr. Lichten-
Ivrger. Rechtsanwalt 3 ,f(-: Dr. Scliunck 3 Ji; Maikammer (Pfalz) Aug. Ullrich, Direktor
5 JL; Marburg. Dr. pliil. Wolf von Ulnwerth 3 .W; Mülheim a. Rh. Fabrikbesitzer Christoph
Andreae 20 Jl ; Mülheim a. Ruhr. Weyhenmeyer, Kommerzienrat 20 .|{ ; München. Df. Walther
von Hofmann 20 ,/{ ; Dr. Kurt Leuchs 10./(; München^Gladbach. Hermann Buscii 3Ji; Emil Peltzer
3 .H ; Nürnberg. Henry Byron 3 Ji: Albert Correll. Kgl. Oberlandesgerichtsrat 3 Ji; Gasmotoren-
fabrik Deutz — Zweigniederlassung Nürnberg — 100 JI; Freiherrl. Haller von Hallerstein'sches
Gesamtgeschlecht (bisher 10 .«) jetzt 25 Ji ; stud. theol. Kurt Halbach 3 Ji ; Dr. med. Julius Herbst,
prakt. Arzt und Spezialarzt 5 Ji; Else JaskoUa, Lehrerin an der Kgl. Kunstgewerbeschule 3 Ji;
Georg Kunzer 3 Ji • Georg Mattheus 3 -ü ; A. Michahelles, Pfarrer 3 Ji ; Dr. A. Ortweiler 3 M ;
David Rauh. Pechfabrik 10 M; Rüll. Bahnverwalter 3 ,Ä; Else Schneedhelm 3 M; J. K. Sprügel,
Schreinermeister 3 Ji ; Eleonore Treutlin 3 JL; Tschuikoff 3 Ji; Dr. Zahnbrecher 5 -M,; Ober-
hausen. Paul Reusch. Kommerzienrat 5 Ji; Pappenheim. Hermann Amon 2 Ji; Jacob & Pirner,
Brauereibesitzer 5 -H ; Dr. Spörl 3 -H ; Ludwig Weisel, Kaufmann 3 Ji ; Rastatt. Bachelin,
Bankvorstand 1 Ji; F. Bauer, Regierungsassessor 2 jü; Becker. Postdirektor 1 Ji: Herm.
Büchler sen., Realschulvorstand 5 Ji ; Hoerst, Geh. Regierungsrat 2 Ji ; Oskar Jung, Bürger-
meister in Gernsbach 5 Ji; Keller, Oberstleutnant z. D. 1 JC; Gottlieb Klumpp, Kommerzienrat
in Gernsbach 20 Ji ; J. Layer, Stadtpfarrer 1 Ji ; F. A. Meidel, Gymnasiumsdirektor 3 Ji ; Protscher,
Apotheker 5 Ji : Strauß, Oberst z. D. 1 Ji ; Otto Weber, Fabrikant in Gernsbach 20 M ; Dr. Wein-
bergen prakt. Arzt 1 M ; Wöhrle, Amtmann 2 Ji ; Reichenbach i. V. Ferdinand Braun, Kom-
merzienrat 20 Ji; Robert Dietel, Kaufmann 3 JL; Albert Dürr, Fabrikbesitzer 10 JL; Max
Hempel, Färbereibesitzer 10 JI; L. Philipp, Kammerrat iO JL; Paul Schieber, K. S. Kommerzien-
rat 10 Ji; Julius Scholler, Bankdirektor 5 Ji; Clemens Schreiterer sen., Fabrikbesitzer 5 Ji;
Stadtrat Richard Schreiterer, Spinnereibesitzer 3 Ji; Karl Wahler, Hotelbesitzer 5 A; Moritz
Walther, Fabrikbesitzer 5 JI; Reutlingen. Karl Eisenlohr 3 Ji; Karl Finkh2.IC; Rheine. August
Kümpers, Geh. Kommerzienrat 10 Ji; Rothenburg 0. T. Trenkle, Kirchenrat 3 Ji; Rudolstadt.
Eichhorn, Hofbuchhändler (bisher 2 Ji) jetzt 3 Ji; Adolf Richter, Fabrikbesitzer 5 .* ; Saalfeid.
Winter, Pfarrer in Graba 2 .Ä ; Sagan. Frau Anna Fröhlich 2 .IC ; Scheinfeld. Franz Frank, Fürstl.
Schwarzenb. Forstrechnungsführer 2 Ji ; Schöningen. Block, Rechtsanwalt 3 Ji ; Sonneberg.
Phylemon Potratz, Bankier 2 Ji; Steglitz. Kübel, Kgl. Bayer. Major (bisher 3 Ji) jetzt 5 M;
Straßburg. Dr. Clemens Bäumker, Universitäts- Professor 3 Ji; Bettcher, Geh. Baurat in Neudorf
5 Ji ; Dr. Gerber, Geh. Regierungsrat 3 Ji ; Dr. Rehm, UniversitätsProfessor 3 Ji ; Sulz a. Neckar.
Köpf, Oberreallehrer 1 Ji; Sandberger, Oberamtsrichter (bisher 2 Ji) jetzt 3 Ji; Wassertrüdingen.
Henigst, Rechtsanwalt 2 Ji; Adolf Kränzlein, Bankier 2 Ji; Werdau. Dr. phil. Lang, Realschul-
lehrer 2 Ji; Werden. Friedrich Gerling, Fabrikbesitzer 3 Ji; Wien. Dr. Alfred von Pfeiffer,
Sektionsrat 20 Kr.
Einmalige Beiträge:
Coburg. Hans Saling 20 Ji 5 i ( : Gernsbach. Major z. D. von Nathusius, Bezirksoffizier
10 Ji; Graz. Deutschfreiheitliche Gemeindevertreter 6 Kr. ; Leitmeritz. Ign. Peters, K. K. Gym-
nasial-Professor a. D. 3 Kr.; Meiningen. H. Dietrich, Apothekenbesitzer in Berlin 2 Ji;
H. Doebner, Gartendirektor a. D. 1 M; Greif, Hofkantor a. D. 1 Ji; M. Strupp, Finanzrat 20 .Ä.
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Die Zahl der Neuzugänge war im verflossenen Quartal keine erhebliche. Doch pflegt dies
fast in jedem Jahr in den Sommermonaten der Fall zu sein, so daß hieraus nicht etwa irrige
Schlüsse gezogen werden dürfen. Unter den Gesciienken ist das kleine Alabasterrelief eines schla-
fenden Kindes von dem Danziger Bildhauer J o h. H e i n r i c h M ei ß n e r hervorzuheben.
— 57 —
Die ansprechende Modellierung des Körpers lehrt, daß dieser Künstler mit Eifer die Natur studierte.
Auch war er ein nicht ungeschickter Komponist. Das Datum der Entstehung dieses Werkes der
Kleinplastik, für dessen Konzeption das alte Motiv vom Genius des Todes maßgebend war, ist
durch die an ihm angebrachte Jahreszahl 1741 festgelegt. Weiterhin sind die uns ebenfalls als
Geschenk zugegangenen Rundplaketten des Prinzen Ludwig von Bayern, der Fürstin Mary von
Wrede von Gutmansthal-Benvenuti und des Münchener Prälaten Jos. von Hecher von Frl. Marie
S c h 1 a f h o r s t in München zu erwähnen. Sie dürfen als erfreuliche Äußerungen dieser Gat-
tung der modernen Kunst hingenommen werden, die wir übrigens schon seit Jahren ebenfalls in
unseren Sammelbereich einbezogen haben, gibt es doch kaum etwas Anziehenderes, als die Wand-
lung von Auffassung. Geschmack und Technik auf diesem Gebiet zu verfolgen. Für unsere Zunft-
sammlung bedeutete der S i e g e 1 s t o c k der ehemaligen Gesellschaft der
Messerschmiede in Nürnberg aus dem 18. Jahrhundert einen erwünschten Zuwachs.
Auch er fiel uns als Geschenk zu. Die Sammlung bäuerlicher Altertümer wurde um ein eigenartiges
H 0 1 z g e f ä ß, dessen Zweckbestimmung sich nicht recht mehr ermitteln läßt, vermehrt. Es
hat gedrungene ovale Form und ist an der äußeren Wandung mit einer Kreuztragung und Grab-
legung in primitivem Relief beschnitzt. Der Deckel zeigt in freiplastischer Arbeit eine Hirschkuh
mit zwei Jungen. Trotz der stark romanisierenden Formen dürfte es sich um eine Arbeiterst aus dem
späten 17- Jahrhundert handeln, die vielleicht in Tirol oder Oberbayern entstanden ist. Das nicht
uninteressante Stück ist ein Geschenk des Herrn Dr. phil. 1 ß 1 e i b in Magdeburg. Soviel über die
Geschenke! Unter den Erwerbungen sind zunächst die vier Formsteine aus gebranntem Ton
zu erwähnen, die sehr an die Art des Statiusvon Düren in Lübeck erinnern und wohl
bestimmt aus dessen Werkstatt hervorgegangen sind. Drei von ihnen zeigen, von Fruchtkränzen
umrahmt, Porträtmedaillons (siehe Abb. 21). Die Ecken sind mit Engelsköpfchen ausgesetzt. In
einem der männlichen Bildnisse ist Johann Friedrich der Großmütige von Sachsen zu erkennen.
Das Kostüm ist dasjenige der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der vierte Stein ist mit der Relief-
figur eines Löwen in Profilstellung nach links geziert (siehe Abb. 20). Entstanden sind diese vier
Stücke um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Ein günstiger Gelegenheitskauf war das kleine, auf
Elfenbein gemalte Miniaturbildnis eines englischen Offiziers von dem französischen Miniaturmaler
A n t o i n e F 1 e u r y (Tafel V). Eine delikate Feinheit und Reinheit der Farben zeichnet
diese Miniature aus. Auch die individuelle Durcharbeitung ist vortrefflich. Fleury, der aus der
Schule Regnault's stammt, war von 1797 — 1799 in Hamburg tätig, um dann in seine Heimat zu-
rückzukehren. Ein Teil seiner Tätigkeit spielte sich demnach auf deutschem Boden ab. Schließlich
sei auch noch auf die Medaille auf die Vermählung Kaiser Josefs 1. mit der Prinzessin Wilhelmia
Amalia von Braunschweig v. J. 1699 hingewiesen, eine vortreffliche Arbeit von Philipp
H e i n r i c ii Müller.
Geschenke:
Berlin. Admiralitätsrat Ab egg: Schlafendes Kind, Alabasterrelief, von Johann Heinr.
Meißner in Danzig, 1741. Gipsabguß einer italienischen Medaille auf Agostino Bonfranco, 2. Hälfte
des 15- Jahrh. — Dargun i. Meckl. Amtsgerichtsrat C r u 1 1: Sammlung von 190 Rechenpfennigen,
Spielmarken und Jetons, 16. — 19- Jahrh. Glockenschläger, 1808. — Qrötzingen. Frau Jenny
Fikentscher: Überhang- Handtuch, leinen, mit gestickter Kante, siebenbürgisch-sächsische
Arbeit, 1. Hälfte des 19. Jahrh. Leinentuch mit Kreuzstichstickerei, siebenbürgisch-sächsische
Arbeit, 19. Jahrh. — Kirn a. d. Nahe. R 0 b e r t T h. Simon: Bauernwiege aus dem Hunsrück,
1794. — Kulmbach. .Nachlaß des Fräulein C ii a r 1 0 1 1 e Gummi: Sammlung von Ketten,
Broschen, Ohrringen, Fingerringen, verschiedenen Schmuckgegenständen, Dosen und Büchsen,
Porträtminiaturen, Kommodenbeschläg, Kinderschlotter u. a. m., aus älterer und neuerer Zeit. —
Magdeburg. Dr. phil. Iß leib: Ovales Holzgefäß mit der Darstellung der Kreuztragung und
Grablegung in Reliefschnitzerei und geschnitztem Deckelgriff. Bäuerliche tiroler oder oberbaye-
rische Arbeit. 17. Jahrh. (?) — JVleran=Oberniais. Buchhändler Georg Müller: Torriegel,
Eisen, auf rechteckiger Platte mit durchbrochen gearbeitetem, getriebenem und graviertem Ranken-
werk, Ende des 17. Jahrh. Zeugdruckmodel mit Blattwerk und Blumen, Holz, 18. Jahrh.
Kuchenmodel, Holz, 19. Jahrh. — München. Hofrat Dr. Emmerich: Französischer Mutter-
spiegel, bez. Belin, 2. Hälfte des 19. Jahrh. Kornzange, bez. Charriere, 2. Hälfte des 19- Jahrh.
Scharfer Haken, bez. Heine, 2. Hälfte des 19. Jahrh. Stück vom Seitenwandbein eines mensch-
lichen Schädels, gefunden 1878 an der Sempacher Kapelle. — Bankkontrolleur Theodor
— 58 —
Lneder: Kaffeeservice, -.uiitteilij:'. weißes Poi/elhin mit schlichtem Golddekor, Biedermeierzeit.
Kaffeebrett mit Ansicht von München, Blech mit Lackmalerei, Biedermeierzeit. Drei Tabaks-
pfeifen mit bemalten Köpfen, l. Hälfte bezw. Mitte des 19. Jahrh. — Ungenannt: Bronze-
plakette auf Jos. von Hecher. Prälat in Münciien. Hoiiliiuß, von Marie Schlafhorst, 1910. Bronze-
plakette auf Prinz Ludwig von Bayern, von der gleiclien Künstlerin, 191O/II. Desgl. auf die Fürstin
Mary von Wrede von Gutmansthal-Benvenuti. ebenfalls von Marie Schlafhorst, 191 !• — Nürnberg.
Frau Landgerichtsrat Marie Cnopf: Zither von Georg Tiefenbrunner in München, 1852. — Messer-
schmiedmeister W o 1 f g a n g Hof m a n n: Siegelstock des ehem. Messerschmiede- Handwerks
in Nürnberg, 18. Jahrh. — Medailleur A. Hummel: Bronzeplakette auf die Fahrt Zeppelins
mit „Z IIl" über Nürnberg, vom Geschenkgeber, 1909- — Frau Justizrat L. Omeis: Kabinett-
schrünkchen mit Schubfächern, in reicher Einlegearbeit, Nußbaum fourniert, Ende des 17- Jahrh.
I
Abb. 18. Wendel Dietterlin. Ornamentstich.
— Hopfenhändler M. Ö s t r e i c h e r: Infanterie-Säbel, Modell 38. — Glasermeister Roh m e r:
Zwei Bleikugeln, durch spiralartig gedrehten Draht verbunden, gefunden auf der Burg Harten-
stein. — Aufseher am Germanischen Museum Georg Schweizer: Schwarze Florhaube
mit breitem Rand, auf Drahtgestell, aus Öttingen, 19- Jahrh. Schwarze Bänderhaube mit Silher-
und Buntstickerei sowie Glasperlen, aus Öttingen, 19- Jahrh. — Fabrikant Paul Walb: Ste-
toskop zur Auskultation und Diagnose, 2. Hälfte des 19- Jahrh. Nasensäge für Knochen, 19- Jahrh.
Gipsschere zum Öffnen von Gipsverbänden, 2. Hälfte des 19- Jahrh. Zwei Wurzelheber zum
Ziehen von Zahnwurzeln, 19- Jahrh. — Wemding. Apothekenbesitzer W i n k 1 e r: Eiserne Tran-
lampe, bäuerliche Arbeit, aus Wemding in Scinvaben. 18. Jahrh.
— 59 —
Ankäufe:
Bauteile. Drei Formsteine aus gebranntem Ton mit Porträtmedaillons in Hochrelief, aus
Lübeck, Werkstätte des Statius von Düren in Lübeck, Mitte des 16. Jaiirli. (Abb. 20). Ein
weiterer mit der Relieffigur eines Löwen, gleicher Herkunft und Zeit (Abb. 21).
Gemälde. Miniatur- Bildnis eines englischen Offiziers, auf Elfenbein gemalt, von Antoine
Fleury, Anfang des 19- Jahrh. (Tafel V).
Medaillen. Silbermedaille auf die Vermählung Josephs 1. mit der Prinzessin Wilhelmia
Amalia von Braunschweig, I699, von Philipp Heinrich Müller.
Wagen. Leichenwagen der Universität Altdorf mit Leichentuch und vollständigem Ge-
schirr für zwei Pferde. Ende des 16. Jahrh.
Abb. 19. Wendel Dietterlin. Ornamentstich.
D e p o s i t a :
Ritter St. Georg mit dem Draciien, freiplastische Gruppe, silbervergoldet, 17. Jahrh. Dazu
ein ledergepreßtes Futteral mit der Marke des Verfertigers und dem Nürnberger Stadtwappen.
Nürnberger Schrank mit reichem plastischen Zierrat, 2. Hälfte des 17. Jahrh.
KUPFERSTICHKABINETT.
Geschenke:
Ansbach. Dr. med. Adolf Herfeld: a) Gesamtansicht von Donauwörth, Zeichnung,
1856; b) 2 Blatt mit Reproduktionen kirchlicher Altertümer. — Berlin. Admiralitätsrat A b e g g:
2 ovale Kupferstich- Platten mit den Bildnissen der Künstler Francia Bigio und Baldassare Peruzzi,
— 60 —
17. Jahrh. Dr. Hans Bren dicke: 3 Exlibris Dr. Hans Brendiclce. Albert Frisch,
Kunstanstalt: 8 Farbendrucke, Reproduktionen nach Gemälden von Maes. Brouwer, Rembrandt,
Ruisdael. Meniling und Teniers. — Leipzig. 1 n s e 1 v e r 1 a g: Porträt des Dichters Otto Erich
Hartleben, Farbenholzschnitt. — Nürnberij. Hofrat Dr. Emmerich: Nürnberger Blattern-
Schein von 1S43. Heinrich E n s 1 i n: S Photographien von Grenzsteinen (4 aus der Gegend
von Hersbruck und 4 aus der Gegend von Pegnitz). Hofrat Dr. F r a n k e n b u r g e r: 7 wissen
schaftliche Diplome aus d. J. 1827—1841. Dr. H e i n r i c h H e e r w a gen: Exlibris Dr. Heinrich
Heerwagen, gezeichnet von H. v. Kohlhagen. 1911. Privatier J. A. L u c k m e y er : a) 4 Bogen
goldbedrucktes Buntpapier der Firma G. N. Renner & Abel, Nürnberg; b) 1 Postomnibus- Billet
für die Fahrt von Mezzolombardo nach Cles, 1873; c) 1 Zigarrendüte der Firma Carl Otto Müller,
Nürnberg, Mitte des 19. Jahrb.. mit dem Bilde der in Nürnberg aufgetretenen spanischen Tän-
zerin Pepita de Oliva und humoristischem Gedicht auf der Rückseite. Fritz Präg: 2 Schutz-
pocken-Impfungsscheine, Ansbach I8II, Gräfenberg 1813. Architekt Hans Söhn lein: Pho-
tographie einer Ansicht des Schlosses Streitberg v. J. 1749, nach einem Plan im K. Kreisarchiv
zu Bamberg. — Oullins (Rhone). E. Vial: Lehrbrief der StraI3burger Knopf-, Crepin- und
Hand- Arbeiter für Philipp Jakob Zentler, 178O. — Prag. G a r 1 A 1 1 h 0 f f: Exlibris Carl Althoff,
6 Exemplare.
Ankäufe:
Kupferstiche und Radierungen. Wendel Ditterlin: 11 Blatt Radierungen aus der
Architektura. — Wendel D i e t t e r 1 i n g ( .'): Ornamentstiche mit Grotesken. 2 Blatt.
Vermutlich aus der Folge Jessen 50 (Abb. 18 u. 19). — Dietrici ( ?): 11 Studienköpfe und
zwei kleinere Bewegungsstudien auf einer Platte. — J. E. S c h e n a u: 3 Studienköpfe auf einer
Platte, mit der geritzten Beischrift ,,Das Alter Ehre ich und junge Mädgen lieb ich." — Anton
Graft, Selbstbildnis. — Fr. Geißler: a) 2 Landschaften nach H ackert auf einer Platte, unten
Platteneinfall: kleine Landschaft; b) 3 Buchillustrationen. — Unbekannter Meister
(T i s c h b e i n .'): Zwei Schwäne im Teiche, um 1800. — Rechberge r, Felsenlandschaft.
1802, vor der Schrift. — L. E. Grimm: Die Mutter mit den beiden Kindern. I813. —
C. Küchler: Jos. Ant. Koch, Brustbild. 1836. —
Lithographien. J. Hafner: Mädchenkopf nach Füger. 1825. — F. Hanf st an gl:
Herodias mit dem Haupt des Johannes, nach Carlo Dolce. 1821. — H a u b e r: Darbringung
des Christuskindes im Tempel. — G. Mannlich: 3 Lithographien nach Raphael. — F. Piloty:
1. Mutter mit Kind nach Dominichino; 2. Die Melonenesser nach Murillo; 3. Mona Lisa; 4. Jo-
hannes nach P. Veronese. — J. A n t. R h 0 m b e r g: 1. Die beiden Jünger auf dem Gang nach
Emmausl8l7; 2. Wandernder Pilger. 1819. — A. Seidl: 1. Der Apostel Paulus; 2. Der Apostel
Petrus. — N. Strixner: 1. Die Kreuzigung nach Altdorfer; 2. Kardinal Carl von Bourbon,
nach J. van Eyck; 3. Madonna mit dem Kinde nach Perugino; 4. S. Katharina nach M. Coxis;
5. Felsenlandschaft nach Wynants; 6. Max I. Joseph, König von Bayern, nach Stieler;
7. Apostel nach „Israel von Meckenem''; 8. 2 Lithographien v. J. 1808, Versuche in Kupferstich-
manier; 9. 8 Blatt Lithographien nach Handzeichnungen alter Meister.
Neuere Reproduktionsverfahren: Bilder aus der Londoner Ausstellung 1851. Incunabeln
des Öldrucks, 3 Blatt.
Historische Blätter. Viktualienpreise in dem Teuerungsjahre 1817. Flugblatt mit bild-
lichen Darstellungen. — Möbel und Hausgeräte im Stil des 2. Viertel des 19. Jahrh. 12 kolorierte
Stiche, 5 davon bezeichnet: N. Dellbrück sc, 2 bezeichnet: Richter sc. — 1 Silhouette, 1 Andachts-
blättchen und 2 Freundschaftskärtchen.
Porträts. 12 Porträts, Stiche von A. Schultheiß und P. Barfus, Probedrucke.
ARCHIV.
Ankäufe.
Brief des Marcus Welser an Oct. See. Fugger in Augsburg. 1598. Sept. 18. — Schreiben
Kaiser Ferdinands II. an Bürgermeister und Rat der Stadt Nürnberg. Wien. 1626. April 11.
Orig. Pap. — Zwei Briefe des Gabriel Nützel an Chr. Fürer von Haimendorf in Altdorf. 1680.
Dez. 23 und 1861. Okt. 22. — C Welser v. Neunhqff an Chr. Fürer v. Haimendorf in Paris. 1683.
— 61 —
Sept. 22. — G. G. Löffelholz v. Colberg an Chr. Fürer v. Haimendorf in Rom. 1684. Dez. 10. —
Widmungsblatt des Kupferstechers Joh. Dan. Preißler, mit Handzeichnung. 1736. März 31. —
Albumblatt des Kupferstechers Joh. Just. Preißler. 1751. Mai 29. — Brief des Kupferstechers
Joh. Jak. Haid an eine Excellenz. 1752. Mai 8. — Vier Briefe des Schriftstellers Chr. Gottl.
V. Murr. 1777—1806. — Brief des Schriftstellers G. F. C Schad an die Waisenhausbuchhand-
lung in Halle. 1785- Aug. 16. — 29 Briefe des Malers und Kupferstechers J. A. Klein. I813—
1856.— Acht Briefe des Kupferstechers Fr. Geißler. I817— 1828. — Zehn Briefe des Kupfer-
stechers Alb. Reindel. 1822—1853- — Vier Briefe des Malers und Kupferstechers G. C. Wilder.
1835—1844. — Drei Briefe des Kupferstechers Friedrich Wagner. 1835 bis I853. — Prof.
Dr. Gengier in Erlangen an Dr. L. H. Huber in Frankfurt. I852. Jan. 28. — Brief des Kupfer-
stechers Joh. Leonh. Raab an die Kunsthandlung Arnold in Dresden. I855. Juli 16. — Brief
des Kupferstechers Conr. Wießner an Postrat Freih. v. Laßberg in Detmold. I857. Juni 24. — Ein
Convolut Briefe Nürnberger Künstler. IS. und 19. Jaiiriiundert.
BIBLIOTHEK.
Geschenke.
Ansbach. K. Heller, Major a.D.: Der Statt Rotenburg Unglücks- und Jammerjhar-
Bericht eines Zeitgenossen. 1911- 8. — Dr. med. Adolf H e r f e 1 d t, Direktor der Kreis-
irrenanstalt: Spaziergänge durch das britische Reich. Bd. 1 und II. 1835. 4. — Herberger, Die
ältesten Glasgemälde im Dome zu Augsburg. 1860 8. — Apia. L. K. S c li m i d t : Gothaischer
Hofkalender 1788. 12. — Bamberger Hofkalender f. d. J. I802. 12. — Arnau. K. K. S t a a t s-
Realgymnasium: XXX. Jahresbericht 1910/II. 1911- 8. — Aschaffenburg. H a n-
d e 1 s g r e m i u m: Jahresbericht 1910. (1911-) 8. — Bamberg. K. N e u e s G y m n a s i u m:
Jahresbericht 1910/11. 1911- 8. — Basel. Dr. E. Maj o r: Derselbe, Der mutmaßliche Verfer-
tiger des Dresdener Madonnenbildes. S.-A. o. J. 8. — Bayreuth. Dr. B r u n c 0, Gymnasial-
professor a. D. : Wegweiser für Besucher der Bayreuther Festspiele 1911. 1911- 8. — B. S e 1 i g s-
bergsAntiquariat: Haushaltungsbuch der Gemahlin des Philologen Karl Friedr. Nägels-
bach in Erlangen. 1851/54. Handschrift. 8. — Berlin. BrunoCassirer. Verlag: G. Galston,
Studienbuch. 1910. gr. 8. — Dr. Kaufmann, Oberregierungsrat, Präsident des Reichs-
versicherungsamts: Geschichte und Wirkungskreis der Reichs- Versicherungsämter. 1911. 8. —
K g 1. Preußisches K r i e g s m i n i s t e r i u m : Veröffentlichungen aus dem Gebiet des Militär-
Sanitätswesens. Heft 49. 191 1. 8. — D e r M i n i s t e r d e r ö f f e n 1 1 i c h e n A r b e i t e n:
Höhen über N. N. von Festpunkten und Pegeln an Wasserstraßen. XV. und XVI. Heft. 1911. 8.
— K g 1. P r e u ß i s c h e s M i n i s t e r i u m f ü r Landwirts c h a f t, D o m ä n e n u n d
Forsten: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. XXXIX (1910), Heft 1—6. Ergänzungsheft
I — VII. 1910. 8. — B e n o i t 0 p p e n h e i m: Derselbe, Originalwerke aus meiner Sammlung.
Nachtrag. 1911- 2. — Julius Springer, Verlag: H. Schelenz, Geschichte der Phar-
mazie. 1904. 8. — H. Schelenz, Zur Geschichte der pharmazeutisch-chemischen Destillier-
geräte. 1911. 8. — Vaterländischer S c h r i f t e n v e r b a n d: Flugschriften Nr. 14
und 15. 1911- 8. — H. v. Wolzogen, Germanisierung der Religion. 1911- 8. — Vorstand
der Familien G 1 a f e y, H a s e n c 1 e v e r, M e n t z e 1 und G e r s t m a n n : Satzungen
(1911). 8. — Verbandsblatt. 1911. 4. — W e i d m a n n s c h e B u c h h a n d 1 u n g: Deutsche
Te.xte des Mittelalters, herausgegeben von der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften,
Bd. XIX. 1911. 8. — Borsdorf b, Leipzig. Dr. W. Rüge: Derselbe, Älteres kartographisches
Material in deutschen Bibliotheken. S.-A. 1911. 8. — Braunschweig. George W e s t e r-
m a n n, Verlag: B. Haendke, Kunstanalysen aus neunzehn Jahrhunderten. 2. Aufl. 1910. 4. ^
Brüssel. M u s e e r o y a 1 d'a r m e s et d"a r m u r e s: G. Macoir, La salle des armures du
musee de la Porte de Hai. 1910. 8. — Budweis. K. K. S t a a t s g y m n a s i u m: 40. Pro-
gramm 1910/11. 1911. 8. — Colmar. A. Ostermann: A. Besant, Ein Wandel der Welt.
1910. 8. — A. Besant, Populäre Vorträge über Theosophie. 1911- 8. — Detroit (Mich., U. S. A.),
KnudMelfFIansen: Chronikblätter der Nachkommen im Mannesstamm des Broder Mumsen
zu Bopslut im Nordstrande. I. Bd. Nr. 32, 34. 1911. 8. — Dresden. Geschäftsstelle
des sächsischen H e i m a t s c h u t z e s: Mitgliederverzeichnis 191 1- 8. — Mitteilungen II,
2. 1911. 8. — Eger. K. K. S t a a t s - 0 b e r r e a 1 s c h u 1 e: Zwölfter Jahresbericht 1910/II. 8.
- 62 —
Erlangen. Fr. J u n ji e. Vorlag: BeitiÜKO /ur b.iyeiischcn Kiri.iicn,i;esi.liiclili.' XVII. Bd.,
5. und 6. Heft. 101 1. 8. — Eßlingen. P a u 1 N e f f. Verlag: Die Kunst- und Altertumsdenkmale
im Königreich Württemberg. 42.-44. Lieleiunii'. 1011. Le.\.-8. — 11. Semper, Michael und
Friedrich Fächer. U)ll. 8. — FraiienberR. F. I r i ni b e r t Schert. Pfarrvikar: Derselbe,
Fünfhundertjähriges Jubiläum der Wallfahrtskirche Maria- Frauenberij bei Admont in Steier-
mark. 1904. 8. — Frauenfeld. H u b e r & Co.. Verlai;: Schweizer Künstlerle.xikon XI. Lieferung
o. j. s. — Frankfurt a, M. G e o r g v o n 11 e y d e r: K. Kiefer. Die Familie Haider, von Heider
und von Heyder. 1910/11- S. — Karl K i e f e r: Derselbe, Die Familie Schepeler. 1911- 2. —
Frankfurt a. 0. W. AI e 1 n s ii a u s e n, Stabsarzt: Familiengeschichtliche Blätter der Familie
Meinshausen und Grofebert. I, 1 und 2. 1911. 8. — Freiburg i. Br. H e r d e r s c h e V e r-
1 a gs h a n d 1 u n g: Michael. Geschichte des deutschen Volkes vom 13. Jahrhundert bis zum
Ausgang des Mittelalters. V. Bd. 191 1- 8. — Fürth i. B. Glas-Berufsgenossen-
schaft. Sektion I: Geschäftsbericht der Sektion 1 Bayern der Glas- Berufsgenossenschaft für
das Jahr l*)lo. 1911. 4. — Godesberg a. Rh. E r n s t M o r i t z A r n d t - M u s e u m: J. Lae-
venich, Katalog über die im Ernst Moritz Arndt-Museum .... zu Godesberg aufbewahrten
Hauptstücke. 3. vermehrte Auflage. 1911- 8. — Halle a. S. Museum für Kun stund
Kunstgewerbe: Die Neuerwerbungen des Verwaltungsjahres 1910. 1911- 8. — V e r e i n
für Reformationsgeschichte: Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte
XXIX. Jahrgang. 1. Stück (Nr. 105). 1911- 8. — Hamburg. Dr. O. L a u f f e r, Direktor des
Museums für Hamburgische Geschichte: Jahrbuch der hamburgischen wissenschaftlichen An-
stalten. XXVIIl, IV, 2. 1911- 8. — Professor Dr. Richard S t e 1 1 i n e r: Derselbe,
Brettchenwebereien in den Moorfunden zu Damendorf. . . im Museum zu Kiel. S.-A. 1911- 8.
Hamm. Breer & T h i e m a n n, Verlag: Frankfurter zeitgemäße Broschüren Bd. XXX,
Heft 7, 8 ,9 und 10. 191 1. 8. — Hannover- Kleefeld. H. Peters, Apotheker: Derselbe, Zur
Streitfrage über den Porzellanerfinder. S.-A. 1911- 8. — Kloster Heilsbronn. A. Weber,
Derselbe, Die Münsterkirche in Heilsbronn. 0. J. 8. — Innsbruck. Prof. L. Schön ach:
Albert, Die Schiller von Herdern. 1905- 4. — Alpenburg, Auf der Eisenbahn von Innsbruck nach
München. l859- 8. — Alpenburg, Radetzky und die deutschen Dichter. 1863- 8. — M. Bär,
Leitfaden für Archivbenutzer. 1896. 8. — 41. Bericht über das Museum Francisco-Carolinum.
1883. 8. — Bericht über die vierte Versammlung deutscher Historiker in Innsbruck 1896. 1897-
8. — Büdingen Der Ausgang des medischen Reiches. 188O. 8. — Disziplinarvorschriften für die
Schüler der K. K. Staatsoberrealschule in Innsbruck. 0. J. 8. — Erinnerung an Innsbruck, o. J. 8.
Festschrift des akademischen Historiker- Klubs in Innsbruck. 1903. 8. — Freieisen. Christoph IV.
Andreas Freiherr von Spaur, Bischof von Brixen (1601 — 1613) und das kirchliche Leben
in seiner Diözese. 1900. 8. — • Gesichtspunkte, nach denen zur gegenseitigen Vergleichung ge-
eignete Ausgaben von Weistümern am besten hergestellt werden können . . . (1895/96). — David-
sohn, Lucrezia Borgia. S.-A. (1901.) 8. — Davidsohn., Carlo Hegel. Paolo Scheffer-Boichorst.
(1902.) 8. — v. Joppi, Due carmi di Gerolamo Amasco in Lode dell'Alviano. (1890.) 8. — Klaar,
Die beiden Vogelweidhöfe bei Klausen. S.-A. 0. J. 8. — Der Kunstfreund. Jahrgänge 26 und 27.
1910/11. 8. — M. Mayr, Veste Hohenwerfen. 1903. 8. — Mitteilungen des Instituts für öster-
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Kärnten. (1871.) 8. — Pokorny, Gemeinverständliche Abhandlungen über das Wohlgefallen
am Schönen, das Pathos und die Komik. S.-A. 1903. 8. — Das vollständige Registrum Slavo-
rum. 1904. 8. — Renk, Alt- Innsbruck. 1905. 8. — Rückblick auf Tirols Kämpfe von 1363
bis zum heutigen Tage. I863. 8. — Rundschreiben Unseres Heiligsten Vaters Pius X
1904. 8. — Der Sammler. Blätter für tirolische Heimatkunde und Heimatschutz. 3- Jahrgang
Heft 6—12; 4. Jahrgang Heft 1 — 12; 5- Jahrgang Heft 1—8. 8. — (H. Sander.) Katalog der
Lehrerbibliothek der K. K. Ober- Realschule in Innsbruck. 1898. 8. — Sander, Die öster-
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— E. A. S. (Stückelberg): Die Heraldik im Basler Gewerbemuseum. S.-A. o. J. 8. — Stückel-
berg, Die Verehrung der heiligen Verena. S.-A. (1902.) 8. — Fr. R. v. Wieser, Franz von Tap-
peiner, J. Chr. Mitterrutzner, J. von Ficker. Drei Nekrologe. 1903. 8. — P. Wittmann, Zur
Geschichte der Münchener Urkundenbücher. 1898. 8. — Zösmeir, Politische Geschichte Vor-
An/eioer des Germanischen A\usenins IQll.
Taf. V.
Aiiloine Fleiiry
(1797—17'''' in Haiiiburu titti^;)
Bildnis eines englischen Offiziers.
Miniaturmalerei auf Elfenbein.
i
I
— 63 —
arlberRs im 13. und 14. Jahrhundert... II. Teil. 187S. >S. — W a g n e r s c h e U n i v e r-
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Zingerle, Über unbekannte Vogelweidhöfe in Tirol. 1909- 8. — Jena. G. Fischer. Verlag:
Handwörterbuch der Staatswissenschaften. V. und VII. Bd. 1910/1 1. 8. — Karlsruhe. Direk-
tion der G r o ß h e r z o g 1 i c ii B a d i s c h e n Sa m m I u n g e n für A 1 t e r t u m s-
u n d Völkerkunde. Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und aleman-
nisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden. II. Teil. 191 1. 8. — Kempten. Otto
Erhard, Pfarrer: Derselbe, Der Bauernkrieg in der Grafschaft Kempten. 1908. 8. — Derselbe,
Die Kirchenbibliothek bei St. Mang in Kempten. S.-A. 1911- 8. — Konstanz. Großherzog-
liches Gymnasium: Bericht über das Schuljahr 1910/II. 1911. 8. — Kulmbach.
W. F 1 e s s a, rechtskundiger Bürgermeister, Kgl Hofrat: Derselbe, Zur Geschichte der Kgl. pri-
vilegierten Schützengilde Kulmbach. 1911. 8. — Leipzig. Karl Baedeker, Verlag: Bae-
deker, Paris. 17- Auflage. 1909. 8. — Derselbe, Belgien und Holland. 24. Auflage. 1910. 8. —
Derselbe, Berlin und Umgebung. 16. Auflage. 1910. 8. — Derselbe, Österreich- Ungarn. 28. Auf-
lage 1910. 8. — Derselbe, Nordost-Deutschland und Dänemark. 30. Auflage. 1911- 8. —
Derselbe, Nordwest- Deutschland. 30. Auflage. 1911- 8. — Derselbe. Die Schweiz. 34. Auflage.
1911- 8.— Hinrichs'sche Buchhandlung: Vierteljahrskatalog der Neuigkeiten des deutschen
Buchhandels. 66. Jahrgang. Heft 2. o. J. 8. — l n s e l v e r l a g: H. Bahr, Bildung. Essays.
1901. 8. — Bettina von Arnim. Die Günderode. Neue vollständige .... Ausgabe . . . 1904. 8.
— Die Bibel ausgewählt. 1909. 8. — Bibliothek der Romane. Herausgegeben von P. Ernst.
1— V. 1911. 8. — O. J. Bierbaum, Der neubestellte Irrgarten der Liebe. . . 11. — 16. Tausend.
1910. 8. — F. Blei, Prinz Hypolit und andere Es:ays. 1903. 8. — Briefe an Fritz von Stein.
Herausgegeben . . . von L. Rohmann. 1907. 8. — Briefe einer Unbekannten. Aus dem Nachlaß
neu herausgegeben von Karl Graf Lanckorowski und W. Weigand. 1910. 8. — Briefwechsel
zwischen Clemens Brentano und Sophie Mereau .... herausgegeben von H. Amelang. 1908. 8.
— H. Carossa, Gedichte. 1910. 8. — H. Freiherr v. Egloffstein, Maria Ludowica von Österreich
und Maria Paulowna. 1909. 8. — Fichte's Reden an die deutsche Nation. Eingeleitet von
R. Eucken. 1909. 8. — Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Herausgegeben von J. Petersen.
1908. 8. — Goethes Briefwechsel mit Marianne von Willemer. Herausgegeben von Ph. Stein.
1908. 8. — Briefe der Frau Rath Goethe. Gesammelt und herausgegeben von A. Köster. IV. Auf-
lage. 1908. 8. — Die Märchen der Brüder Grimm. Vollständige Ausgabe. 19IO. 8. —
H. J. Chr. von Grimmeishausen, Der abenteuerliche Simplicissimus. 1908. 8. — E. Hardt, Tote Zeit.
Drama. 1898. 8. — Derselbe, Gesammelte Erzählungen. 1909- 8. — Derselbe, An den Toren
des Lebens. Novelle. 2. Auflage. 1909. 8. — Derselbe. Tantris der Narr. Drama. 5. Auflage.
1910. 8. — Derselbe, Ninon von Lenclos. Drama. 2. Auflage. 1910. 8. — Derselbe, Joseph
Kainz. 1910. 8. — Derselbe, Aus den Tagen des Knaben. Gedichte. 2. Auflage. 1911. 8. —
Derselbe, Der Kampf. Ein Schauspiel. 1911- 8. — Heines Werke... herausgegeben von
O. Walzel. (Bd. l, Vll und IX.) 1910/11. 8. — Hesperus. Ein Jahrbuch von H. v. Hofmanns-
thal, R. A. Schröder und R. Borchardt. 1909. 8. — A. W. Heymel, Die Fischer und andere Ge-
dichte. 1899. 8. — Derselbe, Ritter Ungestüm. Eine Geschichte. 19OÜ. 8. — Derselbe, Der
Tod des Narcissus. Ein dramatisches Gedicht. 1901. 8. — Derselbe, Spiegel. Freundschaft.
Spiele. 1908. 8. — Derselbe, Zeiten. Gesammelte Gedichte. 1910. 8. — Auserlesene Gedichte
des Herrn Ch. Hofman von Hofmanswaldau. 1907- 8. — H. von Hofmannsthal, Vorspiele. 1908. 8.
— Derselbe, Kleine Dramen. 2. Auflage. 1909. 8. — Derselbe, Die gesammelten Gedichte.
4. Auflage. 1910. 8. — Derselbe. Der Tod des Tizian. 5- Auflage. 1910. 8. — Derselbe, Der
Tor und der Tod. 12. Auflage. 1911. 8. — A. Holz, Die Blechschmiede. 19ü2. 4. — J. A. Hörn,
Goethes Jugendfreund. Herausgegeben von H. Pallmann. 1908. 8. — Riccarda Huch, Neue
Gedichte. 1907- 8. — Dieselbe, Das Risorgimento. 1908. 8. — Dieselbe, Vita somnium breve.
4. Auflage. 1909. 8. — Dieselbe, Das Leben des Grafen Federigo Confalonieri. 3. Auflage. 1911-
— Die Briefe des Junius. Übertragen von F. P. Greve. 1908. 8. — K. F. von Klödens Jugend-
erinnerungen. Nach der ersten ...Ausgabe neu bearbeitet von K. Koetschau. 1911- 8. —
A. Köster, Gedächtnisrede zur Feier der hundertjährigen Wiederkehr von Schillers Todestag.
1905. 8. — Das Leben des thüringischen Pfarrers J. Langguth, von ihm selbst aufgezeichnet.
Herausgegeben von R. Buchwald. 1907. 8. — Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel . . .
XCVI seiner geschichten. 1911. 8. — Martin Luthers Briefe. In Auswahl herausgegeben von
— 64 —
R. Buchwiild. 1909- 8. — H. Mann, Die kleine Stadt. Roman. 1. Auna.tre. 1910. 8. — J. H. Mercks
Briefe an die Herzogin-Mutter Anna Anialia inid an . . . Carl August . . . Herausgegeben
von H. G. Griif. 1911- 8. — F. Nietzsciies gesammelte Briefe. Herausgegeben von E. Förster-
Nietzsche und F. Gast. 1902 — 1909- 8. — Pauline, Fürstin zu Lippe, Zur Frauenzimmer-Moral.
1903. 8. — Die Gedichte des Grafen August von Platen. 1910. 8. — R. M. Rilke, Das Stunden-
Buch. 1909. 8. — K. Scheffler, Deutsche Maler und Zeichner im neunzehnten Jahriumdert.
1911. 8. — Schillers Gespräche. Berichte seiner Zeitgenossen über ihn. Herausgegeben von
J. Petersen. — R. A. Schröder, Unmut. Ein Buch Gesänge. 1899- 8. — Derselbe, Lieder an eine
Geliebte. 1900. 8. — Derselbe, Sprüche in Reimen. 1901. 8. — Derselbe, . An Belinde.
Gedichte. 1902. 8. — Derselbe, Elysium, Ein Buch Gedichte. 1906. 8. — Derselbe, Hama.
Gedichte und Erzählungen. 1908. 8. — C Schüddekopf, Goethes Tod. 1907- 8. — Marie Schuette,
Das Goethe- National-Museum zu Weimar. Große Ausgabe des Führers. 1910. 8. — G. Schwab,
Sagen des klassischen Altertums. 1909. 8. — H. P. Sturz, Kleine Schriften. Herausgegeben
von F. Blei. 1904. 8. — Sylvius: Euryalus und Lucrezia. Aus dem Lateinischen des Aeneas
Sylvius de Piccolomini übertragen von K. Falke. 1907. 8. — H. van de Velde, Vom neuen Stil.
1907. 8. — Derselbe, Essays. 1910. 8. — H. Vogeler- Worpswede, 'Dir' Gedichte. 1907- 8. —
K. VoUmoeller, Wieland. Ein Märchen in drei Akten. 1911. 8. — Weimar in den Freiheits-
kriegen: I. Erinnerungen .... von F. v. Müller. II. Johannes Falcks Kriegsbüchlein. 1911. 8.
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Band II, Heft XIX, und XXI. 1910. Band III, Heft I und II. 1911- 8. — H. Kehrer:
Derselbe, Ein unbekanntes Bildnis aus dem Germanischen Nationalmuseum. Virgil Solls aus
der Schweiz ( ?). S.-A. 1911. 8. — J. V. K ru 1 1: Derselbe, Wahl- und Sinnsprüche der Hohen-
zollern in Franken auf Medaillen und Münzen. S.-A. 8. — AlbertLangen, Verlag: E. Fuchs,
Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Bd. II nebst Ergänzungsband.
(191 !•) Gr. 4. — M. Kemmerich, Dinge, die man nicht sagt. 6. und 7- Tausend, o. J. 8. —
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. . . Ritters Sebastian Schertlin von Burtenbach. Herausgegeben von E. Hegaur. o. J. 8. -
J. F. Lehmanns Verlag: H. Class, West-Marokko deutsch! 1911- 8. — Münnersladt. Kgl.
humanistischesGymnasiuni: Jahresbericht 1910/1I. 8. — Programm: W. Rügamer,
Der Augustinereremit Hieronymus Streitel . . . 1911- 8. — Münster. Dr. H a m m e r s c h m i d t,
Landeshauptmann: A. Ludorff, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Kreis Hagen-
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(Emil Küster): F. Siebmachers großes und allgemeines Wappenbuch, Lieferung 538—543- 4. —
Dr. Emmerich. Kgl. Hofrat: R. Landau. Eine Urkunde der Straßburger Hebammenlehr-
anstalt. S.-A. 1903. 8. — F. E 1 1 m e i e r. Hauptlehrer: Testamentum novum, per D. Erasmum
Roterodamum nouissime recognitum. 1556- 8. — K. F i c k e n s c h e r: Derselbe, Der Nürnberger
Talkessel in seiner geologischen Vergangenheit. 1911- 8. — Freimaurer-Loge Joseph
zur Einigkeit: (W. Behl) Geschichte der Freimaurer- Loge Joseph zur Einigkeit im Orient,
Nürnberg 1 761 — 191 1. 1911. 8. — H. G e b h a r d t. Betriebsleiter: J. B. Porta, Magia naturalis.
1680. 8. — A. G ü m b e 1, Kreisarchivassessor: Derselbe, Der Baumeister und Stückgießer Hans
Felber von Ulm .... Nachträgliches zur Biographie K. Heinzelmanns. S.-A. o. J. 8. — Der-
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die Lehrerbibliothek des alten Gymnasiums und Beschreibung ihrer ältesten Drucke. IL Teil.
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menten und Erinnerungen. 1791. 8. — Ein Noth- und Hülfsbüchlein für alle, welche in der Liebe
.... ausgeschweifet haben. 1796. 8. — C. Mönch, Arzneymittellehre. 4. Auflage. 1800. 8. —
Th. G. A. Rose, Taschenbuch für gerichtliche Ärzte .... 1800. 8. — J. Gh. G. Jörg, Handbuch
der Krankheiten des menschlichen Weihes. 1809. 8. — C. F. Kunze, Compendium der praktischen
Medizin. 186S. 8. — Konsul J. O e 1 1 i n g e r: A. Birkner, Diss. de iudicio tutelari reip.
Norimbergensis. 1 745. 4. — Kgl. Realgymnasium und R e f 0 r m g y m n a s i u m:
Jahresbericht 1910/11. 1911. 8. — Programm 19M: R. Rast, Handel und Gewerbe, Kunst und
Wissenschaft in Nürnbergs schwerster Zeit (1631—35). 8. — M a .x Rößler: R. J. Steidele,
Lehrbuch der Hebammenkunst. 1784. 8. — Dr. jur. et phil. M a .x; S ü ß h e i m, Rechtsanwalt:
J. M. G. Schellers lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Handle.xikon, L Teil. 5- Auflage.
1822. 8. — C. H. Freiesleben, Corpus juris civilis academicum . . . 1735- 4. — Die fünf französischen
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mentar über die Heineccischen Institutionen. 7. Auflage. 1803. 4. — S t a d t m a g i s t r a t:
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hygiene im Unterricht. 1911. 8. — Kgl. Neues Gymnasium: Jahresbericht 1910/II.
1911. 8. — Mit Beilage. — Rothenburg 0. T. Kgl. Realschule: Jahresbericht 1910/II.
1911- 8. — A. S c h n i z 1 e i n, Kgl. Gymnasialprofessor: Derselbe, Nachtrag zum Verzeichnis
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L y c e u m: 7- Jahresbericht. 1910/II. 1911. 8. — Siegen. Verein für Heimatkunde
und Heimatschutz im Siegerlande: Blätter des Vereins für Heimatkunde ....
5
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im Sieserhinde. 1. Bd. 1. Heft. loii. S. — Straßbiirsi;. J. H. E. H e i t z, Verlas: Studien zur
deutschen Kunstgeschiciite, Heft 141. 1911- S. — Stiittsarf. J. G. C o 1 1 a, Verlag: C Busse,
Heiliire Not. 2. Auflage. 1910. 8. — Cottasche Handbibliothek Nr. 154—162. o. J. 8.—
V. Mittnacht, Rückblicke. 4. Auflage. 1909- 8. — Münchener volkswirtschaftliche Studien
101—109. 1910/11. 8. — Fr. Paulsen, Einleitung in die Philosophie. 20. und 21. Auflage. 1909. 8.
— W. H. Riehl, Religiöse Studien eines V/eltkindes. 5. Auflage. 1900. 8. — Landes-
g e w e r b e m u s e u m: Ausstellung kirchlicher Kunst Schwabens (Katalog). 1911. 8. —
W. Seifert, Verlag: Beckmann- Führer: M. K. Rohe, München. 2. Auflage, o. J. 8. —
A. Wagner, Baden-Baden. 3. Auflage. 8. — Trier. P r o v i n z i a 1 m u s e u m: Jahresbericht
1909. Erweiterter Abdruck. S.-A. 191 1. 8. — Tübingen. Dr. G u s t a v S c h ö t 1 1 e: Derselbe,
Geld- und Münzgeschichte der Pfalzgrafschaft Tübingen. S.-A. (1911-) 8. — Wien. S. K g 1.
Hoheit H e r z o g V o n C u ni b e r 1 a n d. B r a u n s c li w e i g u n d L ü n e b u r g: E. Fiala,
Münzen und Medaillen der Weifischen Lande. 1910. Gr.-4. — J. L ö w y, K. u. K. Hofphotograph:
Österreichische Kunstschätze, Jahrgang I. Heft 4. o. J. 2. — S r. K . u. K. A p o s t o 1. M a j e s t ä t
Oberstkämmereramt: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses Bd. XXIX, Heft 3- 1911. 2. — K. K. S t a a t s g y m n a s i u m: IV. Jahresbericht
1910/11. 1911- 8. — Wismar. Dr. med. et hon. c phil. F. Crull: Abschrift des Rechnungs-
buches des Güstrowschen Goldschmiedes Matz Kreisen, genannt Unger (1574 — 91). Um 1900. 4.
— Neu-hervorkommendes Weber Kunst und Bild Buch .... I. Teil. 1720. Qu. -8. — Würz-
burg. Gesellschaft für fränkische Geschichte: Sechster Jahresbericht ....
über das Jahr 1910. 1911. 8. — Zweibrücken. K g 1. H u m a n i s t i c h e s Gymnasium:
Jahresbericht für das Schuljahr 1910/1 1. 1911. 8. — Programm: R. Pfleger, Pestalozzi als Christ.
II. Teil. 1911. 8. —
Tausch.
Documents inedits sur l'abbaye, le comte et la ville de Corbie, I. 1910. 4. — Kataloge
des römisch-germanischen Zentralmuseums: Nr. 3, Verzeichnis der Abgüsse und wichtigeren
Photographien mit Gallierdarstellungen von K. Schumacher. 1911. 8. — Die Propyläen. Lite-
rarisch-belletristische Halbwochenschrift. Jahrgang I— VII. 1903— 10. Gr.-4.
19.
Ankäufe.
Heyer von Rosenfeld'sche Stiftung. Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien.
Bd. 1911. 4. — Rietslap, Armorial general. Fase. 61. o. J. 4.
Abb. 22. Formsfein aus gebranntem Ton. Mitte des 16. Jahrhdts.
— 67 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Schaffhauser Oeckenplastik von Jakob Stamm. Architekt. 1. Teil: Decken des 17.
und 1S. Jaiirhunderts. Mit 20 Tafeln und 13 Abbildungen im Text. 17. Neujahrsblatt des Kunst-
vereins und des historisch-antiquarischen Vereins Schaffhausen 19II. 28 Seiten. 40-
Überall regt es sich seit einigen Jahren in Städten mit altertümlichen Denkmälern und
Bauten, um mit mehr oder minder großer Systematik in Wort und Bild festzuhalten, was uns aus
zurückliegenden Zeiten als Ganzes oder in Resten überkommen, dessen Weiterbestand sehr wohl
im Interesse von Geschichte, Technik und Kunst gJegen wäre, aber angesichts der veränderten
wirtschaftlichen Bedürfnisse nicht immer möglicli ist. Ein gleiches Streben leitete den Verfasser
bei der vorliegenden Arbeit, und es darf ihm zum Ruhme angerechnet werden, daß er der Anregung
hierzu schon vor etwa sechs Jahren Raum gab. Wenn er sich spezialisierte und zunächst nur die
künstlerisch und kunsthistorisch wichtigen Decken der Stadt Schaffhausen und ihrer Umgebung,
und zwar insbesondere die Stuckdecken ins Auge faßte, so war dies insofern nicht unberechtigt,
als gerade sie Kinder der Vergänglichkeit sind. Hinzu kommt, daß die Beschäftigung mit ihnen
einen großen Reiz gewährt, hat man es doch mit Schöpfungen zu tun, die in technischer Beziehung,
einen stark originalen Stempel tragen. Noch lag die Zeit fern, wo man sich zu ihrer Herstellung
des Abgusses von Gipsmodellen bediente, wo man in glatter symmetrischer Methode ohne viel
Aufwand von Originalität und Kunstfertigkeit arbeitete. An Ort und Stelle trug man den Stuck
auf, und zwar mußte es frei in flotter Arbeit geschehen.
Dankbar sind wir dem Verfasser auch für die Mitteilung seiner technischen Beobachtungen,
hört man doch sonst nur wenig aus dem praktischen Betrieb älterer Zeiten. Alte entfernte Decken
zeigten, daß zuerst auf dem rohen Mörtelgrund die Linien der geometrischen Einteilung und dann
die Umrisse der aufzubringenden Masse für die Plastik aufgezeichnet wurden. Alles andere war
freihändige Arbeit. Mit Recht weist er auch auf die Schwierigkeit der Technik hin, welche
viel Übung und Fertigkeit erforderte und die Geduld der Bauherrn oft stark auf die Probe gestellt
haben mag.
Interessant ist der Hinweis, daß es die Stuckkünstler häufig vortrefflich verstanden haben,
durch figürliche und emblematische Darstellungen der Beziehung zum Amt und Namen der Haus-
herren Rechnung zu tragen. »So entsteht eine echte, gedankenvolle Hauskunst, die dem jetzigen
Beschauer innerliche, heimatliche Wärme entgegenstrahlt.«
Die Publikation, von der zunächst ein erster Teil vorliegt, soll zwei Teile umfassen. Zwar
wurden, wie der Verfasser sagt, zahlreiche photographische Aufnahmen von Decken angefertigt.
Aber in Rücksicht auf den Umfang glaubte er sich auf die Wiedergabe der am meisten charakte-
ristischen beschränken zu müssen. Wir müssen uns also in dieser Hinsicht auf sein gesundes Urteil
verlassen, wenngleich gerade über diesen Punkt die Ansichten der einzelnen sehr divergieren können.
Verfasser spricht dann auch über die Schwierigkeit der Aufnahmen. Ob alles erreicht ist,
was erreicht werden konnte, muß ich als nicht Ortskundiger dahingestellt sein lassen. Ich selbst
kenne die Mühseligkeit des Aufnehmens von Stuckdecken in Privathäusern nur zu gut, meine aber
doch, daß zuweilen der Standpunkt wohl besser senkrecht vom Boden nach oben hätte genommen
werden können. Bedauerlich ist jedenfalls die allerdings beim Stande der Arbeiten vor der Hand
unmögliche Berücksichtigung einer historischen Entwicklung. Doch könnte eine solche sehr wohl
am Schlüsse des Werkes gegeben werden.
5*
— 68 —
übrigens ist die icunstgeschichtliclie Beschreibung der Decken Iceine troct;ene und sciienia-
tische. Sie ist hier und da v(in reiclier Empfindung durchdrungen. Gerade aus diesem (irunde
darf man das Werk als willkommenen neuen Beitrag zur Geschichte des Bürgerhauses und seiner
inneren Ausstattung hinnehmen. Dr. F r i t z T r a u g o 1 1 S c h u 1 z.
Wehrbauten Veronas von Professor B o d o E b ii a r d t, Architekt. Mit 27 Tafeln. Grune-
wald-Berlin, Burgverlag, 1911- lio Seiten.
Diese neueste Arbeit aus der Feder Bodo Ebhardts, des rührigen Restaurators und um-
fassenden Kenners mittelalterlicher Burgen und Wehrbauten, ist einem Spezialthema der Burgen-
kunde Italiens gewidmet, als abgerundetes Ganzes von begeisterter Sprache und geschmackvoller
Ausstattung. Die steinernen Zeugen des um seiner Lage willen fast 2 Jahrtausende hindurch
bedeutsamen festen Platzes Verona werden von der Römerzeit an vor unserem geistigen Auge zum
Leben erweckt und die Spuren seiner wechselvollen Geschicke während einer großen Vergangen-
heit aufgezeigt. Dr. H. R e i f f e r s c h e i d.
Unser Lieben Frauen Kloster in Magdeburg. Eine Monographie mit eigenen Zeichnungen
von Maximilian Med de. Mit 77 Abbildungen und einem rekonstruierten Lageplan.
Creutz'sche Buchhandlung (M ax K r e t s c h m a n n), Magedeburg, 1911. 168 Seiten. 8.
Diese reichillustrierte kleine Schrift ist trefflich geeignet, auf wissenschaftlicher Grundlage
weiteren Kreisen die Kenntnis eines während des Mittelalters hochbedeutenden, in seiner baulichen
Anlage im wesentlichen erhaltenen Klosters zu vermitteln, das seine führende Stelle unter den
deutschen Prämonstratenserstiftern dem großen Erzbischof Norbert von Magdeburg (f 1134)
verdankt. Damit wird die allgemeinere Kenntnis der Geschichte der kirchlichen Baukunst des
12. und 13- Jahrhunderts in dankenswerter Weise weit über das lokale Interesse hinaus gefördert.
Die äußeren Schicksale des Klosters, denen das einleitende Kapitel gewidmet ist, sind von
der Art, wie sie sich typisch mehr oder weniger bei jeder mittelalterlichen Klosterstiftung wieder-
holen. Eine Orientierung über die Klosteranlage, die für die historische Topographie jenes heutigen
Stadtteils manches neue bringt, schließt sich an. Es folgt der Hauptteil, den der Verfasser mit
besonderer Liebe ausgearbeitet hat, die Kirche und die Gebäude der Klausur umfassend, köstliche
Proben romanischen bezw. spätromanischen Stils. Der gegenwärtige Bestand an Bildwerken,
Denk- und Grabsteinen ist dagegen nur unbedeutend.
Die Darstellung, die in einem sorgfältigen Literaturverzeichnis eine willkommene Ergänzung
findet, ist flott; eigenartig wirken jedoch Bezeichnungen wie „Sanktissimum" für den Gruftraum
Norberts (S. 69) oder „licentia poetica", auf Bauleute des 13. Jahrhunderts angewandt. (S. 102).
Dr. H. R e i f f e r s c h e i d..
Wanderungen durch die Werkstätten fränkischer Bildhauer von Fritz Knapp. Band VI
der Neujahrsblätter, herausgegeben von der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Würzburg
1911. 8*. 98 Seiten mit 33 Abbildungen.
Die vorliegende Schrift von Knapp will keine ins Detail gehende Kunstgeschichte sein.
Der Verfasser hat es nur auf bedeutsame und dazu allein auf noch im Lande befindliche Werke
abgesehen, um an ihnen die Eigenart der Bildhauerkunst Frankens, die Lokalcharakteristika
und die Sonderheiten der Zeitenstile wie der Künstlerpersönlichkeiten möglichst klar darzustellen.
Man kann in Zweifel sein, ob eine solche Arbeit angesichts dessen, daß gerade die hauptsächlichsten
der in ihr behandelten Werke und Künstler bereits eine eingehende wissenschaftliche Würdigung
gefunden haben, ein dringendes Bedürfnis war. Der Ausdruck „Wanderungen" hilft uns einiger-
maßen über diese Verlegenheit hinweg. Jedenfalls ist es eine aus lebhaftem Interesse an der
Sache geschriebene Arbeit, deren Bedeutung hauptsächlich darin zu suchen ist, daß sie sich an
einen weiteren Leserkreis wendet, der sich in seinen Zielen einen größeren Gesichtspunkt gesteckt
hat. Für die strenge Fachwissenschaft ist sie nur in beschränktem Maße von Wert.
Beachtung verdient für sie z. B. der Abschnitt über die Bamberger Figuren, in welcliem
der Fortschritt gegen die Reimser Vorbilder, namentlich bei der Elisabeth, gut herausgearbeitet ist.
Die auf Seite 21 hervorgehobene Vorbildliclikeit der Pfarrei der Neumünsterkirche in Würz-
burg in der Entfernung häßlicher Übermalungen von alten Skulpturen will mir wenig angebracht
— 69 -
erscheinen. Was ist z. B. auf diesem Gebiet schon alles in der Sebalduskirche in Nürnberg durch
Professor Joseph Schmitz geschehen!
Von der Nürnberger Kunst des 14. Jahrhunderts scheint der Verfasser kein ganz klares
Bild zu haben, sonst würde er ein so abfälliges Urteil, wie er es auf Seite 28/29 abgibt, wohl kaum
gefällt haben. So unselbständig war das künstlerische Schaffen in Nürnberg zu dieser Zeit denn
doch nicht. Es ließe sich unschwer eine ganze Reihe achtbarer Werke zusammenbringen, die ein
originales Können und eine kraftvolle Realistik erkennen lassen und einen Vergleich mit Würz-
burger Arbeiten recht wohl aushalten. Warum hat Knapp z. B. die reizvollen Reliefs am Sebalder
Chörlein ganz außer Acht gelassen ? Die mit schlagender Wucht durchgeführte feine Einzelcharak-
teristik der Figuren am Schönen Brunnen läßt ein weitgereiftes künstlerisches Qualitätsvermögen,
ein eingehendes figurales Studium selbst im Banne der Archiktektur erkennen, das nicht über-
sehen werden darf. Und die allerdings noch nicht genügend erforschte ansehnliche und zum Teil
künstlerisch hervorragende Gruppe von Nürnberger Tonskulpturen des 14. Jahrhunderts wäre
gleichfalls für diese Frage in Betracht zu ziehen.
Sehr gut ist der Hinweis auf die vielfigurige Steingruppe des Todes der Maria im Würz-
burger Dom aus der Zeit um 1470 (siehe Abb. 15). Sie läßt eine außerordentliche kompositionelle
Begabung erkennen. Die Gruppierung der Figuren ist fein abgewogen. Im einzelnen herrscht
eine bis ins Kleinste eingehende realistische Durchbildung, wie wir sie in dieser Zeit sonst wenig
finden. Insofern bietet sie etwas Neues, ja leitet sie direkt in die spätere Zeit der Würzburger
Plastik über, zu Tillmann Riemenschneider (S. 39). Sie scheint kurz vor dessen Eintreten in das
dortige Kunstschaffen entstanden.
Richtig ist es, wenn bei den Figuren des Deokarus-Altares der gesunde Realismus hervor-
gehoben, wenn überhaupt dieser Altar an die Spitze neuen künstlerischen Lebens in Nürnberg
gestellt wird. Stark aber hinkt der gegensätzliche Vergleich zwischen diesen kleinen Gestalten
und der monumental plastischen Auffassung der Würzburger Grabmalsarbeiten. So sehr im Prinzip
voneinander verschiedene Werke darf man nicht wohl in noch schärferen Gegensatz zueinander
setzen und dann daraus allgemeine Schlüsse ziehen.
Bei Veit Stoß ist das Stürmische des Temperaments vielleicht etwas zu stark betont. Seine
spätesten Werke wenigstens, z. B. der Altar in der Oberen Pfarrkirche zu Bamberg (1523), lassen
doch eine größere Gemessenheit, innere Ruhe, um nicht zu sagen, Abgeklärtheit erkennen. Un-
richtig aber ist, wenn Veit Stoß als reiner Holzschnitzer hingestellt wird. Ich darf wohl auf das
Sandsteinrelief der Langenzenner Verkündigung vom Jahre 1513 (Mitteilungen aus dem German.
Nationalmuseum 1908, Tafel IX) hinweisen, weiter auf die Urkunde vom 1. Februar 1503, in der
Veit Stoß als „stainhauer oder pildschnitzer" bezeichnet wird, und wohl auch auf die Freifiguren
der Verkündigung von einem Nürnberger Hausaus dem Jahre 1504, die sich heute im Germa-
nischen Museum befinden und viel von des Meisters Art an sich haben.
Recht kurz weggekommen sind das Barock und Rokoko. Hier hätte doch noch so mancher
tüchtige Meister, so manches Meisterwerk in Auffassung und Technik erwähnt und angeführt
werden können. Dr. Fritz Traugott Schulz.
Max Stirner, Sein Leben und sein Werk. Von John H e n r y M a c k a y. Mit vier Ab-
bildungen, mehreren Faksimiles und einem Anhang. Zweite, durchgesehene und um eine Nach-
schrift: „Die Stimer- Forschung der Jahre 1898 — 1909" vermehrte Auflage. Bernhard
Zacks Verlag. Treptow bei Berlin. 1910.
John Henry Mackay hat sich das große Verdienst erworben, als erster den Lebensumständen
Max Stirners mit Gründlichkeit und unermüdlichem Eifer nachgeforscht und das Bild der Per-
sönlichkeit eines der konsequentesten und tiefsten Denker, des Philosophen der Zukunft, wie ich
ihn auch heute noch nennen möchte, in großen und im allgemeinen klaren Umrissen vor uns hin-
gestellt zu haben. Das war in der Tat keine kleine Aufgabe, keine geringe Arbeit, obgleich, als
1898 die erste Auflage von Mackays Buch erschien, die ehemalige Frau des 1856 Verstorbenen noch
am Leben war. Weiß doch jeder, der sich mit genealogischen oder biographischen Nachforschungen
befaßt, wie schwierig solche sich gerade für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo derEinzelne
von der hohen Obrigkeit nicht mehr so am Gängelbande geleitet wurde, wie in den voraufgegangenen
Epochen, häufig genug gestalten. Und Marie Dähnhardt, Stirners einstige Frau, tat ihren Mund
nicht auf. Sie war alt und krank und bereitete sich nur noch auf den Tod vor.
■0
Auch luicli ilifi-'m Hiiisclieiden (30. üezeiiiber 1902) haben sicli in ihrem Nuciilaü tceineiiei
Papiere oder Aufzeichnungen vorgefunden, die über ihr früheres Leben hätten Aufschlu(3 geben
können. Dagegen hat sich für die Icürzlich erschienene zweite Auflage von Macicays Buch aus
anderen Quellen, zum Teil sogar noch aus mündlicher Überlieferung (Baronesse von der Goltz
in Berlin) eine Reihe neuer Nachrichten über Stirner und seinen Kreis, wie auch über sein Schaffen
gewinnen lassen. Die wertvollste ist darunter vielleicht der Nachweis von Stirners Mitarbeiter-
schaft am ,, Journal des österreichischen Lloyd", das 1848 in Triest von Friedrich Bodenstedt
redigiert wurde. Mackay glaubt acht Aufsätze in dieser Zeitschrift mit Sicherheit für Stirner
in Anspruch nehmen zu dürfen, die er Seite 255 ff- kurz charakterisiert und bespricht und in einer
etwa notwendig werdenden neuen Auflage von ..Max Stirners Kleineren Schriften" zum Abdruck
zu bringen gedenkt.
Auch im übrigen sind die Nachträge, die fast jedes Kapitel erfahren hat, die Stamm-
bäume und chronologischen oder bibliographischen Übersichten, durch die das Buch erweitert und
überall auf den Stand der gegenwärtigen Forschung gehoben worden ist, auf das dankbarste zu
begrüßen, und es bleibt nur zu bedauern, daß aus Mackays Stirnerbiographie anläßlich der
neuen Auflage nicht d i e Stirnerbiographie geworden ist, von der eine noch künstlerischere
Verarbeitung des gesamten Stoffes und vor allem eine scharfe Durchdringung und Klarlegung
von Stirners geistiger Entwicklung und seinem philosophischen System erwartet werden müßte.
Ein solches Werk würde wohl melir noch als Mackays grundlegende Forschungen dem großen
Denker die Wege bereiten. T h. H a m p e.
Abb. 21. Formstein aus gebranntem Ton. Mitte des 16. Jahrhdts.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
1911. Nr. 4.
outober— Dezemtaer.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
VERWALTUNGSAUSSCHUSS.
Am 23. November v. J. ist Herr Geheimriit H u r' o von Tscliudi. der Direktor der
k. b. Staatsgaierien, einem jalirelangen fürditerlichen Leiden erlegen. Er war im Jaiire 1910
von der bayerischen Staatsregierune: zum Mitglied des Verwaltungsausschusses ernannt worden
und hat an dessen Verhandlungen nur einmal teili,enommen.
Es ist nicht unsere Aufgabe, seine Bedeutung zu würdigen; sie ist allgemein anerkannt.
Sein Eintritt in den Verwaltungsausschuß fiel in die Zeit, da die schwierigen Verhandlungen über
den Austausch von Bildern zwischen der Pinakothek und dem Germanischen Museum im Gange
waren, welche die öffentliche Meinung stark erregten. Heute, wo die Angelegenheit lange be-
friedigend gelöst ist, kann ausgesprochen werden, er hat die Sache groß angefaßt, nicht nur in dem
was er verlangte, sondern auch in dem, was er zugestand. Wir hofften auch weiterhin auf seine
Unterstützung; er konnte sie nicht mehr betätigen. Ein ehrendes Andenken in der Geschichte des
Museums ist ihm gewiß.
PERSONALIEN.
Am 16. November trat Dr. Friedrich Wilhelm W e n k e aus Herne in Westfalen,
bisher wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Provinzialmuseum in Münster, als Kustos an den
kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen in den Dienst des Germanischen Museums. Gleich-
zeitig wurde der bisherige Assistent Dr. August N e u h a u s zum Kustos befördert, dem
bereits mit Kustodengehalt am Kupferstichkabinett angestellten Assistenten Dr. Walter
Stengel der Titel eines Kustos durch Ministerialentschließung vom 30. Oktober 1911 ver-
liehen.
STIFTUNGEN.
Zu den Erwerbungskosten der Beckhschen F a I1 r i k sind uns folgende hochwill-
knmmene und dankenswerte Beiträge zugegangen:
15 000 Ji von Herrn Dr. K r u p p v o n B o h I e n u n d Halb a c ii und Gemaiilin
in Essen;
5 000 Jl von Frau Wirkl. Geh. Kommerzienratswitwe Krupp in Essen;
je 2 000 J4 von Frau Konmierzienratswitwe F. L. Biermann in Bremen und einem
ungenannt bleiben wollenden Stifter;
je \ 000 JL von Herrn Senator F. C. Bier m a n n in Bremen, von der Bleistiftfabrik vorm.
J o h. F a b e r, A.-G. in Nürnberg, von Herrn Theodor v o n D e u s t e r in Kitzingen, von
Eisenwerk Nur n b e r g v o r m. J. Tafel & C o. in Nürnberg, vom 1 n d u s t r i e- u n d
K u 1 t u r v e r e i n in Nürnberg, von Herrn Bankier Ernst K o h n in Nürnberg, von Herrn
Generalkonsul Alfred F r e i h e r r v o n L i e b i g in Wien, von der Mechanischen B i n d -
f a d e n f a b r i k in Immenstadt, von Herrn Geh. Hofrat Hans M e y e r, Professor in Leipzig,
von Herrn Geh. Koninier/.ienrat A 1 e x ;i n «.i e r v o n V t 1 ;i u ni in Stuttgart, von der S c li u 1 t-
h e i ß -Brauerei A.-G. in Berlin, von Herrn Geh. Kommerzienrat G a b r. S e d 1 ni a y r in
Alünchen, von Frau Geh. Koinmerzienratswitvve Julie von Siegle in Stuttgart, von Herrn
Graf von Tiele - W i nc kler in Moschen, von tler Verlagsl^uchhandlung Braun &Schneider
in .München, von Herrn Geh. Kommerzienrat Dr. ing. F r. V o i t ii in Heideniieim und von einem
u n g e n a n n t bleiben wollenden Stifter;
600 JL von Herrn Oberlandesgerichtsrat a. ü. M a .\ Berlin in Nürnberg;
je 500 J(i von Herrn Paul Barckhan in Bremen und von einem ungenau nt
bleiben wollenden Stifter;
je }oo , IL von Herrn Bürgermeister Dr. V. Marcus ("j"), von Herrn Generalkonsul St. C.
M i c h a e 1 s e n, von Herrn J o h a n n R u n k e n in Firma Hermann Upmann & Co., und von
Frau Franz Schütte, sämtlich in Bremen;
je 200 M. von Frau Landgerichtsrat M a r i e C n o p f in Nürnberg und von Herrn Bürger-
meister Dr. A. Pauli in Bremen;
je 100 JL von Herrn K. Ad, Freiherr B a c h o f e n v o n Echt in Wien-Nußdorf
und von Herrn Geh. Kommerzienrat R. K e s s e 1 k a u 1 in Aachen.
Zu den Erwerbungskosten der v. Seh w a r z s c h e n G 1 ä s e r s a m m 1 u n g wurden
ferner beigesteuert:
je 500 JL von Herrn Geh. Kommerzienrat J. C T h. Heye in Hamburg, und von Herrn
Kommerzienrat A. Rock in Ludwigsthal;
200 JL von der Glasfabrik J. Bach in Fürth:
je 100 JL von der Glasfabrik Heine m a n n & S c h w a r z m a n n in Fürth und von der
Spiegelfabrik M. Kunreuther in Fürth;
25 Ji von Herrn J. W. Berlin in ^ Fürth.
Die Gesamtsumme der Stiftungen zu diesem Zweck, für die auch hier nochmals allen gütigen
Spendern der Dank des Museums ausgedrückt sei, beträgt demnach bisher 5385 JL
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Vereinen: Berlin. Verein für Geschichte Berlins 20 Ji (bisher 10 ,#.). Nürnberg. Kauf-
männischer Verein Merkur 50 Ji (bisher 30 JL).; Nürnberger Journalisten- und Schriftsteller-
Verein 10 JL; Nürnberger Sängergenossenschaft 10 .H; Oberfränkische Textilindustrie 5 Ji
Von Privaten: Aalen. J. Wolff, Weinhandlung 2 ii Altdorf. Hein, Distriktstierarzt 2 il;
Herzog, Seminarschullehrer 2 JL; Schmidt, Präparandenlehrer 2 JL Augsburg. Phil. Diesel,
Kgl. 1. Staatsanwalt 3 JL; Max Wanner, Architekt (bisher 8 Ji) jetzt 10 .#. Berlin. Leßing. Ritter-
gutsbesitzer 10 Ji Bernburg. Gellendien, Fabrikbesitzer 3 Ji; Keilmann, Fabrikbesitzer 3 Ji;
Lanz, Apotheker, 3 JL; Dr. med, Otto in Aisleben 3 Ji; Schwarzenberger, Hofbuchdrucker 3 Ji;
Dr. Würzler, Sanitätsrat 3 JL: Beuthen. Max Böhm, in Firma Hermann Böhm 3 Ji; Hermann
Guttmann in Gleiwitz 3 Ji; Siegfried Haendler, Direktor in Zabrze 3 Ji Bochum. Fräulein
Langenbeck, Oberlehrerin 1 Ji; Meuser, Rechtsanwalt 3 Ji; Neumann, Stadtbaumeister 2 ii;
Pfisterer, Oberlehrer 1 ii; Dr. Römer, Justizrat 5 JI; Tüselmann, Rentier 3 JL Bremen. Otto
Flohr 10 JL; Dr. Hermann Smidt 10 ii. Bunzlau. Dähnel, Professor 3 JL; von Hoffmann,
Landrat 3 ii Cadolzburg. Friedrich Christ. Lehrer 1 ii; Hans Eckstein, Baumeister in Roß-
stall 2 ii; Hoffmann, Kgl. Forstamtsassistent 1 ii; Werner, Lehrer l ii Coblenz. Dr. Groos,
Konsistorialpräsident 5 ii Cöln a. Rh. Wilh. Heyer, Musikhistorisches Museum 20 ii Darmstadt.
Dr. med. Karl Heil 5 ii; Kullmann, Oberlandesgerichtspräsident 3 Ji Dinkelsbühl. Dr. Kolb,
Kgl. Rentamtmann l ii Donauwörth. Peruzzi, Bezirks- Kulturingenieur 3 Ji; Prochownik,
Rechtsanwalt l ii; Schieneis, Amtsrichter 2 ii Dresden. Louise von Brand 3 ii Eggenfelden.
Morgott, Kgl. Notar 2 Ji; Schellhaaß, Kgl. Rentamtmann 3i^'.; Wittenzellner, Benefizi;it 2 ii
Ellingen. Ettle, Stadtkaplan l ii Erfurt. J. Olbertz, Verleger 3 M. Erlangen. S. Carl Bauer,
Direktor 5 JL; Alfonso Forster, Direktor 3 Ji; Gustav Kaspar, Schneidermeister 2 Ji;
F. Keller, Universitätsmechaniker l Ji; Franz Raabe, Direktor 3 ii; Sommer, H;iusmeister 1 Ji;
Eschenau. Heller, Kgl. Pfarrer in Rüsselbach 1 ii; Zwanziger, Kgl. Pfarrer in Beerbach l JL
Eutin. Buchholtz, Regierungsrat 6 ii Dr. Genz, Oberlehrer 3 ii; Hofmeier, Musikdirektor 3 ii;
— 73 —
Junkereit, Oberlehrer 3 A Fraiikeiihausen. L)r. Becker, Realscluikiirektor 2 Jt.; Boehme, Bank-
vorsteher 2 JC; Dr. Frank, Oberlehrer 2 J4; Frau Kommerzienrat Herrmann iJL; Dr. med. Loth-
holz, 2 .fC; Frau Thoeming- Weinberg 2 Jl Friedeberg (i. Neumark), von Waldow, Kgl. Landrat
iuj(, Fürth. Frau Dr. Fischer 2, /t; Fritz Kaltenhäuser, Fabrikbesitzer 3 J4 Gemünden. Abend-
roth, Kgl. Rentamtmann 1 JL Gerabronn. Bab., Pfarrer in Schrozberg 1 JL; Graseck, Rechts-
anwalt in Langenburg 1 JL; Grünvogel, Postverwalter in Langenburg l Ji üermersheim. Fuchs,
Proviantamts-Inspektor 1 ./(.; Geuder, Garnison-Verwaltungs-Oberinspektor 1 JL; Knei-
ling, Waffenmeister l JL Schwäbisch" Gmünd. Carl Bauer, in Firma Hermann Bauer, Silber-
warenfabrik 5 JL Gräfenberg. Rothenbach, Pfarrer in Igensdorf 1 JL Haigerloch. Freiherr
von Spiegel, Kgl. Oberförster 3 JL Heilsbronn. Hundt, Forstmeister 2 JL Höchst am Main.
Dr. Erber, Chemiker 2JL; Heyne, Ingenieur 2 JL; Dr. Hoffa 3 Jl; Dr. Klauser, Landrat 5 JL.
Homburg v. d. H. Kgl. Baurat Heinrich Jakobi, Direktor des Saalburgmuseums 3 JL Horb.
Schweibold, Bezirksnotar 1 JL Jena. Dr. Bardon, Gymnasiallehrer 2 JL; Dr. Harmening,
Justizrat (bisher 3 JL) jetzt 5 JL; Dr. Lauterbach, Gymnasiallehrer (bisher 1 JL) jetzt 2 JL;
Dr. Loele, Gymnasiallehrer 1 JL; Immenstadt. Joh. Bapt. Hamann, Buchdruckereibesitzer
(bisher 2 Ji) jetzt 5 JL Kaufbeuren. Goßner, Amtsrichter 1 JL; Kißling, Reallehrer 1 Ji; Dr.
Schwerd, Reallehrer 1 JL Kempten. Düwell, Kommerzienratswitwe 2 JL; Dr. jur. Gottfried
Stoelzle, Kgl. Oberamtsrichter 3 JL Kilzingen. Paul Arauner 2J/L; Bechtold, Postamtsdirektor
2 JL; Dr. Braun, Bezirksarzt 2 Ji.\ Gg. Dappert, Hauptlehrer 1 JL; Hch. Fehrer, Fabrik-
besitzer 2 JL; Siegfr. Fromm, Weinhändler 2 JL; Carl Fuchs, Weinhändler 1 JL; Wilh. Fuchs,
Weinhändler 1 M,; R. Geiger, Bankdirektor 2 JL; Dr. A. Geistbeck, Professor 1 JL; S. Hauß-
mann, Spediteur 2 j%.; Ottm. Herkert, Weinhändler 1 JL; Fr. Hermann, Bahnhofsrestaurateur
1 JL; Jordan, Pfarrer in Repperndorf 20 JL: Conr. Keßelring, Weinhändler 2 JL; Moritz
Klugmann 2 JL; D. Leo Kraft 2 JL; Willi Meuschel, Weingroßhändler 1 JL; B. Müller.
Akad. Kassier 1 JL; Müller, Kirchenrat 2 JL; Dr. Öttinger. prakt. Arzt 2 JL; Rammrat, Zahn-
arzt 2 JL; Rauhenzahner, Rittergutsbesitzer in Düllstadt 20 JL; K. Ringer, Assessor 1 JL;
Alb. Rothstein, Weinhändler 2 JL; Louis Rothstein, Weinhändler 2 JL; L. Scheuernstuhl,
Brauereibesitzer 1 JL; Ed. Sonder, Weingroßhändler 2 JL.; J. Stern, Eisenhandlung 2 JL;
Zießler, Pol. Tierarzt 1 JL Landshut. Gottfried Scherer, Königl. Oberzollinspektor 3 JL
Leipzig. Ernst Fritsche, Geh. Kommerzienrat (bisher 5 ^1^4) jetzt 20 Jf. Magdeburg. Ottilie Wolf,
Geh. Kommerzienratswitwe 50 JL Mellrichstadt. Gottlieb, Lehrer 2 JL; Preisendörfer, Pfarrer
in Oberstreu 2 JL; Stern, Bankier 2 JL München. Frau Aldinger, Justizratswitwe (bisher 3 JL)
jetzt 10 JI Neustadt a.A. Freiherr von Aufseß, Kgl. Bezirksamtmann 2 JI; Bertlein, Präparanden-
lehrer 1 J4; Frank, Gymnasiallehrerl JC; Dr. llling, prakt. Arzt 2 JI; Dr. Kalb, Progymnasiums-
Rektor 2 JL Neustadt a. H. Franz Buhl, Reichsrat in Deidesheim (bisher 25 JL) jetzt 100 JL
Nördlingen. Georg Stark, Hauptlehrer 2 JL Nürnberg. Hermann Buzello, Schuldirektor 3 M.;
Georg Dorner, Kupferschmiedmeister 6 JL; Ernst Johann Konrad Wilhelm und Maria Magdalena
Jegel'sche Familienstiftung (bisher 20 J4) jetzt 50 JI; Dr. med. Feli.x Lehmann 10 JI; Ferdinand
Sponsel, Kaplan 3 JL; Leonhard Ströbel, Lehrer 3 JL Oberndorf. Ade, Zahntechniker 3 JL;
Eichhorn, Privatsekretär 1 JL; Jakob, Kameralverwalter 3 JL; Joes, Amtsgerichtsdiener 1 JL;
Mutschier sen., Buchhalter 1 JI; Rauschenberger, Fabrikmeister 3 .-Ä-; Sulzmann, Stadtschultheiß
3 JL; Wagner, Apotheker 1 JL; Dr. med. Wolff 3 JL; Zillinger, Kaufmann 3 JL. Oehringen. August
Weygang, Fabrikant 6 JL Olmütz. Franz Frömmel, Hausbesitzer 2 Kr.; Albert Redlich, Privatier
3 Kr.; Stadtverordneter Johann Rupprecht, Kafetier2 Kr.; Leopold Schmid, Theaterdirektor 3 JI;
Dr. Gustav Tommann, K. K. Professor 2 Kr. Prag. Frau Hofrat Gabriele Krasnopolski 10 Kr. ;
W. Umrath, Fabrikant 20 Kr. Roth a. S. Dr. Fuhrmann, prakt. Arzt 3 .H Schnaittach. Georg Wolf,
Fabrikbesitzer in Wolfshöhe 5 JL Schwabach. Albrecht, Kgl. Seminarlehrer 2 JL; G. Denzer,
Bankbeamter 1 JL; Foertsch, Kgl. Pfarrer 1 JL; Gerngroß, Kgl. Stadtpfarrer 1 M; F. Goß,
Kgl. Notar 3 JL; Meiser, Kgl. Pfarrer 1 JL; Firma Ott & Bauer 2 JL; Platzer, Stadt-
kantor 2 JL; Schwab, Kgl. Amtsrichter in Nürnberg 2 JL; H. Wagner, Stadtbaurat 1 JL;
Dr. Weinig, prakt. Artz 2 JI; Karl Wenglein, Fabrikbesitzer 2 JL Schwarzenbruck. Johann
Kraußer, Streckenwärter in Untermimberg 1 olL Selb. Graf & Krippner, Porzellanmalerei 5 JL;
Rank & Floß, Bierbrauerei Z JL; Max Zollfrank, Bierbrauerei 1 JL Stuttgart. Felix Fleischhauer,
Kunsthandlung 10 JI; W. A. Gaiser, Kunsthandlung 5 JI Tauberbischofsheim. Dr. Graf, Amts-
richter 2 JI; Dr. K. Schmidt, Lehramtspraktikant 1 JL; Strack, Regierungs-Assessor 2 A
— 74 —
Toriiaii, l'iipp. Rentier 3 ./(.; SclivöJer. ['inlessor .1 ,/(. Tübiiiscii. Jaknl-i llcaii. Privatier 2 M
N'aihingen. Eugen Jung. Kaufmann 2 .//.: Pl'lieger. Olvranitniann 2 ./(!.; Stroppel, Amtmann 2 Ji.
\\ cida. Schlag, Volicsschullehrer 2 JL Windsheim. Kreuter, Bauamtniann 2 JL; Stegner, Bau-
amtsassessor 2 M.; Worms. Fritz Reinliart, Fabrikbesitzer 4 JL
Otl(
Einmalige Beiträge.
Berlin. Dr. A. BaniKiw. Professor mo JL Boclnim. Schreiber, Prokurist 10 .IL Weida.
ii.\. Knmmerzienrat 2 ./(.; Friderici, Oberamtsrichter 2 JL
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Unter den Neuer\\erbungen des vertlussenen Quartals steht an erster Stelle eine leider nur
fragmentarisch als Büste erhaltene vollrund gearbeite S t e i n s k u 1 p t u r (Abb. 22) in Gestalt
einer g e k r ö n t e n H e i 1 i g e n, die als treffliche Durchschnittsleistung einer im Museum bisher
nur in Gipsabgüssen vertretenen Werkstatt angehört. Die von einem Hause in Villingen (Baden)
stammende, um 1300 entstandene Figur weist nach Formen und Technik in die Richtung der Ar-
Abb. 22. Weibliche Büste. (Fragment einer Gewandstatue). Sandstein.
In der Richtung der Arbeiten der Freiburger Hütte. Um 13OÜ.
beiten der Freiburger Hütte, und es ist nicht ausgeschlossen, daß es ein versprengtes Stück
von einem dortigen Portale ist. C)es weiteren sind aus der Abteilung der Originalplastik zwei
H o 1 z m o d e 1 1 e zu nennen, zu einer Brunnenmaske bezw. einem Türklopfer, Nürn-
berger Stücke, in ihrer für die Mitte des 17. Jahrhunderts typischen Ornamentierung.
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Als gesicherte Nürnberger Goldschniiederarbeit der Enipire/.eit, nacli den Marken von Wulf-
gang Schubert, der 1799 nachweislich Vorgeher des Nürnberger Goldschmiedehandwerks war,
ist der T h o r a s c h i 1 d aus dem Gebiete des jüdischen Kultes hervorzuheben. In Treibarbeit
aus Silber mit teilweiser Vergoldung zeigt er die feststehenden Symbole und hebräischen Schrift-
zeicheii nebst den auswechselbaren Schrifttäfelchen mit den Namen der Sabbate und Feiertage.
Er dürfte für eine Synagoge der Kitzinger Gegend gearbeitet sein. Gleichfalls Nürnberger Her-
kunft ist der F a y e n c e - T e 1 1 e r von 1721, mit Blaumalerei, der wegen seiner Datierung und
der Meistersignatur von G. F. (jrebner eine wertvolle Bereicherung der keramischen Abteilung
darstellt.
Im übrigen sei noch auf den P r o b i e r s t e i n aus Kieselschiefer mit spärlichem gravierten
Bronzebeschläg in den Formen des frühen I6. Jahrhunderts hingewiesen, der offenbar einer italie-
nischen, vielleicht Florentiner Goldschmiedeinnung, zur Prüfung der Gold- und Silberlegierungen
diente, sowie des trotz seiner Ergänzungen wegen seiner bunten Bemalung bemerkenswerten o s t-
f r i e s i s c h e n B a u e r n s t u h 1 e s aus dem 18. bis 19. Jahrhundert. Das an seiner Lehne
mit landschaftlichen Motiven holländischen Charakters verzierte Möbelstück füllt neben den bisher
im .Museum nur unbemalt vorhandenen Beispielen eine Lücke in der Abteilung der bäuerlichen
Altertümer aus.
Auf die bedeutsame Bereicherung der p r ä h i s t o r i s c h e n S a m m 1 u n g durch die
nur in ganz vereinzelten Stücken bekannte wundervoll patinierte und in ihrer Schlichtheit un-
gemein ansprechende B r o n z e h e 1 m h a u b e der frühen Hallstattzeit brauchen wir hier nicht
näher einzugehen, da sie in den ,, Mitteilungen" eine ausführliche Würdigung aus berufener Feder
erfährt.
Endlich wäre als einer der wichtigsten Erwerbungen des letzten Vierteljahres noch einiger
kostbarer wissenschaftlicher Instrumente ausführlich Erwähnung zu tun, Ar-
beiten des Prager Instrumentenmachers Erasmus Habermel, die auf einer Auktion bei
Frederik A'Uiller in Amsterdam ersteigert werden konnten.
Sie gehören einer Reihe von 28 Instrumenten an, welche Habermel in den Jahren 1585 und
1586 für den italienischen Arzt Franciscus de Paduanis aus Forli gemacht hat. Zwei weitere
Stücke sollen in die Sammlung Roussel gekommen und mit dieser im März 191 1 versteigert worden
sein. Die Instrumente waren später im Besitz der Familie Strozzi und kamen aus diesem in den
Altertumshandel. Es ist zu bedauern, dal3 die Sannnlung zersprengt worden ist. Das germanische
Museum besitzt schon drei Sonnenuhren von Habermel. Habermels Instrumente sind genau
gearbeitet und zeichnen sich durch eine sehr geschmackvolle dekorative Ausstattung aus. Sie
sind aus verg(jldetem Kupfer. Die Teilungen sind geschickt über die Flächen gelegt, die Schrift
ist sehr zierlich, leere Stellen sind mit elegantem Ornament gefüllt.
Über Franciscus de Paduanis ist nichts bekannt. Man darf aber annehmen, daß er in Prag
am Hofe Rudolfs 11. weilte, an dem Astronomie und Astrologie eifrig betrieben wurden.
Das interessanteste ist ein Instrument zur Beobachtung von Sonnenhöhen und mittels dieser
der Tagesstunden, also eine Sonnenuhr (Abb. 23). Es besteht aus einem prismatischen Stab mit
einem Visier mit Kerbe und Korn. An diesem Stab ist seitlich eine um eine A.xe drehbare Scheibe an-
gebracht, welche auf einer Hälfte schwerer ist, als auf der anderen, so daß sie sich selbst so einstellt,
daß der neunzigste Grad der Randteilung senkrecht unter die A.xe zu stehen kommt. Auf der
Scheibe ist eine Sonnenuhr für die Pohlhöhe von 48** und eine Skala der Tierkreiszeichen mit Unter-
teilung in je 15 Teile angebracht. Die gleiche Teilung befindet sich auf der Lasche, welche die
A.xe festhält. Ein Schieber kann auf den Tag der Beobachtung eingestellt werden. Da die Visie-
rung nach der Sonne und die Ablesung auf der Scheibe nicht gleichzeitig gemacht werden können,
ist im Innern des Stabs eine Feder mit einer Abzugs Vorrichtung. Sie wird vor der Beobachtung
gespannt und kann während derselben durch den Abzug gelöst werden. Sie drückt alsdann einen
Stift gegen die Scheibe, welche dadurch in ihrer Stellung festgehalten wird. Der Schieber auf der
Lasche gibt in seiner Kreuzung mit der betreffenden Linie der Sonnenuhr die Stunde der Be-
obachtung an. Auf der Rückseite der Scheibe ist das Wappen und der Name des Besitzers ein-
graviert. Der Visierstab besteht aus zwei durch ein Charnier verbundenen Teilen, so daß er
während der Beobachtung auf seine volle Länge gebracht, nach derselben auf deren Hälfte zu-
sammengeklappt werden kann.
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Ein zweites Instrument (Abb. 24), eine Platte, iiuf der ein Schieber läuft, dient zur Vergleichung
verschiedener Stunden der Sonnenuhr. Die Vorderseite gibt das Verhältnis der Planetenstunden
zu den gewöhnlichen, der Tagesteilung in zweimal 12 Stunden. Am unteren Rand sind die ge-
wöhnlichen Stunden von morgens 4 bis abends 8 Uhr vor- und rückläufig angegeben, darüber die
Planetenstunden von 1 — 12 für Tageslängen von 8—16 Stunden, gleichfalls vor- und rückläufig.
Die Planetenstunden teilen den Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in 12 Teile, die
Stundenlänge schwankt also zwischen 40 Minuten und l Stunde 20 Minuten, d. h. zur Zeit der
Wintersonnenwende sind die Stunden nur halb so lang als zur Sommersonnenwende. Nun sind
in gleichen Abständen die Tageslängen von 8 — 16 Stunden horizontal aufgetragen, so daß die
Linie des 16 stündigen Tages zunächst an der der gewöhnlichen Stunden steht. Dazwischen laufen
parallel und in gleichen Abständen die Linien von 15, 14, 13, 12, 11, 10 und 8 Stunden Tageslänge,
welche alle durch Transversalen in 12 gleiche Teile geteilt sind. Dadurch entsteht ein trapez-
förmiges Schema. Seitlich sind die Längen des Tages und der Nacht und die Angaben von Sonnen-
aufgang und Untergang in den gleichen Abständen wie auf dem ersten Schema angegeben. Diese
Teilung in acht Abstände ist endlich auch auf einem horizontal laufenden Schieber angebracht.
Weiß man nun die Tageslänge und die gewöhnliche Stunde und stellt den Schieber auf diese ein,
so gibt die Durchschneidung seiner senkrechten Kante mit der Transversale, welche durch den
der Tageslänge entsprechenden Punkt der Kante geht, die Planetenstunde an.
mz'
Abb. 24. Tafel zur Reduktion der Pianetenstunden. Kupfer, vergoldet.
Von Erasmus Habermel in Prag. 1586.
Die Rückseite enthält eine Tafel zur Vergleichung der Uhr mit 2X12 Stunden , mit der
italienischen, welche vcm Sonnenuntergang, und der babylonischen, welche von Sonnenaufgang
an 24 Stunden zählt. Auf dem unteren Rand sind die Stunden der gewöhnlichen Uhr von morgens
4 Uhr bis abends 8 Uhr aufgetragen, auf dem parallelen oberen die durchlaufend gezählten Stunden
von 8 bis 24. Von 4 Uhr morgens unten nach 8 oben und weiter von Stunde zu Stunde laufen
parallele Transversallinien, ein zweites System von solchen geht von 5 unten zu 17 oben usw., so
daß zwischen den von einem Stundenpunkt unten auslaufenden Linien oben ein Abstand von
8 Stunden besteht. Von der 24. Stunde an laufen die Linien des zweiten Systems nicht mehr bis
oben durch, sondern nur bis zu der Transversale 8—24. Diese Linien sind von 1 — 15 numeriert.
Rechts seitwärts ist das gleiche Schema der Tageslängen, wie auf der anderen Seite angebracht
und wie dort auf den Schieber übertragen. Die Benützung ist sehr einfach. Der Schieber wird auf
die Stunde eingestellt, welche man vergleichen v\ill und dann wird in der Höhe der jeweiligen Tages-
länge der Schnitt der Schieberkante mit den Transversalen beobachtet. Folgt man von da der
Transversalen des ersten Systems bis zum oberen Rand, so kann man da die Zahl der von Sonnen-
untergang verflossenen Stunden ablesen, während die Zahl der Stunden seit Sonnenaufgang auf
der zweiten Transversale selbst steht. Z. B. bei einer Tageslänge von 14 Stunden geht die Sonne
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um 5 Uhr auf und um 7 Uhr unter. Stellt nnin den Schieber uuf 9 Uhr vormittags und liest ;uU dem
Schnitt des Punktes 14 (Tageslänge) der Schieberkante mit den Transversalen ab, so steht unmit-
telbar bei 14 auf dem zweiten System 4, die Stunde seit Sonnenaufgang und die Linie des ersten
Systems läuft nach 14 der Stunde nach Sonnenuntergang.
Das dritte Instrument besteht aus drei Regeln, von welchen zwei eine feste Länge haben
und gleich lang sind, während die dritte von derselben Länge bis m deren Hälfte zusammen-
geschoben werden kann. Die konstanten Regeln sind an den Endpunkten der Variabein be-
Abb. 25 Astrologisches Scheibenhistrument zum Gebrauch für Ärzte. (Vorderseite).
Kupfer, versilbert u. vergoldet. Von Erasnius Habermel in Prag. 1585/86.
festigt und um diese drehbar. An den Endpunkten stehen kleine Dorne. Die Regeln tragen
Teilungen von 220 Teilen. Die Anwendung des Instruments ist uns nicht klar geworden; es kann
als Proportionalzirkel verwendet werden; vielleicht auch als Kippregel zu Triangulierungszwecken,
Das vierte Instrument ist zu astrologisch-medizinischen Zwecken bestimmt (Abb. 25 u. 26).
Es ist eine runde Scheibe aus versilbertem Kupfer. Die Vorderseite ist am Rand in 2x12 Stunden
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geteilt. Auf ihr ist konzentrisch eine zweite, vergoldete Scheibe drehbar befestigt, welche in 32 Teile
geteilt ist und am Rand einen Zeiger trägt. Eine den Hauptachsen entsprechende Vierteilung gibt
den Beginn einer Krankheit (Principium m 0 r b i) und drei Krisen (C r i s i s prima,
s e c u n d a, t e r t i a) an, eine zweite die Zwischenräume der ersten halbierende enthält auf
jedem Zweig das Wort i 11 d i c a t i v a, eine weitere Sechsteilung ist mit dem Wort i n t e r c e-
d e ns bezeichnet. In den 16 Zwischenräumen stehen rückläufig die Zahlen 1 — 16, die einzelnen
Buchstaben dies !- m e d i c i n a 1 e s und außerdem in jedem das Wort v a c u i. Der Zeiger
Abb. 26. Astrologisches Scheibeninstriimeiit zum Gebrauch für .\rzfe. ( Rückseite).
Kupfer, versilbert u. vergoldet. Von Erasmus Habermel in Prag. 1585/S6.
steht an der Teilung Principiuni morbi. Von seinem Fuße gehen vier gerade Linien aus, welche mit
der Teilung crisis secunda den Kreisumfang in 6 Teile teilen. In der Mitte ist eine Windrose.
Die Rückseite hat am Rand ebenfalls eine Teilung in 2x12 Stunden. Die Fläche enthält
eine graphische Darstellung der Komplexionen (der Art der menschlichen Natur nach den vier
Qualitäten warm, feucht, kalt und dürr mit Gegenwirkung der vier Elemente und dem Einfluß
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(.ier Planeten) im ZusaininenlKini; mit den Aspekten (der ^ejienseili.iren Stellun.u der i^laneten),
den Alondpliaseii und den 12 liimnilisehen Zeielien. Hie Anwenduni^ des Instrumentes konnten
wir nicht ermitteln.
Als Geschenk erhielt das Museum ein Feldmeßinstrument von C li r i s ( i a ii V e t t e r
lü27, das zur A\essuni; von horizontalen und vertikalen Winkeln und zur Triangulierung bestinunt
ist. Es besteht aus einer festen und einer um deren Endpunkt lirelibaren beweijlichen Reijel. Beide
-^ind in 200 Teile geteilt, deren jeder 5 Einheiten umfaßt, so daß die Numerierung bis 1000 geht.
i)ie bewegliche Regel läuft auf einem in ISO Grade geteilten Halbkreis. Im Ijrehpunkt steht ein
kleiner r)orn. Zwei weitere können durch kleine Schlitten auf die Regeln aufgesteckt und nach
Bedarf verschoben werden. Diese 3 Spitzen dienen zum Absehen. An die feste Regel kann seit-
lich eine Bussole angeschraubt werden, mit der das Instrument orientiert wird. Eine dritte Regel
kann auf einen der beweglichen Dorne aufgesteckt werden; wird sie gegen den anderen Dorn ge-
schlagen, so können die Längen der durch die 3 Dorne bestimmten Dreiecksseiten auf dem Instru-
ment unmittelbar abgelesen werden. Das Instrument wird auf ein Kniegelenk und dieses auf das
Stativ (welches fehlt) geschraubt. Die Ausführung des Instrumentes ist ziemlich ungenau.
Geschenke:
Haag. Direktor des Kunstgewerbemuseums J. A. F r e d e r i k s: Messingjeton der Bäcker
\-on .Widdelburg in Holland, 1656. Desgl. der Zimmerleute von Middelburg in Holland, 1671. —
Karlsruhe. Professor Dr. Schultheiß: Zwei Empire-Damenkleider, 1810 — 1S20. — Laiigen-
zenn. Kgl. Eisenbahnsekretär Heinrich Dörfler: Hufeisen, mittelalterlich, gefunden mit
anderen in einer Lehmgrube zu Langenzenn. — Meran. Pfleger des Germanischen Museums
Georg Müller: 6 Stück gewundene Fensterwirbel, Eisen, verzinnt, um 1600. Aus dem ab-
gebrochenen Deutrichschen Hause in Leipzig. Schlüsselschild in Schüsselform, Eisen, getrieben
und graviert, 17- Jahrhundert- Aus Eichstätt i. B. Schlüsselschild für zwei Schlüssel, aus Ranken-
werk zusammengesetzt, Eisen, getrieben und graviert, Ende des 17. Jahrh. Angeblich von Schloß
St. Mang in Füssen. Wandhaken mit Unterlagplatte in Muschelform, Messing, Anfang des 18. Jahrh.,
aus Leipzig. — München. K. B. Kriegsministerium: 9 cm Sprenggranate 88 ,,U"" (Exerzier-
geschoß). 9 cm Feldschrapnell 91 „U" (Exerziergeschoß). Doppel-Zünder 91 ,,U"" (Exerziergeschoß).
Zündladung 91 ,,U" (E.xerziergeschoß). Feldschlagröhre „U" in Messing und Kupfer, 1891, zum
Exerziergebrauch. — Nürnberg. B. H. Bing: Maria mit dem Kinde, Tafelbild auf Goldgrund,
slavische Arbeit des 16. — 17. Jahrh. — Artist Ottmar Kern: Halsfessel, Hand- und Fußschelle,
Eisen, 16. — 17. Jahrh. Gefunden zu Kamphof bei Detmold. — Charkutier G. M e 3' e r , k. b.
Hoflieferant: Teil einer Erkerbrüstung mit Fischblasenmaßwerk, Eichenholz, um 1600. Von
einem Hause der Ludwigstraße in Nürnberg. Brätschlegel, Holz, 18. — 19. Jahrh. — Goldschmied
Tobias T 0 d t s c h i n d e r: Rosenkranzkruzifix, Silber, Egerländer Arbeit des 1S. Jahrh. —
Unbekannt: Prägestempel einer Seite eines Nürnberger Rechenpfennigs, in der Art, wie sie von
der Mitte des 19. Jahrh. an nach der Türkei exportiert wurden. Eisen, Mitte des 19- Jahrh., von
Chr. L.iuer in Nürnberg. — Rittergutsbesitzer Christian Werner: Feldmeßinstrument,
Bronze, vergoldet, I627, von Christian Vetter.
Ankäufe:
Vorgeschichtliche Denkmäler: Bronze- Helmhaube der frühesten Hallstattzeit, gefunden
bei Erdarbeiten zwischen Kronach und Stockheim. Vermutlich altitalische Importware, 1200
bis 900 v. Chr. — Halsring und zwei Armringe, mit Strichverzierung, gefunden bei Schönlind.
B.-A. Amberg, Bronzezeit.
Bauteile. Vexierschloß mit zugehörigem Schlüssel, Eisen, 17. Jahrh.
Plastik, Originale. Gekrönte Heilige, abgeschnittene freiplastische Büste, von einem Hause
in Vilhngen (Baden), Sandstein, um 13OO, in der Richtung der Arbeiten der Freiburger Hütte. —
Holzmodell zu einer Brunnenmaske, mit Ausguß in Form eines Delphins, nürnbergisch, Mitte des
17- Jahrh. — Desgl. zu einem Türklopfer in Form einer Maske, mit teilweise erhaltenem Ring
aus gewundenen Schlangen, nürnbergisch, Mitte des 17. Jahrh.
Medaillen. Silbermedaille auf Anna Maria Louise von Toskana, zweite Gemahhn des Kur-
fürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (1658 — 1716), gegossen, o. J. — Silbermedaille auf Juliana
Maria, Tochter Ferdinand Albrechts II. von Braunschweig, Gemahlin König Friedrichs V. von
Dänemark, 1776, von D. J. Adzer.
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Wisscrischaftliclie Instrumente. Inslrumeiit zur Bestininuini( der Sonnenliölie, mit dem
Wappen des Franciskus de Pudoanis Foroliviensis, Kupfer, vergoldet und graviert, 1585/86, von
Erasmus Habermel in Frag. — Tafel zur Reduktion der Planetenstunden, mit dem Wappen
des Franciskus de Pad(xinis Foroliviensis, Kupfer, vergoldet, 1586 von demselben. — Längenmaf3
mit der Bezeichnung Francisci de Padoanis Foroliviensis M. D., Kupfer, vergoldet und graviert,
1585/86, wahrscheinlich von Erasmus Habermel in Prag. — Leipziger Röhren- oder Präservativ-
brille, Fassung und Augenschutz in Hörn, um 1750 (Tausch). — Satz von fünf Brillen mit zu-
gehörigem Holzetui. 18. Jahrh., von Johami Konrad Schmidt in Nürnberg (Tausch). — Zwei
Monokel, das eine in Hornfassung, um 1800 (Tausch). — Sog. Franklinsche Doppelbrille, Anf.
des 19. Jahrh. (Tausch). — Biedermeier- Brille, aus Stahldraht, um 1830—1840, französisches
Fabrikat (Tausch).
Gewebe. Leinener Kissenüberzug mit roter Baumwollstickerei, fränkische Arbeit, 17-14.
Denkmäler des Staats= und Rechtsiebens. Handschelle, Eisen, IS. — 19. Jahrh.
Kirchliche Geräte. Thoraschild mit den üblichen Symbolen und Schriftzeichen nebst aus-
wechselbarem Mittelstück, Silber, in getriebener und gravierter, teilweise vergoldeter Arbeit.
Nürnbergisch, von Wolfgang Schubert, um I8ü0. Aus der Gegend von Kitzingen.
Zunftwesen. Probierstein für eine italienische, vielleicht Florentiner Goldschmiedeinnung,
mit graviertem Bronzebeschläg, frühes 16. Jahrh.
Münzen. Augsburger Taler, Silber, 1626.
Hausgeräte. Fayence-Teller, mit Vase in reicher ornamentaler Umrahmung unter einer
Krone, in Blaumalerei. Auf der Rückseite die Bezeichnung G. F. Grebner 1721 d. 20. February.
Nürnbergisch, 1721.
Bäuerliche Altertümer. Ostfriesischer Bauernstuhl, bemalt, 18.— 19- Jahrh.
DEPOSITA.
Trinkhorn (sog. Greifenklaue), Büffelhorn, mit silbervergoldeter Montierung, bestehend in
drei mit figürlichen Darstellungen, Tieren, Wappen und Ornament reich gravierten Reifen; getragen
von einem gebückten Putto über achteckigem Sockel, Mitte des 16. Jahrh.
Drei Haarsteckkämme aus Hornmasse, 1. Hälfte des 19- Jahrh.
KUNSTSAMMLUNGEN DER STADT NÜRNBERG.
Nürnberger Goldgulden, Kaiser Sigismund, o. J. — Silberne Preisniedaille des I. Athletic-
Sport-Clubs Nürnberg, anläßlich des nationalen Athleten- Wettstreits 1911-
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Ankäufe:
Astrologisches Scheibeninstrument zum Gebrauch für Ärzte, Kupfer, versilbert und ver-
goldet, 1585/86, von Erasmus Habermel ui Prag. — Authidotarius animae von Nicolaus salicetus
artium et medicinae doctor, abbas monasterii beate Marie de pomerio alias Bomgart. Gedruckt
1491 bei Johannes Grüninger in Straßburg. — Archiv für die Geschichte der Naturwissenschaften
und der Technik I. Bd. (1908), Heft 1—6; II. Bd. (1909), Heft 1—6; III. Bd. (1910), Heft 1—5-
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke:
München. Georg Hoerner: Anleiheschein der Reichsschulden-Amortisationskasse
des Königreichs Westfalen vom 14. Febr. 1809 für das Unterhospital zu Schmalkalden, lautend
auf 200 Franken. Dabei die zugehörigen Zinskoupons. Anleiheschein des Königreichs Westfalen
vom 1. Sept. 1811, lautend auf 100 Franken. Mit angebogenen Zinskoupons. — Nürnberg. J a k o b
F r a n ke n b ach e r: Vier Pakete Tabak in Original- Packung, 1. Hälfte des 19. Jahrh. Sa-
lomon Flaschin, Praktisches Lehrbuch der Buchhalterei, Frankfurt a. M. I805. J. B. Dupuy,
L'epistolaire conunercial, 2. Aufl., L^on und Frankfurt a. M. 1827-
ü
Ankäufe:
„Jucli HdscIki, der mit dein Geld ist kommen". Spottblatt in Kupferstioli (J. B. exciid.)
mit vierspaltigeni Gedicht in Gespriichsform. Gednickt zu Straßbuij;, 1625.
KUPFERSTICHKABINETT.
Das Kupferstichkabinett durfte sicii einer namhaften Zuwendunji von seifen der Berliner
Pflegschaft des Museums erfreuen. Nur so war es möglich, die unten beschriebenen Original-
zeichnungen von Daniel Chodouiecki anzukaufen. Chodowiecki, der Begründer einer neuen
deutschen Bürgerkunst, hat ja im Kaiimen des Nationalmuseums seine besondere Bedeutung.
Als Zeichner war er bislang liier nicht vertreten.
Geschenke.
Heidelberg. Heidelberger Schloßverein: Moderne Reproduktion des Jacques Farquiersschen
Bildes von Schloß und Stadt Heidelberg. Um 168O. — Leipzig. Kommerzienrat A n ton Sie-
bert: 6 Exlibris Anton Siebert, gezeicimet und entworfen von Carl W. Bergmüller, Leipzig. —
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Abb. 27. Daniel Ckodowiecki ; Bleistiftzeichnung, 1760.
Memmingen. Dr. Julius Miedel:2 Trachtenbilder, a) ,,Hine Nürnbergerin in einer Siirnhaube
und Scheyblin". Kolorierter Stich Anf. iS. Jahrh. b) „Geschlechter Bräutigam von zweien Knaben
geführt". Kolorierter Stich. Anf. 19. Jahrh. — München. Anton Götz: Vier Augsburger
Theaterzettel von 1792, 1793 und 1794. — Nürnberg. H. E n s I i n; 3 Photographien von Gienz-
steinen im Amt Lichtenau.
Ankäufe.
Handzeichnungen. 18. Jahrhundert: Daniel Chodowiecki: 4 Bleistiftzeichnungen,
a) Zwei Damen an einem Tische, auf dem eine Kerze steht; bez. 11. X. 58. b) Ältere Dame in hoch-
lehnigem Stuhl hält ein Brief blatt auf dem Schöße und blickt sinnend vor sich hin; bez. 59-
c) Dame im Lehnstuhl und Dame am Tisch. Die erste mit einer Handarbeit beschäftigt, im Profil,
die andere die Laute spielend im Hintergrund, bez. ,,9 bre 60" (Abb. 27). d) Dame beim Lesen
eingeschlafen, rechts ein Einfall, junge Vögel, rückseitig Skizze einer alten Kokotte, bez. „28.
8 bre 9". 19. Jahrhundert: Ludwig Richter: a) Bildnis von Ludwig Richters Großvater,
des 1834 im Alter von 96 Jahren verstorbenen Kupferdruckers Carl Heinrich Richter, Bleistift-
zeichnung (Abb. 28). b) Studie des „Peter" (zu „Der Schleicher", Spinnstube 1856). Blei-
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stiftzeichiuini(, Ix'z. L. R. — Emil Grimm: L):ls Nassauer H:uis in Niarnber<,^ aquarellierte Blei-
stiftzeichnung, hei. Nürnberg April 52.
Kupferstiche und Radierungen. 19. Jahrhundert. B. Piringer: „Arcona auf der Insel
Rügen". Aquatintastich nach K. D. Friedrich. Gr.- Fol.
Historische Blätter. Ein schön new Lied genannt Der Teutsche Michel etc. Gedruckt
im Jahr da die teutsche Sprach verderbt war, 1641. Flugblatt mit eingedrucktem Kupferstich.
ARCHIV.
Geschenke.
Meran-Obermais. Georg Müller: Drei Stammbuchblätter: Andr. Dinnerus, 1624.
J. G. Doppelmair, 1724. Lud. de l'lsle. 1725. — Sechs kaufmännische Briefe vom Jahre 1754.
J-^irr'-'--^
Abb. 2S. Ludwig Richter, Bildnis seines Großvaters.
Bleistiftzeichnung.
Ankäufe.
Schreiben des Kurfürsten von Mainz, Daniel Brendel von Homburg, an den Grafen Philipp
von Hanau. Aschaffenburg. 1561, Mai 16. Orig.-Pap. — Schreiben des Bischofs Julius Echter
V. Mespelbrunn an die Grafen Jost und Wolfgang von Barby. Würzburg. 1601, Febr. 27.
Orig.-Pap. — Schreiben des Kurfürsten von Mainz Joh. Schweickhard v. Cronberg an den Land-
grafen Ludwig von Hessen. Aschaffenburg. 1616, Okt. 19- Orig.-Pap. — Heraldisches Stamni-
buchblatt des Herzogs Franz von Pommern. I6l6. — Schreiben des Kurlürsten von Mainz, Joh.
Philipp von Schönborn, an Joh. Philipp von Vorburg. Marienburg ob Würzburg. 1659, März 14.
Orig.-Pap. — Brief des Enea Silvio Piccolomini an einen General. Piiilippsburg. I676, April 27.
Autogr. — Brief des Kaisers Leopold I. an .' Wien. 1681, Febr. 17. Aulogr. — Schreibendes
Grafen Joh. Franz Gronsfeld an die oberösterreichischen Stände. Passau. 1704, Jan. 10.
Orig.-Pap. — Brief des Kaisers Karl VII. an Graf Batthyanyi. Wien. 1735, Dez. 10. Autogr. —
Schreiben des Kurfürsten von Mainz, Joh. Friedr. Karl von Ostein, an von Steffen. Mainz. 1763,
Jan. 21. Autogr. — Brief des Georg Heinrich von Berenhorst an Elise v. d. Recke. Dessau.
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ISOO, Febr. 2. Autojjr. — Brief der Fürstin Pauliiie von Lippe-Detiiioki an Passavant in Frank-
lurt. Detmold. 1S04, Juli 15. Auto.irr. — Brief des Erzherzogs Johann von Österreich an seinen
Sekretär. Weingarten. I836, Okt. 22. Autogr. — Brief des Erzherzogs Franz Victor von Öster-
reich an Director Kehrein. Schauniburg. 1S66, AAai 11. Autogr. — Weilland des Edlen und
Gestrengen Herrn Georg Steffan Nothafften von Wernberg zum Winckhl der Zeiten fürstl. Saltz-
burgischen Hofrath und Cammerherrn daselbsten seeligen nachgelassenen Erben Hainrich Burk-
iiart und .Wuria Anna Stifften-Gült- und Lehenpuech. Angefangen 1608. Pap. Hs. 268 Bl. 20.
Braunschweig. Stiftung, Schreiben des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig an
das Capitel der bischöfl. Kirche zu Halberstadt. Wolfenbüttel. 1615, Okt. 1ü. Orig.-Pap. — Brief
des Herzogs Karl 1. von Braunschweig an ? O. D. Autogr. — Brief des Herzogs Karl Eugen
von Württemberg an ? du quartier general de Schotten. 1759, Dez. 29. Autogr. — Brief des
Königs Ernst August von Hannover an Knesebeck. Göttingen. 1788, Nov. 8. Autogr.
Hohenzoilern- Stiftung. Schreiben des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg
an den .Magistrat der Stadt Stettin. Colin. 1678, März 8. Orig.-Pap. — Brief des Grafen Adolf
von der Schulenburg an den Herzog von Sachsen— Hildburghausen. Magdeburg. 1711, Dez. 15-
Autogr. — Brief des Königs Friedrich II. von Preußen an den Geh. Finanzrat von Brenckenhoff.
Potsdam, 1771, Juni 18. z. T. Autogr. — Brief der Königin Elisabeth von Preußen an den Ober-
präsidenten von Pommern. Stettin. I8l4, Juni 21. Autogr. — Brief des Prinzen Louis Ferdinand
von Preußen an Alphonse Dolomieu. O. D. Autogr. — Brief des Kronprinzen Friedrich vAlhelm
von Preußen an Oberst von Beyer. Berlin. 1835, Jan. 28. Autogr. — Brief des Prinzen Albrecht
von Preußen an .^'VanteuffeI. Albrechtsberg. I868, Oct. 8. Autogr.
Witteisbacher Stiftung. Schreiben des Bischofs Phil. Wilhelm von Regensburg an Herzog
Wilhelm von Bayern. Regensburg. 1597, Mai 16.. Orig.-Pap. — Schreiben des Bischofs Wolf-
gang von Regensburg an die Deputierten zu Landshut. Eberspeunt. 1607, Juli 18. Orig.-Pap. —
Brief des Pfalzgrafen August von Sulzbach an Graf Gottfried von Oettingen. Durlach. 1615,
April 26. Autogr. — Brief des Herzogs Wilhelm V. von Bayern an den kaiserl. Gesandten in Madrid.
München. 1622, Oct. 30. Autogr. — Schreiben des Kurfürsten Maximilian 1. von Bayern an den
Kurfürsten Anselm von Mainz. München. 1637, Mai 13- Orig.-Pap. — Brief des Kurfürsten
Josef Clemens von Cöln an den kölnischen Oberstkanzler. Valenciennes. 1713, Mai 18. Autogr. —
Schreiben des Bischofs Joh. Theodor von Regensburg an seine Beamten zu Regensburg. Freising.
1734, Sept. 20. Orig.-Pap. — Schreiben des Kaisers Karl VII. an die Stadt Friedberg. Frankfurt.
1744, Sept. 3. Orig.-Pap. — Tapferkeitszeugnis für Josef Untersteiner, ausgestellt durch Pater
Joachim Haspinger. Jedlesee. 1811, Dez. 9- Orig.-Pap. — Brief des Königs Ludwig I. von Bayern
an Baronin Heygendorff. München. 1841, April 2. Autogr. — Brief des Herzogs Karl von Bayern
an ? Tegernsee. 1860, Aug. 9. Autogr. — Brief der Königin Amalie von Griechenland an ihre
Cousine Therese. Bamberg 1866, Aug. 4. Autogr.
BIBLIOTHEK.
Geschenke:
.Augsburg. F. H 0 e f 1 e, Hofphotograph: Photographien nach Gemälden des Germanischen
Museums. 0. J. 2. — Barcelona. Deutscher Schul verein: Bericht XVI. Vereins- und Schul-
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liche Glasmalereien aus dem späten Mittelalter und der Renaissancezeit. Lief. 1. 1911- 2. —
Richard Bong, Verlag: H. R. Schumacher, Lord Nelsons letzte Liebe. (191 1-) 8. — Mo-
derne Kunst in Holzschnitten. Bd. XXV. o. J. 2. — Gräfin J. Kinsky-Pälmay, Meine Erinnerungen.
0. J. 8. — Felicitas Rose, Pädagogische Briefe einer Mutter, o. J. 8. — G e n e r a 1 v e r w a 1 1 u n g der
K g 1. Museen: Jahrbuch der Kgl. preuß. Kunstsammlungen. Beiheft zum 32. Bd. 1911-
2. — K. E. H e n rici: Eine Tiefurter Matinee vom Hofe der Herzogin Anna Amalia aus dem
Jahre 1776. ... in Druck gegeben von Carl Schüddekopf. 0. J. 8. — Kgl. Kriegsministe-
rium: M e d i z i n a 1 a b t e i 1 u n g: Sanitätsbericht über die K. preuß. Armee, das XII. und
XIX. und das XlII. Armeekorps . . . sowie über das K. ostasiatische Detachement. Berlin,
191 1. 4. — Kgl. Kunstgewerbemuseum: Ausstellung von Kirchengewändern aus
Seidenstoffen des Mittelalters . . . vom 23. November 1911 bis 31- Januar 1912. 1911- 8. —
— 85 —
E. Mangel s d o r f f, i. Fa. T r n \v i l /. s c h u ii d S o li n: Ders., Das Haus Trowitzsch und
Sohn in Berlin. 191 1. 4. — V a t e r 1 ä n d i s l li e r S c h r i f t e n v e r b a n d: 0. v. Pfister,
Deutsches Volkstum und Vaterland. 1911. S. — E. W a s ni u t h, Verlag: Deliii» und Be/.old,
Die Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst. Heft 10. o. J. 2. — Bernbiirg. Verein für
Geschichte und A 1 1 e r t u m zu B e r n b u r g: Katalog des Altertums-Museums der
Stadt Bernburg. 0. J. S. — Bonn. F. Sonnecken: Zur Schrift-Frage. 1911. S. — Brunn. Mäh-
rischer G e w e r b e V e r e i n: Festnummer der mährisch-schlesischen Gewerbe-Zeitung an-
läßlich der Feier des fünfzigjährigen Bestandes des Mährischen Gewerbe-Vereins. 1911. 4. —
Cammin i. P. S. E.xcellenz E. v o n Koller, Kgl. preuß. Staatsminister a. D., M. d. H.-H.:
Ders., Urkuiidenbuch des Geschlechts von Koller. Heft 1 und 2. 1896 und 1911. 8. — Cöln.
Direktorium des W a 1 1 r a f - R i c h a r t z - M u s e u m s: Das Wallraf- Richartz-Museum
der Stadt Cöln I86i~i9ii. 1911. 4. — Darmstadt. Prof. Dr. ing. T h. Beck: Ders., Der alt-
griechische und römische Geschützbau S. A. 1911. 8. — Dr. phil. Hermann
B r ä u n i n g - O k t a V i o: Ders., Studien zu den Frankfurter Gelehrten Anzeigen vom Jahre
1772. 1911. 8. — Dessau. Herzogliche H o f b i b 1 i o t h e k: Katalog. 1911- 8. —
Diliingen. Dr. Alfred Schröder, o. Lyz.- Professor: Ders., Archiv für die Geschichte des
Hochstifts Augsburg Bd. 1, Lief. 4—6. Bd. 11, Lief. 5 und 6. 191I. 8. — Dresden. Inter-
nationale H y g i e n e - A u s s t e 1 1 u n g Dresden 1911.: Offizieller Katalog. 1911.
8. — Internationale Hygiene-Ausstellung. Historische Abteilung. 1911. 8. — Kommissa-
riat der k a i s e r 1. japanischen Regierung für die Internationale
H y g i e n e - A u s s t e 1 1 u n g 191I: V. Fujikawo, Kurze Geschichte der Aledizin in Japan.
1911. 8. — K g 1. s ä c h s. M i n i s t e r i u m d e s K u 1 t u s u n d ö f f e n 1 1 i c h e n U n t e r-
r i c h t s: Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde. Herausg. von H. Ermisch.
32. Bd., 1.— 4. Heft. 1911. — O. Posse, Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahr
1 500. Bd. IV. 1911. 2. — Düsseldorf. Landes h a u p t m a n n der R h e i n p r o v i n z:
Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. \I1, I. Abt. Köln. 2. Bd. 1. Abt. 1911. 8. —
Ellwangen. G e s c h i c h t s- und A 1 t e r t u m s v e r e i n: Ellwanger Kunstblätter. Nr. 1
und 2. 1911. 2. — Fridolin Schneider, Über kirchliche Fresko- und Tafelmalerei aus der Barock-
zeit im Gebiete der ehemaligen gefürsteten Propstei Ellwangen. 1911. 4. — Erfurt. G e w e r b e-
verein: Jahresbericht 1910/II. 8. — Erlangen. Fr. Junge, Verlag: Beiträge zur baye-
rischen Kirchengeschichte Bd. XVIII, Heft 1. 1911. 8. — Frankfurt a. M. Hermann
Min Jon, Verlag: Alt- Frankfurt Jahrg. 111. 191 1. Heft 2 ff. 4. — Internationale
P u p p e n a u s s t e 1 1 u n g 1911 (Frankfurter Frauenclub E. V.): Offizieller Führer. 8. —
Frauenfeld. Huber & Co., Verlag: Schweizerisches Idiotikon. Heft 70. 1911- 4. — Frei-
berg. G e r 1 a c h's che B u c h d r u c k e r e i : Freiberger Stadt-, Land- und Berg-Calender
auf das Jahr 1912. (1911.) 4. -— Fürth i. B. D r. F e 1 i .x Z e d e r m a n n: Ders., Die Einnahme-
quellen der deutschen Städte im Mittelalter. 1911. 8. — Graz. Dr. Karl Merten: Alter
Bauernkalender für das Schaltjahr 1912. 0. J. kl. 4. — Gütersloh. C Bertelsmann: Siona 1911-
Nr. 1 1. 8. — Hamburg. H e n r y S i m m s: Ders., Meine Bilder. 1910. 4. — Hamm. B r e e r
und T h i e m a n n. Verlag: Frankfurter zeitgemäße Broschüren Bd. XXX, Heft 11 und 12.
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R. Schneider, Die antiken Geschütze der Saalburg. 2. Aufl. 1910. 8. — H. Jacobi, Führer durch
das Römerkastell Saalburg bei Homburg vor der Höhe. 1912. 8. — Innsbruck. Der T i r o 1 i-
s c h e S t e n o g r a p h e n V e r e i n: J. Menger, Eine Chronik des Vereines. 191 1. 8. — Jena.
Gustav Fi s c h e r, Verlag: Handwörterbuch der Staatswissenschaften Bd. VI 11. 1911. 8. —
Karlsruhe. G r o ß h e r z o g l.-B a d i s c h e s G e n e r a 1 - L a n d e s a r c h i v: Inventare des
GroßherzogL-Badischen General- Landesarchivs, Bd. IV, 2. 1911. 8. — Badische histo-
rische Kommission: J. Cahn, Münz- und Geldgeschichte der im Großherzogtum Baden
vereinigten Gebiete. 1. Teil. 1911. 8. — Oberbadisches Geschlechterbuch. Bd. 111, Lief. 5.
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Bodenlauben, Minnelieder. Übersetzt und im Originaltext herausg. von J. Leußer. 1897. 8. —
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Bauernhaus im Herzogtum Koburg. S.-A. 1911. 2. — Die herzogl. Baugewerkschule in Coburg.
Bericht und Lehrplan. 1911/12. 4. — Köln. J. P. Bachern, Verlag: \V. R o t h e s. Die
Madonna in ihrer Verherrlichung durch die bildende Kunst aller Jahrhunderte. {1909.) 8. —
— 86 —
W. Rothes, Cliristus. Des Heilands . . . Verlierrlichung in iter biKleiuien Kunst aller Jahrlninderte.
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Johanne Proline: J. \V. Frohne, Danske Fajancer. loil. gr. 8. — Jörgen C) r t i k,
Wuseumsinspektor; Ders.. hansk GuKlsniedekunst fra Renaissancen til vore Dage. 1911- i- —
Kiilmhach. Lore n 7. R e i n ii a r d S p i t /. e n p f e i 1: Ders., Die Behandlung der Schritt in
Kunst und Gewerbe, o. J. 4. — Ders., Acht Alphabete : ? l<)l l. 2. — Ders.. Der kleine Schrilt-
künstler. S.-A. 1911. 8. — Ders.. Zur Frage des langen s in der Antiqua. S.A. 191 1. 2. —
.N\ainbote von Oberfranken . . . für das Jahr 1910/'l0ii. Herausg. \on I.. R. Spit/.enpfeil und
Th. .Weister. 8. — .Vlainbote für Oberfranken. 1912. 8. — Landshut. V e r b a n d s t a g d e r
B a y er. G e s c h i c h t s- u n d U r g e s c h i c h t s v e r e i n e: Landshut a. d. Isar. 3. Aufl.
o. J. — H. Ortner, Führer durch Straubing und Umgebung. 191Ü. 8. — Langenzenn. 11 e i n r i c h
D o e r f 1 e r. Eisenbahnsekretär: Martinus Cheminicius, Examinis concilii tridentini opus inte-
grum, idl.v 8. — Gemeinnütziger Schreibkalender auf das Jahr 1837- 4. — Lauenau. Freih.
von A\ e y s e n b u g : Ders., Erinnerungen eines alten Fünfundfünfzigers aus der Zeit des
deutsch-französischen Krieges der Jahre 1870/71. 19IÜ. 8. — Lehmingen. H. Clauss, Kgl.
Pfarrer: Ders., Ein altes Zauberbüchlein. S.-A. 1910. 8. — Derselbe, Aus den Papieren
eines alten Naturkundigen S.-A. 1911. 8. — Leipzig. Karl Baedeker, Verlag: Ober-
italien. XVlll. Auflage. 1911- 8. — Dr. jur. J. A. Baumgärtner, Domprobst: H. Bosch,
Deutsche Schmiedearbeiten aus fünf Jahrhunderten, o. J. 2. — A. Roeper und H. Bosch,
.^\öbel aller Stilarten vom Ausgange des Mittelalters bis zum Ende des XVI II. Jahrhun-
derts. 0. J. 2. — A. Röper und H. Bosch, Geschmiedete Gitter des XVI. — XVIII. Jahrhunderts
aus Süddeutschland. 1909- 2. — A. Röper und H. Bosch, Ausgewählte Ornament- Schnitzwerke
des XV. — XVIII. Jahrhunderts. 2. Aufl. 1909- 2. — J. A. B a u m g ä r t n e r, Verlag: F. F. Leit-
schuh, Albrecht Dürers sämtliche Kupferstiche, o. J. 2. Aufl. 2. — Börsen verein der deut-
schen Buchhändler: Adreßbuch des deutschen Buchhandels, Jahrg. XXIV. 1912.
gr. 8. — B r e i t k o p f u n d H ä r t e 1, Verlag: C. Fr. Glasenapp, Das Leben Richard Wagners.
Bd. IV. — VI. 1907—11. 8. — A. Hammerich, Das musikhistorische Museum. 1911. 8. —
.Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen. Jahrg. I. 1910. 8. — F. A. Brock-
li a u s, Verlag: H. H. Hoube'n. Jungdeutscher Sturm und Drang. 1911. 8. — Leipziger
Buchbinderei A.-G. vormals G. Fritzsche: Werkstatt für HandbindelAmst. 1911- 4. —
Fr. Wilhelm G r u n o w, Verlag: Der Staatsbürger. 191 1. Heft 17— 21. 4. — Insel-
Verlag: Kants Briefe. Herausg. von F. Ohmann. 1911- 8. — S t a d t m a g i s t r a t: Ver-
w altungsbericht des Vieh- und Schlachthofes der Stadt Leipzig für das Jahr 1910. 8. —
B. G. T e u b n e r, Verlag: B. G. Teubners allgemeiner Katalog 191 1. 8. — Geschichte der Firma
B. G. Teubner 18II— 1911. Herausg. von F. Schulze. 191 1. 4. — London. Horace C o x,
,.Field Office": Jerusalem sous terre. Decrite par H. V. 191 1- 2. — Mannheim. E r n s t B a s-
s e r m a n n, Rechtsanwalt, M. d. R.: Bassermann'sche Familiengeschichte. Heft 5. 1911. 8. —
Merseburg. Konservator der Denkmäler der Provinz Sachsen: Jahrbuch
der Denkmalspflege in der Provinz Sachsen. 1910. 8. — München. Direktion der Kgl.
graphischen Sammlung: Führer zu den Katalogen der Kgl. graph. Sammlung. 0. J.
8. — Carl Gerber, Verlag: Nürnberg- Fürther Jahrbuch 1912. o. J. gr. 8. — Georg Hoerner:
Georg Kirchmayr, Dreißig J.ahre aus dem Leben eines bayerischen Post-G(jndukteurs. 1856. 8.
— D i e L e s e, Verlag: Die Lese, Jahrg. II. 1911. 4. — Bad Münster am Stein. W o 1 f g a n g
Freih. von Gersdorf f: Ders., Geschichte des Theaters in Kiel unter den Herzogen zu
Holstein- Gottorp bis 1773- L Teil (Heft 27 aus den Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadt-
geschichte). 1911. 8. — Niederbronn. Charles Matthis: Ders., Niederbronner Stein-
denkmäler. 1911. 8. — Nürnberg. Fr. Baue reiß, Kgl. Hoflieferant: Die Schau. Illustr.
Beiblatt der Nordbayerischen Zeitung. Nr. 27—52 des Jahrganges 1910. 4. — J. E s c o f i e r,
H. Fuchs, K. Seh an der, Lehrer: Lebensvoller Geschichtsunterricht. 111. 2. 191 1. 8. —
Aus dem Nachlaß des Kgl. Regierungsrates R. G. Frobenius: Des Stiffts Würz-
burg und Herzogthums zu Franckhen Kayserliche Landt-Gerichts-Ordnung. 1733. 2. —
J. O. Salver, Proben des hohen Teutschen Reichs-Adels. 1775. 2. — F r i e d r. K o r n'sche
Buchhandlung: Fr. Beck, Der Karlsgraben. 1911- 8. — J. .Meiste r, Lehrer: Kurze Anleitung
zur deutschen Stenographie oder Kurzschreibekunst. 1798. 8. — Frau Justizrat L. Omeis:
Stammbuch, aus 56 losen Blättern bestehend. 1810—21. gr. 8. — U. E. S e b a 1 d, Kgl. Bayer
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licher Roman in Bildern. 191 1. 8. — V e r e i n M e r k u r: Jahrbuch 1911/12. 1911- kl. 8. —
Excellenz Ludwig Freiherr von Welse r, Regierungspräsident a. D.: 13 Nürnberger Theater-
zettel und 1 Nürnberger Conzertprogramni aus den Jahren 1825 — 35. — Charlotte W e s t e r-
m a n n: Dieselbe, Knabenbriefe. 3. Aufl. o. J. 8. — Oberau. Heinrich Krau ß, Schrift-
steller: Ders., Mittelalterliche Neujahrsbriefe und gedruckte Neujahrsvvünsche. (1911-) 4. —
Paris. J. C B r o u s s o 1 1 e: Ders.. A la decouverte des primitifs allemands. S.-A. 191 1. 8. —
Philadelphia. U n i v e r s i t y o f Pennsylvania. The M u s e u ni: Publikations of the
Babylonian section Vol. 1. Nr. 1. 1911. 4. — Prag. K u r a t o r i u ni d e s K u n s t g e w e r b-
liehen Museums der H a n d e i s- und G e w e r b e - K a m m e r: Feier des fünfund-
zwanzigsten Bestehens des kunstgewerblichen Museums 1910. 2. — Reichelsdorf
b. Nürnberg. 0. Eßlinger, Kgl. Postdirektor a. D.: Neues Grund- und Syllab'n Büchlein . . . o. J.
8. — Sacramento. D e u t s c h - A m e r i k a n i s c h e r Verbau d von C a 1 i f o r n i e n:
Jahreskonvent und Berichte 1<)1 1. 8. — San Franzisco. Fest- Komitee des Deut-
Abb. 29. Aus dem Doerflerschen Stammbuch: Schloßgarten in Erlangen.
sehen Tages: Festprogramm zur Feier des FJeutschen Tages. 191 1. 8. — Ders., Aus
den Papieren eines alten Naturkundigen. S.-A. 1911- 8. — Speyer. E. H e u s e r. Kgl. Bahn-
verwalter: Ders.. Der Alchimist Stahl im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. 1911. .S. — St. Louis.
City Art Museum: Bringhurst-Sylvester, Special e.vhibition catalogue Nr. 15 und 16. 1911.
8. — Straßburg. Kunstgewerbemuseum: Jahresbericht für l')l(). l^)ll. 8. — Straß-
burg i. E. E. U n g e r e r: Elsässische Altertümer. 1911. 8. — Straubing. H i s t o r i s c h e r
Verein für S t r a u b i n g u n d U m g e b u n g: Jahresbericht 1910. XI 11. Jahrg. 1911.
8. — Stuttgart. E. Breuninger: Vom Klein- zum Großbetrieb: 30 Jahre . . . Entwick-
lung in der Manufakturwarenbranche . . . Jubiläumsschrift. 19II. 4. — J. H. W. Dietz,
Verlag: Aug. Bebel, Aus meinem Leben. II. l<)ii. S. — W. Kohlhammer, Verlag:
Württembergsiches Adels- und Wappenbuch. 14. Heft. 1911- gr. 8. — Darstellungen
aus der Württembergischen Geschichte. Bd. VII. 191 1. 8. — W ü r 1 1 e m b e r g i s c h e
Kommission für L a n d e s g e s c h i c h t e: H. Hermelink, Die Matrikeln der Universität
Tübingen. 1906. 8. — Württembergische Landtagsakten. 11..I. 1910. 8. — Württembergische
— 88 —
ländliche Rechtsquellen. 1. U)lo. S. — Württeniberjrische L;uu1t;igsuk.ten, II. Reihe, 2. Bd.
1911. 8. — W. Speniann. Verlag: Altmeister der Kunst: Giorgione von Georg Gronau, o. J. 4. -
Fr. Zimmer, Erziehung zum Genieinsinn durch die Schule. (1911.) 8. — Das goldene Buch der
Weltliteratur. 1012. 8. — Washington. U. S. N a t i o n a 1 m u s e u m: Report on the pro-
greü and condition for the year 1910. 191 1. 8. — Wien. A r t a r i a und C o., Verlag: A. W. von
Aloltheim. Die deutsche Keramik in der Sammlung Figdor. S.-A. 1909. 2. — A r t a r i a u n d
Co.. Kunsthandlung: A'\. Rosenberg. Studien über Goldschmiedekunst in der Sammlung Figdor.
S.-.-^. 101 1. 2. — D r. J u 1 i u s H o f ni a n n: l)ers.. Die Kupferstiche des Meisters P. P. mit
der Schlinge. 1911. 2. — J. L ü w \ . Holpliotograph: Österreichische Kunstschätze I. Jahrg.
Heft S, 6 und 7. (1911.) 2. — E. N o wo t n y: Ders., Gläserne Konvexspiegel. S.-A. 1911. 4.
— S r. K. und K. Apostolischen Majestät O b e r s t k ä m m e r a m t: Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Bd. XXIX, Heft 5 und
Bd. XXX. Heft 1 und 2. lui i. 2. — Wiesbaden. Fr. Fi s c h b a c h, Kreuzstich-Album, o. J.
4. — Wiirzbiiri;. H. S l 11 r I /. Ki^l. Univer^ität^dnu'kerei : Altfriinki'<c'he Bilder 1012. n. I. s.
Abb. 30. .\us dein Doerflerschen Stammbuch: Studentenumzu" in Erlaniren.
A n k ä u f e.
Das große Cantionale, oder Kirchen-Gesangbuch . . . Darmstadt I687. 2. — Joh. Staeps.
Gründliche Anweisung zur Angewöhnung einer netten Dressdner Hand. 1733- gr. 4.
Heyer von Rosenfeld'sche Stiftung. Genealogischer Kalender für 1757- <»• J. 8. — Armorial
general. Fase. 62/63 und Supplement Fase. XI. 1911. 2 und 8. — E. Foeistemann, Altdeutsches
Namenbuch. Bd. I. 19OU und Bd. 11, 1. Lief. 191 1. 2. — Gothaischer Genealogischer Hof-
kalender . . . 1912. (1911.) 8. — Gothaischer Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen
Häuser. 1912. (1911.) 8. — Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser.
1912. (1911.) 8. — Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser 1912.
(1911.) 8. — Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der uradeligen Häuser 1912. (1911.) —
Schleswig- Holsteinischer Kunstkalender 1912. o. J. 4.
Denkmäler der Heilkunde. Krauß, Anthropophyteia. Bd. Vlll. 1911. gr. 8. — Beiwerke
zum Studium der Anthropn.phyteia. Bd. 111. 19II. 2.
Bierbrauerstifüing. J. D. A. Hock, Grundsätze der Polizei des Bierbrauens. 181O. 8.
D e p o s i t u m :
Stammbuch des Joh. Gg. Dörfler von Bayreutii mit Einträgen aus Erlangen (1759—62),
Nürnberg (176U), Halle (1761— 63), Leipzig (1763) und Bayreuth (1759— 84). 4". (Vgl. Ab-
bildung 29 und 30).
— 89
TAUSCHVERKEHR.
Im J;ilii\' l'Ml st;iiul d;is üernuiniscliL' Museum im T;uisclivt'rki.'Iir mit:
Aachen:
Aachener Geschiciits verein.
Aluseums- Verein.
Aarau:
Histurisciie Gesellscliaft d. Kantons Aartjau.
Agram (Zagreit):
König]. Icroat.-slavon.-dalmat. Landes-
archiv.
Altenburg:
Geschichts- und altei'tumsforschende Ge-
sellschaft des Osterlandes.
Amiens:
Societe des antiquaires de Picardie.
Amsterdam:
K. Akademie der Wissenschaften.
K. oudheidkundig genootschap te A.
Redaktion von .,Het huis oud & nieuw".
Annaberg:
Verein für Geschichte von Annaberg und
Umgebung.
Ansbach:
Fränkische Zeitung.
Historischer Verein für A'littelfranken.
Antwerpen:
J.-E. Buschmann als Verleger der Zeit-
schrift „Onze Kunst". Voortzetting van
de Vlaamsche School.
Arnstadt:
Museumsgesellschaft.
Augsburg:
Augsburger Postzeitung.
Historischer Verein für Schwaben und
Neuburg.
Bamberg:
Königl. Bibliothek.
Gewerbe-Verein.
Heraldisch- Genealogische Blätter (Schrift-
leitung).
Historischer Verein.
Basel:
Historische und antiquarische Gesellschaft.
Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde.
Universitäts- Bibliothek.
Bayreuth:
Historischer Verein für Überfranken.
Bergen:
Bergens Museum.
Vestlandske Kunstindustrinuiseum.
Berlin:
Königl. Preußische Akademie der Wissen-
schaften.
K. Statistisches Amt.
Apotheker- Verein, Deutscher.
Bauzeitung, Deutscne.
Bibliothek des Deutschen Reichstages.
Blätter für Architektur und Kunsthand-
werk. (Verlag.)
Burgwart (Architekt Prof. Bodo Ebhardt,
Grunewald bei Berlin).
Ex-libris-Verein.
Gesamtarchiv der deutschen Juden.
Gesamtverein der deutschen Geschichts-
und Altertumsvereine.
Berliner Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte.
Gesellschaft für Erdkunde.
Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und
Schulgeschichte.
Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz
Brandenburg.
Gesellschaft. Historische.
Gesellschaft, Deutsche Pharmazeutische.
Graveur- Verein, Deutscher.
Johanniter-Ordensblatt. (Redaktion.)
Journal für Buchdruckerkunst. (Verlag.)
Verlag Franz Lipperheide. (lllustr. Frauen-
Zeitung.)
Moderne Kunst (Verlag von Rieh. Bong.)
Münzblätter, Berliner und Correspondenz,
Numismatisches Beiblatt zu den Ber-
liner Münzblättern. (Dr. Emil Bahrfeld.)
Museums- Verein.
Norddeutsche Allgemeine Zeitung.
Oesterheld & Co., Verlag („Die deutsche
Bühne" — ,, Deutscher Bühnen-Spiel-
plan".)
Provinzialniuseum. Märkisches.
Reichsanzeiger, Deutscher und Königlich
Preußischer Staatsanzeiger.
Reichs- Postamt IH, Abt. W.
Rundschau, Deutsche. (Redaktion.)
Rundschau, Koloniale. (Verlag.)
Touristen- Klub für die Mark Branden-
burg.
Verein für die Geschichte Berlins (Alt-
Berlin).
90
Verein Herold.
Verein für deutsches Kiinst,i;e\\erlie.
Verein für Gesoliiclite der .Mark Braiuieii-
burp.
Verein für Volkskunde.
Woche, Die. (Verlag von Aug. Sclierl.)
Zeitschrift für Bauwesen. (Schriftleitung.)
Zeitschrift für Numismatik. (Redaktion.)
Zentralblatt der Bauverwaltung. (Schrift-
leitung.)
Bern:
Historischer Verein des Kantons Bern.
Histcirisches .Museum.
Biedenkopf:
.NUtteiiungen aus Geschichte und Heimat-
kunde des Kreises Biedenkopf.
Bistritz:
Direktion der Gewerbeschule.
Bonn:
Universitätsbibliothek.
Verein von Altertumsfreunden im Kliein-
lande.
Verlag der Rheinischen Geschichtsblätter.
Brandenburg a. H.:
Historischer Verein.
Branau i. B.:
Dr. Eduard Langer. Herausgeber der
..Deutschen Volkskunde aus dem öst-
lichen Böhmen".
Braunsberg:
Historischer Verein für Ermland.
Bregenz:
Vorarlberger Museums- Verein.
Bremen:
Gewerbemuseum.
..Güldenkammer, Die — ".
Historische Gesellschaft des Künstler-
Vereins.
Verlag von Carl Schünemann. (,, Nieder-
sachsen.")
Breslau:
Schlesischer Altertumsverein.
Schlesische Gesellschaft für vaterländische
Kultur.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertum Schle-
siens.
Briinn:
Erzherzog Rainer-Museum für Kunst und
Gewerbe.
Mährisches Gewerbe-Museum.
Verein für die Geschichte .Mährens und
Schlesiens.
Verein „Deutsches Haus".
Brüssel:
L'acadenüe Royale de Belgique.
Commissiones royals d'art et d'archeo-
logie.
K. R. P. P. Bollandistes.
La Gazette numismatique (Direction).
Mus(^es Royau.\ des arts decoratifs et in-
dustriels.
La .societe d'archeologie.
La societe Royale de geographie.
Budapest:
Königl. ungarische Akademie der Wissen-
schaften.
Müveszet. Redaktion.
Stadtmagistrat.
Cassel:
Prof. Dr. Georg Steinhausen, Vorstand der
Stadtbibliothek. („Archiv für Kultur-
geschichte.")
Verein für hessische Geschichte und Landes-
kunde.
Verein für Naturkunde.
Chemnitz:
Verein für Chemnitzer Geschichte.
Chur:
Historisch-antiquarische Gesellschaft des
Kantons Graubünden.
Cincinnatti:
Cincinnatti .Museum Association.
Coblenz:
Mitteilungen des Rheinischen Vereins für
Denkmalpflege und Heimatschutz.
Danzig:
Königliche Technische Hochschule.
Naturforschende Gesellschaft.
Westpreußischer Geschichtsverein.
Westpreußisches Provinzialmuseum.
Darmstadt:
Gewerbeblatt f. d. Großherzogtum Hessen.
Historischer Verein für das Großherzog-
tum Hessen.
Verein für Erdkunde.
Verlag der ,,Innen-Dekoration".
Dessau:
Verein für Anhaltische Geschichte und
.Altertumskunde.
Detmold:
Gesch. Abt. des naturw. Vereins für das
Fürstentum Lippe.
Dillingen:
Historischer Verein.
Donaueschingen:
Verein für Geschichte und Naturgeschichte
d. Baar u. d. angrenzenden Landesteile.
91 —
Donauwörth:
Historischer Verein für Donauwörtli und
Umgejjend.
Dorpat:
Gelehrte Ethnisclie Gesellschiitt.
Universität.
Dresden:
Kpl. sächsischer Altertnnisverein.
,. Blätter für Münzfreunde" und ..Numis-
matischer Verkehr".
Verein für die Geschichte Dresdens.
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Kunstwart.
Kgl. sächsiches statistisches Landesanit.
Europäische Modenzeitung.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
Düsseldorf:
Archiv für Buciibinder.
Düsseldorfer Geschieh ts verein.
Eger:
Unser E.ijerland.
Eichstätt:
Historischer Verein.
Eisenberg:
Geschichts- und alte rtunisforschender Verein
Eisleben:
Verein für Geschichte und Altertümer der
Grafschaft Mansfeld.
Elberfeld:
Bergischer Gesciiichts verein.
Ellwangen:
Geschichts- und Altertunisverein (Jahr-
buch).
Emden:
Gesellschaft für bildende Kunst und vater-
ländische Altertümer.
Naturforschende Gesellschaft.
Erfurt:
Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Verein für die Geschiclite und Altertums-
kunde von Erfurt.
Erlangen:
Universitätsbibliothek.
Essen:
Historischer Verein für Stadt und Stift
Essen.
Frankenthal:
Altertunisverein.
Fellin:
Literarische Gesellschaft.
Flensburg:
Kunstgewerbe-Museum.
Frankfurt a. M.:
Frankfurter Blätter für Familiengeschichte.
Freies deutsches Hochstift.
Mitteldeutscher Kunstgewerbe verein.
Stadtbibii(jthek.
Verein für die Geschichte und Altertums-
kunde von Frankfurt a. M.
Verein für rheinische und westfälische
Volkskunde.
Frankfurt a. 0.:
Historischer Verein für Heimatkunde.
Naturwissenschaftlicher Verein des Reg.-
Bez. Frankfurt a. O.
Frauenfeld:
Historischer Verein des Kantons Thurgau.
Freiberg i. S.:
Altertumsverein.
Freiburg i. B.:
Archiv für ciiristliche Kunst.
Breisgau- Verein Schau-ins-Land.
Gesellschaft f. Beförderung der Geschiciits-,
Altertums- und Volkskunde von Frei-
burg, dem Breisgau und den angrenzen-
den Landschaften.
Münsterbau- Verein.
Stimmen aus Maria- Laach.
Universitätsbibliothek.
Kirchlich bist. Verein der Erzdiözese Frei-
burg i. B.
Freiburg i. Schw.:
Deutscher geschichtsforsciiender Verein
des Kantons Freiburg (Schweiz).
Schweizer Archiv für Heraldik.
Freising:
Historischer Verein.
Freiwaldau:
Mährisch-schlesiscii. Sude ten-Gebirgs verein.
Friedberg (Hessen):
Geschichts- und Altertunisverein.
Friedrichshafen:
Verein für die Geschichte des Bodensees.
St. Gallen:
Historischer Verein des Kantons St. (jaileii.
Genf:
Institut national genevois.
Society d'histoire et d'archeologie.
Gießen:
Oberhessischer Geschichtsverein.
Oberhessische Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde.
Universitätsbibliothek.
Verband deutscher Vereine für V<ilks-
kunde.
Vereinigung für hessische Volkskunde.
ülarus:
Historischer Verein des Kantons Glarus,
•— 92 —
tiörlitz:
Gesellschaft für Anthropoloijie uiul l'r-
jreschichte der Oberlausitz.
Oberlaiisitzische Gesellschaft der Wissen-
schaften.
(iotha:
VerlaK der deutschen Geschiciitsblätter.
\ereiniijunii für Gothaische Geschichte und
.Altertunisfnrschunc;.
(iöttingen:
Forscher- und Sanimierverein.
Kjrl. Geseltscliaft der Wissenscliaften.
(iraz:
Steiermärkischer Gewerbe verein.
Kunsthistorische Studien. (Buchhandlung
Styria.)
Steiermärkisches Landesnuiseum.
Historischer Verein für Steiermark.
Naturwissenschaftlicher Verein für Steier-
mark.
„Wörter und Sachen." Kulturhistorische
Zeitschrift für Sprach- und Sachforschung.
Greifswald:
Universitätsbibliothek.
Rügisch- Pommerscher Geschichtsverein.
üubeii:
.Niederlausitzer Gesellschaft für Anthro-
pologie und Urgeschichte.
Haag:
Genealogisch-heraldiek Genootschap „De
Nederlandsche Leeuw".
Halberstadt:
Verein für Kirchengeschichte in der Pro-
vinz Sachsen.
Hall (Schwäbisch):
Historischer Verein f. Württemb.- Franken.
Halle a. S.:
Zeitschrift für deutsche Philologie.
Kaiser!. Leopoldinisch-Carolinische Deutsche
Akademie der Naturforscher.
Thüringisch-sächsicher Geschichtsverein.
Hamburg:
Öffentliche Stadtbibliothek.
Verein für hamburgische Geschichte.
Hanau:
Hanauer Geschichts- Verein.
Wetterauische Gesellschaft für die gesamte
Naturkunde.
Hannover:
Architekten- und Ingenieur- Verein.
Hannoversche Geschichtsblätter.
Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts-
kunde.
Heraldischer Verein zum Kleeblatt.
Historischer Verein für Niedersachsen.
Haricni:
Siiciete iioliandaise des sciences.
Heidelberg:
Heidelberger Schloß verein.
Historisch-philosophischer Verein.
Universitätsbibliothek.
Heilbronn:
Historischer Verein.
Heiligenstadt:
..Unser Eichsfeld". (Redaktion.)
Helsingfors:
Finnischer Altertumsverein.
Finnische Literar. Gesellschaft.
Gesellschaft der Wissenschaften.
Hermannstadt:
Siebenbürgischer Karpathen verein.
Verein für Siebenbürgische Landeskunde.
Hirschberg:
Riesengebirgs- Verein.
Hohenleuben:
Voigtländ. altertumsforschender Verein.
Homburg v. d. H.:
Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Husum:
Alitteilungen des Nordfriesischen Vereins
für Heimatkunde und Heimatliebe.
Jena:
Universitätsbibliothek.
Verein für thüring. Geschichte und Alter-
tumskunde.
Igio:
Ungar. Karpathen verein.
Innsbruck: ^
K. K. Statthalterei-Archiv.
Ferdinandeum.
Insterburg:
Altertumsgesellschaft.
Kahla:
Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Karlsruhe:
Karlsruher Altertumsverein.
Badische historische Commission.
Kaufbeuren:
Verein Heimat.
Kempten:
Altertums-Verein.
Kiel:
Naturwissenschaftl. Verein für Schleswig-
Holstein.
Gesellschaft für die Geschichte der Herzog-
tümer Schleswig- Holstein u. Lauenburg.
Universitätsbibliothek.
Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte.
Klagenfurt:
Geschichtsverein für Kärnten.
93 —
Köln:
Westdeutsche Zeitschrift für Gescliichte
und Kunst mit Korresponden/.bhitt.
Zeitschrift für christHche Kunst.
Kölner Kunstgewerbe verein.
Histor. Verein für den Niederriiein.
Königsberg i. P.:
Red. d. Altpreußischen Monatsschrift.
Physikal. Ökonom. Gesellschaft.
Altertumsgesellschaft Prussia.
Universitätsbibliothek.
Kopenhagen:
Academie royale des sciences et des lettres
de Danemark.
Societe royale des antiquaires du Nord.
Industriforeningen i Kjöbenhavn.
K. Nordiske Oldskrift-Selskab.
K. danske Videnskabern-Selskab.
Krakau:
Akademie der Wissenschaften.
Kreuznach:
.antiquarisch- Histor. Verein.
Kristiania:
Foreningen til norske fortidsmindesmaer-
kers bevaring (Aarsberetning).
Kronstadt:
Stadtarchiv.
Laibach:
Red. d. Zeitschr. f. krainische Landeskunde.
Krainer Musealverein.
Landsberg a/d. Warthe:
Verein für Geschichte der Neumark.
Landshut:
Historischer Verein für Niederbayern.
Lauingen:
Altertumsverein.
Lausanne:
Societe d'histoire de la Suisse.
Leeuwarden:
Friesch genootschap ter beoefening der
Friesche geschied.
Leiden:
Maatschapy de Nederland. Letterkunde.
Leipa:
Nordböhm. E.xcursions- Klub.
Leipzig:
Beilage, Wissenschaftliche, der Leipziger
Zeitung.
Börsenverein der deutschen Buchhändler.
Centralblatt für Bibliothekswesen.
Centralblatt, literarisches.
Centralverein für das gesamte Buch-
gewerbe.
Daheim.
Gartenlaube.
Gesellschaft, deutsche, zur Erforschung
vaterländischer Sprache und Altertümer.
Gesellschaft, k. sächs.. der Wissenschaften,
phil.-hist. Gl.
Goldschmied, Der —
Grenzboten.
Kgl. Sächs. Institut für Kultur- und Uni-
versalgeschichte bei der Universität
Leipzig.
LiteraturlMatt f. germ. u. roni. Philologie.
Monatshefte (Velhagen & Klasing).
Museum für Völkerkunde.
Original und Reproduktion.
Universitätsbibliothek.
Verein, deutscher, zur Erforschung Pa-
lästinas.
Verein für Geschichte der Stadt Leipzig
(Stadtgeschichtliches Museum).
Vierteljahrs- Katalog (J. C. Hinrichs).
Zeitschrift für bildende Kunst.
Zeitschrift, neue, für Musik.
Zeitung, illustrierte.
Zentralstelle für deutsche Personen- und
Familiengeschichte (Mitteilungen).
Zur guten Stunde.
Leisnig:
Geschichts- und Altertumsverein.
Linz:
Museum Francisco-Carolinum.
Linzer Diözesan- Kunstverein.
Oberösterreichischer Gewerbe- Verein.
Louvain (Belgien):
,,Analectes pour servir ä l'histoire ecclesia-
stique de la Belgique"'.
Lübeck:
Lübeckisches Museum für Kunst- u. Kultur-
geschichte.
Verein für hansische Geschichte.
Verein für Lübecker Geschichte und Alter-
tumskunde.
Lüneburg:
Museumsverein für Lüneburg.
Lüttich:
Institut archeologique Liegeois.
Luxemburg:
Verein für Luxemburger Geschichte, Lite-
ratur und Kunst.
Section historique de l'institut de Lu.xem-
bourg
Luzern:
Histor. Verein der 5 Orte.
Magdeburg:
Magdeburgischer Geschichtsverein.
— 94 —
Mainz:
Rom. Genn. Central-Miiseuni (Die Alter-
tümer unserer lieidiiisolieii Vorzeit).
Verein für Erfiirsiiunii; rliein. (iesiliioliti.'
und Altertümer.
Mannheiin:
Wannheimer Altertums verein.
Marburg:
UniversitütsbilMiotliek.
.Maredsvus (Belgien):
Direction de hi Revue benedictine.
Marienwerder:
Histiir. \erein für den Resierungslxv.irk
.Warienwerder.
Meiningen:
Hennebergischer altertumsfnrsch. Verein.
Verein für AAeiningische Geschichte und
Landeskunde.
Meißen:
Verein für Gesciiichte der Stadt Meißen.
Metz:
Verein für Erdkunde.
Gesellschaft für lothringische Geschiciite
und Altertumskunde.
Mitau:
Genealogische Gesellschaft der Ostseeprn-
vinzen.
Kurländische Gesellschaft für Literatur und
Kunst.
Kurländisches Provinzialmuseum.
Montreal:
Societe numismatique et d'archeologie.
Mühihausen i. Th.:
Mühlhäuser Altertumsverein.
Miilhausen i. Eis.:
Le musee historique de Mulhouse.
München:
Akademie der Wissenschaften.
Allgemeine Zeitung.
Altertumsverein.
Archivariat des bayerischen Landtags.
Bauzeitung, süddeutsche.
Bayerland.
Formenschutz.
Forschungen zur Geschichte Bayerns.
Gesellschaft, deutsche, für Anthropologie.
Gesellschaft, deutsche, für christl. Kunst.
Gesellschaft, numismatische.
Jahrbuch, histor., der Görresgesellschaft.
Kunstgewerbeverein, bayerischer.
Licht und Schatten (Verlag).
Museum von Meisterwerken der Natur-
wissenschaft und Technik.
Nationalmuseum, Bayerisches.
Propyläen, Die — .
Statistisches Bureau.
Universitätsbibliothek.
Verein, historischer, von Oherbayern.
Verein für Volkskunst und Volkskunde.
Internationale Wochenschrift für Wissen-
schaft, Kunst und Technik. Beigabe zur
Allgemeinen Zeitung.
Muster i. W.:
Zeitschrift für vaterländische Geschichte
und Altertumskunde Westfalens.
Literarischer Handweiser.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Neiße:
Wiss. Ges. Philomathie.
Neuburg a. D.:
Historischer Filialverein.
Neumarkt i. 0.:
Historischer Verein.
St. Nicolas:
Gerde archeologique du pays de Waes.
Nürnberg:
K. Bayer. Landes-Gewerbe-Anstalt.
Naturhistorische Gesellschaft.
Pegnesischer Blumenorden.
Verein für die Geschichte der Stadt Nürn-
berg.
Osnabrück:
Verein für Geschichte und Landeskunde.
Paderborn:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Paris:
Chronique des arts et de la curiosite.
Correspondance historique et archeologique.
Musee Guimet.
Repertoire d'art et d'archeologie.
St. Petersburg:
Commission imperiale archeologique.
Philadelphia:
Smithsonian Institution.
Plauen i. V.:
Altertumsverein.
Posen:
Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften
Historische Gesellschaft.
Towarzj'stwa przyjaciol.
Prag:
Verein für Geschichte der Deutschen in
Böhmen.
Gesellschaft der Freunde der bc'ihmisclien
Altertümer.
Gesellschaft zur Fcirderung deutscher Wis-
senschaft, Kunst und Literatur inBöhmen
95
Lese- u. Redelialle der doulsohcii Studenten.
Kiinstgewerliliehes Museum.
Prenzlaii:
Uckermärkiseher A\usevniis- und Gescliiclits-
verein.
(Jiiaracchi b. Florenz:
Arcliivuin Franeiscanuni lii^loricuni.
Stift Raijjerii b. Brunn:
Studien und Mitteilune;en aus dem Bene-
diktiner- und Cistercienser-Orden.
Ravensburg:
Schwäbisclies Arciiiv.
Kegensburs:
Histor. Verein für Oberpfal/. und Regens-
burc:.
Rcichenberg:
Nordböiimisclies Ge werbe museum.
Verein für Heimatkunde.
Reutlingen:
Reutiinijer Altertums verein.
Reval:
EstländisLiie Literärisciie (jeseilsciiaft.
Reykjavik:
Isienzka FDrnleifafjeia.t;'.
Riga:
Geseilsciiaft für Geschichte und Altertums-
kunde der Ostseepnivin/.en Rufilands.
Rosenlieim:
Historisdier Verein.
Rom:
Römische Quartalsciirift; für ciu-isti. Alter-
tumskunde und für Kirchengeschichte.
Rostock:
Verein für Rostucks Altertümer.
Universität.
Rothenburg o. T.:
Verein Alt- Rothenburg.
Roermond:
La Commission de Limburg.
Saarbrücken:
Historisch-antiquarischer Verein für die
Saargegend.
Salzburg:
Museum Carulino-Augusteum.
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
Salzwedei:
Altmärkischer Verein für vaterländische
Geschichte und Industrie.
Schaffhausen:
liistur. -antiquarischer Verein des Kantuns'
Schaffhausen.
Schmalkalden:
Verein für Hemibergische Geschichte und
Landeskunde.
Schwerin:
Familiengeschichtliciie Blätter, herausge-
geben von C Frhrn. von Rodde.
Verein für Mecklenburgische Geschichte uud
Altertumskunde.
Sigmaringen:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
in Hohenzollern.
Speyer:
Pfälzisches Museum (Schriltleitung).
Historischer Verein der Pfalz.
Stendal:
Altmärkischer Museums- Verein.
Stettin:
Gesellschaft für Pommersciie Geschichte und
Altertumskunde.
Stockholm:
Kgl. Akademie der Altertumskunde.
Kgl. Bibliothek.
Nordiska Museet.
Straßburg:
Alsabund (,,Erwinia").
Gesellschaft für Erhaltung der geschicht-
lichen Denkmäler im Elsaß.
Universitätsbibliothek.
Vogesenklub, histor. -literar. Zweigverein.
Straubing:
Historischer Verein.
Stuttgart:
Altertumsverein.
Antiquitäten- Zeitung.
Anthropol. Verein, Württembergischer.
Anzeig^er, allgem., für Buchbindereien.
Centralstelle für Gewerbe und Handel.
Commission für Landesgeschichte.
Staatsanzeiger, Württembergischer.
Technische Hochschule.
Verlagsanstalt, Deutsche.
Thorn:
Coppernicus-Verein für Wissenschaft mid
Kunst.
Torgau:
Altertunisverein.
Toronto (Canada):
Canadian Institute.
Trier:
Gesellschaft für nützliche Forschung.
Troppau:
Kaiser- Franz- Joseph-Museum.
Städtisches Museum: Zeitschrift für Gesell-
u. Kulturgesch. Österreichisch- Schlesiens.
Tübingen:
Schwäbischer Alter tu ms verein.
Universitätsbibliothek.
— 96 —
Turin:
Keiriii dcput;i/.ioiK' di stmiii p;itii;i.
llpsala:
Lundsnuil svenska. Scliweilisclic volks-
kuiulliclic Zeitschritt.
Universität.
Utrecht:
Historisclie (jenootschap.
Üenootschap van Künsten en Weten-
schappen.
Vaduz:
Hist(ir. Verein für das Fürstentum Liechten-
stein.
Venedig:
Reale institutn Veneto.
Waidhofeii a. d. Ybbs:
Museal-Verein für W. a. d. Y. und Um-
gebung.
Washington:
Smithsdnian Institution.
Wernigerode:
Harzverein für Geschichte und Altertums-
kunde.
Wetzlar:
Wetzlarer Geschichtsverein.
Wien:
Adler, K. K. herald. Gesellschaft.
Akademie der Wissenschaften.
Altertumsverein.
Dombauverein zu St. Stephan.
Gesellschaft, Anthropologische.
Gesellschaft für die Geschichte des Pro-
testantismus in Österreich.
Gesellschaft für Münz- und Medaillenkunde.
Gesellschaft, Numismatische.
Gewerbe-Museum, Technolog.
K. K. Heeres-Museum.
K. K. Hofbibliothek.
Technisches Museum für Industrie und Ge-
werbe.
Verein für i,andeslsundo von Niederiister-
reich.
Wissenschaftlicher K'ub.
Zeitschrift für österreichische Volkskunde.
K. K. Zentralkommission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale.
Wiesbaden:
Verein für Nassauische Altertumskunde
und Geschichtsforschung.
Nassauischer Verein für Naturkunde.
Wolfenbüttel:
Geschichtsverein für das Herzogtum Braun-
schweig.
Würzburg:
Historischer Verein für Unterfranken und
Aschaffenburg.
Polytechnischer Zentralverein für Unter-
franken und Aschaffenburg.
Universitätsbibliothek.
Zabern i. E.:
Verlag von A. Fuchs: Elsässische Monats-
schrift für Geschichte und Volkskunde.
Zwickau:
Altertumsverein für Zwickau und Um-
gegend.
Verein für Naturkunde.
Zwolie:
Vereenigung tot beoefening von Uver-
ijsselsch regt en geschiedenis.
Zürich;
Allgemeine geschichtsforschende Gesell-
schaft der Schweiz.
Antiquarische Gesellschaft.
Buchkunst: Zeitschrift für Exlibris- Samm-
ler und Bücherfreunde.
Schweizerisches Landesmuseum.
Universitätsbibliothek.
— 97 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Der Karlsgraben. Eine historische, topographische und icritische Abhandlunsi von Dr. F r i e d-
r i c ii B e c k. Kgl. Gymnasiallehrer. N ü r n h e r g". Friedrich Kor n. 191 1- VIII. 91 Seiten
und 17 Abbildungen.
Die Frage der Fossa Carolina, des Kanals, durch welchen Karl der Große die Donau mit
dem Rhein verbinden wollte, welche wenigstens nach ihrer historischen und topographischen
Seite für den Unbefangenen schon längst keine Frage mehr war, dürfte mit der vorliegenden Arbeit
zum Abschluß gekommen sein. Der Verfasser stellt seine Arbeit auf eine sehr breite Grundlage,
er bringt alles unmittelbare und abgeleitete literarische Quellenmaterial, er beschreibt, was der
Augenschein an Ort und Stelle ergibt, ja er war in der glücklichenLage, durch Ausgrabungen
manches über die ursprüngliche Gestalt des Grabens festzustellen, was nicht mehr zu Tage liegt,
und er kommt in der kritischen Ducharbeitung dieses Materials zu festen Ergebnissen, wenigstens
über den Ursprung des Grabens. Über den Beginn, die Absicht und den vorzeitigen Abschluß
des Unternehmens haben wir in den Reichsannalen zum Jahr 793 einen gleichzeitigen, zuverlässigen
Bericht, der uns aber leider über die Örtlichkeit keinen Aufschluß gibt. Auf die Reichsannalen
gehen alle weiteren Erwähnungen des Grabens in der annalistischen Literatur des 9- und 10. Jahr-
hunderts zurück. Dann wird er zweihundert Jahre lang in der Literatur nicht mehr erwähnt, die
örtliche Tradition war indes nicht erloschen und im Anfang des 12. Jahrhunderts konnte Ekkehard
von Niederaltaich bei Erwähnung des Grabens angeben: inchoavit apud villam que dicitur Pubn-
haim, et sie ad villam que dicitur Graben, et sie versus Weizenburch.
Der Bericht des Mönchs Chuno von Wülzburg vom Jahre 1287 enthält im Original keine
Erwähnung des Grabens. Was Beck Seite 6 nach Körte, Altes und Neues von Wülzburg als den
Bericht Chunos mitteilt, erscheint auf den ersten Blick als eine Redaktion aus dem 16. Jahrhundert.
Es ist einem in Ellingen befindlichen Saalbuch des Klosters Wülzburg vom Jahre 1545 entnommen
und steht dort auf Fol. 5- Vergleicht man diesen im Deutsch des 16. Jahrhunderts geschriebenen,
mit schwerfälligen Kurialien dieser Zeit ausgestatteten Bericht mit der kurzen lateinischen Notiz
de prima fundatione monasterii Wülzburgensis, auf Fol. 4, so zeigt sich, daß er eine erweiterte
und interpolierte Übersetzung dieser Notiz ist, in welcher nichts von dem Graben steht. Die Inter-
polation: „man möge woU von der Donau In Rein schiffen .... die Statt erfüllend" ist den Reichs-
annalen entnommen, welche auch Chuno kannte. Dies nur nebenbei, denn für die Untersuchung
bietet auch die erweiterte Redaktion nichts.
Schon früh verdunkelt sich die Überlieferung und nimmt sagenhafte Züge auf, welche auch
in die literarischen Berichte eindringen. Vom 16. Jahrhundert an werden auch die Reste des
Grabens da und dort erwähnt; im l(S. beginnt die kritische Untersuciuuig, welche noch in neuester
Zeit auf die seltsamsten Irrwege geraten ist.
Der zweite Abschnitt behandelt die Fossa Carolina in der Topographie und gibt zunächst
eine Übersicht über deren kartographische Darstellungen, von welchen keine über die Frühzeit
des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Dann folgt eine Beschreibung des Grabens in seinem jetzigen
Zustand und die Aufschlüsse, welche sich aus den Ausgrabungen über die ursprüngliche Anlage
ergeben haben.
Im dritten Abschnitt tritt der Verfasser in die Kritik des gesamten Materials ein. Die
Reichsannalen geben die Breite des Grabens zu 30ü Fuß. seine Länge zu 2000 Schritt an; damit
stimmen die noch meßbaren Abstände der Dammkronen zu beiden Seiten des Grabens hinreichend
genau überein, die Länge des Grabens, etwa 1250 m, ist geringer als 2000 Schritt, gleich 1480 m.
Beck sucht über diese Differenz durch die Annahme hinwegzukommen, daß der Anfang des
Grabens ursprünglich weiter südlich im Dorf Graben gelegen war, daß er bis zur Kirche reichte
und daß diese ein karolingischer Bau sei, der dem Gebrauch der Zeit gemäß an dem Platz errichtet
wurde, an dem der erste Spatenstich erfolgt war. Diese letzte Annalmie ist nicht haltbar, die
Kirche ist nicht karolingisch, wohl aber ist uKlglich. daß sich die Spuren des Grabens am südlichen
7
— 9S —
uiul am iuii\lli«.-lieii tiulc. wo viclloiolit mit ikT Aibeil eist bc.udmu'u wurJo. wrw isi,iit li;ibcii. Es
ist alvr aiioli zu berücksichtiK'en. ilaß die Breite im Voraus genau beslimmt uiul abijesteckt war,
während eine AAessunji' der Läu'^e bei der plot/iieiieii Unterbreciumu der Arbeiten kaum vorge-
nommen wurde, so daß sioli der Annalist mit einer un^etähren Angabe der Länge begnügen mußte.
Die bei den Ausgrabungen erschlossenen Bodenverhältnisse des Grabens haben eine ausreichende
Erklärung dafür gegeben, daß die Wandungen während des Baues zusammenstürzten. Einmal
unterbrochen, wurden die Arbeiten später nicht wieder aufgenommen. !)ie Überlieferung und der
örtliche Befund stinunen soweit überein. daß der karolingische Ursprung des Grabens außer
Zweifel steht.
Was der Verfasser noch weiter beibringt ist für die Untersuchung nicht von wesentlichem
Belang, nur darauf sei hingewiesen, daß der Name des Ortes Graben, der sicher mit der hier be-
ginnenden Fi^ssa zusammenhängt, schon in einer Urkunde von 867 vorkommt. Die technische
Frage, ob eine Anlage mit Kanimersclileußen beabsichtigt war. wäre besser gar nicht berührt worden ;
denn zu iiirer Diskussion fehlen alle sicheren Grundlagen, ebenso können alle Vermutungen über
den Zweck des Kanals nicht wesentlich über das hinausführen, was die Reichsannalen sagen:
posse percommode a Danubio in Rhenum navigari.
Auch was im letzten Abschnitt zur Erklärung der Form der Kanallinie und die Fortsetzung
nach beiden Seiten gesagt wird, bleibt im Gebiet der Hypothesen. Es liegt im Wesen der Überliefe-
rung, der Reste und unserer mangelhaften Kenntnis des technischen Könnens zur Zeit Karls des
Großen, daß eine vollkommene Aufklärung über den Graben in allen Einzelheiten nicht mehr
gewonnen werden kann: begnügen wir uns damit, daß der karolingische Ursprung sicher nach-
gewiesen ist. B e z o 1 d.
Giorgione von Georg G r o n a u (1. Heft der Altmeister der Kunst). Verlag W. S p e-
mann in Stuttgart. S S. Text und 14 Tafeln in Autotypie. Preis 2 Jl 50 ^.
Das Heft bringt in stattlichem, doch immer noch handlichem Format in guter Wiedergabe
die sicheren und die wenigst umstrittenen Werke des geheimnisvollen Meisters von Castelfranco.
Georg ("j r n n a u gibt dazu einen Te.xt, der in knapper Fassung über die bahnbrechende Bedeutung
Giorgiones orientiert und Erläuterungen zu den einzelnen Bildern in der Art eines kritischen Kata-
logs gibt. Die Publikation verdient nach der illustrativen wie nach der textlichen Seite Anerkennung
und der billige Preis wird ihre Verbreitung fördern.
Die Autotypie hat die mechanische Reproduktion von Gemälden ungemein erleichtert
und ihnen eine ungeheuere Verbreitung verschafft; sie beherrscht heute die gesamte kunstwissen-
schaftliche Illustration; man kann sagen, sie ist die Technik der Gegenwart. Aber ich hoffe, daß
sie nicht auch die Technik der Zukunft ist. Kein Zweifel, sie hat sich sehr vervollkommnet und
ist imstande, die Gesamterscheinung eines Bildes ziemlich richtig wiederzugeben, aber für jede
einigermaßen eindringende formale Untersuchung versagt sie vollständig. Ihr Hauptvorzug
ist ihre Billigkeit. Sind wir nun wi/klich so arm oder so bescheiden, daß wir da, wo es sich um
Schönheitswerte handelt, uns immer wieder mit Ungenügendem und Unbefriedigendem begnügen
wollen, während wir uns doch an Kunsterziehung und ästhetischer Kultur nicht sättigen können .'
Nun wird ja die Heliogravüre für Publikationen, die auf großen Absatz rechnen, noch geraume
Zeit nicht verwendet werden können, aber es gibt doch schon heute Ersatzverfahren, wie das
Mezzotinto oder den Intaglio-Druck, welche zwar die Heliogravüre nicht ersetzen! können, aber
bei mäßigem Preise weit vollkommeneres leisten als die Autotypie. Sollte es nicht möglich sein,
wenigstens für Publikationen von mäßigem Umfang, wie die. vorliegende, diese vollkommeneren
Reproduktionsverfahren aufzunehmen, und sollte, wer für ein Heft mit 12 bis 14 Tafeln 2 JL 50 i'j
bezahlt nicht auch 4 bis 5 JL bezahlen, wenn er w-irklich etwas erhält, was einem ästhetisch ge-
bildeten Auge genießbar ist? B e z o 1 d.
Der .\lchimist Stahl im Herzogtume Pfalz-Zweibriicken. Ein Stück Kulturgeschichte aus
alten Akten. Von Emil Heuser. (Veröffentlichungen der Literarischen Abteilung des Pfälzer-
wald- Vereins.) Neustadt an der Haardt 1911- Verlag von Wilhelm M a r n e t.
Der in diesem Schriftchen besprochene Alchimist Johann Michael Stahl scheint mit
seinem älteren Namensvetter, dem berühmten Professor der Medizin und Chemie Georg Ernst
Stahl nicht \erwandtschaftlich in Zusammenhang zu stehen. Bekanntlich stellte letzterer
- 99 —
im Jalire \(>97 die fast bis zum Ausi;"an,ije des IS. Jaliriumderts in der Chemie alltjemein herrschende
Phlogiston-Theorie auf. Wie sciion in früheren Zeiten hielt man nach ihr nocli immer alle Metalle
für zusammengesetzte Kürper und .trlaubte sie beständen im wesentlichen aus philosophischen
Schwefel (= Brennstoff oder Phlogiston) und einem eiijenartigen Quecksilber. Ihre Artenver-
schiedenheit erklärte man sich aus erdigen Salzen, mit denen sie in mehr oder minder großen Mengen
verunreinigt sein sollten. So heißt es in einer alchimistisclien Schrift vom Jahre 1423: ,.Aus den
Ursachen ist es möglich, daß sie (die unedlen Metalle) gebracht werden auf Gold und Silber, das
ist. daß man von der goldigen und silberigen Natur, die in ihnen ist, abscheidet die Unreinigkeit".
L)urch solche und ähnliche Anschauungen war die Möglichkeit der Metallverwandlung zum allge-
mein anerkannten fJogma geworden. Auf dieses stützte sich der Glauben an die Goldmacher-
kunst oder Alchimie. Dieser brach erst zusammen, als am Ende des achtzehnten Jahrhunderts,
bei der durch Lavoisier eingeleiteten Revolution in der Chemie alle Metalle für nicht weiter zer-
legbare Grundstoffe erklärt wurden. Bis dahin zählte die Alchimie zu ihren Freunden viele Geistes-
größen und gekrönte Häupter.
E. Heuser gibt in seinem hier besprochenen Buche eine Beschreibung von dem alchi-
mistischen Treiben an dem Hofe des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken Christian IV., der von 1740
bis 1775 regierte. Als Grundlage zu seiner historischen Darstellung benutzte der Verfasser nament-
lich die Pfalz-Zweibrücker Akten im K. Kreisarchiv zu Speyer und im K. Geheimen Staatsarchiv
zu München. Zweifellos ist Gold bislang noch niemals durch Verwandlung aus anderen Metallen
künstlich hergestellt. In den alchimistischen Zeiten, die sich durch l^o Jahrtausende ziehen,
tauchten aber in allen Landen Männer auf, sogenannte Adepten, welche den Stein der Weisen
entdeckt haben wollten und vorgaben die hermetische Goldherstellung zu verstehen. Es waren
meist Gauner, welche es nur darauf abgesehen hatten, anderen Leuten Silber und Gold aus der
Tasche zu locken. Von den Schwindeleien und Taschenspielerkünsten, mit denen solche Leute
ihre angeblichen Metallverwandlungen scheinbar vollbrachten, hat Berzelius vor hundert Jahren
in seinem Lehrbuch der Chemie eine große Anzahl bekannt gegeben. Wie Heuser erzählt,
geriet Herzog Christian IV. verschiedenen alchimistischen Betrügern ins Garn. 1765 trat Joseph
Michael Stahl in einem Alter von etwa 40 Jahren als Physikus und Alchimist in seine Dienste.
Er hatte in Münster etwas Medizin und darauf in Cöln a. Rh. Theologie studiert. Alsdann führte
er als Arzt und fahrender Heilkünstler meist ein unstetes Wanderleben. Nebenbei beschäftigte
er sich mit allen möglichen Erfindungen und jagte alchimistischen Hirngespinnsten nacli. In
Zweibrücken verstand er es seinem fürstlichen Herrn alsbald eine hohe Meinung von seinem alchi-
mistischen Kennen und Können beizubringen. Der Herzog öffnete ihm deswegen alsbald zum
Zwecke der Gold- und Silbervermehrung seine Schatulle und ließ ihn sich später auch im Schlcißchen
Gutenbrunn ein Laboratorium einrichten. Da Stahl einsah, daß er auf alchimistischem Wege
seinem Herrn die in Aussicht gestellten Goldschätze nicht beschaffen konnte, vertröstete er ihn
mit anderen gewinnbringenden Plänen. Zunächst veranlaßte er ihn zur Gründung einer Porzellan-
fabrik in Gutenbrunn, die später nach Zweibrücken verlegt wurde. Auch die Aufschließung von
Kohlenbergwerken nahm Stahl in die Hand, um mit den gewonnenen Steinkohlen eine angelegte
Glashütte, eine Ziegelei und Tiegelfabrik zu feuern. Stahl gehört mit zu den ersten Leuten, die
dies Heizmaterial auch in der Technik zu Heizzwecken verwendeten. Im Jahre 1567 schrieb
Ryff: ..Die Steinkohlen seind von wegen ihrer hefftigen Hitz, allein den Alchimisten nütz in
starker Resolution". Auch Stahls Idee die Fabrikation von Kunstdünger im Großen zu betreiben,
war nicht übel. Aber leider blieb bei all diesen Unternehmungen der in Aussicht gestellte Gewinn
aus. Es floß wdhl zuviel Geld in Stahls eigene Tasche. Der dadurch immer mehr in Geldnöte
geratende Herzog häufte trotzdem Gelder, Güter, Titel, Ämter und Würden in reichlichem Maße
auf Stahl. Als letzterer 1775 gerade versprochen hatte und damit beschäftigt war Gold aus dem
goldglänzenden Schwefelkies herauszuziehen, starb Christian IV. Unter seinem Regierungsnach-
folger versuchte man es, Stahl für alle Kosten, in die er die Pfaiz-Zweibrücker Lande durch seine
Unternehmungen gestürzt hatte, haftbar zu machen.
Die des Betruges überführten Alchimisten wurden früher meist einfach an einen Galgen
gehängt. Stahl verurteilte man nach einem jahrelang dauernden Prozeß schließlich nur zur Rück-
erstattung der kleinen Summe von 3532 Gulden. Das Gerichtsverfahren gegen ihn zog sich aber
durch 15 Jahre. Schon vor Ablauf dieser Zeit verließ er völlig verarmt mit seiner Familie die Pfalz-
Zvveibrücker Lande. Über all dieses berichtet Heuser ausführlich.
7*
— 100 —
Vor einijjen J.ilirzelinteii li.it ileniiaiin K n p p über das Treiben und Scliicksal vieler Alchi-
misten Niichricliten verüffentliclit in seinem ijniüeren Werke „Die Alchimie älterer und neuerer
Zeit". Das hier besprochene Bucii II e u s e r s bietet dazu einen weiteren urkundlicii i^ut be-
legten Beitrat;.
In neuester Zeit ist beobachtet, daü aus dem Element Uran das Kadium entstellt und daß
diese beiden Grundstoffe, wie auch das Thorium in das elementare Gas Helium übergehen. Diese
Entdeckung bietet dem Gedanken der Möglichkeit der Metallverwandlung wieder Nahrung. Es
ist deshalb nicht ausgeschlossen, daf3 in den aus der Zukunft heraufziehenden Zeiten sich wieder
Forscher dem alten alchimistischen Probleme zuwenden. Die neuen Metallverwandlungskünstler
werden aber jedenfalls nicht wieder auf jenen mystisch dunklen Wegen w andern, auf denen ihre
alten Vorgänger es vergeblich versuchten ihr Ziel zu erreichen.
H a n n o V e r - K I e e f e I d. H e r m a n n P e t e r s.
Tschiriihaus oder Böttger? Eine urkundliche Geschichte der Erfindung des Meißner Por-
zellans. Von Gurt Reinhardt. Separat-Abdruck aus dem Neuen Lausitzischen .Magazin
Band 88, 1912. 162 S. Oktav. Mit 6 Hlustrationstafeln. 6 JL
Professor Dr. Gurt Reinhardt. Rektor des Realgymnasiums zu Freiberg i. S. gab schon
im Jahre 1903 in einer wissenschaftlichen Abhandlung über Tschirnhaus einen von dem sogenannten
Porzellanerfinder Böttger am 14. Oktober 1708 eigenhändig geschriebenen Brief bekannt, in dem
gesprochen wird von dem kleinen ,,PorzelIanbecherchen, so Herr von Schürnhausen gemacht".
Bei der Gelegenheit wies der Verfasser darauf hin, daß die eigentliche Erfindung des europäischen
Porzellans im wesentlichen dem berühmten Naturforscher, Philosophen, Mathematiker, Tech-
niker und Chemiker Ehrenfried Walther von Tschirnhaus zu verdanken ist. Zum weiteren Be-
weise dieser Tatsache ist in dieser größeren neuen Arbeit ein sehr umfassendes urkundliches Ma-
terial zusammengetragen. Aus diesem heraus erhält der Leser im ersten Kapitel eingehende An-
gaben und Mitteilungen von dem Leben, den Plänen und Erfindungen des Herrn von Tschirnhaus.
Die Porzellanerfindung ist auch nach Reinhardt aus den Versuchen hervorgegangen, welche Tschirn-
haus mit den von ihm konstruierten großen Brennspiegeln und Linsenapparaten anstellte. Drei
der von ihm dazu benutzten Geräte werden jetzt in dem Königl. mathematisch-physikalischen
Salon in Dresden aufbewahrt. Unter den beigegebenen Illustrationen bietet Reinhardt von
ihnen Abbildungen. Auch ein Porträt von Tschirnhaus nach einem Stich von Bernigeroth. Der
genannte Forscher fand, daß Schieferstein, Bimsstein, Tonerde und andere Aluminiumsilikate
im Brennpunkte seiner Hohlspiegel durch die höchst konzentrierten Sonnengluten zu durchsichtigen,
verglasten Kügelchen zusammenschmolzen. Er beobachtete auch, daß diese Massen dem ebenfalls
mit dem Brennspiegel behandelten chinesischen Porzellan ähnlich waren. Schon im Jahre 1694
schrieb er deshalb in einem an Leibniz in Hannover gerichteten Briefe: „Diess hatt mich auf die
Gedanken gebracht, den Porzellan zi; bereiten, welchen bishero alle Proben mir exacto reüssiert
und keine kontrar gangen .... Ratio est clara, denn ich brauche keine Salia darzu". Reinhardt
sagt dazu auf S. 20: „Mit Tschirnhausens Versuchen im Winter 1693/1694 hebt die Porzellan-
erfindung in Europa an."
Bekanntlich ist die Porzellanmasse in ihrer Hauptsache ein verglastes Tonerdesilikat.
Schon Tschirnhaus hatte 1694 erkannt, daß bei der^ Herstellung des Porzellans die alkalischen
Salze nicht eine solche Hauptrolle spielen, wie bei der Glasbereitung; der Forscher betont wieder-
holt, daß er zu seiner Porzellanmasse keine Salze verwende. Die in der Geschichte der Porzellan-
erfindung immer wiederholte Behauptung, seine Porzellanmasse sei ein glasartiges Frittenporzellan
gewesen, wird durch eine Anzahl Urkunden geradezu widerlegt. Frittenporzellan schmilzt schon
bei geringer Hitze. Die erste Mischung von Tonerdesilikaten, die Tschirnhaus zur Porzellanmasse
benutzte, verlangte sehr hohe Hitzegrade zum Garbrand. Deshalb schrieb Tschirnhaus 1694
an Leibniz: „Dieweil aber die Proben nur mit meinem Brennspiegel gemacht, da es vollkommen
angehet, so bin diese Sache noch nicht gewiess bies Proben auss der Glashütte habe, den es köndte
sein, dass ihr Feuer zu schwach wehre dergleichen zu prästiren". (S. 19.) Bei späteren Versuchen
fand Tschirnhaus, daß die Verglasung der Tonerden durch Zusatz kleiner Mengen Feuerstein, Kreide,
Salpeter und ähnlicher Stoffe erleichtert wird. Im Jahre 1701 trat Tschirnhaus eine amtliche
Studienreise nach Frankreich und Holland an, um dort die in Sachsen von ihm ins Leben gerufenen
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Industrien zu fördern und sich für sie zu unterriciiten. In seinem von Reinhardt veröffentlichten
Reisebericht heißt es: Von Amsterdam über Haa^ ,,Rien^ ich nachher Deift, und habe alldar ihre
sogenannten Porcelain Werke mir gar genau bekannt gemachet, besonders die Glasur, den Ofen
zum Brand zu sezen. damit nichts anhänget, oder auch in Brennen es nicht unrein wird." Die
Zusammensetzung der Masse des Delfter Majolika- Geschirres interessierte ihn sichtlich nicht.
Er wußte daß dies ,, sogenannte Porcelain" nicht das d^ Chinesen war. Auch wie sich letzteres
von dem damals zu St. Cloud hergestellten Frittenporzellan unterscheidet, war ihm bekannt.
Er schreibt: ,,Zu St. Clou (!) in der Porcelain Manufactur, kauffte ich mir unterschiedene Stücke,
die mir aber hernach von selbst zersprangen, denn in der Composition viel Salia gebraucht werden.
Sie geben sie sehr theuer. und viel höher als guten Porcelain .... Ich glaube, dass diese Manu-
factur zu Grunde gehen wird." Dem technisch viel gewandten Tschirnhaus wird heutzutage in
den Geschichten der Porzellanerfindung oft nachgesagt, er habe ein glasartiges Produkt für Por-
zellan gehalten und sich im Anfange des 18. Jahrhunderts nicht mehr mit der Porzellanmacherei
abgegeben. Diese Behauptungen widerlegt schon allein dieser Reisebericht. Im Februar des
Jahres 1702 kehrte der Forscher in seine sächsische Heimat zurück. Er ,,hat hiernach als Frucht
seiner Pariser Reise ein Projekt zur Gründung einer Porzellanmanufaktur in den Jahren 1702
oder 1703 ausgearbeitet". Dem Forscher mußte danach wohl schon damals geglückt sein, Probe-
stücke aus seiner Porzellanmasse herzustellen. Jedenfalls schreibt Eckhart 1704 an Leibniz:
,,Er (Tschirnhaus) zeigte mir eine weiße porcellinene Tasse, so vortrefflich schön und dick, welche
er verfertigt, und sagte, er zweifle, ob die Sinesen den Porcellin anders als er machen". (S. 71.)
Im Jahre 1701 war Joh. Böttger als Alchimist aufgegriffen und wurde in Sachsen gefangen
gehalten. Vom Jahre 1704 ab mußte Tschirnhaus als chemischer Sachverständiger dessen alchi-
mistische Arbeiten mit überwachen. Als aus Böttgers Goldtiegeln das erwartete Edelmetall immer
nicht hervorkommen wollte, zog Tschirnhaus den Alchimisten mit zu seinen Porzellanarbeiten
heran. Das geschah wohl um 1706, in dem auf der Jungfernbastei angelegten Versuchs-
laboratorium. Im Juni 1708 erhielt Tschirnhaus eine kleine Probe Kaolin von Aue. ,,Zu dieser
Zeit entstand wahrscheinlich als Probestück das kleine Porzellanbecherchen, das nach Böttgers
eigener Angabe in einem Briefe vom 14. Oktober 1708 Tschirnhaus angefertigt hatte." (S. 97-)
Da starb Tschirnhaus am 11. Oktober 1708. Nach seinem Tode wurde Böttger mit der Weiter-
führung der Porzellanmacherei betraut. Er stellte die Porzellangefäße zuerst fabrikmäßig her.
In den Leipziger Actis eruditorum und in der Histoire de l'academie royale ä Paris er-
schienen einige Monate nach dem Tode des Herrn von Tschirnhaus Nachrufe für ihn. In beiden
ist schon ausdrücklich erwähnt, daß es ihm geglückt sei, die chinesische Porzellanmasse nachzu-
ahmen. Er sollte dazu eine Mischung verschiedener Erdarten verwendet haben. So ist dort
gesagt. Auch die Inschrift auf seinem Grabsteine in der Kirche zu Kießlingswalde vom Jahre
1709 feiert Tschirnhaus als den Erfinder des europäischen Porzellans. Aus diesen und anderen
Urkunden zieht Reinhardt auf Seite 109 den Schluß: „Ehrenfried Walt her von
T s c h i r n h a u s gebührt das E r s 1 1 i n g s r e c h t der Erfindung des s ä c h-
sieben Porzellan s." Von anderen Schriftstellern ist in neuerer Zeit irriger Weise wieder
und immer wieder Böttger als der eigentliche Porzellanerfinder gefeiert. ,, Diese Gegensätze in
den Anschauungen haben darin ihren Grund, daß das Lebenswerk von Tschirnhaus nicht mit eben-
demselben Interesse und der gleichen Sorgfalt untersucht worden ist, wie die Tätigkeit Böttgers".
Das ist nun von Reinhardt geschehen. Die Darstellung seiner hier vorliegenden Schrift wirkt
überzeugend. So wird seine Arbeit dazu beitragen, daß die Welt dem zu sehr vergessenen Tschirn-
haus die verdiente Anerkennung zollt. Der Referent beschäftigte sich selbst seit 1905 eingehend
mit der Geschichte der Erfindung des europäischen Porzellans. In seinen Veröffentlichungen
darüber stellte auch er sich auf den Standpunkt, daß für die Erfindung dem Herrn von Tschirn-
haus in erster Linie die Ruhmespalme gebührt. Hermann Peters.
Die deutsche Nationalkirche S. Maria dell'Anima in Neapel. Beiträge zu ihrer Geschichte
von Dr. Michael Toll, Rektor der Anima. Mit drei farbigen Kunstblättern und einen Kup-
ferdruck. Freiburg im Breisgau, Hejrdersche Verlagshandlung, 1909. 126 Seiten 4".
Den äußeren Anstoß zu dem vorliegenden Werkchen gab einmal die Neuorganisation
der kath. deutschen Gemeinde in Neapel, die im Jahre 1903 unternommen wurde, und dann
die damit im Zusammenhang stehende Auffindung der vom Jahre 1595 datierten königlichen
— 102 —
Bestäti^iuKSurkuiuio tür die Brudersvli;ilt S. .Maria dcirAnima. Diese Briid.'isciiatt liatle sich
konstituiert, nacluieir. den in Neapel ansässijien Deutschen im Jahre 15H6 auf ilire Bitte durch
den daniali.sien Er/.biscliof von Neapel, Annibale di Capua. die Kirche S. Mar^arita de Ferrilis
liir ihre Gottesdienste überlassen worden war. Nach dem Vorliiide der deutschen Bruderschaft
/AI Rom wurden Kirche und Bruderscliaft seitdem S. Maria delTAnima zubenannt. Es ist
neben der Erzbruderschaft vom Campo Santo in Rom die einzige deutsche Bruderschaft in
Italien, die sich bis auf unsere Ta«:e erhalten iiat und heute also bereits auf eine Geschichte
von drei und einem viertel Jahrhundert zurückblickt. Diese Geschichte läßt der Verfas-
ser unserer Soiirift. Dr. .Michael Toll, der derzeitige Rektor der Anima, sich vor uns abspie-
len und zwar in der Weise, daß er die wichtigsten Urkunden zumeist in extenso zum Abdruck
bringt und sie nüt erklärenden Anmerkungen und einem verbindenden Text versieht, ein Modus,
der sich für derartige Monographien von weniger allgemeiner Bedeutung und geringerem Um-
fang ohne Zweifel empfiehlt. Im Mittelpunkt des Interesses steht natürlich jene Bestätigungs-
urkunde des Vizekönigs Don Giovanni de Zunica. von deren prächtiger und geschmackvoller
Ausstattung auch die drei vortrefflich gelungenen farbigen Kunstblätter des Buches beredtes
Zeugnis ablegen. Es werden sodann die Statuten selbst mitgeteilt, und wir erfahren des wei-
teren noch von den Wandlungen, die sie durchgemacht haben, von den Streitigkeiten zwischen
Hoch- und Niederdeutschen, sowie den Rechtshändeln der Tedeschi, d. h. der eingewanderten
Deutschen mit ihren in Neapel geborenen Landsleuten, den Giannizzeri, in der zweiten Hälfte
des IS. Jahrhunderts, von den Beziehungen der ,. Anima- zu den deutschen Nationalstiftungen
in Rom und zum deutschen Vaterlande.
Für den Kunst- und Kulturhistoriker, wie insbesondere auch für den Genealogen sind
endlich und vor allem die Anhänge von Interesse, die ein Verzeichnis sämtlicher Kirchen-
meister der Bruderschaft, dann der geistlichen Leiter der ..Anima", ferner sorgfältige Auszüge
aus dem ..Heurattbuoch-' und dem Totenbuch bringen. Von Künstlern und Kunstverwandten
werden dabei namhaft gemacht:
Andreas Brunfels (Bruntzell), Maler, 1642, 1647*). ,,Anniello Gentenaro M. Ebanista."
1665, 1666. „Roberto de Clerck, goldschmidt, ein uidterlendter", f 162?; und sein bruedter
Jacob deClerck. ein mahler, hat zur gedechtnus seines bruedters in Unsere Kirchen ein bildt
gemahlt, welches ist Gott der Vatter, welches oben auf den hochaltar stehet". Gabriel Cordis
(Cartes), Goldschmied, 1615, f 1624. Matheus Daiser, Lautenmachersgeselle, heir. I630. Jakob
Diefenbrunn, Lautenmacher von Reida in Tirol. 1668. Hans Faber, Maler auf Kristall,
1654. Hans Georg Faber [etwa mit dem voraufgehenden identisch ?],,, mahler und caporal
von Elsaß Zabern", 1667, 1668. Johann Görg Haass. Maler ., von Gilien in Kärnthen",
1661, 1662, 1663, 1666, 1667, 1668, 1669 (hier als Kristallmaler bezeichnet). Hans Herkommer.
Maler, I636, 1637. Jakob Herkommer (Herkhumer). Maler, 1618. Johann von Hessen
(auch: Hans von Hess), Goldschmied, I619 1628. Antoni von Hettingen, Goldschmied, f 1621.
,, Giuseppe Janel, cristallaro, | in Boemia 1777". Johann Kessel, Goldschmied, 1626. Thomas
Keßler. Lautenmacher, 1642. Hans Knopf, Goldschmied, 1614, Niclas Lambert, Gold-
schmied, 1625, 1632. Mang Lang, Lautenmacher, 1618. Peter Langewaldt, Goldschmied,
1632, 1638. Thomas Lipalo, Goldschmied, 1622. Johann Müllich, Goldschmied, 1630. Gio.
Pandolfo Ostertag, Goldschmied, 1664, 1665. Michael R auscher, Lautenmacher, 1622. Chri-
stoph Reiling, Lautenmacher, „von Niederhoffen in Beyerland", 1670,1671. ..Giovanni Ritt-
mair, nativo di Monaco di Baviera, orefice e gioelliere, f 1763 aet. 75". Hans Schaviile. Lauten-
macher, 1619. Cornelius Schellhafer. Goldschmied, 1631. Görg Schi essler, Lautenmachers-
geselle, heir. 1630. Wilhelm Schilh aber [wohl aus der gleichen Familie wie Cornelius Schell-
hafer], Goldschmied, 1621. Anton Schmidt, Büchsenschifter, 1598. Franciscus Schnauz,
Goldschmied, 1711, 1712, 1714, 1715, 1720—23; t "1735 aet. 60. Lorenz Schneider von Venedig,
von deutschen Eltern gebürtig, Ebenist, I667, 1668, I673 — 1676, 1678, 1682—85. Henrich
Somer (de Somer). niederländischer Maler, 1644, 1654. Jakob Stadler, Lautenmacher,
*) DieJahreszahlen ohne weiteren Zusatz beziehen sich auf das Vorkommen des Betreffen-
den in dem Verzeichnis der Kirchenmeister. Ein ,, heir." [^heiratet] vor der Jahreszahl deutet
an, daß die Nachricht dem Heiratsbuch, ein „|", daß sie dem Totenbuch entnommen ist.
— 103 —
1612, 1624, 1625, 1633, 1646 (liier als ..Chitiii-nKicher" bezeichnet). Michel Stadler, Lauten-
macher. 1640. Christofero Sturm. ..cristallaro" (Glashändler), f 1766 aet. 75- Martin Teufel.
Pettschierstecher, 1663, 1666. Isaac Ve rstreit. .,Diamatar" (Diamantschleifer .''), 1623. Stefano
Vermingo, Ehenist, 1664. Peter Walbert ( Falbert), Büchsenmacher von Cöln am Rhein,
1632, 1633. 1640, 1663, 1668. Christofero Wenzel, „cristallaro" (Glashändler), f 1758, „morto
in Boemia".
T h. H a m p e.
NOTIZEN.
Am U). und 11. November d. J. fauvi in Karlsruhe die 30. Pleiiarversaininluiiij der ßadischeii
Historischen Kommission statt. Es wohnten derselben 16 ordentliche und 6 außerordentliche
Alitglieder an, sowie als Vertreter der Großh. Regierung der Minister des Kultus und Unterrichts
Exzellenz Dr. B ö h m, die Ministerialräte Seh w o e r e r und Dr. B a u r und Regierungsrat
Dr. B a r t n i n g. Den Vorsitz führte der Vorstand, Geh. Hofrat Professor Dr. D 0 v e aus
Freiburg.
Nachstehende Übersicht zeigt den Stand der einzelnen Unternehmungen der Kommission.
Für den dritten Band der Regesten der Bischöfe von Konstanz hat
Pfarrer Dr. R i e d e r nunmehr sämtliche in Betracht kommenden Urkundenarchive bearbeitet.
l-)as römische Material ist noch zu erledigen, doch kann bis Ende dieses Jahres das Manuskript
in den Druck gegeben werden. — Geh. Archivrat E)r. Krieger hat mit dem Druck des vierten
Bandes der R e g e s t e n der Markgrafen von Baden ( Regesten des Markgrafen
Karl 1453 bis 14/5) begonnen. — Auch der Druck der ersten Lieferung des zweiten Bandes der
R e g e s t e n der P f a 1 z g r a f e n am Rhein, bearbeitet von Dr. Graf v o n Ober n-
d o r f f, wird demnächst beginnen. Sie wird die Regesten der beiden ersten Regierungsjahre
König Ruprechts (1401 bis 1402) enthalten. — Geh. Hofrat Professor Dr. Wille ist zunächst
noch mit der Sammlung des Alaterials für seine G e s c h i c h t e de r rheinischen Pfalz
beschäftigt.
Für die Herausgabe eines Nachtragbandes zur Politischen K o r r e s p o n d e n z
Karl Friedrichs von Baden und eines zweiten Bandes der D e n k w ü r d i g k e i t e n
des Markgrafen Wilhelm von B a d e n war Archivdirektor Geh. Archivrat Dr.
O b s e r auch im vergangenen Jahre tätig. Der Abschluß dieser Arbeit ist voraussichtlich im
nächsten Jahre zu erwarten. — Professor Dr. P f e i 1 s c h i f t e r hat die Sammlung von Briefen
für die K o r r e s p o n d e n z d e s F ü r s t a b t s M a r t i n G e r b e r t v o n St. B 1 a s i e 11
fortgesetzt. — Der Druck des dritten Bandes des Briefwechsels der Brüder B 1 a u r e r,
den Archivar Dr. Schieß in St. Gallen bearbeitet, ist soweit fortgeschritten, daß der Band An-
fang des nächsten Jahres ausgegeben werden kann.
Die Herstellung der H i s t o r i s c li e n G r u n d k a r t e n des G r o ß h e r z o g-
t u m s Baden unter Leitung des Vorstandes des Statistischen Landesamtes, Oberregierungs-
rats Dr. L a n g e, wird mit den vier letzten Sektionen noch in diesem Jahre ihren Abschluß finden. —
Geh. Hofrat Professor Dr. G 0 t h e i n hat die Arbeiten für den zweiten Band seiner Wirt-
schaftsgeschichte des Schwär z w a 1 d-e s w-eiter gefördert. — Die Drucklegung
des ersten Bandes der Geschichte der b a d i s c h e n V e r w a 1 t u n g s o r g a n i-
s a t i o n von 1802 — IcSiS, bearbeitet von Dr. .4 n d r e a s, ist für den Anfang des nächsten Jahres
in Aussicht genommen.
Vom O b e r b a d i s c h e n G e s c h 1 e c h t e r b u c h, bearbeitet von Freiherrn von
S t (1 t z i n g e n, sind das vierte und fünfte Heft des dritten Bandes erschienen; das sechste wird
im Jahre 1912 zur Ausgabe gelangen. — Mit der Ausarbeitung neuer Entwürfe für die Siegel
und Wappen der b a d i s c h e n Gemeinden war Zeichner Held beschäftigt. Es
wurden von ihm die Entwürfe für 48 Landgemeinden und 6 Nebenorte angefertigt. Ein viertes
Heft der B a d i s c h e n S t ä d t e s i e g e 1 ist in Vorbereitung. — Der erste Teil der ^^ ü n z-
— KM
u n d ij e 1 (.1 i; e s o li i i.- li t o il c r im (i r n 1.1 li o r z o jt t ii in H :i den v e r e i n i ii; 1 f n
tj e b i e t c von l)r. C .i h n in Fiunkliut .i. A\. ist vor kurzem im hruik ersciiienen : Jie Vonir-
beiten für den /weiten Teil des Werkes liabeii iH'reits begonnen.
1 >ie Vor;irbeiten für die B i b 1 i n i; r ;i p li i e d e r b ;i i.l i s >.• h e ii ( j e s c h i i' ii t e.
die duriii den Rücktritt des in Aussicht yenonnnenen Bearbeiters l)r. Westermiimi eine
rnterbrechuug erlitten hüben, werden denniiii.-hst wieder ;iufi;enonnuen werden.
Von den Bearbeitern der (") b e r r h e i n i s >.■ h e n S 1 a d t r e c h t e iiat Professor
iJr. Koehne an dem Register für die f r ii n k i s c li e A b t e i 1 u n ,i; weiter gearbeitet;
dieses wie auoh in der s c ii w ii b i s c h e n A b 1 e i 1 u n i; die Stadtrechte von Konstanz (Pro-
fessor L»r. B e y et 1 e) und Neuenburg (Gerichtsassessor M e r k) sollen im nächsten Jahre druck-
fertig vorgelegt werden, ebenso der erste Band des Stadtrechts von Preiburg, bearbeitet von
Hr. 1. a h u s e n. Das Register zum Stadtrecht von Überlingen ist noch nicht fertiggestellt.
Die Pfleger der Kommission unter Leitung der Oberpfleger Hofrat Dr. R o d e r. Stadt-
archivrat Professor Dr. Albert. Universitiitsbibliothekar Professor Dr. P f a f f. Archivdirektor
Geh. Archivrat \)v. Obser und Professor 1 )r. Walter waren wie bisher für die Gemeinde-
und Pfarrarchive tätig. L)ie \'erzeichnung der grundherrlichen Archive ist nahezu beendigt. Die
Neuordnung der Gemeindearchive wurde in 6 Amtsbezirken durch- bezw. weitergeführt: für 1912
ist dieselbe für 5 Amtsbezirke geplant. — Von der Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins ist der 2A. Band unter der Redaktion von Archivdirektor Dr. Obser
und Archivdirektor Dr. Kaiser erschienen. In Verbindung damit wurde Heft 33 der .Mit-
teilungen der B a d i s c h e n Historischen K o m m i s s i o n herausgegeben. —
Das Neujahrsblatt für 191 1, ..D i e .Anfänge des Christentums i m heutigen
Baden" von Professor Dr. Sauer in Freiburg gelangte Ende 1910 zur Ausgabe. Das Neu-
jahrsblatt für 1912 wird eine Arbeit von Dr. Andreas in Karlsruhe über ..Briden n a c li
dem Wiener Frieden von 180 9"" bringen.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Mürnber«.
Mitteilungen
aus dem
Germanischen Nationalmuseum.
Herausgegeben vom Direktorium.
Jahrgang 1911.
Mit zahlreiciien Abbildungen.
NÜRNBERG
Verlagseigentum des Germanischen Museums.
HELME DER FRÜHEN HALLSTATTZEIT.
Von Konservator Dr. GEORG HOCK in Wiirzbiirt;.
Der Niederschlag der frühen Hallstattkultur ^) hat sich für Süddeutschland
in den letzten Jahrzehnten auffallend verdichtet. Neben den Gräbern
sind es Siedlungen (im Süden besonders die Pfahlbauten), vor allem aber die Depot-
und Einzelfunde, die uns überreiche Materialien gespendet haben. In neuerer Zeit
zeigte es sich, daß auch unter den Fundmaterialien unserer süddeutschen Ringwälle
der Formenkreis der frühen Hallstattzeit sehr stark vertreten ist-). Überwiegt
natürlich bei den Ringwall- und Siedlungsfunden das keramische Material, so bieten
die Gräber neben einer Fülle von Keramik auch eine Reihe von Bronzen, in erster
Linie Bronzeschmuck, seltener Waffen, Bronzegefäße und Bronzegeräte. Bronze-
geschirr und Waffen ergaben um so reichlicher die zahlreichen Depot- und Einzel-
funde dieser Epoche.
Eine vollständige Zusammenfassung der frühhallstättischen Bronzearbeiten
nordwärts der Alpen ist bis jetzt noch nicht unternommen worden, ebensowenig
wie eine Darstellung der vorrömischen Metallindustrie überhaupt. Eine Reihe von
Bronzegeschirr- Funden vornehmlich aus Skandinavien und Norddeutschland hat
Montelius^) besprochen, einige andere fast durchaus deutscher Provenienz hat
neuerdings R e i n e c k e^) beleuchtet.
Form und Dekoration kennzeichnen die Hauptmasse des frühhallstättischen
Bronzegeschirres als Importware „altitalischer" Fabriken. An ostgriechischen Import
über Südfrankreich, wie er für die Späthallstattzeit feststeht, dürfte jetzt noch nicht
zu denken sein, ebensowenig an größere Fabrikationszentren nordwärts der Alpen ^).
Das „altitalische" Fundmaterial, das dem Inventar unserer nordalpinen Früh-
hallstattzeit entspricht, entstammt, abgesehen von verschiedenen Depot- und Einzel-
funden, zum großen Teil den älteren Benacci- Gräbern bei Bologna und den älteren
Tombe a pozzo in der Umgegend von Corneto-Tarquinii, sowie verschiedenen kleineren
Nekropolen, die alle auch zeitlich ungefähr mit unserer Frühhallstatt-Stufe (1200
bis 950 V. Chr.) zusammenfallen.
Waffen treten, wie schon oben bemerkt, in dieser frühen Hallstattzeit sowohl
nordwärts wie südwärts der Alpen etwas zurück. Immerhin kennen wir eine Reihe
1) Ich verstehe darunter selbstverständlich die erste von vier deutlich erkennbaren Stufen
der Hallstattzeit, Stufe A nach Reinecke, deren Inventar allerdings noch vielfach der jüngeren
Bronzezeit zugerechnet wird. Vgl. darüber Reinecke zuletzt Altert, uns. heidn. Vorz. V, S. 231 f.
u. S. 397-
2) VI. Bericht der Rom. Germ. Kommission: Anthes, Ringwallforschung S.A. S. 5-
3) Svenska Fornm. Tidskr. XI, 1900 S. 1 ff. und Strena Helbigiana 190O S. 200 ff.
4) Altert, u. heidn. Vorz. V, Taf. 56, Nr. 1019— 1024.
5) Reinecke a. a. O. S. 324.
1*
HEIME DER rRÜHEN II AI I.STATTZEIT.
von Si-iiwcrllypou. dio .spo/icll dieser Stufo ci.ucn sind''). Vorcinzcll finden sicli
:uieh einige Sehui/.watlon: Schilde') und Panzerslücke '^).
D;i,i;etien bei;e,i;nen uns sowohl im Norden als im Süden der Alpen in aul'l'allender
.\\eni;e B r o n z e h e 1 m e, die zu,i;leich die ältesten Typen vor,t!;eschichllicher Metall-
helnie in A\itteleuiopa überluuipt repräsentieren.
Da ist zunächst der weitverbreitete halbku.neli.iie Bronzehelin (/\bl\ 1) zu er-
wälinen. dessen Scheitel durch einen Ihihnenkamm von Hronzeblech ineisl in ronn
eines nach oben ausgezogenen Dreiecks verstärkt ist („elnio creslato"). Vorn
über der Stirn und hinten im Nacken sitzen gewöhnlich drei wagerechte Bronze-
stifte, offenbar die ornamental verlängerten Nieten, durch die ursprünglich die beiden
getriebenen Hälften des Helmes hinten und vorn durch Überschlag des längeren
Teiles verbunden sind, wie dies verschiedene Stücke dartun"). l:s ist hier nicht
der Ort. über die Herkunft dieses Typus zu verhandeln, der bekanntlich von verschie-
denen Seiten aus dem mykenischen Kulturkreis liergeleitet wird^"). Die Dekoration
der Helme entspricht ganz und gar der Verzierungsweise, die wir von den Bronze-
blecharbeiten des älteren Villanovakreises her kennen. Die Ornamente setzen sich
fast durchweg aus getriebenen größeren und kleineren Buckeln zusammen, die in
Linien oder Linienbändern rechts und links an der unteren Rundung der Helmhaube
und in ähnlicher Weise auch an der Crista angeordnet sind. Mehrfach sind kleine
konzentrische Kreise und Vogelprotome oder aber Vogelprot(^me, symmetrisch um
konzentrische Kreise gesetzt, verwendet, ein Ziersystem, das ja von „altitalischen"
Bronzegefäßen, Gürteln und Schilden her geläufig ist.
Für Italien ist die Helmform durch einige Bronzestatuetten i^) bezeugt, ander-
seits haben die älteren Villanovagräber eine Serie von Originalen und Tonnach-
bildungen ergeben'-). Wir dürften kaum fehlgehen, wenn wir das relativ liäufige
6) So die Schwerter des Antennen- und Ronz:inn-Typus. aucli Griffzungenschwerter und
die l^reite Masse der ,, ungarischen" Bronzeschwerter mit Sciialen- oder Scheibenknauf.
7) Aus Slcandinavien: Bronzeschiid von Nackhälie, O. Montelius. Museum in Stockhohn
1S97 Fig. 14 = Alt. u. h. Vorz. III, VII, 2, 3. Schild aus Dänemark. Madsen. Afhildninger
of danske oldsager og mindesmärker, Broncealderen. 1 (Kopenhagen 1S72), Taf. iS- Schild aus
dem Rhein bei Bingen, Altert, u. heid. Vorz. I, XI, 1.. 4—5- Zeitschr. f. Erf. der rhein. Gesch.
in Mainz IV (1900) S. 346. Schilde von Herzsprung (Kr. Ostpriegnitz) im Museum zu Halle,
abgeb. Alt. u. h. Vorz. III, VII, 2, 1. 2. Schild von Spalt (Mittelfr.) im Main/er Museum,
Altert, u. heidn. Vor;'. 111. Beil. S. U, No. 11. Zeitschr. d. Mainz. A.-V. 111 1. S. 4o.
S) Panzer von Grenoble Altert, u. heid. Vorz. I. XI. 1.. 6,-7. Panzer von Filiinges
(Haute Savoie) Rev. arch. XXXIX, 1901 S. 309; Panzer aus der Saöne bei St. Germain-du-
Plain (Saone-et- Loire) Mortillet, Musee preh. (1903) PI- LXXXIX, II08; Panzer im Mainzer
Kunsthandel, Forrer Realle.xikon Taf. 164, 2 — 2c.
9) Ghirardini, Notizie degli scavi 1882 p. 102 ff. Altert, u. heid. Vorz. 111, 1. 3- Schröder,
Archäol. Anzeiger 1905 S. 25 f.
10) Hoernes, Urgeschichte der bild. Kunst S. 418. lielbig. La question mycenienne S. 82.
Fig. 34. Schröder a. a. O. S. 25. Americ. Journal of Arch. 1901, S. 148.
11) Statuette von Reggio (nelF Emilia) bei Montelius, Givilisation primitive en Italie pl. 9''^
fig. 10. Vgl. Hoernes a. a. O. S. 468: ähnliche Bronzefigur von Cupra (Prov. .Ascoli Piceno).
12) Aus Corneto: Notizie degli scavi 1882 Tav. XIII, 8. Montelius, Civilis, primit. en Ital.
pl. 276, 11; 277, 6; 279, 3. Ein weiteres Tone.xemplar bei Lipperheide, Antike Helme 1906 S. 15.
Ein reich ornamentierter Bronzehelm (wohl aus Corneto) auch in Paris: Annali dell' Instituto
1883 Tav. d'agg. R, 1. = Montelius a. a. O. pl. 376, 3- Ein anderes E.xemplar aus dem Tanaro
VON KONSERVATOR DR. GEORG HOCK.
Helme der frühen Hallstaltzeit. (Uni;efalii V4)-
Abb. 1, 2, 3, 5. 6 nach Montelius Civilisation primitive en Italic
PI. 276,11; 278,2; l6l,2; 278,4; 33.5-
Abb. 4 nacii Alt. u. heidn. Vorzeit. 1, XI. Taf. 1. 2.
!11£L.V\E DER FRÜHEN HALLSTATTZEIT.
\'ork(Miinien der Holme in Conieln iiiul im alleren Villanovakreis überhaupt mit
einem bestimmien Grabritus in \'erbindun!;- brin,i;en. in Italien bestellt seit der
Terramaren-Zeil die Nei^unu. das GefäÜ, welches die verbrannten Knochen des
Toien au I zunehmen hat. auf iri;end eine Weise zum Abbild des Verstorbenen zu
i;estaUen^-'). eine Sitte, die bekanntlich in den ("anopen-Gräbern Ghiusis ihre präg-
nanteste Ausprägung fand. Wenn nun in den tombe a pozzo Corneto's und auch
sonst die .Aschenurne mit dem Helme des Verstorbenen abgedeckt wird, so klingt
selbstverständlich auch hier deutlich eine anthropomorphe Vorstellung mit. Daß
die Sitte eine allgemeine war, beweisen schon die Tonnachbildungen unserer Helm-
fornu die lediglich für den Grabkult hergestellt wurden^-*). Hin solcher Tonhelm
als Urnendeckel erscheint schon in den Brandgräbern von Lavatojo bei Verrucchio^^)
(Provinz R)rli). die zu den ältesten Villanovagräbern überhaupt gehören und zeitlich
in ihrer Mehrzahl noch über die älteren Benacci- Gräber zurückgehen.
Stammen die in Italien gefundenen Helme vorwiegend aus Gräbern, so kennen
wir nordwärts der Alpen den Typus ebenso wie seine verwandten weiter unten zu
besprechenden Arten ausschließlich aus Depot- und Einzelfunden. Es bleibt unent-
schieden, ob unter den nordischen Funden nicht auch Erzeugnisse lokaler Fabriken
im .Anschluß an importierte ..altitalische" Stücke vorliegen. Die wenig sorgfältige
Technik mancher Exemplare, vor allem die Umbildung der ursprünglich halbkuge-
ligen Calotte zu einer mehr spitzen oder wenigstens hochgezogenen, schmucklosen
llaube^'^), wie diese besonders französische Funde^^) aufweisen, machen diese An-
nahme wahrscheinlich.
Enge verwandt mit der besprochenen Helmform erscheint eine andere, die
gleichfalls dem altitalischen Villanovakreis angehört. Die Helmkappe (Abb. 2) ist
durchweg höher, konisch geformt (,,Pileus"-Helm) und schließt oben mit einem
runden Bronzeknopf ab. Einige Exemplare sind gegossen, andere getrieben und zeigen
entsprechend dem vorigen Typus die Buckelornamentik der frühen Villanova-Zeit.
bei Asti jetzt in Turin : MortilIet,Musee preiiist. (1903) pl- 89, fig- IIO9 = Monteiius a. a. 0. pl. 47, 10.
Ein älinliches Stücic von Sala Consilina (Prov. Salerno) in der Sammlung Lipperiieide, Scliröder
a. a. 0. S. 26 Abb. 15.
13) Undset, Zeitsciirift f. Ethnologie I890 S. 109 ff.
14) Siehe oben Anm. 12.
15) Monteiius a. a. O. Italie septentrionale p. 439. ff-
16) Bronzehelm im Nationalmuseum in München, sjef. auf der Pockinger Heide bei Indling,
Niederbayern. Kataloge d. bayer. Nationalmuseums IV. S. 95 Nr. 567, abgab. Altert, u. heid.
Vorz. III, I, 3. 1 — 4. Italisch ist wohl noch der bekannte Helm mit Wangenklappen aus
einem frühhallstättischen Depotfunde vom Paß Lueg in Salzburg, abgeb. Much, Kunsthist. Atlas
Taf. 69, 10 = Altert, u. heid. Vorz. III, XII, 1. 1. Helm von der A'\ainmündung in Mainz, ab-
geb. Altert, u. heid. Vorz. III, XII, 1. 2.
17) Depotfund von neun gleichartigen Helmen bei Falaise (Normandie), Rev. archeol.
N. S. XIII p. 261, Altert, u. iieid. Vorz. III, I, 3. 4~7. Noch mehr degenerierte Formen bieten
einige andere französische Funde: Helm aus der Seine bei Paris, Mortillet, Musee prehist. (1903)
pl. 89, Nr. 1110. Helm von Theil, Commune de Billy, Chantre, Age de bronze I (1875) Fig. 93
S. 146. Helm von Auxonne, Chantre a. a. O. pl. XVI bis. Ein viertes Exemplar bei Lipperheide,
Antike Helme 1896 S. 18. Diese Helme eriimern an einen wesentlich jüngeren Typ, der uns in
Italien besonders durch drei Exemplare aus dem Gräberfeld von Novilara bekannt ist. Brizio,
La necropoli di Novilara, Mon. ant. V(18<;.S), col. 205, fiff. 44— 45, col. 204. fig. 43. col. 197.
fig. 39 = Monteiius a. a. 0. pl. 140, 1. 2. 4.
VON KONSERVATOR DR. GEORG HOCK.
Zwei davon entstammen .^gleichfalls den Tombe a pozzo von Corneto^''), woselbst
sich auch wiederum Tonnachbildungen ^^) gefunden haben. Nrirdlich der Alpen
liegen zwei Exemplare der hohen konischen Form aus Ungarn vor („ungarische"
Helme)'-"), von denen das eine dem bekannten Schatzfund von Hajdu-Böszörmeny
mit typischem frühhallstättischem Inventar angehört. Die Sammlung Lipperheide-^)
und die Sammlung in Schwerin'--) (Abb. 4) enthalten je ein ganz ähnliches Stück.
Endlich Vdßt sich innerhalb des Nachlasses der älteren Villanovastufe noch ein
dritter — bisher offenbar wenig beachteter — Helmtypus unterscheiden, der eine
Art Mittelstellung zwischen den beiden obenerwähnten Formen einnimmt und mit
beiden enge Beziehungen hat.
Eine der tombe a pozzo von Corneto mit charakteristischem Inventar der ,,I. Pe-
riode der protoetruskischen Eisenzeit" nach Montelius ergab als Urnendeckel eine
ungefähr halbkugelige Bronzeblechhaube (.Abb. 5)'^^), die zweifellos als Helmkappe
aufzufassen ist. Das Ziersystem entspricht durchaus dem uns schon bekannten
der „elmi crestati", die aus gleichalterigen italischen Gräbern stammen'-'*). Der
untere Teil der Helmcalotte zeigt bis zur Höhe von 9 cm ein vorn und hinten unter-
brochenes Band in getriebenen Buckeln, das wiederum symmetrisch verteilte größere
Buckel und Vogelprotome einschließt. Rechts und links sind unten am Rande je
zwei Durchbohrungen, die zur Aufnahme von Vv^angenklappen (vielleicht aus orga-
nischem Stoff) oder zur Befestigung des Sturmriemens bestimmt waren. Ein drittes
Lochpaar am hinteren Rande läßt auf einen ursprünglich dort angebrachten Nacken-
schutz schließen (Leder.''). Dieser Cornetaner Helmhaube entspricht nun wieder
ein ähnlicher Fund von Fermo (Provinz Ascoli Piceno)'-^) (Abb. 3). Die Form der aus
einem Stück getriebenen Haube ist mit der vorigen fast identisch. Die Dekoration
besteht gleichfalls in getriebenen Buckeln und bildet unten ein breites Band mit
Scheibe in offensichtlichem Anklang an das bekannte Motiv, das uns in besserer Durch-
bildung besonders von ,, altitalischen" Bronzeeimern (Rivoli, Hajdu Böszörmeny,
Granzin bei Parchim, Unterglauheim) her geläufig ist. Oben trägt die Helmkappe
eine aufgenietete Röhre, die jedenfalls zur Aufnahme des Helmschmuckes diente.
Dieser Typus liegt nun auch neuerdings in einem norddeutschen Funde vor,
der bei Stettin aus der Oder gebaggert wurde und in das Berliner Völkermuseum
gelangte, ich verdanke die liebenswi'u'dige Mitteilung von diesem Funde Herrn
Direktor Dr. S c h u c h h a r d t, der demnächst das interessante Stück publizieren
wird. Die Form weicht etwas ab, indem der untere Rand von der eigentlichen Calotte
18) Ghirardini, Nutizie degli scavi 1881, V' 23, S. 359- Montelius a. a. 0. pl. 277, 1 u. 278, 2.
19) Montelius a. a. O. pl. 279, 1. 6. Von Monte S. Angelo: Montelius a. a. O. pl. 331. 6.
Undset (Zeitschr. f. Ethnolog. 1890 S. 114) liat gezeigt, daß gerade bei Tonnachbildungen dieser
Helmforni der Brauch, die Totenurne als eine Art Abbildung des Verstorbenen zu gestalten, sich
kreuzt und verbindet mit der nicht minder geläufigen Vorstellung, daß die Aschenurne die Woh-
nung des Toten sei (Hüttenurne).
20) Hampel, Altertümer der Bronzezeit in Ungarn Tat. XX XI II, 1 u. 2.
21) Schröder, Archäol. Anzeiger 1905, S. 26, Abb. 15 = Lipperheide a. a. O. S. 128.
22) Altert, u. iieidn. Vorzeit I, XI, 1. 2. Ibidem fig. 1, jetzt in London, Brit. Museum.
23) Notizie degli scavi 1885 Tav. XIV, 5, S. 454. Montelius u. a. O. pl. 278, 4.
24) Montelius a. a. O. pl. 276, 11; 277, (>; 47, 10; 370, 3-
25) Not. degli scavi IS87 p. 156. Montelius a. a. O. pl. \C>\, 2.
8 HELME DER l-RÜHEN H AI.LSTATTZEIT.
al\i::e5e1zt und ringsum iiiil l.rvlicrn für die Befesliguiig einer inneren l'ilzkappc
verseilen isl. welch letztere wir ja bei allen diesen frülilialLsläilischen Helmen voraus-
setzen dürfen. Das Ziersysteni des Stettiner Helmes aus .t^etriebenen Buckeln ist ein-
facher: Rini;>uni breites Hand. \(>rn unterbrochen durch konzentrische Kreise.
Neben den .uelriebeneu Stucken dieser llelniart mit Huckeherzierun^ ,i;ibt es
nun auch einige Hxemplare. die zweifellos durch GuB her.s^estellt wurden und ohne
jede Hekoration blieben. Ich erwähne zunächst eine I lehnkappe von iseo, Prcjvinz
Brescia (.Abb. 0). i^efunden im dorti,i;en 'iorfstich. in der Sammlunt; des AI. 1". Ruf-
foni in Iseo-"). Der untere Rand ist nach innen verdickt und zei,i;t auf beiden
Seiten je drei Durchbohrun.s^^en, welche zur Aufnahme \on \Van,t,^enklappen oder
Sturmriemen bestimmt waren, während zwei Lr)cher liinten am Rand vermutlich
zur Befest i.i;un,i; eines Nackenscluitzes dienten.
Drei i^anz ähnliche lixemplare dieser (iattun.t; lie,i;en seit län.i^erer Zeit auch
in 1 )eutschland vor. das erste im Museum zu Alainz-"), die beiden anderen im Maxi-
miliansmuseum zu Aui^sburii"'^). Der Mainzer Helm gehört zu einem frühhallstät-
tischen Depotfunde, von dem Reinecke -^) nachweisen konnte, daß er bei Wonsheim,
Kreis .Alzey. Rheinhessen ,!;ehoben wurde und auLierdem neun .e:leicharti,?e, henkel-
lose, eiformi,i;e Bronzetäl.ichen mit lein .graviertem VVollszahnbande am Miindun,i,^s-
rande. also charakteristische Stücke „altitalischen" Typs enthielt. Die .getriebene
Helmhaube zeigt wie jene von Iseo unten am Rande auf beiden Seiten zwei Durch-
bohrungen. Die beiden Augsburger Helme (Abb. 7^8)^") entstammen ebenfalls einem
ausgezeichneten frühhallstättischen Depotfunde, der auf dem ,,Baadfeldle" südlich
zwischen Hhingen inid Ortelfingen (Kreis Schwaben und Neuburg) 1.S24 zutage ge-
f()rdert wurde. Außer den beiden Helmen fanden sich in einem Topfe ein mehrfach zer-
brochenes Bronzeschwert mit aufgekanteter Griffzunge, eine Lanzenspitze mit verzierter
Tülle, drei platte Armringe, drei Bronzecelte mit Schaftlappen, zwei Sicheln inid
mehrere Fragmetite von .solchen. Die beiden Helmkappen, leider bei der Auffindung
etwas durch den Pflug beschädigt, sind aus Bronzeblech getrieben und mehr konisch
geformt als die Stücke von Iseo und Wonsheim. Die Markung Hhingen ist übrigens
durch einen weiteren großen frühhallstättischen Depotfund (mit sieben großen
Schüsseln, 25 Täßchen von der Form der oben erwähnten Wonsheimer und zwei
l^eckenhenkeln) bekannt, der gleichfalls in das Augsburger Musemn gelangte ^M-
Im Jahre I9II tauchte nun im süddeutschen Kunsthandel ein neues Exemplar
dieses Helmtypus auf, das vom Germanischen Museum in Nürnberg für die dortige
vorgeschichtliche Abteilung erworben wurde. Leider ist eine kritische Fundbeobachtung
nicht möglich gewesen. Als Fundort wird mit voller Sicherheit eine Sandgrube bei Sachs-
pfeife, Gemeinde Thonberg (Bez.-A. Kronach) bezeichnet. Ich zweifle nicht, daß auch
26) F. Ruffoni, La Torbiera di Iseo, Bull, di Paletiml. itul. XVII (Piirnia lS91)- Monte-
lius a. a. O. pl. 33, 5.
27) Altert, u. heid. Vorz. I, XI. 1. 3.
28) V. Kaiser, Antiquarische Reise von Augusta nach Viaca IS2') Tat. II. Fig. la u. ib.
29) Zeitschr. d. Ver. f. Erf. d. rliein. Gesch. i. Mainz IV (190Ü) S. 343 f. Neuerdings:
Mainzer Zeitschr. I (1900) S. 36 f.
30) Nach einer besonderen pliotographischen Aufnahme.
31) Jahresbericht des Hist. Vereins von Schwaben und Neulnu'g 1857 S. LX ff. Reinecke.
Altert, u. heid. Vorz. V. Taf. 59 Nr. 1019— 1027.
VON KÜNSERVATÜR DR. GEORG HOCK.
hier ein Iriihluill^tätti.^cher Depotl'uikl vorliegt, dessen ültri.^e, \-ielleiclil unscheinbare
Teile verschleudert wurden. Der Kronacher Helm ist vorzüglich erhalten, sicher
durch Guß heri^estellt. wenn auch an einigen Stellen mit dem Hammer nachgeholfen
zu sein scheint-'-). Die ,t;enauen Mal.ie sind lols^ende: Län,s;e der Helmkappe (an der
Basis gemessen) 21,6 cm. Breite 17,S cm, IhHie 14,1 cm, äußerer Umfang 6^,^ cm.
Stärke der Wandungen ^—4 mm. Der untere Rand ist etwas verdickt und zeigt
auf beiden Seiten je zwei Durchbohrungen, die wie bei den anderen Helmen zur Be-
festigung von VVangenklappen oder Sturmriemen dienten. Die Höhlung der Bronze-
haube haben wir uns ursprünglich mit einem filzartigen Stoff ausgekleidet zu denken,
besondere Löcher zur Befestigung dieses Helmfutters, wie solche von anderen antiken
.A1M\ 7 11. S. Helme von Eliiiv^cn. ( Lingelähr V*)- Au,^slul^,^. (Maxiniüiuiisnuiseuni)
Abi"), y. Helm von Kronacli. (Unselälir Vs)- Nünilierg. (Geniumiscliei, Museum).
Helmen bekannt sind, fehlen allerdings, doch kann die Einlage auch sehr wohl mit
einer harzartigen Masse angeklebt gewesen sein. Über die Zugehöri.gkeit des Kro-
nacher hlelmes zum frühhallstättischen Kulturkreis kann nach dem (jesagten kein
Zweifel mehr bestehen. Hr schließt sich nach der Form und Technik am engsten
an die Gegenstücke in Mainz und Iseo an. während die beiden Augsburger Stücke,
wie schon bemerkt, mehr hochgetrieben sind und eher an einzelne Exemplare der
32) Die^e KonilMii;itii)ii der l^Mden Te.jiniktfii ((niß- und TreiliarluMt) an einem und dem-
sell^en Stück ist unseren li.nitiuen Metalhirlvitern nicht geiiiufis: und unvers'.ändlicli. Daß
sich aber die Alten darauf verstanden, wird mir vim FaclTJeuten versichert. Die Sache wäre
einer genaueren Untersuchung wert.
10 HELME DER FKÜHEKEN 11 ALLSTATTZEn ,
Pileus-rtinii oriniienr'''). Wenn num auch boi der KroiKiLlier Iloliiiliaube die MC),^'-
liciikeil einer lokalen Arbeil - Na«:h,i;'uß einer „altitalisclien'" Torni — nicht kurz-
weii ablehnen kann, sn .spricht doch die .unil.iere Wahr.scheinlichkeit dafür, daß wir
in ihr ein linporistiick des altitalischen Villani)\akreises zu erkennen haben.
Wir haben übrigens im letzten Jahrzehnt in Oberfranken mehrere Fnndstellen
uus.irezeichneter Frühhallsialtmaterialien kennen i;elernt. Neben dem Staffelberi,^
mit seinen durch alle vorireschiclitlichen Perioden reichenden Fundreihen, sind es die
Frühhalistattgräberfelder von (iundelsheim bei Bamberg, von Remidorf- Grundfeld ^■*)
bei l.ichtenfels, zu denen sich neuerdings noch ein drittes hinzugesellt hat bei Wolfs-
dorf unweit Staffelstein. 13ie Gräber bei (;undelsheim ergaben unter anderem ein
gut erhaltenes Bronzeschwert mit massivem Cjriff („ungarischer'' Typ), eine große
Nadel mit Scheibenknauf und ein Bronzemesser (,, Pfahlbauten"-! yp) mit goldner
Zwinge. Endlich wurde im letzten Jahre ein prächtiges Ronzanoschwert-'^^) (jüngere
Form) bei Hirschaid unweit Bamberg aus der Regnitz gebaggert.
Allerdings waren aus der Kronacher Gegend bisher keinerlei gesicherte
vorgeschichtliche Funde l'iekannt. Der neue Hehnfund ist deshall'» um so be-
merkenswerter.*)
33) y^\. besonders den Helm von Beitsch nnweit Pfurdten (Niederhiusit/.), jetzt in London
Brit. Museum; aligeb. Altert, u. lieid. Vorz. I, XI, l. l.
34) Dortselbst neben frühhailstattischen flachgelegenen Brandgräbern auch tiefer gelegene
spätbronzezeitliche Skelettgräber. Funde in Staffelstein, Bamberg, Würzburg. Neuere Grabungen
durch Dr. Rol3bach in Lichtenfels, dem auch die Entdeckung des Gräberfeldes bei Wolfsdorf zu
verdanken ist.
55) Walnscheinlich ursprünglich mit Eiseneinlagen am Griff. Auf der Knaufplatte Elfen-
beinauflage.
*) Seh lu ß bemerk u ng. Die obigen Ausfüin'ungen sind natürlich in erster Linie für
den weiteren Leserkreis der ..Mitteilungen" bestinnnt. Über die übrigen Helmformen des hall-
stättischen Kulturkreises kann hier nicht weiter gehandelt werden, sie fallen alle späteren Stufen
zu. So gehört die von Watsch, Novilara, Vetulonia her bekannte Hutform bereits der jüngeren
Hallstattperiode an, etwa der Stufe der eisernen Hallstattschwerter (Stufe C nach Reinecke) und
noch jüngeren Abschnitten. Der bekannte, lampenschirmartige Helm von Oppeano ist schon auf
Grund seiner Dekoration dem Ende der Hallstattzeit zuzuweisen. Gewisse äußere Ähnlichkeiten
vollends zwischen den altitalischen Pileus- Helmen und den wesentlich jüngeren ,, Jockey- Kappen"
dürften nur dem Unkundigen Verlegenheiten bereiten.
Abb. 1. Robert von Artois (t 1317) von Johann Pcpin de Hiiy.
ZWEI GRABMÄLER AUS DER FRÜHZEIT DES 14. JAHR-
HUNDERTS IN S. ELISABETH IN MARBURG.
Von GUSTAV VON BEZOLD.
M\t 6 Abbildunt;en.
Unter den Hochgräbern im Fürstenchor der EHsabethkirche in Marburg sind
zwei, welche augenscheinh'ch von demsell^en Meister gefertigt sind. Das eine
(Abb. 2), ein Doppelgrab, gilt als das Otto des Schützen, t 1366, und seiner Gemahlin
Elisabeth von Cleve, t '382, das andere (Abb. 3) als das Heinrichs H. des Eisernen,
t 1376. Die Bestimmung rührt von M. Landau her^) und ist seitdem nicht nachgeprüft
worden; sie ist unhaltbar. Nach stilistischen Merkmalen sind die beiden Grabmäler
aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Irrtum war um die Mitte des 19- Jahr-
hunderts verzeihlich, hätte aber längst erkannt werden sollen. Noch auffallender
ist, daß bis jetzt niemand wahrgenommen hat, daß auf der Deckplatte des Doppel-
grabs nicht ein Mann und eine Frau, sondern zwei Männer dargestellt sind. Schon
die gegenseitige Stellung der Figuren mußte Bedenken erregen, ist aber nicht ent-
scheidend. Die vermeintliche Frau steht rechts, der Mann links. Die Frau trägt
den Herrscherornat, der Mann hat kein Abzeichen fürstlicher Würde. Und weiter
genügt ein Blick auf die rechtsstehende Figur, um erkennen zu lassen, daß sie einen
Mann darstellt. Die Figur ist mit der bis auf die Füße reichenden Dalmatika, dem
Mantel und über diesem mit dem Pelzkragen bekleidet. Das Frauenkleid ist länger,
es berührt den Boden und biegt sich hier in Falten um. Ausschlaggebend aber ist
der Kopf, er trägt männliche Züge, und das Haar ist über der Stirn kurz geschnitten
und fällt seitlich in symmetrischen Locken bis zum Ansatz des Halses herab. Das
Haar der Frauen ist lang und gescheitelt, oft in Zöpfe geflochten. Die Figur trägt
den Fürstenhut, der neben ihr stehende Ritter eine Sendelmütze.
Für die l^atierung der Grabmäler gibt zunächst die Tracht der beiden
Ritter einen Anhalt. Sie tragen eine vollständige Kettenrüstung; die Ärmel sind
1) Zeitschrift d. Ver. f. Hessisclie Gescliichte und L;indeskunde. V. 1S50, S. ly'iff.
Abb. 2 Landgraf Heinrich und sein Sohn Heinrich in S. Elisabetli in Marburg.
Urauliuiliine der k. Meßbildanstalt, Berlin.
Abb. 3. Laiidi;ral" Johannes in S. Elisabeth in Marbur;;.
Uraulnahine der k. Mcßbildanit.ilt, Berlin.
14 ZWlil C.KAr.MAl KK AUS HKK l"KlMI/.i;i 1" DLS 11. .1 AH KU UNDERTS IN S. 1;I.1SABETH IN MAR13UKG.
iiiil 1 hukiscluihcn n^tscIumi. wck'lic /.uriit.-kL;t.'schki,i;en sind, ebenso ist die Kapuze
aiit den Nacken herabiiekissen. l 'ber der Rüstung tragen sie einen ärnielbsen Walfen-
rock. der bis auf die Hallte der Schienbeine herabreicht und vorn und auf den Seiten
(auch hinten) geschhtzt ist. Her Schiki ist groß und hängt Hnks, das Schwert über-
deckend, am Wehrgehänge. Das ändert sich nach 1 HO. Das Panzerhemd wird
kürzer und anliegender, es tritt allgemein die Verstärkung mit Platten ein, die schon
im späten M. Jahrhundert begonnen hatte. Auch der Watlenrock wird kürzer.
Diese Merkmale weisen die Grabmäler in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Zu dem gleichen Ergebnis führe die Analyse des Stils. Die K()pfe sind allgemein
typiscli in der Art des spätesten 13. und des beginnenden 14. Jahrhunderts, formal
>chi>n mii den symmetrisch gewundenen Locken. Die Hinzelheiten sind bei guter
Kenntnis der natürlichen Formen doch schematisch, und der individuelle Einschlag
ist gering, sicher nicht größer als in rein religiösen Darstellungen, z. B. in Folgen
der Apostel. Es sind Idealbildnisse. Auch die Drapierung, die Art wie die Falten-
züge der Obergewänder durch die der Untergewänder bedingt sind, wie sie einfach
in großen Linien verlaufen, wie sich die Säume umschlagen, steht noch unter der
starken Nachwirkung des großen Stils des 13. Jahrhunderts.
Finden wir so das Jahr 1340 als untere Grenze für die Entstehung der Denk-
mäler, so können sie anderseits nicht vor 1315— 1320 gefertigt sein. Das ergibt sich
mit Sicherheit aus der Untersuchung der Frage nach der Schule, aus der der Meister
kommt. Er hat in Paris in der Werkstatt des Pepin de Huy oder eines ihm nahe-
stehenden großen französischen Ymagiers gearbeitet. Pepin de Huy aber beginnt
seine Tätigkeit bald nach 1300 und erhält 1310 von Mahaut von Artois den Auftrag
zur Ausführung des Grabmals ihres Gemahls Otto IV. von Burgund, dem bald weitere
folgten. Pepins elegante, formschöne Art hat viel Anklang gefunden, und noch ist
in Paris und Saint Denis eine Anzahl von Grabplatten erhalten, die dem Kreise an-
gehören, in dem er die Führung hatte. Unter diesen sind einige Denkmäler von
Rittern, welche in Tracht und Haltung genau mit den Marburgern übereinstimmen.
Ich verweise auf Robert von Artois (f 1317) den Sohn Mahauts, das einzige beglaubigte
Werk Pepins, das sich erhalten hat (Abb. 1), auf Haymon von Corbeil und auf einen
jungen Ritter im Louvre (Nr. 91)- Hier stimmt die Linie in der die Kapuze des Panzer-
hemds verläuft, der Umschlag der Handschuhe, die Schlitzung und Faltung des Waffen-
rocks, die Lage von Gürtel, Schwert und Schild, die Stellung und Form der Füße
genau überein. Die Marburger Figuren haben einen ausgesprochenen Kontrapost,
den die Pariser nicht haben. In den Köpfen ist das Verhältnis von Typik und Natur-
beobachtung da und dort das Gleiche, auch die Einzelformen, die Augen, der Schnitt
des Mundes, die Muskulatur von Wangen und Kinn stimmen überein. Die strengere
Stilisierung der Locken findet sich an dem jungen Ritter im Louvre. Für den Ornat
des Fürsten ist mir aus Frankreich kein unmittelbares Vorbild bekannt.
Die Marburger Denkmäler nehmen in ihrer sicheren Stilisierung in der deutschen
Grabplastik des frühen 14. Jahrhunderts einen hohen Rang ein und legen die Frage
nahe, ob der Meister nicht noch andere Denkmäler geschaffen hat. Ich kann deren
drei nachweisen, das Denkmal der Stifter in Kappenberg in Westfalen (Abli. 4), das
des Grafen Otto III. von Ravensberg, f 1304, seiner Gemahlin Hedwig zur Lippe,
t 1306, und ihres kleinen Sohnes in der Marienkirche zu Bielefeld (Abb. 5) und das
VON GUSTAV VON BEZOLD. 15
des Kantors Eberhard von Stein, f 13;Hl, in der Cisterzienserkirche Eberbach im
RheinKau'-) (Abb. 6).
Auf den Denkmälern in Kappenberi;' und Bielefeld stimmt die Tracht der Ritter
im Sachlichen wie in der Ausführuni;' nahezu mit der der Marburger überein, nur haben
sie keine Handschuhe und über dem Waffenrock offene Rückenmäntel, welche nur
leicht über die Schultern gelegt sind. Die Verzierungen der Gürtel sind fast gleich.
Die Kopftypen sind dieselben, ebenso die Stilisierung der Haare. Besonders bezeich-
nend sind die kleinen muschelfrirmigen Locken, welche die Ohren verdecken. Die
Figur der Gräfin Hedwig in Bielefeld zeigt die fürstliche Frauentracht des frühen
14. Jalirhunderts und würde, falls es noch eines weiteren Nachweises bedürfe, be-
weisen, daß auf dem Marburger Doppelgrab ein Mann dargestellt ist. Endlich darf
auf die Ähnlichkeit der architektonischen Baldachine hingewiesen werden.
Auch auf dem Denkmal des Eberhard von Stein fällt die Verwandtschaft des
Kopftypus und seiner Einzelheiten auf, wir finden hier den gleichen Schnitt des
Mundes und der Augen und die seltsamen muschelförmigen Locken vor den Ohren.
Für den Faltenwurf ist namentlich der Fürst in Marlnirg zu vergleichen. Man be-
merkt sofort die Übereinstimmung der Hauptfalten unter den Achseln, der Quer-
falte am linken Ellbogen, der Form und des Verlaufs der Säume, des Mitgehens der
Casula mit der Dalmatika. Aber daneben ist ein Nachlassen der monumentalen
Haltung und ein sorgsameres Eingehen auf Einzelheiten wahrzunehmen. Das Denk-
mal des Eberhard von Stein ist das späteste Werk des Marburger Meisters. Man darf
annehmen, daß es bald nach Eberhards Tod ausgeführt ist, und wir gewinnen damit
eine noch etwas bestimmtere Zeitgrenze für des Meisters Tätigkeit; sie fällt zwischen
die Jahre 1315 und 1330.
Damit ist gegeben, v/as die Kunstgeschichte zlu' Bestimmung der Marburger
Denkmäler beitragen kann. Fragen mr nach den Personen, welchen sie gelten, so
stehen wir vor einer peinlichen Ungewißheit. Die Mittel zu einer bestimmten Lösung
der Frage versagen. Ein Schritt ins Ungev/isse sei gewagt.
Die stilistische Stellung der Denkmäler weist sie der Zeit des Landgrafen Otto,
1308—1328, zu. Gehen wir davon aus und prüfen, ob sich geschichtliche und genea-
logische Daten damit vereinigen.
Heinrich aus dem Hause Brabant, der erste Landgraf von Hessen, regierte
von 1265— 1308, er war in erster Ehe 1262—1275 mit Adelheid von Braunschweig,
in zweiter mit Mechtildis von Cleve verheiratet. Aus der ersten Ehe hatte er zwei
Söhne: Heinrich und Otto, aus der zweiten ebenfalls zwei: Johannes und Ludwig.
Im Jahre 1284 nahm der Landgraf seinen ältesten Sohn Heinrich als Mitregenten
an, die Mitregentschaft war aber nicht von Dauer, weil sich Heinrich mit seinem
Vater entzweite. Begünstigungen, welche der Landgraf seiner zweiten Frau und deren
Söhnen zuwandte, führten 1294 zu offenem Streit, den König Adolf von Nassau 1296
dahin entschied, daß Oberhessen mit Marburg an die Söhne erster, Niederhessen
mit Kassel an die zweiter Ehe fallen solle. Allein der junge Heinrich beruhigte sich
auch dabei nicht und verband sich mit den Gegnern seines Vaters. Von 1297 wird
2) Das Grabmal des Erzbischofs Matliias von Bucheck im Dom zu Mainz weist in der Dra-
perie verwandte Züge auf, ist aber nicht von dem Marburger Meister. Das Gleiche gilt von dem
Denkmal der Landgräfin Aleydis (f 1373) und ihres Sohnes in S. Elisabeth in Marburg.
=^^--.n,»
i ^^^J^^ ,K^^-^f^-\ x.^^i^
Abb. 4. Denkmal der Stifter in Kappenberg i. W.
Al>b. 5. (iral Ollo V(tii Raveiisberi;. seine (ieiiialilin und sein Soiin in der Marienkirche
zn Bielefeld.
Mitteiluntjen aus tleni Gerinanisclien Nationalmuseuni 191t.
18 ZWEI GRABMÄLER AUS DER FRÜHZEIT DES 14 .1 AH K II U NDE R IS IN S. El.lSAHEI'H IN MARBURij.
er ni«.-!it niolir erwäluil. Auch der /wcilo Sohn des L:ind,t;T:ifen, Otto, erkannte zuerst
die Teihin!; ni^-hl an. liii^le si>.-h aber nach einii^en Jahren und hel] zu, daß sein Vater
seinen Stiefbruder Johannes als Alitre^enlen annahm. Als lleinrieh 1. 1 ^08 .i^^estorben
war. rei^ierie Olto in ( )berhessen. Johannes in Niederhessen, aber nur Johannes
wurde belehnt. Hr starb sehon im Januar IUI an der l*est, der kurz darauf auch
seine Gemahlin erlac. Otto vereini.ii'te nun beide Teile des Landes unter seiner Ilerr-
.schaft. Noch im Jahre IUI fand er sieh mit Johannes Joehler und seinen Stief-
.iiesclnvisteni friedlieh ab. Sein l^ruder l.udwii;. der Bischof \on Münsfer, erhielt Mar-
buri:', dessen Schlof> er ausbaute. Otto war \erinählt mil Adelheid, der Tochter
des Grafen Otto 111. Min Ra\ensber^. Hr hatte drei S(»hne. von welchen ihm der
älteste. Heinrich der füserne. \\2i> in der Re,i;ierun,i;' tol,t;te.
Zunächst ,i;ibt die Hhe Ottos mit einer Gräfin von Ravensber.tj,' eine Hrkläriini,^
fiir die .Ausführun.i;" der Marbur.t^er und l^ielelelder Denkmäler durch den ,i;leichen
.Meister und damit eine weitere Bestäti.^uni;' für deren Datierun.i;'. Dann war durch
das Abkommen zwischen den Brüdern Otto und i.udwi.ii;- der Friede in der Familie
dauernd hert:,estellt. und sie mochten wünschen, die früheren Zwistii;keiten der Ver-
.iiessenheil zu überliefern. In diesem Bestreben errichteten sie die Denkmäler in der
Erbbeiiräbniskirche des Hauses S. Elisabeth, eines dem Vater und dem früh verstor-
benen Bruder Heinrich, der itie unabhängi.ner Herrscher war, er trägt auch auf dem
Denkmal keinen Fürstenhuf, das andere dem jüngeren Bruder Johannes. Fs sind
Kenotaphien; nur Heinrich I. ist in Marburg bestattet.
Es mag uns seltsam erscheinen, Vater und Sohn, die im Leben uneins waren,
auf dem Denkmal vereinigt zu sehen, aber im Seelenleben der Menschen des Mittel-
alters ist uns manches fremdartig, wir sehen sie oft von widersprechenden Gefühlen
und Stimmungen bewegt, und undenkbar ist es nicht, daß die Überlebenden im
Denkmal versöhnen und vereinen wollten, die das Leben getrennt hatte. Auch Otto
und Johannes waren Gegner und doch hat Otto dem Bruder das Denkmal gesetzt.
Erinnern wir uns auch daran, daß Heinrich I. und. seine Söhne Enkel und Urenkel
der heiligen Elisabeth waren.
Und schließlich bleibt alles, was ich über die Personen ausgeführt habe, doch
nur Hypothese. Die landesgeschichtliche l-orschung mag sie auf ihre Richtigkeit
prüfen.
Abb. r.. Kantor Eberhard von Stein in der Klosterkirciie zu niicrbach.
Ui;iiiln;ilinK' Aa k. McBbiKliiiislaU, Berlin.
2*
STUDIEN ZUR GESCHICHTE
DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
Von
WALTER STENGEL.
mach nit vil pranj;ens
(vi;l S. 52).
I.
D i c Vor.i^' esc h i c li ( e.
In seinen ..Reclierclies sur hi priorite de la renaissance de l'arl allemand"
(1X62) Iial .Au,i;uste D e ni ni i n die keraniisclie Le,i;ende von dem Breslauer
Grabmal aus dem Ende des 1 \. Jahrhunderts aufgestellt, die dann von J ä n n i e k e
weiter.i^esponnen wurde und. obwohl sie bereits bSSl ihre Widerle.^un.t;^ l'andM in
C. Sittes späterem Aufsatz über die Salzbur^er Fayencen des 18. Jahrhunderts
noch einmal wieder auflebte. Es liandelt sich niclit um .,terre cuite emaillee" wie
Denimin nach Autopsie annelimen zu müssen ,ulaubte und auch nicht wie es später
ausdrücklich liieL! um Fayence, sondern um bemalten Kalkstein. Demmins Irrtum
isl um so merkwürdi.uer, als dieser lu'deutende Sammler inchl nur die bunt.^lasierlen
1 lalnerarbeiten der ]?enaissance zur(jenü,i;e kannte, sondern selbst eines der 1 )eiik-
mäler besab. die wir heute an den .Anfani^' der (jeschichte der deutschen l^ayence-
inkunabeln stellen müssen, nämlich ein spät,i:.otisches Bauversatzstück aus Ton mit
Zinn.i^lasur und Blaumalerei. das den Kopf (Jiristi in derb modelliertem I lochrelief
zei.^l (Abb. l). \:\ ist in der Beschreibuii,i; >einer Sammlung unter Nr. 2()() auli;e[ührt
und befindet sich heule im Eandesmuseum nassauischer Altertümer in Wiesbaden.
Die Platte miUt jO.MScm und ist S cm dick. Gleichart i,^e Reliefs bewaliren das
Germanische Museum (Abb. 3), die K^l. Porzellansammlun.u in Dresden (Abb. 2),
1) Vfil. Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift, Bd. IM, Breslau l8Sl, S. 495-
22 STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
d.ij^ Lir;us>i-A\u>t'iim in l.oipzii; und d;i> Stadinui>cuin cbcndmi. Aul dem lixcnipkir
de.s GriLssi-MiL^cnnis .^tolil in einem Parallclom-amm-l^undlino unter dem Kopf das
Wort SaI\ator blaugemall in .uoli.^clien C.liai-akleren. liiner der Kopie des Leipziger
Sladmuiseums hat die Untersehrift iliesus. Alle diese Reliels stammen aus I.eipzi.i;.
Sie waren ehedem — diese .s^enaue An.i;abe \erdanke ich A. K u r /. \\ e 1 1 y - in der
AnUenwand des Dormitorinms des um isoo erbauten Dominikanerkloslers Paulinum.
das sich über der Stadtmauer erhob, einiget ii,i;t. Die l^eihe der Tafeln war mit .i;riin-
^kisierteii .idiotischen Blattstäl"»en i^erahmt und zwischen den einzelnen Reliefs waren
bunt- (z. T. zie.celrot-) .^lasierte Leisten mit je drei Relielrosetten ein,i;elassen.
Es muß auffallen. dal,> man diese (^hristusköpfe, die eigentlich nur einzeln gedacht
sein k(>nnen und, wie die Verschiedenheit der Unterschriften bezw. das Fehlen \on
solchen lY'weist. sicher nicht ursprünglich für eine einheitliche Serie bestimmt waren.
in langer I^eilie nebeneinander anbrachte. l)ie X'ermutung liegt nahe, dal.! es sich
hier vielleicht um Rückstände eines Artikels der anscheinend damals (um ISüO) in
keramischer Beziehung bereits wichtigen Leipziger Messe handelt. Die bunten
Rahnienleisten sind jedenfalls sclion für den Zweck gearbeitet, die Einfassung der
Köpfe zu bilden und somit h()chst wahrscheinlich in Leipzig, wo auch unglasierte
Baukeramik zu gleicher Zeit eine I^olle gespielt hat, entstanden. Von den Fayence-
platten k(")nnen wir dies zunächst nicht behaupten. Analogieen dazu sind nicht
bekannt geworden. Das Blau hat sich z.T. fast schwärzlicli gebramit und auch die
trübe, rissige Glasur, die ungleichmäßig „gegangen'' (gewissermaßen geronnen) ist.
setzt eine längere Tradition der Fayencetechink kaum voraus, selbst wemi man
in Rechnung zieht, daß die Stärke des Reliefs die Schwierigkeiten des Brandes
erhöhte.
Noch problematischer ist die bereits von E s s e n w e i n-) angeschnittene Frage
nach den \orbildern jener blau-weißen Gefäße, die in süd- und westdentschen Ge-
mälden des 1?. Jahrhunderts, so u. a. bei M u 1 t s c h e r (Abb. 7) und Schüchlin,
aber auch in der Niirnberger Schule bisweilen begegnen. Manche der fraglichen
Fayencen, vornehmlich in niederländischen Bildern, wie den Gemälden des Meisters von
F 1 e m a 1 1 e lassen sich als italienische (speziell florentinische) Majoliken-^) erkennen.
Bei anderen Beispielen bleibt es zweifelhaft, ob wir es überhaupt mit Fayencen zu tun
haben und nicht vielmehr mit einer Irdenware in der.4rt der (besonders in der Egerer
Gegend seit dem Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbaren) Geschirre, deren blau-
bemalte weiße Angußschicht unter heller Bleiglasur durchscheint, immerhin dürfte
es sich in diesen Fällen nm Erinnerungsbilder wirklicher Anschauung einheimischer
Keramik handeln. Das gilt auch von dem blauweißen Fliesenfußboden des Genter
Altars (Abb. 8). B o d e läßt die Frage offen, „ob ihn der Künstler in Portugal
oder Spanien sah. oder ob er niederländische .Arbeit ist". Für die letztere Annahme
spricht der Umstand, daß die „Muster den Charakter der gleichzeitigen nnglasierten
2) Anzeiger f. Kunde d. deutsL-hen Vorzeit N. F. XXII (1875)-
3) Vgl. Bode im Jahrb. d. K^l. preuL'i. Kunstsamml. XIX, S. 208. Ein ganz ähnlicher
.\tajnlikakrug wie der, den Memling in einem Gemälde der Berliner Galerie abgebildet hat, begegnet
z. B. noch in B. Zeitbloms Esehaeher .Altar. — Bekannt ist das Vurkunnnen eines spanisch-mauri-
schen Albarellds im Portinari-Altar. — Vgl. auch unten Abb. ?1. 62 u. 00.
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VON WAI.TEP STENGEL.
25
Abb. 7.
Mulbcher, Berlin.
riie^eu in den Niedciiaiklcn und in Dcutschhuid zcii^cn"^)". Doch sind nicdciiäiidi.sclie
l-;iyenceinkunal:)eln, die älter wären als die Anlwerpener I:i'zeii,t;nisse des ilulieniselien
A\ciji)lik:un:üers Guido Savino (1547) oder der späteren Werkstatt der Vrooni in
llaarlenr'') bislier nicht nachgewiesen.
Die in Abb. 4— 5 \viederi;e,i;ebenen liellblau .gemalten Fayence-Fliesen, die sich
im Gernianisclien Museum liefinden — weitere Hxemplare besitzt das Bayerisclie
National-Museum — sind wohl deutschen Ursprunt;s. Die ungewöhnliche Stärke
4) ;i. ;i. 0. S. 209.
5) Vgl. A. Pit in Oud HolLuid XXVII. Jahrgang.
Abb. cS.
GcMitri- Altar.
26 STUDIEN ZLiK r.ES( lllt II I T hl K I •!. U ISUI LN KEN AISSANCC-I A VHNCliN.
(c\s sind 4 cm dicke Backsteine von ca. 1 Kilouramm Gewicht bei einer Pliiche von
12 cm im (^)uadral) läl.U darauf schlieüen. dal,! wir hier Inkunahehi der Tayence-
fhesentechnik \(»r un> haben. Zu \eri;Ieichen wären etwa die Thesen des Schwanen-
ordensaUars der Ansbacher Uumbertuskirche. der \on dein CjroBmeister des Ordens,
dem Markgrafen Albrecht Achihes im lahre IIS I ■<eslillet worden ist und Woli^enuils
Schüler Martin Schwarz \o\\ RolhenburL; zugeschrieben wird, bur den buültoden
der \'erkündii;u!K wie der (jeburl der Maria (Abb. 6) sind nur zwei verschiedene
iMuster \erwendei. Das eine besieht aus kreuzweis an.ueordneten Lilien, es kr)nnte
also mit Rücksicht auf den reli.t^nrisen Sinn des Ordens t^^ewählt sein und das andere
ist das Adler-Wappen des Stifters. Die Annahme eines von dem Künstler kopier-
ten wirklichen Fubbodenbelais^^ würde sich demnach erübrigen, wenn nicht die
erhaltenen Stücke bewiesen, daf] es analoi; ,i;ebildete Fliesenmuster tatsächlich ge^'eben
hat: die eine l'latte zeigt ähnlich wie im Bild kreuzweis angeordnete Lilienmotive
und die andere enthält wie dort ein lieraldisches Motiv: das ungeteilte Flügelwappen
mit natürlicher Flügelstellung, wie es (s. in R.) in Niederbayern die Prantl und in
Franken die Prait führten. Vielleicht ist es kein Zufall, wenn im markgräfliclien
Kriege gegen Nürnberg; in der A\itte des IS. Jahrhunderts zusammen mit eben jenem
.Warkgrafen. der den Schwanenordensaltar stiftete, ein Prait ((amz xon Pr ) erscheint.
Abb. 9-
Wien, Oestcrri.'ii.iüsclies A\useiiin.
Abb. lo (vi;!. S. 4ii).
Ziiricli.
Die Die 11.
Das iilieste cUiiierte Beispiel einer llaelieii I-ayeiicekaeiiel liesitzt das ( jslerreieliisciie
Museum für Kunst und Industrie in Wien. Das Stüek. ti"ä.:;t die .lalireszalil ! =; U
(Abb. 9). Dargestellt ist in Blaunialerei die (jescliielite von David und Ratliseba
aus dem 2. Buch Samuelis. Die Größe der Platte beträft 2S4 ■ U)2 mm. Aul.ler
blau ist auch etwas ,uelb verwendet und zwar ein krätti,ues Chrom.^elb fih- die Kugeln
am Turban Davids und für einige Streifen am Ärmel der Bathseba, während die
Ilaare der beiden Frauen ffanz leicht ,e:elblich ,i;et(')nt sind. Sechs Jahre jüm;er ist ein
.ganzer Ofen mit Illustrationen zum 1. und 2. Buch Samuelis. der ehedem im ,ueist-
lichen Seminar in Brixeii stand und sich ,i;e,i:.enwärti,t;' in lier Sammlun.t;,' l:ui;eii
iWiller zu Aichholz in Wien befindet (Abb. 1 1-15, 18— 21). Auch hier bemerkt
man in der Blaunialerei an eiiii.i;en Stellen (Kronen und (iewaiidverbr;imiin,i;en) ,uelb,
daneben .t^rüii. .Aus derselben Werkstatt stammen zwei 2] cm breite und 33 cm hohe
Flachkacheln im (^jermanischen Museum (Abb. l6u. 17). Die Inschriften mit der
Angabe des dem 1. Buche Samuelis entnommenen Textes zu den Darstellungen
sind hier wie dort auf Spruchbändern mit flatternden Zipfeln am^ebraclit. Zu blau
und ,i;'elb kommt wieder ,i;Tün (malachiti^rün) hinzu. r)as mit ,i;elben Funkten
i^efüllle Gitterwerk und die Bezeichnung' der Fi,i;uren durch i^roLie Beischriflen ist
diesen Finzelkacheln sowohl wie den Bildern des Ofens von 15V) ei.^entümlich.
Die Ornamente des letzteren kehren fast uiueräudert wieder an einem zwei Jahre
,jün,i;ereii, 1541 datierten und au.sschliel.ilich in l^laumalerei dekorierten ( )fen dei'
(jräflich Wilczekschen Sammlun.i;' auf Buri; Kreuzenslein (Abb. 22 2^). der aus
diesem (jrunde und mit Riicksicht auf seine Frovenieiiz (er wurde in Fauna a. d.
Etsch bei Meran erworben) der i;leichen sÜLltiroler Werkstatt zuzuschreiben ist.
Man ver.i^leiche im einzelnen etwa noch die Architekturen des in Abli. 24 wieder-
,i;e,i;ebenen Simsonbildes und der Illustration zu 1. Samuelis IS (Abb. 14). Die Tafeln
im Oruument (.Abb. 2\) enthalten teils die lahre>/ahl \'->[\. teils die Buchstaben
I. F. D. /\. G. Das Ober^eschol.!, das aus drei Kachelreilien mit Bildern zur I F'rkules-
Abb. 11 — 14.
Details /u .\bb. 15.
Abb. 15.
Wien, Slg- iWilk-r zu Aichliuk.
.^. ^-V*-:
18.
Abb. 18—21.
Details zu .4bb. 15.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1911.
VON WALTER STENGEL.
35
sage und zur (jeschiclile Sinisons i;'ebildet wird, ist wesentlich höher als der Unterbiiu.
Das ist auch bei einem (nicht in Fayence hergestellten) Brixener Renaissance-Ofen von
gleichem Aufbau in der Sammlung Figdor der Fall. Der Fayenceofen von 1539
weicht von diesem Typus insofern ab als sein Obergeschoß nur aus zwei Kachelreihen
besteht und daher im Verhältnis zu niedrig wirkt. Er ist offenbar nicht vollständig,
wie denn auch mehrere seiner ornamentalen Teile ergänzt sind. Vielleicht waren die
Nürnberger Kacheln ursprünglich zugehörig")
Das Germanische Museum besitzt noch eine kleinere Fayencekachel, deren aus
blau, mangan, braungelb, malachitgrün sowie schlecht eingebranntem Rotbraun ge-
bildete Flachmalerei das Wappen des durch Kaiser Maximilians Kanzler berühmt
\ " \
^r(
/J"
AM
Slir. Wik-zek.
gewordenen Geschlechts der Sarentheim darstellt, ohne den im 17. Jahrhundert
eingefügten Herzschild.
6) Angaben über die Alaße des Wiener Ofens, dessen Piiotngraphien wir der Liebens-
würdigkeit des Besitzers verdanken, waren z. Z. nicht erhältlich. Für die Aufnahmen und die
Ergänzung meiner Notizen über den Ofen auf Kreuzenstein bin ich A. Walcher von Molthein
verpflichtet. Ebenso sprechen wir allen anderen Sammlungsvorständen, deren Entgegenkommen
die Illustrierung dieses Aufsatzes ermöglichte, unseren verbindlichsten Dank aus. Abb. 74 var-
danken wir Herrn Hof-Antiquar Rosenbaum (Frankfurt a. M.), Abb. 84 Herrn Lockner in
Würzburg.
3*
Abb. 26.
Berlin.
VON WALTER STENGEL.
37
Tirol") lial deniiuich ,^'ewiß einen bedeutenden Anteil an der deutschen Fayence-
fiibrikation des 16. Jahrhunderts .s^ehabt. Es entsteht die Frage, oh von den erhaltenen
Geschirren das eine oder das andere auch auf Tirol zu lokalisieren ist. Von den Eulen
soll später die Rede sein. Essenwein hat von dem ini Germanischen Museum auf-
bewahrten Teller mit der Jahreszahl 15 VI an,c:e,s:eben, daß er von einem Miuichener
Händler erworben wurde, der viel mit Tirol verkehrte. Dieser Teller war früher
völlig- übermalt. Unsere Abb. 94 zei,i;t ihn in gereinigtem Zustand ohne die in der
sehr ungenauen alten Reproduktion bei Essenwein und Jännicke wiedergegebenen
Ergänzungen. Die Art, wie der Rand hier mit stellenweise unter der Hand ver-
schrumpften Pilastermotiven dekoriert ist, läßt vermuten, daß der Hafner, der das
Stück ausführte, in einer Werkstatt arbeitete, wo Pilaster von Wandl^runnen oder
Öfen bemalt wurden. Für das Kopftuch und den Haarschmuck der porträtierten
Frau ist gelb reichlich zur Anwendung gekommen — auch die Ketten und der
Fingerring sind gelb — während mangan fehlt. Der Durchmesser des Tellers beträgt
^
i|w,
Abb. 27.
Detail zu Abb. 28—29.
265—268 mm, sein Gewicht 695 gr. Die pastose, an den besonders dicken Stellen
fast schwarze Blaumalerei des Randes erinnert in mancher Beziehung an das Orna-
ment auf dem Henkel einer Kanne im Bayer. Nationalmuseum (Abb. 28—29). Diese
gilt als Schweizer Arbeit. O. v. Falke^) hat in ihren bildlichen Darstellungen
7) Zum Vergleich heranzuziehen ist vielleicht auch eine spätere Gruppe volkstümlicher
südtiroler Fayencen mit Blaumalerei, die z. B. im Museum f. österr. Volkskunde in Wien durcii
den Albarellono. 25,041 und die Kachel 24,932 (auf letzterer eine Vase, mit Ranken und karrierten
Früchten) vertreten ist.
8) Amtl. Berichte aus den Kgl. Museen, Jahrg. XXX, S. I67. Für freundliche Über-
lassung des Klischees der Kachel (Abb. 26) sind wir der Redaktion der Amtlichen Berichte
verpflichtet, ebenso wie der Direktion des Schlesischen Aluseums für Kunstgewerbe und Alter-
tümer in Breslau für die Klischees zu Abb. 83 und 97 und der bircktiiui des Museums für Kunst
und Kunstgewerbe in Hamburg für das Klischee zu Abb. 44.
Abb. 28.
München.
Abb. 29.
München.
40 STUDIEN ZUR GESCHK UTE 1>FR DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
eine gewisse Älinlichkc'it mit dorn Stil des NicDlaus Alaiuicl Deutsch l^cIiiikIl'H uik!
Jaraiit hin.i;e\\iesoii. dalj die CjlasinalereileLiiuik des Aiiskratzeiis der l'arbe an
einigen Stellen zur Anwendunii' .!;ekonimeu ist. Die Niuibeu von Maria und dem
Chrisluskind. das Haar, der Thron, die Ku.i^ehi. mit denen die Koplhedeekuim des
Herodes ähnheh wie der l'urban i)a\ids in der Bathselnikaehel \(in \^\\ besetzt isl,
und Teile des FuÜornaments sind ,i;elb. das Blut der ermordeten Kinder man.^an.
Die Höhe der Kanne beträft 240 mm, der untere Durchmesser 145 mm, ihr Gewicht
1 ki;- 1 ^0 i-r.
Die Anfänge der späterhin so entwickelten Schweizer Fayenceindustrie sind um
die Mitte des 16. Jahrhunderts nur schwer erkennbar. Der herrliche Stanser Fayenc e-
ofen von 1566 im Schweizerischen Landesmuseum (Abb. SO) hat — in der bunten,
weißgehühten Scharffeuermalerei fällt besonders ein tiefes leuchtendes Dimkelgriui
auf — noch viel Verwandtschaft mit der lebhaften Farbigkeit der italienischen Majo-
liken. Auf derselben Linie steht eine 1557 datierte Wappenkachel in Zürich und eine
Bildplatte mit dem stark weiß gehöhten Gemälde der Enthauptung Johannis im
Berliner Kunstgew^erbemuseum. Ebensowenig bietet die vermutlich in Luzern ent-
standene Bekrönungskachel mit der Jahreszahl 1 542 und den Wappen der Muntprat
von Spiegelberg und des Luzerner Geschlechts der Göldli (Abb. 10, die Ranken des
Grundes sind blau in blau gemalt) Anhaltspunkte für die Annahme, daß die ältesten
Fayencetöpfer der Ostschweiz in der gleichen Weise gearbeitet haben wie die
besprochene südtiroler Werkstatt.
Auch die aus der Sammlung Lanna in das Berliner Kuiistgewerbemuseum
gelangte Fayencekachel (Abb. 26) mit der von dem entsprechenden Bild der Kanne in
München (Abb 27) stilistisch stark abweichenden Darstellung der Geburt Christi gilt
als Schweizerisch. In der Blaumalerei sind nur spärlich weiße Lichter aufgesetzt. An
einigen Stellen findet sich gelb (wie bei der Bathsebakachel in verschiedenen
.Nuancen), mangan und grün. Im Format ist diese Kachel von den hochrechteckigen
Tiroler Bild- Kacheln verschieden, während die breite Pinselführung (s. etwa den Kopf
des Joseph) doch den Samuelkacheln (s. den Kopf des Samuel in der .Abb. 16) ver-
glichen werden kann.
Die 1526 datierte Simsonschale des Germanischen Museums (Abb. 32) steht
mit ihrer schärferen Betonung der Konturzeichnung und der zarten Tuschierung
der Binnenformen der Münchener Kanne (vgl. das Detail Abb. 27) näher als der
Berliner Kachel. Von den Simsondarstellungen des 15 Jahre jüngeren Tiroler Ofens
(Abb. 22 u. 24) ist das Bild ikonographisch verschieden. Dort ist Simson bärtig,
hier jugendlich und bartlos. Derselbe Unterschied besteht übrigens auch zwischen
der Schale und H. Burgkmairs Holzschnitt B. 6 (Abb. 31), den der Monogrammist
von 1526 offenbar gekannt hat. Die Gesamtdisposition der Gruppe, die Gewand-
partie unten rechts und die Lagerung der Extremitäten des Simson — besonders
des rechten Arms und der im Schlaf leicht gekrümmten mit dem Rücken lose
auf dem Boden aufliegenden Hand — ist in beiden Fällen ähnlich. Doch steht
der Fayencemaler seinem Vorbild, von diesen Erinnerungen abgesehen, vollkom-
men frei gegenüber; für sein zeichnerisches Können spricht besonders die elasti-
sche Gestalt des die Tore von Gaza tragenden Simson im Hintergrund links.
Es besagt deshalb auch wenig für die Hypothese schweizerischen Ursprungs der
d
Abb. 30.
42
STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
Abb. 31.
H. Burgkniair, B. 6.
Schale, wenn wir zufälli,^' nachweisen können, daß derselbe Holzschnitt Biirgkniairs
(d. h. der in unserer Abbildung nicht wiedergegebene, nicht allen Abzügen
unigedruckte Tabernakelrahnien) zur gleichen Zeit in einer Schweizer Glasnialerei-
werkstatt^) genau (wenn man von der Verkümmerung einiger Motive absieht) kopiert
worden ist., nämlich für eine Wappenscheibe des im Jahre 1526 gestorbenen David
von Winkelsheim, Abts von St. Georg zu Stens a. Rh. Unter den Monogrammen
der Schweizer Scheibenmaler der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts begegnet,
wie uns Herr Direktor Lehmann freundlichst mitteilt, die an der Rückseite der
Fayence angebrachte Signatur nicht; wir kommen darauf noch zurück. (S. 87).
Erworben wurde die Schale im Jahre 1870 und zwar, wie Essenwein ange-
geben hat, von einem Nürnberger Antiquitätenhändler. Der Durchmesser beträgt
255 mm. das Gewicht 600 gr. Die Farben sind: blau, licht malachitgrün (die Erde),
mangan (die Dächer) und gelbbraun (die Ärmel, das Haar und die Schuhe
des schlafenden Simson, die Tore von Gaza und die Kugeln der Dächer rechts).
9) Vgl. Ralm im Aii/^eiger f. Scln\eizer. Altertuniskundi.- I901, S. 66.
Abb. 32.
G. A\.
Abb. 33.
III.
Die Wa nd br im n en.
Das Berliner Kunst,e:ewerbemLiseum besitzt einen riiinilsen und stark restau-
rierten Wandbrunnen von Fayence mit der wesentlicli in blau und mangan aus,e:eführten
Darstellun,e: von Christus und der Saniariteiin in der Nische, die von zwei Pilastern
mit blauem F-lachornament tlankiert und von einem blau-weißen Architrav beknuit wird.
Den oberen Abschluß bildete ein Giebel mit blau-weißer Relietmuschelfüllun.t;'. Dieser
Wanilbrunnen trägt die Jahreszahl 1 562 (Abb. 34). Er ist als degenerierter Abkömmling
Abb. 34.
eines ähnlichen Wandbrunnens zu betrachten, den AbV». ^'i wiedergibt. Statt des
Dreieckgiebels finden wir hier (Abb. 33) einen kielbogenh'trmigen Aufsatz mit Delphinen,
der mit bunten Bleiglasuren in der Farbenstimmung der Preuningkrüge dekoriert ist :
der zinnglasierte Architrav, an dem Berliner Exemplar sclimucklos, ist mit gnißten-
teils weiß ausgespartem und mangan konturiertem blauem Flachornament bemalt;
die nur fragmentarisch erhaltenen, in der Abbildung ergänzten Pilaster sind voller
dekoriert als in Berlin. Die bildliche Darstellung ist in lieiden Fällen gleichartig.
Christus erscheint links, die Samariterin rechts von dem Ziehbrunnen, der 1562
jedoch nur aus der Mauer und dem unmotiviert in der Luft schwebenden Rad mit
anhängendem Seil besteht, während er in der älteren Ausführung so aussieht wie wir
ihn aus spätgotischen Illustrationen der Bibelstelle (z. B. aus einem Schrotblatt)
kennen: das von Balken getragene mit Schindeln gedeckte Dach ist kielbo<;-enf<)rmig
46
STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
Abb.
.geschlossen. Eine Nachwirkung des spätgotischen Formgefühls kommt hier auch
in den Pflanzen des Vordergrunds zum Ausdruck. Hs sind die steifen Schilfkolben,
die in spätgotischen Holzschnitten bisweilen begegnen. Ebenso ist die Inschrift noch
in gotischen Charakteren gehalten. Sie bezieht sich auf die betreffende Stelle des
Johannesevangeliums, die durch die Darstellung illustriert wird: ,,und zu band
kamen sein iungern und wunderten sich das er redt mit dem weyb .... Darumb
das weyb ließ iren kiug (hydriam) und gieng in die stat". Links im Hintergrund
kommt die Schar der Jünger zum Vorschein, vorn steht der Krug — er hat noch
gotische Form — und rechts im Hintergrund bemerkt man eine Kirche als Symbol
der Stadt. In Berlin ist aus dem Johanneszitat das aufgel()ste Jesusmonogramm
J H S geworden, die Jünger fehlen, die kleine Kirche ist aus der Ferne in demselben
Maßstab in den Vordergrund versetzt und statt des vom Te.xt geforderten Kruges
liemerkt man eine magere zweihenklige Vase.
Während das Figürliche beider Wandbrunnen beweist, dali die Verfertiger
zeichnerisch wenig geschulte Hafner waren, ist der farbige Charakter des älteren
Exemplars interessant. Auf einer gekrackten graulich-weißen Glasur, die stellen-
weise einen leichten Stich ins Grünliche hat, stehen mangan, blau (beide Farben
VON WALTER STENGEL. 47
auch geini.scht, das Blau niaut^^au kouturieii) und malachiti^rün,i;iit zusaninien. Gelb,
das an einigen Stellen aufgesetzt wurde, hat sich ganz matt gebrannt. Von
eigenartig dekorativer Wirkung ist die Wölbung der ca. 38 cm breiten und 78 cm
hohen Nische mit den beiden gekreuzten Rankenzweigen (1562 statt dessen eine
flachgemalte bunte Muschel, die das Giebelmotiv wiederholt). Mehrmals erscheint
eine große Blüte mit zwei verschlungenen Zungen (Abb. 62). Dieser Blüte begegnen
wir in einer dritten Nische wieder (Abb. 37), die in kleineren Abmessungen
(32.5 X 58cm) gehalten ist und, wie das Loch in der Mitte, durch das die Glasur
bereits durchgeflossen ist, beweist, ebenfalls zu einem Wandbrunnengehäuse
bestimmt war. Hier wie dort findet sich ferner das Motiv der in ein Knr)tchen enden-
den, rebenartig geschlängelten Linie, die zur unauffälligen Füllung dient und die
malerische Wirkung erhr)ht. Beiden Rankennischen gemeinsam ist auch die technische
Eigentümlichkeit, dal! sich auf der Rückseite das Gewebe einer groben Leinwand
abgedrückt hat. In dem warmen leicht nUlichen Weiß der Glasur unterscheidet
sich die kleine Nische von dem größeren Brunnen, dessen mehr grünlich-grauliche
Tönung wohl wesentlich auf das andere Format zurückzuführen sein dürfte. Die mangan
konturierte, kräftige, z. T. pastose Blaumalerei (auch die im Samariterinnenbrunnen
manganfarbigen Schlangenlinien sind hier blau) ist an mehreren Stellen des stark-
gewc'ilbten Randes etwas zerflossen, ein Übelstand, den der Hafner vorausgesehen
zu haben scheint, da er einige Ranken im Scherben einritzte ohne sich dann allerdings
streng an die Vorzeichnung zu halten. Dieses Verfahren läßt darauf schließen, daß
man in der Werkstatt, in der die Fayencenischen gebrannt wurden, gewohnt war,
mit den leichtflüssigen Bleiglasuren zu arbeiten. In der Tat ist der Aufsatz der größeren
Nische bunt glasiert. Hier bemerkt man ebenfalls eingeritzte Trennungslinien. Ab-
gesehen von der schlesischen Renaissancekeramik findet sich die Ritztechnik vor-
nehmlich, wiewohl nicht ausschließlich, in Salzburg. Bei der Frage nach der Herkunft
der drei Wandbrunnen m(")chte denn auch Salzburg, an dessen spätere Weißgeschirr-
dekoration die Synthese mangan-blau anklingt (ohne daß diesem Umstand zunächst
gnißere Bedeutung beizumessen wäre), als ein Lokalisationspol in Betracht zu ziehen
sein. Der andere Pol wäre Nürnberg. Es sprechen jedenfalls manche Momente
dafür, daß der Entstehungsort in dem Streifen gesucht werden muß, der nördlich
durch die Linie Nürnberg-Amberg und südlich durch das Innviertel begrenzt wird.
Der Berliner Wandbrunnen ist in München erworben worden, während die
beiden anderen von Nürnberger Antiquaren gekauft sind. Und zwar fand sich der
ältere Samariterinnenbrunnen im Nachlaß des Nürnberger Antiquars Neumann.
Die kleinere Nische besaß früher eine Händlerin in Landshut, die sie ihrerseits aus
einem abgerissenen Renaissancehaus in Amberg erhalten haben will, eine Angabe
die insofern fragwürdig erscheint als die Vorbesitzerin jenes Hauses das einstige
Vorhandensein der Nische in Abrede stellte.
Daß die reichliche Anwendung von Zinnoxyd in Verbindung mit Kobaltblau
in der Salzburger Kunst schon ziemlich früh eine Rolle spielt, beweist die nach den
Forschungen Walchers von Molthein'") in der Werkstätte des Hafners
Khop i. J. 1604 ausgeführte Fliesenmalerei, deren technische Vollkommenheit
10) Kunst unJ Kuiistli;imi\verk XIII (lyio) S. 517 f-
Mitteilungen ans dem Germanischen Nationalniuseum 1911.
50 STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN REN AISSANCE- FAYENCEN.
Alb. 42. G. M.
eine län,t;ere Tradition des Fayenceverfahrens voranssetzt. Die Fliesen sind, wie
Walcher bemerkt, auf der Rückseite mit ein paar kreuzweise und schief ti:efiilirten
Einschnitten versehen, damit sie sich besser mit dem Mörtel verbinden konnten.
Dieselbe Technik (die freilich auch an anderen Orten bekannt ,e:ewesen sein kann)
ist an den Pilastern des Berliner Wandbrunnens zu beobachten, der ja als der späteste
in der Reihe dem Fliesenicemälde zeitlich am nächsten kommt.
Mit Gewißheit als Salzburger Fabrikat zu betrachtende Fayencen des 16. Jahr-
hunderts sind allerdings z. Z. nicht namhaft zu machen. Doch sei in diesem Zusammen-
hang auf eine rhombische Fayencefliese des Germanischen Museums hingewiesen
(Abb. 42). Ein mit sicherem Pinsel in Blaumalerei flott skizziertes modisches Paar
in der Tracht der 90er Jahre des 16. Jahrhunderts ist hier außerordentlich glücklich
in ein Rund komponiert. Die Höhe beträgt 44 cm, die Breite 26 cm, die Dicke
27 mm. Zwei blaugemalte Fayencefliesen von derselben Form mit den gleichen
Zwickelmotiven oberhalb und unterhalb eines mittleren Kreises, der nur von einem
weniger gut gezeichneten antikischen Kopf gefüllt wird, befinden sich im Museum
Francisco Carolinum in Salzburg, wo für die in Rede stehende Frage auch noch ein
balusterförmiges Fayencestück in Betracht kommt.
Der prachtvollen Ranke des Khop'schen Fliesengemäldes in der Gabrielskapelle
liegt mutmaßlich ein Entwurf des leitenden Architekten Elia C a s t e 1 1 o zugrunde,
sie ist daher für etwa früher in der Salzburger Keramik üblich gewesene Ranken-
motive nicht zum Vergleich heranzuziehen. In der Spaltung des Rankenstiels, wie
sie die Mitte der kleinen Nische besonders deutlich zeigt, kann eine gewisse Ähnlich-
keit mit den Ranken des bekannten Madonnentellers von 1 530(Abb. 93 u. S. 87) gefunden
werden, umsomehr als letzterer in der Glasur und im Blau dieser Ni.sche gleicht.
Auch das lilienförmiiie Schlußstück in der Mitte der Nisclie iindel hier oben rechts
VON WALTER STENGEL. 5]
zur Not eine Analo,t,ne. Weiterhin wäre bezüglich der kleinen Schlangenlinien der
Wandbrunnen vielleicht auf einzelne verkümmerte Zweige am Rande des Madonnen-
tellers hinzuweisen (s. besonders zwischen der dritten und vierten Welle rechts oben).
Der Teller wurde von dem Nürnberger Antiquar Geuder erworben, und zwar
im Dezember des Kriegsjahrs bSJO; die Annahme liegt daher nahe, daß er damals
in altem Nürnberger Familienbesitz locker geworden ist. Sein Gewicht beträgt
1590 gr, der Durchmesser 405 mm bis 410 mm. Der Scherben hat sich im Brande
verzogen, woran die in Anbetracht des primitiven Ofens für das grofie Format zu
geringe Stärke schuld sein dürfte.
Das in der Dekoration der kleinen Nische beobachtete Prinzip der symmetrisch
entwickelten Doppelranke begegnet auch sonst unter den Fayenceinkunabeln, so
bei dem gleichfalls in Nürnberg (von dem Antiquar G. Mössel, 1882) erwxjrbenen
kugelförmigen Stück in Berlin (K.-G.-M.), auf das noch in anderem Zusammenhang
(Kapitel IV) zurückzukommen sein, wird (Abb. 36). Neben der Zinnglasur sind hier
wieder Bleiglasuren (eine grüne und eine gelbliche) verwendet, für die reliefierten
Blätter und Spitzen. Auch ein Albarello des Germanischen Museums (.Abb. 41 u.
101) ist mit einer Doppelranke symmetrisch verziert. Die Vorderseite zeigt nebsi
der Jahreszahl 158^ ein Allianzwappen von Bayern und Württemberg, das Essen-
wein auf Richard Pfalzgrafen zu Simmern (1578—98) und seine Gemahlin Emilie
(t 1589) bezogen hat. Die gleiche Jahreszahl 1583 über einem aus den Buchstaben
H und A gebildeten Monogramm trägt eine kürzlich vom Bayerischen National-
museum erworbene kleine Brunnennische von Fayence mit verbauerten und ver-
kümmerten Ranken in Blaumalerei: sie stammt nach Aussage des Verkäufers aus
Mühldorf a. Inn. Aus dem Innviertel, und zwar von der Fraueninsel im Chiemsee
kommt auch eine bauchige Flasche des Museums für deutsche Volkskunde in Berlin
(Kat. II S. 516). Ihre weiße Glasur hat jenen Stich ins Rötliche, der für die meisten
der Fayenceinkunabeln so charakteristisch ist. Der einzige Dekor besteht in gedoppel-
ten blauen Streifen, die oben und unten den Gefäßkörper umziehen. Hine ganze
Reihe ähnlicher Flaschen und Fläschchen von der schlankeren Form der in Abb. 66 ff.
wiedergegebenen Kannen, ohne deren Ausgußrohr und nur mit je drei Ringen umzogen,
bewahrt die pharmazeutische Abteilung des German. Museums: ihre Provenienz ist
nicht mehr zu ermitteln. Im Nachlaß desselben Nürnberger Antiquars, aus dem
der ältere Samariterinnenbrunnen stammt, fand sich ein gleichartiges Fläschchen.
Auch eine mit Ranken dekorierte Flasche des Breslauer Museums (Abb. 40) sei hier
erwähnt.
Als wichtigstes Denkmal der Renaissancekeramik des Inn vierteis wäre nächst
dem 1554 datierten Heller- Epitaph des Germanischen Museums^ ^) — dargestellt
ist die Dreieinigkeit frei nach Dürer, freier als in Loy Herings Steindenkmälern —
der Wandbrunnen mit Pyramus und Thisbe zu nennen, der aus der Sammlung
G e d o n 1901 um einen Spottpreis in das Bayerische Nationalmuseum kam (Abb. 43).
Beide befanden sich ehemals in Wasserburg a. Inn und wahrscheinlich sind sie auch
dort entstanden. Akten der Wasserburger Hafnerzunft sind leider nicht mehr vor-
handen, während die von anderen Gewerben sich am Ort erhalten haben. Aber
11) Publiziert von Stegniaiin in lIl'U Mitteil. ;i. d. Germ. A\us. 189S.
52 STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
iio^ii heute l'iikiel m;in in diesem aUeruliulielien Stiidleheii eiui^^e alle 1 lalneiiiäiiser
bezw. deren Walirzeiehen. aus dem 17. Jahrhundert stammende un,i;hisierte Terra-
kdttarehefs des feuerl(>sehenden i leili,i!,en Florian (den auch mehrere oberrtsterreieliische
Ilafnerzeehen im Sie.uel tiihrten).^ Dasselbe 1 leili.s^enbild zei,i;t cias bunf,i;lasierte
Relief einer älteren Nisehe in der Form einer ziemlich großen K'otischen Hohlkachel.
die einst in einem .geistlichen Hause in Wasserburs^' eingemauert war und jetzt in dem
kleinen Stadtmuseum daselbst aufbewahrt wird, l-ür die Rüstun,i;- des I-leili,i;en
ist das nämliche dunkle Kleisterblau verwendet, das an den Kapitalen des Heller-
Hpitaphs auffallt. Letzteres hat mit dem Pyramus- und Thisbe-Brunnen das Neben-
einander von Bleiii'lasur und Zinn.tiiasur ,ti"emeinsam. In reiner Fayence mit blauem
Flachornament sind bei beiden die Pilaster aus,!;eführt. wie das auch bei den Sama-
riterinnenbrunnen der Fall ist. Von jenen hat der ältere die gleiche Form des Archi-
tra\s wie der Liebesbrunnen, während bei dem Berliner Fxemplar die Verkröpf ung
fehlt. Jüngere Wandbrunnen von ähnlichem Aufbau, in rotem Marmor ausgeführt,
habe ich noch mehrfach in Wasserburger Bürgerhäusern angetroffen, darunter einen
\-. J. 164^ mit der Inschrift „mach nit vi! prangens", die diesen Studien zur Geschichte
der deutschen Renaissancefayencen als Motto vorangestellt wurde, weil sie Wesen
und Wert der Gattung trefflich kennzeichnet: die besten der deutschen Fayence-
inkunabeln sind weniger augenfällig und prächtig als die italienischen Majoliken,
ihr vornehmster Reiz liegt in der eigenartigen Wärme der sahnigen Glasur.
Abb. 43.
A'lünclien.
Abb. 44.
Hamburg.
IV.
Daß die beiden kleinen 1544 datierten Rin,i;flaschen in Si.i^miaringen (Abb. 46
u. 4S) und München (Abb. 45 u.47) aus dersell^en Werkstatt stammen wie der,c;leich-
zeitige Albarello in Ulm (Abb. 49 u. 50) kann nicht zweifelhaft sein. Wohl ist die
Palette verschieden. Die Blaumalerei des Albarello wird im Porträt durch Mangan
(Ärmel, Mieder, Feder — der Hut selbst ist malachitgrün) reichlich belebt, während die
Sigmaringer Flasche lediglich Blau aufweist und in Mimchen (imOrnament des gewölbten
Rückens) wieder malachitgrün hinzukommt. Aber es bedarf nur eines Vergleichs der
malerisch flüssigen Ranken, die den Ring der Flaschen ausfüllen, mit dem Streifen,
der das Bild der jungen Frau rahmt, um den unmittelbaren Zusammenhang zu er-
kennen. Mit den Ringflaschen ebenso nahe verwandt ist der Teller des Hamburgi-
schen Museums (Abb. 44). Das Diruta-Motiv, das in perennierender Folge hier als
Randornament erscheint, ist dasselbe, das man an der Kehrseite der Flaschen (Abb.
45— 46) oben im Ring bemerkt. Die Stilisierung des wesentlich gröberen italienischen
Vorbilds — man vergleiche etwa die etwas spätere Diruta-Schüssel mit dem Wappen
des Papstes Julius HI. (1550—1555) aus der Sammlung Bourgeois (Abb. im
Auktionskatalog und im Jahresber. des Hamb. Mus. f. 1905, S. 35) — stimmt in
beiden Fällen so genau überein, daß ein direkter Zusammenhang auch hier ange-
nommen werden muß. Der Durchmesser des Tellers beträgt 356—358 mm, sein
Gewicht 1052 gr.
Wenn in Deutschland die Geschirre Dirutasmehr als andere Majoliken zur Nach-
ahmung reizten — die kleinen braunen Lüsterflecken, die hie und da bei den deutschen
Inkunabeln, z. B. an der Rückseite der noch zu besprechenden Fächerschale (Abb. 63)
und im Kopf der frühen Kurfürsteneule (Abb. 104) vorkommen, sind allerdings wahr-
scheinlich nur ein Zufallsergebnis —so erklärt sich das wohl daraus, daß sie durch ihren
madreperla-Lüster den spanisch-maurischen Fayencen verwandt sind, und diese, deren
malerischer Dekor früher schon Künstler wie Hugo van der Goes entzückt halle,
waren zu der Zeit als der Hamburger Teller und die Ringflaschen gemalt wurden auch in
Deutschland geschätzt, wie aus einer Stelle der wenige Jahre später (1 547) in Nürnberg
erschienenen Architektura des Rivius hervorgeht (S. XLIII): „Un für das erst so
merck das die kunst des Haffner wercks, Plastice genant wirf, in solcher kunst werden
alle werck von erden oder leimen gemacht, wol ertrucknet und hernach außgebrant
nachmals kunstlichen gemalet, mit olfarben, solches aber ist bey den alten der brauch
gewesen, aber diser zeit bedurften unsere haffner zu jrem werck keiner maier mehr,
in Sonderheit in Italia und Hispania, un auch diser zeit an etlichen orten in Teutsch-
landt, also das sie jre geschier, und was si für solche gefäß von erden formieren, der-
massen malen künden, und verglassuren, das in solchs kein maier leichtliche nach-
thun wirf, also das in Hispania, furnemlichen zu Valentz, dise kunst auffs letzte
•"^^^^Ä^.
Abb. 49—50.
49.
50.
Ulm.
60
STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
Abb. 51. Detail der Pietä von Martin Schaffner in .Stuttgart.
also hoch ,i;"e.sti,i;"en, das man auch solchen ,i:e.schirrn hat ein trel'l'liche schone ,^oldl-
farb t!:eben künden, im feur, welche kunsi aber diser zeit bey \veni,i;en bekannt".
Über die Herkunft der oben zusammengestellten Gruppe ist nur folgendes
ermittelt. Der Hamburger Teller stammt aus einer Stuttgarter Sammlung, die
Sigmaringer Flasche ist in Augsburg gekauft; der Albarello, den der Verein für
Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben 1850 als Geschenk von einem
Mitglied, dem Münstermessner Käst erhielt (vgl. Verhandlungen des Vereins usw.
Vll. Bericht, Ulm 1850, S. 15) wurde, wie mir die Witwe des Geschenkgebers ver-
sicherte, von diesem h()chstwahrscheinlich „auf demalten Markte" in Ulm erworben ^ -).
Es spricht also zunächst viel für die Annahme schwäbischen Ursprungs, wenn man
hinzunimmt, daß der Charakter der beiden Porträts dem schwäbischen Typus zum
Abb. 52.
Detail eines fälschlicli
Altdorf er zugeschriebenen
schwäbischen Gemäldes der
Verkündigung, ehemals
Slg. Weber no. 50.
VON WALTER STENGEL. Q\
mindesten nicht ferne steht. In dem Schraubdeckel der Münchener Flasche, über
deren Provenienz sich nichts mehr ermitteln läßt, ist eine kleine dreizinki,c:e Krone
und darunter ein mmisclies H ein,i;eschla,c:en, eine Marke, die. wenn auch neueren
Datums, doch vielleicht zur Bestimmun,t;' der Herkunft liehen kann.
Die Rückseite des Ulmer Albarello (Abb. 49) wird von einer Ranke geschmückt,
die sich ähnlich wie bei der oben besprochenen Brunnennische (Abb. 37) und dem
späteren .Albarello mit dem württember^ischen und bayerischen Wappen (Abb. 41)
aus einer Vase nach beiden Seiten symmetrisch entwickelt. Die Blätter dieser Ranke,
die als freie und vers^n'ößerte Nachbildung der venetianischen Porcellanaranken auf-
,s;'efaßt werden kann, sind in wenigen flotten Zügen mit dem vollen Pinsel gemalt
dergestalt, daß der Duktus deutlich spürbar bleibt. Die gleiche Art von Blattmalerei
finden wir an der Laibung beider Ringflaschen und besonders klar vorn an der
Schulter des Münchener Exemplars. Hier sind drei solcher Blätter vereinigt. Neben
dem Mittelblatt bemerkt man kurze Schnörkelhäkchen von der umgekehrten Form des
U- Bogens. Isoliert tritt dieses Motiv (Abb. 57) auch auf in einer Schale (Abb. 63 u. S. 86),
die hinsichtlich der Leuchtkraft der Glasur und des Blau den Ringflaschen sehr nahe
steht, denen sie auch in den Proportionen ähnelt. Der Mittelkreis verhält sich hier zu
dem äußeren Umriß genau so wie bei den Ringflaschen der Durchmesser des Lochs
zum Gesamtdurchmesser. Die Fächer der Schale sind mit der Hand geformt, wie ja
auch die Hundsköpfe der Ringflaschen frei modelliert sind (in Sigmaringen energischer
als in München). Die Schale besitzt einen Fuß nach italienischer Art, der wie bei
der Simsonschale (Abb. 32) keine Glasur hat, während bei beiden Ringflaschen auch
die Innenseite des Fußes von der Glasur überzogen ist. Dieser Unterschied erklärt
sich jedoch daraus, daß die über dem Fuß und in den Hundsköpfen durchlochten
Flaschen an einer Schnur ganz in den Glasurbottich eingetaucht werden konnten
ohne eine Achillesferse zu hinterlassen. Erwähnt sei noch, daß man im Fuß der
Fächerschale einige verspritzte Glasurkügelchen bemerkt. Solche weiße Perlchen
finden sich, etwas dicker, auch im Fuß einer I5Q6 datierten Schale des Germanischen
Museums (Abb. 64), deren Blaumalerei an mehreren Stellen durch Übermalung mit
Gelb eine schmutzig olivgrüne T(')nung angenommen hat. Das Porträt einer der
Mode der Zeit entsprechend so ganz anders als die Frauen auf Fayencen des zweiten
Jahrhundertviertels (Abb. 9, 14. 32, 43, 44, 50, 94) gekleideten Dame wird hier ähn-
lich wie das Dreiblatt im Spiegel der Fächerschale von einer unauffälligen Wellen-
linie gesäumt. Diese Linie ist flüchtig mit weichem Pinsel gezogen und erklärt sich
wie der Porträtrahmen des Ulmer Albarellos (links oben) deutlich erkennen läßt
als eine der Fayencetechnik mehr gemäße malerische Umbildung ^.ks in anderen
Fällen wie es scheint aus der Ritztechnik der Glasscheibenmalerei unverändert über-
12) Im Ulmer Museum befindet sicli noch ein dem Verein von der Sciuilimacherswitwe
Wiiiil 185 1 verehrter, in meiir bäuerlicher Art bhiußemaiter F;iy<^ncetelier v. J. 1625 mit dem Brust-
bild eines Magisters in Talar. Beigeschriebeii sind die Buchstaben M(a,e:ister). I. F. Der den Vor-
namen bezeichnende zweite Buchstabe ist ein deutliches 1 und kaum als L zu lesen, weshalb sich
eine Deutung auf den damals in Hamburg als Verlagsbuciiliändler lebenden, aus Franken stammen-
den Astronomen und Magister Georg Ludwig Frobenius. mit dessen Porträt von Schubler der
Dargestellte Ähnlichkeit hat, verbietet. Analogieen zu dem Randdekor dieses Tellers habe ich
bisiier niciit gefunden.
Abb. 53-
G. M.
VON WALTER STENGEL.
63
nominellen spitzi,c:eii Häkchenborte. Am oberen Rande des Ulmer Albarellos be.i^^e,s]:net
leztere in Verbindun.t;' mit dem Emailmotiv der drei Pünktchen über den Bo.t^^en-
spitzen, das sich ,tiieichzeitig an kaltbemalten Gläsern z. B. an der kleinen Becherschale,
die Martin Luther 1546 seinem Freunde Justus Jonas schenkte (jetzt auf der Nürnberi;er
Stadtbibliothek) und auch schon an emaillierten Venezianer Gläsern (v,t(l. z. B. Sanim-
liin,i;' Spitzer Nr. 29) beobachten läßt. Dasselbe Randmuster in Verdoppelun,^' zeigt
eine Fayencekanne aus der Sammlung Minutoli im Berliner Kunstgewerbemuseum
(.Abb. 39), deren am Boden angebrachte Signatur P W als Pfau Winterthur zu deuten
zunächst kein Anlaß vorliegt, wenn auch anderseits die zerfaserten Blätter ihrer
Abb. 54.
Münclit;n.
Ranke mit dem besprochenen Blattmotiv (Abb. S7) augenscheinlich nicht verwand!
sind. Denn dieses bleibt noch in aufgeir)steni Zustand der ursprünglichen Aus-
führung sehr ähnlich, wie ein Blick auf die große Schüssel von 159^ im Germanischen
Museum zeigt, die abgesehen von der grünen Kette lediglich blaugemalt ist (Abb. 53)-
Man vergleiche auch den Rand dieser Schüssel mit dem Rand einer typischen Schweizer
Schüssel der 90er Jahre (Abb. 54). Hier wie dort ein nicht in sich fortlaufend ge-
schlossener, sondern aus einzelnen Zweigen gebildeter Kranz, hier wie dort zu Seilen
der Blätter kleine Häkchen. Fskann jedoch trotz dieser allgemeinen Übereinstimmung
von stilistischer Verwandtschaft keine Rede sein. r3ie von bunten Vi'igelii belebten
Schweizer Ranken wirken schon deshalb ganz anders, weil sie viel dichter sind und die
64 STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
kleebkittförmig" aus drei Klecksen .u'ebüdeten Blätter unterscheiden sich sehr wesent-
lich von den spitz ausi^ez(>t;enen Blätternder Porträtschüssel. Man bemerkt die letztere
An xon Bhittmalerei übriiiens auch an der bereits im Zusammenhanti" mit den Wand-
brunncn besprochenen Ku,i;el des Berliner Kunstgewerbemuseums (Abb. 36) und bei
dem ältesten und dem jün.usten Stück einer Cjruppe von Schalen mit ,t;ekerbtem Rand.
Die erste in der bis zum Jahre 16^0 zu verloli^enden Reihe dieser Schalen befindet
sich im Bayerischen Nationalmuseum. Sie ist I610 datiert und enthält die Dar-
stellunj:: von .Adam und Eva (Abb. 55)- Die nächste Jahreszahl, I613, steht auf einer
Schale der Kg]. Altertümersammlung in Stuttgart und auf einer anderen im Germani-
schen Museum. Das Nürnberger Stück zeigt einen Fleischer und ein Mädchen mit langen
Zöpfen, das einen Stier bei den Hörnern packt. In Stuttgart ist eine nackte Frau
dargestellt, die eine Korallenkette auf der Brust trägt und zwischen zwei von Säulen
flankierten Gebäuden steht. Die Säulen sind durch Punkte bezw. sich kreuzende
Wellenlinien marmoriert. Es folgen zwei Schalen von 161/ im Bayerischen National-
museum mit je einer Standfigur im Zeitkostüm (Abb. 56), die offenbar als Porträts
anzusprechen sind, im Kostüm begegnet hier der gestreifte Herrenstoff von 159^
wieder, außerdem ist der Charakter der Zahlzeichen 1593 und 1617 ähnlich, man
vergleiche besonders die auch in der Schale von 1596 nicht anders geschriebene
erste 1. Gegenüber den älteren Fayence- Porträts fällt auf, daß die Gestalten
in ganzer Figur erscheinen und sich somit dem Rund weniger gut einfügen
als die früher üblichen Brustbilder. Es ist möglich, daß Standfiguren auf Stangen-
pokalen in der Art der Londoner Gläser des Nürnberger Patriziers Jacob P r a u n
und seiner Frau die Anregung gegeben haben. Aus dem Jahre I618 stammen zwei
Schalen im Germanischen Museum, die sich von allen übrigen durch eine energischere
Kräuselung des Randes und das Fehlen einer gemalten Borte unterscheiden. Auch
vermißt man hier die sonst üblichen Blütenstauden und bemerkt statt dessen je zwei
Bäume, deren drei Zweige mit Büscheln lanzettförmiger Blätter besetzt sind. Die
eine dieser Schalen bildet eine Modedame ab, die andere zeigt in etwas miß-
glückter Zeichnung Adam allein iiti Paradiesgarten, wie er vor einem niedrigen,
aus zugespitzten Latten gebildeten Zaun stehend den Apfel pflückt. In derselben
Sammlung befindet sich noch eine I623 datierte Schale mit der Standfigur des Apostels
Jacobus; sie wird von einer an gleichzeitige Stickereien erinnernden dünnen Ranke
mit verschiedenen Feldblumen und kleinen Vögeln dazwischen gerahmt. An der
Innenseite des Randes zieht sich eine zitterige Wellenlinie hin. Das Berliner Kunst-
gewerbemuseum hat aus dem gleichen Jahre eine Schale mit einem Paar im Zeit-
kostüm (abgebildet bei Falke, Majolika, 2. Aufl. S. 188). Diese gehört, wie die bei-
geschriebene Zahl 30 zu erkennen gibt, zu einer Lebensalterfolge, von der sich weitere
Stücke z. Z. nicht nachweisen lassen. In beiden Exemplaren von I623 steht je
zweimal ein lateinisches A. Das Datum 1630 endlich findet sich auf einer Schale
in München, die einen Vogel zwischen Blattstauden abbildet.
Die Zeichnung ist bei manchen Stücken der Gruppe schlecht, dafür ist die farbige
Wirkung vorzüglich. Es handelt sich nicht eigentlich um Blaumalereien. Das Blau
tritt nicht stärker hervor als die übrigen, anfangs noch spiegelnd glatt, später mehr und
mehr rauh eingebrannten Scharffeuerfarben grün, gelb und mangan. Der aus kurzen
gegenständigen Blättchen gebildete Kranz, der wiederholent lieh in der Gruppe das Rand-
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1911,
Abb. 57-
Abb. 58.
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Abb. 00.
Abb. 61.
Abb. 62.
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68 STUDIEN ZUR GES(.;illi:HTb DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
Illuster IMIdci. kiMium ülinliL'Ii \-or ;iiil ciiuT Kun) dalicrtcn schweren Scluile des Ger-
iiiaiiisclien Aliiseuins. liier herrschl noch die Bhiunialerei \o\\ ;uicli lehll die durch
niuiineneindrücke lieriiestellte Kerlnm^ des Randes, für die es MajolikaaiKilo.i^ieen
,t;-iln (z. B. die Schale Nr. 1=;^ der Sainuilun,^ Spitzer, mit ,i;rol.ieni weiblichem l^rusl-
bild und italienischer Inschrift). Darin, dal.) die rormi^elnnvi; nicht der 'IVipferscheibe
allein überlassen blieb, kann eine prinzipielle .Ähnlichkeit mit früheren Stücken wie der
Tächerschale, den Rin,i;flaschen. der Berliner Ku,i;el ,i;efunden werden.
Von den älteren Fayencen kommt dem farbigen Charakter der Schalen mit
gekräuseltem Rand am nächsten der Berliner Wandbrunnen mit der flachgemalten
bunten Muschel in der Ni.schenwitlbung. Auch die Eigentümlichkeit durcheinander-
gerührter Farben (blau und niangan, blau und gelb) findet sich hier wie dort, be-
sonders in der Malerei der Wolken. Flinsichtlicli der Mischfarben kann ebenso auf die
Porträtschale von 1596 verwiesen werden, die gleichfalls solche Wolkenkreisel auf-
weist. Ferner konnten die verschlungenen Staubfäden einiger der Blütenstauden
In den Schalen (Abb. 60; Detail aus der Nürnberger Schale von 161}) an das Blüten-
motiv der verschlungenen Zungen (Abb. 62) in den älteren Wandbrunnen erinnern.
Doch wird in dieser Beziehung vorläufig kein direkter Zusammenhang zu konstruieren
sein, so lange sich nicht Zwischengliederfinden. Eher noch dürften sich die verschlun-
genen Staubfäden der Schalen erklären als Neustilisierung der früher besprochenen
U-Bogen, die das alte Pinselblattmotiv begleiten. Man vergleiche z. B. am Rand des
Tellers von 159^ die Blüte oben in der Mitte dicht am inneren Rand. Auch die apfel-
kernförmigen kleinen Blattflecken dieses Randes kehren augenscheinlich in den
Schalen an den Stielen der Stauden wieder. Sie sind nur mit Konturen versehen.
Die Konturierung ist es auch, die hier das Leitmotiv der älteren Gruppe, wie es sich
etwa im Spiegel der Fächerschale in Reinkultur darstellt (Abb. 57) soweit zersetzt,
daß es kaum wieder erkannt wird. Man kann diesen Zersetzungsprozeß, der 1610
(Abb. 58) noch kaum begonnen hat, im Anfangsstadium an den unteren Zweigen
der Damenschale von 1617 (Abb. 59) studieren. 16^0 kehrt dann das alte Pinsel-
motiv noch einmal wieder. Eine andere Art von Blütenstauden (Abb. 6l) begegnet
in Stuttgart (I613) wie in München (Herren.schale von 1617)-
Was die Provenienz betrifft, so ist aus Essenweins Notizen zu entnehmen, daß
die Schalen mit Wellenrand im Germanischen Museum ebenso wie die Schale von
1596 und der Porträtteller von 1593 „alle in Nürnberg oder dessen Umgebung ge-
funden" wurden. Von der Jakobusschale von I623 läßt sich mit Hilfe des Zugangs-
registers noch nachweisen, daß sie 1861 von Picker t in Nürnberg erworben ist.
Die gleichzeitige Berliner Schale kann nur bis auf die Kunstkammer zurückverfolgt
werden. Auch über die Herkunft der Münchener Schalen läßt sich nichts mehr er-
mitteln. Die Fächerschale wurde ebenso wie die Kugel im Nürnberger Handel er-
worben. Vielleicht gelingt es durch einen glücklichen Zufall einmal, die Persönlich-
keit der Porträts von 1593 und 1596 zu identifizieren; dem Bildnis von 1596 liegt
ja, wie die Kreuzlagen in der Malerei verraten, ein graphisches Vorbild zugrunde.
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Abb. 65.
London.
V. Die Werkstatt des Mono gram misten LS.
Es ist notwendig, die Werkstatt des Monogrammisten L S in die Betraclitung
der deutschen Renaissancefayencen einzubeziehen. wiewohl ihre signierten Arbeiten
erst dem zweiten und dritten Jahrzehnt des 17. Jalirlumderts angeliören. Das Datum
1618 tragen zwei verschiedene Schraubflaschen im Kgl. Kunstgewerbemuseum in
Dresden (Abb. 67) und eine dritte (Abb. 82) im Germanischen Museum, ferner eine
Schale im Berliner Kunstgewerbemuseum und ein Teller, der in dem Markenbuch
von Chaffers unter den unbekannten italienischen Majoliken als in der Sannnlung
Falcke in London befindlich aufgeführt ist, jedoch in der Versteigerung der Samm-
lung Isaac Falcke bei Christies (am 19- April 1910) nicht vorkam. Aus dem Jahre
1621 stammt eine scudello-Schale (Abb. 84) der Sammlung Lo c k n e r (Würzburg)
und von 1629 ein Deckelpokal im Berliner Kunstgewerbemuseum. Nicht datiert
aber bezeichnet ist eine Kanne im Bayer. National-Museum in München (Abb.
70). Die Signatur wurde hier zweimal angebracht. Das eine Mal ist das Mono-
gramm aufgelöst: L S, das andere Mal so geschrieben, daß das S, das sonst das
L zu schneiden pflegt, im Winkel des Buchstabens steht, an den Längsbalken
angelehnt. Man wird also L als Initiale des Vornamens und S als Initiale des
Zunamens zu betrachten haben, wiewohl der letztere Buchstabe in der Regel
etwas kleiner und dünner ausgefallen ist. Damit würde sich zugleich unser früherer
Versuch erledigen, einen Porträtteller des Britischen Museums (Abb. 65), dessen
Signatur durch die verschränkten Buchstaben C und L gebildet wird, in diesen
Zusammenhang zu bringen, aus dem er schon durch die rückseitige Datierung
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74 STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
(1583, lO/Jaiuiarii) herausfällt. Nur die Schale vou 1526 war so, nach italienischer
.Art. bezeichnet, sonst stehen die deutschen Zahlen nie unten, eine Re,t!:el, die von der
Kachel- oder der Scheibeninalerei abgeleitet zu sein scheint, wie denn noch später die
aus Nürnberiier Glaserwerkstätten hervt)rnegangenen Schnielznialer ,i;Tundsätzlich nicht
den Boden der Fayencen signierten. Der Monograniniist L S hat das auch nur
ausnahmsweise (I62I) getan. Von einem Versuch, seine Persrmlichkeit zu iden-
tifizieren, müssen wir zunächst absehen. Nicht signiert, aber unbedenklich der
Werkstatt zuzuschreiben, sind noch zwei gleichartige kleine .Albarellotöpfchen,
wovon das eine (.Abb. 85) in das Germanische Museum, das andere in die Muster-
sammlung der Bayerischen Landesgewerbeanstalt gekommen ist, ferner vier Kannen
im Germanischen Museum (.Abb. 66, 68, 69, 7\)- Weiterhin gehören zu der Gruppe
ein Gefäß, dessen Form sich aus drei Fäßchen zusammensetzt, in der Bayerischen
Landesgewerbeanstalt, und zwei Albarellotöpfe im Märkischen Museum in Berlin (Abb.
86 und 87). Letztere sind bereits I660 datiert, also ein Jahr vor der Begründung
der ersten deutschen Fayencemanufaktur nach holländisch-französischem Muster
(wenn man von der gleichfalls unter holländischem Einfluß stehenden Danziger
Fliesen- Fabrikation des 17. Jahrhunderts und den älteren Hamburger Fayencen
absieht, deren meist porzellanartig glasige Glasur eine von den Renaissancefayencen
grundverschiedene Technik voraussetzt). Das späteste Datum der Werkstatt steht
auf einer Wasserblase im Germanischen Museum (Abb. 73): I666.
Der Charakter der L S-Ornamentik, deren Spiraltendenz sich besonders an einer
der Kannen (Abb. 68) auslebt, ist im allgemeinen durchaus zeichnerisch. Man darf
annehmen, daß Stiche die Anregung gegeben haben. Besonders auffallend ist die
Vorliebe für Schraffuren, ferner die an Gewohnheiten der Kalligraphie erinnernde
Unterscheidung von Grund- und Haarstrichen. Hie und da, besonders an der
in Abb. 68 wiedergegebenen Kanne und an der kleinen Flasche in Dresden
kommt neben der Konturzeichnung breite (massive) Pinselmalerei vor. Den Längs-
schraffuren sind bisweilen Querschraffuren wie ein Riegel vorgelagert, so an den
Albarellen von 1660 (Abb. 80), an einer der Kannen (Abb. 71) und andern Drillings-
fäßchen. An der größeren Schraubflasche in Dresden und an den Töpfen des Märkischen
Museums sind auch die Stiele quer gestrichelt. Ein mehrfach in der Gruppe unauf-
fällig begegnendes Motiv ist das in einem winzigen Kreissektor eingeschlossene kleine
Kreuz: z. B. bei dem kleineren Albarello von I660 (Abb. 87) am Ansatz des Orna-
mentgewächses links und an einer der Kannen (Abb. 69) in den linken oberen Ecken
der Fußzone.
In rechteckig begrenzte Felder eingeteilt ist der Dekor bei der Kanne in Mün-
chen und bei den in Abb. 68, 69 und 71 wiedergegebenen Nürnberger Kannen.
Bei einigen Stücken zieht sich durch das Ornament wie eine versehentlich
stehengebliebene Hilfslinie ein Bogen hindurch, nämlich an einer der Kannen (Abb. 71)
und an dem kleinen Albarello (Abb. 85).
Ein und dasselbe Blütenmotiv findet sich in verschiedener Ausbildung: an der
Nürnberger Schraubflasche (Abb. 82), an den durch Abb. 85 repräsentierten kleinen
Töpfchen (Abb. 76), an den Albarellen in Berlin (Abb. 80) und an der Wasserblase
von 1666. Den ursprünglichen Sinn läßt wohl die größere Schraubflasche in
Dresden am besten erkennen. Hier erscheint die Mittelspitze als eines der Kelch-
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Abb. 75-
Abb. 76.
Abb. 77-
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Abb. 79.
Abb. 78.
Abb. 80.
VON WALTER STENGEL. 77
Mütter, deren verkürzte Ansicht die rahmenden Voluten zei,t:;en, während die mit
kleinen Kreisen ,i;efüllten Schuppen wohl eine Beerenfrucht bedeuten sollen: Abb. 7S.
I:ine andere Blutenform (in Abb. 7^ oben rechts), die man in der 1 lolilkehle des
.un"il,ieren Topfes von \()(^() und an den Nürnber,t;er Kannen bemerkt, bildet in
breiterer Pinselzeichnuui; den einzi,c:en Dekor eines kleinen T()pfchens im Germani-
schen Museum v/o nur noch an der Schulter eine Borte hinzukommt, die eine
flüchti.t^e Ausfiihrun.i;' der Fra,i;ezeichen-Borten der Schraubflaschen (v,i;l. auch das
Ausgußrohr der Kannen) darstellt. Es ist dasselbe Flechtband-Motiv, das bereits
an der Fächerschale be,ü:e,ti;nete. l66o sind daraus fast parallele, ,i;erade Striche
.ii'eworden.
Was die Anfän^i^e der Werkstatt betrifft, so kommen als Vorstufen des häufi,i(en
Motivs Abb. 78 vielleicht die Ranken der Rin,i;f laschen (Abb. 47—48) in Betracht.
Auch bei manchen der oben im III. Kapitel behandelten Stücke k("»nnen m(),i;iicher-
weise Beziehun.i^en zu der L S-Ornamentik .gefunden werden. So läßt sich das
Motiv der Abb. 78 an einigen Rankenteilen des kleinen Wandbrunnens (Abb. 37)
unter Umständen wiedererkennen, z. B. rechts am Rand ziemlich unten und in der
Mitte unterhalb der lilienförmi.i^en Rankenverknüpfun,i;'. wie denn auch zwischen
dieser Nische und der Berliner Vase (Abb. 58). die das .gleiche Motiv zeigt, eine
nähere Verwandtschaft zu bestehen scheint: man vergleiche besonders die Stellen,
wo die Glasur etwas zerlaufen ist.
An der größeren Schraubflasche in Dresden (Abb. 67) findet sich ein Motiv
(Abb. 77) des Architravs des älteren Samariterinnenbrunnens (Abb. 35) wieder. Der
Berliner Wandbrunnen hat statt dessen die Figur Abb. 79 zwischen den Zahlen des
Datums und im linken Pilaster und letztere tritt genau so wieder auf an der kleineren
Schraubflasche in Dresden. Auch ist es vielleicln kein Zufall, daß die Form der
Zahl 2 in dem Datum der Berliner Nische (Abb. 34) und in dem Datum der
Schale von 1621 (Abb. 84) — beide ähneln sich zudem in der gekrackten Glasur
— übereinstimmt.
Einzelheiten des Ornaments, wie die zuletzt genannten Sternrosetten, ebenso
das Flechtband erinnern an das Email dits fränkischen Steinzeugs bezw. der
Gläser des 17. Jahrhunderts. Dasselbe gilt von dem freilich auch anderwärts
(z. B. in Winterthur) damals beliebten Maigl()ckchenmotiv. das die Dekoration der
kleinen Flasche in Dresden beherrscht. An Kreußener Sprüche klingt ferner die
Inschrift des Berliner Deckelpokals an, der die Gestalt einer Töpferscheibe hat. End-
lich stimmt das Modell der Schraubflaschen von 1618 mit dem bekannten Modell
von Kreußen überein, das dort einstweilen nicht früher als 1622 nachzuweisen ist^-"').
Auf eine fränkische Heimat der Gruppe deutet auch die Schale von 1621. die
inmitten eines dreifachen Schuppenkranzes das Wappen des in Thurnau (zwischen
Kulmbach und Bayreuth) ansäßigen Geschlechts der Grafen von Giech enthält
(Abb. 84). Dazu kommt, daß die Provenienz der übrigen Stücke, wo sie bekannt
ist, auf Nürnberg weist. So ist der Deckelpokal des Berliner Kunstgewerbemuseums
1882 von Roesch und Zimmermami (als ..Nürnberger Fayence") gekauft, der kleine
13) Vgl. hier und zu dem Idlgenden Kapitel meine liüiieren Ausführungen in den Mitt.
a. d. Genu. Mus. 1908.
Abb. 81.
Gehren.
Abb. 82.
G. M.
Abb. 83.
Breslau.
Abb. 84
Slg. Lockner.
80 STUDIEN ZUR GESCIIK.MTI: DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
Allxirell(i des Gewerbeimiseums (viii. Abb. 85) 1872 von Anliqiiar 1 leerde.i^en in
Nürnberi;' und die Vase (Abb. \S) 1S8S von Professor Bernau in Niirnl\'r!;'.
Die beiden ApothekeriielaUe des Märkischen Museums stammen aus Liibeek,
dessen Wappen sie an der Vorderseile Irai^en. (i:in in der dlasur verwandter Topf
im Germanischen Museum liai das Wappen von Lüneburi;.) In Lülieek selbst kommt
derarti.i^e Keramik jedoch, wie uns Herr Direktor Schäfer freundhchst mitteilt,
nicht vor. Da der Monourammist 1. S auch liu' eine sächsische Apotheke .gearbeitet
hat (die Wasserblase des Germanischen Museums enthält ebenfalls das sächsische
V^'appen), ist in jener vereinzelten Bestelluni;' kein Anlaß .i^e.^eben, ihn in Nord-
deutschland (etwa in der Nähe des zwischen t SSO— 1566 täti.^en Statins von Düren)
zu suchen, vielmehr werden wir seine Werkstatt wenn nicht in Nürnberg selbst,
so doch in Franken oder Thürini^en mit einiger Wahrscheinlichkeit lokalisieren dürfen.
o
Mitteilutn;en aus dem Germanischen Nationalmuseuni 1911.
Abb. SS.
VI. Die Hirsch vo.^elhypothese.
In der Werkstatt, die Aii.s^iistin Hirschvogel von 1531—1535 mit dem
einer alten Hafnerfamilie — Hafner namens Nickel begegnen in den Nürnberger
Bürgerlisten bereits in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts — entstam-
menden Hans Nickel betrieb, sind Fayencen mit Blaumalerei hergestellt worden.
Denn es geht sowohl aus der Nachricht Neudörffers wie aus einer Urkunde
hervor, daß die von Oswald Reinhard in Nürnberg eingeführte Technik der
damals in Venedig üblichen entsprach. An sich wäre es ja denkbar — und es ist
diese Vermutung auch schon bestimmt geäußert worden ^ daß es sich bei ..der
venetianischen Arbeit mit dem Schmelzen und Glaßwerck" um die Herstellung von
venetianischem Glas gehandelt hätte. Aber einer solchen Auffassung widerspricht
einerseits jene Ratsverordnung, in der Hirschvogel geradezu als ..Hafner" tituliert
wird, und andererseits ist auch der Ausdruck „glaßwerck" im damaligen Sprach-
gebrauch als gleichbedeutend mit glasierter Töpferware nachweisbar. Es wäre
daher eigentlich müßig, die Frage aufzurollen, welche Art von Gläsern von der
Firma Hirschvogel und Nickel hergestellt sein könnten. Am ehesten wird man an
eine durch äußerlich aufgeschmolzene weiße Schnüre und horizontale Flechtbänder
auffallende Gruppe von farblosen Gläsern denken, die dann als Nachahmungen
des venetianischen Latticinioglases zu gelten hätten. Das Germanische Museum
besitzt von der genannten Sorte u. a. ein von Pickert erw^orbenes Stangenglas
(Abb. 91). Dieses hat viel Ähnlichkeit mit einem Glas, das in einem 1544
datierten Gemälde von Georg Pencz in Berlin neben dem Porträtierten (dem
Nürnberger Maler Erhart Seh w e t z e r) zu sehen ist und sich als eine zwischen
6*
a
VON WALTER STENGEL. $5
der konisclien Beclierforni Venedi,i;s und der deutschen Stan,i;en,i,^esüilt vermittelnde
Übergangsforni gilit (Ablt. 89). Georg Pencz stand der Firma liirschvogel-Nickel
nicht fern, wie aus den Ratsverlässen (Hampe Nr. 2120 und 2209) hervorgeht: 1535
tritt er „für Augustin Hirschvogel und Hans Nickel" (die Firma) und 15^6 für
Hans Nickel (den damals alleinigen Inhaber) als Bürge auf, das zweitemal unter
Garantie auf ein Jahr. Alan krninte also versucht sein, hier einen Zusammen-
hang zu konstruieren. Demgegenüber ist jeeloch zu sagen, daf] wir keine Belege
dafür haben, daß eine Nürnberger Hütte damals imstande war solche Gläser zu brennen.
Was Neud()rffer 1547 von dem Nürnberger Brillenmacher Hans Ehemann be-
richtet (,,er nahm ein eben h o c h Venedisch Trinkglas, that den Boden hinweg,
brennet das Glas an der Seiten auf und breitet es im Feuer aus wie ein eben Papier,
und machet krystallene Brillen daraus") scheint das Gegenteil zu beweisen und noch
deutlicher spricht ein Eintrag in dem kulturgeschichtlich überaus interessanten Un-
kostbuch des Nürnberger Patriziers Paulus Behaim: „(Nürnberg) 1561, adi 27 Sep-
tember zalt für 9 weyße, glatte, dicke (sie !) venedische drinkgleser 1 fl. 1 .^ 2 ^>"
(= Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nbg. VII, S. 143). Das Wort „venedisch" be-
zeichnet in diesen Fällen schwerlich nur die Art allein, sondern auch die Provenienz.
Überdies ist es erwiesen, daß Stangengläser noch am Ende des 16. Jahrhunderts
für den deutschen Markt in Venedig hergestellt wurden.
Beide Auffassungen, die Annahme, daß Oswald R e i n h a r d die kera-
mische Technik in Nürnberg verbesserte, und die andere, daß er das Arcanum
der venetianischen Glasmacher besaß, würden sich auf halber Linie begegnen,
wenn man annehmen wollte, daß von Hirsch vogel eine Übertragung des venetia-
nischen Gläseremails auf das keramische Gebiet angestrebt wurde. Es wäre dann an
das fränkische Steinzeug, mit dem die L S-Werksiatt ja ein wichtiges Modell ge-
meinsam hat (Abb. 67 u. 82), zu denken. Das Email ist jedoch diesem Material ebenso
wie dem deutschen Glas^-*) noch mindestens ein Vierteljahrhundert nach Hirsch-
vogels Tod fremd geblieben. Als Inkunabeln von Kreußen sind iK'ichst wahrscheinlich
jene beutelh'h-migen Krausen, die ich in den Mitteil. a. d. Germ. Mus. 1908 (S. 63f.bezw.
S.-A. 25) zusammengestellt habe — der Gruppe schließt sich noch der besonders reich
montierte Ratspokal in Erfurt an ^zu betrachten. A. Walcher von Molthein hat das
gelegentlich der Publikation des zugehörigen Exemplars der Sammlung Figdor
des näheren enn-fert (Kunst und Kunsthandwerk 1909, S. 20). Letztere Krause
zeigt in kalter Malerei die Allianzwappen eines Grafen von Henneberg und das
Datum 1579. Ein Jahr jünger ist das im Bayer. Nationalmuseum aufbewahrte Exem-
plar mit einer Kreuzigungsgruppe und dem Wappen der Ablei Hersfeld. Auch hier
ist die Malerei noch in Ölfarben ausgeführt.
Wenn Neudürffer die Erzeugnisse der Fayencewerkstatt näher charakterisiert
durch den Zusatz ,.auf antiquitetische Art, als wären sie von Metall gössen", so sind
seine Worte wohl nicht so genau zu nehmen. H(')chstwahrscheinlich hat der Rechen-
14) Vgl. zu der letzteren Frage jetzt R. Scliniidt im Jahrb. d. Kgl. Preuß. Kunstsl. 1911.
S. 279 ff- Zu der Peringer- Frage (Mitt. a. d. G. M. 1908 und Schmidt a. a. O.) — es handelt
sich wahrscheinlich um emailliertes Beinglas — ist noch nachzutragen, daß außer dem Museo
Correr auch die Eremitage in Petersburg ein entsprechendes Fläsciichen besitzt (frdl. Mitteil,
von Herrn Ijirektur J. Brinckniann).
86 STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
meisten als er die Nachricht im Jahre 1547 nicdcrschrieh, das Architektur- und Per-
spektiv-Kompeudium seines Kolle,i;en K i \ i u s. das im i^leichen dalirc in Niiiii-
beri;' im l^ruck erschien, bereits in der Hand ^eiiabl. i^ivius liilde( (S. Wli — .\.\)
eine ganze l^eihe ..anliquisclier Bockal" ab. mit einer Anweisung. ..nit allein solche
gefüs wie angezeigt sonder vil ander der gleichen n a c h A n 1 i q u i > c h e r m o n i e r
der Bocal, begrebnus gefäl.!. neu zu erfinden". l"iir die identiiizieruiii; der Fayencen,
die Neudörffer meint — ob er sie wirklicli gesehen hat ist mehr als zweifelhall. es
klingt eher als ob er nur etwas hätte läuten h(')ren und einen modernen Ausdruck'-')
anbringen wollte — ist jedoch mit diesen, Peter T 1 i) l n e r zugeschriebenen, z. T. Irei
nach Cesariano gearbeiteten Holzschnitten nichts gewonnen, wie denn schon Pi\ius
selbst erklärt, daß diese Vorbilder nur cum grano salis zu verstehen seien (S. XVII):
„so mag er mancherley proporcion solcher gefetJ und fürnemlich der antiquisclien
Bockal finden. .Aber die höhe sampt dem mundstuck und deckel, desgleiclien die
füßlein seien in Sonderheit geordnet aus rechtem verstandt eins verstendigen Gold-
schmidts und der gleichen kunstreichen handwerckern nach erforderung der materi
darvon solche gefäß gemacht werden sollen".
Die italienischen Majolikatöpfer liaben sich allerdings in solchen Formen —
Piccolpasso nennt sie „vasi a bronzo antico" — versucht. Seit der Mitte des 16. Jahr-
hunderts sind in Italien an Metallgefäße erinnernde, durchbrochene oder gebuckelte
mit wenig Blau und Gelbbraun dekorierte, größtenteils weiße Fayencen als Massen-
exportartikel für die schweizerischen und österreichischen Alpenländer, für Süddeutsch-
land und Böhmen (aber auch für Frankreich) hergestellt worden, wobei abgesehen
von den Wappen auch in den Gefäßtypen bisweilen (jedoch selten) auf den Geschmack
der Abnehmer Rücksicht genommen wurde, wie das z. B. bei einer in zwei Exem-
plaren bekannten Schnelle mit dem Wappen eines Ulmer Patriziers der Fall ist. Mit
den deutschen Renaissancefayencen hat dieses Weißgeschirr, das dann seit dem
\7. Jahrhundert in Böhmen Nachahmung fand, keinerlei Gemeinschaft. Die Glasur
ist beinartig und grundverschieden von der warmen Tönung unserer Inkunabeln.
Im einzelnen vergleiche man etwa die in Abb. 63 wiedergegebene deutsche Fächer-
schale mit einer gerippten Schale jener Gruppe, von der u. a. Dr. Figdor ein
Exemplar v. J. I619 besitzt. In letzterem Fall (Abb. Kunst und Kunsthand-
werk 1909 S. 42, zwei Schalen des gleichen Modells bewahrt die Mustersammlung
der Bayer. Landesgewerbeanstalt, eine dritte v. J. 1618 steht gegenwärtig im
Berliner Handel) sind die blauen Rippen über den blechartig umgebogenen Rand
— der ganze Charakter der Falten ist blechern — durchgeführt, während bei der
deutschen Renaissanceschale die kräftige Modellierung des Inneren nach außen
durch eine Hohlkehle abgeschlossen wird. Manche Stücke der häufigen Ware (so
schon ein 1560 datierter Teller eines Imhofschen Services im Germanischen Museum)
tragen die in Jännickes Markenverzeichnis unter Nr. 247 wiedergegebene Signatur,
die wie eine durch ihr steiermärkisches Allianzwappen um I611 datierbare Schale
15) Synonym mit welscli oder italienisch ist der Ausdruck hier jedenfalls nicht, sonst
iiiitte Neudörffer sich an dieser Stelle wohl kaum anders ausgedrückt als da wo er berichtet,
daß ,, Hanns Stengel ... auf welsche und deutsche .4rt gleichwie Georg Schreiner ...
viel schöne Schreinerwerk machten" und „dafj derselbe Stengel mit derselben welschen Arbeit
der erste gewesen sein soll".
Abb. 92.
Dresden.
der Kgl. Porzellansammluiic: in Dresden beweist, eine Faentiner^*') Werkstatt bezeidinet
(Abb. 92). Es erLibri,t!:t sicli damit der Versucli, das in dem Monogramm enthaltene
R mit der Triester Majolikafabrik in Beziehung zu bringen, die einem gewissen
Peter R e i c li e r, Bürger zu Laibach, 1534 privilegiert wurde. Eher läßt sich das
Monogramm der Simson-Schale von 1526 (Abb. 32), deren schweizerisclier Ursprung
ja zum mindesten zweifelhaft ist, auf Peter Reicher beziehen, insofern es unschwer
als P R aufgelöst werden könnte. Man müßte dann, was nicht unwahrscheinlich
wäre, annehmen, daß dem Großbetrieb schon eine mehrjährige Praxis vorausging.
Anderseits dürfte — was zuerst E. W. B r a u n vermutete — angesichts der Nürn-
berger Provenienz noch immer nnt der Möglichkeit zu rechnen sein, daß Oswald
Reinhard sich mit dem R auf der Rückseite verewigt hat.
Das am deutlichsten ausgesprochene Renaissanceornament der ganzen Folge
der Inkunabeln ist wohl, wenn wir von den Tiroler Öfen absehen, die Bordüre des
bereits im Zusammenhang mit diesen gewürdigten Tellers von 1531 (Abb. 94). Von
einem Künstler, der wie Hirschvogel die Prinzipien der Renaissanceornamentik
theoretisch und praktisch beherrschte, kann diese Verkrümmung einer Pilasterfüllung
von ursprünglich aufsteigender Tendenz jedoch nicht herrühren. Das Muster enthält
zudem eine Reihe von mißverstandenen Einzelheiten. Besonders das Vasenmotiv ist
wiederholt bis zur Unkenntlichkeit verkümmert. Ähnliche Unregelmäßigkeiten bez\\-.
Gedankenlosigkeiten sind auch an den Zwischengliedern der Wellenranke des Ma-
donnentellers von 1530 zu bemerken (Abb. 93 u. S. 51). Die Bordüre als Ganzes gibt
sich da zwar als natürliches Randmuster — der innere Kranz ist übrigens als Rosen-
kranz zu deuten — doch nimmt sie nicht recht Bezug auf das Bild im Spiegel, insofern
die Vertikale der stehenden Madonna nicht mit Cäsuren der undulierenden Ranke
zusammenfällt, die seitlich rechts unten beginnend, wie es scheint im umgekehrten
16) Das gleichartige säciisische Hofservice im legi. Jolianneum (Weiügeschirr in urbina-
tischen Patanazziformen mit dem sächsischen Wappen) ist, wie Herr Dr. Zimmermann freund-
iiciist mitteilt, waiirscheinlicli idjntisch mit einem in Siena bestellten Service.
Abb. 93.
G. AI
Abb. 94
90 STUDIEN ZUR CiESCIlICIlTt DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
Abb. 95- G. M.
Sinne des Ulirzeigers gezogen scliließlicli mit dem Platz nicht aiLskommt, sodaß am
Ende der Fhiß ins Stocken gerät. Die eigentlichen Gesetze der antiquisclien Manier
sind jedenfalls hier noch weniger zu erkennen, wenn auch der keramischen Schönheit
auf diese Weise kein Eintrag geschehen ist, da so im Gegenteil ähnlich wie bei
orientalischen Teppichen, der Charakter der naiven Handarbeit (der vornehmste
Reiz von Inkunabeln auf jedem Gebiet) deutlich zum Ausdruck kommt.
.Andererseits zeigt eine im Geist der Renaissance entworfene, blauweiß gemalte
Kanne (Abb. 90) in einem Bild von Georg Pencz, der doch wie oben erwähnt zu der
Nürnberger Werkstatt in Beziehungen stand, keine Verwandtschaft mit den erhaltenen
Fayencen ^^).
Am sichersten auf Nürnberg bezw. dessen nähere oder weitere Umgebung (Fran-
ken, Thüringen) zu lokalisieren sind die Arbeiten der Werkstatt des Monogrammisten
L S. Man wird daher von diesen ausgehen müssen, wenn es gilt Anhaltspunkte über
das .Aussehen der Fayencen des Nürnberger Radierers Hirschvogel zu gewinnen.
Graphische Vorbilder setzt die schraffierte L S-(3rnamentik ja voraus. In
den eigentümlichen Bogenlinien, die sich bisweilen wie Hilfskonstruktionen durch
die Ranken ziehen (vgl. Abb. 71 und Abb. 85, auch bei der Vase Abb. 38 ist dies der
Fall), dürfte am ehesten ein Zusammenhang mit manchen Radierungen Hirschvogels
gefunden werden. Hirschvogel, der Verfasser des ausdrücklich zum Nutzen des
Kunsthandwerks bestimmten Geometriebüchleins, dessen Illustrationen zum großen
Teil Kreiskonstruktionen darstellen, hat solche Hilfskreise hie und da mit Absicht-
17) Den Hinweis auf diese Kanne verdanke icli Herrn Direktor E.W.Braun, die unserer
Abbildung zugrunde liegende Aquarellkopie Herrn Geheimrat K. Woennann. Hier sei auch des
in Abb. 95 wiedergegebenen Fragments einer Schale mit der Darstellung des Zweikampfs zwischen
David und Goliatli gedacht, deren Entstehung in Nürnberg jedoch dadurch nicht bewiesen ist,
daß das Stück in Nürnberg (gelegentlich des großen Hochwassers im Frühjahr 19ü9) gefunden
wurde.
VON WALTER STENGEL.
91
Abb. 96. G. M.
Schälchen mit dem Wappen des Bamberger Bischofs
Johann Phihpp v. Gebsattel (um 1600).
lichkeil im OnuinieiU stehen liissen, so z. ß. in dem Streifen am Körper der Kanne
B. 94 (F r i e d r i c h, Talel .\XI1I) mid an der Schulter der Kanne B. 95 (Abb. 88),
deren runder Körper ebenfalls ein Produkt des Zirkels ist.
Auch aus der Tatsache, daß in der L S-Werkstatt das figürliche Moment, das
Hirschvogels schwächste Seite war, von der verzeichneten Berliner Rhetorica ab-
gesehen, keine Rolle spielt, während andererseits dort (und noch mehr in der tech-
nisch auf derselben Linie stehenden und zweifellos durch einen Künstler von dem
Rang llirsclnogels inspirierten Eulenwerkstatt) die Heraldik, Hirschvogels zweites
Hauptgebiet neben dem Ornamentsticli, gepflegt wurde, liel3e sich ein Tropfen auf
die Mühle der Hirschvogelhypothese herausdestillieren. Wir würden jedoch allen
Boden unter den Füßen verlieren, wollten wir weitergehen und betonen, daß das
Monogramm L S ähnlich wie es der Inhaber der Fayencewerkstatt schrieb von dem
Nürnberger Radierer Lorenz S t r a u c h (1554—1636) gebraucht wurde, dessen Stil
(in der Strichführung, nicht in Einzelheiten) an Hirschvogels Radierungen erinnert.
Abb. 97- Slg. Wilczek.
VII. Die Eulen.
Von den Fayenceeulen der Renaissance ist in der keramischen Literatur zuerst,
und zwar von Albert J a c q u e m a r t (1873) das seitdem verschollene Exemplar
der Sammlun,t;" Alexandre de 1 a H e r c li e in Beauvais beschrieben worden. Diese
Beschreibung'^^), die nicht genau ist, wird durch die Angaben des Katalogs der Verstei-
gerung der Sammlung de la Herclie ergänzt: „Vase en forme d'oiseau de proie decore
de trois personnages en relief sous une arcade de la renaissance; au revers: Guillaume
Teil abattant la pomme sur la tete de son fils. Bleu et or. XVI. siecle (Nuremberg)".
Die Vorderseite mit einem Liebespaar und einem schalkhaften Narren unter einer
18) Vgl. J., Histoire de la ceramique, S. 379: ..Parmi les oeuvres les plus anciennes et les
plus remarquables de l'Allemagne, nous devons mentionner un vase destine ä etre donne en prix
par une compagnie de tireurs d'arc. Ce pot a la forme d'un oiseau de nuit dresse sur ses pattes
velues, la tete formant couvercle; le fond est un email blanc releve de touches bleues qui dessinent
les mouchetures du plumage; niais, sur le milieu de la pause, l'email est interrompu, et un beau
bas-relief modele ä la main representelesdignitaires de la Corporation revetus du splendide costume
qu'on retrouve dans le triomphe de Maximilien. Certes, s'il etait perniis de hasarder un nom ä
propos d'une oeuvre aussi exceptionnelle, nous dirions que le celebre Hirschvogel en est l'auteur;
il y a de plus que le talent d'un potier, il s'y trouve la science d'un statuaire de goüt; cette piece
est l'une des perles de la collection de M. de la Herche, de Beauvais".
Jacqueniart knüpft daran noch folgende Bemerkung: „L'histoire de Tart ceramique alle-
mand est tout entiere ä creer; rien de serieux n'a ete dit a ce sujet, et lorsque les savants de cette
contree se mettront ä Toeuvre, des revelations inattendues etonneront les curieux. Une belle
assiette du musee de Sevres prouve que la majolique etait en honneur sur les bords du Rhin comme
sur le littoral de l'Adriatique; de riches armoiries, d'elegantes arabesques y sont nielees ä des
legendes latines ou allemandes et le chiffre du revers, forme de lettres gothiques annonce
VON WALTER STENGEL. 93
Arkade sibt unsere Abbildun.y: 100 wieder. Ich habe das Stück noch nicht selbst
gesehen, da sein Verbleib (in einer Pariser Privatsaninilun.t,^ erst in letzter Stunde
ermittelt werden konnte, und nuiü daher mit einem Urteil zurückhalten. Auf
den ersten Blick fällt auf. da(.! der Kopf dieselbe Form hat wie der falsche Kopf
der Landauschen Hule in der Sammlung; Fis;dor (Abb. Kunst und Kunsthandwerk
1909. S. 24). Hs ist jedoch nicht nur m(\iich, sondern so,t;ar wahrscheinlich,
daß dieser nach jenem kopiert wurde. Denn das Exemplar Fi,u,'dors stammt aus
der l^uiser Sammlun.i;' Spitzers, der das Modell für die Er.i^änzun.i,^ am ehesten
in der durch Jacquemart in die Literatur ein.ceführten Eule .gesucht haben dürfte.
Bei letzterer entspricht die besondere Form des Schleiers den .t,Tdrun,i;enen Läufen,
die bei dem Landauschen Kauz wie bei allen übrigen der Gruppe schwach und hoch
sind. Am nächsten verwandt in der Kopfbildung ist die Eule der Stuttgarter Alter-
tümersammlung (Abb. 102). Hier besteht der Schleier aus einem gemalten flachen
Kranz von großen Federn, während er sonst convex ist und von einer Reihe (meist
eingestochener) kleiner Kreise zwischen radialen Linien bezw. Furchen geschmückt
wird. Die an der Rückseite des de la Herche-Exemplars modellierte Darstellung des
Teilenschusses ist an sich nicht bedenklich, da sie seit Etterlins Chronik (1507) auf
Denkmälern des (Schweizer) Kunstgewerbes nicht selten vorkommt^-'). Das Relief der
Vorderseite ist wesentlich besser als die wappenhaltenden Figuren der Gräflich Wilczek-
schen Eule (Abb. 97) Das de la Flerche- Käuzchen hat wie alle anderen echten Fayence-
eulen des 16. Jahrhunderts nur die eine Scharffeuerfarbe blau in der weißen Glasur und
ist im übrigen an einigen Stellen kalt vergoldet. Kalte Bemalung ist der ganzen Gruppe
eigentümlich. In dieser Weise ist bei den meisten Stücken der an der Brust des
assez hl piitiie de fartiste. Nous avons vu d'autres ouvrages signes de sigles evidemment germa-
niques, et que des analogies de style avaient fait classer aussi parmi les majoliques italiennes".
Audi in diesem Falle ist Jacquemarts Beschreibung nicht genau. Das fragliche Zeichen
' ist an der Vorderseite am Rande des Spiegels angebracht, unterhalb eines flatternden
WC Spruchbands mit den Buchstaben AG— W—GA. Von den beiden Wappen stimmt das eine
J überein mit der bei Sibmacher (Preuß. Edelleute Taf. 3 16) gegebenen Beschreibung des
Wappens der Milich, ,, eines im vorigen Jahrhundert bei Goldberg in Schlesien begüterten Geschlechts".
Nach ,,Des Schlesischen Adels anderer Teil oder Fortsetzung schlesischer Curiositäten" von Johann
Sinapius war diese Familie im 16. Jahrhundert in Freiburg i. Br. ansässig. Das andere, das einen stei-
genden Greifen (nach links) enthält, ist schwerer eindeutig zu bestimmen. Unterhalb der Wappen
steht in einem Täfelchen die Jahreszahl 1548. Die Umschrift (in großen lateinischen Buchstaben)
lautet: Quos Animis Equis Hos Stemmate Junxit Eodem Non Sors Sed Fata Prosperiore Dens.
Die „eleganten Arabesken" bestehen nur aus einigen dünnen Schnörkeln. Das eine Wappen ist
wie das Spruchband und die Fassung des Datumtäfelchens in breiter weiß gehöhter Malerei
ausgeführt, das andere in scharfer Federzeichnungsmanier. Mit den besprociienen deutschen Fayen-
cen ist der Teller, den wir dank dem gütigen Entgegenkommen der Verwaltung des Mus^e
Cdramique hier zum ersten Male reproducieren können (Abb. 98), ebensowenig verwandt wie
ein Teller des South Kensington Museums, dessen Photographie (Abb. 99) uns durch die
Direktion dieses Instituts in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt wurde.
19) Immeriiin sei in diesem Zusammeniiang erwähnt, daß vor etwa 30 Jahren, wie Herr
Dr. Angst in Zürich freundlichst mitteilt, ein Berner Antiquitätenhändler begann, falsche Fayence-
eulen mit schweizerischen Wappen und historischen Darstellungen bemalt in den Handel zu bringen.
Ein solches Exemplar befand sich bis vor wenigen Jahren im Historischen Museum in Bern.
Bekannter sind die Fleischmannschen Fayenceeulen, die noch heute in Sulzbach weiter fabri-
ziert werden. Ein Exemplar von diesem Typus besitzt z. B. die Kgl. Kunstschule in Nürnberg.
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VON WALTER STENGEL. 95
Vogels an,ij:ebriiclite Scliild mit dem z\veik(tpli,i;en Adler bemalt, so bei der Hule des
Stadtmuseums in Kaufbeuren (Abb. 103). deren Wappen früher versehentlich als das
nnr den halben Adler und zwei Sterne enthaltende Wappen dieser Stadt an,ii:esprochen
wurde; ferner bei dem Käuzchen auf Bur.i;' Kreuzenstein — die Beschreibung im
Katalog der Spezialausstellung von Krügen und krugartigen Gefäßen im Österreich.
Museum in Wien. 1881, gibt noch den Doppeladler an, der jetzt abgeblättert ist —
und bei zwei Exemplaren v. J. 1560 im Fürstlich Schwarzburgischen Schloß in Gehren.
Bei dem einen ist der Kaiserliche Schild mit der Kette des Ordens vom goldenen Vließ
umhängt (Abb. 81), bei dem anderen (Abb. 105) von den Schilden der sieben Kurfürsten
umgeben, ebenso wie an einem dritten Exemplar vom Jahre 1560 in Breslau, wo die
kalte Malerei sich nicht erhalten hat (Abb. 83). Den Archetyp dieser Kurfürsten-
eulen gibt Abb. 104 wieder. Die teilweise durch die fette Glasur verdeckte Model-
lierung des Gefieders ist hier weniger scharf als bei dem kleineren gleichfalls undatierten
wappenlosen Gegenstand unserer Titelvignette. Die einzelnen plastischen Federn sind
quer gerippt und mit Längsstrichen bemalt wie das auch bei den 1 540 und 1543 datierten
Eulen in Köln (Abb. 106—107) und Kaufbeuren der Fall ist. Stilistisch steht das
Stück der Kaufbeurer Eule am nächsten. Man vergleiche besonders die malerische
Strichelung rings um den Schnabel und die Form des großen Schildes; nur ist dessen
Umschlag in Kaufbeuren schon weniger reich gegliedert. Die Form der Krone
bleibt bei den jüngeren Kurfürsteneulen ähnlich, doch fehlen hier die (rot bemalten
Perlchen), die man am Reifen und an den äußeren Stegen des älteren Exemplars
bemerkt. Besonders drastisch zeigt sich der Unterschied im Schnitt und der An-
ordnung der kleinen Schilde.
Die frühe Kurfürsteneule stammt aus einer alten Tiroler Familie und läßt
sich dort bis in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Der damalige Besitzer war
Bergwerksbeamter in Schwaz. Vorher war die Familie in der Gegend von Meran
ansässig. In Schwaz ist jedenfalls auch das so nahe verwandte Kaufbeurer Käuzchen
einmal gewesen. Dieses stammt aus dem Besitz der Hörmann von Guttenberg.
Als Urbesitzer kommt der u. a. aus der Geschichte der deutschen Renaissancemedaille
liekannte Georg Hörmann in Betracht, der in Schwaz liegütert war und dort auch
(1545) in das Hospital ein Fenster stiftete. Es mag ein Zufall sein, daß diese frühen
Stücke beide auf Tirol weisen. Nimmt man jedoch hinzu, daß die technische Eigen-
tümlichkeit kalter Bemalung in der 151^ begründeten Glashütte des unweit von
Schwaz gelegenen Hall üblich war, und daß andererseits um 1540 gerade in der
Gegend von Meran und Brixen eine Werkstatt für Fayencen mit Blaumalerei
nachgewiesen v/erden kann, so scheint es nicht ausgeschlossen, daß wir die Eulen-
werkstatt in Tirol zu suchen liaben. Mit dieser Hypothese würde auch die
andere Vermutung, daß die Eulen, besonders die mit dem habsburgischen
Doppeladler geschmückten als Kaiserliche Ehrengeschenke aufzufassen sind,
zum mindesten niclit in Widerspruch stehen. Urkundlich zu erhärten ist die
letztere Annahme allerdings zurzeit nicht. Doch läßt sich folgendes dafür geltend
machen.
Das Kaufbeurer Exemplar bezeichnet schon eine Tradition als ein Kaiserliches
Ehrengsechenk, und diese Überlieferung scheint bei der hervorragenden Stellung
ihres mutmaßlich ersten Besitzers — Georg Hörmann war an dem Kaufhaus der
VON WALTER STENGEL. Q7
Fii.n,ti;er beteiligt — nicht unbei;Tündet zu sein. Aus einer 1539 datierten Urkunde
des Stattlialtereiarchivs in Innsbruck (II. Jahrb. d. kunsthist. Samml. d. Allerh.
Kaiserli., Nr. 2141) ersehen wir, da(3 er damals zu der dorti.tijen Regierung in Beziehung
stand. Und wenn aus einer Hofzahlamtsrechnung von 1553 (a. a. (). VII Nr. 4875)
hervorgeht, daß Ferdinand I. zwei großen Augsburger Kaufherrn zwei Trinkgläser
zum (jeschenk machte, auf denen „irer R(>misch. Khgl. maj. Wappen" gemalt waren,
so kommt diese Analogie unserer Hypothese noch weiter entgegen. Auch die Herkunft
der 1540 datierten K(')lner Hule mit dem Kessenringschen Wappen (Abb. 106 und
107) wäre unschwer in diesem Sinne zu deuten. Das Wappen ist wenn nicht
ursprünglich auf den Überlinger Bürgermeister Jacob Kessenring auf dessen gleich-
namigen Sohn, den Doktor beider Rechte zu beziehen, der 1539 heiratete. Der
Bürgermeister hatte sich im Bauernkrieg verdient gemacht und erhielt zur Belohnung
1528 von Kaiser Karl V. den Wappenbrief, der sich auf dem Rathaus in Überlingen
noch erhalten hat, und schon drei Jahre zuvor bezahlte die Innsbrucker Kammer zwei
vergoldete Geschirre, die für die zwei Bürgermeister in Überlingen als Geschenk der
fürstlichen Durchlaucht bestimmt waren. Jacob Kessenring der jimgere war, wie
eine nachträgliche Notiz auf dem Wappenbrief seines Vaters besagt, der Rom. Majestät
Ferdinand I. und nach dessen Ableben Erzherzogs Ferdinandi zu Österreich Rat
und Diener. Erst im Jahre 1547 erhielt er als ein Zeichen besonderer kaiserlicher
Gunst eine Wappen Verbesserung in GestaK einer goldenen Krone. Die Krone in
der kalten Malerei des Wappenschildes der 7 Jahre früher datierten Eule könnte
nachträglich hinzugefügt sein. Ob die Krone an der plastischen Helmzier (oder
gehören die drei Zacken zur Löwenmähne.'') ergänzt ist, müßte untersucht werden.
Bei einer etwaigen Unstimmigkeit wäre die Jahreszahl 1540 als ein Frinnerungs-
datum aufzufassen.
Der erst kürzlich (von R. Schmidt im ,, Cicerone" 191 0) in die Literatur
eingeführte Adler der Veste Coburg, der aus der . Eulenwerkstatt stammt,
trägt das Khuenburgsche Wappen. Man kann dieses auf Johann G. v. Khuenburg
beziehen, der Mundschenk, später Truchseß des Kaisers Rudolf II. und seit 1604
nieden'isterreichischer Regimentsrat war. Denn da der Adler hinsichtlich der Innen-
zeichnung der Federn mit dem spätesten Exemplar der Eulengruppe (Abb. 102)
— der Schluß des Datums 1561 ist überdies undeutlich — übereinstimmt, steht
nichts im Wege, ihn wesentlich später zu datieren als das Landausche Käuzchen
von 1554, dessen Gefieder schon ebenso (in genauer zeichnerischer Nachbildung der
älteren plastisch gerippten Form) behandelt ist. Das Amt eines Kaiserlichen Mund-
schenks würde jedenfalls der Annahme, daß der Urbesitzer des Adlerpokals diesen
als kaiserliches Ehrengeschenk erhalten hat, am besten entsprechen. Bei einer
früheren Datierung käme wohl vornehmlich der auch durch sein schönes Exlibris
bekannte Michael von Khuenburg in Betracht, der vom 16. Juli 1554 bis 1566
Erzbischof von Salzburg war. Die für diesen Fall naheliegende Annahme, daß der
Adler auf eigene Bestellung des Erzbischofs in Salzburg selbst ausgeführt sei, ist
kaum wahrscheinlich. Die Form des Reichsadlers wäre so nicht erklärt. Auch
würde, da gewiß nicht nur die Eulen aus derselben Werkstatt hervorgegangen sind,
die erzbischöfliche Residenz in der Geschichte der deutschen Renaissancefayencen an
die erste Stelle rücken, und damit stünde dann die Tatsache in Widerspruch, daß
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 19t 1. 7
o
VON WALTER STENGEL. QQ
mit Ausnahme des Madonnentellers, der Jacobusschale und der auch in protestantischer
Gegend mö.iclichen Wandbrunnen — die Samariterinnendarstellun.t^ (:„Gott ist ein
Geist, und die ilm anbeten, die müssen ihn im Geist anbeten") ist in der Schweiz
sogar sehr beliebt gewesen — die katholischen Motive, die später die Salzburger
Keramik doch v()llig beherrschen, unter den Inkunabeln fehlen. Auch wenn man
erwägt, daß letztere einer freieren Zeit angeh<iren. bliebe ein solches Verhältnis un-
verständlich. Eher lief.5e sich also bei einer Beziehung auf den Erzbischof denken,
daß der Adler ihm vom Kaiser geschenkt wurde, vielleicht 1S55 anläßlich des Augs-
burger Religionsfriedens.
Die Kurfürsten- Eule des Schlesischen Museums (Abb. 83) stammt aus fürstlichem
Besitz. „Dieser lukubrierende Vogel von I83 Jahren" ist ausweislich eines durch die
Jahreszahl IS60 am Fuß des Pokals auf 1743 datierten Zettels, der im Inneren liegt,
„des Durchl. Fürst Radziwils gewesen". Wahrscheinlich befand sich das Stück in
dem zu Anfang des 18. Jahrhunderts aufgeliisten Radziwilschen Kabinett -°). Falls,
wie anzunehmen, die Eule alter Familienbesitz des Radziwilschen Fürstenhauses
gewesen ist, so kommt als Urbesitzer in Betracht Nicolaus VI. von Radziwil, Palatin
von Wilna, Großmarschall und Erzkanzler des Großh. Litthauen, auch Generalkapitän
zu Brzesec, Borissow und Szawlin. Diesem und Johann IV. ,, wurde d. d. Augsburg
10. December 1547 der ihrem Vatersbruder IS 18 erteilte Reichsfürstenstand erneuert
und zur Reichsherzogswürde erweitert, d. d. Wien 10. Juli 1553 erhob ferner Kaiser
Ferdinand I. zu Gunsten Nicolaus VI. das diesem gehörige Schloß Sziedlowiec zu
einer Reichsgrafschaft. Derselbe Nicolaus wurde Protestant, ließ 1563 die erste
Bibel ins Polnische übersetzen und starb 1567" (Sibmacher).
Das Käuzchen auf Burg Kreuzenstein (Abb. 97) war früher als altes Familien-
stück im Besitz einer Gräfin Almassy-Wilczek in Linz. Das gemalte Medaillon mit
einem Türkenkopf, oben auf dem Deckel, könnte darauf deuten, daß dieses Gefäß,
ähnlich wie die in einer Hofzahlamtsrechnung von 1557 (= VII. Jahrb. d. K.-S. d.
allerh. K. No. 4941) aufgeführten silbervergoldeten Pokale als Gnadengeschenk für
ritterliches Verhalten im Felde gegen die Türken bestimmt war.
Auf hochadelige Herkunft läßt auch die Kette des Ordens vom goldenen Vließ
an dem einen Gehrener Exemplar (Abb. 81) schließen. Als Urbesitzer kommt Johann
Günther (t 1586) in Betracht, der durch die nach dem Tode Günthers XI. (1552)
erfolgte Teilung Arnstadt mit Gehren erhielt. Leider hat sich im Fürstl. Schwarz-
burgischen Archiv bisher keine einschlägige Urkunde gefunden. Es läßt sich z. Z.
auch nicht entscheiden, ob dem Umstand Bedeutung beizumessen ist, daß das
Schwarzburgische Haus seit alters (1518 in dieser Würde bestätigt) zu den „vier
Grafen des hl. Rinn. Reiches" gehÖH't, und daß in der Quaternioneneinteilung des
Reiches auf den Fittichen des Adlers (z. B. auf den Reichsadlergläsern)- ^) unmiltel-
20) Vgl. K. Masner im Jahrb. des Scliles. Mus. f. Kunsttrewerbe u. Altertümer. II. Bd.
Breslau 1902, S. K»).
21) Das im Schwarzbur^ischen Denkmälerinventar als im Schlosse Gehien befindlich
aufjreführte Reichsadlerglas von 1560 (das Datum der beiden Reichsadlereulen!) ist dort nicht
vorhanden, also entweder den Weg anderer Gläser get,fangen. wie der in der Literatur wieder-
holt erwähnte, aber nicht mehr nachweisbare Reichsadlerhumpen von 1517. oder identisch mit
einem Udch im Schlosse stehenden Reichsaillerylas von 1596.
7*
100 STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE- lAYENCEN.
bar unter Scliwarzburi:: Cilly aufu'cfülirl wird, das im K). Jalirliiiiidcrl ein Lehen
jener Familie von Landau war. deren Wappen das Käu/.chen bei Alltert Li^dor Iriii^L
Bei dem X'orhandensein von nicht weniger als drei Lxemplaren in dem einen
Schlol.l dehren {Titelviunette, Abb. 81 u. Io5) dürfte im übrii^cn auch mit der
Möglichkeit zu rechnen sein, daü die Eulenwerkstalt nicht weit von dort zu suchen
ist. um so eher als wir von der „,i;Toßen aus Ton ,s;ebrannten Lule", die das 1S(S3
aufi^enommene Inventar der Burt,^ Neidek bei Arnstadt aufführt, nicht sa,s:en können,
ob sie identisch ist mit der besonders .großen, alle anderen in den Maaßen übertreffenden
Kurfürsten-Lule V. J. 15C>0, die heute in Gehren steht, oder ob sie etwa ,i;ar als viertes
Stück innerhalb des kleinen Bezirks zu igelten hat. Im Stadtmuseum zu Arnstadt
befindet sich ein blaubemaltes Fayence.i^efäß in Gestalt eines Huhns, das in A. selbst
(unter dem Haus am Markt Nr. 1) und zwar im Schutt des Brandes vom 7. August
1581 gefunden wurde und mit den Eulen technisch verwandt ist (Abb. 72)^-); die
Zeichnung der Schuppen ist im übrigen ähnlich wie bei den L S- Flaschen, und an
die Punktierung des Halses erinnert noch der Löwenkopf der Wasserblase v. J. 1666
(Abb. 73). Ferner hat ein Albarello in der Altertumssammlung in Feuchtwangen,
der seiner ganzen Beschaffenheit nach in den (weiteren) Kreis der Inkunabeln ge-
hört (wenn er seiner überaus rohen, ganz verbauerten Malerei wegen auch tief in
das 17. Jahrhundert zu versetzen sein dürfte), das Schwarzburgische Wappen.
Die Frage nach der Herkunft der Fayence-Eulen muß unter diesen Umständen
ein Rätsel bleiben. Verschiedene Städte können den Anspruch erheben, das Nest an
ihren Mauern gehabt zu haben.
Ließe sich die Geschichte der deutschen Fayenceinkunabeln auf die im
vorigen Kapitel erörterte Hypothese aufbauen, so hieße es Eulen nach Athen, dem
Athen der deutschen Renaissance tragen, wenn man unvoreingenommen und ohne
Hirschvogel oder Neudörffer zu erwähnen die Mciglichkeit berührt, daß die Käuzchen
in Nürnberg entstanden sein könnten. Zugunsten Nürnbergs wäre jedenfalls geltend zu
machen, daß die dem Datum nach älteste, die Kessenringsche Fayenceeule, dem blei-
glasierten, außen steinzeugartig braunen, innen schwarz-griuien und im Scherben
roten Exemplar der Großherzoglich Badischen Kunstkammer, an dem das kalt
bemalte Wappen der Nürnbergischen Familie von Praun angebracht ist, im Modell
ähnelt. Die Form des Schildes und das Blattwerk sind gleichartig modelliert,
auch die Maaße stimmen ungefähr überein. Außerdem gibt es sogar eine kürzlich
aus dem großen Kunsthandel in den Besitz des K. K. oesterr. General- Konsuls Freih.
Max von Goldschmidt- Rothschild übergegangene Fayenceeule mit einem Hohen-
zollerischen Wappen, das auf einen Nürnberger Burggrafen bezogen wird und von
dieser ist auch bereits behauptet worden, daß sie aus demselben Ofen stamme
wie das mit den übrigen Exemplaren unmittelbar verwandte Käuzchen in Stuttgart
(Abb. 102), dessen heraldischer Schmuck, wie schon K. Masner richtig bemerkt
hat, durch die plastischen Helmzieraten von Urach und Teck, sowie die weiß auf
blauem Grunde im 3. Felde ausgesparte Reichssturmfahne als das Wappen des
Herzogtums Württemberg bestimmt ist.
22) Den Naclivveis dieses Stücks verdanke ich M. Suuerlandt.
Abb. 106.
Köln.
Abb. 107.
Köln.
VON WALTER STENGEL. 103
Es genii,e:t ein Blick auf die Abbildun.c: der „Hohenzollerneule" (Abb. 74), daß
das eher einem Spatzen als einer Eule .^deichende Stück zu unserer Gruppe gar
keine Beziehungen hat. Ganz abgesehen von den Augen, die hier hervorgequollen,
sonst in dem Sclileier eingebettet sind, und abgesehen aucli von der in demselben
Formempfinden liegenden Art, wie der Vogel das Wappen an der Brust vorstreckt,
ist ein grundsätzliclier Unterschied darin zu erkennen, daß die Läufe vom Körper
abgesondert sind, dergestalt daß die Idee eines Pokals, dessen Hohlraum an der
Sohle dem unteren Durchmesser entspricht, aufgegeben scheint. Diese Grundform
des Pokals ist ja bei allen Stücken der Gruppe (das Arnstädter f^uhn und ein
indirekt ^^) zugehöriges Käuzchen der Sammlung A. Walchers von Molthein ein-
geschlossen) zu beobachten, und man kann sagen, daß ihr Profil dem der Kannen
aus der L S-Werkstatt gleicht, die in Abb. 66 ff. wiedergegeben sind. Der letzteren
ist die Eulenwerkstatt auch darin verwandt, daß beide als einzige Scharffeuerfarbe
Kobaltblau verwenden.
Es bleibt abzuwarten, für welchen Punkt im v^^eiten Reich der Hypothesen sich
künftig durchschlagende Momente finden werden. Die Schweiz dürfte in diesem
Kapitel ganz auszuschalten sein, trotz des frühen Datums der Eule, die aus
dem nahen Überlingen stammt, und trotz der schweizerischen Darstellung an dem
Exemplar aus der Sammlung de la Herche. Das Vorkommen von Kurfürstenwappen
spricht entschieden gegen Schweizer Ursprung, wie Herr Dr. Angst schon früher
betont hat -4).
Was die Bedeutung der Eulen betrifft, so läßt sich eine eindeutige Erklärung
wolil kaum geben. Jacquemart erklärt das Käuzchen der Sammlung de la Herche,
an dem sich allerdings ein entsprechendes Motiv findet, als Preis einer Arm-
brustschützengesellschaft. Daß man Schützenpreise in der Form von Eulen im
16. Jahrhundert kannte, beweist eine Kaiserliche Hofzahlamtsrechnung vom 4. Jänner
1568 über einen von dem Wiener Goldschmied Erhart Hipflkofer gefertigten
„silbernen Käuzen", welcher als Bestgabe für das Kaiserliche Freischießen bestimmt
\\ar. Eine solche Bestimmung ist jedoch bei allen anderen Stücken zum mindesten
fraglich und bei einigen, wie den mit Privatwappen oder der Kette des goldenen
Vließes dekorierten, sogar recht unwahrscheinlich.
Der Umstand, daß der mutmaßliche Urbesitzer des Kaufbeurer Käuzchens
an den Schwazer Bergwerken beteiligt war, in Verbindung mit der Tatsache, daß die
frühe Kurfürsteneule vor mehreren Generationen im Besitz eines Schwazer Berg-
werksbeamten gewesen ist (weiter als auf diesen reicht ilir Stammbaum nicht zurück),
könnte der Vermutung Raum geben, daß die Bedeutung dieser Nachtvcigel vielleicht
in einer Beziehung auf die Tätigkeit des im Dunkeln arbeitenden Bergmanns zu
23) Außer Blau ist liier — für die Läufe — statt kalter Veri^nildunir Scharffeuergelb zur
Anwendung gekommen. Der Kopf des schönen Stücks, das wie die Wilczeksche Eule aus Linz
stammt, ist — schon in alter Zeit — in Holz kurios aber trotzdem nicht übel ergänzt. Zu den
apokryphen rechne ich die am Sockel giün glasierte Eule mit dem Wappen von Oxenfurt(?),
die mit der Sammlung Jean Hirsch (Ansbach) 1902 bei Lepke veisteigert wurde (Abb. KataL
1312 no. 126).
24) Herr Dr. Angst hält für die einzige Eule, die wohl der Schweiz zuzuschreiben wäre, ein
verschollenes E.xemplar mit dem Wappen der Grafen von Lenzburg.
104 STUDIEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN RENAISSANCE-FAYENCEN.
«suchen sei. Aivr auch damit wäre eine all^einein .i^ültige Deuüm.u kaum ,i,^e-
wonneii.
Daß die für die rheinischen Steinzeu.i^^eulen zutreffende Hrklärunii; aus dem
Synonymon Uhier=T('ipfer für die besprochenen Fayencen nicht .gelten kann, er-
s^iln sich aus ihrer l^'rovenienz l^ezw. den Wappen, die beweisen, daü diese Gefäße
nicht der einfaclien Hafnerpliantasie ihren Ursprun.i,^ verdanken, sondern auf Be-
stellun.i:; ,i;'earbeitet wurden. Es ist dalier aucli nicht ,i;eliolfen mit dem Hinweis, daß
die T(")pfer aller Orten, in Japan wie in Italien und selbst in Pommern, vielleicht
mit Rücksicht auf die nächtliche Beobachtun.i,^ des feuri,t;en Glasurofens ,t;ern aus
Ton ein Käuzchen bilden.
Häufi.c; be.^egnet auf kunstt^ewerblichen Denkmälern der Renaissance ein von
kleinen Vö.k^eln angegriffener Uhu. Beischriften wie „Vill Neidhart haben mich"
oder „Ich pin eyn vogel und heys di Ayl/ Und ver mich hasset den scheut dy Payl
(= Beule, Beulenpest)" deuten darauf hin, daß diese Darstellungen die Abwehr
von Neid und Widersachern, also Trotz und Wehrhaftigkeit symbolisieren, Begriffe,
die mit der Idee des ein Wappen (in den meisten Fällen das kaiserliche Wappen)
tragenden Vogels w^ohl zu verbinden wären.
Ein diamantgerissenes Glas des 16.— 17. Jahrhunderts (in Reichenberg) enthält
das gleiche Motiv inmitten von Rebenzweigen, und in einer Zeichnung von
J. A m m a n im Cabinet des dessins des Louvre sieht man die von kleinen Vögeln
umschwärmte Eule in einem Gesträuch, das aus der Pelzmütze eines die Völlerei
und Trunksucht oder das Schlaraffenleben vorstellenden Reiters wächst: an den
Zweigen des Gesträuchs hängen Speisen (ein Fisch, Würste, eine gebratene Ente),
um den Hals des Mannes baumelt eine Bretzel, auf der rechten Hand hält er ein
großes knortzigtes Stangenglas und in den Schwanz der Mähre ist eine Angster-
flasche eingeflochten.
Es scheint also, daß die Eule in symbolische Beziehungen zum Trunk ge-
bracht wurde.
In diesem Zusammenhang sei auch eines Aberglaubens gedacht, der in dem
bekannten Geßnerschen Vogelbuch im 16. Jahrhundert aufgezeichnet ist: „So man de
truncknen die eyer des kutzen drey tag im weyn ze trincken gibt, wird inen den weyn
erleiden und so er dann den weyn getruncken, wirf er den weyn hassen und also züchtiger
leben, dieweyl durch diß die natürlich hitz gemiltert wird"-^). Ich möchte glauben,
daß sich dieser Aberglauben auf eine Naturbeobachtung gründet : die meisten Eulenarten
kömnen. wie B r e h m angibt, Wasser monatelang entbehren. Damit steht nur schein-
bar in Widerspruch, wenn man im Frankfurt- Sachsenhäusener Dialekt unter dem
Ausdruck „Volleul" einen Betrunkenen versteht. Denn das Schimpfwort, das ähnlich
schon Fischart braucht, wenn er die lustigen Brüder anredet: „ir schlaftrunkene
wolbesoffene Käuzen und schnauzhän"'^^) bezieht sich offenbar auf die eigentümlichen
Erscheinungen der Verdauungstätigkeit, das Kotzen (Kutzen) eines Kauzes (oder
25) Dieses Zitat verdanke ich A. Walcher v. Molthein.
26) Zitiert zu dem Artikel ,,Kauz" in Grimms deutschem Wörterbuch, wo aucii aus späterer
Zeit eine ähnliche Stelle angezogen ist: ,,ein junger mensch, der einem versoffenen kauz von Studenten
so ähnlich sähe als ein ei dem andern" (Stillings Wanderschaft, 1778).
VON WALTER STENGEL.
105
Kutzen)-'). Brehni ,i,nbt davon eine anschauliche Beschreibun.ii:: ,,(ner scharfe
Ma,i;en.saft zersetzt alle Nahrun.tc — häufi.i;' ,i!:anze V('),2:el — in kurzer Zeit). Knochen,
Ilaare und Federn ballen sich zu Ku,i:,eln zusammen und werden dann unter h()chst
er,U(')tzlichen Bewegungen gewöhnlich an bestimmten Orten ausgespieen. Dabei
sperren die Eulen den Schnabel weit aut. nehmen den Kopf tief herab, treten von einem
Bein aufs andere, kneilen die Augen zusammen, würgen und schütteln und entladen
sich endlich des gedachten Balles oder (jew()lles". Wir gehen vielleicht nicht fehl,
wenn wir den derb natürlichen Anschauungen des 16. Jahrhunderts entsprechend
bei der Deutung schließlich auf diese Analogie zu der von Pazaurek gefundenen
Erklärung der Angsterform besonderes Gewicht legen und die Käuzchenpokale als
Scherzgefäße auffassen.
Eigentlich ist ja die Frage nach dem Sinn des Motivs müßig. Über den Grund
seiner Beliebtheit wird jedenfalls nicht im Zweifel sein, wer, sei es durch persönlichen
Besitz oder sonst mit einer dieser Eulen in intimere Beziehungen gekommen ist.
Solch ein Käuzchen tut es manchen Menschen an und es ist typisch, wenn K. Masner
berichtet, daß der Direktor der Breslauer Stadtbibliothek von der früher dort
aufbewahrten Eule, als er in ihre Überweisung an das Museum willigte, sich nur ungern
trennte, ,,weil das Stück ihm lieb geworden war".
27) Bei Grimm wie bei Sciimeller fehlt diese naiielieKende Erklärung, der da.s in den betreffen-
ilen Artikeln zusammengestellte A'laterial nicht widerspricht.
,^\f*^
-51^-"
y i C \Ai^n uu- ..^V " '■'■'"' '-' '"^
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN
NÜRNBERG').
Von DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
Das XVI. Jahrhundert.
"T T Tcnn w ir auch eine ganze Reihe von Beweisen dafür beizubringen vermochten,
y Y daß die Fassadenmalerei im 15- Jahrhundert in Nürnberg in Übung stand,
so war es doch nicht möglich, daraus ein in sich abgerundetes Bild zu gewinnen. Mit
einer starken Woge setzte sie zu seinem Beginn ein, um in seinem weiteren Verlauf
wenig .Aufsehen Erregendes mehr zu zeitigen. Soviel aber läßt sich sagen, sie ent-
wickelte sich nach und nach zu einem Faktor, der im Leben der inneren Stadt eine
kulturell wichtige Rolle spielte. Immer und immer wieder lenkten die Malereien
am Rathause die Blicke auf sich und stärkten den Sinn für die Farbe als belebendes
Element im Profanbau. So war dem kommenden Jahrhundert und den nachfolgen-
den Zeiten zur Genüge vorgearbeitet, um der begonnenen Entwicklung ein weiteres
Fortschreiten zu sichern.
Wiederum ist es das R a t h a u s. mit dem wir uns zunächst zu beschäftigen
liaben. wenn wir der Fassadenmalerei im 16. Jahrhundert unser Augenmerk zuwenden
wollen. Die Malereien des Meisters Berthold scheinen nicht von langer Dauer
gewesen zu sein, schreibt doch schon Konrad Celtes in seiner 1497—1502 ver-
faßten Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg, daß das Rathaus ganz verrußt und
vernachlässigt sei (fulgine et pulvere obsita et neglecta)-). Ihre Leuchtkraft mag
bald nachgelassen haben. Ein neues Zeitalter der Kunst war heraufgezogen. Man
dachte in anderem Stil, in anderen Formen, aber man empfand auch in anderen
Farben. Eine große Zahl bedeutender Meister, unter denen Dürer als der glänzendste
hervorleuchtet, war vorhanden und die Liebe zur Kunst blühte als eine allgemeine.
Der Boden war zur Genüge vorbereitet, um zu einer neuen Tat auch auf dem Gebiet
der Fassadenmalerei zu schreiten. Die nähere Veranlassung dazu scheint der für das
Jahr 1521 in Aussicht stehende Reichstag gegeben zu haben =^), der aber schließlich
infolge des Ausbruchs einer Seuche in der Stadt nicht zustande kam. In eindrucks-
vollster Gestalt sollte sich der Saalbau des Rathauses, in dem sich derartige Ver-
handlungen abzuspielen pflegten, den Blicken des neugewählten Kaisers, der Fürsten
und ihres Gefolges darbieten. Anfangs zögerte man, ob man nach dieser Richtung
Gn'ißeres unternehmen sollte. Dann aber entschloß man sich zu einer durchgreifenden
1) Fortsetzung und Scliluß des Aufsatzes in den Mitteilungen aus dem germanisclien
Nationalmuseum 19O6, S. 141 ff., und 1908, S. 10 ff.
2) AlbrecJit Kurzweliy, Forschungen zu Georg Pencz, 1895, S. 13.
3) Ernst Mummenhoff, Das Rathaus in Nürnberg, 1891, S. 89, und Albrecht Kurzweliy
a. a. O. S. 12.
VON DK. FKITZ TRAUÜÜTT SCHULZ. 107
Eriieuerun,^: des .ganzen Baues, wobei dem Geist der Zeit entsprechend die Malerei
ein ,s;e\viclili,ü;es Wort mitreden sollte. Wicliti.i,^ war es zunächst, daß man das
sclnnale Dächlein, das sich nach dem Ra1haus,ü;'äLilein über den Tuchschererläden hinzo.t;'
und die harmonische Wirkun.u" des Saalbaues beeinträchti.i^te, abbrechen ließ*). Der
Saalbau wurde dadurch nach außen vollkommen frei,t,^ele,t:;t und damit der Unter-
,t;Tund für die neue Bemalung beträchtlich vergr()ßert. Dann versah man das Innere
mit dem noch heute vorhandenen mächtigen Holztonnengewölbe und erzielte hier-
durch monumentale Verhältnisse und eine imposante Wirkung. Alles drängte förm-
lich dazu, diese durch Malereien noch zu steigern. Und das geschah auch. Der Rat
war einsichtig genug, sich hierbei nicht auf ein doch immer fragwürdiges f^robieren
einzulassen, sondern gleich vor die richtige Schmiede zu gehen und sich an einen
Künstler zu wenden, der alle zu einem wirklichen Gelingen erforderlichen Garan-
tien bot. Das war A 1 b r e c h t D ü r e r. Durch Ratsdekret vom 21. August 15-21
wurde angeordnet, daß man nach Dürers Visier oder Zeichnung das Rathaus malen,
die Kosten nach der Malertaxe berechnen, von Dürer ein Verzeichnis nehmen und
bei den älteren Herren rätig werden solle, was man ihm für seine Mühe zu geben
hätte ■'^). Im Jahre 1522 erhielt er 100 fl. für seine viele Mühe, die er mit Visierung
des Rathauses gehabt. Es ist bekannt, daß die Innenbemalung des Rathaussaales
nicht durch Dürer selbst erfolgte, sondern durch eine ganze Reihe von Künstlern,
unter denen Georg Pencz an erster Stelle steht. Mit Recht weist Thausing
darauf hin, daß der Mißgriff der Auseinanderzerrung der von Dürer so fein ersonnenen
Komposition unter seinen Augen schwerlich hätte stattfinden können. Dürer lieferte
also lediglich die Entwürfe, und auch diese nur zum Teil. Mit der Ausführung hatte
er nichts zu tun.
Und nun kommen wir zu einem weiteren Ratsverlaß, nämlich demjenigen
vom 14. September 1521, der uns für unser eigentliches Thema näher beschäftigen
muß. Er lautet: „Furderlich ain visirung zum sal des rathaus ratschlagen und dann
der mit schleunigem gemeld nachgeen und mit zweien oder dreien malern übersetzen,
das es bei den wettertagen von statt gee"*'). Es fragt sich nun, war diese neue Visie-
rung für das Saalinnere bestimmt oder war sie für das Saaläußere berechnet. Es
ist schwer, hier volle Klarheit zu erlangen, da die aphoristische Kürze des Ratsver-
lasses allein eine positive Entscheidung nach der einen oder anderen Richtung kaum
gestattet. Aber das muß doch hervorgehoben werden, die Ausmalung des Saalinneren
nach Dürers Entwürfen war l^ereits durch Dekret vom 21. August genehmigt. So
liegt es nahe, namentlich wenn man an die Eile denkt, mit der hier vorgegangen
werden soll, diesen neuen Erlaß auf die Bemalung der Außenseiten des Saalbaues
zu beziehen. Auch Mummenhoff, der beste Kenner der Geschichte des Rathauses,
weist diese Möjgiichkeit nicht von der Hand, spricht er sich doch folgender-
maßen über diesen neuen Entwurf aus: »War ferner diese neuere Visierung zur .Aus-
führung im Saal bestimmt ? Eine solche war ja längst durch Dürer entworfen und
4) Ernst Mumnieiihoff a. a. 0. S. 9').
5) J. Baader, Beiträ,ire zur Kuiist^ijeschiLhtc Nürnlx'rirs, Nürilliii,L;cn iSdc, S. S, und Ernst
Muniinenhoff a. a. O. S. y2.
6) Wörtlich nach Ernst Munmienhoff a. a. 0. S. 322, Anm. 259, dem also das Vorrecht
der ersten Bekanntgabe zukommt.
108 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
durch Ratsbcselilul.i \oni 21. Auuiisl zur Aust'ülirun.u' ,i;i'ik'liinis;t worden. ( Wl'Y aber — ,
e^^ .sollte vielleicht der neue Hntwurf an der .Aul.ienseite des Saalbaues zur Auslührun.t!:
i;"ekin,i;en. Die .Außenwand war näniliLii in früherer Zeit bemalt, l-ini.i^e heutzu-
tage (ISOl !) noch sichtbare S}Mn'en. verwaschene, kaum mehr erkennbare. \iel weni,i;er
aber noch zu deutende große Flecken \\ ill man als die lei/len Reste eines von Georg
Penz ausgeführten Gemäldes erkannt haben. Als Beweis dafür wird ein späterer
Zusatz zu Andreas Guldens Nachrichten angezogen: ..Ao. 1S21 hat er (G. Pen/)
das Rathaus renovirt. welches zuvor von Hans Gräften ao Hlo von neuem
gemacht worden*'"«). Mit Recht bemerkt Mummenhoff, wofern man sich überhaupt
ernstlich mit dieser Notiz beschäftigen will, daß von einer Renovation eigentlich
nur bei dem .Äußeren des Saalbaues die Rede sein k(")nne. da im Saal ganz neue Kom-
positionen zur Darstellung kamen. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen ent-
scheidet er sich dann aber doch dafür, den Ratsverlaß vom 14. September auf die
Innenausmalung zu beziehen. Ja. er hält es sogar nicht für ausgeschlossen, daß auch
dieser zweite Entwurf Dürer zum Urheber hatte. Auch Kurzwelly ist ganz
und gar dagegen, den erwähnten Ratsverlaß auf eine Außenbemalung des Rathauses
zu beziehen. Er weist (S. 16) darauf hin, daß in demselben ausdrücklich von einer
..Visierung zum Saal des Rathauses" gesprochen wird, und meint, daß sich mit dem
Begriff „Saal" nur die Vorstellung eines Innenraumes verbinden lasse. Dem ist
entgegenzuhalten, daß man zwar im allgemeinen unter Saal ein großes und weites
Gemach versteht, daß aber zufrühest damit der Begriff eines besonderen Prunk-
gebäudes, wesentlich aus einem weiten Raum bestehend, verknüpft ist. Später
begreift man darunter den Teil eines Palastes oder Hauses *^). Auf dem altgermanischen
Hof war der Saal der große hallenartige Hauptraum. Er war ein abgesonderter
Hallenbau. ein besonderes Gebäude neben dem Palas. Klar und deutlich lehrt dies
folgende Stelle aus dem Nibelungenlied (966, 3): Daz von dem starken wuofe palas
unde sal//und diu stat ze Wormze ze beiden siten lüte erschaP).
Wie dem auch sein mag, eine Klarstellung der Sachlage ist auf diesem Wege nicht
zu gewinnen. Das Wichtigste für unsere Untersuchung ist, daß das Saaläußere
ehedem bemalt war. Wir können hierfür keinen besseren und zuverlässigeren Zeugen
namhaft machen als Georg Christian Wilder, einen Künstler, dessen Liebe
zu den Kunstschätzen und Baudenkmälern seiner Vaterstadt jeden Zweifel an seiner
Glaubwürdigkeit ausschließt. Von seiner Hand bewahrt die Städtische Kupferstich-
sammlung im Germanischen Museum eine Sepiazeichnung aus dem Jahre 18H, die
folgende auch von ihm herrührende Unterschrift trägt: ,.Bey dem alten Rathhause zu
Nürnberg. Die Wandgemälde sind von Georg Pencz". Sie gewährt uns einen Einblick
in die Rathausgasse von Süden her, und zwar so, daß vom alten Rathaus sowohl der
Ostgiebel wie ein Stück der Südwand sichtbar sind (siehe Abb. 1). Das Merkwürdige
nun ist, daß sowohl die Giebelfassade des Saalbaues, wie der in die Erscheinung
tretende Teil der Südwand mit Malereien geschmückt sind, die — nach der Wiedergabe
zu urteilen — damals noch leidlich gut erhalten waren. Der Unterbau des Rathauses
7) Ernst Mummenhoff a. ii. O. S. 93- Siehe auch Neudürfer- Lochner, S. 137-
8) Vgl. Moritz Heyne, Deutsches Wörterbuch III, S. 185.
9) Vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch VIII, S. 1578.
Abb. 1. Das Nürnberger Rathaus mit seiner früiieren Bemalung.
Nach einer HaiidzeiJmung vuii üeurg Cliriituph Wilder v. J. 1^33-
110 BEITRÄGE ZUR GESl. Uli. Ulli DER AUSSENA\ALE KEI IN NÜRNBERG.
war ohne Dekonilion ,i;eMiel\'n. Diese beiiinnt erst iiiii den renslorbrüsüin^en. die
dinvli mehrere Frieslxinder n:u'h unten ub^esclilossen waren.
Die Benialun.i;' der Südwand besteht in einer sieli im Stil der briihrenaissance
bewegenden Scheinarchitektur mit lebhatten perspektivisehen bl'lekten. In der
Mitte liewunden kannelierte Säulen mit kompositen Kapitalen llankieren die Fenster,
die von Rundb("),i;en überspannt scheinen. Sie wachsen nach oben hin fort, um hier
als 'Praller für Girlanden,i;ehäns;e zu dienen. Rechts oben häns^t von diesen eine
von Bandwerk umflatterte Kartusche herab, in welche klar und deutlich lesbar
die Jahreszahl 1521 eingeschrieben ist. Das kleine Wandfeld darunter ist in wohl-
geirlückter Scheinperspektive als ein \{)n vier Säulen .getragener, flach abgeschlossener
Baldachin ausgemalt. Die Säulen ruhen auf schlichten Sockeln auf, zwischen denen
figurale Szenen zu sehen sind. Leider ist ihr Inhalt nicht erkennbar. Wenigstens
weiß ich mir das in einer Landschaft knieende Paar in dem einen nur sichtbaren
Feld nicht recht zu deuten.
Die Dekoration der Giebelfassade ist aus der Wilderschen Zeichnung allein
nicht zu charakterisieren. Da ist es denn als ein Glück zu bezeichnen, daf^ wir in
unserem Bilderrepertorium zwei allerdings künstlerisch durchaus unbedeutende
Blätter besitzen, welche diesen Mangel einigermaßen ausgleichen. Sie gehören der
zweiten Hälfte des 19- Jahrhunderts an und sind, da damals die Malereien bereits
stark verblaßt waren, natürlich mit einiger Vorsicht zu benutzen. Ihre Bedeutung
für unsere Untersuchung ist lediglich darin zu erblicken, daß sie die Wildersche Zeich-
nung ergänzen, ohne sie jedoch zu ersetzen. Das eine von ihnen ist leicht in Farben
angelegt und scheint von Gg. Eberlein herzurühren, von dessen Hand auch die
schon erwähnten Aquarell- Kopien der Malereien des Augustinerklosters herstammten.
Halten wir die drei Zeichnungen gegeneinander, so ergibt sich folgendes Re-
sultat. Die drei Lisenenfelder zu den Seiten der großen fünfteiligen Giebelöffnung
waren mit aufstrebendem, fein gegliedertem Distelrankenwerk ausgemalt. Die
Füllungsflächen oberhalb derselben scheinen ohne Schmuck geblieben zu sein. Die
Giebelschrägen aber waren von einem Fries begleitet, dessen einfache Ornamentation
sich im Charakter von eingelegten Möbelfüllungen bewegte. Der Schwerpunkt lag
natürlich in der Dekorierung der Giebelfassade, die in dem dreiseitig ausgebauten
schlanken Chörlein einen gegebenen Mittelpunkt hatte. Es ist darum ganz natürlich,
wenn wir dieses entsprechend markiert sehen. Und es konnte wohl kaum kräftiger
hervorgehoben werden als durch die beiden nackten Putten oben zu den Seiten der
Dachung, welche große, lebhaft flatternde, mit den Stadtfarben versehene Banner
in den Händen schwangen. Sie waren auf den ausladenden Kapitalen der Pilaster
zu den Seiten des Körpers des Chörleins sitzend dargestellt, was sich recht originell
ausgenommen haben muß. Auf den Kapitalen ruhten aber weiterhin kleine Säulchen
mit hohen Kompositkapitälen auf, und der Raum zwischen diesen und der Dach-
bekninung war je mit dem schräg gelagerten Stadtwappen ausgefüllt. Die vier
äußeren Ecken der Giebelfassade waren je durch den einköpfigen Adler betont, von
denen der rechte untere skulpiert war und noch heute vorhanden ist. Sie hoben sich
schwarz von gelbem Grunde ab. Einen besonders wichtigen Faktor in der Fassaden-
dekoration bildeten die vier großen Einzel figuren zu den Seiten der hohen Spitz-
bogeniHfiuin.uen. Eberlein hat seiner/.eil deren nur noch zwei gesehen, nämlich die
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. Hl
beiden äuUeren. Beide sind in einen weiten, in weiclileuchtendeni Rot erslrahlenden
Mantel .gehüllt, und es ist wohl kein Zufall, daß sie in ihrer ,i;:uizen Hrscheinun,< den
bekannten Gemälden Karls des Großen und Kaiser Sisismunds aus dem Jahre 1512
von Dürers Hand .gleichen. Hntschieden müssen diese dem Fassadenmaler als Proto-
typ g'edient haben. Noch ist der Vollständi,i;keit halber zu erwähnen, daß die beiden
Fensterbrüstun,i;en mit einer fächerartigen Verzierung versehen und zu den Seiten
des Unterbaues des Chörleins Medaillons mit figürlichen Szenen angebracht waren.
Der Sinn dieser Darstellungen läßt sich heute an der Hand der vorliegenden Zeich-
nungen leider nicht mehr feststellen. In dem rechten Medaillon erkennen wir in
schwachen Umrissen einen sitzenden Kaiser, vor dem ein Mann mit großem Schwert
in den Händen steht. Man kann zu der Annahme neigen, daß es sich hier ursprünglich
um eine Allegorie der Handelsbeziehungen zwischen Nürnberg und den Niederlanden
gehandelt hat, dabei in Rücksicht ziehend, daß zur Zeit Eberleins der Erhaltungs-
zustand der Giebelmalerei ein sehr schlechter war und vielleicht die Phantasie desselben
das in Resten Geschaute weitergebildet hat. Man braucht nicht weit zu gehen, um
dieser Annahme einen gewissen Halt zu geben, befindet sich doch auf der Innenseite
der gleichen Wand das bekannte Steinrelief der Noriml^erga und Brabantia, das eben
diesen Gegenstand behandelt^").
Aber auch über die ehemalige Bemalung der 1610 zerstTirten westlichen Giebel-
front sind wir unterrichtet, nämlich durch eine in der k. k. 1 lofbibliothek zu Wien
aufbewahrte Zeichnung, welche Hermann Egger in seinen architektonischen Hand-
zeichnungen alter Meister, Bd. 1, Tafel 7, abbildet. Aufmerksam gemacht wurde
ich hierauf durch Herrn Dr. Heinrich Rrittinger von der Albertina in Wien, dem ich
dafür zu Dank verpflichtet bin. Egger hat durchaus Recht, wenn er aus der Un-
beholfenheit und Derbheit der Zeichnung den Schluß zieht, daß wir es nicht mit
einem Original, sondern mit einer Kopie zu tun haben. Der Habitus der Malerei
entspricht demjenigen der Malerei an der südlichen Langseite und an der (»stlichen
Giebelfront, nur daß die Zeichnung den Charakter derselben unverfälschter und treuer
wiederspiegelt, da sie weit älter ist als die Zeichnung von Wilder, der die Malerei nur
noch in blassen Resten vor sich sah. Auch hier ist die Wandfläche mit einer schmucken
Säulen- und Pilasterarchitektur überzogen. Nicht fehlt es auch hier an kühnen
perspektivischen Kunststücken. Wiederum sind große Einzelfiguren zur Belebung des
architektc^nischen Rahmens verwandt, und es ist merkwürdig, daß auch sie wieder
an Dürer erinnern. Namentlich gilt dies von den Heiligen Petrus und Sebald. welche
unter einem Scheingewölbe zu den Seiten des mittleren Spitzbogenfensters Platz
gefunden haben. Weiter nach links und rechts bemerken wir in mächtigen Rund-
bogennischen die Heiligen Georg und Lorenz. Ganz harmoniert es auch mit der
übrigen Bemalung. daß die Sockelfelder mit kleinen szenischen 1 )arslellungen ausgemall
sind. Zum Gegenstand haben sie juristisch interessante und bekannte Entscheidungen
aus alter Zeit. Namentlich fallen uns auf das Urteil Salomos und die den (jesta Ro-
manorum entnommene Geschichte von den drei S<thnen. die nach der Leiche ihres
Vaters schießen mußten, damit der echte von ihnen erkannt würde.
10) Abgebildet bei Ernst Munimenhoff ;i. ;i. O. S. 43-
112 BEITRÄGE ZUK GESCHICHTE UEK AUSSENMAI. E KEl IN NÜKN15ERG.
UikI nun zu dem Verferti.si'er dor .WaleroitMi! Cicory; (Christian Wilder hal
auf seiner /.eiehnun.i; C j e o r u' 1' e n l' /. als solchen be/.eiclinel. Wer Wilder näher
studier! hat. \veil3. dal] dieser Kiinsller stets objeklix- war. dal.l er die Sachen nahm,
wie er sie land. und daß er sich hütete, etwas lunzu/aiset/en. was nicht vorhanden
war. Hin quellenmäßiger Belei;' daliir, daß l'encz der Urheber der Außenbemalun.n
des Ratluuissaales ue^vesen ist. fehlt. • Wie kam also Wilder dazu, seinen Namen
mit solcher Botimmtheit zu nennen.^ l:s ist nur eine Annahme inoi^lich. um
hierfür eine Erkläruui;" zu i^eben. Hatte Wilder schon die Jahreszahl 1521 in seine
Wieder.i;abe einfüsien können, so muß er auch das Mono.^ramm des Künstlers mit
ei.iienen Aui::en i^esehen haben. Hs war aller Wahrscheinlichkeit nach am korrespon-
dierenden Teil der Südwand, und zwar ebenfalls in einer Kartusche, an.s^ebracht.
Es ergibt sich nuti von selbst die weitere Fraise: Steht es fest, daß Geort;' l^encz
sich auch sonst in der Fassadenmalerei oder überhaupt in der dekorativen Malerei
selbständi,i;' betäti,i;te ? Bei Neudörfer ^^) erfahren wir nichts dergleichen, wenig-
stens nichts Bestimmtes. Nur eine Stelle k()nnte als in Betracht kommend heran-
gezogen werden, nämlich der Satz „und in der Perspectiv (ist er) sehr erfahren".
Aber gerade hiermit können wir wenig anfangen, da der Ausdruck „Perspectiv"
sehr dehnbar ist und auch anders gedeutet werden kann. Im übrigen war Pencz nach
Neud()rfer vornehmlich als Kupferstecher und Porträtmaler tätig. Aber aus seiner
Bestallungsurkunde als Stadtmaler vom 31. Mai 1532 geht hervor, daß Georg Pencz
auch der Kunst des Visierens oblag, verpflichtete er sich darin doch ausdrücklich,
dem Rat mit seiner Kunst zum Reißen, Malen, Visier zu machen und allem andern,
wozu er imstande sein würde, zu dienen^-). Und hinzu kommt noch, daß er laut
Ratsverlaß vom 1. September 1533 vier Gulden verehrt erhielt ,,fur die gemachte
visirung" ^ ^). Gewiß kann diese Stelle nicht auf die Außenmalerei am Rathaus bezogen
werden. Aber so viel läßt sich aus diesen Stellen doch entnehmen, daß Pencz anschei-
nend auch als Fassadenmaler tätig war. Als Wandmaler an und für sich ist er
durch Kurzwelly in die Kunstgeschichte eingeführt worden. Wir haben durch seine
verdienstvollen Untersuchungen die Gewißheit, daß Pencz in hervorragendem Maße
an der Ausführung der Wandgemälde im Nürnberger Rathaussaal beteiligt war. Der
künstlerische Charakter des Pfeiferstuhles, der die Bedeutung des Raumes als Tanz-
und Festsaal zum Ausdruck bringen soll, macht es sogar wahrscheinlich, daß er von
Pencz nicht nur gemalt, sondern auch erfunden worden ist (S. 15). Pencz, darauf
deutet vieles hin, stand an der Spitze derer, die damit betraut waren, diese umfang-
reichen und in den Dimensionen bedeutenden Monumentalmalereien in ein Paar
Monaten herzustellen. Dies erforderte große technische Erfahrung und weist auf
der anderen Seite darauf hin, daß Pencz, da er erst um 1 500 geboren war, früh zu
künstlerischer Reife gelangt sein muß. Weiterhin dürfen wir aus den Kurzwelly-
schen Darlegungen den Schluß ziehen, daß er in nahen Beziehungen zu Dürer gestanden
hat, dessen Empfehlung er vielleicht sogar seine Mitwirkung an dieser ganzen Arbeit
zu danken hatte ^^).
11) Ausjj^abe von Lochner, S. 137-
12) Mnmmenhoff in den Mitt. d. Vereins f. Gesch. d. Stadt Nürnl-ierir VIII, S. 246.
13) Ratluuiswerk von Mummenhoff, S. 322, Anm. 261.
14) Albrecht Kurzwelly :i. a. O. S. 36.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 113
Aber die Tätii^keit von Pencz liat sicli nicht auf die Miüirbeil an der l^enialuni;'
der Nordwand beschränkt. Auch die Wandmalereien an der Südwand dürften,
wie Kurzwelly walirscheinlicli .gemacht hat. zum Teil von ilim herrühren. Hs ist
kaum anzunehmen, daß alle zehn MedaiHons bereits im Jahre 1S21 Kltichzeitit;' mit
den Dürerschen Alle.y^orien der Nordwand aus,t;etuhrt worden sind. Es lie^^t am näch-
sten ^■^), ihren Ursprun,^ in den Anfan,^,' der dreißiger Jahre zu verle,i;en, zumal es
(siehe oben) urkundlich verbür,t;t ist, daß Pencz seit dem Jahre 1532 in den Diensten
des Rates stand. Vielleicht hatte er so,e:ar seine Berutun.i;" als Ratsmaler haupt-
sächlich den von ihm .i^eschaffenen Gemälden im Rathaussaal zu danken.
Nicht mehr erhalten ist leider die nach Sandrart ebenfalls von Pencz her-
rührende Wandmalerei in ,,Volkamers Lustgarten" in Nürnbertc, die ein wahres
Wunderwerk perspektivischer Kunst ,i;ewesen sein muß^*^).
Pencz war also in umfassendem Maße als dekorativer Maler täti.i;'. Zwar ließen
sich bislan.i;' von ihm nur Innenmalereien nachweisen, aber damit ist noch nicht ,i^e-
sa.i^t. daß er die Außenmalerei verschmähte. Es müßte kaum mit rechten Din,t,^en
zu,t;ehen. wenn ein solcli unternehmun,i;slusti,i;er und dazu noch so vielseiti.^er Künstler
in dieser Hinsicht einseitige Beschränkung geübt hätte. Ein urkundlicher Beweis
liegt allerdings hierfür nicht vor. Ebensowenig aber kann er auf der anderen Seite
für seine Mitwirkung an der Innenbemalung des Rathaussaales erbracht werden.
Wenn auch die Erlanger Zeichnung der Gerichtsszene als ein Werk des Georg Pencz
beglaubigt ist, so mag sie wohl ein wichtiges Unterlagematerial bei der Erforschung
der Entstehungsgeschichte der Nürnberger Rathausgemälde abgeben. Ein strikter
Beweis von urkundlichem Wert für die Mitarbeit des Georg Pencz ist damit nicht
geliefert. Und so hindert mich auch nichts, wofern es sich stilistisch rechtfertigen läßt,
an der Autorschaft des Georg Pencz für die Außenbemalung des Rathaussaales fest-
zulialten. zumal der Ratsverlaß vom 14. September 1521, wie ich oben ausführte,
durchaus nicht dagegen spricht. I3as angeordnete Nachgehen ,,mit schleunigem
gemeld", der Umstand, daß auf die gute Jahreszeit (,,das es bei den wettertagen
von statt gee") Rücksicht genommen werden soll, gibt meiner Annahme sogar einen
leidlich gut fundierten Untergrund. Daß aber die Eormensprache, wie sie aus der
VVilderschen Zeichnung ersichtlich ist, die Urheberschaft des Georg Pencz aussch hisse,
wird man kaum behaupten können. Die breite, flotte Technik, über welche Pencz
nach Kurzwelly (S. 21) verfügte, schimmert auch noch aus der Wiedergabe des 19-
Jahrhunderts deutlich heraus. Und wenn man in den Stichen des Meisters
Umschau hält, so wird man finden, daß er in der architektonischen Darstellung
zeichnerisch stets präzise und korrekt ist. Es ist geradezu für ihn charakteristisch,
daß er, wenn auch in der Regel das Figurale im Vordergrund steht, doch in der Archi-
tektur außerordentlich genau und bestimmt ist. Ich erinnere nur an seine Blätter
B. <j. B. 12 (mit vortrefflicher Raumwiedergabe). B. 47 (man beachte das Kreuz-
gewrilbe ZLU" Linken der Darstellung), B. 55, B. 7<S und B. 09. Nur ein in der Per-
spektive erfahrener Künstler, wie es Pencz war. konnte in diesem kleinen Format
Innenräume so gut beobachtet wiedergeben. Und daneben muß darauf hingewiesen
15) Vj(l. hierzu wiederum Albreclit Kur/\\ell\- ;i. a. O. S. 5".
16) All-irecht Kurzwelly a. a. O. S. SS-
Mitteilungen aus dem Germanisclien Nutionalniuseuni 1911. 8
1 14 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMAl.EREI IN NÜRNBERG.
werden, daß er in der rntlilbeliandlun,i; immer die .größte Sorgfall iukI Seliärle walten
läl-U. Lhkl endlieh wäre auch noch aut die lavierte Bisterzeichium.i; des Sturzes des
Pliaetun aus der Saiiimluiii; des Fürsten Johann von und zu Liechtenstein aulnierk-
sam zu inaclieii. welche niono,i;raminiert und in den I landzeichnun.uen aus der Alber-
tiiui in einem Ausschnitt (Nr. 1247) abgebildet ist. Auch hier fällt uns die .uroß-
züi^'iue Behandlun.u' des Architektonischen auf, das eben an der Rathausbemalun.y:
die Hauptrolle spielte und in Volkaniers Lusti;arten einen besonders .i^lanzvollen
Ausdruck gefunden zu haben scheint.
Neben Geors;' i^encz war noch ein anderer Dürer- Schüler als Außenmaler tätig,
nämlich Hans von Kulmbach (1476—1522). An der Mauer des Hinter-
gebäudes des ehemaligen Klaraklosters, von dem heute nur noch die Kirche steht,
befand sich noch im Jahre 1855 ein nach Lochner von seiner Hand herrührendes
Wandgemälde, das Christus und Magdalena in fast lebensgroßen Gestalten darstellte.
Lochner erblickt (siehe Abzeichen, S. 79) in diesem Bilde eine Beziehung auf den
St. Klaraorden, der aus dem Maria Magdalena-Orden der Reuerinnen hervorgegangen
war. Dieser aber war ursprünglich für Büßende gestiftet.
Wohl ebenfalls in den Dürerschen Scb.ulkreis gehört das lebensgroße Gemälde
des heiligen Sebald, das noch im Jahre 1855 an dem Hause Rathausplatz 4 zu sehen
war. Das in unserer Zeit durch einen Neubau ersetzte Haus war früher Eigentum
der Stiebnerischen und ist jetzt Eigentum der Tümmelschen Buchdruckerei. Vom
15-, vielleicht schon vom Ende des 14. Jahrhunderts bis in das 17. Jahrhundert hinein
befand es sich im Besitz der Familie Grundherr (Lochner, Abzeichen, S. 17 f.).
In die dreißiger Jahre, nicht in das Ende der zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts
möchte ich die beiden Entwürfe setzen, welche Hermann Egger im 1. Band seiner archi-
tektonischen Handzeichnungen alter Meister auf Tafel 8 und 9 reproduziert und die
ebenfalls in der k. k. Hofbibliothek zu Wien aufbewahrt werden. Anscheinend sind
sie für ein einziges Haus bestimmt, und zwar der eine Entwurf vielleicht für die
Straßenfront, der andere für die Giebelwand des Vorderhauses oder die Schauseite eines
rückwärtigen Gebäudes. Eine üppige, ja sogar etwas schwülstige Scheinarchitektur
überwuchert die verfügbaren Flächen, ganz für sich in den Vordergrund tretend
und die wirklich vorhandenen Architekturglieder vollkommen resorbierend. Mit
Säulen, Pilastern, perspektivischen Kunststücken, Chorausbauten, vorgetäuschten
Loggien, Arkaden und Baldachinen ist eine erstaunliche Verschwendung getrieben,
und wir können nicht umhin, die Lebendigkeit der Erfindungsgabe, die hier und da
zutage tritt, zu bewundern. Und dazwischen eingestreut finden wir Darstellungen
von Löwen, von kämpfenden Centauren, von einem Ungeheuer, halb Mensch, halb
Fisch, das einem Greifen eine Fahne in das Maul bohrt, von Simson, der den Low en
bezwingt, von Kaisern und Kaiserinnen, die mit den Gebärden der Unterhaltung
lebhaft agieren, von Putten, w^elche auf Kugeln lagern, und endlich Medaillonporträts
und Wappen. Die Entwürfe scheinen von ein und derselben Hand herzurühren.
Eine starke Beeinflussung durch die Rathausbemalung ist nicht zu verkennen. Auch
wissen wir, für wen die beiden Zeichnungen geschaffen wurden, nämlich für den Niirn-
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 1|5
ber?er Senator Ulrich Starck von Reckenhof, der sich am 7. Februar 1513 mit Ka-
tliarina Inihof (,!;eb. 7. April \4'-)]) verheiratete und am 11. Juli 1S40 starb, ihre
Wappen sind auf dem einen Entwurf links und rechts oben unterhalb des doppel-
k(")pfi,iien Reichsadlers ani,^ebracht. Nach unserer Topochronographia Reipublicae
Norinbergensis hatten die Stareken ein eigenes Fideikommis- oder Vorschickungs-
liaus am Weinmarkt gegenüber der Sebalduskirche, in der sich eine ansehnliche Rüst-
kammer mit allerhand alten Rüstungen und Stechzeugen befand. Und zufälliger-
weise war es eben unser Ulrich Starck, der das Haus im Jahre t526 zu einem solchen
bestimmt hatte. Ob die Entwürfe an dem Hause zur Ausführung gelangten, wissen
wir nicht. Jedenfalls ist es höchst unwahrscheinlich.
Von Interesse für unsere Zwecke sind auch zwei Ratsverlässe vom Jahre 1S24.
Unter dem 6. September dieses Jahres wird verfügt, daß des Stengels Gemälde
an seinem Haus auf dem Neuenbau (jetzt Maximiliansplatz) besichtigt werden sollte^ ').
Und am 7. September heißt es dann: „Endressen Stengel auffm Neuenpau von rats
wegen gepieten, das er das gemel an seinem pau lass enndern und die babstlichen
cron am fuchs abthue"^^). Demnach handelte es sich hier um ein Fresko mit sati-
rischem Beigeschmack.
Eine Außenbemalung war auch, wenngleich nicht ganz streng in unserem Sinne,
die Erneuerung des Schr)nen Brunnens in den Jahren 1540/41. Im Jahre 1540 ließ
der Rat das schadhaft gewordene Steinwerk des Schönen Brunnens ausbessern.
Diese Arbeit dauerte fast ein Jahr, da ein großer Teil der Steinbilder, und darunter
auch die Statuen der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, herabgenommen
werden mußten. Bei der Wiederaufstellung derselben im Herbste 1541 erließ dtr
Rat folgenden Befehl: „die Station der beiden churfürstenbilder Sachsen und Branden-
burg, dieweil die jarzal am obern fänlein auf das jetzige jar gesetzt, und die bilder
herabkommen und wieder aufgesetzt worden, soll man stellen wie itzt die Session
der churfürsten ist, daß Sachsen vor Brandenburg gestellt werde". Auch befahl er
den Stadtknechten und Marktmeistern, sie sollten verhüten, daß man an die Bilder
werfe und das Gitter mit Vögeln behänge, oder daß die bösen Buben auf dasselbe
steigen" 1^). Es liegt auf der Hand, daß diese Arbeiten auch eine Neubemalung
bezw. Neuvergoldung des ganzen Brunnens im Gefolge hatten. .Maßgebend für die-
selbe war anscheinend die von der Hand des Georg Pencz herrührende farben-
prächtige Zeichnung, die jetzt im Kupferstichkabinett des Germanischen Museums
aufbewahrt wird und auch der jüngsten Polychromierung des von Heinrich Wall-
raff neuhergestellten Brunnens zugrunde gelegt wurde -°). Also auch hier hatte
Georg Pencz seine Hand mit im Spiele.
Eochner bringt in seinen Abzeichen (1855, S. VH f.) zum Hause Weinmarkt 11
folgende Notiz: „Am Weinmarkt war ein Wirtshaus, genannt zum Wildenmann,
an welchem ein Wilder, mit der Keule in der Hand, angemalt war. Joachim Klaiber
17) Hampe, Ratsverlässe I, Nr. 1459-
18) Ebendort Nr. 1460.
19) Jos. Baader, Kleine Nachträge zu den Beiträgen zur Kunstgescliichte Nürnbergs, in
Zahns Jahrbüchern für Kunstwissenschaft 11 (1869), S. 82.
20) Abgebildet in der Süddeutschen Bauzeitung 1904, S. 27-
IIÖ BEITRÄGE ZUR liESClill.HTE 1>ER AUSSENMAI.ER13I IN NÜRNBERG.
VVirth zum Wildennuinn starb \>\\". l:s wird bericlilei. daß Georti" Stempel.
Besitzer des Wirtshauses und ('laslliotes /um W'ildemnanu. welcher 1600 starb, das
Haus \(>n druud aus abbreLheu, ein neues steineriies Ilaus mit .i^roUen Unkosten
an seine Siehe setzen, aber doch zum ( ledäclilni.s den wilden Mann wiederum an
das neue Haus niaehen und malen liel.!. Dem.s^enuil.) Iiaben wir es mit einem ansehei-
nend schon reell! aUeii Hauszeiehen zu tun. dessen Aussehen in seinei" neuen (iestalt
aus dem IVlsenbaehsehen Prospekt des alten Weimnarktes xom Jahre 172S
erhellt. Hs war eine un'l^e Ti^ur. die ihre Stelle zwischen den mittleren 1-enstern
des 1. Stockes hatte und noch in die Fensterreihe des 2. Stockes hineinreichte. Da
ausdriicklich herxor^uehobeu wird, dal.) das neue ilaus ein Steinbau war, so scheint
das frühere Haus ein bachwerkbau ,i,^ewesen zu sein. Auf (jrund einer Notiz vom
.lahre lO^o kann man der .Annahme zuneigen, dab späterhin zu der einen ri,i;ur
noch weitere hinzutraten. l:s heibt nämlich, dal! llerzo.i,^ Albrecht von l'riedland.
der Wallersteiner .genannt, 16^0 kurz nach Walbur^is von Hi^er kommend mit einem
ziemlichen Komitat eingezoi^en und bei den wilden Männern am alten Weinmarkt
k),i;iert habe. 1725 aber war an dem Haus nur eine Figur zu sehen.
Schon in dieser Zeit kam es in Sachen der Außenbemalung zwischen den Tünchern
und Malern zu Zwistigkeiten. da erstere diesen in künstlerischen Dingen ins Hand-
werk pfuschten. Es geht dies aus einem i?atsverla(] vom 4. Juni 1S44 hervor, der
folgendermaßen lautet: ..Den malern auf ir suplicirn sagen, dal.i man den tünchern
das thüren. leden und dergleichen anstreichen als das zum malen nit gehririg nit wi.ss
abzustellen, doch aber den tünchern auch sagen, den malern in ir hantwerck nit zu
griffen"-!).
.Ähnlicli wie im Sternhof war auch im vorderen Hof des Gasthauses zum Bitter-
holz ehemals ein Riese an die Wand gemalt, der nach Lochner (Abzeichen 1855, S. 67)
dort noch bis auf Menschengedenken zu sehen war. Es v/ar Anthoni Franck, aus dem
Land zu Gellern gebürtig, seines Alters 14 Jahre und ^y2 Ellen hoch, der im Jahre
1575 nach Nürnberg kam und sich hier für Geld sehen ließ. Wie er aussah, zeigt ein
bei uns aufbewahrter Kupferstich, den wir in Abb. 2 reproduzieren.
Am 25. April 1579 starb L u c a s G e m ü n t h e r. der sich als Freskomaler
eines guten Rufes erfreute. Von ihm sagt Doppelmayr (S. 204). daß er sich
wegen des Malens in Fresko, womit er zugleich hin und wieder seine (^jeschicklich-
keit in der Perspektive stattlich gezeigt habe, bei allen Kunstergebenen in eine gute
Reputation zu setzen verstanden. Er hatte seine Wohnung im Stfipselgäßlein und ist
.scheinbar identisch mit Lau.x Gminder von Ulm. den Robert Vischer schon zum
.lahre 1512 in Augsburg erwähnt findet--).
Zum Jahre 1584 hören wir wiederum von beruflichen Zwistigkeiten zwischen
den Malern und Tünchern. Wiederum sind es die Maler, die sich gezwungen sehen,
beim Rat vorstellig zu werden. Und zwar beschweren sie sich in aller Form wider
21) Hanipe, Rutsverlüs.se I, Nr. 2S21.
22) Rollert Vischer, Studien zur Kunstgeschichte, Stuttgart 1886, S. 549-
VON UR. FRITZ TRAUGüTT SCHULZ.
117
das Handwerk der Tünclier we^en Ein,t!:riffs in ilire Arbeilssphäre. Aus dem Ge.^^en-
bericIU der Geschworenen des Tüncherhandwerks ist ersichtlich, daß sie selbst
we,i;en solchen Hingrifts mit etlichen Meistern ihres llandwerks nicht zulrieden sind.
*J^^ \2mt^r, Anne , ,-,. '^ "'^f
Abb. 2. Wandgemälde im Hof des Gasthauses zum Bitterholz in Niirnbcri;.
Nach einem KupferstiLh.
Din-ch RatsverlaL) wird darum vertilgt, es solle nachgesucht werden, ,,was zwischen
beden handwerken für unterschied und Ordnung gegeben, und was den tünchcrn
des malwerks halben erlaubt oder abgestrickt worden, und dann diejenigen tiuicher,
118 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
die sich des geclauten eiiiuTit'l's iinttTslclieiu auch dcrwci^cn lir)rcn und ahcs widcr-
priniien"-^).
Im Jahre IvSr.^ab der Rat Befehl, den SchcMieii Brunnen mit (jold und Farben
zu beleihen und zu malen. Der Maler Andreas Herneisen \on Wiirzburi; - ')
erhielt den Aufirai;'. eine \'isierun,i;' dazu zu lielern. Als Ent.i,^eU liir das Vert^olden
und Malen beanspruchte er die runde Summe von UOO fl. und die lirleilun.i;' des
Niirnberiier Büri^errechtes. das er früher schon besessen, aber auf,t,"e,t,^eben hatte.
Der Rat beschlol.^ am 24. Mai 1S87. ihm das Bürgerrecht zu schenken, weiterhin
aber in Bezug auf die Entschädigung ein Übriges zu tun und dieselbe noch um 200 fl.
zu erhöhen. Maßgebend für diesen Beschluß war die Erwägung, daß man mit der
V'ergoldung besser ansetzen müsse als bei der vorhergehenden Erneuerung, bei der
des Goldes zu wenig gewesen-*'').
Weiter ist auf die noch heute sichtbare Darstellung eines Hirsches aufmerksam
zu machen, die sich an einem Hause in der Hirscheigasse befindet und mit dem Namen
der Straße in Beziehung steht. Lochner spricht sich in seinen t855 erschienenen
.Abzeichen (S. 62) über diese Malerei folgendermaßen aus: „Der Hirsch, laufend und
gejagt. Gemalt als Medaillon mit der Umschrift: Der Hirsch ist munter auf dem
Land: zur Hirschelgaß wirdss hier genannt 1597. an der Schmiedischen Bierbrauerei
in der Hirscheigasse".
.4us allen diesen Notizen, die auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen
wollen und auch nicht können, geht zur Genüge hervor, daß die Außenmalerei in
Nürnberg das ganze 16. Jahrhundert hindurch geübt wurde. Abgesehen von der
Rathausbemalung scheint sie jedoch eine monumentale Form nur sehr vereinzelt
angenommen zu haben. Das geschah in größerem Umfang erst am Ende dieses
und am Anfang des folgenden Jahrhunderts. Und erfreulicher Weise können wir
hier unsere Ausführungen durch Abbildungen erläutern. Auch werden mehrere
Künstler mit Namen genannt, die sich in dieser Zeit in der Außenmalerei betätigten.
So zunächst der aus München gebürtige Thomas 0 e 1 g a s t, von welchem Doppel-
mayr (S. 205) sagt: ,,War unter den Mahlern sehr bekandt, da er sowohl mit Oel-
Farben als in Fresco grau auf grau seine Kunst an den Wänden und Mauren vor
andern stattlich anzubringen wußte, wovon er verschiedene sch(')ne Proben, nachdem
er sich gegen A. 1570. die Stadt Nürnberg zu seinem beständigen Wohnplatz aus-
ersehen, auch allda hinterlassen. Starb den 24. Octobr: A. 1584". Die Manier, grau
auf grau in Fresko zu malen, wurde, wie ich schon früher erwähnte, in damaliger Zeit
namentlich in Nürnberg geübt. Wir erfahren aber von Doppelmayr, daß diese Art
zum öftesten gar zu bunt ausgefallen sei, daß sie also auch Mifigeburten zeitigte.
Thomas Oelgast wohnte beim Sonnenbad. Daß er die Malereien an der Schau im
Jahre 1579 erneuerte, wurde bereits an anderer Stelle gesagt. Nach einem hand-
23) Hampe, Ratsverlässe II, Nr. 742.
24) Vgl. über ihn Hans Stegmann in den Mitt. aus dem Germanisciien Natidnalmuseum
19^0, S. 7ff-
25) Jos. Baader. Beiträge zur Kunstgescii. Nürnbergs, in Zaims Jahrbüciiern für Kunst-
wissenschaft I (ISCS), S. 268.
Abb. 3. Die Malereien am Viatishaus in Nürnberg.
Aussclmitt aus dem Kupferstiel) der Barfüsserbrüeke von Graff- Kraus
120 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
schriftlichen Zusatz in iinsL'rcni 1 landoxcniplar \-()n Doppchnayr soll er auch das
,t;Toße V i a 1 i s s c h c II a u s a n d c r i^ a r I li s > c r b r li c k c hcinall haben, und
zwar niil Ölfarben. A\il dieser Noliz stein aber in Widerspruch, was 1^ xon Rellberi;
über diese Malereien sa.ii't-"): denn nach ihm war niclii 'riionias ()el,i;ast. Nindern
.luvenel ihr Urheber.
Wir müssen uns kurz mit diesem Wider.Npruch auseinandersetzen. Zunächst
ist die .Angabe Rettber^s. dalj das Viatis-IIaus au> dem Jahre K)()S herrühre, eine
irri.i^e; denn dieses trätet an seinen beiden nach Süden .i^erichteten Giebeln die Jahres-
zahlen 1S78 und 1S96. Damit scheidet aber auch Oel.^ast als Verfertit^er der Malereien
aus, da er im Jahre 1S84 starb und von einer Benialunu des Hauses erst nach >einer
endgültigen Fertigstellung, also nach dem Jahre IS^X). die Rede sein kann. Ju\enel
wurde im Jahre 1579 geboren. Es ist kaum anzunehmen, daß er mit 17 Jahren schon
imstande gewesen wäre, eine solch umfassende dekorative Arbeil. und noch dazu
von solch hervorragender Wertbeschaffenheit, zu leisten. 13enn dariil"'er dürfen w ir
uns klar sein, daß die Freskobemalung des Viatishauses eine achtbare kiinstlerische
Tat war.
Erbaut wurde das an der Museimisbrücke gelegene, sich nach der Pegnitz in
malerischen Holzgalerien öffnende und mit einer reichen Zahl von f:rkern und Erker-
chen belebte Haus von dem Venetianer Barthel Viatis. der am 1<S. April 153<S geboren
wurde und am 18. November 1624 starb. Im 14. Jahrhundert gehörte das Anwesen
den Weigeln. einer zu den ratsfähigen Geschleclitern gehörenden Familie. Gegen
Ende des Jahrhunderts kauften es die Hirschvogel, die es bis in die Mitte des
16. Jahrhunderts hinein besaßen. Daß diese, eine kaufmännische Familie, mit der-
jenigen der Glasmaler nur den Namen gemein hat, soll nur nebenbei bemerkt werden - '').
Leider besitzen wir keine Darstellung, welche die ehedem am Viatishaus an-
gebracht gewesene Malerei vollständig wiedergibt. Wir müssen uns darum mit dem
Graff-Krausschen Stich begnügen, der, entstanden zu Anfaiig des LS. Jahrhunderts,
wenigstens die nach dem Wasser gelegene Hälfte der Breitfront, und zwar in sehr
sorgfältiger Zeichnung, zur Anschauung bringt. Das Blatt, das von Joh. Andreas
Graft nach der Natur gezeichnet und von Joh. Ulrich Kraus reproduziert wurde,
trägt folgende Überschrift: ..Die A. C. 1700. zu ilirer keyserlichen und krmiglichen
Majestäten Leopoldi und Josephi allerunterthänigster Devotion neuerbaute Brücken,
wie solche gegen der Fleisch-Brücken u. am g e m a h 1 1 e n V i a t i s c h e n H a u s s
in Nürnberg zu sehen". Wir bilden daraus nur den mir Malereien geschmückten
Teil des Hauses ab (siehe Ablx 3). Zwischen den Fenstern der drei Obergeschosse
sehen wir einzelne weibliche Figuren, teils sitzend, teils stehend. Die breiten Fries-
bänder zwischen den Geschossen sind mit großen figürlichen Kompositionen bedeckt.
Das Erdgeschoß war durch Pilaster gegliedert und in den Zwischenfeldern abwechselnd
mit einem Fenster durchbrochen und abwechselnd mit einer figürlichen Einzel-
darstellung vor Nischenuntergrund belebt. Die weiblichen Figuren zwischen den
Fenstern, die meist lebhaft bewegt sind, werden wir als die neun Musen (oberste
Reihe), die sieben freien Künste (mittlere Reihe) und die J\igenden zu deuten haben.
26) Niirnl-ieiRs Kuiistlel-ien, S. 171.
27) Vgl. Lochner, Al^zeiehen, S. 62—63.
VON DK. FRITZ TRAUGüTT SCHULZ. 121
AlleKorisclie D:irslelliin,^'en dieser Art entsprechen ja mich ,ti:iinz dem Geist der Zeit.
Die Gestalt mit den uus,i;el')reiteten Armen ist wolil die Rlietorik, diejenit;,e mit der
Lante die Musil^, diejeni,i;e mit der Mimme]skn,i;'el die Astronomie, diejenis^e mit dem
auf,i;eschla,u'enen Bncli die Grammatik. Die szenischen Darstellun,t;"en scheinen der
nnnischen Geschichte entnommen. Unten rechts finden wir in sclireitender Be-
we^nn,!;' Neptun mit dem Dreizack. Das Nisclienfeld weiter links HiLU einen aiil
feurigem Roß einhersprengenden römisclien Krieger erkennen. Hs war wohl Markus
Curtius, der sich, den Zorn der G<")tter zu sühnen, in den gähnenden Abgrund
stürzte. Wenigstens sind rechts vor dem Reiter unten am Boden emporzüngelnde
Flammen zu sehen. Lochner spricht in seinen 1855 erschienenen Abzeichen
(S. V f.) davon, daß sich die Älteren wohl noch der Malereien am Viatis-Riemannischen
Mause erinnern würden, welche sich auf griechische und römische Geschichte bezogen
und auch in künstlerischer Hinsicht nicht wertlos waren. Und außerdem sagt er
in seinem Kommentar zu Neud(>rfer (S. 200), daß die äußeren al fresco gemalten
Bilder an unserem Hause in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts noch z. 1\,
z. B. Curtius sich in den Abgrund stürzend, zu sehen oder wenigstens zu erraten ge-
wesen wären. Und von Rettberg (S. 171) erfahren wir noch, daß auch das Innere
mit Deckengemälden nacli dem Geschmack der Zeit aus der griecliischen G<>lter-
und der nimischen Volksgeschichte ausgestattet gewesen war. Aber es war nicht nur
die Breitfront, sondern es waren auch uie nach Süden gerichteten Giebelfronten
ehedem bemalt. Dies läßt der Delsenbachsche Prospekt der Barfüsser- Kirche vom
Jahre 1716 erkennen, ohne uns aber näheren Aufschluß über die Darstellungsobjekte
zu geben.
Wir haben es demnach beim Viatishaus mit einer dekorativen .Arbeit großen
Stils zu tun, die sich in gleicher Weise auf das Äußere und das Innere ausdehnte.
rjer Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß die ganze mit Malereien be-
deckte Breitfront auf dem Delsenbachschen Stich der Königsbrücke \om Jahre 1715,
allerdings nur in andeutender Art, zu sehen ist. Hinzellieiten sind nicht zu erkennen.
Die Ausschmückung der Schmalflächen zwischen den Fenstern durch große
Einzelfiguren, wie wir sie am Viatishaus finden, komnU auch sonst in Nürnberg vor.
So z. B. an dem ehemals Röscher- Hammerbacherischen Haus (S. 875), das die West-
ecke der südliclien Häuserreihe am Hauptmarkt einnimmt und durch .seine statt-
liche Gn'iße gleicli ins Auge fällt. Lochner schreibt in seinen Abzeichen (S. V — Vi):
,,Wie das Roscher-Hammerbacherische Haus am Herrenmarkt S. 875- ehemals auf
der nach dem Markt hin schauenden Südseite mit lebensgroßen Gestalten von Kaisern
und andern fürstlichen Personen bemalt war. wissen sich ältere — die .Abzeichen
sind 1855 erschienen — vielleicht noch ebenso gut zu erinnern, wie der Malereien
am Viatis-Riemannischen L. 6. a., welche sich auf griechische und romische Geschichte
bezogen und auch in kiinstlerischer Hinsicht nicht wertlos waren". r3ie Malereien
sind heute nicht mehr vorhanden. Wir sind darum zur Feststellung ihres früheren
Aussehens auf ältere Abbildungen angewiesen. Von diesen kommt namentlich die
große Kupferstichansicht des Hauptmarktes von Lucas Schnitzer vom Jahre
1671 in Betracht, iln- genauerer JJtel lautet: ,,Figentliche Abbildung dess Markts
der Löblichen Kais- Reichs Statt Nürmberg mit all desselben gelegenheit, wie der
122 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
selbe gegen dem Mitlag anzusehen ist. 1671". Daiuuii waren die Fciisier der beiden
Obergeschosse von einer Rustikanialerei eingefaLU. Aiicli die i:cken waren in Schein-
nialerei rustiziert (sielie Abb. 4). Kräftig markierte Hierstabfriesesclilossen die (ieschosse
in Form von Gurtgesimsen nach unten hin ab. Zwischen den Tenstern altersehen wir
große EinzelgestaUen rcMiiischer Kaiser, teils stehend, teils in schreitender Bewegung.
Soweit der natürlich in den Details etwas aphoristisch verfahrende Kupferstich erkennen
läßt, müssen es martialisch aussehende Gestalten gewesen sein, die der leider dem
Namen nach unbekannte Maler in breitflächigem Vortrag auf die Wand gebracht
hatte. In der Figur links unten mit dem langen Malerkittel dürfen wir vielleicht
eine scherzhafte Anspielung auf den Künstler selbst sehen. Über den KCipfen der
l-iguren der unteren Reihe schweben Medaillons mit lebensgroßen Pc^trätbüsten,
die aber zu wenig kenntlich gemacht sind, um über ihre Bedeutung etwas sagen zu
können. Ich bilde das Haus in einem Ausschnitt ab, dabei gleich die sich ostwärts
anreihenden übrigen Häuser der südlichen Marktseite anschließend, inn zu zeigen.,
daß von ihnen das eine mit einer wenig geschmackvollen Quaderimitation und das
andere mit Girlanden, Maßwerkfriesen tmd einer Ballustradenarchitektur, die einen
Balkon vortäuschen sollte, bemalt war. Es muß ein farbenprächtiges Bild ge-
wesen sein, wenn vor unserem Hause in früheren Jahrhiuiderten der „Lehnstuhl"
aufgerichtet war, von dem aus seit Kaiser Sigismunds Zeiten der Kaiser bei Gelegen-
heit des Reichstags die Kurfürsten und anderen Fürsten, die ihre Regalien noch
nicht empfangen, belehnte. Eine ungefähre Vorstellung von dem festlichen Gepränge,
das an solchen Tagen unser Haus umflutete, gibt uns die kleine Kupferstichansicht
in Johann Jakob Fuggers „Spiegel der Ehren des Höchstlöblichen Kayser- und König-
lichen Ertzhauses Österreich", den Sigmund von Birken im Jahre I668 auf kaiser-
lichen Befehl herausgab (siehe S. 974). Einen wirkungsvolleren Hintergrund für eine
solch feierliche Begebenheit als die stattliche Front dieses Hauses mit seinen über-
lebensgroß gemalten Kaisergestalten kann man sich kaum denken. Und es ist wohl
die Vermutung gerechtfertigt, daß die an ihm angebrachte Malerei der geschichtlichen
Begebenheit ihre Entstehung zu verdanken hat. „Bey den Belehnungen", heißt es in
dem Fuggerschen Spiegel, „hat man aus diesem Haus, wie darinnen der augenschein
annoch zuerkennen gibet, eine Thür gebrochen, durch welche der Keyser und die Chur-
fürsten in ihren Pontificalien, welche sie in damahliger Capelle dieser Behausung an-
zuthun pflagen, auf den Lehenstul gegangen. Die Inwohnere dieser Behausung haben
mit alter gewonheit hergebracht, daß die Rom. Keysere bey denen neubelehnten
Fürsten vor sie die erste bitt eingelegt: welche ihnen dann zuweilen ein Lehen geschenkt
oder eine Lehenbeschwernis nachgelassen oder sonst eine Gnade und Wolthat erwiesen.
Wie dann solcher ersten Bitte halber Keys. Sigmund und Keys. Friderich denen
Innhabern dieses Hauses besondere Freyungsbriefe und Reversales gegeben, welche
auch annoch vorhanden sind". Das Haus gehörte in älteren Zeiten den Tocklern
von Bamberg, dann der Familie Beheim, von welcher es an die Rieter kam. Später-
hin werden die Torsiggiani und Giorgini von Florenz als Hausinhaber genannt. Dann
hatten es lange Zeit hindurch die Fürer von Haimendorf in Besitz.
Auch das südwärts an das Rathaus anschließende, jetzt Heimeransche Haus
(Rathausgasse Nr. 7), das früher oben ein Zinnenkranz zierte, war ehemals an der
nach Norden gerichteten Frontseite mit überlebensgroßen Kaiserfiguren Itemalt.
124
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENAULEREl IN NÜRNBERG.
\:u\c Sclu'iiiaivhiU'ktur \(Ui l^i!;Ls(ern lo.skani.sclicii.
i(Mii>^1k'ii iiikl korinthischen Systems .gliederte die
i leschdsse in aulstei,i:ender l^ichtun.^'. Die Fi.^uren selbst
waren (iber \erschieden ,i;elonnten Sockehi vor Nisclien-
iinteri;nind s;estelli. Die i^roße Knpferstichdarstellun.i;'
der Parade beim Suickschießen v. .1. I671 auf dem
llerremnarkt xon Jakob Sandrart und deori;' (Jiristof
bammart erweckt den bindruck einer moiuunental
aui^elei^ten b_)ekoration \-on kratt\oller Fünzelbeliand-
hiui:. Hs sclieinl so,i;ar. als wiire liier die,t;ieiclie Hand
wie beim biirerschen 1 lause täti.i;' .gewesen. Überschril-
ten, die sich an der Hand des Kupferstiches leidernicht
entziflern lassen, nannten die Namen der dar^'estellten
Kaiser. Ich bilde die Malerei, soweit sie auf denn
Kupferstich sichtbar ist, in einem Ausschnitt ab (siehe
Abb. 5).
Nischenmalereien scheinen zu Ende des 10. Jahr-
hunderts auch sonst beliebt .i^ewesen zu sein. Wir
finden sie auch oben an der späterhin von Heidek)ff
im Sinne seiner Auffassun.u' umgestalteten Fassade des
ehemals ImlKifischen Hauses am Egidienberg, wie z. ß.
das Sandrartische Gemälde der Safran- und Gewürz-
Schau (gestochen 178^ von G. P. Nußbiegel) und der
Graft- Kraussche Prospekt des Dillinghofes v. J. 1682
erkennen lassen.
Als Beispiel einer reinen Scheinarchitektur ohne
figürliches Beiwerk aus dieser Zeit ist das ehemals
Harsdörf ersehe Haus au der Ecke von Hauptmarkt
und Tuchgasse zu nennen. Kräftig markierte Gurt-
bänder grenzen die einzelnen Geschosse nach oben
und unten hin ab. Die oberen Bänder sind als Archi-
tra\balken gedacht, welche von Halbsäulen getragen
werden. Diese sind teils jonischen, teils korinthischen
Systems. Die Fenster hatte man zu Rundb(")gen er-
weitert up.d diese dann in den beiden unteren Ge-
schossen mit Bändern eingefaßt, welche oben teils zu
Voluten abgebogen, teils zu Ringen verschlungen waren.
Nur wenige Fassadenbemalungen sind so streng und
schematisch durchgeführt gewesen wie diese. Aus diesem Grunde gebe ich diese in
einem .Ausschnitt aus dem Lorenz Strauchschen Prospekt des Hauptmarktes v. J.
1599, welcher sie am besten erkennen läßt, wieder (.Abb. 6). Sie mit dem Prädikat
„scIk'mT' belegen zu wollen, liegt mir fern. HTiclistens wäre ihr das Beiwort
,, originell" zu geben.
.\bb. 5. Malerei am Hause Rat=
liausgasse Nr. 7 in Nürnberg,
.Ausschnitt aus einem Kupfer-
stich V. J. 1671.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
125
Das XVII. Jahrhundert.
Das be.u'innende 17. Jahrhundert steht dem endenden \(\ Jahrhundert in der
zunehmenden Monument alisierun^' der Fassadenmalerei keineswe.i^s nach. In der
1-risclie der .Auffassung: und in der Leliendiiikeit der Darstelhm.i:' ist so.uar eine Stei,!^e-
runi;' zu konstatieren. Dieser F^orlschritt scheint mit einer einzelnen Kiinstlerpersrm-
hclikeit in Zusammenlian,^ zu brin,i;en zu sein,
nämlich mit P a u 1 J u \- e n e 1 1.
Von ihm sa.i^t .Andreas Gulden in seiner
Fortsetzun.i;' von Johann Neudiirfer--'^) :,, Pau-
lus Ju\'enell ist von ,uuter Invention und aul
Gemäuer wolMeiihl. sonderlich aber e i n
t r e f f 1 i c h er 1^ e r s p e c t i v - M a 1 e r
,i,^e\vest. dass ihn darinnen keiner allhie über-
troffen. Ist von ihm allhie noch
\- i e 1 zu sehe n".
Paul Juvenell wurde 1579 als Sohn des
aus den Niederlanden eingewanderten Nicolaus
Juvenell geboren. Schon von seinem Vater
wird ,i;esa,t;t. daß er sich zuletzt auf das I\''-
spektivmalen von 1'empeln und Kirchen \er-
le.i^t habe. Kein Wunder, wenn auch sein
Sohn, der den ersten Unterricht von ihm
empfin,t,^ im übri,i;en aber Schüler von Adam
Hlsheimer war, äh.nliche Bahnen einschlu.t;.
Wir wissen, daü er einer der besten Kopisten
Dürerischer J'afeln war. dal3 er den Plafond
im Prunksaal des Wolffschen Rathausbaues
malte und auch an der Restaurierung des
großen Rathaussaales in hervorragendem Maße
l'teteiligt war. Auch als Porträtmaler war er
tätig. 16VS verließ er Nürnberg, ging nach
Wien und von da nacli Preßburg, wo er i. J.
IdJ^ starb. Doppelmayr berichtet von ihm
(S. 22]): ,,Er war auf dem Gemäuer zu mahlen
gleichfalls trefflich geübet, davon man in
Nürnberg noch ein und anderes Denckmalil
findet". Und ebendort wird gesagt, daß er
auch den Plafond im kleinen Rathaussaal
malte, der ,. jederzeit von iederman wei;en
seiner Vortrefflichkeit admiriret worden". ,,, ^ « u . i.- m- u „
Abb. 6. Haus am Haiiptmarkt in Nürnberg
Paul Juvenell hatte einen Sohn, Friedrich ^jt Scheinarchitektur,
mit Namen, der gleichfalls der architektoni- Ausschnitt aus einem Kupferstich v.J. 159y.
28) Ausgalu' von Lochner S. 199-
126 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
sehen .Walerei obUiS;;'. Andreas (jiikien spricht sich toli^eiuiennalx'n iiber ihn
aus: „hat den Vater in der IVrspectiv zwar nach,i;et()l!;t, ist aber demselben nicht
gleich worden"-^). Er wurde i. J. 160<) i^^eboren, war ein Schüler und vielleicht auch
Gehilfe seines Vaters und starb am 2. Alärz 1647. Doppelmayr meint im (icuensatz
zu Gulden, daß er seinem Vater, von dem er die Fundamente zur Kunst emplan,i;en,
bei deren weiterer Ausübung, „absonderlich was zur Perspectiv-Mahlerey geh()rte",
sehr nahe gekommen wäre (S. 224). Offenbar arbeitete er ganz in des Vaters Art,
heißt es doch in einem handschriftlichen Zusatz des in unserem Besitz befindlichen
Handexemplares von Doppelmayr: „Dieser Friderich Juvenell hat Ao. 1644 im Julio
das Sählein auf dem Schwabenberg in meinem Haus gemahlet, hat dafür 48 fl. und
einen Gulden Leyhkauff bekommen. Herr M. Johann Michael Dilherr hat solches
Sählein das Uranium benennet, andere haben es die Engelburg geheißen".
Von der Hand des Paul Juvenell nun besitzen wir einen großen Entwurf
zu einer Fassadenbemalung, der uns besser, als Worte es vermögen, über die Kom-
positionsweise und die Darstellungsart dieses Meisters unterrichtet (Taf. 1). Er ist mit
der Feder und Tusche auf Papier gebracht und in einzelnen Teilen leicht farbig an-
gelegt. Seine H()he beträgt 43 cm, seine Länge 58 cm. Rechts unten der Name:
„Juvenel". Der Künstler scheint eine Breitfront von regelmäßiger Anlage vor sich
gehabt zu haben. So legte er dem kompositioneilen Aufbau das Prinzip der Sym-
metrie, das auch das gegebene war, zugrunde. Aber welches Leben wußte er innerhalb
des starren architektonischen Rahmens zu entwickeln! Einzelne Kriegerfiguren,
Vögel verschiedenster Art, ein Affe, ein Stachelschwein, Simson mit den Toren von
Gaza und den Säulen, die Taten des Herkules, der Sturz des Phaeton, Neptun auf seinem
von vier Seepferden gezogenen Wagen, die Verwandlung des Aktäon in einen Hirsch,
Judith im Zelte des Holofernes, den sie eben erschlagen, während draußen ein wilder
Reiterkampf zwischen den Babyloniern und Juden tobt, eine Frau, die über ihren
erschlagenen Knaben beim römischen Feldherrn Klage führt, kurzum ein buntes
Darstellungsgemisch stürmt auf uns ein und blendet uns durch die Verve des Vor-
trags. Erinnerungen verschiedenster Art werden in uns geweckt, die antike Sage,
die frühe römische Geschichte, die Erzählungen des alten Testamentes nehmen vor
uns bildliche Form an und allerhand Tiere werden uns zu Trägern von menschlichen
Torheiten und Eigenschaften. So beschaffen war die Denkart eines tüchtigen Fresko-
malers dieser Zeit und so lebendig wußte er seinen Ideen Ausdruck zu geben.
Eine frohe, schaffensheitere Künstlernatur spricht aus diesem Entwurf zu uns, der
damit für uns zu einem wichtigen Zeitdokument wird.
Noch ein zweiter Entwurf zu einer Fassadenbemalung befindet sich in unserem
Besitz, der Paul Juvenell zugeschrieben werden darf (siehe Taf. 11). Zwar ist er nicht
signiert, doch trägt er derart deutlich die Eigenart des Künstlers zur Schau, daß ein
Zweifel an seiner Autorschaft unbegründet erscheinen müßte. Und weiterhin hat er vor
dem vorigen das voraus, daß wir bestimmt wissen, an welchem Hause er zur Ausführung
gelangte. Es war das vormals Hammerbachsche, dann Eiigelhardsche, jetzt Meyersche
Haus, dessen breite Hauptfront fast die ganze Nordseile des Hauptmarktes einnimmt
und dessen GesamtlMld in maßgebender Art mitbestimmt. Große Flächen standen
29) Lüchner, Ausgabe von Neudörfer, S. 2C0
Mitteilungen aus dem Germanisch
Tat. I.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 127
hier zur Verfü.i^uiiK, ^^^ie iiiuLiteii tOrnilich zur Ausiiialun.i;' eiiikiden. Der Hntwurl'
für das Meyersche Haus bezeiclmet .^e.i^enüber dem vori.^en einen sehr wesentlichen
Fortschritt. Er ist ruliiger und abgeklärter, ja vornehmer in seiner Gesamthaltung.
Noch zuckt das stürmisch aufbrausende Temperament Juvenells durch die im allge-
meinen gemäßigte Komposition durch. Aber im ganzen befleißigt er sich einer kühleren
Abwägung, einer stärkeren Konzentrierung auf das Wesentliche, vor allem jedoch
einer vernunftmäßigen Anpassung an die durch den architektonischen Rahmen ge-
zogenen Grenzen. Die beiden unteren Geschosse sind einfacher gehalten. Hier
überwiegt die Scheinarchitektur. Rahmen mit (Jhren umfassen die Fenster, unter
denen in den Motiven wechselndes Volutenwerk angebracht ist. Zu ihren Seiten bis zu
den breiten Gurtgesimsen aufsteigende Pilaster toskanischen Systems, welche mit
kräftigen Schlagschatten plastisch herausgesetzt sind. Krieger in antiker Gewandung,
bald schreitend, bald stehend, bald in ruhiger Haltung, bald mit lebhafteren Be-
wegungen und Gebärden, füllen die Zwischenflächen. Rechts unten in Scheinmalerei
ein massives Rundbogenportal, das zu einem kreuzgew()lbten Raum führt. Die Natür-
lichkeit erscheint täuschend nachgeahmt. Darüber ein sitzender Krieger mit Schild
und kurzem Speer und ein etwas größeres Feld, auf dem die Ermordung eines baby-
lonischen oder assyrischen Feldherrn dargestellt ist, worauf die turbanartige Kopf-
bedeckung hinweist. Die Überschrift: „Hb REGVM- XVI" will wohl nur andeuten,
daß es sich um ein biblisches Thema handelt, was auch bei der großen Darstellung
des darüber befindlichen breiten Friesbandes der Fall ist. Ein drittes Buch der Könige
gibt es jedenfalls nicht. Auch bei der Hauptdarstellung sind die Überschriften („F RE-
GVM- XXXI- 11- REGVM- 1") dazu angetan, irre zu fuhren. Denn in Wirklichkeit
handelt es sich imi das 1. Buch Samuel Kapitel 31 und das 2. Buch Samuel Kapitel 1,
nicht aber um ein Buch der Könige. Schon die Überschriften wollen erkennen lassen,
daß auf dem Bilde zwei Vorgänge vereinigt sind, und so ist es auch in Wirklich-
keit. Sehen wir ab von dem Gewirr der wild einhersprengenden Reiter zur Rechten,
so löst sich hier als Mittelpunkt die liegende Gestalt eines toten Königs ab. Es ist
Saul, der sich, im Kampfe mit den Philistern schwer verwundet, selbst in sein Schwert
gestürzt, nachdem sich sein Vv^affenträger geweigert, ihn seinem Wunsche gemäß
zu erstechen, damit er nicht in die Hand seiner Feinde falle. „Da nun sein Waffen-
träger sah, daß Saul tot war, fiel er auch in sein Schwert und starb mit ihm". Damit
haben wir auch die Deutung für den sich neben dem toten König in sein Schwert
stürzenden Krieger. Am dritten Tage nach der Schlacht kam ein Mann aus dem
Heer des Saul zu David, um ihm die Meldung zu überbringen, daß er den von seinen
Feinden bedrängten Saul auf seinen Wunsch getötet und ihm alsdann die Krone
vom Haupte und das Geschmeide von seinem Arm genommen habe, die er dem David
nunmehr übergeben wolle. David faßte seine Kleider, als er das hörte, und zerriß
sie. Den Jüngling aber, der die Hand an den Gesalbten des Herrn gelegt, ließ er t()ten.
So etwa lautet der Begleittext zu der Szene zur Linken. Hier sehen wir auf hohem
Stufenthron unter einem säulengetragenen Baldachin David, wie er seine Kleider
zerreißt, während der Überbringer der erdichteten Botschaft von zwei Kriegern
zu B(Klen geworfen und get()tet wird. War schon der Dreieckzwickel unter den Giebel-
stufen des 2. Geschosses mit einer sitzenden Figur ausgefüllt, so hat der Künstler
das gleiche Prinzip der Raumausmitielung auch in dem ^. Obergeschoß anwenden
128 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
ZU müssen ,ii"ei;'hiiilM. 1 lier stand ihm eine .ijnilJere FUiclie zur Verlü.uun^ und er tiilllc
sie. indem er in dieselbe eine Alleu'i^rie des Siemes in (lestall einer sitzenden Traueii-
.i^estalt einkduiponierie. welche einen i'alm/.wei.u und einen Ldrbeerkran/ in den
Händen hält, während \oy ihr am Hoden eine Riistun.i; lies;i. Vorlrelllieh ist der
obere AbsehluL) des ,i;eraden Teiles der i lauptdarslellun.i;. Idaehlio.iii.i^e Nischen
ziehen sich hier in hin.iier Reihe hin und über ihnen la.i^^erl ein kleinerer Rundboi^en-
fries. JuN'enell übte auch hier eine weise Selbstbeherrschuni;', indem er die untei'e
Nischenreihe über sciuvarzem Grunde mit männlichen und weiblichen Brustbildern
ausmalte, in denen wir berühmte Männer und Frauen aus der antiken Sa,i;e, aus der
Geschichte und dem alten Testament zu sehen haben werden. Das .i^anze Streben
der \-()rlie,i;enden l-assadendekoration ,^eht nach links, um mit dem Giebel in wolili.i^er
Harmonie auszuklin^^en. Hine einfache Pilasterdekoration verstärkt die Richtuni;'
nach oben. Hine zierliche Spitze kr(»nt den Aufbau. Wohl zu beachten ist, wie wenii;-
die vier allegorischen Figuren, die wir Iner finden, den Rhytiimus des architekloni.schen
Systems stören, wie inni,t;' sie mit den .Architektur.ti'liedern zu einer Einheit zusammen-
.gestimmt sind. Den zusammenfassenden Mittelpunkt der Giebeldekoration bildet
eine von einem Stern überstralilte Sonnenuhr, zu deren Seite als alle.tiorische Gestalten
Mond und Sonne lagern. Nicht vergessen dürfen wir bei alledem, dal.i vormals die
Giebelstufen wie auch der gerade obere Abschluß mit Kugelaufsätzen bekr(>nt waren,
die im Einklang mit der Bemalung gedacht waren und die Lebendigkeit des Ge-
samtbildes nicht unwesentlich erhöhten.
Die Bemalung des Meyerschen Hauses bezeichnet einen besonderen Hochstand
in der Entwicklung der Nürnberger Fassadenmalerei. Abgeklärteste Ruhe ist ihr
Hauptkennzeichen und Architektur wie Figuralmalerei sind auf das Glücklichste mit-
einander vereint. Schon aus diesem Grunde muß es auf das Schmerzlichste bedauert
werden, daß gerade dieser einst so glanzvolle Schmuck dem Wandel der Zeiten nicht
standgehalten hat und daß veränderte Anschauungen einer späteren Epoche das
Interesse an seiner Erhaltung vollkommen zum Schwinden gebracht haben. Und
fast klingt die Bleistiftnotiz auf der Rückseite der 81 : 46 cm messenden Tusch-
zeichnung ..Tellement etait peinte autrefois la maison des Hammerbacher (actuel-
lement [1878] des Engelhard), place du Marche ä Nurenberg" wie ein leiser Hohn.
Es ist noch die Frage offen: In welche Zeit haben wir die Ausführung des Ju-
venel Ischen Entwurfes zu setzen .'' Daß er später ist als der zuvor behandelte, darüber
besteht wohl kein Zweifel. Darauf weist allein schon der rein künstlerische Fortschritt
hin. Jener ist eine Jugendarbeit, dieser ist eine Schöpfung des in seinen Erfahrungen
gereiften Künstlers, der mit mehr Überlegung wie früher an seine Aufgaben herantritt.
Die mir im Original vorgelegenen Kaufbriefe, deren ältester aus dem Jahre 1 M4
datiert ist, geben natürlich über die Bemalung des Hauses keinerlei Auskunft. Aber
auch sonst fehlt es an Nachrichten darüber. Nur so viel bin ich festzustellen in der
Lage, daß das Haus i. J. 1614 noch nicht bemalt war. Wir besitzen einen Akt. be-
titelt ,,Wechszel sampt den kramen under deim Saltzern", der in der Schrift der
1. Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Vidimus der das Haus betreffenden Originalin-kunden
bis zum Jahre 1557 enthält. Und diesem ist am Schluß eine aquarellierte Darstellung
der nördlichen Häuserreihe des Hauptmarktes angefügt, welche auf der Rückseite
den Vermerk trägt: „1614. Abriß wegen der wechszel". Das Meyersche Haus ist
Mitteilunc^en aus dem Germ'
Taf. II.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 12Q
hier noch ohne Malerei. Als einzi.e:en Schmuck besitzt es oben an dem geraden Teil
seiner Front eine ,c:emalte Sonnenuhr. Im Innern derselben findet sich eine Kar-
lusche mit der Jalireszahl 1565. Und darunter steht in arabischer Schritt die Jahres-
zahl lOn. Viel später aber di.irfen wir auf der anderen Seite die Malerei aucli nicht
ansetzen. Die äußerste Grenze wäre nach meinem Dafürhalten das Jahr 1()30.
Die un,i;ünsti,ii;en Witterun.i;'sverhältnisse in Nürnben;; führten einen raschen
Verfall dieser Malerei herbei. Aber es müssen noch zu Anfan.i;' des 19. Jahrhunderts
Spuren davon vorhanden ,ü;ewesen sein. Als Domenico Quat^^lio i. J. I819 seine ,uToße
Lithographie des Nürnberger Marktplatzes schuf, hat er nicht versäumt, das
Meyersche Haus mit Malereien zu versehen, und zwar nicht nur an seiner nach dem
Markt gerichteten Breitfront, sondern auch an seiner schmäleren Westfront. Was
die Hauptfassade betrifft, so scheint der Juvenellsche Entwurf in den wichtigsten
Teilen seiner Komposition aus den dürftigen Überresten noch herauszuschimmern.
Hinsichtlich der Darstellungen an der Westfassade (knieende Figur, antiker Fuß-
kampf), welche Quaglio zeigt, fehlt mir jedoch jedwede Kontrolle, um deren Zu-
verlässigkeit zu erhärten. In der lokalen Tradition aber hat sich bis auf den heutigen
Tag die Tatsache als feststehend erhalten, daß das Meyersche Haus ehedem (selbst-
redend von Albrecht Dürer!) auf das Prächtigste bemalt war.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam es wieder einmal zu Berufsreibereien
zwischen den Malern und Tünchern, von denen letztere den ersteren scheinbar gerne
ins Handwerk pfuschten. Wer wollte auch hier eine scharfe Grenze zu ziehen in
der Lage sein! Aber die Maler fühlten sich als Künstler und jene galten in ihren
.Augen als Handwerker. Einschlägig ist hier ein Ratsverlaß vom 7. Oktober I609,
der folgendermaßen lautet: „Der flach- und etzmaler supplication und beschwerung
wider Sebald Denner, tüncher, das er ihnen an ihrer arbeit eintrag thue, und dessellvn
gegenbericht sollen die rugsherren zu sich nemen, die partheyen ferner mündlich
gegen einander hören und wo muglich mitt einander vergleichen" ^")- Und den gleichen
Gegenstand betrifft ein Ratsverlaß vom 30. Juli I610, welcher zeigt, daß der Streit
noch nicht geschlichtet war. ,,Der geschwornen mahler beschwerung wieder etliche
hiesige tüncher soll man den herren an der rueg zuestellen, bedacht zu sein, wie beide
partheyen zu verabschieden sein nn'igen"^^).
Auch an Wandmalereien mit satirischen Anspielungen auf diese und jene
Persönlichkeit scheint es in jener Zeit nicht gefehlt zu haben. Fiinschlägig ist hier-
für ein Ratsverlaß vom 14. Mai 1612: ,,Hansen Geigers, maiers, entschul-
diguug, das mitt dem gemäl, so er Jobst Rotgeb an sein haus gemalet, Jeremias Griess-
bacher und sein weib nitt gemaint gewest, soll man dissmal dabey bleiben lassen,
ime aber, sowol auch dem Rotgeb anzeigen. Meine Herren b'hnien mitt ihrer ent-
schuldigung nitt allerdings zufriden sein, sie sollen mitt dergleichen Sachen nitt wider-
kummen, man werde ihnen sonst eins zum andern geben" ^-).
30) Th. Hampe, Ratsverlässe II, Nr. 2303.
31) Ebendort Nr. 2343.
32) Ebendort Nr. 24So.
Mitteilungen aus dem Germ.inischen Nation.ilniuseum 1911.
130 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
Am 12. Juni Id^o .starb im 74. .hilire der Maler ,1 o h a n ii II a u e r. l:r war
ein Scluiler Hdcliheimers uikI malte aivhitekldnisclie Verzierun,i;en und Interieurs,
wobei ilim sein ,t;enaues Studium der Perspektive sehr wohl /.ustatlen kam ■'■'). 1-r
verstand auch optische Cjläser zu schleifen und diese ..zur F^ehirderun.t; der Zeichen-
und Mahler- Kunst trefflich zu .i^^ebrauchen", indem er mit ihrer Hilfe Cameras obscuras
herstellte und auf diese Weise einen i^Toßen Teil der Gebäude der Stadt auf ein wei (3es
Hxcipiens projizierte und alsdann gar leicht und nett nachzuzeichnen wußte. „Dieser
.Methode gemäs hat er das perspectivische Zeichnen und Mahlen seinen Untergebenen
mit grosen Nutzen beygebracht'*'^*). Allerdings ist damit nicht gesagt, daß er selbst
auch Freskomaler war. Da er gleichzeitig radierte, kann er diese Kunst vielleicht
mehr nach dieser Richtung geübt haben.
Ums Jahr 1650 kam der um 1610 zu Oels in Schlesien geborene B a r t h o 1 o-
m ä u s W i 1 1 i g nach Nürnberg, woselbst er sich als Maler habilitierte und auch
einen Teil der Rathausfassade gemalt haben solP^). Im übrigen malte er historische
und religiöse Darstellungen und Genrebilder, besonders Nachtstücke von täuschender
Lichtwirkung. Die städtische Kunstsammlung besitzt von ihm ein großes Gemälde,
das das Nürnberger Rathaus zur Zeit der Friedensfeierlichkeiten i. J. 1649 darstellt.
Im Jahre 1688 wurde das Kupferschmied Harscherische Haus in der äußeren
Laufergasse mit einer interessanten, auf das Gewerbe des Kupferschmieds bezüglichen
Darstellung bemalt, die angeblich von Sandrart hergerührt haben soIP*^). Sie
ist uns in einem Aquarell erhalten, das Georg Christian Wilder im August des Jahres
1836 mit größter Sorgfalt herstellte. Wir erkennen, daß das Fresko in kunstgeschicht-
licher Beziehung nicht ohne Wert war. Seine Hauptbedeutung aber liegt auf
kulturgeschichtlichem Gebiet. Wir gewinnen einen Einblick in die Werkstatt eines
Kupferschmieds aus der Blütezeit des Handwerks, wie wir ihn uns nicht besser denken
können. So ziemlich sämtliche Geräte, welche damals in Kupfer hergestellt wurden,
lernen wir kennen. Wir sehen da einen Springbrunnen, der sich in annehmbaren
Formen aufbaut, Kesselpauken, Butten verschiedenster Art, Brotkessel, Fischkessel,
Kannen, Wasserbehälter, große Waschkessel, Backformen und noch manches andere
mehr, und das noch dazu auf das Feinste getrieben und ornamentiert. Linker Hand
aber sind die Gesellen bei der Arbeit und bringt ein Bauersmann einen beschädigten
Topf zum Flicken. So finden wir in diesem Bilde Kunst und Absicht in wohlgefälliger
Art vereint, ohne daß beide sich gegenseitig beeinträchtigen. Zugrunde liegt der
Darstellung der Zweck der Reklame, aber die kunstvolle Ausführung läßt diesen
keineswegs in unangenehmer Form in den Vordergrund treten^"). Wir bilden sie
nach einer von der Hand Wilders herrührenden Pause ab (siehe Abb. 7 unten).
Berufsmäßige Reklamedarstellungen kommen auch sonst im alten Nürnberg
vor. So läßt der Delsenbachsche Prospekt des Platzes beim Frauenlor v. J. 1716
erkennen, daß an einem Haus der Königstraße schräg gegenül^er der Klarakirche
33) Nagler, Künstler- Le.xikon VI, S. 5-
34) Doppelmayr, S. 227 f.
35) Mitt. d. Vereins f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 10. Heft, S. 64.
36) Lochner, Abzeichen, S. 78.
37) Abgebildet bei Hugo Barbeck, Alt-Nürnberg, Die Handwerker, Blatt 1 und
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 131
zwischen dem 1. und 2. Stock ein Fries mit Darstellun,c:en, auf die Täti,e:keit des Groß-
schläclitei's l"iezü,i,^lich, an,i:,emalt war. In der Mitte des Frieses befand sicii ein Kranz
ir.it einem Kreuz darin. .An dem ehemali,i;en Zeltschneidersliaus im Prechtels,i;'ä(.iclien
war eine breitgestellte, seitlich von Figuren gehaltene Kartusche angebracht, die in
einfacher Landschaft ein großes Zelt mit den drei Stadtwappen und mehrere kleinere
Zelte zeigte. Am Eingang des großen Zeltes stand eine Figur. Eine anscheinend
von der Hand Wilders herrührende, im Mai 1839 angefertigte farbige Skizze, die sich
in der Norica-Sammlung der Stadt Nürnberg im Germanischen Museum (Nr. 753) he-
findet, hat uns das frühere Aussehen dieses Bildes überliefert •■^^). Auf dem Prospekt des
Deutschordenshauses mit dem Weißen Turm und der Jakobskirche von Joh. Andr.
Graft V. J. 1681 zeigt ein Haus ostv/ärts der Kirche zwischen dem 1. und 2. Stock
ein großes rechteckiges Gemälde mit einem schreitenden Soldaten in der Tracht
des 30 jährigen Krieges und neben diesem wiederum ein Zelt. Auch diese Darstellung
scheint sich auf das Handwerk des Zeltschneiders zu beziehen. Nicht viel später
mag auch die Darstellung eines Pfragners mit einem Schaff auf der Achsel gewesen
sein, die wir auf dem Delsenbachschen Prospekt des Heumarktes v. J. 1725 am Pfragner
Dietrichschen Hause (jetzt Theresienplatz Nr. 13) sehen •"'"). Sie war eine vortreffliche
Anspielung auf das im Erdgeschoß unter einem besonderen Schutzdach betriebene
Gewerbe. Ein Pfragner mit einem Sack befand sich an einem Pfragnerhaus (Nr. 16)
am äußeren Lauferplatz ^"). Und Pfragner, die einander Salzscheiben zureichen,
waren am Pfragner Rothischen Hause in der Königstraße (Nr. 50) zu sehen ''^). Eine
sehr interessante Friesdarstellung befand sich früher am ehemaligen Goldenen Reichs-
adler in der Adlerstraße, und zwar nahm sie den ganzen Raum zwischen Erdgeschoß
und 1. Stockwerk ein. Ob sie einen Bezug auf das in dem Haus betriebene Gewerbe
hatte, vermag ich nicht zu sagen, da die aus der Zeit um 1700 herrührende Kupferstich-
wiedergabe von B(')ner den Sinn des Bildes nicht erkennen läßt. Aber sie ist uns
wichtig für die .Art des Zusammenwirkens von bildlicher Darstellung und Schein-
architektur, welch letztere wir an den sämtlichen Fenstern der drei Obergeschosse
bemerken, und aus diesem Grunde reproduzieren wir das Haus (.Abb. 8). .Auch
wohl nocli dem 17- Jahrhundert mag die umfangreiche Malerei an dem nordr»stlichen
Eckhaus des Spitalplatzes angeh(")rt haben, die uns der Delsenbachsche Prospekt
des Spitalkirchhofs v. J. 1725, allerdings nur in andeutender Form, zeigt. Ihre
Bedeutung und ihren Inhalt vermögen wir wegen der Undeutlichkeit und Kleinheit
der Wiedergabe leider nicht zu erkennen. Zwischen den drei Geschossen befanden
sich lange figürliche Friese. Die Mauerteile zwischen den Fenstern aber waren mit
einzelnen Figuren geschmückt.
Im übrigen blühte auch das ganze 17. Jahrhundert hindurch die rein ornamen-
tale und architektonische Dekoration. Und es fehlte auch auf diesem Gebiet keines-
wegs an tüchtigen Leistungen. Ich verweise hierfür zunächst auf den gefälligen
Schmuck, den wir an dem damals noch freiliegenden Giebel eines Hauses auf der
38) Abgebildet ebendort, Blatt 7 Nr. 2.
39) Vgl. auch Lochner, Abzeiciien, S. 76.
40) Ebendort S. 78.
41) Ebendort S. 79.
132
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
"r/'-w, ,„ ».Y-*'~'/- .v-'.w.v.*c- -r..-^.
-U- />;.V. ■'^■'.■.(■f.U.: y.,' .., V /,,
■...'A.-f isit
,''•'1
Abb. /. Berufsmäßige Darstellungen am Stadtsclilosser Flschersclicn und Kupferschmied
Harscherischen Hause in Nürnberg,
Südseite der Kaiserstruße bemerken''-). Eine einfaclie Pilaster- und Nisclienarchi-
tektur entwickelte sich auf der mit breiten Fenstern verselienen Front. Die Fenster-
brüstungen aber waren mit ovalen Kartuschen bemalt, die mit allerhand Frucht-
werk gefüllt waren. Später ist die Fassadendekoration der Herberge der Bäcker
und Müller auf dem Most^^), die uns B()ner durch einen 1701 datierten Stich im
Bilde bewahrt hat (Abb. 10). Sie gehört der Zeit des ausgesprochenen Ohrmuschel-
stils an. Unter den Fenstern laufen Dockenbrüstungen hin. Die Schmalflächen
zwischen ihnen waren durch aufsteigendes Rankenornament belebt und über den
Fenstern des 1. Stockes schwebten Blumen- und Fruchtfestons. Alles das war
anscheinend in Malerei ausgeführt. Auch mit den beiden ruhenden Hirschen am
Eck scheint dies der Fall gewesen zu sein. Nur das Geweih des gemeinsamen
Kopfes — eine damals beliebte Spielerei — war plastisch und vielleicht sogar in
natura aufgesetzt.
Das XVIII. Jahrhundert.
Den Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert bewerkstelligen wir am besten
durch einige den Maler J o h a n n A n d r e a s G e b h a r d betreffende Mitteilungen.
Gebhard, der ein Schüler von Johann Müncken war, wurde am 1. Februar 1656 in
Nürnberg geboren und starb dort am 2}. August 1725. Von ihm sagt Doppelmayr
(S. 280): „Indeme aber selbiger das Fresco-mahlen absonderlich liebte, und sich vor-
nemlich darauf applicirte, so liese er auch jederzeit hernach seine meinste Beschäff-
tigung dahin abgehen, b e y welchen er in Nürnberg einer z i m-
liehen Anzahl der Hause r, nachdeme er sich mit seinen wohl angegebenen
artigen Inventionen und beykommender sehr fertigen und scliönen Art zu mahlen
42) Siehe den Bönerschen Stich ,,Prospeis;t, unter dem Muttern, bey der Seetrinülil", den
wir in Abb. 9 in einem Ausschnitt wiedergeben.
43) Eine Gasse beim deutschen Haus, vom Jakobsmarkt auf die Stadtmauer am Spittler-
tor zu.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
133
iilieniU trefflich reconimendirt .si'emaclit, d u r c h seine (i e s c li i c k 1 i c h k e i t
eine ,i;' r o s e Z i e r d e i^' e ,s;' ehe n, und zii,i:,leicli das Andencken an ihn dadurch
rül^nhch bef(")rdert".
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts und auch später hiu'en wir abermals, und zwar
wiederholt, von Reibereien zwischen den Tünchern und Malern. Der F:in,!.,Tifft^. welche
sich jene diesen ,i;,'eMeniiber ständi.ii; erlaubten, waren doch schließlich ,^ar zu viele
,t;'eworden. So beschwerten sich die Maler über die Tüncher beim Rat. Und dieser
bestimmte durch Verlaß vom 20. .April 170^, es sei den Tünchern zu bedeuten, »daß
sie mit Übertünchung der Häuser ohne einig Hauptgesims und Hinfassung der Fenster
auf welsche Art sich vergnügen lassen und weiter nicht greifen, d i e H ä u s e r h i n-
g e g e n m i t Ö r d n u n g e n de r s c h ( » n g e m a c h t e n f ü n f H a u p t s e u 1 e n
mit allerhand G e f r i e s e n, E n g e 1 s k i» p f e n, L a r f e n u n d Fratze n-
g e s i c h t e r n, item V e r z i e r u n g der Häuser mit a 1 1 e r h a n d L a u b
u n d k ü n s 1 1 i c h e n Füllungen denen Malern a 1 1 e i n ü b e r-
1 a s s e n, endlich iliren Erbieten nach alles Verguldens, desgleichen der Sonnenuhren
Abb. 8. Malerei am Goldenen Reichsadler in Nürnberg nach einem Kupfersticii von Böner um 1700«
134
BEITRÄGE ZUR ÜESCHICMTE DER AUSSENMALL REl IN NÜKNIiERG.
sicli enl hallen: denen Malern aber an-
/.eii;en. sIl'Ii we.uen kostbarer Alahliin,i; iler
Häuser dem am 22. Au.i^'. K)<)S eri;an,i;enen
\'erlaU ,i;emäs sieh zubezei^en und mil
[■orderiini; des Lohns die Biir.iierschall nichl
/ii übernehmen" (wCnHich nach Mummen-
holl. Mill. d. Ver. I. (jeseh. d. Sl. Nürn-
bers;-, X. Helt, S. 275)- Das ist eine sehr
interessante Verordnung, da sie uns einer-
seits lehrt, wie sich die Tätigkeit der an der
Außenbenialung wirksamen Kräfte gegen-
seitig abgrenzte bezw. abgrenzen sollte,
und auf der anderen Seite klar und deut-
lich ausspricht, dal.i die Fassadenmalerei
damals in Nürnberg allgemein blühte, ja,
daß sogar nach dieser Richtung von den
Bürgern eine nicht geringe Verschwendung
getrieben wurde. Und weiterhin werden
uns die Hauptelemente der damals üb-
lichen Fassadenmalerei direkt genannt, was
ganz besonders wichtig ist. Im weiteren
Verlauf der Streitigkeiten zwischen Tün-
chern und Malern begegnet uns auch der
schon erwähnte Johann Andreas
G e b h a r d, der, wie wir bereits hörten, in
besonders umfassendem Maße als Fresko-
maler tätig war. Hr muß sich in seinem
Beruf, der sich auch auf die Renovierung
der f^äuser ausdehnte, durch die Tüncher
in erhr)htem Grade beeinträchtigt gefühlt
haben, kam es doch zwischen ihm und
diesen zu einer eigenen Streitsache, mit der
sich ein Ratsverlaß vom 17. Juni 1722 ein-
gehend beschäftigt. Abermals wird den
Abi\ 9- Bemalte Oiebelfaisade in der Kaiser- Tünchern bedeutet. Über die ihnen gezo-
straße zu Nürnberg. Ausschnitt aus einem Stich ^,g,^g,^ Grenzen nicht hinauszugehen. Sie
von Beiner um 1700. ,, .,,.., a 1 -i 1 , 1 •
sollen sich bei ihrer Arbeit nach den bei
den Akten befindlichen Rissen richten und
sich bei einer Strafe von 25 Gulden der runden und gewundenen, absonderlich der
freistehenden mit allerlei frischen Farben und auf Marmorart gemalten Säulen, weiterhin
der künstlich ausgezierten Friese, antiken Gefäße, Urnen, Armaturen, Engelsköpfe,
Larven und Fratzengesichter, endlich der Verzierung der Häuser mit alllerhand
künstlichem Laubwerk enthalten und alles dies den Malern allein überlassen. „Jedoch
würde man", heißt es dann w(')rtlich weiter, „was die nach der Architektur aufge-
zogene platten Säulen (später ..Glattsäulen") oder Pilaster samt deren llauptgesimse
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
135
anlan,i;'t, wofern sie Tüncher solche nur mit ihren Erdfarben verfertigen und denen
Mahlern ihre Inventiones nicht sogleich nachmalen würden, es eben so genau nicht
nehmen" (nach Mummenhoff a. a. 0. S. 276). Fast gleichen Inhalts ist auch ein
Ratsverlaß vom 2H. Januar 17S0, der sich hauptsächlich gegen den Tünchermeister
Joh. Friedr. Walcher richtet, über den sich die Maler in corpore beschwert hatten
(siehe Mummenhoff a. a. (J. S. 277).
Die Fassadenmalerei blühte also bis weit in das 18. Jahrhundert hinein. Aller-
dings war ihre große Zeit vorüber. Schon bald nach den künstlerischen Taten eines
Paul Juvenell hatte sich ihr Verfall angebahnt. Monumentale Äußerungen der Fas-
sadenkunst finden sich seitdem nur in beschränktem Maße. Und wenn wir in den
ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts ein leichtes Wiederaufflammen des in dem
Zeitraum vorher nur verhalten knisternden Feuers wahrnehmen, so liegt dies an
der auf das Erhabene gerichteten Stimmung der Zeit, die allenthalben nach Aus-
druck rang. Das mußte naturgemäß auch der Freskomalerei zugute kommen. Es
geschah zu Anfang des 18. Jahrhunderts außerordentlich viel nach dieser Richtung
auch in Nürnberg. Ich beschränke mich wie immer auf das Herausheben einiger
weniger typischer Fälle. So ist zunächst auf die ehedem an dem Giebel eines Hauses
in der äußeren Laufergasse angebrachte Malerei aufmerksam zu machen, deren Aus-
Ahb. 10. Die Herberge der Bäcker und Müller auf dem .Most in Nürnberg.
Ausschnitt aus einem Kupferstii.ii von Böner v. J. ijui
136
I^EITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSE.NAULEREI IN NÜRNBERG.
>olifn aus dtMii ndsL'iibaclisclkMi Prospekt der iiuBe-
rcn Laiileixasso ^■. ,1. 172'; ersichtlich ist (Altb. 11).
liiiie uroU an,i;e]e,ute Balkon-, Baldachin-. Bilaster-
iind (liiianden-Dekoration war hier mit fi,i;iiiiichen
l:iiizeldarstellun,i;en zu einem imposanten danzen
\erbundeii. Oben im Cjiebel das Au,i;'e Gottes, (ianz
in der ,i;leichen Auftassun.ti" be\ve,t,^t sich der (jiebel-
schmuck des i;roßen Hauses auf dem J. G. Pusch-
nerschen Stich des Umzu,t:,s der Kiblichen Bruder-
schaft des 'l'uchmacherhandwerks nach Wölird am
12. Januar 1722 (Abb. 12). Man darf wohl sa.uen,
daß sich ,t,^erade in dieser Malerei ein erstaunliches
Maß freier und ungebundener Gestaltung kundgibt.
Das Hauptstiick bildet hier der von zwei Frauen-
gestalten in bewegter Gewandung getragene Bal-
dachin, den eine allegorische Figur knint. Diese
steht mit ausgebreiteten Armen und flatterndem
Gewand da, anscheinend den Einziehenden den Will-
komm bietend. Der Sockel, auf dem sie sich erhebt,
erweitert sich zu einer flachen Basis, die von zwei
mächtigen Schnecken getragen wird. Diese selbst
aber werden wiederum von Frauengestalten aufge-
nommen. Ein feines Gefühl für Eurhythmie spricht
aus diesem wohl abgewogenen Aufbau. Weniger
ist dies von derbreiten Front der Goldenen Schranne
in Wöhrd zu sagen, die uns die „Abbildung des schönen Umzugs von der Löblichen
Brüderschafft des Tuchmacher-Handwerks" nach Wöhrd am 11. Januar 1768 in
deutlicher Wiedergabe vor Augen führt (Abb. 14). Das Wichtigste sind hier die
zwischen den Fenstern des Obergeschosses auf Sockeln stehenden neun allegorischen
Figuren, von denen wir die sieben Frauengestalten in der Mitte wohl als Tugenden
deuten dürfen. Reich bemalt war ehedem auch die Fassade des Hauses rechts vom
Luftsprung am unteren Bergauerplatz. Wir ersehen dies aus einer der 2. Hälfte des
18. Jahrhunderts angehörenden Handzeichnung von Christian Ludwig Kauliz, welche
in der Stadtbibliothek aufbewahrt wird und den umfänglichen Titel trägt „Wahr-
haftige Contrafactur und Prospect des Neuen Spittals zum Heil. Geist auch desjenigen
Theils der Stadt Nürnberg, welcher Mittag- Abend- und Mitternachtwärts von dem
Thurn derer Männer Eisen Gefängnissen ins Gesicht sich praesentiret"^*). Der
große Eingang war mit einer Pilasterstellung geziert. Über der Archivolte lagerten
Figuren, ein damals sehr beliebtes Schmuckmittel. Die Fensterbrüstungen des 1.
Stockes waren mit Putten in Rahmen von ornamentalem Blattwerk bemalt. Über
den übrigen Teil der Front breitete sich eine auch in den Farben wirksame
Scheinarchitektur mit Dockenballustraden und Einzelfiguren zwischen den
Fenstern.
Al-ib. II. Giebeldekoration eines
Hauses in der äußeren Laufergasse zu
Nürnberg. Ausschnitt aus dem Pio-
spekt von Delsenbacli v. J. 1725.
•1-1) Ab.uebildet bei Huso Baibcctc. Alt-Nürnber.tr. Von Tlidf zu Tlior. Blatt 4.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
137
Auch ein .^utes Beispiel von berutsnüil.ii.tier Rekliunenialerei aus dieser Zeit
k()nnen wir anl'üliren. Icli meine die liübsche Friesnialerei, welclie hls zum Jahre
1835 an dem Stadtschlosser Fischerschen Hause (Peter Vischerstraße) zwischen
Erdgeschoß und 1. Stock angebraclit war, aber bei dessen Veränderung im März
genannten Jahres vernichtet wurde. Wiederum ist es der unermüdliche Wilder
gewesen, der dieses Bild rasch noch zuvor zu Papier brachte (siehe Abb. 7 oben und
Abb. 13). Und wir müssen ihm datür dankbar sein, da auch dieses Gemälde kultur-
geschichtlich von gn'ißter Wichtigkeit ist. Datiert ist es vom Jahre 1724'^''). Wir
sehen die Gesellen bei der Arbeit und gewinnen damit einen Einblick in den Werk-
stattbetrieb, wie er damals geübt wurde. Wir sehen sie Bandeisen an Lafetten für
Geschützrohre und B(')ller anschmieden und das Eisen im Feuer zum Glühen bringen.
Ringsherum aber hängen, liegen und stehen Wagen mannigfachster Art, Waffen,
Schlösser und Schlüssel, eine eisenbeschlagene Truhe und manches andere mehr.
Prachtvoll muß sich ehedem diese Malerei mit dem früher freiliegenden Fachwerk
an diesem exponiert im Straßenbilde stehenden Hause ausgenommen haben.
Ich bin am Ende meiner Ausführungen. Sie hatten mit einem durchaus unzu-
länglichen Material zu rechnen. Denn von all den schonen Wandmalereien, welche
einst die Häuser Nürnbergs in solch großer Zahl schmückten, hat sich kein Beispiel
in unsere Zeit herübergerettet. Sie alle sind von der Ungunst der Witterung unbarm-
herzig zugrunde gerichtet oder von künstlerischem Unverstand mit Stumpf und
Stiel hinweggetilgt worden. Nur in Abbildungen ist ihr Andenken erhalten und gerade
45) Möglicherweise bezeichnet diese Jahrzahl auch nur eine in diesem Jahr vorgenom-
mene Auffrischung eines älteren Bildes unter teilweiser Umsetzung in den Stil der Zeit.
Abi
12. Ausschnitt aus einem Kupfcrsticli von J. ü. Puschiicr v. J. 1722.
138
BEITRÄCiE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENMALEREI IN NÜRNBERG.
Abb. 13. Das ehemals Stadtschlosser Fischersche Haus in Nürnberg.
Ausschnitt aus einer Radierung von Wilder.
diese sind oft recht fragwürdiger Natur. Die Künstler, welche sie schufen,
trugen, mit Ausnahme des gewissenhaften Wilder, bewußt oder unbewußt in
die szenischen Darstellungen den Stil und die Auffassungsart ihrer Zeit hinein
und verdunkelten so deren Kunstwert, wie sie auf der anderen Seite vielfach, ja
man kann ruhig sagen, zumeist durch zu kleinen Maßstab ihre Bedeutung und
ihren Sinn verwischten. Auf einer so gearteten Grundlage hatte ich aufzubauen.
Dennoch ist es gelungen, die erforderlichen festen Stützpunkte zu gewinnen, um
die Entwicklung der Nürnberger Außenmalerei in ihrem lebhaften Auf und Nieder
überblicken, um ihre Höhepunkte erkennen und sich eine Vorstellung ihrer typischen
Eigentümlichkeiten in den verschiedenen Stilperioden bilden zu kcnmen. Mit der
Außenmalerei ist eines der wichtigsten Glieder aus dem imieren Stadtbilde Alt-
Nürnbergs dahingeschwunden. Andere sind ihr gefolgt, und schon jetzt sind wir
140 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER AUSSENAIAI.E REI IN NÜRNBERG.
soweit, um bezüijlich der Erhaltung des einst S(i slunzvollen Altstadlchariikters
der deutschesten unter den deutschen Städten mit ,i;rr>IMer Besori^nis in die Zukunft
zu scluuien.
Zum ScliUiß möchte ich noch eini,t;;e Wandmalereien aufzählen, die ebenfalls
nicht mehr vorhanden sind, über deren Hntstehuni;szeit sich aber keinerlei Anhalts-
punkte gewinnen ließen.
An der Gartenmauer eines nun eingegangenen Wirtshauses der Mostgasse ^ '')
waren früher Wandgemälde zu sehen, die sich auf die bekannte Sage des durch die
Sensenschmiede an den beiden jungen Burggrafen angeblich verübten Mordes be-
zogen. Lochner meint''), daß sie ein erst hinterdrein, wahrscheinlich erst vor ein
Paar 100 Jahren oder noch neuer gemachtes Zeugnis für diese Begebenlieit, deren
Schauplatz hier zu suchen sein soll, gewesen seien.
An einem Pfragnerhaus am Tiergärtnertor, jetzt Bergstraße 25, waren eliedem
Szenen aus dem alten Testament angebrachte^). Die Front eines Töpferhauses
am äußeren Lauferplatz (jetzt Nr. 10) zeigte ein Gemälde, welches Christus und die
Töpferei zum Gegenstand hatte '*^). Über dem Eingang der Findel befanden sich
zwei Gemälde. Das eine zeigte den Findelvater und die Findelmutter mit den teils
beim Essen sitzenden, teils im Kreise knieend das Tischgebet liersagenden Kindern,
das andere den Findelpfarrer bei den teils im Kreise knieenden und betenden, teils
am Schultisch sitzenden Kindern. Zwischen den Gemälden waren die drei Stadt-
wappen zu sehen ^^). Am sogenannten Schwedenkrug am oberen Bergauerplatz
war eine Schlacht zwischen Schweden und Polen oder Russen dargestellt. Sie soll
sich auf einen früheren Besitzer bezogen haben, der unter Karl XI L gedient hatte.
Übrigens ist der Name ..Schwedenkrug", wie Lochner bemerkt, eine erst witzweise
in der Mitte der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts aufgekommene Benennung. Vorher
hieß das Haus zur Ente, auch wohl zur goldenen Ente. Früher war auch eine See-
schlacht über der Türe an der Seite in der Pfarrgasse angemalt ^^).
46) Vgl. Anm. 43-
47) Nürnbergs Gedenkbuch I, S. 24.
48) Lochner, Abzeichen KS55, S. 76.
49) Ebendort S. 78.
50) Ebendort.
51) Ebendort.
Abb. 1. Die Ehrenbiirs mit Kirchehrenbach (im Gegensinne). S.
DIE LANDSCHAFT AUF DÜRERS EISENRADIERUNG
„DIE GROSSE KANONE" VOM JAHRE 1518.
Von OTTO MITIUS.
Mit 4 Abbildungen.
Bekannt sind die beiden Zeichnun,t;'en Dürers, denen Naturvorbilder aus seiner
fränkischen Heimat zu.t^runde lie,t;en, das Dorf Kalchreuth und die Kalch-
reuther Berglandschaft ^). Ihnen reiht sich ein drittes Blatt an, dessen landschaft-
liche Szenerie ebenfalls auf Motive aus der Nachbarschaft Nürnbergs zurückgeht.
Auf der Radierung-) ,,Die große Kanone", stellt der Hintergrund die Ehrenbürg
mit Kirchehrenbach und das Dorf Pretzfeld mit Schloß und Kirche dar.
Die Ehrenbürg ist einer der westlichen Ausläufer des unter dem Namen der
Fränkischen Schweiz bekannten Gebirges und liegt 6 km östlich von Forchheim ^).
In einer Länge von 3000 m erstreckt sie sich von Nordwest nach Südost und ist durch
eine charakteristische Einsattelung zwischen zwei Spitzen vor allen Bergen der Um-
gebung gekennzeichnet. Von Norden her ist indessen die sattelförmige Einsenkung
nicht zu bemerken (Abb. 1). Hier fällt der Bergstock steil nach Kirchehrenbach ins
Tal der Wiesent ab. Während die nordöstliche Kuppe des von hier gesehenen Felsens
in einer scharfen Nase umbiegt, senkt sich der Abhang nach der anderen Seite in
leichter Neigung zur Talsohle. Links reihen sich nach Norden geringere H(")henzüge
in sanften Wellenlinien an. Bis zur oberen Grenze des Eisensandsteines'') ist der
Abhang der Ehrenbürg mit Äckern und Obstbäumen bedeckt. Zwischen Gärten
und Wiesen ruht auch das gestreckte stattliche Kirchehrenbach. Über die Dächer
erhebt sich eine Kirche, die, weil auf einer Anh(»he stehend, die übrigen Bauten
weit überragt und h(")her erscheint, als sie in Wirklichkeit ist. Draußen in der Natur
1) Friedrich Lippmann, Zeichnuni^^en von Albreclit Dürer in Nadibildun.ijen. Berlin 18S3 f.,
Nr. 105 und 14. Dazu Berthoid Haendcke, Die Chronologie der Landschaften Albrecht Dürers.
Straßburg 1899, S. 3(> f- und Heinricii Wüfflin, Die Kunst Albrecht Dürers. München 1905, S. 204 f.
2) Zur Technik s. Markus Zucker, Albreclit Dürer. Halle a. S. looo, S. 86.
3) Heinrich Fild, Die tektonischen Verhältnisse der Ehrenbürij bei Forchheiin. Eriansen
1903 (Erl. Diss.), S. 10 f.
4) Siehe Fild, a. a. O.
BgSIt/lllllflKllfBBIIKm ■'itmämtm. .
HHHHIIJJ^^^^^
V
Abb. 2. Die Ehrenbiirij mit Gosbcrit.
crMiL'kcn wir links iil\'r siifiii^LMi W'ic'scii.uruikl liiiiwe.i^' Prctztckl, an den Il()lk'nzu,i;'
:in,uek'lint.'" rechts den Kirchtnrni nnd links das Sclilol,!. Leider nnr war es nielil
niöi^lich. diesen Pnnkl \ve,t;en der .großen }:ntlernun.i;' mit Kirchehrenbach anf eine
photoiiraphische Platte zu bringen. Und auch auf eine besondere Aufnahme Pretz-
felds von demselben [Standpunkte aus, von dem Kirchehrenbach p]i()l(»,i;raphierl
wurde, mußte verzichtet werden, da das Bild im Verhältnis zu dem Hauptdorf im
Vorderi^runde zu klein und zu undeutlich .geworden wäre.
Wer die phoü^^raphische Aufnahme der Ehrenbür.ü: mit F^iirers Radierun.i;- (Abb. 3)
ver.iiieicht, wird nicht daran zweifeln, daß wir hier die beschriebene Landschaft vor
uns haben, und wird die Beobachtung bestäti.iien, die ich selbst immer wieder an Ort
und Stelle nachzuprüfen Gelegenheit fand. Berücksichti,ü;'en aber müssen wir bei
der Vergleichung, daß uns das LJürersche Blatt das landschaftliche Bild als Abdruck
von einer Platte, auf die die Zeichnung richtig übertragen war, von der Gegenseite
gibt, sodaß alles, was in der Natur rechts liegt, auf der Radierung zur linken Hand
erscheint und umgekehrt^). Um nun das Nachprüfen beider Abbildungen zu er-
leichtern, wurde die Photographie der Landschaft gleich im Gegensinne wiedergegeben.
Das landschaftliche Gepräge und die Geländeverhältnisse sind hier dieselben,
im Hintergrunde der wuchtige freistehende Berg mit den gieichhohen und gleich-
g;estalteten Kuppen, dieselbe Randlinie des Baumwuchses an dem steilen Abhänge,
davor das gartenreiche Dorf mit der Kirche auf erhöhtem Platz und in der gleichen
I,age und Richtung nach Nordosten das andere Dörfchen mit Kirchturm und Schloß,
das der Meister nur näher heranrückte um es in den Rahmen seines Bildes zu fassen.
Die Orientierung der Kirche im vorderen Hauptdorfe scheint allerdings gegen
Kirchehrenbach zu sprechen. Denn hier erstreckt sie sich von Westen nach Osten,
bei Dürer dagegen von Süden nach Norden. Der scheinbare Widerspruch aber wird
gerade mit der erhr)hten Lage der Kirche zum unumst<")ßlichen Beweis, daß hier kein
anderer Ort als Kirchehrenbach abgebildet ist. Der Turm ist der alte, er erhebt sich
auf demselben Platze. Nur ist die Zeichnung des Turmhelmes unsicher. „Es steht
aber fest, daß Dürer bei seinen Aufnahmen gerade die Türme Schwierigkeiten be-
reiteten"'^). Das heutige Schiff stammt erst aus der zweiten Hälfte des IS. Jahr-
5) Ebenso licKen die Verhältnisse bei der Darstellung des Ortes Klausen in Tirol auf Dürers
Stiche „Das große Glück". Vgl. die beiden Tafeln bei Haendcke, a. a. O. — Das Bild im Gegen-
sinne auf den Stichen und Holzschnitten im Verhältnis zur Zeichnung ist bei Dürer, soweit ich
Lippmanns Werk einsehen konnte, durchweg der Fall.
6) Karl Rapke, Die Perspektive und Architektur auf den Dürer'schcii llandzeichnungen
usw. Straßburg 1902.
144 l'IE LANDSCHAFT AUF DÜRERS EISENRADIERUNG „DIE GRÜSSE KANONE" VOM JAHRE 151S.
hunderts. Am 24. April 1706 wurde der (^jrundsk'in zu dem p.cucii Kiivlicm^vlxiudc
,ii"elet:;t und :un 29. Aui^ust 1776 \on dem Weihbischol" Nitsclike die Weihe vollzoi^en ').
DiiB die urspriinii'liche Kiivlie aber un,i;e\V(')hnliclier Weise ihren Chor im Norden
\ve>thch neben dem Turm halte, dal.i sie zur neuen Kirche .,iiberz\verch'\stand. davon
ist heute noch unter den iUteren Leuten desUortes eine Überheferuiii;' lebendi.t^'. Auch
fiilirte die aus dem überwölbten Hrdi^eschosse des Turmes nach Westen jetzt ins
Freie führende Tür auf die Spur, daß die alle Kirche auf dieser Seite ,s:ele,s::en habe.
Zudem hat sich ein Blatt mit dem (irundrif! der alten und neuen Kirche von dem
Artillerie- und Ini^enieurleutnant J. Roppelt aus der Zeit des Neubaues erhalten
(Abb. 4). das über die Stellun.i;' der beiden Kirchen keinen Zweifel mehr läßt**).
Von dem alten Süd-Nordbau ist, wie auch ein Vermerk auf dem Plane an.s^ibt, der
Turm stehen ,i;eblieben, an den der neue West-Ostbau ant;elehnt ist. Auf der Radie-
rung" Dürers fügt sich der Kirche südlich ein Hausdach mit Schornstein und Fenstern
im Giebel an; zur Kirche selbst, etwa als Vorhalle, wird also der Bau nicht gehören.
Vielleicht diente er auch nur der künstlerischen Absicht, von dem hohen Kirchen-
dach einen Übergang zu den niedrigeren Dorfhäusern zu gewinnen.
Das Schloß in dem schon 1145 urkundlich genannten Dorfe Pretzfeld") ist
ebenfalls nicht dasselbe, das Dürer sah. Sieben Jahre später, damals im Besitze
der Familie von Stiebar, ging es während des Bauernkrieges in Flammen auf, wurde
aber bald nachher wieder aufgerichtet^"). Die jetzige Kirche ist ein Werk Balthasar
Neumanns^i) (.j- 1753)^ ^1er Turm erhebt sich auf der alten Grundlage.
Eine Kapelle wird zu Dürers Zeit gewiß schon auf der Ehrenbürg gestanden
haben. Es läßt sich aber kein fester Anhaltspunkt finden, ob sie an derselben Stelle
wie jetzt oder anderswo auf der Plattform sich befunden hat, sodaß sie von Kirch-
ehrenbach aus nicht sichtbar gewesen wäre^-).
Was sonst Unterschiedliches sich zwischen Natur und Radierung bietet, ist auf
Rechnung künstlerischer Erwägungen und Rücksichten zu setzen. Dürer sah die
Natur als Künstler, und wir wissen, wie er sich ihr gegenüber verhielt, wie er mit
den Problemen des Schauens und Gestaltens gerungen und sich zu einer wunder-
baren Größe der Naturanschauung durchgearbeitet hatte.
Seit seiner zweiten italienischen Reise zeichnete er die Landschaften mit festem
Augenpunkt 1^). Wollen wir aber diesen für unsere Radierung bestimmen, so krinnen
7) Nach einer Mitteilung des k. Kreisarchivs in Bamberg. Die Weihe fand also niclit 1777
statt, so noch Joseph Heller, Muggendorf und seine Umgebungen. 2. Aufl. Bamberg (1829),
S. 93-
8) Aus der ehemaligen Sammlung Dros in Bamberg, die in München im Februar 19 12 zur
Versteigerung gelangte. Das Blatt trägt auf der Rückseite von alter Hand die Bezeichnung „Kirch-
ehrenbacher Kirche" und ist mit einem Plane des Maurermeisters Ullrich Schick für die neue Um-
fassungsmauer und den neuen Treppenaufgang, die mit der veränderten Lage der Kirche not-
wendig waren, zusammengeklebt.
9) Christoph Beck, Die Ortsnamen der Fränkischen Schweiz. Erlangen 1907, S. 100.
10) Joseph Heller, a. a. 0., S. 137. — Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenk-
mäler, Berlin 1905, I, S, 256: „Schloß 16. Jahrh. auf mittelalterl. Grundlage".
11) Joseph Keller, Balthasar Neumann. Würzburg 1S96, S. 175.
12) Georg August Goldfuß, Die Umgebungen von Muggendorf. Erlangen iSlo, S. 6: ,,eine
Kapelle, grau und unbemerkbar geworden durcli iioiies Altertum".
13) Luise Klebs, Dürers Landschaften. Repertorium f. Kunstw. XXX, 1907, S. 416.
VON OTTO MITIUS.
145
wir nur annehnien, diiLi sicli der Meister, .gebannt von dem Anlilick dieses gottgeseg-
neten Tales mit der einzigartigen Erscheinung der Hlirenlnirg im Hintergrunde, am
Ufer der kristallklaren Wiesent oberhalb der Mühle, etwa 10 Minuten nordwestlich
vom Orte, auf grünem Wiesengrunde niedergelassen habe, um sich das köstliche
Landschaftsbild für seine Wandermappe zu erhalten. Sein Weg mag ihn an dieser
Stelle ^^) vorübergeführt haben. Denn vor Erbauung der links vom Flusse führen-
den Ebermannstädter Bahnlinie benutzte man zum Eintritt in die Fränkische Schweiz
die alte rechts der Wiesent lauiende Landstraße. Und von dieser zweigt bei dem
.SiTfP^''-''*'-^^
Abb, 1. Grundriß der alten und neuen Kirclie in Kirciielirenbacii von .1. RoppeU. N. -< — >- S.
Dorfe Unterweilersbach ein Weg ab, auf dem man über die Wiesen an der Mühle
vorüber bald nach Kirchehrenbach gelangt^'').
Wie sonst, wählte Dürer auch hier einen erhöhten Standpunkt. Legte er doch
selbst Kalchreuth, das Dorf auf dem Berge, zu Füßen des Beschauers, damit das
Auge ungehindert in die weite Ferne dringe ! Dieselbe Absicht leitete ihn offenbar
14) Von liier aus ist aucii die photographische Aufnahme ,i,''eniacht.
15) Wie ich naciiträghch bemerke, liat fast 300 Jahre später von Weilersbacli aus, also
in der Näiie des Platzes, von dem Dürer die Landschaft sah, am l. Mai, dem Walherlatatre, 1820
L. Neureuther Kirchehrenbach und die Ehrenbürg e^ezeichnet. hie Zeichnung ist abgebildet in:
Die Ehrenbürg bei Vorchheim. Ein Waiburgis-Geschenk für Dahin- Reisende. Bamberg lS22.
Mitteiluns;en aus dem Germanischen Nationalmiiseiim 1911. 10
146 PIE LANDSCHAFT AUF DÜRERS EISENRADIERUNG „DIE GROSSE KANONE" VGA! .lAlIKE 151S.
auch :uit' iin.^ertT /.cicliiumi;. wenn er <\c\] lläiiM.'rii das AlaiiL'i'wiMk nahm, sodal.i der
Blick auf die Dächer fällt und darüber hinwe.^eiU. Ihn der Tiefenwirkung willen
rückte er ferner den Bergstock weiter hinaus, dehnte ihn der Breitenentwicklun.i;'
des Blattes entsprechend, sodaß er nicht so lioch erscheint, als er in Wirklichkeit ist,
lielJ \Ve!:::e, Bauin- und Buschreihen sich an ihm hinautziehen und die W'iesenflächen
durchschneiden. Zu demselben Hindruck verhalf ihm der breite durchfurchte Hahr-
we,ii\ der aus dem Vorderer und ins D^rf führt. Ihn die Ferinvirkun,^' zu verstärken,
stellte er auch kulissenarti.ii' den .^ewalti.uen Baumstumpf und das hohe Dach, zwischen
denen ein dichtbelaubter Strauch hervorquillt, an den Bildrand und ,i;ab den uns
zunächststehenden Hrscheinun^en überrai;ende (jroßenverhältnisse. So erstreckt
sich die große Kanone fast über die stanze linke Blatthälfte, und ,i;i,t:antenhaft treten
die martialischen Gestalten der Türken^ruppe in die Landschaft ein. Da aber der
südliche Abhang des Berges in einfacher Linie verläuft und sich kein dankbares Motiv
dem Meister hier darbot, das er als Abschluß hätte verwenden k()nnen, fügte er zur
Erhöhung des landschaftlichen Reizes auf dieser Seite dem heimatlichen Dorfe eine
Meeresküste hinzu, die von Schiften belebt ist.
Wie aber hat er es verstanden über das ganze Bild den Zauber hellen Sonnen-
scheines auszugießen ! Die kräftige Strichlage des Himmels, sowie das dunkel-
gehaltene Dorf in der Mitte müssen dazu dienen die obere kahle Felsenmasse der
Ehrenbürg um so heller im Lichte erstrahlen zu lassen. Ein Bäumchen in tiefem Ton,
ein Strauch oder ein grasendes Pferd sind mitten in die sonnenglänzende Wiesen-
fläche hineingesetzt um ihre blendende Pracht noch mehr hervorzuheben. Auf den
Dächern flimmert und in den Wipfeln der Bäume spielt das Licht. Wem klänge
nicht bei dem Anblick dieser lachenden Landschaft die Strophe aus Scheffels Franken-
lied im Ohr:
„Den allersonnigsten Sonnenschein
Läßt uns der Himmel kosten" ?
Wir wenden uns nun der zeitlichen Einreihung des Blattes in Dürers Leben und
Schaffen zu. Die Radierung ist, wie er selbst angibt. 1518 entstanden. Im voraus-
gegangenen Jahre weilte er in Bamberg am Hofe des kunstsinnigen und gelehrten
Bischofs Georg HI. von Limpurg^^). Er wohnte als Gast bei dem Kanonikus Lorenz
Beheim. wie aus einem Briefe hervorgeht, den dieser am 11. Oktober 1517 an Willi-
bald Pirckheimer in Nürnberg schrieb. Lorenz Beheim beklagt sich darin, daß Diirer
immer eingeladen sei und erst einmal das Frühmahl bei ihm eingenommen habe.
Wir können also mit gutem Grunde annehmen, daß Dürer am 1 1. Oktober schon einige
Zeit in Bamberg gewesen und die Reise dorthin etwa Ende September erfolgt sein muß.
Er wird aber dabei denselben Weg gewählt haben, den er 219 Jahre später benutzte,
als die Niederlande sein Reiseziel waren. Nach seinem Tagebuche ^') zog er damals
über Erlangen nach Baiersdorf, wo er übernachtete, am anderen Tage weiter über
Forchheim nach Bamberg. Da er aber die Landschaft von Kirchehrenbach im Laub-
16) Jnsepli Heller, Albrecht Dürer in Bamher,? in den Jahren 1517- 152(» und 1521. Bain-
lierg 1828. — Franz Friedr. Leitschuh, Georg III., Schenk von Limpurg. der Bischof von Bamberg
in Goethes ,,Götz von Berlichingen". Bamberg 1888, S. IS.
17) Dürers Schriftstellerischer Nachlaß hrsg. von K. Lange und F. Fuhse. Halle a. S.
1893, S. 103.
VON OTTO MITIUS. 147
schmucke sah, ist zu vermuten, daß er auf der Hinreise nacli Bambert,^ von Forch-
heim aus den AusfUi,^' ins Wiesenttal .gemacht halv. und niciü auf der Heimreise,
die vor dem \. Dezember statt,i:,efunden lialien mul.i. Denn ein Brief Beheims an
Pircklieimer vom ,i;enannten Ta,L:.e'^) — wir kommen später noch einmal auf diesen
Brief zurück — setzt voraus, daü Dürer schon wieder in Niirnberi;' ein.i^etroffen sei,
oder bald darauf dorthin zurückkehren werde. Zu 1 lause hat er dann ISIS, unter
Umständen also bald nach seiner Heimkehr, die Zeichnun,^ auf die Hisenplalie über-
Irai^en.
Auf dem We.^e zwischen f:rlan,i;en und Forchheim und von Forchheim bis
Reuth hatte er die Fhrenbür.i;' in der Erscheinun,i;' vor Au,i;en, wie sie Abb. 2 zei,t;'t.
Fr wird damals nicht zum ersten Male den freistehenden charakteristischen Berg-
st(Kk gesehen haben. Zweifellos luit er von ihm wie heute noch jeder Nürnberger
von Jugend auf gewußt. Ursprünglich ein bedeutender heidnisclier, seit der Ein-
führung des Christentums in Franken ein christlicher Kultplatz, trägt die Ehren-
bürg auf ihrem Rücken eine der heiligen Walpurgis geweihte Kapelle, deren erster
Bau entstanden sein mag, als sich die Verehrung der Heiligen von Eichstätt aus
in Deutschland verbreitete. Von ihr auch hat die Ehrenbürg ihren volkstümlichen
Namen „das VValberla" erhalten. Auf seiner Höhe wird heute noch vom Volke, das
sich dort in seiner farbenreichen Tracht versammelt, am 1. Mai, dem Tage der alten
Frühlingsfeier, das Fest der heiligen Walpurgis allgehalten ^''*). Und bis in unsere
Tage hinein liat das Walberla seine Anziehungskraft auf die künstlerische Phantasie
nicht verloren. Zwei jüngere fränkische Künstler haben es ebenfalls zum Gegen-
stand einer Radierung gemacht, Adolf S c li i n n e r e r-^'): das fröhliche Treiben
auf der ffr)he. und Hans Bart hei meß: den Berg in seiner charakieristischen
Gesamterscheinung -1).
Wir hatten die Mr)glichkeit gesetzt, daß Dürer die Landscliaft auf seiner Reise
nach Bamberg im Herbst 1517 gezeichnet habe, die er dann ISIS für seine Eisen-
radierung verwendete. Aber auch die Annahme, daß die Zeichnung erst im Eni-
stehungsjahre der Radierung selbst angefertigt, Dürer also ISIS in Kirchehrenbach
gewesen sei, verdient Berücksichtigung. In Kirchehrenbach lebte nämlich mehrere
Jahre unter dürftigen Verhältnissen der bekannte Mathematiker, Geograph und
Astronom Johann S c li <) n e r. der 1S26 als Professor der Mathematik an das neu-
errichtete Gymnasium nach Nürnberg berufen wurde. Er verstand sich auch auf die
Herstellung von Erd- und Himmelsgloben sowie von Holzschnitten und war ein
geschickter Buchdrucker und Buchbinder. Aus seiner Hausdruckerei in Kirchehren-
bach gingen zwei Werke hervor, die den bis in unsere Tage rätselhaft gebliebenen
IS) Zu den Briefen Beheims, die zu dem in der Stadtbiblidtiiek zu Nürnber^tC aufbewaiirten
hiindscliril'tiichen Nachlasse Pirckheimers ,e:ehören, s. Emil Reicke, Neue Naciirichten über Albrecht
1 »ilrer. Beihilfe zur Alldem. Zeitun,!,^ l'Xi.S, S. So.
I')) Nach liauck sind die Beziehuntjen des l. Mai zum Leben der Walpur,i;is (uest. vor 7S6)
noch nicht aufy:eklärt. Kealenzyklopädie für protest. Tlieol. und Kirche. 3. Aufl. Leipzi.tr, 20,
19ns, S. S42.
20) Nach einer Mitteilun.tr des Künstlers sind vi>n ihm auch zwei Geniiilde vom Walberla
vorhanden, das eine im Wallraf-Richartz-Museum in Köln, das andere in einer PriNatsammlum;:
in Elberfeld.
21) Abgeb. bei C. W. Bredt, Deutsche Lande, deutsciie Maler. Leipzii,^ (19<i'^), S. 213-
10*
148 DIE I.ANDSCHAI-T AUF DÜRERS EISEN RADIE RUNG „DIE GROSSE KANONE" VOM JAIIKE 1518
Namen Timiripa ( - l:lireiilnu'li) als I )iik"kori lrai;cir--). Und mm lernen wir diesen
Ort sois'ar in seinem damali.i^en Aussehen durch ein Alibiid aus Dürers Meislerhand
selbst kennen ! Nach S c li o 1 1 e n 1 o li e r weilte SclKuier zwar 1=122 noch in Bam-
berg, lebte aber 1^2^ in Kirchehrenltach. R e i c k e--') nimmt an. daß Schciner sich
noch 1=520 in Bamberii" aut\;elialten habe. Sollte aber Heller-') Recht haben,
daß SchCnier schon 1518 seiner Stiftsplründe bei S. Jakob in Bamber.u' wegen Ver-
nachlässigung seiner priesterlichen Pflichten verlustig gegangen und zur Strafe als
I'riihmesser nach Kirchehrenbach gekommen sei. so ist die y\nnahme berechtigt.
daß Dürer ihn dort getroffen habe, wenn wir nicht gar die Vermutung wagen wollen,
daß die Anwesenheit Schoners in Kirchehrenbach selbst Veranlassung zu einer be-
sonderen Reise Dürers dorthin gegeben habe. Zwischen beiden Männern bestand
offenbar ein freundschaftliches Verhältnis. .Als Gast im Hause des Kanonikus Lorenz
Beheim zu Bamberg ist Dürer im Herbst 1517 dem gelehrten Priester, der sich durch
die Ven'Ufentlichung seines Werkes Luculentissima quaedam terrae totius descriptio
Nürnberg 1515 und durch Anfertigung von Globen schon einen Namen gemacht
hatte, sicher begegnet-'^). Am }. Dezember 1517 schreibt Beheim an Pirckheimer,
daß Schrmer mit 10 oder 12 Globen nach Nürnberg kommen werde, die er auch ihm
(dem Pirckheimer) und dem Albertus (Dürer) zeigen wolle-"). Und später von Kirch-
ehrenbach aus teilt Schöner seinem Freunde und Beschützer Pirckheimer am 2(S.
November 1825 mit, daß er dem Dürer „alßpaldt dann awch ain Sapheam schencken"
wolle'-"). So kann man wohl von persönlich.en Beziehungen des Künstlers zum Ge-
lehrten sprechen, die die Annahme eines Besuches unter den bestimmten Voraus-
setzungen rechtfertigen.
Werfen wir noch einen Blick auf die Radierung als Ganzes. Nach der großen
Kanone, an die eine Schar Türken staunend herantritt, hat das Blatt seinen Namen
erhalten. Die Türkengefahr bedrückte in jener Zeit schwer die Gemüter. Auf dem
Reichstage zu Augsburg 1518 bildete die Türkenfrage den Hauptgegenstand aller
Verhandlungen. Ulrich von Hütten--) und Albrecht Dürer -^) waren auch
da. Wie aber der ungestüme Ritter in gleichem Jahre seine geharnischte J'ürken-
22) Karl Schnttenlolier, Jnliann SclK'iner uiul seine Ilausdruckerei. Zentralbiatt für
Bibliothekswesen 24. 1907. S. 145 f.
23) Emil Reicke, Aus dem Leben des Johann Schrmer, ersten Professors für Mathe-
matik und Geographie in Nürnber.i,'. In Festsclirift zum XVI. iJeutschen Geographentaii; in Nürn-
berg. Nürnberg 1907, S. 44.
24) Joseph Heller. Reformatitms-Geschichte des ehemaligen Bistums Bamberg. Bamberg
I1S25, S. 6S Anm. — Man müßte dann annehmen, daß Schöner nach seiner Versetzung 151S wieder
für einige Zeit nach Bamberg zurückgekehrt sei.
25) Am 10. Oktober 1517, also als Dürer bei ihm woimte. kaufte Belieim dem Schfiner
einen Himmelsglobus ab. S. Reicke, Joh. Schöner, S. 44.
26) Die Stelle am Schlüsse des Briefes lautet nacii Mitteilung Herrn Dr. Reickes: Hebdo-
mada proxima Schoner cum X vel XII globis istuc veniet, tibi, si voles, portabit et Alberto. Ipsum
saluta.
27) Reicke, Joh. Schöner, S. 58 und 57. — Saphea ist der Name eines astronomischen
Instrumentes und einer in Kirchehrenbach erschienenen Schrift Schöners, in der das Instrument
beschrieben wird. Vgl. auch Schottenloher, a. a. ()., S. 150.
28) Julius Schall, Ulrich von Hütten. Halle a. S. 1890, S. 20 f.
29) Markus Zucker, Albrecht Dürer in seinen Briefen. Leipzig und Berlin 1908, S. lljf.
VON OTTO MITIUS. 1 4Q
predi,i;i Me.^'tn die deiilscheii Fürsten .sclileuderte^"), daß .sie sicli aufraffen und zum
Kriege rüsten sollten, so redete der Meister des Griffels zum Volke in seiner Sprache:
,,Wie, wenn die Feinde in diese fruchtbaren Gefilde einbrechen würden ! Aber laßt
die Türken nur kommen •^^). Der deutsche Landsknecht hält im Vertrauen auf
seine Nürnber.s^^er Kanone^-) ,i,^ute Wacht !" So wird das Blatt mit Kirchehrenbach
und dem Walberla zu Dürers Türkenpredigt, und Figuren und Landschaft schließen
sich zu einer eindrucksvollen einheitlichen Schöpfung zusammen.
30) Ad Principes Germaniiie, ut bellum Turcis inveli:int, Exhortatoria. Aug'. Vind. 15 18.
• 31) Vgl. den Text zu Blatt 16 (Die Feldschlange) der vom Kunstwart herausgegel^eiien
Aleislei-hilder.
32) Die Kanune trägt das Nürnberger Stadtwappen.
bür freundliehe Auskunft niöehte ich auch an dieser Stelle Herrn Geistl. Rat Nagengast,
Dechantpfarrer in Kirchehrenbach, und Herrn Bibliothekskustos Dr. E. I\eicke in Nürnberg meinen
besten Dank aussprechen, ebenso Herrn l)r. iJerendinger in Erlangen für die Beihilfe, die er
mir durch mehrere photographische Aufnahmen leistete.
Abb. 1. Die Ruinen Strcitbcrg und Ncidccix. Radierung. (J. 33)- l'SlO.
JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
Von HEINRICH HÖHN.
Die Jugend des 1792 geborenen Künstlers, den wir hier als Zeichner und Radierer
würdigen wollen, fällt in die Jugend der neuen deutschen Kunst. Klassi-
zismus und Romantik herrschten in jener Zeit. Dem Klassizismus schwebte die Antike,
deren Herrlichkeit 1764 Winckelmann in seiner Geschichte der Kunst des Altertums
verkündet hatte, als Muster vor. Asmus Carstens, der bedeutendste klassizistische
Maler Deutschlands, entnahm die Stoffe zu seinen Kartons meist der griechischen
Götter- und Heldensage. Als er 1798 starb. hinterlieU er als letztes Werk eine Zeich-
nung, die das goldene Zeitalter nach „Hesiod" schilderte. Sein künstlerisches Erbe
traten Eberhard Wächter und Gottlieb Schick an. Gleich Carstens waren ihnen
griechischer Geist, griechisclier Formenadel und strenge Linienschtinlieit erstes Gesetz.
Wie Carstens stilisierten sie die Natur ins Monumentale, vernachlässigten die Farbe,
betonten den Umriß und legten den Nachdruck viel weniger auf die äußere similiche
Erscheinung, als auf die Idee, welche durcli diese Erscheinung sich zu manifestieren
schien. Die Natur wurde, um ihren stilwidrigen Zufälligkeiten aus dem Wege zu gehen,
mehr als gut war, gemieden. Carstens verschmähte das Naturstudium sogar. Nur
der sinnenfrohe phantasievolle Bonaventura Genelli wußte dem Klassizismus wirk-
liche Blutwärme zu verleihen. Nach Ablauf des ersten Jahrzehnts des 19. Jahr-
hunderts trat dann eine Wandlung insofern ein, als die Romantiker die durch den
Klassizismus geschaffene formale Tradition zu einer mehr aufs Charakteristische
gehenden Ausdrucksweise fortzuentwickeln und diese mit nationalem Empfinden
zu erfüllen strebten. 1810 kamen Overbeck und Wilhelm Schadow nach Rom. der
Heimstätte der idealistischen Kunstrichtung. 1811 folgte ihnen Cornelius. .Andere,
wie Philipp Veit, schlössen sich dieser Gruppe an. Voll tiefinnerlicher Fnunmigkeit
und voll Andacht zu den Werken alter deutscher Meister, auf die Wackenroder schon
1792 mit flammenden Worten hingewiesen halte, und zu den ScliTtpfungen der Quattro-
VON IIEINKICH HOHN. ]51
CL'iilislen ,i;in,i;en sie un das .i^roße Werk einer Hrneueruii.i; unserer Kunst. Zu den an-
tiken Sa,t;en ,ü,'esellten sich lu-i ihnen als Stolte die Hrzäh!un,i;en der Bibel, die
deutsche Heklen- und ( jottersa.i^e und die deutsche l)ichtun,i;. Allein ein stren.^er,
der Natur nur mit vielem Vorbehalt Zu.ueständnisse machender Idealismus blieb im
Grunde auch ihr l'ro^ramm. Bei weitem nicht die iiber\vie.t;'ende Zahl der Werke
dieser Künstler durchweht der Atem erd.t^eborenen, warmen, sinnlich-schönen kebens.
Nach wie vor triumphierte die kinie aut Kosten der Farbe. Nach wie vor füllten
heroisch sich .gebärdende Helden und Giitter und die Gestalten aller lernen Himmel
und der paradiesischen Gefilde der Dicktun,!^- die Bilder und nicht die Menschen der
Ge.i;enwart, nicht das .greifbare keben des Ta,i;es und nicht die ,!;rünende kandschaft,
wie sie rin,i;suni in schlichter Schönheit den Au.^en mühelos offenla.i;:'. Wohl wurde
mit den wahrhaft ,i;'roß empfundenen Fresken der (Jasa Bartholdy den Deutschen
ein neuer monumentaler Stil i^eschenkt, ein Stil, den der .i^eniale Alfred Rethel dann
zu herber, echt nationaler Fi,i;enart wundervoll fortbildete. Doch die für eine volle
Wiederg-eburt der Kunst damals so notwendige Rückkehr zur Natur bracliten die
Nazarener unserem Vaterlande niclit.
Sie ist den vor und neben ihnen in aller Stille treu und ernst schaffenden Rea-
listen zu danken. Chodowiecki, der der Wirklichkeit so scharfen Blickes abgesehene
Blätter radiert, und Gottfried Schadow, der herb realistische Skulpturen formt
und darum mit dem klassizistisch gesinnten Goethe hart aneinander gerät, sind die
Pioniere. I^hilipp Otto Runge ist der Prophet dieser Kunststnimung. Er sagt eine
Blütezeit der kandschaftsmalerei voraus und verkündet „Ficht, Farbe und bewegendes
keben" als die hr)chsten Ziele der Malerei. Die vom K()nig Ma.x Joseph begünstigten
frühen Münchener kandschafter Ferdinand und Wilhelm von Kobell, Dorner und
Wagenbauer beginnen in iliren schlichten .Arbeiten Runges IV)phetenworte in die
Tat umzusetzen. Ein Peter Heß und ein Albrecht Adam schaffen auf dem Mün-
chener Boden im gleichen Sinne. In Berlin wird alsbald das von Chodowiecki und
Schadow begonnene Werk rüstig fortgesetzt. Franz Krüger, der Vorläufer Menzels,
malt seine wirklichkeitsfrohen Bilder. Karl Blechen wagt es, ein Walzwerk zu schil-
dern, und versucht sich in der Wiedergabe des kichtes und des atmosphärischen
kebens. Und in Wien tritt Ferdinand Waldmüller mit seinen naturirischen licht-
erfüllten Landschaften und Bauernbildern hervor.
Anfangs sind die Niederländer die Lehrmeister dieser Richtung, doch sehr schnell
wird sie durchaus selbständig.
Auch in Nürnberg schlägt sie Wurzel. Johann Christian Erhard und J o h a n n
A d am Klei n beweisen das. Klein ist schon in seinen auf uns gekommenen
Jugendarbeiten durch und durch Realist.
Er wurde am 24. November 1792 geboren. Und zwar ging er aus schlichten
In'irgerlichen Verhältnissen hervor. Sein aus Kornburg stammender Vater, der
Sohn eines armen Messerschmiedes, war Inhaber der ehemals Ambergerschen
Weinhandlung am Egidienplatz. Heute sehen wir das Haus, in dem er wohnte
und seinem Berufe oblag und wo auch unser Johann .Adam das Licht der Sonne er-
blickte, mit einer Gedenktafel geschmückt M. I3ie Mutter des Künstlers, Maria Elisa-
1) Jetzt Egidienplatz Nr. 6.
152 JOHANN AHAM Kl 1 in AIS ZEICHNER UND KAlUlMvEK.
beilia, eine Frau \on wciL'hom. miklcm W'esL'u. war die 'iocliter des Wiiisehaltsbesitzers
R u p p. Sie i^elnir ihrem Alaune zwei l'nehler und liinl Saline, .loh. Adam l<.ain als
\ienes Kind auf die Welt.
Den ersten Zeielienunlerrichl erhielt der Knabe im Jahre ISoo. also in seinem
aehten Lebensjahre, und zwar bei dem Zeichenlehrer G e o r u, (1 h r i s 1 d p h \- o n
B e m m e 1 (11) (170S —INI I)-). dem Ururenkel des aus Utrecht stammenden hollan-
disehen Landschattsmalers Wilhelm von Bemmel (1030—1708), der 1662 nach Nürn-
berg kam und am 20. Dezemlier 1708 in Wöhrd starb. Geori:; Christoph erhielt den
ersten Unterricht bei seinem u. a. bei Kupetzki aus,t,^ebildeten und als l'orträt-.
Schlachten-. Bauern- und Viehmaler tätigen Vater .loh. Noah von Bemmel. l:r war
vor allem Landschafter, im Cjermanischen Museum werden zwei Aquarelle von ihm
bewahrt; die bunten, miniaturartig zart durchgepinselten Bildchen muten an wie
Porzellanmalereien und lassen ebensowenig den frischen Hauch der Natur verspüren.
wie seine nianieristische Radierung, die einen Teil des Wendelsteiner Steinbruches
zeigt. Mehr als eine gewisse technische Fertigkeit wird Klein bei diesem seinem
ersten Lehrer, in dem die niederländische Tradition sich nur noch in höchst ver-
wässerter Art kundgab, unmöglich erworben haben. — Das ging so seine zwei Jahre
fort. Von 1802 an aber trat er in die städtische Zeichenschule ein, die mit der um 1662
\-on Jacob von Sandrart begründeten Nürnberger Akademie vereinigt war und \-on
dem Maler und Radierer Gustav Philipp Zwinger (1779—1819) ge-
leitet wurde. Zwinger selbst war ein unbedeutender Künstler.^) Auch als Lehrer
war er recht mittelmäf]ig. Er setzte die Lehrweise seines Lehrers Johann Justin
Preisler, der der Anstalt von 1742 an vorgestanden hatte, fort und übte damit einen
Unterrichtsbetrieb, der alles andere als dazu angetan war, einen angehenden natur-
durstigen Künstler wirklich zu fördern. Die Schüler wurden nicht etwa von vorn-
herein energisch auf die Natur hingewiesen und dazu angeleitet, nach Gegenständen
ihrer täglichen Umgebung oder gar nach Pflanzen und nacli dem lebenden Modell
zu zeichnen und zu malen. Nein, sie mußten Vorlagen über Vorlagen kopieren. Hier
war vor allem das von Johann Daniel Preisler (1666—1737)*) herausgegebene drei-
teilige Werk .,Die durch Theorie erfundene Practic oder gründlich-verfafite Reguln
deren man sich als einer Anleitung zu berühmter Künstlere Zeichen-Werken bestens
bedienen kann", das Joh. Justin Preisler 1763 noch um einen vierten Teil vermehrte,
maßgebend. Neben den darin abgebildeten höchst schematisch und oft sogar schlecht
gezeichneten Figuren sollten nach dem Herausgeber des Werkes die jüngeren Künstler
sich u. a. an Meister wie Rafael, die Carracci, Lanfranco, Guido Reni. Domenichino,
Poussin, Perrier, Maratti, Berettini und Le Brun als Muster halten, mit anderen
Worten also an Maler, die, Rafael. Poussin und allenfalls noch Domenichino aus-
2) Vgl. Tiiieme u. Becker, Aiigem. Lexikon der bildenden Künstler . . . III, S. 286.
3) Er machte sich durch einige Zeichnungen nach deutschen Dichtern (Lessing, Schiller
usw.). von denen mehrere für Almanache in Kupfer gestochen wurden, durch kleine Radierungen
nach Chodouieki, Rode und Füger und durch Bildnisse und eine lithographierte Ansicht von
Gailenreuth, die zu den frühesten Inkunabeln zu zählen ist, bekannt. Eine Sepiazeichnung nnt
Sokrates vor seinen Richtern, nach Füger. kam in den Besitz der Königin Karoline von Bayern.
4) Vgl. F. F. Leitschuh, Die Familie Preisler und Markus Tuscher. Beitr. /. Kunstgescii.
Neue Folge, 11 1. iSSfi.
VON HEINRICH lloHN. 153
,i;eiii)mmcii, die <")desten Fornialisien und Manieri.sten waren! Man l")eKnüi;te .sich
damals nun niclit damit, daß man diese oder jene Preislersclie Fi^ur abzeichnen
ließ, viehnehr ,i,^eliörle es niclit zu den Seltenheiten, daß man den Schüler veranlaßte,
das ,i;anze lan,i;\veili,i;'e Werk von AbisZ zu kopieren. Mit vollem Rechte kla,i;te schon
1770 der Idyllendichter und F^adierer Salomon Gessner in Fuesslins „Geschichte
der besten Künstler in der Schweitz" (Vorrede zum III. Band): „Ich habe jun,i;e
Künstler gesehen, die es mit Thränen bedauerten, daß sie durch schlechte Anleitung
zurückgesunken, unter nachtlieiligen Umständen nicht aufgemuntert, ihre beste
Zeit mit Mühe und Arbeit verloren hatten" .... und fährt dann weiter fort :.,... Man
martert in Deutschland die Anfänger fast allgemein nach Preisler, und doch sind
seine Umrisse sehr oft falsch, und seine Köpfe besonders von einem gemeinen Cha-
rakter". — Die Folge dieses mechanischen Arbeitens nach Vorlagen war, daß der
Schüler fortwährend Gefahr lief, dem Manierismus zu verfallen und daß er, sobald
er sich der frischen, formen- und farbenreichen Natur selbst gegenübersah, zu einem
völlig Hilflosen wurde, denn er hatte zwar bis zu einem gewissen Grade gelernt, den
Stift zu handhaben und damit einige bestimmte billige Effekte technischer Art hervor-
zubringen, aber das Wichtigste, die Erziehung zum Sehen, hatte er nicht genossen.
Als eine besondere Vergünstigung galt es, wenn gestattet wurde, Schöpfungen des
bekannten Tierschilderers Johann Elias Riedinger zu kopieren! Daß
man gerade einen Künstler wie Riedinger als vorbildlich hinstellte, ist für das natur-
fremde Wesen der Zeit wiederum ungemem charakteristisch. Wenn wir seine Kupfer-
stiche, deren er fast 1300 schuf und in denen er Jagdszenen und allerlei in- und aus-
ländisches Getier darstellte, heute noch goutieren. so tun wir das nach einer ganz
bestimmten Richtung hin: wir sehen in ihnen vor allem bezeichnende Produkte der
Kultur der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und studieren in ihnen das Jagdwesen
und die Naturauffassung jener Epoche. Auch werden wir sie immer gern als Wand-
schmuck etwa in den Korridoren alter süddeutscher Herrensitze begrüßen, wo von
jeher das edle Waidwerk gepflegt wurde und wo sie mit Hirschgeweihen gute Nach-
barschaft halten. Niemals aber werden wir sie als künstlerische Leistungen hoch
einschätzen. Und niemals werden wir sie vollends einem Lernenden in die Hand
geben. Sieht doch jeder Unbefangene in diesen Stichen trotz einer gewissen orna-
mentalen Delikatesse des Arrangements, einem gewissen Elan in der Bewegung der
JJere und einer gewissen wilden Romantik der Naturszenerieen sehr bald, wie unwahr
empfunden und anatomisch mangelhaft Riedinger seine Hirsche, Rehe und Wild-
schweine gezeichnet und wie willkürlich er seine Landschaften zurechtfrisiert hat.
Man glaubt, sorgfältig gestellte BühnenlMlder vor sich zu haben, nicht aber unmittel-
bar der Natur abgewonnene Erlebnisse. Kurz: Manier auch hier allerorten. Und
in solchen Blättern nun sollte unser Klein, den wie einen jeden echten Künstler der
Heißhunger nach unverfälschter Natur durchglühte, das finden, was er für seine
Entwickelung so notwendig brauchte und verlangen mußte! Noch zu Anfang der
sechziger Jahre konnte man, wie Kleins Biograph Jahn berichtet, in einer Nürnberger
r^rivatsammlung — es war die des Handelsassessors J. J. Hertel — einige der von
Klein mit der Feder nach Riedinger gezeichneten Kopieen sehen''). Unser junger
5) Wo sie lieutc sicli bcfiiKUMi und db sie üherii;uip( inkii e.\istieren, ist mir unbekannt.
154 JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
Küii>tler blieb i^is ISofi boi /\\iii,i;cr. liine rroiuio niau es ihm bedeutet haben, dul.i
von 180^ ab sein Jui^endtreund J. C h. l: r h a r d an der uleiehen Anstalt Unter-
richt nahm. War doch dieser ausi;;ezeichnete I,andsclialter. der spater in mehreren
seiner iiiniij iiefühlten Radierungen den hellen scharfen (jlanz des Soimenlichtes
so iiberzeu.i^^end wiedergab*^), ganz wie Klein ertiillt \(>n leidenschaltliclier Naturliebe.
In dieselbe Zeit (180=;) nun fällt Kleins erster Radierversuch (..1 )ie beiden Bauern-
lK)fe auf einer l^iatte", Jahn 1 und 2). 13er mühselige und fast ,, dramatische'' Werde-
prozeß dieses Versuches ist wiederum aufkrordentllch bezeichnend für das frühe
neunzehnte Jahrhundert, für jene Hpoche. in der ein jeder Künstler das Wichtigste
seiner Entwlckelung meist ganz aus sich selbst heraus gewinnen mußte. Wir k(')nnen
uns darum nicht versagen, auf dieses erste Radlerabenteuer Klelns etwas einzugehen.
Zunächst einmal hämmerte er sich die erforderliche Kupferplatte aus dem Stück
einer alten Dachrinne selbst zurecht. Die Platte also hatte er, wie nun aber sollte
er sich bei seinem geringen Taschengeld das nötige Scheidewasser fürs Ätzen be-
schaffen ? Der Fall war noch deshalb besonders schwierig, weil die ganze Radler-
affäre hinter dem Rücken seines Vaters erledigt werden mußte, der von einer tief-
gehenden Neigung seines Jungen zur Kunst nicht viel wissen wollte und Ihn für einen
gut bürgerlichen Beruf ausersehen hatte. Aber das Genie findet seinen Weg. Der
kleine Klein begab sich in ein vor der Stadt gelegenes Laboratorium, wo er das Scheide-
wasser billiger als Innerhalb der Tore l'ielm Wiederverkäufer bekam. Er barg die
Flasche mit ihrem köstlichen Inhalt sorgsam in seiner Westentasche. Daheim freilich
stellte slch's heraus, daß die Flüssigkeit unterwegs zum Teil ausgelaufen war und die
Tasche zerfressen hatte. Weiteres Pech brach dann außerdem noch über den Un-
erfahrenen herein. Das Wachs nämlich, das er zur Herstellung des Ätzgrundes brauchte,
geriet beim Schmelzen über dem Feuer In Brand und sprang dem helmlichen Lieb-
haber der Kunst despektierlicherweise ins Gesicht. Er ließ sich aber durch solche
Intermezzi nicht beirren und brachte richtig ein paar Abdrücke seiner beiden auf
einer Platte vereinigten Bauernhofschilderungen zustande. Allerdings gediehen
diese Abdrücke über die bescheidene Zahl 6 nicht hinaus, denn zu einer höheren Auf-
lage wollten seine Finanzen nicht zureichen. So sind denn .Abzüge seines opus 1,
zumal da er die Platte bald abschliff und zu einer neuen Radierung, die eine Pferde-
weide darstellt ( J. 6). benutzte, heute sehr selten .... Wir denken bei Klelns Radler-
abenteuer unwillkürlich an die ersten Versuche, die Ferdinand Kobell'),
der ausgezeichnete, 1799 verstorbene Landschaftsradierer, auf der Kupferplatte
machte: in Ermanglung des nötigsten Materials verwendete dieser Nähnadeln statt
eines Grabstichels und benutzte an Stelle einer Presse einen handfesten Knüppel,
um die gewünschten .Abdrücke zu erzielen.
Kobell war übrigens einer der ersten Lehrmeister des jungen Klein: wir haben
drei Mühlenlandschaften, die nach diesem Meister radiert sind (J. 9. 10 u. 1 ^). Außer-
dem kopierte er (1808) Arbeiten von dem wackeren Joh. (~hr. Dietzsch (1710—
1769; J.12) und von Carel du Jardin (J. 14 u. 10) und studierte die Blätter der van
6) V,i:i. niimentlich die feinen Blatter ,.Bey Aluckendorf" (Apeil Nr. 26) und ..Der Schiel-i-
kärrner mit dem Hunde"' (nacli einem Motiv aus der ,,Brülil" l^ei Wien; Apell Nr. 86). Beide sind
schon im Jahre iSlS treschaffen !
7) Westenrieder, Rheinisciie Beiträge zur Gelehrsamkeit, Jahri;. 17SO, I, S. 4/1.
VON HEINRICH HUHN. 155
der Vekle und Heinricli Roos. Mansieht also die KiiiLslleriKiluraIisti\scher()l\'<er-
vanz, deren Kunst aus dem Studium der Niederländer hervorwuchs, und die Niederländer
selbst, in Kleins Entwickelun.i;' ,!;"e,i;'eniiber den nianieristischen Preisler und Riedin,t;er
,i;liicklicher\veise bald die Oberhand ,i;e\vinnen. l:inmal zwar zahlt er, wie alle seine
künstlerischen Zeitgenossen, auch den klassizistischen Nei,i;'unMen seiner Fipoche Tribut.
indem er 1809 eine Landschal't mit antiken '1' r ü m m e r n und
einem Tempel (in Tuschmanier) radiert'^). Allein das blieb nur eine kurze
unwichli,i:,'e Episode auf seinem mit sicherem Instinkt und ,i;rr>(Jter Energie verfol.^ten
VVe.i;" zur ersehnten heiligen Natur. Er hätte diesen We.i;' gewiß schließlich auch allein
.t^^elunden, denn ein mächti,i,Tr Drani;^ zum Tatsächlichen und Schlicht- Ge.t^enständ-
lichen war ihm zweifellos ein,i;eboren. daß er eben diesen Weg' aber schon früh
fand und beschritt, das dankte er im Grunde doch wohl dem tüchtigen Nürnberger
Kupferstecher A m b r o s i u s (j a b 1 e r (,sieb. 1 704).
Zu diesem Manne nämlich hatte ihn der Vater nach einer ebenso kurzen wie er-
folglosen Probelehrlingszeit bei einem Mechanikus — sie wälirte volle drei Tage! —
kurzentschlossen 1806 in die Lehre gegeben. Gabler nun war zwar durchaus kein
irgendwie wirklich schöpferischer und bedeutender Künstler. Doch seine etwas
hausbackenen Genreszenen beweisen einen ausgesproclienen Sinn für die Wirklich-
keit und einen gesunden, treuherzigen Humor. Auch von Preislerschem Formalismus
findet sich bei ihm keine Spur. Daß er die Niederländer studiert hat, sieht man
auf Schritt und Tritt, in der Folge seiner Ausrufer") aber, die Gänseverkäufer, Besen-
binder und andere auf den Straßen hausierende Leute in bestimmten getreu abge-
schilderten Nürnberger Stadtteilen vorführt, und die er 1/80 herauszugeben begann,
steht er ganz selbständig da. in diesen scharf be(.>bachteten. mit gutem Humor auf-
gefaßten Gestalten lebt schon viel von den aus dem Volk gegriffenen realistisch ge-
sehenen Figuren Kleins, und man kann sie mit einigem Recht als deren Vorläufer
bezeichnen. Jedenfalls steht soviel fest, daß die biedere streng sachliche Kunst
Gablers dem walilverwandt gestimmten Temperament Kleins durchaus gemäß sein
mußte. Freilich war es viel weniger das Schaffen Gablers, als vielmehr die Geartung
seines Unterrichts, wodurch er auf seinen talentvollen Schüler einen wohltätigen
richtunggebenden Einfluß ausübte. Besaß er doch ein nicht gewöhnliches Lehr-
talent, wußte er doch der Eigenart des Heranwachsenden von .Anfang an gerecht
zu werden, und wies er ihn doch unausgesetzt auf die Natur hin. Er ließ Klein nach
dem lebenden Modell und draußen in der freien Natur arbeiten und machte ihn damit
vollkommen frei von dem gefährlichen und entwürdigenden Zwang des Vt^iagen-
kopierens. So bedeutete denn Gabler für unseren Künstler geradezu eine Erlösung
und den Beginn eines neuen, den Beginn seines Weges. Wie mag der Vierzehn-
jährige damals freudig aufgeatmet haben! Und seine Freude war umso gnißer, als
auch Erhard den Unterricht Gablers mitgenoß und (jeorg Christoph Wilder und
Conrad Wießner bei verwandtem, auf getreue, schlichte und innige Naturdarstellung
gerichtetem Streben ebenfalls an seiner Seite arbeiteten. Mit diesen drei Freunden
S) Jalin. Nr. 20. Als Sdinukk iLir eine Visiteiikuite bestiiiiml. liinniul (iSin) wru endete
.']• die Radierunt;" auch als Neujahrswunseh für seine Eltern,
y) Nagler, Künstlerlexiküii IV, S. 5-12.
156 JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
iiuiclito er N-crschit'dcnllicli l-ul.ilouron in die Unii;elniiiL; der Vaterstadt '") und Killte
.sein Skizzenlnieh mit Studien. ISlo unternalnnen die \ier jungen Kiin.Mler eine
FuUreise durch die fränkische Schweiz. Aul dieser fröhlichen Streife i^ewann Klein
der Natur wieder manche feine Landschaftstndie alv So sind uns zwei Stu-
dien nach der Ruine W i I d e n f e I s' ') erhalten. Sie zei,i;en ihn noch
im Hanne einer weni.u' erfreulichen Manier. l:s fehlt das feste naive Zu,i;reifeit. Viel
besser sind seine R a d i e r u n i; e n aus diesen Jahren. Wie reiz\-oll mutet das
schlichte kleine Blatt mit der 1 1 o 1 z b r ü c k e zu S c h w a r z e n h r li c k bei
N ü r n b e r i;' (J. 2\) an! Lind wie zart und inni,^ sind die Schildern n i: e n
der Ruinen Hohenstein ( J. 24) und Streitber.u' (J.^i) (Abb. l)! In diesen
zuletzt s'enannten Schripfun^en klingt noch deutlich der Hinfluf] des geistreichen
feinempfindenden Ferd. Kobell nach. Im gleichen wie im nächstfolgenden Jahre
kam er auch nach Bamberg. Von dort stammt z. B. eine flotte Bleiskizze, die er
am Ufer der Pegnitz aufs Papier warf. Zwei 1811 datierte Bleistiftzeichnungen
schuf er in H e r r e n h ü 1 1 e bei N ü r n 1^ e r g. Die noch etwas befangen
gezeichneten Studien sind voll echten warmen Naturgefühls und atmen das ganze
Glücksgefühl eines jungen Künstlers, der sein Können mehr und mehr wachsen sieht
und darum von Tag zu Tag freudiger an die Eroberung der Natur geht. Wie sehr
er in seiner künstlerischen Tätigkeit aufging, das lehrt die in Tuschmanier geätzte
Neujahrskarte von 1811 ( J. '^6). Da sehen wir neben einer weiblichen
Büste eine stattliche Zeichenmappe, die zusammen mit Winkelmaß, Lineal, Zeichen-
papier, Reißfeder und Stift ein friedliches Stilleben bildet. Man könnte dieses Neu-
jahrskärtchen als vielsagenden Titelkopf über unsere Betrachtungseiner ersten Studien-
zeit setzen. Hatte der Fleißige doch, als er l8l 1 bei Gabler austrat, bereits 46 radierte
und lithographierte Blätter gearbeitet. Darunter waren neben den erwähnten zier-
lichen Ruinenschilderungen die bei dem Kunsthändler J. F. F r a u e n h o 1 z in
Nürnberg verlegten 6 Blatt Reit- und W a g e n p f e r d e^"-) (J. 35 u. ^8
— 42), welche Klein schon ganz und gar als den ausgezeichneten Tierdarsteller zeigen,
als der er später allüberall, wo man der Kunst Interesse entgegenbrachte, bekannt
und populär wurde. Noch führt er die Radiernadel natürlich nicht mit der Sicherheit
wie in seinen Meisterjahren und noch glückt es ihm nicht so recht, neben der Model-
lierung auch die Farbenwerte ganz zu ihrem Rechte gelangen zu lassen und mit dieser
zur vollen organisch wirkenden Einheit zu verschmelzen. Allein die Haltung der
Pferde und der Ausdruck ihrer Köpfe zeugt von einem Verstehen des Tierlebens,
das weit über den Durchschnitt der Tierdarstellungen jener Zeit hinausgeht. So
etwas konnte ein erst Neunzehnjähriger machen, der seine frühesten Tierstudien
nach den in vieler Beziehung so oberflächlichen Tierszenen eines Riedinger betrieben
hatte! In diesen einfachen Radierungen Kleins kündigt sich das tiefe Naturempfinden
des neunzehnten Jahrhunderts vernehmlich an. Es ist ein schönes Verdienst von
Frauenholz, das Talent Kleins sofort erkannt zu haben.
10) ..Siminiler für Kun.st und Altertiumi in Nürnberg-", Erstes Heft, S. 12. IS24.
M) Alle hier angeführten Handzeichnungen befinden sich als Besitz der Stadt Nürnberg
oder als Eigentum des Germanischen Museums im Kupferstichkabinett des Germanischen Museums.
12) Die Ätzdrücke und die unvollendeten Drucke dieses Zyklus sind sehr selten. Er erschien
später mit anderen Blättern zusammen bei Fr. Voigt, Leipzig.
VON HEINRICH HOHN. 157
Die.ser Veiie.uer besiiLi iiberlKiupl ein iinitasseikles Kun.slverständnis und wußte
seinem Verkii;\ den er zusammen mit seiner ;im Obstmurkt ,e:ele,t(enen Kunsthiindlun.t,^
ullmühlith immer mehr erweiterte, einen weitreiclienden Ruf zu verschaffen^-').
Ursprünglich aber war der feinsinni.^e, am 4. Novemlier 175<S als Sohn eines Pfarrers
in dem im Ansbachischen ,i;ele,t;enen Dorfe Weissenkirchberß' ^^eborene Mann ,i,^ar
nicht Kunsthändler, sondern im i.einwandhandel täti.ic. Hr arbeitete zunächst als
Lehrling" im Geschäfte seines Oheims Christian Erdmann Frauenholz in Nürnberi^'
und nach Beendi.nung seiner Lehrzeit in ähnlichen Geschäften zu Memmingen und
Kaufbeuern. Schließlich trat er als Kommis in die Nürnber,i::er Großhandlun.ti: von
Plattensteiner ein. Diese Tätigkeit aber entsprach seiner von Jugend auf vorhandenen
Neigung zur Kunst durchaus nicht. Schon im Hause seines väterlich für ihn sorgen-
den Oheims war diese Neigung genährt und geklärt worden, denn dieser besaß eine
Sammlung von Gemälden, Stichen und Münzen, führte seinen kunsthungrigen Netten
in das Verständnis solcher Dinge liebevoll ein, ließ ihn dieselben mit ordnen und
katalogisieren und zog ihn bei An- und Verkäufen und bei seinem Verkehr mit Künstlern
zu. So kam es denn auch, daß der junge Frauenholz schon früh mit tüchtigen Künstlern
pers(")nlich in Beziehung trat und daß er mit Chodowiecki einen Briefwechsel begann
und sich v(;n diesem selbst ausgezeichnete und seltene Abdrücke verschaffen konnte.
Schließlich wendete er sich ganz der Kunst zu und begründete 1 790 eineKunsthandlung.
Sie blühte unter seiner energischen und umsichtigen Leitung und namentlich auch
unter dem Beirat seines seit 1810 bei ihm tätigen Freundes und Gehilfen Joh. Andreas
B()rner schnell auf. Bedeutende Sammler, wie der Herzog Albert von Sachsen-Teschen
und Graf Fries wurden seine Abnehmer. Auch im Ausland wurde sein Name bald
bekannt und angesehen. Er betrieb einen wirklich großzügigen Handel mit deutschen,
englischen und französischen Kupferstichen, mit Handzeichnungen, Holzschnitten.
Radierungen und Gemälden alter und neuer Meister. Ganze Privatsammlungen,
wie z. B. die bekannte Pravmscbe, die er dann in Wien versteigerte, kaufte er ari.
Alljährlich veranstaltete er eine Auktion und gab fiu' damalige Begriffe sehr sorg-
fältig gearbeitete, gedruckte Kataloge dazu heraus. Sie reichen vom Jahre 1790
bis zum Jahre 1804. In seinem Hause stellte er eine Kupferdruckpresse auf, für die
er zunächst einen vorzüglichen Pariser Drucker namens Ramboz gewann. Sie lieferte
so ausgezeichnete Drucke, daß sie des öfteren von fremden Meistern benutzt wurde,
wenn es ihnen auf besonders tadelfreie Abzüge ankam. Für seinen Verlag setzte er
sich mit den besten Künstlern seiner Zeit in Verbindung. Sein Verlagskatalog von
1809^"*). zu dem 1810 und 1821 Ergänzungen erschienen, weist eine stattliche Reihe
von guten Namen auf. Wir finden da u. a. Joh. Gotthard von Müller, der das berühmte
Porträt Ludwig XII. nach Duplessis stach, den bekannten Verfasser des Peintre-
Graveurs Adam von Bartsch, den vorzüglichen Landschafter Julius Klengel, den
geistreichen Mimchener Galeriedirektor Georg von Dillis und die Landschafter Dies,
Median und namentlich Johann Christian Reinhart, welche von 1792 an die Hefte
der „M a 1 e r i s c h radierten Prospekte aus I t a 1 i e n" bei ihm
erscheinen ließen. Von Reinhart erhielt er auch das Schiller gewidmete Blatt „Der
13) V,i;l. ,, Sammler für Kunst und Alterthum in Nürnber.iJ:"", Zweites Heft, S- 45 ff- 1S25.
14) ..Catalog über die von Johann Friedrich Frauenholz & Comp, herausgegebenen Kupfer-
stiche und Kunstwerke. NürnJierg. 1809."
158 JOHANN ADA.M KLLIN ALS ZLICllNHR UND RAÜlüKLK.
Stunn". Weiter bes^ei^iien uns der damals lio^^di i^efeierte C. G. Yl. nie1i'ii."li mil seinem
aus 82 IMaiten besiehenden Werk, J. Ch. Dietzseh mit ^o Blatt, der heute noch mit
Recht ii'esehätzte. \o\\ tiefstem Natur^eluhl beseelte rerdinand Kobell mit seinem
..Oeuvre complei" \on 17') Radierungen (1S(H)) und der tiiehti,i;e Sehlaehtemnaler
Wilhelm \(in Kobell mit 18 vdu Pli. II. Dunker kolorierten .graphischen Arbeiten,
bjidlich treffen wir den Maler Müller, den wackeren .Amitrosius (jabler und Joh. (dir.
Erhard hier an.
A\ehrere \::ro\k Sammelwerke wurden außerdem von Frauenholz unternommen.
Sc» eine 1- o 1 ,u' e von K. u p f e r s t i c h b i 1 d n i s s e n b e r ü h m t e r ( j e-
lehrte r. K. ü n s t 1 e r u n d St a a t s m a n n e r d e r Z e i t, in der das
l\irtrat Schillers, xon J. Cj. \-on Müller nach Anton Graff gearbeitet, am bekanntesten
geworden ist^^). Schiller fand es selbst sehr gut, wie er in einem Briefe vom 26. Mai
1704 an Frauenholz schrieb. Auch war er sehr erfreut, daß der Verleger eine mit
guten Kupfern versehene .Ausgabe des Don Carlos plante. Die von 1-rauenholz heraus-
gegebene F o 1 g e von Stichen z u d e u t s c h e n Dichte r n gedieh
über die 4 Blatt zu Wieland. Voß und Goethe zwar nicht hinaus. Dafür ging es mit
den Stichen (nach Füger) zu Klopstocks Messias besser vorwärts.
Dasselbe gilt von der ,.D a c t h y 1 i o t li e c a s t o s c h i a n a", einem Werk
von 49 Stichen nach hervorragenden Gemmen aus dem berühmten Kabinett von
Stosch, und auch von der „Natur g e s c h i c h t e der Vögel Deuts c h-
1 a n d s'". die 90 sorgfältig von Gabler und anderen gestochene und kolorierte Ab-
bildungen enthielt. Die übrigen zoologischen und botanischen Publikationen und die
Zeichenbücher können hier nur eben gestreift werden. Frauenholz rief alle diese
Unternehmungen aber keineswegs nur aus kaufmännischem Interesse ins Leben.
War doch, wie er auch 1792 an den in Rom lebenden Joh. Chr. Reinhart schrieb,
vielmehr seine Kunstliebhaberei der erste Anstoß zu alledem gewesen ^'^). Diese
Liebhaberei dokumentierte sich besonders deutlich in seinen Privatsamnilungen.
Er besaß gewählte Abdrücke von Schöpfungen Dürers, Rembrandts und Chodo-
wieckis und. nach den Angaben des Nürnberger Taschenbuchs von 1819. Gemälde
von den Carracci, van Dyck, Lingelbach, Bergheni und anderen Meistern. Wenn
in dem genannten Taschenbuch bei dieser Gelegenheit auch die erlauchten Namen
eines Rafael und Lionardo auftauchen, so darf das allerdings wohl nicht allzu ernst
genommen werden. Gute Handzeichnungen, geschnittene Steine, Elfenbeinarbeiten
und Bronzen befanden sich ebenfalls in seinem Besitz. Wie abgeklärt und sicher
sein kihistlerisches Urteil war, ersieht man aus manchem feinen Wort in seinen Briefen
an Reinhart^'). Dann aber auch aus seinem Eingreifen in das stagnierende Kunst-
leben Nürnbergs. Er war es, der eine großgedachte Reorganisation der Akademie
und der Zeichenschule anregte, wogegen sich deren Direktoren ihle und Zwinger
freilich in ebenso kleinlicher wie erfolgreicher Weise sträubten. Und er begründete
1792 zusammen mit seinem Freunde, dem Arzte Dr. Erhard und dem früh verstorbenen
Maler Rößler den ,, Verein für Künstler und Kunstfreunde", den ersten Nürnberger
Kunstverein, der später mit dem 1817 ins Leben gerufenen Albrecht Dürer- Verein
15) Vgl. hierzu K. Goedeke, Geschilftsbriefe Schillers. 1S75. S. <■)(>■
ir.) O. Baiscli. Jol). Chr. Reinhart und seine Kreise. ISS2. S. S3.
17) Sieiie Baiscli, Reinhart und seine Kreise.
VON HEINRICH HÖHN. ■15g
versLliniolzen wurde, seinen Sitz im Museunis,i;elxUide hatte und jun,t;en Künstlern
Gele,tj:enheit ,i;al"), nach (jipsab,i!:iissen zu zeiclmen. die Fruuenholz aus l^oni kommen
üel.i und dem Verein schenkte. Hine Freude war es ihm. dem edlen, hochherzi.i^en,
hiltsbereiten Charakter, stets, wenn er aufstrebende Talente tTirdern komite. Hr
,t;'estattete jun,i;en Malern ,t;ern das Studium seiner Galerie und das Kopieren seiner
Handzeichnun,i;en. Klein machte von dieser Hrlaubnis tleiLii,^;' Gebrauch.
Unserem Klein nun, dessen erster Verle.^er Frauenholz wurde, wendete er offen-
bar eine ,i;'anz besondere Teilnahme zu.
Das erwies sich namentlich, als der Künstler im Herbste bSll auf Anre,min,<
seines Vaters hin sich entschloß, auf län.^^ere Zeit in die Welt hinaus zu wandern. Da
nämlich ,i;ab ihm Frauenholz fürsor,i;lich wichtige Fmpfehlungsbriefe mit. Kleins
Reiseziel war Wien. Er verließ seine Vaterstadt am 16. September. Vor seiner
Abreise hatte er freilich einen schmerzlichen Verlust zu bekla,^■en .gehabt: seine Mutter
war ihm im Januar des gleichen Jahres genommen worden.
Er begab sich zunächst nach Regensburg und fuhr von da auf der Donau der
Kaiserstadt zu. — In Wien faßte Klein bald nach seiner Ankunft festen Fuß.
Zunächst einmal nahm sich der aus Nürnberg stammende Landschaftsmaler
J a c o b K i r c h n e r seiner freundschaftlich an. Klein hat ihn späterhin, es war
im Jahr 1814, radiert (J. Hl). Das Blatt gehört zu seinen reizvollsten Schöpfungen.
K i r c li n e r sitzt a m Ufer der D o n a u, die Reisetasche auf dem Rücken,
den Knotenstock neben sich im Gras, und ist ganz und gar ins Zeichnen vertieft.
Das Bildnis ist vollkommen frei von jeder porträtmäßigen Steifheit und Koketterie
und wirkt so warm und unmittelbar, daß wir noch heute sofort in die Situation hinein-
gezogen werden und glauben, den Stift des skizzierenden Malers übers Papier gleiten
und das milde Sonnenlicht über dem friedlichen Tale leuchten zu sehen. „Der Land-
schaftsmaliler auf der Reise" steht unter der von stillem Behagen erfüllten Schöpfung.
Und echte rechte Wanderstimmung geht auch von ihr aus, jene Wanderstimmung,
wie sie in der Kunst des neunzehnten Jahrhunderts oft noch zum Ausdruck gelangen
sollte, und wie siez. B. in Eichendorffs „Taugenichts" und Liedern, bei Robert Reinick,
in Schwinds ,, Wanderer", der sinnend in eine sonnige Landschaft hinausblickt, und
in Richters Holzschnitten vertieft wiederkehrt. — Der Landsmann empfahl Klein
an den Maler und Kupferstecher Joseph Georg Mansfeld (f 1818 als
Kabinettskupferstecher in Wien). Dieser erteilte Klein manchen wertvollen Auf-
schluß fürs Ätzen und Radieren. Er stach u. a. zwei Reiter, die eine Brücke passieren,
nach einer Zeichnung unseres Künstlers, wichtiger aber ist, daß er 1815 ein Bildnis
Kleins malte und radierte ( J. Bildnisse Kleins Nr. 2). (Abb. 2). Wir erblicken da den
2] jährigen vor uns. wie er gerade ein Pferd in sein Skizzenbuch zeichnet. Der hübsche
Lockenkopf zeigt klare ruhige Züge, die nichts von irgendwelchem schweren inneren
Ringen verraten, wie es gerade in diesen Jahren tiefer angelegte Naturen zu erschüttern
pflegt. Man vergegenwärtige sich vor diesem Bildnis nur einmal das von W. von
Seidlitz entdeckte jugendliche S e 1 b s t p o r t r ä t D ü r e r s in E r 1 a n g e n ^ **).
auf dem wir den großen Nürnberger in leidenschaftliche Grübelei versunken, die Stirne
kraus und die Augen glühend, vor sich hinstarren sehen. „Wozu bin ich, wohin
18) LippiiKinii, iJürers HandztMcIiminti^en Nr. 420.
160
JOHANN ADAM Kl.tilN ALS ZlilCIlNUK UND KADlIiKLR.
wird mich, soll niicli mein VVe.ii' führen ?", so fra.sit dieses l'auslisclie Antlitz, hinter dem
eine i^anze Welt \on werdenden üestaltun.i^en und Ideen verborgen lie.nt- Kleins
Gesicht aul dem .iienannlen Porlrät da,t::e,ii'en saut uns. dal,', sein .iilücklicher Besitzer
bereits uenau wuLUe. welchen Wei;' er einzuschlagen liatte. Sein Wesen war ja auch
weit einfacher organisiert und uncleicli eni;er bei;renzt. als das des ,t;enialen. innerlich
Abb. 2. Bildnis Kleins von J. G. Mansfeld. Radierunl,^ (J. 2.) l8l5-
viel reiferen Diu'er, und künstlerische Zweifel wird es für den schlichten Realisten
Klein wohl kaum noch gegeben haben.
Wie sehr er sich über seine künstlerischen Ziele schon itn klaren war. das beweisen
alle seine Studien und Radierungen dieses ersten Wiener Aufenthaltes. Er tritt so
bestimmt auf und schreitet so sicher einher, als könne es gar keine andere Richtung
als die von ihm eingeschlagene geben. Mit einem Wirklichkeitsfanatismus, der etwas
VON HEINRICH HÖHN.
161
Menzelsches hat, packt er die ihn umgebende neue Welt an und macht sie zeichnend
und radierend sich zu eigen. Worum es ihm dabei zu tun ist, das ist nun nicht etwa
das Typische in diesen Lebenserscheinungen und nicht die ihnen etwa innewohnende
i^eidenschafthchkeit und Größe, sondern es sind rein die ihnen in jede ni e i n-
z e 1 n e n Falle eigenen Formen und Regungen. Hr will nicht das Pferd und den
Soldaten oder Bauern schlechthin, sondern ein bestimmtes F^ferd, einen bestimmten
Soldaten und einen bestimmten Bauern. Die Natur ist unendlich in den verschieden-
artigsten Abwandlungen der Gestalt ihrer Lebewesen, und darimi ist jedes einzelne
dieser Lebew^esen der eindringlichsten Beobachtung und Darstellung wert!, ruft Klein
uns zu. So sind denn alle seine Sch()pfungen im (;runde festumrissene Porträts.
L'nd so wird er nicht müde, immer und immer wieder die österreichischen Soldaten,
--'Vo
Abb.
Österreichisches Militär. Aquarellstudie.
die uitgarischen. polnischen und russischen Fuhrleute und ihre Pferde und Wagen
abzuschildern (.4bb. 3 und 4). Hs ist. als bume er sich an der wechselreichen Fülle des
einheimischen und fremden Lebens, das die Straßen und Plätze Wiens durchflutete,
gar nicht ersättigen Von seinen damaligen Arbeiten sind namentlich .,D i e
Folge der charakteristischen Fuhrwerke in 10 Blättern" (J. 101— 10}
u. lOS — 111 ). die im Verlag von Frauenholz erschien, die z w ö 1 f Blatt Wiener
Studien (,). 12^ — n4), welche ebenfalls bei Frauenholz verlegt wurden, und
die sechs Blätter ö s t e r r e i c h i s c h e n M i 1 i t ä r s, welche Ludwig
Maisch in Wien herausgab (J. 14^ — 14<S). Iiervorzuheben. .Allerliebst ist die humor-
volle i\ e u j a h r s k a r t e f li r d a s ,) a h r ISIS (J. ISS): Ein altes Weib,
das sich in seinen Pelzschlafrock eingewickelt hat und einen hohen Schirmlub auf dem
Kopfe trägt, sitzt an der Straße auf einem Stuhl und hält die rechts von ihm an einer
Mitteilungen aus Jem Germunisclicn N'.-itionalmuseum 1911. 11
162 JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
Sclimir aufc:ereiliten Kalender und Neujahrslieder feil. Freundlich ruht das Lichi
der WintersiMine auf diesem wunderhclien llandelsidyll. das er auf ii^end einer seiner
Streif/.ü,ue durch Wien am We^e auf.i^elesen haben mochte, lüne andere Genreszene
des Wiener Straßenlebens schilderte er in einer U in r i Li r a d i e r u n ,i;' ni i t de in
B u r ,ii' t o r (J. 06). Da kommt eine hübsche Dirne mit reichlicli entblößtem Busen
zierhchen Sclirilies einher, ihr folgt in brennendem l:iler ein geckenhaft gekleideter
Kavalier und verschlingt sie fast, das Glas vor die Augen haltend, mit seinen Blicken.
Dabei st(')ßt er einer braven massiv gebauten Obstfrau einen Korb mit Pflaumen
vom Tisch. Sie springt schreiend liinzu. Diese willkommene Gelegenheit benutzt
ein barfüßiger Straßenjunge, um hinter dem Rücken der kreischenden Frau von dem
auf dem Auslagetisch ausgebreiteten Früchten freudig dies und jenes gute Stück
an sich zu bringen. Dem erbaulichen Terzett der Leidenschaften aber wohnt ein
reclits auf einer Barriere sitzender Fiakerkutscher mit olympisclier Rulie aufmerksam
bei. Die 1812 entstandene Schilderung besitzt keine besonderen künstlerisclien
Qualitäten. Auch sind die Figuren ein wenig steif, und der Humor des Ganzen mutet
uns einigermaßen biedermeierisch-hausbacken an. Allein das Blatt verdient docli
ein gewisses Interesse, denn es ist ein Vorläufer der Genremalerei, wie sie späterhin
durch die Waldmüller, Bürkel, Enhuber, Defregger, Vautier, Knaus und zahllose
Andere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts so reiche Vertretung fand.
Klein hat diesen Ton in seinen Radierungen nie wieder und in seinen Fitho-
graphien nur einmal noch, 1842, angeschlagen: er schildert da in einem etwas steif
geratenen Blatt, wie zwei Ackerpferde beim Nahen der Eisenbahn mit dem Pfluge
durchgehen (J. }22). Abgesehen von dieser Ausnahme beschränkte er sich fortan
auf eine schlichte Wiedergabe des Gesehenen ohne irgendwelche novellistischen
Züge beizumischen. Unsere heutige Generation, die die Wirklichkeit am liebsten
ohne jede Verquickung mit literarisch gearteten Elementen von der Malerei und
Graphik dargestellt sieht, kann Klein darum auch keineswegs gram sein. Hinzu
kommt noch, daß er überhaupt kein Erzähler war. Dazu fehlte ihm doch die Phan-
tasie und weiter die Fähigkeit, lebhafte körperliche und seelische Bewegungen über-
zeugend wiederzugeben. Er mochte das selbst auch fühlen. Jedenfalls fällt es auf,
daß er seine Menschen und Tiere niemals in schneller Aktion und fast immer im Zu-
stande der Ruhe darstellt. Alles Impressionistische lag ihm vollkommen fern. Der-
gleichen hätte sich auch mit seinem Bestreben, jede Einzelheit mr)glichst scharf und
getreu festzuhalten und jede Form m(')glichst klar herauszubilden, gar nicht vereinigen
lassen, denn wenn ein Maler eine starkbewegte Naturerscheinung erschöpfend wieder-
spiegeln will, wird er stets zu einer breiten, nur andeutenden Vortragsweise greifen
müssen. —
Durch seine von hohem künstlerischem Ernst erfüllten Schöpfungen nun wurde
Klein in Wien schnell allgemeiner bekannt. Auch wird er in der Akademie, die er
fleißig besuchte, mit diesem oder jenem Berufsgenossen in nähere Beziehung gekommen
sein. Bald stand er in Verkehr mit einer Reihe der angesehensten Künstler der Stadt.
Darunter waren der später beim Kaiser in hoher Gunst stehende Historienmaler
Anton Retter, der vielbeschäftigte Historienmaler Peter Krafft, der liebevolle Schil-
derer der steiermärkischen Landschaft und ihrer Bewohner Jakob Gauermann, der
erfolgreiche Landschafts- und Tiermaler Martin Molitor, von dem Bilder und Hand-
VON HEINRICH HÖHN. 163
Zeichnungen in fast jedem Wiener Kabinett zu finden waren, und vor allem der be-
rühmte Radierer und Gelehrte Adam von Bartsch, der Verfasser des allbekannten und
noch heute unentbehrlichen ,,Peintre Graveurs". Alle diese Maler und Radierer
standen damals in der Vollkraft ihres Schaffens, und wie leicht hätte es gesehen binnen,
daß der jiuigere und darum leichter empfängliche Klein dem künstlerischen Einfluß
des einen oder anderen von ihnen sich gefangen gab. Allein dem w^ar nicht so. Mit
einer prachtvollen frohen Sicherheit und kraftvollen Selbständigkeit schritt er durch
das vielfarbige Kunstleben Wiens hindurch und blieb der, der er war, nein, wurde
immer mehr der, der er sein mußte. Den bedeutendsten Maler aber, den die Kaiser-
stadt damals besaß, nämlich Ferdinand Waldmüller, lernte er nicht kennen. Dieser
mit Klein fast gleichalterige Künstler, der uns so meisterlich geformte Porträts, so
zarte, von Licht erfüllte Landschaften und so frische Bauernschilderungen geschenkt
hat. weilte damals nicht in Wien. Er war von ganz derselben heißen Liebe zur Natur
und von dem gleichen unaushbchlichen künstlerischen Wahrheitsdrang beseelt wie
unser Maler und hatte mit ihm noch den äußeren Zug gemeinsam, daß er sehr viel
Wert auf eine exakte scharfe Zeichnung und eine feste Durchbildung der plastischen
f^orm legte. Diese beiden ausgeprägten Realisten würden sich sicher gut verstanden
haben. —
Klein gab sich dem Schaffen in jener Zeit mit solchem Feuereifer hin, daß seine
Gesundheit zu leiden begann: es stellte sich heraus, daß seine Lunge erkrankt war.
Zur Erholung von den Arbeitsstrapazen unternahm er im Herbst 1812 mit Mansfeld
und mehreren anderen listerreichischen Freunden eine Fußreise von 4 Wochen durch
Steiermark bis zum Hallstädter See. Der Rückweg wurde über Linz genommen.
Der Unermüdliche war aber auch während dieses Ausfluges fortgesetzt tätig. — Nach
seiner Rückkehr fand Klein den Kunsthändler Frauenholz in Wien vor. Dieser kaufte
ihm sogleich die bis dahin radierten Platten ab und erwarb auch für Kleins nächste
Schöpfungen im voraus das Verlagsrecht. Niemand war glücklicher als der Künstler,
denn nun bedurfte er nicht mehr der Unterstützung seines Vaters und konnte seinen
Lebensunterhalt .selbst bestreiten. Inmitten seiner menschlich reichen, schaffens-
frohen und nun auf sicherer materieller Grundlage ruhenden Existenz aber vergaß
er seine fränkische Heimat durchaus nicht. Zwei hübsche für Frauenholz gearbeitete
A q u a t i n t a b 1 ä 1 1 e r mit dem D u t z e n d t e i c h (J. 90) und dem H u m-
me Ist einer Schloß (J. 91), die dem Jahre 1812 angehören, belegen das.
Die beiden nächstfolgenden Jahre brachten neues Leben in das sowieso schon
lebendige, bewegliche Wien. Sie standen unter dem Zeichen Napoleons, und Truppen-
durchmärsche, Einquartierungen und Feldlager in und bei der (')sterreichischen Haupt-
stadt waren an der Tagesordnung. So gab es denn für Klein künstlerisches Studien-
material in Fülle. Er nutzte alle sich bietenden Gelegenheiten gründlich aus und
hielt sich oft ganze Tage lang unter den Soldaten auf. Daheim, in seiner in der Joseph-
stadt gelegenen Wohnung schuf er dann seine klar gezeichneten Studien zu Radierungen
um. Einmal tut es ihm das wilde Volk der K o s a c k e n an, und er schildert sie beim
Lagerfeuer (J. n6) und auf Vorposten (J. HS). Ein andermal hält er franz()sische
Kriegsgefangene fest (J. MS). Und wieder ein anderes Mal gibt er diese und jene
Szene aus dem Leben des (österreichischen Militärs wieder und zeigt die Soldaten
bei dem mit großem Ernst betriebenen Kartenspiel (J. 14^). bei gemächlicher Unter-
11*
164
JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIEKER.
haltims;- (J. 148), beim Füllern der r'lei\le (,I. 111). bei iiaiidwerklicher Arbeit (,l. ll"^)
und anderen friedlielien Hesehälli^un.i^en. Immer .sind es Idyllen, die er dem
Sdldalendasein naehbildet. Bezeichnenderweise .i;ehl er nie daran, irgend welche
Kämpfe darzustellen. Niemals kommen auch Tode oder Verwundete auf seinen
Blättern vor. Sie sind ,ii'ewiß auüerordentlieh interessante und in ihrer Art zuverlässi,i;e
Zeitdokuniente, allein man würde natürlich volli.i;' fehl ,uehen, wenn man annehmen
wollte, das Krie^isleben der napoleonischen Zeit habe sich meist .so .sonntä,i;lich-,i;eruh-
sam und friedlich abi;espielt. wie es auf Kleins Skizzen und Radieruni^en erscheinen
num. Der Sinn für die wilde Dramatik und eherne Gr(')ße furchtbarer krie,i!"eri.scher
Abb. 4. Pferdestudie. Federskizze.
Ereignisse, wie sie die napoleonische Epoche doch wahrlich genügend bot, ging unserem
Künstler beinahe gänzlich ab. Erst später wagte er sich auch einmal daran, be-
wegtere Kriegsbilder wiederzuspiegeln. Doch das blieben vereinzelte Fälle. Und
v.'ährend der große Beethoven von den über Europa hinbrausenden Kriegsstürmen
imierlich mächtig ergriffen wird, das Genie Napoleons bewundert und zu seiner Ver-
herrlichung die gewaltige Symphonia heroica entwirft, schließt unseres Malers Seele
sich vor jenen großen Ereignissen konsequent ab und geht ganz in dem Kleinleben
auf, das als freundliches Episodenwerk das monumentale Epos der Heidentalen
die.ser Jahre begleitet. Er begibt sich, während die großen Schlachten von Dresden
und Leipzig geschlagen werden und Napoleon endlich niedergeworfen wird, nach
VON HEINRICH HÖHN. 165
Slreitdorf bei Melkibruiin und iiacli Thereiilieix in der Steiermark und studiert
dort woLlienlan.t;- mit ,i;r(il.Uer Seelenruiie und vielem Behu.^en Vieh und IMerde im Stall,
bei der Arbeit und aut der Weide und die .stanze homerische Idyllik ländlicher Lebens-
weise. Hine andere kleinere Reise machte er mit den Freunden Mansteld und Feil
im Sommer 1814 nach dem Beri^schloü Beilstein in Un.^arn. Nach seiner {■Rückkunft
erlebte er dann die an äußerem Glänze reichen Tage des Wiener Kongresses mit, zu dem
sich eine stolze Reihe von Fürstlichkeiten eingefunden hatten.
Inzwischen war Frauenholz mehrmals in Wien erschienen. Klein entschlofJ
sich nun, mit diesem im Februar 1815 nach seiner Vaterstadt zurückzukehren. —
Gleich wenige Tage nach seinem Eintreffen in Nürnberg wurde ihm, jedenfalls auf
die Anregung von Frauenholz hin, eine große Freude bereitet: der „Verein der Künstler
und Kunstfreunde" ernannte ihn zum Hhrenmitglied.
Freilich hielt es ihn nicht lange auf dem heimischen Boden, und gern ergriff er
die Gelegenheit, die ihm von seinem in Wien gewonnenen Gönner Graf Schönborn-
Wiesentheid, dem Besitzer der Galerie in Pommersfelden bei Bamberg, geboten
wurde, um eine Reise an den Main und Rhein zumachen, im Sommer
181 S brach er dahin auf. Auf seiner Reise war er wieder ununterbrochen künstlerisch
tätig und füllte seine Mappe mit einer bedeutenden Zahl von Studienblättern. Von
dem Wirt in FI e i d i n g s f e I d bei W ü r z b u r g an, der schmunzelnd zum
Trinken einläd und empfehlend ausruft: .,Ä Bierle wie Gold!" über die lieblichen
L a n d s c h a f t s b i 1 d e r des R h e i n u f e r s bis zu den kräftigen Gestalten
der auf dem Anmarsch gegen Frankreich befindlichen Soldaten hin erfaßten
seine wachen Augen alles, was ihm auf seinen Wegen begegnete. So können wir
auf seinen Studien noch heute, gerade als ob es anschaulich geschriebene Tagebuch-
aufzeichnungen wären, klar ablesen, was ihn auf seiner Reise besonders stark fesselte.
Schließlich brachte ihn seine unverwüstliche, immer rege Zeichenlust in eine ziemlich
fatale Lage. Da er sich mit Bleistift und Skizzenbuch fortwährend unter den Soldaten
herumtrieb, erweckte er mehrmals den Verdacht, daß er Spion sei, und es kostete
ihm jedesmal einige Mühe, sich als harmlosen Maler auszuweisen. Lines Tages nun,
als er in Frankfurt am Main weilte, sah er an der Sachsenhäuser Brücke einen Militär-
wagen stehen, der ihn unwiderstehlich zum Zeichnen reizte. Er machte sich denn
auch mit der gewohnten Leidenschaft an die Arbeit. Phitzlich aber, als er so eine
Weile friedlich gezeiclmet hatte, sah er sich von Soldaten umstellt, die ihm rundweg
erklärten er sei verhaftet. Vergeblich versuchte Klein darzulegen, daß es ihm durchaus
nicht darauf angekommen sei, irgendwelche militärischen Geheimnisse zu ergründen
und an den Feind auszuliefern. Die Tatsache, daß der ominrise Wagen die Aufschrift:
„Königl. preuß. Kriegskasse des 6. Armeecorps" trug, war zu erdrückend, als daß
man noch an der Gefährlichkeit dieses heimtückischen Zeichners hätte zweifeln können.
Ja, dieSoldatengerieten, offenbar infolge seiner fortgesetzten Versuche, seine Harmlosig-
keit zu erweisen, dermaßen in Grimm, daß sie sich schon anschickten, die wohlgefüllte
Studienmappe des Künstlers kurzerhand in den Main zu werfen. Glücklicherv^-eise
kam es nicht so weit. Wohl aber wurde Klein nach der Stadt verbracht und hier
sorglich in das Gefängnis eingeliefert. Zufällig war indes sein G()nner, der Graf Schr»n-
born, in Frankfurt anwesend. Dieser verhinderte, als er von der Notlage seines Schütz-
lings erfuhr, daß der Stadtkommandant eine exemplarische Bestrafung des gefährlichen
166 JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
Spiones aus Nürnberii' vornahm. Klein wurde frei.tjelas.sen, niiißie sich jedocli ver-
pflichten, seine Studien unter dem A\ilitär fortan aufzu,i;eben und liatte die Kosten
des \'erfahrens 2 iiulden i: Krcu/er — zu tra.i^en. lir heU sich nun durcli dieses
etwas rauhe Intermezzo keineswegs die Laune \erderbeu. sondern setzte auf seiner
weiteren Reise seine künstlerische Tätigkeit ebenso friscli und Inihlich fort. Davon
überzeugen uns namentlich seine auf uns gekommenen sorgfältigen Lau d s c h a f t-
s t u d i e n v o m R li e i n. Hs sind diese mit Blei und Feder sorgsam gearbeiteten
Blätter zwar niciit eben keck und breit liinskizziert. sondern eher etwas reiclilicli
brav und gewissenhaft gemacht, allein sie haben, vor allem was das feine Verständnis
für die plastische Form der Bergzüge und für zarte Überschneidungen und starke
\'erkürzungen der Linien anlangt, doch ihre Vorzüge und erheben sich darum über
den Rang IMoßer. nücliterner, spießbürgerlich getreuer Veduten.
Im August kehrte er dann nach Nürnberg zurück. Hier IMieb er bis in den näclisten
Sommer hinein. Auch diese Zeit war wieder reiclilicli mit Arbeit angefüllt : er zeichnete
und aquarellierte nach der Natur, radierte und begann sich mit großem Interesse
der Ölmalerei zuzuwenden. Er fand um so mehr Studienmaterial, als damals die russi-
schen Truppen aus dem franziisischen Feldzuge, den sie mit den verbündeten Deutschen,
Österreichern und Engländern so erfolgreich gegen Napoleon unternommen hatten,
zurückkamen und dabei über Nürnberg marschierten. Solche militärischen Eindrücke
spiegeln eine Reihe feiner A q u a r e 1 I s t u d i e n wieder. Es gewährt einen
großen Genuß, diese schnell hingestrichenen Skizzen an sich vorüberziehen zu lassen.
Man erfährt da, daß derselbe Mann, der seine Radierungen so gleichmäßig und manch-
mal etwas pedantisch-gewissenhaft durchbildete, angesichts der Natur viel freier
verfuhr und mit keckem Griff nur das ihm Wesentliche herausholte aus der Fülle
der Erscheinungen, alles ihm Nebensächliche aber bloß in leichten Andeutinigen
hinwarf. Gerade dieses Nebeneinander von epigrammatisch scharf herausgearbeiteten
und nur eben skizzenhaft behandelten Partieen fesselt. Manclimal dringt der Künstler
zu einer überraschenden Delikatesse der koloristischen Behandlung vor. Wir haben
da namentlich das Blatt im Sinn, in dem er vier U 1 a n e n a ti s R u ß 1 a n d,
hinter denen in einiger Entfernung zwei der mächtigen Rundtürme der Nürnberger
Stadtmauer malerisch aufragen, festgehalten hat. Das Ganze ist auf ein kühles
vornehmes Blau gestimmt, aus dem die schmalen weißen Helmbüsche pickant lieraus-
leuchten. — Auch in den R a d i e r u n g e n seines ernetiten Nürnberger Aufent-
haltes macht sich das farbige Moment nun mehr als früher geltend. Es ist dafür
die prächtige, von reichstem Lebensgehalt erfüllte Schilderung der „Sechs U n g a r-
pferde am Futtertuc h" ( J. 166), für die er eine I813 in Wien gemachte
Skizze verwendete, recht bezeichnend. Der Kutscher liegt faul unter dem Plantuche
des Frachtwagens, während die ausgespannten Pferde sich an dem Inhalt des an der
Deichsel aufgehängten Futterttiches gütlich tun. Die Farbengegensätze und Abstu-
fungen sind hier mit großer Sorgfalt in die Sprache der Graphik umgesetzt. Es erklärt
sich diese erhöhte Berücksichtigung der Farbe jedenfalls daraus, daß Klein damals,
wie erwähnt, sich eifrig auf das Malen geworfen hatte. Freilich gönnt er nicht in allen
Blättern dieser Zeit der Farbe soviel Beachtung wie hier. Die unter der Bezeichnung
"D 0 n ' s c h e Kosacken" (J. I6S) allbekannte Radierung z. B. greift wieder
auf die einfachere, mehr auf Linie und plastische Form ausgehende Behandlungs-
VON HEINRICH HÖHN. 157
weise zurück. Das Gleiche ,t^ilt von der reizvollen Darstellun,!; des K o b u r ^ e r
L as t w a.i;- e n s auf der Landstraße hei Fürth (J. 16^. Wieder-
gesehen ist der Au,!;enhlick, in dem der mit dem charakteristischen thürin,y;ischen Leinen-
kittel bekleidete und .gemächlich seine Pfeife schmauchende Fuhrmann seine Pferde
eben hat halten lassen, um ihnen ein wenig Ruhe zu gönnen. Im Mittelgrund sieht
man Fürth, in der Ferne das türmereiche Nürnberg mit seiner Burg. Die kräftige
herbe Zeichnung und Modellierung, die Klein anwendete, paßt vorzüglich zum Gegen-
stand der Darstellung. In solchen kernigen Sch(')pfungen schlägt der Meister Töne
an, die voller, mächtiger und ins Monumentale gesteigert bei einem bedeutenden
Radierer unserer Tage, bei Fritz Boehle wiederkehren, einem Künstler, der ebenfalls
das Leben der Fuhrleute und ihrer Tiere mit froher Liebe darstellt. — Weit zarter
führt Klein die Radiernadel in dem wundervollen kleinen Blatte mit de m
säugenden Seh a f (J. 177). Hier tritt auch sein tiefes Verständnis für die Tier-
welt leuchtend zutage. Wie rührend drückt sich in der Körperhaltung und dem Aus-
druck des Kopfes bei dem Muttertier die gewährende Liebe aus und wie charakte-
ristisch wird in der Stellung des durstigen Lämmchens das kindlich-übereifrige Sich-
Hinzudrängen erkennbar! —
Bald nun regte sich in unserem Künstler aufs neue die Reiselust. f:s zog ihn
gewaltig wieder nach Wien zurück. Er hatte seinem bisher in Nürnberg gebliebenen
Freunde Erhard viel von der Donaustadt erzählt. Dieser schloß sich Klein an, und
im Juni 1818 brachen die beiden nach Wien auf. Die zwei anderen Mitglieder des
Nürnberger Künstlerquartetts, Wilder und Wießner, gaben ihnen bis Regensburg
das Geleite. Von da setzten Klein und Erhard auf der Donau ihre Reise
fort. Manche gute Skizze wurde auf dem Wege ins Skizzenbuch eingetragen. Die
Freunde entwickelten dabei einen frohen Wetteifer. Im Kupferstichkaliinett des
Germanischen Museums befinden sich aus diesen Sommertagen u. a. eine zierlich
mit der Feder gezeichnete Studie eines Stadttores von D o n a u-
s t a u f f bei Regensburg (vom 17. Juni), eine gleichfalls mit der Feder zartlinig
ausgeführte Ansicht v (^ n Li n z, auf der wir vorn in dichtem Gedränge die
von Menschen belebten Schiffe liegen sehen und zwischen iliren Mastbäumen die
wechselvolle Silhouette der Stadt erblicken, und mehrere frische Bleistift-
skizzen, die Klein auf dem Schiffe machte, das sie den schönen immer breiter
werdenden Strom sanft hinabtrug. Unwillkürlich kommt einem bei dieser Künstler-
fahrt die Stelle in Eichendorffs ,, Taugenichts" in Erinnerung, wo mit soviel Natur-
freude und Humor die Donaureise erzählt wird, die der Held der Novelle in Gesell-
schaft ausgelassener Prager Studenten den Fluß hinunter nach Wien zu macht. ,,Icli
aber", heißt es da, „jauchzte laut auf, als ich auf einmal wieder die Donau so recht
vor mir sah: wir sprangen geschwind auf das Schiff hinauf, der Schiffer gab das
Zeichen, und so flogen wir nun im schönsten Morgenglanze zwischen den Bergen
und Wiesen hinunter. Da schlugen die Vögel im Walde, und von beiden Seiten klangen
die Morgenglocken von fern aus den D()rfern, hoch in der Luft h()rte man manchmal
die Lerchen dazwischen" Ähnlich mochten die beiden Freunde auf ihrer
Reise empfinden. — Sie kamen wohlbehalten in der (isterreichischen Hauptstadt
an und bezogen in der Kaiserstraße im Choteckschen Sommerpalais jeder ein Zimmer.
An das Palais schloß sich ein großer, parkähnlicher Garten, der ziemlich verwildert
168 JOHANN ADA.W KLEIN ALS ZGICMNER UND KADinREK.
war. alvr .iicnulo darum die Kiiii>llcr »lit in scjulmi L;riiiU'ii luTcMi^'h locklc. NaiiK'ul-
lich Hrliard weihe uorn darin und /.cicliikic iiai.ii den doli iippi,!; diiivlkiiiandcr-
wuchernden Ptianzoii und KiäiiUTii. Klein iiKuiilc landM-iiallliLiic Studien mit Vor
liebe in dem iiberurünlen Stadtgraben und dem mit selKnien I.aubbiiumeii bestan-
denen Prater. Auch radierte er damabs jene zierliehe .\ d r e ti k a r t e m i 1 de m
Spitz, der ,i;e\vissenhatt die ^ewiehtii^e Studienmappe des Kiinstlers bewaeht,
auf der sein Name und seine W'olinuni; an,ue,eeben sind (.1. 17')). l:ine solche Karte,
die er jedenlalls zu.uleich als Visitenkarte benutzte, \\in\le tilr ihn geradezu zu einer
Notwendigkeil, damit seine nun immer sich mehrenden Auttraggeber wuüten, wo er
wohnte. Namentlich fanden seine Gemälde viel Abnehmer. Hr war bald in den
besten Kreisen der (isterreichischen Hauptstadt als Maler wohl bekannt und an-
gesehen. Schliel.Hich wurde auch Staatskanzler Fürst Metternich auf ihn aufmerksam
und sandte ihn im November des Jahres nach dem Gestüt Koptschan in Ungarn,
damit er dort Studien für mehrere Pferdebilder machte. Im Sommer des folgenden
Jahres ging der Künstler zusammen mit Joseph und Heinrich Mansfeld abermals
nach Ungarn. Hr hatte die Nachricht erhalten, daß sein Vater gestorben war und
wollte nun einige Ablenkung haben und sich von diesem schweren Verlust zu erholen
suchen. Die Maler hielten sich in Eisenstadt und in f^ürchtenau am Neusiedler See
auf. In Fürchtenau schuf Klein u. a. jene meisterlich feine und echt malerisch auf-
gefaßte Studie nach eine m u n g a r i s c h e n B a u e r n h o t e, auf dessen
tief b.erabreichendem Strohdach und niederer Längsmauer blanker Sonnenschein
liegt. Man muß schon zu dem Wiener Koloristen August von Pettenkofen (1821 —
1889), dem hervorragenden Schilderer ungarischen Hirtenlebens, gehen, um Blätter
von gleichem Rang zu finden. Die Skizzen der in Ungarn verlebten Tage verarbeitete
Klein dann zu neuen Gemälden, von denen König Maximilian von Baiern eines,
das ungarische Fuhrleute und Slovaken schilderte, erwarb. Der Künstler erhielt
nach seiner Rückkehr im September Aufträge in Fülle, sodaß er nicht nur einen
arbeitsreichen Winter vor sich sah, sondern daß er auf lange Zeit sich finanziell voll-
kommen sichergestellt fand. Neben Ölbildern begehrte man auch Handzeichnungen
und Radierungen von ihm. Was er in dieser Zeit an Zeichnungen und Radierungen
ausführte, gehört mit zum Besten, wms er jemals schuf. Unter den Zeichnungen
begegnet uns z. B. das geistvolle Blatt mit der B r ü c k e aus de m m a 1 e-
r i s c h e n F e I s e n t a 1 der Brühl bei Mödling, das nur bedauern läßt, daß
Klein der Landschaftsmalerei nicht mehr Interesse zuwendete, als er es tat und weiter
das köstliche Ae]uarell mit dem alten derben G r e n a d i e r f e 1 d w e b e I, welcher
mit einer anmutigen, graublau gekleideten, jungen Frau plaudert, die einen blond-
lockigen Buben an der Hand hält. Neben dieser frischen, koloristisch sehr geschmack-
vollen Studie tauchten dann humorvolle, intim durchgearbeitete Schilderungen
von originellen Leuten aus dem Volk oder von der Landstraße auf. So der prächtige
Dudelsackpfeifer, den er auf einer Dorfkirchweih in Cainz bei Wien mit aller
Malerliebe verewigte (Abb. S). und der I n valide. der mit seiner Küchen- und Garde-
robeneinrichtung auf dem Rücken, die Hände auf den selbstgeschnitteneii Stock stützend
auf einem Fasse bei einer Pumpe sitzt (Abb. 6). Bei den bloßen Füßen des entlassenen
Kriegers sonnt sich ein Spitz. Derartige vom Helden zum Bruder Straubinger herab-
gesunkene Figuren wird es damals, nach den napoleonischen Kriegen, in großer Zahl
.* _fiff*i>^a8fti-r^*
170
JOHANN ADAM KLEIN ALS ZBICHNER UND RADIERER.
,i;ei:eben haben, und so ein armer Kerl mochte froh sein, wenn er sich durcli Modell-
stehen ein paar Kreuzerlein \erdienen konnte. Der liunidr. mit dem Klein den ver-
wilterlen Allen dari:estelll hat. läLlt an die .Art denken, mit der der un\'eri;leichliche
.MTukliener (.lenremaler Spilzwe.u seine \erschrobenen ,i:,rauen Käuze und Irink-
lusliKen Büri;ersoldaten in seinen farbenslrahlenden Bildchen vorführte. Klein
hat das Blatt mit dem Invaliden auch zu einer Radierun.s;' verwendet (J. 201). — Hine
noch aus Nürnberg' stannnende Studie luMuitzle er zu der Radierun,i;', welche r ussi-
s c h es r u h r w e r k unter dem Schutze eines Baumes z e i i; i
(J. 180). Drei ausgespannte Pferde stehen zur Seite, während ein an der Erde sitzender
Russe sein Talent als Schuhflicker erprobt. Das Blatt ist zeichnerisch eine Meister-
=Ä
V.
x^
föi«
Abb. 6. Der Invalide. Aquarellierte Bleistiftskizze. I8l6.
leistung. Dasselbe gilt von der bei Artaria in München verlegten 1. Folge von
M i 1 i t ä r s t ü c k e n ( J. 204—205). Allein mehr noch als diese Blätter sagen
uns wohl seine T i e r d a r s t e 1 1 u n g e n, die er damals radierte, zu. Da ent-
faltete er wieder sein ganzes Genie im Erfassen der äußeren Erscheinung und des
Innenlebens der Tiere. Mögen es nun Schweine sein, die sich mit Behagen im
Schmutze wälzen (J. 184), oder k ä m p f e n d e Widder (J. 220) oder S c h a f e,
die von hurtigen Mägden in der Scheunentenne geschoren werden
(J. 223)1^) (Abb. 7), oder mag es ein Pferd sein, das bei einer knorrigen Weide
19) Wir bilden das ausgezeichnete Blatt hier ab. Es behandelt ein Tliema, wie es ähnlich
in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts z. B. von Max Liebermann in seinem Gemälde
,,Die Gänserupferinnen" (Berlin, Natiimalsalerie), wieder behandelt wurde.
VON HEINRICH HÖHN.
171
belui,i;iich sicli ,iiela,i;ert (J. 194), oder ein H ü Im e r h ii ii d der ,t;ieri,^- aus einem
Kübel am R(»hrenbrunnen sauft (.1. 21^), oder ein wiederkäuendes B ü f f e 1 p a a r
(J. 210) oder eine K u li m i t s a u ,;; ende m Kall") (,). bS^): immer erweist
er sich als der .gleich tretlsichere Meister. Und immer auch ist es ihm nicht bloß
um den künstlerischen Reiz und um technische Angelegenheiten zu tun, nein, man
kann sagen, daß es ihm viel mehr darauf ankommt, die Lebensgewohnheiten und
Wesenseigentümlichkeiten der Tiere möglichst markant vor uns hinzustellen. In
diesem Bestreben übertreibt er nicht ein einziges Mal, geht nie auf eine banale Ver-
menschlichung des Tiercharakters aus und interpretiert nie mehr in den Ausdruck
der Köpfe hinein, als das. was die stets ja klar und einfach redende Natur aus ihnen
"H^pS^13npW3]r 1
Abb. 7- Die Schafschur. Radierung (J- 223). l8l8.
ZU uns spricht. So kommt es auch, daß eine wundervolle epische Ruhe über Kleins
Tierbildern liegt, eine Ruhe, die sich auf den aufmerksamen Betrachter wohltuend
überträgt und ihn fühlen läßt, daß auch er gleich jenen einfachen Geschöpfen ein
Kind der großen, fruchtbaren, warmumfangenden Mutter Erde ist. —
Inmitten seiner reichen schöpferischen Tätigkeit aber überkam den Rastlosen
wieder die Sehnsucht nach dem Süden, nach Italien. Im Sommer 1818 nun rüsteten
sich sein Freund Erhard mit den Malern Friedrich Welker und den Brüdern Friedrich
und Heinrich Reinliold zu einer Reise ins Salzkammergut. Klein schloß sich den
Studiengenossen an, da er von Salzburg über München nach Nürnberg heimkehren
und von da dann nach Rom aufbrechen wollte. Die Freunde gaben sich in dem herr-
172
JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
liehen Gebirii'shind fleißi.i;" künstlerisclien Stiuiit.Mi hin. Kk'iiis Skizzen \on dieser
Falin sind von i^roßer Unmittelbarkeit und rri.vlie. In B e r e li t e s i:, a d e n /. \).
malte er e i n e n H 1 i e k aiit eine in Sonne er.i^länzende R e i h e d e r b reit
h i n .u' e 1 a ,i; e r t e n B a n e r n h ä n s e r des Ort e s u n d a n \ d e n VV a t z-
mann sori^l'ältiu' in Aqnarell. Und am Ki'nii.iisee wnrde ihm anl.ier der rotbäcki,i!:en
r i s c h e r 1 i e s e 1 der dnreli eine schmale Sclilneht herabstürzende Kessel-
f a 1 1 AnhiÜ zn einer naturtrisehen Stndie. ~ liier am See treimte sich Klein \on
seinen \Ve,i:;Metährten nnd beigab sich, während sie nach Wien znrückkehrten, nach
Salzlnirj;"; dort blieb er zwei Monate im Landhaus seines Freundes Pauernfeind,
immer fleißig zeichnend, um endlich antani;s Oktober nach Miinchen zu ,i;ehen.
^^,..<L ,,.■
//.
Abb. 8. Bleistiftstudie zu der Radierung „Die Maler auf der Reise". (J. 234). I8l8.
In M ü n c h e n nun verarbeitete er den künstlerischen Ertra,^' seiner Gebir^s-
wanderun.t^en und seines Salzburü:er Aufenthaltes. Aus eini,ü:en Bleistiftskizzen (Abb.
8 u. 9) erwuchs ihm da die kraftvolle Radierung" der Maler auf der Reise, die eines
seiner bedeutendsten Blätter ist und die er seinen Reisegenossen widmete (J. 234)
(Abb. 10). In der Mitte und zwar etwas zurück, sitzt auf seinem Feldstuhl bei stiller
Arbeit der ernste feingeartete Erhard. Links von ihm steht, den aufgespannten
mächtigen Malschirm auf der Schulter, Heinrich Reinhold. Dieser unternehmungslustige
Künstler hatte sich mehrere Jahre in Paris aufgehalten, wo er für das groLk Werk.
welches die Feldzüge Napoleons verherrlichen sollte, mehrere Platten (Schlacht bei Jena.
VON HEINRICH HÖHN.
173
Übertäube von Madrid. Napoleon am Wachtfeuer usw.) slacli. 1820 durclireiste er
dann mit einer en.i^lischen Familie Italien und mit dem Tiirsten Lobkowitz Sizilien
und ,t;in,ii' nach Rom. Hier holte er sich, als er Hrhard nach dessen Selbstmordanschlag
Hilfe bringen wollte'-"), in der morgentlichen Kälte eines Januartages die Luftnihren-
sch windsucht, der er 182S erlag. Neben ihm gewahren wir auf Kleins Radierung
die hagere Figur seines Bruders Friedrich, im Wachstuchmantel und einem aben-
teuerlich geformten Zylinder. Er war wie sein Bruder vor allem Landschafter und
schuf Bilder von stark romantischem Charakter, wobei wohl die tiefempfundenen
Fandschaften des genialen Kaspar David Friedrich nicht ohne Einfluß auf ihn waren. Zu
ihm spricht der untersetzte stämmige Ernst Welker, dessen kräftiger Gestalt mau
t^ hi
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/^/^/\.^-
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%^--^~.
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h-^
Abb. 9. Bleistiftstudie zu der Radierung „Die Maler auf der Reise". (J. 234). 181S.
den früheren Soldaten sofort ansieht. Er war, nach 4 jähriger Tätigkeit als Historien-
maler, dem Lützowschen Freikorps beigetreten. Bei Wr)bbelin wurde er Augenzeuge
vom Tode Theodor Kcirners. Er hat dieses Erlebnis in einem Kupferstich festgehalten
und auch das (jrabmal des gefallenen Dichters radiert. Sein Hauptgebiet aber wurde
schlieLUich die Landschafts- und Architekturmalerei. Wie seine Thüringer Lands-
leute, die Brüder Reinhold, war er kein bedeutender Künstler, doch gleich ihnen
eine fest in jener stürmisch bewegten Zeit stehende, ausgeprägte Persönlichkeit.
20) A. Apell, Das Werk von J. Ch. Erhard. 1S(,(.. S. XXVI
174 JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
Es ist Klein vorzüglich ,si"eliin,t:en, seine vier Freuiuie in der ihnen charakterisiischen
Art und Haltuiiii' darzustellen und zwar so. dal.i die i;anze Cjruppe durchaus nichts
Gezwuuii'enes oder Absichlliclies an sich hat. Der künstlerische dehall der
lehens\-ollen Radierung' ist so bedeutend, dal.! sie auch auf den. der nicht weil.!, dal.i
hier Bildnisse bestiininter Menschen vorlie.uen, bleibenden l:indruck macht. Den
Hintergrund zu den mit fester Hand ,i;ezeichneten Gestalten bildet das Berchtes-
i^adener Tal mit den schlanken Kirchtürmen des Dorfes und dem Doppcl.uipfel des
schneebedeckten Watzmann. — Das künstlerische Fazit der Salzbuixer Wochen
zog Klein in einer Radierun,i;\ die nicht minder reich an sinnlichem Leben als das
eben geschilderte Blatt ist. Hr läßt uns da einen Blick in den Viehstall seines Freundes
Pauernfeind tun. F ine k r ä f t i g e M a g d b ü r s t e t einer s t a t t 1 i c h e n
P i n z g a u e r Kuh das Fell ( J. 225), während diese ihr Kälbchen leckt.
Die beiden Tiere und ihre Zuneigtmg zueinander hat Klein wieder mit tiefem Empfinden
der Natur nachgeschildert. Ein urkräftiges Behagen liegt über dieser freundlichen
Landidylle. — Außer deit beideit eben gewürdigten Hauptschöpfungen vollendete
er noch mehrere andere Radierungen und ein paar Lithographien in München. Weiter
unterzog er die Gemäldegalerie einem eingehenden Studium und malte einige Öl-
bilder, von denen eines, ein bayerischer Schiffszug, der König in seinen Privatbesitz
brachte. Damals blühte in der Isarstadt eine schlicht realistische Kunst neben dem
klassizistisch gearteten Akademismus. Die Realisten scharten sich um den das Stu-
dium der Niederländer befürwortenden Galeriedirektor Mannlich. Und der König
Ma.x Joseph begünstigte diese Richtung: noch heute sind die hohen Räume seines
Lieblingsschlosses am Tegernsee voll von den kraftvollen, jugendlich frischen Bildern
dieser schlichten Künstler. Die Partei der Eklektiker, die in den Meistern der italien-
ischen Hoch- und Spät- Renaissance ihre Muster sah und bunte, seicht idealistische
Historien und Madonnen malte, wtirde von dem Akademiedirektor Peter Langer und
seinem Sohne Robert geführt. In dem Jahre vor Kleins Ankunft in München hatten
sich diese beiden großen Gegensätze des künstlerischen Lebens der Hauptstadt in einer
erbitterten literarischen Fehde entladen. Sie endete mit dem Sieg der Realisten'-^).
Klein nun suchte, wie es ja seiner auf einfache getreue Naturwiedergabe atisgehenden
Kunstweise entsprach. Anschluß bei ihnen und stand bald in Verkehr mit dem tüch-
tigen Schlachtenmaler Peter Heß, dent Architekturmaler Domenico Quaglio, der
namentlich mittelalterliche Bauten in gut durchgezeichneten, im Sinne des für alles
Altdeutsche begeisterten Wackenroder gehaltenen Bildern wiedergab, und vor allem
mit Max Joseph Wagenbauer, der uns koloristisch so feine Tierbilder und so morgent-
lich lichte Landschaftstudien und Landschaftsbilder geschenkt hat und damals
als der bedeutendste Künstler Miuichens angesehen werden mußte. So fehlte es ihm
nicht an mancherlei künstlerischen Anregungen und klärendem Meinungsaustausch.
Im März 1819 aber verließ er München wieder und wendete sich nach N ü r n-
b e r g, von wo er am 11. August die Reise nach Italien antrat. Vorher aber radierte
er noch neben einigen anderen Blättern die zweite Folge der bei Artaria in Mann-
heim erschienenen Folge von M i 1 i t ä r s t ü c k e n (J. 2^;— 244). Sie gibt
21) Vgl. H(»hn, Studien /ur Entwickeiung' der Müiuiieiier Landscliaftsmalerei. 1909.
S. 19 ff.
176 JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERHR.
Szenen aus dem Kriegsleben der Kcisacken. In einem der BUitter brin,t,^t Klein die
P 1 ii n d e r u n i;' eines Orte s. Die 1 läuser sind teilweise vom Brand zerst()rt.
Hausrat lie^t wirr umher. \'ieh w ii\l nou den beutei;ieri,i;en Soldaten zusammen-
i;etrieben. Freilich vermeidet Klein auch hier die Darslellun.t;' von Verwundeten
oder Toten oder eines Kampfes. Gerade, daß er selbst hier, wo die beste Gele,i;enheit
war. den Krie.u' in >einer Turchtbarkeit zu schildern, so zahm blieb, beweist, wie sehr
sein i^anzes Wesen gewaltsamen Ereignissen abhold und ganz der Idylle zugetan
war. War sehen wiederum, was wir schon einmal feststellen konnten: ein vorziig-
licher Soldatenschilderer ist Klein, aber durchaus kein Kriegschronist oder gar ein
Historienmaler.
Doch begleiten wir ihn nun n a c h de m S ü d e n. Er brach, wie bereits
erwähnt, am 1 1. August dahin auf. Und zwar nahm er seinen Weg durch die Schweiz.
Reizvolle Skizzen aus K o n s t a n z. wo er unter anilerem den Hafen in einer
graziösen, mit ein paar leichten Aquarellflecken in Wirkung gesetzten Zeichnung
festhielt (Abb. 11), vom Rigi, vom Züricher See, aus der Gegend von Bern
und Genf und breit hingestrichene Ansichten des W e 1 1 e r h o r n s und
der J u n g f r a u bezeichnen seinen Weg durchs Gebirge. Er überschritt es am
Furkapaß. verließ es beim Lago maggiore und ging von da nach Mailand. Über Bo-
logna und Florenz reiste er dann nach Rom. Er machte seinen Weg aber sehr lang-
sam, um all' die überschwängliche Fülle des italienischen Volkslebens, das damals
ja noch seine ganze Ursprünglichkeit besaß und von städtischer und nordeuropäischer
Kultur noch nicht bedroht oder abgewandelt war wie heute, so recht genießen und
studieren zu ki'innen. Natürlich war der Eifrige mit Bleistift und Aquarellpinsel
unermüdlich hinter den ihm neuen Erscheinungen her. Auch den Kunstsammlungen
widmete er manche Stunde. — Erst am 21. Dezember langte er abends in Rom an.
Er hatte also über vier Monate bis zur Erreichung seines Zieles gebraucht.
Bald nach seiner Ankunft begab er sich in das in der Via Condotti gelegene
Cafe Greco. Seit Winkelmanns römischem Aufenthalt war es der Sammelplatz der
deutschen Künstler. Da wurden künstlerische Fragen und Weltanschauungs-
probleme beim Kaffee mit großer Hitze und Ausdauer diskutiert, da träumte man.
dicht eingehüllt in blaues Tabaksgewölk, von einer herrlichen Zukunft der deutschen
Kunst und da schrieb man manchen Brief in die liebe Heimat. Der wurde dann in
den für die nach dem Vaterland bestimmten Episteln und Sendungen aufgestellten
offenen Blechkasten geworfen. Die aus Deutschland anlangenden Briefe fanden
ebenfalls im Cafe und zwar am Büffet ihre Lagerstätte. Selbst Briefe mit Wechseln
liefen da ein. Ein jeder holte sich das an ihn Adressierte ab. Irgendwelcher Mißbrauch
wurde mit den sich ansammelnden allgemein zugänglichen Briefschaften kaum ge-
trieben-'-). Cornelius und seine Freunde saßen mit Vorliebe im Cafe Greco, und der
weiche zarte Komponist Mendelsohn berichtete schaudernd von dem derben burschi-
kosen Treiben der lässig gekleideten langhaarigen Teutonen. Unser Klein nun hatte
das Glück, beim Betreten des Cafes gleich seine Wiener Studiengenossen Erhard
und Reinhold vorzufinden. Sie saßen mit dem berühmten, als Mensch durch eine
grobkörnige Originalität sich auszeichnenden Landschaftsmaler Joseph Anton Koch
22) Vgl. Ludwig Richter, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, Kapitel XIII.
H'/.
~^5^--
^'^^r^J
Mitteihiiisen aus dem Gei manischen Nalionalmiiseiim 101 i.
12
178 JOHANN ADAM Kl.blN AIS ZlilCHNEK UND RADIERER.
zusammen. Seine Freude war natürlich .i^roß. — Von den anderen in Rom weilenden
deutschen Künstlern schlössen sich der Landschaftsmaler Franz (^atel und l"crlink
und Joseph Rebell Klein und seiueu l-reunden au. Sie taten sich alle xollcr Filer
unter den überreichen Kuustschätzeu der Stadt um und arbeiteten mit großem 1-leiße.
Klein studierte das Volksleben auf das Genaueste. Mit Vorliebe hielt er sich da auf.
\vi) das lYeiben der vom Lande kommeudeu Bauern und ihrer Tiere sich am lebhaf-
testen entfaltete: an der Porta del P()polo. auf der Piazza navoua, auf dem (".ampo
Vaccine (Forum), an den Laudungsplätzen am Tiber und an anderen für seine Stu-
dien iiünstiiien Stellen. Volksfeste, Prozessionen und .s^roße kirchliche Festlichkeiten,
zu denen viel Bauern vom Lande nach Rom kamen, waren ihm natiirlich besonders
willkommen. Fr konnte sich gar nicht sattsehen an den farbenstrahlenden Kleidern
der Frauen, den malerischen zerlumpten Mänteln und Anzügen der Männer, den hohen
eigenartig zusanunengesetzten zweiräderigen Karren und den oft bunt ausstaffierten
Maultieren, Zugochsen und Pferden. Bis ins einzelnste hinein zeichnete und aquarel-
lierte er Details, wie Schuhe, Schürzen. Kopftücher, Pferdegeschirr. Pferdeschmuck,
Sättel, die .Art der Belastung der Tiere, die Konstruktion der Wagen und vieles andere.
Ganz wie bei Menzel gibt es für ihn nichts, was der Darstellung nicht wert wäre. Ja,
in sehr vielen seiner römischen Studien überwiegt das ethnographische Interesse
bei weitem das künstlerische. Unter den figürlichen Arbeiten finden sich jedoch
auch Blätter von großem malerischen Reiz, wie z. B. die aquarellierte Bleistudie
lehrt, welche eine auf der Erde sitzende Italienerin zeigt, deren Bube
den Kopf in ihren Schoß gelegt hat und fest schläft. Das untätige Herumstehen,
Sitzen oder Liegen, das in Italien eine so große Rolle im Straßenleben spielt, ist von
Klein ausgezeichnet beobachtet und höchst charakteristisch in seinen Skizzenbüchern
festgehalten worden. Die Schärfe seines Blickes und die Sicherheit seiner Hand
kamen ihm beim Skizzieren solcher Straßenszenen sehr zu statten. Es sind eine
Menge von Kleins römischen Studien auf uns gekommen. Sie besitzen meist eine große
Frische und Lebendigkeit, allein die Güte seiner Nürnberger und namentlich seiner
Wiener Arbeiten erreichen sie niclit ganz. Um im Ölmalen vorwärts zu kommen
und sich eine freiere, sichere Hand zu gewinnen, malte er im Frühjahr 1820 auf seinen
Streifzügen in die Umgebung der Stadt seine Naturstudien häufig gleich in Öl. Im
Sommer des gleichen Jahres finden wir ihn im Sabiner- und im Albanergebirge. Am
29. Juli machte er dann zusammen mit Schadow, Stiglmayr und Vogel sich nach
Neapel auf. Er blieb dort bis zum 7. Oktober. Hier sah er zum erstenmal das
Meer. Daß es tiefen Eindruck auf ihn machte, beweisen zwei im Germanischen Museum
aufbewahrte, offenbar schnell hingesetzte, ein wenig trüb ausgefallene Aquarellstudien
mit felsigen Küstenlandschaften aus der Gegend des hoch auf senkrecht zum Meer
abstürzenden Felswänden fronenden Sorrent. Aus Sorrent selber nahm er das
reizende Aquarell mit, daß einen auf einer Brüstung sitzenden, mit der damals noch
allgemein üblichen phrygischen Mütze geschmückten, Gitarre spielenden
italienischen Fischer oder Schiffer festhielt. Die Beobachtung
des urwüchsigen, namentlich in der Hafengegend breit sich entwickelten Neapeler
Volkslebens war ihm selbstverständlich ein hohes Künstlerglück. So verewigte er
einmal einen B a r b i e r. der am Molo unter einem Leinwanddach mit viel chevale-
resker Grazie einen Mann rasiert. — Den Winter über blieb Klein in Rom. In fleißigster
VON HEINRICH HUHN. 179
Arbeit ,i;'iiiMen die 'ra,i;e liin. Daiiuils — es war im Januar und Februar 1<S21 — zeich-
nete er eine Reilie von A k t s t u d i e n in Blei. Sie sind niclit .t^rol.! im I-ormal und
,i;iit und stren.i;", ja herb reahstisch durcli.i,'earbeitet. Es ist höclist merkwürdi,^', etwa
zwei Jalire nacli der Vollendun.i;' der berülimten Fresken, die die Nazarener unter der
Fi^ihrunM' des Cornelius in der Casa Bartholdy aus,s:elührt liatten und mit denen sie
die Ära eines neuen monumentalen Stiles einzuleiten hottten, Klein in dieser schlichten,
so ^^-anz und ,i;ar nicht nach der großen Linie strebenden und vielleicht ein wenig klein-
lichen Art in Rom arbeiten zu sehen. War doch das, was, wie einst schon Dürer und
Goethe, die meisten der damals nach Süden pilgernden Künstler in Rom suchten
und zu gewinnen trachteten, eben jene in den Fresken und Altarbildern der alten
Italiener und in der römischen Landschaft feierlich herrschende grofJe Linie. Und
formte doch der mit Klein befreundete Joseph Anton Koch seine italienischen Land-
schaften ganz in diesem Sinne. Unser Künstler blieb von solchen Bestrebungen
nach einer Idealisierung und Monumentalisierung der Natur völlig unberührt, blieb
vollkommen der gerade die kleinen, scharf charakteristischen Einzelzüge mit inniger
Liebe umfangende Nordländer. Ob er die Fresken der Casa Bartholdy jemals gesehen
hat. weiß ich nicht. Es wäre außerordentlich interessant, zu erfahren, wie er diese
Schöpfungen, die seinem eigenen Wesen so ganz und gar nicht gemäß waren, wohl
beurteilte. Ebenso gern würden wir Kunde davon haben, welche Stellung unser
Künstler zu den Werken der Großmeister uer italienischen Renaissance, vor allem zu
den Fresken Rafaels im Vatikan und den Wandgemälden Michelangelos in der Sistina
einnahm. Jedenfalls aber wissen wir, daß selbst die gewaltigen vielfältigen Eindrücke
der Kunst und Kultur vergangener Zeit, die in Rom auf jeden Empfänglichen mit
geradezu erdrückender Fülle und Macht eindringen, Kleins schon seit Jahren ge-
festigte künstlerische Individualität nicht im geringsten mehr abwandeln konnten.
Das zeigt sicli außer in seinen Naturstudien auch, in den Radierungen, welclie er
im gleichen Winter schuf. In ilmen nun verlieh er zunächst seinen Schweizer
Reiseerinnerungen Gestalt. So radierte er einen Zug Maultiere, der den
Furkapaß überschreitet (J. 247). Dieses Blatt ist zeichnerisch von
überlegener Meisterschaft und dazu von jener Klarheit und schimmernden Helle
der Luft, wie sie nur das Hochgebirge besitzt. Römische Bilder bringen nur zwei
Sch(')pfungen. Die eine schildert einen italienischen Bauer (J. 252) in
spitzem Hut, der an einer Mauer sitzt und lebhaft gestikulierend mit erhobenem
Glas, in dem der bekannte „Est, est, est" blinkt, dem Beschauer zutrinkt. Das Blatt
ist unvergleichlich gut gezeichnet und von eindringlichster Wirkung. Es w^ar, wie die
beigefügten Worte: „Felicissimo capo d'anno. 1822" lehren, als Neujahrswunsch
gedacht. — Im ganzen sind es nur 8 Radierungen, die Klein während seiner italienischen
Reise schuf. Diese verhältnismäßig geringe Zahl erklärt sich einmal daraus, daß
er das Naturstudium mehr in den Vordergrund treten ließ und dann daraus, daß
er für die Ölmalerei viel Zeit verwendete. Seine Bilder fanden sogleich Abnehmer.
Eines mit der Ponte Solaro erwarb der in Rom weilende bayerische Kronprinz Ludwig;
andere Käufer waren der dänische Kronprinz, die Grafen Schönborn und Baudissin
und Baron Rheden. Er muß in den nimischen Künstlerkreisen überall bekannt
gewesen sein. Wer von bedeutenden Künstlern ihm damals näher trat, läßt sich aus
einem umfangreichen Band von in Blei gezeichneten P r o f i 1 b i 1 d n i s s e n eiit-
12*
ISO JOHANN ADAA\ KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
nehmen, der aus dein Nachlaß Kleins nacli Dresden wanderte. Leider heß sich der
Nürnberi;er Alagislrat die ,i:ute Gele.i^enheit, diese Bildnisse zu erwerben, seinerzeit
ent,i;ehen. — Der an künstlerischem Hrtrai;" so reiche italienische Autenthalt verlief
nun tür Klein allerdiui^s nichi ohne schmerzliche l:rlebnisse. Im Winter 1S2() auf 21
fiel sein bester Freund Hrhard der üemütskrankheit anheim. die ihn 2 Jahre darauf
zum Selbstmord treiben sollte -"■^). Schon nach seiner Rückkehr aus Neapel hatte Klein
ihn körperlich elend und seelisch zerrissen angetroffen. Im Sommer 1821 besuchte
er den eben von lancier schwerer Krankheit notdürftig Genesenen in Olevano auf
mehrere Wochen. Vergeblich aber waren seine Bemühungen, den zarten, unter dem
heißen Klima und dem lähmenden Siroccowind leidenden an Gott und Menschen
und seinem Können verzweifelnden Freund zur Rückkehr in die Heimat zu bewegen.
Dahin nun brach Klein am 26. August 1821 auf. Die Sorge um seine Geschwister,
von denen sein Bruder Christian lebensgefährlich erkrankt war, trieb ihn nach N ü r n-
b e r g zurück. Er nahm seinen Weg über Venedig und Tirol und kam am 19- Oktober
in seiner Vaterstadt wieder an.
Hier nun entwickelte er sofort wieder eine angespannte künstlerische Tätigkeit:
man sah die reiche Zahl seiner lebendigen italienischen Studien und erteilte ihm ein.e
Reihe von .Aufträgen für Ölbilder. Von diesen Gemälden erwarb Graf Drechsel
in Ansbach eine Schilderung aus Olevano und Regierungspräsident Asbeck in Würz-
burg eine andere aus der Campagna. Leider sollte diese Zeit frisch vorrückender
stiller .Arbeit nicht ohne Schatten bleiben. Aus Rom kam die ihn tief bewegende
Nachricht, daß sein unglücklicher Jugendfreund Erhard, dessen körperlicher
Zustand sich mehr und mehr verschlechtert und der schließlich an seinem im Grunde
doch großen Talent vollkommen verzweifelt war, sich erschossen hatte. Mit ihm
verlor Deutschland einen seiner bedeutendsten Landschafter, einen, der schon lange
ehe die Pleinairmalerei aufkam, in mehreren seiner zarten, intim gefühlten Radie-
rungen die Silberschleier der Luft und den vollen Glanz der Sonne mit sicherer Hand
festgebannt hat. Klein liebte und achtete die naturfrische Kunst seines Freundes,
mit dem ihn die gemeinsamen Studien der Jugendzeit und das gleiche auf schlicht-
realistische Naturauffassung gerichtete Streben eng verband, sehr. Es gibt radierte
Blätter, die von beiden gemeinsam herrühren. So radierte Klein in die „A n s i c h t
von St. Helena und des Schlosses R a u h e n s t e i n bei Bade n"
die flotten Staffagefiguren hinein-^). Vor allem aber zeigt sich seine Liebe für die
feine künstlerische .Art des Freundes darin, daß er eine große Anzahl von dessen
wundervoll in Blei gezeichneten Landschaftstudien und licht getönten Aquarell-
skizzen aus Roms und Neapels Umgebung kopierte. Diese Erhardschen Arbeiten,
die namentlich das rhythmisch bewegte Spiel der großzügigen Formen und majestätisch
sich hindehnenden Flächen der Campagna und der dahinter in schwungvollen
Wellen emporsteigenden Gebirge mit unnachahmlicher Klarheit und Einfachheit
wiederspiegeln, sind für jeden, der Italien gesehen, eine Quelle lautersten Genusses.
Klein wird sie einmal deshalb nachgebildet haben, weil sie ihm ja eine ganz besonders
lebendige Erinnerung an die im Süden verlebte Zeit sein mußten, dann aber auch.
23) A. Apell, a. a. O., S. XXV ff.
24) A. Apcll, a. a. O., Nr. U).
VON HEINRICH HÖHN. 181
weil er in ihnen bedeutende künstlerisclie Scliiipfun.i^^en sah, Sclir»pl'un,i;en, die seinen
ei,i:,enen iLindsLhaftliLlien Arbeiten, wie er selbst wohl tühlte, überle.iien waren. l:r
besiil.) iibri,t;'ens selbst eine Anzahl der Ori.i^inale; Erhards Bruder Benjamin hatte
sie ihm überlassen. Als dieser dann 12 Radierunt^en aus dem Nachlaß seines Bruders
veröffentlichte, ließ Klein es sich nicht nehmen, unter Benutzun.i;' einer Studie aus
den mit dem Freund im Salzkammeri^^ut fröhlich verlebten Wanderta.^en ein Bildnis
des Verstorbenen als Titelvignette zu diesem Hefte zu radieren. Es zeigt E r h a r d
eifrig zeichnen d auf einer Bank im Park zu A i g n bei S a 1 z-
burg (Jahn 255; Apell, Bildnisse Erhards Nr. 4). — Noch einen zweiten Verlust
aber hatte unser Künstler im gleiclien Jahre (1822) zu beklagen: Am 9- Juni starb
der ihm befreundete Verleger Frauen holz an den Folgen eines Schlaganfalles.
Dieser so rührige Mann hatte in seinen letzten Lebensjahren leider nicht mehr das
Glück, das ihm zu Anfang seiner Tätigkeit hold gewesen war. Die kriegerischen
Ereignisse der Zeit hatten sehr ungünstig auf seine aufblühende Kunsthandlung
gewirkt. Dazu hatte ihm das großangelegte schon erwähnte Vogelwerk bedeutende
Unkosten verursacht. Sein Geschäft ging mehr und mehr zurück. Das alles bedrückte
ihn sehr und trug mit zu seinem Tode bei. Sein Teilhaber Börner führte das Unter-
nehmen dann in bescheidenem Umfang noch eine Zeitlang weiter. —
Im Herbste 1822 machte Klein eine Reise nach Leipzig und Dresden. Sie
wird ihre Hauptursache jedenfalls in seinen Beziehungen zu dem geistreichen Kunst-
freund Johann Gottlieb Quandt (1787—1859) gehabt haben, für den er ein Bild malte.
Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er diesen Mann, der zu Goethe in Beziehungen
stand, auf Reisen nach Schweden, Südfrankreich. Spanien und Italien sich eine um-
fassende Kunstkenntnis erworben hatte und später (18^6) im Dresdener Kunstleben
als Mitglied des akademischen Rates und der Galeriekommission eine einflußreiche
Stellung einnahm, bereits 1819 in Rom kennen gelernt. Quandt wird den Künstler
in Sachsen an andere Kunstliebhaber weiterempfohlen haben. So ging ein Gemälde,
das einen bayerischen Postwagen vor dem neuen Tor in Nürnberg schildert, in den
Besitz des Prinzen Friedrich von Sachsen über.
Endlich aber ward Klein des unruhigen Wanderlebens, soviel an künstlerischem
Ertrag es ihm auch gebracht hatte, doch müde: Er dachte nun an die Gründung
eines Heims. In Castell in Franken hatte er Caroline Wüst, die Tochter eines Beamten
kennen gelernt. Er führte sie nun am 10. Februar 182^ zum Altar. Mit ihr reiste
er dann für 6 Wochen nach dem belebteren München, wo inzwischen auf die Initiative
des großdenkenden, feurigen Kronprinzen Ludwig hin eine neue Kunstepoche an-
gebrochen war, Klenz seine monumentalen Bauten schuf und Cornelius an den Fresken
der Glyptothek arbeitete.
Nach seiner Rückkehr blieb er volle 16 Jahre in Nürnberg. Sie sind des
(jlückes eines fruchtbaren künstlerischen Schaffens voll gewesen. Viele Gemälde
entstanden damals, von denen 14 in die Sammlungen des Fl a n d e 1 s a s s e s s o r s
J 0 h. Jakob H e r t e 1 (1782—1851) übergingen. Eine Schafherde bei Schloß
Höllenstein, heimkehrendes Vieh bei Mögeldorf und der Gleishammer bei Nürnberg
befanden sich darunter. Die Bilder gehören jetzt der städtischen Galerie an'-'^).
25) Beschreibunt: i.1er städt. Kunstsamniluiiy Nr. 82, SS und 95-
182 JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
Auch von Kleins Zeiclimmuon erwarb llciicl \iolo. Sie wucliscn auf (ibor 2()i) Hlall
an. Ebenso sammelte er des Meisters Riulierun.iien. 1 lertel, dessen von 1 1. L. I'etersen
.gemaltes Porträt ebenfalls in der städtischen Bildergalerie aufbewahrt wird-"), war
überhaupt ein .Mann \on feinem Kunstverständnis. Bei der Anhii^e der Samnihini;en
ließ er sich namentlich von Frauenholz' Teilhaber Joli. Andreas Börner beraten.
Die alten wie die neuen Meister waren durch ,irute Stücke vertreten. Am bedeutendsten
war die graphische Abteilun.c:; hier fand man neben Dürer. Holbein, Burckmair, Alt-
dorfer. den Behanis, Cranach. Lucas \i)n Leyden. (jollzius. Wenzel llolkir. Callol,
Ho,ii"arth eine stattliche Zahl von Inkunabeln des Steindruckes und eine Fülle zeit-
genössischer Meister, wie Ferd. Kobell. Reinhart, Wilhelm v. Kobell, Dietrich. Chodo-
wiecki. G. F. Schmidt, Weirotter und Hrhardt mit vorzüglichen Abdrücken und einige
von ihnen mit dem ganzen Oeuvre. Ja, selbst chinesische Holzschnitte fehlten nicht.
Mit Vorliebe begünstigte er gerade junge Künstler bei Neuankäufen, um sie zu fördern.
Skulpturen. Münzen und Medaillen, kunstgewerbliche Arbeiten, Waffen, naturwissen-
schaftliche Objekte und eine von universalem Interesse zeugende, außer L^ruckwerken
auch Handschriften und Autographen umfassende Bibliothek gliederte sich der Kunst-
sammlung an. Manches Stück aus dem Praunschen Kabinett und den Sammlungen
von Derschau und Frauenholz wurde von ihm erworben. Er ließ einen Katalog
seiner Sammlungen ausarbeiten-') und hielt diese in liberalster Weise jeden Sonn-
und Feiertag vormittags von 10—12 Uhr jedermann unentgeltlich geöffnet. —
Doch kehren wir zu unserem Klein zurück! Er führte während der 16 Jahre
dieses neuen Nürnberger Aufenthaltes die Radiernadel wieder mit großem Fleiß,
nachdem er in Italien wenig zum Radieren gekommen war. Es sind heimische und
italienische Motive, die den Reigen der 64 in dieser Zeit geschaffenen Blätter an-
führen. Da sehen wir ihn mit großer Liebe das St. Georg- Relief von
Adam Kraft am Paumgärtnerhaus in der Theresienstraße nachbilden (J. 25;^)
und den sich kratzenden Hund aus der Werkstatt Peter Vischers
mit der gleichen Sorgfalt wiedergeben (J. 290). Diese beiden feinen Blättchen sind
schöne Dokumente für die wiedererwachte Begeisterung zur Kunst der Zeit Dürers.
Sie erschienen bei Schräg in dem vom Kunstverein herausgegebenen Werk: „Die
Nürnberger Künstler, geschildert nach ihrem Leben und ihren Werken". Land-
schaftliche Arbeiten Kleins gelangten in dem von 1824 ab treuherzig über das Nürn-
berger Kunstleben alter und neuer Zeit berichtenden „Sammler für Kunst und Alter-
thum" zur Veröffentlichung. Dort begegnet uns die P e g n i t z p a r t i e aus
der Gegend der W e i d e n m ü h 1 e bei N ü r über g, wo wir zwischen
den Mühlen an beiden Ufern hindurch und über den hölzernen Steg hinweg auf die
schlanken Türme von St. Sebald sehen ( J. 259; 1822; (Abb 12). Die zarte Naturstudie
dazu von 1815 ist erhalten geblieben. Es schließt sich eine Ansicht des fünfeckigen
Turmes, der K a i s e r s t a 1 1 u n g und des Luginsland (J. 276;
1825) an. auf der wir im Vordergrund am Grabenrand den Künstler mit dem Bieder-
meierzylinder auf dem ausspähenden Kopf stillvergnügt sitzen und zeichnen sehen.
Das brave kleine Menschenfigürlein nimmt sich vor den wuchtigen Baulichkeiten
26) Beschreilmng der städt. Kunstsumndun.tj Nr. 52.
27) Erschienen unter dem Titel: ..Die Samnilun,y;en des Handelsgeriehts-Assessors Joli.
Jacob Hertel . . . ", Nürnberg, o. J.
VON HEINRICH HÖHN.
183
eini.^^eriiKißen naiv aus. Weiter reilit sich eine sileicii delikat und zierlich durchgear-
beitete Ansicht des B u r .t;- a u f .t;' a n .i;' e s an. die durcli ein vDrn la,5j:erndes
Ziegenpaar, wie das eben aufgeführte Blatt durcli sein lustiges Staffagefigürchen,
in das friedliche Gebiet der dem Meister so lieben Idylle hinübergespielt wird (J. 283;
1826). Wärmender Sonnenschein, behagliche Ruhe liegt über alle drei Schöpfungen
ausgebreitet. Die machtvolle trotzige Größe der alten Befestigungswerke kommt,
wie bei Klein zu erwarten, nicht zur Wirkung. Dafür aber der malerische Reiz ihrer
verwitterten begrünten Mauern. — Neben solchen intimen heimischen Bildern stehen
dann italienische Erinnerungen. Wir erwähnen außer dem N e a p 1 e r O b s t-
h an dl er am Meeresstrand (J. 258; 1822) nur noch den Eseltreiber am
T i b e r (J. 256), eine ausgezeichnete Arbeit, die noch ganz voll ist von Italienglück.
Abb. 12. Pegnitzpartie in Nürnberg. Radierung. (J. 250). 1S22.
Schweizer Reminiszenzen, wie die zwei Mädchen b e i m L ä u f e r b r u n n e n
in Bern ( J. 263 ; 1824) und das P a c k p f e r d a m G e n f e r See ( J. l'!^'^\
1827) und eine Wiener Erinnerung, das prächtige W a 1 1 a c h i s c h e Fuhrwerk
(J. 300: 18M\ werden zwischendurch mit sicherer Hand gestaltet. Natürlich vernacli-
lässigt er auch die Darstellung einiger Prachtexemplare aus seiner ih.m unentbehrlichen
geliebten Tierwelt nicht. Eine bei A r n o 1 d in D r e s d e n he r a u s g e-
kommene Folge von 6Tierstücken (J. 217^'?^1\ 1825) legt aufs
erbaulichste Zeugnis dafür ab. F^ier ragt das Blatt besonders hervor, das einige
Campagna-Ziegen bei Ruinen und die aus der Ferne herübergrüßenden Felswände
der Monti Sabini festhält (J. 270). Neben dieser F(.)lge veniffentlichte er eine
a n d e r e m i t v o r z ü g 1 i c li e n H u n d e p o r t r ä t s (,l. 208—30^ ; 18^2).
Sie sind bis in die Gräser und Kräuter der Vordergründe liinein aufs liebevollste
184 JOM \\\ \U\^\ KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
bcliandcll. L'ikI ob die wuckore i liindcseolc in liokMii Sciilumiiicr sich cixtiUt oder
über eine fiiuchende Katze in heldischen Zorn ,i;erüt: immer weiß ihr der \ erehrnn,i;'s-
volle Meister .iiebührend ,i;erecht zn werden. — SchlieBhch ist liier noch der reizenden
Foli^'e von 6 Blättern zu dem Werk: .d) e r 1: isla u I o d e r d a s S c h r i t l-
s L h u h f a h r e n. ein Taschenbuch für Junt; und Alt. Mit Gedichten von Klüp-
stock. Goethe. Herder. Cramer, Krummacher etc. und Kupfern von ,J. A. Klein.
Herausiie.iieben von Christ. Sie,t;"ni. Zindel, Nürnber,Ji\ 1825, bei Friedrich (^ampe",
zu .ue^ltMiken (J. 26S— 27ü). Die .i^razicks be\ve,i;ten Fii^ürchen der Schlittschuhläuter
sind mit weni.i^en klaren Linien ,i;e,i;eben und jedesmal außerordentlich harmonisch
zusammenkomponiert. Die kleidsame Biedermeiertracht verleiht ihnen noch einen
j^anz besonderen Zauber, und es läßt sich kaum etwas Delikateres denken als diese
von den Versen guter Dichter begleitete Verherrlichung des \-on Klopstock aufge-
brachten Eissportes. Leider ist der Zyklus selten und kommt meist ohne den zu-
gehörigen Text vor. —
Das stille ernste Schaffen Kleins, das im Sonnenschein einer glücklichen jungen
Ehe und inmitten einer Schar froher Kinder so wohl gedieh, fand viel Anerkennung.
Auch in der Ferne, denn 18^^ ernannte ihn die Akademie der Künste in Berlin zu ihrem
Mitglied. — So gingen die Jahre in stetiger erfolgreicher Arbeit hin. Da traf ihn ein
schwerer Verlust: am \}. Juli I837 starb seine Frau. Er beschloß nun, nicht lange
mehr in Nürnberg zu bleiben. Nachdem er I839 mit der Witwe des Kupferstechers
Wolf, Catharina, eine neue Ehe eingegangen war, zog er im selben Jahre für immer
nach München. Hier nun setzte er sein freudiges Schaffen mit unverminderter Kraft
fort.
M ü n c h e n selbst und dann dessen nähere und ferne Umgebung bot ihm
reiches Material. So ist uns z. B. eine frische Studie v o m D u 1 1 p 1 a t z in
der Au erhalten, die eine Szene des dort im Jahre mehrmals abgehaltenen Jahrmarktes
zeigt: ein Kameel, Affen und ein Bär werden dem staunenden Publikum vorgeführt.
Weiter taten es ihm namentlich die mächtigen M ü n c h e n e r B i e r w a g e n
und ihre stämmigen Pferde an. Er hat sie oft skizziert. Einmal hielt er auch die
weite .Aussicht fest, die er von seiner im S ü d e n der Stadt
in der Nähe der T h e r e s i e n w i e s e gelegenen W 0 h n u n g a u s
h a 1 1 e. Da sah er rechter Hand auf grünem Hügel die Bavaria aufragen, links
davon die w^eißen Häuschen von Sendung und Neuhofen und dahinter, blau schim-
mernd, die vielfach bewegten Formen der Alpen mit der hochaafragenden Zugspitze.
Natürlich machte er oft Ausflüge hinaus auf die bayerische Hochebene, wo das Auge
über Wassereiche, kaum gewellte Flächen hinweg tief hinein in silberne Fernen sieht
und weiße Wolkengebirge hoch am unendlichen Himmel glänzen, oder in das schön-
heitsreiche, zerklüftete Gebirge. Zeichnungen und Aquarelle vom S t a r n b e r g e r
See, von W a s s e r b u r g und O b e r a u d 0 r f, aus der Gegend der Z u g spitze
und so fort rühren von solchen Streifzügen her. Auch in diesen landschaftlichen
Blättern bleibt er seiner schlichten Künstlernatur treu: er gestaltet nicht die stille
feierliche Größe der Hochebene und das Unendlichkeitsgefühl, das sie auslöst,
und nicht die Wucht und Erhabenheit des Gebirges, diese Elemente etwa in wenige
starke Grundakkorde zusammenfassend, sondern alles das löst sich ihm in idyllisch
geartete Einzelzüge auf. Er arbeitet also ähnlich wie die Dorner und Wagenbauer
VON HEINRICH HÖHN. 185
und Heinricli Bürkel. nicht aber wie der auf nionunienlale Wirkun.i^en ausgehende
Rottmann, der l.su die Arkaden des Hofgartens mit seinen ,i;roßzü^i,t,^en Fresken
.Ceschmiickt hatte. — Zwischen den iieimisclien Motiven seiner Handzeiclinuiii^en
und Aquarelle taucht wohl auch einmal eine italienische Erinnerun.i;, wie z. B. der
leider recht hart und bunt .steinalte C a r e t t o a m Strande l^ e i Neapel
(1852) auf. Bi^ in sein iK'ichstes Alter hinein fülirte er den Aquarellpinsel. Man sieht
diesen Altersschöpfun,t;en an. daß die Sehkraft des Künstlers stark nachgelassen hat,
allein fehlt auch nun die unvergleichliche zeichnerische Akuratesse der Studien
der Jünglings- und Mannesjahre: das sichere Empfinden für das Wesen und die charak-
teristischen Lebensäußerungen und Bewegungen von Menschen und Tieren ist geblie-
ben. Ein h("'-chst lebendiges und malerisch feines, frei hingestrichenes A q u a r e 1 1,
das einen Tiroler Bauern darstellt, der einem weißen
Pferd Kleie vorschüttet, schuf er noch als Achtzigjähriger.
Die Radiernadel legte er freilich viel früher beiseite, als Zeichenstift und Pinsel.
Schon 18S4 war er offenbar entschlossen, seine Radiertätigkeit einzustellen, denn seit
diesem Jahre bis zum Jahre 1861 machte er eine große Pause. Seine letzten Radie-
rungen stammen aus dem Jahre 1862. Er war bescheiden und klug genug, um recht-
zeitig aufzuhören. So haftet auch seinen letzten radierten Arbeiten nichts Seniles
an. Wer vermag den drei l86l und 1862 geschaffenen kraftvollen Blättern, die
u n g a r i s c h e 11 e u b a u e r n ( J. K^J), eine R ö m e r i n m i t dem S p i n n-
rocken ( J. ]65) und einen M ü n c li e n e r Bier w a g e n beim Sternegger-
keller (J. 366) darstellen und also wie zum Abschied noch einmal die drei Haupt-
etappen seiner Lebensbahn: Wien, Rom und München uns vergegenwärtigen, anzu-
merken, daß sie der Hand eines Siebzigjährigen entstammen! — Mit diesen 3 Blättern
zusammen beträgt die Zahl der in Mimchen entstandenen Radierungen 47. Von
besonderem Reiz sind darunter ein Blättchen mit einem r ö mischen Z i e g e n-
b 0 c k und eines mit einer K u t s c he, deren P f e r d e n der K u t s c h e r
Brot vorschneidet (J. 337 u. 335). Die zuletzt angeführte Schilderung
geht auf eine Bleistiftskizze zurück, die der Meister 181 6 auf seiner frohen mit Erhard
zusammen nach Wien unternommenen Reise in Theierling auf der Regensburger Straße
machte. Beide Arbeiten erschienen in der F 0 1 g e v o n 10 0 K 1 e i n s c h e n
Blättern, die von 1844 ab die C. H. Z e h ' s c h e B u c h h a n d 1 u n g in Nürn-
berg herausgab. Auch das Titelblatt dieser Ausgabe radierte er selbst. Er
hat sich da, rings umgeben von seinen geliebten Tieren, dargestellt, wie er an einer
mit seinem Geburtsjahr versehenen Eiche sitzt und eine Gruppe von Schafen, Kühen
und einem Pferd und einem Maultier zeichnet. Die Zweige des Baumes, in denen
sich Affen mit den Malwerkzeugen des Künstlers herumtreiben, laufen in einen von
Eugen Neureuther radierten Arabeskenzug aus. In der Ferne sieht man Nürnberg liegen.
Viel besser freilich ist ein anderes Porträt Kleins aus dieser Münchener Zeit.
Wir meinen den Stahlstich, den Paul Barfuß nach einer 18S4 von llanfstängl
gemachten Photographie geschaffen hat und dem vorzüglichen Verzeichnis
der graphischen Blätter Kleins vorangestellt ist, das C. J a h n ver-
öffentlichte-^). Hier sei gleich auch des charakteristischen Bildnisses Kleins
2S) ,,Das Werk von Johann Adam Klein . . . besclirieben durch C Jahn. Münehen, I863".
186
JOHANN ADAM KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
\ou A n t (Ml S e i 1 z aus doiu .lalirc ISdl ^wlaLlit. das sich (imlor Nr. *j2) in der
Nürnlierii'er städtischen Galerie befindet. Ein im (ierinan. Museum aufltewahr-
tes Bildnis Kleins (Nu. OSO), das etwa Hnde der vierzi,i;er Jahre entstanden sein
mai; und dessen Alaler unbekannt ist. bilden wir hier ab. Das charakteristische
Ponräi ist ein N'ermächtnis der Tochter unseres Meisters, von Fräulein Luise Klein.
an das Museum (Abb. M).-")
Ahh. 13. Bildnis Joh. Adam Kleins, ca. lS48. Maler iinl-iekannt.
Nürnberg, Germanisches Museum.
In dem mit einem lebendig geschriebenen Lebensabriß versehenen Buche Jahns
ist u. a. die Feier eingehend geschildert, die die Münchener Künstlerschaft beim
siebenzigsten Geburtstage des Meisters veranstaltete. Sie zeigte, daß seine feine
ehrliche Kunst schon von den Besten seiner Zeitgenossen richtig eingeschätzt wurde.
Der Tiermaler F. Voltz und der Konservator des Kupferstichkabinetts von Hefner-
Alteneck hielten von warmer Verehrung zeugende Ansprachen. Schließlich erschien
eine Deputation Nürnberger Bürger und beglückwünschte ihn im heimischen Dialekt
und im Kostüm aus des alten Volksdichters Grübel Zeit in humorvollen Versen.
29) Bei Jaim niclit erwähnt.
VON HEINRICH HÖHN. 187
Der aucli ul.s Mensch wei^^en seiner Bescheidenlieit, G.M'adheit und Milde lioch-
.ireachtete Künstler erreichte das schiine Alter von <S^ Jahren. Hr starb am 21. Mai
1875. —
Ereignisse von ,i!:ewalti,s:er politischer Trai^weite waren während seines langen
Lebens an ihm vorübergerollt. Derselbe Mann, der einst Zeuge der Siege und des
Unterganges Napoleons war, erlebte noch die große Zeit Bismarcks und der Einigung
Deutschlands.
Nicht minder bedeutend waren die Wandlungen in der Kunstentwicklung
seines Vaterlandes, die er mit ansah. Als er geboren wurde, herrschte der Klassi-
zismus. In seinen Jünglingsjahren übernahm dann die Romantik die Führung. Als
er zum Manne gereift war, erreichte sie mit Rethel und Schwind ihre Höhe. Zur
selben Zeit begann die Historienmalerei ihren Siegeszug durch Deutschland. W. von
Kaulbach malte 1847 im Treppenhaus des Berliner Museums eine bilderat lasähnliche
Darstellung der Hauptepochen der Weltgeschichte an die Wände. Man feierte ihn
wie einen neuen Rafael. Bald jedoch lief ihm Piloty mit seinen bühnenmäßig arran-
gierten Geschichtsbildern den Rang ab. Daneben blühte eine reiche Genremalerei.
In Berlin aber war das Genie Menzels in gigantischem Fleiße groß geworden. Gerade
im Todesjahre Kleins schuf er sein Eisenwalzwerk, dieses Monumentalwerk des moder-
nen deutschen Realismus. Gleichzeitig mit Menzel waren die am Werke, die wir
heute zu dtn Hauptmeistern unserer neuerblühten Malerei rechnen: die B()cklin,
Feuerbach und Marees, Thoma und Leibl, Uhde und Liebermann. So leuchtete
dem greisen Klein also noch der Frühlingsmorgen der jungdeutschen Kunst in die
Augen. Noch deutlicher erkennen wir, wie weit der Meister in die neue Zeit hinein-
ragt, wenn wir den Blick nach dem gleichzeitigen Frankreich wenden und dort den
Impressionismus in den von Licb.t strahlenden Bildern des I832 geborenen Manet
sich entfalten sehen.
So viele und so großartige Wandlungen nun aber die Kunst seiner Zeit in mäch-
tigem Kreszendo durchlief: Klein sah nicht nach rechts oder links und blieb, der,
der er schon etwa 1812, also mit 20 Jahren, geworden war. Seine Kunst hat sich
seitdem wohl vertieft und technisch geläutert, aber wesentliche, überraschende Ände-
rungen machte sie nicht mehr durch. Auch in ihrem Stoffgebiet nicht. Dieses frühe
Sich-Finden und stete Beharren im Errungenen ist die Stärke und die Schwäche
von Kleins Lebenswerk.
Sein Schaffen findet Genüge in einem ziemlich engen Kreis. Es mutet uns
zuweilen einigermaßen nüchtern und brav an, und wir tinden in ihm ganz die Grund-
stimmung des zwar grundtüchtigen, aber oft doch reichlich hausbackenen Bürger-
tums der Biedermeierzeit wieder. Elementare Kraft, Zügigkeit und Weitblick lagen
ihm fern, völlig fern. Kleins fleißig gearbeitete Werke erwuchsen nicht aus dem Boden
einer geistig freien, großzügigen Kultur wie die der Sch()pfungen der Niederländer
des 17. Jahrhunderts, der Niederländer, die au c h einen heldenhaften Befreiungskampf
siegreich bestanden, dabei aber im Gegensatz zu den Deutschen vom ersten Drittel
des 19- Jahrhunderts sich innerlich mehr denn je als Brüder fühlten, alle Engherzig-
keit von sich warfen und mit ihren Schiffen das Weltmeer befuhren.
Allein bei alledem dürfen wir nicht vergessen, daß Kleins Wirken trotz mancher
Enge dennoch etwas Befreiendes innewohnte. Er gehöu't zu den Künstlern, die im
188 JOHANN ADA.W KLEIN ALS ZEICHNER UND RADIERER.
Anf:iivi;" des 19. J:ilHiuiiKlt'rts als die Pioniere einer neuen Natuninseliauun,!;' /u .seilen
lialvn. .Man sehätzl diese schlieluen Kealislen leiclu zu Kerin,;;' ein. Djch s i e waren
es. die wieder und wieder auf die Nalur hinwiesen, die einen ,t;:roßen Schatz neuen
Beobaeliuinusiiiaieriales ans Lieht hoben und so der kommenden deneration eine
gesunde fruchtbare kiinstlerische Tradition schufen. Wir begrül.5en in Kleins treuem,
vtMi Ehrfurcht vor der Natur vollem Realismus die ersten zarten Sprossen, welche
den Frühlinii; der neudeutschen Kunst vorherverkünden.
Die Jahrhundertausstelluni;- deutscher Malerei, die 1<X)6 in Berlin stattfand,
hat uns über diesen frühen Realismus die .Au.i^en geöffnet. Nun mit einem Male
sahen wir die ununterbrochen aufsteigende Linie, die von Chodowiecki über Klein
und Krüger zu Menzel herauffühne. Wir erkannten in den Bauernschilderungen
\-om ersten Drittel des Jahrhunderts den Beginn des Weges, der über Quaglio, Klein
und Bürkel Hnluiber. Spitzweg und Schütz. Vantier, Knaus und Defregger zu dem
großen Leibl ging. Und wir entdeckten in den Landschaftsbildern und Studien
aus der Zeit bald nach 1800 die Anfänge der so bedeutenden Landschaftsmalerei,
die über Friedrich, Blechen. Wasmann und Schleich zu Trübner, Liebermann, Kamp-
niann und anderen Modernen emporwuchs.
Was uns aber Kleins Radierungen und Studien und die seiner wahlverwandten
Zeitgenossen so lieb macht, das ist der herbe Jugendreiz, den sie, wie alle Werke,
die die Vorboten einer Blüteepoche sind, besitzen. Das ist ihre kindlich-reine, frohe
Naivität und unbestechliche Ehrlichkeit. Und das ist ihre bezaubernde Frische
und unmittelbare Naturnähe.
Diese unmittelbare Naturnähe wird Kleins Handzeichnungen und Radierungen
auch noch auf lange hinaus davor bewahren, daß sie ganz vergessen werden.
M7W ^
-/h,ß^^-f
'^
Abb. 14. Schafherde. Getuschte Bleistiftzeichnung. 18 14.
DIE HERVORRAGENDEN MÜNZFUNDE IM GELÄNDE DES
HEUTIGEN BAYERNS DIESSEITS DES RHEINS.
Von J. V. KULL.
Im Anlian.i;- III meines Repertoriums zur Münzkunde Bayerns liabe ich bereits
362 Münzschütze, welche seit nahezu zwei Julirliunderten im Umfan,^' des
K(ini^reiclis gehoben wurden, mit Angabe der Fundstätten und Literatur bringen
können^). Davon treffen 85 Funde auf Münzen des hohen Altertums, liaupt-
sächhch Kelten und R<'»mer, während m auf solche des frühen und späteren Mittel-
alters und der Neuzeit entfallen, ohne die zahlreichen Klein- und Finzelfunde, deren
Fundorte in den Fußnoten verzeichnet stehen. Seitdem sind wieder viele Schätze
bekannt geworden, deren fortdauernde Mehrung wir der neuen deutschen Gesetz-
gebung verdanken, welche gegenüber dem alten bayerischen Land- und Provinzial-
recht dem Eigentümer der Fundstelle wie dem Finder eines vergrabenen Schatzes
eine freiere Verfügung gestattet.
Es ist unbestreitbar, daß durch viele dieser Funde, besonders aus der frühesten
Zeit und dem Mittelalter, wo Archivalien fehlen, die Forschung erfreuliche Resultate
gewonnen hat. Unter den Münzschätzen des hohen Altertums sind sowohl zeitlich
nach Entstellung wie Auffindung die keltischen, sogenannten Regenbogenschüs-
selchen, von Gage r s, Bezirksamt Friedberg, und I r s c h i n g Bezirksamt Pfaffen-
hofen a. lim, als außergewöhnlich zu bezeichnen. Der erstere, 1751 gehoben, enthielt
1400 Stücke, der andere, von 1858, tausend Stücke in Gold, von denen eine reiche
Ausbeute im k. Münzkabinett zu München liegt. Beide Funde haben durch Franz
Streber in den Abhandlungen der histor. Kl. der Akademie der Wissenschaften IX
Abt. 1,3 eine lichtvolle Bearbeitung erfahren. Nicht weniger als sieben Hauptgruppen
mit über hundert Varianten konnte der gelehrte Verfasser beschreiben und durch Ab-
bildung wiedergeben, überdies auch durch Einzelfunde in Altbayern und Schwaben
nachweisen, daß diese reichen Schätze von den Kelten stammen, welche seit dem
dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die obere Donaugegend zwischen dem
Nordgau und den Voralpen bis zum Bodensee bewohnten.
Die Römer als Nachfolger der Kelten nannten nach altem Atlas diesen Teil des
heutigen Bayerns V i n d e 1 i c i a, mit den Hauptstationen Augusta Vindelicorum.
Castra Regina, Serviodorum, Castra Batava, östlich an Noricum mit Juvavum (Salz-
burg) grenzend, südlich Campodunum, westlich Guntia und ab Abusina dem Limes
1) Die Funde im Gelände der rlieinischen Pfalz, die sich in neuester Zeit durcli den iie-
deutenden Schatz von Mechtersheim und durch die kleineren zu Niederauerbach, Imsweiler usw.,
vernielirt haben, hoffen wir in einem gesonderten Artikel besprechen zu können.
190 L'IE HERVORRA(JtNDEN MÜNZrUNUE IMGtl.ÄNÜU UhS HEUTIGIEN BAYERNS DlESSEl IS DES RHEINS.
entkin.i;:. Ziihlreiclie Alüiizscliäize liuben dieselben /.uri'k-ki^eUissen. HiiuM- der be-
deuteiulsten ist der neniirtund \on IN i e d e r u s c h ;i ii reclils des iuntals im Ik'-
zii"ks:inil Ri>senlieiin. aus dem der fleißige r()rs>.1ier Hundt Die antiken Miiu/cn des
liistorisehen Vereins von überbuyern, Münelien IS71 -) — zirka 800 Stücke mit einer
.Wen^e von Varianten \-on Trajanns (07—1 17) bis AAaximinus 1. (235— ^H) luseln-eiiien
konnte. K I u i; li a m l\'i .Wüliklort an der nämlielien WasserstratJe liat 1S=;2 naeli
Hundt a. a. ().. 80 Denare von Caracalia etwa 211. bis Saloninus (25^— SO) .celiraelil.
/wiselien Inn und der Hier, mit Lsar und Lecli in der Mitte, liefen die Fundorte M e 1 1 e n-
h a c h bei Landsliut, H p I' a c h. Bezirksamt Sciion.irau, U n t e r p e i ß e n !"> e r ,ii
bei Weillieim. S u 1 z h e r i;' und W i ,i;' ,u' e n s b a c h bei Kempten, b ü r s t e n f e I d-
b r u e k mit Um.s:;ebun,i;' und viele kleinere Fundstätten, welclie sieli aufwärts Itis
zum Karwendel, abwärts bis zur Donau erstrecken. Mettenbacli braclite — laut Ver-
liandlungen des historischen Vereins von Niederbayern 1.11 — Denare (.Antoniniane)
von Gordianus 111 1ms Valerianus mit Varianten; Epfach, gehoben 18^0. besclirieben
von Hundt a. a. Ü., enthielt 1500 Stücke in Gold, Silber und Bronze der Republik
und des Kaiserreiches; Unterpeißenberg, 18V1. — Oberbayer. Archiv I 141 — Bronzen,
angeblicli etwa 2000 Stück von Gallienus, Postumus. Victorinus pater und Tetricus
pater et filius; Sulzberg, zusammen mit Findlingen an der Eisenbahnbrücke in
Kempten etwa 800 Stück von Septimius Severus bis Philippus und Wiggensbach, 1888
gehoben, 409 Denare von 2} Münzherren bis Julia Mammäa (t 235). Die beiden letzteren
Funde wurden im Allgäuer Geschichtsfreund 1. 11 beschrieben. Von Fürstenfeldbruck
und Umgebung hat Hundt a. a. 0. Kaisermünzen von Augustus bis Constantius 11. be-
kannt gegeben. Belangreich ist überdies der Fund von 1908 in Lochhausen bei
München mit etwa 1 700 Stück Antoninianen von Gallienus bis Maximianus I ., welche das
k. Münzkabinett in München bis auf einen kleinen Rest erwerben konnte. Die Bearbeitung
dieses Fundes mit einem kleineren Denarenschatz aus Unterammergau hat Dr. M. Bern-
hart mit großer Sorgfalt für die Mitteilungen der Bayer. Num. Ges. 191 1 durchgefüiirt.
Aus dem Gelände der Donau von Guntia bis Castra Batava habe ich im Reper-
torium zahlreiche Funde römischer Münzen in Gold, Silber und Kupfer mit Angabe
der Literatur verzeichnen können. Darauf bezugnehmend nenne ich: A i s 1 i n g e n
und F a i m i n g e n bei Dillingen, D r u i s h e i m bei Donauwrnili, I n g o 1 s t a d t,
Neustadt, K e 1 h e i m, A 1 k o f e n und E i n i n g bei Kelheim, S t r a u b i n g,
D e g g e n d 0 r f. K i n z i n g bei Osterhofen und P a s s a u mit Umgebung. Von
Regensburg werden in den Jahresberichten X.XV11. .XXVI II und von Hundt
a. a. 0. S. 70, Antoniniane in großer Zahl von Gordianus bis Valerianus jun. (253—268)
genannt, und ein kleiner Fund von 1901 hat nach den Blättern für Münzfreunde
Aurei von Nero, Trajanus und Antoninus Pins gebracht. In Pf akof en unweit
Regensburg wurden nach den Verliandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz
und Regensburg an der Laaber Kaiserdenare von Antoninus Pins bis Cornelia
Salonina (f 268) gefunden.
Nicht wenig Münzschätze sind in den Kastellstellen des Limes und deren Um-
gebung gehoben worden. Eining. die ehemalige wichtige Station, mit Gold-. Sillu'r-
2) Wie für alle Aus,i;:rabun,u"en. so auch für die Pulilikatioii inui I^flege der Miinzschätze,
Ji.iben säiiitlieiie iiisldriseiien Vereine Bayerns in dankenswerter Weise Sortje getragen.
VON J. V. K.ULL. IQl
und Bronzefundeii liabeii wir sclion oben Men^uint. Von P f ö r r i n ,< bei In.^olstudt
konnte Fink — Das Kastell Pförrin.i;' im ober,i;'ernian.-raet. Limes, I892 — etwa
1300 Stück Bronzen von Vespasian bis Alexander Severus (222 — 235) und Einzel-
l'unde aus dem nämlichen Kastell (Bibur.i^), darunter die seltene Großbronze von Hphesos
mit Antinous, Rev. AXAPOKAOG E*EGIÜN, beschreiben. Ptünz a. d. Altmühl
hat bis 1901 an Einzelfunden von Marc. Antonius bis Aurelianus 325 Stücke er-
,^eben. im Kastell und La,i:;erdorf sind fast nur Bronzen, da.^e^en im Tempelraum
nur Denare gefunden worden — v,!.:,l. Winkelmann, Obergerm. -raet. Limes, Kastell
Pfünz S. 19 ff. — .Aus dem Kastell R u f f e n h 0 f e n bei Dinkelsbühl haben Kohl
im gleichen Organ IV I896, aus N i e d e r n b e r g bei Aschaffenburg und W ö r t h
bei Klingenberg, Conrady ebd. 111 Nr. 34, XI Nr. 36, Einzelfunde beschrieben.
Gnotzheim bei Gunzenhausen, Spielberg bei Heidenheim, Weissenburg in
Bayern und das Ries um Nördlingen undÖttingen, mit dem Trajanswall zusammen-
hängend, mögen in meinem Repertorium verglichen werden.
Byzantinische Goldmünzen von Leo I., Anastasius I. und Justinianus I.
sind nach den Jahresberichten des historischen Vereins in Dillingen V, VI, XI, um
1892 in Schretzheim bei Dillingen und in dessen Nachbarschaft gefunden
worden.
Die hervorragenden Münzschätze und für die Wissenschaft bedeutsamen Einzel-
findlinge des Mittelalters wollen wir der besseren Übersicht wegen in folgender Weise
behandeln:
I.Münzen des f r ü h e n M i 1 1 e 1 a 1 1 e r s, VI 1 1 .—X I . Jahrhundert.
Zwei Einzelfunde aus der Zeit der Karlinge sind von Eys(">lden bei Greding in
Mittelfranken und von Regens bürg bekannt. An ersterem Orte wurde 1769 von
einer Bauernfrau ein schöner Denar Karl des Großen — Bauer, Neuigk. für alle Münz-
liebhaber I S. 75 mit Fig. —auf freiem Felde ausgegraben und in der Stadt Rege n s-
burg sind nach der Beschreibung von Wilh. Schratz — Beitrag zur ältesten Münz-
gesch. Regensb. mit Abb. — 1868 zwei Denare Ludwigs des Frommen (814—840),
der eine in Regensburg, der andere in Venedig geprägt, gefunden worden. Kleine
Errungenschaften, aber merkwürdig. Umso großartiger war der Schatz von S a u 1-
b u rg bei Bogen in Niederbayern 185^ aus dem X., XI. Jahrhundert, der bei seiner
Entdeckung etwa 3000 Denare und einige Obole enthalten haben soll, von denen
Christoph Sedlmaier in den Verhandl. des histor. Vereins von Niederbayern 1854
unter etwa 469 Stücken über \]S Nummern beschreiben und abbilden konnte. Dabei
sind vertreten die Kaiser Heinrich IL (1002—1024) bis Heinrich III. (10^9—1056),
die Bayernherzöge Heinrich IV. bis Konrad I. (1049—1053), die BischiHe von Augs-
burg Luitolph, Siegfried, Bruno und Eberhard, letzterer 1029—1047, sowie Bischof
Hartwig von Bamberg (1047 — 105^), Münzen, die merkwürdigerweise auf h.eimischem
Boden nur spärlich gehoben werden, während nordische, besonders polnische Funde
Mengen solcher Bavarica der sächsichen und fränkischen Kaiserzeit gebracht haben.
Die regensburgischen Denare von Krniig Konrad 1. und Herzog .Arnulf von
Bayern (907—37). welche im k. Münzkab. in München liegen — vgl. Bl. f. Münz-
freunde 1902 Sp. 27i>^ Tat. 146 — sollen nach mündlicher Überlieferung des Konser-
vatoriums einem Funde entstannnen, der zu Beginn des 19. Jahrhuiulerfs in Si xl-
192 DIE HERVORRAGENDEN MÜNZ FUNDE IM GELÄNDE DES HEUTIGEN BAYERNS DIESSEITS DES RH EINS.
ha s e 1 b a c h bei .Woo^lnirs; uonuk'ln w urdo. I )ubci iiKichu ich die BL'iiu'rkuii.u, nicht
unterlassen, daß ich in nieiucni Rcperloriuiii Aliiiizlinulc, welche sich ledi,i;iich aiii
Hrirensauen stülzeii, aiisi^eschlossen luibe.
11. .M 11 n z e n d e s s p ä t e n .M i i i e 1 a 1 1 e r s. X I . -.\ V. J a h r li u ii d e r i,
nänihch:
a) Halbbrakleaien oder Breilpfennit^e an Stelle der bisherii;en dickschn'iliuen
Denare.
b) Brakteaten schwäbisch-alemannischen und fränkischen Schlages,
c) Plennii^e aller Art und ,i;i"oschenir)rnii,i;e Münzen,
d) Goldmünzen.
Die ältesten beiden Funde von M a 1 b b r a k t e a t e n zu Reiche n b a c h
bei Rodins;" in der Oberpfalz 1746 und Reichenhall in Oberbayern \7S] hat
zuerst Jos. Eucharius Obermayr ausführlich beschrieben und 1763 unfer dem Titel:
„Histor. Nachricht von Bayerischen Münzen" in Regensbur,? zur Veröffentlichung ge-
bracht. Getreue Abbildungen auf zehn Tafeln einschließlich des nicht weniger interes-
santen Fundes von Off en hausen, auf den wir später zurückkommen werden, lassen
das Buch auch heute noch als unentbehrlich gelten. Auffallend ist es, daß im gleichen
Jahre der regensburgische Stadtsyndikus und ebenso berühmte Numismatiker Plato
Wild gleichfalls eine Beschreibimg des Reichenbacher Fundes in den Abhandlungen
der kurf. bayer. Akademie der Wissensch. erscheinen ließ.
Eine zahlreiche Gruppe von Münzschätzen dieser Art hat mit dem reichen
Fund 1892 zu Kasing bei Ingolstadt Ludwig von Bürkel in den Mitteilungen
der Bayer. Numism. Gesellschaft XII, XIII mit vielen Abbildungen publiziert. A h o 1-
m i n g und Aicha bei Vilshofen, A 1 f e r s h a u s e n, Bezirksamt Beilngries,
B i n z w a n g e n, Bezirksamt Rothenburg 0. T., E 1 1 i n g bei Ingolstadt, T ö p-
1 i n g bei Altdorf in Mittelfranken, Unter b a a r, Bezirksamt Aichach, 1859, sowie
den „Jubiläums-Fund" von W. Schratz zu Unterbibart recte Markt breit konnte
von Bürkel größtenteils nach Aufzeichnungen im k. Münzkabinett München wieder-
geben. Ein bedeutender Schatz von Halbbrakteaten und Brakteaten schwäbisch-
alemannischen Schlages ist 1881 auch in Leubas bei Kempten gehoben und von
A. Horchler eingehend im Allgäuer Geschichtsfreund I896 beschrieben worden, und
den ähnlichen, nicht minder interessanten wie reichhaltigen Fund von VVollis-
hausen, Bezirksamt Augsburg, aus neuester Zeit hat Buchenau unter dem Titel
„Pfennigfund der mittleren Staufenzeit" mit vielen Abbildungen in den Blättern für
Münzfreunde 1909 Sp. 4258 f. ebenso sorgfältig bearbeitet.
Zu Absatz b, Brakteaten. haben im Laufe des vorigen Jahrhunderts zuerst
D. E. Beyschlag, J. B. Großhauser und J. N. von Raiser eine Menge Funde aus Schwaben
bekannt gegeben. Berg bei Donauwörth 1832, E r p f d i n g a. Lech I869, E 1 1 e n-
b e u e r n, Bezirksamt Günzburg. I837, G r ö n e n b a c h und R u d e r a t s h o f e n
bei Kempten I837 u. 1882, S c h e p p a c h, Bezirksamt Günzburg, S t 0 f f e n r i e d.
Bezirksamt Illertissen, T u s s e n h a u s e n, Bezirksamt Mindelheim I831, W a r-
m i s r i e d gleichen Bezirksamts I829, und W e 1 1 e n h a u s e 11, Bezirksamt Günz-
burg 1801, konnte ich als Fundorte den Veröffentlichungen der genannten Münz-
forschern für meine Zusammensl eilung im Repertoriimi entnehmen. In neuester Zeit
VON J. V. KULL. 193
luiben sich insbesondere dem Studium und der Pfle,i;e der sclnviil'isch-idemannisclien
Brakleaten tüchli,t;'e Fach,i;,enossen zu,!;e\vendet. Die reichen Schätze von E II e n b r u n n
bei Neuburg a. D. 1898, etwa 2000 Stücke, Hlchenreute^^), Waldl.uirg-Woliegxsches
Ilofgut, 1895 etwa 8000 Stücke mit 66 Varianten oder Stempeln und den sch.on von
Franz Reber in der Wiener Numismatisclien Zeitsclirift 1870 liescliriebenen Fund von
Füssen am Lecli 1867, angeblich 3VH Stücke, hat Rudolph von Hötken im Arch.iv
für Rrakteatenkunde I— IV mit Tafeln trefflich wiedergegeben. A. Horchler berichtete
über die Inmde von Grünenbach liei Lindau 1840, Ruder atshofen bei Kemp-
ten 1874 und 1882. (3 ü n z b u r g a. D. 1889, im Allgäuer Geschichtsfreund und hat
die Beschreibung der schon vorher genannten Halbbrakteaten und Brakteaten von
L e u b a s auch in den Mitteilungen der Bayer. Numism. Gesellschaft XV mit Text-
abbildungen erscheinen lassen. Im gleichen Organ liat auf dankenswerte Anordnung
der Direktion des K. Münzkabinetts, das bezügliche Konservatorium in jüngster Zeit
die zahlreich eingegangenen Schätze von verschiedenen Münzen bekannt gegeben.
Hervorragend in seiner Zusammensetzung ist zimächst der Brakteatenfund von
Holzburg, Bezirksamt Friedberg 1908, mit '^50 Exemplaren zu nennen, welchen
H. Buchenau im Jahrgang 1908/9 kritisch zu behandeln suchte. Auch dessen lichtvolle
Abhandlung ..Schwäbisch-Alemann. Pfennige" in den Blättern für Münzfreunde 1911
ist als eine Bereicherung der Fundgeschichte dieser stark produzierten Münzart zu
betrachten. Spärlicher sind die Funde, die sich auf den mainfränkisch-nordgauischen
Typus unseres Absatz b beziehen. Pf a f f e n m ü n s 1 e r bei Straubing 1873,
L e u b a c h bei Mellrichstadt 1874, B r e b e r s d o r f, Bezirksamt Schweinfurt 1861,
und der merkwürdige alte Fund von Saue r h o f bei Münchberg — Mitteilungen
a. a. 0. 1911 Taf. H — mCigen genannt werden.
Ungleich größer und dem Umlaufsgebiet entsprechend ist die Zahl der Fund-
orte von D i c k p f e n n i g e n bayer. - regensburgischen, bayer. - Salzburg, und
fränkisch-nordgauischen Schlages, mit denen wir unsern Absatz c beginnen. Zeitlich
nach Auffindung geht voran Offenhausen, Bez.-Amt Nürnberg, ein Schatz, den zuerst
A. Würfel 1761, Obermayr mit der Reichenhallern — s. weiter oben — 1763 beschrieben
hat. Da, wo der Kürze wegen bei den folgenden Schätzen Zitate unterbleiben, möge
das Repertorium verglichen werden. Hervorragend sind die Funde bayer. -regens-
burgischen Typus von Berg, Bez.-Amt Schrobenhausen 1860, ca. 1250 Stücke,
E r 1 a n g e n 1870, ca. 2000 Stücke, Feld m o c h i n g bei München 1888, ca. 1500
Stücke, H a 1 s b a c h, Bez.-Amt Altötting 1837, ca. 2000 Stücke, M ü n c h s m ü n-
ster, Bez.-Amt Pfaffenhofen 1890, ca. 3000 Stücke, Pottenstein, Bez.-Amt
Pegnitz 1872. ca. 4000 Stücke, Rieden bürg a. d. Altmühl 1905, ca. 9500 Stücke,
R 0 d i n g, Oberpfalz, zwei Funde um 1884. U n t e r g r i e s b a c h bei Passau 1884,
Z e h 0 1 f i n g bei Landau a. d. Lsar. Hierzu die Neuerwerbungen des Münchner
Kabinetts: P e 1 1 i n g. Bez.-Amt Laufen 1902, ein interessanter Schatz, bearbeitet
3) Der Fundort tlchenreute liegt freilich schon jenseits der bayer. schwüliisclien Grenze,
allein der zuerst dem K. Münzkabinett in Alünchen anvertraute Scliatz ist so reich an Münzen,
die sich auf ehemalige Stände des jetzigen bayerischen Schwabens beziehen, daß wir die Aufnahme
um so weniger unterlassen konnten, als die Häupter der fürstlichen Linien Waldburg-Zeil und
Waldburg-Trauchburg auch heutigen Tages noch als erbliche Reichsräte in naher Beziehung zu
Bayern stehen.
Mitteiluntjen aus dem Germanischen Nationalmiiseuni 191 1. 13
194 DIE HERVORRAGENDEN MilNZFUNDEIMGELÄNDE DES HEUTIGEN BAYERNS DIESSEITS DES RHEINS.
mit dem bereits 1852 iieniacliten Fund von KarKstein bei Reichenhall (bayer.-
salzburirischer Typus), in den A\ill. der Bayer. Nuni. G. 1908/09, Bii,t;:erleithen
bei Heniau 1009, H i r s c h a u bei Aniber.i;- 1910 und Bise h o f s ni a i s bei Regen
1010. im .gleichen Oruan Ivsclirieben und inil .unten AlMMldun^cn \erselien.
\orherrschend I ^ i c k p f e n n i .u' e Iränkisclien Schla.t^es braditen : A n s-
b a c ii um I830. C a siel 1. Bez. -Amt Gerolzhofen 1887. 0 ü r r e n m u n ,i;- e n a u
bei Kloster Heiisbn. nn 1S84. H o f 1822. Kirche h r e n b a c h, Bez.-Amt Forch-
heim 1885, K i r c h 1 e u s, Bez.-Amt Kulmbach 1858, bei Kissingen I891,
Maßbach. Bez.-Amt Kissingen 1882, M i 1 1 e 1 s t e i n a c h be^ Bamberg 1878,
P e g n i t z 1862. W o n d r e b, Bez.-Amt Türschenreuth I893, W ü r z b u r g 1852,
insbesondere auch Fll'ershausen bei Hammelliurg I867. ein Schatz von über
1000 Stück, den Franz Reber in der Num. Zeitung (Weißensee, 1867 und 1871)
beschrieben hat.
H an d 1 e i nsp f enn i ge (llallertypus mit Hand und Kreuz) sind gehoben
worden in G e r h a r d s h o f e n bei Neustadt a. d. Aisch 1885 angeblich 10 Kilo,
Grossinzenmoos bei Dachau 1858, Günzburg 1889, Romansthal bei
Staffelstein 1902, außerdem vermengt mit Brakteaten in den schon oben genannten
Funden von Erpflding, Ettenbeuern, Stoffenried, Warmisried und Wettenhausen.
Pfennige und Heller des XIV. und XV. Jahrhunderts brachten
in größeren Mengen: B i 1 1 e n h a u s e n, Bez.-Amt Krumbach 1880, ca. 5000 Stück,
D i 1 1 e n b e r g. Bez.-Amt Fürth 1883, ca. 1034 Stück, D ö c k i n g e n bei Gunzen-
hausen 1900, F e t z e 1 h o f e n. Bez.-Amt Neustadt a. d. Aisch 1880, Feucht-
wangen 1877, Flitzing bei Moosburg I860, G a i s h o f e n, Bez.-Amt Vils-
hofen 1888, ca. 2000 Stück, Grafen au im bayer. Wald 1883, Mai lach bei
Höchstadt a. d. Aisch 1880, R e m 1 i n g e n, Bez.-Amt Marktheidenfeld 1885, V 0 1-
k e r t s h a u s e n bei Kissingen 1880, W e y e r s im ehemaligen Bez.-Amt Gersfeld,
jetzt Hessen-Nassau, 1886, Würzburg 1856 und 1880; außerdem die neuen Er-
werbungen des K. Münzkabinetts, wovon die Funde von B e 1 z h e i m bei Oettingen
1909, E b e n s f e 1 d bei Staffelstein 1907, S e u 1 b i t z bei Hof 1907 — vgl. Mitt.
d. Bayer. Num. G. 1907—11 — hervorzuheben sind. Die Bestände des sehr bedeuten-
den Fundes von Schorndorf in Mittelfranken 1904, Pfennige, Heller und Gold-
gulden, habe ich im Repertorium S. 817 kurz notiert.
G r 0 s c h e n f ö r m i g e Münzen des In- und Auslandes aus dem späten
Mittelalter enthielten die Funde von Altkatterbach bei Neustadt a. d. Aisch 1902,
Eggen thal bei Kaufbeuern 1841, Erlangen 1880, Freyung bei Passau 1840,
Obergünzburg bei Kempten 1845, Weitersdorf, Bez.-Amt Fürth 1859, sämtliche
zumeist Prager und Mailänder Groschen, auch Turnosen M a i 1 a c h, schon oben
genannt, ist mit zahlreichen und seltenen Halbgroschen einer der interessantesten
fränkischen Funde, den Konrad Kirchner in den Mitteilungen der Bayer. Num. G.
1886 mit großer Liebe, wie Ludwig Fikentscher die fränkischen Schillinge aus dem
Funde von Sc hör n weisach bei Neustadt a. d. Aisch, 1880, im gleichen Organe
1882, beschrieben hat. Fränkische Schillinge brachte auch G r a ß m a n n s d o r f
bei Burgebrach I834 und der neueste Fund von Nieder lauer bei Neustadt
a. Saale, zumeist bischöflich Würzburger nebst Pfennigen mit dem Drudenfuß
— vgl. Bll. f. Münzfrd., Sp. 4876 — welche das K. Münzkabinett erworben hat.
VON J. V. KULL. 1Q5
Gold 111 ü 11 z e n des späten M i 1 1 e 1 a 1 1 e r s, teilweise mit aiidereii
Sorten vernien,i;'t, brachten: A b b a c h. Bez. -Amt Kellieim um 1848, Ansbach
1885, Um.i;'e,t,^end von Kloster Heilsbronn 1885, vielleicht mit dem vorigen Funde
zusammenhängend, A u e r b a c h, Oberpfalz, 1895, K ö n i g s h o f e n bei Dinkels-
bühl um 18^7. Neuburg bei Krumbach 1907, N o r d h e i m bei Volkach \^72,
R e 111 1 i n g e n 1885 und S c h o r n d o r f 1904, bereits oben genannt, S t e i n a c h
a. d. Saale 1741, W a c h e n r o t h bei Höchstadt a. d. Aisch 1817, Würzburg
1 864, Würz b u r g - A s c h a f f e n b u r g 1893- Merkwürdig ist nach dem Bericht
von Gumpelzheimer und Schratz — Mitt. der Bayer. Num. G. III S. 38 — die Ge-
schichte eines Goldfundes von ca. 800 Stücken (angeblich Dukaten?), der im
Jahre 1512 in einem Hause zu Regensburg gemacht wurde. Der Rat
der Stadt glaubte korrekt zu handeln, wenn er dem Hausbesitzer 112 Dukaten, dem
Maurer 40 und jedem Ratsherrn einen Dukaten verabfolgte; der Rest sollte dem
Ärar anheimfallen. Als aber die Sache bekannt wurde, erschien am 15. November
gleichen Jahres ein kaiserliches Reskript mit der Erklärung, daß Schätze dieser
Art dem Kaiser gehörten.
III. Münzen der Neuzeit, XVI— XIX. Jahrhundert,
aller Art.
Durch die Deutlichkeit dieser Münzen in Schrift und Bild, gegenüber den
vielfach stummen Produkten der mittleren Zeit, ist die Forschung einer besonderen
Mühe überhoben, weswegen denn auch Veröffentlichungen solcher Funde mit wenig
Ausnahmen kurz gehalten werden. Noch mit dem XV. Jahrhundert verbunden oder
nahe an dessen Grenze stehen die Findlinge von Gold und Silber der Schätze: Eyb-
burg bei Wassertrüdingen um 1808, Frauenohrnau bei Mühldorf a. Inn 1880,
Günzburg 1885, Wertingen 1907; diejenigen der Batzenwähruiig vom Zehner
und Yi Taler abwärts: Berching bei Beilngries 1889, Miltenberg a. Main um
1862, Neunstetten bei Ansbach 1877, Regensburg 1899, Watten-
w e i 1 e r. Bez. -Amt Illertissen 1900, Weichering bei Neuburg a. d. Donau
1856, von welchen Funden mehrere schöne Ergebnisse gebracht haben.
Als Funde von größerer Bedeutung mit Münzen der Neuzeit sind außerdem
zu bezeichnen und dazu Repertorium a. a. 0. und Mitt. der Bayer. Num. G. 1908— 11
zu vergleichen : D 0 r f e 11, Oberbayern, ca. 1902, J e t z e 11 d 0 r f. Bez. -Amt Pfaffen-
hofen 1907, Kempten I892, Lauf bei Nürnberg 1884, M i 1 b e r t s h 0 f e 11
bei München 1818, N a ß n i t z, Bez. -Amt Eschenbach 1893- N e u h a u s e n, Bez.-
Amt Mühldorf 1885, S c h w e i 11 f u r t I890, S t r a u In n g ca. 1878, U r s h e i 111,
Bez. -Amt Gunzeiihausen I896, Wettringen in Unterfranken 1907.
In kurzen Zügen habe ich hiermit versucht, die bekannt gewordenen hervor-
ragendsten Münzfunde im Gelände des heutigen Bayerns diesseits des Rheins wieder-
zugeben. Zahllose Schätze sind im Laufe der vergangenen Jahrhunderte aus Zwang
oder absichtlich verheimlicht worden. Unberechenbare Mengen von geprägten oder
durch Hammerschlag hergestellten Münzen liegen noch in der Erde und in Mauern
verborgen, die sich aber weder durch eine Wünschelrute noch andere Mittel der Scliatz-
gräberei, sondern wie zu allen Zeiten lediglich durch Zufall finden und heben lassen.
Inhaltsverzeichnis zum Jahrgang 1Q11
der
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationahnuseum.
Seite
Helme der frühen Hallstattzeit. Von Konservator Dr. Georg Hock-Wiirzburg.
(Mit 9 Textabbiidnngen) 3
Zwei Grabniäler aus der Frühzeit des 14. Jahrhunderts in S. Elisabeth in Marburg.
Von Dr. Gustav v. Bezold. (Mit 6 Textabbildungen) 11
Studien zur Geschichte der deutschen Renaissance-Fayencen. Von Dr. Walter
Stengel. (Mit 107 Textabbildungen) 20
Beiträge zur Geschichte der Außenmalerei in Nürnberg. (Fortsetzung und Schluß).
Von Dr. Fritz Traugott Schulz. (Mit 2 Tafeln und 14 Textabbildungen) 106
Die Landschaft auf Dürers Eisenradierung „Die große Kanone" vom Jahre 1518.
Von Dr. Otto Mitius, Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Erlangen.
(Mit 4 Textabbildungen) 141
Johann Adam Klein als Zeichner und Radierer. Von Dr. Heinrich Höhn (Mit
14 Textabbildungen) 150
Die hervorragenden Münzfunde im Gelände des heutigen Bayerns diesseits des
Rheins. Von J. V. Kull-München . 189
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, K"! Bayer. HofbucliclnickLMci, Niirnherg.
Anzeiger
des
Germanischen Nationalmuseums.
Herausgegeben vom Direktorium
Jahrgang 1912.
NÜRNBERG
Verlagseigentum des Germanischen Museums,
1Q12.
1
i
IÖI2. Nr. 1.
Januar— [März.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
STIFTUNGEN.
In den letzten Monaten sind zu den Erwerbungskosten der vorni;ili,y;en B e c k li s c h e ii
F a b r i k wiederum eine Reihe von Beiträgen gespendet worden, für die wir den iiochlierzigen
Gebern aucii an dieser Stelle den herzlichsten Dank auszusprechen niciit verfehlen möchten.
Es wurden uns zu genanntem Zweck überwiesen:
je 3000 Ji von der Chemischen Fabrik Leopold C a s s e 1 1 a & Co. in
Frankfurt a. M.. von der fJ y n a m i t - A k t i e n - G e s e 1 1 s c h a f t vor m. Alfred
Nobel & C 0. in Hamburg und von den Vereinigten K ö 1 n - R 0 1 1 w e i 1 e r Pulver-
fabriken in Berlin;
je 2000 M. von der Daimler M o t o r e n - G e s e 1 1 s c h a f t in Stuttgart- Unter-
türkheim und von der E i s e n w e r k - G e s e 1 1 s c h a f t M a x i m i 1 i a n s h ü 1 1 e in Rosen-
berg (Oberpfalz);
je 1000 Ji von der A c c u ni u 1 a t o r e n - F a b r i k. Aktiengesellschaft in Berlin, von
Herrn Dr. ing. Robert Bosch in Stuttgart, von der Bremer W o 1 1 - K ä m m e r e i
in Blumenthal (Hannover), von Herrn Kommerzienrat Dr. C. G 1 a s e r in Heidelberg, von Herrn
Kommerzienrat R o b e r t Hütten m ü 11 e r, Direktor der Badischen Anilin- und Soda-
fabrik in Ludwigshafen a. Rh., von der K a t h r e i n e r s M a 1 z k a f f e e - Handelsgesell-
schaft in Berlin, von Herrn F. S. Küster m a n n , Eisengießerei in München, von der
Mechanischen S e i 1 e r w a r e n f a b r i k Füssen in Füssen, von Herrn Kommer-
zienrat Gustav P r y m in Konstanz und von Herrn Geh. Kommerzienrat Dr. Carl R e i ß.
Generalkonsul in Mannheim;
500 JC von den Chemischen Werken vorm. H. & E. Albert in Bieb-
rich a. Rh.
lOü JI. Herr Konsul W. B i e d e r m a n n in Bremen
Zum Ankauf der v. Schwarzsehen Glaser s a ni m 1 u n g spendete in dankens-
werter Weise einen Beitrag von SOOJL der Verband N o r d u n d S ü d. E i n k a u f s g e n o s s e n-
schaft für Lu.\uswaren, Porzellan, Steingut. Glas, Beleuchtungsartikel, Haus- und Küchen-
geräte mit dem Sitz in Eise nach.
NEUANOEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Standesherren: Wetzlar. Fürst Georg zu Solms- Braunfels in Braunfels 34 ,11 30 ^
Von (iemeinden: Altusried 3 JL; Buchenberg 1 Ji- Dietmannsried 2 ,//4; Diirach 3 Ji
Mittelberg 5 JL: Muthmannshofen 2 JI; Probstried 3 il; St. Lorenz 2 JL; Waltenhofen 3 M.
Wiggensbach 2 Ji
Von Vereinen: Brunn. Deutsch-Mährischer Lehrerbund 10 .#. München. JJiamalt-Aktien
Gesellschaft 10 JL Nürnberg. Nürnberger Vertriebsgesellschaft ,,Merkur-' m. b. H. 15 Ji
Volksfest- Komitee 25 Ji
— A
\ (»11 PriMitcii: Abciishcri;. Aiilon Si.liottm;i\cr jun.. ApotlickiM 2.11.: K;iil Isiiuirlsi, hcn-
(luiler. Kirl. Justizrut 2 .f(^. Belirinjicrsdorf. Karl Kiindinger, Kj;l. IManor 3 ./^.; Georij Lottes,
Fabrikbesitzer 3 .#.; Georij Maas. Ingenieur 5 .#.; Hans Richter, Kaulniann ^./d.: August Rciüler,
Kaufmann 3 ,iC.: Heinrich Wagner. Kaufmann 3 .1i Beilngries. Straul.i. Reciitsauwalt. l M.
Berlin-Fricdcnaii. Busse, Geh. Regierungsrat. 3 Jl Budweis. Eduard Miiisch 2 Kr.; Wenzl
Schiniec/.ek 2Kr. ; Ferdinand WikuHil 2 Kr. Cassel. Dr. jur. Bömke, Regierungsassessor 25 ,<^f^;
Frau P. Harkort, Kommerzienratswitwe 20 J4 Chemnitz. Johannes Schuster 5 Jl Durlach. Bruun,
IMrektor 3 Ji; Dr. med. Deis, prakt. Arzt (bisher 1 ,1L) jetzt 2 Ji; Metzger, Professor (bis-
lier ,f(. 1) jetzt 2 .#.; Ruckstuhl, Direktor 3 Ji; Zwingert, Professor 3 JL Eger. Josef
Lorenz 3 .iL; Dr. Johann Neisol 6 Kr.; Johann Stöhr 3 Ji; Karl Zahlbruckner, Ingenieur
\.l(. Erbach i. Odenwald. Max Richter, Hofrat 10 Ji Erlangen. Dr. Aubin, Privatdozent
> Ji.: Bickerich, Kustos an der Universitätsbibliothek 2 Ji; Dr. Bock, Kustos an der Universi-
tätsbibliothek 2 Ji; Dr. Heiland, Oberbibliothekar 3 Ji; Theodor Keerl. Rechnungsrat 3 Ji;
1 ir. Wohlenberg, Professor 3 Ji Eßlingen. Emil Schniid. Fabrikdirektor 3 Ji Forchheim.
Birkner, freires. Pfarrer 1 Ji; Dr. Bück, Kgl. Bezirksarzt l JL; Dr. Coulon, Fabrikdirektor 1 Ji;
Fritsch, Kgl. Rentamtsassessor 1 Ji; Högel, Kgl. Gymnasialassistent 1 Ji; Munzer, Apotheker
1 ,/^^: Wittig, Kgl. Rektor 2 ,#. Freibiirg i. Br. Fräulein Dorothea Stern 3 i4 Fürth. Fräulein
Johanna Beck, Lehrerin 3 Ji; Fräulein Clara Oeckler 3 Ji tiaildorf. Gärtner, Oberrentamts-
sekretär 1 JL Görlitz. Gotthard Voigt, Marineoberingenieur a. D. 2 JL. Günzburg. Weber,
Gymnasiallehrer 2 Ji Hannover. Karl Brattig, Rentier 3 JL; Ernst Graefenhain, Kaufmann
3 Ji; Augustin Jirka, Architekt 3 JL; L. Lemmermann, Bankier 2 Ji.; Professor Dr. Erich Meyer,
Gymnasialdirektor 3 Ji; Norddeutsche Verlagsanstalt O. Goedel iOji; von Reden, Leutnant 3 Ji;
Baron Hans von Reden, Assessor bei der Landes Versicherungsanstalt 2 JI; Albrecht Riesenberg,
Kgl. Schauspieler a. D. 5 JL; C. L. Schrader, Buchdruckereibesitzer 3 JC.; Dr. Stackmann, Fabrik-
besitzer in Lehrte b. Hannover 30 JL; Richard Starnburg, Kgl. Schauspieler 3 JL; Dr. phil.
W. Weise, Professor 5 J'L; Frau E. Willmer geb. Graefenhain 5 Ji.; Frau Ida Wolff geb. Eibers
\S JL Hersbruck. Frieß. Kgl. Gymnasiallehrer 2 JI; Küneth. Kgl. Pfarrer 2 J4; Dr. Mayer,
Kgl. Bezirksarzt 2 Ji Ingolstadt. Frz. Heinrichs 3 JL Kempten. Abert, Kgl. Gymnasiallehrer
1 JL; Dr. Bitterauf, Kgl. Gymnasialprofessor 1 Ji; Wilhelm Deffner, Bankdirektor 5 JL;
Johann Evangelist Deller, Stadtpfarrer 3 J4; Heinrich Düwell, Fabrikdirektor \0 JL; Heinrich
Flach, Kaufmann 10 Ji; von Gäßler, Kgl. Bezirksamtsassessor 3 Ji; Wilhelm Graf, Bank-
direktor 3 JL; Th. Haugg, Direktor der Aktienbrauerei 10 JL; G. Hildebrandt, Eisenhändler
10 Ji; K. Hoefelmayr, Camembertfabrikant 10 JI; Albert Honold, Fabrikbesitzer 10 JI; Justizrat
Dr. Georg Kemmeter, Rechtsanwalt 10 Ji; E. Kollmann, Brauereibesitzer in Weitnau 10 Ji;
Ludwig Krauß, Großkaufmann 10 JI; Justizrat Kuchenbaur, Kgl. Notar 5 Ji; Max Lindinger sen.,
Spediteur 15 Ji; Karl Pletzer, Lehrer 10 Ji; August Schnitzer, Privatier 5 Ji.; Alois Stoelzle,
Postverwulter 1 Ji; Frau J. Troeltsch, Bankoberbeamtenswitwe 5 JL; Bankdirektor a. D. Sig-
mund Ulimann, KgL Handelsrichter und Magistratsrat 5 JL; Ziegler, Landgerichtsrat 3 JL KieL
Professor Lüthje 10 Ji Kirchheimbolanden. Dr. Boye, prakt. Arzt 2 Ji; Dr. E. Göbel, Direktor
der Privatrealanstalt in Weierhof 2 Ji Goldmann, Kaufmann 2 Ji.; Hagenburger, Kgl. Notar
in Göllheim 2 Ji; Rentner Kaufmann, 1. Adjunkt 2 JI; von Müller, Fabrikbesitzer in Eisenberg
2 JL; Nöthlichs, Fabrikbesitzer in Eisenberg 2 Ji; Gutsbesitzer Uhl, Bürgermeister in Göllheim
2 Ji; Wilkes, Fabrikdirektorin Eisenberg 2 JI Krumbach. Hermann Krämer, Pharmazeut 2 A;
Ziegler, Kgl. Bezirksamtsassessor 2 J4 Lahr. Amann, Architekt 2 J4; A. F. Bader, Bankvorstand
2JI; Heinrich Caroli, Fabrikant 2 Jf^; Emele, Oberamtsrichter 2 JI; Ettle, Rechtsanwalt 2 J4;
M. Kibler, Gewerbelehrer 1 Ji; von Koelichen, Oberst 2 JL; Camill Meister, Weinhändler 2 Ji;
Karl Meurer jun., Architekt 1 Ji; von Mey, Generalmajor 2 Ji; Otto Traub, Brauereidirektor
2ji; Oskar Weil, Fabrikant 2ji Leipzig. Dr. phil. Alexander Nathansohn, Universitätsprofessor
2 JL; Lübecl<. E. Voß, Lehrer 10 Ji. Mörlach. Franz Moritz Graf von Bentzel-Sternau 3 Ji
München. Friedrich von Fürer, Oberst 10 Ji Münster. Heinrich Koch, Rechtsanwalt 5 Ji Neu-
titschein. S. Adler & Söhne, Großindustrielle 2 Kr.; Ingenieur Josef Rotter, Laternenfabrikant
2 Kr.; Karl Stiborsky, Apotheker 2 Kr. ; Max Weiß 2 Kr. Nürnberg. Wilhelm Besler, Kaufmann
3 Ji; Fräulein Anny Happ 3 Ji; Hugo Hofmann, Major 6 Ji; Rudolf Mehr, Generalagent 3 Ji;
Frau Karol. Quehl, Fabrikbesitzerswitwe 3 JL; Heinrich Schlipp, Privatier 3 A; W. Schondorf
3 Ji; Dr. Martin Tuchmann, Rechtspraktikant 5 Ji; Theodor Wittmaack 3 Ji Oberau bei
Purtenkirchen. Heinrich Krauß, Schriftsteller 10 Ji. Oehriiisjen. Schmidt, K,s;l. Württemberg.
Finanzrat 2 JL; Franz Seeger, Privatier 5 M. Pforzheim. Fritz Döppenschmidt, Bijouterie-
Fabrikant 10 Jk; Theodor Fahrner, Bijouterie- Fabrikant 3 JL; H. Oechslin, Kaufmann 3 Ji
Posen. Benno Jarecki 3 Ji Sonderburg. Wrede, Oberleutnant z. See S Ji Troppaii. \)r. Viktor
Pretzlik 2 J'i Tuttlingen. Reichert, Bergrat 2 Ji Uffenheim. Ernst, Rektor am Progymnasium
2 Ji Wiesbaden. Eimler. Oberstabsarzt z. D. 3 Ji Zürich. Fritz Berner, Architekt 3 Ji
Einmalige Beiträge.
Sfolpen. Stadtgemeinde SO Ji Oldenburg. Oldenburger Künstlerbund 5 .#. Hannover.
G. 0., Rentier 20 Ji
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Wenn auch in erster Linie die alte Kunst den Schwerpunkt unseres weitgedehnten Inter-
essengebietes bildet, ja bildenmuß, so darf dies doch nicht eine Berücksichtigung der späteren
Kunst- und Kulturepochen ausschließen. Namentlich gilt dies von der 1. Hälfte und der Mitte
des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, die in der von uns verfolgten Richtung viel Anziehendes bietet.
In den letzten Jahren ist unsererseits schon manches geschehen, um dem Kulturleben dieser Periode
in unseren umfassenden Samigilungen entsprechenden Ausdruck zu geben. Klein ist aber immer
noch die Zahl von kunstgeschichtlich wertvollen Bildern aus diesem Zeitraum. Da ist es denn recht
erfreulich, daß wir im verflossenen Ou-^rtal Gelegenheit bekamen, hier wiederum einige Lücken zu
füllen. Voran steht das große Gemälde der Gräfin Maria Theresia Josepha Fries, geborenen Prin-
zessin Hohenlohe- Waidenburg- Schillingsfürst, mit ihren drei Kindern von Josef Abel (1764
bis 1818), einem Schüler von Schniutzer und Füger, der im Historienbild, Genrebild und Porträt
tätig war. Es ist eine Schöpfung von achtbarer Rhyhtmik im kompositioneilen Aufbau und von
einer fast klassischen Großzügigkeit (Taf. I). In greifbarer Plastik heben sich die lebenswahr durcii-
geführten Figuren von dem landschaftlichen Hintergrund ab, der sich mit bläulich schinnnernden
Höhenzügen in weiter Ferne verliert. Obwohl das Figürliche vorwaltet, herrscht doch ein harmo-
nischer Zusammenhang mit der Landschaft. Karl Rottmanns Art ist nunmehr durch zwei Bei-
spiele vertreten. Rottmann, bekanntlich ein Schüler seines Vaters Friedrich Rottmann und Xellers
und stark beeinflußt von K. Fohr, entwickelte sich speziell für die südliche Landschaft einen ganz
eigenen, aufs Große ausgehenden Stil, der das Monumentale in der Komposition betont, im Ko-
lorit leuchtende Kraft anstrebt, sich dabei aber in beiden vom Realismus entfernte. Wenn es uns
auch bei seiner Kunst etwas fröstelt, so können wir doch nicht umhin, uns dem großen Zuge gegen-
über, den seine Malerei nun doch einmal besitzt, empfänglich zu zeigen. An der neu erworbenen
Gebirgslandschaft bewundern wir die flotte, schon fast impressionistische Technik und an seiner
Flachlandschaft, die wir in Abb. 1 wiedergeben, die gut herausgearbeitete ernste Stinnnung der
Regen verheißenden Luft. — Daneben kam selbstredend auch die alte Kunst zu ihrem Recht.
Auf der Auktion der Galerie Weber erwarben wir ein neues Werk des bereits bei uns vertretenen
wichtigen Meisters des 1 m h o f a 1 1 a r e s in St. Lorenz zu Nürnberg. Unscheinbar
auf den ersten Blick, ist es doch in hohem Grade typisch für seine Epoche und namentlich be-
zeichnend für die Art seines Verfertigers, der seine Heiligengestalten mit der Innigkeit der religiösen
Empfindung seiner Zeit zu durchdringen wußte. Noch spielt das Gewand die Hauptrolle. Die
Hände sind vollkommen unter ihm verborgen. Um so deutlicher sind die Attribute sichtbar und
mit kindlicher Naivität blicken die Augen des jugendlichen Antlitzes schüchtern zur Seite. fJar-
gestellt ist die heilige Barbara (Abb. 2). Auf der Rückseite finden sich Reste eines Martyriums der
heiligen Katharina. Das Bild ist somit der Rest eines Altarwerkes, nach welchem weitere For-
schungen anzustellen sich wohl verlohnen dürfte. — Aus dergleichen Sammlung stammt auch das
Bildnis des Sl jährigen H a n s S a c h s von Andreas H e r n e i s e n. datiert 1576 (Abb. 3).
Bekannt durch den Stich von Jost Amman, schon längst eingeführt in die allgemeine Geschichte
der deutschen Kunst, ist es nach langen Irrfahrten nunmehr erfreulicherweise an den Ort
zurückgekehrt, woselbst es entstanden. Erworben wurde es auf Kosten der Stadt Nürnberg.
— 6 —
Der S.immhinv; (irii;iiial-pl;ist isiluT I »eiikiiiiik'r kdiintc ein inteiessimter Hlei.miH /u,L;i'fiiliit
werden, die freiplastisclie Gruppe eines aul einem Seeplerd reitenden Piittos. Nalie verwandt
den Piitti ;ini Sebaldusgrab. darf er mit niLJit .i;erin.irer Wu!irsi-lieinlii.iikeit als ein (niBmodell aus
der Wer kst a tt Peter V i sehe rs betraehtet werden (Abb. l). |)ie quellenden lormen. diei^edrun-
i;enen Beinehen, das pausbiiekiiie Antlitz, des Kindes, seine virtuos iiestrilhnten Haare, überhaupt
der seliliehte derbe Naturalismus, haben mancherlei Analogien mit den vielen kleinen FiKürehen.
die mit das sprudelnde Leben jenes sjroßen Kunstwerkes bedingen. Und nicht ganz unwichtig ist
die Feststellung, daß ähnliche phantastische Tierwesen sich auch dort vorfinden. E)as Sebaldus-
grab ist in den Jaiiren 1 5"S -lo entstanden. Nicht viel später dürfen wir auch unsere Grupiv
ansetzen. Jeder Anklang an gotische, Formengebung ist abgestreift. Als das zwanglose Ergebnis
eines an der Kunst Italiens geläuterten edlen Naturalismus steht die kleine Gruppe vor uns, wichtig
als ein neues Dokument in der Entwicklungsgeschichte der deutschen Friihrenaissance, als der
beginnenden Steigerung des Naturgefühls in der deutschen Kunst.
Abb. 1. Karl Rottmaitn : Flachlaiidschaft.
Wichtig für unsere keramische Sammlung war der Ankauf des in Abb. 5 wiedergegebenen
Porzellantellers der Nymphen burger Manufaktur. Wenn auch diese letz-
tere im allgemeinen bei uns ganz annehmbar vertreten ist, so fehlte uns doch bislang ein Beispiel
für eine mit Golddekor verbundene Buntbemalung. Graziös verschlungene, in scharfer Federmanier
aufgetragene Rokokozierate laufen an dem vielfach geschweiften Rand entlang. Groß ist die Frische
und Leuchtkraft der Farben, mit denen die mancherlei einzelnen Blumen, die den Fond und den
Rand bedecken, koloriert sind. Und als ein drittes, ebenfalls bei uns bislang fehlendes Dekora-
tionselement kommen noch hinzu Insekten verschiedener Art und kleine Johanniskäferchen, die
mit peinlichster Naturtreue zur Wiedergabe gebracht scheinen.
Das römische Ziegelgrab (Abb. 6). ein Geschenk des Herrn Kommerzienrats
Wilh. Ludowici in München, entstammt dem großen Grabfelde in Rheinzabern. Auf Grund uns
zur Verfügung gestellter photographischer und zeichnerischer Aufnahmen in unserer Restaura-
tionswerkstätte zusammengesetzt, bildet es eine bedeutsame Ergänzung unserer Abteilung römischer
Denkmäler, in der solche Stücke bislang fehlten. Aber weiterhin ergänzt es in sehr willkommener
— 7
Art unsere :in Umfang bescheidene Sammlung von Stein- und lioi/särgen, sowie sogenannten
Totenbäumen, mit denen es in einem Räume vereinigt wurde.
Geschenke.
Berlin, br. Hermann Leuchs: Drei Markstück /um loojälungen dubiläum der
Universität Breshui, IMII. — I-rlangcii. Bezirksobstbaumwart Ludwig l»acliauer: Jagd
messer des 16. Jain'ii.. gefunden in dem Burggraben der Burgruine auf dem Schwarzwirrlx'rg bei
Neuburg vorm Wald. — Hannover. Fräulein Antonie Sattler: Handhabe und Schwengel
einer Butterwippe aus der Gegend von Ijiepholz. l'). Jahrh. — .München. Oberst Friedrich
Abb. 2. Meister des Imhofaltares in St. Lorenz : St. Barbara.
von Fürer: Rautenmedaille zum Gedächtnis der von Herm. Fürer von Haimendorf wieder-
hergestellten Kapelle auf dem Moritzberg bei Nürnberg. 1908. in Silber und Bronze. Fräulein
Luise Klein (Vermächtnis): Bildnis des Nürnberger Malers. Kupferstechers und Radierers
doli. Adam Klein (1792— 1875). Ölgemälde auf Leinwand. K. Bayer. K r i e g s m i n i s t e-
rium: Bayerische 9 cm- Kanone C. 74 Nr. 33 mit vollständiger Ausrüstung. Kommerzienrat
W i 1 h. L u d o w i c i: Römisciies Ziegelgrab aus dem Grabfelde in Kheinzabern mit dazugehö-
— 8 —
rigeni Skelett (Abb. t>). -- Müiislcr (Westfalen). Jos. Hotte junior: (iipsabi^uß der Keinlieldis-
Grabplutte in der Kirche /u Riesenbeok. Provinz. Westfalen, uns dem 13. Jalirli. — Nürnberg.
Regierungsrut :i. l). H e r ni. Esper: Siegelhiek-Abdrüeke von zwei Espersclien Wappen. Frau
G e h e i ni r a t von Gern gros: Schraubentaler auf die Teuerung der Jahre 18I6/17 von
F. Stettner. Im Inneren zwei Gedächtnistäfelchen, davon das eine auf die Teuerung des Jahres
1771. Kommerzienrat G e o r g L e y k a u f: Ein reichverzierter Ausstellungssclirank mit Etagen-
aufbau und Spiegeln. Benno Obermayer: Schrankschlüssel. 1. Hälfte des 19- Jahrb. —
Rötheiibach b. Feucht. Pfarrer Kinkelin: Fränkische Bauernwiege mit bunter Blumen-
malerei über blauem Grund. I. Hälfte des 1'). Jalirh. — Sankt Pollen. Archiv:ir a. L). Franz
Z i m m e r m a n n: a) 33 Zinnkannen und Zinnteller, meist aus Hermannstadt in Siebenbürgen
herrührend, und zwar: 1. Zwei hohe Zinnkannen, die eine schmucklos, die andere mit zwei Blumen-
vasen und Rosette am Henkel. IS. Jahrb.: Zinnkrug der siebenbürgischen Tschismenmacher
(Stiefelmacher) mit den Emblemen und der Jaiirzahl l(7)3ü: kleiner (beschädigter) Zinnkrug
Abb. 3. Hans Sachs von Andreas Herneisen.
mit ornamentiertem Henkel, 18. Jahrb.; kleiner Teller mit Blume im Fond, 1764; Teller mit
Blume im Fond, Hochzeitsgabe. 1769; Teller mit gekröntem Doppeladler im Fond, Hochzeitsgabe.
1774; Teller mit Rad und Inschrift im Fond, 1774; Teller mit gekröntem Doppeladler im Fond.
1/75; Teller mit Kürschner- Emblem, Neujahrsgeschenk der Altgesellen, 178I; Teller mit ge-
kröntem Doppeladler im Fond und Rankenfries am Rand. 1786; Teller mit Blume im Fond und
Rankenfries am Rand, Hochzeitsgeschenk, 1 789 ^, größerer Teller mit Blume im Fond, Hochzeits-
geschenk, 1794; größerer Teller mit Doppeladler im Fond. Hochzeitsgeschenk für Anganeta Klossin,
18. Jahrb.; Teller mit laufendem Hasen im Fond, 18. Jahrb.; drei Teller mit Blumen im Fond.
18. und 19- Jahrb.; größerer Teller mit Blume im Fond. l800; Teller mit gekröntem Doppeladler
im Fond und Randverzieruniien. I8t)l: Zinnschüssel der Fleischhacker- Bruderschaft. Cjeschenk
Anzeiger des Germanischen Nationalnuiseums 1912.
Tafel I.
Josef Abel; Gräfin Maria Theresia Joseplia Fries mit ihren drei Kindern. 1811.
9 -
der Alts;esellen. 1S()4; i;i''>''t^i't?i' Teller mit .^eknintem D^ppt^l-ii-l'^'' ''" Fond, 1812; jjrcißerer Teller
mit Blume im Fond, iSiy; Teller mit Blume und Friesen im Fond, 1820; desgleichen, 1832; grö-
(3erer Teller mit Rose im Fond. 1S46; Teller mit Rose im Fond und gewelltem Rand, 1851; drei
Teller mit gewelltem Rand, 19- Jahrh. ; zwei Teller mit gepunzten Friesen, 19. Jalirh.; Teller mit
Hirschjagd im Fond. 19- Jahrh. b) Drei Pulverhörner aus dem Siebenhürger Sachsenland, Hirsch-
horn, mit einfachen Verzierungen. 19. Jahrh. c) Siebenbürgischer Holzbecher mit Griff, aus einem
Stück, geschnitten. 19. Jahrh. d) Fünf Überhanghandtücher, davon eines datiert I8l9,siebenbürgisch-
sächsische Arbeiten. — Solin b. München. Dr. P. F. M e s s e r s c h m i t t: Dunkelgraues Seiden-
tuch mit schwarz-rot-gelben Streifen, wie es i. J. 1848 von den Frauen Bambergs zur Bezeigung
ihrer freiheitlichen Gesinnung getragen wurde; runde Dose mit Lackmalerei in Rot, Schwarz und
Gelb und zahlenmäßigen Angaben über die Schwangerschaft zum Gebrauch für Ärzte, 1. Hälfte
des 19- Jahrh. — Stuttgart=Degerlocli. Gräfin H. Uxkull: Acht Brillen, darunter eine
Schutzbrille, drei Zwicker und vier Lesegläser aus dem 19. Jahrh. — Wien. Professor Dr. E. v o n
O t t e n t h a 1: Medaille zum 70. Geburtstag von Dr. Arnold Ritter Luschin von Ebengreuth in
Graz am 26. August 1911 von A. Hartig, Bronze.
Abb. 4. Putto auf Seepferd. Bleigußmodell der Werkstatt Peter Vischers.
Ankäufe.
Frühchristliche Denkmäler. Messerartiges Kurzschwert (Scramasa.x). Fränkisch.
(iemälde. Meister des Imhofaltares in St. Lorenz: Die heil. Barbara.
Halbfigur. Tafelbild (Abb. 2). — Josef Abel (1764—1818): Gräfin Alaria Theresia Josepha
Fries, geb. Prinzessin Hohenlohe-Waldenhurg-Schillingsfürst. mit ihren drei Kindern. Großes Öl-
gemälde auf Leinwand. I8II (Taf. I). — Karl Rottmann (179S— 1850): Gebirgsland-
schaft. Motiv aus der Gegend von Kufstein. Ölbild auf Leinwand. — Derselbe: Flachlandschaft
mit breitem Fluß vor Gebirgszügen. Als Staffage eine Hirschjagd. Ölbild auf Leinwand (Abb. 1).
— Johann Jakob Dorner (1775 — 1852): Oberbayerische Gebirgslandschaft mit Bach
und drei Jägern bei einem erlegten Bären. 1829. Ölbild auf Leinwand
Plastik, Originale. Putto auf einem Seepferd. Bleimodell der Werkstatt Peter Vischers.
2. Viertel des 16. Jahrh. (Abb. 4).
Medaillen. Medaille auf Kaiser Ferdinand II. von Pietro de Pomis v. J. 1620. Gold.
— 10 —
Haiis.^crälc. N\iiiplioiilnii,i;cr l'i'r/L'll;in(i.'lli.T. mit IMimicii uiul ,liih.mniNk;ili.'i\lK'ii iHiiiall.
2. Hallte des IS. .I.iliili. (Abb. 5).
Traclil und Scliimick. hin F;Kir weiLUvoilciie 1 );uiU'iis(iiinipU' niil IM.iuci IV'iieiistickcici.
IH'/Oiillllct: II. T. |S1(..
S t i f t u 11 g e 11.
Denkmäler für Heilkunde. Bnnizephikette ;uif (u'Iiciiiu-.it Vn>(. In. i'.iul l.liilii.ii. Nach ileiii
Leben niodellieit von Karl (joetz in München. l')li>.
D e p o s i t a.
Pilgerfiirürelien. Silber. j;egossen. vertioldet und tcihvei.Ne emailliert. Ursprün,i;lich Deekel-
bckrönunsr eines Ghispokals. 2. Hälfte des 16. Jalirli.
Abb. 5. Nymplienburger Porzellanteller.
KUNSTSAMMLUNGEN DER STADT NÜRNBERG.
Bildnis des Siiährigcn H ans Sachs von Andreas Herneisen. 1576 (Abb. j)
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenk c.
Nürnberg. Dr. med. H e r m. K ahn, prakt. Arzt: Rezept für ein Gittpulver gegen die
Pest. Oiiiiitzettel. Handschrift. iS. Jahrh.
— 11
Ankauf e.
1. G e g e n s t :i 11 d c: GruÜcr B r u n z e m ö r s e r aus dem Jahre 1()55 aus der Spital-
Apotheke zum heiligen Geist in Nürnberg. — Kleinerer Bronze m ü r s e r aus dem Jahre loy-i
eben dorther.
2. B ü c h e r: Andreas Cneuffel, Epistola de p(Klagra (.urata. Amsterdam 1643. 12*'. —
Franz Blondel, Thermarum Aquisgranensium et Porcetanarum descriptio. 1685. ■ — Derselbe,
Thermarum Aquisgranensium et Porcetanarum elucidatio et thaumaturgia. 1688. — Matth.
Gottfr. Purmann, Ausführlicher Unterricht und Anweisung, wie die Salivation-cur .... vorzunehmen.
Liegnitz, l6y2. 12*^. — Joh. Heinr. Heucher, Morbos ex nimio veneris usu. Wittenberg 1700. 4**. —
Johannes Konrad Tieffenbach, Disputatio medica inauguralis de podagrae nova pathologia.
1704. 4." — Gottfr. Thiesen, Üissertatio medica inauguralis de morbo marino. 1727. 4°. —
Dispensatorium pharmaceuticum Austriaco-Viennense. Wien 1729. Fol. — Christian Ludwig
A'\ögling, Disputatio inauguralis medica de peste. Tübingen 1735. 4*'. — Johannes Konrad Wittwer,
de vomitu vomitus remedio. Altdorf 1742. 4°. — Kaspar Lucas von Erb, Die in Kindes- Nöthen
seuffzende Bauren-Frau. Konstanz 1754. 12". — Germanus Sincerus, Medicinisches Handbüch-
lein nebst einer kurzen Anweisung, wie man die mehresten Krankheiten aus dem Urin er-
Abb. (1. Römisches Ziegelgrab aus Rlieinzaberu.
kennen möge. Augsburg 1777. S". — Georg Bicker. De recto atque Mercurii sublimati corrosivi
in \ariis morbis usu. Göltingen 1777. 4". — Dispensatorium pliarmaceuticuni Pirunsvicen'<e.
Braunschweig 1777- 4". — Johannes Martin Minderer, specimen inaugurale medicum de i^'esle.
Jena 1789. 4". — Dr. B. M. Lersch. Kleine Pestchronik. Aachen I880. 8".
KUPFERSTICHKABINETT.
Das Kupfersticlikabinctt erhielt eine Reihe wertvoller (jeschenke. Wir heben Ix'soiiders
iiervor erstens die Stiftung der Berliner Pflegschaft: das als aulhei'.tisches Abbild der
Altberliner Wohnungskultur wichtige Aquarell von Zielcke, dessen kunstgewerblich sauber durcii-
geführte Innenraumsdarstellungen fast sämtlich schon zu seinen Lebzeiten in feste Hände (fürst-
lichen Besitz) übergegangen waren und daher selten sind; ferner die von zeitgenössischen
Künstlern (zunächst den Führern der modernen Bewegung in der Reichshauptstadt) auf
unsere Bitte hin gütigst überwiesenen Beispiele moderner Graphik (die als (]rundstock zu einem
— 12 —
sysleniatisoheii Ausbau dieser Ablciluni; i^cd.uiit siiui); oiullii.ii die sLitlliehe Kuliektinn von
Niiniberjjer Ornamentstichen des 17- — l«"^- Jalniuiiideils, die Herr I )r. James S i in n n aus
Anlaß der jresonderteii Aufstellunc unserer ("irnanientstiehsaninilunu /u stiften die Liebens-
wiirdiiikeit ueliabt hat.
Die Erwerbuiii; der iieistreieiien Litlni,uraphieeii zum s^estiefelten Kater von Ma.\ Slevojjt,
eine nur in 7 E.xemplaren, die nunmeiir sämtlich in festen Händen sind, .iredruckte Gele.iienheits-
arbeit des Künstlers, wurde uns duieh die Salaniander-Schulii;esell.schaft J. S i g 1 e & Co. in
Kornwestheini bei Stutti;art in dankenswerter Weise ermriglicht.
G e s e h e n k e.
Berlin. A\ a .\ Liebermann: o l.ithoi;rapliieii be/.w. Radierunv.en von Ala.x Lieber
mann. I. Selbstbildnis in i;an/.er Fi,i;ui'. in holländischer Landschaft, Lithographie. 2. Dünen-
landschaft. Litliographie. 3. Wettrennen. Litho.urapliie. 1. Uiilenhorster Fährhaus in Hamburtr,
Kadieruns. 5- Badende Knaben, Radierung. 6. Simson und Delila, Radierung. 7. iJorfstraße.
Radieriuiii. 8. Düne, Radierung. 9. Zwei alte Frauen vor einem Haus bei Sonnenschein im
Schatten vor Bäumen, Radierung. — Louis Corinth: Weibliche Aktstudien, 1. Zustand
einer Radierung; von Louis Corinth. — Dr. J a m e s Simon: Kollektion von über lüO Nürn-
berger Ornamentstichen des 17 und iS. Jahrhunderts, u. a.: G. C. Erasmus, Neues Zierahten
Büchlein von allerhand Schreinwerck. 1695: Abraham Helmhack, Vor unterschiedliche Professionen
dienliches Laubwerck, anderer Teil; P. Decker. Sprang und Schlosser Werck; J. C. Reiff, Zierrathen-
büchel vor Glasschneider und Künstler; Ders., Neues Schlosserbüchlein, anderer Theil; Georg
lieumann, Neu inventirte Degengefäß, anderer Theil; Caspar Neuner, Neue Arth Blumen Die
sowohl zum Laquiren, Sticken und Neben, alß auch auf Porcelan zu Mahlen sind; J. L. Eisler,
Neu inventirtes Laub und Bandelwerck, Hier. Bölmann cxc. No. 30; Unbekannt: Unterschiedi.
Stücke vom Büchsenmachen. J. C. Weigel exe; Neue invention oder entwurff von Schnupftoback-
Dosen (Weigel No. 112): P. Chr. Zincke, Neue Faconirte Fenster. — Max S 1 e v o g t: 1. Selbst-
bildnis, Radierung. 2. Prospekt der Kunsthandlung A. de Burlet, Berlin. Farbige Lithographie
von Max Slevogt. — Karl Walser: 1. Zehn Radierungen von Karl Walser, Pi^obedrucke zu den
Illustrationen des im Verlage von Georg Müller (München) erschienenen Buches ..Die Abenteuer
des Chevalier Faublas" von Louvet de Convray. 2. Vier radierte Vignetten mit der Unterschrift:
Radierungen von Karl Walser, Probedrucke. 3. Theaterdekorationsentwurf zum Sommernachts-
traum (1. Wald), für die Aufführung im Münchener Künstlertheater. Aquarell. 4. Desgleichen
zum 1. Aufzug 1. Szene. — Pflegschaft Berlin: Leopold Zielcke. Des Künstlers Arbeits-
zimmer zu Berlin, Ecke Friedrich- und Leipzigerstraße. Aquarell um 1825. — Köln. Direktor
Dr. Alfred Hagelstange: Exlibris Rudolf Klix und Eduard Goertz, gezeichnet von
Franz Buschmeyer. — Kornwestheim bei Stuttgart. S a 1 a m a n d e r - S c h u h g e s e 1 1-
schaft J. Sigle & Co.: 11 Illustrationen zum gestiefelten Kater. Lithographieen von Max
Slevogt. — München-Qiadbach. B. Kühlen, Kuhstanstalt: 2 große farbige Reproduktionen Alt-
kölnischer Gemälde. ..Madonna mit dem Veilchen" und „Madonna mit der Wickenblüte", nach
den Originalen von Stephan Lochner und 1 Photographie nach der Madonna mit der Erbsenblüte
im Germanischen Museum. — Nürnberg. Franz F ändert, Kgl. Techniker: 1. Drei Theater-
dekorationsentwürfe, Kupferstiche von M. Küsel nach Lodovico Burnacine, 2. Hälfte 17- Jahrh.
2. Sieben Blatt, Grundrisse, Querschnitt und Außenansichten von Kirchen aus Nürnberg und Um-
gebung. 1 Blatt mit Grabsteinen aus Ansbach, 1 Blatt Stationen von Adam Kraft und 1 Blatt mit
Siegeln und einer Münze des Ägidienklosters zu Nürnberg, Radierungen von Erhard und Walther.
Anfang 19- Jahrh. — Professor M. Heilmaier: Zeichnung der im Germanischen Museum befind-
lichen gotischen Silberbüste des heil. Zeno, aufgenommen im Jahre 1886 am Ort ihrer ursprüng-
lichen Aufbewahrung (in Isen); diese Aufnahme enthält manche inzwischen verschwundenen Zu-
taten. — Wilhelm Reuter, Kunstmaler: Bildnis August Essenwein, Lithographie von
K. Stecher, I853. — A. S c h ü r r 1 e i n, Musikinstrumentenhandlung: Photographie eines Minia-
turporträts des Ignatius Gallus Widhalm. — Ungenannt: 1 Lithographie von Max Slevogt
(„Die Begrüßung"), Probedruck zum „Lederstrumpf". — 2 Gesellenbriefe des Gärtners Georg
Arndt, ausgestellt in Stuttgart 1754 (Abb. 7) und in Weickersheim 1756, Pergament. — Reiclien-
bach. H. Haase: Ansicht des Spittlertorgrabens in Nürnberg. Kolorierte Radierung. Nürn-
berg bei Riedel, 1824 ( ?). — Schwerin. Rittergutsbesitzer K. Boltew: Faksimilerepro-
duktion eines Polterabendgedichtes von 1732.
— 13
■ <i:*ss»»v»'^^»»««»»^»saB»J«aCTatac*a>-aj»^ ■ j "'
— 14 —
Ankauf e.
Kiipfcrslidic und Kadicrimi;cii. IS. J :i li r li u n d c i t. (',. AV Kraus: ..Boy licluif.
kolorierte Kadieruni;. — 19. J a li r h u ii d e r t. C. Pfeiffer: Porträt Wieiands nach Tisch-
bein. Kupfersticli. l8oo. — J o h. Fr. Bolt: Artistische Versuche. BerUn. iSoi. 7 Blatt. —
Jos. .Wüßmer: Laubwald. Kadieruni:. IS2I. — Carl Küc liier: Porträt Jo. Marlin Wag-
ners. Radierunji. 1S36. Derselbe: Poitriit Friedrich Overbecks. Kadierun.i;. i>^M- — S. A 111 s 1 e r:
I'ortriit des A\alers Fohr. Kupferstich nach C. Barth. 1. Haltte 10. Jahrh. — G e b a u e r: Krüger
in seinem Atelier an einem Bildnis Friedrich Wilhelm 111. arbeitend. 1. Hälfte l'). Jahrh.
Ornainenfstiche. C. G. S c h n e i d e r: 2u Entwürfe zu Biedermeiereinrichtun.nen. kolorierte
Stiche von F. Jättnig. meist aus dem Verla.u von L. \V. Witti.i;. Berlin. 1. nrittel l'>. Jahrh. —
l'nbekannt: Ideen zu Zimmerverzieruni;en. Leipzii; iSoS. bei Friedr. Aui;. Leo. 1,5 kolorierte
Stiche nebst Titelblatt.
Neuere Reproduktionsverfahren. B a x t e r: Jenny Lind. Öldruck. inkunaJ-'el dieser
Technik. 1. Hälfte 10. Jahrh.
Holzschnitte. Friedr. Willi, (i u ii i t z: Allegorische weibliche Gestalt. — Derselbe:
Visitenkarte des Kammerrats Fre.^e. l. lläUte l'i. Jahrh. — Carl Fr. Stein: 15 Blatt.
Bildnis Friedrich des Großen, verschiedene r);irstelluni;en und ein Wappen. Probedrucke. Voll-
ständige Fol'.;e. Anfang 19. Jahrh.
Lithosraphien. A n f a n t; 19. Jahrhundert. Karl Blechen: Waldlandschaft
mit einer Schloßruine auf steilem Felsen. Abdruck mit grüner Tonplatte. — T h. H o s e 111 a n n:
2 Blatt des Werkes ..Buntes Berlin". Unzerschnitten. Probedruck vor aller Schrift auf Ton-
papier. — Franz K rüge r: a) Bildnis des Barons von Kottwitz. Abdruck vor aller Schritt.
b) Bildnis eines kleinen Mädchens. Probedruck vor aller Schrift (Abb. 8). — Franz Li e d e r :
Porträt Franz Ludw., Fürst v. Hatzfeld. Probedruck vor aller Schrift. — Joh. Gottfr. Schadow:
Zwei junge Mädchen nebeneinander. Brustbilder von vorn im Oval. Abdruck vor aller Schrift.
— Karl Friedr. S c h i n k e 1: Studienblatt mit zwei Selbstbildnissen des Künstlers und
mit Stichelproben. — Unbekannt: Der Maler Joh. Ludw. Wittmann vor einer Staffelei sitzend.
Historische Blätter. A. Kirchliche Baukunst. IS Entwürfe für die Kirche zu
X'ierzehnheiligen. Kolorierte Federzeichnungen, a) (> Blatt eines nicht genannten Künstlers,
bez.: ..den 15. April 1744". b) 5 Blatt von G. H. Krohne. c) 1 Blatt (Frontansicht) von Bal-
thasar Neumann mit eigenhändiger Namensunterschrift. d) 2 Blatt von Joh. Kaspar Ilaali.
c) 2 Blatt von Knechel ( ?). f) 2 Blatt von zwei nicht genannten Künstlern. 1. Hälfte 18. Jahrh.
— B. Poesie. Flugblatt. ,,Der olle Fritz" mit plattdeutschen Versen. Anfang 19. Jahrh. —
Unbekannt: Porträt einer Dame mit der Unterschrift: ..Wie das Garn vom Knäuel sich windet,
windet allmählich das Leben sich ab, glücklich, wer, wenn es abgewunden. Kern und Gehalt darein
gefunden". — C. T h e a t e r. ., Dekorationen auf den beiden Königlichen Theatern in Berlin etc.,
nach Zeichnungen von Schinkel. Neue Folge: Erstes Heft enthaltend Dekorationen zur ,, Zauber-
flöte." Berlin 1823. Bei L. W. Wittich." Titelblatt und 6 Aquatintastiche von C F. Thiele
(koloriert). — T h. Hose man 11: Schauspieler Hoguet in dem Ballet ..Robert und Bertram"
als Robert, Lithogr. 1841. — ,. Labes, als Staar, in der Heyrath wider Willen". Kolorierter
UmrilJstich eines nicht genannten Künstlers. 1. Drittel 19. Jahrh. — Schauspieler Unzelmann und
Weitzmann in ,,Herr Rochus Pumpernickel", mit der Unterschrift: ,,Ja mein lieber Herr Patron,
seine Finten kennt man schon." Kolorierter Umrißstich eines nicht genannten Künstlers. 1. Drittel
19. Jahrh. — ,,Narren-Scene aus Pachter Feldkümmel" (Unzelmann. Wurm und drei andere
Schauspieler). Kolorierter Umrißstich von Weiße. 1. Drittel 19. Jahrh. — D. Nichtpoli-
tische Allegorien und Satiren. 30 meist kolorierte Stiche von Jos. Stöber. ..Zerr-
bilder menschlicher Thorheiten und Schwächen, erfunden und gezeichnet von Loder. mit epi-
grammat. Erklärungen begleitet von J. F. Castelli" 1818. — T h. Hose mann: .,Wie ein
Astronom einen Sternkiker reitet", kolorierte Lithographie. Probedruck.
Porträts. Wieland, Kupferstich von Pfeiffer nach Tischbein. — Paul Heinrich Trümmer.
Kgl. Preuß. Kriegsrat etc. Kupferstich in Punktiermanier von Meyer, Berlin I79<'. nach Zeich-
nung von Bolt. — Frau v. Truchseß, Lithographie von Blanc nach Krüger. — Präsident Enzer,
Lithographie von Jentzen nach Krüger, Probedruck auf Cliinapapier, vor aller Schrift, — Graf
von Wilhorski. Lithographie v<»n Jentzen.
Ki'pL'nli;ii;ciK'r Natinn.i.l-
Litlint;r;ipllic.
— 15 —
Bildcrrcpcrloriiiiii. ]l l'hiiln'^rupliieii \(iii Ai|u;Lni;inilien im
musL'uiii.
Bierbrauer- Stiftiiim. J. P. Bölime: ;i) AUeiiorie ;uif d;is Bockbier.
1-1) Adnlf Sciiroedter. Tutti. Litiiograpiiie. 1. Hiilfte 19- Jahrh.
Hohenzollern=S(ifUiiis. a) Gesellenbrief für den Gärtner Geor;;; Arndt Friedricii AAarlini
aus Heimßheim (Württemberj;), ausjjestellt durch den Brandenburg;.- Hohenzollerischen Lust-
und Orangenjjjärtner Abraham Knöller am 13. November 1756. Federzeichnung auf Pergament,
mit reicher Ornamentik und zweifarbigen Bändern. — b) Franz K r ü g e r: Porträt Amalie
Maria Anna, Prinzessin Wilhelm von Preußen. Kreidezeichnung mit Weiß gehöht. — c) J a b:
Friedrich Wilhelm III. am Fenster bei der Grundsteinlegung zum Denkmale Friedrich des Großen.
Lithographie. — d) T h e o d o r H 0 s e m a n n : Friedrich Wilhelm III. in der Theaterloge. Lirlio-
graphie. Früher Abdruck vor der Schrift. — d) Fritz von W i t z 1 e b e n: Friedrich Wil-
helm III. in der Theaterloge. Lithographie. Probedruck auf Chinapapier. Anfang 19. Jahrh.
Korpsstudenlische Stifluiig. Theodor Hose mann: j auf ein Siudentenlied bezüg-
liche iJarstellungen auf einem Blatt. Lithographie.
Mecklenburgische Stiftung. Franz Krüger: Porträt des (iroßherzogs Georg Frieilrich
\on Alecklenburg-Schwerin und seiner Gemahlin Maria. Lithographien. Probedrucke auf China-
papier vor der Schrift. Anfang 19. Jahrh.
Wiltelsbacher-StifUing. Max S 1 e v o g t: Georgirilter- Fest zu München, nül dem Bildnis
S. K. H. des Prinzregenten. Radierung. 19. — 20. Jahrh.
D e p 0 s i t a.
Städtische Kupfcrsticlisaninilung. Originalkupferphilte von Aliilli. Zündt, darstellend
die Gefangennahme des Niiniberger Patriziers Hieronyhuis l'aumgärliier am 31. M;ii 1544 durch
den Raubritter Albrecht von Rosenberg in der Nähe von Seinsheini.
^l
J^>
i^ "V
Abb. S. Lithographie von Franz Krüger,
— 16 —
ARCHIV.
(i t' s (.■ li c n k (.'.
(iiicticn. i,li.'\\crbcs>.iuilli.'lii(.'r Robert lliinsol: AAusUT-TalHMl;! iilx'i' lMIK's iKKiilobl.
trank. Craises 1. Holz. Regimentes /u Fuß. wie solches bey der den S. Sept. 17,U im Feklla)i;er bey
Heiiklberii vorijenommeneii Alustenms effective befunden worden. Muster-Tiibelhi über eines
linchi. tränk. Craises 1. Bassowit/sehen Reuiments /.u Ful,i. wie solches bey der den 20. Oct. 1734
im Feldhiijer bey Schwetzingen gehaltenen Musterung effective befunden worden. — Muster-
Tabella über eines hochl. fränk. Craises 1. Linginschen Dragoner- Regiment, wie .'■olches bey der
den IS. Oct. 1734 im Feldlager bey Heydelberg vorgenommenen Musterung an Mann und Pferden
effective befunden worden. — Muster-Tabella über eines \wch\. fränk. Craises 1. Erbprinz Bayreu-
thisches Curassier- Regiment, wie solches bey der den 16. Oct. 1734 im Feldlager bey Heydelberg
vorgenommenen Musterung effective befunden worden. Nürnberg. Versicherungsbeamter E d.
Ludwig: Nürnberger Gerichtsbrief. 14()S. Febr. 1. Orig.-Perg. — Rechnungsprüfer F r i e d r.
Stoll: Bericht über die Teuerung in Nürnberg i. J. 1(132. Orig.-Pap.
A n k ä u f e.
Transfi.xbrief zur Verfassungsurkunde der Stadt C(iln v. J. 13<X). 1513- F)ez. 15. Orig.-
Perg. 23 Siegel an rot-weiüen Seidenschniiren anhangend. Mit Kiste aus Eichenholz nüt der
Jahreszahl 1514. — Spruchbrief des Kloster Benedictbeuern mit dem Stifte Habach. 1517. Oct. 17.
Orig.-Perg. — Brief des Valentin Truchseß v. Henneberg, Chorherrn des Stiftes St. Burkhard zu
Würzburg an Bischof Melchior von Würzburg. 1554. Aug. 19. Autogr. — Lehenbrief des Bischofs
Franciscus zu Bamberg für Georg Wolf v. Leyneck zu Nemmersdorf über das Schloß Plankenstein.
I635. Nov. 3. Orig.-Perg. — Empfehlungsschreiben der Pfalzgräfin Elisabeth, Äbtissin zu Her-
ford, für den Oberstleutnant Jacob Buttler. 1669. Aug. 3. Orig.-Pap.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Wappenbrief für Georg Tratz in Nürnberg, ausgestellt
durch den Comes Palatinus Vict. Streitberger in Ansbach. 1614. April 23. Orig.-Perg. Mit
schönem eingemaltem Wappen. — Wappenbrief für Laurentius Loelius (Loen) in Ansbach, aus-
gestellt durch den Com. Pal. Vict. Streitberger in Ansbach. 161 7. März 25- Orig.-Perg. Mit
eingemaltem Wappen und anhangender reichverzierter Metallsiegelkapsel. — Adelsbrief für Philipp
Bärtl in Brixen, ausgestellt durch Kaiser Karl VI. 171 7. Sept. S. Orig.-Perg.- Lib. nüt Sammet-
einband.
BIBLIOTHEK.
Geschenke.
Ansbach. C. Brügel u. Sohn: H. Rubner, Bernhards und Stadelmanns Briefwechsel.
1895- 8. — J. Meyer. Onoldina, Bd. I — IV. 1908— 11. 8. — Bamberg. Vorstand der
K. Bibliothek Bamberg: Katalog der Bibliothek des Frh. Emil Marschalk v. Ostheim
1.— III. Abtg. 1911. 8. — Berlin. W i 1 h. B 0 r n g r ä h e r, Verlag: K. Sternberg, Gerhart
Hauptmann. 1910. 8. — Die Straße. Vom Urwald zur Eisenbahn. 0. J. 8. — Friedens-
Warte, Verlag: Die Friedens-Warte für zwischenstaaüiche Organisation XIV. Jahrg. Heft
1 — 2. Berlin, Wien, Leipzig. 1912. 8. — Großer G e n e r a 1 s t a b, K r i e g s g e s c h i c h t-
liche Abteilung 1: Moltke, Militärische Werke IV., Kriegslehren III. Teil, herau.sg. vom
Großen Generalstabe (mit einem Band von 51 Karten). 1912. 8. — G e n e r a 1 v e r w a 1 t u n g
der K g 1. Museen: Jahrbuch der Kgl. Preußischen Kunstsammlungen,- 33- Bd., 1. Heft.
1912. 2. — K r i e g s m i n i s t e r i u m, M e d i z i n a 1 - A b t e i 1 u n g: Veröffentlichungen
aus dem Gebiete des Militär- Sanitätswesens. 191 2. 8. — Kgl. K u n s t g e w e r b e - M u s e u ni:
Das Kunstgewerbe-Museum. 1912. 8. — K g 1. M i n i s t e r i u m f ü r L a n d' w i r t s c h a f t:
Statistische Nachweisungen auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Verwaltung in Preußen.
1910. 8. — W. Moser: Hofbuchhandlung S. M. des Kaisers und Königs, Eichordnung für das
Deutsche Reich vom 8. November. 191 1. 8. — Instruktionen zur Eichordnung. 1911- 8. —
Redaktion des Handbuches über den Kgl. P r e u ß. Hof und Staat:
Handbuch über den Kgl. Preuß. Hof und Staat für das Jahr 1912. 191 1. 8. — Dr. A. S ü d e-
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1650 und Mandat Kaiser Leopolds aus dem Jahre I675. 2. — Graz. Hofrat Dr. A. Luschin
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E. Hefeid, Das Düstere und Melancholische in Wilhelm Raabes Trilogie. 1912. 8. — Halle a. S.
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Rudolf F e r b e r: Ders., über: F. Benöhr, Die politische Dichtung aus und für Schleswig-
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s t ;i dt K ;l r 1 s r VI li c i. B.: (.'lironik der ll.iupt- uiul Ki.'sidi.'n/.sl;ull Kailsmlu' tilr Jas Jahr
l'>Hi. X X\ 1. Jaliri;. I'M l. S. - A\ i n i s t o r i u ni d c' s K u 1 I u s u n J li n t ..■ r r i c li I s.
(j r II Lt li e r /. (1 si t u 111 Baden: t. Kebinanii. E. Gntlioiii, E. v. Ja,i;i.'niann. l)as tirnUlK-rzoii'-
tiim Baden. 1 1. vollst, unii;. Aufl. 1. Bd. 1012. S. Kobiirs- Professor Leo p. o 0 1 c n li e i n z,
Architekt: Ders., Frankenspiejrel. Splitter und Ski/.zen. o. J. S. - Köln. J a k n b M a r-
c ii a n J. Architekt. B. D. A.: (Ders.) Die Kölner Kapelle im MarienJoni auf dem lieil. Beri;e
Sion zu Jerusalem. (1')12.) S. — Langensalza. Herrn. Beyer & S r» ii n e (Beyer & Mann):
L. Fr. Werner. .A.us einer vergessenen Ecke I. 111. Av\ü. lon. S. — Musik. Magazin, Heft 32 — 35,
37. 42. 1011. S. — Urkundenbuch der Stadt und des Kreises Langensalz.» während des Mittel-
alters. I. Bd.. lierausg. von D. Wenzel. 1<)ü8. 8. — Leipzig. W. Back h a u s. Verlag: Signor
Sallarino. Das Artistentum und seine Geschichte. 1010. 4. — J o h. A 111 b r o s i u s Barth.
Verlag: Beiträge zur sächsisciien Kirchengeschichle. lierausg. von iJibelius-Briegen 25. fleft.
1012. S. — Herrn. B e \ e r. Verlag: 8 Brosciiüren. 1882— iy()4. 8. — B i b 1 i <i g r a p h i-
s c ii e s Institut: .Meyers (jroües Konversations-Le.xikon, d. Aufl. Bd. XXill. Jaiires-
supplement 1910/11. I012. 8. — Breitkopf & Härtel: Hundbücher der Musiklehre,
i — IIL IV 1. V. VI. Vlil. IX. 1907—11. 8. — Kleine Handbücher der AAusikgeschichte, I — IV 1.
1005 — 11. 8. — H. A. L u d w. De gen er: Werner Constantin von Arnswaldt. Ljie D('irrien.
1. Heft; die Familien DTirrien in Alfeld. Hildesheim und Braunschweig, loio. 8. — A. L) e i c li e r t s
Nachfolger. Verlagsbuchiiandlung: Wirtschafts- und Verwaltungsstudien: l)v. Adolf Müller. i)ie
Grundlehre der pfälzischen Landwirtschaft und die Entwicklung ihrer Produktion. 1912. 8. —
R_u d o 1 f A. Di m p f e 1, Selbstverlag: Ders., Geschichte der Familie Türk, 1637— 191 1. 191 1. 8.
— Göschen'sche Ve rl agsha ndlung : Sammlung Göschen Nr. 22, 55, 90, 238, 447, 448. 451.
\(>G. 467. 480. 481. 488, 498, 500. 518. iyi2. 8. — Kürschners Deutscher Literaturkulender auf das
Jahr 1912. 8. — W. Grunow. Verlag: Der Staatsbürger. Jahrg. 1911. Heft 22, 23 und 24. 1911.
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Vierteljahrskatalog der Neuigkeiten des deutschen Buchhandels. 66. Jahrg., Heft 3. I911. S. Heft I.
1012. 8. — Stadtgeschichtliches Museum: Kurze Übersicht über die Samm-
lungen des stadtgeschichtlichen Museums zu Leipzig, I. Teil. 1911. 8. — Roßbergsche
B u c h h a n d 1 u n g: Allgem. Lexikon der bildenden Künstler Bd. VI. I912. 8. — E. A. S e e-
m a 11 n. Verlag: A. Springer. Handbuch der Kunstgesciiichte I. Das Altertum, ';. Aufl. loll. 8.
— Mattii. (jrünewalds Isenheimer Altar zu Colmar. In farbigen Reproduktionen. I911. 8. —
Briefwechsel zwischen M. von Schwind und E. Mörike. Mitgeteilt von J. Bachtold. 1890. 8. —
Berühmte Kunststätten Bd. 53- Münster; Bd. 54, Würzburg; Bd. 55 Viterbo und Orvieto, Bd. 56,
Ulm, Bd. 57 Basel. 1911/1912. 8. — Beiträge zur Kunstgeschichte, Neue Folge XXXVII.
1911. 8. — Dr. L u d w i g V o 1 k m a n n, Verlagsbuchhändler, i. Fa. B r e i t k o p f & H ä r t e 1:
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A 1 w i n K n a b: Geschichtsblätter der Familie Knab, Nr. 4, 20. o. J. 4. — Linz a. d. Donau.
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der bayerischen Könige Max Joseph I., Ludwig 1. und Max 11. n. J. 8. — Wilhelm Ruland,
Zwr>lf Mariensagen. 0. J. 8. — Ludolf Silvanus, Sagenkranz des Bayerisch- Böhmischen Waldes,
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lidtiiek Bd. 21. Kurt Dorrien. Der Bericht des Herzog Ernst II. von Koburg über den Frankfurter
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in das konstitutionelle System. 1910. 8. — Histor. Bibliothek Bd. 24; Ernst Troeltsch. Die Be-
deutung des Protestantismus für die Entstehung der modernen Welt. 1910. 8. — Histor. Bi-
IMiothek Bd. 25; Dr. Mich. Strich. Liselotte und Ludwig XIV. 1910. 8. — Handbuch der Mittel-
;Llterlichen und Neueren Geschichte, herausg. von Below und Meinecke; Eduard Fueter, Geschichte
der neueren Historiographie. 1911. 8. — Handbuch der Mittelalterlichen und Neueren Geschichte,
herausg. von Below und Meinecke; Oswald Redlich, Urkundenlehre von W. Erben, L. Schmitz-
Kallenberg und O. Redlich, III. 1. Die Privaturkunden des Mittelalters. 1911. 8. — Handbuch
der Mittelalterlichen und Neueren Geschichte, herausg. von Below und Meinecke; Adalbert Wahl.
Geschichte des europäischen Staatensystems im Zeitalter der französischen Revolution und der
Freiheitskriege. 1789— 1815. 1912. 8. — Geh. Archivrat Otto R i e d e r: Dissertation, Toten-
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Verlag: Deutsche Schrifttafeln des IX. und XVI. Jahrh. II. Abt. 1911. 2. — Alte Meister der
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F. W. G. Rot h. Verlag: Ders., Botanische Schriften des 16.— 20. Jahrh. Teil 1 und II. Hand-
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— 20 -
1732. 1. Alex. Wilk'. 15etl- uiui Tu.uciuI-IUk-Ii. \7\2. S. Iioiikm.il i1i.t lieuiuls«.lialt liir
Louis Met/.i;or. St.uiinibiKii. ISOO. S. — Nördlinscii. G. 11. Deck. Verlu.i^: .hihrhiKJi liir die
ev;iiiu.-Uitli. Luiideskiiche Bayerns XI. Jalirt;. l')ii. s. Nürnbersj. K.ul. Reuieruiisisrat
Esper: Nordpfälzer Gesdiiclitsblütter Jahr.u. VI. Vll. VI 1 1. ( l<)()<)— 11.) S. — Der « e-
s c h ii f t s f ü h r e n d e A u s s c h u B des 8. D e u t s c h e ii S ä n ji e r b u ii d e s f e s t e s
zu Nürnberg: Festzeitunii' (des 8. Deutschen Sängerbundesfestes, Nürnbersi 1912) Nr. l.
1. Januar 1Q12. 2. — G e n e r a 1 ■ A n /. e i g <-' i'- Verlag: Nürnberg;- Fürther Kontur- Kalender
für das Jahr 1Q12. 2. — V e r \v a 1 t u n v; der Gottlob G 1 a f e y s c h e n V a ni i 1 i e n-
Stiftung': Stanimbauni der Gesanitfamilie Glafey. I. Fortsetzunn' 1891 — 1911- 1911- 8. —
K. Kreisarchivassessor Alb. G um bei: Ders., Die Scheßlitzer, gen. Schnitzer, eine Nürnberger
Goldschniiedefamilie des XV. Jahrhunderts. S.-A. 1911- 8. — K o n r. H ö r m a n n, Sekretär
der Naturhistorischen Gesellschaft: Relation oder Nürnbergische Kriegs-Cronica . . . der . .
Händel ... so sich zwischen der Königlichen Schwedischen Armee eines Theils, dann auch der
Wallsteinischen vnd Bayrischen Armee andern Theils. bey Nürnberg, von dem 4. Junij, bis auff
den 8. 9. 12. vnd 13. September dieses I632. Jahr verloffen . . .hat. I632. (Zweyter Druck.) 4.
— Kurze und ausführliche Beschreibung von der großen Theuerung welche sich in Nürnberg . . .
1770'. 1771 und 1772 bis Anfang 1773 ereignet . . . o. J. 4. — H e i n r i c h K r a u t m a n n:
Stammbuch aus der 1. Hälfte der 60 er Jahre des 19- Jahrhunderts, in gesticktem Stramineinband. 8.
— Stephan L i e b e 1. Buchdruckereibesitzer: Nordbayer. Verkehrs- und Touristenzeitung.
Vill und IX. 1 — 5- 1911/12. 2. — Nürnbergische K. R. Ober- Postamtszeitung auf das Jahr
1799. Nr. 29. Den 9- März. 2. — Jos. Francisc. Weiß. Verbesserter, Neuer und Alter Zeit-Calender
auf das Jahr 1785- 4. — Dr. phil. Jos. Müller: Die Keuschheitsidee in ihrer geschichtlichen
Entwicklung und praktischen Bedeutung. 2. ganz neu bearbeitete Auflage. 1912. 8. — Ders.,
Philosophie des Schönen in Natur und Kunst. 2. Aufl. 1912. 8. — J u 1 i u s R i n k: Griechisch-
Deutsches Wörterbuch von V. Chr. Fr. Rost. 1829- 8. — K g 1. P o s t a m t s d i r e k t o r
a. D. Aug. Schmidt: Zeitschrift des allgem. deutschen Sprachvereins. 1886 — 1912. 4. —
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Vierteljahrshefte. Heft 1 — 10. September 1909 bis Dezember 1911. 8. — Ders., Vier Broschüren
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Vorstand der S c h i 1 1 e r s t i f t u n g Hof rat Dr. W i 1 h. Beckh: Ders., Ge-
schichte der Nürnberger Schillerstiftung in den ersten Jahren ihres Bestehens. — Olmülz. G e-
m e i n d e r a t p r ä s i d i u m der K g 1. Hauptstadt Ol m ü t z: Statistische Jahr-
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Dr. R. F 0 c k e, Direktor der Kaiser Wilhelm-Bibliothek: Kaiser Wilhelm- Bibliothek in Posen,
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1909. 8. — Straßburg. J. H. E d. H e i t z (Heitz & Mündel), Verlag: Studien zur deutschen
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der europäischen Welt. 1909. 8. — Walter Armstrong, Geschichte der Kunst in Großbritannien
und Irland, o. J. 8. — J. A. Lu.x. Von der Empire zur Biedermeierzeit, o. J. 2. — K. S t a-
t i s t i s c h e s L a n d e s a m t: Beschreibung des Oberamts Münsingen, herausg. vom K. Sta-
tistischen Landesanit. Zweite Bearbeitung. 1912. 8. — Schiedmayer & Söhne, Hof-
Pianofortefabrik: A. Eisenmann, Geschichte der Firma 1809—1909. 0. J. 8. — E. S c h w e i-
z e r b a r t s c h e r Verlag: Ed. O. v. Lippmann, Zur Geschichte des Schießpulvers und der
älteren Feuerwaffen. I899. 8. — Goethe, Sammlung zur Kenntnis der Gebirge von und um
Karlsbad, o. J. 8. — Fr. Darwin, Charles Darwin. Ins Deutsche übersetzt von J. V. Carus.
1893- 8. — Fr. Darwin, Leben und Briefe von Charles Darwin. Ins Deutsche übersetzt von
J. V. Carus. Bd. I~I1I. 1887. 8. — W. S p e m a n n: Spemanns goldenes Buch des Theaters.
1012. 8. — Georg Thierer: Ders., Ortsgeschichte von Gussenstadt. Bd. I. 1912. 8. —
Treptow. Bernhard Zack, Verlag: B. Friedländer. Absolute oder relative Bewegung.
1896. 8. — Ders., Aphorismen. 1911. 8. — Tübingen. H. L a u p p s c h e Buchhandlung:
Tübinger Studien für Schwäbische und Deutsche Rechtsgeschichte, herausg. von F. Thudichum,
II. Bd.. 1. Heft.. Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren Markgrafschaften
Ansbach und Bayreuth von Dr. Christian Meyer. 1908. 8. — H. Fetzer, Einleitung in die plastische
Anatomie für Künstler. 1911- 8. — J. C. B. Mohr (Paul Siebeck): Sammlung ausgewählter
kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften, Freiburg, Leipzig und Tübingen. 1893
bis 1912. 8. — A. Deißmann, Licht vom Osten. 1909. 8. — H. Geizer, Byzantin. Kultur-
geschichte. 1909. 8. — Grundriß der theol. Wissenschaften. 1893 ff. 8. — E. Hennecke, Neu-
testamentliche Apokryphen. 1904. 8. — Lebensfragen, Schriften und Reden. Tübingen 1904—12.
8. — Ernst Lucius, Die Anfänge des Heiligenkults in der christlichen Kirche. 1904. 8. — Karl
Müller, Luther und Karlstadt. 1907. 8. — Die Religion in Geschichte und Gegenwart Bd. I — III.
1909—12. 8. — Heinr. Reese. Hegel' über das Auftreten der christlichen Religion in der Welt-
geschichte. 1909- 8. — Sprache und Dichtung, Forschungen zur Linguistik und Literaturwissen-
schaft. 19IÜ— 12. 8. — Windelband. Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. 1910. 8. —
Ders., Über die Willensfreiheit. 1905. 8. — Washington. T h e S m i t h o n i a n I n s t i t u t i o n :
Ammal report 1910. 191 1. 8. — Weimar. H e r m. B ö h 1 a u s Nachfolger: Quellen und
Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches im Mittelalter und Neuzeit, Bd. I
Heft 1—4; Bd. II Heft 1—2; Bd. III Heft 1, 2 und 4; Bd. IV Heft 1-3- 1906— 11. 8. —
L. Pfeiffer. Steinzeit-Technik. 1910. 8. — Zeitschrift der Savigny- Stiftung für Rechtsgeschichte
XXXII. Bd. Germ. Rom. und Kan. Abt. (I). 1911. 8. — K. Unthesius, Goethe und Karl Ale-
xander. 1910. 8. — Kommission für die Aufzeichnung der Bau- und
K u n s t d e n k m ä 1 e r T h ü r i n g e n s: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft XXXVII.
Großh. Sachsen-Weimar-Eisenach (Wacha, Geisa. Stadtlengsfeld, Kaltennordheim und Ostheim).
101 1. 8. — Wien. W i 1 h. B r a u m ü 1 1 e r, Verlag: J. Adam, Der Natursiim in der deutschen
i)ichtung Bd. I und IL 1906 und 1908. 8. — A. Dopsch, Die landesfürstliche Gesamturbare
des Steiermark aus dem Mittelalter. 1910. 8. — S. Löwy, K. K. Hofphotograph; Österreichische
Kunstschätze, herausg. von W. Snida. I. Jahrg. Heft 3 und 9/10. o. J. (1911-) 8. — K. K. S e k-
tionsrat Sigmund von Kripp: Ders., Die Kripp v. Freudeneck und ihre Familien-
chronik. 1910. 8. — Wiesbaden. August Deffner; Gottfried Müller, Eduard Griese-
bachs literar. Tätigkeit. Ein bibliogr. Versuch. 1907. 8. —
Ankäufe.
(Jac. Sobius) Philalethis civis utopiensis dialogus de facultatibus rhomanensium nuper
publicatis. Henno rusticus. o. O. und J. (Basel 1520.) 4. — Gründlicher Unterricht der edlen
Schreibkunst .... Georg Scheurer. Nürnberg, ca. 1670. qu. 8. — Joh. Neudörffers des Altern
.... Austheilung und Aufreissung der alten Romanischen Versalien .... Joh. Hofmann,
Nürnberg, ca. I670. qu. 8. — Franciscus Rous, Das Innerliche des Reichs Gottes/in drey Ver-
handlungen vorgesellt/nemlich .... 1686. 8. — Andr. Zeiger, Kurtze Anweissung zu Teutsch-
und Lateinischen Schriffter . . . . Ch. Weigel, Nürnberg. 1701. qu. 8. — Fortgesetzte Sammlung
von alten und neuen theolog. Sachen, Büchern, Urkunden .... 1730 und 1736. 8. — P. Zimmer-
mann, Die junge Haushälterinn, Bd. I und IL 1795. 8. — K. H. v. Lang, Merkwürdige Reise
über Erliuii:en, Drosden, Kassel uiul FiiUhi iv.uli Haininelburt;. 1S17 33. S. — K. 11. v. l.;in,ii.
Chronica des Majristrats der Stadt Eulenhausen. (1822.) S. — K. H. v. L:uig, Memoiren I. II.
1842. 8. — Briefe eines deutschen Künstlers aus Italien. Aus den nachiiclassenen Papieren von
Erwin Speckter aus Hamburg. 1. Teil. lS46. 8. — Der Salon für Literatur, Kunst und
Gesellschaft. Herauspejreben von Dohm u. Rodenberg. Bd. I, o. J. S. — H a n d s c li r i f t e n:
Ein schönes und künstliches Büchlein von Arbeit der Goldschmidt. 17- Jahrh. S. — liieron.
Tochterniaim. Etliche Vorschrifften .... 1732. qu. 8. — J. M. Jung, Schreib-Buchs .... 1748.
qu. 8. — J. R. Schuegraf. Chronik von Neu(n)burtr vorm Böhmer-Wald. 1835/37- 2 Bde. 2.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung für Genealogie und Heraldik. Wappenbüchlein ....
durch Virgili. Solls Maler und Burger zu Nürnberg gemacht, o. J. 4. — Hiernnym.
Amnion, Imitatio Crameriana .... 1647- 4. — E. Förstemann. Altdeutsches Namenbuch.
II. Lief. 2, 11 1. Aufl. Herausg. von Jellinghaus. 1911- 4. — J. B. Rietstap, Armorial general,
Facs. 64, 65. 66. Suppl. Facs. 12. 1911- 2 und 8. — Dreßlers Kunstjahrbuch 1911/12, 6. Jahrg.
(1911.) 8. — A. Bettelheim, Biogr. Jahrbuch und Deutscher Nekrolog XIV. Bd. 1912. 8. —
Deutsche bildende Künstler in Wort und Bild. 1912. 8. — Hessische Chronik Monatsschrift . . . .
I. Jahrg.. Heft 1. (Januar) 1912. 4. — A. Freih. von Minnigerode-Allerburg, Stammbaum der
Freiherrn von Fleckenstein.- S.-A. o. J. 8. — Joh. Sinapius, Schlesischer Curiositiiten (erste)
Vorstellung darinnen die .... Geschlechter des Schlesischen Adels .... beschrieben ....
werden (I. und II. Bd. 1720). 8. Neudruck, o. J. —
Neue T a u s c h s c h r i f t e n.
Weißenburg i. Eis. Verein zur E r h a 1 t u n g d e r A 1 t e r t ü m e r i n Weißen-
burg und Umgebung: 1. — VI. Jahresbericht des Vereins zur Erhaltung der Altertümer
in Weißenburg und Umgebung für das Jahr 1905— 10. 1906— 11. 8.
D e p o s i t u m.
..Biblia"" Nürnberg. Anton Koburger 1482. 2. — ..Registrum psalterii . . . ." Augsburg,
Erhard Ratold. 1494. 4. — Erasmus Roterodamus: ..Paraphrases ....■" Cciln. Eucharius
Cervicornus. 1 522. 8. — Martin Luther: ,,Das siebed Capitel S. Pauli zu den Chorinthern . . ."
Wittenberg, 0. Dr. 1523. 4. — Martin Luther: „Epistel S. Petri . . .'• o. O. und Dr. 1523. 4.
— - Philippus Melanchthon: ..Annotationes ... in Euangelium Matthaei . . .", Straßburg. o. Dr.
1523. 8. — Philippus Melanchthon: Annotationes in Johannem." Haag, Johan. Secerius.
1523. 8. — Martin Luther: ..Die ander Epistel S. Petri . . .•■. Wittemberg. Hans Lufft. 1524. -i.
— Martin Luther: .,Die ander Epistel S. Petri vnd eine S. Judas . . ." Wittemberg, o. Dr. 1524. 8.
— Martin Luther: ,. Epistel S. Petri . . ."" Wittemberg, Nickel Schirlentz. 1524. 8. — Joannes
Bogenhagins (Pomeranus): ,,Indices . . . in Euangelia . . .'" Augsburg, Simpertus Ruff. 1525. 8.
— Philippus Melanchthon: „Annotationes .... in Epsitola Pauli ad Rhomanos ..." o. O. und
Dr. 1525 (Straßburg). 8. — Martin Luther: .,Auslegunge der Epistel vnd Euangelien . . ."
Wittemberg, 0. Dr. 1525. 4. — ..Paulus ein Apostel. Die Epistel sanct Paul zun Galatern".
o. O. und Dr. 1525. 8. — Christoph Hegendorfer: ,,Vber die erst Epistel Petri . . ." o. O. und
Dr. 1525. 8. — Vrbanus Regius: ..Vom hochwirdigen Sacrament des altars . . ."" Augsburg,
Dr. 1525. 8. — Martin Luther: ..Die Epistel S. Paul an die Galater . . ." Wittemberg, o. Dr.
1525. 8. — Wentzeslaus Linck: ..Kurtz Summaria oder außzüge der Psalmen . . ." o. 0. und Dr.
1527. 8. — ,,Getrewe Warnung der Prediger des Euangehi zu Straßburg ..." Straßburg, o. Dr.
1527. 8. — Hiob Gast:, ,Grundtliche Antwort . . . auff etlich geschrifft . . . betreffend des Probst
zu Langenzeen ..." o. O. und Dr. 1528. 8. — ,,Ein neues Lied in welchem Fürsten vnd Herren
vnd andere Stend des reychs . . . vyder den Türken treulich vermant werden . . ." Nürnberg,
Friderich Peypus. 1529- 8. — ..Ein büchlein darauß man die jungen knaben lernet lesen". Nürem-
berg, Friderich Peypus. 1529- 8. — ..Grundt vnd vrsach der heyligen schrifft . . ." Nürmberg,
Georg Wächter. 1529. 8. — Martin Luther: ..Praelectio ... in psalmum XLV. Wittemberg,
Johannes Luft. 1534. 8. — Philipp Melanchthon: „Loci Communes, das ist die furnemesten
Artikel Christlicher lere Philippi Melanch verdeudscht durch Justum Jonam. Wittem-
berg, Georg Rhaw. 1536. 8. — Martin Luther: ,,Enarratio psalmorum LI. . . . o. O. und Dr.
1537- 8. — Martin Luther: ,,Enarratio psalmi XC . . . Wittemberg, Vitus Crenzer. 1541. 8. —
Casparus Crucigerus: ,,Enarratio psalmorum . . ." Wittemberg. Jos. Klug. 1542. 8. — „Ervdita
— 23 —
et pia psalmi dixit dominus enar;itio . . ." Nürnberg, Joh. Montanus und Ulrich Neuber. 1543. 8.
— D. Martin. Luther: ..ChristUche Geserg Lateiniscii und deudsch zum Begräbnis". Wittem-
berg. Jos. Kkig. 1543. 8. — Leoniiardus Culmanus: ..in divi Pauli ad Titum epistolam quae-
stiones . . ." Nürnberg. Georg Wächter. 1546. S. — D. Martinus Luther: ,,Brevis ac erudita
enarratio psalmi XXII et XIII . . . Leipzig. Valentin Papa. 1551- 8. — Joannes Brentivs:
..E.xplicatio psalmi quinquagesimi quinti . . ." Tübingen. Ulrich Morhard. 1552. 8. — Joannes
Brentivs: ..Psalmos tricesimos septimos . . . Tübingen, Ulrich Morhard. 1553. 8. — Joh.
Mathesius: ..Vorn Artikel der Rechtfertigung vnd warer Anruffung ..." Nürnberg, Joh. vom
Berg und Ulrich Neuber. 1563. 8. — ,,Ein Vermanug Kayserlicher Majestät sampt aller Stent
des Römische Reichs . . . ." Nürnberg. Christoff Zell, zum weintrawen am Fyschbach. — .,Te
deuni laudannis zu deutscJi . . ." o. O., Dr. und J.
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Glaube und Aberglaube iiti Steinreich von A. M. P a c h i n g e r. Druck und Verlag von
G. Weiffenbach, München 1912. 8°. 96 Seiten und eine Tafel.
Der Verfasser, der sich mit Vorliebe auf wenig gepflegten Gebieten der Archaeologie
und Volkskunde bewegt, bietet uns in seiner neuesten Schrift wieder einen interessanten Bei-
trag zur Kenntnis volkstümlichen Glaubens und Meinens. Der Gegenstand sind die Edelsteine
und die meist abergläubischen Vorstellungen von ihren geheimen Kräften. In der Einleitung
wird die beachtenswerte These aufgestellt, daß diese glänzenden Naturgebilde in der Urzeit
nicht als Schmuck, sondern als Talismane getragen wurden, und im Verlauf dessen, was der
Verfasser über die einzelnen Edelsteine mitteilt, zeigt sich, daß diese Grundanschauung selbst
lieute, wo sie nach der allgemeinen Auffassung nur als Schmuck dienen, wenn auch ver-
kümmert und verheimlicht, noch fortlebt. Gewissermaßen eine Durchgangsstufe vom (jlauben
zum Aberglauben war die Verwendung der Edelsteine in der Medizin. Im zweiten Teil werden
verschiedene Amulette besprochen.
Wir wünschen der kleinen lesenswerten Schrift die weiteste Verbreitung.
Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter von Adolf Franz. 2 Bde. Freiburg
im Breisgau. Herdersche V e r 1 a g s - H a n d 1 u n g. 1909. 8". XXXVIII u. 646. VII
u. 764 Seiten.
Mit einem unvergleichlichen Fleiß hat in diesem Werke der als Historiker und Politiker
in gleicher Weise tätige Verfasser aus liturgischen Handschriften und Inkunabeln ein Material
zusammengetragen, das nach systematischen und geschichtlichen Gesichtspunkten geordnet, eine
reiche Fundgrube nicht nur für den Kirchenhistoriker, sondern auch für den Folkloristen bilden
wird. Für den letzteren wird allerdings das im Vorwort angekündigte Werk des Grazer Ge-
lehrten Schönbach eine willkommene — um nicht zu sagen notwendige — Ergänzung bilden,
in dem auch die nicht kirchlichen Benediktionen, die Beschwörungs- und Zauberformeln sowie
die übrigen abergläubischen Gebräuche des Mittelalters, behandelt werden sollen. Der Stand-
punkt, den der Verfasser selbst der Glaubwürdigkeit der unzähligen in den beiden Bänden an-
geführten Wundergeschichten gegenüber einnimmt, ist in seiner Stellung als Priester der katho-
lischen Kirche begründet und wohl für die große Bedeutung der Sammlung dieser Weiheformeln
irrelevant; jedenfalls wird uns in diesem Werke mehr als in irgend einer Kulturgeschichte zum
Bewußtsein gebracht, wie auch das allergeringste Moment des alltäglichen Lebens im Mittel-
alter von der Intuition eines Mystizismus durchglüht war, der tiefere Zusammenhänge ahnt,
als sie unser eitler Intellektualismus je erfaßt.
Miniaturen aus Handschriften der K. Hof= und Staatsbibliothek in München, iierausge-
geben von Dr. Georg L e i d i n g e r. Heft 1: Das sogenannte Evangeliarium Kaiser Ottos III.
Verlag von Riehn & T i e t z e, München (1912). 2° 23 Seiten Text und 52 Tafeln.
— 24
Zu einem sehr dankenswerten Unternehmen reichten sich liier Herausijeber und Verlejrer
die Hand, indem sie den Entschluß faßten, das in den Cimelien der Münchener Hof- und
Staatsbibliothek ruhende künstlerische Material zu heben und der AUjjemeinheit dessen genuß-
reiches Studium zu ermöjrlichen. Unter dem obenbezeiciineten Titel liet;t nun das erste Werk
der geplanten Serie vor, und es ist ein sehr erfreulicher und vielveriieiß.'nder Anfant;-. Die
Kardinalsfrage des Textes, ob Kaiser Otto III. oder Heinrich II. das Evangeliariuni in Auftrag
gegeben habe, ist u. E. nicht völlig aufgeklärt, aber auch wohl — kunsthistorisch wenigstens
— nicht von der Wichtigkeit, die ihr von mancher Seite beigemessen wird. Mit großer Sorg-
falt und Belesenheit ist die bisher erschienene Literatur zu den einzelnen Abbildungen zu-
sammengestellt, die, im Autotypieverfahren hergestellt, einen so feinen Raster aufweisen, daß
dessen Korn die Schärfe und Klarheit in keiner Weise beeinträchtigt. Ungern vermissen wir
jedoch die Reproduktion wenigstens einer Tafel in den Farben des Originals, denn abgesehen
von der rein ästhetischen Wirkung, die uns hierdurch verloren geht', ist die koloristische An-
schauung der einzelnen Malerschulen auch ein stilkritisches Moment von nicht zu unterschätzender
Bedeutung; und wenn es gestattet ist, von einer monumentalen Buchmalerei zu sprechen, so
fordert die Monumentalität des Blattes 14 zu einer farbigen Wiedergabe geradezu heraus.
Im gleichen Verlage erschien von demselben Verfasser ein „Verzeichnis der wich-
tigsten Miniaturhandschriften der K. Hof- und Staatsbibliothek München,
in dem nach geographischen und innerhalb dieser nach historischen Gesichtspunkten die Schätze
dieses Instituts geordnet und kurz beschrieben werden.
£. TC-ar/t J^l ijif
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuch druckerei, rSürnberg.
1912. Nr. 2.
A.pril— Juni
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
VERWALTUNGSAUSSCHUSS.
Am 31. Mai und 1. Juni fand die Versammlung des Verwaltungsausschusses statt. An der-
selben nahmen teil die Herren Geheimrat Dr. B o d e, Generaldirektor der K. Museen in Berlin,
Direktor Dr. B r i n c k m a n n aus Hamburg, Direktor B r o c h i e r aus Nürnberg, Geheimrat
V. G e r n g r o s aus Nürnberg, Generalkonservator Dr. H a g e r aus München, Geheimrat Dr.
V. H e i g e 1 aus München. Geheimrat Dr. v. H o 1 1 e b e n aus Berlin. Archivrat Dr. M u m m e n-
h o 1 f aus Nürnberg. Staatsminister Graf Posadowsky aus Naumburg, Geheimrat Dr.
V. R e b e r aus München, Professor Dr. S c h r o d e r aus Dillingen, Oberbürgermeister Geheimrat
Dr. V. S c h u h aus Nürnberg, Geheimrat Dr. v. S e i d 1 i t z aus Dresden, Regierungsrat Frhr.
V. Tuch er aus Nürnberg. Rittergutsbesitzer Frhr. v. T i; c h e r aus Leitheim, Geheimrat
Dr. W a g n e r aus Karlsruhe. Als Vertreter des Reichsamts des Innern war Geh. Ober-
Regierungsrat G a 1 1 e n k a m p. als Vertreter des bayerischen Staatsministeriums Ministerial-
rat Dr. Winterstein erschienen; außerdem waren die beiden Direktoren des Museums
Dr. v. B e z 0 1 d und Dr. H a m p e anwesend.
Die Verhandlungen des ersten Tages begannen mit dem Bericht über die Verwaltung des
Museums, welchen Direktor v. B e z o 1 d erstattete. Er gedachte in ehrenden Worten des ver-
storbenen Mitglieds des Verwaltungsausschusses Geheimrat v. T s c h u d i, berichtete sodann
über die im abgelaufenen Jahr ausgeführten Arbeiten, über die wichtigsten neuen Erwerbungen
und über die Gefahren, welche die langdauernde Hitze des letzten Sommers für die Bildergalerie
des Museums mit sich gebracht hatte, sowie über die Maßregeln, welche zur Abwehr von weiteren
nachteiligen Einwirkungen der äußeren Temperatur und zum Schutze der Bilder im allgemeinen
getroffen wurden.
Bei Beratung der Etats für 1913 wurden einige Härten, welche sich aus der Überführung
des Aufsichtspersonals in höhere Gehaltsklassen ergeben hatten, gemildert, und das Personal etwas
vermehrt, auch seine Pensionsverhältnisse günstiger gestaltet.
Hierauf legte Direktor v. Bezold den Entwurf für die Erweiterung des Museums vor.
welchen er auf Grund der vorjährigen Beratungen bearbeitet hatte. Es war verlangt, daß in dem
Neubau die Kunstsammlungen, das Kupferstichkabinett und einige Sammlungs-Abteilungen
untergebracht werden sollten, welche sich über den Rahmen des kulturgeschichtlichen Gesamt-
bildes hinaus selbständig entwickelt haben. Das aus diesem Programm hervorgehende Raumbedürf-
nis erfordert nicht die vollständige Überbauung der Grundfläche der ehem Beckh'schen Fabrik,
sondern es genügt, wenn ein Flügel an der Grenze zwischen dieser und dem alten Museum und
ein zweiter an der oberen Grasersgasse errichtet wird. Aus dieser Lage ergibt sich, daß der Bau
nicht als glänzender Monumentalbau zu behandeln ist, sondern als Bedürfnisbau im höheren Sinn,
für dessen Gestaltung die Anordnung der Sammlungen und deren gute Beleuchtung maßgebend
sind. Nach dem vorgelegten Entwurf sollen die Kunstsammlungen im Obergeschoß untergebracht
werden, die anderen Abteilungen im Erdgeschoß. Die Prüfung des Entwurfs wurde einer Kommis-
sion überwiesen. Über die Finanzierung des Baus wurden einleitende Besprechungen gepflogen.
- 26 —
Zum Schluß wuiiii-'n dio RommissiDiUMi ernannt, wclclu' die Veiw.illunu der ein/einen Abteilungen
/ii prüfen hatten.
Am 1. Juni erstatteten die K(>mmi.>;si(.)nen Bericht über ihre \\ aiirneimnmuen. hine längere
Besprechunu kiuiptte sich nur an den Bericht der Baukommission. welchen Se. Exzellenz Ge-
heimrat B i) d e gab. Es wurde namentlich gewünscht, daß die im HrdgeschoB unterzubringen-
den Abteilungen, soweit sie dem Publikum allgemein zugänglich sind, in engeren Zusammenhang
gebracht und daß für die Kunstsammlungen im Obergeschoß an iiervorragender Stelle einige
kleinere Säle zu größeren vereinigt würden.
Hierauf gab Direktor v. Bezold den Bericiit über die Keclmungen für \[>\\. zu welcliem
Regierungsrat Frhr. v. T u c h e r ein Korreferat gab.
STIFTUNGEN.
In den letzten Monaten sind zu den Erwerbungskosten der vormaligen B e c k h s c h e n
Fabrik wiederum eine Reihe von Beiträgen gespendet worden, für die wir den hochherzigen
Gebern auch an dieser Stelle den herzlichsten Dank auszusprechen nicht verfehlen möchten.
Es wurden uns zu genanntem Zweck überwiesen:
Je 1000 .«, von der Aktiengesellschaft für Glasindustrie vor m.
F r i e d r. Siemens in Dresden, von der Bayerischen Noten bank- Fi li al e Nürn-
berg, von Herrn Geh. Kommerzienrat Fritz von Friedlän der- Fuld in Berlin, von Herrn
Ulrich G m i n d e r. Baumwollspinnereien, Webereien etc.. G. m. b. H.
in Reutlingen, von Herrn Konsul Gustav J a c o b y in Berlin, von den Mannes m an n-
R ö h r e n w e r k e n in Düsseldorf, von Herrn E. M e r c k, Chemische Fabrik in
Darmstadt, von Herren Gebrüder S t u m m, Eisenwerke in Neunkirchen, von Se. E.x-
zellenz Herrn von W a 1 d t h a u s e n, Kaiserl. Gesandter in Kopenhagen, von Frau Geheimrat
0 1 1 i 1 i e Wolf in Magdeburg- Buckau und von einem u n g e n a n n t sein wollenden Stifter.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Vereinen: Nidda. Vorschuß- und Kreditverein A.-G. 5 .ä-
Von Privaten: Bensheim. Paul Kadel. Lehramtsreferendar l Jl. Berlin. Louis Hoyer 3 JL
Buxtehude. Braune. Baugewerkschuldirektor 2 ii. Cadolzburg. Fleischmann, Kgl. Pfarrers M;
Flierl. Kgl. Rentamtsassistent 1 M; Eduard Schneider, Kgl. Rentamtsassistent 1 Ji. Calw, Wurm,
Kgl. Forstmeister in Stammheim 3 Ji. Charlottenburg. Exzellenz Dr. von Holleben. Botschafter
a. D., Wirkl. Geheimer Rat etc. 100 M. Dresden. Dr. Philipp, Realgymnasiallehrer in Borna
5 M. Erlangen. Dr. Grützmacher, Universitäts-Professor 5 Ji: Dr. Hell, Universitäts- Professor
3 Ji; Dr. Kühler, Universitäts- Professor 3 Ji. Freudenstadt. März. Reallehrer l Ji. Fürth i. B.
Salomon Kraus, Kgl. Reallehrer 2 Ji; Hermann Memmel, Kgl. Reallehrer 2 Ji; Gustav Olitsch,
Kgl. Reallehrer 2 Ji; Georges Emile Perret 3 Ji. Fürth i. W. Edelmann. Fabrikant 2 Ji; Frey,
Rechtsanwalt 2 M; Leibig, Pfarrer (Reiseprediger) 2 Ji. Greiz. J. Rud. Nitzsche, Fabrikant
in Werdau 10 Ji. Heidburg. Richard Büschel, Apothekenbesitzer 2 Ji; Schunke. Apotheken-
besitzer in Delitzsch (bisher 1 Ji) jetzt 2 Ji; Wert, Landmesser 2 M; Ernst Wohlleben. Gastwirt
1 Ji. Hermannstadt. Dr. Richard Csaki. Professor 2 Kr.; Dr. Reinhold Horwath 2 Kr. Hof.
Karl Wolffhardt. Kgl. Professor 3 Ji. Innsbruck. Aloys von Lemmen, Handels- und Gewerbe-
kammer-Beamter 10 jii. Iserlohn. Grab, Kommerzienrat in Sundwig 10 .ii; Hermann Kissing,
20 M. Kassel. Graf von Bernstorff, Regierungs- Präsident 3 Ji; Oehler. Landgerichts-Präsident
5 Ji; Ludwig Wentzell, Brauereidirektor 3 Ji. Kreuzburg. stud. jur. Gurassa in Breslau 1 .M,;
stud. jur. Zwinner in Breslau 1 .«. Kronstadt, stud. med. Franz Obert 1 Kr.; Reinhold Obert,
Zahntechniker l Kr. Landshut. Hermann Becker, Major z. D. 3 M. Lichtenfels. Dr. Hofmann,
Kgl. Bezirksamtmann 2 Ji. Maihingen. Deubler, Rentamtsassistent in Wallerstein 1 .ii. Markt-
breit. Karl Zimmermann, Bezirks-Oberlehrer 3 „M. Meiningen. Dr. L. Hutschenreuter, Ober-
lehrer 2 JL; Th. Kroll, Kgl. Landmesser 2 Ji; Theodor Schenk, Herzogl. Oberförster 2 Ji; Hermann
Schubert. Domänenbaurat 3 .ii. Meran. Ferdinand Behrens, Kunstmaler 5 Kr.: Franz Fromm,
Rentner auf Schloß Rametz 10 Kr.; Eberhard Göbel. Kaufmann 3 Kr.; Dr. med. A. Hanckwitz,
Stabsarzt a. D. 20 Kr.; Fräulein Elise Herrmann, Kgl. Seminar-Oberlehrerin a. D. 5 Kr.: Dr. Hohen-
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. 1Q12.
Tafel II.
Goldenes Ciborium aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
i
- 21 -
thal, Professor 5 Kr.; Dr. med. Hans Innerhofer 5 Kr.; Frau Lina Lotz, Sanitätsratswitwe 5 Kr.;
Georg Müller, Buchhändler (bisher 10 Kr.) jetzt 15 Kr.; Oswald Plant, Kunsthändler 3 Kr.; Marie
Schenk, Antiquitätenliändlerswitwe 5 Kr.; Friedrich Karl Schilde, Rentner 5 Kr.; Otto Schulz,
Rentner 6 Kr. Mühlhof- Reichelsdorf. Ludwig Endres, Arzt und Bahnarzt 3 M. Nalla. Fritz
Liihe, Kgl. Bezirkstierarzt 2 M; Fabrikant H. Walther Münch, Rittmeister a. D. in Schwarzen-
bach a. W. 10 Mr, Adolf Schneider, Bürgermeister in Froschgrün 2 M. Nürnberg. Frau Caroline
Angstwurm 3 .Ä ; Fräulein E. Düll, Hauptlehrerin 2 M; Ludwig Feldner, Kunsthändler 3 M;
Fräulein Marie Katzmayr, Stickereilehrerin 3 M; Fritz Linnert, prakt. Zahnarzt 5 M; K. Oster-
tag, Kgl. Gymnasiallehrer, 3 .*; Hans Probst, Konrektor 5 M; J. R. Rosenmaier 3 .Ä; Rudolph
Waiil, Redakteur 3 ,Ä; Bernhard Zembsch, Redakteur 3 M. Ottensoos. Fräulein Julie und
Emmy Seifert 3 M. Plauen i. V. Dr. Bauer, Apothekenbesitzer 3 M. Rastatt. Biehler, Ober-
bahnbauinspektor 1 .Ä ; Bisinger. Oberförster 1 M; Glemm, Hauptmann a. D. in Gernsbach 5 .* ;
Eisenlohr, Bahnbauinspektor l M\ Gotthold, Regierungs-Assessor 1 M; Fabrikdirektor Jacobs,
Kgl. Eisenbahnbauinspektor a. D. 4 iC; Meyer, Fabrikant 1 M; Thoma, Amtmann l .*. Regens-
burg. Jean Seyfried, Direktor (bisher 1 M) jetzt 2 iL Rom. Fritz Toebelmann io Ji. Über-
lingen. Viktor Mezger, Kunstmaler (bisher 2 i() jetzt 3 i^- Weißenburg i. B. G. Baer, Kgl. Regie-
rungsrat 3 Ai; A. Damm, Bankvorstand S M; G. Eisen, Hauptlehrer 2 JC ; A. Fritz, Kgl. Stadt-
pfarrer (bisher 2 M) jetzt 3 M; Karl Kunst, Kaufmann 3 M; L. Zenetti, Apotheker 3 M. Wem-
ding. J. B. Götz, Kgl. Pfarrer in Deining 2 M. Wetzlar. H. Bepler, Kaufmann 10 M,; Kreis-
hochbaumeister Eichhoff, Regierungsbaumeister 3 M. ; Bergrat Groebler, Generaldirektor 20 M ;
Groth, Kgl. Seminardirektor 3 M; Humbert, Fabrikbesitzer (bisher 3 M) jetzt 5 .* ; Jansen,
Direktor (bisher 3 M) jetzt 5 .* ; Jantzen, Direktor 6 M; Kühne, Zahnarzt (bisher 3 M) jetzt 5 M,\
H. Müller, Architekt (bishe 3 •*) jetzt 5 Ai; Raab, Bergassessor (bisher 3 j%) jetzt 5 M. Wun-
siedel. Felsenstein. Kgl. Gymnasiallehrer l M; Flierl, Kgl. Bahnsekretär \ M; R in, Kgl. Real-
lehrer 1 jü.
Einmalige Beiträge.
Kötzschenbroda. Gemeindeverwaltung 5 M. Calw. Carl Reichert. Privatier 2 AI. Korn-
westheitn. Salamander-Stiefel-Gesellschaft J. Sigle & Co. 300 AL
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Unter den neuen Erwerbungen ist ein goldenes Ciborium aus der Mitte des
18. Jahrhunderts (Taf. II) die bedeutendste. Es hat die Form eines Kelches mit abnehm-
barem Deckel. Cupa und Deckel bestehen aus doppelten Schalen, die inneren sind glatt geschlagen,
die äußeren kräftig getrieben. Sie werden am Rand durch ringförmige Fassungen, im Grund durch
Schrauben zusammengehalten. Der Nodus ist gegossen, der Fuß getrieben, die Verstärkung des
unteren Randes ist aufgelötet. Unten ist er durch eine Kupferplatte und eine daraufliegende dünne
Goldplatte geschlossen. Die Verschraubungen sind teilweise neu. Erneuert sind ferner die Ringe
und die Figur Christi, welche den Deckel bekrönt.
Die Ausführung ist meisterhaft, die Treibarbeit außerordentlich hoch und kräftig, so daß
das Metall da und dort gerissen und an einigen Stellen verlötet ist. Durch die Treibung ist das
einfache Profil des Aufbaues unregelmäßig belebt. Die Grundfläche ist viereckig mit geschweiftem
Umriß, und die aus dieser Grundform hervorgehende Vierteilung setzt sich durch die runden Teile,
die Cupa und den Deckel fort. Der Stil ist das entwickelte Rokoko der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Zwischen dem kräftigeren Ornament, das die Vierteilung bezeichnet, stehen frei gestaltete Kar-
tuschen, bald leichter, bald erhabener getrieben, und in diesen Darstellungen aus der Leidens-
geschichte Christi. Ihre Reihe beginnt an der Cupa mit der Fußwaschung, der das Abendmahl,
das Gebet in Gethsemane und der Kuß des Judas folgen. Am Nodus ist die Vorführung vor Hannas,
vor Kaiphas, das Verhör vor diesem und vor Pilatus dargestellt. Dann folgen am Deckel die Geiße-
lung, die Dornenkrönung, Ecce homo und die Verspottung; endlich am Fuß die Kreuztragung,
die Annagelung an das Kreuz, der Cruzifixus und das Vesperbild. Das Relief an der Cupa ist
ziemlich flach, frisch und flächenhaft gearbeitet, die Komposition sorglos in der dekorativen Art
des 18. Jahrhunderts. Die kleinen Gruppen am Nodus sind etwas gedrängt, die am Deckel und
am Fuß sind in hohem Relief getrieben.
28
Die Gesumtwiikuni; ist iclitn/.eiul uiui diiicli das starke Kolict, wio duivh den wohlbediuiiteii
Wechsel von polierten und matten, gepunzten Flächen sehr lebendig;.
Anfangs Juni wurde in Alünchen aus dem Kunsthandel eine archaische H o 1 z f i g u r des
Heiligen Petrus angekauft (Taf. 1 1 1 u. Abb. 9). Sie ist 118 cm hoch, aus Lindenholz,
die am weitesten ausladenden Teile der Arme sind angesetzt; auch am linken AbscliUiß des
Mantels ein Stück angesetzt und zwar in Fichtenholz. Das th^lz ist mit einem Kreidegrund
Abb. 9. Figur des hl. Petrus. 2. Hälfte des 13. Jahrb.
überzogen, der teilweise mit Leinwand unterlegt ist. Auf diesen ist die sorgfältige Bemalung
aufgetragen. Eine spätere Fassung der Gewänder ist auf mechanischem Wege beseitigt worden,
wobei auch die alte Farbe und Vergoldung gelitten hat.
Die Figur hat wenig über vier Kopflängen, der Proportionsfehler liegt im unteren Teil, die
Beine sind unverhältnismäßig kurz. Die Arme sind, wie fast bei allen frühen Holzfiguren, infolge
des Blockzwanges verkürzt. Die erhobene rechte Hand ist oberflächlich behandelt, voll, mit kurzen
Fingern, dagegen ist das Durchscheinen der Finger der linken Hand unter dem Mantel recht gut
H
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I
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— 29 —
wiedergegeben. Diese Hand iiält ein Buch mit einem Sclilüssel. dem Attribut des Heiligen. Die
Figur ist mit einem huij&;en, gegürteten Leibrock und einem Mantel bekleidet, der vorn mit einem
Riemen zusammengehalten wird. Die Falten des Leibrockes fallen fast geradlinig, unten sind sie
eckig umgebogen, unter dem Saum treten die Zehen der Füße vor. Der Mantel ist unter dem linken
Arm eingezogen und mit der Hand gerafft, wodurch eckig gebrochene Falten entstehen. Rock und
Mantel waren vergoldet, am Saum des Mantels war mit schwarzen Linien ein Randstreifen und
innerhalb desselben Ornament aufgemalt, das bis auf wenige Spuren verschwunden ist.
Der Kopf ist sorgfältiger durchgebildet als der Körper; dieser ist hinten abgeplattet und
ausgehöhlt, der Kopf ist ganz plastisch. Um die volle Rundung zu gewinnen ist der Hals vor-
gestreckt. Der Kopf ist schmal und hoch, das Gesicht schematisch, ohne Individualisierung, nament-
lich sind die Augen plastisch nur wenig durchgebildet. Die abstehenden Ohren sind hoch ange-
setzt. Die Halsmuskeln sind angedeutet. Haare und Bart sind in runde Löckchen geteilt. Hinten
am Kopf sind die Züge eines schartigen Eisens sichtbar, das mit großer Kraft geführt wurde,
besonders interessant sind hier die kantigen Bossen für die Locken, welche weiter vorn mit hoch
aufgetragenem Kreidegrund überzogen und in diesem spiralförmig modelliert sind.
Das Gesicht ist starr, die lebendige Spannung der Muskeln fehlt, aber durch die vortreff-
liche, ziemlich wohl erhaltene Bemalung ist doch eine gewisse Belebung erreicht. Diese Bemalung
ist höchst interessant. Das Gesicht hat einen bräunlichen Fleischton, die Wangen sind etwas
gerötet, ebenso die Augenhöhlen unter den Brauen, die Übergänge der Färbung sind sorgfältig
vertrieben. Die Lippen und der Rand des unteren Augenlids sind rot, ferner sind mit roten Linien
bezeichnet die äußere Begrenzung der Augendeckel, die Falten, welche von den äußeren Augen-
winkeln nach den Schläfen laufen und die Runzeln auf der Stirn. Am Rand des oberen Augen-
deckels sind die Wimpern mit aufwärts gerichteten braunen Strichen angedeutet und braune
Bogenlinien bezeichnen die Augenbrauen. Bart und Haar sind schwarz mit grauen Spirallinien
auf den einzelnen Locken. Am Rand des Barts gegen die Lippen und Wangen, sowie an den Rän-
dern des Haarkranzes gegen die Stirn und die Glatze sind einzelne Haare auf die Flächen aufgemalt.
So ist dieser Kopf für die Kenntnis der Polychromie des hohen Mittelalters von großer Bedeutung.
Ich kann die Figur vorläufig nicht in eine lokale Schule einreihen, es fehlt mir das hierzu
nötige Vergleichsmaterial; nach den Angaben des Händlers kommt sie aus Privatbesitz in Salz-
burg, sicher ist sie oberdeutsch. In der zeitlichen Bestimmung war ich anfangs geneigt, sie als eine
provinzielle Arbeit ziemlich späten Ursprungs anzusehen, aber das eingehendere Studium, insbeson-
dere des sorgsam und sicher behandelten Kopfes zeigt, daß sie nicht das Erzeugnis einer weit zurück-
gebliebenen ländlichen, sondern einer an der lebendigen Entwicklung zwar nicht führend aber mit-
gehend beteiligten Kunst ist, welche noch mit einem starken Einschlag archaischer Befangenheit
behaftet ist, den die führenden Schulen schon überwunden haben. Der Kopftypus, die Auffassung
des Organismus im Verhältnis von Knochenbau und Muskulatur sind so doch nur im 13- Jahr-
hundert möglich. Auch die runden Löckchen finden sich nur während einer ganz kurzen Zeit
innerhalb dieser Epoche z. B. in Bamberg und in Magdeburg; das ist um die Mitte des 13- Jahr-
hunderts. Man wird also aucii die Entstehung des Petrus nicht viel später, etwa zwischen 1260
und 1275 ansetzen dürfen.
Zum Schluß sei auf die in der Gesamthaltung, wie in manchen Einzelheiten dieses Kopfes
bestehende Übereinstimmung mit der archaischen griechischen Kunst des ausgehenden 6. Jahr-
hunderts hingewiesen, nicht um genetische Zusammenhänge aufzusuchen, welche nicht bestehen.
sondern um anzudeuten, daß im Übergang einer primitiven Kunst zu naturalistischer Auffassung
eine Entwicklungsstufe eintritt, auf welcher sich gewisse Analogien von selbst einstellen.
B e z o 1 d.
Aber noch ein weiteres wichtiges Originalwerk konnte der Abteilung unserer plastischen Denk-
mäler zugeführt werden, eine aus der Zeit um 1700 herrührende Elfenbein Statuette des
hU Januarius (Abb. 10). Die Legende dieses Heiligen, den die Neapolitaner als ihren Hauptpatron
erwählten und dem zu Ehren sie mehrere Kirchen. Kapellen und Altäre bauten, ist bekannt. Nach
mancherlei erfolglosen Martern wurde er im Jahre 305 auf Befehl des Statthalters Timotheus bei
Solfatara in der Nähe von Pozzuoli enthauptet. Sein Leib, sein Haupt und sein Blut werden in
der Metropolitankirche in Neapel aufbewahrt, und zwar das Blut in zwei oben versiegelten gläsernen
Fläschchen in eingetrockneter, verdichteter Form. Es wurde in diese bei seiner Enthauptung
— 30 —
Abb. 10. Elfenbeinstatuette des hl. Januarius. Um 1700.
— 31 -
von einer frommen Frau frisch aufgefaßt und pflegt bekanntlich, wenn man es in die Nähe seines
Hauptes oder auch anderer seiner Reliquien bringt und denselben gegenüberstellt, wunderbarer
Weise aufzuwallen und flüssig zu werden. Das ganze elfenbeinplastische Werk ist, wie es vor uns
steht, eine großzügig aufgefaßte Allegorie des Heiligen und seines Martyriums. Er selbst steht
als prachtvoll gewandete Figur mit Mitra und Bischofsstab auf vorgesetztem, ebenholzbelegtem
Sockel, dem sich zwei zurücktretende Seitenteile anschließen. Auf diesen sitzen zwei Engel, der
eine mit einer Schüssel, in dem die Fläschchen, der andere mit einem aufgeschlagenen großen Buch.
An den Sockelflächen selbst sind in verschiedenartiger Kartuschenumrahmung drei Elfenbein-
reliefs befestigt, die den Bischof im Kerker zu Nola, seine Enthauptung und schließlich die Auf-
fangung seines Blutes zeigen. Sinnig und wohlüberlegt ist die Gruppe aufgebaut bei starker Be-
tonung der Hauptfigur und frisches Leben fluktuiert in den beiden Engelsfigürchen und den Szenen,
die sich mit dem Leben des Heiligen beschäftigen. Die technische Durchführung zeugt von hoher
Vollendung und nur ein Meister von wirklichem Können, von gesichertem Ruf, den wir vor der
Hand aber noch nicht zu nennen vermögen, kann die Gruppe entworfen, komponiert und ausge-
führt haben. Seine Heimat dürfte im südlichen, vielleicht sogar im südwestlichen Deutschland zu
suchen sein.
Volle 130 Jahre weiter der Neuzeit zu führt uns das reizende D r e i k i n d e r h i 1 d n i s
von X a V e r H e u b e r g e r v. J. 183 1, das mit einer für diese späte Epoche sonst wenig gewohnten
Sorgfalt und peinlichen Feinheit über Schiefer in Wachs bossiert ist (Abb. 11). Jedes einzelne Här-
chen, selbst die Seidenbauschen der Ärmel und die durchbrochenen Spitzen des Halssaumes stehen
plastisch greifbar ab und wir bewundern, abgesehen von der Schärfe der Charakteristik, die fast
unerreichbare Virtuosität der Technik dieses für unsere Sammlung so wichtigen Kleinwerks. Xaver
Heuberger war seinem Hauptberuf nach Schauspieler und hielt sich vorübergehend in Ravens-
burg auf.
Auch über den kleinen B i e r k r u g in blaugemalter Fayence ist ein kurzes Wort
zu sagen. Mit ährenförmig geflochtenem Henkel, mit seiner etwas milchig scheinenden Glasur
ist er trotz seiner nicht ganz unversehrten Erhaltung ein charakteristisches Beispiel der frühen Nürn-
berger Fayencekunst. Und dann ist er noch dadurch von besonderer Wichtigkeit, daß er auf der
Unterseite des Bodens die volle Bezeichnung trägt. Und diese lautet: „Johan Andreas
Marx. Anno 1730 den: 1. M a y". Insofern bildet er ein wertvolles Gegenstück zu dem vor
noch nicht langer Zeit erworbenen Teller von C. F. Grebner v. J. 1721.
Eine sehr wertvolle Stiftung war diejenige einer fränkischen Druckstube der
1. Hälfte des 19. Jahrhunderts seitens der Familie G e o r g E b e r t in Ansbach.
Ihre Bedeutung ist deswegen so hoch anzuschlagen, weil der Betrieb der Öldruckerei, Waschdruckerei
und Dampfdruckerei heute nur noch vereinzelt manuell geübt wird und auch das ganze zugehörige
Inventar an Drucktischen, Geräten, Handwerkszeugen, Modeln, Holzhämmern, Farbreibern,
dann bedruckte Stoffstücke, ein Musterbuch, sowie die Geräte zum Reinigen der Model mitüber-
geben wurden. In dieser Vollständigkeit dürfte die Druckstube einzig dastehen und aus diesem
Grunde ist sie für die Geschichte der deutschen Handwerkskunst ein wichtiges Kulturdokument.
Geschenke.
Ansbach. Familie Georg Ebert: Fränkisches Spulenrad, 18. Jahrh., Fränkische Druck-
stube der 1. Hälfte des 19. Jahrh. mit vollkommener Einrichtung und den zugehörigen Geräten,
Werkzeugen und Modeln. Direktor der Heil- und Pflege-Anstalt Dr. Herfeldt: Instrument
zum Herrichten der Kielschreibfedern, 19- Jahrh. — Erlangen. Frau Oberbibliothekar Zucker:
Fingerring aus Golddraht geflochten, daran sieben Ösen mit kleinen Anhängern, 1. Hälfte 19. Jahrh.
— Nürnberg. Franz Apell: Neues und compendiöses Lotteriespiel mit 25 Losen in koloriertem
Kupferstich, 18. Jahrh. Prokurist Fritz Grämer: „Deutschlands Barometer", Gesell-
schaftsspiel mit 12 Karten, auf denen in kolorierter Lithographie scherzhafte Darstellungen, auf
die Jahre 1848/49 bezüglich. Kaufmann O 1 1 o Gerson: Schwedische Notmünze vom Jahre
1724. Familie Heerdegen: Zwei große Nürnberger Fayencetöpfe, weiß mit Blaumalerei,
18. Jahrh. Johs. Andreas Luckmeyer: Doppel- Flageolett mit Silberklappen und
verstellbarer Vorrichtung zum Blasen von Einzel- und Begleittönen, angeblich aus Kloster Banz
stammend, Anf. 19. Jahrh.; Buchsflöte mit Messingklappen, in Originaletui, 1821. Hofrat
Dr. W i 1 h. Merkel: Chirurgisches Etui von Grangeret in Paris v. J. 1799; Instrumente zu
— 32 —
Aujienoperationen von Liier in Paris in zugehürijjeni Etui, 1850; AAutlerspieKi'! n;icii Se.nalas,
Paris 1856; Klemme /.um Uiiterbiiulen der Eierstockstiele nach Spencer Wells in London, 1S70— Ho;
Intrauterinstifte zur Behandlunv,' der Vor- und RückwiirtsbeuRunsen und -neiKun.uen der Gebär-
mutter mit Stab zum Eintüiiren. 1875 — 82; zwei Instrumente zur Freundschen Totalexstirpation
des krebsigen Uterus. I878; Dr. EUinsjers Instrument zur stumpfen Erweiterunfi des Gebär-
nuitterhalses. ISSO. Frau Oberstabsarzt Nießen: Zwei Iiandgel'ertigte Nähnadeln, 19. Jahrh.
Fräulein Luise Schuh: Hölzerner Garnhaspel mit Ulir zur Fadenmessung, Anf. 19. Jahrh. —
Sanktpölteri. Arciiivar a. D. Fr an z Z i m m e r m a n 11 : Messing Verschlußstück für ein sieben-
bürgisches Hirschhorn- Pulverhorn. — Straßburg i. E. Ingenieur-Assistent von Klucuric:
Abb. 11. Xaver Heuberger: Wachsbildnis dreier Kinder. 1831.
12 Stück galvanoplastische Nachbildungen dem Peter Flötner zugeschriebener Plaketten, Me-
daillen und anderer Arbeiten, sowie eine Gravüre nach dem Wappen auf seinem Grabstein.
Ankäufe:
Plastik, Originale. St. Petrus. Standfigur. Mit der alten, teilweise beschädigten Fassung.
Dreiviertelplastik. Der Kopf vollrund. Lindenholz, die angesetzten Teile Fichtenholz. Ober-
deutsch. AngebHchaus Salzburger Privatbesitz. 1260—75 (Abb. 9u. Taf. 111). — St. Januarius.
Elfenbeinstatuette zwischen zwei Engeln auf Ebenholz-fourniertem Sockel, an dem die drei Elfen-
— 33 —
beinreliefs mit dem Martyrium des Heiligen (Abb. 10). Süddeutsche Arbeit. Um 17OU. —Vier
icleine holzgeschnitzte Figürchen : Christus und Maria Magdalena, Maria und Johannnes, letztere
zu einem jetzt fehlenden Kruzifix gehörig. Aus Oberhessen stammend. Anf. 18. Jahrh. —
Dreikinderporträt (Abb. 11): zwei Knaben und ein Mädchen. Wachsrelief auf Schiefertafel.
Bezeichnet: Xaver Heuberger fecit. 183 1.
Kirchliche Geräte. Goldenes Ciborium in Kelchform mit reichem Rokaillenwerk und
diesem eingefügten Darstellungen aus dem Leben und Leiden Christi (Taf. II). Getrieben,
graviert und punziert. Süddeutsche Arbeit. Um 1740.
Hausgeräte. Stuhl mit reichgeschnitzter Lehne, in welcher zwischen Barockornament
zwei menschliche Fratzen. 17. Jahrh. — Buttermaschine. Spielzeug. Als Bekrönung eine doppel-
seitige Miniatur. Elfenbein und Ebenholz. Um 1700. — Kleiner Fayencekrug mit Landschaft in
Blaumalerei von Johann Andreas Marx, datiert 1. Mai 1730. — Enghalskrug mit Chinoiserie in
Blaumalerei. Unter dem Boden signiert /O. Frankfurt a. M. 18. Jahrh. — Toilettekasten mit
noch unversehrt erhaltener innerer Einrichtung. Mit poliertem Ebenholz fourniert und mit getrie-
benen Messingbeschlägen reich verziert. Anf. 19. Jahrh.
Wissenschaftliche Instrumente. Sonnenuhr von Georg Zorn in Augsburg v. J. 1624 mit
Windfahne, Bussole und kleinem Zirkel. Das Kästchen mit Rankenwerk graviert. Kupfer, ver-
goldet.
Tracht und Schmuck. Ovale Goldbrosche mit allegorischer Frauenfigur über blauem Natur-
stein. Anf. 19. Jahrh. — Kleines eisernes Kreuz auf die Schlacht bei Leipzig. Die Ecken mit
Silberornanientationen. 1813- — Eisernes Kreuz v. J. 1813. Preußen. — Eiserne Medaille Herzog
Ernst's von Sachsen für die Freiwilligen des 5- deutschen Armeekorps, 1814. — Sogen. ,, Pflaum",
eiserne Ovalmedaille für Pfichttreue im Kriege. 1815- — Silberkreuz mit dem Wappen von Sagan
und der Inschrift: .,d. 21**" August 1856". —Ähnliches kleineres Kreuz, ohne Jahrzahl, um 1856. —
Vergoldetes und blauemailliertes Kreuz am grün-weißen Bande mit dem Namenszug König Johannes
von Sachsen. Auszeichnung für die Pflege Verwundeter und Erkrankter. 1870/71. — Ovale Ver-
dienstmedaille des Albrechts-Ordens. Silber.
Bäuerliche Altertümer. Beiderwandgewebe. Grün mit weißen Ranken, bezw. v/eiß mit
grünen Ranken. Aus Schleswig- Holstein. 19. Jahrh.
Bauteile. Runder Schlußstein aus Eichstätt, auf dem in vortretendem Relief die Madonna
mit dem Kinde, 15. Jahrh. — Gußeiserne Ofenplatte von Peter Sorges zu Kraftsolmus v. J. 1585. —
Gußeiserne Ofenplatte mit den Wappen Nassau-Uranien und Spanien. 1. Hälfte 18. Jahrh.
Medaillen. Einseitige Blei-Porträtmedaille auf Otto Heinrich von der Pfalz. Gehar-
nischtes Brustbild im Alter von 26 Jahren. — Religiöse Medaille mit Anbetung der Hirten und
Anbetung der Weisen. Silber, vergoldet. 16. Jahrh. — Ovale Porträtmedaille auf Ernst Graf
von Mansfeld (f 1626). Monogrammiert ^. Bronzeguß, ziseliert und vergoldet. — Neujahrs-
und Friedenswunsch-Medaille auf das Jahr 1628 von S. Dadler. Silber. — Medaille auf die Leiden
während des 30 jährigen Krieges mit sitzendem nacktem Mann und Ansicht der Stadt Nürnberg.
Silber. — Einseitige Bleiporträtmedaille auf Christine, Gattin Ferdinands I. von Medici, von
Guillaume Dupr^. — Augsburger Ratsmedaille auf das Jahr l697 von Philipp Heinr. Müller. Silber.
— Große Silbermedaille auf das Reichsvikariat von Jonas Thiebaut v. J. 1742. — Einseitige
Eisenguß-Medaille auf Lätitia, Mutter Napoleons I. — Großes Taufmedaillon mit dem Namen der
Anna Klara Karolina Ferdinanda von Moese, Edle von Nollendorf, als Taufpatin. Datiert 23. Ja-
nuar 1821. Silber. Wiener Arbeit. — Bronzemedaille auf Ernst Ludwig Großherzog von Hessen
v. J. 1901. Widmung der Künstlerkolonie in Darmstadt. Von Rudolf Bosselt. — Medaille der
bayerischen numismatischen Gesellschaft zum 90. Geburtstag des Prinzregenten Luitpold von
Bayern. Von H. Schwegerle. 191 1. Silber.
Münzen. Halber Taler mit dem Bildnis Jakobs II. Fugger v. J. 151S. Silber.
Stiftungen.
Braunschweiger Stiftung. Medaille auf den Appell des braunschweigischen Prätendenten
Jak. Eduard v. J. 1721. Silber.
3
— 34 —
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Ankäufe.
Botunistli-iiiedi/inisclu's Wiirtc'ibuch, lateiniscli-iii(.'di.'r(.k'iitscli. Als Anlianit eine An/iilil
medizinischer Rezepte. Abschrift v. J. 1531- Piipierhandschrift mit 15 Blättern. — Archiv für
die Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, 4. Bd., l. Heft.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Coburg. Fabrikbesitzer Konrad Eckert: Wechselbrief über 1921 Gulden, 42 Kreuzer
Augsbure:er Korrent, ausgestellt Nürnberji, den 3. März I819, von F. W. von Mercklein: Protest
über den gleichen Wechsel seitens des Notars Dr. jur. Friedrich Heinr. Krauüeneck in Wien, aus-
gestellt 6. September iSlQ.
Ankäufe.
„Tantali fames, Das ist: Beschreibung der vnersetlichen vnd gantz schädlichen Natur
vnd eygenschafft der hefftigen Kranckheit der Geldtsucht". Satirischer Kupferstich mit drei-
spaltigem Gedicht in Typendruck. 1. Hälfte 17- Jahrhundert. — „Müntzbeschickung der Kipper
vnd Wipper". Satirischer Kupferstich mit dreispaltigem Gedicht in Typendruck. 1. Hälfte
17- Jahrh.
KUPFERSTICHKABINETT.
Auch in diesem Vierteljahre hatten wir uns einer namhaften Stiftung zu erfreuen. Hans
T h o m a überwies dem Kabinett zahlreiche Probedrucke seiner graphischen Arbeiten.
Geschenke.
Karlsruhe. Prof. Dr. H a n s T h o m a: 36 Radierungen und 41 Lithographien von Hans
Thoma, meist Probedrucke. — Nürnberg. Dr. Herrn. L i e b s t ä 1 1 e r, prakt. Arzt: 3 Radie-
rungen. 1. Jüdisches Gedenkblatt, Radierung von Herm. Struck. 2. 2 Exlibris des Geschenk-
gebers. Radierungen von H. Barthelmeß.
Ankäufe.
Handzeichnungen. 16. Jahrhundert: Unbekannt (Niederrheinisch ?): Die Bestrafung
der Curtisane, welche den Dichter Virgil verspottete. Getuschte Federzeichnung. Scheibenriß.
1. H. 16. Jahrh. — Jos. Murer: Scheibenriß mit der Darstellung des Opfertodes des Marcus
Curtius und den Wappen der Donatorenfamilien Holzhalb, Mayer von Knonau, Grebell, Beyer
und Flach. Zeichnung in Feder und Sepia, 2. H. 16. Jahrh. — Daniel L i n d t m a y e r:
Scheibenriß mit dem Allianzwappen der gräfl. Familien Hohenlohe-Langenburg und Holstein-
Schwarzburg, darüber zwei Jagdszenen. Zeichnung in Feder und Tusche, 1565. — 17. Jahr-
hundert: Georg Christ. Eimmardt: Inneres eines Badehauses mit zahlreichen
nackten Frauen, Zeichnung in schwarzer Kreide und Rötel, 1644. — Hans Ulrich Jegli:
Scheibenriß, Federzeichnung, schwarz und braun getuscht, 1651. — Unbekannt: 1. Studien-
blatt mit drei Rüstungen. 2. Studienblatt mit Leierkasten (Öl auf Papier). 17- Jahrh. — And.
Holstein: Gartenansicht eines Schlosses mit einem jungen Paar, leicht aquarellierte Federzeich-
nung. 1 7. Jahrh. — 19- Jahrhundert. Fried r. Preller: 2 Bleistiftstudien. 1. Halb-
figur eines jungen Mädchens im Profil nach rechts. 2. Desgl. in verlorenem Profil. — A. F. S c h 1 e-
gel: Junge Frau vor einem Blumenfenster sitzend, in einem Buche lesend, Aquarell. — Karl
Steffeck: Studienblatt mit rennenden Pferden, auf der Rückseite 2 Studien (Kopf und Fuß
einer Ziege) Bleistiftskizzen.
Kupferstiche und Radierungen. 16. — 1 7. Jahrhundert. Monogrammist
R. B. : Cimon und Pero, Passavant IV, 135,15. — M o n o g r a m m i s t F. G. : Der Fahnenträger,
B. 7. 1537-
Ornamentstiche. Corvinian Sawr: Schwarzornan-ent mit großem Stern. (1554.) —
Math. Beitier: 2 Schwarzornamente, das eine mit bischöflichem Wappen, das andere mit pflügen-
dem Bauer. Um 16OO. — Daniel Hailler: Verschiedene Schwarzornamente auf einem Blatt,
um 1600. — 18. J ahrhun dert. J. W. Baumgartner: 4 Blatt. Rocaillen. Wolffgang
Christ. Mayr fec, Mart. Engelbrecht exe, Folge Nr. 43, laufende Nr. 211 — 214. Nicht
— 35 —
bei Jessen. — J. F. H i 1 d t: 5 Blatt. Einige und nacii der neuesten Fa^on eingerichtete Vassi
oder Geschirr (J. Wachsmuth sc, Mart. Engelbrecht exe, Folge Nr. 37, laufende Nr. 180— 184),
Jessen Nr. 648. — F. X. H a b e r m a n n: a. 4 Blatt Rocaillen, Folge Nr. 55- J. G. Hertel exe,
Jessen Nr. 111. b) 4 Blatt Ornements des Fenetres, Folge Nr. 87- J. G. Hertel exe, Jessen
Nr. 111. c) 4 Blatt Rococoornament (z. T. Brüstungen), Folge Nr. 120. J. G. Hertel exe, Jessen
Nr. 111. d) 4 Blatt Rocaillen mit perspektivischen Durchblicken, Folge Nr. 121. J. G. Hertel exe,
Jessen Nr. 111. e) 4 Blatt Rocaillen, Folge Nr. 140. J. G. Hertel exe, Jessen Nr. 111. f) 4 Blatt
Rococovasen bezw. Kannen, Folge Nr. 143 (J- G. Hertel exe), Jessen Nr. 657-
Historische Blätter. Politische Allegorien und Satiren. Allegorische
Darstellung der Stadt Straßburg zwischen Ludwig XIV. und Kaiser Leopold I. Auf Spruchbän-
dern die Verse: „Dum fidei Ludovicus spreta relligione Argentinae Urbis tentat turbare quietem,
Atque suam vestem pro antiquo obtrudere cultu: Ipsa tenax prisci moris fugit ad Leopoldum Qui
recipit Clemens, conservans integra Jura Ejus, ut aeternum possit Germana manere. —
Alsatiae Civitatum Exhortatio ad Argentinam: Argentinam tuas fac, ut praetervehat aures Subdola
Ca lorum vox; nam Te qualis amicus Gallus, vincula nostra docet: hin: fortiter obsta! Auxilium
Deus Omnipoter.s ex Aethere mittet". Kupferstich um 1 700. — Nichtpolitische Allego-
rien und Satiren: 4 Blatt Krähwinkeliaden des Gampeschen Verlags, Nürnberg, 1. H.
19. Jahrh. — Mode und Tracht. Wilhelm, Landgraf von Hessen und seine Gemahlin Elisa-
beth von Hannover mit ihren 12 Kindern. Kolor. Kupferstich. 17. Jahrh. — Nürnberger
Trachten. l.Je3 Paare im Zeitkostüm des 18. Jahrh. auf einem Blatt, in ornamentaler Um-
rahmung. 6 kolor. Stiche. G. W. Knorr exe Norib. Folge Nr. 148. 2. Paare im Zeitkostüm
des 18. Jahrh. (meist Schäferszenen). Kolor. Stiche. 5 vollständige Folgen zu je 6 Blatt des
Verlags von J. C Schmidhammer. 3- Ein arbeitsames Mädchen. Kolor. Stich. 18. Jahrh. —
Festliche Aufzüge. Maskenfestzug um 1820. Kolor. Stich.
Porträts, a) 45 Studentensilhouetten, Lithographien von Garit ( ?). b) 2 Silhouetten-
bildnisse junger Mädchen, c) 1 Studentenporträt (Kupferstich).
Bilderrepertorium. 17 Photographien nach Gemälden und Skulpturen in Mainz.
Witteisbacher- Stiftung. B u r g k m a i r .'' Kaiser Max und Herzog Wilhelm von Bayern.
Holzschnitt (irrtünilic 1 Dürer zugeschrieben, P. 285).
D e p o s i t u m.
Städtische Kupferstichsammlung. 1. Handzeichnung von Anselm
Feuerbach, schlafendes Kind, Kreidezeichnung. 2. Holzschnitte von Albrecht Dürer: a) Die
hl. Familie. B. 96. b) Die hl. Familie mit dem Laute spielenden Engel. B. 97- c) Türkischer
Standartenträger (Albr. Dürer zugeschrieben, vergl. Naumann's Archiv IX p. 212 und Gra-
phische Künste 19O6, Heft 1 der Mitteilungen).
ARCHIV.
Vermächtnis.
Aus dem Nachlasse des zu München verstorbenen Obersten z. D. v. Muffel ging
uns zu: Vidimus des Wappenbriefes für Jacob, Gabriel, Paul und Hans Muffel v. 1550. Nov. 8.,
ausgefertigt durch den Abt Johannes des Klosters Ebrach. 1560. Febr. 12. Perg. Urk. mit
eingemaltem Wappen. Siegel fehlt.
Ankäufe.
„Das Totenbuch der Bruder und Schwester, die aus der Bruderschaft der Muelknecht und
Beckenknecht verschieden sein und in dem Spittal begangen werden". Orig. Perg. Hs. 16 S. 4.
Um 1450—1650. Wahrscheinlich aus Gerolzhofen stammend. — Quittung des Jacob v. Embs
zu Hohenembs für den kaiserl. Zahlmeister Dion, Braun. Galsau. 1508. Febr. 27. Orig. Pap. —
Quittung des Max Sittich v. Embs für den kaiserl. Zahlmeister Dion. Braun. Trient. 1508.
April 20. Orig. Pap. Siegel aufgedrückt. — Schreiben des Kaisers Rudolf II. an die Verwalter
des Kuttenbergischen Handelswesens und die Münzanitleute daselbst. Prag. 1593- Nov. 25.
Orig. Pap.
- 36 —
Aiitoj;r;iplien: Ernst M. Arndt an ? Bonn. 1820. Max 14. — Bettina v. Arnim an
Schade. 1854. Febr. 10 und 1854 Dez. 17- — Ludw. Achim v. Arnim an Kühl in Cassel. 1829.
Jan. 29. — K. Aug. Böttiger an Bouterweck in Göttingen. Dresden. I8l2. März 30. — Joh. Jac.
Breitinger an Ernesti in Leipzig. Turici Helvetiae add. VII. Id. Sept. 1753- — Aug. Ott. v. Essen-
wein an .' 1867 und 1871- — Joh. Gottl. Fichte: „Aus Camcens Lusiade. Gesang 3- Stanze
118". 5 S. 4. — Joh. Casp. Füßli an Ant. Graft in Dresden. Zürich. 1769. Febr. 5- — Con-
volut von Briefen von Gelehrten, die mit Goethe in Berührung kamen; 25 Briefe aus den Jahren
1758—1846. — Joh. Wilh. Ludw. Gleim an ? Halberstadt. 1795- Febr. 12. — Phil.
Hackert an ? Florenz. 1804. Dez. 27. — Jos. Koch an Prof. v. Langer in München.
Rom. 1824. März 7- — 8 Briefe von Justus v. Liebig an verschiedene Empfänger. 1829— 1871.
— Friedr. Overbeck an Feising in Darmstadt Rom. 1835- Nov. 5. — Bittgesuch des Form-
schneiders Hans Rogel zu Augsburg an den Kaiser, seinen Plan der Stadt Augsburg, betr. Augs-
burg. 1563. April 27- — Friedr. v. Schlegel an ? Weimar. 1803. Jan. 27. — Friedr.
Tieck an ? München. 1809. Nov. 9- — Friedr. Tieck an Ed. Devrient. Berlin. 1840.
Nov. 21. — J. H. W. Tischbein an Dr. Meyer in Bremen. Hamburg. 1808. Febr. 5. — Ders.
an Dr. Meyer in Bremen. Eutin. 1808. Nov. 7. — J. P. Uz an Gleim in Halberstadt. Ansbach.
1794. Sept. 21. — Convolut von Künstlerbriefen (Barth, Bause, P. v. Cornelius, Chr. L. Hagedorn,
Rauch, Rietschel, Schwerdgeburth, Fr. Tieck, Tischbein u. a.); 29 Briefe aus den Jahren 1768— 1874.
— Convolut von Briefen namhafter Historiker des 19. Jahrh. 25 St. — Convolut von Briefen nam-
hafter Geographen, Ethnographen, Anthropologen und Reiseschriftsteller des 19. Jahrh. 20 St. —
Convolut von Briefen von Staatsmännern, höheren Beamten und Politikern des 19. Jahrh.
120 St.
Hohenzoilern' Stiftung. Schreiben des Generals Otto v. Schlabrendorff an den Kurfürsten
Friedrich III. von Brandenburg aus dem Türkenkriege. Ungarisch- Freystättel. I697. Juli 8.
Orig. Pap.
Autographen: Chr. Ewald v. Kleist an Ewald in Dresden, drei Briefe vom Kriegsschau-
platze. Zittau. 1757- Jan. 3. Zittau. 1757- Febr. 21. Halle. 1757- März 14. — Ernst Ludw.
Heim an Volkmar in Goslar. Meiningen. 1775. Mai 15. — Ders. an v. Werder in Magdeburg.
Berhn. 1827. März 20. — Porträt des Prof. Joh. Andr. v. Segner in Halle; auf der Rückseite
anerkennende, dankbare Bemerkungen E. L. Heims, seines Schülers. Berlin. 1813. Dez. 6. —
28 Briefe Friedrich Fröbels, 24 aus der Zeit der Freiheitskriege, die Fröbel als Mitglied der Lützow-
schen Freischar mitmachte, an Prof. Weiß in Berlin. 176 S. 8. — Prinz Karl v. Preußen an
Riemer in Weimar. Glienike. 1834. Oct. 13.
Witteisbacher- Stiftung. Brief des Kronprinzen Ludwig v. Bayern an Schlichtegroll in
AAünchen. Salzburg. 1813- Juni 3. Autogr.
Braunschweiger Stiftung. Autographen: Herzog Ferdinand v. Braunschweig an . . . . ?
Münster. 1759. Febr. 16. BeiHegend Konzept eines Briefes an den Herzog; auf der Rückseite
Skizze eines Gefechts bei Lebus. — Joach. Heinr. Campe an Gottl. Campe in Holzminden. Braun-
schweig. 1788. Aug. 29. und 1808. Oct. 14. — Herzog Friedr. Aug. v. Braunschweig-Oels an
Chr. Leiste in Wolfenbüttel. Braunschweig. 1789. Sept. 1. und Berlin. 1791- Jan. 17.
BIBLIOTHEK.
Als die bedeutsamste Erwerbung für die Bibhothek während des letzten Vierteljahrs muß
der frühe Druck eines alten deutschen Heldengedichts, das dem Sagenkreise des Dietrich
von Bern angehört und in der Literaturgeschichte unter dem Namen „Sigenot" geht, an-
gesehen werden. Die wertvolle Inkunabel, von der wir in Abb. 12 zwei Seiten wiedergeben, wurde
aus dem Handel erworben und soll vor einigen Jahren bei baulichen Umänderungen in einem Alt-
nürnberger Patrizierhause hinter einer Holzverschalung zum Vorschein gekommen sein. Leider
läßt der Zustand des Büchleins, wie dies so häufig bei den Wiegendrucken alter Volksepen der
Fall ist, viel zu wünschen übrig: nicht nur daß die anderthalb ersten Bogen und auch am Schluß
des Buches noch zwei Blatt fehlen, es sind auch die uns erhaltenen 65 Blätter (mit 36 Holzschnitten)
durch Feuer, Rauch und Mäusefraß zum Teil arg mitgenommen, zum Glück meist ohne wesent-
lichen Textverlust, sodaß die Auffindung und Sicherung dieses Dietrich von Bern in Oktav gleich-
wohl als ein wesentlicher Gewinn betrachtet werden muß. Sind doch von der gleichen Ausgabe
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bisher nur einijje \vemi;e Bliitter in der Köiiij,Miclieii Bibliotiiek in Berlin bekannt geworden, die
dort als der Hans Bänilersclien Offizin zu Augsburg entstaniniend bestimmt worden sind, und
scheinen doch die späteren Ausgaben des Dietrich von Bern, insbesondere die aus Heinrich
Knoblochzers Offizin zu Heidelberg hervorgegangenen, sowohl literarisch wie künstlerisch,
d. h. bezüglich der Holzschnitte, von jenem frühesten Bämlerschen Drucke, der um das Jahr
14S0 entstanden sein mag, abzuhängen.
Unter den übrigen Erwerbungen sind vor allem iiocli ein paar A 1 t d o r f e r S t u d c n t e n-
s t a m m b ü eher hervorzuheben, von denen das eine, etwas ältere und sehr viel reicher ausge-
gestattete einstmals Christoph Jakob Pfund, das andere Benedikt Wilhelm Zahn angehört hat.
Beide A\äniier sind in der Nürnberger Lokalgeschichte bekannte Persönlichkeiten, über deren
Leben uns das nürnbergische Gelehrtenlexikon von Will und Nopitsch (III, 166 f. und VIII. 432 ff.)
ausführlich unterrichtet. Pfund war von 1739 — 1743, Zalm von 1756 — 176O Student in Altdorl.
Abgesehen von manchem interessanten Eintrag sind diese Stammbücher namentlich durch ihren
reichen bildlichen Schmuck ausgezeichnet, der zumeist aus kulturgeschichtlich wertvollen und viel-
facii aucii künstlerisch vortrefflicli in Aquarellmalerei auf Pergament ausgeführten Darstellungen
Abb. 13. Titelblatt zu dem Altdorfer Studentenstammbuch des Chr. J. Pfund. Um 1740.
vor allem aus dem Altdorfer Studentenleben besteht. Aus der Fülle solcher Blätter des Pfundschen
Stammbuches sind, in unseren Abb. 13 bis 20 acht in etwa % der Originalgröße wiedergegeben.
Auf der Auktion Kastner in Wien (1. Mai) konnten u. a. zwei aus dem Katharinenkloster
zu Nürnberg stammende, noch durchaus den ursprünglichen Zustand mit altem Pergamenteinband
aufweisende G e b e t b ü c h ! e i n aus dem 15. Jahrhundert für Nürnberg zurück-
erworben werden, dazu eine Anzahl trefflich erhaltener älterer Drucke.
Endlich sei hier noch auf die besonders reichen Geschenke von Seiten einiger süd- und west-
deutscher Verlagsbuchhandlungen hingewiesen, die im folgenden genauer verzeichnet sind. Allen
gütigen Förderern unserer Bibliothek sei auch an dieser Stelle aufrichtigster Dank gesagt.
Geschenke:
Aachen. Dr. Friedrich L a u c h e r t: Ders., Geschichte des Physiologus, Straß-
burg 1889- 8. — Amiens. Societe des antiquaires de Picardie: Tableaux et
chants royaux de la confrerie du Pue notre dame d'Amiens. publies par M. Georges Duiant. Paris
1911. 2. — Amsterdam. J. H. Scliolte: Ders., J. J. Cliristoph v. Grimmeishausen und die
niustrationen seiner Werke. S.-A. 1912. 8. — Annaberg. Gras e r s V e r 1 a g ( R. L i e s c li e):
39 -
Elisabeth Cli:irl()ttens Briefe an Kiin^iine v. Wales und Anton Ulrich v. Braunschweig- Wolfenbüttel,
herausgegeben von Hans F. Helmolt. 1909- 8; Brix Förster: Goethes naturwissenschaftliche
Philosophie und Weltanschauung. 1909. 8 ; Volkslieder und volkstümliche Lieder aus dem
sachsischen Erzgebirge . . . gesammelt und mit Anmerkungen versehen von Ernst John. 1909- 8. —
Barmen. Buchhandlung des Blauen Kreuzes: Gottlieb Fischer, Gurt von
Knobelsdorff. O. J. 8. — Basel. Dr. E. M a j o r: Frühdrucke von Holz- und Metallplatten
aus den Bibliotheken des Barfüfierklosters in Freiburg und des Kapuzinerklosters in Luzern.
Straßburg 1911- 4. — Bayreuth. Antiquar F. S e u f f e r, i. F. S e 1 i g s b e r g s A n t i q u a-
r i a t s - B u c h h a n d 1 u n g: Abbildungen des Papsttums durch Mart. Luther. 1545- 2.
Neudruck; Ludwig Zapf, Der Sagenkreis des Fichtelgebirgs. 2. Aufl. 1912. 8. — Bergzabern.
Dr. August J e g e 1. k. Gymnasiallehrer: Ders., Die landständige Verfassung in den ehemal.
Fürstentümern Ansbach- Bayreuth. 1912. 8. — Berlin. K g 1. Akademie des Bau-
wesens: Vorbildliche Glasmalereien aus dem späten Mittelalter. 2. Lieferung; 1911- 2. —
K. P r e u ß. Akademie der Wissenschaften: Abhandlungen der K. Preuß. Akad.
d. W. 1911. Phüos.-Histor. Kl. — Herrn. B a r s d o r f V e r 1 a g: H. Jennings, Die Rosen-
Abb. lt. Aus dem Altdorfer Studentenstammbuche des Chr. J. Pfund. Um 1740.
kreuzer, ihre Gebräuche und Mysterien. 1911. 8; S. Seligmann, Der böse Blick und Ver-
wandtes. 1910. 8. — K ö n i g 1. Bibliothek: Jahres- Verzeichnis der an den Deutschen
Universitäten erschienenen Schriften XXVI: 15- August 1910. — 14. August 1911. 1912. 8;
Berliner Titeldrucke: Verzeichnis der von der Kgl. Bibliothek zu Berlin und den Preuß. Univer-
sitäts-Bibliotheken erworbenen neueren Druckschriften. 1911. 1912.8; Berliner Titeldrucke: Ver-
zeichnis der von der kgl. Bibliothek zu Berlin und den Preuß. Universitätsbibliotheken er-
worbenen neueren Druckschriften, orientalische Titel. 1911- 1912. 8. — P a u 1 C a s s i r e r,
Verlagsbuchhandlung: Lovis Corinth, Das Leben Walter Leistikows. 1910. 8; J. M. R. Lenz,
gesammelte Schriften 4 Bde. 1909. 8. — S. Fischer Verlag: Der Lindenbaum, Deutsche
Volkslieder. 1912. 8. — Egon Fleischel & C o., Verlagsbuchhandlung: Otto Brahm, Das
Leben Heinrichs v. Kleist. 191 1. 8. — G e n e r a 1 v e r w a 1 1 u n g der K ö n i g 1. Museen
in Berlin: Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen. 33- Bd. Heft 2 und 3- 1912. 2. —
K r i e g s m i n i s t e r i u m. M e d i z i n a 1 - A b t e i 1 u n g: Dr. Ewald Stier. Über Links-
händigkeit in der Deutschen Armee. 191 1. 8. — K ö n i g 1. K u n s t g e w e r b e - M u s e u m:
40 -
Haiulbüclier der Koiiigl. Museen zu Berlin: Robert Solnnidt, lJ;is (]las. 1912. 8. — M ä r-
k i s c h e s M u s e u ni: Führer durcli das Märkische A'\useuni. i). Aufl. 1»)12. (S und ,,Das malerische
Berlin" IQll. 2. — Ministerium der Geistlichen und U n t e r r i c h t s - A n-
jr e 1 e sr e n h e i t e n: Ortsverzeichnis der Aufnahmen der Königl. Meßbildanstalt. 1912. 8. —
K ij 1. P r e u ß. AA i n i s t e r i u m f ü r H a n d e 1 u n d G e w e r b e: Jahresbericlit der Kc'iniy:!.
Preußisciien Reirierunijs- und Cjewerberäte und Bert;behörden für 191 1. 1912. S. — .Ministe-
r i u m f ü r L a n d \v i r t s c li a f t . Do ni ä n e n u n d Forsten: LandwirtschaftUche
Jahrbücher Bd. XL. (1911) Heft 1/2; 3/4, 5- Ergzbd. I — III. Bd. XLI (1911) Heft 1, 2. 3/4. 5.
Ergzbd. I. — Ministerium der öffentlichen Arbeiten: Zeitschrift für Bauwesen
Jahrg. LXII. Heft IV— VI mit Atlas 1912. 8 u. 2.; Die Eisenbahnen der Erde 183O— 1910, S.-A.
a. d. Archiv f. Eisenbahnwesen. 4. — D e r R e i c h s k a n z 1 e r ( R e i c h s a m t d e s I n n e r n):
Posse. Die Siegel der Deutschen Kaiser und Könige. III. Bd. 1912. 2. — Georg Reimer.
Verlag: Repertorium für Kunstwissenschaften. Bd. XXXV, Heft 1. 1912. 8. — Der Staats-
sekretär des Innern: Der Obergermanisch- Raetische Limes des Römerreiches. Heidel-
berg 1912. 4. -~ Kuratorium der Beiliner S t a d t b i b 1 i o t h e k: Katalog der Berliner Stadt-
Abb. 15. Aus dem Altdorfer Studentenstammbuche des Chr. J. Pfund. Um 1740.
bibliothek, Bd. 9 und 10. 1912. 8. — Verlag des Vaterländischen Schriften-
Verbandes: Flugschriften des V. S.-V. 21: ,,Der Krieg und die Friedensbewegung" von
Philipp Stauff. 1912. 8. — E. W a s m u t h, Verlag: Dehio und v. Bezold, Die Denkmäler
der deutschen Bildhauerkunst. Lieferung 11. o. J. 2. — W e i d m a n n s c h e Verlags-
buchhandlung: Monumenta Germaniae lüstorica: Epistolaruni tomi VI, pars II fasc. I.
Karolini aevi IV. 1912. 2; Monumenta Germaniae paedagogica, herausgeg. von der Gesellschaft
für die Erziehungs- und Schulgeschichte Bd. L. 1912. 8. — Deutscher Werkbund:
Die Durchgeistigung der deutschen Arbeit. Jahrbuch des deutschen Werkbundes. 1912. 8. —
Bonn. Franz HugoCoblenzer: ..Ahnen Franz Goblenzer". 1912. Qu. -8. — Bremen.
Historische Gesellschaft des K ü n s 1 1 e r v e r e i n s: Bremische Biographie
des neunzehnten Jahrhunderts. 1912. 8. — Brüssel. Joseph Destree, conservateur
des Musdes royaux des arts decoratifs et industriels: Ders., La Dinanderie sur les Cords de la
Meuse. 1904. 8; Exposition de Dinanderies, Aout, Septembre 1903- Guide du visiteur. 1905- 8.;
L'orfevrerie sur les bords de la Meuse. La Dinanderie, l'Argenterie de Table La Ferronnerie. 1905. 8.
41 —
— Charloftenburi;. Kaiser!. N n r ni a 1 - E i c h u n i; s - Kommission: Übersicht über
die Geschäftstätigiceit der Eiciibeiiordeii wälireiid des Jahres 1910. 1912. \. — Chicago. Fritz
V. Frantzius: Ders., Leonardo Da Vinci's „Flora" Bust-Or Mona Lisa in Wax". (Fine Arts
Journal. May Number 1912. 8.) — Dachau. Verlagdes Bücherwurms: „Der Bücher-
wurm" März bis Mai 1912. 8. — Detroit. Mich. U.-S.-A.: KnudMelfHansen: Chronikblätter
der Nachkommen im Mannesstamm des Broder Momsen zu Bopslut im Nordstrande, Nr. 38 u. 39.
1911 und 1912. 8. — Dillingen a. D. P r 0 f e s s o r D r. A 1 f r e d vS c h r ö d e r: Archiv für
die Geschichte des Hochstifts Augsburg. IV. Bd. 1. u. 2. Lief. 1912. 8. — Dinkelsbühl. Fried-
rich Ritter: Ders., Die St. Georgskirche in Dinkelsbühl. (1912.) 8. — Dresden. Der
DirektorderKgl. öffentlichen Bibliothek. Dr. Ermisch, Geh. Regierungsrat:
Jahresbericht der Königl. öffentl. BibHothek zu Dresden auf das Jahr 101 1. 8. — M a x E n g e 1-
m a n n, Konservator b. Kgl. Physik. Salon: Ders., Das Meisterstück des Nürnberger Uhrmachers
Paulus Schuster. S.-A. 0. J. 8. — A r t u r L u e r s .s o n, Dr. med.: Ders., Eine besonders not-
wendige Expedition deutscher Forscher. S.-A. 1912. 8. — ^ K ö n i g 1. S ä c h s. M i n i s t e r i u m
des Innern: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs
Abb. 16. Aus dem Altdorfer Studentenstammbuche des Chr. J. Pfund. 1740.
Sachsen. 35. Heft: Amtshauptmannschaft Kamenz (Land). 1912. 8. — Düsseldorf. Der
Landeshauptmann der R h e i n p r o v i n z: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz
I X. Bd. 2. Heft. 1912. 8. — Ellwangen. G e s c h i c h t s- und A 1 t e r t u m s v e r e i 11:
Die Altertümersammlung auf dem Schlosse Ellwangen. (S.-A.) 1912. 8. — Enns. U n g e n a n n t:
Festschrift zur 700 jährigen Gedenkfeier der Stadtrechtsverleihung an Enns. 1912. 8. — Erlangen.
Fr. Junge: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte. Bd. XVIII Heft 4. 1912. 8. —
Frankfurt a. M. Moritz D i e s t e r w e g, Verlagshandlung: Diesterwegs Deutsche Schulaus-
gaben 15. Bd. 1909. 8; Holzhausen, Heinrich Heine und Napoleon. 1903. 8; Frankfurter
Kalender 1908. 4. — Karl Kiefer: Herausgeber der Frankfurter Blätter für Familien-Gesch. :
Zirkular an die Redaktion des Semi-Gotha, Weimar. (Mit Nachrichten über 6, insbesondere Frank-
furter Familien.) ( 1912.) 2. — K u n s t g e w e r b 1 e r - V e r e i n i g u n g ,, Schnörkel": Jubi-
läums-Festschrift 1887—1912. 1912. 8. — L i t e r a r i s c h e A n s t a 1 1 B ü 1 1 e n & L 0 e n i n g:
Paul Goldmann, Ein Sommer in China. I./II. 2. Aufl. 1900. 8; E. Mentzel, Das Puppenspiel
vom Erzzauberer Dr. Joiiann Faust. 1900. 8; Die Gesellsciiaft, Bd. t: W. Sombart, Das Prolc-
— 42 —
taii:it. («.- m. T.uisi'iul. (). J. S: Tlionuis P. Kraj;, Jon Giiiff. loud. S; Dcis.. Im Jcistlidl.
1906. 8; G. Reck. Meine Gro(3nuitter. Novellen. 1909- >'^: l>as Japaiibud). Hinc Auswahl
aus Lafcadio Hearns Werken. l()li. S: Alfred Pols^ar. Be\vet;iini; ist alles. Novellen und Skizzen.
1900. S. — Hermann A\ i n j i n. Verlag: ,.Alt- Frankfurt"'. Jaiirg. III Heft 4. 1912. 4. —
Franzensbad. M e d. D r. .W i o h. .^1 ü 1 1 e r: Ders., Der Flur- und Ortsname „Eger". S.-A. 1912. S.
— Fratienfeld. H u b e r & Co.. Verlagsbuchhandlung und Druckerei: Schweizerisches Idiotikon.
Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. H. LXXI. Bd. VII, Bogen 67— 76. 1912. 8. —
Freiburg i. Br. Herd ersehe V e r I a g s h a n d 1 u n g: Wilhelm Bäumler, Das katholische
deutsche Kirchenlied. III. und IV. Bd. I891 u. 1911- 8. — Godesberg, Ferd. Jagenberg:
Ders., Familie Jagenberg. 2. Heft. 1912. 8. — Greifswald. D. Dr. F r i e d r. W i e g a n d,
o. Prof. der Theologie: 39 Konvolute aus dem Nachlasse des bekannten Marburger Literatur-
historikers Aug. Vilmar (f 1868) mit Abschriften, Konzepten und Notizen zur deutsciien Literatur-
und Sprachwissenschaft. — Grimma. D r. G e o r g H e n n i n g: Ders., Die Entstehung der Stadt
Grinmia. S.-A. 1912. 8. — Hamburg. OttoBröcker&Co.: ,,Der Hamburger", Jahrg. II,
Heft 1—5 und 6 — 9. 1912. 8; F.Voigt: ,,Ein altes Nürnberger Spielzeug", S.-A. der ebengen.
.^imL
.^bb. 17. Aus dem Altdorfer Studentenstammbuche des Chr. J. Pfund. Um 1740.
Zeitschrift. April 1912. 8. — Hamm, B r e e r & T h i e m a n n: Frankfurter zeitgemäße Bro-
schüren. Bd. XXXI, Heft 4, 6, 8/9. 1912. 8. — Hannover. L a n d e s d i r e k t 0 r i u m der
Provinz Hannover: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. 11. Heft. Hildesiieim
1911. 8. — Heidelberg. Direktion des G r o ß h e r z 0 g 1. Gymnasiums: Dr. H.
Luckenbach, Schmiedeeiserne Grabkreuze im Badischen Lande. (Progr. 1909.) 1909. 4. —
Carl Winter, Verlag: Rieh. Braungart, Die Urheimat der Landwirtschaft aller indogerman.
Völker. 1912. 4; Kuno Fischer. Philosophische Schriften Bd. I— VI. 1892— 1909. 8: Kuno
Fischer, Geschichte der neueren Philosophie Bd. II — X. 1902— 11. 8; Erw. Rohde, Friedr.
Creuzer und Caroline v. Günderode. 1896. 8; Friedr. Pfaff, Die große Heidelberger Liederhand-
schrift I. Teil. 1909, 8: K. Löffler, Geschichte des Verkehrs in Baden. 1911. 8; Zeitschrift
für hochdeutsche Mundarten. Jahrg. I— VI. 190O— 05. 8; Heidelberger Abhandlungen zur
mittleren und neueren Geschichte. Heft 1—33- 1902—11. 8.; German. Bibliothek I. Sammig.
I. Reihe Bd. 2. 3, 4 I, 7, 8, 9; III. Reihe. Bd. 1 u. 2; IV. Reihe Bd. 1. I u. II. 2. 3;
V. Reihe Bd. 1; 11. Abteilung Bd. 1 I, II; 2, 3 I. II. 4, 6. 190O— 1912. 8; Sammlungen Indo-
— 43 —
germanischer Lehrbücher I. Reihe Bd. 1. I. 11. 2, /. 1902—1909- 8; Kuno Fischer: ..Goethe-
Schriften", Bd. 1—9- 1890—1911. 8; Kuno Fischer, „Kleine Schriften". Bd. 1—9- 1889
bis 1904. 8; Indogermanische Bibliothek I. Abt. I. Reihe, Bd. 3—6. 1910. 8; II. Abt. Bd. 8.
— Innsbruck. Professor Ludwig Schön ach: ,,Der Kunstfreund", Jahrg. 1912,
Heft 3/5. 8. — Jena. Eugen Diederichs Verlag: Ernst Heidrich, Altniederländische
Malerei. 1910. 8; Liefmann. Kunst und Heilige. 1912. 8; Maeterlinck, Die Intelligenz der
Blumen. 191 1. 8; Seuse, Deutsche Schriften. 1911. 8; Wackenroder, Werke und Briefe. 1910.
8; Das Zeitalter der Renaissance Bd. 1 — 111. 1910. 8. — Karlsbad. Karl J o h. Bai er:
Griebens Reiseführer Bd. 43: ,, Karlsbad und Umgebung". 1912 — 13. 8. — Karlsruhe. J. B i e 1 e-
feld Verlag: „Berlin und die Berliner". 1905. 8; ,, München und die Münchner". 1905. 8;
Albr. Keller, Die Schwaben in de Geschichte der Volkshumors. 1907; Schley und v. Maurer:
Das Freiburger Theater. 1910. 8. — Verlag der Hofbuchhandlung Friedrich Gutsch,
Aug. Holzmann, Badens Orden und Ehrenzeichen. 1909. 4; Eduard Schuster, Burgen und Schlösser
Badens. O. J. 4. — Geheimer Hofrat Dr. Marc R o s e n b e r g: Marc Rosenbergs Badische
Sammlung X'I. Badische Handschriften. Erwerbungen 1910 — 11. 1912. 8; Marc Rosenbergs
Abb. IS. Aus dem Altdorfer Studentenstammbuche des Chr. J. Pfund. Um 1740.
Sammlung zur Geschichte der Goldschmiedekunst: I. Handschriften zur Geschichte der Gold-
schmiedekunst, bearbeitet von Dr. Herrn. Hamm. 1912. 8. — Kiel. Große grüneSchützen-
g i 1 d e, Vorstand Sanitätsrat Dr. Ehrhardt: Franz Gundlach, Der Schatz der Großen grünen
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1910. 8; Busch, Humoristischer Hausschatz in 13 Einzelbänden. 1909—11. 8; Beiträge zur
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Inhaber von Max Kellerers Buch- und Kunsthandlung: Ders., Die von Berchem in Köln, ihr Stamni-
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Böcklin. 2. A. 1902. 8. — Verlagsbuchhandlung Georg D. W. Callwey:
Avenarius. Hausbuch deutscher Lyrik. 1910. 8; Arthur Bonus, ,, Rätsel", Bd. II. 1907. 8;
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Versuchsanstalt für Photographie, Chemigraphie, Lichtdruck und Gravüre. München 1912. 4. —
Max Franken burger: Ders.. Die Alt-Münchener Goldschmiede und ihre Kunst. O. J.
(1912.) 8. — G. Franzscher Verlag: Siegm. v. Riezler, Die Kunstpflege der Witteis-
bacher. Festrede München 1911. 8. — K ö n i g 1. G e n e r a 1 k o n s e r v a t o r i u m d e r
K u n s t d e n k m a 1 e und Altertümer Bayerns: Die Kunstdenkmäler des König-
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Miirchen. O. J. S; FrieJr. v. Sallet. Kontruste uiui Piuadoxon. O. J. S; Tillicr Cliiiide. Mein
Onkel Benjamin. O. J. S; Franz Blei und Constantin Sonioff. Das Lesebiicli der Marquise.
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Leitschuh. Das Wesen der modernen Landschaftsmalerei. 1S98. 8; Vasari. Lebensbeschreibungen.
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buchhandlung: Dessoir-Menzer, Philosophisches Lesebuch. 1910. 8; W. Sternberg. Die Küche
in der klassischen Malerei; Holländer. Plastik und Medizin. 1912. 8; Schücking. Letzte Er-
kenntnismöglichkeiten. 1911. 8; Utitz, Was ist Stil? 1911- 8; F r a n c k 's c h e Verlags-
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Leo Balet. Schwäbische Glasmalerei. 1912. 2. — K o n r a d W i 1 1 w e r. Buchhandlung: Theod.
Schön. Geschichte der Familie Duvernoy. 1909. 8. — Ulm. Heinrich K e r 1 e r: Rittel-
meyer. Tolstois religiöse Botschaft. 1905. 8; Rittelmeyer, Friedrich Nietzsche und die Religion.
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Osiander und Schwab, Griechische Prosaiker in neuen Übersetzungen: Appian, Cassius Dio, Josephus
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Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses, Bd. XXX Heft 3; ,,Der Hofmaler Hans v. Aachen, seine
Schule und seine Zeit" von Rud. Arth. Peltzer. 1912. 2. — Würzburg. Gurt Kabitzech
(A. Stubers Verlag): Mannus, Zeitschrift für Vorgesch., herausgeg. von Prof. Dr. Gust.
Kossina. I. Ergzbd. 1910. 8; Mannus-Bibliothek. herausgeg. von Kossina. Nr. 3. Bruno Schulz,
Das Grabmal des Theod rieh zu Ravenna 1911. 8; Nr. 5. Phil. Kropp-Jena, Latenezeitliche
Funde an der keltisch-germanischen Völkergrenze zwischen Saale und weißer Elster. 1911. 8;
Nr. 6: Kossina, Die Herkunft der Germanen. 1911. 8; Mannus-Bibliothek, Nr. 4: Bartelt und
Waase: Die Burgwälle des Ruppiner Kreises. 1911. Lex. -8; Umschläge zu den Nr. 1 und
2 derselben Bibli(jthek.
Ankäufe:
Handschriften. Deutsches Gebetbüchlein aus dem Katharinenkloster zu Nürnberg. Pap.-Hs.
vom Ende des 15. Jahrh. 12. — ..Cursus de eterne (so) sapienta" und deutsches Gebetbüchlein
aus dem Katharinenkloster zu Nürnberg. Perg.- Handschrift vom Ende des 15. Jahrh. 12. —
— 49 —
Gilg Tschudi, Kollektaneen aus der Heiligen Schrift und den Kirchenvätern zu bestimmten Stich-
wörtern. Pap.- Handschrift des 16. Jahrh. 2 Bde. 2. — Stanuiibuch des Benedict Wilhehii Zalm
(1756 — 1760 Student in Altdorf) mit Einträgen aus den Jahren 1755 — 1769, fast ausschließlich
aus Altdorf und Nürnberg, mit einigen zum Teil ganzseitigen Aquarellmalereien auf Pergament
und anderem künstlerischen Schmuck. Ganzlederband. Ou--4. — Stämmbuch des Christoph
Jakob Pfund (1739—1743 Student in Altdorf) mit zahlreichen Einträgen von 1739—1744 (dazu
einer von 1749 und einer von 1754) und vielen zumeist blattgroßen Aquarellmalereien (Darstellungen
aus dem Altdorfer Studentenleben usw. Vgl. Abb. 13 bis 20) und sonstigem bildlichen Schmuck.
Ganzlederband. Qu. -4. —
Inkunabeln. (Dietrich von Bern). Fragment des Heldengedichts, das Dietrichs und Hilde-
brands Kämpfe mit dem Riesen Sigenot schildert. 130 Seiten mit 36 Holzschnitten. S". (Augs-
burg, Hans Bämler, um 1480.) (/-.bb. 12).
Sonstige alte Drucke. Das leben vnsers erle//digers Jesu Christi /nach lauttug des hey//
ligen Ewangeli / mit vil andechtiger be- // trachtung/ Nurnbergk durch Johannem Stuchs.
1514. 4; — Sebastian Franck: Das büthschiert // mit siben Sigeln verschlossen Buch //das
recht niemandt auffthun / verstehen / oder lesen kan / //dann das lamb/.... o. O. u. Dr.
1539- 4. — Adam Walasser, Kunst, wol zu- // sterben. // Ein gar nutzlichs hochnotwen- //
diges Büchlin auß H. Schrifft // vnnd alten bewerten Lehrern .... Dilingen. Seb. Mayer, 1569- 8.
— Adam Walasser, Gemahelschafft deß // Himmlischen Künigs. // Ein wunnig- // klich schöns/
alts / vnd // Geistliches Kunstbuchlein/ Dilingen, Joh. Mayer. 1573- 8. — Das betrübte
Dresden. Mit Kupfern. 1726. 4; Marperger, Die einzige Gewalt, welche die Christen gebrauchen
dürften. 1726. 4; Einige gesammelte poetische Blätter. Die versöhnte Gerechtigkeit odr um-
ständliche Relation von d. wohl-verdienten Execution des dresdnerischen Priester-Mörders Franz
Laublers. 1726. 4. Die sogenannten Werke des Teufels auf dem Erdboden. Freyburg 175 1. 8.
— Eyn schon nutzlich büch//lin dryen stetten der heiligen Cristen // heit / Nämlich den Büssern
Besse // rern vnd den Volkommen menschen // zugehörig mit sunst andern hyenach// bestäupten
Tractetlin. (Übersetzt durch den Basler Kartäuser Ludwig Moser. Basel. Mich. Furter.) O. J. —
,, Herzmahner". Nürnberg, Caspar Hochfelder. O. J. 8.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Dietrich von Pleningen, Von Klaffern. // Hernach
volge // Zway puechlein das ain Lu//cianus: vnd das ander Pog- / gius beschriben haben hal- /
/ tend in inen Landshut, Johann Weyssenburger, 15 16. Fol. (Einband mit dem auf-
gepreßten Wappen des Kardinals und Erzbischofs von Salzburg Max Gandolf von Kuenburg von
1668.) — Joannes Dugo Philonius: Tilianus, nel de scientia, bene moriendi, liber. Basel, Joannes
Oporinus. (1533.) 8. — ,, Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien". Bd. XX. 1912. 4. —
Frhr. v. Hornstein-Grüningen, Die von Hornstein und Hertenstein. Ein Beitrag zur schwäbischen
Volks- und Adelskunde. Konstanz o. J. 8. — Rietstap, Armorial general, Fasz. 69- (1912.) 4. —
Gebr. Vogt. Papiermühle, S.-A.: Wappenbilder. Serie II — IV samt alphabetischem Verzeichnis.
Nassauische Stiftung. Archives ou correspondance inedite de la Maison d'Orange-Nassau.
Tom. III. Leyden 1912. 8.
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Die gotischen Wandmalereien in der Kaiser=Pfalz zu Forchheim, ein Beitrag zur Ursprungs-
frage der fränkischen Malerei, von Hugo Kehrer. Abhandlungen der Königlich Bayerischen
Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-philologische und historische Klasse, XXVI. Band,
3. Abhandlung. 82 SS. mit 10 Tafeln und 61 Textabbildungen. Gr. 4".
Wenn dieser an sich nicht gerade umfänglichen Arbeit an dieser Stelle eine ausführlichere
Besprechung gewidmet wird, so geschieht es wegen ihrer Wichtigkeit für die Geschichte der älteren
deutschen Malerei in grundsätzlicher Beziehung. Ein von manchem Kenner
schon geahnter, aber noch nicht schlagend nachgewiesener Zusammenhang wird hier in klarer
Weise analysiert, und noch dazu an einem Gebiet, das für sicli nocii nicht angeschnitten war.
Schrieb doch noch i. J. 1908 C. Gebhardt: „Die Geschichte der Wandmalerei in Nürnberg wird
wohl immer ungeschrieben bleiben müssen". Tatsächlich ist sie liier geschrieben, wenn auch
4*
— 50 —
ikhIi niiiit vollk.uiiimon. was ja vor Siclitiin.y des jj^mzeii Stoffj^jebietes und vor Freilejnmn der uiUlM'
der Tünche noch verborgenen Malereien vorderhand noch nicht niöghch ist. Aber ein Anfang
ist gemacht, und zwar ein guter. Kehrers Arbeit ist von fundamentaler Bedeutung, üaü Nürn-
berg im 14. Jahrhundert mit der btilimisclien Residenz Karls IV. in engstem Zusammenhang ge-
standen hat, ist bekannt. Gleichwohl hat man aus dieser Tatsache nicht die genügenden Schlüsse
gezogen. Kehrer ist der erste, der dies tut und schließlich den Nachweis erbringt, daß Forch-
iu'ini die Pforte für die Einführung der böhmischen Kunst in Nürnberg war.
Die Grundlage der Forchheimer Kunst erscheint aufgebaut auf der allgemeinen Stilrichtung,
die sich in der l. Hälfte des 14. Jahrhunderts von Nordfrankreich und England her in Mitteleuropa
einbürgerte. Das einzige bislang nachweisbare Dokument hierfür bildet das i. J. 1831 durch den
Grafen Seinsheim aufgedeckte Dreiprophetenfresko, der Rest selbstredend eines ganzen Zyklus.
Zeitlich ist es, wie Kehrer auf Grund einer geschichtlichen Tatsache wahrscheinlich macht, ums
Jahr 1353 anzusetzen. Von einem böhmischen Einfluß kann hier mit Bestimmtheit noch nicht
gesprochen werden. Dieser setzt erst ein mit dem i. J. 1907 bloßgelegten Wenzelfresko. Wir
haben in ihm eine satirische Anspielung auf König Wenzel zu sehen. Und zwar schöpfte sein
Verfertiger aus der zwischen 1385 und 1400 entstandenen Wenzelbibel, dem wertvollsten und
wichtigsten böhmischen Denkmal jener Epoche. Zug um Zug wird dies nachgewiesen, und ich
glaube in schlagender Art. Selbst Kleinigkeiten stimmen überein. Der Elefant rechts unten wird
von Kehrer als eine witzige Anspielung auf die notorisch maßlose Trunksucht Wenzels erklärt,
die er selbst übrigens mit seiner ,. entzündeten Leber" entschuldigte. Daß der Künstler mit dem
Anschluß an die Wenzelbibel dem fränkischen Stil neue Bahnen gewiesen, möchte ich nicht
ohne alle Einschränkung behaupten. Stofflich empfing die fränkische Kunst jedenfalls damit
wichtige Anregungen. Zeitlich setzt Kehrer das Wenzelfresko kurz nach dem Jahre 1390 an,
was sachlich und geschichtlich genügend begründet scheint.
Eingehend behandelt Kehrer sodann das große und stimmungsvolle Wandgemälde des
Dreikönigsbildes in der Hauskapelle des Bischofs. Ein neuer entwickelterer Stil gibt sich hier
kund. Der Faltenstil hat auf fränkischem Boden keine Parallele, aber er hat auch in der böh-
mischen Kunst nur indirekte Vorbilder. Im übrigen ist die böhmische Beeinflussung unseres
Forchheimer Malers eine sehr weitgehende, wie ein Vergleich namentlich mit dem Achtheiligen-
bild im Rudolphinum zu Prag (um 138O) erkennen läßt. Selbst Einzelheiten kehren in gleicher
Form wieder. Mit Entschiedenheit weist Kehrer den Gedanken zurück, daß wir in dem zweiten
und dritten König Karl IV. und Wenzel zu erkennen hätten. Die historisch als echt beglaubigten
Bildnisse Karls IV. lassen ihn ganz anders erscheinen, lehren aber weiterhin, daß die sogenannte
St. Georgs- Statue des Berliner Museums, die als Karl IV. angesprochen wird, unmöglich sein
Porträt sein kann. Und ein Gleiches gilt auch vom König Wenzel. Aber auch fränkische Züge
weist das Fresko auf. Fränkisch ist namentlich der Kopfbau der Maria.
Den spätesten Stil der Forchheimer Kunst repräsentiert das Jüngste Gericht der Schloß-
kapelle. Eine direkte Vorlage ist nicht nachweisbar. Entstanden ist es ums Jahr 1400. Von
hier aus führt die Brücke zu den Nürnberger Tafelbildern des frühen 15. Jahrhunderts, wie an
dem bekannten Bilde der Bestattung Mariens im Germanischen Museum dargetan wird. Es
folgt zeitlich fast unmittelbar auf den jüngsten Forchheimer Stil. Die Ähnlichkeit in den
Köpfen ist frappant und hätte fast sogar noch etwas mehr betont werden können. Auch meine
ich, daß sich Kehrer beinahe etwas zu vorsichtig äußert, wenn er sich dahin ausspricht, daß das
Forchheimer Jüngste Gericht vom heutigen historischen Standpunkte aus den eigentlichen Nürn-
berger Stil des frühen 15. Jahrhunderts vorbereiten hilft. Er hätte ohne viel Bedenken angesichts
der vielen Anhaltspunkte, die er beibringt, gerade hier eine bestimmtere Sprache führen können.
Und nun kommt Kehrer zu den Wandmalereien in Nürnberg selbst. Voran steht hier das
i. J. 1902 freigelegte Wandgemälde in der Moritzkapelle, dessen Darstellungen als Szenen aus dem
Leben Karls IV. und seines Sohnes Wenzel erwiesen werden. Es ist sein Verdienst, diese Deutung
als der erste eruiert zu haben. Dann folgt das i. J. 1905 aufgefundene Wandbild in der Sebaldus-
kirche, welches Szenen aus dem Leben des Apostels Paulus bringt, die allerdings an sich unge-
wöhnlich sind. Auch für diese hat die Wiener Wenzelbibel die Quelle gebildet. Die Hauptfigur
des Apostels ist dem Balach der Wiener Wenzelbibel nachgebildet. Der Gewandstil ist fast identisch,
und es ist wirklich sehr lehrreich, das im einzelnen zu verfolgen, wie Kehrer es tut. Hier gibt es
— 51 —
keinen Zweifel meiir. Der Beweis ist schUiK'end. Audi die disputierenden Juden gehen auf höh-
niisciie Vorbilder zurück, und zwar findet Kehrer diese in einem Losbuch aus dem Kreise der Wiener
Wenzelbibel aus der Zeit um 1390. Daneben aber lassen sich auch italienische Einflüsse nicht
ableugnen. Die figurenreichen und verhältnismäßig klar in der Bildarchitektur geordneten Gruppen,
die architektonische Perspektive, sie sind im großen und ganzen von der oberitalienischen Optik
abhängig. Für das Motiv der von unten gesehenen stark abfallenden, kurzen, kassettierten Decke
gibt es in Italien, namentlich in Verona und Padua, zahlreiche Berührungspunkte. Entstanden
ist das Paulusfresko, wie Kehrer wahrscheinlich macht, ums Jahr 1386. Also etwa für die g 1 e i c h e
Zeit können sowohl in Nürnberg wie in dem nahen Forchheim direkte böhmische Einflüsse auf
stilkritischem Wege nachgewiesen werden. Der Wenzelzyklus der Moritzkapelle ist älter als das
Sebaldusfresko. Beziehungen zu dem Fresko mit Karl IV. in der Katharinenkapelle der Burg
Karlstein, auf die schon Gebhardt aufmerksam gemacht hat, sind nicht von der Hand zu weisen.
Entstanden wird er sein bald nach dem Jahre 1378, dem Todesjahr des Kaisers.
Auch mit den wenigen noch vorhandenen Wandmalereien der Frauenkirche (1355 — 61)
beschäftigt sich Kehrer. Leider können diese heute nur noch als sehr fragwürdige Dokumente
in Betracht gezogen werden. Entstanden scheinen sie nicht lange vor dem Zyklus der Moritzkapelle.
Die Freskos der Verehrung der Blutreliquie und der .Marter und Enthauptung des hl. Bartholomäus
können mit einiger Wahrscheinlichkeit um das Jahr 1379 angesetzt werden. Die Szenen der Ursula-
legende sind in ihrem Stil fortgeschrittener und entwickelter. Man wird sie um das Jahr 1400
datieren müssen, vielleicht sogar noch Ende des 14. Jahrhunderts. Am spätesten sind die Fresken
der Katharinenlegende und der Marter der hl. Agatha. Sie sind ums Jahr 1430 entstanden.
In engumgrenztem Rahmen erschließt uns Kehrer ein neues reiches Entwicklungsbild.
Fest umspannt er die entdeckten Beziehungen und Analogien und mit sicherer Hand zeichnet
er in kräftigen Umrissen die gewonnenen Resultate auf. Die Geschichte der fränkischen Malerei
hat dadurch in ihren Anfängen wichtige neue Gesichtspunkte erhalten. .Man wird mit ihnen für
die Zukunft allen Ernstes zu rechnen haben. Fritz Traugott Schulz.
Leben und Bildnis Friedrichs von Hagedorn. Von Dr. H u b e r t S t i e r 1 in g. wissenschaft-
licher Hilfsarbeiter am Museum für hamburgische Geschichte. Mit 5 Tafeln und 8 Textbildern.
(IV. Beiheft, 2. Teil, zum Jahrbuch der hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten XXVIII.
1910.) Hamburg. 1911. Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & S i 1 1 e m. 102 Seiten. 4.
In den bisherigen Arbeiten über Hagedorn ist das rein Biographische meist über der Analyse
seiner einstmals so berühmten und viel gelesenen lyrischen Dichtungen und den daraus abgeleiteten
Schlußfolgerungen auf des Dichters Charakter, Bildung und Bedeutung sehr zu kurz gekommen.
Außer der Kestnerschen Autographensammlung,- die von H. Schuster für seine Dissertation über
Hagedorn (Leipzig, 1882) noch in Dresden benutzt wurde, deren Verbleib sich aber zur Zeit nicht
nachw^eisen läßt, ist seit Jahrzehnten nur selten und spärlich neues archivaHsches Material zur
Lebensgeschichte Hagedorns herangezogen worden. Um so mehr ist es zu begrüßen, daß der
Verfasser für das vorliegende Buch aus einer Anzahl neuer Quellen geschöpft hat, daß namentlich
die Bestände der Sammlung des Senators Dr. Lappenberg in Hamburg und, was die Hamburger
Stadtbibliothek an Briefen Hagedorns und sonstigen auf den Dichter bezüglichen Schriftstücken
besitzt, gründlicher, als es bisher geschehen, ausgebeutet worden sind. Von besonderem Wert
sind unter den hier zum erstenmale nutzbar gemachten und zum Teil auch in extenso wiedergegebenen
Dokumenten ein paar Briefe Hagedorns aus seiner Jenenser Studentenzeit (1726 — 1727), sodann
ein Schreiben des Professors Buddeus in Jena an Joh. Friedr. Winckler, Pastor an der St. Nikolai-
kirche in Hamburg über Hagedorn (1727), ferner ein längerer Bericht Friedrichs an seinen Bruder
Christian Ludwig Hagedorn über die hamburgisch-englischen Gesandtschaftsverhältnisse (1741)
und vor allem mehrere Briefe des Dichters an seinen Freund Johann Nikolaus Giseke, die aller-
dings teilweise nur nach Abschriften in der Sammlung Lappenberg veröffentlicht werden konnten.
Die Originale befinden sich wohl in anderen privaten Autographensammlungen oder auch, wie in
einem Falle festzustellen war, noch im Handel. Unter diesen Briefen an Giseke, die von Stierling
zum erstenmale veröffentlicht werden, befindet sich auch das interessante Schreiben, in welchem
Hagedorn dem Freunde den ersten Eindruck schildert, den Klopstock bei dessen Besuch im
April 1751 auf ihn tjemacht hatte.
Durch die Oi><?"<^'istiu1ien des Verfassers und ihre wertvollen Eri;ebnisse ist unsere Kenntnis
von dem Leben und Wesen Haiiedorns und von seiner übrijjens durcluius bürtjerliolien llerlvuntt
und f-.iniilie. womit sicii die drei ersten Abscimitte der Stierlinjrschen Arbeit befassen, in sehr will
kommener Weise erweitert und vertieft worden, und durch die treffliche (ikononiische Annrdiunm
des iiesamten Stoffes, die alles den Text allzusehr Belastende in die Anmerkun.uen oder in den
Anhani;' verwies, ist zugleich auch ein ani;eneiini lesbares und in seiner Kinteilun« klar übersiciit-
liches Buch zustande ijekommen.
In dem die wichtigsten Quellen zur Lebens,i;eschichte Friedrichs von Ha,t;edorn verzeich-
nenden Anhans^ 4 hiitte unter den nach ihren Aufbewahrunjisorten aufgezählten ..handschriftliciien
Quellen" auch das Germanische Museum genannt werden können, das seit einigen Jahren in seinem
Archive außer zwei kunstgeschichtlich interessanten Briefen von Christian Ludwig (Dresden,
10. April 1/68 und 24. April 177O: letzterer Brief ist an den Kupferstecher Joh. Friedr. Bause
in Leipzig gerichtet) auch ein Schreiben von Friedrich von Hagedorn verwahrt. Es ist der schon
von Johann Joachim Eschenburg (Friedrichs von Hagedorn Poetische Werke, V. Teil. Hamburg.
iSoo. S. 77 f-). doch nicht ganz vollständig, zum Abdruck gebrachte Brief vom 5. April i7S(t an den
blinden Freiberger Dichter Christian Friedrich Enderlein, in dem er diesem empfiehlt, sich an den
..milden" (freigebigen) englischen Augenarzt Taylor ,.more Germanorum" mit einem Lobgedicht
heranzumachen. Von den Stellen, die Eschenburg ausgelassen, aber in seinem Abdruck durch drei
Gedankenstriche gekennzeichnet hat. bezieht sich die erstere auf jenen Bauernsohn und EJichter
Gottlieb Fuchs, dessen sich Hagedorn gleichfalls in der uneigennützigsten Weise angenommen
hatte (vgl. Eschenburg a. a. O. V. 48 ff.. Stierling S. 46).
,,Thr guter Freund, Fuchs," so lautet der betr. Abschnitt, ,,gehet nach Dresden, mit
HofiLung, dort anzukommen. Ich habe ihn Herrn Kirchen- und Ober-Consistorial- Rath Am-
Ende, icelchcr itzo tüchtige Leute mehr als jemahls befördern kan und mit dem ich im Brief-
Wechsel stehe, bestens anempfohlen, bin auch versichert, dafs er Ihrer eitigedejick seyn wird,
wann es ihm wohl gehet." Der Schlußpassus endlich hat folgenden Wortlaut: ,,/ch ersuche,
Ihrem grofsmütigen Gönner, Herrn von Kirchbach »leine ergebenste Empfehlung zu hinter-
bringen und bin jederzeit Meines Lieben Herrn Enderleiiis Dienstbeflissener E. v. Hagedorn"
Der IV. und letzte Abschnitt des Stierlingschen Buches (S. 56 — 81) ist den Bildnissen, die
wir von Hagedorn besitzen, gewidmet. In reizvoller Verbindung mit den Lebens- und Entwicklungs-
phasen des Dichters werden die einzelnen Porträts besprochen und auf ihre Provenienz untersucht,
etwa vorhandene Kopien, sowie nach den Bildnissen hergestellte alte Kupferstiche genau auf-
gezählt und gleichfalls auf ihre künstlerische Bedeutung und auf ihren Wert für die Erkenntnis
der Persönlichkeit des Dargestellten geprüft. Eine Reihe vortrefflicher Lichtdrucktafeln und
Textabbildungen vermittelt uns die Anschauung des Wichtigsten und ermöglicht wenigstens teil-
weise ein Nachprüfen der Ausführungen des Verfassers, die u. a. auch zur Erweiterung unserer
Kenntnis Balthasar Denners, Dominicus van der Smissens und anderer Porträtmaler oder Kupfer-
stecher nicht unwesentlich beitragen.
Ein kurzer Abschnitt über den Plan eines Denkmals für Hagedorn und den lS97 im Harveste-
huder Eichengrund zu seinem Andenken errichteten Granitblock mit bronzener Reliefplatte
beschließt den darstellenden oder untersuchenden Teil des Buches, das in vieler Hinsicht als vor-
bildlich für Monographien solcher Art bezeichnet werden kann. T h. Ha m p e.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdi uckerei, Nürnberg.
I9I2. Nr. 3. üull— September.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUAIS.
STIFTUNGEN.
Die Stiftungen zu den ErwerbungsI<;osten des vormaligen Beckh'schen Fabrikanwesens
fließen in erfreulicher Weise weiter.
Es sind uns seit der letzten Veröffentlichung wiederum nachstehend verzeichnete Beiträge
zugegangen, für die wir nicht verfehlen möchten, auch noch an dieser Stelle den hochherzigen
Spendern wärmsten Dank auszusprechen.
Es gingen uns zu:
10 000 Mk. von Sr. Exzellenz Herrn Reichsrat Hugo Ritter und Edlem von Maffei in
München:
rtooo Mk. von einem ungen annt sein wollenden Stifter;
3000 Ji von der Allgemeinen E 1 e k t r i z i t ä t s - G e s e 1 1 s c h a f t in Berlin ;
je 2000 Ji von den Salpeterwerken, A.-G., H. B. S 1 o m an & C o. in Hamburg und von
den Vereinigten G 1 a n z s t o f f - F a b r i k e n, A.-G., in Elberfeld ;
je 1000 Ji von der Rheinischen Gas motorenfabrik Benz &Co., A.-G.,
in Mannheim; von Sr. Exzellenz Herrn Johann Grafen von Bernstorff, Kaiser!. Deutscher
Botschafter in Washington; von Herrn Geh. Kommerzienrat Th. Bienert in Dresden; von
Herrn Mühlenbesitzer Erwin Bienert in Dresden; von der M a s c h i n e n f a b r i k B r u c h s al
A.-G., vor m. Schnabel & H e n n i n g in Bruchsal; von Herrn Generaldirektor Ludwig
Großberge r in Kneuttingen-Hütte; von Herrn Geh. Kommerzienrat Dr. W. Kalle in
Biebrich; von der G e s e 1 1 s c h a f t f ü r Lindes Eismaschinen, A.-G. in Wiesbaden ;
von der Aktiengesellschaft L u d w. L o e w e & C o. in Berlin ; von Herrn Kgl. Sachs.
Kammerrat Fritz Mayer in Leipzig; von den R ü t g e r s w e r k e n, A.-G. in Berlin; von
Herrn Henry S 1 o m a n auf Rittergut Bellin bei Zehna; von der Chemischen Fabrik
L i n d e n h o f , G. W e y 1 & C o., A.-G. in Mannheim;
je 500 M von Herrn Kommerzienrat Guido Dietel in Wilkau; von der A k t i e n g e s e 1 1-
schaff Gebr. K ö r t i n g in Körtingsdorf bei Hannover; von der Zahn rädert abrik
Augsburg. A.-G., vorm. Job. Renk in Augsburg und von Herrn Geh. Kommerzienrat
W. Z u c k s c h w e r d t in Magdeburg.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Vereinen: Saaifeld. ,, Wandervogel", Ortsgruppe Saalfeld 2 Ji.
Von Privaten: Aachen. Frau C. van Elckhoven, Rentnerin 2 Ji: Carl Meilhaus. Kaufmann
3./C; Otto Meilhaus. Kaufmann 2 Ji; Fran Rob. Ziegler. Rentnerin 3 J'l- Alzey. Peth. Professor, 3 .ü-
Baden-Baden. Dr. Beuttenmüller, Rechtsanwalt 3 Ji; Max Müller, Württembergische Metall-
warenfabrik \ Ji; Dr. Netter. Rechtsanwalt 3 Ji; Pittack, Restaurateur des Kurhauses 3 ^tt'
Rudolf Säur. Hotelbesitzer 3 Ji ; A. Wäldele, Hotelbesitzer 2 Ji; J. Wohl, Hofapotheker 3 -^ü-
Baiersdorf. Prakt. Arzt. Dr. med. Karl Winkler von Mohrenfels. Bahnarzt und Rittergutsbesitzer
— 54 —
?.«. Bamberj;. Schuster, Kaiserl. B;uik vorstand (bisher 2 .W) jetzt 3 .«. Berlin. Paul Siirleur 3 .W.
Brudisal. Julius Bassenge, Droguist (ab 191 1) 1 .H; Berblinger, Fabrikdircktor (statt bisher
1 .K) 2 .11; Emil Ebner, Zeichenlehrer (ab 191 1) 1 JC; Hellinger, Lehramtspraktikant (ab
1911) I Ji; Dr. Fritz Hirsch, Oberbauinspektor (statt bisher 1 .Ä) 2 ,Ä; Klehe, Geheimer
Medizinalrat (statt bisher 1 M) 2 M; Kuhn, Fabrikant (statt bisher 1 ./() 2 Ji; Pfeifer, Lehr-
amtspraktikant (ab 1911) 1 M; Albert Reiß, Fabrikant (statt bisher i Ji) 2 Ji; Dr. Roth-
schild. Rechtsanwalt (bisher 1 M) 2 Ji; Wilh. Schräg, Fabrikant (bisher 1 M)2M; Dr. Strauß,
Rechtsanwalt (bisher 1 M) 2 .«. Castell. Reindel, Pfarrer 1 M; Stock, Pfarrer 1 Ji. Delmold.
Böhmer. Geheimer Regierungsbaurat 2 M; Alex. Hofmann, Fabrikbesitzer 10 ii ; Dr. med. Pape
3.«. Eßlingen. Major von Sonntag 5 .^i- Feucht. Dr. Gierer in Wendelstein 1 M; Girstenbrei.
Pfarrer 1 .iL Feuchtwangen. Christian Dietrich, Kgl. Pfarrer 2 M. Frankfurt a. M. Riedel,
Amtsgerichtsrat 20 M. Hohenwalde i. d. Neumark. Hassenpflug. Forstmeister 10 Ji. Langenzenn.
Bergdolt. Oberlehrer 1 .\L\ Hans Hertlein, Fabrikant 1 M. Lauterbach. Dr. Heß, Kreisamtmann
3 .«. Leitmeritz. Dr. Karl Pickert, Rechtsanwalt in Kufstein (bisher 2 Kr.) jetzt 3 Kr. Lud-
wigsburg. Dr. Staudenmayer, Medizinalrat 2 M. Ludwigshafen. Dr. Braren, Chemiker 3 M;
Dr. Max Kalb, Chemiker 5 .ft; Dr. Richard Laiblin, Chemiker in Heidelberg 3 M; Hanns
Wagner, Rechtsanwalt 5 M. Mülheim a. Rhein. Sr. Exzellenz Dr. F. Gnauth, Finanzminister a. D.
(bisher 2 M) jetzt 10 M. Münchberg. Rudolf Burkel, Fabrikant, in Wüstenselbitz 5 Ai; Albert
Heimeran, Fabrikbesitzerin Helmbrechts \0 M; Arthur Heimeran, Fabrikbesitzerin Helmbrechts
10 M; Hermann Jäger, Apotheker 3 M; Georg Kaiser, Apotheker in Helmbrechts Z M; Dr. Albert
Sauerteig, Kgl. Bezirksarzt 3 it ; Heinrich Wolfrum, Fabrikbesitzerin Helmbrechts 5 it- Neu-
markt i. 0. Joseph Maier, Kgl. Reallehrer 2 M; Karl Schweiger, Kgl. Rentamtsassessor 2 M.
Nürnberg. M. Fischer, 3 M ; Oskar Marx, 3 M ; Mergner, Major 3 M ; Müller, Oberlandesgerichts-
präsident 3 M. Pirmasens. Julius Sandt 3 M; Ziegler, Bauamtsassessor 3 M. Rudolstadt. Alfred
Beyer, Kommerzienrat in Volkstedt 5 M ; Alhert Schönau, Geh. Kommerzienrat in Bad Blanken-
bürg 5 M. Saalfeld. Dr. Petzold, Oberlehrer 2 M. Säckingen. Albert Bally, Fabrikant 2 M;
Dr. Popp, Bezirksarzt 2 Ai. Sagan. Wolff, Apothekenbesitzer 2 Ai. Scheinfeld. J. Heer-
wagen, Kgl. Amtsgerichtssekretär S Ai; V. Kraus, Kgl. Steuerverwalter 2 Ai. St. Blasien. Groß-
herzogl. Oberamtmann M. Heß, Amtsvortsand des Bezirkes St. Blasien 10 Ai. Stein. Alfred
Pozanka, Kaufmann (bisher 2 Ai) jetzt 3 Ai. SturIa=Genova. John Türcke 10 Ai. Wenigerode.
Dr. A. Jordan, Gymnasialdirektor 5 Ai; Runge, Hofapotheker 5 Ji; Schäfer, Oberlehrer S Ai.
Einmalige Beiträge.
Neu=Ruppin. Kreisausschuß 20 iL Offenburg. A. Boeckler, stud. bist. 3 Ji- Springe.
Kreisausschuß 30 Ji.
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Insbesondere hat im letzten Vierteljahr wiederum die Gemäldesammlung wertvolle
Bereicherungen erfahren. Der Zufall wollte es, daß uns ein im Münchener Kunsthandel auf-
getauchter Altarflügel mit einer Dornenkrönung (Abb. 22) hierzu Gelegenheit bot, und sie
wurde auch ohne viel Zaudern benutzt. Bedenklich stimmte uns nur die aus neuerer Zeit her-
rührende starke Restaurierung und Ergänzung der Vorderseite, aber der verhältnismäßig geringe
Preis half uns hierüber bald hinweg. Die Angabe, daß das Bild in Erfurt — es soll aus der
Mariakirche stammen — erworben sei, führte uns dazu, zunächst nach dieser Richtung Forschungen
anzustellen, und diese hatten das für uns angenehme Ergebnis, daß wir in der neuen Erwerbung
ein Dokument der frühen Thüringer, und zwar speziell der ErfurterMalerei be-
sitzen, die bislang noch durch kein Beispiel bei uns vertreten war. Es handelt sich, wie schon
erwähnt, um einen Altarflügel, der 2,145 m in der Höhe und 0,77 m in der Breite mißt, der also
ziemlich ansehnliche Dimensionen aufweist. Die Einschnitte für die Platten der Angeln sind noch
vorhanden. Das ganze Altarwerk muß demgemäß ausnehmend bedeutende Größenverhältnisse
besessen haben. Herr Konservator Dr. Heinz Braune macht uns darauf aufmerksam, daß sich
im Louvre zu Paris ein gleich großes und auch in gleicher Art restauriertes Gegenstück zu
unserem Flügel befindet, das dort als „Französisch, 14. Jahrhundert" geführt wird und das
55 —
Abb. 21: Louvre.
Abb. 22: Germanisches Museum.
Tafelbilder der Geißelung und Dornenkrönung im Louvre und Im Germanischen Museum.
Thüringer Schule. Um 1430.
— 56 —
wir jrleichfalls hier abbilden (Abb. 21). Unser Flügel bestellt aus einer 2^ ^ cm starken Ficiiten-
holzphitte. tlie mit roher Leinwand überzogen ist und aut der über leidlieli diekeni Kreide-
grund in Tempera jremalt wurde. Die Technik liesjt auf der vom Alter stark mit.i^enommenen
Rückseite an vielen Stellen frei zutage. Was nun die Darstellung anbelangt, so spielt in iiir die
Architektur eine große Rolle, nebenbei bemerkt ein für die Thüringer Schule sehr bezeichnendes
.Moment. Eine reiche Baldachinarchitektur entwickelt sich auf der Vorderseite bei strenger Durch-
führung der Zweiteilung, die auch auf die Darstellung ausgedehnt ist. Die figürliche Szene ist
der .Architektur untergeordnet, ja eingezwungen, und beide sind fest miteinander verbunden. Noch
waltet also in gewisser Beziehung das Gesetz des architektonischen Zwanges vor, von dem sich das
Figurale nur langsam loszulösen imstande war. Die hohen Baldachine werden von schlanken
Säulchen getragen und sind mit Spitzbögen, Wimpergen und fensterartig mit Maßwerk geschmückten
Öffnungen reich versehen. Die figurale Komposition ist von strenger, fast ängstlicher Symmetrie.
Die Mitte nimmt naturgemäß Christus als Hauptfigur ein. Sein Körper setzt mit nur geringer
Divergierung nach links die Mittellinie fort. Christus sitzt auf stufenerhöhtem Holzthron, an
welchem die Wiedergabe der Holzmaserung ziemlich weit getrieben ist. Sein hellblauer, engan-
liegender Leibrock ist mit einfachen Mustern schwarz schabloniert. Unten schauen die nackten Füße
hervor, die Zehen anscheinend im Schmerz gekrünmit. Der untere Teil des Gewandes legt sich in
großen undulierenden Falten glockenförmig über den Stufenthron. Die Hände sind gefaltet und
bis Brusthöhe erhoben. Wie die eingeritzte alte Vorzeichnung erkennen läßt, waren die Finger
ursprünglich länger und dünner als jetzt. Das schmale bärtige Antlitz, das im ganzen noch gut
erhalten ist, trägt den Ausdruck des kindlich Naiven und ängstlich Scheuen. Das Haupt ent-
behrt des Glorienscheines. Zu den beiden Seiten Christi je ein Scherge, in Bewegung und Körper-
haltung in strenge Korrespondenz zueinander gesetzt. Sie drücken mit den über Kreuz gelegten
Stäben die bluttriefende Dornenkrone nieder. Beide sind bärtig und tragen kurze Röcke, eng-
anschließende Beinkleider und Schnabelschuhe. Das Gewand des linken ist rotbraun, das des
rechten dunkelgrün gefärbt. Ein Vierpaßfries schließt die über neuem Goldgrund sitzende
Darstellung nach unten ab.
Auf der Rückseite finden wir, wiederum unter einem Doppelbaldachin, Reste zweier Apostel-
figuren. Die linke dürfte Johannes der Täufer sein, während die rechte mit Bestimmtheit als
Jakobus minor gedeutet werden kann.
Daß wir in dem Ganzen kein hohes Kunstwerk zu sehen haben, braucht nicht weiter erörtert
zu werden. Aber als eine gute, achtbare handwerkliche Leistung müssen wir es ansprechen und
es damit in die Kategorie der Denkmäler von mehr kulturgeschichtlichem Wert einreihen, das uns
in schlichter Größe Zeugnis ablegt von der Auffassungsart, von der Darstellungsweise, von der
Durchführung und Technik einer bestimmten Schule innerhalb einer bestimmten Zeit.
In die Nähe welcher anderen Werke nun haben wir das unsrige einzufügen ? Daß es sich
in ihm sehr wahrscheinlich um die Arbeit eines Erfurter Meisters handelt, wurde bereits
erwähnt. Die undulierenden Falten belehren uns. daß der neue Gewandstil schon als etwas
Selbstverständliches in Übung war. Wir sind demgemäß vom Beginn des 15. Jahrhun-
derts schon reichlich entfernt. Ein Vergleich der Schergen etwa mit den Alännchen an einer
Konsole im Chor des Erfurter Domes aus der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert tut dies
noch überzeugender dar. Zwar liegen auch auf unserer Darstellung die Röcke eng an,
aber sie werfen schon reichliche Falten und sind weicher und lockerer in der Anpassung
an den Leib behandelt. Die Szene der Dornenkrönung erweist sich als eine schhchte, mehr
naive Erzählung des sonst derb realistisch dargestellten Vorgangs. Sie entbehrt des frischen
Naturalismus, ist ruhig im Duktus der Linien und durchaus maßvoll in Bewegung und Ge-
bärde. Das Brutale und Rohe der Peiniger, das sonst gerade dieser Szene anhaftet, wird ver-
mißt. Das Figurale ist an die Architektur gebunden und ihr eher subordiniert als koordiniert.
Alles das weist unsere Tafel in die Nähe des Meisters des um 1430—40 entstandenen großen Hoch-
altares im Chor der Erfurter Barfüßerkirche. Was Overmann, Die älteren Kunstdenkmäler der
Plastik, der Malerei und des Kunstgewerbes der Stadt Erfurt. S. XXX und S. 227 ff., von diesem
sagt, gilt teilweise und mit Einschränkung auch von unserer Tafel, die jenem an Wertbeschaffen-
heit jedoch beträchtlich nachsteht. Overmann spricht von der prunkvollen, farbenreichen Gewan-
dung und der fast mädchenhaften Anmut und Weichheit der Männergestalten. Beides darf von den
— 57
Aposteln der Rückseite im besonderen und von der Szene der Vorderseite im all.tri^nieinen gesagt
werden, insofern hier realistische Kraft und derber Naturahsmus uanz und .i^ar fehlen. Und es
ist wolil aucii gerade kein Zufall, daß die Säulciien. welche die Baldaciiinaufbauten tragen, hier
wie dort in gleicher Art dreifach gebündelt sind. Als weitere verwandte Züge nenne ich (siehe
Overmann a. a. O., S. 231 f.) den schlanken Körperbau, die schmalen abfallenden Schultern, die
dünnen, geziert bewegten Finger, das Spielerische, Kraftmangelnde in eigentlich energischen
Bewegungen, die ruhige, flüssig weiche Gewandgebung, in welcher scharfe Kanten und Brüche
fehlen.
Damit soll keineswegs gesagt sein, daß unsere Tafel der Werkstatt des Barfüßer Altarmeisters
entstammt. Dazu ist die Verwandtschaft eine zu allgemeine. Aber das laßt sich doch aus den
Ähnlichkeitszügen, welche festzustellen sind, entnehmen, daß unsere Tafel in Auffassung und
Art mit Bestimmtheit der Zeit, in welcher jener arbeitete, angehört, ja in die nächste Nähe seiner
Werkstatt, nicht etwa seiner Schule, einzugliedern ist. Sie erweist s i c h d e m n a c h
als ein mehr h a n d w e r k 1 i c h e s D o k u m e n t eines in Erfurt ansässigen
oder in Er f u i- 1 ausgebildete n. nicht u n s e 1 b s t ä n d i g e n M e i s t e r s der
Z e i t u m et w a 1 430.
Abb. 23. Ernst Kaiser (1802—1865): Motiv bei Possenhofeii. Ölbild.
Für unsere Sammlung von Bildern aus neuerer Zeit konnten wir eine hübsche kleine Land-
schaft (Motiv bei Possenhofen) von dem Münchener Ernst Kaiser erwerben (Abb. 23). Kaiser, der
am 20. Juli 1802 in Rain am Lech geboren wurde, Schüler der Münchener Akademie war, sich in
München, Mailand und Rom betätigte und am 23. Dezember 1865 in München starb, gehört jenem
Kreis von Künstlern an. die schon in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in München
eine wirklich naturwüchsige Kunst trieben. Einer der ersten, die sich anfangs der 20er Jahre
von der steigenden Bedeutung der Stadt als süddeutsches Kunstzentrum dorthin gezogen fühlten,
war Karl Rottmann (1798— 1850), von dem wir erst jüngst zwei Bilder erwarben. Wir wissen,
daß die großen Meister historischen Stils nicht ohne Einfluß auf ihn waren. Aber nicht minder
war es die Schönheit der altdeutschen Landschaften, die nachhaltend auf ihn einwirkte. So kam
er dazu, die Schönheit eines Naturmotivs in der großen und edlen Auffassung zu suchen und nur
— 58 —
die charakteristischen Züge der Sache wiederzugeben. Fast gleichzeitig mit ihm kam iieiiirich
Heinlein (1803—85) nach München, der bekanntlich erst als Architekt tätig war. dann aber zur
Malerei überging und eine der Art Rottmanns verwandte Richtung einschlug. Ihnen gesellte sich
weiterhin Kaiser zu. der mit feinem poetischen Gefühl alsbald anfing, das Stimmungsbild zu
pfle^gen, sodaß nun auch diese Seite der Landschaftsmalerei einen kräftigen Impuls erhielt. Doch
muß betont werden, daß er weit mehr Naturalist ist als die beiden anderen. Man braucht z. B.
nur die stark romantisch bewegte Darstellung des westlichen Abhanges des Ortler von Heinlein
mit unserem Bilde zu vergleichen, um sich des nun einmal nicht hinwegzuleugnenden Unterschiedes
in der Auffassung bewußt zu werden. Kaiser fehlt bei dem in seiner ganzen Schlichtheit persönlich
durchdrungenen Naturmotiv jedes Pathos, jede gemachte Pose. Er hat das Landschaftsbild in
der ganzen Tiefe seines inneren Wertes erfaßt und ergründet. Übrigens hat Kaiser schon früh
die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, heißt es doch von ihm in einem Bericht über die Münchener
Kunstausstellung vom Jahre 1827: „Dieser Künstler faßt die Natur großartig und poetisch auf
und scheint nur vor zu dunklen und grellen Farben sich hüten zu müssen". Unser Bild hat sich
von dem hier gerügten Mangel freizuhalten gewußt. Es herrscht ein weicher gedämpfter Gesamtton
vor. Nur der Himmel erstrahlt in lichterem Blau, das durch kräftiges Weiß getrennt ist, ein Moment,
das übrigens für Kaiser bezeichnend ist. Ich erinnere nur an die hübsche Gebirgslandschaft der
Berliner Jahrhundert-Ausstellung, die sich im übrigen durch eine ähnliche idyllische Ruhe aus-
zeichnete wie unsere Landschaft und die ebenfalls mit ruhendem und weidendem Vieh staffiert war.
Unsere Sammlung originalplastischer Denkmäler wurde um ein kleines Kalkstein -Epi-
taph bereichert, das, aus dem kleinen Hofe eines Nürnberger Hauses in der Nähe des früheren Egi-
dienklosters stammend, bei näherer Prüfung mit großer Wahrscheinlichkeit als ein Werk von L oy
Hering bezeichnet werden konnte (Taf. IV). Bekanntlich zählt dieser zu den Hauptbahnbrechern
des südlichen Stils. Schon Paul Lehfeldt sah in ihm i. J. 1885 einen der edelsten, feinsten deutschen
Bildhauer des 16. Jahrhunderts. Eine erstaunlich große Zahl von Werken ist aus seiner Werkstatt
hervorgegangen. So verschieden diese aber auch unter sich sein mögen, gewisse durchgehende
Züge treten als Sondersymptome seiner Art und Kunst doch immer merklich klar hervor. Dahin
gehören zunächst eine gewisse feine Empfindung, eine gewisse innige Anmut und ein hochent-
wickeltes Schönheitsgefühl, Eigenschaften, die als besonders hervorstechend seine sämtlichen
Arbeiten veredeln. Wohl pflegt Loy Hering einen gesunden Realismus, aber es ist doch wieder
auf der anderen Seite ein Realismus, den ein gewisses Ebenmaß nicht aus dem Geleise zu
bringen vermag, der keine Härten duldet und keine den Gesetzen der Schönheit zuwiderlaufende
Auswüchse. Er ist ein solcher mehr idealer Art. Das architektonische Element spielt bei ihm
eine streng konstruktive, weniger eine dekorative Rolle. Im Ornament ist er sparsam und zurück-
haltend. Für seine Epitaphien hat er einen bestimmten Typus herausgebildet. Nie erscheint
der Rahmen als die Hauptsache, sondern eher die figürliche Szene. Ersterer ist sachlich einfach
und dezent behandelt. Die figürliche Gruppe dagegen pflegt nach malerischen Gesichtspunkten
angeordnet zu sein. Störende Zufälligkeiten schaltet Herings Sinn für Rhythmus und harmoni-
sches Ebenmaß aus. Der Gewandstil ist logisch aus der Körperhaltung entwickelt. Sein Haupt-
kriterium ist Ruhe und das Streben nach geschlossenen Linien. Die Falten sind nicht mehr
wulstig und gebläht, sie ziehen sich zusammen, als wenn sie aus durchnäßter Leinwand gebildet
wären. Seine Technik ist durch minutiöse Sorgfalt und charaktervolle Bestimmtheit ausgezeichnet.
Seme Werke sind fast ausschließHch in Jura- Kalkstein, der bei Eichstätt gewonnen wurde und
den eine gute Haltbarkeit auszeichnet, gearbeitet.
So etwa sind (vgl. Mader) Loy Herings Kompositionsart, künstlerische Ausdrucksweise, Stil
und Technik beschaffen. Und betrachten wir daraufhin das neuerworbene Epitaph, so ist nicht
zu leugnen, daß sich in ihm das Grundwesen des Meisters offensichtlich wiederspiegelt.
Aber das allein würde nicht genügen, um es auch als ein eigenhändiges Werk von ihm zu
erklären. Doch auch dafür läßt sich mancherlei beibringen.
Das aus Inschriftsockel, Füllplatte oder Nische für die Darstellung und einem Aufsatz für
das Wappen bestehende Denkmal ist ein für Loy Hering feststehender Typ, den er allerdings immer
wieder neu zu variieren gewußt hat. Felix Mader bringt uns in seinem zusammenfassenden Werk
über den Meister zur Genüge Beispiele, deren Anlage der unsrigen im Grundprinzip nahe kommt.
Vor allem darf wohl an das Epitaph der Angelika von Eyb (f 1520) in Grossenried (Mader S. 59).
d
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. 1912.
Tafel IV.
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' ?'J< r ■■ ■' r.P. \ , '"■■, l\ > AWVWt l\ l^\CF:A'!^ ' '
Loy Hering: Epitaph des 1554 gestorbenen Johannes Menger, Abtes des
Klosters Kastl. Kalkstein.
— 59 —
an dasjenige der Maria von Rechenberg (f 1542) in der Pfarrkirche zu Unterknöringen oder an
das Denkmal des Philipp von Hütten (f 1546) in der Kirche zu Maria-Sondheim (Mader S. 98)
erinnert werden. Sehr bezeichnend ist weiter die eigenartige seitliciie Akanthusrahmung der
Inschrifttafel, die sich fast ausnahmslos an den Werken der Spätzeit Loy Herings vorfindet. Auch
das Thema des vor dem Kreuze knieenden Stifters oder Verstorbenen ist häufig von ihm behandelt
worden, ja es ist für ihn direkt charakteristisch. Aber das ist es allein nicht, worauf ich aufmerksam
machen wollte. Auch der Christustyp ist der uns bei Loy Hering geläufige. Namentlich nahe
verwandt ist unser Kruzifixus demjenigen an dem nach 1540 geschaffenen Denkmal für Bischof
Konrad von Thüngen im Dom zu Würzburg. Icii verweise vor allem auf die zarte und doch folge-
richtige Modellierung des Körpers und weiter auf den veredelten Faltenstil des beiderseits abflattern-
den Lenden tuchs (vgl. Mader S. 23 f.). Stark ähnelt unser Christus auch demjenigen am Epitaph
des Johannes von der Leiter (j 1541) in der Minoritenkirche zu Ingolstadt (Mader S. 95). Gewählt
ist der Augenblick, wo Christus seine Mutter dem Schutze seines Lieblingsjüngers anbefiehlt. Daher
bei Maria eine mehr stillinnige Ergebung, dagegen bei Johannes eine gewisse leidenschaftliche
Erregung, die sich auch auf Haltung und Gewand ausdehnt und sonst weniger Loy Herings Sache
ist. Doch auch hierfür haben wir eine Parallele, nämlich in dem um 1527 — 1530 entstandenen
Epitaph des Herzogs Erich von Braunschweig in Münden (Mader S. 73)- Sonst hatte der Meister
nur noch ein zweites Mal Gelegenheit, neben dem Kruzifix die Gestalten Marlens und Johannis
darzustellen, nämlich am Willibaldsdenkmal in Eichstätt. und zwar in Holz. Typisch ist auch
für den Künstler die wolkenartige Behandlung des Bodens, den er nach rückwärts zur Erhöhung
der perspektivischen Wirkung ansteigen läßt.
Bestimmt ist das Epitaph für Johannes Menger, den 29. Abt des Klosters Kastl, der von
1531 — 54 regierte und links unten, von Jakobus minor empfohlen, in vollem Ornat in andächtiger
Haltung vor dem Kruzifix kniet. Es ist eine edle und ausdrucksvolle Pcrträtgestalt, die wir da
vor uns haben. Wie vornehm ist der Kopf behandelt! Wie sicher und virtuos der Schnitt der
Falten und wie weich der Fluß der Gewandung 1 Von der Figur gilt das Gleiche, was Mader (S. 33)
von derjenigen seines Votivreliefs in Kastl sagt: ,, tiefes, glaubensvolles Vertrauen spiegelt sic!i
auf seinen ernsten, lebenswahren Zügen wie in der ganzen Haltung der Gestalt". Der Abt besitzt
nämlich in der Klosterkirche zu Kastl noch ein zweites kleineres Epitaph, ein Votivrelief und einen
Grabstein, die sämtlich als Arbeiten Loy Herings gelten (vgl. die Kunstdenkmäler des König-
reichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, Stadt und Bezirksamt Neumarkt, Fig. 126, Taf. IX
und XI). Es ist im höchsten Grade auffällig, daß unser Epitaph den gleichen Fehler aufweist,
der den Kastler Denkmälern anhaftet. Der Abt trägt Pontifikalgewandung, aber über der Kasula
hier wie dort das Rationale. Dieses haben die Äbte von Kastl nie besessen (vgl. Mader S. 31). Es
ist aber eine und noch dazu sehr singulare Auszeichnung der Eichstätter Bischöfe. Und es ist
merkwürdig genug, daß es hier wie dort getreu dem Rationale nachgebildet ist, das Bischof Gabiiel
von Eyb zu tragen pflegte und wie er es auf seinem von Loy Hering geschaffenen Denkmal im
Dom (Mader S. 51) tatsächlich trägt. Was liegt da näher als die Annahme, daß auch unser Epitaph
in Eichstätt entstanden ist und daß es von der Hand des gleichen Künstlers herrührt, der jene
schuf, also von Loy Hering, zumal es ihnen stilistisch und technisch nahe verwandt ist I Die Kastler
Denkmäler sind nach Mader anfangs der 30 er Jahre entstanden. Ich möchte sie, wie auch das
unsrige, später ansetzen, nämlich in die Zeit der fast klassischen Einfachheit des Unter-
knöringer Epitaphs der 10 jährig verstorbenen Maria von Rechenberg (um 1542). Das Sterbe-
datum 1554 ist genau so wie an dem Kastler Epitaph dem MD der Ur- Inschrift erst in späterer
Zeit in arabischen Ziffern nachgefügt worden. An Reife und Vollendung, an Größe und Adel der
Auffassung überragt jedenfalls unser Denkmal die Kastler. Es ist ein wahres Kabinettstück an
Intimität der Auffassung und technischer Vollkommenheit.
Aber wie kommt das Epitaph nach Nürnberg.' Es war nichts Ungewöhnliches, daß man
sich im 16. und 17-, ja selbst noch im 18. Jahrhundert an verschiedenen Orten Denkmäler errichten
ließ. Aber natürlich mußten zwischen der Person und den Orten irgend welche Beziehungen bestehen.
Eine solche fällt für Nürnberg trotz der Nähe des ehemaligen Egidienklosters weg, da in der Unter-
schrift klar ausgesprochen ist, daß Johannes Menger hier in Kastl verschieden ist. Daß er sich
aber dort eine größere Anzahl von Denkmälern errichten ließ, braucht nicht weiter Wunder zu
nehmen, drückte sich doch darin Frömmigkeit und Kunstsinn zugleich aus. Und möglicher-
— 60 —
weise hat ilini d.is kleine Epitapli. .uif deiner in ll.K-lib(>i;ii;er Nisciie allein vor ileni (.lekreu/.iKten
kniet, wegen seiner anspruchslosen Einfachheit auf die Dauer nicht Kenüirt. Er ließ es später
durch ein größeres und reichfigurigeres ersetzen. Das Bild der Kastler Klostergeschichte weist
manch trübe Farbe auf. ..Unter wehrendem Calvinismo" wurde das Kloster übel zugerichtet.
Die Verwalter sollen aus der Kirche einen Roßstall .gemacht Iiaben. Die Jesuiten nahmen i. J. 1715
eine umfangreiche Wiederherstellung der Klosterkirche im Sinne der Zeit vor. Das kleinere
Epitaph und das Votivrelief befinden sich erst seit dem Jahre 1825 an ihrer heutigen Stelle. Vorher
standen sie in der Stifterkapelle. Der Grabstein diente bis zum Jahre 1909 als Deckplatte der
Altarniensa in der Benediktuskapelle. So ist es nicht unmöglich, daß zu den Zeiten solch großer
Mißachtung der Grabdenkmäler und Ausstattungsstücke unser Epitaph ganz aus dem Kloster
verschleppt wurde, um schließlich eine Heimstätte in dem engen Hofe eines Nürnberger Bau-
meisters zu finden, von dem es dann auf Kosten der Stiftung zur Erhaltung Nürnberger Kunst-
werke zur Unterbringung im Germanischen Museum erworben wurde.
Fritz T r a u g o 1 1 S c h u 1 z.
Das in Abb. 24 wiedergegebene W a c h s r e 1 i e f charakterisiert sich bestimmt als deutsche
Arbeit aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es ist in braunem Wachs auf ein Brettchen auf-
getragen, welches lei-
der nicht seine volle
Höhe behalten hat.
sondern unmittelbar
über dem Kopf ab-
gesägt wurde. Das
Relief springt in sei-
nen höchsten Erhe-
bungen etwa 6 mm
über die Grundfläche
vor. Die ganze Be-
handlung, namentlich
auch der Boden mit
Gras. Blättern und
Steinen, weist darauf
hin. daß wir ein Mo-
dell für Treibarbeit
vor uns haben. Dar-
gestellt ist eine nackte
Frau in lebhaftem
Schreiten nach links.
Am Rücken hebt sich
der Umriß des Kör-
pers unmittelbar vom
Grund ab, vorn wallt
ein Tuch von der
Schulter herab, fällt
über den rechten Arm
und wird von der er-
hobenen Hand gefaßt.
Das herabhängende
Abb. 24. Peter Flötner: Wachsrelief.
Ende ist zwischen den
Beinen durchgezogen
und wird von der
linkenHand gehalten.
Die formale Auffas-
sung des Körpers im
ganzen wie im ein-
zelnen ist sicher und
gut, dagegen ist
das Bewegungsmotiv
nicht ganz wider-
spruchslos durchge-
führt. Die Frau ist
in raschem Lauf be-
griffen, neigt aber
dabei den Oberkörper
etwas zurück, wo-
durch die Bewegung
trotz ihrer Heftigkeit
schlaff und unent-
schieden wird und im
Ausdruck etwas Un-
feines bekommt.
Die Frage nach
dem Meister des Re-
liefs läßt sich nicht
sicher, aber doch mit
ziemlicher Wahr-
scheinlichkeit dahin
beantworten, daß es
eine Arbeit Peter
Flötners ist. Hierfür spricht vor allem die Bewegung der Figur. In Flötners Plaketten finden
wir vielfach ähnliche Bewegungsmotive, in welchen die innere Kraft der äußerlichen Heftigkeit
nicht entspricht, ja sie sind geradezu ein Merkmal für Flötners Menschendarstellung. Auch die
formale Durchbildung des] Körpers, des Kopfes, die Verkürzung des rechten Fußes spricht für die
Zuschreibung an Flötner. Die Behandlung des Tuches weicht etwas von der auf den meisten
Plaketten ab. Allein die Drapierung hat hier überhaupt nicht die Bedeutung wie auf vielen
Ja
2
'S
ha
— 61 —
Plaketten, sie ist fast nur Hintergrund und mußte untergeordnet werden, während sie auf den
Plaketten mit großen Einzelfiguren in ihrer schweren Faltung den Gesamteindruck wesentlich
bestimmt. Und die Einzelmotive, wie sie sich namentlich an dem durch den Griff der Hände
bedingten Bauschungen ergeben, lassen sich doch auch auf Plaketten beobachten.
Neben Flötner käme vielleicht noch Ludwig Krug als Autor in Frage, aber seine Körper-
auffassung ist altertümlicher und unfreier.
Hinter beiden aber steht der widerliche Italiener Jacopo de Barbari.
B e z o 1 d.
Zwar nicht melir aus erster, aber noch aus zweiter privater Hand konnte ein S i 1 b e r f u n d
aus der Zeit der Renaissance erworben werden, der in der Fränkischen Schweiz
im September dieses Jahres bei einem Wohnhausneubau in der Nähe von Pretzfeld gemacht
worden ist (s. Tafel V). Bei den Grundaushebungsarbeiten stieß man daselbst auf einen irdenen
Topf, der als Hauptstück einen reizvollen silbernen, zum Teil vergoldeten Becher enthielt. Der nach
oben fein ausgeschweifte Körper desselben ist mit einem Schuppenmuster in getriebener Arbeit ver-
ziert. Der reich gravierte vergoldete Lippenrand und der gleichfalls vergoldete, gegossene Fuß
Abb. 25.
weisen Laubornamente nach Art der Kleinmeister auf. Der ganze Becher steht auf drei hübsch stili-
sierten Eicheln mit spiralig gewundenen Stengeln und zeigt unter dem Fuß das Nürnberger
Beschauzeichen und eine Meistermarke, die sich aus einem W und drei in den leeren Räumen
stehenden Rosetten zusammensetzt. Der Becher mag um 156O bis 1570 entstanden sein. Zu
dem Funde gehören ferner sieben silberne Löffel, deren Form noch aus der spätgotischen Zeit
hergeleitet werden muß und von denen fünf neben anderem gravierten Ornament das auf diesem
Blatt in Originalgröße wiedergegebene Zeilhofersche Allianzewappen (Abb. 25) zeigen. Das zweite
Wappen scheint das des ebenfalls altbayerischen Adelsgeschlechts der Hofer v. Lobenstein zu
sein, doch haben sich die näheren verwandtschaftlichen Beziehungen, aus denen auch die genauere
Datierung dieser Löffel folgen würde, bisher noch nicht klar ermitteln lassen.
Mit sicherer Hand gravierte, sehr geschmackvolle Laubornaniente der Spätrenaissance
tragen auch einige silberne Riemenzungen des gleichen Fundes, Teile von Gürtelgehängen und
dergl, von denen wiederum andere gegossene Glieder zum Teil reizvolle figurale Darstellungen
zeigen. In ähnlicher Weise ist eine Art langgestreckte Gürtelschließe gearbeitet und verziert.
— 62 —
die das Beschauzeiclien von Frankeiitlial, ganz ähnlicli dem bei M. Rosenberg, Der Goldsciimiede
A\erkzeiciien (Frankfurt. 1011). unter Nr. 1320 wiedergegebenen, und dazu eine Goldscliniieds-
niarke mit einem sicli aus F und G zusammensetzenden Monogranmi samt dem Wüclisenzeiciien
aufweist. Eine gmlie Anzaiii silberner Knöpfe, drei verschiedene Sorten, fanden sich gleichfalls
vor. ferner einige Amulette, darunter eine silbervergoldete Fassung mit luibsclier (.Gravierung,
Pilger/eichen und eine Anzahl gröfJerer und kleinerer Silbermünzen und Jetoiis. miter dcni^n das
späteste datierte Stück aus dem Jahre 1613 stammt. Um diese Zeit wird also wdiil der kleine
Silberschatz, vielleicht um ihn vor Feinden zu retten, mögliclierweise aber auch als ein Raub, der
zu gelegenerer Zeit seine Verwertung finden sollte, in der Erde geborgen worden sein.
Th. II.
Unsere Sammlung von G r a b d e n k m a 1 s a bgii ss e n konnte um drei weitere
charakteristische Stücke vermehrt werden, um die flaciigravierte Grabplatte des 1329 gestorbenen
Johanniterordenskomturs Gottfried de Spira in der Leonhardikirche zu Regensburg(Taf.VI, Mitte),
um den großen Grabstein des 1526 gestorbenen kaiserlichen Reichshauptmanns Fuchs von Schnee-
berg in der Dominikanerkirche ebendort (Taf. VI, links) und um das Mittelstück des Epitaphs des
1674 verschiedenen Konrad Askanius Freiherrn von Mahrenholz auf dem kleinen Friedhof der Regens-
burger Dreieinigkeitskirche (Taf. VI rechts). Der Schneebergsche Abguß ist eine Stiftung des Bild-
hauers Karl Vogler, die beiden anderen sind eine Stiftung des Bildhauers Jakob
G r a u in Regensburg. Zuvor befanden sich dieselben auf der von Oberleutnant S c h ö p p 1 , dem
Archivar des historischen Vereins, arrangierten und wirklich verdienstvollen Alt- Regensburger
militärgeschichtlichen Ausstellung (Juni — Oktober 1912), und es muß dankbar anerkannt
werden, daß sich ihre Verfertiger eingedenk alter Beziehungen, die sie mit Nürnberg ver-
knüpfen, dazu entschlossen, diese kunstgerechten Erzeugnisse ihrer Ateliers dem Germanischen
Museum als Geschenk zu überweisen. Die Platte des Gottfried de Spira aus der kleinen früh-
romanischen Leonhardikirche darf als ein gutes Beispiel der vertieften Grabmaltechnik der
1. Hälfte des 14. Jahrhunderts gelten. Ganz besonders interessant aber ist sie durch das
Kostüm des Dargestellten, der die Haustracht des Ordens mit dem Barett trägt. Das Original
ist Sandstein und mit grauer Ölfarbe überstrichen. Fuchs von Schneeberg steht in mehr als
Lebensgröße vor gerautetem Untergrund in einer naturalistisch geformten Säulenarkade, in
Turnierrüstung hoch aufgerichtet nach rechts schreitend. Das Antlitz ist energisch markiert,
der Backenknochen kräftig herausgesetzt, die Nase scharf geschnitten, der Mund fest zusammen-
gepreßt. Die Rechte mit dem Kürisbengel ist in die Seite gestemmt, während die Linke auf
der vorderen Parierstange des mächtigen Bidenhanders ruht. Der Grabstein ist ein vortreff-
liches Beispiel der nach Porträtwahrheit ringenden deutschen Frührenaissance. Die Ähnlichkeit
mit dem gegenüber befindlichen Grabstein des 1504 gegen die Hussiten gefallenen Jörg Schenckh
von Neideckh, der inschriftlich als Arbeit des Jörg Gärtner beglaubigt ist, macht es wahr-
scheinlich, daß jener dem unsrigen als Vorbild gedient hat. Das Original ist Untersberger
Marmor. Die Platte mit der Figur des Freiherrn von Mahrenholz ist nur ein Teil, allerdings
zugleich der wichtigste seines mit eindrucksvoller Architektur groß angelegten Epitaphs. Be-
herrschend tritt die Gestalt des Verstorbenen als einziges figurales Glied aus diesem heraus.
Perspektivisch leiten vier Säulen das Auge auf dieselbe zu. Die Rüstung ist mit Treue gegliedert
und mit peinlicher Sorgfalt durchgeführt. Aber auch das Antlitz erweckt den Eindruck einer
durchaus realistischen Wiedergabe. Die Platte ist ebenso wie der ornamentale Schmuck des
Denkmals in Kelheimer Stein (Bronzeton), die Architektur in grauem, vom Alter bereits
stark mitgenommenem Sandstein gearbeitet.
Geschenke.
Hannover. Frl. Antonie Sattler: Butterfaß mit Rausche aus der Gegend von Diep-
holz. 19. Jahrh. — Bad Homburg. Friedrich Reichel: Steinschloßpistole mit getrie-
benem Silberbeschläg und Ornamenteinlagen in Silber. Bezeichnet: H DELANY LONDON.
18. Jahrh. — Leipzig. Medizinalrat Prof. Dr. K o e 1 1 i k e r: Medaille auf Prof. Albert von
Koelliker anläßlich seines 80. Geburtstages am 6. Juli 1897, von A. Börsch. Silber. — Nürnberg.
Albert G e n g: Standuhr mit Aedikula. von Alabastersäulen getragen, in schwarzem Gehäuse.
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Mitte 19. Jahrh. — Maurermeister Hans S a u e r e s s i t( : Stück einer sog. Schlierwand von
dem Giebel eines Wohnhauses am Hallplatz in Nürnberg, 15. Jahrh. — Frl. Luise Schuh:
Drei Puppen, zwei Mädchen und ein Knabe, in bäuerlicher Tracht. 1. Hälfte 19- Jahrh. —
Verein für M ü n z Ic u n d e: Silbermedaille auf das 8. Deutsche Sängerbundesfest zu Nürn-
berg am 27. — 31. Juli 1912. von L. Clir. Lauer in Nürnberg. Gewidmet vom Verein für Münz-
kunde. — Baurat Heinrich W a 1 1 r a f f : Vier zylindrische Tongefäße aus dem Topfgewölbe
eines abgebrochenen Nürnberger Hauses, 17- — 18. Jahrh. — Unbekannter Geschenk-
geber: Fränkisches Mangelbrett von Buchenholz, mit Stabgriff und Kerbschnittverzierungen.
18. Jahrh. — Regensburg. Bildhauer Jakob Grau: Gipsabguß der Grabplatte des 1329
gestorbenen Johanniterordenskomturs Gottfried de Spira in der Leonhardikirche zu Regensburg
(Taf. VI, mitte): Gipsabguß des Mittelstücks des großen Epitaphs des 1674 gestorbenen Konrad
Askanius Freiherrn von Mahrenholz auf dem kleinen Friedhof der Dreieinigkeitskirche zu Regens-
burg (Taf. VI, rechts). — Bildhauer Karl Vogler: Gipsabguß des Grabsteins des 1526 ge-
storbenen kaiserlichen Reichshauptmanns Fuchs von Schneeberg in der Dominikanerkirche zu
Regensburg (Taf. VI, links). — Strippow. Dr. von B 1 a n k e n b u r g: Eiserne Ofenplatte,
ostfriesisch, mit Darstellung der Anbetung der Hirten. Letztes Drittel 16. Jahrh. — Westheim.
Frl. Hilda Bai st: Goldener Fingerring mit ovalgefaßtem Karneol, in den ein antiker
Kriegerkopf im Linksprofil eingeschnitten ist. Mitte 19- Jahrh. — Wien. Prof. Dr. von Renner:
Medaille auf die Familie von Renner. 1912. Bronze.
Ankäufe.
Gemälde. Altarflügel mit Dornenkrönung. Thüringer (Erfurter) Schule
um 1430 (Abb. 22). Tempera auf Fichtenholz. — Landschaftsmotiv aus der Nähe von Possen-
hofen. Ölbild auf Holz von Ernst Kaiser (1802—1865). Siehe Abb. 23.
Plastii<, Originale. Braunes Wachsrelief einer nach links schreitenden nackten Frau, im
Charakter P e t e r F 1 ö t n e r s. 1. Hälfte 16. Jahrh. (Abb. 24).
Hausgeräte. F u n d a u s d e r N ä h e v o n P r e t z f e 1 d in der Fränkischen Schweiz,
bestehend aus einem teilvergoldeten Silberbecher, Nürnberger Arbeit, Marke W mit 3 Rosetten,
aus 7 silbernen, mit Wappen verzierten Löffeln, 2 silbernen Löffelgriffen, Schließen und Be-
schlägstücken zu Frauengürteln in reliefiertem Silberguß oder mit Rankengravierung, aus einer
größeren Anzahl Silberknöpfen, aus Münzen, Jetons und Amuletten, meist der 2. Hälfte des
16. Jahrhunderts angehörig (Siehe Taf. V).
Medaillen. Bronze-Medaille v. J. lS47 auf Michael II. Arnetli, Abt von St. Florian.
Münzen. Silbertaler Leopolds I. v. J. I682. — Doppel-Souverain d'or Josefs II. v. J. 1788.
D e p 0 s i t a.
Gläserner D e c k e 1 p 0 k a 1 mit Ansicht des Schlosses und Dorfes Neunhof bei
Kraftshof und dem Kressischen Wappen in bunter Emailmalerei v. J. 1657- — Leichentuch
der Weberinnung in Selb v. J. 1834 (Besitzer: Stadtmagistrat Selb in Oberfranken). ■ — Zwei
stählerne M e d a i 1 1 e n s t e m p e 1 A und R der vom Verein für Münzkunde in Nürnberg
auf das 8. Deutsche Sängerbundesfest zu Nürnberg 27. — 31. Juli 1912 geprägten Medaille (Be-
sitzer: Verein für Münzkunde in Nürnberg).
Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg. Grabstein des 1554 gestorbenen Abtes
Johannes Menger von Kastl. Kalkstein. Von Loy Hering (Taf. IV).
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenke.
Edenkoben. Apotheker P h. S t e n g e r: Standgefäß, Weißblech, schwarz lackiert, mit
roter Etikette. 1. Hälfte 19- Jahrh. — Fürth. Apotheker Heinrich S t a d e 1 m a n n: 4 Tropfen-
gläser, 18.— 19- Jahrh. — Mölln i. Lbg. Apotheker Dr. H. Möller: Pharmacopoeia medico-
chymica . . . autore Joanne Schrödero (1676).
Ankäufe.
A p o t h e k e r p r e s s e v. J. I669 aus der Oberen Sternapotheke z. g. Lamm in Kit-
zingen a- M.
— 64 —
KUPFERSTICMKABINETT.
S t i I f 11 n R.
Der K. Universitiits-Verlassbuchhäiuller Herr C u i t K ;i b i 1 /. s c h hat dem Germanischen
Museum seine umfangreiche Sammlunt; von K a r i k a 1 u r e n auf B i s m a r c k als Ge-
schenk übergeben. Die Sammlung ist im Laufe langer Jahre mit vieler Miiiie /usammengebracht,
denn der politische Witz hat ein flüchtiges Dasein, und was er in Wort und Bild dem Moment
bietet, verliert rasch seinen Reiz und wird nicht aufbewahrt. Im allgemeinen wohl mit Recht.
Bei der überragenden Persönlichkeit Bismarcks aber liat die Betrachtung der Zeitgenossen im
Spiegel des Humors auch für spätere Zeiten ihre Bedeutung.
Die Witzblätter beschäftigen sich mit Bismarck von seinem Eintritt in das Ministerium
(1862) an. Napoleon hatte in der europäischen Politik jahrelang die Führung gehabt;
Bismarck war Gesandter in Paris gewesen. Der Kladderadatsch zeigt im Oktober 1862 die Ab-
schiedsaudienz mit der Unterschrift: Ein Jünger der Staatskunst verabschiedet sich von seinem
Meister, um selbständig das Geschäft zu betreiben. Napoleon: Zeigen Sie, daß man bei MIR
etwas lernen kann. Bild und Wort sprechen eine damals weitverbreitete Ansicht aus. Bismarcks
Auftreten erregt Bestürzung und Verwirrung; man weiß ihn nicht zu fassen, aber man mißtraut
ihm oder man verachtet ihn. ..Das ist der große Wundermann der alles macht und doch nichts
kann .... Diweil, soviel er auch krakehlt, zuletzt ihm die Courasche fehlt". Das Eingreifen
in Schleswig- Holstein wird als ein unbedachtes Beginnen betrachtet, das den Unternehmern nur
Verlegenheiten bereitet. Es folgen die Konfliktszeit und die großen Kriege. 1866 setzt die tsche-
chische Karikatur ein; schon im August dieses Jahres weisen der Kladderadatsch, der Wiener
Figaro und der Punch auf den kommenden Konflikt mit Frankreich hin. 1867 zeigt ihn das fran-
zösische Blatt La Lune als Ogre, den menschenfressenden Riesen, der sein Messer wetzt. Das
große Jahr des deutsch-französischen Krieges ist weniger fruchtbar als man erwarten möchte,
und leider stehen die haßerfüllten französischen Karikaturen höher, als die huldigenden deutschen
Bilder und Worte. Und doch kann es nicht anders sein, der Haß schärft den Blick; aufrichtiger
Huldigung aber muß der Witz fernbleiben.
Dann wird die weitere politische Tätigkeit des großen Mannes, der noch durch siebzehn
Jahre Europas Geschicke gelenkt hat, mit weniger oder mehr Humor glossiert. Wahrhaft kläglich
ist, was die deutschen Blätter bei Bismarcks Rücktritt, bei seinem achtzigsten Geburtstag, und bei
seinem Tode bringen, ihr Humor ist fad. ihr Ernst banal. Würdiger ist das Bild das der Punch
bringt, die deutschen Staaten tragen den Helden zu Grabe, Germania schreitet verhüllt dem Zuge
voran. Es ist das Motiv des Grabmals Philippe Pots im Louvre. In den französischen Blättern
tobt der tödliche Haß in ungebrochener Kraft. Im Jahre 1908 bringen endlich auch einige deut-
sche Blätter Kladderadatsch (Hugo Lederer). Jugend und Simplizissimus ernste und schöne Bilder.
Die deutsche Karikatur steht lange Zeit im Dienste des Worts, sie illustriert Witze die nicht
bildmäßig gedacht sind und ist schon dadurch zur Mittelmäßigkeit verurteilt, in der französischen
herrscht das Bild. Spät erst ist ihr die deutsche darin gefolgt und hat sie überholt; die Zeichner
des Simplizissimus verfügen über eine Sicherheit und Schärfe verzerrender Karakteristik, welche
alles Frühere übertrifft. Ihr außerordentliches Können läßt uns die Karikatur der sechziger,
siebziger und achtziger Jahre matt und farblos erscheinen, sie steht heute im Nadir künstlerischer
Wertschätzung; eine spätere Zeit wird ihr leichter gerecht werden können als unsere, aber eine
neue Sonnenhöhe dürfte ihr kaum beschieden sein.
Doch die Sammlung Kabitzsch will ja nicht eine Geschichte der Karikatur geben,
sondern zeigen, wie sich der politische Witz mit der machtvollen Persönlichkeit Bismarcks ab-
gefunden hat, und diese Aufgabe erfüllt sie in hohem Maße.
Geschenke.
Berlin. Direktion des Kgl. Kunstgewerbemuseums: Zwei Photographien
der ,, Weltallschale" von Jonas Silber im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin. — Engen. Dr.
Weiß, Rechtsanwalt: 10 Exlibris des Geschenkgebers und seiner Familie, gezeichnet von K. F.
Zähringer. — Friedenau bei Berlin. Hermann B r ü c k e r: 1. Ludwig Emil Grimm, Brust-
bilder von Gottfried Scharpf, Leopold Stein und Gerhard Thomas auf einem Blatt. Radierung,
1815. Andresen, Malerradierer V. Nr. 79. 2. Pflichtabzug einer Aufnahme des Aquarells „Nassauer
Haus" von L. E. Grimm. — München. P i 1 o t y und L ö h 1 e, Kgl. b. privileg. Kunst- und Ver-
— 65 —
lajjsanstalt: S chromolithographische Wandbilder. — Nürnberg. Heinrich Enslin, 13
Photographien von Grenzsteinen Ansbacher. Eichstätter und Nürnberger Gebiete. — F. A. N agel,
Architekt: „Personen aus dem Reiche der Liebe nach ihren Provinzen". Kupferstich. H. J.
Tyroff del et sc. Nürnberg. ]77^- — Würzburg. Gurt Kabitzsch, Kgl. Verlagsbuchhändler,
Sammlung von Bismarckkarikaturen. (44(Sl Nummern).
A n k ii u f e.
Handzeichtningen. 17. Jahrhundert: Der Tod der Cleopatra. Getuschte Federzeichnung,
bezeichnet: A. B inventor et delin,. Dessau d. 16. Novemb. 1641.
Oriiamentstiche. P. Decker: a) ..Schilder vor Bildhauer und Goldschmidt, zu finden bey
Joji. Cliristopii Weigel in Nürnberg". Nichtnummerierte Folge von 6 Blatt. Jessen Nr. 79.
b) „Groteschgen Werk Vor Mahler Goldsciimidte Stuccato: .... Joh. Christoph Weigel e.xcudit.
Nr. 97." Folge von 6 Blatt. L. Beger sc. Jessen Nr. 78. c) Altäre. P. Decker inv. .,L. Beger sc."
„Joh. Christoph Weigel excudit."" Niciitnummerierte Folge. Jessen Nr. 1525. — Joh. Christoph
Weigel e.xcudit.: „Unterschiedliche schöne Zierrater und Einfassungen für Bildhauer Fresco Mahler
Goldschmid Stoccator- Arbeitern und dergleichen Künstlern " Folge von 10 nicht numme-
rierten Blättern mit Kartuschen. Jessen Nr. 89. — Joh. David Fulck. : ..Allerhand Neue parterre
und Blumen Stuck .... Nürnberg Verlegts Joh. Christoph Weigel." „Erster Teil. Nr. 1591"
und: ..Anderer Theil. Nr. 160". Zwei Folgen von je 13 und 12 nummerierten Blättern. Jessen
Nr. 1588.
Silhouetten. 1. 45 Studentensilhouetten. Lithographien, bez. Garit ( .''), 1. H. 19- Jahrh.
2. Zwei Silhouettenbildnisse junger Mädchen. 1. H. 19. Jaiirh.
Historische Blätter. N i c h t p o 1 i t i s c h e Allegorien und Satiren: Zwei an-
geheiterte Berliner, die Arm in Arm eben eine Destillation verlassen haben. Darunter: .,lter:
Ick schlendre meinen Schlendrian . . . ." Li+hographie von Schadow. Koloriert und mit dem
Verlagsstempel der Gebrüder Gropius. Berlin. 1. H. 19. Jahrh.
Bilderrepe-torium. 15 Photographien der Apostelfiguren in Blutenburg bei München.
BIBLIOTHEK.
Geschenke.
Arnau. Rektorat des K. K. S t a a t s - R e a 1 g y m n a s i u ms: XXXI. Jahres-
bericht. 1911 12. 1912. 8. — Bad Nauheim. Dr. Alfred Martin: A. Martin, Über bal-
neologische Bibliotiieken. ihren Kauf und Verkauf. 1912. Gr.-8. — Ders., Das deutsche Heil-
badewesen bis zur Urgeschichte der Solbäder. 1912. 2. — Ders., Goteroff, Gutter, Guttus.
O. J. 8. S.-A. — Bamberg. C C. B u c ii n e r s Verl a g: P. Schneider und W. Ament, Bam-
berg, 1912. 8. — K. H u m a n i s t i s c h e s N e u e s G y m n a s i u m: Jahresbericht für das
Schuljahr 1911 12 mit gesondertem Programm: Seb. Mair. Die Göttermaschinerie im römischen
Epos seit Virgil. I. Teil. (1912.) 8. — H e i n r. T ii. v. Koiilhagen: Ders.. Der deutsche
Raubritter. 1912. 8. — Basel. Dr. R. F. Burckhardt: Historisches Museum in Basel,
Jahresbericht und Rechnungen 191 1. 1912. 8. — B a s 1 e r K u n s t v e r e i n: Historische Aus-
stellung von Erzeugnissen der Kunst und des Kunstgewerbes aus Basler Privatbesitz ... 19 12. 8. —
Bergzabern. Studienlehrer Dr. Jegel: Verzeichnis der 47. Reihe der Lichtbildersammlung
des deutschen Flotten Vereins: Eine Weltreise nach Samoa. O. J. 8. — Berlin. Central-
M o o r - C o m m i s s i o n: Protokoll der 68. Sitzung der C-M.-C. vom 29. Februar bis 2. März
1912. 8. — V e r 1 a g V o n K a r 1 C u r t i u s: Gertrud Storni: Theodor Storni. Ein Bild seines
Lebens. 1912. 8. — Geii. Medizinalrat Prof. R. G r e e f : Ders., Die ältesten uns erhaltenen
Brillen. S.-A. 1912. 8. — O 1 1 o J a n k e , Verlag: Wilhelm Raabe, Der Hungerpastor. 39- Aufl.
1911. 8. — Desselben ,, Altershausen". 191 1. 8. — Che ni i s c h e s L a b o r a t o r i u m und
T o n i n d u s t r i e - Z e i t u n g: Tonindustrie-Zeitung Nr. 75 und 78 des lfd. Jahrgangs. 1912. —
L a n d e s d i r e k t 0 r der Provinz Brandenburg: Die Kunstdenkmäler der Provinz
Brandenburg. Bd. I Teil 1. Bd. 1 Heft 2. Bd. 11 Teil 3. Bd. VI. Teil 1, 2. 1907, 1909- 1912
8. — Chr. Lange: Ciir. Lange's Sammlung sclileswig-holsteinischer Münzen und Medaillen.
Bd. II. 1912. 4. — K a i s e r 1 . N o r m a 1 - E i c h u n g s - K o 111 ni i s s i o n : Wissenschaft-
liche Abhandlungen der Kaiserl. Normal - Eichungs - Kommission. VIII. Heft 1912. 2. —
5
— 66 —
D i e t r i c li R e i in e r (E r n s t V oh seil). Verlaq;: R. Alielke, Auf tlem Weije zum Kurluit.
1912. S. — Georjr Reimer. Verlag: Repertorium für Kunstwissenschaft. XXXV. Bd.
3. Heft. — Kommerzienrat Karl S i e g i s m u n d, Erster Vorsteher des Börsenvereins der
deutschen Buchhändler in Leipzig: Statistische Übersicht der im Gebiete des deutschen Buch-
handels erschienenen Bücher und Zeitschriften des Jahres 1908. Herausgegeben von
Dr. J. Goldfriedrich. Leipzig 1912. 8. — Staatssekretär des Innern: Der oberger-
manisch-raetische Limes des Römerreiches. Lieferung XXXVII. 1912. 2. — Verlag des
Vaterländischen Seh ritten -Verb an des: Flugschriften des V. S.-V. 22, Dr. Otto
Braun. Deutsches Leben und deutsche Weltanschauung. 1912. 8. — Deutsches Ver-
la g s h a u s B 0 n g & C 0.: Börnes Werke. Historisch-kritische Ausgabe in 12 Bänden. Heraus-
gegeben von Ludwig Geiger. I. — III. Bd. O. J. 8. — Ders., Dora Duncker, Ein Liebesidyll Lud-
wigs XIV., Louise de La Valliöre. Roman. O. J. ; Jos. Aug. Lux, Grillparzers Liebesroman.
Die Schwestern Fröhlich. Roman .... 0. J.; Eugen Zabel, Der Roman einer Kaiserin. Katharina II.
von Rußland. Historischer Roman. O. J.; Mit Zeppelin nach Spitzbergen .... O J. 8. —
W e i d m a n n s c h e Buchhandlung: Mon. Germ. Hist. Epist. tom. VII, p. I: Kar. aevi
V. 1912. 2; Deutsche Texte des Mittelalters, Bd. XXIII: Konrads von Megenberg deutsche
Sphaera. (O. Matthaei). 1912. 8. — D e u t s c h e r W e r k b u n d: Die Wiener (5-) Jahres-
versammlung des deutschen Werkbundes vom 6. — 9- Juni 1912. 8; Friedr. Naumann, Kunst
und Volkswirtschaft. 1912. 8. — Bonn. P. H a n s t e i n, Verlag: Publikationen für Rheinische
Geschichtskunde: Fr. Lau, Das Buch Weinsberg. Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahr-
hundert. Bd. III und IV. 1897/98. 8. Publikationen für Rheinische Geschichtskunde: XXI. Die
Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. II. Bd. 1100— 1205. 1901. 2; III. Bd.
1205—61. 1909. 2; Verlagskatalog 188. 1909- O. J. 8. — Braunschweig. Direktorium
des städtischen Museums: Das städtische Museum zu Braunschweig in der Zeit vom
1. April 1906 bis 31- März 1911. 0. J. Gr.-8. — Budweis. RektoratdesK. K. deutschen
Staatsgymnasiums: XLI. Programm. 1912. 8. — Cassel. Magistrat derStadt:
Gasseier statistische Jahresberichte. 2. Jahrg. 1909. 1912. 8. — Dachau. Verlag des
Bücherwurms: Der Bücherwurm. Juniheft und Romantiker- Heft Juli-August 1912. Kl. -4.
— Danzig. Baurat Professor A. Carsten: Ders., Die Gartenkunst und ihre Beziehungen zur
Architektur. Hochschulfestrede 1912. 8. — Darmstadt. Direktorium des Großher-
zogl. Hessischen Landes museu ms: Führer durch die Kunst- und historischen
Sammlungen. Beiheft: Münzkabinett. 1912. 8. — Dinkelsbühl. Paul Schön, Verlag:
M. Neeser, Baugeschichte der Stadt Dinkelsbühl. 1912. Gr.-8; J. Greiner, Dinkelsbühl. O. J.
8; Fr. Ritter, Die St. Georgskirche in Dinkelsbühl. O. J. 8. — Dresden. GalerieArnold:
Handzeichnungen alter Meister. 1912. Kl. -4. — Carl Reiß n er, Verlag: Hellmuth Mielke,
Der deutsche Roman. 1912. 8. — Eger. Alois John, Schriftsteller: Ders., Geschichte und
Genealogie der Familie John im Egerlande. Eger 1912. 8. — K. K. Staats-Oberreal-
s c h u 1 e: 13- Jahresbericht 1911/12. Eger 1912. 8. — Elbogen. Professor L e 0 n h a r d S t ö I-
1 i n g e r: Ders.. Das Hans Sachsische Fastnachtspiel No. 26, „Von Joseph und Melisso". 1912. 8.
— Elisabethgrad. Dr. S. Weissenberg: Ders., Zur Anthropologie der nordafrikanischen
Juden. 1912. 8. (S.-A.) — Erlangen. F. Junge, Verlag: Beiträge zur bayerischen Kirchen-
geschichte. XVIII, 5-6. 1912. 8. — K a r I S c h m i d, cand. jur. : Festschrift zum sechzig-
jährigen Bestehen der Landsmannschaft Ghibellinia in Tübingen. 1905. 8. — Eßlingen. Paul
Neff: Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg, Ergänzungs-Atlas
Lieferung 29 /30 (63/64. Lieferung des Gesamtwerkes). O. J. 0u--2. — Essen. Günther &
Schwan, Verlag: W. Hohmann, Stammbaum der Familie Hohmann zu Schlitz- Elberfeld usw.
1912. 4. — Freiburg i. B. Helmuth Th. B o s s e r t Studien zur Hausbuchmeisterfrage. S.-A.
O. J. 2. — Herdersche Verlagsbuchhandlung: Frauenbilder. Herzogin Renata,
die Mutter Maximilians des Großen von Bayern. Von Anna de Crignis-Mentelberg. O. J. (1912).
8. — Fulda. Prof. D. Dr. Joseph L a m m e y e r, Canonicus: Ders., Das Siegesdenkmal des
Königs Scheschonk I. zu Karnak. Diss., 1907- 8; Ders., Die sogen. Gnomen des Concils von
Nicaea. Diss. Freiburg i. B. 1912. 8. — Fürth i. B. E u g e n W o 1 f s d 0 r f , Lehrer der frei-
religiösen Gemeinde in Fürth i. B.: Ders., Monistische Pädagogik. O. J. (1912.) 8.; Ders., Kari
Weisers Jesusdichtung im Lichte der Evangelien. O. J. 8. — Oöding. Deutsche Landes-
- 67 —
O b e r r e a 1 s c h u 1 e: 14. Jahresbericht. . . 1911/12 mit 2 Abhandkingen. 1912. 8. — Gotha.
Friedrich Andreas Perthes, A.-G. : Hermann Gebhardt, Thüring. Kirchengeschichte.
II und III. Bd. 1881. 1882. 8; Walter Möllenberg, Die Eroberung der Weltmarkts durch das
mansfeldische Kupfer. 1911- 8.; H. Keil, Wölfis. Bilder aus der Geschichte eines Thüringer
Walddorfes. 1910. '8; Allgemeine Staatengeschichte. I. Abt.: Geschichte der europäischen
Staaten: 32. Werk: L. M. Hartmann, Geschichte ItaHens im Mittelalter, III. Bd. 2. Hälfte I911.
8; 37. Werk: N. Jorga, Geschichte des Osmanischen Reiches. IV. Bd. 1911- 8; 38. Werk:
Jirecek, Geschichte der Serben. I. Bd. 1911- 8; III. Abt. Deutsche Landesgeschichten: 8. Werk:
Raim. Friedr. Raindl, Geschichte der Deutschen in den Karpathenländern. III. Bd. 1911- 8;
Geschichtliche Untersuchungen, herausgegeben von Karl Lamprecht. 5. Bd. 3. Heft: Dorschel,
Maria Theresias Staats- und Lebensanschauung. 1908. 8 und 4. H.: Essers, Zur Geschichte der
kurkölnischen Landtage im Zeitalter der französischen Revolution (1790 — 1797)- 1909. 8. —
Groß=Strehlitz. O. -S.: K ö n i g 1. Gymnasium Jolianneum: Jahresbericht über das
Schuljahr 1911/1912. 4. mit Beilage: Heinrich Seidel, Der deutsche Aufsatz in der Reifeprüfung.
1912. 8. — Halle a. S. Historische Kommission fürdie Provinz Sachsen
und des Herzogtums Anhalt: Mitteilungen aus dem Provinzial-Museum der Provinz
Anhalt. Bde. II 1900 und III 1912. 8. — Hamburg. O 1 1 0 B r ö c k e r & C o., Verlag: ,, Der
Hamburger". II. Jahrgang., Nr. 9—14. 1912. 4. — LandrichterAscan W. Lutteroth:
Rode, Rede am Sarge von Arthur Lutteroth, gehalten im Krematorium zu Hamburg am 14. Juni
1912. 4. — A u g. S t r e b e 1: Hamburger Liedertafel Bd. I— IV. 1823. 4. (Männerquartette.) —
Heidingsfeld. Hetzfelder Flößerzunft: Franz Schneider, Heidingsfeld, ein altfränkisches
Städtebild. 1908. 8. — Jena. Eugen Diederichs, Verlag: Thule. Altnordische Dichtung
und Prosa. I. Bd. Edda. 1. Bd. Heldendichtung. 1912. 8. — Dr. G e o r g M e n t z, ao.
Universitätsprofessor: Tabvlae in vsvm scholarvm editae svb cvra Johannis Lietzmann: 5. Hand-
schriften der Reformationszeit, ausgewählt von Georg Mentz. 1912. 2. — Jever. G r o ß-
h e r z 0 g li c h e s M a r i e n - G y m n a s i u m: Bericht über das Schuljahr 191 1 /12 von Di-
rektor Dr. Weßner. 1912. 4. — Karlsruhe. Badischer Frauen verein: Jahresbericht
1911. 1912. 8. — Konstanz. Rektorat des Großherzoglichen Gymnasiums:
Bericht über das Schuljahr 1911 — 1912. 1912. 4. — Kronach. G. H u m m e 1, k. Postsekretär:
Ders., Geschichte des Feuerlöschwesens und der Freiwillgen Feuerwehr der Stadt Kronach. Fest-
schrift 1912. 8. — Kulmbach. Rieh. Reh m, Buchhandlung: Friedr. Stein, Kulmbach
und die Plassenburg in alter und neuer Zeit. O. J. 8. — Leipzig. Bibliographisches
Institut (Meyer): Meyers Historischer Handatlas. 191 1. Gr.-8; Gutzkows Werke. Bd. I
bis IV. Herausgeg. von Peter Müller. O. J. 8; Karl Wenle, Leitfaden der Völkerkunde. 1912.
Gr.-4. — M. B r a u n s c h w e i g. Vedag: Th. Roosevelt, Die Moral der Individuen und der Na-
tionen. Übersetzt von J. Sachs. 1910. K1.-4. — Breitkopf & Härte 1, Musikverlag:
Richard Wagner, Sämtliche Schriften und Dichtungen. 6. Aufl. Bde. I— XII in 6 Doppelbänden.
O. J. 8. — A. D e i c h e r t' s c h e r Vertag (Nachf. Georg Böhme): Wirtschafts- und Ver-
Verwaltungsstudien XLIII: R. Weber, System der deutschen Handelsverträge. 1912. 8. —
J. C Hinrichs, Vertag: Vierteljahrs- Katalog der Neuigkeiten des deutschen Buchhandels.
67. Jahrg. 2. Heft. April bis Juni 1912. 8. — E. F. C. L e u c k a r t. Vertag: Robert Franz,
Gesammelte Schriften über die Wiederbelebung Bachscher und Händelscher Werke. 1910. 8. —
Direktion des Stadtgeschichtlichen Museums: Katalog der Sonderaus-
stellung: „Die Leipziger Bildnismalerei von 1 700 bis 1850." 1912. 8. — S t ä d 1 1 s c h e s K u n s t-
g e w e r b e m u s e u m: Mitteilungen des städtischen Kunstgewerbemuseums. Museums-
bericht 1910 und 1911. 1911 und 1912. 8. — B. G. T e u b n e r: Epitome thesauri Latini ...
ed. Fr. Vollmer. Probeheft 1912. 2. — LeoWoerl, Herausgeber der Woertschen Reisebücher.
Hof- Verlagsbuchhändler: Illustrierter Führer durch Nürnberg und Umgebung. 28. Aufl. (1912.)
8. — Linz a. D. Dr. A. M. P a c h i n g e r: Ders., Strumpfbandverse. Kulturgeschichtliche
Plauderei. O. J. 8. — London. Victoria and Albert Museum: Victoria and Albert
Museum. Review of the principal acquisitions 1911. London 1912. 8; Beard of education.
Report for the year 1911 on the Victoria and Albert Museum and the Bethnal Green Museum,
London 1912. 8. — Lübeck. J. Warncke: Ders., Handwerk und Zünfte. 1912. 8. —
Mährisch» Ostrau. Deutsche L a n d e s - O b e r r e a 1 s c h u 1 e: 29. Jahresbericht der
— hS —
ik'iitsklu'ii l.,iiuios-(>l''oni.';ilsi.luili.' in /Wiilitisili-Osli ,iu Im ilas Siluili.iln l<i| i loii. S. Mit
Beil.ii;cn vmi Aitui' Kwlinovskv . 1 .iil''sl(>irsyiillH'soii iiiul l.ii howisiklu'. Miiiir/.. hiirk-
t IM' i 11 m il (.' s K I) in i s i h ■ » i o i ni .i n i s i" h c ii / c ii I i .i 1 - M ii s i' u m s: I.iIiicsIh'i iilil
l'ill IJ. S.A. I'M:!. 2. Mjiinilicim. \' c r 1 .i i; J (.' i I • i. 11 .i ;i s's ^ li o ii H u i' li il i u r k e' r >.• i.
(i. m. b. II.: Tilk's.son, Die l:rcmila,uo /.u \\',iv;liiiusi'i. O. ,1. i. ; \\im;i,'iuii|li. Vcrsi. h.irU'il uiui d;i,s
clioin;ili.i;o Palais Bivt/.onhoiin (ii'tzt Rlioin- llvpotlu'ktiib.mk in A\.mnlK'iin. idm. |. Miinclicti.
1 ) i ,1 m .1 1 t - .A k ( i 0 M u' 0 s i' 1 I s k' h ,1 I I : hios.. \\'.ip|\Mi uiul .Sit'i'i'i lics li.iiki.'i li.nulw i'i ks.
0. J. (I*)12.) 1. - Ci. II i r I h s Kunst vorl.ii;: (icoii^ lliillis loi nu'iis>.ii.it/. ^s. ,l.iliri;.mi; Holt 1
bis 12. |i)ll. 1. Priv ,itdiV(.'nt Dr. 11 u u i' K e h r o r: Dims.. Dio uotisi-lK'n W'.inJni.iK'ioion
in iler K.useipful/. /.ii l"oi\'hhoini. S.-A. I')I2. 2. — J. V. Kuli: i)(.'is.. A\üM/,tuni.lc im L>iK'ni;ili,i;cn
und lu'utii;on iK'biiuilo der Rlioiiipf;il/. I')I2. S. - A 1 l^ c r I 1. :i n i; o n. Veibiij: H. Bui-lnuT.
i~)as Neueste von .uestern. Kulturuesiluililliili inti.'ii.'ss.into DukunuMilo .uis .ilton doulsilu'n '/.c\-
tuni;en. Bd. I: Das Id. inui 17. Jahiii. (i. .1. S: Ik'ini.inn Ik'SSi.'. Ui'rni.uui l.,iusciu'r. O. ,1. S:
J. Huret. Bayern und S;U'lisen. (In Deulsiiil.nui. IV. Teil.) Oberset/i von N. Knoj-'üeh. l). J.
S; M. Kenunerioh. l'rophe/.eiun,i;en. O. ,1. S: Aliiiv. V. .l.iinL;;inu. t'>ii. 1- D o u I s e Ji e r
AI o n i s t e n b u n d. Gescliürtsstelle Aliinelien: ..D.is ninnistiselie J.iiiiluuulert". Heil 1 (>,
April bis Juni l<)|2. S: l-lu,i;selnillen des deutselien iMonisleninnules. II Helle, b'o; visw. S;
..Berliner Reli.uions.uespriieii". I. loK». H (2. Aullaj;e). l'MO. S. 1' i 1 o t y i\ 1. o e li 1 e. K. B.
Priv. Kunst- und Veila,i;s;instaU: Julius N;uie. Die Bronzezeit in Oberbnye'ii. Te.xtb.ind mit Alhum
IS*).]. 2; Julius Naue. Die vorr(">miselien Seliwerter aus Kupfer. Bion/e und bisen. lexl-
band loo;, mit Album v. ^1. J. 2: ^\■ Holler. Deutsehes Ki .inklieilsn.imen rnieli. iSoo.
Le.\.-8; Anton Hollinann-Münelien: Das Heer des Blauen Könii^s. Die Soldaten des Kurfürsten
Max nniaiuiel von Bayern 1()S2— 1720. (looo.) 2: Albert Winter. Die Oberpfal/.. Hin Beitrag
zur lieim.Hkunde. looo. s. R. Piper i\ ("o.: Boeyner. Rotiienburu <'b der T.udH'r. (1. J.
(10I2.) 2.; Klassiseiie Illustratoren: 1\. Die ;dtdeulsehe Buehillustration von W. W'orriiii^er.
P)I2. Gr.-S; R i e il n \' fiel / e. lUieli- und Kunslverl.m: (i. leidin^er. A\ini.ilnien .ins
Handschriften der K,i;l. Hot- und Staatsbibliothek in A\ünelien. lieft 2. IJämiseiier Kalender.
(Cod. lat. 23 <>.vS.) - Di. piiil. O I t o S e i d 1: Ders.. Der Seluvan \i>n lier Sal/aeh. Naehainnun.si
und Motiv-Misohuni; bei dem Pleiei. |oi)o. s. K i: 1. Direktion d e r S I ,i a t 1 i e li e n
Galerien: K:italo^ der Ki^l. älteren Pinakothek. Amllielie Aus^.ibe. |oii, s. l>r. phil.
B e r t h ;i A n t o n i ,i W .i 1 1 n e r; Dies.. Musik.diselie Deiikmiiler dei Steinät/kunsl des lo.
und IT- J.ihiinnuteils. PM^, s. Miinncrstadl. K i: 1 . 11 u m ,i n i s t i s e h e s G y m-
n.isinin: J.ilneslvriehl lur das Seimlj.ihr |o|| 12. loi2. S. ^\\\ i;esondei fem Programme:
Dr. lieoii; A\,iuier: iMe Ortsn.imen des Hoehstifts P.issau. I'>I2. S. Nanen. S t .i d t -
niuseuni: Kalender fiir den Kieis (isthavelland l^ii (11. J.ilniiau!.;) und |oi2 (111. i.iln-
jtanj;'). S. — IVew-YorU. V li e 1. i b r a r > F e o n o m \ a n d B i b 1 i o i; r a p h \ : Tiie l.ibrar>
Journal vol. 37. Juni-August P)l2. 8. — Niinibers. Bauer & Raspe (1 inil Küster).
Verlai;': J. Siebmaohers iiroBes und allgemeines Wappenbueh. Neuauflaue. 1 ieferuni^ 54J- ??o.
P'll 12. I. 1- r i e d r i e 11 B ;i u e r e i Ü. Hnvlibindeinieister. K. Iv lloliiefer.int : ..l'ran-
kiseliei' Kurier. Industrie-Nummei-. Anf.me Juli 1012." r>i.-2. K i") 11 i u 1- .\ 1 t e s <! \ m-
nasiuin: J.ihresberielil für d.is Seliuli.ilii |o|i 12. p)|2. S. (2 E\.) Direktor Dr.
Th. Ilampe: bestsehrift ,ius Anlaü des Besuches der Stadt Forchheim .... durch Se. K,i;l.
Hoheit Prinz Ludwii; \on U.i\ern. her;iusiie,!ieben von A. Streit. Buchdruckereibesitzer. Forchheim.
(1912.) 2: iH'is.. D;is Germanische Museum und seine musik-historische Samnilunji. S.-A. 1012.
8. — Kempewerk: Der Stereotypeur. Deutsche Klischeemeister-Zeitunt;. 25. J;ihrjian,u'.
Jubiläums-Doppellieft I 2. 1012. 4. — Jean M e i i.i 11 e r: .loli.inn Arndt. Sechs , geistreiche
Bücher vom w. ihren Ghristentuni. Greif/ i. \'. 17.1^. S. R e k t o r a t d e s K ö n i s; 1 i c h e 11
R e a 1- u 11 d R e f o 1 m l; \ m 11 .i s i u 111 s: .lahiesbericht loi 1 12 mit sjesonderter wissensch;ift-
licher Beilage: Gartenhof. Romane Philipps von Zesen und ihre literaturceschichtliche Stelluiii;.
1012. 8. — AI a x R ö 1.) 1 e r. Techniker: Joh. Clirii. Wiegleb. Handbuch der alli^emeiiieii Chemie.
1. PhI. 17SI. 8. -• Alajor a. D. E. S ey 1 e r: Ders.. Die Ai;raiieiibevölkeiun,s^ auf den frühmittel-
alterlichen Kiiiiiiisyiilern. O. J. (1012.) S. S t a d t m a u i s t r .1 t A\itteiluii,uen des St.itis-
tischen Amtes der St.idt Nürnbeii;. Heft ,v l*'12. S.; Die W'asserversoi.cuiiv; der Stadt Nürn-
beri; von der reiclisstiidtischen Zeil bis zur Ge.^enw.irf. PH 2. 1. \' e 1 e i 11 G e 11 e s u 11 n s-
I
— 69 —
li e i m I ü r U n t e r o f f i z i e r s f ;i iii i 1 i e n der k i;' 1. b a y e r. Ar m e e : Th. Ileyden-
reicli. Das Prinz Ludwiu-Genesungsheim für Unteroffiziersfamilien der legi, bayer. Armee in Rotii
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Hoffniann, Hampe. Mumnienhdff und Sclnnit/. l)ie Sebalduskirclie in Nürnberg. 1912. 8. —
Oetzsch. Paul Glase r: Ders.. Seciis unbekannte Grünewald im städtischen historischen
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.,R()Ssi j a": Catalogue de la bibliotheque de la Compagnie d'assurances ,,Rossia". 1912. 8. —
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Piftsburgh, Pa. Carnegie Institute. O f f i c e o f the S e c r e t a r y: Annual Report
of the Carnegie Institute 1911- 1912. 8. ~ Plauen. Kunst verein: Geschäftsbericiit auf
die Jahre 1910/11. 8. — Prachatilz. Prof. Ad albert J u n g b a u e r: Jahres-Bericht des
K. K. Staatsgymnasiums in Pr. 1912: A. Jungbauer, Das Peilsteiner Weiimachtsspiel. 1912.
8; K. K. S t a a t s gy m n a s i u m: Jahresbericht 1911/12. 1912. 8. — Prag. Ph. Dr. V a c 1 a v
V o j i s e k. Archivarsadjunkt: 7 verschiedene Schriften. 1910 — 12. 8. — Regeiisburg. K g 1.
A 1 t e s G y m n a s i u ni: Jahresbericht für das Schuljahr 191 1 /12. Mit einem Programm: Leconte
de Lisles Weltanschauung von Dr. Andr. Rosenbauer. (1912.) 8. — R e k t o r a t d e s K g 1.
Neuen Gymnasiums: Jahresbericht 191 1 12 mit einem Programm: Dr. Vermeulen,
Zur Einleitung in das Bucii der Psalmen. 1912. 8. — J. H a b b e 1, Verlag: G. A. Weber. Til
Riemenschneider. 1911. 4. — Saarbrücken. Baumgartens V e r 1 a g s b u c h ii a n d-
lung: Hans Lustig, Wie mache ich Inventur und Bilanzabschluß? 3. Auflage. O. J. (1912.)
8. — Salzburg. Mädchen- L y c e u m: 8. Jahresbericht des sechsklassigen Mädchen-Lyceums
in Salzburg über das Schuljahr 191 1 12. (1912.) 8. — Schwaz in Tirol. J o ii a n n J d r d a n.
Redakteur der Zeitsclirift ..Der Kunstfreund": Der Kunstfreund l'Ml. Heft (>— 12. 191 1. 8. —
Stockholm. Direkt o r i u ni des N a t i o n a 1 m u s e u m s: Führer durch die Kunstsamm-
lungen. 1912. 8. — Straßburg. V e r 1 a g d e r E 1 s ä ß i s c h e n R u n d s c h a u: Fritz Hoeber.
Die Frührenaissance in Schlettstadt. 191 1- 2. — J. H. Ed. H e i t z ( H e i t z & M ü n d e 1),
Verlag: Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Heft 153: Machmar. Die Tragheimer Kirche
zu KTinigsberg i. Pr. 1912. S; Heft 154. H. Brandt, Die Anfänge der deutschen Landschafts-
malerei im XIV. und XV. Jahriunidert. 1912. 8. — Ders.; H. Sepp, Bibliographie der bayerischen
Kunstgeschichte. Nachtrag für 1906—10. 1912. 8: H. 156: R. A. L. Paulus, Der Baumeister
Henrico Zuccalli am kurbayerischen Hofe zu München. 1912. 8: H. 157: E. Abraham, Nürn-
berger Malerei der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts. I*J12. 8; H. 158: Jos. Aug. Beringer,
Hermann Braun. 1912. 8. — Stuttgart. J. G. Cottasche Buchhandlung Nach-
folger: II. W. Seidel, Erinnerungen an Heinrich Seidel. II. Auflage. 1912. 8. — W ü r t-
t e m b e r g i s c h e Kommission für L a n d e s g e s c h i c h t e: Darstellungen aus der
Württembergischen Geschichte. IX. Bd. 1912. 8; Württembergische Geschichtsquellen.
13- Bd. 1912. 8. — Traunstein. H i s t o r i s c h e r V e r e i n f ü r d e n C h i e m g a u. E. V. :
August Meier, Der Chiemgau in römischer Zeit. 1912. 8. — Tübingen. Universitätsbib-
liothek: Tübinger Blätter. 13. Jahrgang. 1911. 8. — Wien. Karl G r a e s e r & K i e.,
Verlag: Camillo Sitte. Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen. IV. Auflage.
1909. 8. — Hans (ju tack er: Ders., Genealogische Stammtafel der Reifenberger Gutacker
und verwandter Familien. 1912. 8. — K. K. A k a d e m i s c h e s G y m n a s i u m: Jahres-
bericht über das K. K. Ak. Gymnasium in Wien für das Schuljahr 1911 — 1912. Enth.: Rieh.
Dienel. Zu Ciceros Hortensius. 1912. 8. — Halm & G o 1 d m a n n, Verlag: Sammler-Kom-
pendien: I: A. Kende-Ehrenstein, Das Miniatur- Porträt. 1908. 4: Beiträge zur Genealogie der
europäischen Fürstenfamilien: I: O. Forst, Ahnenverlust und nationale Gruppen auf der Ahnen-
tafel des Erzherzogs Franz Ferdinand. 1912. 8. — Staats-Oberrealschule im
XV. Bezirke von Wien (F ü n f h a u s): 38. Jahresbericht, mit: Rudolf Pischel. Der Vers
in Richard Wagners „Ring des Nibelungen." 1912. 8. — Wunsiedel. Verlag von G. K o h 1 e r:
Karl Brückner. Die fränkische Schweiz und iiir Vorland. 3. Auflage. 1912—14. 8. — Würz-
— 70 —
bürg. Jakob B e y h 1, Lolirer: üeis., Wir torderii unser Reclit 1 Ein Wort zur wirtschaftlichen
Befreiung des Vollcsschullehrers. 1912. S. — G e s e 1 1 s c ii a f t für f r ä n k i s c ii e Ü e-
schichte: Urkundenbucli der Benediktiner-Abtei St. Stephan in Würzburg. Bd. I. 1912. 8;
Siebenter Jahresbericht der Gesellschaft für fränkische Gesciiichte über das Jahr 1911. 1912. 8. —
Zehleiidorf. Schriftsteller Dr. S ü d e k u ni, M. d. R.: Acht sozialpolitische Schriften a. d. J.
1906—12. 8. — Zweibrücken. K. Human. Gymnasiuni: Jahresbericht für das Schul-
jahr 1911/12. 1912. 8. Mit einem Programm: O. Tillmann, Zur Dichterlektüre in den ersten
Jahrhunderten der Rom. Kaiserzeit. 1912. 8.
Ankauf e.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung für Genealogie und Heraldik: Forrer, Biographical Dic-
tionary of medallists. Vol. V. 1912. 8. — Förstemann, Altdeutsches namenbuch. II. Bd. 5. Liefg.
1912. 2. — Koerner & Lutteroth, Deutsches Geschlechterbuch. 21. Bd. 1912. Kl. -4. — Rud.
Martin, Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Sachsen. 1912.
8; dgl. in den drei Hansestädten. 1912. 8. — Rietstap, Armorial gt^m^ral. Fase. 70, 71, 72.
O. J. 2; do. Supplement par V. et H. Roland. Fase. XIII — XIV. 1912. 8.
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Toni Boegner, Rothenburg ob der Tauber. Mit mehr als 150 Abbildungen nach Original-
aufnahmen und alten Ansichten. München, R. Piper & Co., Verlag. 2". Mit 38 SS. Text.
Während Nürnberg in den letzten Jahren immer mehr an seinen altertümlichen Bauwerken
und damit an seiner altüberkommenen Schönheit einbüßt, hat sich das kleine Rothenburg den Wand-
lungen, welche gesteigerter Verkehr und Industrie nun einmal bedingen, mit größerer Reserviertheit
verschlossen. Fast unberührt steht es da, und wunderbar geschlossen wirkt noch das Stadtbild,
wirken seine Straßen, Plätze und Mauern. Schon Karl Herbert hatte dies erkannt, als er Ende
der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts nach Rothenburg kam. Er war Photograph und wirkte
als solcher über 35 Jahre am Orte. Gleichwohl hat er es mit den damals noch einfachen Mitteln der
Photographie fertig gebracht, Bilder zu erzielen, die in etwa ein Ausdruck dessen waren, was er
seelisch empfand, und denen darum eine hervorragende künstlerische Wirkung nicht abgesprochen
werden darf, ganz abgesehen von der lokalgeschichtlichen Bedeutung, die sie mit der Zeit durch
die mannigfachen Änderungen im Orts-, Straßen- und Platzbild ganz von selbst erlangten. Weit
dehnte Herbert seine Arbeiten auf diesem Gebiet aus. Selbst zahlreiche architektonische Details,
nicht allein malerische Ansichten, ja auch Altäre, plastische Figuren und Bilder und endlich sogar
Vertäfelungen nahm er auf. So ist seine Tätigkeit schließlich ein Lebenswerk geworden, das in
seinen Äußerungen wiederzugeben sich sowohl vom künstlerischen wie vom architektonischen
und kunstgeschichtlichen Gesichtspunkt durchaus verlohnte. Dazwischen wurden einige photo-
graphische Aufnahmen von Kunstmaler Wilhelm Lasius in Rothenburg, Schriftsteller Johannes
Noak in Friedenau bei Berlin und von Dr. F. Stoedtner eingefügt. Und endlich kamen, was sehr
anerkennenswert ist, ältere Kupferstich- und Holzschnittansichten, verschiedene Lithographien
der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und einige der hübschen Miniaturaquarelle des Theo-
logiekandidaten A. Merz aus dem Jahre 1848, und noch obendrein in farbiger Wiedergabe, hinzu.
Ein reiches Material wurde damit gewonnen, das in seiner mustergültigen Reproduktion eine
Quelle stetigen Genusses und angenehmer Belehrung darstellt und dies auch bleiben wird.
Der Verfasser, ein tüchtiger Kenner der Ortsgeschichte, hat als Einleitung zu dem ganzen
einen Text geschrieben, der von lebendiger Heimatsliebe durchdrungen ist und hier und da Historie
und Sage in anmutiger Art miteinander verbindet. Was wir aber vermissen, das ist die Beigabe
eines kurzen Abrisses der Stadtgeschichte. Es genügt uns nicht, daß wir diese, was an seiner Stelle
ja gewiß manches für sich hat, in die eigentliche Darstellung eingewoben finden. Es würde dies
den Wert des schönen Buches entschieden beträchtlich erhöht haben. Auch kann man darüber
streiten, ob die Gruppierung des Stoffes nach den gewählten Gesichtspunkten „Das Ganze",
— 71 —
„Straßen und Tore", „Kirchen und üffentliclie Gebäude", „Häuser der Herren und der Gewerbe-
treibenden" und „Malerische Winkel" gerade bei Rothenburg die richtige und gegebene war. Es
läßt sich bei einer solchen Anordnung kaum vermeiden, daß die einzelnen Abschnitte ineinander
übergreifen, und tatsächlich ist dies auch vielfach geschehen, was die Übersicht unangenehm
beeinträchtigt. Man hätte auch daran denken können, ob man nicht mit den ältesten Baudenk-
malen hätte den Anfang und dann erst langsam durch die Stadt in die Landschaft und Umgebung
hinauswandern sollen. Jedenfalls ist dabei der Abschnitt über die Bürger- und Handwerkshäuser
etwas sehr dürftig weggekommen. Auch hätte wohl hier der eine oder andere Grundriß, wie z. B.
ein solcher des so wichtigen Baumeisterhauses, beigegeben werden können.
Durchblättert man, ohne sich um all das zu kümmern, das reichhaltige Werk, so wird man
gleichwohl Rothenburg kennen lernen, und zwar das Rothenburg, über dem ein unvergänglicher
Schimmer altertümlicher Schönheit, dem Gotik und Renaissance ihr Gepräge gegeben, ausgebreitet
liegt. Fritz Traugott Schulz.
Meyers Großes Konversationslexikon. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte
Auflage. 23. Band. Jahres-Supplement 1910 — 1911. Leipzig und Wien. Bibliographisches
Institut. 1912.
Wiederum liegt ein neuer Band dieses umfassenden und wichtigen Nachschlagewerkes vor
uns, neues Wissen und neue Forschungsergebnisse hinaustragend in alle Kreise des deutschen
Volkes. Mit großer Gewissenhaftigkeit und erstaunlicher Umsicht ist alledem, was heute vom
allgemeinen wie vom speziellen Gesichtspunkt wissenswert ist für die fast unübersehbaren und
mannigfaltigen Gebiete von Kunst und Literatur, Geschichte und Geographie, Technik und Industrie,
Handel und Verkehr, Medizin, Jurisprudenz, Musik, Heerwesen und Politik, Rechnung getragen.
Und welch eine Fülle von Abbildungen, ja wirklich guten Abbildungen ist den textlichen Aus-
führungen beigegeben I Aber gerade dadurch ist das Lexikon zu dem geworden, was es sein will,
zu einem Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, in dem jeder, der sucht, auch tatsächlich
etwas findet. Die schönen Tafeln sind teilweise sogar eine Quelle anschaulicher Belehrung, wie
z. B. das farbige Blatt mit den beiden Heidelandschaften, das äußerst instruktiv ist, die Tafel
mit den Körperverunstaltungen der Naturvölker, die neuen farbigen Wiedergaben der verschie-
denen Marmorarten, die kolorierten Darstellungen von Schmucksteinen, die 4 Tafeln mit den
Künstlerselbstbildnissen und noch so manche andere mehr. Selbst eine Übersicht über die Kunst-
sammlungen der europäischen Länder ist angefügt. Wir können nur wünschen, daß dieser neue
Band allenthalben Eingang finden möge, wo rasche praktische Belehrung gesucht wird. Sz.
Die Behandlung der Schrift in Kunst und Gewerbe. Eine Einführung in die Schriftbildung,
Schrifttechnik und Schriftanwendung von Lorenz Reinhard S p i t z e n p f e i 1. Mit
vielen Erläuterungsbeispielen im Text und auf 20 Tafeln. Vorwort von K. Oberbaurat Th. v.
K r a m e r. Herausgegeben von der Bayerischen L a n d e s g e w e r b e a n s t a 1 1.
Nürnberg. {1911)- 23 S. und 20 Tafeln. 4. 5 Ji-
Mit dem während der letzten beiden Jahrzehnte sich rasch und immer mehr verfeinernden
Empfinden unserer Zeit für die Schönheit und Klarheit der Drucktype und ihr geschmackvolles
Zusammengehen mit dem Ganzen des Buches und dessen übriger Ausstattung, des Ehrendiploms,
des Prospektes, Geschäftsformulars, Plakates, doch auch eines Türschildes, einer Hausinschrift,
eines Grabsteines u. s. w. hat die Veröffentlichung guter Vorbilderwerke keineswegs gleichen
Schritt gehalten. Und doch kann nur durch möglichst weite Verbreitung geeigneter und zweck-
mäßig erläuterter Vorlagen der Sinn für die von unserem Kunstgefühl geforderte Harmonie zwischen
Umgebung, Bild, Ornament und Schrift in weiteren Kreisen des Handwerks und Gewerbes und
darüber hinaus beim großen Publikum geweckt und gefördert werden.
Die Direktion der Bayerischen Landesgewerbeanstalt in Nürnberg hat die Lücke, die hier
in der sonst so überaus reichen literarischen Produktion der Gegenwart klafft, und die Schäden,
die daraus folgen, klaren Blickes erkannt und ist auch alsbald bestrebt gewesen, Abhilfe zu schaffen,
indem sie den in Kulmbach lebenden Kunstzeichner Lorenz Reinhard Spitzenpfeil mit der Abfassung
eines Tafelwerkes betraute, das theoretisch und praktisch dem angedeuteten Bedürfnis nach Be-
lehrung über Wesen, Bedeutung und künstlerische Form der Schrift Rechnung tragen sollte.
- 72 —
Das Werk liejit luimuehr seit etwa Jaliiesfrist vitr und entspricht allen Anfi)ri.teriui,i;en.
die an ein solciies Buch mäüitieii Unifangs und entsprecliend IMlIiuen Preises gestellt werden können.
Auch hätte in der Tat nicht leicht eine t;eeij;netere Kraft für die Bearbeitung gefunden werden
können als der Verfasser, der sich l">ereits seit Jahren nicht nur auf dem Gebiete geschmackvollen
Buchschmucks, sondern ganz vornehmlich auf dem der Entwicklung und Verwendung der Schrift
zum Teil geradezu reformatorisch betätigt und bewährt hat. So steht der erklärende Text mit
seinen wertvollen, durcii zahlreiche Abbildungen unterstützten Bemerkungen ülier die verscliie-
denen A\aterialien. die zu ihrer Bearbeitung nötigen Werkzeuge, sowie über Technik und Stilarten
in trefflichem Einklang mit den zahlreichen Beispielen oder Vorbildern, die auf den 20 Tafeln
dargeboten werden, und es ist nur zu wünschen. daf3 die außerordentlich brauchbare Publikation
gerade in den Kreisen, an die sie sich vorzugsweise wendet, recht fleii3ig benutzt und zu Rate ge-
uezogen werden möchte. T h. H.
Ein unbekanntes Werk des Veit Stoß in Wien von Kurt R a t h e. Sonderabdruck aus
dem kunstgeschichtlichen Jaiirbuch der K. K. Zentral- Kommission für Kunst- und Historische
Denkmale.
Das Oeuvre des Veit Stoß ist in den letzten Jahren um verschiedene wichtige neue
Dokumente bereichert worden. Auch Rathe glaubt ein solches, und zwar in der hl. Anna
selbdritt in einer Nische über der Eingangstüre der St. Annakirche in Wien gefunden zu haben.
Diese Gruppe ist infolge ihres hohen Standpunktes bislang so gut wie unbeachtet geblieben.
Ihr jetziger Aufstellungsort ist aber nicht der ursprüngliche. Wann sie dorthin gekommen,
läßt sich weder durch archivalische Nachrichten noch durch ältere Ansichten der Kirche fest-
stellen. Es scheint, als sei sie erst im Laufe des 19. Jahrhunderts an ihre heutige Stelle ver-
bracht worden. Der Kombination ist somit ein weiter Spielraum gelassen, und das umsomehr,
als der ausdrucksvolle Naturalismus des Kopfes der Anna und der eigenartige Schwung ihres
Gewandes lehren, daß wir ein bedeutendes Werk vor uns haben. Rathe will in ihm auf Grund
von mancherlei Verwandtschaften, die allerdings teilweise sehr enge sind, eine eigenhändige
Arbeit des Veit Stoß sehen. Vor allem sind es unsere Madonna vom Hause des Meisters, die
Heilsbronner Maria und die Maria der Kreuzigungsgruppe in St. Sebald, die ihm zur Erhärtung
seiner Hypothese wichtige Kriterien bieten. Es fragt sich jedoch, ob er den intimeren Kenner
der Sonderart und des Eigenwesens des Meisters damit zu überzeugen vermag. Ein Vergleich
etwa mit der gleichen Gruppe in St. Jakob dürfte z. B. angetan sein, eine von derjenigen des
Verfassers abweichende Auffassung zu gewinnen. Und dann darf man weiter fragen, wo ist
die präzise Schärfe der Technik, die sorgfältige anatomische Durchführung, die sich bei Veit
Stoß bis in die Fingerspitzen hinein erstreckt ? So ist es fast kaum verwunderlich, wenn dem
Verfasser die Einordnung in das Oeuvre des Meisters Schwierigkeiten bereitet, wenn er am
Ende keinen anderen Ausweg, den er sogar selbst als kühn bezeichnet, findet, als den, in der
Wiener St. Anna das späteste der bisher bekannten Werke des Veit Stoß zu erkennen. Mir
will das alles noch nicht überzeugend erscheinen, und ich glaube darum, daß es besser ist,
vor der Hand von der Eingliederung dieser Gruppe in das Werk des Meisters abzusehen.
Fritz Traugott Schulz.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Mürnberg.
1912. Nr. 4. outober— Dezember.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
Lver Schluß des alten Jahres hat dem Germanischen Museum ein
ernstes Ereit^nis von einschneidender Bedeutun.t^ gebracht, den Tod
seines Protektors des
Prinzregenten
LUITPOLD VON BAYERN,
der am 12. Dezember hochbetagt aus dem Leben geschieden ist. Wegen
seiner menschenfreundlichen Güte und seiner herrlichen Auffassung von
dem Berufe und den Pflichten eines Herrschers von dem gesamten
deutschen Volke auf das höchste verehrt und bei seinem Heimgang auf
das innigste betrauert, hat Prinzregent Luitpold vor allem während der
Zeit seiner Regierung, mit der die seines Protektorates zusammenfiel,
dem Germanischen Museum die mannigfachsten Beweise seiner fürst-
lichen Huld und seines regen Interesses an den wissenschaftlichen und
nationalen Bestrebungen, denen die Anstalt dient, gegeben, und als der
vollendetste Ausdruck dieser warmen Teilnahme wird allen, die dabei
gegenwärtig sein durften, die Feier des fünfzigjährigen Bestehens des
Germanischen Museums, die im Juni 1902 auf Einladung des Prinz-
regenten Luitpold den Deutschen Kaiser und andere Bundesfürsten mit
dem greisen Protektor des Museums in der Kartause zu Nürnberg ver-
einigte, dauernd und hellstrahlend im Gedächtnis bleiben.
In tiefer Trauer und unauslöschlicher Dankbarkeit gedenken wir
des heimgegangenen hochgesinnten und allzeit treubesorgten Protektors
unserer Anstalt, dessen leuchtendes Bild in unserer Erinnerung niemals
verblassen wird.
— 74 —
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
STIFTUNGEN.
Seine K. u n d K . A p o s t o l i s o li e M a j e s t ä t Kaiser Franz J o s e f v o n
Ö s t e r r e i 0 ii .ui-'rulite ein aus dem U). Jahrluuuiert staniniendes, vielleiclit aul ein verloren
uesaniienes Original Bartliel Belianis zurücktrehendes Bildnis Kaiser Karl V. zu stiften, das bei
der Versteigeruni;' der Sammlung Noll in Frankfurt a. M. um den Preis von 2310 .Ä erwor-
ben werden konnte.
Herr Fritz von Frantzius in Chicago stiftete den Betrag von 5üü M für
den Ankauf von Sammlungsgegenständen.
Weiterhin stifteten zur Erwerbung einiger deutscher Skulpturen des frülien 16. Jahr-
hunderts aus der Sammlung Noll (Auktion Prestel in Frankfurt a. M.):
1500 .ü das Bankhaus Anton Kohn in Nürnberg;
je 1000 .ft Herr Ingenieur Herrn. Mest haier und Geschwister und Herr
Bankier Ernst Kohn in Nürnberg;
500 M die E. N ist ersehe Kunst an st alt in Nürnberg;
300 Ji ein u n g e n a n n t bleiben wollender Stifter;
je 200 Ji Herr Fabrikbesitzer Otto Fechheimer in Nürnberg; Herr M a .x Lang
in Fa. S. Bergmann in Fürth und Herr Kommerzienrat Siegfried Pflaum in Nürnberg;
je 100 .# Herr Heinrich Morgenstern in Fürth; Herr Kommerzienrat Erdmann
S t a u d t in Nürnberg und ein u n g e n a n n t sein wollender Stifter in Nürnberg.
Von sonstigen besonderen Stiftungen für bestimmte Zwecke sind ferner noch
folgende mit Dank zu erwähnen : Der Deutsche Apotheker-Verein bewilligte in
seiner 41. Hauptversammlung am 4. Sept. für den weiteren Ausbau des Historischen Pharma-
zeutischen Zentralmuseums die Summe von looo Ji.
25 .ü spendete der G a r t e n b a u - V e r e i n Nürnberg als Beitrag zum Ankauf
zweier künstlerisch ausgestatteter alter Gärtnerlehrbriefe.
500 M Herr Dr. James Simon in Berlin zur Erwerbung von Nürnberger Ornament-
stichen, derselbe 300 Ji zur Erwerbung von Kupferstichen und Handzeichnungen;
250 Ji Se. Exzellenz Graf Hans von W i 1 c z e k in Wien ebenfalls zur Erwerbung
von Kupferstichen und Handzeichnungen.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Se. Durchlaucht der regierende Fürst Johann von und zu Liechtenstein hat
seinen seitherigen Jahresbeitrag von 400 Kr., der uns schon seit vielen Jahren gereicht wird,
vom Jahre 1912 ab auf 500 Kr. erhöht.
Von Standesherren: Wertheim: Fürst Alois von L ö w e n s t e i n - W e r t h e i m -
Rosenberg, Durchlaucht 50 Ji.
Von Kreisausschüssen: Der großen Zahl von Kreis- und Distriktsvertretungen, die dem
Museum schon bisher willkommene Unterstützung angedeihen ließen, haben sich noch folgende
Kreisausschüsse mit Jahresbeiträgen zugesellt: Alfeld 20 i/. ; Ballenstedt (Anhalt) 15 Ji;
Bernburg 20 Ji; Berncastel-Cues io .«; Blankenburg a. Harz 20 Ji: Cöthen (Anhalt)
20 Ji; Göttingen io Ji; Harburg a. Elbe 20 JI; Heidelberg 25 Ji; Jülich 10 Ji; Kempen
(Rhein) 10 iC; Northeim i. H. 20 .#; Offenburg 20 Ji; Osterode a. Harz 20 Ji; Prenzlau 20 M;
Waldshut 20 Ji.
Von Vereinen: Aussig. ,, Verein Museumsgesellschaft Aussig" 10 Kr. Rothenburg 0. T.
Verein Alt- Rothenburg lu ./(.
Von Privaten: Altdorf. Brand, K. Seminardirektor 2 Ji ; Braun, Dekan 1 M; Merz,
K. Landwirtschaftslehrer 2 JL Arnstadt. Fischer, Rektor 1 M; Kleemann, Amtsrichter
1 M; Meurer, Oberlehrer 1 JC ; Dr. Müller, Gymnasiallehrer 1 M; Max Toelle, Fabrikbesitzer
3 Ji. Augsburg. Hans Ostenrieder, Antiquitätenhändler 3 M- Aurich. Dr. med. Daniel 3 -H-
Aussig. Schulrat Dr. phil. Georg Bruder, K. K. Gymnasial-Professor 2 Kr.; Dr. med. Alexander
- 75 —
Mariuu 2 Kr.; Karl Rehatscliek, Zivilingenieur 2 Kr.; Hans Schaffer, K. K. Gymnasial- Professor
2 Kr.; Stadtrat Berthold Titlbach, Direktor der ge\\erblichen Fortbildungsschule 2 Kr.; Dr.
phil. Johann Weyde, K. K. Realschuldirektor 2 Kr. Backnang. Braun, Finanzamtmann 1 JL.
Beilngries. Schneider, K. Bezirksamtmann 2 .11 ; Stöcker, K. Eisenbahnsekretär 1 M. Berlin.
R. Hammerstein, Bankier 20 Ji. Bernburg. Busch, Fabrikdirektor 3 M; Schneidewind,
Gutsbesitzer in Zellewitz 3 Jl; Weise, Hofmaurermeister 3 JL Bochum. Karl Hoffmann,
Lehreram Lyzeum 1 Ji ; Fräulein Selma Hoffmann, Kiavierlehrerin 1 Ji; Fräulein Kauz,
Lehrerin 1 Ji; Fräulein Mahr, Lehrerin am Lyzeum l Jl ; Fräulein Nockemann, Lehrerin
am Lyzeum 1 Ji ; Frau Kaufmann Schlüter in Herne 1 .ii. Bremen. Karl Aiilers 3 Ji;
Albers, Rechtsanwalt 3 Jt ; Apelt, Syndikus 3 Ji ; Franz Arckenoe, Kaufmann SJi; C
Biedermann 3 ,M ; Fr. Biermann, Senator 10 Ji; Carl Döbner, Kaufmann 3.ii; Ferdinand
Pocke 5 Ji ; Roland Frese, Kaufmann 3 Ji ; Dr. Alfred Gildemeister 3 Ji ; S. Gildemeister
5 Ji; Dr. Goering, Rechtsanwalt 2 Ji; Dr. H. Groß, Spezialarzt 5 Ji ; A. Haasemann, Direktor
5 Ji; Frau A. Hagens 10 Ji; Otto Harp 5 Ji; J. Ed. Hirschfeld 5 Ji ; Dr. Hirschfeld 3 Ji;
C Hütterott 3 Ji; Joh. H. Jungk, Kaufmann 3 Ji ; R- Kain, Regierungs-Baumeister 5 Ji;
Professor Dr. A. Kippenherg, Direktor 3 Ji ; Dr. Kirchhoff, Senator sM; J. Köster 5 Ji; Frau
Dr. med. J. P. Kottmeier 5 Ji ; W. Lüllmann 5 i^ ; F. L. Michaelis, Consul 10,Ä. ; Dr. jur. Nolte-
nius 3 Ji; Fritz Nolting- Hauff 10 Ji ; F. Oloff, Kaufmann 5 Ji; Dr. Rieke, Arzt 3 Ji ; Röhlig
6 Co., Kaufleute 3 Ji ; Gustav Runken, Kaufmann 10 Ji; Dr. Schilling, Professor 3 Ji; Dr. O.
Schmidt 3 Mk. ; Adolf Schreiber 3 Ji; Julius Schreyer 3 Ji ; R- A. Schröder 5 Ji ; Rechtsanwalt
Dr. Otto Sprenger, Notar 3 Ji; Georg Strauch, Kaufmann 3 Ji; Adolf Vinnen, Kaufmann
10 Ji; Dr. B. Wilckens 3 Ji ; Chr. Wilkens 3 Ji. Breslau. Dr. ing. Karl Friedenthal 5 Ji-
Budweis. Ferdinand Wikullil, Sparkassen-Buchhalter 2 Kr. Burgfarrnbach. Konrad Buhl,
Wachtmeister 1 Ji ; Friedrich Kaufmann, Gutspächter 1 Ji; Mich. Koch, Privatier l Ji; Georg
Kolb, Oberstationsmeister 1 Ji; Konrad Kreß, Privatier 1 Ji; Wolfgang Kröner, Kaufmann
in Fürth 3 Ji ; Lorenz Lämmermann, Privatier 2 Ji ; Georg Leupold, Restaurateur 1 .Ji;
J. B. Mark, Fabrikant 1 Ji; Hermann Müller, Stationsaufseher 1 Ji ; Hugo Restle, Verwalter
1 Ji ; Hans Schauer, Chauffeur 1 Ji; Johann Seßner, Zimmermeister 1 Ji ; Andreas Simon.
Stationsmeister l .li. Dachau. Dr. Rieh. Gans, Kunstmaler 2 Ji. Darmstadt. Dr. Scriba,
Professor 3 Ji- Dinkelsbühl. Bohl, Stadtkaplan 1 Ji ; Bürzle, K. Realschulrektor 1 Ji;
Rf'ider, K. Professor 1 Ji. Doberan. G. L. Möckel, Geh. Hofbaurat (bisher 3 Ji) 5 .i^-
Dortmund. Albert Baum, Museums- Direktor (bisher 5 Ji) jetzt 10 Ji- Ebrach. Endres,
Pfarrer in Burgwindheim 2 Ji.; Küffner, K. Strafanstaltspfarrer 2 M; Paul Loewel, Fabrik-
besitzer (bisher 2 Ji) jetzt 3 Ji ; Planke, K. Forstamtsassessor 1 Ji; Philipp Wilz, Brauerei-
besitzer 3 Ji. Elberfeld. Dr. Seitz, Professor 5 Ji. Frankenhausen. Dr. Neumann, Amts-
richter 2 ,ii. Frankenthal. Josef Berger, Elektrotechniker 2 Ji. Friedberg. Morschel, Bau-
unternehmer (ab 1911) 5 ./('• Fürth. Ma.\ Büchenbacher, Kommerzienrat 4.W; J. Rosenbaum
3 Ji; Dr. Spaet, Bezirksarzt 3 Ji ; Dr. Zwanziger, Kgl. Rektor 1 ,li. Gemünden. Krämer,
K. Forstmeister 1 Ji. Germersheim. Ernst Kahn, Hoflieferant 2 .li: M. Steimer, Buch-
druckereibesitzer 2 Ji ; Tamson, Kaufmann 1 ,ii. Görlitz. Otto Sanio, Ingenieur 10 Ji.
Göttingen. Dr. Bruno Crome 3 Ji- Gräfenberg. Reindel, Pfarrer 1 M; Kopp, Kaufmann l .li.
Gunzenhausen. Heubusch, K. Bezirksamtssekretär (ab 191 1) 1 Ji; Jahraus, Rektor (ab
1911) 2 Ji; Riedel, Fabrikant (ab 1911) 2 Ji; Schmidt, Apotheker (ab 1911) 2 Ji; Werner,
K. Bezirksamtssekretär (ab 1911) 1 Ji. Hameln. Hellmuth, Oberlehrer 3 Ji- Hanau. Pro-
fessor Otto Ahrens, Oberlehrer 3 Ji ; Carl Limburg, i. Fa. Limburg, Koch & Co., Bijouterie-
Großhandlung 3 Ji- Hilpoltstein. Dr. Arnold, prakt. Arzt in Heideck 5./("; Dechant Hirscli-
mann, Stadtpfarrer in Greding 3 Ji; Kaufmann, K. Bezirksamtsassessor 1 Ji. Höchst a. M.
Alfred Misch in Frankfurt a. M. 1 .li. Jena. Dr. Emil Herfurth 1 M; Dr. Hilgerfeld, Pro-
fessor 1 Ji. Karlsruhe. Dr. Hans Bartning, Regierungsrat (ab 1911) 3 -U; Karl Bauer, Maler
2 Ji; Dr. Ludwig Berberich Frauenarzt 3 Ji; Frau Baurat Max Hummel, Professorswitwe (ab
1911) 10 J(,; Camill Macklot, Maler 2ji; Dr. Oskar Seneca, Kustos (ab 1910) \0 Ji ; Konrad
Taucher, Bildhauer 2 .ft,. Kaufbeuren. Dr. Grubert, Reallehrer 1 J{o; Reallehrer Dr. Schwerd
(bisher 1 Ji)2M. Kiel. Dr. Anschütz, Professor 10 Ji ; Geheimrat Dr. B. Fischer, Professor 3 .W ;
Dr. Stöckel, Prjfessor 10 J(,; Dr. Graf Vitzthum von Eckstädt, Professor 5 Ji- Bad Kissingen.
Julius \Veiv;el. Architekt 3 .((. Kißlegg. Neuner, Mascliinenfabrikant in Leutkircli (l^islier
2 .H) jetzt 3 ,(( : W'alclmer. Direktor in Wangen (bisher 2 Ji) jetzt 3 M. Kraftshof. Heinricii
lieckel. K. Pfarrer 2 Ji ; Heinrich Schaffert, Lehrer 2 , Wo. Kronach. Vogler, Notar 6 ./6
Lauf. Biiuniler. K. Pfarrer in Ottensoos 2 Jf ; Brockschmidt, Apotheker 3 ./i; Heumann, Pfarrer
in Neunkirclien :i. S. 2 .11. London. Maurice Rosenheim 20./^.. Magdeburg. Karl Dabelovv, Archi-
tekt 2. /(. Meran-Obermais. Frau Johannes, Hofpiiotograph 5 Kr.; br, Mazegger, Sanitätsrat 3 Kr.
Neustadt a. A. Eiizinger, Hauptlehrer der K. Präparandenschule 2 .ii; E. Hopp, Pfarrer 2 ,fi ;
Friedrich Schmidt, Buchdruckereibesitzer 1 ./^. Neuwied. C. Remy, Direktorin Rasselstein (bish.
4 JO j<?tzt 5 .tL Nürnberg. Fräulein Lina Forster 3 M; Max Herold, Hilfsgeistlicher 3 .W»;
Horlacher, Apotheker 3 Ji; Kadner, Förster 5 Ji; Karl Klein. Photograph 3 Jl>; Ernst Pariser,
stud. chem.-tech. 3 Ji : Schmoller, Oberingenieur 3 Ji. Öhringen. Friedrich Lepple 2 Ji.
Olmütz. Eniilie Demal, stiidt. Kontrolleursgattin 2 Kr.; Kaiserl. Rat Friedrich Fischel, Ge-
meinderat 3 Kr.; Jonas Fischer, Stadtverordneter 2 Kr.; Marie Immervoll, Oberkommissärs-
witwe 2 Kr.; Baukommissär Ernst Rieger, Stadtverordneter 2 Kr.; Joh. Spacek, K. K. Professor
2 Kr. Reichenbach. Edm. Dürr, K. Sachs. Kommerzienrat 10 M; K. Plettner, Apotheker
5 Ji; Otto Schultz, Fabrikbesitzer 3 Ji; Dr. Unglaub 3 Ji. Rendsburg. A. Dorsch, Apotheker
3 M; M. Eggers, jun., Kaufmann 3 ,11; C Ehlers, Hauptbuchhalter 3 .11; Ad. Hansen, Pastor
3 Ji: Dr. W. Heß, Chemiker 3 Ji ; Ernst Motzen 3 Ji; R- Ramm, Pastor 3 Ji- Roth a. S.
Gurt Braun, Distriktstierarzt 3 Ji- Salzburg. Hermann Hinterhuber, Apotheker 2 .11; Dr. J.
Suller, Advokat in Hallein 2 Ji. Schliersee. Konrad Gräbner, K. Forstassistent 2 Ji.
Schnaittach. Heinrich Bosch, K. Pfarrer 2 ,)!(.. Schwabach. Albrecht, Stadtkämmerer l .M;
Babel, Rechtsanwalt 3 Ji; Clauß, K. Pfarrer l :ll; H. Daschner, K. Gymnasialassistent
1 Ji ; Fr. Fluhrer, K. Gymnasialassistent l Ji; A. Gaggell, K. Gymnasialassistent 1 Ji;
Hauenstein, Privatier 1 Ji; Heider, Stadtsekretär i Ji; Hunger, Kaufmann 1 Ji; Kießling,
K. Präparandenlehrer 1 Ji; Knopf, Zahntechniker 1 Ji; Loedel, Kaufmann l Ji; Reingruber,
Fabrikbesitzer 2 Ji; Reeder, K. Seminarpräfekt 2 Ji; S. Ruck, Brauereidirektor 1 Ji;
Rusam, K. Dekan 2 Ji ; Streicher, Zahntechniker l Ji; Timm, Zahnarzt 5 M; Gustav Weber,
Gasdirektor 1 Ji; Karl Weber, K. Seminarlehrer 2 ./(, ; Werner, K. Seniinarlehrer 2 Ji;
K. Wernhard, K. Gymnasialassistent 1 Ji; Karl Wüst, K. Seminarlehrer l Ji; Zahn, K.
Amtsrichter 1 Ji. Stettin. Gerth, Zahnarzt (ab I9li) 3 Ji- Straßburg. Dr. Willy Huber (i. Fa.
Raab, Karcher & Co.) 5 Ji ; Dr. Rohr, Universitätsprofessor 3 Ji; von Traut, Ministerial-
direktor 4 Ji. Stuttgart. Oskar Dannecker (i. Fa. Werner, Hilpert & Co.) (bisher 5 Ji) jetzt
10 Ji. Tauberbischofsheim. Dr. Dinkler, prakt. Zahnarzt 2 Ji; Dr. Ott, Amtsrichter 2 Ji.
Torgau. Dieterici, Oberlehrer 3 Ji ; Hellenschmidt, Oberlehrer 3 Ji; Hüttmann, Mühlenbesitzer
3 Ji; Dr. Kautz, Oberlehrer 3 JI ; Rüger, Generaloberarzt 2 Ji. Treuchtlingen. Adolf Aurn-
hammer, Pfarrvikar in Roth b. Nürnberg 2 J^; B. Fulder, Hauptlehrer 2._ii; Otto Grahl, Fabrik-
besitzer 3 Ji; Karl Jäger, Oberbauinspektor 2 Ji; Heinrich Kellner, kaufmännischer Beamter
2 Ji; Mathias König, Privatier 2 ,1 ; Karl Kraft, Bürgermeister 2 iC ; Michael Krauß, K.
Oberlokomotivführer 2 Ji; Carl Kreuzer, Dampffärbereibesitzer 2 Ji; Josef Lang, Großvieh-
handlung 2 Ji ; Chr. Leidel, Buchdruckereibesitzer 2 M ; Friedrich Liehr, K. Lokomotivführer
2 M; S. Mayer, Kaufmann 2 Ji; Josef Meier, K. Forstmeister 2 Ji: A. Teichmann, Haupt-
lehrer 2 Ji. Überlingen. Melling, Domänenrat a. D. 2 Ji. Vilbel. Gustav Nennstiel, Professor
2Ji. Waldheim. Justizrat Huth, Rechtsanwalt und Notar 2 .Ä. Weida. Otto Di.x, Kom-
merzienrat 2 M; Friderici, Justizrat 2 Ji; Karl Mißler, Kämmerer 1 Ji; Friedrich Pfeifer,
Fabrikant 1 M. Weimar. Ledig, Oberfinanzrat 6 Ji; H. Schmidt, Kommerzienrat 5 Ji- Wien.
Josef Plickenberger lo Ji. Wiesbaden. Julie Abegg 20 M ; Carl Kayser, Rentner \Oji ; Friedricii
Soehnlein-Pabst, Kommerzienrat 5 Ji- Windsheim. Düll, Pfarrer in Altheim 2 Ji ; Meyer,
Rechtsanwalt 2 Ji ; Stock, Pfarrer in Diespeck 2 Ji ; Straß, Pfarrer in Herrnneuses 2 .'li.
Würzen. Dr. Lohse, Professor 1 Ji ; Lotichius, Oberlehrer 1 Ji; Dr. Putzger, Oberlehrer \ .Ji.
Einmalige Beiträge.
Von Kreisausschüssen: Homberg (Bezirk Cassel) 20 Ji. Luckau 50 ,/(.
Von Privaten: Berlin. Ernst Seeger, Geheimer Hofrat 10 .H. Plietnitz. W. Grentzen-
berg, Oberförster 2 ,11. Schleiz. Ungenannt 1 ,ti. Schlüchtern. Pflegschaft 1 .li.
~ 77 -
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Als die hervorragendste Erwerbung der letzten Monate muß die Madonna von Hans
Baidung Grien aus dem Jahre 1530 genannt werden, die, eine große und stark wirkende künst-
lerische Konzeption, aus dem Pariser Kunsthandel, wohin sie, doch nicht unmittelbar, aus der
Galerie Liechtenstein gelangt war, für Deutschland zurückgewonnen werden konnte. Über
dieses bedeutende Werk wird der Leser einen besondere Abhandlung in dem gleichzeitig mit
dieser Nummer des „Anzeigers" zur Ausgabe gelangenden Jahresheft der „Mitteilungen" finden,
der auch eine Abbildung des Gemäldes beigegeben ist.
Abb. 26. Der Apostel Philippus, die Dämonen beschwörend. Tafelgemälde der Donauschule,
1. Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Noch in das 15- Jahrhundert zurück führt uns eine weitere Neuerwerbung, deren Bedeutung
für die Geschichte der älteren deutschen Kunst gleichfalls nicht gering bewertet werden darf.
Es handelt sich um die vier Tafelbilder des Ecee homo, der Handwaschung des Pilatus, der Kreuz-
tragung und der Kreuzigung, Reste eines Hochaltares von annehmbaren Dimensionen, von
dem uns weitere Teile bislang nicht bekannt geworden sind. Auf den ersten Blick kommt dem
Betrachter der Name Hans Multschers über die Lippen, aber es ist doch eine andere Gegend,
in der diese Bilder entstanden sind, die allerdings von Schwaben her stark befruchtet worden
— 78
ist. Es ist der Kreis der S u 1 /. b ii r ji e r Schule, deren typische Ziii^e und Maiart sicli
ijreifbar hier wiederspiegehi. Die rauhe Urwüchsigkeit Altbayerns erscheint uns in gemildertem
Licht. Eine gewisse Hoheit und vornehme Würde bilden den Grund/.ug dieser Bilder, auf denen
selbst die sonst in jener Zeit immer gern übertriebene realistische Derbheit eine ruhigere Form
angenommen hat. Die Größe des Stils und die Geschlossenheit der Komposition, nicht minder
aber das sichere Herausschneiden der Linien aus dem Untergrund erinnern an die Gewohnheiten
des Wandmalers. Das Räumliche ist auf unseren Bildern wenig anschaulich. Das Wichtigste
sind unserem Künstler die Figuren oder vielmehr die Erzählung der heiligen Vorgänge in
Figuren, deren Zahl er jeweilig in durchaus selbständiger Feinfühligkeit auf ein Mindestmaß
beschränkt. Er disponiert klar und verzichtet auf jeden schreienden Effekt. Die Farben sind
fließend und weich, das Kolorit im Gesamteindruck licht und klar. Entstanden sind unsere
Bilder in den Jahren 14 70 — 8 0. Wir werden in unseren Mitteilungen noch eingehender
darauf zurückkommen.
Abb. 27. Joh. Christian Reinhart: Benediktinerkloster in Böhmen, 1785, Ölskizze.
Das Brustbild Karls V., das wir auf der Auktion Johannes Noll erwarben, und
wozu uns Seine Apostolische Majestät Franz Josef, Kaiser von Österreich und König von
Ungarn, in huldvollster Weise die erforderlichen Mittel bereitstellte, erinnert so sehr an den
Barthel Behamschen Stich B. 60 des Jahres 1531, daß Beziehungen zwischen Bild und Stich
nicht hinweg zu leugnen sind. Als solches gehört unser Porträt der Spätzeit des 16. Jahr-
hunderts an, und es rechtfertigt sich damit die Annahme, daß es eine Kopie nach einem an-
scheinend verschollenen Original ist, das zu dem Behamschen Stich in Wechselbeziehung stand,
jedenfalls aber etwa gleichzeitig mit ihm entstanden sein muß. Für die deutsche Kultur-
geschichte ist es von größter Wichtigkeit, die Bildnisreihe gerade dieses Kaisers um ein weiteres
beachtenswertes Glied vermehrt zu sehen.
Das in Abb. 26 wiedergegebene Bild erwarben wir aus der Sammlung Pickert in Nürn-
berg, deren Schicksal mit dem jüngst erfolgten Tod ihres letzten Inhabers, des Antiquars Ma.\
— 79
Pickert, besiedelt ist. Ihre Auflösung hat bereits beijonnen. Wir haben es mit einer anscheinend
nicht gerade häufigen Darstellung aus der Legende des Apostels Philippus zu tun. Wir sehen
ihn hier, wie er Dämonen beschwört und sie schließlich von einem hohen Postament, auf dem
sie sich, von Flammen umspielt, befinden, herabstürzt. Die Behandlung der Landschaft, vor
allem der ragenden Schneeberge im Hintergrund, belehrt uns auf den ersten Blick, daß es der
Schulkreis Altdorfers ist, in den wir das Bild einzureihen haben. Das Figurale läßt zu
wünschen übrig. Man kann teilweise sogar von einer hausbackenen Derbheit sprechen. Der
Wert des Bildes liegt eben in der Landschaft, die uns einen Meister bekundet, der dazu angetan
ist, das Mittelmaß der Leistungsfähigkeit der E) o n a u s c h u 1 e der l. Hälfte des
16. Jahrhunderts' treffend zu repräsentieren.
Auffallend weit für ihre Zeit vorgeschritten ist die Ölskizze eines böhmischen Bene-
diktinerklosters (vielleicht St. Johann) im Berauner Kreis von J oh an n Chris t ian Rein hart
(1761 — 1847), die durch Inschrift auf der Rückseite als eine Arbeit aus dem Jahre 1785 gesichert
ist (Abb. 27). Eine solch haarscharfe Sicherheit in der Naturauffassung und vor allem
in der Wiedergabe der farbigen Gesamtstimmung muß uns in dieser sonst noch nicht allzu reali-
Abb. 28. Beweinung Christi. Oberrheinische Arbeit. Um 1500. Lindenholz.
stischen und noch stark verknöcherten Zeit überraschen. Und fast scheint es, als lägen die
Wurzeln des zu Beginn des 19. Jahrhunderts so jugendfrisch einsetzenden modernen Natura-
lismus doch etwas tiefer, als man im allgemeinen glaubt. Aber auch für den Künstler selbst
ist dieses Bild von großer Wichtigkeit. Wir kennen ihn sonst als Landschaftsmaler, in dessen
Werken der Geist und die Schönheit eines Claude Lorrain oder N. Poussin obwalten, der seine
Stoffe poetisch durchdringt und sie mit dem Atem des großen Weltgeistes beseelt. Wenn ein
Künstler zur damaligen Zeit als Vierundzwanzigjähriger mit der Vollkraft der Jugend die Natur
schon so fleißig zu studieren, sie so richtig in sich aufzunehmen wußte, so ist uns dies ein deut-
licher Fingerzeig, daß er wohl das Zeug gehabt hätte, sich über die Alltagsanschauung seiner
Epoche hinauszuheben, daß er aber als Einziger gegen den vorherrschenden Strom anzukämpfen
nicht imstande war.
Unter den Neuerwerbungen an Werken der originalen Plastik sind vor
allem die kleinfigurige W a n d g r u p p e einer B e w e i n u n g C h r i s t i , eine oberrhei-
nische Arbeit aus der Zeit umlSOO (Abb. 28), und das R e 1 i e f d e r Enthaup-
tung der heil. Barbara durch ihren Vater, eine fränkische Arbeit aus
der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts (Ahb. 29), hervorzuheben. Erstere stammt aus
80 —
der Sammliinii Noll, let/.teres .uis iIli S.iininliiiiii Pickert. Beschäftiijeii uir uns zunäclist mit
der Beweimins, so niiiü uns vor allem die realistische Übertreibiiii)! des Mienen- und Gebärden-
spiels iiuffullen. Alles scheint in führender Be\veg:ung; und uni^estümer Aufrep;un<j:, und nur
die starre Unbe\vei;lichkeit des lang ausgestreckt am Boden liegenden Leichnams Christi bildet
einen, allerdings sich energisch in den Vordergrund vorschiebenden Ruhepunkt. Manche Ge-
bärden sind direkt theatralischer Natur. Ich verweise nur auf die zur Rechten knieende
Maria Magdalena, die mit eckiger Bewegung das Kopftucli vor das Antiit/. füiirt und sich einem
etwas gezwungen anmutenden Schmerz hingibt, und weiter auf die Frau im Hintergrund links,
die sich mit verschränkt über dem Kopf erhobenen Armen von der Hauptszene abwendet. Das
ist mehr als Natürlichkeit, das ist übermäßige, ja gewaltsame Erregtheit. Vortrefflich ist da-
Abb. 29. Enthauptung der hl. Barbara. 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Solnhofer Stein.
gegen die Gruppe der drei Männer zur Rechten, von denen jeder einzelne meisterhaft charak-
terisiert ist. Mit kühlem Verstand wohl durchgeführt, ist sie eine köstliche Probe echten Wirk-
lichkeitssinnes. Auch das Barbara- Relief ist nicht frei von Übertreibungen, namentlich wenn
man an die überirdische Verzücktheit der Heiligen denkt. Doch gerade das ist ein Charakteristi-
kum des späten Barock, dessen Formensprache ja schon an sich das Maß gewohnter Ruhe über-
schreitet. Im übrigen aber ist das Relief durch eine weitgehende Sorgfalt der Technik aus-
gezeichnet, die nur beim Übergang der erhabenen Teile in den flachen Untergrund nachläßt.
Wahrscheinlich geht die Darstellung auf einen Kupferstich vom Beginn des 17. Jahrhunderts
zurück, den wir aber unter unserem Material nicht besitzen. Das würde auch einige Stil-
differenzen erklären, die dem Relief anhaften. Der verstorbene Max Pickert hat das Werk
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. 1912.
Tafel VII.
Rheinisches Chorgestühl. 1640. Eichenholz.
- 81 —
außerordentlich hoch geschätzt und es für eine Arbeit Georg Schweiggers gehalten. In Wirk-
lichkeit aber ist es später und gehört es bereits dem reifen 17. Jahrhundert an. Ob es in Ni.'irn-
berg entstanden ist, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Eine fränkische Arbeit scheint es
jedenfalls zu sein.
Das große dreisitzige Barock-Chorgestühl der Sammlung Roettgen vom
Jahre 164 o soll nach der Überlieferung aus der Jesuitenkirche in Köln stammen. Bei
der Aufhebung des Ordens im Jahre 1773 soll es aufs Land verkauft worden sein, wo Roettgen
es auseinandergerissen auf einem Speicher fand. Wenn auch diese Überlieferung, was die
ursprüngliche Herkunft betrifft, auf irrigen Voraussetzungen beruht, so bildet dessen unge-
achtet das Stück heute eine wichtige Ergänzung unserer kirchlichen Abteilung, in der Beispiele
dieser Gattung bislang vollkommen fehlten. Der Aufbau in den wuchtigen Architekturformen
des Jesuitenbarocks ist imponierend in seinem Massenverhältnis und trotz einer beengenden
Strenge der abschließenden Horizontallinie waltet doch im Ornament und in der Behandlung der
figürlichen Teile eine erstaunliche Freiheit. Die seitlichen Flammenurnen sind von weichem Holz
und anscheinend nicht ursprünglich. Sie könnten fast fehlen, ohne vermißt zu werden. Das
zierliche Auflageornament steht in seiner gewissenhaft-ängstlichen Durchführung oft in merk-
würdigem Gegensatz zu dem flotten Schwung der ins Große gehenden plastischen Teile. Einzel-
heiten sind übrigens ergänzt (Siehe Taf. VII). Fritz TraugottSchulz.
An wissenschaftlichen Instrumenten wurden erworben ein galileischer Pro-
port i o n a 1 z i r k e I von Johann Carl, 163 0, ein Reichenbachscher Distanz-
messer, ein Distanzmesser von M. Kaiser in Stuttgart und ein kleines Ertelsches Nivellier-
instrument. Die drei letzten Instrumente sind in gleicher oder wenig veränderter Gestalt noch
in Gebrauch und ihre Theorie und Beschreibung findet sich in den Lehrbüchern der Ver-
messungskunde, weshalb hier von ihrer Besprechung abgesehen werden kann.
Das Instrument von Carl dient zum graphischen Rechnen und zum Entwerfen von Festungs-
bauten (Abb. 30). Es besteht aus zwei nach Art eines Zirkels verbundenen Regeln und einem
dem Drehpunkt derselben konzentrischen Halbkreis, der an der einen Regel befestigt ist, und
auf dem die zweite Regel läuft. Auf den Breitseiten der Regeln sind die Linien des galilei-
schen Proportionalzirkels verzeichnet, und zwar auf der einen: A. Linea arithmetica, B. Linea
geometrica, C. Linea stereometrica (cubica), D. Metallorum, E. eine sehr ungenau in 20 an-
nähernd gleiche Teile geteilte, zu linearen Teilungen verwendbare Linie, K. Linea reductionis
corporum; auf der anderen: F. Linea tetragonica, G. eine in 40 Teile geteilte Linie zur Ver-
wandlung von Quadraten in Kreise und umgekehrt, H. Linea Chordarum, I. Linea corporum
sphaerae inscriptorum, L. eine Linie, auf welcher das Verhältnis des Durchmessers zum umfang
des Kreises angegeben ist. — Auf der Vorderseite sind außerdem vier parallele Linien von ver-
schiedener Länge mit Teilungen in 10, 12, 16 und 100 Teile. Auf den inneren Schmalseiten
der Regeln sind vom Mittelpunkt ausgehend Linien von 296,5 mm Länge in 200 gleiche Teile
geteilt; auf den äußern ein Nürnberger Fuß und die Bezeichnung: Johann Carll Ingenieur a Nu-
rimbergae 1630. An den Enden der Breitseiten vorn ein Genius mit Stundenglas und Totenkopf
und der Beischrift: Memento mori; hinten die Inschrift: Johann Adolff Lösch von Hilckercz-
iiaußen uff Altenburg, Hauß Commenthurn In Nurmberg, Ritter. Es folgt noch ein aus T,
R und 0 zusammengesetztes Monogramm.
Der Halbkreis hat auf der Vorderseite verschiedene Teilungen, welche meist zum Ent-
werfen von Festungsbauten nach dem Bastionärsystem bestimmt sind. Sie geben von innen
nach außen folgend: 1. Zentriwinkel vom 4 — 20 Eck, 2. Winkel der Seiten der Kurtinen vom
4 — 20 Eck, 3. Halbierungslinien der Außenwinkel der Kurtinen, 4. Schräge der Flügel zur
Spitze der Wehr (Bastion), 5. Skala der Umbra recta und umbra versa auf den Viertelskreis
übertragen. Zur Höhenmessung. 6. Teilung der Quadranten von den Enden zu den Mitten in
3000 abnehmende Teile. 7. Böschung der Mauern 1 : 1 bis 1 : 10. 8. Skala zur Teilung
(wessen ?) ohne Rechnung. Die Teilungen 6 und 8 passen weder auf Streckenteilung noch auf
trigonometrische Funktionen. Auf der Rückseite ist eine Teilung in Grade und — durch
Transversalen — auf Fünfzehntelsgrade = 4'.
G
82 —
Der Veifertiiier des liistiiuiuMits Inluuin Carl, der Soliii l'eter Carls, war ueboren 15S7.
I:r war im Bauwesen und in anderen niatlk'inalisi.iu'n Künsten ein Seliiiler seines Vaters und
Juiiann Faulluibers in l Im. Naciidem er si.li in Holland längere Zeit mit Artillerie beschät'fiiit
hatte, wurde er Idjl Zeusnieister in Nürnberji. tir ist der lirbauer der I )reieini,ukeitskirolie
in Retjensburji. Cjestnrben ist er |{i()5.
Johann Adulf Lösch, der Besitzer des Instruments, war I637 Ordens-Commentluiv in
Oettiniren und l(>5<' in Kaplenburtj. Gustav von I'e/.old.
Abb. 30. Galileischer Proportinalzirkel von Johann Carl. 1630.
Geschenke.
•
Berlin. E. M e c k 1 e n b u r g i. Fa. J. A. Star g a r d t: Silbermedaille auf das Ehe-
jubiläum des Kommerzienrats und kais. Hofjuweliers Hermann Gartenschläger von W. Dippe,
1908. • — Pflegschaft Berlin des Germanischen Museums: Landschaft
bei Sonnenaufgang. Entwurf zu einem großen dekorativen Genuilde für das Königstädtische
Theater in Berlin von Karl Blechen (1798—1840). Ölbild auf Leinwand. — Meran-Obermais.
Kunsthändler und Pfleger des Germanischen Museums G e o r g M ü 1 1 e r : Fingerhut, (jefunden
auf der Eckartsburg in der Prov. Sachsen, 17. — 18. Jahrhundert. — München. Professor
W a 1 t h e r F i r I e: Bildnis des Prinzregenten Luitpold von Bayern. Ölgemälde von der Hand
— 83 —
des Geschenkgebers. — Guido v o n V o 1 c k ;i m e r: Große Medaille auf Anna Tet/.el von
Kirchensittenbach, geb. von Vokkamer (1514—1573), von K. Goetz, 1912, Bronze. — Nürn-
berg. Herr und Frau M a r l i n N. F e c h h e i ni e r: Tschako und Patronentasche der kgl.
bayerischen Landwehr der Stadt Nürnberg, I830 — 40. — Kaufmann Gödde: Untergestell
eines Theodolits von Lenoir-Paris, aus dem Nachlaü des Obergeometers Schwarz; Eichen-
holzstativ für ein Meßinstrument, l'). Jahrb., ebendorther. — Frau Hauptkassier Emma
Ner reter: Pastellbrustbilder des Zinngießermeisters Christian Roth in Nürnberg und seiner
Frau, Ende IS. Jahrb.; Silhouettenbrustbild über Goldgrund aus einem Fingerring, Ende
18. Jahrh. ; Elfenbeinminiatur mit Brustbild einer jungen Dame, Anfang 19. Jahrb.; Elfen-
beinminiatur mit Brustbild eines Herrn in mittleren Jaiiren, Anfang 19. Jahrh. — A d m i n i-
s t r a t i o n der J. F. von T e t z e 1 s c h e n F a m i 1 i e n s t i f t u n g : Gedäciitnismedailie
auf den 300. Todestag des Stifters des J. F. von Tetzelschen Famiiienstiftung Jobst Friedrich
Tetzel von Kirchensittenbach von K. Goetz, Bronze, 1912.
A n k ä u f e.
Vorgeschichtliche Denkmäler. Bronzefund der Hallstattzeit aus der Nähe von Lessau,
Bezirksamt Bayreutii, bestehend in sechs Halsringen und sieben Armbügeln mit Strichver-
zierungen.
Gemälde. Ecce homo, Handwaschung des Pilatus, Kreuztragung und Kreuzigung.
Tafelbilder. Salzburger Schule. Um 1470 — 1 4 S o. — Maria mit dem Kinde,
Tafelgemälde vom Jahre 15 3 0 von Hans B a 1 d u n g G r i e n. — Kaiser Karl V., Brust-
bild, Kopie nach einem .Original etwa aus dem Jahre 1531. S ü d d e u t s c h. S p ä t z e i t
des 16. Jahrh. — Der Apostel Philippus, Dämonen von einem Postament stürzend (Abb. 26).
Im Hintergrund eine Landschaft mit Schneebergen. D o n a u s c h u 1 e. 1. H ä 1 f t e 1 6.
Jahrh. — Benediktinerkloster in Böhn.en, Ölskizze vom Jahre 1 785 von Johann
Christian Reinhart (176I — 1847). Siehe Abb. 27.
Plastik, Originale. Beweinung Christi. Wandgruppe. Lindenholz. Oberrheinisch.
Um 1 5 00 (Abb. 28). — St. Antonius. Sandsteinrelief. Westfälisch. 1. Hälfte
1 6. J a h r h. — Jäger mit zwei Hunden in einer Flußlandschaft. Große runde Bleiplakette.
D e u t s c ii. 1 6. Jahr h. — St. Barbara wird von ihrem Vater getötet. Ovales Relief in
Solenhofer Stein. F r ä n k i s c h. 2. Hälfte 17. J a h r h. Siehe Abb. 29. • — Philippus.
Standfigur in bewegter Gewandung mit Kreuz und Drachen. Marmor. S ü d d e u t s c h.
1 7. J a h r h. — König David. Standfigur. Lindenholz. Oberrheinisch. A n f a n g
1 8. J a h r h.
Medaillen. Silbermedaille mit Sündenfall und Kreuzigung von Hans Rein h a r t
d. Ä. vom Jahre 1 5 3 6. — Christus-Medaille vom Jahre 1583 von Valentin Maler.
Auf der Rückseite der Schmerzensmann auf einem Stein sitzend, an dem ein Kreuz lehnt. Ver-
goldet. — Silbervergoldete Gußmedaille mit Gott-Vater als Weltenschcipfer und Agnus dei.
1 6. J a h r h u n d e r t. — Christus-Medaille. Auf der Rückseite knieender Ritter vor einem
Kruzifi.x. Silber, gegossen und vergoldet. 16. — 17. J a h r h. — Medaille auf das Vikariat
Johann Georgs II. von Sachsen vom Jahre 16 5 8 von J o h a n n B e n s h e i m e r. Auf der
Rückseite eine Ansicht von Dresden. Vergoldet. — Kleine Silber-Medaille auf Beethoven von
R. M e y e r. Ohne Jahreszahl.
Kirchliche Geräte. Großes B a r o c k - C h o r g e s t ü h 1. Ornamental und figural
reich geschnitzt. Eichenholz, Einzelheiten in Nußbaum und Ebenholz. Datiert 1 640. Aus
der Sammlung Roettgen-Bonn. Siehe Tafel VII.
Wissenschaftliche Instrumente. G a 1 i 1 e i s c h e r P r o p o r t i o n a 1 z i r k e 1 mit
Halbkreis. Bez. Johann Carll Ingenieur a Nurimbergae Anno 1 6 3 o. Messing, ver-
goldet (Abb. 31')- — Nivellierinstrument von Ertel & Sohn. Um 1 8 6 n. — R e i -
c h e n b a c h s c h e r D i s t a n z m e s s e r, zugleich Kippregel zu Meßtischaufnahmen. Um
1 8 6 0. — The o d o I i t von M. Kaiser in Stuttgart. Um 1 8 7 0 — 8 0.
D e p (j s i t u m.
Sammlung von Funden aus vorgeschichtlicher und frühgeschichtlicher Zeit aus Thal-
mässing und Umgebung, bestehend in 30 Tongefäßen von verschiedener Form und Größe,
7 Tafeln mit allerhand Bronzegeräten und einer Tafel mit Speerspitzen, Messern und Trensen.
0*
— 84 —
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
G C S C ll (.' 11 k e'.
Pirmasens. Kechtspraktikant Dr. B r c i t li : 1') Rezepte für eine Mine. Detreux.
1. Hälfte 10. Jalirli. — Rothenburg o. T. Apotheker Karl S c h o e n t a r ; Terra siRillata
in drei verschiedenen Formen, jrell\ rot und bräunlich; zu kleinen Kuciien geformt. Von der
Insel Leninos. Beliebtes Arzneimittel; Lac lunae, Bergmilch oder Bergmehl, auch Montmilch
oder .Wonmilch. Weißes Pulver, kreideähnliches Calcium carbonicum. Milchvermehrunjjjs-
mittel für die .Ammen; .^\umia, drei sciiw ärzliciie Stücke; Medikament. ,
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Elmshorn (Holstein). Amtsgerichtssekretär O. K ou x: Thalerschein der fürstlich schwarz-
bur^isciien Kasse vom Jahre 1848. — München. Archäologe A. M. Pachinger: Trans-
portschein für Bef<"irderung von Gütern mit einem einspännigen Wagen. Lofen, den 8. Sept.
I 700.
KUPFERSTICHKABINETT.
Geschenke.
Berlin. Prof. Dr. F. Weinitz: Plan von Nürnberg. Stahlstich ca. 18 6 0. —
Beuel a. Rh. Willi. Seitz: 2 Exlibris des Geschenkgebers, gezeichnet von Willi Geiger.
I8()8 und 1809. — Karlsruhe. Verein für O ri g i n al r a d i e r u n g: Heft XIX (1912) der
Vereinspublikationen (10 Radierungen und 2 Lithographien). — Lausanne. Franz Apell:
Nürnberger Farbenkasten vom Jahre 1 7 0 6. — Nürnberg. Gg. Kuppler, Kgl. Studienrat
und Realschulrektor a. D. : Bildnis des Conrad Georg Kuppler (1790 — 1842). Erbauer des
ersten Kettensteges in Deutschland. (Nürnberg 1824.) Stahlstich. 1. Hälfte 19. Jahrh.
— Prof. Dr. F. Müller, Krankenhausdirektor: Radierung (Geburtsanzeige) von R. Schiestl.
— Frau Hauptkassier Emma N er reter: lOS Blatt meisi historische Blätter, Stiche,
Lithographien und Handzeichnungen. 18. — 19. Jahrh. — S e r z's c h e K u n s t a n -
s t a 1 t: 8 kolorierte Stiche, Nürnberger Ausrufer von A. Gabler. — Theodor S t r o e f e r,
Kunstverlag: Eine Reihe wertvoller Verlagswerke, darunter Max Klinger, Intermezzi. —
Wandsbeck. P. H. Trümmer: 7 Gedenkblätter mit Katafalken auf Todesfälle in den Nürn-
berger Patrizierfamilien der Holzschuher, Haller, Volckamer etc. Kupferstiche u. a. von
Lichtensteger und M. Tyroff gestochen. 1 8. Jahr h.
ARCHIV.
Geschenk.
Nürnberg. Frau Hauptkassier Nerreter: Wappenbrief für David Greff, ausgestellt
durch Kaiser Ferdinand II. Wien. 1621. Sept. 14. Orig. Perg. Mit eingemaltem Wappen.
Ankauf e.
Schreiben des Kardinals von Österreich, Bischofs Andreas von Konstanz und Brixen,
an die Freiherren Marx und Hans Fugger. Mersburg. 1594. Mai 23. Orig. Pap. — Schreiben
von Bürgermeister und Rat der Stadt Nürnberg an Herzog Albrecht zu Friedland (Wallenstein).
1625. Aug. 1. Orig. Perg. — Schreiben Kaiser Ferdinands II. an Herzog Albrecht zu Friedland
(Wallenstein). Wien. 1625. Dez. 18. Beigeheftet eine Beschwerde der Grafen v. Waldeck
an den Kaiser. 1625. 10. Nov. Orig. Pap. — Handschriftlicher zeitgenössischer Bericht über
die Kriegsereignisse an der Weser. 1625. Aug. 26. Akten. — Beglaubigungsschreiben des
Generalfeldmarschalls Grafen Joh. Tserchies v. Tilly für Joh. Christ. Ruepp zu Bachhausen
und Mörlbach an Bischof Phil. Adolf v. Würzburg. Wiesbaden. 1628. Juli 18. Orig. Pap. —
Schreiben des Herzogs Bernhard von Sachsen- Weimar an die brandenburgische Regierung
zu Ansbach. Gunzenhausen. I633. März 26. Orig. Pap. — Schreiben des Generals Joh.
Ludw. Isolani an den Generalfeldmarschall Grafen Octavio Piccolomini. Alansbach. 1635.
April 25. Orig. Pap. — Schreiben des Kurfürsten Josef Clemens von Cöln an den Grafen zu
Manderscheid und Blankenheim in Wien. Bonn. 1715. Juli 7. Orig. Pap. — Adelsbrief
— 85 —
für Carl F. Conr. Fischer v. Pannwitz, aus.i^estellt durcii König Friedr. Wilhelm II. von Preußen.
Berlin. 17S7. Febr. 8. Oritr. Persj.-Libell.
Briefe: HerzdRin Margaretha von Bayern, Cnnventfrau zu Altenhohenau, an die Stadt
Wasserburg. 1 504. Okt. 1. — Ludwig v. Boyneburg an Degenhard v. Pfeffingen. 1512.
Jan. 2. — Markgraf Casimir von Brandenburg- Bayreuth an Landgraf Georg von Leuchten-
berg. Kitzingen. 1526. — Schertlin v. Burtenbach an Anton Fugger. 1541. Jan. 12. —
Dr. Christian Brück an Herzog Joh. Friedrich von Sachsen. Weimar. 1543- Sept. 9- — Maxi-
milian V. Egmont, Graf v. Büren, an Graf Reynart zu Solms. Oldensael. 1547. Juli 3. —
Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Bayreuth an Hans v. Münster. Plassenburg.
1553- Nov. 4. — Hieronymus Wolf an Hier. Baumgartner. Augsburg. 1563- Mai 31. —
Landgräfin Sabina von Hessen-Cassel an ihre Mutter Anna Maria, Herzogin von Württem-
berg. Schleusingen. 1570. Juli 28. — Erzherzogin Magdalena von Österreich an Herzog
Wilhelm V. von Bayern. Hall. 1574. Febr. 22. — Stammbuchblatt des Pfalzgrafen Karl von
Zweibrücken- Birkenfeld, Wahlspruch unter Holzschnittvignette. 1588. — Erzherzogin Maria
von Österreich an Herzog Wilhelm V. von Bayern. Grätz. 1599. Jan. 22. — Burggraf Heinrich
Posthumus von Reuß-Gera an Johann Volckmar zu Gera. O. O. 1611. Febr. 28,. — Ludwig
Camerarius an Wilh. v. Berlepsch. Heidelberg. 1615. Okt. 14. — General Johann Graf von
Aldringer an einen Fürsten. Damitz. 1628. Juli 18. — Erzherzogin Maria Anna von Österreich
an einen Fürsten. Wien. 1633. Jan. 19. — Minister Friedrich Hortleder an Herzog Ernst
von Sachsen. Jena. 1638. Mai 28. — Kaiserin Marie Amalie an den Herzog Joh. Theodor
von Bayern. O. D. — ■ Joh. Joachim Ewald an Nicolai. Potsdam. 1755- Nov. 16. — Herzog
Friedrich Eugen von Württemberg an Hauptmann . . . . ? Buckow. 176O. Okt. 17- —
J. G. Wille an .... ? Paris. 176I. Nov. 18. — Herzog Friedr. August von Braunschweig-
Oels an den König von Preußen. Berlin. 1793- Juni 3. — Herzog Karl Wilh. Ferdinand
von Braunschweig an v. Schmalkalden. Oppenheim. 1794. Jan. 16. — Joh. Martin v. Wagner
an . . . . ? Paris. I803. Nov. 13. — Ernst Ludwig Riepenhausen an Frauenholz. Rom.
1807. Okt. 15- — Ders. an .... ? O. O. und o. J. Mai 31- — Eugen Napoleon Neureuther
an .... ? in Weimar. München. O. D. — Herzog Friedr. Wilhelm von Braunschweig-Oels
an den Grafen v. Riesch. Nachod. 1809. Mai 1. — Friedr. Baron de la Motte Fouque an
Büsching. Berlin. I8l3- Febr. 15- — Karl Christian Müller an .... ? Dresden. 1814.
März 24. — Feldmarschall Fürst Karl Phil. v. Wrede an Eugene de Beauharnais. Paris. 1814.
April 27. — Herzogin Charlotte von Sachsen- Hildburghausen an .... ? Hildburghausen.
1815. Juli 28. — Kronprinz Ludwig von Bayern an Eugene de Beauharnais. Aschaffenburg.
1816. Aug. 26. — Christian Truchseß Freih. v. Wetzhausen an Jean Paul Richter. Betten-
burg. 1819- März 23. — Reisebericht des Herzogs Bernhard Karl von Sachsen- Weimar an
einen Konsistorialrat in Weimar. An Bord des amerikanischen Paketschiffes Pacific. 1826.
Juli 1.— 19- — Carl Friedr. Lessing an . . . ? Düsseldorf. 1848. April 21. — Joh. Heinr.
Dannecker an Joh. Mart. Wagner. Stuttgart. I852. Aug. 13- — König Ludwig I. von Bayern
an die Prinzessin Augusta von Preußen. München. 1854. Okt. 12. — Bonaventura Genelli
an Benedix in Frankfurt a. M. München. 1855. Dez. 24. — 5 Briefe desselben an Ernst Jul.
HähneL München. 1857- Nov. 9- Weimar. 1861. März 4. und Dez. 31. 1866. Okt. 18. Leipzig.
1867. April 24. — Ders. an Herm. Rob. Keil in Weimar. O. J. Sept. 30. — 8 Briefe desselben
an Max Jordan. Weimar. 1866 — 68. Beiliegend 8 Briefe seiner Gattin und ein Brief seiner
Schwester an Jordan. — König Ludwig I. an Dietz in Karlsruhe. München. l862. Nov. 29- —
23 Briefe Friedrich Prellers d. Alt. an Jordan. Weimar. 1862— 71. Beiliegend 3 Briefe seiner
Gattin an Jordan. — Brief einer unbekannten Dame über das Treffen bei Kissingen. Eldagsen.
1866. JuH 23. — Wilhelm v. Doenniges an einen bayerischen Staatsrat. Florenz. I871.
Juli IS. — König Maximilian II. von Bayern an Quaglio. O. D.
BIBLIOTHEK.
Geschenke.
Aarau. Direktor J. L. M e y e r - Z s c h o k k e : Kantonales Gewerbemuseum Aarau:
Jahresbericht 1911- 8. — Arnstadt. Robert B a h 1 s e n: Choffin, Amüsements litteraires
ou Magazin de la belle litterature a Brandebourg. O. J. 8. — Marcus Freund, Schreib-
— 86 —
Alm.m.uli auf d;is J.ilu Clui.vti AADCCCC Nbij. (17*)')-) S. — AriisCUitischcs (Jes;in,nlnu-li
zur Beförderunjr der öffentlichen und liäusÜLlien Erbauun.u. Arnstadt iSii. ,s. — Ügl. 1824.
S. — Geset/.-Bulletin des Könitrreichs Westplialen. 2 Tlieile. Ciisscl iSio. S. — Hellfeld,
Jo. Aus-, Element;! ivris fevdalis .... Hditin II. Jena 1775- 8- — Deutsche Taschen- Ency-
klopiidie l.. 3. und 4. Teil. iSl(.-lS2(). S. ~ Aussig. M u s e u ni s - (i e s e 1 1 s c ii a f t :
„Bericht" \<-)\o und U)!!. (l')ii und U)12.) 8. — Bamberg. Der Vorstand der
K. Bibliothek: Katalog der Handschriften der Königl. Bibliothek /u Bamberj;:. (111. Bd.,
SchluÜ: ..Baniberirer Sammlunij" und ..Miscellen".) 1912. 8. — Berlin. Königliche
Bibliothek: Jahresbericht für das Jahr l')i 1 12. (1912.) 8. — B o 1 1 & P i c k a r d t,
Verlagsbuchh. : Großstadtführer für Kenner, Bd. 1: Berlin für Kenner. O. J. 8. — Direk-
tion der R e i c h s d r u c k e r e i : AVmumenta Gernianiae et Italiae typographica.
Deutsche und italienische Inkunabeln in getreuen Abbildungen, herausgegeben von der Direk-
tion der Reichsdruckerei. 9- Liefer. 1912. 2. — G e n e r a 1 v e r w a 1 t u n g der K ö n i g 1.
.^\useen: Jaiirbuch der Kcinigl. PreuB. Kunstsammlungen. XXXIII. Bd., 4. Heft. 1912.
2. — Dr. Richard G r e e f f. ao. Univ. -Prof., Direktor der Augenklinik der Gharite, Geh.
.\\ed.-Rat: Ders., Ein weiterer Fund historischer alter Brillen. S.-A. 1912. 8. — H (» ii e n-
/ o i I e r n - K u n s t g e \v e r b e h a u s F r i e d m a n n & Weber, Kgl. Hoflieferanten :
Galerie der Aloden. Ausstellung im Hohenzollern- Kunstgewerbehaus Fr. & W. . . . Oktober.
1912. 8. — J u 1. Kl ü n n e s N a c li f o 1 g e r, Victor Fi s c h e r, Louisenstädtische
Buchhandlung: Emil Henrici. ,, Sprachmischung in älterer Dichtung Deutschlands". 1913-
8. — K r i e g s m i n i s t e r i u m, M e d i z i n a 1 - A b t e i I u n g : Veröffentlichungen aus
dem Gebiete des Militär-Sanitätswesens. Herausgegeben von der Medizinal-Abteilung des
Kgl. Preuß. Kriegsministeriums. Heft 53: Otto Holbeck, Die Schußverletzungen des Schädels
im Kriege. Beobachtungen und Erfahrungen während des russisch-japanischen Krieges 1904
bis 1905. 1912. 8. — ,, Sanitätsbericht über die Kgl. Preuß. Armee", bearbeitet von der
Medizinal-Abteilung des Kgl. Preuß. Kriegsministeriums. 1912. 8. — Minister für
Landwirtschaft, Domänen und Forsten: Gerlach, Das landwirtschaftliche
Versuchswesen und die Tätigkeit der landw. Versuchsstationen Preußens .... in den Jahren
1906—1910. 1912. 8. — Ministerium der öffentlichen Arbeiten, A b-
t e i 1 u n g f ü r d a s B a u w e s e n : Zeitschrift für Bauwesen. Jahrg.LXlI. 1912. Heft 10/12.
1912. 2. Mit zugehörigem Atlas. 1912. 2. — Verlagsbuchhandlung Georg Reimer,
Dokumente des Fortschritts. Internationale Revue. 5. Jahrg. 9. Heft. Oktober 1912. 8. —
E. Rumple r. Luftfahrzeugbau, G. m. b. H., Katalog der Rumpier Taube. Berlin 1912.
qu.-8. — V a t e r 1 ä n d i s c h e r S c h r i f t e n v e r b a n d : Generalmajor Keim, Ein Warner
und Mahn.er. 1912. 8. (Flugschriften des V. S.-V. 23-) — J. A. Star gar dt: Fridericus
Rex. Zum 24. Januar 1912. Friedrich der Große, 20 ungedruckte Briefe des Königs an Herzog
Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. 1912. 8. — Dr. Alb. S ü d e k u m, M. d. R.r
Jahrbuch des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine. 4. Jahrg. 1906, L Bd. ; 9. Jahrg.
1911, I. und 11. Bd.; 10. Jahrgang. 1912, I. und IL Bd. 8. — T h. Weddigen:
Ders., Nachrichten aus der Familie Weddigen. Barmen- K., C. Weddigen. Zwei 8-Blätter. —
Prof. Dr. Franz Weinitz: Ders., Die Bericher Bibelhandschrift in der fürstl. Landes-
bibliothek zu Detmold. Eine geschichtliche und bibliogr. Studie. Berlin 19O8. 8. — Ders,
Die Landschaftsuhr und einige andere ältere Arbeiten des Kunstgewerbes im Herzog!. Residenz-
schlosse zu Altenburg. Berlin 1910. 8. — Ders., Bernhard Rodes allegorische Gemälde preußi-
scher Kriegshelden aus der Zeit Friedrichs d. Gr. in der Berliner Garnisonskirche. Berlin-
Charlottenburg. 1912. 8. — Ders., Das Schloß Lursium bei Dessau. 1911- 4. — Bielefeld-
Leipzig. V e 1 h a g e n & K 1 a s i n g: Max v. Boehn, Lorenzo Bernini, seine Zeit, sein Leben,
sein Werk. 1912. gr.-8. (Künstler-Monographien, Liebh.-Ausg. Nr. 105.) — O. v. Schleinitz,
Ph. A. von Läszlö. 1913. gr. 8 [dgl. Nr. 106.] — Braunschweig. Stadt Braun-
schweig: Urkundenbuch der Stadt Braunschweig 11. Bd. 1, 2, 3 (1031 — 132u), 111. Bd.
1, 2, 3 (1321 — 1340) herausgegeben von Ludwig Haenelmann; IV. Bd. 1, 2. 3 heraus-
gegeben von Heinrich Mack 1895—1912. 4. — Bremen. G e w e r b e - M u s e u m : Bericht
über das Jahr 1911. (1912.) 4. — Bützow. Dr. Rudolf Schmidt: Wilhelm Wacker-
nagel, Die Verdienste der Schweizer um die deutsche Literatur. Basel IS33. 8. — Veibull,
— 87 —
Sveriges Storhetstid. S.-A. O. J. 8. — W. Wattenbach, Anleitung zur lat. Palaeographie.
Leipzig 1859- 4. — Max Dittrich, Tages-Chronik des deutsch-französischen Krieges 1870— 71.
Leipzig. O. J. 8. — Dachau bei München. V e r 1 a g d e s Bücher w u r m s rDer Bücher-
wurm. Eine Monatsscinift für Bücherfreunde. Septeniberheft des Jahres 1912. 4; IIL Jahrg.
I. Heft Oktober 1912; 2. Heft November 1912. 4. — Detroid. Knud Melf Hansen:
Chronikblätter der Nachkommen im Mannesstamm des Broder Mumsen zu Bopslut im Nord-
strande I. Bd. Nr. 40 und 41, 27- April und 6. September 1912. 8. — Dortmund. S t ä d t.
K u n s t- u n d G e w e r b e - M u s e u m : Ür. Kurt Regling, Rom. Denarfund von Frönden-
berg. Berlin 1912. 8. — Dresden. B. E. H u g o G e r s t m a n n: Verbandsblatt der Familien
Glafey, Hasenclever, Ment/.el und Gerstmann, sowie deren Seitenverwandten. 3. Jahrgang.
Laufende Nr. 6, 1. Oktober 19 12. gr.-4. — Königlich S ä c h s i s c h e s M i n i s t e r i u m
des Kultus und offen tl. Unterrichts: Neues Archiv für Sächsische Geschichte
und Altertumskunde. 33- Band. Hefte 1/2, 3/4. 1912. 8. — K g 1. Sächsisches
Ministerium des Innern: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunst-
denkmäler des Königreichs Sachsen. 36. Heft. Städte Kamenz und Pulsnitz. Dresden 1912.
S. — Dr. M a .\ L o ß n i t z e r: Ders., Veit Stoß, die Herkunft seiner Kunst, sein Leben und
seine Werke. Leipzig 1912. 8. — Gut Egersdorp, Post Malente-Gremsmühlen. Chr. W. v.
Schiller: Ders.. Chronik des ungarischen Adelsgeschlechtes von Schiller. 0. J. — Ell-
wangen. G e s c h i c h t s- und A 1 t e r t u m s - V e r e i n : O. Hacker, Die Stiftskirche zu
Ellwangen und ihre Erneuerung. S.-A. 1912. 2. — Erlangen. Fr. J u n g e, Verlag: Beiträge
zur bayerischen Kirchengeschichte. XIX. Bd. 1. Heft. 1912. 8. — Eßlingen a. N. Paul
N e f f, Verlag (M a .x Schreiber): Die Kunst und Altertums-Denkmale im Königreich
Württemberg. Inventar. 45./48. Lieferung: Donaukreis, O. A. Ehingen, v. Hans Klaiber.
1912. 8. — Frankfurt a. M. K a r 1 K i e f > r: Ders., Zur Geschichte der Freiherrn von Müff-
ling sonst Weiß genannt. 1913. 8. — S e n c k e n b e r g i s c h e Bibliothek: Katalog
der histor. Abteilung der I. Internat. Luftschiffahrts-Ausstellung (IIa) zu Frankfurt a. M. von
Dr. Louis Liebmann und Dr. Gust. Wahl. 1912. 8. — S i m o n, B ü h 1 e r & B a u m a n n,
Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik: S. B.-B. -Zeitung. Zeitschr. für Mühlenbau, Speicher-
wesen, Brauerei Jahrg. 1911. Heft Nr. 1—6. Dgl., Jahrg. 1912, Heft Nr. 1—4. —
Rektor K. Wehrhan: Lippische Volkslieder. Gesammelt und herausg. von K. Wehrhan
und Fr. Wienke. Detmold 1912. 8. — Frauenfeld. Verlag von Huber & Co.: Schweize-
risches Idiotikon, Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. 72. Heft. 1912. 8. —
Freiberg i. S. G e r 1 a c h s c h e B u c h d r u c k e r e i : Freiberger Stadt-, Land- und Berg-
Kalender auf das Jahr 1913. (1912.) 4. — Freiburg i. Br. H e r d e r's c h e Verlags-
buchhandlung: Joh. Doli, Frauenwörth im Chiemsee. 1912. 8. — Ders., Seeon, ein
bayer. Inselkloster. 1912. 8. — Hartmann Grisar S. J., Luther. III. Bd. 1. und 2. Aufl.
1912. Lex. 8. — Halle. Verein für R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e : Schriften des
Vereins für Reformationsgeschichte Nr. 108, 109/10. Leipzig 1912. 8. — Hamburg. Otto
Bröcker & Co.: Der Hamburger. 2. Jahrg. Nrn. 15 — 20. 1912. 2. — Ernst Rump,
Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Alton:is und der näheren Umgebung. 1912. 4. —
Prof. Dr. Otto Lau ff er: 8. Beiheft. 2. Teil zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissen-
schaftlichen Anstalten. XXIX. 1911- Mitteil, aus dem Museum für Hamburg. Geschichte.
Nr. 3. Inhalt: Julius Schwietering, Zur Geschichte von Speer und Schwert im 12. Jahr-
hundert. 1912. 4. — Hannover. Günther & Wagner: Scribtol. Anleitung zur Kunst-
schrift von E. W. Baule. (1912.) 8. — L a n d e s d i r e k t o r i u m der P r o v i n z H a n-
n o ve r: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, herausg. von der Provinzial- Kommission
zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover. II. Regierungs-
bezirk. Hildesheim. Bürgerl. Bauten bearbeitet von Diplom-Ingenieur Adolf Zeller. Han-
nover 1912. 8. — Apotheker H e r m a n n P e t e r s: Ders., Kunckels Verdienste um die Chemie.
S.-A. Leipzig 1912. 8. — Iglau. M u s e u m s v e r e i n : Franz Wurzinger, Chronik der
Stadt Iglau 1563 — 1685. — Folge II der Mitteilungen des Iglauer Museumsvereins. 1912.
8.; Frz. Wurzinger, Der Iglauer Berghäuerzug. Skizze. O. J. 8. — Innsbruck. W a g-
ner'sche U n i v.B u c h h a n d 1 u n g. ,, Kapital und Kapitalzins" von Eugen Böhm-Bawerk.
II. Abt.: Positive Theorie des Kapitales. III. Aufl. Innsbruck 1913, 8.— Nomenciator lite-
— 88 —
iMiius Tlieolojiiae Cathnlicue. Tinmis V. eilidit et . . . auxit H. Hurter S. A., III. veniiclirte und
verbesserte AufhiRe. Innsbruck 1913- S. — Jena. Eugen D i e d c r i c li s : Valentin
Scherer. Deutsche Museen. 1013. S. — F. Meyer: Ders., Acht Briefe Hegels. S.-A. t). J.
S. — Karlsruhe. Direktion der Gr<> ßherzogl. B augewer ke- Schu le : firoülierzogl. Ba-
dische Buugewerke-Schule in Karlsruhe. Hochhautechnische Abteilung. Kl. II und 111. Unter-
richt in Bauformen. Aufnahmen heimatlicher Bauten. Ausg. Wintersem. iyi2/13. 25 Blatt.
O. J. gr.-2. — Badische historische Kommission: Regesta episcoporum Constantien-
sium: Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Constanz von Bubulcus bis Thomas Berlower
517—1496. herausg. von der Bad. hist. Kommission III. Bd. 13S4— 1436. 1. und 2. Lieferung
bearbeitet von Karl Rieder. Innsbruck 1913- 4. — Regesten der Markgrafen von Baden und
Hachberg 1050—1515, herausg. von der Bad. hist. Kommission. IV. Bd. 1.— 2. Lieferung,
bearbeitet von Albert Krieger. Innsbruck 1912. 4. — Regesten der Pfalzgrafen am Rhein,
1214 — 1508, herausg. von der Bad. hist. Kommission, bearbeitet von Dr. Graf L. von Obern-
dorff. II. Bd. 1. Lieferung. Innsbruck 1912. 4. — Köln. J. P. Bachem: Karl Bachem,
Josef Bachem, Seine Familie und die Firma J. P. Bachem. I. Bd. Bis 1848. 1912. 8. —
Kufstein (Tirol). August S i e g h a r d t, Redakteur und Schriftsteller: Ders., Burgruine
W'ildenfels bei Hiltpoltstein (Oberfranken). S.-A. O. J. 1913. 8. — Kulmbach. Lorenz
Reinhard Spitze npfeil: ,,Der Mainbote von Oberfranken", Heimatkalender herausg.
von Lorenz Reinhard Spitzenpfeil und Thomas Meister. Lichtenfels (1913). 8.; Lorenz
Reiniiard Spitzenpfeil, Der Schriftkünstler, Heft 1. Hannover und Wien (1912). qu.-8. —
Leipzig. Verlag von Karl Baedeker: Baedeker, Berlin und Umgebung. 17. Aufl. 1912.
S. — O k t a v i o B r ä u n i n g: Ders., Aus Tagebüchern und Briefen Johann Georg Willes.
S.-A. aus dem ,, Darmstädter Taghlatt". Dezember 1911. 4. — Dieterich'sche Ver-
lagsbuchhandlung: Theodor Weicher, Johann Christian Günthers Leben auf Grund
seines handschriftlichen Nachlasses. Erste, unverkürzte Ausgabe seiner Taschenbücher von
Alfoirs Heyer. 1909- 8. — Ders., Bismarck- Kalender auf das Jahr 1913- 1912. 8. — F. E.
Fischer, Verlagsbuchhandlung: W. Baratsch, Kosmologische Gedanken. 2. Auflage. 1912.
8. — Geschäftsstelle des Börsen Vereins der Deutschen Buch-
händler: Adreßbuch des Deutschen Buchhandels. 75- Jahrg. 1913. 8. — Geheimrat
Dr. Lamp recht: Beiträge zur Kultur und Universalgeschichte: 23. Heft: Alfred Weise,
Die Entwicklung des Fühlens und Denkens der Romantik auf Grund der romant. Zeitschriften.
1912. 8. — Stadtbezirksarzt Medizinalrat Dr. Poetter: Jahresbericht des Stadtbezirks-
arztes zu Leipzig für das Jahr 1911- 8. — B. G. T e u b n e r, Verlag: Aus Natur und Geistes-
welt: 350. Bdchn.: Devrient, Familienforschung 191I; 364. Bdchn. : R. Weiß, Die Handfeuer-
waffen, ihre Entwicklung und Technik. 1912. 8. — Ernst W i e g a n d t, Inh. der Firma
Alfred Lorentz, Buchhandlung für Univ. -Wissenschaften und Schöne Literatur: Vade-
mecum philosophicum. Kat. 216. 1913. 8. — Linz a. D. Dr. Hermann U b e 1 1: Ders.,
Zur Ikonographie der Florianslegende. 1904. 8. — St. Louis. G i t y A r t M u s e u m : Special
exhibition catalogue. Serie 1912, Nr. 9- — The City Art Museum of St. Louis. 1912. 8. —
Mainz. G r o ß h e r z o g 1 i c h e Handelskammer: Wirtschaftlich- Statistisches Jahr-
buch der Hessischen Handelskammer für das Jahr 1911, herausg. von der Großherzoglichen
Handelskammer Mainz. 6. Jahrg. Darmstadt. 1912. 8. — Marburg. Dr. Franz Bock:
Die Neuordnung der Kasseler Galerie. 1912. 8. — Merseburg. KonservatorderDenk-
m ä 1 e r d e r Provinz Sachsen: Jahrbuch der Denkmalpflege in der Provinz Sachsen.
O. O. 1911- 8. ^ Metz. L'A u s t r a s i e. Revue du Pays Messin et de la Lorraine: Sau-
vons la Cathedrale I Observations au sujet des transformations dans l'interieur de la Cathe-
drale de Metz. 1912. 8. — München. Georg D. W. C a 1 1 w e y, Verlagsbuchhandlung:
Paul Schultze- Naumburg, Kulturarbeiten. Bd. 2. Gärten, 3. Aufl. 1909- Bd. 3- Dörfer
und Kolonien, 2. Aufl. 1908. 8. — D e 1 p h i n - V e r 1 a g, O s k a r Zettler: Alte Glasgemälde
im Schloß Hohenschwangau. (1912.) 4. — Verlag und Expedition des Baye-
rischen Familienblattes: ,, Bayerisches Familienblatt". 9- und 10. Jahrg. 191 1
und 1912. 4. — Max Kellerers Verlag, Inh. : E g o n F r h r. v. B e r c h e m : Frhr. v.
Guttenberg, Bilder aus der Vergangenheit der Fränkischen Herrschaf tund Burg ..Plassenberg".
O. J. (1912.) 2. — Simmer, Heimatkunde von Freising ... 1. Teil. O. J. (1912.) 8. —
— 89 —
I J c u t s (.■ li e s AI u s L' u ni v (in Meister \v e r k e n il e r N ;i l u r \v i s s e n .s i.- li ;i f t
und Technik: Lebensbeschreibungen und Urkunden. ,,Gei)rg von Reichenbach" von
Walter von Dyck. München 1912. 2. — G e o r g M ü 1 1 e r V e r 1 a ,u': Casimir v. Cht^dowski,
Rom, Die Menschen der Renaissance. Die Menschen des Barock. Autoris. Übersetzung aus
dem Pohlischen von Rosa Schapire. 3- Aufl. 1912. iS.; Hayn und Gotendorf, Bibliotheca
Germanorum Erotica et Curiosa Bd. 11. (D — G.) 191.3- 8. — P i 1 o t y & L o e h 1 e, K. B.
Priv. Kunst- und Verlags-Anstalt: Friedrich Stützer, Die größten, ältesten oder sonst merk-
würdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild. 2. Aufl. 1900. 8. — Münster i. W., Lande s-
h a u p t m a n n der Provinz Westfalen: Die Bau- und Kunstdenkmäler von West-
falen. Kreis Lippstadt. 1912. 8. — Nauen. Verwaltung des S t a d t - M u s e u m s :
Kalender für den Kreis Osthavelland. 1913 herausg. von Walther Specht. 4. Jahrg.
(1912.) 8. — New Orleans. Louisiana State Museum: Third Biennial Report of
the Board of Curators of the Louisiana State Museum. April 1 st. 1910— March 31 st. 1912.
1912. 8. — New York. J. P i e r p o n t - M o r g a n : Collection of J. Pierpont-Morgan : Wilh.
Bode, Bronses of the Renaissance and subsequent periods. Paris 191O (Vol. I. und II.). gr.-2. —
Nürnberg, Friedrich B a u e r e i ß, Buchbindermeister und K. B. Hoflieferant: 8. Deut-
sches Sängerbundes- Fest, 27- — 31- Juli 1912. Führer durch die Feststadt Nürnberg, des Deut-
schen Reiches Schatzkästlein. (1912.) 8. — Joh. Wagner, Festführer für das 8. Deutsche
Sängerbundesfest in Nürnberg. (1912.) 8. — C F. G e b e r t: Die Medaillen des Georg Thomas
Paur. S.-A. aus den „Blättern für Münzfunde". Jahrg. 1912. 4. — ,, Numismatische Mit-
teilungen" Nr. 98, 100, 101, 126, 127, 138, 147- 1906—12. 8. — Redakteur F. Glaser:
Nürnberger Skizzen: Aus den Kinderjahren des Adreßbuches, etc. S.-A. 1912. — Eduard
L u d w i g, Versicherungsbeamter: (Friedr. Sachs:) Nachrichten über die Lächelin'sche Familie.
1872. 8. — Oberlehrer a. D. J o s e f Mangold: Imperatoris Justiniani Institutionum
libri III. Amsterdam, Joannes Janssonius. 1659. 12. — Dr. Johannes Müller, Kgl.
Gymnasial-Professor : Ders., Reichsstädtische Politik in den letzten Zeiten der Union. S.-A.
aus den ,, Mitteilungen des Institutes für österr. Geschichtsforschung". Teil I und II. (1912.)
8. — Frau Hauptkassier Emma Nerreter: W. Fr. Merck, Geschichte des Vergiftungs-
plans gegen Sophia Johanna Magdalena Merck in Nürnberg . . . 1818. 8. — Gabler, Nürn-
berger Schimpfwörter. O. J. qu.-8. — Dr. Ernst Seh oll er: Ders., Das Münzwesen
der Reichsstadt Nürnberg im 16. Jahrh. 1912. 8. — Dr. Eduard S c h w a n h ä u ß e r :
Der Arbeiterfreund. XLI. Jahrg.. 1. Vierteljahr 1903; XLII. Jahrg., 1. und 2. Vierteljahr
1904; XLIII. Jahrg., 1., 2. und 4. Vierteljahr 1905; XLIV. Jahrg., 3. und 4. Vierteljahr 19O6;
XLV. Jahrg., 2. Vierteljahr 1907. 8. — Bibliographie der Arbeiterfrage für das Jahr 1903
und 1905. (1904 und 1906.) 8. — G u s t a v S p e c k h a r t, Hofuhrmacher: Ders., Die sogen.
,, Große Uhr" der einstigen freien Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber. — Deutsche Uhr-
macher-Zeitung 1911, S. 153, 167, 182, 204, 231, 250. 2. — S t a d t m a g i s t r a t : Ver-
waltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1911- 4. — T h e o d o r S t r o e f e r, Kunst-
verlag: Cooper, Lederstrumpf- Erzählungen, herausg. von M. Walsleben. O. J. 4. — Brüder
Grimm, Märchenbuch. 0. J. 4. — Andersens Kinder-Märchen, übers, von H. und L. Krüger.
O. J. 4. — The Song of the bell by Friedrich v. Schiller translated by William H. Fumess. O. J.
4. — Goethe, Faust. I. Teil. Illustr. in 50 Kartons von Alex. Liezen-Mayer. O. J. 2. — Rechtsk.
Magistratsrat Friedrich S t o e r: Inventar einer österr. Kunstsammlung. Hs. von 1855.
(Aus dem Max Pickertschen Nachlaß.) 2. — Botanischer Verein: Denkschrift zur
Feier des 25 jährigen Bestehens des Botan. Vereins Nürnberg. 1912. 8. — Philadelphia.
Mrs. J. King van Rensselaer: John King van Rensselaer, Prophetical, Educationel
and Playing Cards. Philadelphia. O. J. (1912.) 8. — Prag. Prof. Dr. K. C h y t i I : Chytil,
Podlaha und Vrba, Die Kroninsignien des Königreichs Böhmen. 1912. 8. S.-A. — Regens-
burg. Städtische B a u s c h u 1 e : Jahresbericht, Winterhalbjahr 191 1 /12. (1912.) 8. —
Rudolstadt. Dr. Bert hold Rein: Ders., Der Brunnen im Volksleben. München. O. J.
8. — Schloß Steinenhausen, Post Melkendorf. F r h r. Franz Karl v. G u 1 1 e n b e r g,
K. B. Oberst a. D. : [Jers., Bilder aus der Vergangenheit der fränkischen Herrschaft und Burg
„Plassenberg." München. O. J. (1912.) — Ders., Dorf Burghaig und sein Weinbau. 1912.
8. — Ders., Veste und Schloß Burghaig. S.-A. 1912. 4. — Ders., Eine alte Dorfordnung.
— 9(1 —
S.-A. O. J. 4. — Dt'fs., Die Gothiu-i- .i^ciitMlog. TasLlu'iibiKlK'r dos niei.it.'rL'n Aik'ls. S.-A.
I')l2. 4. — Straßburg. L u d o 1 f B c u s t, Verlagslnicliliaiullunu: I'int. Aiilon SL'dL'r. \)k
Kiiiistireuerbeschule StraBbiui; i- E. uiui ilue Hntwickluns. StraUburu. C). J. - has Kiiiist-
i^eweibe in ElsaU-LotliriniiOn. Lieferuni;- 1 — (>. Juli l'Hio bis Juni l'x»). S. — Kai! (jruber,
Ein Wasirauiierbst. Straßburji. 1«)0'). — G e s e 1 1 s c ii a f t I ü r li r ii a i t u n r der g e-
s c h i c li t 1 i c li e n Denk ni ä 1 e r im Elsa ß: Denkmäler der Eisässischen Altertums-
Sammlunii zu Straßburi; i. E. von der neolith. bis zur karolingisehen Zeit, llerausi;. im Aul-
traye der Gesellschaft von Rud. iiennint;. 1»)12. 2. — K u n s t j,^ e w e r b e m u s e u m
der Stadt St r a ß b u r s : Berieht loi i. 1912. 4. — Verlag Otto Rasch: Alt-Strai.i-
inirg. 30 Reproduktionen in Mezzotinto nach Aufnahmen von Paul Wolff. O. J. 2. — Stutt-
gart. K ö n i g 1. ö f f e n 1 1. Bibliothek: Herm. Fischer, Schwab. Wörterbuch. Lief. 3S,
30. 40. 1012. 4. — .\ d o 1 f Bonz & Comp., Verlagshandlung: Ganghofer, Gesammelte
Schriften. Volksausgabe. 3. Serie. (). J. 1. — X. Bd. 8. — Hansjakob, Aus dem Leben
eines Vielgeprüften. 1012. 8. — Ders., Allerseelentage. 3. Aufl. 1912. 8. — A. Bonz"
Erben: Ernst Frhr. v. Ziegesar, Geschichtliche Nachrichten über die Burgruine Zavelstein
im Schwarzwalde 1910. 8. — F r a n c k h's che Verla g s h a n d 1 u n g,
W. Keller & C o. : K. Weule, Kulturelemente der Menschheit. O. J. 1911. 8. — W. K o h 1-
h a m m e r, Verlagshandlung: Berthold Pfeiffer, Der Hoppenlau- Friedhof in Stuttgart. 1912.
S. — W ü r t t e m b e r g i s c h e Kommission für L a n d e s g e s c h i c h t e : Ge-
schichte des humanist. Schulwesens in Württemberg, herausg. von der Württemb. Kommission
für Landesgeschichte. I. Bd. Bis 1559- Stuttgart 1912. 8. — Steiff & Mehring, Geschicht-
liche Lieder und Sprüche Württembergs. Siebente Lief. (Schluß). 1912. 8. — Ebner, Jul,
Württembergische Münz- und Medaillen- Kunde (urspr. von Chrn. Binder). Bd. 11. Heft 1.
1912. 8. — Württenibergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Neue Folge XXI. Jahrg.
1912. Heft 4. 1912. 8. — S t a a t s s a m m 1 u n g v a t e r 1 ä n d. Altert ü m er u n d
L a n d e s k o n s e r v a t o r i u m : Gradmann, Anweisungen zur Denkmalpflege. 19 12. 8. —
Stuttgart und Berlin. Deutsche Verlags an st alt: Deva-Almanach auf das Jahr
1013. Lit. Mitt. der Deutschen Verlagsanstalt. 1912. 8. — Troppau. Bürgermeister-
amt: Die Gemeinde - Verwaltung der Landeshauptstadt Troppau in den Jahren
1884—1895 und I896— 1905. 1911/1912. 8. — ,, Nordmark": Nordmark-Zeitweiser 1912.
(1911.) 4.; desgl. 1913. (1912.) 4. — Unbekannt: Der Horizont. Ausblicke auf Lite-
ratur und Leben. I. Jahrg. Heft 4/5. (1912.) 8. — Vorarlberg. Verein für christl.
Kunst und Wissenschaft: Veröffentlichungen des Vereins für christl. Kunst und
Wissenschaft in Vorarlberg. Heft 5 und 6: Die St. Anna- Kapelle in Fromengärsch von Josef
Grabherr. Feldkirch. 19 12. 8. — Weimar. Hermann Bohl aus Nachfolger:
Götze, Volkskundliches bei Luther. Ein Vortrag. 1909. 8. — Dopsch, Die Wirtschaftsent-
wicklung der Karolingerzeit, vornehmlich in Deutschland. I. Teil. 1912. 8. — Walter Witting,
Künstlerisches aus Briefen Friedrich Prellers des Älteren. 1903. 8. — Wien und Leipzig.
Wilhelm Brau m ü 1 1 e r. K. und K. Hof- und Universitätsbuchhändler: Otto Weininger,
Geschlecht und Charakter. 13. Aufl. 1912. 8. — Wien. Politische undVolkswirt-
s c h a f 1 1 i c h e Chronik der ö s t e r r.-u n g a r. Monarchie: Politische Chronik
der österr.-ungar. Monarchie, herausg. von Dr. Carl Neisser. Oktober 1912. Heft 10. 1912.
8. — Volkswirtschaftliche Chronik der österr.-ungar. Monarchie, herausg. von Dr. Carl Neisser.
Oktober. Heft 10. 1912. 8. — Parlament. Chronik. Beilage zur Polit. und Volkswirtschaft-
lichen Chronik der österr.-ungar. Monarchie, herausg. von Dr. Carl Neisser. Oktober. Heft lo.
1912. 2. — Seiner K. u n d K. A p o s t o 1 i s c h e n M a j e s t ä t O b e r s t k ä m m e r e r-
amt: Jahrbuch der Kunsthist. Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses. Bd. XXX.
Heft 5: Habenditzl, Studien über Rubens. 0. J. (1912.) — Würzburg. K u r t K a b i t z s c h :
Manusbibliothek Nr. 7, 8, 9. 1912. 8. — Zürich. C a r 1 S t i c h 1 e r: Ders., Aus der Geschichte
eines altberlinischen Feldherrndenkmals und einer dazugehörenden altberlinischen Feldherrn-
gruft. Historische Skizzen. Zürich 1912. 4.
Ankäufe.
(Geiler von Kaisersberg Joh.) : ,,Doctor keiserspergs pater noster" Des hochgelertc würdige
Predicäten der loblichen statt Strassburg. 1515. gr.-8. — Dyalogus (Bruder Götzer). 1524-
— 91
4. — (Hans Sachs) „klaii Aiilwurt viui vrteyl /zwischen Fraw Armut vnd Pluto dem Gott
der reichtumb welches vnter \ hn das pesser sey". 1531- 4. (Titelholzschnitt: Abb. 31). —
Ein schöner Dyalogus oder gesprech / uö zweien Schwestern: 1533. 4. — (Fröh-
lich, Georg): Verteütschung aller Psalmen / wie die Joannes Campensis / nach hehreischer
warhait/in das Latein gebracht liat. 1536. kl. -8. — Gewiser Bericht dess Truten vnnd
He.xen-brennens Bambergischen Gebiets / . . . . i. Druck. ir,2S. 4. — Jacob .Mever, Cnm-
Abb. 31. Titelholzschnitt zu Hans Sachsens ..Klag, Antwort und Urteil zwischen Trau .Armut
und Pluto" (1531), wohl von Nikolaus Meldemann.
pendium Geometriae Practicae, sive Planimetria, Kurtzer Bericht / Vom Feldmessen und
Feldtheilen. Basel 1684. kl.-qu.-S. — Angeb. Jacob Meyer, Geometria Theoretica oder
handgriff / deß Circul vnd Lineals. Basel 1691. — Joh. Jac. Losenawer, Vorschrifft Teutsch-,
Lateinisch- und Frantzosischer Schrifften. 1719- qu.-4. — Belustigungen des Verstandes und
Witzes. 1741—45. 8. — Caspar Gottlieb Lauffer, Das Laufferische Medaillen Cabinet . . . 1 742.
4. — Joh. Orph. Albrecht, Aluster einer ganz neuen . . . Schreib-Art . . . 1764. qu.-4.
92
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung für Genealogie und Heraldil<. roislcmann, Alttioutsilks
Niuiienbiicli. II. Bd. 3- Aufl. (..Lief. 1012. 2. — Des^l. il. Bd. 7- Lief. 1')12. 2. Die
bliiiienden und erloschenen (hden und Ehrenzeichen der ganzen Welt. Hin rtilirer durcli die
(;)rdens- und Medaillenkunde aller Zeiten und Länder, herausR. von Oskar Vater. 1012. S. —
Wilhelm Ostwald. Große Männer. 111. Bd.: Ernst Cohen. Jacobus Henricus van't Hoff.
I»)t2. 8. — Rietstap, Armorial jjeneral Fase. 7.v O. J. 2. - l)ers.. Supplement Fase. XV.
Octobre 1012. 8. — Geneal<iirische Taschenbüclier der Grafen, Freiherren, des U radeis, des
Briefadels und der Hofkalender. Gotha IQl.v 8. — Weller'sche Wappensammluns; Serie II
Blatt 41; Serie III Blatt 1(H)^103; Serie IV Blatt U2~M; Alphabet. Verzeichnis: IX. Nach-
trag. —
Meclilenburgisciie Stiftung. Das Haus Mecklenlnini-Sciiwerin von Franz 1. bis Friedrich
Franz IV. O. J. qu.-8.
Denttmäler der Heill<unde (Medico-hist. Kabinett). Sticker, Abliaiidlunt; aus der
Seuchengeschiciite und Seuchenleiire. II. Bd.: Die Cholera. Gießen 1912. 8.
TAUSCHVERKEHR.
Im Jahre 1912 stand das Germanische Museum in Sciuiftentausch mit:
Aactien:
Aachener Geschieh ts verein.
Museums-Verein.
Aarau:
Historische Gesellschaft des Kantons
Aargau.
Agram (Zagreb):
Königl. kroat.-slavon.-dalmat. Landes-
archiv.
Altenburg:
Geschichts- und altertumsforscliende Ge-
sellschaft des Osterlandes.
Amiens:
Societe des antiquaires de Picardie.
Amsterdam:
K. Akademie der Wissenschaften.
K. oudheidkundig genootschap te A.
Redaktion von ,,Het huis oud & nieuw".
Annaberg:
Verein fi.ir Geschichte von Annaberg und
Umgebung.
Ansbach:
Fränkische Zeitung.
Historischer Verein für Mittelfranken.
Antwerpen:
J. E. Buschmann als Verleger der Zeit-
schrift ,,Onze Kunst". Voortzetting
van de Vlaamsche School.
Arnstadt:
Museumsgesellschaft.
Augsburg:
Augsburger Postzeitung.
Historischer Verein für Schwaben und
Neuburg.
Bamberg:
Königl. Bibliothek.
Gewerbe-Verein.
Historischer Verein.
Basel:
Historische und antiquarische Gesellschaft.
Schweizerische Gesellschaft für Volks-
kunde. Universitäts- Bibliothek.
Bayreuth :
Historischer Verein für Oberfranken.
Bergen:
Bergens Museum.
Vestlandske Kunstindustrimuseum.
Berlin:
Königl. Preußische Akademie der Wissen-
schaften.
K. Statistisches Amt.
Apotheker- Verein, Deutscher.
Bauzeitung, Deutsche.
Bibliothek des Deutschen Reichstages.
Blätter für Architektur und Kunsthand-
werk. (Verlag.)
Burgwart (Architekt Prof. Bodo Ebhardt,
Grunewald bei Berlin).
Ex-libris- Verein.
Gesamtarchiv der deutschen Juden.
Gesamtverein der deutschen Geschieh ts-
und Altertumsvereine.
Berliner Gesellschaft für Anthropologie
Ethnologie und Urgeschichte.
Gesellschaft für Erdkunde.
Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und
Schulgeschichte.
— 93 —
Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz
Brandenburg.
Gesellschaft, Historische.
Gesellschaft, Deutsche Pharmazeutische.
Graveur-Verein, Deutscher.
Grenzboten (Verlag).
Johanniter-Ordensblatt. ( Redaktion.)
Journal für Buchdruckerkunst. (Verlag.)
Moderne Kunst (Verlag von Rieh. Bong.)
Münzbliitter, Berliner und Gorrespondenz,
Numismatisches Beiblatt zu den Ber-
liner Münzblättern. (Dr. Emil Bahr-
feld.)
Museums-Verein.
Norddeutsche Allgemeine Zeitung.
Oesterheld & Co., Verlag („Die deutsche
Bühne" — ,, Deutscher Bühnen-Spiel-
plan").
Provinzialmuseum, Märkisches.
Reichsanzeiger, Deutscher und Königlich
Preußischer Staatsanzeiger.
Reichs- Postamt III, Abt. W.
Rundschau, Deutsche. (Redaktion.)
Rundschau, Koloniale. (Verlag.)
Touristen- Klub für die Mark Branden-
burg.
Verein für die Geschichte Berlins (Alt-
Berlin).
Verein Herold.
Verein für deutsches Kunstgewerbe.
Verein für Geschichte der Mark Branden-
burg.
Verein für Volkskunde.
Woche, Die. (Verlag von Aug. Scherl.)
Zeitschrift für Bauwesen. (Schriftleitung.)
Zeitschrift für Numismatik. (Redaktion.)
Zentralblatt der Bauverwaltung. (Schrift-
.leitung.)
Bern:
Historischer Verein des Kantitns Bern.
Historisches Museum.
Biedenkopf:
Mitteilungen aus Geschichte und Heimat-
kunde des Kreises Biedenkopf.
B istritz:
Direktion der Gewerbeschule.
Bonn:
Universitätsbibliothek.
Verein von Altertumsfreunden im Riiein-
lande.
Verlag der Rheinischen Geschichtsblätter.
Brandenburg a. H.:
Historischer Verein.
Braunau i. B.:
Dr. Eduard Langer, Herausgeber der
,, Deutschen Volkskunde aus dem öst-
lichen Böhmen".
Braunsberg:
Historischer Verein für Ermlinul.
Bregenz:
Vorarlberger Museums- Verein.
Bremen:
Gewerbemuseum.
,, Güldenkammer, Die — ".
Historische Gesellschaft des Künstler-
Vereins.
Verlag von Carl Schüneniann. (,, Nieder-
sachsen".)
Breslau:
Schlesischer Altertums verein.
Schlesische Gesellschaft für vaterländische
Kultur.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertum
Schlesiens.
Brunn:
Erzherzog Rainer-Museum für Kunst und
Gewerbe.
Mährisches Gewerbe -Museum.
Verein für die Geschichte Mährens und
Schlesiens.
Verein ,, Deutsches Haus".
Brüssel :
L'academie Royale de Belgique.
Commissiones royals d'art et d'archeo-
logie.
R. R. P. P. Bollandistes.
La Gazette numismatique (Direction).
Musees Royaux des arts decoratifs et in-
dustriels.
La societe d'archeologie.
La societe Royale de geographie.
Budapest:
Königl. ungarische Akademie der Wissen-
schaften.
Müveszet, Redaktion.
Stadtmagitrat.
Casse! :
Prof. Dr. Georg Steinhausen, Vorstand
der Stadtbibliothek. („Archiv für Kul-
turgeschichte".)
Verein für hessische Geschichte und
Landeskunde.
Verein für Naturkunde.
Chemnitz:
Verein für Chemnitzer Geschichte.
94
Chur:
His torisoll- an tiquaiisclu« Gesollscliaft des
K.iiitnns rji.iubiiiuion.
Cincinnati:
Cinoiniuiti A\useiiin Association.
Coblenz:
A\itteilinn;en des Rlu'inisciien Vereins für
l'enkni.ilpflei^e und lleinuitseliut/.
Danzig:
Köniiriiche Technische Hochscluile.
Naturforscheiule Gesellschaft.
Westpreußischer Geschichtsverein.
WestpreuOisches Provin/.ialmuseuni.
Darmstadt:
Gewerbeblatt f. d. Großherzogtum Hessen.
Historischer Verein für das Grnßherzng-
tum Hessen.
Verein für Erdkunde.
Verlag der „Innen- Dekoration".
Dessau:
Verein für Anlialtische Geschichte und
Altertumskunde.
Detmold:
Gesch. Abt. des naturw. Vereins für das
Fürstentum Lippe.
Dillingen:
Historischer Verein.
Donaueschingen:
Verein für Geschichte und Naturgescliichte
d. Baar u. d. ausgrenzenden Landesteile.
Donauwörth:
Historischer Veiein für Donauwörth und
Umgegend.
Dorpat:
Gelehrte Ethnische Gesellschaft.
Universität.
Dresden:
Kgl. sachsischer Altertunisverein.
„Blätter für Münzfreunde" und ..Numis-
matischer Verkehr".
Verein für die Geschichte Dresdens.
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Kunstwart.
Kgl. sächsisches statistisches Landesamt.
Europäische Modenzeitung.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
Düsseldorf:
Archiv für Buchbinder.
Düsseldorfer Geschichtsverein.
Die Rheinlande, Verlag A. Bagel (ab 19i3).
Eger:
Unser Egerland.
Eichstätt:
Historischer Verein.
Eisenberg:
Gesciiiciits- uiul allertumsfoiscliender
Verein.
Eislcben:
Verein füj- (jeschiclite und Altertümer der
(jrafscliaft Mansfeld.
Elberfeld:
Bergischer (jeschichts verein.
Ellwangen:
Geschichts- und Altertunisverein (Jahr-
buch).
Emden:
Gesellschaft für bildende Kunst und
vaterländische Altertümer.
Naturforschende Gesellschaft.
Erfurt:
Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Verein für die Geschichte und Altertums-
kunde von Erfurt.
Erlangen :
Universitätsbibliothek.
Essen:
Historischer Verein für Stadt und Stift
Essen.
Frankenthal:
Aitertumsverein.
Feldkirch:
Verein für christi. Kunst und Wissen-
schaft in Vorarlberg.
Fellin:
Literarische Gesellschaft.
Flensburg:
Kunstgewerbe -Museum.
Frankfurt a. M.:
Frankfurter Blätter für Familiengeschichte.
Freies deutsches Hochstift.
Mitteldeutscher Kunstgewerbe verein.
Stadtbibliothek.
Verein für die Geschichte und Altertums-
kunde von Frankfurt a. M.
Verein für rheinische und westfälische
Volkskunde.
Frankfurt a, 0.:
Historischer Verein für Heimatkunde.
Naturwissenschaftlicher Verein des Reg.-
Bez. Frankfurt a. 0.
Frauenfeld:
Historischer Verein des Kantons Thurgau.
Freiberg i. S.:
Altertumsverein.
Freiburg i. B.:
Archiv für christliche Kunst.
Breisgau- Verein Schau-ins-Land.
— 95
Gesellschaft für Beförderung der Ge-
schichts-, Altertums- und Volkskunde
von Freiburc;, dem Breisgau und den
angrenzenden. Landscliafcen.
Münsterbau- Verein.
Stimmen aus Maria- Laacii.
Universitätsbibliotiiek.
Kirchlich hist. Verein der Erzdiözese Frei-
burg i. B.
Freiburg i. Schw.:
Deutscher geschichtsforschender Verein
des Kantons Freiburg (Scinveiz).
Schweizer .^rcliiv für Heraldik.
Freising:
Historischer Verein.
Freiwaldau :
Mäiirisch-schlesischer Sudeten-Gebirgs-
verein.
Friedberg (Hessen):
Geschichts- und Altertumsverein.
Friedrichshafen:
Verein für die Geschichte des Bodensees.
St. Gallen:
HistorischerVerein des Kantons St. Gallen.
Genf:
Institut national genevois.
Societe d'histoire et d'archeologie.
Gießen:
Oberhessischer Geschichts verein.
Oberhessische Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde.
Universitätsbibliothek.
Verband deutscher Vereine für Volks-
kunde.
Vereinigung für hessische Volkskunde.
Glarus:
Historischer Verein des Kantons Glarus.
Görlitz:
Gesellschaft für Anthropologie und Ur-
geschichte der Oberlausitz.
Oberlausitzische Gesellschaft der Wissen-
schaften.
Gotha:
Verlag der deutschen Geschichtsblätter.
Vereinigung für Gothaische Geschichte
und Altertumsforschung.
Göttingen:
Forscher- und Sammlerverein.
Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften.
Graz:
Steiermärkischer Gewerbe verein.
Kunsthistorische Studien. (Buchhaiullung
Styria.)
Steiermärkisches Landesmuseum.
Historischer Verein für Steiermark.
Naturwissenschaftlicher Verein für Steier-
mark.
„Wörter und Sachen". Kulturhistorische
Zeitschrift für Sprach- und Sach-
forschung.
Greifswald:
Universitätsbibliothek.
Rügisch- Pommerscher Geschichtsverein.
Greiz:
Verein für Greizer Geschichte.
Guben:
Niederlausitzer Gesellschaft für Antliro-
pologie und Urgeschichte.
Haag:
Genealogisch-heraldiek Genootschap „De
Nederlandsche Leeuw".
Hall (Schwäbisch):
Historischer Verein f. Württemb.- Franken.
Halle a. S.:
Museum für heimatliche Geschichte und
Altertumskunde der Provinz Sachsen.
Zeitschrift für deutsche Philologie.
Kaiserl. Leopoldinisch-Garolinische
Deutsche Akademie der Naturforscher.
Thüringisch-sächsischer Geschichts verein.
Halle- Wittenberg:
Universitäts- Bibliothek (Schriften).
Hamburg:
Öffentliche Stadtbibliothek.
Verein für hamburgische Geschichte.
Hanau :
Hanauer Geschichts- Verein.
Wetterauische Gesellschaft für die ge-
samte Naturkunde.
Hannover:
Architekten- und Ingenieur- Verein.
Hannoversche Geschichtsblätter.
Gesellschaft für ältere deutsche Ge-
schichtskunde.
Heraldischer Verein zum Kleeblatt.
Historischer Verein für Niedersachsen.
Harlem:
Societe hollandaise des sciences.
Heidelberg:
Heidelberger Schlof3verein.
Historisch-philosophischer Verein.
Universitätsbibliothek.
Heilbronn:
Historischer Verein.
Heiligenstadt:
„Unser Eichsfeld". (Redaktion.)
Helsingfors:
Finnischer Altertums verein.
96 —
Finnische Literar. Gesellstiiult.
üescllstli.ift der \Vissensi."li;itten.
Hermannstadt:
Siebenbürgischer Katp.ithenverein.
Verein für Siebenbiir,i;isi.iie L;uulesknni.le.
Hirschberg:
Kiesen,i;ebir|L;s-\'erein.
Hohenleuben:
Voigtliüul. altertunisforsclieiuler Verein.
Homburg v. d. H.:
\'erein für Gescliiclite und Altertums-
kunde.
Husum:
Mitteilungen des Nordfriesischen Vereins
für Heimatkunde und Heimatliebe.
Jena:
Universitätsbibliothek.
Verein für thüring. Geschichte und Alter-
tumskunde.
Igio:
Ungar. Karpathenverein.
Innsbruck:
K. K. Statthalterei-Archiv.
Ferdinandeum.
Insterburg:
Altertumsgesellsch af t.
Kahia:
Verein für Geschichte und Altertums-
kunde.
Karlsruhe:
Karlsruher Altertums verein.
Badische historisciie Commissinn.
Kaufbeuren:
Verein Heimat.
Kempten:
Altertums-Verein.
Kiel:
Naturvvissenschaftl. Verein für Schleswig-
Holstein.
Gesellschaft für die Geschichte der Herzog-
tümer Schleswig- Holstein u. Lauenburg.
Universitätsbibliothek.
Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte.
Kirchberg i. S.:
Altertumsverein (Alt- Kirchberg. Mittei-
lungen des Altertumsvereins.)
Klagenfurt:
Geschichtsverein für Kärnten.
Köln:
Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte
und Kunst mit Korrespondenzblatt.
Zeitschrift für christliche Kunst.
Kölner Kunstgewerbeverein.
Histor. Verein für den Niederrhein.
Königsberg i. P.:
Red. d. AltpreuOischcn Alonatsschiilt.
Phvsikal. Ökonom. Gesellschaft.
Altei tumsgesellschaft i'russia.
UniversitätsbiblidtJK'k.
Kopenhagen:
Academie royale des sciences et des lelties
de Danemark.
Societe royale des antiquaires du Nord.
Industriforeningen i Kjöbenhavn.
K. Nordiske Oldskrift-Selskab.
K. danske Videnskabern-Selskali.
Krakau :
Akademie der Wissenschaften.
Kreuznach:
Antiquarisch- Histor. Verein.
Kristiania:
Foreningen til norske fortidsmindesmaer-
kers bevaring (Aarsberetning).
Kronstadt:
Stadtarchiv.
Laibach:
Redaktion der Zeitschrift für krainische
Landeskunde.
Krainer Musealverein.
Landsberg a. d. Warthe:
Verein für Geschichte der Neumark.
Landshut:
Historischer Verein für Niederbayern.
Lauingen:
Altertumsverein.
Lausanne:
Societe d'histoire de la Suisse.
Lauterbach :
Geschichtsblätter für den Kreis Lauter-
bach. (Pfarrer Herm. Knott, Wallen-
rod.)
Leeuwarden:
Friesch genootschap ter beofening der
Friesche geschied.
Leiden:
Maatschapy de Nederland. Letterkunde.
Leipa:
Nordböhm. E.xcursions- Klub.
Leipzig:
Beilage, Wissenschaftliche, der Leipziger
Zeitung.
Börsenverein der deutschen Buchhäiuller
Centralblatt für Bibliothekswesen.
Centralblatt, literarisches.
Centralverein für das gesamte Buch-
gewerbe.
Daheim.
Gartenlaube.
— 97
Gesellschaft, deutsche, zur Erforschung
varterländischer Sprache u. Altertümer.
Gesellschaft, k. sächs., der Wissenschaften,
phil.-hist. Gl.
Goldschmied, Der —
Kgl. Sächs. Institut für Kultur- und Uni-
versalgeschichte bei der Universität
Leipzig.
Literaturblatt f. germ. u. rem. Philologie.
Monatshefte (Velhagen & Klasing).
Museum für Völkerkunde.
U niversitätsbibliothek.
Verein, deutscher, zur Erforschung Pa-
lästinas.
Verein für Geschichte der Stadt Leipzig
(Stadtgeschichtliches Museum).
Vierteljahrs- Katalog (J. C. Hinrichs).
Zeitschrift für bildende Kunst.
Zeitschrift, neue, für Musik.
Zeitung, illustrierte.
Zentralstelle für deutsche Personen- und
Familiengeschichte (Mitteilungen).
Zur guten Stunde.
Leisnig:
Geschichts- und Altertumsverein.
Linz:
Museum Francisco-Carolinum.
Linzer Diözesan- Kunstverein.
Oberösterreichischer Gewerbe -Verein.
Louvain (Belgien):
,,Analectes pour servir ä l'histoire ecclesia-
stique de la Belgique".
Lübeck:
Lübeckisches Museum für Kunst- und
Kulturgeschichte.
Verein für hansische Geschichte.
Verein für Lübecker Geschichte und Alter-
tumskunde.
Lüneburg:
Museumsverein für Lüneburg.
Lüttich:
Institut archeologique Liegeois.
Luxemburg:
Verein für Lu.xemburger Geschichte, Lite-
ratur und Kunst.
Section historique de l'institut de Lu.xem-
bourg.
Luzern :
Histor. Verein der 5 Orte.
Magdeburg:
Magdeburgischer Geschichts verein.
Verein für Kirchengeschichte in der Pro-
vinz Sachsen.
Mainz :
Rom. Germ. Central-Museum (Die Alter-
tümer unserer heidnischen Vorzeit).
Verein für Erforschung rhein. Geschichte
und Altertümer.
Mannheim:
Mannheimer Alter tu ms verein.
Marburg:
Universitätsbibliothek.
Maredsvus (Belgien):
Direction de la Revue benedictine.
Marienwerder:
Histor. Verein für den Regierungsbezirk
Marienwerder.
Meiningen:
Hennebergischer altertumsforsch. Verein.
Verein für Meiningische Geschichte und
Landeskunde.
Meißen:
Verein für Geschichte der Stadt Meißen.
Metz:
Verein für Erdkunde.
Gesellschaft für lothringische Geschichte
und Altertumskunde.
Mifau:
Genealogische Gesellschaft der Ostsee-
provinzen.
Kurländische Gesellschaft für Literatur
und Kunst.
Kurländisches Provinzialmuseum.
Montreal:
Societe numismatique et d'archeologie.
Mühlhausen i. Th.:
Mühlhäuser Altertumsverein.
Mülhausen i. Eis.:
Le musee historique de Muliiouse.
München:
Akademie der Wissenschaften.
Altertumsverein.
Archivariat des bayerisciien Landtags.
Bauzeitung, süddeutsche.
Bayerland.
Formenschut7..
Gesellschaft, deutsche, für Antiiropologie.
Gesellschaft, deutsche, für christl. Kunst.
Gesellschaft, numismatische.
Jahrbuch, histor., der Görresgesellschaft.
Kunstgewerbeverein, bayerischer.
Licht und Schatten (Verlag).
Museum von Meisterwerken der Natur-
wissenschaft und Technik.
Nationalmuseum, Bayerisches.
Propyläen, Die — .
Statistisches Bureau.
— 98
LlniversitiitsbilMiothck.
Verein, historischer, von Oberbiiyern.
Verein für Volkskunst inu1 Volkskunde.
Münster i. W.:
Zeitschrift für vaterländische Geschichte
und Altertumskunde Westfalens.
Literarischer Handweiser.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Neiße:
Wiss. Ges. Philonuithie.
Neuburg a. D.:
Historischer Pili ul verein.
Neumarkt i. 0.:
Historischer Verein.
St. Nicolas:
Cercle archeologique du pays de Waes.
Nördlingen:
Historischer Verein für Nördlingen und
Umgebuns;.
Nürnberg:
K. Bayer. Landes- Gewerbe-Anstalt.
N aturhistorische Gesellschaft.
Pegnesischer Blumenorden.
Verein für die Geschichte der Stadt Nürn-
berg.
Osnabrück:
Verein für Geschichte und Landeskunde.
Paderborn:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Paris :
Chronique des arts et de la curiosite.
Correspondance historique et archeolo-
gique.
Musee Guimet.
Repertoire d'art et d'archeologie.
St. Petersburg:
Commission imperiale archeologique.
Philadelphia:
Smithsonian Institution.
Plauen i. V.:
Altertumsverein.
Posen:
Gesellschaft der Freunde der Wissen-
schaften.
Historische Gesellschaft.
Towarzystwa przyjaciol.
Prag:
Verein für Geschichte der Deutschen in
Böhmen.
Gesellschaft der Freunde der böhmischen
Altertümer.
Gesellscliaft zur l^irderung deutscher
Wissensehatt, Kunst und Literatur in
Böhflien.
Lese- und Redelialle der deutschen Stu-
denten.
Kunstgewerbliches Museum.
Prenzlau:
Uckermärkischer Museums- und Ge-
schichtsverein.
Quaracchi b. Florenz:
Archivum Franciscanum historicum.
Ravensburg:
Schwäbisches Archiv.
Regensburg:
Histor. Verein für Oberpfalz und Kegens-
burg.
Reichenberg:
Nordböhmisches Gewerbemuseum.
Verein für Heimatkunde.
Reutlingen:
Reutlinger Altertumsverein.
Reval:
Estländische Literarische Gesellschaft.
Reykjavik:
Islenzka Fornleifafjelag.
Riga:
Gesellschaft für Geschichte und Alter-
tumskunde der Ostseeprovinzen Ruß-
lands.
Rosenheim:
Historischer Verein.
Rom:
Kgl. Preuß. Hist. Institut.
Römische Quartalschrift für christliche
Altertumskunde und für Kirchenge-
schichte.
Rostock :
Geographische Gesellschaft.
Verein für Rostocks Altertümer.
Universität.
Rothenburg o. T.:
Verein Alt- Rothenburg.
Roermond:
La Commission de Limburg.
Saarbrücken :
Historisch-antiquarischer Verein für die
Saargegend.
Salzburg:
Studien und Mitteilungen aus dem Bene-
diktiner- und Cistercienser-Orden.
Museum Carolino-Augusteum.
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
99
Salzwedel:
Altmärkisclier Verein für vaterländische
Gesciiiciite und Industrie.
Schaffhausen:
Histor.-antiquarisclier Verein des Kantons
Seh äff hausen.
Schmalkalden:
Verein für Hennbergisciie Geschichte und
Landeskunde.
Schwerin:
Familiengeschichtliche Blätter, heraus-
gegeben von C. Frhrn. von Rodde.
Verein für Mecklenburgische Geschiente
und Altertumskunde.
Sigmaringen:
Verein für Geschichte und Altertums-
kunde in Hohenzollern.
Speyer:
Pfälzisches Museum (Schriftleitung).
Historischer Verein der Pfalz.
Stendal:
Altniärkischer Museums- Verein.
Stettin:
Gesellschaft für Pommersche Geschichte
und Altertumskunde.
Stockholm :
Kgl. Akademie der Altertumskunde.
Kgl. Bibliothek.
Nordiska Museet.
Straßburg:
Alsabund ('Das literarische Elsaß').
Gesellschaft für Erhaltung der geschicht-
lichen Denkmäler im Elsaß.
Universitätsbibliothek.
Vogesenklub, histor.-literar. Zweigverein.
Straubing:
Historischer Verein.
Stuttgart:
Altertumsverein.
Antiquitäten- Zeitung.
Anthropol. Verein, Württembergischer.
Anzeiger, allgem., für Buchbindereien.
Centralstelle für Gewerbe und Handel.
Commission für Landesgeschichte.
Staatsanzeiger, Württembergischer.
Technische Hochschule.
Verlagsanstalt, Deutsche.
Thorn:
Coppernicus- Verein für Wissenschaft und
Kunst.
Torgau :
Altertumsverein.
Toronto (Canada):
Canadian Institute.
Trier:
Gesellschaft für nützliche Forschung.
Troppau :
Kaiser- Franz- Joseph-Museum.
Städtisches Museum : Zeitschrift für Ge-
schichte und Kulturgeschichte Öster-
reichisch-Schlesiens.
Tübingen:
Schwäbischer Altertums verein.
Universitätsbibliothek.
Turin:
Regia deputazione di storia patria.
Upsala :
Landsmal svenska. Schwedische volks-
kundliche Zeitschrift.
Universität.
Utrecht:
Historische Genootschap.
Genootschap van Künsten en Weten-
schappen.
Vaduz :
Histor. Verein für das Fürstentum
Liechtenstein.
Venedig:
Reale instituto Veneto.
Waidhof en a. d. Ybbs:
Museal-Verein für W. a. d. Y. und Um-
gebung.
Washington:
Smithsonian Institution.
Weißenburg i. E.:
Verein zur Erhaltung der Altertümer in
Weißenburg und Umgebung.
Wernigerode:
Harzverein für Geschichte und Altertums
künde.
Wertheim a. M.:
Histor. Verein Alt- Wertheim.
Wetzlar:
Wetzlarer Geschieh ts verein.
Wien:
Adler, K. K. herald. Gesellschaft.
Akademie der Wissenschaften.
Altertumsverein.
Dombauverein zu St. Stephan.
Gesellschaft, Anthropologische.
Gesellschaft für die Geschichte des Pro-
testantismus in Österreich.
Gesellschaft für Münz- und Medaillen-
kunde.
Gesellschaft, Numismatische.
Gewerbe-Museum, Technolog.
K. K. Heeres-Museum.
K. K. Hofbibliothek.
- 100 —
TechiiisciK's .Miiscuiii für liulustru uiul
Gewerbe.
Verein für L;uuieskiiiidc von Nieder-
österreich.
Wissenschaf tliclier Klub.
Zeitschrift für österreichische Volkskunde.
K. K. Zentnilkonimission zur Erforschung
und Erhaltunji der Baudenkmale.
Wiesbaden:
Verein für Nassauische Altertumskunde
und Geschichtsforschung;.
Nassauisclier \'erein für Naturkunde.
Wolfenbüttel:
Geschichtsverein für das Herzogtum
Braunschweig.
Würzburg:
Historischer Verein für Unterfranken und
Aschaffenburg.
Polytechnischer Zentralverein für Unter-
franken und Aschaffenburg.
Universitätsbibliothek.
Zabern i. E.:
Verlag von A. Fuchs: Elsässische Monats-
schrift für Geschichte und Volkskunde.
Zwickau:
Altertumsverein für Zwickau und Um-
gegend.
Verein für Naturkunde.
Zwolle:
Vereenigung tot beoefening von Over-
ijsselsch regt en geschiedenis.
Zürich:
Allgemeine geschichtsforschende Gesell-
schaft der Schweiz.
Antiquarische Gesellschaft.
Buchkunst: Zeitschrift für E.\Iibris-Samm-
1er und Bücherfreunde.
Schweizerisches Landesmuseum.
Universitätsbibliothek.
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Frankenspiegel, Splitter und Skizzen von Professor Leopold O e 1 e n h e i n z, Archi-
tekt. Mit vielen Abbildungen und Zeichnungen des Verfassers, l., 2. und 3. Lieferung.
Der Frankenspiegel will kein zusammenhängendes, auch kein zusammenfassendes Werk
sein. Er setzt sich vielmehr bei vollkommen zwangloser Folge aus einer ganzen Reihe größerer
und kleinerer Abhandlungen zusammen, die zwar die verschiedensten Seiten des Kulturlebens
unserer Vorzeit behandeln, aber schließlich doch dabei ein Endziel verfolgen, nämlich das Bild
fränkischer Kunst und Kultur nach Möglichkeit zu klären. Ein tiefer Ernst liegt den Einzel-
studien zugrunde und dieser paart sich mit einem erstaunlichen Fleiß, der den Verfasser meist
aus bislang nicht geöffneten Quellen schöpfen läßt. Die vielen Urkunden- und Archivalien-
auszüge, die er uns bietet, sie allein schon sichern dem Werkchen einen nicht geringen Wert.
Dabei schreibt der Verfasser klar und eindringlich. Stets ist er mit voller Begeisterung bei
seiner Sache. Doch er befaßt sich nicht mit reiner Kunst allein. Auch der älteren ländlichen
Kunst finden wir des öfteren liebevolle Beachtung geschenkt, wodurch mancher bis dahin noch
ungehobene Schatz ans Tageslicht gefördert wurde. Selbst heraldische Studien fehlen nicht.
Die Prähistorie erscheint ebenfalls in das Interessenbereich des Verfassers einbezogen. Auch
über manche interessante Persönlichkeit der fränkischen Lande erhalten wir eingehendsten
Aufschluß. Neben der ernsten Seite der Forschung fehlt auch diejenige eines gesunden Humors
nicht, wie auch selbst Kuriositäten und Anekdoten in der ungeschminkt originellen Sprache
und Schilderungsart ihrer Zeit Form und Leben gewinnen. Wenn ich auch hier und da bezüglich
der Datierung anderer Ansicht wie der Verfasser bin, so stehe ich doch nicht an, sein Werk
als eine wichtige neue Quelle für die Geschichte und Erforschung der fränkischen Lande anzu-
sprechen. Fritz T r a u g ü t t Schulz.
— 101 —
Deutsche Städtebilder nach Originalen v(in li. Brau n. Leipzig, Verlag der Illustrierten
Zeitung J. J. Wehe r.
Wenn auch die Photographie ein bequemes und wohlfeiles Mittel ist, Straßen, Platze
und Hauser alter Städte in Erinnerungsbildern festzuhalten, so kann sie uns doch nicht den
vollen malerischen Reiz ersetzen, den weniger das Auge sieht, als unser Inneres empfindet.
Mit anderen Worten, sie kann viel von dem Original geben, aber nicht alles. Hier ergänzend
einzutreten, wird für alle Zeiten eine Aufgabe des Malers bleiben, der das Motiv seelisch durch-
dringt und gemütvoll vertieft. Von ihm erst erwarten wir die rechte Wiederspiegelung des
Zaubers, den Luft, Licht und Farbe an malerischen Altmotiven hervorrufen. Er haucht den
Formen erst das rechte Leben ein. Von diesem Gesichtspunkt wollen auch die vorliegenden
Städtebilder von H. Braun gewürdigt werden, welche auf 12 Blättern eine kleine Auslese des
Besten geben, was unsere deutschen Lande dem Freunde alter Kunst nach dieser Richtung
hin bieten. Konstanz, Meersburg am Bodensee, Lindau, Nördlingen, Regensburg, Rothenburg,
Ochsenfurt, Halberstadt, Goslar und Danzig lieferten dem Künstler manch dankbares Motiv,
das er zu anziehenden Stimmungsbildern zu verarbeiten verstanden iiat. Sz.
NOTIZEN.
31. Plenarsitzung der Badischen Historischen Kommission.
Am 18. und 19- Oktober d. J. fand in Kcirlsruhe die 31. Plenarversammlung der Badischen
Historischen Kommission statt. Es wohnten derselben 17 ordentliche und 6 außerordentliche
Mitglieder an, sowie als Vertreter der Großh. Regierung der Minister des Kultus und Unter-
richts Exzellenz Dr. B ö h m, die Ministerialräte Schwoerer und Dr. B a u r und Regie-
rungsrat Dr. B a r t n i n g. Den Vorsitz führte der Vorstand, Geh. Hofrat Professor Dr. D o v e
aus Freiburg.
Nachstehende Übersicht zeigt den Stand der einzelnen Unternehmungen der Kommission.
Der dritte Band der Regesten der Bischöfe von Konstanz, bearbeitet
von Stadtpfarrer Dr. R i e d e r, ist etwa zur Hälfte gedruckt. Die erste Doppellieferung von
20 Bogen wird demnächst ausgegeben werden. — Von dem vierten Bande der Regesten
derMarkgrafenvon Baden, bearbeitet von Geh. Archivrat Dr. Krieger, erschien
zu Beginn des Jahres 1912 die erste Doppellieferung (umfassend die Jahre 1453 — 1462). Eine
zweite Doppellieferung wird im nächsten Jahre folgen. — Auch der Druck des zweiten Bandes
der R e g e s t e n der P f a 1 z g r a f e n am Rhein, bearbeitet von Dr. Graf v o n
O b e r n d o r f f, hat begonnen. Die erste Lieferung — enthaltend die ersten Jahre König
Ruprechts ■ — wird noch in diesem Jahre erscheinen. — ■ Geh. Hofrat Professor Dr. Wille
ist zunächst noch mit der Sammlung des Materials für seine Geschichte der rheini-
schen Pfalz beschäftigt.
Für die Herausgabe des Nachtragbandes zur Politischen Korrespondenz
Karl F r i e d r i c h s V 0 n Baden und des zweiten Bandes der Denk w ü r d i g k e i t e n
des Markgrafen Wilhelm von Baden war Archivdirektor Geh. Archivrat Dr.
O b s e r auch im vergangenen Jahre tätig. Der Abschluß dieser Arbeit ist voraussichtlich
im nächsten Jahre zu erwarten. — Professor Dr. P f e i 1 s c h i f t e r hat die Sammlung von
Briefen für die Korrespondenz des F ü r s t a b t s Martin G e r b e r t von
St. B 1 a s i e n fortgesetzt. — Der dritte (Schluß-)Band des Briefwechsels der B r ü d e r
B 1 a u r e r, den Archivar Dr. Schieß in St. Gallen bearbeitet iiat, ist im Lauf dieses Jaiires
erschienen.
Die Ausgabe der Historischen G r u n d k a r t e n des G r o ß h e r z o g t u m s
Bade n unter Leitung des Vorstands des Statistischen Landesamts, Oberregierungsrats Dr.
L a n g e, wird nach Fertigstellung der vier letzten Sektionen voraussichtlich noch in diesem
Jahre abgeschlossen werden. — Geh. Hofrat Professor Dr. Gothein hat die Arbeiten für
— 102 —
den zweiten Banii seiner W i r t s >.■ li a f t s ij- e s c h i c li t e dos S >.• li w a r z w a 1 d s weiter
eefürdert. — Der Driiok des ersten Bandes der d e s e li i e li t e d e r b a d i s c h e n V e r-
w a 1 t u n ir s o r d n u n i; u n d V e r f a s s u n ij v o n iSoi— iSlS, In-arbeitet von Privat-
dozent Or. A n d r e a s, liat l>ei;onnen.
Vom Ober b a d i s c h e n G e s c li 1 e c ii t e r b u c li, bearbeitet von Freiiierr O. v o n
S t o t z i n ji t? II. ersclieint demnächst das sechste Heft. — Mit der Ausarbeitung neuer Ent-
würfe für die S i e g e 1 u n d W a p p e n d e r b a d i s e li e n (1 e ni e i n d e n war Zeicliner
Held beschiiftiiit. Es wurden von ilmi die Entwürfe für 4(> Landgemeinden an.ueferti.trt. Ein
viertes Heft der Badischen S t ii d t e s i e ij e 1 ist in Vorbereitung. — Die Vorarbeiten
für den zweiten Teil der M ü n z- u ii d G e 1 d ,«; e s c h i c h t e d e r i m G r o (.i ii e r z o j;; t u m
Baden vereinigten Gebiete hat Dr. C a Ii n in Frankfurt a. M. weitergeführt.
Für die B i b 1 i o g r .i p li i e der b a d i s c h e n (] e s c h i c h t e wurden die Be-
stände der Karlsruher Bibliotlieken teilweise durch Frl. Irmgard Frey bearbeitet. Mit Be-
ginn des kommenden Jahres wird Frl. Elisabeth Wille in Heidelberg die Fortführung der
Arbeit übernehmen. Die Leitung wurde, auf Antrag der Herren Obser und Wille, Professor
Dr. S i 11 i b, Universitätsbibliothekar in Heidelberg, übertragen.
Von den Bearbeitern der Oberrheinischen S t a d t r e c h t e hat Professor
Dr. K o e h n e an dem Register für die fränkische Abteilung weiter gearbeitet. In
der s c h w ä b i s c h e n Abteilung kann mit dem Druck der Stadtrechte von K o n-
stanz (Professor Dr. B e y e r 1 e), Neuenburg (Gerichtsassessor Merk) und F r e i-
b u r g (Dr. L a h u s e n) im nächsten Jahre begonnen werden. Das Register zum Stadtrecht
von Überlingen ist von Lehramtspraktikant Hafen fertiggestellt und wird im nächsten
Jahre erscheinen.
Die Pfleger der Kommission unter Leitung der Oberpfleger Hofrat Dr. Rode r, Stadt-
archivrat Professor Dr. Albert, Universitätsbibliothekar Professor Dr. P f a f f , Archiv-
direktor Geh. Archivrat Dr. Obser und Professor Dr. Walter waren wie bisher für die
Gemeindearchive des Landes tätig. Die Neuordnung der letzteren wurde in 6 Amtsbezirken
durch- bezw. weitergeführt; für 1913 ist dieselbe in 5 Amtsbezirken vorgesehen. Die Verzeich-
nung der Grundherrlichen Archive ist nahezu beendet. — Von der Zeitschrift für die
G e s c h i c h t e d e s O b e r r h e i n s ist der 27. Band unter der Redaktion von Archivdirektor
Dr. Obser und Archivdirektor Dr. Kaiser erschienen. Als erstes Ergänzungs-
heft wurde eine Untersuchung über Alterund Bestand der Kirchenbücher
insbesondereim Großherzogtum Baden von Lehramtspraktikant Dr. Franz
ausgegeben. In Verbindung mit der Zeitschrift wurde Heft 34 der Mitteilungen der
B a d i s c h e n Historischen Kommission veröffentlicht. — Das Neujahrsblatt
für 1912, ,,B a d e n nach dem Wiener Frieden v o n 1809", von Dr. Andreas,
gelangte Ende 1911 zur Ausgabe. Das Neujahrsblatt für 1913, ,,A u g u s t, G r a f v 0 n Li m-
b u r g - S t i r u m, Fürstbischof von S p e i e r. M i n i a t u r b i 1 d e r aus einem
geistlichen S t a a t e i m iS. J a h r h u n d e r t", von Geh. Hofrat Professor Dr. Wille
in Heidelberg, wird noch vor Schluß des Jahres erscheinen.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
Mitteilungen
aus dem
Germanischen Nationalmuseum.
Herausgegeben vom Direktorium.
Jahrgang 1912.
Mit zahlreichen Abbildungen.
NÜRNBERG
Verlagseigentum des Germanischen Museums.
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSOEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Von Dr. HEINRICH REI F FE RSCHE ID.
ZU den dunkelsten Kapiteln der niittehilteiiichen Kunst.^'eschichte .i^ehrM't die
Fra,t;"e jener GießM'efäße, die man als A q u a m a n i 1 i e n zu bezeichnen
pfle.t;'t. Geschrieben ist selbstverständlich auch des öfteren über sie, jedoch ist die
Literatur un,s;eniein verzettelt und im Grunde genommen recht fragmentarisch.
Man hat sich darauf beschränkt, vereinzelte Stücke beziehungsweise eine Reihe
von Arbeiten zu publizieren, dabei werden in gnHierem oder geringerem Umfange
einleitende Orientierungen geboten, auch wohl ähnliche Typen an diesen und jenen
Orten aufgezählt. Bis zu einem Versuch, das vorhandene Material einmal von irgend
einem Punkte zu beleuchten, zu sichten und zusammenzufassen, ist die Forschung
noch nicht vorgedrungen; dagegen finden sich gelegentlich gute Ansätze dazu, treff-
liche Gesichtspunkte und fruchtbare Gedanken ausgesprochen. Daß von einer stil-
kritischen Behandlung nirgends die Rede ist, nimmt unter diesen Umständen nicht
wunder, umsoweniger, als ja in der allgemeinen Geschichte des Bronzegusses gerade
während des frühen und hohen Mittelalters weite Lücken klaffen, und daraus erklärt
sich des weiteren die außerordentlich vage Datierung der Stücke.
Die stattliche Aquamaniliensammlung des Germanischen Nationalmuseums,
die an Stückzahl nur v(M1 der Sammlung des Dänischen Nationalmuseums zu Kopen-
hagen übertroffen wird, an Typenzahl dagegen selbst unerreicht dasteht, rechtfertigt
den Versuch der Neuaufrollung des Problems an dieser Stelle.
Fragt man zunächst nach der Wortbedeutung von ,, Aquamanile", für das
sich auch Formen Vv'ie ,,aquaemanile", ,,aquimanile", ,,aquiminile", ,,aquainanilis",
„aquaemanilis", „aquamanulis", „aiiuamanus", „agmanilia", „agemanilis" u. a.
oder auch bloß „manile" finden, so ergibt sich dem Sinne nach ein Wassergefäß für
die Hände. „Aquamanile, hoc est vas manuale", sagt der „Ordo Romanus" ^) aus-
drücklich. Man hat aber bei diesen Gefässen, deren früheste Erwähnungen sich
im „Liber Pontificalis"-), unter den Schenkungen der Päpste Innozenz L (401 — 417),
Caelestinus (422—432) und Sixtus 111. (4U— 440), mithin in der ersten Hälfte des
5. Jahrhunderts finden dürften, den wasserspendenden von dem wasseraufnehmenden
Teil zu unterscheiden: „urceolus quid sit liquido patet, est enim vas s u p e-
r i u s, unde lavandis manibus aqua infunditur. A q u a m a n i 1 e, sive a q u a e-
manile, Italici unam partem dicunt, vocaturque lingua eorum vas i n f e r i u s,
1) Bei Job. Mabillon, Museum ItaÜLum, tnm. II, cnmplectens aiitiquos lihios rituales
sanctae Rnmanae Ecclesiae, Luteciae Parisiorum \(>^9, S. 54.
2) Liber Pontificalis, ed. L. Duchesne, tome I, Paris 1886, S. 221, 230, 232 und 234.
1*
4 itBER FluÜRI ICIIE GinSSGEl-ÄSSE DES MITTELALTERS.
in quod numibus iutu>a aqu.i dclabitur"-'). UikI dem entsprechen wiederum Ik'-
zeiehnunuen wie: ..u r e e o 1 u ni quoque e u in a q n am a n i 1 i s u o .siniililer
ariienleinn"') nreeum dueis enm a ii n i m i n i 1 i s u o, omnia haec
arii'enlea . . . "''). ..u r e e u m aixenleum e u m a q n a m a n i 1 i optinuim unnm"''),
aueli wolil ..ureeum e u ni a q n a ni a n i 1 e (sie!) ai^enteum unum""), „u r-
ceum eum aqua manile (sie!), auro ,i;emniisqne paratuni''*'), ferner ,,con-
cani ari^enteani enm aquiminili s u o. lil^rarnm 24. Urceum de cristallo
nKiiorem""). oder ..a q u a m a n i 1 e ari;enteuni c n ni urceo suo arffenteo" ^ "),
,,a q u a m a n i 1 e et u r e e u m ars;enteum mirabili opere'' ' ^), ..u r c e i ari;entei
e u ni a q u a ni a n i 1 i b u s suis 2"^-), „urceos Alexandrinos cum a q u a-
m a n i 1 i b n s duos"^^) und so fort.
.Ans allen diesen Notizen ist zu entnehmen, daß der Ausdruck ,, Aquamanile"
sich ursprünsilich auf das W a s c h b e c k e n, n i c h t auf d a s G i e 13 ,t,' e f ä ß
bezoii", das man ja heutzutage darunter zu verstehen pflegt, und daß diese älteren
Stücke durchweg aus Edelmetall, in der Regel aus Silber gefertigt waren.
Dabei fehlt trotz der bisweilen angedeuteten kunstvollen Arbeit, insbesondere
bei den unter Bischof Desiderius (603— 623) für die Kirchen des heiligen Stephanus
und des heiligen Germanus zu Auxerre und den Anfang des 7. Jahrhunderts durch
die Notizen der Historia episcoporum Autissiodorensium^'*) gesicherten Stücken,
der Schenkung des Bischofes:
„Item u r c e u m anacteum pens. lib. III et habet ansam p r u n e 1 1 a t a m,
et in medio c a p u t h o m i n i s. A g m a n i 1 i a pens. lib. 1 1 et unc. X habet in
medio r 0 t a m 1 i 1 i a t a m, et in cauda c a p u t ho m i n i s",
wie dem Geschenk der Königin Brunechildis:
,.U r c e u ni anacteum pens. lib. IV habet ansam n i g e 1 1 a t a m et in medio
c a p u t 1 e 0 n i s. A g m a n i 1 i a pens. lib. III et unc. IX habet in medio N e p-
t u n u m c u m t r i d e n t e"
3) Beati Lanfranci Cantuariensis archiepiscopi Epistolarum über, epistola XIII, bei
I. P. Migne, Patrologiae Latinae, tom. CL., Lutetiae Parisiorum 1854, Sp. 520 f.
4) Leonis Marsicani et Petri diaconi chronica monasterii Casinensis, lib. I. cap. 53, ed.
W. Wattenbach, MG. SS. VII, 618, 10.
5) Ebendort S. 808, 12.
6) Gesta abbatum Fontanellensium, cap. 17, ed. G. H. Pertz, MG. SS. II, 295, 28.
7) Testamentum Evrardi comitis, in ,,Origo sive Historia monasterii Cisoniensis", bei
Lucas Acherius, Veterum aliquot scriptorum Spicilegium, tom. XII, Paris 1675, S. 491 f-
8) Paris, Bibl. nat. cod. no. 7230 saec. IX, aus St. Denis, nach Schriftquellen zur Ge-
schichte der karolingischen Kunst, gesammelt und erläutert von Julius von Schlosser, Wien
1892, S. 214.
9) Leonis Marsicani et Petri diaconi chronica monasterii Casinensis, lib. II. cap. 58,
ed. W. Wattenbach, MG. SS. VII, 744, 3 f.
10) Gesta abbatum Fontanellensium, cap. 17, ed. G. H. Pertz, MG. SS. II, 297, 5-
11) Ebendort S. 295, 6 f.
12) Angilberti abbatis de ecclesia Centulensi libellus, cap. 3, ed. G. Waitz, MG. SS. XV,
I, 177, 22 f.
13) Gesta abbatum Fontanellensium, cap. 15, ed. G. H. Pertz, MG. SS. II, 290, 39 f.
14) Bei Philippus Lappe, Nova bibliotheca manuscriptorum librorum, tomus I, Parisiis
1657, S. 424 und 425.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
jeglicher Anhalt, auf mehr als durch den eigentlichen Zweck geforderte Gefäße zu
schließen.
So wird man auch nur ein Becken unter der auf Leo IV. (847—855) be-
züglichen Überlieferung des „Liber Pontificalis'^^-'') zu verstehen haben:
,,Fecit etiam in ecclesia beati Clementis martyris atque pontificis a q u a m-
111 a n i 1 e m d e a r g e n t o, pariuni I, h a b e n t e m i n s c a 1 p t u m ^ ") s i m i 1 i-
tudo Caput hominis cum vite, et alia historia, pens. lib. ill",
mit Reliefverzierung, wo in der Behandlung der Arbeit gleichfalls deutlich die Tra-
dition der Antike nachgewirkt haben dürfte, etwa in der Art wie auch bei den
von Franz Bock^^) nach Dugdale, „Monasticum anglicanuni", angeführten:
„Duae p e 1 V e s argenteae cum imaginibus regum in fundis deauratae, et scutis
et leunculis similiter deauratis. Item duae p e 1 v e s argenteae cum fundis gravatis
et flosculis ad modum crucis in circuitu gravatis." Und ähnliches mag von den ,,aquae-
manilia argentea duo"^^), wie den „aquamanus antipento deauratas paria II, pens.
simul lib. XIV"^") gelten, deren wiederholte Zweizahl sich aus ihrer Zusammen-
gehörigkeit erklärt. Dafür bietet das „Ordinarium s. R. E.", das den Kardinal
Jacobus Caietanus zum Verfasser haben soll, -°) anschauliche Belege:
,, . . . et de manu alicuius ex familiaribus pontificis, qui p e 1 v e s cum aqua
eidem cardinali tradere debet, accipiat superiorem pelvim sinistra manu;
et genu flexo coram pontifice supponat eani manibus eins: et accipiens inferiore m
pelvim, dextera manu fundat aquam manibus pontificis, quamdiu pontifex acci-
pere volet",
ferner
,, . . . capellano, qui accipiens ab acolytho p e 1 v e s cum aqua, et tenens
inferiorem pelvim manu sinistra, s u p e r i o r e m vero dextra manu,
flexis genibus fundat aquam super manus pontificis . . .".
Dabei scheint die Bezeichnung als superior und inferior pelvis gleich der von
Lanfranc (s. o.) gebrauchten als vas inferius und vas superius keine zufällige zu sein,
vielmehr auf das Auf- oder Übereinander in der Anordnung des wasserspendenden
und des wasseraufnehmenden Teiles hinzudeuten.
Demgegenüber werden seit dem 12. Jahrhundert figürliche Gießgefäße
genannt, die ihrerseits wieder Becken zur Aufnahme des Wassers erforderten.
Zwar wird überliefert, daß schon unter Silvester (314—335) in der Konstantins-
basilika zu Rom das Taufbecken u. a. „in labio fontis baptisterii a g n u m aureuni
f u n d e n t e m a q u a m. pens. lib. XXX", sowie „c e r v o s argenteos VII f u n-
15) Liber Pontificalis, ed. L. Diaiiesne, tonie II., Paris 1S92, S. 131, 1 f-
16) Anastasii Bibliothecarii Vitae Romanoruni Pontificum, ed. Muratori, SS. RR.,
Halicar., vol. III, S. 244: . . . ,,aquaenianile de argento p:\r unum, Habens in se sculptum simili-
tudinem capitis hominis cum vite" . . .
17) Über die christlichen Meßkännchen, in den Mitteilungen der K. K. Zentral- Kom-
mission, Jahrgang IX, Wien 1864, S. 20, Anmerkung 2.
18) Leonis Marsicani et Petri diaconi chronica mimasterii Casinensis, lib. II, cap. 98,
ed. W. Wattenbach, MG. SS. VII, 693, 40 f.
19) Liber Pontificalis, ed. L. Duchesne, tome 11., Paris 1S92, S. 15 f-
20) Bei Joh. Mabillon, Museum Italicum, tom. IL, coniplectens antiquos libros rituales
sanctae Romanae Ecclesiae, Luteciae Parisiorum 1689, S. 282 bezw. 292.
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTEKS.
d e 11 i e s a q u a in. pcns. siii.u'. Hb. L.\.\.\" ciiiiL'U'-'). Lhid äliiiliLlk' Hiwäliiiuiiuciu
in /usaiiiiik'iihaiiu iiiil Taiitlwkc'ii und 'l'aufucräl, linden sich l\'i luiio/.cn/. I. (loi
bis 417). Sixtiis III. (4U— ^K^ und Ililanis (461—468). die sicli beziehen auf
„c e I" \- u 111 ai^eiileuni t u n d e n 1 e in a q ii a ni. peiis. hl\ XXV"--),
,,!.• e r \' u 111 ari;eiiteuni t u n d e n 1 e in a q u a in. pens. lib. XX"-''),
,.L e r V o s aruenlecis III I u n d e n t e s a q u a in. pens. sin,i;. lib. XXX"- '),
wie bei I.cd III. (795—816). der bei der Neuerrichluni; des Baplisleriuins von Sl. Peter
zu Rom
„. . . in iiiedio lontis coluinnain posuit, et super coluninain a ,i;' n u m ex
ai^ento purissiino f u n d e n 1 e m a q u a m, qui pens. lib. XVIII ei uneias X"^'').
Doch liat man darunter schweiiiLh mit Tlieodor Frimmel-"), der nur die .genannten
Hirse h e anliihrt. an G i e ß ,i;' e f ä 1.5 e zu denken. Die Taufe ward im Abendlande
bis ins M. Jahrhundert hinein unier der Form des Uniertauchens, der so,t:,'eiiannten
immersio, erteilt, und erst damals griff der noch heute übliche Modus der Begiefiung,
der Infusio, Platz. So hat man es vielmehr mit figürlichen Zieraten von
ausgesprochen symbolischer Bedeutung zu tun, wie auch bei F. X. Kraus-^) die
dort bereits vermerkten sieben silbernen Hirsche gedeutet werden.
.Ausdrücklich ist aber von einem silbernen G i e ß g e f ä ß in Form eines
Straußes im Schatzverzeichnis des Bamberger Domes von 1128 die Rede, wo
es nebst seinem hier als receptaculum bezeichneten Becken neben anscheinend ein-
fachen Gefäßen :
..Vasa 1 1 manualia argentea, tertium a v i s s t r u t h i o n i s cum receptaculo"
genannt wird, eine Notiz, die bereits Franz Bock-^), vermutlich nach der im Kgl.
Archive zu Bamberg befindlichen Abschrift aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts
zitiert. Weitere Stücke in Form von Löwen, Drachen, Vögeln, Greife n
oder sonstigem Getier sind ja durch den Passus in dem Chronicon Mogun-
tinum. angeblich des Erzbischofes Christian von Mainz (1249—1251)-'') gesichert,
wo es vom Mainzer Kirchenschatze u. a. heißt:
„Pelves erant quatuor argentee et urcei diversarum formarum, quos
m a n i I i a vocant, eo quod aqua sacerdotum manibus funderetur ex eis, argentei,
quedam habentes formam I e o n u m, quedam d r a c 0 n u m, a v i u m vel g r i-
f o n u m vel a I i 0 r u m a n i m a 1 i u m quorumcunque",
und wobei die Zeit um 1250 durchaus als terminus ante quem erscheint.
21) Liher Pontificalis, ed. L. Duchesne, tome I., Paris 1886, S. 174.
22) Ebendort S. 220.
23) Ebendort S. 233-
24) Ebendort S. 243.
25) Ebendort, tome II., Paris I8y2, S. 17.
26) Bronzen in der II. Gruppe der Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses,
im Jaiirbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. IX,
Wien 1889, S. 232, Anmerkung 1.
27) Real-Encyklopädie der christlichen Altertümer, Bd. I, Freiburg i. B. 1882, S. 666.
28) Über die christlichen Meßkännchen, in den Mitteilungen der K. K. Zentral- Kom-
mission, Jahrgang IX, Wien 1864, S. 20.
29) Christiani archiepiscopi liber de calamitate ecclesiae Moguntinae, ed. H. Reimer,
MG. SS. XXV, 240, 9—12.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
Obwolil also literarisch für das Mittelalter bezeugt, dürften sich doch heute
kaum noch irgendwo derartige figürliche Gießgefäße aus Silber finden. Einmal
war das kostbare Material recht verlockend, andererseits der Gebrauch des Gegen-
standes nicht unbedingt an edles Metall gebunden. Und einem allmählich ge-
steigerten Bedürfnis wurde in gleicher Weise die Bronzetechnik gerecht, deren früheste
Erzeugnisse bis in den Anfang des 11. Jahrhunderts, wenn nicht schon in das 10. Jahr-
hundert hinaufreichen, nachdem in der abendländischen Kunst der Faden der Tra-
dition einmal abgerissen war. Dabei mag der Begriff „Bronze" im weiteren Sinne
gelten, mithin die Kupferlegierungen mit Zinn so gut wie mit Zink umschließen.
Es ist schwerlich ein Zufall, daß die bisher früheste Erwähnung eines solchen
Kupferaquamanile für den Anfang des 12. Jahrhunderts in das heutige Belgien
weist. Spielten doch gerade die Länder zwischen Maas und Rhein mit ihrer früh-
entwickelten Messingfabrikation eine besondere Rolle, wie Rudolf Arthur Peltzer
in seiner verdienstvollen Monographie^") dargetan hat. Geradevon hier liegt die
Nachricht vor, daß Abt Theoderich (1099—1107) von St. Trond im Bistum Lüttich -"^i)
zum gottesdienstlichen Gebrauch für sein Kloster u. a. ein Gießgefäß in Form einer
Tau b e aus Kupfer mit Gold- und Sillterauflagen beschafft :
„Columbam etiam cupream, auro tamen superius argentoque variatam,
c 0 n t i n e n t e m a q u a m ad opus m a n u u m"
nebst dem dazugehörigen Becken^-):
„ . . . pelviculam simulacro bestiolae caudatam de cupro factam ad suscipien-
dam aquam manuum lavandarum, intus habentem imaginiolas argenteas fusili opere
caelatas . . . ".
Dabei nehmen sich diese Arbeiten wegen der noch reichen Verwendung von
Edelmetall ganz als Übergangsformen vom Silber- zum Bronzeguß aus.
Wie erklärt sich nun das Aufkommen dieser figürlichen Gießgefäße, die
statt der bloßen Zweckform, wie noch gezeigt werden soll, Menschen- und
Tiergebilde in fast unerschöpflicher Mannigfaltigkeit darbieten .'' Vordem Ein-
gehen auf diese Frage empfiehlt sich zunächst eine kurze Orientierung über die bis-
herigen Erklärungsversuche.
Als im Jahre 1820 unweit von Königgrätz auf einem Felde an der Prager Straße
bei Erdarbeiten das, soweit sich übersehen läßt, ohne Analogie dastehende prächtige
Gießgefäß in Form eines vierkcipfigen Fabelwesens mit einer Art Löwen-
körper und figürlicher Handhabe gefunden ward, das sich gegenwärtig im Museum
des Königreiches Böhmen zu Prag befindet, glaubte man in ihm ein heidnisches
Götzenbild zu sehen ^^).
Auf Grund irrtümlicher Interpretationen und haltloser Kombinationen, auf
die des näheren einzugehen sich hier nicht verlohnt, und unter Heranziehung eines
30) Geschiclite der MessiiiRindiistrie und der künstlerisclien Arl-ieiten in Messin.i,' (Ijinun-
deries)in Aachen und den Ländern zwisclien Maas und Rliein von der Rönierzeit bis /.ur Geg-en-
uart, Aachen 1909-
31) Rodulfi gesta abbatuni Trudonensiuni, üb. VI, cap. 7, ed. Rudolf Koepke, MG.
SS. X. 257, 12 f.
32) Ebendnrt Zeile 8—10.
33) Von beiden Seiten abgebildet bei Antonin Cechner, Soupis pamätek historickych a ume-
leckych v politickem obkresn Krälovehradeckeni, Praze 1904, S. 25 und 26, Abb. 15 und 15a.
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
weiteren bei dem Dorle Kossirz in der Nähe \ou Prau i;leiehl'alls aus,^'e,i;rabenen Stückes
in roiin eines aufijezäuniien nn,L;esauellen IM er des. zurzeit im Pra,i;er Kunst-
iiewerblichen Museuni der Handels- und Gewerbekanimer. hat dann Maximilian
Millauer in ihnen (Gefäße der Tempelherren vermutet. Hr führt dies
unter dem Titel ..Bcihmens Denkmale der Tempelherren" in den Abhandlun,i;'en
der Ki;l. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften aus="). Im .gleichen Sinne
sind sie auch in die von Chr. Aug. Vulpius herausKe^fbenen ,, Kuriositäten der
physisch-literarisch-artistisch-historischen Vor- und Mitwelt" aufgenommen •'•'''). Doch
hat sich bereits Friedrich Kruse in der von ihm herausgegebenen Thüringisch-säch-
sischen Vereinsschrifl-'^^) mit Recht gegen eine derartige Deutung gewandt. Kruse ist
in den eigenen Folgerungen freilich nicht glücklicher, wenn er in jenem Aufsatz „Über
einige merkwürdige Bronzegefäße in Tierform gestaltet" unter Heranziehung zweier
neuentdeckter 1 ö w e n a r t i g e r Stücke nebst der Nachricht von einem weiteren
in Form eines Ritters zu Pferde und dem Hinweis auf einzelne in Norwegen
und Dänemark befindliche, als Greif, Einhorn, R i 1 1 e r z u Pferde und
L ö w e gestaltete Aquamanilien in diesen heilige G i e ß g e f ä ß e bereits h e i d-
n i s c h e n U r s p r u n g s vermutet und dabei an r e i n g e r m a n i s c h e K u n s t-
er Zeugnisse denkt. Als Hauptargument für den heidnischen Ursprung läßt
er den nicht ganz einwandfreien Umstand gelten, daß die erhaltenen Fragmente
des einen dieser neuentdeckten Löwen gegen Ende des 18. Jahrhunderts bei der
Fundamentierung eines Gebäudes zu Alt-Scherbitz in einer Urne „von schwarz-
bräunlichem Ton und gefälliger Form, ganz voll von Asche und halb verbrannten
Menschengebeinen" nebst mehreren Aschenkrügen gefunden worden seien. Da-
gegen nennt auch er schon treffend zugehörige Becken zur Aufnahme des Wassers.
Entsprechend bezeichnet Joh. Erasmus WoceP^) die beiden erstgenannten
Stücke samt dem L ö w e n aquamanile in den Sammlungen des Kunstgewerblichen
Museums der Handels- und Gewerbekammer, damals im Besitz des Ritters von Neu-
berg zu Prag, als wahrscheinliche Überreste des Götzendienstes,
ohne sich über ihre Bestimmung recht im klaren zu sein, und erwähnt sie als
fragliche Ölgefäße. Und wenn noch Heinrich Otte^^) unter Bezugnahme auf Leo-
pold von Ledebur^^) vermerkt, daß derartige Gießkannen in slavischen Ländern in
Heiden grab er n wiederholt gefunden worden seien, woraus folge, daß diese
Gefäße, obgleich wahrscheinlich alle christlichen Ursprung s, dennoch
34) Abhandlungen der Kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Bd. VIII,
historischer Teil von den Jahren 1822 und 1S23, Prag 1824, S. 4 ff.
35) Kuriositäten der physisch-literarisch-artistisch-historischen Vor- und Mitwelt, Bd. X,
Weimar 1823, S. 202 ff. und Tafel 7 und 8.
36) Deutsche Altertümer oder Archiv für alte und mittlere Geschichte, Geographie
und Altertümer, insonderheit der germanischen Völkerstämme, Bd. I, Heft 4, Halle 1825,
S. 39 ff- und Tafel 1 und 2.
37) Grundzüge der böhmischen Altertumskunde, Prag 1845, S. 8, mit Abbildungen
auf Tafel II.
38) Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie, 5- Auflage, Bd. I, Leipzig 1883, S. 254,
Anmerkung 2.
39) In ,,Neue Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Vereins", hrsg. von K. Ed.
Förstemann, Bd. VI, Heft 4, Halle 1843, S. 171, Anmerkung.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
autii beim li e i d n i .s c li e n Kult u s benutzt worden seien und einer Zeit an-
gehörten, die in den Slavenländerii, wo die meisten gefunden würden, noch Heidentum
hatte, so läßt auch Otte jeden gesicherten Beleg dafür vermissen.
Demgegenüber behandelt Job. Christian Wilhelm Augusti '") das Aquamanile
unter den g o t t e s d i e n s 1 1 i c h e n ( jefäüen und Werkzeugen und weiß bei
diesbezüglicher kurzer Wort- und SacherkUirung die Tierform aus dem der Forschung
inzwischen so geläufig gewordenen Verzeichnisse des Mainzer Kirch en-
schatzes erstmalig zu belegen. Die Tierform als solche erscheint Augusti nicht
weiter merkwürdig, da, wie er schreibt, ja unsere Künstler auch jetzt noch ver-
schiedenen Geräten und Utensilien die Form von Dnven, Greifen, Delphinen. Sphinxen
usw. zu geben pflegten. Anders Leopold von Ledebur, der a. a. O. auf Grund des
gleichen Schatzverzeichnisses, offenbar gerade angeregt durch die Erwähnung der-
artiger Tiermotive, auf den Orient schließt und es als zweifellos hinstellt, daß
alle diese Gießgefäße in Tierformen zu kirchlichem Gebrauche als vasa sacra
nicht bloß im Orient, sondern auch in der a b e n d 1 ä n d i s c h e n K i r c h e ge-
dient hätten.
Als Gefäße ausschließlich k i r c h 1 i c her V e r w e n d u n g stellt
August Essenwein in den Mitteilungen der K. K. Zentral- Kommission ^^) die Aqua-
manilien hin. deren phantastische oder naturalistische Tierformen er aus dem Wesen
der romanischen K u n s t p e r i o d e herleitet. Dagegen wendet M. Peigne-
Delacourt^-) den Begriff des Aquamanile lediglich auf überlieferte und ihm bekannt
gewordene Arbeiten in Becken form an, ohne auch nur eines figürlichen Ge-
fäßes Erwähnung zu tun, nennt aber bereits einen Beleg für die Waschung der Hände
bei Tisch, im Privatleben. Etwa die Anschauung Essenweins scheint dann
Franz Bock, zuerst gelegentlich seiner Abhandlung „Über die christlichen Meß-
kännchen"'*^), im wesentlichen sodann noch in seinem Werke über ,, Karls des Großen
Pfalzkapelle und ihre Kunstschätze" ■*^) zu vertreten, unter Einbeziehung der Büsten-
form unter die figürlichen Typen.
Gleichzeitig bringt Bock an der erstgenannten Stelle weitere urkundliche
Belege für den kirchlichen Gebrauch der Aquamanilien bei, beschränkt sich
aber mit Rücksicht auf eine gesondert zu schreibende Abhandlung ebenfalls auf die
bloße Aufzählung einer Anzahl von Typen nebst einzelnen bildlichen Wiedergaben, ohne
freilich je zu einer zusammenfassenden Behandlung gekommen zu sein. Sein weiterer
„Das ungarische National-Museum in Pest" betitelter ArtikeH-^) spricht dagegen
ausdrücklich vom „kirchliche n w i e p r o f a n e n G e b r a u c h" derartiger
figürlicher Gießgefäße, nunmehr unter ihrer zeitlichen Ausdehnung über das g a n z e
Mittelalter, wie auch für die beiden Hauptstücke der dortigen Sammlungen in Ge-
40) Denkwürdigkeiten aus der christlichen Archäologie, Bd. XII, Leipzig 1S31, S. 56 f.
41) Mitteilungen der K. K. Zentral- Kommission, Jahrgang IV, Wien 1859, S. 49-
42) Notice sur quelques meubles liturgiques conserves dans l'ancien diocese de Noyon,
in der Revue de l'Art chretien, Jahrgang V, Paris 1S61, S. I69 ff.
43) In den Mitteilungen der K. K. Zentral- Kommission, Jahrgang IX, Wien 1864,
S. 20 ff.
44) Karls des Großen Pfalzkapelle und ihre Kunstschätze, Cöln und Neuß (1865), S. 88 ff.
45) In den Mitteilungen der K. K. Zentral- Konnnission, Jahrgang XII, Wien 1867,
S. 81 ff.
10 ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
stalt einer weiblichen Biisle und eines Cenlauren Jie bereits bei der
Aachener Büste eines bärli^en Munnes in der Toi^a beliauplele by/an-
t i n i s eil e llerkuntt erneut .uelol^ert wird. Dabei sielit Bock zu dem (^ e n -
t u u r e n-.Aquanuuiile in dem (fatimidisehen) B r o n z e,i;' r e i f des Campo Santo
zu Pisa ..eine überraschend älmlich gestaltete Parallele" und dehnt auf jenes die
Möiflichkeit seiner Übertrauun.u' in das Abendland durch heimkehrende Kreuz-
fahrer aus"').
Während der i^leichzeitii:: erschienene und mit acht Holzschnitten, also schon
reicher illustrierte Aufsatz über „Die Formen des Aquamanile" '''), das Aquamanile
wiederum lediglich unter dem Be,i;riffe des kirchlichen Gerätes faßt, unter
Aneinanderreihuni;" etlicher bisher unbekannter und schon bekannter Stücke, und
in ihrer figürlichen Gestaltung" „eine natürliche Folge der romanischen Kunsi-
periode" zu sehen glaubt, geht August Essenwein in seinem „Einige Fragen in Betreff
der Aquamanilia" betitelten ArtikeH^) darüber hinaus. Nicht allein, daf3 Essen-
wein sich bei den Büsten-Aquamanilien zu Aachen und Budapest in ihren Formen
an die Antike erinnert fühlt und sie geradezu als „Mittelglied zwischen den
antiken Gefäßen und jenen des Mi ttel alters" bezeichnet, sucht er auch
seine frühere Ansicht über das Alter der Tiergestalten zu rektifizieren. Er
meint, daß diese im allgemeinen viel jünger seien, als man bei der handwerks-
mäßigen Behandlung anzunehmen leicht geneigt sei, und gibt für deren Chro-
nologie eine Handhabe, w^enn er, gleichfalls nur im allgemeinen, das Metall ent-
scheiden lassen will, indem die Stücke um so jünger seien, je mehr sich
dieses dem eigentlichen Messing nähere. Ohne daß Essenwein
selbst je wieder das eigentliche Problem der Gießgefäße angegriffen hätte, sucht
er doch zu dessen Lösung anzueifern, w-enn er im gleichen Zusammenhang die
Fragen aufwirft nach deren etwaigem Gebrauch auch zu profanen Zwecken,
der eigentlichen Bedeutung ihrer Tiergestalt, der Art der neben ihnen verwendeten
Schüsseln und endlich nach illustrierten Belegen durch alte Miniaturen: Anregungen,
die ohne Nachfolge geblieben sind.
So knüpft die im gleichen Jahre 1867 erschienene Abhandlung von Gh. de
Linas ■*^) gelegentlich der Besprechung figürlicher Gießgefäße noch an die ältere
Literatur an. Ch. de Linas vertritt den früheren Anschauungen von Essenwein und
Bock gegenüber auch seinerseits die Ansicht, daß die Aquamanilien in Form von
Personen und Tieren nicht ausschließlich zu liturgischem
Gebrauch geschaffen worden seien. Wenn dann weiter behauptet wird, die
Kirche habe Geräte weniger profanen Typus gehabt, und es gehörten
solche wie die von ihm erwähnten Büsten, Löwen, Centaur, Pferd, Ritter
und Greif sämtlich zum H ausgerät und hätten als Trinkkrüge oder Gieß-
46) Ebendort S. 84 und 92.
47) In den Mitteilungen der K. K. Zentral- K(iinmi5.5.inn, Jahrgang XII, Wien 1867,
S. XXIX ff.
48) Im Anzeiger für Kunde der deutschen "Vorzeit, Neue Folge, Bd. XIV, Jahrgang 1867,
Sp. 260 ff.
49) L'Histoire du travail ä 1' Exposition Universelle de I867, in der Revue de l'Art chretien,
Jahrgang XI, Paris I867, S. 427 f-
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID. H
,1,^ e f ä ß e an der Tafel el e r ,u' r o ß e n H e r r e ii Me>-li>^iit, so war diese Be-
luiuptuii,i( ja schon damals \videiie,i;t.
Anf Grund des Nachweises eines bronzenen Gieß.t^^efäßes in Tau benform für den
kirchlichen Gebrauch im Anfange des 12. Jahrhunderts gibt Jules Labarte •''")
eine knappe Übersicht fi!;ürlicher Gießgefäße und denkt dabei an deren Verwendung
am Altar. Danach gingen Erzeugnisse dieser Art und Technik, die in Menschen-
und Tier form bis ins 15. Jahrhundert hinein gefertigt seien, wiederum in roma-
n i s c h e Zeit, auf das 11. Jahrhundert zurück und erklärten sich aus dem damaligen
Zeitgeschmack. Freilich sind diese Hypothesen ohne eigentliche Belege geblieben,
auch ist die Exemplifizierung auf süddeutsche Gießhütten, wie überhaupt solche
des nördlichen Europa recht allgemein gehalten.
Nochmals treten dann die figürlichen Gießgefäße als spezifisch r o m a n i s c h e
Erscheinungen in der „Das Lavabo und seine Kunstformen" betitelten Studie ^^)
auf, wo die k u 1 1 1 i c h e Seite in einen etwas weiteren historischen Überblick gerückt
wird.
Den Versuch, die Tierform symbolisch zu deuten, hat Emile Molinier
im Anschluß an das im Ungarischen Nationalmuseum zu Budapest befindliche Gieß-
gefäß in Form eines Centauren in der Gazette archeologique-^'-) unternommen, ohne
daß dieser freilich als geglückt zu bezeichnen wäre. Molinier selbst gibt seine Hypo
these ja nur unter dem größten Vorbehalt wieder, wie er sich auch nicht scheut, frei-
mütig zuzugestehen, daß die Darstellungen dieser von ihm mit dem 12. bis 14. Jahr-
hundert zeitlich umgrenzten Gefäße, für die ein Einfluß orientalischer Arbeiten
als sehr wolil möglich hingestellt wird, nicht von der Art seien, um schon aus ihnen
heraus auf deren kirchliche oder weltliche Bestimmung schließen zu
binnen. Jedoch bieten Wahrscheinlichkeitsgründe von Fall zu Fall eine gewisse
Handliabe.
Die Artikel von J. Corblet -"^ =^), J. B. Bethune^^) und Ch. Rohault de Fleury^s)
erwähnen die figürlichen Gießgefäße nur so nebenher oder zitatweise, und demgemäß
ist auch von einem Erklärungsversuch ihrer Typen keine Rede; ebensowenig bei
Alexander Schnütgen in den einleitenden Bemerkungen zu der Besprechung dreier
mittelalterlicher Aquamanilien im Privatbesitz^^).
Wenigstens einen Weg zu einer Erklärung zeigt Theodor Frimmel. Und zwar
denkt er, ausgehend von dem prunkvollen Gießgefäß in Form des phantastischen
Vogels Greif in den Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
50) Histoire des arts industriels, tonie I., Paris 1S72, S. 185 f-
51) In „Der Kirchenschmuck, Blätter des christlichen Kunstvereins der Diözese Seekau",
Jalu-,iian,u- XIII, Graz 18S2, S. 1? ff-
52) Gazette archeolosique, Jahr,uan,s( X, Paris 1SS5, S. H>1 ff. und Tafel 22.
53) Des vases et des ustensiles eucharistiques, in der Revue de l'Art chretieii, Jahr-
Rang XXIX, Lille 1S86, S. 58 ff.: Des Burettes et des Bassins de Lavatu.
54) Les bassins liturgiques, ebendort S. 318 ff.
55) La Messe, etudes archeologiques sur ses nionuments, vol. VI, Paris l888, S. 141 ff.:
Aiguieres et bassins liturgiques.
56) Zeitschrift für christliche Kunst, Jahrgang II, Düsseldorf 1889, Sp. 2(J9 ff- und
Tafel XI.
12 rnER riO.ORl ICHE ClESSclEFÄSSE DES MITTELALTERS.
luuL^es zu Wicii''") lür diese \oii ihm ledi,i;lieh dem 1 i i u r i; i s e h e n (jebraueli
wiihreiki der .Wesse zu.ue.^chiiebenen Giel3ii"efüße einnuil ;m V(Mi->ilder, die dem mittel-
alteiiielien Kiinstler zu Ciebdte stiuiden. dann al^er vor allem an einen Zusammen-
hang mit deruleiehen aus dem A 1 t e r t u m überkommenen Cjieß,s::etaßformen. Bei-
spiele sind ihm etwa kvprisehe Gieß.i^efäOe oder altilalische Funde, jedoch vermat::
er i^erade die üreitentorm aus dem Altertum niehl zu l">ele,t;en. Übri.^ens wird man
mehr der inzwischen von Ixlmund Wilhelm Braun''**) .geäußerten Annahme zuneigen,
die für das von Braun ohne einleuchtenden Grund als „Adler" ausgegebene Stück
auf ein f a l i m i d i s c h e s Original weist.
Endlich sei hier noch der ausführlicheren Orientierung von B. H. Bendixen''")
gedacht, deren Wert in der Behandlung der Stücke in den nordischen Museen und
Kunstsammlungen beruht, die aber in dem allgemeinen Teil insofern mit Vorsicht
zu benutzen ist. als sie sich gelegentlich allzu wörtlich an ältere Ausführungen wie
die bei F. X. Kraus '5"), von Ch. Rohault de Fleury^^) u. a. anlehnt, ohne daß dies
auf den ersten Blick erkennbar wäre. Nach Bendixen wäre es wiederum selbstverständ-
lich, daß alle diese Formen ursprünglich der r o m a n i s c h e n Periode entsprängen
und aus derselben künstlerischen Ornamentation wie die Schnitzereien in Holz und
Bein und die ältesten Skulpturarbeiten herzuleiten seien ^-). Auch findet sich dort
der Hinweis auf den Gebrauch der Gießgefäße unter der Verwendung anscheinend
gleicher Formen in Kirche und Haus.
Von Nachschlagewerken und Handbüchern ist nur weniges anzuführen. So
ist bei Du Gange in seinem grundlegenden „Glossarium mediae et infimae latinitatis"^)
von figürlichen Gießgefäßen überhaupt keine Rede. Dagegen findet sich bei Viollet-
le-Duc^^) nicht nur die erstmalige Erwähnung ihres Vorkommens in fürstlichen
S c h a t z V e r z e i c h n i s s e n zu profanem Gebrauch, neben dem kirchlichen, sondern auch
als Erklärung der auffälligen Tier- oder Menschenform der Hinweis auf die gleiche
Geschmacksrichtung bei a 1 1 e n V ö 1 k e r n in einem bestimmten
Stadium ihrer K u n s t e n t w i c k 1 u n g, von den E g y p t e r n b i s
ins Mittelalter h i n e i n *^^). Und das „Illustrierte archäologische Wörter-
buch der Kunst des germanischen Altertums, des Mittelalters und der Renaissance"*^")
57) Bronzen in der II. Gruppe der Kunstsamndungen des Allerhöchsten Kaiserhauses,
im Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlun,s;en des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. IX,
Wien 1889, S. 231 ff. mit Abbildung.
58) Das Kunstgewerbe im Kulturgebiete des Islam, Illustrierte Geschichte des Kunst-
gewerbes, hrsg. in Verbindung mit andern von Georg Lehnert, Bd. II, S. 651 f.
59) Aus der mittelalterlichen Sammlung des Museums in Bergen III., in Bergens Museums
Aarsberetning for 1891, Bergen 1892, Nr. 5, S. 1 ff. und Tafel 1 — III: Gießgefäße.
60) Real- Enzyklopädie der christlichen Altertümer, Bd. I, Freiburg i. B. 1882, S. 72.
61) La Messe, etudes archeologiques sur ses monuments, Bd. I, Paris 18S3, S. 27.
62) A. a. O. S. 5.
63) Glossarium mediae et infimae latinitatis, tomus I, Paris 1840, sub verbo ,,aqua-
manile", und tomus VI, Paris l846, sub verbo ,,urceolus".
64) Dictionnaire raisonne du mobilier frangais, tome II, Paris 1871, unter ,,aiguiere".
65) Ebendort S. 10.
66) Illustriertes archäologisches Wörterbuch der Kunst des germanischen Altertums,
des Mittelalters und der Renaissance, hrsg. von Hermann Alex. Müller und Oskar Mothes, Ab-
teilung I, Leipzig und Berlin I877, unter ,, Gießgefäß".
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID. 13
faßt g-JiY die Gießgefäße der romanischen nnd der frühgotischen Zeit iils Fort-
setzung d er F o r ni e n h e i d n i s c h - g e r m a n i s c h e r O p f e r g e f ä ß e.
Während dann bei F. X. Kraus '^") der hier in Frage stellenden figürlichen Gefäß-
fornien wiederum keinerlei Erwähnung geschieht, gibt Heinrich Otte"''^) eine gnißere
Übersicht davon, deutet auf ihren Gebraucli von Seiten des Priesters „zumWaschen
der Hände vor, während und nach der Messe", wie „auch besonders bei der Fuß-
waschung am grünen Donnerstage", läßt jedoch die Frage ihrer Erklärung uner-
örtert, ebenso Victor Gay'''') und Henry Havard'*').
In neuerer Zeit scheint Zusammenhängendes über die figürlichen Gießgefäße
nicht mehr geschrieben zu sein. Wie sehr aber deren gelegentliche Deutungen diver-
gieren, dafür einige typische Beispiele. So werden bei einer Besprechung des früh-
mittelalterlichen Kunstgewerbes auf der Lütticher Weltausstellung 1905 die Aqua-
manilien von Fritz Hoeber^^) „auf die a 1 1 g e r m a n i s c h e, ja überhaupt jedem
Naturvolk eigentümliche archaische Vorliebe für Tiergestalten" zurückgeführt.
A. Feiger-) sucht für das im hessischen Landesmuseum befindliche, aus Pferdeleib,
gekröntem weiblichen Kopf, aufgebogenem löwenartigen Schweif und Henkelgriff
zusammengesetzte Phantasiegebilde, angeblich aus dem 13. Jahrhundert, in den
S c h i 1 d e r u n g e n der Bibel, den Heuschrecken der Offenbarung Johannis"'^)
eine Parallele. Andere, wie Friedrich Schneider ^'*), Gaston Migeon^^), Jos. Destree^"),
Edmund Wilhelm Braun") und Ernst KühneP^) denken direkt an Beeinflussung
der abendländischen Gießgefäße durch orientalische Vorbilder.
67) Real-Enzyklnpädie der christlichen Altertümer, Bd. 1, Freiburg i. B. 18S2, unter
,, Aquamanile".
68) Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters, 5- Auflage,
Bd. I, Leipzig 1883, S. 253 ff-
69) Glossaire archeologique du moyen äge et de la renaissance, tome I, Paris 18S7,
unter ,,aiguiere" und ,,aquamanile".
70) Dictionnaire de l'ameublement et de la decoration depuis le Xllle siede jusqu'ü
nos jours, tome I, Paris o. J., unter ,,aiguiere" etc.
71) Das frühmittelalterliche Kunstge\\erbe auf der Lütticher Weltausstellung 190S,
in ,, Kunst und Kunsthandwerk", Jahrgang IX, Wien 19O6, S. 100.
72) Neuerwerbungen der Plastik-Sammlung des Landesmuseums zu Darmstadt, in ,,Der
Cicerone", Jahrgang V, Leipzig 1913, S. 42, mit Abbildung.
73) Apocalypsis b. Joannis Apostoli, cap. 9-
74) Ostasien und mittelalterliche Kunstgebilde, ein Blatt zur Geschichte von Kultus
und Kunst in Ost und West, in „Der Kirchenschmuck, Blätter des christlichen Kunstvereins
der Diözese Seckau", Jahrgang XXXI, Graz 1900, S. 65.
75) Notes d'archeologie niusulmane ä propos de nouvelles acquisitions du Louvre, in
der Gazette des Beaux-Arts, Paris 1905, tome 1, S. 453-
76) Het oude Koperwerk op de Tentoonstellingen te Dinant en te Middelburg, in ,,Onze
Kunst", Jahrgang IV, Antwerpen und Amsterdam 1905, 1, S. 43-
77) Das Kunstgewerbe im Kulturgebiete des Islam, Illustrierte Geschichte des Kunst-
gewerbes, hrsg. in Verbindung mit andern von Georg Lehnert, Bd. II, Berlin o. J., S. 651.
78) Die Ausstellung mohammedanischer Kunst München 1910, im Münchener Jahrbuch
der bildenden Kunst, Bd. V, München 1910, S. 213, vgl. auch: Die Ausstellung von Meister-
werken muhammedanischer Kunst in München 1910, hrsg. von F. Sarre und F. R. Martin,
Bd. II, München 1912, die Metallarbeiten S. III.
14 ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Nuclklcin >ich aus der Ix-iraclmm^ der lMslk'ri,i;(.'n l.ileralur dio Cje-sidilspuiikle
zu einer einheillichen Cieslaltuii,i;' des hier Noiiie.ueuden Themas ergeben liaben. soll
im tol,!;enden auts neue unternommen w erden, der V e r w e n d u n ,u\ der 1 1 e r-
k u n f t und der zeitlichen B e s l i m m u n ,i;' der li.^iirlichen (iiel,i,i;efäl.!e des
Miitelalters nachzuMehtMi. Dabei sei der \"ersuch ,i;e\va,ut. die (Ihronoloi^ie der Sliicke
auf Grund stilkritischer Ver,i;leichun!^ mit Hilfe zeitlicher und sachlicher Daten auf-
zubauen und die formale H n t w i c k 1 u n .u" durch die einzelnen Typenreihen
zu verfol.i^en.
Wie steht es zunächst mit der V e r w e n d u n ,t;' und welches war der ei,u;ent-
liche Z w e c k der Aquamanilien, diese Frai;en gilt es hier wenigstens zu streifen.
Ihr k i r c h 1 i c li e r Gebrauch ergibt sich vor allem aus ihren zahllosen Hr-
wähnungen in Verbindung mit ausgesprochen kirchlichen Geräten. Insbesondere
dienten sie dem Priester zur rituellen Händewaschung während des M e ß o p f e r s
vor dem Altare oder an der sogenannten Piscina neben dem Altare, wie auch der
bereits zitierte ,,Ordo Romanus" "^) von dem „acolythus" spricht „qui patenam
tenet, et qui manutergium tenet, et qui aquam dat". Dabei erfolgt die Waschung
selbst durch Übergießen oder Ülvrfließenlassen des Wassers nach dem Offertorium,
bei den Worten des Psalmes^"): „Lavabo inter innocentes manus meas et circum-
dabo altare tuum Domine".
Die erstere Form findet, und das hat bereits Gh. Rohault de Fleury^^) mit Recht
hervorgehoben, in den so häufigen Pilatusdarstellungen mit der symbolischen Hände-
waschung schon auf altchristlichen Sarkophagen ihr Analogon. Dem Priester assistiert
ein Subdiakon oder ein Akoluth, dem diese Funktion ausdrücklich bei seiner Weihe
übertragen ward. Das läßt sich wenigstens unter anderem aus einem Schreiben
des Erzbischofes Lanfranc von Canterbury (t 1089) entnehmen^-):
. . . ,,in nostris episcopalis ordinis codicibus, quos ex diversis regionibus niult(\s
habemus, et de o r d i n a n d o s u b d i a c o n o, inter caetera sie scriptum habetur:
P 0 s t e a V e r o a c c i p i a t ab a r c h i d i a c o n o u r c e o 1 u m cum a q u a-
m a n i 1 i a c mannte r g i u m",
wo diese Bestimmung schon auf das vierte Konzil von Carthago vom Jahre V)<S zurück-
geführt wird^^).
Nach Johannes de Balbi, genannt de Janua oder Januensis ''''*). erstreckte sich
der Gebrauch dieses Gefäßes auch wohl auf die weitere Waschung, die der Priester
nach der Kommunion vorzunehmen hat, um etwaige an den Fingern haftengeblieliene
Partikel der geweihten Hostie vor anderweitiger Berührung zu schützen, denn :
„Aquamanile (lis) dicitur vas, super quod cadit aqua, qua abluuntur digiti
sacerdotis p o s t s u m p t i o n e m corporis Christi, quod teuere et prae-
parare debet subdiaconus."
79) Bei Joh.Mabillon, Museum Italicum, tom. II, Luteciae Parisiorum 1689, S. 15 und 50.
8( ) Liber Psalmnrum, XXV, 6.
81) La Messe, etudes archeologiques sur ses monuments, VI, Paris 1883, S. 141.
82) Beati Lanfranci Cantuariensis archiepiscopi Epistolarum über, epistola XIII, bei
I. P. Migne, Patrologiae Latinae, tom. CL., Lutetiae Parisiorum 1854, Sp. 520.
S3) Vgl. dagegen F. X. Kraus, Real-Encyklopadie der christlichen Altertümer, Bd. I,
Freiburg i. B. 1882, S. 72.
84) Catholicon, sub verbo ,, Aquamanile".
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID. 15
Da^ct^en dürfte weni.i^er all,t;"eniein eine Verwendung des Aquamanile während
des Orfertorium zur Verniischun,^' von Wasser mit dem Weine des Meßkelches ge-
wesen sein, die indes die ,,F:pistola Gilherti episcopi Pictavensis ad Mathaeum abhatem
sancti Florentii"^''') unzweifelhaft erkennen läßt und dabei die Bezeichnui^' „aqua-
manile" ausdrücklich auf das G i e ß .c: e f ä ß anwendet :
..Cum enim ministri nostri vinum in calicem oblaturi infuderini. de miscenda
vino aqua non eis credimus, nisi iam oblato nobis pane et ofterendo calice vel ipsi
prae oculis nostris aquam infundant. vel nobis aquamanili t r a d i i a,
e a m c a 1 i c i m i s c e a m u s."
Und auf den päpstlichen Kreis endlich beschränken sich die An.s^aben des ..Ordo
Romanus I."^^), gelegentlich der Vorschriften für die Feier der Auferstehung des
Herrn, nach denen an der großen Osterprozession hinter der Person des Papstes
auch ein Akoluth mit dem Aquamanile einherzugehen hat. um dem Papste vor Beginn
des Gottesdienstes das Wasser zu reichen:
..Acolythi autem, qui inde fuerint, observant. ut portent chrisma ante Ponti-
ficem, et evangelia, sindones et sacculos, et a q u a m a n u s p o s t e u m" . . .
dazu:
„Advocatores autem ecclesiae stant quidem cum maicM'ibus, non autem praece-
dunt cum eis, sed ipsi tantummodo sequuntur sellarem Pontificis cum a c o 1 y t h o,
q u i a q u a m a n u s p o r t a t. Q u e m s e m p er n e c e s s e est s e q u i
P o n t i f i c e m, u s q u e d u m a d a 1 1 a r e a s c e n d a t, p a r a t u s s u b
h u m e r o in p r e s b y t e r i o, q u a n d o v o c e t u r a s u b d i a c o n o
r e g i o n a r i o a d a q u a m d a n d a m."
Daß die hier in Frage stehenden Gießgefäße während des Mittelalters auch zu
T a u f h a n d 1 u n g e n benutzt worden wären, dafür läßt sich vorderhand ein
sicherer Beweis nicht beibringen. Es ist gleichwohl nicht unwahrscheinlich und es
mag in diesem Zusammenhang an das im Jahre 1904 von M. Mackeprang in einer
Nische neben der Tauffünte der Kirche zu Ousted auf Jütland in Dänemark auf-
gefundene viillig intakte Löwe n-Aquamanile erinnert sein, das noch heute diesem
Zwecke dient"). Und das gleiche würde, nach M. Mackeprang, bei einem Aqua-
manile aus der Indslev kirke auf Fünen zutreffen, das sich gegenwärtig im Dänischen
Nationalmuseum zu Kopenhagen befindet. Es stellt einen Löwen mit seitlich
gewandtem Kopf, aufgebogenem Schweif und Henkeltier dar und trägt als Besonder-
heit ein Brustschild mit der eingravierten Figur eines Bischofes.
Weiterhin scheinen die Aquamanilien bei der Zeremonie der J ü n g e r f u ß-
waschung am Gründonnerstage'^^) eine Rolle gespielt zu haben. Gibt es doch
hierfür einen urkundlichen Beleg in dem im Jahre 1470 von dem Kirchherrn Johannes
von Bergzabern der Stephanskirche zu Oberachern in Baden ausdrücklich zu diesem
85) Bei Ednniiul Murtene und Ursinus Durand, Thesaurus novus anecdotoruni, tniinis I,
Lutetiae Parisiorum 171 7, Spalte 42S.
sr>) Bei Jdii. Mabillon, Museum Italicum, tom. II, Luteciae Parisinrun 1689, S. 5 und 6.
S7) Vgl. M. Mackeprang, Middelalderlige kirkelige Mnnumenter: Ousted kirkes aqua-
manile, in Aarbciger für nordisk oldkyndighed og histi>rie, Bd. 22. Kj.L'benhavn 1907, S. 49 ff.,
mit Abbildung.
88) Evangelium secundum luannem, cap. 13-
16 ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Zwt^'kc ik'b>l einem ..Iw'kin'" i;c>iiluUii ..i^icsslas.s". •'''■'j /iidciu ward ein (jicl.i,i;clal.)
in Form des S a hks o n aul dem Löwen bis zum Jahre 1881 an Ort und
Stelle bewahrt, wo .^ich die Teier des sogenannten Mandates bis in die Ge.t;:enwart
erhalten hat. Hs ist dann in dem ^eiiannlen Jahre zugunsten des Kirchenbaufonds
verkauft und g:ehört nunmehr der Sammhmi; Dr. Albert Figdor in Wien als vielbewun-
dertes Schaustück an. Zwar lä(]t sich die Identität jenes 1470 erwähnten (iießfasses
und dieser überkommenen Gruppe vermuten, ohne da(3 freilich deren Identifizierung,
wie sie bereits K. i^eintried'"') wirnimmt, schlechthin zwingend wäre.
Endlich kämen noch für den (jebrauch der Aquamanilien die Waschungen
in Betracht, die der Priester in der Sakristei vorzunehmen hat, bevor er zum
Altare tritt.
-Andererseits darf man die Verwendung der Gießgefäfie auch zu w e 1 1 1 i c h e n
Zwecken nicht unterschätzen. Um bei den figürlichen Typen zu bleiben, so ist deren
Gebrauch im profanen Leben nicht vor der Mitte des 14. Jahrhunderts zu belegen.
Und hier sind es vornehmlich Könige, Fürstlichkeiten, überhaupt weltliche Große,
an deren Tafel man vor Beginn und am Ende der Mahlzeiten sich der Aquamanilien
bediente, da es ja bis spät in das Mittelalter hinein selbst in den vornehmsten
Kreisen Brauch war, mit den bloßen Händen zu essen. Wie bei den frühesten
Stücken greift nun wieder das Edelmetall Platz. Einige Beispiele mögen
genügen.
So führt der „Compte de l'argenterie d'Etienne de la Fontaine, pour le terme
de la Saint- Jean de l'an 1352" u. a. auf: ,,une aiguiere d ' u n 1 i o n c o u r o n n e
assis sur une terrasse", wie „une aiguiere d ' u n h o m e s e a n t s u r u n de m i
c 0 q, ä une teste d ' e v e s q u e q u i t i e n t une c r o s s e" ^ ^), und in
dem „Inventaire du garde-meuble de l'argenterie dresse en 1353"^^) werden unter
„Aiguieres d'argent" figürliche Gießgefäße genannt, wie: ,,une aiguiere d'un
h 0 m m e assis sur u n c 0 q esmaillie", „une aiguiere d ' u n h o m m e a s s i s
sur u n s e r p e n t ä elles doree et esmailliee", „une aiguiere d ' u n e s e r a i n e
f i 1 a n t, doree et esmailliee", ,,une aiguiere d ' u n h 0 m m e assis sur u n
g r i f f 0 n", „une aiguiere e n m a n i e r e d ' u n Sans 0 n F 0 r t i n, d'argent
dore et esmailliee", „une aiguiere d ' u n h 0 m m e sur une beste j 0 u a n t
d ' u n e c 0 r n e m u s e", „une aiguiere d ' u n e f e m m e a s s i s e sur 1 s e r-
p e n t dore et esmaillie", „une aiguiere d ' u n h 0 m m e assis sur u n c 0 q,
dore et esmaillie," „2 aiguieres, l'une d ' u n c 0 q. Lautre d ' u n e g e 1 i n e,
dont le ventre est de coquille de perles", „une aiguiere d ' u n m a r t i n e t assis
sur 1 b u i s s 0 n et sur 1 entablement, doree et esmailliee".
Von erhaltenen Bronzearbeiten ist das Aquamanile in Form einer
weiblichen Büste aus der Sammlung Floh in Krefeld zu nennen, dessen
Majuskelinschrift: „+ANCILLA.B1N.1CH.GENANT.ZE HOVE.WER. ICH. GERNE.
89) Vgl. K. Reinfried, Eine Gründonnerstagsstiftung für die Pfarrkirche zu Ober.ichern,
in dem ,, Freiburger Diöcesan-Archiv", Bd. XXI, Freiburg i. B. I890, S. 303 ff.
90) Ebendort S, 306, Anmerkung 1.
91) Comptes de l'argenterie des rois de Franee au XlVe siede, hrsg. von L. Douet-d'Arcq,
Paris 1851, S. 170 f.
92) Ebendort S. 311 ff.
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID. 17
ERKANT" an der Art seines profanen Gebrauches kaum einen Zweifel läf]t. Das
Stück tauchte im Jahre 1880 auf der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer
in Düsseldorf ^ =^) auf und wird auch von Alexander Schnütgen ** ^) in diesem Sinne
gedeutet. Den derzeitigen Besitzer habe ich nicht feststellen können.
In diesen Zusammenhang dürfte ferner das GiefJgefäß in der nicht gerade seltenen
Form des stehenden Löwen mit seitlich gewandtem Kopf und Ausguß-
tülle in der Achse des Körpers gehören, das sich im Rathaus zu Mölln befindet. Spricht
doch das auf seiner Rückseite als Mühlrad eingravierte Stadtwappen im Verein mit
der Auf bewahr ungsstätte, deren Kernbau bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht,
durchaus für seine Verwendung „bei festlichen Mahlzeiten des ehrsamen Rates",
die schon Arthur Pabst gelegentlich seiner ersten Veröffentlichung^''^) vermutet.
Es wäre dann in der Tat als schlichtes Gegenstück zu den beiden Löwen aus ver-
goldetem Silber von 1540 und 1541 anzusprechen, die als bedeutsame Teilstücke
des Lüneburger Ratssilbers heute im Kunstgewerbemuseum zu Berlin bewahrt werden.
Aus dem Gesagten läßt sich bereits entnehmen, daß ein Versuch, mit Hilfe
der Typen derartiger Gebilde, die ja in ganz überraschender Mannigfaltigkeit
analog in der Monumentalkunst an Kapitellen, Friesen und Reliefplatten, wie der
Kleinkunst an Metallgeräten, Arbeiten in Bein oder Elfenbein und endlich der Textil-
kunst auftreten, die kirchliche oder weltliche Bestimmung generell erschließen
zu wollen, verfehlt wäre.
Das würde sich auch mit der von Gustav E. Pazaurek gelegentlich seiner Unter-
suchungen über alte und neue Beleuchtungskörper^*^) festgelegten Tatsache decken,
in jenen Jahrhunderten habe man ja eine Grenze zwischen den beiden Sphären, die
wir haarscharf abzusondern pflegten, vielfach gar nicht gemacht.
Und wollte man die Typen aus sich selbst erklären, so ließe sich, um dies an
einem Beispiel zu illustrieren, mit L. Cloquet^^) für die Deutung der H i r s c h f o r m
bei den Aquamanilien an den Ausspruch des Psalmisten ''"^) denken, der das
Verlangen der Seele nach Gott mit dem Durste des Hirsches vergleicht, wenn nicht
die gleiche Hirschform als L i c h t h a 1 1 e r vorkäme.
Die Mißlichkeit der Frage nach kirchlichem oder weltlichem Gebrauch, wie das
Auftauchen der figürlichen Gießgefäße in der abendländischen Kunst findet aber
ilire Lösung oder kommt dieser doch wenigstens näher, sobald man jene unter den
Gesichtspunkt der H e r k u n f t i h r e r Motive aus dem Orient stellt.
Vv'ie dann mit einer solchen auch wohl ein gewisses Fundament für die chronologische
93) Katalog Nr. 758c.
94) Drei mittelalterliche Aquamanilien im Privatbesitz, in der Zeitschrift für christliche
Kunst, Jahrgang II, Düsseldorf 1889, Sp. 209 ff., mit Abbildung auf Tafel XI.
95) Arthur Pabst, Der Schatz im Rathaus zu Mölln, in ,, Kunstgewerbeblatt", Monats-
schrift für Geschichte und Literatur der Kleinkunst, hrsg. von demselben, Jahrgang III, Leipzig
ISS7, S. 113, mit Abbildung Figur 2.
96) In den Mitteilungen des nordböhmischen Gewerbemuseums, Jahrgang XXII,
Reichenberg 1904, S. 43.
97) Essai sur la decoration architectonique, in der Revue de I'Art chretien, Jahrgang XLI V,
Lille 1901, S. 407.
98) Liber Psalmorum, XLI, 2: ,,Quemadmodum desiderat cervus ad fontes aquarum,
ita desiderat anima mea ad te Deus".
MitteiluriKen aus dem Germanischen Nation.ilmuseum. 1912. 2
IS ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Ansetzuni;' siewonnen ist, so erübrigt es sich andererseits, den einzelnen Tier-
fornien naeh.iiehen, sie ausdeuten und aus Schrill quellen lilr den Kult,i;ebrauch bele,i;en
zu wiillen. Zwar läl.U sich nicht leui^nen. dal! ihnen ui>priin^lich eine symbolische
Bedeuluns; zuuekoinmen sein niai;, die indes im Abendlande verloren ,i;e,i;an,nen ist.
Daß sich jedoch die abendländische Welt um die Deutun.i;' derarli,i;er Tierlormen
bemüht, .i^elit aus der bcmerkenswerierweise als uleichzeiti.i^e Hrschcinuns; zu wür-
dii!:enden Verbreit uns;' des „Physioloi^us" hervor, die der Zeitrichlunt; entsprechend,
Jierade im frühen A\ittelalter «roß war.
Lebende Wesen um ihrer selbst willen \\iederzu,i;eben ist nach den Lehren des
Koran verboten, und wenn sich trotzdem Tierdarstellungen linden, so erklären sich
diese ohne weiteres aus dem laxen religiösen Gefühl gewisser Zeiten und V()lker '"*)•
Stammen doch auch die bisher bekannt gewordenen Gieß- und Räuchergefäße in
Tierform gerade aus dem Kunstkreise der schiitischen Perser und der gleichfalls
schiitischen Latimiden in Ägypten und Sizilien, wie aus Spanien, das in den hier in
Frage kommenden Zeiten unter arabischer Herrschaft stand. Sie sind aus Kupfer
oder Bronze hergestellt, da ja der Islam die Verwendung edlen Metalles zu Ge-
brauchsgegenständen nicht duldete, ein von Julius Leisching^'^") treffend hervor-
gehobener Umstand, und es wäre nicht unmöglich, daß auch die Vv^ahl des Mate-
rials auf die abendländischen Arbeiten vorbildlich gewirkt hätte. Auch wäre es,
nach J. J. .Marquet de Vasselot^"^) gerade die außergew(')hnlich starke S t i 1 i s i e-
r u n g der morgenländischen Arbeiten gewesen, die ihre Wirkung auf die abend-
ländischen Künstler zunächst umsoweniger verfehlen konnte, als sie ihrem Unvermögen
in dem Erfassen und der Wiedergabe der Natur zu Hilfe kam: ..incapables de rendre
exactement la complexite de la nature, se bornent necessairement et inconsciemment
ä en reproduire quelquesuns des traits essentiels, imprimant ainsi ä leurs oeuvres une
stylisation tres accentuee". Dagegen haben die in der Regel über den ganzen Tier-
körper ausgedehnten o r n a m e n t a 1 e n Verzierungen keinerlei Anklang gefunden.
Für die p r o f a n e Verwendung der morgenländischen Arbeiten würde sprechen,
daß das in der Sammlung der Frau Ernesta Stern in Paris befindliche L ö w e n-
Aquamanile an der Stätte eines zerstörten Araberschlosses bei Palenzia, das gegen-
wärtig im Museum zu Cordova bewahrte, als P f e r d oder Hirsch gedeutete
Gießgefäß ( .•") in den Ruinen des ehemaligen Prunkpalastes von Medina-az-Zahara
gefunden ward. Dagegen schließt die arabische Inschrift des P f a u-Aquamanile
im Louvremuseum zu Paris, die auf Abd el Malek, den Christen, als Künstler lautet,
bereits eine Verwendung im christlichen Kulte nicht aus, ohne freilich
an sich schon auf eine solche zu deuten.
99) Vgl. zu Gaston Atigeon, Notes d'archeologie musulmane, ä propos de nouvelles
acquisitions du Louvre, in der Gazette des Beaux-Arts, Paris 1905, tonie I, S. 444, die Aus-
führungen von Ernst Külmel, Das moliammedanische Kunsthandwerk und die Ausstellung
München 1910, in ..Kunst und Kunsthandwerk", Jahrgang XIII, Wien 1910, S. 444.
100) Muhammedanische Kunst, in den A\itteilungen des Erzherzog Rainer-Museum für
Kunst und Gewerbe, Brunn 1910, S. I8l.
101) Les influences orientales, in der Histoire de l'Art, hrsg. von Andre Michel, tome I,
deuxieme partie, Paris 1905, S. 896 f.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID. IQ
We,t:.\veiseikl für die Ableilun,^;" der Gieß.^eliiße liinsiclüliLii ihrer 'rierinotive aus
dem Fornienkreise der Kunst des Orients ersclieint die von Adrien de L.on.uperier ^"-)
bereits 1865 venH'fentlidite. „ViLse anibo-sicilien de l'oeuvre Salemon" betitelte
Abliandlun.t;', die dieses P t a u-Aquamanile zum (je.s^enstande liat. und die dann
später nelist einer Reproduktion des Stückes in die \x)n G. Sch]uml^er,t;er heraus-
,i;egebenen ,, Oeuvres de A. de Lon,i;perier""'^) aut^enommen ist. Hs liandelt sicli
um ein kunstvoll .^'earbeitetes — denn das will ja die Bezeichnum;' de l'oeuvre Salemon
nur besagen — kupfernes Gieß,i;efaß, das als arabisch-sicilische Arbeit spätestens
des 12. Jahrhunderts angesprochen wird. Das über und über ziselierte Stück mit
stilisiertem durchbrochenen Federbusch auf dem leicht geneigten Kopf und scheiben-
artig ausgebreitetem Schwanz steht geradeaus gewandt, an den Füßen gestützt durch
den halbkreisf()rinigen Zusammenschluß der hinteren Zehen. Als Mandliabe dient,
ganz wie bei den romanischen Gießgefäßen des Abendlandes, ein auf dem Rücken des
Pfaues befindliches raubvogelartiges Gebilde in gekrümmter Stellung, das seinen
Schnabel in den Hals des Pfaues geschlagen hat. Eine durch den Hals dieser Griff-
figur abwärts gerichtete, gegenwärtig abgebrochene Röhre diente zur Einführung
des Wassers, für das der Schnabel des Pfaues den natürlichen Ausguß bildet.
Obwohl der Pfau schon frühzeitig in die christliche Symbolik Eingang gefunden
hat, so gehört er doch durchaus dem orientalischen Kunstkreise an, und spezifisch
orientalisch ist auch das Motiv der im Kampfe aufeinander befindlichen Tiere, das
eine auf dem Rücken des anderen^""*).
Wenn es gelungen ist. um dieses Pfau-Aquamanile nach und nach eine Reihe
von Stücken zu gruppieren, die unzweifelhaft orientalischer Kunstübung entstammen,
so ist der Anstoß dazu dem französischen Gelehrten Gaston Migeon und der Expo-
sition des Arts Musulmans au Musee des Arts Decoratifs in Paris vom Jahre 1903
zu danken.
Auf das in dem von Gaston Migeon herausgegebenen Tafelwerk der Ausstellung
(Tafel 17) erstmalig publizierte, charaktervolle, ebenfalls über den ganzen Körper
auf das reichste ziselierte und mit kufischen Inschriften versehene Bronze-Aqua-
manile in Form eines stehenden L ö w e n mit geöffnetem Rachen und auf-
gerichtetem Schweif, der Sammlung der Frau Ernesta Stern in Paris, folgen in den
,, Notes d'archeologie musulmane ä propos de nouvelles acquisitions du Louvre^"^)"
weitere als fatimidisch erkannte Bronzegußarbeiten in Tierform. Sie werden ins-
besondere durch den mächtigen vierfüßigen Greif mit aufwärts gebogenem Flügel-
paar im Campo Santo zu Pisa repräsentiert. Darunter als gesichertes Gieß g e f ä ß
der aus Sardinien stammende Hirsch im Bayerischen Nationalmuseum zu Mün-
chen, der seinerzeit von König Ludwig 1. von Bayern aus r(')mischem Privatbesitz
erworben ward. Leiderstark zerstört, enthält dieser mit Rankenverzierung in flacher
Graviertechnik vriliig bedeckte, vorzüglich patinierle (niß nach Ernst Kühnel '"*')
102) Ii ckT Revue aroheologique, N. S., Bd. XII, Paris 1S65, S. 356 ff.
103) 0-uvres eie A. de Longperier, tome I, Paris 1883, S. 442 ff. und PI. XI.
104) Vgl. J. J. Marquet de Vasselot, Les influences orientales, in der llistnire de l'Art,
hrsg. von Andre Michel, tonie I, deu.xieme partie, Paris 1005, S. SSO.
105) Gazette des Beaux-Arts XX XI II, Paris 1905. 1., S. 441 ff., mif Abbildungen.
106) Die Ausstellung von Meisterwerken mulianmiedanischer Kunst in München 1910,
hrsg. von F. Sarre und F. R. Martin, Bd. II, Münciien 1012.
2*
20 ÜBER PIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
wiederum den Namen des Verferti.^ers in heute niclit mehr sicher zu deutender kufischer
Schrift und wird durch die naturalistische Behandlun.i;- vor allem des Kopfes mit den
Sieperlten und berini^teii (K'weilistan,i;en und der Art der Wiederi^abe von Rippen
und Aluskelpartien charakterisiert. Lötspuren einer ehemalit;en Handhabe und eine
kreisrund ausgestochene EinsiußiH'fnunsi auf dem Rücken sprechen unzweideutig^ für
seine Verwendung als Gießgefäß, mit Ausguß durcli Maul und Nasenlöcher, dessen
frappierende Lebendigkeit farbige Glasflüsse in den gehöhlten Rupillen der Augen
noch gesteigert haben dürften.
Ob jenes als Pferd oder Hirsch gedeutete, mit einem Ornamentmuster
überzogene Stück im Museum zu Cordova als Aquamanile gedient hat, sei dahin-
gestellt, jedenfalls gehört es neben dem im Louvremuseum bewahrten, als R a p a g e i
gestalteten und nach dem Charakter der auf ihm sichtbaren Schriftzüge vor 1180
datierten Räuchergefäß in der Tat in den gleichen stilistischen Zusammenhang.
Später entdeckte Gaston Migeon dann im Casseler Museum das weitere
Aquamanile in Form eines stehenden L ö w e n, das sich durch kufische Schrift-
züge als Werk eines Abd-Allah ausweist. Es wird in den „Notes d'archeologie musul-
mane"^"") von ihm nachgetragen und dann nebst den sämtlichen hier genannten
Stücken in dem von ihm bearbeiteten „Manuel d'Art musulman"^"'*) aufgeführt, unter
deren gleichzeitiger bildlicher Wiedergabe. Hinzu tritt der Nachweis eines dem
Pariser L ö w^ e n analogen Stückes in der Sammlung M. Salting im Viktoria and
Albert-Museum zu London ^°^).
In ihre zeitliche und stilistische Nähe gehört dann ferner der jüngst in das Kaiser
Friedrich-Museum zu Berlin gelangte kleine Bronze 1 ö w e, der als Räuchergefäß
oder Wasserspeier gedient haben mag^^").
Die Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst in München
1910, deren großer Publikation orientierende Aufsätze von Ernst Kühnel über die
hier allein in Frage stehenden Metallarbeiten ^i^) vorausgingen, hat neue bedeut-
same Aufschlüsse gebracht. Dabei lag der Schwerpunkt des Neuen in der Ein-
beziehung von Gußarbeiten aus russischen Sammlungen. So waren als älteste schon
persische Arbeiten der Sassanidenzeit da: Aquamanilien in Form möglicherweise eines
Rehes^i-) bezw. einer Ente^^^) aus der Sammlung des Grafen Bobrinsky in
St. Petersburg, deren Datierung in das (i.—7. Jahrhundert indes nicht gesichert
ist. Auch nur vermutungsweise auf Persien oder Turkestan und das 7. — 9- Jahr-
hundert werden die folgenden Stücke der gleichen Sammlung gedeutet wiederum
107) Gazette des Beaux-Arts, Paris 1906, S. 205 ff-, mit Abbildungen.
108) Manuel d'Art musulman, tome 11, Paris 1907, S. 221 ff.
109) Ebendort S. 227.
110) Vgl. Sarre in „Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen", Jahr-
gang XX XIV, Nr. 4, Berlin 1913, Sp. 67 f. und Abbildung 39-
111) „Die Ausstellung mohammedanischer Kunst München 1910", im Münchener Jahr-
buch der bildenden Kunst Bd. V, München 1910, S. 209 ff., sowie „Die Metallarbeiten auf der
mohammedanischen Ausstellung in München 1910", in „Kunst und Kunsthandwerk", Jahrg. XI II,
Wien 1910, S. 504 ff.
112) Amtlicher Katalog Nr. 2983, abgebildet im Tafelvverk der Ausstellung Bd. II. Tafel 135-
113) Amtlicher Katalog Nr. 2984, abgebildet im Tafelwerk der Ausstellung Bd. II, Tafel 135.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID. 21
in Gestalt einer Ente^^"*), eines Pf erdes^^^) und eines Hahnes^i«). Ägypten
und die Fatimidenkunst des 10.— 11. Jahrhunderts war außer dem Casseler Lö w e n-
Aquainanile^^') und dem Hirsch des Münchener Nationahiiuseums^^^) durch einen
zweiten Hirsch der Sammking Martin in Stockhohii ^ ^ '*) vertreten. Das dem
IL— 12. Jahrhundert zugeschriebene Löwen-Aquamanile der Sammlung der Frau
Ernesta Stern in Paris ^-") repräsentierte wieder das in jenen Zeiten unter arabischer
Herrschaft stehende Spanien, während das P f a u-Aquamanile des Louvre in Paris,
ein Erzeugnis der gleichfalls von Ägypten abhängigen Kunst Siziliens, in der Reihe
fehlte.
Bei einzelnen der genannten Stücke steht nun die Art der Verwendung nicht
durchaus fest, und es ist nicht ausgeschlossen, daß das eine oder andere von ihnen
ein ehemaliges Räuchergefäß darstellt, jene weitere Verwendungsmöglich-
keit neben der des Wasserspendens im Gebrauche derartiger Tierformen. Ist doch
auch in dem schon erwähnten Chronicon Moguntinum^-i) von kirchlichen
R ä u c h e r g e f ä ß e n in Form von Kranichen die Rede :
..Item erant due grues argentee concave, que solebant poni iuxta altare
hinc et hinc, et dorso patebant, impositis carbonibus et thure atque thimiamate
boni odoris fumum per guttura et rostra emittebant; erant autein grues taute magni-
tudinis cuius vive",
die durchaus als G e g e n s t ü c k e zu den G i e ß g e f ä ß e n im Rahmen lWs
mittelalterlichen Gottesdienstes erscheinen.
Es ist ein Verdienst von Friedrich Schneider, in seinem „Ostasien und mittel-
alterliche Kunstgebilde" betitelten Aufsatz ^ -2), unter Verknüpfung dieser Notiz
mit einem altkoreanischen bronzenen Räuchergefäß in Form eines hochbeinigen
Vogels auf felsartigem Unterbau, das aus Pariser Privatbesitz inzwischen in die
Sammlungen des Grafen Hans Wilczek auf Burg Kreuzenstein bei Wien gelangt ist,
den U r s p r u n g derartiger Räuchergefäße mitsamt der Weihrauchspende in dem
b u d d h i s t i s c h e n Kulte nachgewiesen zu haben. Es geschieht dies mit
Hilfe eines dem Werke des Mahävastu entnommenen Zitates: „Jetzt brachte die
Tochter des Dorfbewohners täglich vor dem Stupa mit Wohlgerüchen, Guirlanden
und Weihrauch in einem messingenen Gefäße ihre Verehrung dar", unter Beifügung
der Erklärung des Herausgebers Senart: „Quant au vase, c'est un vase rempli de
parfums ou d'eau parfumee comme il en f i g u r e r e g u 1 i e r e m e n t d a n s
t 0 u t e s 1 e s p o m p e s b u d d h i s t i q u e s".
114) Amtlicher Katalog Nr. 2991, abgebildet im Tafelwerlc der Ausstellung Bd. II, Tafel 133.
115) Amtlicher Katalog Nr. 2994, abgebildet im Tafelwerk der Ausstellung Bd. 1 1. Tafel 136.
116) Amtlicher Katalog Nr. 2995, abgebildet im Tafelwerk der Ausstellung Bd. II, Tafel 134.
117) Amtlicher Katalog Nr. 3122, abgebildet im Tafel werk der Ausstellung Bd. II, Tafel 154.
1 18) Amtlicher Katalog Nr. 3123, abgebildet im Tafelwerk der Ausstellung Bd. II, Tafel 155.
119) Amtlicher Katalog Nr. 3121.
120) Amtlicher Katalog Nr. 318I.
121) Christiani archiepiscopi über de calamitate ecclesiae Moguntinae, ed. H. Reimer,
MG. SS. XXV, 240, 4—7.
122) In ,,Der Kirchenschmuck", Blätter des christlichen Kunstvereines der Diözese
Seckau, Jahrgang XXXI, Graz 1900, S. 63 ff., mit Abbildungen.
22 ÜBER FIGÜRLICHE Gl ESSGE FASSE DES AMTTi; 1 ALTERS.
Aul den i^tMuinntcn Bronze \- o .t;- o 1 wie aiil liäiilii;cr MirkDiiimciKlc. dem
.iiieicheii Zweck dienende 1 (• w e n a r t i i; e (iet'äütornien oder weitere chinesische
und japanische Analoi^ien einzugehen, iibersclireitei den Rahmen vorli eisend er Ab-
handhm.c. Jedoch wäre unter dem (k'sichtspunkt eben der V a r a 1 1 e 1 e r s c h e i-
n u n i;' z n d e n G i e I.! u' e f ä ß e n jener Nachweis von Räucheriiefäßen wichti.i;",
die in der Tat. wenn auch vereinzelt, für den christhchen Gottesdienst vorbildHch
iiewirkt und mit dem Weihrauch in die abendländischen Kirchen Hin,i!:an.i;- ,t::efunden
haben krtnnen. A b er 1 i e ß s i c li d e n n n i c h t je d e d e r G i e ß ^ t f ä ß-
f o r m e n sei b st a 1 s H e li ä 1 t e r \- o n ..p a r I' u ni s o u d ' e a u p a r-
f u m e e" \- e r w e n d e n u n d s i c h d a m i 1 n i c li 1 i ü r d i e n e li e n-
e i n a n d e r n b e r k o ni m e n e n R ä u c h e r- u n d ( j i e ß ,i;' e f ä ß e a n-
n e h m e n. d a ß m an eine r s e i t s mit F e u e r, a n d e r e r seit s m i 1
W a s s e r seine 0 p f e r d a r b r achte?
So weni,^- hier die Mö,2:lichkeit von Hinwirkun.uen bezweifelt werden soll, die durch
Handelsbeziehuni^en mit dem Osten schon vor der Zeit der Kreuzziis^e bedingt wären,
wie ja jene Kreuzzüge gerade dem Zwecke dienten, den unterbundenen Verkehr
mit den heiligen Stätten des Orients wieder herzustellen, der zu allen Jahrhunderten
ein mehr oder minder reger gewesen, so spricht doch für die vorliegende Untersuchung
entscheidend mit. daß sich von den abendländischen figürlichen Gießgefäßen wohl
keines über das 12. Jahrhundert hinaus mit Sicherheit datieren läßt. Damit wäre
der genannten Periode der Kreuzzüge eine gewisse Bedeutung für die Aufnahme
und Verltreitung der an.alogen Tiermotive aus der Metallkunst des Orients in die
des Abendlandes kaum abzusprechen. Das umsoweniger, als sie ja gerade in die
Ära der hochentwickelten Kunst der Fatimiden hineinragt, deren bekanntes Haupt-
stück, jener meisterlich monumentale B r o n z e g r e i f des Campo Santo in Pisa,
nach der Überlieferung eben zur Zeit der Kreuzzüge aus Ägypten nach Toskana
gelangt ist.
Daneben scheinen sich Einflüsse der Antike geltend gemacht zu haben.
Der Betrachtung der Tierfornien im einzelnen m(')gen noch einige Bemerkungen
technischer Art vorausgehen.
Die Aquamanilien sind, soweit sich die technische Seite der bisher bekannt
gewordenen Stücke übersehen läßt, Hohlgüsse aus verlorener Form und in der Regel
nachträglich mehr oder weniger ziseliert. Die Entfernung des ursprünglich mit Wachs
übermodellierten Kernes geschah nach dem Guß durch die an der Oberfläche noch
wahrnehmbaren viereckigen oder auch kreisrunden Gußstellen, insbesondere an
Brust und Unterkörper der Tiere, daneben vermutlich durch die für das Wasser
bestimmte Eingußöffnung. Außer ihnen bemerkt man, von gelegentlich auftretenden
Ausflickungen abgesehen, eine Reihe kleiner Nietstellen von runder oder eckiger
Form, die Reste der Stifte, die den Kern innerhalb des Formmantels zu halten hatten,
nachdem der Wachsüberzug herausgeschmolzen war. Zur Erhöhung des Ausdrucks
der Lebendigkeit dienten außerhalb der Grenzen der der Metalltechnik eigenen Mög-
lichkeiten des öfteren auch wohl farbige G 1 a s f 1 ü s s e, die man den Augen-
hr)hlen einfügte, dagegen dürfte die Zuhilfenahme eines Auftrags von Farben
zu den selteneren Erscheinungen gehören. So zeigt ein Löwe n-Aquamanile im
Bayerischen Nationalmuseum zu München die Zähne weiß, Rachen, Nase, Zunge,
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID. 23
Lidränder der Au,c:en und Ohreninneres rot bemalt, entsprecliend zeigen die Gieß-
gefiiße in Gestalt eines Hirsches und eines Mundes im Germanischen National-
museum zu Nüriiberi;' noch rote Farlx^puren am Rachen, aus dem m(\<^Hcherweise gleich-
falls die Zähne in Weiß hervortraten. Für das eine der Greif en-Aquamanilien im
Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin vermerkt ferner Geort;' Swarzenski^-^): ..Farben-
reste im Schnabel, den Augen, (Jhren. Nasenli )chern'\ und farbig gehalten und vergoldet
ist auch das Gießgefäß in Form einer j u g endlichen B ü s t e in der Marien-
kirche zu Stendal, dessen Besonderheit sch(Mi Alexander Schnütgen^^^) verzeichnet hat.
Aus dem Prinzip der verlorenen Form erklärt es sich wohl, wenn sich trotz
gelegentlich überraschend großer Ähnlichkeit in Motiv und Einzelbehandlung zwar
verwandte Bildungen, ja partielle Übereinstimmungen, nicht aber völlige Doubletten
konstatieren lassen, ein Umstand, der gleichfalls Alexander Schnütgen^^^) nicht
entgangen ist.
Was ferner die Provenienz der abendländischen Arbeiten anlangt, so ist zur
Ermittelung der Herstellungsorte noch so gut wie alles zu tun. In erster Linie hat
i]ian freilich an die hochberühmte Gießhütte von Dinant in Flandern — daher ja die
Bezeichnung Dinanderies für die ganze Kunstgattung — zu denken, der einstigen
Hansestadt, deren Erzeugnissen der ganze damalige Weltmarkt offen stand, die aber
im Jahre 1466 v(")lliger Zerstörung anheimfiel.
Und dann kommen die Neugründungen von Dinant in Betracht, die sich an dies
Ereignis knüpften, wie vermutlich überhaupt die Länder zwischen Maas und Rhein,
auf deren frühentwickelte Messingfabrikation schon hingewiesen wurde ^-^). Wo
des weiteren in Deutschland derartige Gießhütten bestanden haben, darüber lassen
sich zurzeit ebenfalls lediglich Vermutungen äußern und man tut gut, erst diesbezüg-
liche Spezialuntersuchungen abzuwarten.
Für die Datierung gibt es außer jenem von Aug. Essenwein beobachteten,
nur mit Vorsicht anwendbaren, allgemeineren Gesichtspunkt der Metallegierung
einige wenige feste Anhaltspunkte, und wenn auch die äußeren Stilformen bei dem
handwerksmäßig-konservativen Charakter der Gußtechnik in der Regel nicht so
prägnant in die Erscheinung treten, so lassen sich doch auch hier charakteristische
Unterschiede nicht verkennen. Dabei kann man sich freilich nur ganz vereinzelt
an chronologische Daten halten, indes dürfte es für die zeitliche Um-
grenzung der Massenproduktion nicht ohne Belang sein, daß das abendländische
Fabrikationszentrum Dinant erst gegen das Ende des 12. Jahrhunderts in Aufschwung
kam 12').
123) Mittelalterliches Bronzegerät, in Vorbilderhefte aus dem K.ul. Kunstsjjewerbe-
niuseum 7.u Berlin, hrsg. von Julius Lessing, Heft 28, Berlin 1902, zu Tafel ll Nr. 2.
124) Drei mittelalterliche Gießgefäße im Privatbesitz, in der Zeitschrift für christliche
Kunst, Jahrgang II, Düsseldorf ISSO, Sp. 212.
125) Ebendort Sp. 210.
126) Vgl. die Sonderschrift von Rud. Arthur Peltzer, Geschichte der Messingindustrie
und der künstlerischen Arbeiten in Messing (Dinanderies) in Aachen und den Ländern zwischen
Maas und Rhein von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Aachen l')i)0.
127) Vgl. insbesondere H. Pirenne, Notice sur l'Industrie du Laiton ä Dinant, bei Joseph
Destree, Guide du visiteur ä l'Exposition de Dinanderies, Dinant-sur-Meuse 1903, Namur 1905,
S. 22.
24 ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
hino un in i i l ol b ;i r c oder doch weni.usiens aniiähorndo zcilliclie Be-
st inimunc ist. soweit sich heute diis Material übersehen läßt, nur bei drei
Suicken in('>uhch. vielleicht iieliniit es aber in der Fol,t,^e, deren Anzahl zu vermehren.
Das älieste von ihnen ist das Gieß.t^efäß in Form eines krähenden Hahnes
aus der Sammlun.i;' i-loh in Krefeld, dann in der Kunstsammlun.i;- Wilhelm Peter
Aletzler in Frankfurt a. M., i;e,i;en\värti.t;" im dcM'ti.u'en Kunst.uewerbemuseum. Wie
bereits der Katalos: der Ausstelluns;" der kunst,i;e\verblichen Altertümer in Düssel-
dorf vom Jahre 1880^-^) ausweist, enthält es die Majuskelinschrift: „.ANNO DNI.
M.C.L.V.CESARIS.FRID.ANNO.IIII.I HONORE.DI.S.ANDREAE.BLACART.
RVFUS.Me.OPERAV.", die neben der kirchlichen Verwendung und dem Verfertiger
auch das Jahr 11S5 als Entstehungsjahr nennt. Die Inschrift wäre aber nach den
Untersuchungen von Alexander Schnütgen ^ - ") erst nachträglich, also nicht ursprimg-
lich angebracht, mc'ichte jedoch die Zeit der Entstehung „annähernd richtig" an-
geben. (Abbildung S. 82.)
Als zweites ist das aus Island stammende Löwe n-Aquamanile im Dänischen
Nationalmuseum zu Kopenhagen zu nennen, das in seiner großzügigen, kraftvoll
straffen Körperstilisierung einzig dastehen dürfte. Seine Datierung ermöglicht
die Runeninschrift auf dem Brustschilde, die auf eine Schenkung „Gott zu Lobe
und dem heiligen Olaf zu Vatnsfjord von Torvald und Tordis" lautet und sich mit
den Jahren 1224, dem Jahre der Vermählung beider, und 1229, dem Todesjahre
jenes isländischen Häuptlings, umgrenzen läßt^^°). An die Anfügung dieses Schildes
erst in späterer Zeit zu denken, ist umsoweniger nötig, als er doch wohl gleichzeitig
die Gußstelle an der Brust des Löwen zu verdecken hat, wie sich auch andere
L ö w^ e n mit der gleichen Anordnung im freiherrlich von KoUerschen Privatbesitz
zu Baden bei Wien^=^^), im Museum zu Bergen in Norwegen ^^^^ m-,^ jj^ ]f^g] Kunst-
gewerbemuseum zu Berlin finden. (Abbildung S. 36.)
Das dritte Stück wäre dann die schon erwähnte, Samson auf dem Löwen
darstellende Gruppe der Sammlung Dr. Albert Figdor in Wien. Sie gilt in der kunst-
geschichtlichen Literatur, bei Karl Atz^^^^, Jakob von Falke i^*), den „Blättern
128) Katalog Nr. 758a.
129) Drei mittelalterliche Aquamanilien im Privatbesitz, in der Zeitschrift für christliche
Kunst, Jahrgang II, Düsseldorf 1889, Sp. 211, mit Abbildung auf Tafel XI, abgedruckt in „Die
Kunstsammlung des Herrn Wilhelm Peter Metzler in Frankfurt a. M., erläutert von Heinrich
Frauberger, Frankfurt a. M. 1897, S. 17, mit Abbildung von beiden Seiten auf Tafel 47.
130) Nach B. E. Bendixen, Aus der mittelalterlichen Sammlung des Museums in Bergen
III, in Bergens Museums Aarsberetning for 1891, Bergen 1892, Nr. 5, S. 7, dessen Literatur-
angaben mir nicht zugänglich sind.
131) Abgebildet in den Mitteilungen der K. K. Zentral- Kommission, Jahrgang Xll,
Wien 1867, S. XXX.
132) Abgebildet in Bergens Museums Aarsberetning for I891, Bergen 1892, Nr. 5,
Tafel 1.
133) Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg, Bozen 1885, S. 211, mit Abbildung
Figur 245, als aus Trient stammend.
134) Geschichte der deutschen Kunst, Bd. V: Geschichte des deutschen Kunstgewerbes,
Berlin 1888, S. 55, und Abbildung 16.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
25
für Kunstgewerbe" ^ ^ •^), wie auf der Exposition rätrospective des oeuvres des Beaux-
Arts in St. Petersburg 1904^^'') irrtümlidi als romanisch, eine in der Chrono-
logie der figürlichen Gießgefäße des Mittelalters nicht ungewöhnliche Erscheinung.
Doch spricht die oben zitierte Urkunde vom Jalire 1470 über die Gründonnerstags-
stiflung eines ,, Gießfasses" ^^') im Einklang mit dem außerordentlich entwickelten
Naturalismus und der geradezu raffinierten technischen Behandlung mit einiger
Wahrscheinlichkeit für die feste Ansetzung gegen 1470. (Abbildung S. 47.)
Abb. 1.
Münsterschatz zu Aachen. 1 2.-1 3. Jalirh.
Überblickt man nun die T y p e n r e i h e der mittelalterlichen figürlichen
Gießgefäße, so ergeben sich verschiedene Gruppierungsmöglichkeiten: die Unter-
135) Blätter für Kunstgewerbe, red. von Josef Storck, Bd. XVII, Wien ISSS, S. 44 und
Tafel 57.
136) Abgebildet in Les Tresors d'Art en Russie, 1904, Nr. 125, als norwegische Arbeit
des 12. Jahrliunderts aus der Sammlung Hans Wilczek in Wien.
137) Vgl. Karl Reinfried, Eine Gründonnerstagsstiftung für die Pfarrkirche zu Ober-
achern, in dem „Freiburger Diözesan-Archiv", Bd. XXI, Freiburg i. B. 1S90, S. 303 ff.
26
ÜBER FIGtlRlirilE (]IESSGEFÄSSE DES M ITT Kl ALTERS,
.vheidiiim' niu'h .W o ii s c li c n- iiiui 'l" i c r l'o r in c ii. i'insclilicülicli dcroii Koiii-
iMiuitioik'ii. iKU'h () 0 d ;i n k c n k r o i s uiul 1 1 c r k u n f t ihrer M o 1 i \' o. nach
H i n z e 1 1 i ,si' u r oder lUL^i^e.^prochener ('. r n p p e.
Unter den M e n s c h e n d a r s 1 e 1 1 u n i; e n ist die H ü s t e n f o r ni das
rei^ehiuißi.i^e. Die älteren Sliieke sind treiplaslische 1 lohl.^iisse, die nnniittelbar mit
der Hals- oder Brust partie abschneiden oder auf drei kurzen Füßen ruhen, die
jünueren mehr kunst.uewerMicher Art mit bauchi.tcem Gefäßkörper und ab.iiesetztem
Alib. 2.
Ungarisches Nationalmuseum zu Budapest. 12.— 13. Jalirh.
runden Fuß. Doch bleibt auch bei ihnen das Prinzip der Frontalität gewahrt.
Das Eingießen geschieht durch eine Klappenöffnung auf dem Kopf oder Hinter-
kopf, der Abfluß mittels glatter oder figürlicher Tülle auf oder oberhalb der
Stirn; ein glatter oder ein figürlicher Griff auf der Rückseite in mehr oder weniger
ausgeprägter Drachenform dient als Handhabe.
Zu jenen älteren Arbeiten, aus dem 12. bis 13- Jahrhundert, gehören Gießgefäße
wie die bekannten Stücke eines bärtigen Mannes in der Toga, im
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
27
Münsterscliatze zu Aachen (Abbildun,c: 1), und die weibliche Büste mit
fi^ürliclieni Kopfputz, im Uimarisclien Niitionahiiuseum zu Budapest (Abl")ildun,ü: 2),
die unwillküiiiLh au a n t i k e Get'äLifornien ähnlicher Verwendung erinnern. Auch
sind Griff uulI Aus.t^ußtülle in reiner Zweckform .^^ehalten und noch frei xon dem
auf orientalische Kunst übuni; zurückgehenden Drachenniotiv. Dagegen fallen
die an beiden befindlichen Ranken Verzierungen ins Auge.
Abb. 3.
Marienkirche zu Stendal. 13. Jahrli.
Die übrigen Stücke dürften in den K o p f- und B ü s t e n r e 1 i q u i a r i e n
ihre Parallelen finden.
In den strengen und großen Formen des 12. und \]. Jahrhunderls ist noch
das Gießgefäß in dem Baron von Bruckenthalschen Museum zu Hermannstadt in
Siebenbürgen gestaltet, das die Form eines bartlosen Männer köpf es
zeigt, mit einem das Gesicht umrahmenden gebuckelten Schmuckbande und doppelter
Zickzackliniatur am Brustansatz^^^) Stilistisch forlgeschrittener. glatter und
13S) Vgl. Victor Roth, Geschichte der deutschen Plastik in Siebenbürgen, Studien
zur deutschen Kunstgeschichte Heft 75, Straßburg 19O6, S. 6 f., mit Abbildung Tafel I.
28
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
deUülliiTtcr niinnit >iLh die B ii s t c o i n c s DiakoiKs in dor Daluuilikii mit
betend erhobenen Händen und das Gesicht unisiiiunendeni stihsierten Lockenkranz
aus, die im Jahre 1004 im Rerhner Kunsthandel auftauchte, deren Spur sich aber
nicht mehr verfolgen heß. Und wie ihr Motiv als Personifikation des wasserspenden-
den priesterlichen Gehilfen ohne weiteres auf den k i r c h 1 i c h e n Gebrauch weist,
so wäre dies auch bei dem ursprünglich bemalten und vergoldeten Stück der Marien-
kirche zu Stendal der Fall (Abbildung 3), falls dessen von Georg Swarzenski ver-
mutete Deutung als Büste eines Chorknaben zutrifft '•''")-
Abb. 4.
Stiftskirche zu Oberwesel. 15. Jahrh.
Zweifellos weltlicher Provenienz ist demgegenüber die in den ausgespro-
chenen Formen des 14. Jahrhunderts gehaltene w e i b 1 i c h e B ü s t e aus der Samm-
lung Floh in Krefeld, wie ihre bereits zitierte, auf den Gebrauch bei Hofe bezüg-
139) In Vorbilderhefte aus dem Kgl. Kuust,c:e\verbe-Museum zu Berlin, hrstr. von Julius
Lessing, Heft 28: Mittelalterliches Bronzegerät, Text von Georg Swarzenski, Berlin 1902, zu
Tafel 15, 2.
i
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID.
29
liehe Inschrift beweist ^**^). Das Gleiche wird für die im Cluny-Museum zu Paris
bewahrte in ä n n 1 i c h e Büste anzunehmen sein, die bis auf das fast identische
.gravierte Weinrankenmuster auf ,c:epunztem Grunde an ihrem Halsansatz geradezu
als Seitenstück erscheint^ -'^).
Diese Beispiele für die rein plastische Gestaltung der Büstenform mcigen genügen,
und es erübrigt, auf die vermutlich erst dem 15- Jahrhundert angehörigen K r u g-
Abb. 5.
Germanisches Nationalmuseum zu Nürnberg. 15. Jaiirh.
formen hinzuweisen, wie sich solche in der Stiftskirche zu Oberwesel (Abbildung 4)
und in Würzburger Privatbesitz^^-) befinden. Untereinander wieder sehr ähnlich,
140) Abgebildet bei Alexander Schnütgen, Drei mittelalterliche Aquamanilien im Privat-
besitz, in der Zeitschrift für christliche Kunst, Jahrgang II, Düsseldorf I889, Tafel XI.
141) Abgebildet bei Viollet-le-Duc, Dictionnaire raisonne du mobilier fran^ais, tome II,
Paris 1871, S. 12.
142) Abgebildet in Vorbilderhefte aus dem Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin, hrsg. von
Julius Lessing, Heft 28: Mittelalterliches Bronzegerät, Text von Georg Swarzenski, Berlin
1902, Tafel 15, 1.
30 Ober i ir,iiKi.R.nn cuiSSiiEi Ässi; des mi tiei ai riiKS.
sind die b ä r t i c: e n A\ ä ii n c r k (") p f o l\'i iliiuMi /.um bldl.icii /icniiotivc ^f-
wordc'u.
Im Gegensatz zu diesen Hüslenlminen i>t die ni e n s e li 1 i e h e V o I 1 I i i; u r
als selbständiges Ganzes eine Seltenheit. Hier wiire etwa das Cjiel.>getäÜ in Form
des V e r w a c h s e n e n M a n n es mit S c li 1 a n g e im (Germanischen Na-
tionalmuseum zu Nürnberg (K. G. 488; Abbildung S) zu nennen, eine .Arbeit von
stark realistischer .Auflassung. Bei einem Hinguß in den Hinterkopf erfolgte der
.Ausfluß des Wassers ursprünglich durch den Rachen der Schlange, die der auf seinem
rechten Bein knieende bärtige Mann in der emporgerichteten rechten Hand hält.
Erst später ward der Hahn am Unterleib eingefügt. Die Figur selbst ist bar-
häuptig und unbekleidet bis auf ein kurzes Beinkleid mit wulstiger Kante und Strich-
gravierung. Sie erinnert im Motiv des Knieens mit aufgestützter linker Hand auf
vorgeführtem linken Knie an Figuren wie die eines der die Paradiesströme verkör-
pernden Träger am Taufbecken im Dome zu Hildesheim oder die des sogenannten
Püsterichs zu Sondershausen. ^*=') Weist sich doch letzterer noch dazu durch seine
entsprechend kurze Hose als Angehöriger der gleichen Menschenklasse aus. Aber es
fehlt den genannten Analogien völlig jener schroffe Realismus, mit dem bei dem
Buckligen des Germanischen Museums Kyphoskoliose und verkürzter Unterkörper
zur Darstellung gebracht sind, und wie der Durchbruch des Naturalismus eine
typische Erscheinung der Gießgefäße des IS. Jahrhunderts bildet, so wird man analog
auch den verwachsenen Mann mit Schlange in das 15- Jahrhundert datieren dürfen.
An Gruppendarstellungen endlich kommen Gießgefäße in Betracht wie die
in Gestalt des Aristoteles, auf dem die P h y 1 1 i s reitet, eine Szene,
der ja die Legende eines Streiches der Geliebten Alexanders des Großen an dem alten
Philosophen zugrunde liegt. Obwohl also gänzlich profanem Denken entsprungen,
bietet das Motiv doch in dem plastisch-symbolischen Bilderkreise kirchlicher Ge-
bäude Frankreichs aus der Zeit der Gotik eine nicht ungewöhnliche Erscheinung ^^^).
Es zeigt eklatant, wie sehr man sich zu hüten hat, die Darstellung allein zum Maß-
stab ehemals profaner oder kirchlicher Verwendung eines mittelalterlichen Aqua-
manile zu machen.
Die erhaltenen Exemplare aus der Sammlung Spitzer (Abbildung 6) und der
Sammlung Chabrieres-Arles ^^■') lassen nach Stil und Tracht der Dargestellten bereits
auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts als Entstehungszeit schließen und illustrieren
trefflich die Entwicklungsfähigkeit des Formenschatzes der figürlichen mittelalter-
lichen Gießgefäße.
Unter den T i e r f o r m e n ist die weitaus überwiegende Mehrzahl aller Gieß-
gefäße als L ö w e n gestaltet. Dabei hat man den Typus des stehenden und
den des h o c k e n d e n Löwen zu unterscheiden, deren Stückzahl sich jedoch wie
Regel zur Ausnahme verhält. Und von den stehenden sind wieder die mit dem
143) Abgebildet bei F. M. Feldhaus, Über Zweckund Entstehungszeit der sogen. Piisteriche,
in den ,, Mitteilungen des Germanischen Nationalmuseums", Jahrgang 1908, S. 140.
144) V?l. de Guilhermy, Iconngraphie des Fabliaux, in den Annales archeologiques,
hrsg. von Didron aine, tome VI., Paris l847, S. 146 f.
145) Abgebildet bei Victor Gay, Glossaire archeologique, tonie 1., unter „Aquamanile",
S. 40.
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID.
31
K o p f in d e r K ü r p e r a c h s e die gewöimliclien, und nur gele.^entlicli trifft
man auch solche mit s e i t 1 i c li .t:; e \v a n d t e m K o p f — im Dänischen National-
inuseum zu Kopenhagen nicht weniger als vier Exemplare — die indes schon zu den
reiteren Arbeiten zählen. Die Deckelklappe für den Einguß des Wassers ist durch-
weg im Scheitel oder Hinterkopf angebracht, der Ausguß geschieht meist ver-
mittelst eines kurzen Rr)hrchens durch den Löwenrachen oder bei dessen seit-
licher Wendung in der Körperachse unterhalb des äußeren Ohres. Auch nimmt
Abb. 6. Ehemals in der Sammlung Spitzer zu Paris. 1. Hälfte des 1=;. Jahrli.
Nach Eüiile Molhiier, in La CoUection Spitzer.
die schlichte Zweckform der Ausgußtülle bisweilen die Gestalt einer menschlichen
Halbfigur^^^), eines Tier-^^^) oder Menschenkopfes^'*^), selbst einer Kröte^*^) an.
146) Beispiele im Dänischen Nationalmuseum zu Kopenhagen (abgebildet bei J. J.
Marquet de Vasselot, L'Exposition de binant, in der Gazette des Beaux-Arts, Paris 1903, II,
S. 474), South Kensington Museum zu London (abgebildet bei C. Drury E. Fortnum, A
descriptive Catalogue of the bronzes of european Origin in the South Kensingto.i Museum, Lon-
don 1876, PI. XVI), Dom zu Minden (abgebildet in Die Bau- und Kunstdenkmäler von West-
falen, Kreis Minden, bearbeitet von A. Ludorff, Münster i. W. 19i'2, Tafel 3m), wie der Galerie
Liechtenstein zu Wien.
147) So im Dänischen Nationalmuseum zu Kopenhagen.
14S) So in der Universitätssammlung zu Christiania.
149) So in derehemaligen Sammlung Baron AlbertOppenheim zu Cöln (abgebildet bei Emile
Molinier, CoUection du Baron Albert Oppenheim, Tableaux et Objets d'Art, Paris iy04, Tafel LXIV).
32
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTEl.ALTEKS.
Un.trewölinlicher ist die Anordnunq; der Tülle in der Stirn ^'^"j, wie zwisclien oder neben
Riichen und Nase des Löwen^'"), oder ,i;ar der Verzicht auf eine solclie bei Verwen-
dung' der Nasenlöcher '■'■•-). Dag:egen scheint >ich der in der l,(">wenlirust betindliche
Ausguß in Form eines Tierkopfes auf jüngere Arbeiten zu beschränken '"'■').
Unzweifelhaft zu den ältesten Stücken, aus dem 12. bis 13. Jahrhundert, gehcirt
der in den Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, früher
im .Münzen- und Antikenkabinelt zu Wien befindliche Gießlöwe (Abbildung 7),
dessen Herkunft leider nicht mehr zu ermitteln ist, zu dem sich aber im Germanischen
Abb. 7.
K. K. Hofmuseum zu Wien. 12. -13- Jahrh.
Nationalmuseum zu Nürnberg ein Seitenstück feststellen läßt (K. G. 580; Abbildung 8).
Hier wie dort größtmögliche Vereinfachung der Form, dabei auf Grund strenger
150) So im Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe.
151) Beispiele im Berliner bezw. Kopenhagener Kunsthandel.
152) Beispiele im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg, K. G. 5S5 und
153) Beispiele im Berliner Kunsthandel, Baj'erischen Nationalnuiseum zu Mün
Städtischen Kunstgewerbemuseum zu Prag, Fürstlich Hohenzollernschen Museum zu
marlngen wie in Pariser und Wiener Privatbesitz. Vgl. S. 44 f.
622.
chen,
Sig-
I
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
33
StilLsierun,!.': fast die .t^Ieiche Silhouette: Auf uni^^elenken, verhältnismäßi,;^^ kurzen,
vierkaiili,i;en Beinen ruht ein \valzenf(")rnii,i;er Kcirper, dessen Achse sich in flacli-
,!;ekriiinnilen Kurven über die Achse des Kfdrun,^:enen Halses in die des aul'Merich-
ieten Kopfes fortsetzt. Im ,ti:e(jffneten Rachen lie,t;'t die Aussuütülle dein Unter-
kiefer auf. Und durch das Motiv des erhol^ienen Kopfes mit aufs;erissenem Rachen
wiederum wird die Illusion Schrecken erregenden BrüUens erzeugt, um auf die Furcht-
Abb. S.
Germanisches Nationalnuiseuni zu Nürnberg. 12.— 13. Jahrh.
barkeit des Tieres hinzudeuten, in rein plastischem Sinne halten sich dann die Haupt-
charakterisierungsmillel dieser frühen Löwenform tunlichst in der Fläche. So ist
die Ausbildung des Kopfes mit seinen als schneckenhirmige Ornamente aufgetragenen
Ohren gedacht. Die Mähne ist mehr andeutungsweise gegeben in flach aufliegenden,
reihenweise übereinander angeordneten kleinen Lockenbüscheln mit Strichgravierung,
der zur rechten Flanke zurückgeschlagene Schweif in blofjem Reliel. Als Mandhabe
dient ein schematisiertes, in einer Blattform endigendes Fabeltier.
in den gleichen stilistischen Zusammenhang gruppieren sich andere Arbeiten
wie der in der Dorfkirche zu VoLKvinkel, Kreis Arnsberg, aufbewahrte Löwe mit
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmiiseum. 1912. 3
34
Ober figürliche giessge fasse des Mittelalters.
llach,i;ravicrlor A\ähik'iKUKloiihm,^ '•''■'). (.■luiliLli Sti'u-ko in dor Art dor vorwaiullc'ii
spülroiiumischen L r» w e ii-Aquaiiuinilicn in dein iTiesch-Museuni zu Leeuwardeii,
mit Mähne in t'hkii ant Heißenden LockenlnisLik'ln*'^ •''•), dem BisclKiflichen Museum zu
Münster i. W'.. ohne A\ähne. der Wartbuix bei Hisenach. bei deren anscheinend nacli-
iräuhch xeri^oldeleni und mit modernem (irit'f versehenen l:xemp]ar (Abbilduui; o)
bereits gebuckelte Lockenbüschel aut treten oder dem selion ireier behandelten Lriwen
im Dänischen Nationalmuseum zu Kopenha.i^en (D. S'-)!). mit l'lach,i;ravierter Mähne.
Die formale Weiterentwicklun.i; des L C) w e n typus wird von dem Streben
beherrscht, die Vorstellungen, die man sich von dem Könige der Wüste machte,
Abb. 9.
Wartburg bei Eisenach. 12.— 13. Jahrh.
zum Ausdruck zu bringen, und schlägt damit eine naturalistische Bahn ein. Zu-
nächst werden die Beine gestreckt und besser dem körperlichen i Organismus
eingegliedert, und wie der Körper an Gedrungenheit verliert, so verlieren sich
allmählich auch jene älteren weichen Übergänge von Rumpf zu Hals und Hals zu
154) Abgebiktet in Die Bau- und Kunstdenkmiiler von Westfalen, Kreis Arnsberg, bear-
beitet von A. Ludorff, Münster i. W. 1906, Tafel 55.
155) Abgebildet bei Jos. Destree, Het oude Koperwerk op de Tentoonstellingen te Dinant
en te Middelburg, in „Onze Kunst", Jahrgang IV, 1., Antwerpen uiki Amsterdam 1905, S. 67,
Abb. 46.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
35
Kopf, und eine Ecki.^keit setzt ein, die bis zur Aclisenstellun.t;' von Rumpf und Glied-
niiiLien im rechten Winkel führt. I3adurcli kommt Spannun.ii; in den Ktirper, die
im Verein mit dem stark aus,i;el">ildeten Gebif.5 des leicht .geöffneten Rachens den
Charakter des Grimmig-Drohenden annimmt. Freilich nicht im Sinne der Lüwen-
natur, wie insbesondere aus der anfän.glichen Parallelstelluns der in ihrer Funktion
als nahezu .gleich v/erti.i;' behandelten Vorder- und Hinterbeine hervorgeht. Denn
ohne den Gattungsbegriff der Katzenart zu erfassen, hält man sich an die
äußeren C h a r a k t e r i s i e r u n g s m i 1 1 e 1, und es hat den Anschein, als
habe das durch den täglichen Umgang vertraute Stand- und Bewegungsmotiv des
^^^^^^^^^^1
' C- '-^Y^^^
H^H
i^^l
^ta
1
Abb. in.
Danisches Nationalniuseum zu Kopenhagen. 13. Jalirh.
Hundes, wenn auch unbeabsichtigt, eine vorbildliche Rolle gespielt. Dies Tasten
und Versuchen, ohne die Utwenform zu finden, nimmt aber nicht wunder, da man
wirkliche Ij'Kven wohl nur vom Hörensagen kannte und aus Darstellungen, die eben
nur das Augenfällige in der (jestaltung von Kopf, Mähne und Schweif übermittelten.
Hier macht sich neben einem Weiterbeharren im Flächenhaften eine zweite Rich-
tung mit der Tendenz geltend, aus der Fläche herauszukommen: am Kopf erfahren
Augenbögen, Nasenpartie und Rachen eine schärfere Betonung, die Mähne wird
in zottigen Buckeln gegeben, um den Hindruck von Wildheit und Kampfesmut zu
36
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
verstärkoii. Als ZwiscIkMisliilc siiul rennen von der Art des in Abbildun.i; lo ,i;e-
jjelH'ik'u I.iiwen anzuseilen''^"'').
In einer anseheinend uleieh/.eilii;' und t;leichfalls in das \^. .lahrlumderi zu
setzenden Cnuppeist ein weiterer Sehritt, i;etan. IniAlittelpunktestehl das bereitszitierte
datierbare 1. T) w e n-Aquanianile des Dänischen Nationalinuseums zu Kopenha.t^^en
(Abbildun.i;: 11). das an kühnem ans Monumentale ,t;renzenden lirfassen des K(")rper-
liehen und griflsieherem Herausheben des ori^^uiiseh Bedeutsamen unter den Gieß-
.liefälien seines,i,Meii:hen nicht hat. Get^enüber jenen kurz gehaltenen Körperformen
strecken sich unter Beibehalt un.i;- des recht\vinkli,t;en Achsensystems von Kopf, Hals
und Rumpf die Tierk()rper, und es bei^innt sich die Parallelstellung der Beine zu
lockern. Die Vorderbeine bleiben noch annähernd vertikal gericlitet, dagegen werden
die Hinterbeine zurückgesetzt, und damit wird das Moment verhaltener Spann-
Abb. 11.
Däniscties Natinnalmuseum zu Kopenhagen. Zwischen 1224 und 1229.
kraft des Tieres gesteigert im Sinne des monumentalen Bronzelöwen zu Braun-
schweig, den Heinrich der Löwe im Jahre 1166 als trotzig drohendes Symbol
vor seiner Burg Dankwarderode aufstellen ließ. In den festumrissenen Köpfen wird
der Eindruck des Furchterweckenden bis in die Details verfolgt, die plastisch auf-
156) Vgl. dazu die Löwen D 1081 und Nr. IS 247 im Dänisclien Natinnalmuseum zu
Kopenhagen.
VON DR. HEINRICH R EI FFERSCHEID.
37
liegende zotti.c:e Mähne gt^winnt an Üppi,i:keit, der vordem nur in Relief an.c^edeutete
Schweif l()st sich vom Kiirper (Abbildung 12).^'")
Ein merkwürdiges und wie es scheint einzigartiges Stück muß hier eingeschaltet
werden. Es gehört der Sammlung Michel Botkine in St. Petersburg an und ist in
den „Tresors d'Art en Russie"^^^) veröffentlicht. Dargestellt ist ein Löwe mit
seitlich gewandtem Kopf und auf seinem Rücken in einem als Handhabe gedachten
hohen sattelarligen Aufbau mit einwärtsgeschweiften Enden eine bekleidete mensch-
liche Figur. Sie ist quer auf dem Löwen sitzend gegeben und läßt sich viel-
Abb. 12. Kgl. Kunstgewerbeniuseuni zu Berlin. 13. Jalirh.
leicht mit der typischen Darstellung der indischen Göttin Sarasvati in Parallele
setzen 1^").
157) Vgl. dazu die gleichfalls mit einem Brustschild ausgestatteten Löwen aus Freiheniich
von Kollerschem Privatbesitz zu Baden bei Wien, abgebildet in den Mitteilungen der K. K.
Zentral- Kommission, Jahrgang XII, Wien 1867, S. XXX, und im Museum zu Bergen in Nor-
wegen, abgebildet in Bergens Museums Aarsberetning for 1891, Bergen 1892, Nr. 5, Tafel I.
158) Les Tresors d'Art en Russie, tome 11, St. Petersburg 1902, Nr. 19.
159) Vgl. die Abbildung bei Albert Grünwedel, Buddhistische Kunst in Indien, Hand-
bücher der Kgl. Museen zu Berlin, Museum für Völkerkunde, Berlin 1900, S. lui, Nr. 46.
38
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
ronnal schlicl.il sich mm der ^lolJo .u' c k r tui 1 c I,()\\c des (jcniumisLlicn
Natioiuilmusoums zu Nürnberg' (K. (j. SSS; AMMKlim,^; 1^ au. ein r'raehtsliick in
seiner Art, das jedoeli erst um die Wende des 13. zum M. Jaliilumdert enlslanden
sein dürfle. Im Standmoliv läül sieh wiederum das I lundevorlMld nicht verleu.^nen.
Dabei Hes;! der il.uiptakzent auf dem auUerordentHch leltensvoll ,i;esla.Ueten Kopf
Abb. 13.
Germanisches Nationalmuseuni zu Nürnberg. Um 1300.
mit einer Krone aus gotischem Blattwerk, die die durch den Zweck des Tieres gefor-
derte Eingußöffnung verdeckt, mit weit geöffnetem Rachen und stattlich in gewellten
Vertikalsträhnen über Hals und Brust herabrieselnder Mähne. Im einzelnen sind
Rachenhöhle, Zunge und das mit scharfen Eckzähnen ausgestattete Gebiß in ent-
VON DR. HEINRICH REl FFERSCHEID.
39
wickeltster Detaillieriin,c: segeben und selbst die durch die Öffnung des Rachens
liedingte Muskelspannung und Hautfältehing ist in der Oberflächenbeliandiung der
Kopfseiten zum Ausdruck gekuigt. Und wenn das Wasser durch die Nasenloclier
geleitet wird an Stelle einer dem Rachen eingefügten Ausgußtülle, so erhält dadurch
das Ganze einen phantastischen Hinschlag. Higenartig ist ferner die Bildung des sich
aus fünf Haarsträhnen entwickelnden Schweifes, der im Kreuz des Lcnven durch
einen Steg gestützt zum Löwenkopfe reicht, um hier als Griffverstärkung in einem
gewundenen und sich verdickenden Ende umzubiegen.
Abb. 14.
Germanisches Nationalmuseum zu Nürnberg'. 14. Jahrh.
Am Ende der Reihe stehen dann Erzeugnisse wie ein anderer Liiwe des Germani-
schen Nationalmuseums zu Nürnberg (K.G. 6^0; Abbildung 14) oder ein stilistisch davon
nicht allzu entferntes Stück im Dome zu Minden^'''"), beide vou fast erstarrter Struktur
160) Abgebildet in Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Minden, bearbeitet
von A. Ludorff, Münster i. W. 1902, Tafel 30.
40
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
uiki .vluirlkainii:or l-:iiizt.'Kiin\-IilMldunu und mtuuiIücIi or.sl ans diMU II. .lahiiiiiiKlcrl.
lliik'ii ,l:osc11i >i>.'li iiikli das kurzbeinige 1. (• w c n-Aqnanianilc des ( .crnianisclien
NatiDiuiliiiusennis tK. (.. h)l: Abbildung I^) bei. mit sorgsam stilisierlcr .uebnckelicr
A\iihiie und /airiieki;cbi),uoneni. in eine Hlatllorni auslautendem Scliweif als Handhabe.
nie A\elirzahl der eiiialienen I. o w e n-Aquamanilien scheint im Verlaute des
14. .lahrhunderts bis in das 1 v .lalirluindert hinein entstanden zu sein. Der I.()\ven-
lypys — das läl.U sieh wohl schon aus dem derzeit vorlie.uenden Alaterialbestande enl-
Abb. 15.
Germanisches Nationulnniseuni zu Nürnberg. 14. Jalirli.
nehmen — ist weder die urspriin,i;liche, vielleicht nicht einmal die ursprün.s^lich vorherr-
schende Form des fi,i;iirlichen mittelalterlichen Gießgefäl.5es. Währenddes 14. Jahrhun-
derts hat sich nun eine Art Normalschema herausgebildet, das trotz aller Varianten
konstant bleibt. Man trifft es analog" bei den Pferde formen, von denen einzelne
nach der Tracht der auf ihnen befindlichen Ritter sich bereits für die erste Hälfte
des 14. Jahrhunderts ausweisen, und auch die Typen der wild dreinschauenden
Löwenköpfe entsprechen im wesentlichen schon solchen chronologisch gesicherter
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
41
Trägerfi.miren, wie sie beispielsweise an dem bronzenen siebenarniigen Standleuchter
der Marienkirche zu Kolberg vom Jahre 1^27 oder an der Bronzefünte der Nikolai-
kirche in Kiel von 1344 vorkommen ^"M.
Auf vorwärts gestemmten Vorder- und stärker zurückgestemmten Hinter-
beinen, eine Anordnung, die gleichzeitig ein sicheres Stehen des Gießgefäßes er-
m()glicht, ruht in fester organischer Verbindung ein straff gespannter K(")rper mit
kräftig ausladender Brust und geradeaus oder zur Seite gewandtem Kopf. Dabei
geht die Tendenz auf tunlichste Ausgestaltung der Form, ohne daß es gelungen wäre,
sich von dem unbewußten H u n d e vorbild gänzlich loszumachen.
Abb. 16.
Wartburg bei Eisenach. 14.— 15- Jalirh.
Wenn sich die K(")pfe nicht selten auch weit vom IJiwenartigen entfernen, so
herrscht doch der Charakter des Raubtierhaften vor durch die Gestaltung des Rachens,
der in der Regel ein starkes Gebiß zur Schau trägt, teilweise mit scharfen Fangzäimen,
auch wohl mit hervorgekehrter Zunge. An ihm wie an der Nase werden bisweilen
161) Abgebildet bei Albert Mundt, Die Erztaufen Ncirddeutschlands von der Mitte des
XIII. bis zur Mitte des XIV. Jaiirhunderts, Leipzig 190S, Tafel XXVI und XXVII bezw.
Tafel XXXII.
42
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MI rnn.AI TERS.
Haure duivh Punkt iLTiiUi; odcv Striclu'luim' aimcdcuk'!. Die Aui^cii zeii^cii unltT
abc:esetzten Au,!icnb(»,iion in doii m>ii l.idoni uinraiulcU'n Au,i;'äpl"eln zisclicrk'
Pupillen, hier und da Aui;enlMauen und Wimpern in Slrieli.i^iax ieruni;. Die rundlich
^■eht>hlten Ohren siuvl in typischer Wiederholun.i; quer,i;estelU.
Die .Mähne hat die nianiu",i;falti,c^te Cjestaltun.t;' erlahren. Hald ist .sie reheliert
treiiehen in .stärker oder -schwächer .uelnickellen Lockenlni.schehi beziehini,t;s\vei.se
Abb. 17.
Germanisches Nationalmuseuni zu Nürnberg. 14.— 15. Jahrh.
in gewellt aufliegenden Haarsträhnen, bald flach graviert in meist sorgsamer Sti-
lisierung. Doch lassen sich bei aller Variierung in Anordnung und Ausdehnung zwei
Grundformen unterscheiden. Die eine bietet im naturalistischen Sinne ein zusammen-
hängendes, Hals und Brust mehr oder minder bedeckendes Ganzes, die andere nur
die Andeutung einer Mähne, einen den Kopf des Tieres umgebenden, stilisierten Haar-
kranz an vertikal gerichtetem glatten oder verzierten Halskragen.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
43
Wie die Mähne, so lial :uicli der Sclnveit', dessen reliefniiißi,i,^e Wiedergabe nnn-
niehr überliolt zu sein sclieinl. neben der naturalistischen eine stilisierte Fassung
erhalten. Dem Tiercharakter enlsprichl die hängende I-orni des Schweifes, ge-
wrihnlich unter Anlehnung der Quaste an das rechte oder linke Hinterbein des Löwen,
ein durch technische Rücksichten gefordertes Motiv, durch das gleichzeitig der Ein-
druck des Wedeins hervorgerufen und damit die Wirkung der Lebendigkeit verstärkt
wird. In der anscheinend gleichzeitigen stilisierten Form wird er s-ff)rmig zu dem
schematisierten flenkeltier zurückgebogen und ist glatt bis auf Knoten und Stachel,
Abb. is.
Germanisclies N;itii»n;iliiuiseuni zu Nürnberg'. 14.— 1:
lahrli.
nicht selten unter Andeutung von Haaren in Strichgravierung, oder er ist in seinem
unteren Ende mit Buckeln oder Büscheln verziert, die als Haarbüschel aufzufassen,
auch wohl als solche durch Gravierschnitt kenntlich sind. Entsprechend zeigen
die Beine bei mehr oder weniger ausgeprägter Tatzenform des öfteren Andeutung
von Behaarung, von einfacher Punktierung oder Strichelung bis zu ziselierten
Büscheln. Beispiele sind in den Abbildungen 16—20 geboten.
44
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
hic in Ktirpi.'rl\'li.i!Kllim^ iiiui Staiklniotiv ,i;aii/. ii a t ii r a 1 i s 1 i s c h cr-
t'al.>t(.Mi Ticrlonik'ii >iiul im/.woik'lliall die jüii^ston. aus dL-ni IS. .laluiuiiklcrt. linier
X'erziLiii auf oine i^esoikiorlc Handhabe in loiin eines Griffes oder 1 lenkellieres ist
1\M ihnen vhe RÜLkbie,i;imi; des Schweifes zum l.iiwenkopfe die Re,i;el. Dabei stellt
si«.h der Schweif in beiderseits abirefhichter seharfkanti,i;er l-onn ein, mit Knoten
und aufi:ericlitelen geflammten Haarbüscheln in dravierschnitt, und ist aus einem
I
Abb. 19.
Germanisches Natiüiuilmuseuni zu Nürnberg. 14.— 15- Jahrb.
organischen Gliede zum bloßen Ziermotive geworden. Gleichzeitig bemerkt man den
Wasser ausgul] in der Brust des Tieres. Als Beispiele m()gen Löwen dienen wie die
im Bayerischen Nationalmuseum zu München^"-), im Städtischen Kunstgewerbe-
162) Abgebildet in den Mitteilungen der K. K. Zentral- Koniniissiön, Jahrgang XII, Wien
1S67, S. XXIX.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
45
iiiiiseuni zu Pra.e; (Abbildiin.ü; 21) und die einander iilmlichen Sliicke in Pariser ^''^)
bezw. in Wiener^"-*) Privatbesitz.
Das Glanzstück der Lr»\vendarstellun,i;- liietet dann jenes verniutlicli ,t;e,i;-en
1470 anzusetzende S a ni s o n-Aquanianile der Saininluni; Dr. Albert Figdor in Wien,
Abb. 20.
Germanisches Natinnalinuseum zu Nürnberg. 15. Jahrh.
eine außeri;e\vr)hnlich scheine Gruppe von starker Bewe^un^" (Abbildung 22). Gegeben
ist Samson im Sinne der Erzählun.i;- des alten Testamentes i«''). Als bartloser Jiin.tiiing
163) Abgebildet be Victor Guy, Glossaire archeologique du nioyen äge et de la renaissance,
tnme 1, Paris 1SS7, S. 40.
IM) Abgebildet in den Mitteilungen der K. K. Zentral- Kommission, Jahrgang XI 1,
S. XXX.
165) Liber ludicum, cap. 14.
46
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
mii hw^ über dio SLiuilkTii walk'iuicMii Ihuir. diMii 'rrä.^cr seiner Stärke, silzl er,
festlich zur Braiitscluui .i:ekleide). aiil dem Ivüekeii eines wilden jiii^endkrät tilgen
Löwen, im Be.i^rilf, diesem mit beiden Händen ober- nnd Unlerkieler des ihm /u-
.iivwandlen Rachens auseinanderzureiben :
..Irriiit auleni Spiritus Dumini in Sanrson. et dilaeera\it lennem, quasi hoed.um
in fusira discerpeiis, nihil omnino habens in manu".
l:ine weitere S a m s o n-l)arstellun,i;\ die auch tür I.iehthalter nicht uni^ewrilm-
lich ist. dürfte sich im Britischen Museum zu London befinden '"").
\on hockenden l.owen sind mir auf deutschem Boden bisher nur zwei
Lxemplare bekannt ,ue^^"l■den. die. ,i;anz auf Lflekt komponiert, erst in das
I
Abb. 21.
Städtisches Kunstgewerbemuseum zu Pni,!;'. 15. J.iJTrli.
späte Mittelalter zu datieren sein dürften. Zu,i;;runde liegt ihnen das orientalische
Motiv des von drachenartigen Fabelwesen bedrohten Tieres. Aber an Stelle des
einen im Nacken angreifenden, als Handhabe des Gießgefäfks gestalteten Dra-
chen haben sich diese sitzenden Löwen noch eines weiteren Angreiferpaares zu er-
166) Vgl. C. Drury E. Fditnum, A descriptive CiituloRue of tbe bmnzes of european
Ori,e:in in tiie South Kensington Museum, London 1876, S. I15.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
47
weliren, das von unten her seine Kcipfe segen die Unvenbrust richtet und mit den
um deren Hinterpranken geschlungenen Schwänzen die Weichen der Löwen um-
klammert hält. Und die Ij'Kven versuchen nun, mit autgestemmlen Vorderpranken
je einen der Drachen am Halse niederzuhalten. Dabei findet sich die Art des Nieder-
haltens eines kleineren Tieres durch ein sitzendes größeres gleichfalls in der Kunst
Abb. 22.
Sammlung' Dr. Albert Fitjdor zu Wien. Vermutlich gegen 1470,
des Ostens, ja des äußersten Ostens vorgelMldet, in Stücken wie dem Torlöwen von den
Sommerpalästen bei Peking, von dem das ethnographische Museum zu München
eine verkleinerte chinesische Nachbildung bewahrt^"^).
Bei den Gießgefäßen nun wird der Eindruck des Phantastischen noch dadurch
erhöht, daß die Ohren der Lr)wen der Wassereinführung, deren Nasenlöcher dem
167) Abgebildet in Hirth's Formenschatz 1902, Nr. 132.
48
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Wasseraiisl'luL! dienen. Aber so lebens\oll die l);irs(elliinu aiieh ersonnen ist. der
Raubiieivluirakter ist ni>.'ht im entferntesten ,t;etrollen. Ans den Kopien der \'on drei
Seiten lvdrän,i;ten L.owen nioelite man vielmehr eine Art köstlichen Beha,i;ens herans-
lesen, und das Moment der Wildheit beschränkt sich im wesentlichen auf den ueiiff-
iieten Rachen, die iippiu in stilisierten l.ockenbiischeln wnciiernde A\ähne und die
weiteren zottii^en Biischelreilien an Au,i;en, Rachen, \'orderpranken, und Cjesäß.
Abb. 23.
Museum für Kunst und Gewerbe zu Hamburg. 15. Jalirh.
Der Schweif ist nach Art der älteren Unven reliefiert gegeben und zur rechten Flanke
geschkigen, wie aucli die Schwanzenden der Fabelwesen in Blattfornien auslaufen.
Mit Rücksicht auf das v(")llig übereinstimmende Motiv und dessen analoge
Fassung erscheint nun die Herkunft der beiden aus vergoldetem Gelbgul3 gefertigten
Stücke nicht ohne Interesse, insofern sie für eine Einfuhr auf dem Seewege spricht:
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID. 49
das eine stammt aus einer allen Flensbur,i;"er Patrizierfaniilie und befindet sich M'eKt^n-
wärti.c: im Museum für Kunst und (lewerbe zu Hambur.tc (Abbildun.t^ 23), das andere
gelangte aus Wismarer Privailu\si(z in die Sammlung des Barons Albert Oppenheim
in Giln^"«).
Sonst kommen hockende l.<i\ven als Leuchterfiiße, auch wohl als
Leuchlerverzierung vor, wofür, um nur diese zu nennen, der im Schlesischen Museum
für Kunstgewerbe und Alterliimer zu Breslau bewahrte kleine sitzende Löwe aus
der dortigen Elisabethkirche oder das von Viollet-le-13uc publizierte Exemplar des
Cluny-Museums zu Paris ^**^) Beispiele bieten.
Nächst den in unverhältnismäßig starker, fast erdrückender Überzahl vor-
handenen Gieß 1 ö w e n — der Sprachgebrauch kennt ja überhaupt nur solche —
scheint der P f e r d e t y p u s unter den Tiergestaltungen der figürlichen mittel-
alterlichen Gießgefäße eine Hauptrolle gespielt zu haben. Dabei finden sich neben
der einfachen P f e r d e f 0 r m Gießgefäße, die als berittene J ä g e r oder
als Ritter zu Pferde gestaltet sind. Bei ihnen pflegen die Reiter die Stelle
der figürlich oder glatt behandelten Handhabe einzunehmen, aber es kommen ins-
besondere bei den älteren Arbeiten auch gesonderte Grifformen vor. ist bei den
Pferden die Eingußöffnung für das Wasser durchgehends auf deren Hinterkopf an-
gebracht, so bildet dafür bei den Reiter-Aquamanilien der Kopf des Reiters die Regel,
mitunter ist die Deckelklappe auch wohl dem Pferdekopfe eingefügt. Auslaufen
kann das Wasser bei den ältesten Stücken uurch das geiVffnete Maul des Pferdes,
sodann vermittelst einer in der Pferdestirn befestigten, aufwärts gerichteten kurzen
Röhre und, offenbar unter Beschränkung auf die jüngeren Arbeiten, durch eine tier-
kopfartig gestaltete Öffnung inmitten der Pferdebrust.
Die formale Entwicklung des Pferde typus vollzieht sich im wesent-
lichen der bereits betrachteten des Lr)wen-Aquamanile parallel.
An die Spitze darf man wohl ein eigenartiges Gebilde im Germanischen National-
museum zu Nürnberg stellen, das dort bisher als „Tier mit spitzem Kopfe (Schwein .^)"
bezeichnet wurde, in dem man jedoch mit ziemlicher Sicherheit den frühen Darstellungs-
versuch eines Pferdes erkennen kann (K. G. S82; Abbildung 24). Von schwachen,
ungelenken kurzen Beinen, deren vordere fast bis zur Unkenntlichkeit zerstörte,
deren hintere dagegen noch deutlich wahrnehmbare Hufe aufweisen, wird der in
einfachen Umrißlinien gehaltene, gebauchte, doch an den Flanken eingezogene K()rper
getragen. Stark und gedrungen ist der Hals, klein dagegen der keilhnmige Kopf
mit der richtig beobachteten Rundum; der Ganaschen. Fast ganz in der Fläche
verläuft der über der Stirn reliefiert aufliegende Schopf samt der auf der linken Hals-
seite sichtbaren, nur schwach gestrichelten Mähne, nicht minder die umrandeten,
mandelförmigen großen Augen mit gestrichelten Wimpern darunter. Dabei haben
die Augäpfel bei dem Mangel jeder Andeutung von Pupillen etwas archaisch Glotzendes.
168) Abgebildet bei Friedrich Seiilie, i)ie Kunst- und (leschiL-iitsdenkniüler des Großherzoff-
tums Mecklenburg-Schwerin, Bd. II, 2. Aul!., Sciiwerin i. M. 1S')<), S. 219, sowie bei Emile
Molinier, Cnllectinn du Bamn Albert Oppenheim, Tableau.x et Objets d'Art, Paris iyo4,
Tafel LXIV.
1C9) Abgebildet bei Vi(illet-le-E)uc, Dictionnaire raisnnne du nrnbilier l'rani;ais, tnme II,
Paris 1871, S. 63.
Mitteilungen aus dem Genii;inischen Natioualmuseuni. 1912. 4
50
ÜBER riÜLiRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MIITELALTERS.
UikI wie die NrisUTiu so sind die' ,i;'espil/ttMi kleinen Ohren nnd der .gerade lierab-
hiiiiiiende, sich nach unten verjün,i;ende kurze Schwanz, den ein späterer n'ihren-
arti^er Ansatz verdeckt, wenii;' mehr als bloß an.nedeutet. Als (jriti dient ein stab-
tornilKer. an Kamm und Kreuz des Pferdes an,i:;ei;:osseiier, ,t;ialter Henkel.
Zu dieser zweifellos frühen l'lerdelorm ,i;ibt es nun einzelne ähnliche Stücke,
die zusammen als Repräsentanten des älteren Plerdetypus .igelten können.
Da ist zunächst der Messiivi^xiiß in lorm eines gleichfalls un,t,^ezäimiten, ,t;' e-
sattelten Pferdes aus der Pfarrkirche zu Kirchsahr, der .gegenwärtig im
Diöcesan-.Wuseum zu Trier bewahrt wird (Abbildung 25).
Abb. 24.
Germanisches Natinnalmuseum zu Nüriiberc:. 12.— 13- Jahrh.
Wiederum auf niedrigen Kürperstützen, die über unförmigen Hufen gerade
aufsetzen, ein gedrungener Rumpf mit kleinem, sich in die Ausflußröhre fortsetzen-
dem Kopf, wiederum die unverhältnismäßig großen, ovalen Glotzaugen. Schopf
und Mähne sind in Strichgravierung angedeutet, ebenso Brust- und Bauchriemen
des plastisch aufliegenden Sattels, dessen kreuzweise übergeschlagene Steigbügel
in naturalistischem Sinne wiedergeben, wie man ein Pferd nach dem Ritte sich selbst
zu überlassen pflegt. In der gleichen naturalistischen Absicht sind auch Geschlechts-
teile angefügt. Der gerade herabhängende geflochtene Schweif hält sich tunlichst
in der Fläche des Körpers, und die Blattendigung des im übrigen glatten Henkel-
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
51
griffes vervollständi,e:t die spätromanische Gesamterscheinung des Stückes; doch
könnte es sich auch nur um spätromanische Reminiszenzen handehi.
Als weitere Analoga kommen drei als berittene Jäger gestaltete Aquamaiiilien
in den Nationalmuseen zu Budapest^^"), Kopenhagen (Abbildung 26) und Stockholm
in Betracht. Sie zeigen bis in rein äußerliche Motive eine auffallende Verwandtschaft
untereinander. Gemeinsam ist ihnen die Anordnung des Ritters auf ungezäumtem
gesattelten Pferde von einfachem Umriß, mit kurzen geraden Beinen, einem in Relief
gegebenen Stück Wild vorn am Sattel und einem freiplastischen vorwärts gewandten
kläffenden kleinen Hund quer auf dem Plerderücken, hinter dem Reiter. Dieser
Abb. 25.
Biscliöfliches Diöcesan-Museum zu Trier. 12.— 1 3. Jahrh. ( ? )
bläst an dem Stockholmer Stück noch deutlich in ein Hörn, das er in seiner rechten
Hand hält. Im übrigen ist das Kopenhagener Aquamanile die besterhaltene Replik
und dürfte nach Kopfbedeckung und Schildform des in Waffenrock und Kapuze
gehüllten Ritters bereits auf die Frühzeit des 13. Jahrhunderts weisen, wie auch
der nach Art einer Kleeblattbogeiihälfte gestaltete glatte Henkelgriff des Gieß-
gefäßes ganz im Sinne des Spätromanischen erscheint. In den weiteren Zusam-
170) AbiJjebildet in,,Die historischen Denkniiiler Ungarns in der l,S9f''er Millenniums- Landes-
ausstellung", Teil 1, red. von L)r. Bela Czobor, Budapest- Wien (1903), S. 7U, Abb. 93.
4*
52
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
iikMiluinu i;elH"'ren dann Stücke wie das (ließiietäl,! dt'r Sanmilinn; Dr. Albeii Tii^dor
in Wien (Abbildim.i;' 27). das uloiLlil'alls einen anl einem I lorn blasenden berillenen
J ii ,u e r darstellt.
Zu dieser älteren Torni des Reiter-.Aquanianile tritt dann der 'lypus des .ge-
rüsteten Ritt e r s a ii s d e r F: p o e h e d e r ,u' r o ß e n K r e u z x ü k e.
Beispiele haben sieh in Gieß.iiefäßeii erhalten in der Art des Ritter-Aquanianile der
Sainniluiiir Martin Le Roy, das einen Geharnischten in Waffenrock und Rin.uliaulte
mit gezücktem Schwert imd Schild darstellt ^^^), wie der entsprechend ,i;ekleideten
Abb. 25.
Dänisclies Natinnalmuseum zu Kopenliagen. Frülies 13. Jalirh.
Ritterfigur des Dänischen Nationalmuseums zu Kopenhagen (Abbildung 28). Nach
Analogie jener Kreuzritterstatuette im Nationalmuseum zu Florenz ^•-) wird auch
sie ursprünglich mit Lanze und Schild ausgestattet gewesen sein. Außer dem Reiter
sind bei den genannten .Aquamanilien noch besondere Henkelgriffe vorgesehen. So
einmal das kleine drachenartige Fabeltier, das auf dem Rücken des Pferdes auf-
171) Abgebildet im Catalogue officiel d'Exposition retrospective Paris 1900, S. 29, Nr. 396.
172) Abgebildet in Hirth's Formenschatz 1907, Nr. 15.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
53
setzend, sich mit den Vorderfüßen auf die Schultern des Ritters stützt und seinen
Rachen .tce.^en dessen Hinterkopf richtet, und ähnhch die stilisierte Rankenwin-
dun,i;' .gleicher Anordiunri;'.
(jei^en Schluß des 1^. Jahrhunderts endet die gewaltige Kreuzzut^^sepoche,
und in der abendländischen Welt .s^eht Rittertum und höfisches Wesen allmählich
seiner Blüte entgegen. Und so spielen denn seit der Wende des U. und des
14. Jahrhunderts, insofern für die Chronologie der Arbeiten nicht erst das 14. Jahr-
hundert in Frage kommt, an Stelle der Kreuzritter die T u r n i e r r i t t e r eine be-
Abb. 27.
Sammlung Dr. Albert Figdor zu Wien. Frühes 13. Jahrli.
vorzugte Rolle. Hs ist das offenbar wiederum der Niederschlag der Bedeutung
jener ritterlichen Kampfspiele im Rahmen des iKHischen Lebens.
Den formalen Übergang zeigt das Kopenhagener Aquamanile (Nr. 9094) mit
einem Ritter in Topf heim, Ringpanzer und verziertem Waffenrock, der mit der linken
Hand das Pferd zügelt und in der geschlossenen rechten vermutlich eine Lanze führte.
Obwohl sich der Ritter schon gänzlich aus dem streng vertikalen Schema geir)st hat,
eignet dem Pferde noch das ältere Standmotiv mit den parallel gestellten Beinen.
54
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Docli haben diese ,t;e,^eniiber denen jener friilieren Pferde eine weitere Sirecknn.i,^
erfahren, und wie sie sind aut.'h der Rumpf und die iil">ri,i;en GhedinatJen des Tieres
freier und lehcnsxoller uestahct.
heil il(thepiinkt der Ritterdarstelhins;en. soweit ich diese zu übersehen ver-
niaii'. iiiniiui das reichziselierte Gieß.^efäL^ in CjeslaU eines ,i;eriistelen 'furnier-
ritters im Nalidnahiiuseum zu Florenz ein. das in formalem wie technischem
Sinne ein dlanzstiick repräsentierl (Abbijdun,i; 2(j). Dabei ist der Be.i^riff des Pferdes
zu dem des edlen Kampfrosses ,i;esteii;'ert, bei vollem Hrfassen der 'l'ierform in Ver-
binduiiii' mit jenem typischen, bereits bei den Gießlöwen betrachteten Standmotiv
der zurücki^estellten Hinterbeine. Entsprechend weist die Rüstung des Ritters
Abb. 28.
Dänisches Nationulinuseuni zu Kopenhagen. 13. Jahrb.
in die Zeit vom Ende des 13. bis in die ersten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts, in
Topfhelm und den sogenannten lederstreifigen Panzer gehüllt und mit Lanze und
Schild bewehrt, sitzt er geradeaus gerichtet in hochlehnigem Sattel und hält mit der
Linken den Zügel des mit verzierter Zaddeldecke, dem Gelieger, behängten Pferdes.
In diesem Zusammenhang wäre noch ein Gießgefäß aus der Sammlung Baron Albert
Uppenheim in Cöln zu nennen, obwohl es an formaler Durchbildung dem vorigen
weit nachsteht. Wie der Ritter in Ringelhemd und enganliegendem, unten ausge-
zacktem Waffenrock nebst Topfhelm mit Helmzier schon durch seine Tracht dem
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID.
55
vorgeschrittenen 14. Jahrhundert angehört, so lassen auch die schlanken, harten Formen
des wiederum verzierten Pferdekr)rpers an dessen zweites Viertel denken (Abbildg. 30).
Abb. 20.
Königliches Nationalmuseum zu Florenz. Um 1300.
Noch ein zweites Hauptstück birgt das Nationalmuseum zu Florenz (Abbildung 31 ).
Dargestellt ist ein j u g endlicher Ritter mit dem Turnierkranze auf dem
56
ÜBER FIGÜKLICHE ÜIESSGE FASSE DES MITTELALTERS.
Haupte und einem Szepter in der rediten Hand, während er mit der linken den Pferde-
ziii^el Irält. lir traut den Riui^elpanzer. dariilu'r einen verzierten, in spitzen Laschen
endigenden Wall'emdck. \ei'inulliLh aus der Zeit ,i;'e,i;en Mitte des II. Jahrluinderts,
und ein Seliwert an dem c.iirlel. Sein Kopf zeigt ganz den Cliarakter des damaligen
Idealtypus: das desiclit ist ebenmäßig schini gestaltet, und es fällt das gegen die
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Abb. 30.
Aus der Sammlunö; Albert Oppenheim zu Cöln. 1. Hälfte des 14. Jalirli.
Nach Emile Moliuier, Collection du Baron Albert Oppenheim.
Stirn kurz gehaltene Haupthaar an den Seiten und hinten in regelmäßig gewellten
Lockensträhnen herab. Das Pferd mit beweglichen gravierten Zierplättchen an
dem Brustriemen ist über und über ziseliert, dabei erscheint es durch die schachbrett-
artig gemusterten Kreisformen an Hals und Rumpf als Apfelschimmel gekennzeichnet.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
57
Verwandt ist ein Stück im Dänischen Nationalniuseum. aus Valby bei Kopenha^^en^ '^),
ähnlich ein weiteres in den Sammlungen des Grafen Hans Wilczek auf Burg Kreuzen-
stein hei Wien.
Bei ihnen ist, also in der Zeit um l^SO, bereits jenes Standmotiv mit vorge-
streckten Vorder- und stärker zurückgesetzten Hinterbeinen zur Anwendung ge-
langt, das sich wie bei den Löwen so auch bei den Pferdeformen wiederholt, wohl
Abb. 31.
KöniL'-liches NatioiKilnuiseum zu Florenz. Mitte des 1-1. J.ilnii.
bis in das 15. Jahrhundert hinein. Als Beispiele sind noch zwei weitere Aquamanilien
des Dänischen Nationalmuseums zu Kopenhagen anzuführen, das eine in Form eines
Ritters in Maschenpanzer und Topfhelm, mit einem gezückten Schwert in der Rechten,
173) Abgebildet bei Hermann Liier und Ma.\ Creutz, Geschichte der Metallkunst, Bd. I,
Stuttgart 1904, S. 319, Fig. 244.
58
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
inöi^licherweise schon uns Jor ersten Iliiine des II. Jalirluinderts^'*), das andere
in der Gestalt eines un.ijesatlellen und un.uezäuniten Pferdes (Nr. MDCCIll) eben-
dort. Ganz sclienialisch ist dann der uleiLiie Typus vertreten in Pferden wie dem
der Saniniluui;' lüii^en \on .^\iller zu AiLliholz in Wien oder dem im ( jermanischen
NatiiMKiImuseum zu Nürnberi; (K- Gi. (04: .Abbildung; M).
Unter den Pferdetypen hebt sich endhch eine charakteristische .^esclilossene
( iruppe heraus, die sich chronolo.^iscli unzweifelhaft mit dem Iv Jahrhundert fest-
lei^en läßt. Das Germanisclie Nationalmuseum zu Nürnlter.i;' besitzt davon drei
Stücke, durch die die formale Wandkuii;- nicht tun- trefflich illustriert, sondern auch
Abb. 32.
Germanisches Nationalmuseum zu Nürnberg. 14.— 15. Jahrh.
die Angliederung weiterer Arbeiten ermöglicht wird. In ihnen zeigt sich ein unver-
kennbares Gelingen nach der naturalistischen Seite, daneben doch auch eine gewisse
Übertreibung oder eine Verknricherung der Tierform.
174) Abgebildet wegen der eigenartigen Sattellehnen bei August Demmin, Die Kriegs-
waffen, 3. Auflage, Gera-Untermhaus 1S91, S. 392, desgl. bei J. J. Marquet de Vasselot, L'E.xpo-
sition de Dinant, in der Gazette des Beaux-Arts, Paris 1903, II, S. 479, sowie bei Hermann
Liier und Ma.\ Creutz, Geschichte der Metallkunst, Bd. I, Stuttgart 1904, S. 319, Fig. 244.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
59
So stellt das eine Gießti:efäß (K. G. 712; Abbildun.ii: 33) des Germanischen Mu-
seums ein stark gestrecktes Pferd dar, einem Karrengaul nicht unähnlich, mit hängen-
dem formlosen Kopf, steif aufgesetzten Vorder- und gespreizt zurückgestellten Hinter-
beinen, daran in Gravierschnitt angedeutete Haare. Die Augäpfel ciuellen aus den
Lidrändern liervor, am Maule, mit herabhängender Zunge, sind große spitze Eck-
zähne angedeutet, die Mälme liegt der linken Halsseite in gravierten Buckeln auf.
Auf niedrigem Sattel sitzt in den Steigbügeln ein barhäuptiger, bärtiger Ritter, der
mit der recliten Hand den Zügel, in der vorgeführten linken einen aufwärts gerich-
teten Dorn hält. f:r trägt die seit dem Ende des 14. Jahrhunderts übliche Schecke
mit engen, bis zur Handwurzel reichenden Ärmeln und einem oberhalb der Hüften
1
1
1
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Abb. 33.
Germanisches Natioiialnuiseuni zu NünibeiK. 1. Hälfte des 15. Jahrh.
liegenden verzierten Gürtel, an dessen rechter Seite der Dolch ausgebrochen zu sein
scheint, glatte Beinkleider und lange spitze Schnabelschulie. Mit dem in fünf Spitzen
zugestutzten Bart und dem in der Mitte gescheitelten viergeteilten Haupthaar in
Gravierschnitt verkörpert er die Modefigur der hussitisclien Zeit, nach Analogie des
vermutlich als Doppellichtträger zu ergänzenden Bronzeleuchters der Sammlung
Dr. Albert Figdor zu Wien, eines unverkennbaren Seitenstückes (Abbildung 34),
das Gustav E. Pazaurek in seiner schon zitierten Abhandlung über „Alte und neue
60
ÜBER FIGÜRLICHE ÜIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Beleuchtungskörper" erstmalig ven'Hfonlliclil liat ''•'"'). Damil winde sich aucli
für das Gießgefäi.) die erste IhUfte des IS. Jahrhunderts als liiitstehungszeit ergeben.
Die zeithche Nähe beider Stücke erheHt aber nicht nur aus verwandten Zügen
wie der äiuihch gekiinsteiten Barttracht hcl ganz identischer Kopthaltung mit der
Blickrichtung schräg nach oben und der last entsprechenden enganliegenden Kleidung,
sondern auch aus gemeinsamen Details. So zeigt die Leuchterfigur an der Schecke
als Knöpfe die freilich nicht unge\\t)hnliche Pimzenverzierung aus kleinen Kreisen
Abb. 34.
Leuchtertiäy:er. Sammlung Dr. Albert Fi,s,'d(ir zu Wien. 1. Hälfte des 15. Jiihrli.
mit betontem Mittelpunkt, die sich am Gürtel des Reiters und an dem rein deko-
rativen Zaum- und Sattelzeug seines Pferdes wiederfindet, ja selbst zur Darstellung
der Pupillen des Pferdes hat herhalten müssen. Es sind das alles Übereinstimmungen,
die in dem vorliegenden Falle in der Herkunft beider Bronzegüsse begründet sein
175) In den Mitteilungen des nordböhmischen Gewerbemuseums, Reichenberg 1904,
S. 43 und vorhergehende.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
61
ni(),ii:en: wie das Aquamanile des Germanischen Museums aus Ludesch bei Bludenz
in Vorarlberg stammt, so ward jener Leuchter im benachbarten Tirol, bei dem Augu-
stinerkloster Neustift unweit von Brixen ausgegraben.
Die beiden anderen Stücke des Germaiiisclien Museums sind mehr Durch-
schnittsarbeiten.
Etwa in die gleiche Zeil, rund die 1. Hälfte des IS. Jahrhunderts, geh(')rt das
zweite Ritte r-Aquamanile (K. G. 584; Abbildung 35) des Germanischen Museums.
Dargestellt ist auf ungesatteltem Pferde ein jugendlich-bartloser Ritter in geschei-
Ahb. 35.
Germanisches Nationalinuseum zu Nürnberg. 1. Hälfte des 15. Jahrli.
teltem rundgeschnittenen Haar, einer vorne genestelten, in der Taille gegürteten
kurzen Schecke mit weiten Unterärmeln, engen Beinkleidern und spitzen Schuhen.
Er hält die Arme zur Seite gebreitet, deren schräg emporgerichtete Hand-
flächen zu je einer ringf(")rmigen Öffnung überleiten, die den Anschein erwecken,
als habe das Gießgefäß gleichzeitig als Doppelleuchter Verwendung gefunden. Dem-
gemäß liegt der aus kreuzförmig gespaltenen, dem Außenteil der Trense ähnlich
02
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSÜEFÄSSE DES MITTELALTERS.
irefomiten Gliedern bestellende Züirel dem Kamm des Pferdes auf. An dem scliarf-
kanti.i^en Kopfe mit der typisch hervoriiekehrten Zun.t^e sind Scliopl und Mähne
in üppi.i^en, sorsisam i^vdrehten, kurzen LoLkenbüscheln aufi^etra.uen und an den Beinen,
in deren Slellun.i; noch jenes feste Schema nachklins^l. fehlen auch die Hufeisen nicht.
Un.iileich entwickelter ist das dritte Pferd (K. G. 262; Abbildung 36) ge.^eben,
einmal in der naturalistisclien Durchmodellierun.i; des Pferdek()rpers, daini auch in
Abb. 36.
Germanisches Nationahnuseum zu Nürnberg. 15. Jahrb.
der detaillierten technischen Wiedergabe. Dabei ist gleichzeitig das konventionelle
Standmotiv zugunsten natürlichen Stehens aufgegeben und die charakteristische
Stellung des Pferdekopfes bei kurz gehaltenem Zügel getroffen, im einzelnen sind
am Kopf außer Zunge und Nüstern Lippen und Zähne herausgearbeitet, und an den
Beinen sind wiederum die Hufeisen nicht vergessen. Die an der rechten Halsseite
liegende, reliefmäßig gewellte Mähne, Schopf und Schweif sind kräftig graviert. Aus
wimperlosen Lidern treten die langgezogenen Augäpfel mit ihren ziselierten runden
strichartig verlaufenden Pupillen hervor, und unverhältnismäßig groß wie sie sind die
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
63
tütenförmie^en Oliren .c:ebildet. Das Zaumzeu,? zeigt wieder die bei den späteren Ar-
beiten des ()fteren vorkommende Verzierun.i;' aus aneinandert^ereihten punzierten kleinen
Kreisen mit betontem Mittelpunkt. Späteren Charakters ist ferner das sich im Nacken
des Pferdes festbeißende an.t;eMossene Tiergebilde in seiner schematischen, die Tier-
und Henkelform kombinierenden Gestalt bei weit aufs^erissenem Maul und leicht
sich windendem Schweifende.
Mit Hilfe dieser Stücke läßt sich noch eine Reihe weiterer Pferde chrono-
lo,i;isch unterbrins^en. Da ist es insbesondere eine im Motiv unter sich en,i;verwandte
Abb. 37.
St:uitssammluiisx vaterl. Altertümer zu Stuttgart. 15. Jahrh.
Gruppe von Gießgefäßen, die sich zu je einem Exemplar in der Staatssammlun.i^-
vaterländischer Altertümer zu Stutt,ö:art (Abbildung 37), dem Fürstlich Hohenzollern-
schen Museum zu Sigmaringen ^"*) und dem Cluny-Museum zu Paris^^') befinden.
Gemeinsam ist ihnen, daß sich auf dem Rücken des naturalistisch durchgebildeten
\7<') Abgebildet bei I.H. von Hefner-Alteneck, Die Kuiistkannner Sr. Kgl. Hoheit des
Fürsten Carl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, München 1S67, Tafel IS E.
177) Abgebildet bei Viollet-le-Duc, Dictionnaire raisonne du mobilier frangais, tome II,
Paris 1S71, S. 13.
64
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Pferdebirpers, mit Hin.iiuBöffiuintr auf dem Kopf und tierkopfaili.ir ,ii:estaUeter Aus-
flußrohre vorn in der Brust, in vrtlli^er Verkt'iinuni; des orientalischen (irund.t^^edan-
kens des sich festbeißenden 1 k'nkclticies, lusti,i;e kleine Tieri:;ebilde inil rückwärts
Abb. 38.
Königliches Nationalmuseum zu Florenz. 15. Jahih.
gewandtem Kopf zu schaffen machen, die bei dem Stuttgarter und dem Sigmaringer
Pferde mit ihren Füßen in den Zügel greifen. Und im einzehien findet sich bei dem
Stuttgarter Giefigefäß auch jener gotische, kreuzförmig gespaltene Außenteil der
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID. Ö5
Trense wieder, bei dem Si,iiinarin,t::er und dem Pariser Aquamanile daneben jene kreis-
fürmi,i,^e Punzenverzierunt;- mit betontem Mittelpunkt. Weiter wären etwa Stücke
wie das P f e r d des Bayerischen und der P f e r d e t o r s o des Dänischen National-
museums hier anzureihen, durchaus Arbeiten aus der Spätzeit des Mittelalters.
Als G r u p p e n d a r s t e 1 1 u n ,ic kommt ein drittes Reite r-Aquamanile
des Nationalmuseums zu Florenz in Betracht, dessen Motiv dem mittelalterlich-
kirchlichen Bilderkreise entlehnt ist : der h e i 1 i ,^' e Ritter Georg als D r a-
c h e n b e k ä m p f e r (Abbildung 38). Damit hat gleichzeitig das orientalische
Drachenmotiv seine christliche Umbildung erfahren. Der Heilige in der Tracht
der Kriegsmannen des IS- Jahrhunderts hat sich im Sattel erhoben und wendet sich
nach rechts zurück, um mit voller Kraft die von beiden Fäusten gehaltene Lanze
dem Drachen, der bereits das rechte Hinterbein des Pferdes zur Hälfte erklommen
hat, in den Rachen zu stoßen. Und das im Dahinschreiten gegebene Pferd richtet
den Kopf zur Seite, dem Vorgange zu. Es zeigt in Gravierschnitt mit Punzenver-
zierung die damals übliche reiche Art des Sattelzeugs und enthält bei einer Einguß-
öffnung in seinem Hinterkopf die tierkopfartig gestaltete Ausgußtülle wiederum vorn
in der Brust.
Nach den bisherigen Erörterungen dürfte sich eine gleich ausführliche Be-
handlung der Tiertypen erübrigen, deren formale Entwicklung Hand in Hand geht
mit der der betrachteten E ö w e n- und P f e r d e-Aquamanilien. Auch unter-
scheiden sie sich von jenen im Grunde doch nur durch äußere C h a r a k t e-
r i s i e r u n g s m i 1 1 e 1, unter deren Anwendung einmal Hirsche, das andere
Mal VV i d d e r und wieder ein anderes Mal H u n d e entstehen. Die Stückzahl dieser
Typen ist eine nur beschränkte.
So seien von den 1 1 i r s c h f i g u r e n nur zwei charakteristische Exemplare
herausgegriffen: der Hirsch von der Insel Mors (Limfjord) im Dänischen National-
museum zu Kopenhagen (Abbildung Y)) und der des Germanischen Nationalmuseums
zu Nürnberg (K. G. 492; Abbildung 40). Die Eiiigußöffnung ist bei beiden im Kopfe
angebracht, dagegen die tierkopfartig gestaltete Ausgußtülle bei dem Kopenhagener
Stück im Maule, bei dem des Germanischen Museums in der Brust. Und dieser
ja für die früheren beziehungsweise späteren Arbeiten typischen Anordnung ent-
sprechen die Körperformen. Der Kopenhagener Hirsch zeigt bei einfachen
Umrißlinien vertikal gerichtete, bereits gestreckte Läufe, einen kurzen gedrungenen
Rumpf mit fließenden Übergängen in Hals und Kopf, und in dem aufgerichteten
Kopf das wie zum Schreien geöffnete Maul mitsamt der Tülle. Die Augen treten
unter den Augenbögen nur flach hervor, die Ohren sind lediglich in Form kleiner,
seitlich angesetzter Buckel gegeben. Dabei beschränkt sich die Charakterisierung
als Hirsch auf Anfügung eines Geweihes und Wiedergabe von Schalen und Ballen
an den Füßen. Jedoch irilt in dem stattlichen, über und über ziselierten Henkel-
tier in Gestalt des sich im Nacken des Hirsches festbeißenden Drachen, dessen Schweif
in einer fünfteiligen Blatt form endigt, die orientalische Grundidee so prägnant wie
selten zutage. Alles in allem ist an einer Entstehung des Gießgefäßes im 13. Jahr-
hundert kaum zu zweifeln.
Demgegenüber erweist sich der Hirsch, des Germanischen Museums durch-
aus als Arbeit der Spätzeit, des 15. Jahrhunderts. Bei verhältnismäßig hart und
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. 1912. k
66
ÜBER FICiilRLK'.liE GlKSSr.E 1 ÄSSE DES MITTELALTERS.
iiewaltsani wirkeiklen Gesanil Proportionen ein unverkennbarer Zuc: nach der naliira-
listischen Seite: steif aufstellende X'orderläufe, mit betonter Muskelpartie am Rumple,
bei stark /airück^estreckleu. in den deleukeu übermäl,ii,i; ,i;ekuiL-kleu i liulerläuleu,
auf ihnen ein in die Läniie ,i;ezo,!;ener Rumpf mit kräfti.ii' ausladendem Hals und ein-
,i:ezo,i;eneni Kopf, in dem ,!;er)ffneten Maul mit den Resten roter Farbe, die auf
ehemalii^^e Bemaluui; deuten, wiederum das Motiv der hervorti'ekehrten Zun,t,T zwi-
schen sichtbar i;emachten Zahnreihen, ebenso sind aucli die Nüstern an,i;edeutet.
Die Au.iiäpfel haben ziselierte, strichfrn'mii!: verlaufende Pupillen erhalten, die auf-
,t;"enchteten i^espitzten Ohren sind nach vorn g'ekehrt. Und was die spezifische
llirschforni anlangt, so äußert sich diese bei richtiger Naturbeobachtuu,^" am Geweih
in den Rosen, am Halse in der dem Hirschhals eigenen Abflachung nach den Seiten,
und in der Gestaltung der Füik nach Art des Zweihufers. Dagegen ist die als
Abb. 39.
Dänisches Nationalmuseum zu Kopenliagen. 13. Jalirli.
Henkel dienende Tierform mit aufgerissenem Rachen fast bis zur Unkenntlichkeit
verkümmert.
Zwei weitere Hirsche werden in der Universitätssammlung zu Christiania,
ein einzelnes Stück mit herausgearbeiteter Eingußtülle im Nacken des Hirsches
im Neapeler Museum bewahrt.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
67
Audi an Widder n sind mir nur vereinzelte Stücke bekannt .geworden.
Von ihnen luit das sclunisle, vermutlich aus der Zeit um 1300, bereits Jos.
Deslree^"^) publiziert (Abbildun.i;- 41). Aus Weesp in NordlKtlhmd stammend,
i;ehr)rt es zu jenem älteren, ,i;rol.itlächi,i;en Tiertyp mit ,i;estrecktem Körper, uei'^ide
Abb. 40.
Germanisches Natinnalmuseum zu Nül•nbert,^ 15. .lahili.
auf,t(esetzten Vorder- und straff zurückgesetzten Hinterbeinen. Dabei ist die F:in-
,i,aißöffnun,i;' auf dem Hinterkopf, die Aussußtülle. in Form der schrä.i;' aufwärts
178) Het oude Koperwerk op de Tentoonstc'llingeii te biiiaiit en te .Middelhuri;. in ,,()nze
Kunst", Jahrgang IV, Antwerpen und Amsterdam 1905, I, S. 37 lt., mit Abbildung Nr. 45.
5*
68
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
gerichteten kurzen R()lire, in der Stirn des Tieres an.t^ebracht. Der Henkel zei,s;:t die
übliche nrachenforni. Das Besondere der Widderart wird Kf.i^ehen in dem außer-
(^rdentlich lehensvoll ^gestalteten Kopf inil stark gekrümmten ll(')nieru, wie in den
sich über den Kurper hinziehenden Reihen flach,i:,ravierter stilisierter Locken
zur Andeutunji' der Wolle im Gegensatz zu dem kurzen und nur punktiert bezeich-
neten Haar an Kopf und Beinen. Hntsprechend finden sich paarzehige Hufe und
ein kurzer Schwanz.
Das bei Trondhjem in Norwegen gefundene Widder-Aquamanile des Dänischen
Nationalmuseums zu Kopenhagen (Nr. 9093) zählt noch zu den Stücken, bei denen
in Verbindung mit kurzem Körper Gliedmaßen und Rumpf rechtwinklig zueinander
Abb. 41.
Weesp in Nnrdliolland. Um 1300.
Nach Jos. Destree, in „Onze Kunst", Jahry. IV.
stehen. Dem Wasserausguß dient das bloße Maul, und, um den Eindruck des Wid-
ders hervorzubringen, sind lediglich dem Kopfe nahezu ringförmig gebogene Hörner
angefügt und die Füße als Hufe gestaltet. Als Datierung kommt wohl nur das
13. Jahrhundert in Betracht.
Von einem dritten, mir in einer Abbildung vorliegenden Widder ließ sich der
Aufbewahrungsort nicht mehr feststellen. Seine Körperform ist in der Art der
Tierkörper des 15. Jahrhunderts gehalten: der Rumpf gestreckt, mit Ausgußtülle
vorn in der Brust, steif aufgesetzte Vorder- und zurückgesetzte, in den Gelenken
geknickte Hinterbeine. Als Handhabe ein bis zum Kopf zurückgebogener, hier um-
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID. 69
,e:esclila,c;ener Uin,i,^er Schweif mit Knoten und Buckeln, in seiner beiderseits abc:e-
flacliten kanii,ü:en Form ,s:anz wie bei den spätesten Löwentypen. Hinein Widder
t:.eniäß ist, nelten den luifartii^en Füßen, nur der Kopf ,t,^eslaltet mit Schnecken fcirnii.i,^
s;'ewundenen Hörnern, betontem Nasenbein und wie zum Bhiken .i^eiiffnetem Maul.
Von den GieUgefäßen in Form von H u n d e n scheint das in den siebzi,t,^er
Jaliren des vori.i^en Jahrhunderts in Wien gefundene, defekte Exemplar noch eine
der älteren Arbeiten zu sein^""). Handelt es sich doch nach dem im „Arclhv für
kirchliclie Baukunst und Kirchenschmuck" veröffentlichten Holzschnitt um den
Tiertypus mit kurzem Rumpf, ,c:est reckten, vertikal ,t,^erichteten Beinen und erhobenem
Kopf mit Aus,i;iißtülle in dem halb,i;e(')ffneten Maul, f^abei dürfte die Hundeart
wiederum nur in Kopf, Füßen und Schweif zum Ausdruck gelangt sein. So findet
sich beispielsweise auch das Ziermotiv der Beine in Gestalt gravierter un.d punzierter
Streifen analog an dem Pferde-Aquamanile in dem Kunstgewerblichen Museum
der Handels- und Gewerbekammer zu Prag^^°).
In das 14. bis 15. Jahrhundert würden dann Hunde-Aquamanilien weisen wie
die im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin (Abbildung 42) und dem Bischöflichen
Museum zu Münster i. W., denen sich vermutlich das Stück mit gebrochenen Füßen
und defektem Schweif im Fürstlich Hohenzollernschen Museum zu Sigmaringen ^'''^)
anreiht. Bei ihnen sind die K(')rper der Tiere in vollster Spannung dargestellt: auf
vorwärts gestemmten Vorder- und straff zurückgesetzten Hinterbeinen ein geschmei-
diger Rumpf mit emporgewandtem Kopf und Ausgußtülle zwischen den Zähnen;
dabei sind die Köpfe mit der typischen Blickrichtung nach oben, die Pfoten und
der gleichsam im Wedeln aufgerichtete Schweif ganz nach Hundeart gegeben.
Sicher dem 15- Jahrhundert angehörig und ganz im naturalistischen Sinne
behandelt ist der Hund des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg (K. G. 58};
Abbildung 43). Bei ihm verbindet sich gute Beherrschung der anatomischen Ver-
hältnisse des Hundekörpers mit feinem Verständnis der Hundenatur. Auf paarweis
nebeneinander geordneten, fast zierlich gestalteten Beinen, die nur leiclit mit den
Zehen den Boden berühren und dadurch die Illusion unruhigen Hin- und Hertappens
erwecken, ein wohlproportionierter Krnper mit tierkopfartiger Ausgußtülle inmitten
der Brust. Der kurze Kopf mit aufwärts gerichtetem Blick, geiiffnetem Maul, scharfem
Gebiß und hervorgekehrter Zunge sowie mit langen und breiten, flachanliegenden
Ohren ist von größter Lebendigkeit. Die Wirkung ward noch verstärkt durch den
bereits erwähnten Auftrag von Farben, von dem sich Reste im Rachen erhalten haben.
Dabei eignet dem Gusse selbst der wundervolle Glanz einer ins Bräunlich- Grün
schillernden Metallegierung. Der Schweif ist geringelt, der schematisch gestaltete,
sich im Nacken des Hundes festbeißende Drache mit sich gabelnden Hinter-
beinen durchaus im Charakter der späteren Arbeiten. Auch sind bei dem Hunde
Geschlechtsteile angefügt, in dem Ausguß scheint sich noch der ursprüngliche Ab-
179) Abgebildet im Arcliiv für kirchliche Baukunst und Kirchenschinuck, hrsg. von
Theodor Prüfer, Jahrgang I, Berlin 1876, S. 45-
iSo) Abgebildet bei K. Chytil, Führer durch die Sammlungen des Kunstgewerblichen
Museums der Handels- und Gewerbekunimer in Prag, Prag 1909, S. 44.
181) Abgebildet bei J. H. von Hefner-Alteneck, Die Kunstkammer Sr. Kgl. Hoheit des
Fürsten Carl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, München 1867, Tafel 18.
70
Ober riGtiRi.u;iiE giessgekässe des Mittelalters.
^chluLUiahn zu betiiulen. mit roh .slili.^iL'rlein Halmen vo^cl als Griff iiiul eiiiuesclilaire-
nein gotischen Zeiclic'ii an der einen Breitseite.
Gele.iientlich Jer Respreclumu des L ("» w e n lypus wurde an 11 u n d e \(>r-
bilder erinnert. Cierade der \'eri;leicli dieses Hundes des Germanischen National-
nuiseums mit dem Löwen-.Aquamanile im Städtischen Kunst.^ewerbemusenm zu lYa.i;
(.Ahbikhnvc 21) zeijit die Berechti.i^^un.i;" auirenfällii;. Sind es doch Stücke, die trotz
der anders gearteten Tiergattuni;' und abgeselien \-on den spezifisclien Charakterisie-
rungsmitteln als Hund bezw. als LCme sich in K('>rperautfassung und Standmotiv
sehr ähneln, ja fast gleichen.
Hier m(>i;en einige Beispiele pli an t ast ische r, als Vier fülHer gestalteter
Tiert'ormen folgen, die sich ohne weiteres den bisher betrachteten Typen anschließen.
Abb. 42. Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin. 14.— 15. Jalirli.
Das Germanische Nationalmuseum zu Nürnberg bewahrt das Gießgefäß in
Form eines unbestimmbaren reißenden Tieres (K. G. 493; Abbildung 44),
das zu den originellsten Schöpfungen mittelalterlicher Tieraquamanilien gehört.
Es ist ein nHlicher Gelbguß mit reicher Strichgravierung und stellt ein kurzbeiniges
phantastisches Raubtier dar mit seitlich gewandtem Kopf und gerade herabhängen-
dem Schweif, das sich zweier Fabeltiere zu erwehren hat, von denen das größere
dem Gießgefäße als Handhabe, der Kopf des kleineren als Ausflußröhre dient.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
71
Vorlrefflicli beobaclilet ist der Ausdruck beha,t;lichen Fressens bei dem Fkupt-
iier, das in halbi;ei)ftneleni Rachen mit scharfen Zälmen und siclitbar .gemachter
Zun.^e den j-lals des ihm quer im Nacken aufsitzenden kleineren Tieres zu zermalmen
scheint. Dabei zählt dessen vorwärts gerichteter Kopf zu den glücklicheren Lösungen
des Wasserausgusses an Stelle jener ganz unorganisch in der Krirperachse befindlichen
>.i.-'^i»2,T&iViÄ4.
Abb. 43.
Germanisdies Nationalmuseum zu Nürnberg. 15. Jahrh.
AusgußlüUen. Nicht minder gelungen erscheint das Henkeltier, das sich am Ohre
der Hauptfigur festgebissen hat und sich dabei mit den hinteren Füßen auf deren
Kreuz, mit den vorderen auf den K()rper des kleinen stützt.
Die chronologische Einreihung der Arbeit ist nicht ohne Schwierigkeiten, da
es an eigentlichen Vergleichsobjekten fehlt. Die rechtwinklige Achsenstellung in
72
ÜBER FIüllKLICllL GIESSGEFÄSSE DES MITTEI.ALTEKS.
dem auf kurzen Reinen rulienden KiMper der Haupt fi.iiur niil plastisch empfundenem
llenkellier spräche für eine ünlslehunu in spälromanisclier Zeil. da.i;ei;en weist ins-
besondere der zur Seite .ueNvandte. für starke Sehla.iisciiallen schartkanlii; ziseherte
Kt'pt an uus,^eprai;l .gotische Stücke. Lind so wird man mit der Datieruns; in das
14. Jahrhundert hinah.i^ehen müssen.
Die übri,L:en pliantastischen XiertüLiier entwickeln sich aus Pferde- oder
Löwe n körpern.
Abb. 44.
Germanisches Nationalmuseum zu Nürnberg. 14. Jahrb.
So das Einhorn im Museum zu Bergen in Norwegen die typische Pferde-
form des 14. bis 15- Jahrhunderts mit schematisiertem Drachen als Handhabe.
Nur ist die röhrenförmige Ausgußtülle in der Stirn zu einer Art Hörn, die Zweck-
form zum künstlerischen Motiv, geworden (Abbildung 45). Die gleiche Tierform
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID.
73
.soll bei C^hiaveniKi ,i;clinideii sein ^^~) und ist auch im (duuy-Museuni zu Paris ''^•')
vertreten.
Die Verbindung; von Menschen- und 'I" i e r k (') r p e r in den stren,i::en
Formen der spälromanischen Zeil repräsentiert das mehrfach erwähnte C e n-
t a u r e n-Aquamanile im Ungarischen Nationalmuseum zu Budapest (Abbildung;' 4(>).
Hier ist einem Pferdektu-per die 1 lalbt'i.i^ur eines bekleideten bärti,i;en Mannes auf-
gesetzt, der mit vorgeführten Armen auf einem scheibenfT)rinigen Instrumente zu
musizieren sclieint. Als Handhabe dient das quergestellte Figürchen eines Flöten-
spielers auf dem Plerderücken statt eines glatten oder drachenfr)rmigen Griffes.
Der WassereinguL! geschieht durch die bekannte Öffnung an. dem Hinterkopfe des
Mannes, der AusguL! \ermillclst einer lierkopfarlig endenden Tülle, die der Brust des
Abb. 45.
Museum zu Bergen in Norwegen. 14.— 15. Jahrli.
Nach B. E. Bendixen, in Ber.ijens Museums Aarsberctniiii; für IS'JI.
Centauren eingefügt ist. Dabei scheint der Centaur auf den Bilderkreis der Antike
zu weisen, und es wäre nicht unm()glich, daß die Darstellung im letzten Grunde auf
C h i r o n u n d d e n jugendlichen Achill zurückgeht, eine Deutung,
182) Vgl. C. Drury E. Fortnum, A descriptive Catalngue of tlie bronzes of european
Origin in the South Kensington Museum, London I876, S. 114.
1S3) Vgl. Jules Labarte, Histoire des Arts industriels, deuxieme Edition, tome L,
Paris 1872, S. 186.
74
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DtS MITTELALTERS.
die im Ksrl. Kiin^tR'ewerbenuL^euni /u IxtHii auf die dorli.i^e N;ulibildiiii,i; des Stückes
lumewLindt ist. Lä.i,'e es dein,i;eniäB im Motiv be.ii'ründet, an eine frühere l:ntsteliun,i;'
der Arbeil /.ii denken, so erinneri doeh desiehtssehnitt und I laaiiiehandluni; der
mensehliehen HallM'i.i^ur duivhaus an Kopftypen des 1^. Jahrhunderts, entsprechend
der Pferdekorper in seiner Stelhin.U' mitsamt der Bilduni: des uelirililten und ,!;ravierten
Abb. 46.
Ungarisclies Nationalmuseum zu Budapest. 13. Jahrh.
Nach Emile Moliiiier, in der Gazette archtologique, Jalirg. X.
Scliweifes an Formen wie die des Pferd e-Aquamanile im Kunst.i^^ewerlMiclien
Museum der Handels- und Gewerbekammer zu Prag. ^''*^) Audi findet sich ja eine
184) Abgebildet bei K. Cliytil, Führer durch die Sammlungen des Kunstgewerblichen Mu-
seums der Handels- und Gewerbekannner in Prag, Prag 1909, S. 44, Abbildung 11.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
75
ähnlich reiche Zi^seHeruiii;' im Verein mit jenen schachlireliurtii:; ,i;emiislerten Kreis-
formen, die :in einen Apfelschimmel denken lassen, erst liei den reiferen Arbeiten.
Formal entwickelter und vermutlich schon der Zeit um 1 MX) an,i;eht»ri,i;' ist jenes
V i e r k ö p f i ,i;' e Fabel w e s e n mit Löwenkcirper im Museum des Ktnii.L^reiches
Böhmen zu Pra,t;'. das die überlieferte Tieriorm in un,i;e\v()hnlich virtuoser Ausgestaltung'
des Motives im mittelalterlichen Sinne bietet (Abbildun.i;- 47). Dabei beschränkt
sich das L(')\venarti,i;e nicht nur auf die Andeutun.t;' von Tatzen und die Anfü,ü;un,i,^
eines lang herabhängenden, am rechten Hinterbein nach spätromanischer Weise
in einer Blattform endigenden Schweifes, vielmehr scheint auch im Standmotiv
die Wiedergabe des Sprungbereiten der Katzenart versucht zu sein. Der Kopl,
in der Kfirperachse in Vogelform gestaltet, mit kräftigem gekrümmten Schnabel
Abb. 47.
A'\useum des Köni«;reiches Böhmen zu Praj.
Um 1300.
als Ausguß, zeigt an den Seiten menschliche Gesichter, nacli rückwärts eine ühven-
maske, aus deren geöffnetem Rachen der Henkelgriff hervorwächst. Dieser setzt
sich zusammen aus der Figur eines Ritters in Topfhelm, Ringpanzer und Waffen-
rock und der eines sich vom Hinterteile des Tiergefäßes vornüberbeugenden, bis auf
die kapuzenartige Kopfbedeckung völlig unbekleideten Mannes. Er steht auf einem
76
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSOEFÄSSE DES AMTTELAI.TERS.
dem Fiibelweseii an.^eii'osseiien fralzenhafk'ii Kopfe und sucht niil v()r,i;eslreckten
Armen den Ritler, der sich mit den Händen an seinem Barte leslklammert, dem
I.i'iwenraehen zu entreißen, welcher den Ivitler \on den TiiLien aul'wärls /u verschhni^'en
droht. Als eine weitere Besonderheil des vorzüs^lich patinierten Bronze.i^^isses sind
die rejjeimäßi^en Punzenreihen an Runipt und Gliedmal^en der Tierlorm zu erwähnen,
eine Art Andeutun.ii des Felles.
Andere Stücke, aus dem 14.1ms Iv Jahrhundert, lieschränken sich auf die
Wiedergabe eines T i e r k o r p e r s m i 1 in e n s c h 1 i c li e m K o p t. So hat
man bei Gieügefäßen wie dem im Dänisclien Nationalmuseum zu Kopenhagen (Nr. 120)
Abb. 48.
Kunstgewerl^emuseum der Stadt Cölii. 14.— 15. Jahrb.
und dem weiteren im Kunstgewerbemuseum der Stadt Cöln (Abbildung 48) L ö w e n-
k ü r p e r mit seitlich gewandtem m ä n n li c h e n bezw. weiblichen Kopf
kombiniert. Und ein P f e r d e k ö r p e r mit geradeaus gerichtetem gekrönten
F r a u e n k 0 p f, aufgebogenem löwenartigen Schweif und tierkopfförmigem Aus-
guß inmitten der Brust ist im hessischen Landesmuseum zu Darmstadt vertreten ^^•').
185) Abgebildet bei A. Feigel, Neuerwerbungen der Plastik-Sammlung des Landesmuseums
zu Darmstadt, in „Der Cicerone", Jahrgang V, Leipzig 1913, S. 42.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
77
Daß derartige orientalische Motive, insbesondere die Pferdeform mit Frauenkopf,
Krone und wallendem Haar schon in romanischer Zeit in der abendländischen Kunst
lieimisch geworden, zeigt ja ein Kapitell von St. Peter zu Pavia^'^'^), doch lassen die
Formen jenes messingenen Gießgefäfies nach den bisherigen Erörterungen an einer
Entstehung im 15. Jahrhundert kaum einen Zweifel.
Nicht minder orientalischen Ursprungs sind dann die G r e i f e n darstel-
lungen, die als V i e r f ü ß 1 e r oder in V o g e 1 f o r m vorkommen.
Abb. 40.
Kg\. Kunstgewerbenuiseum zu Berlin. 12.-13. Jahrb.
Bei den Vierfüßlern beschränkt sich der Vogelcharaklcr in der Regel auf die
Anfügung von Vogelkopf und Vogelflügeln, doch finden sich auch Vogelkrallen neben
Tatzenformen, bisweilen die Andeutung von Gefieder.
Ein streng stilisiertes älteres Stück, aus dem 12. bis 13. Jahrhundert, birgt
das Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin (Abbildung 49). Es ward bei Wewels-
fleth in der Nähe von Glückstadt in der Erde gefunden und stellt einen fast orientalisch
186) Abgebildet bei J. J. Marquet de Vasselot, Les influences orientales, in der Histoire
de l'Art, hrsg. von Andre Michel, tome 1., deu.xieme partie, Paris 1905, S. 891.
78
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
aniiiutenden Greifen auf vcTtikal ucii\-1i1oIimi Beinen dar. Der Kopf isl einfacli um-
rissen, auch halten sich die dem Kruper aulie.uenden riii,i;el ,uaiiz in der Tläche. Als
Cirill i>l ein >eliemaiisierler Draelie aui^ebraelit. Das Wasser wird dureli die 1 )eekel-
klappe im Ki>pfeeinKeluhrt, umduivh den i;e«>llneleii Schnabel seinen Abfluß zu nehmen.
Wesentlich anders li'estaltet ist der dreil im Museum zu Ber.^en in Norwegen,
aus den ersten Jahrzehnten des II. Jahrhunderts''^'). Aul straff ,si-espannlem Lriwen-
kt'M'per mit vori;"esetzten \order- und zurückuestemmlen Hinterbeinen, heraus.^earbei-
teten, u'raNierten Flüi^eln und aufi^eboi^enem Schweif ein lebhaft bewegter, seitlich
Abb. 50.
Kgl. Kunstgewerbenuiseum zu Berlin. 15. Jahrh.
gewandter Vo.i^^elkopf. in seinem stark .i^ekrümmten Schnabel die dem Ausgusse
dienende Figur eines geharnischten Ritters in Topfhelm, Waffenrock und Knie-
kacheln. Riistungsstücken, die die Datierung des Gießgefäßes näher umgrenzen.
Und dem \S. Jahrhundert eignen Greifenformen, wie die eines anderen Greifen
im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin (Abbildung 50) und eines ähnlichen Exem-
plares in der Sammlung Chabrieres-Arles^*^*^).
187) Abgebildet in Bergens Museums Aarsberetning for 1 89 1, Beigen 1892, Nr. 5, Tafel 11.
ISS) Abgebildet bei Victor Gay, (ilossaire arclieologique du moyen äge et de la renais-
sance, tonie 1., Paris I887, S. 40.
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID.
7Q
In die gleiche Zeit ist dann auch das p h a n t a s t i s c h e F a b e 1 w e s e n
(Abbildiiiiii' S!) zu setzen, ein Stück von außerordentliclier Bewes^ung, wiederum
aus dem K,i;l. Kunst,i;e\veii"temuseum zu Berlin.
Die Zahl der Gieß,i;'ei'äÜe in Vogel g e s t a 1 t ist nur klein. An erster Stelle
ist v.'ohl der G r e i f in den Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses, früher im K. K. Münz- und Antikenkabinett zu Wien zu nennen, ein Schau-
stück in vergoldeter, teilweise versilberter Bronze mit reichem Nielhxlekor^-'^-*).
Abb. 51.
Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin. 15. Jahrli.
Dabei scheint die Vogelform in der Tat unmittelbar unter orientalischem Einflüsse
entstanden zu sein, und es deutet die strenge Stilisierung im Verein mit der Technik
von Limoges auf eine Entstehung während des 12. bis 13. Jahrhunderts. Der Vogel-
körper steht auf niedrigen Krallenfüßen und den gesenkten Flügeln. Ungemein
lel.iendig ist der geradeaus gerichtete Kopf gestaltet mit phantastischen langen Ohren,
farbig gehaltenen Augen und halbgei'iffnetem starken Schnabel, der dem Ausgusse
189) Am besten abgebildet in Hirth's Formenschatz iyü5, Nr. 75.
80
ÜBER HÜÜRLICHE GlESSGEhÄSSE DES MIITELALTEKS.
dient, während sich die ninuiiMi'il'fnun.t:" in dem zum k'ople zuriickt;"ebo,i;enen, .nleich-
zeiti,^' uls Handhabe j^edachlen Schweife hel'indet. Das (.el'ieder ist unter reicher
Verwendun.i;' \on schwarzem druhenschmelz in \()rwiev,end i;eomelrischer Musleruni;'
sreü^eben, 1ms auf die siiberbelej;;ten bederreihen an den blüi^elspitzen und auf dem
Rücken und einzelne lani^'e zum Nacken gelx),i;ene Schwanzfedern. Auch finden
Abb. 52.
Bayerisclies Nationalniuseiini zu Alünchen. 12. — 13. Jahrb.
sich gekräuselte Zierstreifen an Kopf und Vorderseile, am Schweif spätromanische
Blattornamente.
Die Verbindung von Vogel form, Blatt- und Pankenwerk mit geometri-
schen Motiven zeigen auch Stücke wie die defekte, ein wenig kleinere Ampulle im
Bayerischen Nationalmuseum zu München (Abbildung 52). liin ziselierter und ver-
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
81
^üldeter Bronze.t^uß, ursprüimlich vermutlich .gleichfalls mit Silberaiil'la,i;en an den
Federn, steht die Arbeit in künstlerischer wie in technischer Hinsicht dem Wiener
Exemplare nach.^''") Doch läßt sich ihm im weiteren Sinne das Gießgefäß in Form
einer Henne (K. G. 586; Abbildung 53) im Germanischen Nationalmuseum zu
Nürnberg vergleichen, bei der das Motiv der blattartigen Ohren, die in Kreislorm
Abb. 53.
Gernianisclies Nationalnuiseum zu Nürnberg. 13. Jahrh.
ornamentierten Flügeldecken, der zur Eingußröhre stilisierte Schweif und die ranken-
förmige, freilich weniger reiche Handhabe wiederkehren.
19>^^J) Hierher gehört auch die Vogel^estalt im South Kensinstoii-Museum zu London,
abgebildet bei C. Drury E. Fnrtnum, A descriptive Catalogue of the bronzes of european
Origin in the South Kensington Museum, London IS76, PI. XVI.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. 1912. g
82
ÜBER FIGÜRl.ICIIE CIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
Diese Henne vertritt in ihrer einlach unirissenen, fast unbelebten rorin
einen durchaus alterlüinlichen Typus. IVr rundhch .uebauchle Kiupcr ruht au!
steifen kurzen FüLien niil \ier nebeneinander nach vorn ,i;ericliteten Zehen und auf den
,i;esenk.ten TlüMelenden. Auch hat der scln'ä.i;- aufwärts gewandte Kopf in seiner
l^rimitivitäl etwas ungemein l)rolH.i;es mit stilisiertem Kamm, hervorquellenden
Abb. 54.
Städtisclies Kunstgewerbemuseum zu Frankfurt a. M. Datiert 1155.
Nach H. Frauberser, Die Kunstsammlung Willi. Peter Metzler.
Augen, jenen ohrenartigen Ansätzen zu beiden Seiten, bei fehlenden Kinnlappen,
und dem als Ausguß dienenden, sich in Röhrenform öffnenden Schnabel. Ent-
sprechend eignet dem Schweif noch vorwiegend die Zweckform, eben als Einguß-
röhre, stilisiert ist der sich nach hinten ansetzende Federkamm wie die als Griff ge-
dachte, zum Halse gebogene Ranke. Dazu hält sich die Oberflächenbehandiiuig
VON DR. HEINRICH REIFFERSCHEID.
83
des K()rpers ,c:anz in der Fläche. So ist das Gefieder in Gravierung nur teilweise
wiederzugeben versucht, teilweise auch bloß in Strichelung angedeutet, am Halse
und den runden schildl(>rniigen Flügeldecken wiederum durch rein geometrische
Muster ersetzt.
Eine andere Henne wird von Heinrich Otte^''^) als in Coblenzer Privat-
besitz erwähnt.
Abb. 55.
Germanisches N;itiniialniuseuni zu Nürnberc:. 14. — 15- J:ihrh.
Von den Gießgefäßen in Gestalt eines H a h n e s ist das Aquamanile im Kunst-
gewerbemuseum zu Frankfurt a. M. bereits bei den datierbaren Arbeiten genannt.
191) Handhueh der kirchlichen Kunsturchäologie, Bd. I, 5- AufhiRe, Leipzig 1SS3,
S. 254.
6*
S4
ÜBER FIGÜRI.ICIIE ÜIESSGE TASSE DES MIHI- l.Al.TE RS.
H5 wiirJo die Ktirportoriii dos Nobels niitsuiiit seinem Federkleide luich der Inschrift
bereits um die A\ille des 12. Jalirhunderls in treffender Naturbeobaclitun.i;' wieder-
.i^eben (.Abbildung 54).
Schon Alexander Schnüt.uen luil ,i;ele,iienllicli der Verüffenllicluin.s; des Sliickes ' "-)
auf den Mahn des Germanischen Museums (K. G. 490; Abbildun.t;- 55) als „etwas
kleineres Seilenstück" hingewiesen. Doch unterscheidet sich dieser ,^"anz wesentlich
durch die freiere Aufl'assuni;- der Tierlorm ,i;e,uenüber dem streng slilisierlcn Trank-
furter Hahn. Auch ist der die Füße unterstützende Körperfortsatz, in Verbindun,!^^
nn't dem sich um den Hals des Tieres schlingenden Bandwerk bei dem Frankfurter
Beispiel deutlich als etwas Unorganisches charakterisiert, durcli die bloße Senkung
der Flügelenden in Fori fall gekommen.
Abb. 56.
Erzbischöfliches Museum zu Cöln. 12.— 13. Jahrb.
Gemeinsam ist beiden bei einer Eingußklappe in dem aufgerichteten Schweif
das Motiv der als Ausguß dienenden wie zum Krähen geöffneten Schnäbel. Aber
wieviel lebensvoller ist bei dem Nürnberger Hahn das Krähen zum Ausdruck gebracht
mit dem weiter geöffneten Schnabel des leicht vorgestreckten, von einem wirklichen
Hahnenkamm überragten Kopfes inid dem unter der Anstrengung geblähten Halse!
Analog in der Graviertechnik, doch anders geartet ist ferner die Wiedergabe des
Gefieders: dort lediglich Strichgravierung in der Fläche, hier der Versuch, die Lage-
192) Drei mittelalterliche Aquamanilien im Privatbesitz, in der Zeitsclirift für christliche
Kunst, Jahrgang II, Düsseldorf 1889, Sp. 209 ff.; abgedruckt in „Die Kunstsammlung des
Herrn Wilhelm Peter Metzler in Frankfurt a. M., erläutert von Heinrich Fraul^erger, Frank-
furt a. M. 1897, S. 17.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
Ö5
riin.c: der Federpartien zur Anscliauun.t," zu brin,c;eii. Übereinstimmend erscheint
weiter eine ehemaii.i^e Fiillun.i;' der Aus'enhölilen durch Glasflüsse zu sein, wenn auch
nicht die Bilduns;' der Au.i^en als solche, sowie die stämnii.^e Struktur der Füße, die bei
dem Malin des Germanischen Museums auch den Sporn zei.i^en. Der leichteren Hand-
habung" des Gefäßes endlich dient die Rückbiegung der sichelf()nnig gekrümmten
Abb. 57.
Ehemals in der Sammlung Spitzer zu Paris, 12.— 13. Jahrh.
Nach Emile Molinier, in La Collection Spitzer.
langen Federn des Schweifes bis zum Halse des Hahnes bei dem Nürnberger Stück,
das man ins 14. bis 15. Jahrhundert datieren mtichte.
Wenn sich die T a u b e n form unter den figürlichen Gießgefäßen des Mittel-
alters als seltene Erscheinung erweist, so erklärt sich das wohl aus der stereotypen
Verwendung dieser Tierform als H o s t i e n b e h ä 1 1 e r, der freihängend über der
86
ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
.Wensa des Aliiires oder in oiiuMii bosondoivn tuniuuiiuen Gehäuse seinen Platz liaKe.
Als Gieß.^efäße .gesichert sind aber Stücke wie diesclion von Vyaw/. Bock'''-') im Jaiire
1864 erwähnte Taube im Hrzbiseliöfliclien Museum zu Colii. ein kostltares,
über den jjanzen Korper ziseliertes Gefäß aus dem 12. bis 1 ^. Jalniumdert, anscheinend
ehemals mit Silberauflagen oder email champleve an Flügeln und Schweif ausgestattet
(Abbildung 56). Dabei ist hier die sich vom Schnabel zur Eingußöffnung auf dem
Rücken hinziehende Ranke schwerlich als zufälliges Ziermotiv aufzufassen, sondern
Abb. 58.
Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin. 14.— 15- Jahrh.
läßt sich in der Tat symbolisch deuten: dargestellt ist offenbar die nach der heiligen
Schrift^''*) von Noe ausgesandte Taube, die mit einem grünenden Ölzweig zur Arche
zurückkehrte.
193) In den Mitteilungen der K. K. Zentralkommission, Jahrgang IX, Wien 1864, S. 22.
194) Liber Genesis, cap. 8, 11.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID.
87
Ein zweites Taiiben-Aquamiinile befindet sicli im South Kensin,titon Museum zu
London, ein drittes mö.t;] icherweise im Museum zu Bert::en in Norwegen; doch könnte in
dem dorti.e;en Exemplar auch eine andere Vogelgestalt zu geben beabsichtigt sein^^^).
Abb. 5^1.
Germanisches Nationalnuiseutn zu Nürnberg, l. Viertel des 16. Jahrb.
Von phantastischen V o g e 1 g e s t a 1 1 e n sei nur auf zwei besonders
charakteristische Stücke hingewiesen, die beide eine Art Vogelkörper in Verbindung
195) Abgebildet in Bergens Museums Aarsberetning for I891, Bergen 1S92, Nr. 5, Tafel 111.
SS
OhER |-IGrKl.l(,HIi CIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
niil ciik'iii nk'ns>.iiliLlii.'n kopk' d.irlMck'n uiul die lormalc l:iii\\ieklun,t; di'uHich
erkennen la>son. Das älioro, aus dem \2. bis []. .lahrhundert (AbbikUin.t;- 57), scheint
;ULS der Saninilun.i; Spilzer in dio Saniniliini; A\artin Le Roy in l'aris iiber,i;e,i,^ui.^en
zn sein, das jüniiere, ans dem II. bis Iv Jalirhunderl (.Altliildiiui; S8), ist aus dem
nionysiusstill zu I:n.i;er in die Jolianniskirche zu Ilerlord, \nn liorl in das K,i!,l. Kunsl-
,i;e\verbemuseum zu Berlin ,uelan,i;l.
Was das Berliner GieBt^efäl.i belril'1'1, so ist nicht ohne Interesse, daü ähnliche
Ciebilde nicht selten in der figürlichen Plastik. t'ranzr)si.scher Kirchenbaulen romanischer
Abb. 60.
Städtisches Kunstgewerbemuseum zu Prag,
Gießt;ef;iß aus i;lasiertem Ton.
Zeit verwendet sind. Man wird sich auch für sie der AusführunMen von J. J. Marquet
de Vasselot^^^) erinnern, der atif orientalische Vorbilder detitet „qui n'ont aucnne
realite et sont des produits de la pure iniagination" und dann fortfährt: „On ne doit
pas s'en etonner, puisque les musulmans, interpretant trop ä la lettre
un passa,i;e du Cor an qui en realite ne s'applique qu'aux idoles, se sont
abstenus souvent de figurer dans leiu's monuments, non seulement les hommes, mais
encore les animaux, et se sont plu ä imaginer des etres en dehors de la nature; de
lä sont nes le griffon, l'oiseau ä tete humaine, l'aigle ä deux tetes".
196) Les influences orientales, in der Histoire de l'Art, hrsg. von Andre Michel, tome I.,
deuxieme partie, Paris 1905, S. 891.
VON DK. HEINRICH REI FFERSCHEID. 89
Endlich ist nocli die Form eines M e e r w e i b c h e n s (K. G. 489; Abbildunic 59)
aus dem Germanisclien Museum zu erwähnen, das sich nach seiner modisclien Haar-
tracht mit den um den Kopf ,t;ele,s;'ten, über der Stirn ,i,^ekreuzten Flechten in Verbin-
dun,!;' mit dem all,i;emeinen Stilcharakler bereits als Arbeit etwa des 1. Viertels des
16. Jahrhunderts ausweist. In reiner Frontalstellun.i,^ hält die mit weiblichem Ober-
körper und einem Fischleibe aus^^estattete Fi,c:ur, deren Fin,i,niß(")ffnunK für das Wasser
sich auf dem Hinterkopfe befindet, in beiden Händen das in einen Tierkopf und Aus-
,?ußtülle auslaufende Ende ihres nach vorne .i;ebo,i;enen Sclnveifes vor der Brust.
Der Oberkörper ist in ein über dieser fest anliegendes, am Halse durch eine Borte
abgeschlossenes Gewand mit engen, bis zur Handwurzel reichenden Ärmeln gekleidet,
der geschuppte Fischleib mit vier Paaren von Flossen versehen, von denen die hinteren
dem Gießgefäße als Füße dienen.
Obwohl ganz in der Art der mittelalterlichen figürlichen Gießgefäße gehalten,
gehört diese Arbeit nach Stil und Entstehungszeit dem Mittelalter nicht mehr an.
Wie lange sich aber der mittelalterliche Formencharakter bei den Aquamanilien
noch erhalten hat, das zeigen ja jene beiden in den Jahren 1540 und 1541 dem
Rate der Stadt Lüneburg gestifteten, silbervergoldeten Gießl(')wen, die im
Jahre 1874 in die Sammlungen des Kgl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin ge-
langt sind.
In gebranntem Ton ist die Heistellung figürlicher Gießgefäße im Abend-
lande bis hoch in das 19- Jahrhundert hinein erfolgt. Vermerkt doch schon Viollet-
le-Duc^'*'), daß derartige tönerne Gefäße in Flandern und in der Champagne noch
vor den siebziger Jahren auch unter der Bezeichnung von Aquamanilien gefertigt
seien. Aber sie bedürfen durchaus weiterer Untersuchungen, und so mag es vorab
genügen, auf diese tönernen Arbeiten in einem vermutlich noch mittelalterlichen,
wohl aus Prag stammenden Stücke hingewiesen zu haben (Abbildung 60).
Zum Schlüsse seien die dem Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg
geh("irigen figürlichen Gießgefäße noch einmal kurz zusammengefaßt. Es sind die
folgenden :
1 . Verwachsener b ä r t i g er M a n n m i t Schi a n g e, auf dem rechten
Bein knieend. K. G. 488, Abb. Nr. 5- Vgl. S. ^0.
Mit Eingußöffnung am Hinterkopf und Ausguß durch den Kopf der Schlange
in der emporgerichteten rechten Hand des Mannes. Ohne besondere Handhabe.
Nachträglich eingefügt ist der Messinghahn in der Nabelgegend; es fehlt der
Verschluß. Ergänzt ist die messingene Deckelklappe und das messingene Kugel-
füßchen an dem rechten Fuß.
H. 26,5 cm. Bronzeguß. 15. Jahrhundert. Aus der llahn'schen Samm-
lung in Hannover.
2. L()we. K. G. 580, Abb. Nr. 8. Vgl. S. 32f.
Mit Eingußöffnung am Hinterkopf und Ausgußnihre in dem aufgerissenen
Rachen. Als Handhabe dient ein angegossener schematisierter Drache, dessen
Schweif in einer Blattform endet. Ergänzt ist die messingene Deckelklappe.
An der Unterseite eine verlrHete Gußstelle.
197) Dictionnaire ruisonne du niubilier fiungais, tome II, Paris is-'l, S. 11.
90 ÜBER FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS.
II. 2S cu\, I.. 28.=; cn\. Bronzoiiuli 12.— M. Jalirluiikk'ii. Aus der I lahn'schcii
Saiiiinlun.ii' in llaninncT.
Hin .uanz älmlicik's Stück Ivlindcl si^ii im K. K.. I lotmuscuiii zu Wien
(.Abb. 7).
\. bekrönter Lowe K. G. 58S. Abb. Nr. 1^ V.i;i. S. 38 f.
.Mit Hin,!;ul?H)ftnunK inniiüen der Krone und Aius.t;uß durch die Nasenlöcher.
Als Hiindhabe dient der an,i;e,i:'ossene, im Kreuz des Löwen durch einen Ste.c;
gestützte und bis zum Kc^pfe zurückgebogene Schweif. Abgebrochen ist die
Deckelkhippe, gebrochen das rechte Vorderbein des Löwen.
H. 32,5 cm, L. 29 cm. Bronzeguß. Um I300. Aus der Sammlung des
Freiherrn von Eelking in Bremen.
4. Löwe. K. G. 630, Abb. Nr. 14. Vgl. S. 39f.
Mit Eingußöffnung am Hinterkopf und Ausgußröhre im Rachen. Als Hand-
habe dient ein angegossener Drache, dessen Schweif blattartig endet. Ergänzt
ist die messingene Deckelklappe. An der Brust eine Gußstelle.
H. 27 cm, L. 29 cm. Gelbguß. 14. Jahrhundert. Aus der Sammlung des
Freiherrn von Eelking in Bremen.
5. Löwe. K. G. 491, Abb. Nr. 15. Vgl. S. 40.
Mit Eingußöffnung auf dem Kopf und Ausgußröhre im Rachen. Als Hand-
habe dient der bis zum Kopf zurückgebogene Schweif, der in einer Blattform
endet. Gebrochen und wieder angelötet sind die Vorderbeine des Löwen. Er-
gänzt ist die messingene Deckelklappe. An der Brust eine Gußstelle. Auch
finden sich vereinzelte Beschädigungen.
H. 21 cm, L. 24 cm. Bronzeguß. 14. Jahrhundert. Aus der Hahn'schen
Sammlung in Hannover.
6. Löwe. K. G. 581, Abb. Nr. 17. Vgl. S. 40ff.
Mit Einguß()ffnung auf dem Kopf und Ausgußnihre im geriffneten Rachen.
Als Handhabe dient ein angegossener Drache, bis zu dem der Schweif des Löwen
S-förmig zurückgebogen ist. Mit Defekten an Kopf und Schweif.
H. 26,5 cm, L. 30,5 cm. Bronzeguß. 14.— 15. Jahrhundert. Aus der
Hahn'schen Sammlung in Hannover.
Ein ganz ähnliches Stück befindet sich im Museum zu Bergen in Norwegen,
abgebildet in Bergens Museums Aarsberetningfor I891, Bergen I892, Nr. 5, Tafel 1, 2.
7. Löwe. K. G. 623, Abb. Nr. 18. Vgl. S. 40ff.
Mit Eingußöffnung auf dem Kopf und Ausgußröhre im Rachen. Als Hand-
habe dient ein angegossener, schematisierter Drache, bis zu dem der Schweif
des Löwen s-förmig zurückgebogen ist. Es fehlen die Tatzen an den Vorder-
beinen des Löwen, ebenso fehlt die Endigung seines Schweifes. An der Brust
eine Gußstelle. Auch finden sich einzelne Ausflickungen.
H. 22,5 cm, L. 27 cm. Bronzeguß. 14.-15- Jahrhundert. Aus der Samm-
lung des Freiherrn von Eelking in Bremen.
8. Löwe. K. G. 622, Abb. Nr. 19. Vgl. S. 40ff.
Mit Eingußöffnung am Hinterkopf und Ausgußöffnung in der Nase. Als
Handhabe dient ein angegossener, schematisierter Drache. Gebrochen, wieder
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID. 91
angelötet und ,i;enietet ist der untere Teil des rechten Hinterbeines des Löwen.
Er,c:änzt ist die Deckelklappe. Auch finden sicli am Kopf kleinere Defekte.
H. 24 cm, L. 24 cm. Bronze,i;uß. 14.— 15- Jahrhundert. Aus der Samm-
lun.i!: des Freiherrn von Eelkint;' in Bremen.
9. Löwe. K. G. 26L Abb. Nr. 20. V.t;]. S. 40 ff.
Mit Ein.iiulJöffnun.t;' auf dem Kopf und Ausgußrölire im Rachen. Als Hand-
habe dient der an,e:enietete, s-fr)rmi,ii' bis zum Kopfe des Löwen zuriick,i;ebogene
Schweif. Naclilrä.^iich an.i^elötet ist vermutlich die löwenkopfarti^'e Rund-
maske vorn in der Brust, zu beiden Seiten sind an dieser die Buchstaben P S
eingraviert. Es fehlt die Deckelklappe.
H. 23,5 cm, L. 23,5 cm. Bronzeguß. 15. Jahrhundert. Aus dem Nürn-
berger Kunsthandel.
Vgl. A. Essenwein im „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit", N. F.
Bd. XIV, Jahrgang I867, Sp. 260, mit Abb. — Katalog der im Germanischen
Museum befindlichen kirchlichen Einrichtungsgegenstände und Gerätschaften,
Nürnberg 1871, S. 17 und Tafel XXVI.— A. Essenwein, Kunst- und kultur-
geschichtliche Denkmale des Germanischen Nationalmuseums, Leipzig (1877),
Tafel XXV. — „Der Kirchenschmuck", Blätter des christlichen Kunstvereines
der Diöcese Seckau, Jahrgang XIII, Graz 1882, S. 20, mit Abb. — Heinrich Otte,
Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters, Bd. I,
Leipzig I883, S. 254, Anmerkung.
10. Pferd. K. G. 582, Abb. Nr. 24. Vgl. S. 49 f.
Mit Eingußöffnung am Hinterkopf und Ausguß durch das Maul. Als Hand-
habe dient ein angegossener, stabförmiger Henkel. Gn'ißtenteils abgerieben
sind die Hufe an den Vorderfüßen. Nachträglich angeli'ilet ist der röhrenartige
Fortsatz am Hinterteil des Pferdes. An der Unterseite eine Gußstelle. Auch
finden sich Ausbröckelungen am Kopf.
H. 20 cm, L. 24 cm. Bronzeguß. 12. — 13. Jahrhundert. Aus der Hahn-
schen Sammlung in Hannover.
11. Pferd. K. G. 624, Abb. Nr. 32. Vgl. S. 58.
Alit EingußfUfnung am Hinterkopf und Ausgußiiihre in der Stirn. Als Hand-
habe dient ein angegossener, gratiger Henkel. Es fehlt die Deckelklappe. An
der Brust eine Gußstelle.
H. 20 cm, L. 24 cm. Messingguß. 14.— 15. Jahrhundert. Aus der Samm-
lung des Freiherrn von Eelking in Bremen.
12. Reiter zu Pferde. K. G. 712, Abb. Nr. 33. Vgl. S. 59 f-
Mit Eingußöffnung im Hinterkopf und iierkopfartig gestaltetem Ausguß
in der Brust des Pferdes. Nachträglich angelötet ist der Abflußhahn, mit fehlen-
dem Verschluß, sowie der Dorn in der linken Hand des Reiters. Es fehlt der
Dolch am Gürtel des Reiters, desgl. die Spitze des rechten Pferdeohres. Auch
finden sich einzelne größere Ausflickungen.
H. 30,5 cm, L. 36 cm. Bronzeguß. 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Aus
der Kirche zu Ludesch bei Bludenz (Vorarlberg); erworben im Münchener Kunst-
handel.
g2 lUiEK IIGI'KLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS
l\. R c i t c r 7. 11 Pferde, (ülcich/citii;- DoppclliclitluiltLT ?) K. (.. SSI. \h\\
Nr. ;v Viil. S. 61 f.
.Wil l:in.ii'uOr)ffmm,s;' am Ilimcrkupt iiiul ticrkoplartii; i^cstallclcin Au.s,!;uü
in der Brust des Pferdes. l:s fehlen die .Aufsätze in den Händen des Reiters,
ferner ein Teil der riiri;fr)rnii,i;'en l-rweiterun.i; seiner linken Hand; des,i;l. der ,i,Tößte
Teil des Pferdeschweites.
H. 21 cm, L. 20. S cm. Bronze^uU. 1. Hälfte des IS. Jahrhunderts. Aus
Italien stammend: erworben im Nürnber,i;er Kiinsthandel.
14. Pferd. K. Ü. 262, Abb. Nr. }6. Vgl. S. 62 f.
Mit Eingußöffnung" am Hinterkopf und tierkopfartig gestaltetem Ausguß
mir R(Mirenöffnung in der BriLst. Als Handhabe dient ein angegossener, schema-
tisierter Hrache. Am rechten Hinterbein des Pferdes eine Ausbröckelung.
H. 2},S cm, L. 25 cm. Bronzegtiß. 15. Jahrhundert. Aus Privatbesitz in
Trient.
Vgl. A. Hssenwein. in den Mitteilungen der K. K. Zentralkommission, Bd. IV,
Jahrgang 1859, S. 49, mit Abb. —„Organ für christliche Kunst", hrsg. und red.
von Fr. Baudri, Jahrgang XI, Cöln 1861, S. 30, mit Abbildung S. 42. — Franz Bock,
in den Mitteilungen der K. K. Zentralkommission, Bd. IX, Jahrgang 1864, S. 21,
mit Abb. — Ebendort, Bd. XII, Jahrgang 1867, S. XXX f. mit Abb. — A. Essen-
wein, im „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit", N. F. Bd. XIV, Jahr-
gang 1867, Sp. 260, mit Abb. — Katalog der im Germanischen Museum befind-
lichen kirchlichen Einrichtimgsgegenstände inid Gerätschaften, Nürnberg 1871,
S. 17 und Tafel XXVI. — A. Essenwein, Kunst- und kulturgeschichtliche Denk-
male des Germanischen Nationalmuseums, Leipzig (1877), Tafel XXV. — „Der
Kirchenschmuck", Blätter des christlichen Kunstvereines der Diöcese Seckau,
Jahrgang XIII, Graz 1882, S. 20.— Heinrich Otte, Handluich der kirchlichen
Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters, Bd. I, Leipzig I883, S. 254, mit
Abb. — Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg, Bozen 1885, S. 211,
mit Abb. — Derselbe, Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg, 2. Auflage,
Innsbruck 1909, S. 331-
15. Hirsch. K. G. 492, Abb. Nr. 40. Vgl. S. 65 f.
Mit Eingußöffnung am Hinterkopf und tierkopfartig gestaltetem Ausguß
in der Brust. Als Handhabe dient ein angegossener und genieteter, schema-
tisierter Drache. Erhalten haben sich rote Farbspuren im Maule des Hirsches
und des Drachen. Es findet sich eine größere Ausflickung am rechten Hinter-
beine, eine kleine am Kopfe des Hirsches.
H. 35,5 cm, L. 31 cm. Bronzeguß. 15. Jahrhundert. Aus der Hahn'schen
Sammlung in Hannover.
16. H und. K. G. 583, Abb. Nr. 43. Vgl. S. 69 f.
Mit Eingußöffnung auf dem Kopf und tierkopfartig gestaltetem Ausguß
in der Brust; darin eingefügt ein Abflußhahn. Als Handhabe dient ein ange-
gossener, schematisierter Drache mit sich gabelnden Hinterbeinen. Erhalten
haben sich rote Farbspm-en im Maule des Hundes. Die rechte Stirnpartie ist
defekt, das linke Vorderbein gebrochen, der rechte Hinterfuß durchbohrt. Er-
gänzt ist die Deckelklappe.
VON DR. HEINRICH REI FFERSCHEID. 93
H. ^1 CHI. L. ^4 cm. Bronze.ii'uß. IS. Jahrhundert. Aus der Hahn'sclieii
ScUiiinkm.i:,' in 1 kmnover.
17. Phantastisches Tier mit seitlich .gewandtem Kopf. K. G. 403, Abb.
Nr. 44. V^l S. 70 ff.
Mit Ein,s;"ußöffnun,i;' auf dem Kopf und Aus,t;uf5 vermittelst des Kopfes des
ilmi im Nacken aufsitzenden Fabelwesens. Als Handhabe dient ein an,i(e,t;'ossenes
größeres Tiergebilde. Es fehlt die Spitze des rechten Dhres des großen Tieres.
Ergänzt ist dessen linkes Ohr, das untere Vorderbein und die Schwanzspitze,
desgl. die Deckelkkippe. An der Brust eine Gul.istelle. Auch finden sich einzelne
Ausflickungen.
H. 24 cm, L. 2S,S cm. RiUlicher Gelbguß. 14. Jahrhundert. Aus dem
Nürnberger Kunsthandel.
Vgl. A. Essenwein, im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, N. F.
■Bd. XIV, Jahrgang 1867, Sp. 261, mit Abb. — Derselbe, Kunst- und kultur-
geschichtliche Denkmale des Germanischen Nationalmuseums Leipzig (1877),
Tafel XXV.
18. Henne. K. G. 586, Abb. Nr. 53- Vgl. S. 81 f.
Mit Eingußöffnung in dem röhrenförmig aufgebogenen Schweif und Aus-
guß durch den Schnabel. Als Handhabe dient eine stilisierte Ranke. Es fehlt
die Deckelklappe und ein Stück aus dem Schweifkamm. Ergänzt ist der Blei-
verschluß in der Brust.
H. 10 cm, L. 16,5 cm. Bronzeguß. 13. Jahrhundert. Aus der Sammlung
des Freiherrn von Eelking in Bremen.
10. H ahn. K. G. 400. Abb. Nr. 55. Vgl. S. 84 f.
Mit Eingußöffnung in dem aufgerichteten Schweif und Ausguß durch den
geöffneten Schnabel. Als Handhabe dienen zwei bis zum Halse zurückgebogene
Sichelfedern des Schweifes. Es fehlen vermutlich die Glasflüsse in den Augen,
desgleichen fehlt eine Zehe am linken Fuß; drei weitere Zehen sind gebrochen
und wieder angeir)tet. An der Brust eine Gußstelle. Auch finden sich einzelne
Defekte an dem Kamm, dem K()rper und dem Schweif des Hahnes.
H. 23 cm, L. 22 cm. Bronzeguß. 14.— 15. Jahrhundert. Aus der Hahn'schen
Sammlung in Hannover.
Erwähnt von Alexander Schnütgen. in der Zeitschrift für christliche Kunst,
Jahrgang II, Düsseldorf I880, Sp. 211; abgedruckt in „Die Kunstsammlung
des Herrn Wilhelm Peter Metzler in Frankfurt a. M.", erläutert von Heinrich
Frauberger, Frankfurt a. M. 1807, S. 17.
20. M e e r w e i b c h e 11. K. G. 480, Abb. Nr. 50. Vgl. S. 80.
Mit Eingußöffnung am Hinterkopf und tierkopfartig gestaltetem Ausguß
an der Spitze des zur Brust vorgebogenen Schweifes. Ergänzt ist die Deckel-
klappe.
H. 28,5 cm. Bronzeguß. 1. Viertel des 16. Jalirhunderts. Aus der Ilalm-
schen Sammlung in Hannover.
RF.STE EINES ALTARWERKS DER SALZBURGER SCHULE.
Von Dr. hKlTZ TRAUGOTT SCHULZ.
Wenn ältere un.signierte Kiukstwerke aus ihrem ui\sprün,i;lichen Zusaninien-
luuiii" lier:uL\?erissen sind und jedwede Spur ihrer Provenienz verwischt ist,
bereitet es zuweilen Schwierigkeit, sie mit Sicherheit einer bestimmten Schule zu-
zuweisen. Und namentlich ist dies der Fall, wenn sie nicht die Art eines als Persönlich-
keit gesicherten Meisters an sich tragen und noch dazu andere Arbeiten der gleichen
Hand nicht bekannt sind. Lediglich mit den Mitteln der vergleichenden Stilkritik
seinem Ziel zuzustreben, ist unter solchen Umständen ein Verfahren, das der Meinung
des Einzelnen einen weiten Spielraum läßt. Als wir die auf Taf.I und 1 1 wiedergegebenen
vier Bilder erwarben — sie stammen aus Bozener Privatbesitz — , glaubten wir sie
als Werke der bayerischen Kunst ansprechen zu sollen. Maßgebend waren hierfi^ir
die brutale hochaufgeschossene Gestalt des Schergen vorn links auf dem Bilde der
Handwaschung und die drastischen Mienen und Gebärden der drei Juden der Ecce
homo-Tafel. Aber das sind denn doch nur Einzelheiten. Im übrigen fehlt der sonst
von der bayerischen Kunst gewohnte derbe und oft rohe Wirklichkeitssinn und die
ihr eigene wilde Erregtheit. Man denke nur etwa an Gabriel Mälesskircher oder an
Jan Pollack! Die sonst gerne realistisch oder sogar übertrieben realistisch behandelten
Szenen lassen das Streben nach ausgeglichener Ruhe, nach formaler Schönheit er-
kennen. Der Hauptwert ist auf die seelische Durchbildung der Gestalten gelegt,
von denen jede für sich beobachtet und nach dem Modell studiert scheint. Auch der
bayerischen Schule kann ernste Würde tnid Tiefe des Gehalts nicht abgesprochen
werden. Aber was das Kernwesen unserer Bilder ausmacht, gravitiert doch weit
mehr nach einer anderen Gegend, nämlich nach Salzburg hin. Und wir müssen
einer solchen Zuschreibung um so mehr zuneigen, als sich mancherlei Berührungs-
punkte mit Konrad Laib tmd namentlich mit Rueland Frueauf feststellen lassen.
Laib und Frueauf sind die Hauptangeln, in denen sich die Salzburger Kunst des
15. Jahrhunderts bewegt, und etwa zwischen ihnen scheint der Meister unserer Tafeln
seine Stelle zu haben. ^) Auch das Kolorit weist nach Salzburg. Die lyrische Weich-
1) Auffallend ist übrisrens auch die Ähnlichkeit, welche das Bildnis des Vaters des
Theophrastus Paracelsus v. J. 1491 im Salzburger Museum mit dem plastisch gefühlten Kopf
des Pilatus auf unserem Handwaschungsbilde hat. Beide decken sich fast Zug um Zug. Ob
aber ersteres der Salzburger Schule zugewiesen werden darf, erscheint mir fraglich; der Wohn-
ort des Wilhelm Bombast von Hohenheim war anfangs Maria Einsiedeln in der Schweiz, wo
Theophrast i. J. 1493 geboren wurde, und später Villach in Kärnten, wohin er i. J. 1502 über-
siedelte und wo er i. J. 1534 starb. Vgl. Allgemeine deutsche Biographie XII, S. (')75, u. Mitt. der
Ges. f. Salzburger Landeskunde Bd. XXVII u. XXVIII, wo Karl Aberle die ganze Paracelsus-
Frage eingehend behandelt und Bd. XXVIl, S. 36 ff. auch unser Bild bespricht, das er gleich-
zeitig abbildet. Den Hinweis auf diese Abhandlung verdanke ich Herrn Kustos Alphons Hau-
polter vom Salzburger Museum.
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o
i
VON__ DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 95
lieit der Farben ist nicht bayerisch. Hier Hebte man eine bliimi,icere Palette,
stärkere Kontraste, ,t;Tößere Ab\vechsehin,t;' und nicht die friedhche Insicli,i;ekelirt-
heit, welche unseren Tafeln ihr Gepräi^e M'il^t. Wir wollen uns aber darüber klar
sein, dal.i sich die Salzbur.i^er und die bayerische Schule nicht immer scharf aus-
einanderhalten lassen. Bei engerer Nachbarschaft verwischen sich die Gegensätze
leichter und fließen schließlich zu einer Harmonie zusammen, aus der die eigentliche
Schulzugehörigkeit nur auf Grund peinlichsten Einzelstudiums herausgelöst werden
kann. So scheint aucii unser Meister Fühlung mit der bayerischen Kunst gehabt zu
haben. Von Hause aus aber war er ein Salzburger, scheinbar jedoch ein solcher, der
in der Nähe der Grenze seine Heimat hatte.
Die Salzburger Schule besitzt eine Reihe von Eigenheiten, durch die sie sich
schärfer gegen andere Schulen abhebt. Die wichtigste ist die Neigung zur Anmut,
zur reservierten Ruhe, zum Idealen-). Sie ist ihr trotz aller Stilwandlungen und
trotz aller Einflüsse von anderwärts her geblieben. Selbst der in der 2. Hälfte des
IS. Jahrhunderts einsetzende Realismus des deutschen Quattrocento hat den Idealis-
mus der Salzburger Kunst nicht ins Gegenteil zu verkehren vermocht. Brutaler
Wirklichkeitssinn, starke Erregtheit und heftige Gebärden sind der Salzburger Kunst
fremd. Sie liebt die stille Ausgeglichenheit und die kontrastlose Milde. Gerade
hierin unterscheidet sie sich, worauf ich schon in Kürze hinwies, wesentlich von der
bayerischen Kunst. Sie ist mehr eine gefühlsmäßige Wirkungskunst, keine Wirk-
lichkeitskunst. Des Salzburgers Sinn isi auf formale Schönheit gerichtet. Des-
wegen entspricht auch das Starkwillige, Herbe, allzu Ernste und Eckig- Harte der
Tiroler Schule nicht seinem Wesen, wie ihm auf der anderen Seite auch die wuchtige
Gemütsschwere des Schwaben nicht liegt. Er vermeidet die Sprache lauter Affekte,
er will schlicht und einfach sein. Aufsehen erregende neue M(')glichkeiten sucht und
will er nicht. Mit zielbewußter Ruhe, die einen Zug zum Konservativen an sich trägt,
baut er auf auf bewährter Tradition und löst er, wie Fischer (S. I69) richtig bemerkt,
seine Aufgaben, ohne etwas Außerordentliches zu wollen. Allerdings hält er sich
nicht bei Kleinigkeiten auf. Stets eignet seinen Werken eine gewisse hoheitsvolle
Großzügigkeit, und diese äußert sich namentlich in dem goldenen Ebenmaß des Gleich-
gewichts, das er sowohl in seinen szenischen Kompositionen wie in der Farben-
disposition innezuhalten trachtet. Die maßvolle Einfachheit, die er nach beiden
Richtungen beobachtet, verleiht seinen Schöpfungen den Zauber einer intimen Größe
und Vollendung.
Was ich hier von der Salzburger Schule im allgemeinen sagte, gilt von unseren
vier Bildern im besonderen, ihr Verfertiger ist keiner von denen, auf welche Dürers
bekannte Bemerkung von den „gmeinen gmäl" in seinem Briefe an Jakob Heller
vom 26. August 1509 zur Anwendung gebracht werden kann. Er ist ein Meister,
der sich, obwohl dem Namen nach unbekannt, weit über die Masse der namenlosen
Durchschnittskünstler seiner Zeit erhebt, der allein schon wegen der weitgediehenen
2) Vgl. Otto Fischer, Die aUdeutsdie Malerei in Salzburg, Leipzig 1908, S. I67 und an
anderen Stellen; ferner Robert Stial.iny, Altsalzburger Tafelbilder, Jahrbueh der kunsthisto-
rischen Saniiiilungen des Allerlu'ichsten Kaiserhauses 19<»,i, Heft 2, und J. Sighart, Maler und
Malereien des Mittelalters im Salzburger Lande, Mitteilungen der K. K. Zentral- Kommission
XL Jahrgang, Wien 1866, S. 65 ff.
9Ö
RESTE EINES ALTARWERKS DKR SALZBURGER SCHULE.
Schärfe der ninzelchanikicristik Anspnu-li aul höhere Bewert im,!;- erlieben darf.
Seine Bilder sind we.iien ihrer lii^enarl mmi allgemein kunstiiescliiclillicher Be-
deutun.ii'. Ganz abgesehen mmi der stillen dniße seiner Kompositionen, verdient
es iiöeliste Beaehtnn.ii', wie jede einzelne seiner Fi,i;nren zum 'rrä,i;er einer besonderen
Hinplinduni;- i:eniaelit. wie in den Antlitzen die Seele des Menschen wieder.i^espie.iielt ist.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Meister unserer vier Taleln mit der orna-
mental verkappten Inschrift am Mantelsaum der äußersten rechten Ti.i^ur des Kren-
zi.t^un.s^sbildes seinen Namen hat andeuten wollen (Abb. 1). Sie lautet: I.NAIW (um,i;'e-
kehrtes AI) OVW. A\an kann sich \ersucht tiihlen, sie in ,,M i c h e 1 L a i n o v w",
bezw. ..I . a i n a u" autzul(")sen. Doch bei;egnet dieser Name bei Sighart und Fischer nicht .
Fine Künstlersignatur liegt jedenfalls in den Buchstaben beschlossen. Ich muß
es der weiteren Forschung überlassen, den Meister unserer Tafeln aus seiner vollen
Anonvniität zu befreien. Daß Namensandeutungen dieser Art eine Salzburger Ge-
Abb. 1. Inschrift auf dem Kreiizigungsbild der Salzburger Scinile.
wohnheit sind, sei nur nebenher erwähnt. Den einzelnen Buchstaben aber an den
Ärmelsäumen und am Gewandsaum des Simon von Kyrene messe ich keine andere
Bedeutung bei als die der ornamentalen Spielerei.
Auch mit dem Eisenhut auf dem S-förmig wehenden Wimpel der Standarte
rechts oben auf dem Kreuzigungsbild kommen wir nicht weiter. Er ähnelt dem Wappen
der Ainkürn, eines in Nördlingen ansässig gewesenen, abgestorbenen alten Ge-
schlechtes^). Nur ist hier der Eisenhut in der Mitte längs geteilt. Doch damit würden
wir uns in ein Gebiet begeben, das wir a priori für unsere Bilder ausschalten müssen.
Die Höhe der sehr dünnen und bis auf das Kreuzigungsbild durch Auseinander-
sägen gewonnenen Tafehi schwankt zwischen 1,16 und 1,205 m, die Breite zwischen
0,99 und 1,015 ni. Als Themata sind behandelt: die Darstellung vor dem Volk,
die Handwaschung des Pilatus, die Kreuzschleppung und die Kreuzigung (siehe
3) Neuer Siebinachcr VI. Bd., 1. Abt., abgestorbener Bayerisclier Adel, Tat. 131-
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 97
Taf. I 11. II). Ganz unversehrt sind die Bilder nicht auf uns .gekommen. Zunächst sind
die anscheinend landschaftlichen Hinters^ründe in einem weni.t;" erfreulichen Blau
herausgefaßt worden. Der ursprünglich violettfarbene Mantel Christi auf dem
Handwaschungsbilde wurde später blau-gri.in übermalt. Auch der Hals wurde dabei
nicht verschont. Daher sein etwas unnatürliches Aussehen ! Der Mantel des Juden
v(M'n links auf dem Darstellungsbilde zeigt ebenfalls seine volle ursprüngliche T(')nung
nicht mehr. Audi sonst ist die eine oder andere Einzellieit der verschlimm-
bessernden Hand einer späteren Zeil zum Opfer gefallen. Im allgemeinen aber ist
der Erhaltungszustand der Bilder ein guter.
In älterer Zeit gingen Tafelmalerei und Wandmalerei Hand in Hand. F:in und
derselbe Meister übte beide Techniken aus, und man fand dies weiter nicht ungew()hn-
lich. So wird von Rueland Frueauf dem Älteren überliefert, daß er die von dem
Maler Rueprecht 1471 begonnenen Rathausfresken in Passau vollendet habe^). Daher
nimmt es uns auch weiter nicht Wunder, wenn sich die Gewohnheiten des Fresko
maiers auf die Tafelmalerei übertrugen. Auch unser Meister scheint ein geübter
Wandmaler gewesen zu sein. Die Gn'iße des Stils, die silhouettierende Kraft der
Linie, das plastische Heraussetzen der Figuren aus dem Untergrund, das Vermeiden
alles Kleinlichen und endlich die figurale Beschränkung machen dies im iK'ichsten
(jrade wahrscheinlich. Dort scheint auch ein Hauptvorzug seiner Sch(')pfungen
herzurühren, die maßvolle Einfachheit, die Konzentrierung auf das Wenige.
Wenn wir den Meister unserer Tafeln in seiner Eigenart richtig würdigen wollen,
so gehen wir am besten von seinen szenischen Kompositionen aus. Im Gegensatz
etwa zu Martin Schongauer strebt er eine bewußte Reaktion gegen das Überheftige
und hastig Nervöse seiner Zeit an. Das Gedränge und Gewühl, das Wirre und Auf-
geregte in Mienen und Bewegungen, wie wir es bei Martin Schongauer finden, ver-
meidet er. Er reiht seine Gestalten in Ruhe nebeneinander. Auf sie legt er den
Hauptwert, alles und jedes Beiwerk ausschaltend. Die Hunde, die z. B. Schongauer
seinen Darstellungen gerne beigibt, fehlen bei ihm. Auch in der Architektur legt er
sich größte Beschränkung auf. Das Wichtigste sind ihm die Figuren. Aber sie agieren
nicht mit überlauten Affekten. Dafür sprechen ihre Antlitze und Gelxirden die
stumme Sprache einer starken inneren Erregung. Eine unendliche Fülle menschlicher
Empfindungen gibt sich in ihnen kund. Leidenschaft und menschliche Hingebung,
Aufgeregtheit und reservierte Ruhe, sie treten in herrlichem Wechsel vor uns hin.
Ein prächtiger Charakterkopf ist namentlich der des Pilatus auf dem Handwaschungs-
bilde (Abb. 2). In den etwas fleischig behandelten Gesichtszügen liegt der Ausdruck
d-'S erwartungsvoll Gespannten, zugleich aber der der Resignation gegen die Rohheit
des Pöbels, die ihm in der Seele zuwider ist. Er will nichts mit ihr gemein haben.
Er ist von der Unschuld Christi überzeugt und empfindet Mitleid mit ihm. Daher
der starre, wie suchend geradeaus gerichtete Blick, der herb geschlossene Mund und
die scharf markierten Furchen, die von der Nasenwurzel zum Mund herablaufen.
Eine solch weitgehende psychologische Durchbildung kann nur auf Grund einer
Naturstudie entstanden sein. Und wir müssen dies auch bei den anderen Ki'ipfen
annehmen. Ich verweise z. B. auf den vornehmsten der Führer des Kreuzigungs-
bildes, der bei vielbesagendem Ausdruck des Antlitzes beteuernd die Rechte empor-
4) Otto Fischer a. a. O. S. 211.
Mitteilungen aus dem Germanisclien Nutionulmuseum. 1912.
98
RESTE EINES ALTARWERKS DER SALZBURGER SCHULE.
hebt, ab wollte er sa.Jren: Wahrlich, dieser war Gottes Sohn! Und in last Muitscher-
scher Art steht die .canze Szene unter diesem Eindruck, der hier seine höchste Stei.i^e-
run< erfahren, hat. Wir müssen liierin, icli meine in dem eii;enarti,t: Straffen, auf
einen Hauptmoment Ziitreschnittenen der kompositionellen Ania.i^^e eine weitere
Sonderheit unseres Meisters erbhcken. Und diese tritt in jedem unserer Bilder zu-
taije. Auch auf den Kopf des Johannes des gleichen Bildes möchte icli noch auf-
merksam machen. Mit schmerzhaft bewegter Miene schaut er starr zum Gekreuzigten
empor. Das ganze Mitgefühl einer mit voller Inbrunst teilnehmenden Seele hat in
diesem qualvollen Blick Ausdruck gefunden. Eine solch tiefe Beseelung hat z. B.
Abb. 2. Kopf des Pilatus auf dem Haiidwaschungsbild der Salzburger Schule.
Schongauer dem Johannes seines Kreuzigungsbildes nicht zu geben vermocht. Im
Gegensatz zu den männliclien Figuren sind die Physiognomien der Frauen ohne
tieferen Gehalt. Am besten erkennen wir dies an der zusammenbrechenden Maria
des Kreuzigungsbildes. Ihr Antlitz ist wie aus Holz geschnitzt, etwas lieblich und hold,
aber doch im übrigen leer und ausdruckslos. Und so ist es auch bei den übrigen
Frauen.
Daß unser Aleister alles Rohe und Krasse vermeidet, wurde schon berührt.
Ich muf3 aber noch einmal hierauf zurückkommen, weil dies ein für sein Sonder-
wesen typischer Zug ist, ein Zug, der ihm allerdings mit der übrigen Salzburger Schule
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. QQ
gemein ist. Und doch geht er hierin weiter wie mancher andere seiner Stammes-
genossen. Ich exemphfiziere nur auf Rueland Frueauf den Älteren. Man vergleiche
z. B. unser Kreuzschleppungsbild mit der gleichen Darstellung am Regensburger
Allar^). Dort schlagen die Schergen wirklich zu. Hier ist es nur einer, der die Faust
erhebt, und noch glaubt man nicht, daß er Ernst machen könne.
Im allgemeinen tragen unsere Bilder den Stempel ausgeglichener Ruhe. Gleich-
wohl finden sich im einzelnen dem entgegengesetzte Strömungen. Ich meine hier
vor allem die teilweise Unruhe in der Gewandung und in der Gebärdensprache, zwei
Punkte, die fast einer Künstlersignatur gleichkommen. Glatt oder in plastisch vor-
tretende, wie in Metallblech gehämmerte Rcihrenfalten gelegt, fällt die Gewandung
herab, ganz entsprechend der vertikalen Tendenz, welche vorwaltet. Wo sie aber
gerafft oder gegürtet ist, wo sie sich begegnet und wo sie am Boden aufstößt, bilden
sich tiefe laschenartige Einschnitte, zahlreiche Knitterungen, Brüche mit reichem
Licht- und Schattenwechsel und an den Gewandsäumen scharf fortlaufende Wellen.
An manchen Stellen ist hier des Guten mehr getan, als es sonst in des Meisters Wesen
liegt. Vor allem sind es die Ärmel welche diese Neigung zum Extremen aufweisen.
In wirrem Zickzack, das kaum ernstlich begründet werden kann, bauschen sich hier
die zumeist schwerlastenden Stoffe und stören die sonst klare Linie. Am stärksten
aber übertrieben ist das krause Knitterwerk am Gewand der zusammenbreclienden
Maria. Manch kleine Dissonanz hat sich auf diese Weise in den sonst friedlich-ernsten
Duktus des Ganzen eingeschlichen und die stärkste ist wohl die hastig verlaufende
Schrägfalte im Mantel des unter der Last des schweren Kreuzes zusammenbrechenden
Erlösers. Allerdings empfindet man sie nicht allzu sehr, da sein hageres, leidvolles
Antlitz den Blick des Beschauers vor allem anderen auf sich lenkt. Einer gleichen
Tendenz entspringt auch das Kaprizi(')se in einzelnen Bewegungen und in der Gebärden-
sprache. Die Hände sind schmal, die Finger scharf artikuliert, voll von nervöser
Unruhe und in ihren Stellungen gespreizt. Der Daumen ist gerne abgeflogen, der
Zeigefinger mit Vorliebe vorgestreckt, während die übrigen drei Finger eingezogen
werden. Zuweilen fahren die Finger in eckigen Biegungen ganz auseinander tmd
scheint jeder Ztisammenhang geschwunden. Das Merkwürdigste aber ist das kuge-
lige Herausdrängen der Kniescheibe, ein Moment, das den Künstler noch in argem
Kampf mit der Kenntnis des menschlichen K()rpers zeigt. Es muß unsere höchste
Verwunderung erregen, daß er, der ein Meister in der seelisclien Charakteristik ist,
sich in der Behandlung der Anatomie solch schwerer Verstöße schuldig macht.
Was das Kolorit anbelangt, so liebt unser Meister den breitflächig kolorierenden,
kräftigen Auftrag. Seine Farben sind locker und weicli, rein und klar und Non ge-
dämpfter Feinheit. Grelle Kontraste sind vermieden. Seine Palette umfaßt vor
allem Farben von weichem Wohllaut und harmonischem Zusammenklang. Es prä\a-
lieren Moosgrün, Blaßrosa, Ziegelrot, Blaßblau, Schwefelgelb und Grau.
Es erübrigt sich, noch einige Kriterien anzuführen, welche die Einreihuns^
unserer Tafeln in die Salzburger Schule rechtfertigen. Daß dies nicht durch Beibrin-
gung von Einzelheiten geschehen kann, welche sich decken, ist selbstverständlich.
Doch kann die gleiche Schulzugehörigkeit auch aus Verwandtschaften festgestellt
5) Siehe die Abb. auf Taf. XVII bei Robert Stiaßny a. a. 0.
100 RESTE EINES ALTAKWERKS DER SALZBURGER SCHULE.
werden. k'M fs doch trotz aller Stiliilmlichkeiten, welche der deutschen Kunst in
beslinmilen Zeitabschnitten .uenieinsani sind, charakteristische l:i,i;enheiten und
Züije, welche Sonderuul einer liestiniinten dei^end, welche in der Slanimeseiuen-
tiinilichkeit bes^riindel sind und die sich darum hier \(>n deschlecht zu (ieschlecht
weiter^eerbt haben.
Der Kopt des Tilatus uiLseres I landwa.-<chun,usbildes (Abb-. 2) hat mancherlei
Ähnlichkeit mit dem Sal/.lnuxer Hernieskopfe des Konrad Laib, welches Bild um die
Alitte des 1 v Jahrhunderts entstanden ist^). Es handelt sich hier nicht etwa um eine
Kopie Zuii um Zu.ii". Aber beiden Gestalten .gemeinsam ist die Sprache der tiefen
inneren lirre^un.ii'. Hs ist das .gleiche Prinzip, aus dem die i^ildun^i;' des Antlitzes
hier wie dort erwachsen, der Boden der !;;leichen Anschauun.i;', die t;leiche Macht
und üri'iße der .Auffassung;'. Und diese bedingen eine hochentwickelte Kultur, wie sie
in Salzburg, der alten kunsttrirdernden Bischofsstadt, als etwas Selbstverständliches
seit alters zu Hause war. Etwas Unverrückbares, Eisernes haftet diesen beiden
Gestalten an. Sie verkr)rpern sich in uns zur dauernden Erinnerung. Und wenn
wir weiter auf unseren Bildern die gleiche scharfe Betonung der Fingergelenke und
die gleiche gespreizte Haltung der Hände finden wie l-»eim Salzburger Hermesbild,
so ist uns dies ein neuer Beweis, daß unser Meister auf bewährter Tradition aufbaut.
ich komme zum Regensburger Altar, den sowohl Stiaf3ny wie Fischer als eine
Schöpfung Rueland Frueaufs ansprechen. Beiden ist es entgangen, daß sowohl
an dem Saum des blau geränderten weißen Mantels des bärtigen Mannes ganz links
auf dem Bilde „Christus vor Herodes", wie neben dem Kopf des Apostels rechts oben
auf dem Fußw^aschungsbilde die Buchstaben R A angebracht sind'). Man könnte
daraufhin an der Urheberschaft Frueaufs zweifelhaft werden, wenn nicht die Mög-
lichkeit bestände, in denselben eine wiederum verkappte Spielerei zu sehen, da beide
in dem Namen des Meisters enthalten sind; denn wenn auch hier und da die Hand
des Gesellen oder Gehilfen stärker wahrnehmbar ist, der Analogien sind doch zu
viele, um den Altar aus dem Lebenswerk des Meisters auszuschalten^), ich denke
hier vor allem an das fein empfundene Fußwaschungsbild mit seinem Reichtum
an naturalistisch durchgebildeten Charakterköpfen, einem Zug, der auch unseren
Bildern ihr Wesensgepräge gibt. Und es ist merkwürdig genug, daß der auffallend
gut individualisierte Apostelkopf rechts oben auf dem Bilde bei dem Juden links
am Rande unserer Kreuzigungsdarstellung im Typ ganz ähnlich wiederkehrt. Hier
wie dort ist die Gestalt mit dem scharf seitlich gewandten Blick die Verk()rperung
der resignierten Beobachtung. Eng verwandt ist auch der Frauentyp. Unter den
aufgebauschten Kopftüchern zum Vorschein kommend, tragen sie als gemeinsamen
Zug den Ausdruck von Herzensgüte und Freundlichkeit. Man vergleiche vor allem
die lebensgroße Maria auf der Außenseite des Regensburger Altares mit der Gottes-
mutter unseres Kreuzigungsbildes. Auch die unruhig gehäuften Gewandbrüche
sind unserem Meister mit jenem gemeinsam. Wir werden dies später noch einmal
6) Abgebildet bei Otto Fischer a. a. O. Tafel 9-
7) Ich selbst wurde hierauf durch Herrn Oberleutnant a. D. Schöppl, den Archivar des
historischen Vereins, aufmerksam gemacht.
8) Abgebildet bei Robert Stiaßny a. a. O. Fig. 18, Taf. XVI und XVI 1, Fig. 19
und Taf. XI IIa.
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VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 101
ZU koiLstatieren haben. Das Kolorit ist auf die \veni,i,Tn Grundtarben ,i;estininit,
die auch das Aussehen unserer Bilder vornehmlich bestimmen: Lichtt^rün, Grau-
violett, ungebrochenes Rot, zartes Mattrot, ungebrochenes Blau und Schwefelgelb.
Die höchste Vollendung in Rueland Frueaufs Lebenswerk bezeichnen die herr-
lichen, 14W datierten Großgmainer Tafeln, die zu dem Besten und Edelsten gehfiren,
was die Kunst des endenden 15- Jahrhunderts auf deutschem Boden hervorgebracht
hat")- Unsere Bilder besitzen weder die Zartheit noch die Weichheit der Großgmainer
Tafeln. Auch fehlt ihnen die ideale Hoheit der Szenerien, wie wir sie hier antreffen.
Jene sind eben später, fortgeschrittener, reifer und von h()herer Vollendung. Die
Figurenperspektive unserer Bilder ist noch nicht so weit ausgebildet. Abstufungen
in den Größenmaßen werden in diesem Umfang bei uns noch nicht bemerkt. Der
Einfluß niederländischer Art, der in Groljgmain so deutlich zu verspüren ist, ist in
gleicher Stärke bei uns noch nicht wahrnehmbar. Vorhanden ist er jedoch bereits.
Die Figuren unserer Tafeln sind größer, knorriger und derber. Bewegung und Gegen-
bewegung sind noch nicht so nachhaltig ausgedrückt. Aber sie sind im Prinzip schon
fühlbar. Die Stimmung unserer Bilder ist an sich auch mild und weich. Aber sie
wird durch Rohheiten hier und da beeinträchtigt. Das Kolorit unserer Bilder ist bunter
und leuchtender. Es fehlt ihm die stille und feine farbige Haltung der Großgmainer.
Dagegen kann das sichere Rechnen mit farbigen Werten auch bei uns als eine positive
Eigenart festgestellt werden. Das aber kann nicht energisch genug betont werden:
unsere Bilder gehc'iren in die gleiche Kategorie wie die Großgmainer; auch sie wollen
eine bewußte Reaktion sein gegen das Maßlose, Überreiche und Überheftige der
vorangehenden und der gleichzeitigen Epoche.
Die Großgmainer Bilder tragen als Hauptcharakteristikum den Stempel aus-
geglichener Ruhe. Gleichwohl finden sich in Einzelheiten dem entgegengesetzte
Strömungen. Ich meine hier vor allem die teilweise Unruhe in der Gewandung und
in der Gebärdensprache, zwei Punkte, die auch für unseres Meisters Art bezeichnend
sind. Die hastig verlaufende Schrägfalte im Gewand des dozierenden Jesusknaben
findet sich auch am Gewand des sein Kreuz tragenden Christus. Und auch die über-
mäßigen Knitterungen der Ärmel sind den Großgmainer Figuren und den unsrigen
gemeinsam. Weiter begegnet hier wie dort das unruhige Gefält mit r(')hrenartigen
Wellen, laschenartigen Einschnitten und scharfen fortlaufenden Wellen am Gewand-
saum ^"). In Großgmain sind hierfür der Schriftgelehrte vorn rechts auf der Bank
des Bildes des zwölfjährigen Jesusknaben im Tempel, die knieende Gottesmutter
auf dem Bilde des Todes Mariae, ja selbst die blaßrote Bettdecke ebendort — und
wie ähnlich ist die Haltung der gekreuzten Hände der Maria dort und des Christus
unseres Ecce homo-Bildes! — , die beiden vorderen Apostel vorn links und rechts
auf dem Pfingslfest und die Maria des Darstellungsbildes bezeichnend. Und hinzu-
kommt, wie schon gesagt, die Gebärdensprache. Der Daumen ist hier wie dort gerne
abgespreizt. Gerne wird der Zeigefinger gekrümmt vorgestreckt, die übrigen drei
9) Siehe die Abbildungen bei Robert Stiaßny a. :i. O. T:if. X— XII, Xillb, Fi?. 6, 7
und 8, sowie bei Otto Fischer a. a. O. Taf. IS, wo/.u auch bei beiden der zu.trehörii^'e Text zu
vergleichen ist.
10) Auch auf Bildern der bayerischen Schule kommt dies vor, doch nicht in dieser
weichen Ausprägung, sondern bewerkstelligt durch scharfe, mehr linienartige Brüche.
IQ2 RESTE EINES ALTARWERKS DER SALZBURC.ER SCHULE.
Fin.i^er eiiviiezt\i;t'n uikl der Daumen an den .srekriimmten zweiten Fin,si:er .irelec:!. Bei
betend zusaninieni:eleulen Händen steht der Daumen hier wie dort (Kreuzi,i;un,ti-,
Pt'inusifest, 'R>d .Mariae) na^h rückwärts ab. DaU auch die l-rauenk(ipfe in (iroLi-
!.:-main etwas leblos und luHzern sind, sei auch nicht unerwähnt .gelassen.
Doch ich möchte nicht mit] verstanden werden. Der Meister unserer Tafeln ist
nicht etwa mit Rueland Frueauf d. Ä. identisch. I:r hat aucli nicht dessen hohe
\ollendunii" erreicht. Aber das dürfte doch aus den aufgezählten Analogien hervor-
gehen, daß er demselben Schulkreis angehört wie er. Auch zu Konrad Laib konnten
Beziehungen festgestellt werden. Und weitere Zusammenhänge führen zurück in
die ältere Epoche der Salzburger Kunst, in die Frühzeit des 15. Jahrhunderts.
Koloristische Vergleiche etwa mit den kleinen Bildchen der Verkündigung und An-
betung im Salzburger Museum ^^), die im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts
entstanden sein mögen, mit dem interessanten Heimsuchungsbild ebendort^-), und
\()r allem mit dem gleichfalls im Salzburger Museum aufbewahrten Halleiner Doppel-
flügelaltar ^^), der wohl schon den dreißiger oder vierziger Jahren angehört, scheinen
uns eine Stütze dafür zu geben, daß unser Meister die heimische Tradition fortsetzt.
Wenn Stiaßny^^) glaubt, daß die Gruppe der Maria und des Johannes unter dem
Stadttor auf der Kreuztragung in Laufen a. d. Salzach unmittelbar der betreffenden
Szene des 1458 vollendeten Sterzinger Altares von Hans Multscher entnommen sei,
so könnte ein Gleiches auch von unserem Kreuzschleppungsbilde gesagt werden.
Und es dürfte vielleicht noch auf manches andere Bild zutreffen. Die Laufener
Passionsbilder sind 1467 entstanden. Unsere Tafeln sind später anzusetzen. Der
Regensburger Altar geht ihnen noch zeitlich vorauf. Aber die Höhe der Großgmainer
Bilder ist in ihnen noch lange nicht erreicht. Es dürfte demnach zutreffen, wenn
wir den Zeitraum zwischen den Jahren 1480 und 1490 für die Entstehungszeit unserer
Tafeln als maßgebend annehmen.
Andere Werke der gleichen Hand habe ich bislang nicht nachzuweisen ver-
mocht. Etwas seiner Art nähert sich die Flügeltafel aus der Nonnberger Kirche
mit den Heiligen Katharina und Ursula im Salzburger Museum, die Fischer in
den siebziger Jahren entstanden sein läßt^^). Die Farben sind auffallend ähnlich:
Violettrot für das Gewand, Goldgrün für den Mantel der Katharina; dunkles Grün-
lichblau für das Gewand, Ziegelrot für den Mantel der Ursula. Das Hölzerne,
Holdselige, Leblose der Antlitze, das wir hier finden, ist für unsere Frauentypen
ebenfalls charakteristisch. Die Faltenbehandlung zeigt dieselben Gewohnheiten.
Vertikale Röhrenfalten, die sich beim Aufstoß auf den Boden zu spitzigen Winkeln
brechen. Man vergleiche das Gewand der Katharina und den Mantel des Hohe-
priesters auf unserem Ecce homo-Bild. Dann deren eigenartige Teilung durch einen
laschenartigen Knick. Man könnte sich versucht fühlen, an eine ältere Arbeit des
Meisters zu denken. Sie ist noch in manchem roh, und es fehlt ihr vor allem die
11) Otto Fischer a. a. O. S. 40.
12) Otto Fischer a. a. 0. S. 41 f.
13) Otto Fischer a. a. O. S. 50 ff.; abgebildet ebendort Taf. 6.
14) Robert Stiaßny a. a. O. S. 63-
15) Otto Fischer a. a. 0. S. 90.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
103
Feinheit der von innen heraus gewonnenen p.sychologischen BeseeUmi.,^ des reiferen
Meisters.
Der Künstler, der unsere Tafehi gescliaffen, ist in seinem Lebenswerk noch
keine fest unirissene Gestalt. Erst spätere Funde werden die Vorstellung von ihm
klären und verdichten. Meine Aufgabe war es, ihn zunächst in die Kunstgeschichte
einzuführen, und diese wird nicht umhin binnen, ihn unter der großen Menge der
Unbekannten und Ungenannten als einen Meister zu würdigen, der sein Eigenstes
niclit im schulmäßigen Zusammenhang untergehen läßt, der die Fähigkeit einer
feinsinnigen Charakterisierung besitzt und die Sprache einer reichen Empfindung
spricht.
EIN MEDAILLENENTWURF VON ALBRECHT DURER.
Von Dr. I'RH"/. TKAUclüTT SCHULZ.
Es ist iik'rkwiirdi.u. daß von der .großen Medaille auf Williliald rMivkheiiner (1470
bis l=;^(t) \'.,I. ISIZselKst in den bekannteren Kabinellen nur Nach,i;iLs.se, und noch
dazu niLlu einmal solche von scharfer Ausprä.i^un.i; der Hinzelheilen, existieren. Es
kann dies zu der .Annahme Veranlassuns.^ .i^'eben, daß als Ori.s^inal ein Wachsmodell
vorgelesen hat, das beim Abguß zugrunde ging. Wir wissen, daß WilliixUd Pirck-
heimer, einer der am meisten geehrten und am meisten gelobten Männer seiner Zeit,
mit dem größten der damaligen deutschen Künstler, mit Albrecht Dürer, in vertrau-
tester Freundschaft lebte. Von diesem aber darf es als erwiesen gelten, daß er sich
gelegentlich auch in der Medaillenkunst betätigte^). Es ist kaum anzunehmen,
daß die Lehrzeit in der Werkstatt seines Vaters, der ja Goldschmied war, so ganz
eine verlorene gewesen sein sollte. Und so ist die Wahrscheinlichkeit eine große,
daß die bekannten drei Stücke, der weibliche Idealkopf v. J. 1508, der sogenannte
Wolgemut vom gleichen Jahre und Dürers Vater v. J. 1514, welche das Monogramm
des Meisters tragen, im Modell von seiner Hand herrühren. Medaillen im eigentlichen
Sinn des Wortes sind es ja nicht, sondern Hohlgüsse, die als Zierat Verwendung
fanden, und zwar in der Art des Silberabgusses eines weiblichen Rückenaktes, der sich
als Beschlag eines alten Schmuckkästchens im Besitz der Familie Imhoff befunden hat
und wozu das Solnhofer Steinoriginal aus der Sammlung Felix jetzt im South Kensing-
ton-Museum aufbewahrt wird-). Es ist auffällig, daß ein alter Bleiguß unserer Medaille
im Maximiliansmuseum in Augsburg ebenfalls das Monogramm Dürers, und noch
dazu in Übereinstimmung mit den genannten drei Stücken, trägt. Angesichts der
engen Beziehungen zwischen dem Dargestellten und Albrecht Dürer kann darum
sehr wohl die Vermutung Raum gewinnen, daß auch das Modell unserer Medaille
von der Hand Dürers herrührt. Und diese Vermutung würde zur größeren Wahr-
scheinlichkeit werden, wenn das Steinmodell eines weiblichen Bildnisses aus der
Sammlung Felix, das die Jahrzahl 1514 trägt, Dürer mit voller Bestimmtheit zu-
gesprochen werden dürfte^). Hier wie dort ist das Brustbild eng in den Raum gestellt
und überschneidet oben wie unten den ringförmigen Rahmen, eine Eigentümlichkeit,
die übrigens auch an der Medaille seines Vaters v. J. 1514 beobachtet werden kann.
Aber schon Habich hat auf das Fremdartige, das in dem Modell liegt, aufmerksam
gemacht, das wie ein italienischer Einschlag anmutet.
1) Vgl. Georg Habich, Studien zur deutschen Renaissancemedaiile, Jalirb. d. K. preull
Kunstsammlungen, XXVII. Bd., 1906, S. 16 ff.
2) Vgl. hierzu auch Philipp M. Halm, Zu Dürers Rückenakt- Relief von l 509, im Münchner
Jahrbuch der bildenden Kunst, Band I, 1906, S. 142 ff.
3) Abgebildet bei Georg Habich a. a. O. S. 21, Fig. 8.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 105
Wie dem auch sein ma.ij:, das jedenfalls ist sicher, daß die Medaille, wenn ich
auch die M(),i;lichkeil eines Modells nicht ,i;anz von der Hand weisen will, in en.^ster
Beziehun.y; zu Dürer steht, daß sie ,t,'anz seinen Geist atmet und in allem seine Hand-
schrift trä.t^t.
Die Medaille ist nicht unbekannt. Doppelmayr hat sie in seiner 17V) erschienenen
Historischen Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern auf
Taf. XV beiderseitig abgebildet. Imhoff hat sie in seiner Sammlung eines Nürn-
bergischen Münzkabinetts S. 577 eingehend beschrieben, und zwar, was wohl an-
gemerkt zu werden verdient, als ,.Ein Medaillon von Goldschmidtsarbeit". Auch
in l'erlmutter ist sie nachgeschnitten worden. Je ein vom Meister Hans von Colmar
im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts angefertigtes Exemplar befindet sich bei
uns und im Kaiser Friedrich-Museum in Berlin^). In neuerer Zeit haben sich Karl
Domanig'"') und Georg Habich '^) mit der Medaille beschäftigt. Domanig möchte
die Medaille, allerdings mit Vorbehalt, Ludwig Krug, dem Lehrmeister des vornehmsten
unter allen Nürnberger Medailleuren, Peter Flötners, zuschreiben. Sie ist nach ihm
zweifellos nach einem Wachsmodell hergestellt und es ist an dem Porträt das zaghaft-
schüchterne Wesen des Meisters erkennbar. Wenn ich ihm schon hierin nicht bei-
stimmen kann, dann ist mir dies noch weniger UKiglich hinsichtlich seines Urteils
über die Rückseite der Medaille (Abb. 1). Sie ist meines Erachtens alles andere als
überaus auffällig nüchtern. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Wir werden nicht
umhin krmnen, Ludwig Krug als Verfertiger der Medaille ganz und gar auszuschalten.
Schon die engen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Dürer und Pirckheimer
schließen die Mitwirkung eines anderen Künstlers aus. Georg Habich war dies nicht
entgangen und er war auch der erste, der die Medaille auf ein Modell von Dürer,
zum mindesten auf einen zeichnerischen Entwurf von seiner Hand, zurückzuführen
suchte.
Kein Zweifel, der ganze Typ des Brustbildes — man denke nur an das Holz-
schnittporträt Ulrich Varnbülers v. J. 1522 — ist Dürerisch. Und dann stimmt
es in den Zügen sowohl, wie im gesamten Arrangement so sehr mit der Kohlezeich-
nung aus der Sammlung Robert Dumesnil v. J. 150^, jetzt in Berlin, überein, daß
diese geradezu als Studie zu der Medaille gelten kann").
Es liegt nahe, auch für die — offen gesagt — etwas sehr eigenartige Rückseite
nach einem Entwurf von Dürers Hand zu suchen. Schon Georg Habich hat dies
getan, allerdings ohne dabei an die bei uns verwahrte blattkranzumsäumte Wappen-
zeichnung zu denken, welche erst jüngst durch Emil Reicke in seiner Studie über
die Deutung eines Bildnisses von Brosamer in der Kais. Gemäldegalerie in Wien
reproduziert wurde^). Habich hat das Motiv der beiden zusammengebogenen Zweige
in den Randzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser Maximilians wiederfinden zu sollen
4) Siehe Dr. Walter Josephi, Die Werke plastischer Kunst im Germanischen National-
nuiseum, Nr. 67S.
5) Jahrb. der Kunstliistor. Sammlun,i,'^en des Allerhöchsten Kaiserhauses XVI. Bd.
1895, S. 72 mit Abb.
6) Jahrb. d. K. preuß. Kunstsammlungen XXVII. Bd. IWO, S. 20 mit Abbildungen.
7) Georg Habich a. a. O. S. 20.
8) Jahrb. der Kunstliistor. Sammlungen des Allerhüchsten Kaiserhauses, Bd. XXX,
Heft 4, S. 241.
106
EIN A\EDAILLENENT\VURI" VON ALBRECHT DÜRER.
j^eirlaubt. Und in der Tat ii^t eine s^roße Älinliclikeit nicht liin\ve,i;zuleii,i;nen. Daß
aber ein solch vereinzeltes A\otiv aus einem anderen Zusaninienhani;' heraus,^:en()ninien
und ad luv appliziert wiMden sei. halle ich nicht für wahrscheinlich. Man k()nnte
iedentalls nur so viel daraus schließen, daß das Moti\- an sich Diirerisch ist. Es kommt
auch sonst hei Dürer \ov. ich erinnere vor allem an den 1521 datierten Entwurf
zu einer W'anddekoration aus der Sammlun.y: des Sir Charles J. Robinson in London"),
lair das Wappen seihst nuKiite llabich Dürers vor 150^ anzusetzendes Exlibris für
Pirckheimer in erster Linie zur Veri;leichun,u' heranziehen. Auch das Titelblatt zu
einer lateinischen Übersetzung; Pirckheimers von IMutarchs Schrift ,J)e vitanda
Usura" (Nürnberg' 1^1^) kommt ernstlich in iä'a.i^e. Und mit Recht weist er endlich
darauf hin, daß die Schrifttafel mit den auf!.ierollten Rändern ein ständiges Requisit
in Dürers Ornamentik bilde. Mit einem Wort, er erkennt in jeder Einzelheit die Hand
und den Geist Dürers.
Abb. 1. Revers der Medaille auf Willibald Pirckheimer v. J. 1SI7.
Soweit befinde ich mich mit Habich in Übereinstimmun,l,^ Doch ich nK'ichte
noch einen Schritt weitergehen. Wenn Dürer in so umfassendem Maße den künst-
lerischen Bedürfnissen Pirckheimers diente, warum sollte es da nötig sein, die Motive
zur Rückseite unserer Medaille erst von verschiedenen Stellen zusammenzutragen!
Es muß, gleichviel ob er genau so ausgeführt wurde oder nicht, ein direkter Entwurf
zum Revers unserer Medaille von Dürers Hand vorgelegen haben. Und diesen glaube
ich in der farbigen Zeichnung wieder zu erkennen, welche die Stadt Nürnberg in den
70er Jahren des vorigen Jahrhunderts aus der Sammlung des Kupferstechers Petersen
erwarb und die sich heute mit der städtischen Kupferstichsammlung in unserer Ver-
9) Lippnuum, Zeichnungen von Albreclit Dürer, Nr. 407.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
107
waliriin.ü: befindet (Abb. 2). Schon die Kranzlorni der Zeichnung legt den Gedanken
nahe, daß wir in ihr nicht den Entwurf zu einem ExHbris, sondern zu einer Medaille
zu sehen haben. Alles ist auf die Rundung zugeschnitten und Zug um Zug ist die Über-
einstimmung der Lorbeerkranzumrahmung festzustellen. Daß eine Zeichnung von
der virtuosen Art wie die vorliegende nicht sklavisch in den kleineren Maßstab der
Abb. 2. Handzeicluuing mit dem Wappen Willibald Pirckheimers von Albreclit Dürer.
Medaille übertragen werden konnte, liegt auf der Hand. Bei solch subtiler Relief-
arbeit müssen sich die Einzelheiten der Zeichnung dem Zwange der Technik anpassen
und unterordnen. Und das ist auch hier geschehen. Die gn'ißere Zeichnung wurde
stilisierend vereinfacht. Und fast möchte man gerade hier die Hand Dürers, dem
die Goldschmiedetechnik nicht als Handwerk in Fleisch und Blut übergegangen
war, der sie nur aus künstlerischer Liebhaberei für diesen einen Zweck wieder einmal
kultivierte, wiedererkennen. Daher vielleicht die mehr nai\-e und virtuose Art der
108 EIN A\EDAIl.LENENT\VURr VON ALBRECHT DÜRER.
ziselierenden RelKiiullim!;. FrappieiviKi über ist z. B. die Übereinstimniun.sj: der
Zeicimuiii; und .Wcdaillo in dem oberen Zusiiniinenschluß des Aslwerks mit der eigen-
artigen, cdw niireris>.-lk'n knolenverschlingiing.
Oas Innere der Medaille hat eine andere i-orm angenommen, als die Zeichnung
sie aufweist, l'nd fast ist dies zu bedauern; denn entschieden ist der Hntwurf als
Ganzes genoninieii großzügiger als die Ausführung der Reversseite der Medaille.
Vielleicht war hier rirckheimer der \ eranlassende Teil, dem daran gelegen sein mochte,
auch hier seinen Wahlsprucli ..Initium sapientiae timor domini" angebracht zu sehen,
wie es auch auf seinem schon vor dem Jahre IS03 angefertigten Bücherzeichen der
{•all ist. Durch diese Veränderung der ursprünglichen Idee ist eine gewisse Unruhe,
ja etwas Gequältes in die Zeichnung hineingekommen. Gleichwohl finde ich sowolil
an der Form der Schrift tafel. wie an der des Wappens nichts, was gegen Dürer spräche.
Und auch schon Uabich hat hierfür genügend Vergleichsmomente beigebracht' ")•
Der Vollständigkeit halber sei auch noch die Entwurfsskizze zu einem Bücherzeichen
Pirckheimers aus der Sammlung William Mitchell in London, welche Lippmann
unter Nr. 82 abbildet, in diesen Zusammenhang eingefügt, welche ebenso wie die
emblematisclie Zeiclmung Din-ers, welche von Peter Flötner auf der Rückseite seiner
Ott-Heinrich-Medaille v. J. 1532 benutzt wurde und sich heute im British Museimi
zu London^') befindet, auf das Schlagendste beweist, daß Dürer in umfassendstem
Maße künstlerischer Berater seines Freundes Rirckheimer war, daß dieser schwerlich
einen anderen als ihn für derartige Aufgaben zu Hilfe gezogen hätte. Unverändert
übertragen wurde das Wappen selbst, das in dem Bücherzeichen eine etwas gedrungere
Gestalt angenommen hat und auf dem Titelblatt v. J. \S\} im Gegensinn erscheint.
Ob die Medaille von Hause aus überhaupt als Medaille gedacht war, kami
zweifelhaft erscheinen. Der Revers sitzt nicht organisch im Rahmen, er ist noch
durch einen tiefen Einschnitt vom Rande getrennt. Mit einem Wort, er ist kleiner
als die Vorderseite und erst auf dem Wege des Ausgleichs in das Rund eingepaßt
worden. Man erwartet hier eigentlich einen anderen Abschluß, und zwar einen solchen
von erhabener Ringform. Aus diesem Grunde möchte ich der Annahme zuneigen,
daß der Avers und der Revers ursprünglich je für sich als einseitiger Hohlguß als
.Applikation für ein Schmuckkästchen oder eine Schatulle Anwendung gefunden
haben. Erst später stellte man beide zu einer Medaille zusammen.
Wenn Reicke'-) hinsichtlich des in die Zeichnung eingeschriebenen Namens,
der übrigens „Rirckheimer" und nicht ..Rirkheimer" zu lesen ist, apodiktisch die
Möglichkeit einer Eigenhändigkeit Dürers ausschließt, so ändert dies an meinen
Feststellungen und auch an meiner Ansicht über die Authentizität des Blattes nicht
das Mindeste. Jedenfalls habe ich bei einer Vergleichung mit der oft sehr verschieden-
artigen Schrift Dürers in dem bei uns verwahrten Manuskript von der Unterweisung
der Messung mancherlei Analogieen gelunden, welche die Möglichkeit einer Eigenhän-
digkeit Dürers zulassen.
10) Jahrb. d. K. preu(3. Kuiists;imm]ung:eii, Bd. XXVII 1906, S. 20.
11) Lippmann, Nr. 299; Jahrb. d. Kunsthistor. Sanimlunjren des Allerhöchsten Kaiser-
hauses, Bd. XVI lS<)5, S. 38 ff., wo auch das Verhältnis zum E.xlibris des Monogrammisten IB
V. J. 1529 erörtert worden ist.
12) Jahrb. der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. XXX,
Heft 4, S. 240, Anm, 2.
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNST-
HANDELS IN NÜRNBERG.
Von Dr THEODOR H A N P E.
I. Lienhard zur \:\ch und das Inventar seines Biicherla.i^ers (ISH))-
Über den Nürnberger Buchfülirer und Verle.^er Lienliard zur Eich, der sich auch
wolil Lienhard, Leonliardus, Lenhart usw. zu der Aych, von Eich, von der
Eich, de Aicli, a Queren oder de Queren sclirieb, liat zuletzt Karl Schottenloher in
einem sehr lesenswerten Aufsatz „Vom ältesten Buchhandel in Nürnber.i;'" ^eliandelt^).
Er hat darin das Wesentlichste, was über den Mann bisher bekannt war, kurz zusam-
menfassend mit.i^eteilt, nämlich dal] er, wie der Zusatz „Durgaeus" zu seinem Namen
in der Vorrede zu Andreas Althamers „Scholia in Cornelium Tacitum" (Nürnberi;-,
Friedrich Peypus, 1529) lehrt, aus dem Thurgau stammte, daß er in Nürnberg in
besonders naher Verbindung mit dem Buchdrucker Friedrich Peypus stand, dal.!
etwa 15 Drucke oder Neuauflagen von Schritten Althamers, Wilibald I^irckheimers,
Venatorius', Justns Menius', Sebastian Franks und anderer von ihm verlegt worden
sind-) und daß bereits ein merkwürdiges, ohne Zweifel auf die Schweiz weisendes
Schriftchen aus dem Jahre 1522 seinen Namen nennt, das „Kögelspil gebracttiziert
ausz dem yeczigen zwytracht des glaubens".
Auch die Bibliothek des Germanischen Museums besitzt, noch aus AufseB'schen
Beständen, ein Exemplar dieses sehr seltenen Druckes, dessen Titelblatt wir hier in
der Größe des Originals wiedergeben. Der rohe Holzschnitt führt uns dabei die
verschiedenen Vertreter reformatorischer Ideen, von denen Martin Luther, Ulrich
von Hütten und Erasmus von Rotterdam durch beigedruckte Schriftrollen kenntlich
gemacht sind, im Bilde vor, wie sie dem Kegelspiele obliegen, indem sie vom .,Zier'
d. h. ihrem Glauben aus mit der dicken Kugel, worunter die heilige Schrift zu ver-
stehen ist, in das irdische Jammertal unter die Kegel, d. h. „die armen schlechten
einfeltigen leyen" hineinkegeln, um als „abentheyer'' d. h. wohl als glücklichen Ge-
winnst das ewige Leben davonzutragen. „Martinus Luther, aller Kegler Mutter",
wie es in dem Gedicht heißt, noch mit der Mönchskutte angetan, ist eben am Wurf.
Von rechts sehen die Vertreter des alten Glaubens, Pabst, Kardinal, Bischof usw.
dem Spiele zu.
Wenn nun auch der Verfasser in seiner Schrift sich einigermaßen bemüht zeigt,
unparteiisch zu urteilen, ein Bestreben, das ihm in jener Zeit hitzigster geistiger
1) S. UnterlKiltuiiffsbhitt des Fräiikisciien Kuriers, 59- Jahrgang, Nr. 74 (vom 15. Sep-
tember 1912) S. 440 ff.
2) Vgl. darüber namentlich Job. Christian Siebenkees, Materialien zur Nürnlvrgischen
Geschichte I (1792) S. 3<'5 ff-; II (1792) S. 446.
110
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDEI.S IN NÜRNBERG.
tvadyt öeö glviubcriö ^u cym taii ain g[cfd(eQ/2t(fc fo t>an OOaw
tin^ Cntbe^afnib4rigent.'5i4mtailt>ict>an bemKed^ttcrt
alten Tvceg bcö i^uan^diumd rtrtc^ /rem VJ^tmü^n n4ct>
rolgcnr/ nn't fampt an'^ven fo byc t)yfcm fpil 3» lugcfi
bycrift k?crgt:iffc» Qcmntt vocvbmt.^ü Ä«gcl
ibci:pUi5bcd jfammal/Ecscllcmbbic<;r
mcn fct)lc4)ten cirtfcltigctt Wym/lbic ab
cntbeyciM't? baö ewig Ubcn/bicbrcycr
jfm^ar* fcmbbicbailgmtmrbctpawUiö m D XXIU
Aii).iJtvtansc\umbk,vq,pctcn*
Titelblatt des „Kögelspils", o. o., 1522.
VON DR. THEODOR HAMPE. lH
Kämpfe iiniiieiiiin hoch aii,^ereclinet werden muß, so verrät doch sclion seine soeben
kurz skizzierte \veni,t; würdige Auffassung von der reformatorischen Bewe.i^un.i;', wie
sie sicli aus dem Titel und Titelbild kundgilH, daß er mehr auf Seiten der Altgläubigen
steht. Der Gang seines in dramatisierter Form abgefaßten Gedichts, das sich übrigens
teilweise gegen Johann Eberlins von Günzliurg Traktate, die XV „Bundesgenossen",
richtet^), macht dies noch deutlicher. Wenn auch manche Beziehungen sich nicht
völlig aufhellen lassen, anderes schon wegen der oft wunderlichen Diktion, der ziem-
lich willkürlichen Orthographie und des vielfach fehlerhaften Drucks schwer ver-
ständlich bleibt und es uns hier auf einen ausführlichen Kommentar des Schrift-
chens, den dieses aber wohl verdiente, selbstverständlich nicht abgesehen sein kann,
so erkennt man doch als durchgehenden Zug, als leitenden Gedanken, daß, wie der
Verfasser meint, schon die Verschiedenheit der Ansichten bei den Bekennern der
neuen Lehre und die geistige Überheblichkeit manches ihrer Führer davon abhalten
sollte, dem Glauben der Väter untreu zu werden, zumal dieser Glaube bei rechtem
Verlauf der Dinge wohl auch aus sich heraus zu einer ,, rechten Reformatz" ge-
kommen sein würde.
Nachdem Luther, Hütten, Erasmus, Melanchthon, Meister Ulrich Zwingli,
die Kaiserliche Majestät und Vertreter der verschiedenen religiösen Richtungen
unter den Eidgenossen, darunter auch die Stadt Zürich, sowie mehrere andere Vor-
lechter der alten wie der neuen Lehre und gegen den Schluß mit bisher noch dunkel
bleibender Beziehung der „Schulthayß von ober Eßlingen" redend eingeführt worden
sind und die „Conclusio" dann mit den Versen:
„Dises spil ist also bereydt
niemants zu lieb noch zu laid"
eingesetzt hat, ergreift zu guter Letzt noch ,,Lenhart zu der aych" das Wort, indem
er spricht:
„Man schreibt vil von Christenlicher leer,
ich sich aber niemants, der sich daran ker;
News vnnd alts gilt seer gleich,
got geb was der wer nun ich reich ( ?).
Also geet es yetz in dieser weit;
mein kummer weit ich auch wenden,
het ich gelt.'')
AMEN."
Diese letzten Verse nun haben aller Wahrscheinlichkeit nach jenen Lenhard
zu der Eich selbst zum Verfasser, während seine Autorschaft für das ganze übrige
Gedicht vom Kegelspiel schwerlich in Betracht kommen kann. Das ergibt sich schon
aus einer gewissen Gegensätzlichkeit zwischen der angestrebten Unparteilichkeit,
dem Schmerz über die entstandene Zwietracht und den ernsten Mahnungen, wie sie
bei aller Volkstümlichkeit und sogar Derbheit des Ausdrucks dem eigentlichen Ge-
dicht seinen Charakter geben, und der, man kann kaum anders sagen als Gesinnungs-
losigkeit, die sich in den letzten Versen mit ihrem scherzhaft gemeinten, aber hier
3) V^l. Goedeke, GruiuiriB zur Gescliiclite iUt tieu(s(.-lieii Liferutur II, 221.
4) Die Interpunktion ist von mir hinzugefügt.
112 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
f:i5t frivol wirkenden Sclilußsalz: .,:n\ch mein Kummer würde sich le.t^en, wenn icli
nur ("ield hätte" ausspriLhl.
ist nun al\'r. das isi zunäi-'hsl die withliiiste l-ra,!;e, dieser l.enhart zur liieh
identis.-h mii dem späteren NürnluM^er Buehhändler .uleielien Namens? I )ie Her-
kunft des lel/.teren aus der Schweiz und die unverkennlxu-en nahen Beziehun.^en,
die das Gedieht vom Ke.uelspiel zu diesem Lande aulweisl und die u. a. aucli in
manchen Dialekttormen, wie ..kriimmy'"- .duitlin", „steMy'' usw. kennthch werden,
maclien es von vornlierein walirsclieinlicli. Aber der Name mni^ freilich in der Schweiz,
insbesondere zwisclien Boden- und Züriclisee, keineswegs selten gewesen sein. Gab
es doch auch in Zürich selbst ein Bürgergeschlecht zur Eich, dem u. a. ein 1433 vor-
kommender ..Zunftmeister bei den Wullenwebern" Heinrich zur Hich entstammte
und das noch während des IS. Jalirhunderts daselbst blühte^). An eine nicht-
schweizerische Familie ..von Aich", wie etwa die bekannteste, nämlich die der Kölner
Buchdrucker des IC). Jalirhunderts, — ein Goldschläger Ludwig von Aich kommt
\>27 auch als Bürger zu Wien vor^) — , wird dagegen auch hinsichtlich des Lenhart,
der sich am Schluß des Kegelspiels nennt, schwerlich gedacht werden können.
Für die Identität spricht aber des weiteren auch die gemeinsame Beziehung
zum Bücherwesen. Wie schon bemerkt, ist der uns vorliegende Druck der Schrift
vom Kegelspiel so mangelhaft und unordentlich hergestellt, daß man versucht ist,
entweder an einen häufig mißverstehenden Nachdruck oder aber, und das ist wohl
das Wahrscheinlichere, an einen Dilettanten oder Anfänger in der schwarzen Kunst
als Drucker zu denken, als der dann wohl vor allem der „Lenhart zu der aych" des
Gedichtes in Frage käme. Möglich, daß der nachmalige Nürnberger Buchhändler
und Verleger von Haus aus Typograph gewesen ist. Beide Gewerbe waren und sind
ja olmehin häufig genug in einer Hand vereinigt. Weitere Vermutungen bhmte
man an das überraschende Auftreten des Schultheißen von Ober-Eßlingen in unserem
„Kegelspiel" knüpfen. War er vielleicht der Verfasser des Gedichts und ist dieses
nicht etwa mehr in der Schweiz selbst entstanden, sondern aus dem Kreise der nament-
lich durch Zwingiis Ermunterungsschriften mit den Eidgenossen zu enger religiöser
Gemeinschaft verbundenen schwäbischen Städte hervorgegangen .'' Auf ein nach-
haltiges Interesse an der Entwicklung der reformatorischen Bewegung in Schwaben
scheint bei dem Nürnberger Buchhändler Lienhard zur Eich der ansehnliche Prozent-
satz zu deuten, mit dem gerade die Schriften und Kommentare des Johann Brentius
(Brenz) in den Beständen seines Bücherlagers vertreten waren, jenes Reformators
von Schwäbisch-Hall, der am 15- Mai 1526 seinen berühmten Brief an den Rat und
die streitende Gemeinde zu Eßlingen richtete und nachmals der Verfasser der würt-
tembergischen Konfession geworden ist. Nächst Luther und dem von ihm besonders
geschätzten oder sagen wir lieber von seiner gelehrten Kundschaft besonders be-
gehrten Erasmus von Rotterdam steht Brenz mit seinen Schriften in dem uns im
Nürnberger Stadtarchiv erhaltenen vollständigen Inventar des Lienhard zur Eich
mit an erster Stelle.
5) Siebmachers Großes Wappenhuch V (Bürgerliche Wappen) Bd. 3 S. 61.
6) Jahrbuch der kunsthist. Sammhmgen der österr. Kaiserhauses III, Regestenteil
Nr. 2913 und 2997-
VON DR. THEODOR HAMPE. 113
Daraus würde nun wolil, wenn wir an der Identität der beiden Lienhard zur Eich
festhalten, zu folgern sein, daß sich unser Mann, der sich 1522 in den Schlußversen
des Kegelspiels weder warm noch kalt, mehr spöttisch als ernst und in seiner Ver-
bindung mit dem Verfasser jener Schrift eher als einen Gegner, denn als einen Freund
der neuen Lehre gab und darstellte, einige Jahre darauf mit Entschiedenheit der refor-
matorischen Bewegung angeschlossen haben müsse. Und das ist bis zu einem ge-
wissen Grade aus dem Inventar seines Bücherlagers in der Tat zu schließen. Die
Werke von Luther, Brentius, Zwingli, Bucer, Pomeranus und anderen Reformatoren
nehmen einen breiten Raum in diesem Verzeichnis ein, aber daneben finden wir
auch die Schriften ihrer Gegner, namentlich Emsers und Ecks, in ziemlich ansehnlichen
Posten vertreten. Und neben den außerordentlich zahlreichen klassischen Schrift-
stellern, die der Humanismus aufs neue emporgetragen hatte und deren verschiedene
Ausgaben überhaupt den wesentlichsten Teil unseres Inventars ausmachen, neben
Homer, Aesop, Herodot, Thucydides, Plato, Plutarch, Isokrates, Dioscorides und
Diodorus Siculus, neben Cicero, Caesar, Salust, Livius, Sueton, Cato, Plinius, Vergil,
Horaz, Marcial, Plautus, Terenz und anderen Schriftstellern des klassischen Alter-
tums standen in den beiden Kramläden dieses Buchhändlers an der Grenzscheide
zweier Zeitalter aucli manche Größen der versinkenden Kultur des Mittelalters, außer
Aristoteles und Avicenna namentlich Eusebius und Beda, dann die Kirchenväter
Augustinus, Ambrosius, Chrysostomus, Cyrill, Cyprian und andere.
Er ließ also doch, wie es scheint, die Sonne seines Sortiments leuchten über
Gerechte und Ungerechte, und es bleibt daher zu erwägen und ist aus den bisher von
mir aufgefundenen Akten und Urkunden über Lienhard zur Eich nicht sicher fest-
zustellen, v/ie weit seine spätere stärkere Hinneigung zur Sache der Reformation
religiöser Überzeugung, wie weit sie geschäftlichen Überlegungen zugeschrieben
werden muß. Pekuniär stand er sich jedenfalls trotz mancher Widerwärtigkeiten,
die der Vertrieb seiner Bücher mit sich brachte — wir werden sogleich darauf zu
sprechen kommen — , während seiner Nürnberger Zeit nicht schlecht. Von Geld-
mangel, wie 1522, hören wir künftig wenigstens nichts mehr, sei es, daß seine Frau
Agnes, mit der wir ihn nunmehr offenbar jung verheiratet sehen, etwas Erkleckliches
mit in die Ehe gebracht hatte, oder daß der unternommene Buchhandel samt dem
Verlagsgeschäft, wozu sich auch noch, wie das Inventar ausweist, ein Buchbinderei-
betrieb gesellte, jetzt in der Tat seinen Mann nährte.
Er hatte eine Wohnung inne, die aus einer „großen Stube", etwa der Wohnstube,
jedenfalls auch einer besonderen Schlaf kammer, etwa identisch mit der im Inven-
tar erwähnten „frauencamer", aus dem „Werkstüblein", der Gastkammer, Magd-
kammer, Knechtskammer, Küche, Söller d. h. offenbar einer Holzgalerie nach dem
Hof zu, wie wir sie noch aus so vielen Altnürnberger Häusern kennen, ferner aus
einer von diesem Gang abgehenden Kammer und zwei Kramläden bestand. Das Ge-
sinde („eehalten") scheint aus einem Knecht und einer Magd bestanden zu haben. Auch
über das zwar nicht gerade sehr reichlich und kostbar, aber doch genügend und für die
damalige Zeit gutbürgerlich vorhandene Mobiliar samt dem Bettzeug, der Wäsche, dem
Vorrat an Leinwand, Frauen- und Mannskleidern und dem Kücliengerät, über die
Einrichtung und die Instrumente der Buchbinderwerkstatt und den dazugehörigen
Vorräten an Flachs, Garn und Werg gibt das Inventar bis in alle Einzelheiten die
Mitteilungen aus dem Germanischen Nutionalmuseum. 1912. g
1 14 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UNO KU NSTH ANDEI.S IN NÜRNBERG.
s^-enaue.^^lo .\u>kunlt. wobei in kiilimxc.viiielilli^'licr. arLliäoht.^isclicr und .sprachliclicr
Hinsichl nuinclios von nicht i;orin,i:c'in Interesse ist; so die Aul/.älihin,u und Sehilderun.i;-
der Kleidungsstücke für die Kostüiniieschichte, das Werkstatlinvenlar für die Ge-
werbesieschichte u.s.f. — An Zinn,i;'escliirr besaß das Hiiepaar dem Gewicht nacli 1 Ztr.
7S Pfd. Auch an Messing-, Kupier- und selbst eini,i;eni Silbergerät fehlte es nicht.
Ebenso werden auch etliche Schmucksachen: goldene und silberne Ringe, Pater-
noster, ein silbervergoldetes Agnus dei usw., dazu anderthalb I.ot Bruchsilber
besonders aufgezählt. Im einzelnen verweise ich dafür hier auf das im folgenden
abgedruckte Inventar selbst. Im ganzen ergab sich nach Lienhard zur Eichs Tode
im Jahre 1\^0 nach sorgfältiger Abschätzung alles Besitzes, die teils durch die ,. ge-
schworene Unterkäuflin" Elsbeth Klayberin, teils, soweit es sich um die Buchbinder-
werkzeuge handelte, durch die beiden Meister dieses Handwerks Valentin Ebner
und Hans Vogel vorgenommen wurde, unter Anrechnung der noch ausstehenden
sicheren Gelder und nach Abzug sämtlicher Schulden ein Vermögensstand im Werte
von 568 Gulden 3 Pfund 26 Pfennig und einem Heller, also nach heutigem Gelde
und Geldwert etwa von 12—15 000 Mark. Die Bücher waren dabei meistenteils
zu einem bestimmten, festen Preise ftu- das Exemplar angeschlagen worden, doch
waren von ihnen wohl große Posten unbezahlt geblieben, wie denn unter den Gläu-
bigern vor allem eine ansehnliche Zahl fast durchweg sehr bekannter Buchdrucker
figuriert, so Johann Secer in Hagenau mit 58 Gulden, Christoph Froschauer in Zürich
mit 38 fl, Peter Quentel in Cöln mit 31, Georg Ulricher (Andlanus) in Straßburg
mit 30, Johann Schott, ebenda, mit 25, Johann Proben in Basel mit 18, Hans Coler
in Worms mit 15, „Arnold von Cöln" ') mit 14, Nikolaus Meldemann, der bedeutende
Nürnberger Formschneider und wohl auch Drucker, ebenfalls mit 14, Ivo Schoeffer
in Mainz und Heinrich Petri in Basel mit je 131/2, Andreas Cratander in Basel mit 12,
Jobst Gutknecht in Nürnberg mit 1 1, Johann Grüninger in Straßburg mit 10, ,, Christian
von Paris" ^) mit 8, Christian Egenolph in Straßburg mit 7 Gulden und noch mehrere
andere Buchdrucker mit kleineren Beträgen. Der Name des Friedrich Peypus, des
nahen Geschäftsfreundes unseres Lienhard zur Eich, findet sich nicht in der Liste,
und ebensowenig können wir unter den Beständen des Bücherlagers, wie sie das
Inventar verzeichnet, mit Sicherheit eines der von Peypus gedruckten Verlagswerke
des Eich nachweisen; es müßte denn sein, daß sich unter den verschiedentlich auf-
geführten Konkordanzen die „Diallage hoc est conciliatio locorum scripturae, autore
Andrea Althamero Brenzio" verberge, die 1528 zu Nürnberg „in aedibus Friderici
Peypus, impensis Leonardi de Aich, civis et bibliopolae norimbergensis" erschien^),
oder unter den „Opera Gregorii Nazianzeni" die von Wilibald Pirckheimer kommen-
tierte Rede des Gregor von Nazianz „De officio Episcopi", Nürnberg, Peypus, 1529,
unter dem mit der kurzen Bezeichnung „Sprichwörter" im Inventar figurierenden
Buch des Johann Agricola ,,300 gemeine Sprüchwörter", Nürnberg, Peypus, 1529,
unter der „türckisch chronica" des Inventars der „Libellus de ritu et moribus Turco-
rum", Nürnberg, Peypus, 1530 zu verstehen sei. Für des Andreas Althamer Schrift
wie für den letztgenannten „Libellus" ist dies bis zu einem gewissen Grade wahr-
7) S. unten Anm. 2/2,
8) S. unten Anm. 285.
9) Vgl. Panzer, Annales VII S. 473 Nr. 248.
VON DR. THEODOR HAMPE. 115
scheiiiliLii, weil gerade sie .Jmpensi.s l.ctmardi de Aicli'' .gedruckt worden waren.
Für die übrigen von Lienhard zur Eich verlegten Drucke des 1-riedrich Peypus möchte
ich dagegen von vornherein annehmen, daß hier Peypus die eigentlichen Kosten
getragen, sein Verleger aber lediglich für den Verscldeiü der Bücher gesorgt, insbeson-
dere auch die Verhandlungen mit den Sortimentern der verschiedenen Städte und
Örter und mit den im Lande umherziehenden kleineren Buchführern geführt habe.
Solcher Händler wn'd in dem Inventar eine große Anzahl namliaft gemacht, natürlich
nicht unter den Gläubigern, sondern ausnahmslos unter den Schuldnern, und zwar
zum guten Teil auch unter denjenigen besonders aufgeführten Schuldnern, von denen,
wie es heißt, die Außenstände wohl sclnver einzu])ringen sein würden, weswegen
die betreffenden Summen bei dem Vermiigensnachweis nicht als Plus in Ansatz
gebracht werden konnten. Da finden wir unter den mit Lienhard zur Eich in Ver-
bindung stehenden Buchführern zunächst mehrere in Nürnberg selbst (Michel; Erhard
Talner) und in fränkischen Landen, in Windsheim, Eichstätt, Kronach — die For-
derungen in diesen Städten gehören alle zu den Schulden, ,,so man mir schuldig, aber
ich mich der kayner frosten mag" — sowie in Bayreuth. Des weiteren werden Buch-
führer von Erfurt, Hildburghausen, Wittemberg, Magdeburg, Schneeberg, von
Pforzheim, Speyer, Frankfurt, Bingen, Froschlar (Fritzlar.^), von Gundelfingen,
Augsburg, Konstanz genannt, dazu noch ein Buchführer aus Antorf, Antwerpen,
der Stadt, mit der Nürnberg ja während des 15- und 16. Jahrhunderts in besonders
regem Verkehr, in nahen Handelsbeziehungen und auch in mannigfacher künstle-
rischer und wissenschaftlicher Berührung stand.
So stellt sich uns das Bild des Buchhandels jener Zeit doch sehr viel anders
dar, als wir ihn heute sich vollziehen zu sehen gewohnt sind. Der Verlagsbuchhandel
lag noch in den Windeln, begann erst langsam, weniger aus dem Buchführertum
als aus dem Druckergewerbe heraus Gestalt zu gewinnen. Lienhard zur Eich hatte
wohl die meisten der hier in Frage kommenden Drucke des Friedrich Peypus lediglich
in einer Art Kommissionsverlag, bei dem er kein allzu großes Pisiko lief; und Peypus
wird wohl bald nach dem Tode zur Eichs mit dessen Witwe abgerechnet oder die eigent-
lich ihm gehörigen Bücherbestände aus dem Lager zurückgezogen, von den verschie-
denen Buchführern wieder eingefordert haben. Im übrigen zeigt die Verrechnung
der sonstigen Bücher auf der Haben-Seite und nicht minder die beträchtlichen, noch
an die Buchdruckeroffizinen der verschiedensten Städte zu leistenden Zahlungen
im Soll, daß offenbar die meisten, um nicht zu sagen alle Bücher durch die Buchhändler
nur gegen feste Rechnung von den Druckern bezogen werden konnten. Und wie
bunt und wirr sich noch der eigentliche Handel mit Büchern ausnahm und welch
bedeutende und nicht immer erfreuliche Rolle dabei den fahrenden Buchführern,
den fliegenden Händlern zufiel, das wissen wir aus manchen anderen Dokumenten
der Zeit und verrät sich auch deutlich an mehreren Stellen unseres Inventars,
wie z. B. in der ruhig resignierten Zusammenstellung der uneinbringlichen Schuld-
forderungen.
Die Geschäftsverbindung Lienhard zur Eichs mit Friedrich Peypus läßt sich
nicht weiter als bis zum Jahre 1528 zurückverfolgen, wo er zum ersten Male als Ver-
leger eines der Drucke des Peypus, eben der oben genauer zitierten Schrift des
Andreas Althamer, erscheint. Die Jahre vorher war er lediglich als Sortimenter,
8*
116 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTIiANDELS IN NÜRNBERG.
als Bucliführer, „bibliopolu", wie der siTaecoUiteinische AiLsdruck in seinen späteren
Verhii^swerken lautet, tätiir Seewesen. Er ma.t;' vielleicht verlockt durch den Glanz
der iNürnberger Reiclislaue von 1522 bis 1521 und das .s^eschäftliche Leben, das sie
mit sich brachten, wahrscheinlich aber auch ani;ezo,t:,en durch den weiten und wohl-
begründeten Ruf Nürnbergs als eines sicheren Portes guter Ordnung und Sitte seinen
Weg nach der Pegnitzstadt genoninien haben, wo wir ihn quarta post Dionysii d. h.
am 10. Oktober 1526 Bürger werden sehen i"). Merkwürdigerweise begegnet uns
seine Frau „Agnes von der Eych" bereits um ein paar Monate früher in den Akten,
und zwar schon als Bürgerin, also im Besitz des Bürgerrechtes. Ob sie vielleicht
eine soeben erst niii Lienhard zur Eich verheiratete Meisterswitwe war, die das Bürger-
recht schon besaß, während er es noch nicht hatte und daher das Geschäft zunächst
auf ihren Namen betrieb, oder ob etwa der große Unterschleif des Stadtschreibers
1 k'iiirich Pauer im Spiel ist, der gerade um diese Zeit 318 Personen heimlich zu Bürger
aufgenommen, die Gebühren in die eigene Tasche gesteckt, so Unordnung in die
Bürgeraufnahmen und ihre Aufzeichnung gebracht hatte und dafür am 26. Juni
1526 „mit dem sträng gericht" wurde, wollen wir hier nicht näher untersuchen.
Wichtiger ist für uns der Anlaß, aus dem Agnes zur Eich und zwar in den Briefbüchern
der Reichsstadt zuerst erscheint. Sie hatte, ebenso wie Kaspar Weydel, ein bekannter
Nürnberger Buchführer, der aber hier offenbar nicht als selbständiger Geschäfts-
mann, sondern im Dienste eines anderen Unternehmers erscheint, wohl zu Anfang
des Jahres 1526 mit ihren Büchern und sonstigen Waren eine der Bamberger Messen
beziehen, zuvor auch ihre Sachen in Bamberg selbst die Zensur passieren lassen wollen,
war aber samt ihrem Kollegen von den Beamten des Bischofs Weigand alsbald angehal-
ten, gefänglich eingezogen, ihrer Bücher beraubt und zu 20 Gulden Geldstrafe verurteilt
worden. Auf eine Beschwerde des Nürnberger Rats über dieses Vorgehen hatte der
Bischof mit einem Hinweis auf die Bestimmungen des Wormser Edikts und die von
ihm selbst in seinen Landen erlassenen Verbote geantwortet. Damit hatte er insbe-
sondere Bezug genommen auf jene rigorosen Vorschriften des Wormser Edikts, durch
die in den schärfsten Ausdrücken befohlen wurde, daß „die hochberümte kunst
der druckerei" künftighin „allein in guten und löblichen Sachen gepraucht und
geübt" werden, daher solche Bücher, die sich irgendwie, mehr oder minder, auf den
christlichen Glauben bezögen, in Zukunft von den zuständigen Ordinariaten unter
Zuziehung der theologischen Fakultät der nächstgelegenen Universität approbiert
sein müssten. „Aber ander bücher", so heißt es in dem Wormser Edikt vom 8. Mai
1521 weiter, „sie seien in welicher facultet und begreifen was si wollen, die sollen
mit wissen und willen des Ordinarien und ausserhalb desselben kainswegs gedruckt,
verkauft noch zu drucken oder zu verkaufen understanden, verschaffet noch gestattet
werden, in kain weise" ^^).
Auf die Ablehnung Bischof Weigands von Bamberg entgegnet nun der Nürn-
berger Rat in einem Schreiben vom 29. Mai 1526, das als eine Meisterleistung diplo-
matischen Stils und zugleich klarer und energischer Sprache bezeichnet werden darf ^2).
Daß der Bischof trotz der Vorstellungen des Rats das „unfüglich, unfreuntlich fur-
10) Bürgerbuch 1496—1534 im Kgl. Kreisarchiv Nürnberg Bl. 143b.
11) Deutsche Reichstagsakten. Jüngere Reihe II (1896) S. 657 f-
12) S. im Anhang unter Nr. 1.
VON DR. THEODOR HAMPE. 117
iieinen" seiner Beamten se.c:en Kaspar Weydel und A^nes von der Eich zu billigen
scheine, so beginnt diese Erwiderung, dessen hätte man sich nicht versehen, denn also
auch nur gegen den geringsten von des Biscliols Untertanen ohne eigentliche Ver-
fehlung von dessen Seite zu verfahren, würde sich der Nih'nberger Rat nicht leicht
unterstanden haben. Wenn nun aber der Bischof als eigentlichsten Grund der Be-
strafung die Vorschriften des Wormser Edikts angebe, so wisse er wohl selbst —
bei allem schuldigen und oft bewährten Gehorsam gegen die kaiserliche Majestät
müsse es gesagt werden — „wie es umb sollich irer Majestät ausgangen edict gelegen,
wie beschwerlich und auf was unmügliche haltung auch das gestelt" sei, wie den
betr. Bestimmungen auch nirgends habe entsprochen werden können und wie die-
selben ja auch bereits durch den Abschied des Nürnberger Reichstags von 1523 in
vielen Artikeln gemildert und gemäßigt worden seien. Nur eine regelrechte Zensur
durch dazu verordnete Beamte werde hier für die gedruckten Bücher noch vor-
geschrieben, und solche Zensur vornehmen zu lassen, hätten sich ja auch der Weydel
und Agnes von der Eich, denen selbst nichts Sträfliches oder Anstößiges in den Schriften
bewußt gewesen sei, mit ihren Büchern nach Bamberg begeben wollen. Wenn nun
aber nach des Bischofs Meinung das erstergangene kaiserliche Edikt durchaus hätte
respektiert werden sollen, um wie viel mehr dann nicht auch das spätere, durch das
doch jenes genauer präzisiert worden sei und ganz bestimmte Einschränkungen er-
fahren habe.
Aber ganz abgesehen von alledem sollten doch die für [besondere Jahrmärkte,
Messen oder Kirchtage gewährten Freiheiten nicht zur Unzeit abgeändert, d. h. außer
Acht gelassen werden dürfen, indem man die solche Messen etc. beziehenden Händler
ohne voraufgehende Warnung um etwaiger kleiner Verstöße willen, an Leib und
Gütern strafe, „als ob sy todtwidrige Sachen verwürckt hätten", am allerwenigsten,
wenn es sich dabei nicht einmal um die eigentlich verantwortlichen Prinzipale, sondern
um arme schwangere Weibsbilder und junge unwissende Diener handle. Es würde
doch gewiß genügt haben, wenn man ihnen die beanstandeten Bücher genommen
hätte, eine Strafe, die, wenn sie für recht und billig gelten sollte, übrigens schon längst
auch in Nürnberg gegen bambergische Bürger, „so bißhero etwa vil bücher, die wir
bei uns zu drucken nit zulassen wollen, offenlich gedruckt, mit häuften verkaufft
und fayl gehabt haben", hätte ausgesprochen werden müssen. So könne man die über
Kaspar Weydel und Agnes zur Eich verhängte Bestrafung zumal bei der Gering-
fügigkeit ihrer Verschuldung und bei dem völligen Fehlen des Bewußtseins der Gesetz-
widrigkeit ihres Tuns nicht anders denn als eine ungnädige, unnachbarliche und
unfügliche Handlung auffassen, „der wir uns bei E. f. g. gar nit versehen, auch umb
dieselben keins wegs verdient haben". Der Rat wiederhole daher seine untertänige
Bitte, in der Sache eine gnädigere Entschließung zu fassen, den Nürnberger Bürgern
nicht eine Verpflichtung aufzuerlegen, die, wie jeder verständigerweise einsehen
werde, keinem Reichsuntertanen zu leisten möglich sei, den ganzen Handel überhaupt
für so ungefährlich und bedeutungslos zu achten, wie er es in der Tat sei, und dem-
entsprechend „der unseren leyb und guter ledig zu geben".
Allein der Bischof beharrte bei seiner Meinung und der auferlegten Strafe und
ließ in einem weiteren Schreiben nochmals die schweren Verstöße aufzählen, deren
sich die Bestraften zumal gegen das kaiserliche Gebot und seine eigenen Verord-
IIS BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KU NSTH ANDEI.S IN NÜRNBERG.
nun.iren schuldis^ i^'einacht liätten. worauf dann der Rat in einem ,trleiclifalls nicht
uninteressanten Sclireiben vom 7. Juni 1=^26'-') auts neue seiner ,n"e,t;enteili,i:en An-
sicht von der Saclie Cieltun.u' zu verschalten suclite und. wie es lieilM „auf flelient-
liclies ansuclien" der Geschädii^ten seine Bitte um eine .^nädisere Verfüs;:ini,s;\ durcli
die ..das freulein und ire büriien der aufeiiei;1en straf der 20 fl. erlassen und die ge-
numinen bücher den unsei"n widerumb zugestelt werden", wiederholte. Agnes zur
Eicli war also inzwisclien gegen Bürgschaft, die offenbar für die noch zu leistende
Geldstrafe gutsagte, aus der bambergisclien Flaft entlassen w^orden. Denn, falls
der Bischof es bei der strengen und ungerechten Aburteilung belasse, heißt es mit
einer An hrohung zum Schluß dieses Schreibens des Nürnberger Rats, und daraus,
wie die Bittsteller glaubhaft angezeigt hätten, ihr wirtschaftlicher Ruin folgen müsse,
so sei zu besorgen, daß solche zugrunde gerichtete Leute auf andei"e Weise zu ihrem
Recht zu kommen trachten würden. Der Rat dachte wohl dabei an die mancherlei
Schwierigkeiten und Ärgernisse, die ihm selbst vor noch nicht langer Zeit aus der
Fehde des Georg Trümmer. Veit Stoßens Schwiegersohns, gegen die Stadt Nürn-
berg erwachsen waren.
Wir wissen nun zwar nicht, wie der Handel ausgegangen ist. glauben aber aus
dem Schweigen der Akten über den weiteren Verlauf und auch aus dem nachmaligen
leidlichen Wohlstande des zur Eichschen Ehepaares schließen zu dürfen, daß der
Bischof sich durch die Vorstellungen des Rats doch zum Nachgeben und mindestens
zur Wiederherausgabe der beschlagnahmten Güter habe bewegen lassen. Auf alle
Fälle aber zeigen die beiden Eingaben des Rats und die kraftvolle und kluge Art,
mit der er sich seiner Bürger annahm, wie gut Lienhard zur Eich daran getan hatte,
in der wohl regierten Reichsstadt seinen Schutz und seinen Lebensunterhalt zu suchen.
Auch sonst legt noch eine Reihe urkundlicher Notizen von dem Eintreten des Rats
für den erst vor wenigen Jahren Zugezogenen Zeugnis ab. So verwandte er sich
am IL Oktober 1526, also einen Tag nach der Bürgeraufnahme Lienhard zur Eichs,
für diesen seinen Bürger und Buchführer zu Nürnberg in einem Schreiben an den
Landrichter und Pfleger zu Weiden, von der Capell, dafür, daß dem zur Eich sein
daselbst gekauftes Schmalz oder das dafür erlegte Geld ohne Verzug ausgefolgt
werde ^^*). und zu Anfang des Jahres 1528 gelang es der Intervention des Rates, den
rührigen Buchhändler wieder in den Besitz der Exemplare einer „prophecei des
babstumbs", w'ohl ohne Zweifel der 1527 erschienenen Schrift Hans Sachsens ..Eyn
wunderliche Weyssagung von dem Bapstumb", zu setzen, die ihm auf der Frank-
furter Messe abgenommen worden waren i^). Wetiiger Erfolg hatte er dagegen,
wie es scheint, mit einem auf die Bitte Lienhard von Eichs an den Rat zu Regensburg
gerichteten Ansuchen vom 4. August 1529. ..eur Weisheit bürger zu Regensburg
Hannsen Glaser" zur Bezahlung der Schuld anzuhalten, die dieser dem Nürnberger
Bürger „Leonhart zu der Aych, puechfüerer, über verschinen fristen noch ausstendig
schuldig ist" ^*'). Wenigstens figuriert jener Hans Glaser — war es vielleicht der
später in Nürnberg tätige Briefmaler dieses Namens? — noch in dem Inventar vom
13) S. im Anhang unter Nr. 2.
14) Briefbücher im Kgl. Kreisarchiv Nürnberg Bd. 93 Bl. 196b.
15) Vgl. im Anhang unter Nr. 4.
U>) Briefbücher Bd. 100 Bl. 20a.
VON DR. THEODOR HAMPE. 1 IQ
November bis Dezember IS^O unler den zur Eiclv'sclien Schuldnern und zwar als
erster der faulen Köpfe mit ,,achthalbenundz\vainzig" also 27Yi Gulden.
Anderseits aber war der Rat auch unnachsichtig, wenn es etwa galt, auswärtigen
Gläubigern gegenüber einem Nürnberger Schuldner zu ihrem guten Rechte zu ver-
helfen. Der Straßburger Buchdrucker Hans Knoblauch mochte zu Beginn des Jahres
1527 vielleicht Grund haben, an der Zahlungsfähigkeit oder auch Zahlungsfreudig-
keit Lienhard zur Eichs zu zweifeln. Er ließ daher durch den Rat zu Straßburg
den Nürnberger Rat bitten, den Buchführer zur Begleichung der Schuld, die er bei
ihm, Hans Knoblauch, stehen habe, anzuhalten, was auch alsbald in aller Form durch
den jüngeren Bürgermeister geschah. So konnte der von Straßburg gesandte Bote
gleich die schriftliche Versicherung mit heim nehmen, daß Lienhard zur Eich sich
auf nächstkünftiger Frankfurter Fastenmesse „seiner schuld halb mit Euerer Weis-
heit bürger zu seinem volligen benügen vertragen" werde. ^') Und unter den in dem
Inventar aufgezählten Gläubigern erscheint denn auch Hans Knoblauchs Name
nicht mehr.
Die zahlreichen Sorgen und Unannehmlichkeiten, die der Beruf des Buchführers
samt den damit verbundenen Reisen zu den Messen und Märkten mit sich brachte,
mag für Lienhard zur Eich ein Hauptgrund gewesen sein, die Gelegenheit, sich durch
die Verbindung mit dem Buchdrucker Friedrich Peypus und das Verlagsgeschäft
einen bequemeren und bei der Bedeutung der Peypus'schen Drucke vielleicht auch
lohnenderen Erwerb zu schaffen, mit Freuden zu ergreifen. Daß wir in den Jahren
1528 bis 1530 nichts mehr von beschlagnahmten Büchern und dergl. hören, könnte
darauf schließen lassen, daß er damals seinen Betrieb wesentlich geändert und
nunmehr etwa den Verkauf der Bücher auf dem Lande, in anderen Städten und bei
den Messen den vagierenden Buchführern überlassen habe, die ihm aber, wie aus
dem Inventar hervorgeht, einen gewissen Posten Bücher zu einem bestimmten Preise
abzunehmen hatten und so das Risiko selbst übernahmen.
Aber nur diese zwei oder drei kurzen Jahre hat er sich solcher größeren Ruhe
und Sicherheit erfreuen können; 1530 ist er, wohl noch in jugendlichem Alter, ge-
storben, seine Frau Agnes mit zwei kleinen Kindern Michel und Agnes zurücklassend,
für die der auch als Verfasser einer Nürnberger Chronik bekannte Goldschläger Anton
Creutzer und der Buchdrucker Hans Stuchs die Vormundschaft übernahmen. Sie
unterstützten die Witwe in der Weiterführung des Geschäfts, das aber nicht lange
mehr bestanden zu haben scheint, und in der Einmahnung^'und Einbringung der
ausstehenden Gelder. Noch am 28. Juli 1536 verwandte sich der' Nürnberger Rat
bei „Sebastian Stiebern, burggraven zum Rottenberg für unseres bürgers Linhards
vonn Aich seligen verlassener kinder Vormünder", die gebeten hatten, ihnen zur
Eintreibung der noch ausstehenden Schuld des ,,Iheronimus Schober, ricliter bey
euch zu Schnaitach", behülflich zu sein. Die betreffende Summe, heißt es in dem
Schreiben, möge dem Überbringer des Briefs „Hannsen Görl" — das war vielleicht
einer der beiden bekannten Lautenmacher dieses Namens (Hans Görl, Gerl, Gerle,
Gerlein etc. d. ä. und d. j.) — ausgehändigt werden ^^).
17) Vgl. im Anhang unter Nr. 3.
18) Briefbücher im Kgl. Kreisarchiv Nürnberg Bd. II3 Bl. 34b.
120 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Und dem frühen Tode Lienhard zur Eiclis und der Unmündi.s^keil seiner Kinder
verdanken wir nun auch das überaus sori;fäliiii- an.treferti^te Inventar der ,c;esaniten
Habe des Verstorbenen, das noch einmal dessen Tun und Treiben, zu,t!:leich aber
auch die zum Teil so zwiespältiij:e Kultur der Epoche von der Umwelt des kleinen
Bürgers und Handwerkers bis zu den großen ,c:eistit;:en Fra.i^^en, welche 'die Zeit der
Reformation bewehren, wiederspiegelt.
Auf manche Einzelheiten dieser wertvollen Aufzeichnun.i;-, die auch deswegen
von besonderer Bedeutung ist, weil sie wohl das früheste bislier aufgefundene voll-
ständige Lagerverzeichnis eines deutschen Sortimenters darstellt^"), ist in der obigen
Darstellung bereits hingewiesen oder aucli näher eingegangen worden. Hier sollen
nur nocli zwei Punkte besonders hervorgehoben werden. Ein erhöhtes Interesse
nämlich dürfen einmal noch die Aufzählung derjenigen Bücher, die nicht zu den oben
bereits kurz behandelten Kategorien gehören, und ferner, abgesehen von den schon
erwähnten Buchführern, die Namen der übrigen Kunden des Lienhard zur Eich,
soweit sie uns in der Schuldnerliste des Inventars überliefert sind, gewähren.
Unter den sonstigen Bücherbeständen, die aufgeführt werden, finden wir zu-
nächst einige Haus- und Schulbücher für den praktischen Gebrauch, wie den „Spiegel
derArznei" oder den „Hortus sanitatis", Kräuter- und „Feldbücher", Kalender, Rechen-
bücher, Wörterbücher, darunter auch ein „Lexicon trium linguarum" und ein „dictio-
narius in hebreo", Grammatiken, wie Heinrichmanns lateinische Grammatik und
den unvermeidlichen „Donat". Ich nenne weiterhin eine Anzahl juristischer Werke:
den „Sachsenspiegel", Pandekten, Institutionen, das Lehenrecht, die „Reformation
der Stadt Nürnberg" usw.; ferner Karten und Atlanten: „mappe des landes Frank-
reich", „Charta marina", „Europa", „Wien" (vielleicht auch nur ein Prospekt),
„Tabula Johannis de Monte Regio", dazu Georg Erlingers Planetenwerk. Die neuere
Geschichte ist dagegen mit ein paar Schriften oder Einblattdrucken über die Türken
(,, Türkenzüge", „türkisch chronica"), einer „epithome regis Ungarie" und wenigem
andern nur sehr spärlich vertreten; um so besser dagegen die Unterhaltungsliteratur,
wozu auch wohl die Werke über die Zerstörung Trojas und über die Zerstörung Jeru-
salems gerechnet werden müssen. Da finden wir vor allem das „Heldenbuch" und
das Buch der alten Weisen, ferner von Volksbüchern: „Alexander magnus", „Melu-
sina", Pontus und Sidonie, Tristrant, Flore und^ Blanscheflur, Olwier und Artus,
Barbarossa; auch eine „Alchamei" und eine deutsche „Chiromancei" gehören zu den
volkstümlichen Büchern, dazu „9 partes weltlicher lieder" und anderes, wie denn
hierher wohl auch zum guten Teil die ballenweise veranschlagte „allerley klayne
materi, lateinisch und teutsch" zu rechnen gewesen sein wird, deren genauere
Spezialisierung leider unterblieb. Die 35 Tafeln und 11 „pergamenen tafeln", die sich
in dem Lager vorfanden, entstammten wohl dem' Buchbindereibetriebe Lienhards
zur Eich, der, wie namentlich das Bücherverzeichnis deutlich zeigt, den mannig-
fachsten Wünschen und Interessen gerecht zu werden suchte.
Ziemlich bunt nimmt sich denn auch seine Kundschaft aus, in der indessen
doch — wir haben freilich nur seine Schuldner vor uns — die protestantischen Pfarrer
19) Mehrere spätere SortiiTientsla,e:er sind namentlich von Albrecht Kirchhoff im Archiv
für Geschichte des deutschen Buchhandels (vgl. XI, 204 ff., XIV, 99 ff-, XVII, 3 ff- u. a.)
veröffentlicht worden.
VON DR. THEODOR HAMPE. 121
und Schulmeister in den Städtclien und Dörfern des Nürnber,c:er Gebiets, sowie im
Ansbachischen, Bayreuihisclien und westhclien Br)hmen stark vorwie.i^en. Die Namen
manches überzeu,t,nin,sistreuen und muti,i::en ersten protestantischen Geisthclien der
betreffenden Orte finden sicli hier verzeichnet, allen voran derjenige Sebastian Franks,
dann Martin Kraus, der erste evangelische Pfarrer zu Brück bei Erlangen, Christoph
Schreiber, Pfarrer zu Eitersdorf, Hiob Gast, der erste evangelische Pfarrer zu Kadolz-
burg, Paulus Löffler zu Kornburg, Johann Dorsch, Georg Heyderer u. a. m. Recht
spärlich sind damit verglichen die Namen solcher, bei denen wir eher eine der
neuen Lehre abgeneigte Gesinnung vermuten dürfen, wie ,, Nicolaus, ein pfaff von
Eger", „Hans, chorschüler zu Bamberg", „des Weihbiscliofs Diener zu Bamberg
Valtin genannt" oder „der Prediger zu Schlackenwaldt" (s. u. Anm 255).
So hat also doch wohl der Spötter von 1522 schließlich ein gut Teil zur För-
derung protestantischer Kultur in ihren frühesten Anfängen beigetragen. Oli er
sich allmählich auch mit seinem Herzen der Sache der Reformation zugewandt
hatte ? Vor allem seine Beteiligung an der Verbreitung von Hans Sachsens Weis-
sagung vom Papsttum läßt es doch stark vermuten.
Der folgende Abdruck des Inventars, das sich in dem ältesten erhaltenen,
dem ehemals vierten Inventarbuch der Nürnberger Stadtbibliothek auf Bl. 200b
und ff. findet, gibt dasselbe buchstabengetreu wieder, nur daß vokalisches v in u,
konsonantisches u in v, das lange i in i, aw, ew und äw in au, eu und äu verwandelt,
große Anfangsbuchstaben innerhalb des Satzes auf die Eigennamen beschränkt,
alle Abkürzungen aufgelöst worden sind und anstatt der alten unsere heutige Inter-
punktion zur Verwendung gekommen ist.
Der in den Anmerkungen beigefügte Kommentar beschränkt sich auf das Not-
wendigste: für die Persönlichkeiten, die genannt werden und auch sonst bekannt
sind, auf eine kurze biographische Angabe, für die aufgezählten Bücher von Lien-
hard zur Eichs Sortiment, soweit sich die betreffende Ausgabe nach dem oft stark
verkürzten oder verderbten Titel überhaupt identifizieren ließ, auf einen Hinweis
wesentlich auf Panzers Annalen, für die zahlreichen, unserer heutigen Sprache fremden
und daher schwerer verständlichen, zum Teil auch dem Dialekt oder gewerbliclier
Terminologie angehörenden Wörter und Ausdrücke auf Erklärungen zumeist aus
dem G r i m m ' s c h e n Deutschen Wörterbuch, aus L e x e r s mittel-
hochdeutschen Wörterbuch und dem Bayerischen Wörter-
buch von S c h m e 1 1 e r - F r 0 m m a n n. Für einzelne Nachweise und Rat-
schläge bin ich Herrn Professor Dr. August G e b h a r d t in Erlangen zu auf-
richtigem Danke verpflichtet.
Selbtverständlich soll weder die vorstehende Einleitung über das Leben des
Lienhard zur Eich und seine Stellung innerhalb des Buchhandels der zwanziger Jahre
des 16. Jahrhunderts und innerhalb der reformatorischen Bewegung, noch die schon
aus Mangel an Raum nur dürftige Kommentierung des Inventars alle Beziehungen,
die sich aus letzterem ergeben, irgendwie erschöpfen. In wirtschaftsgescliichtlicher,
gewerbegeschichtlicher, bibliographischer und auch sprachliclier Hinsiclit bleibt
hier vielmehr noch manches zu tun, und Untersuchungen solcher Art im Anschluß
122 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND K.UNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
an das Invoiuar anzuro.i^ciu war eben der Hauptzweck der Vei(")fl"ciitlichuii,i;- des als
kültursieschichtlkiie Quelle wertvollen Dokuments.
Über die niirnberi;ischeii Münzverliältnisse zur Zeit der Niederschrift des Inven-
tars unterrichtet jetzt am besten das Buch von Ernst Scholle r „Das Münz-
wesen der Reichsstadt Nürnberg im 16. Jahrhundert", Nürnberg, 1912. Vgl. ins-
besondere die Zusammenstellungen auf S. 35 und 92. Ein „Pfund neu", mit dem
in unserem Inventar jedoch nicht gerechnet wird, entsprach 4 „Pfund alt"; 1 ^ alt
(= 5 Schilling) = ^0 Pfennig = 6o Haller; 1 Gulden = 36 Groschen = 252 Pfennig;
1 ,.Ort" ist der vierte Teil eines Guldens.
LINHARDEN ZUR AYCHN INVENTARIUM.
Zu wissen unnd kunth gethan sey allermenigklich, das ich, Agnes, L i n-
h a r d e n z u r A y c h seligen, bürgers zu Nürmberg, nachgelaßne wittib, auff den
vierundzwainzigisten novenbris im 1530. jar aller und yeder meiner hab unnd güeter,
ligennd und varennd, schuld und widerschuld, wie dann solchs auff absterben meins
lieben haußwirts seligen vorhannden gewest ist, ain volkomene gründtliche benenung
und darlegung gethan hab, wie nach diser loblichen stat Nürmberg geprauch und
reformation recht ist; und hab solchs gethan in beysein der erbern Anthoni
C r e u t z e r s-o), goldtschlagers, Hansen S t u c h s e n-^), buchdruckers, meiner
zwayer kynnd, Michel unnd Agnes, die ich mit obgemelltem meinem lieben hauß-
wirt eelich überkomen und geborn hab, von der obrigkait gesatzte vormundt, und
hab also die varennde hab Elspethen Klayberin, geschworne unndterkeufflin, besich-
tigen und schätzen lassen, wie unndterschiedlich hernachvolgt:
An Silbergeschirr. Item an Silbergeschirr ain klains silberes magol-
lein--), wigt sechs lot und ein halb quintlein, das lot umb ain halben gülden, thut
drey gülden fünffzehen pfening ain haller. Item ain kupfferes magollein--), ist ver-
gult, umb ain halben gülden. Item zway beschlagne kreußlein^^), ains mit ainem
silbern, das annder mit ainem kupffern vergultten rayfflein, umb ain ort.
An z y n g e s c h y r r. Item an zingeschirr als schüssell, kanndel, deler und
annders, hat alles gewegen ain zenntner und achtundsibenzigk pfund. das pfund
umb drey grosch, thut vierzehen gülden siben pfund.
Messinggeschirr. Item an allerlay messinggeschirr als leuchtern,
peck und annderm, hat gewegen sibenunddreyssigk pfund, das pfund umb fünffzehen
Pfennig, thut zwen gülden ain pfund drey grosch.
An p e t hge w an n d t. Item ain spanpeth, ain strosack, zway federpeth,
ain polster, ain kuss, ain deckpeth, zwai stieglein vor dem peth [201a], alles mitainann-
der geschätzt umb dreyzehen gülden ain halben. Mer in der trauen camern ain klains
20) Der Goldschläger Antoni Creutzer (geh. 1477, gest. um 1552) ist bekannt als Ver-
fasser einer Nürnberger Chronik, die, weil nicht sehr umfangreich, in zahlreichen Abschriften
verbreitet war, aber bisher nicht veröffentlicht worden ist, obgleich sie von 1487 an manche
gute selbständige Nachricht bietet.
21) Über Johann Stuchs vgl. K. Steiff in der Allgemeinen Deutschen Biographie
XXXVI, 715.
22) Becherlein. Vgl. Schmeller, Bayerisches Wörterbuch 1, 1575-
23) D. h. Krüglein. Vgl. Schmeller 1, 1380.
VON DR. THEODOR HAMPE. 123
sponpetlilein, ain strosecklein, ain federpethlein unib vier giiklen ain lialben. Item
ain parchettes deckpeth unib drey ,i,^iildeii. Item ain ,s:rosse ,ii:ewurckte deck mit
rosen umb annderthalben gülden. Item ain habtkusß-^) umb dritthalben ,i(ulden.
Item zwainzigk par leylach, ye ain par umb sechs pfund, thut vierzehen .uulden zway
pfund zwelff pfeinni.^;. Item acht kußziechen'^^) umb fünft pfund. Item in der mayd
kamern ain spanpeth, ain strosack, ain federpeth, ain polster, ain deckpethlein, umb
fünft gülden. Item ain truhelen vor dem peth umb drithalb pfund. Item in der
gastkamer ain spanpeth, ain strosack, ain federpeth, ain polster, ain deckpeth, ain
sidellein vorm peth, alles zusamen umb sechsthalben gülden. Item in der knecht-
kamer ain spanpeth, zwen stroseck, ain polster, ain noppensack-**), ain federpet-
lein, ain deckpethlein, ain deck oben darauff und ain schamel vor dem peth, alles
zusamen umb sechs gülden.
An k u p f f e r g e s c h y r r. Item an allerlay kupf fergeschirr gewegen acht-
undzwaintzigk pfund, ye ain pfund umb dreyzehen pfennig geschätzt, thut ain
gülden drey pfund zwenundzwainzigk pfennig.
In der grossen s t u b e n. Item ain stainer tisch umb zwen gülden. Item
ein vorpannck vor dem tisch umb drey grosch. Item ain zwifache frühen vor dem
faulpeth umb drithalb pfund. Item ain faulpeth in der stuben, darinn ain lideres
pethlein unnd ain federpethlein, auch ain polsterlein und ain decklein oben darauff,
alles zusamen umb zwen gülden. Item ain zwifachen tisch -^) umb ain halben gülden.
Item ain dripayneter stuel umb fünft pfening. Item ain niderer sessell umb sechs
pfennig. Item ain hoher sessel vor dem ofen umb vier groschen. Item ain giesfas-
kallterlein-^) umb drey pfund. Item drey kanndelpretter und ain Schubladen zu
ainer hanndzwehl'-^^) unnd ain kor^*') zu glesern und ain rame, alles zusamen umb
ain ortt. Item fünft gemalte tefellein und zway gemähte tüchlein, mer zway gemalte
tüchlein umb ain halben gülden. Item ain decklein auff den tisch und ain pannck-
polsterlein und ain tüchlein an der wanndt umb ain halben gülden. Item ain grossen
Spiegel, zwo gewanndtpürsten, ain kerwisch, drey kerpesen, ayn dreten [gedrehten,
gedrechselten] keeskorb, ain dretten loffelkorb. ain scheer, ain putzscheer umb fünft
groschen. Item ain spinredlein umb ain ortt. Item ain hanngennden leuchter umb
ain halben gülden.
j? A n h 0 1 z = [201b] w e r k. Item ain klains hulzes schwarz trühellein und noch
ain klains ledlein umb drey pfund. Item ain gemach sidellein ^^) fünft grosch. Item
ain sch[l]dchte vorhene^-) frühen umb ain halben gülden. Item ain kuchenkallter^^)
mit zwayen Schubladen umb ain gülden. Item ain versperte sideP^) umb annder-
24) Hauptkisseii, Kopfkissen.
25) Kissenüberzüge.
26) Wohl ein aus Wolle geknüpfter Sack. Vgl. Schmeller 1, 1751.
27) Wohl ein Klapptisch.
28) Behälter, Aufbewahrungsort, hier wohl Stellage, Bort für Gießgefäße, Kannen.
29) Handtuch.
30) kar: Gefäß, Schüssel.
31) Leib- oder Nachtstühlchen.
32) Aus Föhrenholz.
33) Küchenschrank.
34) Verschließbare Sitztruhe.
124 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
halb pfund. Item ain salzstübichlein'^) uinb ain grosch. Item ain prodtkorb umb
drey grosch. Item noch ain clains niders truhelein umb ain ortt. Item zwen reyd-
stifel, ain mannswetscliker-"^*^) und ain allter huet, umb ain ortt. Item ain keeskorb
umb acht pfennii:'. Item drey ,urolt furlienn.^lein umb ITinff ^rosch.
An hausrath von leynwath. Item z\vainzi,i;k ,i;emaine tischtiiclier,
ye ains umb fünffundvierzii;"k pfennig, thuet drey ,i;:ulden vier pfund vierundz\vainzi,i;k
Pfennig. Iiem zwainzigk grobe handtsweheP') ye aine umb drey grosch, thuet ain
gülden fiuiff pfund achtzehen pfening. Item ain guete gemanngte hanndswehel^')
umb ain ortt. Item ain gemodelts •"' **) tischtuch umb ain halben gülden. Item ain
clains gemalts tischtuch umb zwen grosch. Item fünffzehen fatscheniilein^^) und ain
weissen schurtzfleck umb ain gülden.
An m a n n s c 1 ay d e r n. Item ain schlechten gefütterten rauhen rock
umb dritthalben gülden. Item ain leberfarben ainfachen rock umb dritthalben
gülden. Item ain ainfachen kemlen'*'') rock umb zwen gülden ain ortt. Item ain
schwarz par hosen und ain arlases wames*^) umb annderthalben gülden. Item ain
par hosen mit ainem lidern geseß und ain schlechts parchets wames umb drey ort.
Item ain alts par hosen mit ainem lidern geses und ain alts parchetes wameßlein
umb ain halbem gülden. Item ain weis par hosen und ain grüns arlases wames ^2)
umb drey ort. Item ain wiilles hembdt umb ain pfund ain pfennig ain haller. Item
ain arlases leibrocklein mit rauhem gefüttert um sechs pfund. Item ain rauhs prus-
tuch, ist aussen rot, umb annderthalb pfund. Item ain guet schwarz pireth umb
drey ort.
An frauenklaydern. Item ain rote satine schauben mit ainem külwenten^^)
futter umb fünft gülden. Item ain schwarze attlasse schauben mit weissem kropffen-
futter^*) umb fünft gülden. Item ainkemlen^^) frauenrock mit samat verprembt umb
drey gülden. Item ain goldtfarben [202a] unndterrock mit ainer grünen umbley*^)und
mit ainer roten prust umb zwen gülden. Item ainkurtzenfrauenmanntl umb vier gülden.
Item zwen schwarz schurtz und ain schwarzen schurtzfleck umb ain gülden. Item
ain roten wamesinen*") schürz und ain schurtzfleck umb ain gülden drey ortt. Item
ain ein grüns attles umb vierdthalb pfund. Item vier ein rots burschats"**) umb ain
35) Salzfäßchen. Vgl. Schmeller II, 721 f.
36) Reisetasche, Felleisen, für Männer.
37) = handzwehel, Handtuch.
38) Bedeutet wohl: mit einem Muster in Stickerei versehen.
39) Fatziletlein, Fatzinetlein: Leinentüchlein. Vgl. Schmeller I, 78 1 und Hampe,
Gedichte vom Hausrat (Straßburg 1899) S. 37-
40) kameelhaarenen, aus Kameelhaaren.
41) Wams aus zu Arles in Burgund gewebtem Zeuge. Vgl. Scimieller I, 142.
42) Vgl. die vorige Anmerkung.
43) Wohl ein Adjektiv zu kilben (weibl. Schaf), vgl. Schmeller I, 1239, also vermutlich
„schafpelz-gefüttert".
44) kröpf = Halsstück von Pelz. Vgl. Lexer, Nachträge Sp. 284.
45) Aus Kameelhaaren gewebt.
46) Über mhd. umbelege vgl. Lexer II, 1733- Hier scheint es sich jedoch um eine
Art von rund herumlaufenden Besatz oder Voulant zu handeln.
47) bombasin (mhd.) Baumwollenstoff. Vgl. Lexers Mittelhochdeutsches Wb. 1, 325.
48) Wollenstoff, nach Worsted in England so genannt. Vgl. Schmeller II, 1003.
VON DR. THEODOR HAMPE. 125
halben gülden, item sechs ein schwarz arlas iinib fünff pfund. Iteni achtzehen ein
dirmnthey^^) unib ain gülden. Item ain gruns aiiases prustlein unib drey grosch.
Item ain rots wamesines ^ ") prustlein mit ainem roten samet umb ain ort. Item ain
gannz satines goller mit ainem rauhen futter. Mer ain wamesines''^) goller mit ain
wenig rotem samet verprembdt umb ain lialben gülden. Item zehen ein roten wa-
mesin^-) umb ain gülden. Item ain gelb attlas gescheubts^'O goller, angeschlagen
umb drey ort. Item ain damascats goller umb ain halben gullden. Item ain leder-
farbs raus prustlein umb drey pfund. Item ain schwarzen trauen wetschker^^) umb
ain ortt. Item ain par messer mit ain wenig silber beschlagen umb ain ort. Item
ain schlechten lidern peutl umb zwen grosch. Item ain par messer und ist die schayden
mit Silber beschlagen umb ain halben gülden. Item ain schwarzer portt mit ainem
silbern beschlag und mit achtzehen silbern spanngen umb ain gülden drey ortt.
Item ain rots samates halspeutellein'''^) umb drey grosch. Item ain schwarzer
aydstainer ^ *') paternoster mit sechs silbern unndtermarcken^^) und ainem silbern
pisemapffel^^'*) umb ain gülden Item ain clains corelles^'') patternosterlein mit ainem
silbern vergullten pilldt umb ain halben gülden. Item mer ain clains korelles patter-
nosterlein mit sechs silbern unndtermarcken*^") und ainem silbern Christophel umb
ain halben gülden. Item mer ain korellen paternoster mit hundert und zwaintzigk
korellen mit dreyzehen vergullten aicheln und ainem silbern pisemapffel umb 1 halben
gülden. Item zway porttlein auff ain hauben, sein schwarz und gülden, mer ain weis
porttlein von goldt und seyden umb ain gülden. Item ain silberes verguUts Agnus
dei mit ainer perlin mutter umb ain gülden ain ortt. Item zway silbere vergulte
ringlein umb ain ortt. Item mer zway güldene ringlein, das ain mit ainer trew^^),
das annder mit ainem granetlein, umb drey gülden. Item annderthalb lot pruch-
silber um drey ortt. [202b] Item ain Jesus pildt umb ain halben gülden. Item ain
grossen spiegel in der trauen camer, ain grosch. Item sechs trauen hembdt umb
fünff pfund. Item zway allt padkittellein umb ain ortt. Item sechs manns hembdt
umb ain gülden. Item sechs schlechte halshembdt und ain rots wamesines^^) hals-
hembdt umb fünff pfund. Item siben weysse frauengoller, alle zusamen umb ein
ort. Item zwo mannsschlaffhauben umb zwelff pfennig. Item zway zwahe tucher ^^)
49) „Grober Zeug, halb aus Flaclis und halb aus Wolle bereitet" (Schmeller I, 537)-
50) S. 0. Anni. 47-
51) Desgl.
52) Desgl.
53) Gerundet. Vgl. DWB. IV, 1 Sp. 3846 unter „gescheibt".
54) S. o. Anni. 36.
55) Wohl ein um den Hals zu tragendes Beutelchen.
56) Wohl so viel wie ,,aus Agatstein", nicht ,,aus Bernstein". Vgl. Lexer I, 28 unter
„agestein".
57) D. h. die je zwischen zwei Agatsteinkugeln eingeschobenen 6 kleineren Kugeln aus
Silber.
58) Bisamapfel, kleines ruiuies Beiiältnis für Bisam, Moschus, aus Silber.
59) Aus Korallen.
60) Vgl. Anm. 57-
61) Damit ist vielleicht ein Treu- oder Segensspruch gemeint.
62) Vgl. Anm. 47-
63) Wasclitücher = Badetücher ?
126 BEITRÄGE ZUR GESCMICIITK DES bUCll- UND kU NSTH ANUHl.S IN NÜRNBERG.
umb drey ,m-i)SLii. Item ain padluiubcii uiul ain padsack^'') unib acht pfenin.c;-. Item
zehen fazelletlcMu"'^) umb fiinllziuk prenin.i;-. Hein acht weys.se ,i;irne"") stauchen'"'^),
all zusamcn umb aiu uuklcu. lioui zway rote pauuiwoUenne schcw /7\'Au-;scheuben ?]
unnd ains mit ii'oldt umb .sechs pfund. Item ain roten schkiir mit ainer ,i;uklen pk'yden •">")
umb zwen gukien. Item sechs wulsthauben und sechs schkifl'hauben umb drey pfund.
Item ain arlases hosecklein*'") mit ain kraptten '") futter umb drey gukien. Item ain
krapffen schurzpeltz umb ain .gülden, item tiinffzi,i;k claine liulzen telerlein zusamen
umb fiinffundz\vainzii;k plennig. Item ain dutzet gelber lüftel mit ain wenyg Silber
beschlagen umb ain gülden. Item ettlich allt geschnitten druckform alzusamen
umb ain ortt.
I n d e r m a y d t k a m e r n an h o 1 z w e r c k. Item vier alte veßlein und
zway trühlein für ain peth umb ain pfund ain pfennig ain heller. Item ain clains
niders ledlein umb zwen grosch. Item ain hechel umb fünft pfennig. Item vier trag=
korblaiu, garnhäspelein, zusamen umb vier grosch. Item noch ain allts veßlein umb
fünft pfennig.
.A u f f dem s 0 1 1 e r. Item ain schlechts tischlein umb drithalb pfund.
Item ain waschpenncklein umb annderthalb pfund. Item ain groß allts vas umb
drey grosch. Item ain allts vorpenncklein umb vier pfennig. Item ain hannd-
hacken^^) umb zwen grosch. Item sechs mullterlein'^) groß und ciain umb
annderthalb pfund. Item zwo auffhebschüsseir^) umb funffzehen pfennig.
Im w e r c k s t ü b 1 e i n. Item ain anhanngennd tyschlein umb drey grosch
Item ain nydere frühen umb dritthalb pfund. Item ain allten zwahstueP-*) und
ain allts vaß umb drey grosch. Item zwen padschemel und ain vorpaimck vor dem
päd umb fünft [203a] pfennig. Item ain padwannen mit ainem huot'^) und ainem
kupffern ofellein umb zwen gülden. Item ain allte grosse frühen umb ain halben
gülden.
In der kamern au ff dem ganng. Item fünft allte feßlein, ain
allten schüssellkorb ^ ''), ain allten hünerkorb, alles umb ain pfund drey pfennig.
64) Vgl. Hampe, Gedichte vom Hausrat (Straßburg, 1899), S. 34
65) Vgl. Anm. 39-
66) Wohl — mhd. girnin, aus Garn gemacht. Le.xer I, 1021.
67) Kopfbinde, Kopftuch (doch auch Ermel). Vgl. Schmeller II, 722.
68) Über mhd. hlide, nhd. Bleide vgl. Lexer I, 307- L. möchte darunter eine der blide
(Schleuder) ähnliche, über den Rücken herabfallende Verlängerung des Schleiers verstehen.
Es werden wohl Zierbänder nach Art der Schlingen bei den Mangen oder Bilden (Schleudern)
gemeint sein.
69) Mäntelchen. Über Husecken, Hussäck vgl. Schmeller I, 1184.
70) Vgl. Anm. 44.
71) Handbeil.
72) multer = Melkkübel, „länglich ausgehöhltes Gefäß, Trog" (DWB. VI, 2658.).
73) Über „Aufhebschüssel" vgl. namentlich Fischer, Schwäbisches Wörterbuch I, 389-
74) Waschstuhl, etwa ein Gestell, auf das man das Waschfaß stellt ?
75) Hier wohl kaum = ,, Badehut, tegumentum balneare, unsere Badehose" (DWB. I,
1071 ; Schmeller I, 208), sondern eher ,, schützender Überzug". Vgl. Lexer I, 1394.
76) Über ,, Schüsselkorb" vgl. Hampe, Gedichte vom Hausrat S. 47.
VON DR. THEODOR HAMPE. 127
A n d e r k u c li e n \v :i n n d t. Hlmii vier plechen Ihisclien, ain pleches peck,
vier plechenne stützlein' ') unib drey pfund. Item zehen krausen"^), zway hulzenne
fleschlein unib annderthalb pfund.
An k u L h e n s e r e d t. Item dreyzehen pfannen, guet und poes, ,e:roß und
ciain, zwo protpfannen, neun eysen loffell, ain pleches durchschleglein^"), drey
protspiess, sechs eysen leuchter, zwen rost, zwen drifuss, zwen kessell, ain
rübeysen^^), drey hackmesser, ain ribeysen^^), ain speistrühlein, ain hackpannck,
ain anrichtpannck. ain allts schreinlein, alles in der kuchen, und ain schüssellkorb^-)
mit hulzen schusseln und telern alles umb ain gülden drey ortt. Item ain visch-
prett, zway laugenfas, zwelff schaff, pöes und guet, ain wasserzuber,ain putten,
ain eyser schärft ^^) vor dem ofen, ain meelkübell, ain salzvas, ain essigveßlein,
ain claines hackpenncklein, alles umb ain ortt.
An flachs. Item sibennzehen pfund flachs, das pfund umb sechzehen
Pfennig, thuet ain gülden zwainzigk pfennig.
An gar n. Item fünft pfund ungewaschens garn, würcken^-*) und flechssen^^),
das alles zusamen umb drey pfund.
An werck^^). Item vier pfund werck, das pfund umb vier pfennig, thut
sechzehen pfennig.
An h 0 1 z w e r c k in b e d e n k r e m e n. Item in dem ain kram ain
tischlein, ain Schreibzeug, zway zelpreth^^), ain schwatze schreybtafel, ain penncklein
vordem tisch, ain offenns clains kellterlein^^), ein laytterlein und anders holzwerck,
alles umb annderthalben gülden. Item im andern kram alles holzwerck umb ain
halben gülden.
An w e r c k z e u g zum p u c h p y n n d t e r h a n n d t w e r c k , von
V a 1 1 1 e n Ebner''*'') und H a n n s e n V o gel, bede maister des puch-
pynndterhanndtwercks, geschätzt und angeschlagen: Item zwaintzigk hanndtpress
umb zwen gülden. Item zwo einziehpress umb [203b] ain halben gülden.
77) stütze, ,,ein Gefäß von Böttcherarheit, auch wohl von Blech in Form eines abge-
stutzten Kegels mit einer Seitenhandhabe". Vgl. Schmeller II, 802.
78) Krause = Krug.
79) Kleines Sieb.
80) Trotzdem sich das Wort in etwas anderer Schreibung gleich darauf wiederholt, wird
doch in beiden Fällen kaum etwas anderes als das Küchengerät aus Blech, das Reibeisen —
vgl. DWB. VIII, 563 — gemeint sein. Es ging wohl bei der Inventuraufnahme ziemlich unge-
ordnet her, wurde eilig aufgeschrieben, was eben unter die Hand kam.
81) Vgl. die vorige Anmerkung.
82) S. Anm. 76.
83) Ein Rost oder Ofenvorsetzer? Über schart vgl. Schmeller II, 470.
84) Wohl ein adj., das so viel bedeutet wie ,,aus Werch, aus Hanf". Vgl. Schmeller
II, 983.
85) Aus Flachs.
86) Werch, was hier wohl soviel als unverarbeiteten Hanf bedeutet.
87) Wohl Rechenbretter.
88) Schränkchen.
89) Der Buchbinder V. E. wurde Sabbato Magdalene (22. Juli) 1525 gegen eine Aufnahme-
gebühr von 4 fl. in Nürnberg Bürger (Bürgerbuch 1496—1534 im Kreisarchiv Nürnberg
BI. 134 b.)
12S BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Iteni zwen bcsclmoidhobel und uiii press umb ain ,i;ulden ain ort. Item zwo
luinndt^ei^L'ii umb .^echs urosch. Item siben hobell umb ain halben i^ulden.
llem zwelft ein/.iehesclirauben''^') umb drey ptund. Item ain prustpörer mit vier
eysenn um ain ortl. Item neun stempflredlein umb zwen s^iilden. Item vierzelien
hanndtstempffel und vier linial umb drey ptund. Item zwo scliraubzanngen, zwen
ampoO, \\cy liemerlein, drey zyrckel, drey peißzanngen und ain piegzanngen umb
drey ortt. Item acht feyehi'*^) umb zway pfund zwelff pfennig. Item vier scheer
umb ain pfund sechs pfennig. Item allerlay pörer unndter ainanndar umb drey
grosch. item ain werckmesser umb zwelff pfennig. Item zwen schlaghemer**^)
umb zwelff grosch. Item zwainzigk Schnitzer, guet und pöes^^), umb zway pfund
minus fünff pfennig. Item ain goldtpüchlein''^) umb zwelff pfennig. Item ain messen
linial und acht hulzenne, ain hulzen winckelmas umb ain pfund sechs pfennig. Item
Zehen par schnurpretter unnd neue schnuer, zwirn und falzpain, ain siblein und ain
allte Schachtel. Item sechs pallirzen'*^) umb ain ortt. Item drey pfund allts pley
umb fiuiffzehen pfennig. Item ain schlagstain umb ain ort. Item zwo hobelpennck
mit sambt denn Schubladen umb ain halben gülden. Item furttallt [d. h.Jürdü alte\
und neu clausur^'') ain ortt. Item ain laimtigel umb ain pfund. Item ain kolpfannen
umb vierundzwainzigk pfennig. Item ain wechstain^') umb ftmff pfennig. Item
zway pfundt stumpft ^^) oder nyedt ^^) zu denn clausurn umb vierundzwainzigk pfennig.
Item ain allte hobelpanck umb ain pfund sechs pfennig. Item ain planierpress mit
zwainzigk par prettern umb dritthalben gülden. Item zwayundzwainzigk schock
tafelpretter darfür zwen gülden. Item zehenthalb schock areispretter^"") für das
schock zehen kreutzer, thuet ain gülden fünff pfund sechs pfennig. Item andert-
halb schock medianpretter^"^), ye ain schock umb drey ort, thut ain gülden ain halb
ortt. Item acht par regelpretter ^ ° "^j für das par zehen [204a] pfening, thuet zway
90) Heute ist der Fachausdruck für diese Schrauben ,, Preßbengel".
91) Feilen.
92) „Früher, als man noch zum Druck Papier ohne Leimung verwendete, ging dem
Falzen das Planieren voraus; Die Bogen wurden durch mit etwas Alaun versetztes Leim-
wasser gezogen, getrocknet und zur Erleichterung des Falzens mit dem S c h 1 a g h a m m e r
(Abb.) geschlagen, oder man ließ die Bogen durch ein Walzwerk gehen". {Brockhaus' Kon-
versations-Lexikon unter ,, Buchbinderei"). Übrigens dient der Schlaghammer auch noch zu
anderen Verrichtungen.
93) D. h. teils in gutem, teils in schlechtem Zustande.
94) Büchlein mit Blattgold.
95) Polierzähne, Glättzähne, heute meist aus Achat, zum Glätten des Schnitts.
96) clausura = Schließe; hier wohl als Collectivum aufzufassen: der Vorrat an Schließen
und wohl auch Beschlägen zu Büchern.
97) Wegstein ? Es ist vermutlich irgend ein großer Stein zum Beschweren gemeint.
98) Wohl -= Nägel. VgL Schmeller II, 761.
99) Stifte. Vgl. Moritz Heyne, Deutsches Wörterbuch II, 1007: der oder das Niet =
,, befestigender Eisenstift".
100) Fraglich, was für Bretter damit gemeint sind. Herr Professor Gebhardt macht
mich darauf aufmerksam, daß das Wort möglicherweise mit Uräß, Urez, das nach Schmeller-
Frommann I, 134, soviel wie „das verworfene" bedeutet, zusammenhängen könne, also vielleicht
,, überzählige, Reservebretter" gemeint seien.
101) Die zum Pressen von Folio verwendeten Bretter heißen noch heute so.
102) Fraglich, was gemeint. Um Regalbretter kann es sich wohl bei der paarweisen
Nennung kaum handeln.
VON DR. THEODOR HAMPE. 1 20
pfund zwainlzi.uk pfenin.u'. Ileiii mcv clllich tecüirpreüer^"'') umb aiii ort. Item
ettlich allts pers'amen unib ain halben .milden. Summa summarum alles haußratlis
und \verckzeu,c:s thut zusamen hundert vierundneunzit^k .^ulden zway pfund siben
Pfennig'.
V o 1 ii' e n d i e b ü c h e r i n li e d e n k r e m e n, s e i n u n n d t e r s c h i e d-
1 i L h erstlich zu k <^ 1 ' t. n a c h v o 1 1;' e n n d t n a c h d e m p a 1 1 e n a n-
i;' e s c h 1 a ,t;' e n u und geschätzt w o r d e n in f ü r m u n n d m a s s, \v i e
h e r n a c h v o ! g t :
Item ain gannz opus A u g u s t i n i umb sibenzehen gülden.
Item ain gannz opus Ambrosii umb zvven gülden drey ortt.
Item zway gannz 0 p e r a C i c e r o n i s, ye ains umb zwen gülden ain ort, thut
fünfftlialben gülden.
Item ain gannz op us C h r i s o s t o m i ^'^^) umb drey gülden ain ortt.
Item zway gannz o p e r a R u p e r t i T i n c e n s i s ^°^), ye ains umb zwey
gülden drey ortt. thut sechsthalben gülden.
Item ain Novum Testament um Eraßmi cum annotationibus umb ain
gülden drey ortt.
Item zway Adagia E r a ß m i^""), ye ains umb ain gülden ain ortt, thut drit-
halben gülden.
Item drey opera epistolarum Hra ß m i, ye ains umb ain gülden ain ort,
thut drey gülden drey ortt.
Item drey Plinii in naturali liistoria, ye ain umb ain gülden ain ortt,
thut drey gülden drey ort.
Item zwo Chronica Vo 1 a t e r r a n i^"'), ye aine umb ain gülden ain ortt,
thut dritthalben gülden.
Item drey opera Galeni^"*^), ye ains umb ain gülden ain ort, thut drey gülden
drey ortt.
Item ain opus A t h a n a s i i^"'') umlt ain gülden.
Item zway C o n c i 1 i a g e n e r a 1 i a^^"), ye ains umb ain gülden, thut zwen
gülden.
103) Unter Tekturbrettern wird man vielleicht diejeni,c:en Bretter zu verstehen haben,
die für die Buchdeckel zur Verwendung kamen.
104) Es wird sich hier wohl nicht um das „gannz opus", sondern um ein einzelnes Werk
des Johannes Chrysostomus gehandelt haben, vielleicht um seine Liturgia, Venedig, 1528
oder um seine Interpretatio in omnes Pauli epistolas, Verona, 1529-
105) Wohl Rupert von Deutz: Rupertus Tuitiensis (Tuiciensis). Fraglich, welche Aus-
gabe gemeint ist.
106) Wohl eine der Frobenschen Ausgaben der Adagia.
107) Es sind hier wohl des Raffaele Maffei aus Volterra (1451 — 1522) Commentarii
rerum urbanarum libri X XXVI II, eine Enzyklopädie alles Wissenswerten, oder der zweite,
die Geschichte behandelnde Hauptteil dieses Werkes (,,Anthropologia") gemeint. (Vgl. Wetzer
und Weite, Kirchenle.xikon VI 11, 44?) und zwar in der Ausgabe, die in Basel bei FroluMi
1530 erschien.
108) Etwa des Claudius Galenus Opera omnia. Basel, Andreas Cratander. 1520. Fol.
109) Wohl Athanasius Episc. Ale.xandr. Opera omnia, latine. Straßburg, Johann Knob-
louch, 1522, Fol.
110) Vielleicht: Concilia quatuor generalia. Cöln, Peter Quentel, 1530, Fol.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseuni. 1912. g
130 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Item drey H i s 1 o r i a e c cl e s i :i s t i c a ^ ^ ^), ye aine uiiib drey ortt, Ihut
zwen gülden ain ortt.
Item zweii A v i c e n n a, ye ain ninb ain .unklen, Unit zwcn .milden.
Item nenn A n t i d o t u s contra h e r e s e s^^-), ye ain umb drey pfund
Zeilen pfennig-, tluit drey gülden vier pfnnd viernndzwainzigk pfennig.
Item ain Aristotelem in philosopliia^^-') nmb drey ortt.
Item zwelff comentaria in Lncam E y ß 1 e b i i, ye ains umb fünft und
zwaintzigk pfennig, thut ain gülden fünffzigk pfennig
Item ain quartus tomus postille Luther i umb fünft und zwainzigk
pfennig.
Item dreyzehen Aristophanesgreci, ye ainer umb zwelff pfennig [204b],
thut fünft pfund sechs pfennig.
Item zwen I s y c h i u s in 1 e v i t e c u m^^ ^), ye ain umb drey pfund zehen
pfennig, thut sechs pfund zwaintzigk pfening.
Item acht Osee C a pi t o n i s^^^), ye ain umb ain halb ort, thut ain gülden.
Item vier L a m p e r t u s in L u c a m , ye ain umb ain halb ortt, thut ain
halben gülden.
Item zweiunddreyssig Lamperti in Ose am, ye ain umb fünffundzwainzigk
pfennig, thut drey gülden fünffzigk pfennig.
Item zway C o r n u c o p i a, ye aine umb drey ort, thut annderthalben gülden.
Item vier biblia in quarto, ye aine umb zway pfund zwelff pfennig, thut
ain gülden ain pfund sechs pfennig.
Item zwo bibel Witten nberg er, ye aine umb vier pfund, thut acht
pfund.
Item drey phrasis b i b 1 i or u m^^^), ye ains umb drey groschen, thut
ain ortt.
Item vier commentaria greci sermonis Budei^^"), ye ains umb ain
drey ortt gülden, thut vier gülden.
Item fünft enarrationes in evangelia Buceri^^^), ye ains umb
thut drey gülden drey ortt.
Item ain biblia g r e c a umb ain gülden ain ortt.
Item fünft chronica Eusebiilateinisch, y eaine umb drey pfund zehen
pfennig, thut ain gülden acht pfund acht pfennig.
111) Etwa Historia Ecclesiastica tripartita. Hagenau, Heinrich Gran, 1506, Fol. .''
112) Antidotum contra divers, omnium secul. haeres. Basel, Heinrich Petri, 1528.
113) Etwa des Aristoteles Summa philosophiae naturalis quam Ethicam dicant. Leipzig,
Jakob Th anner, 151 6, Fol. ?
114) Isychius Presbyter Hierosolym., In Leviticum Libri Septem, edit, Sichardo. Basel,
Andreas Cratander, 1527, Fol. ?
115) Wolfgang Fabricius Capito, In Hoseam Prophetam Commentar. Entweder Straß-
buig, Joh. Heerwagen, 1528, oder Basel, Froben, 1528.
116) Phrases sanctae Bibliorum. Hagenau, Johann Secer, 1528.
117) Wohl des Wilhelm Budaeus (1467—1540) Commentarii Linguae Graecae, etwa in
der Ausgabe Cöln, Johann Soter, 1530, Fol., neben der bis 1530 nur noch Pariser (1519, 1529)
und Florentiner (1530) Ausgaben in Betracht kommen würden.
118) Von Martin Bucers Enarrationes in IV Evangelia zwei Straßburger Ausgaben,
beide 1530.
VON DR. THEODOR HAMPE. 131
Item zway p a n n d e c t i n in e d i c i n a in, ye aiiis unib drey ortt, tluit
annderthalbeii gülden.
Item vier Codices T h e o d o s i a n i^^^), ye ains umb fünft patzen, thut
ain ,t;ulden zway pfund vierundzv^'ainzigk pfennig.
Item dreyundzwaintzig S a 1 u s 1 1 i, ye ain umb drey groscli, thut ain gülden
siben pfund drey grosch.
Item fünft oration es Ys o c r a t i s^'-"), ye aine umb ain ortt, thut ain gülden
ain ortt.
Item zwen Dioscorides grece^-^), ye ain umb drey ortt, thut andert-
halben gülden.
Item drey Dioscorides latine, ye ain umb ain gülden, thut drey gülden.
Item vier D i o d o r i S i c u 1 i ^--), ye ain umb sechs grosch, thut fünft pfund
achtzehen pfennig.
Item ain b i b 1 i a s e p t u a g i n t a i n t e r p r e t u m umb ain halben
gülden.
Item drey D e u t e r o n o m i a P o m e r a n i ^ - ^), ye ains umb fünffund-
zwaintzig pfennig, thut dritthalb pfund.
Item zehen D e u t e r o n o m i a L u t h e r i, ye ains umb fünffundzwainzig
pfennig, thut ain gülden.
Item zway o p e r a P 1 u t a r c h i, ye ains umb fünft pfund zehen pfennig, thut
ain gülden zway pfund acht pfennig.
Item zway [205a] opera Hör atii^-^), ye ains umb fünft patzen, thut fünft
pfund achtzehen pfennig.
Item Zwinglii in Esaia m, feunff exemplar, ye ains umb ain ort, thut
ain gülden ain ortt.
Item ain Q u i n t i 1 i a n u s^") umb vierdthalb pfund.
Item fünft G a 1 e n i de c o m p o s i t i o n i b u s m e d i c o r u m ^ - ^). ye
ains umb fünffzigk pfennig, thut acht pfund zehen pfennig.
Item drey E r a ß m i de p u e r i s i n s t i t u e n d i s ^ - ^), ye ains umb sechs
grosch, thut ain halben gülden.
Item drey Herbarii 1 a t i ne^-^),ye ain umb drey ort, thut zwen gülden ain ortt.
119) Codicis Theodosiani Lihri XVI. Basel, Heinrich Petri, 1528, Fol.
120) Wahrscheinlich in der Ausgabe Basel, Andr. Cratander, 1529, 4.
121) Etwa Pedacius Dioscorides opera graece et latine interpr. Marcel. Vergil. Cöln,
Johann Soter, 1529, Fol. ?
122) Des Diodorus Siculus ,, Opera, latine", Basel, Heinrich Petri, 1531, können wegen
des späten Erscheinungsjahres hier kaum gemeint sein.
123) Joh. Bugenhagen, Annotationes in Deuteron. Sani. Proph. Lihr. Regum. Entweder
Straßburg, Joh. Knoblouch 1524; Basel, Adam Petri, 1524 oder Nürnberg, Johann Petrejus, 1524.
124) Wohl, wegen der Angabe des Preises in Batzen, die Basler Ausgabe (Andr. Cratander,
1521, 8), nicht eine der Nürnberger von 1516 und 1518.
125) Fraglich, welche Ausgabe seiner Institutionen gemeint ist.
126) Wohl des Claudius Galenus De compositione medicamentorum, etwa in der Basler
Ausgabe von 1530.
127) Erasmus Roterodamus, De pueris statim et liberaliter instituendis libellus. Ent-
weder Straßburg, Egenolph, 1529 oder Basel, Frohen, 1529, oder Cöln, 1529.
)28) Wohl die Venezianer Ausgabe des Herbarius des Jacobus de Dondis, 1509-
9*
132 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KU NSTH ANDEl.S IN NÜRNBERG.
Item drey operu H y p o c r ii t i s'-"). yc aiiis unih l'iintf pfiiiid zwaiiizi.t;
pttMinic. tliut zwen ^liuklen .sechs pfenni.ü:.
Item ;iin 1 1 o m e r ii m ,i; r e c e umb drey ortt.
Iiem zwen Ilesicliii ,i; re ce ^■'")- Y^ ^lin umb drey ortt, tliut anndertlKilbeii
liulden.
Item zway opera Cirilli''"). ye aiiis umb ain ,i;iilden ain ortt, tliut dritt-
lialben liul»-!«^"-
Item sechs o f f i t i a C i c e r o n i s, ye ains umb sechs ,t;rosch, thul ain .i^ulden.
Item ain o p e r a T e r t u 1 i a n i ^^-) umb ain gülden.
Item ain opera C 1 e m e n t i s umb ain ortt.
Item ain o p e r a P 1 a t o n 1 s umb ain gülden.
Item fiinffzehen colloquia E r a ß m i, ye ains umb vier grosch, tliut
viertzehen pfuiid.
Item acht c o m m e n t a r i a P h i 1 i p p i b r e ß b y t e r i in J o b ^ ^^),
ye ains umb fünffzigk pfennig, thut ain gülden vier pfund vier grosch.
Item zwen P h i 1 o n e s de a n t i q u i t a t i b u s^^'*), ye ain umb dreyund-
dreyssig pfennig, thut zway pfund sechs pfennig.
Item aylff Chronica Bede^^^), ye aine umb ainunddreissigk pfennig,
thut ain gülden drey pfund vier pfennig ain häller.
Item fünff Genesis Z w i n g 1 i, ye ainen umb vier grosch, thut vier pfund
zwaintzig pfennig.
Item ain c o n s i 1 i a B a r t h o 1 o m e i M o n t a g a n e umb ain gülden.
Item L a m p e r t u s in o m n e s p r o p h e t a s umb zway pfund sechs
pfennig.
Item zway opera C i p r i a n i^^*'), ye ains umb drey ortt, thut anndert-
halben gülden.
Item achtzehen p r e d i g e r S a 1 o m o n i s, ye ain umb vier grosch, thut
zwen gülden.
Item ain s e r m o n e s A u g u s t i n i ^ ^ ") umb ain gülden.
Item fünff J u s t i n i h i s t o r i a^^**), ye aine umb ain halb ortt, thut fünff
pfund siben pfennig ain haller.
129) Vielleicht des Hippocratis opera, Basel, Andreas Cratander, 1526, Fol.
130) Fraglich ob das Dictionarium graecum des Hesychius in der Ausgabe Hagenau,
Thomas Anshelm, 1521, Fol. gemeint ist.
131) Vermutlich Opera omnia des Cyrillus Alexandrinus, Basel, Andreas Cratander,
1528, Fol.
132) Vermutlich eine der Frobenschen Ausgaben seiner Opera per Beatum Rhenanum
edita (Basel, 1521, 1525, 1528).
133) In historiam Jobi commentariorum libri III. Basel, Adam Petri, 1527-
134) Philonis Judaei Alexandrini libri antiquitatuni. Basel, Adam Petri, 1527-
135) Wohl eine Ausgabe von des Beda Werk De temporibus seu de sex aetatibus.
136) Fraglich, welche der von Erasmus besorgten Ausgaben der Werke des Caelius
Cyprianus (Basel, Cöln etc.) hier gemeint ist.
137) Wohl Sermonum opera, Hagenau, Heinrich Gran, 1521, Fol.
138) Wahrscheinlich von des Justinus Historiarum libri XLIV die Ausgabe Hagenau,
Johann Secer, 1526, 4.
VON DR. THEODOR HAMPE. 133
Item siben R e u c h 1 e i ii d e a r t e c a b a 1 1 i s t i c a ^ '■^^), ye aine unib
sechsiiiKkireyssi,i;k pfennis', thut ain .gülden.
Item zwen S t a p u 1 e n s e s in c a n o n i c a m J o h a n ii i s [20Sb]. ye
ain.s Limb sechs srosch, thut zway pfund vierundzwanzi.ic pfennig.
Item vier s u m m u I a p e c c a t o r u m, ye ains umb tiinfiundzwainzigpfenni,i^%
thut drey pfund zehen pfenni.o:.
Item tünff Theophil acti in quatuor E v a n g e I i a^*"), ye ainen
umb drey pfund zehen pfennig. thut ain gülden acht pfund acht pfennig.
item vir T h e o p h i 1 a c t i in e p i s t o 1 a m P a u 1 i ^ "* ^), ye ainen
umb fünft patzen, thut ain gülden zway pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item zwen Livii latinii, ye ain umli drey ortt, thut annderthalben gülden.
Item sechs t h o m i t e r t i i p o s t i 1 1 e L u t h e r i. ye ain umb drey grosch,
thut ain halben gülden.
Item neun M a r i i S a 1 o m o n i s^^-), ye ain umb ain ortt, thut zwen gülden
ain ortt.
Item sechsundzwainzig E c c 1 e s i a s t e s B r e n e i ^ *-'^), ye ain umb ain
halb ort. thut drey gülden ain ortt.
Item sechs homelie Nausee^'^^), ye aine umb drey ort, thut fünfft-
halben gülden.
Item zwen g e n e s i s t e x t m o d u s, ye ains umb ain ortt, thut ain halben
gülden.
Item zwen cathena a u r e a, ye ain umb drey ort. thut annderthalben
gülden.
Item ain R u p e r 1 u s T u i c e n s i s in p r o p h e t a s ^ ' ■') umb drey pfund
zehen pfennig.
Item ain a p o 1 o g e t i c a E r a ß m i c o n t r a B e d a m umb drey pfund.
Item ain Plinius de re medica^'") umb zway pfund zwainzig pfennig.
Iteni zwolff Vergilii Philippi, ye ain umb sechs grosch, thut zwen
gülden.
139) Wiilil die Aus^iibe IhiKfiuiu, Johann Secer, 153'>, Fi'l- i-lcr L)e arte calMlistica
libri III des Ji»h. Reuchlin.
140) Von des Theophylactiis Enarrationes in IV evan,uel. OecDlanipadio inteiprete ,ü::i1''
es sclion zahlreiche Aiis,c:ahen, von denen namentliJi die des Andreas Cratander (Base! 1522,
1524, 1525, 1527), die Quentelsche (Cöln) 11. a. in Betracht kommen.
141) Wolil Theophylactus, Enarratio in omnes Pauli epistolas iiiterpr. Christoph. Porsemie
etwa in einer der Quentelschen Ausgaben (Qiln, 1527, 1 52.S, 1529, 1531 etc.). \vo,ue,uen aller-
dings die Preisangabe in Batzen spricht.
142) Marius Salomonius, Conimeiitar. in liiir. I pandectar. etc. Rom, 1525 — ?
143) Wohl des Joh. Brentius in Ecclesiast. Saiom. Commeiitarius, Ilagenau, Joiiann
Secer, 1 52S. 8.
144) Wohl Fridericus Nausea, Homiliae-in communes aliquot Evangeliorum locos. Mainz,
Jdh. Schoeffer, 1520.
145) Entweder des Rupertu abbas Tuiciensis (s. o. Anm. iu5) commentar. in XII prophetas
minores, Cöln, Franciscus Birkmann, 1527, Fol. — oder und wahrscheinlicher dessen Com-
mentarius in sex pniphetas posteriores, Niirnberg. Johann Petrejus, 1524.
I Ui) l'limi de re medica libii V. Basel, Andreas Ciataiuler, I52S.
134 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
ItcMii vier c 1 u ijs p i .u' c P ' '), ye ain unib ain ortl, lliut ain gülden.
Item fünff 1 a y e n s p i g c 1 ' •'''^). ye ain unib ain orlt, thut ain gülden ain ortt.
Item viertzehen Julii Cesaris c o m m e n t a r i a^*'*), ye ains umb
fünff patzen, thut vier gülden fünff pfund achtzehen pfennig.
Item zwen L i v i u s t e u t s c li ^^"), ye ain umb ain gülden, tliut zwen gülden.
Item \ iertzehen c o m m e n t a r i a B r e n e i in J o li a n n e n ^'^^), ye ains
umb fünffundzwainzig pfennig, tliut ain gülden drey pfund acht pfennig.
Item neunzehen c o m m e n t a r i a B r e n e i in J o b^-^-), ye ains umb
sechs grosch, thut drey gülden sechs grosch.
Item dreyzehen neue T e s t a m e n t, ye ains umb fünffundzwainzig pfennig,
tluit ain gülden zway pfund dreyzehen pfennig.
Item drey dryttail Baß 1er ciain, ye ains umb drey grosch, thut ain
ortt.
Item [206a] Item sechs E m s e r s t e s t a m e n t, ciain, ye ains umb zwen-
und\7erzigk pfennig, thut ain gülden.
Item siben a n n e c t a t i o n e s E r a ß m i^^^), ye ains umb drey ortt, thut
fünff gülden ain ortt.
Item vierundzwainzigk P o m e r a n i a d C o r y n t h i o s, ye ains umb drey
grosch, thut zwen gülden.
Item siben b e t h b ü c h 1 e i n 1 a 1 1 e i n i s c h, ye ains umb fünffund-
zwainzigk pfennig, thut fünff pfund sechsundzwainzigk pfennig.
Item vierzehen s u m e r t h a y 1 L u t h e r i, ye ains umb fünffzigk pfennig,
thut zwen gülden sechs pfund sechzehen pfennig.
Item ailf spiegel der erzney, ye ain umb ain ortt, thut zwen gülden
drey ortt.
Item sechs o r t u s s a n i t a t i s^^^), ye ain umb ain ortt, thut annderthalben
gülden.
Item sechs Concor dannz teutsch, ye aine umb ain halben gülden,
thut drey gülden.
Item ailff chronica E u s e b i i teutsch, ye aine umb drey ortt, thut
acht gülden ain ortt.
Item ain c o n c o r d a n n z lateinisch umb drey ortt.
147) Der richterlich Clagspiegel . . . Durch Doctorem Sebastian Brand wieder durch-
sichtiget ... Straßburg, Martin Flach, 1521, Fol.
148) Dyses büchlein wirdt genent der Leyen spiegell ... 1522. 4. (Vgl. Panzer, An-
nalen der älteren deutschen Literatur II, 106 Nr. I5i6).
149) Wohl eine der Basler Ausgaben (Thomas Wolff, 1521 und 1528).
150) Wahrscheinlich „Romische historien Titi livii". Mainz, Joh. Schöffer, 1523, Fol.
151) Wohl des Joh. Brentius Exegesis in Evangel. Johannis; 4 Ausgaben des Johann
Secer, Hagenau 1524, 1527, 1528 und 1529.
152) ,,Joannis Brentii commentarium in Job"; drei Ausgaben des Johann Secer, Hagenau
1527, 1529 und 1531. Vgl. auch zu Anm. I8I, 224, 226.
153) Nicht vielleicht des Erasmus Annotationes in Novum Testamentum. Basel, Froben,
1518 oder ebenda 1519 — ?
154) Fraglich, welche Ausgabe des Hortus sanitatis des Johannes Cuba gemeint ist, ob
die s. 1. 1515, Fol. oder die s. 1. 1517, Fol. oder eine spätere.
VON DR. THEODOR HAMPE. 135
Item vier t e u t s c h h e r b a r i i^^''') ye ain umli ain orlt, thut ain .t^ulden.
Item siben p o s t i 1 1 e L u t h e r i, ye aiiie umb ain gülden, thut siben gülden.
Item sechs c o m m e n t a r i a C h r i s t i a n i T e u t m a r i i n M a t h e u m,
ye ains umb zwenunddreyssigk pfennig, thut drey ort drey pfennig.
Item dreyzehen Terentii, ye ain umb fünffundzwainzigk pfennig, thut ain
gülden zway pfund dreyzehen pfennig.
Item zv/en Luciani grece^^*') ye ain umb drey ortt.
Item ain S a c h s s e n s p i e g e 1 umb drey ortt.
Item siben S e x t u s R u f f u s^^^), ye ain umb sechs grosch, thut ain gülden
sechs grosch.
Item zv/en I r e n e i i n L e v i t i c u m, ye ain umb drey pfund zehen pfennig,
thut drey ortt ailff pfennig.
Item neun partes w e 1 1 1 1 i c h e r 1 i e d e r, ye ains umb fünffzigk pfennig,
thut ain gülden sechs pfund achtzehen pfennig.
Item siben J o v i a n i de rebus c e 1 e s t i b u s, ye ain umb fünffzigk pfen-
nig, thut ain gld. drey pfund acht pfennig.
Item drey Nicolai L e o n i c e n i de m e d i c o r u m e r r o r i b u s ^ ^ ^),
ye ainer umb sechs grosch, thut ain halben gülden.
Item ain c o n c o r d a n n z t e u t s c h über das neu t e s t a m e n t
umb sechs grosch.
Item fünft e p i s t e 1 1 zun R o m e r n, t e u t s c h, ye aine umb zwenund-
dreissigk pfennig, thut fünft pfund zehen pfennig.
Item siben p r o p h e t e n, W u r m s e r [206b] c 1 a i n, ye ainer umb sechs
grosch, thut ain gülden sechs grosch.
Item acht p r o p h e t e n, Zürcher, ye ainer umb sechs grosch thut ain
gülden zway pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item siben Polibii grece^^**) ye ain umb ain halben gülden, thut viert-
halben gülden.
Item ain artickl Zwinglii^"") umb drey grosch.
Item vierzehen tropi Bede^^^) ye ains umb sechtzehen pfennig, thut
siben pfund zwen grosch.
Item vier c o n t e n t a i n h o c v [ .'' mit Abkürzung für „er"] ye ains
umb zwelff pfennig, thut ain pfund achtzehen pfennig.
155) Unter den deutschen Ausgaben des ,,Herb:irius" liandelt es sich hier vielleicht am
ehesten um die des Buchdruckers Renatus Beck, Straßburg, 1515, Fol.
156) Wohl Luciani opera, graece. H agenau, Joh. Secer, 1526, 8.
157) Epitome de gestis Romanorum. Basel, Heinrich Petrus, 1530, Fol.
158) Von des Nikolaus Leonicenus Vicentinus Schrift ,,Errores Plinii et aliorum, qui
de simplicibus medicaminibus scripserunt" verzeichnet Panzer nur die eine Ausgabe ,, Impressum
per Joannen! Macchiochium, Ferrariae, MD IX, 4."
159) Entweder Basel, Hervagius, 1529 oder Basel, Petri 153u oder, und dies ist wegen
der Preisangabe in Gulden das wahrscheinlichste, H agenau, Secer, 1530.
160) Etwa ,,Artickel, so herr Virich Zwingly ... öffentlich disputiert ..." s. I. 1523,
4 — ?
161) Wohl des Beda Venerabilis Presbyter De schematis et tropis sacr. litter. Basel,
Adam Petri, 1527, 8.
136 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Itenizwcu Coriiclii Ccl^i""'-) yc :iin iinib sc'cli.s i^roscli, Unit 2\v;iy ptuikl
Nicriindzwiiinziiik plciinii;.
lUMii Nicrzclk'ii W u r ni b ^ i.' r b i b c 1. yc ;iiii unib drcy ortt, lliiit zclkMii^uldcii
aiu luill^-u.
Ik'in achtzehcn l c ii t .s c li c p a u d c c 1, ye ains mnb scch.s gro.scli, 11ml drcy
gülden.
Item ain p s a 1 1 e r L u t h e r i 1 a t i n e iimb zway pfimd vierimdz\vaiiizi.i;k
pl'eimit;".
Item limn' 1 e x i c o n tri u iii 1 i n ,i; u a r ii m, yc ain iimb ain orll, lliiil
ain ,t:ulden ain orll.
Ilcm ain bist o r i a A p i a n i ^ ^■') nmb ain ortt.
item achtzclien p a n d c c 1 1 a 1 i n c, yc ains nmb sechs .^roscli, Unit drcy
,i;nldcn.
Ilcm vier e p i s t o 1 a s C i c e r o n i s, ye ainc nmb sechs ,i;Tosch, Unit fünlT jM und
ncnnzehen pfenni.i?.
Item ain n o v n m t e s t a m e n t u m g r e c e umb ain ort.
Item fünft n o v u m t e s t a m e n t u m E r a ß m i, ye ains umb zwcnnnd-
drcyssi,i;k pfennig. Ihnt fünft pfnnd zehen pfenni^.
Item ain p a r a p h r a s i s I: r a ß m i in P a u 1 u m^*^') teutsch, umb ain
orll.
Item nenn fei Kl e p ü c h e r, ye ains nmb ain pfnnd zwclff pfennii;', Ihnt
anndcrthalben i^iildcn.
Item achtzehen precationes B r u n f c 1 s i i^*^^), ye ains nmb sech-
zehen pfennig, thnt ain gülden ain pfnnd vicrundzwainzig pfennig.
Item drey comedie P 1 a n t i^'^''), ye aine umb fünffzigk pfennig, thut
fünft pfnnd.
Item siben Oribasii medici^**'), ye ains nmb ain ortt, thut ain gülden
drey ortt.
Item zwen p s a 1 1 e r i u m q u a 1 1 u o r 1 i n g u a r u m ^ "^ ^), ye ain umb
zway pfund vicrundzwainzig pfennig, thut fünft pfund achtzehen pfennig.
Item zwen p s a 1 1 e r i u m P o m e r a n i ^ "^ ''), ye ain umb drey pfnnd zehen
pfennig, thut sechs pfund zwainzig pfennig.
Item ain p s a 1 1 e r P o m e r a n i lateinisch umb ain ortt.
162) Wühl des Cornelius Celsus De le niedica libri VIII. Ha,i.,en;iii, Juli. Secer, 152S, 8.
163) Es ist vermutlich die Cosmographia des Petrus Apianus (Ausgaben Landshut
1524, Antwerpen 1529, Ingolstadt 1530) gemeint.
164) Etwa des Erasmus Paraphrasis in epistol. Pauli ad Romanos (mehrere Basler Aus-
gaben) — ?
165) Des Otto Brunfelsius ,, Precationes biblicae Sanctoruiu Patrum Utriusque Testa-
menti". Straf3burg, Johann Schott, 1528, 8.
166) Wahrscheinlich M. Plauti comoediae XX. Basel, Andreas C'-atander, 1523-
167) Fraglich, welches Buch des Oribasius gemeint ist, wahrscheinlich Euporiston libri 111
Medicinae conipendium lib. I etc. Basel, Henr. Petr. 1529.
I(i8) Wahrscheinlich ,,Psalterium in quatuor unguis hebrca, graeca, chaldea (polius
Aelliiopica) latina. Coloniae opera Joannis Potkenii et Joannis Soteris A'\DXIII, 4."
169) Von Bugenhagens „In librum Psalmor. Interpret." viele Ausgaben: Straßburg
1524, 3 Basler und eine Nürnberger 1521, s. 1. 1524. Wittenberg 1526.
VON DR. THEODOR HAMPE. 137
Item fünft" d i s p u t a t i o zu Bern, ye aine iinib z\venunddreissi,tc pfenni,ij:,
[207a] tliul fünft pfiind zehen pfenni^'.
Item ailff neue t e s t a m e n t. Zürcher, c 1 a i n, ye ains umb fünff-
undz\vainzis;k pfenni,i(, tluit ain .^ulden dreyundzwainzi.s^k pfenni,^'.
Item neun p s a 1 1 e r i u m, W i 1 1 e n b e r g e r, 1 a t e i n ^ " "). ye ain umb
sechzehen pfennig, tluit fünft pfund zwen pfennig.
Item ain opera Arnoldi de Villa nova^"') umb ain gülden ainortt.
Item zwen J o s u a, S t r a ß 1") u r g e r, ye ain umb .secli^> grosch, tliut zway
pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item zwelff Chronica P r a c e 1 li , ye aine umb zwenunddreyssigk pfennig,
thut ain gülden vier pfund zwelff pfennig.
I tem zwen Z w i n g 1 i i v o m w a r e n und f a I s c h e n g 1 a u b e n, ye
ains umb fünffundzwainzigk pfennig. thut fünffzigk pfennig.
Item zwo p a r a p h r a s e s i n P a u 1 u m, ye aine umb sechs grosch, thut
zwai pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item vier psalterium grece^'-), ye ain umb drey grosch, thut zway
pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item ain p o s t i 1 1 von festen umb ain ortt.
Item ain a u ß 1 e g u n g P h i 1 i p n i ü b e r die s p r ü c h S a 1 o m o n i s,
thut ain pfund vierundzwainzig pfennig.
Item aylff p o s t i 1 1 M a r t i n i L u t h e r i, ye aine umb annderthalben gülden,
thut sibennzehendthalben gülden.
Item acht g r a m a t i c a H a i n r i c h m a n n i ^ ^ ^), ye aine umb fünff-
undzwainzigk pfennig, thut sechs pfund zwainzigk pfennig.
Item zway a 1 1 1 e t e s t a m e n t, w i 1 1 e n b e r g i s c h, ye ains umb sechs
grosch, thut zway pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item zwen J o s u a, W i 1 1 e n b e r g e r, ye ain umb fünffzigk pfennig, thut
drey pfund zehen pfennig.
Item drey d r i 1 1 1, w i 1 1 e n b e r g i s c h, ye ains umb fünffundzwainzigk
pfennig, thut dritthalb pfund.
Item ain p a r a p h r a s i s E r a ß m i in L u c a m^' *) umb fünffundzwain-
zigk pfennig.
Item zwen hortulus a n i m e, t e u t s c h^'^^), ye ain umb fünffund-
zwainzigk pfennig thut fünffzigk pfennig.
170) Psalterium latinuni, Wittenbergiie 1529.
171) Arnoldus de Villa Nova, Opera omnia. Paii/er ver/eichnet 4 L\(>neser und eine
Venezianer Ausgabe.
172) Wühl Straßburg, Wolfg. Cephal. 1524. 12° oder etwa Septem Psalmi poenitent.
Cöln, Cervicornus, 1517 — ?
173) Fraglich, welche Ausgabe der Institutiones grammatieae des Jacobus Hcnrich-
mamuis ( lleinrichmann) gemeint ist.
174) Erasmus von Rotterdam, Paraphrasis in Evangelium Lucae: drei Frobensche Aus-
gaben 1523 und 1524.
175) Wahrscheinlich Basel, Thomas Wolfl, 1523, 8.
138 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Item zwo r e t h 0 r i c a A r i s 1 o 1 e 1 i s^ ' ''), ye aine unib fünffundz\v:iinzi,t;k
pfenniir. tliut fünffzisjk pfenni.c:.
Item acht loci P r u ii f e 1 s i i' ' '), ye ain iimb .sechzehen pfenni,!^^ thiit
vier ptund acht pfennig".
Item acht P r e n c i i i ii p r o p li e t a m A m o s^ '**), ye ain umb sechzehen
pfennii:-, thut vyer pfiiiul aclit pfennig.
Item zwelff p s a 1 1 e r v o m P e y p u s [207b] gedruckt^'"), ye ain umb
fünffiindzwainzig pfennig, tluit ain giilden ain pfund achtzehen pfennig.
Item ain m a p p a des 1 a n d s F r a n n c k r e i c h umb ain ortt.
Item achtzehen H n c h i r i d i o n E c c i i ^^'^), ye ains umb sechzehen pfennig,
thut ain gülden ain pfund sechs pfennig.
Item zwainzigk B r e n c i i in J o b^^^), ye ains umb sechs grosch, thut drey
gülden zway pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item vier epithome regis Ungar! e, ye ains umb zwaiunddreyssigk
pfennig, thut vier pfund acht pfennig.
Item drey neue testament , Straßpurger, ye ains umb vierund-
achtzigk pfennig, thut ain gülden.
Item zway a p o c r i p h i, Zürcher, ye ains umb fünffzigk pfennig, thut
drey pfund zehen pfennig.
Item siben a 1 c h a m e i, yhe ains umb fimffundzwainzigk pfennig, thut fiuiff
pfund fünffundzwainzigk pfennig.
Item zwen t ü r c k e n z ü g e^^^), gemalt, ye ain umb drey ortt, thut anndert-
halben gülden.
Item zwen Paulus z u g e, gemalt, ye ain umb vierundachtzig pfennig, thut
fünft pfund achtzehen pfennig.
Item ain gannz Charta m a r i n a umb annderthalben gülden.
Item ain Europa^^^) gemalt, umb cirey ortt.
Item ain Josephum umb ain gülden.
Item ain lateinisch bibel umb ain gülden.
Item ain S w e t o n i u m umb drey ortt.
Item ain A r i s t o t e 1 e m de natura a n i m a 1 i u m ^ ^ *) umb ain gülden.
176) Etwa Aristoteles, Rhetorica et Poetica graece. Basel, Hieron. Proben u Joh. Her-
vagius, 1520, 4.
177) Des Otto Brunfelsius ,,Loci omnium fere capitum Evangelii" in einer der Straß-
burger Ausgaben: o. Dr. 1527, Joh. Schott 152S u. derselbe 1529-
178) Joannis Brencii in prophetam Arnos expositio, Wittenberg, Joh. Luft, 1530, 8.
179) ,,Der Psalter teutsch zu singen" ... Nürnberg, Friedrich Peypus, 1525-
180) Fraglich, um welche Ausgabe von Johann Ecks ,,Enchiridion locorum communium
adversus Lutherinos" es sich hier handelte.
181) Vgl. oben Anm. 152 und unten Anni. 224 und 226.
182) Fraglich, welche Türkenschrift hier gemeint ist.
183) Vielleicht ,,Europae seu chartae intinerariae (so bei Panzer) quo pacto intelligi
pebeat introductio". Straßburg, Joh. Grüninger 1527- 4.
184) Hier scheint eine der Venezianer Ausgaben des Aldus (1504 und 1513) gemeint
zu sein.
VON DR. THEODOR HAMPE. 13Q
Item zwo practica Petri Ferrariensis^^^), ye aine umb vierund-
achtzigk pfennig, thut fünff pfund achtzehen pfennig.
Item vyer T h o m e L i n a c r i, ye ainen umb fünffzigk pfennig, thut sechs
pfund zwainzigk pfennig.
Item vier S a 1 v i a n i e p i s c o p i i*"'), ye ain umb ain ortt, thut ain gülden.
Item zwo Homelie doc forum, ye ain umb drey pfund zehen pfennig, tliut
sechs pfund zwainzigk pfennig.
Item vier Pomponii Mele^^^), ye ain umb vierundachtzigk pfennig,
thut ain gülden zway pfund vierundzwainzig pfennig.
Item ain C a 1 o p i n u m^^^) umb drey ortt.
Item zwen Pauli Orosii^^^), ye ain umb sechs grosch, thut zway pfund
vierundzwainzigk pfennig.
Item ain T u c i d i d e m umb ain ortt.
Item A n g e 1 0 i s i u s in r e g u m 1 i b r o s ^ ^ °) 'umb fünff zig pfennig.
Item A u 1 u m G e 1 1 i u m^^^) umb ain ortt.
Item zway h e 1 d e n p ü c h e r^^-) [208a], ye ains umb ain ort, thut ain halben
gülden.
Item zway fasciculi de t e m p o r i b us^**^) ye ain umb ain ort, thut
ain halben gülden.
Item vier Zerstörung Jherusale m, ye aine umb sechs grosch, thut
fünff pfund achtzehen pfennig.
Item zwo Zerstörung Troia^^^), ye aine umb sechs grosch, thut zway
pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item drey M e 1 u s i n a^^^), ye aine umb fünffundzwainzigk pfennig, thut
dritthalb pfund.
Item sechs t e u t s c h c li i r o m a n c e i^^"), ye aine umb ain pfund, thut
sechs pfund.
1S5) Von des Johannes Petrus de Ferniriis Practica singularis ac puerilis verzeichnet
Panzer nur drei Lyoneser Ausgaben (1502, 1509 und 1533), von seiner ,, Singularis practica
cum apostilHs" eine Mailänder Ausgabe von 1507-
186) Etwa Salonius Vienn. Gall. Episcop., Dialogi duo parabol. Salom. et eccl. interpr.
Hagenau, Joh. Secer, 1532 — ??
187) Es ist vermutlich des Pomponius Mela Hauptwerk ,,De situ orbis libri III" gemeint,
das in vielen Ausgaben erschien.
188) Wohl eine der zahlreichen Ausgaben des ,,Dictionarium" des Ambrosius Calepinus.
189) Wahrscheinlich die Cölner Ausgabe von 1526 (Eucharius Cervicornus) der Adversus
paganos historiarum libri Vll des Paulus Orosius.
190) Angelonus Lexoviens. Ord. Bened., Enarrationes in quatuor libros regum. Cöln,
Euchar. Cervicornus, 1530.
191) Eine der zahlreichen Ausgaben von des Aulus Gellius Noctes Atticae.
192) Es ist wohl die Ausgabe Straßburg, Hans Knoblouch, 1 509, Fol. gemeint.
193) Drei Ausgaben dieses Buches: Paris, Joh. Parvus, 1512, 1518 und 1523, alle 4.
194) Fraglich, welche Ausgabe der Historie von Zerstörung der Stadt Troia gemeint ist.
195) Panzer zitiert nur verhältnismäßig frühe Ausgaben der Historia der Melusina, als
späteste die bei Math. Hupfauf in Straßburg 1506 erschienene.
196) Vielleicht „Die kunst Ciromantia", Augsburg, Joh. Schärft, kl.- Fol.. Vgl. Panzers
Annalen der älteren deutschen Literatur I, 5 Nr. 4.
14Ü BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Item fiinff t ü r c k i s c li c li r o n ica^^"), ye aine iiinlt drey i^Toscli, lluil
\ieitluilb pfuikl.
Iteni zwen A 1 e x a n d e r M a ,u n u s^^^), ye ain unib sechs s,tc).sc1i, Unit zway
pfuiui vienindzwainzi.i; plenni.i;'.
Item zway E m s e r s t e s t a in e n t. ,c: r o ß. ye ains nmb drey pfund, tlnit
sechs pfund.
Item zwo historie ü 1 w e y r s, ye aine unib ain ortt, tluil ain halben
Sulden .
Item neun F 1 o r i a n i B i a n c e f a r e, ye ain umb fünffzi.^k pfenni.c:, thut
ain .gülden sechs pfund aclitzehen pfenni.t::.
Iiein neun Barbarossa^"''), ye ain umb sibenundzwainzigk plennig, thut
aclit pfund drey pfennig.
Item vier die allten weysen-""), ye ain umb fünffzi,t;k pfenni,;;, thut
sechs pfund zwainzigk pfennig.
Item zwo Zürcherbibel, ciain, ye aine umb fiinff pfund, thut ain gülden
ain pfund aclitzehen pfennig.
Item vier de primatu Petri-"^), ye ains umb ain halben gülden, thut
zwen gülden.
Item fünft historia Ponti, ye aine umb sechzehen pfennig, thut zway
pfund zwainzig pfennig.
Item drey T r i s t r a n t-"-), ye ain umb sechzehen pfennig, thut ain pfund
achtzehen pfennig.
Item drey T i t u 1 i juris, ye ain umb fünffundzwainzig pfennig, thut dritt-
halb pfund.
Item drey i n s t i t u t a t e u t s c h, ye ain umb fünffundzwainzigk pfennig,
thut dritthalb pfund.
Item ain H o m e r u m, 1 a t e i n i s c h, umb vierzigk pfennig.
Item fünft e p i g r a m ata M a r c i a 1 i s-"^), ye ain umb fünffundzwainzigk
pfennig, thut vyr pfund fünft pfennig.
197) Sollte damit etwa der ,,Libellu.s de ritu et iiioribus TurCDruni", Nüniber.t:, Friedrich
Pe\piis, 1530 gemeint sein, den Lienhard zur Eich verlegte? Vgl. oben.
198) Wohl eine Ausgabe des Quintus Curtius Rufus. Panzer verzeichnet bis 1530 drei
in Deutschland erschienene Ausgaben: Tübingen, Anshelm, 1513; StralJburg, Schurer 1518
und s. 1. et a. (Colon. Arn. Terhoern), dazu noch eine s. 1. & a.
199) ,, Barbarossa. Ein warhafftige beschreibung des lebens vnd der gesciiicliten Keiser
friderichs des ersten genant Barbarossa. Durch Joannem aderffum, Statartzt zu Schaffhausen.
Erstmals in latin versamlet . . ." etc. StraBburg, Johann Grüninger, 1520, Fol. Vgl. Panzer,
Annalen der älteren deutschen Literatur I, 443 Nr. 998.
20ü) Fraglich, welche Ausgabe der Historie von den sieben weisen Meistern oder des
Buchs der Beispiele der alten Weisen gemeint ist.
201) Wohl die bekannte Schrift Johann Ecks gegen Luther.
202) Etwa Die History von Tristant vnd der schönen Isalden von Irlande, Straßburg,
1510, 4 — ?
203) Vielleicht die Ausgabe StraUburg, Joh. Knoblouch, 1515, l" oder Basel, Heinrich
I'etri, 153'», 8" licr l;pi,i;ianinK' des Alartial.
VON DR. THEODOR HAMPE. 141
item sechs c o n c o r d a n c i e b r e v i o r e s-"^), ye aine iinib drey s;rosch,
liiiit ain halben gülden.
Item ailff mona s a c r a, ye ain unib sechzehen pfennig thut fiinff pfund
sechsundzwainzigk pfennig.
item ailff loci contra h e r e s i n Luther o r u m ye ains iinib sech-
zehen Pfennig, thut sechsundzwainzigk pfennig.
Item sechs I s i d o r i s u p r a b i b 1 i a, ye ains umb zwelff pfennig, tliut
[208b] zway pfund zwelff pfennig.
Item drey p o s t i 1 1 A n t h o n i K u n i g s t a i n -"^), ye ain umb fünffzigk
pfennig, thut fiinff pfund.
Item vier D i o n i s i u s R u c k e 1 in a p o c a 1 i p s i m, ye ain umb sechs
grosch, thut fünft pfund achtzehen pfennig.
Item zwen Dionisius Ruckel in P a u 1 u ni, ye ain umb fünffzigk
pfennig, thut drey pfund zehen pfennig.
Item ain o p e r a G r e g o r i i N a z i a n z e ni -"*^) umb sechs grosch.
Item zwen M a r u 1 1 u s de v i t a s a n c t o r u m, ye ain umb fünffzigk pfen-
nig, thut drey pfund zehen pfennig.
Item zwen Z a c h a r i e J o a n n i s 0 e c o 1 a m p a d i i, ye ain umb fünff-
undzwainzigk pfennig, thut fünffzigk pfennig.
Item drey a p o c a 1 i p s e s Melchior H o f f m a n, ye aine umb drey
grosch, thut ain ortt.
Item ain B a 1 d u m super s e c u n d i s -" ') umb ain ortt.
Item ain V e g e r i u m t e u t s c h-'^^) umb sechs grosch.
Item drey 1 e h e n r e c h t, ye ains umb sechzehen pfennig, thut ain pfund
achtzehen pfennig.
Item neunzehen p r o p h e t e n, c 1 a i n, ye ain umb vyr grosch, thut zwen
gülden vier grosch.
Item zehen J o s u a, ye ain umb zwenunddreissig pfennig, thut ain gülden
zway pfund acht pfennig.
Item vierzehen d r i 1 1 a y 1, ye ains umb zwelff pfennig, thut fünft pfund
achtzehen pfennig.
Item dreyzehen a p o c r i p h i, ye ains umb drey grosch, thut ain gülden
drey grosch.
204) Wohl Concordantiae Bibliorum breviores, Culn, Peter Quentel, 1529, 8" oder (von
Antonius a Koenigstein) Cöln, Peter Quentel, 1530, 8.
205) Antonius a Koenigstein, Postillae in Lection. Epistolar. et Evangelior. Cöln, Peter
Quentel, 1531, 1532, 1533 — ? Eine frühere Ausgabe verzeichnet Panzer nicht.
206) Nicht etwa des Gregor von Nazianz ,,De officio Episcopi Oratio Bilibaldo Pirckem-
hero Consiliario Caesareo Interprete. MDXXIX." Am Ende: ,,Excudebat Noriinbergae Foe-
dericus Peypus, Impensis providi uiri Leonardi de Aich Civis ac Bibliopolae Norimbergen(sis).
Anno MDXXIX" in 8 (vgl. Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen Geschichte 1, 1792
S. 305f.)? S. oben.
207) Etwa Baldus de Ubaldis de Perusio, Super secunda Digesti Veteris cum additionibus,
Lyon per Joannen: (od. Jacobum ?) Sacon (Saccon) 1508.
208) Wohl ,,Flauii Uegetii Renati vier bücher der Rytterschafft" ... Erfurt, Hans
Knapp, 1511, 2.
142 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UNÜ KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Item ain S t r a ß b u r jr e r b i b e 1 unib :iin ,i;ulden ain ortt.
Item zweii Herodotus, ye aiii iiinb vieriiiklachtzig pfenni.i;, tlnit fünft
pfuikl achtzehen pfenni.tr-
Itcni drey E g i s i p p i-"^), ye ain nmb fünffzigk pfennig, thut fünft pfund.
lieni fünft Se d u 1 ii -^"), ye ain unib tünffzig ptenni,i,% tiuit acht pfund zelien
Pfennig.
Item zwen r o m i s c h k a 1 e n d e r, ye ain unib fünffzigk pfennig, tiuit drey
pfund zehenn pfennig".
item ain T r e n c i u s t e x t modus umb ain ortt.
Item ain E 1 e g a n c i a s V a 1 1 e'-^^) umb fünffzigk pfennig.
Item drey e p i t h o m e a d a g i o r u m E r a ß m i -i-) ye ains umb sechs
groscli, thut ain halben gülden.
Item drey collectanea sacre scripture, ye ains umb zwenund-
vierzigk pfennig, thut ain halben gülden.
Item zwen d i c t i o n a r i i in h e b r e o, ye ain umb ain ortt, thut ain halben
gülden.
Item drey D a n i e 1 e s 0 e c o 1 a m p a d i i - ^ ^), ye ain umb sechs grosch,
thut ain halben gülden.
Item zwo dialectica Agricole^^^) ye aine [209a] umb ain ortt, thut
ain halben gülden.
Item ain tabula J o h a n n i s de Monte regio umb drey pfund
zehen pfennig.
Item zwo fabulas Esopi grece^^^), ye aine umb zwenundvierzigk
pfennig, thut zway pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item zwo colloquia groß, ye aine umb fünffundsibennzig pfennig, thut
fünft pfund.
Item ain epistole Plinii-^^) umb sechs grosch.
Item zwo Charta m a r i n a, ye aine umb vierundachtzigk pfennig, thut
fünft pfund achtzehen pfennig.
Item ain Europa -^^) umb ain ortt.
Item dreyzehen mappa des E r 1 i n g e r s-^^), ye aine umb drey grosch,
thut ain gülden drey grosch.
209) Fraglich, welche Ausgabe oder welches Werk des Hegesippus gemeint ist.
210) Etwa Coelius Sedulius, In omnes epistolas Pauli collectaneum. Basel, Heinrich
Petri, 1528, Fol. — ?
211) Von des Laurentius Valla Elegantiarum linguae latin. libri VI etc. gab es bereits
viele Ausgaben.
212) Adagiorum epitome, Parisiis, Simon Colin, 1523, 8 ^?
213) Joh. Oecolampadius, In Danielem prophetam libri II: Basel, Thomas Wolff, 1530,
oder Basel, Joh. Bebel, 1530.
214) Von Rudolf Agricolas Schrift De inventione dialectica verzeichnet Panzer von
1515 bis 1530 sechs Ausgaben.
215) Vermutlich eine der Frobenschen Ausgaben: Basel, 1518, 1523, 1524.
216) Wohl eine der Cratanderschen Ausgaben (Basel) der Epistolae Plinii.
217) S. 0. Anm. 183.
218) Etwa „Innhalt des planetischen wercks . . . Augspurg durch Georgen Erlinger . . .
1516", 4.
VON DR. THEODOR HAMPE. 143
Item vier ungenialte W i e n, ye aine unib fünffundzwainzie pfennig, thut drey
pfund zehen pfennig.
Item zwen Hayman in Paulum-^^), ye aine umb fünffzigk pfennig,
thut drey pfund zehen pfennig.
Volgen die eingepund bücher hernach:
Item ain J o s e p h u m umb ain gülden ain ortt.
Item ain Sachssenspiegel umb ain gülden ain ortt.
Item ain Reformation der s t a t Nürnberg--"^) umb drey ortt.
Item zwo c 0 n c 0 r d a n c i e m a i o r e s, ye aine umb ain gülden, thut zwen
gülden.
Item zwelff gannz p o s t i 1 1, ye aine umb zwen gülden ain ortt, thut siben-
undzwainzigk gülden.
Item vier Wo r m b s e r b i b 1 i a, ye aine umb ain gülden, thut vier gülden.
Item sechs gannz a 1 1 1 t e s t a m e n t, ye ains umb zwen gülden am ortt,
thut vierzehennthalben gülden.
Item drey lateinisch b i b 1 i a, ye aine umb ain gülden, thut drey gülden.
Item zwo lateinisch p o s t i 1 1, ye aine umb ain gülden ain ortt, thut
dritthalben gülden.
Item vier chronica Eusebij teutsch, ye aine umb ain gülden, thut
vyer gülden.
Item ain Butzerum in e v a n g e 1 i a-'-^) umb ain gülden.
Item zwo c o n c 0 r d a n n z, t e u t s c h, ye aine umb drey ortt, thut anndert-
halben gülden.
Item zwen T i t u s L i v i u s, teutsch---), ye ain umb ain gülden ain ortt,
thut dritthalben gülden.
Item zway E m s e r s t e s t a m e n t, ains umb drey ortt, thut annderthalben
gülden.
Item drey neue t e s t a m e n t, g r o ß, ains umb ain halben gülden, thut
annderthalben gülden.
Item drey h e r b a r i i, teutsch--^), ye ain umb ain halben gülden, thut
annderthalben gülden.
Item ain p s a 1 1 e r P o m e r a n i, teutsch, umb drey ortt.
Item ain J o s u a, teutsch, umb ain halben gülden.
Item ain I n s t i t u t i o n e s juris umb sechs grosch.
Item ain p a n d e c t i juris [209b] umb drey gülden.
Item drey episteil Cicero n i s, ye aine umb dritthalb pfund, thut acht-
halb pfund.
219) Wahrscheinlich Haymo, Episcopus Halberstad., In divi PauH epistohis expositio
in einer der in Deutschland erschienenen Ausgaben (Cöln, Straßburg, H agenau).
220) Vielleicht die Ausgabe Nürnberg, Friedrich Peypus, 1521 oder eine spätere.
221) Wohl des Martin Bucer Enarratio in Evangel. Johannis. Straßburg, Joh. Her-
vagius, 1528. 8; oder etwa identisch mit den ,,enarrationes" vgl. oben Anm. 118.
222) S. o. Anm. 150.
223) S. 0. Anm. 155-
144 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES RUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Item drey e p i s t e 1 zun Römern, ye aine umb zway pfund drey pfenni,^',
Unit drey ortt.
llem .^echs d r i t t 1. B a Li 1 e r. ye ains unib sechs i;t()Sc1i, tluit ain ,i;ulden.
Item neununddreyssiii' p s a 1 1 e r S c h m a 1 z i n .s^- s i n b e t h w e y s, ye ain
umb z\venundvierzi.s;k pfennlg-. thut sibennthalben .srulden.
Item zehen c a t h e c h i ß m i, deutsch und .t^roB. ye ain umb ain
halb ortt. thut ain i;iilden ain ortt.
Item drey p a n d e c t, t e u t s c h, ye ains umb ain ortt, thut drey ortt.
Item zway 1 a t e i n i s c h p a n d e c t, ye ains umb ain ortt, thut ain halben
i;;ulden.
Item sechs Job B r e n c i i. lateinisch---*), ye ain umb ain ortt, thut
annderthalben gülden.
Item zwen e c c 1 e s i a s t e s, lateinisch, ye ain umb ain ortt, thut ain
halben gülden.
Item drey p r e d i g e r S a 1 o m o n i s, ye ain umb ain ortt, thut drey ortt.
Item vier p s a 1 1 e r vom P e y p u s g e d r u c k t^-^), ye ain umb fünffzigk
Pfennig, thut sechs pfund zwainzigk pfennig.
Item ain p salter des Römers umb fünft pfund achtzehen pfennig.
Item ailff s o m e r t a y 1 in der p o s t i 1 1, ye ains umb vierundachtzig
pfennig, thut drey gülden fünft pfund achtzehen pfennig.
Item zwen g e n e s i s, c 1 a i n, ye ain umb dritthalb pfund, thut fünft pfund.
Item fünft J o s u a, ye ain umb ain ortt, thut ain gülden ain ortt.
Item sechs Jo b B r e n c i i--*'), ye ain umb ain ortt, thut annderthalben
gülden.
Itein drey E m s e r s t e s t a m e n t, yhe ains umb vierundachtzigk pfennig,
thut ain gülden.
Item zwo annotat iones E m s e r i, ye aine umb ain halb ortt, thut
ain ortt.
Item ainundneunzigk c a t h a c h i ß m i, c 1 a i n, ye ain umb zwelff pfennig,
thut vier gülden zway pfund vierundzwainzigk pfennig.
Item siben erzney p ü c h 1 e i n--^), ye ains umb sechzehen pfennig, thut
drey pfund zwenundzwainzig pfennig.
Item drey Zürcher bibel, ye aine umb ain gülden, thut drey gülden.
Item acht a p o c r i p h i, ye aine lunb ain ortt, thut zwen gülden.
Item ain rech enpüch lein auff die coß umb ain ortt.
Item ain v e 1 d t p u c h umb dritthalb pfund.
Item drey g a n n z e a 1 1 1 e t e s t a m e n t, w i 1 1 e n b e r g i s c h, ye
ains umb ain gülden, thut drey giilden.
Item vier neue testament, Wittenberg er, ye (210a) ains umb
vierundachtzigk pfennig, thut ain gülden zway pfund vierundzwainzigk pfennig.
224) Vgl. oben Anm. 152 und l8l, unten Anm. 226.
225) Vgl. oben Anm. 179-
226) S. oben Anm. 152, iSl, 224.
227) Vielleicht das von Panzer, Zusätze zu den Annalen der älteren deutschen Literatur
S. 14 unter Nr. 6l d angeführte Gedicht „(D)Er rechter ertzney wel pflegen" etc. — ?
VON DR. THEODOR HAMPE. 145
Item ain c o 1 1 o q u i a H r a ß m i unib drey pfund vier grosch.
Item ain b i b e 1 1 a t i n e , c 1 a i n, iinib drey pfund zehen pfennig.
Item ain H o m e r u m g r e c e-'-*^) umb ain gülden.
Item ain genesis t e xt modus umb vierdthalb pfund.
Item vier n e u e t e s t a m e n t in o c t a v o, ye ains umb ain ortt, thut
ain gülden.
Item zwelf enchiridion Eccii--"), ye ayn umb ain halb orit, thut
anndertthalben gülden
Item dreyzehen a 1 1 1 e t e s t a m e n t, ye ains umb ain ortt, thut drey gülden
ain ortt.
Item vierzehen propheten, ye ain umb ain ortt, thut viertthalben gülden.
Item fünft Sprichwort ter-^"), ye ains umb sechs grosch, thut siben pfund.
Item ettlich v e r p a f i e 1 1 e p ü c h 1 e-^^), dafür zv/en gülden.
Item ain g ra ma t i c a H a i n r i c h Manni-^-) umb zwenunddreissig pfennig.
Item drey Donat, teutsch-^^), ye ain umb sechzehen pfennig, thu tain
pfund achtzehen pfennig.
Item fünffunddreissig t a f e 1, ye aine umb vier pfennig, thut vier pfund vier
grosch und acht pfennig.
Item ailff pergamenen tafel, ye aine umb acht pfennig, thut zway
pfund vier grosch.
Item acht neue t e s t a m e n t, Z ii r c h e r, ye ains umb vierundfünf fzigk
pfunnd, thut ain gülden sechs pfund.
Item neun Josua, ye ain umb ain ortt, thut zwen gülden ain ortt.
Item neun p r o p h e t e n, ye ain umb vierundfünffzigk pfennig, thut ain gülden
siben pfund vierundzwainzig pfennig.
Item fünft a p o c r i p h i, ye ains umb sechs grosch, thut siben pfund.
Item acht drittayl, ye ains umb ain halb ortt, thut ain gülden.
Item vier teutsch theologia, ye aine umb sechzehen pfennig, thut
zway pfund vyer pfennig.
Item neunzehen enchiridion, W i 1 1 e n b e r g e r, ye ains umb drey
grosch, thut ain gülden vier pfund sibenundzwainzig pfennig.
Item neun p e t p ü c h 1 e i n lateinisch, ye ains umb ain halb ortt, thut
ain gülden ain halb ortt.
Item drey p s a 1 1 e r, w i 1 1 e n b e r g i s c h-^-*), ye ain umb zwenund-
dreissig pfennig, thut drey pfund sechs pfennig.
228) Etwa Straßburg, Wolfgang Cephal. 1525. 8.
229) Vgl. oben Anm. 180.
230) Vielleicht ,,300 gemeiner Sprüchwörter durch D. Johannem Agricolani von Ißleben",
Nürnberg, Friedrich Peypus, 1529? Das Buch gehörte zu den Verlagswerken des Lienhard
zur Eich. Vgl. oben.
231) = verpöbelte, verdorbene Büchlein.
232) Vgl. oben Anm. 173.
233) Vielleicht ,,Donatus minor cum vuigari expositione", 4. Vgl. Panzer, Zusätze zu
den Annalen der älteren deutschen Literatur S. 27 Nr. 106.
234) Wohl ,,Der Psalter deutsch. Martinus Luther. Wittenberg 1524. 8" (Panzer,
Annalen II, 241 Nr. 2115)-
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. 1912. 1Q
146 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
licni zwcn >.' u r Li ,1; r c c c. yc aincn unib .sochzclk'ii plenui.u', lliiil uiii pliiikl
zwcu pfouni.i;'.
licni ain 0 p i s t c 1 Pauli. Pari s c r. iinib sechs i^rosch.
Item ain 11 y p i> ^ a r t e s-'''') iiiiib ain ptund zwen pfenni^c:.
Ileni zwo a n a 1 lioni i a M 11 n d i n i-^*^), ye aine unih zwenunddreissi.i;'
Pfennig-, tluit zway [210b] pfund vier pfennig-.
iiem ain p e t h p ü c li 1 e i n unib sechzehen pfennig.
IIlmu l'iinl'l' lateinisch fest amen 1 in octavo, ye ains unib l'ünffzigk
ptcMinii:'. tliiit acht pfund zeheii Pfennig.
item ain f a b e 11 e A e s 0 p i-^') unib sechzehen pfennig.
Item ain Cato unnd Eraßmi c o n s t r u c t i o n, zusamen gebunden,
unib zwei ff pfennig.
Item ain locus comunis, teutsch, umb sechs grosch.
Item zehen mappa des E r I i nger s^^^), ye aine umb sechs creutzer,
thut ain gülden.
V 0 1 g t a 1 1 e r 1 a y k 1 a y n e m a t e r i, lateinisch und teutsch,
guet und pöes: Item an allerlay clainer materi, verlegens und unverlegenns,
von pogen zu pogen gezelt, thut alles zusamen ailff pallen, ye ain pallen inainannder
angeschlagen umb zwelff gülden, thut hundertzwenunddreyssigk gülden.
S u m m a s u m m a r u m aller p ü c h e r, gepunden und ungepunden, thut
zusamen sechshundert fünft gülden zway pfund sechsundzwainzigk pfennig ain
haller.
Volgen die schulden, so man mir hie und anderßwo schuldig ist und
ich für gewiss hallt:
Item Hanns M e ss e r e r, s c h m i d von Genügen, ist schuldig vier
gülden sechs pfund funff pfennig.
Item herr S e b as t i a n Franck-^^), pfarrer zu Jussesfellden-**'),
fünft pfund zwenundzwainzig pfennig.
Item der pfarrer zum Frauenperg drey gülden zway pfund zwainzig
pfennig.
Item doctor Sebastian Heller zuAnspach ain halben gülden.
Item S y m 0 n T r e f e n n b e r g e r zu Nürnberg ain halben gülden.
Item herr Jörg Helffer zu Norling-'*^) fünft pfund sechsundzwainzigk
pfennig.
Item herr Michel von Plauen sechs pfund.
235) Vgl. oben Anm. 129-
236) Wohl die Ausgabe: Straßburg, Johann Flach, 1513, 4.
237) Wohl Aesopi fabellae lepidiss. a Sebast. Brandt in versus redactae. Leipzig, Va-
lentin Schumann, 1521. 4.
238) Vgl. oben Anm. 218.
239) Der bekannte Prediger und Geschichtsschreiber (1499—1542), damals also wohl
noch Prädikant in dem brandenburg-ansbachischen (nicht nürnbergischen, wie es bei Goedeke
usw. heißt) Flecken Gustenfelden, siedelte im Herbst 1529 nach Straßburg über. Vgl. Allg.
Deutsche Biogr. VII, 214 f.
240) Vielmehr Gustenfelden an der Schwabach, westlich von der Stadt Schwabach.
241) Nördlingen.
VON DR. THEODOR HAMPE. 147
Item M i c li e 1 M i c h e 1 p a c h von Hall zwen gülden.
Item herr Martin Kraus-^-), pfarrer zu Pruck, ain pfmid sechs pfennig.
Item V a 1 1 i n von R e n n g s p u r g ain gülden drey ortt.
Item a p 0 t e c k e r zu A m b e r g vier pfund zwen grosch.
Item M a t h e s B u c h p i n d e r im J o a c h i m s t a 1 ailff gülden.
Item s c h u e 1 m a i s t e r im J o a c h i m s t a 1, m g r. Pete r, sechs pfund.
Item herr Sigmund, pfarrer im J o a c h i m s t a 1 1, fünft pfund.
Item doctor Hanns Greuffenstainer zwen s^ulden ain ortt.
Item Jörg wirft im T li a 1'-^^) ain gülden.
Item Hanns Schmidt, p e r g g e s e 1 1 im T h a 1- ^ ^), fi.inf f pfund.
Item Jörg S t r o b 1 e i n ain ortt.
Item V a 1 1 1 i n Glotzer im T h a 1-*^) ain pfund achtzehn pfennig.
Item N i c 1 a u s Glaser im T h a 1-^^) ain halben gülden.
Item F r a n n z p u c h f ü r e r von S c h n e p e r g ain halben gülden.
Item W 0 1 f f g u r 1 1 1 e r im T h a 1-*^) ain pfund [211a] sechs pfennig.
Item herr N i c 1 a u s, ain p f a f f von E g e r, zwen gülden drey ortt.
Item Johann Pardt, pfarrer zu Possych-^"*), zway pfund vier-
undzwainzig pfennig.
Item herr N i c 1 a u s M e d I e r-^^), s c h u 1 m a i s t e r zum Hoff, sech-
zehennthalben gülden.
Item herr Melchior Ziegler -^'') drey gülden.
Item Hanns S c h r e y n e r, bürger zu N ü r m b e r g, ain gülden.
Item magister Job Gast-**^), pfarrer zur K a d e 1 s b u r g, drey
gülden sechs grosch.
Item herr Symon, c aplan zu der Kadelspurg, fünft pfund achtzehen pfennig.
Item herr F r i d e r i c h, c a p 1 a n zu P e c h t a 1- *^), zway pfund zwainzig
pfennig.
Item Michel b u c h f ü r e r von Nur m b e r g ain gülden drey pfund
sechzehen pfennig.
Item her Cristoff-^^), pfarrer zu Eitersdorf f, drey pfund.
242) Der erste evangelische Pfarrer in dem nürnbergischen Brück hei Erlangen, Vater
des gleichnamigen (Martinus Crusius) Professors der griechischen Sprache in Tübingen, siedelte
1535 von Brück nach Luitzhausen im Ulmischen über. Vgl. namentlich Würfels Diptycha
ecclesiarum in oppidis et pagis norimbergensibus (1759) unter Brück.
243) D- h. Joachimsthal.
244) Pössig in Böhmen, Kreis Königgrätz oder Pösig in Böhmen, Kreis Bunzlau oder
Pösigk im Regierungsbezirk Merseburg oder Possig, jetzt zu Plauen gehörig — ?
245) Über Nikolaus Medier (1502—1551) vgl. Allg. Deutsche Biogr. XXI, 170; Jöchers
Gelehrtenlexikon III, 349; Christian Meyer, Quellen zur Geschichte der Stadt Hof (1894) vgl.
das Register etc.
246) Vielleicht der Hauptmann ,, Melchior Zigler von Mulhausen", der 23 Jahre später
im Markgrafenkriege eine Rolle spielte? Vgl. Christian Meyer a. a. O. (Register).
247) Über Hiob Gast, den ersten evangelischen Pfarrer zu Kadolzburg, vgl. Jöchers Ge-
lehrtenlexikon, Fortsetzung und Ergänzungen (von Adelung) II, 1348.
248) Bechthal bei Greding in Mittelfranken.
249) Christoph Schreiber war von 1528 bis zu seinem Tode (1559) evangelischer Pfarrer
zu Eitersdorf. Vgl. Würfels Diptycha unter Eitersdorf.
10*
14S BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
I U'in .W ;i i h c s 1 1 i >." k n u ^. s c h u 1 ni a i ^^ 1 e r zu W o 1 f f s p e r ^ in
K. r ä (.' n-'"^), vier ,uukicn aiu i>rtt.
iieni A\ L' r t i n 11 c y n \on W i e n anndertlialben £::iildeii.
lleiu 111 a ,u i ^^ l «^M- Oll zwen .uiilden drey pfiind drey pfennii;'.
Iteni lierr P a u 1 u s L o f f 1 e r - -' ^), p f a r r e r zu K u r n b u r .t;', ain ,i;uldcii
vier plund achlzelien pfennii;".
item der 1 a n n d t r i c h t e r zum N e u e n m a r c k t anndertlialben gülden.
Item herr Hanns K r u g, p f a r r e r zu U n d t e r S c h w ä n i g-^-), vier
gülden acht grosch.
Item lierr J o h a n H a y d e n r e i c h-^^) zum Hoff drey pfund achtzehen
pfeniiig.
llem m g r . S e b a s t i a n, d i a c o n zum Hoff, drey ortt.
Item herr Christoff H e m, pfarrer zu Arnpach-^'*) ain pfund
achtzehn pfennig.
Item Balthasar Mayr zum Hoff ain pfund achtzehn pfennig.
Item der p r e d i g e r - ^ ^) zu S c h 1 a c k e n w a 1 d t ain ortt.
Item Michael P a u m a n zu S c h 1 a c k e n w a 1 d t ain ortt.
Item magister Caspar Löener^^^), prediger zum Hoff, drey
ortt.
Item der prediger zum teutschen hoff zu Nürmberg ain
ortt.
Item Eva C r a m e r i n von der N e u e n s t a t zwen gülden drey ortt.
Item Hanns, chorschüler zu Bamberg im thumbstiefft, sechs
pfund zwelff pfennig.
Item d 0 c t 0 r J o h a n n JW e g n e r zu B a m b e r g annderthalb pfund.
Item herr Jörg, v i c a r i u s z u U n n s e r Frauen zu Bamberg, ain
gülden ain ortt.
Item des weyhbischoffs diener zu Bamberg, V a 1 1 i n genannt, ain halben
gülden.
Item her Hanns D o r s c h - ^ ^) zu S. Johanns zu Nürmberg ain
halben gülden.
250) Soll wohl Krain bedeuten. Fiaglich, welches Wolfsberg gemeint ist; etwa das im
östlichen Kärnten gelegene ?
251) P. L. war seit 1528 evangelischer Pfarrer in Kornburg. Vgl. Würfels Diptycha
unter Kornburg.
252) Wohl Unterschwaningen im Bezirksamt Dinkelsbühl.
253) Vgl. über ihn Christian Meyer, Quellen zur Geschichte der Stadt Hof (1894) S. 111.
254) Fraglich, welches Arnbach gemeint ist. Den Pfarrer Chr. H. habe ich mit den mir
zur Verfügung stehenden biographischen Hilfsmitteln bisher nicht nachweisen können.
255) Es war wohl noch jener katholische Priester, über dessen Verhöhnung durch das
der Reformation zugeneigte Volk man näheres bei E. Reger, Städtisches Leben im 16. Jahr-
hundert. Kulturbilder aus der freien Bergstadt Schlackenwald (Wien 1904) S. 10 nachlesen
kann.
256) Über Kaspar Löner vgl. Christian Meyer a. a. O. (Register).
257) Über den ehemaligen Augustinermönch Johann Dorsch, der 1524 in Schwabach
die erste evangelische Predigt hielt und seit 1528 Pfarrer bei St. Johannis in Nürnberg war,
vgl. Würfels Diptycha unter St. Johannis.
VON DR. THEODOR HAMPE. 149
Item her F r i d e r i c h, p f a r h e r zu K i r c h e n f a r r e n p a c h - '^ ^),
ain halben gülden.
Item d 0 c t 0 r Georg A g r i c o 1 a ^ ^ 9), s t a t a r t z t im Joachims-
thal, zwelff gülden.
Item m a i s t e r J o h a n n - "^ "), p r e d i g e r zu P a y r r e u t, zwen gülden.
Item Jacob S c h n e t z, p u c h f ü r e r zu P a y r e u t, ain gülden.
Item p f a r r e r zu P y n n d 1 1 a c h - *^ ^) zway [21 1 b] pfund.
Item herr Jörg H e d e r e r'-*^'-), pfarrer zum Geses, ain gülden vier
pfund achtzehen pfennig.
Item Erhard T a 1 n e r, b u c h f ü r e r zu N ü r m b e r g, ainundzwanzig
gülden vier pfund.
Item Michel P f e r g von W ü r t z b u r g ain gülden.
Item J a c 0 b, p u c h f ü r e r von A n t d o r f f, ain gülden sechtzehen pfennig.
Item H a n n ß, deß p 1 i n t e n Jörgen-*'^) knecht, zu N ü r m b e r g, vierdt-
halb pfund.
Item Hanns P e c k, b u c h f ü r e r von F o r s c h 1 a r^^^)^ vierdthalb pfund.
Item D i e t h e r i c h G o 1 d s c h m i d - ^ ^), b u c h f ü r e r von F r a n c k-
f u r t, ain gülden.
Item Conrad C r e m e r, b u c h f ü r e r von Finge n, zwen gülden.
Item Conrad Resch -**•') von Basel vier gülden drey pfund vier grosch.
Item Michel, p e r m e n t e r s s o n von Paris, zehen gülden drey pfund
vier grosch.
Item H a i n r i c h von H i r s c h f e 1 1 d - "^ ^), b u c h f ü r e r zu E r d -
fürt, ain gülden.
Item Wolff Steyerma ister, bucht ürer von F r a n n c k f u r 1 1,
zwen gülden drey pfund sibenundzwainzigk pfennig.
258) Ich habe diesen Ort nicht mit Sicherheit identifizieren tcünnen.
259) Der ,, Vater der Mineralogie". Vgl. über ihn Allg. Deutsche Biogr. I, 143 ff.
260) Wohl Johann Schnabel. Vgl. über ihn u. a. Kraußold, Geschichte der evangelischen
Kirche im ehemaligen Fürstentum Bayreuth S. 77.
261) Ulrich von der Grün (1483—1546) wurde 1525 Konventor in Bindlach (Bez.-A.
Bayreuth) und trat bald darauf zum Luthertum über. Vgl. Wächter, General- Personal-Sche-
matismus der Erzdiözese Bamberg (1908) Nr. 3452.
262) Georg Heyderer ist einer der Reformatoren im Brandenburg- Kulmbachischen und
Bayreuthischen. Er war 1528 nach Kulmbach berufen worden und wenige Wochen darauf
nach Gesees gezogen. Vgl. Kraußold a. a. O.
263) Über den blinden Volksdichter Jörg Graff, der hier wohl gemeint ist, habe ich im
Euphorion IV, 457 ff- gehandelt. Vgl. ferner Alfred Götze in der Zeitschrift für den deutschen
Unterricht XXVIl (1913) 2. Heft.
264) Fraglich, welcher Ort gemeint ist, ob Fritzlar?
265) Wohl ein Verwandter, vielleicht der Vater eines Gregor Goltschmid, der als in Frank-
furt wohnhaft in einem Meßregister Sigmund Feyerabends vom Jahre 1565 erscheint. Vgl.
Archiv f. Gesch. d. deutschen Buchhandels IX, 20.
266) Wohl jener Cunrat Rösch oder Rosch, der 1508/9 in Basler Akten als des Druckers
und Buchführers Wolfgang Lachners Knecht, d. h. Geselle, erscheint. Vgl. Archiv XIV, 38
Nr. 1835 und 1837-
267) Wird von Braun in seiner Geschichte der Buchdrucker und Buchhändler Erfurts
im 15.— 17. Jahrhundert (Arclüv X, 59 ff.) nicht genannt.
150 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTII ANDELS IN NÜRNBERG.
Item 0 ß w a 1 d. b u c h f ü r e r von P f o r z h :i i in, siben ,c:iilden fünff pfiind
aclilzelkMi pÜMiiiii;-.
Ik'iii Hanns 1- o c r -'''''), b n c li f ü r e r von M a i ,i;' d b u r ,u\ acht ,t;iilden.
Itt'in \" i c 0 n z P li a ,i;' r i s, b n c li f ü r c r von C o s 1 n i t z, zehennilialben
giilden.
Item der li c e n t i a t von AI a r p n r ,i;- fünff pfnnd aclitzehen pfenni,i,^
Item W 0 1 f f P r e u n 1 e i n - "^ •*), b u c li f ü r e r von A u ,tr s p n r sj:, sechst-
lialben giilden.
Item H r li a r d , b n c h f ü r e r von H i 1 p e r li a u s e n , zwen gnlden
ain ortt.
Item B a r 1 h e 1 V o i;: 1 - " "), b u c li f ü r e r von W i 1 1 e n n b e r g, dritt-
lialben gülden.
S u m m a s ii m m a r u ni aller g e w i ß e n schul d t thut zusamen
hundert fünffundachtzigk gülden zway pfund neunundzwainzigk pfenig.
S u m m a s u m m a r u m aller habe ii n n d t g ü e t e r I i g e n n d
und V a r e n n d an bücher in kremen und an den gewisen schulden thut lautter
zusamen gerechenntt neunhundert vierundachtzig gülden acht pfund zwen pfennig
ain lialler.
Volgen hernach die gegenschuldt, so ich a u f f a b s t e r b e n m e 1 n s
h a u ß w i r t s seligen schuldig g e w e s t bin:
Item dem Christian E g e n o I p h o - " ^), b u c h d r u c k e r zu Straß-
burg, pleib ich schuldig siben gülden.
Item dem A r n o 1 1 1-'-) von C o 1 n vierzehen gülden.
Item dem P e t r o Q u e n 1 1 - " ^) von Köln, b u c h d r u c k e r, ainund-
dreissigk gülden.
Item Hanns C o 1 e r^'*) von Wo r m b s fünffzehen gülden.
268) Vgl. über ihn Albrecht Kirchhoff, Die Entwicklung des Buchhandels in Leipzig
(1885) S. 14 und 24 und derselbe im Archiv XIV, 350 ff.
269) Der Buchführer Wolf Präunlein stammte zwar aus Augsburg, war aber damals
bereits in Leipzig angesessen. Vgl. über ihn Archiv f. Gesch. d. deutschen Buchhandels an
vielen Stellen (s. d. Registerband).
270) Über diesen bekannten Buchhändler vgl. man ebenfalls den Registerband zum
Archiv f. Gesch. d. deutschen Buchhandels.
271) Der bekannte Buchdrucker, der erste seines Namens, der 1529 und 1530 noch in
Straßburg ansässig war und daselbst druckte, sich dann aber in Frankfurt a. M. niederließ,
um dort die erste ständige Buchdruckerei zu begründen. Vgl. H. Grotefend, Christian Egenolff
(1881) S. 14. Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels V (1880) S. 15, 18. Panzer
Ann. VI, 116.
272) Wahrscheinlich der Kölner Buchdrucker Arnd von Aich, der von 1514 bis 1536
druckte. Vgl. über ihn Ennen in der Allgem. Deutschen Biogr. I, 165.
273) Der bekannte Kölner Buchdrucker, über den man u. a. die Allgem. Deutsche Biogr.
XXVII, 38 vergleiche. S. auch Panzer Ann. XI, 208 und 608 bezw. unter den dort ange-
gebenen Jahren.
274) Hans Coler scheint kein Buchdrucker gewesen zu sein, denn sein Name findet sich
weder bei Panzer noch etwa bei F. W. E. Roth, Die Buchdruckereien zu Worms im XVI. Jahr-
hundert.
VON DR. THEODOR HAMPE. 151
Item Johann F a b er'-" ■'), b u c h drucke r von F r e y b u r k', vierdt-
halben gülden.
Item H a i n r i c li P e t e r-^**) von Basel vierzehenndthalben giilden.
Item J 0 h a n n Setze r- ' ■^) von H a g e n a u achtundfünffzig gülden.
Item Balthasar P e c k-"'*) von S t r a ß b u r g fünffthalben gülden.
Item Johann Setter-"^) von Co In [212a] zwen gülden.
Item Johann Schott-^"), b n c h d r u c k e r von S t r a ß b u r g,
fünffundzwainzigk gülden.
Item Iffo Sehet fer-^^) von Mennz vierzehennthalben gnlden.
Item Andreas C r a t a n n d e r - * -), b n e c h d r u c k e r zu Basel,
zwelff gülden.
Item Johann G r o n i n g e r - ^ ^), b u c h d r u c k e r zu S t r a ß b u r g,
zehen gülden.
Item Jörgen U 1 r i c h - ^ ^) von Straßburg dreyssig gülden.
Item C h r i s t i a n-*^^) von Baris acht gülden.
Item A n n d r e a s W e i n g a r 1 1 e n-^*') von Basel neundthalben gülden.
275) Von Johannes Enimaus Faber aus Jülich, der, bevor er 1529 nach Freiburg über-
siedelte, in Basel druckte, finden sich bei Panzer Drucke aus den Jahren 1526 — 1 536 verzeichnet.
Vgl. Panzer, Ann. XI, 206, 211 und 608, 6O9. Im übrigen vgl. man Allg. Deutsche Biographie
VI, 493 f.
276) Über des Henricus Petrus Drucke seit 1523 vgl. Panzer Ann. XI, 206 und 608 und
unter den betreffenden Jahren. Er hatte Arzneiwissenschaft studiert, übernahm aber nach
seines (aus Franken stammenden) Vaters Adam Petri Tode die Baseler Druckerei, wurde nach-
mals von Kaiser Karl V. in den Adelsstand erhoben und starb 1579 (Ersch. u. Grubers Enzy-
klopädie III, 19 S. 296).
277) Über des Joannes Secerius Drucke s. Panzer Ann. XI, 212 und 609.
278) Über den Straßburger Buchdrucker Balthasar Beck (Bockh), um 1528—1544,
s. Archiv f. Geschichte d. deutschen Buchhandels V, 15, 29, 78, 94.
279) Wohl identisch mit ,, Joannes Soter alias Heil", dessen Drucke von 1518 bis 1536
Panzer Ann. XI, 208 und 608 aufzählt.
280) Vgl. Panzer Ann. XI, 204 und 6O7 und die daselbst verzeichneten Jahre (1501 — 1536);
ferner Archiv f. Gesch. d. deutschen Buchhandels (Register z. Bd. I— XX); Allgem. Deutsche
Biographie 32. Bd. S. 402 ff. Charles Schmidt, Martin (1481 — 1499) & Jean (1500—1544)
Schott (Repertoire Bibliographique Strasbourgeois, Heft II, I893).
281) Zu Ivo Schoeffer vgl. Panzer, Ann. XI, 218 (ein Druck von 1536); Archiv f. Gesch.
d. deutschen Buchhandels XVI II, 16 und 17 (1532-1533)-
282) Gratanders Drucke verzeichnet Panzer Ann. XI, 206 und 608 (aus den Jahren 1518
bis 1536). Vgl. über ihn Archiv f. Gesch. d. deutsciien Buchhandels (Registerband); Allg.
Deutsche Biographie 47- Bd. S. 540 f.
283) Über Johannes Grüninger vgl. Panzer Ann. XI, 204 und 6O7 (Drucke aus den Jahren
1501 — 1529), Arch. f. Gesch. d. deutschen Buchhandels (Registerband); Allg. Deutsche Biogr.
X, 53 ff.; Charles Schmidt, Jean Grüninger 1483-1531 (Repertoire Bibliographique Stras-
bourgeois Heft I).
284) Über Georgius Ulricher (Andlanus) vgl. Panzer Ann. XI, 204 und 607 (Drucke aus den
Jahren 1529—1536); Archiv f. Geschichte d. deutschen Buchhandels V, 15, 91-
285) Wohl Christianus Wechel, der nach Panzer, Ann. XI, 223 und 611 in Paris seit 1526,
und nach Arch. f. Gesch. d. deutschen Buchhandels (s. Register) etwa bis zur Mitte des 16. Jahr-
hunderts druckte; oder Nikolaus Chretien ? Vgl. Panzer S. 224.
286) A. W. kommt unter den Baseler Druckern nicht vor.
152 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
Item J h e r o n i in o F r o b e n i o-^ ") von Basel achlzelien ^iilJcn.
Item dem G o l t li a r d t e n-^'^) von C ö 1 n neun ,t,niklen.
Item C r i s t o t r e n V- r o s c h a u e r - ^^ ") von Z ü r cli achtunddreissigk
i^ulden.
Item T h o m a Wol f f -"") von Basel drey gülden.
Item Hanns S c h w e i n i t z e r, [oder Schwenntzer ?] - " ^), b u c h d r u c k e r
von A u g spur g, zwen gülden.
Item 1 1 a i 11 r i c h S t a i n e r - ^ -), b u c h d r u c k e r von A u g s p u r g, vier
gülden.
Item Johann B e b e 1 i o-^^) von Basel dritthalben gülden.
Item dem J o b s t e n G u t k n e c h t^»^) zu N ü r m b e r g ailff gülden.
Item Jörgen Ketzel-^^) ailffthalben gülden.
Item H a n n s e n G r u n e r^^^) z^ N ü r m b e r g sibennthalben gülden.
Item der E 1 ß p e t h P i n s t o c k i n zu N ü r m b e r g fünft gülden.
Item Ulrich 0 f e 1 1 e i n zehen gülden.
Item den e e h a 1 1 1 e n im haus bin ich aller schuld schuldig dritthalben
gülden.
Item dem N i c I a u s e n M e 1 d e n m a n - ^ ^) zu Nürnberg vierzelien
gülden.
S u m m a s u m m a r u m aller g e g e n s c h u 1 d thut vierhundert sech-
zehen gülden ain halben. So ist der hab aller, wie oblaut, neunhundert vierundachzig
gülden acht pfund zwen pfennig ain haller, die gegenschuld davon gethan, rest noch
2S7) Drucke des Hieronymus Frobenius zählt Panzer XI, 206 und 608 aus den Jahren
1520—1536 auf. Er war der Sohn des berühmteren Johann Proben. Vgl. Allg. Deutsche
Biogr. VIII, 128; Archiv, Gesamtregister S. 114 usw.
288) Unter den Kölner Druckern erscheint keiner mit Namen Gotthardt. Ein
Leipziger Buchhändler des Namens wird zum Jahre 1548 erwähnt im Arch. f. Gesch. d. deutschen
Buchhandels XII, 103, XIII, 37-
289) Chr. Fr. 's Drucke von 1523—1536 verzeichnet Panzer, Ann. XI, 22? und 612.
Vgl. im übrigen über ihn Allg. Deutsche Biogr. VIII, 148 f.; Arch f. Gesch. d. deutschen Buch-
handels, Registerband.
290) Th. W. druckte nach Panzer, Ann. XI, 206 und 608 von 1519—1535. Vgl. auch
Arch. f. Gesch. d. deutschen Buchhandels, Registerband.
291) Ein Drucker dieses Namens findet sich bei Panzer nicht verzeichnet.
292) Heinrich Steiners Drucke erscheinen nach Panzer, Ann. XI, 205 seit 1528. Er
kommt aber bereits 1523 unter den Augsburger Buchdruckern vor. Vgl. Arch. f. Gesch. d.
deutschen Buchhandels VI, 252; Zapf, Augsburgs Buchdruckergeschichte Bd. I S. XLVf.
293) Johann Bebeis Drucke erscheinen seit 1523. Vgl. Panzer, Ann. XI, 206 und 608.
Vgl. über ihn u. a. Allg. Deutsche Biogr. 46. Bd. S. 293 f.
294) Jobst Gutknecht druckte nach Panzer Ann. XI, 219 und 610 seit 1514. Vgl. über
ihn Allg. Deutsche Biogr. X, 221.
295) Ein Buchdrucker dieses Namens findet sich bei Panzer nicht. Es handelt
sich wohl um ein Mitglied der bekannten Nürnberger Ehrbaren Familie.
296) Ein Buchdrucker dieses Namens kommt in Nürnberg nicht vor, wohl aber
in Ulm (Joannes Grüner) mit einem Drucke von 1523. Vgl. Panzer, Ann. XI, 233.
297) Der bekannte Nürnberger Briefmaler und Formschneider, über den man die bei
Hampe, Nürnberger Ratsverlässe (Quellenschriften für Kunstgeschichte XI— XIII) I S. 206
Anm. angegebene Literatur vergleiche.
VON DR. THEODOR HAMPE. 153
per hab und ,e:Lieter ausserhalb der uni;:ewißen schulden, die hieher nit gerechnet sein,
f ü n f f h u n d e r t a c h t u n d s e c h z i ,s: k ,c: u 1 d e n d r e y p f u n d sechs
u n d z w a i n z i g, p f e n n i ,e: a i n halle r.
Ungewies schuld, so man mir s c h u 1 d i ,ir, aber ich mich der
k a y n e r trösten mag:
Item Hanns Glaser von R e n n g s p u r g ist mir schuldig achthalben
undzwainzig gülden.
Item Jörg P e r g n e r von E ß 1 i n g e n acht gülden.
Item der L a n n g Johannes, b u c h f ü r e r von E r d f u r t, vier gülden.
Item Thoma Lanng [212b] von Erdtfurtt fünffthalben gülden.
Item C r i s t 0 f f, b u c h f ü r e r von H e 1 p e r g, ain gülden.
Item Melchior R a n n i n g e r - '^ ^), b u c h d r u c k h e r zu A u g s p u r g,
zwen gülden.
Item Hanns, bucht ürer von S p e i r, neun gülden.
Item M a t h e s, b u c h f ü r e r von C r o n a c h, siben gülden.
Item V a 1 e r i a n u s, b u c h f ü r e r von W i n ß h a i m, zwen gülden.
Item M i c h e 1 M 0 1 1, b u c h f ü r e r von A i d s t a 1 1-^^), dritthalben gülden.
Item C r i s 1 0 f f Lanng, bucht i.i r e r von G u n d e 1 f i n g e n, dritt-
halben gülden.
Summa aller u n g e w i s e r s c h u 1 d e n thut sibennzigk gülden.
Weytters und merers was /"= zveißj ich obemelte Agnes, L i n h a r d e n
zur A i c h seligen nachgelassene wittib, nit darzulegen, doch mit der neenlichen
protestation und erpietung, wo ich über kurz oder lanng mer erfüre, erfünde oder
geware, durch wenn mir dann solchs angezaigt würdt, es wer vil oder wenig, in
solcher darlegung gehörig, dasselbig auch zu diesem inventario zu pringen und be-
schreiben zu lassen, auch disen inventari solcher massen mit meinem aid zu beteuren
und zu bestettigen, wo mir das von gerichts wegen wirdt auffgelegt. Actum ut supra.
Disen inventarium hat die frau mit dem ayde in beysein der Vormünder vor
gericht betheurt 2 post Barbare 5- Dec. 1530.
Anhang.
1 . D e r N ü r n b e r g e r R a t schreibt a n W i g a n d (o der We i g a n d)
von R e d w i t z, Bischof von Bamberg:^**"):
„Herrn W e y g a n d e n b i s c h o v e n zu Bamberg.
Gnediger herr, als wir E. f. g. verschiener tag unser bürgere Caspar Wey-
dels^oi) und Agnesen von der Eych halben geschrieben, haben wir itzo euer f. gnaden
298) Vielmehr Rammin,c;er. Über diesen Augsbursjer Buchdrucker, der bei Panzer nicht
erscheint, vgl. Alfr. Goetze, Die hochdeutschen Drucker der Reformationszeit (Straßburg 1905)
S. 6 f.
299) D. i. Eichstätt.
300) Regierte 1522—1556.
301) Auch über Kaspar Weide! oder Weidlin ist der oben zitierte Aufsatz von Karl
Schottenloher im Unterhaltungsblatt des Fränkischen Kuriers vom 15- September 1912 zu
vergleichen.
154 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
schrifftliche antwort. uns danuiff übersenndet, in untertenigkeit empfangen unnd
verlesen unnd uns nach gestalt derselben [219b] unser bürgere ungeverlichen hand-
lung gar nil versehenn, das E. f. g. Iren verwandten sollicli ir unfüglicli unfreuntlicli
furikMiien. gegen den unsern geübt, soll gebillicht vil weniger, ul'l' unser bescheen
anzeigen, beharrt haben; wollen uns gegen dem wenigsten H. f. g. verwandten, zuvor
in einer solchen ungeverlichen sach, darinnen ye unsers achtens ganz nichlzit ver-
würckt ist. dergleichen nit gern untersteen. Unnd als E. f. g. für den hogstenn grund
dieses furnemens der romischen key. Mt. unnsers allergnedigsten herrn edict unnd
mandat, uff irer key. Mt. erstgehaltem reichstag zu Wormbs ausgangen, anziehen,
erkennen w ir uns irer key. Mt. als unserm rechten natürlichem herren unnd von got
verordenter oberkeit in allem dem, das unser leib und gut belangt, sovil yemer möglich
ist, schuldige untertenige gehorsam zu laystenn, wie wir auch bißhere getreulich
gethan. E. f. g. wissen aber, wie es umb sollich irer Mt. ausgangen edict gelegenn,
wie beschwerlich unnd auff was unmügliche haltung auch das gestelt ist, unnd ob
demselben in E. f. g. unnd ander herrschafften gepieten unnd oberkeiten gepieten
bißhere ye gelebt oder zu geleben möglich gewest oder noch sey; so ist ye unwider-
sprechlich, das seythere desselben keyserlichen mandats, des nun etlich jar vergangen
sein, unser unnd ander herrschafften unterthanenn [220a] in E. f. g. unnd ander
reichsstend gebieten ire bücher unverhindert fayl gehabt, darumb auch nye gestrafft,
gerechtfertigt oder gewarnt, vil weniger inen vail zu haben verbotten worden ist. Aus
was ursachenn soll dan itzo die zeit sein, dergleichen scherpff und handlung gegen den
unsern unfursehenlich furzunemen .'' Das aber diß alles die warheit unnd sollich
keyserlich edict nach gestalt der leufft, zeyt unnd personen in vil weg für beschwerlich
angesehenn, so ist E. f. g. unverborgen, das der key. Mt. Statthalter, auch churfürsten,
fürsten unnd andere stennd des heiligen reichs uff dem reichstag, in unnser stat Nurm-
berg des negst verschienen 1523 jars gehalten, in vil artickelnn messigung gethan
unnd darauf einen versigelten abschied verfast, auch key. mandat allenthalben in
das heilig reich ausgeen lassen haben, unter anderm des lautern Inhalts, das alle geist-
liche und weltliche stennde im reich mit allem möglichen ernst unnd vleis verfügen
unnd bestellen sollenn, allein das Heilig Evangelion nach auslegung der schrifften,
von der heiligen christlichen kirchen approbirt, in iren oberkeiten zu predigen, mit
einem fernem christlichen annhang, welchermassen es gegen den irrigen, verfürischen
Predigern durch die ertzbischove und bischove, uff das daraus nit verstanden werden
mocht, als wolt man die evangelischen warheit verdrucken und verhindern, [220b]
soll gehaltenn werden, desgleichen, was straf die geistlichen, so sich verehlichen,
unnd nemlich allein verwürckung irer Privilegien, freiheit, pfründen unnd anders
vermög der geistlichen recht, unnd nit gewaltige fangknus, leib- und todstraf sollen
gewarten; item was fürohin gedruckt oder fayl gehabt werde, das solchs zuvor durch
yder oberkeit verordente unnd verstendige person besichtigt unnd, wo darinn mangel
befunden, dasselbig zu drucken unnd fayl zu haben, bei grosser straf nit zugelassen,
sonder also strenglich verbotten sein solle. Ist nun recht, billich oder das schuldig
ampt eins yden unterthanen im reych, key. Mt. erstem gebot zu gelebenn, wie es
auch bei E. f. g. angesehenn unnd geacht werden will, warumb ist dan nit auch recht,
ja vil billicher, das zu halten unnd zu volziehen, so das annder unnd jünger keiserlich
mandat unnd der reichsstennd wolbedechtlicher abschied, den sy nit on vernünfftig
VON DR. THEODOR HAMPE. 155
christlich ursach, wie gehört, gemessigt, beschlosenn unnd auff einen christlichen
möglichen grundt gestelt haben, mit sich bringt unnd vermag. Wollen auch hiemit
in eins yeden standts gewissen und zu derselben Verantwortung gegen got unnd den
menschen gestelt haben, ob und wie bißhere solchem abschied unnd keyserlichem
mandat gelebt sei. Das ist aber ye die warheit, das unnsere bürger, der Weydel und
Agnes von der Aich, solchem mandat stracks nachgangen und bei E. f. g. verwandten
und verordenten statlich [221 a] gesonnen haben, ire warhe und bücher, darunter sy ires
anzeigens für sich selbs nichts streflichs gewist oder mit geverlichem fursatz in E. f. g.
stat Bamberg gefürt, zu besichtigen, mit dem erbieten, was irrigs, schmelichs oder
strafwirdigs erfunden werde, wollen sy nit alleyn vom weg thun, sonnder auch auff
E. f. g. gesynnen gantz nichtzit zu Bamberg fayl haben, welches aber E. f. g. halb
verblieben, zudem das sy sich auch mit irem eyd zu erhalten erbieten, das sy von
einleben E. f. g. verbot, oder das dieses ir faylhaben wider E. f. g. sein, vil weniger,
das sy in crafft des anfenglichen key. edicts darumb ein straf gewarten solten, einich
wissen gehabt. Unnd ob das alles nit were, dannoch solten die gemeinen freyheiten
sondrer jarmerckt, messen oder kirchtag, wie E. f. g. dem namen geben, dero sich
die handtirer on vorgeende sonderliche warnung nit unbillich zu freuen und zu ver-
trösten haben, nit unzeitlich einer andern gestalt bedacht werden, dan also unfreuntlich
gegen derselben handtirer oder verkaufter leyben und gütern, als ob sy todtwirdige
Sachen verwürckt heften, zu handelnn. Unnd ob wol der principaln unnd haupt-
sacher Personen hirinn was verhandelt: mit was fug, glympf oder billigkeit wirdet
aber gegen den armen schwangern weibspildern und jungen unwissenden dienern,
so hierinn [221b] nichtzit verschuldt habenn, gehandelt ? Were auch unsers achtens
mere dan gnug, die bücher, darumb die straf furgenumen, an denen auch den armen
leuten ir narung gelegen, zu sich zu nemen, und vil billicher und minder verkerlicher,
das diese straf, wo die für recht und gleichmessig angesehen, gegen E. f. g. bürgern
zu Bamberg, so bißhere etwa vil bücher, die wir bei uns zu drucken nit zulassen wollen,
öffentlich gedruckt, mit häuften verkaufft unnd fayl gehabt haben, und nit [mit]
den unseren angefangen unnd furgenumen wurde, darumb wir auch aus allen erzelten
und andern vernüfftigen Ursachen diese furgenumene unser bürger straf, zuvor in
ansehung ungeverligkeit irer Sachen, keiner andern gestalt dan für ein ungenedige,
unnachparliche unnd unfugliche handlung. der wir uns bei E. f. g. gar nit versehenn
auch umb dieselben keins wegs verdient haben, urteilen mögen, weyl doch nymant
unwissend sondigen mag, vil weniger unwissend soll gestrafft werden ; und ist darumb
nochmalen an E. f. g. unser untertenig bit, E. f. g. geruchen, diesenn handel einer
andern unnd gnedigern weiß zu bedencken und sich die, so hirinnen zu weyt ge-
lauffen sein und nun gern vil Ursachen, sich damit zu schützen, sichern wolten, nit
dahin füren lassen, angezeigte straf wider die unsern zu beharren, sy auch zu einicher
pflicht, die, wie E. f. g. und ein yder verstendiger ermessen können, einem yden oder
ye dem meystenteil [222a] aller reichsunterthanen zu laisten unmüglich ist, nit zu
müssigen, sonnder diesen handel für ungeverlich, als er auch warlich ist, zu achten
unnd der unnsern leyb und gütere ledig zu geben. Das wollen wir umb E. f. g. unter-
teniglich verdienen.
Datum eritag, 29 Mail 1526."
[Kgl. Kreisarchiv Nürnberg, Briefbücher Band 92, Blatt 219a— 222a.]
156 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BUCH- UND KUNSTHANDELS IN NÜRNBERG.
:. D e r s e 1 b e s c h r e i b t a ii denselben:
..II e r n \V e y li' a n d e n b i s c h o v e n zu B :i in b e r ,c:.
Ciiiedii^er lierr. 1:. f. jr. wideranlworl. belan,i;end Casparn Weydel und A.u'iiesen
von der Aicli. uns ilzo auf unser jüngstes schreiben zugesandt, haben wir unterleni,i;hch
vernuinen unnd können ye aus derselben E. f. g. schrifften kein verwürcklich ursach
oder geverde befinden, welche die angezeigten personen zu einicher straf nicigen ver-
pflichten, ungezweifelter Zuversicht, wo E. f. g. diesen handel mit vleis bewegen,
die werden aus allen [13b] umbstenden unnd, wie sich ein yeder des aus der vernunfft
selbs zu weysen hat. nit schwere mögen erinndern, das dieselben unsere verwandten
hohe bewegung haben, sich dieses gegen inen gebrauchten furnemens zum hogsten
zu beschweren: dan das ist offenbar unnd erpieten sich die gestrafften unsere ver-
wandten das mit irem eyd zu erhaltenn, das sy auff einich bepstlich oder keiserlich
edict doch gar kein fursorg gehabt, das sy von E. f. g. verbot nit gewist, sich auch
E. f. g. ungnad oder straf dißmals ganz nit versehen, das sy auch von keinem E. f. g.
verwandtem oder yemant anderm irs faylhabens halben nit gewarnt seyen. So kan
ye nit vermeynt werden, das sy für sich selbs on vorgeende warnung, verpot oder
ansag begert, alle ire bücher zu besichtigen, mit dem angehefften erbieten, wo dieselben
bücher gar oder zum teil bei E. f. g. oder durch ire verwandten für beschwerlich solten
geacht werden, das sy nit allein dieselben, sonder andre ire bücher unnd warhe gar
nit fayl haben wolten; unnd können nit liedencken, was doch die unsern ferrer heften
thun oder sich erbieten sollen. Wir wollen der meß freiheiten und Sicherheiten, der
sicli ein yeder werbender man nit unbillich soll vertrösten, zuvor, wo er sich auf das
gemein pfleglich unverbotten faylhaben aller ander kremer nichts zu besorgen hat,
geschweigen, und ist auff flehlich ansuchen unser verw^andten an E. f. g. nochmalen
unser untertenig bit, die wollen diese arme leut einer gnedigern [14a] und andern
weiß dann bißhere bedencken und verfügen, das das freulein und ire bürgen der auf-
gelegten straf der 20 f. erlassenn unnd die genumen bücher den unsern widerumb
zugestelt werden, dan wo das nit beschicht, weyl inen dan irs statlichen anzeigens
uf solchem ir entlich verderben stet, seyen wir fürwar sorgfeltig, diese personen als
verdorben leut mochten aus solchem beharrlichen abschlag ursach schöpften, sich
des einer andern weiß dan bißhere zu beschweren. Darumb geruchen sich E. f. g.
in solchem gnediglich und dermassen, wie unser untertenig vertrauen stet, zu er-
weysen; wollen wir umb E. f. g. gantz unterteniglich verdienen.
Datum donerstag 7. Junii 1526."
[Ebendaselbst, Brief bücher Band 92, Blatt 13 a— 14a]
3. Der Rat zu Nürnberg s c li r e i b t an den Rat zu Straß-
burg:
„Besonder lieben und guten freund, E. w. haben uns vergangner tag geschrieben
betreffend die schulden, so unsere bürger Linhart von der Aich und Marx Kiener
E. fürsichtigkeit bürger Hansen Knoblauch, buchdrucker, hinderstellig schuldig
sein sollen; haben wir alles Inhalts vernumen unnd hat Linhart von der Aich unserm
Jüngern bürgermeister [gelobt od. dcrgl\ sich auf negstkumend Franckforter
fastenmeß seiner schuld halb mit E. w. bürger zu seinem volligen benügen zu ver-
tragen, des auch dieser briefzeiger, E. w. bürgers gesandter pott, gesettigt gewesen.
So ligt Marx Kiener dißmals umb einen bürgerlichen begangen handeil uff einen
VON DR. THEODOR HAMPE.
157
thurn, also das dieser pot uf dißmal mit inie nichts hat handehi mögen; wolten wir
E. Fürsichtigkeit, der wir zu freuntschafft und allem dinstlichen willen ganz geneigt,
nit verhalten. Datum donerstag 14 Februarii 1527."
[Ebendort, Briefbücher Band 95, Blatt 24b]
4. Der N ü r n 1) e r g e r Rat b e schließt:
Tercia 2 1. Januarii 15 28: „Linharten von der Eych soll man seyn
genomene bücher wider schaffen, sie seyen hie oder zu Frannckfurt."
[Ebendort, Ratsverlässe 1527/1528, Faszikel X, Blatt 22b.]
Sexta 21. Februarii 1528: Die bücher von Franckfurt, betreff ent
ein prophecei des babstumbs halb, sol man vom fuerman annemen und damit han-
deln, wie negst di meynung gewest, nemlich Lynharten von der Aich zustellen.
[Ebendort, Ratsverlässe 1527/1528, Faszikel XI, Blatt 30a.]
MÜNZPRODUZENTEN DES MITTELALTERS')
VORNEHMLICH IM GELÄNDE DES HEUTIGEN BAYERNS.
Von J. V. KULL in München.
Der Bei rieb des Münzwesens ist erst in neuerer Zeit, besonders seit Ende des
Lilten römischen Reiches deutscher Nation und Aufhebung der vielen geistUchen,
sumdesherrhchen und reichsstädtischen Mi.inzregale staatlich geworden. In frühester
Zeit haben dasselbe in Bayern sachkundige Unternehmer, später die Mimzer- Haus-
genossenschaft in Regensburg, die Pfandbesitzer und Dirigenten der Reichsmünz-
stätten, oder beeidigte Münzmeister gegen Entrichtung des bedungenen Schlag-
schatzes, einer Pachtsumme, oder pfandrechtlich besorgt.
Wie bereits auf den Münzen der Merowinger die Produzenten kenntlich ge-
macht wurden, so auch tragen die Silberdenare der Bayernherzöge, beginnend mit
Arnulf (911— 937) bis Heinrich V. dem Moseler (t 1026), inmitten der Kirche auf der
Rückseite einzelne nicht zur Umschrift gehörende Silben oder Buchstaben, welche
den Unternehmer anzeigen sollen. Die meisten Abkürzungen lassen Namen italie-
nischer Herkunft vermuten. Die Denare der Münzstätte Regensburg —
Regina civitas — haben anfänglich: GOT, OZI, ENCI, WO, WOL, CVN, RAT,
ECCHO, ARPO, ELLIN, ECCI, PER; später mit teilweiser Wiederholung der vorigen
Merkzeichen: ADAL,ANZO, QVAL, SIGI, ACIZO,OCCI, CONR, CVNNO, WI, WICI,
RAT. Die Denare von Ch am im Nordgau — Campa civitas — haben: WI, WIL,
ANA, PER und PERD, ROZ, HECIL HERE; N ab bürg — Nappa, Nappurga
civitas — ANA, PER, WI, WIL; N e u n b u r g vorm Wald — Nivenpurg — DIOT,
ANA, endlich Salzburg — Invavum, luvavo civitas — A . M, PER, WA, WI,
FRIZO, CHO, OHO, der viel enkorrumpierten Aufschriften nicht zu gedenken, welche
bei der Menge von „Nachmünzen" erklärlich sind. Die gleichzeitigen Produkte
des Hochstiftes Augsburg tragen außer IMMO — ca. 1005—1029 — AZO, ENCI,
WI, diejenigen von F r e i s i n g PERD, Namen, welche wir bereits mehrfach auf den
herzoglichen Denaren gelesen haben-). Der Schlagschatz oder die Abgabe für die
damalige Benützung der Münzstätte kann nicht groß gewesen sein. Eigene Berg-
werke fehlten und die Beschaffung des Silbers lag zumeist in den Händen von Kauf-
leuten, welche die bayerisch-nordgauischen Münzschmieden zur Prägung von Denaren
1) Das Mittelalter für die deutsche Numismatik beginnt mit dem Eintritt der Karo-
linger und endet mit dem 15. Jahrhundert, so daß wir die Zeit der Hohenstaufen als die Schei-
dung für das frühe und späte Mittelalter bezeichnen können.
2) Dannenberg, Die deutschen Münzen der sächs. und fränkisch. Kaiserzeit. Berlin,
1876, und Nachträge. — Grote, Münzgeschichte Bayerns usw., Hannover, 1869. — Kuli,
Repert. zur Münzkunde Bayerns. München 189O— 1906. S. 688—744.
VON J. W. KULL. 159
für den Außenhandel benützen ließen. Archivalische Bele,i!;e sind nicht vorhanden.
Erst zu Beginn des späteren Mittelalters werden urkundlich die Münznieister von
V 0 h r i n g - M ü n c h e u''): Conradus ca. 1150—1158, Wernhart vor 1168, Engel-
scalcus um 1168, Conradus filius Engelscalcus bis 1190; vom Hochstift Passau^):
Gerold 1112, Adalrich Eggolf 1150, Duringo 1158, Udalschalk 1190, Irnfridus 1209,
dazu die weiteren Passauer: Urban Gundacker 1298, Ulrich Holzhaymer 1324, Urban 1 1
Gundacker 1350, Thomas Motz 1438, Ulrich Ruef 1459, Michel Tangl 1471 genannt.
Das Erzstift Salzburg, bis zum Beginn des 19- Jahrh. Bestandteil des alten Reichs-
kreises Bayern, hat zu Laufen a. Salzach 1150—1170 durch Wichpoto, in Salz-
burg durch Walchun 1250, Gilliger 1355—1377, Hans Goldlein ca. 1377, später
durch Konrad Decker und um 1500 durch Konrad Eber — vgl. Zeller in der Wiener
Numism. Zeitschr. XX (1888). S. 401 — mimzen lassen.
Einen wichtigen Abschnitt für die Münzgeschichte Altbayerns bildet die Tätig-
keit der M ü n z e r - H a u s g e n 0 s s e n in Regens b u r g, einer Gesellschaft
von angesehenen Bürgern, die mit verbrieften Vorrechten ausgestattet, Silberkauf
und die Fabrikation in mehreren lokalen Münzschmieden gegen Entrichtung des
vereinbarten Schlagschatzes besorgten. Am zahlreichsten waren die Genossen aus
den Familien der Gumbrecht, Thundorfer, Magseid, Lautwein, Ernst, Sittauer, Ingol-
stetter, teilweise durch Generationen vertreten. Münzherren sind die Herzöge von
Bayern gemeinschaftlich mit den Bischöfen von Regensburg bis zu den letzten Regenten
der Linie Bayern-Holland ca. 1425 gewesen. Als Münzmeister oder Vorstände der
Genossenschaft bis gegen 1391 werden: Rudgerus 1207, Ulricus 1235, Gumpertus
1247, Fridericus filius Henrici 1263, Lucho 1281, Heinrich Straubinger t 1318, Gum-
brecht an der Haid 1318, Ortlieb Gumbrecht 1322, Konrad Thundorfer um 1345,
Berthold Ingolstetter 1345—1356, Albrecht Zant und Karl Maeller ca. 1357, Diepolt
Frumolt 1359, Heinrich Gumbrecht 136O, Stephan Ingolstädter und Hans Ingol-
stetter ca. 1390 genannt^). Die lebhafte Münztätigkeit der Genossen noch unter
Herzog Heinrich L von Niederbayern (seit 1255) und seinen Nachkommen hat mit
dem Ableben des letzten Sprossen dieser Linie, Johanns L, am 20. Dezember 1340,
einen starken Stillstand erfahren. Kaiser Ludwig IV. vereinigte die verwaisten
Lande mit Oberbayern und als dessen Söhne am 3. Juni 13 53 abermals teilten, waren es
die Münze und alle Rechte zu Regensburg, welche mit „dem tail vor dem Wald, da
Kamb und Landaw inne liegt", den Herzögen Wilhelm I. und Albrecht I. von Bayern-
Holland zufielen*^). In der Zeit von 1340 bis 1390 sind keine Anordnungen bekannt,
welche auf Neuprägungen in Regensburg schließen lassen. Erst am 16. September
1391 wurden nach Ratsprotokoll acht aus dem Rat der Stadt, zehn aus den Vierzigern
zu Hausgenossen gewählt, welche Götz den Bräumeister und den Kaufmann M a t h.
R u n t i n g e r mit der Fabrikation der Schlüsselpfenninge — vgl. die Medaillen und
3) Mon. Boica IX 537 vgl. VIII 477 und Abhandl. der bist. Klasse der K. B. Akademie
der Wissenschaften II 99.
4) A. Erhard jr., Geschichte und Topographie usw. von Passau. ^ Verhandl. des
Histor. Vereins für Niederbayern XXXV 1.
5) W. Schratz, Urkunden, Regesten usw. in Mitt. der Bayer. Nuni. G. III S. 1. — Der-
selbe, Regensburg. Rathszeichen. Stadtamhof, I883. S. 25.
6) Quellen und Erörterungen VI S. 431.
160 MCNZPRODUZENTEN des MITTELALTERS VORNEMML. IM GELÄNDE DES HEUTIGEN BAYERNS.
iMünzen des GesainllKuiscs Witteisbach }27<^'> bcliaiileii. die llerzcv; Albrecht der
Jmiiie im Aullra,i;e seines N'aters Albrechl 1. (f Mül) inil der Stadt aiil" vier Jahre
vereinbart hatte. l:benso, als dieser Vertrag 1395 auf weitere vier Jahre verlängert
wurde. Über l:in:^elheilen der Produktion dieses Zeitabschnittes geben uns die
Einträge aus dein c.eschättsbuche Math. Runtingers, welche Franz Hbner in den
A\itteilungen der Bayer. Nuni. Gesellschaft III S. 81 publizierte, wertvolle Auf-
schlüsse, nicht weniger jene Beilage bei Muffat — Beitr. zur Geschichte des bayer.
Alünzwesens S. 66 — , die sich über Förmlichkeiten und Verrichtungen der Haus-
genossen Regensburgs verbreitet.
Herzog Ludwig II. der Strenge (f 2. Februar 1294), älterer Bruder Heinrichs I.,
dessen Nachfolge wir vorher erörterten, hat nach der Landesteilung vom 28. März
1255 zu Ingolstadt und München und nach Anfall der Konradinischen
Erbschaft 1269, auch in Amberg münzen lassen. Durch den lebhaften Betrieb
der Amberger Münzschmiede und Aufkauf des Silbers im Nordgau hat derselbe aber
seinem Bruder Heinrich als rechtmäßigen Teilhaber der Münze zu Regensburg starke
Konkurrenz und merklichen Schaden zugefügt. Ein Vergleich vom 13. Mai 1274
zugunsten Herzog Heinrichs^) brachte Amberg zum Stillstand, aber Ludwig IL
eine sehr impulsive Natur, suchte den offenbar starken Ausfall dieser Anstalt in ent-
gegengesetzter Richtung wieder einzubringen. Er ließ jenseits des Rheins zu A 1 z e y
und, wenn nicht alle Anzeigen trügen, in S c h 0 n g a u am Lech jene Pfenninge
regensburgischen Schlages münzen, die Beierlein — Die bayer. Münzen usw. Taf. IV
51^) — den herzoglichen Brüdern Ludwig V. und Ludwig VI. zu Brandenburg des
Wappenbildes wegen zugewiesen hat. Das Wappen der Stadt Schongau ist seit
frühester Zeit der einköpfige Adler mit dem Rautenschild auf der Brust, und nach-
dem im Rechnungsbuch des oberen Vizedominats Ludwigs IL des Strengen aus den
Jahren 1291—1294 anno 1293 „Hermannus monetarius civis in Schongave" und
derselbe 1313 noch als Zeuge genannt wird**), dürfte unsere Annahme — vgl. Reper-
torium S. 742 Anm. — zutreffen. Schongau gilt wie Memmingen als Münzstätte
der Weifen, möglich auch der Hohenstaufen und hat 1331 durch Kaiser Ludwig IV.
das eigene Münzrecht erhalten. Über das Münzpersonal jener Zeit zu Mün-
chen und Ingolstadt haben wir keine Kenntnis.
Als älteste Pfandbesitzer oder Produzenten der Reichsmünze zu Nürnberg
waren bis jetzt Konrad Groß und dessen Söhne Konrad, Heinrich (der Münzmeister),
Leopold und Andreas bis 1396, Herdegen Valzner 1396— 1419, Markgraf Friedrich VI.
von Brandenburg 1419—1424, endlich die Reichsstadt selbst bekannt. Durch den
Fund fränk. bayerischer Halbbrakteaten aus dem Balkangebiet und den Breitpfen-
ningen König Konrads III. mit NV— BERCH und (G)ODEFRIDVS GAST, tritt aber
Burggraf Gottfried von Nürnberg, angeblich Graf von Raabs und Dornberg oder
Abenberg als Prätektus zeitlich allen Produzenten der im heutigen Bayern gelegenen
7) Ebenda V S. 204, 272. Vgl. Kuli, Studien zur Geschichte der Münzen usw. ins-
besondere aus der Münzstätte zu Ingolstadt. Ingolstadt 1892. S. 7.
8) Beierlein hat sämtliche Abbildungen zu seinen Schriften bekanntlich mit großer
Gewissenhaftigkeit selbst gezeichnet und es ist höchst unwahrscheinlich, daß er bei diesem
Pfennig eine Verprägung benützt hätte.
9) Edm. V. Oefele, im Oberbayer. Archiv XXVI S. 272 ff. und 329 Anm.
VON J. W. KULL. 161
Reichsmünzstätten voran ^"). Neben Heinrich Groß wird bis jetzt als ältester Münz-
nieister Clas, vorher in Lauf tätit(, genannt ^^). Diesen folgen: Fritz Reinniann 1422,
Paul Vorchtell 1424, Fritz Habelsheimer 1428, Bartholomeus, Heintz von Ronien
und Erhard 1429, Heinrich l^loniler (vermutlich identisch mit Heintz von Romen)
1435, Lutz Steinlinger 1435, Johann Hergel (t 1464), Friedrich Lang 1466, Hans
Schrauf 1467, endlich Hans Krug 1496, dessen weitere Tätigkeit den von uns ge-
wählten Zeitraum übersclireitet. Die große Zahl von Münzwardeinen und Nebenbeamten
in Nürnberg und bei den übrigen Münzstätten des Landes habe ich sorgfältig
im Anh. 11 zum Repertorium S. 730 f. verzeichnet.
Als Inhalier der Reichsmünze zu Lindau i. Bodensee werden nach Flirsch,
Münzarchiv I: Konrad Holle 1302, Wurmanno 1315, Markus Kitzi oder Kitzin 1415 —
nach Schüttle, Münz- und Geldwesen in Lindau seit 1315 Winmann Kitzi und dessen
Nachkommen, endlich 1417 die Stadt Lindau selbst bezeichnet, während nach
Lünig 111. spec. eccles. und nach Schüttle a. a. O. um 1272 öfter Ulricus ministro
nostro monetario — vermutlich vom Frauenstift — als Zeuge erscheint.
Der königlichen Münze zu Nördlingen geschieht bereits 1219 urkundlich
Erwähnung und 1431 wurde dieselbe Konrad von Weinsberg als Pfand verliehen,
nachdem derselbe schon vorher in Frankfurt a. M. — in Nördlingen formell — die
Leitung besorgt hatte. Seine Relikten haben bis zum Beginn des XVI. Jahrh. besonders
unter Kaiser Friedrich III. eine lebhafte Tätigkeit entfaltet. Als Münzmeister wurden
jeweilig mit Frankfurt 1418—1423 ernannt: Peter Gatz, Jakob Proglin, Foys von
Winterbach, Jakob Brughk, Fritz Reinmann, Konrad Schaubach. Aktiv waren:
Thielmann v(M'i Winterbach 14U, Stephan Scherff 1431 — 1437, Konrad und Erwin
von Stege 1437—1457, Heinrich Nachtrabe ca. 1457—1464, Hans Schrauf (seit 1468
in Frankfurt). Als Pfandherr folgte den Weinsberg in Ni'irdlingen Graf Eberhard IV.
von Königstein, welcher auch die Reichsmünze zu Augsburg fast gleichzeitig
übernommen hat. Vorher kennen wir nur die weiteren Produzenten des schon oben
genannten Hochstiftes A ugsburg: Heinrich Schongauer und Konsorten 1270—1272,
Seibot ca. 1388, H. Oefflin 1391, Konrad Oefflin 1396, Jakob Peutinger ca. 1425,
Franz Basinger ca. 1444, Peter von .Argon 1447—1451, Hans Kopp ca. 1456, Stephan
Gräßlin ca. 1458—1472, Math. Basinger 1472—1494. Die Königliche Münze in
Donauw(')rth beschäfti^te die Monetarii Sibot 1333 und Friedrich 1348 — Reg. Boica
VIII 149 — , die Grafen von Oettingen zu Wemding den Münzmeister Rüflin
1395, in 0 e 1 1 i n g e n Hans Flach und Martin Geuder 1394. dagegen sind die Pro-
duzenten der Brakteaten des Hochstiftes K e m p t e n bis jetzt unbekannt. Neben
dem Gedanken an wandernde Münzmeister mit Werkzeug, der für die staufische
Zeit nicht unm()glich erscheint, verweisen wir auf die Studien von A. Horchler,
welche derselbe vornehmlich im Allgäuer Geschichtsfreund 1896/97 erscheinen ließ.
Zu Memmingen wird von Baumann — Geschichte des AUgäus S. 445, 564 —
ein Münzmeister Heinrich um 1237 genannt.
Im Nordgau zu Lauf, Erlangen und Auerbach geht die Münztätigkeit der Luxem-
burger jener der Pfalzgrafen voraus. Lauf mit dem Münzmeister Enderlin. genannt
10) Buchenau, Mitt. der Bayer. Num. G. 19K» S. 135- Nachtr. l<)n S. 65
11) Gel-iert, Geschichte der Münzstätte der Reiclisstadt Nürnher.t;, sowie Kuli, Repert.
S. 6SS ff.
Mitteiluni^en aus dem Germanischen Nationalmuseum. 1912. 11
162 MÜNZPRODUZENTEN DES MITTELALTERS VORNEIIMI . \^\ ciCLANDE DES linUTIGGN BAYERNS.
IUi2. wur d'\c A\iinz.^cliinic'de, nach dtMcn l'mJukte' Kaiser Karl l\'. dem KurlTirsli'ii
Riiprtchl I. 1 UO bewilliijt, iiiAiiiberir iil<^i^"li'" tii; iniinzon zu lassen. Von seinem schon
1 ^|o ,i;esebenen Privilesiium, nach Nin-nbeixer Korn prä,i;en /ai k(')nnen, hat Ruprecht I.
in der Oberpfalz wahrnehmbar keinen debrauch .gemacht. Mit der Abtrelun.i,^ der
Mark Brandenburii' \\7} an Kaiser Karl W. durch Otto V. dem Tinnen, ,i;elan.t,^te
die böhmische Pfalz als Pfandschall zunächst an diesen, eventuell an die
Sohne seines Bruders Flerzoi:: Stephans I. mit der Hafte, vorbehaltlich des Hinlösungs-
rechls um die Kaufsumme von Hunderttausend Goldi::ulden, was aber weder
Kaiser Karl W. noch dessen Nachkommen betäti,i;ten. Im Jahre 1380 wurde von
Herzoii" Friedrich I. zu Landshut, welcher seit 24. März 1376 mit seinem Oheim Otto V.
in Niederbayern und der Pfandschaft gemeinschaftlich und nach dessen Tode (15. Nov.
137Q) allein regierte, der Münzmeister Georg Rutz in Lauf installiert^-); auch ist
von einem Kollegen Glas 1384, nach Nürnberg berufen, die Rede. Als nach der Landes-
teilung \-on 1392 bezw\ 1402 zwischen den Herzogen von Bayern-München und
Stephan IH. zu Ingolstadt, diesem zwei Drittel der Pfandschaft mit Lauf nebst den
nordgauischen Orten Hilpoltstein und Freystadt zugefallen waren, verpfändete dieser
im Einvernehmen mit seinem Sohne Ludwig VII. dem Bärtigen am 30. August 1404
ge^en ein Darlehen von 1500 ungarische Gulden gut von Golde die Münzstätten Lauf,
Hilpoltstein und Fre y s t a d t an Ulrich Ochs, und dieser scheint von seinem
Pfandrecht ergiebigen Gebrauch gemacht zu haben ^='). Die Hauptmünzstätte der
Pfalzgrafen diesseits des Rheins zu A m b e r g wurde seit 1362 und über das Mittel-
alter hinaus lebhaft betrieben, während die Nachrichten über die jeweiligen Münz-
meister oder Vorstände sich bis jetzt auf wenige Namen der ersten Betriebsperiode:
Fritz Alhart 1362, 1384, Contz der Gießer und dessen Sohn Jordan 13 73 und Heinrich
Chegler 1386— 1390, beschränken. Aus Neumarkt a. Sulz ist Werner Stein-
macher und von Sulzbach nur der von Herzog Albert HI. in Bayern-München
1460 nach Lori — Samml. des Bayer. Münzrechts I S. 75 — designierte aber kaum
zur Tätigkeit gelangte Münzmeister Hans Hundertpfundt zu nennen. Nach Alt-
bayern und zunächst nach M ü n c h e n zurückkehrend, kommen zu den bereits
oben genannten Betriebsleitern: Wilhelm „von Babnberg" 1373 — Lori I S. 19 — ,
Peter Giesser 1391— 1400, Marx Häfenlein, Hans Hundertpfundt und Georg Ram-
samer 1435, Ludwig Giesser ca. 1454—1457, Hans Part 1458, 1460, überdies für Strau-
b i n g Hans Wagner 1459, Christoph Rudolph 1459—1460, Hans Pfaff 1460. Die
Linie Bayern- Ingolstadt, seit 1392 mit Herzog Stephan HI. an der Spitze, hat sich
am 25. September 1395 aufs neue mit Bayern-Mimchen zu gemeinschaftlicher Regie-
rung bis 1402 geeinigt. Für Ingolstadt wurde 1400 der Münzmeister Klaus
Seger bestellt, aber bereits vier Jahre vorher, am Palmtag 1396, gibt Herzog Stephan
für ein Darlehen von 470 Goldgulden seinem Bürger Georg Liebenknecht Anweisung
auf den ihn treffenden Schlagschatz der Ingolstadter Münze und verpfändet am
3- Februar 139S Schloß H e r s b r u c k, Stadt und Veste, an den Inhaber der Reichs-
münzstätte zu Nürnberg, Herdegen Valzner, für 5300 Gulden i'*), der zweifellos die
alte nordgauische, schon unter Bischof Günther von Bamberg 1057 genannte Münz-
12) Kuli, Studien, Oberpfalz S. 107.
13) Ebenda, S. 111.
14) KuII, Mitt. der Bayer. Num. G. XXI S. 30 und S. 40 Anm. 3-
VON J. W. KULL. 163
Stätte 1'') zur Präguii.y: bayer. Pfennin.c;e — v.t;l. die Medaillen und Münzen des Ge-
samthauses Wiltelsbach ISC) — benützte. Zu Wasserbur,< a. Inn war unter Lud-
wig VII. dem Bärtigen, dem Nachfolger Herzog Stephans III. 1415—1439, der
Münzmeister Niklas tätig.
Die Herzöge von Bayern-Landshut haben im XV. Jahrhundert reichlich münzen
lassen. In L a n d s h u t leiteten den Betrieb je mit Aufzieher und Wardein: Hans
Päsinger ca. 1442, Hans Regenslnirger 1445, Stephan Nagelbeckh 1451, Ludwig
Taschner 145^^—1454, 1459 zugleich mit Jörg Erlinger 1458—1459, Stephan Schär-
dinger 1458, Hans Engelhart 1459; zu Braun au a. Inn: Heinrich Pranstetter
und Pantleon um 1455, in Neuötting, wahrnehmbar seit ca. 1442, das Lands-
huter Personal, während daselbst schon 1391 Marquard Giesser für die damals ge-
meinschaftlich regierenden Herzöge Stephan III., Friedrich I. und Johann IL münzte.
Über die Produzenten der mainfränkischen Münzstätten im frühen Mittel-
alter sind keine Nachrichten vorhanden. Würzburg als Hochstift hat in W ü r z-
burg selbst durch: Jechiel 1207, Contz ca. 1393, Konrad Wolf, Hans der Müntzer
und Hans von Fulda — dieser mit vorigem vielleicht identisch — 1407, Fritz und Hans
Hund von Falkenberg 1426, Claus von Wertheim 1434—1437, Hans oder Henne
Walter 1443, 1448, Hans Schrauf ca. 1467, Peter vom Stege 1467, Michael Wein-
zierl 1496; in Volk ach mit Poppo Müntzer, in Gerolzhofen durch Dietrich von
Heidelberg, in Haßfurt durch Dietrich Mimilein und Friedrich Ventzlein, in Neu-
stadt a. Saale durch Hans Reben, samtlich 1407, münzen lassen. In Bam-
berg hat das Hochstift 1366 G)nrad, 1396 Heinz, und gegen 1373 vermutlich auch
Wilhelm „von Babnberg" — siehe oben bei Minichen — beschäftigt. Die Münz-
stätte zu M i 1 1 e n b e r g hat Kurmainz mit Johann von Kestenholz 1362, Henselin
von Straßburg 1354, 1367, Fritz Ergensheimer 1370, 1378, Thiele Flügel 1388,
Hans Grien 1389, Henne Ludewig 1434, Ewalt Ludewig 14^7, stark benützt, während
von Eich statt und Hochstift gleichen Namens nur nebenbei Jakob Stromair
1386—1389 — Mitt. der Bayer. Num. Ges. XIII S. 90 — genannt wird. Aus den
Münzstätten der Hohenzollern sind uns, abgesehen von Nürnberg, bekannt zu N e u-
stadt a. Aisch: Friedrich Lund 1374, Friedrich Gramann 1438— 1439, 1443—1454;
L a n g e n z e n n : Burckhart ca. 1414; S c h w a b a c h : Friedrich Gramann 1436
bis 1437^*^), Hans Rosenberger 1479—1495 und weiter. In Wer t hei m^') oder
Kreuzwertheim münzten die Grafen gleichen Namens mit Contze Fuss 1373 uni.1
Claus von Wertheim ca. 1430, und von den Landgrafen von Leuchtenberg werden
zu Hals bei Passau 1436 Thomas Motz und dessen Konsorten Ulrich Menter und
Hans Pralband genannt. Endlich gedenken wir noch der Münzstätte zu Hammel-
b urg, woselbst 1400 Heinrich Rynneberg für das Hochstift Fulda tätig gewesen ist.
15) Mon. Boica XXIX S. 140, 160.
16) Gebert, Die Hohenzollern-Münzstätte Schwabach. Nürnbere; 1907. S. 3-
17) Wibel nennt in seinen Nachträgen — Bl. f. Münzfreunde 1902 Sp. 2Su9 — urivundhcii
nach Aschbach und Mone den Münzer Friedrich von Wertheim 1214 und G 0 d e f r i d u s
monetarius 1251 und folgert daraus, daß die Grafen schon längst vor dem Jahre 1363 das Münz-
recht ausgeübt haben müßten, wenn die Existenz einer königlichen Münzschmiede außer Be-
tracht käme. Für die Grafen von Gast eil kommt 1398 — 1407 Dietrich von Heidelberg oder
Miltenberg in Betracht.
IV
164 MÜNZPRODUZENTEN DES MITTELALTERS VORNE HML. IM GELÄNDE DES HEUTIGEN BAYERNS.
Von den A\ünzstiitteii. welclie die rialz.uratcn und Kiirliirstcii der IMalz im
Mittelalter benutzten, befinden si^'h im jetzigen (jcUindc der IniyerisLiicn Rhcin-
ptalz nur N e u s t a d t a. llaardt und W a c li e n h e i m, deren AAiinzmeister (das
.Weri^entiieiiner 1^83—1389, 1391 — 1395, Hans Meruentheimer ca. 1404 an ersterein
(Vte, Barthol. Martin 1439— 1466 an letzterem, bekannt .geworden sind. Zu Heidel-
ber.i;' der ehemaligen Residenz der KurlTirsten produzierten: Heuselin von StraO-
burg 1359, n64, Johans von Frankfurt 136O, Hans Grien von Halle 1374, das und
Hans Mergentheimer 1391—1394, 1420 — vgl. oben Neustadt a. H. — , Dietrich
1407 — vgl. Gerolzhofen-Würzburg, — Hermann Clusemann 14^0; in Bache-
rach a. Rhein: Johann Walch 1368 — Regesten der Pfalzgrafen 224 — , Cornelius
von Orel 1437, Henchen Cretzchen (Wardein) 1365; zu Kaub a. Rhein: Winchen
von Aachen 1 368— 1 371 ; in 0 p p e n h e i m die schon oben genannten Hans Grien
1379—1384, Hans Mergentheimer 1391—1420. Niederolm in Hessen lienützte
Ludwig I. der Schwarze als Pfandbesitz mit Reyhner von Falckenburg 1464, Lam-
precht 1464—1467; zu Mosbach im Odenwald ließ Pfalzgraf Otto I. durch Ewalt
Ludewig bis 1466 — vgl. Miltenberg — Friedrich Lang 1466 seine Pfenninge schlagen.
Zu K r e u z n a ch, jetzt Rheinprovinz, münzten für das Hochstift Speier 1237 — 1240
die Pächter Hertwich und Bertram — Zeitschrift für Numism. VII S. 424 — , in
B r u c h s a 1 1460 Diebold mit den Wardeinen Heinrich und Wicker, während für
Lorsch, Abtei gleichen Namens, jetzt Hessen, 122^ der Münzmeister Philippus
genannt wird ^ ^). Über die Tätigkeit der M ü n z e r g e n o s s e n schaff für
Stadt und Hochstift Speier sind außer den Privilegien Kaiser Ludwigs IV. von 13 28
bis 1346 und Nachbestätigungen keine näheren Nachrichten vorhanden. Harster
— Versuch einer Speierer Münzgeschichte 1880 — und Eheberg, Die Münzerhaus-
genossen von Speier in Zeitschr. für die Geschichte des Oberrheins 1880 S. 444
mögen verglichen werden.
Vorstehende Übersicht habe ich auf Grund meines Repertoriums zur Münz-
kunde Bayerns zusammengestellt, woselbst ich auf S. 688—744 mit mfiglichst ge-
nauer Angabe der Quellen alle auf dem Gebiete der Münztechnik und
Miuizproduktion im historischen und heutigen Bayern tätig gewesenen
Faktoren bis in die neueste Zeit verzeichnen konnte. Die spärlichen Zitate der
vorliegenden Arbeit mögen deshalb mit dem H i n w e i s a u f j e n e u m f a n g -
reichen alphabetisch geordneten Verzeichnisse Entschul-
digung finden.
18) Menadier, Berl. Münzbl. Sp. 1021.
NOCHMALS DIE MARBURGER GRABMALER.
Von Dr. GUSTAV VON BEZOLD.
Die kleine Studie, welche ich im Jahrgang 1911 unserer Mitteilungen S. 11 ff.
über zwei Grabniäler aus der Frühzeit des 14. Jahrhunderts in S. Elisabeth
in Marburg gegeben habe, wäre wohl nicht geschrieben worden, wenn ich genauer
über den Stand dieser Frage unterrichtet gewesen wäre. Durch einen ungünstigen
Zufall war mir der Aufsatz von Küch über die Landgrafendenkmäler in der Elisabeth-
kirche in Marburg^) entgangen; auch ein Vortrag Küchs'-), der schon auf die Bezieh-
ungen des Meisters zu Frankreich und seine westfälischen Arbeiten hingewiesen hatte
war mir nicht zugänglich, inzwischen hat aucli Burkhard Meier in den Monats-
heften für Kunstwissenschaft (Vi. Jahrg. S. 62 ff.) die Denkmäler in den Kreis
seiner Betrachtungen gezogen. Er weist den Marburger Meister der kölnischen
Schule zu und sieht in ihm einen unmittelbaren Schüler des Meisters der Apostel
im Chor des Doms von Köln. In einer Anmerkung setzt er sich mit meiner Studie
auseinander und bemerkt: „Bezold sieht nur das Französische, ich nur das Kölnische;
beides muß sich ergänzen". Ich stimme dem zu. Es wird Aufgabe einer eingehenden
Stilanalyse sein, volle Aufklärung zu bringen. Sollte ein so großer Meister nur die
wenigen Denkmäler geschaffen haben, die wir bis heute kennen.^ Er steht in diesen,
und zwar nicht nur in den großen Gestalten der Grabplatten, sondern auch in den
kleinen Figuren an den Seitenwänden der Tumben im Bann des französischen Kunst-
geistes, aber den mußte das Arbeiten in Deutschland lösen. In dieser Erwägung
halte ich das Grabmal des Eberhard von Sein nach erneuter Besichtigung immer
noch für ein Werk des Marburger Meisters. Doch diese Frage ist von geringem
Belang. Vielleicht finden sich andere Werke, die ihm mit mehr Sicherheit zuge-
schrieben werden können.
Die Bestimmung der auf den Marburger Denkmälern dargestellten hatte ich
nur als Vermutung gegeben, sie ist falsch; Küch hatte schon vorher das einfache
Grab als das Heinrich I., das Doppelgrab als das Ottos und Johanns erwiesen.
1) Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. N. J. 96 S. 145 ff-
2) Mitteiiun.u:en an die Mit,c:lieder des Vereins für hessisclie Geschiclite und Landestcunde.
1907/1908. S. 68 ff.
Inhaltsverzeichnis zum Jahrgang 1912
der
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum.
Seite
Über Figürliche Gießgefäße des Mittelalters. Von Dr. Heinrich Reifferscheid. . . 3
Reste eines Altarwerks der Salzhurger Schule. Von Dr. Fritz Traugott Schulz.
(Mit 2 Tafeln) 94
Ein Medaillenentwurf von Albrecht Dürer. Von Dr. Fritz Traugott Schulz. . . . 104
Beiträge zur Geschichte des Buch- und Kunsthandels in Nürnberg 1. Lienhard zur Eich
und das Inventar seines Bücherlagers (1530). Von Dr. Theodor Hampe. . . 109
Münzproduzenten des Mittelalters vornehmlich im Gelände des heutigen Bayern. Von
J. V. Kull-München , 15«
Nochmals die Marburger Grabmäler. Von Dr Gustav von Bezold 165
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationahnuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgi. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
I
Anzeiger
des
Germanischen Nationalmuseums.
Herausgegeben vom Direktorium
Jahrgang 1Q13.
NÜRNBERG
Verlagseigentum des Germanischen Museums.
1913.
Nr. 1.
vJ a n u a r — März.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
PERSONALIEN.
Am 31. JaiUKir starb in Berlin das Mit,e;lied des Verwaltungsaussciuisses des Germa-
nisclien Museums Wirkl. Geii. Rat Dr. Theodor von H o 1 1 e b e n, eiiemals deutscher
Botschafter in Washington, im 75. Lebensjahre. Exzellenz von Holleben war 1903 als von
der Reichsregierung ernanntes Mitglied in die Körperschaft eingetreten und hat sich stets mit
Eifer und Liebe die Wohlfahrt des Museums angelegen sein lassen, das ihm ein treues Andenken
bewahren wird. — An seiner Statt ist von Seiten des Reichs der Königlich Preußische Ober-
präsident der Rheinprovinz, Staatsminister Dr. med. und Dr. ing. Freiherr v o n R h e i n-
b a b e n, Exzellenz, in Coblenz zum Mitgliede des Verwaltungsausschusses ernannt worden.
An Stelle des verstorbenen Geheimrats Dr. von Tschudi wurde von der K. Bayer.
Staatsregierung der Direktor des Bayerischen Nationalmuseums Dr. Hans S t e g m a n n
in München zum Mitgliede des Verwaltungsausschusses ernannt.
STIFTUNGEN,
Herr Mari a n o v o n B a r y in A n t w e r p e n stiftete die Summe von 1000 Ji,
die dem Grundstockvermögen des Museums zugefi.ihrt wurde.
Zu den Kosten der Erwerb u n g der B e c k h s c h e n Fabrik steuerten
ferner bei:
5000 JIr ein u n g e n a n n t sein wollender Stifter in Bayer n, dem das Museum schon
viele namhafte und nicht genug anzuerkennende Förderungen verdankt, und der Nord-
deut s c ii e LI o y d in B r e m e n.
Je 1000 ,l(. : Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken in Berlin,
die Maschinenfabrik A. B o r s i g in B e r 1 i n, die D 0 n n e r s m a r c k h ü t t e,
O b e r s c h 1 e s i s c h e Eisen- und K o h 1 e 11 w e r k e A. - G in Z a b r z e, O.-S.,
die Gesellschaft für elektrische U n t e r n e h m u n g e n in B e r 1 i n, die
S c h w e i n f u 1- t e I- P r ä z i s i 0 n s - K u g e 1 - L a g e r - W e r k e F i c h t e 1 & Sachs in
S c h w e i n f u r t a. M., Vereinigten K ft n i g s- u n d L a u r a h ü 1 1 e, A.-G. f ü r B e r g-
b a u und H ü t t e n b e t r i e b in B e r 1 i n, der Verlag Ullstein & C o. in
Berlin, die Vereinigten U 1 t r a m a r i n f a b r i k e n, A.-G. vor m als L e v e r-
k u s, Z e 1 t n e r & C o n s. in C 0 1 n, und ein u n g e n a n n t bleiben wollender Stifter in
Sachse n.
Allen hochherzigen Spendern sei wiederholt der lebhafte Dank des Museums hiermit
zum Ausdruck gebracht.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Stadtgemeinden: Duisburg 50 .11 ; Sebnitz 10 ,li (Wiederbewilligung).
Von Kreisausschüssen: Bitterfeld 311 .Ii -. Calau 30 .Ii; Crossen 20 .Ii : Eisleben 10 .U;
Fischhausen 10 Ji ; Gardelegen 10 Ji; Geilenkirchen 10 Ji; Langensalza 20 ./(; Melsungen
1*
lo .(( ; Naugard \o Ji -. Rotenburg a. F. lo .11 ; Schleusfngen lo .11 -. Torgau m ,// ; Wcißeiifels
30 .U : Wcsterburg i" .U -. Wiesbaden 2n ./( : Wolinirstedt K» .11 -. Worbis in .11.
Von Vereinen: Altenburg. Kun.st\ oioiii lu ./( { \\ioilt.'rbi.'\\illiuun,u). Dornbirn. (n'-
werbeförderiintrs- Institut für \oi.irlbor.u lu .11.
Von Privaten: Amberg. B;uK'r. Reli,i;i()nslt.'liii.'r \ .11 ; Bayer, K. Amtsrichter I .// : Martin,
K. (.tber.ceometor 2 ,/( ; Scliiiiidt. K. i'ostsekretär 1 ,/( ; Dr. Steinin,c;er, Reclitsanwalt .1 .11.
Ansbach. Exzellenz Dr. von Blaul, K.. Rejiierunjrs-Präsident 5 .Z^-- Antwerpen. Georg von Bary
UKi .(( ; Mariano Andreae von Bary 40 .11: C. Bndewi.c: 10 ,//. ; Ludwi.c: Grinim 5 .ft; Maurice
Groß 10./(-; A. Heimlich 10 .11: W. von MaUinckrodt lo .IC: V. Maquinay, le Vice President
du Tribunal 10./(; Freiiierr von Mirbach 10 M ; E. Mund 40. K,; Roh. Freiherr von Olilendorfi"
10. /( ; Dr. A. Preetorius 10. /f ; M. J. Ranjr \Oji ; Dr. Tutein, Deutsche Apotheke 10,/(,. Berlin. Ex-
zellenz Gronen, Generalleutnant z. D. in Zehlendorf 10, /f; Hermann Heymann, Kommer/.ien-
rat ? .H : Alfred Seligsohn 10 ,/4; Frau Baurat Toebelmann (bisiier 10 ,11) jetzt 50 .li. ßerchtes-
gaden. Bürgermeister Franz Geiger, Oberleutnant a. iJ. in Bischofswiesen (bisher 2 .H) jetzt
5 ./( ; Grimm. Postverwalter 3 ./(• Bingen. Geyger 2 .IL Büdingen. Dr. Friedrich Weimer,
Fürstl. Kammerdirektor 5 .IL Coblenz. Lisbeth Göntermann 5 JL Darmstadt. l)r. Köser,
Oberlehrer 3 .IL Dessau. Mathilde West 5 JL Detmold. Boeckers, Amtsgerichtsrat (bisher
1 Jt) jetzt 3 Ji'', J- F. Willi. Brüggemeyer, Fabrikbesitzer 5 ./(-; Dr. med. W. Petri, prakt. Arzt
5 M; Sieg, Amtsgerichtsrat (bisher 1 Jl) jetzt 3 JL Dresden. Dr. Haase, Geh. Finanzrat 5 .M;
Dr. llling, Professor 1 ./(. ; Professor Dr. Urbach, Studienrat 3 Ji>- Einbeck. Jochmus, Oberst
a. D. 3 J('', Stalmann, Rentier 3 JL Erlangen. Georg Baer, Kunstmühlenbesitzer 5 Ji; Baum-
wollspinnerei Erlangen 20 Ji; Hofrat Fränger, II. Bürgermeister 5 Ji; Redenbacher, Bezirks-
amtmann 3 Ji : Dr. Reißinger, Gymnasialprofessor 3 Ji; Dr. Scheibe, Universitätsprofessor
3 Ji; Assessor Dr. Schmidt, Vorstand des Universitäts-Bauamts 5 .Ji ; Zucker & Co., Aktien-
gesellschaft 15 .//'• Essen. Hagedorn, Architekt 2 Ji (ab 1911); Schwarz, Amtsrichter 5 .li
(ab 1911)- Forchheim. Amon, Kaplan 1 Ji; Gick, Kaplan 1 Ji; Schmetzer, K. Bezirksamts-
assessor 1 ./( ; Balthasar Schneider, Brauereibesitzer 1 ,/(; Ignatz Schneider, Brauereibesitzer
1 Ji: Dr. Würrschmitt, K. Medizinalrat a. D. 2 Ji. Fulda. Lauster, Kaiserl. Bankdirektor
3 Ji. Fürth. Friedrich Petz, Restaurateur 1 .11: Dr. Priehäußer, Assistent der K. Realschule
I J( : Andreas Schmidt, Buchhändler 2 Ji ; Max Treumann, Kaufmann 2 Ji; Vierung, Assistent
der K. Realschule 1 Ji ; Waldmann, Assistent der K. Realschule 2 Ji. Gransee a. d. Nord-
bahn. Paul Grünenberg, Amtsgerichtssekretär 10 ./(. Halberstadt. Hörn, Oberpfarrer 2 Ji
(ab 1912). Hanau. Backes & Co., Bijouterie- Fabrik 3 ,/(; Wilh. Behrens, Bijouterie- Fabrik
3 Ji ; Georg Waagus, Kunstdruckerei 3 JC. Hermannstadt. Professor Hermann Horedt, Direktor
der evangel. Knabenschule 2 Kr.* Hersbruck. Ordolff, K. Amtsrichter 2.li; Pürkhauer, Apo-
theker (bisher 1 Ji) jetzt 2 Ji; Scheindel, Baumeister 1 Ji. Höchstadt a. A. Düninger, Dentist
1 Ji; Ebersberger, Bezirkstierarzt 1 Ji. Kaiserslautern, K. Rektor Ed. Brill, Architekt 3 .K«
(ab 1912). Kempten. Dr. Lorenz Mayr, prakt. Arzt in Bechtersweiler (bisher 1 Ji) jetzt 3 .tt-
Kreuzburg. Jablonski, Rechtsanwalt 1 Ji. Kreuznach. Ferd. Harrach, Buchdruckereibesitzer
5 ./fc; Gustav Wagner, Fabrikbesitzer 10 .Ä. Krumbach. Kölbl, K. Rentamtmann 2 , iL Kulm-
bach. Wilhelm Meußdoerffer, Fabrikbesitzer 10./(. Lahr. Helbing, Schuldirektor 1 M; General-
major von Koschenbahr 3 .li ; Pfersdorff, Zahnarzt 2 ,/(-. Landau i. Pfalz. Wüst, Bezirksamts-
assessor 2 ./(-. Langenzenn. Meier, Lehrer in Keidenzell 1 ,/(. Leipzig. A. Werner, Kaufmann
3 Ji. Marktbreit. Adolf Kesselring, Bierbrauereibesitzerin Marktsteft 3 .Ä ; Kaspar Schüfer,
Hauptlehrer in Marktsteft 3 Ji. Müglenz (Sachsen). Georg Nette, Rittergutsbesitzer 10 Ji.
München. Lehrer Hans Eber, Schriftsteller 10 Ji : G. Zuban, K. Bayer. Hofzigarettenfabrik
25 Ji. Neuendettelsau. Hauptlehrer Aug. Grimm, Kantor 2 :li; prakt. Arzt Dr. med. Karl
Schuster, II. Anstaltsarzt 2 ,/(. . Neutitschein. Viktor Kloß, Baumeister 2 Kr.; Aug. Preisen-
hammer, Fabrikant 2 Kr.; Aug. Fr. Seibert, Fabrikant 2 Kr. Nürnberg. Freiherrl. v. Imhoff'sche
Familie, Frank. Linie, 25 J^- ; S. E. Kleemann 3.li; Jacob Kühn 3.li; Rudolf Lange, Garten-
architekt 3 Ji ; Carl Marstaller, Privatier 10 .li: Gustav Schade, Generalagent 5 .11; Job-
Schienagel, Prokurist 3 Ji; F. Volz, K. Bezirkstierarzt 5 ,li. Obernzenn. Rahm, Pfarrer 3.li.
Öhringen. Goppelt, Professor 2 Ji. Parsberg (Oberpfalz). Friedrich Lehner, Bezirks-Tierarzt
(bisher l//-) jetzt 2 Ji. Pforzheim. Karl Härdtner, Fabrikant (bisher 5 .li) jetzt \o.li ; Carl Julius
— 5 —
Saacke, Fabrikant (bislier .5 ./(-) jetzt 5 .W: Paul Saacke, Fabrikant (bisher 3 .11) jetzt 5 ■H;
Adolf Schilfer, Scheideanstaltbesitzer (bisher .5 ,/() jetzt S ./(. Prag. Dr. GeorR Pick 3 Kr.
Rehau. Karl Döhnel, Ingenieur 3 ^li (;ib 1912); Paul lJ(ihnel, Kaufmann 3 .l(. (ab 1912). Roch-
litz. Üottfr. Jakob, Realschullehrer 3 •/('• Sclireiberhau. Sanitätsrat Kloidt, Arzt (bisher
3 Ji) jit/A S ■!( ■ Schwab. -Gmünd, Eugen Kohler, Fabrikant 3 •''''; Paul Spranger, Fabrikant
3 Ji Solingen. Arthur bickhorn 3 ,#; Dr. Gustav Everts, Oberarzt des städt. Krankenhauses
5 Jd ; Dr. med. Pohl, Arzt des städt. Krankenhauses 3 -K ; Traeger, Regierungsbaumeister
3,11. Staffelstein. Rudolf Kohler, K. Bezirksanitmann 5 -'^^ Ulm. Herrenberger, Gustos 2 Jli ;
Otto Leube 3 ,/(. Wemding. Beyer, Stadtkaplan in Monheim 1 .M ; Lederer, Stadtpfarrprediger
1 Jk ; Stengel, Stadtkaplan 1 .K Wunsiedel. Götz, K. Bezirksamtsassessor \ Ji ; Dietz, Haupt-
lehrer 1 ,/(. ; Dorfmüller, K. Bezirksamtsassessm- 1 ,11; Gräßel, K. Amtsrichter 1 .11; von
Hoeßlin, Diplomingenieur 1 .ß ; Mitzenius, Apotheker l./(. Würzburg. Portland-Zement-Fabrik
Karlstadt a. M. vorm. Ludw. Roth, Aktiengesellschaft 10 JL
Einmalige B e i t r ä g e.
Herzberg. Kreisausschuß 30 ,/(. . Antwerpen. Die Damen des Lehrerinnen- Vereins der
Allgemeinen FJeutschen Schule 4 .iL 80^; L. Groonenberghs 10 M; Jacques Kryn für Syndicat
belgo (allemand des Dyamants allemands du Sud-West-Africa) 100 ,/( ; le Docteur van Scheven-
steen 10 JL Schweinfurt. Fichtel, Kommerzienrat 20 .M. Sigmaringen. Graf von Brühl,
Regierungs-Präsident 11 .IL
PFLEGSCHAFTEN.
Neu g e g r ü n d e t w u r d e n die P f I e g s c h a f t e n : Antwerpen. Pfleger:
M. J. Rang. Büdingen (Oberhessen). Pfleger: Dr. Friedr. Weimer, Fürstl. Kammerdirektor.
Kenzingen (Baden). Pfleger: Großherzogl Professor Karl Loos. Rochlitz. Pfleger: Real-
schullehrer Gottfr. Jakob. Urach (Württemberg). Pfleger: Theodor Beckh, Professor am
evang. theol. Sennnar.
D u r c h den T 0 d verloren wir die Pfleger für Fürth i. W.: K. Reimer,
Hauptmann a. D., Pfleger seit IS- November 1903; für Künzeisau : Professor Kemmler,
Seminarrektor. Pfleger seit 22. Juli 1897; für Pappenheim: M. Haagen, Bankier, Pfleger seit
1. Januar 1897; für Passau: Adolf Sommer, Kaufmann, Pfleger seit 4. November 1901 ; für
Tetschen: Robert Manzer, Bürgerschuldirektor, Pfleger seit 2. Juli 1876; für Traunstein:
J. K. Niklas, Professor, Pfleger seit 12. Juli 1911; für Zeitz: K. Braasch, Professor, Pfleger seit
13. April 1888.
D u r c h V e r z u g, gesundheitliche V^ e i- h ä 1 t n i s s e u n d a n d e r e
Ursachen erledigten sich folgende Pflegschaften: Beilngries. Clemens von Schultes, K. Be-
zirksamts-Assessor, Pfleger seit I.Januar 1909. Cadolzburg. Georg Meyer, K. Oberamtsrichter,
Pfleger seit 13. Januar 19<t9. Coblenz. Geh. Archivrat Dr. H. Reimer, Archivdirektor, Pfleger
seit 1. Oktober 1906. Dillingen. Jos. Keller, Buchdruckereibesitzer, PHeger seit 14. Juli 1898.
Durlach. Altgemeinderat und Kaufmann Emil f.ichtenauer, Direktor der Turmbergbahn,
Pfleger seit 12. Dezember 1910. Neumarkt i. 0. Ludwig Streber, K. Postverwalter, Pfleger
seit 1. März 1904. Pößneck. Ed. Scholz, Schuldirektor, Pfleger seit 1. August 1904.
Neu besetzt wurden die P f 1 e g s c h a f t e n : Beilngries. Pfleger : K. Be-
zirksamtsassessor Karl Freiherr von Freyberg. Cadolzburg. Pfleger: K. Pfarrer Georg Fleischmann.
Coblenz. Pfleger: Archivrat Dr. Knipping. Dillingen. Pfleger: K. ao. Hochschulprofessor
Dr. theol. Andreas Bigelmair. Durlach. Pfleger: Lehramtspraktikant Dr. Rudolf Raab. Künzeisau.
Pfleger: Professor Dr. Krehl. Neumarkt i. 0. Pfleger: Polizeioffiziant Friedrich Schaad. Pöß-
neck. Pfleger: Dr. med. Konrad Schmidt, prakt. Arzt. Zeitz. Pfleger: Konrad Braun, Mittel-
schullehrer und Vorsitzender des Geschichts- und Altertumsvereins für Zeitz und Umgegend.
In der neugegründeten Pflegschaft Antwerpen hat der dortige Pfleger, Herr J. R a n g,
bereits eine rührige und, wie die oben aufgeführten Beiträge zeigen, auch erfolgreiche Tätig-
keit entfaltet, die er noch über Antwerpen und Umgegend hinaus auszudehnen gedenkt.
In Berlin hat unsere dortige Pflegschaft unter ihrem hochverdienten Vorsitzenden Herrn
Groükaufmann H e r m a n n L a m p s o n am 28. März zum ersten Male einen öffentlichen
— 6 —
V()rtr;ii;s;ibeiul veranstaltet, andern lleir H. V. h\ a c c o, l'rivatuelehi ter in Berlin, durch /.alil-
reiclie Lichtbilder unterstützt, anschaulich über Entstehuntr und Entwicklung, über Idee und
Bestrebungen des Germanischen Museums sprach und insbesondere auch des reijen und werk-
tätigen Anteils gedachte, den die Berliner Pflegscluill an dem Gedeihen tier Anstalt und der
Vermehrung und Ergänzung ihrer einzigartigen Sammlungen allezeit u'i^ndnmien habe. Der
wohl durchdachte, inhaltsreiche Vortrag wurde von der Zuhörerschatl mit iebliallem Beifall
aufgenommen. Zum Schluß vereinte sich die Vorstandschaft der Berliner Pflegschaft mit einem
Kreise treuer und begeisterter Freunde des Germanischen Museums zu einem gemeinsamen
kleinen Festmahle. Als Vertreter des Museums nahm dessen zweiter Direktor Dr. Theodor
H a m p e an der Veranstaltung teil.
Auch in Müncheberg in der Mark Brandenburg hat zur Ausbreitung eines richtigen Ver-
ständnisses für das Germanische Museum und seine Ziele unser dortiger Pfleger Herr Lehrer
Georg AA i r o w in dankenswerter Weise einen Lichtbilder- Vortrag gehalten.
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Zu den wichtigsten Zugängen des verflossenen Vierteljahres gehört die ,,Madonna
Reichel", ein Ölbildchen auf Lindenholz, datiert 151[0], welches uns der Pariser Kunsthändler
Charles Sedelniejer in dankenswerter Weise als Geschenk überwies. Die Ansichten über dieses
Bild, das eigentlich mehr die Ruine oder das Überbleibsel eines solchen ist, sind geteilt.
Th. von Frimmel hat es für eine eigenhändige Schöpfung A 1 b r e c h t Dürers, Gustav Glück
dagegen für eine spätere Fälschung erklärt. Frimmel hat Recht, wenn er sich dahin ausspricht,
daI3 es einmal eine gewiß sehr wertvolle und künstlerisch wirksame Madonna war. Aber was
ist von ihr heute noch übrig? Das Bild wurde gereinigt, übermalt und wieder gereinigt, ja es ist
an vielen Stellen direkt bis auf's nackte Holz abgeputzt worden. So ist nicht viel mehr von
ihm übrig geblieben. Das Wenige jedoch, was uns erhalten blieb, ist interessant genug, um
es in unsere Sammlung aufzunehmen, in' die es ja eigentlich auch hineingehört, gleichviel
ob es nun ein Dürerisches Original oder eine Kopie nach einem solchen ist. Frimmel
macht für seine Echtheit geltend, daß es nicht nach irgend welchen bekannten Vorbildern
Dürers gemalt ist. Weder ein Holzschnitt noch ein Stich oder ein Gemälde läßt sich als
Vorlage nachweisen. Dagegen finden sich überall enge Beziehungen zu den Werken, die
etwa zwischen den Jahren 1505 und 151 5 entstanden sind. Auch unter den Zeichnungen
befindet sich manche, die nahe Stilverwandtschaft mit der ,, Madonna Reichel" bekundet.
Endlich entsprechen auch die Gewandfalten der Zeit etwa zwischen 1505 und 1515- Und was
dann das Monogramm betrifft, so stehen nach Frimmel dessen Züge mit solcher Sicherheit
da, wie sie niemals bei einer Fälschung vorgekommen sind. Auf der Rückseite bemerken wir
unter einer der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert angehörenden belanglosen Inschrift eine
solche, die anscheinend aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts herrührt. Leider ist diese
kaum noch erkennbar und darum ihr Sinn nicht zu eruieren. Glück dagegen sieht in dem
Bilde eine Fälschung und macht hierfür neben stilistischen Gründen vor allem solche von tech-
nischer Art geltend. Das Bild hat keinen Kreide- oder Gipsgrund und die Farbe ist direkt
auf das Holz aufgetragen. Nach Glück ist dies ein Verfahren, das bei Dürer weder nach-
weisbar ist, noch auch zu seiner uns bekannten wahren Ehrfurcht vor der Technik der Ölmalerei
stimmt. Die totale Verputzung ist ihm bei einem wirklich von Dürer stammenden Bilde
unerklärlich. Gänzlich undürerisch ist weiter nach ihm die Untertuschung mit nachgezeichneten
Konturen statt der umgekehrten Technik. Das aber gibt er doch zu, daß der Fälscher Dürers
Werke gründlich studiert hat. Ein zweites Exemplar der gleichen Komposition und vielleicht
auch von der gleichen Hand befand sich früher in der Sammlung Lippmann und kam später
aus dieser durch den englischen Kunsthandel an Pierpont Morgan. Neuerdings neigt man
übrigens wieder dazu, das Bildchen in seinem Grundkern doch für ein Original von Dürers
Hand zu halten. Abgebildet ist es sowohl bei Th. von Frimmel, Blätter f. Gemälde-Kunde II,
1906, S. 37, 39 und 40, als auch bei Gustav Glück, Jahrb. d. kunsthistor. Sammlungen des
allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. XXVIII, Heft 1, S. 10.
7 —
Abb. 1. Grabdenkmal des Grafen Gottfried (f 1127) und Otto (f 1171) von Kappenberg In der
Kirche zu Kappenberg i. W.
— 8
Unsere Sammluiii; von (jr.ibdenk.inals;il\i;üssoii wuiJo um zwei \sii.-liti,i;o neue Stücke
vermehrt, um den Deckel der Tuinlia des kaiserlichen Stifterpaares Heinrich und Kunij,'unde
im Dom zu Bamberjr. welche Tilman Riemenschneider in der Zeit von 149') bis 1513 schuf, und
um das G r a b d e n k m a 1 d e r G r a f e n G o 1 1 f r i e d ( + 1 1 27) u n d C) 1 1 o ( t 1 1 7 1 ) v o n K a p p e n-
b erjr i n d er K i rche zu K a pp e n her q: i. W. (Abb. i), das denen des Land.ijrafen Heinrich 1.
von Hessen sowie seiner Söhne Otto und Joluuines in der Elisabethkirche zu Marburg ver-
wandt ist und namentlich in den Antlitzen eine gute Naturbeobaclitung erkennen läßt. Ebenso
wie die Marburger Grabmäler nimmt es in seiner sicheren Stilisierung in der deutschen Grab-
phistik des frühen 14. Jahrhunderts einen liohen Rang ein. Typiscii für den Stilkreis dieser
ganzen Gruppe, zu der noch weitere Denkmäler in Bielefeld und Eberbacii gehören, sind
namentlich die kleinen muschelförmigen Locken, welciie die Ohren verdecken. Daß immer
noch die Architektur eine große Rolle spielt, liegt in der ganzen Auffassung der Zeit be-
gründet; doch läßt sich nicht leugnen, daß den Figuren selbst eine weitgehende Sorgfalt ge-
widmet ist.
Abb. 2. Silberrelief mit Jupiterdarstellung. Augsburger Arbeit. Ende 16. Jahrli.
Als eine besonders glückliche Erwerbung muß das kleine vergoldete Silberrelief
bezeichnet werden, das in Abb. 2 wiedergegeben ist. Es ist gegossen. Die achteckige
Umgrenzung und die vertiefte Form weisen darauf hin, daß es sich um den Schmuck für den
Deckel einer Kassette oder eines kleinen Kästchens handelt, dem anscheinend ein nieder-
ländischer Kupferstich als Vorlage gedient hat. Die jetzige Messingeinfassung ist später.
Innerhalb des Rahmens in fast % Plastik die für sich gearbeitete und dann aufgelötete, auf
einem Adler thronende Figur Jupiters in antiker Tracht. Die Linke ruht auf dem linken
Oberschenkel. Die Rechte hält den Zipfel eines Gewandstückes empor. Vor der Brust des
Gottes ein geschliffener Rubin. Punze und Gravierstahl haben die Einzelheiten der Gestalt
und das Gefieder des Adlers aufs Feinste durchgearbeitet. Der Adler hat die Schwingen aus-
gebreitet, als wollte er sich in die Lüfte erheben. Den Hintergrund bildet eine Flußlandschaft
mit Brücke und Felsbergen als Abschluß. Links ein einfacher Bau auf Quadersockel, rechts ein
dürrer Eichbaum. Über dem Haupte des Gottes in Wolken schwebend ein kleiner Adler. Es
handelt sich um eine der kösthchsten Proben der deutschen Gnldschmiedekunst zu Ende des
16. Jahrhunderts, also aus ihrer besten Zeit. Vielleicht ist Augsburg der Ort der Entstehung
dieses Stückes. Die genauen AAaOe ties eigentlichen Reliefs sind 75 mm in der Höhe und 64
mm in der Breite.
Von Dresden erhielten wir ein S c h m u c k k ä s t c h e n in Form einer runden Dose,
das angeblich aus dem Besitz der Gräfin Cosel, der Geliebten Augusts des Starken von
Sachsen, stammt. Bemerkenswert an ihm ist vor allem der Deckel (Buchs), der in erhabener
Arbeit geschmackvoll beschnitzt ist (Abb. 3). Wir bewundern die Virtuosität des ornamentalen
Arrangements, die Ruhe in der Verteilung, für welche das Gesetz der Symmetrie obwaltete, und
Abb. ,v Deckel einer Schmuckdose. Buchs. Anfang iS. Jahrh.
nicht zum mindesten die präzise Schärfe der Arbeit. Die Mitte nimmt eine von einer Krone
überhöhte Kartusche ein mit einem vielfach verschlungenen Monogramm im Schild, in dem
ein A dominiert. Der (jrund ist mit der Punze aufgerauht. Zeit der Entstehung ist die Epoche
des sogenannten Regencestils, also das frühe l8. Jahrhundert.
Fritz T r a u g o 1 1 Schulz.
Geschenk e.
Dresden. Wirklicher Geh. Rat Dr. Li n g n e r: Erinnerungsplakette auf die Internationale
Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 von P. Pöppelmann, Bronze. Universitätsprofessor Dr. von
Pf lugk : Schmuckkästchen in Form einer runden Dose mit reicher Rankenschnitzerei, Nuf3baum
— 10
utul Bik-hs, Anf.un: IS. Jahrli. (AM\ 3); Brilli.'nfuttor.iI, Nußbaum, mit geschnitztem OriKimcnt.
IS. J.ihrh.: Lesephis mit Silberfassuiifi und zusrelK'iriijem Ledeietui, 18. — 19- Jaliiii. München.
I • r. O. Weidmann: AAedaille /um 70. Gelnirtstair des Kcimmer/ienrats Geori: Andreas Kail
Wei.irmann von Friedrich Lommel. 101 1, Bronze. — Nürnberg, hrau Privatiere Charlotte
Bacli: Handlaterne für Kerzenbeleuciitunjr, Messinjr, IS17: Kaffeekanne, Teekanne und Tasse,
braunplasiertes Steinijut aus der Fayencefabrik Vaudrevanue an der Saar, Mitte 1*). Jahrh. —
Paris. Charles Sedelmeyer: ,,Mad(tnna Reicliel" von Albreciit Dürer (?), Ölbildchen auf
Lindenholz, datiert ISlfo]. — Solingen. Resrierunffsbaumeister Tröge r: Ku,ijelförmi,i,'es Vor-
hänjreschloß mit zugehörigem Schlüssel, gefunden ums Jahr 19IU in einem Forsthause bei
Nürnberg, Anfang 1 7. Jahrh.
Abb. 4. Dekorativer Entwurf. Tuschzeiclmung. (160S).
Ankäufe.
Kirchliche Geräte. P r i m i z k r a n z, Arbeit in Goidfiligran mit Perlen und Giastiüssen.
Ende 18. Jiihrii.
Plastil<, Kopien. Grabdenkmal der Stifter in Kappenberg in Westfalen. Frühzeit
des 14. Jahrh. (Abb. i). — Deckel der Tumba des kaiserlichen Stifterpaares Heinrich und
Kunigunde von Tilman Riemenschneider im Dom zu Bamberg, 1499 — 1513-
Hausgeräte. Vergoldetes Silberrelief mit Jupiter-Darstellung in achteckiger Ein-
fassung. Deckel zu einer Schmuckkassette. Vermutlich Augsburger Arbeit. Ende 16. Jahrli.
(Abb. 2). — Zylindrischer Fayencekrug, weiß glasiert, mit Blaumalerei über violett ge-
spritztem Grund. Vorn in einer Ornamentkartusche ein in Wolken fliegender gekrönter Adler
mit 7 Pfeilen in den Krallen. (1728). — S al a ts c h wi n ge, Kupfer mit den Wappen Behaim-
— 11 —
Kreß, um 1 762. — P n r 7 e 1 1 a n t ä ß c h e n, Fürstenbertr, mit Ininten Vfi^eln bemalt, Ende
liS. Jalirli. — 32 G u c k k as t e n t h e a t er d e k 0 r a t i n n e 11 aus dem IS. Jalirh., bestellend
in kulissenarti.e: zuEjeschnittenen, auf steife Unterlasse geklebten Bildtafeln in perspektivisclier
Ausführung. Die Darstellungen in Kupfer gestochen und in Deckfarben illuminiert. — Zwei
P o r z e 1 1 a n t ass e n, Nymphenburg, die eine mit Ansicht von A'lünchen, die andere mit
Spielmann und Dame in einer Landschaft, um lS40.
Wissenschaftliche Instrumente. Chinesische Brille. 18. — 19. Jahrb. — Zwei Spring-
lorgnetten, Messing und Messing vergoldet, die Gläser oval, 19. Jahrh.
Medaillen. Würzburger S e d is v a c a n z - M e d a i 1 1 e v. J. 1 754, Silber. — R egens-
b u r g e r S e d i s v a c a n z - T a 1 e r v. J. 1 7S7, Silber. — Richard W a g n e r - M e d a i 1 1 e
von Ch. Wiener, Bronze.
D e p o s i t a.
Totenschild des Ignaz Joseph Markwart, Herrn von Hradeck, t 22. Februar 173<'>.
Aufgerichtet 1739 von dem Nürnbergischen Metzgerhandwerk. Farbig gefaßte Holzschnitzerei.
(Eigentum der Mastochsenfleischer- Innung in Nürnberg).
Abb. 5- Federzeichnung von Susanna Sandrart.
KUPFERSTICHKABINETT.
Geschenke.
Berlin. Prof. Aug. Gaul: l. Skizzen nach Schweinen. 2. Skizzen nach Wisenten,
19(iS. Bleistiftstudien von Aug. Gaul. — Frau Dr. Käthe Kollwitz: Der Tanz um
die Guillotine (Die Romagnolen). Radierung von Käthe Kollwitz. — Ma.\ Liebermann:
1. Bildnis Gerhart Hauptmann, Lith. von M. Liebermann. 2. Studie zum Bierkonzert, Blei-
stiftzeichnung von M. Liebermann. 3. Liegende Feldarbeiterin und Studienkopf, Bleistift-
skizzen von M. Liebermann. — Rudolf Messe: 65 Visitenkarten. — Deisenhofen bei
München. Adolf S c h innerer: 22 Radierungen von Adolf Schinnerer. — Jena. Enge n
D i e d e r i c h s : 8 Vistienkarten. — Mannheim. Ernst B a s s e r m a n n, M. d. R. :
2 Visitenkarten. — Meran. Georg Müller: 51 Ornamentstiche, 18. bis Anfang 19. Jahrh.
— München. Karl Bauer: 19 Goetheporträts und 7 Porträts zeitgenössischer Persönlich-
keiten. Lithographien von Karl Bauer. — Paul Heyse: 2 Visitenkarten. — W i 1 h.
S c h u 1 z: 6 Handzeichnungen von Wilh. Schulz. 1. Der Einzug des Königs von Griechenland
in Berlin, Aquarell. 2. Motiv aus Nördlingen, farbige Kreidezeichnung. 3. Motiv aus Hirsch-
horn am Neckar, farbige Kreidezeichnung. 4. Seestück mit fliegenden Möven, Kohlenzeichnung.
5. Tauziehende Matrosen, Bleistiftzeichnung. 6. Die Bosheit, Zeichnung in Kreide und Gouache-
12 —
färben. — Nürnberg. H o i n r i c li E ii s 1 i n : 2 Pli()t(\i,M;ipliien : l. Ansii.-Iit von B:iii.'iifels
in der Fränkischen Sv.iiuci/. 2. Portal der Kirche in I^onn b. IV'unit/. - Koiiservatdi- l)r.
Fritz T r a u s () t t Schulz: Hrinnerunssblatt an lien Brand in Spalt am Ki. August
1011. Lithographie. — Kustos Dr. Walter S t e n i^; e 1 : Entwurf zu kirchlichen hecken-
nialereien. Aquarell um 1710. ~ Steinenhausen. Freiherr Franz von G u t t e n b e r j,':
Karte mit der Ansicht des A\arktplatzes Schauenstein. - Wartburg. Oberburjjhauptmann
V 0 n Cr a n a c h: Farbijre Reproduktion eines Lutherbildes von Cranach. — Weimar. L u d-
\v i p V o n H o f m a n 11: Vier Frauen, ein Jüngling und ein Reh an einem Wasserlauf, Pastell-
zeichnung von Ludwig von llofmann.
Ankäufe.
Ornanientstiche. Unbekannter Meister: 7 Goldschmiedeornamente. An-
fang 17- Jahrii. - J. Unselt: Neues Zierahten-Buch. 1695.
Handzeichnungen. Unbekannter Meister: Aquarellierte Federzeichnung
(Allegorie). Ende 16. Jaiirh. — Unbekannter Meister: Dekorativer Entwurf.
Abb. 6. Getuschte Federzeichnung von J. E. Schenau. 1774.
Tuschzeichnung. (l6uS): Abb. 4. — Susann a Sandrart: Junges Mädchen das ein Liclit an-
zündet. Federzeichnung: Abb. 5. — Wolf gang von der Anw er a: Dekorative Federzeich-
nung, grün getuscht. 1737. — J. A. Baumgartner: Wanddekoration. Aquarell. 1763.
— J. E. S c h e n a u: Getuschte Federzeichnung. 1774 : Abb. 6. — G. H. K n i e p: Bildnis eines
Unbekannten. Kreidezeichnung. 17S2. — Michl Stroeber: Plafondentwurf. Aquarell,
ca. 1790. — Heinrich Füßli: 4 Tuschzeichnungen. 1. Zeitungsleserin im Oval. 1791.
2. Damenbildnis im Oval. 1791. 3. „Medusa". 1799- 4. Ein Astronijm (.'). — J. E. H o 1 z e r:
Bauernhochzeit. Entwurf zu einer Wandmalerei. — J o h. Es. Nils o n: Bildnis König Fried-
richs V. von Dänemark. Rötelzeichnung iS. Jahrb. — Unbekannter Meister:
Bildnis eines Fräuleins von Degenfeld. Aquarell. 18. Jahrh. — I g n a z i o P o z z i: 18 Aqua-
relle (Theaterdekorationen) um 18OO : Abb. 7. — W i 1 h. v o n K o b e 1 1: Spazierritt. Aquarell.
— Eugen N euren ther: Ornamentaquarell (Blumen und Fruchtranken). — Karl
— 13 —
$ p i t 7. w e cf: 2 Bleistiftskizzen. 1. Beamter vor dem Spiejrel. 2. Justitia. — Julius
S i.- ii n o r r von K a r n 1 s f e 1 d : S Pflanzenstudien. 1819—1824. — Heinrich R e i n-
li () 1 d: 2 Ölstudien. 1822 : Abb. 8. - J o h. N e p o m u k R a u c h: Ölstudie (Zie,iren). 1847- —
Historische Blätter. Fluirblatt: Transport des Bayrischen Hiesel . . . von Buchlohe
nach Dillin,iien, den 13-. 14. und 15- Hornun« 1771. Kupferstich. J. M. Wills VerhiR, Auirsburg.
Bilderrepertorium. Zeichnungen und Aquarelle nach Antiquitäten der Pickertschen
Kunsthandlung (um 1865).
ARCHIV.
Depositum.
Oberstleutnant z. D. v. Andler in Stuttgart: Kaufbrief des Klosters Wettingen in
der Diözese Konstanz. 1366. Juli 7- Orig. Perg. — Gerichtsbrief des Stadtgerichts zu Basel
über einen Ehevertrag zwischen Heintzmann Glantz und Else Tremlinger. 1412. Febr. 3-
Orig. Perg. — Urteilbrief des Stadtgerichts zu Mindern- Basel über das Haus zum Kaiserstuhl.
1415. Sept. 24. Orig. Perg. — Fünferbrief der Stadt Basel über eine Scheidemauer zwischen
zwei Häusern in der Rheingasse. 14 18. AAärz 7. Orig. Perg. — Kaufbrief über Ewiggeld
und Zinsen von den Häusern zum Igel und zum Kaiserstuhl an der Rheingasse in Basel. 1418.
AIM1. 7. Theaterdekoration, Aquarell von Ignazio Pozzi. Um 1800.
Aug. 27. Orig. Perg. — Gerichtsbrief des Stadtgerichts zu Basel über einen Vertrag des Späng-
lers Heintzmann Glantz mit seiner Eliefrau Else. 1429. Aug. 3u. Orig. Perg. — Zinsab-
lösungsbrief des Stiftes Basel für den Drucker Magister Job. Amerbach über das Haus zum
Kaiserstuhl und das Haus zur Elenden Herberge an der Rheingasse in Basel. 1495- Juli 4. Orig.
Perg. — Zinsablösungsbrief des Stifts Basel für den Drucker Magister Joh. Amerbach über das
Haus zum Kaiserstuhl an der Rheingasse in Basel. 1496. Jan. 8. Orig. Perg. — Wappen-
brief für die Vettern Ludwig und Martin Kilchmann, ausgestellt durch Kaiser Ma.ximilian 1.
Freiburg i. B. 149S. Aug. 31. Orig. Perg. — Kaufbrief zwischen Hans Hartmann, Bürger
zu Basel, und Dr. iur. Bonifacius Amerbach über ein Grundstück. 1539- Juli 21. Orig.
Perg. — Heiratsvertrag zwischen Reinhard Wasserhun, Bürger zu Basel, und Gertrud Heer-
wagen aus Basel. 1572. März 19- Orig. Perg. — Wappen- und Adelsbrief für Georg Phil.
Hadtstatt, Sohn des Claus v. Hadtstatt und der ledigen Maria Leidinger, ausgestellt durch
Kaiser Ma.ximilian II. Wien. 1575. Dez. 1. Orig. Perg. — Erbsatzung des Dr. iur. Basilius
Amerbach, Bürgers zu Basel. 1 582. Okt. 6. Orig. Perg. — Schuldbrief des Gerichts und
der Gemeinde Haubersbronn über 1000 fl. für Jörg Schilling zu Cannstatt. 1594. Okt. 29.
— 14
Oritr. Pertr. — \\',ippi.Mibrief für die BriUler Caspiir und Pliilipp Schmidt, aus.i^estellt duii-li don
Collies Palutimis Dr. iur. Fr;ui/. R;isso Gottliardt, Rat und Syndikus des Stiftes Coniburt;. l sgS.
Jan. 07. Oriir. Perg. — Lehrlirief des Sciimiedeliandwerks /u Neufcluitel für den Messer-
schmied Gerniain Oberniayer aus Basel. I690. Aug. 15- Orig. Perg. — Lelirluief des liosen-
strickerhandwerks zu Basel für den Hosenstricker Enianuel Heerwagen aus Basel. 1694. Jan. I.
Orig. Perg. — Lehrbrief des Handelshauses Christoph Stadels sei. Witwe u. Sohn für den
Handelslehrjungen Jakob Oberniayer aus Basel. StraÜburg. 1727. Miir/. 1. Orig. Perg. Mit
reichen kaligrapliischen Randverzierungen.
Ankäufe.
Briefe: A\. Daniel Schwenter in Altdorf an den Ingenieur und Mathematiker Johann
Faulhaber zu Ulm. Altdorf. I627. Jan. 29. — Joli. Georg Ad. Forster an den Buchhändler
Spener in Berlin. 0. O. 1779- Juli 28. — Joh. Heinr. Lips an Göschen. Weimar. I791,
Okt. 31- — Ferdinand Kobell an ? 0.0. 1796. Juni 1. — Geschäftsanzeige der
Firma .•\h\vs Senefelder & Cie. München. 18OS. Juli 1. — Ma.xiniilian Prinz von Wied an
den Buciihändler Bröner in Frankfurt a. M. Neuwied. 181 9. Juni 22. — Kunstanzeige
des Malers Jnh. Lorenz Rugendas. Augsburg. 1820. April. — Franz Graf von Pocci an
Jul. Buddeus in Düsseldorf. München. 1843. Febr. 9. — C. Ad. Stieler an Sachse & Cie.
Abb. 8. Olstudie von Heinrich Reinhold. 1822.
in Berlin. München. 1846. Jan. 7. — Christian Rauch an den fürstl. waldeckischen Major
Chr. Wien an t in Ardlsen. Berlin. 1849. April 8. — Julius Sciinorr von Carolsfeld an Aifr.
Rethel. Dresden 1849. Sept. 22. — Ders. an Bauinspektor Bürklein in München. Dresden.
1850. Jan. 7. — Joh. Nicolaus Dreyse an einen Oberstleutnant. Sommerda. 1855. Nov. 29.
— Victor Scheffel an Westermann. Heidelberg. 1857. Nov. 25. — Heinrich v. Treitschke
an Jassarth. Leipzig. 1860. Jan. 18. — Moritz von Schwind an Sachse & Cie. in Berlin.
Niederpöcking. 1861. Sept. 27. — Franz von Lenbach an ? Weimar. 1862. Febr. 14.
— 3 Briefe Richard Wagners an Friedrich Recht. München. 1865. — O. 0. 0. J. Juni 15.
— 0. O. 0. D. — 5 Briefe Gottfried Sempers an Friedrich Pecht. Zürich. 1865. Febr. 26.
— Hottingen. 1865. März 6. — Hottingen. 1867. Febr. 2. — Florenz. 1867. März 22.
— Hottingen. 1867. Juni 30. — Claus Groth an ? Kiel. 1892. Nov. 23. — Ders.
an ? 1897. Juni 9.
BIBLIOTHEK.
Als weitaus bedeutsamster Zuwachs in dem letztverflossenen Vierteljahr muß die ansehn-
liche Büchersammlung bezeichnet werden, die aus größeren Beständen den Interessen unserer
Bibliothek entsprechend ausgewählt, vom A'\agistrat der Stadt Fürth dem Aluseum unter
— 15 —
Eigentumsvorbehalt überwiesen worden ist, da 7,ur wissenschaftlichen Ausbeutung dieser alten
Handschriften und selteneren Drucke im Rahmen des Berolzheimerianums zu Fürth keine
rechte Gelegenheit geboten werden konnte. So ist der Beschluß des Fürther Magistrats, die
Bücher im Germanischen Museum der Benützung zugänglich zu machen, insbesondere von
Seiten der historischen Forschung, auf das wärmste anzuerkennen und dankbarst zu begrüßen.
Denn unter den Fürther Büchern finden sich gar viele, die das lebhafteste Interesse
zu erwecken geeignet sind. Abgesehen von den Sammelhandschriften mehr aktenmäßigen
Charakters, die noch ihrer genaueren, in das Einzelne gehenden Durcharbeitung harren, mag
hier beispielsv/eise auf eine wertvolle gleichzeitige Handschrift der Beschreibung des
ersten Markgrafenkrieges (1449) hingewiesen sein, die mit einem Nürnberger Rats-
wahlbuch von 1409 bis 1488 zusammengebunden ist (Fürther Depositum Nr. 22. 2°). Die
meisten der Handschriften beziehen sich überhaupt auf die Reichsstadt Nürnberg, deren Archiv
ein Teil derselben wohl vor Zeiten angehört haben mag. So sind insbesondere auch eine
Anzahl Nürnberger Chroniken des 16. bis 18. Jahrhunderts darunter. Weiter sei noch
erwähnt ein Gesangbuch mit Noten, kalligraphisch geschrieben, Pergamenthandschrift des
15. Jahrhunderts in reizvollem altem Ledereinhand, ehemals im Besitze der ,.d [omina ?]
Birgitha Hallerin", wie eine Eintragung auf der Innenseite des vorderen Deckels lehrt (F. D.
Nr. 47, kl. 4"), und ein Gesangbuch des Klosters Engelthal aus dem Jahrel504, eben-
falls in hübschem, gleichzeitigem Ledereinband mit Granatapfelmuster- Pressung (F. D. Nr. 49,
gr. 8"). In das spätere 16. Jahrhundert führt uns das Salbuch des Martin Grüner,
1559 — 1578 (F. D. Nr. 68, 2"), und das äußerst sorgfältig, fast kunstvoll geführte Haus-
haltungsbuch des Philipp Harsdorffer, 1571 — 1575 (F. D. Nr. 69. 2*^), in den Anfang
des 17. Jahrhunderts ein Nürnberger Bürgeraufnahmebuch von 1603 — 1606, der letzte
Rest einer einstens wohl sehr umfangreichen Serie von Handschriften, in welche die mündlich
oder schriftlich unter Angabe der Herkunft und bisherigen Beschäftigung, der Familien- und
Vermögensverhältnisse vorgebrachten Gesuche um das Bürgerrecht eingetragen wurden. Der
Inhalt unserer Handschrift (F. D. Nr. 24, 2^) läßt so tiefe Einblicke in das Leben und die
Anschauungsweise namentlich der mittleren und niederen Stände tun, daß man den Verlust
der übrigen Bände dieser Aktenreihe nur auf das lebhafteste bedauern kann. Auch unter
den Drucken der Fürther Bibliothek ließe sich manches wertvolle und seltene Buch namhaft
machen. Wir müssen uns hier begnügen, etwa auf des Theodor de Bry ,,Stani viui
Wapenbuch'- aus dem Jahre 1592 (F.D. Nr. 140, qu. 4*^), auf des Levinus Hulsius
mit zahlreichen Kupfern ausgestattete 22 ,, Schiffahrten ' d. h. Seereisebeschreibungen, Frank-
furt a. M. 1606 — 1630, 4 Bände (F. D. Nr. 48, 4°), und ein trefflich koloriertes E.xemplar von
J. C. V[olckamers] Nürnbergischen Hesperiden, 2 Bände, 1708 und 1714, nüt
prächtigen, künstlerisch kolorierten Holzschuherschen E.xlibris (F. D. .Nr. 35. 2*^), sowie auf eine
Anzahl von Sammelbänden mit Flugschriften zur Geschichte Nürnbergs besonders
hinzuweisen. Th. H.
Geschenke.
Ansbach. F r. S e y b o 1 d ' s B u c h h a n d 1 u n g: Bücher aus Franken : Rothen-
burg ob der Tauber im Jahrhundert des großen Krieges. Aus der Chronik des Sebastian
Dehner herausgg. v. Carl Heller. (1913-) 8. — Baden-Baden. Stanislaus Kali,
Konservator der s t ä d t. bist. S a m m I u n g e n : Derselbe , Haueneberstein
bei Baden-Baden. SA. (1913-) 8. — Bamberg. D r. W i 1 h e 1 m Heß, K. o. H 0 c h-
s c h u 1 p r o f e s s 0 r: Ders., Die Einblattdrucke des 15. — 18. Jahrhunderts unter besonderer
Berücksichtigung ihres astronomischen und meteorolog. Wertes. Rede gehalten beim Antritt
des Rektorats des K. B. Lyzeums Bamberg. 1913. 2. — Berlin. Die Direktion des
mark. Museums: Das malerische Berlin. Bilder und Blicke hg. vom Mark. Museum.
2. Folge. (1912.) 2. — F r i e d e n s - W a r t e - V e r 1 a g: ,,Der Weg zum Weltfrieden im
Jahre 1912". Pazifistische Chronik zusammengestellt von H. Fried. (1912.) 8. — Personen-
register zu Alfred H. Frieds Handbuch der Friedensbewegung. II. Aufl. Bd. I und II. (1913-) 8.
— ^ G e n e r a 1 V e r w a 1 t u n g der K. Museen: Jahrbuch der K. Preuß. Kunstsamm-
lungen. XXXIV. Bd. 1. Heft. 1913- 2. — G. J. Göschen 'sehe V e r 1 a g s h a n d-
lung G. m. b. H.: Kürschner Deutscher Literatur- Kalender. Jg. 35- 1913. 8. — Geh.
— 16 —
.M e J i z i n a I r ;i t Prof. Dr. R. Greff: Ders.. Briichstik-ki' zur GesJiiohtL' der Brille.
S.-A. (tOI3). S. — Otto J ;i 11 k e, \' e r 1 a ff s b u c h h :i n d I u n «: 5<> Jahre Deiitsciie.
Ronian-Zeitunir. Festschrift zum 5(ijähri,uen Jubiläum IS63 — 1913- 1913- S. — Leo L i p p-
m a 11 n s o h 11 (A 11 t i q u a r i a t), I n h. O t t o H a n s: Miscellanea Musicae Bio-biblioRraphica.
Ausjr. A. Jjr. I. Heft 4. 1013. 8. — K. M e t e n r o 1 o r. Institut: G. llellmann, Die
„Thürinirische Süiulfluf vom Jahre 1613. S.-A. aus den VeröffentliLiiuni.;en des K. Preuß.
AAeteorolotr. Instituts, hg. durch dessen Direktor G. Hellmann. Nr. 256. 1913. S. — Mini-
sterium der öffentlichen Arbeiten: „Bericht über die Ergebnisse des Be-
triebes der vereiniirten preußischen und hessischen Staatseisenbahncii im Rechnungsjahre
1911". 1913. 8. — Zeitschrift für Bauwesen. Jg. LXIII. 1913. Heft 1—3, mit zugehörigem
Atlas. 1913. gr. 8 und 2. — Rudolf M o s s e, A n n o n c e n - E .x p e d i t i o n, Zeitungs-
katalog der Annoncen-Expedition Rudolf Mosse. 46. Aufl. 1913. gr. 8. — Redaktion
des Handbuches über den K. P r e u ß i s c h e n Hof und S t a a t : „ H and-
buch über den K. Preußischen Hof und Staat für das Jahr 19.13". 1912. 8. — Vater-
ländischer S c h r i f t e n - V e r b a n d: Flugschriften des V. S.-V.: Nr. 24: Brunner,
Der Kinematograph 1913. 8.; Nr. 25: Anna Schellenberg, Frauenbewegung
und Kultur. 1913- 8. — W e i d m a n n ' s c h e Buchhandlung: Monumenta Ger-
maniae Paedagogica, Bd. LI.: Uttendörfer, „Das Erziehungswesen Zinzendorfs". 1912. 8. —
Bielefeld u. Leipzig. Velhagen & Klasing: Künstler-Monographien Nr. 107. G. Bier-
mann: ,,Lovis Corinth". 1913- 8. — Breslau. Prof. D r. - I n g e n i e u r J u 1. Schenk:
Ders., Die Begriffe ,, Wirtschaft" und ,, Technik" und ihre Bedeutung für die Ingenieuraus-
bildung. 1912. 8. — Brixen. V e r 1 a g s a n s t a 1 t ,,T y r o I i a" G. m. b. H. : Zur Ent-
stehungsgeschichte des deutsch-tiroler Bauernstandes von Alois Deutschmann. 1910. 8. —
Ders., Zur Entstehungsgeschichte des deutsch-tiroler Bauernstandes im Mittelalter. 1913- 8.
— Crefeld-Bockum. Johannes Härder: Ders., Intarsia. Kurzgefaßte Anleitung mit
Vorlagen. (1912.) 8. — Dachau. B ü c h e r - W u r m - V e r 1 a g: ,,Der Bücherwurm".
Eine Monatsschrift für Bücherfreunde. III. Jg. Heft 3, 4, 5, 6. Januar, Februar und März.
1913- 4. — Darmstadt. Dr. Kratz, Ministerialrat, Vorsitzender des
D e n k m a 1 r a t e s für das G r 0 ß h e r z 0 g t u m Hessen: Jahresbericht der Denk-
malpflege im Großherzogtum Hessen. 1908— 11, II. 1912. S. — Großh. Hess. Staats-
Verlag: Arbeiten der hist. Kommission für das Großherzogtum Hessen: Hessische Biogra-
phien in Verbindung mit Karl Esselborn und Georg Lehnert, hg. von Hermann Haupt. Bd. I.
Lief. 1. 1912. 8. — Dillenburg. Vorstand des histor. Vereins zu Dillen-
burg: Veröffentlichungen des Histor. Vereins zu Dillenburg, E. V., Nr. 6; Katalog der hist.
Sammlungen im Wilhelmsturm zu Dillenburg. Aufgestellt durch Konservator Dr. C. Dönges.
1912. 8. — Dresden. Dr. Ma.x Loßnitzer. Direktionsassistent am
K. Kupferstichkabinet: Ders., ,, Funde und Neuerwerbungen in den Kunstsamm-
lungen auf der Feste Coburg, S.-A. aus: ,,Aus den coburg-gothaischen Landen", Heimatblätter
hg. von R. Ewald. 8. Heft. Gotha 1912. 8. — P r o f. D r. A. v. P f 1 u g k: Ders., ,,Die Nürn-
berger Brillenmacher am Ausgang des 18. Jahrhunderts". S.-A. aus dem Archiv für Augen-
heilkunde. LXXIII. Bd. Heft 2/3. (1913-) 8. — Düsseldorf. D e r P r o v i n z i a 1 k o n-
servator der Rhein provinz: Berichte über die Tätigkeit der Provinzialkommis-
sion für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz und der Provinzialmuseen zu Bonn und Trier.
XVII. 1913- 8. — Erlangen. Fr. Junge, Verlag: Beiträge zur bayer. Kirchengeschichte.
XIX. Bd. Heft 2. 1912. 8. — Frankfurt a. M. Moritz Diesterweg: Hermann
Kiehne, Die Dichter der Befreiungskriege. Eine Erinnerungsgabe 1813 — 1913- 1913- 8. —
Prof. Dr. F. Gündel, Nida-Heddernheim, Beil. zum Jahresbericht der Musterschule zu Frank-
furt a. M. 1913. 8. — F r a n z V a c o n i u s, P f a r r e r a n d e r D r e i k ö n i g s k i r c h e
zu F r a n k f u r t a. M. : Beiträge zur Geschichte der Familie Vaconius : Tobias Vaconius,
Fürstlich Löwenstein- Wertheim- Rochefortischer Regierungs-Secretarius zu Wertheim 1703 bis
1769. Bearbeitet von Franz Vaconius. 1912. 8. — Christophorus Vaconius, Fürstl. Löwen-
stein-Wertheim-Rochefortischer Regierungs-Sekretarius und Landes- Kommissions- Rat zu Wert-
heini. Gest. 1741. Bearbeitet von Franz Vaconius. 1913- 8. — Frauenfeld. Huber &
Co., Verlag: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache.
— 17 —
Heft 73- 1912. 8. — Freiburg i. Br. Herder'sche Verlagsbuchhandlung:
Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters, bearbeitet von Ludwig v. Pastor,
VI. Bd.: Geschichte der Päpste im Zeitalter der katli. Restauration. Julius III., Marcellus II.
und Paul IV. (1550—59) von Ludwig v. Pastor. I. — IV. Aufl. 1913. S. — Bernhard Duhr,
Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge. II. Bd., 1. und 2. T. 1913. 8. —
Gniunden. S. K. Hoheit der H e r /. o g von C u m b e r 1 a n d, Herzog zu
B r a u n s c ii u e i g u n d L ü n e b u r g: Münzen und Medaillen der Weifischen Lande,
beschrieben von tduard Fiala, Teil I: Das neue Haus Lüneburg (Celle) zu Hannover. 1912. 2.
— Gotha. Friedrich Andreas Perthes, Verlag: Geschichte der Europäischen
Staaten hg. von Heeren, Ukert, Giesebrecht und Lamprecht: 26. Werk: Joh. Dierauer, Ge-
schichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft. IV. Bd. 1912. 8. — 37- Werk: N. Jorga,
Geschichte des osmanischen Reiches. III. Bd. 1910. 8. — Graudenz. Landrichter
Otto Grofebert: Geschichtsblätter der Familien Meinshausen und Grofebert, Nr. 5.
November 1912. 8. — Halle a. S. H i s t. K o m m i s s i o n f ü r d i e P r o v i n z S a c h s e n
u n d das He r z o g t u m Anhalt: Neujahrsblätter hg. von der Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt, ^T : Die Edelen Herren von Querfurt und ihre
Burg von H. G. Voigt. 1913- 8. — Hamburg. Otto B r ö c k e r & Co., Verlag: ,,Der
Hamburger". Jg. II. Heft 21/24. 1913. 2. — Hannover u. Leipzig. Hahn 'sehe Buch-
handlung: Monumenta Germaniae Historica Scriptorum Tom. XXXI I. Pars III. 1913. 2.
— Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte zur Beförderung einer Ge-
samtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichte des Mittelalters. Bd. XXXVIII.
Heft 1. 1913. 8. — Heidelberg. J o h. H e i n r. E c k a r d t, Verlag: Chr. Kock, Volks-
und Landeskunde der Landschaft Schwansen. 1912. 8. — W. Donat, Die Geschichte der
Heidelberger Apotheken. 1912. 8. — Höchst a. M. Farbwerke vorm. Meister,
Lucius & Brüning: Farbwerke vormals Meister, Lucius & Brüning I863 — 1913 (Fest-
schrift anläßlich des 50jährigen Bestehens der Werke). 1913- 4. — Karlsruhe. Archiv-
k o m m i s s i o n der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe: Chronik der
Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 191 1. 1912. 8. — Ministerium
des Kultus und Unterrichts.: Die Kunstdenkmäler des Großherzogtum Baden.
Bd. IX. Kreis Karlsruhe, I. Abt.: Die Kunstdenkniäler des Amtsbezirkes Bretten. 1912. 8. —
Kiel. P r o f. Dr. G e o r g J a c o b: Ders., Die Herkunft der Silhouettenkunst aus Persien.
1913. kl. 8. — Kopenhagen. Jörgen O 1 r i k, Direktor des v o 1 k s k u n d 1 i c h e n
Museums: Ders., Gamle Jaernovne fra Tiden 1550—1800. 1912. 8. — Kulmbach. Der
S t a d t m a g i s t r a t : XXI. und XXII. Verwaltungsbericht des Stadtmagistrates Kulm-
bach für das Jahr 1910 und 1911- 1912. 8. — Kuopio. L' Institut M e t e o r o 1 o-
g i q u e Central de I a S o c i e t e des Sciences de F i n I a n d e : Meteoro-
logisch. Jahrbuch für Finnland, hg. von der Meteorolog. Zentralanstalt. Bd. VII, Bd. VIII 1,
Bd. IX 1. 1912. 2. — W. W. Korhonen, Schnee- und Eisverhältnisse in Finnland im Winter
1898—1899. 1912. 2. — Langenburg. Fürstlich H o h e n 1 o h i s c h e S e n i o r a t s-
kanzlei: Hohenlohisches Urkundenbuch. Im Auftrag des Gesamthauses der Fürsten zu
Hohenlohe hg. von Karl Weller und Christian Belschner. Bd. III, 1351 — 75. 1912. 8. —
Leipzig. J o h. A m b r o s i u s Barth: Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte, hg.
vf)n Franz Dibelius und Theodor Brieger. 26. Heft (Jahresheft 1912). 1913- 8. — Biblio-
graph. Institut: Meyers Großes Konversationslexikon 111. Jahres-Supplement 1911/12,
6. gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. XXIV. Bd. 1913- 8. — D e r V o r s t a n d
des B ö r s e n V e r e i n s der deutschen Buchhändler: Deutsche Bücherei des
Börsenvereins der deutschen Buchhändler zu Leipzig. (1913.) 2. — A. D e i c h e r t ' s c h e
V e r 1 a g s b u c h h a n d 1 u n g, I n h. Werner Scholl: Wirtschafts- uud Verwaltungs-
studien mit besonderer Berücksichtigung Bayerns hg. von Georg Schanz. XLIV. Die Rege-
lung des pfälz. Bergwesens von Dr. Wilh. Silberschmidt. 1913- 8. — J. C. H i n r i c h s,
Verlag: Vierteljahrs- Katalog der Neuigkeiten des deutschen Buchhandels. 67. Jg. Heft 3-
Juli bis September 1912. 1912. 8 — L. L. H i r s c h f e 1 d : Abhandlungen des staatswissen-
schaftlichen Seminars in Münster i. W., hg. von Max v. Heckel. Heft 4, 5, 8, 9, 10, 11. 1907
bis 1910. 8. — Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaften in selbständigen Bänden.
2
— 18 —
I.Abt. VolkswiitsLliaftslelire. VII. Bd. : D;is Verkehrswesen von Dr. R. v;in der Bor«li(. II. Aufl.
t912. 8. — Das Geld von Prof. Dr. Helfferich. 2. Aufl. 19K'. S. - LehrbiKli der Niitional-
ökonomie von Dr. jur. Friedrich Kleinwiichter. 2. umgearb. Aufl. 19(ig. S. — Hauptwerke
des Sozialismus und der Sozialpolitik. Neue Folge hg. von Dr. Karl Grünberg. l. Heft: Neues
Christentum von Henri de Saint-Simon, übersetzt und eingeleitet von Dr. Friedrich Muckle.
1911. 8. — Wirtschaftsgeschichte der Gegenwart von Prof. Dr. Theo Sommerland. 1911. S.
— Insel \' e r I a g: Der Heiligen Leben und Leiden, anders genannt das Passional. I. Bd.
Winterteil, II. Bd. Sommerteil. 1913. 8. — Zahlmeister Knab: Geschichtsblatter
für die Familie Knab. Nr. 5,28. November. 1()12. S. — L r n s t Rowohlt, Verlag:
Max Dauthenday. ,, Singsangbuch'", Liebeslieder. 1912. 8. — Herbert Eulenberg, ,, Sonder-
bare Geschichten". 1911. 8.— Ders., „Katinka, die Fliege". 1911. 8. — Ders., „Belinde".
1913. 8. — Carl Hauptmann, ,,Linhart, der Lächler", Roman. Bd. 1 uiul II. (). J. 8. —
Auguste Rodin, ,, Die Kunst". 1912. 8. — Paul Scheerbart, ,, Das Perpetuum mobile". 1910. 4.
— Ders., ,, Kater- Poesie". 1909. KI. 4. — Franz Servaes, „Im Knospendrang". 1911. 8.
— Anna Bahr-Mildenburg und Hermann Bahr, ,, Bayreuth". 1912. Kl. 8. — Dr. Paul
Schumann: Samuel Heinickes Persönlichkeit. Vortrag gehalten in der Aula der Univer-
sität Leipzig am 4. Oktober 1909 auf der 8. Versammlung des Bundes deutscher Taubstummen-
lehrer von Dr. Paul Schumann. 1909. 8. — Xenien-Verlag, Hermann Graef:
Xenien. Eine Monatsschrift für Literatur und Kunst. 1908 — 12. 8. — Xenien-Almanach
für das Jahr 1911. 1912, 1913. 8. — Friedrich Alafberg, Aufstieg. Bekenntnisse zu Gegen-
wart und Zukunft. 1912. 8. — Emil Brünnings, Die Frau im Drama Ibsens. 1910. 8. —
Robert Faesi, Paul Ernst und die neuklassischen Bestrebungen im Drama. 191 3. S. — Paul
Friedrich, Schiller und der Neuidealismus. 1910. 8. — Ders., Der Fall Hebbel ein Künstler-
Problem. 1908. 8. — Ders., Deutsche Renaissance. Gesammelte Aufsätze. 1911. 8. —
Ders., Paul de Lagarde und die deutsche Renaissance. 1912. 8. — Georg Galland, Nationale
Kunst. Gesammelte Aufsätze. 1910. 8. — Edmund Höfer, Goethe und Charlotte von Stein.
2. Aufl. 1911. 8. — Otto Jahn, Goethe und Leipzig. III. Aufl. 1910. 8. — Der Künstler
und sein Werk. Bd. I: Robert Corwegh, Benvenuto Cellini. 1912. 8. — Bd. II: Hans Marshall,
Bonaventura Genelli. 1912. 8. — Böckel, Detlev v. Liliencron, Erinnerungen und Urteile. 2. verm.
Aufl. von „Liliencron im Urteil zeitgenössischer Dichter" von Dr. Fritz Böckel. S.-H. der
,, Xenien". 1912. 8. — Samuel Lublinski, Shakespeares Problem im Hamlet. 1908. 8. —
Hermann Lufft, Die Weltanschauung des Hamlet. 1909. 8. — Franz Lütgenau, Shakespeare
als Philosoph. 1909. 8. — Bernhard Münz, Ibsen als Erzieher. 1908. 8. — Raabe-Gedächt-
nisschrift hg. von Prof. Dr. Heinrich Goebel. S.-H. der „Xenien". 1912. 8. — Otto Sigfrid
Reuter, Sigfrid oder Christus?! Ein Kampfruf. II. Aufl. 1910. 8. — Heinrich Spiero,
Städte. IL Aufl. 0. J. 8. — Ders., Hermen. Essaysund Studien. II. Aufl. O. J. 8. —
Ders., Deutsche Geister. Studien und Essays zur Literatur der Gegenwart. 19 10. 8. —
Heinrich von Steins Briefwechsel mit Hans von Wolzogen, hg. und eingeleitet von Hans von
Wolzogen. 1910. 8. — Hans von Wolzogen, Von deutscher Kunst. 1910. 8. — Ders.,
Aus deutscher Welt. Gesammelte Aufsätze über deutsche Art und Kultur. 1910. 8. — Ders.,
Zum deutschen Glauben. Die Religion des Mitleids und 13 andere Beiträge. 1913. 8. —
Carl Ziegen hirt, Verlag: Die Welt in Karten, Nr. 9 Bayern. O. J. KI. 4. — Ma-
rienburg. Bau rat Schmid, Pro vi n zi al- Konse rva tor: Die Denkmalpflege in der Pro-
vinz Westpreußen im Jahre 1912. 10. Bericht an die Provinzialkommission zur Verwaltung der
westpreuß. Provinzialmuseen zu Danzig, erstattet von Beruh. Schmid. 1913. 8. — Meran. Georg
Müller, Buchhändler: Gelehrten- Anekdoten. Gesammelt und hg. von Dr. W. Ahrens. 1911.
8. — Der Beischlaf. Eine phisiol. bist, philos. Darstellung. 1 799- 8. — Breviarium hominis Christiani.
In usum studiosae praesertim juventutis adornatum ab Juda Thaddaeo Zauner. 1794. 8. —
Dante Alighieri's Göttliche Komödie. Metrisch übertragen und mit kritischen und bist. Er-
läuterungen versehen von Philalethes. 1865. 8. — Prof. Dernburg, Thomasius und die Stiftung
der Universität Halle. Rede gehalten beim Antritt des Rektorats der Universität Halle-
Wittenberg. 1865. 8. ^ Urkunden über den Streit der Rechtsgelehrten mit den Laien
im Schoppenstuhle zu Leipzig (1574). Eingeleitet und hg. von Dr. jur. Theodor Distel. O. O.
und J. 8. — Aus Wilhelm von Humboldts letzten Lebensjahren von Theodor Distel. I883. 8.
- 19 —
— Geistliche Oden und Lieder von C. F. Geliert. iSll. S. — Von der Beschaffenheit, dem
Umfange und Nutzen der Moral. Eine Vorlesung 2y. April l7f)5 gehalten von C. F.
Geliert. 1766. S. — Wilhelm Gerhards Teilnahme an den „tollen" Tagen Leipzigs im Juli
1807 und die anläßlich jener Tage erschienenen Spöttereien. Von Dr. jur. M. W. Gerhard in
Dresden. S.-A. aus den Schriften des Vereins für Geschichte Leipzigs. X. Bd. 1911. S. —
Leipziger Kunstauktion von C. G. Boerner. XXIX. Catalog ausgewählter von Herrn Wilhelm
Eduard Drugulin in Leipzig hinterlassener . . . Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte, etc. . . .
Lpzg. 1879. 8. — Christian Fürchtegott Geliert, Rede am 13. Dezember 1869 in der Aula der
Leipziger Universität gehalten und mit Erläuterungen versehen von Chr. Ernst Luthardt.
1870. 8. — Allgem. Porträt- Katalog von A. Lutz. 1887. S. — Liber quintus et ultimus
epistolarum Philippi Melanchthonis .... a Johanne Sauberto .... Nürnberg 1046.
8. — R. Raph. Mengs, Gedanken über die Schönheit und über den Geschmack in der
Malerey. 1774. 8. — Oeuvres de M. le Chevalier Antoine Raphael Mengs. 1781. 8.
— Nachrichten über die Fürstliche Amalienstiftung zu Dessau. 1793 — 1893 niit-
geteilt von Ma.\ Kretschmar. 1893. 8. — Geistliche Gedanken eines National- Ökonomen
von Wilh. Röscher. 1895- 8. — Goethes Faust. Erläutert von Ernst Jul. Saupe. 1856. 8.
— Christian Fürchtegott Gellerts Briefe nebst einigen damit verwandten Briefen seiner Freunde,
nach seinem Tode hg. von Joh. Adolph Schlegeln und Gottlieh Leberecht Heyern. 1774. 8.
— C. F. Gellerts Moralische Vorlesungen. 1. und 11. Bd. nach dem Tode des Verfassers hg.
von Job. Adolph Schlegeln und Gottlieb Leberecht Heyern. 1770. 8. — Die Kupferstich-
sammlung der K. Museen in Berlin , beschrieben von J. E. Wessely. 1875. 8. —
Müncheberg. G. Mir o w, Vorstand des Vereins für Hei m a t k u n d e des
Kreises L e b u s: Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde des Kreises Lebus in Münche-
berg. II. Heft. 1912. 8. ~ München. Die Direktion der K.Bayer. H o f-
u n d St a a t s b i b 1 i o t h e k: Realkatalog 1er K. B. Hof- und Staatsbibliothek München.
1013. 8. — K.B.Direktion der s t a a 1 1. Galerien zu M ü neben: Katalog
der K. Filial-Gemäldegalerie zu Augsburg. 3- Aufl. 1912. 8. — Carl Kuhn, Kunst-
anstalt und Verlag: Alte Meister der Medizin und Naturkunde: 4. Graphische und
typographische Erstlinge der Syphilisliteratur aus den Jahren 1495 und 1496. Zusammen-
getragen . . . von K. Sudhoff. 1912. Gr. 8; 5- Die Gynäkologie des Thomas von Bra-
bant . . . von Ch. Furckel. 1912. 8. — Albert Langen, Verlag: E. Fuchs, Illu-
strierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart: III. Das Bürgerliche Zeitalter.
(1912.) 4. — E. Buchner, Das Neueste von gestern. Bd. II und III. (1912.) 8. — M. Dau-
thendey. Der Drache Grauli. (1911.) 8. — M. Halbe, Der Ring des Gaucklers. (1911-) 8.
— K. Holm, Die Tochter, Roman. I. und 11. 1. Aufl. (1910.) 8. — M. Kemmericli, Aus
der Geschichte der menschlichen Dunnnheit. (1912.) 8. — Memorialbuch der Fahrten und
Taten des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen. Nach seinen eigenhändigen Aufzeich-
nungen an den Tag geben von E. Hegaur. 0. J. 8. — L. Thoma, Der Wittiber. Ein Bauern-
roman. 1912. 8. — J. J. L e n t n e r ' s che B u c h h a n d 1 u n g: Veröffentlichungen
aus dem Kirchenhist. Seminar München. IV. Reihe Nr. 1. Mittelalterliche Deutsche Predigten
des Franziskaners P. Stephan Fridolin, hg. von Dr. Ulrich Schmidt. O. F. M. 1. Heft: Pre-
digten über die Prim. 191 3. 8. — R i e h n & T i e t z e, B u c h- u n d K u n s t - V e r-
lag: Miniaturen aus Handschriften der K. Hof- und Staatsbibliothek in München, hg. von
Dr. Georg Leidinger. Heft 2: Flämischer Kalender. O. J. 2. — D a v i d W a s s e r m a n n:
Abhandlung (laut archiv. Akten der K. Kreisarchivs in München und Landshut a. Isar) hg. und
bearbeitet von David Wassermann. 1912. 8. — Münster i. W. M e d i z i n i s c h - N a t u r-
wissenschaftliche Gesellschaft: Festschrift gewidmet den Teilnehmern der
84. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Münster i. W. von der Medizinisch-
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Eine Sanuiilung wissenschaftlicher Abhand-
lungen. 1912. Gr. 8. — U n i V e r s i t ä t s p r o f e s s o r Dr. Jos. Gre vi ng: Ders.,
VlI. Beitrag der Reformationsgeschichtl. Studien und Texte. O. J. 8. — Neufchatel. M u s e e
Ethnographique: Rapport du Musee Ethnographique sur l'annee 1907, 1908, 1909,
1910, 191 1 und eine Broschüre. 8. — Nürnberg. Richard Böhme, Kunstschrift-
schreiber: Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg: Jahresbericht 1887, 1888, I889,
— 20 —
1890, iSOd, IS07, ISqS. 1SQ9, I'HHi, I')02. loo,^, li)()4. S. • G e n l' r :i 1 - A 11 /. e i u' e r f ü r
N ü r n b t' r i; - H ü r t li : 25 Jahre siewerblicluM Arbeit im Mause Hrii.ii Spaiuiel. Nürnberg
JSS8— 1^)13. Gedenkseiiritt. U)13. S. - K o r n ' s i.- h e B u e h ii a n d 1 11 n j?: Noris-
JalirbiK'h für pintest. Kultur 1^)12 13. liS- von Hans Pr)liliiianii. li)12/13. 8. — J. Roter-
m u n d t , W e r k. s t a t t e t ü r c h r i s t 1. Kunst: Katalo.n der Ori^jinal-GipsabRÜsse
aussewählter Skulpturen des Mittelalters. (1912.) 8.— A u r. Schmidt, K. H o s t-
a 111 t s d i r e k t o r a. D. : Zeitschrift des AUg. Deutsch. Sprachvereins. 27. Jir. Heft 1 — 12.
28. J,c. Heft 2. 1912 13. 8. — Verein für das Deutschtum im Ausland. Jahres-Bericht
1011. Kl. 8. — S t a d t m a sj i s 1 r a t : Voranschlag für den Genieindehaushalt der Stadt
Nürnberg für das Jahr 1913- (1913-) 4. — Mitteilungen des Statistischen Amtes der Stadt
Nürnberg. Heft 4: Graphisch statistischer Atlas der Stadt Nürnberg. 1913- 8. — Ver-
band Deutscher Kunstgewerbe Zeichner, Ortsgruppe Nürnberg:
„Der Kunstgewerbezeichner", Zeitschrift für die Interessen aller im Kunstgewerbe tätigen
Zeichner. 6. Jg. Heft 1 — 4. 1913. 2. — Oberursel b. Frankfurt a. M. Verband für
Internationale Verständigung: Veröffentlichungen des Verbandes für inter-
nationale Verständigung. Heft 1, 2, 3, 4. 1912. 8. — Oppenheim a, Rh. K r e i s a m t-
m a n n Carl D r a u d t : Geschichte der Familie Draudt. Auf Grund der Zusammenstel-
lung des Oberappellationsgerichtsrat i. P. Carl Draudt zu Darmstadt bearb. und hg. von Carl
Draudt, Kreisamtmann zu Oppenheim am Rhein. 1912. 8. — Paris. L. W a n n i e c k. :
objets d'Art Chine Collection L. Wannieck. 1913- Qu. 8. — Philadelphia. Grand L o d g e
o f Pennsylvania F. u. A. M. M a s o n i c T e m p 1 e : Proceedings of the right wor-
shipful Grand Lodge of the most ancient and honorable fraternity of free and accepted masons
of Pennsylvania, and masonic juris diction therento belonging at the celebration of the one hun-
dred and twenty-fifth anniversary of its independance. 1912. 8. — Posen. Prof. Dr.
Rudolf Pocke, Direktor der Kaiser Wilhelm -Bibliothek: Kaiser
Wahelm-Bibliothek in Posen: 10. Jahresbericht 1911, von Prof. Dr. R. Pocke. 1912. 4. —
Regensburg. Dr. J. A. Endres: Ders., „Albrecht Dürer und Nikolaus von Kusa". Deu-
tung der Dürer'schen ,, Melancholie". München 1913. 8. — J. H a b b e 1, Verlag: Jos.
Nadler, Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften I. Bd. 1912. 8. —
Rom. D. Anderson: Prospekt über Photographien der Fresken vom Collegio del Cambio
zu Perugia, die Prof. Adolfo Venturi an der Universität Rom Rafael zuschreibt. 1913- 8.
— San Francisco. D e u t s c h - A m e r i k a n. Verband von C a 1 i f o r n i e n. Ge-
denkblätter zur Eröffnungsfeier des deutschen Hauses, 7. — 15- Dezember 1912. 1912. 8. —
California Demokrat. 60. Jg. Nr. 354. (Festnummer bei Eröffnung des deutschen Hauses.)
19. Dezember 1912. Gr. 2. — Soest. Wetshmer: Katalog der Ausstellung für kirchliche
Kunst zu Soest vom 11. August bis 1. September 1907, verbunden mit einer Ausstellung von
Werken Aldegrevers. II. Aufl. 0. J. 8. — Solingen. Arthur E i c k h o r n. Fünf
Fragmente von Handschriften des 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts. Auf Pergament. —
Schloß Steinenhausen, Post Melkendorf. Freiherr von G u 1 1 e n b e r g, Oberst a. D. :
,, Heimatbilder aus Oberfranken". Volkskundliche Vierteljahrsschrift hg. von Freih. von
Guttenberg, Kolb, Wächter. Jg. I. Nr. 1. 1913. 8. — Heimat und Volkskunde, Beilage
zur Bayerischen Rundschau. 2. Jg. Nr. 1. 1913. 2. — Stuttgart. Ferdinand Enke:
Ethik. Eine Untersuchung der Tatsachen und Gesetze des sittlichen Lebens von Wilh. Wundt.
IV. umgearbeitete AuHage. Bd. I — III. 1912. 8. — Lüer u. Creutz, Geschichte der Metall-
kunst. 111. Bd. 1909. 8. — Erich Guß mann i. Fa. Carl Krabbe Verlag:
Egelhaaf, Politische Jahresübersicht für 1912. 8. — J. B. M e t z 1 e r, B u c h h a n d 1 u n g:
Paulys Real-Enzyclopädie der klassischen Altertumswissenschaft. 15- Halbband. 1912. 8.
— W. S p e m a n n, V e r 1 a g s b u c h h a n d 1 u n g: Altmeister der Kunst, II. Heft:
Michelangelo von Adolf Gottschewski, Die Skulpturen. (1912.) 2. — W ü r t t e m b e r g i s c h e
Kommission für Landesgeschichte: Württembergische Archivinventare, hg.
von der Württembergischen Kommission für Landesgeschichte. Heft 1 — 6. 1912/13. 8.
— Treptow bei Berlin. Bernhard Zack, Verlag: John Henry Mackay, Gesammelte
Werke. Bd. I — VIII. 1911. 8. — Tübingen. J. C. B. Mohr (Paul S i e b e c k),
H. Laupp'sche B u c ii h a n d 1 u n g: OiifUt^'i-^'Unmlung zum Staats-, Verwaltungs-
— 21 —
und Völkerreclit, hs:. von Prof. Dr. Hcinricli Triepel. II. Bd.: Onellensammlung zur Geschichte
der Deutschen Reichsverfassunij: in Mittelalter und Neuzeit. Bearbeitet von Dr. Karl Zeumer.
II. vermehrte Auflage. 1913- 8. — Weimar. H. B ö h I a u ' s Nachfolger, Verlag:
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. XXXIII. Bd. (German., Roman.,
Kanonist. (II.) Abteilung.) 1912. S. — Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des
Deutschen Reiches. Bd. V. Heft 1, 2. 191.1. 8. -- Weckruf Verlag: ,,Der Weck-
ruf, Monatsschrift für individuelle Kultur. Heft Nr. I. Januar 1913. 8. — Wernigerode.
Fürstlich S t o 1 b e r g i s c h e s G y m n a s i u m : Die heutigen Familiennamen Wer-
nigerodes von Prof. Dr. H. Drees. Beilage zum Jahresbericht 1913. 8. — Wien. Ger-
lach & Wiedling: Die Quelle, XII: Volkstümliche Kunst, II. Österreich- Ungarn.
O. J. Qu. 2. — Nürnberg. Ein Rundgang in Bildern. 0. J. Qu. 8. — J. Fjont,
Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. (1910.) 4. — ■
Seiner K. und K. A p o s t o 1. Majestät O b e r s t k ä m m e r e r a m t : Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Bd. XXXI. Heft 1:
A. Kuhn, Die Illustration des Rosenromans. 1912. 2. — August Weiß: Kalender der
deutschen Vereine in Liv-, Est- und Kurland auf die Jahre l91<i, 1911 und 1912. 4. — Würz-
burg. H. S t ü r t z, A. - G., K. U n i v e r s i t ä t s d r u c k e r e i : Altfränkische Bilder.
XIX. Jg. 1913- Illustr. kunsthist. Prachtkalender. 1913- 2. —
Ankäufe.
Alberti Dureri clarissimi pictoris et Geometrae de Symmetria partium in rectis formis
humanorum corporum/Libri in latinum conuersi. Nürnberg 1532. 2. — (Ambros. v. Trota),
Der Mordtbrenner Zeichen und Losunge . . . Anno 1540. 4. — Conrad Gesner, Mithri-
dates. De differentiis linguarum . . . 1555. 8. — Francisci Sancti Brocensis .
Comment. in AIciati emblemata. Lugduni 1573. 8. — Andreae Alciati emblemata, Lugduni
bei Rovillius 1600. 8. — Conrad Gesner, Mithridates, exprimens differentias linguarum
iL Waser. Ed. II. rec. C. Waser 1610. 12. — ... Andreae AIciati emblemata . . . apud Joan
Tornaesium. 1614. 12. — Emblemata . . . Andreae AIciati Patavii, P. P. Tozzi. 161S. 8
— Andreae AIciati emblemata, Patavij apud Petrum Paulum Tozzium. 1621. 4. — Albrecht
Dürer, Opera, Arnhem 1640. 2. — Eigendlicher Processus, Und Gerichtlicher Verfolg . .
gegen und wider Ihr. Königl. Majestät in England, Schottland und Irrland (Carl Stuart- Karl 1.)
1649- 4. — Joh. Praetorius, Gazophylaci gavdium d. i. Ein Ausbund von Wüntschel- Ruthen . .
1667. 8. — Expertus in Truphis. Von den falschen Bettlern und ihrer Büberey. 1668. 16
— Schau- Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt- Händeln . .
1687. 8. — Beigebunden sind : Der durchtriebene Gaudieb Du Val und Die betriegliche Falsetta
— Boria, Joan. de, Moralische Sinnbilder . . . 1698. 4. — J. W. A. Eisenmenger, Ent
decktes Judentum, Oder Gründlicher und Wahrhafter Bericht, welchergestalt die verstockten
Juden Die hochheilige Dreieinigkeit . . . lästern und verunehren. 2 Theile. 1700. 4. —
(H[osemann], M. S.) Fürtreffliches Denk-Mahl der göttlichen Regierung Bewiesen an der . . .
Antiquitaet des Klosters zu S. Michaelis in Lüneburg . . . 1700. 4. — Manuductio ad
Architecturam Militarem oder . . . Einleitung zur Kriegs- Bau- Kunst von J. C. Hassel-
brinck. 1710. Qu. S. — Der Wahrsagende Mercurius oder das gantz neu-vermehrte Glückes-
Büchlein. Nürnberg 1717. 4. — ... Relation Von der Famosen Zigeuner-. Diebs-, Mord-
bnd Rauber-Bande welche zu Gießen . . . justifiziert worden . . . 1727. 4. — An-
gebunden ist: Schmid Andreas, Das über vier Malefiz-Personen ergangene Justiz- Rad. 1725. 4.
— J. Chr. Wellmann, Von der göttlichen Regierung an denen Mord- Brennern welche . . .
die Lebusische Vorstadt Franckfurt a. d. Oder angesteckt . . . 1725. 4. — Des bekannten
Diebes, Mörders und Räubers Lips Tullian . . . Leben und Uebelthaten . . . 1726. 4.
— Otto Vaenius, Schouwtonneel des menschlichen Leevens . . . s'Gravenhage. 1754. 4.
— Rotwellsche Grammatik oder Sprachkunst. 1755- 8. — "Angebunden ist: Beytrag zur
Rotwellschen Grammatik ... 1755. 8. — (N. P. Einert), Entdeckter jüdischer Baldnber,
oder Sachsen-Coburgische Acta Criminalia wider eine jüdische Diebs- und Rauberbande. 2. Aufl.
1758. 4. — Adriaan Spinnicker, Verfolg der leerzaame Zinnebeeiden . . . Haarlem 1758. 4.
— Joh. Baptista von Rocoles, Begebenheiten ausnehmender Betrüger, hg. von C. F. Pauli,
2 Teile in 1 Bd. 176O. 8. — Actenmäßiger Verlauf, die vor den . . . Stadt-Gerichten
22
zu Leip/ijr woiron vcfSi.iiii.'dt.MUM- Er/AÜcbo uiui Iväubor . . . orR;in,iioiK> Poinl. IJiitcrsiu-luinR-
I7(,4. 4. — Joacliim v. Saiulnuts Tcutsclu' Akademie der Bau-, Bildli;uier- und
.N\alerkunst: . . . Bd. I— VIII. Nürnberi;- 176S. 2. — Urg;icht und Urtlieil . . . des
Baierischen Hiesel. 1771. 4. — Drey Curieuse Cliymisciie Tractätlein, das Erste betitult:
Güldene Rose . . . Das .andere Brunn der Weisheit und Erkänntnis der Natur . . .
Das Dritte Blut der Natur . . . 1774. S. — Joli. Caspar Lavuter, Zwo Predigten bey
AnlaÜ der Veririftunir des Naohtnialilweins. 1777- 8. — Sonderbarer Reciitsliandel des Herrn
Karl Schloisniiig • • • wider Hrn. Job. Rautenstraucli. 1778. Kl. 8. — Zweifel über die
Vergiftung des Nachtmahlweins zu Zürich 177f^>- 1778. 8. — Naclirichten von merkwürdigen
Verbrechen in Deutschland. I. Bd. A— K. II. Bd. L— Z. 1786. S. — Joh. Georg Krünitz,
Oecononiische Encyklopädie oder allgem. System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirt-
schaft in aiphabet. Ordnung. Brunn 1787 ff. Bd. 1 — 161. 103—205. S. — (G. J. Schäffer)
Sulz. Zigeuner-Liste und genaue Beschreibung des in Scinvaben, aucii in Bölimen, Ungarn, Hes-
sen, Hanau- Lichtenbergischen Landen und bes. bei Pirmasens . . . herum vagirenden Räuberr-
und Zigeuner-Gesindels . . . 1787. 2. — Hofrat von Eckartshausen, Mistische Nächte oder
der Schlüssel zu den Geheimnissen des Wunderbaren. 1792. 8. — ... Untersuchung
und Urteile über den Königsmörder Jacob Joh. Ankarström . . . 1792. 8. — Bruch-
stücke aus den Begebenheiten eines unbekannten Beherrschers der verborgenen Obern der
höheren lUuminaten und höheren Propaganda. I. Bdch. 1793. 8. — (J. U. Scholl) Abrif.5
des Jauner und Bettlerwesens in Schwaben . . . von dem Verfasser des Konstanzer Hanß.
1 793- 8. — Oberdischinger Diebsliste über die in Schwaben und von da in den umgränzenden
Ländern herumstreichende Jauner, Mörder, Straßenräuber . . . Nebst . . . Anhang der . . .
hingerichteten Erzdiebe. 1799. 2. — Friedr. Aug. Roth, General-Jauner Liste oder Alphab. Aus-
zug . . . 1800. 2. — Schaeffer, Georg Jacob, Sulz am Nekkar, Beschreibung derjenigen Jauner
. . . und anderen . . . liederlichen Gesindels, welche ... in Schwaben, in der Schweiz, Baiern,
in der Pfalz, am Rheinstrom, Boden- und Zürcher See, Frankreich, Tirol etc. . . . herumschwärmen.
1801. 2. — (Rebmann.) Damian Hessel und seine Raubgenossen. Aktenmäßige Nachrichten
über einige gefährliche Räuberbanden. . . iSll. 8. — C. D. Christensen, Alphabet. Verzeichnis
einer Anzahl von Räubern, Dieben und Vagabunden mit hinzugefügtem Signalments ihrer
Person etc. I8l4. 8. — Dr. Lux, Der Scharfrichter nach allen seinen Beziehungen. II. Aufl.
1S14. 8. — E. F. Buchholz, Histor. Denkwürdigkeiten aus Kriminalprozessen der neueren
Zeit. 2 Teile. 1816. 8. — (Gißler.) Diebs- und Räuber-Signalement und Jauner- Wörterbuch.
1820. 8. — O. P. T. Schwencken, Notizen über die berüchtigten Gauner und Spitzbuben . . .
1820. 8. — Bischoff, Die Kocheme Waldiwerei in der Reussischen Martine oder die Gauner
und Gaunerarten im Reussischen Voigtlande. 1822. 8. — F. L. A. von Grolman, Wörter-
buch der in Teutschland üblichen Spitzbuben- Sprachen. I. Bd. in 2 Abt. 1822. 8. — C. P.
T. Schwencken, Aktenmäßige Nachrichten von dem Gauner und Vagabunden Gesindel sowie
von einzelnen profess. Dieben zwischen Rhein und Elbe. 1822. 8. — Joh. Nikol. Bischoff:
P.A. Fonk und Chr. Hamacher, deren Richter u. die Riesen Assisen zu Trier in den Jahren 1820
und 1822 ... 2 Bde. 1823. 8. — K. Stuhlmüller, Vollständige Nachrichten über eine polizey-
liche Untersuchung gegen jüdische durch ganz Deutschland verbreitete Gaunerbanden, geführt
zu Plassenburg. 1823. 8. — J. A. Wennmohs, Der Gauner oder Schilderung der gewerbsmäßigen
Verbrechen am Eigenthum aus Gewinnsucht. 1823. 8. — Joh. Ludw. Meyer, Schwärmerische
Gräuelscenen oder Kreuzigungsgeschichte einer relig. Schwärmerin in Wildenspruch, Canton
Zürich. 2. Ausg. 1824. 8. — G. W. Pfeiffer, Aktenmäßige Nachrichten über das Gauner-
gesindel am Rhein und Main. 1828. 8. — Die Tyroler ekstatischen Jungfrauen. Leitsterne
in die dunkeln Gebiete der Mystik. I. Bd. 1843- 8. — A. F. Pott, Die Zigeuner in Europa
und Asien. 2 Teile. 1844/45. 8. — Aktenmäßige Designation Deren Von einer Diebischen
Judenbande verübten Kirchen- Raubereyen . . . Samt Angefügter Beschreibung Deren
meisten Jüd. Ertz-Diebe ... 3. Aufl. (mit dem aktenmäßigen Supplementum mit den
Gaunervokabeln). O. J. 4. —
Heyer von Rosenfeld'sche Stiftung. Erich von Bennigsen Syke, Der Adel von Hannover,
Oldenbourg, Braunschweig, Lippe und Bremen bis zum Jahre 1866. 1. Heft. 1913- 8. —
Churbajerischer Hof- und Staats-Calender für das Jahr 1768, 1769, 1778. München. O. J. 8.
23 —
— Otto Forst, Die Ahnenprobe der Mainzer Domherren I. aus Quellen und Studien zur Genea-
logie. 1913. Qu. 8. — Förstemann, Altdeutsches namenbuch. Bd. II. Lief. 8, 9. 1912. 4.
— Schweizerisches Geschlechterbuch 1913- IV. Jg. (1913-) 8. — Gustav L. Knod, Die
alten Matrikeln der Universität Straßburg 1621 — 1793- Bd. 1, 11, III. 1897 und 1902. 8. —
Koerner, Deutsches Geschlechterbuch. Bd. 22. 1912. Kl. A. — Litta, Famiglie celebri
italiane. Seconda Serie Fase, i — S8. 1902— 13. 2". — Rudolf Martin, Jahrbuch
der Millionäre. Bd. 7: Provinz Brandenburg; Bd. 8: Berlin. l'M3. 8. — Miniaturen aus
Handschriften der K. Hof- und Staatsbibliothek in München, hg. von Dr. Georg Leidinger.
Heft 3. Abt. I und II: Turnierbuch Herzog Wilhelms IV. von Bayern. O. J. Qu. 2.
— Pantheon der Deutsciien 1., II. und III. Teil. 1794— 1800. 8. — Publikatinnen aus d<;n
K. Preuß. Staatsarchiven: Ältere Universitäts-Matrikeln I, Universität Frankfurt a. C). Bd. 1,
2, 3. 18S7, 1888, 1891 ; II. Universität Greifswald. Bd. 1,2. 1893/94. 8. — J. B. Rietstap,
Armorial general. Fase. 74, 75. O. J. 2. — Georg Schmidt, Die Familie v. Manteuffel. Teil III :
Der Stamm Poplow. 1913- 8. — Hans Schulz, Deutsches Fremdwörterbuch. V. Lief.
1913. 8. — Stammfolge und Chronik der aus Aalen hervorgegangenen Familie Palm sowie
der damit verbundenen Familie Cranz. 0. 0. und J. 2. — Vier handschriftliche Wappen-
büchlein der Geschlechter Regensburgs. Abschrift ,, Eines löblichen Haußgerichts-Stamm-
und Wappenbuch so 1609 die Hansgraven und Assessoren zu machen sich verglichen". Ab-
schrift aus dem Jahre I866. Kl. 8. —
Nassauer Stiftung. Archives ou Correspondance inedite de la Maison d'Orange-Nassau.
V. Serie. Publiee avec Autorisation de S. M. La Reine par F. J. L. Krämer. Tome II.
1779- — 1782 1913. 8. — Josef Kehrein, Volkssprache und Volkssitte in Nassau. Bd. I,
II, III. 1S71— 72. 8. —
Denkmäler der Heilkunde. D. Christian Gottlieb Ludwig, ,, Anfangsgründe der Wund-
arzneykunst " 1766. 8. — Justinus Kerner, Geschichte Besessener neuerer Zeit.
1834. S. — Sebastian Khiiller, Kurtze Vnnd warhafftige Historia " München, bey
Adam Berg. O. J. 8. — Georg Scherer, Christliche Erinnerung Bey der Historien von jüngst
beschehener Erledigung einer Junckfrawen 1584. 4. —
Bierbrauer-Stiftung. Carl Ritter von Schroff, Ueber Bier. Hs. (Über 175 doppelseitig
beschriebene Blätter.) Qu. 8.
fJepositum der Stadt Fürth.
71 Einzelhandschriften und 63 Sammelhandschriften oder Aktenfaszikel zumeist auf die
Reichsstadt Nürnberg bezüglichen Inhalts, dazu 522 gedruckte Werke (mit zusammen 808 Bänden)
des 15. bis 19. Jahrhunderts aus den Beständen der ehemaligen Fürther Gebhardtsclien und
Stadtbibliothek.
— 24 —
LUEfMRISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Aura academica, ein Julirbiu'li für alte und juni^e Buisi-lien, lier;uis,ii,^',y:elH'n von
Dr. Uetreclit, Leipzig. Nordische Verlags-Anstalt K. H i e r o n y ni u s , Neuniiinster i. Holst.
II. Leipzig, 1913. KL 8". 368 SS. mit zahlreichen Abbildungen.
Eine Welt für sich ist diejenige des deutschen Burschentums, des für seine Ideale be-
geisterten deutschen Studenten. Eigenartig steht sie da, froh und freudenvoll, herrlich zu-
gleich, doch auch ernst und inhaltschwer. Es wäre gar zu traurig, wollte man hier in nüch-
ternem Philistertum das von den Vätern Überkommene /.erst('iren. Zu viel l'oesie liegt in
dieser Welt beschlossen und stets weckt sie bei Jung und Alt von neuem feurige Begeiste-
rung. Die Geschichte, Gebräuche und Einrichtungen des deutschen Studentums sind bislang
noch nicht in einem Sammelwerk zusammengefaßt worden. Hier liegt der erste Band eines
Jahrbuchs vor, das sich die Aufgabe gestellt hat, diesem schon vielfach gefühlten Mangel
abzuhelfen. Aber es will noch mehr, es will zum gegenseitigen Austausch von Meinungen
dienen und ein Bindemittel sein zwischen den studentischen Verbindungen und Verbänden
für ihre nationalen, kulturellen, sittlichen und reformatorischen Aufgaben. Es wird Beiträge
bringen über Korporationswesen, Statistik, Studentenhäuser, Kneipen, Studentenkunst, Alkohol-
bewegung, Genealogie, Biographie, Heraldik, Literatur, Reformvorschläge im Turn-, Spiel-
und Waffenwesen, Ehrenhändel, Geschichte, Zwecke und Ziele von Verbänden, ferner Studenten-
lieder, Gedichte, Novellen, Balladen, Romane, Mensurgeschichten u. a. m. Siehe S. 14 des
von Dr. Uetrecht geschriebenen Vorworts, das im übrigen eine glühende Begeisterung für
die Sache verrät.
Eine stattliche Zahl von Aufsätzen, Erzählungen, Skizzen und Dichtungen ist in dem
buchtechnisch vornehm ausgestatteten Bande enthalten, der ein neues glänzendes Zeugnis
von der Leistungsfähigkeit der Verlagsanstalt ablegt. Die Abhandlungen ernsterer Art be-
sitzen den Vorzug der Kürze und Originalität. Es fehlt aller gelehrte Kleinkram. Es wird
direkt auf des Pudels Kern eingegangen und manche beherzigenswerte Lehre gegeben. Ich
verweise vor allem auf die Aufsätze ,, Deutsches Farbenstudententum, seine Berechtigung in
Gegenwart und Zukunft", von Paul Grabstein und ,,Zur Hebung der studentischen Heraldik"
von Friedrich Freiherrn von Gaisberg-Schöckingen. Hübsche Lieder singen von den heiteren
und ernsten Erlebnissen des Farbenstudenten oder träumen in Erinnerungen an die vergangene
schöne Studentenzeit. Selten ist die Zeit von 1806 — 1813, der erhabenste Abschnitt im
Werdegang unseres Studentenlebens, so begeistert geschildert worden, als es Dr. Karl Konrad
in seinem Aufsatz ,,Die deutschen Studenten in den Befreiungskriegen" getan hat. So etwas
muß man gelesen haben, weil es von allgemeiner Bedeutung ist. Wichtig ist auch der Auf-
satz über die Geschichte des älteren Studentenliedes von Dr. Ernst Fuchs. Auch dieser darf
Anspruch auf allgemeine Beachtung erheben. Eine Fülle von Material und Studium liegt in
ihm beschlossen. Er wirkt klärend und anregend zugleich. Schon jetzt dürfen wir auf das
ausführliche Werk gespannt sein, das der gleiche Verfasser demnächst bei derselben Verlags-
Anstalt erscheinen lassen wird. Mit den ernsteren Abhandlungen wechseln launige Skizzen
und Novellen, die teilweise geschichtlichen Charakter tragen und eine angenehme Lektüre dar-
stellen. Auch reicher bildnerischer Schmuck ist dem Büchlein beigegeben, das entschieden
einen erfreulichen Schritt nach vorwärts bezeichnet. Voran steht ein Silhouettenporträt Kaiser
Wilhelms II. als Bonner Preuße zum 70. Semester.
Fritz Traugott Schulz.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, fHürnberg.
IOI3. Nr. 2.
April— Juni.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
P r i n z r e g e n t Ludwig von Bayern li a t das i Ii m vom Direktorium im
Auftrage des Verwaltungsaussciiusses angetragene Protektorat über das
Germanische N a t i o n a 1 m u s e u m zu übernehmen geruht, das vor ihm König
Ludwig IL, dann P r i n z r e g e n t L u i t p o 1 d der Anstalt zum Segen ausgeübt
h aben.
STIFTUNG.
Von Herrn Ingenieur Chr. Lange in Berlin wurden dem Museum zwecks Erwerbung
der lebenslänglichen Mitgliedschaft in höchst dankenswerter Weise 1500 Mark überwiesen, die
dem Stammvermögen der Anstalt, das noch so sehr der Stärkung bedarf und überhaupt eigent-
lich erst im Entstehen begriffen ist, zugeflossen sind.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Standesherren: Fürst Ernst zu Hohenlohe-Langenburg in Langenburg 20 Ji
Von Kreisausschüssen: Alienstein 10 M ; Dieburg 10 M ; Friedberg (Hessen) 10 M ; Groß-
Gerau 10 M; Heppenheim 10 M; Regenwalde 10 M.
Von Vereinen: Donaueschingen. Fürstlich- Fürstenbergische Kunstsammlungen 3 ,fL
Nürnberg. Deutscher Technikerverband, Zweigverein Nürnberg 20 Jl; Verband alter Land-
mannschafter Nordbayerns 10 Ji.
Von Privaten: Basel. Th. Haaß-Haerle 4 .ft ; Dr. P. W. Schmidt, Professor 4 J(. ; Bücke-
burg, von Wersebe, Hofkammerrat 5 M ; Coblenz. Dr. Kretzer, Fabrikbesitzer in Wallersheim
3 Ji; Darmstadt. W. H. Diehl, Hoflieferant in Groß-Gerau 3 M; Donaueschingen. Professor
Otto Heinrich, Vorstand der Fürstlich- Fürstenbergischen Kunstsammlungen 3 Ji«; Eßlingen.
Emil Backhaus, Fabrikant 5 M ; Ma.x Böckeier, Maschineningenieur 3 Ji; Paul Braun jr. Fabri-
kant 5 Ji; Paul Dick, Kommerzienrat 5 iC ; Otto Junge, Architekt 3 M; Frankfurt a. M.
Dr. W. Pfeiffer 10 JL; Fürth. Karl Brunn, Privatier 5 ife ; Gera. Bernhard Troegel, Pastor
2 M; Greifenberg i. Pomm. Graf Bismarck-Osten auf Schloß Plathe 10 Ji; Engel, Super-
intendent 3 Jlo ; Graf Flemming auf Schnatow bei Görke 5 M ; Dr. W. Kuehn, Oberlehrer 3 Ji ;
Dr. Wehrmann, Professor, Gymnasialdirektor 5 Ji; Hannover. G. Nißle, Direktor a. D. 3 Ji;
Heldburg. Bartels, Regierungslandmesser in Hildburghausen 1 Ji ; Lothar Bartenstein, Salinen-
besitzer in Friedrichshall-Lindenau 5 M; Etzerodt, Apothekenbesitzer in Hildburghausen 1 Jl;
Dr. med. Gernert in Hildburghausen 2 Ji; Stiehr, Regierungslandmesser in Hildburghausen
1 Ji; Hilpoltstein. Dr. Arnold, prakt. Arzt in Heideck (bisher 5 Ji) jetzt 10 Ji; Hohenstein.
Ernst Meisch, Fabrikbesitzer 3 Ji ; Kronstadt. Gustav Schuster, Pfarrer 1 Kr.; Heinrich Zeidner,
Buchhändler 1 Kr.; Leipzig-Wahren. Franz Planert 3 M; Lübeck. A. Roeper, Kaufmann
(bisher 5 Ji) jetzt \0 M; Meran-Obermais. Dr. med. Ma.x Kuntze, Kaiserl. Rat 3 Kr.; Wenzel
Tatter, Rentner in Algund b. Meran 10 Kr.; Nürnberg. Eugen Gonradty, Fabrikesitzer 100 Ji;
Oscar Dessart, Kaufmann 10 Ji ; Dr. Karl Geiershöfer, Rechtsanwalt 5 Ji; Alfred Gucken-
heimer Fabrikbesitzer 3 Ji; Hemmer, Major 5 Ji ; Richard Hertlein, Apotheker 5 Ji ; Fr. Hirsch,
— 26 —
K. Amtsrichter 5 Jt ; Frau Baurat Jungkunz 3 ./<• ; Reclitsanw ;ill l)r. Riiiuird Kuhn, Bankier
15 .« ; Ludwiii' SebaKi. Fabrikbesitzer 5 .H ; Jacob Teutscii, Baiikilircktor 5 .// ; VictDria-Werke
A.-G. to .« ; Pirmasens. Kenner. Vikar 3 .# ; Plauen i. V. Hans von lioldt 3 .11: Rastatt.
E. Böhm, Fabrikdirektor in Gernsbach 2ü Jt ; A. Fischer, Fabrikdirektor in Weisenbach ukIL;
Dr. HauÜer, Rej^ierunssassessor 2 .# ; Dr. Imhoff, Amtmann 2 .# ; Leutwein, Rechtspraktikant
2 .H ; Roth. Reciitsanwalt ^ .H ; Regensburg. Wolfjiani;- Roller, Kunstanstaltsbesitzer 1 Ji;
Sopron. Alfred von Schwartz lo .// ; Sulz a. N. Verwaltunjisaktuar W. Böhm, Landtai^sab-
jjeordneter 1 .<(. ; Wetzlar. G. Gulit, Brauereibesitzer 5 .ti; Heinrich Juni;, Hüttenbesitzer auf
Carolinenhütte lo ./( ; J. Mischet, Gasthofsbesitzer 3 i^ ; J. G. Müller, Bauunternehmer 5 .f^ ;
J. Weimer. Holzhändler in Ehrin^shausen 5 .ft ; Dr. W. Wetz, Arzt 3 ■!(■
Einmalige Beiträge.
Greifenberg i. Pomm. von der Marwitz, Generalmajor a. D. 5 .# ; Nürnberg. Christopli
W'ening. Fabrikbesitzer 200 JL
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Zwei Holzf iguren Joh aiines B apt ista und Johannes E van gelist a (Abb. 9u. 10),
deren Entstehung in die Zeit von 1525 — 1540 zu setzen ist, sind trotz schlechter Erhaltung für
unsere Sammlung von Bedeutung als Werke eines hochbegabten oberrheinischen Meisters und
als Beispiele einer in der oberdeutschen Kunst der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts weit ver-
breiteten Stilrichtung. Der Meister war im südlichen Baden und im Elsaß tätig, sein Haupt-
werk ist der Hochaltar im Münster zu Breisach ; der Altar in Niederrottweil bei Breisach darf
ihm zugeschrieben werden, wenn auch die Ausführung kaum ganz von seiner Hand ist. Als
eine Arbeit seiner früheren Zeit betrachte ich den St. Anna-Altar im Münster zu Freiburg i. Br.
Da demnächst eine eingehende Studie über den Meister des Breisacher Hochaltars, der sein
Werk H. L. bezeichnet, von anderer Seite zu erwarten ist, mögen diese Andeutungen genügen.
Stilistisch gehören die Figuren dem übertriebensten spätgotischen Barock an, ja sie galten,
bevor sie von Demmler als Arbeiten des Breisacher Meisters erkannt wurden, als Werke des
18. Jahrhunderts. Die spätgotische Holzbildnerei geht vom Ausgang des 15. Jahrhunderts
an auf höchste Steigerung der plastischen Wirkung aus: die Erscheinung liegt im Zuge der
Zeit und tritt spontan an verschiedenen Orten auf, ihre Anfänge sehen wir bei Michael Fächer,
bei Veit Stol3: ihre weitere Entfaltung bei Hans Backofen und bei Hans Leinberger, ihre letzten
Folgerungen zieht der Breisacher Meister, bei dem auch die letzten Wahrscheinlichkeiten der
Drapierung der dekorativen Gesamtwirkung geopfert werden. Der Meister verfügt über ein
souveränes Können, für ihn gibt es keine technischen Schwierigkeiten, er erreicht voll, was
er beabsichtigt. Aber sein Wollen und sein Vollbringen mutet uns fremd an, Kleidung und
Haare, ja die menschliche Gestalt selbst wird ihm zum Ornament. Und doch kennt er den Orga-
nismus und weiß den Köpfen starken geistigen Ausdruck zu geben.
Er trifft darin mit Hans Leinberger zusammen. Die Ähnlichkeit der Mache in den Köpfen
des Johannes Baptista (Abb. 11) und des armen Mannes in der Nürnberger Richtergruppe
(Abb. 12) ist so groß, daß ich in Versuchung war, das Monogramm H. L. des Breisacher
Hochaltars in Hans Leinberger aufzulösen, aber es sind doch wieder Verschiedenheiten vor-
handen, welche es ausgeschlossen erscheinen lassen, daß sich Leinbergers Kunst zu diesem
auf die Spitze getriebenen Barock entwickelt habe. B e z o 1 d.
Nicht unwichtig war für uns ferner die Erwerbung der kleinen Reliefplatte, die
Vergänglichkeit darstellend, aus der Sammlung Oppler. In Buchs gearbeitet, durch ver-
schiedenfarbige Beizen belebt, ist dieses Stück ein neues Beispiel des starken Einflusses der
graphischen Künste auf die ältere Kunst überhaupt. Namentlich war es Heinrich Aldegrever,
dessen Blätter im Handwerk Nachahmung gefunden haben. Sie dienten Töpferarbeiten,
Ofenplatten, an Erzeugnissen der Vischerschen Gießhütte, an Prunkwaffen und namentlich
an Goldschmiedearbeiten als Vorlage. Seine Stiche muten wie Treibarbeiten an und laden
ohne weiteres zur Umsetzung in die Plastik ein. Übrigens gibt es auch verschiedene kleinere
Reliefs und Medaillons in Speckstein oder Kehlheimer Stein, welche Gegenstände Aldegreverscher
27 —
Stiche wiederlidlen und S(»,t;ar sein Monnuramm trafen. Das ist liei dem vdilieuenden Stiicic
nicht der Fall, das auf den Stich B. 134 zurückgeht und diesen im wesentlichen unmittelbar
kopiert. D\t Abhängiskeit von der Vorlage ist groß. Doch fehlt es auch nicht an Ab-
weichungen. Die Darstellung wurde nach links hin verlängert. Und rechts unten kam noch
eine befestigte Stadt hinzu, die von einem burgenbewehrten Berg überragt wird. Eine Bigen-
tümlichkeit des Kopisten ist die plastische Behandlung des Gewölks statt der strichelnden
des Kupferstichs. Dieser trägt die Jahrzahl 1529. Unser Relief aber ist weit später entstanden.
Stil und Behandlungsart weisen bereits auf das 17. Jahrhundert und anscheinend auf Eger
Abb. 9. Johannes der Evangelist. Abb. 10. Johannes der Täufer.
Holzfiguren von 1520 — 30, vom Meister des Breisacher Hochaltars.
als Ort seiner Verfertigung hin. Interessant ist es zu beobachten, wie der Aldegrever in der
Zeichnung des Nackten eigentümliche Manierismus in der Wiederholung des 17. Jahrhunderts
noch einen erhöhten Grad angenommen hat.
Vielleicht die bedeutendste Ergänzung der Sammlung originalplastischer Denkmäler aber
stellt der sogenannte ,,H a n s e 1" dar, eine schalmeiblasende Brunnenfigur vom Heinzen- oder
— 28 —
Manselbrunnen im vorileren Hof des 1339 von Konrad Groß gestifteten Heilijj-Geist-Spitals in
Niirnberi;. die uns von der Stadt Nürnberg; zur AufbewaiuunK' überwiesen wurde, naciidem sie an
Ort und Stelle durtii eine getreue Kopie ersetzt werden war (Abb. 17). Hs ist eine Bronze-
ficur, die sich in dem realistisciien Ciiarakter anderer Nürnberger Brunnenfiguren, wie z. B.
des Dudelsackpfeifers oder des Gänsemänncliens, bewegt, aber liiesen in der Zeil um ein Be-
trächtliches vorangeht. Sie ist an das Ende des 14. oder in den Anfanj^ des 15- Jahrhunderts
zu setzen, also in eine Epoche, in welcher die figürliche Erzbildnerei weit hinter der Stein-
bildnerei zurücktritt, die den Vorrang für sich beansprucht. Eine genauere Datierung ist
vor der Hand nicht möglich. Die Bezeichnung ,, Hansel", also der Taufname Johann
in familiärem Sinn, deutet sclion darauf hin, daü wir es mit einem Gebilde zu tun haben,
das die Bedeutung des Kuriosen oder Scherzhaften an sich trägt und so ist es auch in Wirk-
lichkeit. Wir brauchen nur den engen schlanken Wuciis der modisch gewandeten Gestalt mit
dem ailzugroBen Kopfe in Bezug zu setzen und wir werden uns bald klar sein, daü dieses Miß-
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Abb. 11. Kopf der Täuferfiguren.
Vom Meister des Breisacher Hochaltars.
Abb. 12. Kopf des armen Mannes.
Aus der Richtergruppe Hans Leinbergers.
Verhältnis ein gewolltes ist. Auch die Kette, welche den Leib umzieht, und ursprünglich bis
zur linken Ferse herablief, spricht dafür. Nicht ursprünglich sind die Abfallröhren in den
Ohren und der große Kupferhut. Sie scheinen eine Zutat erst des 17. Jahrhunderts zu sein.
Ausnehmend reich war dieses Mal der Zugang an wertvollen Gold- und Silber-
geräten. Voran steht hier eine große silbervergoldete Prunkplatte mit aufgelegten
Ornamenten in Weißsilber (Abb. 13) von einem der drei Augsburger Goldschmiede Lorenz
B i 1 1 e r und zwar wahrscheinlich von demjenigen, der im Jahre 1720 starb. Die Ornamente be-
bestehen in Rankenwerk, untermischt mit Blumen und Früchten, das auf dem äußeren Rand
an vier Stellen weibliche Brustbilder als Mitte umschließt. Besonders fein gearbeitet und
ausnehmend hoch getrieben ist das die Mitte des Fonds einnehmende Relief einer Reiter-
schlacht, das den Namen des J o h a n n A n d r e a s T h e 1 o t (1654—1734) trägt (Abb. 14).
Das bewegte Leben der Darstellung in der Mitte kontrastiert in eigenartiger Weise zu dem,
dem Geschmacke der Zeit entsprechend überladenen Prunk der ornamentalen Auflagen.
— 29 —
Und nun fnlßt ein zweiunddreißigteiliges S i I b e r s e r v i c e (Abb. 15 u. iC), das sich
ehemals als Geschenk Potemkins befunden liaben soll, im Besitz der Kaiserin Katharina
von Rußland (1729—1796), darauf in der Sammlung- der Prinzessin Mathilde Bonaparte in
Paris auftauchte, aus dieser von einem Florentiner Händler erworben wurde und nunmeiir
durch Kauf an die Statte gelangte, welche die berufene Pflegerin und Hüterin (.ier Schätze
alter deutscher Kunst und Kultur ist. Denn ai-ich dieses Service ist in Deutschland, und
zwar wiederum in Augsburg entstanden. Die meisten Stücke tragen das Zeichen des J o li.
M a r t i n S a t z g e r, der i. J. 1785 starb und vornehmlich Gebrauchsgeräte wie Zucker- und
Kuchendosen (vgl. Abb. 16), Platten und Kelche fertigte. Nach dem Beschau mit dem Buch-
staben N kämen die Jahre 1757 — 1759 als Zeit der Anfertigung unserer Stücke in Betraciit.
Daneben finden wir aber nocii andere Meistermarken, sn diejenigen des Christianus Drentwett
Abb. 13- Silberne, z. T. vergoldete Prunkschüssel.
Von Lorenz Biller und Job. A n d r. T ii e 1 o t. Augsburg, 1. Viertel des 18. Jahrh.
d. J., der 17S4 Vorgeher und in den Jahren 17^7, 1789 und 1793 Geschaumeister war, und des
Joh. Jak. Biller, der 1745 Meister wurde und 1777 starb. Schon hieraus erhellt, daß einzelne
Stücke später sind. Die beiden Kristallflaschen mit den Kronendeckeln gehören sogar erst
dem 19. Jahrhundert an. In dem Reiciitum an verschiedenartigen Formen der Geräte und
durch deren Zusammengehörigkeit zu einem einheitlichen Zweck steht dieses Service, dem
der Stempel des ornamentfrohen Rokoko aufgeprägt ist, ziemlich vereinzelt da und bildet gleich-
zeitig ein vortreffliches Seitenstück zu dem lu.xuriösen fürstlichen Reisenecessaire, das sich
schon seit langem in unserem Besitz befindet und das ein unbekannter Augsburger Goldschmied
ums Jahr 1710 anfertigte.
Fritz T r a u g 0 t t S c h u 1 z.
— 30 —
G e s i" h 0 II k e.
Altenbanz. D a r 1 e h e n s k :i s s o n v e r e i n A 1 t e n b :i n z - S t a de 1 : Uliiclis-
krcii/, .Messiiiu. Friesenesser 11 1. A. 15 b- 1S. Julirh., Hufeisen mit breiter Platte': bL'ide Sfüike
sefunden i. J. I')M in der Gemeinde Sciiönbrunn bei Staffelstein. Bad Dürkhcini (Pfalz).
Amtsrichter Karl O r t li: Messinsjetun auf die Befreiuns Wiens von der tiirkisclien Bi.'iasL'run,i,'
Abb. 14. Relief der Reitersclilacht,
aus der Augsbur.i^er Prunkschüssel, in Silber st^trieben von J o h. A n d r. Thelot.
am 12. September 1683, von dem salzburgischen Siegel- und Eisenschneider Paul Seel ; Medaille
auf die holländische Münze, 29. Mai 1766, Silber; Medaille von Gayrard auf die Geburt des
Prinzen Heinrich Carl Ferdinand, Herzogs von Bordeaux, vom 29. September 1820, Bronze;
Medaille auf das VI. österreichische Bundesschießen in Wien, 28. Juni bis 7. Juli 1908, von
— 31 —
H. Schaefer, Silber. — Heilbronn. Spezialarzt Dr. med. J. L a u f f s : Abzeichen des Inter-
nationalen Tuberkulose- Kongresses Paris 190.S. — Nürnberg. K. Bayer. Hofschuhmacher
Louis Butz: Kädersporn, 14. — 15- Jalirli., gefunden im Wald bei Rappersliausen im Grab-
feld. Kaufmannssattin Frau K. F r a n k e n b a c h e r : Vier Mesural, Pfosteninschriften
für jüdisclie Wohnräume, 18. Jaiirh.; jüdisches Gebetbuch in braunem, ornamental verziertem
Lederband und mit silber^eRossenen, aus Voluten komponierten Schließen, iS. Jahrh. ; Zitronen-
presse, Ende 18. Jahrh.; Gebetniantel (Tallith) für den Gottesdienst in der Synagoge, Ende
— 32 —
IS. J.ihrh. Instrunienteninacher Georg Graeßel: Zwei zusaniiiienpeliörige Klarinetten
von J. G. Heinze in Leipzig, Anfang 19- Jahrh. Kavifniann und Handelsrioiiter Aibrecht
M e e r d e g e n: Langhobel von Kotbuclienholz, 1800. Privatier J a k o b H o f f ni a n n:
Goldsihläger- Geräte aus dem Besitz des Nürnberger Goldschlägermeisters Hieronymus Pias
A\einecke, bestehend in einer Marmorkugel, zwei Eisenscheren, Stahlspatel und Schabeisen,
IS. Jahrh. und um iSOO. Rechtsanwalt Rieh. Jung: Knickerschirmchen, Ende 18. Jahrii.;
kurze Frauenjacke, Seide, weiß und rot gestreift, Anfang 19. Jahrh.; Vase aus dunkelgrünem
Glas, durch Weiß, Schwarz und Gold belebt, Mitte 19- Jaiirii. Frau A r t u r Müller: Leder.
tasche eines reisenden Schneiders, Anfang 19. Jahrh. Goldarbeiter T o b. T o d t s c h i n d e r:
Teil einer Bronzesichel der Hallstattzeit. Dachdeckergehilfe Anton Uleinik: Dacli-
Abb. 16. Silberne, z. T. vergoldete Kuchendose.
Augsburger Arbeit um 176O.
Ziegel vom ehemaligen Barfüßerkloster in Nürnberg, 17. Jahrh. Lehrerstochter Fräulein Flora
Wolf: Damenschirm mit weißseidenem Bezug und einem Überzug in reich durchbrochener
Handarbeit, Ende 19. Jahrh. — Würzburg. Frau Johanna Schwab ach er: S. Onu-
phrius-Relief in Lindenholz. Süddeutsch, wohl unterfränkisch, 1. Hälfte 18. Jahrh.
Ankäufe:
Gemälde. Männliches Bildnis, Hüftbild in Vorderansicht, Pastell von J o h. F r i e d r.
Karl Kreuel.
Plastik, Originale. Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist, Standfiguren in
Dreiviertel- Vollplastik mit ausgehöhlter Rückseite. Lindenholz. Um 1530. (Abb. 9 u. 10).
Verwandt vom Meister der Figuren des Breisacher Hochaltares v. J. 1526. — Die Vergäng-
lichkeit Reliefplatte aus Buchs. Nach dem Stich Heinrich Aldegrevers B. 134. Egerer Arbeit.
17. Jahrh. Aus der Sammlung Oppler.
— 33 —
Hausgeräte. Große silbervergoldete Prunkplatte mit aufRelegten Ornamenten in Weiß-
silber von Lorenz B i 1 1 e r - Augsburg (t 1720) (Abb. 13). E)as Relief der Reiterschlacht in
der Mitte von J o h. A n d r. Thelot (1654—1734) (Abb. 14). — Zweiunddreißigteiliges
Silberservice. Augshurger Arbeit, die Mehrzahl der Stücke mit dem Zeichen des J o h. Marti n
Satzger (f 1785) (Abb. 15 u. 16).
Tracht und Schmuck. Ulrichskreuz, silbergegossen und vergoldet.
Bauteile und Baumaterialien. lOS Ofenplatten aus dem 17. bis Anfang des 19. Jaiir-
hunderts.
Medaillen. Schautaler mit dem Bildnis Ferdinands I. v. J. 1529 auf die Türkengefahr.
Silber. — Medaille auf die erlangten Doktorprivilegien der Universität Altdorf v. J. I623 von
Christian Maler, aus zwei vergoldeten Silberplättchen als Vorder- und Rückseite zusammen-
gesetzt.
Hohenzollern-Stiftung. Probe der Vorderseite einer Medaille auf Friedrich Wilhelm 111.
von Preußen v. J. 1S32 von Jachtmann, Blei.
Deutsch-jüdische Altertümer. Vorhang zur Verkleidung des Raumes zur Aufbewahrung
der Thora. Ende IS. Jahrb.
D e p OS i t a.
Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg. Sogenannter ,, Hansel", schalmeiblasende
Brunnenfigur vom Heinzen- oder Hanselbrunnen im vorderen Spitalhof zu Nürnberg. Bronze,
der Hut Kupfer. Um 1400; der Hut 17. Jahrb. (Abb. 17). — Einseitige Bleiporträtmedaille
auf Andreas Oertel d. Ä. v. J. 15 76, Art des Valentin Maler.
Aus Privatbesitz: Puppenküche, in ihren Hauptbestandteilen dem Ende des 18. Jahr-
hunderts angehörend, i. J. 1837 renoviert und ergänzt.
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenke.
Calw. Apotheker C. Seeger: Hygiea, kleine holzgeschnitzte und vergoldete Figur,
vom Rezeptiertisch der Lorclier Apotheke, Anfang 19- Jahrb.; drei Giftbücher der ,, Neuen
Apotheke" in Calw, I8l0ff., 1831 ff. und 1853 ff. Nürnberg. Kaufmann und Handelsrichter
Albrecht Heerdegen: Ot-H^c-ksilbermörser , Kalksteinbehälter auf Eichenholzsockel,
18. Jahrb.; Achatmörser mit zugehörigem Stößel, 18. Jahrb.; Schildkröte und Haifische,
ausgestopft, bezw. getrocknet, Säge eines Sägefisches und Glied eines Wallfisches, aus dem
Tennen des Hauses Karolinenstraße 34 in Nürnberg, ehedem ,,Zur Palme" genannt; eine
Anzahl grün-, gelbgrün- und braunglasierter Krüge und Flaschen zur Aufnahme von Medi-
zinaldrogen, 18. Jahrh.
Ankäufe.
Hieronymus Cardanus, Offenbarung der Natur vnnd Natürlicher dingen auch mancherley
subtiler würckungen. Verdeutscht durch Heinrich Pantaleon, der Artznei Doktor. Basel,
1559. In reichornamentiertem Schweinsledereinband. — Die Arzneipflanzen der ,, Frucht-
bringenden Gesellschaft", ein Beitrag zur Kenntnis der populären Anschauungen des 17. Jahrh.
über Arzneimittel, aus dem Nachlaß des in Wien 1892 verstorbenen Grazer Universitätspro-
fessors Dr. Karl Ritter von Schroff. Manuskript.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Nürnberg. Kaufmann und Handelsrichter A 1 b r e c h t H e e r d e g e n : Große Schnell-
wage aus dem Hause Karolinenstraße 34 in Nürnberg, ehedem ,,Zur Palme" genannt, v. J. 1717-
Dazu zwei eiserne Kugelgewiclite von je 50 Pfund.
Ankäufe.
Kaufmännisches Kontor aus dem Hause Karolinenstraße 34 in Nürnberg, bestehend
in Vertäfelung, Wandschränken, Fenstergitter, dem Schreibpult des Handelsherrn mit ranken-
34 —
Abb. 17. Brunnenfigur vom Hansel- oder Heinzenbrunnen in Nürnberg. Erzguß um 1400.
35
geschnitzter Bekrönung, den Pulten für das kaurmännische Personal, den Stühlen, der Abschluß-
balustrade, den zugehörigen Ausstattungsstücken, dem Geheimbuch, dem Hauptbuch, ver-
schiedenen Wörterbüchern, Adreßbüchern und anderen Handbüchern. l. Hälfte 18. Jahrh. —
,,Ihro Chur-Fürstl. Durchl. zu Sachßen, etc. etc. Mandat den Buch- Handel betreffend. Er-
gangen, de Dato Dresden, den iS. Decembris 1773". — Tabaksbehälter in Form einer Muschel
mit Figur einer Negerin als Bekrönung. Farbig behandelte Leimmasse. 18. — 19. Jahrh.
KUPFERSTICHKABINETT.
Geschenke.
Berlin. Marcus B e h m e r: 28 eigene graphische Arbeiten. — London. M. Rose n-
heim: 49 E.xlibris, 17. bis Anfang 19- Jahrh. — Mannheim. Ernst B a s s e r m a n n,
M. d. R. : 219 Visitenkarten, meist von Ministern und Parlamentariern. — Meran-Obermeis.
GeorgMüller: Neudruck eines Flugblattes auf Andreas Hofer. — Nürnberg. B. H. Bing:
Abb. 18. Federzeichnung, braun, rot geiiöht. (15 Jaluh.)
5 Handzeichnungen. 1. Getuschte Federzeicimung von Johann von der Perre, Leipzig. Anfang
17. Jahrh. 2. Skizze einer Armbrust. 17. Jahrh. 3. Aquarellierte Federzeichnung (Potpourri),
Nürnberg. 18. Jahrh. 4. Rötelskizze eines bischöflichen Wappens, 17. Jahrh. 5. Aquarell von
Mettenleiter, Anfang 19. Jahrh. — Ed. Ludwig: Fürerscher Stammbaum. Kupferstich von
G. Vogel. — Anna Meyer: Bescheinigung über eine Lehenserteilung durch Herzog Karl
Theodor, 1797- — W a 1 t e r S t e n g e 1 : 1. 11 Ornament- Lithographien (Pokale) von
A. Heideloff, um 1820. 2. 47 Ornament- Litiiographien ,,Haus- und Luxusartikel im deutschen
Style", B. K. Heller, Nürnberg, 1849- 3- Exlibris Joannes Christophorus L. Baro de Frosch-
heimb. Anfang 18. Jahrh. — B. W o h 1 b o 1 d, Betriebsleiter: Eine größere Partie Glück-
wunschkarten aus der Zeit um 18()(), Nürnberger Stadtansichten, historische Blätter etc. —
Straßburg. Dr. R. Forrer: Reproduktion eines Zeugdruckes.
Ankäufe.
Ornamentstiche. Unbekannter Aleister: 16 Blatt mit Entwürfen zu Stickereien, um
17OÜ. — Lucas Kilian: Nevves Schildtbyhlin. 24 Blatt. I610.
3*
36 —
Embleme. S;iniinelb;uul mit Stichen uiui aquaiclliL'iten Zi.'ii.hiuin.i;i.Mi. Anfani; dos
17. J.ilirli.
Handzeichnungen. Unl-'ekunnter süddeuts*.iu'r AAoister der 2. liiilfte des 15. Jaliili.:
2 FederzeiLliiiunireii (Abb. lSu.l9).— Unbekannter Meister: Getusciite Federzeichnung v. J. 1674.
(Abb. 20.) — N. Gabler: Allegorische Darstellung:, von Rocaillen umrahmt, Deckfarben auf Per-
gament. 1755. — J. A. Loos: 2 aquarellierte Stammbuchblätter. Eisenach, 1768. — Willi.
Busch: 1 Kinderkopf, Bleistiftzeichnung, 1 Neujahrswunsch, Federzeichnung.
Miniaturen. Pergamentblatt aus einem niederländischen Gebetbuch. 15. Jahrii.
Holzschnitte. Unbekannter A'\eister: Legende von St. Paul und St. Antonius. Vor-
satzblatt zu einer Ausgabe des Altväterlebens, Augsburg, Sorg, 1482. (Abb. 21).
Historische Blätter. Sammlung von zirka 340 Kupfersticiien mit volkstümlichen Dar-
stellungen. Ende 17. — 18. Jahrh. — Ehrliciierklärung eines unehelichen Kindes, Erlangen,
1759. — 4 historisch-genealogische Blätter des Verlags von C. Lotter, Augsburg. — Kleine Tisch-
karte für Fr. von Fürer. Farbendruck, J. C. Neumann. Um IS35.
Abb. 19- Federzeichnung, braun, rot gehöht. (15. Jahrh.)
ARCHIV.
Geschenke.
Meran-Obermais. Buchhändler Georg Müller: Ein Convojut grüf3tenteils sächsischer
Archivalien. 17. u. 18. Jahrh. — Ordnung des Handwerks der Strumpfwirker. [Nürnberg?]
1740. Nürnberg. Privatier Jacob Hoffmann: Vertrag der Meister des Goldschlägerhand-
werks zu Nürnberg mit rugsamtlicher Bestätigung. Nürnberg. 1804. Juli 5.
Ankäufe.
Notariell beglaubigte Urkunde der Eheleute Wolfg. Theodor Pistorius u. Maria Anna P.
geb. Furtter, die Übertragung eines Capitals von 3000 fl. an Grafen Gottfr. W. zu Rheinstein
betr. Wasserburg. 1676. Jan. 20. Notariatssignet und Siegel. Landshut. I676. März 7.
— 37 —
Briefe: Bonaventura Genelli an Kircliner. Weimar 1862. Dez. 12. — 25 Briefe des
preuß. Kultusministers Gustav v. Goßler an Max Jordan. Danzig; u. Königsberg. 1875 — 1898.
— Friedr. W. v. Schadow an Sclilosser. Düsseldorf. 1843- Nov. 6. — 11 Briefe des Malers
Eduard v. Steinle an Schlosser. Wien. Frankfurt. Cöln. 1836 — 1844. — Reisebericht des Carl
Friedrich Treuttel aus Straßburg. Frankfurt. 178S. Nov. 8. Leipzig. 1788. Dez. 7- —
12 Briefe des Malers u. Kupferstecheis Joii. Micii. Wittmer an Schlosser. Rom. 1 838— 1847.
BIBLIOTHEK.
Die hauptsächlichsten Erwerbungen für die Bibliothek wurden diesmal auf ein paar
Boerner'schen Auktionen (der 1 14. und 115.) in Leipzig gemacht. Dazu gehören außer einer Anzahl
Flugschriften aus der Zeit der Reformation , wie dem von Pamphilius Gengenbach
herrührenden „gestryfft Schwitzer Baur" (vgl. Abb. 22) oder dem seltenen, mit Noten versehenen
„Verma nlied, im Lager zu Werd gemacht", namentlich ein prächtiges Exemplar des seltenen
Kirchengesangbuchs der Böhmischen Brüder in dessen 2. Ausgabe, die zwei Jahre nach
der 1. Ausgabe 1566 in Prag erschien. Das Buch zeichnet sich sowohl durch seine literarhistorische
und musikgeschichtliche Bedeutung als auch durch seine äußerst geschmackvolle typographische
Abb. 20. Lavierte Federzeichnung. 1674.
Ausstattung aus (Titelblatt s. Abb. 23). Aus den Jahren 1568 und 1569 und zwar aus Jena
und Wittenberg sind sodann die Eintragungen in das Stammbuch des Wolf gang Ulpeck aus
Schwabach datiert, das sich somit als ein recht frühes Stammbuch darstellt. Unter den Ein-
tragungen finden sich mehrere von bedeutenden Vorkämpfern der Reformation, wie Johann
Bugenhagen, Caspar Cruciger u. a. Außerdem ist das Büchlein mit einer Anzahl seltener
Holzschnitte ausgestattet. Ganz besonders sei endlich noch ein wundervolles Exemplar der
,,S y m b 0 1 o g r a p h i a" d e s J a k o b B o s c h i u s, Augsburg und Dillingen, 1 702, hervorgehoben, eines
Buches, das seinem Inhalte nach eine außerordentliche Fülle von Symbolen und Emblemen
in Kupferstich nebst den zugehörigen Erläuterungen bietet. Am bemerkenswertesten ist aber
bei dem vorliegenden Exemplar der schöne, in Goldpressung (Handverg<ildung) auf das reichste
und reizvollste dekorierte rötliclibraune Ledereinband (Abb. 25) mit den Superexlibris des Abtes
Placidus von Ettal.
Geschenke:
Berkeley (Californ.) A. W e 1 c k e r : Ders., A book relating to the artwork of the fire . . .
1913. 8. — Berlin. Königliche Akademie des Bauwesens: Vorbildliche Glas-
malereien aus dem späten Mittelalter und der Renaissancezeit. Herausgeg. von der Kgl. Aka-
demie des Bauwesens in Berlin. 1913, Liefg. 3. 2. — J u 1 i u s B a r d, Verlag: Ludwig Gurlitt,
38
Louis Giirlitt. Ein Kiinstlerlebeii des 10. J.iliili. l'M2. s. L. Justi. Der Ausbuu iIlm National-
palerie. 1013. S. — K ö n i p I i c ii e B i b 1 i o ( li c k : liilialtsver/.eiLliiiis tlcr an den doiitsLlicii
Scluilanstalten erschienenen Abhandlungen. XXIV. 1012. S. — Beiiiiu-r Titcldnuki.' .... —
Deutsche Bücher 1012, 1913, S. — Ausländische Bücher 1912, 1913. S. — Orientalische Titel
1Q12. 1013. S. — R i c h a r d B o n p, VerhiR: Jos. A. Lu.\, Lola Monte/. Historischer Konuui.
1012. 8. — Moderne Kunst. 20. Bd. o. J. — D e u t s c h e s V e r 1 a ,u s h a u s B o n g & C o. :
A. Schirokauer, Das Lied der Par/.en. 1012. S. — E. Müsebeck, Gold gab ich für Eisen.
1013. 8. — B. Wille. Lebensweisheit. 1013. S. — G. Hermann, Das Biedermeier im Spiegel
seinerzeit. 1913- 8. — Unser Kaiser. 25 Jahre der Regierung Kaiser Wilhelms 11. 1888—1913.
1913. 8. — C. Hoffmann, Briefe der Liebe. 1913. 8. — Börnes Werke 0., 7. und 9. Bd. o. J. 8.
— S. Fischer, Verlag: E. Ludwig, Bismarck. Ein psychologischer Versuch. l')12. 8. —
G e n e r a 1 V e r w a 1 t u n g d e r K ö n i g 1 i c h e n M u s e e n : Jahrbuch der Kgl. Preußischen
Abb. 21. Kolorierter Holzschnitt. 1482.
Kunstsammlungen. XXXI V. Bd. Heft 2, 1913- 2.— G. J. G ö s c h e n, Verlag: Sammlung
Göschen Nr. 608 und 633- 1912. 8. — G e h e i m e r M e d i z i n a 1 r a t Professor Dr.
G r e e f f . Ders., Bruchstücke zur Geschichte der Brille II. Teil. S.-A. 1913. 8. — M e d i-
zinal-Abteilung des Kriegsministeriums: Veröffentlichungen aus dem Ge-
biete des Militär-Sanitätswesens. H. 54. 1913- 8. — Der Landesdirektor der Provinz
Brandenburg: Wolff, Das Denkmalarchiv u. seine Bestimmung. 1913. 8. — Minister für
Handel und Gewerbe: Jahresberichte der Königlich Preußischen Regierungs- und Ge-
werberäte und Bergbehörden für 1912. 1913- 8. — Ministerium der öffentlichen
Arbeiten: Zeitschrift für Bauwesen Jahrg. LXlll. 1913, Heft IV bis VI mit zugehörigem
Atlas. — Gebrüder Paetel, Verlagsbuchhandlung: A. Brabant, Das Heilige Römische
Reich teutscher Nation im Kampf mit Friedrich dem Großen. 11. Bd. 1911. 8. — Neue
Briefe Wilh. von Humboldts an Schiller 1796— 1 803. Bearb. und herausg. von F. C. Ebrard.
1911. 8. — Paul Parey, Verlagsbuch- Handlung: Landwirtschaftliche Jahrbücher.
— 39 —
XLII. Bd. Heft 1-5; XLII!. Bd. Heft l -5 und Ergänzungshd. I. 1912. 8. — D i r e k t i o n
der R e i c li s d r u c k e r e i : Momimenta Germaniae et Italiae Typotriaphica. Liefg. X
und XI. 1913. 2. — Der K e i c li s k a n /, 1 e r (Keiclisanit des Innern): Die Siegel der
deutschen Kaiser und Könige. iV. Bd. 171I — 18(X), 1871 — 1913. 1013. 2. — Berlin-Lichter-
felde. Dr. S c li e f f e r : l)ie Kin.lie. Zentrahngan für Bau, Einriciitung uiul Ausstattung
von Kirchen. Bd. X. Heft 1 — 5. 1913. 8. — Berlin. V a t e r 1 ä n d i s c h e r S c h r i f t e n-
Verband: Flugschriften des V. S.-V.: Kurudtowski, Preußens Fürst, Volk und Heer im
Jahre I813. 1013. 8 und zwei Broschüren. — Franz S i e ni e n r (• t h : Junge, Martin
Luther. IV. Aufl. I898, 8. — W e i d m a n n s c ii e Verl a g s b u c li h a n d 1 u n g:
Ma.\ Lenz, Martin Luther. Festschrift der Stadt Berlin zum m. November I883. 111. Aufl.
1897. 8. — Quellen und Forschungen zur alten Geschichte und Geographie. Heft 17, 19,
21, 23, 25, 27. 1909/13. 8. — K. Lamprecht, Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangen-
heit und Gegenwart. Bd. I und 11, 1912/13- 8. — Derselbe, Deutsche Geschichte. Bd. Vll,
1, 2; Bd. VIII, 1, 2; Bd. XI, 1; 11. Ergänzungsbd. I, 2; 1906/12. S. — Deutscher
W e r k b u n d : Jahrinich des Deutschen Werkbundes 1913 [Die Kunst in Industrie und
Handel]. Jena, 1013- 4. — Bern. Kanton. Ge w e rb e m u s e u ni: 44. Bericht über das Jahr
1912. 8. — Bielefeld. V e 1 h a g e n u. K 1 a s i n g, Verlag: Almanach. 1909, 1910, 1911, 1912,
1913. 8. — Land und Leute. Monograpiiien zur Erdkunde. Bd. 26, 27, 28. 1012/13- 8. — B.
Haendcke, Entwicklungsgeschichte der Stilarten. IQ13. 8. — Bielefeld und Leipzig. V e 1-
hagen u. K I a s i n g, Verlagsbuchiiandlung: Monographien zur Weltgeschichte. Bd. 31:
Zwingli und Calvin. 1913. 8. — Volksbücher der Literatur: K. Strecker, Friedrich Hebbel.
(1913.) 4. — Bonn. A. Marcus und E. Weber: Tabolae in vsvm scholarvni (Lietz-
mann): Rieh. Delbrück, Antike Porträts. 1012. 2. — Bremen. S c h w e e r s u nd H a a k e:
Keller, O., Illustrierte Geschichte der Musik. 4. Aufl. 1911. 8. — Brüssel. Mussees
roy au .\ de p e i n t u r e et de s c u 1 p t u r e de Bei g i q u e : Wanters, Gatalogue abrege
des tableau.x anciens ... 8e edition. 191 1. 8. — Hymans, Gatalogue des sculptures (Musees
royau.x). 2e edition. o. J. 8. — Cliarlottenburg. Dr. H. H a n e ni a n n, Dozent: Ders.,
Metailographische Untersuchung einiger altkeltischer und antiker Eisenfunde. S.-A. 1913- 8.
— Danzig. Konservator Dr. H. F. S eck er: Ders., Führer durch die öffentlichen Kunst-
sammlungen in Danzig Bd. 1- Die Stadt. Gemäldegalerie. [1013]- 8. — Dresden. König-
liche öffentliche Bibliothek: Jahresbericht der K. öff. Bibliothek zu Dresden
auf das Jahr 1913- 8. — B- E- Hugo G e r s t ni a n n, Verbandsblatt der Familien Glafey,
Hasenclever, Mentzel und Gerstmann. 111. Jahrg. Nr. 7. 1913. 4. — A. H u h 1 e, Ver-
lag: H. W. Singer, Kiitisches Verzeichnis der Radierungen von Adr. Ludw. Richter. 1913- 8.
— Auinger, Meißner Porzellan-Marken. 1913. 8. — Düsseldorf. Carl von Berg; Ders.,
Geschichte der Familie Moes. 191 1- 4. — Ebenhausen. W. L a n g e w i e s c h e - B r a n d t:
T. Klein, Die Befreiung von 1813- 1814, 18 15- 1913- 8. — Ellwangen. G e s c h i c h t s- und
A 1 t e r t u m s V e r e i n : Führer durch die Ausstellung für Heimatkunst im Schloß Ellwangen.
Herausgeg. vom Geschichts- und Altertumsverein Elhvangen. 1913. 8. — Emmendingen.
S t a d t g e m e i n d e : R. Hagen, Emmendingen als Schauplatz von Goethes Hermann und
Dorothea. 1912. 8. — C. F. Meerwein, Der Mensch sollte der niciit auch mit Fähigkeiten
zum Fliegen gebohren sein .^ Basel 1784. Neudruck 1912. 8. — Erlangen. Prof. Dr. Aug.
Gebhardt: Ders., Das Epitaphium des Michael Funck. S.-A. 1913- 8. — Fr. Junge,
Verlag: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte. Bd. XIX Heft 3, 4 und 5- 1913- 8. —
Essen-Ruhr. O. R a d k e s N a c h f o 1 g e r, T ii a d e n u. S c h m e m a n n : P. Hoffmann,
Nordisciie Cistercienserkirchen ... Dissert. 1012. 8. — Fischhausen. Magistrat:
Original-Privilegium, gegeben den Bürgern der Stadt Fischiiausen von Seyfried, Bischof zu
Samland . . . Fischhausen. 1913- 8. — Frankfurt a. M. P r e s t e I - G e s e 1 1 s c ii a f t : Veröffent-
lichung d. Prestel-Gesellschaft. I. Ser. 1. Veröffentl.: H. v. d. Gabelentz, Zeichnungen alter
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weide. 1013. 8. — J. V. Widmann, Ausgew. Feuilletons. Herausgeg. von Dr. Ma.x Wid-
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burg I. Br. Her d e r s c li e Verl a g s b u c h h a n d 1 u n g: Heinrich Pesch, Lehrbuch
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mann, Verlag: A. Kuhn, Mytholog. Studien. II. Bd. 1912. 8. — Hamburg. C. Boysen
Verlagsbuchhandlung; J. E. Rabe, Kasper Putschenelle. Historisches über die Handpuppen
und Althamburgische Kasperszenen. 1912. 8. — Hannover-Krefeld. H. Peters: Ders.,
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Heinrich von Brunck. Nachruf. S.-A. 1913- 8. — Bad. H i s t o r. Kommission:
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— Jena. Eugen D i e d e r i c h s, Verlag: Joh. Tauler, Predigten. Bd. I und II. 191 3. 8. —
Karlsruhe. Groß h erzog 1. Bad. Ministerium des Kultus und Unter-
richts: Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden. VIII. Bd. 2. Abt. 1913. 8. —
Köln. J. P. B a c h e m, Verlagsbuchhandlung; K. Bachem, Josef Bachem. Seine Familie
und die Firma J. P. Bachem in Köln ... IL Bd. 1848—60. 1912. 8. — Kulmbach. L. R.
Spitzenpfeil, Kunstzeichner: Ders., Die Grundformen neuzeitlicher Druckschriften.
I. und II. und zur Frage des langen I m der Antiqua. S.-A. [191 1]. 4. — Ders., Fraktur
Spitzenpfeil Vorprobe. 0. J. 4. — Ders., Der kleine Schriftkünstler. S.-A. 1911- 8. —
Ders., Der Schriftkünstler 2. Heft. O. J. 8. — Ders., Die Grundformen neuzeitlicher
Druckschriften. 1912. 8. — Landskron i. Böhmen. N 0 r b. Rieß: Ders., Die Urkunden,
Begabnisse und Privilegien der Stadt Landskron in Böhmen. Landskron 1911. 8. — Leipzig.
Karl Bädeker, Verlag: Die Schweiz. 35. Aufl. 1913- 8. — Breitkopf und
H ä r t e 1, Verlag: F. Dahn. Erinnerungen IV, 1, 2, I894, 1895- 8. — H. Riemann, Hand-
buch der Musikgeschichte. II. Bd. 1., 2. T. 1907, 1912. 8. — A. D e i c h e r t, Verlag: Wirt-
schafts- und Verwaltungsstudien. H. 45- 1913- 8. — J. C. H i n r i c h s' s c h e B u c h h a n d-
lung: Vierteljahrskatalog der Neuigkeiten des deutschen Buchhandels. 67. Jahrg. Heft 4.
1912. 8. — Vierteljahrskatalog. 68. Jahrg. Nr. 1. 1913. 8. — Insel-Verlag: Weimar
in den Freiheitskriegen. III. Bd. 1913- 8. — Bibliographisches I n s t i't u t
(Meyer): Meyers Reisebücher: Gsell Fels, Oberitalien und Mittelitalien. 9. Aufl. 1912. 8. —
Schwarzwald. 14. Aufl. 1912. 8. — G. Steinhausen. Geschichte der deutschen Kultur.
Bd. I. 1913. 8. — A. K r ö n e r, Verlag: J. Kant, Kritik der reinen Vernunft. Herausgeg.
von H. Schmidt. (1908.) 8. — Förster-Nietzsche, Der junge Nietzsche. 1912. 8. — H. Schmidt,
Philosophisches Wörterbuch. 1912. 8. — Wundt, Elemente der Völkerpsychologie. 2. Aufl.
1912. 8. — Goethe-Lexikon. (1913-) 8. — Städtisches Kunstgewerbe-Mu-
seum: Ausstellung ägyptischer Altertümer aus den Grabungen der Ernst von Sieglin- Ex-
pedition in Nubien 1912. 1913- 8. — Q u e 1 1 e u n d M e y e r, Verlag: K. Hampe, Deutsche
Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. 1912. 8. — P. Herre, Deutsche Kultur
des Mittelalters in Bild und Wort. 1912. 8. — Friedrich R e d d e r, Münzhandlung:
K. Roßberg, Die Zwei-, Fünf- und Dreimarkstücke deutscher Reichswährung. IV. Aufl. 1911- 8.
— E. A. Seemann: H. Bergner, Grundriß der Kunstgeschichte. 2. Aufl. 1913- 8. —
Aug. Köster, Literaturnachweis zu A. Springer, Handbuch der Kunstgeschichte. Bd. I. 1911- 4.
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recht: Ders., Aura Academica. Ein Jahrbuch für alte und junge Burschen. 1913- 8. • —
Limbeckhausen (Hannover). G. Stölting-Eim beckhausen: Ders. und Börries
Frhr. von Münchhausen-Moringen: Die Rittergüter der Fürstentümer Calenberg. Göttingen und
Grubenhagen. 1912. 4. — Linz a. Donau. Oberösterreichischer Gewerbe-Verein:
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— 41 —
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1913. 2. — A. M. Pachinger: Derselbe, Die Mutter in der bildenden Kunst. S.-A.
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1910. 4.— München. Das G r 0 ß k a n z 1 e r - A m t des K g 1. Bayer. Haus
Ritterordens v o m h e i 1 i g e n Georg: Mitgliederverzeichnis des Kgl. Bayer. Haus
Ritter-Ordens vom Heiligen Georg nach dem Stande vom 23. April 1913- 28. Jahrg. 1913
8. — Professor Hartmann GrisarS. J.: Peter Sinthern, S. J., Jahresfolge samt
liclier Schriften Luthers mit Einreihung der Hauptereignisse. S.-A. (1912.) 8. — Dr. J. V
Kuli: Ders., Wertverhältnisse. S.-A. 1912. 8. — Ders., Münzgeschichte der Landgrafen
von Leuchtenberg und Grafen von Hals. S.-A. (1913.) 8. — Ders., Das Münznominale
Oberdeutschlands vor Einführung der Reichs-Goldwährung. S.-A. 1913. 8. — L e h r-
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und Gravüre: Jahrbuch der Lehr- und Versuchsanstalt. 1913- 4. — G e 0 r g M ü 1 1 e r:
J. Burckhardt, Briefe an einen Architekten 187O— 1889. IV. Aufl. 1913- 8. — Deutsches
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IX. Ausschußsitzung des .... Deutschen Museums. [1912]. 2. — Historisches Mu-
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J. Baum, Süddeutschland. 1912. 8. — H. Hieber, Die Miniaturen des frühen Mittel-
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Reinhardt, Verlagsbuchhandlung: L. Reinhardt, Die Erde und die Kultur. Bd. IV,
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J. Siebmachers großes und allgemeines Wappenbuch. Neuauflage. Lief. 551 — 556. 1912,
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2. Bd. 1913. 8. — D e r V e r e i n f ü r H e b u n g d e r F 1 u ß- u n d K a n a 1 s c h i f f-
fahrt in Bayern: Th. Gebhardt, Denkschrift zu dem technischen Entwurf einer Main-
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Anderer Theil ... Nürnberg. 1712. 8. — OberurseL Verband für internatio-
nale Verständigung: Veröffentlichungen des Verbandes für internationale Verstän-
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1. Hälfte, 1. Buch, 1911. 8. — Pirmasens. Dr. Gustav B r e i t h, Notariatspraktikant:
Dekret des Erbprinzen und Landgrafen Ludwig von Hessen an die Reformierten in Lemberg
betr. Religionsausübung d. d. 13. Aug. 1763. 2. — Rauhenberg. Post Schauenstein (Oberfr.).
Georg B ö h m. Neue Sammlung auserlesener evangelisciier Lieder oder . . . Gesangbuchs . . .
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l_XV, Fraiiiolurt a. A\. 1575. S. • Lcbon <.\c\ Wcltlx'nilimti'ii Königin Christina von
Schweden . . . Leip/ii;'. 1705. S. — Justiiuis oxplicatus, sivc; ilisloriae PliiUppieae ....
Libri \L\\ ... Aiiirspurir. 1717. S. Schapbacli i. Baden, i'mf. i)r. Marc Kosen-
heri;: W.irc Kosenberiis Bad. Saninilun«. liclt XII. l'M :;. 1. Speyer, li. Heuser,
Hauptmann a. D.: Ders., Die Bela,i;eruni;en von Landau 17'>-^, 17"3. 17<M und 1713. 2. verb.
Aufl. i'M.v S. — Schloß Steinenhausen, Post Melkendorf bei Kulnibach. Franz. Karl
F r h r. v. G u t t e n b e r t;, Oberst a. I).: Ders., Dorf Burghain und sein Weinbau. 1912.
8. — Ders.,' i>iirf Bur^liaii; und sein Weinbau. (NacIitraiT-) 1913- >S. — Ders., Aus
9« cteffrf (fc S cI)t»i^«r"Ö4«r^
Abb. 22. Titelblatt zu F. Gengenbachs „Gestryfft Schwitzer Baur." 1522.
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Heitz(Heitz &Mindel), Verlag: Studien zur deutschen Kunstgeschichte Nr. 162, 164
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Altertumsverein: Tagebuch der Gräfin Franziska von Hohenheim, späteren Her-
zogin von Württemberg. Herausgeg. von A. Osterberg. 1913. 8. — B u n d f ü r H e i m a t-
schütz in Württemberg und H o h e n z o 1 1 e r n : Schwäbisches Heimatbuch.
1913- Herausgeg. v. Bund f. Heimatschutz. Stuttgart. (Meyer-llschen.) 1913. 4. —
J. G. Cotta Nachfolger, Buchhandlung: Cottasche Handbibliothek Nr. 161 und 162.
O. J. (1912.) 8. — Herzog, Die Burgkinder . 1912. 8. — Presber, Media in vita. 1912. 8,—
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Ders., Spuren im Sande. 1012. S. — Liiuiner, Geschichtsphilosnphie. 1912. 8. —
F r a n c k h s c h e V e r I a r- s b 11 c I1 Ii a n d 1 u n tr: F. Freili. von Rei/.enstein, Liebe und
Ehe im Mittelalter. O. J. (1912.) <S. — K. Weule, Die Ur,nesellsLiiaft und ihre Lebensfür-
sorge. 10. Aufl. O. J. (1912.) S. — BilMiotlu'k (.ies 17. und IS. Jahrhunderts: E. Arnold,
Der Malefizschenk und ,, seine Jauner" ... 11. Aufl. l')ll. S. — W. K o h lii a m m e r,
Verlag: M. R. Bück, Oberdeutsches Flurnamenbuch. IS.So. S. — W ü r t t e m b e r g i s c h e
K o m m i s s i 0 n f ii r L a n d e s g e s c h i c h t e : Württembergische Landtagsakten, herausg.
von der Württemb. Kommission f. Landesgcsclnchte I. Reihe 1. Bd. 149S— 1515. 1913- 8. —
Württembergische Geschichtsquellen XV. Bd.; Urkunden der Stadt Heilbronn. 11. Bd.
1476—1500. 1913. S. — Württeml-ierg. Vierteljahrshefte für Landesgeschiciite. Neue
Abb. 23. Titelblatt zu dem Kirchengesaiigbuch der Böhmischen Brüder. 1566.
Folge XXll. Jahrg. 1913, Heft II. 1913- 8. — K ö n i g 1 i c h e L a n d e s b i b 1 i o t h e k :
Schwäbisches Wörterbuch, bearbeitet von H. Fischer. 41., 42. und 43- Liefg , 1912/13. 8. —
W. S p e m a n n, Verlag: Spemanns Hauskunde. 3.-8. Bd. 1904, 1905, 1910, 1912. —
S t a a t s s a m m 1 u 11 g vaterländischer A 1 t e r t ü m e r und L a n d e s k o n-
servatorium: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der K. Altertümer-
sammlung in Stuttgart. 1912. 2. — G e o r g T h i e r e r: Heimatsang. Lieder und Weisen
von der schwäbischen Alb. Gesammelt und herausgeg. von Georg Thierer. 1913- 8. —
Deutsche Verlagsanstalt: G. E. Pazaurek, Guter und schlechter Geschmack im
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KiinstKewt'rlit.'. 1912. S. — PiL'slH'r R., Von Ilir uiui Ilim. I^ialo^e. 4. Aufl. I<n2. cS. —
Washington. C :i r n e j;' i e E n d i> \\ in e n t 1 i> r int o r n. I' i.' :i c e : Yoiir Book for 1912. S.
S in i t h s o n i ;i n I n s t i t u 1 i o n. Amuil icpoit of tlio lio;ird of ie,t;ents of tlie Smitli-
sonian Institution . . . for tlie year ending- juiie 30, 1911, 1912. 8. — Weimar. II. B ö ii I a u,
Verhij:: Q)uelk'n und Studien zur Verfassunirsgeschiclite des Deutschen Keiclies in Mittelalter
und Neuzeit. Bd. V. Heft 3. 1013. S. — K o ni ni i s s i o n für d i e A u f z e i c h n u n g
der Bau- u n d K u n s t d e n k ni ä 1 e r T h ü r i n s 0 n s : Bau- und Kunstdenkmäler
Thüringens. Heft XXXVI II. Großherzogtum Weimar- Eisenach. Gerstungen: 1913- S. —
Wien-Nußdorf. K. Ad. Freiherr von B a c h o v e n von Echt: 14 Heliogravüren
zum Baciiovenfamilien- Bilderbuche. — Wien-Leipzig. F. T e m p s k y und G. F r e y t a g,
Verlag: Zehme, Germanische Götter und Heldensage. 2. Aufl. 1913. 8. — Wien. Se. E.xzell.
Graf Wilczek: H. Egger, Ph. Dengel und M. Dvorak, Der Palazzo di Venezia in Rom.
1909. 2. — Wiesbaden. Dr. A 1 b r e c h t Keller: Maister Franntzn Schmidts Nachriciiten
inn Nürmberg all sein Riciiten. Nach der Handschrift herausgeg. von Albrecht Keller.
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Abb. 24. Aus des Raimund von Montecuccuii „Comentarii bellici". 171S.
1913. 8. — Wunsiedel. Fichtelgebirgs-Verein durch Dr. Albert Schmidt
Jahresbericht des Fichtelgebirgs- Vereins für 1912. (1913-) 8. — Würzburg. Gurt K a b i t z s c h,
Verlag: E. Fritze, 50 Jahre Geschichte eines Frankendorfes. S.-A. 1913- 8. — S t ü r t z, H.
(A.-G.), Verlag: Würzburger Studien. Heft 5 und 6. 1911/12. 8. — Unbekannter Ort.
Dr. R. Dorr: Der Bronzedepotfund von Lindenau (Kr. Marienburg). S.-A. 1913- 8. —
Zürich. Art. Institut Orell Füßli, Verlagsbuchhandlung: H. Messikommer, Die
Pfahlbauten von Rohenhausen. 1913- 2.
A n k ä u f e.
Aurelius Augustinus, Canones Aurelii Augustini . . . Straßburg. 1490. 2. — Johannes
de Tambaco, Gonsolatium Theologicum. Köln. 1506. 8. — J. Ulr. Surgant, Manuale curator
[um]'/predicandi. Straßburg. 1 506. 4.— Der gestryfft Schwitzer Baur. O. O. u. J. (1522). (Titel-
blatt s. Abb. 22). 8. — Bartholomaeus de Usingen, Invocatio Sanctorum. Libellos fratris
B. de V. Augustiniani de Invocatione ... Sanctorum ... Würzburg. 1528. 8. — Petrarca,
Von der Artzney bayder Glück/ .. . Augsburg. (1532.) 2. — Der trew Eckart. Practica auf
das 1536 Jahr . . . O. O. (1535/36.) 8. — Ein vermanlied: im Lager zu Werd gemacht/zu
— 45 —
singen inn Pentzenauer odder Toller weise. O. O. 1546. Kl. -4. — Kirchengeseng//darinnen
die Heubtartickel//des Christlichen ghiubens kurtz ge/Zfasset vnd ausgeleget sind. (Prag.) 1566.
4. (Titelblatt s. Abb. 23). — J. M. Dilherr, Christi. Betrachtungen deß glänzenden Himmels
. . . Nürnberg. 1657. 8. Difenbach, Martin, Judaeus convertendus, Oder verschiedene Ur-
tlieile und Vorschläge . . . Wie die Bekehrung eines Juden ... zu suchen und zu befördern
seye/ . . . Franckfurt am Mayn. 1696. 4. — Mattheson, Der vollkommene Capellmeister
. . . Hamburg. 1739. 2. — Lilius Chamedrus, Der auf alle Fälle wohl eingerichtete Jung-
fern-Advocat . . . O. J. 8. — Amandus Sincerus, Neuentdeckte . . . Jungfern-Anatomie.
. . . O. J. 8. — Raimundo de Montecucculi, Commentarii bellici . . . juncto artis bellicae
systemate . . . Wien. (1718.) 2. (Vgl. Abb. 24). — Regal, Reglement Über ein Kayserliches
Regiment zu Fuß/. Nürnberg. 1739- 4. — Almanach der Heiligen auf das Jahr 1788. Rom
(1788.) 8. — Incipit Vita Beati Brynolphi . . . vna cum miraculis et attestationibus . . .
(Lübeck 1490.) Faks. Ausg. (Stockholm 1870.) 4. — Faksimile-Neudruck der Gutenberg-
Bibel Bd. I. (Leipzig 1913.) 2. — Ferdinando Bertellis Trachtenbuch 1563- (Zwickauer Fak-
simile-Drucke Nr. 17.) Zwickau. 1913. 8. —
Abb. 25. Brauner Ledereinband mit reicher Goldpressung zu des Boschius Symbolographia. 1702.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. [Alphabetische Anordnung.] Balbinus, Bohuslaus Alo-
ysius, Syntagma historicum quo . . .comitum de Gottenstein, origines et memoriae continentvr . . .
Pragae 1665. 2. — Bohuslaus Balbinus, Tabvlarivm Bohemogenealogicvm . . . Nonc . . . vsque ad
aetatem nostram continuatvm ... a Joanne Diesbach. Pragae. 1770. 4. — Jacobus Boschius,
Symbolographia sive de arte symbolica sermones Septem . . . Augsburg. 1702. 2. In reich
gepreßtem Ledereinband (vgl. oben und Abb. 25). — E. Förstemann, Altdeutsches namen-
buch, 11. Bd. 10. Liefg. 1913. 4. — Amandus Friedenfels, Gloriosus sanctus Romedius . . .
Velero-Pragae i699- 2. — Angeb.: Ders., Ectypon . . . capellae S. Romedii . . . ibid.
1699. — Hieronimus Gebweiller, Keiserlicher vnd Hispanischer Majestät//auch Fürstlicher
Durchlüchkeit/vnd aller hievor/Ertzhertzogen vnd herzogen von österreich/darzu der Fürst//
liehe graue von Habsburg/alt künglich harkume//. Straßburg. 1527. 4. — Genea-
logisches Handbuch Bürgerlicher Familien. Bd. 23. 1913- 8. — Haupt- Register von denen
sämtlichen nach Preußen gekommenen Saltzburgischen Emigranten . . . binnen den 20sten
46
Aui;iisti 175(>. (uinibimu'ii, l')i3. 2. — Kurfürstlich kölnisclu'r ii(irkali.'iuli.T für Jus J.ilir
17SI. O. O. Kl.-S. — Jdli.imu's lldltiiuuins Bert;! sc hos Wapponlnu li bin t^crliiiu'r l".innheii,
herausRe.u'eben vom Ber.iiisclu'ii (Icsclüclitsvcrcin. (i<)iv) S. — BiouraplüsclK's .lahrlnuli
und Deutscher Nekrnloi;, lieniusiieij-. von Anton Bettellieini, Bd. XV. 1<)l.i. «S- — Si.\tus Kolbeii-
schhis, Ein nutzbarliclis .'/Re.uinient von Doctor Six'/ten Kolbenschlaii von Mer,natlieni//\vider
die pestilentz ... Nürenbers', Frydericii Pe\puss. 151«). S. — Petrus Ambrosius Leliniann,
Das Jetztherrscliende Europa . . . Franckfurt und i^eipzit;. U)')'). S. — K. F. B. Leupold.
Alljreni. Adels-Arclüv der oesterr. A^onarcine ... I. Teil, Bd. 1-4. Wien 1 7r.<). 4. — Litta
Famiglie celebri Italiane Ser. 11 Lief.u. so— (.2. 1013. 2. - R. Martin, Jahrbuch der Millionäre
Bd. 9. 10, 12, l.v 1')13. S. — iJie Matrikel der IJinversität Rostock, heraus.t>e,n. von A. Hof-
meister, Bd. 11. 1, 2, 111, I, 2, IV, 1, 2, V, 1S90— 1912. 1. — Reuesten zur Orts- und Familien-
geschichte des Westrichs I. Herausgeg'. von Carl Pöiiiniann. 1912. S. — Johannes Rhodius
Schmeichler oder Fuchsschwentze Teuffel/das ist/klarer Bericht von Schmeichlern/woher
sie kommen was für Leute sie sind/ . . . Erffurdt. 15S2. S. — Rietstap, Arniorial general,
Fase. 76 und 77. O. J. 4. — Kayserlicher- und Kciniglicher, Wie auch Erz- Herzoglicher,
Dann dero Haupt- und Residenz- Stadt Wien Staats- und Standes-Calender. 1767, 1769, 1774.
Wien. O. J. — Stammbuch des Wolfgang Ulpeck mit Eintragungen aus dem Jahre 1568.
8.— Wappenbilder. Serie 1 b, Blatt 3; Serie 11, Blatt 42; Serie 111, Blatt 104—107;
Serie IV. Blatt 65—07. Alphabet. Verzeichnis und X. Nachtrag. O. J. —
Hohenzollern-Stiftung. Die Werke Friedrichs des Großen. In deutscher Übersetzung.
Bd. 1, II, 111. 1, IV, 2, VII und Vlll. 1912 und 1913. 8.
Witteisbacher Stiftung. Thomas Bernhard de Lillis, Ausführliche Beschreibung von dem . . .
Einzug Ihro Churfürstl. Durchl. in Bayrn ... so in München den 9. October diß 1685 Jahrs
vorbey gangen. 1685. 8.
Badensche Stiftung. E. von Clirismar, Genealogie des Gesamthauses Baden vom 16. Jahr-
hundert bis heute. 1892. 8. — A. Schuler, Das Haus Zähringen-Baden. Genealogie in zwei
Stammtafeln . . . 19O6. 8. —
Denkmäler der Heilkunde. Hubert[us] Barland[us], Velitatio cum Arnolde Nootz . . .
Antwerpen 15J2. 8. — Nie. Leonicenus, Vlricvs de Hvtten u. a. . . ., Liber de morbo Gallico . . .
Venedig, 1535- 8. — Maschhorn, Regiment vnd Ordnvng, wie man sich in Zeit Regierender
grausamer plag der pestilentz halten solle ... (Weyden). 1582. Handschrift.
— 47 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart von Willibald
L e n Frei h e r r v o n L ü t z e n d o r f. Zweite verbesserte und vermehrte Aufhit^e. Zwei
Bünde Xll, 407; ')7} S. Frankfurt a. M. Verlas' von Heinrich Keller. 191 3- 5(» Mk.
Daß der ersten 1904 erschienenen Auflage schon nach 9 Jahren eine zweite folgen konnte
zeigt, daf3 das Buch aus einem wirklichen Bedürfnis hervorgegangen ist und daß es dasselbe
erfüllte. Es umfaßt jetzt zwei Bande. Der erste enthält die Geschichte der Geigenbauer, also
eine Künstlergeschichte. Hier wird auf verhältnisniäßi.;' engem Raum ein großes Material
in topographischer Anordnung vorgeführt. Leider ist die Anordnung nicht sehr übersichtlich.
Der zweite Band führt die Meister in alphabetischer Folge auf. Er ist gegenüber der ersten
Auflage wesentlich bereichert. Der Vorzug der ersten Auflage, knappe Zusammenfassung
alles Wesentlichen ist gewahrt geblieben. Man staunt über die Fülle der Arbeit, welche in dem
dicken Band niedergelegt ist. Nun war es bei dem für den ersten Band gewählten System nicht
zu vermeiden, daß er sich in seinem Inhalt vielfach mit dem zweiten deckt, man wird neben
den Angaben des ersten Bandes doch meistens die ausführlicheren des zweiten aufsuchen. Ist
das aber kaum zu umgehen, so ließe sich das Material wohl noch kürzer und damit übersicht-
licher zusammenfassen. In dem, was der Verfasser in dem ersten Bande gibt, liegen aber auch
die Keime zur Geschichte der Geige. Möge er, der dazu berufen ist, wie kein zweiter, auch
an sie herantreten. Ihre vollständige Lösung ist leider nicht mö^ilich, denn das, worauf es bei
allen Musikinstrumenten ankommt, der Klang läßt sich weder durch Worte, noch durch irgend
ein Illustrationssystem, und wäre es auch der vollkommenste Phonograph, nicht so charak-
terisieren, daß er dem Leser vollkommen zum Bewußtsein kommt, ja selbst der Bearbeiter
müßte ein über alles denkbare Maß hinausgehendes Klanggedächtnis haben, wenn er imstande
s.Mn sollte, den Gegenstand nach dieser Seite historisch genau zu studieren. Allein die Ent-
wicklung der Formen und ihr Einfluß auf die Klangfarbe und Tonstärke werden sich doch er-
kennen und darstellen lassen. B.
Frauenwörth im Chiemsee. Eine Studie zur Geschichte des Benediktinerordens von
Dr. J o h a n n D o 1 1. Mit 41 Abbildungen. München. H e r d e r & C o. 1912. Xll. 13S S.
3 Mark.
Seeon ein bayerisclies Inselkloster. Eine Studie zur Geschichte des Benidiktinerordens
von Dr. J o h a n n D o 1 1. Mit 20 Abbildungen. München. Herder & C o. 1012. Xll.
76 S. 2 Mk.
Die beiden verdienstvollen Schriften sind nicht wie viele andere Klostergeschichten
analistische Zusammenstellungen nach der Reihenfolge der Äbte, sondern bringen die Ge-
schieht.^ der Klöster in Zusammenhang mit den allgemeinen geschichtlichen und kulturgeschicht-
lichen Verhältnissen.
Chiemsee ist, nachdem schon vorher eine klösterliche Niederlassung auf der heutigen
Fraueninsel bestanden hatte, im Jahre 782 von Herzog Tassilo 111. als Doppelkloster gegründet.
Das Männerkloster bestand bis zum Einfall der Ungarn 907, das Frauenkloster überdauerte
denselben oder wurde bald darauf wieder eingerichtet. Es bestand bis zur Säkularisierung
1802, wurde 183s als Priorat wieder eröffnet und 19()1 zur Abtei erhoben.
Der Verfasser behandelt in vier Abschnitten die Gründungsgeschichte, das Wirtschafts-
leben, das Geistesleben und die äußere Geschichte des Klosters.
Das benachbarte Seeon ist gleichfalls ein Inselkloster; es ist vom Pfalzgraf Aribo im
Ausgang des 10. Jahrhunderts als Benediktinerkloster gestiftet und schloß sich bald der Reform
von Clung und zwar unmittelbar, nicht durch Vermittelung von Hirsau an. Auch Seeon war
— 4S —
;inf;insrs ein Doppelkloster; d:iS Fr;uii.'iikl()stLM' sinji in Boi;inn des 1,1. .l;iliiiunuk'i (s untiT. ti;is
Münnerkloster blühte bis zur Siikiihiiisieiunu. Iht Sloff ist aneli in ilieseni 1'..iiuIl' in vier Ab-
schnitte, klösterliches, kirciiliches, .ueistigos luui w irlscliallliclies Leben einueleill.
Die Ausführung' zeugt in beiden Klostergeschichten von guter kritisciier Sciuilung uiu!
bringt interessante Aufschlüsse über das klösterliche Leben in Bayern. B.
Herzogin Renata, die Mutter Maximilians des Großen von Bayern (= Frauenbilder Bd. 5).
Von A n n a d 0 C r i g n i s - .\\ e n t e 1 b e r g. Mit lo Bildern. Treiburg i. B. H e r d e r s c he
Verl a g s b u c ii ii a n il I u n g ( 1012).
Die ,, Frauenbilder" beabsichtigen Beiträge zum modernen Bestreben, das Seelen- und
Geistesleben der Frau zu verstehen, sowie Vorbilder für deren eigenes Streben zu bieten, indem
sie Persönlichkeiten schildern, deren Wesen und Wirken den Frauen Ansporn sein sollen, ihnen
nachzueifern im Ringen nach allem Guten, Großen und Schönen. Die Verfasserin will daneben
mit ihrem Werkchen aucli eine Lücke ausfüllen, die in dem Felden einer auf historisciier Quellen-
forschung beruhenden Biographie der bayerischen Herzogin besteht. Die fleif3ige, mit vielen
Quellenbelegen durchzogene Arbeit schildert Renata als Wilhelms V. würdige, überaus fromme
und arbeitsame Gemahlin, als treubesorgte Mutter, demutsvolle Wohltäterin der Armen, aber
auch als eine für ihre Zeit sehr gebildete Frau, die für Kunst und Pracht nicht ohne Empfindung
war. Wohlweislicii ist der als Schatten in Wilhelms V. und Renatas Regierung fallende
llexenwahn nur kurz tadelnd gestreift. Das im Äußern gefällige, reichlich mit Porträts uml
anderen Abbildungen ausgestattete Werkchen dürfte wolil seinem Zweck entsprechen.
R— r.
Die Dichter der Befreiungskriege. Eine Erinnerungsgabe 1813— 1913. Herausgegeben
von Hermann K lehne. Frankfurt a. M., Moritz Diester weg 191 3.
Seufzen unter fremdem Druck, Sehnen und Ringen nach Freiheit, Freude über glänzende
Erfolge und Hoffnung nach Einheit und Kaisertum zieht an unserm Geiste vorüber und der
Hauch aus großer Zeit ergreift unsere Seele mächtig. Was die Dichter und großen Männer
von den Tagen der tiefsten Erniedrigung bis zur vollständigen Befreiung vom welschen Joche
empfunden und in feurigen Worten zum Ausdruck gebracht haben, ist groß und hehr und darum
angetan stets aufs neue seine Wirkung zu erzielen und neue Begeisterung für das Vaterland und
sein echtes Wohl zu erwecken. Dies beweist vorliegendes Büchlein. Es will nicht eine Dar-
stellung des Wertes der Freiheitsdichter für ihre Zeit bieten, sondern eine Umprägung desselben
für die Gegenwart ,,für die Erziehung zur Vaterlandsliebe und zur Stärkung echt patriotischen
Sinnes." Die Auswahl, die durchwegs aus Quellen geschöpft wurde, ist sehr gut getroffen und
angeordnet und in einem schmucken, handlichen Band uns dargeboten. Das Buch verdient
eine recht weite Verbreitung durch alle Schichten des Volkes; dann wird es seinen Zweck
wohl erreichen. R — r.
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens.
Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. 2 4. B a n d. J a h r e s - S u p-
p 1 e m e n t 1 9 1 1 — 1912. Leipzig und Wien. Bibliographisches In-
stitut. 1913. 1020 Seiten. Lex.-S*'.
Der neueste Band dieses hervorragenden Werkes bietet wiederum eine erstaunliche
Fülle des Wissenswerten aus allen Gebieten der Natur und Kultur. Im wesentlichen werden
dadurch Artikel der früher erschienenen Bände, auf die dann regelmäßig verwiesen wird, ergänzt
und so deren Inhalt auf den Stand der Forschung von 1913 gebracht. Vielfach handelt es sich
dabei lediglich um Notizen, oft aber auch um Ergebnisse, die längere Abhandlungen nötig machten.
So finden sich weiter ausgreifende Artikel unter den Schlagworten Anthropologie, Astronomie,
Bahnhof, Binnenschiffahrt, Brutpflege, Chemische Industrie, China, Darmstadt (mit Plan),
Deutsche Literatur in Österreich usw., während für Tripolis (unter ,, Afrika"), Albanien, Ange-
stelltenversicherung, Bagdadbahn, Marokkoabkommen zwischen Deutschland und Frankreich etc.
lediglich die neu geschaffenen Verhältnisse in Betracht gezogen worden sind. Einzelne Notizen
(z. B. ,, Alterspräsident" etc.) und Artikelchen scheinen uns von zweifelhafter Notwendigkeit,
— 49 —
wie sich einem denn auch sonst wohl unwillkürhch die Frage aufdrängt, ob ein derartiges Resume
über die Neugestaltungen auf allen Gebieten, wie sie jedes Jahr, wie sie ein jeder Tag und jede
Stunde mit sich bringen, Sache eines Konversationslexikons sein kann und soll, ob aus jährlich
erscheinenden Supplementbänden nicht gar bald eine rechte Unübersichtlichkeit resultieren
muß, die Auswahl des wirklich Wichtigen und Wissenswerten unter solchen Umständen für
Herausgeber und Mitarbeiter nicht sehr erschwert und daher leicht allzu subjektiv ausfallen
wird u. s. f.
Die Freude an dem reichen Inhalt des neuen Bandes wird freilich durch dergleichen
Bedenken kaum beeinträchtigt und durch die Betrachtung des wertvollen und lehrreichen
bildlichen Schmucks, unter dem wiederum eine Reihe neuer Bildnistafeln (Astronomen, Anthro-
pologen, Mediziner usw.) zu verzeichnen sind, nocii bedeutend erhöht.
/^;.i%/M
riJ^^ 'Cp^^,,
50
NOTIZEN.
nie II i s t «> r i s o li o K <> m ni i s s i n n 1"' c i d c r K ö ii i i; 1 i o h H a y c r i s c li c n
A k a d e ni i e d o r W i s s e n s «.- li a t t e n r i i.- li t o t a ii all o V v e u ii d e h a n d e 1 s-
jT e s c li i c h t 1 i <-■ li t' r F n r s i' ii u n u f <> 1 u i-' n d c n A u f r ii f :
Seit den let/.teii Jaiir/i.'liiiti.'n des lo. Jainiuiiuiorts iiat sich der Bliek der Wirtscliafts-
liistoriker in steisendeiii Maße auf jene spezifischen Quellen der Handelsijeschichte gelenkt,
wie sie sich aus der kaufmännischen Tätigkeit der einzelnen Wirtschaftssubjekte ergaben und
wie sie für die Zeit vom 14. Jaliriniiuiert an in grcW.ierer Anzaiil in den öffentlichen und den
privaten Archiven ( Faniilienarcliiven) ruiien. Also auf liaiulelsbücher, auf Handelskorrespon-
denzen (die oft in zusammenhängenden (Iruppen in Kopierbüchern erhalten sinti), auf (jesell-
schaftskontrakte, auf Kontrakte mit llandlungsdienern, auf tagelnichartige Aufzeichnungen
von Kaufleuten und ähnliche Quellen.
Es dürfte bekannt sein, daß nur mit Hilfe solciien Quellenmaterials die innere Struktur,
die innere Organisation des Handelslebens richtig erfaßt und beurteilt werden kann. Nament-
lich die Fragen nacii der durciischnittlichen Höhe der Handelsgewinne früherer Zeiten, nach
der Art der Kapitalbeschaffung bei den größeren Firmen, die Fragen nach der Größe der Be-
triebe, nach der Form der Unternehmungen (ob Einzel- oder gesellschaftliche Unternehmung),
die vielerlei Fragen nach dem Charakter der Handelsvergesellschaftungen usw. können exakt
und konkret nur aus dem genannten Quellenmaterial beantwortet werden. Dasselbe gilt für
die vielen Fragen nach der Wesensart der vorkommenden Geschäfte (ob Kreditgeschäfte vor-
liegen, ob das Speditionsgewerbe von dem eigentlichen Handelsgewerbe getrennt ist usw.),
dasselbe für die Erforschung der vom Großkaufmann abhängigen gewerblichen Betriebssysteme
usw. usw.
Hervorragende deutsciie und ausländisciie Wirtschaf tsliistoriker haben des öfteren den
Wunsch nach häufigeren Editionen von Handelspapieren der obengenannten Arten ausgesprochen.
So schrieb, um nur einige zu nennen, Wilhelm H e y d, der Altmeister moderner handels-
geschichtlicher Forschung in Deutschland, mit Bedauern: ,,Die Handelspapiere alter Zeit sind
in ausgedehntem Maße der Vernichtung anheimgefallen, das läßt sich leider nicht leugnen, allein
ganz ausgetilgt sind sie nicht; nur werden sie sorgfältig verwahrt im Familienbesitz, ruhig
liegen gelassen in den öffentlichen Archiven, auch wohl im stillen gesammelt, aber der Ver-
öffentlichung nicht entgegengeführt." Auch v o n I n a m a - S t e r n e g g bedauerte im Vor-
wort zum zweiten Teile des dritten Bandes seiner deutschen Wirtschaftsgeschichte, daß
aus den neuen Quellenkreisen, mit deren Hilfe man zu ganz konkreten und anschaulichen Vor-
stellungen des Handels kommen könne, die Handlungsbücher großer Kaufleute bisher nur
selten zur allgemeinen Kenntnis gebracht worden seien.
Vor und nach diesen und anderen Äußerungen ist eine kleine Anzalil von Handelsbüchern
und verwandten Archivalien des 14. bis 16. Jahrhunderts auch in Deutschland wie anderwärts
ediert worden. Außerdem haben niclitedierte Handelspapiere einzelnen Wirtschaftshistorikern
als willkommene Erkenntnisquelle gedient. Eine wesentliche Förderung unserer Wissenschaft
ist daraus erwachsen. Aber es muß mehr geschehen ! Was uns als Vorbereitung auf eine deutsche
Handelsgeschichte, die allen berechtigten Anforderungen der Geschichtswissenschaft und der
Nationalökonomie genügen will, nottut, ist e i n e s y s t e m a t i s c h e S a m m 1 u n g u n d
eine z u s a m m e n h ä n g e n d e, von denselben Prinzipien geleitet e
Edition b e z w. Bearbeitung von Handels p a p i e r e n der o b e n g e-
nannten Art. Wenigstens für die Zeit bis zum 16. Jahrhundert inbegriffen. Das Unter-
nehmen duldet keinen Aufschub, sollen nicht noch weiterhin, wie es schon geschehen ist, un-
ersetzliche Geschichtsquellen als Makulatur eingestampft werden.
Als Vorbereitung für eine Publikation wie die obengenannte hat nun die historische
Kommission bei der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften in ihrer Sitzung
vom 16. Mai 1913 beschlossen, die Verzeichnung zunächst der ungedruckten süddeutschen Hand-
lungsbücher und verwandten Akten des Mittelalters und des 16. Jahrhunderts vornehmen zu
— 51 —
lassen. Zu diesem Zwecke richten die Unterzeichneten an alle Freunde der deutschen Wirt-
schafts- bezvv. Handelsgescliiciite die iiöfliche Bitte, bei dem schwierigen Werke mitzuhelfen
und möglichst genaue Angaben über ihnen bekannte oder aufstoßende Handelspapiere der
genannten Art an sie gelangen zu lassen. Bemerkt sei, daß sich die gesuchten Archivalien er-
fahrungsgemäß oft als Beilagen zu Gericiitsakten zu finden pflegen, wohin sie gelegentlich
kaufmännischer Prozesse (zwisciien Handelsgesellschaftern, im Anschluß an Konkurse usw.)
gelangt sind.
Dr. G. von Below, Dr. J. Strieder,
ord. Professor an der Universität Freiburg i. Br. Privatdozent an der Universität Leipzig.
Gefl. Nachriciiten werden an die Adresse des letztgenannten, Leipzig- Gohlis, Kleist-
straße 9, erbeten.
Plakatausstellung Bremen. Die vom Verein der Plakatfreunde, vom Kunstverein, vom
Gewerbemuseum und vom Deutschen Werkbund zu Bremen geplante Ausstellung findet vom
31. August bis 21. September d. J. in der Bremer Kunsthalle statt. Von den großen Samm-
lungen, die in der Ausstellung vertreten sein werden, seien u. a. folgende erwähnt: die Samm-
lung des Germanischen Museums in Nürnberg, die seltene Stücke aus dem 16. — 18. Jahrhundert
enthält; die dem Kunstverein von Dr. H. H. Meyer letztwillig gestiftete große Sammlung mit
Plakaten von Clieret, Toulouse-Lautrec; die iiauptsächlich aus modernen Stücken bestehende
umfangreiche Sammlung des Herrn Oberlehrer F r i c k e - Bremen u. a. Außerdem stehen
von einer Reihe anderer Privatsammlungen von Mitgliedern des Vereins der Plakatfreunde
seltene Stücke zur Verfügung.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD. Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
1©13. Nr. 3. Juli— SeptemDer.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
S e . Majestät K ö n i ,t( Ludwig III. von Bayern hat d e n s e i t li e r von
der K . H o f k a s s e für allgemeine Zwecke des Museums geleisteten
Jahresbeitrag von 1260. yi^, dessen Bewilligungsfrist abgelaufen war,
auf weitere 5 Jahre allergnädigstbewilligt, ebenso denjährlichen
Beitrag von lOOOiifürdie Witteisbacher Stiftung.
STIFTUNG.
Zu den Kosten der Erwerbung der v o r m. Beckhschen Fabrik gingen
uns neuerdings folgende erfreuliche Zuschüsse zu, nämlich :
je 1000 M von Frau Julie König in F r e i b u r g i. Br. und von der 1 1 s e d e r
Hütte inGroß-llsede b. Peine,
ferner 500 M von der LokomotivfabrikKrauß &Co., A.-G. in M ü n c h e n.
Den hochherzigen Spendern sei auch an dieser Stelle nochmals bestens gedankt.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Standesherren: Fürst Casimir zu Castell- Rüdenhausen in Rüdenhausen 20 M.
Von Kreisausschüssen: Guhrau lo Ji ; Herford 20 .ft ; Ohlau lO ,'ii ; Oppeln lo M ; Rawitsch
10 Ji; Siegen 20 AI,; Ueckermünde 20 M; Witkowo lo Ji.
Von sächsischen Amtshauptmannschaften: Chemnitz lo .Ä; Meißen lO Ji; Plauen i, Vgtl.
10 M.
Von Vereinen: Hannover. Kestner Museum 10 .l{. Metz. Gesellschaft für lothringische
Geschichte und Altertumskunde 10 Ji. Nürnberg. Allgemeine Wirte-Vereinigung 10 Ji;
Büttnermeister- Verein 5 Ji ; Verein der südöstlichen Vorstädte iO Ji; Verein höherer Beamten
der Stadtgemeinde Nürnberg \0M; Verein Nürnberger Wild- und Geflügelhändler 5 Ji; Ver-
einigung Nürnberger Architekten 20 M.
Von Privaten: Amberg. M. Großelfinger, Kgl. Reallehrer l Ji ; Paulus, Kgl. Amtsanwalt
1 .11. Arnstadt. Apfelstedt, Apotheker l M; Enders, Mühlendirektor 1 Ji ; Dr. Flohrschütz,
Oberlehrer l Ji ; Dr. Heussel, Oberlehrer i Ji; Dr. Langbein, Geheimer Oberregierungsrat
2 .li; Arthur Renger, Fabrikbesitzer 1 M; Dr. Rudolph, Oberlehrer 1 Ji ; Schellhorn, Post-
direktor 2 M; Erwin Stüber, Regierungsrat 1 .#; Emil Wagner, Fabrikdirektor 1 M;
Johann Woltersdorf, Kommerzienrat (bisher 3 M) jetzt 5 M. Aschaffenburg. J. Kotz,
Religionslehrer 3 M- Bernburg. Braune, Kaufmann 3 Ji; Leistner, Kaufmann 3 Ji;
Stößel, Apotheker 3 Ji. Betzweiler. Karl Eitle, Pfarrer 3 Ji- Breslau. Hans Ledermann,
Bildhauer 5 Ji ; Dr. phil. Ernst Schwerin 5 M ; Dr. Varrentrapp, Magistrats-Assessor 3 Ji
CasteU. Paul Esprester, Fürstlicher Assistent 1 .Ä ; Kreppel, Gräflich Rechteren'scher Kameral-
amtmann in Markteinersheim l M; Karl Meyer, Fürstlicher Assistent 1 Ji. Dresden. Georg
Arnhold, Geheimer Kommerzienrat 3o M; Professor Grohberger, Direktor in Niederlößnitz
3 M; Köhler, Verlagsbuchhändler 6 .M; Professor Dr. Otto Lobeck, Studienrat io.,IC; Th.
— 54 —
Lobeck, Fabrikbesitzer 10. f(^; von Mayenburir, Arciiitekt SM; Dr. med. Albert von Pfluijk,
Professor 20 J( ; Sclnniiü, Korvettenkapitän a. D. 10 J(; Dr. jur. Friedrich Seifert, Rechtsanwalt
10 .M-; Albr. Wolf. Resierunijsrat 5 M; Erw. Wolf, Rechtsanwalt 5 Ji ■ Zietz, Koninierzienrat
30. W.. Durlach. Dr. Rudolf Raab, Lehramtspraktikant l J(.. Eschenau. Koiil, prakt. Tierarzt
1 .(( : Wichahelles, Apotheker l M ; Preisz, Kgl. Pfarrer in Forth 3 M ■ Fürth. J. Kohl, Haupt-
lehrer 5 .(f ; Julius Reißinger, Pfarrer 3 M; Dr. Silberschmidt, Arzt 2 JÜ. Schwab. Gmünd.
Ernst Bommas, Fabrikant in Schorndorf 2 Jt ; Carl Boß, Fabrikant 3 M ; Fritz lirliard, Kauf-
mann 2. ((. Görlitz. Albert Köhnke. Direktor (bisher 3 Ji) jetzt 5 i^'. Schwab. Hall. I)r. Dürr,
Sanitätsrat 2 .H ; G. Lindenberger, Fabrikant 2 M ; G. Müller, Bergrat 2 Ji. Hamburg. Paul
Rosenbacher 10 .-W. Homburg v. d. H. Karl Haller, Zimmermeister 3 J(. Kiel. Ficker, Pro-
fessor 3 .(( ; Kruniiii. Professor 3 JL Landshut. Adolf Pattberg, Garnisons-Verwaltunps-
inspektor 3 .'* Leitmeritz. Dr. Emanuel Gläßner, Rechtsanwalt 2 Kr.; Paul Martin, Buch-
händler 2 Kr.; Dr. Hugo Ostermann, Gymnasial-LJirektor 2 Kr. Lübeck. R. Bening, Kauf-
mann 3 Ji ; Henry Heitmann, Kaufmann 10 J(. Ludwigshafen a. Rh. Dr. Hans Mehner, Che-
miker 3 Ji. Maihingen. Bachschmid, Pfarrer in Wallerstein 2 Ji ; Leopold, Benefiziat in Waller-
stein 1.50 Jf. Mannheim. Jos. Bitter, Ingenieur 3 J( ; Walter Hensel 3 Ji ; H. Zamponi, Pro-
fessor 3 J(r. Meersburg. Zamponi, Rektor, 3 Ji. Mühlheim a. d. Ruhr. Dr. Pietscher, Ober-
lehrer 3 Jt- Mühlhof. Dr. Hollederer, Arzt 3 M- München. Erich Freiherr von Guttenberg,
Kgl. B. Leutnant 3 Ji: ; J- Freiherr von Imhof 2 JC ; Berthold Sutter, Verlagsbuchhändler 3 M;
Helmut Freiherr von Tautphoeus, Kgl. B. Kämmerer 3 M- Nürnberg. Hans Bickel 3 M;
Kunstmaler A. Braig, Kgl. Gymnasiallehrer 3 Ji ; Haymann, Langerichtsrat 5 Ji; Louis Heller
10 Ji ; Hermann Heß 3 Ji ; Max Neumark 10 Ji ; Nußberger & Held, Beton- und Eisenbetonbau
20 J(, ; Krafft Scanzoni von Lichtenfels Regierungsbaumeister 20 Ji ; Max Schmid, stellvertret.
Landgerichtsdirektor 3 M; J. Schneider 3 JI ; Emil Thurnauer, Kaufmann 10 Ji ; G. Vestner
Kaufmann 2 Ji ; Treumund Wagner 3 Ji. Plauen i. Vgtl. E)r. Erbert 3 Ji. Recklinghausen
Heinrich Vogelsang, Kommerzienrat 10 Ji. Rheine. Wilhelm Jackson, Fabrikbesitzer 5 Ji
Roth a. S. Carl Braun, Lehrer 3 Ji. Rutesheim. Mitschele, Hauptlehrer 1 JC. Schwabach
Gruber, Assessor 2 Ji. Solingen. Eugen Berg auf Waldhof- Hackhausen 10 Ji. Thalmäßing.
Bürkler, Kantor in Burgsalach 2 Ji. Traunstein. Beer, Institutsdirektor 2 Ji ; Berninger
Landgerichtsrat 5 Ji ; Dr. Heim, Gymnasiallehrer 2 Ji ; W. von Kotzebue, Kunstmaler 3 JC
Lamprecht, Rektor 2 J( ; Neun, Landgerichtsrat 3 JI ; Nüßlein, Reallehrer 1 Ji ; Spaett, II. Staats-
anwalt 3 Ji; Ufer, Regierungsrat 5 Ji- Treuchtlingen. Arthur Aurnhammer, Kaufmann 2
Bauer, K. Postverwalter 2 Ji; Bauernfeind, Stadtpfarrer 2 Ji; Jakob Faul, Lehrer 2
Hans Hasselt, Lehrer 2 Ji; Hertlein, Forstassistent 2 Ji ; Christian Leinberger, kaufmänn.
Beamter 2 Ji ; Heinrich Liebhardt, Kaufmann 2 Ji ; Georg Schuster, Kaufmann 2 Ji.
Tübingen. Dr. von Blume, Professor 2 Ji ; Dr. Gaupp, Professor l Ji ; von Gramer, Land-
gerichtspräsident 2 Ji; Dr. Hegler, Professor 2 Ji ; Dr. Sartorius, Professor 2 Ji ; Dr. Smend,
Professor 1 M; Dr. Wahl, Professor 1 Ji. Urach. Dr. Klüpfel, Sanitätsrat 5 Ji; Leube,
Stadtpfarrer 2 Ji ; Santer, Repetent 2 Ji; Georg Stern 5 Ji ; Weiß, Professor 3 Ji; Weit-
brecht, Repetent 3 M. Weimar. Frau Tiedemann, Generalagentenwe. 3 Ji. Weissenburg i. B.
G. Metzger, K. Notar 3 Ji- Werdau. Hugo Schneider 5 Ji. Wertheim. Gustav Kiefer, Lehrer
in Sachsenhausen 1 Ji.
Einmalige Beiträge.
Bartenstein. Kreisausschuß loo Ji. Gelsenkirchen. Kreisausschuß 50 Ji. Gotha.
Landratsamt 20 Ji. Jauer. Kreisausschuß 10 Ji. Münsingen. Oberamt 30 Ji. Tilsit. Kreis-
ausschuß 10 J4. Wirsitz. Kreisausschuß 20 Ji. Leitmeritz. Ignaz Peters, K. K. Gymnasial-
professor a. D. 4 Kr. Weimar. Dr. phil. Scheitemantel, Gymnasialprofessor 10 M.
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Auch im vergangenen Vierteljahr war es vor allem die Sammlung von Denkmälern
der originalen Plastik, die wesentlich ergänzt und bereichert werden konnte. Doch liegt
der Schwerpunkt dieses Mal weniger in der älteren Zeit als in den späteren Jahr-
55 —
Hunderten. Nur das S a n d s t e i n r e 1 i e f einer Veronika, das wir in Stadtam-
hof| erwerben konnten, gehört noch der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts an
(Ab. 26). Stammend von einem der Gebäude des dortigen Stiftes zu unserer Heben Frau,'das
zu St. Mang bestand, hatte es zuletzt seine Stelle in dem auf dem Stiftsareal stehenden Hause
Poststraße 134. Kunstgeschichtlich ist es nicht von nennenswerter Bedeutung. Dagegen
bietet es in ikonographischer Beziehung einiges Interesse. Abweichend von dem gewohnten
Schema zeigt es nämlich das Haupt Christi nicht unmittelbar auf dem Sudarium haftend, son-
rilrfit%iH)HlHniillli- II
Abb. 26. Veronika mit dem Schweißtuch.
Sandsteinrelief aus Stadtamhof. l. Hälfte des 15- Jahrh.
dern vielmelir über einem eigenen Scheibennimbus, der natürücii mit einem Kreuz versehen ist,
in kräftig ausgesprochenem Relief vor ihm schwebend. Zudem ist der Typus des Antlitzes
derjenige des toten Christus mit geschlossenen Augen und schmerzerfüllten Zügen ohne die
Dornenkrone. Uns, die wir die freiere Auffassung eines Dürer, — ich erinnere vor allem an
die kleine Radierung mit der stehenden Heiligen v. J. 15 10, B. 64, und an den grö(3eren Kupfer-
56 —
stich mit «.leii sclnvebeiuieii Kugeln v. .1. 1513. B. 25 - eines SeluiulU'lin uiut Spiin,t;inklee i^c-
wdhiit sinJ, imiLf diese Art der Auffassung etwas fremd ersciieinen. Diis Wesentliclie der Veronii^a-
Lecende ist trotz ihrer doppelten Version das Tucli. Nach der einen Fassung wollte sich Veronika
ein Bildnis des Heilandes malen lassen und truy /u diesem Zweck ein Linnentuch zu einem Maler.
Da beirejinete ihr Christus selbst und, als er von iiirem Vorhaben hörte, nahm er das Tuch und
Abb. 27. St. Christina. Holzfigur. Oberbayrisch. Mitte 18. Jahrh.
gab es ihr mit seinem Antlitz bezeichnet zurück. Nach der anderen Version, die in der Literatur
erst mit dem 16. Jahrhundert hervortritt, war Veronika eine der heiligen Frauen, welche den
Herrn auf dem Leidensgang nach Golgatha begleiteten. Als er unter der Last des Kreuzes
schwitzte, reichte sie ihm ihren Schleier, und, als er sich damit abtrocknete, blieb das dornen-
57 —
Abb. ?8. Flöteblasender Putto auf Ziegenbock. Weißmarmorgruppe. Spätes 18. Jahrh,
— 58
gekrönte Antlitz in einem AbtiriK'k. .lut ileni Tiuiio /.uiiit"k. In beiiicn l-iilleii, die aueli in der
Darstelluntr einen versciiiedenatti.uen Ausdruci< gefunden hiiben, ist denmaeli das Maßgebende
das Tuch, in welches das Antlitz ab- oder einjredrückt wird. Bei unserem Relief aber liegen Antlitz
und Tuch nicht in einer Fläche, sondern sind durch die Scheibe deutlicii voneinander geschie-
den. Der Typus des Antlitzes ist der ältere, er ist derjenisje des Totenbildes, wie wir es auf dem
Sudarium finden, das als eine besonders kostbare Reliquie in St. Peter aufbewahrt wird. Da-
neben gibt es einen zweiten Typus, nämlich denjenigen des schmerzlosen, verklärten Antlitzes,
oder denjenigen des Lebenden, welcher durch das Veronika-Bild in S. Silvestro in Capite zu Rom
repräsentiert wird und später durch die Zufügung der Dornenkrone und des Leidenszuges in
freierer Art weiterentwickelt wurde. In der Zeit, in der unser Relief entstand, hatte sich dieser
neue Typus bereits Geltung zu schaffen gewußt. Vielleicht ist das Veronikabild in der alten
Pinakothek zu München einer seiner frühesten, wenn nicht sein frühester Repräsentant. Es
wurde früher dem Meister Wilhelm von Köln zugeschrieben, dürfte aber nacii neueren Ansichten
eher von dessen Geschäftsnachfolger Hermann Wynrich von Wesel lierrüiiren, der bis 1413
Abb. 29. Silbervergoldete Deckelkrüge. Nürnberger Arbeiten. Ende 16. u. 1. Hälfte 17. Jahrh.
erwähnt wird. In ausgedehnterem Maße brach sich der Typus mit dem Leidenszug und der
Dornenkrone erst in der Zeit nach 1450 Bahn. Die Verehrung des Sudariums war namentlich
im 14. und 15. Jahrhundert, ja bis ins 16. Jahrhundert hinein eine weit verbreitete.
Es sei hier nur an Dante und Petrarka und deren beredte Schilderung des Eindrucks
erinnert, den der Anblick des Sudariums und des wahren Bildes Christi in St. Peter auf die
Rompilger machte. Der Typus des Totenbildes ist übrigens auch sonst bei uns vertreten,
nämlich in einer Maske aus gebranntem Ton, die 1886 aus der Sammlung Felix er-
worben wurde (abgebildet bei Josephi S. 55) und die ebenfalls der 1. Hälfte des 15. Jahr-
hunderts angehört, und in einem kleinen, silbergefaßten Perlmutterrelief, das als Anhänger
gedient hat und der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert entstammt, während der Typus des
Lebenden mit geöffneten Augen und der Dornenkrone durch eine einer silbervergoldeten Ho-
stienbüchse eingravierte Darstellung der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts und ein vor 1500
entstandenes Praedellenbild der fränkischen Schule (Nr. 523) repräsentiert wird.
Über das Wachsrelief von Georg Holder mann wird Direktor Dr. von Bezold in
dem nächsten Bande der Mitteilungen unter Beigabe einer Abbildung ausführlicher berichten.
Die in Abb. 27 wiedergegebene S t a n d f i g u r der heiligen C h r i s t i n a
wurde in Berchtesgaden erworben. Das Verzückte, Süßliche und doch gleichzeitig Graziöse
— 59 —
in Haltung, Gebärde und Gesichtsausdruck läßt sie als eine charakteristische Arbeit
des 18. Jahrhunderts erscheinen. Die Fassung ist noch die ursprüngliche. Das
mit Rankenwerk und Rosetten reich reliefierte Gewand ist vergoldet. Das Inkarnat be-
wegt sich in den zu jener Zeit üblichen wachsartigen und fahlen Tönen. Der Verfertiger
dieser Figur ist kein Meister ersten Ranges, aber er verfügt über ein technisch tüchtiges Können,
während er in der künstlerischen Ausführung ganz unter dem Zwange der Zeitauffassung steht.
Abb. 30. Gürtel mit Scheide und Besteck.
Silber. Anscheinend Rappersweiler Arbeit. 2. Hälfte 16. Jaiirii.
Die Weißmarmorgruppe des flöteblasenden Putto auf einem
Ziegenbock (Abb. 28), welche aus dem Münchener Kunsthandel stammt, gehört dem
Kreise der Würzburger Schloßgartenfiguren von Joh. Peter Wagner (176O — 1770) oder der
Bacchusgruppe von Konrad Link im Park zu Schwetzingen (um 1775) an. Der Einfluß von
- 60 —
Frankreich her, wo die Biidiierkunst im IS. J:iiirluindert in den Werken eines Falconet, Houdon,
Lumour. Boiichurdon oder Pii;:ille eine solcii lierrliciie N;uiibliite erlebte, ist unverkennbar.
NamentUch der Hinweis auf Pijralle's Kind mit einem Käfig im Louvre dürfte nicht unangebracht
sein. Das mit Schilfbiindehi und Blattwerk durchsetzte Felsgestein sowie spielende Kinder-
pruppen gehörten zu den damals beliebten Dekorationsniitteln an Brunnen, in Park- und Schloß-
anhigen. Auch unsere Gruppe werden wir höchst wahrscheinlich als eine Brunnen- oder Park-
gruppe anzusprechen haben, die erst durch reichliches Grün, durch Pflanzen und Nischenwerk
ihr richtiges Relief erhielt. Leider konnten w ir über ihre Provenienz nichts in Erfahrung bringen.
Sie ist durch eine große Ruhe in der Auffassung, durch eine erstaunliche formale Sicherheit
und durch technische Bravour ausgezeichnet. Auch hat sich der dem Namen nach noch unbe-
kannte Meister von der A\anieriertheit der Zeit freizuhalten gewußt und mit seinem Werk ein
gut Teil unverfälschter Natürlichkeit erreicht.
Die beiden traubengebuckelten D e c k e 1 k r ü g e sowie den Gürtel m i t S c h e i d e
und Besteck, die wir in Abb. 29 u. 30 wiedergeben, hat die Stadt Nürnberg aus dem Nachlaß
von Ma.x Pickert erworben. Von den Deckelkrügen trägt der eine die Marke des Christof
Straub, der 1572 Meister wurde, der andere ein aus L und O zusammengesetztes Zeichen
und den Nürnberger Beschau. Unter dem Fuß des letzteren sind außerdem die Wappen Praun-
Behaim eingraviert, die sicli auf Friedrich Praun (f 1650) und Maria Magdalena Behaimin
(I605 — 1642), welche 1634 heirateten, beziehen. Damit ist auch die Entstehungszeit dieses
Stückes festgelegt, das jedoch dem Straubschen Krug an Feinheit der Arbeit nachsteht. Der
Gürtel ist wahrscheinlich eine Rappers w eiler Arbeit. Wenigstens ähnelt das eine
der beiden Zeichen, die an den rechteckigen Gliedern der Kette angebracht sind, dem hei Rosen-
berg unter Nr. 5691 wiedergegebenen. Die Ornamentation der durchbrochen gearbeiteten
Scheide mit den musizierenden Frauengestalten läßt den Einfluß der Stiche Aldegrevers, die
ja das Kunstgewerbe des ganzen 16. Jahrhunderts in ausgedehntestem Maße befruchteten,
erkennen. Entstanden ist das Ganze in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Noch ist auf den in Abb. 31 wiedergegebenen Kuchen m o d e 1 aufmerksam zu machen,
der durch seine städtischen und bäuerlichen Trachtendarstellungen kulturgeschichtlich nicht
uninteressant ist. Auf der Rückseite ist die Jahrzahl 1 725 angebracht. Wahrscheinlich ist
dieses Stück Nürnberger Provenienz. Fritz Traugott Schulz.
Geschenke.
Bamberg. Dr. A. Eckstein: Messingene Sabbatlampe. 18. Jahrh. — Berlin.
Münzkabinett: Gipsabguß der Medaille auf Georg und Magdalena Holdermann von
G. Holdermann v. J. i6lü. ^ Mannheim. Heinrich L e o n h a r d t: Baumsäge, 17. Jahrh.;
Messer und Gabel mit gravierten Silbergriffen, 18. Jalirii.; Gießkanne aus Messing, 1850— 60;
eiserne Hängelampe; 12 Wallfahrtszeichen und Amulette. — Nürnberg. F r a u G e h e i m rat
von Gerngros: Madonna mit Kind auf einer Mondsichel. Anscheinend aus dem Baldachin
einer Prozessionsstange. Bäuerliche Arbeit. 18. Jahrh. — Fräule in Ernestine Preu (Legat):
Kleine Holztruhe, in Rot, Grau und Braun bemalt. 1. Hälfte 18. Jahrh.; Klystierspritze von
Zinn, um 1850; Instrument zum Falten von Spitzen mit Schraube zum Befestigen am Tisch,
Messing. — Kaufmann Fanz Rhodius: Wandbespannung mit aufgemalten Darstellungen
— Schäferpaar am Brunnen, Parkszene, Landschaft, lesende Dame — aus dem Hause Wunder-
burgstraße 8 in Nürnberg, datiert 1767. — Dr. med. Leonhard Rosenfeld: Ein geburtshilf-
liches Instrumentarium, aus 10 Stücken bestehend, um 1850. — Ehemaliger Gesangverein
Sängerlust: Vereinsfahne v. J. 1854 mit verschiedenen Bändern aus den sechziger Jahren. —
U ngenannter Gesche n kgebe r: Zinnabguß der Vorderseite der Holdermannschen Medaille
auf Kaiser Ferdinand III. —Partenkirchen. Fräulein von Königsthal: Ankleidepuppe
mit schwarz- und blaugestreiftem Seidenkleid. 1. Hälfte 19- Jahrh. — Straßburg i. Elsaß.
StädtischesWasserwerk: Rohr nebst Rohrscherben von der römischen Wasserleitung
bei Oberhausbergen. — Weiltingen. Forstamtsassessor Alt: Spinnwirtel von rotbraun gebrann-
tem Ton. Gefunden im Staatswald Weiltinger Forst. Frühmittelalterlich. — Windsheim.
Fräulein Wagner: Acht Tanzgruppen von Holz, auf Borsten stehend. Um 1860.
61 -
^i^'^v^ .^^^^ j0^^!f^
1
Ankäufe.
Plastik, Originale. St. Veronika. Sandsteinrelief aus Stadtamhof. Bayerische Schule.
1. Hälfte 15. Jahrh. (Abb. 26). — Wachsrelief mit den Nürnberger Septemvirn und einer Fries-
an^icht der Stadt auf einer Schie-
fertafel von G e o r R' Holder-
m a n n v. J. 1611. (Tausch). —
Hl. Chiistina. Standfisjur. Linden-
holz. Das Gewand vergoldet. Ober-
bayrische Arbeit. Anfang i8.
Jahrh. (Abb. 27). — Flöteblasen-
der Putto auf einem Ziegenbock
vor einem Felsen. Brunnen- oder
Parkgruppe aus weißem Marmor.
Deutsche Arbeit unter franz(')si-
schem Einfluß. Spätes IS. Jahrh.
(Abb. 28).
Kirchliche Geräte. Gedächt-
nistafel für den am 3. Juli 1779 t
Generalfeldmarschall des fränki-
schen Kreises Georg Christoph
Oelhafen von Schöllenbach und
Eismannsberg von Joh. Tisch-
berger. Solenhnfer Stein in einer
Holzeinfassung.
Hausgeräte. Kuchmodel mit
Trachten- und Tierdarstellungen.
Birnbaumholz. 1725. (Abb. 31)- —
Haspel. Empire-Zeit,
Hohenzollern-Stiftung. Jubilä-
umsmünzen vom 17. März und
15. Juli 1013 zu 2 und 3 A'^ark.
KÜNSTSAMMLUNG
DER STADT NÜRNBERG.
Deckelkrug, silber vergoldet,
traubenförmig gebuckelt, mit
schildhaltendem Putto als Bekr«)-
nung. Arbeit von Christof
Straub (Meister 1572). Siehe
Abb. 20. — Deckelkrug, silberver-
gdldet, ähnlich dem vorigen. Arbeit
des Nürnberger Goldschmieds LO.
um 1634. (Abb. 29). — Gürtel mit
Scheide und Besteck. Silber. An-
scheinend Rappersweiler Arbeit.
2. Hälfte 16. Jahrh. (Abb. 30). —
Altnürnberger Gebietsgrenzstein
vom Wege an der Hohen Marter
südlich von Höflas. Mit dem ge-
teilten Stadtwappen und der
Jahreszahl 1709. — Zwei Masken-
Anzüge mit geschnitzten Holz-
masken. IS. Jahrh.
Abb. 31 Kuchenniodel. 1725.
- 62 —
MISTORISCl 1-PI lARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
G 0 s 0 li 0 n k e.
Lintorf (Hannover). F. A 1 p e r s: Johann Friedrich Meyers, Apothekers zu Osnabrück,
Chvmisdie Versuche zur nülieren Erkenntniß des ungelöschten Kalclis, der elastischen und
electrischen A\aterie, des allerreinsten Feuerwesens und der ursprünjrlichen allgemeinen Säure.
Hannover und Leipzig, bei Joh. Wilh. Schmidt, 1764. Adam sin Adiimken, ein Lebensbild
von A. Eymann, bei F. C. Haag in Melle.
Ankauf e.
Archiv für Geschichte der Naturwissensciiaften und der Technik. V. 1.
KUPFERSTICHKABINETT.
Das Verzeichnis der Neuerwerbungen läßt erkennen, daß besonders die Sammlung von
Gelegenheitsgraphik (Visitenkarten, Glückwunschkärtchen, Bücherzeichen usw.) in starkem
Wachstum begriffen ist. Frau Geh. Kommerzienrat v o n G e r n g r o s verdanken wir eine
ganze Reihe entzückender alter Glückwunschkärtchen, auf die wir noch in ausführlicherem
Zusammenhang zurückkommen werden, und Herr M. R o s e n h e i m (London) hat die Güte
gehabt, uns wieder eine größere Anzahl älterer Exlibris zu stiften. Unter den modernen Bücher-
zeichen, die der Abteilung überwiesen wurden, sind erfreulicherweise auch einige von führenden
Künstlern wie Slevogt und Schinnerer. Die Nürnbergische Kunst des 17. Jahrhunderts ist
mit Ornamentstichen von Heinrich Ulrich und Handzeichnungen von Georg Strauch, die auch
ornamental interessant sind, vertreten. Von einem Hauptmeister des Ornamentstichs in
Nürnberg im 18. Jahrhundert konnten wir einen Originalentwurf erwerben. Dem von Herrn
B. H. Bing kürzlich geschenkten Potpourri haben sich, gleichfalls durch Schenkung, zwei sig-
nierte Beispiele dieses in Nürnberg so beliebten, auch kulturgeschichtlich merkwürdigen Genres
hinzugesellt. Die Bleistiftzeichnungen des durch seine Radierungen bekannten Barons Göz
(1754—1815), besonders das Bildnis eines Rokokoherrn, der mit dem Behagen einer Spitzweg-
figur seine lange holländische Tonpfeife raucht, sind höchst charakteristische süddeutsche
Gegenstücke zu Chodowiecki. Der in Abb. 32 wiedergegebene Ölberg ist uns wichtig als Zeugnis
für den Stand der Kunst in den Niederlanden zu der Zeit, als Dürer dort Anregungen suchte.
Diese Leinwand gehört zu einer größeren Passionsfolge, von der das Berliner Kupferstichkabinett
drei weitere Nummern besitzt. Der mit interessanten Archaismen durchsetzte Stil — man
fühlt sich stellenweise an ältere Künstler wie Dirk Bouts und den feinsinnigen Psychologen
Geertgen Tot Sint Jans erinnert, während die Verhältnisse der Vordergrundlandschaft schon
ganz der neueren Auffassung entsprechen — weist auf die Antwerpener Schule. So finden
sich in der Serie wiederholt Gestalten mit den für den Pseudo-Bles charakteristischen
Proportionen und der bei den Personen seiner Szenen üblichen Haltung und Tracht. Unser
Stück trägt wie eine der Grisaillen in Berlin, die auch ganz ähnliche Retouchen enthält, den
Stempel der durch ihren Reichtum an Handzeichnungen alter Meister wie Leonardo da Vinci,
Vittore Pisano u. a. berühmten Sammlung von Giuseppe Vallardi in Mailand, die am 20. März
1857 in Paris versteigert wurde. Stengel.
Geschenke.
Berlin. Ernst B a s s e r m a n n, M. d. R. : 20 Visitenkarten namhafter zeitgenös-
sischer Persönlichkeiten. — Professor Dr. Julius R 0 d e n b e r g: 105 Visitenkarten, meist
von Schriftstellern, Künstlern und Gelehrten. — Hermann Struck: 9 Radierungen
von Hermann Struck. — Heilsbronn. AlbrechtWeber: Exlibris Karl Weber. Radierung
von A. Schinnerer. — Hof. Professor KarlWolffhardt: Photographie eines Holzschnittes
von 1601 mit dem Bildnis des Württembergischen Kanzlers Dr. Eichmann. — Innsbrucli. Al-
bert Hopffer: Hopferischer Stammbaum. Lithographie. — Linz. Dr. P a c h i n g e r:
10 Exlibris, 20 Visitenkarten (Sammler, Künstler usw.), 6 Lithographien, 1 Porträtstich, 2 Öl-
studien u. a. — London. M. Rosenheim: 52 Exlibris des 17. und 18. Jahrh. — München.
0 s k a r D o 1 c h: 3 Bleistiftzeichnungen von Baron Göz, 18. Jahrh. 2 farbige Potpourriblätter
(aquarellierte Federzeichnungen) von J. A. Eisenmann, Nürnberg, 2. H. 18. Jahrh. 1 Rötel-
zeichnung (Kaffeemädchen), Anf. 18. Jahrh. — Professor Karl Voll: Exlibris Karl Voll,
— 63 -
%r
f
— 64 —
entworfen von Max Slevojit. - Nürnberg. K«!. Ilofbuolulruckerci B i e 1 i n p - D i e t z:
Eine P;irtie Gescluiftskarten uiul -AWcvc Dnukprobcn der Fiiiiia. - Frau Üeh. Kommerzienrat
von Gernjrros: 37 Glückwunschkäitclien l:nde 18., Anf. 19- Jalirli., 1 Visitenkarte (Le
Comte Rottenhan) Anf. lo. Jalirh. — Dr. H. Liebstädter: 5 moderne E.xlibris, Radierungen
u. Litliogr. von Geiger, Wilni. Dotzlor. Run/ u. Stliinnerer. — Frau A. S r h u h: Gepreßte rosa
Visitenkarte Löffelholz von Colberg. Ant. lo. Jalirli. — Schapbach. Geiieinier Hofrat Professor
Dr. Rosenberg: 2 Lehrbriefe und 1 geistliciie Urkunde auf die Diözese Speyer bezüghcli
mit eingedrucktem Kupferstichwappen. Pergament, 1759- — Schongau. Frau l-Jentamtmann
V o 1 k e r t: ..Die Artikel des Glaubens Augsburgischer Confession . . . ." Kupferstich
v.«n F. Rctlibarth & Toninier, nach Zeichnung von J. AAahr. — Straßburg. Ingenieur von
Klucaric: Photographie eines Prunkschlittens von lOSo. — Wien. Emma L (i w e n-
stamm: 12 E.xlibris. Radierungen der Geschenkgeberin.
Ankäufe.
Ornamentstiche. Heinricli Ulrich, Nürnberg: Serie von 9 Ornamentsliciien, 1602.
Embleme. 18 emblematische Stiche des 17- und 18. Jahrh.
Handzeichnungen. Niederländischer Meister um 1520: Ölberg, Grisaille auf Leinwand. —
Federzeichnung, darstellend ein Torgebäude mit dem braunschweigischen Wappen. 1589. —
Joh. Jacob Schübler: Grau getuschte Federzeichnung. 18. Jahrh. — Böller, Ulm: 1 Blatt
mit farbigen Porträtskizzen. Um 1830.
Historische Blätter. 24 Blatt: Visitenkarten, Glückwunschkarten und Stammbuchblätter.
Ende 18.. Anf. 10. Jarh.
Städtische Sammlung. 11 grau getuschte Federzeichnungen von Georg Strauch (Monats-
darstellungen in Kartuschen). Um 1645.
ARCHIV.
Geschenke.
Hof. Karl W o 1 f f h a r d t, Professor: Siegel der Stadt Wimpffen. 15. Jahrh. —
Nürnberg. Eduard Ludwig, Versicherungsbeamter: Kaufbrief über ein Haus am Korn-
markt zu Nürnberg. 1723. Nov. 11. Orig.-Perg.-Libell.
Ankäufe.
Briefe: 6 Briefe des Malers Georg Bleibtreu an Max Jordan. 1879—1892. — 12 Briefe
des Journalisten Moritz Busch an Max Jordan. Kiel. 1864. — 10 Briefe des Historikers Joh.
Gust. Droysen an Max Jordan. Berlin. I86I — 1872. — 2 Briefe des Kupferstechers Alb. Krüger
an Max Jordan. Berlin. 1894. April 5. und Juni 10. — 3 Briefe des Malers Bernhard Mann-
feld an Max Jordan. Rothenburg o. T. I889. Juli 28. Berlin. 1893- Sept. 7- Frankfurt
a. M. 1897. Nov. 7.-4 Briefe des Illustrators Oscar Pletsch an Max Jordan. Niederlößnitz.
1886—1888. — 26 Briefe des Malers Ernst Schaller an Max Jordan. Weimar, Dresden, Berhn.
1863—1868. — 28 Briefe des Malers Hermann Wislicenus an Max Jordan. Weimar, Düssel-
dorf, Goßlar. 1866—1897-
BIBLIOTHEK.
Unter den Neuerwerbungen für die Bibliothek während des letztverflossenen Viertel-
jahres ragt namentlich die sehr dankenswerte Schenkung der Frau Kaufmannswitwe A n n a
Schuh in Nürnberg hervor, die dem Museum aus dem auf sie gefallenen Anteil an dem Rhauschen
Nachlaß eine größere Anzahl von Werken des 16. — 18. Jahrhunderts zu überweisen die Güte
hatte. Es befinden sich unter diesen Büchern manche, die reich mit Kupferstichen ausgestattet
sind und insbesondere die kunst- und kulturgeschichtlichen Abteilungen der Bibliothek in will-
kommener Weise ergänzen.
Geschenke.
Aachen. Geschäftsstelle des Deutsch-Südamerikanischen In-
stituts: Mitteilungen des Deutsch-Südamerikanischen Instituts Heft 1. Deutsche Aus-
gabe. 1913- 8. — Baden-Baden. S t ä d t. h i s t o r. S a m m 1 u n g e n : S. Kah, Die römische
Zeit. Verzeichnis der römischen Altertümer der städtischen historischen Sammlungen in Baden-
Baden. Heft IVa. 1913.^i 8. — Bamberg. K. Neues Gymnasium: Jahresbericht
— 65 —
1912/13- 8. — Bautzen. Dr. W o 1 f g. Roch: Ders., Das Stadtmuseum Bautzen, Provinzial-
museum der sächsischen Oberlausitz. S.-A. 1913. 4. — Berlin und Dresden. Vorstand
d e s V e r b a n d e s d e r Familien G 1 a f e y etc.: Verbandsblatt der Familien Glafey,
Hasenclever, Mentzel und Gerstmann, sowie deren Seitenverwandten. Lieferung; Nr. 8 vom
1. Oktober 1913. 4. Jahrff. 8. -- Berlin. K.Bibliothek: Jahresbericht 1912/13 [1913]- 8.
— G e n e r a 1 d i r e k t o r i u m der K ij: 1. Museen: Führer durch die vnr);!:eschichtliche
Abteilung:. 1913. 8. — U n i v e r s i t ä t s - P r o f e s s o r Dr. R. Greeff: Ders., Eine
Brille von vor 1 500. S.-A. 1913- 8. — Ottovon Holten, Verlag: Von Zur Westen,
W., Berlins graphische Gelegenheitskunst. Bd. 1, 2. 1912. 4. — K. K r i e g s m i n i s t e-
r i u m: Verr>ffentlichungen aus dem Gebiete des Militär-Sanitätswesens. Heft 55 T. 6. 1913- —
Landesdirektor der Provinz Brandenburg: Die Kunstdenkmäler der Pro-
vinz Brandenburg. Bd. 11 T. 1, Bd. VI T. 3, 1913. 4. — R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r
F. K. Li er seh: Ders., Die Cottbuser Schützen im 18. und 19- Jahrhundert. 1913- 8. —
Mayer u. M ü 1 1 e r, Verlag: Acta Germanica N. R. Heft 1—4. 1912. 8; Er. v. dem Hagen,
Goethe als Herausgeber von ,, Kunst und Altherthum" und seine Mitarbeiter. 1912. 8. — Pa-
laestra. 78, 89, 99, 102, 103. 1910. 1911. 8. — Ministerium d e r ö f f e n t 1 i c h e n
Arbeiten: Höhen über NN. von Festpunkten und Pegeln an Wasserstraßen. XVII. Heft.
1913. 8. — R e i c h s a m t d e s I n n e r n: Posse, Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige
von 751 bis 1913. 5. Bd. Dresden 191 3- Gr. -2. — Direktion der Reichsdruckerei:
Monumenta Germaniae et Italiae typographica. 12. Lief. 1913- 2. — Dr. Hermann
Schmitz: Ders., Die Glasgemälde des Kgl. Kunstgewerbemuseums in Berlin. Bd. 1, 2.
1913. 2. — V a t e r 1 ä n d. S c h r i f t e n - V e r b a n d : R. Baumgarten, Die deutsclie Sprache
im Leben Preußens und des deutschen Reichs. 1913- 8. — S t a a t s s e k r e t ä r d e s In-
nern: Wallot, Das Reichstagsgebäude in Berlin. [1897.] Gr. -2. — E. Wasmuth, Verlag:
Die Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst. Herausgeg. von Dehio und von Bezold. Lief. 13,
O. J. Gr. 2. — G. Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bd. V. 1912. 8. — W e i d-
m a n n s c h e Buchhandlung : Friedensburg, Die Münze in der Kulturgesciiichte. 1909.
8. — Mon. Germ. bist. : Auct. antiquiss. t. XV. p. 1 : Aldhelmi op. fasc. I. 1913- 2. — Jahres-
berichte der Geschichtswissenschaft. 34. Jahrg. 1911- 1. u. 2. Heft. 1913- 8. — Berlin-
Halensee. Dr. W. Transfeldt: Ders., Das Paßwesen, seine Entwicklung und gegenwär-
tige Geltung. Diss. 1913. 8. — Bern. A. F r a n c k e, Verlag: Weinzieher, Zur Geschichte
des schweizer Buchhandels im XV.— XVII. Jalirhundert. 1913- 8. — Besztercze. Stadt.
G e w e r b e 1 e h r 1 i n g s s c h u 1 e : 37. Jahresbericht. 191 1 /12. 1912. 8. — Blankenburg
i. Harz. Fritz Höfer, Verlag: A. Heilborn, Führer durcli Blankenburg (Harz), Umgebung
und Geschichte. O. J. 8. — A. und G. Frh. von der Osten, Die Herkunft . . . des Geschlechts
von der Osten. 0. J. 8. — Bonn. P r o v i n z i a 1 m u s e u m : Führer durch das Provinzial-
museum in Bonn. II. Bd.: Die .'V\ittelalterliche und Neuere Abteilung. 1913- 8. — Bonn-
Poppelsdorf. Kommerzienrat Friedrich Soennecken: Ders., Fraktur oder Antiqua
im ersten Unterricht? 1913. 4. — Brackenheim. Z a b e r g ä u v e r e i n : Mitteilungen
des Zabergäuvereins Jahrg. I Bl. 2—8, Jahrg. II Bl. 3—12 nebst Schluß der „Bilder aus der
Vergangenheit Haberschlachts" (aus dem ,,Zaberboten"). 1900, 1901. 4. — Vierteljahrshefte
des Zabergäuvereins 1902—1912. 8. — Der'Schwabenspiegel. 6. Jahrg. 1913 Nr. 38—40. 4. —
Bromberg. Bismarckbund E. V.: Festschrift zur Weihe des Bismarckturms. Brom-
berg 1913. 8. — Brüssel. J. P o i 1 s: C. Dens et J. Poils, Habitations et cimetiere belgo-romains.
S.-A. 191 1. 8. — Budapest. Direktion des ungarischen Landes- Kunstge-
w e r b e - Mu s e u m s: Katalog der Bibliothek des Ungarischen Landes- Kunstgewerbe-Museums.
1913. Lex.-8. — Budweis. K. K. de utsches Staatsgymnasium: 42. Programm:
P. V. Panhölzl, Wie man im 17. Jahrhundert das Problem von der Quadratur des Zirkels zu
lösen versuchte. 1913. 8. — Cassel. F. W. B r e i t h a u p t & Sohn, Verlag: Georg Sche-
wior. Das mathematisch-mechanische Institut F. W. Breithaupt & Sohn zu Cassel. Ein ge-
schichtlicher Rückblick zum 150 jährigen Bestehen des Instituts. O. O., o. J. 4. [1913]- —
Magistrat der Residenzstadt Cassel: Die Verwaltung der Residenzstadt Cassel
in den Jahren 1908— 1911- 1913- 8. — Colmar. Alfred Ostermann: Annie Besant:
Einweihung. Der Weg zur Vollendung des Menschen. Leipzig 1913- 8. — Cöln. C ö 1 n i s c h e r
5
— 66 —
K u n s t ir e \v e r b e V e r t.' i n: 22. Jahresbericht des Kunstfrewerbe-Museuins der Stadt Köln
für n)12. 1913. — Detroit. M i c h. U. St. A. K n u d M e 1 f Hansen: Chronikblätter der
Nachkommen im AAannesstamm der Broder Mumsen zu Bopslut im Nordstrande. 1. Bd. Nr. 43-
21. April 1913. S. — Dornach i. E 1 s. A d o 1 f B r a u n & C i e., Kun.stanstalt und Verlag:
Katalo? der Gemälde des Kölner Doms des Wallraf-Richart/.-Museums und des erzbischöf-
lichen Diözesan-.Museums. Dornach 1913- ^'^^ — Catalogue des reproductions inaltdrables au
charbon d'apres les dessins des prands maitres dans les mus^es d'Europe les Valeries et col-
lections particulieres les plus renuirquables. 1<)13- — Dresden. Professor Dr. F r i e d r. A s t e r:
Beiträge zur Geschichte der Familie Aster. Nr. I. Juli 1<)13- 4. - Professor Dr. A. v. P f 1 u g k:
Ders., Die Nürnberirer Brillenmacher am Ausgang des 18. Jahrhunderts. S.-A. 1913- 8. —
Düsseldorf. A u s s t e 1 1 u n g s 1 e i t u n g: Allgemeine Ausstellungsbestimmungen der großen
Ausstellung Düsseldorf 1915- O. J. (Düsseldorf 191 3-) 2. — Landes- und Stadt-
Bibliothek: 0. Jahresbericht 1912/13. 1913- 4.— Leseordnung 1904, abgeändert 1913-
J013. S. — Eger. S t a a t s o b e r r e a 1 s c h u 1 e : 14. Jahresbericht 1912/13. 8. —
Ergenzingen. E. Stolz, Kaplan: Ders., Die Urbansbruderschaft in Rottenlnirg a. N. Ge-
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alle Arbeiten der Praxis. O. J. [1913-] 8. — H e r m. M i n j o u, Verlag: ,, Alt- Frankfurt".
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städtische Rheinhafen in Karlsruhe. 1913- 8. — Kempten. Jos. K ö s e 1, Verlag: Josef
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bis 12; VIII. 1910/11 Heft 1 — 12; IX 1911/12 Heft 1 — 12: X 1912/13 Heft 1 — 12. — L. v
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bach. L. R. S p i t z e n p f e i 1: Ders., Deutsche Antiqua und Weltfraktur. S.-A. 1913- 8.
Leipzig. Karl Baedeker, Verlag: Ders., Deutschland. 3- Aufl. 1913- 8; Ders., Ruß-
land. 7. Aufl. 1912. 8. — B ö r s e n V e r e i n der deutschen Buchhändler:
H. Paalzow, Die deutsche Bücherei in Leipzig. Vortrag. S.-A. 1913- 8. — F. A. B r 0 c k-
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II. 1. Abt. 1913. 8. — F. Wilh. G r u n o w, Verlag: Friedrich der Große. Denkwürdig-
— 67 —
keiten aus seinem Leben, zusammengestellt von Frz. Eyssenhardt. 2. Aufl. Bd. 1, 2. 1910. R.
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lein und L. Friedricii Behaim aus den Jahren 1647— 4<S. S.-A. O. O. u. J. (1913.) 8- —
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Albert Köster zum 7- November 1912 überreicht. 1912. cS. — K 1 i n c k h a r d t & B i e r -
mann, Verlag: G. Simmel, Goethe. 1913. 8. — P h. R e c 1 a m, Verlag: F. Brummer,
Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten von Beginn des 19- Jahrhunderts bis zur
Gegenwart. 6. Auflage. 0. J. — J. J. Weber, Verlag: H. Dannenberg, Grundzüge der
Münzkunde. 3. Aufl. v. F. Friedensburg. 1912. 8. — F. Kirchner, Geschichte der Philo-
sophie von Thaies bis zur Gegenwart. 4. Aufl. V. G. Runze. 1911. 8. — X e n i e n - V e r 1 a g:
W. Halbfuß, Abseits der Heerstraße. Wanderungen. 1913- 8. — Leysin-Village. Dr. Leo
Bruhns: Ders., Die beiden Peter Dell und Thomas Kistner, drei Würzburger Bildhauer des
XVI. Jahrhunderts. S.-A. Würzburg 1913- 8. — Lübeck. Verein für H e i m a t s c h u t z:
Veröffentlichungen des Vereins für Heimatschutz in Lübeck. 11. Das alte bürgerliche Wohnhaus
in Lübeck. 2. T. : Dr. Rudolf Struck, Tore und Türen. [1913-] 4. — Mährisch-Ostrau. K. K.
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Stadtrat: 6 Schriften, die Ausstellung der Kunsthalle zu Mannheim betr. 191 1. 1913- 8.
— Meran. P r i v a t r e a 1 s c h u 1 e: 11. Jahresbericht der Privat- Realschule der Stadt Aleran
und der Kurgemeinden 1912/13. Meran. 8. — Mosbach. Bezirksrabbiner Dr. Leo-
pold Löwenstein: Ders., Zur Geschichte der Juden in Fürth. Ili. T. : Die hebräischen
Druckereien in Fürth. S.-A. Frankfurt a. M. 1913- 8. — München. Vorstand der
,,B r ü c k e": Veröffentlichungen der „Brücke" N. 2, 4, 10, 11, 15, 17, 18, 21, 29, 30, 31- 1912/13.
8. — F. B r u c k m a n n, A.-G.-: München und seine Bauten. Herausgeg. vom Bayerischen
Architekten- und Ingenieur-Verein. 1912. Gr. 8. — Dr. G. Hager, Kgl. Generalkonservator:
Ders., Vom Geiste der Museen. (1913-) 8; Ders., Die Museen und der Mensch. S.-A. (1913-)
8. — Hugo Helbing: E. Bassermann-Jordan, Katalog einer Sammlung von Gold-Email-
Uhren vorwiegend des XVI II. Jahrhunderts aus Berliner Privatbesitz. 1912. 4. — M a .\
K e 1 1 e r e r, Verlag: Geistiges und Künstlerisches München in Selbstbiographien. Herausgeg.
von W. Zils-München. 1913- 8. — Friedr. Wilh. Utsch, Der Jäger aus Kurpfalz. 1913- 8. —
Martin M ö r i k e, Verlag: Erlebnis und Bekenntnis. Eine Sammlung von Selbstbiogra-
phien Bd. 1—6. 1911 — 1913- 8.— F Huch, Enzio. Ein musikalischer Roman. 1911- 8. — Ders.,
Peter Michel. Ein komischer Roman. 1911. 8. — A. Kopisch, Allerlei Geister. Gedichte und
Erzählungen. Ausgewählt von Leo Greiner. 1913. 8. — E. Mörike, Erzählungen und Märchen.
1913. 8. — R. O 1 d e n b 0 u r g, Verlag: F. Oldenbourg, Die Endter. Eine Nürnberger Buch-
händlerfamilie <1590— 174O). 1911. 8. — Dr. W. R i e d n e r, Kgl. Kustos an der Kgl. Hof-
und Staatsbibliothek: Ders., Geschichte des Korps Palatia Landshut-München 1813 — 1913-
München (1913). 4. — Jacques Rosen thal, Hofantiquar Sr. M. des Deutschen Kaisers:
Beiträge zur Forschung. Studien und Mitteilungen aus dem Antiquariat. I. Folge Heft 1.
1913. 4. — Wilhelm v. S c h i b e r, Rechtspraktikant: Vorarbeiten zur Familienchronik.
Herausgeg. von Wilhelm Burckhardsberg. Heft 1-3- [1911 — 1913.] 8. — Münnerstadt. Kgl.
humanistisches Gymnasium: Jahresbericht 1912/13 : Programm : P. W., Rügamer,
Die Aula des Gymnasiums Münnerstadt und die Erziehungslehre des hl. Augustinus. 1913.
8. — Neuburg a. D. Kgl. Realschule: 54. Jahresbericht 1912/13. 8. — Nürnberg.
Frau G e h e i m r a t V. G e r n g r o s: Happelius, Grosseste Denkwürdigkeiten der Welt Oder
so genandte Relationes curiosae. T. V. Ander Theil. Hamburg I691. 4. — Kgl. Altes
Gymnasium: Jahresbericht 1912/13. 8. Programm: H. Keller, Prinzipien der Willens-
erziehung. 1913. 8. — H a n d 1 u n g s d i e n e r - H ü 1 f s k a s s a: Chronik der Hand-
lungsdiener-Hülfskassa in Nürnberg. 1913- 8. — K. K u n s t g e w e r h e s c h u 1 e : Jahres-
bericht ders. f. 1912/13. 1913- 8. — H. Ley, K. Reallehrer: Verzeichnis sämtlicher Pro-
gramme, welche an den Kgl. bayer. Real- und Oberrealschulen . . . vom Jahre 1833 — 1912
inkl. erschienen sind. 1913. 8. — Kgl. R e a 1- u n d R e f o r m g y m n a s i u m : Jahres-
bericht . . . 1912/13 und Programm: R. Schrepfer, Die Behandlung sozialer Probleme im Ge-
5*
- 68 —
Schichtsunterricht der 7- Gymniisialkhisse. 1013. S .-- Ki;!. H(iti;i( I>r. nu\i. II c i ii r. S c h e i lie-
mandel: Neues Liederbuch für frohe (jesellsciiaften ... 4. Aufl. Niiinb(.Tj; 1S2I. S. —
KrI. Postamtsdirektor a. D. A u t;'. S c ii in i il t : .hiliresbcriclit des Vereins für d.is Deutschtum
im Ausland. 1012. 8. — Das Deutschtum im Ausland, lieft id. 11. Vierteljahr. 1913. 8. —
Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. l'M 1. Nr. 7/S. 4.- Frau Kaufmanns-
witwe Anna Schuh: Handlung eines ersamen weisen Ratths der statt Nürberj; mit Iren
predikantten. 1525. 8. Hs. — Acta der Marggraffen /u Brandenburg contra Burgermeister
u. Katli /u Nürnberg. 3 Teile. 1 526— 1 578. 4. — Kirchenordnung. 3 Bde. 1533, 1556,
1504. 4. — Brandenburgischer und Nürnberger Catechismus. Nürnberg 1533. 8. — Ord-
nungen des Fewers ...<>. J. (ca. 155i')- l- — Reyßbuch des heyl. Lands . . . (herausgg. von
Sigm. Feyrabend). Franckfordt a. M. 1584. 2. — Cordus, Dispensatorium pharmacorum
omnium ... 2., 3., 4. Aufl. 1598, 1612, 1666. 4. — Dilich, W., Beschreibung und Abbildung
dero Ritterspiel . . . am Fürstl. Hof zu Cassel . . . 1601. 4. (Mit vielen Kupfern.) — Wahl
vndt Krönung . . . AAatthiae I. . . . in schönen Kupferstuken abgebildet. O. (). u. J. (ca. 1612).
Qu. -4. — V. Hülsen, Aigentliciie Wahrhaffte Delineation vnndt Abbildung aller Fürstl. Auffzüg
vnd Rütterspilen ... In der Fürstl. Hauptstatt Stuetgartt Den 13. — 17- Julij I617. Qu. -4. —
J. Kai, Irene, d. i. Vollständige Außbildung Deß zu Nürnberg geschlossenen Friedens 1650.
(Mit Kupfern.) 8. — J. M. Dilherr, Himmlisches Freudenmahl auff Erden . . . 1654. Kl. -8. —
Ders., Christi. Gedächtnismünze . . . 1655. Kl. -8 (mit Kupfern). — J. J. Saars, Ost-Indi-
anische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste ... 2. Aufl. 1672. (Mit Kupfern). 4. — Der Ver-
stummte Apollo wird jehling wieder redend . . . 1682. 8. — Die Betrübte Pegnesis . . . 1684.
8. (AAit Kupfern.) — Malefitz Buch (Hs. um 17OO.) 4. — S. Frhr. v. Pufendorf, Garoli Gvstavi
Svecorvm Gothorvm et Vandalorvm Regis Vita et Res Gestae. 2 Bde. 1696. 4. (Mit vielen
Kupfern.) — B. G. Weinart, Topographische Geschichte der Stadt Dresden . . . 1777- (Mit
Kupfern.) 8. — E. Frik, ausführliche Beschreibung . . . des . . . Münster-Gebäudes zu Ulm . . .
verm. u. verb. herausgg. M. G. Haffner. (Mit Kupfern.) 1766. 8. — S. J. Apin, Mavritii
Helingi .. . vita. Dissert. Altdorf. 1714. 8. — M. F. Lochner, Nerivm sive Rhododaphne . . . 17I6.
8. (Mit Kupfern.) — L. Gh. Sturm, Auffrichtige Entdeckung Des . . . Nivellirens oder Wasser-
wägens . . . 1720. 4. (Mit Kupfern.) — J. J. Baier, Gemmarvm thesavrvs, qvem . . . collegit
J. M. ab Ebermayer. 1720. 2. (Mit Kupfern.) — E. Revsch, Capita Deorvm et illvstrivm
hominvm ... in gemmis . . ., quae . . . collegit J. M. ab Ebermayer. 1721. 2. (Mit Kupfern.)
— B. W. Marperger, Gottseeliges Denkmal des frohen Engel- Festes . . . 1723. 4. — J. J. Baier,
Biographiae professorvm medicinae, qvi in academia Altorfina vnqvam vixerunt. 1728. 8.
(Mit Kupfern.) — J. Ph. ä Wurzelbau, Opera geographico-astronomica ... 1728. 2. (Mit
Kupfern.) — Memoria saecvlaris revocati ex opido Altorfino in vrbem Noribergensem gymnasii.
1733- 4. — Die gantze Heilige Schrifft ... verteutscht durch Martin Luthern ... 1733- 8.
(Mit Kupfern.) — J. M. Trechsel, Erneuertes Gedächtnis des Nürnbergischen Johannis Kirch-
Hofs ... 1735. S. (Mit Kupfern.) — C. Chr. Schramm, Histor. Schauplatz, in welchem die
Merkwürdigsten Brücken ... vorgestellet u. beschrieben werden. 1735- 2. (Mit Kupfern.)
— Memoires de Charles-Louis Baron de Pöllnitz . . . Tome II, III. 1534. 8. — Nouveaux me-
moires du Baron de Pöllnitz. Tome I, II. 1738. 8. — C. Chr. Schramm, Abhandlung der
Porte-Chaises oder Trage-Sänfften ... 1737- 4. (Mit Kupfern.) — Vollständiges Diarium
Von den Merckwürdigsten Begebenheiten, Die sich bey Krönung ... Karls des VII ... zu-
getragen ... Mit vielen Porträts und Kupferstichen. 1743. 2. — J. Chr. Dithmar, Nach-
richten von dem Hochlöbl. Englischen Kriegs- und Ritterorden des Bades ... 1744. 4. (Mit
Kupf.) — Historia academiae Fridericianae Erlangensis. 1744. 4. (Mit Kupfern.) — W. F. Schön-
haar, Ausführliche Beschreibung Des . . . Beylagers . . . Carls, Reg. Herzogs zu Württemberg . . .
und . . . Elisabethae Fridericae Sophiae . . . geb. MargGräfin zu Brandenburg Bayreuth . . .
1750. 4. (Mit Kupfern.) — Rechtsgegründete Vorstellung der privilegirten academischen . . .
Jvrisdiction in caussis criminalibvs (1753)- 4. — Chr. Ph. Sinold gen. v. Schütz, Ausf. Be-
schreibung . . . Der Hoch- Fürstl. Residenz Anspach . . . 1755- 4. (Mit Kupfern.) — J. J. Baier,
Oryctographia Norica ... 1758. (Mit Kupfern.) 4. — (Beigebunden:) Ders., Monvmenta
rervm petrificatarvm . . . 1757- 4. (Mit Kupfern.) — L. Ch. Sturm, Vollständige Anweisung,
Allerhand Oeffentliche Zucht- u. Liebes-Gebäude . . . anzugeben. 1765. 4. (Mit Kupfern.) —
— 69 —
C. Walter, Brücken- Bau . . . 17^,6. 4. (Mit Kupfern.) — J. D. Steingruber, Architektonisches
Alphabet. 1773- 2. (Mit Kupfern.) — Der Kinderfreund. Ein Wochenblatt. 3.— 12., 1 S. — 18.,
21.— 24. Teil. = 9 Bändciien. 1777—1781. 8. (Mit Kupfern.) — Notii- u. Hülfs-Büchlein
für Bauersleute. 17S8. 8. — Kometen und Wunder Zeichen in Nürnberi;-. (Hs. ca. 1788.)
4. — Neues Gesangbuch . . . den Reichsstadt Nürnbergischen Gemeinden . . . gewiedmet.
1791. 8. — Gründliche Zeichenkunst für junge Leute und Liebhaber aus allen Ständen nach
Originalzeichnungen von J. M. Preißler und J. E. Ihle. 1795- 4. (Mit Kupfern.) — K g 1.
Technikum: Jahresbericht 1912/1913- O. J. (1913-) 4. — Z e r r e i 13 & Co., Graph.
Kunstanstalt: [Kunstmappe zu] Graphische Kunstanstalt Zeireiß & Co. 1913. 2. — Ober-
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schauung. 2. Teil. 1913. 8. — Kgl. Neues Gymnasium: Jahresbericht 1912/13
und Programm: H. Hublocher, Helinand vo.; Froidmont und sein Verhältnis zu Johannes
von Salisbuiy. 1013. 8. — J o s. H a b b e 1, Verlag: J. Nadler, Literaturgeschichte der deutschen
Stämme un.J Landschaften. 2 Bde. l')l3. 8. — K. Realschule: Jahresbeiicht 1912/13
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und Programm: Wallner, K., Die Funktion ^ X'' 1913- 8. — Rothenburg. 0 Tauber. C. H.
i»o (3i)!
F r e n k 1 e, Verlag: M, Weigel, Führer durch Rothenburg o. T. 10. Aufl. O. J. 8. — Salz-
burg. M ä d c h e n - L y z e u m: 9. Jahresbericht 1912/13- 8. — San Francisco. Welt-
ausstellung 1915: Weltausstellung San Francisco 1915: Zur Feier der Erfiffnung des
Panamakanals. [1913.] 8. — Schwerin i. M. Wirkl. Geh. Rat F. v. O e r t z e n : Ders., Taschen-
buch des Geschlechts von Oertzen. 4. Aull. Schwerin 1913- 8. — Schloß Steinenhausen. F r a n z
K a r 1 F r e i h e r r v o n G u t t e n b e r g, Oberst a. D. : Ders., Burg- und Schloßbau Thurnar.
1913. 8. — Julie Fifr. v. Guttenberg, Wernstein, Majf>rat des Freiherrn von Künßberg. 191;.
8 — Heimat- und Volkskunde Jahrg. 1 Nr. 3—13- 1912. 4.— Jahrg. 2 Nr. 1—4. 1913- 4. —
2 Photographien von Schauenstein und ein Blatt mit handschiiftl. Auszug aus Frh. von Gutten-
bergs noch ungedruckter Skizze ,,die von Schaumberg, Stamnilinie Schorgast, Schauenstein,
Schwarzberg im Frankenwald, erloschen um 1317. (1913) — Steinwedel-Aligse. W. Frhr.
V. W i n t z i n g e r o d e : Ders., Geschichte der Familie von Wintzingerode. I. 1913. 8. — Straß-
burg. Karl J. Trübner: Alfr. Schirmer, WTtrterbuch der deutschen K;uifmannssprache
auf geschichtlichen Grundlagen. 1911. 8. — O. Bremer, Ethnographie der germanischen Stämme.
1904. 8. — Stuttgart. Greiner & Pfeiffer, Verlag: F. Lienhard, Wasgaufahrten.
4. Aufl. 1912. 8. — M. Hart, G'schichtlen und Erinnerungen üs de sechziger Johr. O. J. 8. —
W. K o h 1 h a m m e r, Verlag: Württemberg. Adels- und Wappenbuch. 15. Heft. 1913- 8. —
W ü r t t e m b e r g i s c h e K o m m i s s i o n f ü r Landes g e s c h i c li t e : Württem-
bergische Archivinventare. Heft 7 — <). 1913- 8. — Kgl. L a n d e s b i b 1 i o t h e k : Herm.
Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, 44. und 45- Liefg. Tübingen 1913- 4. — Teplitz-Schönau.
S t a a t s - 0 b e r g y m n a s i u m : Jahresbericht 1912/13. 8. — Teschen a. E. K.
Kgl. Staats-Oberrealgymnasium. 14. Jahresbericht 1912/13. 8. — Tetschen a. d. Elbe.
O. H e n c k e 1, Verlag: Herwig, Georg Schönerer und die Entwicklung des Alldeutschtums
in der Ostmark. 2 Bde. 1912, 1913- 8. — Troppau. „N 0 r d m a r k", Hauptleitung:
— 70 —
Nordmark-Zeitweiser 19«4. [1913]- 4. — Waldhcim i. Sa. hr. S >.■ Ii in u t /. c r: Ders., Bemer-
kungen zur Pterdeanatomie des Lionardo d;i \iiki. Lcip/ij; i')i(i. s. Weimar, Kiepen-
heuer, Verla?: Der Zauberbrunnen. Die Lieder der deutsi.iien Konuuitik, ausgewählt von
H. Hesse. 1013. 8. — Dr. A. von Velden: Ders., 3. N;uiiti;i,ir zur Geschichte des alten
brabant. Geschlechts von den Velde oder von den Velden. 191.1. N. - Wien. K. K. A k a d e-
m i s c h e s G y m n a s i u m: Jahresbericht ... f. d. Schuljahr 1912/13. 8. — K. K. S t a a t s-
gymnasium des XVIll. Bezirks: 6. Jahresbericht 1912/13 nebst Programmen.
1913. 8. — Würzburg. Gurt K a b i t z s c h, Verlag: Mannus-Bibliothek Nr. 10, 11. 1913.
8. — V e r 1 a g d e s Fränkischen L u i t p o 1 d - M u s e u m s : Fiiiirer durcli das Frän-
kische Luitpold-Museum in Würzburg. O. J. [1913.] 8. — Zweibrücken. K g 1. Huma-
nistisches Gymnasium: Jahresbericlil 1912/13 und Programm: A. Becker, Frauen-
rechtUches in Brauch und Sitte. 1913- 8.
Ankauf e.
Deutliche Vorstellung Verschiedener Risse zur Loblichen Frauen-Zimmer Arbeit . . .
Nürnberg. Joh. Chrph. Weigels Wittib 1727- Qu. -2. Angebunden: Margaretha Helmin,
Kunst- und Fleiß-übende Nadel-Ergötzg. oder neuersonnenes besonderes Nehe-Buch 111. Theil.
Nürnberg. Joh. Chrph. Weigel. O. J. Qu. -2.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung: Arcliiv für Stamm- und Wappenkunde Jahrg. 14
Heft 1 ff. Papiermühle S.-A. 1913, Gebr. Vogt, Verlag. — Bibliothek wertvoller Memoiren.
Herausgeg. von Dr. Ernst Schultze. Bd. 1 — 11. Hamburg 1907— 1909- 8. — Hessische
Chronik Jahrg. 1913 Heft iff. — Deutsches Geschlechterbuch. (Genealogisches Handbuch
bürgerlicher Familien) herausgeg. von Dr. jur. Beruh. Koerner. 24. Bd. 1913- Kl. -4. —
Martin, R., Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in der Provinz Hannover.
8; desgl. in den Provinzen Ost- und Westpreußen; desgl. in der Provinz Pommern; desgl.
in der Provinz Posen; desgl. in der Provinz Sachsen; desgl. in Schleswig- Holstein [sämtl. :]
Berlin, R. Martin 1913- 8. — Die Matrikel der Universität Rostock. 1. 1419—1499- Rostock
1889- 4. — Rietstap, Armorial general Fase. 78. 1913- 4. — Rietstap, Armorial general
Suppl. Fase. 16. 1913-
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Die Pfahlbauten von Robenhausen. L'epoque Robenhausienne. Von H. M e s s i k o m e r.
Mit 48 Tafeln. Zürich 1913- Artist. Institut Orell Füßli.
Jakob Messikomer vollendet in diesem Jahre sein 85. Lebensjahr. Mehr als fünf Jahr-
zehnte hat er der Erforschung der durch ihn im Jahre 1858 entdeckten Pfahlbauten von Roben-
hausen widmen können. Seiner sorgfältigen Arbeit verdanken wir hauptsächlich den augen-
blicklichen hohen Stand der Kenntnis der Pfahlbaukultur. Er war der erste, der mit sicherem
Blick die große Bedeutung von Funden, die bisher bei der Durchforschung der Pfahlbauten
übersehen waren, von Holzgeräten, Geflechten, Sämereien, erkannte und der wissenschaftlichen
Bearbeitung zugänglich machte. Sein Sohn und jahrelanger Mitarbeiter will ihm mit der vor-
liegenden Arbeit schon bei Lebzeiten ein Denkmal setzen, indem er alles das zusammenstellt,
was Robenhausen der archäologischen Forschung geboten hat, und indem er darlegt, wo und
wie die für die Aufhellung der Geschichte der Pfahlbaukultur so überaus wichtigen Funde ge-
macht worden sind. Er stützt sich dabei auf seine eigenen reichen Erfahrungen, auf Berichte,
Tagebücher und Briefe des Vaters, auf die umfangreichen Funde und die reichhaltige Literatur
über Robenhausen. In einigen wichtigen Abschnitten läßt er den Vater selbst zu Worte kommen.
Die Entdeckung der Pfahlbauten Robenhausen z. B. schildert Jakob Messikomer selbst in an-
ziehender Weise. „Die Leiden und Freuden eines Pfahlbauforschers" könnte man sich dieses
Kapitel überschrieben denken. Höchst lehrreich sind für jeden, der sich mit Vorgeschichte
beschäftigt, die Beschreibung der Pfahlbauten und die Ausführungen über ihre Erschließung,
— 71 —
über die Technik der Öffnung des Schichtenmaterials, worin die beiden Messikonier ja vorbild'
Hch geworden sind. Weitere Abschnitte behandeln die Funde, die Geräte aus Stein, Knochen
und Hörn, die Holzgeräte, die Töpferei, die Flachsindustrie. Letztere ist für Robenhausen
von besonderer Bedeutung gewesen; sie hat deshalb eine sehr eingehende Würdigung erfahren.
Die Beschreibung der Flora und der Fauna der Pfahlbauten von Robenhausen lehnt sich im
gioßen und ganzen an die vortrefflichen Arbeiten Heers und Rütimeyers an, deren Verdienste
freudig anerkannt werden.
Die Pfahlbauten von Robenhausen haben bis zum Beginn der Bronzezeit bestanden.
Mit dem Eindringen des Metalls sind sie jedoch von der Bevölkerung verlassen worden. Diese
zuerst von Rütimeyer aufgestellte Hypothese hat sich durch einige nachträglich gemachte
Bronzefunde bestätigt. Messikomer setzt die Dauer der Steinzeit von Robenhausen für die
Zeit von 2500— 1800 v. Chr. an.
Das Schlußkapitel behandelt die weiteren Fundstätten am Pfäffikersee, Irgenhausen,
Riedbühl, Himnierich und Heidenburg.
Dem Werke sind 48 Tafeln beigegeben, von denen die erste pietätvoll die Bilder der
Männer zeigt, die sich um die Erforschung von Robenhausen und der Pfahlbaukultur die größten
Verdienste erworben haben. Die übrigen Tafeln bringen Pläne und das Hauptfundmaterial
von Robenhausen. In dieser Hinsicht muß das Messikomersche Werk als vorbildlich bezeich-
net werden, besonders bezüglich der Wiedergabe der Webereierzeugnisse. N e u h a u s.
Miniaturen aus Handschriften der K. Hof- und Staatsbibliothek in München. Heraus-
gegeben von Dr. Georg Lei d i n g e r. Heft 3. Turnierbuch Herzog Wil-
helms IV. von Bayern. München, R i e h n u. T i e t z e. (Autotypien und Druck von
Fr. Wilh. Ruhfus in Dortmund.) Gr-qu 4." O. J. (2? und 1 S. Text, 62 Bl. Taf.)
Im vorliegenden Werke veröffentlicht Oberbibliothekar Dr. Leidinger den Codex Ger-
manicus 2800 der K. Hof- und Staatsbibliothek in 62 vorzüglichen Autotypien. Wir sehen darin
alle Stechen, Rennen und Ritterspiele, die Herzog Wilhelm IV. von Bayern von 1510 bis 1524
innerhalb seines 17. und 31. Lebensjahres mitgekämpft hat. Den Reproduktionen ist aus der
Feder des Herausgebers ein kunstkritischer, historischer und beschreibender Text voraus-
geschickt. Darnach befand sich das Turnierbuch 1544 noch im Besitze des herzoglichen Wappen-
meisters Hans Schenckh in München, kam dann wohl in den Besitz von Wilhelms IV. Gemahlin
Jacobäa und gehörte 1582 zum Bestände der herzoglichen Hofbibliothek. 1632 brachte es
Herzog Wilhelm von Weimar als Kriegsbeute nach Weimar, es gelangte aber 1640 unter Herzog
Ernst dem Frommen anläßlich der Teilung des sächsischen Herzogtums nach Gotha, wo es
nebst 39 anderen zu gleicher Zeit entführten Werken der bayerischen Hofbibliothek mit zum
Grundstock der neugegründeten Hofbibliothek zu Gotha gehörte. Als Geschenk des Herzogs
August von Sachsen- Gotha erhielt es dann 1816 Kronprinz Ludwig von Bayern, der sich mit
der Bitte, eine Reproduktion des Buches anfertigen lassen zu dürfen, an ersteren gewandt hatte.
Kronprinz Ludwig überwies es wiederum seinem Vater König Max I. für die Hofbibliothek.
Der Plan der Reproduktion wurde jedoch nicht fallen gelassen. Bereits 1817 begann Schlichte-
groll, der damalige Vorstand der Hofbibliothek, das Turnierbuch zu veröffentlichen; doch erst
einige Jahre später wurde die Ausgabe fertig. Sie gehört zu den wertvollsten und seltensten
Inkunabeln der Lithographie. Theobald und Klemens Senefelder, die Brüder des Erfinders
des Steindrucks, waren die Meister der sehr guten Nachbildung. Gegenüber der vorliegenden
Ausgabe hat sie den Vorteil des Kolorits. Eine andere Veröffentlichung erfolgte 1880; doch
ist dieselbe keine sorgfältige Arbeit und entbehrt auch des begleitenden Textes.
Eine eingehende Untersuchung widmet Leidinger der Frage nach dem Künstler des
Turnierbuchs. Als Ergebnis der nach verschiedenen Seiten hin anregenden und beachtens-
werten Erörterung lernen wir denselben als einen Sprossen der Münchener Künstlerfamilie der
Ostendorf er kennen und zwar in der Person des ungefähr von 1500 — 1570 lebenden Hans Osten-
dorfer, den der Herausgeber zum Unterschiede von zwei anderen Trägern dieses Namens, näm-
lich Hans Ostendorfer dem Älteren (1475? — 15??) und Hans Ostendorfer dem Jüngeren
((15 ??) 1571 — 1586), als Hans Ostendorferden Mittleren bezeichnet. Als einheitliches Werk
schuf er es 1541, in Zeichnung wie Kolorit eine sehr gute künstlerische, wenn auch nicht erst-
klassige Arbeit.
Leiilinirer luitte :iuch Gelegenlieit, dieses TuiiiierbiKh zum eistenmale mit zwei anderen
Exemplaren in irründliclien Versleicii ziehen zu k()nnen. V(mi diesen befindet sich das eine
als Codex Germanicus 1929 ebenfalls in der Hof- und Staatsbibliothek zu München, das andere
in der Bibliothek des Fürsten Wilhelm von Hohenzollern in SigmariuRen. Ersteres ist von
dem Codex Germ. 2800 in der Ausführung gänzlich unabhängig, weniger umfangreich und
steht an künstlerischem Werte unter diesem, bietet aber einige wertvolle Ergänzungen zu ihm.
Letzteres geiit ihm zeitlich voran, ist in der Zeichnung bedeutend besser, dagegen in Farbe
weniger gut; von Hans Ostendorfer stammen nur die letzten 6 Bilder.
Den Schluß des textlichen Teiles bildet eine Übersicht des Inhalts nebst einer genauen
Beschreibung der folgenden 62 Tafeln.
Nicht bloßlvom kunstgeschichtlichen sondern auch vom kulturgeschichtlichen Standpunkte,
aus ist die Veröffentlichung des Turnierbuches begrüßenswert. Leidinger unterzog das Turnier-
buch nur einer Würdigung seiner künstlerischen und kunsthistorischen Bedeutung und schaltete
die Untersuchung über den Wert für die Waffenkunde aus. Indes dient es auch der Kenntnis
des Waffenwesens sowohl wie der Geschichte des Turniers, über das noch manch unklare An-
sichten herrschen. Unsere Vorstellung der einst so beliebten Kampfspiele wird eine viel leben-
digere, manch Waffenstück in Museen wird man aus Turnierbüchern auf seine Bedeutung und
Verwendung erkennen können. Bei der Beliebtheit, deren sich die zur Zeit vielfach veranstal-
teten Nachahmungen der Turniere und Ritterspiele erfreuen, ist zu erwarten, daß auch bei
solchen, die an dem begleitenden Texte und dem wissenschaftlichen Werte weniger Interesse
haben sollten, vorliegende Veröffentlichung Eingang findet, da die in schönen Autotypien ge-
botenen Darstellungen die Kurzweil, mit der man sich am Abende des Rittertums in fürst-
lichen Kreisen die Zeit vertrieb, in ergötzlicher Weise vor Augen führen. R — r.
Künstlerlithographien aus dem Verlag von Franz Schneider, Berlin-Schöneberg,
Die deutsche Lithographie erlebt in unserer Zeit eine schöne Blüte. Bedeutende
Künstler wie Liebermann, Slevogt und Schinnerer haben sich der Steinkunst angenommen
und auf diesem Gebiet Bleibendes geschaffen, und in den Verlagen von Teubner und Voigt-
länder sind lange Reihen ebenfalls von tüchtigen Künstlern gezeichneter vorzüglicher Blätter
erschienen.
Neuerdings nun hat auch der Verlag von Franz Schneider in Berlin-
Schöneberg Künstlerlithographien auf den Markt gebracht. Für den erstaunlich billigen
Preis von Mk. 1,80 wird mit diesen hübschen Landschaftsbildern verhältnismäßig Gutes ge-
boten. Blätter wie die ,, Winterstille im Schwarzwald" von Karl Biese und die alte ,, Kloster-
mühle in Schlesien" von Franz Türke besitzen wirklich feine künstlerische Reize. Anderes
erscheint, namentlich im Druck, wieder weniger gelungen und kann den Vergleich mit den
Teubnerschen und Voigtländerschen Lithographien nicht aushalten.
Es ist aber sehr zu begrüßen, daß hier einmal der tapfere Versuch gemacht wird,
künstlerische Originale als Wandschmuck fürs Haus in weite Volkskreise zu tragen und wir
wünschen dem guten Unternehmen allen Erfolg.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hof buchdruckerei, Nürnberg.
IÖ13. Nr. 4.
out ober — Dezember.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
STIFTUNG.
Zu den Kosten der Erwerbung der vormali,t;en Beckh'schen Fabrik sind noch nach-
stellende Stiftungen v.u verzeichnen:
2000 J^ von Fräulein Stephanie Deetjen in Bremen und
300 M von Herrn Geheimen Kommerzienrat K o p e t z k y in Berhn.
Damit ist nun diese Unterneimuin.c:, die größte und bedeutsamste in der ganzen bisiierigen
Entwicklung des Museums, zu einem vorläufigen Absciilusse gelangt; die nacii dem aufgestellten
Schuldentilgungsplan auf lO Jahre (1911 — 1920) berechnete Abzalilung der Gesamtkosten
im Betrage von 1 233 141.90 Jl hat bereits zu Ende des Jahres 1913 restlos erfolgen können.
Nur 380000 Ji wurden von dieser Summe durch das Ergebnis einer Lotterie gedeckt; rund
853 000 Ji sind in wenigen Jahren durch freiwillige Beiträge aufgebraciit worden. Woiil nocli
nie hat das Germanische Museum die ihm innewohnende Kraft und seine gewaltige Volkstüm-
lichkeit in gleich augenfälliger Weise bewiesen. Mit dem wiederholten iierzliciien iJank an alle,
die mit Rat und Tat zu diesem schönen Gelingen beigetragen haben, verbinden wir die dringende
Bitte an den weiten Kreis der Freunde des Germanischen Museums in allen deutschen Landen,
der Anstalt auch bei der Bewältigung der Aufgaben, die nun die nächste Zukunft stellt, bei der
Finanzierung der neuen Museumsbauten, die auf dem erworbenen Grund und Boden erstellen
sollen und die nocii Millionen erfordern werden, treu zur Seite zu stehen.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Städten: Worms (bisher iS .11) jetzt 30 M.
Von Kreisausschüssen, Oberämtern, Distriktskassen usw.: Danziger Höhe 10 ,Ä ; Elbing
10 ,#, ; Gera 20 .11 ; Itzehoe 10 .11; Nagold 15 ■/(-; Schweinfurt (bisher 10 .11) jetzt 20 ,/(;
Sonderbueg 10 ,/(.
Von Vereinen: Burgfarrnbach. Mittelfränkische Kreisdarlehenskasse in Ansbach 5 Ji-
Neuburg a. D. Rektorat der K. Realschule 3 Ji. Nürnberg. Freie Vereinigung der Juweliere,
Gold- und Silberschmiede Nürnberg- Fürth 10 ,//„.
Von Privaten: Altdorf. Hittenkofer, K. Amtsrichter 2 ./(; Peter jun., Pfarrer 1 .IL.
Antwerpen. Paul Mayer, Oberregierungsrat in Magdeburg 20 ,M. Aschaffenburg. Fritz Baader,
Prokurist der Güldner-Motoren- Gesellschaft 25 ,11. Augsburg. Dr. Richard Schmidbauer,
Stadtbibliothekar 3 ,/(,. Bautzen. Oberscluilrat Löbmann, Domherr 3 .IL Bensheim.
W. Flegler, Professor (bisher 2 Ji) jetzt 3 Ji. Berlin. Dr. Hethey, Professor in Wilmersdorf
\oJL Budweis. Graf Olivier Lamezan-Salims 10 Kr. Bunzlau. Amtsrichter Richter, Haupt-
mann a. D. 3 ,11; Scherer, Stadtbaurat 3 ,ii; Steffens, Lyceumsdirektor 3 .K-. Coblenz.
Dr. KockeroUs, Justizrat 10 J(.; Dr. Ernst Wiese 10,14. Delmenhorst. Carl Lalmsen, Geheimer
Kommerzienrat \Ojl; Ad. Stuckenberg, Fabrikdirektor \0 JL Dillingen. Dr. Andr. Bigel-
mair, K. a. o. Hochschulprofessor 2 Ji. Dinkelsbühl. Brunner, JJirektor I .11; Götz, rechts-
kundiger Bürgermeister 2 i^ ; Fr. Kuch, Kassier 1 ,U,. Doberan. Graf Hermann von Berns-
— 74 —
torff, K.iiniiu'iluMr :uif Wctieiulmf > .l( : \V. von R;ivi.'n, F()rstnieistt.'r i ,//. Ebracli. loli.
H.i.is. ll.uiptk'lirer 2 ,/( : liiliurd Kiioir, Lclirci in St. IviHiuis 2 ./Y . Eisenach. Wiikmanii,
Rentner 10 JL Ellingen. Geislinger, Kdits.mw alt l ,/(. Erlangen. l)r. Saran, Proli'ssor
10. W,; Dr. Stiihliii, Professur .1 ./(. Frankentliai. Louis 1-eil, [.aiulMoriclitsrat 2 .//.. Friedland.
Frau Anna Richter, Buchhändlerin 3 -U- Füssen. Paul Jafucr, K. Bezirlcsamts-Assessor 3 ■!(■.
Geislingen. Bender. Notar 3 -H ■ Germersheini. Christoph Cnitterolf, Zahlmeister 1 .11. Göt-
tingen. Dr. Ferdinand Wagner 3 .U. Gräfenberg. llainl, Fnsenbahn-Verwalter l .IL
Greding. .Miciiael Krämer, Pfarrer in Emsinp: 2 .IL Gunzenhausen. Himmelan, Rentanitmann
2 .((; Oberstleutnant Küffner, Bezirkskommandeur 2 .IL Hameln. Fräulein Ruth BoU/l'
und Geschwister 3. /t; Dr. Rinck, Oberlehrer 3 ./^ Heidenheim. Richard Oberdorfer, Fabrikant
10 ./(^; J. Waldenmaier, Fabrikant 20 ./^.. Heilsbronn. Aug. Bierlein, Apotheker 2 ,ft ; Karl
Reinfurt, K. Notar 2 ./(. Hilpoltstein. Sisi, K. Bezirksamtssekretär 1 .11-, Höchst a. M.
Dr. Fritzsche 2 .l( : Dr. Winter 3 .li- Hohenheim. Dr. Plieninger, Professor (bisher 2.11)
jetzt 5 ./(■. Holzminden. Eiüfeldt, Direktor 3 ./^ ; Ochsenkopf, Professor (bisher l .U,) jetzt
2 .l( ; Dr. phil. Schmidt (bisher 1 .11.) jetzt 2 ,/(. Jena. Professor Dr. Eucken, Geheimrat
3 ./( : Dr. Kolesch, Professor 3 .Z^» ; Dr. Neuenhahn. Universitätsbuchdrucker 1 .#; Lic. Will-
komm, Oberbibliothekar 1 .iL Illmenau. Arno Fischer, Fabrikbesitzer 2 Ji; H. Grimm,
Kapitän 2 ./(.; Rud. Holland, Fabrikbesitzer 2 .li; Otto Lange, Fabrikbesitzer 2 .li; Dr.
Ernst Ortloff, Amtsrichter 2 ,/(; Hermann Schubert, Kaufmann 2 ,/(; Willigmann, Bürger-
meister 2. /(; B. Winter, Superintendent 2 JL Immenstadt. Aktien-Brauerei Trauhe-Löwe
in Kaufbeuren 20 .IL, Christian Butler, Baumeister S .li- ; Karl Dietmann, Oberlehrer 3 .W;
Kraus, rechtskundiger Bürgermeister 3 M; Wilhelm Probst 3 M; Dr. Walter Martini auf Gut
Hochreute l0,/(.: Vereinigte Kunstanstanstalten Kaufbeuren-München in Kaufbeuren 20 JL
Kenzingen. .Arno Schindler, Fabrikant in Herbolzheim 10, l(. Künzelsau. Sonleiter, Kaufmann
in Berlichingen (bisher 1 Ji) jetzt 2 .IL Lauf. Dr. Georg Barth, Kunstmühlbesitzer 5 Ji;
H. Gräder, Rechtsanwalt 2 JL Michelstadt. Seim, Pfarrassistent l .IL Naila. L. Bauer,
Lehrerin Räumlas 3 M; Robert Bischoff, K. Bezirksamtssekretär 1 .li; Robert Vogel, Fabrik-
besitzer in Selbitz 5 M; Ludwig Wunner, K. Bezirksamtssekretär 2 ,IL Neuburg. Heinrich
Braun, K. Hauptmann 1 .IC; Julius Brügel, K. Hauptmann 1 .li ; Wilhelm Krafft, K. Notar
5,/^. Neustadt a. A. Carl, Präparandenlehrer 1 J(o ; Kießling, Präparandenlehrer l ,/( ; Wagner,
Ökonomierat 1 .IL Neuwied. Hans Lohmann, Fabrikbesitzer 3 .li. Nordhausen. Hermann
Hanewacker, Kommerzienrat 2,50 J^. Nürnberg. Otto Hammerbacher, Ingenieur 10 ,M ; Leo-
pold Kirschbaum 5 .K; Fritz Küchle, Prokurist 2 .IL Olmütz. Richard Kny, Baumeister
2 Kr.; Kaiserlicher Rat Gustav Schön, Kammerrat 2 Kr.; Dr. Hermann Mikula, Professor
2 Kr. Pappenheim. Hermann Hellmuth, Distriktstierarzt 3 .li; Hans Knauth, K. Forstrat
3 ,/(; Dr. Anton Kolbmann, leitender Arzt der Heilstätte 3 Ji; Dr. Georg Roth, Rechtsanwalt
jJi; Theodor Steil, Steinbruchbesitzer 3 JL Passau. Dr. A. Brunner, K. Hochschulprofessor
2.li; Jakob Fürst, K. Oberrealschul-Professor 3 ,/( ; Dr. Happel, K. Hochschulprofessor 2 Ji ;
Dr. M. Heberle, Rechtsanwalt 2 J(, ; Domvikar Dr. Heuwieser, Hochschuldozent 2 ,/i ; Albin
Kuchler, K. Postsekretär 2 .^^ ; Karl Kuchler, Fabrikant 2 Ji ; Dr. Martin Leitner, K. Hoch-
schulprofessor 2 .li ; Georg Hugo Lochner, K. Gymnasial- Professor 2 ,/( ; Jos. März, K. Grenz-
Oberkontrolleur 2 J^o ; Dr. Hans Natter, K. Oberrealschul- Professor 2 ,/(. ; Stadtpfarrer Franz
Paul Pangratz, Päpstl. Geheimkämmerer, Bischöflicher Geistlicher Rat 3 Ji ; Dompropst
Dr. Franz Seraph. Pichler, Päpstl. Hausprälat 5 .li; Sebastian Renkl,K. Oberrealschul- Professor
2,li,; Dr. Franz Schmidinger, K. Gymnasial-Professor l .li; Dr. Leonh. Schmöller, K. Hoch-
schul-Professor 2 ,li; Joseph Stadler, Domprediger 3 .li; Dr. Karl Stöckl, K. Hochschul-
Professor 2 .M; Dr. Sebastian Vogl, K. Gymnasial-Professor 1 Ji; Dr. Karl Weiß, K. Hoch-
schul-Professor 2 JL Rendsburg. C. Bahre, Sekretär 3 J(, ; Friedrich Pahl, Kaufmann in Ham-
burg 3 .li; Karl Pahl, Kaufmann in Altona 3 .IL Schlüchtern. Dr. med. Cauer, Kreisarzt
(bisher 3 Ji) jetzt 4 .li. Schwabmünchen. Rösch, Bezirksoberlehrer 3 Ji. Schwarzenbruck.
Dr. Karl Dürring, prakt. Arzt in Feucht 5 .li; Georg Meyer, Kaufmann in Ochenbruck l .li;
Lehrer Wilhelm Ostertag, Kantor in Feucht 1 Ji. Schweinfurt. Hedwig Fichtel, Kommer-
zienratswitwe (bisher 5 .'li) jetzt 30. li; Sachs, Kommerzienrat 30 ,/L Selb. Karl Schmalen-
berger, K. Forstassistent 2 .li. Solingen. Eduard Baumann, Kaufmann 5 .li; Dr. Lange,
- 75 —
Gymnasial- Direktor 5 ./''-; Julius Rasspe, Kaufmann 6,#. Sonneberg. Franz Ulrich, Schulrat
2.11... Stammham. Hans Hasselt, K. Forstassistent 2 ,£. Straßburg. l)r. Leoni, Beigeordneter
der Stadt Straßburg- 3 .IL Torgau. Rabitz, Fabrikbesitzer 3 .iL Weida. Karl A/liüler, Käm-
merer (bisher 1 .11) jetzt 2 .!(.; Friedrich Pfeifer, Fabrikant (bisher l ,/Y) jetzt 2 ,IL Winds-
heim. Müller, Dekan in Burghaslach 2 .//.. Zirndorf. J. Neul.iinger, Fabrikant 2 .IL
Einmalige Beiträge.
Schroda. Kreisausschuß lo .li. Nürnberg. Maurermeister- Vereinigung 20 .IL Dillen-
burg. Beligard, Professor l .IL Höchst a. M. Dr. Peter 1 .IL Immenstadt. Meclianisciie
Bindfadenfabrik in Oberachern lOü JL Meran-Obermais. Georg Müller, Buchhändler 7 Kr.
Solingen. Graf zu Rantzau, Regierungs-Assessor 3 .'IL
PFLEGSCHAFTEN.
Durch den Tod verloren wir die P f 1 e g e r f ü r Leitmeritz: Ignatz
Peters, K. Gymnasial-Professor, Pfleger seit 14. Juli ISSS; für Säckingen: Alfred Streicher,
Kaufmann, Pfleger seit 5- März 1910.
Durch V e r z u g, gesundheitliche Verhältnisse u n d a n d e r e
Ursachen erledigten sich folgende Pflegschaften: Backnang. Dr. Wendelstein, Rektor,
Pfleger seit 29. November 1906. Bensheim. Professor F. Bodenstein, Pfleger seit 1. Juli 1907.
Crailsheim. M. Dederer, Professor, Pfleger seit 20. Juli lo'i/. Crimmitschau. Gustav Tietze,
Rechtsanwalt, Pfleger seit 1. Juni 1898. Ellwangen. Dr. Kieser, Professor, Pfleger seit
16. September 1908. Erfurt. Dr. A. Overmann, Stadtarchivar, Pfleger seit 14. November 1901.
Feuchtwangen. Johannes Zinner, K. Subrektor, Pfleger seit 30. August 1896. Füssen. Justizrat
Riß, K. Notar, Pfleger seit 1. Januar I897. Lichtenfels. Redakteur G. Meister, Buchdruckerei-
besitzer, Pfleger seit 10. Juni 1899- Merseburg. Landesbaurat Hiecke, Pfleger seit 1. Februar
1910. Pirna. Gustav Heß, Fabrikbesitzer, Pfleger seit 1. August 1899- Rodach. Sonntag,
Pfarrer, Pfleger seit 1. Juli 1903. Selb. V. Veit, Fachlehrer, Pfleger seit 14. Oktober 1910.
Stein b. Nürnberg. Ernst Schunk, Pfleger seit 9- September 1907.
Neu besetzt wurden die Pflegschaften: Backnang. Pfleger : Ober-
reallehrer Dr. Remppis. Bensheim. Pfleger: Professor Wilhelm Flegler, Seminaroberlehrer.
Crailsheim. Pfleger: Rechtsanwalt Keppler. Donaueschingen. Pfleger: Professor Otto Hein-
rich, Vorstand der Fürstlich Fürstenbergischen Kunstsammlungen. Ellwangen. Pfleger:
Dr. phil. Hermann Weller, Oberpräzeptor. Feuchtwangen. Pfleger: Apotheker Zieglwalner.
Füssen. Pfleger: Buchdruckereibesitzer Georg Keller. Lichtenfels. Pfleger: K. Reallehrer
Konrad Schreiner. Merseburg. Pfleger: K. Landesbaurat Ruprecht. Pappenheim. Pfleger:
K. Amtsgerichtssekretär Leonh. Schwalb. Passau. Pfleger: K. Gymnasialprofessor Dr. F. J.
Engel. Selb. Pfleger: Rechtsanwalt Franz Poehlmann. Stein b. Nürnberg. Pfleger: Pro-
kurist Carl Zolleis. Traunstein. Pfleger: K. Gymnasiallehrer Dr. phil. Walther Heim.
Neben den bisherigen Pflegern wurden als weitere Pfleger bestellt: In Aschaffenburg:
Fritz Baader, Prokurist der Güldner Motoren- Gesellschaft und in Pirmasens: Dr. jur. Gustav
Breith, Notariatspraktikant.
Für jede Anregung zur Gründung neuer Pflegschaften werden wir recht dankbar sein.
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Die bedeutsamste Erwerbung während des letzten Vierteljahres ist ein silbervergoldetes,
auf das geschmackvollste mit reicher, zum Teil farbig emaillierter Silberfiligranarbeit über-
sponnenes Schmuckkästchen (Taf. 1), das uns als Geschenk des Herrn Kommerzienrats
Adolf Steinharter in München zuging. Dem gütigen Stifter sei auch an dieser Stelle nochmals
der ganz besondere Dank des Museums für seine künstlerisch, wie historisch gleich wertvolle
Gabe ausgesprochen. Stellt doch das Kästchen in seinem wohlerwogenen Ebenmaß, seiner
Feinheit und trefflichen Erhaltung nicht nur eine wahre Augenweide, sondern zugleich ein
ausgezeichnetes Beispiel für die hohe Kunstfertigkeit der Nürnberger Filigran- oder „Draht-
— 76
Abb. 33. Armband in liuiciibroclienem Eisenguß. 1S13 — 1815.
arbeiter" d;ir. Namentlich durch französisclie und flandrische Meister war diese Technik im
letzten Viertel des 16. Jahrhunderts in Nürnberg eingeführt worden, wo die „Drahtarbeiter"
157S mit besonderem Gesetz und Ordnung dem Handwerk der Gold- und Silberschmiede in-
korporiert wurden. Ihre Haupttätigkeit und wichtigste Erwerbsquelle mag späterhin in der
Herstellung zierlichen „Dockenwerks", jener Schüsselchen, Kannen, Teller und insbesondere
auch ganzer kleiner Mobiliare aus Silberfiligran, dazu der Dosen fürPatenpfennige usw. bestanden
haben, wie dergleichen Sächelchen noch so häufig in älterem Privatbesitz und auch im Handel
anzutreffen sind. Hier haben wir es mit einem der nicht sehr zahlreich auf uns gekommenen
Denkmäler hciherer, freierer Art der Nürnberger Filigranarbeit etwa aus dem Ende des 17. Jahr-
hunderts zu tun, das den Silberschatz des Museums auf das willkommenste ergänzt.
Im übrigen nehmen unter den Neuzugängen die A n d e n k e n an die Freiheit s-
kriege, die wir aus der Sammlung Buhrig, die ja besonders reich an Stücken dieser Art war,
erwarben, eine bevorzugte Stellung ein. Sie ergänzen unsere nicht allzu reichhaltige Samm-
lung von Gegenständen dieser Gattung in sehr vorteilhafter Art. Sie bestehen in gußeisernen
Medaillons mit den Bildnissen bekannter Persönlichkeiten aus jener denkwürdigen Zeit und
aus Schmucksachen, wie Armbändern (Abb. 33), Halsketten, Kreuzen und Ohrgehängen, in zier-
lich durchbrochenem Eisenguß, die man als Gegengabe für solche aus Silber und Gold erhielt. Man
pflegt sie darum ja auch mit der Devise ,,Gold gab ich für Eisen" zu bezeichnen. Hinzukommt
die Czapka eines Offiziers der preußischen Garde- Ulanen- Eskadron aus gleicher Zeit, der sich
drei Tschakos der zwanziger und dreißiger Jahre, ausgezeichnet durch treffliche Erhaltung,
anreihen. Mit schweren Behängen versehen, mit mächtigen Stutzen ausgestattet, von un-
förmlicher Gestalt und von nicht geringem Gewicht bilden sie einen augenfälligen Gegensatz
zu den weit kleineren und leichteren Kopfbedeckungen des Militärs unserer Tage. Wir geben
diese vier Stücke des allgemeinen Interesses halber, das man an ihnen nimmt, in Abb. 35— 38
wieder.
Erwähnenswert ist auch die kleine, in Abb. 34 wiedergegebene B r o n z e k a n o n e,
deren Laufe durch vier Ringe gegliedert ist, von denen die beiden vorderen mit einem
Rankenfries und einem Maskaron reliefiert sind. Das Endfeld zeigt über der Jahreszahl 1671
von Palmwedeln eingefaßt und von einer neunzinkigen Krone überhöht ein vertikal dreifach
geteiltes Wappen, das einem friesischen Geschlecht anzugehören scheint. Die Kanone hat
eine Länge von 62 cm.
Geschenke:
Dresden. Priv. Fr. Böttcher: Medaille auf die Vermählung des Grafen Arbogast
Khuen Belasy mit Helene Freimayer Heliensfeld am 10. September 1867. Weißmetall. —
München. Kommerzienrat Adolf Steinharter: Schmuckkassette, Silber und silber-
vergoldet, mit Rankenwerk in Filigranarbeit. Nürnberger Arbeit. Uml7no. (Taf. 1). —Nürnberg.
Frau Anna Schuh: Fünf Rouleaux der Biedermeierzeit. — Wien. Hofrat Dr. Mucha:
Bronzeplakette auf denselben von R. Placht, 1902.
77 —
A n k ii u f c.
Plastik, Originale. Krippe mit ruiieiuicni Jesuskiiui aus Waclis in einer (iarnierun.i;
von (j(ildspit/,en und künstlichen Blumen. Spates IS. Jaiirli.
Hausgeräte. Empire-Schrank mit Glastüren. Ficliteniidl/., in braunem Anstricii masericrt,
die Zierteile bronziert.
Medaillen. Gußeisernes Medaillon mit dem Brustbild Friedrich Au.^usts I. von Sachsen,
um iSio. .Aus der Berliner Eisengießerei. — Gußeisernes Medaillon mit dem Brustbild Blüchers.
Aus der Berliner Eisengießerei. Um 1S13.
Tracht und Schmuck. Fünfgiiedriges Armband in fein durchbrochenem Eisenguß. L)as
Verschlußstück mit silberener Unterlage. 1813— 1S15 (Abb. 33)- — Siebengliedriges Armband in
gleicher Technik. Das Versciilußstück mit weiblicher Büste über silbernem Spiegel. I813 — 1815.
■ — Halskette aus kleinen Eisenringen mit Brabanter Kreuz in durchbrochenem Eisenguß.
1813 — 1815. — Zwei Ohrgehänge, birnförmig, in durchbrochenem Eisenguß. I813 — 181 5. —
Gotisierendes Strahlenkreuz in durchbrochenem Eisenguß. In der Mitte über Goldgrund eine
Rosette. 1813 — 1815- — Oberpfiilzisches Bauernkostüm, bestehend aus Rock und Jackett in
dunkelvioletter Seide mit bunten Blumen, blauseidener Schürze und silbergrauem, mit violetten
Blumen durchwirkten! und befranstem Schultertuch. A'litte 10. Jahrh.
Abb. 34. Kleine Bronzekanone v. J. 1671.
Waffen. Kleine Bronzekanone mit Wappen und der Jahrzahl 1671. Vorderlader
(Abb. 34). — Czapka eines Offiziers der preußischen Garde-Ulanen-Eskadron mit schwarz-
weißem Federstutz und goldenem Behang. Um 1810 (Abb. 35). — Tschako eines Sergeanten
des Lübecker Bürgermilitärs. Mit grün-gelbem Federstutz und rotem Behang. Um lS2i»
(Abb. 36). — • Tschako und Patronentasche der preußischen reitenden Artillerie, ersterer mit
hohem schwarzem Stutz. Um 1825 (Abb. 37)- — Tschako eines Offiziers der bayerischen
Landwehr. Mit blauweißem Federstutz und silbernem Behang. Um 1830 (Abb. 38).
HohenzoUern-Stiftung. Gußeisernes Medaillon mit dem Brustbild der Königin Luise
von Preußen. Aus der Berliner Eisengießerei. Um 1813-
Witteisbacher Stiftung. Große Bronzemedaille auf den Tod des Prinzregenten Luitpold
von Bayern am 12. Dezember 1912. Modelliert von K. Goetz.
D e p o s i t u m.
Biskuitbüste Herzog Karls 1. von Braunschweig (1715—1780). Fürstenberger Por-
zellan. Mit der Marke des Figurenformers Heinrich Wegener. 177O— 8u.
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenke.
Berlin. N. B e r m a n n : Vorschriftsmäßiges Schema zum Giftverkaufbuch für
Apotheker und Kaufleute. Berlin 1823. Mit handschriftlichen Einträgen vom 24. August
1824 bis zum 20. August I89O. — Frankfurt a. M. Fr. D i e t e r i c h s, Sternapotheke: Micro-
7S
:<A.
- \
Abb. 35. Czapka. Um iSio.
Abb. 36. Tschako. Um 1820.
Abb. 37. Tschako. Um 1S25.
Abb. 38. Tschako. Um 1830.
- 79 —
cosmus hypochoiidi'iacus sive de niehiiicliolica liypochondriuca tiactatus descriptus a Malachia
Geijrern. München, 1652. Biicli in 4". Mit Titelblatt von Joii. Sadeler und 5 Kupferstich-
illustrationen von Wolf.n'. Kilian.
Ankaufe.
Europas medizinische Flora, herausKegeben von Alois Sterler, Leiirer der Botanik in
München, und Johann Neponnik Mayerhoffer, Maler und Lithograph in München. München
1820. Gr.- Fol. Mit Titellithographie der Flora von Mayerhoffer, So Bl. Text und ebensovielen
lithographierten und kolorierten Tafeln.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
35 Landkarten des IG. — 18. Jahrhunderts von Guillaume de l'lsle, Sanson (I692), Chr.
Adrichom, F. de Wit, G. Valck, P. Schenk, Hadrianus Relandus, Gerard van Keulen, Nicolaus
Visscher (1659), Pierre Mortin, H. Jaillot (1694), A. F. Zürner, H. Moll (1720), Pater Ph. Briet,
Jean Sikkena und Joiiannes de Kam. — Lehrbrief des Kauf- und Handelsmannes Friedrich
Christian George Hösigamm in Querfurt für seinen Lehrling Johann George August Schomburgk
aus Freiburg an der Unstrut vom 30. Mai 1795. Kalligraphisch ausgeführt auf Pergament
mit Ansicht von Querfurt. Daran ein Siegel in Kapsel.
KUPFERSTICHKABINETT.
Geschenke.
Berlin. Karl Schwarz: 12 E.xlibrisradierungen von Herrn. Stuck. 1 Exlibris-
holzschnitt und 2 Exlibrislithographien von Alfred Gretzer. — Betzingen. Willi. Laage:
Mappe mit 12 Original- Holzschnitten von Wilhelm Laage (Motive aus ,,Pfullingen"), sowie
der Katalog: Das graphische Werk Wilh. L;'ages bis 1912, von Gustav Schiefler, Hamburg
1912. — Hamburg. Dr. jur. W. W i 1 b r a n d : 2 Photographien eines im Besitze des Geschenk-
gebers befindlichen eisernen Helmes. — Karlsruhe. Verein für Original- Radierung: Heft XX
(1913) der Vereinspublikationen. — Linz. M. P a c h i n g e r: 4 Zeichnungen bezw. Aquarelle:
Nürnberger Ansichten. — München. Dr. Herm. Kalbfuß: Exlibris Dr. Herm. Kalbfuß.
Holzschnitt von Theod. Becker. — Nürnberg. Kgl. Professor Franz B r 0 c h i e r, Direktor der
Kunstgewerbeschule: Photographie einer Karikatur, Schmähblatt auf die preußische Politik
von 1866. — Jul. Gießer: 4 Porträtstiche (Nürnberger Persönlichkeiten). 17. — 19. Jahrli. —
Fritz Hacker: Exlibris Fritz Hacke r, Radierung von Hubert Wilm. — E. J a s k o 1 1 a:
Exlibris Graf Behr, gezeichnet von E. J. Probedruck. — Dr. Rud. Th. Knopf: Folge von
3 anatomischen Kupferstichen aus dem Verlag von Stephan Michelsbacher. I613. — Dr. H.
Liebstädter: Exlibris Schelly Frumkin. Radierung von Hugo Krayn. — Kgl. Inten-
danturrat Karl S c h m i d t: Exlibris Karl Schmidt. Lithographie von Otto Blümel. — Anna
S c h u li : 38 Nürnberger Visitenkarten. Anf. 19. Jahrh. 2 Quartierzettel und 4 Quittungen
bezw. Wechselbriefe aus derselben Zeit. — Dr. Walter Stengel: 2 gepreßte und durch-
brochene religiöse Gedenkblättchen. Straßburg bezw. Paris. 19. Jahrh. 14 Glückwunscii-
kärtchen. Papierarbeit mit ausgeschnittenen Verzierungen (Volkskunst) und eingeklebtem
Glückwunschkärtchen, aus dem badischen Bauland. 1. Hälfte 19- Jahrh.
Ankäufe.
Kupferstiche und Radierungen. Wilhelm LeibI: 4 Radierungen.
Ornamentstiche. Joh. Dav. Fülck: Folge 194 des Weigelschen Verlags (1 1 Bl.). is. Jainh.
— Martin Engelbrechts Verlag, Augsburg: Folge 49 (6 BL). 18. Jahrh. — Claude Gillot: Livre
de portieres . 5 Flatt der Folge. 18. Jahrh.
Handzeichnungen. Unbekannte Meister 2. Hälfte 16. Jahrh.: 4 Friesentwürfe. Lila
und blaue Pinselzeichnungen. — 4 getuschte Federzeichnungen auf farbig grundiertem Papier. —
Entwurf zu einem Leuchter mit der Figur eines Kriegers, gelb getönte Federzeichnung (Abb. 39). —
Dekorativer Entwurf: Petrus zwischen Säulen in Nische, braungetuschte Federzeichnung. (Abb.
40). — Ornament mit Mädchenbrustbild, in der Art Christoph Jamnitzer. Zeichnung in Blei und
Rötel. — 17. Jahrhundert: 14 Blatt eines Skizzenbuches eines Meisters des Ohrmuschelstils
— so —
in der Art des br.isimis. Feder- uiul lik'istilt/.eiLlimmjien. li) Inneiuickoratioiisoiilwürlc.
Um I7(-K). — Entwurf zu 2 Konsolen: ,i.|u.irellierte Federzeichnun.u, luv.. ,,J. M. B;iyer 17S2". -
10. J;ilirluindert. Ernst Fries: Der Hol i.k's Heidelberger Schlosses. Aquarell. — Christi;in
Mor.uenstern d. Ä.: T:innen. ölstudie auf Leinwand. — Au.uust von Ba.yer: Ein Mädchen
in Lojrgia. Aquarell. 1S3S. — (Joh.) Ezdorf: Landschalt. Ölstudie auf Pappe. — Staufter-
Bern: Ornamentaler Entwurf: Aquarell 1S75. — Anselni Feuerbach: 3 Blatt mit Studien zur
Amazonenschlacht, auf rotem Löschpapier (Abb. 41).
Gelegenheitsgraphik. 17- Jahriumdert : Nürnberger Stammbuchblatt mit dem Aquarell-
Mld einer Kurtisane. loK». — IS. Jahriumdert: A. L. Möglich, Tyroff u. a. : 162 emblematisciie
Vignetten und Verwandtes. — Ein Kavalier in jjanzer Figur. Nadelpunktierung' in Papier.
Koloriert und mit Granatsplittern verziert. Nürnberger Dilletantenarbeit. — 5 Heiligenbildchen
auf Pergament, durchbrociien gearbeitet. Süddeutsch. — Ein Heiligenblättciien in Kupfer-
stich, darstellend die Kreuzigung auf einem Blattgerippe, Joh. Mart. Will. ~ I. Hälfte des
10. Jahrhundert: 40 Glückwunschkärtchen. — dS verzierte Besuchskarten, meist von bekannten
Büiinenkünstlern. — Sammelband mit alten Nürnberger Visiten- und (jiückwunschkarten,
Weinetiketten etc.. zirka IS30- 50.
Schrift und Druck. Joii. Th. Koppel, Bayreuth: Folge von 7 Blatt aus einem Schrift-
büchlein. Kupfersticlie. IS. Jahrh.
Bilderrepertorium. 3 Photogiaphisciie Aufnahmen von niederländischen Handzeich-
nungen um 1520 im Kgl. Kupferstichk;ibinett Berlin. — 5 Photographien vom fränkischen
Trachtenfest Heideck.
ARCHIV.
Geschenke.
München. Professor Dr. Ramann: Notariatsinstrument über den Verkauf einiger
Besitzungen des Petrus Maria, Sohnes des f Franciscus aus Nürnberg, an der Via nuova zu
Mantua an den Grafen Carl Lorencini. 15SO. Nov. 20. Orig.-Perg. — Wien. Dr. Oskar
Freiherr v o n M i t i s: Vidimus eines Schutzbriefs des Königs Renatus von Sizilien für Dekan
und Kapitel der Kirche zu Metz, die in Pont ä Mousson residieren, vom 1462. August 28. Metz.
1462. Okt. 1. Orig.-Perg. — Vidimus einer goldenen Bulle des Kaisers Friedrich IV. vom 2. März
1458, durch welche die Privilegien der Stadt Metz bestätigt werden. Metz, 1463. März 3.
Orig.-Perg.
Ankauf e.
Wappenbrief für Thomas Freundt, ausgestellt durch Kaiser Ma.ximilian II. Prag. 1570.
März 7. Orig.-Pap. — Wappenbrief für Wolf Siegmund, Hans Christoph, Sebastian, Wilibald
und Christoph Hardneidt, Gebrüder und Vettern von Haunsperg. Prag. 15. Nov. 1601. Orig.-
Pap. — Lehrbrief des Kauf- und Handelsmanns Friedr. Chr. G. Hönigmann zu Querfurt für
den Handlungsdiener Joh. G. Aug. Schomburgk aus Freiburg a. d. Unstrut. Querfurt.
1795. Nov. 30. Orig.-Perg.
Schreiben des Dompropstes Reichart v. d. Keher an ....} Würzburg. 1581. 30. Aug.
Orig.-Pap. — Schreiben des Bischofs Joh. Gottfried von Würzburg an .....' Bamberg.
1609. Nov. 15. Orig.-Pap. — Schreiben des Bischofs Phil. Adolf von Würzburg an den Erz-
bischof Joh. Schweickard von Mainz. Würzburg. I625. März 5. Orig.-Pap. — Schreiben des
Bischofs Franz von Würzburg an den Grafen Wolfg. Georg von Castell. Würzburg. 1640.
Dez. 19. Orig.-Pap. - Schreiben des Bischofs Joh. Philipp von Würzburg an die GrafenLudwig
und Georg Albrecht von Erbach. Würzburg. 1644. April 21. Orig.-Pap. — Schreiben des
Bischofs Joh. Hartmann von Würzburg an die Stadt Kitzingen. Würzburg. 1673. Okt. 17.
Orig.-Pap. — Schreiben des Bischofs Peter Philipp von Würzburg an ....> Würzburg.
1675. Febr. 13. Orig.-Pap. — Schreiben des Bischofs Conr. Wilhelm von Würzburg an die Stadt
Kitzingen. Würzburg. 1683. Aug. 14. Orig.-Pap. — Schreiben des Bischofs Joh. Gottfried 11.
von Würzburg an Herzog Friedrich von Sachsen. Würzburg. I686. Nov. 16. Orig.-Pap. —
Schreiben des Bischofs Joh. Philipp II. von Würzburg an Kurmainz. Marienburg ob Würz-
burg. 1702. Juli 12. Orig.-Pap. — Brief des Dompropstes Joh. Ph. Franz von Schönborn
an Jean Ernest de Glauburg zu Frankfurt. Mainz. 1708. Febr. 25. Autogr. — Schreiben des
s
— 81 —
Bischofs Christoph Franz von Würzlnir.i,^ an die Rittersciiaft in Fraiikt-n. Würzbiiri,^ 1724.
Okt. 9. Orig. -Pap. — Schreiben des Bischofs Friedrich Karl von Würzburn an d^^n Bischof von
Freisin,?. Würzhurg-. 1735. Dez. IS. Orig.-Pap. — Schreiben des Bischofs Anselm Franz
von Würzburg an den Stadtvogt zu Kitzingen. Würzburg. 1748. Okt. 29. Orig.-Pap. —
Abb. 39 Leuchterentwurf.
Gelb getuschte Federzeichnung. Deutsch. 2. H. 16 Jh. 23,5x41 cm.
Schreiben des Bischofs Karl Philipp von Würzburg an den Kurfürsten von Trier. Lustschloß
Werneck. 1753. Sept. 28. Orig.-Pap. — Brief des Bischofs Adam Friedrich von Würzburg
an ...? Würzburg. 1758. März 18, Autogr. — Verleihungsurkunde über ein Kanonikat
— 82 —
iiiul eine Pfründe bei St. Burkliard in Wüizbiirir an Joli. l'liil. llartniann von Fechcnbach,
uusjrestellt i.hii\'li Bisohof Franz LudwiiL; von Wür/buri;. 17S2. 1\'1t. l. Oiii; -l'ap. Brief
des Georir Karl von Feclienbacli an i.\>:n Bis>.iiof von W'ür/liuri:. Würzbnr.i;. 1793. Febr. 7.
Autogr.
Briefe: Georjr Cliristopli Kiiian an .... ? AuRsburf. 1767. Mai (>. — Job. Geor,«: Wille
an V. Meisel. Paris. 1709. Jnli 1. — Joli. Friedr. Overbeck an C. F. Riiniohr in Perugia, Rom.
KSI9. Sept. 6. — M. G. Lambreciit an ? Münciien. 1S21. Nov. 11. Münihen iSi;,. Okt. 22.
— Neithardt v. Gneisenau an Professor Roessel in Schniiedeberg. Erdniannsdorf. 1825.
Sept. 12. — Herzoir Adolf von Nassau an den Grafen Karl v. Bisniarck. Wiesbaden. lS4(i. März 2.
— Berthold Niebuhr an Willi, v. HuniboKit ( .'). Bonn. 1S30. Nov. 17. — Christian Raiuli
an ? Berlin. 1S47. März 25.
BIBLIOTHEK.
G e s c ii e n k e.
Bamberg. C. C. B u i.- ii n 0 r s Verl a g': Meisterwerke der Weltliteratur in deutscher
Sprache für Schule und Haus. Herausijegeben von Vincenz Lößl. 7. Germania von C. Tacitus.
Übersetzt mit Einleitung und Erläuterunijen von Georg Ammon. 1913. 8. — Theodor von
Kohlhagen: iJers., Das Patriziat der freien Reichsstadt Nürnberg. S.-A. 1911. 8. —
Bautzen. Stadtmuseum: Führer durch dasselbe. Herausgegeben von Wolfg. Koch.
1913- 8. — Berlin. V e r 1 a g Julius B a r d: Laske, Die Trauerfeierlichkeiten für Friedrich
den Großen. 1912. G.-2. — Verlag der ,,F r i e d e n s w a r t e": „Internationale Orga-
nisation". Heft 7, S. 1913. 8. — G e n e r a 1 d i r e k t o r d e r K g 1. P r e u ß. M u s e e n:
Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen XXXIV, Heft 4 und Beiheft. 1913. 4. —
K r i e g s m i n i s t e r i u m (M e d i z i n a 1 a b t e i 1 u n g) : Veröffentlichungen aus dem Ge-
biete des Militär-Sanitätswesens. Heft 56- 1913- 8. — Redaktion des „Kunst-
freund": Der Kunstfreund. 1913. Oktober — November. 8. — K. Kunstgewerbe-
museum: Fülirer durch die Jubiläumsausstellung der Kgl. Porzellan-Manufaktur. 1763
bis 1913- 1913. 8. — F. K. L i e r s c h, Regierungsbaumeister: Ders., Erlebnisse eines Cott-
busers beim Ersatzbataillon 1866 und 187O/71. 1913. 8. — VerlagGebrüder Paetel:
Herrn. Freiherr v. Egloffstein, Carl August während des Krieges von 1S13. 1913. 8. — H. Graf
Moltke, Wanderbuch ... 7. verm. und verb. Aufl. 1913. 8. — V e r 1 a g d e s V a t e r 1 ä n-
d i s c h e n S c h r i f t e n V e r b a n d e s: Flugschriften des V. S.-V. 27. Frh. v. Lichtenberg,
Die Anfänge der arischen Kultur und ihre Einflüsse nach Völkern anderer Rasse. 1913. 8. —
D erStaatssekretär des Innern: P. Seidel, Der Kaiser und die Kunst. 1907. 2. —
Denkmäler aus Ägypten und Aethiopien, herausgeg. und erl. von R. Lepsius. Te.xtbd. 5
und Tafelbd. Liefg. 4. 1913- 4. 2. — Denkmalpflege. Herausgeg. von. A. v. Oechel-
häuser. Bd. 1 und 2. 1913. 8. — K a i s e r 1. S t a t i s t i s c h e s A m t: Die Deutsche Land-
wirtschaft. 1913. 8. — Union deutsche V e r 1 a g s g e s e 1 1 s c h a f t: Jos. Hart-
mann, Geschichte der Provinz Westfalen. 1912. 8. — M. Schipke, Der deutsche Schulgesang.
1913- 8. — Allgemeine Verlagsgesellschaft m. b. H. : A. Salzer, Illustrierte
Geschichte der deutschen Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Bd. 1, 2, 3.
0. J. — Bielefeld und Leipzig. Verlag Velhagen und Klasing: Künstler-
monographien. 108. H. H. Josten, M. Grünewald. 1913- 4. — Braunau i. Böhmen. Biblio-
thekar Dr. W. Dolch: Ders., Geschichte und Einrichtung der Ed. Langerschen Bibliothek
in Braunau i. B. — Ders., Die Bestimmungen der Dr. E. Langerschen Bibliothek in Braunau
i. B. über Bucheinbände, ihre Erhaltung und Katalogisierung. S.-A. 1913- 8. — Ders., Der
Druckerkatalog der Dr. E. Langerschen Bibliothek in Braunau i. B. Ausgewählte Beispiele.
1913- 8. — Braunschweig. Professor Dr. Biehringer: Francisci, Erasm., Die Aller
Edelste Kunst der Gantzen Welt ... Franckfurt 167O. 8. — Dedekind, Ein Beitrag zur Purpur-
kunde. II. Bd. 1906. 8. — Verlag G. W e s t e r m a n n : Malkowsky, Kultur- und
Kunstströmungen in deutschen Landen. I. Schlesien. 1913. 4. — Breslau. VerlagJahr-
h u n d e r t - A u s s t e 1 1 u n g: Jahrhundertfeier der Freiheitskriege Breslau 1913. Katalog
der historischen Ausstellung. 4. Aufl. 1913. 8. -— Chemnitz. Professor Dr. Penn dort:
Ders., Geschichte der Buchhaltung in Deutschland. 1913. 8. — Cöln. Muse u m f ü r o s t-
— 83
•asiatische Kunst: Füh-
rer durch das Museum für ost-
asiatische Kunst der Stadt
Cöln. 1913. 8. — Cöln-Marien-
burg. Direktor Alfons M a u -
s e r: Wilhehn Mauser und das
Gewelir Nr. 71- — Danzig.
S t a d t b i li 1 i 0 t ii e 1<: Ka-
talo.t;- der DanziKer Stadtbibün-
thek Bd. VI. Danziff im Bilde.
1913. 8. — Darmstadt. G r o l.f-
h e r z o j;' 1. Hess. Staats-
Verla ,u : Hessische Bioü^ra-
phien Bd. 1 Lieft;. 2. 1913- 8.
— Dessau. H e r z o ,n- 1. H o f-
Katalog: ders., Neuere Philo-
logie 1. Teil von Professor
Dr. Emil Weyhe. 1913. 8. —
Detroit. Mich. U. S. A.,
K n u d H a n s e n : Chronik-
bliitter der Nachkommen im
Mannesstamm der Broder
Mumsen zu Bopslut im Nord-
strande. Nr. 44. 1. Bd. und
Resjister S. 473—496. 1913- 8.
b i b 1 i o t h e k : — Dillingen.
Professor Dr. Alfr. Schröder:
Archiv für die Geschichte des
Hochstifts Aus'sbur.i;, III, 3, 4;
IV, 3, 4. 1913. 8. — Dresden.
G e n e r a I d i r e k t i 0 n der
K.Sa m m 1 u n tr e n : Berichte
aus den K.i^l. Sammlunf^en.
1912. 4. — V e r 1 a M' A 1 e -x a n-
d e r K 1") h 1 e r : Deutsche
Schlachtfelder. Ereignisse und
Wanderfahrten. Herausgege-
ben von Dr. Arthur Brabant.
Bd. 1, 2, 3, 4, 5, C>. 1912 und
1913- 8. — Oberst v o n
K r e t s c h m a r: Ders., Der
Turnierteppich im Museum zu
Valenciennes. S.-A. 1913- 8. —
Professor Dr. A. v o n P f I u g k:
Zur Geschichte der Nürnberger
Brillenmacher im 18. und 19-
Jahrhundert. S.-A. 1913- 8.
[Dazu gesondert: 30 Blatt
Abb.]. — Düsseldorf und Leip-
zig. Verlag L. VoB & Co.:
Franz Gerh. Cremer, Künstler
und Werkstatt. O. J. 8. —
Ders., Untersuchungen über
den Beginn der Ölmalerei.
Abb. 40. Braun getuschte Federzeichnung.
Deutsch, um 16OO. 18x42,5 cm.
6*
— 84 —
lS99- 8. Eggenburg, N.-Ö. K r ;i li u 1 e t z - G e s e 1 1 s i.- Ii ;i f t : T:itii;kei(s-Di.'iioht
derselben. i')ii'. i'>ii. i'"-- '"'-^- ^- —^ Erlangen. V o i 1 .i i; von Fr. J u ii u c :
Beitriiiie zur Bayerischen Kirchenseschiclite XX. Bd., 1. und 2. Heft. 1913. S. — Uni-
versitätsbibliothek: Die jüngeren Handsoliriften der Erlanijer Universitäts-
biblinthek. 1013. S. — Frankfurt a. M. Verl a k M o r i 1 / I) i e s t e r \v e ^: W. Jordans,
NibehniRe. Sisfridsajie. 17- Autl. Volksausgabe. ri')l3.] S. — P r e s t e 1 - G e s e 1 1-
Schaft: Mitteilungen derselben. 191 3- Nr. 1. 1013. 8. — Freiberg. G e r 1 a c h s c h e
B u c h d r u c k e r e i : Freiberjrer Stadt-, Land- und Ber^- Kalender. 1914. 1913. -1. —
Freiburg i. B. H e r d e r s c h e V e r 1 a u s li a n d i u n u: Bibliothek wertvoller iJenk Würdig-
keiten. Ausgewählt und herausgegeben von Dr. Otto Hellinghaus. 1. u. 2. Bd. 1913. S. —
Joh. Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgange des Mittelalters Bd. 1. 19. und
20. Aufl. von L. V. Pastor. 1913- 8. — B r e i s g a u v e r e i n S c h a u i n s 1 a n d : Schau-
insland. 40. Jahrg. II. Bd. 1913. 4. — Geislingen-Steige. W ü r 1 1 e m b. M e t a 1 1 w a r e n-
f a b r i k, Abt. f. Galvanoplastik: Galvanoplastische Nachbildungen vorrömischer, römischer
und merowingischer .Altertümer aus der Kgl. Staatssammlung vaterländischer Altertümer.
O. J. S. — Glückstadt. Verl a g M a .\ Hansen: Franz Schacht, Genealogie der Familie
Schacht, Herzhorner und Hohenfelder Ast. 1913. 8. — Grimma. K. Lehrerseminar:
Festschrift zur Feier des 75 jährigen Bestehens und der Weihe des Um- und Erweiterungsbaues
des Kgl. Lehrerseminars zu Grimma am 25. und 26. September 1913. 1913- 8. — Gussenstadt.
Ursulastift: Dorfmuseum und Bibliothek im Ursulastift zu Gussenstadt. lllustr. Ka-
talog, zusammengestellt und herausgegeben mit einem Begleitwort von Georg Thierer. 191 3.
4. — Hamburg. Professor Dr. O. L a u f f e r: Ders., Spätmittelalterliche Zinnfunde. 7. Beitrag
2. Teil zum Jahrbuch der Hamburg, wiss. Anstalten XXX. 1912. 1913- 4. — Dr. G. H.
S i e V e k i n g: Geschichte und Stammbaum der Familie Sieveking- Hamburg. Abgeschlossen
Ende 1901. 8. — Hannover und Leipzig. H a h n s c h e Buchhandlung: Neues Archiv
der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. 38. Bd., 3- Heft. 1913. 8. — Heidel-
berg. B a d i s c h e Historische Kommission: Oberbadisches Geschlechterbuch.
3. Bd. 7. Liefg. 1913. 4. — Oberrheinische Stadtrechte. 2. Abt. 2. Heft. 1913. 8. —
C. \\" i n t e r, V e r 1 a g: H. Brandt, Goethe und die graphischen Künste. 1913. 8. — Wörter
und Sachen. Bd. V Heft 2, Beiheft 1 und 2. 1913. 4. — Heilbronn. Verlag OttoWeber:
C. W. Schnars, Neuester Schwarzwald- Führer. 18. Aufl. [1913-] 8. — Jena. Verlag
Eugen Diederichs: Sammlung Diederichs, Bd. 1 : Paul de Lagarde, Deutscher Glaube,
Deutsches Vaterland, Deutsche Bildung. 1914. 8. — Professor Dr. Rudolf Schlösser:
August Graf von Platen, Gaselen aus Neapel. Herausgeg. von. R. Schlösser. 1913- 8. —
Karlsruhe. M i n i s t e r i u m d e s K u 1 t u s u n d Unterrichts: Die Kunstdenkmäler
des Großherzogtums Baden. 9- Bd. 2. Abt. 1913- 4. — Kulmbach. L. R. S p i t z e n p f e i I :
Der Mainbote von Oberfranken 1914. Kleine und große Ausgabe je zwei Exemplare. 8. —
Leipzig. Börsen verein der Deutschen Buchhändler: Adreßbuch des
Deutschen Buchhandels. 76. Jahrg. 1914. 4. — Verlag A. Deichert: Wirtschafts-
und Verwaltungsstudien. Herausgeg. von Georg Schanz. Bd. 46, 47, 48. 1913. 8. — Dr. Oskar
von Hase: Karl Hase, Am Jahrestage von Leipzig. Rede, 7 Jahre nach der Völkerschlacht.
1913. 8. — Bibliographisches Institut (Meyer): Meyers Orts- und Verkehrs-
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Beck in München 1763 — 1913- Mit einer geschichtlichen Einleitung. (1913.) 8. —
Historische Volkslieder und Zeitgedichte vom 16. bis 19. Jahrhundert. Gesammelt und er-
läutert von A. Hartmann. 3. Bd. 1756— 1879. 1913. 8. — K. G e n e r a 1 k o n s e r v a -
t o r i u m der K u n s t d e n k m a 1 e und Altert ü m er Bayerns: Die Kunstdenk-
miiler des Königreichs Bayern. III. Bd., 6. 7. 1912. 4. — C a r 1 G e r b e r: Nürnberg-Fürther
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männlein. O. J. [1913.] 4. — Die gute alte Zeit. Zeichnungen von Karl Spitzweg.
O. J. [1913.] 4. — K u n s t V e r e i n: Malerei und Plastik des 18. Jahrhunderts in Bayern
und Grenzlanden. 2. Aufl. 1913. 8. — Verl a g J. J. L e n t n e r: Veröffentlichungen aus
dem kirchenhistorischen Seminar München. IV. Reihe Nr. 2. 1913. 8. — Verl a g G e o r g
— 86 —
Müller: R. A\. AWyer, Deiitsolic Parodien. IM13. S. — J. Hui\kh,u\lt. Hrielueelisol mit
H. Gevnuiller. 10i4. S. — V e r 1 a s R. O 1 d e 11 b d u r i;: M. und A. (jt-islbeek, lleini;it-
kuiKlen zur Erdkunde. 10 Hefte. [1913.] 8. — Verla« F. Sevi^ild: H. W. Bredt,
Erfolgreiche Künstler und .uidere. |l*)i.vi S. — Oberstleutnant S i .\ t : Ders., lirmun-
teruni: zum Forschen und 1-reihand/eii.iinen auf Wanderuntren. (,,Jun,i:-Bayern", Jahri^.
1 Nr. 35, 36, 37). 1*>I3. 4. — Neunburg v. W. K. Bezirksamt: A. Lieb, Paul Zeidler
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Feh.x Ravenna. 3.— 1 1. Tausend. 19ll/l913. 4. — Ravensburg. V e r 1 a g 0 t t 0 M a i e r:
Die Welt der Künstler. Bd. 2 und 3. 1913- 8. — St. Gabriel-Mödiing. F. Ferd. H e s t e r-
mann S. V. D. : Ders., Zur ostasiatischen Kunstgeschichte. S.-A. 1913- 4. — Stuttgart.
J. G. G o t t a s c h e B u c h h a n d 1 u n g, N a c h f. : H. Maync, Ed. Mörike. Sein Leben
und Dichten. 2. Aufl. 1913- 8. — K. W ü r t t. Geh. H a u s- u n d Staatsarchiv:
Wirtembergisches Urkundenbuch. Bd. 11. (2 Exemplare.) — Verlag Holland und
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Jahr 1914. 8. — Trier. M 0 s e 1 a - V e r 1 a g: A. Schippers, Maria Laach und die Kunst
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Die Wirtschaftsentwicklung der Karolingerzeit vornehmlich in Deutschland. 2. Teil. 1913- 8.^
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Wien. K. K. O b e r s t k ä m m e r e r a m t: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des
Allerhöchsten Kaiserhauses. Bd. 31 Heft 3, 4. 1913. 2. — K. K. Statistische Zentral-
kommission: Denkschrift der K. K. Statistischen Zentralkommission zur Feier ihres
— 87 —
i'ünfzigjährigen Bestandes. 1913- 4. — Statistischer Rückblick aus Österreich. Der 14. Ta-
triing des internatinnalen statistischen Instituts überreicht. 1913. 4. — Wörth a. D. Hofapo-
theker Au.tr. E s s e n w e i 11 : Wörther Volkskalender für die Jahre 1913 und 1914. 4. —
Wunsiedel. .Apotheker Dr. Alb. Schmidt: Ders., Zur Geschichte des Bären in Nordbayern.
S.-A. U)()8. 4. — Ders., Die Kupferberjjwerke und das Nickelvorkommen im ehemaligen Ge-
biete der Hohenzollern am Frankenwald. S.-A. 19(».S. 4. — Ders., Das Hausiergewerbe im
Fichtelgebirge. O. J. 8. — Ders., Kunstgewerbe und Granit. 0. J. 8. — Schleußinger, Bilder
aus dem Bezirk Münciiberg. S.-A. O. J. 4.
A n k ii u f e.
[Joh. Chr. Gottsched.] Die Vernünftigen Tadlerinnen. 1. Jahr-Theil. 1725. 8. —
Gruendliche und Actenmäßige Species Facti, IN CAUSA der unruhigen Dorffs- und Bauern-
Gemeine zu Ergersheim 'contra Das Hoch-Fürstl. Hauß Brandenburg-Onolzbach. 1733. 2. —
Morgenblatt für gebildete Stände. Jahrg. 1,9, 11, 12, 17, 18, 19,20,21. Stuttgart und Tübingen.
1807. 1815, 1817, 1818, 1823—1827. 4. — Pockels, C. F., Über Gesellschaft, Geselligkeit und
Umgang. Bd. 1, 2. 1813. 8. — Deutsche Blätter. Herausgeg. von Brockhaus. Bd. 1, 2,
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Die Zeitgenossen. (Deutsch.) Bd. 1,2. 1837- 8. — Berliner Monatsschrift. I.Heft. 1844.8.—
Automatenkatalog. Hs. O. J. (um 1850). Gr. -8. — Gutzkow, K.: Aus der Knabenzeit. I852.
8.— Ders., Vergangene Tage. 1852. 8.— Ders., Der Zauberer vonRom. Bd. 1— 9- 1858—61. 8. —
Ders., Die Ritter vom Geiste. 5- Aufl. Bd. 1—4. (I869.) 8. — Drucke und Holzschnitte
des 15. und 16. Jahrhunderts. Xll, XIII, XIV. 1907, 1910, 1912. — tinblattdrucke des 15. Jahr-
hunderts. Herausgeg. von Paul Heitz. Bd. 38, 39, 40. 1913- 2. — Zwickauer Faksimiledrucke
Nr. 18, 19, 20, 21. 1913. 8. — Handzeichnungen alter Meister im Städelschen Kunstinstitut.
14. Liefg. 1913. 2. — Primitive Holzschnitte. Einzelbilder des XV. Jahrhunderts. 1913. 2. —
Veröffentlichungen der Gutenberg-Gesellschaft XII, XIII: Zedier, Die Mainzer Ablaßbriefe
der Jahre 1454 und 1455. [Te.xte.] 4. [Tafeln.] 2. 1913- — Deutsches miniiertes Kartenspiel
1440—1445. (Reproduktion in Lichtdruck.) O. J. 4.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Dreßlers Kunstjahrbuch. 7. Jahrg. 1913- 8. —
E. Förstemann, Altdeutsches namenbuch. 3. Aufl. Liefg. 12. Bd. II. 1913- 4. — Genealogisches
Handbuch bürgerlicher Familien. Bd. 25. 1913. 8. — Heydenreich, Handbuch der praktischen
Genealogie. Bd. 1, 2. 1913. 4. — Militärischer Kalender auf das Jahr 1797- Berlin. 8. —
Rietstap, Armorial generai. Fase. 79. [1913]. 4. — Genealogisches Taschenbucii der adeligen
Häuser Österreichs. 1912/13. 5. Jahrg. 1913. 8. — Weimarer histor. genealog. Taschenbuch.
2. Jahrg. 1913. 8. — Genealogische Taschenbücher: Briefadeliges, Uradeliges, Freiherrliches,
Gräfliches Taschenbuch, Hofkalender 1914. 8.
Hohenzollern-Stiftung. Die Werke Friedrichs des Großen. 5- und 6. Bd. 1913. Gr. -8.
Braunschweigische Stiftung. Hochzeitsgedichte aus dem 17. und 18. Jahrhundert:
Braunschweig und Lüneburg, Bremen, Cassel, Erfurt, Goslar, Minden, Paderborn, Tiiüringen
u. a. 2 und 4. — Sammelband von Zeitungsberichten und handschriftlichen Nachrichten über
Begebenheiten des 7 jährigen Krieges 1757/58. 8.
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Alt-F'rankfurt, \'ii.'itelj;iliissoliritt lür seine
Gesclii>.iite uiul Kunst, vom Veihiu: Her-
nuinn Minjdn, Frankfurt a. M.
Antiquitäten-Rundschau, vom Veriai: I'liiiipp
Kühner. l:isen.u'ii.
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Berlin
Archiv für die G e s c h i c ii te des
1! o c ii s t i f t e s A u g s b u r jr, von
Professor Alfred Schröder, Dillingen.
Archiv für K u n s t g e s c h i c h t e, vom
\'erlag E. A. Seemann, Leipzig.
S ü d d e u t s c h e Bauhütte, vom Verlag,
.München.
Beiträge zur b a y e r i s c h e n K i r c h e n-
g e s c h i c h t e, vom Verlag Fr. Junge,
Erlangen.
Beiträge z u r s ii c h s i s c h e n Kirchen-
geschichte, vom Verlag J. Ambr.
Barth, Leipzig.
Berg und Wald, vom Verlag Karl
Weichlein, Regensburg.
Amtliche Berichte aus den K g 1.
K u n s t s a m m 1 u n g e n, von der Ge-
neralverwaltung Berlin.
Fliegende Blätter, vom Verlag Braun
& Schneider, München.
Tübinger Blätter, von der Universitäts-
bibliothek Tübingen.
Frankfurter zeitgemäße Bro-
schüren, vom Verlag Breer & Thiemann,
Hamm (Westf.).
Frankfurter Bücherfreund, Mittei-
lungen aus dem Antiquariate von Josef
Baer & Comp., Frankfurt a. M.
Der Bücherwurm, vom Verlag des Bücher-
wurm, Dachau bei München.
D i e Bugra, Mitteilungen von der inter-
nationalen Ausstellung für Buchgewerbe
und Graphik, Leipzig.
Bulletin o f t h e Detroit Museum
o f Art. Museum, Detroit.
Catalogue, Saint Louis, City Art Museum.
N u m i s m a t i c Circular, Spink & Sons,
London.
Das Deutschtum im A u s 1 a n d e, von
Postamtsdirektor a. 1). Schmidt t, Nürn-
berg.
Eranos. Acta Philologiga Suecana. Vi-
telmus Lundstn'im Upsala.
B a y e r i s c h e s Familienblatt, vom Verlag
in München.
D i e Friedens-Warte etc., vom Verlag in
Berlin.
H e r b o r n e r Geschichtsblätter, von J. H.
Staubing.
Leininger Geschichtsblätter, von Emil
Müller, Pfarrerund Distriktsschulinspektor
Münchweiler a. d. Alsenz.
Der Greif, Cottasche Monatsschrift, von
der J. G. Cottaschen Buchhandlung,
Leipzig.
Heimat- und Volks künde, Beilage zur
Bayerischen Rundschau, von Oberst Frei-
herr von Guttenberg, Schlofi Steinen-
hausen.
Heimatbilder aus 0 b e r f r a n k e n, von
Oberst Freiherr von Guttenberg, Schlo(3
Steinenhausen.
Heimatschutz, vom Geschäftsführenden Vor-
stand des Bundes Heimatschutz, Mei-
ningen.
Hochland, von der Jos. Köselschen Buch-
handlung, Kempten.
Jahrbuch der K g 1. P r e u f3. K u n s t-
s a m m 1 u n g e n, von der General- Ver-
waltung der kgl. preuß. Museen, Berlin.
Jahrbuch der k u n s t h i s t. Sa m m-
1 u n g e n des Allerhöchsten
Kaiserhauses, vom Oberstkäm-
merer-Amt, Wien.
Jahrbuch der Denkmalpflege in
der Pro v i n z Sachse n. Magdeburg.
L a n d w i r t s c h a f 1 1 i c h e Jahrbücher,
vom K. Preuß. Ministerium für Landwirt-
schaft, Domänen und Forsten, Berlin.
Das m o n i s t i s c h e Jahrhundert, von
der Geschäftsstelle des deutschen Mo-
nistenbundes, München.
Schweizerische s Idiotikon, vom Ver-
lag Huber & Co., Frauenfeld.
— 89 —
D i c Kirche, von \Jv. Scheffer, Berlin- Liciiter
feldc.
Der Kunstfreund, (3r,ii;in des Vereins für
Kirchenkunst und Kunst-Gewerbe in
Tirol und Vorarlberg;, von Professor Lud-
\vi,n' Scliönach, Schwaz.
ü e r Kunstgewerbezeichner, vom Verband
der Kunst,t;e\serbe/.eichner, Berlin.
Kunstchronik, vom Verla.u E. A. Seemann,
Leipzi^y.
Kunstmarkt, xom Verlag E. A. Seemann,
Leipzig.
S ü d d e u t s c h e r Merkur, vom Kauf-
mannischen Verein Merkur, Nürnberg.
Mitteilungen Dietrich Reimers, vom
Verlag Dietrich Reimers (Ernst Vohsen),
Berlin.
Mitteilung der Gesellschaft f ü r
T h e a t e r g e s c h i c h t e, von der Ge-
sellschaft für Theatergeschichte, E. V.,
Berlin.
Mitteilungen Sächsischer H e i m a t-
s c h u t z, vorn Landesverein zur Pflege
heimatlicher Natur, Kunst und Bauweise,
Dresden.
Mitteilungen d e s S t ä d t i s c h e n K u n s t-
g e w e r b e - M u s e u m s, vom Stadt.
Kunstgewerbe -Museum, Leipzig.
Mitteilungen der Galerie H e 1 b i n g,
von Hugo Helbing, Münciien.
N u m i s m a t i s c h e Mitteilungen, vom
Verein für Münzkunde. Nürnberg.
Mitteilungen des K. und K. Kriegs-
a r c h i V s, vom Verlag L. W. Seidel &
Sohn, Wien.
Mitteilungen u n d U m f r a g e n zu rB a y e-
r i s c h e n V o 1 k s k u n d e, vom Verein
für bayerische Volkskunde und Mundart-
forschung, Würzburg.
Sozialistische Monatshefte, von der
Administration der sozialistischen Mo-
natshefte, Berlin.
W e s t e r m a n n s illustrierte
deutsche Monatshefte, vom Verlag
George Westermann, Braunschweig.
Statistische Nachweisungen, vom Kgl.
Preuß. Ministerium für Landwirtschaft,
L)omanen und Forsten, Berlin.
Neujahrsblätter, herausgegeben von der Ge-
sellschaft für fränkische Geschichte, von
Direktor v. Bezold, Nürnberg.
Neu Jahrsblätter, herausgegeben von der
Historischen Kommission für die Pro-
vinz Sachsen. Halle a. S., von ders.
Protokoll d e r Zentral- AI o o r - K o m-
m i s s i o n, von dem Kgl. Preuü. Ministe-
rium für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten, Berlin.
Publications o f t h e B a b y 1 o n i a n
Sectio n, von der University of Penn-
sylvania, Philadelphia.
Die d e u t s c h e n Reichsmünzen, vom
Verlag Richard Diller, Dresden.
Repertorium f ü r K u n s t w i s s e n s c ii a f t
vom Verlag Georg Reimer, Berlin.
Schriften des Vereins für R e f o r-
m a t i o n s g e s c h i c h t e, vom Verein
für Reformationsgeschichte, Halle a. S.
Schriften für das deutsche V o 1 k.
vom Verein für Reformationsgeschichte,
Halle a. S.
Siona, Monatsschrift für L i t u r-
g i e u n d Kirchenmusik, vom Ver-
lag von C. Bertelsmann, Gütersloh.
Der Türmer, Monatsschrift für Gemüt und
Geist, vom Verlag Greiner & Pfeiffer,
Stuttgart.
N o r d b a y e r i s c h e Verkehrs- u u d
T o u r i s t e n - Zeitung, von Redakteur
S. Liebel, Nürnberg.
Veröffentlichungen aus dem Gebiete
des M i 1 i t ä r - S a n i t ä t s w e s e n s,
vom Kgl. Preuß. Kriegsniinisterium, Berlin.
Veröffentlichungen der Gesellschaft
für fränkische G e s c h i c h t e,
von der Gesellschaft für fränkische Ge-
schichte, Würzburg.
Veröffentlichungen a u s de m K i r c h e ii-
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B. G. Teubner, Leipzig.
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Zeitschrift f ü r das B e r g-, H ü t t e n-
u n d S a 1 i n e n - W e s e n, vom Mini-
sterium für Handel und Gewerbe, Berlin.
Byzantinische Zeitschrift, vom Ver-
lag B. G. Teubner, Leipzig.
Zeitschrift f ü r Klein b a h n e n, vom
Ministerium der (iffentlichen Arbeiten.
Berlin.
Zeitschrift f ü r b i 1 d e n d e K u n s t. vom
Verlag E. A. Seemann, Leipzig.
90 —
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s c li c II S p r .1 c li V c 1 e i n s, von Kgl.
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NürnbcTi;-.
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t e r r i i li t , vom Vi.'rl;i,L; 15. (j. TcubiKT,
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Aarau :
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Königl. kroat.-slavon.-dalmat. Landes-
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Altenburg:
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Amiens:
Societe des antiquaires de Picardie.
Amsterdam:
K. A k a d e m i e der Wissenschaften.
Koudheidkundig g e n o o t s c h a p te A.
„Het h u i s oud & nieuw".
Annaberg:
Verein für Geschichte von Annaherg und
Umgebung.
Ansbach :
Historischer Verein für Mittelfranken.
Fränkische Zeitung.
Antwerpen:
„Onze Kunst". Voortzetting van de
Vlaamsche School.
Arnstadt:
Museumsgesellschaft.
Augsburg:
Augsburger P o s t z e i t u n g.
Historischer Verein für Schwaben und
Neuburg.
Bamberg:
Königl. B i b 1 i o t h e k.
Gewerbe-Verein.
Historischer Verein.
Basel :
Historische und antiquarische Gesell-
schaft.
Schweizerische Gesellschaft für
Volkskunde.
Universitätsbibliothek.
Bayreuth :
Historischer Verein für Oberfranken.
Bergen:
Bergens M u s e u m.
Vestlandske K u n s t i n d u s t r i-
m u s e u m.
Berlin:
Königl. Preußische Akademie der
Wissenschaften.
K. Statistisches A m t.
Deutscher A p o t h e k e r - V e r e i n.
Deutsche B a u z e i t u n g.
Bibliothek des Deutschen Reiciis-
tages.
Blätter für Architektur und Kunst-
handwerk.
Die deutsche B ü h n e.
Deutscher B ü h n e n - S p i e 1 p 1 a n.
Burgwart.
E X - 1 i b r i s - V e r e i n.
G e s a m t a r c h i V der deutschen Juden.
G e s a m t V e r e i n der deutschen Ge
schichts- und Altertumsvereine.
Berliner Gesellschaft für Antiiro-
pologie, Ethnologie und Urgeschichte.
Gesellschaft für Erdkunde.
Gesellschaft für deutsche Er-
ziehungs- und Schulgesciiichte.
Gesellschaft für Heimatkunde der
Provinz Brandenburg.
Historische Gesellschaft.
Deutsche Pharmazeutische Gesell-
schaft.
Deutscher G r a v e u r - V e r e i n.
G r e n z b o t e n.
J o h a n n i t e r - O r d e n s b 1 a t t.
— 91
J (I u r n :i I für BucluiriK-kerkunst.
Moderne K u n s t.
Berliner M ü n z b 1 ä t t e r.
M u s e u m s - V e r e i n.
Märkisches P r o v i n z i ;i 1 m u s e u ni.
Deutscher R e i c h s a n z e i g e r und
Königlich Preußischer Staatsanzeiger.
R e i c h s - Pos t a ni t III, Aht. W.
Deutsche R u n d s c h a u.
Koloniale R u n d s c h a u.
Touristen- Klub für die AAark
Brandenburg.
Verein für die Geschichte Berlins (Alt-
Berlin).
Verein für Geschichte der Mark Bran-
denburg.
Verein Herold.
Verein für deutsches Kunstgewerbe.
Verein für Volkskunde.
Die Woche.
Zeitschrift für Bauwesen.
Zeitschrift für Numismatik.
Norddeutsche Allgemeine Zeitung.
Z e n t r a 1 b 1 a t t der Bauverwaltung.
Bern:
Historischer Verein des Kantons Bern.
Historisches M u s e u m.
Biedenkopf:
Mitteilungen aus Geschichte und Heimat-
kunde des Kreises Biedenkopf.
Bistritz:
Gewerbeschule.
Bonn:
U n i V e 1- s i t ä t s b i b 1 i o t h e k.
Verein von Altertumsfreunden im
Rheinlande.
Rheinische G e s c h i c h t s b 1 ii t t e r.
Brackenheim:
Zabergäu-Verein.
Brandenburg a. H.:
Historischer Verein.
Braunau i. B.:
Deutsche Volkskunde aus dem östlichen
Böhmen.
Braunsberg:
Historischer Verein für Ermland.
Bregenz:
Vorarlberger Museums- Verein.
Bremen:
G e w e r b e m u s e u m.
Die G ü I d e n k a m m e r.
Historische Gesellschaft des Künst-
ler-Vereins.
N i e d e r s a c h s e n (Verlag).
Breslau:
Schlesischer A 1 t e r t u m s v e r e i n.
Schlesische Gesellschaft für vater-
ländische Kultur.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertum
Schlesiens.
Brunn:
Erzherzog R a i n e r - M u s e u m für
Kunst und Gewerbe.
Mährisches Gewerbe-Muse u m.
Verein für die Geschichte Mährens und
Schlesiens.
Verein „Deutsches Haus''.
Brüssel :
L' a c a d e m i e Royale de Belgique.
A n a 1 e c t a Bollandiana.
C 0 m m i s s i o n e s royals d'art et
d'archeologie.
La Gazette numismatique.
M u s e e s Royau.x des atts decoratifs
et industriels.
La s o c i e t e d'archeologie.
La s o c i e t e Royale de geographie.
Budapest:
Königl. ungarische Akademie der
Wissenschaften.
M ü V e s z e t.
S t a d t m a g i s t r a t.
Cassel :
Archiv für Kulturgeschichte.
Verein für hessische Geschichte und
Landeskunde.
Verein für Naturkunde.
Chemnitz:
Verein für Chenuiitzer Geschichte.
Chur:
Historisch-antiquarische Gesellschaft des
Kant()ns Graubünden.
Cincinnati:
Cincinnati Museum Association.
Coblenz:
Mitteilungen des Riieinischen Vereins für
Denkmalpflege und Heimatschutz.
Danzig:
Königlich Technische H o c h s c h u 1 e.
Naturforschende Gesellschaft.
Westpreußischer G e s c h i c h t s v e r-
e i n.
Westpreußisches P r o v i n z i a 1 m u-
s e u m.
— 92 —
Darmstadt:
ü c w L- r b c b 1 .1 t t lilr il;is (,]r(>Bln.'r/.()i;-
tmn Hessoii.
Historisolier \' o r c i ii lür d.is Ginü-
her/(),i;tuin llcsson.
V e r e i n für Ei\lkuiuic.
I 11 n e ii-U e k (I r ;i t i n n.
Dessau :
Verein für Anlmltisclie Gescliiiiiti.' uiui
Altertuinskuiuie.
Detmold:
Gesch. Abt. des naturu. Vereins für das
Fürstentum Lippe.
Dillingen:
liistnrisclier Verein.
Donaueschingen:
Verein für (jesciiiciite und Natur.tjeschiciite
d. Baar u. d. angrenzenden Landesteile.
Donauwörth:
Historisciier Verein für Dunauwörtli und
Umgegend.
Dorpat :
Gelehrte Ethnische Gesellschaft.
Universität.
Dresden:
Kgl. sächsischer A 1 t e r t u m s v e r e i n.
Blätter für Münzfreunde und Numis-
matischer Verkehr.
Verein für die Geschichte Dresdens.
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
K u n s t w a r t.
Kgl. Sachs, statistisclies Landes a m t.
Europäische Modenzeitung.
Zeitschrift für historische Waffen-
kunde.
Düsseldorf:
Archiv für Buchbinder.
Düsseldorfer G e s c h i c h t s v e r e i n.
Die R h e i n 1 a n d e.
Eger:
Unser Egerland.
Eichstätt:
Historischer Verein.
Eisenberg:
Geschichts- und Altertumsforschender
Verein.
Eisleben:
Verein für Geschichte und Altertümer der
Grafschaft Mansfeld.
Elberfeld:
Bergischer Geschichts verein.
Ellwangen:
Geschichts- und Altertumsverein (Jalir-
buch).
Emden:
G e s e 1 1 s c h a f t für bildende Kunst und
vaterländische Altertümer.
Naturforschende G e s e 1 1 s c h a f t.
Erfurt:
A k a d e m i e gemeimuit/iger Wissen-
schaften.
V e r e i n fiir die (iesciiiciite und Alter-
tumskunde von Erfurt.
Erlangen:
Universitätsbibliothek.
Essen :
Historischer Verein für Stadt unti Stift
Essen.
Frankenthal:
Altertumsverein.
Feldkirch:
Verein für christl. Kunst und Wissen-
schaft in VorarlJierg.
Fellin:
Literarische Gesellschaft.
Flensburg:
Kunstgewerbe -Museum.
Frankfurt a. M.:
Frankfurter Blätter für Familien-
geschichte.
Freies deutsches Hochstift.
Kaiserliches Archäologisches Institut.
( Römisch- Germanische Kommission.)
Mitteldeutscher Kunstgewerbe-
verein.
S t a d t b i b 1 i o t h e k.
Verein für die Geschichte und Alter-
tumskunde von Frankfurt a. M.
Verein für rheinische und westfälische
Volkskunde.
Frankfurt a. 0.:
Historischer Verein für Heimatkunde.
Naturwissenschaftlicher Verein des
Reg. -Bez. Frankfurt a. 0.
Frauenfeld:
Historischer Verein des Kantons Thurgau.
Freiberg i. S.:
.\lterumsverein.
Freiburg i. B.:
Archiv für christliche Kunst.
Breisgau-Verein Schau-ins-Land.
Gesellschaft für Beförderung der
Geschichts-, Altertums- und Volkskunde
von Freiburg, dem Breisgau und den
angrenzenden Landschaften.
Münsterbau-Verein.
Stirn m e n aus Maria- Laach.
Universitätsbibliothek.
— 93 —
Kirchlicli liist. Verein iler Erzdiözese
Freiburg i. B.
Freiburg i. Schw.:
iJeutsclier seschichtsforschender Verein
des Kantons FreiburR- (Scliweiz).
Schweizer Archiv für Heraldik.
Freising:
Historisclier Verein.
Freiwaldau :
Mährisch -schlesisclier Sudeten-Gebirgs-
verein.
Friedberg ( Hessen):
Gescliichts- und AUertumsverein.
Friedrichshafen:
Verein für die Gescliiclite des Bodensees.
St. Gallen:
Historischer Verein des Kantons St. Gallen.
Genf:
Institut national Genevois.
S o c i e t e d'histoire et d'archeolos'ie.
Gießen:
Oberhessischer G e s c h i c h t s v e r e i n.
Oberhessische Gesellschaft für
Natur- und Heilkunde.
Universitätsbibliothek.
Verbau d deutscher Vereine für Volks-
kunde.
Verei n i sunt;' für hessische Volkskunde.
Glarus:
Historischer Verein des Kantons Glarus.
Görlitz:
Gesellschaft für Anthropologie und
Urgeschichte der Oberlausitz.
Oberlausitzische Gesellschaft der
Wissenschaften.
Gotha:
Verlag der deutschen Geschichtsblätter.
Vereinigung für Gothaische Ge-
schichte und Altertumsforschung.
Göttingen:
Forsche r- und Sammler v e r e i n.
Kgl. Gesellschaft der Wissen-
schaften.
'Gravenhage: Sieiie Haag.
Graz:
Steiermärkischer G e w e r b e v e r e i n.
Kunsthistorische Studie n.
Steiermärkisches Landes m u s e u m.
Historischer Verein für Steiermark.
Naturwissenschaftlicher Verein für
Steiermark.
„Wörter und Sachen". Kulturhisto-
rische Zeitschrift für Sprach- und Sach-
forschung.
Greifswald:
IJ n i v e r s i t ä t s b i b 1 i o t h e k.
Kügisch-Pommerscher G e s c h i c h t s-
verein.
Greiz:
Verein für Greizer Geschichte.
Guben:
Niederlausitzer Gesellschaft für Anthro-
pologie und Urgeschichte.
Haag:
(jenealogisch-heraldiek Genootschap „De
Nederlandsche Leeuw".
Hall (Schwäbisch):
Historischer Verein f. Württemb.- Franken.
Halle a. S.:
M u s e u m für heimatliche Geschichte
und Altertumskunde d. Provinz Sachsen.
Zeitschrift für deutsche Philologie.
Kaiserlich Leopoldinisch -Carolinische
Deutsche Akademie der Natur-
forscher.
Thüringisch-sächsischer G e s c h i c h t s-
verein.
Halle-Wittenberg:
Universitäts- Bibliothek (Schriften).
Hamburg:
Öffentliche S t a d t b i b 1 i o t h e k.
Verein für hamburgische Geschichte.
Hanau:
Hanauer G e s c h i c h t s - V e r e i n.
Wetterauische Gesellschaft für die
gesamte Naturkunde.
Hannover:
Architekten- und Ingenieur- V e r e i n.
Hannoversche G e sc h i c h t s b 1 ä 1 1 e r.
Gesellschaft für ältere deutsche Ge-
schichtskunde.
Heraldischer Verein zum Kleeblatt.
Historischer Verein für Nieder$:ichsen.
Harlem:
Societe hoUandaise des sciences.
Heidelberg:
Heidelberger S c h 1 o ß v e r e i n.
Historisch-philosophischer Verein.
Universitätsbibliothek.
Heilbronn:
Historischer Verein.
Heiligenstadt:
„Unser Eichsfeld".
Helsingfors:
Finnischer A 1 t e r t u m s v e r e i n.
Finnische Literarische Gesellschaft.
Gesellschaft der Wissenschaften.
— 94
Herniannstadt:
SK'ln'iilniii;is.lu'i K .1 r p .1 t li 0 n v i- r 0 in
Verein für Siebenlnirniisi-iu' I.aiules-
kunde.
Hirschberg:
KK'S.'ni;el"'ir!i;s- Verein.
HoMenleuben:
\Mii;tl.nul. Altertunisforscliender Verein.
Homburg v. d. H.:
Verein für Gesciüclite und .Mtertuniskiuuie.
Husum:
Mitteilunjren des Nnrdfriesischen Vereins
für Heiin;itkunde und Heiniatliebe.
Jena:
L; n i V e r s i t ä t s b i b 1 i o t li e k.
Verein für thüringische Geschichte und
Altertumskunde.
Iglo:
Ungar. Kiirpatiien verein.
Innsbruck:
K. K. S t II t t h a 1 t e r e i - A r c h i V.
Ferdinande u m.
Insterburg:
Altertunisgesellschaft.
Kahia:
Verein fürCeschichte und Altertumskunde.
Karlsruhe:
Karlsruher A 1 t e r t u m s v e r e i n.
Badische historische C n m m i s s i n n.
Kaufbeuren:
Verein Heimat.
Kempten:
Altertunis-Verein.
Kiel:
Naturwissenschaft!. Verein für Schles-
wig-Holstein.
Gesellschaft für die Geschichte der
Herzogtümer Schleswig- Holstein und
Lauenburg.
Universitätsbibliothek.
Gesellschaft für Kieler Stadtge-
schichte.
Kirchberg i. S.:
Altertumsverein (Alt- Kirchberg. Mittei-
lungen des Altertumsvereins.)
Klagenfurt:
Geschichtsverein für Kärnten.
Köln:
Westdeutsche Zeitschrift für Ge-
schichte und Kunst mit Korrespondenz-
blatt.
Zeitschrift für christliche Kunst.
Kölner Kunstgewerbeverein.
Histor. Verein für den Niederrhein.
Königsberg i. P.:
Red. d. Altpreuliischen Mon atss ch ritt.
Phvsikal. cikonom. (i e s e 1 1 s c h a f t.
Altertunisgesellschaft I' r u s s i a.
U n i V e r s i t ä t s b i b 1 i o t li e k.
Kopenhagen:
A c a d e m i e ro> ale des sciences et des
lettres de Danemark.
S o c i e t t? royale des antiquaires du Nord.
1 n d u s t r i f o r e n i n g e n i Kjriben-
havn.
K. Nordiske O 1 d s k r i f t - S e 1 s k a b.
K. Danske V i d e 11 s k a b c r n - S e 1 s-
k a b.
Krakau:
Akademie der Wissenschaften.
Kreuznach:
Antiquarisch- Histor. Verein.
Kristiania:
Foreningen til norske fortidsmindesmaer-
kers bevaring (Aarsberetning).
Kronstad:
Stadtarchiv.
Laibach:
Zeitschrift für krainische Landes-
kunde.
Krainer M u s e a 1 v e r e i n.
Landsberg a. d. Warthe:
Verein für Geschichte der Neumark.
Landshut:
Historischer Verein für Niederbayern.
Lauingen:
.Altertumsverein.
Lausanne:
Societe d'histoire de la Suisse.
Lauterbach:
Geschichtsblätter für den Kreis Lauter-
bach.
Leeuwarden:
Friesch genootschap ter beofening der
Friesche geschied.
Leiden:
Maatschapy de Nederland. Letterkunde.
Leipa:
Nordböhm. Excursions- Klub.
Leipzig:
Wissenschaftliche Beilage der Leipziger
Zeitung.
Börsen verein der deutschen Buch-
händler.
C e n t r a 1 b 1 a t t für Bibliothekswesen.
Literarisches C e n t r a 1 b 1 a t t.
C e n t r a 1 V e r e i n für das gesamte
Buchgewerbe.
95
Dabei m.
Gartenlaube.
Deutsche Gesellschaft zur Erfor-
schung vaterlandischer Sprache und
Altertümer.
K. Sachs. Gesellschaft der Wissen-
schaften, piiil.-hist. Gl.
Der Goldschmied.
Kgl. Sachs. Institut für Kultur- und
Universalgeschichte hei der Universität
Leipzig-
L i t e r a t u r b 1 a t t für germ. und mm.
Philologie.
Velhagen & Klasings Monatsheft e.
M u s e u m für Völkerkunde.
Universitätsbibliothek.
Deutscher Verein zur Erforschung Pa-
lästinas.
Verein für Geschichte der Stadt Leipzig
(Stadtgeschichtliches Museum).
V i e r t e 1 j ah rs - K a t alog (J. C.
Hinrichs).
Zeitschrift für bildende Kunst.
Neue Z e i t s c ii r i f t für Musik.
Illustrierte Z e i t u n g.
Zentralstelle für deutsche Per-
sonen- und Familiengesciiichte (Mit-
teilungen).
Zur guten Stunde.
Leisnig:
(jeschichts- und Altertumsverein.
Linz:
M u s e u m Francisco-Carolinum.
Linzer D i ö z e s a n - K u n s t v e r e i n.
Oberösterreichischer Ge we rbe -Vere i n.
Louvain (Belgien):
„Analectes pour servir ä l'Iiistoire ecclesia-
stique de la Belgique".
Lübeck:
Lübeckisclies M u s e u m für Kunst- und
Kulturgeschichte.
Verein für hansische Geschichte.
Verein für Lübecker Gesciiichte und
Altertumskunde.
Lüneburg:
Museumsverein für Lüneburg.
Lüttich:
Institut archeologique Liegeois.
Luxemburg:
Verein für Luxemburger Geschichte,
Literatur und Kunst.
S e c t i o n historique de l'institut de
Lu.xembourg.
Luzern:
Histor. Verein der 5 Orte.
Magdeburg:
MagdeburgischerG e s c h i c h t s v e r e i n.
Verein für Kirchengeschichte in der
Provinz Sachsen.
Mainz:
Rom. Germ. C e n t r a 1 - M u s e u ni (Die
Altertümer unserer heidnischen Vorzeit).
Verein für Erforschung rhein. Ge-
schichte und Altertümer.
Mannheim:
Mannheimer Altertums verein.
Marburg:
Universitätsbibliothek.
Maredsvus (Belgien):
Direction de la Revue benedictine.
Marienwerder:
Histor. Verein für den Regierungsbezirk
Marienwerder.
Meiningen:
Hennebergischer Altertumsforschender
Verein.
Verein für Meiningische Geschichte und
Landeskunde.
Meißen:
Verein für Geschichte der Stadt Meißen.
Metz:
Verein für Erdkunde.
Mitau:
Genealogische Gesellschaft der Ost-
seeprovinzen.
Kurländische Gesellschaft für Li-
teratur und Kunst.
KurländischesP r o v i n z i a 1 m u s e u m.
Montreal:
Societe numismatique et d'archeologie.
Mühlhausen i. Th.:
Mühlhäuser Alter tu ms verein.
Mülhausen i. Eis.:
Le musee historique de Mulhouse.
München:
Akademie der Vv'issenschaften.
A 1 t e r t u m s V e r e i n.
Archiv des bayerischen L;indtags.
Süddeutsche B a u z e i t u n g.
B a y e r I a n d.
F o r m e n s c h u t z.
Deutsche Gesellschaft für Anthro-
pologie.
Deutsche Gesellschaft für christ-
liche Kunst.
Münchener kunstwissenschaftliche G e-
Seilschaft.
96
Numisnuitisolie (i o s e 1 1 s i li ;i I' t.
Historisches J ;i li r b u c li der Gtirres-
iresellscluift.
Bayerischer K u n s t i; e w e r b e v e r e i n.
1. i «.- h t uiul Schatten.
■W 11 s e u m von Meisterwerken der Natur-
wissenscliaft und Teclmik.
Bayerisclies National ni u s e u m.
Die P r o p y 1 ä e n.
Statistisches B u r e a ii.
Universitätsbibliothek.
Bayerischer Verein der Kunstlreunde
(Museumsverein).
Historischer Verein von Oberbayern.
Verein für N'dlkskunst und Volkskunde.
Münster i. W.:
Zeitschrift für vaterländische Ge-
schichte und Altertumskunde West-
falens.
Literarischer H a n d \v e i s e r.
U n i v e r s i t ä t s b i b 1 i o t h e k.
Verein für Geschichte und Altertums-
kunde Westfalens.
Neiße:
Wiss. Ges. Philomathie.
Neuburg a. D.:
Historischer Pili al verein.
Neumarkt i. 0.:
Historischer Verein.
St. Nicolas:
Cercle archeolotjique du pays de Waes.
Nördlingen:
Historischer Verein für Nördlingen und
Umgebung.
Nürnberg:
K. Bayer. Landes- G e w e r b e - A n-
s t a 1 t.
Naturhistorische Gesellschaft.
Pegnesischer B 1 u m e n o r d e n.
Verein für die Geschichte der Stadt
Nürnberg.
Osnabrück:
Verein für Geschichte und Landeskunde.
Paderborn:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Paris:
C h r o n 1 q u e des arts et de la curiosite.
C o r r e s p o n d a n c e historique et ar-
cheologique.
M u s e e Guimet.
Repertoire d'art et d'archeologie.
St. Petersburg:
C o m m i s s i o n imperiale arclu'nlogique.
Sl,n\e (j (I d y.
Philadelphia:
SniitliSdiiiaii Institution.
Plauen i. V.:
Altertumsverein.
Posen:
(j e seil s c h a f t der Freuiule tler
Wissenschaften.
Historische G e s e 1 1 s c h a f t.
Prag:
Verein für Geschichte der Deutschen
in Böhmen.
Gesellschaft der Freuntie der b<ih-
mischen Altertümer.
Gesellschaft zur Förderung deut-
scher Wissenschaft, Kunst und Lite-
ratur in Böhmen.
Lese- und Rede halle der deutschen
Studenten.
Kunstgewerbliches Muse u m.
Prenzlau:
Uckermärkischer Museums- und Ge-
schichtsverein.
Quaracchi b. Florenz:
Archivum Franciscanum historicum.
Ravensburg:
Schwäbisches Archiv.
Regensburg:
Histor. Verein für Oberpfalz und Regens-
burg.
Reiclienberg:
Nordböhmisches G e w e r b e m u s e u m.
Verein für Heimatkunde.
Reutlingen:
Reutlinger Alter tu ms verein.
Reval :
Estländische Literarische Gesellschaft.
Reykjavik:
Islenzka Fornleifafjelag.
Riga:
Gesellschaft für Geschichte und Alter-
tumskunde der Ostseeprovinzen Ruß-
lands.
Rosenheim:
Historischer Verein.
Rom:
Kgl. Preuß. Hist. Institut.
Römische Q u a r t a 1 s c h r i f t für christ-
liche Altertumskunde und für Kirchen-
geschichte.
Rostock:
Geographische Gesellschaft.
— 97 —
Verein für Rostocks Altertümer.
U n i V e I' s i t ä t.
Rothenburg o. T.:
Verein Alt- Kothenbnr.u.
Roerniond:
La Coinniission de Limbur.i;'.
Saarbrücken:
Historisch-antiquarischer Verein für die
Saars:egend.
Salzburg:
Studien und Mitteilungen zur Ge-
schichte des Benediktinerordens und
seiner Zweige.
M u s e u m Carolino-Augusteum.
Gesellschaft für Salzlnirger Landes-
kunde.
Salzwedel:
Altniiirkischer Verein für vaterländische
Geschichte und Industrie.
Schaf f hausen :
Histor. -antiquarischer Verein des Kantons
Seh äff hausen.
Schmalkalden:
Verein für Hennhergische Geschichte und
Landeskunde.
Schwerin:
Faniiliengeschichtliche Blätter, heraus-
gegeben von C. Frhrn. von Rodde.
Verein für Mecklenburgische Ge-
schichte und Altertumskunde.
Sigmaringen:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
in Hohenzollern.
Solothurn:
Schweizerische Gesellschaft für Urge-
schichte.
Speyer:
Pfälzisches M u s e u m.
Historischer Verein der Pfalz.
Stendal:
Altmärkischer Museums- Verein.
Stettin:
Gesellschaft für Pommersche Geschichte
und Altertumskunde.
Stockholm:
Kgl. Akademie der Altertumskunde.
Kgl. B i b 1 i o t h e k.
Nordiska M u s e e t.
Straßburg:
A 1 s a b u n d ("Neue Erwinia').
Gesellschaft für Erhaltung der ge-
schichtlichen Denkmäler im Elsaf!.
U n i v e r s i t ä t s b i ii 1 i o t h e k.
Vogesenklub, histor.-liter. Zweigverein.
Straubing:
Historischer Verein.
Stuttgart:
A 1 t e r t u m s V e r ein.
A n t i q u i t ä t e n - Z e i t u n g.
Württembergischer A n t h r o p o I.Verein.
Allgem. Anzeiger für Buchbindereien.
Ce n tr al s teile für Gewerbe und Handel.
C o m m i s s i o n für Landesgeschichte.
Kgl. Württ. Landes g e w e r b e-
m u s e u m.
WürttembergischerS t a a t s a n z e i g e r.
Technische H o c h s c h u 1 e.
Deutsche Verla g s a n s t a 1 t.
Thorn:
Goppernicus-Verein für Wissenschaft und
Kunst.
Torgau :
Altertumsverein.
Toronto (Ganada):
Canadian Institute.
Trier:
Gesellschaft für nützliche Forschung.
Troppau :
K a i s e r - F r a n z - J o s e p h - M u s e u m .
Städtisches AI u s e u m : Zeitschrift für
Geschichte und Kulturgeschichte Öster-
reichisch-Schlesiens.
Tübingen:
Schwäbischer A 1 t e r t u m s v e r e i n.
Universitätsbibliothek.
Turin:
Regia deputazione di storia patria.
Upsala:
L a n d s m a 1 svenska. Schwedische volks-
kundliche Zeitschrift.
Universität.
Utrecht:
Historische Gen o o t s c h a p.
G e n o o t s c h a p van Künsten en Weten-
schappen.
Vaduz:
Histor. Verein für das Fürstentum
Liechtenstein.
Venedig:
Reale instituto Veneto.
Waidhofen a. d. Ybbs:
Museal-Verein für W. a. d. Y. und Um-
gebung.
Washington:
Smithsonian Institution.
Weißenburg i. E.:
Verein zur Erhaltung der Altertümer in
Weißenburg und Umgebung.
— 98 —
Wernigerode:
ll.ii/vorciii tili (icsclÜL-litc und Altcitums-
kuiuk'.
Werthelni a. M.:
llistor. W'ioiii Alt-\\ ci tlu'ini.
Wetzlar:
\\et/I,iicr CiL'Si liiv.il tsvciL-i 11.
Wien:
Aillci, K. K. llcr.ild. GescllsLiiaft.
A k ;i d 0 111 i e der Wissenschaften.
A 1 t c r t u 111 s V e r e i n.
l) (1 111 b .1 u V e r e i n zu St. Stepliaii.
Antliropologische G e s e 1 1 s c li a f t.
ü e s e 1 1 s c Ii a f t für die Gescliichte des
Pidtestantisiiius in Österreich.
Gesellschaft für Alünz- und Me-
daillenkunde.
Nuniisniatisclie Gesellschaft.
Technolo,«;. G e w e r b e - M u s e u in.
K. K. H e e r e s - AI u s e u m.
K. K. H of b i Mi o t h e k.
Technisclies Muse u m für Industrie und
Gewerbe.
Verein für Landeskunde von Nieder-
österreich.
Wissenschaftliclier Klub.
Z e i t s c h r i f t für österreichische Volks-
kunde.
K. K. Z e n t r a 1 k (1 ni m i s s i n n zur
Erforschung und Erhaltung der Bau-
denkniale.
Wiesbaden:
V e r e i n liir NassauisclieAltei tuinskuiuie
und Gesell iclitsfoiscluing.
Nassauischer V e r e i n für Naturkunde.
Wolfenbüttel:
Geschichtsverein für das Herzogtum
Braunschweig.
Würzburg:
Historisciier V e r e i n für Llnterfranken
und Asciiaffenburg.
Polytecimischer Z e n t r a 1 v e r e i n für
Unterfranken und Asciiaffenburg.
U n i V e r s i t ii t s Ii i b 1 i (I t ii e k.
Zabern i. E.:
Elsässische M o n a t s s c ii r i f t für Ge-
schichte und Volkskunde (Verlag).
Zwickau:
A 1 t e r t u in s V e r e i n für Zwickau und
Umgegend.
Verein für Naturkunde.
Zwolle:
Vereinigung tot beoefening von Over-
ijsselsch regt en geschieddenis.
Zürich :
Allgemeine Geschichtsforscliende Gesell-
schaft der Schweiz.
Antiquarische Gesellschaft.
Buchkunst: Zeitschrift für Exlibris-
Sammler und Bücherfreunde.
Schweizerisches Landes m u s e u m.
Universitätsbibliothek.
— 99 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Miniaturen aus Handschriften der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München, 1rt;ius-
S'e5,^ebt;n von Dr. Ge')r,n L e i d i n « e r. Heft 2 : V 1 ä m i s c li e r K :i 1 e n d e r (Cod. lat. 23638).
Im Verhijj von Riehn & Tiet/.e, München erscliien unter diesem Titel die zweite Publi-
kation einer Serie, deren Einzelbände sowohl von den Kunsthistorikern als auch von Biblio-
philen mit gespanntestem Interesse erwartet werden. Mehr als der Aesthet gewinnt hier freilich
der Forscher, denn jeglicher Verzicht auf Farbe und Tonschönheit und der Umstand, daß unser
modernes Kunstdruckpapier für feinnervige Fingerspitzen nicht dasselbe bedeutet, wie ein
zartes altes Pergament, löst in dem Buchliehhaber eine beinahe wehmütige Sehnsucht aus
nach dem Besitz oder auch der Anschauung jener Kostbarkeiten, deren strahlende Schönheit
ihm der Klischeedruck nur durch ein geschwärztes Glas zeigt.
Für den Kunsthistoriker ergeben sich dagegen mancherlei Anregungen, die geeignet sind,
immer mehr Klarheit in die verworrenen Personen- und Zeitverhältnisse der Miniaturisten und
Illuministen zu bringen, zum wenigsten aber, manche bisher unterlaufenen Irrtümer zu korri-
gieren.
In seinem Vorwort faßt Leidinger zunächst die Resultate zusammen, welche die Forschung
vor ihm gewonnen hatte. Zwar kennt auch schon Luise von Kobell in ihren ,, Kunstvollen
Miniaturen etc." 1S90 unser Büchlein, und 1904 hatte Georg Steinhausen in seiner,, Geschichte
der deutschen Kultur" 9 Vollbilder als Illustrationen angebracht, jedoch die falsche Zuschreibung
der ersteren als ,,Breugher' und die ebenso unrichtige Datierung des anderen als 15- Jaiirhundert
konnten das Wissen um diese Zimelien nicht sehr vertiefen.
Erst Berthold Riehl ist 1907 mit seiner Datierung (2. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts)
und seiner Zuschreibung an den Kreis der Miniaturisten des Breviarium Grimani dem wahren
Sachverhalt näher gekommen. Zwei Jahre zuvor hatte allerdings L. Dimier bereits den Zu-
sammenhang dieser Handschrift mit einem kleinen Büchlein der Kgl. Bibliothek zu Brüssel
nachgewiesen, den,,Heures de Notre Dame dites de Hennessy"; 1895 wurden diese Miniaturen
bereits von J. Destree veröffentlicht und einer eingehenden kunsthistorischen Würdigung unter-
zogen.
Auf die Frage nach dem Maler dieser Miniaturen gibt Destree die Antwort: Si mon
B e n i n g, der Meister von Brügge (gest. 1561). Der Werkstattzusammenhang unseres Meisters
und der ,,Heures de Hennessy" ist unverkennbar, Leidinger nimmt sogar für beide Handschriften
denselben Maler an.
Durch mancherlei architektonische Einzelheiten ist wohl Brügge als der gemeinschaft-
liche Entstehungsort dieser und ähnliciier Miniaturen, zu denen auch das Breviarium Grimani
zu rechnen ist, gesichert. Nicht ganz klar dagegen ist jedoch die Zuteilung der Werke an die
einzelnen Miniaturisten, die zusammen mit Simon Bening an verschiedenen Handschriften
gleichzeitig oder an demselben Buche tätig waren. Wahrscheinlich ist, daß Simon Bening,
der schon bei Lebzeiten der ,, beste Meister jener Kunst, den es damals in ganz Europa gab",
von dem portugiesischen Chronisten Damianus a Goes genannt wurde, bei der Ausuaiil der
Maler des Breviarium Grimani berücksichtigt wurde. Man darf jedocii nicht glauben, erstens,
daß dieselben figürlichen Motive auf denselben Maler schließen lassen, ferner daß sciion
das ,, Entstehensehen" eines Werkes, wie Leidinger annimmt, und ,, Anregungen" stoff-
licher Art einem anderen Maler derselben Werkstätte genügt hätten, um die gleiciien Fi-
guren und landschaftlichen Motive in seinen Arbeiten Strich für Stricii zu wiederholen.
Daraus allein kann man unmöglich die bis ins kleinste Detail gehende Übereinstimmung
zwischen den vielen Einzelheiten erklären, die sich in den Manuskripten vorfinden, welche von
einer Hand und gleichzeitig sicherlich nicht geschaffen sind. Man vergleiche hierzu
etwa die Hauptfiguren in der Heuernte des Breviarium Grimani (Junibild) mit ihren Wieder-
7*
— 100 —
lii)luii,uen, ilie iin/.weifelluift in Join MuHouciuieii vlämisclieii Kalender von ,i,Mn/. verschiedenen
Künstlern stammen. Die schon mui Rielii erkannte Übereinstimmung' .uelit his auf das Motiv
der ein/einen Kleidunji'sfalten des A\ahers im N'oiderurunde. libenso uenau kopiert sind die
A\aher uiul der Erntewagen aus dei- (Jetreideernte unseres Als. (Tafel II, Ki) in einem kleinen,
ebenfalls vlämischen Gebetbuch im (Germanischen A\useum (Z.-K. 102 .v'^S), das auch in der
Schafschur, sowie in den Figuren der Rinder die überraschendsten Ähnlichkeiten mit dem Mün-
chener Manuskript aufweist. In diesem Büchlein wiederum finden sich Paj-'. 14S zwei kreisel-
spielende Knaben, die wir in dem ,, Gebetbuch der Johanna von Castilien" New York, Ms. White,
wieder antreffen, sowie die beiden Kundschafter (Pag;. 172), die Riehl aus zwei anderen Hand-
schriften in seinem obeni^enannten Bericht der Akademie der Wissenschaften l<;<»7 veröffent-
licht. Eine ijetreue Kopie des Biirenfüiirers im Rahmen des Heimsuchunnsbildes des Mün-
chener Codex lat. 23 637 sehen wir in dem Exemplar des Germanischen Museums Pap:. 182.
Alle diese frappanten Übereinstimmungen sind jedoch weder darauf zurückzufüiiren, daß die
Bilder bei ihrer sonstigen stilistischen Ungleichheit aus derselben Hand stammen, noch auch
darauf, daß wahrend der Arbeit der eine Künstler dem anderen fortwährend über die Schulter
jresehen hätte. Als einzig: hinreichende Erklärung kann man nur den v/eitgehenden künstlerischen
Kommunismus jener Zeit annehmen, der in einer unserer modernen Anschauung: g:anz unfaß-
baren Selbstentäußerung die Persönlichkeit des Schaffenden hinter das Werk vollkommen
zurücktreten ließ.
Für die von uns in Folgendem näiier bezeichnete Arbeitsweise in den Ateliers der Alten
spricht schon ein Umstand:
Wären alle die Blüten, Ranken, Schmetterlinge, Raupen unmittelbar nach der Natur
g:eschaffen, so könnte man mit Leichtigkeit die Jahreszeit bestimmen, in der eine solche Bilder-
handschrift entstanden wäre. In der Reihenfolge herrscht jedoch die allergrößte Willkür; daß
sie auch nur zum Teil der Phantasie und der Erinnerungskraft der Künstler entsprungen seien,
macht ihre geradezu naturwissenschaftliche Genauigkeit unwahrscheinlich. Es bleibt nho
nichts übrig als anzunehmen, daß jedes Atelier einen Bestand an Studien und Skizzen hatte,
der von jedem Mitarbeiter ergänzt wurde und dafür auch jedem Meister und Gesellen frei zur
Verfügung stand. Dieser Motiven- oder Formenschatz gestattete, daß man auch im Winter
die heimische Flora des Frühlings oder Sommers malen konnte. Unbedenklich nahm man in
diese Skizzenblättersammlung auch alle Kupferstiche und Holzschnitte auf, deren man habhaft
wurde. Alles Künstlerische, auch wenn es außerhalb der eigenen Werkstatt entstand, war eben
gemeinsames geistiges Eigentum, und so finden wir denn auch mitten unter den heimischen
Motiven, unter Blumen und Schmetterlingen der vlämischen Wiesen in dem Nürnberger Codex
z. B. auch einen Dürerschen Putto auf Stelzen harmlos umherstolzieren (aus dem Kupferstich:
Der Traum B. 76). Aus dieser gemeinsamen Vorbildersammlung nahm jeder Maler des Ateliers,
was er brauchte, und daher ist auch die Zuschreibung der einzelnen Blätter an die einzelnen
Künstler so ungemein schwierig. Meist bleibt als einziges Kriterium der Persönlichkeit nur die
Feinheit der Ausführung und die künstlerische Qualität der Malerei, aber gerade das gestaltet
ja die wissenschaftliche Untersuchung dieser Dinge nur noch anziehender und reizvoller.
Zur Entstehung des Deutsch-Tiroler Bauernstandes im Mittelalter. Beiträge zur Wirt-
schafts-Geschichte Deutsch-Tirols seit den ältesten Zeiten bis zum Eingreifen der landesfürst-
lichen Gewalt von Alois D e u t s c h m a n n. 1913- Druck und Verlag der „Tyrolia", Gesell-
schaft m. b. H., Innsbruck. 168 S. 8.
Der Verfasser kennzeichnet die mittelalterliche Entwicklung des Tiroler Bauernstandes
als folgerichtigen Verlauf von zwei sich ablösenden, einschneidenden Prozessen des politischen
und sozialen Lebens. In dem bajuvarisierten Tirol, dessen ursprüngliche, bodenreicheBevölkerung
von der siegreichen Minorität tributpflichtig gemacht worden war, tritt mit der Zeit an Stelle
von Gewalt und Recht der Sippe zu gutem Teil Gewalt und Recht der Grundherren. Grund-
herrschaft und Hörigkeit werden bis gegen 1100 mehr und mehr ausgestaltet und differenziert.
Dann Zersetzung dieses Systems durch planmäßig und auch erfolgreich betriebene Emanzipation,
die in der Territorialpolitik einen verständnisinnigen Bundesgenossen finden durfte: Kampf
der landesfürstlichen Politik gegen die Grundherrschaft zugunsten des neuerstarkenden Bauern-
- 101 —
Standes. (Höhepunkt der Erla(3 der Landesnrdnun.y; von 1404.) Das stetijre Anwaolisen der
Volkszahl drängt nach einer Arbeitsteilung in sozialer wie beruflicher Kichtunu' und .gewähr-
leistet die Freiheit der unteren Schichten des Tiroler Volkes.
Dem Bearbeiter standen die reichen mittelalterlichen Quellen zur Geschichte der öster-
reichischen Alpenländer zu Gebote. Mit aller Umsicht sind ihre rechtlichen termini technici
gesammelt und in ihrer Bedeutung gegeneinander abgewogen. Es liegt auf der Hand, daß
die Ausführungen Deutschmanns vor allem den Wirtschafts- und Rechtshistoriker angehen.
Auf die beachtenswerte Folge von Beobachtungen und Bemerkungen zur Ethnologie Tirols
soll aber hierorts noch besonders hingewiesen sein. Die Ortsnamen sind in reichem Mafk
herangezogen. Verfasser ist auch auf diesem Sondergebiete durch dessen beste Kenner ge-
deckt, gleichwohl wird da an einzelnen Stellen Revision am Platze sein.
Die Geschichte des deutschen Bauerntums erfreut sich recht vieler Interessenten in
allen Kreisen unseres Volkes. limen sei das inhaltsreiche Buch aufs wärmste empfohlen 1
Beiträge zur Kenntnis der Tafelmalerei Böhmens im XIV. und am Anfang des XV. Jahr-
hunderts. 60 Lichtdrucke mit einer Einleitung herausgegeben von Richard Ernst. Prag 1912.
Verlag der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen.
Band VI der Forschungen zur Kunstgeschichte Böhmens.
Es wäre müssig, über die dominierende Stellung der böhmischen Kunst zur Zeit Karls IV.
und Wenzels I. zu debattieren. Es ist Tatsache, daf3 sie die zeitgenössische Malerei im übrigen
Deutschland in nachhaltiger Art beeinfluf3t hat. Gleichwohl klaffen in ihrer Erforschung,
wie die vorliegende Veröffentlichung erkennen läßt, noch empfindliche Lücken. Dadurch,
daß man sein Hauptaugenmerk auf eine bestimmte Reihe von Bildern, namentlich auf diejenigen
am Karlstein, im Veitsdom und im Emauskloster zu Prag, richtete und deren Bedeutung in
mancherlei Streitfragen zu erschöpfen suchte, ließ man eine große Zahl anderer Tafeln in den
Hintergrund, ja zum Teil in völlige Vergessenheit geraten. Diesem Mangel will die Ernstsche
Publikation begegnen. Sie nimmt ihren Ausgang von den Bildern der Heilsgeschichte in Hohen-
furth, deren Meister eine eminente künstlerische Persönlichkeit gewesen sein muß, da sich noch
viele andere Tafeln nachweisen lassen, die sich eng an seine Art anschließen. Er wurde durch
große Aufträge geehrt und scheint viele Schüler und Anhänger angezogen zu haben. Doch
die Kunst dieses Meisters und seiner Nachfolger scheint, wie Dr. Ernst wahrscheinlich macht,
nicht ohne Vorläufer im Lande gewesen zu sein. Wenigstens gibt das Tafelbild aus Raudnitz
im Landesmuseum zu Prag nach dieser Richtung zu denken. Auch lassen sich nähere Be-
ziehungen zu den Gemälden auf der Rückseite des Verduner Altars im Stift Klosterneuburg,
die zwischen 1322 und 1329 hergestellt wurden, konstatieren. Die Hauptwerke dieser Schule
fallen etwa in die Zeit von 1340 — 1364. Einen weiteren Kreis gruppiert Dr. Ernst alsdann
um den von Thode so getauften ,, Meister vonWittingau", dessen Arbeiten einen neuen Stil zeigen.
Die frohe Buntheit auf den Bildern der ersten Gruppe findet sich auf ihnen niciit mehr. Über-
haupt ist nicht mehr der Reichtum an verschiedenen Farben, sondern der am Schwellen und
Schwinden der Töne sein Charakteristikum. Ernst weist die Merkmale dieses Stils an Bildern
im Prager Rudolfinum, in Domanin und am Kreuzberg bei Krummau nach. Im übrigen ist
der Kreis dieser Schule ziemlich eng. Gleichwohl ist der Meister von Wittingau durch seine
Neuschöpfung in der Technik (sie besteht in der breiten braunen Untermalung und Übereinander-
schichtung dünner verschiedener Farben) und in den Typen der führende Maler geworden. Sein
Einfluß erstreckt sich auf die ganze Künstlergeneration, die damals im südlichen Böhmen tätig
war. Nur ein einziges Werk zeigt sich unabhängig von ihm, nämlich das Triptychon aus Ottau
im Schloß zu Krummau. Man merkt ihm eine trotzige Ablehnung der Farbenwunder des
Wittingauer Meisters an. Auch ist seine Technik von Grund auf verschieden. Er steht in der
südböhmischen Kunst vereinzelt da und ist voller Merkwürdigkeiten, die sonst nicht beobachtet
werden. Wurde der Ottauer Altar von den südböhmischen Malern auch im allgemeinen ab-
gelehnt, in einem Punkt fand er doch Beachtung. Die Untermalung des Karnats ist nacii seinem
Beispiel vereinfacht worden.
Die Ernstsche Publikation ist auf wolilerwogenen fJedukatioiien aufgebaut. Sie bringt
viel Neues und breitet ein klares Licht über das Dunkel einer bedeutungsvollen Zeit, Die Einzel-
— 102 —
beschreibuiiir ist eine sorirfültijre und berücksiolitii;t in dankenswerter Weise auch die späteren,
das Orivrinal oft entstellenden Restaurationen, was selir wichtii^ ist. Auch werden viele inter-
essante Beziehuniren zwischen den einzelnen Bildern selbst fest.cjestellt. Aus diesen (iriindou
darf der Veröffentlichung- ein kunstwissenschaftlicher Wert zujresprochen werden.
Fritz T r a u ,n' n t t Sc ii u 1 z.
Das Schloß Luisium bei Dessau. Eine .uesciiichtliche und kunst,t;esciiiciitliciu' Studie vdii
Professor Dr. Franz W e i n i t z. Berlin l')l l. Verhiu und iJruck der Verla^sdruckerei Mi-rkur,
Berlin. 33 S. mit 7 Tafeln. 4.
,, Nicht mit goKlnen Ehrenketten in den Käfij^ en.y;er Gunst
Hat mein Fürst mich eingeschlossen und verzogen meine Kunst ;
In des Landes schönstem Garten gab er mir ein grünes Haus
lud icii singe meine Lieder frei in freie Luft hinaus."
Mit diesen Versen preist der Dichter der Griechenlieder Park und Schloß Luisium, das
ihm durch die Gnade seines Landesherrn, des Herzogs von Anhalt, zum Erholungsaufenthalt
angewiesen worden war, wie es vordem schon Matthisson längere Zeit zum Wohnsitz und Ruheort
gedient hatte. Das kaum eine Stunde von dem herzoglichen Residenzschlosse zu Dessau idyllisch
im Grün gelegene SchlöI3chen, das seine Entstehung dem Erbprinzen Leopold Friedrich Franz
(Herzog seit I807) verdankt, ist namentlich in der kunsthistorischen Literatur bisher wenig
beachtet worden. Es wurde verdunkelt durch die bedeutendere Schöpfung des gleichen Fürsten,
das Schloß, den eigenartigen Park und das gotische Haus zu Wörlitz mit ihren zahlreichen
Kunstschätzen. Nunmehr aber hat Franz Weinitz auch dem Luisium eine ansprechende kleine
Monographie gewidmet, die mit guten Lichtdrucken und auch typographisch reizvoll aus-
gestattet ist.
Ein kurzer erster Abschnitt ist der Vorgeschichte des Luisiums gewidmet, der Zeit des
Vogelherdes auf der Jonitzer Trift bis zur Erwerbung dieses Geländes durch den Erbprinzen
Leopold Friedrich Franz im Jahre 1753- Durch Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, der
auch Schloß Wörlitz gebaut hat, ließ dann der Fürst — davon handelt der 2. Abschnitt des
Buches — 1774 das Schlößchen aufführen, das zu Ehren seiner Gemahlin Luise, einer geborenen
Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, Luisium genannt wurde. An der Inneneinrichtung des
klassizistischen Baues waren außer Erdmannsdorff, wie in Wörlitz, der Maler Johann Fischer,
sowie italienische Stukkatoren und wohl auch einheimische Kunsttischler, wie insbesondere
der Dessauer Meister Johann Andreas Irmer tätig.
Ein Gang durch die Räume des Schlosses, den wir an der Hand des Verfassers unter-
nehmen, macht uns mit einer ganzen Anzahl wertvoller und interessanter Werke der Kunst
und des Kunstgewerbes bekannt. So sei unter den Gemälden namentlich auf drei Landschaften
von Philipp H ackert, auf Kaspar Netschers Junges Mädchen in einer Parklandschaft und auf
ein Hauptwerk der Angelika Kauffmann ,,Amor und Psyche" aus dem Jahre 1792, das in dem
Buche auch abgebildet ist, hingewiesen und ferner auf die Bestände eines ziemlich reich-
haltigen Kupferstichkabinetts, auf gute Stücke Meißener, Altberliner und französischen Por-
zellans und manches hübsche Möbel.
Ein weiterer Abschnitt schildert den vortrefflich angelegten malerischen alten Park
mit seinen Baulichkeiten und Denkmälern, worauf ein Anhang mit dem Abdruck des haupt-
sächlichsten Urkundenmaterials zur Geschichte des Luisiums und einigen Anmerkungen
und Zusätzen das schmucke Werkchen beschließt. Th. H.
— 103
NOTIZEN.
32. Plenarsitzung der Badischen Historischen Kommission.
Am 7. und S. Ni)veniber v. J. fand in Karlsrulie die 32. P 1 e n :i r v e r s 11 m m i u n g'
d e f B :i d i s c ii e n H i s t o r i s c ii e n K o ni m i s s i o n st;itt. Es woiinten derselben
1() ordentliclie und 7 aulJemrdentliche Mitglieder an, sowie als Vertreter der Großii. Rejjierung;
der Minister des Kultus und Unterrichts Exzellenz Dr. B ö h m, Ministerialrat S c h w o e r e r
und Regierungsrat Dr. B a r t n i n g. Den Vorsitz führte der Vorstand, Geh. Hofrat Professor
Dr. G o t h e i n aus Heidelberg.
Nachstehende Übersicht zeigt den Stand der einzelnen Unternehmungen der Kommission.
Der dritte Band der R e g e s t e n der Bischöfe von Konstanz, bearbeitet
von Stadtpfarrer Dr. Rieder in Bonndorf, liegt gedruckt vor. Er umfaßt die Jahre 13.S4
bis 1436. Das Register ist in Vorbereitung. — Von dem vierten Bande der Regesten der
Markgrafen von Baden, bearbeitet von Geh. Archivrat Dr. Krieger, erschien
um die Mitte dieses Jahres die dritte Lieferung (umfassend die Jahre 1462—1468). Die vierte
Lieferung wird demnächst folgen. Mit dem Druck des Registers wird im nächsten Jahre be-
gonnen werden. — Auch der Druck des zweiten Bandes der R e g e s t e n d e r P f a 1 z g r a f e n
a m R h e i n, bearbeitet von Dr. Graf von O b e r n d o r f f in München, ist weiter fort-
geschritten. Die drei ersten Lieferungen — enthaltend die Jahre 1400 — 1404 — sind erschienen;
drei weitere, die den Rest der Urkunden König Ruprechts umfassen werden, sollen im nächsten
Jahre ausgegebn werden.
Für die Herausgabe des Nachtragbandos zur Politischen Korrespondenz
Karl Friedrichs und des zweiten Bandes der Denkwürdigkeiten des Mar k-
g r a f e n Wilhelm von Baden war Achivdirektor Geh. Archivrat Dr. O b s e r auch
im vergangenen Jahre tätig. Der Druck des ersteren kann im nächsten Jahre beginnen. —
Professor Dr. P f e i 1 s c h i f t e r hat die Sammlung von Briefen für die K o r r e s p n d e n z
des F ü r s t a b t s M a r t i n G e r b e r t v o n St. B I a s i e n fortgesetzt.
Der erste Band der Geschichte der b a d i s c h e n V e r w a 1 t u n g s o r g a-
n i s a t i o n und Verfassung in den Jahren 1802 — 1818, bearbeitet von Privat-
dozent Dr. Andreas in Marburg, ist erschienen. Die Bearbeitung des zweiten Bandes wird
baldigst in Angriff genommen werden.
Geh. Hofrat Professor Dr. Gothein hat die Vorarbeiten für den zweiten Band seiner
W i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e d e s S c h w a r z w a 1 d e s weiter gefc'irdert. — Geh. Hofrat
Professor Dr. W i 1 1 e ist zunächst noch mit der Sammlung des Materials für seine Geschichte
der r h e i n i s c h e n P f a I z beschäftigt. — Die Vorarbeiten für den zweiten Teil der M ü n z-
u n d G e 1 d g e s c h i c h t e der im G r o ß h e r z o g tum Baden vereinigte n
Gebiete hat Dr. G a h n in Frankfurt a. M. weitergeführt.
Vom O b e r b a d i s c b e n G e s c h 1 e c h t e r b u c h, bearbeitet von Freiherr O. v.
Stotzingen in Meischenst )rf (Holstein), erschien das sechste und das siebente Heft des
dritten Bandes. Das achte Heft wird im nächsten Jahre fertiggestellt werden. — Mit der Aus-
arbeitung neuer Entwürfe für die S i e ge 1 u n d W a p p e n d e r b a d i s c h e n G e m e i n d e n
war Zeichner Held in Karlsruhe beschäftigt. Es wurden von ihm die Entwürfe für 24 Land-
gemeinden angefertigt. Ein viertes Heft der Badischen Städtesiegel ist in Vorbereitung.
Für die Bibliographie der b a d i s c h e n Geschichte hat Frl. Elisabeth
Wille in Heidelberg Zeitschriften und Zeitungen der Heidelberger Universitätsbibliothek
bearbeitet. An ihre Stelle trat Mitte dieses Jahres Dr. B u r c k h a r d t von der dortigen
Universitätsbibliothek.
Von den Bearbeitern der Oberrheinischen S t a d t r e c h t e hat Professor
Dr. K o e h n e in Berlin an dem Register für die f r ä n k i s c ii e A b t e i 1 u n g weitergear-
beitet. In der s c ii w ä b i s c h e n A b t e i 1 u n g steht das Erscheinen des Stadtrechts von
— 104 —
Neue n b ii r jr (Gerichtsassessor l^r. A\ o r k in Duiiiicli) unniiltolb;ir bevor. Mit ilcr niiiok-
lesiing; der Stadtreolite von K o ii s t a n / (Professor Dr. B e y e r 1 e in G(»ttinjjen) uiul 1" r e i-
b II r ff (Dr. L ;i li u s e n in Leipzig) wird im niiclisten Jalire bei,M)nnen werden. Das Ke.ijister
zum Stadtreolit von Ü b e r 1 i n ff e n, bearbeitet von Leliranitspraktikant II a f e n in l'lber-
liuffen, mit Te.xtverbesseruuffen von llotrat Dr. R o d e r, wird iiocii in diesem Jalire zur Aus-
gabe ffelanffen.
Von der Zeitschrift für die G e s c ii i e ii t e des O b e r r li eins ist der 2S. Band
unter der Redaktion von Arehivdirektor Dr. O b s e r und Arcliivdirektor Dr. Kaiser in Strali-
burff erschienen. In Verbindunff mit der Zeitschrift wurde Heft 35 der M i t t e i 1 u n ff e n
der B a d i s c h e n H i s t o r i s c h e n K o m m i s s i o n verciffentlicht.
Das Neujahrsbhitt für 1')13, A u ff u s t Graf von Li m b u r ff - S t i r u m, Fürs t-
b i s c h o f V o n S p e i e r. M i n i a t u r b i I d e r a u s e i n e m Geistlichen Staate
im IS. Jahrhundert, von Geh. Hofrat Professor Dr. Wille, ffelanffte Ende 1912 zur
Ausffabe. Das Neujahrsblatt für 1914, S c li I o ß F a v o r i t e und die E r e m i t a ff e n
der M a r k ff r ä f i n Franziska S i b y 1 1 a A u g u s t a von Baden-Baden, von
Universitätsbibliothekar Professor Dr. S i 1 1 i b, wird noch vor Schluß des Jahres erscheinen.
Die Ausgabe der Historischen G r u n d k a r t e n des G r o ß h e r z o g t u ni s
Bade n unter Leitung des Vorstandes des Statistischen Landesanits, Oberregierunffsrats
Dr. L a n ff e, wird nach Fertigstellung der vier letzten Sektionen demnächst abgeschlossen
werden.
Die Pfleger der Kommission unter Leitung der Oberpfleger Hofrat Dr. R o d e r, Stadt-
archivrat Professor Dr. Albert, Hofrat Professor Dr. P f a f f , Archivdirektor Geh. Archivrat
D. O b s e r und Professor Dr. Walter waren wie bisher für die Gemeindearchive des Landes
tätig. Die Neuordnung der letzteren wurde in 5 Amtsbezirken durch- bezw. weitergeführt;
für 1914 ist dieselbe in 4 Amtsbezirken vorgesehen. Die Verzeichnung der grundherrlichen
Archive ist nahezu vollendet.
Neu aufgenommen wurden in das Programm der Kommission: Die Herausgabe der
badischen W e i s t ü m e r u n d D o r f o r d n u n g e n, von denen ein erstes Heft, bearbeitet
von Privatdozent Dr. B r i n k m a n n in Freiburg, im nächsten Jahre erscheinen soll, sowie
eine Geschichte der b a d i s c h e n L a n d s t ä n d e, für die Dr. S c h n a b e 1 in Karls-
ruhe als Bearbeiter gewonnen wurde. Mit der Vorbereitung eines sechsten Bandes der
B a d i s c h e n Biographien wurde Geh. Archivrat Dr. Krieger betraut.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
Mitteil
ungen
aus dem
Germanischen Nationalmuseum.
Herausgegeben vom Direktorium.
Jahrgang 1Q13.
Mit zahlreichen Abbildungen.
NÜRNBERG
Veriagseigentum des Germanischen Museums.
J
DER NÜRNBERGER WACHSBOSSIERER
GEORG HOLDERMANN.
Von GUSTAV VON BEZOLD.
(Mit 1 Tafel und 16 Textabbildungen.)
Das Germanische Museum hat durch Tausch mit dem Kaiser Friedrich-Museum
in Berhn ein Wachsrehef erhalten, das in einem kartuschenartigen Rahmen die
Medaillonbildnisse der Nürnberger Septemvirn von 1611 enthält. Es ist in dem Katalog
der Deutschen Bildwerke von Wilhelm Vöge unter Nr. 954 beschrieben. Dieses
Relief ist nicht das einzige seiner Art, ein ähnliches mit sieben Bildnissen von Nürn-
berger Patriziern von 1626 besitzt die Familie der Freiherrn von Scheurl in Nürnberg.
Dieses ist als eine Arbeit von Georg Holdermann voll bezeichnet und damit ist auch
unseres bestimmt, darüber läßt die stilistische Erscheinung keinen Zweifel.
Über die Lebensverhältnisse Holdermanns wissen wir nur wenig. Auf der
Medaille von I6l0 gibt er sein Alter auf 25 Jahre an, ist also 1585 geboren, gestorben
ist er am 21. September 1629, nachdem ihm seine Frau Helena am 28. August im
Tode vorangegangen war ). Die Stadtrechnungen und die Ratsverlässe geben Auf-
schluß über einige seiner Arbeiten. Auf die Einträge über die von Holdermann
modellierten Medaillen komme ich zurück. Für ein Relief der Septemvirn von 1613
hat er 40 Gulden erhalten (Inscribenda 28. August 1613, K. Kreisarchiv Nürnberg),
1614 erhielt er 60 Gulden wegen der Herrn Eltern (des Rats) verfertigten Kontrafet
(Hampe, Ratsverlässe II Nr. 2706). Es scheint also, daß alljährlich solche Bildnisse
gemacht wurden. Ein älteres von 1593 ist im bayerischen Nationalmuseum.
Unsere Tafel enthält auf einer Schieferplatte die Bildn.isse der Patrizier Paulus
Harsdorffer /E 66 Jar — Jobst Friedrich Tetzel /£...— Martin Haller /E 60 —
Jakob Starck /E 61 — Hans Nützel /E 71 — Paulus Behaim /E $■•■ — Georg
Volckamer /E 51. Sie sind fast gerade von vorn gesehen, in kräftigem Relief gehalten
und farbig behandelt. Die Pupillen sind eingesetzte Glasperlen, alle tragen große
Pfeifenkragen, den Hintergrund bilden grüne Vorhänge, über den Köpfen sind Schrift-
bänder mit den Namen und d r Altersangabe der Dargestellten angebracht. Die ein-
zelnen Bildnisse sind von Kartuschenrahmen mit den Wappen der Dargestellten
umfaßt. Die Rahmen sind im Stil barocker Goldschmiedearbeiten gehalten, ver-
goldet und mit farbigen Glasperlen besetzt, jeder wird von der sitzenden Figur einer
der sieben Kardinaltugenden bekrönt. Alle sieben Medaillons zusammen sind von
einem äußerst barocken Rahmen umschlossen. Es ist Kartuschenwerk aus weißem
Wachs mit teilweiser Vergoldung und farbigen Glasperlen. Den unteren Abschluß
bildet eine farbige Ansicht der Stadt Nürnberg von Südosten gesehen, auf ihrer Um-
rahmung die Jahreszahl I61I. Dem aufsteigenden Rahmen sind allegorische Fi-
guren vorgestellt, oben der vier ( ? drei) -köpfige Janus, in der Mitte der Seiten Her-
t) Mitteilung von Herrn Direktor Hampe.
4 DER NÜRNBERGER WACHSBOSSIERER GEORG HOLDERMANN.
kules uikI .Minorva. über dioson rrühlini; uikl Soinmcr, uiiUt ihnen I Icibsl unil WinkT.
Die Aiisfiilirun!;" ist virtuos, dio \\ irkuni; reich und ,!;Uinzend. Besondere SorKlall ist
den Bildnissen zuilewandt. Sie sind nicht Irei von Alanier, die ein,i::esetzten Au,t;en-
sterne erscheinen uns als Spielerei. Es läßt sich auch nicht behaupten, dal.^ die
Bildin'sse sehr iieistreich aul'^elaßt seien, aber die äußere l"orni ist sicher wieder-
i^eiieben.
Die Scheurlsche Tatel enthält in barockem i^ahnien die Septemvirn von 1622,
scheint aber nach den Altersani^aben ) erst 162S oder 1626 .gemacht zu sein. Die
Dariiestellten sind: Georg Volckanier /E 65, Andreas Inihoff /ß 57, Hans Jakob
Ruinier /E 57, Christoph Fuerer JE 47, Sigmund Gabriel Holzschuher /E 51, Ulrich
Grundherr /E 51, Georg Paumgartner /E 53- Die allegorischen Darstellungen im
Fig. 1. Jobst Friedrich Tetzel.
Rahmen beziehen sich auf das Rathaus, das 1622 unter dem Septemvirat der Dar-
gestellten vollendet wurde. Die Ecken des Rahmens werden durch vier liegende
Herrscherfiguren eingenommen, oben Ninus und Cyrus, unten Alexander und Cäsar;
in den aufsteigenden Teilen stehen beiderseits je zwei allegorische Erauengestalten,
auf der einen Seite Justitia und Prudentia, auf der anderen Diligentia und Charitas.
Darunter die Inschriften: Urbem populumque tuentur und His conservantur
iidem. Oben in der Mitte das neue Rathaus, unten die Inschrift, in der sich Holder-
mann als Verfertiger nennt.
Die vier Herrscher, als Vertreter der vier Weltreiche, sind ziemlich genau
den Figuren auf den seitlichen Portalen des Rathauses nachgebildet. Von den vier
weiblichen Gestalten sind Justitia und Prudentia auf dem Hauptportal des Rathauses
angebracht. Die Figuren wie das Ornament sind ähnlich aber unfreier behandelt
als auf dem Relief von 1611, die Porträtk()pfe sind von gleicher Vollendung.
2) Diese stimmen nicht auf das gleiche Jahr überein, sondern ergeben Unterschiede
von 1619—1626. Die meisten weisen auf 1625 und 1626.
VON GUSTAV VON BEZOLD.
Die Zalil der erhaltenen Arbeiten Holdernianns ist mit den zwei Septenivirn-
tafeln nicht abgeschlossen. Das germanische Museum hat noch folgende:
Holzkapsel mit dem Porträtmedaillon des Jobst Friedrich Tetzel von 1611
(Fig. 1) im Boden und dem Tetzelschen Wappen im Deckel (Kat. Nr. 698, 699).
Der Kopf ist nach links gewandt, in der Sorgfalt der Ausführung dem auf der Sep-
temvirntafel von 1611 gleichstehend; auch in der farbigen Behandlung ähnlich. Das
Wappen ist farbig mit Vergoldung und Glasperlen, leider ist die Helmdecke etwas
verdrückt. Durchmesser ö^^ cm.
''^
Fi
C. 2.
Hans Jakob Pömer.
Bildnis des Georg Volckamer, Kniestück. Rechteckig 20: 15 cm. Der Mann
in schwarzem Anzug und pelzbesetzter Schaube steht etwas nach links gewandt;
die Haltung der linken Hand zeigt, daß sie auf einem Tisch ruhte, der jetzt fehlt.
Durch ein Fenster blickt man in eine jetzt fast unkenntliche Landschaft. Oben ein
Vorhang aus grüner Seide. Ausführung und Frhaltung der Figur sind gut, das übrige
hat etwas gelitten. Volckamer ist hier in älteren Jahren dargestellt. L^as Relief kann
kaum vor I627 entstanden sein. (Kat Nr. 700.)
Bildnis des Hans Jakob Prnner in ganzer Figur, 1625 (Fig. 2). Rechteckig
24 :21 cm. Hohes Relief. Die Proportionen dürften verfehlt sein, Kopf und Ober-
DER NÜRNBERGER WACHSBOSSIERER GEORG HOLDERMANN.
leib sind sehr .QToß, die Beine dürfti.ir. Der Kopf ist irut, auch ziemlich .i^iit er-
halten, das iibrii::e ziemlich tlüchti,?- Das Relief ist brüchi.c: .{geworden und hat durch
rohes Überstreichen .i^elilten. Das Relief ist bezeichnet und schon von Josephi als
Arbeit Holdermanns erkannt worden. Kat. Nr. 702.
Fra.iTlich: Kopf eines Mannes mit grauem Haar und Bart. Dieser Kopf ist
ein Bruchstück aus einem Medaillon, innen auf dem Deckel einer Dose auf.i^^eklebt.
Kat. Nr. 690. Die Nase ist beschädigt, ebenso der rechte Augenbogen, auch sonst
hat die Oberfläche gelitten. Die Arbeit ist gut und sorgfältig, verwandt der Art
Holdermanns, läßt sich ihm aber nicht sicher zuschreiben. Ein Knabenkopf, der
in derselben Dose ist, ist von anderer Hand.
Das bayerische Nationalmuseum hat ein Relief mit den Brustbildern des
Kaisers .Matthias und seiner Gemahlin Anna von Tirol aus dem Jahre 1612. Die nicht
eben geistvollen Bildnisse stehen unter einem Vorhang, über dem auf einer Wolke
Jupiter auf dem Adler thront, wälirend ein Putto den Vorhang zurückhält. Unten
in einer Kartusche die Inschrift DI WS MATTHIAS CAESAR. Seitlich zwei Putten
mit Wappen des Reichs und der Stadt Nürnberg. Auf dem Grund die Jahreszahl I6l2
und die Bezeichnung G H. Das Relief ist auf einer Glastafel befestigt. Es zählt
nicht zu Holdermanns besten Arbeiten.
Die Wachsreliefs gestatten, auch das Medaillenwerk Holdermanns bestimmter
zu umgrenzen, als bisher geschehen ist. Es gibt einige bezeichnete Medaillen von
Holdermann, von diesen ausgehend hat Erman (Deutsche Medailleure S. 80) zwei
Gruppen von Medaillen ihm zugewiesen. Die bekannteste unter den bezeichneten
Medaillen ist der große Schilling auf die zweite Grundsteinlegung des Nürnberger
Rathauses von 1619- Aus der gleichen Veranlassung hat Holdermann 1619 noch
einen kleineren Schilling modelliert, der ebenfalls bezeichnet ist. Dann erfahren wir
aus der Stadtrechnung von I6l6^), daß auch der für die erste Grundsteinlegung des
Rathauses bestimmte große Schilling von Holdermann modelliert wurde. Der Ein-
trag lautet: „Verzeichnuß was der Schilling, so den 10. Juny im Grund des vor-
habenden neuen Rathauspau gelegt worden sampt den Gedächtnußpfennigen und
anderen hernach gegoßenen vier und zwainzig Schillingen cost haben. Erstlich gab
ich Georg Holdermann, Possierern, von dem Schilling zu poßieren 3. Fl. 4 y5 6 S^.
Item Endres Flötnern, Kunstgießern, von einem zu gießen, welcher gewogen 5 Loth
weniger 14 Q- für das Loth 1 ß zahlt, tut sampt ain Thaler Gießerlohn 6 Fl. } ß 4 ^). -
Hansen Weidthoffen, Goldschmieden, davon zu verschneiden 3 Fl. Item nahm ich
in der Schau zu den hiernach gegoßenen vier und zweinzig Schillingen 70 Reichs-
thaler, die thun 105 Fl. — Mehr begert gedachter Flötner, so er an den 24 Schil-
lingen anumbgießen eingebüest }ß.- Item Hanns Weidthoffen, Goldschmid von den
25 Schillingen weiß auszusieden und anderer Beßerung daran zahlt 2 Fl 4^6^ etc."
Holdermann hat also nur das Wachsmodell gemacht, wonach Flötner die Medaillen
goß. Von Weidthoffen wurden sie verschnitten d. i. ziseliert und weiß gesotten. Die
große Rathausmedaille von I619 ist schon inschriftlich als die Arbeit dreier Bearbeiter
bezeichnet: Jacob Wolff. inu. G. Holdermann. F. le. Berckhausen. perf. und
die Stadtrechnung von 161 9 sagt in dem Verzeichnis der Kosten der Schillinge und
3) Die Auszüge aus den Stadtrechnungen sind dem Werk von Dr. Ernst Mummenhoff
„Das Rathaus in Nürnberg" entnommen.
VON GUSTAV VON BEZOLD.
Gedächtnis,i;r()sclieii, so we.tcen des neuen Railuuises ,c:emacht und den Herrn des
Rats neben anderen Offizianten, die hitmiil beniülit, zum Gedäclilnis verehrt worden
sind : Geor.t: Holderniann, Possierern, von den ersten Scliilling zu possieren 30 Fl. —
Hieronynius Berckhauß, Goldschmid, darvon zu verschneiden 35 Fl Endres
Flötner, Kunstgießern, i'if die 80 empfangene Guldengroschen die 8 Mark, 3 Loth,
1 Q. gehalten, daran er 17 große Schilling, 107 Mark, 3 Loth, 1 ^\ gewogen, gegoßen
und ausgemacht, von jedem iy^ Fl. Ihne pro resto hinauszalt. 11 Fl. 5 y5 1 ^. —
Hans Geiger Goldschmid, auch für desgleichen großen Schilling zu giessen und zu
verschneiden 6 Fl. und fürs Silber 5 Fl. 11 Fl. — Und nochmaln Endres Flötnern von
einem großen Rathausschilling, der 6 Loth 1 Y2 Q gewogen fürs Silber und zue giesen
zalt 6 F]. 6 ß 22 ^." Außerdem hat Christian Maler für Richtung der Visierung
und Schneidung der Stöcke zu dem kleinen (geprägten) Schilling und Herstellung
von 50 Stück derselben 105 Fi. 6 yö 9 i^ erhalten. Es waren also außer den drei in-
schriftlich Genannten noch andere Gießer und Goldschmiede an der Herstellung des
großen Schillings beteiligt. Wenn nur Berckhauser seinen Namen auf die Medaille
setzen durfte, so sagt dies vielleicht, daß er die Gußform gemacht hat. Nun gibt
es außer dem großen und dem geprägten kleinen Schilling von Christian Maler noch
einen kleinen gegossenen Rathausschilling, bezeichnet G. Hol. J. per. Holdermann
hat also hier die Bearbeitung weitergeführt als bei den großen Schillingen.
Aus stilistischen Gründen halte ich auch die Medaille auf die Erbauung der
Wöhrder Bastei I613 für eine Arbeit Holdermanns. Ein urkundlich.er Beweis dafür
läßt sich nicht erbringen, weil die Stadtrechnungen von I613 fehlen. Der Bau ist nach
dem Entwurf Meinhards von Schönberg von Jakob Wolff dem Jüngeren ausgeführt.
Den Typus der großen Schillinge hat Peter Flötner mit dem auf die Erbauung
der Burgbastei 1538 aufgestellt; er ist mit unwesentlichen Änderungen in den Schil-
lingen auf die Grundsteinlegung des Gymnasiums zu Altdorf 1571 und in den beiden
auf die Erbauung der Fleischbrücke von 1597 und 1598 festgehalten worden. Es
ist immer die Vereinigung der drei Wappen, des Reichs- und des zweiten und dritten
Stadtwappens, wie sie seit dem späten 15. Jahrhundert beliebt war; darunter ist
bei Flötner eine Schrifttafel, bei dem Altdorfer Schilling ein Schild mit dem Altdorfer
Löwen, der das dritte Nürnberger Stadtwappen hält; auf den Schillingen auf die
Erbauung der Fleischbrücke erscheint unten ziemlich klein die Brücke in perspek-
tivischer Ansicht. Es ist nicht ausgeschlossen, daß schon der Entwurf zu diesem
Schilling von Jakob Wolff herri hrt. Für wahrscheinlich halte ich das bei dem auf
die Wöhrder Bastei (Fig. 3), hier .st die Trias der Wappen auseinandergezogen und sie
nehmen nur noch die obere Hälfte der Flächen ein, während die untere von einer
perspektivischen Darstellung der Bastei gefüllt wird, ganz in der Art des großen Rat-
hausschillings von 1619- Auf diesem selbst tritt das Bauwerk noch mehr hervor, die
Wappen sind noch kleiner geworden und nehmen nur noch das obere Viertel ein,
das untere wird von einer Schrifttafel gefüllt, in deren Umrahmung das Steinmetz-
zeichen (Fig. 4) Jakob Wolffs steht. Auf der Rathausmedaille von I6I6 stehen in der
oberen Hälfte die drei Wappen getrennt, in der unteren die von sechs Ältesten des
Rats und seitwärts das des Stadtbaumeisters Eustachius Karl Holzschuher umgeben
von Lorbeerzweigen, außerdem In- und Umschrift. Die Wappen sind klein und die
Fläche erscheint etwas leer. Es ist möglich, daß die Anregung zur Komposition
8
DER NORNBERÜER WACHSBOSSIERER GüOKii HOLUliKMANN.
von den i:epriii::teii MedailkMi (Christian Malers aiis.c;ei::aiiKen ist, aber die Übertragung
auf den größeren Malistab ist nicht völlig geglückt, hie Ausliilirung ist zierlich,
ohne die lebensvolle Fülle der älteren Wappenlropliäen.
Die Rückseiten aller groUen Schillinge sind bis 101*; ganz mit Inschriften gefüllt,
die Inschrift auf dem von 1(>1*) (Fig. S) ist von einem Kran/ mit dem von Putten
f-"^Tx
Fig-. 3. Scliillin,t,r auf die Wöhrder Bastei.
gehaltenen Wappen der Septemvirn und des Baumeisters umgeben. Diese Rück-
seite ist im Relief sehr geschmackvoll und weit besser, als die Vorderseite mit der
Ar, '' ' -^ / ■:•■/. 4''
t^l../.
i^-ty^
Fig. 4. Ratiniusschilling von I6l6.
für die Reliefbehandlung ungünstigen Darstellung des Rathauses. Das Gleiche
gilt von dem kleinen Holdermannschen Schaugroschen. Im Hinblick auf die Wachs-
Mitteilungen aus dem Germdnischen Nationalmuseum 1913.
Tafel
Die Septemvirn von 1611.
Wachsrelief von GEORG HOLDERMANN.
VON GUSTAV VON BEZOLD.
reliefs bin ich genei.c:t, nicht nur die Ausführun.g der Modelle, sondern auch die Er-
findun.c: Holdermann zuzuschreiben.
Holdermann hat auch Porträtmedaillen .tiemacht. Wahrscheinlich hat er sie
aucli nur in Wachs modelliert und die weitere Bearbeitun.i;' anderen überlassen; dabei
Fig. 5. RatlKuisschilling von 1619.
mag manches verändert worden sein und, wenn es von verschiedenen Händen ge-
schah, in verschiedener Weise. Damit erhebt sich für die stilistische Bestimmung eine
neue Schwierigkeit neben der, daß Holdermann, wie die meisten seiner Konterfetter
seiner Zeit, keine starke Individualität ist. Die Untersuchung hat neben der Cha-
rakteristik und Formgebung der Köpfe auch andere Merkmale, wie die Behandlung
des Gewandes und der Haare zu beachten, die Schrift, die später von anderen bei-
gefügt sein mag, kommt dabei weniger in Betracht. Drei Medaillen sind bezeichnet,
Fig. 6. Heinrich Müllegg.
eine von 16IO mit dem Bildnis Georg und Magdalena Holdermanns, eine mit den
Bildnissen Wilibald Pirckheimers und Dürers, wahrscheinlich von 1627 und eine auf
Heinrich Müllegg d. J. von 1625 (Fig. 6). Von ihnen ausgehend hat Ermans stilis-
tischer Scharfblick zwei Gruppen von Medaillen als zugehörig erkannt. Die Plakette
10
DER NÜRNBERGER WACHSBOSSIERER GEORG HÜLDERMANN.
auf Pirckheimer und Dürer ist zieiiilicht oberflächlich in flachem Relief ,c:earbeitet.
Zu ihr gehört eine zweite mit den Bildnissen von Wilihald und Maus Imhoff 1623,
sie ist etwas besser, die Köpfe sind, wenn auch nicht eindrin.i^end durch,t,^earbeitet,
doch sicher aufi^^efaßt. Das Gleiche s;ilt von den beiden anderen Medaillen. Alle
Kr»pfe sind fast von vorn mit leichter Wendung' nach einer Seite dar,c:estellt. Holder-
manns .Wutter und Hans Imhoff tra.s^en ,i;roße Pfeifenkra,t!:en, deren Rand stark vor-
springt und deren Relief für Holdermann bezeichnend ist.
Fig. 7- Andreas Imhoff.
Fig. 8. Sigmund Gabriel Holzschuher.
Mit vollem Recht hat Erman mit diesen Medaillen eine ovale auf Andreas HI.
Imhoff (Fig-. 7) und Regina Imhoff geborene Rehlinger von 1620 in Verbindung
gebracht und an diese eine Reihe von sechs weiteren Medaillen aus den Jahren
1624—1629 angeschlossen. Es sind Bernhard Mayer, Georg Volckamer, Ulrich
Grundherr, Andreas III. Imhoff, Sigmund Gabriel Holzschuher (Fig. 8) und
Christoph Euerer. Sie sind sorgfältig ins Einzelne gearbeitet, der Kopf liegt in den
vorspringenden Kragen eingebettet, auf dem der Bart, von dem tiefliegenden Kinn
ausgehend, flach aufliegt. Eine weitere Medaille auf Veit Adam von Gubeck, Bischof
von Freising, ist mir nicht zugänglich.
Fig. 9. Jobst Friedrich Tetzel.
Die Wachsreliefs gestatten, Holdermann mit voller Sicherheit eine weitere
Gruppe von Medaillen zuzuschreiben, deren Zusammengehörigkeit Erman auch schon
erkannt, und die er unter der Bezeichnung Nürnberg I606 — I6l4 zusammengefaßt
hat. Ernennt zunächst drei große, David Harsdörffer I606, Paul II Behaim I6II und
Georg Volckamer 161 4. Dazu kommen noch Jobst Friedrich Tetzel 1612 (Fig. 9) und
VON GUSTAV VON BEZOLD.
11
Jakob Starck 1614. Von dieser ist im Kreßischen Kabinette im Germanischen Museum
ein in Silber getriebenes, vergoldetes Exemplar, an dem die Rückseite mit dem Wappen
Starcks und der Figur des Heiligen Jakobus minor besonders schein ist.
Vergleiclit man diese Medaillen mit dem Relief der Septemvirn von 1611,
so fällt die stilistische Verwandtschaft sofort in die Augen. Aber auch der Zu-
sammenhang mit den späteren Medaillen Holdennanns, die schon Erman ihm zu-
gewiesen hat, ist nicht zu verkennen. Die vollendete Durchbildung der Wachs-
reliefs suchen wir freilich an den Medaillen vergeblich, aber die am Äußeren der Formen
stehen bleibende Auffassung, die Höhe der Reliefs, die sehr bezeichnende Behandlung
der Kragen, die Art, wie sie bei den zusammengehörenden Stücken an den Kopf
anschließen, die Haare lassen keinen Zweifel über den Meister der Medaillen. Es
ist Georg Holdermann. Für die Medaillen hat Holdermann eigene Modelle gemacht.
Eines derselben, Georg Volckamer (Fig. 10), ist in unserer Sammlung (Nr. 653).
Fig. 10. Georg Volckamer.
Fig. 11. David Lauer.
Außer den großen runden hat Erman auch vier kleine ovale Medaillen für
den Meister von l6o6— 1614 in Anspruch genommen. Zu ihnen gehört als fünfte
eine auf Martin Haller von I6l5. Die Köpfe sind alle etwas nach links gewendet,
das Relief ist flach, die Ausführung flüclitig, fast roh, aber die Ableitung von dem
Relief von 1611 ist für die ersten vier kaum abzuweisen, ich möchte kaum annehmen,
daß sie nach eigenhändigen Modellen Holdermanns gegossen sind, wenn nicht die
bezeichneten Medaillen auf Dürer und Pirckheimer und auf Heinrich Müllegg d. J.
die gleiche Flüchtigkeitder Ausführung und den gleichen Grad des Reliefs aufwiesen.
Dem gleichen Meister schreibt Erman noch eine Medaille auf einen Unbekannten
von 1612, es ist der Nürnberger Münzmeister David Lauer (1557—1619) (Fig. U), eine
auf Georg Volckamer von 1626 und eine auf Georg Schleicher von 1630 zu. Dieses
Datum scheint zu spät zu sein. Die Rückseite mit den Daten dürfte der Vorder-
seite nicht gleichzeitig sein. Volckamer ist im Relief des Kopfes sehr verfehlt, aber
die Ähnlichkeit ist doch gewahrt, besser und ganz im Stil Holdermanns sind die
beiden anderen. Ich kann dieser Gruppe noch anschließen: Bartholommeo Viatis I613
(Fig. 12), oval und rund, Philipp Camerarius I621, oval, Julius Hoffmann 1623,
oval, Georg Pfinzing und Maria Pfinzing, geborene Gewandschneider. Der Kopf
des Mannes ist im Stil des Lauer und Schleicher gehalten, die Frau ist ähnlich
12
DER NÜRNBERGER WACHSBOSSIERER CiEüUG HOl.UERMANN.
beluindflt. erinnert aber in l:inii^eni an den Meisler M. II.'). iirnian S. 77- lind-
lich einen Unbekannten, in ZinnnaLli,i;uLi dhne .Anfsclirill in der Sannnlun.s;' (iolniar
Nr. 1841 im ,t;ennanischen Mnsenni.
Als zweifelhaft fiii;e ich noch bei. I.azarns 1 larsdiirffer 1622, Hans Jakoli
Tetzel 1610. Conrad Wurm, Si,i;niund Ilerl.
Zeitlicii foli;t dann die schon erwähnte Gruppe der schiuien Medaillen von 1624
bis 162<). Von den in dieser Gruppe Dargestellten sind \ier, (jeor.i; Volckanier, Andreas
Imhoff, Ulrich Grundherr und Christoph Fürer unter den Septemvirn von 1626 auf
dem Scheurlschen Relief, aber ein näherer Zusamnienhan.i,^ bestehl nicht.
Der Stil unseres Reliefs von 1611 ist nicht einheitlich, während die Bildnisse
mit schlichter Sachlichkeit gegeben sind, sind die frei erfundenen Figuren und das
Ornament barock formalistisch. Überdies ist das Ornament nicht gleichartig, die
Umrahmungen der einzelnen Medaillons sind in einem etwas altertümlicheren Gold-
schmiedstil gehalten, als das dem Knorpelstil sich nähernde Ornament des Haupt-
rahmens.
Fig. 12. Bartholommeo Viatis.
Fig. 13. Jobst Tetzel.
Der Medaillenstil mit hohem Relief und den fast ganz von vorn gesehenen
Köpfen, in dem auch unsere Wachsmedaillons gehalten sind, hatte in Nürnberg durch
Valentin Maler Eingang und Verbreitung gefunden-^). Maler'sche Medaillen wie die
auf Jobst Tetzel von 156g (Fig. 13) oder Sebastian Imhoff von 1570 unterscheiden sich
stilistisch kaum von den Wachsmedaillons Holdermanns. Aber Holdermann kann
schon deshalb kaum Malers Schüler gewesen sein, weil dieser von der Mitte der acht-
ziger Jahre des 16. Jahrhunderts nicht mehr als Konterfetter nachweisbar ist. Zwischen
beiden steht zeitlich ein dritter Meister, der auch in Wachs modelliert hat und dessen
Medaillen Erman unter der Bezeichnung Meister von 1593 zusammengestellt hat.
Er dürfte Holdermanns Lehrer in der Bildniskunst gewesen sein.
Auch von diesem Wachsbossierer ist eine Tafel mit den Medaillons von acht
Ratsherrn von 1593 erhalten. Sie wird im bayerischen Nationalmuseum in München
4) Aber wer ist M. H. > Sein Monogramm auf dem Abschnitt der Medaille auf Anton
Geuder ist kaum zu lesen. Sollten hier Arbeiten des achtzehnjährigen Holdermann vorliegen 'i
Dann könnte auch die Medaille auf Hans Wernherr (Erman S. 63) von ihm sein.
5) Das sehr hohe Relief finde ich zuerst an der Medaille auf Gabriel Schlüsselberger 157+
von Stephanus ( Etienne de Laune).
VON GUSTAV VON BEZOLD.
13
verwahrt. Es sind llieronynius l'auni.i^artner, Andreas Inilioff d. Ä., Barllioloniäiis
Pönier, Julius Geuder (Fi.i^'. 14), Mans Weiser, Joachim Nützel, Christoph Fürer und
Paulus Harsdörffer. Die Unirahnuin.i;- ist stren,^' im Stil von Goldschmiedearbeit .ge-
halten. Die Köpfe sind etwas derber modelliert als die Holdermanns, stehen ihnen aber
in Auffassun.e: und Ausführun.t;' sehr nahe. Nach diesen Köpfen sind die Medaillen ,t(e-
macht worden, welche Erman veranlaßten, den Meister als ,, Nürnberg 1593" zu
bezeichnen; es sind Joachim Nützel, Andreas Imhoff, Julius Geuder, Hans Welser
und Paulus Harsdörffer. Von diesen Medaillen ist die auf Julius Geuder älter als
die Wachstafel, sie ist 1591 ii'eferti,t,^t. Sie stimmt im Stil mit den anderen überein, ist
aber sorgfältiger gearbeitet. Auchdieauf Joachim Nützel ist in zwei wenig verschie-
denen Varianten vorhanden, von welchen die ohne Jahreszahl die bessere ist. Der
auf der Wachstafel als Hieronymus Paumgartner bezeichnete Mann heißt auf der
Medaille Paulus Harsdiirffer. Aus der Vergleichung mit kleineren ovalen Medaillen
auf die Beiden ergibt sich, daß die Bezeichnung auf der Wachstafel auf einer Ver-
wechselung beruht; der Mann in der oberen Ecke links ist Paulus Harsdörffer, der
Fiff. 14. Julius Geuder.
Fi.c:. 15. Baltluisar Paumi^^artner.
in der unteren rechts Hieronymus Paumgartner. Die mit der Jahreszahl 93 ver-
sehenen Medaillen liegen mir zwar nur in schlechten Zinnabgüssen aus der Früh-
zeit des 19. Jahrhunderts vor, doch ergibt sich auch aus diesen, daß die Originale
ziemlich roh gearbeitet sind.
Es liegt keine Veranlassung vor, auf das Medaillenwerk dieses Meisters im
einzelnen einzugehen; ich schreibe ihm außer den von Erman verzeichneten Me-
daillen, deren Zugehörigkeit der Nachprüfung bedarf, noch zwei Medaillen auf Bal-
thasar (Fig. 15) und Paul Paumgartner von 1592 zu, von der einen ist ein getriebenes
Original, von der anderen ein Zinnabguß im Kressischen Kabinett Nr. 583, 584.
Unwillkürlich drängt sich die Frage nach dem Namen des Meisters auf. Ich halte
für wahrscheinlich, aber nicht für sicher, daß es der Meister MC, Matthaeus
Carl ist.
Nicht mit der gleichen Sicherheit wie die Frage nach der Herkunft von Holder-
manns Porträtstil läßt sich die nach der Ableitung seines Ornament- und Figurenstils
beantworten. Es ist zwar sofort wahrzunehmen, daß er von den niederländischen
Manieristen abhängt, ob aber der Zusammenhang durch persömliche Beziehungen
14 DER NÜRNBERGER WACHSBOSSIERER GEORG HOLDERMANN. VON GUSTAV VON BEZOLD.
oder durch Vorlagen vermittelt i.^t, eiitzieiit .sich vorläufig unserer Kenntnis. Man
mag an Christoph Jamnitzer als Vermittler denken.
Die Zwiespältigkeit des Stils, auf die ich oben hingewiesen habe, ist keine
vereinzelte Erscheinung. Sie findet sich ganz allgemein auf den Bildern der nieder-
ländischen Manieristen des späten 16. Jahrhunderts, auf welchen die schlicht und
saciilicli aufgefaßten Stifter unvermittelt in die klassizistisch stilisierten Darstellungen
aufgenommen sind. Liegt der Keim dieses Widerspruches nicht schon in Rafaels
Heliodor ?
Fig. 16. Gabriel Schlüsselberger von Stephanus.
oOo-
ZWEI BRIEFE JOHANN NEUDORFERS DES ALTEREN.
Mitgeteilt von THEODOR HAMPE.
Von Briefen Johann Neudörfers, des „Vaters der Nürnberger Kunstgeschichte",
ist bisher, abgesehen von jenem Widmungsbrief an_^Georg Römer, der seinen
„Nachrichten von Künstlern und Werkleuten" aus dem Jahre 1547 vorangestellt ist,
wenig bekannt geworden. Und doch sollte man annehmen, daß der fein gebildete Mann,
der mit so vielen Künstlern und Gelehrten, mit Herren des Rats und der Kaufmann-
schaft, allerdings zumeist seiner Vaterstadt Nürnberg, in nahen Beziehungen stand,
im Laufe seines Lebens (1497 — 1563) gar manches Schreiben gewechselt habe, wie
auch, daß sich solche Briefe des alten Schreib- und Rechenmeisters, des „Schöpfers
und Begründers der deutschen Schönschreibkunst", nicht eben allzu späilich sollten
erhalten haben. Denn sie waren ohne Zweifel kalligraphisch reizvoll geschrieben und
sind schon deswegen von den Empfängern gewiß in Ehren gehalten und häufig genug
aufgehoben worden. So mögen sich Briefe Neudörfers vor allem wohl noch in den
bisher wenig durchforschten Archiven der alten Nürnberger Familien bergen. Zwei
solcher Schreiben an Angehörige des reichsstädtischen Patriziats gebe ich im Folgenden
buchstabengetreu wieder. Bei der Bedeutung Neudörfers für die Entwicklung von
Schrift und Schreibwesen habe ich mich in diesem Falle einn.ial lediglich darauf be-
schränkt, der besseren Lesbarkeit wegen die vokalischen v in u, die konsonantischen
u in V zu verwandeln, im übrigen aber die Schreibungen Neudörfers und selbst seine
Interpunktion völlig unangetastet gelassen.
Der erstere der beiden Briefe befindet sich in der Nürnberger Stadtbibliothek
und ist auf das zierlichste mit goldener (für die Adresse, den ganzen ersten Abschnitt
des Briefes) und schwarzer Tusche auf allerfeinstes, in der Tat beinah spinneweben-
dünnes Pergament geschrieben. Offenbar hat dabei die Tusche im Laufe der Jahr-
hunderte die Zerstörung des feinen Häutchens befördert, so daß die Schrift an vielen
Stellen gewissermaßen nur noch als durchbrochene Arbeit erscheint, der Brief sich
hier fast wie eine Schablone ausnimmt. Bei diesem Erhaltungszustand und der
Kleinheit der Buchstaben ist die Lektüre mühselig, und wenn Neudörfer selbst in
Briefen seine Kunst derartig auf die Spitze zu treiben geliebt haben sollte, so wäre
es allerdings nicht sehr verwunderlich, wenn nur ein verschwindender Bruchteil
seiner Korrespondenz die Zeiten von ihm bis zu uns überdauert haben würde.
Gerichtet ist das Schreiben an „Caspar Nützel den Älteren", der zum Unter-
schiede von dem bekannten Losunger Caspar N. (t 1529) aus der Frühzeit der Re-
formation in den Genealogien der Nützel in der Regel die Bezeichnung „der Jüngere"
trägt, während Neudörfer ihn wohl von einem offenbar jüngeren C. N., der 1562
„ledig, ziemlichen Alters" starb, unterscheiden wollte Der mittlere Caspar Nützel
15 ZWEI BRIEFE JOHANN NEUDÖRFERS DES ÄLTEREN.
also, seit \^\0 im R.it uikI seit 1S=;2 einer der sieben Alleren Herren, f 1500, halte
iinsern Neudörl'er 1=^=^0 nni die Rosenzeit zu einem Friihlin,t;sfest auf sein ScliloB zu
Sündersbühl einiieladen und Neudinier dankt nun in seinem Schreiben untertänii;'
für diese Einladunii, indem er zui^leich bedauert, diesmal fernbleiben zu müssen.
\lr hoffe indessen, der — so dürfen wir wolil interpretieren — üblichen Herbsteinladun.t;
nach Sündersbühl zu den so schmackhaften Würsten mit Semmeln seinerzeit in^t-
niel3eii zu dürfen.
Des weiteren berichtet er noch kurz und nur undeutlich über einen Streit, den
er, wohl in seiner Ei.i^enschaft als Krie.i^sschreiber, mit einem Rittmeister ^^ehabt habe,
der — so ist die Stelle wohl zu verstehen — bald bei den Königlichen, den Truppen
Ferdinands unter Heinrich von Plauen, und dann wieder ein paar Monat lang bei den
Kriegsscharen des fränkischen Bundes, zu dem sich insbesondere die Reichsstadt
jNürnberg mit den Bischöfen von Bamberg und Würzburg gegen den Markgrafen
Albrecht Alcibiades von Brandenburg- Kulmbach vereinigt hatte, Dienst tue. Wir
werfen hier einen Blick in die verwickelten politischen Verhältnisse der Zeit des
zweiten Markgrafenkrieges und der folgenden Jahre bis zum Tode des wilden
Albrecht am 8. Januar 1557.
Mit einem Gruß an alle verehrten und lieben Gäste, denen er, wenn nicht jedem
einzelnen, so doch insgesamt in seinem Namen ein Gläslein Wein zutrinken zu wollen
bitte, und mit einem Segensspruch für Gastgeber und Gäste schließt sodann dieser
Brief, dessen genauen Wortlaut ich nunmehr hier folgen lasse:
,,D e m E e r n V e s t e n f u r s i c h t i g e n E r b a r n und W e y s e n
h e r r e n Caspar N u t z e 1 dem Eltern, des Innern R a t h s
alten h e r r e n zu N ü r m b e r g, D i s e r zeit zum S y n d e r s
b u h e 1 etc. Meinem g e b i e 1 1 u n n d e n g r o s g u n n s t i g e n
h e r r e n u n n d lieben g e f a 1 1 e r n z u s e 1 b s t a i g e n h e r r 1 i c h e n n
li a n n d e n zu u b e r a n n t w o r 1 1 e n.
Eernvester Fursichtiger Erbar unnd Weyser gebiettunnder grosgunnstiger
herr Unnd lieber gefatter Der ladschafft, unnd zuvor des Ehrlichen werbers, sag
E. E. F. G. W. Ich unnderthenigen dannckh, Unnd geschieht das aussenbleiben
gwislich nicht mit meinem willen. voUan ob ich gleich dismals der Ulmer Rosen
Edeln geruch embern mus. Will ich doch hoffen (. Sover es Gott zulest.) auff
kunfftigen Herbst der wolgeschmacken wurscht unnd Semel zum Syndersbuehel
Zugeniesen.
Ich wer heut mit einem Ritmeister schier zu unfriden worden. Ein weil ist
er Kunigisch oder Blawisch, darnach ist er ein monnat oder zwen Bundisch oder
Bischoffisch. Ich wil aber fleis furwennden, auff das ich mit lieb von disen
Bioderhosen khum.
E. F. E. W. bit ich ganntz underthenig, die wollen derselben Erbarn gest,
meinen gunnstigen Herren gefattern unnd lieben freunnden, einem yeden
insonnderhait, unnd da es zuvil sein sollt, doch allen in gemein, von meinet wegen
ein gleslein mit wein bringen, Dise unnd zuvor vil grossere Wolthat verdienn
Ich in unnderthenigkhait ganntz willig.
VON THEODOR HAMPE. 17
Der Allmechtig Ewi.i,^ Gott woll E. F. G. W. neben derselben erbarn ,t;-esten,
mit allen gnaden in Vätterlicheni schütz erhalten unnd vor allem vbel bewaren.
Datum in meiner Kriegstuben Suntag nach Trinitatis den 7ten Junij Ao. 1556
EEFGW,
g[ehor]*)sam unnd
ganntz dienstwilliger
Johann Newd[örffe*)]r
Rechenmaister."
Der zweite Brief Neudörfers, den ich hier mitzuteilen habe, gehört dem Freiherr!.
V. Tucherschen Familienarchive an, dessen wichtigste Bestände ich dank der Güte
des Herrn Regierungsrates Christoph Freiherrn von Tucher vor einigen Jahren genau
durchsehen durfte. Es ist ein Quartblatt dünnen Schreibpapiers, von der Hand
Neudörfers kalligraphisch fein beschrieben. Das Schreiben ist an Lienhard Tucher
(1487 — 1 568) gerichtet, der es mit dem Vermerk versehen hat „Adi 6 settember A. 60 jar
von Johan Newdorffer empfangen." Neudörfer dankt darin Herrn Lienhard für
die Ehre, daß auch er das treffliche Werk habe sehen dinfen, das in der Tat das lieb-
lichste sei, das ihm je vorgekommen, obgleich er doch viel Schönes gesehen habe.
Aus Erkenntlichkeit verehrt er Tucher ein —offenbar silbernes oder silbervergoldetes —
Gießgefäß, das er wohl früher auch für ein Kunstwerk gehalten habe, das aber mit
jenem Werk verglichen nur dessen hohen Wert und die Kunst seines Verfertigers
deutlicher an das Licht stellen werde. Im übrigen wollen wir die graziöse, fein kul-
tivierte Ausdrucksweise Neudörfers hier nicht weiter umschreiben oder modernisieren,
vielmehr dem Leser des Originals den vollen Genuß des hübschen Briefleins über-
lassen, und nur noch kurz die Frage aufwerfen, welches Meisterwerk wohl in so hohem
Grade Neudörfers Bewunderung und Entzücken erregt haben möge. Natürlich sind
wir dabei lediglich auf Vermutungen angewiesen und vielleicht die drängendste
Vermutung geht, um es gleich zu sagen, auf jene ehemals im Tucherschen Besitz
befindlichen köstlichen Limousiner Emaillen, zu denen u. a. zwei Kannen in Gold-
fassungen von Wenzel Jamnitzer gehören. Von diesen beiden Limogeskannen ist
zwar die eine, jetzt im Bayerischen Nationalmuseum, vom Jahre 1562 datiert; es
wäre aber sehr wohl möglich, daß die andere, undatierte, in der Kgl. Schatzkammer
zu München, früher als jene entstanden, vielleicht im September 1560 eben fertig
gestellt war. Bei den leider nur ganz mangelhaften Andeutungen Neudörfers über
„das trefflich werckh" (ein Ausdruck, der wohl auch als Collectivum aufgefaßt werden
könnte) lohnt es sich indessen nicht, dieser Mutmaßung weiter nachzugehen, zumal
v/ir ja aus Marc Rosenbergs Feder demnächst genauere Aufschlüsse über jene wunder-
baren Arbeiten und Jamnitzers Anteil daran zu erhalten hoffen dürfen.
Nur den Wortlaut des betreffenden Neudörferbriefes haben wir hier noch wieder-
zugeben :
„Ehrnvester Fursichtiger Erbar unnd Weyser günnstiger unnd gebietlunnder
lieber Herr unnd gfatter, E. E. unnd F. E. W. sag ich der Ehrn, das sie mich das
*) Diese Stellen des Briefes sind schadliaft.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. 1913.
13 ZWEI BRIEFE JOHANN NEUDÖRFERS DES ÄLTEREN.
trefflicli weivkh haben sehen lassen unnderthenij::en danuekh. Unnd wiewol mir
die lai:' nieinnes lebens vil schöner kunnststÜLk furkuininen sein, So nuig' ich docli
mit warheit sa.i^en, das ich nye keine hebhchere sliick .gesehen hab, Unnd ways
anch ue^vis, das Ims kein kunnsl^irii^er man nil ,i;iui,t;' sehen ma.u', dami ie lenn,i;er
maus sihet, ye HebHchers wirl. Ich hab dise M'ie-'^l^^inndel (.damit ich H. I;. nnnd
F. E. W. als ein i^erinn.i^schetzi.ii' din.i;' verelir.) anch liir kunnst ,i;ehalten, aber es
sclieint .i^e.^en disem werckh wie ein rosti.i;' Banntzer stRen ein (ein) ballierten
Harnisch. Dieweil dann eines Turckisstein hoheit an der färb nitwol zu urlhailn ist,
mann hallt dann einen anndern darlegen, So mugen auch E. E. unnd F. E. W. dise
kanndel gegen derselben werck halten, so wirt man sehen, Was derselben maister
für ein Werckman gewest ist, ganntz unnderthenigs unnd gehorsames diennst-
lichs fleis bittunnde, E. E. unnd F. E. W. wollen dise mein kynndische scliennck
nit verachten, sunnder hierinnen meinen unnderthenigen unnd genaigten willen
annemmen.
E. E. und F. E. W.
ganntz underthenig und gehorsamer
Johann Newdörffer
Rechenmaister.
Herrn Leonnharden Tucher etc.
zu herrlichenn banden".
-oOo-
BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Von GUSTAV VON BEZOLD.
Deutschland.
(Mit 10 Tafeln.)
Die fraiiz(')sisclie Kunst findet den Übergang von dem einfachen großen Stil der
Menschendarstellung zu dem reichen, realistischen in ganz konsequenter
Entwicklung Schritt für Schritt. Sie hatte im entscheidenden Moment am Hofe
Karls V. und seiner Brüder einen glänzenden Mittelpunkt, an dem ein großer Auf-
trag den anderen drängte, an dem die größten Meister unausgesetzt ihre beste Kraft
einsetzen konnten. Das feste Stilgefühl der Kimstler läßt nur eine langsame Lösung
der strengen Form zu. Ganz allmählich werden mehr und mehr naturalistische
Elemente aufgenommen und die unausgesetzte Tätigkeit verhütet, daß etwas von
dem, was an Naturbeobachtung gewonnen ist, wieder verloren geht.
Der deutschen Kunst war ein gleich günstiges Schicksal nicht beschieden,
sie vermag die monumentale Höhe des dreizehnten Jahrhunderts im vierzehnten
nicht festzuhalten. Eine Konzentration der Kräfte wie in Frankreich war in Deutsch-
land unmöglich. Es fehlt nicht an Mittelpunkten, aber die meisten haben nur lokale
Bedeutung und kurze Dauer. So kommt die Kunst im 14. Jahrhundert kaum über
Ansätze zu fester Schulbildung hinaus, nur am Sitz großer Bauhütten bildet sich
in der monumentalen Bauplastik eine schulgemäße Formgebung aus. Mehr noch als
in Frankreich leidet sie unter dem Widerspruch von Manier und Naturbeobachtung,
ein Haften am Gegenständlichen der Darstellungen, ein vorzeitiges Streben nach
dramatischem Ausdruck ohne ausreichende Kenntnis des Organismus beeinträchtigt
die Vollendung der Form. Günstiger liegen die Bedingungen für die Grabplastik ^).
Die Aufgabe, bestimmte Personen darzustellen, kommt dem realistischen Zug, der
die treibende Kraft in der Kunstentwicklung des 14. und 15. Jahrhunderts war,
entgegen, und sie nähert sich, wenn auch mit Unterbrechungen, dem Ziele bildnis-
mäßiger Darstellung. Zuweilen drängt sich das Streben nach Ausdruck auch hier
vor. Solche Denkmäler sind die der Bischöfe Otto von Wolfskehl f 1H5
in Würzburg, Friedrich von H o h e n 1 o h e f '1352 und Friedrich von
T ruhe n d i n g e n t 1366 in Bamberg. Es sind lange, hagere Gestalten, an welchen
die Bildung der Körper, wie der Köpfe, die individueller Züge nicht ganz ermangeln,
dem Ausdruck der Askese unterworfen sind.
1) Den folgenden Ausführungen liegen zugrunde:
Hermann Schweitzer, Die mittelalterlichen Grabdenkmäler .... in den Neckargegenden
von Heidelberg bis Heilbronn. Straßburg 1899. — Hans Borger, Grabdenkmäler im Main-
gebiet. Leipzig 1907. — Wilhelm Pinder, Mittelalterliche Plastik Wiirzburgs. Würzburg
1911. — Fr. Back, Mittelrheinische Kunst. Frankfurt a. M. 1910. — Paul Kautzsch, Der Mainzer
Bildhauer Hans Backoffen. Leipzig I910. — Otto Buchner, Die mittelalterliche Grabplastik
Nord-Thüringens. Straßburg 1902. — Dehio und Bezold, Die Denkmäler der deutschen Bild*
hauerkunst. — Die besprochenen Denkmäler habe ich fast alle in den letzten Jahren selbst
gesehen.
OO ßeiTRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Spät cr.sl wcikk'l sitli d\c Malerei dein l^ikinis /u und ci>t im Ausbaut; des 15.
und im Beginn des 1(\ Jahrlumderts .i;elan,i;l die deutsche Kunst zur vollen Wieder-
gabe persönÜLlien Lebens.
Die neuen Resiunj^en, welche die deutsche Kunst des Ib Jahrhunderts dein
Historiker interessant machen, dürfen über den Rückgans; ihrer künstlerischen Höhe
i^esienüber dem H. Jahrhundert nicht täuschen; erst im IS. nimmt sie mit wachsender
Selbständi.ukeit und ljnabliän.i;'i.i;keit vom Ausland einen neuen Aulschwun.i;'. ihr
Stil schafft sich zwar ein so unhumanistisches Körperideal, daß sie zu voller Hrfassun.i;"
des Oriranismns nicht durchzudrinsien verma,i;-, aiu-r im einzelnen ist er realistisch
und das kcMumt auch dem Bildnis zu.t^'ute.
Im 14. Jahrhundert ,i;ehen noch immer starke Anre,t;un,i;en von fTankreich
aus, für die Plastik vom Norden und von Burgund, für die Malerei auch von Avignon,
wo ein Synkretismus italienischer und nordischer Kunst eingetreten war, im 15.
erhält die Malerei die größte Förderung von Flandern aus, da und dort nehmen wir
Anleihen bei der italienischen Kunst wahr; aber die fremden Einflüsse werden frei
verarbeitet, die deutsche Kunst ist auf fast hundert Jahre selbständig geworden.
In der Grabplastik, die uns hier vorzugsweise beschäftigt, sind unmittelbare
französische Einflüsse seltener, als man nach ihrem hohen Stande in Frankreich
annehmen möchte. Um 1320 bis 1330 war in Hessen und in Westfalen ein Meister
tätig, der seine Schule in der Werkstatt Pepins von Huy durchgemacht hatte. Von
ihm sind zwei Grabmäler in S. Elisabeth in Marburg, nach den Bestimmungen F. Küchs
das H e i n r i eil 1. und das Doppelgrab Ottos und J 0 h a n n s. das Gralimal
der Stifter in Kappenberg, das des Grafen Otto HI. von R a v e n s b e r g, seiner
Gemahlin Hedwig zur Lippe und seines kleinen Sohnes in der Marienkirche
in Bielefeld und das des Kantors Eberhard von Stein. Diese Denkmäler
schließen sich im Stil wie in der Behandlung der Tracht ganz der Art Pepins von Huy
an; es sind Idealbildnisse, welche wohl eine gute Naturbeobachtung im allgemeinen
aufweisen, aber jedes Eingehen auf Individualisierung vermissen lassen. Im fernen
Osten ist das Hochgrab des Herzogs Heinrich IV. von S c h 1 e s i e n t "1290,
in der Kreuzkirche zu Breslau, ein Ausläufer des französischen Stils.
Etwa im dritten und vierten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts sind in S. Em-
meram in Regensburg die Denkmäler von Lokalheiligen und Wohltätern des Stiftes
errichtet worden. Sie sind nicht alle gleichzeitig, aber die Gleichartigkeit des Stils,
namentlich des Faltenwurfs, gestattet nicht, einen sehr langen Zeitraum für sie an-
zunehmen. Das früheste und bedeutendste ist das Denkmal der Kaiserin U t a
oder E m m a. In diesem sehr schönen Werk sind Anregungen von den Denkmälern
französischer Königinnen in Saint Denis selbständig verarbeitet. Ein poetischer
Zug liegt über der schönen Gestalt, das ernste Gesicht der alternden Frau ist nicht
individualisiert. Noch weniger sind es die Denkmäler des heiligen Wolf gang,
eines jungen Ritters und der seligen A u r e 1 i a. Dieses ist 1335 errichtet,
die beiden anderen sind aus derselben Zeit. Sie streben mehr als andere mittelalter-
liche Werke ein allgemeines Schönheitsideal an; es sind jugendlich anmutige Ge-
stalten, die Gesichter sind hübsch aber oberflächlich, sie haben die nazarenische,
formale Schönheit einer Epigonenkunst. Vielleicht hat auch dieser Meister Arbeiten
des Pepin de Huy gekannt, die damals in Paris das Feinste waren, aber er ist kein
Mitleilun.^eii aus dem German. NationalnuLseum. lOH-
Tafel II.
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 21
Nachahmer. Der juni;e Ritter wird als H e i n r i c li d e r Z ä n k e r bezeichnet. Die
Bestimmung geht auf eine Insclirift aus dem 16. Jahrhundert zurück, aber der Nimbus xafei xx
widerspricht ihr. Sollte nicht Heinrich II. mit diesem Denkmal geehrt sein?
Er hat nach dem Brande von 1020 den Neubau der Kirche kräftig unterstützt und war
schon 114S kanonisiert. Am Schluü der Reihe steht das merkwürdige Denkmal
der heiligen E m m e r a m, ein verspäteter Ausläufer der Schule von Reims. Wenn tafei xx
ich sonst der Lehre von den Skizzenbüchern skeptisch gegenüberstehe, so scheint
mir hier kein Zweifel möglich, daß eine Zeichnung nach einem Kopfe des Josephs-
meisters, sei es S. Joseph (1909 S. 16) oder der Apostel, der zu innerst links am süd-
lichen Westportal steht, ungeschickt in Stein übertragen ist.'^) Indem der Bildhauer
einzelne naturalistische Züge aufgenommen hat, hat er die Einheit des Gesichts zer-
stört, es ist fast eine Karikatur.
Die jugendlich schönen Gestalten der Regensburger Denkmäler stehen nicht
vereinzelt, auch andere, darunter das bekannte Denkmal K o n r a d s v o n H o c h-
s t a d e n im Dom zu Kr)ln, folgen der gleichen Richtung. In ihrer formalen Schön-
heit sind diese unpersönlichen Denkmäler bestimmter Personen Gegenpole der scharf
individualisierten Idealgestalten des 13. Jahrhunderts.
Die Denkmäler, welche sich der franz(')sischen Weise unmittelbar anschließen,
stehen vereinzelt und werden nur selten nachgeahmt. Im allgemeinen werden die
französischen Einwirkungen selbständig verarbeitet. Die ikonischen Grabfiguren,
welche in Frankreich durch das ganze Mittelalter frontal bleiben, erhalten in Deutsch-
land im Laufe des 14. Jahrhunderts freieie Stellungen, das Stehen wird stärker be-
tont, auch wenn das Kopfkissen beibehalten wird, der gotische Kontrapost wird ein-
geführt, ja es kommen Figuren in Profilstellung vor, selbst knieende Gestalten sind
nicht ausgeschlossen. Hierin zeigt sich die Einwirkung des Epitaphs, des Denk-
steins für eine fromme Stiftung, das ein religi()ses Bild und eine Inschrift zuweilen
auch das Bild des Stifters enthält. Das Epitaph geht ursprünglich selbständig neben
dem Grabmal her und ist aufrecht in die Wand eingelassen, dann aber wird es zum
Denkmal für den Verstorbenen und verdrängt die liegende Grabplatte. Schon im
frühen 15- Jahrhundert kommen in den Main- und Rheingegenden aufrechtstehende
Denkmäler mit der Figur des Verstorbenen unter einem Baldachin vor, aber noch
1494 legt Peter Vischer, wie es schon um 1300 Sitte war, auf dem Hochgrab des Erz-
bischofs Ernst von Magdeburg eine ganze gotische Architektur in die Horizontale ein.
Ist im allgemeinen das Streben mit wechselndem Erfolg auf die Wiedergabe
des Lebens gerichtet, so kommt ausnahmsweise, vielleicht gerade als vermeintlicher
Gipfel des Realismus auch die Darstellung des Verstorbenen als Leiche vor. Ich
meine hier nicht die Andeutung des Todes durch die Stellung der Hände, das Gewand
u. a., sondern den Ausdruck der Todesstarre im Gesicht. Für die Geschichte des
Bildnisses sind diese seltenen Darstellungen nicht von Bedeutung.
Ikonische Grabmäler sind in Deutschland schon im 14. Jahrhundert nicht nur
bei Fürsten und hohen Geistlichen, sondern auch bei Laien aller Stände verbreitet.
Ihre Wertskala ist sehr weit, neben kümmerlichen Versuchen unbeholfener Stein-
hauer stehen Werke, die zu den besten ihrer Zeit zählen.
2) Zur Verp:leichunc: luibe ich im Germanischen Museum die Büste des heiligen Joseph
von Reims neben dem Grabmal des heiligen Emmeran aufgestellt.
22 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Wir haben hier die Aiit'lösuii,i;' der hohen Kunst des H. Jahrhunderts nicht näher
zu verfoli^en. mit dem Sehwinden des monumentalen Sinnes läl.U aucii die Kraft
der Charakteristik nacli. l^ie KCtpte des (irafen von Gleichen und seiner
beiden Trauen auf dem Denkmal im Dom zu Hrfurt kcinnen nicht mehr als Bildnisse
liehen. Hie Henknuiler der T h ii r i n i;' e r I. a n d i;' r a f e n in Reinhardsbrunn sind
Idealbildnisse, aber sie leisten auch als solche wenii; und man darf bei ihrem An-
blick nicht an die Naumburi^er Stifter denken. Der Grabstein des Johanniter-
priors Bert hold von 11 e n n e b e r.i;' t H^O, eines der spätesten Werke der
ausgehenden sächsischen Schule, der von Würzburg in das bayerische Nationalmuseum
gekommen ist. zeigt das Streben nach individueller Gestaltung, bleibt aber in dürftiger
Formgebung befangen. Das Gleiche gilt noch von dem Grabmal des Ekro von
Stern im Biirgerspital zu Würzburg.
Daneben k(->mmen aber schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Denk-
mäler vor, welche formal weit h(')her stehen. Das Bedeutendste, was die deutsche
Grabplastik des 14. und IS. Jahrhunderts hervorgebracht hat sind die Bischofs-
gräber in B a m b e r g , W ü r z b u r g und Mai n z. Ihre lange Reihe veran-
schaulicht mit Heranziehung weniger anderer Denkmäler den Übergang von typischer
Gestaltung zu individualisierender Porträtdarstellung. Er vollzieht sich nicht so
folgerichtig, wie in der französischen Kunst, und kommt fast hundert Jahre später
an das Ziel. Dafür treten ab und zu Persönlichkeiten auf, welche in starkem
realistischem Wollen ihrer Zeit vorauseilen und eine Kraft der Individualisierung
entfalten, deren Errungenschaften nicht sofort Gemeingut werden können.
Die Verstorbenen sind ausnahmslos in ganzer Figur dargestellt, aber abgesehen
davon, daß die Körperformen unter den schweren Gewändern fast verschwinden,
läßt sich nicht mehre fststellen ob und wieweit eine Wiedergabe des Körperbaues
beabsichtigt war; die Absicht wird kaum auf mehr als allgemeine Eigenschaften,
schlank, untersetzt, dick oder dünn gerichtet gewesen sein.
Die Reihe der Bischofsgrabmäler des 14. Jahrhunderts wird durch das M a n-
golds von Neuenburg (f 1303) im Dom zu Würzburg '^) glänzend eröffnet.
Zwar ist der Kopf durch eine Überarbeitung im 18. Jahrhundert stark verändert,
aber die mächtige, vom Typus abweichende Anlage konnte doch nicht verwischt
werden. Auf Einzelnes einzugehen verbietet der Zustand; es hat jetzt hauptsächlich
durch die malerische Überarbeitung der Augen eine Lebendigkeit, die der Kunst
des frühen 14. Jahrhunderts fremd ist.
ex XIV. In der Gesamtauffassung der Grundform des Kopfes ist das Denkmal des 1333
verstorbenen Bischofs Wolfram von G r u m b a c h dem des Mangold ver-
wandt, aber die Durchbildung ist verschieden, sie geht sehr ins Einzelne und wirkt
3) Die Datierung des Denkmals ist umstritten. Als ich es ohne Kenntnis der Literatur
zum ersten Male sah, hielt ich es für das Werk eines Meisters aus der Nähe Andr6 Beauneveus.
Pinder, Mittelalterliche Plastik Würzburgs S. 50 setzt es mit guten Gründen in den Anfang
des 14. Jahrhunderts und leitet es von der sächsischen Schule ab. Allein in Sachsen war das
plastische Gefühl um diese Seit nicht mehr so stark. Es ist zu prüfen, ob es nicht um 1320
bis 1330 anzusetzen und auf französische Anregungen zurückzuführen ist. — Borger und Rohe
setzen es irrtümlich in die Spätzeit des 14. Jahrhunderts.
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 191 3.
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 23
etwas kleinlich. Der Kopf ist sehr iebendi,!;' und so individuell, daß eine Toten-
maske als Vorlage vorausgesetzt werden nuiLi. Hier setzt sich ein starker Realismus
durch, desgleichen in Frankreich in den dreißiger Jahren niclit möglich ist. Der
ins Kleine gehende Realismus dieses Kopfes hält mich ab, in dem Denkmal Ottos
von Wo 1 f s k e h 1 ein späteres Werk des gleichen Meisters zu erkennen. Es ließe
sich denken, daß derselbe von der steifen Haltung und der etwas trockenen Drapierung
des Wolfram zu freierer Behandlung fortgeschritten sei, aber von dem Realismus,
der an den Formen des Vorbilds haftet zu einer Auffassung, der die Formen nur Mittel
des geistigen Ausdrucks sind, finde ich keinen Übergang; hier waltet ein anderer
höherer Geist. A 1 b e r t v o n H o h e n 1 o h e (t 1372) ist sehr energisch und ganz
persönlich charakterisiert, ein willensstarker streitbarer Mann. Der Kopf ist kaum
nach einer Totenmaske, sondern eher nach einer Zeichnung gearbeitet. Die Auffassung
des Organismus ist noch mangelhaft. Front und Profil sind nicht zusammen ge-
sehen und so gut jene ist, so schwach ist dieses; die Nase ist klein, vielleicht nach-
gearbeitet, die Teile um den Mund, in der Frontansicht vortrefflich, sind eingedrückt
und flach. Das Gesicht ist nur reliefmäßig gedacht. Welchen Wert eine klare Gesamt-
auffassung hat, zeigt das schon dem Beginn des 15- Jahrhunderts angehörende Denk-
mal des Bischofs G e r h a r d von Schwarz b u r g.
Bevor wir die Schwelle des 15. Jahrhunderts überschreiten, müssen wir einen
Blick nach Böhmen werfen, wo die reiche Kunsttätigkeit, welche Karl IV. ins Leben
gerufen hatte, auch in der Plastik der realistischen Strömung der Zeit Geltung ver-
schaffte. Zwischen den Jahren 1379 und 1393 wurden im Triforium des Doms
zu Prag einundzwanzig Büsten von Mitgliedern der königlichen Familie, den drei ersten
Erzbischöfen von Prag, den Vorstehern des Dombaus und den beiden ersten Dombau-
meistern ausgeführt, und am Äußeren des Chors in der Höhe der Triforien zehn weitere
von Christus, Maria und Heiligen; also teils Bildnisse von Lebenden oder jüngst
Verstorbenen, für welche noch Vorlagen vorhanden sein mochten, teils Idealbilder
und -bildnisse. In der Ausführung sind aber nicht durchwegs die Bildnisse von Zeit-
genossen am kräftigsten individualisiert, sondern es stehen darin die der Heiligen
am Äußern am höchsten. Nach der sorgfältigen Untersuchung von Alfred Stix zer-
fallen die Büsten in vier Gruppen. Vier Büsten, darunter die des Herzogs Wenzel
von Luxem b u r g und des Matthias von A r r a s, des ersten Werkmeisters am
Dom sind ganz typisch, ohne individuellen Einschlag. Der Meister einer zweiten
Gruppe, welche die Bildnisse der königlichen Familie umfaßt, arbeitet tafei x ;
noch mit einer gleichartigen, typischen Grundform der Köpfe, weiß aber den Typus
formal und geistig stark nach dem Persönlichen hin abzuwandeln und recht
lebendige Bilder zu geben. Der Meister der dritten Gruppe führt die Bestrebungen
des Meisters der königlichen Familie weiter, der der vierten bringt sie zu der auf
der Stilstufe des späten 14. Jahrhunderts erreichbaren realistischen Durchbildung.
Das Typische ist noch nicht ganz überwunden, aber es wird von dem Persiinlichen
weit übertönt. Diese Gruppe aber, der die Büsten von Christus, Maria
und den Heiligen Adalbert, Prokop, Method und Cyrill angehören, ent-
hält nur ein wirkliches Bildnis, das des Nikolaus H o 1 u b e c, gerade bei diesem
aber ist die organische Durchbildung nicht ganz so vollendet als bei den Büsten derrafei x>
Heiligen, unter denen die des Heiligen Prokop am höchsten steht. Die Vermutung,
daß auch dieser letzten Gruppe Studien nach dem Leben zugrunde liegen, läßt
24 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
sich kaum alnveisen. An der caiizon Uclhc der lausten läl.it sich der Übcri^^ani,^ von
typischer zu reaüstischer Gestallunii" Schrill für Schritt verl'ol.u'en.
Wir kehren zur Betracht uns;' der Bischofsdenkmäler zurück: Das des Bischofs
Ci e r h a r d \- o n S c h w a r z b u r ,i;' (t 1396) im Dom zu Würzburg, ist eines der
\ollendetsten in der langen glänzenden Reihe. Die ganze Gestalt ist überaus plastisch
behandelt, der Kopf im Bau wie in der Muskulatur richtig, Form und geistiger Aus-
druck schließen sich zu voller Einheit zusammen, wenn auch die letzte Belebung
der Oberfläche noch fehlt. Die rn)rmen sind indes mit solcher Sicherheil gegeben,
dal3 man diesen kleinen Mangel kaum wahrnimmt. Die müden Atigen und die etwas
schlaffe A\uskulatur geben das Bild eines Phlegmatikers, dem starke Aufregungen
fremd sind, der ruhig erwägt und ohne Übereilung handelt.
Die Motive von Gerhards Denkmal sind in dem seines Nachfolgers J o h a n n
von Hgloff stein (j 1411) aufgenommen, aber ohne das sichere Schönheits-
gefühl, und in dem keineswegs charakterlosen Kopf fehlt die starke Kraft der Indi-
vidualisierung. Das Grabmal des Erzbischofs K o n r a d von W e i n s b e r g
(t 1396), im Dom zu Mainz, wird mit Recht dem Meister des Gerhard von Schwarz-
burg zugeschrieben. Die Behandlung des Kopfes ist verwandt, wenn auch nicht
ganz so vollendet. Mit diesem Denkmal, dem Werk eines ostfränkischen Meisters,
beginnt der Aufschwung der Mainzer Grabplastik; Würzburg tritt für längere Zeit
zurück. Von ostfränkischen Denkmälern sei noch das des Bischofs Albert von
Werl heim (f 1421) im Dom zu Bamberg erwähnt. Die kurze Figur in ihren
scinverfaltigen Gewändern ist unglaublich manieriert, aber der Kopf mit seinen ge-
dunsenen Wangen, der Spannimg der Slirnmuskeln und der Schlaffheit der Augen-
deckel ist mit erstaunlicher Sicherheit individualisiert. In der realistischen Durch-
bildung der Formen ist hier ein entschiedener Schritt über das Frühere hinaus getan.
Etwa gleichzeitig ist das Denkmal des Erzbischofs Johannes von Nas-
sau (t 1419) in Mainz. Der Kopf ist ganz einheitlich und sehr persönlich aufgefaßt,
reicht aber bei etwas kleiner Formgebiuig nicht an den Alberts von Werlheim heran.
Das Denkmal von Johannes Nachfolger Konrad von Dann hat an rauschender
Pracht kaum seinesgleichen. Der Kopf mit dem nach oben gerichteten Blick und dem
schmerzlichen Zug um den Mund ist höchst ausdrucksvoll und bei einfacher Behand-
lung sehr lebendig. Gerade hier aber drängt sich die Frage auf, ob nicht die Formen
trotz starker individueller Züge, durch das Streben nach Ausdruck bedingt sind.
Es gibt ein zweites Bild Konrads von Dann unter den Statuen der Kurfürsten am
Rathaus zu Ulm. Habicht, der diese Statuen in die Kunstgeschichte eingeführt
hat,*) schreibt die Figur dem Meister Hartmann zu, der im zweiten und dritten Dezen-
nium des 15. Jahrhunderts am Münster tälig war, und nimmt auf Grund der großen
Übereinstimmung an, daß beide Figuren nach dem Leben gestaltet sind. Die Ähnlich-
keit ist allerdings auffallend, ja sie geht in der Haltung des Kopfes soweit, daß sich
die Frage einer gegenseitigen Abhängigkeit der beiden Denkmäler aufdrängt. Wie
wenn der Erzbischof sein Denkmal schon zu seinen Lebzeiten ausführen ließ ! Ist es
nicht wahrscheinlicher, daß ein fremder Steinmetz dieses sah und für seine Figur
benutzte, als daß ihm der Kurfürst selbst Modell saß ? Aber die Gleichung hat zu
4) Z. f. christliche Kunst 25 S. 178.
Mitteilun.sjen aus dem Gerinan. Nationalmuseum. 1913-
Tafel IV.
Kaiser Karl IV.
Nikolaus Holubec.
Im Trifolium des Doms zu Prag;.
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses. Tafel XXXV.
i
VON GUSTAV VON BEZOLD. 25
viele Unbekannte und läßt sich nicht lösen ; nur annehmen dürfen wir, daß die Motive,
welche Konrads Kopf bot, beiden Bildnissen zugrunde liegen. Eines aber ist ganz
klar, gleicliviel was an Realität in diesen Köpfen liegen mag: zwei große Meister
haben hier Charakterbilder von sprechender innerer Wahrheit geschaffen, welche
alle äußere Ähnlichkeit aufwiegt und Vorbote einer hc'iheren Auffassung des Bild-
nisses ist.
Um 1420 — 1430 hat der Realismus in Deutschland wie in Frankreich und den
Niederlanden eine Stufe erreicht, auf der ein Verweilen und ein Sammeln zu neuem
Fortschreiten eintreten mußte, und es vergeht lange Zeit, bis wieder Bischofsgräber
von entwicklungsgeschichtlicher Bedeutung entstehen. Die Grabmäler von hohen
und niederen Klerikern, von Rittern und B ü r g e r n, die am Rhein
und Main zahlreich sind, bieten, soviele tüchtige Arbeiten auch unter ihnen sind,
und so sehr sie das Bild der Entwicklung des Grabdenkmals bereichern, nichts, was
unsere Untersuchung wesentlich fördern könnte, dagegen muß ein Blick auf die Denk-
mäler von Frauen geworfen werden.
Die weiblichen Gesichtszüge sind bis gegen das Alter zarter und weicher als die
männlichen, und nur eine die Formen sicher meisternde Kunst vermag ihren indivi-
duellen Besonderheiten gerecht zu werden. Der deutschen Kunst des 14. Jahrhunderts,
in der immer wieder die Neigung den Ausdruck über die Form zu stellen vorschlug,
lag diese Aufgabe nicht, sie ist der Gefahr im Gleichgültigen stecken zu bleiben, oder
ins Madonnenhafte zu verfallen, nur selten entgangen. Gestalten von so aus-
gesprochener Individualität wie J e a n n c de B o u r b o n vom Portal der Cöle-
stiner in Paris, oder J e a n n e d ' A r m a g n a c in Poitiers waren in Deutschland
nicht möglich, da und dort aber finden wir doch eine glaubhafte Bildnismäßigkeit.
Das Grabmal der K a t h a r i n a z u m Wedel (t 1378). in der Nicolaikirche zu
Frankfurt, gibt einige wesentliche Züge fest und einfach, etwa soviel wie das schöne
Denkmal der Cinna von Vargula (t 1370) in der Barfüßerkirche zu Erfurt.
E 1 i s a b e t h V o n R i e n e c k t 1419 in Lohr hat um den Mund einen trotzigen
Zug den man zuweilen bei jungen Mädchen wahrnimmt. Andere Denkmäler, wie
das der G u d e 1 a v o n H o 1 z h a u s e n (vor 1392) im Dom zu Frankfurt, sind noch
allgemeiner; es sind oberdeutsche Frauentypen mit einigen persönlichen Zügen,
sie stehen auf einer Entwicklungsstufe, welche das Männerbildnis schon mehr als
hundert Jahre früher erreicht hatte. Eine Ausnahme, wohl nicht die einzige, ist die
jugendlich reizende Gestalt der 1410 verstorbenen Anna von Dalberg in der
Katharinenkirche zu Oppenheim. Das zarte Oval des Geischts ist von leichten Locken
umwallt, Nase, Mund und Kinn sind sehr fein und eigenartig, die Führung der Flächen
ist belebt, aber die Augen sind noch tot. Der Kopf verliert in der Seitenansicht etwas
von seinem Reiz.
Nach der Mitte des 15. Jahrhunderts tritt der letzte gotische Figurenstil ein,
der in seiner gezierten Eleganz noch unhumanistischer ist als der vorhergehende,
ihm fehlt das Gefühl für das Organische des Organismus; aber die Beobachtung
hat sich doch vertieft, wenn sie auch den inneren Zusammenhang der Glieder noch
nicht klar erfaßt hat, und die geschärfte Beobachtung offenbart sich auch im Bildnis.
Freilich nicht in ihm allein, die Kunst ist jetzt fähig auch Idealgestalten und Cha-
rakterköpfe voll persönlichen Lebens zu geben. Dagegen haben gerade die größten
26 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Alt'iskT, wie Rieineiischneider oder Veit Stoß ihre ei.irenen Kopftypen und Hinzel-
tormen. die auch in ihre Bildnisse eindrin.tieii, so daß der Analyse der Bildnisl'i.nur
von zwei Seiten SLinvieri.i^keiten erwachsen, die nicht selten unüberwindlich sind.
Wieder, wie im 1^ Jahrhundert, fra,i;eii wir, sind die ausdrucksvollen (iharakter-
küpte der Heiligen, sind die niedrii;' realistischen Züi;e der Nebenfi,i;iiren aul' Reliefs
und Bildern frei erfunden ? Die Zeichnun,i;en des älteren I lolbein i^eben uns den
Aufschluß, daß er seinen Assistenz.i^^estalten Porträtskizzen zu,i;ruiide ,i;ele,i;t hat,
und man darf annehmen, daß auch andere so verfuhren. Daneben verfLi.t!:ten die
Meister iiber einen Vorrat iiberkommener Charakterisierun^s- und Ausdrucksfornien,
die für uns den Schein des Realismus haben, auch aus Beobachtun,t,^en ab,i,^eleitet,
in ihrer An\\endun,i; aber konventionell sind.
Der Niederländer Nikolaus G e r h a e r t von L e y e n ist als Porträtist
wenii;er bedeutend denn als frei schaffender Künstler, weder das Epitaph im Straß-
burt;:er Münster von 1464, noch das Denkmal Kaiser Friedrich 111. im
Stephansdom in Wien, begonnen 1467, erheben sich über ein gutes Mittelmaß. Der
Kopf Friedrichs ist wie die ganze Figur auf eine starke dekorative Gesamtwirkung
gearbeitet, auf eine eindringende Charakteristik ist verzichtet, doch dürfen die Züge
im ganzen richtig gegeben sein. Das Denkmal der Kaiserin Eleonore in
Wiener Neustadt ist sicher nicht eigenhändig und gibt nichts als das Bild einer schönen
Frau. Die als J a k o b v o n L i c h t e n b e r g und B a r b a r a v o n 0 1 1 e n h e i m
bezeichneten Büsten sind keine Porträts. Der Mann, ein alter Jude, ist unglaublich
lebendig, von einer forcierten Charakteristik, welche an die Figuren vom Moses-
brunnen in Dijon erinnert, die Frau ist bei sehr feinen individuellen Zügen in der
Gesamtanlage des Kopfes doch aus dem niederländischen Typus heraus gebildet.
Der Zeit und der Art nach stehen diesen Büsten die des älteren S y r 1 i n auf
den Wangen des Ulmer Chorgestühls nahe. Auch hier sind die K()pfe der Frauen
typisch, die der Männer pers()nlich und alle verschieden; die Vermutung, daß ihnen
Studien nach dem Leben zugrunde liegen, ist kaum abzuweisen, einen Kopf, wie bei-
spielsweise den des P t o 1 e m a e u s kann kaum jemand ganz frei erfinden, die
Charakteristik ist wahr und tief und geht in kräftiger Erfassung der momentanen
Stimmung über die reine Objektivität der Darstellung weit hinaus. Daß unter dem
Bild des V e r g i 1 S y r 1 i n selbst verborgen sei, ist eine ebenso alte als unbe-
gründete Vermutung; der Kopf ist um nichts individueller als die anderen, und schon
das Attribut des Lorbeers widerlegt die Bestimmung auf den ausführenden Bild-
schnitzer, so sehr dieser auch den Kranz des Ruhmes verdient hat. Syrlins Grab-
denkmäler stehen nicht auf gleicher Höhe.
Noch höher steht als Charakterdarsteller der Meister des Isenheimer Altars
im Museum zu Colmar, wahrscheinlich Nikolaus von H a g e n a u. Die
plastischen Teile dieses berühmten Werkes sind nach H. A. Schmids einleuchtenden
Ausführungen in den neunziger Jahren des 15- Jahrhunderts entstanden. Der spät-
gotische Realismus erreicht hier eine Höhe, die selbst von den Florentiner Büsten
des Quattrocento nicht überboten wird; dazu kommt eine gehaltene Kraft der Cha-
rakteristik die an Dürer heranreicht. Von den drei großen Figuren der Patrone
St. Antonius Eremita, Augustinus und Hieronymus sind die beiden letzten bedeutender
als die Hauptfigur. Daß die Anlage der Köpfe ganz organisch ist, bedarf kaum der
Mitteilungen aus dem Gennan. Nationalmuseuni. 191 3-
Tafel V.
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Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1913.
VON GUSTAV VON BEZOLD. 27
Erwähniin.c:. Der des Augustinus ist scharf nicxlelliert mit etwas gesteigerter Heraus-
hebung einzehier Muskehi, eine Art der Formgebung, die wir etwas später in erhöhtem
Maße bei Hans Backofen wieder finden. Vortrefflich ist die Bildung der Augen in
der nun alles Konventionelle überwunden ist. Ein Charakter von harter Energie
ist hier schlagend ausgesprochen. Im Gegensatz hierzu spricht aus den noch liebe-
voller durchgebildeten Zügen des Hieronymus Milde und Güte und als momentane
Empfindung schmerzliches Erbarmen. Die Muskulatur ist etwas schlaff und die
Flächen sind weicher vermittelt als bei Augustinus. Das obere Augenlid verschwindet
unter dem darüberliegenden Muskel, das untere ist schmal und geht sanft in die Wange
über, der Blick ist flehend erhoben. Man muß sich gegenwärtig halten, welch unüber-
windliche Schwierigkeiten die Bildung des Auges den unmittelbaren Vorgängern,
ja den Zeitgenossen des Isenheimer Meisters bot, um die Größe seines Könnens voll
zu ermessen. Die kleine knieende Gestalt des Stifters Jean d'Orilac gibt ein
schlichtes Porträt im Geist Memlings.
Unter den Bischofsgrabmälern vertritt das des Erzbischofs Di et her von lafei xxxvi
Isenburg (t 1482) in Mainz den spätgotischen Poträtstil in hervorragender
Weise. Es gehört schon in der Auffassung der ganzen Gestalt zu den besten des
ausgehenden 15- Jahrhunderts. Der Kontrapost, die Verteilung der Last auf Stand-
und Spielbein, die Art, wie die Hände das Buch halten, die leichte Neigung des
Kopfes stehen in richtigem Zusammenhang; einige Härten in der gepreßten Haltung
des rechten Oberarms oder der etwas gezwungenen Einbiegung am linken Knie
stören kaum. Der Kopf ist im ganzen einheitlich aufgefaßt, weit ins Einzelne
durchgeführt und kräftig individualisiert. Der gesenkte Blick wirkt trotz der toten
Behandlung der oberen Augenlider richtig. Bei allem Eingehen auf Einzelnes
bleiben Härten der Formgebung und die letzte Belebung der Oberfläche fehlt.
Verwandt und vielleicht von demselben Meister ist das Denkmal des Bischofs
Philipp von H e n n e b e r g (f 1487) im Dom zu Bamberg.
Gegen Ende des Jahrhunderts führte Tilman Riemenschneider das Grabmal
des Bischofs R u d o 1 f v o n Scheren b e r g (f 1495) aus, das im Dom zu Vv'ürz-
burg steht. Ein müder Greis voll Güte. Das weiche Wesen Riemenschneiders kam
dieser Aufgabe entgegen, es ist bewunderungswürdig, wie er innerhalb seines Stils
das Persönliche herausarbeitet. Die Durchbildung ist erstaunlich, das vom Alter
durchfurchte Gesicht ist mit Einzelformen überfüllt, die sich doch der Gesamterschei-
nung unterordnen und sie mehr beleben als stören. Von Riemenschneiders Ritter-
grabmälern ist hier nur das des K o n r a d von Schau m bürg (f 1499) zu nennen,
der sehr malerische Kopf ist einfacher behandelt als der Scherenbergs und mehr
stilisiert. Scherenbergs Nachfolger Lorenz von Bibra (f 1519) gab sein Grab-
mal schon zu Lebzeiten in Auftrag, 1522 war es vollendet. Die Ausführung in der
Werkstatt Riemenschneiders ist durch einen Eintrag im Liber quittantiarum vom
8. Februar 1522 sichergestellt, ich halte es aber in der Ausführung für die Arbeit
eines sehr begabten, dem Meister nahestehenden Schülers, dem ich auch das Grab-
mal des Abts Trithemius (t 1516) in der Neumünsterkirche zuschreibe, seine
Formgebung ist einfacher als die Riemenschneiders.
Um oder bald nach dem Beginn des 16. Jahrhunderts tritt der Meister auf den
Plan, welcher die letzte Stilphase der gotischen Plastik zum Abschluß bringt, Hans
28 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
B ;i c k o \ c n. Was ihn üWr all seine \ori;;in,u'or liinaushcbl, ist die voIUto Anl-
fassun.i: der Körperliclikeil. ihm ist. was andere suchend und lastend halb erreichten,
fester Besitz, in seinen praclitvoll .liebauschten Cjewändern stecken lebendi.ue Men-
schen, die ihre Glieder trei be\ve,i;en. und seine Charakteristik ist bei .i^roüer An-
näheruni: an die Natur stark und sprechend. Obt;leicli auf eindrin,tieiide Beobach-
tunsi" ,c:e,c:riindet. ist sein Stil sehr persönlich und ,i;eht auf starke Wirkun.t,^ aus. In
viMler Entfaltung' nach allen Richtun.tien zei.s^t ihn das Denkmal des Erzbischofs
ei xxwi. B e r t h o 1 d \ o u II e n nebe r.i;- (t l'^fM) im Dom zu Mainz, das früher nach dem
N'oixauii" Friedrich Schneiders Tilmann Riemenschneider zu,i;eschrieben wurde.
Backofen beherrscht als Porträtist seine Antrabe vollständi.i;. Hier ist alles or,t,^anisch
verbunden, das äußerlich E\M'melhafte ist ebenso wie die Überfülle an Detail über-
wunden, und doch ist alles Wesentliche in sicherer Stilisierung lückenlos ge.t,^eben.
Der Kopf weist lauter individuelle Formen auf, selbst an den Au,c:en, deren Ränder
noch etwas hart und scharf sind. Die Formgebung ist sehr klar und bestimmt; und
darüber hinaus die geistige Belebung, die reife Milde des Alters, die sich nicht nur
im Kopf, sondern in der ganzen Gestalt ausspricht. Bei aller Naturtreue aber sind
einzelne Formen nicht nur dem Ausdruck, sondern der optischen Wirkung zuliebe
etwas übertrieben. Objektiver ist das Denkmal des Erzbischofs Jakob von
Liebenstein (t 1508) im Dom zu Mainz, es ist in Haltung und Formgebung
einfacher und der Körper ist unter dem Gewand stärker betont. In Backofens Haupt-
werk, dem Denkmal des Kurfürsten U r i e 1 von G e m m i n g e n (t 1514) im
Dom zu Mainz, ist der Kopf ergänzt und kann nicht mehr auf seinen Bildniswert
geprüft werden. Die beiden Patrone S. Martin und S. Bonif azius sind pracht-
volle Barockgestalten, an denen alles auf die stärkste plastische Wirkung gearbeitet
ist. Die Köpfe haben eine hohe Kraft des Ausdrucks, ja in dem des heiligen Martin
liegt etwas Schwärmerisches, ein Schwelgen in Gefühlen, das dem frühen 16. Jahr-
hundert sonst fremd ist und die Empfindungsweise des späteren katholischen Barock
ankündigt. In diesen Köpfen ist die Fülle der Formen, die vielleicht über das Not-
wendige hinausgeht, mit fester Hand der Gesamtwirkung untergeordnet. Es sei
noch auf das herrliche Bildnis des Kanonikus Petrus Lutern (f 1515) in der
Stiftskirche zu Oberwesel hingewiesen, das bei schlichterer Behandlung Backofens
Bildniskunst im hellsten Lichte zeigt.
Um das Jahr 1500 ist das Ziel einer objektiv richtigen plastischen Darstellung
bestimmter Personen erreicht. Ein Überblick über die gesamte deutsche Grabmal-
plastik ist noch nicht möglich, würde aber die Ergebnisse unserer Betrachtungen
nicht wesentlich verändern. Die Grabmalplastik bleibt naturgemäß immer objektiv,
wesentliche Fortschritte in der Annäherung an die Natur macht sie bis ins 18. Jahr-
hundert nicht, und auch dann sind Franzosen und Italiener den Deutschen über-
legen. Es hat für unsere Untersuchung keine Bedeutung, sie weiter zu verfolgen.
Ein klarer Einblick in die Anfänge und die erste Entwicklung des realistischen
Bildnisses in der Malerei wird uns immer versagt bleiben; der Denkmäler sind zu
wenige, die Grundzüge der Entwicklung lassen sich aber erkennen und bestätigen,
daß sie der der Plastik entsprach. Wir können sie bis in die zweite Hälfte des
14. Jahrhunderts zurückverfolgen.
Mitteiluni^eii aus dem GeriiKin. Nationalmuseum. 191 3 •
Tafel VI.
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 20
Die Gemälde in Karlstein in Böhmen, 13 "57—1 364 aus,t(eführt, ,t;eben wichtige
Aufschlüsse. Die vielen Halbfii;iiren von Heili,t;en in der Kreuzkapelle sind im Bau
der Köpfe und in den Einzelheiten sehr .s^Meichartii;, auch sind sie fast alle in ,i,^leicher
Stellung im Dreiviertelsprofil dargestellt. Der Maler hat eine Fülle guter Beobach-
tungen zu einem festen Stil verarbeitet, in dem er sich frei bewegt. Eine Individuali-
sierung nach den körperlichen Formen fehlt und eine Differenzierung der Charaktere
ist kaum angestrebt, aber der Ausdruck ruhigen Ernstes und energischen Denkens
ist mit großer Kraft gegeben. Man darf die Bilder nicht nach den galeriemäßig
restaurierten Beispielen im Hofmuseum in Wien beurteilen. In den heiligen Ge-
schichten ist auch in den Nebenfiguren an Individualisierung weniger erreicht als
in gleichzeitigen italienischen und französischen Werken. Dagegen sind die Bildnisse
Karls I V. schon sicher erfaßt. Soweit es Profilbilder sind, scheinen sie auf einxafei xxx'
nach der Natur gezeichnetes Vorbild zurück zu gehen. Das Älteste und Beste ist
das in der Katharinenkapelle (1357). Die Stilphase und vieles Einzelne, die Ge-
staltung der Augen, der Nasenflügel u. a. entspricht dem wenig früheren Bildnis
Johann II. von Frankreich (vgl. Mitteilungen 1910 S. 110). Ein Vergleich mit der etwa
zehn Jahre jüngeren Büste im Triforium des Prager Doms zeigt, wie weit die
Plastik, obwohl sie mit nahezu den gleichen Formelementen arbeitet, der Malerei
noch überlegen war. Das anmutige Bild der A n n a v o n S c h w e i d n i t z xafci xxx\
gibt die Züge der jungen Frau im ganzen ziemlich gut wieder, hält aber auch
keinen Vergleich mit der Büste aus. Es ist bemerkenswert als ein sehr frühes
Porträt im Dreiviertelsprofil.
Im Norden tritt nach 1360 ein großer Meister auf, Meister Bertram in Ham-
burg. Seine Altarwerke vereinigen Plastik und Malerei und in der Charakteristik
ist er als Bildhauer stärker denn als Maler. Doch gehört er auch als Maler zu
den Ersten seiner Zeit, der Zeit des keimenden Realismus, dessen Wesen hier nicht
nochmals darzulegen ist. Noch herrscht ein überkommener Typus vor, einzelne
selbständige Beobachtungen werden verwertet. Bertrams Köpfe haben Leben und
Ausdruck, aber es ist dessen nicht mehr als schon im 13. Jahrhundert etwa in den
Bamberger Domskulpturen erreicht war. Wie fern sind diese groß stilisierten Köpfe
noch von dem scharfen Realismus des beginnenden 15. Jahrhunderts. Man mag
den lehrreichen Vergleich zwischen den Propheten an Bertrams Grabower Altar
und denen am Mosesbrunnen in Dijon anstellen.
Was Meister Bertram begonnen, setzt Meister Francke in der Frühzeit des
15. Jahrhunderts glänzend fort, er beherrscht den Ausdruck weit vollkommener
als Bertram und gibt ein sehr entwickeltes Mienenspiel, auch differenziert er die
Formen mehr als jener, aber zu einer ausgesprochenen Individualisierung gelangt
auch er nicht.
Die Kölnische Schule ist ihrer ganzen Richtung nach kräftiger Individuali-
sierung abgewandt, kann sich aber im Lauf des 15. Jahrhunderts doch dem allge-
meinen Zug nach genauerem Eingehen auf die Naturformen nicht entziehen. Wie
überall tritt das Streben nach naturalistischer Gestaltung zuerst in der Assistenz
und in den Stiftern religiöser Bilder zutage, aber durch das ganze 15- Jahrhundert
gelingen die Assistenzfiguren, in welchen schulmäßiges Können ungebundener mit
dem Modell schaltet besser als die Stifter, an deren Bildern die Hand gegebenen
30 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
ForukMi luk'liiiclicn soll, uiul dor hcili^o Bcniluird auf dem sclKMien Bild vom Meister
des Marienlebens im Museum zu Köln mutet uns persönlicher an, als alle Stifter
dieses Meisters, bei welchen einzelne ,i;ut beobachtete Züi^^e nie zu lebendi.i^^er Hinheit
zusammengefaßt sind.
L'm ISOO driiiiit die niederländische Kunst am Niederrhein vor. Jan Joest
von Calcar und der Meister des Todes der Maria .c:ehören diesem Kunstkreis an, ihre
.AuffassuiiiT des Menschen ist noch spätgotisch, man^i^elhaft artikuliert, aber im
Bildnis geben sie in stren,i;er Sachlichkeit vortreffliches; ihre Männerkr)pfe zeichnen
sich durch scharfe Hrfassuni^' der einzelnen Formen aus, die Fraueiiltildnisse bleiben
befan,uen.
In der oberdeutschen Malerei ist die Entwicklun,^: die .gleiche, auch hier werden
zuerst NebeiüX^uren in realistischem Sinn gestaltet, und daß ihnen zuweilen Porträt-
skizzen zugrunde lagen, wissen wir aus Gemälden und Zeichnungen des älteren
Holbein und Dürers. Man darf aber nicht annehmen, daß alle vom Typischen oft
sehr weit abgehenden Köpfe von Kriegsknechten, Zänkern und anderem niederem
Volk auf diese Weise entstanden sind, sie sind zum großen Teil frei erfunden, im
Sinn der Zeit, welcher Böses und Häßliches verbindet, Ausdrucksköpfe, für uns
Karikaturen.
Porträts und zwar Brustbilder in der in Italien und den Niederlanden üblichen
Form kommen von der Mitte des 15- Jahrhunderts an in Aufnahme. Die harte
Formgebung der oberdeutschen Malerei kam der Aufgabe wenig entgegen, und die
an einen schulmäßigen Zug gewohnte Hand vermochte nicht, den Formen des Vor-
bilds genau zu folgen. So sind denn die gemalten Bildnisse vom Zeitstil stärker
bedingt und von objektiver Formgebung weiter entfernt als die plastischen,
xxviii. Das Bild eines jungen Mannes vom Meister des Tucheraltars im Ger-
manischen Museum (123) zeigt deutlich die Befangenheit des Meisters der Natur
gegenüber, er erfaßt einzelne Formen namentlich am Mund, andere bleiben allgemein,
die Projektion des Gesichts ist ziemlich gut, aber an organischer Zusammenfassung
ist kaum soviel erreicht, als in den Köpfen der Heiligen auf dem Tucheraltar, und der
Ausdruck ist um vieles schwächer als dort. Ganz allmählich wird die Erfassung
der Formen sicherer. 1496 gibt Michel Wohlgemuth in dem Bildnis des Hans Perck-
meister in derbem Vortrag lauter individuelle Formen, die trotz der auf das Einzelne
gehenden Modellierung ziemlich einheitlich zusammengefaßt sind (die Muskulatur
der linken Wange stimmt nicht ganz mit der der rechten überein). Ein vergrämter,
mürrischer Geist spricht aus dem Kopf. An dem Bild verdient auch die einfach
feste koloristische Haltung Beachtung; die Figur steht auf einem warm grünlichen
Hintergrund, Gewand und Mütze sind schwarz, die Fleischtöne gelblich, eine male-
rische Gesamtwirkung bahnt sich an. Darin aber hatte schon etwa 25 Jahre früher
XXVIII. Hans Pleydenwurff in dem Bildnis des sog. Kanonikus Schönborn (Germanisches
Museum 128) weit Höheres erreicht. Der im Dreiviertelsprofil gegebene Kopf ist
gut projiziert. Vielleicht ist der Abstand vom linken Auge zum Ohr etwas zu groß,
die Formgebung ist sehr eingehend und sorgfältig, vor allem aber ist die Modellierung
weich und malerisch. Auch die geistige Charakteristik des milden Greises ist
vortrefflich. In diesen Eigenschaften steht das Bild in der oberdeutschen Kunst
ziemlich vereinzelt.
Mitteilun,s:en aus dem Gernian. Nationalmuseiim. 191^-
Tafel VII.
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Die anderen oberdeutschen Schulen des 15- Jahrhunderts — Oberrhein,
Schwaben, Bayern — leisten im Porträt kaum das, was die fränkische erreicht hat,
einen Meister der Charakteristik wie den älteren Syrlin suchen wir in der Malerei
ver,c:eblich, erst im Beginn des 16. Jahrhunderts dringen Bernliard Strigel und der
ältere Holbein zu einer freieren, organischen Auffassung durch. Gemalte Einzel-
porträts haben wir von Holbein nicht, dagegen sind zahlreiche unmittelbar nach
der Natur gezeichnete Skizzen erhalten. Holbeins Kunst ist spätgotisch. Von
Anfang an selbständig und mit einem starken Wirkliclikeilssinn begabt ringt er
sich doch mühsam aus der Tradition los. In der Auffassung des menschlichen Körpers
im ganzen überwindet er sie nie ganz, den Kopf aber erfaßt er als organische Ein-
heit, seine Beobachtung haftet nicht mehr am Einzelnen, sondern geht zuerst aufs
Ganze. Die Skizze bedingt Beschränkung und Auswahl in der Wiedergabe der
Einzelheiten; Holbeins hohe Begabung für das Bildnis bekundet sich glänzend darin,
daß er mit Sicherheit das für die Charakteristik wesentliche findet und mit den ein-
fachsten Mitteln darzustellen vermag. Der A r mbr us t s c h ü t z e, die Studie fürTafei xx;
den auf dem Sebastiansaltar, mag als Beispiel dienen, ich wähle ihn wegen der
scharfen Beobachtung und lebendigen Wiedergabe des zielenden rechten und des
geschlossenen linken Auges. Davon ist auf dem Bild manches verloren gegangen,
der Kopf ist mehr geneigt und der Blick ängstlich gespannt, auch die Proportionen
des Kopfes sind nicht vorteilhaft verändert.
Holbein hat noch manche andere Porträtskizze, auch ohne daß sie für diesen
Zweck gezeichnet war, in seine Bilder übertragen. Das Typische lag ihm wenig,
Köpfe, in welchen er es konsequent festhält, erscheinen leicht leer und nichtssagend;
für sein Streben nach Ausdruck sind ihm individuelle Formen förderlicher. Unsicher
und tastend gestaltet er sie in seinen frühen Werken, aber der Profilkopf des Joachim
auf dem Tempelgang im Weingartener Altar mutet doch fast schon an wie eine
Florentiner Medaille. Später formt er seine Köpfe den Anforderungen des Ausdrucks
entsprechend. Die Schergen in den Passionsszenen sind nicht mehr Karikaturen,
sondern harte, gefühllose Bösewichte. Neben solchen aus Naturbeobachtung heraus
frei gestalteten Ausdrucksköpfen finden wir aber schon früh wirkliche Porträtköpfe,
die nur wenig oder gar nicht umgestaltet sind, und zwar nicht nur in der Assistenz,
sondern auch in den Hauptfiguren. Am weitesten geht darin das Epitaph des Ulrich
Schwarz, auf dem selbst Gott Vater die Züge eines Augsburger Bürgers hat, der auf
dem Sebastiansaltar nochmals auftritt und dessen Kopf eine Silberstiftzeichnung
der Berliner Kabinets gibt. Der alte Mann, der auf die Fürbitte Mariae und Christi
sein Schwert bedachtsam in die Scheide steckt, nimmt sich allerdings in der unge-
wohnten Würde höchst merkwürdig aus. Unten enthält die zahlreiche Familie
lauter tüchtige Bildnisse. Woher hat der Maler das des Bürgermeisters Ulrich
Schwarz gehabt, der schon 1478 hingerichtet wurde?
Auch Holbeins jüngerer Zeitgenosse, Albrecht Dürer, macht den Übergang
von stilistisch bedingter zu freier, objektiver Darstellung durch. Er zählt zu den
größten Porträtisten aller Zeiten; die Zahl seiner Bildnisse ist sehr groß, von den
Gemälden machen sie fast die Hälfte aus, dazu kommen noch viele Zeichnungen
und Kupferstiche.
32 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Über diosc' Bikinisst' ist in allor und neuer Zeil soviel .uesehrieben worden, daü
ieh niieh ;iut eini.^e Beinerkun.uen besehriinken kann, wekdie Bekanntes wiederholen.
Dürers Be.uabuui:, an den Din,i::en das VVeseiU liehe zu sehen und in das Bild zu über-
tra.i^en. ist ohne .liieichen. Schon die Silberstiftzeiehiuin.t,^ der Abertina, das Selbst-
porträl der l^reizehnjähri.uen. ist von einer rriihreite. wie wir sie ähnlich nur bei
Mozart finden. Mit heili.^eni l:rnst i^eht der Knabe an sein Werk, die rönnen sind
mit sicherem Strich fest und klar iie.ueben. wemi auch nicht alles richtig ist ; die rechte
Hand, die er im Spiegel nicht ruhend sah. ist in kindlicher Weise verdeckt. Und über
die Form hinaus der liebenswürdige Ernst des Kindes. Das Bild seines Vaters von
1490 in den lUfizien sa.i^t uns kaum mehr, es zeigt bei gesteigertem Können die gleiche
Hingabe an die Natur, eine schlichte, etwas befangene Wiedergabe der Formen,
aber wenig geistige Charakteristik.
Die Wanderschaft bringt die starke Einwirkung Schongauers und die Be-
rührung mit oberitalienischer Kunst, mehr der Mantegnas als der Venezianer.
Die Bildnisse aus den n.eunziger Jahren haben noch eine strenge, etwas magere Form-
gebung, da und dort glaubt man eine leichte Abwandlung der Formen zugunsten
der geistigen Charakteristik wahrzunehmen, die nun schon sehr vertieft ist. Das
gilt zunächst von dem Bild von Dürers Vater (1497), dem treuen und ernsten Mann,
dann von Oswald Krell (1499), dem Choleriker, der so scharf aus dem Bild heraus-
sieht. Dürer liebt die weite Drehung der Pupille bis in den äußern Winkel des Auges
als Ausdrucksmittel, wir finden sie noch bei Holzschuher (1526) und mit fast dämo-
nischer Wirkung im Paulus von 1526. Noch auf ein anderes sei hingewiesen, Diu'er
zieht bei Bildnissen in Halbprofil zuweilen den Winkel des Nasenansatzes schärfer
ein und gibt die Nase weniger verkürzt, als es der perspektivischen Projektion ent-
spricht, auch bleiben in der abgewandten Gesichtshälfte öfters einige Härten im
Umriß und den inneren Formen.
Dürer gestaltet das Porträt bildmäßiger als seine Vorgänger, er gibt Halb-
figuren, bei welchen Körperhaltung, Arme und Hände mitsprechen, und setzt sie
in den Raum.
Und dann sind einige dieser frühen Bilder von hohem koloristischem Reiz.
Schon das Bildnis des Vaters von 1490, das Werk eines Neunzehnjährigen, bewegt
sich auf einer Tonskala, die der lauten und bunten oberdeutschen Kunst fremd ist.
Aus Grau und Braun heraus — auch der helle, warme Ton des Kopfes ist in Grau
schattiert — und etwas Schwarz wird eine Farbstimmung erreicht, die in Einfach-
heit und Einheitlichkeit über das hinausgeht, was vorher in Deutschland gemalt
worden war. Das Selbstporträt in Madrid ist in zarten, kühlen Timen äußerst har-
monisch zusammengestimmt und im Oswald Krell, wo der rötliche Pelz und das
rotbraune Haar keck gegen den roten Vorhang gestellt sind und links der Blick in
die grüne Landschaft frei wird, ist die Farbenwirkung von einer Kraft, die auch ein
moderner Kolorist kaum überbieten könnte. In diesem Zusammenhang sind auch
Dürers landschaftliche Aquarelle zu nennen. Dürer war zum Koloristen berufen,
er ist es nicht geworden. Gerade in Venedig, wo der Tonwert der Farben längst
erkannt war, wird seine Farbgebung bunt, später hart und tnx^ken. erst nach der
niederländischen Reise (1521) folgen wieder malerischere Bildnisse, das vollendetste
in Madrid.
Mitteilungen aus dem German. Nationalniuseum. 191 3.
Tafel Vi;
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 33
Etwa von 1500 an iialinien die formalen Probleme der Menschendarstellun.ü^
Dürer stark in Anspruch. Es ist die erste Stufe der Proportionsstudien, mit der eine
freiere Auffassung und vollere Darstellung der Körperformen Hand in Hand geht;
es ist die Berührung mit der Renaissance. Die Frage, ob dieselbe der freien Produk-
tion Dürers förderlich war, hat uns hier nicht zu beschäftigen, in formaler Hinsicht
war sie eine Förderung; Dürer weifi nun mit den einfachsten Mitteln in Beschrän-
kung auf das Wesentliche die Körperformen lebensvoll zu gestalten. Unter den
Bildnissen sind es vor allem die großen Kohlenskizzen von 1503 und 1505 (L. 5 und
L. 180), wenige Linien, wenige Töne genügen, um den Kopf zu plastischer Erscheinung
zu bringen, so daß wir nichts vermissen. Der zweite Aufenthalt in Venedig bringt
diesen Stil zur Reife, in dem herrlichen Frauenkopf des Berliner Museums ist alles
Bedeutsame gegeben, alles Nebensächliche ausgeschieden. Noch weiter geht eine
Pinselzeichnung in der Albertina (L. 510), der Kopf einer jungen Frau, an dem alles Tafei xl.
ins Große und Einfache stilisiert ist, wenn auch Naturstudie, will er doch kein Bildnis
mehr sein. Der zweite Aufenthalt in Venedig bringt die größte Annäherung Dürers
an die Formgebung der Renaissance. Der Gewinn den er aus ihr zieht, ist das Streben
nach einfacher Größe, aber dieses Streben bleibt theoretische Einsicht, seine Schule,
sein Wesen, vor allem sein schlichter Wahrheitssinn weisen ihm andere Wege. Eine
andere Erkenntnis weist ihn an die Natur als Lehrmeisterin, und hier sieht er die
reiche Fülle der Formen. Wie er zu einem Ausgleich dieser widerstreitenden Ten-
denzen kommt, ist seine künstlerische Großtat. Auf höherer Stufe wiederholt sich
in den späten Bildnissen was wir bei Jan van Eyck bewundert haben, die Unter-
ordnung eines unendlichen Formenreichtums unter eine geschlossene, einheitliche
Gesamterscheinung.
Die Bildnisse aus den mittleren Jahren sind nicht eben zahlreich, zumeist
Zeichnungen, aber es sind einige hochbedeutende unter ihnen. Der Kopf von Dürers
Mutter von 1514, das erschütternde Bild einer alten Frau, die ermüdet von einem
in treuer Pflichterfüllung verbrachten, beschränkten Leben dem Tode entgegen
geht, das Bild seines Lehrers Wohlgemut (1516), jetzt im Germanischen Museum,
das bei schlechter Erhaltung immer noch mächtig wirkt. Dann folgen die Zeich-
nungen vom Augsburger Reichstag von 1518, Maximilian (L. 547, welche die Formen
dieses Kopfes diskret zurechtschiebt und mit wenigen Linien mehr gibt als das nach
ihr gemalte Porträt von 1519), Kardinal Albrecht von Brandenburg (L. 548, die Vor-
lage zu dem Kupferstich B. 102) und Kardinal Lang von Salzburg (L. 549)- Aus dem
gleichen Jahr ist der Profilkopf eines Unbekannten (L. 401, Hans Imhoff.^), deniafeixL.
Dürer drei Jahre später auch gemalt hat. Die Reise nach den Niederlanden
1520—1521 bringt eine stattliche Zahl großer Kohlezeichnungen und die sorg-
samen Silberstiftzeichnungen des Skizzenbuchs. Die Sicherheit in der Auffassung
der individuellen Formen ist gegen früher noch gesteigert, auch die Beschränkung
der Mittel. Die Kohlezeichnungen reichen mit wenigen Linien und Andeutungen von
Schattentönen aus, reicher ist die Durchführung der Silberstiftzeichnungen, in
welchen die Schraffierung an Stelle der geschlossenen Töne treten muß. Schönes
Beispiel Eoban Hessus von 1526 (L. 295). Der hohe Reiz dieser Zeichnungen
liegt, abgesehen von ihrer technischen Vollendung, in der starken Unmittelbarkeit
mit der sie persönlichstes Leben wiedergeben.
34 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
HinJKc' ZcMchiuiii,i;t.Mi luit Dürer :iLs Vorhi.i^tMi liir den Stich benutzt. Es sind
der Kardinal von Brandenburii- L. 547 von 1518 — Sticii B. 102 von 1519, L. 329 —
Stich B. 10^ von 1524; Friedrich der Weise L. ^S7 — Stich B. 104 von 1524. Auch
für Pirckheinier können wir Zeichnuiii^en, allerdings aus weit früherer Zeit (L. 376
von 1=^0^ und L. 142) mit dem Sticii von 1524 (B. 106) vergleichen, und von dem
ifei X1.1. Unbekannten, den Thausin!-' für den älteren Hans Inihoff hält, haben wir die er-
wähnte Profilzeichnun.i^' von 1518 (L. 401) und das Porträt im Prado von 1521.
Mit dem Umsetzen der Skizze in das Bild, tritt Dürers freie künstlerische
Täti.ukeit ein; er schiebt die Formen leise zurecht, bereichert sie und faßt sie zu plasti-
scher Finheit zusammen, und er erhebt damit die Erscheinung ins Bedeutende. Es
ist die Steigerung der Charakteristik, das Bild wird über die Wirklichkeit hinaus
zum freiem Kunstwerk. Dem gegenüber kommt die Einbu(3e an Unmittelbarkeit
nicht in Betracht. Die Tätigkeit des Porträtisten trifft hier mit der des schaffenden
Künstlers zusammen, der die Naturstudie zum Charakterkopf umformt. Ich habe
auf diese Seite des künstlerischen Schaffens da und dort hingewiesen. Dürer über-
trifft an Tiefe des geistigen Ausdrucks alle seine Vorgänger und erreicht das Höchste
in den K(")pfen der Apostel in Florenz und mehr noch in denen in München.
Die Zeit des objektiven Bildnisses geht zu Ende; nicht Dürer, der schon darüber
hinaus geht, sondern der jüngere Holbein bringt es zur Vollendung.
Holbein hat einen außerordentlich hohen Formensinn und eine beispiellose
(Jbjektivität, den sichersten Blick für das Charakteristische und eine Hand, die
dem Auge unbedingt folgt. Die Augsburger Kunst, die nie so linear stilisiert wie die
Nürnberger, war durch Holbeins Vater und Hans Burgkmair schon zu unbefangener
Naturauffassung und malerischer Bildbehandlung fortgeschritten, als der junge
Holbein in der Werkstatt des Vaters seine Lehre durchmachte. Ihm fällt mühelos
zu, was Dürer in schwerem Ringen und auf dem Umweg durch theoretische Studien
erreicht hatte, seine Kunst ist von Anfang an humanistisch. Ein Aufenthalt in Ober-
italien um 1518 mag diese Richtung gefördert haben, in Abhängigkeit ist er nicht
geraten. Von 1515 an lebte er in Basel, später in London, der Enge der deutschen
Verhältnisse entrückt.
Naturanlage und Schulung wiesen Holbein auf die Pflege des Bildnisses hin.
Auf fester Kunstanschauung und sicherer Technik beruhend, ist Holbeins Kunst
keinen Schwankungen unterworfen; wohl findet eine Entwicklung zu größerer Klar-
heit und Einfachheit statt, aber sie verläuft in einer Richtung, und Anfang und
Ende stehen nicht allzuweit voneinander ab. Holbein gibt die ruhenden Formen,
wie er sie sieht, und den Charakter, soweit er sich in ihnen ausspricht, was er aus-
spricht ist ganz wahrhaftig und überzeugend. Abwandlungen und Hervorheben
einzelner Formen zu stärkerer Charakteristik oder zu äußerlicher Verschönerung
sind ihm fremd. Diese Aufrichtigkeit ist noch die der Florentiner Quattrocentisten,
aber auf höherer Stufe, nicht mehr ein genaues Nachgehen aller Formen; was not-
wendig ist, stellt sich bei dem unumschränkten Können Holbeins von selbst ein,
was nebensächlich, tritt zurück; er malt. Allerdings ist die Zeichnung noch Vor-
XXXIX. und Grundlage. Holbein erfaßt die organische Einheit des Kopfes mit ganz anderer
Sicherheit als Dürer, und innerhalb der Gesamtform sitzt alles Einzelne richtig,
jede Form ist mit der höchsten Präzision umschrieben; der Zug der Hand ist ganz
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1913-
Tafel IX.
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Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmiiseum 1913.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1913. Taf. X.
Bildnis eines Unbekannten (Hans Imhoff?) von Älbrecht Dürer.
Im Museum des Prado in Madrid.
Beiträge zur Geseiiichte des Bildnisses. Tafel XLI.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1Q13.
Tai XI.
Bildnis des Robert Cheseman von Hans Holbein d. J.
Im Mauritshuis im Haag.
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses. Tafel XLll.
VON GUSTAV VON BEZOLD. 35
frei. Der Aufwand von Mifteln ist der !.;erin^ste, aber man vennifit nichts. Der Ein-
druck der Zeichnungen ist höchst lebendig und unmittelbar.
Bei der Übertragung in das Bild wird die Zeichnung in Malerei übersetzt, dietafei xi.ii
pilastisch zeichnerische Modellierung, wie sie noch Dürer übte, ist einer breiten, flächen-
haften gewichen und eine koloristische Gesamthaltung ist durchgeführt; aber die
zeichnerische Grundlage geht nicht ganz in Malerei auf. Es ist erst eine erste Stufe
des Malerischen (vgl. 1910 S. 116). Holbein denkt noch nicht rein malerisch wie
die großen Holländer des 17. Jahrhunderts, seine Herrschaft über die Form ist aber
schon so unbeschränkt, daß nur wenige Schritte zu ihrer völligen Überführung in das
Malerische nötig waren, der italienische Manierismus schob sich dazwischen, und die
Kunst brauchte hundert Jahre, um sie zu durchmessen.
Neben Holbein weist die Malerei des frühen 16. Jahrhunderts noch eine Reihe
großer Porträtisten auf, die bedeutendsten sind: Lucas Cranach, Hans Burgkmair,
Christoph Amberger und Barthel Bruyn. Es genügt, sie hier zu nennen, sie haben die
Bildniskunst nicht über die von Holbein erreichte Entwicklungsstufe hinaus geführt.
Das Vermögen, die Züge des Menschen richtig darzustellen, so daß sich auch
dessen Charakter, soweit er sich in den ruhenden Formen ausspricht, im Bilde
offenbart, war erreicht. Ähnlichkeit ist nun eine selbstverständliche Forderung
an ein Bildnis. Aber nachdem das Problem der Ähnlichkeit gelöst ist, hört es auf
ein künstlerisches zu sein; die Bildniskunst wendet sich anderen Aufgaben zu.
oOo
I
EINE GOTISCHE REPLIK DES MUTTER-ANNA-ZEUG-
DRUCKS MIT DEN SERAPHIM.
Von Dr. R. FORRER (StraObiiri,').
11 ineinem Werke „Die ZeuKt^lrucke der hyzanliiiisclieii, ronranischen, ,ti;()tisclien
und späteren Kunstepochen"') habe ich auf Tatel XXX einen ,t,^ o t i s c h e n
L e i n e n d r u c k reproduziert, welclier Mutter Anna vorführt, wie sie die als
Mädchen dari^estellte Maria im Lesen und Singen „Gloria laus deo" unterrichtet,
indessen fünf vogelgestaltige S e r a p h i ni diese Szene mit inbrünstigem Gesang
begleiten. Über dem Ganzen wiHbt sich reiche gotische Spitzbogenarchitektur. Alles
atmet einen seltenen Reiz inniger Lieblichkeit, fast dem vergleichbar, der von den
singenden Engeln der van Eyckschen Altarflügel ausströmt.
Dies Muster ist auf dem }4 cm hohen und unten 27 cm, oben 24 cm breiten
Leinenfragment, Tafel I, zweimal und zwar dicht übereinander zum Abdruck gebracht
worden. Aber vom oberen Abdruck ist nur ganz wenig erhalten; man sieht noch den
Schemel, auf dem Maria steht und auf den auch Mutter Anna einen Fuß setzt; man
sieht nocli eine kurze Strecke des Gewandes der Mutter Anna; dann ist der Stoff quer
abgeschnitten. Außerdem war der Stoff der Höhe nach in drei Teile zerschnitten,
die aber noch genau zusammenpaßten. Ein vierter, nur schmaler Streifen scheint
zu der oberen Wiederholung des Bildes gehört zu haben. Dieses ist also nur zu
einem sehr geringen Bruchteil, der untere Abdruck der Platte dagegen fast voll-
ständig erhalten. Nur an der rechten Seite oben fehlt der rechte Pilaster des Spitz-
bogens, unter welchem Anna und Maria ihren Studien obliegen. Aus dem Bilde ergibt
sich, daß das Druckmodel in seiner vollen Höhe 29 cm maß, in seiner Breite
27— 27V3 i-^"!' ^Iso die für einen gotischen Holzschnitt respektable Größe von rund
800 Quadratzentimetern Flächenausdehnung besaß.
Als Herkunftsort der Originale wurde mir von dem Kölner Vorbesitzer eine
Kirche „bei Euskirchen" genannt. Über das Alter des Druckes schrieb ich
a. a. O. S. 29, daß „die Einen für das Stück den Anfang des 15- Jahrhunderts, andere
die Zeit um 1440 in Anspruch nehmen." In Anlehnung an die von E s s e n w e i n-)
veröffentlichten Plattendrucke dachte ich auch für diesen „Bildzeugdruck" an einen
„Vordruck für Stickerei bestimm t."
Bezüglich des Herstellungslandes dieses Zeugdruckes schwankte ich damals
zwischen Burg und (vgl. S. 28 und 43) und der Kölner Rheingegend
(S. 29), wobei für letztere Gegend burgundischer Einfluß in der Zeichnung nicht aus-
geschlossen blieb.
1) Straßbura: i. E. 1894, 44 S. Text und 57 Tafeln in Licht- und Farbendruck.
2) Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 1872 S. 241 ff.
VON DR. R. FORRER. 37
In ineineni I898 erschienenen zweiten Zeuc:druckwerke^) habe ich dann diesen
Zeu,s,a1ruck unbedenklicli den d e u t s c h e n Zeu,i;drucken an,i;ereiht (S. 22 ff. „Der
Zeu.tidruck in Deutschhind vom Mittelalter h\s ins 16. Jahrhundert") und (S. 26)
ihn in der ersten Hälfte des 15- Jahrhunderts in der Kölner Ge.t^^end entstehen lassen,
zu,t;leich aber auch als Prototypen auf die italienischen B i 1 d b r 0 k a t e
hinpwiesen, welche im 14. und IS. Jahrhundert entstanden sind und eine gleiche
Anordnung, d. h. rechteckige Gruppenbilder erkennen lassen, v/elche der Weber
in fortlaufender Wiederholung über- und nebeneinandergesetzt hat.
Gleichzeitig erschien dann in den „Mitteilungen aus dem Germanischen National-
museum 1897" ■*), wohin inzwischen mit meiner ersten Zeugdrucksammlung auch
jener „Engelsdruck" gewandert war, eine Abhandlung von Dr. Th. H ampe „Der
Zeugdruck mit der heiligen Anna, der Jungfrau Maria und Seraphim (aus der Samm-
lung Forrer, jetzt im Germanischen Museum) und einige altkölnische Handzeich-
nungen". In dieser Schrift analysierte Hampe meinen Zeugdruck von neuem und
brachte ihn zusammen mit einer H a n d z e i c h n u n g a u f P a p i e r. die das
Germanische Museum besitzt und welche dieselbe Engelsdarstellung als Skizze bietet.
Hampe hat darin mit guten Gründen die kölnische Herkunft und engen
Zusammenhang von Skizze und Zeug druck betont und als Entstehungs-
zeit der Skizze die Jahre um 1400 nachgewiesen, als Entstehungszeit des Zeugdrucks
das erste Jahrzehnt des 15- Jahrhunderts vermutet.
In einem Nachtrage zu Hampes Artikel habe ich dann in den Mitteilungen aus
dem Germanischen Museum I898 unter dem Titel „Noch einmal der Kölner Zeugdruck
mit Mutter Anna, Maria und Seraphim" gezeigt, daß der Zeichner der Papierskizze
zu dem Zeugdrucke in noch engerem Zusammenhange stehen müsse, als Hampe an-
genommen hat, daß in der Skizze ein Entwurf zum Z e u g d r u c k
z u s u c h e n i s t, ..daß die Handzeichnung des Nürnberger Kabinetts als ein Ent-
wurf derselben Hand anzusehen ist, welche auch den Zeugdruck verfertigt hat."
Bei der großen Seltenheit dieser alten Zeugdrucke durfte man die Erhaltung
der olien besprochenen Fragmente als einen besonderen Glücksfall und dieselben
als die einzig auf uns gekommenen Zeugen dieses hervorragenden Künstlers be-
trachten. Umso erfreulicher war daher der Nachweis der zugehörigen Skizze durch
Hampe und dann, in meinem oben zitierten Nachtrag, mein Nachweis eines mit
dem Zeugdruck zugleich erhaltenen Stickereifragmentes mit Vorzeichnungsspuren
in der Art der Weinblattmotive der Hampesclien Federskizze. Damit schien dieser
Zyklus seinen Abschluß gefunden zu haben. Umso überraschender war es daher
für mich, als ich im Frühjahr 1912 bei einem Züricher Sammler ein zweites
Fragment des S e r a p h i m z e u g d r u c k e s zu sehen und zu erwerben
Gelegenheit hatte und zu Hause bei nälierem Vergleich gar entdecken mußte, daß
wir es hier mit e i n e r V a r i a n t e des ersten Zeug d r u c k e s zu t u n h a b e n !
Und diese Variante bildet e i n Z w i s c h e n g 1 i'e d z w i s c h e n
der K ö 1 n e r F e d e r z e i c h n u n g u n d d e m 1"> i s h e r b e k a n n t e n
3) R. Forrer, ,,Die Kunst des Zeujjdrucks vom Mittelalter bis zur Empirezeit", Stniüliur.i;
1898, mit 81 Tafeln.
4) Mein Buch ist zwar 1898 datiert, mein Manuskript iiatte Herrn Dr. Hampe aber
bereits 1897 vorgeleg-en.
38 EINE GOTISCHE REPLIK DES MUTTER-ANNA-ZEUGDRUCKS MIT DEN SERAPHIM.
Fig. 1. Seraphimdruck Forrer 1898.
i
VON DR. R. FORRER. 39
S e r u p li i 111 z e u ,c: d r u c k ! (Den letzteren will ich hier kürzehalber als „Druck
von I898", den neuerworbenen als „Druck von 1912" zitieren; dieser ist hier
Figur 2 und 3 abgebildet, derjenige von I898 in Fig. 1.)
In seinem äußeren Ansehen ist das neuerworbene Fragment dein bisher bekann-
ten Stoffdrucke so ähnlich, daß ich bei seiner Erwerbung keinen Moment zweifelte,
einen Abschnitt vom gleichen Tuche vor mir zu liaben. Die Leinwand ist von gleicher
Feinheit, von gleicher Farbe; der Aufdruck ist dasselbe bräunliche Schwarz, wie es
der Druck von I898 mit so vielen gotischen Holztafeldrucken gemein hat; auch
hier ist ersichtlich schon in alter Zeit der Stoff in Stücke zerteilt worden. Auch die
Maße der beiden Holzstöcke müssen nahezu die gleichen gewesen sein; denn die Breite
desjenigen von 1912 ergibt wie die des Stockes von 1898 27 cm und die Höhe des
Stockes von 1912 läßt sich auf der linken Bildseite auf 27V2 '""is 28 cm eruieren, was
hinter derjenigen von I898 (29 cm) nur um 1 bis O/2 cm zurückbleibt.
Wie beim Druck von 1898 ist auch bei dem neuen ein und dasselbe Holzmodel
dicht neben- resp. übereinander gesetzt mehrfach zum Abdruck gelangt (vgl. Fig. 2).
Die vorhandenen Reste beweisen, daß der Holzstock nicht weniger als viermal
und zwar in der hier skizzierten Weise abgedruckt worden ist: \y\i^\
Vom Druck a sind die Leiber der Seraphim, die unteren Gewandteile von
Sankt Anna und Maria und vom Spruchband das Wort gloria erhalten, außerdem
die untere Abschlußbordüre in Gestalt einer Reihe von Vierpaßornamenten. Vom
Druck b ist die ganze obere Architektur nebst der oberen Abschlußbordüre, bestehend
aus weiß ausgespartem Blattwerk, erhalten, ferner sind vollständig sichtbar die Köpfe
der Seraphim, der Maria und der Mutter Anna, letztere bis unter die Schulter. \om
Druck c ist nur wenig von der linken unteren Ecke, vom"" Druck d das obere linke
Bildsechstel erhalten. Das Zusammentreffen der Bildränder kennzeichnet sich durch
verstärkte Färbung infolge doppelten Farbauftrages und durch unregelmäßigen
Ansatz; die Bilder c und d sind um einen starken halben Zentimeter zu viel nach oben
gerückt.
Vergleicht man nun die beiden Drucke, Fig. 1 (1898) und Fig. 2(1912) genauer, so
ergeben sich wesentliche Unterschiede in der Zeichnung. Die Architektur ist eine
wesentlich einfachere: 1898 gliedert den Raum in drei große spitzdachige Baldachine,
zwischen welche zwei hochspitzige kleinere Baldachine eingeschoben sind; bei 1912 fehlen
diese beiden letzteren Baldachine, begnügt sich der Künstler mit den drei großen.
1912 setzte hinter diese eine einfache wagrecht-rechteckige Maueiiucke, 1898fügt dort
eine Anzahl kleiner gotischer Fensterlucken ein. Bei 1898 ist unter jedem der 5 Bal-
dachine die Gewölbestruktur angebracht, bei 1912 ist diese nur bei dem Baldachin
über Maria und Mutter Anna zu sehen; hier ist auch die Steinmauerung des Gewölbes
angedeutet, bei I898 dagegen ist diese ausgelassen. Beachtenswert ist ferner, daß
der Hintergrund unter den Baldachinen 1898 mit einem Muster in Gestalt zusammen-
gekrümmter Raupen tapetenartig dekoriert ist, wogegen 1912 an die gleiche Stelle
naturalistisch gezeichnete Blätter, auf den Boden quadratische Fliesen setzt. Die
Schriftrolle zeigt I898 den Text gl(or)ia oder gr(at)ia laus deo weiß ausgespart auf
schwarzem Grunde, 1912 dagegen den Text gloria laus deo mit den Lettern schwarz
auf weiß sitzend und schmäler geschnitten. Endlich verwendet I898 fünf Seraphim,
40 EINE GOTISCHE REPLIK DES MUTTER-ANNA-ZEUGDRUCKS MIT DEN SERAPHIM.
I
VON DR. R. FORRER. 41
1912 nur deren vier, wobei niclit nur die Kopie und Leil^er, sondern auch zum
Teil die Flü.icel, liesonders die liinleren unter dem mittleren Baldachin, verschieden
gestellt sind.
Trotz dieser evidenten Unterschiede (ihre Zahl liefie sich leiclit noch vermehren)
erhellt doch aus der ganzen Anlage wie aus allen Details, daß man es hier mit zwei
Holzschnittplatten ein und desselben Künstlers zu tun liat. Man braucht nur die
Gesichter und die Haarbehandlung zu vergleichen, um sich darüber absolut klar
zu sein. Die Frage erhebt sich nun, welche Platte die ältere war. Mir
scheint, daßdiePlatte19l2dieältere, diePlattel 898 d i e j ü n g e r e
Edition darstellt. Man wird wohl die stärker gegliederte Architektur als
einen Versuch auffassen dürfen, den ursprünglicli einfacheren Aufbau schöner und
reicher zu gestalten. Das gleiche Bestreben zeigt die Einfügung eines fünften Se-
raphim. Ersichtliche Verbesserungen stellen dar einerseits die Weglassung der das
Bild 1912 unruhig gestaltenden Mauerbildung im Gewölbe, anderseits die Einfügung
der als weiße Flächen wirkenden Gewölbe; die veränderte Flügelstellung im Hinter-
grunde des mittleren Baldachins; die Schwarzfärbung des Schriftbandes, sodaß
dieses sich als ruliige schwarze Linie einfügt (wobei aber dem Holzschneider die Bucli-
stalien mißlungen sind, da das deo verkehrt ausgefallen ist).
Zu diesen Argumenten gesellt sich ausschlaggebend ein Vergleich mit der
Papierskizze Hampes: Dieser liegt die Platte von 1912 wesentlich näher als die
Platte von I898. Wie die Platte von 1912 liat auch die Papierskizze noch nicht fünf,
sondern erst vier Cherubim und wie die Platte von 1912 verwendet auch die Papier-
skizze für den Hintergrund Pflanzenblätter, während der Druck von I898 an ihre
Stelle jene „gekrümmten Raupen" setzt. Besonders eklatant prägt sich endlicli
die größere Übereinstimmung zwischen Papierskizze und Druck von 1912 aus in dem
Kopftuch der Sankt Anna. Seine Faltung über dem Kopfe und an den Schläfen
entspricht genau der Kölner Papierskizze, wohingegen beim Drucke von I898 das
Tuch über dem Kopfe vielfach gefältelt erscheint und an den Schläfen an die Stelle
der einfachen Verknotung eine kompliziertere Verschlingung getreten ist.
Nun zeigt die Platte von 1912 an mehreren Stellen (so bei der Stirnlinie der
Maria und beim mittleren Seraphim) L i n i e n u n t e r b r e c h u n g e n, welche vermuten
lassen, daß zur Zeit des Abdruckes der Holzstock schon abgebraucht bezw. be-
schädigt war; wahrscheinlich haben sich im Laufe der Jahre diese Ausbrüche derart
gemehrt, daß eine Ersatzplatte benötigt wurde, wobei dann die erwähnten
Abänderungen und Verbesserungen in der Komposition zur Ausführung kamen.
So ist jetzt der Ring geschlossen, erweist sich die Kölner Feder-
zeichnung als Vorstudie zum H 0 1 z s t o c k e des Z e u g d r u c k e s
von 1912 und die Platte von 1898 als ein an dessen Stelle
getretener Ersatz. Die Platte von 1912 wird sich zeitlich der Papier-
skizze unmittelbar angeschlossen haben, also noch um 1400 zu datieren sein, die
Platte und den Druck von 1898 dagegen werden wir einige Jahre später, also mit
Hampe um 1410 zu setzen haben. Und auch unsere gemeinsame Verlegung des
Herstellungsortes von Papierskizze und Zeugdruck nach C ö 1 n a m Rhein
hat durch den Nachweis eines noch engeren Zusammenhanges zwischen Skizze
und Zeugdruck an Wahrscheinlichkeit gewonnen — umsomehr, als auch der Zeug-
42
EINE GOTISCHE REPLIK DES MUTTER-ANNA-ZEUGDRUCKS MIT DEN SERAPHIM.
V\ji,U>H
Fig. 3. Der Seraphimdruck Forrer 1912 ergänzt.
i
VON DR. FORRER. 43
druck von 1912 nach den Mitteilun^'en des Vorbesitzers in seiner Provenienz auf
eben jenes Rhein,c:ebiet zurück,i,^eht. Die Reihenfol.i^e wäre also:
Papierskizze Hampe 1897 entstanden zirka 1395—1400,
Holzstock des Druckes 1912 entstanden zirka 1400,
Zeu,e:druck Forrer 1912 entstanden zwischen 1400 und 140S,
Holzstock des Druckes 1898 entstanden zirka 1405,
Zeu,e:druck Forrer 1898 entstanden zwischen 1405 und 1410. •'^)
Mit dieser merkwürdigen Folge von rheinischen Kunstprodukten aus den
Zeiten des Meisters Wilhelm gewinnt die rheinische Kunst ein ganz neues Gesicht,
werden uns neue Wege gewiesen; gar manches Kunstblatt, dessen Autor man bis
jetzt nach Burgund oder Italien verwiesen hat, ist vielleicht in Zukunft mit
gleichem Recht am Rhein zwischen Straßburg und Cöln zu suchen.
5) Im Jahrbuch der Kgl. Pr. Kunstsammlungen 22 Bd. (1901) hat Dr. Kristeller
S. 142 ff. in dem Aufsatze,, Ein venezianisches Blockbuch im Kie:l. Kupferstichkabinett zu Berlin"
auch meinen ersten Engelsdruck zitiert und diesen für Italien, speziell für Venedig in Anspruch
genommen, Hampes Zeichnung der Veroneser Malerschule des 14. oder beginnenden 15. Jahr-
hunderts zugewiesen. — Leitend waren für Kristeller rein stilistische Gründe. Tatsächlich weist
der Stil des Engelszeugdruckes, besonders auch eine mehr in die Breite als in die Höhe gehende
gotische Architektur, auf Oberitalien. Und beim ersten Anblick jenes Zeugdruckes wurde ich
sofort an die bekannten italienischen Brokatwebereien in Form rechteckiger, bildartiger Dar-
stellungen von Maria Verkündigung, Christi Anbetung usw. erinnert, wie Proben beispielsweise
Nr. 95, 96, 101, besonders verwandt aber Nr. loo, 191, 203—205 des Kataloges der Te.xtilsamm-
lung Errera bieten (Collection d'anciennes etoffes reunies et decrites par Me. Isabelle Errera,
Bru.xelles 1901).
Aber man beachte, daß Z e u g d r u c k e immer mehr oder minder bloße Surrogate
sind, deren Wiege oft weit abseits lag von dem Lande, welches das Vorbild geschaffen hat. Sie
kopieren irgend einen orientalischen oder italienischen Stoff und ihr Stil ist dann ein gut orien-
talischer oder italienischer, ohne daß deshalb der Zeichner, der Modelschneider, der Drucker,
der Stoff orientalischen oder italienischen Ursprunges zu sein brauchen. So gehen unsere am
Rhein gefundenen mittelalterlichen Zeugdrucke größtenteils auf orientalische und italienische
Gewebeprototypen zurück, ohne aber im Orient oder in Italien entstanden zu sein. Ähnlich verhält
es sich allem Anschein nach auch mit unserem Engelsdrucke. Stilistisch wurzelt er in Italien
und geht zurück auf die oben erwähnten Bildwebereien, die für Kirchengewänder, Möbel- und
Wandbezüge Verwendung fanden. So klären sich die stilistischen Bedenken Kristellers un-
gezwungen auf. Aber diese Bildgewebe sind nach Burgund, nach Deutschland und noch weiter
nordwärts gewandert und haben hier unsere Künstler und Handwerker beeinflußt und zur
Nachahmung gereizt. Und die vielen von Hampe und von mir gegebenen Indizien sprechen in
der Tat für den von italienischer, flandrischer und burgundischer Kunst so viel beeinflußten
Mittel- und Unterrhein als Hervorbringer dieser Engelszeugdrucke. Als neuestes
Argument in dieser Richtung tritt nun noch die wiederum d e ,u t s c h e Provenienz auch
des zweiten Engelsdruckes hinzu.
-oOo-
DIE HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHE UND CHEMISCHE
SAMMLUNG DES GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
Von HERMANN PETERS, Il.iniiovor-Klecfeld.
III den orstLMi drei Jahrzehnten mich der Gründiin^i:: des GernianLschen Museums
waren und wurden die damals nur erst weni.ü: vorhandenen Reste und Denkmäler
aus der Vercaniienheil der deutschen Heilkunst nicht nebeneinander, sondern in
verschiedenen anderen Abt ei Innigen der Anstalt mit aufbewahrt. Im Frühlin,i;e des
Jahres 188^ sprach ich .irele.iientlich darüber mit dem damali.ü:en Direktor von Essen-
wein. \'on ihm erfuhr ich, daß es dem Pro,i,Tamm entsprechend schon längst be-
absichti.iit sei, zwischen den anderen kulturhistorischen Sammlungen auch der Ge-
schichte der Medizin, Pharmazie und den ihnen verwandten Naturwissenschaften
eine eigene Heimstätte zu bereiten. Die Ausführung des Planes habe indessen stets
noch verscliol^en werden müssen, da die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ge-
statteten, alle Abteilungen gleichzeitig in Angriff zu nehmen. Wir vereinbarten
alsdann, den deutschen Apothekerstand für die Gründung einer historisch-pharma-
zeutischen Sammlung zu erwärmen. Die hierzu in der Pharmazeutischen Zeitung
im Frühling 188^ von uns erlassenen Aufforderungen und Aufrufe^) fanden in den
pharmazeutischen Kreisen eine sehr freundliche Aufnahme. Nicht nur liefen von
einzelnen Apothekern reiche und wertvolle Beiträge für das geplante historisch-
pharmazeutische Zentralmuseum ein, sondern der Deutsche Apothekerverein be-
willigte auch dafür in seiner Generalversammlung 1884 die Summe von 5000 Mk.,
zahlbar in zehn nacheinander folgenden Jahresraten. Da auch noch von anderen
Seiten manche Zuwendungen für diesen Zweck gemacht wurden, so war es schon
im ersten Jahrzehnt nach der Gründung m(')glich, eine historisch-pharmazeutische
Offizin und ein Laboratorium einzurichten. Im Vorraum der Apotheke konnte weiter
auch schon damals eine Sammlung von Apothekenstandgefäßen und anderer pharma-
zeutischer Gegenstände aus früherer Zeit aufgestellt werden. Als dann die Gefahr
drohte, daß die Weiterentwicklung und der Ausbau der Sammlung an Geldmangel
scheitern könnte, vereinte sich im Jahre 1895 eine Anzahl von Männern aus den
Kreisen der Pharmazie, der Chemie und des Drogenhandels, welche von da an das
Unternehmen mit Geldbeiträgen unterstützte. Dank aller dieser gütigen Geber
ist bis zum Ende des Jahres 1913 für diesen Zweck im ganzen die Summe von rund
42000 Mk. gespendet worden.
Mit Hilfe dieser Mittel wurden unter anderen Dingen aus der alten Stern-
apotheke zu Nürnberg auch die Einrichtungen zu einer historischen Materialkammer
und zu einer Kräuterkammer erworben. In den nach Plänen von Direktor von
Bezold neben der historischen Apotheke erbauten Räumen fanden beide im Jahre 1896
eine schöne Aufstellung. In ihnen ist eine Sammlung alter Drogen untergebracht.
1) Pharmazeut. Zeitung, Bunzlau 1883, Handelsblatt Nr. 8 und 9 und Pharmazeut.
Zeitung, Bunzlau 1883 Nr. 40.
I
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD. 45
Neben ihr befinden sich auch noch viele andere Dine:e, welche auf die kaufmännische
Zufulir und den Arzneistoffhandel der Dro,t;'isten und Materialisten Bezu.i; haben.
Groß ist auch die Zahl der .gesammelten Handschriften, Bücher und Bilder.
Die menschliche Kultur machte bei ihrem Aufwärtssteigen ja überall viele
irrige Seitensprünge. Damit man bei dem Ausbau der Wissenschaften nicht wieder auf
die gleichen Abwege gerät und manche früher gemachte, ohne Grund wieder verlassene
Ansätze zum Fortschritt erfolgreich weiter fördern kann, ist es nötig, den Entwick-
lungsgang solcher frühen Unternehmungen zu kennen. Das historisch-pharma-
zeutische Zentralmuseum bietet schon jetzt manche Gelegenheit, die Pharmazie,
die gesamte Heilkunst und die zu ihr gehörenden Naturwissenschaften in ihren An-
fängen zu studieren. So gehört diese Abteilung mit zu den interessantesten Samm-
lungen des Germanischen Museums.
Hoffentlich finden sich Freunde und Gönner der Sache, welche durch ihre
Beihilfe eine weitere Förderung des Unternehmens ermöglichen.
So lange ich in Nürnberg wohnte, bis zum Jahre 1899 war ich als freiv/illiger
Fachmann bei der Gründung und dem Ausbau der historisch-pharmazeutischen
Sammlung sehr beschäftigt. Die beiden Direktoren A. v. Essenwein und H. Boesch,
die mir dabei in den ersten Jahrzehnten beratend und arbeitend stets freundlich
zur Seite standen, sind leider inzwischen an jenen Ort gegangen, von dem aus sie
uns nichts mehr erzählen können. So will ich als Überlebender denn hier einige Mit-
teilungen über die nun dreißig Jahre alt gewordene Abteilung machen:
Nach den Anschauungen der
Heilkunst der alten Germanen
galten die Krankheiten, deren Ursache nicht klar am Tage lag, für übernatürliche
Strafen erzürnter Gottheiten und für eine Besessenheit durch Unholde und Dämonen.
Das Volk bezeichnete letztere mit verschiedenen Namen, wie: Adel, Apel, Butz,
Teufel, Troll, Trut, Wicht usw. Die Heilung der Kranken und das Bannen dieser
gesundheitsschädlichen Geister gehörte bei unseren heidnischen Vorfahren mit zu
den priesterlichen Geschäften. Diese besorgten vorwiegend Frauen. Nach Strabo-)
zogen die zimbrischen Priesterinnen auch mit in den Krieg. Es waren weißhaarige,
barfüßig einhergehende Frauen. Über ihrem weißen Unterkleid trugen sie ein feines
Leinengewand, das mit einer Spange und einem ehernen Gürtel zusammengehalten
wurde. Sie benutzten zu ihren Weissagungen, Opferdiensten und Heilkünsten das
in einem großen Kessel aufgefangene Blut der von ihnen selbst geschlachteten Kriegs-
gefangenen. Ähnlich grausig war der Kult der priesterlichen Frauen, welche in den
Nachrichten anderer deutscher Stämme unter den Namen: wilde Wibe, Walen,
Disen, Idisen, Hag- oder Heckendisen, Hexen vorkommen (Fig. 1). Der rote Lebens-
saft von Tieren vertrat bei ihnen aber meistens das Menschenblut. Tacitus^)
spricht auch von germanischen Priestern. Es sind diese wohl dieselben Persönlich-
keiten, welche später in Deutschland unter den Namen Lachner, Galler oder
Galsterer^) zu finden waren. Auch sie befaßten sich mit Krankenbehandlung.
2) strabo, Geographica VII, 2, 3-
3) Tacitus, Germania, Kap. 10.
4) Höfler, Über germanische Heilkunde. Abgedruckt im Janus 1897 — 1898, Amsterdam.
2. Jahrgang S. 10—22 und S. 137—152.
46 DIE HISTORISCH-I'HARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
Zu den wichtii^sten Mitteln der altlieidnisch-.uernianischen Heilkunst .t^ehörten
Besprechuntren mit Liedern und IrDunnen Spriichen, an lieili,i;en Stätten dar,i;"ebraclite
Opfer, Runenzeichen, Amulette u. d^l. Über die alt,i;ermanischen Bannlormeln sind
wir etwas durch die auf uns gekommenen Merseburger Zaubersprüche unterrichtet.
Sie sind den in unserer Volksmedizin zum „Besprechen und Stillen" von Krank-
heiten gebräuchlichen ganz ähnlich. Von den Runen berichtet eine Stelle der Edda
in Sigrdrifumal, daß sie je nach dem Zwecke, dem sie dienen sollten, in bestimmte
Gegenstände gemalt oder geritzt werden mußten.
ihititihim^ nitiJerum cfaiifa^ufl'o iiniHc' '-J^nnjiitiiaj motta.
C-M flfkC-i^udiiujii^dutcC Cannine' c?uhas in cninu:
.V ^ i...jy.../,«« ,,(*., ..///////i ine/Lt(^' ,„,t,*^^
tnnine' cniiias in oniiiCf. J'tv/ cifcauamßiii
tnnir J)ioincntuiwnjiu>dijiatt,atcriium}'i>Cetr-
Fig. 1. Hexen- oder Seidhzauber nach alter Vorstellung.
Schwarzkunstblatt von Jan van de Velde, 1626, im Germanischen Nationalmuseum.
So hatte der Heilkünstler zui Wundbehandlung gewisse Geheimzeichen in die
Rinde der nach Osten neigenden Baumäste zu schneiden. Zur Erreichung glücklicher
Geburten lautete die Vorschrift:
„Bergrunen male, wenn du bergen willst
Und lösen die Frucht von Frauen,
In die hohle Hand und hart am Knöchel
Und heische der Disen Hülfe."
Der Krieger, der sich den Sieg sichern wollte, mußte nach der Lehre der Edda
unter Anrufung des Kriegsgottes Tyr seine Schutzrunen auf dem Griff und der Klinge
seines Schwertes anbringen usw.
Auf Grund genauer Nachprüfungen gibt die Wissenschaft jetzt zu, daß mit
gesungenen, gesprochenen oder auch geschriebenen Worten bei gewissen Erkran-
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD. 47
kun.i^^en gläubi,t,^e Patienten zur Genesung; geführt werden können. Aber alle diese
Heilungen finden durchweg ihre Erklärung in den Erscheinungen der ohne Hypnose
ausgeführten Suggestion und beruhen auf der geistig religiösen Beeinflussung des
Gemüts durch Worte und den Glauben. Die geheimnisvolle Macht der Suggestion
ist aber keineswegs bei allen Krankheiten und bei allen Menschen heilkräftig. Wie
wissenschaftlich festgestellt ist, handelt es sich bei solchen Heilungen immer nur
um funktionelle Störungen, nie um organische Leiden. Zur Behandlung letzterer
und mancher anderer Kranklieiten benutzte man in Deutschland schon zu heidnischer
Zeit viele empirisch erprobte Arzneistoffe mit tatsäcliliclien Heilkräften. Sie stammten
meistens aus der Pflanzenwelt, wie die Alcliemille, Arnika, Beifuß, Eibe, Kamille,
Mistel, Nessel, Wermut, Zaunrübe usw. Zu den kräftigsten aus solchen einheimischen
Gewächsen bereiteten Arzneimitteln gehörte die schlafmachende Hexensalbe und
der Hexenrauch. Beide enthielten die wirksamen Stoffe narkotischer Pflanzen. So
wurde die Hexensalbe hergestellt aus dem Saft von Mohn ( = Opium), Nachtschatten,
Stechapfel, Schierling, Tollkirsche, Bilsenkraut u. dgl. mit Fett. Nach den Hexen-
büchern späterer Zeit sollte letzteres von neugeborenen Kindern stammen. Dtr
Hexenrauch wurde durch das Verschwelen solcher narkotischer „Qualmkräuter'*
erzeugt. Letztere enthalten alle giftige Stoffe, welche bei äußerlicher und inner-
licher Anwendung und auch als Rauch in die Lunge gebracht das Gehirn betäuben.
Diese ihre Wirkung war auch sonst schon den Völkern des Altertums bekannt. So
sagt Plinius, daß der in die Ohren geträufelte Ölige Auszug des Bilsensamens und der
Genuß der Bilsenblätter den Geist zerrütte^). Nach der Erzählung des großen eng-
lischen Nationaldichters soll Hamlets Vater sogar durch Bilsensaft, welcher ihm ins
Ohr geträufelt war, gestorben sein. Diese Wirkung durchs Ohr scheint kaum glaub-
lich. Wahrscheinlich hat Shakespeare eine solche Angabe nicht aus dem Erfahrungs-
wissen, sondern nur aus seiner dichterischen Phantasie geschöpft. Nach dem Genuß
von Bilsenkraut oder dessen Samen tritt ein Traumschlaf mit erotischen Delirien,
heiteren Visionen und Empfindungen des Fliegens ein. Die alten Araber bereiteten
aus der Stechapfelpflanze, insbesondere aus ihrem Samen ein berauschendes Ge-
tränk, dessen Genuß ein eigentümliches Wonnegefühl erzeugte. Die Sonnenpriester
der Anden tranken ebenfalls einen Stechapfelauszug, um sich in einen Zustand der
Verzückung zu setzen. Der Rauch des Stechapfelkrautes übt ähnliche Wirkungen
aus. Bei den Vergiftungen mit Tollkirsche sind aber die Ersclieinungen mehr schreck-
hafter Natur. Auch das Solanin des schwarzen Nachtschadens — oder -Schattens
erregt Wahnvorstellungen, wie der Saft des Mohns. Aus den in den Opiumhöhlen
gemachten Erfahrungen wissen wir, daß der in die Lunge gelangte morphiumhaltige
Rauch das Gehirn viel schneller in einen lethargischen Zustand versetzt, als wenn
verhältnismäßig größere Mengen Morphium unter die Haut gespritzt oder gar in den
Magen gebracht werden. Der Raucher fühlt sich im Opiumrausche dem irdischen
Jammertale mit seinen Schmerzen und Sorgen alsbald völlig entrückt. In diesem
Zustand erscheinen ihm dann im Traum allerlei phantastisch-spukhafte Gestalten.
Ähnlich war sicher auch die Wirkung des Hexenrauches und der Hexensalbe. Von
letzterer heißt es in einem Bericht vom Jahre 1737: „Damit die Zauberer und Hexen-
5) Plinius, bist. nat. B. 15, Kap. 7- B. 23 Kap. 49 und B. 25 Kap. 17.
48 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. SAMMLUNG DES UND CHEMISCHE GERM. NATION AI MUSEUMS.
meister die bösen Geister zu sii."ii Ktckeu. pllc^eii sie mit solclien Salben, die den Sehlal
verurs.uiien, sieii zu sehinieren uiui dann le.uen sie sicli in ein Bett und selilaten so
hart und feste, daU sie nicht autwachen, ob man sie ,i;leich mit Nadehi steche oder
mit l'euer brenne. Unterdessen bildet ihnen der Satan im Schlaf so seltsame Phan-
tasien ein, daß sie ihnen bedünken lassen, sie seien bei lierrüchen (jastereien, sie
tanzen und leben in aller Lust und Freude"*')-
In den verschiedenen Formen der Hysterie, bei Wahnsinn, Verzückungen und
allerlei Geistes- und Nervenkrankheiten, in denen sich die Kranken von fremden
Geistern besessen wähnten, hatte eine Behandluni;' mit solcli narkotischen Mitteln
sicher oft .cuten Hrfoli;". Die Leidenden, welche an die Kur herantraten mit der Hr-
Fig. 2. Am Zauberkessel heim Hexensabbat.
Radieriine;|aus dem Ende des 17. Jahrb., im Germanischen Nationalmuseum.
Wartung, daß ihnen ihre krankheiterzeugenden Dämonen ausgetrieben würden, sahen
und hörten in der Narkose alles das, was sie erwarteten. Die Visionen, welche sie
bei ihren auf Besen, Ofengabeln, Böcken atisgeführten „Hexenausflügen" im nar-
kotischen Traum-Schlafe hatten, prägten sich ihrem Gedächtnis gut ein. Sie hielten
sie für tatsächliche Erlebnisse und schilderten sie als solche ihrer Umgebung. Wahr-
scheinlich sind alle Teufel, Gespenster und Sptikgeister, mit denen Hieronymus Bosch,
(Höllen-) Brueghel, Hans Baidung Grien, Teniers, Ryckaert und viele andere Maler
und Zeichner auf ihren Bildern die Umgebung der Vertreterinnen der altdeutschen
Heilkunst gezeichnet haben, letzten Endes ntir als Phantasiegebilde anztisehen,
welche die Kräfte der narkotischen Kräuter bei den in den Hexenküchen behandelten
6) Joh. Jacol-) Bräuners, Entlarvter teuflisclier Aberglaube. Frankfurt 1837, S. 53-
VON HERMANN PETErS, HANNOVER-KLEE FELD.
49
Patienten erzeu,i;'t hatten (Fig. 2). Nacli der religiösen Anschauung früherer Jalir-
hunderte sollte aber der Satan bei solchen Kuren sein Spiel treiben. Deswegen
wetterte Jacob Sprenger in seinem 1487 erschienenen Hexenhaninier gegen diese
Teufelskünste. Die von ihm vertretene Ansicht bereitete daim in den folgenden
Jahrhunderten vielen Tausenden von Walen, Hagedisen und Teufelshexen ein grausiges
Ende. Für ihre heidnischen Dienste, einst in Liebe erwiesen, wurden sie von den
Christen hartherzig und lieblos verbrannt (Fig. 3). Auch viele Personen, welche sich ihrer
Kunst anvertraut hatten, fanden gleichfalls ihren Tod auf flammendem Scheiterhaufen.
Manche Hexenkünste leben aber in der deutschen Volksmedizin dauernd
weiter. In der historischen Materialkammer in der Amulettensammlung werden
viele Stücke aufbewahrt, welche ursprünglich der heidnischen Heilkunst unserer
mi erfcI):ornK()c gi^c ()(c()r/fö U\ ©micf utg in ocr &ufp
i;J]flnenÖruf«tct>enra0c»fcc9m<>n.it6(Daob:iö3m I 5" S S"« 3«f««f3«"0f»"l^'
Fi^. 3. Hexenverbrennung zu Dernehurg zwisclien Hildeslieini und Goslar, 1555-
Kolorierter Holzschnitt von einem Flui;blatt des Jörg Merckel, Nürnberg, im Germanischen Nationalniuseimi.
Vorfahren entstammen. Man sieht da Alraune, Allermannsharnischwurzeln, Amu-
lette, Abraxas, Siegelringe mit wunderbaren Zeichen, Bleimedaillen mit magischen
Inschriften u. dgl.
Zwischen diesen Heilmitteln aus dem Lande des Aberglaubens fällt besondersein
Band auf, an dem eine ganze Anzahl von verschiedenen Dingen vereinigt ist, welche seinen
Träger vor allen Gefahren schützen und ihm Gesundheit und Glück bringen sollten
(Fig. 4). Man erblickt dazwischen in Silberfassung Maulwurfpfötchen, Meerbohnen
oder Meernabel, Krebsaugen, Muskatnüsse, Bergkristall, Lasur-, Kröten- und Bezoar-
stein, Karneol, Nephrit und ähnliche Sachen. Die Maulwurfsfüßchen. die das Zusam-
menscharren so trefflich verstanden, sollten Reichtum bringen. Die in Silber gefaßte
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1913. 5
50 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
AAeerlxihne. dor DL'ckel dcv AUMidschnccke. zei.t;! Verticfun.^viu woIlIic an einen Nabel
erinnern. Nach der iHM-üclili^ten niedi/.inisLhen Lehre von den Si,i;naUiren war das
Fig. 4. Band mit verschiedenen Amuletten
in der historischen Materialkammer des Germanischen Nationalnniseums.
ein sicheres Zeichen, daß die Meerbohne Bauch,c:rimnien und Nabelbrüclie verhindern
und vertreiben müsse. Die Krebsaugen, jene Kalkscheiben, welche bei der Häutung
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD. 51
und Neubildung der Schale der Krebse ihre Rolle spielen, zeigten der Menschheit
der Vorzeit durch ihre augenförmige Gestalt ganz genau, daß sie vom Schöpfer zur
Heilung von Augen bestimmt waren. Der Brauch, kleine Krebsaugen unter das Augen-
lid zu schieben, um daraus fremde Körper, wie Sand, Splitter u. dgl. herauszubringen,
wird heute noch vom Volk betrieben. Der ausliegende rechte Eckzahn des Wolfes
sollte ebenso, wie die gleichfalls sichtbare in Silber gefaßte Veilchenwurzel den Kin-
dern das Zahnen erleichtern. Die Muskatnuß schützte durch ihren Geruch vor Pest
und ansteckenden Kranklieiten. Der Nephritstein oder grihie Jaspis von Frauen
am Halse oder am Oberschenkel getragen, galt seit altersher als sicheres Mittel
für glückliche Geburten (Fig. 5). Vom Bergkristall sagt die heilige Hildegard im
Fig. 5- Geburtsamulett
in der historischen Materialkammer des Germanischen Nationahiiuseums.
12. Jahrimndert, daß er ein gutes Mittel gegen Augenschwäche, Drüsen, Skrofeln,
Kropf, Herz-, Magen- und Leberschmerzen sei.
In der Sammlung befindet sich noch ein größeres Stück Kristall. Es diente
einst zur Kristallomantie, der Wahrsagekunst mit Hilfe eines Kristalles oder Spiegels,
die man starr anblickte bis man Gesichte sah. Bei der Ausübung dieser Kunst bemerkte
man indessen, „daß der Teufel in solchen Sachen seine Schüler oft betrüge und mit
Lügen berichtet." So weist Bräuner') auf einen Bericht in Luthers Tischreden hin,
in welchem von einem armen Gesellen erzählt wird, dem der Satan „ein Kristall
gegeben, daraus er wahrsagen können und dadurch habe er einen großen Zulauf
und Namen bekommen. Endlich habe ihn der Teufel meisterlich betrogen, daß er
unschuldige Leute aus dem Kristall Diebstahls halber angebe. Darauf er eingezogen
worden, hat seinen Bund, den er mit dem Teufel gemacht, bekennt, ernstliche Buße
7) Joh. Jacob Bräuner, Entlarvter teuflischer Aberglaube. Frankfurt a. M. 1837, S.
bis 70.
5*
52 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
.iretau uiui ist mit Feuer \crbraiin( wordoii". Auch \ou den aul Papier ,i;cschricl\'UcMi
Zeichen, weklie in der X'orzeit als AnuiU'lle dienten, sieht man in der Sainnihin,i;-.
l;s kam bei ihnen hauplsädiheh mit an aul die (.eslah iler Unn'ahmunuen. in welchen
die Zauberworte jreschrieben waren. Resonders das lVntai;ramm. das riinlwinkel-
zeicheii. der Drudenfuß stand .seil .lahrlausenden bei den Zauberern in An.sehen.
In der Zeit um 200 n. (.hr. preist der römische Schrittsteller Serenns Samonikus
in einem Gedichte die Zauberkräfte des Wortes Abrakailabra als Mittel zur Verlreibnni;
des Wechsehiebers:
..Schreib auf Papier das so,i;'enannte Abrakadabra
Immer darunter es wiederholend mit We^lass des Anian.i^s.
Und mit steter Vermind'run,^' der Laute der Silbenverbinduni^^
Welche du einzeln entfernst, indefi du die übri,t;en hinschreibst,
Bis auf der Spitze des Kei^els der letzte der Buchstaben stehn bleibt".
Also:
a
ra
bra
abra
dabra
adabra
kadabra
akadabra
bakadabra
abakadabra
Auch in der deutschen Hexenkunst wurde dies Wort, wenn auch etwas verstüm-
melt und verändert als Fiebermittel benutzt. So heißt es in Petri Gokischmidts
„Verworffener Hexen- und Zauber-Advocat", Hamburg 1705: „Gegen das Fieber
gebrauchen die Zauberer als ein sonderliches Arcanum das Wort Abraculata. Wenn
die zauberische Fiebercur vor sich gehen soll, wird das Wort vollkommen und ganz
un verstümmelt auf ein Stück vom Honig- Kuchen geschrieben, mit gewissen Cere-
monien. welche man nicht nötig hier herzubringen und muß der Patient es darauf
aufessen und verzehren. In den übrigen neun Tagen aber wird allemal ein Buchstab
weggelassen und sonst wie am ersten Tage procediret, bis endlich am neunten Tage
alles verzehrt ist, da dann auch der Kranke die Gesundheit überkommet "
„Das ist gewiß, alles was durch die Charakteren gewirket wird, ist ein Werk des
Satans." Dazu gehörte auch die „Passauer Kunst". Sie hatte ihren Namen nach
einem im 15., oder nach anderer Angabe im 17. Jahrhundert zu Passau lebenden
Scharfrichter. Um Soldaten gegen Stich, Hieb und Schuß zu sichern, gab er ihnen
mit abergläubischem Hokuspokus runde, mit wunderlichen Figuren bezeichnete
Papierzettel zu schlucken. Sonst wurden solche Schutzmittel in den Kriegen meist
auf bloßem Leib getragen. Weber erzählt in seinem Demokritos, daß ein Soldat
ein solches teuer bezahltes Amulett öffnete und las: „Hundsfott, wehre dich!"
Zum „Festmachen" benutzte man auch die Allemannsharnischwurzel, von der
man ein Exemplar in der Materialkammer sieht (Fig. 6). Die Pflanze (Allium victo-
rialis), von der sie stammt, hat schwertförmige Blätter und ihre lange, oft zwie-
I
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
53
gespaltene, einem nienschliclien Körper etwas ähnliche Wurzel ist äul.ierlich mit
netzartigen Häuten, wie mit einem Panzer umgeben. Daraus schlössen unsere Vor-
fahren, daß die im Kampfe bei sich getragene Wurzel nicht nur gegen Verwundungen
und Tod schützte, sondern sie meinten aucli, daü diese „Siegwurz" den Sieg sicher
auf ihre Seite zöge.
Im festen Vertrauen auf solche Schutzmittel fürchteten die Soldaten keine
Gefahren und diese Suggestion bewirkte sicher nicht selten eine erhöhte Tapferkeit.
In der Amulettsammlung befindet sich in einem kleinen, vorne mit einer Glas-
scheibe abgeschlossenen Häuschen auch ein Alraunmännchen. Die Figur sohle
eigentlich eine in menschenähnlicher Gestalt gewachsene Wurzel von der in den
Mittelmeerländern heimischen Mandragorapflanze sein. Da diese in Deutschland
Fig. 6. AUermannshainisclnvurzel, Bergalraun oder Siegwurz (= Radix victorialis longa)
in der historischen Alaterialkaninier des Germanischen Nationahnuseums.
nicht wild wächst, so wurde sie bei uns aber meist durch die Wurzel eines in unserem
Vaterlande vorkommenden Gewächses ersetzt. So stammt das Alraunexemplar
des Germanischen Museums ebenfalls von der vorhin besprochenen Allermanns-
harnischpflanze. Da dies Zwiebelgewächs auf rJeutschlands Alpen wächst, so führt
es auch den Namen Bergalraun.
Die Alraune dienten schon bei den meisten bekannten V(')lkern des Alter-
tumes als Zaubermittel. Auch bei den Germanen wurden sie schon früh benutzt.
Angeblich schützten sie vor Hexerei, „denn der bösen Menschen Geister, Dämonia
oder Teufel genannt, welche in die Lebendige gefahren werden durch mehr-
54 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
"^^C^vj
Fig. 7. Alraungraben mit dem Hund.
Getuschte Federzeichnung aus der Handschrift 18792, 2" („Buch der Natur"), Mitte des 15. Jahrh.,
im Germanischen Nationalmuseum.
VON HERMANN PETERS, KLEEFELD-HANNOVER.
55
gedachte Wurzel, wann sie den Kranken allein dargereicht, verjaget und ausge-
trieben." Sie brachten Reichtum, Glück, Liebe, Gesundheit u. dgl. mehr und wurden
deswegen gern als Hausgötter verehrt und aufbewahrt. Schon früher habe ich in
diesen Mitteilungen**) über sie ausführlicher gesprochen. So möge hier denn jetzt
nur etwas von dem folgen, was man noch im 18. Jahrhundert von der Herkunft und
Kraft des Alrauns fabelte ^). „ Es soll selbiges eine Wurzel sein, die einen Menschen bilde
und unter dem Galgen gewachsen aus dem Samen oder Urin, der von den erhängten
Dieben heruntertriefe; oben soll sie breite Blätter und gelbe Blumen haben; bei
der Ausgrabung soll große Gefahr sein, dann wann sie ausgerissen wird, soll sie schreck-
m£t ^ L ca.
'^ icnsi^
Fig. 8. Alraune.
Kupferstich aus Joh. Georg Keyslers „Antiquitates s^Iectae septentrionales et celticae", 1720.
lieh heulen und schreien, daß derjenige, so sie ausgrabet, alsobald sterben müsse.
Damit man aber diesem Übel vorkomme, müsse man am Freitag vor der Sonnen
Aufgang die Ohren mit Baumwolle oder Wachs oder Pech wohl verstopfen und hin-
gehen an den Ort, da sie wachse, drei Kreutz darüber machen und die Erde rings
herum abgraben, daß die Wurzel nur noch mit kleinen Fäsergen in der Erde stecken
bliebe; darnach soll man sie mit einer Schnur einem Hund an den Schwanz binden,
demselben ein Stück Brod vorhalten und alsobald davon laufen, wann nun der Hund
nach dem Brod eilete und auf solche Weise die Wurzel mit herauszöge, so müsse er
alsobald von dem Geschrei solcher Wurzel zu Boden fallen und sterben (Fig. 7). Die
8) Mitteilungen aus dem Germanischen Museum, I. Bd. (1884—1886), S. 242 ff.
9) Bräuners Entlarvter teuflischer Aberglaube, Frankfurt a. M. 1837, S. 226.
56 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
Wurzel iniisso man al.^danii iieliinciu mit WVin abwaschen, in lol und wcil.i Scidcn-
Zeiiir wickeln, in ein Schachtelten letren. alle 1 Woclkn mit einem weil.ien iiemme1,i;eii
bekleiden und dabei sich irewisser Worte sel"'i''ii"-''i<-Mi. al.Mi. daU ja bei Leib nichts
ausct'las.sen würde: wann das i::esc]iehen, so anlworle es mit dem Haupl auf alle
[•ra,i;en und offenbare zukiinfti.ire Diiii^e "
im Cjennanischen Museum befinden sich verschiedene Werke des l.s. Jahr-
hunderts, welche durch Wort und Bild die ma,i;ischen Kräfte der Alraune beschreiben
und zu erklären suchen (Fi.i;. 8 und 9). Hie Heil.^ottheit „Su.tr.i^estion" kannte man
damals noch niciit. Deswe.i^en führte man die beolxichtelen ma,t;isc]ien Wirkungen
dieser und anderer Amulette auch noch stets auf einen übersinnliclien f:in,uriff des
Teufels zurück.
Fig. 9- Alraune.
Kupferstich aus Joh. Samuel Schmids ,,Commentatio epistolica de alrunis Germanorum'
Es ist nicht zu bezweifeln, daß durch den festen Glauben an die Wirkung
der Alraune und anderer magischer Dinge durch die bestimmte Erwartung der Heilimg
diese mittelst solcli seelischer Beeinflussung ab und zu eintrat. Solche Erfolge führten
dann zu den Übertreibungen in den Schilderungen der Kraft der amulettartigen Mittel.
Wie aus all dem vorhin Berichteten ersichtlich geworden ist, waren in den
Anfängen der germanischen Kultur und in der späteren Volksmedizin also neben den
vielen Dingen abergläubischer oder harmloser Natur auch schon manche Arzneistoffe
von stark heroischer Wirkung.
Im frühen Mittelalter gab es in Deutschland nur vereinzelt an den Höfen
der Könige wirkliche Ärzte. Sie hatten ihre Fachausbildung meistens auf den Schulen
des oströmischen Reiches erworben.
J
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
57
Nach dem Hinzu.^e des Christentums in Deutschland lai;- zunächst
d i e P f 1 e M" e d e r H e i 1 k u n s t in d e n H ä n d e n d e r G e i s 1 1 i c h k e i t.
Diese benutzte anfänsHcli zur Krankenbeliandlun,i;' auch nur Se,i:nung;en
und Salbun,c:en mit lieiH.^en Ölen. Hxdrzismen, Gebete und Opferun.s^^en von Votiv-
fi,ii'uren an .gewisse Schutzheili,t;e u. d,t;l. Dadurch .geriet ihre Heilkunst durch Wett-
bewerb in eine scharfe Ge.tcenstellun.s;- zu den vom 5- Jahrhundert v. Chr. ab in allen
Ländern .griechischer Kultur in den Heilstätten des Asklepios oder Äskulap .s:eübten
Kuren. Bislan.tc sind Tempel des .griechischen lleil.^ottes an 186 Orten nach.i^^ewiesen.
Asklepios .i^alt auch als Menschenfreund schlechthin. An ihn wandten sich die Lei-
Fiff. 10. Cosmas und Damian.
Tafelbild aus Micluiel Wolgemuts Werkstatt im Geinianischeii Natioiialiiiuseuni.
denden nicht nur in ihren leiblichen, sondern auch in ihren seelischen Ni'iten. Zur
Behandlun.i;' der Kranken dienten in den Asklepiostempeln Bäder, Opferun.ti:en, Gebete,
heili.i^^e Gesän.ö:e, Räucherun.g:en u. dgl. Als Jesus als Arzt des Leibes und der Seele
unter die leidende Menschheit trat, fand die Verbreitung seiner Lehre unter den
Gläubi.gen des alt.t,Tiechischen Heilgottes die Hauptgegner. In den am Ende des
2. Jahrhunderts n. Chr. zwischen Origines und Celsus gewechselten Streitschriften
handelt es sich ja hauptsächlich um die Fra.ge, ob Asklepios oder Jesus der richti.ge
Heiland sei. Der Tempel des Asklepios war den Christen jener Zeit .gleichbedeutend
mit dem Throne des Satans in der Apokalypse (IL 13). Das zeigt sich besonders gut
in der Le.gende von den vier christlichen Bildhauern, v/elche Diokletian zwingen
wollte, Asklepiosfiguren herzustellen. Obgleich die „Vier Getreuen" heidnische
58 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
Liebes- uiul Siegesgötler verlerti.i^ten. hiellcn sie doch die AusnieiBeluii.i;' des ,t;rie-
cliischen Heil.i^ottes iür so siiiidliatt, daß sie sich heber dem Martyrium uiilerwarfen,
ehe sie eine Bildsäule des ilauplwidersachers Christi nach den Vorbildern des Thrasy-
medes von Paros, Skopas und Phyromachos lieferten.
So fühlte denn die Christenheit in den ersten Jahrhunderten das Bedürfnis
nach anderen Beschützern und Schirmherren der Arzneikunst. Sie erkor sich als
solche die Z\villin,i;sbrüder Kosmas und Damian, welche um das Jahr 300 n. Chr.
zu .Aei^aea in Cilicien im christlichen Sinne Kranke ohne Bezahlun.i,^ behandelten
und daher „die Doktoren ohne Geld" i^enannt wurden. Während der Christenver-
foliTuns: Diokletians starben sie als Märtyrer. Wohl die ältesten erhaltenen Dar-
stellungen von ihnen sind die aus dem 6. Jahrhimdert stammenden Mosaikbilder
in der Kirche S. S. Cosma e Damiano zu Rom, auf dem das ärztliche Brüderpaar dem
christlichen Heiland von Petrus und Paulus zugeführt wird.
.Als die medizinische Wissenschaft in Deutschland hauptsächlich in den Klöstern
und von Priestern betrieben wurde und auch in den Zeiten danach sind Kosmas und
Damian oft von unseren heimischen Künstlern verbildlicht.
Auf einem im Germanischen Museum befindlichen Ölgemälde von M. Wolgemut
sieht man sie in der Tracht der Ärzte aus der Zeit um 1500. Die Kleidung des Kosmas
besteht aus einem roten, mit weißem Pelz verbrämten Mantel mit blauem Kragen.
Der Rock darunter ist schwarz und der Kopf mit einer roten Mütze bedeckt. In
den Händen hält er eine Arzneischachtel und einen Einnehmelöffel. Damian trägt
eine schwarze Mütze, grünen Mantel mit braunem Pelz und braunen schwarz ge-
blümten Rock. In seiner Hand sieht man ein Urinal (Fig. 10).
Ähnlich buntfarbig, wie auf diesem Brustbilde Wolgemuts, ist die Kleidung
der beiden Schutzherren der Arzneigelehrsamkeit auch auf zwei anderen im Ger-
manischen Museum befindlichen Ölgemälden dargestellt, auf denen Kosmas und Damian
einzeln in lebensgroßer Figur von der Künstlerhand des Nürnberger Malers Hans
Sueß, gen. Hans von Kulmbach (gest. 1522), verbildlicht sind. Kosmas ist charak-
terisiert als Heilkünstler durch ein in seinen Händen befindliches Salbengefäß, Damian
hält einen Glaskolben in seiner Linken, durch welchen er einen „Brunnen" beschaut
(Fig. 11).
Es scheint danach, als ob die beiden Künstler Kosmas als Vertreter der Arznei-
bereitung, als Apotheker, Damian dagegen als Verordner der Heilmittel, als Arzt
kennzeichnen wollten.
Neben diesen Beschützern der allgemeinen Heilkunst kam eine ganze Schar
von Heiligen auf die als besonders gute Helfer bei bestimmten Leiden und Krank-
heiten galten. So suchte man bei Pest und Seuchen Hilfe bei St. Sebastian und
Rochus, bei Tanzwut, Epilepsie und Ekstase heilte St. Veit usw.
Sehr häufig wurde Jesus selbst als Arzt des Leibes oder als Apotheker dar-
gestellt. In letzterer Gestalt sieht man den Heiland meist in einer pharmazeutischen
Offizin umgeben mit Arzneistoffen, deren Namen Beziehungen zum Christentum
haben oder die wie die Mittel der Religion Glaube, Liebe, Hoffnung, Geduld usw.
zur Seelenheilung dienen. In der historischen Materialkammer des Germanischen
Museums sind zwei solche Gemälde. Das eine, leider sehr nachgedunkelt, trägt als
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
5Q
mm
Fiff. 11. Damian und Cosmas.
Tafelbilder von Hans von Kulmbach im Germanischen Nationalmuseum.
60 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. N ATIONAl.MUSEllMS.
Hntsteluin,i;sdatuni die Jalireszah! im. das aiukTo ist wohl (.Miii^c Jalir/oliiilc jünger
(Tii:. 12). Aucli als KupIcrstiLiic iiiul lIaiKi/.(.M>."hium,t;c!i komiinMi solche l)ai'-
i;tellinis:en \ov (Fii;-. 13).
Fig. 12. Jesus als Apotheker.
Ölgemälde v. J. 1731 im Germanischen Nationalmuseum.
In den späteren Jahrhunderten benutzten auch die g:eistlichen Ärzte in ihren
Kuren vorwiegend den Arzneischatz und die medizinischen Methoden des Altertums
und der Schule zu Salerno. In den Klosterschulen, von denen als frülieste die zu
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
61
Corvey, Fulda, Hir.sdiau, Reichenau, Weißenbuix und St. Gallen zu nennen sind,
wurde die Heilkunst unter dem Namen „Physica" gelehrt. Einen weiten und klaren
Einblick in die medizinische Wissenschaft der Klöster bietet die Physica, welche
die heilige Hildegard in den Jahren HS 1 — 11 59 für das Nonnenkloster auf dem
St. Ruprechtsberge bei Bingen verfaßte. Das Buch zeigt, daß die Verfasserin ihre
medizinischen Kenntnisse teilweise den Erfahrungen und dem Wissen der deutschen
Volksheilkunst entlehnt hat.
Der Franziskanermönch Berthold von Regensburg meinte im 13. Jahrhundert,
daß alle Krankheiten vom dem Gifte jener Schlange herrührten, welche Adam und
Fig'. 13. Jesus als Apotheker.
Stammbuchblatt vom Jahre 1662, im Besitze des Herrn A. Pachinger in Linz
Eva zum ersten Sündenfall verführt habe. Bei dem Apfelbiß ,,da mite slikten sie
alle die vergift und allez daz eiter, das in dem slangen was, unde von derselben vergift
do wurden wir ze dem libe unde ze der sele siech und toetlich." Gott erbarmte sich
aber über uns „unde gab uns für jeglichen siechtuom, der uns von dem slangen uf
erbete, eine erznie, die uns des liebes siechtuom ze gesundheite brachte, wan er den
würzen unde Kräutern und samen und edelmgestein und worten die Kraft hat
gegeben, da wir von gesunt werden sollen"^").
Die Chirurgie galt früher für unehrenhaft und wurde wegen des an ihr haf-
tenden Makels bis ins 19. Jahrhundert hinein in Deutschland fast durchweg nur von
10) L. Kntelmann, Gesundheitspflege im Mittelalter. Hamburi,^ und Leipzie;, 1S9O,
S. 191.
62 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
BarbiercMi, Badeni uiul iiikleren enipirisLli ,i;ebikietL'n Schncidärztcn lu'trieben. Im
Anfange des 1^. .lahrhuiklerts iiiilensa,i;te der Tapst Honoriiis II. den rrie.sleni die
Krankenbehaiidluni:' überhaupt. Da sicli vom 12. .Jahrluiiidert aboliiieliin in Deutsch-
land anmählieh ein
w e 1 1 1 i e h e r Stau d a k a d e m i s c h ,t;- e b i 1 d e t e r Ärzte
entwickelte, so i;ab sich die Geistlichkeit in den letzten Jahrliunderten des Mittel-
alters nur noch wenis;" mit der Heilung des Leibes ab. Nach dem Medizinalgesetz,
welches der Hohenstaufe Friedrich 11. im Jahre 1224 für sein Gelnirtsland Süd-
italien einführte, war die Zweiteilung der Heilkunst dort schon damals vollzogen. Auch
die ältesten deutschen Medizinalordnungen, welche aus dem 14. Jahrhundert vor-
liegen, regeln bereits die Arbeitsteilung zwischen Arzt und Apotheker. Der Phar-
mazeut hatte die Arzneistoffe zu beschaffen und zuzubereiten, der Arzt dagegen be-
schäftigte sich mit der Frage, welche Mittel anzuwenden seien. Die deutschen Me-
diziner suchten anfänglich ihre Fachausbildung fast durchweg in Italien und Frank-
reich. Vom 10. bis zum 13. Jahrhundert war Salerno die wichtigste medizinische
Hochschule des Abendlandes. Im späteren Mittelalter wurden von den deutschen
Studenten zum medizinischen Studium besonders die Universitäten Padua, Bologna,
Pavia, Paris und Montpellier besucht. Da die vor der Reformationszeit im deutschen
Sprachgebiete gegründeten 1 5 Universitäten bis zum Anfange des fünfzehnten Jahr-
hunderts noch keine medizinischen Fakultäten besaßen, ging es mit der Vermehrung
der Vertreter des ärztlichen Standes anfänglich nicht schnell vorwärts. Noch in der
Reformationszeit waren eigentlich nur an den fürstlichen Höfen und in den volkreichen
Städten wissenschaftlich gebildete Ärzte zu finden. Im medizinischen Kabinett
sind viele Dinge aus den alten Zeiten dieses Standes aufbewahrt. Aber nicht von
ihnen, sondern von den
Apotheken der Vergangenheit
sollen hier jetzt einige Mitteilungen gemacht werden. Das geschichtliche Leben der
eigentlichen Pharmazie beginnt in Deutschland erst im 13. Jahrhundert. Urkunden
aus jener Zeit berichten von Apotheken, die sich in Augsburg, Hamburg, Konstanz,
Magdeburg, Münster, Rostock, Trier, Wismar, Würzburg und anderen Orten be-
fanden. Naturgemäß konnten nur an solchen Orten pharmazeutische Offizinen
eingerichtet werden, in denen oder in deren Nähe sich ein Arzt befand. An den Fürsten-
höfen waren die Apotheker anfänglich gewöhnlich als besoldete Beamte angestellt.
Auch in den mittelalterlichen großen Städten Deutschlands, wie in Augsburg, Kon-
stanz, Nürnberg, Ulm usw. gehörten sie meistens mit zu den Ratsangestellten. Im
Vergleich mit den Gehältern anderer Ratsbeamten jener Zeit war aber ihre Besoldung
sehr niedrig. Man darf daraus wohl schließen, daß diese Ratsapotheker ihre Apotheken
auf eigene Rechnung geführt haben und das Gehalt nur gegeben v/ard, um Leute
zum Apothekerberufe zu bestimmen und sie in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Rat
zu bringen. Jedenfalls finden sich in den Nürnberger Ratsrechnungen, welche bis
zum Jahre 1377 zurückgehen, neben den geringen Besoldungen der Apotheker gar
keine Einträge, welche auf eine, auf städtische Rechnung betriebene Apotheke hin-
deuten. Als ältester Vertreter des deutschen Pharmazeutenstandes befindet sich
im Germanischen Museum eine Nachbildung des Grabbildnisses vom Apotheker
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
63
Nikolaus Hofniair, der 1427 zu Augsburg verstarb ^^). Das Haar dieses Mannes
ragt bei den Ohren lang unter der bis auf die Schulter herabhängenden Beutelniütze
hervor. Der Vollbart ist gescheitelt. Der bis über die Knie hinabgehende, faltige
Trappert, den er als Rock trägt, ist in der Mitte der Kiirperlänge schwach gegürtet.
Ein mit Schellen oder großen Metallkncipfen verzierter Gürtel dient sichtlich mehr
als Schmuckstück, als zum Zusammenhalten des Gewandes. Aus den sackartigen,
geschlitzten Hängeärmeln ragen die vor der Hand enggeschlossenen Ärmel des unteren
Fief. 14. Der Nürnberger Apotheker Hans Perkmeister im Alter von 60 Jahren.
Ölgemälde von Michael Wolgemut im Germanischen Nationalmuseum.
1496.
Wamses hervor. Die Beine stecken in Strumpfhosen und die Füße in mäßig spitzen
Schuhen mit Seitenverschnürung. So gekleidet konnte sich der „Meister Apotheker"
zwischen den Patriziern Augsburgs wohl sehen lassen. Ein von Michael Wohlgemut
1496 gemaltes Brustbild, das sich in der Gemäldegalerie des Germanischen Museums
11) Das Bild siehe in den Mitteijunt^en aus dem Germanischen Natinnalmuseum, Jaiir-
gang 1890, S. 15—20, und in Hermann Peters, Aus pliarmaz. Vorzeit, ili. Aufl. Berlin 1910
S. 35.
64 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GEKM. NATIONAI.MUSEUMS.
O
VON HERMANN HEXERS, HANNOVER-KLEEFELD. 65
befindet, zeigt den Nürnberger Apotheker Hans Perkmeister im Alter von 60 Jahren ^ -)
(Fig. 14). Auch er trägt noch eine schwarze Beutehnütze mit nach hinten herab-
hängendem Zipfel. Bekleidet ist er mit schwarzer Schaube. Anfänglich führte Hans
Perkmeister die väterliche Apotheke in der Nähe des Predigerklosters. Wahrscheinlicii
besorgte er in seinem Alter dann den pharmazeutischen Dienst in der neuen Spital-
apotheke, für deren Gründung er mit seiner Frau eine Stiftung gemacht hatte. Auf
seinen frommen Sinn deutet ein Rosenkranz, den er auf dem Porträt in seiner rechten
Hand hält. Aus den folgenden Jahrhunderten sind Abbildungen von Apothekern
nicht selten. Sie sind durchv/eg in der Tracht der vornehmen Stände ihrer Zeit
gekleidet.
Die ältesten Apothekenoffizinen Deutschlands waren jedenfalls nach italie-
nischem Muster eingerichtet. Auf den Apothekenabbildungen des 15. Jahrhunderts
sieht man, wie die Arzneistoffe darin aufbewahrt wurden in Spanschachteln, Holz-
und Zinnbüchsen, Majolikatöpfen und Glasflaschen i^). In der historischen Apotheke
trifft man die gleichen Arzneigefäße. Von den Holzgestellen der mittelalterlichen
pharmazeutischen Offizinen Deutschlands ist wohl kaum eine auf unsere Zeit ge-
kommen. Die im Barockstil gefertigte Holzeinrichtung der historischen Apotheke
stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie stand ursprünglich in der Apotheke zu
Öhringen in Württemberg. Ihr unterer Teil mit den Schubladen ist mit meergrüner
Ölfarbe angestrichen. Die Borte darauf befinden sich zwischen weißen, mit vergol-
deten Kapitalen versehenen Pilastern. Als Hauptschmuck bekrönt die Regale eine
vergoldete, mit Putten, Amoretten, Wappentieren und verschiedenen anderen
Schnitzereien reich verzierte Galerie (Fig. 15).
Schon im 16. Jahrhundert wurden venetianische Gläser und Majoliken viel über
die Alpen nach Deutschland gebracht. Das beweisen auch die ältesten Arzneigefäße
aus Majolikamasse in der historischen Apotheke (Fig. 16). Unter ihnen fällt besonders
eine Reihe prächtig mit verschiedenen Köpfen blau bemalter Töpfe auf, welche einst
in der alten Sternapotheke zu Nürnberg standen. Diese Gefäße sind jedenfalls im
16. Jahrhundert in einer italienischen Werkstätte hergestellt. Ebenso andere Majo-
likatöpfe, welche in der Sammlung von Apothekenstandgefäßen in der historisch-
pharmazeutischen Offizin untergebracht sind (Fig. 16 und 17). Es hielt zu schwer
in Deutschland jetzt noch ganze Reihen gleichgeformter Majolika-Arzneigefäße
früherer Zeit zu erwerben. Deswegen kaufte ich für unsere Sammlung eine Anzahl
solcher aus der Zeit um 1600 stammend, zu Venedig in der Basilisken-Apotheke der
Via Garibaldi und in einer anderen Pharmazie nahe der Rialto-Brücke. Die Gefäße
befanden sich dort zwischen anderem Gerumpel, noch mit Resten alter Arzneistoffe
behaftet, auf den Dachböden. So hat man nicht zu befürchten, daß an ihnen
Fälschungen begangen sind. Gerade in Venedig werden jetzt sehr oft moderne Nach-
ahmungen für echte Majolikatöpfe alter Zeit zum Kauf angeboten. Einige in Florenz von
mir gekaufte Majolikastandgefäße sind aus etwas späterer Zeit, ebenso viele Fayence-
12) Hans Sticjniann, Das Bildnis des Hans Perkmeister. Mitteiluntren aus dem Germ.
Nationalmuseum, 1896, S. 134 ff.
13) Siehe die Abbildungen in den Mitt. des Germ. Nationalmuseuins, I. Bd. (1884 — 1SS6)
S. 5 ff. und in Hermann Peters, Aus pharmaz. Vorzeit, 3. Aufl., Berlin 1910, Bd. 1.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. 1913. 9
66 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
törfe aus den JeulSLlkMi 'rripfeivicn. die sicli clu'nlalls in dtT liistorischen Apotlieke
befinden. Die in letzlerer daneben siLiilbaren Milchglas- und Porzellangefäße waren
im IS. J.ihrhundert n.vh eine SeKenheil. Kunckel teilt in der zweiten Auflage seiner
Fig. 16. Majolika-Standgefäße
in der historischen Apotheke des Germanischen Nationahiiuseums.
Ars Vitraria I689 erst die Vorschrift mit. „das schöne Parcellein-Glas zu bereiten".
Er nennt als Erfinder des Milchglases seinen Zeitgenossen, den Dr. med. Johannes
Daniel Kraft aus Miltenberg in Franken, der zu Mainz und beim Kurfürsten von
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
67
Sachsen das Amt eines Handelsrates bekleidete^*). Die Erfindun,i;- des europäischen
Porzellans ist dem Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651—1708)
zu danken. Sie ^'mg hervor aus seinen planmäßig gemachten Versuchen mit den
von ihm hergestellten großen Brenngläsern. Als er 1708 starb hatte er schon Probe-
gefäße aus seiner Porzellanmasse gefertigt ^^). Sein junger Gehilfe Böttger ver-
änderte die von seinem Meister erhaltenen Vorschriften etwas und stellte zuerst
Porzellangefäße fabrikmäßig her. Er wird deswegen oft fälschlich und irrtümlich
Fiff. 17 und 18. Italienische M ijMlik;i-Sf,iiuiu\'f:ine
in der historischen Apotheke des Germanischen Nationahiuiseunis.
als der Erfinder des Porzellans genannt. Die Gefäße aus letzterem und auch aus
Milchglas waren anfänglich so teuer, daß sie erst im 19- Jahrhundert, als ihr Preis
billiger wurde, mehr zum pharmazeutischen Gebrauch herangezogen wurden.
14) Näheres ül">er Krafts Leben gibt Leizniz in seiner ,,Historia inventionis Phosphori".
Abgedruckt in: Miscellanea beroHnensia ad. incrementum scientarurn. ex scriptis societatis
regiae scientariuin 1710 II Lat. 91 — 98.
15) Hermann Peters, Die Erfindung des europäischen Porzellans. Archiv für Geschichte
der Naturwissenschaft und Technik, Bd. 2, Leipzig 1910, S. 401 ff., und Gurt Reinhardt, Tschirn-
haus oder Böttger? Neues Lausitzisches Magazin, Bd. 88, 1912.
6*
66 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM, NATIONALMUSEUMS.
Um Jon Apotlk'kon einen inysiisLli-rcM/vollcn Anslricli /u .^eben, veiziorti' man
diese in früiieren Jalirlunulerten ,i;ern mit allerlei seilsamem, aus,i;estopl"tem Gelier.
Dementsprechend sieht man denn auch nnter der Decke der historischen Offizin
mächtige Schildkn'iten, ,i;e\vundene Schlant;en, Strauüeneier nnd der,t,ieichen mehr.
Darunter in der A\ilte der Apotheke steht der Rezeptiertisch mit einem aus
der Rokokozeit flammenden, schmiedeeisernen Hakenbort als Aufsatz. An ihm hän.i^en
verscliiedene Handwairen. Unter diesen steht eine Stativwas:e mit den dazugeliörenden
Unzen-, Drachmen-, Skrupel- und Gran,i;e\vichien. Sie wurden erst am Ende der
sechziger Jahre des \'~). Jahrhunderts durch die (irammgewichte aus den deutschen
B ** *F
Fig. 19. Unzen-, Draclinien-, Skrupel- und Gran-Medizinalgewiclite
nach den alten Originalen in der historischen Materialkammer des Germanischen
Nationalmuseums. Oben links 3 moderne Dezigrammstücke.
Apotheken verdrängt. In früheren Jahrhunderten hatten die alten Medizinal-
Unzengewichte oft die Gestalt jener Zickzack-Zeichen, mit welchen sie in der Schrift-
sprache ausgedrückt wurden. Ein Satz solcher Gewichte liegt in einem Schaukasten
der historischen Materialkammer aus (Fig. 19). Nur für den, der solche Gewichte
kennt, wird Philander von Sittewalt verständlich, wenn er in seinem im Jahre 1643
erschienenen Werke „Wunderliche und Wahrhaftige Gesichte" hei der Beschreibung
der im Traume an ihm vorüberziehenden Apotheker sagt: ,, Hernach kamen Drachmae,
Unciae, Scrupuli, Grana, welche eine Gestalt haben, als ob es Schlangen. Skorpionen,
Blindschleichen wären, oder vielmehr derselben Gift in sich hätten."
in der historischen Apc^theke vervollständigen eine Anzahl Reibschalen, M()rser,
Spatel, Löffel und andere Gerätschaften das pharmazeutische Bild.
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
69
In früheren Jahrlinnderten kamen die ärztlichen Verordnun.i^en oft nicht,
wie jetzt allgemein, auf losen Rezeptblättern in die Apotheke, sondern es war „an
vielen orten eine gute nützliche gewohnheit, daß ein jeglicher Doctor in allen Apo-
theken durchaus sein besonder Buch zu haben pflegt, darin er den Krankhen mit
Anzeigung des Jahres, Monats und Tag ordentlich seine Rezept schreibt". Die
^jtfi'-'ifii^^^deut. t£iifin:^t/'tf*f^,..Ma'f^4
FJR'. 20. Apothekenabbilduns:.
Radierun,s; von H. v. Wiiiterstein. Aus Peter Hessel, Herzfließende Betraclituni,'en vom Elbe-Strom (1675).
(Nach dem Exemplar in der Hamburger Stadtbibliothek.)
Nürnberger Medizinalordnung von 1592 macht diesen Gebrauch geradezu zur gesetz-
lichen Vorschrift. In der historischen Apotheke liegt eine groLie Anzahl solcher ärzt-
licher, aus Nürnberg stammender Rezept bücher aus. Die meisten Heilkünstler
bedienten sich der Buchstabenschrift. Einige Ärzte schrieben ihre Verordnungen
70 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
aber mit den alten niediziiiisch-alchiniisti.schen Gelieiiiizeichen. Ihre Deutung ist
für Jen modernen FaLimiaini zuweilen schwierig.
Im Vorraum der historischen Apotheke sieht man gegenüber der schon er-
wähnten Sammlung von pharmazeutischen Standgefäßen an der Wand und in den
Schaukästen Proben von den Büchern und Bildern zur Geschichte der Pharmazie
und verwandten Naturwissenschaften. Die eigentlichen Aufbewahrungsorte solcher
Urkunden sind natürlich das A\rchiv, das Kupferstichkabinett' und die Bibliothek
Fig. 21. Lateinische und gewöhnliche Küciie nebeneinander.
Ausschnitt aus dem Kupferstich zu dem Einblattdruck „Der Union Mißgeburt" (um 1630),
im Germanischen Nationalmuseum.
des Germanischen Museums. Für letztere war seit Jahren besonders auch auf die
Ansammlung von alten Arzneitaxen, Medizinalordnungen, Dispensatorien, Pharma-
kopoeen und ähnlichen Arzneibüchern das Augenmerk mit gerichtet. Besonders gut
sind in der Büchersammlung auch die aus der Vergangenheit stammenden Schriften
über deutsche Bäder vertreten. Viele Einzelblätter, welche das Geheimmittelwesen,
die Kurpfuscherei und das Quacksalbertum früherer Zeiten durch Beschreibung und
Bild beleuchten, trifft man im Kupferstichkabinett. Eben dort ist natürlich auch viel
Illustrationsmaterial für andere Gebiete der Pharmazie vorhanden (Fig. 20 und 21).
VON HERMANN PETERS, KLEEFELD-HANNOVER.
71
So ist z. B. für die Geschichte der Toxikologie ein dort aufbewahrtes Einzelblatt
von Wert, das durch Wort und Bild berichtet, wie 1573 der „Judendoktor Leupolt"
mit glühenden Zangen gekneipt, lebendig geschunden und gevierteilt wurde, weil
er den Markgrafen Joachim 11. von Brandenburg vergiftet haben sollte. Damit der
föarbrtffttge 5Tc»ve Sc«ttimg/t)öitenieni<tren)Iofcn
»V«lci)er 511 ßcrliti gca'onr xinö bem ChtirtitrlJcnitinemoigncn t'anbfö^tKtt
imtflifft mattem Ctuncfb vcificbcii «(i««ijUct)6ii'£X.^iij.
and> alle feine haimlicbe rieben rtrhitvAlvpddf» btt
llltiiieibird) @d>din a\ to gaiffcnbarct/butcb brwtf
vn Mibac lacbeii/bartibec ban bit €hwfatfl]stcffen
vngunli vifiiine 2\iitl) petroJtferi AÖem febelmiabccj
bje lad) wolgcfallcn vnnb vermunt/ fem« fdxlmcrty
einfbitgang jn kabut/xviectbannbütdj bitftbwat^
l3e.Kurt|J5u]tt>egen tjnrßcbiaclit / flljö traiiii jn cuiee
\f(Ct Äjigclcben/ b<xö ec jn bat üeb haben mulTm. Hun
abec bkJtö (id) begeben / öoö bet ^ut(l brancf j|] troza
ben/»itb cttvan bifj m bi« »lertje^ttt tag gelegen, bec
Jub ober ^at (]d)mit fejnem ge|ct)mei($ pnnb ^fubca
ju Äetlin b«ratbrd>laof/nnc tcmictitt bcw fromme»
£burfiic|len rmbe leben bjingen/ bacml^mml9 rfbcc
nid)t inerd'en folt ober vff )n nad)bencf en^vn (iinbt
alfo einhellig iro{bcn, bcm tTlarggraflfen ein ttmd^
einzugeben bödyhabcn (ifViuoKücrllen J«buluerge=
{ioffin / vnb um baa traii<f gcthon/bainit ber ^üill
nitgehhnggeliojben l(}/(c>ttnbcrnod>bif5an fiinfften,
Mggddbt barnad)ge|{o;bcn/rn rjfgcrchnUten n.iot=
ben/vort ben gefd)ü;onttn fcocto: rn Srfjet ber (latt
inij beywefen feinet 2Nrtth/ weldie ban bolb obgcnö'
meii habeit/ba9 bit S^ii nid?t eine red)ten ti^btsg«:
(loibcn i|I/baiin inrfdn hcr^ alkoentjünbf vnnb it-
(chn'ar^etgnrefen / haben (iea wenn |}unban fcinntt
öohn/be jungen tllacggcatf en/aiigejciget/ trclAec
bann von nu"^n bcn nI>tinaibifd?enU7(5!bcct)at
I.Tlftn einyehcti/ vttb getfalrigPlidien peinigen laffctv
abec (in lange |(rt nicbtö befenen a^ölleii bi|} man |m
alle haar rom lab abgefdjom h^t / rnbfecba wocbcri
an riec fetten m bec gefingtitufj hangen hat la(|en/|«
bttib man in barnatb nnberumb gepeinigt hat et r$
|lunt>anbefenbt «vieet jii pei:ünhabegif|tiii6i*bJ0
ncn gen-'O^D^n/batuö ban i^ilfeiit gefiorbeti fem/ auch
fonf) ril Icqten mpurgaRen recgeben/rnb butd) fu-
ne Baubei cy ccFrembr wie er bari ein «3«^ '1^ geirefeit
vnb lemeö aigiicn lanbte ^'ut)icii nid;t rct^onet/
barubetbari berjungc tTTarggraffbicanbetn^uben
allcaufjleim gantjenäanöt rtriagt/vmibbieCSdtcc
?u f(di gen<>Mimcn/ bifcn verjrreitleienUliiberabec
hat et yir tr^tatt auisfdjlaiffen U|fen,rnb mit gWen=
ben jangctwcilfen/aud) Ubcnbig fdimbt vn vierth«i=»
Un lri(fui / bctnacber liin C)rtbifd)Cn Äörpel auff ein
l\ab gcicpt/ben Äcpff angcbunbt/i»ic öaiifem vic
bieiitcr lohn gcvrefen ijl. icJariiiiib alle ChJi|len (id)
ro! bcn jluben htJff" follen bnii fmic iiid)t8gnt0 ge«
Ihfftcthaben/uncban bifer Creiilofct fdxlm betenbt
bat/aud>baruinbenfemio^ncinrfang«n nMCir hi«=
uojgemalct|l'd)t/ ijl getid^tet u'O.'bcn / bifcs ©rey
rnb ©ibcnr^igjlcn Tiare bm HMutibiwtiniiisßin
Jinaif/iu ijeiliii potbu: Gtatt.
^ vi ^^^^^^^f^^^f^^ ^lebölt ^ut» acfcffen mtt i)mfy
( *ili ^"^ feglidicn ' bcy bcm Curfiußeu fiibTTJargraJ^en 7(od)ain/
V„// an feinem <3of]rgea''efen/ bfr MTargraff fn aud> gar Ifeb gt^'J^t''
fcan bittd>|eirt i'iirfd)wentj<n / rnb jutbitlen/ tvie bann bet fdjclmijcfKn
•Jubcn art aufjn'cifiit k)ai erö Co vd üu wegen gebraAt/bag ijn ber ^urlJ
^at bicinäiiB vbct geben/vub jn licbtf gehabt / bun (ofi^ ejnca vv 2Jöet
Fig. 22. Der angeblich an dem Markgrafen Joachim II. von" Brandenburg durch den
„Judendoktor Leupolt" verübte Giftmord (1573)-
Einblattdruck im Germanischen Nationalmuseum.
72 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONAI.MUSEUMS.
1-ürst nicht jäh. soikk'ni erst luu-h ^ 'l'aucn vci\staii\ hoiLU os. es sei dem (iitl ,.(,rillen
zu Bulver zerstoüen" beii^eiiiiseht worden. Das (jestiindnis des (jiltniordes wurde
Leupolt (si)iist Lippi>ld cenaunt) durch urausis^e woehenlani^e l-oUer erprel.il und
ist anzuzweilehi (Fii,^ 22).
Hiiie Radierun.iT aus dem .lahre \72(^ von Bernhard Rolide zei,t;t Sokrates im
Ciefän.kMiis auf seinem Sterbelauer. Neben ihm stehen seine I-reunde Krilon. Phädon
und andere. Rechts in der Hcke bereitet der Giftmischer den schauerlichen Schier-
lincstrank. Dem Bilde liegt sichtlich die Beschreibung zu Grunde, welche Piaton
am Schluß seines Phädon gegeben hat (Fig. 2]).
Im \orraum der historischen Apotheke wollen wir noch einen Augenblick
bei einem Kupferstich verweilen, welclier die IJofapotheke zu Rastatt in der Zeit
Fig. 23- Der Tod des Sokrates.
Radierun'; von Bernhard Rode, 1726, im Germanischen Nationa'nuiseiim.
um 1700 zeigt. Wie die Unterschrift des Bildes meldet, ist letzteres vom Apotheker
Joh. Leonh. Kellner zu Nürnberg „seinein allergnädigsten Herrn", dem Markgrafen
Ludwig Wilhelm von Baden und Hochberg gewidmet. Der Apotheker Kellner war von
1697 ab Besitzer der Kannenapotheke in Nürnberg (Fig. 24). Dort war eine noch
mit Arzneimitteln gefüllte Feldapotheke aus dem 17. Jahrhundert erhalten, die jetzt
im Vorraum der historischen Apotheke steht (Fig. 25). Diese Kriegsapotheke ist ein
oben dachförmig abgeschlossener, etwa 2 m hoher mit Ornamenten der Spätgotik
verzierter Schrank. Ringsherum hat er an allen Seiten Türen. Das Dach des
Schrankes ist aus zwei Klappdeckeln gebildet. Wahrscheinlich begleitete der
Apotheker Kellner zur Führung dieser Feldapotheke den Markgrafen Ludwig
Wilhelm von Baden, als er I683 die fränkischen Hilfstruppen zum Entsätze Wiens
gegen die Türken führte.
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
73
Fisr. 24. Der Nürnherüfer Apotheker Hs. Leonhard Kellner, 1666 — 1736.
Schabkiinstblatt von Bernli.ird Vogel nach einem Gemälde von Joliann Kupetzky.
74 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
In der Feklapcitheke bofiiKloii .sjcli vorwioi^end Arzneiiniscluin.i^c'ii, von denen
die Vorschrifteii der ,i::aleni5clien Schule enlslaninien. Zu den neueren Mitteln, die
an ihre Seite .getreten sind. i::eliören Präparate wie: Ma.i^i.steriuni cranii huniani
( = AWister.stück. aus menschlicher Hirnschale), Ma,i,Msteriuni uni^ulae alcis, Ma.^isteriuni
oculoruin cancri. Pulvis bezoardicus u. d,i,"l. in., sowie verschiedene Extrakte, Essenzen
Fig. 25. Feldapotheke aus dem \t. Jahrhundert (1683) in der historisch-pharmazeutischen
Sammlung des Germanischen Nationalmuseums.
und Tinkturen. Die eigentlichen Vertreter des jatrochemischen Zeitalters, die Che-
mikalien sind in der Feldapotheke aber noch nicht sehr zahlreich. Von ihnen sind
namentlich zu nennen : Flores antimonii ( = Sublimiertes Antiinonoxyd), Flores
martis ( = Eisensalmiak), Bezoardicum minerale ( = weißes Antimonoxyd), Crociis
metallorum ( = braunrotes Antimonoxyd), Crocus martis ( = Eisenoxyd), Flores
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
75
aurichalci ( = Zinkoxyd). Wenn man solche Si,ij:naturen an den Stand,c;efäßen liest,
so kommt einem recht zum Bewußtsein, wie sich im Laufe der Zeiten auch der Arznei-
schatz der Menschheit ändert. In den modernen Apotheken ,t!:ebraucht man von den
meisten der in der Feldapotheke vorhandenen, einst jedenfalls sehr hoch .^geschätzten
Mitteln nur noch sehr wenige.
So entstehen und vergehen auch in der Heilkunst die Anschauungen und Moden
und kommen dann nach einiger Zeit wieder. Das sieht man aucli an anderen Stellen
der medizinischen Kunst. Als z. B. im Mittelalter die wissenschaftlich-rationelle
Medizin der Antike bei den christlichen Kulturvölkern des Abendlandes in Gnaden
aufgenommen wurde, da kam der im Anfange unserer Religion in Acht und Bann
erklärte griechische Heilgott und seine berühmten heidnischen Jünger wieder zu
Ehren. Ihre Bilder wurden daher, namentlich vom 16. Jalirhundert ab, neben den
Fig. 26. Achilles und Panacea als Verkörperungen der Chirurgie und der allgemeinen Heilkunst.
Holzfiguren aus dem 16. Jahrhundert in der historischen Materialkammer des Germanischen
Nationalmuseums.
christlichen Schutzheiligen der Heilkunst, gern zur Verzierung in den Apotlieken auf-
gestellt. So werden in der
h i s t 0 r i s c h e n M a t e r i a 1 k a m m e r
zwei aus der Sternapotheke zu Nürnberg stammende Figuren des 16. Jahrhunderts auf-
bewahrt, welche die Panacea und den Achilles in liegender Stellung vorstellen (Fig. 26).
Erstere war nach griechischer Mythe eine der vier Töchter des Asklepios und ihre
Gestalt diente früher gern zur Verkörperung der allgemeinen Heilkunst, welche sich
mit den inneren Krankheiten befaßte. Achilles war nach den alten Erzählungen
von dem Centauren Cheiron besonders in der Wundbehandlung unterrichtet. Er
galt daher als Verpersönlichung der Chirurgie. Wie Plinius^**) erzählt, soll Achilles
16) Plinius, bist. nat. B. 29, Kap. 19 und B. 34 Kap. 45.
76 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONM MUSKllMS.
Jon xorwuiklcloii Koiiii:- <kv .Myscr 'IVlophus millclsl l'ost .s^olicilt Iiabcii. „Weshalb
(.•r aiu"h i^omall \\ii\i. wie er soIlIumi mit doin Sollwerte Nom Spccic auf die W'uiuic
Jos Telepluis .vliabt." Achillos ist liior nicht in Jcm- von l'linius ,i;eschilJorlcn Slclhin.t;-
\orlMlJlicht. Nach Jeni ToJe Jos Patroklos brachte ihm bekanntlich seine Muller
zum Kample mit lleklor neue Watten von Jes llephästos llanJ, Jarunler einen
kunstreich ireschmieJelen SchilJ unJ einen Speer, Jen kein anJerer zu sch\vin,t,^en
\onnoclite. IVr Künstler scheint Jen Achilles mit Jieser Ausrüsluni; Jari^estelll
.'M haben.
Fii;. 27- Atitluidat.'S der trfiiulcr der
Mitliridathitwerge.
Holzfigur des 17. Jahrhunderts, in der historischen
.Waterialkammer des Germanischen Nationalnuiseums.
Fiii. 2S. Andruniaclnis der Erfinder des Tlieriaks.
Holzfigur des 17. Jahrhunderts, in der historischen
Materialkammer des Germanischen Nationalmuseums.
Auf den Pfosten des Treppenabsatzes der Materialkamnier stehen zwei andere
etwa einen Meter hohe, buntbemalte Holzfiguren (Fig. 27 und 28). Diese stammen
aus dem 17. Jahrhundert und kamen ebenfalls aus der Nürnberger Sternapotheke in
die Sammlung. Die eine dieser Gestalten trägt die Unterschrift: „Mithridates magnus
rex ponti medica arte clarus". Bei der anderen Figur heißt es an gleicher Stelle:
„Andromachus neronis caesaris archiater optimi antidoti optimus inventor". Die
beiden Holzgestalten stellen also die Erfinder der einst so berühmten Latwergen
Mithridat und Theriak vor. In dem Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, in welchem
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD. 77
Mithridat (lU— 63 v.Chr.) lebte, herrsdite luicli den An,t;:iben ^ ') von Varr()(ll6 — 27
v.Chr.) und Lukrez (98 — 55 v.Chr.) die Ansicht, daß zur Entstellung' von Krankheiten
nicht nur der Same dieser, sondern auch die Krankheitsdisposition vorhanden sein
müsse. Aus diesem jetzt wieder modern .gewordenen Gedanken, den 1800 Jahre später
auch Athanasius Kircher (I601 — 1680) aussprach, bildete sich schon in der antiken Welt
eine Immunitätsfrage. Mit ihrer Beantwortung soll sich besonders viel der König
Mithridates beschäftigt haben. Nach ihm waren die ,,pontischen Enten" benannt,
welche mit Giften gefüttert, immun gegen Gifte geworden waren ^^). Man nahm an,
daß sich im Blute dieser inmiunisierten Tiere Antitoxine gebildet hätten. Dieses
Blut wurde deswegen in verdicktem Zustande aufbewahrt und in weiniger L(')sung
gelegentlich als Schutzmittel gegen Seuchen und Gifte verwendet. Auf diesen Ini-
munisierungsgedanken stützt sich die jetzige Serumtherapie wieder. Heute bringt
man die im Blute aufgespeicherten Antitoxine immunisierter Tiere aber nicht in den
Magen, sondern spritzt sie in die Blutbahn.
Mithridat erfand als Universalgegengift eine Latwerge, welche gegen alle krank-
heitbringenden Samen und jegliches Gift schützen sollte. Die Vorschrift dazu fand
Pompejus zwischen den Papieren des besiegten Königs von Pontus. Er ließ sie durch
seinen Dolmetscher ins Lateinische übersetzen. So kam die Mithridatlatwerge bei
den Römern in Gebrauch und stand in der Heilkunst bis ins 19- Jahrhundert hinein
in größtem Ansehen. Zwei Leibärzte des Kaisers Nero, Damokrates und Andromachus,
änderten die Zusammensetzung der Latwerge noch durch Vermehrung ihrer Bestand-
teile ab. So ließ Andromachus ihr unter anderen Dingen noch Fleisch von der
Redischen Viper zusetzen. Diese Giftschlange wird von Konrad Megenberg im
14. Jahrhundert in seinem Buch der Natur unter dem Namen ,, Tierslangen = Thyrus"
besprochen. Andromachus und seine Zeitgenossen waren v/ohl der Ansicht, die gif-
tige Schlange müßte doch wohl gegen ihr eigenes Gift ein Antitoxin im Körper tragen.
Daß dieses auch gegen andere Infektionsstoffe wirksam sei, hielt man für zweifellos.
Dieser Glaube war der Grund, daß die schlangenfleischhaltige Theriaklatwerge im
Altertum als sicheres Schutzmittel gegen Seuchen und Vergiftungen galt. Durch
christliche Legenden wurde diese Meinung im Mittelalter noch verstärkt. So schreibt
Konrad Megenberg von der „Tierslangen": „An dem Tag, do unser herr an das
cräuz gehangen wart, sprechent sie, daz derlai slangen ain gar übelen gevangen wurd
pei Jerusalem und wurd gehangen an das cräuz neben unsern herrn, und daz von
der stund allez daz gesläht derlei slangen ain kraft an sich zug zu helfen vesticleich
wider all vergifft von dem pluot unsers Herr Jesu Christi, wie aber daz sei, daz der
triaker helf wider all ander vergifft". Durch solche Berichte über die schützenden
Kräfte der Theriaklatwerge war der Glaube an sie bis ins 19- Jahrhundert hinein so
stark, daß er auch nicht schwand, wenn trotz der Benutzung dieses Präservativmittels
ganze Städte an der Pest ausstarben. Das Ansehen des Mithridats und Theriaks
kam auch zum Ausdruck in den Standgefäßen, in denen diese Latwergen aufbewahrt
wurden. Vor der historischen Apotheke befinden sich zwei große, prächtig blau-
bemalte Majolikatöpfe, welche einst dazu dienten. Das eine von diesen Gefäßen
zeigt den Kopf des Mithridates, das andere den des Andromachus.
17) Varro, De re rustica II, 12 und Lucretiiis Cariis, De reriun natura, B. C, V. 1080 — 1143.
18) Plinius, liist. nat. Bd. 25 Kap. 3 und B. 29 Kap. 33-
78 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
Walirschciiilicli hat der 'l'hcriak von ..Thyrus licr Tierslang-e" seinen Namen
Da diese Redische \'iper nicht im nrudlichen iiiuropa vorkommt so bezog man zur
Tiieriakbereitung das Sclilan^enlleisch aus Italien. Im venetianischen Gebiete geschah
die llersielhmg dieser Schlangenpräparate unter behördlicher Auisicht und ihr Ver-
sand unter der Beigabe staatlicher Beglaubigung. Im Vorraum der historischen
Apotheke befindet sich an der Wand ein Zeugnis über Schlangenfleisch-Pastillen aus
Padua vom Jahre 1676. Die Alaterialisten, die dies vornelimste aller Arzneistoffe
von dort einführten, erhielten vielleicht nach den Trochiscis viperinis den Namen
Trochisten = Drogisten. Jedenfalls behauptet dies Dr. med. Hornick in seiner im
Anfange des 17. Jahrhunderts erschienenen Schrift: „Vier Fragen, die Apotheker und
.Materialisten betreffend''. In neuerer Zeit pflegt man die Bezeichnung Droge auch
wohl als Umbildung des arabischen Wortes dowä, dawä, diwä anzusehen. Es ist
schwer zu entscheiden, welche .Ableitung für das Wort Droge und Drogist als richtig
anzusehen ist.
Zwischen verschiedenen Deckengemälden, welche die Drogenzufuhr darstellten,
befand sich in der Materialkammer der Sternapotheke zu Nürnberg als Erklärung
eine lateinische Inschrift. Sie ist von dort für die historische Materialkammer über-
nommen und hier wieder unter einem gemalten Baldachin an der Decke angebracht.
Sie lautet:
Pharmaca quae rapidae valeant producere vitae
Stramina et indomitae frangere tela necis,
Non uno exculti veniunt de cardine mundi,
Quas oriens fruges arctos habet.
Utere tot tantisque beatior utere donis
Et largitori vivere disce deo.
In etwas freier Übersetzung geben die folgenden Verse den Sinn dieser Inschrift
wieder:
Nicht e i n Land nur der bebauten Welt
Ist's, d'raus man die Arznei'n erhält.
Die unserem flüchtigen Erdenleben
Vermögen erwünschte Dauer zu geben.
Und die da sind eine starke Wehre
Auch gegen des Todes siegreiche Speere.
Die Früchte, vom Osten hervorgebracht.
Hat zu den seinen der Norden gemacht.
Erfreu Dich so vieler und großer Geschenke
Und dankbar Gottes, des Gebers gedenke!
In der Materialkammer fällt besonders ein Arzneischrank aus der Zeit des
üppigsten und reichsten Barockstiles ins Auge (Fig. 29). Er wurde etwa um 1725 für
die Sternapotheke in Nürnberg gefertigt. Seine Höhe beträgt ungefähr 4 Meter,
seine Breite hat fast das gleiche Maß. Die Vorderwand dieses architektonisch ge-
stalteten Aufbaues zeigt die geschwungenen Formen und Linien, welche die Künstler
jener Stilperiode so bevorzugten. Zwischen drei mächtigen gewundenen Säulen des
Schrankes befinden sich [zwei Türen, welche mit runden, in Blei gefaßten Scheiben
verglast sind. Größtenteils ist dies große pharmazeutische Möbelstück mit grau-
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
79
marmoriertem Ölfarbenanstrich versehen. Die Säulen sind aber schwarz und mit
Goldeplieu umrankt. Auch ihre verschnörkelten Kapitale strotzen von reicher Ver-
goldun,^'. Oben auf dem Schranke ist zwischen üppig verkröpftem Gesims ein
gebrochener Giebel aufgebaut. In der Mitte der beiden Giebelansätze ragt mit
zwei Engeln an der Seite das buntfarbige reichvergoldete Wappen des damaligen
Sternapothekers als Abschluß hervor.
Fi,c:. 29. Spätbarocker Arzneischrank
(in der historischen Materialkamnier des Germanischen Nationahnuseums.
Auch die kleineren Schränke, die Tische und die Figuren der historischen
Materialkammer stammen aus der alten Nürnberger Sternapotheke.
In dem soeben beschriebenen großen Prunkschranke hatten frülier die Arznei-
gefäße der Apotheke einen vor Staub und Schmutz geschützten schönen Aufbewah-
80 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
rui\c:sort. Jetzt ist in iliin eine liistorisclk' Dro^'eiisaniiiiluii.i^' uiitt'ixebraclit. liiiii.i^'e
intereSv^ante Stiicko iius ihr sind in oincin SclKiiikaslfu unter dein 1-ensler xu sehen.
Dort lie.iren z. B. verschiedene Arten von Bezoarsteinen. Sie ,i;;dten in früheren
J.dirluinderten als sichere Schutzmittel M'eM'en Gilt und je,i;liche seuchenarti^e Krank-
heit. Im festen Vertrauen auf die ihnen zu,i;eschriebenen Kräfte bezeichnete man
jtis zum 19. Jahrhundert i;ar manche Antidote mit dem Namen Bezoardicum, auch
wenn sie i^ar keine Beimischung" dieser Steine enthielten. Die natürlichen Bezoar-
steine sind kut;eli.i:e Konkretionen, welche sich in dem Gedärm verschiedener Tiere
finden. Der orientalische Bezoar soll vom Bezoarbock und von der Gazelle, der
okzidenialische vom Schaf-Kamel und^ der deutsche von der Gemse abstammen.
Der erstere besteht hauptsächlich aus Gallenfett, Gallenfarbstoffen und Lithofellin-
säure. der des Schafkamels vornehmlich aus Calcium- und Ma,i;nesiumphosphat, da-
i;e,i,'en die Gemsenkuiieln im wesentlichen aus verschluckten und zusammen.iceballten
Haaren.
Die beiden ersten Arten nahm man nicht nur als ansteckun,t;swidri,i;e Mittel
ein, sondern trug sie auch als Amulett, zuweilen mit einem Goldgehäuse umgeben,
an der Kleidung, am Halse oder auf der Brust. „Der orientalische Bezoar stand
ehedem in sehr hohem Ansehen und war außerordentlich teuer, besonders die großen,
sodaß einer, der über 4 Unzen wog, in Indien mit 2000 Livres bezahlt wurde" ^ ^). Einen
ähnlich hohen Preis hatte einst das Hörn des Einhorns, von dem man Stücke neben
dem Bezoarstein im Schaukasten sieht. Ihm hatte man auch ähnliche Heilkräfte,
wie letzterem angedichtet. Der sonst aufgeklärte Cunrat Geßner schreibt noch in
seinem 158} ins Deutsche übersetzten Tierbuch darüber: „Wo das Einhorn zu finden
derwegen den Landfarern und Weytreisenden glauben davon geben muß, was
sy sagen : dann einmal so ist das thier auf erden, sunst wären der hörnen nit vor-
handen; und laß man es dabei bleiben, daß Indien, Arabien und Morenland sy er-
zeugen". Über die Wirkung des Einhorns sagt Geßner, „die alten arzet haben ihre
artzney zu solichen schaden von Eingehörn in der Weise gebraucht, daß sy trink-
geschirr aus dem ghürn gemacht, und den Kranken daraus zu trinken geben: dieser
zeyt aber so kostliche trinkgeschirr hornshalb nit gehaben mag, braucht man das
Hörn selbs im trank allein nun das gerecht Eingehürn ist gut wider alles gifft".
Im 17. Jahrhundert ging es mit dem Glauben an das Dasein des Einhorns zu Ende.
Im Jahre I663 gab J. J. Becher in seinem „Parnassus medicinalis" richtig an, daß
die im Arzneischatz benutzten Einhörner von Nowaja Semlja oder Norwegen kämen
und die spiralig gefurchten Stoßzähne des Narwall oder See- Einhorn genannten
Fisch-Säugetieres wären. Als dies bekannt wurde, war es mit dem Ansehen des rnedi-
zinischen Einhorns vorbei.
Die pharmazeutische Drogensammlung des Germanischen Museums enthält
noch manches Stück, das mit Geschichte umgeben ist. Es ist hier aber nicht der
Platz, auf mehr Einzelheiten daraus einzugehen.
Viele Drogen des Auslandes kommen zu uns seit altersher in einer ganz gleichen
eigenartigen Verpackung. Zu einer Sammlung solcher Umhüllungen arzneilicher
Rohstoffe ist in der Materialkammer ein Anfang gemacht. Hoffentlich sorgen die
19) Ph. L. Geiger, Pharmazeut. Zoologie, Heidelberg 1S39, S. 243-
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD. 81
Großhändler des Drogenfaches dafür, daß sie weiter entwickelt wird. Die nüchterne
europäische Blechverpackung" erobert sich jetzt immer mehr die Welt. Bald werden
durch sie auch in fremden Erdteilen die alten eigenartigen Drogenumhüllungen ver-
drängt sein!
in der Materialkammer findet sich auch ein kleines Tönnchen aus grünglasiertem
Ton, welches mit einem Zinnhahn versehen ist, zu dessen Verzierung der Delphin
als Vorlage gedient hat. Es stammt wohl aus der Zeit um 1700 und diente einst
zur Aufbewahrung und zum Ausschänke jener gewürzten Süßweine, welche in früheren
Jahrhunderten in den Apotheken zu Verdauungszwecken hergestellt und nament-
lich am Schlüsse großer (jelage gereicht wurden. Die berühmtesten Würzweine
dieser Art waren der rote Hippokras, der gelbe Ciaret oder Luterdrank, auch „Gänse-
lüßer" genannt, der aus Maulbeeren bereitete Moraz oder Morolff und der zinnober-
farbene Zinopel oder Sinopel. Recht ausführliche Vorschriften zu diesen einst so
beliebten Getränken gibt unter anderem Gualtherus Ryf f im dritten Teil seines 1 544
zu Frankfurt gedruckten „Confectbuch und Hausapotheke". Zu den alten Kräuter-
weinen gehörte auch das „Schurli-Murli". Man verstand unter diesem Namen in
früheren Jahrhunderten das Gemisch eines weinigen Kräuterauszuges mit spanischem
Wein'^"). Die Bezeichnung Schurr-Murr ist durch Fritz Reuters Buch dieses Na-
mens, das in einem Mischmasch von Hoch- und Plattdeutsch geschrieben ist, wieder
allgemein bekannt geworden. Die Verkleinerungsform davon ist Schurli-Murli =
Schorlemorle, in dem jetzt so genannten Weingemisch ist der frühere Kräuterauszug
durch ein Mineralwasser ersetzt.
Bis in die Neuzeit hinein gab es in den meisten deutschen Landstädtchen weder
Arzt noch Apotheke. Da in jenen Zeiten der Verkehr fern voneinander wohnender
Menschen auch noch nicht so leicht wie heute war, so konnte man auf dem Lande
nur schwer ärztliche Hilfe und Arzneien bekommen. Deswegen besorgten dort die
Familienväter oder die Hausfrauen die Behandlung der Kranken und die Zubereitung
der für sie bestimmten Arzneien meist selbst. In wohlhabenden Familien war man
daher früher noch viel mehr und besser als heute mit Hausapotheken ausgerüstet.
Im Germanischen Museum ist auf dem Treppenabsatz, von dem man in die historische
Materialkammer hinabsteigt, ein Glasschrank aufgestellt, in dem sich eine
Sammlung von Hausapotheken
befindet. Weim man die Schränkchen und Kästchen, in denen diese einst fürs
Haus bestimmten Arzneien untergebracht sind, mit den modernen Hausapotheken
in Vergleich stellt, so fällt dieser vom künstlerischen Standpunkte aus betrachtet,
entschieden zu Ungunsten der letzteren aus. Wie auch bei vielen anderen Dingen
legten unsere Vorfahren einen hohen Wert darauf, daß die Hausapotheken neben ihrer
nützlichen Seite auch dem menschlichen Schönheitssinn ein Vergnügen bereiteten.
Nicht so unbedingt darf man dem Arzneischatz der Vergangenheit vor dem
unseren den Vorzug geben. Viele der nun außer Gebrauch gekommenen alten Arznei-
mittel waren gewiß recht töricht. Aber wahrscheinlich zeigen manche unserer heutigen
Heilmittel, von der Warte einer späteren Zeit betrachtet, auch mehr angedichtete,
als wirkliche Tugenden.
20) Joh. Wallbergens Sammlung natürliclier Zauberkünste oder aufrichtige Entdecicung
verschiedener Geheimnisse. Neue Auflage. Stuttgart bei J. B. Mezler, 1768.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. 1913. 7
S2 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
Schon im A\i((ol:iltor ,i;;ilt es eine .uanze Reihe deutscli ^!j:eschriebener Arznei-
bücher. Jie den Laien unterriclileten, welche Arzneimittel bei bestimmten Krank-
heiten in Anwendunii zu bringen seien. Diese entspraclien teils der wissenschaftliclien
AWdizin jener Zeit, teils der damaligen Volksarzneikunst. Das verbreitetste Werk
dieser Art war zur Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunst das Arzneibuch des
Ortolf von Bayrland, das schon im Jahre 1477 in Nürnberg gedruckt wurde. Sein
genannter Verfasser lebte um 1400 walirscheinlich als Arzt in Würzburg. Dies „Arzt-
buch" erlebte in den verschiedensten Städten Naclidrucke und Neuauflagen. In
Fig-. 30. Hausapotheke in Gestalt einer Halbpyramide aus der Zeit um 1600
in der historischen Materialkammer des Germanischen Nationalmuseums. Vorderseite.
den folgenden Jahrhunderten wurde das Werk aber durch viele andere „zu Nutz und
Frommen des gemeinen Mannes" erschienene Arzneibücher verdrängt.
Das „Confectbuch oder über collationum auch vitas patrum genannt",
„welches der Nürnberger Meistersänger, der Barbier und Wundarzt Hans Folz im
Jahre 1485 verfaßte, bot dem deutschen Volk zur Hausapotheke Anweisungen in dich-
terischer Form. Im Mittelalter nannte man die zubereitete Arznei Confectio. „Con-
fectbuch" ist also gleichbedeutend mit Arzneibuch. In dem von Hans Folz unter
diesem Titel verfaßten Werke wird „zwölfterlei Speczerei" besprochen, die nament-
lich zur Magenstärkung bei und nach Gelagen dienlich ist. Die darin besun-
genen Arzneistoffe sind: Anis, Ingwer, Koriander, Kümmel, Kubeben, Nelken,
Pfeffer, Pfirsich- und Weichselkern, Fenchel, Muskatblüte, Zimmt und Mandeln.
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
83
Plutarch-^) erzählt von einem Arzt, der alle im Trünke übertraf. „Man entdeckte,
daß er jedesmal vor dem Trinken fünf oder sechs bittere Mandeln aß, um nicht
berauscht zu werden". Auch Hans Folz sagt von den Mandeln-
„Zu schloffen machen sie bereit,
Und we(h)rn damit die trunkenheit."
Indem ältesten Abdruck des über collationum ist auf einem Holzschnitte eine
Konfektbüchse in Form eines Buches dargestellt. Ein solch zwölffächeriges Konfekt-
kästchen in Buchform besitzt heute noch die Wolfenbütteische Bibliothek. Darin
liegt handschriftlich das Gedicht von Hans Folz. In der Sammlung des Germanischen
Fig. 31- Hausapotheke in Gestalt einer Halbpyraniide aus der Zeit um 1600
in der iiistorischen Materialkammer des Germanischen Nationalmuseums. Rückseite.
Museums befindet sich eine aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammende runde
hölzerne Konfektschachtel. Sie ist außen mit gotischen Ornamenten verziert, und
hat innen die zwölf Fächer für die vorhin genannten Gewürze.
In der Sammlung ist auch eine kleine Hausapotheke in Buchform aus der
Zeit um 1600. In ihren Innenfächern befanden sich aber nicht die von Hans Folz
empfohlenen konfizierten Magenmittel, sondern es stehen darin kleine mit Zinn-
schraubenverschluß versehene Arzneigläschen.
Neben dieser buchförmigen Hausapotheke steht eine andere, in der Gestalt einei
Halbpyramide, welche ungefähr aus der gleichen Zeit stammt (Fig. 30 und 3 1 ). Sie zeigt
21) Plutarch, Tischreden, 1. B. Frage 6.
84 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATK^N Al.MUSBUMS.
aut Acv IiHionsL'iio iluvr viorTürlliis^fl in iicUor Miileivi l)arstellu!i,i;cii der vier hlcnicnle
der allen .i^ritvliisLlKMi Philosoplicii. Die lk'.L;rillsliestiiiiiium,i; dieser war ja im ,i;aii/.en
stets etwas verschwoiiiinen. Aber jedeiilalls bezeichneten sie keine materiellen (irnnd-
stoffe, wie die Hlemente der modernen Chemie, sondern nnr ,s,anvisse Urei^t;"enschatten
der Körper. Trocken und heiU K-ill 'i'^"^ I-euer, t'euchl und iieil.i als Luft, feucht und
killt als Wasser und kalt und trocken als Erde. Aus solchen Eigenschaften der Körper
entwickelte Hippokrates seine vier Kardinalsäfte des Menschen: Blut, Schleim,
gelbe und schwarze Galle, aus denen man die verschiedenen Temperamente: Cho-
leriker, .Welanclioliker, Sanguiniker und Phlegmatiker erklärte. Ihnen entsprechend
mußten die nach Graden und Qualitäten eingeteilten Arzneimittel ausgewählt werden.
Nach alten Lehren befand sich der Mensch gesund, wenn in seinem Kcirper die Säfte
rein und gut beschaffen und im richtigen Verhältnis gemischt waren. Im entgegen-
gesetzten Falle entstanden Krankheiten. Zur Vertreibung dieser, meinte man, müßte
die Harmonie der Säfte und auch deren Reinheit wieder hergestellt werden. An diese
alle medizinische Weisheit sollten die Bilder der Elemente hier in der Hausapotheke
wohl erinnern. Auf der einen Seite der Pyramide sind Schubladen für die trockenen
Arzneistoffe, während auf der entgegengesetzten Seite ein kleines Bortgestell zur Auf-
nahme der Arzneigläser und Büchsen für Flüssigkeiten, Latwergen, Salben usw.
angebraclit ist.
In einem Bericht, den ich früher über diese Sammlung veröffentlichte ^2),
sagte ich: Aus der gleichen Zeit (um 1600) wie diese Hausapotheke ist eine andere
in der Sammlung, welche die Gestalt eines kleinen Koffers mit Perlmuttereinlage
hat. Dieses Kästchen hat in seinem oberen Räume Zinnbüchsen für Latwergen und
Balsame und Gläschen zu flüssigen Arzneimitteln der Hausapotheke. Darunter be-
finden sich zwei Schubladen. Die obere ist sehr niedrig und diente zur Aufnahme
der Wage und der Gewichte, die untere enthält signierte Holzschachteln für Pillen
und Pulver.
Line dritte in der Sammlung befindliche, aus dem 17. Jahrhundert stammende
Hausapotheke, welche sich in türartigen Teilen auseinanderklappen läßt, enthält in
ihren schwarzpolierten, mit Flammenstäbchen zierlich umrahmten Schubladen noch
eine ganze Sammlung Arzneistoffe.
Eine Hausapotheke von der gleichen Konstruktion, wie die eben besprochene
ist außen mit scliönem, mit Goldpressung versehenem Leder überzogen. Auf der
Innenseite ihrer schwarz polierten Türflügel befinden sich in Malerei mit Weiß auf
Schwarz Bilder, welche eine Apotheke, ein Laboratorium und ein ärztliches Sprech-
zimmer vorstellen. Kleinere mit derselben Maltechnik hergestellte Bilder auf den
Schubladen zeigen Bauern- und Jagdszenen, welche an ähnliche Vorbilder von Hans
Sebald Behaim und von den Niederländer Malern des siebzehnten Jahrhunderts
erinnern. In den Schubladen sind verschiedene Instrumente zu medizinischen
Zwecken, wie Spritzen, Einnehmelöffel usw. enthalten.
Eine sehr schöne Hausapotheke der Sammlung trägt die Jahreszahl 1676.
Sie ist in sehr zierlicher Weise von einem Künstler Jacoby buntfarbig bemalt. Für
die Ausschmückung von drei Türflügeln sind mit Emblemen ausgestattete Frauen-
22) Pharmazeut. Zeitung, Berlin, 10. November 1897, Nr. 90.
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD. 85
,i;:estalten .gewählt, welche den Fleiß, die Erfahrun.c:, die Pharmazie, die Diätetik
und die Chirur.sjie vorstellen sollen. Auf einer Schiebtüre findet sich außerdem zwischen
zwei Genien die Inschrift:
„Labern diram homini cito ingredientem orci e faucibus et mali tenebris mor-
tales revocat suis medellis.". Wie man sieht, erinnert dieses Motto etwas an die
Dichtungsform der Psalmen. Gleichwie bei diesen findet sich in demselben der gleiche
Gedanke in verschiedener Form in Gegenüberstellung. Verdeutscht würde die In-
schrift etwa lauten:
Sie (die Apotheke) besiegt mit ihren Arznei'n:
Die schreckliche Krankheit, die in jäher Stund
Den Menschen ereilt aus dem höllischen Schlund;
Sie rufet die Sterblichen wieder zurück
Aus Schatten des Todes ins irdische Glück.
Die mit zierlicher Blumenbemalung geschmückten Gläschen sind in den ein-
zelnen Fächern des Regales getrennt voneinander. Die Blechdösdien, welche gleich-
falls noch fast sämtlich in der Hausapotheke erhalten geblieben sind, haben größten-
teils noch ihre Füllung an Arzneistoffen.
Eine Hausapotheke aus dem 18. Jahrhundert, in Gestalt eines Koffers schenkte
Frl. Auguste Blumröder aus Nürnberg der Sammlung. Das hübsche Kästchen ist
aus braunem Holz hergestellt und mit Eisenbeschlag verziert. Der gewölbte, innen
mit rotem goldbedrucktem Papier ausgeklebte Deckel zeigt das Tiroler-Habsburger
Wappen. Die zur Aufbewahrung der Arzneimittel bestimmten viereckigen Gläser
und Schubladen dieser Apotheke sind aber nur einfach.
Zwischen diesen und den anderen hier nicht besprochenen Hausapotheken
findet sich auch ein buchförmiges, mit Seide überzogenes, mit Perlenstickerei ver-
ziertes Kästchen aus der Fonderia die Santa Maria Novella di Firenze. Es enthält eine
Anzahl Gläschen mit: Essenza di Garofani ( = Nelken), Ambra, Rosmarin usw. Diese
Riechstoffe sind indessen im Laufe der Jahrhunderte verharzt und tragen daher
nicht mehr zum Ruhme der alten Klosterapotheke der toskanischen Blumenstadt
bei. Einst kamen aus dieser die berühmtesten Duftessenzen und Wohlgerüche für
die ganze vornehme Welt. Die alten Destilliergeräte, mit denen sie bereitet wurden,
sind im Laboratorium Santa Maria Novella noch erhalten und werden mit zu den
Sehenswürdigkeiten von Florenz gezählt. Ob die damit im 16. und 17. Jahrhundert
hergestellten Parfümerien sich noch heute einer Beliebtheit erfreuen würden, ist zweifel-
haft. Der Geschmacks- und Geruchssinn der Menschen verschiedener Zeiten und
Rassen findet nicht an den gleichen Dingen sein Wohlgefallen.
Die historische K r ä u t e r k a m in e r
liegt über der Materialkammer (Fig. 32). Man gelangt zu ihr, wenn man auf der in
letztere einmündende Treppe aufwärts steigt. Ihre Holzeinrichtung wurde auch aus der
Sternapotheke zu Nürnberg erworben. Sie ist ganz ebenso wieder aufgestellt, wie sie
dort über vier Treppen hoch gestanden hat. Drei Wände sind vom Boden bis zur
Decke mit Repositorien mit Schubladen versehen. Die vierte Seite enthält die
Fenster und unter diesen auch noch Regale mit Schubladen. Die seit altersher an
der Holzeinrichtung angebrachte Jahreszahl 1727 meldet die Zeit, in der sie von der
Tischlerwerkstätte aus in den pharmazeutischen Dienst trat. Der mit ihrer Aus-
86 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATION ALMÜSEUMS.
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
87|
sclimückung betraute Maler hat ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Gemäldegalerie
gegeben, indem er jede einzelne der vielen Schubladen mit einer besonderen Land-
schaft bemalt hat. Die Gegenstände, welche der Künstler als Vorwurf für seine
Bilder gewählt hat, stehen meistens mit dem Inhalte der Schubladen nicht in Be-
ziehung. Nur bei einzelnen ist dies der Fall. So sieht man z. B. auf der Schublade
mit der Signatur: Serpentes (= Schlangen) ein Gelände, auf welchem Giftschlangen
einherschleichen (Fig. 33). Die Landschaft erinnert etwas an ein von Joan Stradanus
gezeichnetes, von Ph. Galle um 1570 gestochenes Bild, auf dem der Vipernfant:; zur
Fig- 33- Schublade mit der Signatur: Serpentes und Landschaftsbild,
in der historischen Kräuterkanimer des Germanischen Nationalmuseums.
Darstellung gebracht ist. Von der Verwendung dieser Tiere in der Heilkunst dichtet
J. J. Becher 1662 in seinem „Parnassus medicinalis illustratus":
„Die Schlange, das schlaue Tier, ist zwar dem Menschen feind
Vier Stück sie gleichwo giebt, die ihm behüflich seind:
Sie ganz ist gut, dann auch absonderlich ihr Fett,
Die Gall, wie auch die Haut, sie helfen aus dem Bett."
Die Technik, mit der die Gemälde an den Schubladen ausgeführt sind, läßt
zuweilen vermuten, daß sie von einem die Malkunst dilettantisch betreibenden Apo-
theker ausgeführt sein könnten. Die meisten der Gemälde indessen zeigen eine solche
Feinheit in der Beherrschung der Einzelheiten der Malkunst, so insbesondere bei der Ein-
schaltung und Ausführung der kleinen Staffage, daß wohl anzunehmen ist, daß sie von
einem Berufsmaler geschaffen sind. Ausgeschlossen ist es doch nicht ganz, daß der
Schöpfer dieser pharmazeutischen Gemäldegalerie ein Apotheker gewesen ist. Durch
88 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONAI.MUSEUMS.
den .Wak-r Lukas ( ranacli ist dcv Beweis eiiM;ulii, dal,! sich der Betrieb einer
Apotheke sehr wohl mit vier Ausiilnmi; der Malkunst vereinen läBt. Tir kaufte 1S20
die Apotheke in \\'ittenl''er.t;\ die er später dureh seinen Seli\vie,!;ers()Ini Kasparus
Pfruend verwalten heß. Wie weit er selbst ini pharniazeutischen Berufe tätit;' war,
wissen wir allerdings nicht, im Jahre 1'^08 verlieh der Kurfürst Friedrich III. von
Sachsen dem Lukas ein Wappen mit dessen schon früher benutzten Malzeichen:
..Innen ein schwartz Slangene habend, in der myth zwen schwartz Fledermeus-Flügel,
auf dem haubt ein rote Cron rund in den Mund ein gülden Ringlein, darinnen ein
Rubinsteinlein und auf dem Schilde ein Helm darauf ein Schlangen ist." Es
ist naheliegend, die geflügelte Schlange für eine Vereinigung der Schlange Äskulaps
mit den Flügeln des Pegasus, also für die geeinte Arznei- und Malkunst zu erklären.
Neben der Stelle der Holzeinrichtung, an welcher die vorhin genannte Jahres-
zahl angebracht ist. liest man das metrische Verspaar:
„Noscitur ex ipsis divina potentia plantis,
est levis et cespes, qui probat esse deum."
Das würde verdeutscht also etwa lauten:
„Schon aus den Pflanzen läßt sich Gottes Macht erkennen,
Den deckt der Rasen leicht, der Gott mag gläubig nennen."
Auf den bandförmigen Schildern der Kasten sieht man die lateinischen Signa-
turen der pflanzlichen Vertreter des Heilschatzes, welche von den alten Zeiten bis
in die Neuzeit hinein im Dienste der leidenden Menschheit standen. So findet man
dort: Anserine, Augentrost, Brennessel-, Brombeer-, Erdbeerblätter, Gänsefinger-,
Johannis- und Wegwartkraut, Schachtelhalm und dergleichen Kräuter, welche jetzt
nur noch bei den Freunden des sogenannten Naturheilverfahrens und in der Volks-
heilkunde verwandt werden.
An der hölzernen Durchzugsdecke sind Bündel verschiedener Kräuter und
andere pflanzliche und tierische Naturprodukte untergebracht. Unter diesen fällt
ein Korbgeflecht auf, welches mit Schalen von Meerzwiebeln gefüllt ist. Es ist zweifel-
haft, ob diese in solcher Weise zur medizinischen Verwendung aufbewahrt wurden,
oder vielleicht aus abergläubischen Gründen. Pythagoras sagt-^), daß „schon eine
an der Türschwelle aufgehängte Meerzwiebel den Zaubermitteln den Eingang ver-
wehre". Die Meerzwiebel hieß bei den Ägyptern das Auge des Typhon und war für
die bösen Kreaturen des ägyptischen Satanas, insbesondere für Mäuse und Ratten
schädlich. Diese Anschauung des Pythagoras von den übersinnlichen Kräften der
Meerzwiebel wurde auch in Deutschland heimisch. Ihr entsprechend schreibt der
Regensburger Domprediger Konrad Megenberg um 13 50 in seinem „Buch der Natur"
in dem Kapitel „Von dem Mäuszwival": „Es spricht ein Zaubräer, wer das Kraut
haech über die Tür an dem Haus hängt, da wer ( = verwehrt) ez den vergiftigen
Tieren iren Eingang". Vielleicht huldigte noch im Anfang des 18. Jahrhunderts der
Nürnberger Sternapotheker Dieterich diesem"Glauben und hing deshalb an der Tür
seiner Kräuterkammer dies erhalten gebliebene Geflecht mit Meerzwiebeln auf.^ Wie
in alten Zeiten bereitet man'noch jetzt aus der Scilla maris oder v/ohl richtiger Scilla
muris ein Mäusegift.
23) Piinius, tiist. nat. B. 20, Kap. 39.
VON HERMANN PETERS, KLEEFELD-HANNOVER.
89
In der Mitte der Kräuterkammer steht ein Tiscli. Seine Schubladen tragen
keine Signatur, sondern sie sind nur mit Nummern bezeichnet. Diese entsprechen
dem Namenverzeichnis, das sich oben an der Brüstung des Tisches befindet. Die
dort unter bestimmter Nummer verzeichneten, wenig gebrauchten Arzneistoffe wurden
in mit den Namen versehenen Papiersäckchen oder Schachtehi neben anderen Heil-
stoffen in die betreffende Schublade gelegt. Um diese gemeinsam nebeneinander
lagernden Drogen leicht wieder auffinden zu können, bediente man sich des eben-
genannten, mit Ölfarbe geschriebenen Tafelverzeichnisses. Dieser Brauch konnte
natürlich leicht zu Verwechslungen führen. Eine derartige Aufbewahrung von Arznei-
stoffen ist daher dem modernen Apotheker verboten.
D a s bist o r i s c h p h a r m a z e u t i s c h - c h e m i s c h e L a b o r a t o r i u m
ist in einem Räume neben der Materialkammer unlereebracht. Es soll nicht nur
FJR. 34. Alchimistisches Laboratorium.
Die Bilder des Löwen, der Lilie und die Zeichen von Sonne und Mond sind die Djcknam-^n
der benutzten Stoffe.
Kupferstich vom Ende des 16. J.ihrh. im Germitnischen Nation.ilmuseiim.
die lateinische Küche der vorzeitlichen Apotheker zur Anschauung bringen, sondern
es hat auch die Bestimmung, die Denkmäler und Reste der Chemie der deutschen
Vergangenheit mit aufzunehmen.
Unsere ältesten Nachrichten über den Betrieb chemischer Künste stammen
aus dem Nillande, in der priesterlichen Geheimsprache des alten Pharaonenreiches
wurde „Ägypten, welches fast durchgängig einen schwarzen Boden hat, ebenso wie
das ^Schwarze im Auge Chemia genannt" 2^). Danach bedeutet die jetzt ebenso
genannte Wissenschaft also v/ohl die Kunst des schwarzen Nillandes. Die dortigen
Bewohner beschäftigten sich schon frühe mit der Herstellung von Metallegierungen,
mit der Nachahmung von Edelmetallen, mit der Bereitung von Farben und anderen
24) Plutarch, Über Isis und Osiris. Übersetzt von H. Conrad, München und Leipzig
1910, B. II S. 314.
90 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
cheinisclien Din.üvn. Verschiedene auf uns iiekoniniene Papyrusschrilten des 3. Jahr-
hunderts n. c:hr. herichten liher die von ihnen dazu benutzten Methoden und Vor-
schriften. Sie sind an vielen Stellen mit bilderreichen Fachausdrücken durchsetzt
und die darin behandelten Din.i^e und Stoffe treten darin nicht selten unter ver-
schleierten Decknamen auf {Fv^. 34). Diese Scliriften waren deshalb späteren
Geschlechtern oft schwer verständlich. So kam es wohl, daß man die Vorschriften zur
Nachahnuiii.ii- von Edelmetallen für Angaben zur Verwandlun.s,^ der metallisciien Körper
hielt. Daraus entstand der Glaube an die Möglichkeit der Metallverwandlung.
Im .Mittelalter befaßten sich die Araber mit diesen ägyptischen Künsten.
Sie setzten vor den von den Griechen übernommenen Namen Chemia oder Chymia
ihren Artikel ..al" und brachten die metallurgische Wissenschaft des Nillandes unter
dem Namen Alcliiniie nach Huropa. Als im Mittelalter die Pflege aller höheren Kultur
in den Händen der Geistlichkeit lag, wurden die chemischen Künste auch von dieser
in Deutschland betrieben. Besonders die bekannten chemischen Schriften des dem
Fig. 35. Alchimistisches Laboratorium, in dem man einen Mönch mit Kapuze,
einen Geisthchen mit dem Bischofsstabe und einen wandernden Abenteurer erblickt.
Kupferstich aus: „Vom philosoph. Steine ein Icurtzes Tractätlein" von H. C. D., Frankfurt hei Luca Jennis I625.
(Nach dem Exemplar in der Königl. Bibliothek zu Hannover.)
Dominikanerorden angehörenden Grafen von Bollstädt, bekannter unter dem Namen
Albertus Magnus (1193—1280) und ein Kapitel im „Buch der Natur" des Regens-
burger Dompredigers Konrad Megenberg (um 13 50) legen Zeugnis davon ab. Auch
eine Handschrift des Theophilus Presbiter, welche wahrscheinlich im Benediktiner-
kloster zu Helmershausen in Hessen entstanden ist, gibt ein anschauliches Bild von
dem Entwicklungsstande der Chemie in den deutschen Klöstern in der Zeit um 1100.
Der sagenhafte Erfinder des Schießpulvers Berthold Schwarz war angeblich ja auch
Franziskanermönch.
In der Zeit als das Schießpulver zu Kriegszwecken in Brauch kam, stellte
mit dem Wachsen der Kultur auch das wirtschaftliche Leben des deutschen Volkes
gar manche Anforderungen, zu deren Lösung und Ausführung gewisse Kenntnisse
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
91
in der Mechanik, Physik und Chemie erforderlich waren. Zur Übernahme solcher
Arbeiten erwuchs allmählich ein besonderer Stand, deren Vertreter ihren Beruf bei
Meistern ordentlich erlernt hatten. Sie verstanden es, Salpeter, Alaun, Farben, Essig,
Schießpulver, Feuerwerkskörper u. dgl. herzustellen. Nicht selten traten diese wissen-
schaftlichen Techniker als „Büchsenmeister und gutte Abenteurer" bei Fürsten und
Städten in Dienst und verrichteten bei diesen wunderbare und gefährliche Dinge
(Abenteuer). Auch die Maler, Goldschmiede, Kupferstecher usw. bereiteten sich
noch am Ausgange des Mittelalters ihre Farben, ätzenden Säuren u. dgl. meist selbst.
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Fig. 36 und 37- Alchimisten bei der Arbeit.
Getuschte Federzeichnunj,'en aus dem 17. Jahrh. im Germanischen Nationalmuseum.
Aus den Reihen dieser mit etwas chemischen Kenntnissen ausgerüsteten Männer
gingen dann jene Leute hervor, welche als Landfahrer umherzogen, um Fürsten
und anderen reichen Leuten die Kunst der Alchimie zu lehren. Vom 14.— 18. Jahr-
hundert war in ganz Europa der Glaube an die Möglichkeit der Metallverwandlung
allgemein verbreitet. Es befaßten sich gekrönte Häupter, hohe Geistliche mit dem
Bischofsstabe, Mönche, berühmte Gelehrte, Soldaten, Kaufleute und Handwerker
92 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
mit dem Suchen iiacli dem Stein der Weisen, mit dem sie erhofften, unedle Metalle
in Gold zu verwandeln, den innersten Kern des menschlichen Lebens zu beherrschen,
„kristallisiertes Menschenvolk" zu schaffen (Fis^. ;^5). Von den alten alchimistischen
Arbeitsstätten besitzen wir viele Bilder (Fi,c:. 36 und ^7)■ Besonders reizvoll und
lehrreich sind die Darstellun.t;en, welche Maler und Zeichner, wie H. Burgkmaier,
(Höllen-)Brue,c:hel Th. Wyck. D. Teniers, H. Herschop, J. Steen und andere in der
Zeit vom 16.— 18. Jahrhundert geliefert haben. Meist sieht man auf ihren Bildern
den Feuerphilosophen in seiner geheimnisvollen Küche,
„Mit Gläsern, Büchsen rings umstellt.
Mit Instrumenten vollgepfropft,
Urväter Hausrat drein gestopft."
In den pharmazeutischen Laboratorien des Mittelalters wurden zwar schon
die verschiedensten Pflanzenstoffe der Destillierung unterzogen und ihre Wässer
als Arznei verwendet. Die künstlich hergestellten Chemikalien kamen aber erst vom
16. Jahrhundert ab in medizinischen Gebrauch. Durch diese Veränderung des Heil-
schatzes wurden von nun ab die Apotheker und Ärzte die Hauptvertreter der Chemie.
In diesem Zeitalter der Jatrochemie machte die chemische Wissenschaft solche Fort-
schritte, daß sich vom 18. Jahrhundert ab schon viele Männer nur deswegen mit
ihr befaßten, um ihre ewigen Gesetze zu erkennen und zu erforschen. So ward die
alte Scheidekunst immer mehr zu einer besonderen Wissenschaft!
Viele aus den soeben angedeuteten Zeitabschnitten der Chemie und Pharmazie
herstammenden Laboratoriumsgeräte sind im Germanischen Museum jetzt zu einer
schönen Sammlung vereint (Fig. 38). Sie beschrieb ich schon früher wie folgt 2^):
Der Raum, in dem diese Denkmäler der chemischen Vergangenheit Aufstellung
gefunden haben, ist mit einem Tonnengewölbe überspannt. Zwischen den in diesem
angebrachten Rauchlöchern hängt, wie das meistens auf den alten bildlichen Dar-
stellungen vorzeitlicher Laboratorien zu sehen ist, ein aus einer alten Breslauer
Apotheke stammendes, ausgestopftes Krokodil, welches träumerisch und sinnend
auf die Seltsamkeiten der alten Scheidekünstler herabzuschauen scheint.
Unten im Laboratorium sind nach alten Abbildungen verschiedene Feuerherde
und Öfen, wie diese einst an solchen Stätten in Gebrauch waren, aufgebaut. In
der Mitte des chemischen Arbeitsraumes fesselt die Aufmerksamkeit ein eigentüm-
liches Heizgerät, welches namentlich zu langdauernden Feuerarbeiten benutzt wurde.
Es ist der faule Heinz oder Athanor {ad-iyocxo; = immerwährend), sozusagen der
Vorgänger unserer Dauerbrandöfen. Das Brennmaterial, das in den Feuerraum
der beiden Öfen desselben nach und nach hinabfällt, ist in einer in der Mitte beider
stehenden, turmartigen Röhre untergebracht. Auf dem einen Ofen des Athanors
steht ein großer Glaskolben, welcher mit einem gläsernen Helme, dem sogenannten
Alambik, bedeckt ist. Ursprünglich war dieses, wie schon der Name sagt (aaßl?
= Deckel mit dem arabischen Artikel al) ein einfacher Deckel, welcher mit einer
Ausflußröhre versehen war. Daß die Form solcher aus grünem Glase gefertigter
Glashelme im Laufe der Zeiten eine sehr wechselnde war. zeigt eine große Anzahl
von Exemplaren, welche die Wände des Laboratoriums in dicht gedrängten Reihen
25) Hennann Peters, Die Chemie in der deutschen Verc^angenheit. Chemiker-Zeitung:,
Cöthen, 1902, Nr. 45.
i
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD.
93
a
94 DIE HISTORISCH-PHARMAZ. UND CHEMISCHE SAMMLUNG DES GERM. NATIONALMUSEUMS.
bedecken. Auf dem aiuloron Otfii des ..l'auleu Heinz" sielil man ein kupfernes Desfil-
lieixeiäl, das Jaliiiumderle lan.u in der allen Molirenapotheke in Nürnber.i:: in
Dienst stand. Der Helm dieses Apparates hat die Gestalt eines sos^enannten
Mohrenkopfes, welcher .i^leichzeitig die Aufi::abe des Kühlers mit verrichtet. Zu dem
Zweck ist der Helm mit einem kupfernen Mantel umgeben, in welchen man kaltes
Wasser zu- und abfließen lassen kann. Daü solche Mohrenk(')pfe auch aus Tonmasse
.Fig. 39. Retorte mit Kolbenvorlage aus Ton
im historischen Laboratorium des Germanischen Nationalmuseums.
hergestellt wurden, zeigt der vor dem Athanor auf einem tragbaren eisernen Windofen
aufgestellte Destillierapparat. Die ältesten Nachrichten über die Destillierkunst
stammen aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. Da man anfänglich nur wässrige
Flüssigkeiten destillierte, so waren die dazu benutzten Geräte noch nicht mit Kühl-
einrichtungen versehen. Man brachte die durch des Feuers Kraft emporgestiegenen
Dämpfe durch Auflegen von naßkalten Tüchern auf Helm und Ausflußrohr wieder
VON HERMANN PETERS, HANNOVER-KLEEFELD. Q5
in den tropl'lxirfliissii^eii A,c;gre.c:atzustand zurück. Bei solcher ungenügender Ab-
külilung entwich aber natürlich ein Teil der Dämpfe. Besonders war das der Fall
bei dem leichter als Wasser siedenden Weingeist. Seine früheste Erwähnung bietet
bislang eine Notiz in einem Manuskripte der „Mappae clavicula" aus dem 12. Jahr-
hundert-''). Vermutlich ist er in Italien zuerst hergestellt. Zu seiner Gewinnung
wurden den Alembikhelmen, Rosenhüten und Retorten wohl alsbald jene Kühlgeräte
vorgelegt, in denen sich die vom Wein abdestillierten Spiritusdämpfe wieder leicht
zur tropfbaren Flüssigkeit verdichteten. Es waren lange, aufwärts steigende
Schlangenrohre, welche wiederholt durch ein Gefäß mit kaltem Wasser gingen.
Dann kamen zur Destillierung wässriger Flüssigkeiten auch Kühlfässer mit hinab-
steigenden Rohren in Gebrauch. Ein solches sieht man links am Eingange des
Laboratoriums an dem einfachen Destillier- oder Brennofen mit kupferner Destillier-
blase. Daneben steht ein großer Kapellenherd, auf welchem durch ein einziges Feuer
gleichzeitig aus den verschiedensten Geräten Destillierungen vorgenommen werden
können, in der vorderen Kapellenreihe dieses Herdes bemerkt man Glas-, Steingut- und
Tonretorten (Fig. 39)- Auf dem Destillierherde neben diesem Kapellenherde fallen unter
den chemischen Geräten, welche heute nicht mehr benutzt werden, besonders der zucker-
hutförmige Rosenhut und einige Pelikan-Zirkulatorien auf. Letztere dienten dazu,
die zur Destillierung bestimmten Körper zuvor durch Dämpfe zu lösen und zu erweichen
oder mit einer Flüssigkeit auszuziehen. Diese Pelikan-Zirkuliergefäße sind so gestaltet
und geformt, daß die Flüssigkeit, die darin verdunstet, wieder tropfbar wurde und
auf die auszuziehende Masse zurückfließen konnte, um so den Kreislauf aufs neue
zu beginnen.
In einem kleinen Seitenraume des Laboratoriums, in dem namentlich die Mörser,
Siebe und andere Zerkleinerungsgeräte der alten Pharmazie und Chemie ihre Auf-
stellung gefunden haben, fällt ein sogenannter Probier- und Gebläseofen ins Auge,
wie ein solcher früher namentlich zu analytischen Metallbestimmungen erforderlich
war. Der alte Blasebalg desselben ist ein sogenanntes portugiesisches Trommelgebläse.
Es besteht aus zwei runden Scheiben, zvlschen welchen, ähnlich wie bei einer Zieh-
eharmonika Leder eingespannt ist. Verschiedene Pressen, eine große Wage, zahlreich
Koch- und Destilliergeräte von Kupfer, Messing und Zinn, Retorten, Sublimier- und
Zirkuliergefäße aus dunkelgrünem Glas und sonstige Reste und Überbleibsel aus der
lateinischen Küche der alten Chemiker, Feuerphilosophen und Apotheker vervoll-
ständigen die Sammlung.
Diese kurzen Mitteilungen werden schon gezeigt haben, daß das historische
Laboratorium für die Geschichte der Chemie und Pharmazie höchst wertvolles Material
enthält. Auch vom malerischen Standpunkt aus angesehen bietet diese Aufstellung
von Denkmälern der alten Scheidekunst ein ganz eigenartiges mystisches Bild, in
dessen Betrachtung sich fast jeder Besucher des Germanischen Museums gern etwas
länger vertieft.
26) V. Lippmann, E. O., Beiträge zur Geschichte des Alkohols. Chemiker-Zeitune:,
Cöthen, 1913, Nr. 129, 132, 133, 138, 139-
oQo-
ÜBER EINE MIT BRETTCHEN GEWEBTE BORTE AUS
DEM 15.-16. JAHRHUNDERT.
Von Prof. Dr. A. VAN GENNEP (Neuchätel).
ES befindet sich im Germanischen Nutiiinahnuseum ein wertvoller, von der Hand
der Gertrudis, der jüngsten Tochter der heili,t::en Hlisabeth von Thürin,i;en,
gestickter Gürtel, den Dr. Fritz Witte ausführlich in den Mitleilun.^en, 1910 S. 122
bis 124, beschrieben hat. Dieser Gürtel stammt aus dem 13. Jahrhundert, ist aber
auf ein seidenes Band aufgemacht: „die jetzige Trägerin der Stoffreliquie ist eine
farbig abgesetzte, mit Gold durchwirkte, gewebte Borte, mit schmaler Bändchen-
abfassung ^), die nacli ihren stilistischen Eigenarten dem 16. Jahrhundert zuzu-
weisen ist."
Während der XLIV. Versammlung der Deutschen Anthropologischen Ge-
sellschaft in Nürnberg hielt ich einen Vortrag über Brettchenweberei im alten
Ägypten-) und wies dabei auf die Tatsache hin, daß diese eigentümliche Technik^)
für das spätere Mittelalter in Zentral- und Südeuropa bisher nicht nachzuweisen
sei, ebensowenig für die Renaissance, obwohl sie schon den Hunnen bekannt war
und seitdem bis auf den heutigen Tag in Dänemark, Schweden, Norwegen und Island
alltäglich bei der Herstellung von Männer- und Frauengürteln geübt wurde. Ich
hoffte gelegentlich der Nürnberger Tagung mitteleuropäische Stücke aus dem Mittel-
alter oder der Renaissance in den Sammlungen des Germanischen Nationalmuseums
zu finden. Trotz Direktor Hampes und meinen Bemühungen fanden sich aus diesen
Perioden und aus deutschen Ländern indessen weder Borten noch Bänder, die sicher
mit Brettchen gewebt waren. Als mir aber Direktor Hampe das oben beschriebene
Band (Fig. 1) vorzeigte, fand ich sofort, daß die 5 Millimeter breiten Randborten
zweifellos mit Brettchen gewebt worden seien. Das sieht man aus der Drehung der
zehn Fäden (Fig. 2). In mit gewöhnlichem Webstuhl verfertigten Bändern nehmen
die Fäden nie eine schräge Richtung an; auch ist bei dieser Borte die stärkere
Drehung der geraden und die mindere Drehung der ungeraden Fäden beachtens-
wert (Fig. 3). Die Brettchen waren paarweise eingeordnet: so kommt auch un-
mittelbar unser technisches Muster heraus.
Die schmale Borte ist dunkelblau und weist zwei aus goldenen Fäden hinein-
gestickte Ornamentsmotive auf (Fig. 4): die goldenen Fäden sind mit denen des
breiten Bandes identisch. Gerade diese Tatsache läßt zweifeln, daß Borte und Band
aus gleichem Ort stammen. Die Brettchenweber ornamentieren selten ihre Borten
1) Im Folgenden nenne ich ,,Band" die breitere gestickte Borte, und ,, Borte" die schmalen
blauen Randbändchen.
2) Erscheint demnächst im Bässler-Archiv, Leipzig, Teubner.
3) Die meisten Variationen dieser Technik sind beschrieben bei M. Lehmann- Filhes,
„Über Brettchenweberei", Berlin, D. Reimer 1901, und bei A. van Gennep, „ Etudes d'Ethno-
graphie Alg6rienne," Paris, E. Lerou.x, 1912, S. 68—82. Komplemente dazu erscheinen in der
Revue d'Ethnographie et de Sociologie, 1914.
VON PROFESSOR DR. A. VAN GENNEP (NEUCHATEL.)
97
auf solche Weise ^); um sekundäre dekorative Motive Iiervorzubrini^en, lassen sie
die Gold- und Silberfäden gleich nacli jeder Unidreliun,^ der Brettchen schußähnlich
durchlaufen^). Icli nehme also an, daß die blauen Brnlchen an das seidene Band
rfitemm»—,-^
Figur 1.
angenäht und erst dann, vielleicht von der gleichen Stickerin, mit entsprechenden
Mustern überstickt wurden.
4) Die Übersticicerei-Technik mit seidenen, silbernen oder goldenen Fäden scheint heute
nur in Taschkent und Tschimkent ( Russisch-Turkestan) üblich zu sein; aber die Muster sind
von diesen der kleinen Nürnberger Borte grundverschieden, nur geometriscii, nicht floral.
5) Über diese besondere Technik siehe „ Et. d'Ethnogr. Alg." S. 79 und Tafel VII, i und j.
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1913.
98
Ober eine mit brettchen gewebte borte aus dem is.— i6. Jahrhundert.
Die Unterlag'e, d. h. die zehn bkuioii i-iideii. sind aus loiiicr Seide: kann man
annehmen, dal.i die Borte in Deutseliland mit l^retlchen ,t;'e\vebl wurde? leli ,t;iaube
es nicht, müclite viehnehr vermuten, daß sie von ir.i^end einem orientaHschen Stoff
abgetrennt wurde. Tatsäclilich haben und liatten viele Frauen- und Männerjaeken
aus Persien, der Türkei, aus Ägypten, Nordafrika sowohl heutigen Tages wie in früheren
Jahrhunderten solche Bänder, meistens als innerer Aufschlag der Ärmel. Gewöhnlich
sind diese Bänder, die sog. s h ä r i t, etwas breiter als die Nürnberger Borte; es gibt
jedoch auch ebenso schmale Borten, hauptsächlich im Kaukasus**).
Fig. 2.
Fig. 4.
Noch muß betont werden, daß die in Persien mit Brettchen gefertigten Borten
meistens Fransen haben, die man abschneiden kann ohne die Solidität des Bandes
zu vermindern. Das war aber nicht der Fall bei der Nürnberger Borte, bei der man
gut beobachten kann, wie der feine Schußfaden regelmäßig von der einen zur anderen
Kante ohne Abschnitt läuft. Der Schußfaden ist mit den Kettenfäden identisch.
Man möchte also annehmen, daß diese blaue, gut gewebte Borte in Persien,
der Türkei oder dem Kaukasus im Laufe des 15- oder zu Anfang des 16. Jahrhunderts,
gefertigt worden und dann auf eine oder die andere Weise nach den Rheinlanden
gekommen sei.
Übrigens glaube ich nicht, das Problem erledigt zu haben; ich wollte nur die
Aufmerksamkeit der Museumsbeamten und der privaten Sammler auf die theoretische
Wichtigkeit dieser Randbörtchen lenken: es gibt gewiß in vielen Sammlungen Tep-
piche, Kleidungsstücke oder Reste von solchen, Kopftücher usw., die solche Borten
aufweisen, oder auch Gürtel, die ganz mit Brettchen gewebt wurden. Ich bin gerne
bereit, den Interessenten über die technischen Varianten der Brettchenweberei weitere
Auskunft zu geben.
6) Wie z. B. das kaukasische Bändchen, welches dem Buche von Marg. Lehmann- Filhes
als Lesezeichen beigegeben ist. Übrigens sah die gleiche Verfasserin ,,eine Anzahl türkischer
Schnurbänder als Koppeln an Säbelscheiden, Handschuhbänder, Pferdezäume, aus dem 16.
und 17. Jahrhundert im historischen Museum in Dresden" (a. a. O. S. 11).
-oOo-
AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS
FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL AUS DEM FELD-
ZUGE VON 1813/14 AN PROF. CHRISTIAN SAMUEL WEISS.
Mitgeteilt von AUGUST NEU HAUS.
Der Untert^an.i;- der „Großen Armee" in Rußland und die schmähliche Flucht des
korsischen Weltbezwingers hatten den geknechteten Völkern Europas gezeigt,
daß auch den Machtgelüsten des bisher im Wahn der Unüberwindlichkeit lebenden
Napoleon Bonaparte ein Ziel gesetzt sei. In Preußen, das am schwersten das napo-
leonische Joch hatte tühlen müssen, das aber gerade unter der ärgsten Bedrückung
seine innere Wiedergeburt erlebt hatte, ordnete sich unter Führung der Besten des
Volkes die Erhebung gegen die französische Zwingherrschaft. Am 3. Februar 181 3
genehmigte der König von Preußen die Bildung von freiwilligen Jägerabteilungen.
Unter den Freischaren, die sich nach Bekanntwerden der königlichen Verordnung
bildeten, ist die des Majors von Lützow am meisten bekannt geworden, aller-
dings weniger durch ihre Taten als durch Theodor Körners herrliches Lied von
„Lützows wilder verwegener Jagd".
Lützow erhielt am 18. Februar vom Könige die Erlaubnis zur Bildung einer
Freischar, die sich aus Freiwilligen und zwar vornehmlich aus Nichtpreußen zu-
sammensetzen sollte. Als eine Vereinigung von Freiwilligen aus allen deutschen
Bruderstämmen stellte sie gewissermaßen die Verkörperung des Gedankens der
Erhebung des gesamten deutschen Volkes gegen die fremde Willkür in deutschen
Landen dar.
In Berlin suchte vor allem der Turnvater Jahn für das Unternehmen zu
werben; er wußte besonders die akademische Jugend für die große Sache zu be-
geistern. Unter den Studierenden an der Berliner Universität befand sich F r i e d r i ch
W i 1 h e 1 m A u g u s t*) F r ö b e 1, der, nur wenige Jahre jünger als Jahn, mit diesem
früher an der Pestalozzischen Schule Piamanns tätig gewesen war. Er hatte damals
schon ein sehr bewegtes Leben hinter sich und hatte im Alter von fast 30 Jahren
das Studium der Geologie begonnen. In Berlin wurde er Schüler und Freund des
nur zwei Jahre älteren Professors der Mineralogie Christian Samuel W e i ß.
Als der Krieg zum Ausbruch kam, entschloß sich der damals 31 jährige auf Zu-
reden Jahns nach längerem Schwanken zum Eintritt in die Lützowsche Freischar.
Am 16. April rückte er als Jäger mit einer kleinen Schar Freiwilliger, die unter
Jahns Führung stand, von Berlin aus, um in Dresden zum Hauptkorps der Lützower
zu stoßen. Seinem Freunde Weiß hatte er das Versprechen gegeben, ihm regelmäßig
Nachrichten über den Verlauf des Zuges und über seine Erlebnisse zukommen zu lassen.
*) Fröhel unterzeiclinet seine Briefe mit dem dritten Vornamen ; spätere Briefe tragen
die Unterschrift: F. W. A. Fröbel. Im höheren Lebensalter hat er nur den ersten Vornamen
geführt.
8*
100 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS rRHiDKICIi Wll.llHl.M AUGUST FRÖBEL.
Er Iku denn Auch während des .i^unzen Feldzuues mit Wcil.i ständii;' schrill lieh in
Verbindnnii' gestanden. Seine Briefe sind uns t'iisl vollstiindi^' erhalten. Der ,s;rr)l,Ue
Teil ist nach weeliselvollen Schicksalen \()r zwei Jahren in den l^esitz des (Ger-
manischen Nalii)nalmuseums s^ekommen, eini,i;e betinden sich im rnlbelhause in
Bhmkenburii" i. Thür. Sie enthalten neben Berichten aus dem l"elde sehr umtan.i;-
reiche Ausführun.iien über i;"eognostische Beobachtungen auf dem Marsche. Soweit
sie für die (jeschichte der Freiheitskrie.^e und des Lützowschen Korps in Betracht
kommen, werden sie hier zum erstenmale zur Veniffentlichun.i;' gebracht. Die rein
geognostischen Mitteilungen sind unberücksichtigt geblieben.
Das Fröbelhaus besitzt außer den Briefen noch kurze Aufzeichnungen Fnibels,
die dieser als ..Reise- oder Marschkalender" bezw. „Ruhepunkte auf meinem mili-
tärischen Marsche" bezeichnet hat. Sie ergänzen die vorhandenen Briefe zum Teil
insofern, als sie die genaue Marschroute angeben und den Inhalt der verloren ge-
gangenen Briefe kurz skizzieren. Sie kommen mit freundlicher Genehmigung der
Verwaltung des Fröbelhauses im .Auszüge zum Abdruck, im Auszuge deshalb, weil
sie auf sehr schlechtem Papier geschrieben und so teils sehr schwer lesbar, teils
völlig unlesbar geworden sind*).
* *
*
Bl. D r e s d e n. d e n IQ t e n April (M o n d t a g s) I813.
Glücklich und gesund habe ich die erste Station auf der neuen Lebensreise
zurückgelegt, und mit dem Frohsinn, der midi auf derselben stets begleitete, bin
ich gestern Mittags 12 Uhr hier angekommen. — Folgendes ist der Weg und die klei-
neren Ruhepunkte, die wir gemacht haben. Gegen 8 Uhr sind wir Freytags mit
3 Wagen aus B. [erlin] abgegangen. [Folgt die genaue Beschreibung der Marschroute.]
In Zossen wurde Mittag gemacht. Wir kamen daselbst nach 2 Uhr an. Hier wurde
mir zum Erstenmale das Vergnügen, worauf ich mich schon so lange gefreut hatte,
einquartiert zu werden.
Zossen—Baruth (abends 8 Uhr), Aufbruch um t Uhr Mitternacht, 3 Uhr
Dahme, Hohenbucko, Dobrilugk (Mittag), 5 Uhr ab nach Elsterwerda (Ankunft
abends 8 Uhr), Großenhain, Mittag 12 Uhr Ankunft in Dresden ...
Da die eigentliche Stadt ganz mit Soldaten überlegt ist, so wurden wir zu
unserm Leidwesen in das äußerste Ende einer Vorstadt verlegt, nämlich in die Ziegel-
gasse vor dem Pirnaer Tore ....
Meißen am 20. A p r i 1 : Nachmittags 3 U h r. Gestern hatten
wir in Dresden Rasttag. [Schilderung eines Besuches in der Gemäldegalerie: be-
wundert einen Amor von Raphael. Besuch einer feierlichen Messe im Dom; ver-
läßt die Kirche, weil Kastraten singen.]
Oschatz, M i 1 1 w o c h am 21 s t e n A p r i 1 N a c h m i 1 1 a g s 3 U h r.
Um 2 Uhr waren wir gestern in Meißen eingerückt. 4 Uhr mußten wir
uns zum schießen stellen. [Besuch des Domes; begeisterte Schilderung] So
verfloß die Zeit bis zum Abendessen. Nach demselben veranstalteten die alten Stu-
*) iJie in Blank:enl:^urg verwahrten Stücke sind mit Bl., die im Germanisclien Niitinnal-
museum mit G. N. liezeiciinet.
VON AUGUST NEUHAUS. 101
deuten in nnserni (^oniniundo einen (Kommers. An dem sclKhien lieilern Abend
saßen wir bey Wein, Gesang und üläserklang im Freyen. Unser jubelnder, weit
schallender Gesang lockte natürlich eine große Menge Meißner um uns. Nach 10 Uhr
gingen wir, einige mit trüben Augen und scliweren Häuptern, nach Hause. — Heute
Morgen um VoS Uhr mußten wir uns schon wieder vor des Oberjägers Quartier stellen
und nun sind wir in strengem Marsch hier angelangt. — Um 4 Ulir waren wir schon
wieder zum Schießen beordert. Jetzt ist es V^^ Uhr und um 7 Uhr haben wir wieder
Apell Was ich in den wenigen freyen Augenblicken hier niedergesclirieben
habe, schrieb ich in Umgebung von 4—5 Mitjägern nieder, die teils mit mir zugleich
einquartiert sind, theils die Kameraden besuchen ....
Aus Dresden sind wir ohngefähr 45 Mann ausgezogen. Ein großer Theil
davon sind Studirende .... Marquardt. der vorzügliche Mann und Mensch, von
dem ich Ihnen schon sprach, ist unser Olierjäger und Führer.
[Hier bricht der Brief ab.]
Ruhe p u n k t e a u f m e i n e m M i 1 i t ä r i s c h e n Marsche.
16.— 21. April. Vgl. 1. Brief vom 19.— 21. April.
21. „ Oschatz.
22. ,, Würzen.
2]. und 24. „ Leipzig.
25. „ Schkeuditz.
26. ,, Groß Liebenau. Nachts Lager bei Scoppe [Schkopau]
a. d. Elster.
27. „ Lager bei Klepsig 1 Klepzig].
2S. und 29. ,, Sandeberg [Sanderfeld ?] — Ragu[h]n — Dessau.
^0. „ Zerbst.
1. Mai. Loburg. Theesen.
2. und ]. ,, Genthin.
4. „ Wust.
5. „ Schönfeld ülier Sandau nach Havelberg.
6. „ Havelberg.
7. und <s. ,, Perleberg.
9- „ Lanz, Lenzen, Seedorf.
10. „ Mödlich, Ferrklaß [Kaliß U-
11. „ Mittags bei Dömitz über die Elbe.
Dannenberg, Abends G()hrde, ein churfürst. hannoversches Jagd-
schloß und Poststation.
G. N. Dannenberg, Mittwoch am 12ten May I8I3 AlKMids 11 Uhr.
.... Gestern Mittag sind wir bey Dümitz über die Elbe gegangen, was ich
dabey dachte, empfand und dem Himmel bat, erlauben Sie mir jetzt auch blos in
der Andeutung zu übergehen, so viel seyn Sie fest versichert, es war einem Deutschen,
es war einem jungen Manne, welcher das Glück Ihrer Achtung genießt, würdig. Vom
102 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
Ufer der Hlbe i;in,uen wir. luiLlkiein unser .ganzes Corps uikl ;iul1i ein Tlieil der ihm
vom Könii;' zu erlheillen Artillerie, bestehend aus \ Kanonen und einer Haubitze,
auf demselben an,iielan,i:l war. nach Dannenber.t;'. liier hi.i;erten wir uns jenseits
der Stadt, wo uns zuerst nach einiger Zeit Speise aus derselben Parthienweise ,y:ereicht
und nachher Brot und Branntwein, wie es liiel]. für eini.i^^e Tage .y:eseben wurde.
Zwischen 5 und 6 Uhr Abends brachen wir wieder auf nach Göhrde, einem chur-
fürstl. hannoverischen Jagdschlösse, wo wir gegen 11 Uhr Abends ankamen, liier
wurde sogleich in dem ganz nahe daran liegenden Holze im Freyen gelagert und zum
Nachtmahl ein kleines Stückchen Speck verabreicht. Nachtfeuer durften nicht
gemacht werden, weil wir h(")rten, der Feind sey sehr nahe, doch wir nicht wußten,
wie nahe er eigentlich wäre. Uns wurde die Ordre gegeben, uns in einer Stunde zum
Abmarsch fertig zu machen, doch .schliefen wir ruhig bis zur genannten Zeit, und
schon flammten die nun erlaubten Wachtfeuer hoch empor und Fleisch zum Kochen
zubereitet, als mit einemmale die Ordre zum Abmärsche kamen. Es hieß, die Fran-
zosen kämen uns in großen Massen entgegen. Alles rückte in größter Ruhe und strenger
Ordnung aus. Als wir die Hiihe des Waldes erreicht hatten, wurden die Dispositionen
verteilt, indem die bestimmte Nachricht kam, daß die Franzosen auf der entgegen-
gesetzten Anhöhe standen. Ein Theil der Jäger meiner Compagnie stellten sich an
dem Holze, wo es an das offene Feld gränzte. Die Cosakken und unsere Cavallerie
stand schon auf der Anhöhe vor uns; der Theil meiner Compagnie bey welcher ich
stand, wurde zur Deckung eines Weges beordert. Bald spürten wir Kanonen und den
Donner des Bataillonfeuers. Alles unseres Corps und auch die bey utis befindlichen
Pommerschen Jäger rückten nun vor, und auch wir zogen uns an das Holz heraus.
Jetzt sahen wir ein kriegerisch herrliches Schauspiel, unsere Kanonen rissen die Glieder
der Feinde nieder, und schon sahen wir sie schnellfüßig nach und über die entgegen-
gesetzte Anhöhe flüchten. Leider hatte sich unsere Artillerie zu schnell enthüllt
und so den Feind nicht nahe genug gelassen, daß für uns Jäger und für die Infanterie
es auch etwas zu thun gegeben hätte. Das Resultat des Gefechtes war, daß von den
Franzosen 300 [Mann] Infanterie (vom 108 ten Regiment) und ohngefehr 100 Mann
Kavallerie (Pohlnische Uhlanen) im Gefechte waren. Von diesen sollen, so sagte mir
von der Helden 70—80 auf dem Felde geblieben seyn. 36 Mann Gefangene
und mehrere Beutepferde sind eingebracht worden. Von unserer Seite ist dagegen,
was Sie mir bestiintiit nach den sichersten Nachrichten, die ich gehört habe, kein
Mann geblieben und keiner gefangen genommen worden. Mehrere Pferde sind
geblieben und plessiert worden, einem das Pferd unter deni Leib w^eggeschossen,
doch ist auch dieses Pferd nicht gleich geblieben, verwundet soll von uns nur einer
und dieser zufällig von einem Kosacken seyn. Es ist dieß, daß wir so glücklich davon
gekommen sind, kein Mährchen, sondern ist wirklich und bestimmt w a r, wir alle
wundern und freuen uns darüber; auch würden sicher noch weit mehr Gefangene
gemacht worden seyn, wenn sich die Franzosen nicht hinter einen Sumpf zurück-
gezogen hätten, jenseits welchem unsere Cavallerie sie blos durch Umwege
konnte; bald erreichten sie aber auch na ein Dorf und konnten nunmehr von
unserer Reuterey verfolgt werden. Hätte sich unsere Cavallerie nicht zu früh ent-
hüllt, so wäre nach dem allgem. Urtheil das Ganze in unsre Hände gefallen. Nach
der Aussage der Gefangenen standen in dem Dorfe vielleicht 1 Meile vom Kampf-
VON AUGUST NEUHAUS. 103
platz 1000 Mann Franzosen gut verschanzt. Unsere Infanterie zog sich nun zurück,
die Cavallerie besonders die Kosacken jagten noch den Feind. Wir sämtlich zogen
uns nun ohne Aufenthalt über Göhrde nach Dannenberg zurück. Sehr viele russische
reguläre Reuterey begegnete uns auf unserem Marsch, von der, wie ich bemerkte,
auch ein großer Theil, wo nicht das Ganze, mit uns zurück ging. Auf einer bedeu-
tenden sich lang hinziehenden Anhöhe zwischen Gölirde und Dannenberg standen
mehrere 100 neu angekommene Kosacken und Baskire, die jedoch zurückblieben.
Um 3 Uhr ohngefähr kamen wir in Dannenberg an, unsere Compagnie lagerte sich
wieder im Freyen auf ihrem vorigen Platz. Die Pommerschen Jäger wurden sogleich
in der Stadt einquartiert, so wie auch ein großer Theyl, wo nicht das Ganze, unserer
Reuterey, alles andere soll schon über die Elbe zurückgegangen sein. Auch wir haben,
nachdem wir erst gegen 10 Uhr in der Stadt einquartiert worden sind, die Ordre
erhalten uns 5^2 Uhr zum Abmärsche zu stellen; ohne Zweifel werden auch wir so
wie wenigstens der größte Theil des regulären Militärs über die Elbe zurückgehen.
Die Ursache soll seyn, daß es Absicht des Feindes, der an Kraft uns weit überlegen
sein soll, sey, uns unseren Rückzug über die Elbe abzuschneiden. Als wir in Dannen-
berg ankamen, fanden wir wieder mehrere frisch angekommene russische Kanonen
vor. Es wird vermuthet, daß wir nun jenseits der Elbe bis Hamburg gehen werden.
Dörenberg war bey dem Gefecht gegenwärtig, ob wir gleich, wie ich höre, von Lützow
kommandiert worden sind. Von dem auf dem Kampfplatz von dem Feinde gelassenen
und von den Kosacken nicht genommeiien Sachen sind zwey Wagen voll hier ein-
gebracht worden. — Die Kosacken haben sich sehr charakteristisch gezeigt, wenn
die Kanonen Reihen nieder gerissen hatten, flogen sie sclinell herbei, umschwärmten
die Gefallenen, setzten ab, machten Beuthe, todten ( !) und ehe der 2te Schuß viel,
waren sie schon wieder fort. Zwei Kosacken sind auch sehr tödtlich verwundet worden.
Andere unserer Cavalleristen sagen, daß bey weitem mehr als die von v. d. Helden
angegebene Zahl Franzosen geblieben seyn soll, und geben an, daß von den Kar-
tetschen mit einemmale gegen 70 gefallen seyn sollen. Im ganzen sollen gegen 20 Schuß,
worunter 2 Kartetschen Schuß waren, aus unserm Geschütz gefallen seyn. Die Fran-
zosen sollen 2 Kanonen gehabt haben, sie sollen aber nicht in Thätigkeit gewesen seyn.
Dieß ist dasjenige, was ich von dem ersten Gefecht, bey dem ich Zeuge war, weiß. —
Ich darf sagen, daß ich mich dabey über mich gefreut habe, und daß ich hoffen darf,
daß es recht gut gehen wird, wenn auch ich — vielleicht bald ins Feuer komme.
Ich bin gesund und ich hoffe, daß ich immer leichter die Strapatzen des Marsches
ertragen und mich an sie bald gewöhnen werde, daß sie meine freye Geistesthätigkeit
nicht mehr wie bisher doch oft, wo ich nur darauf zu sinnen hatte, wie ich dem Zuge
folgen wollte, unterbrochen werden. —
Diesen Nachmittag wurden noch mehrere Wagen (man sagt gegen 100 Mann)
französische Douaniers hierdurch gebracht, welche von den Kosacken und Baskiren
zwischen Lüneburg und ? — b — 7 Meilen von hier aufgehoben worden sind.
Donnerstag am 13. May auf der Elbe.
In diesem Augenblick werden wir bey Dönitz landen. Unser Übergang hatte
den Zweck, Davoust von Harburg herab zu zielien, um seine Aufmerksamkeit von
Hamburg abzulenken.
104 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRK II Wll HHLM AUGUST FRÖBEL.
1 ) () 111 i t z . 1) t» n 11 c r 1 :i i;' :i iii M. M :i y A\ i 1 t a i; s 1 Uli r.
Die.^eu Alitlu.s:' .^iiid wir hier in der Stadt, wo luan. indem oooo SoldatiMi hier
he,i;eii sollen, fast iiIlIiIs als .Militär sieht, auf 2 Stunden einquartiert. Nachher setzen
wir unsern VVei:' nach H 1 d n a 2 Meilen von hier auf der Straüe nach Boit/enlnir.s;"
oder Ludwii^siust fort. In diesem Flecken wird unser Corps heute Nachtquartier
haben. —
Zu dem sestri.iien Gefecht mö,s::en von preu(3ischer und russischer Seite ohn-
gefähr w(^hl 2500—3000 Mann ausgerückt gewesen seyn. —
Ich sagte Dörenberg sey gegenwärtig gewesen, dieß ist aber, wie ich eben
höre, ungegründet, sondern Wallmotten [Walrnoden], der Chef von 'rschernitscheffs
[Tschernyschew]. Tschitschakoffs (Tschitschagow] und Dörenbergs. — Tschernitscheff
liegt schon seit 14 Tagen hier. — Dömitz ist ein kleines Städtchen und wird jetzt
sehr mitgenommen durch den ununterbrochenen sehr starken 'rruppenmarsch. —
Wie ich von Lieuten : Palm hörte, werden wir vielleicht noch öfterer ülter die
Elbe und zurückkehren, um Davousts .Aufmerksamkeit von einem Punkt abzuleiten
und seine Kraft zu zertheilen; so vermuthet man z. B., daf] vielleicht das letzte Ge-
fecht bewirkte, daf3 Davoust, dessen Hauptquartier in Harburg und dessen Macht
nach französischen Nachrichten 30.000 Mann seyn soll, Truppen detaschierte, um
uns zu verfolgen, indem wir auf dem rechten Ufer hinabgehen, um von neuem ihn
an einem andern Punkt auf dem linken Ufer in Thätigkeit zu setzen. — Die neu
errichteten Mecklenburger Jäger sind außerordentlich schmucke und geputzte Leute;
wir stechen in dieser Hinsicht sehr ab. Mir gefällt übrigens der Contrast gar nicht,
daß sie bey ihrer b u n t e n Kleidung, — denn sie tragen fast meistens doppelte
breite gelbe Litzen auf Kragen und Ermel — den Todtenkopf an ihren Mützen tragen.
Schackows und Cartusche haben sie noch nicht. —
Sollten wir uns länger auf dem jenseitigen Ufer aufhalten, so wird es, wie ich
höre, wohl unmöglich seyn. mir das Vergnügen zu machen ihnen schreiben zu kfumen,
indem die Russen z. B. nicht einmal von Dannenberg Bothen und Posten auf das
diesseitige Ufer gehen lassen. —
Sollte ich vielleicht in einem der nächsten Gefechte bleiben, und sollten Sie
es hören, so bitte ich Sie nochmals recht herzlich es nach Frankfurt a. M. an meinen
Freund den Herrn v. Mettingh und einem meiner Brüder sobald als es die Umstände
erlauben, zu schreiben, und ihnen nur ganz kurz als ein in dem preußischen Schutz
lebender die Nothwendigkeit zu zeigen mich für die militärische Laufbahn zu be-
stimmen, wenn ich ferner auf die Achtung in der bürgerlichen Gesellschaft hätte
Anspruch machen wollen. —
Ich befinde mich mit jedem Tage wohler und ertrage immer leichter die Mühen
des Krieges, obgleich beym Anfang eines neuen Tages der Körper die Strapatzen doppelt
zu fühlen scheint. So ging es auch heute, ich glaubte erst nicht den neuen Marsch
wegen Müdigkeit zurücklegen zu können, und dann erquickt durch die Kühle des
Morgens und vorher gefallenen Regens ging es besser als fast je. —
Mit inniger Freude und dem schönsten Seelenfrieden gehe ich meiner Be-
stimmung entgegen. Ich lebe zwischen zwei beseeligenden Gedanken: dem jeden
Augenblick mit Bewußtsein und Seelenfrieden an den Pforten der Welt einer sichern
und reinern Erkenntnis, reinem bessern Handelns zu stehen — und zwischen dem.
VON AUGUST NEUHAUS. 105
nach jetzt erruni;eiieni Ziele zu den inni,i!,'st Geliebten meiner Seele zu meinen theuren
Freunden aLs Mitkämpfer und MitHrrin,i;er zurückkehren und die übri,i,^en Ta.^e meines
Lebens in ihrem liebenden und lehrreichen erhebenden Kreise verleben zu binnen.
Vezeihen Sie mir, daß ich so schlecht ausspreche, was so schTm ,s;"edacht und
rein empfunden war; die Zeit zum Abmarsch drängt und das Geplauder meiner
14—16 Mifeinquartierten st()hrt mich
* *
P e r 1 e b e r ,i;", S o n n a b e n d s am 1 "5 t e n May 181 ^
Als ich vor 8 Tagen meinen vorletzten Brief an Sie verehrtester Herr und
F^reund auf die Post gab, erwartete ich nicht, daf] ich Ihnen von Perleberg aus und
noch dazu so bald wieder schreiben würde, und noch weniger glaubte ich es, als ich
vor einigen Tagen meinen letzten Brief an Sie in Dcimitz auf die Post gab.
Wir gingen, wie ich Ihnen schon schrieb am 13ten Mittags von Dömitz längs
der neuen Hlde (...) nach Eldena in der Meinung weiter unten an der Elbe einen
abermaligen Übergang zu versuchen, wozu wir, wie ich später durch den Herrn Lieut :
Palm hörte, eingeladen worden waren; doch die Umstände hatten sich geändert.
Statt vorwärts zu gehen, gingen wir gestern Nachmittags über 0 r 1 o s e n [Gorlosen]
und D e i b 0 w nach M a n k n u ß und heute von da nach Perleberg zurück, um,
wie es heißt, weiter oben an der Elbe, vielleicht bei Spandau, einen abermaligen
Übergang zu versuchen, um wo m(")glich ins Westfälische oder Hannoverische durch-
zubrechen. Morgen haben wir Rasttag und vielleicht auch noch Mondtag, um unser
Korps vor einem neuen Zuge in den möglichst vollkommenen Zustand zu versetzen.
Aus unsern bisherigen Zügen geht der Charakter unseres Korps eines leicht-
beweglichen schwärmenden sehr deutlich hervor, dennoch gestehe ich aufrichtig,
daß ich bis gestern, wo mich unser Lieuten: Palm darüber belehrte, über unser Hin-
und Herziehen und nichts Leisten mißmuthig war, denn es schien mir, als wäre in
unserm Handeln gar kein Plan und Zweck, und wir würden von dem Zufall hin- und
hergeworfen und wären ein Spiel desselben, und unsere Züge beabsichtigten blos
uns von dem stärkern Feinde zurückzuziehen und zu sichern, ohne mit diesen sichernden
Maßregeln auch angreifende zu verbinden, doch Palm versicherte mir, wie der Zweck
unserer (Jbern immer gewesen sey uns tiefer in TJeutschland einen festen Punkt zu
erringen, der der Mittel- und Festhaltungspunkt unseres Wirkens seyn köninte, einen
Punkt, von dem aus wir neue allgemeine und somit größere Kräfte, d. h. die Kräfte
ganzer Landschaften mit uns verbinden" könnten, und daß zu diesem Zweck Herr
Maj. V. Lützow alles besonders bey Halle und Querfurt gethan und mit wirklich
kühnem Muthe ausgeführt habe, was man nur hätte thun können; daß er dort alles
versucht habe, nach dem Thiiringer Walde zu durch zudringen, daß es jedoch wegen
der Stellung der Franzosen unmöglich gewesen sey. Ja es wurde gesagt, daß v. Lützow
vertrauend unserer Kraft und unserem Muthe wirklich so viel gewagt habe, daß wir,
wenn jener Spion, von dem ich Ihnen schon schrieb, nicht aufgefangen worden wäre,
wir Gefahr gelaufen wären aufgegriffen zu werden. Weiter sagte Palm, daß von Lützow
diesen Zweck, uns mit allgem. und größeren Kräften jenseits der Elbe zu verbinden,
noch immer unabgesetzt verfolge, daß wir deshalb unsern Zug längs der Elbe gemacht
und bei Dömitz übergesetzt hätten und dann diesseits der Elbe wieder weiter hinunter
106 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
gegan,s:en wären, daß wir aber, wie ich zuniTheil ja selbst wüßte, durch die Stärke und
Stelhmi: des Feindes abgehalten worden wären diesen Vorsatz auszuführen, daß
aber der Zurückgang an der Elbe ferner die Ausführung dieses Vorsatzes bezwecke,
und daß wir daher wohl bald abermals, und weini es nochmals nicht gelingen sollte
und, wie zum Voraus zu sehen, wohl nicht gelingen wird, noch mehrmals über die
Elbe vor und zurück gehen würden. Ferner sagte er, daß natürlich, ehe man etwas
Bestimmtes mit uns wagen könne, man vorher einigermaßen unsere Kräfte, unsere
Ausdauer kennen, daß wir übrigens, um selbstständig etwas auszufüliren, an Macht
d. h. an Größe noch zu gering wären und noch an zu vielerley Mangel litten. Jedoch
könnten wir fest unserm Chef Maj. v. Lützow vertrauen, der gewiß unsere Kräfte zu
würdigen und bey jeder sich darbiethenden Gelegenheit sicher gebrauchen würde. —
Dieses, und was Palm noch weiter sagte, beruhigte mich vollkommen, flößte
mir ein Vertrauen und ein inniges Festhalten an unsern Chef und auch an diesen
Lieuten: Palm ein, was ich, ich gestehe es aufrichtig, bisher noch nicht gehabt hatte,
so daß ich bisher bey dem Gedanken an unsern Zweck unerwärmt, unergriffen blieb,
daß ich — über mein individuelles Handeln vollkommen ruhig und zufrieden in mir,
mich für das Äußere in gewisser Hinsicht kalt und interesselos auf mich selbst ruhend
in mich zurück zog. Ich fand nur abermals, daß in keiner Lage und in keinem Ver-
hältnis unseres Lebens, selbst dem mit der größten Freyheit und Selbstbestimmung
geschaffenen, eine nur einigermaßen nahmhafte Realisierung des unser Innerstes
erfüllenden und uns zur Erkennung unserer Würde erhebenden Hohen — zu hoffen
und zu erwarten sey, und diese nur wiederkehrende Bestätigung meiner langen Über-
zeugung, daß der Mensch seinen innern Frieden, seine Seelenruhe schlechterdings
an nichts Äußeres, an nichts außer an sich knüpfen soll. Ganz anders aber fühlte
ich mich nach der Unterredung mit Palm; ich fühlte mich erhöht, gestärkt, ich
empfand, wie seit langem nicht, bey dem Gedanken, daß meine Gesamt- Kraft mit
Selbstbesserung an ein großes Ganze zur Erreichung des höchsten Gesamtzweckes,
freye Entwickelung und Ausbildung unseres Wesens für Vollkommenheit, angeknüpft
sey — meine Würde. O es ist doch das Höchste an Seeligkeit gränzende Glück,
wenn wir das, was als Höchstes und Heiligstes unser ganzes Wesen erfüllt, wenn wir
dieß in dem Gemüthe eines andern wieder finden, wenn uns aus demselben die Wahr-
heit und Reinheit unserer Empfindung und Überzeugung entgegen hallt. Diesen
Genuß hatte ich gestern seit langem Entbehren zum erstenmale wieder.
Sonntags am 16. May. Vorstehendes habe ich niedergeschrieben,
während ich als Ordonanz bey unserm vortrefflichen Major von Petersdorf war,
wo ich es auch noch bin. — Gestern wurde unser allgem. geliebter Feldwebel Sürern
mit 112 Stimmen gegen 16 von uns zum Lieuten: unserer Compagnie erwählt; heute
Marquardt an dessen Stelle von uns zum Feldwebel. — Es kann jeder unserer Mit-
brüder von uns unmittelbar zum Offizier erwählt werden, ohne daß er vorher die
niederen Grade eines Oberjägers und Feldwebels durchgegangen ist. — Von un-
serem letzten Gefecht sagte mir Palm mit Bestimmtheit, daß nach demselben noch
85 Todte und Verwundete auf dem Kampf platze gelegen hätten, was ganz mit dem
überein stimmt, was ich Ihnen schon als mir von H. v. Helden gesagt mitgetheilt
habe. — Ehe wir vorgestern aus Eldena abgingen kam am Vormittag ein schwedischer
Offizier daselbst an, und es sollen nach uns von den bei Wismar gelandeten
VON AUGUST NEUHAUS. 107
10—12 000 Mann Schweden 2000 in Eldena eingerückt seyn, und wie ich heute höre,
erwartet man die Schweden auch hier, so daß sie sich also auch längs der Elbe herauf-
zögen. — Auf unserem Rückzuge sind wir mit vieler Sorge und in einigen Dörfern
von weinenden Frauen empfangen worden, weil man uns gänzlich geschlagen und den
Feind uns auf den Fersen folgend glaubte, so z. B. auch hier; überdieß sind schon
die sonderbarsten Gerüchte bis Havelberg uns vorausgegangen, wo es heißt, daß
wir fast alle geblieben wären. — Vorgestern kam ein Ostfriese zu unserer Reuterey,
welcher gegen einen Ostfriesen Namens Pfeiffer, welcher als Jäger in unserer Com-
pagnie steht, folgendes aussagte, was mir jedoch durch die 2te Hand nämlich Palm
wieder erzählt wurde. Pfeiffern selbst konnte ich bis jetzt noch nicht sprechen. Ganz
jüngst widersetzte man sich in Ostfriesland den Franzosen, es rückte Verstärkung
derselben ein, und sogleich griff man alle Vornehmeren, diejenigen, welche man Hono-
ratioren nennt, auf, schoß, wenn man eine gewisse Anzahl zusammen hatte, ohne
nur die mindeste Untersuchung die Hälfte davon nieder und führte die zweite Hälfte
als Geiseln in das innere Frankreichs ab. Noch setzte er hinzu, daß der Vater des
genannten Pfeiffer zwar bey seinem Abgange noch nicht erschossen aber als Geisel
abgeführt worden sey, mehrere seiner Verwandten aber ermordet waren. Besonders
noch erzälilte der Angekommene, daß Bauern einmal die Franzosen mit Glück ge-
schlagen und in diesem Glücke sie zur gänzl. Vernichtung verfolgt hätten, aber bald
von 600 M.[ann] Gendarmen umzüngelt und fast gänzlich vernichtet worden wären. —
Wie uns bey dieser Nachricht zu Muthe wurde, denken Sie sich gewiß leicht, uns,
die wir gerne solche Unternehmen unterstützen m()gten und die jetzt wenigstens
nicht mit unserer vollen Kraft wirken können. So bald ich durch Pfeiffern etwas spe-
zielleres über das Ganze höre, erlauben Sie mir es ihnen mitzutheilen. — Jetzt werden
bey unserem Corps auch Fußgänger mit Piken errichtet und namentlich bey dem
3ten Bataillon. Palm, den ich durch unsere letzte Unterredung sehr schätzen lernte,
wird unsere Compagnie verliehren, indem er zu diesen Pikenträgern versetzt wird. —
Eben in diesem Augenblick werden sehr viele Latten auf dem Markte zusammen-
getragen, die wohl zu neu anzufertigenden Piken dienen sollen. — Es wird gesagt,
daß Jahn bald mit einer neuen Compagnie von 225 Jägern zu uns stoßen wird. —
Noch sagt man, daß Jahn in Leipzig durch sein bestimmtes Handeln es möglich
gemacht haben soll, daß einige Kassen und namentlicli auch die unseres Korps in
Sicherheit gebracht wurde.
Ein Freund sagte mir, daß Maj : Lützow gestern eine Estafette erhalten haben
soll, nach welcher der Feind ganz neuerdings durch Wittgenstein bey Leipzig ge-
schlagen und die Armee des Vicekönigs fast gänzlicli aufgerieben und er gegen 1 1 000 M.
Franzosen gefangen und getötet haben soll. Es wurde diesem noch hinzugefügt,
daß Prinz August an seine Gemahlin, welcher er früher große Vorsorge empfohlen,
geschrieben haben soll, daß nun die Gefahr, die B— gedroht hatte, vorüber sey. —
Mein Freund hatte diese Nachricht durch Marquardt. Sie können beurtheilen, was
an ihr wahr ist, möge sie gegründet seyn ! Denn leider waren unsere bisherigen Nach-
richten, die über den Uen d. M. nicht erfreuend, ob sie gleich unsern Muth, unsere
Ausdauer erhöhten und das felsenfeste Vertrauen auf die ewige Vorsicht, die alles
zum Besten, wenn auch scheinbar nicht der jetzt Lebenden, doch sicher der Mensch-
heit leitet, nicht erschüttert werden konnte, und dieses Vertrauen, welches Luther
108 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
SO kratt\t»ll inil den \\ouii;(.Mi WortiMi: eine teste Buix ist unser (ioli bezeichnet —
spricht sich in unserin Korps hey X'ielen aus.
P e r 1 e b e r .u' a ni 1 7. M a y M o n d t a .s;' s - N a c h ni i t t a ,i;' s.
.... \on nun an werde ich mit Sehnsucht Ihren teihiehnienden l^rieten ent-
gejien seilen, zu mal da Sie jetzt die eiiizii;e herzlich theilnehniende Person sind, mit
welcher schrililich zu unterhalten mir durch die trennenden Zeitumstände erlaubt ist.
Siirern. der sich i^anz wohl befindet, habe ich so,c:leich den Brief seines Herrn
Bruders überleben. Hr sa,i;te mir nachher im Vorüberi;ehen. dal.i in demselben auch
meiner gedacht sey. Vielleicht macht es dem Herrn Staatsrath Sürern Ver,t,Miü.t;en
zu wissen, daß ein unmittelbarer Schwa.t^er von demselben, Herr Hüllmann in dem
I. Bataillon in der Sten Compa.i^nie steht; ersteht also mit mir in derselben Compagnie
und ist mein 2er Nebenmann; wir sind fast durchgehends so wie auch in diesem
.Augenblicke mit einander einquartiert Herr Hüllmann, ein gesetzter junger
Mann, ist der, mit welchem ich in unserer Compagnie am meisten verbunden bin.
Übrigens sind noch einige herrliche Menschen in meiner Compagnie, aber leider —
man glaubt es nicht — treffen wir uns, da so viele zwischen uns stehen, selten. —
Die Soldaten gleichen an Schnüren gereihten Kugeln, jede steht zunächst mit 2 in
Berührung und die S.en 6.en zu beiden Seiten sind schon ziemlich fremd. Wie uns der
Zufall reiht, davon hängt viel ab. — Herrn Bückling habe ich noch nie zu sprechen
bekommen. Die Reuterey zieht höchstens vor uns vorbey; gewöhnlich sind wir
sogar in verschiedene Orte einquartiert, so daß also eine Berührung zwischen einem
F^euter und einem Jäger sehr schwierig ist. — Friesen habe ich, wie ich ihnen schon
schrieb, nur einmal gesprochen, er ist immer zu sehr beschäftigt, als daß ich mich
an ihn andrängen möchte. Von der Helden sehe und sprach ich einige mal,
d(xii ist auch er, er ist Rittmeister, immer sehr zerstreut, sonst habe ich noch keinen
der andern mir von Ihnen genannten Herren gesehen. — Eben sagt mir ein gestern
von B — abgereister und jetzt hier angekommener Reisender, daß sich leider bis
zu seiner Abreise von B— die Nachricht von der neuern bey Zwenkau gewonnenen
großen Schlacht noch nicht bestätigt habe. — Wir wissen von unserer fernem Be-
stimmung ganz und gar nicht, einige wollen sagen, daß wir nach Lenzen zurück,
andere, daß wir weiter an der Elbe hinauf gehen werden; so viel ist gewiß: unsere
Ordre ist noch nicht angekommen, heute ist die 2e Compagnie von hier nach Wilsnack
abgegangen und dieß spricht für die letzte Meinung. Wir müssen uns fertig halten
jeden Augenblick aufzubrechen, möglich ist es aber auch, und fast scheint es, daß
wir morgen noch hier bleiben. — Ich danke Ihnen von Herzen für die mir gütigst
überschickte Unterstützung und für die gütevolle Besorgung meiner Geldgeschäfte;
ich freue mich sehr, daß der ehrliche Schneider bezahlt ist. ^ Es ist unglaublich,
wie viel man als Soldat ausgeben muß, ohne daß man eigentlich etwas dafür hat,
doch hoffe i c h, daß ich. wenn keine außerordentlichen Ausgaben vorfallen
und ich nicht krank oder plessirt werde, 10 Wochen noch ausreichen kann. Übrigens
gestehe ich Ihnen ganz aufrichtig, daß mir ein wesentlicher Dienst geschehe, wenn
wenigstens in einem der künftigen Monate sich etw^as für eine' bestimmte Unter-
stützung thun ließe, denn ich bekenne, daß ich nicht einsehe wie besonders der, der
nicht eine eiserne, sich über alles wegsetzende, alles ertragende Natur hat, ohne solche
VON AUGUST NEUHAUS. 1 OQ
subsi^^tiren k;inn. AußerJeni werden doch auch vom Korps aus manche F()rderun,i;'en
,i,^emacht, durch die man sicli sehr zurücksetzen würde, wenn man sie nicht erl'iUlle.
so wird z. B. bei jeder Gelegenlieit, wo etwas vom Korps verabreicht wird, z. B.
Pulver, Bley, ,e;esa,t;t, daß, wer es sich selbst anschaffen könne, es weit besser sey,
so schössen wir heute nach der Scheibe, und es wurden diejenigen, welclie ihre ei.t^ene
Munition verschießen konnten, aufgefordert vorzutreten, so wurde auch die Scheibe
von uns bezahlt, wer mag da gerne zurückstellen, und solcher Fälle giebt es mehrere.
Wie ich schon einmal aussprach, der Soldat kann sich schlechterdings — wenn er
nicht auf alles Verzicht leisten und sich in jedem Verhältnisse einzig mit dem Allgem:
begnügen kann — keinen Etat seiner Ausgaben machen, dazu kommt noch, daß,
da der Soldat, was er bedarf — weil er nirgends weiß, wie lange er bleibt — augen-
blicklich bedarf und folglich teurer als andere bezahlen müssen |muß]. — Ich schrieb
Ihnen früher die Gage der Büchsen Jäger, wir neueren aber, als in diesen Compagnien
überzählig, erhalten nur das Tractement der Flintenjäger d. i. alle 10 Tage 5 gr 4 ^/. —
Doch nochmals, bis jetzt steht es um meine Kasse besonders durch den neuen Zu-
wachs recht gut Aber was kann doch der Mensch entbehren, und wie wenig
braucht er. Meinen Tornister habe ich nun schon zum 3en Male leichter gemacht
und theils in Leipzig zurückgelassen theils dahin zurückgeschickt, jetzt enthält er
so wenig, daß ich gewiß nicht gewagt hätte, aus B — mit so wenig abzumarschiren
und ich befinde mich sehr wohl; Yj, Tag bey Sonnenschein und Hemde, Taschentuch
und Strümpfe sind gewaschen, was braucht der ganz Starke mehr, leider trageich noch
wollene Unterleibchen. Doch hoffe ich, mich in der Zukunft von immer mehreren!,
was mir bisher unentbehrliches Bedürfniß war, loszumachen, um auch von dieser
Seite ein immer freierer und unabhängiger Mann zu werden. — Ich wünsche Ihnen
ein recht herzliches Lebewohl und baldige Entfernung des sorgenden. Blickes auf
das nächste Schicksal B — s.
ich glaubte früher, daß das Bataillon, bey dem ich jetzt stehe, das 2e sey. es ist
aber das erste. Dieß wegen der Adresse.
Hier in Perleberg wird jetzt sehr eifrig an dem Landsturm gearbeitet, am
Sonntage hat er zum ersten male sich in den Waffen geübt
Das von Reichsche Corps — was sich seit mehreren Wochen immer in und
zwischen Lenzen und Perleberg aufhielt und jetzt \Y? Meile von hier lag, soll, wie
gestern 3 Jäger desselben auf unserer Stube sagten, gestern über die Elbe nach Salz-
wedel aufgebrochen seyn. Dieses Corps hat aber leider weder Reuterey noch Geschütz.
Am LSten May.
Eben sind die v. Reichschen Jäger hierdurch. Das Korps scheint daher nicht
über die Elbe gegangen zu seyn. Kurz vorher sind 800 Mann der russisch-deutschen
Legion von B — kommend hier eingerückt; man sagt, sie gehen nach Hamburg.
Von unseren Brüdern haben heute mehrere auf 3 Tage und zur Rückkehr
hierher Urlaub erhalten; wenigstens bleiben wir also noch so lange hier, einige
sagen, gar 5—6 Tage. — Mögen wir diese Zeit nur recht gut zu militärischen
Übungen benutzen. —
110 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH Wn.HHl.M AU(jUSr FRÖBEL.
G 1 (") b e n. D o n n e r s 1 ;i .s; s ;i in 20. /V. i^.
Bis ,i;'estern AIvmkI luilton wir in l\'iieberu\ von wo uns ich vcrl'lossenen Diensüi,!;'
iibernuils einen Brief :m Sie liochverehrter Ihenrer Freund auf die Post ,i;ab, Rasi-
t:ii;e. als wir, alle .glaubend, noch einiii'e Ta.i;e da lie.i^end zu bleiben, luichst unerwartet
Ordre zum au.irenblicklichen Abmarsch erhielten. Wir ,i;in,i;en um Wilsnack, was
besonders stark von Russen bele,i;"t seyn soll, über Ülzen oder Üzen |Ünze|, über das
Guth Plattenburi;", Groß Leppin hieher, wo wir heute Mori^en um 3 Uhr an. Da wir
gestern gegen 8 Uhr aus P. abmarschirten, so waren wir ununterbrochen von Sonnen-
untergang bis Sonnenaufgang gegangen. Es war eine heitere sternenhelle Nacht,
die Kühlung derselben stärkte den Körper, daß der Geist sich zum öfteren einer
ungestörten Thätigkeit erfreuen konnte, ich dachte, Heil für sie vom Himmel bittend
der fernen Geliebten und Freunde
Gestern Nachmittags wurde in Perleberg der Landsturm vereidet; selbst
war ich bey der Handlung nicht gegenwärtig, doch zogen die mit Piken bewaffneten
Sturmmänner in großer Zahl vor uns vorbey. — Den mit Schießgewehr bewaffneten
und den berittenen Landsturm habe ich nicht gesehen.
Mittags wurde bey uns ein eine abermalige durchgehends in unserer Com-
pagnie unzufriedene Stimmung verursachender Parolbefehl bekannt gemacht; er
hieß : daß derjenige, welcher in der Stadt Perleberg schießen würde, auf öffentlichem
Markte nach Ausziehung der Uniform 50 Prügel [erhalten] und fortgejagt
werden solle. Sie können sich selbst leicht denken, wie ein solcher mit diesen Worten
ausgesprocb.ener Befehl wirken mußte; ich gestehe gern, daß er mich selbst empörte,
und daß [ich] die Kränkung, die ich in mir fühlte, obgleich sehr ruhig und nur dem
Feldwebel Marquardt, der uns den Befehl bekannt machte, aussprach. — Was ich
später und namentlich durch den Lieut: Sürern hörte, war, daß es ein Versehen des
Feldwebels sey, daß er diesen Befehl, der das Allgem: und namentlich die Füsiliere
gälte, bey uns und zwar gerade so vorgelesen habe, und daß selbst unser Hauptmann
damit sehr unzufrieden seyn soll. Ich glaube dieß nun zwar nach der Wirkung, die
er hervorgebracht, recht gerne; denn einige von uns haben sogleich ihren Abschied
gefordert, jedoch noch nicht erhalten, so wie überhaupt sich noch keine bestimmten
Resultate der Unzufriedenheit geäußert haben. — Doch sehe ich nicht ein, wie der
Feldwebel etw^as, was allgemeiner Befehl war, für seine Person nicht beachten konnte ;
freylich hätte er wohl das Verbot des Schießens in der Stadt bey harter Ahndung,
z. B. Ausstoßung aus dem Corps, erwähnen ohne jene niedrigen und erniedrigenden
Ausdrücke gebrauchen zu müssen; doch sehen Sie wohl mit mir, daß unsere
Oberen viele Mißgriffe in der Behandlung unserer Compagnien machen. Überdieß
ist noch zu bemerken, daß die Ursache jenes Befehls keineswegs von den Büchsen-
jägern ausging. — Denken Sie sich nun noch, daß uns dieß in einer nicht breiten
Gasse gesagt wurde, wo die Bewohner der nächsten Häuser es hören konnten, denken
Sie sich, was diese Menschen besonders von u n s und unserem Corps denken müssen,
wo der Einzelne eine solche Strafe zu erwarten hat, und wie kann das Anhören solcher
Befehle unsern Zuwachs vermehren. Bey einem Verein wie uns kann es bey etwas,
was nicht wirklich den Tod nach sich zieht, sicher keine höhere Strafe geben als die
der Ausstoßung aus der Compagnie, denn welcher von uns würde nicht lieber mehrmal
das Leben verliehren als sich einer Strafe wie die angekündigte auszusetzen, und
VON AUGUST NEUHAUS. Hl
was kann es nächst der Todesstrafe für uns freye ehrliebende Männer für eine liöhere
Strafe geben als die der Ausstoßung aus unsenn Verein ? — Bedarf es bey uns der
Prügel ? — Ich erschrecke, indem ich nur das niedergeschriebene Wort wieder er-
blicke. Hier ist der Punkt, und hier haben Sie einen Beweis zu dem, wo ich sage,
unsere Obern verstehen uns nicht mit Ernst und, wenn es nöthig seyn sollte, auch
mit Strenge, aber dennoch immer mit Würde zu behandeln. —
Wie eben bekannt gemacht wird, werden wir heute noch 4 Uhr Nachmittags
von hier nach Havelberg eine Meile von hier abgehen. Es soll daselbst sehr voll
von Militär besonders von russischem liegen.
Bey unserm gestern [gestrigen] Marsche aus P. machten wir zuerst eine be-
deutende Strecke Wegs auf der Straße nach B — und bald wurde — obgleich Niemand
etwas darüber wußte, die Meinung allgem., daß wir zur Deckung nach B. gingen.
So wenig ich bei kalter Überlegung als noch gar nichts gethan habend wünschen konnte
nach B. jetzt schon zurück zu kommen, so freute sich doch mein Innerstes mir fast
selbst unbewußt so über die Hoffnung, einige Zeit wieder in Ihrem Kreise zu leben,
denn ich wurde selbst darauf erst aufmerksam, als mir — als wir mit Gewißheit unsere
Bestimmung wußten, der Gedanke, abermals über die Elbe zu gehen, wirklich etwas
fremd vorkam. Es ist außerordentlich, wie sehr leicht sich der auf kurze und in kurzer
Zeit sich der Mensch in Stimmung versetzen kann, in welclier ihm die Gegenwart,
in der er doch eigentlich wirklich lebt, ganz fremd wird.
Alles dieß schreibe ich auf meinem Posten als Wache bey der Pagage in dem
Dorfe ganz im Freyen nieder. Mein Schakko dient mir ganz vortrefflich zum Tisch,
ein Holzhaufen zum Sitz. — Wie rücksichtslos auf das, was die bloße Meinung als
schicklich und unschicklich bestimmt, lebt der Soldat.
Mein so innig theilnehmender Freund; seit meinem Abmarsch aus B.— trage
ich einen Brief, den ich schon zu Ende Febr. schrieb, an dessen Absendung mich aber
die Sperrung der Post verhinderte, bey mir. Im Anfang unseres Marsches glaubte
ich ihn während desselben bestellen zu können, jetzt ist mir aber für die nächste
Zukunft alle Hoffnung dazu benommen, wenigstens muß vorher ein sehr und wohl
mancher sehr harte Kampf gekämpft werden, wo es schwer zu glauben ist, daß Viele
aus ihm zurück kommen. Jeder muß mit Gewißheit ein Opfer der Zeit in sich sehen.
An diesem Brief liegt mir viel, wenigstens wünsche ich nicht, daß er an fremde, ge-
meine Hände komme, deßhalb bin ich so frey, Ihnen denselben von hier, wo ich doch
wohl am nächsten an B. bin, mit der herzlichen freundschaftlichsten Bitte zu über-
schicken, denselben bis zur einstigen möglichen Absendung bey sich zu bewahren;
sollte aber diese Zeit für Sie nie eintreten, so bitte ich Sie, diesen Brief aus Freund-
schaft für mich selbst, so wie Sie ihn erhalten, gütigst zu verbrennen. Ich bin
fest von Ihnen überzeugt, daß Sie mir diese Bitte erfüllen werden.
Auf der H a u p t w a c h e in H a v e 1 b e r g Abends 11 Uhr.
Meinem heutigen Posten gemäß befinde ich mich jetzt hier. Nachmittags
um 5 Uhr sind wir aus Globen ausmarschirt hieher, wo sich jetzt außer unserm Corps
kein anderes Militär befindet. Alle 4 Stunden komme ich 2 Stunden auf den Posten
und muß alsdann 2 Stunden stehen; so habe ich nachher von 1— 3 das Vergnügen
zu stehen.
1 12 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
Wtrhiii wurde mir cr/iilill. dal.> der linke riü^ol der rraii/.oscn bcy WillenbciX
.gesell ki.u'cMi .sey und Biilow die Iduie derselben durelibmeheii haben soll. 1 )er llininiel
i;-ebe, diiß dieses Gerücht viel Wahres an sich hat.
Man sa.iit, daß wir von hier nach Sandau und dort über die Hlbe .i^ehen werden,
aber waini ? — Dav()n wissen wir nichts.
Nach den .ÄuBerun,s;en in ihrem lieben Brief scheinen Sie sclion in den ersten
Vorfällen viel vc^i dem Landsturm und der Landwehr zu erwarten. Was ich davon
.U'esehen habe, und wie es mir erschienen ist und erscheint, scheint diese Erwart un.t^
nicht ,i;anz zu recht terti,i;'en. Die Krätte des Bür,i;ers und des Bauern und besonders
des letzteren bey dem ersteren de[s] Landst: scheinen mir zu sehr in militärische
1-ormen tiezwänt^t. in denen sich die rohe einfache Kraft dieser Menschen nicht frey
,i;'enu,i;' bewe,i;en kann. Hauptsächlich erscheint mir das noch als ein wesentlicher
Man,i;el zum guten Erfolg, daß — wenigstens in hiesiger Gegend — wie m i r es
.... scheint, die Leute die Sache noch nicht als die ihre sondern die des Krmigs
betrachten.
H a V e I b e r g S o n n a b e n d s a m 22. May A b e n d s.
Da ich seit gestern Mittag, nachdem ich Mittags von der Wache abgelöst worden
war, heitere und frohe Stunden hier verlebte, so erlauben Sie mir, hochverehrter Freund,
daß ich Ihnen dieß noch aussprechen darf. Als meine militärischen Obliegenheiten
erfüllt waren, ging ich Nachmittags mit einigen mir lieb und werthen schwarzen
Brüdern nach dem auf dem Havelberg liegenden Dom, wo wir bey einem, wenn auch
nicht ganz heiteren, doch ruhigen fruchtbaren Tag uns von den Thürmen desselben
der angenehmen Aussicht in die ganze umliegende durch den Regen der Nacht er-
quickten Gegend erfreuten I Folgt eine längere Beschreibung der umliegenden
Gegend.]
Aus dem an sich wenig angenehmen nach alt franz()sischem G.'schmack ver-
zierten, nur durch seine Lage anziehenden Garten des Doms, welchen jetzt der Feld-
marschall V. Möllendorf als Dechant benutzt, hatten wir dieselbe Aussicht nach Osten,
Süden und zum Theil nach Westen, nur mehr verkürzt
Die Aussicht nach jener für eine solche ebene und sandige Landschaft an-
genehmen Aussicht stimmte mich froh. Der Abend war noch schöner als der Tag,
und ich genoß ihn, indem ich früher in der Gesellschaft eines frohsinnigen jugendlichen
Freundes Middendorf. mit dem ich auch mich der Aussicht vom Dom erfreute, später
allein an dem rechten Ufer der westlichen Havel wandelte [Es folgen lange
Ausführungen über den Wert und die Vorzüge des Soldatenstandes.]
S a m t a g s a m 2H e n M a y.
Den gestrigen Tag begann ich nach Erfüllung der militärischen Obliegenheiten
froh wie den ehegestrigen. In der Gesellschaft der mich gestern nach dem Dom
begleitenden Freunde besuchte ich heute wieder den durch seine Lage so anziehenden
Domgarten, schrieb dort im Freyen einzelne Notizen über meinen Marsch nieder,
dann lasen wir seit der langen Zeit unseres Marsches zum ersten male gemeinschaft-
lich etwas, es waren Aufsätze über Kunst und besonders Vc^trfälle aus dem Leben
Raphaels, von Wackenrod und Tieck [Es folgen Austuhrungen über sein
geistiges Leben in der letzten Zeit.]
I
VON AUGUST NEUHAUS. 113
Der .t^eslri.ice Nachniitla.t!; ,ü:in,t,^ fast ,t:,aiiz veiiohrtn. Um 2 Uhr .fingen wir
wie gewcihnlich zum Verles, wo uns gesagt wurde, daß wir um ] Uhr vereidet werden
sollten, leider aber muLiten wir. nachdem wir versammelt waren, bis 6 Uhr warten,
wo uns nach einer wenig sagenden Anrede eines Offiziers die Kriegsartikel und dami
der nachzusprechende l:id vorgelesen wurde. Um 7 Uhr ging es wieder zum Verles
(denn leider wird uns auch bey unseren Rasttagen durch den 3 maligen Verles um
<S, 2 und 7 Uhr. wo es doch jederzeit fast eine Stunde dauert, die Zeit sehr zerstückt).
— 13urch den so verlohrenen Nachmittag mißgestimmt wollte ich mich sammeln und
dann Ihnen schreiben, doch der Regen trieb mich in die Stadt, wo ich durch ein
Schachspiel, von dem ich jenes Sammeln des Geistes erwartete, später zurückkehrte,
als ich mir vorgesetzt hatte. So verfloß der gestrige Tag. Heute habe ich vor-
stehendes niedergeschrieben.
Jetzt kommen meine Freunde zu mir, die mich auffordern mit ihnen auszu-
gehen.
In diesem Augenblick bringen Jäger melirere Sp me ein. unter denen sich auch
eine Trau befindet.
D i e n s t a g s a m 2S t e n M a y N a c h m i t t a g s 4 U h r.
Noch immer sind wir in Havelberg, in dem seiner Lage wegen mir lieb gewor-
denen Orte
Heute M )rgen von US l'"'-'^ U Uiu' haben wir uns in den Waffen geübt auf
einer an dem linken Ufer der (iNfliciien Havel gelegenen Trift, von welcher aus man
die schönste Ansicht der Stadt und der sich an dem rechten Ufer hinziehenden An-
höhe dem Havelberge längs, an deren Abhänge und Fuße eine von Garten und Bäumen
freundlich durchwebte, ein langes Band bildende Vorstadt, der Berg genannt, und
ülier welclier der Dom mit den dazu gelK'irigen (jebäuden und (järten lie.i^t. hatte. —
Oh wir gleich bald, nachdem wir auf unserm Übungsplatze angekommen waren,
ziemlich ordentlich beregnet wurden, so machten mir doch die heutigen Übungen
wie keine friiheren Vergnügen, v/eil alles so ziemlich gut ging, daß wir die Freude
darüber auf dem Gesichte unseres guten Lieut. Müller lasen, und weil einiges Neue
gemacht wurde [Es folgen längere Ausführumien über sonntägliche Spazier-
gänge und L^etrachtungen über die Geistes- und Gemütsverfassung des Verfassers.]
Den gestrigen (m ondtä^igen) Morgen habe ich zum J'heil damit x'erbracht.
daß ich in dem mir so sehr lieben Tasso las und wieder las, was ich doch seit Jahren
schon so oft gelesen habe. Den Nachmittag dagegen brachte ich ganz anders zu.
ich putzte zum erstenmale. ich gestehe es offen, mein Gewehr (welches in sehr gutem
Stande ist, und welches vortrefflich schießt) zum erstenmale selbst, und da habe
ich denn gefunden, daß man wirklich auch einen todten Kr)rper dieser Art durch
Bescliäftigung mit ihm und selbstthätige Sorgfall für ihn wirklich lieb gewinnen
kann, und diese Liebe zum und Anhänglichkeit an das Gewehr scheint mir selbst
im Gefecht nicht ohne Folgen zu seyn. Ich wenigstens gebe meine Büchse gewiß
nun keinem Fremden zum Putzen mehr in die Hand, so sehr ich mich auch früher
für dieses scheute.
M i 1 1 w o c h s a m 26. M.
Außer der Besorgung der gewcilmlichen Geschäfte des Tages besuchte ich diesen
Morgen und machte ich in Gesellschaft zweyer Freunde von mir, Middendorf u. Bauer
MiUeiluiiRen aus dem Germanischen Nationulmuseuni. 1913. ^
114 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LOT/OWE R JÄr.ERS FRIEOKk-.H Wll IIHIM AU(UIST FRi^HEL.
die BekunntSLluitl des Herrn Superiiil: I lolieuhorsi aul dem Doui. xoii welcliein
wir uns Georg Forsters Ansiehteu erbaleu. — Diesen Niicliniilta,i; haben wir uns den
hohen Genu(3 verscliafft und uns die ersten Briefe vorgelesen, obgleich jet/t leider
noch sehr weil vorn Niederrhein enll'ernt. so war es mir doch sehr lieb, durch ihre
vorsoruende Ireundschatlliche Güte die (Charte vom Niederrhein bey mir /u haben:
dus so lebendii;e Bild wurde dadurch doch noch bestimmter. Sobald ich mir den
herrlichen CienuB nochmals verschafft und die ersten Briefe nochmals ,i;elesen habe,
dann erlauben Sie mir, dal.^ ich über seine ,^eo,i;nostischen und mineralischen Be-
merkungen Ihnen mitteilen darf.
Da Sie mir hochverehrter Freund erlaubt haben, mich über alles Ihnen mit-
zutheilen. so werden Sie ,i;ewil,) nicht mißverstehen, wenn ich Ihnen ,i;'estehe, daß
ich mir das \'erunü,!;'en ,i;emacht habe, meinen sehr lieben Freimd den Feldw. M.
mit einem Frd'or zu unterst — doch indem ich dieß niederschreibe, empfinde ich,
daß es doch nicht recht von mir ist, daß ich es ausspreche, obgleich eine solche Dispo-
sition über meine Kasse mir nicht ganz frey steht, so ist es mir doch möglich durch
eine erhöhte Ersparniß und Ökonomie diese Ausgabe meiner Kasse zu ersetzen.
Leider steht es aber einmal niedergeschrieben, und ich kann es nicht vernichten,
ohne daß diese Vernichtung den ganzen Brief trifft, was mir jetzt nicht erlaubt ist ;
übrigens kann ein einfacher Jäger leichter alles entbehren als ein Oberer
Donnerstag am 27. M. A b e n d s.
Heute Abend hat mich Herr Brecht aufgesucht, der mir herzl. Grüße von
Ihnen brachte
Heute früh war ich Zuhörer des Herrn Superint. Hohenhorst und [habe] da
tief empfunden, wie herrlich es doch wäre, wenn wir bey unserer Compagnie einen
vortrefflichen Mann zum Feldprediger hätten. Der Krieger kann sich wahrhaftig
nicht immer so sammeln in sich, wie er wohl selbst gern möchte und es ihm wirklich
Bedürfniß ist.
Nachmittag, nachdem ich meine Munition in, ich kann sagen musterhaften
Zustand versetzt hatte, habe ich in Begleitung von Freund Bauer und G. Forsters
Ansichten, wo wir den 4ten Brief lasen, einige mir noch unbekannte Spaziergänge
der hiesigen Gegend besucht.
Wallmoden ist hier und Tschernitscheff wird erwartet. Sonnabend gehen
wir, wie es heißt, gewiß nach Sandau, wo leider schon alles aufgezehrt ist, weswegen
Patrouillen zu 50 M.[ann] jenseit der Elbe gemacht werden. Petersdorf ist seit gestern
hier. Lützow ist in Stendal. — Wegen den Ausgang bey Bautzen sind wn" hier sehr
besorgt. — ich mußte so schnell von Leipzig fort, daß ich nicht einmal eine genauere
Karte von Deutschland mitnehmen konnte; seit jener Zeit keimte ich nirgends eine
bekommen und die Postkarte genügt doch nicht [Er bittet, ihm eine Karte
besorgen zu lassen.]
Sollte uns die Ankunft von Tschernitscheff, die Gegenwart von Wallmoden,
das jenseitige Befinden von Lützows wohl vermuthen lassen, daß auch wir bald in eine
bestimmte Thätigkeit kämen. — Eine so lange Rast ist traurig, die Zeit ist immer
zerstückt, man kann nichts thun und dennoch verwöhnt man sich, ich bin jetzt
den Wechsel schon so gewohnt, finde ihn, wenn er auch mit Strapazen verbunden
VON AUGUST NEUHAUS. 1 15
ist. doch so anziehend, daß icli niclit län.^'er als höchstens 2 — 3 Ta,i!;e an einem Orte
seyn uvak
[Es lol,i;1 ein sehr lan,t;er Brief: Ihivelberg am 28ten May, der geognostische
Betrachtungen entliält.]
H a V e 1 b e r g a m 1 t e n J u n y (Die n s t a g s).
. . . .Wundern Sie sich nicht. Iiochverelirter Freund, daß ich liinen heute noch
von hier sclireibe.^ — Wie selir liabe ich doch während der langen Zeit, daß ich hier
bin, gewünscht, daß Sie diese Länge unserer Rast ahnen mögten, und daß ich einen
Brief von Ihnen erhalte. Dieses lange Weilen an-einem Orte will und kann mir mit so
vielen unter uns nicht behagen. Die verhältnismäßig doch nur wenigen militärischen
Übungen können nicht ersetzen, was wir, wie mich dünkt, in Hinsicht der Übung
im Marschiren verliehren; überdieß ist von einem Abmarsch jetzt gar nicht die Rede:
so sehr ich mich auch mit größtem Bewußtsein ruhig in die Bestimmungen und For-
derungen des Schicksals füge, und so sehr ich auch fest überzeugt bin, daß alles, was
geschieht, eben darum, w^il es geschieht, auch zum allgemeinen Besten sicher, es
sey nun mittel- oder unmittelbar, führt, so sehr wünsche ich doch den Ruf des Hornes
zum Abmarsch und selbst, wenn es in diesem Augenblick wäre, zu hören.
Wenn Sie theilnehmender Freund die Tage überrechnen, seit ich diesen Brief
begann, so werden Sie gewiß fragen, was ich während der großen Zahl derselben gethan
habe. Leider sehr wenig, denn dem Soldaten ist die Zeit zerstückelt, auch wenn er
Rast hat, sodaß er immer verhältnißmäßig nur wenig thun kann. — Freytag Vor-
mittag mußte ich auf Wache ziehen und bis Sonnabends Mittag auf derselben bleiben;
während dieser Zeit, so viel zu thun ich mir vorsetzte, schrieb ich doch nur ohngefähr
die Hälfte dieses Briefes. Den Nachmittag dieses heiteren warmen Frühlingstages
genoß ich mit einigen Freunden, Middendorf, Bauer, Langethal auf einer kleinenWasser-
fahrt und Spaziergang nach dem Mühlenholz, und wer vertauscht nicht gerne ein
nicht freundliches, nur von einem alten, etwas sehr genauen Wittwer und dessen
hötchst ungebildeten, rohen Sohn bewohntes Quartier gegen den Genuß einer er-
quickenden Abendluft. Also auch der Abend wurde mit Middendorf im Freyen auf
dem Domberge verlebt. — Über die Feyer des Sonntags hätte ich Ihnen vieles zu
sagen. Fast die Hälfte unserer Compagnie hatte sich zur O^mmunion vereinigt.
Der Herr Sup: Hohenhorst hielt eine nach meiner Beurtheihing höchst passende
Vorbereitungs-Rede. Ich will es Ihnen gern gestehen, daß ich mich sehr beglückt
an diesem Tage fühlte. Nennen Sie es nicht Schwäche, denn auch der edle unver-
wandt nach Vollkommenheit strebende Mensch nuiß in würdiger Stunde der Gottheit
sich näher ahnden — ich fühlte mich durch die Feyer dieses Tages hocherhoben. Viel
empfand mein Herz, viel bewegte sich vor meinem Geist vorüber, in welchem Lichte
strahlte mir die Bestimmung des Kriegers entgegen: Erkämpfung einer fessellosen
Entwicklung und Ausbildung unseres Wesens für unendliche Vollkommenheit
Montag \''ormittag, gestern übten wir uns in den Waffen und führten, von
unserer 2ten 0)mpagnie, die in Sandau liegt, während der Übung überfallen ein
kleines (jefecht aus, welches unser Lieut : Müller, obgleich sehr schwach an Zahl,
gegen den erdichteten Feind dennoch sehr gut leitete. — Den gestrigen Nachmittag,
sowie die übrigen Freystunden der vorigen Tage benutzte ich ausschließend zur Lesung
von Forsters Ansichten. — Heute sollte ich wieder auf Wache kommen, doch ging
9*
116 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES l.dTZONVHR JÄGERS PRinnRiril WII IIHIM AUGUST rRöllBl.
es diel3ni;il iuk-Ii ,ulik-klii.'h xor mir Vi)rübLM'. und sn blicl"' mir /oit. heute nielil nur
den i^anzen vortrettliLiien 'l'.is; im Treyen ,i;röLUentheiLs im Dom.tiiirlen zuzubrin.i^en,
sondern mir den hohen cicnuB /u \ erschaffen, in diesen Dm.ii'elnin^en Torstern zu
lesen, und so den Iten Theil seiner Ansiclilen zu lieendii^en. — leh danke inniu meinem
.unten Genius, der mir .gerade jetzt dieses den beobachlenden Denker in so vielseitige
Bezieh un^i^en setzende Buch in die Hand führte. — Um dieses Buciies wiUen, .gestehe
ich. möclite ich nocli eini,i;e Ta.^e hier bleiben; denn jetzt konnte ich es blos lesen,
um mich im Alldem: mit demselben Ivkannt zu machen, und wer sollle es nicht kennen;
ohne den Wunsch zu haben, es niit.Anei,i;nun,< wieder zu lesen.
A\or<ien um 6 Uhr üben wir uns wieder in den Waffen. Von unserm Ab.^an.i; ist
noch nicht die Rede, und aus einzelnen Äußerungen scheint es fast, als blieben wir
noch Tage hier. Vor einigen[Tagen sind?] zwey, und heute ist die 3. unserer bisher in
Perleberg gestandenen Kanonen hier angekommen. Hs sind eiserne von nicht großem
Caliber. Hinige aus unserer Compagnie sind nun zur Artillerie übergegangen, so
wie auch vor einiger Zeit, da eine Aufforderung von Petersdorf kam, zur Kavallerie.
Hätte ich dortmalen gewußt, daß unsere Reuterey so weit vordringen v/ürde, denn
man sagt, daß sie schon in der Nähe von Cassel sein soll, so würde es mir einen be-
deutenden Kampf gekostet haben, nicht zu ihr überzutreten; denn es ist doch, be-
sonders wenn man eben wie wir fast 14 Tage unthätig liegt, höchst einladend, dem
Ruf zu einem h(')chst thätigen und auch früchtereichen Leben zu folgen. Doch ich
erfulir es. daß die aucli nun zu den Reutern übergehenden doch nicht den Übrigen
mehr folgen, und nun bin ich ganz beruhigt, denn jede Art zu kämpfen hat das ihr
eigene Vortheilhafte.
Aus Westphalen kommen sehr viele Frey willige zu uns, vorgestern wohl mehr
als 100, lauter kräftige junge Kerle.
Von den neuesten Gefechten in der Gegend bey Liegnitz haben wir
gestern hier Nachricht aus B. erhalten, über D.— und L.— gehen hier sehr unsichere
Gerüchte, und doch sind mir diese Orte durch ihre Güte so werth geworden, daß
ich wohl gerne etwas bestimmtes von ihnen wissen mögte. sowie aus der wärm.sten.
innigsten Theilnahme von den.i ganzen — sehen Lande.
Lützow hat während seines jetzigen Zuges das Commando des ganzen zurück-
gebliebenen Corps an Petersd(^rf übertragen.
Commandos von unserm noch hier liegenden Corps gehen häufig jenseit der
Hlbe und requiriren zum Besten desselben; heute hat ein Commando in Schönhausen
(über den Sandkrug hinweg) viele Zentner Salz und auch Geld gefunden, was wohl
hieher gebracht werden wird.
81. A m t s t e n P f i n g s 1 1 a g a m 6. J u 1 y [Juni !] A b e n d s 7 U h r.
Gegen 2 Uhr Nachmittags kamen wir auf die Ebene hinter Roßlau. Wir rückten
bald in Linie ein. Den rechten Flügel bildeten die Tyroler; dann kamen wir und
zwar zunächst unsere Compagnie. dann russische Infanterie. Hinter uns standen unsere
Wagen. — Um 3 Uhr des Morgens waren wir aus Loburg ausgegangen, unsere Com-
pagnie hatte 9 Wagen, immer die Hälfte wurde gefahren, die 2te Hälfte ging. Unser
VON AUGUST NEUHAUS. 1 17
ganzes Bataillon hatte ohngefähr 70 Wagen. Wir gingen von Lol'turg über die Sorge
und Lindow. Zerbst blieb rechts.
Um <S Uhr Abends fuhren wir vom Freyhiger ab. alle wurden geiahren. unsere
(Kompagnie hatte 18 Wagen: die Russen alle wurden gefahren Der Zug war
von außerordentliclier Länge; die Russen mufUen mehrere Tausende seyn; es hieß,
da(] wir bis zum nächsten Morgen in Leipzig seyn und daraus die Franzosen ver-
treiben sollten, deren Stärke oooo Mann Inf: und C>()() M. K;ivallerie seyn sollte.
(Niedergeschrieben ;iuf dem Wagen umrin,i;t von einer Wagenburg.) [Der Brief bricht
hier ab.]
I )eii 1 1. Juni. 1-reytags iMorgeirs um ' ^J Uhr Abmarsch aus Trezen nach Bucli
über P;u'chen über R 1 ;i t e n (links bey (jeiitliin \nrbey ). iiber einen
dritten Ort nach Redekin dem Sammelplatz ( ). Von da über einige Orte rechts
von Jerichow nach der Elbe, Überfahrt bey Tangermünde Von Tanger-
münde gingen wir nach abermaligem Übergang über dk Elbe |Der Brief
bricht hier ab.J
Bl. Den 1 Uen ,hini Sonntag Standquartier in Buch '2 M- von Tangermünde
in der Altmark, jetzt Westphälisch. Allarm Morgens ^^^ Uhr. Annäherung äer
Franzosen. Krankheit (Diarhöe) Wirkung auf meinen ganzen Kiirper. .Aufhebung
der Feldposten. Abermaliger Allarm um 1 Uhr Nachmittags. — Beständige Er-
wartung der Dinge, die da kommen würden. — Abermaliges Eintreten der grr»ßten
Schwäche in meinem ganzen Körper verbunden mit Übligkeit. Der heutige Tag so
bis gegen 6 Uhr, wo sich meine Natur etwas erholte, der 2t schlechteste des bis-
herigen Feldzuges in seinen Äufierungen und seiner Natur nach ähnlich dem Tage
dts Abmarsches aus dem Freylager bei Scope [Schkopau|. (jegen 7 Uhr Abends
Zurückkunft des Hauptmanns Büro. Beide ())mmandeurs halben sich wechselweise
ihre Ordres vorgezeigt. Die Franzosen sprechen aus. nicht als feindlich zu verfah-
rende zu erscheinen, sie behalten Jerchel. wir Buch ( '/.j M. entfernt) bis auf Ordre
besetzt. — Wir gehen in unsere Quartiere. Büro und Müller gehen nach Tanger-
münde, Ordres zu empfangen.
D. 12. Juni (Sonnabends) Standquartier in Buch. — Ruhe. — Lesen im Tasso.
Unterhaltung mit Middendorf über Lebensverhältnisse.
G. N. H a V e 1 b e r g am 1 S t e n J u n y 1 V
Der Artikel aus Dessau in einem der jüngsten B — sehen Zeitungsblätter
s:igt zwar, daß wir unzufrieden über unsern thatenlosen .Abzug von Leipzig gewesen
wären: d!)ch dieses Wort schildert lange die Stimmung nicht, welche wenigstens
in unsern Büchsenjäger Ojmpagnien und namentlich in der meinen herrschte. Kaum
glaube ich. daß wir tieferen Schmerz, eine ernsteres Trauern hätten empfinden k(')nnen,
wenn wir wirklich vom Feinde geschlagen worden wären. Mehrere unserer (Jberen,
viele von uns weinten vor Schmerz und JJ'auern. Lange rollten heiße Thränen über
meine Wangen, und der Schmerz zog krampfhaft meine Lippen zusammeri und dieß
noch nach Tagen, wenn ich jenes Morgens dachte. Andere waren ohne .Äußerung,
118 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WIl.lIin.M AlKiUST IROP.r.I..
aber in .^i^Jh ori^riniinl. Unser Alv.uu'. so zalilreich er war. uH'-'ti in Wahrheit einem
Leiehenziiiie. nur weni.ue wallen es zu sprechen. Jeder empland tief den Schmer/,
den ,n"ereehten. des andern und ehrte ihn. I^ie All.n'enieinheif der Sfimmun.t;' liel.ie
sich wohl kaum erklären, wenn nicht his zu dem Aus^enblick. wo das erstarrende
Wort Waffenruhe aus.sresprochen und unmittelbar im Nu auch der Rückzu.«: an,y:etreien
wurde, alles auf das erwünschteste i^egangen wäre. In nicht ,i;ar \ vollen Ta,i;en,
zwischen welchen doch ein bedeutender Halt bei RolJlau von 8-lü Stunden war,
um russische Infanterie zu erwarten, machten wir den We.ii' von Havelbers bis F:udrilsch
fHutritzsch] zwar .uriil^tentheils zu Wa.i^en, aber Sie k( Minen doch denken wie schnell.
Von Roßlau aus, wo wir den Pfin.^stsonntag Abends gegen 10 Uhr wohl aufbrachen,
ging es, alles zu Wagen, ununterbrochen, so lange es die Pferde aushielten, in vollem
Trabe, ohne anzuhalten, bis auf die F:bene diesseits Eudritsch, die Wahl-
statt genannt. Sie werden sich denken, wie diese Schnelle, da wir unsere Bestimmung
wußten, unsere Erwartung spannte, unser Vertrauen zu uns und unsern Obern steigerte.
Die Art wie uns die herzlichen freundlichen Dessauer empfingen, das volle Zutrauen
zu uns und zu dem guten Ausgang unserer Sache, was sie aussprachen, konnte nicht
anders als unsern Muth, unser Zutrauen zu uns erheben. Viele Bürger fanden wie mit
einer gewissen Sympathie, da eben der Zug in Dessau etwas ins Stocken kam, die
früher bei ihnen Einquartierten aus der Menge heraus. Es ist wahr, die Freude glänzte
in den Augen derselben, daß die, die sie ihrer Achtung wert hielten, nun einen ent-
sprechenden Beweis geben konnten, daß sie dieselbe verdienten. Fis war, als zögen
wir zu einem Feste. Diese Eindrücke wurden nun nicht durch einen ermüdenden
Fußmarsch getrübt, vielmehr trug uns unsere Phantasie vor und in Leipzig, das uns
fast allen sehr lieb war; so kamen wir bis zu dem Felde, die Wahlstatt genannt, alles
gewann immer ein ernsteres und ernsteres Aussehen. Mit derselben Eile, mit der
wir vorher zu Wagen gegangen waren, gingen wir nun zu Fuß vor Eudritsch vorbey,
wo wir im Trabe auf der Höhe Leipzig gegenüber aufmarschierten. Auf diesem Wege
kamen uns schon die beutereichen Kosacken mid Trupps gefangener Franzosen ent-
gegen; erstere wurden mit dem Ausruf: laßt uns doch auch noch etwas zu thun übrig !
oder der Frage: giebt es fth' uns auch noch etwas zu thun ? im Vorbeygehen gegrüßt. —
Die Predigt in Eudritsch war durch die ganz unerwartete Ankunft der Russen und
Preußen unterbrochen worden. Die Dorfbewohner standen in ihrer festlichen Klei-
dung großentheils und zwey Geistliche in ihrem vollen Ornat dicht an der Straße,
um den dem Feind so muthig und mit eilendem Fuß entgegenschreitenden Zug in
vollem Sinne des Wortes zu begrüßen; auf den Gesichtern der ersteren glänzte freu-
dige, auf den der letzteren leuchtete segnende Teilnahme. S o traten wir ins Angesicht
des Feindes. Eine viertelstündige Rast machte die Wirkung der jüngsten Anstrengung
schwinden; wer noch Tornister hatte, legte oder warf sie ab, um desto ungehinderter
und freyer fechten zu können, und alle, die ich sprach, fühlten sich mit mir körper-
lich so wohl, waren in sich so ruhig heiter, daß wir schlechterdings siegreich in Leipzig
hätten einziehen müssen. Ich sagte Ihnen dieß, damit Sie sich selbst den Eindruck
des Wortes Waffenruh zeichnen und das von mir darüber Ausgesprochene prüfen
können.
Unser Rückzug ging wie unser Hinzug über Delit[z]sch, Holzweissig und Dessau
und zwar ebenfalls ganz zu Wagen. In Delitsch machten wir Mittag, und den andern
VON AUGUST NEUHAUS. 1 10
Morgen d. 8ten ziemlich früh, weil wir seit mehreren Ta.i^en abermals die ganze Nacht
hindurch fuhren, kamen wir nach Dessau. Hlie wir uns selbst überzeugten, daß
wir an unserer Thatenlosigkeit unschuldig waren, schämten wir uns, nach Dessau
zurück zu kehren, so wie wir uns fast vor uns selbst scliämten. Die guten Dessauer
empfingen uns aber abermals sehr theilnehmend, obgleich mit einer Theilnahme
anderer Art als die frühere.
Dienstag früh kamen wir. wie ich sclion sagte, nach dem von Soldafen über-
strömten Dessau. Mittwoch den 9ten sehr früh gingen wir aus Dessau und bis Loburg.
Donnerstag den loten Juny kamen wir nach Trezen. Freitag den Uten gingen wir
bei Tangermünde über die Elbe und an dem linken Eibufer wieder hinauf bis Buch.
Sonnabend den 12ten Standquartier in Buch; da wir aber hieraus von den Franzosen,
die von Magdeburg herauf kamen, vertrieben wurden, gingen wir Sonntag den b^ten
.Abends gegen 10 Uhr aus Buch und die Nacht hindurch über Tangermünde u. Arne-
burg nach Havelberg in das für uns bestimmte Standquartier zurück. — Bey dem
Fährkruge, Sandau gegenüber gingen wir zurück über die Elbe. Seit gestern Mond-
tags den 14ten Juny sind wir nun wieder hier, und so ist denn mein Feldzug und der
Feldzug des Theils unseres Korps, bey welchem ich stehe, leider beendigt, ohne nur
einmal gezeigt zu haben, daß wir Krieger zu heißen verdienen.
Durch welch eine Mannigfaltigkeit der Empfindungen und Gedanken, welche
mein Interesse durchkreuzen, mußte ich mich seit dem unsere ganze Jugendkraft
als Krieger fesselnden Tage hindurch arlieiten, und noch wage ich es nicht, ihnen
ein Resultat auszusprechen. Mein Glaube und, was mir mehr ist, mein Erkennen
eines Schicksals, nach dessen Bestimmung die Menschheit fortschreitet zu immer
vollkommenerer Entwicklung und Ausbildung ihres Wesens, ist unerschüttert, un-
getrübt, und ich bin fest überzeugt, daß das, was nun einmal geschehen ist und
geschah, geschehen mußte, weil es schlechterdings nicht hätte geschehen kinmen.
wenn es nicht in der Totalität bedingt gewesen wäre. Daß es geschehen mußte, daß
es in der Totalität bedingt war, dieß muß uns freilich mit innigem, theilnehmendem
Trauern erfüllen; allein unser Streben, das Streben des Ganzen und Einzelnen muß
seyn, das Geschehene nur als Mittel zur Erreichung, zur Erringung höherer Voll-
kommenheit zu werden. Der erkannte Fehl, das erkannte Irren bringt den nach-
denkenden Knaben und Jüngling zu größerer Vollkommenheit, und so finde ich
die Erziehungs- und Ausbildungsgeschichte des einzelnen Menschen wieder. — Selbst
von mir persönlich kann ich Ihnen nicht mehr sagen, als bis der Tag der Entscheidung
erschienen sein wird, in mir werde ich aber wohl noch lange deutscher Krieger bleiben,
wenn auch die Verhältnisse nicht erlauben sollten, es äußerlich zu scheinen. Noch
nie habe ich das Wesen, die Kraft und die Würde eines deutschen Kriegers lebhafter
und tiefer gefühlt als in dem Augenblick, da uns Waffenruhe geboten wurde. —
Der Himmel gebe, daß unser Lieut: Müller seinen Vorsatz in vollstem Maße
ausführt und die 6 — 8 Wochen Waffenstillstand dazu benützt, um uns mit unsern
Waffen und mit dem Gebrauche des Lokals [Geländes ?] zum Vortheil desselben
recht vertraut zu machen. Unser Standquartier wird während dieser Zeit wohl immer
Havelberg seyn.
Unsere Compagnie nähert sich seit einiger Zeit innner mehr der Innern Ein-
heit und Einigkeit und militärischen Vollkommenheit, aber in demselben Maße droht
120 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER lÄOERS l-RIEDRUH WIl.llEl M AÜCIIST I-ROHI:
ihr jetzt Auch w iodor /cnlicihiiic. 1 ''ur»."!! da.s HiKlcu neuer Halaillons und (!onipa,s;iiien
werden viele ()berjüi;er besonders bey den riissiliren nidliii;. Die Coninuindeurs
der beiden hier hebenden BÜLhsenjä,iier-CA)nipa,i;nien haben daher den Aultrai;' erhallen
aus ihren Conipa^nien alle die auszuziehen, welche l'ähii;' sind ()ber)ä,t;erstellen bey
jenen (^onipaunien zu bekleiden. Unser l.ieutn: .Wiiller hat aus unserer (^onipa^nie
deren \o auUeselzt. worunter sich nalürliL'h alle die ik'sleu der (',()nipa,i;nie befinden,
auch mich hat er in jenes \erzeichnil,) auf^enomnien. Dem Slaabe bleib! es nun in
vorkommenden ballen \orbeliallen. diejeni,i;en aus dem Verzeichnisse auszuheben,
welche er eben tiir ,i:,'ul befindet : dadui'ch wird nun zunächst unsere (;ompa,i;nie be-
droht an innerni Cjehall zu verliehren. denn solche jun.t;e Leute, als zu einer .i^ewissen
Zeit zu dem Corps hinzutraten, mö.s^ten in der nächsten Zeit wohl nicht wieder hinzu-
treten: allein auch die Verbindungen der Hinzeinen im (^orps unter sich werden
zerrissen werden, und so wird das Ganze verliehren. denn ich gestehe, es würde mich
sehr schmerzen, die Weni.i.;en. an die ich mich anschlieUen konnte, von mir entfernt
zu sehen. Was ich in dem I"alle. dal.> auch mich die Wahl des Stabes einst treffen
sollte, thun werde, weiß ich noch nicht, und läßt sich auch wirklich sehr schwer be-
stimmen. So viel ist ,t;ewil.5, dem gröfUen Teil und gerade dem besten ist es weit
lieber in unserer Compagnie gemeiner Jäger, als bey den Füssilieren. die. soweit ich
s'e kenne, gn'ißtentheil sehr gemeine zusammengeraffte Menschen sind. Oberjäger
zu seyn. Ja ich ziehe weit vor, bey uns Jäger als dort zweyter Lieuten: zu seyn.
Überdieß fühle ich mich in mehrerer Hinsicht perscmlich zu einem solchen Wirken
geschickt; denn, was alles in sich faßt: der am reinsten, besonders gemeinschaftlich
mit Bessern Gehorchende ist weit freyer als der im Namen Anderer über weniger
Gebildete, ja Ungebildete, und Rohe Gebietende. Zu meiner Beruhigung hat mir
aber auch der Herr Lieut: Müller versichert, daß es von jedem abhänge, ob er die
angetragene Stelle annehmen wolle, wenn er Gründe anführe, es nicht zu kr»nnen. —
Was ich thun werde, wenit ich sehe, daß die Besten unsere Compagnie verlassen und
sie sich selbst dadurch verschlechtert, weiß ich noch nicht [Es folgen längere
geognostische Mitteilungen, die für die Sache insofern von Wert sind, als sie die
genaue Marschroute des Korps nach Leipzig und zurück nach Havelberg enthalten.]
Marsch nach Leipzig: Schönfeld, Scharlippe, Klintz. Wust. Genthin.
Pärchen, Hohenziatz, Loburg, über die Sorge, Lindow, Zerbst blieb rechts, Roßlau,
Holzweissig, Eutritzsch.
R ü c k z u g n a c h H a v e 1 b e r g: Dessau, Roßlau. Llbübergang. Lindow,
Loburg, die Sorge links, Rogäsen, Gnadow [Grabow.^], Trezen, Parcher., Platen
(Genthin blieb links), Redekin (Jerichow blieb links), Fischbeck. Tangermünde. Buch,
Tangermünde, Arenburg, Fährkrug Sandau, Havelberg.
S o n n a b e n d s a m 1 'M e n J u n y.
Seit unserem Einmarsch in Havelberg führe ich in mir ein wirklich trauriges
Leben, meine Thätigkeit hat jetzt jede Richtung verlohren, die Erwartung, was uns.
der 20ste und 26ste July bringen wird, nimmt so mein ganzes Wesen in Anspruch
daß ich für jede Thätigkeit unempfänglich bin. Wie hat mich, wie hat alle meine
Bekannte dieser Waffenstillstand geschlagen. Wir können ja im Innern nicht Frieden
machen, unser Innerstes kann ja keine Waffenruhe anerkennen, und \on Außen
VON AUGUST NEUHAUS. 121
ist sie uns docli ,i;"eboteii : kiiiiii dieser Zwiespalt zwischen innerer uiilI äul.ierer Welt
uns anders als niederdrücken ? —Wenn wir nun doch ,i;anz und ,!;ar nicht dem (jedanken :
Waffenruhe, oder wohl ,i,^ar: Friede Raum in uns ,i;iihen. so wäre es doch noch etwas;
ich hin iiberzeus^t auf allen Punkten, wo der Feind ist, herrscht die ,i;T()Lite Thäti.i;-
keit, bey uns herrscht, wenn ich auch nicht sa,y:en darf Ruhe, doch keine aus.uezeich-
nete Thätii^keit. — Satten Sie mir. Verehrter, das Ganze mit der innii^sten Theil-
nahme umfassender, sich von dem lebhaftesten Interesse für Deutschheit erfüllter
Freund, sa,<en Sie mir, was ,t;lauben Sie, daL{ das Resultat der 6 wiichentlichen LJnter-
liandlun.tc seyn werde? — Darf ich es Ihnen aussprechen, daf5 ich keine Antwort
kenne, die micli mii ,i,n'r)fierer, inni,i;ster Freude erfüllt als das Wort: Krie.^:! —
Friede? Das ist Frschlaffun^', ist eine sanktionierte noch .unM.lere Frschlaffuirs^
herbeiführende Ruhe: wie kann uns diese Heil brin,i;en ? — Überall, weni,i,^stens von
sehr vielen IkuI man von dem Unheile sprechen, von dem Blute reden, daß die Fort-
setzun.i; des Krie,t;es kostet, aussprechen h(')rt man. daß ein bestimmtes Fand bey
der Fortsetzun.t;" des Krie.^es ^anz zu Grunde gehen würde, und daß dieses Land jetzt
noch retten müsse, was es kann; aber was will man denn retten ? — Finer bestimmten
Familie den Besitz eines bestimmten Stück Landes, den Alenschen. die dieses Land
bewohnen, ein thatenloses in ewi,uer Abhän,ui,i;keit hin.uebrachtes Leben? — Be-
denken denn diese Menschen nicht, daß es weit würdiger, weit kr)stlicher ist, unser
jetziges nun einmal doch ganz thatenloses Leben, unsere ganze jetzige Generation
ganz zu opfern, damit folgende (jenerationen sich eines der Bestimmung des Menschen
würdigen Lebens erfreuen, damit künftige mit Freiheit und Selbstbestimmung für
die Fntwicklung und Ausbildung ihres ganzen Wesens thätig seyn können, anstatt
daß wir uns das Leben von Fialbfodten fristen und auch künftige Generationen für
ein solches Leben bestimmen. Icli weiß. daß. beginnt der Kampf von Neuem, wir
nicht wieder zurückkehren in die Heimath der Geliebten, aber der Donner, welcher
die Kugel begleitet, die mir den Arm nimmt, soll mir fn'ihliche Musik seyn, wenn
dieser Arm vorher im reichsten Maße für die Entfesselung der künftigen Generation
wirkte. — Ich glaube nun einmal an ein Wiederfinden, Wiedersehen der Theuern,
der Geliebten im Jenseits; ich bin, ich muß davon überzeugt seyn, wenn ich die Be-
stimmung des Mensclien in eine fortlaufende Entwicklung und Ausbildung seines
Wesens zur Vollendung setze, und welche Empfindungen müßten dann unser ganzes
Wesen durchdringen, wenn diese jüngeren und jüngsten Geliebten und Theuern
einst nicht klagend, aber von Wehniuth davon, daß wir, ihre Früherlebenden für
die Mr)glichkeit der freyen Entwicklung und Ausbildung ihres Wesens in diesem
Leben nicht thaten, was wir thun sollten, ergriffen zu uns träten ? Aber ich will
den Gesichtspunkt weit näher stellen, ich will betrachten, wie wir zu unsern Geliebten,
wie der Vater zum nocli unmündigen Sohne, der Bruder zu den jüngsten Geschwistern,
der Mann und männliche Jüngling zu den jüngeren Verwandten des Blutes und über-
haupt im Allgemeinen zu dem ganzen aufkeimenden Menschengeschlecht unseres
Wohnplatzes steht, wenn es Friede werden sollte. Ein Friede, der uns die Rechte des
Menschen, die Rechte einer unbeschränkten Entwicklung unseres Geistes, die freye
Ausbildung, den freyen Gebrauch desselben zugesteht, möchte wohl nicht das Re-
sultat des kaum begonnenen Kampfes werden: wenn aber dieses nicht der Fall ist,
wie in sich zerdrückt muß der Ältere d<^n Jüngeren noch Unausgebildeten gegenüber-
122 AUSZilGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER .IÄ(",OKS rkinDKICll Wll IITIM Alli^.UST I Rol'.Hl..
.stehen, wenn er die Fesseln, die eine treye l-ntwiekluni; nnd AuslMlduni; unnii'jjieh
nuichen. nicht zerbreehen. die Hindernisse, die sieli derselben en1i;e,i;enstellen, nicht
\"ernichten kann, wie in sich /erdrückt mul.') derselbe in sich seyn. Ich tinde niclil
Worte, die Empfinduni;en. den Schmer/ ans/udrücken. mit welchen der Allere in)
Bewußtseyn seines Gebundenseyns unf die jüngeren Geliebten, bey welchen sich
in allem ihrem Thnn das Streben nach treyer Hntwickhin.i;' nnd Ausbildnnt;' ihres
Wesens äu(?>ert. da er diese nicht nur nach seinem besten Bewußtseyn mit allen seinen
Kräften nicht unterstützen kann, sondern sot^^ar noch sehen muß, wie vielmehr durch
das Ganze und in demselben dieser lintwickluns;- Fesseln antcelei^t werden — mit
welchen da der Ältere auf die jün,i;ern (kliebten sieht. Und im Bewußtseyn, im
Frkennen der Zukunft, die uns erwartet, sollten wir Frieden machen? sollten wir
in unserm Innern den I'rieden mit denen, sie heißen, wie sie wollen, anerkennen.
die zum Werkzeu.i;: dienen, uns diese schmachvollen Fesseln und unsern Nachkommen
anzuleiten ? Können wir nicht die Kraft vernichten, welche den Gebrauch der Werk-
zeui^e bestimmt, so müssen wir die Werkzeuge vernichten, damit es der Kraft an
Mitteln i^ebreche uns zu schaden, uns zu fesseln, also Krie.c^! — Doch es ist nicht
mö.iiiich, alles auszudrücken, was sich an diese Betrachtun,t;en anknüpft, und was
die Aufforderung zum fernem Kriege vermehrt, erhöht.
Ist es Schicksals Schluß, daß im ernsten Kampfe mit der Kraft uns das Gefühl,
das Bewußtseyn der eigenen Kraft komme und stärke, und daß wir so im Kampf mit
uns selbst uns selbst erkämpfen, welch andere Loosung können wir haben als Kampf.
Daß dieser Kampf blutig und dadurch Krieg sey, daß er vielen das Leben koste,
scheint hart, sehr hart, aber es ist nicht so hart, als es scheint; ich b'innte aussprechen,
daß ich es gerecht finde. Was ich hier sage, scheint vielleicht widernatürlich, nicht
menschlich, vielleicht gar, aber es scheint mir nicht nur. sondern ist mir sogar wahr. —
Durch Strafe wird zwar kein Fehler, keine Schuld, das heißt die Wirkung und
Folge irgend einer That verändert und verbessert; ist die That geschehen, ist
das Wort gesprochen, so gehört beydes dem Ganzen an, und die Wirkungen von
beyden gehen, u n a b h ä n g i g von dem, von welchem beydes, That und W(^rt,
ausging, ins Unendliche fort; also durch Strafe irgend Eines für Wort und That,
welche von ihm ausgingen, können die Wirkungen beyder nicht im Mindesten ab-
geändert werden, sie gehen nach ew-igen. gleichen Gesetzen ins Unendliche fort :
aber derjenige, von welchem Wort und That ausgeht, kann für die Absicht, in
w'elcher beyde von ihm ausgingen, gestraft werden, und so kann durch Strafe die
Absicht kurz alles, was sich von mir persönlich an Wort und That an-
knüpft, abgebüßt werden, so kann der Mensch dm'ch Strafe erhoben und gebessert
werden, so kann der Mensch durch Strafe, die ihn persimlich trifft (wenn ich es aus-
sprechen darf), gereinigt und somit entsündigt werden, und es giebt wirklich einen
Sinn, in welchem der Ausspruch: „Blut macht gut, was Blut versähe" tiefe Wahr-
heit enthält. — Von dieser Seite betrachtet hat auch der jetzige Krieg viel, sehr viel
Gutes, ja Vortreffliches für sich. Ja es liegt in dieser Betrachtung die größte, ja
ich möchte sagen, die reinste, wenigstens die nächstgrößte, die nächst reinste Auf-
forderung zur Fortsetzung des Krieges. Diese hier angedeutete Idee sind nicht die
zufälligen Gedanken des Augenblickes, sie ist tief in der Natur und in dem Wesen
des Menschen gegrimdet, und so wohl die pädagogische als auch die historische, die
VON AUGUST NEUHAUS. 123
mytliolo.i.nsche und religiöse Betrachtung des Menschen und seiner Ausbildung bestä-
tigt sie, ja sie läßt sich sogar aus den Resultaten der reinen Untersuchung über das
Wesen der Menschen beweisen. Also Aufforderung zum Krieg, zum Kampf, zur
Forlsetzung des Krieges, des Kampfes von allen Seiten! — Wer sollte ihr nichf
folgen ! —
Mondtags am 21ten Juny. f:ben bin ich Merrn F-riesen. der sich sehr
wolil befindet, und welcher Sie herzlich grüßen läßt, begegnet; er sagte mir, daß er
heute nach B — einen Courier absende und erboth sich, Briefe für mich zu besorgen,
ich eile also diesen Brief zu beenden und an Sie zu bef()rdern.
Zunächst meinen herzlichsten Dank für Ihren lieben Brief vom (S. dieses,
welchen ich heute erhalten, mit der freundschaftlichen tunlage. — Aber, mein theurer
Freund, ich bitte Sie, setzen Sie diesen Beweisen Ihrer theilnehmenden Freundschaft
Grenze, denken Sie, daß ich in vielfacher Hinsicht Ihr Schuldner bin, und daß es
vielleicht mir nie möglich wird, auch nur einen Theil derselben abzutragen. Lassen
Sie mich immer auch durch Entbehren das Wesen des Krieges empfinden, denn ich
will es Ihnen nur gestehen, bisher bin ich oft noch sehr nachsichtig gegen mich ge-
wesen, und ich habe da, wo es möglich war. mich gerne dem Gebote der Entbehrung
überhoben. — Am 8ten siegelte Ihre Güte jenes mit der liebevollen Bitte, mir einige
heitere Stunden zu machen, an mich ein, und gerade an diesem Tage oder den fol-
genden besuchte ich mit meinem jungen Freund Middendorf die fürstl. Gärten um
Dessau (nach Wörlitz erhielt ich leider ihciit Urlaub) und. da die Z'^'it zu kurz war,
zu Wagen, freylich fi^ir den gemeinen Jäger etwas kostbar, es kostete, da ich das
Ganze trug, 2 fl. doch hatte ich, hatten wir dafür vielen hohen und reinen Genuß,
und jetzt ist derselbe in der Erinnerung noch dadurch erhöht, daß ich mir sage, als
habe ich mir jenen G:;nuß gerade durch einen Theil Ihres Geschenkes verschafft.
Also auch Ihnen Dank für jenen genußreichen Nachmittag in Dessau, den ich schon
freylich an sich Ihrer Güte verdankte
Welch ein harter Schlag hat unser Corps durch das Schicksal unseres Chefs
von Lützow getroffen. — Sie werden es bald vielleicht durch den Ülierbringer dieses
hi'iren und erstaunen, o! mehr als erstaunen, ergrimmen im Innersten, ergrimmen
über die französische teuflische Verstellung und Arglist — das Faktum ist, unser
Major, der mit 4 Escadrons tief in Deutschland eindrang und nun nach dem Waffen-
stillstand reich beladen mit Ruhm und Beute auf das diesseitige Elbufer zurück-
kehren wollte, wurde, nachdem er vorher von einem franz(')sischen General zwischen
Leipzig und Gera zum Mittag freundschaftlich eingeladen worden war und von diesem
die Versicherung eines ruhigen Rückzuges erhalten hatte, von den Franzosen fast
meuchelmöirderisch überfallen, und ob er gleich der Übermacht weichend und ein-
gedenk des Waffenstillstandes absitzen und zuerst keinen Schwertschlag thun ließe,
dennoch wie ein Fechtender behandelt; viele sollen geblieben, viele verwundet, die
meysten gefangen seyn. v. Lützow selbst soll eine sehr bedeutende Kopfwunde haben ;
nur 100 M.[ann] Uhlanen retteten sich durch die Flucht noch vor Ausgang des nach-
herigen Gefechtes, sie stehen in Loburg. einer davon brachte die Nachricht hieher
an den Stab. Das Nähere werden Sie bald früher hören als wir. — Aber was sagen
Sie zu der Elendigkeit der Franzosen, vielleicht gar der, welchen wir in Leipzig das
Leben aus Gutmüthigkeit und Rechtlichkeit schenkten, verdienen diese Menschen
124 VUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDKU II WH III. I M AlU.llSr 1 KÜRli!..
noch, luu'li Kriegs- uikI \'r>lkcrri\iil boluuklL'li /u worden, llii.sci'c Kcutcr liirclitck'ii
die Hlendoii im ofkMieii Kanipl. und so scluindlioh \erlolircn wir .sie.
ieh bitte, leihen Sie mir di)eli aul die weni.uen Wochen eine oder einii^e ,i;ule
Karten von Deutschland, dal.! ieh überall recht zu Hause werde und in den Stand
komme, den Feind nicht nur zu verfolgen sondern auch autzusucheii. — Leben Sie
recht wohl.
.\ u t" d er 11 a v e 1 z w i s c h e n W e r b e n u n d i) u i ( z Ti h e 1 a m
2\. ,1 u n >■ 1 \.
Tjestern Nachmittai;s 1 1 'hr fuhren w ir \oii 1 lavelber,^ ab. kamen des schlechten,
des Re,i;'eiiwetters we,i;en nur bis Nitzow am rechten llaxelufer. zu Lande eine kl.
Meile von Havelber.y;, welchem Orte ,i;"e,i;'eniiber unsere Scliifle anle.uten
I Policen läiti^ere ,tieo.i;"nostische Ausführun,^;eii.| Da unsern Schiffen das weitere
Lahren nach der Llbe von dem commandierenden Offizier in Quitzöbel bis auf höhere
Ordre untersa,i;;t wurde, so ^'m^ ich diesen Nachmitta.i^e nach dem Dnrfe .... f Folgen
läiiii'ere .i;'eo,si'nostische Ausführuimen.]
A m 24 f e n .1 u n y (ci m frohen .) o h a n n i s f e s t) Mo r ,!;■ e n s 7 IJ h r.
Ob wir gleich heute früh nach \ Uhr schon von unserm gestrigen Anlegungsort
abgefahren sind, so haben wir doch schon, \ielleicht kaum K Viertelstunde unter
jenem Punkte an demselben Ufer angelegt, um die wegen seichten Wasser zurück-
gebliebenen beyden anderen Schiffe erst noch heran zu holen | Folgen längere
geognostische Ausführungen.]
Auf der Elbe noch im 1 1 a velw^ asser, Freitags den 25teit Juny
L3. —
Abfahrt um 9 Uhr des Morgens nach erhaltener Frlaulinif! des Generalgou-
verneurs von Magdeburg an dem rechten Ufer hin schiffen zu dürfen. —
S 0 n n a b e n d s a m 26. J u 1 y [Juni !].
Diese Nacht hatten wir bey VVittenberge angelegt. Als wir gestern in die
Stadt gingen, rief uns der Prediger Heinrich an, welcher uns aufforderte, diese
Nacht bey der Stadt Halt zu machen und den Abend bey ihm zu zubringen. Wir
verlebten diesen bey ihm angenehm. Er zeigte uns ein Zirkular von der Regierung
in Potsdam an die Prediger, in welchem diese aufgefordert werden, ihre Gemeinde-
mitglieder zur Standhaftigkeit, Ausdauer und zur Erneuerung des Kampfes zu er-
muntern Man klagte hier sehr über die Kosacken. Um 3^/2 Uhr heute früh
fuhren wir ab Warenburg [Wahrenberg], ein Dorf, liegt sehr angenehm
Die Besatzung in Warenburg waren 40 Mami Infanterie mit einem Kapitän, Ita-
liäner, so wie die bei Werben friedliebend. Der Zoll-Controlleur, welcher ans Schiff
kam, versicherte uns das gute Betragen derselben [Folgen längere geog-
nostische Ausführungen.] Von Wahrenburg bis Schnakenburg sahen wir keine
militärischen Posten
VON AUGUST NEUHAUS. 125
Ge.t^'en 1 1 Uhr le,t;ien wir bey Schnakenburi;- in der Hlbe fest [Fol.i;!
eine Beschreibun^i;' Sciiiuickeiibur,<s und seiner Unr^ebun.u'. ]
Um 2 Ulir Nachniittai^s l'uliren wir wieder ab | Policen .i^eo.i^nostische
Benierkun,i;en.J
Um 6 Uiir hindeten w ir am R. U. [rechten Ufer]. Lenzen .ne,<eniiber
[l'ofuen sehr umfan,i;Teic'ne .i^eo.^nostische Ausfii'!iriin,i;en.|
H a V e 1 b e r ,ii\ den 7 t e n J u 1 y 181^
Da, wie uns unser H. Lieutenant Müller sa,<t, es ziemlich ,ü,ewil.i ist, dali wir
den ISten dieses von hier zu unserer Bestimmun.s:, d. i. mehr nach Norden abstehen
werden, um uns unter die Fahnen unseres künftigen Befehlshabers, des Kronprinzen
von Schweden, zu sammeln, so eile icli Ihnen zu schreiben, um vielleicht vor unserm
Abmarsch von hier noch das Ver^iuu^en zu haben, von Ihnen verehrter Freund einen
Brief zu erhalten.
Bald nach dem Ab,<an;;' meines letzteren Briefes an Sie, welchen ich durch
die Güte der Herrn Adjutant Friesen besor.t;te. wurde ich nebst mehreren andern zur
Fskorte dreyer Sciiiffe, welche von hier auf der Flbe nach Lenzen bestimmt waren,
lieordert. Den 22ten Juny NaLl-imitta.i:,s fuhren wir von hier ab und kamen Sonn-
abends den 26ten .i^lücklich in Lenzen, nachdem wir sämtliche Flbposten der Fran-
zosen passiert hatten, ,t;lücklich an. — Sonnta,y,s hatten wir Rasttag'. M;)ndta,^.s den
2<Sten kehrten wir zu Wa^i^en nach Havelber,< zurück, wo man we.i;en unserem lan,!;en
Ausbleiben schon das (jerücht verbreitet hatte, dal.5 unsere Schiffe von dem Feinde
,t;enoinmeii und wir als ( jefan.i^ene sclion durc]rran,i;ermünde ,i;eführt worden wären.
Seit meiner Zurückkunft nach Uavelberi^' hatte ich mir jeden Ta.t;' vin^esetzt, Ihnen
zu schreiben doch die militärischen ()blie,i!,enheiten, welche ununterbroclien
im Wachestehen, VVaffenüben und Schieben wechselten und daß wirklich sehr un-
freundliclie Wetter noch dazu hielten mich bis jetzt davon al'» [Fs tofs.:,en
längere ,i;eo^iiostisclie Ausführun.i^en. |
A !n IS t e n ,1 u 1 y.
Was werden Sie verehrter llerr und Freund \on mir denken, dal.i ich so lant^e
sciiwei,i;'e. allein \ielleicht werden Sie mir es kaum s;laubeii, und doch ist es wahr —
es war mir ,t:,anz unmö,.;iich, Zeit zu .i^ewinnen, um diesen Brief zu l")eendi,t;'en. Wie
ich schon zu Anfant;' dieses Blattes schrieb, so werden wir jetzt sehr beschäfti.iii, und
in den letzten <S Ta^en so ununterbrochen, datl man im v(>lli,i;'en Sinne des Wortes
kaum zu sicii selbst kommen und sein Verhältnifi und La,i;,e ruhi,i!,' überblicken kann.
Wir haben in der letzten Zeit unsere militärischen Nachbarn, namentlich unsere Ar-
tillerie in Jederitz und die Tiroler in Sandau. welchen letzten (Jrt wir erstürmten.
beunruhi,!j,t, so dal.i wir da,t;'e.i;en nun wieder sehr achtsam sein muüten. um nicht von
ihnen .gemeinschaftlich wieder überfallen zu werden: diel,', hat uns mehrere Nächte
fi'ekostet: überdiel.5 müssen wir häufi,^:,' exerzieren, oft täi;lich 2 mal, des Mor.^'ens
im Liniendienst und Manöver, des Nachmitta.^s im Felddienst. Rechnen Sie dazu
noch, daß wir jeden dritten Tag' jetzt 40 Mann, also jederzeit fast mehr als die Hälfte
12Ö AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICIi Wll IlHl M AUi^.UST rRoHHI..
der dieiistthucMKitMi Jäi^er auf \\:k"lk' .u't'lu'u; kTiicr dal.l an den Ta,i;oii. wo iiichl
exerziert wird, diejenii^en, welche nicht auf Wache etc. sind, >ich im Schicl.ien üben
nuLssen, so werden Sie leicht einsehen, wie stark wir jetzt besciiäfli,i;t sind. Nehmen
Sie dazu noch das ermüdende der Witterum;, das Unbequeme der Quartiere, so werden
Sie mir siclier leicht glauben, dal.^ uns sehr wenis; Zeit zur ei,i;enen Disposition, beson-
ders mit freyer Geisteslliätii^keil übri^' IMeibl. und liierinne liei;! der (Irund meines
langen Schweigens.
Am 17 t e n Juli u s.
Wie vor einigen Monaten ein Gährungsprozeß zwischen den Jägern unter
sich und den Jägern und den Übern Statt fand, so beginnt jetzt und findet
eine Gährung und Ausscheidung unter den Officieren statt. ()! wie ganz anders
zeigen sich jetzt so manclie Mensclien. wie fremd ihnen das Interesse deutscher
Söhne, sie scheinen ihnen in ihrer Gesamtheit eine Leiter zum Hmporsteigen
zu seyn. Die Gesamtheit, aus der sie hervorgingen, scheint ihnen nur darum
da zu seyn, daß sie ihrer Eitelkeit frohnen, ihr frohnen, ihren Ehrgeiz nähren
können. So hat sich unser sonst lieber Sürern verändert, der doch rein aus uns
hervorging, durch uns, ihm vertrauend, über uns gesetzt. Anfangs war er klug,
bald wurde er kalter und trennte sich von der Gesamtheit, jetzt hat er sich
an welche im Stabe angeschlossen, die uns als nichts anders als bloße Werkzeuge
zu ihren persönlichen Zwecken halten, als solche aber nicht einmal achten, weil
sich nicht alles unbedingt in ihren Willen fügt, und nun tritt er auf die Gesamt-
heit, die er achtend pflegen sollte, unter dem Schein den militärischen Geist in ihr
zu w^ecken. Befehlsbaberei, Herrschsucht und unter dem Schilde der militärischen
Subordination Willkühr tritt an die Stelle früherer freundschaftlicher Verhältnisse.
Ich schreibe Ihnen dieß weder aus Unzufriedenheit noch weniger aus Klage, son-
dern nur. um Ihnen zu schreiben, wie es jetzt bei uns in einer Hinsicht ist, weil Sie
mir erlaubt haben, Ihnen darüber schreiben zu dürfen. Als ein Verein deutscher
Söhne betrachtet stehen wir jetzt verwaist. H e 1 m e n s t r e i t, der Besitzer unserer
Compagnie, scheint uns nicht besonders zu lieben. Ein gewisses väterliches Verhältniß,
wie uns doch die Geschichte sagt, daß es schon zu Zeiten Friedr. d. Gr. von den
Befehlshabern zu ihren Kriegern herrschte, findet bey uns nicht statt; wir sehen unsere
ersten Chefs höchst selten und H e 1 m e n s t r e i t e n immer finster. Ich bin über
dieses Stehen einiger unserer Chefs so wie über das Bewußtsein, daß es wohl
lange nicht besser wird, sehr ruhig, denn ich bin überzeugt, daß wir sehr große Läu-
terung noch bestehen müssen, ehe wir werden, was wir seyn wollen und sollen, wür-
dige Krieger für die Rechte der Menschheit. Wir werden gemißbraucht d. h. nicht
recht gebraucht, das mag wohl keinen Zweifel leiden, doch glaube ich und muß mich,
w'enn ich das Ganze überschaue und überdenke, fast überzeugen, daß es uns gut
ist, damit ein höherer Sinn in uns, endlich des Schlechten, Falschen, Gemeinen. Klein-
lichen müde, in uns erwache und mit diesem höhere Kraft und Stärke zur Ausführung
des Großen. — Was den kleinen Dienst und das Exercieren betrifft, so zeichnen sie
sich vor allen andern Compagnien sehr zu ihrem Vortheil aus, welches auch von
unsern Chefs erkannt wird. Wir führen, wie uns unsere Oberen sagen, unsere Ma-
növer mit Präzision und Schnelle aus, namentlich haben w-ir es in dem Schwärmen,
einem Hauptmanöver der Jäger, zu einer großen Vollkommenheit gebracht, unsere
VON AUGUST NEUHAUS. 127
Conipanie ist daher auch N()rnialcünipa,i:,iiie für die andern Büchsenja,i;'er-Coni-
pa.i^nien. Mit dem Schießen, der zweiten wesentlichen Hi.i^enscliat't des Jä^'ers, geht
es auch schon ziemhcli. Alles, was wir in militärischer Hinsicht Gutes sind, ver-
danken wir dem großen Eifer unseres kommandierenden Lieuten: Müller, welcher
frülier unter dem Gardejägerbataillon stand und mit diesem Dienst sehr vertraut
ist. Dieser Mann ist sonst ein sehr guter, einfacher Mann, von dem ich wohl alles
gesagt habe, wenn ich hinzufüge, dessen ganze Welt das Hxercitium ist. Er meint es
mit mir und meinen Freunden gut und besucht uns deshalb oft, er hat mir noch nie
etwas Unangenehmes gesagt eben sowenig als Sürern oder irgend ein anderer meiner
Oberen. So viel in militärischer Hinsicht von meinem Verhältniß.
Von Jahns Veränderung haben Sie gewiß in B. viel gehört; wie man hier
sagt, lebt er in seiner Cantonierung wie ein kleiner Satrap oder asiatischer
Despot, er fährt immer mit 4 Pferden, einen Uhhmen vor, einen hinter, 2 neben
dem Wagen etc. Er soll sogar Wache von Büchsenjägern vor seiner Wohnung haben,
was doch nicht einmal Petersdorf annimmt; doch wer mag ihn beurtheilen, sein
Handeln gründet sich vielleicht auf ein tieferes Kennen der Menschen, wie sie jetzt
sind, und was ihnen Noth thut. Niemand kann ihm doch wohl kaum absprechen,
daß e r etwas i s t. Wenn er dieses, was er ist, nun nur in seiner ganzen Kraft zur
Bekämpfung der Unterdrücker der Deutschheit gebraucht. — Es ist wahr, man e. -
zählt sich viel, was gegen ihn spricht, und was wohl Ähnlichkeit mit mancher Er-
scheinung der Geschichte zeigt, so soll er ?. B. viele, die ihm früher nahe standen,
von sich entfernen; zwischen denen und ihm, wo sonst das Du herrschte, soll jetzt
das Sie eingetreten seyn. Seine Heftigkeit schildert man sehr gr(.)ß, der Dienst unter
ihm soll sehr beschwerlich und angreifend seyn, und dennoch, soviel man auch sagt,
so k(')nnte es dennoch wohl möglich seyn, daß, wenn sich unsere Compagnie durch
Versetzung und Abgebung von Oberjägern an die Füssiliercompagnien zertheilte,
daß ich dann dennoch um Versetzung zu Jahn bäte, er ist immer ein Mann, weiß,
fühlt und zeigt es, daß er ein Mann ist, und wird gewiß etwas leisten, was der Zeit
Noth thut, wenn ihm zu handeln erlaubt ist. Zu dieser Versetzung zu Jahn könnte
mich ganz besonders noch bestimmen, daß Keil kommandierender Lieuten: seiner
Büchsenjäger-Compagnie ist, welcher als ein ganz vortrefflicher Mann gerühmt
wird. Wird mich die Zertheilung unserer Compagnie, d. h. der Abgang der Bessern
und Besten an andere Compagien, zu dieser Versetzung bestimmen, so werde
ich Sie bitten, meiner in einigen Zeilen an H. Lieuten: Keil freundschaftlich zu
denken.
Was glauben Sie, daß uns zunächst bevorsteht.^ — Krieg .^ — Fernere Waffen-
ruhe.'' — Friede.'' ~ Sollte die Waffenruhe auf mehrere Wochen, ja Monate ver-
längert werden, wollen Sie mir dann wohl erlauben, daß ich auf einige Zeit nach B.
kommen darf. Für den Menschen, für sein eigentliches Seyn ist doch das kanto-
nierende Leben ein gar zu elendes Leben, seine Geisteskraft wird wirklich endlich
sehr niedergedrückt, icli seile auch nicht ein, zu was ein längeres kantonierendes
Leben mir als Krieger nutzt; die einzelnen militärischen Übungen sind wir bis zur
Fertigkeit durch und vielleicht hätten Sie auch während der Zeit meines Aufent-
haltes im Kabinet fih- mich zu thun. wodurch ich wieder Stoff zur Selbthätigkeit,
Materialien zum Nachdenken erhielte.
128 AUSZÜGE AUS DEN nRlEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRK H WILHELM AUGUST FROBEL.
Ich eile diesen Briet zu sehlieLien. damit Sie ihn iioeli ei'halleii. Sie werden \'iel-
leicht mit demselben eben so wenii; als niil Irnlieren /ulrieden seyn, allein seyn Sie
St) iiüti.ii', das Zerstückelte und die oll deisllodlende Heschäfliiiunt^' meines jetzi,iien
Lebens bey der iS.'urtheilunu' desselben in Anschlag; zu brin,i;en.
Leben Sie recht wohl, ich empfehle mich lier/lich der Tdrldauer ihrer 1-reund-
•^^■li^i''^- August l-nibel.
A m 20. .1 u 1 y.
Seit dem (jestri,i;en müssen wir uns marsclil'erli,^' halten, um. sobald wir Ordre
erhallen, ausmarschieren zu kitnnen ; man sa,t^t. daß wir nach Nauen oder nach Branden-
Inux \erle,i;t werden werden: andere nennen noch einen andern Ort nahe bei l\)tsdam,
wohin wir stationiert werden sollen, auf jeden Fall kommen wir also nahe bey Berlin
zu stehen, und ich hoffe also, daß mir dieser Marsch — wenn auch nur auf eini.i^e
Tasie — das ,i:roße Ver,i;nii,i;en lierbcylülirf, Sie, b.ochverehrter Herr und Freund,
zu sprechen. Unsere Chefs vermuthen, daß der Köni^'', wenn wir misere neuen Stand-
quartiere bez(Xi;en haben werden, Musterung des Corps halten wird. Unser Abmarsch
von hier ist iibri.i;ens für .gewiß für diese Woche bestimmt.
Heute hatten wir hier sehr großes aber dennoch blindes Lärmen, daß die
Franzosen jenseits der Elbe feindselige Bewegungen machten, um über die Elbe zu
setzen. Unsere Compagnie und Theile der anderen hier liegenden rückten aus, kehrten
aber bald zurcük.
Leben Sie nochmals recht wohl. Niedergeschrieben im reichlichen Genuß
alles des Niedrigen, was eine schlechte Wachtstube mit sich führt, denn ich [bin]
eben an einem der hiesigen Thore als Gifreyter auf der Wache.
Bl. Rathenow Frey tag den 2\. July 1^.
Gestern Nachmittags 4 Uhr Abmarsch aus Havelberg unter Regen und vieler
Theilnahme der Havelberger nach Schönfeld. Am Vormittag von S— «^j Uhr vorher
Exercitium im Sandauer Holz
Bl. R e i s e k a 1 e n d e r.
22. VII. Havelberg— Schönfeld.
2^. — Rathenow.
24. — Rast.
25. — Madlhlow f ?].
26.-6. Vill. Standquartier. ^1. — Parade vor dem Kronprinzen von
Schweden. |l)er Kronprinz besichtigte am 29. Juli die Truppen
bei Mittenwalde, kehrte am Abend nach Berlin zurück und begab
sich am ^0. nach Potsdam und noch an demselben Tage nach
Brandenburg zum General Morowzoff. Am ]\. Juli kehrte er
über Oranienburg, Strelitz nach Stralsund zurück. (Gesch.
d. Nordarmee 1, S. 68. — Vgl. dazu : v. Jagwitz, Gesch. d.
Lützowschen Freicorps, S. 115-)]
VON AUGUST NEUHAUS. 1 2Q
1. VIII. Ankunft in Berlin von Nauen. Aufenlliall vom 1.^5. VIII.
(). VIII. Friesack — Kyritz — Zernilz.
7. — aus Zernitz.
8. — aus Gr. Steffenhagen.
9. — aus Cjr. Brent durcli Neustadt nach Schwerin.
G. N. S c li w e r i n M o n d t a ,s,^ s d e n 9ten A u g- u s t I813.
Innii;' hocliverehrter F^rcund.
Treuen Sie sicli mit mir. sclion ist unsere Rulie al").<ebrochen, wir haben, wie
Sie sehen, wieder einen braven Marsch d. li. in 4 Ta,s;en von Nauen bis liieher ^t-
macht; daß wir sehr .t^roße Strapazen hatten, und daß ich dieselben, der ich mich
nicht zu den Starken rechnen darf, doppelt fühlte, darf ich Ihnen wohl nicht erst
sagen, es ist winilich wahr, daß ich einmal vom Marsch so angegriffen war, daß die
Gegenstände um mich her sich bewegten, doch da ich Schwerin sähe, habe ich alles
vergessen und befinde mich, ob gleich sehr müde seyend, dennoch sehr wohl
1 Folgt eine Beschreibung der Gegend von Schwerin.] .... Denken Sie sich, morgen um
' ._,> Uhr müssen wir schon wieder zum weitern Marsch, wie ich h(')re, nach Gade[busch]
3 viertel | .^] Meilen von hier antreten. Man sagt, daß wir bey Grevi[e]>mühlen ein Lager
beziehen. Gestern wurde uns bey der Parole gesagt, daß unsere nächste Bestimmung
Lübeck sey. — Freuen Sie sich mit mir. wenn es wahr ist. Lübeck! — wie glücklich
w ären wir. wenn wir gewürdigt würden die Schmach der Lübecker zu rächen. Wenn
ich auch dann bald fallen sollte, wenn mich dann nur der Genius an einem solchen
( )rt fallen läßt, wo mein Tod einen Zweck hat. Gestern wurde bestimmt gesagt,
daß wir schon gegen den 12ten vor den Feind kommen würden. — Sie sehen das Ganze
beginnt ganz wie bey Leipzig. Gott gebe nur, daß es nicht wieder so ende. Denken
Sie an jenem Tage meiner, und wünschen Sie mir Kraft und Ausdauer. Leben Sie
recht wohl. Sehen Sie die flerren Prof. Marheineke und Zeume, so bitte ich Sie,
diese von mir zu grüßen. — Icli habe hier ein sehr gutes Quartier, liege bey einem
gewissen Flerrn Dr. B;)ldt und sclireibe diesen Brief auf dessen Arbeitszimmer. —
Die Schweriner haben uns selir vorzüglich empfangen, d.h. die Straße und der Markt
waren voll \-on Menschen, die schwarzen Wundermänner zu sehen, und mancher
freundliche Gruß wurde uns zu Theil. — Die Bürger leiden hier sehr durch die Ein-
ciuartierung. so hat z. B. unser Wirth und alle, die ein vollständiges Haus haben,
14 Mann, d. li. 8 Schwarze und 6 von der russisch-deutschen Legion.
Nochmals ein herzliches Lebe wohl von Ihrem unverändert dankbaren Freund
August Fröbel.
Der Kronprinz von Seh. iiat alle Bedürfnisse unseres Lagers nicht nur be-
willigt sondern sie sollen auch schon angewiesen seyn.
Morgen früh hält ders. hier Musterung über die russisch-deutsche Legion,
die in engl. Sold steht, man sagt, Moreau soll dabey gegenwärtig seyn.
*
MitttMlungen aus dem Germanischen Nationalnuiseuni. 1913. 10
130 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST rR(")BEL.
Bl. R e i s c k a 1 c- ii d c r.
10. Aiiiiust. Über Tras^un luicli I^eliiia.
11. — Rast.
12. — Teicliow.
Sonnabends den 14. Aui^ust Standquartier in Ralzeburs;'.
Freitaus den []. .Au.i^ust früh Abmarsch aus dein Freyla^i^er bey Teicliow.
ich aus dem Dorfe von der Dorfwacht.
V o r m i 1 1 a g s. Ankunft in Ratzeburi;-. Conipa,iinie-(^)uartier auf dem St. Geor,i;en-
Bers^. OHvier zeichnet die Gegend vom schcinsten (iesichtspunkte, d. i. aus
dem Fenster der Stube des Lieut: Müller.
Nachmittags. Spaziergang mit Olivier durch die Stadt nach dem Doinplatz.
Besteigung des Domturmes
14. August Abmarsch von Ratzeburg nach Guttow [Gudow]. lU M. hinter Miilln.
von da Y2 M. zurück nach Gehren.
1>. .August von Gehren durch Guttow zum Sammelplatze bei Lehsten [Lehsen], von
da zum Freilager bei Buchen an der Steckenitz, kamen als Detaschement
zum Jahnschen Bataillon.
16. August. Rast im Freilager. Zusammenlager mit Olivier, Hollenfreund in tier
Laubhütte.
17. — . Rast.
Um 12 Uhr kommandiert zur Wache und zwar auf die Hauptwache als Ge-
freiter zur 2ten Patrouille No. 1. Um 3 Uhr erste Nachricht von beginnenden
Feindseligkeiten. Kanonen .... [.?] Bewachung der Beute durch 2 Com-
pagnien. Abends Patrouille.
18. — . Ich ferner auf der Wache. Schlafen in völliger Armatur und Gepäck . . .
Am Morgen Nachricht von dem glücklichen Gefecht bei Lauenburg. Es
wurde eine Stach stärkere Macht der Franzosen geworfen; von der Heyden
zeichnet mehrere sehr vorzüglich aus. Die Tyroler waren sehr brav.
Am Abend Angriff auf die Dänen. Rückzug derselben. Dann Nachts
Picket.
Am 19ten früh die Tyroler und das le Bataillon werden in Lauenburg überfallen
und aus den Schanzen vertrieben gegen 2 — 3 Uhr Morgens. Dann gegen
7 Uhr Übergang von Buchen nach Kressen [Gresse]. Unsere und Burows
Compagnie hat den Kirchhof besetzt. In Lauenburg verlieren die Tiroler
1/4 ihrer Mannschaft an Todten und Verwundeten. Burows Gimpagnie 6 Todte,
10 Verwundete. Von Kressen [Gresse] gingen wir Nachmittags über Sarn-
dorf [Zahrenselorf] an dem Flüßchen Schale [Schaale] nach Schildenfelde
[Schildfeld]
Bey Werben 600 Schweizer Olivier empfangen mit Hurrah und
es lebe der König von Preußen !
In der Nacht vom 19- zum 20sten. In der Mühle zu Schildefelde, 2 Compagnien liegen
in der Mühle.
den 20sten Nachmittags Beziehung der Isten festen Position, dann gegen
Abend Beziehung der 2ten festen Position in einer von der Schale umarmten Buchen-
waldung. Ich auf der Feldwache als Gefreiter. Nachtpatrouille.
VON AUGUST NEUHAUS. 131
21. August. Um 5 Uhr Aufbreclnmg aus dem festen Lager, das ganze Corps
rückt vor.
22. — . Nach 12 Uhr Mitternacht ziehen wir uns in dunkler Nacht bis Schwu-
berow in Ordnung zurück, beziehen das Freilager bei Schwuberow
auf dem Haferfelde. Gegen Mittag brechen wir wieder auf und beziehen
die feste Position ohngefähr 14 bis 1 Stunde von Schv/uberow unweit eines
kleinen Dörfchens. Mein Zug, unsere Compagnie stellt vereint mit dem Ba-
taillon eine Schwärmer-Linie an einem Buchengehölz. Wir erwarten den
Feind, umsonst, obgleich weniger Kanonendonner aus der Ferne uns dessen
Gegenwart anzeigt. Gute Nachricht durch den Oberjäger U. von der großen
Armee, die Österreicher dringen vereinigt mit Wittgenstein vor [Weitere
Nachrichten vom Kriegsschauplatz.] Bülow ist mit 15 000 Mann in Schwerin
angesagt. Wir ziehen uns mit dem geringsten Verlust des Terrains zurück,
um uns mit demselben zu vereinigen.
Am 23. Aug. Vormittags bezogen wir die erste sichere Position bei Kirchjesar.
Nachm. die 2te im Gehölz, die 3te Nachts.
24. — . Gegen Mittag von da auf der Straße nach Wittenburg bis Beidenitz [?].
Da erhielten wir Contreordre und gingen nach Neuzach un ins Lager.
25. — nach Grake [Kraak?] ins Lager. Nachts nach Wöb[b]elin.
Am 26. Aug. Donnerstags sehr früh Ankunft in Wöbelin, %^- von Neustadt. Furcht-
barer Marsch durch Moore und Wasser.
27. ~. Bis Nachmittags 4 Uhr noch im Freilager, (bei Wöbelin, 1 Meile von Ludwigs-
lust, 2 M. von Eldena marschirten Hannoveraner u. Russisch-deutsche Legion
vorbei). Erstere zeichneten sich durch Vollständigkeit und vorzügliche Pferde
und Arbeit an den Kanonen aus. Sie gingen nach Schwerin, welches die vor-
gerückten 20 000 Franzosen wieder verlassen haben sollen. — Der bei der
gestrigen Affaire bei Gadebusch gebliebene Körner wurde nebst den übrigen
Gebliebenen unter eine alte Eiche begraben. Unter eine Eiche! — NB Seine
Anrede an den preußischen Adler. — Wir marschiren wieder nach Lebbelow
[Lüblow] vorwärts. — In der gedachten Affaire wurden 26 Franzosen ge-
fangen und gegen 50 Wagen genommen.
S 0 n n a b e n d d e n 28. A u g u s t 18n.
Die verflossene Nacht bivouakirten wir auf dem Felde bey Lebbelow [Lüblow].
Wir fanden das Lager der russisch -deutschen Legion vor, welches wir be-
zogen. Wegen der Nähe der Franzosen (sie stehen bey Schwerin 20000 Mann) mußte
die ganze Nacht hindurch abwechselnd eine Compagnie jedes Bataillons (und so
auch die meine) eine Stunde unter Waffen stehen Seit einigen Tagen bin
ich mit einigen in eine Kochgesellschaft getreten, um das Mangelhafte der ökono-
mischen Einrichtung unserer Compagnie zu ersetzen, und um die unerläßlichen For-
derungen des Hungers zu erfüllen [Folgen weitschweifende Betrachtungen.]
Den 29./30ten August durch Käferstein einen Brief an Herrn Prof. Weis in
Berlin gesandt. [Dieser Brief fehlt.]
S L A u g. / t s t e n S e p t. noch im Lager bei L ö b b e 1 o w.
10m Mann Landwehr sollen zu unserer Verstärkung kommen.
10*
132 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEnRIi H Wll IIKI.M AUCIJST FRÖBEL.
Freilu.u'. den ]. Sept. Aboriiuils bei .hilin. LlinstäiKle \ciiiindcrii das VVesenl-
liche zu berühren. Jahns freies Bewegen und /wan.i^loses Verliallen /.u den ,lat;ern.
Ge.i^en 10 Uhr Abmarsch nach Wittenburii. 4. nach Zarrenlhin.
Notizen bezüiiiich der Versetzun.n'wünsche zur ,c:ro(Jen Armee.
5. Sept. .Abends .Abmarsch von Zarreniliin nach Vellanc |Vellahn| über Camin.
6. Sept. — l.übihene | I.iibiheen].
7 .. Rasi.
S. .. „ Gestern .Meldung; bei iiauplm. v. d. Ii|elden| um Altschied vom
Korps. Heute Meldun.i;' deslialb bei v. Petersdorf. Verweisun.u an den Krnii.i;'.
9. „ Rast.
10. ., Früh 6 Uhr Abmarsch v.l.. über Quassel, Vellaime, Morlosen, Schildelelde
und (iranzin.
10. .. Naclits Freihi,t,vr bei Granzin.
11. „ früh um 9 Uhr Abmarsch nach Zarrenthin, Freilager vor Zarrenthin.
12. „ 01i\ier Überjäger. Beratung wegen des Abschieds vom Korps. Sieben
reichen ein Abschiedsgesuch ein. Antw. v. Lützow u. Petersdorf. Gegen Mittag
große Recognoscirung nach Mölln zu. Kl. Zechow. K M. v. Zarrenthin Lager
im Freien.
13. „ Nachmittags Abmarsch von Kl. Zechow über Zarrenthin, Camin, Gold-
baum nach Vellahne.
14. „ — Lübthene — Vielank ins große Lager bei Dömitz.
15- Sept. Mitternacht 12 Uhr durch Dömitz über die Elbe über eine Schiffbrücke
mit den Dessauern, dem Reichschen Freikorps, der teutschen Legion, Aren-
schild, hannoversche Jäger 400 Mami.
In Dannenberg: Wallmoden — D(')renberg ~ Tetlenborn — Arenschild --
Lützow — Jahn.
Abends und Nachts von Dannenberg bis zum ersten Dörfchen. Nachts
Lager. Die Kosacken hausen schrecklich. Die R— sehen Jäger bringen
Bette [Beute.'']. In Dannenberg gegen 4 Uhr.
16. „ Gegen 6 Uhr brachen wir auf und gingen ^ Stunde vorwärts zu einem
kleinen Dörfchen. Gegen Mittag Vorposten- Gefecht nach der Göhrde zu; die
Fr.[anzosen] sollen den Wald besetzt haben. In der Nacht waren fr: Chasseurs
bis zu unserm jetzigen Lager patrouillirt. (Das erste Dörfchen, in welchem wir
übernachteten lag rechts vom Wege von Dannenberg nach der Göhrde: das
2e Dörfchen waren nur einige Häuser und lagen links von jenem Wege.) —
Gegen Mittag brachen die Truppen auf, wir zogen über Metzingen nach der
Göhrde vor, fingen hinter Metzingen an zu tirailliren. Das Göhrder sehr
vortreffliche Buchenwäldchen. Hinter dieser Waldung Beginnung des Ge-
fechtes. Unerschrockenheit der Compagnie. H. v. Berenhorst ist der Führer
unseres Zuges, unter ihm der verkleidete Jäger Renz, die Brosaska aus einer
Colonie bei Potsdam. Ersterer fällt bey der Einnahme des Steinkerhügels.
Die bey diesem Gefecht gegenwärtige Abtheilung der schwarzen Freyschaar
zeichnete sich nach dem allgem. Zeugniß sehr aus. Gegenwärtig waren noch bey
diesem Gefecht 1. die russisch-teutsche, 2. die engl. -deutsche Legion, 3. die
Artillerie der Hanseaten, 4. unsere Reuterei, 5- 600 M.[ann] detaschirte unseres
VON AUGUST NEUHAUS. 133
Korps. Die Franzosen sollen ISOO M.[ann] Gefan.i^^ene u. 12— 1 SOG M. an
Todten und Verwundeten nebst 5 Kanonen, 2 Haubitzen verlohren haben. —
Als Krie.tcer durfte ich an diesem Ta,t,^e mit mir zufrieden seyn; als Soldat
konnte ich mich nicht zum Beutemachen verstehen; es war mir widrig und
Todte zu durchsuchen widernatürlich, v. Berenhorst und eini,i;,'e andere unserer
Schaar werden am Steinkerhüi;el in der Nähe des Hünen.^rabes (Hünen?)
unter die Melden der Vorzeit (Jahns Worte) be^n'aben. Abends unter Reihen
kehren wir nach der Giihrde zurück.
17. Sept. Rast in der Nähe des Schlosses im herrlichen Buchenwald zur G(")hrde
1<S. .. Marsch von der (iöhrde über das Schlachtfeld, Oldendorf, Nahrendorf
nach Dahlenburi;'. Es hiel.l wir ,i;in,t;'en nach Lünebur.i::, doch ,i,nn,t;en wir
Sonnta,i;s den IQten auf dem vorigen Wege nach der Cjohrde zurück. Hinquarlieruiii,^
im kurfürstl. Schlosse.
20. ., Marsch von der Göhrde nach Dahlenburg über Metzingen. Durch Jahns
Bemühungen wurden wir gegen 11 Uhr noch einquartirt; das erstemal wieder
seit dem Uten August
21. „ Mittags brachen wir wieder nach der Göhrde auf, abermalige Einquar-
tierung in dem kurf. Jagdschlof]. Brief an Weiß.
22. ,, — Dahlenburg. Bei D. wurden die Truppen in die Stadt und auf die Dörfer
verteilt. Meine Compagnie nach Gina oder Ginow[Gienau|.
G. N. D a n n e n b e r g D i e n s t a g a m 22 s t e n 7 b r. 1S1 ].
Mein edler theurer Herr und f'reund.
Eiligst nur ein paar Worte von mir. Da ich von hier aus schreibe, werden
sie sicher schon vermuthen, daß ich bey dem Gefechte hinter der Göhrde gewesen bin,
und ich bin es gewesen, ja ich habe mit meiner Compagnie und den andern f^etaschierten
des G)rps sehr bestimmten Antheil daran genommen, und ich bin überzeugt, daß Sie
theilnehmend Antheil daran nehmen. Über den Zweck des Gefechtes und das Gn"»-
ßere desselben schreibe ich Ihnen nichts. Die (iffentlichen Nachrichten werden Ihnen
sicher darüber bestimmteres sagen als ich, obgleich Theilnehmer, Ihnen zu sagen
im Stande bin. Der Krieger d. h. der Fechter und Schläger ist zu sehr auf einen
Punkt beschränkt (und er ist ein desto besserer Fechter und Krieger, je mehr er strebt
nur in seiner Sphäre zu leben und wirken), als daß er vom Ganzen viel zu sagen wisse.
Daß ich mit mir im Gefecht zufrieden war. darf ich Ihnen gewiß sagen, so wie, daß
wir in einem Kugelregen mit einer Unerschrockenheit standen, die uns von allen
bezeugt wird, die Zeuge unseres Kampfes waren. Doch genug von mir, mündlich
einst mehr, wenn Gott mir Leben und Gesundheit schenkt und ich so glücklich bin,
einst wieder in Ihrem Kreise zu leben: schon wirbelt die Trommel wieder zum Ab-
marsch, wohin ? — Wer weiß es, man sagt wieder vorwärts und zwar, wie es schon
hieß, in Eilmarsch nach Braunschweig und jene Gegend; der Himmel gebe, daß es
wahr ist. Wir stehen jetzt gewiß die stärkste Kriegesmühe aus, denn seit Ratzeburg
sind wir in dieser Nacht zum erstenmale wieder im Quartier gewesen, weil wir immer
134 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LdT/.OVVER JÄ(]ERS PKIüDKlClI Wll.llin M AlliUlST FROBKL.
im Preyen. oft ohne Stroh ziini l.a^er. ohne aiklorn Schutz für Rolfen als den A\antcl
laiien: in den letzten kalten I lerhsinächlen und nebliehlen frostigen A1ori;en war es
doch bald zu drückend, doch, dem Himmel sey Hank, ich bin i^esund und munter,
nur vorwärts tiefer in das ii"eliebte Deutschland, immer näher den Hochi^eliebten,
und man veri^ilU alles. — Gefunden zu werden, sehe ich jetzt ein. ist auch dem Tapfern
möglich, deßhalb wiuische ich wohl, ich hätte mir doch durch Ihre Güte auch einige
Adressen nach Frankreich geben lassen, um, weim jenes traurigste (beschick über
mich verhängt wäre, ich doch meinen Aufenthalt für meinen Lebenszweck so gut
als m(')glich nutzen zu b'uinen [!]. Sollten Sie einige Freyzeit einmal haben, so bitte
ich sehr, mir einige Nachweisungen nieder zu schreiben; durch die Güte des Herrn
GeneralDirector Bornemann, Marggraf Straße Nro. 39, welcher mit Herrn Haupt-
mann Jahn in direkter Verbindung steht, werde ich dieselben immer sicher erhalten
[Folgen geognostische Ausführungen.] ich schreibe dieß in einem von
.Militär häufig besuchten Tabaksladen umgeben von Kameraden nieder
Wie ich eben höre, gehen wir in den größten Eilmärschen d. h. zu Wagen
vorwärts und zwar heute noch bis Celle.
Grüßen Sie bestens die Herren Professoren Zeume u. Marheineke; auch den
H. Berghauptmann, wenn er wieder zurück seyn sollte.
Mit der ausgezeichnetsten Verehrung A. Fröbel.
Bl.
23. Sept. Rast.
24. — . Verflossene Nacht Patrouillenwacht.
Das Unaiigenehme und Drückende der jetzigen Lage liegt nicht sowohl
in den Mühen und Beschwerden des Feldzuges sondern in dem Verbunden-
und Verknüpftseyn mit niedrigen und gemeinen Menschen, mit Personen,
die weder .Ahnung von dem Wesen des Menschen noch von der Bedeutung
des Namens Volk und'^N a t i o n, Volk s- und N a t i 0 n a 1 c h a r a k-
t e r und N a t i 0 n a 1 lu 1 d u n g habe n.
Unser Korps, nicht einmal die Kompagnie der Büchsenjäger, der sogen:
Gebildeten, sind nichts weniger als eine Schaar d e u t s eher Söhne d. h.
Jünglinge einfacher, reiner, unbescholtener Sitte, biedern männlichen Cha-
rakters, voll Muth, Ausdauer und Kraft.
25. — . Rast.
Sonntags den 26.-29. Ich in Dahlenburg. Dienstag und Mittwoch Unterhaltung
mit Falkenstein über das Ergreifende des Glaubens an Maria etc.
Donnerstag den 30. Sept. Ruhe in Dahlenburg.
1. Okt. Rast.
G. N. S t a n d q u a r t i e r D a h 1 e n b u r g den 2 t e n O k t. 13.
Hochverehrter, theurer Herr und Freund.
Ich glaube nicht, daß ich, so lange ich nun bey dem Frey Corps bin, mich
gegen Sie unzufrieden mit meiner Lage geäußert habe, doch jetzt stehen die Sachen
VON AUGUST NEUHAUS. 135
SO, daß ich es mir würde zum Vorwurf machen müssen, wenn icli jetzt Uin,c:er gegen
Sie, tlieilnehmender Herr und Freund, schwiege. — Hunger und Durst leiden wir
nicht und sind auch weder dem Froste nocli dem Regen melir ausgesetzt, denn wir
liegen leider seit dem 22ten v. M. unthätig hier im Standquartier; allein daß wir
gegen Hunger und Durst, gegen Frost und Regen gesichert sind, dieß macht uns als
kämpfende Krieger, als für das Wohl und zur Erringung der Freiheit vereinte Deutsche
nicht glücklich; denn wir leben getrennt — wir leben verwaist — und was kann
Gutes seyn, Gutes entstehen, wo kein Haupt, wo keine Einheit ist. Unser Korps
ist jetzt kaum noch als Ein Ganzes und noch viel weniger als ein selbständiges Ganze
zu betrachten, hören und urtheilen Sie selbst. — Zu dem Unternehmen gegen Gen:
Pecheur wurden von unserm G^rps gegen 600 M.[ann] detaschiert; diese 600 M. wurden
aber leider nicht aus einem Bat:[aillon], nicht einmal aus ganzen Kompagnien
genommen, sondern aus 15— 40 Detaschierten aller Kompagnien zus: gesetzt. Man
muß aus Erfahrung wissen, wie wenig sich die Individ;[uen] verschiedener Kompagnien
noch weniger der verschiedenen Bat; kennen, und muß kennen, wie der gemeine
Jäger durch die Gewohnheit sich an die ihn immer befehlenden Offiziere bindet, um
klar einzusehen, daß durch diese Maßregel in dem formierten Bat: nur ein äußeres
Band Statt finden konnte; doch ging es immer nach diesem Gesichtspunkte be-
trachtet noch gut, denn das äußere Band wurde durch den gemeinschaftlichen
ehrenvollen Zweck befestigt, und der Clief des Ganzen Lützow stand noch an
der Spitze der Vereinten. Im Treffen an '1er Göhrde wurde Lützow verwundet, wir
verlohren ihn und — wurden an einen Fremden, der das Oberkommando über uns
bekam, an den Herrn v. Reiche, welcher selbst ein FreiCorps (ein Bat; Jäger) besitzt,
abgegeben. — So verlohr schon das Ganze seinen Haltungspunkt, — doch auch das
einzelne litt; der Kommandeur unserer Infanterie war der Hauptmann Staak; auch
diesen verlohren wir in dem Treffen durch Verwundung. Nun bekam Jahn
[Der Brief bricht hier ab.]
Bl. R e i s e k a 1 e n d e r.
2. Okt. kommandiert nach Lüneburg zu Tettenborn.
3. — . Rückreise.
5. — . Abmarsch nach Hohendorf [Hohnstorf], Lauenburg gegenüber.
Bl. H 0 h e n s d o r f a n d e r E 1 b e, Laue n bürg gtgt n ü b e r
d./8. 8br. I813.
Wie ich das letzte Mal aus Dannenberg schrieb, öffneten sich uns herr-
liche Aussichten. — 3 Wochen sind fast seit jener Zeit verflossen, und wo glaubte
ich, daß wir nach Verlauf so vieler Wochen seyn würden, doch wir sind noch an der
Elbe, und haben uns auch kaum von derselben entfernt, denn sämtliche detaschirte
Mannschaft unseres Korps hat größten Theils bis vor wenigen Tagen erst um und
in Dahlenburg gestanden, nur 2 Kompagnien waren in den letzten Tagen nach Winsen
136 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WII lllil M AUGUST FROBEI .
abi:'ei^an,i;eii. Seit L)iensl:ii; dem ^icn d. ist mm unser ,i;uii/.cs detaschirlcs Bataillon
wieder dicht an der l-lbe. nämlich hier. Der Zweck unseres Hierseins ist, dem 1-einde,
welcher Lauenlnnx u. s. w. jenseits der l:lbe besetzt hält, den Über,i;an,i;' über diesen
Strom zu verhindern, im Fall besonders derselbe auf jener Seite von uns an,i;e,i;rinen
werden sollte, was l^lan seyn soll, was aber bis jetzt nicht geschehen ist; zur Aus-
führuni:: des iredachten Planes ist Beutzenbur^', wie ich hure, ziemlich stark und zwar
mit Artillerie und Kavallerie etc. v(Mi uns besetzt. .Auch wir sind hier stark ,i;enu,i;',
den Über,t!:an,u' zu verhindern, indem unsere detaschirte Infanterie oh.ns^efähr 500 Mann
Inclusive 100 Büchsenjä.^ern ,iianz hier, und zwar K.ompaiL,mienweise in Allarm-
häusern liegt; wenn uns nur der Feind nicht in Masse im Rücken oder der Flanke
d. h. von Winsen oder Lüneburg" her ani^M'eift; dann freyhch krumten wir es sehr sciilimm
haben und wohl in Ciefahr kommen entweder ,i;änzlich auft;erieluMi oder .i;efan,i;en
zu werden, denn wir stehen ,i;'anz isolirt — auf dem äußersten i^unkte. Doch bis jetzt
scheinen wir in dieser Hinsicht nichts zu fürchten zu haben, denn nacli den heuti,y:en
Nachrichten ist Schimmelpfenni.t; mit V)0 Kosacken in Füneburt;' eingerückt. —
Tettenborn steht in Boizenbur.i^. Unser Staab d. h. Petersdorf stand am k'n d. M.
noch in Wewchow im Mecklenbur.t^ischen, so wie überhaupt der andere Tlieil unseres
Korps im Lauen- und Mecklenbur,c:ischen zerstreut lie,i;t, denn es lie.i^en auch welche
vom Korps in Boizenburjj:, so wie andere noch Itey Zarrenthin stehen. Leider, leider!
ist unser Korps, wie Sie schon aus diesem Wenigen sehen, ganz zerstückelt, und
nicht allein Bataillon- und Kompagnienweise, sondern — denken Sie sich, jedes
Detaschement besteht aus mehreren kleinen Massen, die man aus den einzelnen Ba-
taillons und Kompagnien herausgehoben hat, so z. B. besteht unser diesseits der
Elbe detaschirtes Bataillon, die 5—600 Mann, aus Leuten aller Bataillons und fast
aller Kompagnien, ausgenommen unsere Büchsenjägerkompagnie ist ganz, und diese
soll auch im ganzen Korps die einzige seyn, welche noch unzertrennt ist. iJali hier-
durch die Einheit und Sicherheit im Handeln und so das Handeln selbst erschwert
wird, sehen Sie gewiß leicht ein. So ist denn auch unser detaschirtes Bat: in Hinsicht
eines Hauptes und sichern festen Haltungspunktes ganz verwaist. Wie wir aus
Zarrenthin weg gingen, war Lützow der Chef des Ganzen und Hauptmann Staak als
Kommandeur der Infanterie bey uns. Beyde gingen durch ihre Verwundung bey
der Göhrde für uns verlohren. — Jahn, eigentlich Chef des Uen Bataillons, welcher
dem detaschirten Bataillon als Freywilliger gefolgt war, wurde jetzt Chef der In-
fanterie, übertrug aber das Kommando unserm Lieut: Müller, — Herr Major von
Reiche, Chef des bek: Freykorps bekam den Befehl über das Ganze. So standen
die Sachen in den ersten Tagen, da wir in und um Dahlenburg cantomrten. und
es ging gut, da sich Jahn unserer annahm und für uns sorgte, so viel als in seinen
Kräften lag. Der Staab unseres Korps (Petersdorf, welcher wohl nicht ein besonderer
Freund Jahns ist) fand aber, wer weiß, aus welchen Gründen, nicht für gut. Jahn
als Chef der ganzen detaschirten Infanterie zu lassen, sondern übertrug das Kom-
mando der sämtlichen detaschirten Mannschaft dem Rittmeister Fischer. Jahn,
welcher sich dadurch zurück gesetzt und besonders außer alle legale (worauf
so viel ankam) außer alle legale Thätigkeit gesetzt fühlte, ging fort und libertrug
unserm Lieut; Müllern, einem wie Sie wissen, an sich recht guten aber schwachen
und ängstlichen Mann, wenigstens ohne Übung in den Geschäften, das Kommando
VON AUGUST NEUHAUS. 137
ül'ier die süiiitliche Infiinterie wieder. — Rittmeister Fischer zei,^t diircli eini.i^e Ta,i;es-
befehle. daß er das Komniando über das Ganze liatte, oline daß er sicli jedoch um
uns bekümmerte, so hatten wir denn zu einer Zeit ] — 4 Kommandeurs. — Tetten-
liorn (denn auch dieser wandte sich unmittelbar an unsern näciisten Kom-
mandeur) Reiche — Fischer — Müller — Jahn, die einander nicht bestimmt neben-
noch untergeordnet waren, und unsere Chefs jenseits der Elbe wollten doch auch
einen Theil noch an uns haben. Wie es uns bey so vielen Befehlshabern er^in,^', b'hinen
Sie sich leicht denken — schlecht ,^enu,i::, es fehlte uns so wie noch jetzt an, fast ilart
ich sa^^en, allem, und keiner fühlte die Verpflichtun.e, für uns zu sorgen, jeder schob
diese Last auf den andern. Jetzt sind zwey unserer Kommandeurs, v. Reiche und
Fischer, x'erstummi, und Müller, der interimistische Kommandeur der detaschirten
Infanterie, wendet sich jetzt unmittelbar an l'ettenborn und emptängt von diesem
unmittelbar die Befehle, wenigstens kommt so in einer Hinsicht mehr Einheit und
Bestimmtheit in unser Handeln, ob uns selbst gleich dadurch nichts verbessert ist. —
Wo Jahn ist, weiß (jott; er ging mit dem festen Vorsatz weg, mit aller Kratt für
die Wiedervereinigung und Wiedererlangung des selbständigen Wirken des Korps
zu wirken und in dieser Hinsicht, wenn es n(")tig wäre, selbst zum Kronprinz oder
Kiinig zu reisen. Was er wirklich gethan hat und thut, davon haben wir gar keine
Nachricht; vielleicht haben Sie ihn in den letzten Tagen in B. — gesehen. — Da für
die Sicherung der Subsistenz unseres Korps — (indem es leider, wie man allgem:
sagt aus Unzufriedenheit vom K()nige gänzlich verlassen ist) — wenig oder fast nichts
geschieht, so sieht es traurig mit uns aus, und mit unsern Kameraden jenseits der
Elbe, welche noch länger und schlechter als wir bivouakirten. soll es noch weit trau-
riger aussehen. Der Winter rückt heran, viele von uns sind schon sehr abgerissen,
besonders mangelt es an warmen und ganzen Beinkleidern und noch ist keine Aus-
sicht da. wolier unsere Bedürfnisse befriedigt werden sollen, requiriert darf in hiesigen
Landen — als einer für den K<)nig von England eroberten Provinz nichts werden,
d. h. nichts nahmhaftes und die Bedürfnisse des Augenblicks übersteigendes, und
mit Vielem, was besonders in Mecklenburg gegeben worden ist, ist unredlich um-
gegangen worden, Sold bekamen wir nicht, so eröffnet sich uns denn, wenn wir nicht
bald selbständig auftreten und uns unser Genius tiefer nach Deutschland führt, wo
die Menschen durch den (ifteren Wechsel noch nicht so lau als hier geworden sind,
eine traurige Aussicht. — England gab uns warme Mäntel und zu einer Zeit gute
Schu[h]e. hätten wir besonders erstere nicht erhalten, ich wüßte nicht, wie wir bisher
hätten ausdauern ktnmen — daß bey einer Mannschaft, mit der es von allen Seiten
her so steht, die Manneszucht auch nicht exemplarisch seyn kann, versteht sich wolil
von selbst, in dem Gefechte bey der Göhrde ist wohl im Allgemeinen von unserm
Korps, so sehr thätigen und wesentlichen Antheil es an demselben auch nahm, wenig
und von unserer Kompagnie wohl gar keine Beute gemacht worden, weil diese doch
das Niedrige und Widernatürliche, welches darinnen liegt, so sehr es auch der Krieg
rechtfertigt, fühlte; also auch von dieser Seite ist dem Einzelnen nichts geworden,
die dringendsten seiner Bedürfnisse zu befriedigen.
[Der Brief bricht hier ab.]
138 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
Bl. .M u r .s L li k ;i 1 c n d c r. Orii;'. riickwiiiis.
6. Okt. Riisl in 1 lohciulorl' 1 1 lohiislort'].
S Alhiriuierun.ir.
t). ., I lohendorf über Netze iKU'h Bieubiittel [BieneubiiltclJ. AbeikLs spät An-
kunft. Selir schlechtes Quartier.
10. .. - llirzel rilützel].
11. ., — übcM' Bispin,i;efn] nach Soliau.
Dienst. 12. Okt. Früh ,i;vi;'en ^ Uhr breclien wir von Sultan nach Visselhiivel [Visscl-
hövede] auf: dort soll uns ein schon bereitetes Frühstück erwarten, allein
der Genius der iiuten Ordnun^i^', welcher in unserni Korps herrscht, macht,
daü in dem Flecken an unsere Kompagnie der Befehl gegeben wird, s i c li
selbst Quartier zu machen. — Nach kurzer Rast wird Alarm geschlagen.
30 M.[ann] von unserer Kompagnie kommen gegen 30 M. vom Reich sehen
Detaschement zum v. Reichschen Detaschement. Ich komme zu den 30 zu
V. R. Detaschirten. Wir werden auf Wägen über Linteln nach Verden ge-
bracht 1/4 Viertelstunde vor der Stadt steigen wir von dem Wagen.
Herr Maj: v. Reiche erklärt : die Herrn L ü t z 0 w e r mache n
heute b e y m Einmarsch in die Stadt sowie b e y dieser
ganzen Expedition die Avantgarde; und wir machten sie.
Still und feyerlich beginnt der Marsch. Beym Eintritt in die Stadt begleitet
ihn die militärische Musik. — Licht vor die Fenster, erschallt es bald auf der
Straße, und in Kurzem marschiren wir durch erleuchtete Gassen. Die Stille
der Nacht, die erleuchteten von erwartenden Menschen besetzten Fenster,
der langsame Marsch begleitet von volltönender Musik machte den Einzug
feyerlich. — Mir war er sehr feyerlich und froh, Frohsinn und Freude er-
füllten mein Inneres. Es war ein kleines Vorspiel von dem, was ich mir so oft
gewünscht hatte, siegreich in eine durch uns von französischen Männern be-
freyte Stadt einzurücken, und ehe wir einrückten, war ja Verden noch unter
französischer Bothmäßigkeit gewiesen. — Ich fühlte mich unaussprechlich
glücklich. Wonne erfüllte mein Herz; eine deutsche Stadt wurde durch uns
wieder zu Deutschland gebracht. So zogen wir auf den Markt, wo wir glaubten,
daß uns gute Quartiers angewiesen werden würden, doch hieß es : alles
b i V 0 u a c i r t auf dem Markte, die Bedürfnisse werden
geliefert wer den; doch es fehlte sehr an Allem, und die Speisen, welche
die Verdner schickten, waren sehr mittelmäßig.
Gegen 10 Uhr brachen wir zu Wagen nach Bremen auf. —
13. Okt. Wir werden sämtlich d. h. das Reichesche Bat: und wir 30 detaschirten
Büchsenjäger in der Nacht vom 14. auf den 15- von Verden bis nahe an
Bremen bis hinter Achim ohngefähr 2 St. von Bremen auf Wagen transportirt. —
Wenigstens von Hasstädt [Hastedt] an geht es in vollem Trabe durch die beyden
Thore der Vorstadt und die Vorstadt. Schon in Hastädt und früher kommen
uns gefangene Schweizer von der Bremer Besatzung entgegen. Die starken
Blessuren mehrerer zeugen von dem harten Widerstand derselben. Ein Kosak
spießte in dem vorletzten Dorfe einen Schweizer an eine Thüre. — Unser
VON AUGUST NEUHAUS. 1 3Q
Detaschenient machte, wie Herr v. Reiche erklärt hatte, die Avantgarde.
Von dem innersten Gatter (Thore) nächst dem Haupttliore oder viehnehr
von dem darauf folt^enden ,t;roßen Platz mit Linden zo,c:en wir uns links in die
Gasse, welche zum'Osterthore führt. Ku.^^eln pfeifen die Gasse herauf, klitschen
auf das Pflaster auf und klappern in den Zie.si'eln der Dächer. — Deckt euch,
rufen die Offiziere, d(Kh Thüren und Fenster sind verschlossen, in dem ersten
und in dem zweyten Hause klirren und brechen die Fenster unter meinem
stoßenden Kolben, so komme ich mit meinem Hintermann bis vielleicht
150 Schritt von den ersten Palisaden, und endlich mit andern bis 30—40 an
dieselben. Die Kartätschen- Ku,c:eln rasseln die Straße hinunter, so wie die
Kugeln der vortrefflich schießenden Schweizer vorbey auf das Pflaster auf-
schlugen. Erster Standort in einem Kaffeehause und hinter den Blanken im
Hofe desselben; die gut zielenden Schweizer hätten um ein Weniges mich
hier einige mal getroffen ; mein Genius zog mich im Moment der Gefahr zurück.—
2ter Standort bey einem Strumpfwirker. Der treffende Feuerwerker zündet
die holländische Windmühle an. Schöner mahlerischer Anblick des Brennens
derselben. Wir stehen im Feuer von Morgens 8 bis Abends 4 Uhr, wo Ruf
geblasen wird. Indem ich nach dem Sammeln mit dem Constabler in Hin-
sicht der Richtung [?] der Kanone spreche, trifft eine Büchsenkugel einen
dicht neben mir stehenden Reichschen Offizier. Unsere Haubitze war bis auf
3 bis 4 M. durch Klein-Gewehrkugehi demontiert. Ein Pfahl, welcher in der
Richtung von der Schanze nach der Haubitze stand, erhielt 40 — 50 Kugeln
aus kleinem Gewehr. — In der Gasse war das Pflaster von Baumzweigen,
welche Kartetschen und Klein Gewehrkugeln abgemäht hatten, wie über-
säet. Der 3e ülier die Gasse gehende Mann ward sicher blessirt. Abends
zwischen 7 — 8 Uhr Vordringen bis an das innere Gatter des Hauptthores
vor der Fallbrücke. Kein Offizier läßt sich fast sehen, von keinem Kom-
mando war nichts zu hören ! — Beym Einhauen in das 2te Gatter wird ein
Reichscher Jäger erschossen, 2 werden blessirt. — Auf Tettenborns Befehl
ziehen wir uns endlich in voller Dunkelheit zurück, die französischen Wacht-
feuer zeigen uns nun eine reichgespickte Schanze. — Endlich werden wir
Büchsenjäger sämtlich gesammelt, erst in einem Allarmhause in der Vor-
stadt, dann ziehen wir uns Nachts bis nach Hasstädt zurück.
14. Okt. Rast in Hasstädt; wir Detaschirten sämtlich zu einem Bauer zu 26 M.
von unsern Reutern einquartirt. — So schön auch das Haus, so ist doch Scheun-
und Viehtenne, Rindvieh- und Pferdestall unmittelbar an- und eine Folge
des Hausflurs. — Die eine Wand mit einem großen schönen Schrank und
über demselben mit einigen Dutzenden großer zinnerner Schüsseln -q o o '^^^'•
verziert, diese sind sämtlich Hochzeitgeschenke, welche zur Zierde und viel-
leicht, um die Geber dadurch zu schmeicheln aufgestellt werden; ich fand
dieß in diesem Dorfe, wo sich schon Bremer Wohlhabenheit zeigt, in allen
Häusern, welche ich sähe. Schlechtes Essen und Kargheit der Wirthsleute.
Reichsche Jäger erschießen heute den Kommandanten.
15. „ Kapitulation von Bremen, nachdem wir von Hastädt aus gegen Bremen
vorgerückt waren. Einzug der Reichschen in Bremen; wir kehren, nachdem
140 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES l.(Vr/A)WER JÄliEKS F Rl EDKK.ll Wll 111:1. M AUi'.llSr 1 ROlilil..
wir von Aloi^ons 4 l'lir bis N;k'liiinita,i;,s 2 lHir in den SlFaßcn der Vnrstädlc
Cestiindon liabtMi. vor dem Osterthore um. ohne in Bremen mit einzuziehen,
weil die 1-runzoseii i^ei^en Ollersber,!^ vcnxedrunM'en seyn sollten. Bewill-
kommnun.ii" der Bremer. Wir zei.iien unsern Waffenbrüdern die Zeu.t^^en vom
heißen Vori;"estern. — A\it ,i;rimmi,i;em Hun.iier ziehen wir ab. Hinkehr liey
einem Gütherbesitzer in liaslädl. Hinkehr in dessen Küche und Speisekammer.
\on Ilastädt werden wir zu Wa,i;en nach Oltersber,^: ,i;ebrach(.
1(). ()ki. Die k' u. 4e Schützen Kompa,i;nie und die Büchsen jä,i;er des Isten Bat:
in Ottersberu'- Diese Kompagnien haben Rast in (). ich Nachmitta,!;s in
Gesellschaft mit Pfeiffer mit Urlaub nach Bremen
17. ,, In Bremen. Besuche. Besicht i.^un.ü: der Stadt. 'Uieater etc.
18. ., \'on Bremen über Osterholz, Ottersber,;;' und Achene fAchimJ nach
\'erden in Gesellschaft mit Pfeif ler.
b). ., Wie oben von Verden nach Waldsrode (Walsrode]. in Verden Über-
nahme eines Transports von Tabak und Schuhen auf 9 Wa^'en.
20. „ Wie oben von Waldsrode über Berten nach Müden.
21. ., Müden nach Ülsen [Ülzen] über Dreylin.^en.
22. Okt. Von Ülsen nach Bevensen; von dort mit den genannten ] (^ompa.i^nien
nach Dahlenburg.
23. „ Rast in Dahlenburg, die \., 4. u. S. Comp, des Detasch. Bat:
Quartier beym Bürgermeister. Nachmittags Umquartierung in das
ehemalige Korps-Bureau. Abends Besuch Oliviers auf der Wache. Unter-
haltendes Gespräch mit dem zwischen Rothenburg und ilaarliurg gefangenen
Hranzosen. Freude desselben über die GewitJheit, nun dem Tod vorm Feinde
entronnen zu seyn. Fr war Gatte und Vater; Betragen desselben als solchem.
24. ., Abmarsch von Dahlenburg über Bleckede nach Boitzenburg. Moro-
tirung unserer Marquedenter Juden: Urtheil über selbige in Bleckede.
25. .. Rast in B.... das Korps, ausgenommen das in Zarrenthin stehende
Iste Bat: und die in Mohensdorf stehenden Kompagnien, vereinigen sich in B.
26. „ Rast in B.
* *
G. N. Boitzenburg, d e n 27 1 e n () k I o b e r 1813.
Schon wieder, mein hochverehrter theilnehniender Freund, finden Sie mich
auf dem dießseitigen Eibufer, und mit welchen Gefühlen, Fmpfindungen finden Sie
mich wieder! — Als ich ihnen vor ohngefähr 5 Wochen das letztere Mal aus Dannen-
berg schrieb, welche Hoffnungen durchstri'ihmten dort mein Herz, aber wo ist die
Erfüllung derselben ? — Wohl waren wir vorgedrungen, wohl hatten wir schon die
Lüneburger Heide hinter uns, und wohl hatte auch die Ausdauer und der Muth eines
Theils unseres Korps, unter welchen zu meiner Freude auch ich mich befand, auch
dazu vollkommen das ihrige beygetragen, daß Napoleons Geiseln eine alte geachtete
deutsche Stadt verließen, durch welche seit Langem durch den Handel Gutes nach
Deutschland kam — aber welch ein Zweck hatte unsere Operationen geleitet .' —
ich erröthe, wenn ich Bremen gedenke und des Schicksals, was der T— b— sehe Zug
dahin vielleicht über so manche vorzügliche Familien gebracht hat. — Nicht die
VON AUGUST NEUHAUS. 141
aclilbaren Bewohner der alten Hansastadt von Napoleons Zwinglierrn zu befreyen,
war der Zweck jenes Zu,i;es, sondern sich des in Br — auf.i^ehäutten franzosischen
( jeldes und Ei,i;enthum auf Unkosten der — scheu um sich und in die nächste Zu-
kui;lt Mickenden Bremer zu bimächtigen. Scheu und furchtsam blickten die Bremer
in die nächste Zukunft, denn Hamburgs Schicksal stand immer in einem Gemähide
vor ihren Augen. — Glück und Heil unserm zur Wegnahme Bremens auch befehligten
I läutchens |!J unserer Schaar, so schmerzliaft wehe uns auch anfangs dieses Gebot der
Nothwendigkeit erschien, wir rückten nicht in das besorgte und geängstigte Bremen
ein. Wir gingen auf der Straße nach Rothenburg bis Ottersberg zurück, um das
Vordringen des Feindes von dorther zu verhindern. — Als die Kassen gefüllt waren,
zog sich nicht nur alles reguläre Militär aus Br — sondern auch aus der ganzen Ge-
gend, und wir uns sogar bis dießseits der Elbe zurück, ohne den Br — ern etwas anderes
zu ihrer Sicherheit zu lassen als Kosacken, die wohl einem abermaligen Andringen
des Feindes keinen harten Widerstand leisten mögen. Der Himmel gebe, daß Br —
dieses Andringen bis jetzt noch nicht empfunden hat. — T — b — n mag wohl noch
in Verden wohnen, denn es wohnt dort viel weibliche Lüsternheit. Eben so schnell
w ie wir von der Elbe (Hohensdorf) [Honstorf] vorwärts gingen, um jenen Raubzug —
(wie ihn viele unter uns nennen), der in seinen Folgen mehr den Br — ern schadend
werden kann als dem Feinde, auszuführen, eben so schnell zogen wir uns zuerst bis
Dahlenburg und nun bis hieher zurück. — Doch zu meiner Lage zurück, vielleicht
verscheuchen die aufs jenseitige Elbufer gegangenen Truppen der russisch-deutschen
Legion, vielleicht das auf demselben (in Dahlenberg) gebliebene Bataillon von Reich
die Sorgen der Br. —
Daß unser V()lliger Zunlckzug auf das dießseitige Elbufer, verglichen mit
den Erwartungen, mit welchen ich und so viele Edle unter unser Korps gingen, und
verglichen mit dem, was an der Oberelbe bey der gr: Armee vorgeht, daß derselbe
unter diesen Umständen mich sehr drückt, dieß bedarf wohl keiner besonderen Aus-
einandersetzung. Ja erlauben Sie mir es, theilnehmender edler Freund, daß ich es
Ihnen aussprechen darf, ich fühle mich sehr, sehr niedergednickt bey deniThaten- und,
Gott mag es wissen, sicher auch planlosen Leben, was wir führen. Ruhmbedeckt
ziehen preußische Krieger schon durch mein Vaterland, ja sogar durch meinen Ge-
burtsort (Kolonib durch Oberweißbach); dieses, siegreich in und durch mein Vater-
land zu ziehen und vor uns die Aussauger des Landes und die Bedrücker desselben
Hieben zu sehen, dieses warder höchste Wunsch, die schönste Hoffnung meines Her-
zens, aber wie lebe und wirke ich, wirkt das Korps, bey dem ich stehe, im Vergleich
mit dieser Hoffnung, diesem Wunsch ':: — Verzeihen Sie mir, daß es mich tief, tief
drückt, mich einst nicht an die Befreyer des Vaterlandes, an die ächten Krieger des
Volkes anschließen zu dürfen. — Wir leben hier — wenn wir auch Vorposten geben —
Abends zum Theil Allarmhäuser beziehen, doch wie im Frieden. — Welch eine
Menge von Mannsgestalten wandeln um mir, und viele unter denselben neigen wohl
ächte Deutsche von Wort und That seyn, aber ich und wir alle blicken doch ver-
gebens nach einem Mann, der hervortrete, unser Haupt werde, würdig, unser Haupt
zu seyn und zu empfinden, was es heiße, unser Haupt zu seyn. In keinem von denen,
die an unserer Spitze jetzt wirklich stehen, regt sich noch ein Fünkchen von der
Idee, die uns einst zusammen führte. — Wir, die wir uns deutsche Söhne, die wir
142 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AlIGUSr FR()BEL.
uns RepniseiUanie'n ächter neutsclilitMi luinnlon. und es seyn wollten, wir sind ver-
waist. — Das Ganze lag als Zweek viu" unsern Aui^en. und wir dienen, müssen zu
Privatzwecken, müssen dem Privatinleresse eines Hinzeinen, eines I'remden hätte
ich bald gesagt, ja er ist fremd, denn unser gemeinschaftliches Interesse ist ihm
fremd. — ich habe schon lange versucht, was ich konnte, mich aus
[Der Briet bricht hier ab.]
* *
*
Bl. M a r s c h k a 1 e n d e r.
27. Okt. Rast in B. Olivier zeichnet mich.
28. u. 29. Rast in B.
* *
*
B o i t z e n b u r g, den 30 t e n 8 b r 181 ^.
Wie Sie, hochverehrter Herr und Freund, aus den beyliegenden Bruchstücken
angefangener Briefe ersehen, hat das v. L— sehe Freykorps alle Eigenschaften ver-
lohren, die den Krieger fürs Vaterland bestimmen könnten, sich ferner an dasselbe
anzuschließen. Schon da wir bey Lübthene standen, sähe ich dieß und forderte dort
nebst mehreren andern der besten unserer Kompagnie meinen Abschied, allein ich
erhielt ihn so wenig als jene. — Was seit jener Zeit bey und mit unserm Korps geschah,
konnte nichts weniger als die Anhänglichkeit an dasselbe befördern, ich strebte daher
ununterbrochen zu der großen Armee abgehen zu können, doch zeigte sich mir kein
Weg, meinen Entschluß auszuführen. Jetzt erschien vor einigen Tagen eine Kabi-
nettsordre des Königs, welche allen jungen Preußen erlaubt, aus dem Frey-Corps
aus und zur großen Armee gehen zu können, wenn sie bestimmt nachweisen, in welches
Corps sie gehen wollen, und wenn sie auf dem direkten Weg dahin ungesäumt abgehen.
— In Rücksicht auf mein Verhältniß zum pr: Staate betrachtete ich mich als Innländer
und suchte deßhalb abermals um meinen Abschied und Versetzung zur Berliner
Landwehr nach, cioch Petersdorf schlug mir denselben abermals ab, indem er sagte,
daß er mich als Ausländer betrachte, und daß er mich nicht gehen lasse u. s. w.
Dieß bestimmt mich in Hoffnung auf meine gerechte und besonders gute Sache,
[mich] an das Militär-Gouvernement bittend zu wenden, wie Sie gütigst aus dem bey-
liegenden Schreiben ersehen werden, mir nämlich ein Zeugniß zu geben, daß ich in
Rücksicht auf diese Versetzung als Innländer zu betrachten sey und gleiche
Rechte mit denselben habe. Ich bitte Sie, theilnehmender Herr und Freund, auf das
dringendste, mein Gesuch wo möglich mit Ihrem gütigen Fürwort auf das beste zu unter-
stützen. Meine Lage als Krieger und Streiter — nicht in Rücksicht auf Strapazen,
denn die haben wir zwar in der letzten Zeit wohl eben soviel als bey der gr: Armee
gehabt, doch diese achte und rechne ich nicht, wenn meine Kraft nur für die all-
gemeine gute Sache benutzt wird. — Nicht in Hinsicht auf Strapazen etc. will icli
meine Lage schlecht und traurig nennen, aber sie ist es als Krieger und Streiter fürs
Ganze, fürs Vaterland, Unthätigkeit ist an die Stelle des Wirkens, der That ge-
treten; Privatinteresse ist an die Stelle des Interesses fürs Ganze getreten; doch
genug, Sie wissen vielleicht mehr von dem schlechten Zustand unseres Korps als
ich Ihnen jetzt, da wir unerwartet wieder zu einem unwürdigen nutz- und zweck-
losen aber die Menschen unnöthig der Gefahr um nichts und wieder nichts in Ge-
VON AUGUST NEUHAUS. 143
fangenschaft zu kommen den Posten abgehen müssen — schreiben kann. Bitten
Sie gute voll alle, die persönlich einiges Interesse an mir und meinem Schicksale
nehmen, meine Bitte auf das wirksamste zu unterstützen, die Herren Professoren
Marheineke und Zeuner und den H. Rektor Savigny und andere Edle. Es kann
dem Menschenfreund doch gewiß keineswegs gleichgültig seyn, daß besonders der
Mann, dem das Herz hoch aufschlug bey dem Streben nach edlen Thaten fürs Ganze,
fürs Vaterland, der sich mit Freudigkeit fürs Ganze, für Vaterland und König dem
Tode weihete, daß ein solcher für F^rivatzwecke und unwürdig gebraucht wird. —
Vergleichen Sie, hochverehrter Herr das, was wir leisten wollten und sollten, das,
was man von uns erwartete, und wozu wir uns selbst verpflichteten mit dem, was
wir leisteten und thaten, und Sie werden gewiß tief fühlen, wie niedergedrückt ich
mich bey meinem Thun oder vielmehr nichts thun fühlen muß. — Ich bitte Sie,
befördern Sie baldigst und auf dem wirksamsten Wege mein Gesuch zu L'Estock,
und erfreuen Sie mich recht bald mit der Erlaubniß zur gr: Armee und zwar zur Ber-
liner Landwehr abgehen zu dürfen. Sollte auch jene Erlaubniß mir den sichern
Tod auf der Wahlstatt herbeyführen, so will ich Ihnen dennoch scheidend dafür
danken; ein thatenloses Leben als Krieger, ein unwürdiges, nicht ehrendes Leben
nach der Rückkehr aus dem Kampfe — und kein wahrer Krieger wird uns nach
errungenem Frieden achten — ein solches Schicksal kann der Mann schlechterdings
nicht ertragen. Nochmals bitte ich Sie daher, unterstützen Sie auf das kräftigste
meine Bitte; ich weiß, daß große Strapazen meiner dort erwarten, allein ich will
alles mit Freuden ertragen, wenn ich nur Gelegenheit erhalte, kraftvoller und wirk-
samer zu wirken, im Gegentheil sollte mir meine jetzige Lage auch das bequemste
Leben beym herannahenden Winter verschaffen, so sehe ich dennoch ein, daß ich
sie nur mit der strengsten Resignation ertragen, und auf alles, wahrlich, auf alles
soll der Mann nicht resignieren; die Gelegenheit, ehrenvoll, kraftvoll zu wirken,
soll er mit dem Leben herbey führen. — Ich erwarte sicher vom Gouverneur die Er-
laubniß. vom Korps ab und zur Landwehr übergehen zu dürfen, deßhalb bitte ich
Sie noch, mich bei Überschickung derselben mit einigen empfehlenden freundschaft-
lichen Zeilen an den H. v. Reimer zu erfreuen; ich wünsche sehr zu wissen, als was
er bey der Landwehr stehe, indem ich wünsche, unter sein Gimmando zu kommen.
Auch die andern theilnehmenden beyden Freunde bitte ich herzlichst, mir einige
empfehlende Zeilen an ihre Freunde bey der Berliner Landwehr durch Ihre Güte zu
schicken, denn der Mann kann doch nur durch Männer wirken.
Beglücken Sie mich bald mit einer erfreulichen Antwort, ich lege das Schreiben
ungesiegelt bey, um Sie von dem Innhalt zu unterrichten. — Meine Kompagnie geht
zwar eben wieder nach Klein Zechow ab (das Ite Bat: steht wieder in dem schreck-
lichen Zarrenthin), doch bitte ich Sie den Brief nach Boitzenburg zu addressieren.
Ich bin gesund, und wenn mein Wunsch erfüllt wird, dem Himmel sey Dank,
im Stande noch stärkere Kriegsstrapazen zu ertragen. Die Wirkungen eines frohen
Geistes sind besonders beym Krieger außerordentlich. —
Leben Sie wohl, recht wohl — ich theile ihr (jlück, was Ihnen als Sachse und
Preuße zu Theil wird. Unverändert
Ihr rechtschaffener Freund
A. Fröbel.
144 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGEKS FRIEDRICH WII.HEI M AllOUST FRÖBEL.
l: r 1 (") s e II Sie ni i c li b :i 1 d.
Vielleicht ist es iiir»i;li».ii. mir. wenn aiicli als n(»i.'li iun,i;eni Beiiiner, eine
Rekl.unatitMi \(un Korps zur RerlinisLlien l.aiulwelir zu \erseliallen. —
Bl.
\i). ()kl. Ansmarseh naeh ZaiTenlliin.
n. .. ich aul l'iquel nach Alariensiedl 4S Stunden.
M )nta.i;' d. 1. Nov. Noch I'iquetwache in Marienstedt, — Patrouille nach See-
dorf u. Groß Zechow [Groß Zechen].
2. Nitv. Rückkehr nach Ziirrenthin.
\. .. Rast in Zarrenthin.
■1. .. Wache mit Messow, Hebefreiind, Frieben.
5. .. Wache. Abends Marsch von Zarrenthin nach Klein Zechow | Zechen].
l:inquartierun,i;' im .Allarmhause.
6. „ Rast in Klein Zechow. Die Patrouillirten haben in Seedorf Beute .gemacht,
ein ihnen unbewohnt ,s;eschienenes Haus selbst .t;eöffnet. — Nachmitta.t^s,
Beneke, Requisitions Kommando nach Hackendorf— Hollenbeck— Kehrsen—
(jiidow — Frinthal l?]. Beust. — Betragen der requirirenden Füssiliere in
Hollenbeck, uni^emessene Forderungen derselben durch Drohungen. Abends
10 Uhr Patrouille abermals nach Hackendorf u. Hollenbeck. — Piquetwache.
7. „ Der Lieut: M. kommt aus B— b — g vom St — zurück. Die nächste Reso-
lution wegen des Abschiedgesuches der Kompagnieglieder ist. daß die Kom-
pagnie mit nächstem nach der Stadt verlegt werden soll, um die um Abschied
Nachsuchenden zu beschwichtigen. Der L. M. ist glücklich in sich wegen
der guten Aufnahme beym St — wegen der Hoffnung eines angenehmen Lebens
in der Stadt und vergißt, daß er wünschte, den Abschied vom Korps zu er-
halten.
7.-<S. ., Rast in Klein Zechow, auf Wache.
8. ,. Morgens \ Uhr (Jrdre zum Marsch nach Boitzenburg. S Uhr Abmarsch nach
Zarrenthin. In Zarrenthin Contre-Ordre, wieder nach Klein Zechow. — Nach-
mittags rücken die Dänen an, werden von den Fi. . . | .^'jjägern (SO M.) zurück-
geschlagen. Die Dänen waren S — 600 Mann.
8.-0. .. Dienstfrei.
9. .. Abmarsch von Klein Zechow nach Zarendorf [Zahrensdorf].
9- zimi 10. Ankunft in Zarendorf Morgens um 4 Uhr Gegen 10 Uhr Marsch
nach Bleckede jenseit der Elbe über das Schwarzwasser. Ankunft 4 Uhr.
Vereinigung des ganzen Korps.
11. „ Marsch nach Lüneburg über die Netze. Abmarsch aus Bleckede über DahU:n-
burg nach Bevensen.
12. „ Von Bevensen nach Gertau [Gerdau].
13. ., Von Gertau nach Eschede über die Haide Abends daselbst Arrestanten-
wache Streit wegen der Speisen.
14. „ Von Eschede nach Celle. [Be.schreibung der Stadt.] Unsere Com-
pagnie lag größtentheils in der ziemlich schönen Neustadt
VON AUGUST NEUHAUS. 145
IS. „ Höchst angreifender Marsch iilier Wiesen — Huteniühle [Hudemühlen] nacli
Ahlden. Regen, Wind, Morast, Dunkelheit. Wir verliehren in Hutenuihlen,
so wie andere Compagnien schon früher ihre Offiziere, überhaupt Anarchie.
Unordnung in allen Punkten. Abends gegen 10 Uhr Ankunft in Ahlden.
\fi. Nov. Nachmittags 4 Uhr Ausmarsch aus Ahlden nach Rehden | Rethem]
Krank Einquartierung bei einem Juden mit Bauer, Messow, Eckardt
u. a.
17.,, Rast in R. Krank. Großer Schmutz in der jüdischen Familie [Folgen
längere Ausführungen über das Judentum und über den Soldatenstand.]
Donnerst. 18. Nov.
19. „
20. „
[?] gestrige Oberjäger-Anstellung bei der i Conipagnie. des 1 en Bat:
Schreiben an den Bergrat u. Prof. Weiß in Berlin.
Rast in Rethen bei der Judenfamilie. Lärmendes Leben in
der Wohnstube derselben am Schabes.
G. N. R e t h e m a n d e r A 1 1 e r a m 20 s t e n 0 h r 13.
Von Boizenburg aus machte ich mir zum letztenmale das Vergnügen
Ihnen zu schreiben, und um gütige Besorgung bittend legte ich einen Brief an das
Militär Gouvernement be}', in welchem ich um meinen Abschied vom Korps und
Versetzung unter die Berliner Landwehr bat. — Ehe ich vom königl. Gouvernement
noch Resolution erwarten durfte, mußte ich leider schon das jenseitige Eibufer wieder
verlassen. Den 9ten Novbr marschierten wir wieder von Klein Zechow ab und gingen
in Eilmärschen nach Celle und von da wieder an der Aller herab nach Rethen 2 M
von Verden, wo wir nun seit dem löten im Standquartier, jedoch so stehen, daß wir
jeden Augenblick des Abmarsches gewärtigen, wohin ? — einige sagen nach Bremen,
andere nach Osnabrück, in Celle soll unsere Bestimmung Wesel gewesen seyn,
so wie man als unsere jetzige Bestimnuing Holland nennt.
[Der Brief ist hier abgeschnitten.]
Re t hem d e n 21 t en 9b r 18 M.
Immer mehr entfernen wir uns von Berlin und unsere Richtung ist so un-
bestimmt, und was ja von unserer ferneren Bestimmung verlautet, der Hoffnung:
bald Orte zu finden, wo ich Bekannte oder Anverwandte treffe, so ungünstig, daß
ich, so unangenehm es mir auch ist, Ihnen, hochverehrter H. und Freund einen Brief
dieses Innhaltes zusenden zu müssen, daß ich dennoch von Ihrer gütevollen und
freundschaftlichen Erlaubniß, auch über meine ökonomische Lage offen zu Ihnen zu
sprechen, Gebrauch machen muß. S c h u h e ist das ein[z]ige dringende Bedürfniß,
was uns in der letzten Zeit und nach unserem Zuge nach Bremen zu völliger Befrie-
digung unseres Bedarfs gereicht worden ist, von allem andern ist uns außer sehr
spärlicher Munition wie seit langem gar nichts gereicht worden, und außer 2 Gr. (.'')
welche Tettenborn jedem dießseits der Elbe detaschirten Jäger als eine Art Geschenk
hat auszahlen lassen, haben wir auch seit vielen Monaten an Gelde nichts vom Corps
erhalten; nehmen Sie dazu, daß v/ir die ersten Moniite nach Wiederausbruch des
Krieges beständig haben bivouakiren müssen, und in der letzten Zeit immer große
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. iyi3. 1 1
146 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LOTZOWER .WÜ^.ERS FRIEDRICH Wll.HHI.M AUGUST FRÖBEI,.
MärsLhc duivli die Sumpl' und Alooi^cuLMidcn der Haydf, :iiis der wir seil Au.i^usl
tast nie .uekuniinen sind, und seit Hinterer Zeit ininier hey Niicht, bey Nebel und
Regen hüben machen müssen; berücksichli.tit nuiii noch, diiU der Winter vor der
Thür ist, so läßt sich leicht zei.ii'en, daß Mangel an wesentlichen Bedürfnissen eine
Folge dieser Umstände ist. Da auch mich dieser Man.^el besonders bey dem herein-
brechenden Winter immer mehr zu betreffen droht, so wagte ich es, die mir von dem
Herrn Berghauptmann [Gebhard] gemachte Hoffnung, von dem Bergamte auch
während der Fortdauer des Krieges einige Unterstützung zu erhalten, aufzufassen
und gestützt auf diese Hoffnung mich bittend an ihn zu wenden. Ich lege den deß-
halb an ihn geschriebenen Brief unverschlossen hier bey mit der freundschaftlichen
Bitte an Sie, daß, wenn Sie denselben Ihrer freundschaftlichen Prüfung unterworfen
haben, und daß. wenn Sie es für schicklich finden, daß ich mich in diesem Anliegen
und in dieser Form an ihn den Herrn Berghauptmann wende, daß Sie dann die große
Güte für mich haben, den beyliegenden Brief gefälligst an ihn zu besorgen.
Bl. M a r s c h k a 1 e n d e r.
21. Nov. Von Rethem nach Walsrode.
Mont. 22. Nov. Von Walsrode nach Soltau.
23. Nov. Von Soltau über einen kleinen Fluß in der Nähe von Oldendorp und über
Oldendorf nach Kirchellersen [Kirchgellersen], sehr ermüdender, erschöpfender
Marsch. 11 Uhr Nachts ins Quartier.
24. „ Rast in Kirchellersen. Brief an den Berghauptmann.
25. „ Marsch von da über Limeburg nach Sülbeck. Es lagen 12m M. Schweden
in Lüneburg. Ins Quartier Nachts 10 Uhr, saurer Marsch.
26. „ Marsch von Sülbeck über Netze, Bleckede, Brackede über die Elbe nach
Boitzenburg.
G. N. B 0 i z e n b u r g S 0 n n a b e n d s d e n 27 t e n N 0 V b r.
Wie ich diesen Brief begann, glaubte ich nichts weniger erstlich, daß noch so
viele Tage verfließen würden, ehe er an Sie abgehen konnte, und dann daß ich ihn
diesseits der Elbe fortsetzen würde. Der Ort, an dem ich die Fortsetzung dieses
Briefes datire, sagt Ihnen schon, welchen Marsch wir seit den letzteren 6 Tagen wieder
machten. Es waren wie gewöhnlich angreifende und zum Theil wieder eigentliche
Nachtmärsche; der angreifendste war von S 0 1 1 a u bis fast nach L ü n e b u r g,
wo wir von Morgens 6 Uhr bis Nachts 1 1 Uhr ununterbrochen auf dem Marsche waren
und am Ende desselben noch das Vergnügen hatten, daß unser Bothe den Weg ver-
lohr und uns in einen von Wassergräben durchschnittenen Birkenbruch führte.
Dieser Marsch war der angreifendste, den wir noch machten, und noch am 2ten Tage
war mein Körper so zerstaucht und gleichsam gerädert, daß ich mich auf dem nun
wieder folgenden Nachtmarsch, wo wir doch schon um 9 Uhr an den Ort unserer
Bestimmung kamen, nur mit Mühe fortbewegen konnte. Jetzt sind wir in Boizen-
burg, und, wie es heißt, noch auf einige Tage, um uns wieder etwas zu erholen. Was
VON AUGUST NEUHAUS. l47
dann unsere Bestinimun.i;" seyn wird, wissen wir noch niclit mit Bestimmtheit; man
vermuthet in Verbindung mit namhaften Kriegeskräften die Steckenitz und das rechte
untere Eibufer von den Franzosen endhch zu reinigen. Die Punkte, M ö 1 1 e n,
B ü c h e n, L a u e n b u r g sind noch besetzt. H a m b u r g und H a a r b u r g
m()chten daher wohl vorerst die nächsten Ziele unserer Operationen seyn, und es
macht uns viele Freude, daß wir endlich einmal solche Ziele mit Bestimmtheit
vor Augen haben. — Bey unserem Durchmarsch durch Lüneburg sahen wir noch die
Ehrenpforte, welche dem Kronprinzen errichtet worden war. Zufällig hielt meine
Compagnie vor seinem Quartier, wo alles zwar den künigl. Gast, doch Einfachheit
verrieth. Ein Bürger versicherte mir bestimmt, daß 12 000 M. Schweden in der
Stadt lagen; 36—50 und mehr Mann lagen in einem Quartier. Die Bürger waren
sehr zufrieden mit ihnen. Man sagte, daß sie sämtlich in einigen Tagen über die
Elbe gehen würden. Gestern Abend war der Kronprinz schon hier an der Elbe, wo
eine Schiffbrücke über dieselbe geschlagen wird, damit leicht schwereres Militär über-
setzen kann; weil sie noch nicht fertig war, kehrte der Kronprinz nach Bleckede
zurück, doch wurde hier schon erleuchtet, weil die Nachricht kam, er würde noch
den Abend hieher kommen. Der Kronprinz soll nach vielfachen Nachrichten be-
sonders gut gegen unser Corps gesinnt seyn. Als er durch Gutemuhlen [Hudemühlen]
(an der Aller) kam lag eben das 3e Bat: daselbst; es paradierte vor ihm; da er erfuhr,
daß es Lützower wären, soll er in die Hände geklatscht und vive Lützow gerufen
haben. Er hat dann dem Bat: ein Geschenk auszahlen lassen, von dem, wie ich höre,
jeder Jäger 1 Sols, jeder Oberjäger 20 Sols bekommen soll, natürlich die Herren
Offiziere haben den besten Theil erhalten. — Der Batterie des Herrn Rittm: Fritz,
welcher viel mit ihm gesprochen haben soll, hat er einen Frd'or und, wie ich höre,
der reitenden Batterie gestern 2 Frd'ors geschenkt. Gestern hat er aber in etwas
mehr Wesentlichem gezeigt, das uns hoffen läßt, er werde auch in der Zukunft unser
Recht vertreten. Unsere gestrigen Ordre waren bis hieher. Wir kamen an und
glaubten nichts sicherer als in erholende Quartiere zu kommen. Dörenberg war
(und ist noch) Commandant der Stadt, dieser muthete uns erst wieder zu, daß wir
in der Nacht noch 2 M. [eilen] marschiren sollten; da ihm aber vorgestellt wurde, daß
dieß ganz unmöglich sey, so wieß er in der elendesten Vorstadt jedem Bat:incl. Staab
und Offiziere 4 kleine Häuser an, so daß 150 M. in ein Häuschen kamen, wo kaum
die Hälfte stehen konnte. Schon sobald er dieß dem Staabsquartiermeister zugemuthet
hatte, war eine Stafette an den Kronprinz abgegangen und nach Zurückkunft der-
selben zeigte sich, daß die russisch-deutsche Legion auf Befehl des Kronprinzen uns
z. Theil hatte Platz machen sollen. Dörenberg aus Achtung und Liebe zu unserm
Korps hatte uns nun in die für sein Korps bestimmten schlechteren Cantonirungen
schicken und sein Korps, welches z. Theil sich schon seit Wochen hier gepflegt, noch
länger hier liegen lassen wollen. Der Kronprinz soll sich sehr unzufrieden über Dören-
berg deßhalb geäußert haben, und noch den Abend mußte die russisch-teutsche
Legion ausrücken, und wir kamen am Abend in die Quartiere. Es war auch nöthig,
daß es so kam, die Unzufriedenheit unserer Leute war auf das höchste gestiegen,
und wir hätten gewiß in dieser Nacht mehr als 100 durch Desertion verlohren; dieß
ist aber, was die Chefs anderer ähnlicher Korps wollen; denn überall umschwärmen
uns Werber, und es ist merkwürdig, daß bey allen Strapazen, bey allem drückenden
11*
148 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WIl.HFI M AUGUST FRÖBEL.
Mangel die Liebe der Leute zum Korps doch so sehr ,i;rol,i isL dal,! uns verhält niBuKil.ii.t;'
nur \veni,i;e und ,i^n)LUentheils nur die Schlechteren desertirl sind. Sie wünschen
alle, wenn nicht ein Hoi'tnun,i;'sstrahl sie erquickt, daü es noch einst ^ut, recht i;ut
mit uns i^ehen werde. Dann wünsclien sie alle nicht, nicht mehr im Korps zu seyn,
allein desertiren wollen sie doch nicht. — Jetzt hoftt das Korps viel vom Kronprinz
und vom König; der Himmel gebe, daß das arme, so oft getäuschte Korps nicht
abermals getäuscht werde. Dann wenigstens wäre die Geduldsprobe auf das
Höchste gestiegen. Zunächst sehen wir jeden Tag den Operationen zum wirk-
lichen .Angriff des Feindes entgegen. Der Kronprinz soll uns. wenn wir in dieser
Operation und bey Hamburg alles unsere thun, mehrere Wochen Lrholung in
.Altona versprochen haben. Man sagt den Leuten viel, wer kann bestimmen, was
w a h r ist.
ich freue mich sehr, daß Sie meinen Entschluß, vom Korps zu gehen,
nicht tadelten so wie mein Handeln dafür; auch die Folge des beym Korps und
meinem Bataillon Vorgefallenen rechtfertigte es. Bald nach Abgang jenes Briefes
nämlich forderten zwar einzelne, doch in Zeit von kaum 2 mal 24 Stunden nicht
nur sämtliche Büchsen jäger des Iten sondern auch des 2ten Bat: ihren Abschied.
Die Folge davon vereitelte die unsern Herrn Korps -Chefs sehr gelegen kommende
Ordre, nach Celle zu marschiren, wo man uns als bestimmt sagte, daß es ununter-
brochen bis Münster, Wesel gehen würde. Niemand vergißt auch das gößte Un-
gemach, wenn es überstanden ist, und wenn sich ihm eine heitere Zukunft, die Ver-
gangenheit leichter, und ich möchte sagen augenblicklich, als der Soldat. Neue
Hoffnung, längst erwünschte Thätigkeit für ein bestimmtes Ziel, und dieses Ziel:
Westphalen, der Rhein, und alles Abschiednehmen war vergessen. Allein ehe diese
Marsch-Ordre kam, beruhigte mich während mehrerer Tage zwischen dieser und der
Abschiedseinreich ung, der schon früher von mir gethane Schritt, denn ich hätte
nicht gewußt, was ich ohne denselben hätte machen sollen, wenn nicht nur der größte
und beste Theil der Comp: sondern sogar mehrere Offiziere ihren Abschied erhalten
hätten, um welchen letztere auch sehr bestimmt nachsuchten. — Daß ich aber bis
jetzt meinen Abschied vom Korps noch nicht erhalten habe, ist mir — wie Sie schon
ganz richtig vermuthen, sehr lieb. Bey dem neuen Verhältnisse unseres Korps zum
Kronpr: will ich wenigstens noch einige Zeit abwarten, was mit ihm werden, was es
thun würde, denn es ist wahr, es würde mich tief schmerzen, wenn unser Korps
irgend etwas namhaftes leistete, an welchem ich nicht auch Antheil genommen hätte.
Und so fesselt uns Freye — wenn es nur nicht gar, gar zu schlecht bey uns dem Korps
geht — eine unerklärliche Liebe an dasselbe; jeder der Guten, selbst ganz Gemeinen
seufzt, was könnte mit diesen Menschen aus dem Korps werden, wenn — tüchtige,
an Geist und Gemüth gebildete, unter sich übereinstimmende Chefs an der Spitze
unseres Corps stünden. So angenehme Hoffnungen uns aber auch jetzt von der
Zukunft unseres Corps umschweben, so bitte Sie doch, das einmal bey dem Militär-
Gouvernement Eingereichte fortwirken zu lassen. Nach meiner vielfach im Leben als
wahr erprobten Überzeugung sollte jeder Schritt, wenn er einmal geschehen ist,
ausschließend geschehen, denn er bewirkte etwas, was in diesem Augenblick aus-
schließend geschehen sollte; deßhalb lasse ich gern, was einmal dem Schicksal über-
geben ist, ruhig in demselben fortwirken.
VON AUGUST NEUHAUS. 149
Die mir durch Ihre und des H. Staatsr: S. .trewordene namhafte Uiiterstützun,t!:
hat mir mehr als Freude .gemacht, sie liat mich, wie Ilinen schon diese Blätter sa.^ten,
aus Verle,i;enheit, aus bedeutender Verlegenheit gerissen. Hs war schon weit mit
mir gekommen, denn meine Unterkleider waren gleich denen meiner Kameraden
schon ziemlich lebendig geworden, und es schien bald, als wenn diese nie erwartete
Hinquartierung mächtiger als ich werden wollte. Wie war es aber auch anders bey
den Mengen, in welchen wir zusammengelegt wurden, m(")glich. Ob ich gleich durch
Anschaffung ganz neuer Unterkleider kräftig dagegen wirkte, so half dieß doch nicht,
da ich nicht zugleich Pflege des Körpers und Reinlichkeit damit verbinden konnte.
Erst seit den letzteren Tagen, seit welchen ich Oberjäger bey der '^en Comp, des
Iten Bat: bin, lebe ich in dieser Hinsicht wieder als Mensch, weil man als solcher
doch wenigstens einigermaßen der Reinlichkeit pflegen kann. — Was ich ihnen jetzt
noch gestehen muß, damit werden Sie nicht zufrieden seyn, doch es war eine Folge
meiner eben gedachten Lage. Eben als wir Bremen genommen hatten, war jene
Lage bey mir auf das Größte gestiegen : wir kamen zwar nicht nach Bremen, sondern
wurden nach Ottersberg verlegt, allein da ich aus der Schweiz her einige Kaufmanns-
häuser in B. kannte, und da wir dort nichts sicherer glaubten, als über die Weser
vorzudringen, so konnte ich mir nicht anders helfen, als mir durch Urlaub nach
Bremen die Benutzung jener Bekanntschaften mciglich zu machen [Es folgen
Ausführungen über Geldangelegenheiten.]
Bl. M a r s c h k a 1 e n d e r.
27. Nov. Rast in B. Brief an Prof. Weiß.
28. — . Brief an Prof. Weiß. Ausmarsch nach Gerrum [Gehrum] an der Steckenitz.
Die Schweden rücken in Boitzenburg ein. Wir kommen auf Vorposten an
der Steckenitz.
*
G. N. S o n n t a g a m 2<S t e n <) b r. lo Uhr V o r m i t t a g s.
Eben erhalten wir wieder Ordre zum Ausmarsch, doch nicht, um weil von hier
zu gehen. Sämtliche Lützowsche Infanterie wird nämlich an die Steckenitz nach
der Horst und in die Gegend von Buchen auf Vorposten kommen. Die Schweden
werden heute hier von Lüneburg einrücken. Wie man bestimmt hofft, muß in den
nächsten Tagen hier etwas vorgefallen seyn.
Dr. Berclit. welcher eben bey mir ist, läßt Sie auf das herzlichste grüßen, er
hätte Ihnen gern längst geschrieben, hätten es die Umstände erlaubt. Ein gewisser
Dr. Eiselen aus Berlin, ein ausgezeichneter Mann, ist Mitoberjäger bey meiner Comp:
Der Herr Geh: Rath Beust ist Ordonanzoffizier beym Kronprinzen.
Die Zeit drängt mich. Den herzlichsten Dank nochmals für Ihren Brief und
das mir Überschickte. Den Herren Savigny und Herrn Staats- R. S. sage ich für
ihre so thätige Theilnahme herzlichen und gehorsamsten Dank. — Leben Sie recht,
recht wohl. Ihr innig dankbarer Freund
A. Fröbel.
Briefe addressieren Sie vor der Hand gefälligst immer über Ludwigslust.
150 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
Bl.
2Q. Nov. Riist in Gorruin.
30. Nov. RiL^t in Gerruni. Pulrouillc.
Mittw. 1. Dec. Die Franzosen haben in verflossener Naeht Lauenlniru' und die
Steckenitz verlassen. Wir rücken über die Sleckenitz naLli i^auenburi;' etc.
vor. — Marsch bis Sclmakenbeck. W^ir z. T. im Quartiere in 2 einzelnen Häu-
sern dicht an der Hlbe.
2. — . noch Standquartier in Schnakenbeck.
3. — . Abends 6 Uhr Abmarsch nach 11 o h e n h or n
4. — . Rast in H.
5. — . Nachmitta,i;s .Abmarsch über die B i 1 1 [e] und H s c Ii e b u r ,t;- nach Raus-
dorf, dem ersten d ä n i s c h e n Dorfe. Einige Bauern haben ihre Häuser
verlassen. Alles wird von den Schwarzen in denselben als gute Prise erklärt.
6. — . Nachmittags Marsch nach Sylbeck und von da zurück nach Lütgensee
7.— 9- Rast in L.
Lütgensee 0 h n g e f ä h r 2 M. v 0 n O 1 d e s 1 o h e, auf d e r S t r a ß e
V o n Ha m b u r g n a c h L ü b e c k a m 8 t e n D e c. I813.
Seit ich Ihnen, hochverehrter Herr und Freund, das letzte mal aus Boizen-
burg (den 28sten v. M.) schrieb, hat sich besonders für den gemeinen Soldaten die
Lage unseres Korps sehr verändert; denn seit ohngefähr 4 Tagen stehen wir in
Feindesland d. i. im Hollsteinschen, und mir zeigt sich nun eine neue und leider die
traurigste und abschreckendste Seite des soldatischen Lebens, die ich nur vom Hören-
sagen kannte; es ist diese, wo der Soldat alles als sein Eigentum betrachtet, was
seine Augen nur sehen und wornach seiner Habsucht nur gelüstet. Die physischen
Leiden, die durch Strapazen und Entbehrung herbey geführt worden, sind oft sehr
drückend und hart, aber wie weit lieber will ich sie ertragen als immer von Hand-
lungen umgeben werden, gegen welche sich das ganze Innere empört, und diese Hand-
lungen zum Theil von Menschen verübt zu sehen, die uns untergeordnet sind, und
denen man dennoch nichts sagen darf, denn — es ist Krieg, und alles, was geschieht
ist eine — ganz natürliche Folge des Krieges, gegen welche daher auch als solche
nichts zu sagen ist. In mehreren Orten haben die Bauern Haus und Hof verlassen,
gewonnen aber haben sie sicher dadurch nicht, denn nun betrachtete sich der Soldat
als Herr von allem. Ach, der t e u t s c h e Soldat, den ich in unserm Korps nun kennen
lernen muß, giebt in seinem Betragen gegen T e u t s c h e den Franzosen wahrlich
nichts nach, ob letztere gleich immer der Maßstab sind, welche sie noch nicht er-
reicht glauben. Besonders hat sich gestern ein gewisser Schiller von der 5ten Comp.
4. B., dessen Vater sehr wohlhabend und in Berlin Seidenfabrikant seyn soll, höchst
niedrig und widernatürlich betragen. Zum Tummelplatz seiner Schlechtheit erwählte
er benachbarte nicht von Militär besetzte Orte; die allgem: Stimme selbst der ge-
meinen Soldaten hält ihn für straffällig; ob sie ihm aber werden wird, muß die
nächste Zukunft lehren. — In dem Dorf, worinne wir jetzt liegen, haben die Bauern
ihre Häuser zwar nicht verlassen, doch ist das Dorf so wie überall sehr menschenleer,
leer besonders an wehrbarer Mannschaft, und es scheint, als habe sich diese besonders
VON AUGUST NEUHAUS. 151
geflüchtet. — Seit } Wochen ist im Hollsteinschen der Landsturm aufgeboten und
organisiert worden. Piken und andere Waffen, Munition und Monturen sind in
verschiedenen Mengen gefunden worden, und das Finden dieser gab nun den Sol-
daten eine Scheinerlaubniß, alles zu durchsuchen, alles zu erbrechen. — Ob der
Kronprinz mit diesem Betragen seiner Lützower zufrieden seyn wird, wenn er es hört,
daran zweifeln wir sehr. Mögten bald von oben herab die strengsten Maßregeln
ergriffen werden, damit wir nicht ganz verwildern, nicht zu dem herabsinken, wofür
uns französische Blätter längst erklärten; denn was läßt sich leider nicht von höchst
laß gezügelten Menschen erwarten, denen so vieles dringende fehlt, was der Soldat
mit Recht fordern kann. Nur höchst langsam geht es mit der Befriedigung der Be-
dürfnisse des Korps, immer werden Versprechungen und Hoffnungen aufgehäuft,
aber sehr sparsam erfüllt. Als wir in Boizenburg waren, wurden uns 2 M o n a t e
Sold versprochen; nachdem nun endlich etwas ausgezahlt wird, sind es zwey Trakta-
mentstage, d. h. auf 20 Tage (nämlich bis zum 20sten August). Dieß trägt jedem
Flintenjäger 10 Gr. 8 pr: Courr:, was kann er sich dafür anschaffen.^ — Im Depot
sollen mehrere 1000 Ellen schwarzes Tuch zu Monturen längst angekommen seyn,
doch haben die Soldaten erst nur wenige Paare Hosen erhalten. — Aus diesen sehen
Sie, daß sich es zwar in etwas, doch nur sehr wenig mit dem Korps gebessert hat.
Daß 0 1 d e s 1 0 h e so wie Lübeck in unseren Händen ist, wissen Sie schon,
sowie daß das Hauptquartier des Kronprinzen in Lübeck ist. Unser Vorrücken
geht, seit wir im Hollsteinschen sind, zwar langsam aber hoffentlich desto sicherer.
Die Truppenmasse, welche sich dießseits der Steckenitz und wohl schon der Bill
befindet, muß sehr bedeutend seyn. Da wir am 2tenDec: in Schnakenbeck hinter
Lauenburg an der Elbe standen, stand das g a n z e Woranzow'sche Korps in Lauen-
burg, welches uns ohne Zweifel nun gefolgt seyn wird und sich vielleicht gegen E s c h e-
b u r g u nd B e r g e d o r f hingezogen hat. Das ganze Lützowsche Korps, welches
von Schnakenbeck nach Hohenhorn, von da nach Wittshafen und Rosdorf gegangen
ist, steht seit vorgestern in hiesiger Gegend; unser Staab liegt in Syck, dem Dorfe,
in dessen Nähe vorgestern frühe die Dänen einen Überfall wagten und einige 100 M:
Kosacken nebst 16 unserer Reuter und Lieute: und 16 Jäger (Patrouillen) zu Ge-
fangenen machten. — Außer diesem Vorfall ist unser bisheriges Vordringen ohne
alle Stöhrung gewesen, und wir leben der sichern Hoffnung, daß wir bald in Ham-
burg und Altona einrücken werden, denn die Truppenmenge, welche bey Lübeck
und weiter hin steht, kann nicht anders als groß seyn, denn sehr viel Schweden kamen
über die Elbe, welche sich größtentheils längs der Steckenitz zogen. — Das Wetter,
was wir jetzt haben, ist in Rücksicht auf die sumpfigen Gegenden doppelt schlecht,
denn es ist ununterbrochen regnerisch und neblicht, nur Anfangs dieses Monats hatten
wir einige Tage Frost. —
[Folgen längere geognostische Ausführungen.]
Sollten wir Hamburg einnehmen, und sollte sich dann der Kronprinz
vielleicht mit der ganzen unter ihm stehenden Kriegsmacht gegen Dänemark wenden,
dann, verehrter Herr und Freund, habe ich nicht Neigung, so wie viele meiner Be-
kannten länger Soldat zu seyn. — Der Zweck, warum wir Krieger wurden, hört
dann auf; was hat uns Dänemark gethan, und warum sollen wir um Schwedens
Privatinteresse willen noch einen Theil der köstlichen Lebenszeit verliehren ? —
152 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AlICUST I ROREL.
Wie 1111.^ 1 lollnun.i;' .i^cinuLiil ist. sollen wir luicli der WVi^nalimi' xoii Ihmilniri;'
und AlloiKi mehrere Wochen Ruhe hiiben; werden Sie es mir wohl übel deuten, wenn
ich jene Zeit dann darzu anwende mich eines Verhältnisses zu entheben, in welchem
ich keine der auf mir ruhenden Ptlichten erfüllen kann.
Dal.l ich dann für meinen Ab,i;an,i;' vom Militär nicht eher wirken werde, bis
es die bessern und besten meiner militärischen Bekannten auch billi.i^en und den-
selben Schritt mit mir thun. werden Sie i^ewiü überzeu,t,'t seyn; doch sich län,i;er,
als iiöthi.i^ ist. dem Studium der Wissenschaften entziehen, ist ,i;ewi(,{ ebenso sehr mehr-
seitiges Verbrechen, als seinen Arm und Thatkraft zur Zeit der Noth dem Staate
zu entziehen. —
Sie werden diesen Brief durch die (jüte des H. Öberjä.^er Bellermann. Sohn
des Herrn Director Bellermann am grauen Kloster, erhalten; er wird in einiger Zeit
zum Korps zurückgehen; sollten Sie so gütig seyn und mich mit einigen Zeilen er-
freuen wollen. S(^ wird er sie mir sehr gerne überbringen. —
Von Herzen wünsche ich Ihnen recht vergnügte Feiertage, so wie d. H. Pro-
fessoren Marheineke und Zeuner. A. Fnibel.
* *
*
Bl. Mar s c h k a 1 e n d e r.
10. Dec. Marsch über Sylbeck und Ahrensburg nach Delingsdorf. die 3. Comp, mit
Kanonen.
11. — . Marsch nach Ahrensburg.
12.— 14. Rast in Ahrensburg.
IS. — . Marsch nach Mellingstädt über Brachstädt.
16.— 19. Rast in Mellingstädt.
18. — . Brief an Prof. Weiti, am 20. bestellt.
G. N. M e 1 1 i n g s t a e d t auf der rechten Seite der Aller
[Alster], 2M. von Hamburg 2^4 M. von Altona am I8ten D e c b r. I813.
Wie ich Ihnen theuerster Herr und Freund von Lütgensee ausschrieb, ist unsere
Bestimmung wirklich Hamburg und Altona; seit ohngefähr 3 Tagen steht das Iste Bat;
in dem oben genannten Dorfe und das ganze Korps in der hiesigen Gegend umher.
Es scheint, daß wir [!] zum weiteren Fortrücken nur noch die Ankunft von den eigent-
lichen Belagerungstruppen von Hamburg erwartet zu werden, welche ein russisches
Korps (20 m Mann) und schon vor einigen Tagen in Boizenburg angekommen ist,
und nunmehr wohl vor Hamburg angekommen seyn kann. — In diesem Augenblick
(Mittags) hört man sehr bedeutend und aus sehr grobem Geschütz von Hamburg
her kanonieren; es scheint also, daß der Tag der Entscheidung nun wohl nächstens
herbey kommen wird. Die Besetzung von Hamburg wird höchstens auf 20 mMann
geschätzt, worunter 7 m Nichtstreitbare seyn sollen. Vorgestern früh wurden 2 .41-
tonaer Bürger auf dem Piket, auf welchem ich eben stand, eingebracht, welche aus-
sagten, daß in Altona eigentlich weder dänische noch französische Besatzung stehe,
sondern sich in der Stadt blos 30 Dänen befinden sollen, die aber die Stadt, weil
VON AUGUST NEUHAUS. 153
.sie von den alliirten Truppen .i;anz ein.tceschlossen ist, nicht mehr verlassen k()nnen.
Die Waclie wird von Bür,t;:ern ,i,^ethan. Unsere Vorposten standen an jenem Ta^^e
schon bis blos 14 St: von Altona und etwas weniger weiter von Hambur.i;'. Das hier
verbreitete Gerüchte, daß Rendsburg: und Glückstadt in den Händen der Alhirten
seyn soll, war auch schon in Altona. — Der das Bela,!^^erun,t;:skorps von Hamburg
kommandiren sollende General soll Tonstoy seyn. — Was das Leben unseres Korps,
meines Bat: und meiner Kompanie betrifft, so ist es im Allgem: noch das im letzteren
Briefe von Lütgensee beschriebene. Die Bauern haben hier noch fortdauernd häufig
ihre Häuser mit ihrer ganzen Familie verlassen; daß in einem solchen Hause alles
als gute Prise erklärt wird, ist natürlich, und selbst das Eingegrabene wird wo nniglich
ans Tageslicht gefördert. Das Traurigste ist, daß einige Bauern ihr gesamtes Vieh
im Stiche gelassen haben, welches nun ohne alle ordentliche Pflege da steht und Gefahr
leidet, Hunger oder Durst zu sterben, wenn nicht zufällig eine soldatische Gut-
müthigkeit angeregt wird. Die Bauern sollen übrigens ihre besten Sachen fort-
gebracht haben, was auch das beweist, was von den Soldaten Beute gemacht wird. —
Wir leiden etvv-as Mangel an Salz. Unser Leben ist wild und rauh; wir sind zwar,
wenn auch in großen Mengen, 20 — 60 und mehr, einquartirt, müssen aber dennoch
beständig im Allarmhause seyn, wo völlige Verwüstung herrscht.
immer mehr und bestimmter spricht sich bey Mehreren im Korps, die sich
früher dem wissenschaftlichen Leben widmeten und ferner zu widmen streben, der
Wunsch aus, daß ihr soldatisches und militärisches Leben bald beendigt seyn möchte.
Auch meine Freunde bey der Kompagnie hegen diesen Wunsch, wirken für dessen
Erfüllung oder suchen wenigstens mit Bestimmtheit zu erfahren, ob und unter welchen
Bedingungen Studirenden der Abschied ertheilt wird.
Da das militärische Leben besonders während eines Feldzuges unaussprechlich
gewinnt oder verliehrt, ob man es mit oder ohne gute Freunde und hauptsäciilich
vereinigt mit einigen Gebildeten verlebt oder nicht, und da viele Lagen in demselben
als drückend und unerträglich erscheinen, wenn das letztere Statt findet, so habe
ich und meine Freunde uns entschlossen, daß wir wo möglich unsere Lage immer
gemeinschaftlich verändern wollen. Meine Freunde, mit denen ich zugleich als
Oberjäger bey der Uen Kompagnie stehe, sind Bauer, Student der Theologie aus
Berlin, und Dr. Eiselen, Historiker, Sohn des Bergrath Eiselen aus Berlin. Durch
eine jüngste Aufforderung des Predigers Grell an Bauern, sogleich vom Lützowschen
Korns Abschied zu nehmen und in der B — sehen Landwehr einzutreten, ist unser
Vorsi.tz in neue Thätigkeit gesetzt worden. Herr Prediger Grell hat nämlich an
Bauern geschrieben, daß er selbst mit dem Herrn General von Brauschütz gesprochen,
ur.d ihm dieser gesagt habe, daß jetzt mehrere Offizierstellen bey der Landwehr
zu besetzen seyen, und daß es Bauern als Studirenden etc. nicht fehlen könne, sobald
er nach B— komme, in eine derselben einzutreten.
Da wir nun aber alle Drey wünschen, w e n n e s a n d e r s n i c h t e n t-
e h r e n d i s t, und wenn noch mehreren andern, besonders Studirenden der Ab-
schied vom Militär g e r n und mit des Königs Bewilligung ertheilt wird — wenigstens
zu Ausgang des Winters oder gegen Ostern vom Kriegsdienst dispensiert zu werden,
so hat auch Bauer den Antrag seines'Freundes, des Herrn Predigers Grell, nicht un-
bedingt angenommen, weil wir nämlich alle drey fürchten, daß uns. wenn wir jetzt
154 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
erst wieder in neue militärische Verhältnisse treten, dieß den Abschied vom
Militär erschweren, und daß man uns der Unbeständii;keit etc. beschuldigen mö,i,^e;
Bauer hat deßhalb den Antra.i^' seines Freundes auch nicht unbedin,i;t an,t;en()mmen.
weil wir. wenn letzteres der Fall seyn sollte, lieber bis zu Fnde beym Korps aushalten
wollen, sondern denselben gebeten, ihm zu schreiben, ob besonders Studirende jetzt
schon vom Militär den Abschied zu hoffen hätten, und ob das Versprechen des Königs
in dessen erster Aufforderung an Preußens wehrbare Mannschaft: daß nach ein-
jährigem Kriegsdienst Entlassung von demselben zu erwarten scy, in Ausübung
gehen und in Kraft bleiben werde.
Eben verbreitet sich von unserm Chef der Infanterie aus die Sage, daß wir
vielleicht noch früher, ehe Hamburg fällt, aber sicher hernach nach Holland gehen
würden, welche Sage durch Maßregeln, welche genommen werden sollen, große Wahr-
scheinlichkeit erhält. Bauer sagt mir, daß er deßhalb an seinen Freund Grell ge-
schrieben und ihn gebeten habe, ihm etwas Bestimmtes zu verschaffen, worauf er
mit Sicherheit den Abschied vom Korps fordern und Eintritt in die Landwehr als
Offizier zu erwarten habe; er meint, daß da noch 4 Monate bis zu Ablauf unseres
militärischen Dienstjahres wären, und wenn es noch Königs Wille sey, den ein Jahr
Gedienten Studirenden den Abschied zu ertheilen, daß dann unser Eintritt in ein
neues militärisches Verhältniß unsern Abschied nicht erschweren könne. Sollte
aber vielleicht gar noch vor Ablauf eines Dienstjahres der Abschied vom Militär zu
erwarten seyn, so glaubt er dieß am besten in B — , wohin er sich nach von Brau-
schütz Bestimmung stellen müßte, persönlich betreiben zu können.
Ähnlich hat Dr. Eiselen an seinen Vater geschrieben. Auch ich bin deßhalb
so frey, hochverehrter Herr und Freund, nochmals freundschaftlichst und herzlich
zu bitten, mir, wenn es möglich seyn sollte, die Papiere zu verschaffen, zu welchen
mir ihr letzterer gütiger Brief Hoffnung machte. Sie haben vollkommen recht, daß
diese Papiere meinem Handeln eine Freiheit geben würden, die ich jetzt wohl zu
haben wünschte, denn Sie werden mit mir fühlen, daß es mir mehr als unangenehm
sein müßte und würde, getrennt von meinen Freunden in meinem jetzigen Verhältniß
zurück zu bleiben.
Über unser Korps, dessen Geist und Wirken, dem Geiste und Wirken unserer
Chefs sage ich nicht ein Wort, da mir des Herrn Predigers Grell Brief an Bauern
zeigt, daß alles und unsere Lage in B — hinlänglich gekannt ist. Es scheint sehr
einladend zu seyn, Holland und die Städte Rotterdam und Amsterdam etc. als
Zugabe zu unserer militärischen Laufbahn zu sehen, aber leider haben wir beym
L— sehen Korps Stehenden dazu wenig oder gar keine Hoffnung; wir sind in unsern
bisherigen Verhältnissen immer zurückgesetzt worden; wenn andere Truppen in
Städten lagen, mußten wir in elenden Dörfern liegen, und zeigte man uns eine Stadt,
so mußten wir sie schnell genug verlassen; sollten wir nun erwarten, daß wir den
sich viel versuchten Bülowschen Truppen in Zukunft gleich gesetzt werden sollten ?
Übrigens überlasse ich Ihnen ganz zu thun, was Sie nur immer für gut finden,
da ich zur Genüge überzeugt bin, daß Sie nur mein Bestes und in weit höherem Grade
wollen, als ich verdiene. — Briefe bitte ich nach Ludwigslust zu addressiren. — Die
heutige Kanonade war eine starke Recognoscirung von Gr. Beningsen bei Hamburg.
Mit ausgezeichneter Hochachtung A. Fröbel.
VON AUGUST NEUHAUS. 155
Bl. M a r s c h k a 1 e n d e r.
20. Dec. Abmarsch über Langenhorn, Poppenbüttel nach Niendorf. Abends 9 Uhr.
21. — Morgens früh 5 Uhr Ankunft in Niendorf.
22. — . Dienstlos in Niendorf.
Donnerstag den 23. — . Auf dem äußersten Picket beim Dorfe Lockstädt.
24. — . (Heiliger Abend.) Dienstlos in Niendorf. Brief an Prof. Weiß.
G. N. N i e n d o r f 1 Vo S t. v 0 n H a m b u r g a u f der Straße
V o n Pinne h e r g d a h i n a m 24. X b r 1813-
Wie die Überschrift sagt, rücken wir Hamburg und Altona immer näher,
doch scheint es noch ziemlich lang zu dauern, ehe wir, besonders in die erstere Stadt,
einrücken, und es ist sehr zu bezweifeln, aaß w i r, die Lützower, in eine von beiden
Städten hinein kommen werden; denn immer lauter wird das Gerüchte, und selbst
Lützow soll ausgepsrochen haben, daß wir bald nach dem Rheine zu gehen werden;
der Sage nach soll er sich das Großherzogthum Berg für sein Korps vom Kronprinzen
zur Cantonirung erbeten haben. Es heißt, daß wir vor hier dahin abgehen werden,
sobald als Beningsen (nicht Tonstoy, wie ich im vorigen Briefe schrieb) mit seinem
Korps (22 m M. stark) vor Hamburg angekommen seyn wird, was, wie es heißt, schon
in Ahrensburg seyn soll.
Seit 3 Tagen steht das 1 ste Bat: hier auf dem äußersten Vorposten. Ver-
flossene Nacht hatte ich das Vergnügen, eines der äußersten Pickets von 30 M: zu
commandiren; die äußersten Posten desselben standen unmittelbar den äußersten
Posten des Feindes gegenüber, nur einmal in der Nacht wurden wir jedoch allarmirt,
wo ich mit meinem Picket ausrückte, doch wurde es bald ruhig, und ich bekam weiter
nichts zu thun, was mir wirklich leid that. — Heute rückt unser ganzes Korps in die
nächsten hiesigen Ortschaften ein.
Vorgestern schon stand ich auf Picket, jedoch nicht weit vom Orte, und seit
jenem Tage haben wir hier das Traurige ja Empörende der Auswanderung vieler
Bewohner Hamburgs, wovon Ihnen die öffentlichen Blätter schon Mehreres gesagt
haben werden. Jedoch nicht alle Ausgewanderten waren über Davousts Befehl
traurig; die jungen Leute freuten sich, daß sie nun der vielleicht möglichen Noth-
wendigkeit gegen und wider ihre Überzeugung fechten zu müssen, nun entgangen
sind, dagegen wollten viele derselben Dienste in unserem Korps nehmen, sind aber
an die hanseatische Legion gewiesen worden.
Nach einer Bekanntmachung von Hogendorp, Kommandeurs von Hamburg,
sollen nicht nur in den ersten Tagen alle Häuser des Hamburgerberges (deren Zahl, wie
mir einige Hamburger versicherten 1000 seyn soll) sondern auch alle Häuser, die sich
in einer Entfernung von 600 Schritt einer neuen Schanze, der Sternschanze befinden,
niedergerissen werden. Diese Bekanntmachung habe ich selbst gelesen, so wie die,
daß bestimmte Bewohner Hamburgs, die sich nicht auf 6 Monate, das ist bis Juni
k. J. verprofiantiren k(")nnen, die Stadt meiden sollten. Tage und Stunden des Aus-
marsches, an welchem die Thore der Stadt in dieser Hinsicht geöffnet würden, waren
genau bestimmt. Doch soll dieser Befehl wenigstens in der ersteren großen Aus-
156 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH W 1 1 H[:i M AlUiUST rRÖBEL.
dehiuiu!; widcrrul'eii scyii. weil so viele, besonders jun,i;e streitbare Miiiiner die Stadt
mit Treuden \erlassen hätten. Jedoeli sa.^ten ,!;estern Aus.uewanderte, daü ^f^^tern
11 000 Juden die Stadt hätten verlassen müssen. Inwiei'erne diese Sa,t,^e ,i!:e,u;ründet
ist, werden Sie luuii Lesung' dieses Briefes am besten aus den Zeitun,i,^en beurtheilen
können.
\on der tranz()sischen Besatzung;' sa,i!,en die Aus,i;e\vanderten in Bezu.i; auf
Kraft und Muth für sie niehts Vortlieilhaftes; der ,i;emeine Iran/ösische Soldat soll
muthlos und blassen Gesichtes einherkommen; die holländischen da,ue,s,'en sollen
sich der Zeit freuen, wo sie die Waffen für ihre Überzeu,i;un,i;' tra,t;en k()nnen. Der
Kommandant Hogendorp. auch ein Holländer, soll sich aber ,i;anz anders, besonders
sehr niedrii;" betrai^en haben und noch betra,ü;en. E:ine jün.^ste Äußerun^^ von ihm
z. B. ist: den Hambur,<ern werde nichts .gelassen werden als jedem seine 2 Au,i;en,
damit sie ihr Elend nach dem Abmarsch der Franzosen beweinen kiMmteii. Hine
frühere Äußerun.i;- beim Hinmarsch der Franzosen und Ausmarsch der Russen in BezuK
auf das Verhältniß der letzteren zu den Hambur,t;ern stimmt ,v'anz damit überein,
ist aber .uar zu niedri,s;\ als daß sie einer schriftlichen Überlieferuni;- erlaubte
Die Tyranney der Befehlshaber in Hambur.y: soll ,t,^anz außerordentlich seyn.
Aller Handel hat aufgehört. Die Börse ist ganz mit Brettern zugeschlagen,. Dk
g a n z e Bank, nicht blos 700 000 Mark, ist in Beschlag genommen worden mit allem
geprägten und ungeprägten Silber und Gold; um die Wegnahme des letzteren zu
bemänteln, sind die Silberbarren mit Stempeln vom Jahr 1809 zu Gelde geprägt
worden. — Die Brücke, welche von Hamburg nach Harburg führt, soll ein ganz vor-
treffliches Werk der Baukunst seyn; ein vollkommener Steindamm läuft in der
Mitte längs derselben hin; allein auch dieses Werk verdankt seine Hntstehung der
Erpressung, alles Holz ist dazu in Hamburg in Beschlag und einem Privatmann
wurden allein für 300000 Mark Holz weg genommen. Jetzt ist das Holz, beson-
ders Brennholz in H.— sehr rar; was sagen Sie nun zu folgender Handlung der
Befehlshaber, welche mir ein Ausgewanderter erzählte. Um die Befehlshaber zu
erwärmen und ihnen Speise zu kochen, müssen jetzt die Holzstäbe abgeliefert werden,
deren Gebrauch ist, Reife um große Tonnen zu machen; ein jeder solcher Stab
kostet dem Besitzer 2—3 Mark (d. i. 18 Gr. — 1 Rth. 3 Gr. Courr:). als Brenn-
holz geschätzt hat jedoch jeder derselben blos 6 i^ Werth. Beym Herausgehen
des gedachten Auswanderers wurden 3 Wagen voll derselben vor dem Hause
des Kommandanten abgeladen und zum Brennen zerschnitten. Daß bey einer
solchen Behandlung die Hamburger sich sehr nach unserer Gegenwart sehnen, ist
wohl sehr natürlich. Ein Hamburger, ein Handwerker mittlerer Klasse, sagte
zu den Leuten auf meinem Picket: wir haben schon viel für die Deutschen zu-
sammengeschossen, wir sind jetzt sehr arm, allein seyn sie versichert, rücken sie
bey uns ein, wir werden noch so viel für sie zusammen bringen, daß sie damit
zufrieden seyn werden.
Die Franzosen haben vor uns, etwas links, Epsdorf [Eppendorf] besetzt; Nachts
senden sie ihre Patrouillen bis Lockdorf (Lokstedt ?], vor welchem des Tages unser
Picket steht, das sich des Nachts hinter dasselbe zurückzieht. Die Besatzung von
Hamburg soll nach aller Aussage 20—25 000 Mann stark seyn, die Besatzung von
Haarburg 7000 Mann.
VON AUGUST NEUHAUS. 157
Hoffentlich haben Sie meinen jün,t;sten Brief aus Mellin.s^städt vom IHten d.M.,
welchen icli den 20sten daselbst auf die Feldpost ,uab, erhalten, wenn Sie diesen er-
halten haben werden, ehe Herr Eiselen wieder von Berlin abgereist sein wird; deßhalb
beziehe ich mich in Rücksicht der Lage unseres Korps ganz auf denselben, und den
aus Lüttgensee durch den Oberjäger Bellermann an Sie abgesandten Brief.
Durch einen Parolebefehl vom Kronprinzen ist, dem Himmel sey Dank, den
freywilligen Requisitionen, Plünderungen, eigentlich wirklich Räubereien zum großen
Theil Einhalt gethan worden; es war aber auch hohe Zeit, sonst würde, bey dem
uiü^estimmten, charakterlosen schwachen Betragen vieler Obern dabey, bald bis auf
leise Spuren, die Subordination aus dem Korps verschwunden seyn. — Das Handeln
nach dem einmal bestimmten positiven Gesetz als unbedingt von dem Verstand
bedingt, was mir das militärische Leben so lieb und selbst dem strebenden Manne
würdig zeigte, dieses Handeln, was in der militärischen Sprache Apell (Handeln nach
dem Wort, Gehorsam aufs Wort als unbedingten Ausspruch des absoluten Gesetzes)
heißt, fehlt leider bey unserm Korps in hohem Grade, und scheint, weil so wenig
in demselben von dem militärischen Geiste durchdrungen sind, ja ihn nicht einmal
kennen, noch weniger also durch That darzustellen wissen und wollen, immer mehr
zu verschwinden. Dagegen tritt bis in Einzelne herunter Willkühr, der Feind alles
ächten militärischen Lebens ein. —
Lützow soll neuerdings den Wladimirorden erhalten haben.
Eben erhalten wir den Parolebefehl, daß alle als Salvegarden Kommandirten
schleunigst abgerufen werden sollen, weil wir nächsten von hier abmarschiren werden;
vielleicht bestimmt sich vor Abreise des Herrn Dr. Eiselen noch mehr darüber,
was er mündlich sagen wird.
Über meine die letzteren Briete enthaltene Bitte erlaube ich mir nichts mehr
zu sagen; wünschen Sie es, so kann vielleicht mein Freund, der Herr Dr. Eiselen,
ihnen einiges zur Erläuterung meiner Gründe sagen
Bl. M a r s c h k a 1 e n d e r.
25. Dec. Auf dem äußersten Dorfpicket mit 12 Mann.
26. — Dienstlos in Niendorf, schlechtes trauriges Christtagsleben.
27. — . Nachmittags Abmarsch nach Quickborn.
28. Dec. Nachts 1 Uhr Marsch von Quickborn nach Barmstädt. Ankunft in B.
Morgens 6—7 Uhr — einer der ermüdendsten und anstrengendsten Nacht-
märsche, viele verlieren ihre Sohlen — (Lehm oder Kleiboden). In Barm-
städt kommen des Morgens von der ganzen Kompagnie nur wenige an, sie
hat sich gn'ißtenteils durch eigene Einquartierung zerstreut: In Barmstädt
selbst bekamen wir fast kein Quartier.
G. N. B a r m s t a e d t links der Straße von Hamburg nach Kiel 1 M.
von Elmshorn ^ M. \on Glücksstadt (nicht zu verwechseln mit Bramstaedt, welches
an der Landstraße liegt; auf den Landkarten sind oft die beiden Namen verwechselt)
am N e u j a h r s t a g A b e n d 1814.
158 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
Zwar sind, seit icli. bester Herr Professor und verehrter Freund, den bei-
liegenden Brief sciirieb. nur einige Tage verflossen, dennoch haben wir unser Ziel
schon wieder verändert, seit gestern sind wir hier, und unsL'r morgender Marsch soll
nach Glückstadt gehen. Wie es scheint, sollen wir also wieder so glücklich sein,
auf den äußersten Posten Dienst zu tun. Dies ist nun freilich kein angenehmer Um-
tausch inil der uns gemachten sicheren lloflnung, daß wir nun ein paar Wochen
Erholungsquartier beziehen würden, in welchem die Wiederbekleidung des Korps
stattfinden würde, doch dafür ist man Krieger, allein dies scheint wieder zu bestätigen,
daß wir immer schweren Dienst haben, daß uns aber dennoch nicht vergönnt sein
soll, auch nur ein Blatt zu einem f:ichenkranz uns zu verdienen.
Über unser Corps, über unsere nächste und fernere Bestimnumg gehen so viele
Sagen, allein alle so unbestimmt und unverbürgt unter uns, daß ich es nicht wage,
auf diese gestützt irgend etwas in den beiliegenden und früher geschriebenen Briefen
in Bezug auf mein künftiges Verhältnis abzuändern.
Man spricht jetzt, daß unser Korps in ein Linienregiment und zwar in das
3. Brandenburgische umgeändert, und daß das erste Bataillon ein Grenadierbataillon
werden soll. Man sprach noch mehr; es sollte unserm Korps als neuem Regiment
ein bestimmtes Cantonnement und zwar Berg zur Rekrutierung angewiesen sein;
man sagte, wir würden, so bald die Bekleidung geschehen sein würde, mit Woranzow
und dem Kronprinzen nach Düsseldorf, wohin schon Lützow mit 2 Eskadrons Reutern
abgegangen sein soll, abgehen — man redet schon von der Art unserer Bekleidung,
allein niemand mag einige von diesen Sagen, geschweige alle verbürgen; deshalb
erlaube ich mir nicht, etwas von dem in Bezug auf meine künftigen militärischen
Verhältnisse in beiliegendem und letzterem Briefen Gesagten zurück zu nehmen,
um mich nicht vielleicht doppelt zu täuschen.
Sollte unser Korps ein vollkommenes Linienregiment werden, so kennen Sie,
teuerster Herr Professor, meine Ansichten und Grundsätze über den Dienst im regu-
lären Militär aus den letzten Briefen, und was noch über und wegen der Stelle, in
welcher ich in dem neuen Regiment und Bataillon wirken würde, zu berücksichtigen
wäre, darüber bitte ich Sie, meinen Freund, den Herrn Dr. Eiselen, mündlich mit
Ihnen sprechen zu lassen, welcher meine Gesinnungen darüber ganz kennt; deshalb
überlasse ich Ihnen in Hinsicht des früher in Bezug auf die Landwehr geäußerten
Wunsches, ganz so zu handeln, wie Sie es nur immer für gut finden. — Was ich in den
letzteren Briefen in Rücksicht auf einstigen Abschied vom Militär schrieb, nehme
ich ganz zurück, und bitte Sie wegen jener Äußerungen um gütevolle Verzeihung.
Ich so wenig als meine Freunde wußten dortmals, wie es eigentlich in Frankreich
und [am] Rheine aussah; wir glaubten den Kampf schon weit mehr beendigt, als
er es ist; dies dürfen Sie uns nicht übel deuten, da sich so selten ein Zeitunsgblatt
auf unsern Vorpsoten und dann immer ein so altes dahin verirrt, daß wir von den
allgemeinen und großen Welthändeln, die jetzt doch die Handlung auch des un-
bedeutenden Einzelnen bestimmen, so wenig als nichts wissen.
Halten Sie, ich bitte Sie sehr innig, hochverehrter Herr und Freund, meinen
Kriegsmut, meine Ausdauer nicht erkaltet, nur sind Sie gewiß so billig, daß ein langer,
unrechter und halber Gebrauch, eine lange Beschränkung und Zur ü c k-
drängung unserer Kraft uns endlich mißmutig — ja ich gestehe es gerne offen —
VON AUGUST NEUHAUS. 159
soffar schlaff niaclit. Was ich so oft bestätigt fand, daß die pliysikahschen Gesetze
auch beim Geiste ihre Aii\veiidiin,t( finden, erscheint mir auch hier wieder als wahr. —
Zurückhaltung, Beschränkung der Kraft wirkt endlich Tötung derselben. Aber wie
lebt sie wieder auf, wenn ein Lichtstrahl die Hoffnung erleuchtet, daß sie bald wieder
sich wirksam zeigen, daß sie in Taten heraus treten könne.
Nehmen sie also die Versicherung, daß wir 3 Freunde und namentlich ich den
Kriegsschauplatz nicht früher verlassen werden, ehe wenigstens der entscheidende
Feldzug am Rhein beendigt ist; möge Sie dies mit einem meiner letzten Briefe wieder
aussöhnen !
Freund Bercht, der Sie herzlich grüßt, und der mir erlaubt hat, sein jüngstes
Gedicht beilegen zu dürfen, verläßt unser Corps und geht als Offizier zu dem kobur-
gischen Regiment, so wie mehrere Oberjäger und Offiziere von dem Korps. — Mich
konnte Koburg nicht anziehen, Berlin lag mir zu sehr am Herzen. Bercht hätte
Ihnen gerne heute geschrieben, allein unsere unerwartete Marschordre hielt ihn
davon ab.
Ich erlaube mir, Ihnen ein Packetchen mit Büchern zu überschicken, die ich
vor Hamburg vor der Vernichtung bewahrte. An sich sind sie, Krusensterns Reise
ausgenommen, unbedeutend, doch wollte ich gern ein Andenken an jene Tage
haben
[Folgt ein Neujahrswunsch.]
Kiel den 13 t e n J a n u a r 1814.
Endlich nach dreivierteljährigem Umherkreuzen habe ich einen Sitze der
Wissenschaften erreicht; allein mein Wunsch ihn zu erreichen war auch, nachdem
wir einmal so weit nördlich vorgerückt waren, sehr groß, und er wurde mir von meinem
gütigen Geschick erfüllt, obgleich unser Korps nicht weiter als in die Nähe von Krempe
und von dort nach der Übergabe von Barmstädt zurück ging; ich wurde nämlich
in Korpsangelegenheiten hierher kommandiert und befinde mich nun schon seit
4 Tagen hier
[Folgen Schilderungen seiner Besuche bei Prof. Pfaff und des Besuchs seiner
Sammlungen, des Museums und der Bibliothek.]
Vom Frieden mit Dänen [Dänemark] ist hier noch nichts officiell bekannt,
doch sagt man es allgemein; man sagt sogar, daß Dänemark schwedisch Pommern
zum Ersatz für Norwegen erhalten solle; manche wollen dies und den Beitritt Däne-
marks zu den Aliierten als gewiß behaupten, andere zweifeln noch daran. — Die Hol-
steiner sind durchgehends mit ihrem König sehr unzufrieden, keiner mag ihn wieder
sehen; einige wünschen den Herzog von Oldenburg, hier wünschen sie schwedisch
zu sein. Der König von Dänemark hat das Land ungeheuer ausgezogen und hätte
es noch mehr getan, wären nicht die Alliierten gekommen.
Den 15 t e n J e n n e r. Der Friede mit Dänemark soll, so höre ich aus einer
ziemlich gewissen Quelle (dem Geh. Rat Beuth, welcher bei dem Kronprinzen Or-
donanz-Offizier ist) unterzeichnet sein. — Es ist wahrscheinlich, daß das ganze
Kommando, welches wegen der Montierung des Korps hier ist, in dieser Hinsicht
nach Berlin geht, und daß auch ich daher vielleicht dahin komme. Die Entscheidung
160 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUCUST FRÖBEL.
hoffen wir Ixild. ■- Der Kronprin/.. hiefi es. wird nächstens Non liier n.ieh Lübeck
und vi>n du i^erad nach lloHcUid ,i;elien. und so bestätiul sieh denn auch vielleicht
die Uuii^'e Sage von unserin Korps. Petersdorf soll schon über die lilbe .i;e,i;an,^en
sein, um in Hessen Werbungsgeschäfte zu besorgen.
[In die Zeit von Mitte Januar bis Ende Februar fällt der im letzten Briefe
angekündigte Aufenthalt in Berlin.]
B1. f: 1 z e a u f d e m W e g e v o n B r a u n s c h w e i g n a c h M a m e 1 n
am y 111. 14.
[Besuch bei Prof. Knoch in Braunschweigj
In llildesheim war ich nur auf sehr kurze Zeit
Münster D i e n s t a g den 1 S t e n März.
Seit ich das Vorstehende schrieb, haben wir ohne Aufenthalt unsern Marsch
hieher fortgesetzt Das Depot haben wir nicht mehr hier getroffen, sondern
soll sich in Elberfeld befinden. So scheint denn das Schicksal unerbittlich beschlossen
zu haben, daß wir nie unmittelbar thätigen Antheil an den Welthändeln nehmen
und unmittelbar mit in das Rad des Schicksals eingreifen sollen. Da ich einmal
das Schwert ergriffen, ist es mir wohl zu verargen, daß ich es wünsche.'' — Ich fühle
wohl und wirklich mit einem tiefen trauernden Gefühle, daß ich leider selbst in
meinem Denken jetzt mehr Soldat als Studirender bin, aber dieß hebt nicht das eben-
falls bestimmte und tiefe Bewußtsein auf, daß ich, giebt das Schicksal mich dem
Studium zurück, nur einzig in diesem leben und mich ihnen ganz hingeben werde.
Möge mein Geschick geben, daß dieser Zeitpunkt nicht gar zu entfernt ist. — Beym
Korps scheinen, seit ich davon entfernt bin — was freylich nun bald ^/j Jahr ist,
bedeutende Veränderungen vorgegangen zuseyn, doch nicht zum Vortheil desselben. —
Mehrere, worunter auch einige meiner Bekannten, sind vom Korps abgegangen und
zur westphälisch-preußischen Landwehr als Offiziere versetzt worden. Selbst von
unserm kleinen Commando bleibt ein Oberjäger als solcher hier. So verläßt einer
der besseren nach dem andern das Korps, und so wird, wenigstens in der Reihe der
Oberjäger und vielleicht jetzt schon Unteroffiziers (denn das Corps soll wirklich
jetzt schon Feldregiment seyn) — in der nächsten Zukunft wenig Gebildetes
bleiben. —
[Folgen lange geognostische Ausführungen die die Marschroute enthalten.]
Marschroute: Tangermünde — Angern — Neuhaldensleben — Barisleben — Groß-
Bartensleben — Helmstädt — Wolsdorf — Königslutter — Elpern bei Braunschweig —
Salzgitter — Bokenem — Ocker- und Innerstetal trennende Anhöhe — Rügelheim —
(Schloß Woldenberg — ) Nette — Hildesheim, bei Popenburg über die Leine — Elze —
Hameln — rechtes Weserufer über Fischbeck — bis Steinberge, Porta-Westphalica —
Schloß Arensberg — Bükkeburg — Minden — . Ein schmerzliches Gefühl durch-
drang uns alle, als wir die sehr schöne, wenn auch nur zum kleinsten Theile von den
Franzosen gesprengte Weserbrücke passirten. — Porta-Westphalica — über die Werra
[Weser] — Herford — Salzwerk Rethem — Bielefeld (beim Salzwerk Zusammen-
treffen mit der Artillerie) — Gütersloh — Warendorf — Telgte — Münster.
VON AUGUST NEUHAUS. 161
Heute besuchte ich hier die Kirche Unserer 1. Frau, in derselben fand icli an
den Seitenaltären Architektur von schwarzem und buntem Marmor, aus welcher Gegend
dieser geholt seyn mochte, konnte mir niemand sagen. Überhaupt kann man hier
durch Fragen wenig erfahren, die Menschen sind wenig unterrichtet
Der hiesige Kommandant weiß gar nicht, wo das Depot unseres Korps jetzt
steht ; zuletzt stand es in Crefeld, ob noch ? — kann er nicht bestimmen, wir gehen
also zunächst über viele kleine Orte nach Crefeld. Das Depot soll auf seinem Marsche
von Boizenburg nach Münster viele Ausschweifungen begangen haben, deßhalb hat
man es nicht mehr auf dem dießseitigen Rheinufer, so sagt man, geduldet. In gutem
Ruf stehen wenigstens die Lützower hier nicht. — Die hiesige Landwehr zeichnet
sich außerordentlich durch ihre Erfüllung der militärischen Forderungen aus. Heute
sah ich einige Bataillons exerciren, und sie leisteten viel. Ein noch unbewaffnetes
aber schon geübtes Bataillon geht von hier nach Frankfurt a. M., wo es Gewehre
erhält, um sich vor Mainz völlig zu üben. — in der Grafschaft Ravensberg herrscht
ein herrlicher Enthusiasmus für Preußens König; in Herford glaubte ich mich wieder
nach Berlin versetzt, wie es zu Anfang v. J. daselbst aussähe. Hier im Münsterschen
soll der Enthusiasmus nicht so groß seyn, doch zeigt mir die Landwehr, daß die Be-
wohner ihre Pflicht thun.
Die neuerrichteten Braunschweigischen Jägerbataillone, wovon ich 3 Bat:
sah, sehen vortrefflich aus; sie sind wörtlich Schwarze, denn ausgenommen den bunten
Kragen, der entweder blau, orange oder gelb ist, haben sie nichts Farbiges an sich.
Knöpfe so wie Gewehre, ja sogar Bajonette sind schwarz angelaufen. Ihre Kleidung
ist kurz, bey der leichten Infanterie kurze runde Jacken mit schwarzen Schnüren.
Es sieht sehr gut aus, doch dünken mich die Kutkas im Felde zweckmäßiger. Die
eigentlichen gelernten Jäger (die Detaschements) haben ganz die Uniform der preu-
ßischen Tyroler.
Daß jene ganz schwarzen Bat: aus den kernhaften braunschweigischen Bauern-
burschen einen sehr guten Eindruck machen müssen, bedarf keiner Versicherung.
Der Herzog ist unglaublich streng besonders in Hinsicht auf die militärischen Übungen,
sogar Majors sind schon zur Landwehr versetzt worden. Eben erfahre ich unsere
Marschroute, wir gehen über Dülmen, Ricklinghausen [Recklinghausen], Essen, Mündel-
heim am Rhein nach Crefeld. Werden wir am Rhein nicht aufgehalten, so hoffen
wir nächsten Sonntag in Crefeld zu seyn. Übrigens soll unser Corps bestimmt vor
Jülich stehen; dahin sehnen wir uns aber nicht sehr, dagegen würde die Nachricht,
in wenigen Tagen auf dem Schlachtfelde erscheinen zu müssen, unsere Schritte be-
flügeln
G. N. Dülmen auf dem Wege von Münster nach R e c k-
1 i n g hause n, den löten März 1814.
Der Weg ging durcli die Dörfer Achthalben und Abemüssen
[Folgen längere geognostische Ausführungen über die Gegend zwischen Münster
und Dülmen.]
Mitteilunjjen aus dem Germanischen Nationalmuseuni. 1913. 12
162 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
Re L k 1 i ii.i;- h ;i US 0 n. den IJleii März. Marschroute: Üülnien—
Haltern— Fährort an der IJppe.
In Haltern unter dem Rathaiise an Ketten einige kolossale fossile Knochen;
es sind Röhren, eine davon ist zerbrochen und durch eiserne Khunmern wieder ver-
bunden.
C r e f e 1 d AI o n d t a g a ni 21 s t e n M ä r z 1814.
Wie ich in meinem vorigen Briefe aus Münster, welchen Sie, hochverehrter
Herr Professor, hoffentlich erhalten haben werden, vermutete, sind wir gestern hier
angekommen. Wir gingen bei Ördingen [Ürdingen] über den Rhein. Wir haben
ganz den W^eg verfolgt, welchen ich im vorigen Brief als unsere Route angab, nur daß
wir noch das Vergnügen hatten, nach Duisburg zu kommen und eine Nacht daselbst
zu bleiben, welches ich nicht hoffte. — Das von Lützowsche Korps steht leider noch
vor Jülich, wohin ich morgen mit dem Transport abgehen werde. Das Hauptquartier
ist in Hambach zwischen Jülich und dem Rhein. Aus diesem Orte lösen sich die Ba-
taillons wechselsetig von ihren Bivouaks ab. — Bei dem Korps und, was mich zu-
nächst betrifft, bei meiner Kompagnie sind seit meiner Abwesenheit mehrere Ver-
änderungen vorgegangen. Der Feldwebel derselben ist Bataillonsadjutant ge-
worden, und, weil ich abwesend war, Oberjäger Bauer Feldwebel. — Oberjäger
Dr. Eiselen ist, wie ich höre, als Offizier vom Korps al^gegangen. Und so sind noch
verschiedene Veränderungen, leider aber nichts weniger als zum Vorteil meines künf-
tigen Verhältnisses in der Kompagnie bei derselben vorgefallen. Ich kann daher
unmöglich den Wunsch unterdrücken, daß des Herrn Berghauptmanns gütevolle
Verwendung für mich nicht ohne Frucht bleiben möge. Ich habe auf meinem letzten
Marsch das Leben mid die Lebensverhältnisse wieder sehr hochschätzen und lieben
lernen, weil ich viele herrliche Menschen getroffen habe, aber dennoch wünschte ich,
daß meine Laufbahn mich gerades Weges dorthin führte, wo nur in heißer Schlacht
das Glück künftiger Geschlechter erkauft wird. Ich fühle tief, daß ich jetzt in dem
Verhältnisse, wo ich eigentlich weder Krieger noch Civilist bin, l^ei dem was und wie
ich bin, in dem ungünstigsten, widrigsten Verhältnisse lebe, denn ich sehe gar kein
Mittel und keinen Weg vor mir, auf welchem Kraft zur Tat werden kann, und dieses
Erkennen ist das niederbeugendste, was sich denken läßt ; man sieht und empfindet
tief trauernd, wie die nicht zu übende Denk- und Geisteskraft in sich, wie die Kraft
des nichts tragenden Magnets schwindet, und mit dem Bewußtsein, etwas — seiner
früher geahndet und empfundenen Geisteskraft — Ungemessenes getan zu haben,
wünscht man doch gerne aus diesem Leben zu gehen.
Hier in Crefeld ist eine ganz vortreffliche teutsche, besonders aber preußische
Stimmung. Der König kann wohl kaum in seinem doch bedeutenden Reiche Unter-
tanen haben, welche mit mehr Enthusiasmus an ihm hängen als die der hiesigen
Gegend, der hiesigen Stadt. Als ich es bald nach meinem Übergang über den Rhein
wahrnahm, so gestehe ich gerne, daß ich fast den König um das Gefühl und Bewußt-
sein beneidete, diese Menschen von ihren Fesseln, aus ihrer Sklaverei befreit zu haben.
Die hiesigen Bewohner trugen Fesseln, waren in Sklaverei, denn sie fühlte n.
e m pfände n sie. Manches teutsche Volk trug sie wohl auch, aber fühlte sie
VON AUGUST NEU HAUS. 163
nicht. ~ Wie groß nuiß sich ein Kcniig tiihlen, der dus Bewußtsein halien l>;iuin, diesen
Menschen Retter gewesen zu sein. Mit walirer Achtung gedenkt man iiherall des Königs
und nennt ihn, — nur mit Ruhm spricht man von seinen Kriegern, und wir, die wir,
wenn auch leider noch nicht durch unmittelbare Tat, zu ihnen gehören und hier sind,
werden mit der bestimmtesten Auszeichnung l^iehandelt; achtend — was ich in dem
Maße noch nirgends getunden habe, grüßt uns der Bürger, selbst der sich sonst tühlende,
wohlhabendere, ein froher treudiger Blick begleitet den wirklich herzlichen Gruß.
r3ie freudigen, jubelnden Kinder laufen laut vivat der König von l^reußen. vivant die
Preußen, wenn man vor ihnen vorübergeht, sie singen Lieder zum Lobe der Preußen;
es sind Kinder, aber Sie sollten das Freude glänzende Gesicht, die jubelnden Be-
wegungen des ganzen Körpers dabei sehen, um sich zu überzeugen, daß diese Erschei-
nung tief in der allgemeinen (3emütsstimmung begründet ist. Alles trägt hier an <)ffent-
lichen Plätzen die schwarz und weiße Farbe, kein Brunnenständer ohne diese und
keiner ohne den preußischen Adler mit FR geziert. Von der Hauptkirche weht
die schwarz und weiße Fahne zum Zeichen und als Zeuge des die ganze christliche
Gemeine belebenden preußischen Sinnes. — Ich habe hier noch kein Wort französisch
sprechen hören und doch war ich in Societate. wo die größte Ungezwungenheit herrschte.
Eines ergriff mich besonders: Sie finden hier in dem ganzen, bedeutenden Städtchen,
was doch so viel Kauf- und handelnde Leute enthält, nirgends ein französisches Schild,
alles ist rein teutscli. man hat allgemein schon vor mehreren Wochen die alten Schilder
abgenommen. Ich finde in dieser Kleinigkeit sehr viel, es spricht sich mir ein so frohes
Zurückkehren aus. — In Duisburg und Essen, im letzteren Orte bei den Protestanten
eigentlich, fand ich es fast ganz so. An beiden Orten prangten noch die hölzernen
Teile der Kirchtürme mit den preußischen Farben seit Jahren her, was mich sehr
erfreute, man hatte nicht die ernsten Farben gegen gefälligere bunte vertauscht.
Es ist doch ein großer Gedanke, König, Befreier so treuer Untertanen zu sein. —
Aber mit Bedauern muß ich auch sagen, daß jüngst preußische Soldaten (pommersche
Landwehr) durch diese gutgesinnten Städte gekommen sind, welche die Bürger in
ihrem Frohsinn etc. durch ihr Betragen sehr gestiirt haben. Das Klagen über ihr
brutales Betragen war und ist so allgemein, daß der Magistrat zu Essen sich ge-
nötigt gesehen hat, es dem General-Gouvernement zu melden
A a c h e n d e n 2() s t e n März 1814.
Sie freuen sich, so herzlich teilnehmender Herr und Freund, gewiß innig mit
mir, daß ich Ihnen endlich aucli einmal schreiben kann, daß auch wir zu der großen
Armee stoßen und an ihren Taten Anteil nehmen werden. Von Jülich sind wir, dem
Himmel sei Dank, endlich weg und schon in Aachen; morgen treten wir unsern Marsch
nach Laon an, wo wir, wie ich iK'ire, schon den Z-ten f. M. sein sollen. Laon ist
55 Stunden von hier. Von morgen an begrüßt uns auf unsern Märschen nicht mehr
teutsche Sprache, allein eben sowenig wird auch französisch gesprochen, welches
erst in Reims beginnt. Heute ist der Kronprinz v. Seh. aus Lüttich hierher zurück-
gekehrt, welcher, wie es heißt, nach Schweden mit seinen 12 000 Mann zurückkehrt,
woran er auch wohl, da er doch nicht tätigen Anteil nimmt, am besten tut. Man
12*
164 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZOWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL.
sagt hier, Unruhen in Norwegen ruten ihn zuniLk. (.eslcrn hin icli zum Korps ge-
kommen; es war sclion vor Jülich ahgelösl. als wir dahin kamen
[Folgen geognostische Ausführungen.]
Das Korps wird unter Bül(n\s (Oberkommando kommen. -
Vielleicht haben Sie sich doch nicht umsonst die Mühe genommen, mir Adresse
nach Paris zu geben.
Hs wird mich sehr glücklich machen, wenn mir im Innern Frankreichs das
Geschenk eines freundschaftlichen Briefes von Ihnen wird, welchen ich gewiß erhalte,
wenn Sie gefälligst bemerken, daß das Lützowsche Korps unter Bülows Ober-
kommando steht.
Bl. H a m a u f d e r S t r a ß e v o n B r ü s s e 1 n a c h P a r i s de n
12en Apr i 1 1814.
Das Vergnügen Paris zu sehen, welches uns gestern morgen noch so lebhaft
und gewiß vor Augen stand, werden wir nun nicht haben. Seit Namur verfolgten
wir direkt den Weg nach Paris, und vorgestern erhielten wir den Parolebefehl, in 4 Tagen
dort einzutreffen, und wir hielten uns nun der Erfüllung unserer Hoffnung für gewiß,
doch zwischen La Fere und Chauny erhielten wir Contre-Ordre und schon befinden
wir uns auf dem Wege nach den Niederlanden, wohin wir nun, wie es heißt, gehen
werden. Man spricht von Brüssel. Doch bald darüber mehr, jetzt nur das Wesent-
lichste, daß uns heute der Friede mit Frankreich bekannt gemacht worden ist
Krieger war ich gerne, und ich darf sagen, mit voller Seele, Soldat möchte ich nicht
gerne noch lange bleiben Abschied zu erhalten möchte vor der Hand, vor
Herbst vielleicht nicht leicht möglich seyn, könnten Sie mir doch Urlaub einige Wochen.
Monate verschaffen, das andere würde sich schon finden. — Briefe addressiren Sie
gütigst in das Bülowsche Hauptquartier.
[Marschroute: Lüttich— Namur längs der Maas— Fleurus— Nivelles, Binche,
La Fere.]
Bl. F s t a i r e s a m L i s f 1 u ß i m D e p a r 1 e m e n t d u P a s C a 1 a i s
den 21 sten April 1814.
[Längere Ausführungen über seine Stellung zum Militär]
Zunächst bin ich bey einer dem General Bülow überreichten Eingabe für den König
wenigstens bey zwey Vorfällen des letzten Feldzuges verf. Jahres zum eisernen
Kreuze vorgeschlagen, ob ich es erhalte, ist freylich noch eine große Frage, wenig-
stens will mir der Chef und Cap: des Bat: H. Hauptm. Staak wohl, und ich habe
nun doch die Überzeugung, daß ich dessen für würdig erkannt worden bin; freylich
ist die Zahl der Expectanten groß, und es ist leicht möglich, daß ich unter die Zahl
derer komme, welche der General, das Gouvernement oder der König streicht.
Ferner befinde ich mich unter der Zahl derer, welche in Bezug auf eine Cabinetts-
ordre des Königs vom 5- d. M. heute von meinem Bataillon zu Offiziren vorgeschlagen
worden sind; es kommt nun freylich noch darauf an, ob von der großen Zahl von
VON AUGUST NEUHAUS. 165
Expectanten. welche ,t;'estrichen werden, und oli icli unter der Zahl dieser seyn werde,
das all,i;'enieine Militür,i;()uvernenient. un welches die Vorschlä.e^e von hier .y^eiangen,
le.ü't, wie ich höre, dem K()ni^' solche zur letzten Hntscheidun.t:.' vor.
Diel? sind die Blüthen meiner neuen Campa,t,nie, es ist wohl natürlich, daB ich
nun das Korps nicht früher zu verlassen wünsche, bis die neuen Avancements heraus
sind, und bis ich sehe, ob diese Blüthen Früchte tra,i;en oder taub abfallen. Avan-
cire ich zum offizier, so wiuischte ich, daß ich beym Korps bliebe und nicht versetzt
würde. si)wohl in ökonomischer als anderer Hinsicht. — Ob wohl Brauschitz Mit-
,i;lied des Militärgouvernements oder Kriegsministeriums ist, welches dem Könige
die Vorschläge zur Entscheidung vorlegt.^
Nach einer der neuesten Cabinetsordre entläLU der Köniig die Freywilligen
vor dem a 1 1 g e m einen Frieden nicht ;
Marschroute: Ham— Perrone [PeronneJ — Arras— Lens— La Bassee— Armen-
tiers [Armentieres]
Bey Peronne musterte das v. L— sehe Korps Bülow. — Der Brigadier Oberst
von Sydow ist es. unter dessen unmittelbarem Befehl wir jetzt stehen
.... Das[s] V. Helden und Friesen seit der letzten häßlichen Af faire Lülzows
Vermißte sind, wissen Sie sicher schon
G. N. M e n i r a n d e r L y s d e n ] e n M a y 1814.
Von Aachen war unsere nächtse Station H e r v e
[Folgen geognostische Ausführungen.]
Von Herve ging es nach Lüttich Kurz vor Lüttich, Lüttich
gegenüber, ^ Stunde davon entfernt, liegt auf einer Anhöhe ein Dörfchen, von welchem
man einen großen Teil von Lüttich und nicht nur das Maastal, sondern auch östlich
in das Tal der Ourthe sieht. Die Aussicht von diesem Punkte auf das zum großen
Teil vor den Augen [sich] ausbreitende, zu mehr als Hälfte von dem blauen Bande
der Maas umschlungene Lüttich ist sehr angenehm und überraschend. Die Stadt
selbst liegt bis auf wenige Gebäude auf dem linken Ufer der Maas, über welche eine
vortreffliche Brücke führt. Ein nicht unbedeutender Theil der Stadt liegt auf einer
sich bedeutend über die übrige Stadt erhebenden Anhöhe, v/elche noch durch eine
der schönsten Kirchen der Stadt geziert wird. Lüttich mag als nicht kleine Stadt
nicht viel Preisenswertes wegen der Enge ihrer Gassen haben, mir hat sie wegen dem
öfteren Durchschnittenwerden vom Wasser und den mannigfaltigen Ansichten, die
dieses und die Aussicht auf die eben erwähnte Anhöhe gewährt, sehr gefallen
[Folgen geognostische Ausführungen.]
Von Lüttich aus ging unser Marsch nach Huy. Der Marsch längs der Maas
bis Namur ist der interessanteste
[Folgen sehr lange geognostische Ausführungen.]
166 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES I.ÜTZOWER JÄGERS rRlEDRICll Wll.llEl.M AUGUST rRolilBL.
H e s 1 c' r n oder H e s 1 r u d a u I" de in W e u" e v o n C o u r 1 r a y
11 a c li ( ) u d e 11 a I a I r d e ii r e l li 1 s \ o ii d er 11 a ii p 1 s 1 r a Li e ; a iii
7 e n A p r i 1 | .Mai |.
Wir haben schon wieder, wie Sie sehen, unser Slaiidquarlier verändert, zu
meiner Freude rücken wir dem ,i;eliebien Deutschland immer näher, hol'lenilicli werden
wir es zu Ant'ani;' des künfti.^en Monats erreicht haben. Man sa,i;t, daß wir nach Brüssel
gehen, und daß dann weiter dem Bülowschen Korps das Münstersche zum Stand-
quartier angewiesen werden würde, lis wird für mich ein Festtag sein, wenn ich den
Rhein überschifft und ihn im Rücken habe, denn dieser Tag gibt mir Hoffnung, auch
bald das Soldatenleben im Rücken zu bekommen. In unserm mehrtägigen bisherigen
Standquartiere habe ich nun auch das Leben des Soldaten in Kantonierung kennen
lernen. Garnisondienst, Garnisonleben, teuerster Herr und Freund, dieß ist für den
Mann, der gewohnt ist, sein Leben einer würdigen Tätigkeit zu widmen, gewiß das
drückendste Leben, was sich denken läßt. Es ist ein geschäftiger, Zeit und Geist
tötender Müßigang. Der Zweck unserer jetzigen soldatischen Wirksamkeit ist :
„Dressur zu bekommen", „den Leuten Dressur zu geben". Diesem Zweck wird der
schönste Teil des Tages geopfert, und was kann auf den einen höhern geistigen Zweck
kennenden und bedürfenden Mann ein solches Leben anders wirken als Geisteskraft
abstumpfend und somit Körperkraft lähmend, und so verfließt denn die andere Hälfte
des Tages auf eine traurige Weise. Sie wissen, daß jetzt bei uns alles auf Regimentsfuß
eingerichtet wird ; was bedarf es also mehr als der beiden Worte : Kamaschendienst,
Wachparaden. Sie sind gewiß Zeuge gewesen, wie man bei den letzteren Stunden
lang und länger auf dem offenen Markte stehen, andere begaffen und sich von anderen
begaffen lassen muß; ahnden können Sie, wie eine solche Beschäftigung auf den
Geist wirken muß. Führt man diese Tagesordnung jetzt schon auf dem Marsche ein,
was mag erst werden, wenn wir wochenlang in Standquartier kommen ? — Ich kann
mich nicht überzeugen, daß es nötig ist, daß der Mann, der sich dem subalternen
Soldatendienst hingibt, so ganz Maschine sein muß, aber daß ist wahr, daß man es
verlangt, daß er es sei, daß man dahin arbeitet, daß er es werde. Es ist merkwürdig,
wie Offiziere es hassen und dagegen wirken, seinem Geiste, wenn es die Gelegenheit
darbietet, einige andere als jene geistestötende Beschäftigung zu geben. Denken Sie
sich, schon über die wenigen nur im Fluge während des Gehens gemachten Bemer-
kungen im Maastale, wovon ich einen Teil Ihnen mitteilte, sagte mein Kompagniechef
zu mir, daß er froh gewesen wäre, wie wir aus dem Maastal in die Ebene gekommen
wären, weil ich nun weniger von der Kompagnie abgezogen worden wäre.
Da ein einen höheren Lebenszweck kennender Mann nicht nur seine Geistes-
kraft zu erhalten sondern sie zu steigern suchen muß, da dem ein wissenschaftliches
Ziel sich gesetzten Manne die Zeit unschätzbar sein muß, da leider mir bei jenem
Lebenszweck im steten Kampfe mit dem ungünstigen Geschick schon so viele Lebens-
jahre verflossen sind, ohne einen sicheren Punkt des Erkennens errungen zu haben, so
können Sie, edler Freund, wohl ermessen, wie stark der W^unsch in mir sein muß,
nicht noch viel von der verhältnismäßig wenigen Zeit zu verlieren, die mir noch für
Erreichung meines Lebenszweckes übrig ist. Sie dürfen mir diese wiederkehrende
Äußerung meines Wunsches ja nicht mißdeuten ; Sie sehen die Sache vielleicht klarer,
als sie mir zu sehen vergönnt ist; wir sehen nichts als das Bestreben, uns in unserm
I
VON AUGUST NEUHAUS. 167
freiwilli^i;' für die Zeit der all,t;enieinen Not freudig' überiioiiiiiieiieii militärischen Ver-
hältnisse auch jetzt nach dem Frieden mit Frankreich fest zu halten, und man ver-
schließt uns jede Aussicht. \\eni.i!:stens in eini,t;en Monaten loszukommen.
Es ist wahr, ich habe ihnen in meinem letzten Briefe aus Estaires und Frelin.s^hien
am Lysfluß hinter Armentiers meine Freude aus.i^esprochen als Offizier vorM'eschla,i,^en
zu sein; wenn ich aber darinne nach der Meinung' beim Korps ein Mittel finde, mich
für den Soldatendienst fest zu halten, so will ich den Offizier etc. gerne schwinden
lassen, wenn nur der Krmig mich freigäbe. ich läugne es nicht, ich wäre gerne mit
jener militärischen (Charge aus dem militärisclien Verhältnis herausgetreten, um für
die bürgerlichen Verhältnisse, die auch ihre Rechte und F^orderungen haben, etwas
errungen zu haben. Bedenke ich aber, daß dieses Avancement die Forderung macht,
mich abermals in ein ganz neues, mu' auf etwas Äußerem beruhendes gehaltloses Ver-
hältnis zu modeln und bei dem jetzigen Streben der Offiziere, den äußeren Schein-
glanz wieder herzustellen, noch über dies sehr bedeutenden Kostenaufwand zu modeln.
so muß es mir sehr leid tun. jene Aufwallung empfunden zu haben
Bl. n e s t r u d o d e r H e s t e r n. Auf d. M. v o n C o u r t r a y n a c h
O u d e n a r d e d e n <S e n May 1814.
[Lange geognostische Ausführungen.]
Namur — Fleurus — Nivelles— Brüssel.
Nivelles— Roeulx— Binche (Vor Binche kehrte Lützow seit langer Abwesen-
heit wieder zu uns zurück, in Binche, wo es viele Royalisten giebt. feyerten wir
den Übertritt von Paris. Unter den Bürgern herrschte großer Jubel) — Beaumont —
Barbangon — Arguenne — Sorle le Chateau — George Saint Gris ( ?) — Beugnus — Avesnes
a. d. Eppe — Etroeungt — Flamenry — Foi d'Etres — bei Chapelle (.'') über die Oise —
Vervins — St. Gobert— Leugny— Cressy [Crecy]— Creusy sur Chere — Eremit Mon-
ceau les Leups — Marie (halblinks südöstl. Laon)— Monceaux — Chauny durch Tanicy —
la Fere — Varinier — Viry (.^). Von hier gingen wir wegen erhaltener Ordre zum Rück-
marsch rechts von der Straße ab nach Genlis. über einen Kanal, wieder bei Ham
vorltei — Beaumont— Perronne (Musterung durch Bülow.). — Bapaume — Arras —
Famboux — Lens — Wingle — La Bassee — Estaires — Armentieres — Frelinghien a. d.
Lys— Deulen — bei Warwick [WerwickJ über die Lys— Meenen[Menin] Cortray
[Kortryk. 0)urtray] — Hestrud.
* *
*
Bl. D e n 1 1. M a y 1.S14 n o c h i n H e s t r u d.
I Lange geognostische Ausführungen]
Bl. Oudenarde, den IS. May 1814.
[Nur geognostische Ausführungen.]
168 AUSZÜGE AUS DEN BRIEFEN DES LÜTZÜWER JÄGERS FRIEDRICH WILHELM AUGUST FROBEL.
0 u d e n :i r den, a m l S . M a y 1 <S 1 4.
Man will jetzt als gewiß sagen, daß uiisenn K(»rps 1: r f 11 r t h als
Cantonierung angewiesen wurde. Ich sage Ihnen dieß Mos, um im Alldem: den Strich
zu bezeichnen, durch welchen unser Korps ohngefähr in den nächsten Monden ziehen
kann, im Fall Sie mir über irgend einen Punkt in demselben etwas Besonderes sagen
wollten. Daß wir vimi hier nach Brüssel gehen, scheint bestimmt zu seyn. lünige
sagen, wir gingen bis Colin oder Düsseldorf über den Rhein, was wenigstens mit der
ersten Rede übereinstimmt.
Heute habe ich Herrn w d. Helden bey der Parade seit Langem wieder zum
erstenmale gesehen. Er scheint alles verlohren zu haben, denn er war in ('ivil-
kleidern.
* *
*
Bl. 0 u d e n a r d e, d e n 16 t e n May 1814.
[Nur geognostische Ausführungen.]
den 1 8 t e n May [Nur geognostische Ausführungen.]
Bl. Melde n. den 27 t e n May 1814.
[Sehr lange geognostische Ausführungen.]
* *
*
Bl. Melden 1 S t d e v 0 n 0 u d e n a r d e a u f der St r a ß e n a c h
Berken [Berchem] den 25. May 1814.
Sie, theuerster Herr und Freund, wissen zwar sicher sclion seit Wochen, was
ich erst seit gestern offiziell w^eis, daß den Freywilligen sehr bald die förmliche Ent-
lassung von ihren übernommenen Verbiniliciikeiten gegeben werden wird; allein
ich säume nicht, Ihnen zu sagen, daß sich diese Ordre des Königs Majestät aucli auf
das L — sehe Korps erstreckt, und daß ich daher auch nun bald so glücklich seyn
werde, mit den übrigen Fre3^illigen nach Deutschland direkt zurückzugehen. Ich
hoffe, daß dieß längstens in 8 Tagen geschehen wird; die Detaschements unsers
Korps werden sich wie andere in Berlin auflösen, und bis dahin werden sie durch
Offiziere nach Art der militärischen Märsche und mit den Voitheilen derselben ge-
führt werden, doch höre ich. daß jedem, der drüftige Gründe anzugeben weiß, der
Abschied früher als in Berlin eingehändigt werden soll Da ich hoffe, daß
unser Marsch über Colin oder Düsseldorf geht, so wünsche ich schon in einer dieser
Städte meine völlige Entlassung von allen militärischen Verbindlichkeiten zu er-
halten
Ich könnte mit dem Avancement zum Offizier Militär lileiben: allein lieber
ein Handarbeiter als ein Seconde-Lieut. in Friedenzeiten.
Einer baldigen Antwort von Ihnen sieht sehnend entgegen
Ihr nun bald wieder freyer
Freund
A. Fröl'iel.
VON AUGUST NEUHAUS. 160
Bl. Melde n (Mio n n e) den 3I s t e n J u 11 y [May !] 1814.
[Eine Wieiieriioliini;' des v.)i'i,i;'en Briefes.]
Naclischrifl: Bis jetzt wissen wir leider nocli immer nicht, wann uns erlaubt
werden wird abzugehen; wir erwarten die Ordre dazu tä,i;licli.
Berlin, d e n 16 t e n S e p t b r 1814.
Vor eini.uen Ta.i^en traf ich H. Jahn, welcher seit Kurzem verheyrathet
ist, er tru,i;' mir auf, Sie zur Theilnahme an einem Feste einzuladen, welches die in
Berlin ansässi.s^en Sachsen bey der Vereinigung' Sachsens mit Preußen geben werden.
Es heißt, daß der König in wenigen Tagen nach Wien abgehen werde, die
Vorspannpferde stehen schon im Lustgarten bereit
Bl. In B 1 a n k e n b u r g b e f i n d e n s i c h n o c h :
Das Entlassungszeugnis Lützows für Frobel: Kantonierungsquartier Etichore,
den 3. Juni 1814.
Ein Empfehlungsschreiben Lützow f;ir Fröbel der eine Anstellung als Offizier
bei der Landwehr in dem neuen Kriege gegen Napoleon wünscht: Vorpostenquartier
Jamignon bei Charleroy. am 1. Juni 1815.
Mitteilung der Ernennung zum Sekondeleutnant und Einberufung zum 1. Neu-
märkischen Landwehr-infanterie-Regiment. Berlin. 12. Juni 181 S.
-oOo-
Inhaltsverzeichnis zum Jahrgang 1913
der
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum.
Seite
Der Nürnberger Wachsbossierer Georg Holdermann. Von Dr. Gustav von Bezold.
(Mit 1 Tafel und 16 Textabbildungen) 3
Zwei Briefe Johann Neudörfers des Älteren. Mitgeteilt von Dr. T h e o d o r H a m p e 15
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses. Deutschland. Von Dr. Gustav von Bezold.
(Mit 10 Tafeln) 19
Eine gotische Replik des Mutter-Anna-Zeugdrucks mit den Seraphim. Von Dr. R. Forrer
(Straßburg) (mit 3 Te.xtabbildungen) 36
Die historisch-pharmazeutische und chemische Sammlung des Germanischen National-
museums. Von Hermann P eters (Hannover-Kleefeld) (mit 39 Textabbildungen) 44
lieber eine mit Brettchen gewebte Borte aus dem 15- — 16. Jahrhundert. Von Prof.
Dr. A. van Gennep (Neuchätel) (mit 4 Textabbildungen) 96
Auszüge aus den Briefen des Lützower Jiigers Friedrich Wilhelm August Fröbel aus dem
Feldzuge von 1813/14 an Prof. Christian Samuel Weiß. Mitgeteilt von Dr. August
N e u h a u s 99
-000-
Für die 30 Jahrgänge der „Mitteilungen aus dem Germanischen
Nationalmuseum", die mit dem gegenwärtigen Hefte ab-
geschlossen vorliegen, wird in der nächsten Zeit ein
ausführliches Namen-, Orts- und Sachregister
zur Ausgabe gelangen, das für die Mitglieder des Museums und
für unsere Tauschvereine zum Preise von 5.— Mark, im übrigen
für 10.— Mark (für Buchhändler mit 337. "/u Rabatt) erhält-
lich sein wird. Wir bitten, sich bei Bestellung des
Registerbandes der diesem Hefte beigefügten Karte
zu bedienen.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckeiei, Nürnberg.
AM Nureraberg. Germanisches
101 Nationalmuseura
N84A5 1911-13
1911-13
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY