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http://www.archive.org/details/anzeiger1913germuoft 


''( 


Anzeiger 


des 


Germanischen  Nationalmuseums. 


Herausgegeben  vom  Direktorium. 


Jahrgang  1911, 


NÜRNBERG 

Verlagseigentum  des  Germanischen  Museums. 

1911. 


i  0  / 


1911.  Nr.    1.  Januar — März. 

ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Dr.  Georg  Freiherr  Kress  v.  Kressenstein  f 

Am  1.  März  ist  Herr  Justizrat  Dr.  Genr^'  Freilierr  von  Kreß, 
eines  der  ältesten  und,  wir  dürfen  es  wohl  ohne  Einschränkung" 
aussprechen,  das  verdienteste  Mitglied  unseres  Verwaltungsausschusses 
gestorben.  Er  war  im  Jahre  1877  in  diese  Kiirperschaft  gewählt  worden, 
gleichzeitig  mit  dem  Direktor  der  K.  Zentralgemäldegalerie  in  München 
Dr.  Franz  von  R  e  b  e  r  und  dem  Rittergutsbesitzer  Theodor  Frei- 
herrn von  Tue  her  in  Nürnberg.  Das  Museum  nahm  damals  unter 
Essenweins  Leitung  den  grol.uirligen  AuLschwung,  der  sich  in  der  raschen 
Vermehrung  der  Sammlungen  und  den  bedeutenden  Erweiterungen  der 
Gebäude  kund  tat:  in  diesen  Jahren  ist  es  zu  dem  erwachsen,  was  es 
nach  der  Absicht  seines  Gründers  von  Anfang  an  sein  sollte,  einem  Symbol 
iler  deutschen  Einheit.  Freiherr  von  Kreß.  der  warmherzige  Patriot, 
hat  dem  Germanischen  Museum  eine  ideale  Begeisterung  entgegen- 
gebracht und  bis  zu  seinem  Tode  bewahrt  und  sich  mit  unwandelbarer 
Treue  den  Aufgaben  gewidmet,  die  seine  Stellung  im  Verwaltungs- 
ausschuß mit  sich  brachte.  Schon  1878  übernahm  er  die  Stelle  eines 
Rechtskonsulenten  des  Museums,  eine  Stelle,  welche  bei  der  unsicheren 
Lage  des  Museums  und  bes(~)nders  seiner  inneren  Verwaltung  von  Be- 
deutung war.  Die  Schwierigkeiten  der  Verwaltung  hatten  sich  nach  und 
nach  so  gehäuft,  daß  Essenwein  um  das  Jahr  1890  die  Rettung  nur  in 
einer  Verstaatlichung  des  Museums  sah.  Es  wurde  indes  eine  andere 
U'isung  gefunden,  die  er  selbst  noch  angebahnt  hatte,  als  seine  Kraft 
zusammenbrach  und  er  in  den  Tagen,  in  welchen  die  entscheidenden 
Verhandlungen  geführt  wurden,    am  ]].  Oktober  1892  starb. 

Schon  im  November  1889  liatte  Essenwein  einen  längeren  Urlaub 
zur  Kräftigung  seiner  Gesundheil  nehmen  müssen,  und  von  da  an  bis  zu 


—     4     - 


seiner  Rückkehr  im  Mai  18^)0  war  I-reilierr  \x)ii  KreU  als  steilverlreleikler  Direk- 
tor tätiii'.  Als  dann  F:ssen\vein  im  Seplember  1S*)1  end^iilli.y,-  zurücktrat  und  der 
inzwischen  ,i;ewahlte  zweite  1  )irekt()r  1  laus  Roscli  bis  zur  Wahl  eines  neuen  ersten 
Direktors  die  Anstalt  leitete,  fuln-te  Freiherr  xon  Krel.l  den  Vorsitz  im  Verwal- 
tun.iisausschuB  und  im  LokalaussciiuÜ.  l:r  war  es.  welclier  in  den  lan,i:,en  und 
schwieri.i^en  Verhandlunt!:en  zwischen  dem  Museum,  dem  1  )eutschen  Reich,  Bayern 
und  der  Stadt  Nürnberi^'.  welche  zur  Neuorganisation  der  Verwaltun.i;  des  Muse- 
ums führten,  die  Interessen  des  Museums  mit  sicherem  Urteil  und  ruhi,t;er  Fesli,u- 
keit  vertreten  und  wesentlich  zu  der  .i^lücklichen  Durchführung  des  schwieri.i;en 
Werkes  bei,i;etrat;en  hat.  Auch  weiterhin  hat  er  an  der  Bearbeituni^  der  durch 
diese  Or.i^anisation  bedingten  Änderun,t;en  der  Satzun,t;en  und  ürdnun,i!:en  den 
reisten  und  tätigsten  Anteil  genommen  und  das  Museum  vielfach  in  rechtlichen 
Fraisen  beraten  und  .t^efördert.  Darüber  hinaus  hat  er  mit  stren.i^er  Unpartei- 
lichkeit und  lebendi,t(em  Wohlwollen  in  manchen  schwieri,ti'en  La,ü:en  klärend 
und  ausi^leichend  ,c:ewirkt. 

Die  Verdienste,  welche  sich  Freiherr  von  Krel]  um  das  Germanische 
Museum  erworben  hat,  sichern  ihm  ein  dauerndes  Andenken  in  der  Geschichte 
der  Anstalt,  und  wie  wir,  die  wir  ihm  nahe  gestanden,  werden  auch  kommende 
Geschlechter  seiner  in  dankbarer  Verehrung  gedenken. 

Gustav   v  o  n  B  e  z  0  1  d. 


STIFTUNGEN  UND  LEGATE. 

Die  Stiftungen  und  Beiträge  zu  den  Kosten  der  Grunderwerbungen  zwecks  Erweiterung 
des  Germanischen  Museums  nehmen  einen  recht  erfreulichen   Fortgang. 

Zu  den  bisher  erfolgten  Veröffentlichungen  sind  nachzutragen: 
je  5000  JL  von  Sr.   Exzellenz  dem  Herrn  Grafen    Ernst     von    Mo  y,     Reichsrat   der   Krone 
Bayern,  in  München  und 
von  den    S  i  e  m  e  n  s  -  S  c  h  u  c  k  e  r  t  w  e  r  k  e  n,    G.  m.  b.    H..  in  Berlin-Nürnberg; 
je  2000  JL  von  dem   Bankhause   L.  u.    E.    W  e  r  t  h  e  i  m  b  e  r  in    Frankfurt  a.  M.   und 

von  der  Maschinenfabrik  A  u  g  s  b  u  r  g  -  N  ü  r  n  b  e  r  g,  A.-G. : 
je   1000  JL  vom  Herrn  Kgl.  Geh.  Baurat  Dr.  ing.  Anton  R  i  1 1  e  r  v.  R  i  e  p  p  e  1  in  Nürnberg; 
vom   Herrn    Kommerzienrat    Heinrich     Ritter   v.    Buz   in   Augsburg; 
vom   Herrn  Geh.    Kommerzienrat    Karl    Henschel   in    Kassel; 
vom   Herrn  Geh.    Kommerzienrat  Hans    H  u  m  b  s  e  r  in    Fürth; 
vom   Herrn  Geh.    Kommerzienrat  Gustav  D  y  c  k  e  r  h  o  f  f  in   Biebricn  a.  Rh. ; 
vom   Herrn    Professor   Dr.   ing.    R  u  d.   Dyckerhoff  in   Biebrich   a.  Rh.; 
vom  Herrn   Generalkonsul  Albert  v.   Metzler  in   Frankfurt  a.  M. ; 
von  dem    Bankgeschäfte   Jacob   S.    H.    Stern   in    Frankfurt   a.  M. ; 
von  den  Vereinigten   P  i  n  s  e  1  f  a  b  r  i  k  e  n   Nürnberg  und 
von  zwei  ungenannt  bleiben  wollenden  Damen. 
500  Ji  von   Herrn   Eugen   Dyckerhoff  in  Biebrich  a.  Rh. 

Aus  dem  Nachlasse  der  am  23.  Mai  1910  verstorbenen  ledigen  Privatiere  Fräulein  L  y  d  i  a 
Puscher  von  Nürnberg  ist  uns  außer  mehreren  Kunstgegenständen  ein  Legat  von  1000  Ji 
zugekommen. 

Auch  von  einer  anderen  erfreulichen  Förderung,  die  ein  rühmliches  Zeugnis  der  Liebe  und 
der  Anhänglichkeit  der  im  Auslande  wohnenden  Deutschen  an  das  alte  Vaterland  bildet,  dürfen 
wir  berichten:  Der  Vorstand  des  R  u  d  e  r  v  e  r  e  i  n  s  T  e  u  t  o  n  i  a  in  Buenos  Aires  hat 
als  das  Ergebnis  einer  Sammlung  unter  seinen  Mitgliedern  den  Betrag  von  1000  M  übersendet. 


-      5     — 

Von  der   Erwerbung;  der  wertvollen  v.   Schwarzsehen   Gläsersammlung  ist  in  diesen 

Blättern  l-iereits  wiederholt  gehandelt  worden.     Zu  den  65  000  Ji  betragenden   Kosten  steuerte 

die  Stadt  Nürnberg  die  Summe  von  20  000  ,11,  wofür  sie  das  bedeutsamste  Stück  der  Sammlung, 

den  Jamnitzer- Pokal,  auf  eigene   Rechnung  erwarb,  die  Stiftung  zur  Erhaltung  von  Nürnberger 

Kunstwerken  30  000  .M   bei.     Inzwischen  hat  sich  das  Museum  mit  der  Bitte,  zur  Deckung  des 

Restbetrages  möglichst  nachdrücklich  beizutragen,  an  diejenigen    Kreise  von   Industrie,    Handel 

und   Gewerbe  gewandt,  die  jene   Sammlung  kostbarer  alter,  in  den  mannigfachsten  Techniken 

dekorierten  Gläser  vor  allem  angeht  und  bei  denen  deswegen  ein  besonders  lebhaftes  Interesse 

gerade  für  diese  Erwerbung  vorausgesetzt  werden  darf.     Und  in  der  Tat  hat  unser  Aufruf  den 

Erfolg  gehabt,  daß  zu  dem  angegebenen  Zweck  bisher  folgende  Beträge  gezeichnet  worden  sind: 

500  .//(.  von   Herrn    Eduard    Frei  h.    P  o  s  c  h  i  n  g  e  r   v  o  n    F  r  a  u  e  n  a  u   in  Frauenau; 

200  ,li  von  der  W  ü  r  t  t  e  m  b  e  r  g  i  s  c  ii  e  n    Metall  w  a  r  e  n  f  a  b  r  i  k   in    Geislingen; 

je   100  Ji   von   den    Glasfabriken   C    E.    Gätcke   in   Altona-Ottensen, 

von  der   Glasfabrik   S  c  ii  o  t  t   &  Gen.   in  Jena  und 

von  der    K  o  m  ni  a  n  d  i  t  g  e  s  e  1 1  s  c  h  a  f  t    Gebr.   S  t  e  e  v  e  s  a  n  d  t  in    Rinteln; 
je  50  Ji   von  der    B  a  y  er.    H  o  h  1  g  1  a  s  f  a  b  r  i  k    B  r  a  u  n  &  M  e  1  e  r   in    Nürnberg  und 

vom    G  1  a  s  h  ü  t  t  e  n  w  e  r  k  e   v  o  n   P  o  n  c  e  t  in    Friedrichshain,    N.-L. 
Ferner  hat  der  Verband  Deutscher  Glas-,  Porzellan  -  und  Luxuswarenhändler 
—    E.  G.  m.  b.  H.  in  Nürnberg  —  die  Summe  von  2860  Mn.  unter  seinen  Mitgliedern   aufgebracht 
und  dem  Germanisclien  Museum  in  liebenswürdiger  Weise  als  willkommene  Stiftung  übergeben. 
Zu   dieser    Summe   haben    beigesteuert: 

Der  Verband  selbst  incl.  Aufsichtsrat  und  Vorstand,  dann  die  nachstehenden  Fabriken, 
Firmen  usw.; 

Vereinigung  Westdeutscher  Hohiglasfabriken,  G.  m.  b.  H.,  in  Bonn  a.  Rii.;  Sächsische 
Serpentinstein- Gesellschaft  zu  Zöblitz,  G.  m.  b.  H..  in  Zöblitz  i.  S.;  Societe  Anonyme  des  Cri- 
stalleries  Du  Val  St.  Lambert,  in  Val  St.  Lambert  (Belgien);  Annaburger  Steingutfabrik.  A.-G. 
in  Annaburg;  Konrad  Ayen,  Metallwarenfabrik,  in  Balingen;  Gebrüder  Baumann,  Emaillier- 
und  Stanzwerk,  in  Amberg;  Bärensprung  &  Ehlers,  in  Schwerin  (Mecklenburg);  Gebrüder  Bau- 
scher, G.  m.  b.  H.,  Porzellanfabrik,  in  Weiden  (Oberpfalz);  G.  Becker  &  Co..  in  Georgshütte 
bei  Fürstenberg  a.  Weser;  Hugo  Berger  in  Schmalkalden  (Th.);  Bernhard  Bertram,  Terracotta- 
fabrik,  in  Lüftelberg  bei  Bonn  a.  Rh.;  Jakob  Büchenbacher  sen.,  in  Fürth  i.  B. ;  Burgun,  Schverer 
&  Co.,  Glashütte,  in  Meisenthal  (Lutlningen);  Ed.  Deetjen,  Alfenidwarenfabrik,  in  Straliburg  i.  E.; 
Deutsche  Bank,  Filiale  Nürnberg:  G.  Eltze,  Porzellanhandiung,  in  Brieg,  Reg. -Bez.  Breslau; 
Erhard  &  Söhne  in  Schwäbisch  Gmünd;  Vereinigte  Eschebachsche  Werke,  A.-G.,  in  Dresden; 
Nik.  Franz  Nachf.,  Hoflieferanten,  in  Frankfurt  a.  M. :  Porzellanfabrik  Fraureuth,  A.-G.,  in 
Fraureuth  i.  S. ;  Gerhards  &  Wittelsberger,  G.  m.  b.  H.,  in  Duisd^rf  bei  Bonn  a.  Rh.;  Gebr. 
Göhler,  Magazin  für  Haus-  und  Küchengeräte,  in  Dresden;  Albert  Götz,  Direktor  dre  Dresdner 
Bank,  Filiale  Nürnberg,  in  Nürnberg;  Karl  Gdldberg,  Glasraffinerie,  in  Haida  (Böhmen);  Gebr. 
Goldschmidt,  Metallwarenfabrik,  in  Nürnberg;  Gürtler  &  May,  Glasgroßraffinerie,  in  Zittau- 
Großporitsch  i.  S.;  Karl  Habergahn,  Porzellanhandlung,  in  Quedlinburg;  Heinrich  &  Co.,  Por- 
zellanfabrik, in  Selb  i.  Bay.;  Hertwig  &  Co.,  Porzellanfabrik,  in  Katzhütte  i.  Thüringen;  Karl 
Hilsdorf,  Kunstgewerbehaus,  in  Bingen  a.  Rh.;  Johann  Hinckel  jun.  in  Wetzlar;  Edmund  Hör- 
hold, Glas-  und  Porzellanhandlung,  in  Greiz;  Karl  Huge,  Glas-  und  Porzellanhandlung,  in 
Minden  i.  W.;  C  M.  Hutschenreuther,  A.-G.,  in  Hohenberg  a.  Eger:  J.  Jaksch  &  Co.,  Porzellan- 
handlung, in  Riga  (Rußland);  Richard  Klemm,  Porzellanmalerei,  in  Dresden;  Korbflaschen- 
fabrik Radolfzell  i.  Baden;  Diedr.  Lindemann,  Porzellanhandlung,  in  Hildesheini;  F.  Losky, 
Glasfabrik,  in  Oranienhütte,  Bez.  Breslau;  J.  F.  Maerklin,  Hoflieferant,  in  Stuttgart;  Wilhelm 
Model,  in  Feuerbach-Stuttgart;  Julius  Mühlhaus  &  Co.,  K.  K.  österreichische  priv.  Glasnianu- 
faktur,  in  Haida  (Böhmen);  Gebrüder  Noelle  in  Lüdenscheid:  Gebrüder  Pabst,  Porzellanhandlung, 
in  Ludwigshafen  a.  Rh.;  Heinrich  Pageis,  in  Lübeck:  Phil.  Penin,  Gummiwarenfabrik,  A.-G., 
in  Leipzig- Plagw'itz:  Porzellanfabrik  Tirschenreuth,  A.-G.,  in  Tirschenreuth  (Oberpfalz);  Kgl. 
Bayer.  Porzellanmanufaktur,  in  Nymphenburg-München;  Ferdinand  v.  Poschinger  in  Buchenau 
(Niederbayern);  D.  F.  Rabe  &  Co.,  Porzellanhandlung,  in  Bremen;  Brüder  Rachmann,  Glas- 
raffinerie, in  Haida  (Böhmen);  Reps  &  Trinte  in  Magdeburg;  Karl  Fr.  Richter  in  Naumburg 
a.  Saale;  Arnold  Rocholl  in  Berlin;  Ph.  Rosenthal,  Kgl.  Kommerzienrat,  in  München;  Rüster 
&  Gerlinger  in  Berlin;   Sächsische  Glasfabrik,  Abteilung  Preßglas,  in  Radeberg  i.  S.;  .Vla.x  Scheyer, 


1  lircklor  der  bicsdiior  Bank.  Filiule  Nünibcr.u.  in  Niiiiibcii; ;  N.  Sclimidt-R;ibL'i,  Pi)i/.i;ll;mh;iiui- 
liiiii:,  in  Merzig  ;i.  S;uir:  Joluinii  Schwabeiithaii.  Glusliaiuiliinji.  in  Passau;  Schwinl/.er  &  (iiäii 
in  Berlin;  Firma  Jdh.  Seltniann  in  Vohenstrauli;  Hermann  Speclit.  Por/.ellanhanJluiit;,  in  IIa 
mein  a.  Weser;  H.  Tautz  in  Berlin:  F.  Thomas,  Porzellanlabrik.  in  Marktredwitz  i.  Ba\ern: 
Karl  Tluinij:.  Kiinstirewerbeliaiis.  in  Zittau  i.  S. :  Vi)lkliardt  &  Wilbert.  Bikiuhikkerci.  in  Nürn- 
beri;:     Ricliard   Weckniann  in   Berlin. 

Die  Summe  aller  /.um  Zweck  der  Erwerbun;',  der  v.  S  c  li  w  a  r  z  sehen  (iläsersannulunL; 
irespendeten  freiwilliiren   Beiträge  beziffert  sich  demnach   bis  jetzt  auf  3y6u  Ji 

Allen,  die  uns  in  dieser  für  die  finanzielle  Entlastuns;  des  Museums  so  wichti^;en  Sache  ihre 
freundliche  Unterstützung  haben  zuteil  werden  lassen,  sei  auch  an  dieser  Stelle  der  aufrichtigste 
Dank  gesagt.  Möchte  ihr  Beispiel  noch  manche  andere  Interessenten  zur  Nacheiferung,  zu 
gleicher  Betätigung  anregen. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Null  Distriktskassen:  Eiiingcii  in  ./(  Pappenheim  lu  .//  Weißenburg  i.  B.  5  Ji 
Von  Vereinen:  Lübeck.  Gewerbegesellschaft  30  JI  Neutitschein.  Museumsverein  für 
Neutitschein  und  Umgebung  2  Kr.  Nürnberg.  Industrie-  und  Kulturverein  (bisher  25  M)  jetzt 
100  ./( ;  Verband  Deutscher  Glas-,  Porzellan-  und  Luxuswarenhändler,  E.  G.  m.  b.  H.,  1 5u  JA 
Oldenburg.  Oldenburger  Künstler-  bund  5  ,ft  Windhuk.  Turnverein  R.  V.  .3  ,IL  Zerbst.  Ge- 
schichtsverein (bisher  5   M)  jetzt  10  Ji;    Schützengilde  10  JI 

Von   Privaten:     Ansbach.    A.   Wallersteiner  3   Ji     Beiingries.    Stadtpfarrer   Georg    Hafner 

2  ./(;  Bezirksbaumeister  Joseph  Vonwerden  2  ,/( ;  Kgl.  Bezirksamtmann  Wilhelm  Wüst  2  Ji 
Berlin.  Simon  Bing,  i.  Fa.  E.  &  S.  Bing  50  ./(:  Siegfried  Kaiser,  i.  Fa.  E.  &  S.  Bing  50  Ji 
Konsul  Dr.  W.  Sobernheim.  Kommerzienrat  \i  M.  Chemnitz.  Ingenieur  Johs.  Schuster  5  Ji 
Colmar.    Rechtsanwalt  Steiner  2o  Ji     Erlangen.  Professor  Dr.  Beckmann  2,  Ji;   Repetent  Behm 

2  ./{■ ;  Professor  Dr.  Dencker  5 -M ;  Professor  Dr.  Hensel  S  Ji;  Studienrat  Dr.  Reber  3  M;  Pfarrer 
Dr.  Schwanhaeußer  3  Ji;  Professor  Dr.  Weichardt  3  M  Fürth.  Adalbert  Epple  3  Ji;  Christian 
Wittmann  3  Ji   Glogau.    Hauptmann  Oswald  3  Ji   Göppingen.    Fabrikant  Hermann  Bliederhäuser 

3  ./(  Grimma.  Buchdruckereibesitzer  Bnde  2  ./{;  Apotheker  Siecke  2  JI  Lahr  i.  B.  Bezirkstier- 
;irzt  Hammer  2  JL;  Fabrikant  Carl  Nestler  2  Ji :  Fabrikdirektor  Carl  Schopfer  2  Ji;  Bank- 
direktor Carl  Stoesser  2  Ji ;  Fabrikant  C  A.  Wiildin  2  Ji ;  Fabrikant  Carl  Wäldin  2  Ji ;  Stadt- 
pfarrer W.  Ziegler  1  ,/t  Leipzig.  Fräulein  Drosihn  ^Ji:  Professor  Dr.  Richard  Glaß,  Realschul- 
oberlehrer 10  .,'{ :  Dr.  phil.  Karl  Hollborn  3  M.  Lübeck.  W.  Dahms,  Vertreter  der  Druckerei  Geb. 
Borchers,  G.  m.  b.  H.,  10  Ji;  O.  A.  Rahtgens,  Druckereibesitzer,  10  Ji;  A.  Roeper,  Kaufmann, 
5  Ji;  R.  Woller.  Lehrer.  1  M.  Neutitschein.  Baumeister  Heinrich  Czeike,  Ziegelwerkbesitzer 
2  Kr.;  Großindustrieller  Hans  Hückel  2  Kr.;  Großindustrieller  Otto  Hückel  2  Kr.:  Großin- 
dustrieller Max  Preisenhammer  2  Kr.  Nürnberg.  Frau  Anna  Bach,  Reallehrerswitwe,  3  Jt ; 
Dr.  C.  W.  Gesell,  Ingenieur,  3  Ji;  Rechtsanwalt  Dr.  Max  Kohn  3  Ji;  Fräulein  Lina  Rothbarth, 
Privatiere  3  Ji;  Baumeister  Karl  Rühl  (bisher  3  Ji)  jetzt  5  Ji;  St.  Schramm  Lehrer  3  Ji;  Konr. 
Setzier,  Kgl.  Oberlandesgerichsrat.  3  ,/(:  Architekt  Hans  Soehnlein  10  Ji;  Kgl.  Postsekretär 
Karl  Spatz  5  Ji  Pirmasens.  Gymnasiallehrer  Erb  3  Ji;  Vikar  Scheid  3  Ji;  Frau  Gustav 
Schneider,  Witwe  3  Ji  Riedlingen.  Oberpräzeptor  Dr.  Nägele,  Kaplan  2  JL  Schnaittach. 
Dr.  Feuerer,  prakt.  Arzt  3  Ji;  Malzfabrikant  Graf  2  Ji;  Hauptlehrer  Heißler  3  .// :  Lehrer 
Merlein  2  M;  Ziegeleibesitzer  Schmauß  2  Ji;  Ziegeleibesitzer  Wolf  2  Ji  Schöninsel  b.  Güstrow. 
Max  Saurenhaus  10  Ji  Sondershausen.  R.  Merten,  Oberlehrer  an  der  höheren  Töchterschule 
(bisher  1  Ji)  jetzt  3  Ji  Stuttgart.  General  Dr.  ing.  Graf  Ferd.  von  Zeppelin,  Exzellenz,  in 
Friedrichshafen  25  Ji 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-    UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Immer  schwerer  wird  es,  auf  dem  Wege  des  Kunsthandels  oder  auf  Auktionen  Kunstwerke 
von  wirklicher  Bedeutung  zu  erwerben,  wofern  nicht  eine  dem  Werte  entsprechende  finanzielle 
Basis  vorhanden  ist.  Höher  denn  je  schnellen  die  Preise  hinauf,  und  zuweilen  kann  man  in 
Verlegenheit  geraten,  wenn  man  sich  fragt,  ob  tatsächlich  die  bezahlte   Summe  im   Verhältnis 


/\:\.-  ..  -r  des  G-ermaruschen  Museuias,  1911 


Tafel  1 


j:p.barmdebild"derbayrisch-tiro]jS(:^hen 
schule  von  148^ 


zu  dem  realen  Werte  des  Stückes  steht,  wäre  nicht  meistens  oder  eigentlich  immer  die  ideelle 
Qualität  das  ausschlaggebende  Moment.  Die  MiBlichkeit  dieser  Verhältnisse  muß  namentlich 
drückend  empfunden  werden  von  einer  Anstalt,  die  solcii  umfassende  und  universelle  Ziele  zu  ver- 
folgen hat  wie  die  unsrige.  Und  wir  fühlen  uns  von  solchen  Empfindungen  keineswegs  frei,  wenn 
wir  auf  unsere  Tätigkeit  im  verflossenen  Vierteljahr  zurückblicken.  Gleichwohl  ist  es  uns  ge- 
lungen, trotz  der  in  Anbetracht  der  angedeuteten  Umstände  beträchtlichen  Beschränktheit  unserer 
verfügbaren  Mittel  unseren  Sammlungen  verschiedene  hervorragende  Dokumente  der  Kunst- 
betätigung vergangener  Zeiten  zuzuführen. 

Hierhin  rechnen  wir  zunächst  das  der  Forschung  nicht  mehr  unbekannte  große  Erbärmde- 
bild  (Taf.  1)  von  einem  Meister  der  bayrisch-tirolischen  Schule,  das  seit  seiner  Entfernung 
von  seinem  ursprünglichen  Aufbewahrungsort,  dem  Kloster  Benediktbeuren,  mancherlei  Schick- 
sale hat  über  sich  ergehen  lassen  müssen.  Längere  Zeit  hatte  es  in  der  Schleißheimer  Galerie 
Unterkunft  gefunden.  Dann  kam  es  in  die  Sammlung  des  verstorbenen  Münchener  Professors 
Sepp.  Noch  im  Jahre  1909  wurde  es  auf  der  Ausstellung  Altmünchener  Tafelgemälde  des 
15-  Jahrhunderts  im  Bayerischen  Nationalmuseum  gezeigt.  Zuletzt  war  es  bei  Helbing  in  einer 
Auktion  von  Ölgemälden  alter  Meister  aus  verschiedenen  Besitzen,  wo  wir  es  im  März  dieses  Jahres 
erwarben.  Wie  gesagt,  das  Bild  war  der  Forschung  nicht  mehr  unbekannt.  Schon  Robert  Vischer 
hatte  im  Jahre  1886  die  Aufmerksamkeit  auf  dasselbe  gelenkt.  Und  neuerdings  hatte  sich  Karl 
Gebhardt  näher  mit  ihm  beschäftigt.  Das  letzte  Wort  dürfte  über  seine  Stellung  im  Rahmen 
seiner  Zeit  noch  nicht  gesprochen  sein,  scheint  doch  ein  anderes  Werk  von  der  gleichen  Hand 
noch  nicht  gefunden  zu  sein!  Wenn  sein  Meister  der  Münchener  Schule  zugerechnet  worden  ist, 
so  mag  hierzu  die  Anbringung  des  Wappens  der  Familie  Rudolf,  eines  abgestorbenen  Münchener 
Geschlechtes,  Veranlassung  gewesen  sein.  Doch  braucht  das  Bild  darum  nicht  auch  am  gleichen 
Ort  entstanden  zu  sein.  Wir  glauben  es  vielmehr  bei  der  schon  von  anderer  Seite  vorgenommenen 
allgemeineren  Zuweisung  an  die  bayrisch-tirolische  Schule  belassen  zu  sollen.  Mit  vollem  Recht 
hebt  Gebhardt  hervor,  daß  wir  es  nicht  mit  der  Arbeit  eines  Handwerkers,  sondern  mit  der 
Schöpfung  eines  Künstlers  zu  tun  haben.  Schon  die  großzügige  und  ausdrucksvolle  Komposition 
drängt  uns  zu  dieser  Überzeugung.  An  der  vorderen  Längswand  des  Sarkophags  ist  eine  an- 
scheinend ornamentale  Inschrift  und  die  Jahreszahl  14  84  angebracht.  Die  Entstehungszeit  des 
Bildes  ist  damit  festgelegt  und  zugleich  auch  die  erforderliche  Handhabe  gegeben,  um  vergleichend 
und  prüfend  unter  den   Werken  dieser  Zeit   Umschau  zu  halten. 

Ein  sehr  erwünschtes  Geschenk  war  uns  das  auf  Holz  gemalte  Bildnis  des  Veit 
Dietrich,  ehedem  Predigers  an  St.  Sebald  in  Nürnberg  (1506 — 1549)-  Das  volle  fleischige 
Antlitz,  die  etwas  derben  Züge,  sie  sind  uns  ein  Zeichen,  daß  sein  Schöpfer  ein  Meister  war, 
der  sich  eine  möglichst  getreue  Charakteristik  des  inzwischen  Verstorbenen,  dem  er  sicherlich 
im  Leben  persönlich  nahegestanden,  angelegen  sein  ließ.  Schon  aus  den  Hexametern  unter  dem 
Bilde  ist  ersichtlich,  daß  es  erst  nach  dem  Tode  Dietrichs  gemalt  wurde.  Sein  Stilgepräge  und 
seine  Malart  lassen  erkennen,  daß  sein  Verfertiger  unter  dem  Einfluß  der  Cranach- Schule  stand. 
Se.  Durchlaucht  Fürst  Johann  von  und  zu  Lichten  stein  hat  uns 
durch  die  Zuweisung  dieses  Bildes,  dessen  richtiger  Aufbewahrungsort  ja  Nürnberg  ist,  zu  großem 
Dank  verpflichtet. 

Gute  Sandsteinfiguren  aus  älterer  Zeit  zu  bekommen,  wird  heute  immer  schwieriger.  Wir 
hatten  das  Glück,  durch  Benutzung  günstiger  Umstände  unserer  Skulpturen-Sammlung  drei 
neue  Beispiele  der  Steinplastik  des  späten  14.  Jahrhunderts  zuführen  zu  können. 
Sie  stammen  von  dem  Turmrest  der  ehemaligen  Katharinenkirche  in  Heilsbronn,  welcher  Ort 
ja  durch  seine  Klosterkirche  und  deren  herrliche  Kunstschätze  zur  Genüge  bekannt  ist.  Weniger 
bekannt  dürften  die  von  uns  erworbenen  S  a  n  d  s  t  e  i  n  s  t  a  t  u  e  n  einer  Madonna, 
eines  J  a  k  o  b  u  s  und  einer  Katharina  (Abb.  1 )  sein,  die  bis  vor  kurzem  ihren 
Standort  hoch  oben  über  dem  Portal  des  sogenannten  Katharinenturms  hatten.  Die  Heiligen 
Jakobus  und  Katharina  mögen  die  Titularheiligen  der  früheren  Katharinenkirche  gewesen  sein, 
nannte  sich  doch  nach  ihnen  eine  zu  Anfang  und  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  mehr- 
fach erwähnte  Bruderschaft.  Die  Figuren  waren  früher  nur  zum  Teil  sichtbar.  Erst  in  den  70er 
Jahren  des  19-  Jahrhunderts  wurden  sie  von  dem  damaligen  Besitzer  aus  der  Wand  herausgebrochen 
und  über  Konsolen  frei  vor  dieselbe  gestellt.  Naturgemäß  sind  sie  infolge  ihrer  e.xponierten  Stel- 
lung vom  Zahn  der  Zeit  und  von  den  unmittelbar  auf  sie  eindringenden  Witterungseinflüssen 


—     8     — 

mitgenommen.  Aber  auch  in  diesem  Zustand  sind  sie  liir  uns  achtbare  '/.eui^en  einer  naeli  Los- 
lösunii  vnn  starrem  Seiiematisnuis  rinirenden  Zeil.  Die  Be\\egun,uen  sind  t;ul  beubaclilel  und 
in   der    lialtuni;   ist    niaiulies    Kielitit;e   erreiclit. 

^  Von  den  übriiren  Abteiluniien  war  es  vor  allem  dieienipe  der  II  a  u  s  a  1  t  e  r  t  ü  m  e  r.  dit 
in  größerem  Umfang  vermehrt  wurde.  Voranstellt  hier  der  prachtvolle  Sekretär  der  aus  Schwe- 
riner Privatbesitz  erworben  wurde  und  wohl  auch  eine  Arbeit  dieser  Gegend  ist  (Tat.  II).  Ent- 
standen in  der  AA  i  t  t  e  des  18.  Jahrhunderts,  verdienter  unsere  Beachtung  sowohl  durch 
seine  Anlage  und  seine  Form  wie  duvch  seine  hübschen  Messingbeschläge  und  vor  allem  durch  seine 
eigenartige  Ornamentierung.     Diese  bestellt  in  figürlichen  Darstellungen  etwas  hausbackener  Art 


Abb.   1.    Saiidsteinfiguren  vom  Turmrest  der  ehemaligen  Katharinenkirche  in  Heilsbronn. 

2.   Hälfte  des  14.  Jahrhunderts. 


und  reizvollen  Rocaillen  bei  Anwendung  verschiedenartigster,  auch  farbig  gebeizter  Hölzer  und 
Perlmutter.  Im  Innern  des  oberen  Teiles  zahlreiche  Schubfächer,  angelegt  beiderseits  von  einer 
polygonalen,  mit  Spiegeln  ausgesetzten  Nische.  Es  ist  das  erste  Stück  dieser  Gattung,  das  wir 
bislang  zu  erwerben  in  der  Lage  waren.  Auch  hübsche  Fayencen  und  Porzellane 
brachten  wir  in  unseren  Besitz.  Und  besonders  erfreulich  war  es  hierbei,  daß  wir  die  Möglich- 
keit gewannen,  Manufakturen,  die  bisher  nur  spärlich  durch  Beispiele  belegt  waren,  etwas  um- 
fassender zu  präsentieren.  Hervorheben  möchten  wir  namentlich  die  beiden  großen,  bunt  be- 
malten Straßburger  Deckelvasen  mit  der  Marke  Joseph  Hannongs,  den  in  Blaumalerei  verzierten 
Stralsunder  Fayencetopf  mit  einer  freiplastischen  Taube  als  Deckelbekrönung,  die  Teller  und 
Platten  Stockelsdorffer,  Kieler  und  Schleswiger  Herkunft  und  verschiedene  stattliche  Stücke  der 
V/allendorfer,  Gothaer  und  Großbreitenbacher  Manufaktur  (Abb.  2). 


—    9 


—     10    — 

Nocil  ein  Orisrinahverk  der  Phistik  li.ibcii  wir  /u  eiwülinen.  näniiicli  das  holzijesclinltzte 
A'\  n  d  e  1  1  zu  der  K  r  e  u  z  i  s  u  n  i;  s  ,u;  r  u  p  p  e  a  u  I  d  e  r  K  a  t  ii  a  u  >  b  r  ü  c  k  e  in  B  a  m- 
bers  (1717),  eine  Arbeit,  die  ein  (gereiftes  Konip^sitionstaliMil  erkennen  liil.U  und  iiiiUerst  be- 
weist in  der  Durclifüiiriin,!:  ist.  Als  Ganzes  ijenonnuen  ist  dieses  Stüek  fiir  die  Auftassunii:  und 
das  Stilenipfinden  seiner  Zeit  außerordentlich  charakteristisch.  Als  Meister  der  Kreuzigunjjs- 
srruppe  wird  B.  Mutschelle  genannt  (vgl.  G.  Dehio.  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler  1, 
S.  35).  was  aber  zeitlich  nicht  statthaft  sein  dürfte,  da  Joseph  Bonaventura  Mutschelle,  ein 
tüchtiger  und  begabter  Künstler,  erst  im  Jahre  1734  geboren  wuriie.  Iirichstens  könnte  dessen 
Vater  Johann  Heinrich  Alutschelle  in  Frage  kommen,  der  sich  in  den  Jahren  1712 — 13  in  Bamberg 
niederließ,  wo  er  (nach  Jäck)  ..alle  Bildnisse,  welche  ehemals  bei  der  Palmpro/.ession  in  Bam- 
berg herumgetragen  wurden",  fertigte.  Diese  kunstgeschichtlich  bemerkenswerte  Gruppe  (Taf.  111) 
ist  ein  Geschenk  des  Hofantiquars  Julius  B  ö  h  1  e  r  in  München,  dessen  damit  bekundetes 
Interesse  an  unserer  Anstalt  wir  dankbarst  anerkennen  müssen. 

Geschenke. 

Berlin.  Robert  Leuchs:  Silbertaler  zur  Erinnerung  an  die  loojährige  Jubelfeier 
der  Universität  Berlin.  1910.  ^  Aktiengesellschaft  Karl  Lindström:  Grammophon, 
E.xemplar  der  ersten  Type,  welche  hergestellt  worden  ist,  1887— 1889.  —  Köln.  J.  E.  B  e  n- 
nert:  Zeppelin-Denkmünze,  hergestellt  aus  dem  Metall  des  am  25.  April  1910  hei  Weilburg 
untergegangenen  Z.  11.  —  Oberingenieur  F.  Goerke:  Pulverwagen  und  Geschütz  mit  zwei 
Pferden,  preußische  Artillerie,  Spielzeug,  Zinn;  Anfang  des  19-  Jahrhunderts.  —  München.  Hof- 
antiquar Julius  Böhler:  Holzgeschnitztes  Modell  zur  Kreuzigungsgruppe  auf  der  Rathausbrücke 
in  Bamberg,  (1715)-  Siehe  Taf.  111.  —  Wilhelm  Wurm:  Konditoreispritze  in  hölzernem  Fut- 
teral. 1.  Hälfte  des  19-  Jahrhunderts.  —  Nürnberg.  Joh.  Konrad  und  Sigmund  Bäum- 
ler: Bemalte  Wandbespannung  aus  dem  Hause  Hauptmarkt  3  in  Nürnberg  mit  Gartenszenen 
und  Ornamenten  aus  der  Rokokozeit;  Puppenspeiseschrank  Nürnberger  Herkunft,  18.  Jahr- 
hundert. —  Regierungsrat  a.  D.  E  s  p  e  r:  Siegelstempel  mit  dem  Wappen  der  Familie  Esper, 
Eisen.  17.  Jahrhundert.  —  Frau  Doris  Herzog:  Bäuerliche  Kleidungsstücke  aus  der  Gegend 
von  Dietenhofen  bei  Ansbach,  bestehend  in  zwei  Hängekleidern  aus  Kattun,  fünf  Kattunschürzen, 
einem  schwarzseidenen  Frauenjackett  und  einem  Schürzenband  aus  farbiger  Seide,  19.  Jahr- 
hundert.—  Messerschmiedmeister  W  0  1  f  g  a  n  g  Hof  mann:  eine  Anzahl  zahnärztlicher  und 
chirurgischer  Instrumente  aus  dem  18.  und  19-  Jahrhundert.  —  Schlossermeister  Gg.  K  e  m  p  f: 
Pferdegebiß,  16.  Jahrhundert,  gefunden  in  Zirndorf.  —  Frau  Ida  Lebermann:  Kompaß 
mit  Sonnenuhr,  Messing,  1.  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts;  Zeichnengerät  für  einen  Architekten 
(7  Teile),  Dukatenwage,  Siegelstock  des  Anton  Wilh.  Freiherrn  von  Hartden  aus  Solenhofer  Stein, 
18.  Jahrhundert;  Goldwage  von  Joh.  Pet.  Braselmann  auf  Wichlinghausen  in  Oberbayern,  1775: 
Muskatnvißreiber  mit  Einlegarbeit  in  dunklerem  Holz  und  Elfenbein  sowie  mit  Verzierungen  in 
Bein,  1.  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts.  —  Aus  dem  Nachlaß  des  Frl.  Lydia  P  u  s  c  h  e  r:  Mond- 
scheinlandschaft, Ölgemälde  vom  Jahre  186O  von  Wilh.  Lichtenheld;  Kaffee-  und  Teeservice 
in  weißem  Porzellan  mit  Ornamentfriesen  in  Glanzgold  und  dem  Monogramm  des  G.  Puscher, 
des  Erfinders  dieser  Dekorationsart;  Schlüsselbehälter  in  Kastenform  mit  bestickter  Vorder- 
seite; Brautschleier  und  zwei  große  Öldrucke  mit  weiblichen  Halbfiguren;  2.  Hälfte  des  19-  Jahr- 
hunderts. —  Konservator  Dr.  Schulz:  Dachziegel  vom  Jahre  1745  mit  eingeritzten  Ornamenten 
von  einem  Nürnberger  Hause.  —  Unbekannter  Geschenkgeber:  Kalenderrahmen 
mit  Perlen-  und  Baumwollstickerei  auf  perforiertem  Papier,  2.  Hälfte  des  19-  Jahrhunderts.  — 
Wien.  Seine  Durchlaucht  Fürst  Johann  von  und  zu  Lichtenstein: 
Bildnis  des  Nürnberger  Theologen  Veit  Dietrich  (1506—49).  Brustbild.  Darunter  5  Hexameter. 
Ölgemälde   auf   Holz.      Unbekannter  Meister  der  Mitte  des   16.   Jahrhunderts. 

Ankäufe. 

Gemälde.  Erbärmdebild.  Tafelgemälde.  Bayrisch-tirolische  Schule.  1484.  Aus  dem  Kloster 
Benediktbeuren  stammend  (Taf.  1). 

Plastik,  Originale.  Maria  mit  dem  Kinde,  St.  Katharina  und  St.  Jakobus,  Sandsteinfiguren 
von  dem  Turmrest  der  ehemaligen  Katharinenkirche  in  Heilsbronn,  2.  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts. 


Anzeiger  des  Ocrmanischen  Museums  1911 


Taf.  11. 


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Sekretär  mit  reicher  Einlegarbeit.    Norddeutsch    Mitte  des  18.  Jahrhunderts. 


—    11    — 

(Abb.  1)    —  Maske,  in    Kupfer  getrieben,  angeblich  in    den   Stollen    eines  vorzeitlichen   Kupfer- 
bergbaues   Hüttau  bei   Bischofshofen  gefunden,  wohl   Ende  des   17.    Jahrhunderts. 

Hausgeräte.  Eisenkästchen  in  Kofferform  mit  Maßwerkverzierungen  und  gemalten  Dar- 
stellungen aus  der  Sage  des  Königs  Midas,  Anfang  des  16.  Jahrhunderts;  Maßkrug,  Rheinsber','er 
Fayence,  mit  Ornamentmalerei  in  Gelb,  Blau,  Manganbraun  und  Grün  (Abb.  2.  wo  auch  der 
größere  Teil  der  übrigen  Fayencen  und  Porzellane  wiedergegeben  ist).  Zwei  Straßburger 
Deckelvasen  mit  bunter  Blumenmalerei  und  freiplastischem  Astwerk.  Marke:  Joseph  Hannong; 
Bauchiger  Topf  mit  Taube  als  Deckelbekrönung  und  Blaumalerei,  Stralsunder  Fayence;  zwei 
bauchige  Töpfe  (ohne  Deckel).  Bemalt  in  Gelb,  Grün,  Rotbraun  und  Blau,  Stralsunder  Fayence; 
zwei  Teller,  manganbraun  bemalt.  Stockelsdorffer  Fayence;  blaubemalte  Platte,  Stockelsdorffer 
Fayence;  große  Platte  mit  bunter  Blumenmalerei,  Kieler  Fayence;  kleinere  Platte,  desgleichen; 
ovale  Schale  mit  durchbrochenem  Rande  und  bunter  Blumenmalerei,  Kieler  Fayence;  große  Platte 
mit  sepiabrauner  Blumenmalerei,  Schleswiger  Fayence;  drei  Teller  mit  manganbrauner  Blumen- 
malerei, Schleswiger  Fayence;  Porzellanteller,  Höchster  Manufaktur,  2.  Hälfte  des  IS.  Jahr- 
hunderts; Kaffee-  und  Teekanne,  sowie  eine  runde  Schale,  Porzellan,  längsgerieft,  mit  farbigen 
Blumenkartuschen,  in  denen  in  Gold  das  Monogramm  CFL.  Marke:  Wallendorf;  Bechertasse 
mit  Untertasse,  farbig  bemalt  mit  Tuchdraperien,  unter  denen  ein  aufgeschlagenes  Buch,  Klari- 
netten, Karten  u.  Ä.  Marke:  Wallendorf;  Teekanne  mit  zwei  Phantasielandschaften  in  weich- 
roten Tönen,  Marke:  Wallendorf;  Kaffeekanne  mit  einzelnen  farbigen  Blumen,  Marke:  Gotha; 
Milchkännchen  von  bauchiger  Form,  längsgerieft,  nnt  braunroter  Blumenmalerei,  Alarke:  Gotha; 
Bechertasse  mit  Untertasse,  mit  blauer  Ornamentmalerei.  Marke:  Großbreitenbach;  Sekretär 
mit  reicher  Einlegarbeit  in  verschiedenen  Hölzern  und  Perlmutter,  mit  Messingbeschlägen,  im 
Innern  zahlreiche  Fächer  und  im  oberen  Teil  Spiegel,  norddeutsche  Arbeit,  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts (Taf.  II);  93  Zinnsoldaten,  preußische  Infanterie,  preußische  Jäger,  preußische  Husaren 
zu  Fuß.  preußische  Ulanen,  preußische  Artillerie,  französisciie  Garde  und  Kosaken,  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts;  zwei  Wasserflaschen  von  blauem  Glas  mit  zugehörigen  Gläsern,  dekoriert  mit 
farbigen  Blumen  in  goldumsäumten  Feldern,  1S30— 10;  Thüringer  Porzellangruppe,  ein  Herr  und 
eine  Dame  beim  Schachspiel,  dabei  ein  junges  Mädchen,  in  kräftigen  Farben  bemalt,  auf  einem 
Sockel    mit  Schreibzeug,  Mitte  des   19-   Jahrhunderts. 

Medaillen  und  Plaketten.  Runde  Plakette  mit  dem  Bildnis  des  Stiftspropstes  Dr.  Jak. 
von  Türk,  191 1,  Erz,  von  Marie  Schlafhorst;  Denkmünze  in  Silber  auf  den  90.  Geburtstag  des 
Prinzregenten  Luitpold  von  Bayern  am  12.  März  1911  und  die  Vollendung  des  Hauptbahnhofes 
in  Nürnberg. 

Tracht  und  Schmuck.  Schlüsselhaken,  reich  ornamentiert,  messingvergoldet,  um  1761); 
holzgeschnitzte  Masken  eines  Teufels,  des  Luzifers,  des  Knechtes  Ruprecht,  der  Hexe  und  des 
He.xenmeisters,  zu  einem  alttirolischen  Nikolausspiel  gehörig,  aus  dem  Virgentale  im  Pustertale 
stammend,  Anfang  und  1.  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts;  Umschlagetuch  von  braungelber  Seide 
mit    plastisciien    Zweig-    und    Blumenstickereien,  Mitte   des    19.  Jain-lumderts. 

Bauernalterlütner.  Krapfenschnaggler  in  Form  eines  bärtigen  Kopfes,  18.  Jahrhundert; 
Krapfenschnaggler  in  Form  eines  primitiv  geschnitzten  Hundekopfes,  19.  Jahrhundert;  Sensen- 
scheide, Spitze  in  Form  eines  Tierkopfes,  19.  Jain'hundert;  desgleichen,  liocli  in  eingestocliener 
Arbeit  verziert  und  mit  der  Jahrzahl  186O;  Salzkirchl,  primitiv  bemalt.  10.  Jain-iiundert;  sämt- 
lich Tiroler  Herkunft;  Frauenhäubchen  mit  schwarzer  Bandschleife,  graues  Kleid  mit  blauen 
Blümchen  und  zugehöriger  Schürze,  1.  Hälfte  des  19-  Jahrhunderts;  Sciuiltertuch  von  violetter 
Seide  mit  farbig  gestickter  Borte,  Mitte  des  19-  Jahrhunderts;  sämtlich  aus  der  Gegend  von 
Dietenhofen  bei  Ansbach. 

Stiftungen. 

Wittelsbaciier  Stiftung.  Leinenes  Deckchen  mit  2(i  litiiograpiiierten  Brustl^ldern  von 
Fürstlichkeiten,  darunter  die  Bildnisse  von  K  ö  n  i  g  L  u  d  w  i  g  I.  v  o  n  B  a  \  c  r  11  uuii  seiner 
Gemalilin  T  !i  e  r  e  s  e,  183O— 4U;  runde  Plakette  mit  dem  Bildnis  des  Prinzregenten  Luit- 
pold  von   Bayern,   1911,  Bronze,  von  Marie  Schlafhorst. 


—     12     — 

Hohenzollern-Stiftunij.  Bucheinband  in  rotem  Plüsch  mit  Goldflitterapplikation.  Auf 
dem  N'ordeideckel  in  Stick ,'rei  die  Wappen  des  P  r  i  n  /.  e  n  I'  r  i  e  d  r  i  c  h  W  i  1  h.  Karl  v  o  n 
Preußen  und  seiner  Braut  der  Prinzessin  Anialia  Maria  Anna  von  Hessen- Homburg,  1S04, 
(Abb.    3). 


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Abb.  3.    Bucheinband  in  rotem  Plüsch  mit  Goldflitterapplikation. 

Braunschweiger  Stiftung.  Medaille  auf  die  Vermählung  der  Julia  Maria  von 
Braunschweig    mit    König    Friedrich  V.  von  Dänemark  von  Winslow,    Silber,  1752. 

Denkmäler  für  Heilkunde.  Große  Silbermedaille,  dem  Arzt  Junghans  in  Glausnitz  von 
der  Familie  Joh.  Gottlob  Müller  aus  Dankbarkeit  für  die  Wiederherstellung  der  Gattin  und  Mutter 
gewidmet,  Ende  des  18.  Jahrhunderts. 


HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Ankäufe. 
Artztgarten  von  Kreutern,  so  in  den  Gärten  gemeinlich  wachsen,  von  Antonius  Mizaldus. 
Übersetzt  von  Georg  Henisch  von  Bartfeld.  Basel,  1577.  —  Ein  hochnützlicher  Tractatus  von 
viererley  weitberümten  Antidotis.  Hall  in  Sachsen,  1619.  —  Send-Schreiben  vom  Opio  von  L. 
Christoph  Hellwig.  1703.  —  Kurtze  Beschreibung,  Lob,  Nutz  und  Gebrauch  des  Theriacs  und 
Mithridats  von  L.  Christoph  Hellwig.  1704.  —  Mumiographia  medica  oder  Bericht  von  Egyp- 
tischen  Mumien  von  Christian  Hertzog.  Gotha,  1716.  —  De  aere  microcosmi  factitio  von  Daniel 
Hoffmann.  Tübingen,  1737-  —  Herrn  Anton  Störks  Abhandlung  von  dem  sicheren  Gebrauch 
und  der  Nutzbarkeit  des  Stechapfels,  des  Bilsenkrauts  und  des  Eisenhütleins,  aus  dem  Latein, 
übersetzt.  Zürich,  1763.  —  Pharmacopoea  Edinburgensis  von  Ern.  Godofr.  Baidinger.  Bremen, 
1776.  —  Gifthistorie  des  Thier-,  Pflanzen-  und  Mineralreichs,  nebst  den  Gegengiften  von  Joh. 
Samuel  Halle.  Frankfurt  und  Leipzig,  1784.  —  Beiträge  zur  ausübenden  Arzneywissenschaft 
von  Dr.  Lebrecht  Friedrich  Benjamin  Lentin.  Wien,  1800.  Zwei  Bände.  —  Stammbuch  des 
Dresdner  Mediziners  und  Feldchirurgen  Th.  Masius  mit  etwa  60  Einträgen  aus  den  Jahren  1814 


Anzeiger  des  Germanischen  Mnsenms  1011 


Taf.  III. 


Holzgeschnitztes  Modell  zur  Kreuzigungsgruppe  auf  der  Ralhausbrücke 

in  Bamberg  (J715). 


—     13     — 

bis  1825.  —  Porträt  des  William  Hyde  Woollaston.  Brustbild.  Kupferstich  in  Crayonmaiiier 
von  F.  C.  Lewis.  I830.  —  Neue  (.-hemische  Untersuchung  der  Ani^'elica-Wurz.el  von  Ludw.  Andr. 
Buchner.  Nürnberg,  1S42.  —  Über  Ar/.neikunde  auf  Kriegsschiffen,  Akklimatisation  in  den 
Tropenländern,  von  S.    Friedmann.    Erlangen,   1850. 


DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 
Miinchcii.     Galerie     H  e  1  b  i  n  g:     Schweizer   Wirtshaussciiild  in    Form  einer  mit   zwei 
Pferden  bespannten   Postkutsche.     Eisen.     Beiderseits  bemalt.     2.    Hälfte  des   19.   Jahrhunderts. 

—  Nürnberg.  Messerschmiedmeister  W  o  1  f  g.  Hof  mann:  Geräte  zum  Gebrauch  für  Fuhr- 
leute, zwei  Messer  und  drei  Letzer.  Ende  des  17.  Jahrhunderts  18.  Jahrhundert  und  1.  Hälfte 
des  19.   Jahrhunderts. 

KUPFERSTICHKABINETT. 

G  e  s  c  ii  e  n  k  e. 
Berlin.  Verein  für  O  r  i  g  i  n  a  1  r  a  d  i  e  r  u  n  g:  Heft  X  XV  (19H>)  des  Vereins  für 
Originalradierung,  enthaltend:  1.  W.  Müller-Schönefeld.  Blatt  auf  das  25jährige  Jubiläum  des 
Vereins  für  Originalradierung;  Radierung.  2.  G.  Eilers,  LJer  Ortler;  Radierung.  3.  G.  Fritz, 
Der  Wannsee;  Radierung.  4.  O.  Goetze,  In  Gedanken;  Radierung.  5-  H.  J.  Hoffmami- Fallers- 
ieben, Arbeitszimmer  seines  Großvaters  auf  Schloß  Corvey;  Radierung.  6.  A.  Loewenstein,  Dorf- 
straße in  der  Bretagne;  farbige  Radierung.  7.  F.  Skarbina,  Schild  wache;  Radierung.  —  Bozen. 
Volksschullehrer  Karl  Wohlgemuth;  2  Blatt  Photographieen  von  5  inzwischen  vom 
Germanischen  Museum  erworbenen  Masken  aus  einem  Tiroler  Nikolausspiel.  —  Fürth.  M  a  r- 
garete  Hormes:  1.  Exlibris  Georg  Hormes.  2.  E.xlibris  Margarete  Hormes.  in  je  zwei 
Exemplaren.  —  Qransee.  Paul  G  r  ü  n  e  n  b  e  r  g:  Abbildung  (  Federzeichnung)  eines  1603 
datierten  Solinger  Schwertes  im  Besitz  des  Geschenkgebers.  —  Lübeck.  Professor  T  h.  H  ach: 
1.  Spottblatt  auf  die  Restauration  einer  Kirche;  ..Der  alte  Jacob  mit  der  neuen  Mütze";  auf 
den  Krücken  die  Jahreszahlen  1738  und  1740.  2.  Plan  der  Belagerung  von  Mainz  und  Cassel 
1793.  radiert  von  Köhler.  3.  ,,Special- Karte  von  dem  Odenwald,  dem  Bauland  und  einem  Theil 
des  Spessart's  nebst  den  angränzenden  Ländern  am  Riiein  und  Neckar,  herausgegeben  von  H.  Haas 
Artill.  Major.  .  .  .  Darmstadt,  1808. "■  h  15  Ansichten  aus  G(")ttingen  und  seiner  Umgebung. 
Kupferstiche.  Um  1810.  5.  Ansichten  der  Schlösser  Auerbach  und  Hardenberg.  Kupferstiche. 
1.  H.  19.  Jahrhundert.  —  Manchester.  T  Ji  e  university  Press;  Probeblatt  der  Fac- 
simileausgabe  der  im  Besitz  des  Earl  of  EUesmere  befindlichen  Chaucerhandschrift  des  1  S.Jahr- 
hunderts. —  Mannheim.  Ludwig  Bassermann:  E.xlibris  Ludwig  Bassermann.  — 
München.      H  e  i  n  r  i  c  h     H  a  b  e  r  1;     1 1    Originalradierungen,   2   Originalschabradierungen   und 

1  Originalschabkunstblatt  von  Heinrich  Haberl.  —  Hugo  H  e  1  b  i  n  g;  Photographie  eines 
Erbärmdebildes  der  bayerisch-tirolischen  Schule  um  1500,  aus  der  ehemaligen  Sammlung  Sepp. 

—  Oberstabsarzt  Dr.  Röhring;  10  Porträts  hervorragender  Ärzte  und  Naturforscher  (G.  F.  Hil- 
danus,  E.  Henoch.  H.  Schule,  M.  Dufour,  J.  Müller,  R.  Hertwig,  H.  Schwartze,  R.  Chrobak, 
Th.  Schwann  und  A.  Kossei).  Autotypien  aus  der  Münchener  medizinischen  Wochenschrift, 
1910.  —  Wilhelm  Wurm  (Firma  Richard  Wurm):  Tells-Capelle  in  Bürgten.  Lithographie 
von  C  Heinzmann  1825,  bei  J.  Veiten.  Karlsruhe.  —  Nürnberg.    Kgl.  Regierungsrat  a.  D.  Espe  r: 

2  Abdrucke  des  E.xlibris  von  Pfarrer  Rudolf  Brendel.  —  Buch-  und  Kunsthandlung  Fehrle 
&  Sippel:  Plakat  für  die  am  30.  Dezember  1910  und  1.  Januar  1911  von  der  „Neuen  Ver- 
einigung" im  großen  Rathaussaal  veranstaltete  Aufführung  des  „Deutschen  Weihnachtsspiels", 
nach  einem  Entwurf  von  G.  Buonaccorsi  gedruckt  bei  J.  Seemann.  Lithographische  Anstalt, 
Nürnberg.  —  Dr.  A.  Graf;  E.xlibris  Enrika  von  Handel-Mazzetti.  von  Hans  Volkert,  1909-  — 
K  u  n  s  t  g  e  w  e  r  b  e  s  c  h  ü  1  e  r  V  e  r  e  i  n;  Einladungskarte  zum  Winterfest  1911  des  Vereins. 
Farbendruck  nach  einer  Zeichnung  von  Hans  Gerstäcker.  —  Frau  I  d  a  L  e  b  e  r  m  a  n  n:  Karte 
der  Giechschen  Territorialherrschaft,  auf  Seide,  18.  Jahrhundert.  —  Kunstanstalt  E.  N  i  s  t  e  r: 
Paulus.     Nach  dem  Original  von   Rembrandt  im  Germanischen  Museum.     Vierfarbendruck  von 


-     14     - 

li.  Nister,  Nürnberi;.  Jahresgiibc  loio  des  Vereins  für  cliristlirlie  Kunst  in  der  evaniieiiseiien 
Kirche  Bayerns.  —  Professor  an  der  Ki;l.  Kunstscliule  Kuddlf  Sciiiesll:  „Viel  ülÜLk 
auf  die  Fahrt".  Fahrender  Planwajjen;  der  Kutscher  gelit  neben  dem  Gaul,  auf  dem  ein  Kind 
sitzt.  Neujahrswunseh  in  Originalradierung  vom  Geschenkgeber.  —  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei 
und  Verlagsanstalt  U.  E.  Sebald:  l.  Kalender  auf  das  Jaiir  191 K  enthaltend  5  Reproduk- 
tionen von  Gemälden  (u.  a.  von  Rembrandt,  Gainsborough  und  Fr.  Schmidt).  2.  Pt)rträt  des 
Prinzregenten  Luitpold  (Photogravüre),  Gedenkblatt  zum  12.  Mär/  loii.  -  Piii7.i;au- Salzburg 
(Bahnhof  Ta.xenbach).  A.  Schernthan:  3  Photographieen  von  Pinzgauerinnen  in  Tracht. 
—  Wartburg.  Oberburghauptniann  von  Cr  an  ach:  l.  15  Postkarten  mit  Wartburgan- 
sichten, Autochromautnahmen  des  Geschenkgebers.  2.  2  Postkarten  mit  Autochromreproduk- 
tionen nach  Blättern  des  Stammbuchs  von  L.  Cranach  in  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Berlin:  a)  Luther, 
15+3;  b)  Job.  Friedrich  der  Großmütige.  Kurfürst  von  Sachsen.  —  Wetzlar.  Geschichts- 
verein: 2  Ansichtskarten,  a)  Ansicht  von  Wetzlar,  1605;  b)  Illustration  von  Kaulbach  zu 
Goethes  Werken.  —  Wien.  K.  K.  Hofphotograph  J.  LTiuy:  Wandkalender  auf  das  Jahr  1911 
mit  eingedruckter  Reproduktion  des  Gemäldes  von  Jan  van  der  Meer  van  Delft  ,,Das  Atelier" 
in  der  Gräfl.  Czerningalerie,  Wien.  Intagliodruck  der  Kunst-  und  Verlagsanstalt  des  Vorbesitzers. 
Die   Umrahmung  von  Professor  B.   Löffler,  Wien. 

Ankauf  e. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  C  J.  Schwarz:  „Parthie  d'un  Catacombe  Itali". 
Aquatintablatt  von  1793  nach  einem  Gemälde  von  Chr.  W.  E.  Dietrich  (Nagler  XVI.  Seite  118). 

Historische  Blätter.  Exlibris  des  S  c  h  o  1 1  e  n  k  1  o  s  t  e  r  s  in  W  ü  r  z  b  u  r  g. 
Kupferstich  um  1/00.  —  Drei  Kostümbilder  (wahrscheinlich  aus  einem  Almanach)  vom 
Jahre  1785,  angeblich  von  Gränicher,  koloriert,  a)  Eine  Bairische  Bäuerin  um  München,  h)  Eine 
Münchner  Bürgersfrau,  c)  Ein  Münchner  Stuben-Mädchen.  —  Drei  K  o  s  t  ü  m  b  i  1  d  e  r  (wahr- 
sciieinlich  aus  einem  Almanach)  vom  Jahre  1786,  angeblich  von  Gränicher,  koloriert,  a)  Eine 
Dame  in  einem  Mannesüberrock  dunkelblauer  Farbe,  b)  Eine  Dame  in  einem  Caraco  hellbrauner 
Farbe  mit  einem  jupon  von  rosenfarbigem  Taffet.  c)  Eine  Dame  in  einer  neumodischen  Re- 
dingote.  —  Gedicht  ,,Auf  die  Anherkunft  der  durchlauchtigsten  Prinzessinn  Marie  Amalie 
von  Hessen- Homburg.  Den  löten  Januar  1804".  Auf  ein  Seidenband  gedruckt.  —  Sieben 
Vorlagen  für;  Badezimmer,  Wohnzimmer,  Kaffeehaussaal,  Konditoreiladen,  Ankleidezimmer. 
Vorhalle,  Speisesaal  von  Andreas  Romberg.  Tafel  X,  Xlll,  XXVI.  XXVlll,  XXX,  XXXIV, 
XXXVI  eines  Tafelwerks  aus  dem  1.  Drittel  des  19.  Jahrhunderts.  —  N  ü  r  n  b  e  r  g  e  r  V  o  1  k  s- 
f  e  s  t  1855.  6  Blatt  Lithographieen  des  Verlages  der  Kunsthandlung  Georg  Maar,  Nürnberg, 
gezeichnet  von  Leopold  Itzel.  1.  Altdeutscher  Jagdzug.  2.  Festaufzug  des  Königs  Gambrinus 
3-  Repräsentation  des  Ackerbaues,  der  Blumengärtnerei  und  Obstzucht.  4.  Anfang  des  Fest- 
zuges. Repräsentanten.  5.  Gewerbsaufzüge  und  Repräsentanten.  6.  Schluß  des  Festzuges. 
Wagen  der  benachbarten  Landgemeinden.  —  F  e  s  t  z  u  g  zur  Eröffnung  des  Allge- 
meinen deutschen  Schützenfestes  in  Frankfurt  am  Main  am  13.  Juli 
1862.     Lithographie   des   Verlags  von    B.    Dondorf,    Frankfurt   a.  M. 

Stadtpläne  und  Prospekte.  Plan  v  o  n  A  u  g  s  b  u  r  g.  Mit  einer  Tafel  der  bedeutendsten 
Straßen  und  Baulichkeiten.  Kolorierter  Kupferstich.  Zirka  1550.  —  Ansicht  d  e  s  M  a  r  k  t- 
platzes    von    Nürnberg.     Kupferstich    von    D.    Krüger,    1612. 

ARCHIV. 

Geschenke. 
Berlin.  Kaufmann  Aug.  W  i  1  h.  A  1 1  e  n  d  0  r  f :  Lehrbrief  für  den  Schreiner  Pet.  Gottl. 
Schneider  aus  Sulzbürg.  Regensburg.  1765.  Febr.  18.  Orig.  Pap.  —  Wanderschein  für  den 
Zeugschmied  Heinr.  Gotth.  Ernst  aus  Naumburg  a.  S.  Weimar.  1803.  Mai  24.  Orig.  Pap.  — 
Antiquar  Karl  Ernst  H  e  n  r  i  c  i:  Drei  Briefe  des  Freiherrn  Hans  von  Aufseß.  1834.  Mai  9- 
1844.  Sept.  3-  1854.  Sept.  6.  —  Halle.  Museum  füs  Kunst  und  Kunstgewerbe: 
Lackabdrücke  der  im  Museum  befindlichen  Zunftsiegelstöcke.  —  Hamburg.  Muse  u  m  f  ü  r 
Kunst  und  Kunstgewerbe:  Lackabdrücke  der  im  Museum  befindlichen  Zunftsiegel- 
stöcke.—  Nürnberg.     Privatiere    Lydia    Puscher:    Ehrenmitgliedsbrief  des  Gewerbevereins 


—     15    — 

der  Stadt  Fürth  für  Karl  Pusclicr  in  Nürnberg.  1869.  Febr.  1.  —  Büttnermeister  Andreas 
Vogel:  Wanderschein  für  den  Küfnergesellen  Joli.  Mieii.  Blanck  aus  Geyern.  Regensburg. 
I8uü.     Juni  9-     Orig.  Pap. 

Ankauf  e. 

Sclireiben  des  Prinzen  Ferdinand  von  Spanien,  Erzherzogs  von  Österreich,  an  die  Städte 
Krems  und  Sta3r.  Wien.  1524.  Aug.  25.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Markgrafen  Ludwig  Wil- 
lielm   von    Baden    an   den    General   von    Bibra.    Aschaffenburg.    1704.    März  8.    Orig.   Pap. 

Autographen:  Hermann  Graf  Neuenar  an  Willibald  Pirkheimer  in  Nürnberg.  Göln.  O.  J. 
März  7.  —  Georg  Major  an  Hieronymus  Baumgartner  in  Nürnberg.    Wittenberg.    1  S29.    Mai  16. 

—  Georg  Major  an  Hieronymus  Baumgartner  in  Nürnberg.  Weimar.  1547.  September  9.  — 
Granvella  an  Bürgermeister  und  Rat  der  Stadt  Nürnberg.  Augsburg.  I55u.  September.  12.  — 
Herzog  Heinrich  Julius  von  Braunschweig  an  Kaiser  Rudolf  II.  Wien.  1611.  Februar.  28.  — 
General     Freiherr    Joh.    von    Sporck    an    Octavio    Piccoh^iTini.    Lyssa.     1651.     September    12. 

—  Jakob  von  Siindrart  an  den  fürstl.  sächs.  Sekretär  Georg  Reichard  in  Coburg.  Nürnberg. 
1678.  Sept.  6.  —  Joachim  von  Sandrart  an  einen  Pariser  Geschäftsfreund.  Nürnberg.  1683. 
Juli  27.  —  Fürst  Leopold  I.  von  Anhalt- Dessau  an  die  Fürstin  Gisela  Agnes  in  Cöthen.  Magde- 
burg. 1723.  Juni  14.  —  Herzog  Ludwig  Rudolf  von  Braunschweig  an  einen  Fürsten,  Ver- 
mählung seiner  Enkelin  Elisabeth  Christine  mit  dem  Kronprinzen  Friedrich  von  Preußen  betr. 
Wolfenbüttel.  1733.  Juni  13.  —  Joh.  Peter  Uz  an  ?.  Ansbach.  1759-  April  2.  —  Prinz  Leo- 
pold von  Braunschweig  an  den  Astronomen  Palitzsch  in  Prohlis.  C).  0.  177'^-  April  14.  — 
Christiane  Benedicte  Naubert  an  Hofrat  Rochlitz,  Moritz  Kind  und  mehrere  Verwandte,  do  Stück. 
1788—1819.  —  Herzog  Karl  Wilhelm  Ferdinand  von  Braunschweig  an  ,, Monsieur  le  Schultz, 
ministre  plenipotentiaire  de  S.  M.  le  Roi  de  Prusse  ä  Hambourg".  Braunschweig.  1803.  No- 
vember 13.  —  Friedrich  Rückert  an  eine  k.  k.  Hoheit.  Jena.  1811.  April  2.  —  Ludwig  Uhland 
an  den  Buchhändler  Reimer  in  Berlin.  Stuttgart.  I8l4.  Nov.  9-  —  Kronprinz  Ludwig  von  Bayern 
an  Bischof  Josef  Maria  von  Augsburg.  München.  1822.  März  6.  —  Julius  Thäter  in  Nürnberg 
an  einen  Gönner.  Nürnberg.  1827.  Mai  20.  —  Friedrich  Rückert  an  Dr.  Krafft  in  Ansbach. 
Erlangen.  1835.  März  26.  —  Ders.  an  den  Buchhändler  Liesching  in  Stuttgart.  Neuseß.  1837. 
Sept  24.  —  Ders.  an  Dr.  Krafft  in  Ansbach.  Erlangen.  1838.  Nov.  24.  —  Ders.  an  seinen  Sohn 
Leo  in  Jena.  Neuseß.  1S46.  Dez.  14.  —  Herzog  Leopold  I.  von  Baden  an  den  Oberförster  von 
Schiller.  2  Stück.  Karlsruhe  1838.  April  IS  und  Juni  20.  —  L.  A.  Feuerbach  an  den  Buch- 
händler Enke  in  Erlangen.  Bruckberg.  1844.  März  29-  —  Friedrich  Vischer  an  eine  Dame  in 
Tübingen.  Zürich.  1856.  Aug.  27.  —  Herzog  Karl  Friedrich  August  Wilhelm  von  Braunschweig 
an  .''.  Paris.  1862.  Dez.  14.  —  König  Ludwig  II.  von  Bayern  an  Eduard  Mörike  in  Stuttgart. 
München.    1867. 

BIBLIOTHEK. 

Unter  den  Erwerbungen  der  letzten  Monate  ist  vor  allem  eine  Reihe  von  Stammbüchern 
hervorzuheben,  zu  deren  Ankauf  teilweise  die  Mittel  besonderer  Stiftungen  in  Anspruch  genonnnen 
werden  konnten.  Nach  Inhalt  und  künstlerischer  Ausstattung  das  kostbarste  unter  diesen  Büchern 
ist  das  Stammbuch  des  Carl  Friedrich  Treuttel,  eines  jungen  Straßburgers,  der  in  den  Jahren 
1788  bis  1791  eine  große  Reise  durch  Deutschland  machte  und  bei  dieser  Gelegenheit  zu  den  Be- 
rühmtheiten der  verschiedensten  Städte  in  Beziehung  trat.  Wieland  und  Goethe,  Schubart,  Pfeffel, 
Salzmann,  Uz,  Joh.  Reinhold  Forster  und  viele  andere  trugen  sich  mit  einem  Spruch  in  sein  Stamm- 
buch ein.  Künstler  spendeten  auch  wohl  eine  Federzeichnung  oder  ein  Aquarell;  so  Friedrich 
Hoch,  damals  Direktor  der  Zeichnungs-Akademie  in  Main/,,  eine  hübsche,  einen  Reiterkampf  dar- 
stellende Sepiazeichnung  (Abb.  4).  Auch  die  Abb.  5  und  0  sind  diesem  wertvollen  Stannnbuch, 
die  namentlich  kulturgeschichtlich  interessanten  Abbildungen  7,  S  und  9  ein  paar  anderen  reich- 
haltigen Büchern  dieser  Art  entnonnnen. 

Im  übrigen  mag  hier  noch  auf  das  E.xemplar  der  berüchtigten  Mostschen  „Freiheit",  das 
als  document  humain  für  die  Bibliothek  erworben  wurde,    besonders  hingewiesen  sein. 

Geschenk  e. 
Ansbach.  Fr.  Seybolds  Buchhandlung:  Karl  Heinr.  v.  Lang,  Geschichte  des  Fürstentums 
Ansbach-Bayreuth.    2.  Aufl.,  neu  hrsg.  v.  Dr.  Adolf  Bayer.  Bd.  I  1186— 1557.    1911.  S.  —  Augsburg. 
Direktion  des  Ma.ximili  ans-Museu  ni  s:  Führer  durch  das  Ma.ximilians-Museum.  0.  J.  8.  — 


16 


Berlin.  Dr.  J.  Bolte:  Derselbe,  Zum  deutsolien  V^lksliede.  S.-A.  lOtl.  8.  —  Ge  ner;i  Id  irok  tinn 
der  K  ö  n  i  g  1.  p  r  e  u  ß.  Staatsarchive:  Publikutidiien  aus  den  Köniii;!.  preuü.  Staats- 
archiven. 86.  Bd.:  Briefwechsel  Friedrichs  des  GniLkMi  mit  Voltaire,  iierausiiegeben  von  Koser- 
Droysen.  1 1 1.  Teil.  loi  i.  S.  —  G  e  n  e  r  a  1  v  c  r  u  a  1  t  u  n  ij  d  e  i  K  o  n  i  ^  1.  M  u  s  e  e  n: 
Jahrbuch  der  Königl.  preußisclien  Kunstsammlunuen.  Bd.  XXXll.  iicit  l.  l')ll.  2.  —  K  g  1. 
K  r  i  e  gs  in  i  n  i  s  t  e  r  i  u  ni:  Verolfentlicluimjen  aus  dem  Ck-bietc  des  MiÜtär-Sanitätswesens. 
Heft  45.  191 1.  S.  —  G  h  r.  Langen:  Glir.  Langens  Sammlung  schleswig-holsteinscher  Münzen 
und  Medaillen.  Bd.  1  190S  2.  —  Mayer  &  Müller,  Antiquariat:  Acta  Germanica 
1  3:  Bolte,  Der  Bauer  im  deutschen  Liede.  1S90.  8.  Vi:  Richter,  Der  deutsche  S.  Christoph. 
1896.  8.  —  Palaestra.  Untersuclumgen  und  Te.xte  aus  der  deutschen  und  englischen  Philologie. 
Herausgegeben  von  Brandt  und  Erich  Schmidt.  Heft  II,  lil.  iV.  XI  und  Xli.  iS()<)/l<)()l.  8.  — 
K  ö  n  i  g  1.  p  r  e  u  ß.  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten:  Bericiit  über  die 
Ergebnisse  des  Betriebes  der  vereinigten  preußischen  und  liessischen  Staatseisenbaimen  im  Rech- 
nungsjahre 1909.  1911.  2.  —  Höhen  über  N.  N.  von  Festpunkten  im  linksrheinischen 
Gebiet  zwischen  Ürdingen  und  Hönnepel.  191".  S.  —  Höhen  über  N.  N.  von  Festpunkten  und 
Pegeln  an  Wasserstraßen.    Xlll.  Heft  (Der  Kaiser- Wilhelm- Kanal)  und  XIV.  Heft  (Die  lilbe,  Saale, 


'rVitff^Hi.f^i,.  tt-  Ji-—^.. 


Abb.  4.    Reiterkampf.    Sepiazeichnung  von  Friedrich  Hoch.  Aus  dem  Treuttelschen  Stammbuch. 


Hetzel,  Limenau..  .)1910.  8.  —  Dasselbe:  Die  Verwaltung  der  öffentlichen  Arbeiten  in  Preuf3en  1900 
bis  1910.  1911.  8.  —  Gebrüder  Paetel,  Verlag:  Ladendorf,  Hans  Hoffmann.  Sein 
Lebensgang  und  seine  Werke.  1908.  8.  —  Rössler,  Grundriß  einer  Geschichte  Roms  im  Mittel- 
alter. I.  Teil.  1909-  8.  —  V  e  r  1  a  g  der  Sozialistischen  Monatshefte,  G.  m. 
b.  H.:  Sozialistische  Monatshefte.  Jahrgang  191 1.  Heft  1  ff.  1911-  8.  —  W.  Spemann, 
Verlag:  Diehl,  Der  Altertümer-Sammler  (191 1).  8.  —  Spemann.  Dannecker  1909-  Gr.-4.  — 
Straub,  Liederdichtung  und  Spruchweisheit  der  alten  Hellenen.  (1911).  8.  —  J  u  1  i  u  s  S  p  r  i  n  g  e  r, 
Verlag:  Caspar,  Petrus  Diaconus  und  die  Monte  Cassineser  Fälschungen.  1009.  8.  —  Gold- 
schmidt, Berlin  in  Geschichte  und  Gegenwart.  1910.  8.  —  D  r.  A  1  b  e  r  t  S  ü  d  e  k  u  m  .  A^.  d.  R. : 
Die  Verlagsanstalt  des  Zentralverbandes  deutscher  Konsumvereine  von  Heinrich  Kaufmann  & 
Co.  in  Wort  und  Bild.  1909.  Ouer-4.  —  E  r  n  s  t  W  a  s  m  u  t  h  ,  Verlag:  Dehio  und  v.  Bezold, 
Die  Denkmäler  der  deutschen  Bildhauerkunst.  Lief.  9.  191 1.  2.  —  Weidmännische 
Buchhandlung,  Verlag:  Deutsche  Te.xte  des  Mittelalters.  Bd.  XI:  Die  Predigten 
Taulers.       Herausgegeben  von  Vetter.     1910.     S.     Bd.   XXI:    Die  mitteldeutsche  poetische  Para- 


17    — 


phrase  des  Buches  Hioh.  Herausia:e,e:eben  von  Karsten.  1910.  8.  —  Bernburg.  Sanitätsrat 
Dr.  Paul  Roth:  Derselbe,  Nachrichten  über  die  Familie  Roth.  O.  J.  8.  —  Braurischweis;. 
Dr.  F  r  a  n  z  F  u  h  s  e  ,  Direktor  des  s  t  ä  d  t  i  s  c  h  e  n  M  u  s  e  u  ni  s:  Derselbe,  Beiträge 
zur  Braunschweiger  Volkskunde.  1911.  4.  —  F  r  i  e  d  r  i  c  h  V  i  e  w  e  g  u  n  d  Sohn:  Zentral- 
blatt für  Anthropologie  XVI.  Jahrgang.  Heft  1  ff.  1911-  8.  —  Bremen.  Carl  S  c  h  ü  n  e- 
mann,  Verlag:  Beyer,  Bilder  aus  der  Geschichte  Bremens  im  19.  Jahrhundert.  1903-  8.  — 
Heimatkunde  des  Regierungsbezirkes  Stade.  Bd.  I.  1909-  S.  —  Orlamünder,  Volksmund  und 
Volkshumor.  1908  8.  ^  Budapest.  Direktion  des  Ungarischen  National- 
museums: Anzeiger  der  ethnographischen  Abteilung  des  ungarischen  Nationalmuseums  V.  Jahr- 
gang. 1906.  S.  —  Chemnitz,  Dr.  R  u  d.  Koch,  Z  a  h  n  a  r  /.  t:  Derselbe,  Zahnärztliche  Motive 
in  der  bildenden  Kunst.  S.-A.  1911-  8.  —  Crimmitschau.  M  a  g  i  s  t  r  a  t  d  e  r  S  t  a  d  t:  Bericht 
über  den  Stand  der  Gemeindeangelegenheiten  der  Stadt  Crimmitschau  am  Schlüsse  des  Jahres  1908. 
1910.  8.  —  Danzig.  S  t  a  d  t  b  i  b  1  i  o  t  li  e  k:  Katalog  der  Handschriften  der  Danziger  Stadt- 
bibliothek. Teil  IV.  1911.  8.  —  Detroit.  K  n  u  d  W  e  1  f  H  a  n  s  e  n:  Chronikblätter  der  Nach- 
k<mimen  im  Mannesstanmi  des  Broder  Mumsen  zu  Bopflut  im  Nordstrande.  Bd.  i  Nr.  1  —  29. 
19O8/IO.     4.  —  Diessen.     J  o  s.  C.   H  u  b  e  r  ,    Verlag:    F.  J.  Bronner,    Bayerisches  Schelmen- 


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Abb.   5.  Aus  dem  Treuttelschen  Stammbuch. 


büchlein.  Ausg.  A.  1911.  8.  —  Dresden.  1  nter  nationale  Hygiene-Ausstellung 
1911:  Sportausstellung.  Turnen,  Spiel  und  Sport.  Programm.  1911.  4.  —  K  g  1.  Sachs. 
.\1  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m  des  Innern:  Beschreibende  Darstellung  der  älteren  Bau-  und  Kunstdenk- 
mäler des  Königreichs  Sachsen.  34.  Heft:  C.  Gurlitt,  Amtshauptmannschaft  Löbau.  1910.  Gr.-8. 
—  Carl  Reiß  n  er,  Verlag:  Otto  Erich  Hartleben,  Briefe  an  seine  Freundin  1897 — 1905- 
Herausgegeben  von  Fr.  B.  Hardt.  1910.  8.  —  Malberg,  Aus  dem  Bilderbuch  einer  reichen  Kind- 
heit. 1906.  8.  —  Malberg,  Wunderdinge  von  dazumal  und  andere  Geschichten.  1907-  8.  — 
Deutscher  Werkbund:  Die  Durchgeistigung  der  deutschen  Arbeit.  1911-  8.  —  Dort» 
mtind.  Fr.  W  i  1  h.  R  u  h  f  u  s:  Junge,  Willi.  Raabe.  Studien  über  Form  und  Inhalt  seiner  Werke. 
1910.  8. — Meisinger,  Wörterbuch  der  Rappenauer  Mundart.  1906.  8.  —  Edinburgh,  G.  B  a  1  d- 
win  Brown,  Universitätsprofessor:  Derselbe,  The  arts  and  crafts  of  our  teutonic  fore  fathers. 
1910.    8.  —  Eisenach.    Philipp  Kühner,    Verlag:    Antiquitäten- Rundschau.     1 X.  Jahrg. 


—     18     — 

Nr.  1  iiiui  2.  I')l  1.  2.  —  Elbcrfcld.  B  ;i  c  d  c  k  e  r  s  l  li  o  15  vi  o  h-  u  ii  d  K  u  n  s  t  li  a  n  d  1  u  n  jj: 
Leithaeuser.  Bor^isclie  Ortsn.uiien.  lOiM.  S.  —  A.  A\  .i  r  t  i  in  &  (i  r  ü  l  l  l'  I  i  l'  n  ,  (1.  in.  b.  li., 
Verlasj:  Wörterbuch  der  Elberfelder  Alund.irt  nebst  .Abriß  der  Foniienleiire  und  Sprachproben. 
1>>U).  S.  —  Erlangen.  Prof.  Dr.  F  e  r  d.  Henrich:  Derselbe,  Über  alte  chemische  Geräte, 
Öfen  und  Arbeitsmethoden,  loii.  8.  —  Fr.  J  u  n  i:  e  .  V  e  r  1  a  i,':  Beiträjje  zur  bayerischen 
Kirchengeschichte.  Bd.  XVll  Heft  2  und  Bd.  XVI 11  lieft  .v  i<)ii.  S.  —  Eßlinsjen  a.  N.  Paul 
N  e  f  f  (M  a  .\  S  c  h  r  e  i  b  e  r)  ,  V  e  r  1  a  g:  iJie  Kunst-  und  Aitertuinsdenkmale  im  Königreich 
Württemberir.  Lieferung  27/28  des  Ergänzungs-Atlasses.  O.  J.  0^.-2.  —  Frankfurt  a.  M.  D  r. 
A  1  e  .\  a  n  d  e  r  Dietz,  Rechtsanwalt:  Derselbe,  Frankfurter  liandelsgeschichte. 
Bd.  I.  1010.  -I.  —  Herrn.  .M  i  n  j  o  n  ,  Verlat;:  Alt- Frankfurt.  Vierteljahrschrift  für  seine 
Geschichte  und  Kunst.  1  1—4  und  II  l-  ,v  lodo  lo.  S.  —  Hege,  Die  Täufer  in  der  Kurpfalz. 
Ein  Beitrag  zur  badisch-pfälzischen  Keforniationsgescliichte.  1008.  8.  —  Schnapper-Arndt,  Bei- 
träge zur  Frankfurter  Finanzgeschichte.  Herausgegeben  von  Bräuer.  S.-A.  1910.  8.  —  Frauen- 
feld. H  u  b  e  r  &  C  o.,  Verlag:  Schweizerisches  Idiotikon.  Wörterbuch  der  schweizerdeutschen 
Sprache.  Heft  68,  Bd.  7,  Bogen  37—46.  1910.  4.  —  Freiburg  i.  Br.  Herd  ersehe  V  e  r- 
1  a  gs  h  a  n  d  1  u  n  g:  H.  Grisar,  Die  römische  Kapelle  Sancta  Sanctorum  und  ihr  Schatz.     1908.  8. 


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Abb.  6.     Aus  dem  Treuttelschen  Stammbuch 


"  VVf '-•>  'jr   /         *  /•  «.  -^ 


--  Gießen.  Emil  Roth,  Verlag:  Bock,  Aus  einer  kleinen  Universitätsstadt.  2.  Aufl. 
0.  J.  8.  —  Büchner,  Am  Sterbelager  des  Jahrhunderts.  2.  Aufl.  1900.  8.  —  Derselbe,  Im  Dienste 
der  Wahrheit.  19OU.  8.  —  Buxbaum,  Hauswirken.  Bilder  aus  dem  Odenwälder  Volksleben. 
O.  J.  8.  —  Roth's  illustrierte  Führer  Nr.  3:  Österwitz,  Illustrierter  Wegweiser  durch  den  Vogel- 
berg mit  Wetterau  und  die  sich  daran  anschließenden  Teile  der  Rhön.  O.  J.  8.  —  Volk,  Der  Oden- 
wald und  seine  Nachbargebiete.  O.  J.  8.  —  Graz.  U  1  r.  M  o  s  e  r  's  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Gubo, 
Geschichte  der  Stadt  Cilli  vom  Ursprung  bis  auf  die  Gegenwart.  1909.  8.  —  Grunewald.  Prof. 
Bodo  Ebhardt:  Derselbe,  Steinerne  Zeugen:  Wehrbauten  Veronas.  1911.  8.  —  Hagen 
i.  W.  D  e  u  t  s  c  h  e  s  M  u  s  e  u  m  f  ü  r  K  u  n  s  t  i  n  H  a  n  d  e  1  u  n  d  G  e  w  e  r  b  e :  1 .  Katalog. 
Diapositive  und  Original- Photographien  der  Weltausstellung  Brüssel.  1910.  8.  —  Halle  a.  S. 
H  i  s  t  o  r  i  s  c  h  e  K  o  m  m  i  s  s  i  o  n  für  d  i  e  P  r  o  v  i  n  z  S  a  c  h  s  e  n  und  d  a  s  H  e  r  z  o  g  t  u  m 
Anhalt:  Neujahrsblätter.  35:  Liebe,  Die  französische  Besatzung  im  Herzogtum  Magdeburg 
1808— 181 1.     191 1.     8.  —   R  i  c  h  a  r  d  M  ü  h  1  m  a  u  n  's  Verlag:    Hedwig  von  Bismarck,    Er- 


—     19    — 

innerungen  :uis  dem  Leben  einer  95  jälirigen.  5-  Aufl.  19in.  S.  —  Hamburg.  O.  Bröcker  & 
Co.:  Der  Hiinibur.uer.  Herausge.treben  von  Paul  Bröcker.  I.  J.ihrir.  Nr.  2.  1911.  2.  —  Direk- 
torium d  e  s  M  u  s  e  u  m  s  f  ü  r  H  a  m  b  u  r  j.;  i  s  c  h  e  G  e  s  c  h  i  c  h  t  e:  Bericht  für  das  Jahr 
1909.  1910.  8.  —  Hamm.  B  r  e  e  r  &  T  h  i  e  m  a  n  n  ,  Verla  1;:  Frankfurter  zeitgemäf3e  Bro- 
schüren. Bd.  XXX  Heft  3.  und  4.  191<V1'-  '"^^  —  Hannover.  K  ö  n  i  g  1.  p  r  e  u  ß.  Landes- 
direktorium der  Pro  v  i  n  z  H  a  n  n  o  v  e  r:  Die  Kunstdenkmäler  der  Provinz  Hannover 
11  3  (Kr.  Marienbursr).  IV  '2  (Stadt  Osnabrück)  und  V  1  (Kr.  Verden,  Rotenburg  und  Zeven) 
1907/10.  2.  —  O.  V.  S  c  h  a  u  m  b  e  r  g  ,  k.  pr.  M  a  j  o  r:  Derselbe,  Das  Land  vor  dem  Thüringer 
Walde,   Stadt  Schalkau  und  Burg  Schaumberg  vom  Jahre  1300  bis  zur  Reformation.  S.-A.   I9l(i.  4. 

—  Heidelberg.  Ernst  Carlebach,  Verlag:  Pfalzische  Bibliographie  111:  Häberle,  Die 
ortskundliche  Literatur  der  Rheinpfalz.  1910.  8.  —  K.  Lohmeyer:  Derselbe,  Balthasar 
Wilh.  Stengel,  der  Oberbaudirektor  des  Fürsten  Ludwig  von  Saarbrücken.  S.-A.  19l<i.  8.  — 
Derselbe,  Baukunstreste  der  Renaissance  in  Saarbrücken.  S.-A.  1909.  8.  —  Derselbe,  Biet- 
schied. Eine  kunsthistorische  Skizze.  S.-A.  1909.  S.  —  Mitteilungen  des  historischen 
Vereins  für  die  Saargegend.  Heft  XI:  K.  Lohmeyer,  Friedrich  Joachim  Stengel.  1694 
bis  1787.  1911.  4.  —  Jena.  G  u  s  t  a  v  F  i  s  c  h  e  r:  Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften. 
Bd.  VI.  3.  Aufl.  1910.  8.  —  Kaiserslautern.  J.  J.  Tascher,  Verlag:  v.  Franken, 
Ernstes  und  Heiteres  aus  der  Pfalz.  I9<i9.  8.  —  Kulmbach.  Dr.  p  h  i  1.  H.  M.  S  a  u  e  r  m  a  n  n: 
Beiträge  zur  fränkischen  Kunstgeschichte.  Herausgegeben  von  Friedrich  Haack-Erlangen.  Heft  1: 
H.  M.  Sauermann,  Die  gotische  Bildnerei  und  Tafelmalerei  in  der  Dorfkirche  zu  Kalchreuth.   1910.  8. 

—  L.  R.  S  p  i  t  z  e  n  p  f  e  i  1:  Akzidenzschrift  Fränkisch.  Nebst  Initialen,  Einfassungen  und 
Zierstücken.    Original- Erzeugnis  aus  der  Schriftgießerei  von  Genzsch  &  Heyse-Hamburg.   1910.   4. 

—  Hamburger  Kalender  1909.  8.  —  Kalender  für  1911  gewidmet  von  der  Schriftgießerei  Ludwig  & 
Mayer  in  Frankfurt  a.  M.  (1910.)  8.  —  Langebrück  bei  Dresden.  Max  Weißker:  Derselbe, 
Geschichte  der  Familie  Weißker.  O.  J.  (191 1).  4.  —  Leipzig.  J  o  h.  A  m  b  r.  B  a  r  t  h  ,  V  e  r  1  a  g: 
Beiträge  zur  sächsischen  Kirchengeschichte.  24.  Heft  (Jahresheft  für  1910).  1911-  8.  —  B  r  e  i  t- 
kopf&Härtel,  Verlag:  Chamberlain,  Das  Drama  Richard  Wagners.  1910.  8.  —  Fechner, 
Die  drei  Motive  und  Gründe  des  Glaubens.  2.  Aufl.  1910.  8.  —  Grammatiken  deutscher  Mundarten 
Bd.  VI:  O.  Weise.  Synta.x  der  Altenburger  Mundart.  1900.  8.  —  Graf  Paul  von  Hoensbroech, 
14  Jahre  Jesuit.    111.  Aufl.  I.  und  11.  Teil.    1910.  8.  —  Mises  (Fechner),  Kleine  Schriften.    1875.  8. 

—  F.  A.  Brockhaus,  Verlag:  Grünwedel,  Mythologie  des  Buddhismus  in  Tibet  und  der 
Mongolei.  1900.  8.  —  Sven  Hedin,  Transhimalaja.  Bd.  1  und  11.  191O.  8.  —  A.  D  e  i  c  h  e  r  t'  s  c  h  e  r 
Verlag:  Wirtschafts-  und  Verwaltungsstudien  XL:  Maiholzer,  Die  Rentabilität  der  bayerischen 
Staatseisenbahnen.  1911.  8.  —  G.  J.  G  ö  s  c  h  e  n"  s  c  h  e  r  Verlag:  Franke,  J.  F.  Herbart. 
Grundzüge  seiner  Lehre.  1909.  8.  —  Kürschners  Deutscher  Literatur- Kalender  1911.  8.  —  Samm- 
lung Göschen  Nr.  160:  Ockel,  Bayerische  Geschichte.  11.  Aufl.  1910.  8.  und  Nr.  478:  Klein- 
paul, Länder-  und  Völkernamen.  1910.  8.  —  Fr.  Wilh.  G  r  u  n  o  w,  Verlag:  Der  Staats- 
bürger. Halbmonatschrift  für  politische  Bildung.  Jahrg.  1910  Heft  16,  17  und  18.  1910.  4. 
Jahrg.  1911  Heft  1— 3.  191 1.  4.  —  E.  J.  S  e  e  m  a  n  n  ,  Verl  a  g:  Beiträge  zur  Kunstgeschichte. 
Neue  Folge  XXXVl:  Plietzsch,  Die  Frankenthaler  Maler.  1910.  8.  —  Berühmte  Kunststätten 
Bd.  46  (Dresden),  47  (Naumburg  und  Merseburg),  48  (Trier),  49  (Die  römische  Campagna),  50 
(Brüssel),  51  (Toledo)  und  52  (Regensburg).  1909/10.  8.  —  Burckhardt,  Der  Cicerone.  10.  Aufl. 
Teil  I.  (Antike  Kunst),  11  (Mittelalter  und  neuere  Zeit)  nebst  Register-Band.  1909/IO.  8.  — 
J.  C  H  i  n  r  i  c  h  s'  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Vierteljahrs-  Katalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen 
Buchhandels.  65.  Jahrg.  Heft  3.  Juli/September.  1910.  8.  —  Bibliographisches 
Institut:  Meyers  großes  Konversations-Lexikon.  6.  Aufl.  XXII.  Bd.  Jahres-Supplement 
1909/10.     1910.    8.  —  AI  w  i  n  K  n  ah:    Geschichtsblätter  für  die  Famüie  Knab.     Nr.  3-    O.  J.    2. 

—  0  1 1  o  S  p  a  m  e  r,    Verlag:  Hettner,  Grundzüge  der  Länderkunde    Bd.  1 :  Europa.     1907-  8. 

—  Kaemmel,  Deutsche  Geschichte.  Teü  I  und  IL  Dritte  Aufl  1911-  8.  —  O.  v.  Leixner, 
Geschichte  der  deutschen  Literatur.  8.  Aufl.  1910.  8.  —  L.  Staackmann,  Verlag:  Bartsch, 
Elisabeth  Kött.  1910.  8.  —  Derselbe,  Vom  sterbenden  Rokoko.  1910.  8.  —  Otto  Ernst,  Vom 
grüngoldnen  Baum.  1910.  8.  —  Rosegger,  Alpensommer  1909.  8.  Derselbe,  Als  ich  jung  noch 
war.  1908.  8.  —  Derselbe,  Ausgewählte  Schriften  Bd.  2,  7,  9,  10,  16,  23  und  29-  1910/II.  8.  — 
Derselbe,  Erdsegen.  1910.  8.  —  Derselbe,  Lasset  uns  von  Liebe  reden.  1908.  8.  —  Derselbe, 
Mein  Weltleben.    1909.    8.  —  Spielhagen.  Ausgewählte  Romane.     Volksausgabe.    1909/10.    8.  — 

2* 


—     20 


—    21     — 

B.  H.  Teuhner,  Verlag:  Aus  Natur  und  Geisterwelt.  48  Bände.  1904—1911.  8.  —  Bei- 
träge zur  Kulturgeschichte  des  Mittelalters  und  der  Renaissance.  Herausgegeben  von  W.  Goetz. 
Heft  5—10.  1910.  8.  —  Quellensammlung  zur  deutschen  Geschichte.  9  Bde.  1907/II.  8.  — 
Lindau.  M  u  s  e  u  m  s  v  e  r  e  i  n:  Neujahrsblätter.  Nr.  1 :  Wolfart,  Das  gesellige  Leben  in  Lindau 
während  des  19-  Jahrhunderts.  1911.  8.  —  Stadtverwaltung:  Geschichte  der  Stadt 
Lindau  im  Bodensee.     Herausgegehen  von  K.  Wulfart.     Bd.  1  Abt.  1  und  2  und  Bd.  11.     1909.    8. 

—  London.     E  d  w  in  D  u  r  n  i  n  g-  L  a  w  r  e  n  c  e:    Derselbe,    Bacon  is  Shake-Speare.     1910.     8. 

—  R.  G  u  t  e  k  u  n  s  t.    Catalogue  of  an  exhibition  of  etchings  by  W.  HoUar.     1911.    8.  —  Lübeck. 
Dr.  J.  W  a  r  n  c  k  e:    Karte  der  Einmündung  des  Elbe-Trave- Kanals  und  des  Kanalhafens  .  sowie 
der  Einmündung  des  Kanalhafens  in  die  Seehäfen  bei  Lübeck.     1896.    8.  —  Lübeck.     Ein  Führer 
durch  die  Freie  und  Hanse- Stadt  und  ihre  nähere  Umgebung.    O.  J.    8.  —  Posseiil,    Über  die  Not- 
wendigkeit und  den  Nutzen  des  Elbe-Trave-  Kanals  für  Lübeck.    1892.    8.  —  Magdeburg.    W  a  1  t  h  e  r 
D  e  n  e  k  e:    Malleus  maleficarum.     Köln  151 1.     Kl. -4.  —  iVlemmingen.     Prof.  Dr.  J.  M  i  e  d  e  1: 
Tschütter.    Fünf  Contretänze.     O.  J.    (1.    Hälfte    des  19-  Jahrhunderts.)     Qu.-S.     —     München. 
G.  H  i  r  t  h  '  s  V  e  r  1  a  g:    Georg  Hirths  Formenschatz.     Jahrg.  34.     1910.    2.  —  K  ö  n  i  g  1.  H  o  f- 
u  n  d  S  t  a  a  t  s  -  B  i  b  1  i  o  t  h  e  k:   Witteisbacher  Ausstellung  191 1-    Katalog.  1911-    4.  —  K  ö  n  i  g  1. 
Statistisches   Landesamt:    Schreiber,    Die  öffentlichen  Museen  in   Bayern  nach  dem 
Stand  vom  Jahre  1907.     S.-A.     1910.    2.  —  A  1  b  e  r  t  L  a  n  g  e  n  ,    Verlag:    Bellmann-Brevier. 
Aus   Fredmans  Episteln  und   Liedern.     Übersetzt  und  herausgegeben  von   H.  von  Gumppenberg. 
O.  J.    4.  —  J.  J.  L  e  u  t  n  e  r  '  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:    Veröffentlichungen  aus  dem  kirchen- 
historischen Seminar  München  111.  Reihe  Nr.  11 :    Ulrich  Schmidt,    P.  Stephan  Fridolin,   ein  Fran- 
ziskanerprediger des  ausgehenden  Mittelalters.     191 1.    8.  —  R.  P  i  p  e  r  &  C  o.,    Verla  g:    Koel- 
liker.   Die  erste  Erdumseglung  durch  Fernando  de  Magallanes.    1908.    8. —  Klassische  Illustratoren: 
Bd.  111.     Worringer,    Lukas  Cranach.     1908.     8.  —  E.  Reinhardt,    Verlag:    Aigner,  Hall- 
statt,   Ein    Kulturbild  aus  prähistorischer  Zeit.     1911.     8.  —  M.    R  i  e  g  e  r  '  s  c  h  e  r    Verlag: 
Briefe  und  Akten  zur  Geschichte   des  dreißigjährigen   Krieges  ...    Bd.    Vll  — XL   1905/09.  8.    — 
Hager.     Heimatkunst,   Klosterstudien,  Denkmalpflege.     1909.  8.     —     Quellen  und   Erörterungen 
zur  bayerischen  und  deutschen  Geschichte.     Neue  Folge.     Bd.  1.    11    und    IV.     1003/09.     8.    — 
K  1)  n  i  g  1.   b  a  y  e  r.    H  o  f  g  1  a  s  m  a  1  e  r  e  i:    F.    H.   Zettler:    L.    Fischer,   Vierzig  Jahre   Glas- 
malkunst.    Festschrift  der  Königl.  bayer.  Hofglasmalerei  F.  H.  Zettler  zum  Gedächtnis  ihres  vierzig- 
jährigen   Bestehens.     191O.     4.     —     Münchweiier  a.  d.  Alsenz.     Emil  Müller,    Pfarrer: 
Leininger   Geschichtsblätter.     9-   Jahrg.      Herausgegeben  von   E.   Müller.      1910.     8.   —   Münster. 
Dr.    H  a  m  m  e  r  s  c  li  m  i  d  t ,     Landeshauptmann    von    Westfalen:     Die     Bau-  und    Kunstdenk- 
mäler von   Westfalen:   Ludorff,    Kreis  Hagen-Stadt.    1910.    2.  —  Nürnberg.    Albert  G  ü  m  b  e  1, 
Kgl.    Kreisarchiv-Assessor:    Derselbe,    Berichte   Dr.    Erasmus  Topplers,    Propstes  von  St.   Sebald 
zu  Nürnberg,    vom  kaiserlichen  Hofe  1507— 12.     S.-A.    (1900.)    8.  —  Albert    Lehr,    Königl. 
Direktionsassessor:    Schriften  des  bayerischen  Landesvereins  zur  Förderung  des  Wohnungswesens. 
Heft  2:    A.  Lehr,    Die  Wohnweise  der  Arbeiterfamilien  in  Bayern.    1911.  8.  —  J.  O  e  1 1  i  n  g  e  r, 
me.xikanischer  Konsul:    Programadel   desfile   historico.     1910.     2.  —  E  m  a  n.  Seyler,    Major 
a.  D.:    Derselbe.   Des  Zollerngeschlechtes  römische  Herkunft  und  ihre  Folgeerscheinungen  im  frühen 
Mittelalter.     1911.    8.  —  Philadelphia.    Library  a  n  d  Muse  u  m  o  f   R.  W.  G  r  a  n  d  L  o  d  g  e, 
F.    and  A.  M.  of  P  e  n  n  s  y  1  v  a  n  i  a:    Souvenir  Album  showing  the  varions  places  of  meeting  of 
the  R.  W.  Grand  Lodge,  F.  and  A.  M.  of  Pennsylvania  for  the  past  Century  and  a  half.    Together 
with  inferior  views  in  the  new  temple.    1909-    Qu. -8.  —  University  ofPennsylvania: 
Library  of  Congress.   Publications  1910  und  191 1.  8.  —The  Museum  Journal.  Vol.  1  1—3-  1910.  8. 

—  Publications  of  the  Egyptian  Departement  of  the  University  Museum.    Vol.  I  — IV.    1909/10.  8. 

—  Posen.   K  a  i  s  e  r  -  W  i  1  h  e  1  m  -  B  i  b  1  i  o  t  h  e  k:  8.  Jahresbericht  —  Etatsjahr  1909.  1910.  4. 

—  Prag.  Gustav  Neugebauers  Verlag:  Reindl.  Friedr.  Theod.  Vischer.  Gedenk- 
blätter zur  Jahrhundertfeier  seines  Geburtstages.  1907.  4.  —  Regensburg.  J.  H  a  b  b  e  1 ,  Verlag: 
Denk,  Alter  deutscher  Humor.  2  Exemplare.  O.  J.  4.  —  Sämtliche  Werke  des  Frhr.  Joseph 
von  Eichendorff.  XII  und  XI IL  Bd.  1910.  8.  —  Saint  Louis.  C  i  t  y  A  r  t  M  u  s  e  u  m:  Annual 
Report  for  1910.  (I911-)  8.  —  Speyer.  E  m  i  1  H  e  u  s  e  r:  Derselbe,  Das  Ganerbenschloß  Drachen- 
fels. 1911.  8.  —  Stettin.  Leon  Sanniers  Buchhandlung:  Hanncke,  Pommersche 
Geschichtsbilder.  2.  Aufl.  1899-  8.  —  Maß,  Pommersche  Geschichte.  1899.  8.  —  Straßburg. 
J.   Noiriels  Verlag:    Hanauer,    Conrad  Dankrotzheim  et  le  Heilig  Namenbuch.     1896.     8. 


00 


—  S  c  h  1  e  s  i  e  r  &  S  c  li  w  c  i  k  h  u  r  d  t  ,  Verhii;:  Krisclier,  Die  Verfassung  und  VerwaUuiiR 
der  Reichsstadt  Schlettstadt  im  Mittelalter.  looQ.  S.  —  Stiil(y:art.  W.  K  o  h  1  h  a  ni  ni  e  r, 
Verl  a  tr:  Württembergische  Geschichtsquellen.  Bd.  XI.  1<)i  i.  vS.  —  W  i  1  ii.  A-^  a  y  e  r  &  F  r  z. 
W  i  1  h  e  1  m  ,  Metallwarenfabrik:  Festschrift  zum  50  jährigen  Jubiläum  1S61  — i<)l  1.  (loil-)  2.  — 
Festschrift  für  die  am  2.  März  lOOi  stattfindend^^  Feier  des  vierzigjährigen  Bestehens.  1901. 
Qu. -4.  —  J.  B.  M  e  t  z  1  e  r  s  c  h  e  B  u  c  ii  li  a  n  d  1  u  n  g  :  Pauly's  Real-Encyclopädie  der  classischen 
Altertumswissenschaft.  Neue  Bearbeitung.  XI 11.  Halbband.  1910.  8.  —  W  a  1 1  e  r  S  e  i  f  e  r  t, 
Verlag:  21  Hefte  der  Beckmann- Führer.  O.  J.  Schm.-S.  —  Baumgarten,  Das  Freiburger 
Münster.  O.  J.  8.  —  Neeb,  Der  Dom  zu  Mainz.  O.  J.  S.  —  .1.  F.  S  t  e  i  n  k  o  p  f ,  Verl  a  g: 
Was  alte  Leute  vom  Alter  sagen.  1909.  8.  —  Weimar.  H  e  r  ni.  B  ü  h  1  a  u  s  Nachfolger: 
Zeitschrift  der  Savigny-Stiftung  für  Rechtsgeschichte.  31-  Bd.  1910.  8.  —  Wernigerode.  Verein 
der  deutschen  Standesherren:  Schön.  Stammtafel  des  vormals  reichsunmittelbaren 
Hauses  Schönburg.  1910.  2. -.  Wien.  Seiner  K.  u.  K.  Apostol.  Majestät  Oberst- 
k  ä  m  m  e  r  e  r  a  m  t:  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses. 
Bd.  XXIX  Heft  2.  1910.  2.  — J.  L  ö  w  y  .  Kunstanstalt  für  Heliogravüre:  Österreichische  Kunst 
schätze.     Herausgegeben  von  W.  Suida.   1.  Jahrg.  2.  Heft.    (191 1-)  2.  —  L.  W.  S  e  i  d  e  1  &  S  o  h  n 


Abb.  8.     Aus  dem  Werndtschen  Stammbuch. 

Verlag:  Mitteüungen  des  K.  u.  K.  Kriegsarchivs.  III.  Folge.  VII.  Bd.  1910.  8.  —  Wun- 
siedel.     Fichtelgebirgs-Verein:    Die  Sommerwohnungen  im  Fichtelgebirge.     (191 1.)    8. 

—  Würzburg.  Gesellschaft  für  fränkische  Geschichte:  Neujahrsblätter. 
Heft  VI:    Fritz  Knapp,    Wanderungen    durch    die  Werkstätten  fränkischer  Bildhauer.     1911-    8. 

—  Gurt  Kabitsch(A.  Stubers  Verlag):  Darstellungen  über  früh-  und  vorgeschicht- 
liche Kultur-,  Kunst-  und  Völkerentwicklung.  Herausgegeben  von  G.  Kossina.  Heft  1  und  2. 
1910.  8.  —  Mannus.  Zeitschrift  für  Vorgeschichte.  Herausgegeben  von  G.  Kossina.  I.  Bd. 
1909.  8.  —  Rieger,  Beiträge  zur  Geschichte  Unterfrankens,  zur  Literaturgeschichte  und  Geschichte 
der  Medizin  aus  dem  Archiv  der  Psychiatrischen  Klinik  der  Universität  Würzburg.  1910.  8.  — 
Singer,     Bismarck   in   der    Literatur.      1909.     8.   — 


T  a  u  s  c  h. 
Koschwitz,    Französische  Volksstimmungen.     2.  Aufl. 
neues  Dichterbuch  von  Ludwig  Finck,   Cäsar  Flaischlen.  .  . 
Teppiche  im  historischen  Museum  zu   Bern.     1911-     2. 


189^.    8.  —  Sieben  Schwaben.  Ein 
191(1.    8.  —  A.  Weese,    Die  Cäsar- 


—     23 


A  n  k  ä  u  i  c. 
Zwei  Nürnbergischu  historische  Volkslieder  der  Jahre  Myy  und  1552-  ildschr.  4.  —  Vilus 
iJieterieh  und  Philip.  Melanch.,  Summaria  ober  die  gantze  Bibel/das  alte  vnd  newe  Testament/ 
darin  auffs  kürtzste  antjezevi^t  wirdt/was  am  nötigsten  ....  Neue  Auflage.  1545-  2.  —  Joh. 
Balthasar  Schupp.  Lehrreiche  Schriften/Deren  sich  Beyds  Geist-  als  Weltliche/wess  Standes  vnd 
Alters  sie  auch  sind/nützlich  gebrauchen  können/ etc.  1077-  8.  —  Stammbuch  eines  gewissen 
J.  C  Haase  aus  Leipzig.  30  Widmungen,  meist  aus  Leipzig  und  Berlin  v.  d.  J.  1738—87-  Qu.-S.  — 
Joh.  Chr.  Günther,  Sammlung  von  Gedichten.  III.  Aufl.  1742.  8.  —  Stammbuch  des  Christoph 
Friedrich  Werndt  aus  Leipzig.  100  Widmungseinträge  aus  Leipzig,  Breslau,  Erfurt,  Halle  und 
Wolfenbüttel  v.  d.  Jahren  I  766— 99.  Qu. -8.  —  Stammbuch  des  Thomas  Wagner  aus  Leipzig  mit 
Kij  Widmungen  aus  Dresden  (1770—72,  \77C\  17S0— 82),  A'\eiüen  (1772— -78).  Pegau  (1772). 
Altenburg  (1773),  Torgau  (1773).  Wittenberg  (1778,  1779  und  178U),  Clausthal  (1 780),  Braun- 
schweig (1780),  Zellerfeld  (1780),  Göttingen  (1780),  Jena  (178O)  und  Freiberg  (1784).  1770. 
Qu. -8.  —  Neue  Sammlung  auserlesener  evangelischer  Lieder  oder  vollständigeres  Gesangbuch.. 
Herausgegeben  von  J.  Th.   Künneth.    XX.  Aufl.    1799.  8.  —  Bibliothek   der  gesamten  deutschen 


^/..(y/cuui.'.i'fi.  da*7  JOciM t -h e-f;  . 


L  i'ttaf  <  ft^i/ceJclil/i 


'in-fSeLcA    //„ 


Abb.  9.     Aus  dem   Masiusscheii   Stammbuch. 


Nationallileratur  von  der  ältesten  bis  auf  die  neuere  Zeit.  Abt.  1  Nr.  1,  2.  6,  7,  10,  11  a  und  b,  12, 
14,  15,  If),  17-  19,  2u,  21,  22,  25,  26.  27,  28,  29-  31.  33  und  39:  Abt.  11  Nr.  3  und  0;  Abt.  11 1 
Nr.  2.  1835—72.  8.  —  C  A.  Menzel,  Versuch  einer  Darstellung  der  Kunst-Sinnbilder,  insofern  sie 
der  jetzigen  Zeit  angemessen  sind.  1840.  8.  —  Mises  (Fechner),  Gedichte.  1841.  8.  —  Janus.  Jahr- 
bücher deutscher  Gesinnung.  Bildung  und  That.  Herausgegeben  von  V.  A.  Huber.  1. — 4.  Jahrg. 
(1845—48.)  1845/48.  8.  —  G.  Th.  Fechner,  Über  das  höchste  (jut.  1840.  S.  —  Schade,  Daz 
Buochlin  von  der  Tohter  Syon.  Pars  I.  l84o.  8.  —  Bertholds,  Bischofs  von  Chiemsee,  Tewtsche 
Theolgey.  Neu  herausgegeben  von  W.  Reithmeier.  1852.  8.  —  Deutsches  Balladenbuch.  Mit 
Holzschnitten  nach  Zeichnungen  von  Adolf  Ehrhardt,  Theod.  v.  0er,  Herrn.  Plüddemann,  Ludwig 
Richter  und  Carl  Schurig  in  Dresden.  I852.  8.  —  G.  Th.  Fechner,  Über  die  piiysikalische  und 
philosophische  Atomenlehre.  I855.  S.  —  Flohr,  Deutsche  Glossen  in  dem  Vocabular  Niger  Abbas. 
1885.  8.  —  Die  Dioskuren,  Zeitschrift  für  Kunst,  Kunstindustrie  und  künstl.  Leben.  Jahrg.  1856 
und  1857.  2.  —  G.  Th.  Fechner,  Einige  Ideen  zur  Schöpfungs-  und  Entwicklungsgeschichte  der 
(Organismen.      IS73.     S.   —    Freiheit.      Sozialdemokratisches   Organ.      Redigiert    von     Joh.   Most. 


—     24     — 

Jahrg.  I  — XVI II.  Fragmentarisch.  1879—97-  2.  —  Des  Dodes  Dantz.  Lübeck  1489.  Neudruck 
lierausgegeben  von  AAax  J.  Friedliinder.  1910.  8.  —  Haußpostil  D.  Martin  Luther/von  fuernembsten 
Festen  durchs  Jar.  O.  J.  2.  —  Haußpostil  D.  Martin  Luthers  von  Ostern  biss  auffs  Advent.  ().  J.  2. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Stammbuch  des  Carl  Friedrich  Treuttel  aus  Straßburi;. 
Eintragungen  aus  den  Jahren  i;8S— 91-  Qu. -8.  —  Justi,  Grundlage  zu  einer  iiessisclien  Gelelirten-, 
Schriftsteller-  und  Künstler-Geschichte  vom  Jahre  1806  bis  zum  Jahre  1830.  8.  —  Allgeni.  Künstler- 
Lexikon.  III.  Aufl.  Vorbereitet  von  H.  A.  Müller.  Herausgegeben  von  H.  W.  Singer.  Bd.  I — V. 
1895  ff-  —  Gaul,  Franz,  WappLMisanimiung.  Album  mit  78  deutschen  und  österreichischen 
Staaten-  und  Städte- Wappen.  19-  Jahrh.  Qu. -8.  —  Meister,  Geschichte  der  Familie  Meister. 
Teil  I  und  11.  1901  und  1906.  8.  —  Schmidt,  Die  Familie  von  Manteuffel.  1905.  8.  —  Bio- 
graphisches Jahrbuch  und  deutscher  Nekrolog.  Bd.  XIII.  1910.  8.  —  Minerva.  Jahrbuch  der 
gelehrten  Welt.  XX.  Jahrg.  1910/II.  1911.  4.  —  Rietstap,  Armorial  general.  Fase.  56— 59- 
O.  J.  2.  Dazu  Supplement.  Fase.  VIII  und  IX.  1910/11.  8.  —  Große  Männer.  Studien 
zur  Biologie  des  Genies.  Herausgegeben  von  W.  Ostwald.  Bd.  II:  Alph.  de Candolle,  Zur  Geschichte 
der  Wissenschaften  und  der  Gelehrten  seit  zwei  Jahrhunderten.  1911-  8.  —  Unsere  Zeitgenossen. 
Wer  ist's?  Herausgegeben  von  A.  L.  Degener.  V.  Ausg.  1911.  8-  —  v.  Wurzbach,  Niederlän- 
disches Künstlerlexikon.     III.   Bd.     Ergänzungsband.     2.-4.  Lieferung.    191 1.     8. 

Corps- Studenten=  Stiftung.  Stammbuch  des  Studenten  Völker.  Handschriftliciie  Wid- 
mungen aus   Erfurt,    ,,Saal-Atiien"',    Weimar  und   Gotha  v.   J.   1819 — 22.     Qu. -8. 


25     — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Die  gotische  Bildnerei  und  Tafelmalerei  in  der  Dorfkirche  zu  Kalchreuth  von  H.  M.  Sauer- 
mann. Heft  I  der  Beitrüge  zur  friinkischen  Kunstgeschichte.  Herausgegeben  von  Fried- 
r  ich     H  ;i  :i  c  Iv  -  E  r  1  a  n  g  e  n.     Th.     B  1  a  e  s  i  n  g  s    Universitätsltuchhandlung.     Erlangen. 

Wer  es  weiß,  wie  vieles  in  der  Geschichte  der  Nürnberger  Kunst  noch  der  Aufhellung  be- 
darf, wird  das  Unternehmen  Friedrich  Haacks,  die  fränkischen  Lande  mit  seinen  Schülern  und 
Fachgenossen  zu  durchstreifen,  um  dieses  so  viele  wichtige  Ausstrahlungen  der  Nürnberger  Kunst 
aufweisende  Gebiet  einmal  gründlich  auf  seine  kunstgeschichtlichen  Denkmäler  zu  durchforschen, 
mit  besonderer  Freude  begrüßen;  steht  doch  zu  erwarten,  daß,  wenn  dies  so  gründlich  geschieht. 
wie  in  dem  vorliegenden  ersten  Heft  dieses  Unternehmens,  eine  breite  und  sichere  Grundlage  ge- 
schaffen wird,  um  den  Ausbau  der   Nürnberger    Kunstgeschichte  mit   Erfolg  fortzusetzen. 

Von  den  Kunstdenkmälern  der  Kalchreuther  Kirche  sind  schon  früher  das  Sakraments- 
häuschen, die  Tonapostel  und  das  gestickte  Dorsale  kunstgeschichtlich  gewürdigt  worden,  eine 
zusammenhängende  Darstellung  der  Baugeschichte  und  der  künstlerischen  Ausstattung  der  Kirche 
bietet  zum  ersten  Mal  das  Sauermannsche  Buch.  Sinen  Datierungen  stimme  ich  im  allgemeinen 
bei,  nur  die  Tafel  mit  dem  Tod  der  Maria  scheint  mir  mit  dem  Jahr  1476  zu  spät  angesetzt  zu 
sein.  Ihrem  künstlerischen  Stil  nach  gehört  sie  dem  vorausgehenden  Künstlergeschlecht  an. 
ist  sie  noch  in  den  vierziger  Jahren  des  Jahrhunderts  entstanden.  Sehr  fraglich  erscheint 
mir  der  Zusammenhang  des  Hauptaltares  mit  der  Wolgemutschen  Werkstatt.  Die  Bildschnitze- 
reien, die  hier  qualitativ  und  quantitativ  die  Hauptrolle  spielen,  weisen,  insbesondere  was  die 
Reliefs  betrifft,  auf  die  Stoßschule  hin  und  die  ziemlich  untergeordneten  Gemälde  zeigen  ganz 
andere  Typen  und  Farbentöne  als  wir  sie  von  den  Arbeiten  der  Wolgemutschen  Werkstatt  ge- 
wohnt sind.  Man  sollte  mit  dem  Namen  Wolgemut  sehr  sparsam  umgehen  und  ihn  nur  in  zwingen- 
den Fällen  anwenden.  Bei  der  Besprechung  des  Sakramentshäuschens  ist  dem  Verfasser  die  aus- 
führliche Würdigung  des  Werkes  als  Schöpfung  der  Kraftschen  Werkstatt  durch  Friedrich  Wanderer 
in  dessen  1869  erschienener  und  die  Abbildung  des  zu  diesem  Sakramentshäuschen  gehörenden, 
aber  leider  verschollenen  lautenspielenden  Engels  bietender  Abhandlung  über  Adam  Kraft  und 
seine  Schule  entgangen.  Bei  den  die  Einleitung  bildender  topographischen  Ausführungen,  in 
denen  zur  Kennzeichnung  des  fränkischen  Dorfes  auf  Dürers  Kupferstich  des  verlorenen  Sohnes 
hingewiesen  wird,  hätte  Dürers  mit  der  Aufschrift .,  Kalkreut"  versehene  charakteristische  Aquarell- 
aufnahme Kalchreuths  in  der  Bremer  Kunsthalle  (L.  105)  zitiert  werden  müssen.  Vorzüglich  sind 
die  auf  10  Tafeln  beigegebenen,  eine  stilistische  Nachprüfung  der  Ausführungen  ermöglichenden 
Abbildungen.  P.  J.   R^e. 

F.  Fuhse,  Beiträge  zur  Braunschweiger  Voil<si<unde. .  Mit  Abbildungen  aus  den  Samm- 
lungen des  Städtischen  Museums.  Druck  und  Verlag  der  Buchdruckerei  Julius  Kram  p  e. 
Braunschweig. 

Wir  erhalten  in  diesem  Werk  eine  höchst  anziehende  Bereicherung  und  Ergänzung  zu 
Andrees  ,, Braunschweiger  Volkskunde".  Wiederholungen  daraus  hat  der  Verfasser  nur  insoweit 
gegeben,  als  es  zum  Verständnis  erforderlich  war.  Trotzdem  ist  es  ein  in  sich  abgeschlossenes 
Ganzes,  was  uns  der  Verfasser  in  eingehender  und  angenehmer  Art  über  Bauerntracht  und  Bauern- 
schmuck zu  berichten  weiß.  Und  wieviel  Neues  wird  uns  hier  geboten!  Denn  während  Andree 
nur  die  beiden  letzten  Generationen  behandelt  hat,  war  es  F.  möglich,  bis  in  die  erste  Hälfte 
lies  IS.  Jahrhunderts  zurückzugehen.  Er  hat  seine  Mitteilungen  zum  größten  Teile  aus  einer  Quelle 
geschöpft,  an  die  merkwürdigerweise  bis  jetzt  niemand  gedacht  hat,  wohl  deshalb,  weil  sie  zu 
unbedeutend  erschien,  als  daß  man  auf  eine  Ergiebigkeit  glaubte  rechnen  zu  können,  und  weil 


-     26     — 

sie  uiuii  von  Jeiii  heik(>ninilit.iu'n  We.ije  zu  ;ib!:!:elei:cn  war.  Aus  den  seit  (.lern  Jahre  1715  er- 
schienenen Braunschweiner  An/eiRen  mit  iliren  Steckbriefen,  den  anithchen  Bekanntmachuniren 
über  Diebstähle  auf  dem  Lande  unter  ,ir<^n:uier  Anjrabe  der  jiestohlenen  Sachen  und  den  An/.ei,i:en 
der  Kaufleute  und  fremden  Händler,  die  auf  der  Braunschwei.yer  Messe  ihre  Waren  feilboten, 
hat  er  die  zahlreichen  Nachrichten  aufsrelesen,  die  er  zu  einem  wohlgeluntjenen  Bilde  vereinitjt  hat. 

Trotz  aller  Lasten.  Leiden  und  1  iranijsale.  trotz  aller  Krie.irsnol.  Miüernten  mid  Vieiiseuclien, 
aller  Angriffe  auf  Leben  und  Eijrentum  durch  Räuber.  Vai^abunden  und  iJiebstresindel,  trotz  aller 
Ausbeutunir  durch  Juden.  Einquartieruntren  und  Kontributionen  wälirend  des  siebenjährigen 
Kriegs  und  der  Napoleonischen  Zeit,  wodurch  der  Bauernstand  in  das  äu(3erste  Elend  geriet,  ging 
ihm  doch  die  Freude  am  Leben  nicht  verloren  und  er  hielt  fest  an  den  althergebrachten  Ver- 
gnügungen und  wußte  immer  noch  soviel  zu  erübrigen,  um  in  KJjidung  und  Schmuck  einen  ge- 
wissen Glanz  entfalten  zu  können. 

F.  macht  darauf  aufmerksam,  daß  die  Annalinie.  wonacii  der  Bauer  den  größten  Teil  seiner 
Bekleidung  selbst  verfertigt  habe,  auf  einem   Irrtum  beruhe  und  der  scliöne  Spruch 

Sülwest  espunnen, 
Sülwest  emakt, 
Dat  is  de  beste  buerendralit 
schon  für  die  Mitte  des  18.  Jahin-underts  niciü  mehr  zutreffe.     Denn  damals  kaufte  der  Bauer 
seine  Stoffe  auf  den  Messen  und  Jahrmärkten  fertig  ein.     Zu  den  ..sülwest  emakten"  Kleidungs- 
stücken gehörten  außer  dem  Leinenzeug  nur  die  leinenen   Röcke  mit  farbigem  Wolleneinschlag, 
während   man   fast   alles   andere,  sogar   die   ,,selbstgeknüttenen"    Strümpfe   fertig   kaufte.     Die 
Kleider  für  Männer  wie  für  Frauen  fertigte  der  Dorfschneider  an.     Die  Herstellung  der  Frauen- 
kleidung erforderte  eine  viel  größere  Arbeit  und  Sorgfalt,  weil  sie  reichhaltiger  war  und  die  Falten- 
röcke viel  Schwierigkeiten  machten. 

Zur  Tracht  des  Bauern  und  des  Bauernknechts  gehörten  zunächst  Rock  und  Kittel,  jener 
aus  Tuch,  dauernd  im  Schnitt,  wechselnd  in  der  Farbe,  dieser  aus  Leinen,  farbig  gestreift  und 
weiß,  der  blauleinene  Kriechkittel  (Krupkittel),  der  in  einzelnen  Kreisen  bei  der  Arbeit 
getragen  wurde,  das  Kamisol,  eine  kurze  Jacke  mit  oder  ohne  Ärmel,  die  man  zuhause  und  bei 
weniger  feierlichen  Gelegenheiten  anzog.  Dazu  kam  das  Brusttuch,  unter  dem  Kittel  getragen, 
der  Vorläufer  der  Weste,  die  sich  erst  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  einführte.  Außer  den 
kurzen  Hosen  aus  Kalbs-  oder  Hirschleder  gab  es  auch  solche  aus  Leinen.  Als  Fußbekleidung 
diente  der  Schnallen-  oder  Riemenschuh,  daneben  auch  der  von  altersher  gebräuchliche  Stiefel. 
Als  Kopfbedeckung  wird  die  ,, runde  Dipsmütze"  genannt,  doch  waren  sicher  schon  längst  vor  18OO 
auch  schwarze  runde  Hüte  mit  Sammetband  neben  den  an  zwei  Seiten  aufgestutzten  —  den 
Dreitimpenhüten  —  in  Gebrauch,  dann  auch  die  sog.  Brägenmütze.  Unter  dem  Hute  trug  man 
noch  eine  gestrickte  wollene  oder  baumwollene  Mütze.  Das  Halstuch  war  bis  1820  meist  bunt, 
bestand  aus  Seide,  Nessel  oder  Wolle  und  wurde  dann  vom  schwarzseidenen  verdrängt.  Das 
mit  Silber  beschlagene  spanische  Rohr  gehörte  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts 
zur  besseren  Bauerntracht.  Auch  Mäntel  kommen  ganz  vereinzelt  vor.  Das  Haar  wurde  kurz 
gestutzt  gehalten,  nur  die   Knechte,  die  Soldaten  gewesen,  behielten  zuweilen  den  Zopf  bei. 

Die  Bäuerinnentracht  war  viel  mehr  als  die  der  Bauern  von  der  Stadtmode  beeinflußt. 
Die  Form  des  Rockes  unterschied  sich  übrigens  durch  reiche  Fältelung  auf  der  Rückseite.  Be- 
sonders abhängig  von  der  städtischen  Machart  im  Schnitt  war  das  Kamisol  oder  Wams,  das  mit 
der  Empirezeit  kürzer  wird  und  dann  zu  einer  winzigen  Kleinheit  zusammenschrumpft.  Seit 
der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  waren  buntfarbige,  prächtig  ausgestattete  Mützen  in  Mode, 
die  erst  zwischen  1820  und  1830  durch  die  schwarzen  „Bendmützen"  verdrängt  wurden,  wie  die 
alten  Tücher  aus  Leinwand,  Nessel,  Kattun,  Baumwolle,  Musselin  oder  Seide  in  verschiedenster 
Färbung  und  oft  mit  bunter  oder  gestreifter  Kante  durch  die  schön  gestickten  aus  schwarzer  Seide 
oder  Sammet.  Unter  dem  Kamisol  trugen  die  Frauen  noch  das  Brusttuch  bei  kälterer  Witterung, 
ein  westenartiges  Kleidungsstück  mit  oder  ohne  Ärmel,  über  dem  Hemd  schon  in  der  1.  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts  das  Halshemd,  ein  kurzes  leinenes  Jäckchen  mit  umgelegtem  Spitzenkragen. 
Die  „Halsfraise"  ist  erst  1820  nachweisbar.  Pelzhandschuhe  werden  schon  1745  erwähnt.  Unter- 
röcke trug  die  Frau  nicht  mehr  als  vier. 

Von  Frauenschmuck  ist  zunächst  zu  erwähnen  der  Bernsteinsclunuck.  die  ,.Krulenketten". 
Die  „Bernsteinkorallen"  erhandelte  man   iiauptsäclilich   auf  der   Braunschweiger  Messe,  wo  sie 


—     27     — 

Kaufleute  aus  Stolpe,  Danzig  und  Königsberg  feilhielten.  Der  Silberschmuck  war  meist  von  den 
heimischen  Goldschmieden  gefertigt,  wurde  aber  auch  auf  der  Messe  gekauft.  Er  war  zierlich 
und  gefällig,  aber  fast  ausnahmsweise  dünn  und  aus  minderwertiger  Legierung.  Die  wohlhabende 
Bäuerin  hatte  einen  doppelten  Halsschmuck,  einen  für  die  hohen  Festtage,  einen  weiteren  für 
die  gewöhnlichen  Sonntage. 

Für  die  Aufbewahrung  der  Kleidung  bediente  man  sich  noch  im  16.  Jahrhundert  der  Truhe, 
Kiste  oder  der  Lade.  Während  die  Lade  in  der  Stadt  im  17-  Jahrh.  vom  Kleiderschrank  (Schapp) 
abgelöst  wird,  bleibt  sie  bei  der  Landbevölkerung  bestehen,  da  sie  sich  leichter  den  ländlichen 
Bauten  einfügte.  Der  Bauer  bezog  seine  Laden  wie  seine  Möbel  überhaupt  entweder  von  den 
Landmeistern  oder  auf  den  Messen  und  Jahrmärkten,  die  besonders  vom  Harz  aus  mit  billigen 
Möbeln  beschickt  wurden.  Die  ländlichen  Truhen  gehen  selten  über  das  17.  Jahrhundert  zurück. 
Die  Vorderseite,  zuweilen  auch  die  Seitenwände,  zeigten  gewöhnlich  eine  architektonische  Glie- 
derung mit  ornamentaler  Schnitzerei  und  Malerei  in  den  Füllungen.  Neben  der  Lade  erscheint 
nach  dem  dreißigjährigen  Krieg  der  Koffer  (mit  gewölbtem  Deckel),  in  der  Braunschweiger 
Gegend  in  glänzender  Ausstattung.  Bäuerliche  Schränke  kommen  seltener  vor,  das  Braun- 
schweiger Museum  besitzt  nur  ein  älteres  Exemplar  aus  dem  Jahre  16O7.  Außer  Tisch  und  Bank 
stand  in  der  Bauernstube  der  große  Lehnstuhl,  der  Karstaul  oder  Schühtelstaul  neben  dem  Ofen. 
Das  Bauernbett  hat  die  Form  des  Himmelbettes  mit  flachem  Dach  und  offenen  Seiten  beibehalten, 
um  dessen  Dach  eine  offene  Galerie  läuft.  Zuweilen  kommt  auch  die  städtische  Form  des  geschweiften 
Himmelbetts  vor.  Im  19.  Jahrhundert  kommt  der  Himmel  meist  in  Wegfall.  Zum  Schluß 
bespricht  der  Verfasser  noch  den  Schäfer  in  seiner  Tracht  und  Ausrüstung,  das  gördeltä,  einen 
sinnreichen  Bandwebeapparat,  dessen  frühestes  Vorkommen  durch  eine  Miniatur  der  Manes- 
sischen Liederhandschrift  bezeugt  wird,  die  Grützmühle  in  ihrer  Entwicklung  seit  der  frühesten 
Zeit  und  das   Pfingstrennen  der  Pferdejungen. 

Auf  die  vielen  Einzelheiten  und  wichtigen  und  anziehenden  Belege,  die  die  Darstellung 
beleben  und  verdeutlichen,  hier  näher  einzugehen,  verbietet  der  Raum.  Die  Abbildungen  im  Text 
und  den  schönen  Beilagen  sind  nicht  nur  höchst  lehrreich,  sondern  gereichen  auch  dem  ge- 
diegenen Werke  zu  einer  besonderen  Zierde,  wie  sich  denn  das  Buch  überhaupt  durch  eine  an- 
sprechende und  schöne  Ausstattung  auszeichnet.  Wir  können  es  nur  auf  das  angelegentlichste 
empfehlen  und  sind  überzeugt,  daß  der  Leser  manches  Neue  und  Anregende  daraus  schöpfen 
und  auf  seine   Rechnung  kommen  wird.  Dr.   E.  Mummenhoff. 

Das  Oanerbenschloß  Drachenfels.  Von  Emil  H  euse  r,  Sekretär  des  Historischen  Vereins 
der  Pfalz.  (Mit  4   Abbildungen.)   Hermann    Kayser's  Verlag,   Kaiserslautern.  1911-  56  S.  8. 

Diese  Schrift  gibt  eine  auf  eindringendem  Quellenstudium  aufgebaute  Geschichte  der 
eigenartigen,  bereits  1523  gänzlich  zerstörten  Burganlage  nächst  dem  Dorfe  Busenberg  in  der 
südlichen  Pfalz.  Nach  dem  heute  fast  vergessenen  Felsenneste  nannte  sich  schon  um  1209  ein 
ritterliches  Geschlecht,  das  der  alten  Abtei  Klingenmünster  lehnspflichtig  war.  Nach  mancherlei 
Wechsenfällen  kam  der  Drachenfels  (zu  dem  u.  a.  a.  die  Dörfer  Busenberg  und  Erlenbach  ge- 
hörten) 1398  an  die  Eckbrechte  von  Dürkheim.  Der  Ausbau  und  die  Verteidigung  bedingte 
die  Aufnahme  von  Adeligen  in  die  Burg,  denen  dafür  ein  gewisser  Besitzanteil  an  ihr  einzu- 
räumen war.  Aus  der  so  entstandenen  Ganerbenschaft  erwuchs  die  1463  gegründete  'Ritter- 
gesellschaft des  Hl.  Geistes',  die  in  Bälde  den  Gesamtadel  des  Wasgaus  zu  repräsentieren 
vermochte.  Ihre  Hauptaufgabe  sah  sie  in  der  Wahrung  der  Interessen  der  Ritterschaft  gegen- 
über den  territorialen  Gewalten,  ihr  letztes  Endziel  hieß  Erlangung  der  Reichsunmittelbarkeit 
für  jene.  Zu  den  ,. Gemeinern"  des  Drachenfels  gehörte  zwischen  1495  und  1 510  sogar  Kaiser 
Maximilian,  d.  h.  in  seiner  Eigenschaft  als  österreichischer  Erzherzog  und  Landgraf  des  Elsaß, 
dann,  seit  15 10.  Franz  von  Sickingen.  Seine  Mitgliedschaft  sollte  dem  Drachenfels  zum  Ver- 
hängnis werden.  Gleich  den  Sickingen'schen  Burgen  wurde  auch  dieser  Hauptstützpunkt  des 
Wasgau-Adels  von  den  Truppen  der  verbündeten  Fürsten  eingenommen,  ausgeplündert  und 
von  Grund  aus  zerstört.  Die  Ruine  fiel  1795  der  Gemeinde  Busenberg  zu,  die  bis  heute  in 
ihrem  Besitze  verblieben  ist. 

Der  II.  Teil  der  Broschüre  bringt  den  Burgfriedensbrief  von  15 10  (S.  25  ff.),  der  dann 
im  Anhang  nochmals  und  zwar  im   Urtext  abgedruckt  ist  (S.  45  —  56).     Unter    III  findet  sich 


(S,  40—44)  eine  beachtenswerte  'Rechtung'  zwisclien  den  Ganerben  und  Kaiser  MaximiUan, 
dat.  1505,  16.  April,  und  unterzeichnet  von  Zipriun  v.  Sereptein  (Serntein).  Verwalter  Ihrer 
Königl.  .Majestät  Hofkanzlei  und  tirolischer  Kanzler,  in  der  aucli  der  Beitritt  des  Kaisers  als 
Ganerbe  des  Drachenfels  festgestellt   wird. 

Unter  den  Abbildungen  interessiert  eine  photo,c:raphisciie  Wiederijabe  des  üraclienbiides 
an  der  Ruine  (S.  39  oben),  womit  die  Auseinandersetzung:  des  Verfassers  mit  iJr.  Chr.  Alehlis 
S.  20  zu  verirleichen  ist. 

The  Arts  and  Crafts  of  Our  Tcutoiiic  l-orcfathers  beint(  tlie  Substance  of  the  Rhind 
Lectures  for  1909.  By  G.  Baldw  in  Brown.  M.  A.,  Watson  Gordon  Professor  of  Fine  Art 
in  the  University  of  Edinburgh.  Containing  22  maps  and  130  illustrations.  T.  N.  Foulis. 
London  and  Edinburgh,   1910.     XVIII   &  250  p.  8. 

Dieses  mit  großer  Anschaulichkeit  und  Wärme  geschriebene  Buch,  das  auf  Grund  von 
Vorlesungen  entstanden  ist,  bezweckt,  dem  gebildeten  Laien  eine  Darstellung  der  Entwicklung 
von  Kunst  und  Kunstgewerbe  der  Germanen  in  vorgeschichtlicher  Zeit  und  während  der 
Völkerwanderungsepoche  zu  geben.  Zwei  Fragen  stehen  dabei  im  Vordergrunde  des  Interesses. 
Einmal  nämlich  soll  nach  Möglichkeit  entschieden  werden,  ob  in  den  Bronzegegenständen, 
Goldschmiedearbeiten  usw.  unserer  Vorfahren  Äußerungen  einer  spezifisch  germanischen  Kunst 
zu  sehen  sind,  oder  ob  in  ihnen  der  Einflu(3  der  klassischen  Völker,  insbesondere  der  Römer 
weit  vorwiegt.  Ferner  wird  versucht,  die  uns  überkommenen  Denkmäler  des  Kunstgewerbes 
auf  die  verschiedenen  germanischen  Stämme  zu  verteilen  und  die  Characteristica  der  Kunst- 
übung jedes  einzelnen  Stammes  zu  erkennen  und  aufzuzeigen.  In  der  ersten  Frage  nimmt 
der  Verfasser  eine  Mittelstellung  zwischen  den  beiden  Extremen,  Albrecht  Haupt  einerseits, 
Alois  Riegl  andererseits,  ein,  steht  jedoch  Haupt  bedeutend  näher  als  Riegl  und  kommt 
schließlich  (S-  228)  zu  dem  Ergebnis,  daß  auch  die  Kunst  der  Germanen  auf  Originalität 
Anspruch  machen  kann,  daß  ein  gemeinsames  germanisches  Gepräge  allen  Kunstgegenständen 
der  Germanen  eigen  ist.  An  Riegls  leider  unvollendet  gebliebenem  Werke  über  die  spät- 
römische Kunst- Industrie  nach  den  Funden  in  Österreich  -  Ungarn  und  an  der  darin  ver- 
tretenen Ansicht  von  der  völligen  Abhängigkeit  des  germanischen  von  dem  spätrömischen 
und  byzantinischen  Kunstgewerbe  wird  dabei  (S.  172  ff.)  eine  nicht  sehr  in  die  Tiefe  gehende 
Kritik  geübt. 

Für  die  Aufteilung  des  Kunstnachlasses  unter  die  germanischen  Stämme  [kommt  dem 
Verfasser  eine  vorzügliche  Denkmäler-  und  Literaturkenntnis  zur  Hülfe.  Ein  Hauptgewicht 
wird  hier  auf  das  geographische  Moment  gelegt,  auf  eine  möglichst  genaue  Feststellung  der 
Wanderungen  und  Wohnsitze  der  Stämme  in  den  verschiedenen  Zeiten,  die  durch  eine  Menge 
kleiner  Landkarten  anschaulich  gemacht  werden.  Bei  guten  methodischen  Grundsätzen  in 
der  Nutzbarmachung  der  Denkmälerforschung  und  behutsamem  Vorgehen  gelingt  dem  Ver- 
fasser mancher  hübsche  Nachweis,  manche  ansprechende  Vermutung,  wenn  er  freilich  auch 
auf  diesem  noch  so  unsicheren  Boden  über  bescheidene  Versuche  und  Ansätze  nicht  hinaus- 
gelangt. 

Die  zahlreichen  kleinen,  aber  scharfen  Autotypien,  mit  denen  das  Buch  ausgestattet  ist. 
bilden  einen  wertvollen  Schmuck  desselben,  das  sich  vor  allem  iiifolge  der  besonnenen  Art 
und  der  reichen  und  tüchtigen  Kenntnisse  des  Verfassers  und  wegen  der  übersichtlichen  An- 
ordnung des  Stoffes  ohne  Zweifel  in  eine  Reihe  mit  den  besten  zusammenfassenden  Darstel- 
lungen der  Kunst  der  germanischen  Vorzeit  stellen  darf.  Th.   Hampe. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe 

U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Mürnberg. 


1911.  Nr.   2.  /VprH-,)unl. 

ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

VERWALTUNOSAUSSCHUSS. 

Am  9.  und  10.  Juni  fand  die  Veisiunniluny:  des  Verwaltungsausschusses  statt.  Anwesend 
waren  die  Herren:  Professor  Dr.  Brinckmann  aus  Hamburg,  Direktor  B  rochier  aus 
Nürnberg,  Geii.  Kommerzienrat  Ritter  v.  Gerngros  aus  Nürnberg.  Generalkonservator  Dr. 
Hager  aus  München,  Se.  E.xzellenz  Geheimrat  Dr.  v.  Heigel  aus  München,  Kaufmann 
L  a  m  p  s  o  n  aus  Berlin,  Professor  Dr.  L  i  c  h  t  w  a  r  k  aus  Hamburg,  Archivrat  Dr.  M  u  m  m  e  n- 
h  o  f  f  aus  Nürnberg,  Geheimrat  Dr.  v.  R  e  b  e  r  aus  München,  Dr.  James  S  i  m  o  n  aus  Berlin, 
Professor  Dr.  Schröder  aus  Dillingen,  Oberbürgermeister  Geheimrat  Dr.  v.  S  c  h  u  h  aus  Nürn- 
berg, Geheimrat  Dr.  v.  S  e  i  d  1  i  t  z  aus  Dresden,  Regierungsrat  Frhr.  v.  T  u  c  h  e  r  aus  Nürnberg, 
Rittergutsbesitzer  Frhr.  v.  Tucher  aus  Leitheim,  Geheimrat  Dr.  Wagner  aus  Karlsruhe, 
ferner  Geheimrat  Dr.  L  e  w  a  1  d  als  Vertreter  des  Reichsamts  des  Innern  und  Ministerialrat  Dr. 
W  i  n  t  e  r  s  t  e  i  n  als  Vertreter  der  bayerischen  Staatsregierung;  dann  die  beiden  Direk- 
toren   des    Museums. 

Direktor  von  B  e  z  o  1  d  berichtete  am  9.  Juni  über  die  Verwaltung  im  abgelaufenen  Jahre, 
dann  über  das  Ergebnis  der  Rechnungen  für  1910,  wozu  Archivrat  Dr.  Mummenhoff  einen 
Revisionsbericht  gab.  Wenn  das  Ergebnis  im  allgemeinen  befriedigend  genannt  werden  darf, 
wenn  für  die  Verwaltung  ausreichend  gesorgt  ist,  so  ging  aus  Bezolds  Bericht  leider  hervor,  daß  es 
der  Leitung  des  Museums  außerordentlich  schwer  fällt,  die  Einkünfte  des  für  die  Ergänzung  der 
Sammlungen  bestimmten  Hauptmuseumsfonds,  welche  nur  durch  freiwillige  Beiträge  zusammen- 
gebracht werden,  auf  ihrer  Höhe  zu  erhalten.  Ist  vorerst  zu  Besorgnissen  kein  Anlaß,  so  muß  doch 
schon  jetzt  erwogen  werden,  auf  welche  Weise  die  Einkünfte  nicht  nur  erhalten,  sondern  erhöht 
werden  können,  wenn  das  Museum  seinen  Rang  unter  den  deutschen  Museen  behaupten  will.  Die 
außerordentliche  Popularität  des  Germanischen  Museums  beruht  nicht  allein  in  dem,  was  seine 
Sammlungen  sind  und  bieten,  sondern  auch  darin,  daß  alle  Kreise  des  deutschen  Volkes  zu  seiner 
Fortbildung  beitragen.  Unter  den  Beitragenden  aber  sind  die  Kreise,  welche  nur  mäßige  ja  kleine 
Beiträge  leisten  können,  stärker  vertreten  als  die,  welche  ohne  große  Belastung  größere  Mittel  ge- 
währen können.  Es  wird  darauf  hinzuwirken  sein,  in  diesen  Kreisen  eine  lebhaftere  Teilnahme 
für  das  Museum  zu  erwecken. 

Nach  längeren  Beratungen  über  die  Gehalts-  und  Pensionsverhältnisse  wurde  die  Vorniittags- 
sitzung  geschlossen.  Nachmittags  traten  die  Kommissionen  zur  Prüfung  der  neuen  Erwerbungen 
für  die  verschiedenen  Abteilungen  zusammen.  Die  Zugänge  der  kunst-  und  kulturgeschichtlichen 
Sammlungen  wurden  im  allgemeinen  gutgeheißen,  doch  wurde  gewünscht,  daß  beim  Ankauf  von 
Fajencen  weniger  daraufgesehen  werde. daß  alle  Manufakturen  vertreten,  als  daß  kulturgeschichtlich 
interessante  Stücke  erworben  würden.  Besonders  anerkannt  wurde,  daß  der  größte  Teil  der  Mittel 
auf  die  Erwerbung  weniger,  aber  bedeutenderer  Werke  der  Kunst  und  des  Kunstgewerbes  verwandt 
wurde.  Die  Kommission  hatte  auch  den  Austausch  zweier  Bilder  mit  der  Pinakothek  zu  begut- 
achten. Im  Jahre  1910  war  ein  Bild  des  Meisters  der  heiligen  Sippe,  als  Gegenstück  zu  einem  im 
Germanischen  Museum  befindlichen,  an  dieses  abgegeben  worden,  es  zeigte  sich  aber,  daß  beide 
zur  Ergänzung  eines  in  München  befindlichen  Altares  notwendig  sind.    Dem  Germanischen  Museum 


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war  dafür  auf  seinen  Wunsch  eine  Anbetunij  der  Köniije  vom  Meister  des  Marienlebens  und  das 
Bildnis  Christians  II.  von  Dänemark  von  Lukas  Cranach,  das  schon  früher  in  Nürnberg  war, 
zugestanden  worden.  Die  Kommission  billigte  den  für  das  Germanische  Museum  sehr  vorteil- 
haften Tausch.  Unter  den  Erwerbungen  für  die  Bibliothek  wurden  besonders  die  auf  zwei 
Auktionen  gekauften  Stammbücher  freudig  ix'grüLU.  Auch  die  Erwerlningen  für  das  Kupferstich- 
kabinett und  das  Archiv  wurden  gut  geheifien.  Der  Kommission  für  den  Neubau  legte  Direktor 
von  Bezold  zwei  Skizzen  vor.  an  uelciien  er  seine  Ideen  iiber  liie  Erweiterung  des  Museums 
erläuterte.  Als  Grundlage  für  die  Projektierung  hat  der  Beschluf3  des  Verwaltungsausschusses 
vom  Jahre  1910  zu  gelten,  wonach  die  Kunstsammlungen  des  Museums  in  den  Neubau  gebracht 
werden  sollen.  Die  Skizzen  berücksichtigen  die  gegenwärtigen  Bedürfnisse  und  lassen  reichlich 
Raum  für  künftige  Erweiterungen,  für  welche  heute  noch  kein  Programm  aufgestellt  werden  kann. 
Nach  längeren  Erörterungen  über  den  Raumbedarf,  über  Beleuchtung  und  Heizung  wurde  die  ein- 
fachere und  übersichtlichere  Skizze  als  Grundlage  für  die  weitere  Bearbeitung  des  Entwurfes 
angenommen. 

Am  10.  Juni  folgte  die  Beratung  des  Etats  und  die  Berichte  der  Kommissionen  über  ihre 
Wahrnehmungen,  welche  noch  zu  kurzen  Besprechungen  über  einzelne  administrative  und  museo- 
logische Fragen  führten.  Dann  wurden  an  Stelle  der  verstorbenen  Mitglieder  Justizrat  Frhr. 
von  Kreß  in  Nürnberg  und  Frhr.  von  Lanna  in  Prag  die  Herren  Geh.  Justizrat  V  o  1  1- 
hardt  in  Nürnberg  und  Staatsminister  a.  D.  Graf  von  Posadowsky-W  ebner  in 
Naumburg   in  den  Verwaltungsausschuf3  gewählt.     Beide   Herren   haben   die  Wahl  angenommen. 

STIFTUNGEN. 

Um  bei  der  Versteigerung  der  W  a  r  n  e  c  k  e  s  c  h  e  n  S  t  a  m  m  b  ü  c  h  e  r  s  a  m  m  1  u  n  g 
(s.  u.)  wenigstens  die  bedeutsamsten  Nürnberger  Stücke  wieder  für  die  Stadt  zurückgewinnen  zu 
können,  für  die  sie  historisch  am  w  ertvollsten  sein  müssen,  erließ  das  Museum  Mitte  April  einen 
Aufruf  an  die  alteingesessenen,  vor  allem  an  die  ehemals  patrizischen  Familien  Nürnbergs,  worin 
um  Spenden  zur  Erwerbung  von  Stammbüchern  aus  jener  Sammlung  gebeten  wurde.  Der  Erfolg 
entsprach  durchaus  den  Hoffnungen,  die  wir  auf  den  Opfersinn  der  alten  Nürnberger  Familien 
gesetzt  hatten. 

Es  spendeten   zu   gedachtem    Zweck: 

Oberst  Friedrich  von  F  ü  r  e  r  in  Münclien  und  Regierungsrat  v.  F  ü  r  e  r  in 
Bayreuth  100  Jl;  v.  G  r  u  n  d  h  e  r  r  s  c  h  e  Glockenhöfer  F  a  m  i  1  i  e  n  s  t  i  f  t  u  n  g 
500  M;  Freiherr!.  H  a  1 1  e  r  v.  H  a  1  1  e  r  s  t  e  i  n  s  c  ii  e  F  a  m  i  1  i  e  n  s  t  i  f  t  u  n  g  in 
Nürnberg  100  .K;  Friedrich  Freiherr  v.  H  a  r  s  d  o  r  f,  K.  Landgerichtsdirektor  a.  D.  in 
Nürnberg  100  Jl;  F  r  e  i  h  e  r  r  1  i  c  h  v.  H  o  1  z  s  c  h  u  h  e  r  s  c  h  e  F  a  m  i  1  i  e  n  s  t  i  f  t  u  n  g  in 
München  300  ./£,;  F  r  e  i  h  e  r  r  1.  v.  1  m  h  o  f  f  s  che  Familie  in  Nürnberg  100  .Ä  ;  Frei- 
herr!, v.  K  r  e  ß  s  c  h  e  K  r  a  f  t  s  h  ü  f  e  r  V  o  r  s  c  h  i  c  k  u  n  g  in  Nürnberg  200  M ;  Frei- 
herr!. W  i  1  h  e  1  m  v.  L  ö  f  f  e  1  h  o  1  z  s  c  h  e  F  a  m  i  1  i  e  n  s  t  i  f  t  u  n  g  in  Nürnberg-Gibitzenhof 
200  Jl ;  Adolf  v.  Muffel,  K.  Oberst  z.  D.  in  München  100  Ji;  Professor  Sigwart  R  u  p  p  e  !  in 
Frankfurt  a.  M.  WO  JL;  Freiherr!.  G  a  b  r  i  e  1  v.  S  c  h  e  u  r  1  s  c  h  e  F  a  m  i  1  i  e  n  s  t  i  f  t  u  n  g 
in  Nürnberg  20  i^ ;  Freiherr!,  v.  T  u  c  h  e  r  s  c  h  e  G  e  s  a  m  t  f  a  m  i  1  i  e  in  Nürnberg  2000  Ji ; 
Christoph  Freiherr  v.  T  u  c  h  e  r,  K.  Regierungsrat  a.  D.  in  Nürnberg  300  Ji ;  Friedrich  Freiherr 
v.  T  u  c  h  e  r,  K.  Forstmeister  a.  D.  in  Simmeisdorf  100  Ji;  Allgemeine  F  r  e  i  h  e  r  r  1.  v. 
Welsersche  Familienstiftung  in  Nürnberg  1 50  Jl ;  Ludwig  Freiherr  v.  W  e  1  s  e  r, 
K.    Regierungspräsident  a.   D.    Exzellenz  in   Nürnberg   100  Jl. 

Die  Gesamtsumme  der  Stiftungen,  für  die  auch  an  dieser  Stelle  allen  Gebern  nochmals  der 
herzlichste  und  wärmste  Dank  des  Museums  ausgedrückt  sei,  erreichte  demnach  die  Höhe  von 
4470  Jt.    Über  ihre  Verwendung  ist  weiter  unten  (s.  unter  „Bibliothek")   Näheres  berichtet. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Stadtgemeinden:   Varel  (statt  bisher  6  Jl)  10  JL 

Von  Vereinen:  Nürnberg.    Albrecht  Dürer- Verein  50  Ji ;  Verein  Deutscher  Zeichenlehrer  25  Jl- 
Von  Privaten:   Abensberg.     Adolf    Pampl,  Maurermeister  2  Ji ;    Michael  Salleck,  Brauerei- 
besitzer 1   Jl     Bensheim.     Professor  Heinrich  Metzendorf.  Architekt  10  .«      Bielefeld.    Bäumer, 


—     31      — 

Regiemngsrat  5  Ji'-  Wilhelm  Bitter,  Fabrikant  5  -Ä;  Dr.  Esau,  Sanitätsrat  10  Ji;  Fritz  Ort- 
mann, Prokurist  3  M ;  August  Schlüter,  Juwelier  5  M  Bremen.  C  St.  Michaelsen,  General- 
konsul 10  Ji  Calw.  Seeger,  Apotheker  (bisher  2  Ji)  jetzt  3  JL  Detmold.  Dr.  Sievert,  Rechts- 
anwalt (bisher  3  Ji)  jetzt  5  Ji  Dresden.  Holm  von  Metzsch,  Oberstleutnant  a.  D.  3  Ji  Einbeck. 
Bandholt,  Brauereidirektor  3  Ji;  Heinemann,  Buchdruckereibesitzer  3  jli;  Dr.  von  Hofe,  Seminar- 
oberlehrer 3  Ji ;  A.  Hoffmeister,  Bergwerksdirektor  3  M ;  Lentze,  Major  a.  D.  3  Ji ;  Frau  Kom- 
merzienrat  Rabbethge  3  M  ;  Schroedter,  Buchdruckereibesitzer  3  Ji  Emskirchen.  Georg  Bauer, 
Pfarrer  5  M  Erlangen.  H.  Martini  3  Ji  Essen=Ruhr.  Frau  F.  W.  Rötger  5  Ji  Forchheim. 
Adler,  Pfarrer  in  Hausen  l  Ji;  Bader,  Kaufmann  l  Ji;  Baer,  Kgl.  Eisenbahnverwalter  2  Ji; 
Baudisch,  Fabrikdirektor  3  Ji ;  Buchmann,  Kaufmann  2  Ji ;  Magistratsrat  Burkard,  Bäcker- 
meister 1  .Ä ;  Erlwein,  Erzbischöfl.  Geistl.  Rat  1  .* ;  August  Frank,  Kaufmann  \  Ji;  Hertel,  Kgl. 
Forstamtsassessor  1  Ji ;  Pfarrer  Kraus,  Kgl.  Distriktsschulinspektor  in  Schnaid  1  Ji ;  Kreis, 
Kupferschmied  1  Ji;  Munsch,  Magistratsrat  1  jli;  Magistratsrat  Nagel,  Bäckermeister  1  Ji; 
Brauereibesitzer  Schindler,  Magistratsrat  l  Ji;  Inspektor  Strian,  Bezirksfeuerwehrvertreter  in 
Kunreuth  l  Ji;  Weisel,  Benefiziat  1  Ji;  Zeiller,  Bankier  2  Ji  Freudenstadt.  Waller,  Post- 
sekretär 1  Ji  Fürth.  Wilhelm  Erhard,  Kaufmann  3  Ji;  Hilmar  Evora,  Brauereibesitzer  10  M; 
Karl  Hertlein,  Prokurist  3  Ji;  Diplom-Ingenieur  E.  Jungmann,  Fabrikbesitzer  10  Ji;  J.  Kohb 
3  Ji;  Leonhard  Meerwald,  Lehrer  3  Ji  Goslar.  Schulze,  Baurat  3  M.  Graz.  Dr.  Ottokar 
Berze  2  Kr.  Hanau.  W.  Kappeller,  Fabrikdirektor  3  Ji;  H.  Meles,  Fabrikdirektor  5  Ji;  Hans 
Sommerhoff,  Rentner  3  Ji  Heldburg.  Kaßner,  Stadtkämmerer  l  Ji  Hermannstadt.  Alfred 
Mangesius,  Stadtkassakassier  2  Kr.  Hersbruck.  Louis  Schmidt,  Hopfenhändler  (bisher  1  Ji) 
jetzt  5  jli;  Hermann  Schramm,  Hopfenhändler  3  Ji;  Paul  Schunk,  Kunstmühlbesitzer  1  Ji 
Horb  a.  N.  Betzier,  Oberamtsbaumeister  2  Ji  Hornberg.  L.  Bück,  Professor  2  Ji ;  K.  Hehl, 
Reallehrer  2  Ji  Kirn  a.  Nahe.  Jakob  Andres  3  Ji;  Philipp  Andres  3  Ji;  August  Benkelberg 
3  Ji;  Ernst  Benkelberg  3  .* ;  Karl  Georg  Böcking  5  Ji;  Otto  G.  Böcking  5  Ji;  Julius  Theodor 
Böcking  5  Ji;  Phil.  Faber  3  .M,;  Joh.  N.  Gerhardt  5  Ji;  Glaser,  Pfarrer  3  Ji;  Oskar  Oberbeck 
5  Ji;  August  Th.  Simon  10  Ji;  Robert  Th.  Simon  10  Ji;  Wilhelm  Simon,  jun.  50  Ji;  Heinrich 
Stroh,  Kaufmann  5  Ji  Konstanz.  F.  Bauer.  Architekt  3  Ji;  Hallmann,  Diplomingenieur  3  JH; 
Planer.  Diplomingenieur  in  Mannheim  3  .Ä  Kreuznach,  von  Nasse,  Landrat  3  Ji:  Parisius, 
Bankdirektor  5  Ji  Kronstadt.  Dr.  Wilhelm  Brekner,  Rechtsanwalt  1  Kr.;  Kaufmann  Julius 
Fromm  l  Kr.;  Gustav  Hertel,  Archivar  1  Kr.;  Alfred  Seewaldt,  Mühlenbesitzer  1  Kr.  Kulm- 
bach. W.  Meußdoerffer,  Kommerzienrat  10  ,/c ;  H.  Reich,  Kirchenrat  25  Ji;  Kommerzienrat 
G.  Walter,  Brauereidirektor  10  Ji  Leipheim.  AI.  von  Dreer,  Kgl.  Oberlandesgerichtsrat  in 
Günzburg  1  .#:  K.  Engelhard,  Kgl.  Dekan  1  Ji:  K.  Filchner,  Kgl.  Lazarett-Oberinspektor  in 
Günzburg  2  Ji;  August  Hafner,  Kgl.  Professor  in  Günzburg  2  Ji:  R.  Herold,  Pfarrer  1  Ji;  H. 
Hoffmann,  Kgl.  Gymnasialprofessor  in  Günzburg  2  Ji:  Immel,  Kgl.  Kanzleiexpeditor  in  Günz- 
burg 1  Ji ;  O.  Kämpf,  Kgl.  Bezirksamtsassessor  in  Günzburg  2  Ji ;  F.  X.  Stifler,  Kgl.  Forstrat 
in  Günzburg  2  Ji:  Gottfr.  Vocke,  Kgl.  Amtsrichter  in  Günzburg  2  Ji;  Dr.  J.  Vogeser,  Kgl. 
Gymnasiallehrer  in  Günzburg  1  Ji ;  J.  Wanderer,  Apotheker  2  Ji;  J.  Zimmermann,  Kgl.  Ober- 
iioemeter  in  Günzburg  2  Ji.  Mannheim.  E.  Langenbach  10  ,//..  Memmingen.  Friedrich  Hauß- 
mann,  Kommerzienrat  20  Ji  Metz.  Regierungsbaurat  Schmitz,  Dombaumeister  5  .H  Nürn- 
berg. Dr.  Arthur  Aal,  Rechtsanwalt  3  Ji;  .Max  Achleitner.  Reinigungsinstitutsinhaber  10  Ji; 
Otto  Achtelstetter,  Hauptlehrer  5  Ji;  Dr.  R.  Ackermann,  Kgl.  (gymnasial- Konrektor  3  Ji;  Wil- 
iielm  Alfa,  Buchdruckereibesitzer  10  Ji;  C  Ankersen,  städt.  Ingenieur  5  Ji;  Emma  Arnold, 
Privatiere  6  Ji;  Joseph  Astruck,  Fabrikbesitzer  5  Ji;  Jean  Auer,  Patentstiftfabrikant  3  M; 
A.  Bachmeier,  Oberbuchhalter  lo  Ji ;  J.  Barfus,  Flaschnermeister  3  Ji :  Dr.  phil.  Georg  Barth 
10  Ji;  Dr.  Th.  Barthel,  Nervenarzt  10  Ji:  Wilhelm  Barthel,  Kaufmann  lo  ,/(. ;  Leonhard  Bauden- 
bacher, Tapeten  und  Linoleum  10  Ji;  Chr.  Bauer,  Fabrikant  5  -U  ;  Heinrich  Bauer,  Kaufmann 
5  Ji;  Heinrich  Bauer,  Restaurateur  6  JI  :  G.  Bauer  &  Co.,  Farbenfabrik  3  Ji;  A.  Baumann 
5  jü;  Fritz  Beck  10  Ji ;  Georg  Beck,  Privatier  5  Ji;  G.  Beckert,  Stuckgeschäft  10  Ji;  Katha- 
rina Beckh,  Justizratswitwe  6  Ji;  Theodor  Beckh,  Kommerzienrat  20  Ji;  Dr.  Beer,  Arzt  am 
städt.  Krankenhaus  3  ./(;  Dr.  Behringer,  Direktor  5  Ji ;  Rudolf  Behringer,  Architekt  10  Ji; 
Julius  Berlin,  Kaufmann  10  Ji;  Willy  Berlin,  Großkaufmann  und  Lt.  d.  Res.  10  Ji;  Ernst  Berner, 
Kofferfabrikant  10  JI ;  Adolf  Bernstein,  Kaufmann  5  Ji ;  Michael  Bstz,  Metallwarenfabrikant 
10  ,/(;   Dr.  jur.  et  rer  pol.  Siegfried  Bing,   Rechtsanwalt  10  Ji ;  Architekt  Jean  Birkmann,  Bank- 


—     32     — 

Inspektor  3  -t:  J<'li-  Birkin.uin.  K.uilni.uin  !<>./(;  Karl  Bui^on.  I  iiiL'ktur  25  .'<•;  A.  Bolirer.  Koii- 
sistorialrat  3  .K:  Hermann  Bohrer.  HilfsReistlicher  10  .H :  Hermann  Bollet,  Kaufmann  (>  ./f.; 
Johann  Bohrioh  3  .K:  Brauhaus  Wöhrd.  Neuburger  &  Co.  5  -H-  Hans  Drucker,  Lehrer  3  -Ä ;  Otto 
Brückner.  Kjrl.  Intendanturassessor  5  Ji ;  Gerhard  Büchner,  Hauptlehrer  3  .11:  Johann  Burger. 
Eisenbahnsekretär  0  .«:  Zentralwerkstatt  Bayern  5  .K:  Berthold  Cohn,  Kaufmann  lo  ,/(:  Heinrich 
Deinhardt,  Hauptlehrer  3  .W  :  H.  Deininger  10  .H  ;  Deininger  &  Stadter,  Spediteure  lo  .ü:  Theo- 
dor Dietz.  Kaufmann  3  .« ;  Dr.  Dittmann,  prakt.  Ar/t  3  .H;  Bernhard  Dittmann  &  Co.,  Bank- 
geschäft 10  .ü:  Konrad  Dörfner.  Kgl,  Postsekretär  3  •'< ;  Joh.  Gg.  Drossel  3  J^;  Adolf  Drusen- 
baum. Kaufmann  10  .K;  Paul  Eber,  Kaufmann  3  M:  Dr.  med.  Georg  Ehest,  prakt.  Arzt  lo  ,Ä ; 
Carl  Freiherr  Ebner  von  Eschenbach,  Katechet  3  M;  Alfred  Eckard,  Kgl.  Oberpostinspektor  a.  I). 
10  .H:  Dr.  med.  Eckard,  Kgl.  Stabsarzt  im  3.  Train-Bataillon  15  M;  Friedricii  Ehrlinger,  Fabri- 
kant 5  .K;  Georg  Eigemann,  Kaufmann  5  M;  August  Engelhardt  1,  Hauptlelirer  3  ,/t ;  Heinrich 
Entzenberger,  Privatier  5  .U :  Theodor  Erhard,  Rosen-Apotheke  1?  .# ;  Therese  Falk,  Hopfen- 
händlerswitwe 3  .K :  Trina  Fangauer.  Leiirerin  3  ,K  ;  Dr.  jur.  K  Fischer.  Rechtsanwalt  3  Jt : 
Ludwig  Fischer,  Brauereidirektor  3  Ji;  Martin  Fischer,  städt.  Rathauskeller  5  .11 :  Adolf  Frank, 
Kaufmann.  10  .n :  L.  Fraenkel,  Privatiere  3  M;  Dr.  A.  Frankenburger,  Hofrat  3  Ji  \  Fränkische 
Verlagsanstalt  und  Buchdruckerei,  G.  m.  b.  H.  10  .Ä ;  J.  Georg  Frey,  Privatier  5  ,Ä;  Sam.  Fromm. 
Kaufmann  3  .ii :  Dr.  med.  Frommholz  3  .«  ;  Heinrich  Fuchs,  Volksschullehrer  3  Ji;  Rechtsanwalt 
Dr.  Karl  Fuchs,  stellvertr.  Bankdirektor  10  .H ;  Wilhelm  Funk,  Fabrikbesitzer  10  Ji;  Marie 
von  Fürer  5  .« ;  Dr.  Otto  Gaigl.  Arzt  am  städt  Krankenhaus  3  Ji-  J.  M.  Gebhard,  Privatier 
3  .fi;  Karl  Gebhard,  Kaufmann  3  .U  ;  Max  Gerstner,  Graveur  3  .Ä ;  E.  Glafey  10  .,« ;  Dr.  med. 
Th.  Goldenberg,  Spezialarzt  3  Ji-  C  Goldmann,  Justizrat  5  iC:  Peter  Goldmayer,  Kgl.  Ober- 
bahninspektor 3  ■•<( ;  Anton  Goldstein,  Kaufmann  3  Ji;  Julius  Gombrich,  Schuldirektor  3  Ji - 
Karl  Gottlieb,  Kunstmaler  3  Ji;  Hans  Greifenstein,  Hilfsgeistlicher  3  i* ;  Konrad  Gröschel, 
Besitzer  des  Bratwurströslein  10  .ii ;  Dr.  med.  D.  Grünbaum,  prakt.  Arzt  3  Ji;  Siegfried  Guggen- 
heimer 10  .ft;  Tobias  Gulden,  Hafnermeister  3  •* ;  Gummiwerke  Oberspree,  G.  m.  b.  H.  10  Ji; 
Eugen  Gwinner,  Kaufmann  3  .ä;  Lt.  d.  Res.  Fritz  Hacker,  Kaufmann  WJl;  Dr.  Wilhelm  Hagen, 
Spezialarzt  5  Ji;  Johann  Hahn,  Hauptlehrer  5  Ji;  Dr.  Ludwig  Hahn,  Kgl.  Gymnasialprofessor 
3  -fi;  Joseph  Härtl,  Kaufmann  3  Ji;  Karl  Heichele,  Kunstmaler  3  Ji  (ab  1912  10  Ji);  Marie 
Heilig,  Großhändlerswitwe  10  Ji;  Friedrich  Held,  Kaufmann  20  jü;  Karl  Heller,  Kgl.  Amts- 
richter 3  .«;  Dr.  W.  Hennis  3  .Ii :  Ernst  Herrmann,  Kgl.  Amtsrichter  5  Ji;  Dr.  Willy  Herrmann, 
Rechtsanwalt  3  Ji;  J-  Herzherg,  kaufm.  Agent  3  Ji;  Wilhelm  Herzberg.  Chefredakteur  5  Ji- ; 
Joh.  Leonh.  Heß,  Blechspielwarenfabrikant  25  .# ;  A.  Hetterich  3  Ji;  Konrad  Höfler,  Groß- 
händler 10  M;  Johann  Hohlweg,  Bahnverwalter  5  Ji;  Heinrich  Hommel,  Kaufmann  3  Ji ;  Georg 
Fr.  Honig,  Privatier  3  M;  A.  Hoppe,  Belgischer  Konsul  10  Ji;  Ewald  Hüttig,  Ingenieur  3  Ji; 
Carl  Hutzelmeyer,  10  .U ;  Wilhelm  Jäkle.  Kaufmann  6  .U ;  Heinrich  Jakob  &  Co.,  Zelluloid- 
warenfabrik 3  Ji;  Joseph  11g,  Kgl.  Zollinspektor  5  .«  ;  Hans  Freiherr  von  Imhoff,  Kgl.  Haupt- 
mann 10  M;  Max  Josephson,  Kaufmann  3  Ji;  Heinrich  Jung  (Mitinh.  d.  Fa.  Heim  &  Heller) 
10  .Ä;  Valentin  Karmann  und  Frau  3  M;  B.  Kaufmann  3  Ji;  Heinrich  Kaufmann  (in  Fa.  Joh. 
Ferd.  Langroetger)  3  .« ;  Wilhelm  Kaupert,  Prokurist  3  •* ;  J.  G.  Kayser,  Maschinenfabrik  10  Ji; 
Julius  Kern,  Pfarrer  3  M;  Dr.  C  Kiefer,  Arzt  10  Ji;  Dr.  phil.  Bertha  Kipfmüller,  Lehrerin  3  Ji ; 
Philipp  Kittler,  Bildhauer  5  Ji;  Friedrich  Kleining,  Juwelier  (bisher  3  .«)  jetzt  10  Ji ;  Sigmund 
Kohnstamm,  Hopfenhändler  5  Ji;  A.  Körber,  Damenschneider  10  Ji;  Robert  Korn  (Inh.  der 
Weingroßhandlung  Carl  Korn)  10  Ji;  Dr.  Kottenhahn  3  Ji;  Oskar  Krafft,  Kgl.  Postsekretär 
3  M;  Friedr.  Chr.  Krausmann,  Zivilingenieur  10  .U ;  Kgl.  Kämmerer  Friedrich  Freih.  von  Kreß, 
Major  im  Generalstab  20  M;  General  der  Kavallerie  Otto  Freih.  von  Kreß,  kommand.  General 
des  in.  Armeekorps  20  Ji;  Freih.  von  Kreß,  Kgl.  Major  a.  D.  7  Ji;  Alexander  Kretschmer,  Turn- 
lehrer 3  M;  Kaufmann  Karl  Kublan,  Konkursverwalter  3  Jl> ;  Heinricii  Kühleißen,  Maurer- 
meister 5  Ji;  Fritz  Kupfer  3  M;  Jean  Kurz,  Kreissägenfabrikant  10  Ji;  Heinrich  Lades,  Kgl. 
Bankbuchhalter  5  Ji;  J.  Lautmann,  Verwalter  3  Ji;  Jakob  Lechner,  Hotelier  (Nürnberger  Hof) 
3  Ji;  Max  Lessing,  Hopfenhandlung  10  Ji;  Dr.  Walter  Lessing,  Fabrikbesitzer  6  Ji;  Eduard 
Lindenthal,  Kaufmann  5  Ji;  Dr.  Ulrich  Linnert,  Reallehrer  3  Ji;  Carl  Loeber,  Kaufmann  3  Ji; 
Karl  Loesch,  Kgl.  Oberstudienrat  3  Ji;  Rudolf  Lotz,  Hotelier  (Grand  Hotel)  25  Ji;  Friedrich 
Lunz,  Kgl.  Oberwerkführer  5  Ji;  Max  Maienthau,  Kaufmann  10  Ji;  Theodor  Manes,  Kaufmann 
10  Ji;   Johann  Mangel,  Postsekretär  3  -ii;   Dr.  med.  Sigmund  Mansbach,  prakt.  Arzt  5  Ji ;  Carl 


—     33     — 

Martin,  Fabrikbesitzer  3  .*;   Georg  Meier,  Fabrikbesitzer  10  M;   Joseph  Meister,  Taubstuiiimen- 
lehrer  6  Ji;   Dr.  phil.  Eduard  Merkel,  Assistent  an  der  städt.  Untersiichungsanstalt  3  M;   Hans 
Meyer,  Kgl.  Staatsanwalt  5  .W  ;    Ludwig  Molitor,  Ingenieur  10  Ji:   Simon  Moßmann  3  M;    Hans 
Müller,  Architekt  20  .«  :  Max  Müller,  Buchdruckereibesitzer  5   Ji;    Hans  Münch,   Lehrer  3  •*; 
Wilhelm  Neubig,  Pfarrer  5  ■H-   Goswin  Neuer,  Restaurateur  z.  Losunger  3  Ji :   E.  Nister,  Graphi- 
sche   Kunstanstalt   100  Ji;   Dr.   med.    E.    Nitzsche,    Frauenarzt  3   Ji;   Nürnberger   Dampf-Talg- 
schmelze der  vereinigten  Fleischer,  E.  G.  m.  u.  H.  10  Ji;   Nürnberger  Häute-Verkaufsgesellschaft, 
E.  G.  m.  u.  H.   10  Ji;   Nürnberger  Schraubenfabrik  und  Fai;ondreherei,  G.  m.  b.  H.  20  M;    Her- 
mann Ochs.    Installationsgeschäftsinhaber  6   Ji;    Willy  Oppermann,    Ingenieur  3   Ji;   Gebrüder 
Oesterlein.  Autogarage   10  .//. ;  Michael  Ostertag,  Maurermeister  3   Ji;   Julius  Ottenstein   5   Ji; 
Emil  Partschefeid.  Musiker  3  Ji;    Freiherr  von  Pechmann,  Kgl.   Hauptmann  a.  D.  5  Ji;   Gustav 
Petermann,  Möbelfabrikant  15  Ji;  Martin  Pfann,  Glasmalereibesitzer  3  Ji;   Joh.  Leonh.  Pinzel, 
Versicherungsbeamter  10  .M;    Friedrich   Pöhlmann,   Kgl.   Lehrer  a.  d.    Kunstgewerbeschule  5  Ji; 
Joseph  Räbel,  Flaschnereigeschäftsinhaber  5  Ji ;    Rudolf  Rau,  Justizrat  5  •* ;  Michael  Reif,  Kauf- 
mann 3  JL;    Rieh.    Reinwald,   Kaufmann  (in   Fa.  C  G.   Sucker)  5   Ji;    Konrad   Renner,   Gastwirt 
3  M;   Ernst  Rettelbusch,  Architekt  10  ./(. :  A.   Richter,  Fabrikdirektor  lü  JL;   Georg  Riedel,  Re- 
staurateur 5   .* ;   Dr.    Gustav    Riedner,    Kgl.    Gymnasiallehrer  3   JL;   E.    Rohmer,    Landgerichts- 
direktor 3  Ji;   J-  Rosenfelds  Druckerei  10  Ji;    Kurt  Rosenfeld,  Kaufmann  5  Ji;   Dr.  med.  Leon- 
hard   Rosenfeld,  Spezialarzt  10  M;   Redakteur  Albert  Roßhaupter,  Landtagsabgeordneter  3  Ji; 
Ludwig  Ruft,  Architekt  10  Ji;    Hans  Rühl,  Ober'ithograph  3  M;   Dietrich  Rühl,  Oberingenieur 
10  JI;   L.   Rupprecht,  stellvertr.  Direktor  10  Ji;  Adam  Salb,   Kaufmann  10  JL;    Richard  Sand, 
Kgl.  Bankkassier  5  Ji ;   Emil  Schafft,  Wurst-  und  Rauchfleischwarenfabrik  5  Ji;   Johann  Schaller; 
Schlossermeister  5  Ji;    Karl  Schander,   Hauptlehrer  3  Ji;  Otto  Scharlach,   Fabrikbesitzer  5  -H- 
Ma.x  Scheyer,  Direktor  der  Dresdner  Bank  10  ,* ;    Karl  Schicht,  Fabrikant  10  Ji;   Dr.  med.  J. 
Schienner  5  Ji;    Frau  von  Schmidt  auf  Altenstadt  3  Ji;  Arthur  Schmidt.  Bankdirektor  10  Ji; 
Friedrich  Schmidt,  Fabrikbesitzer  10  Ji;  Mich.  Schmidt.  Installationsinhaber  5  Ji;  Medizinalrat 
Dr.  Theodor  Schmidt,   Kgl.  Bezirksarzt  a.  D.  3  Ji ;   Ludwig  Schmittner,  Prokurist  5  Ji;    J.  A. 
Schreiber,  Waagen-  und  Gewichtefabrik  3  ,//. ;    Ernst  Schriefer,  Malermeister  3  JI;   Jakob  Schrenk, 
lithogr.  Atelier  3  .//. :    Hans  Schröppel,  Kaufmann  3  ./(. :   S.  Schuckert,  Oberingenieur  5  .iL;   Bertha 
Schuh.  Apothekerswe.  3  Ji;   Leonhard  Schuh,  Restaurateur  (Weißer  Löwe)  5  Ji;   Wilhelm  Schuh, 
Diplomingenieur  6  Ji ;   Paul  Schnitze,  Magnetiseur  10  Ji;  Alfred  Schuseil,  Ingenieur  3  Ji-;   Ernst 
Schütze   5   ./{ :    Hans  und    Rosa   Schwann  3   JL;    Paul  von   Schwarz,   Ingenieur  3   JL ;     Heinrich 
Schwarzhaupt,  Kaufmann  5  .U;   Dr.  phil.  Emil  Seiler,  Chemiker  3  Ji;  Auguste  Seitz  3  Ji;  Jakob 
Seitz,    Prokurist  3   Ji;   Eman.   Seyler,  iMajor  a.D.    10  ,/{;   Gottfried   Simon,  Magistratsoffiziant 
3  Ji ;   Bab.  Sperr,  Seilermeisterswe.  5  .* ;    Hans  Sperr,  Seilermeister  5  Ji;  August  Spetzler.  Lehrer 
3  Ji ;   Georg  Spies,  Waschanstaltsbesitzer  3  Ji  ;   Johann  Sporer,  Fabrikant  10  Ji ;   Georg  v.  Stadler, 
Direktor  5  Ji ;   Stahl,  Stadtpfarrer  3  Ji;   Dr.  Stählin,  Gymnasialprofessor  3  JI- ;    Heinrich  Stamm- 
berger  3  Ji;  Adolf  Staudt,  Prokurist  lo  .li;    Heinrich  Stauffer,   Kaufmann  5  •"'';  Martin  Stein. 
Kaufmann  3  JL;   Georg  Steinlein,  Kgl.  Postsekretär  5  Ji;   Georg  Stengel,  Hauptlehrer  5  Ji;    Frei- 
herr von  Stengel,  Kgl.  Major  10  JL;   Johann  Stephani.  Architekt  5  Ji;  Ma.\  StraBer,  Uhrmacher 
5  Ji;  Clara  Süßheim,  Rentiere  5  Ji;   Dr.  Ma.x  Süßheim,  Rechtsanwalt  3  ■/'- ;    Di'-  Siegbert  Tar- 
rasch, prakt.  Arzt  5  Ji;    Rudolph  Thomas,  Kaufmann  3  .ii;   Magistratsrat  M.  Treu,  Parteisekretär 
3  JL;   Sophie  Tuchmann,    Kaufmannswe.   K)  JL ;   Emil  Vanderstetten-Mächtle,  Oberregisseur  der 
Oper  3   JL;   Johann   Wagner.    Kaplan   5   JL ;  Theodor  Wagner,    Kaufmann  3   Ji ;    Liddy   Waldo\s- 
3    JL;    Fanny    Wallersteiner   5    ./(-;   M.    Wallersteiner.    Regierungsbaumeister   5    .H ;    Emil    Walter. 
Apotheker  3   Ji ;    Heinrich   Walter   lo   ./(- ;   Ma.\   Weber.   Droguist  3   JL ;   Theodor   Weidenslaufer, 
Zahnarzt  20  Ji ;  Adolf  Wildbrett,  Kgl.  Professor  3  Ji ;   Lehrer  Johann  Will,  Architekt  5  Ji ;   Lud- 
wig Wirschinger,  Kgl.  Eisenbahnsekretär  5  Ji;   Dr.  Wilhelm  K.  Witschel,  Arzt  3  Ji-   Erwin  Wolf, 
Kaufmann  3  Ji;   Phila  Wolff  3  Ji;   Sigmund  Wolff.  Kaufmann  lO  Ji ;   Viktor  Wolfinger,  Lehrer 
3  Ji;  A.  Wolfgruber,  Oberlandesgerichtsrat  a.  D.  lO  JL ;   Wolfrum  &  Hauptmann  10  Ji;   Dr.  J. 
Wolfs,  Oberinspektor  5  Ji;   Georg  Wolrab,  Schlossermeister  3  Ji;   Sigmund  Wortmann,  in   Fa. 
Wortmann  &  Söhne  5   JL;  Württembergische  Metallwarenfabrik.   Geislingen-Steige-A.-G.   50  ,/( 
Christian  Zagelmeier,  Maurermeister  5  Ji-   Dr.  Georg  Zahn.  Arzt  5  JL ;   Zentner  &  Kissinger  5  •«; 
Zerreiß  &  Co.,  graphische  Kunstanstalt  10  JI ;  Ma.x  Zeuner,  Gastwirt  3  Ji     Oberbruch.    Dr.  Max 
Fremery,  Kommerzienrat  25  Ji     Oehriiiiien.     Dr.  med.  G.  Frohmaier  in  Neuenstein  3  ■/(-     Osna- 

3 


—     34     - 

brück.  Dr.  Freyberjr.  Oberlehrer  10  .«  Paris.  Jacques  Mesnil  3  .rt  Passaii.  K,i(l.  ueistliclier 
R;it  Clemens  Bachsteffel,  Domkapitular  2  .H  :  H.  Heindl,  Institutsdirektor  2  ./( ;  H.  liibl,  Apo- 
theker 2  .K;  Dr.  C  Hilternuinn.  prakt.  Arzt  3  ^H.;  Rieh.  John,  Zahntechniker  2  M;  Hermann 
Nestler.  Gymnasialprofessor  2  .H. :  J.  Zellerer,  Gymnasialprofessor  2  ,W,  Plauen.  Heubner,  Amts- 
gerichtsrat 3  .K  Roniieburg.  Dr.  Lemke.  Landrat  3  .'f  Schneeberg.  Brückner,  Gymnasial- 
oberleiirer2  .K  Stein.  Hannner  Hermann  3  -K  Treuchtlingen.  M.  Pöttinger,  Kgl.  Balmverwalter  2  JL 
Ulm  a.  D.  August  Halm  3  .H,  Wernigerode.  Heinz  Röhlig,  Fabrikbesitzer  in  Rauscha  1  Jt, 
Wemding.  Inzenhofer.  Pfarrer  in  Fünfstetten  1  M;  August  Leinauer,  Kaufmann  1  .11  Wetzlar. 
W.  Hippenstiel,  Professor  3  .H;  H.  Humbert,  Fabrikbesitzer  3  .It  Wien.  Julius  Pfeifer  &  Söhne 
10  .K  Wismar.  Lembke,  Rechtsanwalt  3  •'ü;  Thormann,  Rechtsanwalt  3  -M,  Wunsiedel. 
Herold.  Kgl.  Reallehrer  1  .W ;  L.  Link,  Kgl.  Gymnasiallehrer  1  Ji;  Zeiß,  Kgl.  Rentamtmann 
2  .U ;   Bernhard  Ziegler,   Fabrikbesitzer  in  Breitenbrunn  l    Ji 

Einmalige    Beiträge. 
Stadtgemeinde    Stolpe    50    .11     Deutschfreiheitliche    Gemeindevertreter    in    Graz    37     Kr. 
J.   Rosenfeld's   Druckerei  in  Nürnberg  87  M-  50  ^. 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Es  ist  ein  hocherfreuliches  Zeichen  für  die  Volkstümlichkeit  des  Germanischen  Museums, 
daß  auch  in  dem  verflossenen  Quartal  die  Schenkungen  in  dem  Rahmen  der  Neuerwer- 
bungen einen  großen  Raum  einnehmen.  Und  dabei  verteilt  sich  die  stattliche  Reihe  der  Stifter, 
dem  Charakter  der  nationalen  Anstalt  entsprechend,  wiederum  auf  die  verschiedensten  Stände 
und  Teile  des  Landes.  Daß  Nürnberg  seinen  Löwenanteil  behauptet,  liegt  in  den  Verhältnissen 
begründet.  Im  einzelnen  hatten  sich  durch  derartige  Zuwendungen  vor  allem  die  Medaillen 
eines  bemerkenswerten  Zuwachses  zu  erfreuen.  Von  ihnen  sind  in  erster  Linie  die  modernen 
Wiener  Prägungen  zu  nennen,  die  sich  mit  den  schon  vorhandenen  Stücken  zu  einer  schönen 
Gruppe  zusammenschließen.  Am  reichhaltigsten  wurde,  wie  fast  immer,  die  Abteilung  der  Haus- 
geräte bedacht.  Daneben  sei  die  reichgetriebene  Rokokospindeluhr,  etwa  aus  der 
Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  hervorgehoben,  ein  treffliches  Stück  in  der  instruktiven  Reihe  der 
Taschenuhren  des  Museums.  Als  kulturgeschichtlich  interessantes  Dokument  ist  das  Tafel- 
gemälde mit  dem  Vierzig- Reiter-Gefecht  auf  der  Vuchterheide  bei  Herzogen- 
busch vom  Jahre  1600  besonders  zu  erwähnen,  das  neben  der  Jahreszahl  auch  die  Namen  der 
Kämpfenden  enthält  und  vermutlich  auf  einen  gleichzeitigen  Stich  zurückgeht. 

Nicht  umfangreich,  aber  dafür  qualitativ  bedeutsam  v.aren  die  Ankäufe  in  dem  ver- 
flossenen Vierteljahr.  An  der  Spitze  die  monumentale  Madonnenstatue  aus  Sandstein, 
eine  unterfränkische  Arbeit  der  1.  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts,  die  nicht  nur  ein  weiteres  Glied 
in  der  Reihe  der  jüngst  erworbenen  Steinskulpturen  bildet,  sondern  überhaupt  die  älteste  mittel- 
alterliche Steinarbeit  des  Museums  darstellt.  Die  Bedeutung  ihrer  Erwerbung  kann  darum  nicht 
hoch  genug  angeschlagen  werden.  Neben  ihr,  wenn  auch  in  ganz  anderem  Sinne,  verdienen 
die  Medaillen-Modelle  von  L  a  n  d  o  1  i  n  O  h  m  a  c  h  t  gewürdigt  zu  werden  als  tüch- 
tige Werke  der  Kleinkunst. 

Ein  vorzügliches  Porträtstück  ist  sodann  das  Tafelgemälde  mit  der  H  a  1  b  f  i  g  u  r 
eines  bärtigen  Mannes,  das  sich  von  einem  in  den  Proportionen  äußerst  glücklichen 
architektonischen  Hintergrunde  abhebt,  der  einen  Ausblick  auf  eine  ganz  köstliche  oberdeutsche 
Landschaft  gev/ährt  (Abb.  10).  Das  1 567  entstandene  Gemälde  ist  wohl  schweizerisch,  läßt  sich  aber 
schwer  einer  bestimmten  Schule  zuweisen.  In  das  19.  Jahrhundert  gehört  sodann  die  sorgfältige 
und  fein  abgetönte  Arbeit  von  dem  Genre-  und  Landschaftsmaler  Heinrich  B  ü  r  k  e  1,  aus 
des  Meisters  Frühzeit  (1827),  die  eine  Dorfschmiede  in  Welschtirol  zum  Gegen- 
stande hat  und  damit  ein  den  holländischen  Meistern  des  17.  Jahrhunderts  geläufiges  Thema 
aufgreift  (Abb.  11). 

Unter  den  angekauften  Medaillen  nimmt  die  auf  W  o  1  f  g  a  n  g  J  ö  r  g  e  r  zu  Tol- 
let, die  um  1572  nach  dem  Originalmodell  von  Hans  Schwarz  in  Prägung  hergestellt  wurde, 
die  erste  Stelle  ein. 


—    35 


Als  hervorragende  kunstgewerbüclie  Erzeugnisse  sind  die  beiden  Z  e  n  t  r  a  l  f  e  u  e  r- 
Jagdgewehre  von  A.  Bartsch  in  Liegnitz  (1878)  anzuführen,  die  wegen  ihrer  außer- 
ordentlich geschmackvoll  und  technisch  vollendeten  Ornamentierung  Beachtung  verdienen;  die 
geschnittenen   und   gravierten    Details  sind  von  entzückender  Feinheit. 


Abb.   10.     Porträt  eines  Unbekannten.     Schweizerisch.    1567. 


Endlich  sei  die  K  r  e  u  z  i  g  u  n  g  s  g  r  u  p  p  e  aus  Porzellan  hervorgehoben,  die  wie  mit 
ziemlicher  Sicherheit  behauptet  werden  kann,  auf  Modelle  des  in  der  Meifiener  Manufaktur  führen- 
den   Künstlers    J  0  h  a  n  n      J  o  a  c  h  i  m     K  ä  n  d  1  e  r    zurückgeht. 

Für  die  in  den  Sammlungen  noch  spärlich  vertretenen  Möbel  der  Empirezeit 
bietet  des  weiteren  der  eichene,  nußbaumfournierte  Sekretär,  ehemals  in  gräflich  von 
Rechbergschem  Besitz,  eine  willkommene  Bereicherung.  Nicht  nur  in  dem  mattvergoldeten 
Bronzebeschläg,  auch  in  den  ebenmäßigen,  schönen  Verhältnissen  und  der  diskreten  Musterung 
offenbart  sich   trefflich  das  exklusiv  vornehme  Stilgepräge  jener  Zeit. 


—     36     — 

G  e  s  c  li  e  11  k  t': 

Balleiistedt  a.  H.  Fi;ui  Professor  Dr.  G.  Monze:  Flü,«;el  der  Firnui  Streicher-Stein  in 
Wien,  um  1830.  —  Berlin.  Ingenieur  Chr.  Lantje:  Silbermedaille  auf  tue  Hochzeit  von 
Hans  Diederich  Lange  und  Emmi  Henriette  Lange,  geb.  Spethmann,  1904,  von  G.  Elster  in 
Berlin.  Desgl.  auf  die  Hochzeit  des  Ingenieurs  Hans  Christian  Lange  und  Emilie  Gertrud  Lange, 
geb.  Meinhold,  1906,  von  J.  Kowarzik  in  Frankfurt  a.  M.  Bronzemedaille  auf  die  Hochzeit  des 
Vizeadmirals  z.  D.  Hermann  Kirchiioff  und  Elise  Kirchhoff,  geb.  Lange,  19'>7,  von  Paul  Sturm 
in  Leipzig.  —  Eichstätt.  Stadt  m  a  g  i  s  t  r  a  t:  Medaille  auf  die  Enthüllung  des  Kriegerdenk- 
mals in  Eichstätt,  1911.  \on  Heinrich  Wadere,  in  Silberund  Bronze.  —  Nürnberg.  Konunerzien- 
rat  Theodor  Beckh:  Erinnerungsmedaille  auf  das  175jährige  Jubiläum  der  leonischen 
Drahtfabrik  Georg  Adam  Beckh,  Tombakbronze,  1905,  von  Chr.  Lauer  in  Nürnberg.  —  Karl 
Freudhofer:     Nürnberger    Konventions-Landmünze   von    1767.      Kreuzer   mit   dem    Bildnis 


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Abb.   11.     Heinrich  Bürckel:    Dorfschmiede  in  Welschfirol.     IS27. 


Max  Josephs  III.,  1774.  Bayerisches  Dreikreuzerstück  von  1855-  ~  Hauptmann  Hans  Frei- 
herr von  I  m  h  o  f  f :  Bronzemedaille  auf  die  Geburt  des  Christoph  Luitpold  Freih.  v.  Imhoff, 
1911.  —  Fabrikbesitzer  und  Kgl.  spanischer  Konsul  Hermann  Lamb  recht:  Rokoko- 
Spindeluhr  in  reichgetriebenem  Gehäuse,  von  Pepenhauser  in  Augsburg.  —  Andrea  O  1  e  i  n  i  k: 
Dachziegel  vom  Schlosse  Henfenfeld,  1764.  —  Fräulein  Er  nestine  Preu:  Zinnmedaille 
auf  die  Kaiserwahl  Josephs  IL,  179O,  von  Reich.  Bronzemedaille  zum  Gedächtnis  Albrecht 
Dürers,  1828,  von  Burgschmiet.  Zinnerne  Denkmünze  auf  die  Eröffnung  der  Walhalla,  1842, 
von  J.  J.  Neuß.  Kleine  Rundscheibe  mit  dem  Geuderschen  Wappen,  Glasmalerei  des  17-  Jahr- 
hunderts. Kleines  Vergrößerungsglas  mit  reichverzierter  Handhabe,  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh. 
Stück  einer  Glocke  vom  Nordturm  der  Lorenzkirche  in  Nürnberg,  2.  Hälfte  des  15-  Jahrh.  Hunde- 
marke aus  Messing,  mit  dem  Nürnberger  Jungfrauenadler,  1868.  Zwei  silberne  Patenbüchschen, 
18.  Jahrh.  Silberne  Kuchenschaufel,  reichgetriebene  Nürnberger  Arbeit,  um  l82ü.  Viereckiges 
gehenkeltes  Silberdöschen,  mit  kleinen  Münzen  gefüllt,   19-   Jahrh.     Kupferne   Fleischmulde  mit 


Anzeiger  des  Germanischen  Museums  IQll. 


Taf.  IV. 


Madonnenfigur  aus  Buntsandstein.    Unterfränkisch.    1.  Hälfte  des  14.  Jahrh. 


i 


—    37     — 

gepunzteni  Bandwerk,  nürnberg;isch,  1.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Rundes  Kupferbecken  mit  Blumen 
und  Ranken  in  Treibarbeit,  18.  Jahrh.  Kupferner  Seiher,  IS.  Jahrh.  Kleideraufhäne:er  in  Form 
eines  ruhenden  Hirsches,  Messingbronze,  Ende  des  17.  Jahrh.  9  Messinghaken  zum  Aufhängen 
von  Küchengeräten,  IS.  Jahrh.  Zinnernes  Kehrichtfaß  mit  zugehöriger  Schaufel,  nürnbergisch, 
18.  Jahrh.  Eiserner  Hammer  mit  der  Jahreszahl  1789-  Ovale  Henkelterrine,  vermutlich  Nürn- 
berger Fayence,  mit  Blumen  in  Buntmalerei,  18.  Jahrh.  Irdener  braunrot  glasierter  Tiegel  mit 
plastisch  aufgelegtem  Blattwerk,  aus  einer  Nürnberger  Küche,  19.  Jahrh.  Zylindrisches  Glas 
mit  geschliffenem  Eichenblattkranz.  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  Riffelmangen  aus  Holz  für  Spitzen- 
kragen und  Spitzenmanschetten,  19.  Jahrh.  Miniaturausgabe  vom  ,, Begriff  christlicher  Lehre", 
gedruckt  1778  von  W.  Ludwig  Allinger  in  Heilbronn.  —  Architekt  Professor  Joseph  Schmitz: 
Drei  Teilstücke  einer  braunen  Kutte,  gefunden  1911  in  einem  Grabe  auf  der  Nordseite  der  Lorenz- 
kirche in  Nürnberg.  15-  Jahrh.  —  Ostende.  Charles  Lund:  Feuerzeug  in  eiförmiger  Eisen- 
kapsel, 18.  Jahrh.  —  Posen.  Dr.  med.  S  c  h  ö  n  s  t  e  d  t:  Damasttischtuch,  mit  rauchendem 
Türken  und  Neger  an  einem  Tische,  19.  Jahrh.  2  Paar  Messer  und  Gabel,  mit  schwarzen  Holz- 
griffen und  gravierten  Silberheschlägen,  1.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  —  Tannenhof,  Lüttringhausen. 
Dr.  O.  Beelitz:  Das  Vierzig-Reiter-Gefecht  auf  der  Vuchterheide  bei  Herzogenbusch  am 
5.   Februar  I600,  gleichzeitiges  Tafelgemälde.     K<immode  (Kinderspielzeug),    Nußbaum  fourniert, 

18.  Jahrh.     Sekretär  (Kinderspielzeug)  mit  halbrundem  Aufsatz,  Ahorn  fourniert,  1.    Hälfte  des 

19.  Jahrh.  —  Wien.  Dr.  T  h  e  o  d  o  r  v  o  n  Brücke:  3  Zeugdruckmodel  aus  Iglau  in  Mähren, 
18.  Jahrh.  • —  G  e  n  e  r  a  1  k  o  m  m  i  s  s  a  r  i  a  t  der  J  a  g  d  a  u  s  s  t  e  1  1  u  n  g  1910:  Die  offi- 
ziellen Plaketten  der  ersten  internationalen  Jagdausstellung  1910  in  Wien,  Bronze:  der  Abteilung 
,, Industrie  und  Gewerbe",  von  Hans  Schäfer  in  Wien;  der  Abteilung  ,,Jagd  und  ihr  Betrieb", 
von  Wilhelm  Hejda  in  Wien;  der  Abteilung  ,, Pferde",  von  demselben;  der  ,, Hundeausstellung", 
von  Hans  Schäfer  in  Wien;  der  ,, Trophäenkonkurrenz",  von  Alfred  Hofmann  in  Wien;  der 
,, Geflügel-  und  Kaninchenausstellung",  von  demselben.  —  Dr.  med.  W  i  1  h.  Stekel:  Bronze- 
medaille auf  den  Wiener  Neurologen  Professor  Dr.  Siegmund  Freud,  1906,  von  Karl  Maria 
Schwerdtner. 

Ankäufe: 

Plastik,  Originale.  Maria,  Standfigur  aus  Sandstein,  unterfränkisch.  1.  Hälfte  des  14.  Jahrh. 
—  6  Medaillen-Mndelle  von  Landolin  Ohmacht  (1760 — 1834),  davon  4  aus  Marmor,  2  aus  Gips. 

Gemälde.  Männliches  Bildnis.  Halbfigur.  Tafelgemälde,  oberdeutsche  (schweizerische.'') 
Schule,    1567.  —  Dorfschmiede   in    Welschtirol,    von    Heinrich    Bürkel,   Tafelgemälde,    1827. 

Medaillen.  Silbermedaille  auf  Wolfgang  Jcirger  zu  Tollet,  nach  dem  Originalmodell  von 
H.  Schwarz  (1518),  um  1572.  —  L)esgl.  auf  Friedrich  Heinrichs  von  Nassau  Seesieg  über  die 
Spanier  und  die  Eroberung  von  76  Kriegsschiffen,  I631.  —  Desgl.  auf  Albert  Thorwaldsen,  1838, 
von   G.    Christensen.      Bronzeguß-Porträt-Medaillon,    1740,   von  C.    Domanök. 

Münzen.  Fünf-,  Drei-  und  Zweimarkstück,  geprägt  anläßlich  des  90.  Geburtstages  des 
Prinzregenten  Luitpold  von  Bayern,   1911. 

Waffen.     2  Zentralfeuer- Jagdgewehre,  reichverziert,  von  A.   Bartsch  in   Liegnitz,  I878. 

Kirchliche  Geräte.  Primizkranz  mit  zugehörigem  Kelchkranz,  aus  künstlichen  Myrten, 
2.    Hälfte  des   19.    Jahrh.  —  Zwei  eiserne   Votivfiguren  aus   Nenzling  bei   Weißenburg. 

Hausgeräte.  Porzellangruppe:  Christus  am  Kreuz  mit  Maria  und  Johannes,  wahrschein- 
lich nach  Alodellen  von  Johann  Joachim  Kandier,  um  1 74(:i.  —  Sekretär,  Eiche,  Nußbaum  four- 
niert. mit  mattvergoldetem   Bronzebeschläg,   Empire. 

D  e  p  o  s  i  t  a : 

Sammlung  von  Gold-  und  Silbermünzen,  historischen  Medaillen,  Prämienmedaillen  der 
Universität  Altdorf  und  Porträtmedaillen  Nürnberger  Herkunft  oder  auf  Nürnberg  bezüglich, 
sowie  von  Abschlägen  und  Nachbildungen  von  solchen;  dazu  eine  Goldwage  und  ein  Konvolut 
Briefe.  —  Gotischer    Kelch    mit  zugehöriger  Patene,    1.    Hälfte  des  15.  Jahrb.,  neu  vergoldet.  — 

Missale  des  Propstes  von  St.  Lorenz  in  Nürnberg  Dr.  Anton  Kreß,  Rotsamtband  mit 
silbervergoldetem  Beschlag,  darin  Miniaturen  und  Initialen  von  Jakob  Eisner,  1513;  dazu 
lederüberzogener  schwarzer  Holzkasten    mit  Messingbeschläg,    um   1513;  desgl.  Buchzeichen  aus 


—     38     — 

Seidenschnüren,  mit  Perlenverzierunir.  um  1513-  —  Pokal  in  Form  eines  Halmes,  Silber,  teil- 
weise vergoldet,  von  Hans  Petzolt,  1599-  —  Deckelpokal  aus  Glas  mit  silbervergoldeten  Ein- 
fassungen und  dem  kaltemaillierten  Kreßischen  Wappen  als  Deckelbekrönung,  von  Friedrich 
Hillebrand  montiert,  Ende  des  16.  Jahrh.  —  Deckelpokal  aus  Glas,  mit  geschliffenen  Darstel- 
lungen und  silbervergoldeter  Montierung.  163'^.  —  Deckelpokal  aus  Glas,  mit  den  eingeschliffenen 
Prospekten  von  Kraftshof  und  Neuhof  und  silbervergoldeter  Deckelbekrönung,  1.  Hälfte  des 
17.  Jahrh.  —  GrolJer  Holzstock  mit  dem  Kreßischen  Wappen,  angeblicii  nach  Zeichnung  von 
Albrecht  Dürer,  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  —  Holzstock  mit  Wappen  und  Bildnis  des  Johst 
Christoph    Kreß,   I66O. 

Haarsteckkamm,  mit  geschnitztem  Blatt.   Hornmasse;  2.   Viertel  des  ly.   Jahrii. 

HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Ankäufe: 

Stirpium  imagines  Leoiihardi  Fuschsii  in  enchiridii  formam  contractae,  Lyon,  bei  Balthasar 

Arnoullet,   1549-  —  Stammbuch  des  Apothekers  Johannes  Thieme  aus   Erfurt,   1629— 1632.   — 

Desgl.    des   Andreas    Kramer,    1661 — 63-    —    Liber  Chymicus,    Manuskript   von    Rost,    1724.  — 

Holfert-Arends,  Volkstümliche  Namen  der  Arzneimittel,  Drogen  und  Chemikalien,  6.  Aufl.,  1911. 

KUPFERSTICHKABINETT. 

Der  Schwerpunkt  der  Neuerwerbungen  dieses  Vierteljahres  lag  im  IS.  und  19-  Jahrliundert. 
Ein  pikantes  Kostümaquarell  von  Loder,  Kreideskizzen  von  Quaglio  und  Lieder,  von  Menzel  Blei- 
stiftzeichnungen (darunter  die  bekannte  Studie  zur  Piazza  d'erbe)  und  eine  seltene  Lithographie, 
Stiche  von  Tischbein,  Kobell  und  Morgenstern  seien  aus  der  Reihe  hervorgehoben.  Besondere  Auf- 
merksamkeit war  der  Vermehrung  der  Porträt-  und  der   Karikaturensammlung  zugewandt. 

Geschenke. 
Angers.  L.  de  F  a  r  cy:  20  auf  die  Kirche  ,,Notre-Dame  de  Nantilly"  in  Saumur  bezügliche 
Ansichtskarten.  —  St.  Florian  bei  Linz.  Claudius  S  c  h  e  r  f  1  e  r,  Kleriker:  8  Photographien  nach 
Gemälden  von  Altdorfer  in  St.  Florian.  —  Heilbronn.  Luise  K  1  e  1 1,  geb.  Mönnich,  Rechtsan- 
waltswitwe (t):  1.  Souvenirs  de  Nuremberg  dedies  ä  Monsieur  W.  B.  Mönnich  Dr.  phil.  Groß- 
folioblatt, mit  Nürnberger  Ansichten  u.  a.,  Zeichnung.  Mitte  19-  Jahrh.  2.  Mehrere  Bleistift- 
porträts in  ornamentaler  Umrahmung,  gezeichnet  von  Geißler,  mit  Widmung  an  das  Mönnichsche 
Ehepaar,  1845-  3-  Preisliste  von  Fr.  W.  Lechner  über  Gemüse-  und  Blumen-Samen,  1844.  — 
Lemberg.  Maximilian  Goldstein:  2  Blatt  Exlibris  Maximilian  Goldstein,  gezeichnet  von 
R.  Mekicki  (Lemberg.)  —  Mannheim.  Oberstabsarzt  Dr.  R  ö  h  r  i  n  g:  7  Porträts  aus  der  „Galerie 
hervorragender  Ärzte  und  Naturforscher"  (Beilage  der  Münchener  Medizinischen  Wochenschrift 
1910/1911.  —  Nürnberg.  E  n  s  1  i  n,  Heinrich.  9  Photographien  von  Grenzsteinen  (7  Nürnbergische 
und  2  Bayreuthisch-Bambergische).  —  Adolf  K  i  n  k  e  1  i  n,  Apotheker:  Appell  an  die  Kammer 
der  „Abgeordneten  der  Stände  des  Reichs",  Flugblatt,  München,  17.  März  l848.  —  Frl.  Ernestine 
Preu:  1.  Aufzeichnung  über  Brotpreise  1669.  2.  Darstellung  des  im  Monat  Juni  1770  erschie- 
nenen Kometen,  Federzeichnung.  3.  Flugblatt  auf  den  Weberaufstand  in  Augsburg.  1794. 
4.  Erzählung  der  Begebenheiten  bei  dem  Aufenthalt  der  Franzosen  in  Nürnberg,  1796  (Flugblatt). 
5-  Bürgergroschenquittung  für  d.  J.  1800.  6.  Ottos  1.  Königs  von  Griechenland  Abschied  zu 
München  1832,  Lith.  von  G.  Bodmer  nach  Ph.  Foltz.  7.  Nürnberger  Volksfest  (Altdeutscher  Jagd- 
zug, Festzug  des  Königs  Gambrinus  usw.),  kolorierte  Lithographien  nach  Zeichnungen  von  Leop. 
Itzel.  8.  Vexierbild  (Landschaft  und  Kopf),  Lithographie  von  Höfer  jr.  —  9-  Lithographierte 
Ansicht  eines  Rehgewichtes  von  18  Zenken,  gedruckt  von  Fr.  Kuhn,  Nürnberg.  10.  15  kolorierte 
Stickmusterstiche  von  A.  P.  Eisen,  1.  Hälfte  19-  Jahrh.  11.  2  Stiche  von  Christian  Klein,  datiert 
1824  und  1825.  12.  Ansicht  der  Geishöhle  bei  Velden,  Stich  von  L.  Schlemmer,  1800.  13-  PLm 
zu  dem  neuen  Theatergebäude  in  Nürnberg,  entworfen  und  graviert  von  L.  Schmidtner,  1829 
14.  Plan  zu  dem  Krankenhaus  in  Nürnberg.  15.  Kostümlich  interessantes  Porträt:  Anna  Helena 
Händler,  1743,  im  XI.  Jahre  ihres  Alters,  gemalt  von  N.  R.  Clemann.  —  Wartburg.  Oberburg- 
hauptmann von  Cr  an  ach:  Postkarte  mit  farbiger  Ansicht  des  Torgauer  Fürsten-Altars  von 
L.  Cranach. 


—     39     — 

Ankäufe. 

Handzeichnungen.  16.  Jahrhundert:  Unbekannter  Schweizer  Meister:  Allegorie 
(Triumphwagen  mit  Tugenden  und  Lastern),  Federzeichnung.  —  17.  J  a  h  r  h  u  n  d  e  r  t.  P.  Ju- 
V  i  n  e  1 1:  Landschaft  mit  Architektur.  Aquarellierte  Federzeichnung.  —  18.  Jahrhundert. 
Unbekannter  Meister:  Mythologische  Darstellung,  Rötelzeichnung  in  Kupferstichmanier,  datiert 
1717.  —  A.  L.  Moeglich:  Blumenornament,  Rötelzeichnung,  datiert  1766.  —  19.  J  a  h  r  h  u  n  d  e  r  t. 
Loder:  Herr  und  Dame  in  Rokokotracht,  Aquarell.  —  Dominik  Quaglio:  5  Landschaften,  Kreide- 
skizzen. —  F.  J.  Lieder:  Damenbildnis,  Kreidezeichnung.  —  Fr.  Eibner:  Architekturstück  (Motiv 
aus  Bamberg),  Aquarell.  —  C  Rottmann:  Reggio,  Aquarell.  —  Adolph  Menzel:  Vier  Bleistiftzeich- 
nungen: 1.  Junge  Frau  in  gebückter  Haltung  vom  Rücken  gesehen,  darüber  jugendlicher  Kopf  in 
Verkürzung,  datiert  28.  März  82,  Studie  zu  dem  Ölbild  ,, Piazza  d'erbe".  2.  Alte  Frau  aus  einem 
Glase  trinkend.  3.  Zwei  Frauen  in  verlorenem  Profil.  4.  Porträt  einer  alten  Dame,  Brustbild 
nach  rechts,  bezeichnet  und  datiert  91. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  18.  Ja  h  r  h  u  n  d  e  r  t.  Daniel  Berger:  9  Illustrationen  zu 
Minna  von  Barnhelm,  auf  3  unzerschnittenen  Blättern.  —  Gottlieb  Lebrecht  Crusius:  Die  vier 
Jahreszeiten,  4  Blatt.  Derselbe:  3  Illustrationen  nach  Chodowiecki.  —  Gabriel  Kollmann:  Die 
vier  Elemente,  Die  vier  Jahreszeiten,  8  kolorierte  Schabstiche.  —  A.  W.  Küffner:  Gärten,  Ruinen 
und  Waldpartien  aus  der  Umgebung  von  Weimar,  nach  Zeichnung  von  C.  Böckmann.    1797,  3  Blatt. 

—  J.  H.  Meil:  Das  Hospital;  Der  sterbende  Vater.  2  Blatt,  nach  Chodowiecki.  —  Friedrich  Oeser: 
Darstellung  Jesu  im  Tempel,  nach  Rembrandt.  —  J.  Penzel:  2  Illustrationen  nach  Chodowiecki. 

—  Christ.  Bernh.  Rode:  Sokrates  im  Gefängnis;  Jeremias  in  der  Grube;  Das  jüngste  Gericht; 
Teils  Apfelschuß;  Denkmal  des  Generals  Keith;  Achilles  detectus.  —  J.  H.  Tischbein:  147  Blätter 
in  verschiedenen  Manieren.—  Unbekannter  Meister  (Tischbein  .?):  Waldpartie  mit  Reben  und  Korn 
(Allegorie  auf  die  Fruchtbarkeit  der  Natur).  —  J.  H.  Wiese:  Schlafender  Lastträger,  Radierung 
nach  Oeser.  —  Jerem.  Wolf:  Vanitas  Vanitatum.  —  P.  C  Zinck:  Männlicher  Akt.  —  P.  W.  Schwarz: 
Felsental  bei  Sorento,  Radierung  nach  Hackert.  —  19.  Jahrhundert.  Wilh.  Kobell:  Das 
Pferderennen  zur  Vermählungsfeier  des  Kronprinzen  von  Baiern  17.  Oktober  18IO.     Umrisstich. 

—  Dom.  Quaglio:  Die  Kgl.  Residenz  in  München,  Radierung.  1811.  —  Chr.  Morgenstern:  Brücke 
über  einen  Wildbach,  1828.  —  J.  C.  Reinhart:  3  Landschaftsradierungen.  —  C.  A.  Richter:  1.  Alt- 
haltensleben, kolorierter  Kupferstich.  2.  Waldlandschaft,  Radierung,  halbfertiger  Probedruck.  — 
Friedr.   Stöber:  6  Blatt,  Mythologische   Darstellungen  nach  Loder. 

Holzschnitte.  Petrus  lehrend,  aus  einem  Druck  der  Günther  Zainerschen  Offizin  in  Augs- 
burg, um  1470,  koloriert.  —  5  kolorierte  Blätter  aus  einem  Heiligenleben,  ähnlich  den  Illustra- 
tionen des  1478  bei  Sorg  in  Augsburg  erschienenen  Lebens  der  Heiligen.  —  Heimsuchung  und 
Darstellung  im  Tempel,  2  kolorierte  Blätter  aus  einer  niederdeutschen  Bibel,  um  1 500.  —  Wolf 
Traut:  Der  Tod  des  hl.  Franziskus,  aus  Bonaventuras  Legende  des  hl.  Vaters  Francisci  (Nürnberg 
bei  Friedr.  Hölzel  1512),  Probedruck.  —  Hans  Burgkmair  d.  Ä.:  Simson  und  Dalila  in  reicher 
Umrahmung  B.  6.  —  Klebeband  mit  zirka  600  Holzschnitten  (Ausschnitte  aus  Büchern 
15-— 17-  Jahrh.). 

Lithographien.  Electrine  Stuntz:  6  Darstellungen  aus  der  griechischen  Mythologie:  ,,L'äge  de 
fer"',  ,,L'äge  d'argent",  ,,L'äge  d'or",  ,,Pluton  et  Proserpine",  ,,Vulcain  et  les  Cyclopes"  und 
„Philemon  et  Baucis".  —  Mettenleiter:  Herzog  Ludwig  und  Ludmilla  von  Bayern.  —  J.  Krie- 
huber,  Gruppenbild:  Nestroy,  Wenzel,  Scholz  und  Carl  Treumann,  1855-  —  Derselbe.  Gruppen- 
bild: Liszt  am  Klavier  mit  Kriehuber,  Berlioz,  Czerny  und  Ernst.  —  Adolf  Menzel:  Bildnis  eines 
Herrn  mit  Zeitung,   Rotdruck  (nicht  bei  Dorgerloh). 

Historische  Blätter.  A.  N  i  c  h  t  p  o  1  i  t  i  s  c  h  e  A  1  1  e  g  o  r  i  e  n  u  n  d  S  a  t  i  r  e  n  1 7.  Jahrh. : 
Der  Kampf  um  die  Hose,  Kupferstich  der  1.  Hälfte  des  17.  Jahrh.  mit  dem  Spruch:  ,,Ihr  venus 
knaben  all,  haltet  euch  wert  und  klug,  Dan  Siben  weiber  jetz,  sich  rauften  umb  ein  brug."  -^ 
18.  Jahrh.:  Marktszene  mit  Kasperletheater,  Aquarell.  —  Joh.  Rud.  Schellenberg,  Kostüm- 
studien und  Karikaturen,  3  Bl.  —  19.  J  ahrh.:  Karikaturen  aus  dem  Nürnberger  Verlag  von 
Friedr.  Campe,  Kupferstiche  von  Fr.  Fleischmann  u.  a.  nach  Zeichnungen  von  Joh.  Mich.  Volz 
von  Nördlingen:  1.  Krähwinkeliaden:  a)  Der  feindliche  Anführer  läßt  die  Besatzung  über  die  Klinge 
springen,  b)  Die  Krähwinkler  Soldaten  fallen  über  einen  feindlichen  Vorposten  her.  c)  Ein  Kräh- 
winkler  Vorposten    gibt  Feuer,     d)  Wie    ein   Krähwinkler  Stiefelwichser  die  Wichse  dazu  erhält. 


—     40     — 

e)  Der  Magister  von  Kriiliwinkel  legt  sich  .lul  die  Spnuhen  und  Wissenscluiften.  1)  Der  Herr  General 
von  Krähwinkel  sucht  sich  in  einem  Wald  zu  halten,  muß  sich  aber  übergeben,  g)  Der  Amtmann 
von  Krähwinkel  liegt  in  den  letzten  Zügen.  2.  ..Frau  Kaffee-Liesel  (Vorsteherin  der  großen  Kaffee- 
Schwestern-Sozietät)."  3-  ..Der  reisende  Deklamator  und  die  Elegante  Welt."  4.  ,, Sonst  und 
Jetzt",  Satirische  Darstellung  auf  das  Militär.  5-  -.Der  Denker-Club,  auch  eine  neue  deutsche 
Gesellschaft".  6.  ..Ein  Familien-Gemälde  für  Leute  von  feiner  Conduite."  ?•  ,,Der  Weltmann 
und  der  Dichter  oder  wie  ein  Gelehrter  seine  Manuskripte  dem  Buchhändler  anbietet."  9-  „Die 
verschiedenen  Liebhaber."  lo.  ..Unser  Verkehr  nach  der  neuesten  Darstellung,"  4  Bl.  ll.  Histo- 
rische Denkwürdigkeiten  für  gemütliche  Leser:  a)  ..Drusus."  b)  ..Diogenes".  —  Karikaturen  aus  dem 
Verlag  von  W.  Zawitz  in  Berlin:  l.  Der  Philister!  (So  lag  ich!  —  und  so  führt  ich  meine  Klinge!). 
2.  Der  Brunnen  in  der  Breiten  Strasse  in  Berlin  vor  dem  Hause  Nr.  31.  3-  Die  Seehandlung 
1772—1848.  —  So  fährt  man  für  2  gg.  nach  Charlottenburg,  anonym.  Lithogr.  um  1835-  —  Litho- 
graphien von  F.  A.  Mottu-Cöln:  i.  Die  Gemälde-Liebhaber.  2.  Das  Konzert.  —  Soldaten- 
karikaturen. Stiche  von  Gottschick  nach  Oldendorp:  a)  Habt  acht!  jetzt  werd'  ich  coman- 
diren!  Rieht  euch!  b)  Schulterfs  Gewehr!  Angegriffen!  c)  halt!  Douplir  Schritt,  d)  Marsch! 
e)  Gewehrraus!  f)  Praesentierts  Gewehr!  Pfeifen  weg!  Aufgepaßt!  g)  Gewehr  hocii!  Steht 
doch  grade  Gevatter,  so  wie  ich!  h)  Feuer!  —  B.  Politisches  Leben.  Gedicht  von  Hans 
Schneyder,  auf  die  gegen  Venedig  gerichtete   Liga  von  Cambrai  bezüglich,   Einblattdruck  1508. 

—  Jonas  Suyderhoef,  Die  Beschwörung  des  Friedens  in  A'\ünster  zwischen  Spanien  und  den  vereinigten 
Staaten  am  S-  Mai  l648,  Kupferstich,  17-  Jahrh.  —  J.  L.  Rugendas,  Fürst  Schwarzenberg  über- 
bringt die  Siegesnachricht  nach  der  Völkerschlacht  bei  Leipzig,  gleichzeitiges  Aquatintablatt.  — 
E.  C  Heß,  Darstellungen  aus  der  Geschichte  des  Hauses  Witteisbach,  Kupferstiche.  —  „Wie  das 
französische  Volck  dreßirt  wird".  Gilray  fec.  ä  Londres  I8l6,  koloriert.  —  .,So  ist  es!"  Spottbild 
auf  die  leeren  Staatskassen  in  Preußen,  kolorierte  Lithogr.  aus  dem  Verlag  von  W.  Zawitz  in  Berlin. 

—  Zwei  politische  Karikaturen  aus  dem  Verlag  von  J.  J.  Rocca.  Berlin.  —  ,,Sr.  Churfürstlichen 
Durchlaucht  zu  Hessen  Leib-Militäir",  kolor.  anonym.  Kupferstich.  —  C  Kirchliche  Alle- 
gorien: Erinnerungsblatt  zur  Jubelfeier  der  Augsburger  Konfession,  Stich  von  Setlezky,  l8.  Jahrh. 

—  D.  K  a  1  e  n  d  e  r:  2  Bruchstücke  eines  volkstümlichen  Wandkalenders,  gedruckt  durch  herr 
hansen  Weysenburger,  Priester  zu  Nürnberg,  Gemacht  auff  Bamberger  pistum  1512.  — 
E.    Medizin:    Bruchstück   eines   gedruckten   Aderlaßzettels   aus   dem  Anfang   des    l6.  Jahrh. 

Stadtpläne  und  Prospekte.  Ansicht  des  Heidelberger  Schlosses,  Kupferstich  v.  J.  1689-  — 
Verschiedene  Ansichten  von  München.  l.  H.  19.  Jahrh.  —  Der  Alünster  in  Ulm,  wie  er  ist  und 
wie  er  hätte  werden  sollen.     Lith.  von  Möschle  in  Ulm. 

Porträts.  E.  M.  Arndt,  Stich  von  C  T.  Riedel.  —  Caroline  Bauer,  sächs.  Hofschauspielerin, 
Lith.  von  Fr.  Dittmar.  —  L.  van  Beethoven,  Phot.  nach  zeitgenöss.  Bildnis.  —  Beethovens  Studier- 
zimmer in  Wien,  Lith.  von  Trentsensky.  —  Caroline  Churfürtsin  von  Bayern,  anonym.  Stich  in 
Punktiermanier,  Probedruck.  —  Matthias  Claudius,  Herausgeber  des  „Wandsbecker  Boten", 
Silhouette.  —  P.  von  Cornelius,  Stiche  von  Nordheim  u.  C  Mayer.  —  Eckhardt  (gen.  Koch), 
K.  K.  Hofschauspieler  in  Wien,  Stich  von  J.  Neidl.  —  M.  A.  Chr.  Eschenbach,  Prediger  bei  St. 
Clara  in  Nürnberg  (1663—1722),  Stich  von  J.  A.  Delsenbach,  1716.  —  Henriette  Eunike  als  Mar- 
garethe.  Stich  von  J.  Karcher,  1794.  —  Matt.  Flacius,  Theolog,  1520— 1575.  Stich.  —  Joseph 
R.  v.  Führich,  Maler,  Original- Photogr.  von  C  von  Jagemann.  —  Dr.  Gall,  Lithogr.  nach  Schnorr. 
—  Friedericke  Großmann  (Wien),  kolor.  Stich  von  Sonnenleiter.  —  Haydn's  Grabdenkmal  im  Kirch- 
hof zu  Gumpendorf  und  Haydn's  Denkmal  in  St.  Peter  zu  Salzburg,  2  Lithographien.  —  Georg 
Achatius  Heher,  Anhaltischer  Bevollmächtigter  beim  westfälischen  Friedensschluß,  Stich  von 
M.  Borrekens.  —  Anna  Keller,  Sängerin,  Lith.  von  Lorenz.  —  Max  Korntheuer,  Schauspieler  in 
Wien,  Lith.  von  C  Brandt.  —  W.  Krauseneck,  preuß.  General,  Lith.  von  Wildt  nach  Krüger.  — 
Liszt,  Lith.  von  Kriehuber,  1838.  —  F.  Liszt,  Stich  von  C.  Gonzenbach  nach  W.  Kaulbach.  — 
Louise,  Prinzessin  der  Niederlande,  Lith.  von  Werner  nach  Krüger.  —  M.  Luther  in  das  Glaubens- 
bekenntnis des  Bischofs  Athanasius  gekleidet,  Druck  und  Verlag  von  F.  Wenzel  in  Weißenburg 
und  C.  G.  Roeser  in  Nürnberg.  —  P.  Melissus  (Schedius),  Dichter,  Biblioth.^kar  in  Heidelberg. 
1539—1602.  Stich  von  de  Ery.  —  J.  Gottl.  Müller,  Kupferstecher,  gest.  in  Stuttgart  IS30. 
Stich  von  E.  Morace  nach  F.  Tischbein.  —  Fr.  von  Nagler,  1770— 18-16,  Stich  von  L.  Buchhorn 
nach  F.  Lieder.     Probedruck.  —  Niebuhr,  Historiker,  Stich  von  L.  Sichling  nach  Schnorr.     Probe- 


—     41     — 

druck.  31  Porträts  von  Niirnbersjer  Geistliclien,  Stiche  des  17.  —  IS.  Jahrli.  —  21  Porträts  von 
Nürnberger  Bürgern  und  Patriziern,  Stiche  des  17-  —  t^-  Jahrii.  —  14  Porträts  preußischer  Gene- 
rale und  Staatsmänner,  Stiche  des  18.  Jahrh.  —  G.  Prochastca.  Prof.  der  Augenkrankheiten  (Wien 
1749—1820),  Stich  von  J.  G.  Mansfeld  nach  J.  Kreuzinger.  —  Joh.  Gottl.  Quandt  (1721  —  1784), 
Kaufmann  in  Leipzig.  Stich  von  J.  F.  Bause  nach  A.  Graff.  —  Godardus  de  Reede,  Holländischer 
Gesandter  zum  westphälischen  Frieden,  Stich  \on  C.  Galle  nach  A.  van  Hülle.  —  Bernh.  Friedr. 
Roose,  K.  K.  Hofschauspieler,  Stich  von  Joh.  Neid!.  —  Joach.  Rossini,  Komponist,  Lith.  von 
G.  Decker.  —  Gottl.  Schacher,  Stadtrichter  in  Leipzig  (geb.  1713).  Stich  von  J.  F.  Bause  nach 
A.  Graff.  —  3  Porträts  der  Nürnberger  Kaufmannsfamilie  Schoapp  auf  einem  Blatt,  Stich  vf)n 
Fleischmann,  18.  Jahrh.  —  Schiller,  in  Wolken  über  der  Ansicht  von  Marbach.  anonym.  Lith.  — 
L.  Schneider,  Schauspieler,  Lithogr.  von  C.  Wildt  nach  Zeichn.  von  W.  Wider.  —  F.  Spitius,  Pro- 
fessor, Schabkunstblatt  von  C.  Weigel.  —  Louis  Spohr,  Lith.  von  Ed.  Kaiser  nach  G.  Gaul.  — 
Sigm.  Streit,  Handelsmann  in  Venedig,  Stich  von  J.  Wagner,  18.  Jahrh.  —  L.  IJhland,  Stich  von 
T.  Kühner.  —  L.  Uhland,  Stich  von  C.  E.  Weber,  Probedruck.  —  Uhlanddenkmal  in  Tübingen. 
Stich  von  C.  Riedt.  —  Joh.  Vulteius,  Hess.  Staatskanzler,  Ges.  zum  vvestph.  Frieden,  Stich  von 
C.  Galle  nach  A.  van  Hülle.  —  B.  West.  Geschichtsmaler,  1738—1820.  Schabstich  von  J.  E. 
Haid,   1771- 

Deposit  a. 

Städtische  Kupferstichsammiung.  Augustin  Hirschvogel  Landschaft  B.  ()1.  Radierung 
v.  J.  1546.  —  Flugblatt  mit  der  Darstellung  der  Brautwerbung  eines  Schneiders  und  vier- 
zeiligem  Text:  ,,Der  Jung  Gesell  /  Jungfraw  hie  secht  ihr  vor  euch  stahn  /  Mein  Handwerck 
das  ich  glernet  han  /  Das  kann  ich  treiben  mit  der  Hand  /  Kan  darmit  dienen  Leut  und 
Land  /  —  Wil  auch  mit  nehren  Weib  und  Kind  /  Wenn  mir  Gott  den  Ehestand  vergünnt  /  Nembt 
ihr  mich  zu  ein  Eheling  gmahl  /  Kein  fleisz  spar  ich  nicht  überal.  —  Die  Jungfraw  /  Von 
Jugend  auff  ausz  liebes  brunst  /  Trug  ich  zu  diesem  Handwerck  gunst  /  Dann  ich  auch  darzu 
heften  kann  /  Solt  ihr  werden  mein  ehelich  Mann  /  So  wolten  wir  in  Zucht  und  Ehren  /  Im 
Ehestand  uns  beyde  fein  nehren  /  Mit  sampt  den  lieben  Kinderlein  /  Die  uns  denn  Gott  wird 
geben  fein.  Holzschnitt  2.  Hälfte  16.  Jahrh..  gedruckt  zu  Nürnberg  bei  Lucas  Mayern, 
Formschneider. 

ARCHIV. 

Geschenke. 

Arnstadt.  Brauereileiter  Robert  Bahlsen:  Acta  inquisitoria  contra  Margarethen, 
Philipp  Wasens  Witbe,  sonst  die  Kittelfraw  genant,  in  puncto  He.xerei.  Actum  Geschwenda. 
anno  1667.  Pap.  Hs.  2  Bde.  2.  —  Berlin.  Karl  Ernst  Henrici:  Reisebriefe  des 
Christoph  Fürer  von  Haimendorf  aus  Nürnberg.  I681  — 1687.  127  Stück.  —  Graz.  Major  a.  D. 
Friedrich  Hochenegg:  Chronik  der  Familie  von  Hochenegg,  zusammengestellt  vom 
Geschenkgeber,  mit  den  Originaldokumenten.  18  Orig.-Pap. -Urkunden  (1743 — 1799)-  —  Nürn- 
berg. Ernestine  Preu:  ,, Fischausgeben  bey  Fischung  des  Tutzenteichs.  Anno  1695"- 
1  Blatt.  2.  —  Ein  Convolut  Kaufbriefe  über  ein  Haus  am  Nadlersgraben  in  Nürnberg.  9  Stück. 
—  Tessin  (Mecklenburg).  Gutsbesitzer  S  t  e  v  e  r  -  W  o  1  t  o  w:  Lehenbrief  des  Herzogs  Adolf 
Friedrich  von  Mecklenburg  über  das  Gut  Dahlem  in  Mecklenburg-Strelitz.  Neu-Strelitz.  1747- 
Febr.  25-     Orig.   Perg. 

Ankauf  e. 

Schreiben  des  Königs  Ferdinand  I.  von  Böhmen  und  Ungarn,  Erzherzogs  von  Österreich, 
an  Richter  und  Rat  der  Stadt  Enns.  Wien.  1527.  Mai  31-  Orig.  Pap.  —  Schuldverschreibung 
des  Georg  Basilius  Wittig,  Bürgers  und  Apothekers  zur  goldenen  Kugel  in  Nürnberg.  Mit  eigen- 
händigen Zeilen  des  Sigmund  v.   Birken.     Nürnberg.    1672.    Nov.   1.    Orig.   Pap. 

Autographen:  Petrus  Lotichius  Secundus  an  Erasmus  Neusteter  in  Würzburg.  Heidel- 
berg.    1560.     Oct.   8.  —  Flacius   lllyricus   an  eine   Gräfin  von    Henneberg.     Eisenberg.      1567. 


—     42     — 

Oct.  5.  —  Paulus  Melissus  an  nieronynuis  Wolf.  Heidelberg.  15>S4.  Aug.  17.  —  Ernst  Moritz 
Arndt  an  ...  ?    Bonn.    1842.    Dez.  2.  —  Johann  Jacob  Bodmer  an  .  .  .?   Zürich.   1743-   März  26. 

—  Ludwig  Andreas  Feuerbach  an  Daub  in  Heidelberg.  O.  D.  —  Friedrich  de  la  Motte  Fouqu^ 
an  Hofrat  Keil  in  Leipzig.     Halle  1837-     Febr.  27.      Halle  IS3S.     Juni  1.      Halle  I838.     Oct.  30. 

—  Ders.  an  Heinrich  Seiff  in  Rossen.  Nennhausen.  1819-  Sept.  23.  —  Ludwig  August  Frankl 
an  Levin  Schücking  in  Cöln.  Leopoldstadt.  O.  D.  —  Ders.,  Gedicht:  „König  Trojan".  —  Enia- 
nuel  Geibel  an  Paul  Heyse.  Lübeck.  1871.  Juni  26.  —  Joh.  Conrad  Grübel.  Gedicht  auf  das 
Jahr  1807.  —  Ders.,  Briefgedicht  an  Witschel.  18O7.  April  5-  —  Friedrich  Christian  Lauckard 
an  Meyer  in  Straßburg.    Halle.    1797-    Mai  7-  —  Ludwig  Uhland  an  Fouque.  Paris.  1810.   Dez.  19- 

—  Peter  V.  Cornelius  an  Passavant  in  Florenz.  Rom.  1819-  Sept.  4.  —  Ein  Convolut  Künstler- 
briefe (Düsseldorfer  Schule):  Andreas  und  Oswald  Achenbach.  Wilhelm  Camphausen.  Eduard 
V.  Gebhardt.  Joh.  Pet.  Hasenclever.  Theod.  Hildebrandt.  Karl  Friedr.  Lessing.  Eug.  Nap. 
Neureuther.  Robert  Reinick.  Alfred  Rethel.  Adolf  Schradter.  Joh.  Bapt.  Sonderland.  Clemens 
Zimmermann.  — Jak.  Philipp  Hackert  an  v.  Negelin  in  Königsberg.  Neapel.  1790.  Dez.  4.  — 
Ein  Convolut  Künstlerbriefe,  vornehmlich  aus  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts:  Andreas 
Achenbach.  F.  Bamberger.  R.  Begas.  J.  Benczur.  Calame.  Camphausen.  Defregger.  Diday. 
Eisenmenger.  Anselm  Feuerbach.  Gasser.  Grottger.  Grützner.  Harburger.  Herkomer. 
Hiremy.  Wilhelm  Kaulbach.  Kriehuber.  Knaus.  Laurens.  Lenbach.  C.  F.  Lessing.  Ma.\.  Neu- 
reuther. Passini.  Friedr.  Preller.  v.  Ramberg.  Ranftl.  G.  Richter.  Ludw.  Richter.  Riedl. 
Ritschel.  Rottmann.  Rousseau.  Schadow.  Schilling.  Schmitson.  Schwanthaler.  Thorwaldsen. 
Selleny.  Werner.  —  Ein  Convolut  Künstlerbriefe,  vornehmlich  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts:  Wilhelm  Busch.  Franz  Defregger.  Eduard  Grützner.  Ma.x  Klinger.  Ludwig 
Knaus.  Franz  Lenbach.  Gabriel  Max.  Adolf  Menzel.  Paul  Meyerheim.  Gustav  Schönleber. 
Anton  Seitz.  Karl  Stauffer-Bern.  Hans  Thoma.  Fritz  v.  Uhde.  Anton  v.  Werner.  Caspar  Zum- 
busch.  —  Ein  Convolut  Briefe  von  Kupferstechern  und  Radierern  des  18.  Jahrhunderts:  Samuel 
Amsler.  Friedr.  Wilh.  Gmelin.  Georg  Abraham  Hackert.  Christ.  Ludwig  v.  Hagedorn.  Johann 
Elias  Haid.  Johann  Jacob  Haid.  Christian  Haldenwang.  Karl  Ernst  Christoph  Heß.  Karl  Wil- 
helm  Kolbe.    Franz  und  Johann   Riepenhausen.    Christ.   Bernhard   Rode.    Johann  Georg  Wille. 

—  Christian  Daniel  Rauch  an  Quandt  in  Dresden.  Berlin.  1827.  April  25-  —  Josef  v.  Führich 
an  .  . .  ?    Wien.    1797-    Oct.  21. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Wappenbrief  des  Kaisers  Rudolf  11.  für  Alichael  Kron- 
nest.    Regensburg.    1594.    Juli  11.    Orig.    Perg. 

.*iutographen:  Thomas  Venatorius  an  Hieronymus  Baumgartner.  Rothenburg  o.  T.  1544. 
AprÜ  2.  —  Christoph  Arnold  an  Nicolaus  Rittershaus  in  Altdorf.  Nürnberg.  I650.  Juli  8.  — 
Johannes  Bissei  an  Nicolaus   Rittershaus  in  Altdorf.     Amberg.     1656.     Nov.  3. 

Braunschweigische  Stiftung.     Johannes  Gryphiander  an  Rem.   Helmstädt.    161 5.    März  1. 

Hohenzoliern-Stiftung.     Johannes   Neser:   Albumblatt.     Wittenberg.     1580.     Sept.  3. 

Witteisbacher  Stiftung.  Andreas  Lazarus  Imhof  an  .  .  .?  Sulzbach.  1685.  Juni  24.  — 
Paul  Joh.  Anselm  Feuerbach  an  seinen  Verleger.  München.  i8l4.  April  14.  —  Friedr.  Wilh. 
Josef  Schelling  an  König  Ludwig  I.  von  Bayern.     7  Briefe.     I830.     Aug.  18  bis  1845.     Oct.  16. 

—  Christian    Daniel    Rauch   an    König   Ludwig    1.    von    Bayern.     Berlin.    1832.   Oct.   20. 

BIBLIOTHEK. 

Auch  diesmal,  wie  in  unserem  vorigen  Hefte,  dürfen  wir  als  die  hervorragendsten  Erwerbungen 
des  letztverflossenen  Vierteljahres  eine  ganze  Anzahl  nach  ihrer  künstlerischen  Ausstattung  oder 
ihrem  historischen  Inhalt  größtenteils  bedeutender  Stammbücher  anführen.  Durch  die 
Versteigerung  der  berühmten  Stammbüchersammlung  des  bereits  1894  verstorbenen  Geheimrats 
Friedrich  Warnecke  bei  C.  G.  Boerner  in  Leipzig  am  2.  Mai  war  zu  wertvollen  Ergänzungen  und 
zum  Ausbauen  der  Sammlung  des  Germanischen  Museums  eine  Gelegenheit  gegeben,  wie  sie  ein 
zweitesmal  so  leicht  nicht  wiederkommen  wird:  und  gleichzeitig  wurde  dem  Museum  durch  das 
rasche  und  opferfreudige  Vorgehen  der  ehemals  ratsfähigen,  regierenden,  der  alten  Patrizier- 
familien Nürnbergs  in  dankenswertester  Weise  die  finanzielle  Handhabe  dargeboten,  um  sich 
einiger  der  kostbarsten,  insbesondere  auf  Nürnberg  bezüglichen  Schätze  auf  der  Boernerschen  Auk- 
tion versichern  zu  können. 


43 


Im  einzelnen  ist  von  dieser  Patrizierstiftunc;  beim  Kassenbericht  (S.  30  dieser  Nummer) 
lind  weiter  unten  (S.  50)  die  Rede.  Hier  sei  nur  der  hauptsächliciisten  Stücke,  die  mit  ihrer  Hilfe 
oder  mit  den  Mitteln  einijjer  anderer  Fonds  erworben  werden  konnten,  vorweg  in  Kürze  gedacht. 
Sehr  interessant  seinem  Inhalte  nach  ist  u.  a.  das  Stammbuch  des  Predigers  an  der  Spitalkirche 
zu  Nürnberg  Georg  Werner,  das  Einträge  von  Nikodemus  Frischlin,  Johann  Praetorius, 
Hans  Leo  Haßler  (eine  kleine  Komposition)  u.  s.  f.,  auch  ein  von  Melanchthons  Sohn  beglaubigtes 
Autograph  Luthers  enthält,  ferner  das  auch  künstlerisch  ausgestattete  Stammbuch  des  Ulrich 
Johann  Starck  (vgl.  Abb.  12)  und  dasjenige  des  Hieronymus  Kreß  mit  einer 
Einzeichnung  Wallensteins  aus  dessen  Altdorfer  Studentenzeit  (Abb.  13)  und  verschiedenen  Dar- 
stellungen aus  dem  Studentenleben  in  Aquarellmalerei  (Abb.  14).  Endlich  seien  noch  ein  paar 
inhaltsreiche  H  a  r  s  d  o  r  f  f  e  r  s  c  li  e  Stammbücher  (vgl.  Abb.  l  5  und  16),  sowie  die  des  Marcus 
Carl     T  u  c  h  e  r.     L  e  o  n  !i  a  r  d     G  r  u  n  d  ii  e  r  r ,      V  a  u  1  u  s     C  ii  r  i  s  t  o  p  h      G  u  g  e  1,      des 


Abb.  12.     Aus  dem  Ulrich  Joh.  Starck'schen  Stammbuch.     l().  Jaiirhundert. 


G  e  b  h  a  r  d  G  e  r  d  n  e  r,  eines  Altdorfer  und  dann  Jenenser  Studenten  mit  großem  Bekannten- 
kreise, des  Nürnberger  Theologen  F  r  i  e  d  r  i  c  ii  K  o  r  d  e  n  b  u  s  c  h,  des  Altdorfer  Studenten 
Georg  Dehler  (daraus  Abb.  17)  und  einiger  junger  Künstler  oder  Kunstbeflissener 
besonders  hervorgehoben.  Durch  diese  neue,  im  ganzen  25  Bücher  aus  dem  16.,  17.,  18.  und  be- 
ginnenden 19.  Jahrhundert  umfassende  Erwerbung  hat  die  Stammbüchersammlung  des  Ger- 
manischen Aluseums  eine  sehr  schätzenswerte   Bereicherung  erfahren. 


Geschenke. 

Angers.  L.  de  Farcy:  Ders.,  Histoire  et  description  des  tapisseries  de  la  Cathedrale 
d"Angers.  0.  J.  4.  —  Ders..  Monographie  de  la  Cathedrale  d'Angers.  Le  Mobilier.  1901.  2.  — 
Bayreuth.  Handelskammer  für  Oberfranken:  Jahresbericht  1910  1911.  8. 
—  Berlin.  K  g  1.  Akademie  des  Bauwesens:  H.  Volkmann,  Die  künstlerische  Ver- 
wendung des  Wassers  im  Städtebau.  1911.  2.  ^  K  g  1.  Bibliothek;  Jahresverzeichnis 
der  an  den  deutschen  Universitäten  erschienenen  Schriften.  Bd.  XXV.  1909/IO.  1911.  8.  — 
Berliner  Titeldrucke.     Verzeichnis  der  von  der   Kgl.   Bibliothek  zu   Berlin  und  den  preußischen 


44 


Universitätsbibliotheken  erworbenen  neueren  DriR-kschriften.  1910.  191 1.  8.  —  Berliner  Titel- 
drucke. Verzeichnis  der  von  der  KrI.  Bibliothek  zu  Berlin  und  den  preußischen  Universitäts- 
bibliotheken erworbenen  neueren  Druckschriften.  Orientalische  Titel.  19l<>.  1911.  8.  —  C  1  a  s- 
sen  &  Co..  G.  m.  b.  H.:  Franz  M.  Feldhaus,  Die  geschichtliche  Entwicklunj;;  der  Technik  des 
Lötens.  O.  J.  8.  —  G  r  o  ß  er  G  e  n  e  r  a  1  s  t  a  b:  Moltkes  militärische  Werke.  Bd.  i  V.  Kriegs- 
lehren. 2.  Teil.  Mit  Karten.  1911-  8.  —  G  e  n  e  r  a  1  v  e  r  w  a  1  t  u  n  g  der  K  g  1.  Museen: 
Jahrbuch  der  Kgl.  preuß.  Kunstsammlungen.  Beiheft  zum  3^-  Bd.  1911-  2.  —  K  g  1.  p  r  e  u  ß. 
K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m:  Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiete  des  Militär- Sanitätswesens. 
Heft  46/48.  1911.  8.  —  K  g  1.  p  r  e  u  ß.  M  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m  der  öffentlichen  A  r- 
beiten:  Zeitschrift  für  Bauwesen.  Heft  IV  bis  VI  des  Jahrganges  1911  nebst  Atlas.  1911-  2. 
—  Kgl.  preuß.  Ministerium  für  Handel  und  G  e  w  erbe:  Jahresberichte 
der  Kgl.  preuß.  Regierungs-  und  Gewerberäte  und  Bergbehörden  für  1910.  1911-  8.  —  Staats- 
sekretär des  Innern:  Der  Obergermanischraetische  Limes  des  Römerreiches.  34.  und 
35-  Lief.    1911.    4.    -  W  e  i  d  m  a  n  n  sehe  Buchhandlung:  L.  Bertalot,  Humanistisches  Studien- 


Abb.  13.     Eintrag  Wallensteins  in  das  Hieronymus  Kreß'sche  Stammbuch. 

Ende  des  16.  Jahrhunderts. 


heft  eines  Nürnberger  Scholaren  aus  Pavia  (1460).  1910.  8.  —  J.  Haller,  Papsttum  und  Kirchen- 
reform. Bd.  I.  1903.  8.  —  K.  Lamprecht,  Deutsche  Geschichte.  Bd.  VI,  1 X  u.  X  der  ganzen 
Reihe.  1907/10.  —  Ders.,  Histor.  Methode  und  histor.-akademischer  Unterricht  1910.  8.  —  Ders., 
Moderne  Geschichtswissenschaft.  2.  Aufl.  1909-  8.  —  Quellen  und  Forschungen  zur  alten  Geschichte 
und  Geographie.  Herausgegeben  von  W.  Sieglin.  22.  Heft.  1910.  8.  —  Quellenlesebuch  zur 
Kulturgeschichte  des  früheren  deutschen  Mittelalters.  Herausgegeben  von  W.  Jahr.  Teil  1  u.  11. 
1911-  8.  —  Bern.  Kant.  G  e  w  e  r  b  e  -  M  u  s  e  u  m:  42.  Jahresbericht  für  das  Jahr  1910. 
1911.  8.  —  Bielefeld.  V  e  1  h  a  g  e  n  &  K  1  a  s  i  n  g:  Ed.  Heyck,  Deutsche  Geschichte.  Bd.  I 
bis  111.  1905/06.  8.  —  Künstlermonographien  Nr.  71  u.  76.  1909.  Gr.  8.  —  Land  und  Leute. 
Monographien  zur  Erdkunde  Nr.  1 — 25.  1910.  Gr.  8.  —  Kulturgesch.  Monographien  Nr.  4.  1909. 
Gr.  8.  —  Monographien  zur  Weltgeschichte.  Nr.  6  u.  15-  1905  u.  1909-  Gr.  8.  —  A.  Rosenberg, 
Handbuch  der  Kunstgeschichte.  2.  Aufl.  Herausgeg.  von  H.  Rosenhagen.  1908.  8.  —  K.  Rubel, 
Die  Franken,  ihr  Eroberungs-  und  Siedelungssystem  im  deutschen  Volkslande.  1904.  8.  — 
Bonn.  Dr.  phil.  F.  Giemen,  Universitätsprofessor,  Provinzialconservator  der  Rheinprovinz: 
Berichte  über  die  Tätigkeit  der  Altertums-  und  Geschichtsvereine  .  .  .  der  Rheinprovinz.  Nr.  XV. 
1910.  1911.  8.  —  Derselbe,  Berichte  über  die  Tätigkeit  der  Provinzialkommission  für  die  Denk- 
malpflege in  der  Rheinprovinz  und  den  Provinzialmuseen  zu  Bonn  und  Trier.  XV.  Heft.  1910, 
191 1-    8.  —   Kommerzienrat    Friedrich    S  o  e  n  n  e  c  k  e  n:    Ders.,  Der  Werdegang  unserer 


—     45 


Schrift.  191 1.  2.  —  Braunschweig.  F  r  i  e  d  r.  V  i  e  \\  e  k  &  S  o  ii  n,  Verhij?:  Verlugskatalog 
von  Friedr.  Vieweg  &  Sohn  in  Braunschweig  1786 — 1911-  Herausges:.  :uis  Anlaß  des  125jährigen 
Bestehens  der  Firma  1911.  8.  —  Bremen.  Gustav  Winter,  Verlag:  W.  Heymann,  Das 
bremische  Plattdeutsch.  1909.  S.  —  H.  Hoops,  Geschichte  der  Börde  Lesum.  1909.  8.  — 
Budweis.  Stadt.  Museum:  Bericht  des  Verwaltungsausschusses  des  Museums- Vereines  für 
das  Jahr  1910.  1911.  8.  —  Buenos  Aires.  Deutscher  Lehrerverein:  Jahresbericht 
19IU/11.  1911.  8.  —  Cassel.  Magistrat  der  Residenzstadt:  Bericht  über  die 
Verwaltung  der  Stadt  im  Etatsjahr  1909-  1911.  4.  —  Casseler  statistische  Jahresberichte. 
1.  Jahrg.  (1908).  8.  —  Dresden.  K  g  1.  ö  f  f  e  n  t  1.  Bibliothek:  Jahresbericht  für  19K). 
1911.  8.  —  G  e  n  e  r  a  1  d  i  r  e  k  t  i  o  n  der  K  g  1.  Sammlungen  f  ü  r  Kunst  u  n  d 
Wissenschaft:  Mitteilungen  aus  den  sächsischen  Kunstsammlungen.  Jahrg.  i.  1910.  2.  — 
Kgl.  Baurat  E  d  m.  Müller:  Ders.,  Die  Federzeichnung  des  Triumphwagens  des  Kaisers  Ma- 
ximilian I.  von  Albrecht  Dürer.  S.-A.  1911.  2.  —  Drosendorf.  Franz  Kießling:  Kieß- 
ling-Obermaier,  Das  Plateauiehmpaläolithikum  des  nordöstlichen  Waldviertels  von  Niederöster- 
reich. S.-A.  1911.  Gr.  8.  —  „Roland",  Verein  niederösterr.  Altertumsfreunde:  Mitteilungen 
1911.    8.  —    Detroi.     K  n  u  d    Weif    Hanse  n:    Chronikblätter  der  Nachkommen  im  Mannes- 


Abb.  14.     Szene  aus  dem  Studentenleben.     Aus  dem  Hierou.  Kreß'schen  Stammbuch. 

Ende  des  16.  Jahrhunderts. 


stamm  des  Broder  Mumsen  zu  Bopslut  im  Nordstrande.  Bd.  1.  Nr.  30  u.  31.  1911-  4.  —  Er- 
langen. T  h.  Blaesings  Univ.-Buchhandlung:  L.  Göhring,  Führer  durch  die  Fränkische 
Schweiz  und  ihre  Vorberge.  7.  Aufl.  1911-  8.  —  Fr.  Naegle,  Einführung  in  die  Kunstgeschichte. 
111.  Aufl.  1910.  8.  —  Fr.  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur  bayerischen  Kirchengeschichte. 
Herausgeg.  von  Th.  v.  Kolde.  Bd.  XVII,  Heft  4.  1911.  8.  —  M  a  .\  M  e  n  c  k  e.  Universitäts- 
Buchhandlung:  E.  Fralbert,  Universitäts-Taschenbucii.  1911.  8.  —  Essen.  Firma  Friedr. 
Krupp,  A.-G.,  Gußstahlfabrik:  Friedr.  C.  G.  Müller,  Krupp's  Gußstahlfabrik.  0.  J.  2.  — 
Qlogau  a.  0.  Dr.  Rolf  Neu  mann:  Ders.,  Die  deutsche  Kriegsdichtung  von  1870/71.  Diss. 
1911-  8.  —  Godesberg.  F  e  r  d.  Jagenberg:  Ders.,  Familie  Jagenberg.  1.  Heft.  1911-  4. 
—  Gotha.  G  o  t  h  a  e  r  L  e  b  e  n  s  v  e  r  s  i  c  ii  e  r  u  n  g  s  b  a  n  k  auf  Gegenseitigkeit: 
82.  Rechenschaftsbericht  für  das  Jahr  19IÜ.  1911-  2.  —  Qreifswald.  Kgl.  Universität: 
Herm.  Schöne,  Galenus  de  partibus  artis  medicativae.  191 1.  8.  —  Halle.  Buchdruckerei  H  o  h- 
mann:  Archivalische  Bibliographie.  1908.  8.  —  Dr.  jur.  Walter  Mück:  Der  Mansfelder 
Kupferschieferbergbau  in  seiner  rechtsgeschichtlichen  Entwicklung.  Bd.  1  u.  II.  1910.  Gr.  8.  — 
Hamm.  Breer  &  T  h  i  e  m  a  n  n,  Verlag:  Frankfurter  zeitgemäße  Broschüren.  Bd.  XXX. 
Heft  5  u.  6.  1911.  8.  —  Harburg.  Handelskammer:  Jahresbericht  für  1910.  1911.8.  — 
Heidelberg.  Stadtrat  der  K  r  e  i  s  h  a  u  p  t  s  t  a  d  t:  R.  Sillib,  Führer  durch  die  städt. 
Sammlungen    in    Heidelberg.     1911.     8.  —  Dr.    phil.   Ascan     Westermann:     Ders.,    Ein 


—     46     — 

J.ihihuiuieit  ans  der  Gescliiclite  der  Fuiuilie  Zaiiiic;  nie  ister  1415  —  1521.  1911.  8.  —  Innsbruck. 
Wagn  ersehe  Universitütsbuchluindliing:  Beiträge  zur  Antiiropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte von  Tirol.  1894.  8.  —  Biderniann,  Die  ungarischen  Ruthenen,  ihr  Wohngebiet,  ihr 
Erwerb  und  ihre  Geschichte.  II.  Teil.  l.  Heft.  1867.  8.  —  Tirolische  Gescliichtsquellen.  Bd.  II 
u.  Ili.  1880  u.  1891-  8.  —  Das  Jagdbuch  Kaiser  Maximilian  I.  Herausgeg.  von  Mich.  Mayr. 
1901.  2.  —  Quellen  und  Forschungen  zur  Geschichte,  Literatur  und  Sprache  Österreichs  und 
seiner  Kronländer.  Bd.  Vi  — X.  1900/05.  8.  —  H.  Scherrer,  Soziologie  und  Entwicklungsge- 
schichte der  Menschheit.  Teil  1.  1905.  8.  —  Schmölzer,  Die  Fresken  des  Castello  del  Buon  Con- 
siglio  in  Trient  und  ihre  Meister.  1901.  8.  —  Ders.,  Die  Wandmalereien  in  St.  Joliann  im  Dorfe, 
St.  Martin  in  Campill  und  Terlan.  1888.  8.  —  Chr.  Schneller,  Innsbrucker  Namenbuch.  1905. 
8.  —  Ders.,  Tirolische  Namen.  I9ül.  8.  —  Ders.,  Tirolische  Namenforschungen.  1890.  8.  — 
H.  Semper,  Wandgemälde  und  Maler  des  Brixener  Kreuzganges.  I887.  8.  —  Fr.  Stolz,  Die  Ur- 
bevölkerung Tirols.  1892.  8.  —  K.  Zimmeter,  Führer  durch  die  Hofkirche.  1902.  8.  —  A. 
Zingerle,  Tirolensia.  Beiträge  zur  Volks-  und  Landeskunde  Tirols.  I898.  8.  —  Ders.,  Über 
Dom-  und  Stiftsschulen  Tirols  im  Mittelalter.  1896.  8.  —  Jena.  Eugen  D  i  e  d  e  r  i  c  h  s, 
Verlag:  Bettina  von  Arnim,  Goethes  Briefwechsel  mit  einem  Kinde.  Bd.  I  — III.  1906.  8.  — 
C.  Fr.  Arnold,  Die  Vertreibung  der  Salzburger  Protestanten  und  ihre  Aufnahme  bei  den  Glaubens- 
genossen. 1900.  8.  —  E.  Borkowsky,  Das  alte  Jena  und  seine  Universität.  1908.  8.  — 
Briefwechsel  zwischen  Schiller  und  Goethe.  1910.  8.  —  Meister  Eckeharts  Schriften  und  Predigten. 
Übersetzt  von  H.  Büttner.  Bd.  II.  1909.  —  Eckermann,  Gespräche  mit  Goethe  in  den  letzten 
Jahren  seines  Lebens.  Herausgeg.  von  A.  Bartels.  Bd.  1  u.  II.  7.  bis  9-  Tausend.  1908.  8.  — 
Hölderlin.  Ausgewählte  Briefe.  Herausgeg.  von  W.  Böhm.  191 0.  8.  —  Sören  Kiekegaard. 
Gesammelte  Werke.  Bd.  3,6,  7,  12.  1909/IO.  8.  —  O.  P.  Monrad,  Sören  Kiekegaard.  Sein  Leben 
und  seine  Werke.  1909.  8.  —  Lublinski,  Der  urchristliche  Erdkreis  und  sein  Mythos.  Bd.  1  u.  II. 
1910.  8.  —  Novalis  Schriften.  Herausgeg.  von  J.  Minor.  Bd.  I  — IV.  1907.  8.  —  Romantiker- 
Briefe.  Herausgeg.  von  Fr.  Gundelfinger.  1907.  8.  —  Schiller  und  Lotte.  Ein  Briefwechsel. 
Herausgeg.  von  Alex.  V.  Gleichen- Rußwurm.  Bd.  XII.  1908.  8.  —  Schleiermacher  Briefe.  1906. 
8.  —  P.  Schreckenbach,  Der  Zusammenbruch  Preußens  im  Jahre  1806.  1906.  Gr.  8.  —  Wolfg. 
Schultz,  Dokumente  der  Gnosis.  191O.  8.  —  H.  Schulz,  Schiller  und  der  Herzog  von  Augusten- 
burg in  Briefen.  1905.  8.  —  Carl  VogI,  Der  moderne  Mensch  in  Luther.  1908.  8.  —  Die  deut- 
schen Volksbücher.  Herausgeg.  von  R.  Benz.  ..Die  sieben  weisen  Meister"  und  „Historia  von 
Dr.  Johann  Fausten".  191 1.  8.  —  Das  Zeitalter  der  Renaissance.  Ausgewählte  Quellen  zur 
Geschichte  der  italienischen  Kultur.  Herausgeg.  von  Marie  Herzfeld.  I.Serie.  Bd.  I— III.  1910/II. 
8.  —  Karlsruhe.  Archivkommission  der  Haupt-  und  Residenzstadt: 
Chronik  für  das  Jahr  1909.  XXV.  Jahrg.  1911.  8.  —  Köln  a.  Rh.  Dr.  H  e  r  m.  K  e  u  s  s  e  n, 
Stadtarchivar:  Die  Autobiographie  des  Münsterschen  Domdechanten  Bernhard  von  Mallinckrodt. 
1635-  Herausgeg.  von  H.  Keussen.  1911.  8.  —  Kronstadt.  Burzenländer  sächsi- 
sches Museum:  Bericht  19O8— 10.  [1911]-  8.  —  Langenzenn.  Stadtpfarrer  Einfalt: 
Ders.,  Die  Geschichte  der  Stadt,  des  Klosters  und  der  Pfarrei  Langenzenn.  1910.  8.  —  Leipzig. 
C.  G.  B  0  e  rn  e  r,  Kunstantiquariat:  Stammbüchersammlung  Friedrich  Warnecke.  1911-  8.  — 
Fr.  W  i  1  h.  Grunow,  Verlag:  Der  Staatsbürger.  Heft  5— 8  des  Jahrganges  1911-  1911-  4. 
—  Bibliographisches  Institut:  O.  Hauser,  Weltgeschichte  der  Literatur.  Bd.  I 
u.  II.  1910.  Gr.  8.  —  Vogt  und  Koch,  Geschichte  der  deutschen  Literatur.  Bd.  1  u.  IL  3-  Aufl. 
1910.  Gr.  8.  —  Woermann,  Geschichte  der  Kunst  aller  Zeiten  und  Völker.  Bd.  III.  1911-  8.  — 
Insel-Verlag:  Brüder  Grimm,  Kinder-  und  Haus-Märchen.  Kl.  Ausg.  1825-  Neudruck. 
1911-  4.  —  Städtisches  Kunstgewerbemuseum:  Führer  durch  die  Spitzen- 
Ausstellung.  1911.  8.  —  F  r  i  e  d  r.  Meyers  Buchhandlung:  Antiquariats- Katalog  Nr.  100. 
1911-  8.  —  Veit  &  Comp.,  Verlag:  Caro,  Beiträge  zur  älteren  deutschen  Wirtschafts-  und 
Verfassungsgeschichte.  1905.  8.  —  R.  Eucken,  Der  Kampf  um  einen  geistigen  Lebensinhalt. 
2.  Aufl.  1907.  8.  —  Ders.,  Die  Lebensanschauungen  der  großen  Denker.  9-  Aufl.  1911-  8.  — 
Velhagen  &  Klasing:  Künstler-Monographien  Nr.  103:  H.  W.  Singer,  Julius  Schnorr 
von  Carolsfeld.  1911.  8.  —  Magdeburg.  C  r  e  u  t  z  sehe  Verlagshandlung:  M.  Modde,  Unser 
lieben  Frauen  Kloster  in  Magdeburg.  1911.  8.  —  Mannheim.  Dr.  R  ö  h  r  i  n  g,  Oberstabsarzt 
a.  D.:  A.  Kußmaul,  Aus  meiner  Dozentenzeit  in  Heidelberg.  Herausgeg.  von  V.  Czerny.  1903. 
8.  —  Die  Zweihundertjahrfeier  der  Kgl.  preuß.  Akademie  der  Wissenschaften  am  19-  u.  20.  März 


47     — 


1900.  [1900].  2.  —  Würth,  Album  der  Geschichte  des  Jalues  1848  in  Europa.  2.  Aufl.  0.  J.  4. 
—  Miltitz  b.  Leipzig.  Schimmel  &  Co.:  H.  Schelenz,  Zur  Geschichte  der  pharmazeutisch- 
chemischen Destilliergeräte.  1911-  8.  —  München.  Münchner  A  1  t  e  r  t  u  m  s  -  V  e  r  e  i  n: 
Zeitschrift  des  Münchner  Altertums- Vereins.  Neue  Folge:  XIX.  mit  XXII.  Jahrg.  1908/11. 
Festschrift  zum  25jährigen  Regierungsjubiläum  Sr.  Kgl.  Hoheit  des  Prinzregenten  Luitpold  von 
Bayern.  191 1.  2.  —  B  a  y  e  r  i  s  c  h  e  s  N  a  t  i  0  n  a  I  m  u  s  e  u  m:  H.  Buchheit,  Ausstellung 
altmünchner  Tafelgemälde  des  XV.  Jahrhunderts  im  Bayerischen  Nationalmuseum.  1909.  4.  — 
Deutsches  Museum:  Verwaltungsbericht  über  das  siebente  Geschäftsjahr  1909/IO.  [1911]- 
2.  —  Großkanzleramt  des  Kgl.  bayer.  Hausritterordens  vom  heil. 
Georg:  Mitgliederverzeichnis  des  Kgl  bayer.  Hausritterordens  vom  hl.  Georg  nach  dem  Stande 
vom  24.  April  1911.  [191 1].  8.  —  H  i  s  t.  M  u  s  e  u  m,  M  a  i  1 1  i  n  g  e  r  Sammlung  u  n  d 
M  o  d  e  1 1  -  S  a  m  m  1  u  n  g:  Hist.  Ausstellung  der  Stadt  München,  veranstaltet  aus  der  Maillinger 
Sammlung.  Der  zweiten  Gesamtvorführung  XI.  Serie  (XXXIV.  der  Gesamtfolge).  1911.  8.  — 
Lehr-    und  Versuchsanstalt   f  ü  r  P  h  o  t  o  g  r  a  p  hie.  Che  m  i  g  r  a  p  h  i  e,  Li  c  h  t- 


Abb.   15-     Aus  dem  Stammbuch  des  üeorg  Atidreas  Harsdorffer.     17.  Jahriunulert. 


d  r  u  c  k  und  G  r  a  v  ü  r  e;  Jahrbuch  1911-  l'H  1.  4.  —  J.  J.  L  e  n  t  n  e  r  sehe  Hofbuch- 
handlung: Lager- Katalog  VII:  Die  Haupt/und  Residenz/Statt  München.  Verzeichnis  einer 
Sammlung  von  Büchern  und  Bildern von  XV.  bis  XX.  Jahrh.  1911.  8.  —  Veröffent- 
lichungen aus  dem  kirchenhist.  Seminar  München.  III.  Reihe  Nr.  12:  A.  M.  Koeniger,  Drei 
„elende"  Heilige.  1911.  8.  —  Nürnberg.  Esc  0  f  i  e  r,  F  u  c  h  s  u  n  d  S  c  h  a  n  d  e  r,  Lehrer: 
Falk,  Gerold  und  Rother,  Lebensvoller  Geschichtsunterricht.  3.  Heft.  1.  Teil:  Die  römisch- 
germanische  Welt  des  Mittelalters.  1911.  8.  —  H  a  n  d  e  I  s  k  a  m  m  e  r:  Jahresbericht  für  1910. 
1911.  8.  —  Justizrat  M  e  r  z  b  a  c  h  e  r.  Rechstanwalt:  Ausstellung  von  Meisterwerken  der 
Renaissance  aus  Privatbesitz  in  München.  2.  Aufl.  [1901].  8.  —  Catalogo  esposizione  belle  arti, 
arte  sacra  antica,  mobili  e  ceramiche.  Como.  1899.  8.  —  Führer  durch  die  Thoma- Jubiläums- 
Ausstellung  1909  in  Karlsruhe.  1909.  8.  —  Genealogisches  Handbuch  der  lebenden  Raths-  und 
Gerichtsfähigen,  auch  einiger  andern  adeligen  Familien  zu  Nürnberg.  1.,  3.  u.  4.  Forts.  1800 
bis  1827.  8.  —  Jubiläums-Ausstellung  für  Kunst  und  Kunstgewerbe  in  Karlsruhe  1906.  8.  — 
Jubiläums-Ausstellung  von  Kunstwerken  des  19.  Jahrh.  aus  Karlsruher  Privatbesitz  im  Badischen 
Kunstverein.  19O6.  8.  —  A.  Löwenstimm,  Aberglaube  und  Strafrecht.  I897.  8.  —  B.  Otto, 
Der  Umsturz.  1896.  8.  —  Nürnberger  Medizinische  Gesellschaft  und  Poli- 
klinik: XXXII.  Jahresbericht  1910.  1911.  8.  —  Sitzungsberichte  1910.  1911.  8.  —  Röther 
&  Comp.:    J.  Mich.  Lange,    Kern  des  wahren  Christentums.    3.  Hauptteil.    1695.   8.  —  Stadt- 


—     48     — 

m  ;i  jr  i  s  t  r  ;i  t:  Festschrift  zur  EiiuvoihuiiR  des  Künstlerluiuses  /u  Nürnberg  ;ini  j.  Juli  1910. 
II.  Teil.  [1910].  2.  —  Geschäftsverteilung  in  Magistrat  und  Gemeindekollegiuni  der  Stadt  Nürn- 
berg vom  1.  Januar  1909  an.  O.  J.  8.  —  Fr.  Tr.  Schulz,  Beschreibung  der  stiidt.  Kunstsamm- 
lung 1909-  8.  —  Verwaltungsbericht  für  das  Jahr  1909.  1911.  8-  —  Voranschlag  für  den  Ge- 
meindehaushalt der  Stadt  Nürnberg  für  das  Jahr  1911-  [1910].  4.  —  S  o  p  h  i  e  Freifrau 
von  Stromer:  [G.  T.  Wilhelm,]  Unterhaltungen  aus  der  Naturgeschichte.  lSu4  ff.  8.  — 
Paderborn.  F  e  r  d.  Sc  ii  ö  n  i  n  g  h,  Verlag:  Quellen  und  Forschungen  aus  dem  Gebiete  der 
Geschichte.  XV.  Bd.  K.  H.  Schäfer.  Deutsche  Ritter  und  Edelknechte  in  Italien  während  des 
14.  Jaiiriiunderts.  2.  Buch.  1911.  8.  —  Potsdam.  Prof.  Schreiber:  Ders.,  Manuel  de  l'ama- 
teur  de  la  gravure  sur  bois  et  sur  metal  au  XVe  siecle.  V.  Tome.  2.  Partie.  1911-  8.  —  Regens- 
burg. Stadt.  B  a  u  s  c  li  u  1  e:  Jaiiresbericht  1910/T  1.  1911-  8.  —  J.  H  a  b  b  e  1,  Verlag: 
Literarischer  Anzeiger  der  Verlagshandlung  J.  Habbel  in  Regensburg  1911  Nr.  1.  1911-  2.  — 
Speyer.  Emil  Heuser.  Bahnverwalter  und  Hauptmanna.  D.:  Ders.,  Das  Rheingold  und 
die  Rheingoldmünzen.  S.-A.    191 1.   2.—  Straßburg.     J.   H.  E  d.    H  e  i  t  z:  Studien  zur  deutschen 


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Abb.  16.    Aus  dem  Stammbuch  des  Georg  Andreas  Harsdorffer.      17.  Jahrhundert. 


Kunstgeschichte.  Nr.  135:  G.  Pauli,  Barthel  Beham.  1911-  8.  —  Nr.  137:  P-  A.  Albert,  Der 
Meister  E.  S.  1911.  8.  —  Nr.  138:  H.  Fr.  Secker,  Die  frühen  Bauformen  der  Gotik  in  Schwaben. 
1911.  8.  —  Stuttgart.  Deutsche  Verlagsanstalt:  W.  Foerster,  Prinz  Friedrich  Karl 
von  Preußen.  Denkwürdigkeiten  aus  seinem  Leben.  Bd.  I  u.  II.  1910.  8.  —  J.  Baum,  Ulmer 
Kunst.  1911.  8.  —  Klassiker  der  Kunst  in  Gesamtausgaben:  XIV  (Memling),  XV  (Thoma), 
XVI  (Mantegna),  XVII  (Rethel),  XVllI  (Fra  Angelico).  1909/11-  Gr.  8.  —  F  e  r  d.  E  n  k  e, 
Verlag:  R.  Kohert,  Ein  Edelstein  der  Vorzeit  und  seine  kulturhistorische  Bedeutung.  191O. 
Gr.  8.  —  M.  Melamed,  Der  Staat  im  Wandel  der  Jahrtausende.  1910.  Gr.  8.  —  M.  Neuburger, 
Geschichte  der  Medizin.  Bd.  I  u.  II  1.  1906/11.  Gr.  8.  —  Strunz,  Geschichte  der  Naturwissen- 
schaften im  Mittelalter.  1910.  8.  —  W.  K  o  h  1  h  a  m  m  e  r:  Württembergische  Geschichts- 
quellen. Bd.  XII.  1911-  8.  —  K  g  1.  L  a  n  d  e  s  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k:  H.  Fischer,  Schwäbisches 
Wörterbuch.  27./33.  Liefg.  1909/1I.  Gr.  8.  —  Sulzbach.  J.  E.  v.  S  e  i  d  e  1  sehe  Buch- 
handlung: Sulzbacher  Geschäftskalender  1899  bis  1911.  2.  —  Kalender  für  katholische  Christen. 
1910  u.  1911.  [1909/10].  8.  —  Sulzbürg.  Dr.  M.  Weinberg,  Rabbiner:  Ders.,  Geschichte 
der  Juden  in  der  Oberpfalz.  Bd.  111.  1909-  8.  —  Treptow.  B  e  r  n  h.  Zack.  Verlag:  John 
Henry  Mackay,  Max  Stirner.  Sein  Leben  und  sein  Werk.  1910.  8.  —  Washington.  Librar> 
of  Congress:  Classification.  Class  N.  Fine  arts.  1910.  Gr.  8.  —  Smithsonian  In- 
stitution:    Annual   report  of  the  b<Kird   of  regents  of   the    Smithsonian    Institution.     1909- 


—     49 


1910.  8.  —  Wiesbaden.  Verhis;;  der  E)  i  e  t  z  c;  e  n  sollen  Philosopliie:  Prospectus.  Josef  Dietzgens 
sämtliche  Schriften.  101 1-  8.  —  Wien.  Erster  Wiener  Turnverein:  Jahresbericht 
über  das  50.  Vereinsjahr  1910.  1911.  8.  —  J.  L  ö  w  y,  Kgi.  Hofpiiotoijrapii:  Österreichische 
Kunstschätze.  Herausgeg.  von  W.  Suida.  Jahrg.  I.  Heft  3.  [1911]-  2.  —  Carl  W  i  1  h.  Stern, 
Verlag:  Ludwig  van  Beethovens  sämtliche  Briefe  und  Aufzeichnungen.  Herausgeg.  von  F.  Pre- 
linger.  Bd.  I  —  V.  l')07/ll.  8.  —  V.  Fleischer.  Fürst  Karl  Eusebius  von  Liechtenstein  als  Bau- 
herr und  Kunstsannnler  (K)!!— 84).  1910.  8.  —  Das  Kriegsjahr  1809  in  Einzeldarstellungen. 
Bd.  Vll:  Bartsch.  Die  Schill'schen  Offiziere.  1909.  8.  ^  Wien=Nußdorf.  K.  Adolf  Freih. 
B  a  c  h  o  f  e  n  von  E  c  h  t:  Ders..  Über  die  Zusammengehörigkeit  der  Familien  von  Bachoven 
und  von  Echt.  191 1.2.  —  Woifenbiittel.  Geh.  Archivrat  Dr.  Paul  Z  i  m  m  e  r  m  a  n  11:  Ders., 
Das  Haus  Braunschweig-Grubeniiagen.  191 1.4.  —  Wunsiedei.  F  i  c  h  t  e  1  g  e  b  i  r  g  s  -  V  e  r  e  i  n: 
Jahresbericht  des  Fichtelgebirgsvereins  für  1910.  1911.  8.  —  Wiirzburg.  Gurt  K  a  b  i  t  z  s  c  h, 
Verlag:    W.    Pinder,   .Vlittelalterliche    Plastik    Würzburgs.     loii.     8.   — 


Abb.  17.    Aus  dem  Stammbiicii  des  Georg  Dehler      1.    Hälfte  des  IS.  Jahrhunderts. 


A  n  k  ä  u  f  e. 
M.  Rmgniann.  (Philesius),  Passio  domini  nostri  Jesu  Ghristi.  15(i7.  Gr.  8.  —  Die  Brö- 
samlein.  Predigtbuch.  1517.  2.  —  Zwanzig  Sermonen  und  Predigtendes  16.  Jahrh.  1517.  2.  — 
Ain  hübsch  new  Lied/von  der  Judith/wie  sy  dem  Holofernes  das  Haupt  schlafendt  abgeschlagen 
hat.  [1532].  8.  —  G.  Aemilius.  Imaginuni  in  apoc;i!\psi  Johannis  descriptio.  [1540].  8.  —  J.  J. 
Boissard,  Vitae  et  icones  Snltanoruni  Turcicoruni,  Principuni  Persarum  etc.  1500.  4.  —  Sammel- 
heft eines  Unbekannten  mit  Stichen,  gemalten  Wappen  usw.  1''.,  17-  Jahrh.  Qu.  S.  —  Stanmibuch 
des  Andreas  Harsdorfer  mit  25  Einträgen  aus  Nürnberg,  Altdorf,  Venedig,  Padua,  Wien  usw. 
1672—77-  Qu.  8.  —  A.  E.  B.  V.  B.,  Ertz- Hertzogliche  Handgriffe  dess  Zirckels  und  Liniais  ... 
1698.  4.  —  Konvolut  Nürnberger  Stammbuchblätter  des  17-  unii  18.  Jahrh.  —  Stammbuch  des 
Theologen  Friedrich  Kordenbusch  aus  Nürnberg  mit  43  Einträgen.  1716— 19.  Qu.  8  —  Stamm- 
buch des  Altdorfer  stud.  phil.  Georg  Dehler  mit  81  Einträgen,  meist  aus  Altdorf.  1739 — 44. 
Qu.  8.  —  Stammbuch  des  Kunstbeflissenen  Georg  Christoph  Franz  mit  71  Einträgen,  meist 
aus  Nürnberg.  1761 — 85.  Qu.  8.  —  Stammbuch  des  F.  A.  Rachau  aus  Eutin  mit  84  Einträgen, 
meist  aus  Eutin  und  Kassel.  1766—94.  Qu.  8.  —  Nürnbergisches  allgemeines  Gesangbuch.  1778. 
8.  —  Stammbuch  des  Kandidaten  J.  C.  Baeumler  mit  21  Eintragungen  aus  Windsheim,  Altdorf 
und  Nürnberg.  1778/96.  Qu.  8.  —  Nürnbergisches  Stammbuch  mit  47  Einträgen.  1797—1816. 
Qu.  8.  —  Stammbuch  eines  unbekannten  jungen  Nürnberger  Millers  mit  56  Einträgen  aus  Nürn- 
berg.     1831—38.     Qu.  8. 


-      50     — 

Carlsche  Stiftung.  StanunbiKii  des  Uliicus  Joli;uiiies  Staivk  aus  Nürnberg  mit  02  Ein- 
trägen aus  Tübingen  und  Nürnberg.     1508— 71-     H- 

Korpsstudenten- Stiftung.  Stammbuch  des  Johannes  Heustein,  stud.  piiilos.  zu  Altdorf 
mit  129  Einträgen.  1626 — 30.  Qu.  8.  —  Stammbuch  des  Altdorfer  Studenten  Hieronymus 
Kayser  mit  158  Dedikationen  aus  Altdorf,  Nürnberg  usw.    1745—1767-    Qu.  8.  — 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Nie.  Revsnerus,  Avreolorum  emblematvm  liber  sin- 
gvlaris.  1591.  8.  —  Stammbuch  des  Joh.  Hieronymus  Oelhafen  von  Schöllenbach  aus  Nürn- 
berg mit  93  Einträgen.  1624—50.  Qu.  8.  —  Stammbuch  des  Hans  Ferd.  Speidl  von  und  zu 
Valtersdorf  auf  Neuhoffen  mit  123  Einträgen  aus  Nürnberg,  Leyden,  deni  Haag  und  Amsterdam. 
1642—53.  Qu.  8.  —  Leichenreden  auf  19  Bürger  und  Bürgerinnen  der  freien  Reichsstadt 
Schweinfurt.  1 710— 77.  Gr.  8.  —  Stammbuch  des  Paulus  Christoph  Gugel  von  Diepoldsdorf  mit 
95  Einträgen,  meist  aus  Altdorf.  1746—51.  Qu.  8.  —  Aus  der  Zeit  Maria  Theresias.  Tagebuch 
des  Fürsten  Johann  Josef  Khevenhüller-Metsch.  1742—76.  Herausgeg.  von  Rud.  Graf  Kheven- 
hüUer-Metsch  und  Hanns  Schlitter.  1758—59.  I9il.  8.  —  Rietstap,  Armorial  general.  Fase.  60. 
O.  J.  4.  —  Supplement  Fase.  X.  1911-  8.  —  Edw.  Frh.  v.  Hornstein- Grüningen,  Die  von 
Hornstein  und  von  Hertenstein.     Erlebnisse  aus  700  Jahren.    Teil  I.    [191  ij-  4. 

Mecklenburgische  Stiftung.  Stammbuch  des  Johannes  Grambs  mit  130  Einträgen  aus 
Rostock,  Leyden,   Straßburg  usw.     1645-51-    Qu.   8. 

Denkmäler  der  Heilkunde.  Stammbuch  des  stud.  phil.  et  med.  Gebhard  Gerdner  mit 
204  Einträgen.     1620  ff.     8. 

Patrizier- Stiftung  (s.  oben).  Stammbuch  des  Magisters  Georg  Werner,  Predigers  an  der 
Spitalkirehe  zum  Hl.  Geist  in  Nürnberg  mit  122  Einträgen  aus  Wittenberg,  Altdorf,  Leipzig,  Nürn- 
berg usw.  1580— 1608.  4.  —  Stammbuch  des  Hieronymus  Kreß  aus  Nürnberg  mit  97  Einträgen 
aus  Jena,  Altdorf  usw.  1597— 1600.  Kl.  8.  —  Stammbuch  des  Leonhard  Grundherr,  Studenten 
zu  Altdorf,  mit  68  Einträgen  aus  Altdorf  und  Heidelberg.  1616— 20.  8.  —  Stammbuch  des  Georg 
Andreas  Harsdorffer  mit  l6l  Einträgen,  meist  aus  Altdorf,  1637-45-  —  Stammbuch  des  Marcus 
Carl  Tucher  mit  76  Einträgen,  meist  aus  Nürnberg.  1 680— 88.  Qu.  8.  —  Stammbuch  eines  N.  N. 
Eisen  mit  88  Einträgen.     1816—29.     Qu.  8. 


—     51 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Deutschlands  mittelalterliche  Kunstdenkmäler  als  üeschichtsquelle  von  Oscar  D  o  e  r  i  n  g;. 
(  H  i  e  r  s  e  m  ;i  n  n  s  Ha  n  d  b  ü  eher  Bd.  VII).  Mit  1  \9  Textabhildunsen.  Leipzig,  Verlag 
\(in    Karl   W.   Hiersemann,    191(i.     414   S.   8. 

Unter  diesem  vieiverheit5enden  Titel  ist  ein  Buch  erschienen,  das  die  deutschen  Kunst- 
denkmäler des  Mittelalters  ,,als  eine  Gruppe  von  bisher  nicht  durchweg  genügend  beachteter, 
nicht  hinlänglich  ausgenutzter  Bedeutung"  als  historische  Quellen  zu  würdigen  und  zu  inter- 
pretieren sucht.  Ohne  eine  doch  nicht  erreichbare  Vollständigkeit  zu  erstreben,  kommt  es  dem 
Verfasser  dabei  nur  auf  die  Aufzählung  wichtigster  Dinge  an.  Demgemäß  ist  auch  die  Gruppierung 
des  Stoffes,  der  sich  in  die  Abteilungen  Baukunst,  Malerei  und  Plastik,  Angewandte  Kunst,  He- 
raldik und  Epigraphik  gliedert,  eine  vorwiegend  topographisch-registrierende,  derart,  daß  chrono- 
logisch-nrientierende  Textabschnitte  zu  einer  in  einzelnen  Anlagen  gegebenen  ungemein  fleißigen 
Materialsammlung  treten. 

Wenn  Doering  (S.  251)  als  Prinzip  ausspricht,  daß  es  nicht  auf  die  Betrachtung  von  Einzel- 
heiten, sondern  auf  die  Feststellung  der  aus  ihnen  sich  ergebenden  allgemeinen  Gesichtspunkte 
abgesehen  sei,  so  leuchtet  das  ohne  weiteres  ein,  nur  wundert  man  sich,  diesen  Fundamentalsatz 
erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  Buches  ausgesprochen  zu  finden,  wo  man  ihn  doch  von  Anfang  an 
in  möglichst  ergiebiger  Weise  und  seiner  ganzen  Bedeutung  nach  in  die  Tat  übersetzt  gewünscht 
hätte.  Das  ist  der  Punkt,  um  dessenwillen  die  vorliegende  Arbeit  manchem  eine  Enttäuschung 
bereiten  und  mehr  als  eine  Vorarbeit  denn  als  fertiges  Buch  erscheinen  dürfte.  Denn  man  muß 
von  einem  solchen,  noch  dazu  wenn  es  unter  einem  derartigen  Titel  auf  den  Markt  geworfen  wird, 
doch  verlangen  können,  daß  es  sich  nicht  nur  auf  der  Oberfläche  bewegt  und  sich  außer  einem 
Materialquantum  auf  gelegentliche  gute  Bemerkungen  beschränkt,  sondern  daß  es  auch  Problem- 
stellungen bringt  und  vor  allem  völlige  Vertrautheit  mit  der  einschlägigen  Spezialliteratur  erkennen 
läßt,  auf  der  sich  das  Ganze  aufzubauen  hätte.  Daß  in  den  .,Anlagen"",  für  die  peinlichste  Zuver- 
lässigkeit Erfordernis  gewesen  wäre,  sicii  neben  Unzulängliciiem  auch  manches  Unrichtige  findet, 
sei  nur  angedeutet.  Dr.    H.    R  e  i  f  f  e  r  s  c  h  e  i  d. 

UliTier  Kunst.  Im  Auftrage  des  Ulmer  Lehrervereins  herausgegeben  von  J  u  1  i  us  Bau  m. 
XXXll    Seiten   und   96  Tafeln.      Stuttgart   und    Leipzig.    Deutsche    Verlagsanstalt.      19n- 

Nicht  an  den  Kunstgelehrten,  wohl  aber  an  alle  die  Kreise,  die  Interesse  für  die  Kunst  der 
Vergangenheit  haben,  vornehmlich  aber  an  die  Bewohner  Ulms  selbst,  die  Belehrung  über  das 
reiche  Kunstschaffen  ihrer  Heimat  suchen,  wendet  sich  das  in  dankenswerter  Weise  vom  Ulmer 
Lehrerverein  herausgegebene  Büchlein,  dessen  kurzer,  aber  vorzüglich  orientierender  Text  aus  der 
Feder  des  Stuttgarter  Museumsbeamten  Dr.  Baum  der  prächtigen  Abbildungssammlung  Leben 
verleiht.  Wenn  ich  auch  bedauere,  daß  die  Baukunst,  die  erfahrungsgemäß  den  nicht  vorgebil- 
deten Kunstfreund  am  meisten  interessiert,  in  den  Abbildungen  unberücksichtigt  geblieben  ist, 
was  in  einer  Kunstgeschichte  Ulms  mit  seiner  großen  baukünstlerischen  Vergangenheit  besonders 
auffällig  erscheinen  muß,  so  erkenne  ich  docii  die  praktischen  Rücksichten  an,  die  dazu  drängten, 
wenigstens  für  die  Plastik  und  Malerei  einen  möglichst  erschöpfenden  Überblick  zu  geben.  Und 
dies  ist  in  der  Tat  gelungen,  denn  es  ist  möglich,  aus  diesem  kleinen  Büchlein  die  großen  Meister 
Ulms  wirklich  kennen  zu  lernen:  Multscher,  Schüchlin,  Zeitblom,  Schaffner  und  Syrlin,  sie  alle 
sind  mit  ihren  trefflich  reproduzierten   Hauptwerken  vertreten. 

Der  Text,  der  erfreulicherweise  rein  historisch  gehalten  ist,  und  streng  alle  subjektiv-ästhe- 
tischen Räsonnements  vermeidet,  verrät  den  vorzüglichen  praktischen  Kenner  der  schwäbischen 
Kunst;    die  Vortragsform  ist  flüssig  und  dem  beabsichtigten  Zweck  völlig  entsprechend.     Es  wäre 


—     52     — 

sehr  erfreulich,  wenn  auch  in  anderen  Orten  mit  künstlerischer  VertrauKenlieit  dem  ijuten  Bei- 
spiel des  Ulmer  Lehrervereins  gefolgt  würde.  Gerade  derartige  reichillustrierte  Abbildungswerke 
mit  gefälligem  Text  tragen  mehr  als  alles  Andere  dazu  bei,  die  Liebe  zur  Heimat  und  das  Verständ- 
nis ihrer  künstlerischen  Vergangenheit  zu  heben  und  zu  fördern.  W.   J. 

Meyers  großes  Konversationslexikon.  Sechste  gänzlich  neu  bearbeitete  und  vermehrte  Auf- 
lage. Bd.  XXII.  Jahres-Supplenient  1909— 1910.  Leipzig  und  Wien.  Bibliographisches 
Institut.      1010     Lex.   8. 

Der  neue  Ergänzungsband  zu  Meyers  großem  Konversationslexikon  bringt  einen  abermaligen 
Fortschritt  des  großen,  so  rasch  beliebt  gewordenen  Werkes.  Es  muß  als  ein  glücklicher  Gedanke 
bezeiclinet  werden,  daß  man  zwischen  den  in  Abständen  von  mehreren  Jahren  veranstalteten 
Neuauflagen  des  Gesamtwerkes  von  Jahr  zu  Jahr  einen  Ergänzungsband  zur  letzten  Auflage  er- 
scheinen läßt.  Einerseits  werden  die  Ausfüllung  der  sich  notwendig  ergebenden  Lücken  und  die 
Übersicht  über  die  Fortschritte  unseres  Wissens  und  Könnens  durch  diese  Maßnahme  erleichtert, 
anderseits  ist  bei  einer  Neuauflage  des  Gesamtwerks  für  eine  tiefere  Gründlichkeit  und  höhere  Zuver- 
lässigkeit Gewähr  geleistet.  —  Aus  der  Fülle  des  in  diesem  Bande  Gebotenen  heben  wir  einige 
besonders  hervorragende  Artikel  hervor:  moderne  Brunnen,  moderne  Bucheinbände,  deutsche 
Dichter  der  Gegenwart,  Geld  und  Wertmesser  der  Naturvölker,  weibliche  Handarbeiten,  Luft- 
schiffahrt, Motorwagen,  geologische  Karte  von  Rheinland  und  Westfalen,  Spiele  und  Spielzeuge 
der   Naturvölker,  Telegraphie  und   Signale  der  Naturvölker  u.   a.  m. 

Ellwanger  Jahrbuch.  Ein  Volksbuch  für  Heimatpflege  im  Virngrund  und  Ries.  191I. 
Herausgegeben  vom  Geschieht  s-  und  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n  Ell  w  a  n  g  e  n  in  Ver- 
bindung mit  dem  L  a  u  c  h  h  e  i  m  e  r  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s-  und  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n.  Verlag 
von    Franz   B  u  c  h  e  r.     Druck  der   Ipf-  und   Jagstzeitung.      Ellwangen.      136  S.     cS. 

Mit  großer  Pünktlichkeit  hat  dem  ersten  Ellwanger  Jahrbuch,  das  wir  im  vorigen  Jahre 
anzeigen  konnten,  der  nicht  minder  stattliche  und  reichhaltige  11.  Jahrgang  folgen  können:  ein 
erfreuliches  Anzeichen  des  fortschreitenden  Interesses  breiterer  Bevölkerungsschichten  an  den 
Arbeiten  der  lokalen  Geschichtsforschung.  An  .»Vorträgen  und  Abhandlungen"  bietet  der  neue 
Band  zunächst  u.  d.  T. :  .,Aus  der  Vorzeit  des  Ellwanger  Bezirks"  zwei  Fundberichte  und  eine 
recht  beachtenswerte  Darlegung  ,,Über  Ausgrabungstätigkeit  im  allgemeinen"  aus  der  Feder  des 
K.  Landeskonservators  in  Stuttgart,  Professor  Dr.  P.  Gößler.  Nach  ihm  setzt  Pfarrer  D.  Dr. 
G.  Bossert  seine  wertvollen  historischen  Untersuchungen  über  die  Gründung  des  Klosters  E.  fort. 
Auf  die  treulich  geführte  Jahres-Chronik  folgen  wieder  nach  den  Sammelrubriken  des  1.  Heftes 
zusammengefaßte  kleinere  Arbeiten,  vorerst  die  wohleingeführte  Abteilung  der  ,,  Kleinen  Beiträge 
zur  Heimatkunde"  mit  Alt-tllwanger  Erinnerungen;  daneben  zwei  .Artikel  zur  Denkmalkunde, 
kleine  Mitteilungen  zur  Baugeschichte,  ,, Gedenkblätter",  unter  denen  der  anziehende  Beitrag  von 
Pfarrer  Stadelmann-Adelmannsfelden  zum  Gedächtnis  des  hundertsten  Todestags  der  Franziska 
von  Hohenheim  (S.  65 — 70)  hervortritt  usw.  Von  dem  übrigen,  mit  diesen  Angaben  lange  nicht 
erschöpften,  abwechslungsvollen  Inhalt  des  Jahrbuchs  soll  wenigstens  noch  der  Geschichte  der 
1614  als  Hexe  verbrannten  Gegenschreiberin  Magdalena  Weixler  (S.  79—85)  gedacht  sein,  die  Dom- 
kapitular  Fr.  Laun  (Rottenburg)  aus  den  Akten  der  Ellwanger  Hexenprozesse  im  Kgl.  Staats- 
filialarchiv in   Ludwigsburg  berichtet. 

Zahlreiche  Abbildungen  schmücken,  wie  den  ersten,  so  auch  diesen  zweiten  Band,  des  nicht 
nur  für  die   Ellwanger  Geschichtsfreunde  bedeutsamen   Unternehmens. 

Die  kirchlichen  Zustände  in  Deutschland  vor  dem  dreißigjährigen  Kriege  nach  den  bischöf- 
lichen Diözesanberichten  an  den  heiligen  Stuhl.  V(in  Dr.  Joseph  Schmidlin,  Privatdozent  an 
der  Universität  Münster  i.  W.  I.  Teil:  Österreich.  II.  Teil:  Bayern.  III.  Teil:  West-  und  Nord- 
deutschland. [Erläuterungen  und  Ergänzungen  zu  Janßens  Geschichte  des  deutschen  Volkes. 
Herausgegeben  von  Ludwig  P  a  s  t  o  r.  VII.  1 — 6].  Freiburg  i.  B.  H  e  r  d  e  r  s  c  h  e  V  e  r  1  a  g  s- 
b  u  c  h  h  a  n  d  I  u  n  g.      1908  und    lOl"-      LXVIII   und   188,   166,  254  S.     8. 

Schmidlin  erschließt  mit  dem  vorliegenden  Werke  eine  bisher  schwer  zugängliche  und  des- 
halb fast  völlig  unbekannt  gebliebene  Gruppe  von  Quellen  zur  Geschichte  der  sogenannten  Gegen- 


—     53     - 

reform;ition  in  Deutschland.  Es  handelt  sich  um  die  Relationes  Status  ecclesiarum  oder  Bistums- 
berichte, welche  die  Bischöfe  auf  Grund  einer  Bulle  des  Papstes  Sixtus  V.  vom  Jahre  1585  in  be- 
stimmten Zeiträumen  einzureichen  verpflichtet  waren.  Sie  sind  zum  weitaus  größten  Teile  im  Ar- 
chive der  Konzilskongregation  im  Vatikan  aufbewahrt.  Zweifellos  sind  diese  Berichte  für  die  Ge- 
schichtsforschung von  beträchtlichem  Werte.  Es  muß  deshalb  dem  Bearbeiter  dankbar  vermerkt 
werden,  daß  er  keine  Mühe  gescheut  hat,  diese  Quelle  zugänglich  zu  machen.  —  In  einer  allgemein 
orientierenden  Einleitung  verbreitet  sich  Seh.  über  den  Wert  der  Relationen  als  Geschichtsquellen, 
über  die  Publikationsmethode  und  über  den  Fundort  der  Quellen.  Zwei  weitere  Kapitel  handeln 
über  die  Geschichte  der  Visitatio  liminum  und  der  Relatio  status,  sowie  über  die  Lage  und  den 
Aufschwung  der  katholischen    Kirche  im  damaligen   Deutschland. 

In  drei  Doppelheften,  welche  die  Teile  Österreich,  Bayern  und  West-  und  Norddeutschland 
umfassen,  schildert  der  Verfasser  die  kirchlichen  Zustände  in  Deutschland.  Er  schließt  sich  in 
seinen  Ausführungen  aufs  Engste  an  die  bischöflichen  Berichte  an  und  beschränkt  sich  im  all- 
gemeinen auf  eine  sachlich  oder  chronologisch  geordnete,  aber  inhaltlich  genau  übereinstimmende 
Wiedergabe  derselben  in  freier  Form.  Erläuterungen  und  Ergänzungen  sind  in  Anmerkungen  ge- 
geben. Seh.  will  also  nicht  eine  quellenmäßige  Darstellung  der  kirchlichen  Zustände  in  Deutsch- 
land vor  dem  dreißigjährigen  Kriege  geben.  Er  vermittelt  uns  vielmehr  die  Schilderung  der  Lage 
in  den  einzelnen  Diözesen  durch  den  Mund  der  Bischöfe,  gibt  aber  seine  abweichenden  Ansichten 
und  Ergebnisse  in  begleitenden  Anmerkungen.  Der  vorliegende  Stoff  ist  in  angenehmer  und  zu- 
gleich sorgfältiger  Form  hergerichtet,  frei  von  dem  I^allast  sprachlicher  wie  textlicher  Verschroben- 
heiten. —  Die  bischöflichen  Berichte  sind  als  Quellen  gewiß  hoch  einzuschätzen.  Sie  enthalten 
eine  große  Fülle  von  wichtigen  Aufschlüssen  nicht  nur  zur  Kirchen-  und  Religionsgeschichte,  son- 
dern auch  zur  Kultur-,  Reichs-  und  Lokalgeschichte.  Am  besten  unterrichten  sie  uns  über  den 
traurigen  Verfall  der  katholischen  Kirche  in  Deutschland  und  über  die  Bestrebungen  des  Klerus 
und  der  Fürsten,  dem  Katholizismus  seine  frühere  Macht  wieder  zu  gewinnen  und  den  durch  und 
durch  kranken  Körper  des  katholischen  Klerus  zur  sittlichen  und  geistigen  Gesundung  zu  führen. 
Sie  werden  jedoch  an  manchen  Stellen  nur  mit  Vorsicht  benützt  werden  dürfen,  da  sie  von  per- 
sönlicher und  tendenziöser  Färbung,  je  nach  der  Stellung  des  Berichterstatters  zu  seiner  Diözese, 
zu  seinem   Klerus  und  zum  hl.   Stuhle,  nicht  frei  bleiben  konnten.  N. 

Sämtliche  Werke  des  Freiherrn  Joseph  von  Eichendorff.  Historisch-kritische  Aus- 
gabe. In  Verbindung  mit  Philipp  August  Becker  herausgegeben  von  Wilhelm  K  os  c  h  und 
August    Sauer.     Regensburg.     Verlag  von  J.   H  a  b  b  e  1. 

11.  Band:  Tagebücher.     (1908.) 

12.  Band:   Briefe  von  Eichendorff.     (1910.) 

13.  Band:   Briefe  an  Eichendorff.     (1910.) 

Der  Verlag  hat  sich  das  besondere  Verdienst  erworben,  die  erste  wirklich  kritische  Gesamt- 
ausgabe der  Werke  des  letzten  deutschen  Romantikers  veranstaltet  und  die  Namen  zweier  vorzugs- 
weise berufenen  Germanisten  mit  dem  außerordentlich  dankenswerten  Unternehmen  verknüpft 
zu  haben.  Zuerst  erschienen  ist  der  von  Professor  Kosch  besorgte  11.  Band  mit  den  Tage- 
büchern des  Dichters,  die,  abgesehen  von  den  z.  T.  allerdings  bedeutenden  Lücken,  die  Jahre 
1798 — 1812  umspannen  und  als  schätzbares  Quellenwerk  für  die  Ergründung  des  Lebens-  und  Ent- 
wicklungsganges Eichendorffs  natürlich  nicht  fehlen  durften.  Daß  im  Nachlasse  des  Dichters  auch 
ältere  Tagebücher  sich  vorfinden,  war  der  literarischen  Welt  seit  1898  nicht  unbekannt.  H.  A. 
Krüger  hatte  die  Jugendtagebücher  der  Jahre  1800 — 1817,  von  denen  ihm  freilich  nur  eine  unvoll- 
ständige Abschrift  vorlag,  für  seine  Dissertation  ,,Der  junge  Eichendorff"  herangezogen  und  im 
Auszuge  publiziert.  Weiterhin  (1907)  hatte  der  fleißige  schlesische  Lokalhistoriker  Alf.  Nowack 
die  ,,Lubowitzer  Tagebuchblätter  Joseph  v.  Eichendorffs"  und  im  gleichen  Jahre  —  wieder  an 
der  Hand  der  Tagebücher  —  die  ,, Fahrten  und  Wanderungen  der  Freiherren  Joseph  und  Wilhelm 
von  Eichendorff"  herausgegeben.  Den  gemeinsamen  Bemühungen  des  Herausgebers  und  der 
Familie  von  Eichendorff  (insonderheit  des  Hauptmanns  Frhrn.  Karl  von  Eichendorff  in  Wiesbaden) 
ist  es  nun  gelungen,  alle  erhaltenen  Teile  der  Tagebücher  wieder  zusammenzubringen. 

Meist  sparsam  in  Worten  und  knapp  im  Ausdruck  nach  Art  der  Tagebücher  Goethes  und 
Uhlands  verlassen  jene  doch  wieder  des  öfteren  ihre  Zurückhaltung  und  bringen  dann  manche  gute 


—     54     — 

Beobachtung  oder  lebendige  Schildeiungi'ii  von  Personen.  Orten  und  hingen.  So  erhallen  wir 
Einblick  in  das  adelige  Leben  auf  dem  Eiciiendorffschen  Stamnisit/.e  Luliowit/.  und  den  anderen 
nahegelegenen  Faniilienbesitzungen  (Theaterbesuch.  Bälle,  Schlittenfahrten,  Wanderungen,  Jugend- 
streiche), in  die  Studienzeit  im  Breslauer  Konvikt  und  in  Halle  und  bekommen  l)enk\vürdigkeiten 
einer  Harzreise,  der  Aufenthalte  in  Hamburg,  Heidelberg  (Görres  und  Brentano!)  und  Berlin  /.u 
lesen.  Der  Inhalt  befriedigt  vor  allem  den.  der  die  Sittengeschichte  um  l.Soo  und  der  ersten  Jahr- 
zehnte des  IQ.  Jahrhunderts  an  der  Quelle  studieren  will.  Über  das  dichterische  Werden  und 
Schaffen  Eichendorffs  verraten  diese  Aufzeichnungen  leider  zu  wenig.  Alit  den  Tagebüchern 
Hebbels  und  Uhlands  halten  sie  keinen  Vergleich  aus. 

Der  Band  ist  mit  einer  kurzen  literarischen  Würdigung,  erläuternden  Anmerkungen  und 
gutem  Register  versehen.  Geschmückt  ist  er  mit  dem  Porträt  des  Dichters  nach  der  Kopie  eines 
Miniaturbildnisses  von  Raabe  aus  dem  Jahre  1809  (Tagebücher  S.  233)  und  weiteren  Porträts, 
etlichen   Karikaturen  und   Faksimilebeilagen. 

Der  Briefwechsel  Eichendorffs  setzt  an  Stelle  der  Tagebücher,  die  allzubald  ab- 
brechen, das  Ouellenwerk  seines  Lebens  fort.  In  den  Bänden  12  und  13  der  Gesamtausgabe  sind 
alle  dem  Herausgeber  erreichbaren  Briefe  von  und  a  n  Eichendorff  vereinigt.  Im  Verhältnis 
zu  dem  Alter,  das  Eichendorff  erreicht  hat  (er  starb  69jährig)  mag  die  mit  vielseitiger  Unterstützung 
gemachte  Ausbeute  verhältnismäßig  klein  erscheinen:  über  die  Zahl  von  202  Briefen  Eichendorffs 
war  nicht  hinauszukommen.  Dieser  war  eben  alles  mehr  als  ein  Freund  des  Briefschreibens,  wie 
er  das  zuweilen  auch  wohl  unverhohlen  bemerkt.  Der  Inhalt  der  Briefe  erzählt  nicht  allzuviel 
von  Eichendorffs  poetischer  Produktion,  sehr  viel  mehr  schon  von  seines  Lebens  Arbeit  und  Mühe, 
von  seinem   Berufsleben,  auch  von   Familien-  und   Geldsorgen. 

Von  bedeutenderen  Stücken  enthält  diese  Briefsammlung  ein  Schreiben  (undatierter  Ent- 
wurf, vielleicht  von  1810)  an  Gl.  Brentano  (Nr.  200),  ein  solches  an  Jos.  v.  Görres  (1828:  Nr.  24) 
und  einen  Brief  an  Adalbert  Stifter  (1853: 117)-  Unter  den  139  Briefendes  13.  Bandes  a  n  Eichendorff 
sind  u.a.  die  Namen  Brentano  (1838?:  137),  Görres  (18O8:  1),  Paul  Heyse  (1855:  112)  und  Franz 
Kugler  (1850:  101)  vertreten.  Die  beiden  Briefbände  sind  mit  gediegenen  Anmerkungen  versehen, 
die  (für  die  vorkommenden  Persönlichkeiten)  alle  erreichbaren  biographischen  Nachweise,  die 
nötigsten  Sacherklärungen  und  sachdienliche  Verweisungen  auf  den  Text  der  Tagebücher  auf- 
genommen haben.  Der  2.  Band  ist  außerdem  mit  wertvollen  Spezialregistern  zu  12  und  13  ver- 
sehen worden. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.   E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  rSürnberg. 


1911.  Nr.  3. 


Juli— Septemtaer. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUAIS. 

PERSONALIEN. 

Am  15-  August  ist  der  Kustos  bei  den  tcunst-  und  kulturgeschichtlichen  Sammlungen 
Dr.  Walter  J  o  s  e  p  li  i  aus  dem  Verbände  des  Germanischen  Museums  ausgeschieden.  Er 
wird  am  1.  Oktober  seine  neue  Stelle  als  Direktor  des  Großherzoglichen  Museums  zu  Schwerin, 
zu  der  er  bereits  vor  Jahresfrist  berufen  wurde,  antreten. 

STIFTUNGEN. 

Der  am  17.  September  1911  zu  Nürnberg  verstorbene  Privatgelehrte  Georg  Meier 
hat  das   Museum  mit   einem  Legat  von  1000  M.  bedacht. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

An  die  Spitze  derselben  dürfen  wir  Se.  K  ai  se  rl  iche  un  d  Königliche  Hoheit  den 
Kronprinzen  des  Deutschen  Reichesund  von  P  reu  ßen  stellen,  welcher  für  die  Hohen- 
zollern- Stiftung  einen  Jahresbeitrag  von  100  M  zu  bewilligen  geruhte. 

Ferner  wurde  bewilligt: 

Von  Vereinen  :  Nürnberg:  Fränkischer  Schützenbund  (Zinmierstutzen)  10  ./^ ;  Sängerkreis 
Nürnberg  10  ii;  Uhrmacher- Verein  6  M;  Verband  Deutscher  Kunstgewerbezeichner,  Ortsgruppe 
Nürnberg  10  M;  Verein  der  Magistratsbeamten  Nürnbergs  20  M;  Verein  ,, Deutsche  Waffen- 
brüder" 10  JC;    Zentral-Verband  der  Einjährig-Berechtigten  in  Bayern  (E.  V.)  20  .« 

Von  militärischen  Korporationen:  Straßbiirg:  Kgl.  Sachs.  6.  Infanterie- Regiment  Nr.  105 
,. König  Willielm  von  Württemberg"   15   .li 

Von  Privaten:  Alzey.     K.    Becker,    Oberleiirer  2  .Ä ;  Apolda.  H.  Seidel,  Bürgerschullehrer, 

2  M.;  Arnstadt.  Bachmann,  Assessor  1  Ji;  Biditz,  Amtsgerichtsrat  1  .#;  Dr.  Cämmerer.  Ober- 
lehrer 1  Ai;  Dr.  Keil,  Oberlehrer  1  M;  Rahm,  Hofzahnarzt  1  M;  Dr.  Taubert,  Oberlehrer  1  Ji; 
Augsburg,  stud.  rer.  nat.  Julius  Geiger  3  Ji  ;  Baden-Baden.  Frau  Rentierswitwe  Dr.  Ludw.  Kann  10 Ji; 
Bremen.  Paul  Barckhan,  Kaufmann  10  Ji;  Dr.  Gustav  Pauli,  Direktor  der  Kunsthalle  3  Ji;  Oskar 
Rohte,  Kaufmann  10  Ji;  Bruchsal.  Hermann  Bürck,  Bäckermeister  1  Ji;  Bernhard  Geisler,  Kauf- 
mann 1  Ji;  Eduard  Hartmann,  Kaufmann  1  Ji;  Jos.  Moser,  Kaufmann  \  JL;  Wilh.  Werthammer, 
Kaufmann  1  Ji;  Julius  Wertheimer,  Kaufmann  1  Ji;  Charlottenburg.  Dr.  Oskar  Mulert  10  Ji; 
Cöln  a.  Rh.  O.  Geyer  3  M ;  Duisburg.  H.  Gißke,  Direktor  10  Ji ;  Durlach.  Dr.  Birnmeyer,  prakt.  Arzt 
10  Ji ;  Dr.  Ettlinger,  Fabrikant  6  Ji  ;  Eduard  Merton.  Gutsbesitzer  10  Ji ;  Schütter,  Stadtpfarrer  3  Ji ; 
Düsseldorf.  Wilhelm  Schleicher  3  .ff- :  Emden.  I.  H.  Schulte,  Konsul  10  JI;  Erlangen.  Julius 
Vogel.    Reallehrer  3  .ff, ;   Eßlingen.    Eugen   Merkel,  Fabrikant  20  ii;  Frau  Marianne  Maier- Leibnitz 

3  Ji;  Meyer-llschen,  Verlagsbuchhändlerin  Stuttgart 3  Ji;  Feuchtwangen.  Friedr.  Zinck.  K.  Bezirks- 
tierarzt 2  Ji ;  Fürth.  Dr.  Alfred  Heilbronn  3  Ji ;  Gustav  Kießling  2  Ji ;  Graf  und  Gräfin  Lu.xburg  3  Ji ; 
Hamburg.  Professor  Justus  Brinckmann,  Museumsdirektor  20  iJ ;  Erwin  Speckterin  Bergedorf- Ham- 
burg 5  Ji;  Heidelberg.  Dr.  Bauer,  Professor  10  Ji;  Horb.  Scholderer,  Bezirksnotar  1  Ji;  Kassel. 
Dr.  Blanckenhorn,  Oberregierungsrat  3  Ji;  Kammerherr  Graf  von  Bylandt  Baron  zu  Rheydt,  Inten- 


—    56    - 

d.int  der  Kgl  Schauspiele  5  .«;  Franke,  Hofzaliiuuv.t  3  ./t;  Hüliii.  Hol'-Biicli-  uiui  Kunsthändler 
3  Ji :  Gnißhändler  Fritz  Köhler,  Mitglied  der  Handelskammer  10  M;  Dr.  Lohmann,  Hofzahnarzt 
3  .(( :  Scherb,  Amtsiiericlitsrat  3  ./( ;  Volli;old.  Eiseiibahndirektions-Präsident  3  .#;  Dr.  von  Wild, 
Sanitiitsrat  3  .>t;  Lauterbach,  Kissel,  Postmeister  3  .«;  Scheer,  Rechtsanwalt  3  .W ;  Leipzig. 
A\anfred  Scherffitr,  Verlagsredakteur  3  .K:  Leitmeritz.  Franz  Friedrich,  Buchliiindler  2  Kr.:  Fer- 
dinand Ries,  K.  K.  Notar  a.  D.  2  Kr.;  Lohr.  Scliniidt,  Kgl.  Notar  2  M;  Ludwigshafeii.  Dr.  Lichten- 
Ivrger.  Rechtsanwalt  3  ,f(-:  Dr.  Scliunck  3  Ji;  Maikammer  (Pfalz)  Aug.  Ullrich,  Direktor 
5  JL;  Marburg.  Dr.  pliil.  Wolf  von  Ulnwerth  3  .W;  Mülheim  a.  Rh.  Fabrikbesitzer  Christoph 
Andreae  20  Jl ;  Mülheim  a.  Ruhr.  Weyhenmeyer,  Kommerzienrat  20  .|{ ;  München.  Df.  Walther 
von  Hofmann  20  ,/{ ;  Dr.  Kurt  Leuchs  10./(;  München^Gladbach.  Hermann  Buscii  3Ji;  Emil  Peltzer 
3  .H ;  Nürnberg.  Henry  Byron  3  Ji:  Albert  Correll.  Kgl.  Oberlandesgerichtsrat  3  Ji;  Gasmotoren- 
fabrik Deutz  —  Zweigniederlassung  Nürnberg  —  100  JI;  Freiherrl.  Haller  von  Hallerstein'sches 
Gesamtgeschlecht  (bisher  10  .«)  jetzt  25  Ji  ;  stud.  theol.  Kurt  Halbach  3  Ji  ;  Dr.  med.  Julius  Herbst, 
prakt.  Arzt  und  Spezialarzt  5  Ji;  Else  JaskoUa,  Lehrerin  an  der  Kgl.  Kunstgewerbeschule  3  Ji; 
Georg  Kunzer  3  Ji  •  Georg  Mattheus  3  -ü ;  A.  Michahelles,  Pfarrer  3  Ji ;  Dr.  A.  Ortweiler  3  M ; 
David  Rauh.  Pechfabrik  10  M;  Rüll.  Bahnverwalter  3  ,Ä;  Else  Schneedhelm  3  M;  J.  K.  Sprügel, 
Schreinermeister  3  Ji ;  Eleonore  Treutlin  3  JL;  Tschuikoff  3  Ji;  Dr.  Zahnbrecher  5  -M,;  Ober- 
hausen. Paul  Reusch.  Kommerzienrat  5  Ji;  Pappenheim.  Hermann  Amon  2  Ji;  Jacob  &  Pirner, 
Brauereibesitzer  5  -H ;  Dr.  Spörl  3  -H ;  Ludwig  Weisel,  Kaufmann  3  Ji ;  Rastatt.  Bachelin, 
Bankvorstand  1  Ji;  F.  Bauer,  Regierungsassessor  2  jü;  Becker.  Postdirektor  1  Ji:  Herm. 
Büchler  sen.,  Realschulvorstand  5  Ji ;  Hoerst,  Geh.  Regierungsrat  2  Ji ;  Oskar  Jung,  Bürger- 
meister in  Gernsbach  5  Ji;  Keller,  Oberstleutnant  z.  D.  1  JC;  Gottlieb  Klumpp,  Kommerzienrat 
in  Gernsbach  20  Ji ;  J.  Layer,  Stadtpfarrer  1  Ji ;  F.  A.  Meidel,  Gymnasiumsdirektor  3  Ji ;  Protscher, 
Apotheker  5  Ji :  Strauß,  Oberst  z.  D.  1  Ji  ;  Otto  Weber,  Fabrikant  in  Gernsbach  20  M  ;  Dr.  Wein- 
bergen prakt.  Arzt  1  M ;  Wöhrle,  Amtmann  2  Ji ;  Reichenbach  i.  V.  Ferdinand  Braun,  Kom- 
merzienrat 20  Ji;  Robert  Dietel,  Kaufmann  3  JL;  Albert  Dürr,  Fabrikbesitzer  10  JL;  Max 
Hempel,  Färbereibesitzer  10  JI;  L.  Philipp,  Kammerrat  iO  JL;  Paul  Schieber,  K.  S.  Kommerzien- 
rat 10  Ji;  Julius  Scholler,  Bankdirektor  5  Ji;  Clemens  Schreiterer  sen.,  Fabrikbesitzer  5  Ji; 
Stadtrat  Richard  Schreiterer,  Spinnereibesitzer  3  Ji;  Karl  Wahler,  Hotelbesitzer  5  A;  Moritz 
Walther,  Fabrikbesitzer  5  JI;  Reutlingen.  Karl  Eisenlohr  3  Ji;  Karl  Finkh2.IC;  Rheine.  August 
Kümpers,  Geh.  Kommerzienrat  10  Ji;  Rothenburg  0.  T.  Trenkle,  Kirchenrat  3  Ji;  Rudolstadt. 
Eichhorn,  Hofbuchhändler  (bisher  2  Ji)  jetzt  3  Ji;  Adolf  Richter,  Fabrikbesitzer  5  .* ;  Saalfeid. 
Winter,  Pfarrer  in  Graba  2  .Ä ;  Sagan.  Frau  Anna  Fröhlich  2  .IC ;  Scheinfeld.  Franz  Frank,  Fürstl. 
Schwarzenb.  Forstrechnungsführer  2  Ji ;  Schöningen.  Block,  Rechtsanwalt  3  Ji ;  Sonneberg. 
Phylemon  Potratz,  Bankier  2  Ji;  Steglitz.  Kübel,  Kgl.  Bayer.  Major  (bisher  3  Ji)  jetzt  5  M; 
Straßburg.  Dr.  Clemens  Bäumker,  Universitäts- Professor  3  Ji;  Bettcher,  Geh.  Baurat  in  Neudorf 
5  Ji ;  Dr.  Gerber,  Geh.  Regierungsrat  3  Ji ;  Dr.  Rehm,  UniversitätsProfessor  3  Ji ;  Sulz  a.  Neckar. 
Köpf,  Oberreallehrer  1  Ji;  Sandberger,  Oberamtsrichter  (bisher  2  Ji)  jetzt  3  Ji;  Wassertrüdingen. 
Henigst,  Rechtsanwalt  2  Ji;  Adolf  Kränzlein,  Bankier  2  Ji;  Werdau.  Dr.  phil.  Lang,  Realschul- 
lehrer 2  Ji;  Werden.  Friedrich  Gerling,  Fabrikbesitzer  3  Ji;  Wien.  Dr.  Alfred  von  Pfeiffer, 
Sektionsrat  20  Kr. 

Einmalige    Beiträge: 
Coburg.     Hans  Saling  20  Ji  5  i ( :  Gernsbach.     Major  z.  D.  von  Nathusius,  Bezirksoffizier 
10  Ji;   Graz.   Deutschfreiheitliche  Gemeindevertreter  6  Kr.  ;  Leitmeritz.  Ign.  Peters,  K.  K.  Gym- 
nasial-Professor   a.    D.   3    Kr.;     Meiningen.     H.    Dietrich,    Apothekenbesitzer    in    Berlin    2    Ji; 
H.  Doebner,  Gartendirektor  a.  D.  1  M;   Greif,  Hofkantor  a.  D.  1   Ji;  M.  Strupp,  Finanzrat  20  .Ä. 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Die  Zahl  der  Neuzugänge  war  im  verflossenen  Quartal  keine  erhebliche.  Doch  pflegt  dies 
fast  in  jedem  Jahr  in  den  Sommermonaten  der  Fall  zu  sein,  so  daß  hieraus  nicht  etwa  irrige 
Schlüsse  gezogen  werden  dürfen.  Unter  den  Gesciienken  ist  das  kleine  Alabasterrelief  eines  schla- 
fenden   Kindes  von   dem   Danziger   Bildhauer   J  o  h.    H  e  i  n  r  i  c  h   M  ei  ß  n  e  r    hervorzuheben. 


—    57    — 

Die  ansprechende  Modellierung  des  Körpers  lehrt,  daß  dieser  Künstler  mit  Eifer  die  Natur  studierte. 
Auch  war  er  ein  nicht  ungeschickter  Komponist.  Das  Datum  der  Entstehung  dieses  Werkes  der 
Kleinplastik,  für  dessen  Konzeption  das  alte  Motiv  vom  Genius  des  Todes  maßgebend  war,  ist 
durch  die  an  ihm  angebrachte  Jahreszahl  1741  festgelegt.  Weiterhin  sind  die  uns  ebenfalls  als 
Geschenk  zugegangenen  Rundplaketten  des  Prinzen  Ludwig  von  Bayern,  der  Fürstin  Mary  von 
Wrede  von  Gutmansthal-Benvenuti  und  des  Münchener  Prälaten  Jos.  von  Hecher  von  Frl.  Marie 
S  c  h  1  a  f  h  o  r  s  t  in  München  zu  erwähnen.  Sie  dürfen  als  erfreuliche  Äußerungen  dieser  Gat- 
tung der  modernen  Kunst  hingenommen  werden,  die  wir  übrigens  schon  seit  Jahren  ebenfalls  in 
unseren  Sammelbereich  einbezogen  haben,  gibt  es  doch  kaum  etwas  Anziehenderes,  als  die  Wand- 
lung von  Auffassung.  Geschmack  und  Technik  auf  diesem  Gebiet  zu  verfolgen.  Für  unsere  Zunft- 
sammlung bedeutete  der  S  i  e  g  e  1  s  t  o  c  k  der  ehemaligen  Gesellschaft  der 
Messerschmiede  in  Nürnberg  aus  dem  18.  Jahrhundert  einen  erwünschten  Zuwachs. 
Auch  er  fiel  uns  als  Geschenk  zu.  Die  Sammlung  bäuerlicher  Altertümer  wurde  um  ein  eigenartiges 
H  0  1  z  g  e  f  ä  ß,  dessen  Zweckbestimmung  sich  nicht  recht  mehr  ermitteln  läßt,  vermehrt.  Es 
hat  gedrungene  ovale  Form  und  ist  an  der  äußeren  Wandung  mit  einer  Kreuztragung  und  Grab- 
legung in  primitivem  Relief  beschnitzt.  Der  Deckel  zeigt  in  freiplastischer  Arbeit  eine  Hirschkuh 
mit  zwei  Jungen.  Trotz  der  stark  romanisierenden  Formen  dürfte  es  sich  um  eine  Arbeiterst  aus  dem 
späten  17-  Jahrhundert  handeln,  die  vielleicht  in  Tirol  oder  Oberbayern  entstanden  ist.  Das  nicht 
uninteressante  Stück  ist  ein  Geschenk  des  Herrn  Dr.  phil.  1  ß  1  e  i  b  in  Magdeburg.  Soviel  über  die 
Geschenke!  Unter  den  Erwerbungen  sind  zunächst  die  vier  Formsteine  aus  gebranntem  Ton 
zu  erwähnen,  die  sehr  an  die  Art  des  Statiusvon  Düren  in  Lübeck  erinnern  und  wohl 
bestimmt  aus  dessen  Werkstatt  hervorgegangen  sind.  Drei  von  ihnen  zeigen,  von  Fruchtkränzen 
umrahmt,  Porträtmedaillons  (siehe  Abb.  21).  Die  Ecken  sind  mit  Engelsköpfchen  ausgesetzt.  In 
einem  der  männlichen  Bildnisse  ist  Johann  Friedrich  der  Großmütige  von  Sachsen  zu  erkennen. 
Das  Kostüm  ist  dasjenige  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  Der  vierte  Stein  ist  mit  der  Relief- 
figur eines  Löwen  in  Profilstellung  nach  links  geziert  (siehe  Abb.  20).  Entstanden  sind  diese  vier 
Stücke  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts.  Ein  günstiger  Gelegenheitskauf  war  das  kleine,  auf 
Elfenbein  gemalte  Miniaturbildnis  eines  englischen  Offiziers  von  dem  französischen  Miniaturmaler 
A  n  t  o  i  n  e  F  1  e  u  r  y  (Tafel  V).  Eine  delikate  Feinheit  und  Reinheit  der  Farben  zeichnet 
diese  Miniature  aus.  Auch  die  individuelle  Durcharbeitung  ist  vortrefflich.  Fleury,  der  aus  der 
Schule  Regnault's  stammt,  war  von  1797 — 1799  in  Hamburg  tätig,  um  dann  in  seine  Heimat  zu- 
rückzukehren. Ein  Teil  seiner  Tätigkeit  spielte  sich  demnach  auf  deutschem  Boden  ab.  Schließlich 
sei  auch  noch  auf  die  Medaille  auf  die  Vermählung  Kaiser  Josefs  1.  mit  der  Prinzessin  Wilhelmia 
Amalia  von  Braunschweig  v.  J.  1699  hingewiesen,  eine  vortreffliche  Arbeit  von  Philipp 
H  e  i  n  r  i  c  ii    Müller. 

Geschenke: 
Berlin.  Admiralitätsrat  Ab  egg:  Schlafendes  Kind,  Alabasterrelief,  von  Johann  Heinr. 
Meißner  in  Danzig,  1741.  Gipsabguß  einer  italienischen  Medaille  auf  Agostino  Bonfranco,  2.  Hälfte 
des  15-  Jahrh.  —  Dargun  i.  Meckl.  Amtsgerichtsrat  C  r  u  1  1:  Sammlung  von  190  Rechenpfennigen, 
Spielmarken  und  Jetons,  16. — 19-  Jahrh.  Glockenschläger,  1808.  —  Qrötzingen.  Frau  Jenny 
Fikentscher:  Überhang- Handtuch,  leinen,  mit  gestickter  Kante,  siebenbürgisch-sächsische 
Arbeit,  1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.  Leinentuch  mit  Kreuzstichstickerei,  siebenbürgisch-sächsische 
Arbeit,  19.  Jahrh.  —  Kirn  a.  d.  Nahe.  R  0  b  e  r  t  T  h.  Simon:  Bauernwiege  aus  dem  Hunsrück, 
1794.  —  Kulmbach.  .Nachlaß  des  Fräulein  C  ii  a  r  1  0  1 1  e  Gummi:  Sammlung  von  Ketten, 
Broschen,  Ohrringen,  Fingerringen,  verschiedenen  Schmuckgegenständen,  Dosen  und  Büchsen, 
Porträtminiaturen,  Kommodenbeschläg,  Kinderschlotter  u.  a.  m.,  aus  älterer  und  neuerer  Zeit.  — 
Magdeburg.  Dr.  phil.  Iß  leib:  Ovales  Holzgefäß  mit  der  Darstellung  der  Kreuztragung  und 
Grablegung  in  Reliefschnitzerei  und  geschnitztem  Deckelgriff.  Bäuerliche  tiroler  oder  oberbaye- 
rische Arbeit.  17.  Jahrh.  (?)  —  JVleran=Oberniais.  Buchhändler  Georg  Müller:  Torriegel, 
Eisen,  auf  rechteckiger  Platte  mit  durchbrochen  gearbeitetem,  getriebenem  und  graviertem  Ranken- 
werk, Ende  des  17.  Jahrh.  Zeugdruckmodel  mit  Blattwerk  und  Blumen,  Holz,  18.  Jahrh. 
Kuchenmodel,  Holz,  19.  Jahrh.  —  München.  Hofrat  Dr.  Emmerich:  Französischer  Mutter- 
spiegel, bez.  Belin,  2.  Hälfte  des  19.  Jahrh.  Kornzange,  bez.  Charriere,  2.  Hälfte  des  19-  Jahrh. 
Scharfer  Haken,  bez.  Heine,  2.  Hälfte  des  19.  Jahrh.  Stück  vom  Seitenwandbein  eines  mensch- 
lichen  Schädels,  gefunden   1878  an  der  Sempacher   Kapelle.    —    Bankkontrolleur  Theodor 


—     58     — 

Lneder:  Kaffeeservice,  -.uiitteilij:'.  weißes  Poi/elhin  mit  schlichtem  Golddekor,  Biedermeierzeit. 
Kaffeebrett  mit  Ansicht  von  München,  Blech  mit  Lackmalerei,  Biedermeierzeit.  Drei  Tabaks- 
pfeifen mit  bemalten  Köpfen,  l.  Hälfte  bezw.  Mitte  des  19.  Jahrh.  —  Ungenannt:  Bronze- 
plakette auf  Jos.  von  Hecher.  Prälat  in  Münciien.  Hoiiliiuß,  von  Marie  Schlafhorst,  1910.  Bronze- 
plakette auf  Prinz  Ludwig  von  Bayern,  von  der  gleiclien  Künstlerin,  191O/II.  Desgl.  auf  die  Fürstin 
Mary  von  Wrede  von  Gutmansthal-Benvenuti.  ebenfalls  von  Marie  Schlafhorst,  191  !•  —  Nürnberg. 
Frau  Landgerichtsrat  Marie  Cnopf:  Zither  von  Georg  Tiefenbrunner  in  München,  1852. —  Messer- 
schmiedmeister W  o  1  f  g  a  n  g  Hof  m  a  n  n:  Siegelstock  des  ehem.  Messerschmiede-  Handwerks 
in  Nürnberg,  18.  Jahrh.  —  Medailleur  A.  Hummel:  Bronzeplakette  auf  die  Fahrt  Zeppelins 
mit  „Z  IIl"  über  Nürnberg,  vom  Geschenkgeber,  1909-  —  Frau  Justizrat  L.  Omeis:  Kabinett- 
schrünkchen  mit  Schubfächern,  in  reicher  Einlegearbeit,  Nußbaum   fourniert,  Ende  des  17-  Jahrh. 


I 


Abb.  18.     Wendel  Dietterlin.     Ornamentstich. 


—  Hopfenhändler  M.  Ö  s  t  r  e  i  c  h  e  r:  Infanterie-Säbel,  Modell  38.  —  Glasermeister  Roh  m  e  r: 
Zwei  Bleikugeln,  durch  spiralartig  gedrehten  Draht  verbunden,  gefunden  auf  der  Burg  Harten- 
stein. —  Aufseher  am  Germanischen  Museum  Georg  Schweizer:  Schwarze  Florhaube 
mit  breitem  Rand,  auf  Drahtgestell,  aus  Öttingen,  19-  Jahrh.  Schwarze  Bänderhaube  mit  Silher- 
und  Buntstickerei  sowie  Glasperlen,  aus  Öttingen,  19-  Jahrh.  —  Fabrikant  Paul  Walb:  Ste- 
toskop  zur  Auskultation  und  Diagnose,  2.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  Nasensäge  für  Knochen,  19-  Jahrh. 
Gipsschere  zum  Öffnen  von  Gipsverbänden,  2.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  Zwei  Wurzelheber  zum 
Ziehen  von  Zahnwurzeln,  19-  Jahrh.  —  Wemding.  Apothekenbesitzer  W  i  n  k  1  e  r:  Eiserne  Tran- 
lampe, bäuerliche  Arbeit,  aus  Wemding  in  Scinvaben.   18.   Jahrh. 


—    59    — 

Ankäufe: 

Bauteile.  Drei  Formsteine  aus  gebranntem  Ton  mit  Porträtmedaillons  in  Hochrelief,  aus 
Lübeck,  Werkstätte  des  Statius  von  Düren  in  Lübeck,  Mitte  des  16.  Jaiirli.  (Abb.  20).  Ein 
weiterer  mit  der  Relieffigur  eines  Löwen,  gleicher  Herkunft  und  Zeit  (Abb.  21). 

Gemälde.  Miniatur- Bildnis  eines  englischen  Offiziers,  auf  Elfenbein  gemalt,  von  Antoine 
Fleury,  Anfang  des  19-   Jahrh.  (Tafel  V). 

Medaillen.  Silbermedaille  auf  die  Vermählung  Josephs  1.  mit  der  Prinzessin  Wilhelmia 
Amalia  von  Braunschweig,  I699,  von   Philipp   Heinrich  Müller. 

Wagen.  Leichenwagen  der  Universität  Altdorf  mit  Leichentuch  und  vollständigem  Ge- 
schirr für  zwei  Pferde.     Ende  des  16.  Jahrh. 


Abb.  19.     Wendel  Dietterlin.     Ornamentstich. 

D  e  p  o  s  i  t  a : 
Ritter  St.  Georg  mit  dem  Draciien,  freiplastische  Gruppe,  silbervergoldet,  17.  Jahrh.     Dazu 
ein  ledergepreßtes  Futteral  mit  der  Marke  des  Verfertigers  und  dem  Nürnberger  Stadtwappen. 
Nürnberger  Schrank  mit  reichem  plastischen  Zierrat,  2.   Hälfte  des  17.  Jahrh. 


KUPFERSTICHKABINETT. 

Geschenke: 
Ansbach.     Dr.  med.  Adolf  Herfeld:  a)  Gesamtansicht  von  Donauwörth,  Zeichnung, 
1856;  b)  2  Blatt  mit  Reproduktionen  kirchlicher  Altertümer.  —  Berlin.    Admiralitätsrat  A  b  e  g  g: 
2  ovale  Kupferstich- Platten  mit  den  Bildnissen  der  Künstler  Francia  Bigio  und  Baldassare  Peruzzi, 


—     60     — 

17.  Jahrh.  Dr.  Hans  Bren  dicke:  3  Exlibris  Dr.  Hans  Brendiclce.  Albert  Frisch, 
Kunstanstalt:  8  Farbendrucke,  Reproduktionen  nach  Gemälden  von  Maes.  Brouwer,  Rembrandt, 
Ruisdael.  Meniling  und  Teniers.  —  Leipzig.  1  n  s  e  1  v  e  r  1  a  g:  Porträt  des  Dichters  Otto  Erich 
Hartleben,  Farbenholzschnitt.  —  Nürnberij.  Hofrat  Dr.  Emmerich:  Nürnberger  Blattern- 
Schein  von  1S43.  Heinrich  E  n  s  1  i  n:  S  Photographien  von  Grenzsteinen  (4  aus  der  Gegend 
von  Hersbruck  und  4  aus  der  Gegend  von  Pegnitz).  Hofrat  Dr.  F  r  a  n  k  e  n  b  u  r  g  e  r:  7  wissen 
schaftliche  Diplome  aus  d.  J.  1827—1841.  Dr.  H  e  i  n  r  i  c  h  H  e  e  r  w  a  gen:  Exlibris  Dr.  Heinrich 
Heerwagen,  gezeichnet  von  H.  v.  Kohlhagen.  1911.  Privatier  J.  A.  L  u  c  k  m  e  y  er  :  a)  4  Bogen 
goldbedrucktes  Buntpapier  der  Firma  G.  N.  Renner  &  Abel,  Nürnberg;  b)  1  Postomnibus- Billet 
für  die  Fahrt  von  Mezzolombardo  nach  Cles,  1873;  c)  1  Zigarrendüte  der  Firma  Carl  Otto  Müller, 
Nürnberg,  Mitte  des  19.  Jahrb..  mit  dem  Bilde  der  in  Nürnberg  aufgetretenen  spanischen  Tän- 
zerin Pepita  de  Oliva  und  humoristischem  Gedicht  auf  der  Rückseite.  Fritz  Präg:  2  Schutz- 
pocken-Impfungsscheine, Ansbach  I8II,  Gräfenberg  1813.  Architekt  Hans  Söhn  lein:  Pho- 
tographie einer  Ansicht  des  Schlosses  Streitberg  v.  J.  1749,  nach  einem  Plan  im  K.  Kreisarchiv 
zu  Bamberg.  —  Oullins  (Rhone).  E.  Vial:  Lehrbrief  der  StraI3burger  Knopf-,  Crepin-  und 
Hand- Arbeiter  für  Philipp  Jakob  Zentler,  178O.  —  Prag.  G  a  r  1  A  1 1  h  0  f  f:  Exlibris  Carl  Althoff, 
6  Exemplare. 

Ankäufe: 

Kupferstiche  und  Radierungen.  Wendel  Ditterlin:  11  Blatt  Radierungen  aus  der 
Architektura.  —  Wendel  D  i  e  t  t  e  r  1  i  n  g  ( .'):  Ornamentstiche  mit  Grotesken.  2  Blatt. 
Vermutlich  aus  der  Folge  Jessen  50  (Abb.  18  u.  19).  —  Dietrici  (  ?):  11  Studienköpfe  und 
zwei  kleinere  Bewegungsstudien  auf  einer  Platte.  —  J.  E.  S  c  h  e  n  a  u:  3  Studienköpfe  auf  einer 
Platte,  mit  der  geritzten  Beischrift  ,,Das  Alter  Ehre  ich  und  junge  Mädgen  lieb  ich."  —  Anton 
Graft,  Selbstbildnis.  —  Fr.  Geißler:  a)  2  Landschaften  nach  H  ackert  auf  einer  Platte,  unten 
Platteneinfall:  kleine  Landschaft;  b)  3  Buchillustrationen.  —  Unbekannter  Meister 
(T  i  s  c  h  b  e  i  n  .'):  Zwei  Schwäne  im  Teiche,  um  1800.  —  Rechberge  r,  Felsenlandschaft. 
1802,  vor  der  Schrift.  —  L.  E.  Grimm:  Die  Mutter  mit  den  beiden  Kindern.  I813.  — 
C.  Küchler:  Jos.  Ant.  Koch,  Brustbild.     1836.    — 

Lithographien.  J.  Hafner:  Mädchenkopf  nach  Füger.  1825.  —  F.  Hanf  st  an  gl: 
Herodias  mit  dem  Haupt  des  Johannes,  nach  Carlo  Dolce.  1821.  —  H  a  u  b  e  r:  Darbringung 
des  Christuskindes  im  Tempel. —  G.  Mannlich:  3  Lithographien  nach  Raphael.  —  F.  Piloty: 
1.  Mutter  mit  Kind  nach  Dominichino;  2.  Die  Melonenesser  nach  Murillo;  3.  Mona  Lisa;  4.  Jo- 
hannes nach  P.  Veronese.  —  J.  A  n  t.  R  h  0  m  b  e  r  g:  1.  Die  beiden  Jünger  auf  dem  Gang  nach 
Emmausl8l7;  2.  Wandernder  Pilger.  1819.  —  A.  Seidl:  1.  Der  Apostel  Paulus;  2.  Der  Apostel 
Petrus.  —  N.  Strixner:  1.  Die  Kreuzigung  nach  Altdorfer;  2.  Kardinal  Carl  von  Bourbon, 
nach  J.  van  Eyck;  3.  Madonna  mit  dem  Kinde  nach  Perugino;  4.  S.  Katharina  nach  M.  Coxis; 
5.  Felsenlandschaft  nach  Wynants;  6.  Max  I.  Joseph,  König  von  Bayern,  nach  Stieler; 
7.  Apostel  nach  „Israel  von  Meckenem'';  8.  2  Lithographien  v.  J.  1808,  Versuche  in  Kupferstich- 
manier; 9.   8   Blatt  Lithographien  nach    Handzeichnungen  alter  Meister. 

Neuere  Reproduktionsverfahren:  Bilder  aus  der  Londoner  Ausstellung  1851.  Incunabeln 
des  Öldrucks,  3  Blatt. 

Historische  Blätter.  Viktualienpreise  in  dem  Teuerungsjahre  1817.  Flugblatt  mit  bild- 
lichen Darstellungen.  —  Möbel  und  Hausgeräte  im  Stil  des  2.  Viertel  des  19.  Jahrh.  12  kolorierte 
Stiche,  5  davon  bezeichnet:  N.  Dellbrück  sc,  2  bezeichnet:  Richter  sc.  —  1  Silhouette,  1  Andachts- 
blättchen  und  2  Freundschaftskärtchen. 

Porträts.     12  Porträts,  Stiche  von  A.   Schultheiß  und  P.   Barfus,  Probedrucke. 

ARCHIV. 

Ankäufe. 

Brief  des  Marcus  Welser  an  Oct.  See.  Fugger  in  Augsburg.  1598.  Sept.  18.  —  Schreiben 
Kaiser  Ferdinands  II.  an  Bürgermeister  und  Rat  der  Stadt  Nürnberg.  Wien.  1626.  April  11. 
Orig.  Pap.  —  Zwei  Briefe  des  Gabriel  Nützel  an  Chr.  Fürer  von  Haimendorf  in  Altdorf.  1680. 
Dez.  23  und  1861.    Okt.  22.  —  C  Welser  v.  Neunhqff  an  Chr.  Fürer  v.  Haimendorf  in  Paris.    1683. 


—     61     — 

Sept.  22.  —  G.  G.  Löffelholz  v.  Colberg  an  Chr.  Fürer  v.  Haimendorf  in  Rom.  1684.  Dez.  10.  — 
Widmungsblatt  des  Kupferstechers  Joh.  Dan.  Preißler,  mit  Handzeichnung.  1736.  März  31.  — 
Albumblatt  des  Kupferstechers  Joh.  Just.  Preißler.  1751.  Mai  29.  —  Brief  des  Kupferstechers 
Joh.  Jak.  Haid  an  eine  Excellenz.  1752.  Mai  8.  —  Vier  Briefe  des  Schriftstellers  Chr.  Gottl. 
V.  Murr.  1777—1806.  —  Brief  des  Schriftstellers  G.  F.  C  Schad  an  die  Waisenhausbuchhand- 
lung in  Halle.  1785-  Aug.  16.  —  29  Briefe  des  Malers  und  Kupferstechers  J.  A.  Klein.  I813— 
1856.—  Acht  Briefe  des  Kupferstechers  Fr.  Geißler.  I817— 1828.  —  Zehn  Briefe  des  Kupfer- 
stechers Alb.  Reindel.  1822—1853-  —  Vier  Briefe  des  Malers  und  Kupferstechers  G.  C.  Wilder. 
1835—1844.  —  Drei  Briefe  des  Kupferstechers  Friedrich  Wagner.  1835  bis  I853.  —  Prof. 
Dr.  Gengier  in  Erlangen  an  Dr.  L.  H.  Huber  in  Frankfurt.  I852.  Jan.  28.  —  Brief  des  Kupfer- 
stechers Joh.  Leonh.  Raab  an  die  Kunsthandlung  Arnold  in  Dresden.  I855.  Juli  16.  —  Brief 
des  Kupferstechers  Conr.  Wießner  an  Postrat  Freih.  v.  Laßberg  in  Detmold.  I857.  Juni  24.  —  Ein 
Convolut  Briefe  Nürnberger  Künstler.     IS.  und   19.   Jaiiriiundert. 

BIBLIOTHEK. 

Geschenke. 
Ansbach.  K.  Heller,  Major  a.D.:  Der  Statt  Rotenburg  Unglücks- und  Jammerjhar- 
Bericht  eines  Zeitgenossen.  1911-  8.  —  Dr.  med.  Adolf  H  e  r  f  e  1  d  t,  Direktor  der  Kreis- 
irrenanstalt: Spaziergänge  durch  das  britische  Reich.  Bd.  1  und  II.  1835.  4.  —  Herberger,  Die 
ältesten  Glasgemälde  im  Dome  zu  Augsburg.  1860  8.  —  Apia.  L.  K.  S  c  li  m  i  d  t  :  Gothaischer 
Hofkalender  1788.  12.  —  Bamberger  Hofkalender  f.  d.  J.  I802.  12.  —  Arnau.  K.  K.  S  t  a  a  t  s- 
Realgymnasium:  XXX.  Jahresbericht  1910/II.  1911-  8.  —  Aschaffenburg.  H  a  n- 
d  e  1  s  g  r  e  m  i  u  m:  Jahresbericht  1910.  (1911-)  8.  —  Bamberg.  K.  N  e  u  e  s  G  y  m  n  a  s  i  u  m: 
Jahresbericht  1910/11.  1911-  8.  —  Basel.  Dr.  E.  Maj  o  r:  Derselbe,  Der  mutmaßliche  Verfer- 
tiger des  Dresdener  Madonnenbildes.  S.-A.  o.  J.  8.  —  Bayreuth.  Dr.  B  r  u  n  c  0,  Gymnasial- 
professor a.  D. :  Wegweiser  für  Besucher  der  Bayreuther  Festspiele  1911.  1911-  8.  —  B.  S  e  1  i  g  s- 
bergsAntiquariat:  Haushaltungsbuch  der  Gemahlin  des  Philologen  Karl  Friedr.  Nägels- 
bach in  Erlangen.  1851/54.  Handschrift.  8.  —  Berlin.  BrunoCassirer.  Verlag:  G.  Galston, 
Studienbuch.  1910.  gr.  8.  —  Dr.  Kaufmann,  Oberregierungsrat,  Präsident  des  Reichs- 
versicherungsamts: Geschichte  und  Wirkungskreis  der  Reichs- Versicherungsämter.  1911.  8.  — 
K  g  1.  Preußisches  K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m :  Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiet  des  Militär- 
Sanitätswesens.  Heft  49.  191 1.  8.  —  D  e  r  M  i  n  i  s  t  e  r  d  e  r  ö  f  f  e  n  1 1  i  c  h  e  n  A  r  b  e  i  t  e  n: 
Höhen  über  N.  N.  von  Festpunkten  und  Pegeln  an  Wasserstraßen.  XV.  und  XVI.  Heft.  1911.  8. 
—  K  g  1.  P  r  e  u  ß  i  s  c  h  e  s  M  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m  f  ü  r  Landwirts  c  h  a  f  t,  D  o  m  ä  n  e  n  u  n  d 
Forsten:  Landwirtschaftliche  Jahrbücher  Bd.  XXXIX  (1910),  Heft  1—6.  Ergänzungsheft 
I  —  VII.  1910.  8.  —  B  e  n  o  i  t  0  p  p  e  n  h  e  i  m:  Derselbe,  Originalwerke  aus  meiner  Sammlung. 
Nachtrag.  1911-  2.  —  Julius  Springer,  Verlag:  H.  Schelenz,  Geschichte  der  Phar- 
mazie. 1904.  8.  —  H.  Schelenz,  Zur  Geschichte  der  pharmazeutisch-chemischen  Destillier- 
geräte. 1911.  8.  —  Vaterländischer  S  c  h  r  i  f  t  e  n  v  e  r  b  a  n  d:  Flugschriften  Nr.  14 
und  15.  1911-  8.  —  H.  v.  Wolzogen,  Germanisierung  der  Religion.  1911-  8.  —  Vorstand 
der  Familien  G  1  a  f  e  y,  H  a  s  e  n  c  1  e  v  e  r,  M  e  n  t  z  e  1  und  G  e  r  s  t  m  a  n  n :  Satzungen 
(1911).  8.  —  Verbandsblatt.  1911.  4.  —  W  e  i  d  m  a  n  n  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Deutsche 
Te.xte  des  Mittelalters,  herausgegeben  von  der  Kgl.  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften, 
Bd.  XIX.  1911.  8.  —  Borsdorf  b,  Leipzig.  Dr.  W.  Rüge:  Derselbe,  Älteres  kartographisches 
Material  in  deutschen  Bibliotheken.  S.-A.  1911.  8.  —  Braunschweig.  George  W  e  s  t  e  r- 
m  a  n  n,  Verlag:  B.  Haendke,  Kunstanalysen  aus  neunzehn  Jahrhunderten.  2.  Aufl.  1910.  4.  ^ 
Brüssel.  M  u  s  e  e  r  o  y  a  1  d'a  r  m  e  s  et  d"a  r  m  u  r  e  s:  G.  Macoir,  La  salle  des  armures  du 
musee  de  la  Porte  de  Hai.  1910.  8.  —  Budweis.  K.  K.  S  t  a  a  t  s  g  y  m  n  a  s  i  u  m:  40.  Pro- 
gramm 1910/11.  1911.  8.  —  Colmar.  A.  Ostermann:  A.  Besant,  Ein  Wandel  der  Welt. 
1910.  8.  —  A.  Besant,  Populäre  Vorträge  über  Theosophie.  1911-  8.  —  Detroit  (Mich.,  U.  S.  A.), 
KnudMelfFIansen:  Chronikblätter  der  Nachkommen  im  Mannesstamm  des  Broder  Mumsen 
zu  Bopslut  im  Nordstrande.  I.  Bd.  Nr.  32,  34.  1911.  8.  —  Dresden.  Geschäftsstelle 
des  sächsischen  H  e  i  m  a  t  s  c  h  u  t  z  e  s:  Mitgliederverzeichnis  191 1-  8.  —  Mitteilungen  II, 
2.   1911.  8.  —  Eger.   K.  K.  S  t  a  a  t  s  -  0  b  e  r  r  e  a  1  s  c  h  u  1  e:  Zwölfter  Jahresbericht  1910/II.  8. 


-     62     — 

Erlangen.     Fr.    J  u  n  ji  e.  Vorlag:   BeitiÜKO    /ur    b.iyeiischcn    Kiri.iicn,i;esi.liiclili.'   XVII.   Bd., 

5.  und  6.  Heft.  101 1.  8.  —  Eßlingen.  P  a  u  1  N  e  f  f.  Verlag:  Die  Kunst-  und  Altertumsdenkmale 
im  Königreich  Württemberg.  42.-44.  Lieleiunii'.  1011.  Le.\.-8.  —  11.  Semper,  Michael  und 
Friedrich  Fächer.  U)ll.  8.  —  FraiienberR.  F.  I  r  i  ni  b  e  r  t  Schert.  Pfarrvikar:  Derselbe, 
Fünfhundertjähriges  Jubiläum  der  Wallfahrtskirche  Maria- Frauenberij  bei  Admont  in  Steier- 
mark. 1904.  8.  —  Frauenfeld.  H  u  b  e  r  &  Co..  Verlai;:  Schweizer  Künstlerle.xikon  XI.  Lieferung 
o.  j.  s.  —  Frankfurt  a,  M.  G  e  o  r  g  v  o  n  11  e  y  d  e  r:  K.  Kiefer.  Die  Familie  Haider,  von  Heider 
und  von  Heyder.  1910/11-  S.  —  Karl  K  i  e  f  e  r:  Derselbe,  Die  Familie  Schepeler.  1911-  2.  — 
Frankfurt  a.  0.  W.  AI  e  1  n  s  ii  a  u  s  e  n,  Stabsarzt:  Familiengeschichtliche  Blätter  der  Familie 
Meinshausen  und  Grofebert.  I,  1  und  2.  1911.  8.  —  Freiburg  i.  Br.  H  e  r  d  e  r  s  c  h  e  V  e  r- 
1  a  gs  h  a  n  d  1  u  n  g:  Michael.  Geschichte  des  deutschen  Volkes  vom  13.  Jahrhundert  bis  zum 
Ausgang  des  Mittelalters.  V.  Bd.  191 1-  8.  —  Fürth  i.  B.  Glas-Berufsgenossen- 
schaft. Sektion  I:  Geschäftsbericht  der  Sektion  1  Bayern  der  Glas- Berufsgenossenschaft  für 
das  Jahr  l*)lo.  1911.  4.  —  Godesberg  a.  Rh.  E  r  n  s  t  M  o  r  i  t  z  A  r  n  d  t  -  M  u  s  e  u  m:  J.  Lae- 
venich,  Katalog  über  die  im  Ernst  Moritz  Arndt-Museum  ....  zu  Godesberg  aufbewahrten 
Hauptstücke.  3.  vermehrte  Auflage.  1911-  8.  —  Halle  a.  S.  Museum  für  Kun  stund 
Kunstgewerbe:  Die  Neuerwerbungen  des  Verwaltungsjahres  1910.  1911-  8.  —  V  e  r  e  i  n 
für  Reformationsgeschichte:  Schriften  des  Vereins  für  Reformationsgeschichte 
XXIX.  Jahrgang.  1.  Stück  (Nr.  105).  1911-  8.  —  Hamburg.  Dr.  O.  L  a  u  f  f  e  r,  Direktor  des 
Museums  für  Hamburgische  Geschichte:  Jahrbuch  der  hamburgischen  wissenschaftlichen  An- 
stalten. XXVIIl,  IV,  2.  1911-  8.  —  Professor  Dr.  Richard  S  t  e  1 1  i  n  e  r:  Derselbe, 
Brettchenwebereien  in  den  Moorfunden  zu  Damendorf.  .  .  im  Museum  zu  Kiel.  S.-A.  1911-  8. 
Hamm.  Breer  &  T  h  i  e  m  a  n  n,  Verlag:  Frankfurter  zeitgemäße  Broschüren  Bd.  XXX, 
Heft  7,  8  ,9  und  10.  191 1.  8.  —  Hannover- Kleefeld.  H.  Peters,  Apotheker:  Derselbe,  Zur 
Streitfrage  über  den  Porzellanerfinder.  S.-A.  1911-  8.  —  Kloster  Heilsbronn.  A.  Weber, 
Derselbe,  Die  Münsterkirche  in  Heilsbronn.  0.  J.  8.  —  Innsbruck.  Prof.  L.  Schön  ach: 
Albert,  Die  Schiller  von  Herdern.  1905-  4.  —  Alpenburg,  Auf  der  Eisenbahn  von  Innsbruck  nach 
München.  l859-  8.  —  Alpenburg,  Radetzky  und  die  deutschen  Dichter.  1863-  8.  —  M.  Bär, 
Leitfaden  für  Archivbenutzer.  1896.  8.  —  41.  Bericht  über  das  Museum  Francisco-Carolinum. 
1883.  8.  —  Bericht  über  die  vierte  Versammlung  deutscher  Historiker  in  Innsbruck  1896.  1897- 
8.  —  Büdingen  Der  Ausgang  des  medischen  Reiches.  188O.  8.  —  Disziplinarvorschriften  für  die 
Schüler  der  K.  K.  Staatsoberrealschule  in  Innsbruck.  0.  J.  8.  —  Erinnerung  an  Innsbruck,  o.  J.  8. 
Festschrift  des  akademischen  Historiker- Klubs  in  Innsbruck.  1903.  8.  —  Freieisen.  Christoph  IV. 
Andreas  Freiherr  von  Spaur,  Bischof  von  Brixen  (1601 — 1613)  und  das  kirchliche  Leben 
in  seiner  Diözese.  1900.  8.  — •  Gesichtspunkte,  nach  denen  zur  gegenseitigen  Vergleichung  ge- 
eignete Ausgaben  von  Weistümern  am  besten  hergestellt  werden  können  .  .  .  (1895/96).  —  David- 
sohn, Lucrezia  Borgia.  S.-A.  (1901.)  8.  —  Davidsohn.,  Carlo  Hegel.  Paolo  Scheffer-Boichorst. 
(1902.)  8.  —  v.  Joppi,  Due  carmi  di  Gerolamo  Amasco  in  Lode  dell'Alviano.  (1890.)  8.  —  Klaar, 
Die  beiden  Vogelweidhöfe  bei  Klausen.  S.-A.  0.  J.  8.  —  Der  Kunstfreund.  Jahrgänge  26  und  27. 
1910/11.  8.  —  M.  Mayr,  Veste  Hohenwerfen.  1903.  8.  —  Mitteilungen  des  Instituts  für  öster- 
reichische Geschichtsforschung.  IV.  Ergänzungsband.  1892.  8.  —  Petritsch,  Heimatkunde  von 
Kärnten.  (1871.)  8.  —  Pokorny,  Gemeinverständliche  Abhandlungen  über  das  Wohlgefallen 
am  Schönen,  das  Pathos  und  die  Komik.  S.-A.  1903.  8.  —  Das  vollständige  Registrum  Slavo- 
rum.     1904.     8.  —  Renk,  Alt- Innsbruck.     1905.     8.  —  Rückblick  auf  Tirols  Kämpfe  von  1363 

bis  zum  heutigen  Tage.     I863.     8.  —   Rundschreiben   Unseres   Heiligsten   Vaters   Pius   X 

1904.  8.  —  Der  Sammler.  Blätter  für  tirolische  Heimatkunde  und  Heimatschutz.  3-  Jahrgang 
Heft  6—12;  4.  Jahrgang  Heft  1  —  12;  5-  Jahrgang  Heft  1—8.  8.  —  (H.  Sander.)  Katalog  der 
Lehrerbibliothek  der  K.  K.  Ober- Realschule  in  Innsbruck.  1898.  8.  —  Sander,  Die  öster- 
reichischen Vögte  von  Bludenz.  1899-  8.  —  Sander,  Beiträge  zur  Geschichte  des  (Franziskaner) 
Frauenklosters  St.  Peter  bei  Bludenz.  1901.  8.  —  A.  Schneider,  Zur  Topographie  Südtiroler 
Burgen.  1902.  8.  —  Stübel,  Aus  dem  letzten  Lebensjahre  König  Philipps  II.  von  Spanien,  o.  J.  8. 
—  E.  A.  S.  (Stückelberg):  Die  Heraldik  im  Basler  Gewerbemuseum.  S.-A.  o.  J.  8.  —  Stückel- 
berg, Die  Verehrung  der  heiligen  Verena.  S.-A.  (1902.)  8.  —  Fr.  R.  v.  Wieser,  Franz  von  Tap- 
peiner, J.  Chr.  Mitterrutzner,  J.  von  Ficker.  Drei  Nekrologe.  1903.  8.  —  P.  Wittmann,  Zur 
Geschichte  der  Münchener  Urkundenbücher.     1898.     8.    —    Zösmeir,  Politische  Geschichte  Vor- 


An/eioer  des  Germanischen  A\usenins  IQll. 


Taf.  V. 


Aiiloine   Fleiiry 

(1797—17''''  in    Haiiiburu   titti^;) 


Bildnis  eines  englischen  Offiziers. 
Miniaturmalerei  auf  Elfenbein. 


i 


I 


—    63     — 

arlberRs  im  13.  und  14.  Jahrhundert...  II.  Teil.  187S.  >S.  —  W  a  g  n  e  r  s  c  h  e  U  n  i  v  e  r- 
s  i  t  ä  t  s  b  u  c  h  li  a  n  d  1  u  n  g:  Bacher.  Die  deutsche  Sprachinsel  Lusern.  1905-  8.  —  O.  von 
Zingerle,  Über  unbekannte  Vogelweidhöfe  in  Tirol.  1909-  8.  —  Jena.  G.  Fischer.  Verlag: 
Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften.  V.  und  VII.  Bd.  1910/1 1.  8.  —  Karlsruhe.  Direk- 
tion der  G  r  o  ß  h  e  r  z  o  g  1  i  c  ii  B  a  d  i  s  c  h  e  n  Sa  m  m  I  u  n  g  e  n  für  A  1  t  e  r  t  u  m  s- 
u  n  d  Völkerkunde.  Fundstätten  und  Funde  aus  vorgeschichtlicher,  römischer  und  aleman- 
nisch-fränkischer Zeit  im  Großherzogtum  Baden.  II.  Teil.  191 1.  8.  —  Kempten.  Otto 
Erhard,  Pfarrer:  Derselbe,  Der  Bauernkrieg  in  der  Grafschaft  Kempten.  1908.  8.  —  Derselbe, 
Die  Kirchenbibliothek  bei  St.  Mang  in  Kempten.  S.-A.  1911-  8.  —  Konstanz.  Großherzog- 
liches Gymnasium:  Bericht  über  das  Schuljahr  1910/II.  1911.  8.  —  Kulmbach. 
W.  F  1  e  s  s  a,  rechtskundiger  Bürgermeister,  Kgl  Hofrat:  Derselbe,  Zur  Geschichte  der  Kgl.  pri- 
vilegierten Schützengilde  Kulmbach.  1911.  8.  —  Leipzig.  Karl  Baedeker,  Verlag:  Bae- 
deker, Paris.  17-  Auflage.  1909.  8.  —  Derselbe,  Belgien  und  Holland.  24.  Auflage.  1910.  8.  — 
Derselbe,  Berlin  und  Umgebung.  16.  Auflage.  1910.  8.  —  Derselbe,  Österreich- Ungarn.  28.  Auf- 
lage 1910.  8.  —  Derselbe,  Nordost-Deutschland  und  Dänemark.  30.  Auflage.  1911-  8.  — 
Derselbe,  Nordwest- Deutschland.  30.  Auflage.  1911-  8.  —  Derselbe.  Die  Schweiz.  34.  Auflage. 
1911-  8.—  Hinrichs'sche  Buchhandlung:  Vierteljahrskatalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen 
Buchhandels.  66.  Jahrgang.  Heft  2.  o.  J.  8.  —  l  n  s  e  l  v  e  r  l  a  g:  H.  Bahr,  Bildung.  Essays. 
1901.     8.  —  Bettina  von  Arnim.  Die  Günderode.     Neue  vollständige  ....  Ausgabe  .  .  .    1904.     8. 

—  Die  Bibel  ausgewählt.  1909.  8.  —  Bibliothek  der  Romane.  Herausgegeben  von  P.  Ernst. 
1— V.  1911.  8.  —  O.  J.  Bierbaum,  Der  neubestellte  Irrgarten  der  Liebe.  .  .  11. — 16.  Tausend. 
1910.  8.  —  F.  Blei,  Prinz  Hypolit  und  andere  Es:ays.  1903.  8.  —  Briefe  an  Fritz  von  Stein. 
Herausgegeben  .  .  .  von  L.  Rohmann.  1907.  8.  —  Briefe  einer  Unbekannten.  Aus  dem  Nachlaß 
neu  herausgegeben  von  Karl  Graf  Lanckorowski  und  W.  Weigand.  1910.  8.  —  Briefwechsel 
zwischen  Clemens  Brentano  und  Sophie  Mereau  ....  herausgegeben  von  H.  Amelang.     1908.     8. 

—  H.  Carossa,  Gedichte.  1910.  8.  —  H.  Freiherr  v.  Egloffstein,  Maria  Ludowica  von  Österreich 
und  Maria  Paulowna.  1909.  8.  —  Fichte's  Reden  an  die  deutsche  Nation.  Eingeleitet  von 
R.  Eucken.  1909.  8.  —  Goethes  Briefe  an  Charlotte  von  Stein.  Herausgegeben  von  J.  Petersen. 
1908.  8.  —  Goethes  Briefwechsel  mit  Marianne  von  Willemer.  Herausgegeben  von  Ph.  Stein. 
1908.  8.  —  Briefe  der  Frau  Rath  Goethe.  Gesammelt  und  herausgegeben  von  A.  Köster.  IV.  Auf- 
lage. 1908.  8.  —  Die  Märchen  der  Brüder  Grimm.  Vollständige  Ausgabe.  19IO.  8.  — 
H.  J.  Chr.  von  Grimmeishausen,  Der  abenteuerliche  Simplicissimus.  1908.  8.  —  E.  Hardt,  Tote  Zeit. 
Drama.  1898.  8.  —  Derselbe,  Gesammelte  Erzählungen.  1909-  8.  —  Derselbe,  An  den  Toren 
des  Lebens.  Novelle.  2.  Auflage.  1909.  8.  —  Derselbe.  Tantris  der  Narr.  Drama.  5.  Auflage. 
1910.  8.  —  Derselbe,  Ninon  von  Lenclos.  Drama.  2.  Auflage.  1910.  8.  —  Derselbe,  Joseph 
Kainz.  1910.  8.  —  Derselbe,  Aus  den  Tagen  des  Knaben.  Gedichte.  2.  Auflage.  1911.  8.  — 
Derselbe,  Der  Kampf.  Ein  Schauspiel.  1911-  8.  —  Heines  Werke...  herausgegeben  von 
O.  Walzel.  (Bd.  l,  Vll  und  IX.)  1910/11.  8.  —  Hesperus.  Ein  Jahrbuch  von  H.  v.  Hofmanns- 
thal, R.  A.  Schröder  und  R.  Borchardt.  1909.  8.  —  A.  W.  Heymel,  Die  Fischer  und  andere  Ge- 
dichte. 1899.  8.  —  Derselbe,  Ritter  Ungestüm.  Eine  Geschichte.  19OÜ.  8.  —  Derselbe,  Der 
Tod  des  Narcissus.  Ein  dramatisches  Gedicht.  1901.  8.  —  Derselbe,  Spiegel.  Freundschaft. 
Spiele.  1908.  8.  —  Derselbe,  Zeiten.  Gesammelte  Gedichte.  1910.  8.  —  Auserlesene  Gedichte 
des  Herrn  Ch.  Hofman  von  Hofmanswaldau.   1907-  8.  —  H.  von  Hofmannsthal,  Vorspiele.   1908.  8. 

—  Derselbe,  Kleine  Dramen.  2.  Auflage.  1909.  8.  —  Derselbe,  Die  gesammelten  Gedichte. 
4.  Auflage.  1910.  8.  —  Derselbe.  Der  Tod  des  Tizian.  5-  Auflage.  1910.  8.  —  Derselbe,  Der 
Tor  und  der  Tod.  12.  Auflage.  1911.  8.  —  A.  Holz,  Die  Blechschmiede.  19ü2.  4.  —  J.  A.  Hörn, 
Goethes  Jugendfreund.  Herausgegeben  von  H.  Pallmann.  1908.  8.  —  Riccarda  Huch,  Neue 
Gedichte.  1907-  8.  —  Dieselbe,  Das  Risorgimento.  1908.  8.  —  Dieselbe,  Vita  somnium  breve. 
4.  Auflage.    1909.    8.  —  Dieselbe,  Das  Leben  des  Grafen  Federigo  Confalonieri.    3.  Auflage.    1911- 

—  Die  Briefe  des  Junius.  Übertragen  von  F.  P.  Greve.  1908.  8.  —  K.  F.  von  Klödens  Jugend- 
erinnerungen. Nach  der  ersten  ...Ausgabe  neu  bearbeitet  von  K.  Koetschau.  1911-  8.  — 
A.  Köster,  Gedächtnisrede  zur  Feier  der  hundertjährigen  Wiederkehr  von  Schillers  Todestag. 
1905.  8.  —  Das  Leben  des  thüringischen  Pfarrers  J.  Langguth,  von  ihm  selbst  aufgezeichnet. 
Herausgegeben  von  R.  Buchwald.  1907.  8.  —  Ein  kurtzweilig  lesen  von  Dyl  Ulenspiegel  .  .  . 
XCVI  seiner  geschichten.     1911.     8.  —  Martin  Luthers  Briefe.     In  Auswahl  herausgegeben  von 


—     64     — 

R.  Buchwiild.  1909-  8.  —  H.  Mann,  Die  kleine  Stadt.  Roman.  1.  Auna.tre.  1910.  8.  —  J.  H.  Mercks 
Briefe  an  die  Herzogin-Mutter  Anna  Anialia  inid  an  .  .  .  Carl  August  .  .  .  Herausgegeben 
von  H.  G.  Griif.  1911-  8.  —  F.  Nietzsciies  gesammelte  Briefe.  Herausgegeben  von  E.  Förster- 
Nietzsche  und  F.  Gast.  1902 — 1909-  8.  —  Pauline,  Fürstin  zu  Lippe,  Zur  Frauenzimmer-Moral. 
1903.  8.  —  Die  Gedichte  des  Grafen  August  von  Platen.  1910.  8.  —  R.  M.  Rilke,  Das  Stunden- 
Buch.  1909.  8.  —  K.  Scheffler,  Deutsche  Maler  und  Zeichner  im  neunzehnten  Jahriumdert. 
1911.  8.  —  Schillers  Gespräche.  Berichte  seiner  Zeitgenossen  über  ihn.  Herausgegeben  von 
J.  Petersen.  —  R.  A.  Schröder,  Unmut.  Ein  Buch  Gesänge.  1899-  8.  —  Derselbe,  Lieder  an  eine 
Geliebte.  1900.  8.  —  Derselbe,  Sprüche  in  Reimen.  1901.  8.  —  Derselbe, .  An  Belinde. 
Gedichte.  1902.  8.  —  Derselbe,  Elysium,  Ein  Buch  Gedichte.  1906.  8.  —  Derselbe,  Hama. 
Gedichte  und  Erzählungen.  1908.  8.  —  C  Schüddekopf,  Goethes  Tod.  1907-  8.  —  Marie  Schuette, 
Das  Goethe- National-Museum  zu  Weimar.  Große  Ausgabe  des  Führers.  1910.  8.  —  G.  Schwab, 
Sagen  des  klassischen  Altertums.  1909.  8.  —  H.  P.  Sturz,  Kleine  Schriften.  Herausgegeben 
von  F.  Blei.  1904.  8.  —  Sylvius:  Euryalus  und  Lucrezia.  Aus  dem  Lateinischen  des  Aeneas 
Sylvius  de  Piccolomini  übertragen  von  K.  Falke.  1907.  8.  —  H.  van  de  Velde,  Vom  neuen  Stil. 
1907.  8.  —  Derselbe,  Essays.  1910.  8.  —  H.  Vogeler- Worpswede,  'Dir'  Gedichte.  1907-  8.  — 
K.  VoUmoeller,  Wieland.  Ein  Märchen  in  drei  Akten.  1911.  8.  —  Weimar  in  den  Freiheits- 
kriegen: I.  Erinnerungen  ....  von  F.  v.  Müller.  II.  Johannes  Falcks  Kriegsbüchlein.  1911.  8. 
—  Briefe  Kaiser  Wilhelms  des  Ersten...  Herausgegeben  von  E.  Brandenburg.  1911.  8.  — 
Memoiren  der  Markgräfin  Wilhelmine  von  Bayreuth.  1910.  8.  —  Geh.  Hofrat  Universitäts- 
professor Dr.  A.  Schmarsow:  Derselbe,  Eine  mittelrheinische  Kreuzigung  im  Brüsseler 
Museum.  S.-A.  (191  !•)  8.  —  Statistisches  Amt  der  Stadt  Leipzig:  Verwaltungs- 
bericht der  Stadt  Leipzig.  Hochbauamt.  1909/10.  8.  —  Jahresbericht  des  Stadtbezirksarztes. 
1910.  8.  —  Verwaltungsbericht  .  .  .  über  die  Heilanstalt  Dösen  für  1910.  0.  J.  8.  —  Otto  Wigand 
Verlag:  A.  Martin,  Max  Stirners  Lehre.  1906.  8.  —  M.  Schauß,  Die  leonardische  Flora. 
1910.  8.  —  R.  Wossidlo,  Aus  dem  Lande  Fritz  Reuters.  1910.  8.  —  London.  Victoria  and 
AI  b  e  r  tm  u  s  e  u  m:  Report  for  the  years  1909  and  1910.  191 1.  8.  —  St.  Louis.  S  t.  L  0  u  i  s 
Museum  of  fine  Arts:  Kataloge  von  1911.  —  Lund.  Kulturhistorisches 
M  u  s  e  u  m:  Das  kulturhistorische  Museum  zu  Lund  1882— 1911-  1911-  8.  —  Kulturhistorika 
Föreningen  för  Södra  Sverige  1910— 1 1.  191 1-  8.  —  Luzern.  Regierung  des  Kantons 
Luzern:  E.  A.  Geßler  und  J.  Meyer-Schnyder,  Katalog  der  historischen  Sammlungen  im  Rat- 
hause in  Luzern.  (1911.)  8.  —  Marbach- Stuttgart.  Schwäbischer  Schillerverein: 
Fünfzehnter  Rechenschaftsbericht  1910/11.  1911-  8.  —  Mährisch=Ostrau.  Deutsche  Landes- 
O  b  e  rre  a  Isch  ul  e:  XXVIII.  Jahresbericht.  1910/11.  1911.  8.  —  Meiningen.  E.Doebner, 
Schulrat:  Derselbe,  Bibliographia  Doehneriana.  1911.  8.  —  Metz.  Professor  J.  B.  K  e  u  n  e, 
Direktor  des  Museums  der  Stadt:  Derselbe,  Metz,  seine  Umgebung  und  die  Schlachtfelder  bei 
Metz.  0.  J.  8.  —  Mockersdorf.  J.  Weigert,  Pfarrer:  Derselbe,  Deutsche  Volksschwänke 
des  sechzehnten  Jahrhunderts.  1909.  8.  —  Müncheberg.  Verein  für  Heimatkunde 
des  Kreises  Lebus:  Mitteilungen  des  Vereins.  1.  Heft.  1911-  8.  —  München.  Kgl. 
Generalkonservatorium  der  Kunstdenkmale  und  Altertümer  Bayerns: 
Band  II,  Heft  XIX,  und  XXI.  1910.  Band  III,  Heft  I  und  II.  1911-  8.  —  H.  Kehrer: 
Derselbe,  Ein  unbekanntes  Bildnis  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum.  Virgil  Solls  aus 
der  Schweiz  (  ?).  S.-A.  1911.  8.  —  J.  V.  K  ru  1 1:  Derselbe,  Wahl-  und  Sinnsprüche  der  Hohen- 
zollern  in  Franken  auf  Medaillen  und  Münzen.  S.-A.  8.  —  AlbertLangen,  Verlag:  E.  Fuchs, 
Illustrierte  Sittengeschichte  vom  Mittelalter  bis  zur  Gegenwart.  Bd.  II  nebst  Ergänzungsband. 
(191  !•)  Gr.  4.  —  M.  Kemmerich,  Dinge,  die  man  nicht  sagt.  6.  und  7-  Tausend,  o.  J.  8.  — 
M.  Kemmerich,  Kulturkuriosa.  II.  Bd.  1.  bis  4.  Tausend.  (1910.)  8.  —  Leben  und  Taten  des 
. .  .  Ritters  Sebastian  Schertlin  von  Burtenbach.  Herausgegeben  von  E.  Hegaur.  o.  J.  8.  - 
J.  F.  Lehmanns  Verlag:  H.  Class,  West-Marokko  deutsch!  1911-  8.  —  Münnersladt.  Kgl. 
humanistischesGymnasiuni:  Jahresbericht  1910/1I.  8.  —  Programm:  W.  Rügamer, 
Der  Augustinereremit  Hieronymus  Streitel .  .  .  1911-  8.  —  Münster.  Dr.  H  a  m  m  e  r  s  c  h  m  i  d  t, 
Landeshauptmann:  A.  Ludorff,  Die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  von  Westfalen.  Kreis  Hagen- 
Land.  1910.  Gr.-4.  —  Bad  Nauheim.  Dr.  med.  AlfredM  artin:  Bad  Nauheimer  Jahrbuch. 
1.  Jahrgang.  1911-  8.  —  Neuburg  a.  D.  Kgl.  Realschule:  52.  Jahresbericht  (1910/11).  1911-  8. 
—  New- York.    TheMetropolitan   Museum  of  Art:   Catalogue  of  a  Loan   E.xhibition 


—     65    — 

of  Arms  and  Armor  by  Bashford  Dean.  1911.  8.  —  Nürnberg.  VerlagvonBauer&Raspe 
(Emil  Küster):  F.  Siebmachers  großes  und  allgemeines  Wappenbuch,  Lieferung  538—543-  4.  — 
Dr.  Emmerich.  Kgl.  Hofrat:  R.  Landau.  Eine  Urkunde  der  Straßburger  Hebammenlehr- 
anstalt. S.-A.  1903.  8.  —  F.  E  1 1  m  e  i  e  r.  Hauptlehrer:  Testamentum  novum,  per  D.  Erasmum 
Roterodamum  nouissime  recognitum.  1556-  8.  —  K.  F  i  c  k  e  n  s  c  h  e  r:  Derselbe,  Der  Nürnberger 
Talkessel  in  seiner  geologischen  Vergangenheit.  1911-  8.  —  Freimaurer-Loge  Joseph 
zur  Einigkeit:  (W.  Behl)  Geschichte  der  Freimaurer- Loge  Joseph  zur  Einigkeit  im  Orient, 
Nürnberg  1 761  — 191 1.  1911.  8.  —  H.  G  e  b  h  a  r  d  t.  Betriebsleiter:  J.  B.  Porta,  Magia  naturalis. 
1680.  8.  —  A.  G  ü  m  b  e  1,  Kreisarchivassessor:  Derselbe,  Der  Baumeister  und  Stückgießer  Hans 
Felber  von  Ulm  ....  Nachträgliches  zur  Biographie  K.  Heinzelmanns.  S.-A.  o.  J.  8.  —  Der- 
selbe, Baurechnungen  vom  Chorbau  von  St.  Lorenz  in  Nürnberg  1462—6?.  o.  J.  8.  —  K  g  1. 
Altes  Gymnasium:  Jahresbericht  1910/II.  1911-  8.  —  L.  Krauß,  Mitteilungen  über 
die  Lehrerbibliothek  des  alten  Gymnasiums  und  Beschreibung  ihrer  ältesten  Drucke.  IL  Teil. 
Beilage  zum  Jahresbericht  1911-  8.  —  Kgl.  K  u  n  s  t  g  e  w  e  r  b  e  s  c  h  u  1  e:  Jahresbericht 
l<)l(»'l  1.  1911.  8.  —  W.  K  ü  h  n  e  r  m  a  n  n,  Metalldrücker:  M.  A.  Weikard,  Medizinische  Frag- 
menten und  Erinnerungen.  1791.  8.  —  Ein  Noth-  und  Hülfsbüchlein  für  alle,  welche  in  der  Liebe 
....  ausgeschweifet  haben.  1796.  8.  —  C.  Mönch,  Arzneymittellehre.  4.  Auflage.  1800.  8.  — 
Th.  G.  A.  Rose,  Taschenbuch  für  gerichtliche  Ärzte  ....  1800.  8.  —  J.  Gh.  G.  Jörg,  Handbuch 
der  Krankheiten  des  menschlichen  Weihes.  1809.  8.  —  C.  F.  Kunze,  Compendium  der  praktischen 
Medizin.  186S.  8.  —  Konsul  J.  O  e  1 1  i  n  g  e  r:  A.  Birkner,  Diss.  de  iudicio  tutelari  reip. 
Norimbergensis.  1 745.  4.  —  Kgl.  Realgymnasium  und  R  e  f  0  r  m  g  y  m  n  a  s  i  u  m: 
Jahresbericht  1910/11.  1911.  8.  —  Programm  19M:  R.  Rast,  Handel  und  Gewerbe,  Kunst  und 
Wissenschaft  in  Nürnbergs  schwerster  Zeit  (1631—35).  8.  —  M  a  .x  Rößler:  R.  J.  Steidele, 
Lehrbuch  der  Hebammenkunst.  1784.  8.  —  Dr.  jur.  et  phil.  M  a  .x;  S  ü  ß  h  e  i  m,  Rechtsanwalt: 
J.  M.  G.  Schellers  lateinisch-deutsches  und  deutsch-lateinisches  Handle.xikon,  L  Teil.  5-  Auflage. 
1822.  8.  —  C.  H.  Freiesleben,  Corpus  juris  civilis  academicum  .  .  .  1735-  4.  —  Die  fünf  französischen 
Gesetzbücher  in  deutscher  Sprache.  1827.  8.  —  L.  J.  F.  Höpfner,  Theoretisch-praktischer  Kom- 
mentar über  die  Heineccischen  Institutionen.  7.  Auflage.  1803.  4.  —  S  t  a  d  t  m  a  g  i  s  t  r  a  t: 
Katalog  der  historischen  Ausstellung  der  Stadt  Nürnberg  auf  der  Jubiläums- Landesausstellung 
Nürnberg  1906.  1906.  8.  —  Statistisches  Jahrbuch  der  Stadt  Nürnberg  für  1910.  1911-  8.  — 
Kgl.  Bayer.  T  e  c  h  n  i  k  u  ni:  Bericht  über  das  4.  Studienjahr  1910— 11.  (191 1-)  8.  —  J.  G. 
T  h  u  m  m  e  rt:  Derselbe,  Ein  Leitfaden  ....  wie  ein  jedermann  sein  eigener  Arzt  und  Lebens- 
mittelsachverständiger werden  kann.  (1911.)  8.  —  Oullins  (Rhone).  E.  V  i  a  1:  Derselbe,  In- 
stitutions et  costumes  lyonnaises  1903 — 1909.  8.  —  Derselbe,  Jean  Baptiste  Giraud.  o.  J.  8. 
Paris.  J.  C.  Broussolle:  Derselbe,  Les  fresces  de  l'Arena  ä  Padoue.  1905.  8.  —  Derselbe, 
L'Art  et  les  artistes  au  Service  du  Saint-Sacrament.  1909.  8.  —  Andre  G  i  r  o  d  i  e,  Attache 
ä  la  bibliotheque  d'art  et  d'archeologie:  Les  maitres  de  l'art:  A.  Girodie,  Martin  Schongauer  et 
l'art  du  Haut-Rhin  au  XVe  siecle.  (1911-)  8.  —  Philadelphia.  Norris  J.  Barrat:  Papers 
of  the  historical  society  of  Delaware  LVII.  191 1.  8.  —  U  n  i  v  e  r  s  i  t  y  0  f  P  e  n  n  s  y  1  v  a  n  i  a: 
The  Museum  Anthropological  publications  I,  2.  1911.  8.  —  Eckley  B.  Coxe  jun.  Expedition 
to  Nubia  Vol.  V.  1911  8.  —  Pittsburg  (Pa.).  C  a  r  n  e  g  i  e  -  I  n  s  t  i  t  u  t  e:  Carnegie-Institute. 
Annual  Reports  for  the  fiscal  year  ending  march  31,  1911.  1911-  8.  —  Posen.  Kaiser-  Fried- 
rich-Museum: Amtlicher  Führer.  3.  Auflage.  191 1  ■  8.  —  K  a  i  s  e  r  W  i  1  h  e  1  m  -  B  i  b  1  i  o- 
t  h  e  k:  R.  Focke,  Das  staatlich  organisierte  Volksbildungswesen  und  die  Zentralstelle  für  Volks- 
unterhaltung in  der  Provinz  Posen.  191 1.  4.  —  Prag.  Direktion  desLandesarchivs 
des  Königreiches  Böhmen:  Mitteilungen  aus  dem  Landesarchiv  des  Königreiches 
Böhmen.  III.  Bd.  1910.  8.  —  Ravensburg.  K.  O.  M  ü  1  1  e  r:  Tübinger  Studien  für  schwäbische 
und  deutsche  Rechtsgeschichte  II,  3.  1910.  8.  —  Regensburg.  Kgl.  Altes  Gymnasiu  m: 
Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1910/II.  1911.  8.  —  Programm:  H.  F.  Kaestner,  Nerven- 
hygiene im  Unterricht.  1911.  8.  —  Kgl.  Neues  Gymnasium:  Jahresbericht  1910/II. 
1911.  8.  —  Mit  Beilage.  —  Rothenburg  0.  T.  Kgl.  Realschule:  Jahresbericht  1910/II. 
1911-  8.  —  A.  S  c  h  n  i  z  1  e  i  n,  Kgl.  Gymnasialprofessor:  Derselbe,  Nachtrag  zum  Verzeichnis 
der  Miscellanea  reformatoria  der  Rothenburger  Bibliothek.  1911.  8.  —  Salzburg.  Mädchen- 
L  y  c  e  u  m:  7-  Jahresbericht.  1910/II.  1911.  8.  —  Siegen.  Verein  für  Heimatkunde 
und    Heimatschutz  im   Siegerlande:    Blätter  des   Vereins  für   Heimatkunde  .... 

5 


—    66    — 

im  Sieserhinde.  1.  Bd.  1.  Heft.  loii.  S.  —  Straßbiirsi;.  J.  H.  E.  H  e  i  t  z,  Verlas:  Studien  zur 
deutschen  Kunstgeschiciite,  Heft  141.  1911-  S.  —  Stiittsarf.  J.  G.  C  o  1 1  a,  Verlag:  C  Busse, 
Heiliire  Not.  2.  Auflage.  1910.  8.  —  Cottasche  Handbibliothek  Nr.  154—162.  o.  J.  8.— 
V.  Mittnacht,  Rückblicke.  4.  Auflage.  1909-  8.  —  Münchener  volkswirtschaftliche  Studien 
101—109.  1910/11.  8.  —  Fr.  Paulsen,  Einleitung  in  die  Philosophie.  20.  und  21.  Auflage.  1909.   8. 

—  W.  H.  Riehl,  Religiöse  Studien  eines  V/eltkindes.  5.  Auflage.  1900.  8.  —  Landes- 
g  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  m:  Ausstellung  kirchlicher  Kunst  Schwabens  (Katalog).  1911.  8.  — 
W.  Seifert,  Verlag:  Beckmann- Führer:  M.  K.  Rohe,  München.  2.  Auflage,  o.  J.  8.  — 
A.  Wagner,  Baden-Baden.  3.  Auflage.  8.  —  Trier.  P  r  o  v  i  n  z  i  a  1  m  u  s  e  u  m:  Jahresbericht 
1909.  Erweiterter  Abdruck.  S.-A.  191 1.  8.  —  Tübingen.  Dr.  G  u  s  t  a  v  S  c  h  ö  t  1 1  e:  Derselbe, 
Geld-  und  Münzgeschichte  der  Pfalzgrafschaft  Tübingen.  S.-A.  (1911-)  8.  —  Wien.  S.  K  g  1. 
Hoheit  H  e  r  z  o  g  V  o  n  C  u  ni  b  e  r  1  a  n  d.  B  r  a  u  n  s  c  li  w  e  i  g  u  n  d  L  ü  n  e  b  u  r  g:  E.  Fiala, 
Münzen  und  Medaillen  der  Weifischen  Lande.  1910.  Gr.-4.  —  J.  L  ö  w  y,  K.  u.  K.  Hofphotograph: 
Österreichische  Kunstschätze,  Jahrgang  I.  Heft  4.  o.  J.  2.  —  S  r.  K  .  u.  K.  A  p  o  s  t  o  1.  M  a  j  e  s  t  ä  t 
Oberstkämmereramt:  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten 
Kaiserhauses  Bd.  XXIX,  Heft  3-  1911.  2.  —  K.  K.  S  t  a  a  t  s  g  y  m  n  a  s  i  u  m:  IV.  Jahresbericht 
1910/11.  1911-  8.  —  Wismar.  Dr.  med.  et  hon.  c  phil.  F.  Crull:  Abschrift  des  Rechnungs- 
buches des  Güstrowschen  Goldschmiedes  Matz  Kreisen,  genannt  Unger  (1574 — 91).     Um  1900.    4. 

—  Neu-hervorkommendes  Weber  Kunst  und  Bild  Buch  ....  I.  Teil.  1720.  Qu. -8.  —  Würz- 
burg. Gesellschaft  für  fränkische  Geschichte:  Sechster  Jahresbericht  .... 
über  das  Jahr  1910.  1911.  8.  —  Zweibrücken.  K  g  1.  H  u  m  a  n  i  s  t  i  c  h  e  s  Gymnasium: 
Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1910/1 1.  1911.  8.  —  Programm:  R.  Pfleger,  Pestalozzi  als  Christ. 
II.   Teil.     1911.     8.   — 

Tausch. 

Documents  inedits  sur  l'abbaye,  le  comte  et  la  ville  de  Corbie,  I.  1910.  4.  —  Kataloge 
des  römisch-germanischen  Zentralmuseums:  Nr.  3,  Verzeichnis  der  Abgüsse  und  wichtigeren 
Photographien  mit  Gallierdarstellungen  von  K.  Schumacher.  1911.  8.  —  Die  Propyläen.  Lite- 
rarisch-belletristische  Halbwochenschrift.     Jahrgang  I— VII.     1903— 10.     Gr.-4. 


19. 


Ankäufe. 

Heyer   von    Rosenfeld'sche    Stiftung.     Genealogisches    Handbuch    bürgerlicher    Familien. 
Bd.  1911.  4.  —  Rietslap,  Armorial  general.   Fase.  61.   o.  J.  4. 


Abb.  22.    Formsfein  aus  gebranntem  Ton.    Mitte  des  16.  Jahrhdts. 


—    67     — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Schaffhauser  Oeckenplastik  von  Jakob  Stamm.  Architekt.  1.  Teil:  Decken  des  17. 
und  1S.  Jaiirhunderts.  Mit  20  Tafeln  und  13  Abbildungen  im  Text.  17.  Neujahrsblatt  des  Kunst- 
vereins und  des  historisch-antiquarischen  Vereins  Schaffhausen  19II.     28  Seiten.     40- 

Überall  regt  es  sich  seit  einigen  Jahren  in  Städten  mit  altertümlichen  Denkmälern  und 
Bauten,  um  mit  mehr  oder  minder  großer  Systematik  in  Wort  und  Bild  festzuhalten,  was  uns  aus 
zurückliegenden  Zeiten  als  Ganzes  oder  in  Resten  überkommen,  dessen  Weiterbestand  sehr  wohl 
im  Interesse  von  Geschichte,  Technik  und  Kunst  gJegen  wäre,  aber  angesichts  der  veränderten 
wirtschaftlichen  Bedürfnisse  nicht  immer  möglicli  ist.  Ein  gleiches  Streben  leitete  den  Verfasser 
bei  der  vorliegenden  Arbeit,  und  es  darf  ihm  zum  Ruhme  angerechnet  werden,  daß  er  der  Anregung 
hierzu  schon  vor  etwa  sechs  Jahren  Raum  gab.  Wenn  er  sich  spezialisierte  und  zunächst  nur  die 
künstlerisch  und  kunsthistorisch  wichtigen  Decken  der  Stadt  Schaffhausen  und  ihrer  Umgebung, 
und  zwar  insbesondere  die  Stuckdecken  ins  Auge  faßte,  so  war  dies  insofern  nicht  unberechtigt, 
als  gerade  sie  Kinder  der  Vergänglichkeit  sind.  Hinzu  kommt,  daß  die  Beschäftigung  mit  ihnen 
einen  großen  Reiz  gewährt,  hat  man  es  doch  mit  Schöpfungen  zu  tun,  die  in  technischer  Beziehung, 
einen  stark  originalen  Stempel  tragen.  Noch  lag  die  Zeit  fern,  wo  man  sich  zu  ihrer  Herstellung 
des  Abgusses  von  Gipsmodellen  bediente,  wo  man  in  glatter  symmetrischer  Methode  ohne  viel 
Aufwand  von  Originalität  und  Kunstfertigkeit  arbeitete.  An  Ort  und  Stelle  trug  man  den  Stuck 
auf,  und  zwar  mußte  es  frei  in  flotter  Arbeit  geschehen. 

Dankbar  sind  wir  dem  Verfasser  auch  für  die  Mitteilung  seiner  technischen  Beobachtungen, 
hört  man  doch  sonst  nur  wenig  aus  dem  praktischen  Betrieb  älterer  Zeiten.  Alte  entfernte  Decken 
zeigten,  daß  zuerst  auf  dem  rohen  Mörtelgrund  die  Linien  der  geometrischen  Einteilung  und  dann 
die  Umrisse  der  aufzubringenden  Masse  für  die  Plastik  aufgezeichnet  wurden.  Alles  andere  war 
freihändige  Arbeit.  Mit  Recht  weist  er  auch  auf  die  Schwierigkeit  der  Technik  hin,  welche 
viel  Übung  und  Fertigkeit  erforderte  und  die  Geduld  der  Bauherrn  oft  stark  auf  die  Probe  gestellt 
haben  mag. 

Interessant  ist  der  Hinweis,  daß  es  die  Stuckkünstler  häufig  vortrefflich  verstanden  haben, 
durch  figürliche  und  emblematische  Darstellungen  der  Beziehung  zum  Amt  und  Namen  der  Haus- 
herren Rechnung  zu  tragen.  »So  entsteht  eine  echte,  gedankenvolle  Hauskunst,  die  dem  jetzigen 
Beschauer  innerliche,  heimatliche  Wärme  entgegenstrahlt.« 

Die  Publikation,  von  der  zunächst  ein  erster  Teil  vorliegt,  soll  zwei  Teile  umfassen.  Zwar 
wurden,  wie  der  Verfasser  sagt,  zahlreiche  photographische  Aufnahmen  von  Decken  angefertigt. 
Aber  in  Rücksicht  auf  den  Umfang  glaubte  er  sich  auf  die  Wiedergabe  der  am  meisten  charakte- 
ristischen beschränken  zu  müssen.  Wir  müssen  uns  also  in  dieser  Hinsicht  auf  sein  gesundes  Urteil 
verlassen,  wenngleich  gerade  über  diesen  Punkt  die  Ansichten  der  einzelnen  sehr  divergieren  können. 

Verfasser  spricht  dann  auch  über  die  Schwierigkeit  der  Aufnahmen.  Ob  alles  erreicht  ist, 
was  erreicht  werden  konnte,  muß  ich  als  nicht  Ortskundiger  dahingestellt  sein  lassen.  Ich  selbst 
kenne  die  Mühseligkeit  des  Aufnehmens  von  Stuckdecken  in  Privathäusern  nur  zu  gut,  meine  aber 
doch,  daß  zuweilen  der  Standpunkt  wohl  besser  senkrecht  vom  Boden  nach  oben  hätte  genommen 
werden  können.  Bedauerlich  ist  jedenfalls  die  allerdings  beim  Stande  der  Arbeiten  vor  der  Hand 
unmögliche  Berücksichtigung  einer  historischen  Entwicklung.  Doch  könnte  eine  solche  sehr  wohl 
am  Schlüsse  des  Werkes  gegeben  werden. 

5* 


—    68    — 

übrigens  ist  die  icunstgeschichtliclie  Beschreibung  der  Decken  Iceine  troct;ene  und  sciienia- 
tische.  Sie  ist  hier  und  da  v(in  reiclier  Empfindung  durchdrungen.  Gerade  aus  diesem  (irunde 
darf  man  das  Werk  als  willkommenen  neuen  Beitrag  zur  Geschichte  des  Bürgerhauses  und  seiner 
inneren  Ausstattung  hinnehmen.  Dr.   F  r  i  t  z  T  r  a  u  g  o  1 1  S  c  h  u  1  z. 

Wehrbauten  Veronas  von  Professor  B  o  d  o  E  b  ii  a  r  d  t,  Architekt.  Mit  27  Tafeln.  Grune- 
wald-Berlin, Burgverlag,   1911-     lio  Seiten. 

Diese  neueste  Arbeit  aus  der  Feder  Bodo  Ebhardts,  des  rührigen  Restaurators  und  um- 
fassenden Kenners  mittelalterlicher  Burgen  und  Wehrbauten,  ist  einem  Spezialthema  der  Burgen- 
kunde Italiens  gewidmet,  als  abgerundetes  Ganzes  von  begeisterter  Sprache  und  geschmackvoller 
Ausstattung.  Die  steinernen  Zeugen  des  um  seiner  Lage  willen  fast  2  Jahrtausende  hindurch 
bedeutsamen  festen  Platzes  Verona  werden  von  der  Römerzeit  an  vor  unserem  geistigen  Auge  zum 
Leben  erweckt  und  die  Spuren  seiner  wechselvollen  Geschicke  während  einer  großen  Vergangen- 
heit aufgezeigt.  Dr.   H.  R  e  i  f  f  e  r  s  c  h  e  i  d. 

Unser  Lieben  Frauen  Kloster  in  Magdeburg.  Eine  Monographie  mit  eigenen  Zeichnungen 
von  Maximilian  Med  de.  Mit  77  Abbildungen  und  einem  rekonstruierten  Lageplan. 
Creutz'sche  Buchhandlung  (M  ax    K  r  e  t  s  c  h  m  a  n  n),   Magedeburg,   1911.     168   Seiten.     8. 

Diese  reichillustrierte  kleine  Schrift  ist  trefflich  geeignet,  auf  wissenschaftlicher  Grundlage 
weiteren  Kreisen  die  Kenntnis  eines  während  des  Mittelalters  hochbedeutenden,  in  seiner  baulichen 
Anlage  im  wesentlichen  erhaltenen  Klosters  zu  vermitteln,  das  seine  führende  Stelle  unter  den 
deutschen  Prämonstratenserstiftern  dem  großen  Erzbischof  Norbert  von  Magdeburg  (f  1134) 
verdankt.  Damit  wird  die  allgemeinere  Kenntnis  der  Geschichte  der  kirchlichen  Baukunst  des 
12.  und  13-  Jahrhunderts  in  dankenswerter  Weise  weit  über  das  lokale  Interesse  hinaus  gefördert. 

Die  äußeren  Schicksale  des  Klosters,  denen  das  einleitende  Kapitel  gewidmet  ist,  sind  von 
der  Art,  wie  sie  sich  typisch  mehr  oder  weniger  bei  jeder  mittelalterlichen  Klosterstiftung  wieder- 
holen. Eine  Orientierung  über  die  Klosteranlage,  die  für  die  historische  Topographie  jenes  heutigen 
Stadtteils  manches  neue  bringt,  schließt  sich  an.  Es  folgt  der  Hauptteil,  den  der  Verfasser  mit 
besonderer  Liebe  ausgearbeitet  hat,  die  Kirche  und  die  Gebäude  der  Klausur  umfassend,  köstliche 
Proben  romanischen  bezw.  spätromanischen  Stils.  Der  gegenwärtige  Bestand  an  Bildwerken, 
Denk-  und  Grabsteinen  ist  dagegen  nur  unbedeutend. 

Die  Darstellung,  die  in  einem  sorgfältigen  Literaturverzeichnis  eine  willkommene  Ergänzung 
findet,  ist  flott;  eigenartig  wirken  jedoch  Bezeichnungen  wie  „Sanktissimum"  für  den  Gruftraum 
Norberts  (S.  69)  oder  „licentia  poetica",  auf   Bauleute  des  13.  Jahrhunderts  angewandt.   (S.  102). 

Dr.   H.    R  e  i  f  f  e  r  s  c  h  e  i  d.. 

Wanderungen  durch  die  Werkstätten  fränkischer  Bildhauer  von  Fritz  Knapp.  Band  VI 
der  Neujahrsblätter,  herausgegeben  von  der  Gesellschaft  für  Fränkische  Geschichte.  Würzburg 
1911.   8*.     98  Seiten  mit  33  Abbildungen. 

Die  vorliegende  Schrift  von  Knapp  will  keine  ins  Detail  gehende  Kunstgeschichte  sein. 
Der  Verfasser  hat  es  nur  auf  bedeutsame  und  dazu  allein  auf  noch  im  Lande  befindliche  Werke 
abgesehen,  um  an  ihnen  die  Eigenart  der  Bildhauerkunst  Frankens,  die  Lokalcharakteristika 
und  die  Sonderheiten  der  Zeitenstile  wie  der  Künstlerpersönlichkeiten  möglichst  klar  darzustellen. 
Man  kann  in  Zweifel  sein,  ob  eine  solche  Arbeit  angesichts  dessen,  daß  gerade  die  hauptsächlichsten 
der  in  ihr  behandelten  Werke  und  Künstler  bereits  eine  eingehende  wissenschaftliche  Würdigung 
gefunden  haben,  ein  dringendes  Bedürfnis  war.  Der  Ausdruck  „Wanderungen"  hilft  uns  einiger- 
maßen über  diese  Verlegenheit  hinweg.  Jedenfalls  ist  es  eine  aus  lebhaftem  Interesse  an  der 
Sache  geschriebene  Arbeit,  deren  Bedeutung  hauptsächlich  darin  zu  suchen  ist,  daß  sie  sich  an 
einen  weiteren  Leserkreis  wendet,  der  sich  in  seinen  Zielen  einen  größeren  Gesichtspunkt  gesteckt 
hat.     Für  die  strenge  Fachwissenschaft  ist  sie  nur  in  beschränktem  Maße  von  Wert. 

Beachtung  verdient  für  sie  z.  B.  der  Abschnitt  über  die  Bamberger  Figuren,  in  welcliem 
der  Fortschritt  gegen  die  Reimser  Vorbilder,  namentlich  bei  der  Elisabeth,  gut  herausgearbeitet  ist. 

Die  auf  Seite  21  hervorgehobene  Vorbildliclikeit  der  Pfarrei  der  Neumünsterkirche  in  Würz- 
burg in  der  Entfernung  häßlicher  Übermalungen  von  alten  Skulpturen  will  mir  wenig  angebracht 


—    69    - 

erscheinen.  Was  ist  z.  B.  auf  diesem  Gebiet  schon  alles  in  der  Sebalduskirche  in  Nürnberg  durch 
Professor  Joseph  Schmitz  geschehen! 

Von  der  Nürnberger  Kunst  des  14.  Jahrhunderts  scheint  der  Verfasser  kein  ganz  klares 
Bild  zu  haben,  sonst  würde  er  ein  so  abfälliges  Urteil,  wie  er  es  auf  Seite  28/29  abgibt,  wohl  kaum 
gefällt  haben.  So  unselbständig  war  das  künstlerische  Schaffen  in  Nürnberg  zu  dieser  Zeit  denn 
doch  nicht.  Es  ließe  sich  unschwer  eine  ganze  Reihe  achtbarer  Werke  zusammenbringen,  die  ein 
originales  Können  und  eine  kraftvolle  Realistik  erkennen  lassen  und  einen  Vergleich  mit  Würz- 
burger Arbeiten  recht  wohl  aushalten.  Warum  hat  Knapp  z.  B.  die  reizvollen  Reliefs  am  Sebalder 
Chörlein  ganz  außer  Acht  gelassen  ?  Die  mit  schlagender  Wucht  durchgeführte  feine  Einzelcharak- 
teristik der  Figuren  am  Schönen  Brunnen  läßt  ein  weitgereiftes  künstlerisches  Qualitätsvermögen, 
ein  eingehendes  figurales  Studium  selbst  im  Banne  der  Archiktektur  erkennen,  das  nicht  über- 
sehen werden  darf.  Und  die  allerdings  noch  nicht  genügend  erforschte  ansehnliche  und  zum  Teil 
künstlerisch  hervorragende  Gruppe  von  Nürnberger  Tonskulpturen  des  14.  Jahrhunderts  wäre 
gleichfalls  für  diese    Frage  in    Betracht  zu  ziehen. 

Sehr  gut  ist  der  Hinweis  auf  die  vielfigurige  Steingruppe  des  Todes  der  Maria  im  Würz- 
burger Dom  aus  der  Zeit  um  1470  (siehe  Abb.  15).  Sie  läßt  eine  außerordentliche  kompositionelle 
Begabung  erkennen.  Die  Gruppierung  der  Figuren  ist  fein  abgewogen.  Im  einzelnen  herrscht 
eine  bis  ins  Kleinste  eingehende  realistische  Durchbildung,  wie  wir  sie  in  dieser  Zeit  sonst  wenig 
finden.  Insofern  bietet  sie  etwas  Neues,  ja  leitet  sie  direkt  in  die  spätere  Zeit  der  Würzburger 
Plastik  über,  zu  Tillmann  Riemenschneider  (S.  39).  Sie  scheint  kurz  vor  dessen  Eintreten  in  das 
dortige   Kunstschaffen  entstanden. 

Richtig  ist  es,  wenn  bei  den  Figuren  des  Deokarus-Altares  der  gesunde  Realismus  hervor- 
gehoben, wenn  überhaupt  dieser  Altar  an  die  Spitze  neuen  künstlerischen  Lebens  in  Nürnberg 
gestellt  wird.  Stark  aber  hinkt  der  gegensätzliche  Vergleich  zwischen  diesen  kleinen  Gestalten 
und  der  monumental  plastischen  Auffassung  der  Würzburger  Grabmalsarbeiten.  So  sehr  im  Prinzip 
voneinander  verschiedene  Werke  darf  man  nicht  wohl  in  noch  schärferen  Gegensatz  zueinander 
setzen  und  dann  daraus  allgemeine  Schlüsse  ziehen. 

Bei  Veit  Stoß  ist  das  Stürmische  des  Temperaments  vielleicht  etwas  zu  stark  betont.  Seine 
spätesten  Werke  wenigstens,  z.  B.  der  Altar  in  der  Oberen  Pfarrkirche  zu  Bamberg  (1523),  lassen 
doch  eine  größere  Gemessenheit,  innere  Ruhe,  um  nicht  zu  sagen,  Abgeklärtheit  erkennen.  Un- 
richtig aber  ist,  wenn  Veit  Stoß  als  reiner  Holzschnitzer  hingestellt  wird.  Ich  darf  wohl  auf  das 
Sandsteinrelief  der  Langenzenner  Verkündigung  vom  Jahre  1513  (Mitteilungen  aus  dem  German. 
Nationalmuseum  1908,  Tafel  IX)  hinweisen,  weiter  auf  die  Urkunde  vom  1.  Februar  1503,  in  der 
Veit  Stoß  als  „stainhauer  oder  pildschnitzer"  bezeichnet  wird,  und  wohl  auch  auf  die  Freifiguren 
der  Verkündigung  von  einem  Nürnberger  Hausaus  dem  Jahre  1504,  die  sich  heute  im  Germa- 
nischen Museum  befinden    und  viel  von  des  Meisters  Art  an  sich  haben. 

Recht  kurz  weggekommen  sind  das  Barock  und  Rokoko.  Hier  hätte  doch  noch  so  mancher 
tüchtige  Meister,  so  manches  Meisterwerk  in  Auffassung  und  Technik  erwähnt  und  angeführt 
werden  können.  Dr.  Fritz  Traugott  Schulz. 

Max  Stirner,  Sein  Leben  und  sein  Werk.  Von  John  H  e  n  r  y  M  a  c  k  a  y.  Mit  vier  Ab- 
bildungen, mehreren  Faksimiles  und  einem  Anhang.  Zweite,  durchgesehene  und  um  eine  Nach- 
schrift: „Die  Stimer- Forschung  der  Jahre  1898 — 1909"  vermehrte  Auflage.  Bernhard 
Zacks  Verlag.     Treptow  bei  Berlin.     1910. 

John  Henry  Mackay  hat  sich  das  große  Verdienst  erworben,  als  erster  den  Lebensumständen 
Max  Stirners  mit  Gründlichkeit  und  unermüdlichem  Eifer  nachgeforscht  und  das  Bild  der  Per- 
sönlichkeit eines  der  konsequentesten  und  tiefsten  Denker,  des  Philosophen  der  Zukunft,  wie  ich 
ihn  auch  heute  noch  nennen  möchte,  in  großen  und  im  allgemeinen  klaren  Umrissen  vor  uns  hin- 
gestellt zu  haben.  Das  war  in  der  Tat  keine  kleine  Aufgabe,  keine  geringe  Arbeit,  obgleich,  als 
1898  die  erste  Auflage  von  Mackays  Buch  erschien,  die  ehemalige  Frau  des  1856  Verstorbenen  noch 
am  Leben  war.  Weiß  doch  jeder,  der  sich  mit  genealogischen  oder  biographischen  Nachforschungen 
befaßt,  wie  schwierig  solche  sich  gerade  für  die  erste  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts,  wo  derEinzelne 
von  der  hohen  Obrigkeit  nicht  mehr  so  am  Gängelbande  geleitet  wurde,  wie  in  den  voraufgegangenen 
Epochen,  häufig  genug  gestalten.  Und  Marie  Dähnhardt,  Stirners  einstige  Frau,  tat  ihren  Mund 
nicht  auf.     Sie  war  alt  und  krank  und  bereitete  sich  nur  noch  auf  den  Tod  vor. 


■0 


Auch  luicli  ilifi-'m  Hiiisclieiden  (30.  üezeiiiber  1902)  haben  sicli  in  ihrem  Nuciilaü  tceineiiei 
Papiere  oder  Aufzeichnungen  vorgefunden,  die  über  ihr  früheres  Leben  hätten  Aufschlu(3  geben 
können.  Dagegen  hat  sich  für  die  Icürzlich  erschienene  zweite  Auflage  von  Macicays  Buch  aus 
anderen  Quellen,  zum  Teil  sogar  noch  aus  mündlicher  Überlieferung  (Baronesse  von  der  Goltz 
in  Berlin)  eine  Reihe  neuer  Nachrichten  über  Stirner  und  seinen  Kreis,  wie  auch  über  sein  Schaffen 
gewinnen  lassen.  Die  wertvollste  ist  darunter  vielleicht  der  Nachweis  von  Stirners  Mitarbeiter- 
schaft am  ,, Journal  des  österreichischen  Lloyd",  das  1848  in  Triest  von  Friedrich  Bodenstedt 
redigiert  wurde.  Mackay  glaubt  acht  Aufsätze  in  dieser  Zeitschrift  mit  Sicherheit  für  Stirner 
in  Anspruch  nehmen  zu  dürfen,  die  er  Seite  255  ff-  kurz  charakterisiert  und  bespricht  und  in  einer 
etwa  notwendig  werdenden  neuen  Auflage  von  ..Max  Stirners  Kleineren  Schriften"  zum  Abdruck 
zu  bringen  gedenkt. 

Auch  im  übrigen  sind  die  Nachträge,  die  fast  jedes  Kapitel  erfahren  hat,  die  Stamm- 
bäume und  chronologischen  oder  bibliographischen  Übersichten,  durch  die  das  Buch  erweitert  und 
überall  auf  den  Stand  der  gegenwärtigen  Forschung  gehoben  worden  ist,  auf  das  dankbarste  zu 
begrüßen,  und  es  bleibt  nur  zu  bedauern,  daß  aus  Mackays  Stirnerbiographie  anläßlich  der 
neuen  Auflage  nicht  d  i  e  Stirnerbiographie  geworden  ist,  von  der  eine  noch  künstlerischere 
Verarbeitung  des  gesamten  Stoffes  und  vor  allem  eine  scharfe  Durchdringung  und  Klarlegung 
von  Stirners  geistiger  Entwicklung  und  seinem  philosophischen  System  erwartet  werden  müßte. 
Ein  solches  Werk  würde  wohl  melir  noch  als  Mackays  grundlegende  Forschungen  dem  großen 
Denker  die  Wege  bereiten.  T  h.   H  a  m  p  e. 


Abb.  21.  Formstein  aus  gebranntem  Ton.    Mitte  des  16.  Jahrhdts. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:  Dr.  Theodor  Hampe. 


U.   E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


1911.  Nr.  4. 


outober— Dezemtaer. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 


CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

VERWALTUNGSAUSSCHUSS. 

Am  23.  November  v.  J.  ist  Herr  Geheimriit  H  u  r' o  von  Tscliudi.  der  Direktor  der 
k.  b.  Staatsgaierien,  einem  jalirelangen  fürditerlichen  Leiden  erlegen.  Er  war  im  Jaiire  1910 
von  der  bayerischen  Staatsregierune:  zum  Mitglied  des  Verwaltungsausschusses  ernannt  worden 
und  hat  an  dessen  Verhandlungen  nur  einmal  teili,enommen. 

Es  ist  nicht  unsere  Aufgabe,  seine  Bedeutung  zu  würdigen;  sie  ist  allgemein  anerkannt. 
Sein  Eintritt  in  den  Verwaltungsausschuß  fiel  in  die  Zeit,  da  die  schwierigen  Verhandlungen  über 
den  Austausch  von  Bildern  zwischen  der  Pinakothek  und  dem  Germanischen  Museum  im  Gange 
waren,  welche  die  öffentliche  Meinung  stark  erregten.  Heute,  wo  die  Angelegenheit  lange  be- 
friedigend gelöst  ist,  kann  ausgesprochen  werden,  er  hat  die  Sache  groß  angefaßt,  nicht  nur  in  dem 
was  er  verlangte,  sondern  auch  in  dem,  was  er  zugestand.  Wir  hofften  auch  weiterhin  auf  seine 
Unterstützung;  er  konnte  sie  nicht  mehr  betätigen.  Ein  ehrendes  Andenken  in  der  Geschichte  des 
Museums  ist  ihm  gewiß. 

PERSONALIEN. 

Am  16.  November  trat  Dr.  Friedrich  Wilhelm  W  e  n  k  e  aus  Herne  in  Westfalen, 
bisher  wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter  am  Provinzialmuseum  in  Münster,  als  Kustos  an  den 
kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Sammlungen  in  den  Dienst  des  Germanischen  Museums.  Gleich- 
zeitig wurde  der  bisherige  Assistent  Dr.  August  N  e  u  h  a  u  s  zum  Kustos  befördert,  dem 
bereits  mit  Kustodengehalt  am  Kupferstichkabinett  angestellten  Assistenten  Dr.  Walter 
Stengel  der  Titel  eines  Kustos  durch  Ministerialentschließung  vom  30.  Oktober  1911  ver- 
liehen. 

STIFTUNGEN. 

Zu  den  Erwerbungskosten  der  Beckhschen  F  a  I1  r  i  k  sind  uns  folgende  hochwill- 
knmmene    und  dankenswerte  Beiträge  zugegangen: 

15  000  Ji  von  Herrn  Dr.  K  r  u  p  p  v  o  n  B  o  h  I  e  n  u  n  d  Halb  a  c  ii  und  Gemaiilin 
in   Essen; 

5  000  Jl  von   Frau   Wirkl.   Geh.    Kommerzienratswitwe    Krupp    in    Essen; 

je  2  000  J4  von  Frau  Konmierzienratswitwe  F.  L.  Biermann  in  Bremen  und  einem 
ungenannt  bleiben  wollenden  Stifter; 

je  \ 000  JL  von  Herrn  Senator  F.  C.  Bier  m  a  n  n  in  Bremen,  von  der  Bleistiftfabrik  vorm. 
J  o  h.  F  a  b  e  r,  A.-G.  in  Nürnberg,  von  Herrn  Theodor  v  o  n  D  e  u  s  t  e  r  in  Kitzingen,  von 
Eisenwerk  Nur  n  b  e  r  g  v  o  r  m.  J.  Tafel  &  C  o.  in  Nürnberg,  vom  1  n  d  u  s  t  r  i  e-  u  n  d 
K  u  1  t  u  r  v  e  r  e  i  n  in  Nürnberg,  von  Herrn  Bankier  Ernst  K  o  h  n  in  Nürnberg,  von  Herrn 
Generalkonsul  Alfred  F  r  e  i  h  e  r  r  v  o  n  L  i  e  b  i  g  in  Wien,  von  der  Mechanischen  B  i  n  d  - 
f  a  d  e  n  f  a  b  r  i  k   in  Immenstadt,  von  Herrn  Geh.  Hofrat  Hans  M  e  y  e  r,  Professor  in  Leipzig, 


von  Herrn  Geh.  Koninier/.ienrat  A  1  e  x  ;i  n  «.i  e  r  v  o  n  V  t  1  ;i  u  ni  in  Stuttgart,  von  der  S  c  li  u  1  t- 
h  e  i  ß  -Brauerei  A.-G.  in  Berlin,  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  G  a  b  r.  S  e  d  1  ni  a  y  r  in 
Alünchen,  von  Frau  Geh.  Koinmerzienratswitvve  Julie  von  Siegle  in  Stuttgart,  von  Herrn 
Graf  von  Tiele  -  W  i  nc  kler  in  Moschen,  von  tler  Verlagsl^uchhandlung  Braun  &Schneider 
in  .München,  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Dr.  ing.  F  r.  V  o  i  t  ii  in  Heideniieim  und  von  einem 
u  n  g  e  n  a  n  n  t    bleiben  wollenden  Stifter; 

600  JL  von   Herrn  Oberlandesgerichtsrat  a.   ü.  M  a  .\  Berlin    in   Nürnberg; 

je  500  J(i  von  Herrn  Paul  Barckhan  in  Bremen  und  von  einem  ungenau  nt 
bleiben  wollenden  Stifter; 

je  }oo  , IL  von  Herrn  Bürgermeister  Dr.  V.  Marcus  ("j"),  von  Herrn  Generalkonsul  St.  C. 
M  i  c  h  a  e  1  s  e  n,  von  Herrn  J  o  h  a  n  n  R  u  n  k  e  n  in  Firma  Hermann  Upmann  &  Co.,  und  von 
Frau  Franz  Schütte,  sämtlich  in  Bremen; 

je  200  M.  von  Frau  Landgerichtsrat  M  a  r  i  e  C  n  o  p  f  in  Nürnberg  und  von  Herrn  Bürger- 
meister Dr.  A.   Pauli    in  Bremen; 

je  100  JL  von  Herrn  K.  Ad,  Freiherr  B  a  c  h  o  f  e  n  v  o  n  Echt  in  Wien-Nußdorf 
und  von   Herrn  Geh.   Kommerzienrat  R.    K  e  s  s  e  1  k  a  u  1    in  Aachen. 

Zu  den  Erwerbungskosten  der  v.  Seh  w  a  r  z  s  c  h  e  n  G  1  ä  s  e  r  s  a  m  m  1  u  n  g  wurden 
ferner  beigesteuert: 

je  500  JL  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  J.  C  T  h.  Heye  in  Hamburg,  und  von  Herrn 
Kommerzienrat  A.    Rock    in  Ludwigsthal; 

200  JL  von  der  Glasfabrik  J.   Bach    in   Fürth: 

je  100  JL  von  der  Glasfabrik  Heine  m  a  n  n  &  S  c  h  w  a  r  z  m  a  n  n  in  Fürth  und  von  der 
Spiegelfabrik  M.   Kunreuther    in  Fürth; 

25  Ji  von   Herrn  J.  W.   Berlin    in  ^  Fürth. 

Die  Gesamtsumme  der  Stiftungen  zu  diesem  Zweck,  für  die  auch  hier  nochmals  allen  gütigen 
Spendern  der  Dank  des  Museums  ausgedrückt  sei,  beträgt  demnach  bisher  5385  JL 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Vereinen:  Berlin.  Verein  für  Geschichte  Berlins  20  Ji  (bisher  10  ,#.).  Nürnberg.  Kauf- 
männischer Verein  Merkur  50  Ji  (bisher  30  JL).;  Nürnberger  Journalisten-  und  Schriftsteller- 
Verein  10  JL;    Nürnberger  Sängergenossenschaft  10  .H;    Oberfränkische  Textilindustrie  5  Ji 

Von  Privaten:  Aalen.  J.  Wolff,  Weinhandlung  2  ii  Altdorf.  Hein,  Distriktstierarzt  2  il; 
Herzog,  Seminarschullehrer  2  JL;  Schmidt,  Präparandenlehrer  2  JL  Augsburg.  Phil.  Diesel, 
Kgl.  1.  Staatsanwalt  3  JL;  Max  Wanner,  Architekt  (bisher  8  Ji)  jetzt  10  .#.  Berlin.  Leßing.  Ritter- 
gutsbesitzer 10  Ji  Bernburg.  Gellendien,  Fabrikbesitzer  3  Ji;  Keilmann,  Fabrikbesitzer  3  Ji; 
Lanz,  Apotheker,  3  JL;  Dr.  med,  Otto  in  Aisleben  3  Ji;  Schwarzenberger,  Hofbuchdrucker  3  Ji; 
Dr.  Würzler,  Sanitätsrat  3  JL:  Beuthen.  Max  Böhm,  in  Firma  Hermann  Böhm  3  Ji;  Hermann 
Guttmann  in  Gleiwitz  3  Ji;  Siegfried  Haendler,  Direktor  in  Zabrze  3  Ji  Bochum.  Fräulein 
Langenbeck,  Oberlehrerin  1  Ji;  Meuser,  Rechtsanwalt  3  Ji;  Neumann,  Stadtbaumeister  2  ii; 
Pfisterer,  Oberlehrer  1  ii;  Dr.  Römer,  Justizrat  5  JI;  Tüselmann,  Rentier  3  JL  Bremen.  Otto 
Flohr  10  JL;  Dr.  Hermann  Smidt  10  ii.  Bunzlau.  Dähnel,  Professor  3  JL;  von  Hoffmann, 
Landrat  3  ii  Cadolzburg.  Friedrich  Christ.  Lehrer  1  ii;  Hans  Eckstein,  Baumeister  in  Roß- 
stall 2  ii;  Hoffmann,  Kgl.  Forstamtsassistent  1  ii;  Werner,  Lehrer  l  ii  Coblenz.  Dr.  Groos, 
Konsistorialpräsident  5  ii  Cöln  a.  Rh.  Wilh.  Heyer,  Musikhistorisches  Museum  20  ii  Darmstadt. 
Dr.  med.  Karl  Heil  5  ii;  Kullmann,  Oberlandesgerichtspräsident  3  Ji  Dinkelsbühl.  Dr.  Kolb, 
Kgl.  Rentamtmann  l  ii  Donauwörth.  Peruzzi,  Bezirks- Kulturingenieur  3  Ji;  Prochownik, 
Rechtsanwalt  l  ii;  Schieneis,  Amtsrichter  2  ii  Dresden.  Louise  von  Brand  3  ii  Eggenfelden. 
Morgott,  Kgl.  Notar  2  Ji;  Schellhaaß,  Kgl.  Rentamtmann  3i^'.;  Wittenzellner,  Benefizi;it  2  ii 
Ellingen.  Ettle,  Stadtkaplan  l  ii  Erfurt.  J.  Olbertz,  Verleger  3  M.  Erlangen.  S.  Carl  Bauer, 
Direktor  5  JL;  Alfonso  Forster,  Direktor  3  Ji;  Gustav  Kaspar,  Schneidermeister  2  Ji; 
F.  Keller,  Universitätsmechaniker  l  Ji;  Franz  Raabe,  Direktor  3  ii;  Sommer,  H;iusmeister  1  Ji; 
Eschenau.  Heller,  Kgl.  Pfarrer  in  Rüsselbach  1  ii;  Zwanziger,  Kgl.  Pfarrer  in  Beerbach  l  JL 
Eutin.     Buchholtz,  Regierungsrat  6  ii   Dr.  Genz,  Oberlehrer  3  ii;    Hofmeier,  Musikdirektor  3  ii; 


—     73     — 

Junkereit,  Oberlehrer  3  A  Fraiikeiihausen.  L)r.  Becker,  Realscluikiirektor  2  Jt.;  Boehme,  Bank- 
vorsteher 2  JC;  Dr.  Frank,  Oberlehrer  2  J4;  Frau  Kommerzienrat  Herrmann  iJL;  Dr.  med.  Loth- 
holz,  2  .fC;  Frau  Thoeming- Weinberg  2  Jl  Friedeberg  (i.  Neumark),  von  Waldow,  Kgl.  Landrat 
iuj(,  Fürth.  Frau  Dr.  Fischer  2, /t;  Fritz  Kaltenhäuser,  Fabrikbesitzer  3  J4  Gemünden.  Abend- 
roth, Kgl.  Rentamtmann  1  JL  Gerabronn.  Bab.,  Pfarrer  in  Schrozberg  1  JL;  Graseck,  Rechts- 
anwalt in  Langenburg  1  JL;  Grünvogel,  Postverwalter  in  Langenburg  l  Ji  üermersheim.  Fuchs, 
Proviantamts-Inspektor  1  ./(.;  Geuder,  Garnison-Verwaltungs-Oberinspektor  1  JL;  Knei- 
ling,  Waffenmeister  l  JL  Schwäbisch" Gmünd.  Carl  Bauer,  in  Firma  Hermann  Bauer,  Silber- 
warenfabrik 5  JL  Gräfenberg.  Rothenbach,  Pfarrer  in  Igensdorf  1  JL  Haigerloch.  Freiherr 
von  Spiegel,  Kgl.  Oberförster  3  JL  Heilsbronn.  Hundt,  Forstmeister  2  JL  Höchst  am  Main. 
Dr.  Erber,  Chemiker  2JL;  Heyne,  Ingenieur  2  JL;  Dr.  Hoffa  3  Jl;  Dr.  Klauser,  Landrat  5  JL. 
Homburg  v.  d.  H.  Kgl.  Baurat  Heinrich  Jakobi,  Direktor  des  Saalburgmuseums  3  JL  Horb. 
Schweibold,  Bezirksnotar  1  JL  Jena.  Dr.  Bardon,  Gymnasiallehrer  2  JL;  Dr.  Harmening, 
Justizrat  (bisher  3  JL)  jetzt  5  JL;  Dr.  Lauterbach,  Gymnasiallehrer  (bisher  1  JL)  jetzt  2  JL; 
Dr.  Loele,  Gymnasiallehrer  1  JL;  Immenstadt.  Joh.  Bapt.  Hamann,  Buchdruckereibesitzer 
(bisher  2  Ji)  jetzt  5  JL  Kaufbeuren.  Goßner,  Amtsrichter  1  JL;  Kißling,  Reallehrer  1  Ji;  Dr. 
Schwerd,  Reallehrer  1  JL  Kempten.  Düwell,  Kommerzienratswitwe  2  JL;  Dr.  jur.  Gottfried 
Stoelzle,  Kgl.  Oberamtsrichter  3  JL    Kilzingen.    Paul  Arauner  2J/L;  Bechtold,  Postamtsdirektor 

2  JL;  Dr.  Braun,  Bezirksarzt  2  Ji.\  Gg.  Dappert,  Hauptlehrer  1  JL;  Hch.  Fehrer,  Fabrik- 
besitzer 2  JL;  Siegfr.  Fromm,  Weinhändler  2  JL;  Carl  Fuchs,  Weinhändler  1  JL;  Wilh.  Fuchs, 
Weinhändler  1  M,;  R.  Geiger,  Bankdirektor  2  JL;  Dr.  A.  Geistbeck,  Professor  1  JL;  S.  Hauß- 
mann,  Spediteur  2  j%.;  Ottm.  Herkert,  Weinhändler  1  JL;  Fr.  Hermann,  Bahnhofsrestaurateur 
1  JL;  Jordan,  Pfarrer  in  Repperndorf  20  JL:  Conr.  Keßelring,  Weinhändler  2  JL;  Moritz 
Klugmann  2  JL;  D.  Leo  Kraft  2  JL;  Willi  Meuschel,  Weingroßhändler  1  JL;  B.  Müller. 
Akad.  Kassier  1  JL;  Müller,  Kirchenrat  2  JL;  Dr.  Öttinger.  prakt.  Arzt  2  JL;  Rammrat,  Zahn- 
arzt 2  JL;  Rauhenzahner,  Rittergutsbesitzer  in  Düllstadt  20  JL;  K.  Ringer,  Assessor  1  JL; 
Alb.  Rothstein,  Weinhändler  2  JL;  Louis  Rothstein,  Weinhändler  2  JL;  L.  Scheuernstuhl, 
Brauereibesitzer  1  JL;  Ed.  Sonder,  Weingroßhändler  2  JL.;  J.  Stern,  Eisenhandlung  2  JL; 
Zießler,  Pol.  Tierarzt  1  JL  Landshut.  Gottfried  Scherer,  Königl.  Oberzollinspektor  3  JL 
Leipzig.  Ernst  Fritsche,  Geh.  Kommerzienrat  (bisher  5  ^1^4)  jetzt  20  Jf.  Magdeburg.  Ottilie  Wolf, 
Geh.  Kommerzienratswitwe  50  JL  Mellrichstadt.  Gottlieb,  Lehrer  2  JL;  Preisendörfer,  Pfarrer 
in  Oberstreu  2  JL;  Stern,  Bankier  2  JL  München.  Frau  Aldinger,  Justizratswitwe  (bisher  3  JL) 
jetzt  10  JI  Neustadt  a.A.  Freiherr  von  Aufseß,  Kgl.  Bezirksamtmann  2  JI;  Bertlein,  Präparanden- 
lehrer  1  J4;  Frank,  Gymnasiallehrerl  JC;  Dr.  llling,  prakt.  Arzt  2  JI;  Dr.  Kalb,  Progymnasiums- 
Rektor  2  JL  Neustadt  a.  H.  Franz  Buhl,  Reichsrat  in  Deidesheim  (bisher  25  JL)  jetzt  100  JL 
Nördlingen.  Georg  Stark,  Hauptlehrer  2  JL  Nürnberg.  Hermann  Buzello,  Schuldirektor  3  M.; 
Georg  Dorner,  Kupferschmiedmeister  6  JL;  Ernst  Johann  Konrad  Wilhelm  und  Maria  Magdalena 
Jegel'sche  Familienstiftung  (bisher  20  J4)  jetzt  50  JI;  Dr.  med.  Feli.x  Lehmann  10  JI;  Ferdinand 
Sponsel,  Kaplan  3  JL;  Leonhard  Ströbel,  Lehrer  3  JL  Oberndorf.  Ade,  Zahntechniker  3  JL; 
Eichhorn,  Privatsekretär  1  JL;  Jakob,  Kameralverwalter  3  JL;  Joes,  Amtsgerichtsdiener  1  JL; 
Mutschier  sen.,  Buchhalter  1  JI;  Rauschenberger,  Fabrikmeister  3  .-Ä-;  Sulzmann,  Stadtschultheiß 

3  JL;  Wagner,  Apotheker  1  JL;  Dr.  med.  Wolff  3  JL;  Zillinger,  Kaufmann  3  JL.  Oehringen.  August 
Weygang,  Fabrikant  6  JL  Olmütz.  Franz  Frömmel,  Hausbesitzer  2  Kr.;  Albert  Redlich,  Privatier 
3  Kr.;  Stadtverordneter  Johann  Rupprecht,  Kafetier2  Kr.;  Leopold  Schmid,  Theaterdirektor  3  JI; 
Dr.  Gustav  Tommann,  K.  K.  Professor  2  Kr.  Prag.  Frau  Hofrat  Gabriele  Krasnopolski  10  Kr. ; 
W.  Umrath,  Fabrikant  20  Kr.  Roth  a.  S.  Dr.  Fuhrmann,  prakt.  Arzt  3  .H  Schnaittach.  Georg  Wolf, 
Fabrikbesitzer  in  Wolfshöhe  5  JL  Schwabach.  Albrecht,  Kgl.  Seminarlehrer  2  JL;  G.  Denzer, 
Bankbeamter  1  JL;  Foertsch,  Kgl.  Pfarrer  1  JL;  Gerngroß,  Kgl.  Stadtpfarrer  1  M;  F.  Goß, 
Kgl.  Notar  3  JL;  Meiser,  Kgl.  Pfarrer  1  JL;  Firma  Ott  &  Bauer  2  JL;  Platzer,  Stadt- 
kantor 2  JL;  Schwab,  Kgl.  Amtsrichter  in  Nürnberg  2  JL;  H.  Wagner,  Stadtbaurat  1  JL; 
Dr.  Weinig,  prakt.  Artz  2  JI;  Karl  Wenglein,  Fabrikbesitzer  2  JL  Schwarzenbruck.  Johann 
Kraußer,  Streckenwärter  in  Untermimberg  1  olL  Selb.  Graf  &  Krippner,  Porzellanmalerei  5  JL; 
Rank  &  Floß,  Bierbrauerei  Z  JL;  Max  Zollfrank,  Bierbrauerei  1  JL  Stuttgart.  Felix  Fleischhauer, 
Kunsthandlung  10  JI;  W.  A.  Gaiser,  Kunsthandlung  5  JI  Tauberbischofsheim.  Dr.  Graf,  Amts- 
richter 2  JI;     Dr.   K.  Schmidt,     Lehramtspraktikant  1  JL;      Strack,  Regierungs-Assessor  2  A 


—     74     — 

Toriiaii,  l'iipp.  Rentier  3  ./(.;  SclivöJer.  ['inlessor  .1  ,/(.  Tübiiiscii.  Jaknl-i  llcaii.  Privatier  2  M 
N'aihingen.  Eugen  Jung.  Kaufmann  2  .//.:  Pl'lieger.  Olvranitniann  2  ./(!.;  Stroppel,  Amtmann  2  Ji. 
\\  cida.  Schlag,  Volicsschullehrer  2  JL  Windsheim.  Kreuter,  Bauamtniann  2  JL;  Stegner,  Bau- 
amtsassessor 2  M.;  Worms.     Fritz   Reinliart,   Fabrikbesitzer  4  JL 


Otl( 


Einmalige    Beiträge. 
Berlin.     Dr.  A.  BaniKiw.  Professor  mo  JL     Boclnim.     Schreiber,  Prokurist  10  .IL    Weida. 

ii.\.   Knmmerzienrat  2  ./(.;    Friderici,  Oberamtsrichter  2  JL 


ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Unter  den  Neuer\\erbungen  des  vertlussenen  Quartals  steht  an  erster  Stelle  eine  leider  nur 
fragmentarisch  als  Büste  erhaltene  vollrund  gearbeite  S  t  e  i  n  s  k  u  1  p  t  u  r  (Abb.  22)  in  Gestalt 
einer  g  e  k  r  ö  n  t  e  n  H  e  i  1  i  g  e  n,  die  als  treffliche  Durchschnittsleistung  einer  im  Museum  bisher 
nur  in  Gipsabgüssen  vertretenen  Werkstatt  angehört.  Die  von  einem  Hause  in  Villingen  (Baden) 
stammende,  um  1300  entstandene  Figur  weist  nach  Formen  und  Technik  in  die  Richtung  der  Ar- 


Abb.  22.    Weibliche  Büste.    (Fragment  einer  Gewandstatue).     Sandstein. 
In  der  Richtung  der  Arbeiten  der  Freiburger  Hütte.     Um   13OÜ. 

beiten  der  Freiburger  Hütte,  und  es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  es  ein  versprengtes  Stück 
von  einem  dortigen  Portale  ist.  C)es  weiteren  sind  aus  der  Abteilung  der  Originalplastik  zwei 
H  o  1  z  m  o  d  e  1  1  e  zu  nennen,  zu  einer  Brunnenmaske  bezw.  einem  Türklopfer,  Nürn- 
berger Stücke,  in  ihrer  für  die  Mitte  des  17.   Jahrhunderts  typischen  Ornamentierung. 


—     75     — 

Als  gesicherte  Nürnberger  Goldschniiederarbeit  der  Enipire/.eit,  nacli  den  Marken  von  Wulf- 
gang Schubert,  der  1799  nachweislich  Vorgeher  des  Nürnberger  Goldschmiedehandwerks  war, 
ist  der  T  h  o  r  a  s  c  h  i  1  d  aus  dem  Gebiete  des  jüdischen  Kultes  hervorzuheben.  In  Treibarbeit 
aus  Silber  mit  teilweiser  Vergoldung  zeigt  er  die  feststehenden  Symbole  und  hebräischen  Schrift- 
zeicheii  nebst  den  auswechselbaren  Schrifttäfelchen  mit  den  Namen  der  Sabbate  und  Feiertage. 
Er  dürfte  für  eine  Synagoge  der  Kitzinger  Gegend  gearbeitet  sein.  Gleichfalls  Nürnberger  Her- 
kunft ist  der  F  a  y  e  n  c  e  -  T  e  1  1  e  r  von  1721,  mit  Blaumalerei,  der  wegen  seiner  Datierung  und 
der  Meistersignatur  von  G.  F.  (jrebner  eine  wertvolle  Bereicherung  der  keramischen  Abteilung 
darstellt. 

Im  übrigen  sei  noch  auf  den  P  r  o  b  i  e  r  s  t  e  i  n  aus  Kieselschiefer  mit  spärlichem  gravierten 
Bronzebeschläg  in  den  Formen  des  frühen  I6.  Jahrhunderts  hingewiesen,  der  offenbar  einer  italie- 
nischen, vielleicht  Florentiner  Goldschmiedeinnung,  zur  Prüfung  der  Gold-  und  Silberlegierungen 
diente,  sowie  des  trotz  seiner  Ergänzungen  wegen  seiner  bunten  Bemalung  bemerkenswerten  o  s  t- 
f  r  i  e  s  i  s  c  h  e  n  B  a  u  e  r  n  s  t  u  h  1  e  s  aus  dem  18.  bis  19.  Jahrhundert.  Das  an  seiner  Lehne 
mit  landschaftlichen  Motiven  holländischen  Charakters  verzierte  Möbelstück  füllt  neben  den  bisher 
im  .Museum  nur  unbemalt  vorhandenen  Beispielen  eine  Lücke  in  der  Abteilung  der  bäuerlichen 
Altertümer  aus. 

Auf  die  bedeutsame  Bereicherung  der  p  r  ä  h  i  s  t  o  r  i  s  c  h  e  n  S  a  m  m  1  u  n  g  durch  die 
nur  in  ganz  vereinzelten  Stücken  bekannte  wundervoll  patinierte  und  in  ihrer  Schlichtheit  un- 
gemein ansprechende  B  r  o  n  z  e  h  e  1  m  h  a  u  b  e  der  frühen  Hallstattzeit  brauchen  wir  hier  nicht 
näher  einzugehen,  da  sie  in  den  ,, Mitteilungen"  eine  ausführliche  Würdigung  aus  berufener  Feder 
erfährt. 

Endlich  wäre  als  einer  der  wichtigsten  Erwerbungen  des  letzten  Vierteljahres  noch  einiger 
kostbarer  wissenschaftlicher  Instrumente  ausführlich  Erwähnung  zu  tun,  Ar- 
beiten des  Prager  Instrumentenmachers  Erasmus  Habermel,  die  auf  einer  Auktion  bei 
Frederik  A'Uiller  in  Amsterdam  ersteigert  werden  konnten. 

Sie  gehören  einer  Reihe  von  28  Instrumenten  an,  welche  Habermel  in  den  Jahren  1585  und 
1586  für  den  italienischen  Arzt  Franciscus  de  Paduanis  aus  Forli  gemacht  hat.  Zwei  weitere 
Stücke  sollen  in  die  Sammlung  Roussel  gekommen  und  mit  dieser  im  März  191 1  versteigert  worden 
sein.  Die  Instrumente  waren  später  im  Besitz  der  Familie  Strozzi  und  kamen  aus  diesem  in  den 
Altertumshandel.  Es  ist  zu  bedauern,  dal3  die  Sannnlung  zersprengt  worden  ist.  Das  germanische 
Museum  besitzt  schon  drei  Sonnenuhren  von  Habermel.  Habermels  Instrumente  sind  genau 
gearbeitet  und  zeichnen  sich  durch  eine  sehr  geschmackvolle  dekorative  Ausstattung  aus.  Sie 
sind  aus  verg(jldetem  Kupfer.  Die  Teilungen  sind  geschickt  über  die  Flächen  gelegt,  die  Schrift 
ist  sehr  zierlich,  leere  Stellen  sind  mit  elegantem  Ornament  gefüllt. 

Über  Franciscus  de  Paduanis  ist  nichts  bekannt.  Man  darf  aber  annehmen,  daß  er  in  Prag 
am    Hofe   Rudolfs   11.  weilte,  an  dem  Astronomie  und  Astrologie  eifrig  betrieben  wurden. 

Das  interessanteste  ist  ein  Instrument  zur  Beobachtung  von  Sonnenhöhen  und  mittels  dieser 
der  Tagesstunden,  also  eine  Sonnenuhr  (Abb.  23).  Es  besteht  aus  einem  prismatischen  Stab  mit 
einem  Visier  mit  Kerbe  und  Korn.  An  diesem  Stab  ist  seitlich  eine  um  eine  A.xe  drehbare  Scheibe  an- 
gebracht, welche  auf  einer  Hälfte  schwerer  ist,  als  auf  der  anderen,  so  daß  sie  sich  selbst  so  einstellt, 
daß  der  neunzigste  Grad  der  Randteilung  senkrecht  unter  die  A.xe  zu  stehen  kommt.  Auf  der 
Scheibe  ist  eine  Sonnenuhr  für  die  Pohlhöhe  von  48**  und  eine  Skala  der  Tierkreiszeichen  mit  Unter- 
teilung in  je  15  Teile  angebracht.  Die  gleiche  Teilung  befindet  sich  auf  der  Lasche,  welche  die 
A.xe  festhält.  Ein  Schieber  kann  auf  den  Tag  der  Beobachtung  eingestellt  werden.  Da  die  Visie- 
rung nach  der  Sonne  und  die  Ablesung  auf  der  Scheibe  nicht  gleichzeitig  gemacht  werden  können, 
ist  im  Innern  des  Stabs  eine  Feder  mit  einer  Abzugs  Vorrichtung.  Sie  wird  vor  der  Beobachtung 
gespannt  und  kann  während  derselben  durch  den  Abzug  gelöst  werden.  Sie  drückt  alsdann  einen 
Stift  gegen  die  Scheibe,  welche  dadurch  in  ihrer  Stellung  festgehalten  wird.  Der  Schieber  auf  der 
Lasche  gibt  in  seiner  Kreuzung  mit  der  betreffenden  Linie  der  Sonnenuhr  die  Stunde  der  Be- 
obachtung an.  Auf  der  Rückseite  der  Scheibe  ist  das  Wappen  und  der  Name  des  Besitzers  ein- 
graviert. Der  Visierstab  besteht  aus  zwei  durch  ein  Charnier  verbundenen  Teilen,  so  daß  er 
während  der  Beobachtung  auf  seine  volle  Länge  gebracht,  nach  derselben  auf  deren  Hälfte  zu- 
sammengeklappt werden  kann. 


—    76    — 


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—     77 


Ein  zweites  Instrument  (Abb.  24),  eine  Platte,  iiuf  der  ein  Schieber  läuft, dient  zur  Vergleichung 
verschiedener  Stunden  der  Sonnenuhr.  Die  Vorderseite  gibt  das  Verhältnis  der  Planetenstunden 
zu  den  gewöhnlichen,  der  Tagesteilung  in  zweimal  12  Stunden.  Am  unteren  Rand  sind  die  ge- 
wöhnlichen Stunden  von  morgens  4  bis  abends  8  Uhr  vor-  und  rückläufig  angegeben,  darüber  die 
Planetenstunden  von  1  — 12  für  Tageslängen  von  8—16  Stunden,  gleichfalls  vor-  und  rückläufig. 
Die  Planetenstunden  teilen  den  Tag  von  Sonnenaufgang  bis  Sonnenuntergang  in  12  Teile,  die 
Stundenlänge  schwankt  also  zwischen  40  Minuten  und  l  Stunde  20  Minuten,  d.  h.  zur  Zeit  der 
Wintersonnenwende  sind  die  Stunden  nur  halb  so  lang  als  zur  Sommersonnenwende.  Nun  sind 
in  gleichen  Abständen  die  Tageslängen  von  8 — 16  Stunden  horizontal  aufgetragen,  so  daß  die 
Linie  des  16 stündigen  Tages  zunächst  an  der  der  gewöhnlichen  Stunden  steht.  Dazwischen  laufen 
parallel  und  in  gleichen  Abständen  die  Linien  von  15,  14,  13,  12,  11,  10  und  8  Stunden  Tageslänge, 
welche  alle  durch  Transversalen  in  12  gleiche  Teile  geteilt  sind.  Dadurch  entsteht  ein  trapez- 
förmiges Schema.  Seitlich  sind  die  Längen  des  Tages  und  der  Nacht  und  die  Angaben  von  Sonnen- 
aufgang und  Untergang  in  den  gleichen  Abständen  wie  auf  dem  ersten  Schema  angegeben.  Diese 
Teilung  in  acht  Abstände  ist  endlich  auch  auf  einem  horizontal  laufenden  Schieber  angebracht. 
Weiß  man  nun  die  Tageslänge  und  die  gewöhnliche  Stunde  und  stellt  den  Schieber  auf  diese  ein, 
so  gibt  die  Durchschneidung  seiner  senkrechten  Kante  mit  der  Transversale,  welche  durch  den 
der  Tageslänge  entsprechenden    Punkt  der    Kante  geht,  die    Planetenstunde   an. 


mz' 


Abb.  24.     Tafel  zur   Reduktion  der  Pianetenstunden.     Kupfer,  vergoldet. 
Von  Erasmus   Habermel   in   Prag.     1586. 


Die  Rückseite  enthält  eine  Tafel  zur  Vergleichung  der  Uhr  mit  2X12  Stunden  , mit  der 
italienischen,  welche  vcm  Sonnenuntergang,  und  der  babylonischen,  welche  von  Sonnenaufgang 
an  24  Stunden  zählt.  Auf  dem  unteren  Rand  sind  die  Stunden  der  gewöhnlichen  Uhr  von  morgens 
4  Uhr  bis  abends  8  Uhr  aufgetragen,  auf  dem  parallelen  oberen  die  durchlaufend  gezählten  Stunden 
von  8  bis  24.  Von  4  Uhr  morgens  unten  nach  8  oben  und  weiter  von  Stunde  zu  Stunde  laufen 
parallele  Transversallinien,  ein  zweites  System  von  solchen  geht  von  5  unten  zu  17  oben  usw.,  so 
daß  zwischen  den  von  einem  Stundenpunkt  unten  auslaufenden  Linien  oben  ein  Abstand  von 
8  Stunden  besteht.  Von  der  24.  Stunde  an  laufen  die  Linien  des  zweiten  Systems  nicht  mehr  bis 
oben  durch,  sondern  nur  bis  zu  der  Transversale  8—24.  Diese  Linien  sind  von  1  —  15  numeriert. 
Rechts  seitwärts  ist  das  gleiche  Schema  der  Tageslängen,  wie  auf  der  anderen  Seite  angebracht 
und  wie  dort  auf  den  Schieber  übertragen.  Die  Benützung  ist  sehr  einfach.  Der  Schieber  wird  auf 
die  Stunde  eingestellt,  welche  man  vergleichen  v\ill  und  dann  wird  in  der  Höhe  der  jeweiligen  Tages- 
länge der  Schnitt  der  Schieberkante  mit  den  Transversalen  beobachtet.  Folgt  man  von  da  der 
Transversalen  des  ersten  Systems  bis  zum  oberen  Rand,  so  kann  man  da  die  Zahl  der  von  Sonnen- 
untergang verflossenen  Stunden  ablesen,  während  die  Zahl  der  Stunden  seit  Sonnenaufgang  auf 
der  zweiten  Transversale  selbst  steht.     Z.  B.  bei  einer  Tageslänge  von  14  Stunden  geht  die  Sonne 


—     78     — 

um  5  Uhr  auf  und  um  7  Uhr  unter.  Stellt  nnin  den  Schieber  uuf  9  Uhr  vormittags  und  liest  ;uU  dem 
Schnitt  des  Punktes  14  (Tageslänge)  der  Schieberkante  mit  den  Transversalen  ab,  so  steht  unmit- 
telbar bei  14  auf  dem  zweiten  System  4,  die  Stunde  seit  Sonnenaufgang  und  die  Linie  des  ersten 
Systems  läuft  nach  14  der  Stunde  nach  Sonnenuntergang. 

Das  dritte  Instrument  besteht  aus  drei  Regeln,  von  welchen  zwei  eine  feste  Länge  haben 
und  gleich  lang  sind,  während  die  dritte  von  derselben  Länge  bis  m  deren  Hälfte  zusammen- 
geschoben werden  kann.     Die  konstanten    Regeln  sind   an  den   Endpunkten  der  Variabein   be- 


Abb.  25     Astrologisches  Scheibenhistrument  zum  Gebrauch  für  Ärzte.     (Vorderseite). 
Kupfer,  versilbert  u.  vergoldet.     Von  Erasnius  Habermel  in  Prag.     1585/86. 


festigt  und  um  diese  drehbar.  An  den  Endpunkten  stehen  kleine  Dorne.  Die  Regeln  tragen 
Teilungen  von  220  Teilen.  Die  Anwendung  des  Instruments  ist  uns  nicht  klar  geworden;  es  kann 
als  Proportionalzirkel  verwendet  werden;  vielleicht  auch  als  Kippregel  zu  Triangulierungszwecken, 
Das  vierte  Instrument  ist  zu  astrologisch-medizinischen  Zwecken  bestimmt  (Abb.  25  u.  26). 
Es  ist  eine  runde  Scheibe  aus  versilbertem  Kupfer.    Die  Vorderseite  ist  am  Rand  in  2x12  Stunden 


79 


geteilt.  Auf  ihr  ist  konzentrisch  eine  zweite,  vergoldete  Scheibe  drehbar  befestigt,  welche  in  32  Teile 
geteilt  ist  und  am  Rand  einen  Zeiger  trägt.  Eine  den  Hauptachsen  entsprechende  Vierteilung  gibt 
den  Beginn  einer  Krankheit  (Principium  m  0  r  b  i)  und  drei  Krisen  (C  r  i  s  i  s  prima, 
s  e  c  u  n  d  a,  t  e  r  t  i  a)  an,  eine  zweite  die  Zwischenräume  der  ersten  halbierende  enthält  auf 
jedem  Zweig  das  Wort  i  11  d  i  c  a  t  i  v  a,  eine  weitere  Sechsteilung  ist  mit  dem  Wort  i  n  t  e  r  c  e- 
d  e  ns  bezeichnet.  In  den  16  Zwischenräumen  stehen  rückläufig  die  Zahlen  1 — 16,  die  einzelnen 
Buchstaben   dies    !-  m  e  d  i  c  i  n  a  1  e  s   und   außerdem  in  jedem  das  Wort  v  a  c  u  i.     Der  Zeiger 


Abb.  26.     Astrologisches  Scheibeninstriimeiit  zum  Gebrauch  für  .\rzfe.     ( Rückseite). 
Kupfer,  versilbert  u.  vergoldet.     Von  Erasmus   Habermel  in   Prag.     1585/S6. 


steht  an  der  Teilung  Principiuni  morbi.  Von  seinem  Fuße  gehen  vier  gerade  Linien  aus,  welche  mit 
der  Teilung  crisis  secunda  den  Kreisumfang  in  6  Teile  teilen.  In  der  Mitte  ist  eine  Windrose. 
Die  Rückseite  hat  am  Rand  ebenfalls  eine  Teilung  in  2x12  Stunden.  Die  Fläche  enthält 
eine  graphische  Darstellung  der  Komplexionen  (der  Art  der  menschlichen  Natur  nach  den  vier 
Qualitäten  warm,  feucht,  kalt  und  dürr  mit  Gegenwirkung  der  vier  Elemente  und  dem  Einfluß 


—     80    — 

(.ier  Planeten)  im  ZusaininenlKini;  mit  den  Aspekten  (der  ^ejienseili.iren  Stellun.u  der  i^laneten), 
den  Alondpliaseii  und  den  12  liimnilisehen  Zeielien.  Hie  Anwenduni^  des  Instrumentes  konnten 
wir  nicht  ermitteln. 

Als  Geschenk  erhielt  das  Museum  ein  Feldmeßinstrument  von  C  li  r  i  s  (  i  a  ii  V  e  t  t  e  r 
lü27,  das  zur  A\essuni;  von  horizontalen  und  vertikalen  Winkeln  und  zur  Triangulierung  bestinunt 
ist.  Es  besteht  aus  einer  festen  und  einer  um  deren  Endpunkt  lirelibaren  beweijlichen  Reijel.  Beide 
-^ind  in  200  Teile  geteilt,  deren  jeder  5  Einheiten  umfaßt,  so  daß  die  Numerierung  bis  1000  geht. 
i)ie  bewegliche  Regel  läuft  auf  einem  in  ISO  Grade  geteilten  Halbkreis.  Im  Ijrehpunkt  steht  ein 
kleiner  r)orn.  Zwei  weitere  können  durch  kleine  Schlitten  auf  die  Regeln  aufgesteckt  und  nach 
Bedarf  verschoben  werden.  Diese  3  Spitzen  dienen  zum  Absehen.  An  die  feste  Regel  kann  seit- 
lich eine  Bussole  angeschraubt  werden,  mit  der  das  Instrument  orientiert  wird.  Eine  dritte  Regel 
kann  auf  einen  der  beweglichen  Dorne  aufgesteckt  werden;  wird  sie  gegen  den  anderen  Dorn  ge- 
schlagen, so  können  die  Längen  der  durch  die  3  Dorne  bestimmten  Dreiecksseiten  auf  dem  Instru- 
ment unmittelbar  abgelesen  werden.  Das  Instrument  wird  auf  ein  Kniegelenk  und  dieses  auf  das 
Stativ  (welches    fehlt)  geschraubt.     Die  Ausführung  des   Instrumentes  ist  ziemlich  ungenau. 

Geschenke: 
Haag.  Direktor  des  Kunstgewerbemuseums  J.  A.  F  r  e  d  e  r  i  k  s:  Messingjeton  der  Bäcker 
\-on  .Widdelburg  in  Holland,  1656.  Desgl.  der  Zimmerleute  von  Middelburg  in  Holland,  1671.  — 
Karlsruhe.  Professor  Dr.  Schultheiß:  Zwei  Empire-Damenkleider,  1810 — 1S20.  —  Laiigen- 
zenn.  Kgl.  Eisenbahnsekretär  Heinrich  Dörfler:  Hufeisen,  mittelalterlich,  gefunden  mit 
anderen  in  einer  Lehmgrube  zu  Langenzenn.  —  Meran.  Pfleger  des  Germanischen  Museums 
Georg  Müller:  6  Stück  gewundene  Fensterwirbel,  Eisen,  verzinnt,  um  1600.  Aus  dem  ab- 
gebrochenen Deutrichschen  Hause  in  Leipzig.  Schlüsselschild  in  Schüsselform,  Eisen,  getrieben 
und  graviert,  17-  Jahrhundert-  Aus  Eichstätt  i.  B.  Schlüsselschild  für  zwei  Schlüssel,  aus  Ranken- 
werk zusammengesetzt,  Eisen,  getrieben  und  graviert,  Ende  des  17.  Jahrh.  Angeblich  von  Schloß 
St.  Mang  in  Füssen.  Wandhaken  mit  Unterlagplatte  in  Muschelform,  Messing,  Anfang  des  18.  Jahrh., 
aus  Leipzig.  —  München.  K.  B.  Kriegsministerium:  9  cm  Sprenggranate  88  ,,U""  (Exerzier- 
geschoß). 9  cm  Feldschrapnell  91  „U"  (Exerziergeschoß).  Doppel-Zünder  91  ,,U""  (Exerziergeschoß). 
Zündladung  91  ,,U"  (E.xerziergeschoß).  Feldschlagröhre  „U"  in  Messing  und  Kupfer,  1891,  zum 
Exerziergebrauch.  —  Nürnberg.  B.  H.  Bing:  Maria  mit  dem  Kinde,  Tafelbild  auf  Goldgrund, 
slavische  Arbeit  des  16. — 17.  Jahrh.  —  Artist  Ottmar  Kern:  Halsfessel,  Hand-  und  Fußschelle, 
Eisen,  16. — 17.  Jahrh.  Gefunden  zu  Kamphof  bei  Detmold.  —  Charkutier  G.  M  e  3' e  r  ,  k.  b. 
Hoflieferant:  Teil  einer  Erkerbrüstung  mit  Fischblasenmaßwerk,  Eichenholz,  um  1600.  Von 
einem  Hause  der  Ludwigstraße  in  Nürnberg.  Brätschlegel,  Holz,  18. — 19.  Jahrh.  —  Goldschmied 
Tobias  T  0  d  t  s  c  h  i  n  d  e  r:  Rosenkranzkruzifix,  Silber,  Egerländer  Arbeit  des  1S.  Jahrh.  — 
Unbekannt:  Prägestempel  einer  Seite  eines  Nürnberger  Rechenpfennigs,  in  der  Art,  wie  sie  von 
der  Mitte  des  19.  Jahrh.  an  nach  der  Türkei  exportiert  wurden.  Eisen,  Mitte  des  19-  Jahrh.,  von 
Chr.  L.iuer  in  Nürnberg.  —  Rittergutsbesitzer  Christian  Werner:  Feldmeßinstrument, 
Bronze,  vergoldet,  I627,  von  Christian  Vetter. 

Ankäufe: 

Vorgeschichtliche  Denkmäler:  Bronze- Helmhaube  der  frühesten  Hallstattzeit,  gefunden 
bei  Erdarbeiten  zwischen  Kronach  und  Stockheim.  Vermutlich  altitalische  Importware,  1200 
bis  900  v.  Chr.  —  Halsring  und  zwei  Armringe,  mit  Strichverzierung,  gefunden  bei  Schönlind. 
B.-A.  Amberg,  Bronzezeit. 

Bauteile.     Vexierschloß  mit  zugehörigem  Schlüssel,  Eisen,  17.   Jahrh. 

Plastik,  Originale.  Gekrönte  Heilige,  abgeschnittene  freiplastische  Büste,  von  einem  Hause 
in  Vilhngen  (Baden),  Sandstein,  um  13OO,  in  der  Richtung  der  Arbeiten  der  Freiburger  Hütte.  — 
Holzmodell  zu  einer  Brunnenmaske,  mit  Ausguß  in  Form  eines  Delphins,  nürnbergisch,  Mitte  des 
17-  Jahrh.  —  Desgl.  zu  einem  Türklopfer  in  Form  einer  Maske,  mit  teilweise  erhaltenem  Ring 
aus  gewundenen  Schlangen,  nürnbergisch,  Mitte  des  17.  Jahrh. 

Medaillen.  Silbermedaille  auf  Anna  Maria  Louise  von  Toskana,  zweite  Gemahhn  des  Kur- 
fürsten Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz  (1658 — 1716),  gegossen,  o.  J.  —  Silbermedaille  auf  Juliana 
Maria,  Tochter  Ferdinand  Albrechts  II.  von  Braunschweig,  Gemahlin  König  Friedrichs  V.  von 
Dänemark,  1776,  von  D.  J.  Adzer. 


—     81      — 

Wisscrischaftliclie  Instrumente.  Inslrumeiit  zur  Bestininuini(  der  Sonnenliölie,  mit  dem 
Wappen  des  Franciskus  de  Pudoanis  Foroliviensis,  Kupfer,  vergoldet  und  graviert,  1585/86,  von 
Erasmus  Habermel  in  Frag.  —  Tafel  zur  Reduktion  der  Planetenstunden,  mit  dem  Wappen 
des  Franciskus  de  Pad(xinis  Foroliviensis,  Kupfer,  vergoldet,  1586  von  demselben.  —  Längenmaf3 
mit  der  Bezeichnung  Francisci  de  Padoanis  Foroliviensis  M.  D.,  Kupfer,  vergoldet  und  graviert, 
1585/86,  wahrscheinlich  von  Erasmus  Habermel  in  Prag.  —  Leipziger  Röhren-  oder  Präservativ- 
brille, Fassung  und  Augenschutz  in  Hörn,  um  1750  (Tausch).  —  Satz  von  fünf  Brillen  mit  zu- 
gehörigem Holzetui.  18.  Jahrh.,  von  Johami  Konrad  Schmidt  in  Nürnberg  (Tausch).  —  Zwei 
Monokel,  das  eine  in  Hornfassung,  um  1800  (Tausch).  —  Sog.  Franklinsche  Doppelbrille,  Anf. 
des  19.  Jahrh.  (Tausch).  —  Biedermeier- Brille,  aus  Stahldraht,  um  1830—1840,  französisches 
Fabrikat  (Tausch). 

Gewebe.     Leinener   Kissenüberzug  mit  roter  Baumwollstickerei,  fränkische  Arbeit,    17-14. 

Denkmäler  des  Staats=  und   Rechtsiebens.     Handschelle,  Eisen,  IS.  — 19.   Jahrh. 

Kirchliche  Geräte.  Thoraschild  mit  den  üblichen  Symbolen  und  Schriftzeichen  nebst  aus- 
wechselbarem Mittelstück,  Silber,  in  getriebener  und  gravierter,  teilweise  vergoldeter  Arbeit. 
Nürnbergisch,  von  Wolfgang  Schubert,  um   I8ü0.     Aus  der  Gegend  von    Kitzingen. 

Zunftwesen.  Probierstein  für  eine  italienische,  vielleicht  Florentiner  Goldschmiedeinnung, 
mit  graviertem  Bronzebeschläg,  frühes   16.  Jahrh. 

Münzen.     Augsburger  Taler,  Silber,  1626. 

Hausgeräte.  Fayence-Teller,  mit  Vase  in  reicher  ornamentaler  Umrahmung  unter  einer 
Krone,  in  Blaumalerei.  Auf  der  Rückseite  die  Bezeichnung  G.  F.  Grebner  1721  d.  20.  February. 
Nürnbergisch,   1721. 

Bäuerliche  Altertümer.     Ostfriesischer  Bauernstuhl,  bemalt,   18.— 19-   Jahrh. 

DEPOSITA. 

Trinkhorn  (sog.  Greifenklaue),  Büffelhorn,  mit  silbervergoldeter  Montierung,  bestehend  in 
drei  mit  figürlichen  Darstellungen,  Tieren,  Wappen  und  Ornament  reich  gravierten  Reifen;  getragen 
von  einem  gebückten  Putto  über  achteckigem  Sockel,  Mitte  des  16.  Jahrh. 

Drei   Haarsteckkämme  aus   Hornmasse,  1.   Hälfte  des  19-   Jahrh. 

KUNSTSAMMLUNGEN  DER  STADT  NÜRNBERG. 

Nürnberger  Goldgulden,  Kaiser  Sigismund,  o.  J.  —  Silberne  Preisniedaille  des  I.  Athletic- 
Sport-Clubs  Nürnberg,  anläßlich  des  nationalen  Athleten- Wettstreits  1911- 

HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Ankäufe: 

Astrologisches  Scheibeninstrument  zum  Gebrauch  für  Ärzte,  Kupfer,  versilbert  und  ver- 
goldet, 1585/86,  von  Erasmus  Habermel  ui  Prag.  —  Authidotarius  animae  von  Nicolaus  salicetus 
artium  et  medicinae  doctor,  abbas  monasterii  beate  Marie  de  pomerio  alias  Bomgart.  Gedruckt 
1491  bei  Johannes  Grüninger  in  Straßburg.  —  Archiv  für  die  Geschichte  der  Naturwissenschaften 
und  der  Technik   I.  Bd.  (1908),  Heft  1—6;    II.  Bd.  (1909),  Heft  1—6;    III.  Bd.  (1910),  Heft  1—5- 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke: 

München.  Georg  Hoerner:  Anleiheschein  der  Reichsschulden-Amortisationskasse 
des  Königreichs  Westfalen  vom  14.  Febr.  1809  für  das  Unterhospital  zu  Schmalkalden,  lautend 
auf  200  Franken.  Dabei  die  zugehörigen  Zinskoupons.  Anleiheschein  des  Königreichs  Westfalen 
vom  1.  Sept.  1811,  lautend  auf  100  Franken.  Mit  angebogenen  Zinskoupons.  —  Nürnberg.  J  a  k  o  b 
F  r  a  n  ke  n  b  ach  e  r:  Vier  Pakete  Tabak  in  Original- Packung,  1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.  Sa- 
lomon  Flaschin,  Praktisches  Lehrbuch  der  Buchhalterei,  Frankfurt  a.  M.  I805.  J.  B.  Dupuy, 
L'epistolaire  conunercial,  2.  Aufl.,   L^on  und    Frankfurt  a.   M.    1827- 

ü 


Ankäufe: 

„Jucli  HdscIki,  der  mit  dein  Geld  ist  kommen".  Spottblatt  in  Kupferstioli  (J.  B.  exciid.) 
mit   vierspaltigeni   Gedicht  in   Gespriichsform.     Gednickt   zu   Straßbuij;,    1625. 

KUPFERSTICHKABINETT. 

Das  Kupferstichkabinett  durfte  sicii  einer  namhaften  Zuwendunji  von  seifen  der  Berliner 
Pflegschaft  des  Museums  erfreuen.  Nur  so  war  es  möglich,  die  unten  beschriebenen  Original- 
zeichnungen von  Daniel  Chodouiecki  anzukaufen.  Chodowiecki,  der  Begründer  einer  neuen 
deutschen  Bürgerkunst,  hat  ja  im  Kaiimen  des  Nationalmuseums  seine  besondere  Bedeutung. 
Als  Zeichner  war  er  bislang  liier  nicht  vertreten. 

Geschenke. 

Heidelberg.  Heidelberger  Schloßverein:  Moderne  Reproduktion  des  Jacques  Farquiersschen 
Bildes  von  Schloß  und  Stadt  Heidelberg.  Um  168O.  —  Leipzig.  Kommerzienrat  A  n  ton  Sie- 
bert: 6  Exlibris  Anton  Siebert,  gezeicimet  und  entworfen  von  Carl  W.  Bergmüller,  Leipzig.  — 


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Abb.  27.     Daniel  Ckodowiecki ;   Bleistiftzeichnung,   1760. 


Memmingen.  Dr.  Julius  Miedel:2  Trachtenbilder,  a)  ,,Hine  Nürnbergerin  in  einer  Siirnhaube 
und  Scheyblin".  Kolorierter  Stich  Anf.  iS.  Jahrh.  b)  „Geschlechter  Bräutigam  von  zweien  Knaben 
geführt".  Kolorierter  Stich.  Anf.  19.  Jahrh.  —  München.  Anton  Götz:  Vier  Augsburger 
Theaterzettel  von  1792,  1793  und  1794.  —  Nürnberg.  H.  E  n  s  I  i  n;  3  Photographien  von  Gienz- 
steinen  im  Amt  Lichtenau. 

Ankäufe. 

Handzeichnungen.  18.  Jahrhundert:  Daniel  Chodowiecki:  4  Bleistiftzeichnungen, 
a)  Zwei  Damen  an  einem  Tische,  auf  dem  eine  Kerze  steht;  bez.  11.  X.  58.  b)  Ältere  Dame  in  hoch- 
lehnigem  Stuhl  hält  ein  Brief blatt  auf  dem  Schöße  und  blickt  sinnend  vor  sich  hin;  bez.  59- 
c)  Dame  im  Lehnstuhl  und  Dame  am  Tisch.  Die  erste  mit  einer  Handarbeit  beschäftigt,  im  Profil, 
die  andere  die  Laute  spielend  im  Hintergrund,  bez.  ,,9  bre  60"  (Abb.  27).  d)  Dame  beim  Lesen 
eingeschlafen,  rechts  ein  Einfall,  junge  Vögel,  rückseitig  Skizze  einer  alten  Kokotte,  bez.  „28. 
8  bre  9".  19.  Jahrhundert:  Ludwig  Richter:  a)  Bildnis  von  Ludwig  Richters  Großvater, 
des  1834  im  Alter  von  96  Jahren  verstorbenen  Kupferdruckers  Carl  Heinrich  Richter,  Bleistift- 
zeichnung   (Abb.  28).     b)  Studie  des  „Peter"  (zu  „Der  Schleicher",  Spinnstube   1856).    Blei- 


—     83     — 

stiftzeichiuini(,  Ix'z.  L.  R.  —  Emil  Grimm:  L):ls  Nassauer  H:uis  in  Niarnber<,^  aquarellierte  Blei- 
stiftzeichnung, hei.  Nürnberg  April  52. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  19.  Jahrhundert.  B.  Piringer:  „Arcona  auf  der  Insel 
Rügen".     Aquatintastich  nach   K.  D.   Friedrich.     Gr.- Fol. 

Historische  Blätter.  Ein  schön  new  Lied  genannt  Der  Teutsche  Michel  etc.  Gedruckt 
im  Jahr  da  die  teutsche  Sprach  verderbt  war,  1641.     Flugblatt  mit  eingedrucktem   Kupferstich. 

ARCHIV. 

Geschenke. 
Meran-Obermais.     Georg   Müller:     Drei   Stammbuchblätter:    Andr.    Dinnerus,   1624. 
J.  G.  Doppelmair,  1724.     Lud.  de  l'lsle.  1725.  —  Sechs  kaufmännische  Briefe  vom  Jahre  1754. 


J-^irr'-'--^ 


Abb.  2S.     Ludwig   Richter,  Bildnis  seines  Großvaters. 
Bleistiftzeichnung. 

Ankäufe. 

Schreiben  des  Kurfürsten  von  Mainz,  Daniel  Brendel  von  Homburg,  an  den  Grafen  Philipp 
von  Hanau.  Aschaffenburg.  1561,  Mai  16.  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Julius  Echter 
V.  Mespelbrunn  an  die  Grafen  Jost  und  Wolfgang  von  Barby.  Würzburg.  1601,  Febr.  27. 
Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Kurfürsten  von  Mainz  Joh.  Schweickhard  v.  Cronberg  an  den  Land- 
grafen Ludwig  von  Hessen.  Aschaffenburg.  1616,  Okt.  19-  Orig.-Pap.  —  Heraldisches  Stamni- 
buchblatt  des  Herzogs  Franz  von  Pommern.  I6l6.  —  Schreiben  des  Kurlürsten  von  Mainz,  Joh. 
Philipp  von  Schönborn,  an  Joh.  Philipp  von  Vorburg.  Marienburg  ob  Würzburg.  1659,  März  14. 
Orig.-Pap.  —  Brief  des  Enea  Silvio  Piccolomini  an  einen  General.  Piiilippsburg.  I676,  April  27. 
Autogr.  —  Brief  des  Kaisers  Leopold  I.  an  .'  Wien.  1681,  Febr.  17.  Aulogr.  —  Schreibendes 
Grafen  Joh.  Franz  Gronsfeld  an  die  oberösterreichischen  Stände.  Passau.  1704,  Jan.  10. 
Orig.-Pap.  —  Brief  des  Kaisers  Karl  VII.  an  Graf  Batthyanyi.  Wien.  1735,  Dez.  10.  Autogr.  — 
Schreiben  des  Kurfürsten  von  Mainz,  Joh.  Friedr.  Karl  von  Ostein,  an  von  Steffen.  Mainz.  1763, 
Jan.  21.     Autogr.  —  Brief  des  Georg   Heinrich  von  Berenhorst  an  Elise  v.  d.   Recke.     Dessau. 

6* 


—     S4     — 

ISOO,  Febr.  2.  Autojjr.  —  Brief  der  Fürstin  Pauliiie  von  Lippe-Detiiioki  an  Passavant  in  Frank- 
lurt.  Detmold.  1S04,  Juli  15.  Auto.irr.  —  Brief  des  Erzherzogs  Johann  von  Österreich  an  seinen 
Sekretär.  Weingarten.  I836,  Okt.  22.  Autogr.  —  Brief  des  Erzherzogs  Franz  Victor  von  Öster- 
reich an  Director  Kehrein.  Schauniburg.  1S66,  AAai  11.  Autogr.  —  Weilland  des  Edlen  und 
Gestrengen  Herrn  Georg  Steffan  Nothafften  von  Wernberg  zum  Winckhl  der  Zeiten  fürstl.  Saltz- 
burgischen  Hofrath  und  Cammerherrn  daselbsten  seeligen  nachgelassenen  Erben  Hainrich  Burk- 
iiart  und  .Wuria  Anna  Stifften-Gült-  und  Lehenpuech.    Angefangen  1608.     Pap.  Hs.    268  Bl.    20. 

Braunschweig.  Stiftung,  Schreiben  des  Herzogs  Friedrich  Ulrich  von  Braunschweig  an 
das  Capitel  der  bischöfl.  Kirche  zu  Halberstadt.  Wolfenbüttel.  1615,  Okt.  1ü.  Orig.-Pap.  —  Brief 
des  Herzogs  Karl  1.  von  Braunschweig  an  ?  O.  D.  Autogr.  —  Brief  des  Herzogs  Karl  Eugen 
von  Württemberg  an  ?  du  quartier  general  de  Schotten.  1759,  Dez.  29.  Autogr.  —  Brief  des 
Königs   Ernst  August  von    Hannover  an    Knesebeck.     Göttingen.     1788,   Nov.   8.     Autogr. 

Hohenzoilern- Stiftung.  Schreiben  des  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg 
an  den  .Magistrat  der  Stadt  Stettin.  Colin.  1678,  März  8.  Orig.-Pap.  —  Brief  des  Grafen  Adolf 
von  der  Schulenburg  an  den  Herzog  von  Sachsen— Hildburghausen.  Magdeburg.  1711,  Dez.  15- 
Autogr.  —  Brief  des  Königs  Friedrich  II.  von  Preußen  an  den  Geh.  Finanzrat  von  Brenckenhoff. 
Potsdam,  1771,  Juni  18.  z.  T.  Autogr.  —  Brief  der  Königin  Elisabeth  von  Preußen  an  den  Ober- 
präsidenten von  Pommern.  Stettin.  I8l4,  Juni  21.  Autogr.  —  Brief  des  Prinzen  Louis  Ferdinand 
von  Preußen  an  Alphonse  Dolomieu.  O.  D.  Autogr.  —  Brief  des  Kronprinzen  Friedrich  vAlhelm 
von  Preußen  an  Oberst  von  Beyer.  Berlin.  1835,  Jan.  28.  Autogr.  —  Brief  des  Prinzen  Albrecht 
von  Preußen  an  .^'VanteuffeI.     Albrechtsberg.     I868,  Oct.  8.     Autogr. 

Witteisbacher  Stiftung.  Schreiben  des  Bischofs  Phil.  Wilhelm  von  Regensburg  an  Herzog 
Wilhelm  von  Bayern.  Regensburg.  1597,  Mai  16..  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Wolf- 
gang von  Regensburg  an  die  Deputierten  zu  Landshut.  Eberspeunt.  1607,  Juli  18.  Orig.-Pap.  — 
Brief  des  Pfalzgrafen  August  von  Sulzbach  an  Graf  Gottfried  von  Oettingen.  Durlach.  1615, 
April  26.  Autogr.  —  Brief  des  Herzogs  Wilhelm  V.  von  Bayern  an  den  kaiserl.  Gesandten  in  Madrid. 
München.  1622,  Oct.  30.  Autogr.  —  Schreiben  des  Kurfürsten  Maximilian  1.  von  Bayern  an  den 
Kurfürsten  Anselm  von  Mainz.  München.  1637,  Mai  13-  Orig.-Pap.  —  Brief  des  Kurfürsten 
Josef  Clemens  von  Cöln  an  den  kölnischen  Oberstkanzler.  Valenciennes.  1713,  Mai  18.  Autogr.  — 
Schreiben  des  Bischofs  Joh.  Theodor  von  Regensburg  an  seine  Beamten  zu  Regensburg.  Freising. 
1734,  Sept.  20.  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Kaisers  Karl  VII.  an  die  Stadt  Friedberg.  Frankfurt. 
1744,  Sept.  3.  Orig.-Pap.  —  Tapferkeitszeugnis  für  Josef  Untersteiner,  ausgestellt  durch  Pater 
Joachim  Haspinger.  Jedlesee.  1811,  Dez.  9-  Orig.-Pap.  —  Brief  des  Königs  Ludwig  I.  von  Bayern 
an  Baronin  Heygendorff.  München.  1841,  April  2.  Autogr.  —  Brief  des  Herzogs  Karl  von  Bayern 
an  ?  Tegernsee.  1860,  Aug.  9.  Autogr.  —  Brief  der  Königin  Amalie  von  Griechenland  an  ihre 
Cousine  Therese.     Bamberg  1866,  Aug.  4.     Autogr. 

BIBLIOTHEK. 

Geschenke: 
.Augsburg.  F.  H  0  e  f  1  e,  Hofphotograph:  Photographien  nach  Gemälden  des  Germanischen 
Museums.  0.  J.  2.  —  Barcelona.  Deutscher  Schul  verein:  Bericht  XVI.  Vereins- und  Schul- 
jahr 1910/11.  (1911.)  4.  —  Basel.  Ö  f  f  e  n  1 1  i  c  h  e  K  u  n  s  t  s  a  m  m  I  u  n  g:  63.  Jahresbericht. 
Neue  Folge  VII.  191 1.  8.  —  Berlin.  K  g  1.  A  k  a  d  e  m  i  e  des  Bauwesens:  Vorbild- 
liche Glasmalereien  aus  dem  späten  Mittelalter  und  der  Renaissancezeit.  Lief.  1.  1911-  2.  — 
Richard  Bong,  Verlag:  H.  R.  Schumacher,  Lord  Nelsons  letzte  Liebe.  (191 1-)  8.  —  Mo- 
derne Kunst  in  Holzschnitten.  Bd.  XXV.  o.  J.  2.  —  Gräfin  J.  Kinsky-Pälmay,  Meine  Erinnerungen. 
0.  J.  8.  —  Felicitas  Rose,  Pädagogische  Briefe  einer  Mutter,  o.  J.  8.  —  G  e  n  e  r  a  1  v  e  r  w  a  1 1  u  n  g  der 
K  g  1.  Museen:  Jahrbuch  der  Kgl.  preuß.  Kunstsammlungen.  Beiheft  zum  32.  Bd.  1911- 
2.  —  K.  E.  H  e  n  rici:  Eine  Tiefurter  Matinee  vom  Hofe  der  Herzogin  Anna  Amalia  aus  dem 
Jahre  1776.  ...  in  Druck  gegeben  von  Carl  Schüddekopf.  0.  J.  8.  —  Kgl.  Kriegsministe- 
rium: M  e  d  i  z  i  n  a  1  a  b  t  e  i  1  u  n  g:  Sanitätsbericht  über  die  K.  preuß.  Armee,  das  XII.  und 
XIX.  und  das  XlII.  Armeekorps  .  .  .  sowie  über  das  K.  ostasiatische  Detachement.  Berlin, 
191 1.  4.  —  Kgl.  Kunstgewerbemuseum:  Ausstellung  von  Kirchengewändern  aus 
Seidenstoffen   des  Mittelalters  .  .  .  vom  23.  November  1911  bis  31-  Januar  1912.     1911-    8.  — 


—    85    — 

E.  Mangel  s  d  o  r  f  f,  i.  Fa.  T  r  n  \v  i  l  /.  s  c  h  u  ii  d  S  o  li  n:  Ders.,  Das  Haus  Trowitzsch  und 
Sohn  in  Berlin.  191 1.  4.  —  V  a  t  e  r  1  ä  n  d  i  s  l  li  e  r  S  c  h  r  i  f  t  e  n  v  e  r  b  a  n  d:  0.  v.  Pfister, 
Deutsches  Volkstum  und  Vaterland.  1911.  S.  —  E.  W  a  s  ni  u  t  h,  Verlag:  Deliii»  und  Be/.old, 
Die  Denkmäler  der  deutschen  Bildhauerkunst.  Heft  10.  o.  J.  2.  —  Bernbiirg.  Verein  für 
Geschichte  und  A  1 1  e  r  t  u  m  zu  B  e  r  n  b  u  r  g:  Katalog  des  Altertums-Museums  der 
Stadt  Bernburg.  0.  J.  S.  —  Bonn.  F.  Sonnecken:  Zur  Schrift-Frage.  1911.  S.  —  Brunn.  Mäh- 
rischer G  e  w  e  r  b  e  V  e  r  e  i  n:  Festnummer  der  mährisch-schlesischen  Gewerbe-Zeitung  an- 
läßlich der  Feier  des  fünfzigjährigen  Bestandes  des  Mährischen  Gewerbe-Vereins.  1911.  4.  — 
Cammin  i.  P.  S.  E.xcellenz  E.  v  o  n  Koller,  Kgl.  preuß.  Staatsminister  a.  D.,  M.  d.  H.-H.: 
Ders.,  Urkuiidenbuch  des  Geschlechts  von  Koller.  Heft  1  und  2.  1896  und  1911.  8.  —  Cöln. 
Direktorium  des  W  a  1  1  r  a  f  -  R  i  c  h  a  r  t  z  -  M  u  s  e  u  m  s:  Das  Wallraf- Richartz-Museum 
der  Stadt  Cöln  I86i~i9ii.  1911.  4.  —  Darmstadt.  Prof.  Dr.  ing.  T  h.  Beck:  Ders.,  Der  alt- 
griechische und  römische  Geschützbau S.  A.     1911.     8.  —    Dr.  phil.    Hermann 

B  r  ä  u  n  i  n  g  -  O  k  t  a  V  i  o:  Ders.,  Studien  zu  den  Frankfurter  Gelehrten  Anzeigen  vom  Jahre 
1772.  1911.  8.  —  Dessau.  Herzogliche  H  o  f  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k:  Katalog.  1911-  8.  — 
Diliingen.  Dr.  Alfred  Schröder,  o.  Lyz.- Professor:  Ders.,  Archiv  für  die  Geschichte  des 
Hochstifts  Augsburg  Bd.  1,  Lief.  4—6.  Bd.  11,  Lief.  5  und  6.  191I.  8.  —  Dresden.  Inter- 
nationale H  y  g  i  e  n  e  -  A  u  s  s  t  e  1 1  u  n  g  Dresden  1911.:  Offizieller  Katalog.  1911. 
8.  —  Internationale  Hygiene-Ausstellung.  Historische  Abteilung.  1911.  8.  —  Kommissa- 
riat der  k  a  i  s  e  r  1.  japanischen  Regierung  für  die  Internationale 
H  y  g  i  e  n  e  -  A  u  s  s  t  e  1 1  u  n  g  191I:  V.  Fujikawo,  Kurze  Geschichte  der  Aledizin  in  Japan. 
1911.  8.  —  K  g  1.  s  ä  c  h  s.  M  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m  d  e  s  K  u  1  t  u  s  u  n  d  ö  f  f  e  n  1 1  i  c  h  e  n  U  n  t  e  r- 
r  i  c  h  t  s:  Neues  Archiv  für  sächsische  Geschichte  und  Altertumskunde.  Herausg.  von  H.  Ermisch. 
32.  Bd.,  1.— 4.  Heft.  1911.  —  O.  Posse,  Die  Siegel  des  Adels  der  Wettiner  Lande  bis  zum  Jahr 
1 500.  Bd.  IV.  1911.  2.  —  Düsseldorf.  Landes  h  a  u  p  t  m  a  n  n  der  R  h  e  i  n  p  r  o  v  i  n  z: 
Die  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz.  Bd.  \I1,  I.  Abt.  Köln.  2.  Bd.  1.  Abt.  1911.  8.  — 
Ellwangen.  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s-  und  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n:  Ellwanger  Kunstblätter.  Nr.  1 
und  2.  1911.  2.  —  Fridolin  Schneider,  Über  kirchliche  Fresko-  und  Tafelmalerei  aus  der  Barock- 
zeit im  Gebiete  der  ehemaligen  gefürsteten  Propstei  Ellwangen.  1911.  4.  —  Erfurt.  G  e  w  e  r  b  e- 
verein:  Jahresbericht  1910/II.  8.  —  Erlangen.  Fr.  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur  baye- 
rischen Kirchengeschichte  Bd.  XVIII,  Heft  1.  1911.  8.  —  Frankfurt  a.  M.  Hermann 
Min  Jon,  Verlag:  Alt- Frankfurt  Jahrg.  111.  191 1.  Heft  2  ff.  4.  —  Internationale 
P  u  p  p  e  n  a  u  s  s  t  e  1  1  u  n  g  1911  (Frankfurter  Frauenclub  E.  V.):  Offizieller  Führer.  8.  — 
Frauenfeld.  Huber  &  Co.,  Verlag:  Schweizerisches  Idiotikon.  Heft  70.  1911-  4.  —  Frei- 
berg. G  e  r  1  a  c  h's  che  B  u  c  h  d  r  u  c  k  e  r  e  i :  Freiberger  Stadt-,  Land-  und  Berg-Calender 
auf  das  Jahr  1912.  (1911.)  4.  -—  Fürth  i.  B.  D  r.  F  e  1  i  .x  Z  e  d  e  r  m  a  n  n:  Ders.,  Die  Einnahme- 
quellen der  deutschen  Städte  im  Mittelalter.  1911.  8.  —  Graz.  Dr.  Karl  Merten:  Alter 
Bauernkalender  für  das  Schaltjahr  1912.  0.  J.  kl.  4.  —  Gütersloh.  C  Bertelsmann:  Siona  1911- 
Nr.  1 1.  8.  —  Hamburg.  H  e  n  r  y  S  i  m  m  s:  Ders.,  Meine  Bilder.  1910.  4.  —  Hamm.  B  r  e  e  r 
und  T  h  i  e  m  a  n  n.  Verlag:  Frankfurter  zeitgemäße  Broschüren  Bd.  XXX,  Heft  11  und  12. 
(191 1.)  8.  —  Homburg.  Saal  b  u  r  g  -  M  u  s  e  u  m:  Veröffentlichungen  des  Saalburg-Museums: 
R.  Schneider,  Die  antiken  Geschütze  der  Saalburg.  2.  Aufl.  1910.  8.  —  H.  Jacobi,  Führer  durch 
das  Römerkastell  Saalburg  bei  Homburg  vor  der  Höhe.  1912.  8.  —  Innsbruck.  Der  T  i  r  o  1  i- 
s  c  h  e  S  t  e  n  o  g  r  a  p  h  e  n  V  e  r  e  i  n:  J.  Menger,  Eine  Chronik  des  Vereines.  191 1.  8.  —  Jena. 
Gustav  Fi  s  c  h  e  r,  Verlag:  Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften  Bd.  VI  11.  1911.  8.  — 
Karlsruhe.  G  r  o  ß  h  e  r  z  o  g  l.-B  a  d  i  s  c  h  e  s  G  e  n  e  r  a  1  -  L  a  n  d  e  s  a  r  c  h  i  v:  Inventare  des 
GroßherzogL-Badischen  General- Landesarchivs,  Bd.  IV,  2.  1911.  8.  —  Badische  histo- 
rische Kommission:  J.  Cahn,  Münz-  und  Geldgeschichte  der  im  Großherzogtum  Baden 
vereinigten  Gebiete.  1.  Teil.  1911.  8.  —  Oberbadisches  Geschlechterbuch.  Bd.  111,  Lief.  5. 
1911.  4.  —  Bad  Kissingen.  Kgl.  Hofrat  J.  L  e  u  ß  e  r:  Ders.,  Gedichte.  1912.  8.  —  Otto  von 
Bodenlauben,  Minnelieder.  Übersetzt  und  im  Originaltext  herausg.  von  J.  Leußer.  1897.  8.  — 
Koburg.  Baurat  W  u  s  t  a  n  d  t,  Direktor  der  Herzogl.  Baugewerkschule:  Ders.,  Das  fränkische 
Bauernhaus  im  Herzogtum  Koburg.  S.-A.  1911.  2.  —  Die  herzogl.  Baugewerkschule  in  Coburg. 
Bericht  und  Lehrplan.  1911/12.  4.  —  Köln.  J.  P.  Bachern,  Verlag:  \V.  R  o  t  h  e  s.  Die 
Madonna  in  ihrer  Verherrlichung  durch  die  bildende   Kunst  aller  Jahrhunderte.     {1909.)     8.  — 


—     86     — 

W.  Rothes,  Cliristus.  Des  Heilands  .  .  .  Verlierrlichung  in  iter  biKleiuien  Kunst  aller  Jahrlninderte. 
(1010.)  8.  —  H.  Heiners,  Kölner  Kirchen.  1911-  8.  —  Kopenhagen.  A  r  n  e  s,  Marie  und 
Johanne  Proline:  J.  \V.  Frohne,  Danske  Fajancer.  loil.  gr.  8.  —  Jörgen  C)  r  t  i  k, 
Wuseumsinspektor;  Ders..  hansk  GuKlsniedekunst  fra  Renaissancen  til  vore  Dage.  1911-  i-  — 
Kiilmhach.  Lore  n  7.  R  e  i  n  ii  a  r  d  S  p  i  t  /.  e  n  p  f  e  i  1:  Ders.,  Die  Behandlung  der  Schritt  in 
Kunst  und  Gewerbe,  o.  J.  4.  —  Ders.,  Acht  Alphabete  :  ?  l<)l  l.  2.  —  Ders..  Der  kleine  Schrilt- 
künstler.  S.-A.  1911.  8.  —  Ders..  Zur  Frage  des  langen  s  in  der  Antiqua.  S.A.  191 1.  2.  — 
.N\ainbote  von  Oberfranken  .  .  .  für  das  Jahr  1910/'l0ii.  Herausg.  \on  I..  R.  Spit/.enpfeil  und 
Th.  .Weister.  8.  —  .Vlainbote  für  Oberfranken.  1912.  8.  —  Landshut.  V  e  r  b  a  n  d  s  t  a  g  d  e  r 
B  a  y  er.  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s-  u  n  d  U  r  g  e  s  c  h  i  c  h  t  s  v  e  r  e  i  n  e:  Landshut  a.  d.  Isar.  3.  Aufl. 
o.  J.  —  H.  Ortner,  Führer  durch  Straubing  und  Umgebung.  191Ü.  8.  —  Langenzenn.  11  e  i  n  r  i  c  h 
D  o  e  r  f  1  e  r.  Eisenbahnsekretär:  Martinus  Cheminicius,  Examinis  concilii  tridentini  opus  inte- 
grum, idl.v  8.  —  Gemeinnütziger  Schreibkalender  auf  das  Jahr  1837-  4.  —  Lauenau.  Freih. 
von  A\  e  y  s  e  n  b  u  g  :  Ders.,  Erinnerungen  eines  alten  Fünfundfünfzigers  aus  der  Zeit  des 
deutsch-französischen  Krieges  der  Jahre  1870/71.  19IÜ.  8.  —  Lehmingen.  H.  Clauss,  Kgl. 
Pfarrer:  Ders.,  Ein  altes  Zauberbüchlein.  S.-A.  1910.  8.  —  Derselbe,  Aus  den  Papieren 
eines  alten  Naturkundigen  S.-A.  1911.  8.  —  Leipzig.  Karl  Baedeker,  Verlag:  Ober- 
italien. XVlll.  Auflage.  1911-  8.  —  Dr.  jur.  J.  A.  Baumgärtner,  Domprobst:  H.  Bosch, 
Deutsche  Schmiedearbeiten  aus  fünf  Jahrhunderten,  o.  J.  2.  —  A.  Roeper  und  H.  Bosch, 
.^\öbel  aller  Stilarten  vom  Ausgange  des  Mittelalters  bis  zum  Ende  des  XVI II.  Jahrhun- 
derts. 0.  J.  2.  —  A.  Röper  und  H.  Bosch,  Geschmiedete  Gitter  des  XVI.  —  XVIII.  Jahrhunderts 
aus  Süddeutschland.  1909-  2.  —  A.  Röper  und  H.  Bosch,  Ausgewählte  Ornament- Schnitzwerke 
des  XV.  — XVIII.  Jahrhunderts.  2.  Aufl.  1909-  2.  —  J.  A.  B  a  u  m  g  ä  r  t  n  e  r,  Verlag:  F.  F.  Leit- 
schuh, Albrecht  Dürers  sämtliche  Kupferstiche,  o.  J.  2.  Aufl.  2.  —  Börsen  verein  der  deut- 
schen Buchhändler:  Adreßbuch  des  deutschen  Buchhandels,  Jahrg.  XXIV.  1912. 
gr.  8.  —  B  r  e  i  t  k  o  p  f  u  n  d  H  ä  r  t  e  1,  Verlag:  C.  Fr.  Glasenapp,  Das  Leben  Richard  Wagners. 
Bd.  IV.  — VI.  1907—11.  8.  —  A.  Hammerich,  Das  musikhistorische  Museum.  1911.  8.  — 
.Mitteilungen  aus  den  sächsischen  Kunstsammlungen.  Jahrg.  I.  1910.  8.  —  F.  A.  Brock- 
li  a  u  s,  Verlag:  H.  H.  Hoube'n.  Jungdeutscher  Sturm  und  Drang.  1911.  8.  —  Leipziger 
Buchbinderei  A.-G.  vormals  G.  Fritzsche:  Werkstatt  für  HandbindelAmst.  1911-  4.  — 
Fr.  Wilhelm  G  r  u  n  o  w,  Verlag:  Der  Staatsbürger.  191 1.  Heft  17— 21.  4.  —  Insel- 
Verlag:  Kants  Briefe.  Herausg.  von  F.  Ohmann.  1911-  8.  —  S  t  a  d  t  m  a  g  i  s  t  r  a  t:  Ver- 
w  altungsbericht  des  Vieh-  und  Schlachthofes  der  Stadt  Leipzig  für  das  Jahr  1910.  8.  — 
B.  G.  T  e  u  b  n  e  r,  Verlag:  B.  G.  Teubners  allgemeiner  Katalog  191 1.  8.  —  Geschichte  der  Firma 
B.  G.  Teubner  18II— 1911.  Herausg.  von  F.  Schulze.  191 1.  4.  —  London.  Horace  C  o  x, 
,.Field  Office":  Jerusalem  sous  terre.  Decrite  par  H.  V.  191 1-  2.  —  Mannheim.  E  r  n  s  t  B  a  s- 
s  e  r  m  a  n  n,  Rechtsanwalt,  M.  d.  R.:  Bassermann'sche  Familiengeschichte.  Heft  5.  1911.  8. — 
Merseburg.  Konservator  der  Denkmäler  der  Provinz  Sachsen:  Jahrbuch 
der  Denkmalspflege  in  der  Provinz  Sachsen.  1910.  8.  —  München.  Direktion  der  Kgl. 
graphischen  Sammlung:  Führer  zu  den  Katalogen  der  Kgl.  graph.  Sammlung.  0.  J. 
8.  —  Carl  Gerber,  Verlag:  Nürnberg- Fürther  Jahrbuch  1912.  o.  J.  gr.  8.  —  Georg  Hoerner: 
Georg  Kirchmayr,  Dreißig  J.ahre  aus  dem  Leben  eines  bayerischen  Post-G(jndukteurs.  1856.  8. 
—  D  i  e  L  e  s  e,  Verlag:  Die  Lese,  Jahrg.  II.  1911.  4.  —  Bad  Münster  am  Stein.  W  o  1  f  g  a  n  g 
Freih.  von  Gersdorf  f:  Ders.,  Geschichte  des  Theaters  in  Kiel  unter  den  Herzogen  zu 
Holstein- Gottorp  bis  1773-  L  Teil  (Heft  27  aus  den  Mitteilungen  der  Gesellschaft  für  Kieler  Stadt- 
geschichte). 1911.  8.  —  Niederbronn.  Charles  Matthis:  Ders.,  Niederbronner  Stein- 
denkmäler. 1911.  8.  —  Nürnberg.  Fr.  Baue  reiß,  Kgl.  Hoflieferant:  Die  Schau.  Illustr. 
Beiblatt  der  Nordbayerischen  Zeitung.  Nr.  27—52  des  Jahrganges  1910.  4.  —  J.  E  s  c  o  f  i  e  r, 
H.  Fuchs,  K.  Seh  an  der,  Lehrer:  Lebensvoller  Geschichtsunterricht.  111.  2.  191 1.  8.  — 
Aus  dem  Nachlaß  des  Kgl.  Regierungsrates  R.  G.  Frobenius:  Des Stiffts  Würz- 
burg und  Herzogthums  zu  Franckhen  Kayserliche  Landt-Gerichts-Ordnung.  1733.  2.  — 
J.  O.  Salver,  Proben  des  hohen  Teutschen  Reichs-Adels.  1775.  2.  —  F  r  i  e  d  r.  K  o  r  n'sche 
Buchhandlung:  Fr.  Beck,  Der  Karlsgraben.  1911-  8.  —  J.  .Meiste  r,  Lehrer:  Kurze  Anleitung 
zur  deutschen  Stenographie  oder  Kurzschreibekunst.  1798.  8.  —  Frau  Justizrat  L.  Omeis: 
Stammbuch,  aus  56  losen  Blättern  bestehend.     1810—21.    gr.  8.  —  U.  E.  S  e  b  a  1  d,  Kgl.  Bayer 


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Hnfbiiclidriiokerei:  \.  Furtenbacli,  Krieg  gegen  Rußland  und  russisclie  Gefangenscliaft.     1912.    S. 

—  E.  S  e  y  1  e  r,  Major  a.  D.:  Ders.,  Die  römische  Pferdeschwemme  bei  Grönhart.    S.-A.    191 1-    8. 

—  S  t  a  d  t  ni  a  g  i  s  t  r  a  t:  Mitteilungen  des  Statistischen  Amtes  der  Stadt  Nürnberg,  Heft  2. 
1911.  8.  —  Dr.  phil.  Heinrich  v  o  n  S  c  h  (1  e  1  e  r:  Ders.,  Rafael  von  Urbino.  Kunstgeschicht- 
licher Roman  in  Bildern.  191 1.  8.  —  V  e  r  e  i  n  M  e  r  k  u  r:  Jahrbuch  1911/12.  1911-  kl.  8.  — 
Excellenz  Ludwig  Freiherr  von  Welse  r,  Regierungspräsident  a.  D.:  13  Nürnberger  Theater- 
zettel und  1  Nürnberger  Conzertprogramni  aus  den  Jahren  1825 — 35.  —  Charlotte  W  e  s  t  e  r- 
m  a  n  n:  Dieselbe,  Knabenbriefe.  3.  Aufl.  o.  J.  8.  —  Oberau.  Heinrich  Krau  ß,  Schrift- 
steller: Ders.,  Mittelalterliche  Neujahrsbriefe  und  gedruckte  Neujahrsvvünsche.  (1911-)  4.  — 
Paris.  J.  C  B  r  o  u  s  s  o  1  1  e:  Ders..  A  la  decouverte  des  primitifs  allemands.  S.-A.  191 1.  8.  — 
Philadelphia.  U  n  i  v  e  r  s  i  t  y  o  f  Pennsylvania.  The  M  u  s  e  u  ni:  Publikations  of  the 
Babylonian  section  Vol.  1.  Nr.  1.  1911.  4.  —  Prag.  K  u  r  a  t  o  r  i  u  ni  d  e  s  K  u  n  s  t  g  e  w  e  r  b- 
liehen  Museums  der  H  a  n  d  e  i  s-  und  G  e  w  e  r  b  e  -  K  a  m  m  e  r:  Feier  des  fünfund- 
zwanzigsten    Bestehens    des  kunstgewerblichen   Museums 1910.     2.   —    Reichelsdorf 

b.  Nürnberg.  0.  Eßlinger,  Kgl.  Postdirektor  a.  D.:  Neues  Grund-  und  Syllab'n  Büchlein  .  .  .  o.  J. 
8.  —  Sacramento.  D  e  u  t  s  c  h  -  A  m  e  r  i  k  a  n  i  s  c  h  e  r  Verbau  d  von  C  a  1  i  f  o  r  n  i  e  n: 
Jahreskonvent   und    Berichte    1<)1 1.     8.   —    San    Franzisco.      Fest-  Komitee   des   Deut- 


Abb.    29.     Aus  dem  Doerflerschen   Stammbuch:    Schloßgarten  in  Erlangen. 


sehen  Tages:  Festprogramm  zur  Feier  des  FJeutschen  Tages.  191 1.  8.  —  Ders.,  Aus 
den  Papieren  eines  alten  Naturkundigen.  S.-A.  1911-  8.  —  Speyer.  E.  H  e  u  s  e  r.  Kgl.  Bahn- 
verwalter: Ders..  Der  Alchimist  Stahl  im  Herzogtum  Pfalz-Zweibrücken.  1911.  .S.  —  St.  Louis. 
City  Art  Museum:  Bringhurst-Sylvester,  Special  e.vhibition  catalogue  Nr.  15  und  16.  1911. 
8.  —  Straßburg.  Kunstgewerbemuseum:  Jahresbericht  für  l')l().  l^)ll.  8.  —  Straß- 
burg i.  E.  E.  U  n  g  e  r  e  r:  Elsässische  Altertümer.  1911.  8.  —  Straubing.  H  i  s  t  o  r  i  s  c  h  e  r 
Verein  für  S  t  r  a  u  b  i  n  g  u  n  d  U  m  g  e  b  u  n  g:  Jahresbericht  1910.  XI 11.  Jahrg.  1911. 
8.  —  Stuttgart.  E.  Breuninger:  Vom  Klein-  zum  Großbetrieb:  30  Jahre  .  .  .  Entwick- 
lung in  der  Manufakturwarenbranche  .  .  .  Jubiläumsschrift.  19II.  4.  —  J.  H.  W.  Dietz, 
Verlag:  Aug.  Bebel,  Aus  meinem  Leben.  II.  l<)ii.  S.  —  W.  Kohlhammer,  Verlag: 
Württembergsiches  Adels-  und  Wappenbuch.  14.  Heft.  1911-  gr.  8.  —  Darstellungen 
aus  der  Württembergischen  Geschichte.  Bd.  VII.  191 1.  8.  —  W  ü  r  1 1  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e 
Kommission  für  L  a  n  d  e  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e:  H.  Hermelink,  Die  Matrikeln  der  Universität 
Tübingen.     1906.    8.  —  Württembergische  Landtagsakten.     11..I.     1910.    8.  —  Württembergische 


—    88     — 

ländliche  Rechtsquellen.  1.  U)lo.  S.  —  Württeniberjrische  L;uu1t;igsuk.ten,  II.  Reihe,  2.  Bd. 
1911.  8.  —  W.  Speniann.  Verlag:  Altmeister  der  Kunst:  Giorgione  von  Georg  Gronau,  o.  J.  4.  - 
Fr.  Zimmer,  Erziehung  zum  Genieinsinn  durch  die  Schule.  (1911.)  8.  —  Das  goldene  Buch  der 
Weltliteratur.  1012.  8.  —  Washington.  U.  S.  N  a  t  i  o  n  a  1  m  u  s  e  u  m:  Report  on  the  pro- 
greü  and  condition  for  the  year  1910.  191 1.  8.  —  Wien.  A  r  t  a  r  i  a  und  C  o.,  Verlag:  A.  W.  von 
Aloltheim.  Die  deutsche  Keramik  in  der  Sammlung  Figdor.  S.-A.  1909.  2.  —  A  r  t  a  r  i  a  u  n  d 
Co..  Kunsthandlung:  A'\.  Rosenberg.  Studien  über  Goldschmiedekunst  in  der  Sammlung  Figdor. 
S.-.-^.  101 1.  2.  —  D  r.  J  u  1  i  u  s  H  o  f  ni  a  n  n:  l)ers..  Die  Kupferstiche  des  Meisters  P.  P.  mit 
der  Schlinge.  1911.  2.  —  J.  L  ü  w  \ .  Holpliotograph:  Österreichische  Kunstschätze  I.  Jahrg. 
Heft  S,  6  und  7.  (1911.)  2.  —  E.  N  o  wo  t  n  y:  Ders.,  Gläserne  Konvexspiegel.  S.-A.  1911.  4. 
—  S  r.  K.  und  K.  Apostolischen  Majestät  O  b  e  r  s  t  k  ä  m  m  e  r  a  m  t:  Jahrbuch 
der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses.  Bd.  XXIX,  Heft  5  und 
Bd.  XXX.  Heft  1  und  2.  lui  i.  2.  —  Wiesbaden.  Fr.  Fi  s  c  h  b  a  c  h,  Kreuzstich-Album,  o.  J. 
4.  —  Wiirzbiiri;.      H.    S  l  11  r  I  /.    Ki^l.    Univer^ität^dnu'kerei :    Altfriinki'<c'he    Bilder    1012.    n.    I.  s. 


Abb.   30.     .\us  dein   Doerflerschen   Stammbuch:    Studentenumzu"  in   Erlaniren. 


A  n  k  ä  u  f  e. 

Das  große  Cantionale,  oder  Kirchen-Gesangbuch  .  .  .  Darmstadt  I687.  2.  —  Joh.  Staeps. 
Gründliche  Anweisung  zur  Angewöhnung  einer  netten  Dressdner  Hand.     1733-     gr.  4. 

Heyer  von  Rosenfeld'sche  Stiftung.  Genealogischer  Kalender  für  1757-  <»•  J.  8.  —  Armorial 
general.  Fase.  62/63  und  Supplement  Fase.  XI.  1911.  2  und  8.  —  E.  Foeistemann,  Altdeutsches 
Namenbuch.  Bd.  I.  19OU  und  Bd.  11,  1.  Lief.  191 1.  2.  —  Gothaischer  Genealogischer  Hof- 
kalender .  .  .  1912.  (1911.)  8.  —  Gothaischer  Genealogisches  Taschenbuch  der  Freiherrlichen 
Häuser.  1912.  (1911.)  8.  —  Gothaisches  Genealogisches  Taschenbuch  der  briefadeligen  Häuser. 
1912.  (1911.)  8.  —  Gothaisches  Genealogisches  Taschenbuch  der  gräflichen  Häuser  1912. 
(1911.)  8.  —  Gothaisches  Genealogisches  Taschenbuch  der  uradeligen  Häuser  1912.  (1911.)  — 
Schleswig- Holsteinischer   Kunstkalender  1912.  o.  J.  4. 

Denkmäler  der  Heilkunde.  Krauß,  Anthropophyteia.  Bd.  Vlll.  1911.  gr.  8.  —  Beiwerke 
zum   Studium  der  Anthropn.phyteia.     Bd.   111.     19II.     2. 

Bierbrauerstifüing.     J.  D.  A.   Hock,  Grundsätze  der  Polizei  des  Bierbrauens.     181O.     8. 

D  e  p  o  s  i  t  u  m : 
Stammbuch  des  Joh.  Gg.  Dörfler  von  Bayreutii  mit  Einträgen  aus  Erlangen  (1759—62), 
Nürnberg  (176U),    Halle  (1761— 63),    Leipzig    (1763)    und    Bayreuth    (1759— 84).  4".     (Vgl.  Ab- 
bildung 29  und  30). 


—     89 


TAUSCHVERKEHR. 

Im  J;ilii\'    l'Ml   st;iiul  d;is  üernuiniscliL'  Museum  im  T;uisclivt'rki.'Iir  mit: 


Aachen: 

Aachener  Geschiciits verein. 

Aluseums- Verein. 
Aarau: 

Histurisciie  Gesellscliaft  d.  Kantons  Aartjau. 
Agram  (Zagreit): 

König].     Icroat.-slavon.-dalmat.     Landes- 
archiv. 
Altenburg: 

Geschichts-    und    altei'tumsforschende    Ge- 
sellschaft des  Osterlandes. 
Amiens: 

Societe  des  antiquaires  de    Picardie. 
Amsterdam: 

K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

K.  oudheidkundig  genootschap  te  A. 

Redaktion  von  .,Het  huis  oud  &  nieuw". 
Annaberg: 

Verein  für   Geschichte  von  Annaberg  und 
Umgebung. 
Ansbach: 

Fränkische  Zeitung. 

Historischer  Verein  für  A'littelfranken. 
Antwerpen: 

J.-E.    Buschmann    als    Verleger    der    Zeit- 
schrift „Onze  Kunst".     Voortzetting  van 
de  Vlaamsche  School. 
Arnstadt: 

Museumsgesellschaft. 
Augsburg: 

Augsburger  Postzeitung. 

Historischer    Verein    für     Schwaben    und 

Neuburg. 
Bamberg: 

Königl.   Bibliothek. 

Gewerbe-Verein. 

Heraldisch- Genealogische    Blätter   (Schrift- 
leitung). 

Historischer  Verein. 
Basel: 

Historische  und  antiquarische  Gesellschaft. 

Schweizerische  Gesellschaft  für  Volkskunde. 
Universitäts- Bibliothek. 
Bayreuth: 

Historischer  Verein  für  Überfranken. 
Bergen: 

Bergens  Museum. 

Vestlandske   Kunstindustrinuiseum. 


Berlin: 

Königl.  Preußische  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 

K.  Statistisches  Amt. 

Apotheker- Verein,  Deutscher. 

Bauzeitung,  Deutscne. 

Bibliothek  des  Deutschen   Reichstages. 

Blätter  für  Architektur  und  Kunsthand- 
werk.    (Verlag.) 

Burgwart  (Architekt  Prof.  Bodo  Ebhardt, 
Grunewald  bei  Berlin). 

Ex-libris-Verein. 

Gesamtarchiv  der  deutschen  Juden. 

Gesamtverein  der  deutschen  Geschichts- 
und Altertumsvereine. 

Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Gesellschaft  für  Erdkunde. 

Gesellschaft  für  deutsche  Erziehungs-  und 
Schulgeschichte. 

Gesellschaft  für  Heimatkunde  der  Provinz 
Brandenburg. 

Gesellschaft.   Historische. 

Gesellschaft,  Deutsche  Pharmazeutische. 

Graveur- Verein,  Deutscher. 

Johanniter-Ordensblatt.     (Redaktion.) 

Journal  für   Buchdruckerkunst.      (Verlag.) 

Verlag  Franz  Lipperheide.  (lllustr.  Frauen- 
Zeitung.) 

Moderne  Kunst  (Verlag    von    Rieh.  Bong.) 

Münzblätter,  Berliner  und  Correspondenz, 
Numismatisches  Beiblatt  zu  den  Ber- 
liner Münzblättern.    (Dr.  Emil  Bahrfeld.) 

Museums- Verein. 

Norddeutsche  Allgemeine  Zeitung. 

Oesterheld  &  Co.,  Verlag  („Die  deutsche 
Bühne"  —  ,, Deutscher  Bühnen-Spiel- 
plan".) 

Provinzialniuseum.  Märkisches. 

Reichsanzeiger,  Deutscher  und  Königlich 
Preußischer  Staatsanzeiger. 

Reichs- Postamt  IH,  Abt.  W. 

Rundschau,  Deutsche.     (Redaktion.) 

Rundschau,  Koloniale.     (Verlag.) 

Touristen- Klub  für  die  Mark  Branden- 
burg. 

Verein  für  die  Geschichte  Berlins  (Alt- 
Berlin). 


90 


Verein    Herold. 

Verein  für  deutsches   Kiinst,i;e\\erlie. 

Verein  für  Gesoliiclite  der  .Mark  Braiuieii- 
burp. 

Verein  für  Volkskunde. 

Woche,  Die.     (Verlag  von   Aug.    Sclierl.) 

Zeitschrift  für  Bauwesen.    (Schriftleitung.) 

Zeitschrift  für  Numismatik.     (Redaktion.) 

Zentralblatt  der  Bauverwaltung.     (Schrift- 
leitung.) 
Bern: 

Historischer  Verein  des   Kantons  Bern. 

Histcirisches  .Museum. 
Biedenkopf: 

.NUtteiiungen  aus  Geschichte  und    Heimat- 
kunde des   Kreises  Biedenkopf. 
Bistritz: 

Direktion  der  Gewerbeschule. 
Bonn: 

Universitätsbibliothek. 

Verein  von  Altertumsfreunden  im  Kliein- 
lande. 

Verlag  der    Rheinischen   Geschichtsblätter. 
Brandenburg  a.  H.: 

Historischer  Verein. 
Branau  i.  B.: 

Dr.     Eduard     Langer.     Herausgeber     der 
..Deutschen    Volkskunde    aus    dem     öst- 
lichen Böhmen". 
Braunsberg: 

Historischer  Verein  für  Ermland. 
Bregenz: 

Vorarlberger  Museums- Verein. 
Bremen: 

Gewerbemuseum. 

..Güldenkammer,  Die  — ". 

Historische    Gesellschaft    des     Künstler- 
Vereins. 

Verlag  von  Carl  Schünemann.  (,, Nieder- 
sachsen.") 

Breslau: 

Schlesischer  Altertumsverein. 

Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische 
Kultur. 

Universitätsbibliothek. 

Verein  für  Geschichte  und  Altertum  Schle- 
siens. 

Briinn: 

Erzherzog  Rainer-Museum    für  Kunst  und 

Gewerbe. 
Mährisches  Gewerbe-Museum. 
Verein    für    die    Geschichte    .Mährens    und 

Schlesiens. 
Verein  „Deutsches   Haus". 


Brüssel: 

L'acadenüe   Royale  de  Belgique. 

Commissiones  royals  d'art  et  d'archeo- 
logie. 

K.    R.   P.   P.   Bollandistes. 

La  Gazette  numismatique  (Direction). 

Mus(^es  Royau.\  des  arts  decoratifs  et  in- 
dustriels. 

La  .societe  d'archeologie. 

La  societe   Royale  de  geographie. 
Budapest: 

Königl.  ungarische  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 

Müveszet.   Redaktion. 

Stadtmagistrat. 
Cassel: 

Prof.  Dr.  Georg  Steinhausen,  Vorstand  der 
Stadtbibliothek.  („Archiv  für  Kultur- 
geschichte.") 

Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landes- 
kunde. 

Verein  für  Naturkunde. 

Chemnitz: 

Verein  für  Chemnitzer  Geschichte. 
Chur: 

Historisch-antiquarische     Gesellschaft    des 
Kantons  Graubünden. 
Cincinnatti: 

Cincinnatti  .Museum  Association. 
Coblenz: 
Mitteilungen   des    Rheinischen    Vereins   für 
Denkmalpflege  und   Heimatschutz. 

Danzig: 

Königliche  Technische    Hochschule. 
Naturforschende  Gesellschaft. 
Westpreußischer  Geschichtsverein. 
Westpreußisches  Provinzialmuseum. 

Darmstadt: 

Gewerbeblatt  f.  d.  Großherzogtum  Hessen. 
Historischer    Verein    für    das    Großherzog- 
tum Hessen. 
Verein  für  Erdkunde. 
Verlag  der  ,,Innen-Dekoration". 
Dessau: 

Verein    für    Anhaltische     Geschichte    und 
.Altertumskunde. 
Detmold: 

Gesch.   Abt.   des  naturw.    Vereins   für  das 
Fürstentum   Lippe. 
Dillingen: 

Historischer  Verein. 
Donaueschingen: 

Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte 
d.  Baar  u.  d.  angrenzenden  Landesteile. 


91     — 


Donauwörth: 

Historischer   Verein   für    Donauwörtli    und 
Umgejjend. 
Dorpat: 

Gelehrte   Ethnisclie  Gesellschiitt. 
Universität. 
Dresden: 

Kpl.  sächsischer  Altertnnisverein. 
,. Blätter  für  Münzfreunde"   und   ..Numis- 
matischer Verkehr". 
Verein  für  die   Geschichte   Dresdens. 
Gesellschaft  für  Natur-  und   Heilkunde. 
Kunstwart. 

Kgl.    sächsiches    statistisches    Landesanit. 
Europäische  Modenzeitung. 
Zeitschrift  für  historische  Waffenkunde. 
Düsseldorf: 
Archiv  für  Buciibinder. 
Düsseldorfer  Geschieh ts verein. 
Eger: 

Unser  E.ijerland. 
Eichstätt: 

Historischer  Verein. 
Eisenberg: 

Geschichts-  und  alte rtunisforschender Verein 
Eisleben: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der 
Grafschaft  Mansfeld. 
Elberfeld: 

Bergischer  Gesciiichts verein. 
Ellwangen: 

Geschichts-     und    Altertunisverein    (Jahr- 
buch). 
Emden: 

Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vater- 
ländische Altertümer. 
Naturforschende  Gesellschaft. 
Erfurt: 
Akademie   gemeinnütziger   Wissenschaften. 
Verein  für  die   Geschiclite  und  Altertums- 
kunde von   Erfurt. 
Erlangen: 

Universitätsbibliothek. 
Essen: 

Historischer    Verein    für    Stadt   und    Stift 
Essen. 
Frankenthal: 

Altertunisverein. 
Fellin: 

Literarische  Gesellschaft. 
Flensburg: 

Kunstgewerbe-Museum. 
Frankfurt  a.  M.: 

Frankfurter  Blätter  für  Familiengeschichte. 
Freies  deutsches   Hochstift. 


Mitteldeutscher   Kunstgewerbe  verein. 

Stadtbibii(jthek. 

Verein  für  die  Geschichte  und  Altertums- 
kunde von   Frankfurt  a.  M. 

Verein  für  rheinische  und  westfälische 
Volkskunde. 

Frankfurt  a.  0.: 

Historischer  Verein  für   Heimatkunde. 
Naturwissenschaftlicher    Verein    des    Reg.- 
Bez.    Frankfurt  a.  O. 
Frauenfeld: 

Historischer  Verein  des   Kantons  Thurgau. 
Freiberg  i.  S.: 

Altertumsverein. 
Freiburg  i.  B.: 
Archiv  für  ciiristliche    Kunst. 
Breisgau- Verein  Schau-ins-Land. 
Gesellschaft  f.  Beförderung  der  Geschiciits-, 
Altertums-    und    Volkskunde    von    Frei- 
burg, dem  Breisgau  und  den  angrenzen- 
den Landschaften. 
Münsterbau- Verein. 
Stimmen  aus  Maria- Laach. 
Universitätsbibliothek. 
Kirchlich  bist.  Verein  der  Erzdiözese  Frei- 
burg i.   B. 

Freiburg  i.  Schw.: 

Deutscher    geschichtsforsciiender    Verein 

des   Kantons   Freiburg  (Schweiz). 
Schweizer  Archiv  für  Heraldik. 

Freising: 

Historischer  Verein. 
Freiwaldau: 

Mährisch-schlesiscii.  Sude ten-Gebirgs verein. 

Friedberg  (Hessen): 

Geschichts-  und  Altertunisverein. 
Friedrichshafen: 

Verein   für  die    Geschichte   des  Bodensees. 
St.  Gallen: 

Historischer  Verein  des  Kantons  St.  (jaileii. 
Genf: 

Institut  national  genevois. 

Society  d'histoire  et  d'archeologie. 

Gießen: 

Oberhessischer  Geschichtsverein. 
Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und 

Heilkunde. 
Universitätsbibliothek. 
Verband     deutscher     Vereine     für   V<ilks- 

kunde. 
Vereinigung  für  hessische  Volkskunde. 
ülarus: 
Historischer    Verein   des    Kantons    Glarus, 


•—     92     — 


tiörlitz: 

Gesellschaft    für    Anthropoloijie    uiul    l'r- 

jreschichte  der  Oberlausitz. 
Oberlaiisitzische    Gesellschaft    der    Wissen- 
schaften. 
(iotha: 

VerlaK  der  deutschen  Geschiciitsblätter. 
\ereiniijunii  für  Gothaische  Geschichte  und 
.Altertunisfnrschunc;. 
(iöttingen: 

Forscher-  und  Sanimierverein. 
Kjrl.  Geseltscliaft  der  Wissenscliaften. 
(iraz: 

Steiermärkischer  Gewerbe  verein. 
Kunsthistorische  Studien.     (Buchhandlung 

Styria.) 
Steiermärkisches  Landesnuiseum. 
Historischer  Verein  für  Steiermark. 
Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steier- 
mark. 
„Wörter  und   Sachen."      Kulturhistorische 
Zeitschrift  für  Sprach-  und  Sachforschung. 
Greifswald: 

Universitätsbibliothek. 
Rügisch- Pommerscher  Geschichtsverein. 
üubeii: 

.Niederlausitzer    Gesellschaft    für    Anthro- 
pologie und  Urgeschichte. 
Haag: 
Genealogisch-heraldiek    Genootschap    „De 
Nederlandsche  Leeuw". 
Halberstadt: 
Verein  für   Kirchengeschichte   in  der   Pro- 
vinz Sachsen. 
Hall  (Schwäbisch): 

Historischer  Verein  f.  Württemb.- Franken. 
Halle  a.  S.: 
Zeitschrift  für  deutsche  Philologie. 
Kaiser!. Leopoldinisch-Carolinische  Deutsche 

Akademie  der  Naturforscher. 
Thüringisch-sächsicher    Geschichtsverein. 
Hamburg: 
Öffentliche  Stadtbibliothek. 
Verein  für  hamburgische  Geschichte. 
Hanau: 

Hanauer  Geschichts- Verein. 
Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesamte 
Naturkunde. 
Hannover: 
Architekten-  und  Ingenieur- Verein. 
Hannoversche  Geschichtsblätter. 
Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichts- 
kunde. 
Heraldischer  Verein  zum   Kleeblatt. 
Historischer  Verein  für  Niedersachsen. 


Haricni: 

Siiciete  iioliandaise  des  sciences. 
Heidelberg: 

Heidelberger  Schloß  verein. 
Historisch-philosophischer  Verein. 
Universitätsbibliothek. 
Heilbronn: 

Historischer  Verein. 
Heiligenstadt: 

..Unser   Eichsfeld".     (Redaktion.) 
Helsingfors: 

Finnischer  Altertumsverein. 
Finnische  Literar.    Gesellschaft. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Hermannstadt: 

Siebenbürgischer   Karpathen verein. 
Verein  für  Siebenbürgische  Landeskunde. 
Hirschberg: 

Riesengebirgs- Verein. 
Hohenleuben: 

Voigtländ.  altertumsforschender  Verein. 
Homburg  v.  d.  H.: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Husum: 
Alitteilungen    des    Nordfriesischen    Vereins 
für   Heimatkunde  und   Heimatliebe. 
Jena: 

Universitätsbibliothek. 
Verein  für  thüring.   Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 
Igio: 

Ungar.    Karpathen  verein. 
Innsbruck:  ^ 

K.    K.  Statthalterei-Archiv. 
Ferdinandeum. 
Insterburg: 

Altertumsgesellschaft. 
Kahla: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Karlsruhe: 

Karlsruher  Altertumsverein. 
Badische  historische  Commission. 
Kaufbeuren: 

Verein   Heimat. 
Kempten: 

Altertums-Verein. 
Kiel: 

Naturwissenschaftl.    Verein   für   Schleswig- 
Holstein. 
Gesellschaft  für  die  Geschichte  der  Herzog- 
tümer Schleswig- Holstein  u.   Lauenburg. 
Universitätsbibliothek. 
Gesellschaft  für    Kieler   Stadtgeschichte. 
Klagenfurt: 

Geschichtsverein  für   Kärnten. 


93     — 


Köln: 

Westdeutsche    Zeitschrift    für    Gescliichte 
und   Kunst  mit   Korresponden/.bhitt. 

Zeitschrift  für  christHche   Kunst. 

Kölner   Kunstgewerbe  verein. 

Histor.  Verein  für  den   Niederriiein. 
Königsberg  i.  P.: 

Red.  d.  Altpreußischen  Monatsschrift. 

Physikal.  Ökonom.  Gesellschaft. 

Altertumsgesellschaft  Prussia. 

Universitätsbibliothek. 
Kopenhagen: 

Academie  royale  des  sciences  et  des  lettres 
de  Danemark. 

Societe  royale  des  antiquaires  du  Nord. 

Industriforeningen  i   Kjöbenhavn. 

K.   Nordiske  Oldskrift-Selskab. 

K.  danske  Videnskabern-Selskab. 
Krakau: 

Akademie  der  Wissenschaften. 
Kreuznach: 

.antiquarisch-  Histor.   Verein. 
Kristiania: 

Foreningen    til    norske    fortidsmindesmaer- 
kers  bevaring  (Aarsberetning). 
Kronstadt: 

Stadtarchiv. 
Laibach: 

Red.  d.  Zeitschr.  f.  krainische  Landeskunde. 

Krainer  Musealverein. 
Landsberg  a/d.  Warthe: 

Verein  für  Geschichte  der  Neumark. 
Landshut: 

Historischer  Verein  für  Niederbayern. 
Lauingen: 

Altertumsverein. 
Lausanne: 

Societe  d'histoire  de  la  Suisse. 
Leeuwarden: 

Friesch    genootschap     ter    beoefening    der 
Friesche  geschied. 
Leiden: 

Maatschapy  de  Nederland.   Letterkunde. 
Leipa: 

Nordböhm.   E.xcursions-  Klub. 
Leipzig: 

Beilage,    Wissenschaftliche,    der    Leipziger 
Zeitung. 

Börsenverein   der  deutschen    Buchhändler. 

Centralblatt  für  Bibliothekswesen. 

Centralblatt,  literarisches. 

Centralverein     für     das     gesamte      Buch- 
gewerbe. 

Daheim. 

Gartenlaube. 


Gesellschaft,  deutsche,  zur  Erforschung 
vaterländischer  Sprache  und  Altertümer. 

Gesellschaft,  k.  sächs..  der  Wissenschaften, 
phil.-hist.  Gl. 

Goldschmied,  Der  — 

Grenzboten. 

Kgl.  Sächs.  Institut  für  Kultur-  und  Uni- 
versalgeschichte bei  der  Universität 
Leipzig. 

LiteraturlMatt  f.  germ.  u.  roni.   Philologie. 

Monatshefte  (Velhagen  &  Klasing). 

Museum  für  Völkerkunde. 

Original  und  Reproduktion. 

Universitätsbibliothek. 

Verein,  deutscher,  zur  Erforschung  Pa- 
lästinas. 

Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Leipzig 
(Stadtgeschichtliches  Museum). 

Vierteljahrs- Katalog  (J.  C.   Hinrichs). 

Zeitschrift  für  bildende   Kunst. 

Zeitschrift,  neue,  für  Musik. 

Zeitung,  illustrierte. 

Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und 
Familiengeschichte  (Mitteilungen). 

Zur  guten  Stunde. 

Leisnig: 

Geschichts-  und  Altertumsverein. 

Linz: 

Museum   Francisco-Carolinum. 
Linzer  Diözesan-  Kunstverein. 

Oberösterreichischer  Gewerbe- Verein. 

Louvain  (Belgien): 
,,Analectes  pour  servir  ä  l'histoire  ecclesia- 
stique  de  la  Belgique"'. 

Lübeck: 

Lübeckisches  Museum  für  Kunst-  u.  Kultur- 
geschichte. 

Verein  für  hansische  Geschichte. 

Verein  für  Lübecker  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 

Lüneburg: 

Museumsverein  für  Lüneburg. 

Lüttich: 

Institut  archeologique  Liegeois. 

Luxemburg: 

Verein  für  Luxemburger  Geschichte,  Lite- 
ratur und   Kunst. 

Section  historique  de  l'institut  de  Lu.xem- 
bourg 

Luzern: 

Histor.  Verein  der  5  Orte. 

Magdeburg: 

Magdeburgischer  Geschichtsverein. 


—     94     — 


Mainz: 

Rom.    Genn.    Central-Miiseuni   (Die   Alter- 
tümer unserer  lieidiiisolieii  Vorzeit). 

Verein    für    Erfiirsiiunii;    rliein.    (iesiliioliti.' 
und  Altertümer. 
Mannheiin: 

Wannheimer  Altertums  verein. 
Marburg: 

UniversitütsbilMiotliek. 
.Maredsvus  (Belgien): 

Direction  de  hi   Revue  benedictine. 
Marienwerder: 

Histiir.    \erein     für   den    Resierungslxv.irk 
.Warienwerder. 
Meiningen: 

Hennebergischer  altertumsfnrsch.   Verein. 

Verein    für    AAeiningische    Geschichte    und 
Landeskunde. 
Meißen: 

Verein   für   Gesciiichte   der   Stadt   Meißen. 
Metz: 

Verein  für  Erdkunde. 

Gesellschaft  für  lothringische     Geschiciite 
und  Altertumskunde. 
Mitau: 

Genealogische   Gesellschaft  der  Ostseeprn- 
vinzen. 

Kurländische  Gesellschaft  für  Literatur  und 
Kunst. 

Kurländisches  Provinzialmuseum. 
Montreal: 

Societe  numismatique  et  d'archeologie. 
Mühihausen  i.  Th.: 

Mühlhäuser  Altertumsverein. 
Miilhausen  i.  Eis.: 

Le  musee  historique  de  Mulhouse. 
München: 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Allgemeine  Zeitung. 

Altertumsverein. 

Archivariat  des  bayerischen  Landtags. 

Bauzeitung,  süddeutsche. 

Bayerland. 

Formenschutz. 

Forschungen  zur  Geschichte  Bayerns. 

Gesellschaft,  deutsche,  für  Anthropologie. 

Gesellschaft,  deutsche,  für  christl.    Kunst. 

Gesellschaft,  numismatische. 

Jahrbuch,   histor.,   der    Görresgesellschaft. 

Kunstgewerbeverein,  bayerischer. 

Licht  und  Schatten  (Verlag). 

Museum    von    Meisterwerken    der    Natur- 
wissenschaft und  Technik. 

Nationalmuseum,  Bayerisches. 

Propyläen,  Die  — . 


Statistisches   Bureau. 

Universitätsbibliothek. 

Verein,  historischer,  von  Oherbayern. 

Verein  für  Volkskunst   und   Volkskunde. 

Internationale    Wochenschrift   für    Wissen- 
schaft, Kunst  und  Technik.     Beigabe  zur 
Allgemeinen  Zeitung. 
Muster  i.  W.: 

Zeitschrift   für    vaterländische    Geschichte 
und   Altertumskunde  Westfalens. 

Literarischer  Handweiser. 

Universitätsbibliothek. 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 
Neiße: 

Wiss.   Ges.   Philomathie. 
Neuburg  a.  D.: 

Historischer   Filialverein. 
Neumarkt  i.  0.: 

Historischer  Verein. 
St.  Nicolas: 

Gerde  archeologique  du  pays  de  Waes. 
Nürnberg: 

K.  Bayer.   Landes-Gewerbe-Anstalt. 

Naturhistorische  Gesellschaft. 

Pegnesischer  Blumenorden. 

Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt    Nürn- 
berg. 
Osnabrück: 

Verein   für    Geschichte   und    Landeskunde. 
Paderborn: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 
Paris: 

Chronique  des  arts  et  de  la  curiosite. 

Correspondance  historique  et  archeologique. 

Musee  Guimet. 

Repertoire  d'art  et  d'archeologie. 
St.  Petersburg: 

Commission  imperiale  archeologique. 
Philadelphia: 

Smithsonian   Institution. 
Plauen  i.  V.: 

Altertumsverein. 
Posen: 

Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissenschaften 

Historische  Gesellschaft. 

Towarzj'stwa  przyjaciol. 
Prag: 

Verein    für    Geschichte    der    Deutschen    in 
Böhmen. 

Gesellschaft  der    Freunde  der  bc'ihmisclien 
Altertümer. 

Gesellschaft  zur  Fcirderung  deutscher  Wis- 
senschaft, Kunst  und  Literatur  inBöhmen 


95 


Lese-  u.  Redelialle  der  doulsohcii  Studenten. 

Kiinstgewerliliehes  Museum. 
Prenzlaii: 

Uckermärkiseher  A\usevniis-  und  Gescliiclits- 
verein. 
(Jiiaracchi   b.  Florenz: 

Arcliivuin    Franeiscanuni  lii^loricuni. 
Stift   Raijjerii  b.  Brunn: 

Studien  und  Mitteilune;en  aus  dem   Bene- 
diktiner- und  Cistercienser-Orden. 
Ravensburg: 

Schwäbisclies  Arciiiv. 
Kegensburs: 

Histor.   Verein  für  Oberpfal/.  und   Regens- 
burc:. 
Rcichenberg: 

Nordböiimisclies   Ge werbe museum. 

Verein   für    Heimatkunde. 
Reutlingen: 

Reutiinijer  Altertums  verein. 
Reval: 

EstländisLiie   Literärisciie   (jeseilsciiaft. 

Reykjavik: 

Isienzka    FDrnleifafjeia.t;'. 
Riga: 

Geseilsciiaft  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde  der  Ostseepnivin/.en    Rufilands. 
Rosenlieim: 

Historisdier   Verein. 
Rom: 

Römische  Quartalsciirift;  für  ciu-isti.  Alter- 
tumskunde   und    für    Kirchengeschichte. 
Rostock: 

Verein  für   Rostucks  Altertümer. 

Universität. 
Rothenburg  o.  T.: 

Verein  Alt- Rothenburg. 
Roermond: 

La  Commission  de   Limburg. 
Saarbrücken: 

Historisch-antiquarischer     Verein     für     die 
Saargegend. 
Salzburg: 

Museum  Carulino-Augusteum. 

Gesellschaft  für    Salzburger    Landeskunde. 
Salzwedei: 

Altmärkischer    Verein    für    vaterländische 
Geschichte  und   Industrie. 
Schaffhausen: 

liistur. -antiquarischer  Verein  des    Kantuns' 
Schaffhausen. 

Schmalkalden: 

Verein   für    Hemibergische    Geschichte   und 
Landeskunde. 


Schwerin: 

Familiengeschichtliciie     Blätter,    herausge- 
geben von  C    Frhrn.  von   Rodde. 
Verein  für  Mecklenburgische  Geschichte  uud 
Altertumskunde. 
Sigmaringen: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
in   Hohenzollern. 
Speyer: 

Pfälzisches  Museum  (Schriltleitung). 
Historischer  Verein  der   Pfalz. 
Stendal: 

Altmärkischer  Museums- Verein. 
Stettin: 

Gesellschaft  für  Pommersciie  Geschichte  und 
Altertumskunde. 
Stockholm: 

Kgl.  Akademie  der  Altertumskunde. 
Kgl.   Bibliothek. 
Nordiska  Museet. 
Straßburg: 
Alsabund  (,,Erwinia"). 
Gesellschaft  für   Erhaltung   der  geschicht- 
lichen  Denkmäler  im   Elsaß. 
Universitätsbibliothek. 
Vogesenklub,    histor. -literar.     Zweigverein. 
Straubing: 

Historischer  Verein. 

Stuttgart: 

Altertumsverein. 

Antiquitäten- Zeitung. 

Anthropol.  Verein,  Württembergischer. 

Anzeig^er,  allgem.,  für  Buchbindereien. 

Centralstelle  für  Gewerbe  und    Handel. 

Commission  für  Landesgeschichte. 

Staatsanzeiger,  Württembergischer. 

Technische   Hochschule. 

Verlagsanstalt,  Deutsche. 
Thorn: 

Coppernicus-Verein    für   Wissenschaft    mid 
Kunst. 
Torgau: 

Altertunisverein. 
Toronto  (Canada): 

Canadian  Institute. 
Trier: 

Gesellschaft  für  nützliche   Forschung. 
Troppau: 

Kaiser- Franz- Joseph-Museum. 

Städtisches  Museum:  Zeitschrift  für  Gesell- 
u.  Kulturgesch.  Österreichisch- Schlesiens. 
Tübingen: 

Schwäbischer  Alter  tu  ms  verein. 

Universitätsbibliothek. 


—     96     — 


Turin: 

Keiriii  dcput;i/.ioiK'  di  stmiii  p;itii;i. 
llpsala: 

Lundsnuil    svenska.       Scliweilisclic    volks- 

kuiulliclic  Zeitschritt. 
Universität. 
Utrecht: 

Historisclie   (jenootschap. 
Üenootschap     van     Künsten     en     Weten- 
schappen. 
Vaduz: 

Hist(ir.  Verein  für  das  Fürstentum  Liechten- 
stein. 
Venedig: 

Reale  institutn  Veneto. 
Waidhofeii  a.  d.  Ybbs: 

Museal-Verein  für   W.   a.   d.    Y.   und    Um- 
gebung. 
Washington: 

Smithsdnian   Institution. 

Wernigerode: 

Harzverein  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde. 
Wetzlar: 

Wetzlarer   Geschichtsverein. 
Wien: 

Adler,   K.    K.  herald.   Gesellschaft. 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Altertumsverein. 

Dombauverein  zu  St.   Stephan. 

Gesellschaft,  Anthropologische. 

Gesellschaft  für    die    Geschichte    des    Pro- 
testantismus in  Österreich. 

Gesellschaft  für  Münz-  und  Medaillenkunde. 

Gesellschaft,  Numismatische. 

Gewerbe-Museum,  Technolog. 

K.   K.    Heeres-Museum. 

K.    K.    Hofbibliothek. 

Technisches  Museum  für  Industrie  und  Ge- 
werbe. 


Verein   für    i,andeslsundo    von    Niederiister- 

reich. 
Wissenschaftlicher   K'ub. 
Zeitschrift  für  österreichische    Volkskunde. 
K.    K.  Zentralkommission  zur  Erforschung 

und   Erhaltung  der   Baudenkmale. 

Wiesbaden: 

Verein     für     Nassauische     Altertumskunde 

und   Geschichtsforschung. 
Nassauischer  Verein  für  Naturkunde. 

Wolfenbüttel: 

Geschichtsverein  für  das  Herzogtum  Braun- 
schweig. 

Würzburg: 

Historischer  Verein  für  Unterfranken  und 
Aschaffenburg. 

Polytechnischer  Zentralverein  für  Unter- 
franken und  Aschaffenburg. 

Universitätsbibliothek. 

Zabern  i.  E.: 

Verlag  von  A.  Fuchs:  Elsässische  Monats- 
schrift für   Geschichte   und    Volkskunde. 

Zwickau: 

Altertumsverein     für    Zwickau     und     Um- 
gegend. 
Verein  für   Naturkunde. 

Zwolie: 

Vereenigung  tot  beoefening  von  Uver- 
ijsselsch  regt  en  geschiedenis. 

Zürich; 

Allgemeine   geschichtsforschende    Gesell- 
schaft der  Schweiz. 

Antiquarische  Gesellschaft. 

Buchkunst:  Zeitschrift  für  Exlibris- Samm- 
ler und  Bücherfreunde. 

Schweizerisches  Landesmuseum. 

Universitätsbibliothek. 


—    97    — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Der  Karlsgraben.  Eine  historische,  topographische  und  icritische  Abhandlunsi  von  Dr.  F  r  i  e  d- 
r  i  c  ii  B  e  c  k.  Kgl.  Gymnasiallehrer.  N  ü  r  n  h  e  r  g".  Friedrich  Kor  n.  191 1-  VIII.  91  Seiten 
und   17  Abbildungen. 

Die  Frage  der  Fossa  Carolina,  des  Kanals,  durch  welchen  Karl  der  Große  die  Donau  mit 
dem  Rhein  verbinden  wollte,  welche  wenigstens  nach  ihrer  historischen  und  topographischen 
Seite  für  den  Unbefangenen  schon  längst  keine  Frage  mehr  war,  dürfte  mit  der  vorliegenden  Arbeit 
zum  Abschluß  gekommen  sein.  Der  Verfasser  stellt  seine  Arbeit  auf  eine  sehr  breite  Grundlage, 
er  bringt  alles  unmittelbare  und  abgeleitete  literarische  Quellenmaterial,  er  beschreibt,  was  der 
Augenschein  an  Ort  und  Stelle  ergibt,  ja  er  war  in  der  glücklichenLage,  durch  Ausgrabungen 
manches  über  die  ursprüngliche  Gestalt  des  Grabens  festzustellen,  was  nicht  mehr  zu  Tage  liegt, 
und  er  kommt  in  der  kritischen  Ducharbeitung  dieses  Materials  zu  festen  Ergebnissen,  wenigstens 
über  den  Ursprung  des  Grabens.  Über  den  Beginn,  die  Absicht  und  den  vorzeitigen  Abschluß 
des  Unternehmens  haben  wir  in  den  Reichsannalen  zum  Jahr  793  einen  gleichzeitigen,  zuverlässigen 
Bericht,  der  uns  aber  leider  über  die  Örtlichkeit  keinen  Aufschluß  gibt.  Auf  die  Reichsannalen 
gehen  alle  weiteren  Erwähnungen  des  Grabens  in  der  annalistischen  Literatur  des  9-  und  10.  Jahr- 
hunderts zurück.  Dann  wird  er  zweihundert  Jahre  lang  in  der  Literatur  nicht  mehr  erwähnt,  die 
örtliche  Tradition  war  indes  nicht  erloschen  und  im  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  konnte  Ekkehard 
von  Niederaltaich  bei  Erwähnung  des  Grabens  angeben:  inchoavit  apud  villam  que  dicitur  Pubn- 
haim,  et  sie  ad  villam  que  dicitur  Graben,  et  sie  versus  Weizenburch. 

Der  Bericht  des  Mönchs  Chuno  von  Wülzburg  vom  Jahre  1287  enthält  im  Original  keine 
Erwähnung  des  Grabens.  Was  Beck  Seite  6  nach  Körte,  Altes  und  Neues  von  Wülzburg  als  den 
Bericht  Chunos  mitteilt,  erscheint  auf  den  ersten  Blick  als  eine  Redaktion  aus  dem  16.  Jahrhundert. 
Es  ist  einem  in  Ellingen  befindlichen  Saalbuch  des  Klosters  Wülzburg  vom  Jahre  1545  entnommen 
und  steht  dort  auf  Fol.  5-  Vergleicht  man  diesen  im  Deutsch  des  16.  Jahrhunderts  geschriebenen, 
mit  schwerfälligen  Kurialien  dieser  Zeit  ausgestatteten  Bericht  mit  der  kurzen  lateinischen  Notiz 
de  prima  fundatione  monasterii  Wülzburgensis,  auf  Fol.  4,  so  zeigt  sich,  daß  er  eine  erweiterte 
und  interpolierte  Übersetzung  dieser  Notiz  ist,  in  welcher  nichts  von  dem  Graben  steht.  Die  Inter- 
polation: „man  möge  woU  von  der  Donau  In  Rein  schiffen  ....  die  Statt  erfüllend"  ist  den  Reichs- 
annalen entnommen,  welche  auch  Chuno  kannte.  Dies  nur  nebenbei,  denn  für  die  Untersuchung 
bietet  auch  die  erweiterte   Redaktion  nichts. 

Schon  früh  verdunkelt  sich  die  Überlieferung  und  nimmt  sagenhafte  Züge  auf,  welche  auch 
in  die  literarischen  Berichte  eindringen.  Vom  16.  Jahrhundert  an  werden  auch  die  Reste  des 
Grabens  da  und  dort  erwähnt;  im  l(S.  beginnt  die  kritische  Untersuciuuig,  welche  noch  in  neuester 
Zeit  auf  die  seltsamsten  Irrwege  geraten  ist. 

Der  zweite  Abschnitt  behandelt  die  Fossa  Carolina  in  der  Topographie  und  gibt  zunächst 
eine  Übersicht  über  deren  kartographische  Darstellungen,  von  welchen  keine  über  die  Frühzeit 
des  18.  Jahrhunderts  zurückgeht.  Dann  folgt  eine  Beschreibung  des  Grabens  in  seinem  jetzigen 
Zustand  und  die  Aufschlüsse,  welche  sich  aus  den  Ausgrabungen  über  die  ursprüngliche  Anlage 
ergeben  haben. 

Im  dritten  Abschnitt  tritt  der  Verfasser  in  die  Kritik  des  gesamten  Materials  ein.  Die 
Reichsannalen  geben  die  Breite  des  Grabens  zu  30ü  Fuß.  seine  Länge  zu  2000  Schritt  an;  damit 
stimmen  die  noch  meßbaren  Abstände  der  Dammkronen  zu  beiden  Seiten  des  Grabens  hinreichend 
genau  überein,  die  Länge  des  Grabens,  etwa  1250  m,  ist  geringer  als  2000  Schritt,  gleich  1480  m. 
Beck  sucht  über  diese  Differenz  durch  die  Annahme  hinwegzukommen,  daß  der  Anfang  des 
Grabens  ursprünglich  weiter  südlich  im  Dorf  Graben  gelegen  war,  daß  er  bis  zur  Kirche  reichte 
und  daß  diese  ein  karolingischer  Bau  sei,  der  dem  Gebrauch  der  Zeit  gemäß  an  dem  Platz  errichtet 
wurde,  an  dem  der  erste  Spatenstich  erfolgt  war.  Diese  letzte  Annalmie  ist  nicht  haltbar,  die 
Kirche  ist  nicht  karolingisch,  wohl  aber  ist  uKlglich.  daß  sich  die  Spuren  des  Grabens  am  südlichen 

7 


—     9S     — 

uiul  am  iuii\lli«.-lieii  tiulc.  wo  viclloiolit  mit  ikT  Aibeil  eist  bc.udmu'u  wurJo.  wrw  isi,iit  li;ibcii.  Es 
ist  alvr  aiioli  zu  berücksichtiK'en.  ilaß  die  Breite  im  Voraus  genau  beslimmt  uiul  abijesteckt  war, 
während  eine  AAessunji'  der  Läu'^e  bei  der  plot/iieiieii  Unterbreciumu  der  Arbeiten  kaum  vorge- 
nommen wurde,  so  daß  sioli  der  Annalist  mit  einer  un^etähren  Angabe  der  Länge  begnügen  mußte. 
Die  bei  den  Ausgrabungen  erschlossenen  Bodenverhältnisse  des  Grabens  haben  eine  ausreichende 
Erklärung  dafür  gegeben,  daß  die  Wandungen  während  des  Baues  zusammenstürzten.  Einmal 
unterbrochen,  wurden  die  Arbeiten  später  nicht  wieder  aufgenommen.  !)ie  Überlieferung  und  der 
örtliche  Befund  stinunen  soweit  überein.  daß  der  karolingische  Ursprung  des  Grabens  außer 
Zweifel  steht. 

Was  der  Verfasser  noch  weiter  beibringt  ist  für  die  Untersuchung  nicht  von  wesentlichem 
Belang,  nur  darauf  sei  hingewiesen,  daß  der  Name  des  Ortes  Graben,  der  sicher  mit  der  hier  be- 
ginnenden Fi^ssa  zusammenhängt,  schon  in  einer  Urkunde  von  867  vorkommt.  Die  technische 
Frage,  ob  eine  Anlage  mit  Kanimersclileußen  beabsichtigt  war.  wäre  besser  gar  nicht  berührt  worden ; 
denn  zu  iiirer  Diskussion  fehlen  alle  sicheren  Grundlagen,  ebenso  können  alle  Vermutungen  über 
den  Zweck  des  Kanals  nicht  wesentlich  über  das  hinausführen,  was  die  Reichsannalen  sagen: 
posse  percommode  a  Danubio  in   Rhenum  navigari. 

Auch  was  im  letzten  Abschnitt  zur  Erklärung  der  Form  der  Kanallinie  und  die  Fortsetzung 
nach  beiden  Seiten  gesagt  wird,  bleibt  im  Gebiet  der  Hypothesen.  Es  liegt  im  Wesen  der  Überliefe- 
rung, der  Reste  und  unserer  mangelhaften  Kenntnis  des  technischen  Könnens  zur  Zeit  Karls  des 
Großen,  daß  eine  vollkommene  Aufklärung  über  den  Graben  in  allen  Einzelheiten  nicht  mehr 
gewonnen  werden  kann:  begnügen  wir  uns  damit,  daß  der  karolingische  Ursprung  sicher  nach- 
gewiesen ist.  B  e  z  o  1  d. 

Giorgione  von  Georg  G  r  o  n  a  u  (1.  Heft  der  Altmeister  der  Kunst).  Verlag  W.  S  p  e- 
mann  in  Stuttgart.     S  S.  Text  und   14  Tafeln  in  Autotypie.     Preis  2  Jl  50  ^. 

Das  Heft  bringt  in  stattlichem,  doch  immer  noch  handlichem  Format  in  guter  Wiedergabe 
die  sicheren  und  die  wenigst  umstrittenen  Werke  des  geheimnisvollen  Meisters  von  Castelfranco. 
Georg  ("j  r  n  n  a  u  gibt  dazu  einen  Te.xt,  der  in  knapper  Fassung  über  die  bahnbrechende  Bedeutung 
Giorgiones  orientiert  und  Erläuterungen  zu  den  einzelnen  Bildern  in  der  Art  eines  kritischen  Kata- 
logs gibt.  Die  Publikation  verdient  nach  der  illustrativen  wie  nach  der  textlichen  Seite  Anerkennung 
und  der  billige   Preis  wird  ihre   Verbreitung  fördern. 

Die  Autotypie  hat  die  mechanische  Reproduktion  von  Gemälden  ungemein  erleichtert 
und  ihnen  eine  ungeheuere  Verbreitung  verschafft;  sie  beherrscht  heute  die  gesamte  kunstwissen- 
schaftliche Illustration;  man  kann  sagen,  sie  ist  die  Technik  der  Gegenwart.  Aber  ich  hoffe,  daß 
sie  nicht  auch  die  Technik  der  Zukunft  ist.  Kein  Zweifel,  sie  hat  sich  sehr  vervollkommnet  und 
ist  imstande,  die  Gesamterscheinung  eines  Bildes  ziemlich  richtig  wiederzugeben,  aber  für  jede 
einigermaßen  eindringende  formale  Untersuchung  versagt  sie  vollständig.  Ihr  Hauptvorzug 
ist  ihre  Billigkeit.  Sind  wir  nun  wi/klich  so  arm  oder  so  bescheiden,  daß  wir  da,  wo  es  sich  um 
Schönheitswerte  handelt,  uns  immer  wieder  mit  Ungenügendem  und  Unbefriedigendem  begnügen 
wollen,  während  wir  uns  doch  an  Kunsterziehung  und  ästhetischer  Kultur  nicht  sättigen  können  .' 
Nun  wird  ja  die  Heliogravüre  für  Publikationen,  die  auf  großen  Absatz  rechnen,  noch  geraume 
Zeit  nicht  verwendet  werden  können,  aber  es  gibt  doch  schon  heute  Ersatzverfahren,  wie  das 
Mezzotinto  oder  den  Intaglio-Druck,  welche  zwar  die  Heliogravüre  nicht  ersetzen!  können,  aber 
bei  mäßigem  Preise  weit  vollkommeneres  leisten  als  die  Autotypie.  Sollte  es  nicht  möglich  sein, 
wenigstens  für  Publikationen  von  mäßigem  Umfang,  wie  die.  vorliegende,  diese  vollkommeneren 
Reproduktionsverfahren  aufzunehmen,  und  sollte,  wer  für  ein  Heft  mit  12  bis  14  Tafeln  2  JL  50  i'j 
bezahlt  nicht  auch  4  bis  5  JL  bezahlen,  wenn  er  w-irklich  etwas  erhält,  was  einem  ästhetisch  ge- 
bildeten Auge  genießbar  ist?  B  e  z  o  1  d. 

Der  .\lchimist  Stahl  im  Herzogtume  Pfalz-Zweibriicken.  Ein  Stück  Kulturgeschichte  aus 
alten  Akten.  Von  Emil  Heuser.  (Veröffentlichungen  der  Literarischen  Abteilung  des  Pfälzer- 
wald- Vereins.)     Neustadt  an  der   Haardt   1911-     Verlag  von    Wilhelm    M  a  r  n  e  t. 

Der  in  diesem  Schriftchen  besprochene  Alchimist  Johann  Michael  Stahl  scheint  mit 
seinem  älteren  Namensvetter,  dem  berühmten  Professor  der  Medizin  und  Chemie  Georg  Ernst 
Stahl    nicht    \erwandtschaftlich    in    Zusammenhang   zu   stehen.      Bekanntlich    stellte    letzterer 


-      99     — 

im  Jalire  \(>97  die  fast  bis  zum  Ausi;"an,ije  des  IS.  Jaliriumderts  in  der  Chemie  alltjemein  herrschende 
Phlogiston-Theorie  auf.  Wie  sciion  in  früheren  Zeiten  hielt  man  nach  ihr  nocli  immer  alle  Metalle 
für  zusammengesetzte  Kürper  und  .trlaubte  sie  beständen  im  wesentlichen  aus  philosophischen 
Schwefel  (=  Brennstoff  oder  Phlogiston)  und  einem  eiijenartigen  Quecksilber.  Ihre  Artenver- 
schiedenheit erklärte  man  sich  aus  erdigen  Salzen,  mit  denen  sie  in  mehr  oder  minder  großen  Mengen 
verunreinigt  sein  sollten.  So  heißt  es  in  einer  alchimistisclien  Schrift  vom  Jahre  1423:  ,.Aus  den 
Ursachen  ist  es  möglich,  daß  sie  (die  unedlen  Metalle)  gebracht  werden  auf  Gold  und  Silber,  das 
ist.  daß  man  von  der  goldigen  und  silberigen  Natur,  die  in  ihnen  ist,  abscheidet  die  Unreinigkeit". 
L)urch  solche  und  ähnliche  Anschauungen  war  die  Möglichkeit  der  Metallverwandlung  zum  allge- 
mein anerkannten  fJogma  geworden.  Auf  dieses  stützte  sich  der  Glauben  an  die  Goldmacher- 
kunst oder  Alchimie.  Dieser  brach  erst  zusammen,  als  am  Ende  des  achtzehnten  Jahrhunderts, 
bei  der  durch  Lavoisier  eingeleiteten  Revolution  in  der  Chemie  alle  Metalle  für  nicht  weiter  zer- 
legbare Grundstoffe  erklärt  wurden.  Bis  dahin  zählte  die  Alchimie  zu  ihren  Freunden  viele  Geistes- 
größen und  gekrönte    Häupter. 

E.  Heuser  gibt  in  seinem  hier  besprochenen  Buche  eine  Beschreibung  von  dem  alchi- 
mistischen Treiben  an  dem  Hofe  des  Herzogs  von  Pfalz-Zweibrücken  Christian  IV.,  der  von  1740 
bis  1775  regierte.  Als  Grundlage  zu  seiner  historischen  Darstellung  benutzte  der  Verfasser  nament- 
lich die  Pfalz-Zweibrücker  Akten  im  K.  Kreisarchiv  zu  Speyer  und  im  K.  Geheimen  Staatsarchiv 
zu  München.  Zweifellos  ist  Gold  bislang  noch  niemals  durch  Verwandlung  aus  anderen  Metallen 
künstlich  hergestellt.  In  den  alchimistischen  Zeiten,  die  sich  durch  l^o  Jahrtausende  ziehen, 
tauchten  aber  in  allen  Landen  Männer  auf,  sogenannte  Adepten,  welche  den  Stein  der  Weisen 
entdeckt  haben  wollten  und  vorgaben  die  hermetische  Goldherstellung  zu  verstehen.  Es  waren 
meist  Gauner,  welche  es  nur  darauf  abgesehen  hatten,  anderen  Leuten  Silber  und  Gold  aus  der 
Tasche  zu  locken.  Von  den  Schwindeleien  und  Taschenspielerkünsten,  mit  denen  solche  Leute 
ihre  angeblichen  Metallverwandlungen  scheinbar  vollbrachten,  hat  Berzelius  vor  hundert  Jahren 
in  seinem  Lehrbuch  der  Chemie  eine  große  Anzahl  bekannt  gegeben.  Wie  Heuser  erzählt, 
geriet  Herzog  Christian  IV.  verschiedenen  alchimistischen  Betrügern  ins  Garn.  1765  trat  Joseph 
Michael  Stahl  in  einem  Alter  von  etwa  40  Jahren  als  Physikus  und  Alchimist  in  seine  Dienste. 
Er  hatte  in  Münster  etwas  Medizin  und  darauf  in  Cöln  a.  Rh.  Theologie  studiert.  Alsdann  führte 
er  als  Arzt  und  fahrender  Heilkünstler  meist  ein  unstetes  Wanderleben.  Nebenbei  beschäftigte 
er  sich  mit  allen  möglichen  Erfindungen  und  jagte  alchimistischen  Hirngespinnsten  nacli.  In 
Zweibrücken  verstand  er  es  seinem  fürstlichen  Herrn  alsbald  eine  hohe  Meinung  von  seinem  alchi- 
mistischen Kennen  und  Können  beizubringen.  Der  Herzog  öffnete  ihm  deswegen  alsbald  zum 
Zwecke  der  Gold-  und  Silbervermehrung  seine  Schatulle  und  ließ  ihn  sich  später  auch  im  Schlcißchen 
Gutenbrunn  ein  Laboratorium  einrichten.  Da  Stahl  einsah,  daß  er  auf  alchimistischem  Wege 
seinem  Herrn  die  in  Aussicht  gestellten  Goldschätze  nicht  beschaffen  konnte,  vertröstete  er  ihn 
mit  anderen  gewinnbringenden  Plänen.  Zunächst  veranlaßte  er  ihn  zur  Gründung  einer  Porzellan- 
fabrik in  Gutenbrunn,  die  später  nach  Zweibrücken  verlegt  wurde.  Auch  die  Aufschließung  von 
Kohlenbergwerken  nahm  Stahl  in  die  Hand,  um  mit  den  gewonnenen  Steinkohlen  eine  angelegte 
Glashütte,  eine  Ziegelei  und  Tiegelfabrik  zu  feuern.  Stahl  gehört  mit  zu  den  ersten  Leuten,  die 
dies  Heizmaterial  auch  in  der  Technik  zu  Heizzwecken  verwendeten.  Im  Jahre  1567  schrieb 
Ryff:  ..Die  Steinkohlen  seind  von  wegen  ihrer  hefftigen  Hitz,  allein  den  Alchimisten  nütz  in 
starker  Resolution".  Auch  Stahls  Idee  die  Fabrikation  von  Kunstdünger  im  Großen  zu  betreiben, 
war  nicht  übel.  Aber  leider  blieb  bei  all  diesen  Unternehmungen  der  in  Aussicht  gestellte  Gewinn 
aus.  Es  floß  wdhl  zuviel  Geld  in  Stahls  eigene  Tasche.  Der  dadurch  immer  mehr  in  Geldnöte 
geratende  Herzog  häufte  trotzdem  Gelder,  Güter,  Titel,  Ämter  und  Würden  in  reichlichem  Maße 
auf  Stahl.  Als  letzterer  1775  gerade  versprochen  hatte  und  damit  beschäftigt  war  Gold  aus  dem 
goldglänzenden  Schwefelkies  herauszuziehen,  starb  Christian  IV.  Unter  seinem  Regierungsnach- 
folger versuchte  man  es,  Stahl  für  alle  Kosten,  in  die  er  die  Pfaiz-Zweibrücker  Lande  durch  seine 
Unternehmungen  gestürzt  hatte,  haftbar  zu  machen. 

Die  des  Betruges  überführten  Alchimisten  wurden  früher  meist  einfach  an  einen  Galgen 
gehängt.  Stahl  verurteilte  man  nach  einem  jahrelang  dauernden  Prozeß  schließlich  nur  zur  Rück- 
erstattung der  kleinen  Summe  von  3532  Gulden.  Das  Gerichtsverfahren  gegen  ihn  zog  sich  aber 
durch  15  Jahre.  Schon  vor  Ablauf  dieser  Zeit  verließ  er  völlig  verarmt  mit  seiner  Familie  die  Pfalz- 
Zvveibrücker  Lande.     Über  all  dieses  berichtet  Heuser  ausführlich. 

7* 


—     100     — 

Vor  einijjen  J.ilirzelinteii  li.it  ileniiaiin  K  n  p  p  über  das  Treiben  und  Scliicksal  vieler  Alchi- 
misten Niichricliten  verüffentliclit  in  seinem  ijniüeren  Werke  „Die  Alchimie  älterer  und  neuerer 
Zeit".  Das  hier  besprochene  Bucii  II  e  u  s  e  r  s  bietet  dazu  einen  weiteren  urkundlicii  i^ut  be- 
legten Beitrat;. 

In  neuester  Zeit  ist  beobachtet,  daü  aus  dem  Element  Uran  das  Kadium  entstellt  und  daß 
diese  beiden  Grundstoffe,  wie  auch  das  Thorium  in  das  elementare  Gas  Helium  übergehen.  Diese 
Entdeckung  bietet  dem  Gedanken  der  Möglichkeit  der  Metallverwandlung  wieder  Nahrung.  Es 
ist  deshalb  nicht  ausgeschlossen,  daf3  in  den  aus  der  Zukunft  heraufziehenden  Zeiten  sich  wieder 
Forscher  dem  alten  alchimistischen  Probleme  zuwenden.  Die  neuen  Metallverwandlungskünstler 
werden  aber  jedenfalls  nicht  wieder  auf  jenen  mystisch  dunklen  Wegen  w  andern,  auf  denen  ihre 
alten  Vorgänger  es  vergeblich  versuchten  ihr  Ziel  zu  erreichen. 

H  a  n  n  o  V  e  r  -  K  I  e  e  f  e  I  d.  H  e  r  m  a  n  n    P  e  t  e  r  s. 

Tschiriihaus  oder  Böttger?  Eine  urkundliche  Geschichte  der  Erfindung  des  Meißner  Por- 
zellans. Von  Gurt  Reinhardt.  Separat-Abdruck  aus  dem  Neuen  Lausitzischen  .Magazin 
Band  88,  1912.     162  S.  Oktav.     Mit  6  Hlustrationstafeln.     6  JL 

Professor  Dr.  Gurt  Reinhardt.  Rektor  des  Realgymnasiums  zu  Freiberg  i.  S.  gab  schon 
im  Jahre  1903  in  einer  wissenschaftlichen  Abhandlung  über  Tschirnhaus  einen  von  dem  sogenannten 
Porzellanerfinder  Böttger  am  14.  Oktober  1708  eigenhändig  geschriebenen  Brief  bekannt,  in  dem 
gesprochen  wird  von  dem  kleinen  ,,PorzelIanbecherchen,  so  Herr  von  Schürnhausen  gemacht". 
Bei  der  Gelegenheit  wies  der  Verfasser  darauf  hin,  daß  die  eigentliche  Erfindung  des  europäischen 
Porzellans  im  wesentlichen  dem  berühmten  Naturforscher,  Philosophen,  Mathematiker,  Tech- 
niker und  Chemiker  Ehrenfried  Walther  von  Tschirnhaus  zu  verdanken  ist.  Zum  weiteren  Be- 
weise dieser  Tatsache  ist  in  dieser  größeren  neuen  Arbeit  ein  sehr  umfassendes  urkundliches  Ma- 
terial zusammengetragen.  Aus  diesem  heraus  erhält  der  Leser  im  ersten  Kapitel  eingehende  An- 
gaben und  Mitteilungen  von  dem  Leben,  den  Plänen  und  Erfindungen  des  Herrn  von  Tschirnhaus. 
Die  Porzellanerfindung  ist  auch  nach  Reinhardt  aus  den  Versuchen  hervorgegangen,  welche  Tschirn- 
haus mit  den  von  ihm  konstruierten  großen  Brennspiegeln  und  Linsenapparaten  anstellte.  Drei 
der  von  ihm  dazu  benutzten  Geräte  werden  jetzt  in  dem  Königl.  mathematisch-physikalischen 
Salon  in  Dresden  aufbewahrt.  Unter  den  beigegebenen  Illustrationen  bietet  Reinhardt  von 
ihnen  Abbildungen.  Auch  ein  Porträt  von  Tschirnhaus  nach  einem  Stich  von  Bernigeroth.  Der 
genannte  Forscher  fand,  daß  Schieferstein,  Bimsstein,  Tonerde  und  andere  Aluminiumsilikate 
im  Brennpunkte  seiner  Hohlspiegel  durch  die  höchst  konzentrierten  Sonnengluten  zu  durchsichtigen, 
verglasten  Kügelchen  zusammenschmolzen.  Er  beobachtete  auch,  daß  diese  Massen  dem  ebenfalls 
mit  dem  Brennspiegel  behandelten  chinesischen  Porzellan  ähnlich  waren.  Schon  im  Jahre  1694 
schrieb  er  deshalb  in  einem  an  Leibniz  in  Hannover  gerichteten  Briefe:  „Diess  hatt  mich  auf  die 
Gedanken  gebracht,  den  Porzellan  zi;  bereiten,  welchen  bishero  alle  Proben  mir  exacto  reüssiert 
und  keine  kontrar  gangen  ....  Ratio  est  clara,  denn  ich  brauche  keine  Salia  darzu".  Reinhardt 
sagt  dazu  auf  S.  20:  „Mit  Tschirnhausens  Versuchen  im  Winter  1693/1694  hebt  die  Porzellan- 
erfindung in  Europa  an." 

Bekanntlich  ist  die  Porzellanmasse  in  ihrer  Hauptsache  ein  verglastes  Tonerdesilikat. 
Schon  Tschirnhaus  hatte  1694  erkannt,  daß  bei  der^  Herstellung  des  Porzellans  die  alkalischen 
Salze  nicht  eine  solche  Hauptrolle  spielen,  wie  bei  der  Glasbereitung;  der  Forscher  betont  wieder- 
holt, daß  er  zu  seiner  Porzellanmasse  keine  Salze  verwende.  Die  in  der  Geschichte  der  Porzellan- 
erfindung immer  wiederholte  Behauptung,  seine  Porzellanmasse  sei  ein  glasartiges  Frittenporzellan 
gewesen,  wird  durch  eine  Anzahl  Urkunden  geradezu  widerlegt.  Frittenporzellan  schmilzt  schon 
bei  geringer  Hitze.  Die  erste  Mischung  von  Tonerdesilikaten,  die  Tschirnhaus  zur  Porzellanmasse 
benutzte,  verlangte  sehr  hohe  Hitzegrade  zum  Garbrand.  Deshalb  schrieb  Tschirnhaus  1694 
an  Leibniz:  „Dieweil  aber  die  Proben  nur  mit  meinem  Brennspiegel  gemacht,  da  es  vollkommen 
angehet,  so  bin  diese  Sache  noch  nicht  gewiess  bies  Proben  auss  der  Glashütte  habe,  den  es  köndte 
sein,  dass  ihr  Feuer  zu  schwach  wehre  dergleichen  zu  prästiren".  (S.  19.)  Bei  späteren  Versuchen 
fand  Tschirnhaus,  daß  die  Verglasung  der  Tonerden  durch  Zusatz  kleiner  Mengen  Feuerstein,  Kreide, 
Salpeter  und  ähnlicher  Stoffe  erleichtert  wird.  Im  Jahre  1701  trat  Tschirnhaus  eine  amtliche 
Studienreise  nach  Frankreich  und  Holland  an,  um  dort  die  in  Sachsen  von  ihm  ins  Leben  gerufenen 


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Industrien  zu  fördern  und  sich  für  sie  zu  unterriciiten.  In  seinem  von  Reinhardt  veröffentlichten 
Reisebericht  heißt  es:  Von  Amsterdam  über  Haa^  ,,Rien^  ich  nachher  Deift,  und  habe  alldar  ihre 
sogenannten  Porcelain  Werke  mir  gar  genau  bekannt  gemachet,  besonders  die  Glasur,  den  Ofen 
zum  Brand  zu  sezen.  damit  nichts  anhänget,  oder  auch  in  Brennen  es  nicht  unrein  wird."  Die 
Zusammensetzung  der  Masse  des  Delfter  Majolika- Geschirres  interessierte  ihn  sichtlich  nicht. 
Er  wußte  daß  dies  ,, sogenannte  Porcelain"  nicht  das  d^  Chinesen  war.  Auch  wie  sich  letzteres 
von  dem  damals  zu  St.  Cloud  hergestellten  Frittenporzellan  unterscheidet,  war  ihm  bekannt. 
Er  schreibt:  ,,Zu  St.  Clou  (!)  in  der  Porcelain  Manufactur,  kauffte  ich  mir  unterschiedene  Stücke, 
die  mir  aber  hernach  von  selbst  zersprangen,  denn  in  der  Composition  viel  Salia  gebraucht  werden. 
Sie  geben  sie  sehr  theuer.  und  viel  höher  als  guten  Porcelain  ....  Ich  glaube,  dass  diese  Manu- 
factur zu  Grunde  gehen  wird."  Dem  technisch  viel  gewandten  Tschirnhaus  wird  heutzutage  in 
den  Geschichten  der  Porzellanerfindung  oft  nachgesagt,  er  habe  ein  glasartiges  Produkt  für  Por- 
zellan gehalten  und  sich  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  nicht  mehr  mit  der  Porzellanmacherei 
abgegeben.  Diese  Behauptungen  widerlegt  schon  allein  dieser  Reisebericht.  Im  Februar  des 
Jahres  1702  kehrte  der  Forscher  in  seine  sächsische  Heimat  zurück.  Er  ,,hat  hiernach  als  Frucht 
seiner  Pariser  Reise  ein  Projekt  zur  Gründung  einer  Porzellanmanufaktur  in  den  Jahren  1702 
oder  1703  ausgearbeitet".  Dem  Forscher  mußte  danach  wohl  schon  damals  geglückt  sein,  Probe- 
stücke aus  seiner  Porzellanmasse  herzustellen.  Jedenfalls  schreibt  Eckhart  1704  an  Leibniz: 
,,Er  (Tschirnhaus)  zeigte  mir  eine  weiße  porcellinene  Tasse,  so  vortrefflich  schön  und  dick,  welche 
er  verfertigt,  und  sagte,  er  zweifle,  ob  die  Sinesen  den  Porcellin  anders  als  er  machen".    (S.  71.) 

Im  Jahre  1701  war  Joh.  Böttger  als  Alchimist  aufgegriffen  und  wurde  in  Sachsen  gefangen 
gehalten.  Vom  Jahre  1704  ab  mußte  Tschirnhaus  als  chemischer  Sachverständiger  dessen  alchi- 
mistische Arbeiten  mit  überwachen.  Als  aus  Böttgers  Goldtiegeln  das  erwartete  Edelmetall  immer 
nicht  hervorkommen  wollte,  zog  Tschirnhaus  den  Alchimisten  mit  zu  seinen  Porzellanarbeiten 
heran.  Das  geschah  wohl  um  1706,  in  dem  auf  der  Jungfernbastei  angelegten  Versuchs- 
laboratorium. Im  Juni  1708  erhielt  Tschirnhaus  eine  kleine  Probe  Kaolin  von  Aue.  ,,Zu  dieser 
Zeit  entstand  wahrscheinlich  als  Probestück  das  kleine  Porzellanbecherchen,  das  nach  Böttgers 
eigener  Angabe  in  einem  Briefe  vom  14.  Oktober  1708  Tschirnhaus  angefertigt  hatte."  (S.  97-) 
Da  starb  Tschirnhaus  am  11.  Oktober  1708.  Nach  seinem  Tode  wurde  Böttger  mit  der  Weiter- 
führung der  Porzellanmacherei  betraut.     Er  stellte  die  Porzellangefäße  zuerst  fabrikmäßig    her. 

In  den  Leipziger  Actis  eruditorum  und  in  der  Histoire  de  l'academie  royale  ä  Paris  er- 
schienen einige  Monate  nach  dem  Tode  des  Herrn  von  Tschirnhaus  Nachrufe  für  ihn.  In  beiden 
ist  schon  ausdrücklich  erwähnt,  daß  es  ihm  geglückt  sei,  die  chinesische  Porzellanmasse  nachzu- 
ahmen. Er  sollte  dazu  eine  Mischung  verschiedener  Erdarten  verwendet  haben.  So  ist  dort 
gesagt.  Auch  die  Inschrift  auf  seinem  Grabsteine  in  der  Kirche  zu  Kießlingswalde  vom  Jahre 
1709  feiert  Tschirnhaus  als  den  Erfinder  des  europäischen  Porzellans.  Aus  diesen  und  anderen 
Urkunden  zieht  Reinhardt  auf  Seite  109  den  Schluß:  „Ehrenfried  Walt  her  von 
T  s  c  h  i  r  n  h  a  u  s  gebührt  das  E  r  s  1 1  i  n  g  s  r  e  c  h  t  der  Erfindung  des  s  ä  c  h- 
sieben  Porzellan  s."  Von  anderen  Schriftstellern  ist  in  neuerer  Zeit  irriger  Weise  wieder 
und  immer  wieder  Böttger  als  der  eigentliche  Porzellanerfinder  gefeiert.  ,, Diese  Gegensätze  in 
den  Anschauungen  haben  darin  ihren  Grund,  daß  das  Lebenswerk  von  Tschirnhaus  nicht  mit  eben- 
demselben Interesse  und  der  gleichen  Sorgfalt  untersucht  worden  ist,  wie  die  Tätigkeit  Böttgers". 
Das  ist  nun  von  Reinhardt  geschehen.  Die  Darstellung  seiner  hier  vorliegenden  Schrift  wirkt 
überzeugend.  So  wird  seine  Arbeit  dazu  beitragen,  daß  die  Welt  dem  zu  sehr  vergessenen  Tschirn- 
haus die  verdiente  Anerkennung  zollt.  Der  Referent  beschäftigte  sich  selbst  seit  1905  eingehend 
mit  der  Geschichte  der  Erfindung  des  europäischen  Porzellans.  In  seinen  Veröffentlichungen 
darüber  stellte  auch  er  sich  auf  den  Standpunkt,  daß  für  die  Erfindung  dem  Herrn  von  Tschirn- 
haus in  erster  Linie  die   Ruhmespalme  gebührt.  Hermann    Peters. 

Die  deutsche  Nationalkirche  S.  Maria  dell'Anima  in  Neapel.  Beiträge  zu  ihrer  Geschichte 
von  Dr.  Michael  Toll,  Rektor  der  Anima.  Mit  drei  farbigen  Kunstblättern  und  einen  Kup- 
ferdruck.    Freiburg  im  Breisgau,   Hejrdersche  Verlagshandlung,  1909.  126  Seiten  4". 

Den  äußeren  Anstoß  zu  dem  vorliegenden  Werkchen  gab  einmal  die  Neuorganisation 
der  kath.  deutschen  Gemeinde  in  Neapel,  die  im  Jahre  1903  unternommen  wurde,  und  dann 
die  damit  im  Zusammenhang  stehende  Auffindung  der  vom  Jahre  1595  datierten  königlichen 


—    102     — 

Bestäti^iuKSurkuiuio  tür  die  Brudersvli;ilt  S.  .Maria  dcirAnima.  Diese  Briid.'isciiatt  liatle  sich 
konstituiert,  nacluieir.  den  in  Neapel  ansässijien  Deutschen  im  Jahre  15H6  auf  ilire  Bitte  durch 
den  daniali.sien  Er/.biscliof  von  Neapel,  Annibale  di  Capua.  die  Kirche  S.  Mar^arita  de  Ferrilis 
liir  ihre  Gottesdienste  überlassen  worden  war.  Nach  dem  Vorliiide  der  deutschen  Bruderschaft 
/AI  Rom  wurden  Kirche  und  Bruderscliaft  seitdem  S.  Maria  delTAnima  zubenannt.  Es  ist 
neben  der  Erzbruderschaft  vom  Campo  Santo  in  Rom  die  einzige  deutsche  Bruderschaft  in 
Italien,  die  sich  bis  auf  unsere  Ta«:e  erhalten  iiat  und  heute  also  bereits  auf  eine  Geschichte 
von  drei  und  einem  viertel  Jahrhundert  zurückblickt.  Diese  Geschichte  läßt  der  Verfas- 
ser unserer  Soiirift.  Dr.  .Michael  Toll,  der  derzeitige  Rektor  der  Anima,  sich  vor  uns  abspie- 
len und  zwar  in  der  Weise,  daß  er  die  wichtigsten  Urkunden  zumeist  in  extenso  zum  Abdruck 
bringt  und  sie  nüt  erklärenden  Anmerkungen  und  einem  verbindenden  Text  versieht,  ein  Modus, 
der  sich  für  derartige  Monographien  von  weniger  allgemeiner  Bedeutung  und  geringerem  Um- 
fang ohne  Zweifel  empfiehlt.  Im  Mittelpunkt  des  Interesses  steht  natürlich  jene  Bestätigungs- 
urkunde des  Vizekönigs  Don  Giovanni  de  Zunica.  von  deren  prächtiger  und  geschmackvoller 
Ausstattung  auch  die  drei  vortrefflich  gelungenen  farbigen  Kunstblätter  des  Buches  beredtes 
Zeugnis  ablegen.  Es  werden  sodann  die  Statuten  selbst  mitgeteilt,  und  wir  erfahren  des  wei- 
teren noch  von  den  Wandlungen,  die  sie  durchgemacht  haben,  von  den  Streitigkeiten  zwischen 
Hoch-  und  Niederdeutschen,  sowie  den  Rechtshändeln  der  Tedeschi,  d.  h.  der  eingewanderten 
Deutschen  mit  ihren  in  Neapel  geborenen  Landsleuten,  den  Giannizzeri,  in  der  zweiten  Hälfte 
des  IS.  Jahrhunderts,  von  den  Beziehungen  der  ,. Anima-  zu  den  deutschen  Nationalstiftungen 
in   Rom  und  zum  deutschen  Vaterlande. 

Für  den  Kunst-  und  Kulturhistoriker,  wie  insbesondere  auch  für  den  Genealogen  sind 
endlich  und  vor  allem  die  Anhänge  von  Interesse,  die  ein  Verzeichnis  sämtlicher  Kirchen- 
meister der  Bruderschaft,  dann  der  geistlichen  Leiter  der  ..Anima",  ferner  sorgfältige  Auszüge 
aus  dem  ..Heurattbuoch-'  und  dem  Totenbuch  bringen.  Von  Künstlern  und  Kunstverwandten 
werden  dabei  namhaft  gemacht: 

Andreas  Brunfels  (Bruntzell),  Maler,  1642,  1647*).  ,,Anniello  Gentenaro  M.  Ebanista." 
1665,  1666.  „Roberto  de  Clerck,  goldschmidt,  ein  uidterlendter",  f  162?;  und  sein  bruedter 
Jacob  deClerck.  ein  mahler,  hat  zur  gedechtnus  seines  bruedters  in  Unsere  Kirchen  ein  bildt 
gemahlt,  welches  ist  Gott  der  Vatter,  welches  oben  auf  den  hochaltar  stehet".  Gabriel  Cordis 
(Cartes),  Goldschmied,  1615,  f  1624.  Matheus  Daiser,  Lautenmachersgeselle,  heir.  I630.  Jakob 
Diefenbrunn,  Lautenmacher  von  Reida  in  Tirol.  1668.  Hans  Faber,  Maler  auf  Kristall, 
1654.  Hans  Georg  Faber  [etwa  mit  dem  voraufgehenden  identisch  ?],,, mahler  und  caporal 
von  Elsaß  Zabern",  1667,  1668.  Johann  Görg  Haass.  Maler  ., von  Gilien  in  Kärnthen", 
1661,  1662,  1663,  1666,  1667,  1668,  1669  (hier  als  Kristallmaler  bezeichnet).  Hans  Herkommer. 
Maler,  I636,  1637.  Jakob  Herkommer  (Herkhumer).  Maler,  1618.  Johann  von  Hessen 
(auch:  Hans  von  Hess),  Goldschmied,  I619  1628.  Antoni  von  Hettingen,  Goldschmied,  f  1621. 
,, Giuseppe  Janel,  cristallaro,  |  in  Boemia  1777".  Johann  Kessel,  Goldschmied,  1626.  Thomas 
Keßler.  Lautenmacher,  1642.  Hans  Knopf,  Goldschmied,  1614,  Niclas  Lambert,  Gold- 
schmied, 1625,  1632.  Mang  Lang,  Lautenmacher,  1618.  Peter  Langewaldt,  Goldschmied, 
1632,  1638.  Thomas  Lipalo,  Goldschmied,  1622.  Johann  Müllich,  Goldschmied,  1630.  Gio. 
Pandolfo  Ostertag,  Goldschmied,  1664,  1665.  Michael  R  auscher,  Lautenmacher,  1622.  Chri- 
stoph Reiling,  Lautenmacher,  „von  Niederhoffen  in  Beyerland",  1670,1671.  ..Giovanni  Ritt- 
mair,  nativo  di  Monaco  di  Baviera,  orefice  e  gioelliere,  f  1763  aet.  75".  Hans  Schaviile.  Lauten- 
macher, 1619.  Cornelius  Schellhafer.  Goldschmied,  1631.  Görg  Schi  essler,  Lautenmachers- 
geselle, heir.  1630.  Wilhelm  Schilh aber  [wohl  aus  der  gleichen  Familie  wie  Cornelius  Schell- 
hafer], Goldschmied,  1621.  Anton  Schmidt,  Büchsenschifter,  1598.  Franciscus  Schnauz, 
Goldschmied,  1711,  1712,  1714,  1715,  1720—23;  t  "1735  aet.  60.  Lorenz  Schneider  von  Venedig, 
von  deutschen  Eltern  gebürtig,  Ebenist,  I667,  1668,  I673 — 1676,  1678,  1682—85.  Henrich 
Somer   (de    Somer).  niederländischer    Maler,   1644,   1654.     Jakob    Stadler,    Lautenmacher, 

*)  DieJahreszahlen  ohne  weiteren  Zusatz  beziehen  sich  auf  das  Vorkommen  des  Betreffen- 
den in  dem  Verzeichnis  der  Kirchenmeister.  Ein  ,, heir."  [^heiratet]  vor  der  Jahreszahl  deutet 
an,   daß    die  Nachricht  dem  Heiratsbuch,  ein  „|",  daß  sie  dem  Totenbuch  entnommen  ist. 


—    103    — 

1612,  1624,  1625,  1633,  1646  (liier  als  ..Chitiii-nKicher"  bezeichnet).  Michel  Stadler,  Lauten- 
macher.  1640.  Christofero  Sturm.  ..cristallaro"  (Glashändler),  f  1766  aet.  75-  Martin  Teufel. 
Pettschierstecher,  1663,  1666.  Isaac  Ve  rstreit.  .,Diamatar"  (Diamantschleifer  .''),  1623.  Stefano 
Vermingo,  Ehenist,  1664.  Peter  Walbert  ( Falbert),  Büchsenmacher  von  Cöln  am  Rhein, 
1632,  1633.  1640,  1663,  1668.  Christofero  Wenzel,  „cristallaro"  (Glashändler),  f  1758,  „morto 
in  Boemia". 

T  h.    H  a  m  p  e. 


NOTIZEN. 

Am  U).  und  11.  November  d.  J.  fauvi  in  Karlsruhe  die  30.  Pleiiarversaininluiiij  der  ßadischeii 
Historischen  Kommission  statt.  Es  wohnten  derselben  16  ordentliche  und  6  außerordentliche 
Alitglieder  an,  sowie  als  Vertreter  der  Großh.  Regierung  der  Minister  des  Kultus  und  Unterrichts 
Exzellenz  Dr.  B  ö  h  m,  die  Ministerialräte  Seh  w  o  e  r  e  r  und  Dr.  B  a  u  r  und  Regierungsrat 
Dr.  B  a  r  t  n  i  n  g.  Den  Vorsitz  führte  der  Vorstand,  Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  D  0  v  e  aus 
Freiburg. 

Nachstehende  Übersicht  zeigt  den  Stand  der  einzelnen  Unternehmungen  der  Kommission. 

Für  den  dritten  Band  der  Regesten  der  Bischöfe  von  Konstanz  hat 
Pfarrer  Dr.  R  i  e  d  e  r  nunmehr  sämtliche  in  Betracht  kommenden  Urkundenarchive  bearbeitet. 
l-)as  römische  Material  ist  noch  zu  erledigen,  doch  kann  bis  Ende  dieses  Jahres  das  Manuskript 
in  den  Druck  gegeben  werden.  —  Geh.  Archivrat  E)r.  Krieger  hat  mit  dem  Druck  des  vierten 
Bandes  der  R  e  g  e  s  t  e  n  der  Markgrafen  von  Baden  ( Regesten  des  Markgrafen 
Karl  1453  bis  14/5)  begonnen.  —  Auch  der  Druck  der  ersten  Lieferung  des  zweiten  Bandes  der 
R  e  g  e  s  t  e  n  der  P  f  a  1  z  g  r  a  f  e  n  am  Rhein,  bearbeitet  von  Dr.  Graf  v  o  n  Ober  n- 
d  o  r  f  f,  wird  demnächst  beginnen.  Sie  wird  die  Regesten  der  beiden  ersten  Regierungsjahre 
König  Ruprechts  (1401  bis  1402)  enthalten.  —  Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Wille  ist  zunächst 
noch  mit  der  Sammlung  des  Alaterials  für  seine  G  e  s  c  h  i  c  h  t  e  de  r  rheinischen  Pfalz 
beschäftigt. 

Für  die  Herausgabe  eines  Nachtragbandes  zur  Politischen  K  o  r  r  e  s  p  o  n  d  e  n  z 
Karl  Friedrichs  von  Baden  und  eines  zweiten  Bandes  der  D  e  n  k  w  ü  r  d  i  g  k  e  i  t  e  n 
des  Markgrafen  Wilhelm  von  B  a  d  e  n  war  Archivdirektor  Geh.  Archivrat  Dr. 
O  b  s  e  r  auch  im  vergangenen  Jahre  tätig.  Der  Abschluß  dieser  Arbeit  ist  voraussichtlich  im 
nächsten  Jahre  zu  erwarten.  —  Professor  Dr.  P  f  e  i  1  s  c  h  i  f  t  e  r  hat  die  Sammlung  von  Briefen 
für  die  K  o  r  r  e  s  p  o  n  d  e  n  z  d  e  s  F  ü  r  s  t  a  b  t  s  M  a  r  t  i  n  G  e  r  b  e  r  t  v  o  n  St.  B  1  a  s  i  e  11 
fortgesetzt.  —  Der  Druck  des  dritten  Bandes  des  Briefwechsels  der  Brüder  B  1  a  u  r  e  r, 
den  Archivar  Dr.  Schieß  in  St.  Gallen  bearbeitet,  ist  soweit  fortgeschritten,  daß  der  Band  An- 
fang des  nächsten  Jahres  ausgegeben  werden  kann. 

Die  Herstellung  der  H  i  s  t  o  r  i  s  c  li  e  n  G  r  u  n  d  k  a  r  t  e  n  des  G  r  o  ß  h  e  r  z  o  g- 
t  u  m  s  Baden  unter  Leitung  des  Vorstandes  des  Statistischen  Landesamtes,  Oberregierungs- 
rats Dr.  L  a  n  g  e,  wird  mit  den  vier  letzten  Sektionen  noch  in  diesem  Jahre  ihren  Abschluß  finden.  — 
Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  G  0  t  h  e  i  n  hat  die  Arbeiten  für  den  zweiten  Band  seiner  Wirt- 
schaftsgeschichte des  Schwär  z  w  a  1  d-e  s  w-eiter  gefördert.  —  Die  Drucklegung 
des  ersten  Bandes  der  Geschichte  der  b  a  d  i  s  c  h  e  n  V  e  r  w  a  1  t  u  n  g  s  o  r  g  a  n  i- 
s  a  t  i  o  n  von  1802 — IcSiS,  bearbeitet  von  Dr.  .4  n  d  r  e  a  s,  ist  für  den  Anfang  des  nächsten  Jahres 
in  Aussicht  genommen. 

Vom  O  b  e  r  b  a  d  i  s  c  h  e  n  G  e  s  c  h  1  e  c  h  t  e  r  b  u  c  h,  bearbeitet  von  Freiherrn  von 
S  t  (1  t  z  i  n  g  e  n,  sind  das  vierte  und  fünfte  Heft  des  dritten  Bandes  erschienen;  das  sechste  wird 
im  Jahre  1912  zur  Ausgabe  gelangen.  —  Mit  der  Ausarbeitung  neuer  Entwürfe  für  die  Siegel 
und  Wappen  der  b  a  d  i  s  c  h  e  n  Gemeinden  war  Zeichner  Held  beschäftigt.  Es 
wurden  von  ihm  die  Entwürfe  für  48  Landgemeinden  und  6  Nebenorte  angefertigt.  Ein  viertes 
Heft  der    B  a  d  i  s  c  h  e  n    S  t  ä  d  t  e  s  i  e  g  e  1    ist  in  Vorbereitung.  —  Der  erste  Teil  der  ^^  ü  n  z- 


—    KM 

u  n  d  ij  e  1  (.1  i;  e  s  o  li  i  i.-  li  t  o  il  c  r  im  (i  r  n  1.1  li  o  r  z  o  jt  t  ii  in  H  :i  den  v  e  r  e  i  n  i  ii;  1  f  n 
tj  e  b  i  e  t  c  von  l)r.  C  .i  h  n  in  Fiunkliut  .i.  A\.  ist  vor  kurzem  im  hruik  ersciiienen :  Jie  Vonir- 
beiten  für  den  /weiten  Teil  des   Werkes  liabeii  iH'reits  begonnen. 

1  >ie  Vor;irbeiten  für  die  B  i  b  1  i  n  i;  r  ;i  p  li  i  e  d  e  r  b  ;i  i.l  i  s  >.•  h  e  ii  ( j  e  s  c  h  i  i'  ii  t  e. 
die  duriii  den  Rücktritt  des  in  Aussicht  yenonnnenen  Bearbeiters  l)r.  Westermiimi  eine 
rnterbrechuug  erlitten  hüben,  werden  denniiii.-hst  wieder  ;iufi;enonnuen   werden. 

Von  den  Bearbeitern  der  (")  b  e  r  r  h  e  i  n  i  s  >.■  h  e  n  S  1  a  d  t  r  e  c  h  t  e  iiat  Professor 
iJr.  Koehne  an  dem  Register  für  die  f  r  ii  n  k  i  s  c  li  e  A  b  t  e  i  1  u  n  ,i;  weiter  gearbeitet; 
dieses  wie  auoh  in  der  s  c  ii  w  ii  b  i  s  c  h  e  n  A  b  1  e  i  1  u  n  i;  die  Stadtrechte  von  Konstanz  (Pro- 
fessor L»r.  B  e  y  et  1  e)  und  Neuenburg  (Gerichtsassessor  M  e  r  k)  sollen  im  nächsten  Jahre  druck- 
fertig vorgelegt  werden,  ebenso  der  erste  Band  des  Stadtrechts  von  Preiburg,  bearbeitet  von 
Hr.   1.  a  h  u  s  e  n.      Das   Register  zum   Stadtrecht   von   Überlingen  ist   noch  nicht  fertiggestellt. 

Die  Pfleger  der  Kommission  unter  Leitung  der  Oberpfleger  Hofrat  Dr.  R  o  d  e  r.  Stadt- 
archivrat Professor  Dr.  Albert.  Universitiitsbibliothekar  Professor  Dr.  P  f  a  f  f.  Archivdirektor 
Geh.  Archivrat  \)v.  Obser  und  Professor  1  )r.  Walter  waren  wie  bisher  für  die  Gemeinde- 
und  Pfarrarchive  tätig.  L)ie  \'erzeichnung  der  grundherrlichen  Archive  ist  nahezu  beendigt.  Die 
Neuordnung  der  Gemeindearchive  wurde  in  6  Amtsbezirken  durch-  bezw.  weitergeführt:  für  1912 
ist  dieselbe  für  5  Amtsbezirke  geplant.  —  Von  der  Zeitschrift  für  die  Geschichte 
des  Oberrheins  ist  der  2A.  Band  unter  der  Redaktion  von  Archivdirektor  Dr.  Obser 
und  Archivdirektor  Dr.  Kaiser  erschienen.  In  Verbindung  damit  wurde  Heft  33  der  .Mit- 
teilungen der  B  a  d  i  s  c  h  e  n  Historischen  K  o  m  m  i  s  s  i  o  n  herausgegeben.  — 
Das  Neujahrsblatt  für  191 1,  ..D  i  e  .Anfänge  des  Christentums  i  m  heutigen 
Baden"  von  Professor  Dr.  Sauer  in  Freiburg  gelangte  Ende  1910  zur  Ausgabe.  Das  Neu- 
jahrsblatt  für  1912  wird  eine  Arbeit  von  Dr.  Andreas  in  Karlsruhe  über  ..Briden  n  a  c  li 
dem     Wiener     Frieden    von     180  9""    bringen. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 

U.   E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Mürnber«. 


Mitteilungen 


aus  dem 


Germanischen  Nationalmuseum. 


Herausgegeben  vom  Direktorium. 


Jahrgang  1911. 


Mit  zahlreiciien  Abbildungen. 


NÜRNBERG 
Verlagseigentum  des  Germanischen  Museums. 


HELME  DER  FRÜHEN  HALLSTATTZEIT. 

Von  Konservator  Dr.  GEORG  HOCK  in  Wiirzbiirt;. 

Der  Niederschlag  der  frühen  Hallstattkultur ^)  hat  sich  für  Süddeutschland 
in  den  letzten  Jahrzehnten  auffallend  verdichtet.  Neben  den  Gräbern 
sind  es  Siedlungen  (im  Süden  besonders  die  Pfahlbauten),  vor  allem  aber  die  Depot- 
und  Einzelfunde,  die  uns  überreiche  Materialien  gespendet  haben.  In  neuerer  Zeit 
zeigte  es  sich,  daß  auch  unter  den  Fundmaterialien  unserer  süddeutschen  Ringwälle 
der  Formenkreis  der  frühen  Hallstattzeit  sehr  stark  vertreten  ist-).  Überwiegt 
natürlich  bei  den  Ringwall-  und  Siedlungsfunden  das  keramische  Material,  so  bieten 
die  Gräber  neben  einer  Fülle  von  Keramik  auch  eine  Reihe  von  Bronzen,  in  erster 
Linie  Bronzeschmuck,  seltener  Waffen,  Bronzegefäße  und  Bronzegeräte.  Bronze- 
geschirr und  Waffen  ergaben  um  so  reichlicher  die  zahlreichen  Depot-  und  Einzel- 
funde dieser  Epoche. 

Eine  vollständige  Zusammenfassung  der  frühhallstättischen  Bronzearbeiten 
nordwärts  der  Alpen  ist  bis  jetzt  noch  nicht  unternommen  worden,  ebensowenig 
wie  eine  Darstellung  der  vorrömischen  Metallindustrie  überhaupt.  Eine  Reihe  von 
Bronzegeschirr- Funden  vornehmlich  aus  Skandinavien  und  Norddeutschland  hat 
Montelius^)  besprochen,  einige  andere  fast  durchaus  deutscher  Provenienz  hat 
neuerdings   R  e  i  n  e  c  k  e^)   beleuchtet. 

Form  und  Dekoration  kennzeichnen  die  Hauptmasse  des  frühhallstättischen 
Bronzegeschirres  als  Importware  „altitalischer"  Fabriken.  An  ostgriechischen  Import 
über  Südfrankreich,  wie  er  für  die  Späthallstattzeit  feststeht,  dürfte  jetzt  noch  nicht 
zu  denken  sein,  ebensowenig  an  größere  Fabrikationszentren  nordwärts  der  Alpen  ^). 

Das  „altitalische"  Fundmaterial,  das  dem  Inventar  unserer  nordalpinen  Früh- 
hallstattzeit entspricht,  entstammt,  abgesehen  von  verschiedenen  Depot-  und  Einzel- 
funden, zum  großen  Teil  den  älteren  Benacci- Gräbern  bei  Bologna  und  den  älteren 
Tombe  a  pozzo  in  der  Umgegend  von  Corneto-Tarquinii,  sowie  verschiedenen  kleineren 
Nekropolen,  die  alle  auch  zeitlich  ungefähr  mit  unserer  Frühhallstatt-Stufe  (1200 
bis  950  V.  Chr.)  zusammenfallen. 

Waffen  treten,  wie  schon  oben  bemerkt,  in  dieser  frühen  Hallstattzeit  sowohl 
nordwärts  wie  südwärts  der  Alpen  etwas  zurück.     Immerhin  kennen  wir  eine  Reihe 

1)  Ich  verstehe  darunter  selbstverständlich  die  erste  von  vier  deutlich  erkennbaren  Stufen 
der  Hallstattzeit,  Stufe  A  nach  Reinecke,  deren  Inventar  allerdings  noch  vielfach  der  jüngeren 
Bronzezeit  zugerechnet  wird.  Vgl.  darüber  Reinecke  zuletzt  Altert,  uns.  heidn.  Vorz.  V,  S.  231  f. 
u.   S.  397- 

2)  VI.  Bericht  der  Rom.   Germ.    Kommission:  Anthes,  Ringwallforschung     S.A.  S.   5- 

3)  Svenska  Fornm.  Tidskr.   XI,  1900  S.   1  ff.  und  Strena  Helbigiana  190O  S.  200  ff. 

4)  Altert,  u.  heidn.  Vorz.  V,  Taf.   56,  Nr.   1019— 1024. 

5)  Reinecke  a.  a.  O.  S.  324. 

1* 


HEIME   DER   rRÜHEN    II AI  I.STATTZEIT. 


von  Si-iiwcrllypou.  dio  .spo/icll  dieser  Stufo  ci.ucn  sind'').  Vorcinzcll  finden  sicli 
:uieh  einige  Sehui/.watlon:  Schilde')  und  Panzerslücke '^). 

D;i,i;etien  bei;e,i;nen  uns  sowohl  im  Norden  als  im  Süden  der  Alpen  in  aul'l'allender 
.\\eni;e  B  r  o  n  z  e  h  e  1  m  e,  die  zu,i;leich  die  ältesten  Typen  vor,t!;eschichllicher  Metall- 
helnie  in  A\itteleuiopa  überluuipt  repräsentieren. 

Da  ist  zunächst  der  weitverbreitete  halbku.neli.iie  Bronzehelin  (/\bl\  1)  zu  er- 
wälinen.  dessen  Scheitel  durch  einen  Ihihnenkamm  von  Hronzeblech  ineisl  in  ronn 
eines  nach  oben  ausgezogenen  Dreiecks  verstärkt  ist  („elnio  creslato").  Vorn 
über  der  Stirn  und  hinten  im  Nacken  sitzen  gewöhnlich  drei  wagerechte  Bronze- 
stifte, offenbar  die  ornamental  verlängerten  Nieten,  durch  die  ursprünglich  die  beiden 
getriebenen  Hälften  des  Helmes  hinten  und  vorn  durch  Überschlag  des  längeren 
Teiles  verbunden  sind,  wie  dies  verschiedene  Stücke  dartun").  l:s  ist  hier  nicht 
der  Ort.  über  die  Herkunft  dieses  Typus  zu  verhandeln,  der  bekanntlich  von  verschie- 
denen Seiten  aus  dem  mykenischen  Kulturkreis  liergeleitet  wird^").  Die  Dekoration 
der  Helme  entspricht  ganz  und  gar  der  Verzierungsweise,  die  wir  von  den  Bronze- 
blecharbeiten des  älteren  Villanovakreises  her  kennen.  Die  Ornamente  setzen  sich 
fast  durchweg  aus  getriebenen  größeren  und  kleineren  Buckeln  zusammen,  die  in 
Linien  oder  Linienbändern  rechts  und  links  an  der  unteren  Rundung  der  Helmhaube 
und  in  ähnlicher  Weise  auch  an  der  Crista  angeordnet  sind.  Mehrfach  sind  kleine 
konzentrische  Kreise  und  Vogelprotome  oder  aber  Vogelprot(^me,  symmetrisch  um 
konzentrische  Kreise  gesetzt,  verwendet,  ein  Ziersystem,  das  ja  von  „altitalischen" 
Bronzegefäßen,  Gürteln  und  Schilden  her  geläufig  ist. 

Für  Italien  ist  die  Helmform  durch  einige  Bronzestatuetten i^)  bezeugt,  ander- 
seits haben  die  älteren  Villanovagräber  eine  Serie  von  Originalen  und  Tonnach- 
bildungen ergeben'-).     Wir  dürften  kaum  fehlgehen,  wenn  wir  das  relativ  liäufige 


6)  So  die  Schwerter  des  Antennen-  und  Ronz:inn-Typus.  aucli  Griffzungenschwerter  und 
die  l^reite  Masse  der  ,, ungarischen"  Bronzeschwerter  mit  Sciialen-  oder  Scheibenknauf. 

7)  Aus  Slcandinavien:  Bronzeschiid  von  Nackhälie,  O.  Montelius.  Museum  in  Stockhohn 
1S97  Fig.  14  =  Alt.  u.  h.  Vorz.  III,  VII,  2,  3.  Schild  aus  Dänemark.  Madsen.  Afhildninger 
of  danske  oldsager  og  mindesmärker,  Broncealderen.  1  (Kopenhagen  1S72),  Taf.  iS-  Schild  aus 
dem  Rhein  bei  Bingen,  Altert,  u.  heid.  Vorz.  I,  XI,  1..  4—5-  Zeitschr.  f.  Erf.  der  rhein.  Gesch. 
in  Mainz  IV  (1900)  S.  346.  Schilde  von  Herzsprung  (Kr.  Ostpriegnitz)  im  Museum  zu  Halle, 
abgeb.  Alt.  u.  h.  Vorz.  III,  VII,  2,  1.  2.  Schild  von  Spalt  (Mittelfr.)  im  Main/er  Museum, 
Altert,  u.  heidn.  Vor;'.   111.  Beil.  S.  U,  No.    11.     Zeitschr.  d.  Mainz.  A.-V.  111    1.   S.  4o. 

S)  Panzer  von  Grenoble  Altert,  u.  heid.  Vorz.  I.  XI.  1..  6,-7.  Panzer  von  Filiinges 
(Haute  Savoie)  Rev.  arch.  XXXIX,  1901  S.  309;  Panzer  aus  der  Saöne  bei  St.  Germain-du- 
Plain  (Saone-et- Loire)  Mortillet,  Musee  preh.  (1903)  PI-  LXXXIX,  II08;  Panzer  im  Mainzer 
Kunsthandel,  Forrer  Realle.xikon  Taf.   164,  2 — 2c. 

9)  Ghirardini,  Notizie  degli  scavi  1882  p.  102  ff.  Altert,  u.  heid.  Vorz.  111,  1.  3-  Schröder, 
Archäol.  Anzeiger  1905  S.  25  f. 

10)  Hoernes,  Urgeschichte  der  bild.  Kunst  S.  418.  lielbig.  La  question  mycenienne  S.  82. 
Fig.  34.     Schröder  a.  a.  O.  S.  25.     Americ.  Journal  of  Arch.   1901,  S.   148. 

11)  Statuette  von  Reggio  (nelF  Emilia)  bei  Montelius,  Givilisation  primitive  en  Italie  pl.  9''^ 
fig.   10.     Vgl.   Hoernes  a.  a.  O.  S.  468:  ähnliche  Bronzefigur  von  Cupra  (Prov.  .Ascoli  Piceno). 

12)  Aus  Corneto:  Notizie  degli  scavi  1882  Tav.  XIII,  8.  Montelius,  Civilis,  primit.  en  Ital. 
pl.  276,  11;  277,  6;  279,  3.  Ein  weiteres  Tone.xemplar  bei  Lipperheide,  Antike  Helme  1906  S.  15. 
Ein  reich  ornamentierter  Bronzehelm  (wohl  aus  Corneto)  auch  in  Paris:  Annali  dell'  Instituto 
1883  Tav.  d'agg.  R,  1.  =  Montelius  a.  a.  O.  pl.  376,  3-      Ein  anderes  E.xemplar  aus  dem  Tanaro 


VON   KONSERVATOR  DR.  GEORG  HOCK. 


Helme   der   frühen    Hallstaltzeit.     (Uni;efalii  V4)- 

Abb.   1,  2,  3,  5.  6   nach   Montelius  Civilisation  primitive  en   Italic 

PI.   276,11;  278,2;    l6l,2;  278,4;   33.5- 

Abb.  4  nacii  Alt.  u.  heidn.  Vorzeit.     1,   XI.    Taf.   1.  2. 


!11£L.V\E  DER   FRÜHEN    HALLSTATTZEIT. 


\'ork(Miinien  der  Holme  in  Conieln  iiiul  im  alleren  Villanovakreis  überhaupt  mit 
einem  bestimmien  Grabritus  in  \'erbindun!;-  brin,i;en.  in  Italien  bestellt  seit  der 
Terramaren-Zeil  die  Nei^unu.  das  GefäÜ,  welches  die  verbrannten  Knochen  des 
Toien  au I zunehmen  hat.  auf  iri;end  eine  Weise  zum  Abbild  des  Verstorbenen  zu 
i;estaUen^-').  eine  Sitte,  die  bekanntlich  in  den  ("anopen-Gräbern  Ghiusis  ihre  präg- 
nanteste Ausprägung  fand.  Wenn  nun  in  den  tombe  a  pozzo  Corneto's  und  auch 
sonst  die  .Aschenurne  mit  dem  Helme  des  Verstorbenen  abgedeckt  wird,  so  klingt 
selbstverständlich  auch  hier  deutlich  eine  anthropomorphe  Vorstellung  mit.  Daß 
die  Sitte  eine  allgemeine  war,  beweisen  schon  die  Tonnachbildungen  unserer  Helm- 
fornu  die  lediglich  für  den  Grabkult  hergestellt  wurden^-*).  Hin  solcher  Tonhelm 
als  Urnendeckel  erscheint  schon  in  den  Brandgräbern  von  Lavatojo  bei  Verrucchio^^) 
(Provinz  R)rli).  die  zu  den  ältesten  Villanovagräbern  überhaupt  gehören  und  zeitlich 
in  ihrer  Mehrzahl  noch  über  die  älteren  Benacci- Gräber  zurückgehen. 

Stammen  die  in  Italien  gefundenen  Helme  vorwiegend  aus  Gräbern,  so  kennen 
wir  nordwärts  der  Alpen  den  Typus  ebenso  wie  seine  verwandten  weiter  unten  zu 
besprechenden  Arten  ausschließlich  aus  Depot-  und  Einzelfunden.  Es  bleibt  unent- 
schieden, ob  unter  den  nordischen  Funden  nicht  auch  Erzeugnisse  lokaler  Fabriken 
im  .Anschluß  an  importierte  ..altitalische"  Stücke  vorliegen.  Die  wenig  sorgfältige 
Technik  mancher  Exemplare,  vor  allem  die  Umbildung  der  ursprünglich  halbkuge- 
ligen Calotte  zu  einer  mehr  spitzen  oder  wenigstens  hochgezogenen,  schmucklosen 
llaube^'^),  wie  diese  besonders  französische  Funde^^)  aufweisen,  machen  diese  An- 
nahme wahrscheinlich. 

Enge  verwandt  mit  der  besprochenen  Helmform  erscheint  eine  andere,  die 
gleichfalls  dem  altitalischen  Villanovakreis  angehört.  Die  Helmkappe  (Abb.  2)  ist 
durchweg  höher,  konisch  geformt  (,,Pileus"-Helm)  und  schließt  oben  mit  einem 
runden  Bronzeknopf  ab.  Einige  Exemplare  sind  gegossen,  andere  getrieben  und  zeigen 
entsprechend  dem  vorigen  Typus  die  Buckelornamentik  der  frühen  Villanova-Zeit. 


bei  Asti  jetzt  in  Turin :  MortilIet,Musee  preiiist.  (1903)  pl- 89,  fig-  IIO9  =  Monteiius  a.  a.  0.  pl.  47,  10. 
Ein  älinliches  Stücic  von  Sala  Consilina  (Prov.  Salerno)  in  der  Sammlung  Lipperiieide,  Scliröder 
a.  a.  0.  S.  26  Abb.  15. 

13)  Undset,  Zeitsciirift  f.   Ethnologie   I890  S.   109  ff. 

14)  Siehe  oben  Anm.   12. 

15)  Monteiius  a.  a.  O.  Italie  septentrionale  p.  439.  ff- 

16)  Bronzehelm  im  Nationalmuseum  in  München,  sjef.  auf  der  Pockinger  Heide  bei  Indling, 
Niederbayern.  Kataloge  d.  bayer.  Nationalmuseums  IV.  S.  95  Nr.  567,  abgab.  Altert,  u.  heid. 
Vorz.  III,  I,  3.  1 — 4.  Italisch  ist  wohl  noch  der  bekannte  Helm  mit  Wangenklappen  aus 
einem  frühhallstättischen  Depotfunde  vom  Paß  Lueg  in  Salzburg,  abgeb.  Much,  Kunsthist.  Atlas 
Taf.  69,  10  =  Altert,  u.  heid.  Vorz.  III,  XII,  1.  1.  Helm  von  der  A'\ainmündung  in  Mainz,  ab- 
geb. Altert,  u.  heid.   Vorz.   III,   XII,  1.  2. 

17)  Depotfund  von  neun  gleichartigen  Helmen  bei  Falaise  (Normandie),  Rev.  archeol. 
N.  S.  XIII  p.  261,  Altert,  u.  iieid.  Vorz.  III,  I,  3.  4~7.  Noch  mehr  degenerierte  Formen  bieten 
einige  andere  französische  Funde:  Helm  aus  der  Seine  bei  Paris,  Mortillet,  Musee  prehist.  (1903) 
pl.  89,  Nr.  1110.  Helm  von  Theil,  Commune  de  Billy,  Chantre,  Age  de  bronze  I  (1875)  Fig.  93 
S.  146.  Helm  von  Auxonne,  Chantre  a.  a.  O.  pl.  XVI  bis.  Ein  viertes  Exemplar  bei  Lipperheide, 
Antike  Helme  1896  S.  18.  Diese  Helme  eriimern  an  einen  wesentlich  jüngeren  Typ,  der  uns  in 
Italien  besonders  durch  drei  Exemplare  aus  dem  Gräberfeld  von  Novilara  bekannt  ist.  Brizio, 
La  necropoli  di  Novilara,  Mon.  ant.  V(18<;.S),  col.  205,  fiff.  44— 45,  col.  204.  fig.  43.  col.  197. 
fig.  39  =  Monteiius  a.  a.  0.  pl.    140,   1.  2.  4. 


VON  KONSERVATOR  DR.  GEORG  HOCK. 


Zwei  davon  entstammen  .^gleichfalls  den  Tombe  a  pozzo  von  Corneto^''),  woselbst 
sich  auch  wiederum  Tonnachbildungen ^^)  gefunden  haben.  Nrirdlich  der  Alpen 
liegen  zwei  Exemplare  der  hohen  konischen  Form  aus  Ungarn  vor  („ungarische" 
Helme)'-"),  von  denen  das  eine  dem  bekannten  Schatzfund  von  Hajdu-Böszörmeny 
mit  typischem  frühhallstättischem  Inventar  angehört.  Die  Sammlung  Lipperheide-^) 
und  die  Sammlung  in  Schwerin'--)  (Abb.  4)  enthalten  je  ein  ganz  ähnliches  Stück. 

Endlich  Vdßt  sich  innerhalb  des  Nachlasses  der  älteren  Villanovastufe  noch  ein 
dritter  —  bisher  offenbar  wenig  beachteter  —  Helmtypus  unterscheiden,  der  eine 
Art  Mittelstellung  zwischen  den  beiden  obenerwähnten  Formen  einnimmt  und  mit 
beiden  enge  Beziehungen  hat. 

Eine  der  tombe  a  pozzo  von  Corneto  mit  charakteristischem  Inventar  der  ,,I.  Pe- 
riode der  protoetruskischen  Eisenzeit"  nach  Montelius  ergab  als  Urnendeckel  eine 
ungefähr  halbkugelige  Bronzeblechhaube  (.Abb.  5)'^^),  die  zweifellos  als  Helmkappe 
aufzufassen  ist.  Das  Ziersystem  entspricht  durchaus  dem  uns  schon  bekannten 
der  „elmi  crestati",  die  aus  gleichalterigen  italischen  Gräbern  stammen'-'*).  Der 
untere  Teil  der  Helmcalotte  zeigt  bis  zur  Höhe  von  9  cm  ein  vorn  und  hinten  unter- 
brochenes Band  in  getriebenen  Buckeln,  das  wiederum  symmetrisch  verteilte  größere 
Buckel  und  Vogelprotome  einschließt.  Rechts  und  links  sind  unten  am  Rande  je 
zwei  Durchbohrungen,  die  zur  Aufnahme  von  Vv^angenklappen  (vielleicht  aus  orga- 
nischem Stoff)  oder  zur  Befestigung  des  Sturmriemens  bestimmt  waren.  Ein  drittes 
Lochpaar  am  hinteren  Rande  läßt  auf  einen  ursprünglich  dort  angebrachten  Nacken- 
schutz schließen  (Leder.'').  Dieser  Cornetaner  Helmhaube  entspricht  nun  wieder 
ein  ähnlicher  Fund  von  Fermo  (Provinz  Ascoli  Piceno)'-^)  (Abb.  3).  Die  Form  der  aus 
einem  Stück  getriebenen  Haube  ist  mit  der  vorigen  fast  identisch.  Die  Dekoration 
besteht  gleichfalls  in  getriebenen  Buckeln  und  bildet  unten  ein  breites  Band  mit 
Scheibe  in  offensichtlichem  Anklang  an  das  bekannte  Motiv,  das  uns  in  besserer  Durch- 
bildung besonders  von  ,, altitalischen"  Bronzeeimern  (Rivoli,  Hajdu  Böszörmeny, 
Granzin  bei  Parchim,  Unterglauheim)  her  geläufig  ist.  Oben  trägt  die  Helmkappe 
eine  aufgenietete  Röhre,    die    jedenfalls  zur  Aufnahme  des  Helmschmuckes  diente. 

Dieser  Typus  liegt  nun  auch  neuerdings  in  einem  norddeutschen  Funde  vor, 
der  bei  Stettin  aus  der  Oder  gebaggert  wurde  und  in  das  Berliner  Völkermuseum 
gelangte,  ich  verdanke  die  liebenswi'u'dige  Mitteilung  von  diesem  Funde  Herrn 
Direktor  Dr.  S  c  h  u  c  h  h  a  r  d  t,  der  demnächst  das  interessante  Stück  publizieren 
wird.    Die  Form  weicht  etwas  ab,  indem  der  untere  Rand  von  der  eigentlichen  Calotte 


18)  Ghirardini,  Nutizie  degli  scavi  1881,  V'  23,  S.  359-    Montelius  a.  a.  0.  pl.  277,  1  u.  278,  2. 

19)  Montelius  a.  a.  O.  pl.  279,  1.  6.  Von  Monte  S.  Angelo:  Montelius  a.  a.  O.  pl.  331.  6. 
Undset  (Zeitschr.  f.  Ethnolog.  1890  S.  114)  liat  gezeigt,  daß  gerade  bei  Tonnachbildungen  dieser 
Helmforni  der  Brauch,  die  Totenurne  als  eine  Art  Abbildung  des  Verstorbenen  zu  gestalten,  sich 
kreuzt  und  verbindet  mit  der  nicht  minder  geläufigen  Vorstellung,  daß  die  Aschenurne  die  Woh- 
nung des  Toten  sei  (Hüttenurne). 

20)  Hampel,  Altertümer  der  Bronzezeit  in   Ungarn  Tat.   XX XI II,   1   u.  2. 

21)  Schröder,  Archäol.  Anzeiger  1905,  S.  26,  Abb.  15   =  Lipperheide  a.  a.  O.  S.   128. 

22)  Altert,  u.  iieidn.  Vorzeit  I,  XI,  1.  2.     Ibidem  fig.   1,  jetzt  in  London,  Brit.  Museum. 

23)  Notizie  degli  scavi  1885  Tav.   XIV,  5,  S.  454.     Montelius  u.  a.  O.  pl.  278,  4. 

24)  Montelius  a.  a.  O.  pl.  276,   11;  277,  (>;  47,  10;  370,  3- 

25)  Not.  degli  scavi   IS87  p.    156.     Montelius  a.  a.  O.  pl.    \C>\,  2. 


8  HELME   DER   l-RÜHEN    H AI.LSTATTZEIT. 

al\i::e5e1zt  und  ringsum  iiiil  l.rvlicrn  für  die  Befesliguiig  einer  inneren  l'ilzkappc 
verseilen  isl.  welch  letztere  wir  ja  bei  allen  diesen  frülilialLsläilischen  Helmen  voraus- 
setzen dürfen.  Das  Ziersysteni  des  Stettiner  Helmes  aus  .t^etriebenen  Buckeln  ist  ein- 
facher:   Rini;>uni   breites   Hand.   \(>rn    unterbrochen   durch   konzentrische    Kreise. 

Neben  den  .uelriebeneu  Stucken  dieser  llelniart  mit  Huckeherzierun^  ,i;ibt  es 
nun  auch  einige  Hxemplare.  die  zweifellos  durch  GuB  her.s^estellt  wurden  und  ohne 
jede  Hekoration  blieben.  Ich  erwähne  zunächst  eine  I  lehnkappe  von  iseo,  Prcjvinz 
Brescia  (.Abb.  0).  i^efunden  im  dorti,i;en  'iorfstich.  in  der  Sammlunt;  des  AI.  1".  Ruf- 
foni  in  Iseo-").  Der  untere  Rand  ist  nach  innen  verdickt  und  zei,i;t  auf  beiden 
Seiten  je  drei  Durchbohrun.s^^en,  welche  zur  Aufnahme  \on  \Van,t,^enklappen  oder 
Sturmriemen  bestimmt  waren,  während  zwei  Lr)cher  liinten  am  Rand  vermutlich 
zur  Befest i.i;un,i;  eines  Nackenscluitzes  dienten. 

Drei  i^anz  ähnliche  lixemplare  dieser  (iattun.t;  lie,i;en  seit  län.i^erer  Zeit  auch 
in  1  )eutschland  vor.  das  erste  im  Museum  zu  Alainz-"),  die  beiden  anderen  im  Maxi- 
miliansmuseum zu  Aui^sburii"'^).  Der  Mainzer  Helm  gehört  zu  einem  frühhallstät- 
tischen  Depotfunde,  von  dem  Reinecke -^)  nachweisen  konnte,  daß  er  bei  Wonsheim, 
Kreis  .Alzey.  Rheinhessen  ,!;ehoben  wurde  und  auLierdem  neun  .e:leicharti,?e,  henkel- 
lose, eiformi,i;e  Bronzetäl.ichen  mit  lein  .graviertem  VVollszahnbande  am  Miindun,i,^s- 
rande.  also  charakteristische  Stücke  „altitalischen"  Typs  enthielt.  Die  .getriebene 
Helmhaube  zeigt  wie  jene  von  Iseo  unten  am  Rande  auf  beiden  Seiten  zwei  Durch- 
bohrungen. Die  beiden  Augsburger  Helme  (Abb.  7^8)^")  entstammen  ebenfalls  einem 
ausgezeichneten  frühhallstättischen  Depotfunde,  der  auf  dem  ,,Baadfeldle"  südlich 
zwischen  Hhingen  inid  Ortelfingen  (Kreis  Schwaben  und  Neuburg)  1.S24  zutage  ge- 
f()rdert  wurde.  Außer  den  beiden  Helmen  fanden  sich  in  einem  Topfe  ein  mehrfach  zer- 
brochenes Bronzeschwert  mit  aufgekanteter  Griffzunge,  eine  Lanzenspitze  mit  verzierter 
Tülle,  drei  platte  Armringe,  drei  Bronzecelte  mit  Schaftlappen,  zwei  Sicheln  inid 
mehrere  Fragmetite  von  .solchen.  Die  beiden  Helmkappen,  leider  bei  der  Auffindung 
etwas  durch  den  Pflug  beschädigt,  sind  aus  Bronzeblech  getrieben  und  mehr  konisch 
geformt  als  die  Stücke  von  Iseo  und  Wonsheim.  Die  Markung  Hhingen  ist  übrigens 
durch  einen  weiteren  großen  frühhallstättischen  Depotfund  (mit  sieben  großen 
Schüsseln,  25  Täßchen  von  der  Form  der  oben  erwähnten  Wonsheimer  und  zwei 
l^eckenhenkeln)   bekannt,   der  gleichfalls   in   das  Augsburger   Musemn  gelangte  ^M- 

Im  Jahre  I9II  tauchte  nun  im  süddeutschen  Kunsthandel  ein  neues  Exemplar 
dieses  Helmtypus  auf,  das  vom  Germanischen  Museum  in  Nürnberg  für  die  dortige 
vorgeschichtliche  Abteilung  erworben  wurde.  Leider  ist  eine  kritische  Fundbeobachtung 
nicht  möglich  gewesen.  Als  Fundort  wird  mit  voller  Sicherheit  eine  Sandgrube  bei  Sachs- 
pfeife, Gemeinde  Thonberg  (Bez.-A.  Kronach)  bezeichnet.    Ich  zweifle  nicht,  daß  auch 


26)  F.   Ruffoni,  La  Torbiera  di  Iseo,  Bull,  di  Paletiml.  itul.   XVII  (Piirnia  lS91)-    Monte- 
lius  a.  a.  O.  pl.  33,  5. 

27)  Altert,  u.  heid.  Vorz.   I,   XI.   1.  3. 

28)  V.   Kaiser,  Antiquarische   Reise  von  Augusta  nach  Viaca   IS2')  Tat.   II.   Fig.  la  u.   ib. 

29)  Zeitschr.  d.   Ver.  f.   Erf.  d.  rliein.   Gesch.  i.  Mainz  IV  (190Ü)    S.  343  f.      Neuerdings: 
Mainzer  Zeitschr.  I  (1900)  S.  36  f. 

30)  Nach  einer  besonderen  pliotographischen  Aufnahme. 

31)  Jahresbericht  des  Hist.  Vereins  von  Schwaben  und  Neulnu'g  1857  S.  LX   ff.     Reinecke. 
Altert,  u.   heid.   Vorz.   V.  Taf.   59  Nr.   1019— 1027. 


VON  KÜNSERVATÜR  DR.  GEORG  HOCK. 


hier  ein  Iriihluill^tätti.^cher  Depotl'uikl  vorliegt,  dessen  ültri.^e,  \-ielleiclil  unscheinbare 
Teile  verschleudert  wurden.  Der  Kronacher  Helm  ist  vorzüglich  erhalten,  sicher 
durch  Guß  heri^estellt.  wenn  auch  an  einigen  Stellen  mit  dem  Hammer  nachgeholfen 
zu  sein  scheint-'-).  Die  ,t;enauen  Mal.ie  sind  lols^ende:  Län,s;e  der  Helmkappe  (an  der 
Basis  gemessen)  21,6  cm.  Breite  17,S  cm,  IhHie  14,1  cm,  äußerer  Umfang  6^,^  cm. 
Stärke  der  Wandungen  ^—4  mm.  Der  untere  Rand  ist  etwas  verdickt  und  zeigt 
auf  beiden  Seiten  je  zwei  Durchbohrungen,  die  wie  bei  den  anderen  Helmen  zur  Be- 
festigung von  VVangenklappen  oder  Sturmriemen  dienten.  Die  Höhlung  der  Bronze- 
haube haben  wir  uns  ursprünglich  mit  einem  filzartigen  Stoff  ausgekleidet  zu  denken, 
besondere  Löcher  zur  Befestigung  dieses  Helmfutters,  wie  solche  von  anderen  antiken 


.A1M\   7  11.  S.      Helme  von   Eliiiv^cn.     ( Lingelähr  V*)-     Au,^slul^,^.     (Maxiniüiuiisnuiseuni) 


Abi"),  y.       Helm  von   Kronacli.     (Unselälir  Vs)-     Nünilierg.     (Geniumiscliei,  Museum). 


Helmen  bekannt  sind,  fehlen  allerdings,  doch  kann  die  Einlage  auch  sehr  wohl  mit 
einer  harzartigen  Masse  angeklebt  gewesen  sein.  Über  die  Zugehöri.gkeit  des  Kro- 
nacher hlelmes  zum  frühhallstättischen  Kulturkreis  kann  nach  dem  (jesagten  kein 
Zweifel  mehr  bestehen.  Hr  schließt  sich  nach  der  Form  und  Technik  am  engsten 
an  die  Gegenstücke  in  Mainz  und  Iseo  an.  während  die  beiden  Augsburger  Stücke, 
wie  schon  bemerkt,  mehr  hochgetrieben  sind  und  eher  an  einzelne  Exemplare  der 


32)  Die^e  KonilMii;itii)ii  der  l^Mden  Te.jiniktfii  ((niß-  und  TreiliarluMt)  an  einem  und  dem- 
sell^en  Stück  ist  unseren  li.nitiuen  Metalhirlvitern  nicht  geiiiufis:  und  unvers'.ändlicli.  Daß 
sich  aber  die  Alten  darauf  verstanden,  wird  mir  vim  FaclTJeuten  versichert.  Die  Sache  wäre 
einer  genaueren  Untersuchung  wert. 


10  HELME  DER   FKÜHEKEN    11  ALLSTATTZEn  , 


Pileus-rtinii  oriniienr''').  Wenn  num  auch  boi  der  KroiKiLlier  Iloliiiliaube  die  MC),^'- 
liciikeil  einer  lokalen  Arbeil  -  Na«:h,i;'uß  einer  „altitalisclien'"  Torni  —  nicht  kurz- 
weii  ablehnen  kann,  sn  .spricht  doch  die  .unil.iere  Wahr.scheinlichkeit  dafür,  daß  wir 
in  ihr  ein  linporistiick  des  altitalischen  Villani)\akreises  zu  erkennen  haben. 

Wir  haben  übrigens  im  letzten  Jahrzehnt  in  Oberfranken  mehrere  Fnndstellen 
uus.irezeichneter  Frühhallsialtmaterialien  kennen  i;elernt.  Neben  dem  Staffelberi,^ 
mit  seinen  durch  alle  vorireschiclitlichen  Perioden  reichenden  Fundreihen,  sind  es  die 
Frühhalistattgräberfelder  von  (iundelsheim  bei  Bamberg,  von  Remidorf- Grundfeld ^■*) 
bei  l.ichtenfels,  zu  denen  sich  neuerdings  noch  ein  drittes  hinzugesellt  hat  bei  Wolfs- 
dorf unweit  Staffelstein.  13ie  Gräber  bei  (;undelsheim  ergaben  unter  anderem  ein 
gut  erhaltenes  Bronzeschwert  mit  massivem  Cjriff  („ungarischer''  Typ),  eine  große 
Nadel  mit  Scheibenknauf  und  ein  Bronzemesser  (,, Pfahlbauten"-!  yp)  mit  goldner 
Zwinge.  Endlich  wurde  im  letzten  Jahre  ein  prächtiges  Ronzanoschwert-'^^)  (jüngere 
Form)  bei  Hirschaid  unweit  Bamberg  aus  der  Regnitz  gebaggert. 

Allerdings  waren  aus  der  Kronacher  Gegend  bisher  keinerlei  gesicherte 
vorgeschichtliche  Funde  l'iekannt.  Der  neue  Hehnfund  ist  deshall'»  um  so  be- 
merkenswerter.*) 


33)  y^\.  besonders  den  Helm  von  Beitsch  nnweit  Pfurdten  (Niederhiusit/.),  jetzt  in  London 
Brit.  Museum;  aligeb.  Altert,  u.  lieid.   Vorz.   I,  XI,   l.    l. 

34)  Dortselbst  neben  frühhailstattischen  flachgelegenen  Brandgräbern  auch  tiefer  gelegene 
spätbronzezeitliche  Skelettgräber.  Funde  in  Staffelstein,  Bamberg,  Würzburg.  Neuere  Grabungen 
durch  Dr.  Rol3bach  in  Lichtenfels,  dem  auch  die  Entdeckung  des  Gräberfeldes  bei  Wolfsdorf  zu 
verdanken  ist. 

55)  Walnscheinlich  ursprünglich  mit  Eiseneinlagen  am  Griff.  Auf  der  Knaufplatte  Elfen- 
beinauflage. 

*)  Seh  lu  ß bemerk u  ng.  Die  obigen  Ausfüin'ungen  sind  natürlich  in  erster  Linie  für 
den  weiteren  Leserkreis  der  ..Mitteilungen"  bestinnnt.  Über  die  übrigen  Helmformen  des  hall- 
stättischen  Kulturkreises  kann  hier  nicht  weiter  gehandelt  werden,  sie  fallen  alle  späteren  Stufen 
zu.  So  gehört  die  von  Watsch,  Novilara,  Vetulonia  her  bekannte  Hutform  bereits  der  jüngeren 
Hallstattperiode  an,  etwa  der  Stufe  der  eisernen  Hallstattschwerter  (Stufe  C  nach  Reinecke)  und 
noch  jüngeren  Abschnitten.  Der  bekannte,  lampenschirmartige  Helm  von  Oppeano  ist  schon  auf 
Grund  seiner  Dekoration  dem  Ende  der  Hallstattzeit  zuzuweisen.  Gewisse  äußere  Ähnlichkeiten 
vollends  zwischen  den  altitalischen  Pileus- Helmen  und  den  wesentlich  jüngeren  ,, Jockey- Kappen" 
dürften  nur  dem  Unkundigen  Verlegenheiten  bereiten. 


Abb.    1.      Robert  von  Artois  (t  1317)  von   Johann   Pcpin  de  Hiiy. 


ZWEI  GRABMÄLER  AUS  DER  FRÜHZEIT  DES  14.  JAHR- 
HUNDERTS IN  S.  ELISABETH  IN  MARBURG. 

Von  GUSTAV  VON  BEZOLD. 

M\t  6  Abbildunt;en. 

Unter  den  Hochgräbern  im  Fürstenchor  der  EHsabethkirche  in  Marburg  sind 
zwei,  welche  augenscheinh'ch  von  demsell^en  Meister  gefertigt  sind.  Das  eine 
(Abb.  2),  ein  Doppelgrab,  gilt  als  das  Otto  des  Schützen,  t  1366,  und  seiner  Gemahlin 
Elisabeth  von  Cleve,  t  '382,  das  andere  (Abb.  3)  als  das  Heinrichs  H.  des  Eisernen, 
t  1376.  Die  Bestimmung  rührt  von  M.  Landau  her^)  und  ist  seitdem  nicht  nachgeprüft 
worden;  sie  ist  unhaltbar.  Nach  stilistischen  Merkmalen  sind  die  beiden  Grabmäler 
aus  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts.  Der  Irrtum  war  um  die  Mitte  des  19-  Jahr- 
hunderts verzeihlich,  hätte  aber  längst  erkannt  werden  sollen.  Noch  auffallender 
ist,  daß  bis  jetzt  niemand  wahrgenommen  hat,  daß  auf  der  Deckplatte  des  Doppel- 
grabs  nicht  ein  Mann  und  eine  Frau,  sondern  zwei  Männer  dargestellt  sind.  Schon 
die  gegenseitige  Stellung  der  Figuren  mußte  Bedenken  erregen,  ist  aber  nicht  ent- 
scheidend. Die  vermeintliche  Frau  steht  rechts,  der  Mann  links.  Die  Frau  trägt 
den  Herrscherornat,  der  Mann  hat  kein  Abzeichen  fürstlicher  Würde.  Und  weiter 
genügt  ein  Blick  auf  die  rechtsstehende  Figur,  um  erkennen  zu  lassen,  daß  sie  einen 
Mann  darstellt.  Die  Figur  ist  mit  der  bis  auf  die  Füße  reichenden  Dalmatika,  dem 
Mantel  und  über  diesem  mit  dem  Pelzkragen  bekleidet.  Das  Frauenkleid  ist  länger, 
es  berührt  den  Boden  und  biegt  sich  hier  in  Falten  um.  Ausschlaggebend  aber  ist 
der  Kopf,  er  trägt  männliche  Züge,  und  das  Haar  ist  über  der  Stirn  kurz  geschnitten 
und  fällt  seitlich  in  symmetrischen  Locken  bis  zum  Ansatz  des  Halses  herab.  Das 
Haar  der  Frauen  ist  lang  und  gescheitelt,  oft  in  Zöpfe  geflochten.  Die  Figur  trägt 
den  Fürstenhut,  der  neben  ihr  stehende  Ritter  eine  Sendelmütze. 

Für  die   l^atierung    der    Grabmäler    gibt   zunächst   die  Tracht    der    beiden 
Ritter  einen  Anhalt.     Sie  tragen  eine  vollständige  Kettenrüstung;  die  Ärmel  sind 


1)  Zeitschrift   d.  Ver.  f.    Hessisclie  Gescliichte  und  L;indeskunde.    V.    1S50,  S.    ly'iff. 


Abb.  2       Landgraf  Heinrich  und  sein   Sohn  Heinrich  in  S.  Elisabetli  in   Marburg. 

Urauliuiliine  der  k.  Meßbildanstalt,   Berlin. 


Abb.  3.      Laiidi;ral"    Johannes   in  S.  Elisabeth  in  Marbur;;. 

Uraulnahine  der  k.   Mcßbildanit.ilt,  Berlin. 


14     ZWlil   C.KAr.MAl  KK   AUS  HKK    l"KlMI/.i;i  1"  DLS   11.  .1  AH  KU  UNDERTS  IN  S.  1;I.1SABETH   IN  MAR13UKG. 


iiiil  1  hukiscluihcn  n^tscIumi.  wck'lic  /.uriit.-kL;t.'schki,i;en  sind,  ebenso  ist  die  Kapuze 
aiit  den  Nacken  herabiiekissen.  l 'ber  der  Rüstung  tragen  sie  einen  ärnielbsen  Walfen- 
rock.  der  bis  auf  die  Hallte  der  Schienbeine  herabreicht  und  vorn  und  auf  den  Seiten 
(auch  hinten)  geschhtzt  ist.  Her  Schiki  ist  groß  und  hängt  Hnks,  das  Schwert  über- 
deckend, am  Wehrgehänge.  Das  ändert  sich  nach  1  HO.  Das  Panzerhemd  wird 
kürzer  und  anliegender,  es  tritt  allgemein  die  Verstärkung  mit  Platten  ein,  die  schon 
im  späten  M.  Jahrhundert  begonnen  hatte.  Auch  der  Watlenrock  wird  kürzer. 
Diese  Merkmale  weisen  die  Grabmäler   in  die  erste  Hälfte   des  14.  Jahrhunderts. 

Zu  dem  gleichen  Ergebnis  führe  die  Analyse  des  Stils.  Die  K()pfe  sind  allgemein 
typiscli  in  der  Art  des  spätesten  13.  und  des  beginnenden  14.  Jahrhunderts,  formal 
>chi>n  mii  den  symmetrisch  gewundenen  Locken.  Die  Hinzelheiten  sind  bei  guter 
Kenntnis  der  natürlichen  Formen  doch  schematisch,  und  der  individuelle  Einschlag 
ist  gering,  sicher  nicht  größer  als  in  rein  religiösen  Darstellungen,  z.  B.  in  Folgen 
der  Apostel.  Es  sind  Idealbildnisse.  Auch  die  Drapierung,  die  Art  wie  die  Falten- 
züge der  Obergewänder  durch  die  der  Untergewänder  bedingt  sind,  wie  sie  einfach 
in  großen  Linien  verlaufen,  wie  sich  die  Säume  umschlagen,  steht  noch  unter  der 
starken  Nachwirkung  des  großen  Stils  des  13.  Jahrhunderts. 

Finden  wir  so  das  Jahr  1340  als  untere  Grenze  für  die  Entstehung  der  Denk- 
mäler, so  können  sie  anderseits  nicht  vor  1315— 1320  gefertigt  sein.  Das  ergibt  sich 
mit  Sicherheit  aus  der  Untersuchung  der  Frage  nach  der  Schule,  aus  der  der  Meister 
kommt.  Er  hat  in  Paris  in  der  Werkstatt  des  Pepin  de  Huy  oder  eines  ihm  nahe- 
stehenden großen  französischen  Ymagiers  gearbeitet.  Pepin  de  Huy  aber  beginnt 
seine  Tätigkeit  bald  nach  1300  und  erhält  1310  von  Mahaut  von  Artois  den  Auftrag 
zur  Ausführung  des  Grabmals  ihres  Gemahls  Otto  IV.  von  Burgund,  dem  bald  weitere 
folgten.  Pepins  elegante,  formschöne  Art  hat  viel  Anklang  gefunden,  und  noch  ist 
in  Paris  und  Saint  Denis  eine  Anzahl  von  Grabplatten  erhalten,  die  dem  Kreise  an- 
gehören, in  dem  er  die  Führung  hatte.  Unter  diesen  sind  einige  Denkmäler  von 
Rittern,  welche  in  Tracht  und  Haltung  genau  mit  den  Marburgern  übereinstimmen. 
Ich  verweise  auf  Robert  von  Artois  (f  1317)  den  Sohn  Mahauts,  das  einzige  beglaubigte 
Werk  Pepins,  das  sich  erhalten  hat  (Abb.  1),  auf  Haymon  von  Corbeil  und  auf  einen 
jungen  Ritter  im  Louvre  (Nr.  91)-  Hier  stimmt  die  Linie  in  der  die  Kapuze  des  Panzer- 
hemds verläuft,  der  Umschlag  der  Handschuhe,  die  Schlitzung  und  Faltung  des  Waffen- 
rocks, die  Lage  von  Gürtel,  Schwert  und  Schild,  die  Stellung  und  Form  der  Füße 
genau  überein.  Die  Marburger  Figuren  haben  einen  ausgesprochenen  Kontrapost, 
den  die  Pariser  nicht  haben.  In  den  Köpfen  ist  das  Verhältnis  von  Typik  und  Natur- 
beobachtung da  und  dort  das  Gleiche,  auch  die  Einzelformen,  die  Augen,  der  Schnitt 
des  Mundes,  die  Muskulatur  von  Wangen  und  Kinn  stimmen  überein.  Die  strengere 
Stilisierung  der  Locken  findet  sich  an  dem  jungen  Ritter  im  Louvre.  Für  den  Ornat 
des  Fürsten  ist  mir  aus  Frankreich  kein  unmittelbares  Vorbild  bekannt. 

Die  Marburger  Denkmäler  nehmen  in  ihrer  sicheren  Stilisierung  in  der  deutschen 
Grabplastik  des  frühen  14.  Jahrhunderts  einen  hohen  Rang  ein  und  legen  die  Frage 
nahe,  ob  der  Meister  nicht  noch  andere  Denkmäler  geschaffen  hat.  Ich  kann  deren 
drei  nachweisen,  das  Denkmal  der  Stifter  in  Kappenberg  in  Westfalen  (Abli.  4),  das 
des  Grafen  Otto  III.  von  Ravensberg,  f  1304,  seiner  Gemahlin  Hedwig  zur  Lippe, 
t  1306,  und  ihres  kleinen  Sohnes  in  der  Marienkirche  zu  Bielefeld  (Abb.  5)  und  das 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  15 


des  Kantors   Eberhard   von  Stein,  f   13;Hl,  in  der  Cisterzienserkirche  Eberbach  im 
RheinKau'-)  (Abb.  6). 

Auf  den  Denkmälern  in  Kappenberi;'  und  Bielefeld  stimmt  die  Tracht  der  Ritter 
im  Sachlichen  wie  in  der  Ausführuni;'  nahezu  mit  der  der  Marburger  überein,  nur  haben 
sie  keine  Handschuhe  und  über  dem  Waffenrock  offene  Rückenmäntel,  welche  nur 
leicht  über  die  Schultern  gelegt  sind.  Die  Verzierungen  der  Gürtel  sind  fast  gleich. 
Die  Kopftypen  sind  dieselben,  ebenso  die  Stilisierung  der  Haare.  Besonders  bezeich- 
nend sind  die  kleinen  muschelfrirmigen  Locken,  welche  die  Ohren  verdecken.  Die 
Figur  der  Gräfin  Hedwig  in  Bielefeld  zeigt  die  fürstliche  Frauentracht  des  frühen 
14.  Jalirhunderts  und  würde,  falls  es  noch  eines  weiteren  Nachweises  bedürfe,  be- 
weisen, daß  auf  dem  Marburger  Doppelgrab  ein  Mann  dargestellt  ist.  Endlich  darf 
auf  die  Ähnlichkeit  der  architektonischen  Baldachine  hingewiesen  werden. 

Auch  auf  dem  Denkmal  des  Eberhard  von  Stein  fällt  die  Verwandtschaft  des 
Kopftypus  und  seiner  Einzelheiten  auf,  wir  finden  hier  den  gleichen  Schnitt  des 
Mundes  und  der  Augen  und  die  seltsamen  muschelförmigen  Locken  vor  den  Ohren. 
Für  den  Faltenwurf  ist  namentlich  der  Fürst  in  Marlnirg  zu  vergleichen.  Man  be- 
merkt sofort  die  Übereinstimmung  der  Hauptfalten  unter  den  Achseln,  der  Quer- 
falte am  linken  Ellbogen,  der  Form  und  des  Verlaufs  der  Säume,  des  Mitgehens  der 
Casula  mit  der  Dalmatika.  Aber  daneben  ist  ein  Nachlassen  der  monumentalen 
Haltung  und  ein  sorgsameres  Eingehen  auf  Einzelheiten  wahrzunehmen.  Das  Denk- 
mal des  Eberhard  von  Stein  ist  das  späteste  Werk  des  Marburger  Meisters.  Man  darf 
annehmen,  daß  es  bald  nach  Eberhards  Tod  ausgeführt  ist,  und  wir  gewinnen  damit 
eine  noch  etwas  bestimmtere  Zeitgrenze  für  des  Meisters  Tätigkeit;  sie  fällt  zwischen 
die  Jahre  1315  und  1330. 

Damit  ist  gegeben,  v/as  die  Kunstgeschichte  zlu'  Bestimmung  der  Marburger 
Denkmäler  beitragen  kann.  Fragen  mr  nach  den  Personen,  welchen  sie  gelten,  so 
stehen  wir  vor  einer  peinlichen  Ungewißheit.  Die  Mittel  zu  einer  bestimmten  Lösung 
der  Frage  versagen.     Ein  Schritt  ins  Ungev/isse  sei  gewagt. 

Die  stilistische  Stellung  der  Denkmäler  weist  sie  der  Zeit  des  Landgrafen  Otto, 
1308—1328,  zu.  Gehen  wir  davon  aus  und  prüfen,  ob  sich  geschichtliche  und  genea- 
logische Daten  damit  vereinigen. 

Heinrich  aus  dem  Hause  Brabant,  der  erste  Landgraf  von  Hessen,  regierte 
von  1265— 1308,  er  war  in  erster  Ehe  1262—1275  mit  Adelheid  von  Braunschweig, 
in  zweiter  mit  Mechtildis  von  Cleve  verheiratet.  Aus  der  ersten  Ehe  hatte  er  zwei 
Söhne:  Heinrich  und  Otto,  aus  der  zweiten  ebenfalls  zwei:  Johannes  und  Ludwig. 
Im  Jahre  1284  nahm  der  Landgraf  seinen  ältesten  Sohn  Heinrich  als  Mitregenten 
an,  die  Mitregentschaft  war  aber  nicht  von  Dauer,  weil  sich  Heinrich  mit  seinem 
Vater  entzweite.  Begünstigungen,  welche  der  Landgraf  seiner  zweiten  Frau  und  deren 
Söhnen  zuwandte,  führten  1294  zu  offenem  Streit,  den  König  Adolf  von  Nassau  1296 
dahin  entschied,  daß  Oberhessen  mit  Marburg  an  die  Söhne  erster,  Niederhessen 
mit  Kassel  an  die  zweiter  Ehe  fallen  solle.  Allein  der  junge  Heinrich  beruhigte  sich 
auch  dabei  nicht  und  verband  sich  mit  den  Gegnern  seines  Vaters.    Von  1297  wird 


2)  Das  Grabmal  des  Erzbischofs  Matliias  von  Bucheck  im  Dom  zu  Mainz  weist  in  der  Dra- 
perie verwandte  Züge  auf,  ist  aber  nicht  von  dem  Marburger  Meister.  Das  Gleiche  gilt  von  dem 
Denkmal  der  Landgräfin  Aleydis  (f  1373)  und  ihres  Sohnes  in  S.  Elisabeth  in  Marburg. 


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i  ^^^J^^  ,K^^-^f^-\  x.^^i^ 


Abb.  4.      Denkmal   der  Stifter   in   Kappenberg  i.  W. 


Al>b.  5.      (iral    Ollo    V(tii    Raveiisberi;.    seine    (ieiiialilin    und    sein    Soiin    in    der    Marienkirche 

zn    Bielefeld. 


Mitteiluntjen  aus  tleni  Gerinanisclien  Nationalmuseuni  191t. 


18       ZWEI  GRABMÄLER   AUS  DER    FRÜHZEIT  DES  14    .1  AH  K  II  U  NDE  R  IS  IN  S.  El.lSAHEI'H   IN   MARBURij. 


er  ni«.-!it  niolir  erwäluil.  Auch  der  /wcilo  Sohn  des  L:ind,t;T:ifen,  Otto,  erkannte  zuerst 
die  Teihin!;  ni^-hl  an.  liii^le  si>.-h  aber  nach  einii^en  Jahren  und  hel]  zu,  daß  sein  Vater 
seinen  Stiefbruder  Johannes  als  Alitre^enlen  annahm.  Als  lleinrieh  1.  1  ^08  .i^^estorben 
war.  rei^ierie  Olto  in  ( )berhessen.  Johannes  in  Niederhessen,  aber  nur  Johannes 
wurde  belehnt.  Hr  starb  sehon  im  Januar  IUI  an  der  l*est,  der  kurz  darauf  auch 
seine  Gemahlin  erlac.  Otto  vereini.ii'te  nun  beide  Teile  des  Landes  unter  seiner  Ilerr- 
.schaft.  Noch  im  Jahre  IUI  fand  er  sieh  mit  Johannes  Joehler  und  seinen  Stief- 
.iiesclnvisteni  friedlieh  ab.  Sein  l^ruder  l.udwii;.  der  Bischof  \on  Münsfer,  erhielt  Mar- 
buri:',  dessen  Schlof>  er  ausbaute.  Otto  war  \erinählt  mil  Adelheid,  der  Tochter 
des  Grafen  Otto  111.  Min  Ra\ensber^.  Hr  hatte  drei  S(»hne.  von  welchen  ihm  der 
älteste.  Heinrich  der  füserne.   \\2i>  in  der  Re,i;ierun,i;'  tol,t;te. 

Zunächst  ,i;ibt  die  Hhe  Ottos  mit  einer  Gräfin  von  Ravensber.tj,'  eine  Hrkläriini,^ 
fiir  die  .Ausführun.i;"  der  Marbur.t^er  und  l^ielelelder  Denkmäler  durch  den  ,i;leichen 
.Meister  und  damit  eine  weitere  Bestäti.^uni;'  für  deren  Datierun.i;'.  Dann  war  durch 
das  Abkommen  zwischen  den  Brüdern  Otto  und  i.udwi.ii;-  der  Friede  in  der  Familie 
dauernd  hert:,estellt.  und  sie  mochten  wünschen,  die  früheren  Zwistii;keiten  der  Ver- 
.iiessenheil  zu  überliefern.  In  diesem  Bestreben  errichteten  sie  die  Denkmäler  in  der 
Erbbeiiräbniskirche  des  Hauses  S.  Elisabeth,  eines  dem  Vater  und  dem  früh  verstor- 
benen Bruder  Heinrich,  der  itie  unabhängi.ner  Herrscher  war,  er  trägt  auch  auf  dem 
Denkmal  keinen  Fürstenhuf,  das  andere  dem  jüngeren  Bruder  Johannes.  Fs  sind 
Kenotaphien;  nur  Heinrich  I.  ist  in  Marburg  bestattet. 

Es  mag  uns  seltsam  erscheinen,  Vater  und  Sohn,  die  im  Leben  uneins  waren, 
auf  dem  Denkmal  vereinigt  zu  sehen,  aber  im  Seelenleben  der  Menschen  des  Mittel- 
alters ist  uns  manches  fremdartig,  wir  sehen  sie  oft  von  widersprechenden  Gefühlen 
und  Stimmungen  bewegt,  und  undenkbar  ist  es  nicht,  daß  die  Überlebenden  im 
Denkmal  versöhnen  und  vereinen  wollten,  die  das  Leben  getrennt  hatte.  Auch  Otto 
und  Johannes  waren  Gegner  und  doch  hat  Otto  dem  Bruder  das  Denkmal  gesetzt. 
Erinnern  wir  uns  auch  daran,  daß  Heinrich  I.  und.  seine  Söhne  Enkel  und  Urenkel 
der  heiligen  Elisabeth  waren. 

Und  schließlich  bleibt  alles,  was  ich  über  die  Personen  ausgeführt  habe,  doch 
nur  Hypothese.  Die  landesgeschichtliche  l-orschung  mag  sie  auf  ihre  Richtigkeit 
prüfen. 


Abb.  r..      Kantor  Eberhard  von   Stein  in  der  Klosterkirciie  zu   niicrbach. 

Ui;iiiln;ilinK'  Aa  k.  McBbiKliiiislaU,   Berlin. 

2* 


STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE 
DER  DEUTSCHEN  RENAISSANCE-FAYENCEN. 


Von 
WALTER  STENGEL. 


mach  nit  vil  pranj;ens 
(vi;l    S.  52). 


I. 

D  i  c  Vor.i^' esc  h  i  c  li  (  e. 

In  seinen  ..Reclierclies  sur  hi  priorite  de  la  renaissance  de  l'arl  allemand" 
(1X62)  Iial  .Au,i;uste  D  e  ni  ni  i  n  die  keraniisclie  Le,i;ende  von  dem  Breslauer 
Grabmal  aus  dem  Ende  des  1  \.  Jahrhunderts  aufgestellt,  die  dann  von  J  ä  n  n  i  e  k  e 
weiter.i^esponnen  wurde  und.  obwohl  sie  bereits  bSSl  ihre  Widerle.^un.t;^  l'andM  in 
C.  Sittes  späterem  Aufsatz  über  die  Salzbur^er  Fayencen  des  18.  Jahrhunderts 
noch  einmal  wieder  auflebte.  Es  liandelt  sich  niclit  um  .,terre  cuite  emaillee"  wie 
Denimin  nach  Autopsie  annelimen  zu  müssen  ,ulaubte  und  auch  nicht  wie  es  später 
ausdrücklich  liieL!  um  Fayence,  sondern  um  bemalten  Kalkstein.  Demmins  Irrtum 
isl  um  so  merkwürdi.uer,  als  dieser  lu'deutende  Sammler  inchl  nur  die  bunt.^lasierlen 
1  lalnerarbeiten  der  ]?enaissance  zur(jenü,i;e  kannte,  sondern  selbst  eines  der  1  )eiik- 
mäler  besab.  die  wir  heute  an  den  .Anfani^'  der  (jeschichte  der  deutschen  l^ayence- 
inkunabeln  stellen  müssen,  nämlich  ein  spät,i:.otisches  Bauversatzstück  aus  Ton  mit 
Zinn.i^lasur  und  Blaumalerei.  das  den  Kopf  (Jiristi  in  derb  modelliertem  I  lochrelief 
zei.^l  (Abb.  l).  \:\  ist  in  der  Beschreibuii,i;  >einer  Sammlung  unter  Nr.  2()()  auli;e[ührt 
und  befindet  sich  heule  im  Eandesmuseum  nassauischer  Altertümer  in  Wiesbaden. 
Die  Platte  miUt  jO.MScm  und  ist  S  cm  dick.  Gleichart i,^e  Reliefs  bewaliren  das 
Germanische  Museum  (Abb.  3),  die  K^l.  Porzellansammlun.u  in  Dresden  (Abb.  2), 


1)  Vfil.  Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift,  Bd.  IM,  Breslau  l8Sl,  S.  495- 


22  STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE  DER  DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 


d.ij^  Lir;us>i-A\u>t'iim  in  l.oipzii;  und  d;i>  Stadinui>cuin  cbcndmi.  Aul  dem  lixcnipkir 
de.s  GriLssi-MiL^cnnis  .^tolil  in  einem  Parallclom-amm-l^undlino  unter  dem  Kopf  das 
Wort  SaI\ator  blaugemall  in  .uoli.^clien  C.liai-akleren.  liiner  der  Kopie  des  Leipziger 
Sladmuiseums  hat  die  Untersehrift  iliesus.  Alle  diese  Reliels  stammen  aus  I.eipzi.i;. 
Sie  waren  ehedem  —  diese  .s^enaue  An.i;abe  \erdanke  ich  A.  K  u  r  /.  \\  e  1  1  y  -  in  der 
AnUenwand  des  Dormitorinms  des  um  isoo  erbauten  Dominikanerkloslers  Paulinum. 
das  sich  über  der  Stadtmauer  erhob,  einiget ii,i;t.  Die  l^eihe  der  Tafeln  war  mit  .i;riin- 
^kisierteii  .idiotischen  Blattstäl"»en  i^erahmt  und  zwischen  den  einzelnen  Reliefs  waren 
bunt-  (z.  T.  zie.celrot-)  .^lasierte  Leisten  mit  je  drei   Relielrosetten  ein,i;elassen. 

Es  muß  auffallen.  dal,>  man  diese  (^hristusköpfe,  die  eigentlich  nur  einzeln  gedacht 
sein  k(>nnen  und,  wie  die  Verschiedenheit  der  Unterschriften  bezw.  das  Fehlen  \on 
solchen  lY'weist.  sicher  nicht  ursprünglich  für  eine  einheitliche  Serie  bestimmt  waren. 
in  langer  I^eilie  nebeneinander  anbrachte.  l)ie  X'ermutung  liegt  nahe,  dal.!  es  sich 
hier  vielleicht  um  Rückstände  eines  Artikels  der  anscheinend  damals  (um  ISüO)  in 
keramischer  Beziehung  bereits  wichtigen  Leipziger  Messe  handelt.  Die  bunten 
Rahnienleisten  sind  jedenfalls  sclion  für  den  Zweck  gearbeitet,  die  Einfassung  der 
Köpfe  zu  bilden  und  somit  h()chst  wahrscheinlich  in  Leipzig,  wo  auch  unglasierte 
Baukeramik  zu  gleicher  Zeit  eine  I^olle  gespielt  hat,  entstanden.  Von  den  Fayence- 
platten k(")nnen  wir  dies  zunächst  nicht  behaupten.  Analogieen  dazu  sind  nicht 
bekannt  geworden.  Das  Blau  hat  sich  z.T.  fast  schwärzlicli  gebramit  und  auch  die 
trübe,  rissige  Glasur,  die  ungleichmäßig  „gegangen''  (gewissermaßen  geronnen)  ist. 
setzt  eine  längere  Tradition  der  Fayencetechink  kaum  voraus,  selbst  wemi  man 
in  Rechnung  zieht,  daß  die  Stärke  des  Reliefs  die  Schwierigkeiten  des  Brandes 
erhöhte. 

Noch  problematischer  ist  die  bereits  von  E  s  s  e  n  w  e  i  n-)  angeschnittene  Frage 
nach  den  \orbildern  jener  blau-weißen  Gefäße,  die  in  süd-  und  westdentschen  Ge- 
mälden des  1?.  Jahrhunderts,  so  u.  a.  bei  M  u  1  t  s  c  h  e  r  (Abb.  7)  und  Schüchlin, 
aber  auch  in  der  Niirnberger  Schule  bisweilen  begegnen.  Manche  der  fraglichen 
Fayencen,  vornehmlich  in  niederländischen  Bildern,  wie  den  Gemälden  des  Meisters  von 
F  1  e  m  a  1  1  e  lassen  sich  als  italienische  (speziell  florentinische)  Majoliken-^)  erkennen. 
Bei  anderen  Beispielen  bleibt  es  zweifelhaft,  ob  wir  es  überhaupt  mit  Fayencen  zu  tun 
haben  und  nicht  vielmehr  mit  einer  Irdenware  in  der.4rt  der  (besonders  in  der  Egerer 
Gegend  seit  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts  nachweisbaren)  Geschirre,  deren  blau- 
bemalte  weiße  Angußschicht  unter  heller  Bleiglasur  durchscheint,  immerhin  dürfte 
es  sich  in  diesen  Fällen  nm  Erinnerungsbilder  wirklicher  Anschauung  einheimischer 
Keramik  handeln.  Das  gilt  auch  von  dem  blauweißen  Fliesenfußboden  des  Genter 
Altars  (Abb.  8).  B  o  d  e  läßt  die  Frage  offen,  „ob  ihn  der  Künstler  in  Portugal 
oder  Spanien  sah.  oder  ob  er  niederländische  .Arbeit  ist".  Für  die  letztere  Annahme 
spricht  der  Umstand,  daß  die  „Muster  den  Charakter  der  gleichzeitigen  nnglasierten 


2)  Anzeiger  f.    Kunde  d.  deutsL-hen   Vorzeit   N.    F.    XXII   (1875)- 

3)  Vgl.  Bode  im  Jahrb.  d.  K^l.  preuL'i.  Kunstsamml.  XIX,  S.  208.  Ein  ganz  ähnlicher 
.\tajnlikakrug  wie  der,  den  Memling  in  einem  Gemälde  der  Berliner  Galerie  abgebildet  hat,  begegnet 
z.  B.  noch  in  B.  Zeitbloms  Esehaeher  .Altar.  —  Bekannt  ist  das  Vurkunnnen  eines  spanisch-mauri- 
schen Albarellds  im   Portinari-Altar.  —  Vgl.   auch  unten  Abb.   ?1.   62  u.  00. 


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VON  WAI.TEP   STENGEL. 


25 


Abb.   7. 


Mulbcher,   Berlin. 


riie^eu  in  den  Niedciiaiklcn  und  in  Dcutschhuid  zcii^cn"^)".  Doch  sind  nicdciiäiidi.sclie 
l-;iyenceinkunal:)eln,  die  älter  wären  als  die  Anlwerpener  I:i'zeii,t;nisse  des  ilulieniselien 
A\ciji)lik:un:üers  Guido  Savino  (1547)  oder  der  späteren  Werkstatt  der  Vrooni  in 
llaarlenr'')  bislier  nicht  nachgewiesen. 

Die  in  Abb.  4— 5  \viederi;e,i;ebenen  liellblau  .gemalten  Fayence-Fliesen,  die  sich 
im  Gernianisclien  Museum  liefinden  —  weitere  Hxemplare  besitzt  das  Bayerisclie 
National-Museum  —  sind  wohl  deutschen   Ursprunt;s.     Die  ungewöhnliche  Stärke 


4)  ;i.   ;i.   0.    S.   209. 

5)  Vgl.  A.  Pit  in  Oud   HolLuid  XXVII.   Jahrgang. 


Abb.    cS. 


GcMitri-  Altar. 


26  STUDIEN   ZLiK  r.ES(  lllt  II  I  T    hl  K   I  •!.  U  ISUI  LN    KEN  AISSANCC-I  A  VHNCliN. 


(c\s  sind  4  cm  dicke  Backsteine  von  ca.  1  Kilouramm  Gewicht  bei  einer  Pliiche  von 
12  cm  im  (^)uadral)  läl.U  darauf  schlieüen.  dal,!  wir  hier  Inkunahehi  der  Tayence- 
fhesentechnik  \(»r  un>  haben.  Zu  \eri;Ieichen  wären  etwa  die  Thesen  des  Schwanen- 
ordensaUars  der  Ansbacher  Uumbertuskirche.  der  \on  dein  CjroBmeister  des  Ordens, 
dem  Markgrafen  Albrecht  Achihes  im  lahre  IIS  I  ■<eslillet  worden  ist  und  Woli^enuils 
Schüler  Martin  Schwarz  \o\\  RolhenburL;  zugeschrieben  wird,  bur  den  buültoden 
der  \'erkündii;u!K  wie  der  (jeburl  der  Maria  (Abb.  6)  sind  nur  zwei  verschiedene 
iMuster  \erwendei.  Das  eine  besieht  aus  kreuzweis  an.ueordneten  Lilien,  es  kr)nnte 
also  mit  Rücksicht  auf  den  reli.t^nrisen  Sinn  des  Ordens  t^^ewählt  sein  und  das  andere 
ist  das  Adler-Wappen  des  Stifters.  Die  Annahme  eines  von  dem  Künstler  kopier- 
ten wirklichen  Fubbodenbelais^^  würde  sich  demnach  erübrigen,  wenn  nicht  die 
erhaltenen  Stücke  bewiesen,  daf]  es  analoi;  ,i;ebildete  Fliesenmuster  tatsächlich  ge^'eben 
hat:  die  eine  l'latte  zeigt  ähnlich  wie  im  Bild  kreuzweis  angeordnete  Lilienmotive 
und  die  andere  enthält  wie  dort  ein  lieraldisches  Motiv:  das  ungeteilte  Flügelwappen 
mit  natürlicher  Flügelstellung,  wie  es  (s.  in  R.)  in  Niederbayern  die  Prantl  und  in 
Franken  die  Prait  führten.  Vielleicht  ist  es  kein  Zufall,  wenn  im  markgräfliclien 
Kriege  gegen  Nürnberg;  in  der  A\itte  des  IS.  Jahrhunderts  zusammen  mit  eben  jenem 
.Warkgrafen.  der  den  Schwanenordensaltar  stiftete,  ein  Prait  ((amz  xon  Pr )  erscheint. 


Abb.  9- 


Wien,  Oestcrri.'ii.iüsclies  A\useiiin. 


Abb.    lo  (vi;!.    S.    4ii). 


Ziiricli. 


Die  Die  11. 

Das  iilieste  cUiiierte  Beispiel  einer  llaelieii  I-ayeiicekaeiiel  liesitzt  das  ( jslerreieliisciie 
Museum  für  Kunst  und  Industrie  in  Wien.  Das  Stüek.  ti"ä.:;t  die  .lalireszalil  !  =;  U 
(Abb.  9).  Dargestellt  ist  in  Blaunialerei  die  (jescliielite  von  David  und  Ratliseba 
aus  dem  2.  Buch  Samuelis.  Die  Größe  der  Platte  beträft  2S4  ■  U)2  mm.  Aul.ler 
blau  ist  auch  etwas  ,uelb  verwendet  und  zwar  ein  krätti,ues  Chrom.^elb  fih-  die  Kugeln 
am  Turban  Davids  und  für  einige  Streifen  am  Ärmel  der  Bathseba,  während  die 
Ilaare  der  beiden  Frauen  ffanz  leicht  ,e:elblich  ,i;et(')nt  sind.  Sechs  Jahre  jüm;er  ist  ein 
.ganzer  Ofen  mit  Illustrationen  zum  1.  und  2.  Buch  Samuelis.  der  ehedem  im  ,ueist- 
lichen  Seminar  in  Brixeii  stand  und  sich  ,i;e,i:.enwärti,t;'  in  lier  Sammlun.t;,'  l:ui;eii 
iWiller  zu  Aichholz  in  Wien  befindet  (Abb.  1 1-15,  18— 21).  Auch  hier  bemerkt 
man  in  der  Blaunialerei  an  eiiii.i;en  Stellen  (Kronen  und  (iewaiidverbr;imiin,i;en)  ,uelb, 
daneben  .t^rüii.  .Aus  derselben  Werkstatt  stammen  zwei  2]  cm  breite  und  33  cm  hohe 
Flachkacheln  im  (^jermanischen  Museum  (Abb.  l6u.  17).  Die  Inschriften  mit  der 
Angabe  des  dem  1.  Buche  Samuelis  entnommenen  Textes  zu  den  Darstellungen 
sind  hier  wie  dort  auf  Spruchbändern  mit  flatternden  Zipfeln  am^ebraclit.  Zu  blau 
und  ,i;'elb  kommt  wieder  ,i;Tün  (malachiti^rün)  hinzu.  r)as  mit  ,i;elben  Funkten 
i^efüllle  Gitterwerk  und  die  Bezeichnung'  der  Fi,i;uren  durch  i^roLie  Beischriflen  ist 
diesen  Finzelkacheln  sowohl  wie  den  Bildern  des  Ofens  von  15V)  ei.^entümlich. 
Die  Ornamente  des  letzteren  kehren  fast  uiueräudert  wieder  an  einem  zwei  Jahre 
,jün,i;ereii,  1541  datierten  und  au.sschliel.ilich  in  l^laumalerei  dekorierten  ( )fen  dei' 
(jräflich  Wilczekschen  Sammlun.i;'  auf  Buri;  Kreuzenslein  (Abb.  22  2^).  der  aus 
diesem  (jrunde  und  mit  Riicksicht  auf  seine  Frovenieiiz  (er  wurde  in  Fauna  a.  d. 
Etsch  bei  Meran  erworben)  der  i;leichen  sÜLltiroler  Werkstatt  zuzuschreiben  ist. 
Man  ver.i^leiche  im  einzelnen  etwa  noch  die  Architekturen  des  in  Abli.  24  wieder- 
,i;e,i;ebenen  Simsonbildes  und  der  Illustration  zu  1.  Samuelis  IS  (Abb.  14).  Die  Tafeln 
im  Oruument  (.Abb.  2\)  enthalten  teils  die  lahre>/ahl  \'->[\.  teils  die  Buchstaben 
I.  F.  D.  /\.  G.    Das  Ober^eschol.!,  das  aus  drei  Kachelreilien  mit  Bildern  zur  I  F'rkules- 


Abb.   11  —  14. 


Details  /u  .\bb.    15. 


Abb.   15. 


Wien,  Slg-  iWilk-r  zu  Aichliuk. 


.^.      ^-V*-: 


18. 


Abb.  18—21. 


Details  zu  .4bb.  15. 


Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1911. 


VON   WALTER  STENGEL. 


35 


sage  und  zur  (jeschiclile  Sinisons  i;'ebildet  wird,  ist  wesentlich  höher  als  der  Unterbiiu. 
Das  ist  auch  bei  einem  (nicht  in  Fayence  hergestellten)  Brixener  Renaissance-Ofen  von 
gleichem  Aufbau  in  der  Sammlung  Figdor  der  Fall.  Der  Fayenceofen  von  1539 
weicht  von  diesem  Typus  insofern  ab  als  sein  Obergeschoß  nur  aus  zwei  Kachelreihen 
besteht  und  daher  im  Verhältnis  zu  niedrig  wirkt.  Er  ist  offenbar  nicht  vollständig, 
wie  denn  auch  mehrere  seiner  ornamentalen  Teile  ergänzt  sind.  Vielleicht  waren  die 
Nürnberger  Kacheln  ursprünglich  zugehörig") 

Das  Germanische  Museum  besitzt  noch  eine  kleinere  Fayencekachel,  deren  aus 
blau,  mangan,  braungelb,  malachitgrün  sowie  schlecht  eingebranntem  Rotbraun  ge- 
bildete  Flachmalerei   das  Wappen   des  durch   Kaiser  Maximilians  Kanzler  berühmt 


\  "  \ 


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AM 


Slir.  Wik-zek. 


gewordenen   Geschlechts  der   Sarentheim  darstellt,  ohne  den  im    17.  Jahrhundert 
eingefügten  Herzschild. 


6)  Angaben  über  die  Alaße  des  Wiener  Ofens,  dessen  Piiotngraphien  wir  der  Liebens- 
würdigkeit des  Besitzers  verdanken,  waren  z.  Z.  nicht  erhältlich.  Für  die  Aufnahmen  und  die 
Ergänzung  meiner  Notizen  über  den  Ofen  auf  Kreuzenstein  bin  ich  A.  Walcher  von  Molthein 
verpflichtet.  Ebenso  sprechen  wir  allen  anderen  Sammlungsvorständen,  deren  Entgegenkommen 
die  Illustrierung  dieses  Aufsatzes  ermöglichte,  unseren  verbindlichsten  Dank  aus.  Abb.  74  var- 
danken  wir  Herrn  Hof-Antiquar  Rosenbaum  (Frankfurt  a.  M.),  Abb.  84  Herrn  Lockner  in 
Würzburg. 

3* 


Abb.  26. 


Berlin. 


VON   WALTER  STENGEL. 


37 


Tirol")  lial  deniiuich  ,^'ewiß  einen  bedeutenden  Anteil  an  der  deutschen  Fayence- 
fiibrikation  des  16.  Jahrhunderts  .s^ehabt.  Es  entsteht  die  Frage,  oh  von  den  erhaltenen 
Geschirren  das  eine  oder  das  andere  auch  auf  Tirol  zu  lokalisieren  ist.  Von  den  Eulen 
soll  später  die  Rede  sein.  Essenwein  hat  von  dem  ini  Germanischen  Museum  auf- 
bewahrten Teller  mit  der  Jahreszahl  15  VI  an,c:e,s:eben,  daß  er  von  einem  Miuichener 
Händler  erworben  wurde,  der  viel  mit  Tirol  verkehrte.  Dieser  Teller  war  früher 
völlig-  übermalt.  Unsere  Abb.  94  zei,i;t  ihn  in  gereinigtem  Zustand  ohne  die  in  der 
sehr  ungenauen  alten  Reproduktion  bei  Essenwein  und  Jännicke  wiedergegebenen 
Ergänzungen.  Die  Art,  wie  der  Rand  hier  mit  stellenweise  unter  der  Hand  ver- 
schrumpften Pilastermotiven  dekoriert  ist,  läßt  vermuten,  daß  der  Hafner,  der  das 
Stück  ausführte,  in  einer  Werkstatt  arbeitete,  wo  Pilaster  von  Wandl^runnen  oder 
Öfen  bemalt  wurden.  Für  das  Kopftuch  und  den  Haarschmuck  der  porträtierten 
Frau  ist  gelb  reichlich  zur  Anwendung  gekommen  —  auch  die  Ketten  und  der 
Fingerring  sind  gelb  —  während  mangan  fehlt.    Der  Durchmesser  des  Tellers  beträgt 


^ 


i|w, 


Abb.  27. 


Detail  zu  Abb.  28—29. 


265—268  mm,  sein  Gewicht  695  gr.  Die  pastose,  an  den  besonders  dicken  Stellen 
fast  schwarze  Blaumalerei  des  Randes  erinnert  in  mancher  Beziehung  an  das  Orna- 
ment auf  dem  Henkel  einer  Kanne  im  Bayer.  Nationalmuseum  (Abb.  28—29).  Diese 
gilt  als  Schweizer  Arbeit.      O.  v.  Falke^)  hat   in  ihren  bildlichen  Darstellungen 


7)  Zum  Vergleich  heranzuziehen  ist  vielleicht  auch  eine  spätere  Gruppe  volkstümlicher 
südtiroler  Fayencen  mit  Blaumalerei,  die  z.  B.  im  Museum  f.  österr.  Volkskunde  in  Wien  durcii 
den  Albarellono.  25,041  und  die  Kachel  24,932  (auf  letzterer  eine  Vase,  mit  Ranken  und  karrierten 
Früchten)  vertreten  ist. 

8)  Amtl.  Berichte  aus  den  Kgl.  Museen,  Jahrg.  XXX,  S.  I67.  Für  freundliche  Über- 
lassung des  Klischees  der  Kachel  (Abb.  26)  sind  wir  der  Redaktion  der  Amtlichen  Berichte 
verpflichtet,  ebenso  wie  der  Direktion  des  Schlesischen  Aluseums  für  Kunstgewerbe  und  Alter- 
tümer in  Breslau  für  die  Klischees  zu  Abb.  83  und  97  und  der  bircktiiui  des  Museums  für  Kunst 
und   Kunstgewerbe  in   Hamburg  für  das  Klischee  zu  Abb.  44. 


Abb.  28. 


München. 


Abb.  29. 


München. 


40  STUDIEN  ZUR  GESCHK  UTE   1>FR   DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 


eine  gewisse  Älinlichkc'it  mit  dorn  Stil  des  NicDlaus  Alaiuicl  Deutsch  l^cIiiikIl'H  uik! 
Jaraiit  hin.i;e\\iesoii.  dalj  die  CjlasinalereileLiiuik  des  Aiiskratzeiis  der  l'arbe  an 
einigen  Stellen  zur  Anwendunii'  .!;ekonimeu  ist.  Die  Niuibeu  von  Maria  und  dem 
Chrisluskind.  das  Haar,  der  Thron,  die  Ku.i^ehi.  mit  denen  die  Koplhedeekuim  des 
Herodes  ähnheh  wie  der  l'urban  i)a\ids  in  der  Bathselnikaehel  \(in  \^\\  besetzt  isl, 
und  Teile  des  FuÜornaments  sind  ,i;elb.  das  Blut  der  ermordeten  Kinder  man.^an. 
Die  Höhe  der  Kanne  beträft  240  mm,  der  untere  Durchmesser  145  mm,  ihr  Gewicht 
1  ki;-  1  ^0  i-r. 

Die  Anfänge  der  späterhin  so  entwickelten  Schweizer  Fayenceindustrie  sind  um 
die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  nur  schwer  erkennbar.  Der  herrliche  Stanser  Fayenc  e- 
ofen  von  1566  im  Schweizerischen  Landesmuseum  (Abb.  SO)  hat  —  in  der  bunten, 
weißgehühten  Scharffeuermalerei  fällt  besonders  ein  tiefes  leuchtendes  Dimkelgriui 
auf  —  noch  viel  Verwandtschaft  mit  der  lebhaften  Farbigkeit  der  italienischen  Majo- 
liken. Auf  derselben  Linie  steht  eine  1557  datierte  Wappenkachel  in  Zürich  und  eine 
Bildplatte  mit  dem  stark  weiß  gehöhten  Gemälde  der  Enthauptung  Johannis  im 
Berliner  Kunstgew^erbemuseum.  Ebensowenig  bietet  die  vermutlich  in  Luzern  ent- 
standene Bekrönungskachel  mit  der  Jahreszahl  1 542  und  den  Wappen  der  Muntprat 
von  Spiegelberg  und  des  Luzerner  Geschlechts  der  Göldli  (Abb.  10,  die  Ranken  des 
Grundes  sind  blau  in  blau  gemalt)  Anhaltspunkte  für  die  Annahme,  daß  die  ältesten 
Fayencetöpfer  der  Ostschweiz  in  der  gleichen  Weise  gearbeitet  haben  wie  die 
besprochene  südtiroler  Werkstatt. 

Auch  die  aus  der  Sammlung  Lanna  in  das  Berliner  Kuiistgewerbemuseum 
gelangte  Fayencekachel  (Abb.  26)  mit  der  von  dem  entsprechenden  Bild  der  Kanne  in 
München  (Abb  27)  stilistisch  stark  abweichenden  Darstellung  der  Geburt  Christi  gilt 
als  Schweizerisch.  In  der  Blaumalerei  sind  nur  spärlich  weiße  Lichter  aufgesetzt.  An 
einigen  Stellen  findet  sich  gelb  (wie  bei  der  Bathsebakachel  in  verschiedenen 
.Nuancen),  mangan  und  grün.  Im  Format  ist  diese  Kachel  von  den  hochrechteckigen 
Tiroler  Bild- Kacheln  verschieden,  während  die  breite  Pinselführung  (s.  etwa  den  Kopf 
des  Joseph)  doch  den  Samuelkacheln  (s.  den  Kopf  des  Samuel  in  der  .Abb.  16)  ver- 
glichen werden  kann. 

Die  1526  datierte  Simsonschale  des  Germanischen  Museums  (Abb.  32)  steht 
mit  ihrer  schärferen  Betonung  der  Konturzeichnung  und  der  zarten  Tuschierung 
der  Binnenformen  der  Münchener  Kanne  (vgl.  das  Detail  Abb.  27)  näher  als  der 
Berliner  Kachel.  Von  den  Simsondarstellungen  des  15  Jahre  jüngeren  Tiroler  Ofens 
(Abb.  22  u.  24)  ist  das  Bild  ikonographisch  verschieden.  Dort  ist  Simson  bärtig, 
hier  jugendlich  und  bartlos.  Derselbe  Unterschied  besteht  übrigens  auch  zwischen 
der  Schale  und  H.  Burgkmairs  Holzschnitt  B.  6  (Abb.  31),  den  der  Monogrammist 
von  1526  offenbar  gekannt  hat.  Die  Gesamtdisposition  der  Gruppe,  die  Gewand- 
partie unten  rechts  und  die  Lagerung  der  Extremitäten  des  Simson  —  besonders 
des  rechten  Arms  und  der  im  Schlaf  leicht  gekrümmten  mit  dem  Rücken  lose 
auf  dem  Boden  aufliegenden  Hand  —  ist  in  beiden  Fällen  ähnlich.  Doch  steht 
der  Fayencemaler  seinem  Vorbild,  von  diesen  Erinnerungen  abgesehen,  vollkom- 
men frei  gegenüber;  für  sein  zeichnerisches  Können  spricht  besonders  die  elasti- 
sche Gestalt  des  die  Tore  von  Gaza  tragenden  Simson  im  Hintergrund  links. 
Es  besagt  deshalb  auch  wenig  für  die   Hypothese   schweizerischen  Ursprungs  der 


d 


Abb.   30. 


42 


STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE  DER  DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 


Abb.  31. 


H.   Burgkniair,   B.  6. 


Schale,  wenn  wir  zufälli,^'  nachweisen  können,  daß  derselbe  Holzschnitt  Biirgkniairs 
(d.  h.  der  in  unserer  Abbildung  nicht  wiedergegebene,  nicht  allen  Abzügen 
unigedruckte  Tabernakelrahnien)  zur  gleichen  Zeit  in  einer  Schweizer  Glasnialerei- 
werkstatt^)  genau  (wenn  man  von  der  Verkümmerung  einiger  Motive  absieht)  kopiert 
worden  ist.,  nämlich  für  eine  Wappenscheibe  des  im  Jahre  1526  gestorbenen  David 
von  Winkelsheim,  Abts  von  St.  Georg  zu  Stens  a.  Rh.  Unter  den  Monogrammen 
der  Schweizer  Scheibenmaler  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  begegnet, 
wie  uns  Herr  Direktor  Lehmann  freundlichst  mitteilt,  die  an  der  Rückseite  der 
Fayence  angebrachte  Signatur  nicht;  wir  kommen  darauf  noch  zurück.  (S.  87). 
Erworben  wurde  die  Schale  im  Jahre  1870  und  zwar,  wie  Essenwein  ange- 
geben hat,  von  einem  Nürnberger  Antiquitätenhändler.  Der  Durchmesser  beträgt 
255  mm.  das  Gewicht  600  gr.  Die  Farben  sind:  blau,  licht  malachitgrün  (die  Erde), 
mangan  (die  Dächer)  und  gelbbraun  (die  Ärmel,  das  Haar  und  die  Schuhe 
des  schlafenden  Simson,  die  Tore  von   Gaza  und  die  Kugeln  der  Dächer  rechts). 


9)  Vgl.    Ralm  im  Aii/^eiger  f.   Scln\eizer.  Altertuniskundi.-   I901,   S.  66. 


Abb.  32. 


G.  A\. 


Abb.  33. 


III. 

Die   Wa  nd  br  im  n  en. 

Das  Berliner  Kunst,e:ewerbemLiseum  besitzt  einen  riiinilsen  und  stark  restau- 
rierten Wandbrunnen  von  Fayence  mit  der  wesentlicli  in  blau  und  mangan  aus,e:eführten 
Darstellun,e:  von  Christus  und  der  Saniariteiin  in  der  Nische,  die  von  zwei  Pilastern 
mit  blauem  F-lachornament  tlankiert  und  von  einem  blau-weißen  Architrav  beknuit  wird. 
Den  oberen  Abschluß  bildete  ein  Giebel  mit  blau-weißer  Relietmuschelfüllun.t;'.  Dieser 
Wanilbrunnen  trägt  die  Jahreszahl  1 562  (Abb.  34).   Er  ist  als  degenerierter  Abkömmling 


Abb.  34. 


eines  ähnlichen  Wandbrunnens  zu  betrachten,  den  AbV».  ^'i  wiedergibt.  Statt  des 
Dreieckgiebels  finden  wir  hier  (Abb.  33)  einen  kielbogenh'trmigen  Aufsatz  mit  Delphinen, 
der  mit  bunten  Bleiglasuren  in  der  Farbenstimmung  der  Preuningkrüge  dekoriert  ist : 
der  zinnglasierte  Architrav,  an  dem  Berliner  Exemplar  sclimucklos,  ist  mit  gnißten- 
teils  weiß  ausgespartem  und  mangan  konturiertem  blauem  Flachornament  bemalt; 
die  nur  fragmentarisch  erhaltenen,  in  der  Abbildung  ergänzten  Pilaster  sind  voller 
dekoriert  als  in  Berlin.  Die  bildliche  Darstellung  ist  in  lieiden  Fällen  gleichartig. 
Christus  erscheint  links,  die  Samariterin  rechts  von  dem  Ziehbrunnen,  der  1562 
jedoch  nur  aus  der  Mauer  und  dem  unmotiviert  in  der  Luft  schwebenden  Rad  mit 
anhängendem  Seil  besteht,  während  er  in  der  älteren  Ausführung  so  aussieht  wie  wir 
ihn  aus  spätgotischen  Illustrationen  der  Bibelstelle  (z.  B.  aus  einem  Schrotblatt) 
kennen:  das  von  Balken  getragene  mit  Schindeln  gedeckte  Dach  ist  kielbo<;-enf<)rmig 


46 


STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE  DER  DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 


Abb. 


.geschlossen.  Eine  Nachwirkung  des  spätgotischen  Formgefühls  kommt  hier  auch 
in  den  Pflanzen  des  Vordergrunds  zum  Ausdruck.  Hs  sind  die  steifen  Schilfkolben, 
die  in  spätgotischen  Holzschnitten  bisweilen  begegnen.  Ebenso  ist  die  Inschrift  noch 
in  gotischen  Charakteren  gehalten.  Sie  bezieht  sich  auf  die  betreffende  Stelle  des 
Johannesevangeliums,  die  durch  die  Darstellung  illustriert  wird:  ,,und  zu  band 
kamen  sein  iungern  und  wunderten  sich  das  er  redt  mit  dem  weyb  ....  Darumb 
das  weyb  ließ  iren  kiug  (hydriam)  und  gieng  in  die  stat".  Links  im  Hintergrund 
kommt  die  Schar  der  Jünger  zum  Vorschein,  vorn  steht  der  Krug  —  er  hat  noch 
gotische  Form  —  und  rechts  im  Hintergrund  bemerkt  man  eine  Kirche  als  Symbol 
der  Stadt.  In  Berlin  ist  aus  dem  Johanneszitat  das  aufgel()ste  Jesusmonogramm 
J  H  S  geworden,  die  Jünger  fehlen,  die  kleine  Kirche  ist  aus  der  Ferne  in  demselben 
Maßstab  in  den  Vordergrund  versetzt  und  statt  des  vom  Te.xt  geforderten  Kruges 
liemerkt  man  eine  magere  zweihenklige  Vase. 

Während  das  Figürliche  beider  Wandbrunnen  beweist,  dali  die  Verfertiger 
zeichnerisch  wenig  geschulte  Hafner  waren,  ist  der  farbige  Charakter  des  älteren 
Exemplars  interessant.  Auf  einer  gekrackten  graulich-weißen  Glasur,  die  stellen- 
weise einen  leichten  Stich  ins  Grünliche  hat,  stehen  mangan,  blau  (beide  Farben 


VON  WALTER  STENGEL.  47 


auch  geini.scht,  das  Blau  niaut^^au  kouturieii)  und  malachiti^rün,i;iit  zusaninien.  Gelb, 
das  an  einigen  Stellen  aufgesetzt  wurde,  hat  sich  ganz  matt  gebrannt.  Von 
eigenartig  dekorativer  Wirkung  ist  die  Wölbung  der  ca.  38  cm  breiten  und  78  cm 
hohen  Nische  mit  den  beiden  gekreuzten  Rankenzweigen  (1562  statt  dessen  eine 
flachgemalte  bunte  Muschel,  die  das  Giebelmotiv  wiederholt).  Mehrmals  erscheint 
eine  große  Blüte  mit  zwei  verschlungenen  Zungen  (Abb.  62).  Dieser  Blüte  begegnen 
wir  in  einer  dritten  Nische  wieder  (Abb.  37),  die  in  kleineren  Abmessungen 
(32.5  X  58cm)  gehalten  ist  und,  wie  das  Loch  in  der  Mitte,  durch  das  die  Glasur 
bereits  durchgeflossen  ist,  beweist,  ebenfalls  zu  einem  Wandbrunnengehäuse 
bestimmt  war.  Hier  wie  dort  findet  sich  ferner  das  Motiv  der  in  ein  Knr)tchen  enden- 
den, rebenartig  geschlängelten  Linie,  die  zur  unauffälligen  Füllung  dient  und  die 
malerische  Wirkung  erhr)ht.  Beiden  Rankennischen  gemeinsam  ist  auch  die  technische 
Eigentümlichkeit,  dal!  sich  auf  der  Rückseite  das  Gewebe  einer  groben  Leinwand 
abgedrückt  hat.  In  dem  warmen  leicht  nUlichen  Weiß  der  Glasur  unterscheidet 
sich  die  kleine  Nische  von  dem  größeren  Brunnen,  dessen  mehr  grünlich-grauliche 
Tönung  wohl  wesentlich  auf  das  andere  Format  zurückzuführen  sein  dürfte.  Die  mangan 
konturierte,  kräftige,  z.  T.  pastose  Blaumalerei  (auch  die  im  Samariterinnenbrunnen 
manganfarbigen  Schlangenlinien  sind  hier  blau)  ist  an  mehreren  Stellen  des  stark- 
gewc'ilbten  Randes  etwas  zerflossen,  ein  Übelstand,  den  der  Hafner  vorausgesehen 
zu  haben  scheint,  da  er  einige  Ranken  im  Scherben  einritzte  ohne  sich  dann  allerdings 
streng  an  die  Vorzeichnung  zu  halten.  Dieses  Verfahren  läßt  darauf  schließen,  daß 
man  in  der  Werkstatt,  in  der  die  Fayencenischen  gebrannt  wurden,  gewohnt  war, 
mit  den  leichtflüssigen  Bleiglasuren  zu  arbeiten.  In  der  Tat  ist  der  Aufsatz  der  größeren 
Nische  bunt  glasiert.  Hier  bemerkt  man  ebenfalls  eingeritzte  Trennungslinien.  Ab- 
gesehen von  der  schlesischen  Renaissancekeramik  findet  sich  die  Ritztechnik  vor- 
nehmlich, wiewohl  nicht  ausschließlich,  in  Salzburg.  Bei  der  Frage  nach  der  Herkunft 
der  drei  Wandbrunnen  m(")chte  denn  auch  Salzburg,  an  dessen  spätere  Weißgeschirr- 
dekoration die  Synthese  mangan-blau  anklingt  (ohne  daß  diesem  Umstand  zunächst 
gnißere  Bedeutung  beizumessen  wäre),  als  ein  Lokalisationspol  in  Betracht  zu  ziehen 
sein.  Der  andere  Pol  wäre  Nürnberg.  Es  sprechen  jedenfalls  manche  Momente 
dafür,  daß  der  Entstehungsort  in  dem  Streifen  gesucht  werden  muß,  der  nördlich 
durch  die  Linie  Nürnberg-Amberg  und  südlich  durch  das  Innviertel  begrenzt  wird. 

Der  Berliner  Wandbrunnen  ist  in  München  erworben  worden,  während  die 
beiden  anderen  von  Nürnberger  Antiquaren  gekauft  sind.  Und  zwar  fand  sich  der 
ältere  Samariterinnenbrunnen  im  Nachlaß  des  Nürnberger  Antiquars  Neumann. 
Die  kleinere  Nische  besaß  früher  eine  Händlerin  in  Landshut,  die  sie  ihrerseits  aus 
einem  abgerissenen  Renaissancehaus  in  Amberg  erhalten  haben  will,  eine  Angabe 
die  insofern  fragwürdig  erscheint  als  die  Vorbesitzerin  jenes  Hauses  das  einstige 
Vorhandensein  der  Nische  in  Abrede  stellte. 

Daß  die  reichliche  Anwendung  von  Zinnoxyd  in  Verbindung  mit  Kobaltblau 
in  der  Salzburger  Kunst  schon  ziemlich  früh  eine  Rolle  spielt,  beweist  die  nach  den 
Forschungen  Walchers  von  Molthein'")  in  der  Werkstätte  des  Hafners 
Khop   i.    J.    1604  ausgeführte    Fliesenmalerei,   deren   technische   Vollkommenheit 


10)   Kunst  unJ    Kuiistli;imi\verk   XIII   (lyio)  S.   517  f- 


Mitteilungen  ans  dem  Germanischen  Nationalniuseum  1911. 


50  STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE   DER   DEUTSCHEN   REN AISSANCE- FAYENCEN. 


Alb.  42.  G.   M. 

eine  län,t;ere  Tradition  des  Fayenceverfahrens  voranssetzt.  Die  Fliesen  sind,  wie 
Walcher  bemerkt,  auf  der  Rückseite  mit  ein  paar  kreuzweise  und  schief  ti:efiilirten 
Einschnitten  versehen,  damit  sie  sich  besser  mit  dem  Mörtel  verbinden  konnten. 
Dieselbe  Technik  (die  freilich  auch  an  anderen  Orten  bekannt  ,e:ewesen  sein  kann) 
ist  an  den  Pilastern  des  Berliner  Wandbrunnens  zu  beobachten,  der  ja  als  der  späteste 
in  der  Reihe  dem  Fliesenicemälde  zeitlich  am  nächsten  kommt. 

Mit  Gewißheit  als  Salzburger  Fabrikat  zu  betrachtende  Fayencen  des  16.  Jahr- 
hunderts sind  allerdings  z.  Z.  nicht  namhaft  zu  machen.  Doch  sei  in  diesem  Zusammen- 
hang auf  eine  rhombische  Fayencefliese  des  Germanischen  Museums  hingewiesen 
(Abb.  42).  Ein  mit  sicherem  Pinsel  in  Blaumalerei  flott  skizziertes  modisches  Paar 
in  der  Tracht  der  90er  Jahre  des  16.  Jahrhunderts  ist  hier  außerordentlich  glücklich 
in  ein  Rund  komponiert.  Die  Höhe  beträgt  44  cm,  die  Breite  26  cm,  die  Dicke 
27  mm.  Zwei  blaugemalte  Fayencefliesen  von  derselben  Form  mit  den  gleichen 
Zwickelmotiven  oberhalb  und  unterhalb  eines  mittleren  Kreises,  der  nur  von  einem 
weniger  gut  gezeichneten  antikischen  Kopf  gefüllt  wird,  befinden  sich  im  Museum 
Francisco  Carolinum  in  Salzburg,  wo  für  die  in  Rede  stehende  Frage  auch  noch  ein 
balusterförmiges  Fayencestück  in  Betracht  kommt. 

Der  prachtvollen  Ranke  des  Khop'schen  Fliesengemäldes  in  der  Gabrielskapelle 
liegt  mutmaßlich  ein  Entwurf  des  leitenden  Architekten  Elia  C  a  s  t  e  1 1  o  zugrunde, 
sie  ist  daher  für  etwa  früher  in  der  Salzburger  Keramik  üblich  gewesene  Ranken- 
motive nicht  zum  Vergleich  heranzuziehen.  In  der  Spaltung  des  Rankenstiels,  wie 
sie  die  Mitte  der  kleinen  Nische  besonders  deutlich  zeigt,  kann  eine  gewisse  Ähnlich- 
keit mit  den  Ranken  des  bekannten  Madonnentellers  von  1 530(Abb.  93  u.  S.  87)  gefunden 
werden,  umsomehr  als  letzterer  in  der  Glasur  und  im  Blau  dieser  Ni.sche  gleicht. 
Auch  das  lilienförmiiie  Schlußstück  in  der  Mitte  der  Nisclie  iindel  hier  oben  rechts 


VON   WALTER  STENGEL.  5] 


zur  Not  eine  Analo,t,ne.  Weiterhin  wäre  bezüglich  der  kleinen  Schlangenlinien  der 
Wandbrunnen  vielleicht  auf  einzelne  verkümmerte  Zweige  am  Rande  des  Madonnen- 
tellers hinzuweisen  (s.  besonders  zwischen  der  dritten  und  vierten  Welle  rechts  oben). 

Der  Teller  wurde  von  dem  Nürnberger  Antiquar  Geuder  erworben,  und  zwar 
im  Dezember  des  Kriegsjahrs  bSJO;  die  Annahme  liegt  daher  nahe,  daß  er  damals 
in  altem  Nürnberger  Familienbesitz  locker  geworden  ist.  Sein  Gewicht  beträgt 
1590  gr,  der  Durchmesser  405  mm  bis  410  mm.  Der  Scherben  hat  sich  im  Brande 
verzogen,  woran  die  in  Anbetracht  des  primitiven  Ofens  für  das  grofie  Format  zu 
geringe  Stärke  schuld  sein  dürfte. 

Das  in  der  Dekoration  der  kleinen  Nische  beobachtete  Prinzip  der  symmetrisch 
entwickelten  Doppelranke  begegnet  auch  sonst  unter  den  Fayenceinkunabeln,  so 
bei  dem  gleichfalls  in  Nürnberg  (von  dem  Antiquar  G.  Mössel,  1882)  erwxjrbenen 
kugelförmigen  Stück  in  Berlin  (K.-G.-M.),  auf  das  noch  in  anderem  Zusammenhang 
(Kapitel  IV)  zurückzukommen  sein,  wird  (Abb.  36).  Neben  der  Zinnglasur  sind  hier 
wieder  Bleiglasuren  (eine  grüne  und  eine  gelbliche)  verwendet,  für  die  reliefierten 
Blätter  und  Spitzen.  Auch  ein  Albarello  des  Germanischen  Museums  (.Abb.  41  u. 
101)  ist  mit  einer  Doppelranke  symmetrisch  verziert.  Die  Vorderseite  zeigt  nebsi 
der  Jahreszahl  158^  ein  Allianzwappen  von  Bayern  und  Württemberg,  das  Essen- 
wein auf  Richard  Pfalzgrafen  zu  Simmern  (1578—98)  und  seine  Gemahlin  Emilie 
(t  1589)  bezogen  hat.  Die  gleiche  Jahreszahl  1583  über  einem  aus  den  Buchstaben 
H  und  A  gebildeten  Monogramm  trägt  eine  kürzlich  vom  Bayerischen  National- 
museum erworbene  kleine  Brunnennische  von  Fayence  mit  verbauerten  und  ver- 
kümmerten Ranken  in  Blaumalerei:  sie  stammt  nach  Aussage  des  Verkäufers  aus 
Mühldorf  a.  Inn.  Aus  dem  Innviertel,  und  zwar  von  der  Fraueninsel  im  Chiemsee 
kommt  auch  eine  bauchige  Flasche  des  Museums  für  deutsche  Volkskunde  in  Berlin 
(Kat.  II  S.  516).  Ihre  weiße  Glasur  hat  jenen  Stich  ins  Rötliche,  der  für  die  meisten 
der  Fayenceinkunabeln  so  charakteristisch  ist.  Der  einzige  Dekor  besteht  in  gedoppel- 
ten blauen  Streifen,  die  oben  und  unten  den  Gefäßkörper  umziehen.  Hine  ganze 
Reihe  ähnlicher  Flaschen  und  Fläschchen  von  der  schlankeren  Form  der  in  Abb.  66  ff. 
wiedergegebenen  Kannen,  ohne  deren  Ausgußrohr  und  nur  mit  je  drei  Ringen  umzogen, 
bewahrt  die  pharmazeutische  Abteilung  des  German.  Museums:  ihre  Provenienz  ist 
nicht  mehr  zu  ermitteln.  Im  Nachlaß  desselben  Nürnberger  Antiquars,  aus  dem 
der  ältere  Samariterinnenbrunnen  stammt,  fand  sich  ein  gleichartiges  Fläschchen. 
Auch  eine  mit  Ranken  dekorierte  Flasche  des  Breslauer  Museums  (Abb.  40)  sei  hier 
erwähnt. 

Als  wichtigstes  Denkmal  der  Renaissancekeramik  des  Inn  vierteis  wäre  nächst 
dem  1554  datierten  Heller- Epitaph  des  Germanischen  Museums^ ^)  —  dargestellt 
ist  die  Dreieinigkeit  frei  nach  Dürer,  freier  als  in  Loy  Herings  Steindenkmälern  — 
der  Wandbrunnen  mit  Pyramus  und  Thisbe  zu  nennen,  der  aus  der  Sammlung 
G  e  d  o  n  1901  um  einen  Spottpreis  in  das  Bayerische  Nationalmuseum  kam  (Abb.  43). 
Beide  befanden  sich  ehemals  in  Wasserburg  a.  Inn  und  wahrscheinlich  sind  sie  auch 
dort  entstanden.  Akten  der  Wasserburger  Hafnerzunft  sind  leider  nicht  mehr  vor- 
handen, während  die  von  anderen  Gewerben  sich  am  Ort  erhalten  haben.     Aber 

11)   Publiziert  von  Stegniaiin  in  lIl'U  Mitteil.   ;i.   d.   Germ.  A\us.    189S. 


52  STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE  DER  DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 


iio^ii  heute  l'iikiel  m;in  in  diesem  aUeruliulielien  Stiidleheii  eiui^^e  alle  1  lalneiiiäiiser 
bezw.  deren  Walirzeiehen.  aus  dem  17.  Jahrhundert  stammende  un,i;hisierte  Terra- 
kdttarehefs  des  feuerl(>sehenden  i  leili,i!,en  Florian  (den  auch  mehrere  oberrtsterreieliische 
Ilafnerzeehen  im  Sie.uel  tiihrten).^  Dasselbe  1  leili.s^enbild  zei,i;t  cias  bunf,i;lasierte 
Relief  einer  älteren  Nisehe  in  der  Form  einer  ziemlich  großen  K'otischen  Hohlkachel. 
die  einst  in  einem  .geistlichen  Hause  in  Wasserburs^'  eingemauert  war  und  jetzt  in  dem 
kleinen  Stadtmuseum  daselbst  aufbewahrt  wird,  l-ür  die  Rüstun,i;-  des  I-leili,i;en 
ist  das  nämliche  dunkle  Kleisterblau  verwendet,  das  an  den  Kapitalen  des  Heller- 
Hpitaphs  auffallt.  Letzteres  hat  mit  dem  Pyramus-  und  Thisbe-Brunnen  das  Neben- 
einander von  Bleiii'lasur  und  Zinn.tiiasur  ,ti"emeinsam.  In  reiner  Fayence  mit  blauem 
Flachornament  sind  bei  beiden  die  Pilaster  aus,!;eführt.  wie  das  auch  bei  den  Sama- 
riterinnenbrunnen der  Fall  ist.  Von  jenen  hat  der  ältere  die  gleiche  Form  des  Archi- 
tra\s  wie  der  Liebesbrunnen,  während  bei  dem  Berliner  Fxemplar  die  Verkröpf ung 
fehlt.  Jüngere  Wandbrunnen  von  ähnlichem  Aufbau,  in  rotem  Marmor  ausgeführt, 
habe  ich  noch  mehrfach  in  Wasserburger  Bürgerhäusern  angetroffen,  darunter  einen 
\-.  J.  164^  mit  der  Inschrift  „mach  nit  vi!  prangens",  die  diesen  Studien  zur  Geschichte 
der  deutschen  Renaissancefayencen  als  Motto  vorangestellt  wurde,  weil  sie  Wesen 
und  Wert  der  Gattung  trefflich  kennzeichnet:  die  besten  der  deutschen  Fayence- 
inkunabeln sind  weniger  augenfällig  und  prächtig  als  die  italienischen  Majoliken, 
ihr    vornehmster    Reiz    liegt    in   der   eigenartigen    Wärme    der   sahnigen    Glasur. 


Abb.  43. 


A'lünclien. 


Abb.   44. 


Hamburg. 


IV. 

Daß  die  beiden  kleinen  1544  datierten  Rin,i;flaschen  in  Si.i^miaringen  (Abb.  46 
u.  4S)  und  München  (Abb.  45  u.47)  aus  dersell^en  Werkstatt  stammen  wie  der,c;leich- 
zeitige  Albarello  in  Ulm  (Abb.  49  u.  50)  kann  nicht  zweifelhaft  sein.  Wohl  ist  die 
Palette  verschieden.  Die  Blaumalerei  des  Albarello  wird  im  Porträt  durch  Mangan 
(Ärmel,  Mieder,  Feder  —  der  Hut  selbst  ist  malachitgrün)  reichlich  belebt,  während  die 
Sigmaringer  Flasche  lediglich  Blau  aufweist  und  in  Mimchen  (imOrnament  des  gewölbten 
Rückens)  wieder  malachitgrün  hinzukommt.  Aber  es  bedarf  nur  eines  Vergleichs  der 
malerisch  flüssigen  Ranken,  die  den  Ring  der  Flaschen  ausfüllen,  mit  dem  Streifen, 
der  das  Bild  der  jungen  Frau  rahmt,  um  den  unmittelbaren  Zusammenhang  zu  er- 
kennen. Mit  den  Ringflaschen  ebenso  nahe  verwandt  ist  der  Teller  des  Hamburgi- 
schen Museums  (Abb.  44).  Das  Diruta-Motiv,  das  in  perennierender  Folge  hier  als 
Randornament  erscheint,  ist  dasselbe,  das  man  an  der  Kehrseite  der  Flaschen  (Abb. 
45— 46)  oben  im  Ring  bemerkt.  Die  Stilisierung  des  wesentlich  gröberen  italienischen 
Vorbilds  —  man  vergleiche  etwa  die  etwas  spätere  Diruta-Schüssel  mit  dem  Wappen 
des  Papstes  Julius  HI.  (1550—1555)  aus  der  Sammlung  Bourgeois  (Abb.  im 
Auktionskatalog  und  im  Jahresber.  des  Hamb.  Mus.  f.  1905,  S.  35)  —  stimmt  in 
beiden  Fällen  so  genau  überein,  daß  ein  direkter  Zusammenhang  auch  hier  ange- 
nommen werden  muß.  Der  Durchmesser  des  Tellers  beträgt  356—358  mm,  sein 
Gewicht  1052  gr. 

Wenn  in  Deutschland  die  Geschirre  Dirutasmehr  als  andere  Majoliken  zur  Nach- 
ahmung reizten  —  die  kleinen  braunen  Lüsterflecken,  die  hie  und  da  bei  den  deutschen 
Inkunabeln,  z.  B.  an  der  Rückseite  der  noch  zu  besprechenden  Fächerschale  (Abb.  63) 
und  im  Kopf  der  frühen  Kurfürsteneule  (Abb.  104)  vorkommen,  sind  allerdings  wahr- 
scheinlich nur  ein  Zufallsergebnis  —so  erklärt  sich  das  wohl  daraus,  daß  sie  durch  ihren 
madreperla-Lüster  den  spanisch-maurischen  Fayencen  verwandt  sind,  und  diese,  deren 
malerischer  Dekor  früher  schon  Künstler  wie  Hugo  van  der  Goes  entzückt  halle, 
waren  zu  der  Zeit  als  der  Hamburger  Teller  und  die  Ringflaschen  gemalt  wurden  auch  in 
Deutschland  geschätzt,  wie  aus  einer  Stelle  der  wenige  Jahre  später  (1 547)  in  Nürnberg 
erschienenen  Architektura  des  Rivius  hervorgeht  (S.  XLIII):  „Un  für  das  erst  so 
merck  das  die  kunst  des  Haffner  wercks,  Plastice  genant  wirf,  in  solcher  kunst  werden 
alle  werck  von  erden  oder  leimen  gemacht,  wol  ertrucknet  und  hernach  außgebrant 
nachmals  kunstlichen  gemalet,  mit  olfarben,  solches  aber  ist  bey  den  alten  der  brauch 
gewesen,  aber  diser  zeit  bedurften  unsere  haffner  zu  jrem  werck  keiner  maier  mehr, 
in  Sonderheit  in  Italia  und  Hispania,  un  auch  diser  zeit  an  etlichen  orten  in  Teutsch- 
landt,  also  das  sie  jre  geschier,  und  was  si  für  solche  gefäß  von  erden  formieren,  der- 
massen  malen  künden,  und  verglassuren,  das  in  solchs  kein  maier  leichtliche  nach- 
thun  wirf,  also  das  in  Hispania,  furnemlichen  zu  Valentz,  dise  kunst  auffs  letzte 


•"^^^^Ä^. 


Abb.  49—50. 


49. 


50. 


Ulm. 


60 


STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE  DER  DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 


Abb.  51.      Detail  der  Pietä  von  Martin  Schaffner  in  .Stuttgart. 

also  hoch  ,i;"e.sti,i;"en,  das  man  auch  solchen  ,i:e.schirrn  hat  ein  trel'l'liche  schone  ,^oldl- 
farb  t!:eben  künden,  im  feur,  welche  kunsi  aber  diser  zeit  bey  \veni,i;en  bekannt". 
Über  die  Herkunft  der  oben  zusammengestellten  Gruppe  ist  nur  folgendes 
ermittelt.  Der  Hamburger  Teller  stammt  aus  einer  Stuttgarter  Sammlung,  die 
Sigmaringer  Flasche  ist  in  Augsburg  gekauft;  der  Albarello,  den  der  Verein  für 
Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben  1850  als  Geschenk  von  einem 
Mitglied,  dem  Münstermessner  Käst  erhielt  (vgl.  Verhandlungen  des  Vereins  usw. 
Vll.  Bericht,  Ulm  1850,  S.  15)  wurde,  wie  mir  die  Witwe  des  Geschenkgebers  ver- 
sicherte, von  diesem  h()chstwahrscheinlich  „auf  demalten  Markte"  in  Ulm  erworben  ^  -). 
Es  spricht  also  zunächst  viel  für  die  Annahme  schwäbischen  Ursprungs,  wenn  man 
hinzunimmt,   daß  der  Charakter  der  beiden  Porträts  dem  schwäbischen  Typus  zum 


Abb.  52. 


Detail  eines  fälschlicli 

Altdorf  er   zugeschriebenen 

schwäbischen  Gemäldes  der 

Verkündigung,   ehemals 

Slg.  Weber  no.  50. 


VON   WALTER  STENGEL.  Q\ 


mindesten  nicht  ferne  steht.  In  dem  Schraubdeckel  der  Münchener  Flasche,  über 
deren  Provenienz  sich  nichts  mehr  ermitteln  läßt,  ist  eine  kleine  dreizinki,c:e  Krone 
und  darunter  ein  mmisclies  H  ein,i;eschla,c:en,  eine  Marke,  die.  wenn  auch  neueren 
Datums,  doch  vielleicht  zur  Bestimmun,t;'  der  Herkunft  liehen  kann. 

Die  Rückseite  des  Ulmer  Albarello  (Abb.  49)  wird  von  einer  Ranke  geschmückt, 
die  sich  ähnlich  wie  bei  der  oben  besprochenen  Brunnennische  (Abb.  37)  und  dem 
späteren  .Albarello  mit  dem  württember^ischen  und  bayerischen  Wappen  (Abb.  41) 
aus  einer  Vase  nach  beiden  Seiten  symmetrisch  entwickelt.  Die  Blätter  dieser  Ranke, 
die  als  freie  und  vers^n'ößerte  Nachbildung  der  venetianischen  Porcellanaranken  auf- 
,s;'efaßt  werden  kann,  sind  in  wenigen  flotten  Zügen  mit  dem  vollen  Pinsel  gemalt 
dergestalt,  daß  der  Duktus  deutlich  spürbar  bleibt.  Die  gleiche  Art  von  Blattmalerei 
finden  wir  an  der  Laibung  beider  Ringflaschen  und  besonders  klar  vorn  an  der 
Schulter  des  Münchener  Exemplars.  Hier  sind  drei  solcher  Blätter  vereinigt.  Neben 
dem  Mittelblatt  bemerkt  man  kurze  Schnörkelhäkchen  von  der  umgekehrten  Form  des 
U-  Bogens.  Isoliert  tritt  dieses  Motiv  (Abb.  57)  auch  auf  in  einer  Schale  (Abb.  63  u.  S.  86), 
die  hinsichtlich  der  Leuchtkraft  der  Glasur  und  des  Blau  den  Ringflaschen  sehr  nahe 
steht,  denen  sie  auch  in  den  Proportionen  ähnelt.  Der  Mittelkreis  verhält  sich  hier  zu 
dem  äußeren  Umriß  genau  so  wie  bei  den  Ringflaschen  der  Durchmesser  des  Lochs 
zum  Gesamtdurchmesser.  Die  Fächer  der  Schale  sind  mit  der  Hand  geformt,  wie  ja 
auch  die  Hundsköpfe  der  Ringflaschen  frei  modelliert  sind  (in  Sigmaringen  energischer 
als  in  München).  Die  Schale  besitzt  einen  Fuß  nach  italienischer  Art,  der  wie  bei 
der  Simsonschale  (Abb.  32)  keine  Glasur  hat,  während  bei  beiden  Ringflaschen  auch 
die  Innenseite  des  Fußes  von  der  Glasur  überzogen  ist.  Dieser  Unterschied  erklärt 
sich  jedoch  daraus,  daß  die  über  dem  Fuß  und  in  den  Hundsköpfen  durchlochten 
Flaschen  an  einer  Schnur  ganz  in  den  Glasurbottich  eingetaucht  werden  konnten 
ohne  eine  Achillesferse  zu  hinterlassen.  Erwähnt  sei  noch,  daß  man  im  Fuß  der 
Fächerschale  einige  verspritzte  Glasurkügelchen  bemerkt.  Solche  weiße  Perlchen 
finden  sich,  etwas  dicker,  auch  im  Fuß  einer  I5Q6  datierten  Schale  des  Germanischen 
Museums  (Abb.  64),  deren  Blaumalerei  an  mehreren  Stellen  durch  Übermalung  mit 
Gelb  eine  schmutzig  olivgrüne  T(')nung  angenommen  hat.  Das  Porträt  einer  der 
Mode  der  Zeit  entsprechend  so  ganz  anders  als  die  Frauen  auf  Fayencen  des  zweiten 
Jahrhundertviertels  (Abb.  9,  14.  32,  43,  44,  50,  94)  gekleideten  Dame  wird  hier  ähn- 
lich wie  das  Dreiblatt  im  Spiegel  der  Fächerschale  von  einer  unauffälligen  Wellen- 
linie gesäumt.  Diese  Linie  ist  flüchtig  mit  weichem  Pinsel  gezogen  und  erklärt  sich 
wie  der  Porträtrahmen  des  Ulmer  Albarellos  (links  oben)  deutlich  erkennen  läßt 
als  eine  der  Fayencetechnik  mehr  gemäße  malerische  Umbildung  ^.ks  in  anderen 
Fällen  wie  es  scheint  aus  der  Ritztechnik  der  Glasscheibenmalerei  unverändert  über- 


12)  Im  Ulmer  Museum  befindet  sicli  noch  ein  dem  Verein  von  der  Sciuilimacherswitwe 
Wiiiil  185 1  verehrter,  in  meiir  bäuerlicher  Art  bhiußemaiter  F;iy<^ncetelier  v.  J.  1625  mit  dem  Brust- 
bild eines  Magisters  in  Talar.  Beigeschriebeii  sind  die  Buchstaben  M(a,e:ister).  I.  F.  Der  den  Vor- 
namen bezeichnende  zweite  Buchstabe  ist  ein  deutliches  1  und  kaum  als  L  zu  lesen,  weshalb  sich 
eine  Deutung  auf  den  damals  in  Hamburg  als  Verlagsbuciiliändler  lebenden,  aus  Franken  stammen- 
den Astronomen  und  Magister  Georg  Ludwig  Frobenius.  mit  dessen  Porträt  von  Schubler  der 
Dargestellte  Ähnlichkeit  hat,  verbietet.  Analogieen  zu  dem  Randdekor  dieses  Tellers  habe  ich 
bisiier  niciit  gefunden. 


Abb.  53- 


G.  M. 


VON   WALTER  STENGEL. 


63 


nominellen  spitzi,c:eii  Häkchenborte.  Am  oberen  Rande  des  Ulmer  Albarellos  be.i^^e,s]:net 
leztere  in  Verbindun.t;'  mit  dem  Emailmotiv  der  drei  Pünktchen  über  den  Bo.t^^en- 
spitzen,  das  sich  ,tiieichzeitig  an  kaltbemalten  Gläsern  z.  B.  an  der  kleinen  Becherschale, 
die  Martin  Luther  1546  seinem  Freunde  Justus  Jonas  schenkte  (jetzt  auf  der  Nürnberi;er 
Stadtbibliothek)  und  auch  schon  an  emaillierten  Venezianer  Gläsern  (v,t(l.  z.  B.  Sanim- 
liin,i;'  Spitzer  Nr.  29)  beobachten  läßt.  Dasselbe  Randmuster  in  Verdoppelun,^'  zeigt 
eine  Fayencekanne  aus  der  Sammlung  Minutoli  im  Berliner  Kunstgewerbemuseum 
(.Abb.  39),  deren  am  Boden  angebrachte  Signatur  P  W  als  Pfau  Winterthur  zu  deuten 
zunächst  kein  Anlaß  vorliegt,  wenn  auch  anderseits  die  zerfaserten  Blätter  ihrer 


Abb.  54. 


Münclit;n. 


Ranke  mit  dem  besprochenen  Blattmotiv  (Abb.  S7)  augenscheinlich  nicht  verwand! 
sind.  Denn  dieses  bleibt  noch  in  aufgeir)steni  Zustand  der  ursprünglichen  Aus- 
führung sehr  ähnlich,  wie  ein  Blick  auf  die  große  Schüssel  von  159^  im  Germanischen 
Museum  zeigt,  die  abgesehen  von  der  grünen  Kette  lediglich  blaugemalt  ist  (Abb.  53)- 
Man  vergleiche  auch  den  Rand  dieser  Schüssel  mit  dem  Rand  einer  typischen  Schweizer 
Schüssel  der  90er  Jahre  (Abb.  54).  Hier  wie  dort  ein  nicht  in  sich  fortlaufend  ge- 
schlossener, sondern  aus  einzelnen  Zweigen  gebildeter  Kranz,  hier  wie  dort  zu  Seilen 
der  Blätter  kleine  Häkchen.  Fskann  jedoch  trotz  dieser  allgemeinen  Übereinstimmung 
von  stilistischer  Verwandtschaft  keine  Rede  sein.  r3ie  von  bunten  Vi'igelii  belebten 
Schweizer  Ranken  wirken  schon  deshalb  ganz  anders,  weil  sie  viel  dichter  sind  und  die 


64  STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE   DER  DEUTSCHEN    RENAISSANCE-FAYENCEN. 

kleebkittförmig"  aus  drei  Klecksen  .u'ebüdeten  Blätter  unterscheiden  sich  sehr  wesent- 
lich von  den  spitz  ausi^ez(>t;enen  Blätternder  Porträtschüssel.  Man  bemerkt  die  letztere 
An  xon  Bhittmalerei  übriiiens  auch  an  der  bereits  im  Zusammenhanti"  mit  den  Wand- 
brunncn  besprochenen  Ku,i;el  des  Berliner  Kunstgewerbemuseums  (Abb.  36)  und  bei 
dem  ältesten  und  dem  jün.usten  Stück  einer  Cjruppe  von  Schalen  mit  ,t;ekerbtem  Rand. 
Die  erste  in  der  bis  zum  Jahre  16^0  zu  verloli^enden  Reihe  dieser  Schalen  befindet 
sich  im  Bayerischen  Nationalmuseum.  Sie  ist  I610  datiert  und  enthält  die  Dar- 
stellunj::  von  .Adam  und  Eva  (Abb.  55)-  Die  nächste  Jahreszahl,  I613,  steht  auf  einer 
Schale  der  Kg].  Altertümersammlung  in  Stuttgart  und  auf  einer  anderen  im  Germani- 
schen Museum.  Das  Nürnberger  Stück  zeigt  einen  Fleischer  und  ein  Mädchen  mit  langen 
Zöpfen,  das  einen  Stier  bei  den  Hörnern  packt.  In  Stuttgart  ist  eine  nackte  Frau 
dargestellt,  die  eine  Korallenkette  auf  der  Brust  trägt  und  zwischen  zwei  von  Säulen 
flankierten  Gebäuden  steht.  Die  Säulen  sind  durch  Punkte  bezw.  sich  kreuzende 
Wellenlinien  marmoriert.  Es  folgen  zwei  Schalen  von  161/  im  Bayerischen  National- 
museum mit  je  einer  Standfigur  im  Zeitkostüm  (Abb.  56),  die  offenbar  als  Porträts 
anzusprechen  sind,  im  Kostüm  begegnet  hier  der  gestreifte  Herrenstoff  von  159^ 
wieder,  außerdem  ist  der  Charakter  der  Zahlzeichen  1593  und  1617  ähnlich,  man 
vergleiche  besonders  die  auch  in  der  Schale  von  1596  nicht  anders  geschriebene 
erste  1.  Gegenüber  den  älteren  Fayence- Porträts  fällt  auf,  daß  die  Gestalten 
in  ganzer  Figur  erscheinen  und  sich  somit  dem  Rund  weniger  gut  einfügen 
als  die  früher  üblichen  Brustbilder.  Es  ist  möglich,  daß  Standfiguren  auf  Stangen- 
pokalen in  der  Art  der  Londoner  Gläser  des  Nürnberger  Patriziers  Jacob  P  r  a  u  n 
und  seiner  Frau  die  Anregung  gegeben  haben.  Aus  dem  Jahre  I618  stammen  zwei 
Schalen  im  Germanischen  Museum,  die  sich  von  allen  übrigen  durch  eine  energischere 
Kräuselung  des  Randes  und  das  Fehlen  einer  gemalten  Borte  unterscheiden.  Auch 
vermißt  man  hier  die  sonst  üblichen  Blütenstauden  und  bemerkt  statt  dessen  je  zwei 
Bäume,  deren  drei  Zweige  mit  Büscheln  lanzettförmiger  Blätter  besetzt  sind.  Die 
eine  dieser  Schalen  bildet  eine  Modedame  ab,  die  andere  zeigt  in  etwas  miß- 
glückter Zeichnung  Adam  allein  iiti  Paradiesgarten,  wie  er  vor  einem  niedrigen, 
aus  zugespitzten  Latten  gebildeten  Zaun  stehend  den  Apfel  pflückt.  In  derselben 
Sammlung  befindet  sich  noch  eine  I623  datierte  Schale  mit  der  Standfigur  des  Apostels 
Jacobus;  sie  wird  von  einer  an  gleichzeitige  Stickereien  erinnernden  dünnen  Ranke 
mit  verschiedenen  Feldblumen  und  kleinen  Vögeln  dazwischen  gerahmt.  An  der 
Innenseite  des  Randes  zieht  sich  eine  zitterige  Wellenlinie  hin.  Das  Berliner  Kunst- 
gewerbemuseum hat  aus  dem  gleichen  Jahre  eine  Schale  mit  einem  Paar  im  Zeit- 
kostüm (abgebildet  bei  Falke,  Majolika,  2.  Aufl.  S.  188).  Diese  gehört,  wie  die  bei- 
geschriebene Zahl  30  zu  erkennen  gibt,  zu  einer  Lebensalterfolge,  von  der  sich  weitere 
Stücke  z.  Z.  nicht  nachweisen  lassen.  In  beiden  Exemplaren  von  I623  steht  je 
zweimal  ein  lateinisches  A.  Das  Datum  1630  endlich  findet  sich  auf  einer  Schale 
in  München,  die  einen  Vogel  zwischen  Blattstauden  abbildet. 

Die  Zeichnung  ist  bei  manchen  Stücken  der  Gruppe  schlecht,  dafür  ist  die  farbige 
Wirkung  vorzüglich.  Es  handelt  sich  nicht  eigentlich  um  Blaumalereien.  Das  Blau 
tritt  nicht  stärker  hervor  als  die  übrigen,  anfangs  noch  spiegelnd  glatt,  später  mehr  und 
mehr  rauh  eingebrannten  Scharffeuerfarben  grün,  gelb  und  mangan.  Der  aus  kurzen 
gegenständigen  Blättchen  gebildete  Kranz,  der  wiederholent  lieh  in  der  Gruppe  das  Rand- 


Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1911, 


Abb.  57- 


Abb.  58. 


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Abb.  00. 


Abb.  61. 


Abb.  62. 


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68  STUDIEN  ZUR  GES(.;illi:HTb  DER  DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 

Illuster  IMIdci.  kiMium  ülinliL'Ii  \-or  ;iiil  ciiuT  Kun)  dalicrtcn  schweren  Scluile  des  Ger- 
iiiaiiisclien  Aliiseuins.  liier  herrschl  noch  die  Bhiunialerei  \o\\  ;uicli  lehll  die  durch 
niuiineneindrücke  lieriiestellte  Kerlnm^  des  Randes,  für  die  es  MajolikaaiKilo.i^ieen 
,t;-iln  (z.  B.  die  Schale  Nr.  1=;^  der  Sainuilun,^  Spitzer,  mit  ,i;rol.ieni  weiblichem  l^rusl- 
bild  und  italienischer  Inschrift).  Darin,  dal.)  die  rormi^elnnvi;  nicht  der  'IVipferscheibe 
allein  überlassen  blieb,  kann  eine  prinzipielle  .Ähnlichkeit  mit  früheren  Stücken  wie  der 
Tächerschale,  den  Rin,i;flaschen.  der  Berliner  Ku,i;el  ,i;efunden  werden. 

Von  den  älteren  Fayencen  kommt  dem  farbigen  Charakter  der  Schalen  mit 
gekräuseltem  Rand  am  nächsten  der  Berliner  Wandbrunnen  mit  der  flachgemalten 
bunten  Muschel  in  der  Ni.schenwitlbung.  Auch  die  Eigentümlichkeit  durcheinander- 
gerührter Farben  (blau  und  niangan,  blau  und  gelb)  findet  sich  hier  wie  dort,  be- 
sonders in  der  Malerei  der  Wolken.  Flinsichtlicli  der  Mischfarben  kann  ebenso  auf  die 
Porträtschale  von  1596  verwiesen  werden,  die  gleichfalls  solche  Wolkenkreisel  auf- 
weist. Ferner  konnten  die  verschlungenen  Staubfäden  einiger  der  Blütenstauden 
In  den  Schalen  (Abb.  60;  Detail  aus  der  Nürnberger  Schale  von  161})  an  das  Blüten- 
motiv der  verschlungenen  Zungen  (Abb.  62)  in  den  älteren  Wandbrunnen  erinnern. 
Doch  wird  in  dieser  Beziehung  vorläufig  kein  direkter  Zusammenhang  zu  konstruieren 
sein,  so  lange  sich  nicht  Zwischengliederfinden.  Eher  noch  dürften  sich  die  verschlun- 
genen Staubfäden  der  Schalen  erklären  als  Neustilisierung  der  früher  besprochenen 
U-Bogen,  die  das  alte  Pinselblattmotiv  begleiten.  Man  vergleiche  z.  B.  am  Rand  des 
Tellers  von  159^  die  Blüte  oben  in  der  Mitte  dicht  am  inneren  Rand.  Auch  die  apfel- 
kernförmigen kleinen  Blattflecken  dieses  Randes  kehren  augenscheinlich  in  den 
Schalen  an  den  Stielen  der  Stauden  wieder.  Sie  sind  nur  mit  Konturen  versehen. 
Die  Konturierung  ist  es  auch,  die  hier  das  Leitmotiv  der  älteren  Gruppe,  wie  es  sich 
etwa  im  Spiegel  der  Fächerschale  in  Reinkultur  darstellt  (Abb.  57)  soweit  zersetzt, 
daß  es  kaum  wieder  erkannt  wird.  Man  kann  diesen  Zersetzungsprozeß,  der  1610 
(Abb.  58)  noch  kaum  begonnen  hat,  im  Anfangsstadium  an  den  unteren  Zweigen 
der  Damenschale  von  1617  (Abb.  59)  studieren.  16^0  kehrt  dann  das  alte  Pinsel- 
motiv noch  einmal  wieder.  Eine  andere  Art  von  Blütenstauden  (Abb.  6l)  begegnet 
in  Stuttgart  (I613)  wie  in  München  (Herren.schale  von  1617)- 

Was  die  Provenienz  betrifft,  so  ist  aus  Essenweins  Notizen  zu  entnehmen,  daß 
die  Schalen  mit  Wellenrand  im  Germanischen  Museum  ebenso  wie  die  Schale  von 
1596  und  der  Porträtteller  von  1593  „alle  in  Nürnberg  oder  dessen  Umgebung  ge- 
funden" wurden.  Von  der  Jakobusschale  von  I623  läßt  sich  mit  Hilfe  des  Zugangs- 
registers noch  nachweisen,  daß  sie  1861  von  Picker  t  in  Nürnberg  erworben  ist. 
Die  gleichzeitige  Berliner  Schale  kann  nur  bis  auf  die  Kunstkammer  zurückverfolgt 
werden.  Auch  über  die  Herkunft  der  Münchener  Schalen  läßt  sich  nichts  mehr  er- 
mitteln. Die  Fächerschale  wurde  ebenso  wie  die  Kugel  im  Nürnberger  Handel  er- 
worben. Vielleicht  gelingt  es  durch  einen  glücklichen  Zufall  einmal,  die  Persönlich- 
keit der  Porträts  von  1593  und  1596  zu  identifizieren;  dem  Bildnis  von  1596  liegt 
ja,  wie  die  Kreuzlagen   in  der  Malerei  verraten,  ein  graphisches  Vorbild  zugrunde. 


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Abb.  65. 


London. 


V.   Die  Werkstatt  des  Mono  gram  misten  LS. 

Es  ist  notwendig,  die  Werkstatt  des  Monogrammisten  L  S  in  die  Betraclitung 
der  deutschen  Renaissancefayencen  einzubeziehen.  wiewohl  ihre  signierten  Arbeiten 
erst  dem  zweiten  und  dritten  Jahrzehnt  des  17.  Jalirlumderts  angeliören.  Das  Datum 
1618  tragen  zwei  verschiedene  Schraubflaschen  im  Kgl.  Kunstgewerbemuseum  in 
Dresden  (Abb.  67)  und  eine  dritte  (Abb.  82)  im  Germanischen  Museum,  ferner  eine 
Schale  im  Berliner  Kunstgewerbemuseum  und  ein  Teller,  der  in  dem  Markenbuch 
von  Chaffers  unter  den  unbekannten  italienischen  Majoliken  als  in  der  Sannnlung 
Falcke  in  London  befindlich  aufgeführt  ist,  jedoch  in  der  Versteigerung  der  Samm- 
lung Isaac  Falcke  bei  Christies  (am  19-  April  1910)  nicht  vorkam.  Aus  dem  Jahre 
1621  stammt  eine  scudello-Schale  (Abb.  84)  der  Sammlung  Lo  c  k  n  e  r  (Würzburg) 
und  von  1629  ein  Deckelpokal  im  Berliner  Kunstgewerbemuseum.  Nicht  datiert 
aber  bezeichnet  ist  eine  Kanne  im  Bayer.  National-Museum  in  München  (Abb. 
70).  Die  Signatur  wurde  hier  zweimal  angebracht.  Das  eine  Mal  ist  das  Mono- 
gramm aufgelöst:  L  S,  das  andere  Mal  so  geschrieben,  daß  das  S,  das  sonst  das 
L  zu  schneiden  pflegt,  im  Winkel  des  Buchstabens  steht,  an  den  Längsbalken 
angelehnt.  Man  wird  also  L  als  Initiale  des  Vornamens  und  S  als  Initiale  des 
Zunamens  zu  betrachten  haben,  wiewohl  der  letztere  Buchstabe  in  der  Regel 
etwas  kleiner  und  dünner  ausgefallen  ist.  Damit  würde  sich  zugleich  unser  früherer 
Versuch  erledigen,  einen  Porträtteller  des  Britischen  Museums  (Abb.  65),  dessen 
Signatur  durch  die  verschränkten  Buchstaben  C  und  L  gebildet  wird,  in  diesen 
Zusammenhang  zu    bringen,    aus    dem  er   schon   durch   die    rückseitige   Datierung 


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74  STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE  DER  DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 

(1583,  lO/Jaiuiarii)  herausfällt.  Nur  die  Schale  vou  1526  war  so,  nach  italienischer 
.Art.  bezeichnet,  sonst  stehen  die  deutschen  Zahlen  nie  unten,  eine  Re,t!:el,  die  von  der 
Kachel-  oder  der  Scheibeninalerei  abgeleitet  zu  sein  scheint,  wie  denn  noch  später  die 
aus  Nürnberiier  Glaserwerkstätten  hervt)rnegangenen  Schnielznialer  ,i;Tundsätzlich  nicht 
den  Boden  der  Fayencen  signierten.  Der  Monograniniist  L  S  hat  das  auch  nur 
ausnahmsweise  (I62I)  getan.  Von  einem  Versuch,  seine  Persrmlichkeit  zu  iden- 
tifizieren, müssen  wir  zunächst  absehen.  Nicht  signiert,  aber  unbedenklich  der 
Werkstatt  zuzuschreiben,  sind  noch  zwei  gleichartige  kleine  .Albarellotöpfchen, 
wovon  das  eine  (.Abb.  85)  in  das  Germanische  Museum,  das  andere  in  die  Muster- 
sammlung der  Bayerischen  Landesgewerbeanstalt  gekommen  ist,  ferner  vier  Kannen 
im  Germanischen  Museum  (.Abb.  66,  68,  69,  7\)-  Weiterhin  gehören  zu  der  Gruppe 
ein  Gefäß,  dessen  Form  sich  aus  drei  Fäßchen  zusammensetzt,  in  der  Bayerischen 
Landesgewerbeanstalt,  und  zwei  Albarellotöpfe  im  Märkischen  Museum  in  Berlin  (Abb. 
86  und  87).  Letztere  sind  bereits  I660  datiert,  also  ein  Jahr  vor  der  Begründung 
der  ersten  deutschen  Fayencemanufaktur  nach  holländisch-französischem  Muster 
(wenn  man  von  der  gleichfalls  unter  holländischem  Einfluß  stehenden  Danziger 
Fliesen- Fabrikation  des  17.  Jahrhunderts  und  den  älteren  Hamburger  Fayencen 
absieht,  deren  meist  porzellanartig  glasige  Glasur  eine  von  den  Renaissancefayencen 
grundverschiedene  Technik  voraussetzt).  Das  späteste  Datum  der  Werkstatt  steht 
auf  einer  Wasserblase  im  Germanischen  Museum  (Abb.  73):  I666. 

Der  Charakter  der  L  S-Ornamentik,  deren  Spiraltendenz  sich  besonders  an  einer 
der  Kannen  (Abb.  68)  auslebt,  ist  im  allgemeinen  durchaus  zeichnerisch.  Man  darf 
annehmen,  daß  Stiche  die  Anregung  gegeben  haben.  Besonders  auffallend  ist  die 
Vorliebe  für  Schraffuren,  ferner  die  an  Gewohnheiten  der  Kalligraphie  erinnernde 
Unterscheidung  von  Grund-  und  Haarstrichen.  Hie  und  da,  besonders  an  der 
in  Abb.  68  wiedergegebenen  Kanne  und  an  der  kleinen  Flasche  in  Dresden 
kommt  neben  der  Konturzeichnung  breite  (massive)  Pinselmalerei  vor.  Den  Längs- 
schraffuren  sind  bisweilen  Querschraffuren  wie  ein  Riegel  vorgelagert,  so  an  den 
Albarellen  von  1660  (Abb.  80),  an  einer  der  Kannen  (Abb.  71)  und  andern  Drillings- 
fäßchen.  An  der  größeren  Schraubflasche  in  Dresden  und  an  den  Töpfen  des  Märkischen 
Museums  sind  auch  die  Stiele  quer  gestrichelt.  Ein  mehrfach  in  der  Gruppe  unauf- 
fällig begegnendes  Motiv  ist  das  in  einem  winzigen  Kreissektor  eingeschlossene  kleine 
Kreuz:  z.  B.  bei  dem  kleineren  Albarello  von  I660  (Abb.  87)  am  Ansatz  des  Orna- 
mentgewächses links  und  an  einer  der  Kannen  (Abb.  69)  in  den  linken  oberen  Ecken 
der  Fußzone. 

In  rechteckig  begrenzte  Felder  eingeteilt  ist  der  Dekor  bei  der  Kanne  in  Mün- 
chen und  bei  den  in  Abb.  68,  69  und  71  wiedergegebenen  Nürnberger  Kannen. 

Bei  einigen  Stücken  zieht  sich  durch  das  Ornament  wie  eine  versehentlich 
stehengebliebene  Hilfslinie  ein  Bogen  hindurch,  nämlich  an  einer  der  Kannen  (Abb.  71) 
und  an  dem  kleinen  Albarello  (Abb.  85). 

Ein  und  dasselbe  Blütenmotiv  findet  sich  in  verschiedener  Ausbildung:  an  der 
Nürnberger  Schraubflasche  (Abb.  82),  an  den  durch  Abb.  85  repräsentierten  kleinen 
Töpfchen  (Abb.  76),  an  den  Albarellen  in  Berlin  (Abb.  80)  und  an  der  Wasserblase 
von  1666.  Den  ursprünglichen  Sinn  läßt  wohl  die  größere  Schraubflasche  in 
Dresden  am  besten  erkennen.     Hier  erscheint  die  Mittelspitze  als  eines  der  Kelch- 


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Abb.  75- 


Abb.  76. 


Abb.  77- 


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Abb.  79. 


Abb.  78. 


Abb.  80. 


VON   WALTER  STENGEL.  77 


Mütter,  deren  verkürzte  Ansicht  die  rahmenden  Voluten  zei,t:;en,  während  die  mit 
kleinen  Kreisen  ,i;efüllten  Schuppen  wohl  eine  Beerenfrucht  bedeuten  sollen:  Abb.  7S. 
I:ine  andere  Blutenform  (in  Abb.  7^  oben  rechts),  die  man  in  der  1  lolilkehle  des 
.un"il,ieren  Topfes  von  \()(^()  und  an  den  Nürnber,t;er  Kannen  bemerkt,  bildet  in 
breiterer  Pinselzeichnuui;  den  einzi,c:en  Dekor  eines  kleinen  T()pfchens  im  Germani- 
schen Museum  v/o  nur  noch  an  der  Schulter  eine  Borte  hinzukommt,  die  eine 
flüchti.t^e  Ausfiihrun.i;'  der  Fra,i;ezeichen-Borten  der  Schraubflaschen  (v,i;l.  auch  das 
Ausgußrohr  der  Kannen)  darstellt.  Es  ist  dasselbe  Flechtband-Motiv,  das  bereits 
an  der  Fächerschale  be,ü:e,ti;nete.  l66o  sind  daraus  fast  parallele,  ,i;erade  Striche 
.ii'eworden. 

Was  die  Anfän^i^e  der  Werkstatt  betrifft,  so  kommen  als  Vorstufen  des  häufi,i(en 
Motivs  Abb.  78  vielleicht  die  Ranken  der  Rin,i;f laschen  (Abb.  47—48)  in  Betracht. 
Auch  bei  manchen  der  oben  im  III.  Kapitel  behandelten  Stücke  k("»nnen  m(),i;iicher- 
weise  Beziehun.i^en  zu  der  L  S-Ornamentik  .gefunden  werden.  So  läßt  sich  das 
Motiv  der  Abb.  78  an  einigen  Rankenteilen  des  kleinen  Wandbrunnens  (Abb.  37) 
unter  Umständen  wiedererkennen,  z.  B.  rechts  am  Rand  ziemlich  unten  und  in  der 
Mitte  unterhalb  der  lilienförmi.i^en  Rankenverknüpfun,i;'.  wie  denn  auch  zwischen 
dieser  Nische  und  der  Berliner  Vase  (Abb.  58).  die  das  .gleiche  Motiv  zeigt,  eine 
nähere  Verwandtschaft  zu  bestehen  scheint:  man  vergleiche  besonders  die  Stellen, 
wo  die  Glasur  etwas  zerlaufen  ist. 

An  der  größeren  Schraubflasche  in  Dresden  (Abb.  67)  findet  sich  ein  Motiv 
(Abb.  77)  des  Architravs  des  älteren  Samariterinnenbrunnens  (Abb.  35)  wieder.  Der 
Berliner  Wandbrunnen  hat  statt  dessen  die  Figur  Abb.  79  zwischen  den  Zahlen  des 
Datums  und  im  linken  Pilaster  und  letztere  tritt  genau  so  wieder  auf  an  der  kleineren 
Schraubflasche  in  Dresden.  Auch  ist  es  vielleicln  kein  Zufall,  daß  die  Form  der 
Zahl  2  in  dem  Datum  der  Berliner  Nische  (Abb.  34)  und  in  dem  Datum  der 
Schale  von  1621  (Abb.  84)  —  beide  ähneln  sich  zudem  in  der  gekrackten  Glasur 
—  übereinstimmt. 

Einzelheiten  des  Ornaments,  wie  die  zuletzt  genannten  Sternrosetten,  ebenso 
das  Flechtband  erinnern  an  das  Email  dits  fränkischen  Steinzeugs  bezw.  der 
Gläser  des  17.  Jahrhunderts.  Dasselbe  gilt  von  dem  freilich  auch  anderwärts 
(z.  B.  in  Winterthur)  damals  beliebten  Maigl()ckchenmotiv.  das  die  Dekoration  der 
kleinen  Flasche  in  Dresden  beherrscht.  An  Kreußener  Sprüche  klingt  ferner  die 
Inschrift  des  Berliner  Deckelpokals  an,  der  die  Gestalt  einer  Töpferscheibe  hat.  End- 
lich stimmt  das  Modell  der  Schraubflaschen  von  1618  mit  dem  bekannten  Modell 
von  Kreußen  überein,  das  dort  einstweilen  nicht  früher  als  1622  nachzuweisen  ist^-"'). 

Auf  eine  fränkische  Heimat  der  Gruppe  deutet  auch  die  Schale  von  1621.  die 
inmitten  eines  dreifachen  Schuppenkranzes  das  Wappen  des  in  Thurnau  (zwischen 
Kulmbach  und  Bayreuth)  ansäßigen  Geschlechts  der  Grafen  von  Giech  enthält 
(Abb.  84).  Dazu  kommt,  daß  die  Provenienz  der  übrigen  Stücke,  wo  sie  bekannt 
ist,  auf  Nürnberg  weist.  So  ist  der  Deckelpokal  des  Berliner  Kunstgewerbemuseums 
1882  von  Roesch  und  Zimmermami  (als  ..Nürnberger  Fayence")  gekauft,  der  kleine 


13)  Vgl.  hier  und  zu  dem  Idlgenden    Kapitel    meine  liüiieren  Ausführungen  in  den  Mitt. 
a.  d.   Genu.  Mus.   1908. 


Abb.  81. 


Gehren. 


Abb.  82. 


G.  M. 


Abb.  83. 


Breslau. 


Abb.  84 


Slg.  Lockner. 


80  STUDIEN  ZUR  GESCIIK.MTI:   DER  DEUTSCHEN    RENAISSANCE-FAYENCEN. 

Allxirell(i  des   Gewerbeimiseums   (viii.  Abb.  85)   1872   von  Anliqiiar   1  leerde.i^en   in 
Nürnberi;'   und  die  Vase  (Abb.   \S)   1S8S  von  Professor  Bernau  in  Niirnl\'r!;'. 

Die  beiden  ApothekeriielaUe  des  Märkischen  Museums  stammen  aus  Liibeek, 
dessen  Wappen  sie  an  der  Vorderseile  Irai^en.  (i:in  in  der  dlasur  verwandter  Topf 
im  Germanischen  Museum  liai  das  Wappen  von  Lüneburi;.)  In  Lülieek  selbst  kommt 
derarti.i^e  Keramik  jedoch,  wie  uns  Herr  Direktor  Schäfer  freundhchst  mitteilt, 
nicht  vor.  Da  der  Monourammist  1.  S  auch  liu'  eine  sächsische  Apotheke  .gearbeitet 
hat  (die  Wasserblase  des  Germanischen  Museums  enthält  ebenfalls  das  sächsische 
V^'appen),  ist  in  jener  vereinzelten  Bestelluni;'  kein  Anlaß  .i^e.^eben,  ihn  in  Nord- 
deutschland (etwa  in  der  Nähe  des  zwischen  t SSO— 1566  täti.^en  Statins  von  Düren) 
zu  suchen,  vielmehr  werden  wir  seine  Werkstatt  wenn  nicht  in  Nürnberg  selbst, 
so  doch  in  Franken  oder  Thürini^en  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  lokalisieren  dürfen. 


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Mitteilutn;en  aus  dem  Germanischen   Nationalmuseuni   1911. 


Abb.   SS. 


VI.    Die   Hirsch vo.^elhypothese. 

In  der  Werkstatt,  die  Aii.s^iistin  Hirschvogel  von  1531—1535  mit  dem 
einer  alten  Hafnerfamilie  —  Hafner  namens  Nickel  begegnen  in  den  Nürnberger 
Bürgerlisten  bereits  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  15.  Jahrhunderts  —  entstam- 
menden Hans  Nickel  betrieb,  sind  Fayencen  mit  Blaumalerei  hergestellt  worden. 
Denn  es  geht  sowohl  aus  der  Nachricht  Neudörffers  wie  aus  einer  Urkunde 
hervor,  daß  die  von  Oswald  Reinhard  in  Nürnberg  eingeführte  Technik  der 
damals  in  Venedig  üblichen  entsprach.  An  sich  wäre  es  ja  denkbar  —  und  es  ist 
diese  Vermutung  auch  schon  bestimmt  geäußert  worden  ^  daß  es  sich  bei  ..der 
venetianischen  Arbeit  mit  dem  Schmelzen  und  Glaßwerck"  um  die  Herstellung  von 
venetianischem  Glas  gehandelt  hätte.  Aber  einer  solchen  Auffassung  widerspricht 
einerseits  jene  Ratsverordnung,  in  der  Hirschvogel  geradezu  als  ..Hafner"  tituliert 
wird,  und  andererseits  ist  auch  der  Ausdruck  „glaßwerck"  im  damaligen  Sprach- 
gebrauch als  gleichbedeutend  mit  glasierter  Töpferware  nachweisbar.  Es  wäre 
daher  eigentlich  müßig,  die  Frage  aufzurollen,  welche  Art  von  Gläsern  von  der 
Firma  Hirschvogel  und  Nickel  hergestellt  sein  könnten.  Am  ehesten  wird  man  an 
eine  durch  äußerlich  aufgeschmolzene  weiße  Schnüre  und  horizontale  Flechtbänder 
auffallende  Gruppe  von  farblosen  Gläsern  denken,  die  dann  als  Nachahmungen 
des  venetianischen  Latticinioglases  zu  gelten  hätten.  Das  Germanische  Museum 
besitzt  von  der  genannten  Sorte  u.  a.  ein  von  Pickert  erw^orbenes  Stangenglas 
(Abb.  91).  Dieses  hat  viel  Ähnlichkeit  mit  einem  Glas,  das  in  einem  1544 
datierten  Gemälde  von  Georg  Pencz  in  Berlin  neben  dem  Porträtierten  (dem 
Nürnberger  Maler  Erhart   Seh  w  e  t  z  e  r)  zu  sehen  ist  und  sich  als  eine  zwischen 

6* 


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VON  WALTER  STENGEL.  $5 


der  konisclien  Beclierforni  Venedi,i;s  und  der  deutschen  Stan,i;en,i,^esüilt  vermittelnde 
Übergangsforni  gilit  (Ablt.  89).  Georg  Pencz  stand  der  Firma  liirschvogel-Nickel 
nicht  fern,  wie  aus  den  Ratsverlässen  (Hampe  Nr.  2120  und  2209)  hervorgeht:  1535 
tritt  er  „für  Augustin  Hirschvogel  und  Hans  Nickel"  (die  Firma)  und  15^6  für 
Hans  Nickel  (den  damals  alleinigen  Inhaber)  als  Bürge  auf,  das  zweitemal  unter 
Garantie  auf  ein  Jahr.  Alan  krninte  also  versucht  sein,  hier  einen  Zusammen- 
hang zu  konstruieren.  Demgegenüber  ist  jeeloch  zu  sagen,  daf]  wir  keine  Belege 
dafür  haben,  daß  eine  Nürnberger  Hütte  damals  imstande  war  solche  Gläser  zu  brennen. 
Was  Neud()rffer  1547  von  dem  Nürnberger  Brillenmacher  Hans  Ehemann  be- 
richtet (,,er  nahm  ein  eben  h  o  c  h  Venedisch  Trinkglas,  that  den  Boden  hinweg, 
brennet  das  Glas  an  der  Seiten  auf  und  breitet  es  im  Feuer  aus  wie  ein  eben  Papier, 
und  machet  krystallene  Brillen  daraus")  scheint  das  Gegenteil  zu  beweisen  und  noch 
deutlicher  spricht  ein  Eintrag  in  dem  kulturgeschichtlich  überaus  interessanten  Un- 
kostbuch des  Nürnberger  Patriziers  Paulus  Behaim:  „(Nürnberg)  1561,  adi  27  Sep- 
tember zalt  für  9  weyße,  glatte,  dicke  (sie  !)  venedische  drinkgleser  1  fl.  1  .^  2  ^>" 
(=  Mitt.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Stadt  Nbg.  VII,  S.  143).  Das  Wort  „venedisch"  be- 
zeichnet in  diesen  Fällen  schwerlich  nur  die  Art  allein,  sondern  auch  die  Provenienz. 
Überdies  ist  es  erwiesen,  daß  Stangengläser  noch  am  Ende  des  16.  Jahrhunderts 
für  den  deutschen  Markt  in  Venedig  hergestellt  wurden. 

Beide  Auffassungen,  die  Annahme,  daß  Oswald  R  e  i  n  h  a  r  d  die  kera- 
mische Technik  in  Nürnberg  verbesserte,  und  die  andere,  daß  er  das  Arcanum 
der  venetianischen  Glasmacher  besaß,  würden  sich  auf  halber  Linie  begegnen, 
wenn  man  annehmen  wollte,  daß  von  Hirsch vogel  eine  Übertragung  des  venetia- 
nischen Gläseremails  auf  das  keramische  Gebiet  angestrebt  wurde.  Es  wäre  dann  an 
das  fränkische  Steinzeug,  mit  dem  die  L  S-Werksiatt  ja  ein  wichtiges  Modell  ge- 
meinsam hat  (Abb.  67  u.  82),  zu  denken.  Das  Email  ist  jedoch  diesem  Material  ebenso 
wie  dem  deutschen  Glas^-*)  noch  mindestens  ein  Vierteljahrhundert  nach  Hirsch- 
vogels Tod  fremd  geblieben.  Als  Inkunabeln  von  Kreußen  sind  iK'ichst  wahrscheinlich 
jene  beutelh'h-migen  Krausen,  die  ich  in  den  Mitteil.  a.  d.  Germ.  Mus.  1908  (S.  63f.bezw. 
S.-A.  25)  zusammengestellt  habe  —  der  Gruppe  schließt  sich  noch  der  besonders  reich 
montierte  Ratspokal  in  Erfurt  an  ^zu  betrachten.  A.  Walcher  von  Molthein  hat  das 
gelegentlich  der  Publikation  des  zugehörigen  Exemplars  der  Sammlung  Figdor 
des  näheren  enn-fert  (Kunst  und  Kunsthandwerk  1909,  S.  20).  Letztere  Krause 
zeigt  in  kalter  Malerei  die  Allianzwappen  eines  Grafen  von  Henneberg  und  das 
Datum  1579.  Ein  Jahr  jünger  ist  das  im  Bayer.  Nationalmuseum  aufbewahrte  Exem- 
plar mit  einer  Kreuzigungsgruppe  und  dem  Wappen  der  Ablei  Hersfeld.  Auch  hier 
ist  die  Malerei  noch  in  Ölfarben  ausgeführt. 

Wenn  Neudürffer  die  Erzeugnisse  der  Fayencewerkstatt  näher  charakterisiert 
durch  den  Zusatz  ,.auf  antiquitetische  Art,  als  wären  sie  von  Metall  gössen",  so  sind 
seine  Worte  wohl  nicht  so  genau  zu  nehmen.    H(')chstwahrscheinlich  hat  der  Rechen- 

14)  Vgl.  zu  der  letzteren  Frage  jetzt  R.  Scliniidt  im  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Kunstsl.  1911. 
S.  279  ff-  Zu  der  Peringer- Frage  (Mitt.  a.  d.  G.  M.  1908  und  Schmidt  a.  a.  O.)  —  es  handelt 
sich  wahrscheinlich  um  emailliertes  Beinglas  —  ist  noch  nachzutragen,  daß  außer  dem  Museo 
Correr  auch  die  Eremitage  in  Petersburg  ein  entsprechendes  Fläsciichen  besitzt  (frdl.  Mitteil, 
von   Herrn  Ijirektur  J.   Brinckniann). 


86  STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE   DER   DEUTSCHEN    RENAISSANCE-FAYENCEN. 

meisten  als  er  die  Nachricht  im  Jahre  1547  nicdcrschrieh,  das  Architektur-  und  Per- 
spektiv-Kompeudium  seines  Kolle,i;en  K  i  \  i  u  s.  das  im  i^leichen  dalirc  in  Niiiii- 
beri;'  im  l^ruck  erschien,  bereits  in  der  Hand  ^eiiabl.  i^ivius  liilde(  (S.  Wli  — .\.\) 
eine  ganze  l^eihe  ..anliquisclier  Bockal"  ab.  mit  einer  Anweisung.  ..nit  allein  solche 
gefüs  wie  angezeigt  sonder  vil  ander  der  gleichen  n  a  c  h  A  n  1  i  q  u  i  >  c  h  e  r  m  o  n  i  e  r 
der  Bocal,  begrebnus  gefäl.!.  neu  zu  erfinden".  l"iir  die  identiiizieruiii;  der  Fayencen, 
die  Neudörffer  meint  —  ob  er  sie  wirklicli  gesehen  hat  ist  mehr  als  zweifelhall.  es 
klingt  eher  als  ob  er  nur  etwas  hätte  läuten  h(')ren  und  einen  modernen  Ausdruck'-') 
anbringen  wollte  —  ist  jedoch  mit  diesen,  Peter  T  1  i)  l  n  e  r  zugeschriebenen,  z.  T.  Irei 
nach  Cesariano  gearbeiteten  Holzschnitten  nichts  gewonnen,  wie  denn  schon  Pi\ius 
selbst  erklärt,  daß  diese  Vorbilder  nur  cum  grano  salis  zu  verstehen  seien  (S.  XVII): 
„so  mag  er  mancherley  proporcion  solcher  gefetJ  und  fürnemlich  der  antiquisclien 
Bockal  finden.  .Aber  die  höhe  sampt  dem  mundstuck  und  deckel,  desgleiclien  die 
füßlein  seien  in  Sonderheit  geordnet  aus  rechtem  verstandt  eins  verstendigen  Gold- 
schmidts und  der  gleichen  kunstreichen  handwerckern  nach  erforderung  der  materi 
darvon  solche  gefäß  gemacht  werden  sollen". 

Die  italienischen  Majolikatöpfer  liaben  sich  allerdings  in  solchen  Formen  — 
Piccolpasso  nennt  sie  „vasi  a  bronzo  antico"  —  versucht.  Seit  der  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts sind  in  Italien  an  Metallgefäße  erinnernde,  durchbrochene  oder  gebuckelte 
mit  wenig  Blau  und  Gelbbraun  dekorierte,  größtenteils  weiße  Fayencen  als  Massen- 
exportartikel für  die  schweizerischen  und  österreichischen  Alpenländer,  für  Süddeutsch- 
land und  Böhmen  (aber  auch  für  Frankreich)  hergestellt  worden,  wobei  abgesehen 
von  den  Wappen  auch  in  den  Gefäßtypen  bisweilen  (jedoch  selten)  auf  den  Geschmack 
der  Abnehmer  Rücksicht  genommen  wurde,  wie  das  z.  B.  bei  einer  in  zwei  Exem- 
plaren bekannten  Schnelle  mit  dem  Wappen  eines  Ulmer  Patriziers  der  Fall  ist.  Mit 
den  deutschen  Renaissancefayencen  hat  dieses  Weißgeschirr,  das  dann  seit  dem 
\7.  Jahrhundert  in  Böhmen  Nachahmung  fand,  keinerlei  Gemeinschaft.  Die  Glasur 
ist  beinartig  und  grundverschieden  von  der  warmen  Tönung  unserer  Inkunabeln. 
Im  einzelnen  vergleiche  man  etwa  die  in  Abb.  63  wiedergegebene  deutsche  Fächer- 
schale mit  einer  gerippten  Schale  jener  Gruppe,  von  der  u.  a.  Dr.  Figdor  ein 
Exemplar  v.  J.  I619  besitzt.  In  letzterem  Fall  (Abb.  Kunst  und  Kunsthand- 
werk 1909  S.  42,  zwei  Schalen  des  gleichen  Modells  bewahrt  die  Mustersammlung 
der  Bayer.  Landesgewerbeanstalt,  eine  dritte  v.  J.  1618  steht  gegenwärtig  im 
Berliner  Handel)  sind  die  blauen  Rippen  über  den  blechartig  umgebogenen  Rand 
—  der  ganze  Charakter  der  Falten  ist  blechern  —  durchgeführt,  während  bei  der 
deutschen  Renaissanceschale  die  kräftige  Modellierung  des  Inneren  nach  außen 
durch  eine  Hohlkehle  abgeschlossen  wird.  Manche  Stücke  der  häufigen  Ware  (so 
schon  ein  1560  datierter  Teller  eines  Imhofschen  Services  im  Germanischen  Museum) 
tragen  die  in  Jännickes  Markenverzeichnis  unter  Nr.  247  wiedergegebene  Signatur, 
die  wie  eine  durch  ihr  steiermärkisches  Allianzwappen  um  I611   datierbare   Schale 


15)  Synonym  mit  welscli  oder  italienisch  ist  der  Ausdruck  hier  jedenfalls  nicht,  sonst 
iiiitte  Neudörffer  sich  an  dieser  Stelle  wohl  kaum  anders  ausgedrückt  als  da  wo  er  berichtet, 
daß  ,, Hanns  Stengel  ...  auf  welsche  und  deutsche  .4rt  gleichwie  Georg  Schreiner  ... 
viel  schöne  Schreinerwerk  machten"  und  „dafj  derselbe  Stengel  mit  derselben  welschen  Arbeit 
der   erste   gewesen   sein   soll". 


Abb.  92. 


Dresden. 


der  Kgl.  Porzellansammluiic:  in  Dresden  beweist,  eine  Faentiner^*')  Werkstatt  bezeidinet 
(Abb.  92).  Es  erLibri,t!:t  sicli  damit  der  Versucli,  das  in  dem  Monogramm  enthaltene 
R  mit  der  Triester  Majolikafabrik  in  Beziehung  zu  bringen,  die  einem  gewissen 
Peter  R  e  i  c  li  e  r,  Bürger  zu  Laibach,  1534  privilegiert  wurde.  Eher  läßt  sich  das 
Monogramm  der  Simson-Schale  von  1526  (Abb.  32),  deren  schweizerisclier  Ursprung 
ja  zum  mindesten  zweifelhaft  ist,  auf  Peter  Reicher  beziehen,  insofern  es  unschwer 
als  P  R  aufgelöst  werden  könnte.  Man  müßte  dann,  was  nicht  unwahrscheinlich 
wäre,  annehmen,  daß  dem  Großbetrieb  schon  eine  mehrjährige  Praxis  vorausging. 
Anderseits  dürfte  —  was  zuerst  E.  W.  B  r  a  u  n  vermutete  —  angesichts  der  Nürn- 
berger Provenienz  noch  immer  nnt  der  Möglichkeit  zu  rechnen  sein,  daß  Oswald 
Reinhard  sich  mit  dem   R  auf  der   Rückseite  verewigt  hat. 

Das  am  deutlichsten  ausgesprochene  Renaissanceornament  der  ganzen  Folge 
der  Inkunabeln  ist  wohl,  wenn  wir  von  den  Tiroler  Öfen  absehen,  die  Bordüre  des 
bereits  im  Zusammenhang  mit  diesen  gewürdigten  Tellers  von  1531  (Abb.  94).  Von 
einem  Künstler,  der  wie  Hirschvogel  die  Prinzipien  der  Renaissanceornamentik 
theoretisch  und  praktisch  beherrschte,  kann  diese  Verkrümmung  einer  Pilasterfüllung 
von  ursprünglich  aufsteigender  Tendenz  jedoch  nicht  herrühren.  Das  Muster  enthält 
zudem  eine  Reihe  von  mißverstandenen  Einzelheiten.  Besonders  das  Vasenmotiv  ist 
wiederholt  bis  zur  Unkenntlichkeit  verkümmert.  Ähnliche  Unregelmäßigkeiten  bez\\-. 
Gedankenlosigkeiten  sind  auch  an  den  Zwischengliedern  der  Wellenranke  des  Ma- 
donnentellers von  1530  zu  bemerken  (Abb.  93  u.  S.  51).  Die  Bordüre  als  Ganzes  gibt 
sich  da  zwar  als  natürliches  Randmuster  —  der  innere  Kranz  ist  übrigens  als  Rosen- 
kranz zu  deuten  —  doch  nimmt  sie  nicht  recht  Bezug  auf  das  Bild  im  Spiegel,  insofern 
die  Vertikale  der  stehenden  Madonna  nicht  mit  Cäsuren  der  undulierenden  Ranke 
zusammenfällt,  die  seitlich  rechts  unten  beginnend,  wie  es  scheint  im  umgekehrten 


16)  Das  gleichartige  säciisische  Hofservice  im  legi.  Jolianneum  (Weiügeschirr  in  urbina- 
tischen  Patanazziformen  mit  dem  sächsischen  Wappen)  ist,  wie  Herr  Dr.  Zimmermann  freund- 
iiciist  mitteilt,  waiirscheinlicli  idjntisch  mit  einem  in   Siena  bestellten   Service. 


Abb.  93. 


G.  AI 


Abb.  94 


90  STUDIEN  ZUR  CiESCIlICIlTt   DER   DEUTSCHEN    RENAISSANCE-FAYENCEN. 


Abb.  95-  G.  M. 

Sinne  des  Ulirzeigers  gezogen  scliließlicli  mit  dem  Platz  nicht  aiLskommt,  sodaß  am 
Ende  der  Fhiß  ins  Stocken  gerät.  Die  eigentlichen  Gesetze  der  antiquisclien  Manier 
sind  jedenfalls  hier  noch  weniger  zu  erkennen,  wenn  auch  der  keramischen  Schönheit 
auf  diese  Weise  kein  Eintrag  geschehen  ist,  da  so  im  Gegenteil  ähnlich  wie  bei 
orientalischen  Teppichen,  der  Charakter  der  naiven  Handarbeit  (der  vornehmste 
Reiz  von  Inkunabeln  auf  jedem  Gebiet)  deutlich  zum  Ausdruck  kommt. 

.Andererseits  zeigt  eine  im  Geist  der  Renaissance  entworfene,  blauweiß  gemalte 
Kanne  (Abb.  90)  in  einem  Bild  von  Georg  Pencz,  der  doch  wie  oben  erwähnt  zu  der 
Nürnberger  Werkstatt  in  Beziehungen  stand,  keine  Verwandtschaft  mit  den  erhaltenen 
Fayencen  ^^). 

Am  sichersten  auf  Nürnberg  bezw.  dessen  nähere  oder  weitere  Umgebung  (Fran- 
ken, Thüringen)  zu  lokalisieren  sind  die  Arbeiten  der  Werkstatt  des  Monogrammisten 
L  S.  Man  wird  daher  von  diesen  ausgehen  müssen,  wenn  es  gilt  Anhaltspunkte  über 
das  .Aussehen  der  Fayencen  des  Nürnberger    Radierers    Hirschvogel    zu  gewinnen. 

Graphische  Vorbilder  setzt  die  schraffierte  L  S-(3rnamentik  ja  voraus.  In 
den  eigentümlichen  Bogenlinien,  die  sich  bisweilen  wie  Hilfskonstruktionen  durch 
die  Ranken  ziehen  (vgl.  Abb.  71  und  Abb.  85,  auch  bei  der  Vase  Abb.  38  ist  dies  der 
Fall),  dürfte  am  ehesten  ein  Zusammenhang  mit  manchen  Radierungen  Hirschvogels 
gefunden  werden.  Hirschvogel,  der  Verfasser  des  ausdrücklich  zum  Nutzen  des 
Kunsthandwerks  bestimmten  Geometriebüchleins,  dessen  Illustrationen  zum  großen 
Teil  Kreiskonstruktionen  darstellen,  hat  solche  Hilfskreise  hie  und  da  mit  Absicht- 


17)  Den  Hinweis  auf  diese  Kanne  verdanke  icli  Herrn  Direktor  E.W.Braun,  die  unserer 
Abbildung  zugrunde  liegende  Aquarellkopie  Herrn  Geheimrat  K.  Woennann.  Hier  sei  auch  des 
in  Abb.  95  wiedergegebenen  Fragments  einer  Schale  mit  der  Darstellung  des  Zweikampfs  zwischen 
David  und  Goliatli  gedacht,  deren  Entstehung  in  Nürnberg  jedoch  dadurch  nicht  bewiesen  ist, 
daß  das  Stück  in  Nürnberg  (gelegentlich  des  großen  Hochwassers  im  Frühjahr  19ü9)  gefunden 
wurde. 


VON  WALTER  STENGEL. 


91 


Abb.  96.  G.    M. 

Schälchen  mit  dem  Wappen  des  Bamberger  Bischofs 

Johann  Phihpp  v.  Gebsattel  (um  1600). 


lichkeil  im  OnuinieiU  stehen  liissen,  so  z.  ß.  in  dem  Streifen  am  Körper  der  Kanne 
B.  94  (F  r  i  e  d  r  i  c  h,  Talel  .\XI1I)  mid  an  der  Schulter  der  Kanne  B.  95  (Abb.  88), 
deren  runder  Körper  ebenfalls  ein  Produkt  des  Zirkels  ist. 

Auch  aus  der  Tatsache,  daß  in  der  L  S-Werkstatt  das  figürliche  Moment,  das 
Hirschvogels  schwächste  Seite  war,  von  der  verzeichneten  Berliner  Rhetorica  ab- 
gesehen, keine  Rolle  spielt,  während  andererseits  dort  (und  noch  mehr  in  der  tech- 
nisch auf  derselben  Linie  stehenden  und  zweifellos  durch  einen  Künstler  von  dem 
Rang  llirsclnogels  inspirierten  Eulenwerkstatt)  die  Heraldik,  Hirschvogels  zweites 
Hauptgebiet  neben  dem  Ornamentsticli,  gepflegt  wurde,  liel3e  sich  ein  Tropfen  auf 
die  Mühle  der  Hirschvogelhypothese  herausdestillieren.  Wir  würden  jedoch  allen 
Boden  unter  den  Füßen  verlieren,  wollten  wir  weitergehen  und  betonen,  daß  das 
Monogramm  L  S  ähnlich  wie  es  der  Inhaber  der  Fayencewerkstatt  schrieb  von  dem 
Nürnberger  Radierer  Lorenz  S  t  r  a  u  c  h  (1554—1636)  gebraucht  wurde,  dessen  Stil 
(in  der  Strichführung,  nicht  in  Einzelheiten)  an  Hirschvogels  Radierungen  erinnert. 


Abb.  97-  Slg.  Wilczek. 


VII.  Die  Eulen. 
Von  den  Fayenceeulen  der  Renaissance  ist  in  der  keramischen  Literatur  zuerst, 
und  zwar  von  Albert  J  a  c  q  u  e  m  a  r  t  (1873)  das  seitdem  verschollene  Exemplar 
der  Sammlun,t;"  Alexandre  de  1  a  H  e  r  c  li  e  in  Beauvais  beschrieben  worden.  Diese 
Beschreibung'^^),  die  nicht  genau  ist,  wird  durch  die  Angaben  des  Katalogs  der  Verstei- 
gerung der  Sammlung  de  la  Herclie  ergänzt:  „Vase  en  forme  d'oiseau  de  proie  decore 
de  trois  personnages  en  relief  sous  une  arcade  de  la  renaissance;  au  revers:  Guillaume 
Teil  abattant  la  pomme  sur  la  tete  de  son  fils.  Bleu  et  or.  XVI.  siecle  (Nuremberg)". 
Die  Vorderseite  mit  einem  Liebespaar  und  einem  schalkhaften  Narren  unter  einer 


18)  Vgl.  J.,  Histoire  de  la  ceramique,  S.  379:  ..Parmi  les  oeuvres  les  plus  anciennes  et  les 
plus  remarquables  de  l'Allemagne,  nous  devons  mentionner  un  vase  destine  ä  etre  donne  en  prix 
par  une  compagnie  de  tireurs  d'arc.  Ce  pot  a  la  forme  d'un  oiseau  de  nuit  dresse  sur  ses  pattes 
velues,  la  tete  formant  couvercle;  le  fond  est  un  email  blanc  releve  de  touches  bleues  qui  dessinent 
les  mouchetures  du  plumage;  niais,  sur  le  milieu  de  la  pause,  l'email  est  interrompu,  et  un  beau 
bas-relief  modele  ä  la  main  representelesdignitaires  de  la  Corporation  revetus  du  splendide  costume 
qu'on  retrouve  dans  le  triomphe  de  Maximilien.  Certes,  s'il  etait  perniis  de  hasarder  un  nom  ä 
propos  d'une  oeuvre  aussi  exceptionnelle,  nous  dirions  que  le  celebre  Hirschvogel  en  est  l'auteur; 
il  y  a  de  plus  que  le  talent  d'un  potier,  il  s'y  trouve  la  science  d'un  statuaire  de  goüt;  cette  piece 
est  l'une  des  perles  de  la  collection  de  M.  de  la   Herche,  de  Beauvais". 

Jacqueniart  knüpft  daran  noch  folgende  Bemerkung:  „L'histoire  de  Tart  ceramique  alle- 
mand  est  tout  entiere  ä  creer;  rien  de  serieux  n'a  ete  dit  a  ce  sujet,  et  lorsque  les  savants  de  cette 
contree  se  mettront  ä  Toeuvre,  des  revelations  inattendues  etonneront  les  curieux.  Une  belle 
assiette  du  musee  de  Sevres  prouve  que  la  majolique  etait  en  honneur  sur  les  bords  du  Rhin  comme 
sur  le  littoral  de  l'Adriatique;  de  riches  armoiries,  d'elegantes  arabesques  y  sont  nielees  ä  des 
legendes   latines   ou    allemandes    et   le   chiffre    du    revers,    forme    de    lettres    gothiques    annonce 


VON   WALTER  STENGEL.  93 


Arkade  sibt  unsere  Abbildun.y:  100  wieder.  Ich  habe  das  Stück  noch  nicht  selbst 
gesehen,  da  sein  Verbleib  (in  einer  Pariser  Privatsaninilun.t,^  erst  in  letzter  Stunde 
ermittelt  werden  konnte,  und  nuiü  daher  mit  einem  Urteil  zurückhalten.  Auf 
den  ersten  Blick  fällt  auf.  da(.!  der  Kopf  dieselbe  Form  hat  wie  der  falsche  Kopf 
der  Landauschen  Hule  in  der  Sammlung;  Fis;dor  (Abb.  Kunst  und  Kunsthandwerk 
1909.  S.  24).  Hs  ist  jedoch  nicht  nur  m(\iich,  sondern  so,t;ar  wahrscheinlich, 
daß  dieser  nach  jenem  kopiert  wurde.  Denn  das  Exemplar  Fi,u,'dors  stammt  aus 
der  l^uiser  Sammlun.i;'  Spitzers,  der  das  Modell  für  die  Er.i^änzun.i,^  am  ehesten 
in  der  durch  Jacquemart  in  die  Literatur  ein.ceführten  Eule  .gesucht  haben  dürfte. 
Bei  letzterer  entspricht  die  besondere  Form  des  Schleiers  den  .t,Tdrun,i;enen  Läufen, 
die  bei  dem  Landauschen  Kauz  wie  bei  allen  übrigen  der  Gruppe  schwach  und  hoch 
sind.  Am  nächsten  verwandt  in  der  Kopfbildung  ist  die  Eule  der  Stuttgarter  Alter- 
tümersammlung (Abb.  102).  Hier  besteht  der  Schleier  aus  einem  gemalten  flachen 
Kranz  von  großen  Federn,  während  er  sonst  convex  ist  und  von  einer  Reihe  (meist 
eingestochener)  kleiner  Kreise  zwischen  radialen  Linien  bezw.  Furchen  geschmückt 
wird.  Die  an  der  Rückseite  des  de  la  Herche-Exemplars  modellierte  Darstellung  des 
Teilenschusses  ist  an  sich  nicht  bedenklich,  da  sie  seit  Etterlins  Chronik  (1507)  auf 
Denkmälern  des  (Schweizer)  Kunstgewerbes  nicht  selten  vorkommt^-').  Das  Relief  der 
Vorderseite  ist  wesentlich  besser  als  die  wappenhaltenden  Figuren  der  Gräflich  Wilczek- 
schen  Eule  (Abb.  97)  Das  de  la  Flerche- Käuzchen  hat  wie  alle  anderen  echten  Fayence- 
eulen des  16.  Jahrhunderts  nur  die  eine  Scharffeuerfarbe  blau  in  der  weißen  Glasur  und 
ist  im  übrigen  an  einigen  Stellen  kalt  vergoldet.  Kalte  Bemalung  ist  der  ganzen  Gruppe 
eigentümlich.      In  dieser  Weise  ist  bei  den  meisten  Stücken  der  an  der  Brust  des 


assez  hl  piitiie  de  fartiste.      Nous  avons  vu  d'autres  ouvrages  signes  de  sigles  evidemment  germa- 
niques,  et   que  des  analogies  de  style  avaient  fait  classer  aussi  parmi  les  majoliques  italiennes". 
Audi    in  diesem   Falle  ist  Jacquemarts  Beschreibung  nicht  genau.     Das  fragliche  Zeichen 
'  ist  an  der  Vorderseite  am  Rande  des  Spiegels  angebracht,  unterhalb  eines  flatternden 

WC  Spruchbands  mit  den  Buchstaben  AG— W—GA.  Von  den  beiden  Wappen  stimmt  das  eine 
J  überein  mit  der  bei  Sibmacher  (Preuß.  Edelleute  Taf.  3 16)  gegebenen  Beschreibung  des 
Wappens  der  Milich, ,, eines  im  vorigen  Jahrhundert  bei  Goldberg  in  Schlesien  begüterten  Geschlechts". 
Nach  ,,Des  Schlesischen  Adels  anderer  Teil  oder  Fortsetzung  schlesischer  Curiositäten"  von  Johann 
Sinapius  war  diese  Familie  im  16.  Jahrhundert  in  Freiburg  i.  Br.  ansässig.  Das  andere,  das  einen  stei- 
genden Greifen  (nach  links)  enthält,  ist  schwerer  eindeutig  zu  bestimmen.  Unterhalb  der  Wappen 
steht  in  einem  Täfelchen  die  Jahreszahl  1548.  Die  Umschrift  (in  großen  lateinischen  Buchstaben) 
lautet:  Quos  Animis  Equis  Hos  Stemmate  Junxit  Eodem  Non  Sors  Sed  Fata  Prosperiore  Dens. 
Die  „eleganten  Arabesken"  bestehen  nur  aus  einigen  dünnen  Schnörkeln.  Das  eine  Wappen  ist 
wie  das  Spruchband  und  die  Fassung  des  Datumtäfelchens  in  breiter  weiß  gehöhter  Malerei 
ausgeführt,  das  andere  in  scharfer  Federzeichnungsmanier.  Mit  den  besprociienen  deutschen  Fayen- 
cen ist  der  Teller,  den  wir  dank  dem  gütigen  Entgegenkommen  der  Verwaltung  des  Mus^e 
Cdramique  hier  zum  ersten  Male  reproducieren  können  (Abb.  98),  ebensowenig  verwandt  wie 
ein  Teller  des  South  Kensington  Museums,  dessen  Photographie  (Abb.  99)  uns  durch  die 
Direktion   dieses  Instituts   in  liebenswürdiger  Weise    zur  Verfügung  gestellt  wurde. 

19)  Immeriiin  sei  in  diesem  Zusammeniiang  erwähnt,  daß  vor  etwa  30  Jahren,  wie  Herr 
Dr.  Angst  in  Zürich  freundlichst  mitteilt,  ein  Berner  Antiquitätenhändler  begann,  falsche  Fayence- 
eulen mit  schweizerischen  Wappen  und  historischen  Darstellungen  bemalt  in  den  Handel  zu  bringen. 
Ein  solches  Exemplar  befand  sich  bis  vor  wenigen  Jahren  im  Historischen  Museum  in  Bern. 
Bekannter  sind  die  Fleischmannschen  Fayenceeulen,  die  noch  heute  in  Sulzbach  weiter  fabri- 
ziert werden.     Ein   Exemplar  von  diesem  Typus  besitzt  z.    B.  die    Kgl.   Kunstschule  in  Nürnberg. 


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VON  WALTER  STENGEL.  95 


Vogels  an,ij:ebriiclite  Scliild  mit  dem  z\veik(tpli,i;en  Adler  bemalt,  so  bei  der  Hule  des 
Stadtmuseums  in  Kaufbeuren  (Abb.  103).  deren  Wappen  früher  versehentlich  als  das 
nnr  den  halben  Adler  und  zwei  Sterne  enthaltende  Wappen  dieser  Stadt  an,ii:esprochen 
wurde;  ferner  bei  dem  Käuzchen  auf  Bur.i;'  Kreuzenstein  —  die  Beschreibung  im 
Katalog  der  Spezialausstellung  von  Krügen  und  krugartigen  Gefäßen  im  Österreich. 
Museum  in  Wien.  1881,  gibt  noch  den  Doppeladler  an,  der  jetzt  abgeblättert  ist  — 
und  bei  zwei  Exemplaren  v.  J.  1560  im  Fürstlich  Schwarzburgischen  Schloß  in  Gehren. 
Bei  dem  einen  ist  der  Kaiserliche  Schild  mit  der  Kette  des  Ordens  vom  goldenen  Vließ 
umhängt  (Abb.  81),  bei  dem  anderen  (Abb.  105)  von  den  Schilden  der  sieben  Kurfürsten 
umgeben,  ebenso  wie  an  einem  dritten  Exemplar  vom  Jahre  1560  in  Breslau,  wo  die 
kalte  Malerei  sich  nicht  erhalten  hat  (Abb.  83).  Den  Archetyp  dieser  Kurfürsten- 
eulen gibt  Abb.  104  wieder.  Die  teilweise  durch  die  fette  Glasur  verdeckte  Model- 
lierung des  Gefieders  ist  hier  weniger  scharf  als  bei  dem  kleineren  gleichfalls  undatierten 
wappenlosen  Gegenstand  unserer  Titelvignette.  Die  einzelnen  plastischen  Federn  sind 
quer  gerippt  und  mit  Längsstrichen  bemalt  wie  das  auch  bei  den  1 540  und  1543  datierten 
Eulen  in  Köln  (Abb.  106—107)  und  Kaufbeuren  der  Fall  ist.  Stilistisch  steht  das 
Stück  der  Kaufbeurer  Eule  am  nächsten.  Man  vergleiche  besonders  die  malerische 
Strichelung  rings  um  den  Schnabel  und  die  Form  des  großen  Schildes;  nur  ist  dessen 
Umschlag  in  Kaufbeuren  schon  weniger  reich  gegliedert.  Die  Form  der  Krone 
bleibt  bei  den  jüngeren  Kurfürsteneulen  ähnlich,  doch  fehlen  hier  die  (rot  bemalten 
Perlchen),  die  man  am  Reifen  und  an  den  äußeren  Stegen  des  älteren  Exemplars 
bemerkt.  Besonders  drastisch  zeigt  sich  der  Unterschied  im  Schnitt  und  der  An- 
ordnung der  kleinen  Schilde. 

Die  frühe  Kurfürsteneule  stammt  aus  einer  alten  Tiroler  Familie  und  läßt 
sich  dort  bis  in  das  18.  Jahrhundert  zurückverfolgen.  Der  damalige  Besitzer  war 
Bergwerksbeamter  in  Schwaz.  Vorher  war  die  Familie  in  der  Gegend  von  Meran 
ansässig.  In  Schwaz  ist  jedenfalls  auch  das  so  nahe  verwandte  Kaufbeurer  Käuzchen 
einmal  gewesen.  Dieses  stammt  aus  dem  Besitz  der  Hörmann  von  Guttenberg. 
Als  Urbesitzer  kommt  der  u.  a.  aus  der  Geschichte  der  deutschen  Renaissancemedaille 
liekannte  Georg  Hörmann  in  Betracht,  der  in  Schwaz  liegütert  war  und  dort  auch 
(1545)  in  das  Hospital  ein  Fenster  stiftete.  Es  mag  ein  Zufall  sein,  daß  diese  frühen 
Stücke  beide  auf  Tirol  weisen.  Nimmt  man  jedoch  hinzu,  daß  die  technische  Eigen- 
tümlichkeit kalter  Bemalung  in  der  151^  begründeten  Glashütte  des  unweit  von 
Schwaz  gelegenen  Hall  üblich  war,  und  daß  andererseits  um  1540  gerade  in  der 
Gegend  von  Meran  und  Brixen  eine  Werkstatt  für  Fayencen  mit  Blaumalerei 
nachgewiesen  v/erden  kann,  so  scheint  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  wir  die  Eulen- 
werkstatt in  Tirol  zu  suchen  liaben.  Mit  dieser  Hypothese  würde  auch  die 
andere  Vermutung,  daß  die  Eulen,  besonders  die  mit  dem  habsburgischen 
Doppeladler  geschmückten  als  Kaiserliche  Ehrengeschenke  aufzufassen  sind, 
zum  mindesten  niclit  in  Widerspruch  stehen.  Urkundlich  zu  erhärten  ist  die 
letztere  Annahme  allerdings  zurzeit  nicht.  Doch  läßt  sich  folgendes  dafür  geltend 
machen. 

Das  Kaufbeurer  Exemplar  bezeichnet  schon  eine  Tradition  als  ein  Kaiserliches 
Ehrengsechenk,  und  diese  Überlieferung  scheint  bei  der  hervorragenden  Stellung 
ihres  mutmaßlich  ersten  Besitzers  —  Georg  Hörmann  war  an  dem  Kaufhaus  der 


VON   WALTER  STENGEL.  Q7 

Fii.n,ti;er  beteiligt  —  nicht  unbei;Tündet  zu  sein.  Aus  einer  1539  datierten  Urkunde 
des  Stattlialtereiarchivs  in  Innsbruck  (II.  Jahrb.  d.  kunsthist.  Samml.  d.  Allerh. 
Kaiserli.,  Nr.  2141)  ersehen  wir,  da(3  er  damals  zu  der  dorti.tijen  Regierung  in  Beziehung 
stand.  Und  wenn  aus  einer  Hofzahlamtsrechnung  von  1553  (a.  a.  ().  VII  Nr.  4875) 
hervorgeht,  daß  Ferdinand  I.  zwei  großen  Augsburger  Kaufherrn  zwei  Trinkgläser 
zum  (jeschenk  machte,  auf  denen  „irer  R(>misch.  Khgl.  maj.  Wappen"  gemalt  waren, 
so  kommt  diese  Analogie  unserer  Hypothese  noch  weiter  entgegen.  Auch  die  Herkunft 
der  1540  datierten  K(')lner  Hule  mit  dem  Kessenringschen  Wappen  (Abb.  106  und 
107)  wäre  unschwer  in  diesem  Sinne  zu  deuten.  Das  Wappen  ist  wenn  nicht 
ursprünglich  auf  den  Überlinger  Bürgermeister  Jacob  Kessenring  auf  dessen  gleich- 
namigen Sohn,  den  Doktor  beider  Rechte  zu  beziehen,  der  1539  heiratete.  Der 
Bürgermeister  hatte  sich  im  Bauernkrieg  verdient  gemacht  und  erhielt  zur  Belohnung 
1528  von  Kaiser  Karl  V.  den  Wappenbrief,  der  sich  auf  dem  Rathaus  in  Überlingen 
noch  erhalten  hat,  und  schon  drei  Jahre  zuvor  bezahlte  die  Innsbrucker  Kammer  zwei 
vergoldete  Geschirre,  die  für  die  zwei  Bürgermeister  in  Überlingen  als  Geschenk  der 
fürstlichen  Durchlaucht  bestimmt  waren.  Jacob  Kessenring  der  jimgere  war,  wie 
eine  nachträgliche  Notiz  auf  dem  Wappenbrief  seines  Vaters  besagt,  der  Rom.  Majestät 
Ferdinand  I.  und  nach  dessen  Ableben  Erzherzogs  Ferdinandi  zu  Österreich  Rat 
und  Diener.  Erst  im  Jahre  1547  erhielt  er  als  ein  Zeichen  besonderer  kaiserlicher 
Gunst  eine  Wappen  Verbesserung  in  GestaK  einer  goldenen  Krone.  Die  Krone  in 
der  kalten  Malerei  des  Wappenschildes  der  7  Jahre  früher  datierten  Eule  könnte 
nachträglich  hinzugefügt  sein.  Ob  die  Krone  an  der  plastischen  Helmzier  (oder 
gehören  die  drei  Zacken  zur  Löwenmähne.'')  ergänzt  ist,  müßte  untersucht  werden. 
Bei  einer  etwaigen  Unstimmigkeit  wäre  die  Jahreszahl  1540  als  ein  Frinnerungs- 
datum  aufzufassen. 

Der  erst  kürzlich  (von  R.  Schmidt  im  ,, Cicerone"  191 0)  in  die  Literatur 
eingeführte  Adler  der  Veste  Coburg,  der  aus  der .  Eulenwerkstatt  stammt, 
trägt  das  Khuenburgsche  Wappen.  Man  kann  dieses  auf  Johann  G.  v.  Khuenburg 
beziehen,  der  Mundschenk,  später  Truchseß  des  Kaisers  Rudolf  II.  und  seit  1604 
nieden'isterreichischer  Regimentsrat  war.  Denn  da  der  Adler  hinsichtlich  der  Innen- 
zeichnung der  Federn  mit  dem  spätesten  Exemplar  der  Eulengruppe  (Abb.  102) 
—  der  Schluß  des  Datums  1561  ist  überdies  undeutlich  —  übereinstimmt,  steht 
nichts  im  Wege,  ihn  wesentlich  später  zu  datieren  als  das  Landausche  Käuzchen 
von  1554,  dessen  Gefieder  schon  ebenso  (in  genauer  zeichnerischer  Nachbildung  der 
älteren  plastisch  gerippten  Form)  behandelt  ist.  Das  Amt  eines  Kaiserlichen  Mund- 
schenks würde  jedenfalls  der  Annahme,  daß  der  Urbesitzer  des  Adlerpokals  diesen 
als  kaiserliches  Ehrengeschenk  erhalten  hat,  am  besten  entsprechen.  Bei  einer 
früheren  Datierung  käme  wohl  vornehmlich  der  auch  durch  sein  schönes  Exlibris 
bekannte  Michael  von  Khuenburg  in  Betracht,  der  vom  16.  Juli  1554  bis  1566 
Erzbischof  von  Salzburg  war.  Die  für  diesen  Fall  naheliegende  Annahme,  daß  der 
Adler  auf  eigene  Bestellung  des  Erzbischofs  in  Salzburg  selbst  ausgeführt  sei,  ist 
kaum  wahrscheinlich.  Die  Form  des  Reichsadlers  wäre  so  nicht  erklärt.  Auch 
würde,  da  gewiß  nicht  nur  die  Eulen  aus  derselben  Werkstatt  hervorgegangen  sind, 
die  erzbischöfliche  Residenz  in  der  Geschichte  der  deutschen  Renaissancefayencen  an 
die  erste  Stelle  rücken,  und  damit  stünde  dann  die  Tatsache  in  Widerspruch,  daß 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  19t  1.  7 


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VON   WALTER  STENGEL.  QQ 


mit  Ausnahme  des  Madonnentellers,  der  Jacobusschale  und  der  auch  in  protestantischer 
Gegend  mö.iclichen  Wandbrunnen  —  die  Samariterinnendarstellun.t^  (:„Gott  ist  ein 
Geist,  und  die  ilm  anbeten,  die  müssen  ihn  im  Geist  anbeten")  ist  in  der  Schweiz 
sogar  sehr  beliebt  gewesen  —  die  katholischen  Motive,  die  später  die  Salzburger 
Keramik  doch  v()llig  beherrschen,  unter  den  Inkunabeln  fehlen.  Auch  wenn  man 
erwägt,  daß  letztere  einer  freieren  Zeit  angeh<iren.  bliebe  ein  solches  Verhältnis  un- 
verständlich. Eher  lief.5e  sich  also  bei  einer  Beziehung  auf  den  Erzbischof  denken, 
daß  der  Adler  ihm  vom  Kaiser  geschenkt  wurde,  vielleicht  1S55  anläßlich  des  Augs- 
burger Religionsfriedens. 

Die  Kurfürsten- Eule  des  Schlesischen  Museums  (Abb.  83)  stammt  aus  fürstlichem 
Besitz.  „Dieser  lukubrierende  Vogel  von  I83  Jahren"  ist  ausweislich  eines  durch  die 
Jahreszahl  IS60  am  Fuß  des  Pokals  auf  1743  datierten  Zettels,  der  im  Inneren  liegt, 
„des  Durchl.  Fürst  Radziwils  gewesen".  Wahrscheinlich  befand  sich  das  Stück  in 
dem  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  aufgeliisten  Radziwilschen  Kabinett -°).  Falls, 
wie  anzunehmen,  die  Eule  alter  Familienbesitz  des  Radziwilschen  Fürstenhauses 
gewesen  ist,  so  kommt  als  Urbesitzer  in  Betracht  Nicolaus  VI.  von  Radziwil,  Palatin 
von  Wilna,  Großmarschall  und  Erzkanzler  des  Großh.  Litthauen,  auch  Generalkapitän 
zu  Brzesec,  Borissow  und  Szawlin.  Diesem  und  Johann  IV.  ,, wurde  d.  d.  Augsburg 
10.  December  1547  der  ihrem  Vatersbruder  IS  18  erteilte  Reichsfürstenstand  erneuert 
und  zur  Reichsherzogswürde  erweitert,  d.  d.  Wien  10.  Juli  1553  erhob  ferner  Kaiser 
Ferdinand  I.  zu  Gunsten  Nicolaus  VI.  das  diesem  gehörige  Schloß  Sziedlowiec  zu 
einer  Reichsgrafschaft.  Derselbe  Nicolaus  wurde  Protestant,  ließ  1563  die  erste 
Bibel  ins  Polnische  übersetzen  und  starb  1567"  (Sibmacher). 

Das  Käuzchen  auf  Burg  Kreuzenstein  (Abb.  97)  war  früher  als  altes  Familien- 
stück im  Besitz  einer  Gräfin  Almassy-Wilczek  in  Linz.  Das  gemalte  Medaillon  mit 
einem  Türkenkopf,  oben  auf  dem  Deckel,  könnte  darauf  deuten,  daß  dieses  Gefäß, 
ähnlich  wie  die  in  einer  Hofzahlamtsrechnung  von  1557  (=  VII.  Jahrb.  d.  K.-S.  d. 
allerh.  K.  No.  4941)  aufgeführten  silbervergoldeten  Pokale  als  Gnadengeschenk  für 
ritterliches  Verhalten  im  Felde  gegen  die  Türken  bestimmt  war. 

Auf  hochadelige  Herkunft  läßt  auch  die  Kette  des  Ordens  vom  goldenen  Vließ 
an  dem  einen  Gehrener  Exemplar  (Abb.  81)  schließen.  Als  Urbesitzer  kommt  Johann 
Günther  (t  1586)  in  Betracht,  der  durch  die  nach  dem  Tode  Günthers  XI.  (1552) 
erfolgte  Teilung  Arnstadt  mit  Gehren  erhielt.  Leider  hat  sich  im  Fürstl.  Schwarz- 
burgischen Archiv  bisher  keine  einschlägige  Urkunde  gefunden.  Es  läßt  sich  z.  Z. 
auch  nicht  entscheiden,  ob  dem  Umstand  Bedeutung  beizumessen  ist,  daß  das 
Schwarzburgische  Haus  seit  alters  (1518  in  dieser  Würde  bestätigt)  zu  den  „vier 
Grafen  des  hl.  Rinn.  Reiches"  gehÖH't,  und  daß  in  der  Quaternioneneinteilung  des 
Reiches  auf  den  Fittichen  des  Adlers  (z.  B.  auf  den  Reichsadlergläsern)- ^)  unmiltel- 

20)  Vgl.  K.  Masner  im  Jahrb.  des  Scliles.  Mus.  f.  Kunsttrewerbe  u.  Altertümer.  II.  Bd. 
Breslau   1902,  S.   K»). 

21)  Das  im  Schwarzbur^ischen  Denkmälerinventar  als  im  Schlosse  Gehien  befindlich 
aufjreführte  Reichsadlerglas  von  1560  (das  Datum  der  beiden  Reichsadlereulen!)  ist  dort  nicht 
vorhanden,  also  entweder  den  Weg  anderer  Gläser  get,fangen.  wie  der  in  der  Literatur  wieder- 
holt erwähnte,  aber  nicht  mehr  nachweisbare  Reichsadlerhumpen  von  1517.  oder  identisch  mit 
einem  Udch   im    Schlosse  stehenden   Reichsaillerylas  von    1596. 

7* 


100  STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE   DER   DEUTSCHEN    RENAISSANCE- lAYENCEN. 

bar  unter  Scliwarzburi::  Cilly  aufu'cfülirl  wird,  das  im  K).  Jalirliiiiidcrl  ein  Lehen 
jener  Familie  von  Landau  war.  deren  Wappen  das  Käu/.chen  bei  Alltert  Li^dor  Iriii^L 

Bei  dem  X'orhandensein  von  nicht  weniger  als  drei  Lxemplaren  in  dem  einen 
Schlol.l  dehren  {Titelviunette,  Abb.  81  u.  Io5)  dürfte  im  übrii^cn  auch  mit  der 
Möglichkeit  zu  rechnen  sein,  daü  die  Eulenwerkstalt  nicht  weit  von  dort  zu  suchen 
ist.  um  so  eher  als  wir  von  der  „,i;Toßen  aus  Ton  ,s;ebrannten  Lule",  die  das  1S(S3 
aufi^enommene  Inventar  der  Burt,^  Neidek  bei  Arnstadt  aufführt,  nicht  sa,s:en  können, 
ob  sie  identisch  ist  mit  der  besonders  .großen,  alle  anderen  in  den  Maaßen  übertreffenden 
Kurfürsten-Lule  V.  J.  15C>0,  die  heute  in  Gehren  steht,  oder  ob  sie  etwa  ,i;ar  als  viertes 
Stück  innerhalb  des  kleinen  Bezirks  zu  igelten  hat.  Im  Stadtmuseum  zu  Arnstadt 
befindet  sich  ein  blaubemaltes  Fayence.i^efäß  in  Gestalt  eines  Huhns,  das  in  A.  selbst 
(unter  dem  Haus  am  Markt  Nr.  1)  und  zwar  im  Schutt  des  Brandes  vom  7.  August 
1581  gefunden  wurde  und  mit  den  Eulen  technisch  verwandt  ist  (Abb.  72)^-);  die 
Zeichnung  der  Schuppen  ist  im  übrigen  ähnlich  wie  bei  den  L  S- Flaschen,  und  an 
die  Punktierung  des  Halses  erinnert  noch  der  Löwenkopf  der  Wasserblase  v.  J.  1666 
(Abb.  73).  Ferner  hat  ein  Albarello  in  der  Altertumssammlung  in  Feuchtwangen, 
der  seiner  ganzen  Beschaffenheit  nach  in  den  (weiteren)  Kreis  der  Inkunabeln  ge- 
hört (wenn  er  seiner  überaus  rohen,  ganz  verbauerten  Malerei  wegen  auch  tief  in 
das  17.  Jahrhundert  zu  versetzen  sein  dürfte),  das  Schwarzburgische  Wappen. 

Die  Frage  nach  der  Herkunft  der  Fayence-Eulen  muß  unter  diesen  Umständen 
ein  Rätsel  bleiben.  Verschiedene  Städte  können  den  Anspruch  erheben,  das  Nest  an 
ihren  Mauern  gehabt  zu  haben. 

Ließe  sich  die  Geschichte  der  deutschen  Fayenceinkunabeln  auf  die  im 
vorigen  Kapitel  erörterte  Hypothese  aufbauen,  so  hieße  es  Eulen  nach  Athen,  dem 
Athen  der  deutschen  Renaissance  tragen,  wenn  man  unvoreingenommen  und  ohne 
Hirschvogel  oder  Neudörffer  zu  erwähnen  die  Mciglichkeit  berührt,  daß  die  Käuzchen 
in  Nürnberg  entstanden  sein  könnten.  Zugunsten  Nürnbergs  wäre  jedenfalls  geltend  zu 
machen,  daß  die  dem  Datum  nach  älteste,  die  Kessenringsche  Fayenceeule,  dem  blei- 
glasierten, außen  steinzeugartig  braunen,  innen  schwarz-griuien  und  im  Scherben 
roten  Exemplar  der  Großherzoglich  Badischen  Kunstkammer,  an  dem  das  kalt 
bemalte  Wappen  der  Nürnbergischen  Familie  von  Praun  angebracht  ist,  im  Modell 
ähnelt.  Die  Form  des  Schildes  und  das  Blattwerk  sind  gleichartig  modelliert, 
auch  die  Maaße  stimmen  ungefähr  überein.  Außerdem  gibt  es  sogar  eine  kürzlich 
aus  dem  großen  Kunsthandel  in  den  Besitz  des  K.  K.  oesterr.  General- Konsuls  Freih. 
Max  von  Goldschmidt- Rothschild  übergegangene  Fayenceeule  mit  einem  Hohen- 
zollerischen  Wappen,  das  auf  einen  Nürnberger  Burggrafen  bezogen  wird  und  von 
dieser  ist  auch  bereits  behauptet  worden,  daß  sie  aus  demselben  Ofen  stamme 
wie  das  mit  den  übrigen  Exemplaren  unmittelbar  verwandte  Käuzchen  in  Stuttgart 
(Abb.  102),  dessen  heraldischer  Schmuck,  wie  schon  K.  Masner  richtig  bemerkt 
hat,  durch  die  plastischen  Helmzieraten  von  Urach  und  Teck,  sowie  die  weiß  auf 
blauem  Grunde  im  3.  Felde  ausgesparte  Reichssturmfahne  als  das  Wappen  des 
Herzogtums  Württemberg  bestimmt  ist. 


22)  Den  Naclivveis  dieses  Stücks  verdanke  ich  M.  Suuerlandt. 


Abb.    106. 


Köln. 


Abb.    107. 


Köln. 


VON  WALTER  STENGEL.  103 


Es  genii,e:t  ein  Blick  auf  die  Abbildun.c:  der  „Hohenzollerneule"  (Abb.  74),  daß 
das  eher  einem  Spatzen  als  einer  Eule  .^deichende  Stück  zu  unserer  Gruppe  gar 
keine  Beziehungen  hat.  Ganz  abgesehen  von  den  Augen,  die  hier  hervorgequollen, 
sonst  in  dem  Sclileier  eingebettet  sind,  und  abgesehen  aucli  von  der  in  demselben 
Formempfinden  liegenden  Art,  wie  der  Vogel  das  Wappen  an  der  Brust  vorstreckt, 
ist  ein  grundsätzliclier  Unterschied  darin  zu  erkennen,  daß  die  Läufe  vom  Körper 
abgesondert  sind,  dergestalt  daß  die  Idee  eines  Pokals,  dessen  Hohlraum  an  der 
Sohle  dem  unteren  Durchmesser  entspricht,  aufgegeben  scheint.  Diese  Grundform 
des  Pokals  ist  ja  bei  allen  Stücken  der  Gruppe  (das  Arnstädter  f^uhn  und  ein 
indirekt ^^)  zugehöriges  Käuzchen  der  Sammlung  A.  Walchers  von  Molthein  ein- 
geschlossen) zu  beobachten,  und  man  kann  sagen,  daß  ihr  Profil  dem  der  Kannen 
aus  der  L  S-Werkstatt  gleicht,  die  in  Abb.  66  ff.  wiedergegeben  sind.  Der  letzteren 
ist  die  Eulenwerkstatt  auch  darin  verwandt,  daß  beide  als  einzige  Scharffeuerfarbe 
Kobaltblau  verwenden. 

Es  bleibt  abzuwarten,  für  welchen  Punkt  im  v^^eiten  Reich  der  Hypothesen  sich 
künftig  durchschlagende  Momente  finden  werden.  Die  Schweiz  dürfte  in  diesem 
Kapitel  ganz  auszuschalten  sein,  trotz  des  frühen  Datums  der  Eule,  die  aus 
dem  nahen  Überlingen  stammt,  und  trotz  der  schweizerischen  Darstellung  an  dem 
Exemplar  aus  der  Sammlung  de  la  Herche.  Das  Vorkommen  von  Kurfürstenwappen 
spricht  entschieden  gegen  Schweizer  Ursprung,  wie  Herr  Dr.  Angst  schon  früher 
betont  hat -4). 

Was  die  Bedeutung  der  Eulen  betrifft,  so  läßt  sich  eine  eindeutige  Erklärung 
wolil  kaum  geben.  Jacquemart  erklärt  das  Käuzchen  der  Sammlung  de  la  Herche, 
an  dem  sich  allerdings  ein  entsprechendes  Motiv  findet,  als  Preis  einer  Arm- 
brustschützengesellschaft. Daß  man  Schützenpreise  in  der  Form  von  Eulen  im 
16.  Jahrhundert  kannte,  beweist  eine  Kaiserliche  Hofzahlamtsrechnung  vom  4.  Jänner 
1568  über  einen  von  dem  Wiener  Goldschmied  Erhart  Hipflkofer  gefertigten 
„silbernen  Käuzen",  welcher  als  Bestgabe  für  das  Kaiserliche  Freischießen  bestimmt 
\\ar.  Eine  solche  Bestimmung  ist  jedoch  bei  allen  anderen  Stücken  zum  mindesten 
fraglich  und  bei  einigen,  wie  den  mit  Privatwappen  oder  der  Kette  des  goldenen 
Vließes  dekorierten,  sogar  recht  unwahrscheinlich. 

Der  Umstand,  daß  der  mutmaßliche  Urbesitzer  des  Kaufbeurer  Käuzchens 
an  den  Schwazer  Bergwerken  beteiligt  war,  in  Verbindung  mit  der  Tatsache,  daß  die 
frühe  Kurfürsteneule  vor  mehreren  Generationen  im  Besitz  eines  Schwazer  Berg- 
werksbeamten gewesen  ist  (weiter  als  auf  diesen  reicht  ilir  Stammbaum  nicht  zurück), 
könnte  der  Vermutung  Raum  geben,  daß  die  Bedeutung  dieser  Nachtvcigel  vielleicht 
in  einer  Beziehung  auf  die  Tätigkeit  des  im  Dunkeln   arbeitenden  Bergmanns  zu 


23)  Außer  Blau  ist  liier  —  für  die  Läufe  —  statt  kalter  Veri^nildunir  Scharffeuergelb  zur 
Anwendung  gekommen.  Der  Kopf  des  schönen  Stücks,  das  wie  die  Wilczeksche  Eule  aus  Linz 
stammt,  ist  —  schon  in  alter  Zeit  —  in  Holz  kurios  aber  trotzdem  nicht  übel  ergänzt.  Zu  den 
apokryphen  rechne  ich  die  am  Sockel  giün  glasierte  Eule  mit  dem  Wappen  von  Oxenfurt(?), 
die  mit  der  Sammlung  Jean  Hirsch  (Ansbach)  1902  bei  Lepke  veisteigert  wurde  (Abb.  KataL 
1312  no.    126). 

24)  Herr  Dr.  Angst  hält  für  die  einzige  Eule,  die  wohl  der  Schweiz  zuzuschreiben  wäre,  ein 
verschollenes  E.xemplar  mit  dem  Wappen  der  Grafen  von  Lenzburg. 


104  STUDIEN  ZUR  GESCHICHTE  DER  DEUTSCHEN   RENAISSANCE-FAYENCEN. 


«suchen  sei.    Aivr   auch    damit    wäre    eine    all^einein    .i^ültige  Deuüm.u    kaum    ,i,^e- 
wonneii. 

Daß  die  für  die  rheinischen  Steinzeu.i^^eulen  zutreffende  Hrklärunii;  aus  dem 
Synonymon  Uhier=T('ipfer  für  die  besprochenen  Fayencen  nicht  .gelten  kann,  er- 
s^iln  sich  aus  ihrer  l^'rovenienz  l^ezw.  den  Wappen,  die  beweisen,  daü  diese  Gefäße 
nicht  der  einfaclien  Hafnerpliantasie  ihren  Ursprun.i,^  verdanken,  sondern  auf  Be- 
stellun.i:;  ,i;'earbeitet  wurden.  Es  ist  dalier  aucli  nicht  ,i;eliolfen  mit  dem  Hinweis,  daß 
die  T(")pfer  aller  Orten,  in  Japan  wie  in  Italien  und  selbst  in  Pommern,  vielleicht 
mit  Rücksicht  auf  die  nächtliche  Beobachtun.i,^  des  feuri,t;en  Glasurofens  ,t;ern  aus 
Ton  ein  Käuzchen  bilden. 

Häufi.c;  be.^egnet  auf  kunstt^ewerblichen  Denkmälern  der  Renaissance  ein  von 
kleinen  Vö.k^eln  angegriffener  Uhu.  Beischriften  wie  „Vill  Neidhart  haben  mich" 
oder  „Ich  pin  eyn  vogel  und  heys  di  Ayl/  Und  ver  mich  hasset  den  scheut  dy  Payl 
(=  Beule,  Beulenpest)"  deuten  darauf  hin,  daß  diese  Darstellungen  die  Abwehr 
von  Neid  und  Widersachern,  also  Trotz  und  Wehrhaftigkeit  symbolisieren,  Begriffe, 
die  mit  der  Idee  des  ein  Wappen  (in  den  meisten  Fällen  das  kaiserliche  Wappen) 
tragenden  Vogels  w^ohl  zu  verbinden  wären. 

Ein  diamantgerissenes  Glas  des  16.— 17.  Jahrhunderts  (in  Reichenberg)  enthält 
das  gleiche  Motiv  inmitten  von  Rebenzweigen,  und  in  einer  Zeichnung  von 
J.  A  m  m  a  n  im  Cabinet  des  dessins  des  Louvre  sieht  man  die  von  kleinen  Vögeln 
umschwärmte  Eule  in  einem  Gesträuch,  das  aus  der  Pelzmütze  eines  die  Völlerei 
und  Trunksucht  oder  das  Schlaraffenleben  vorstellenden  Reiters  wächst:  an  den 
Zweigen  des  Gesträuchs  hängen  Speisen  (ein  Fisch,  Würste,  eine  gebratene  Ente), 
um  den  Hals  des  Mannes  baumelt  eine  Bretzel,  auf  der  rechten  Hand  hält  er  ein 
großes  knortzigtes  Stangenglas  und  in  den  Schwanz  der  Mähre  ist  eine  Angster- 
flasche  eingeflochten. 

Es  scheint  also,  daß  die  Eule  in  symbolische  Beziehungen  zum  Trunk  ge- 
bracht wurde. 

In  diesem  Zusammenhang  sei  auch  eines  Aberglaubens  gedacht,  der  in  dem 
bekannten  Geßnerschen  Vogelbuch  im  16.  Jahrhundert  aufgezeichnet  ist:  „So  man  de 
truncknen  die  eyer  des  kutzen  drey  tag  im  weyn  ze  trincken  gibt,  wird  inen  den  weyn 
erleiden  und  so  er  dann  den  weyn  getruncken,  wirf  er  den  weyn  hassen  und  also  züchtiger 
leben,  dieweyl  durch  diß  die  natürlich  hitz  gemiltert  wird"-^).  Ich  möchte  glauben, 
daß  sich  dieser  Aberglauben  auf  eine  Naturbeobachtung  gründet :  die  meisten  Eulenarten 
kömnen.  wie  B  r  e  h  m  angibt,  Wasser  monatelang  entbehren.  Damit  steht  nur  schein- 
bar in  Widerspruch,  wenn  man  im  Frankfurt- Sachsenhäusener  Dialekt  unter  dem 
Ausdruck  „Volleul"  einen  Betrunkenen  versteht.  Denn  das  Schimpfwort,  das  ähnlich 
schon  Fischart  braucht,  wenn  er  die  lustigen  Brüder  anredet:  „ir  schlaftrunkene 
wolbesoffene  Käuzen  und  schnauzhän"'^^)  bezieht  sich  offenbar  auf  die  eigentümlichen 
Erscheinungen  der  Verdauungstätigkeit,  das  Kotzen  (Kutzen)  eines  Kauzes  (oder 


25)  Dieses  Zitat  verdanke  ich  A.  Walcher  v.  Molthein. 

26)  Zitiert  zu  dem  Artikel  ,,Kauz"  in  Grimms  deutschem  Wörterbuch,  wo  aucii  aus  späterer 
Zeit  eine  ähnliche  Stelle  angezogen  ist:  ,,ein  junger  mensch,  der  einem  versoffenen  kauz  von  Studenten 
so  ähnlich  sähe  als  ein  ei  dem  andern"  (Stillings  Wanderschaft,  1778). 


VON   WALTER  STENGEL. 


105 


Kutzen)-').  Brehni  ,i,nbt  davon  eine  anschauliche  Beschreibun.ii::  ,,(ner  scharfe 
Ma,i;en.saft  zersetzt  alle  Nahrun.tc  —  häufi.i;'  ,i!:anze  V('),2:el  —  in  kurzer  Zeit).  Knochen, 
Ilaare  und  Federn  ballen  sich  zu  Ku,i:,eln  zusammen  und  werden  dann  unter  h()chst 
er,U(')tzlichen  Bewegungen  gewöhnlich  an  bestimmten  Orten  ausgespieen.  Dabei 
sperren  die  Eulen  den  Schnabel  weit  aut.  nehmen  den  Kopf  tief  herab,  treten  von  einem 
Bein  aufs  andere,  kneilen  die  Augen  zusammen,  würgen  und  schütteln  und  entladen 
sich  endlich  des  gedachten  Balles  oder  (jew()lles".  Wir  gehen  vielleicht  nicht  fehl, 
wenn  wir  den  derb  natürlichen  Anschauungen  des  16.  Jahrhunderts  entsprechend 
bei  der  Deutung  schließlich  auf  diese  Analogie  zu  der  von  Pazaurek  gefundenen 
Erklärung  der  Angsterform  besonderes  Gewicht  legen  und  die  Käuzchenpokale  als 
Scherzgefäße  auffassen. 

Eigentlich  ist  ja  die  Frage  nach  dem  Sinn  des  Motivs  müßig.  Über  den  Grund 
seiner  Beliebtheit  wird  jedenfalls  nicht  im  Zweifel  sein,  wer,  sei  es  durch  persönlichen 
Besitz  oder  sonst  mit  einer  dieser  Eulen  in  intimere  Beziehungen  gekommen  ist. 
Solch  ein  Käuzchen  tut  es  manchen  Menschen  an  und  es  ist  typisch,  wenn  K.  Masner 
berichtet,  daß  der  Direktor  der  Breslauer  Stadtbibliothek  von  der  früher  dort 
aufbewahrten  Eule,  als  er  in  ihre  Überweisung  an  das  Museum  willigte,  sich  nur  ungern 
trennte,  ,,weil  das  Stück  ihm  lieb  geworden  war". 


27)  Bei  Grimm  wie  bei  Sciimeller  fehlt  diese  naiielieKende  Erklärung,  der  da.s  in  den  betreffen- 
ilen  Artikeln  zusammengestellte  A'laterial  nicht  widerspricht. 


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BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DER  AUSSENMALEREI  IN 

NÜRNBERG'). 

Von  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 

Das  XVI.  Jahrhundert. 

"T  T  Tcnn  w  ir  auch  eine  ganze  Reihe  von  Beweisen  dafür  beizubringen  vermochten, 
y  Y  daß  die  Fassadenmalerei  im  15-  Jahrhundert  in  Nürnberg  in  Übung  stand, 
so  war  es  doch  nicht  möglich,  daraus  ein  in  sich  abgerundetes  Bild  zu  gewinnen.  Mit 
einer  starken  Woge  setzte  sie  zu  seinem  Beginn  ein,  um  in  seinem  weiteren  Verlauf 
wenig  .Aufsehen  Erregendes  mehr  zu  zeitigen.  Soviel  aber  läßt  sich  sagen,  sie  ent- 
wickelte sich  nach  und  nach  zu  einem  Faktor,  der  im  Leben  der  inneren  Stadt  eine 
kulturell  wichtige  Rolle  spielte.  Immer  und  immer  wieder  lenkten  die  Malereien 
am  Rathause  die  Blicke  auf  sich  und  stärkten  den  Sinn  für  die  Farbe  als  belebendes 
Element  im  Profanbau.  So  war  dem  kommenden  Jahrhundert  und  den  nachfolgen- 
den Zeiten  zur  Genüge  vorgearbeitet,  um  der  begonnenen  Entwicklung  ein  weiteres 
Fortschreiten  zu  sichern. 

Wiederum  ist  es  das  R  a  t  h  a  u  s.  mit  dem  wir  uns  zunächst  zu  beschäftigen 
liaben.  wenn  wir  der  Fassadenmalerei  im  16.  Jahrhundert  unser  Augenmerk  zuwenden 
wollen.  Die  Malereien  des  Meisters  Berthold  scheinen  nicht  von  langer  Dauer 
gewesen  zu  sein,  schreibt  doch  schon  Konrad  Celtes  in  seiner  1497—1502  ver- 
faßten Beschreibung  der  Reichsstadt  Nürnberg,  daß  das  Rathaus  ganz  verrußt  und 
vernachlässigt  sei  (fulgine  et  pulvere  obsita  et  neglecta)-).  Ihre  Leuchtkraft  mag 
bald  nachgelassen  haben.  Ein  neues  Zeitalter  der  Kunst  war  heraufgezogen.  Man 
dachte  in  anderem  Stil,  in  anderen  Formen,  aber  man  empfand  auch  in  anderen 
Farben.  Eine  große  Zahl  bedeutender  Meister,  unter  denen  Dürer  als  der  glänzendste 
hervorleuchtet,  war  vorhanden  und  die  Liebe  zur  Kunst  blühte  als  eine  allgemeine. 
Der  Boden  war  zur  Genüge  vorbereitet,  um  zu  einer  neuen  Tat  auch  auf  dem  Gebiet 
der  Fassadenmalerei  zu  schreiten.  Die  nähere  Veranlassung  dazu  scheint  der  für  das 
Jahr  1521  in  Aussicht  stehende  Reichstag  gegeben  zu  haben  =^),  der  aber  schließlich 
infolge  des  Ausbruchs  einer  Seuche  in  der  Stadt  nicht  zustande  kam.  In  eindrucks- 
vollster Gestalt  sollte  sich  der  Saalbau  des  Rathauses,  in  dem  sich  derartige  Ver- 
handlungen abzuspielen  pflegten,  den  Blicken  des  neugewählten  Kaisers,  der  Fürsten 
und  ihres  Gefolges  darbieten.  Anfangs  zögerte  man,  ob  man  nach  dieser  Richtung 
Gn'ißeres  unternehmen  sollte.  Dann  aber  entschloß  man  sich  zu  einer  durchgreifenden 

1)  Fortsetzung  und  Scliluß  des  Aufsatzes  in  den  Mitteilungen  aus  dem  germanisclien 
Nationalmuseum   19O6,  S.    141   ff.,  und   1908,  S.   10  ff. 

2)  AlbrecJit   Kurzweliy,   Forschungen  zu  Georg  Pencz,  1895,  S.   13. 

3)  Ernst  Mummenhoff,  Das  Rathaus  in  Nürnberg,  1891,  S.  89,  und  Albrecht  Kurzweliy 
a.  a.  O.  S.  12. 


VON   DK.   FKITZ  TRAUÜÜTT  SCHULZ.  107 


Eriieuerun,^:  des  .ganzen  Baues,  wobei  dem  Geist  der  Zeit  entsprechend  die  Malerei 
ein  ,s;e\viclili,ü;es  Wort  mitreden  sollte.  Wicliti.i,^  war  es  zunächst,  daß  man  das 
sclnnale  Dächlein,  das  sich  nach  dem  Ra1haus,ü;'äLilein  über  den  Tuchschererläden  hinzo.t;' 
und  die  harmonische  Wirkun.u"  des  Saalbaues  beeinträchti.i^te,  abbrechen  ließ*).  Der 
Saalbau  wurde  dadurch  nach  außen  vollkommen  frei,t,^ele,t:;t  und  damit  der  Unter- 
,t;Tund  für  die  neue  Bemalung  beträchtlich  vergr()ßert.  Dann  versah  man  das  Innere 
mit  dem  noch  heute  vorhandenen  mächtigen  Holztonnengewölbe  und  erzielte  hier- 
durch monumentale  Verhältnisse  und  eine  imposante  Wirkung.  Alles  drängte  förm- 
lich dazu,  diese  durch  Malereien  noch  zu  steigern.  Und  das  geschah  auch.  Der  Rat 
war  einsichtig  genug,  sich  hierbei  nicht  auf  ein  doch  immer  fragwürdiges  f^robieren 
einzulassen,  sondern  gleich  vor  die  richtige  Schmiede  zu  gehen  und  sich  an  einen 
Künstler  zu  wenden,  der  alle  zu  einem  wirklichen  Gelingen  erforderlichen  Garan- 
tien bot.  Das  war  A  1  b  r  e  c  h  t  D  ü  r  e  r.  Durch  Ratsdekret  vom  21.  August  15-21 
wurde  angeordnet,  daß  man  nach  Dürers  Visier  oder  Zeichnung  das  Rathaus  malen, 
die  Kosten  nach  der  Malertaxe  berechnen,  von  Dürer  ein  Verzeichnis  nehmen  und 
bei  den  älteren  Herren  rätig  werden  solle,  was  man  ihm  für  seine  Mühe  zu  geben 
hätte  ■'^).  Im  Jahre  1522  erhielt  er  100  fl.  für  seine  viele  Mühe,  die  er  mit  Visierung 
des  Rathauses  gehabt.  Es  ist  bekannt,  daß  die  Innenbemalung  des  Rathaussaales 
nicht  durch  Dürer  selbst  erfolgte,  sondern  durch  eine  ganze  Reihe  von  Künstlern, 
unter  denen  Georg  Pencz  an  erster  Stelle  steht.  Mit  Recht  weist  Thausing 
darauf  hin,  daß  der  Mißgriff  der  Auseinanderzerrung  der  von  Dürer  so  fein  ersonnenen 
Komposition  unter  seinen  Augen  schwerlich  hätte  stattfinden  können.  Dürer  lieferte 
also  lediglich  die  Entwürfe,  und  auch  diese  nur  zum  Teil.  Mit  der  Ausführung  hatte 
er  nichts  zu  tun. 

Und  nun  kommen  wir  zu  einem  weiteren  Ratsverlaß,  nämlich  demjenigen 
vom  14.  September  1521,  der  uns  für  unser  eigentliches  Thema  näher  beschäftigen 
muß.  Er  lautet:  „Furderlich  ain  visirung  zum  sal  des  rathaus  ratschlagen  und  dann 
der  mit  schleunigem  gemeld  nachgeen  und  mit  zweien  oder  dreien  malern  übersetzen, 
das  es  bei  den  wettertagen  von  statt  gee"*').  Es  fragt  sich  nun,  war  diese  neue  Visie- 
rung für  das  Saalinnere  bestimmt  oder  war  sie  für  das  Saaläußere  berechnet.  Es 
ist  schwer,  hier  volle  Klarheit  zu  erlangen,  da  die  aphoristische  Kürze  des  Ratsver- 
lasses allein  eine  positive  Entscheidung  nach  der  einen  oder  anderen  Richtung  kaum 
gestattet.  Aber  das  muß  doch  hervorgehoben  werden,  die  Ausmalung  des  Saalinneren 
nach  Dürers  Entwürfen  war  l^ereits  durch  Dekret  vom  21.  August  genehmigt.  So 
liegt  es  nahe,  namentlich  wenn  man  an  die  Eile  denkt,  mit  der  hier  vorgegangen 
werden  soll,  diesen  neuen  Erlaß  auf  die  Bemalung  der  Außenseiten  des  Saalbaues 
zu  beziehen.  Auch  Mummenhoff,  der  beste  Kenner  der  Geschichte  des  Rathauses, 
weist  diese  Möjgiichkeit  nicht  von  der  Hand,  spricht  er  sich  doch  folgender- 
maßen über  diesen  neuen  Entwurf  aus:  »War  ferner  diese  neuere  Visierung  zur  .Aus- 
führung im  Saal  bestimmt  ?    Eine  solche  war  ja  längst  durch  Dürer  entworfen  und 


4)  Ernst  Mumnieiihoff  a.  a.  0.  S.  9'). 

5)  J.   Baader,  Beiträ,ire  zur   Kuiist^ijeschiLhtc  Nürnlx'rirs,  Nürilliii,L;cn   iSdc,  S.  S,  und  Ernst 
Muniinenhoff  a.  a.  O.   S.  y2. 

6)  Wörtlich  nach  Ernst  Munmienhoff  a.  a.  0.  S.  322,  Anm.  259,  dem  also  das  Vorrecht 
der  ersten  Bekanntgabe  zukommt. 


108  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DER  AUSSENMALEREI   IN   NÜRNBERG. 


durch  Ratsbcselilul.i  \oni  21.  Auuiisl  zur  Aust'ülirun.u'  ,i;i'ik'liinis;t  worden.  (  Wl'Y  aber  — , 
e^^  .sollte  vielleicht  der  neue  Hntwurf  an  der  .Aul.ienseite  des  Saalbaues  zur  Auslührun.t!: 
i;"ekin,i;en.  Die  .Außenwand  war  näniliLii  in  früherer  Zeit  bemalt,  l-ini.i^e  heutzu- 
tage (ISOl  !)  noch  sichtbare  S}Mn'en.  verwaschene,  kaum  mehr  erkennbare.  \iel  weni,i;er 
aber  noch  zu  deutende  große  Flecken  \\  ill  man  als  die  lei/len  Reste  eines  von  Georg 
Penz  ausgeführten  Gemäldes  erkannt  haben.  Als  Beweis  dafür  wird  ein  späterer 
Zusatz  zu  Andreas  Guldens  Nachrichten  angezogen:  ..Ao.  1S21  hat  er  (G.  Pen/) 
das  Rathaus  renovirt.  welches  zuvor  von  Hans  Gräften  ao  Hlo  von  neuem 
gemacht  worden*'"«).  Mit  Recht  bemerkt  Mummenhoff,  wofern  man  sich  überhaupt 
ernstlich  mit  dieser  Notiz  beschäftigen  will,  daß  von  einer  Renovation  eigentlich 
nur  bei  dem  .Äußeren  des  Saalbaues  die  Rede  sein  k(")nne.  da  im  Saal  ganz  neue  Kom- 
positionen zur  Darstellung  kamen.  Im  weiteren  Verlauf  seiner  Ausführungen  ent- 
scheidet er  sich  dann  aber  doch  dafür,  den  Ratsverlaß  vom  14.  September  auf  die 
Innenausmalung  zu  beziehen.  Ja.  er  hält  es  sogar  nicht  für  ausgeschlossen,  daß  auch 
dieser  zweite  Entwurf  Dürer  zum  Urheber  hatte.  Auch  Kurzwelly  ist  ganz 
und  gar  dagegen,  den  erwähnten  Ratsverlaß  auf  eine  Außenbemalung  des  Rathauses 
zu  beziehen.  Er  weist  (S.  16)  darauf  hin,  daß  in  demselben  ausdrücklich  von  einer 
..Visierung  zum  Saal  des  Rathauses"  gesprochen  wird,  und  meint,  daß  sich  mit  dem 
Begriff  „Saal"  nur  die  Vorstellung  eines  Innenraumes  verbinden  lasse.  Dem  ist 
entgegenzuhalten,  daß  man  zwar  im  allgemeinen  unter  Saal  ein  großes  und  weites 
Gemach  versteht,  daß  aber  zufrühest  damit  der  Begriff  eines  besonderen  Prunk- 
gebäudes, wesentlich  aus  einem  weiten  Raum  bestehend,  verknüpft  ist.  Später 
begreift  man  darunter  den  Teil  eines  Palastes  oder  Hauses  *^).  Auf  dem  altgermanischen 
Hof  war  der  Saal  der  große  hallenartige  Hauptraum.  Er  war  ein  abgesonderter 
Hallenbau.  ein  besonderes  Gebäude  neben  dem  Palas.  Klar  und  deutlich  lehrt  dies 
folgende  Stelle  aus  dem  Nibelungenlied  (966,  3):  Daz  von  dem  starken  wuofe  palas 
unde  sal//und  diu  stat  ze  Wormze  ze  beiden  siten  lüte  erschaP). 

Wie  dem  auch  sein  mag,  eine  Klarstellung  der  Sachlage  ist  auf  diesem  Wege  nicht 
zu  gewinnen.  Das  Wichtigste  für  unsere  Untersuchung  ist,  daß  das  Saaläußere 
ehedem  bemalt  war.  Wir  können  hierfür  keinen  besseren  und  zuverlässigeren  Zeugen 
namhaft  machen  als  Georg  Christian  Wilder,  einen  Künstler,  dessen  Liebe 
zu  den  Kunstschätzen  und  Baudenkmälern  seiner  Vaterstadt  jeden  Zweifel  an  seiner 
Glaubwürdigkeit  ausschließt.  Von  seiner  Hand  bewahrt  die  Städtische  Kupferstich- 
sammlung im  Germanischen  Museum  eine  Sepiazeichnung  aus  dem  Jahre  18H,  die 
folgende  auch  von  ihm  herrührende  Unterschrift  trägt:  ,.Bey  dem  alten  Rathhause  zu 
Nürnberg.  Die  Wandgemälde  sind  von  Georg  Pencz".  Sie  gewährt  uns  einen  Einblick 
in  die  Rathausgasse  von  Süden  her,  und  zwar  so,  daß  vom  alten  Rathaus  sowohl  der 
Ostgiebel  wie  ein  Stück  der  Südwand  sichtbar  sind  (siehe  Abb.  1).  Das  Merkwürdige 
nun  ist,  daß  sowohl  die  Giebelfassade  des  Saalbaues,  wie  der  in  die  Erscheinung 
tretende  Teil  der  Südwand  mit  Malereien  geschmückt  sind,  die  —  nach  der  Wiedergabe 
zu  urteilen  —  damals  noch  leidlich  gut  erhalten  waren.    Der  Unterbau  des  Rathauses 


7)  Ernst  Mummenhoff  a.   ii.  O.   S.  93-     Siehe  auch   Neudürfer- Lochner,   S.    137- 

8)  Vgl.  Moritz   Heyne,  Deutsches  Wörterbuch  III,  S.   185. 

9)  Vgl.  Grimm,  Deutsches  Wörterbuch  VIII,  S.  1578. 


Abb.   1.     Das  Nürnberger  Rathaus  mit  seiner  früiieren  Bemalung. 

Nach  einer   HaiidzeiJmung  vuii  üeurg  Cliriituph  Wilder  v.  J.  1^33- 


110  BEITRÄGE    ZUR  GESl. Uli. Ulli   DER  AUSSENA\ALE  KEI   IN   NÜRNBERG. 


war  ohne  Dekonilion  ,i;eMiel\'n.     Diese  beiiinnt  erst  iiiii  den  renslorbrüsüin^en.  die 
dinvli  mehrere  Frieslxinder  n:u'h  unten  ub^esclilossen  waren. 

Die  Benialun.i;'  der  Südwand  besteht  in  einer  sieli  im  Stil  der  briihrenaissance 
bewegenden  Scheinarchitektur  mit  lebhatten  perspektivisehen  bl'lekten.  In  der 
Mitte  liewunden  kannelierte  Säulen  mit  kompositen  Kapitalen  llankieren  die  Fenster, 
die  von  Rundb("),i;en  überspannt  scheinen.  Sie  wachsen  nach  oben  hin  fort,  um  hier 
als  'Praller  für  Girlanden,i;ehäns;e  zu  dienen.  Rechts  oben  häns^t  von  diesen  eine 
von  Bandwerk  umflatterte  Kartusche  herab,  in  welche  klar  und  deutlich  lesbar 
die  Jahreszahl  1521  eingeschrieben  ist.  Das  kleine  Wandfeld  darunter  ist  in  wohl- 
geirlückter  Scheinperspektive  als  ein  \{)n  vier  Säulen  .getragener,  flach  abgeschlossener 
Baldachin  ausgemalt.  Die  Säulen  ruhen  auf  schlichten  Sockeln  auf,  zwischen  denen 
figurale  Szenen  zu  sehen  sind.  Leider  ist  ihr  Inhalt  nicht  erkennbar.  Wenigstens 
weiß  ich  mir  das  in  einer  Landschaft  knieende  Paar  in  dem  einen  nur  sichtbaren 
Feld  nicht  recht  zu  deuten. 

Die  Dekoration  der  Giebelfassade  ist  aus  der  Wilderschen  Zeichnung  allein 
nicht  zu  charakterisieren.  Da  ist  es  denn  als  ein  Glück  zu  bezeichnen,  daf^  wir  in 
unserem  Bilderrepertorium  zwei  allerdings  künstlerisch  durchaus  unbedeutende 
Blätter  besitzen,  welche  diesen  Mangel  einigermaßen  ausgleichen.  Sie  gehören  der 
zweiten  Hälfte  des  19-  Jahrhunderts  an  und  sind,  da  damals  die  Malereien  bereits 
stark  verblaßt  waren,  natürlich  mit  einiger  Vorsicht  zu  benutzen.  Ihre  Bedeutung 
für  unsere  Untersuchung  ist  lediglich  darin  zu  erblicken,  daß  sie  die  Wildersche  Zeich- 
nung ergänzen,  ohne  sie  jedoch  zu  ersetzen.  Das  eine  von  ihnen  ist  leicht  in  Farben 
angelegt  und  scheint  von  Gg.  Eberlein  herzurühren,  von  dessen  Hand  auch  die 
schon  erwähnten  Aquarell- Kopien  der  Malereien  des  Augustinerklosters  herstammten. 

Halten  wir  die  drei  Zeichnungen  gegeneinander,  so  ergibt  sich  folgendes  Re- 
sultat. Die  drei  Lisenenfelder  zu  den  Seiten  der  großen  fünfteiligen  Giebelöffnung 
waren  mit  aufstrebendem,  fein  gegliedertem  Distelrankenwerk  ausgemalt.  Die 
Füllungsflächen  oberhalb  derselben  scheinen  ohne  Schmuck  geblieben  zu  sein.  Die 
Giebelschrägen  aber  waren  von  einem  Fries  begleitet,  dessen  einfache  Ornamentation 
sich  im  Charakter  von  eingelegten  Möbelfüllungen  bewegte.  Der  Schwerpunkt  lag 
natürlich  in  der  Dekorierung  der  Giebelfassade,  die  in  dem  dreiseitig  ausgebauten 
schlanken  Chörlein  einen  gegebenen  Mittelpunkt  hatte.  Es  ist  darum  ganz  natürlich, 
wenn  wir  dieses  entsprechend  markiert  sehen.  Und  es  konnte  wohl  kaum  kräftiger 
hervorgehoben  werden  als  durch  die  beiden  nackten  Putten  oben  zu  den  Seiten  der 
Dachung,  welche  große,  lebhaft  flatternde,  mit  den  Stadtfarben  versehene  Banner 
in  den  Händen  schwangen.  Sie  waren  auf  den  ausladenden  Kapitalen  der  Pilaster 
zu  den  Seiten  des  Körpers  des  Chörleins  sitzend  dargestellt,  was  sich  recht  originell 
ausgenommen  haben  muß.  Auf  den  Kapitalen  ruhten  aber  weiterhin  kleine  Säulchen 
mit  hohen  Kompositkapitälen  auf,  und  der  Raum  zwischen  diesen  und  der  Dach- 
bekninung  war  je  mit  dem  schräg  gelagerten  Stadtwappen  ausgefüllt.  Die  vier 
äußeren  Ecken  der  Giebelfassade  waren  je  durch  den  einköpfigen  Adler  betont,  von 
denen  der  rechte  untere  skulpiert  war  und  noch  heute  vorhanden  ist.  Sie  hoben  sich 
schwarz  von  gelbem  Grunde  ab.  Einen  besonders  wichtigen  Faktor  in  der  Fassaden- 
dekoration bildeten  die  vier  großen  Einzel figuren  zu  den  Seiten  der  hohen  Spitz- 
bogeniHfiuin.uen.     Eberlein  hat  seiner/.eil  deren  nur  noch  zwei  gesehen,  nämlich  die 


VON   DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  Hl 


beiden  äuUeren.  Beide  sind  in  einen  weiten,  in  weiclileuchtendeni  Rot  erslrahlenden 
Mantel  .gehüllt,  und  es  ist  wohl  kein  Zufall,  daß  sie  in  ihrer  ,i;:uizen  Hrscheinun,<  den 
bekannten  Gemälden  Karls  des  Großen  und  Kaiser  Sisismunds  aus  dem  Jahre  1512 
von  Dürers  Hand  .gleichen.  Hntschieden  müssen  diese  dem  Fassadenmaler  als  Proto- 
typ g'edient  haben.  Noch  ist  der  Vollständi,i;keit  halber  zu  erwähnen,  daß  die  beiden 
Fensterbrüstun,i;en  mit  einer  fächerartigen  Verzierung  versehen  und  zu  den  Seiten 
des  Unterbaues  des  Chörleins  Medaillons  mit  figürlichen  Szenen  angebracht  waren. 
Der  Sinn  dieser  Darstellungen  läßt  sich  heute  an  der  Hand  der  vorliegenden  Zeich- 
nungen leider  nicht  mehr  feststellen.  In  dem  rechten  Medaillon  erkennen  wir  in 
schwachen  Umrissen  einen  sitzenden  Kaiser,  vor  dem  ein  Mann  mit  großem  Schwert 
in  den  Händen  steht.  Man  kann  zu  der  Annahme  neigen,  daß  es  sich  hier  ursprünglich 
um  eine  Allegorie  der  Handelsbeziehungen  zwischen  Nürnberg  und  den  Niederlanden 
gehandelt  hat,  dabei  in  Rücksicht  ziehend,  daß  zur  Zeit  Eberleins  der  Erhaltungs- 
zustand der  Giebelmalerei  ein  sehr  schlechter  war  und  vielleicht  die  Phantasie  desselben 
das  in  Resten  Geschaute  weitergebildet  hat.  Man  braucht  nicht  weit  zu  gehen,  um 
dieser  Annahme  einen  gewissen  Halt  zu  geben,  befindet  sich  doch  auf  der  Innenseite 
der  gleichen  Wand  das  bekannte  Steinrelief  der  Noriml^erga  und  Brabantia,  das  eben 
diesen  Gegenstand  behandelt^"). 

Aber  auch  über  die  ehemalige  Bemalung  der  1610  zerstTirten  westlichen  Giebel- 
front sind  wir  unterrichtet,  nämlich  durch  eine  in  der  k.  k.  1  lofbibliothek  zu  Wien 
aufbewahrte  Zeichnung,  welche  Hermann  Egger  in  seinen  architektonischen  Hand- 
zeichnungen alter  Meister,  Bd.  1,  Tafel  7,  abbildet.  Aufmerksam  gemacht  wurde 
ich  hierauf  durch  Herrn  Dr.  Heinrich  Rrittinger  von  der  Albertina  in  Wien,  dem  ich 
dafür  zu  Dank  verpflichtet  bin.  Egger  hat  durchaus  Recht,  wenn  er  aus  der  Un- 
beholfenheit und  Derbheit  der  Zeichnung  den  Schluß  zieht,  daß  wir  es  nicht  mit 
einem  Original,  sondern  mit  einer  Kopie  zu  tun  haben.  Der  Habitus  der  Malerei 
entspricht  demjenigen  der  Malerei  an  der  südlichen  Langseite  und  an  der  (»stlichen 
Giebelfront,  nur  daß  die  Zeichnung  den  Charakter  derselben  unverfälschter  und  treuer 
wiederspiegelt,  da  sie  weit  älter  ist  als  die  Zeichnung  von  Wilder,  der  die  Malerei  nur 
noch  in  blassen  Resten  vor  sich  sah.  Auch  hier  ist  die  Wandfläche  mit  einer  schmucken 
Säulen-  und  Pilasterarchitektur  überzogen.  Nicht  fehlt  es  auch  hier  an  kühnen 
perspektivischen  Kunststücken.  Wiederum  sind  große  Einzelfiguren  zur  Belebung  des 
architektc^nischen  Rahmens  verwandt,  und  es  ist  merkwürdig,  daß  auch  sie  wieder 
an  Dürer  erinnern.  Namentlich  gilt  dies  von  den  Heiligen  Petrus  und  Sebald.  welche 
unter  einem  Scheingewölbe  zu  den  Seiten  des  mittleren  Spitzbogenfensters  Platz 
gefunden  haben.  Weiter  nach  links  und  rechts  bemerken  wir  in  mächtigen  Rund- 
bogennischen die  Heiligen  Georg  und  Lorenz.  Ganz  harmoniert  es  auch  mit  der 
übrigen  Bemalung.  daß  die  Sockelfelder  mit  kleinen  szenischen  1  )arslellungen  ausgemall 
sind.  Zum  Gegenstand  haben  sie  juristisch  interessante  und  bekannte  Entscheidungen 
aus  alter  Zeit.  Namentlich  fallen  uns  auf  das  Urteil  Salomos  und  die  den  (jesta  Ro- 
manorum entnommene  Geschichte  von  den  drei  S<thnen.  die  nach  der  Leiche  ihres 
Vaters  schießen  mußten,  damit  der  echte  von  ihnen  erkannt  würde. 


10)  Abgebildet  bei   Ernst  Munimenhoff  ;i.   ;i.  O.   S.  43- 


112  BEITRÄGE  ZUK  GESCHICHTE   UEK  AUSSENMAI. E  KEl   IN    NÜKN15ERG. 

UikI  nun  zu  dem  Verferti.si'er  dor  .WaleroitMi!  Cicory;  (Christian  Wilder  hal 
auf  seiner  /.eiehnun.i;  C j  e  o  r  u'  1' e  n  l' /.  als  solchen  be/.eiclinel.  Wer  Wilder  näher 
studier!  hat.  \veil3.  dal]  dieser  Kiinsller  stets  objeklix-  war.  dal.l  er  die  Sachen  nahm, 
wie  er  sie  land.  und  daß  er  sich  hütete,  etwas  lunzu/aiset/en.  was  nicht  vorhanden 
war.  Hin  quellenmäßiger  Belei;'  daliir,  daß  l'encz  der  Urheber  der  Außenbemalun.n 
des  Ratluuissaales  ue^vesen  ist.  fehlt.  •  Wie  kam  also  Wilder  dazu,  seinen  Namen 
mit  solcher  Botimmtheit  zu  nennen.^  l:s  ist  nur  eine  Annahme  inoi^lich.  um 
hierfür  eine  Erkläruui;"  zu  i^eben.  Hatte  Wilder  schon  die  Jahreszahl  1521  in  seine 
Wieder.i;abe  einfüsien  können,  so  muß  er  auch  das  Mono.^ramm  des  Künstlers  mit 
ei.iienen  Aui::en  i^esehen  haben.  Hs  war  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  am  korrespon- 
dierenden Teil  der  Südwand,  und  zwar  ebenfalls  in  einer  Kartusche,  an.s^ebracht. 

Es  ergibt  sich  nuti  von  selbst  die  weitere  Fraise:  Steht  es  fest,  daß  Geort;'  l^encz 
sich  auch  sonst  in  der  Fassadenmalerei  oder  überhaupt  in  der  dekorativen  Malerei 
selbständi,i;'  betäti,i;te  ?  Bei  Neudörfer  ^^)  erfahren  wir  nichts  dergleichen,  wenig- 
stens nichts  Bestimmtes.  Nur  eine  Stelle  k()nnte  als  in  Betracht  kommend  heran- 
gezogen werden,  nämlich  der  Satz  „und  in  der  Perspectiv  (ist  er)  sehr  erfahren". 
Aber  gerade  hiermit  können  wir  wenig  anfangen,  da  der  Ausdruck  „Perspectiv" 
sehr  dehnbar  ist  und  auch  anders  gedeutet  werden  kann.  Im  übrigen  war  Pencz  nach 
Neud()rfer  vornehmlich  als  Kupferstecher  und  Porträtmaler  tätig.  Aber  aus  seiner 
Bestallungsurkunde  als  Stadtmaler  vom  31.  Mai  1532  geht  hervor,  daß  Georg  Pencz 
auch  der  Kunst  des  Visierens  oblag,  verpflichtete  er  sich  darin  doch  ausdrücklich, 
dem  Rat  mit  seiner  Kunst  zum  Reißen,  Malen,  Visier  zu  machen  und  allem  andern, 
wozu  er  imstande  sein  würde,  zu  dienen^-).  Und  hinzu  kommt  noch,  daß  er  laut 
Ratsverlaß  vom  1.  September  1533  vier  Gulden  verehrt  erhielt  ,,fur  die  gemachte 
visirung"  ^  ^).  Gewiß  kann  diese  Stelle  nicht  auf  die  Außenmalerei  am  Rathaus  bezogen 
werden.  Aber  so  viel  läßt  sich  aus  diesen  Stellen  doch  entnehmen,  daß  Pencz  anschei- 
nend auch  als  Fassadenmaler  tätig  war.  Als  Wandmaler  an  und  für  sich  ist  er 
durch  Kurzwelly  in  die  Kunstgeschichte  eingeführt  worden.  Wir  haben  durch  seine 
verdienstvollen  Untersuchungen  die  Gewißheit,  daß  Pencz  in  hervorragendem  Maße 
an  der  Ausführung  der  Wandgemälde  im  Nürnberger  Rathaussaal  beteiligt  war.  Der 
künstlerische  Charakter  des  Pfeiferstuhles,  der  die  Bedeutung  des  Raumes  als  Tanz- 
und  Festsaal  zum  Ausdruck  bringen  soll,  macht  es  sogar  wahrscheinlich,  daß  er  von 
Pencz  nicht  nur  gemalt,  sondern  auch  erfunden  worden  ist  (S.  15).  Pencz,  darauf 
deutet  vieles  hin,  stand  an  der  Spitze  derer,  die  damit  betraut  waren,  diese  umfang- 
reichen und  in  den  Dimensionen  bedeutenden  Monumentalmalereien  in  ein  Paar 
Monaten  herzustellen.  Dies  erforderte  große  technische  Erfahrung  und  weist  auf 
der  anderen  Seite  darauf  hin,  daß  Pencz,  da  er  erst  um  1 500  geboren  war,  früh  zu 
künstlerischer  Reife  gelangt  sein  muß.  Weiterhin  dürfen  wir  aus  den  Kurzwelly- 
schen  Darlegungen  den  Schluß  ziehen,  daß  er  in  nahen  Beziehungen  zu  Dürer  gestanden 
hat,  dessen  Empfehlung  er  vielleicht  sogar  seine  Mitwirkung  an  dieser  ganzen  Arbeit 
zu  danken  hatte ^^). 


11)  Ausjj^abe  von  Lochner,  S.   137- 

12)  Mnmmenhoff  in  den  Mitt.  d.  Vereins  f.   Gesch.  d.  Stadt  Nürnl-ierir  VIII,  S.  246. 

13)  Ratluuiswerk  von  Mummenhoff,  S.  322,  Anm.  261. 

14)  Albrecht   Kurzwelly  :i.  a.  O.  S.  36. 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  113 


Aber  die  Tätii^keit  von  Pencz  liat  sicli  nicht  auf  die  Miüirbeil  an  der  l^enialuni;' 
der  Nordwand  beschränkt.  Auch  die  Wandmalereien  an  der  Südwand  dürften, 
wie  Kurzwelly  walirscheinlicli  .gemacht  hat.  zum  Teil  von  ilim  herrühren.  Hs  ist 
kaum  anzunehmen,  daß  alle  zehn  MedaiHons  bereits  im  Jahre  1S21  Kltichzeitit;'  mit 
den  Dürerschen  Alle.y^orien  der  Nordwand  aus,t;etuhrt  worden  sind.  Es  lie^^t  am  näch- 
sten ^■^),  ihren  Ursprun,^  in  den  Anfan,^,'  der  dreißiger  Jahre  zu  verle,i;en,  zumal  es 
(siehe  oben)  urkundlich  verbür,t;t  ist,  daß  Pencz  seit  dem  Jahre  1532  in  den  Diensten 
des  Rates  stand.  Vielleicht  hatte  er  so,e:ar  seine  Berutun.i;"  als  Ratsmaler  haupt- 
sächlich den  von  ihm  .i^eschaffenen  Gemälden  im   Rathaussaal  zu  danken. 

Nicht  mehr  erhalten  ist  leider  die  nach  Sandrart  ebenfalls  von  Pencz  her- 
rührende Wandmalerei  in  ,,Volkamers  Lustgarten"  in  Nürnbertc,  die  ein  wahres 
Wunderwerk  perspektivischer  Kunst  ,i;ewesen  sein  muß^*^). 

Pencz  war  also  in  umfassendem  Maße  als  dekorativer  Maler  täti.i;'.  Zwar  ließen 
sich  bislan.i;'  von  ihm  nur  Innenmalereien  nachweisen,  aber  damit  ist  noch  nicht  ,i^e- 
sa.i^t.  daß  er  die  Außenmalerei  verschmähte.  Es  müßte  kaum  mit  rechten  Din,t,^en 
zu,t;ehen.  wenn  ein  solcli  unternehmun,i;slusti,i;er  und  dazu  noch  so  vielseiti.^er  Künstler 
in  dieser  Hinsicht  einseitige  Beschränkung  geübt  hätte.  Ein  urkundlicher  Beweis 
liegt  allerdings  hierfür  nicht  vor.  Ebensowenig  aber  kann  er  auf  der  anderen  Seite 
für  seine  Mitwirkung  an  der  Innenbemalung  des  Rathaussaales  erbracht  werden. 
Wenn  auch  die  Erlanger  Zeichnung  der  Gerichtsszene  als  ein  Werk  des  Georg  Pencz 
beglaubigt  ist,  so  mag  sie  wohl  ein  wichtiges  Unterlagematerial  bei  der  Erforschung 
der  Entstehungsgeschichte  der  Nürnberger  Rathausgemälde  abgeben.  Ein  strikter 
Beweis  von  urkundlichem  Wert  für  die  Mitarbeit  des  Georg  Pencz  ist  damit  nicht 
geliefert.  Und  so  hindert  mich  auch  nichts,  wofern  es  sich  stilistisch  rechtfertigen  läßt, 
an  der  Autorschaft  des  Georg  Pencz  für  die  Außenbemalung  des  Rathaussaales  fest- 
zulialten.  zumal  der  Ratsverlaß  vom  14.  September  1521,  wie  ich  oben  ausführte, 
durchaus  nicht  dagegen  spricht.  I3as  angeordnete  Nachgehen  ,,mit  schleunigem 
gemeld",  der  Umstand,  daß  auf  die  gute  Jahreszeit  (,,das  es  bei  den  wettertagen 
von  statt  gee")  Rücksicht  genommen  werden  soll,  gibt  meiner  Annahme  sogar  einen 
leidlich  gut  fundierten  Untergrund.  Daß  aber  die  Eormensprache,  wie  sie  aus  der 
VVilderschen  Zeichnung  ersichtlich  ist,  die  Urheberschaft  des  Georg  Pencz  aussch hisse, 
wird  man  kaum  behaupten  können.  Die  breite,  flotte  Technik,  über  welche  Pencz 
nach  Kurzwelly  (S.  21)  verfügte,  schimmert  auch  noch  aus  der  Wiedergabe  des  19- 
Jahrhunderts  deutlich  heraus.  Und  wenn  man  in  den  Stichen  des  Meisters 
Umschau  hält,  so  wird  man  finden,  daß  er  in  der  architektonischen  Darstellung 
zeichnerisch  stets  präzise  und  korrekt  ist.  Es  ist  geradezu  für  ihn  charakteristisch, 
daß  er,  wenn  auch  in  der  Regel  das  Figurale  im  Vordergrund  steht,  doch  in  der  Archi- 
tektur außerordentlich  genau  und  bestimmt  ist.  Ich  erinnere  nur  an  seine  Blätter 
B.  <j.  B.  12  (mit  vortrefflicher  Raumwiedergabe).  B.  47  (man  beachte  das  Kreuz- 
gewrilbe  ZLU"  Linken  der  Darstellung),  B.  55,  B.  7<S  und  B.  09.  Nur  ein  in  der  Per- 
spektive erfahrener  Künstler,  wie  es  Pencz  war.  konnte  in  diesem  kleinen  Format 
Innenräume  so  gut  beobachtet  wiedergeben.     Und  daneben  muß  darauf  hingewiesen 

15)  Vj(l.   hierzu  wiederum  Albreclit   Kur/\\ell\-   ;i.   a.  O.   S.   5". 

16)  All-irecht   Kurzwelly  a.   a.  O.   S.   SS- 
Mitteilungen  aus  dem  Germanisclien  Nutionalniuseuni  1911.  8 


1  14  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DER  AUSSENMAl.EREI    IN   NÜRNBERG. 

werden,  daß  er  in  der  rntlilbeliandlun,i;  immer  die  .größte  Sorgfall  iukI  Seliärle  walten 
läl-U.  Lhkl  endlieh  wäre  auch  noch  aut  die  lavierte  Bisterzeichium.i;  des  Sturzes  des 
Pliaetun  aus  der  Saiiimluiii;  des  Fürsten  Johann  von  und  zu  Liechtenstein  aulnierk- 
sam  zu  inaclieii.  welche  niono,i;raminiert  und  in  den  I  landzeichnun.uen  aus  der  Alber- 
tiiui  in  einem  Ausschnitt  (Nr.  1247)  abgebildet  ist.  Auch  hier  fällt  uns  die  .uroß- 
züi^'iue  Behandlun.u'  des  Architektonischen  auf,  das  eben  an  der  Rathausbemalun.y: 
die  Hauptrolle  spielte  und  in  Volkaniers  Lusti;arten  einen  besonders  .i^lanzvollen 
Ausdruck  gefunden  zu  haben  scheint. 


Neben  Geors;'  i^encz  war  noch  ein  anderer  Dürer- Schüler  als  Außenmaler  tätig, 
nämlich  Hans  von  Kulmbach  (1476—1522).  An  der  Mauer  des  Hinter- 
gebäudes des  ehemaligen  Klaraklosters,  von  dem  heute  nur  noch  die  Kirche  steht, 
befand  sich  noch  im  Jahre  1855  ein  nach  Lochner  von  seiner  Hand  herrührendes 
Wandgemälde,  das  Christus  und  Magdalena  in  fast  lebensgroßen  Gestalten  darstellte. 
Lochner  erblickt  (siehe  Abzeichen,  S.  79)  in  diesem  Bilde  eine  Beziehung  auf  den 
St.  Klaraorden,  der  aus  dem  Maria  Magdalena-Orden  der  Reuerinnen  hervorgegangen 
war.    Dieser  aber  war  ursprünglich  für  Büßende  gestiftet. 


Wohl  ebenfalls  in  den  Dürerschen  Scb.ulkreis  gehört  das  lebensgroße  Gemälde 
des  heiligen  Sebald,  das  noch  im  Jahre  1855  an  dem  Hause  Rathausplatz  4  zu  sehen 
war.  Das  in  unserer  Zeit  durch  einen  Neubau  ersetzte  Haus  war  früher  Eigentum 
der  Stiebnerischen  und  ist  jetzt  Eigentum  der  Tümmelschen  Buchdruckerei.  Vom 
15-,  vielleicht  schon  vom  Ende  des  14.  Jahrhunderts  bis  in  das  17.  Jahrhundert  hinein 
befand  es  sich  im  Besitz  der  Familie  Grundherr  (Lochner,  Abzeichen,  S.  17  f.). 


In  die  dreißiger  Jahre,  nicht  in  das  Ende  der  zwanziger  Jahre  des  16.  Jahrhunderts 
möchte  ich  die  beiden  Entwürfe  setzen,  welche  Hermann  Egger  im  1.  Band  seiner  archi- 
tektonischen Handzeichnungen  alter  Meister  auf  Tafel  8  und  9  reproduziert  und  die 
ebenfalls  in  der  k.  k.  Hofbibliothek  zu  Wien  aufbewahrt  werden.  Anscheinend  sind 
sie  für  ein  einziges  Haus  bestimmt,  und  zwar  der  eine  Entwurf  vielleicht  für  die 
Straßenfront,  der  andere  für  die  Giebelwand  des  Vorderhauses  oder  die  Schauseite  eines 
rückwärtigen  Gebäudes.  Eine  üppige,  ja  sogar  etwas  schwülstige  Scheinarchitektur 
überwuchert  die  verfügbaren  Flächen,  ganz  für  sich  in  den  Vordergrund  tretend 
und  die  wirklich  vorhandenen  Architekturglieder  vollkommen  resorbierend.  Mit 
Säulen,  Pilastern,  perspektivischen  Kunststücken,  Chorausbauten,  vorgetäuschten 
Loggien,  Arkaden  und  Baldachinen  ist  eine  erstaunliche  Verschwendung  getrieben, 
und  wir  können  nicht  umhin,  die  Lebendigkeit  der  Erfindungsgabe,  die  hier  und  da 
zutage  tritt,  zu  bewundern.  Und  dazwischen  eingestreut  finden  wir  Darstellungen 
von  Löwen,  von  kämpfenden  Centauren,  von  einem  Ungeheuer,  halb  Mensch,  halb 
Fisch,  das  einem  Greifen  eine  Fahne  in  das  Maul  bohrt,  von  Simson,  der  den  Low  en 
bezwingt,  von  Kaisern  und  Kaiserinnen,  die  mit  den  Gebärden  der  Unterhaltung 
lebhaft  agieren,  von  Putten,  w^elche  auf  Kugeln  lagern,  und  endlich  Medaillonporträts 
und  Wappen.  Die  Entwürfe  scheinen  von  ein  und  derselben  Hand  herzurühren. 
Eine  starke  Beeinflussung  durch  die  Rathausbemalung  ist  nicht  zu  verkennen.  Auch 
wissen  wir,  für  wen  die  beiden  Zeichnungen  geschaffen  wurden,  nämlich  für  den  Niirn- 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  1|5 


ber?er  Senator  Ulrich  Starck  von  Reckenhof,  der  sich  am  7.  Februar  1513  mit  Ka- 
tliarina  Inihof  (,!;eb.  7.  April  \4'-)])  verheiratete  und  am  11.  Juli  1S40  starb,  ihre 
Wappen  sind  auf  dem  einen  Entwurf  links  und  rechts  oben  unterhalb  des  doppel- 
k(")pfi,iien  Reichsadlers  ani,^ebracht.  Nach  unserer  Topochronographia  Reipublicae 
Norinbergensis  hatten  die  Stareken  ein  eigenes  Fideikommis-  oder  Vorschickungs- 
liaus  am  Weinmarkt  gegenüber  der  Sebalduskirche,  in  der  sich  eine  ansehnliche  Rüst- 
kammer mit  allerhand  alten  Rüstungen  und  Stechzeugen  befand.  Und  zufälliger- 
weise war  es  eben  unser  Ulrich  Starck,  der  das  Haus  im  Jahre  t526  zu  einem  solchen 
bestimmt  hatte.  Ob  die  Entwürfe  an  dem  Hause  zur  Ausführung  gelangten,  wissen 
wir  nicht.     Jedenfalls  ist  es  höchst  unwahrscheinlich. 


Von  Interesse  für  unsere  Zwecke  sind  auch  zwei  Ratsverlässe  vom  Jahre  1S24. 
Unter  dem  6.  September  dieses  Jahres  wird  verfügt,  daß  des  Stengels  Gemälde 
an  seinem  Haus  auf  dem  Neuenbau  (jetzt  Maximiliansplatz)  besichtigt  werden  sollte^ '). 
Und  am  7.  September  heißt  es  dann:  „Endressen  Stengel  auffm  Neuenpau  von  rats 
wegen  gepieten,  das  er  das  gemel  an  seinem  pau  lass  enndern  und  die  babstlichen 
cron  am  fuchs  abthue"^^).  Demnach  handelte  es  sich  hier  um  ein  Fresko  mit  sati- 
rischem Beigeschmack. 

Eine  Außenbemalung  war  auch,  wenngleich  nicht  ganz  streng  in  unserem  Sinne, 
die  Erneuerung  des  Schr)nen  Brunnens  in  den  Jahren  1540/41.  Im  Jahre  1540  ließ 
der  Rat  das  schadhaft  gewordene  Steinwerk  des  Schönen  Brunnens  ausbessern. 
Diese  Arbeit  dauerte  fast  ein  Jahr,  da  ein  großer  Teil  der  Steinbilder,  und  darunter 
auch  die  Statuen  der  Kurfürsten  von  Sachsen  und  Brandenburg,  herabgenommen 
werden  mußten.  Bei  der  Wiederaufstellung  derselben  im  Herbste  1541  erließ  dtr 
Rat  folgenden  Befehl:  „die  Station  der  beiden  churfürstenbilder  Sachsen  und  Branden- 
burg, dieweil  die  jarzal  am  obern  fänlein  auf  das  jetzige  jar  gesetzt,  und  die  bilder 
herabkommen  und  wieder  aufgesetzt  worden,  soll  man  stellen  wie  itzt  die  Session 
der  churfürsten  ist,  daß  Sachsen  vor  Brandenburg  gestellt  werde".  Auch  befahl  er 
den  Stadtknechten  und  Marktmeistern,  sie  sollten  verhüten,  daß  man  an  die  Bilder 
werfe  und  das  Gitter  mit  Vögeln  behänge,  oder  daß  die  bösen  Buben  auf  dasselbe 
steigen"  1^).  Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  diese  Arbeiten  auch  eine  Neubemalung 
bezw.  Neuvergoldung  des  ganzen  Brunnens  im  Gefolge  hatten.  .Maßgebend  für  die- 
selbe war  anscheinend  die  von  der  Hand  des  Georg  Pencz  herrührende  farben- 
prächtige Zeichnung,  die  jetzt  im  Kupferstichkabinett  des  Germanischen  Museums 
aufbewahrt  wird  und  auch  der  jüngsten  Polychromierung  des  von  Heinrich  Wall- 
raff neuhergestellten  Brunnens  zugrunde  gelegt  wurde -°).  Also  auch  hier  hatte 
Georg  Pencz  seine  Hand  mit  im  Spiele. 

Eochner  bringt  in  seinen  Abzeichen  (1855,  S.  VH  f.)  zum  Hause  Weinmarkt  11 
folgende  Notiz:  „Am  Weinmarkt  war  ein  Wirtshaus,  genannt  zum  Wildenmann, 
an  welchem  ein  Wilder,  mit  der  Keule  in  der  Hand,  angemalt  war.    Joachim   Klaiber 


17)  Hampe,   Ratsverlässe  I,  Nr.   1459- 

18)  Ebendort  Nr.   1460. 

19)  Jos.   Baader,    Kleine   Nachträge  zu  den  Beiträgen  zur   Kunstgescliichte   Nürnbergs,  in 
Zahns  Jahrbüchern  für  Kunstwissenschaft  11  (1869),  S.  82. 

20)  Abgebildet  in  der  Süddeutschen   Bauzeitung   1904,   S.  27- 


IIÖ  BEITRÄGE   ZUR  liESClill.HTE   1>ER  AUSSENMAI.ER13I    IN    NÜRNBERG. 


VVirth  zum  Wildennuinn  starb  \>\\".  l:s  wird  bericlilei.  daß  Georti"  Stempel. 
Besitzer  des  Wirtshauses  und  ('laslliotes  /um  W'ildemnanu.  welcher  1600  starb,  das 
Haus  \(>n  druud  aus  abbreLheu,  ein  neues  steineriies  Ilaus  mit  .i^roUen  Unkosten 
an  seine  Siehe  setzen,  aber  doch  zum  ( ledäclilni.s  den  wilden  Mann  wiederum  an 
das  neue  Haus  niaehen  und  malen  liel.!.  Dem.s^enuil.)  Iiaben  wir  es  mit  einem  ansehei- 
nend schon  reell!  aUeii  Hauszeiehen  zu  tun.  dessen  Aussehen  in  seinei"  neuen  (iestalt 
aus  dem  IVlsenbaehsehen  Prospekt  des  alten  Weimnarktes  xom  Jahre  172S 
erhellt.  Hs  war  eine  un'l^e  Ti^ur.  die  ihre  Stelle  zwischen  den  mittleren  1-enstern 
des  1.  Stockes  hatte  und  noch  in  die  Fensterreihe  des  2.  Stockes  hineinreichte.  Da 
ausdriicklich  herxor^uehobeu  wird,  dal.)  das  neue  ilaus  ein  Steinbau  war,  so  scheint 
das  frühere  Haus  ein  bachwerkbau  ,i,^ewesen  zu  sein.  Auf  (jrund  einer  Notiz  vom 
.lahre  lO^o  kann  man  der  .Annahme  zuneigen,  dab  späterhin  zu  der  einen  ri,i;ur 
noch  weitere  hinzutraten.  l:s  heibt  nämlich,  dal!  llerzo.i,^  Albrecht  von  l'riedland. 
der  Wallersteiner  .genannt,  16^0  kurz  nach  Walbur^is  von  Hi^er  kommend  mit  einem 
ziemlichen  Komitat  eingezoi^en  und  bei  den  wilden  Männern  am  alten  Weinmarkt 
k),i;iert  habe.     1725  aber  war  an  dem  Haus  nur  eine  Figur  zu  sehen. 

Schon  in  dieser  Zeit  kam  es  in  Sachen  der  Außenbemalung  zwischen  den  Tünchern 
und  Malern  zu  Zwistigkeiten.  da  erstere  diesen  in  künstlerischen  Dingen  ins  Hand- 
werk pfuschten.  Es  geht  dies  aus  einem  i?atsverla(]  vom  4.  Juni  1S44  hervor,  der 
folgendermaßen  lautet:  ..Den  malern  auf  ir  suplicirn  sagen,  dal.i  man  den  tünchern 
das  thüren.  leden  und  dergleichen  anstreichen  als  das  zum  malen  nit  gehririg  nit  wi.ss 
abzustellen,  doch  aber  den  tünchern  auch  sagen,  den  malern  in  ir  hantwerck  nit  zu 
griffen"-!). 

.Ähnlicli  wie  im  Sternhof  war  auch  im  vorderen  Hof  des  Gasthauses  zum  Bitter- 
holz ehemals  ein  Riese  an  die  Wand  gemalt,  der  nach  Lochner  (Abzeichen  1855,  S.  67) 
dort  noch  bis  auf  Menschengedenken  zu  sehen  war.  Es  v/ar  Anthoni  Franck,  aus  dem 
Land  zu  Gellern  gebürtig,  seines  Alters  14  Jahre  und  ^y2  Ellen  hoch,  der  im  Jahre 
1575  nach  Nürnberg  kam  und  sich  hier  für  Geld  sehen  ließ.  Wie  er  aussah,  zeigt  ein 
bei  uns  aufbewahrter  Kupferstich,  den  wir  in  Abb.  2  reproduzieren. 

Am  25.  April  1579  starb  L  u  c  a  s  G  e  m  ü  n  t  h  e  r.  der  sich  als  Freskomaler 
eines  guten  Rufes  erfreute.  Von  ihm  sagt  Doppelmayr  (S.  204).  daß  er  sich 
wegen  des  Malens  in  Fresko,  womit  er  zugleich  hin  und  wieder  seine  (^jeschicklich- 
keit  in  der  Perspektive  stattlich  gezeigt  habe,  bei  allen  Kunstergebenen  in  eine  gute 
Reputation  zu  setzen  verstanden.  Er  hatte  seine  Wohnung  im  Stfipselgäßlein  und  ist 
.scheinbar  identisch  mit  Lau.x  Gminder  von  Ulm.  den  Robert  Vischer  schon  zum 
.lahre  1512  in  Augsburg  erwähnt  findet--). 


Zum  Jahre  1584  hören  wir  wiederum  von  beruflichen  Zwistigkeiten  zwischen 
den  Malern  und  Tünchern.  Wiederum  sind  es  die  Maler,  die  sich  gezwungen  sehen, 
beim  Rat  vorstellig  zu  werden.     Und  zwar  beschweren  sie  sich  in  aller  Form  wider 

21)  Hanipe,   Rutsverlüs.se   I,  Nr.  2S21. 

22)  Rollert  Vischer,  Studien  zur   Kunstgeschichte,  Stuttgart   1886,  S.  549- 


VON   UR.   FRITZ  TRAUGüTT  SCHULZ. 


117 


das  Handwerk  der  Tünclier  we^en  Ein,t!:riffs  in  ilire  Arbeilssphäre.  Aus  dem  Ge.^^en- 
bericIU  der  Geschworenen  des  Tüncherhandwerks  ist  ersichtlich,  daß  sie  selbst 
we,i;en  solchen  Hingrifts  mit  etlichen  Meistern  ihres  llandwerks  nicht  zulrieden  sind. 


*J^^      \2mt^r,    Anne  ,  ,-,.    '^  "'^f 


Abb.  2.     Wandgemälde  im  Hof  des  Gasthauses  zum  Bitterholz  in  Niirnbcri;. 

Nach  einem    KupferstiLh. 


Din-ch  RatsverlaL)  wird  darum  vertilgt,  es  solle  nachgesucht  werden,  ,,was  zwischen 
beden  handwerken  für  unterschied  und  Ordnung  gegeben,  und  was  den  tünchcrn 
des  malwerks  halben  erlaubt  oder  abgestrickt  worden,  und  dann  diejenigen  tiuicher, 


118  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DER  AUSSENMALEREI   IN  NÜRNBERG. 

die  sich  des  geclauten  eiiiuTit'l's  iinttTslclieiu  auch  dcrwci^cn   lir)rcn   und  ahcs   widcr- 
priniien"-^). 

Im  Jahre  IvSr.^ab  der  Rat  Befehl,  den  SchcMieii  Brunnen  mit  (jold  und  Farben 
zu  beleihen  und  zu  malen.  Der  Maler  Andreas  Herneisen  \on  Wiirzburi;  - ') 
erhielt  den  Aufirai;'.  eine  \'isierun,i;'  dazu  zu  lielern.  Als  Ent.i,^eU  liir  das  Vert^olden 
und  Malen  beanspruchte  er  die  runde  Summe  von  UOO  fl.  und  die  lirleilun.i;'  des 
Niirnberiier  Büri^errechtes.  das  er  früher  schon  besessen,  aber  auf,t,"e,t,^eben  hatte. 
Der  Rat  beschlol.^  am  24.  Mai  1S87.  ihm  das  Bürgerrecht  zu  schenken,  weiterhin 
aber  in  Bezug  auf  die  Entschädigung  ein  Übriges  zu  tun  und  dieselbe  noch  um  200  fl. 
zu  erhöhen.  Maßgebend  für  diesen  Beschluß  war  die  Erwägung,  daß  man  mit  der 
V'ergoldung  besser  ansetzen  müsse  als  bei  der  vorhergehenden  Erneuerung,  bei  der 
des  Goldes  zu  wenig  gewesen-*''). 

Weiter  ist  auf  die  noch  heute  sichtbare  Darstellung  eines  Hirsches  aufmerksam 
zu  machen,  die  sich  an  einem  Hause  in  der  Hirscheigasse  befindet  und  mit  dem  Namen 
der  Straße  in  Beziehung  steht.  Lochner  spricht  sich  in  seinen  t855  erschienenen 
.Abzeichen  (S.  62)  über  diese  Malerei  folgendermaßen  aus:  „Der  Hirsch,  laufend  und 
gejagt.  Gemalt  als  Medaillon  mit  der  Umschrift:  Der  Hirsch  ist  munter  auf  dem 
Land:  zur  Hirschelgaß  wirdss  hier  genannt  1597.  an  der  Schmiedischen  Bierbrauerei 
in  der  Hirscheigasse". 

.4us  allen  diesen  Notizen,  die  auf  Vollständigkeit  keinen  Anspruch  machen 
wollen  und  auch  nicht  können,  geht  zur  Genüge  hervor,  daß  die  Außenmalerei  in 
Nürnberg  das  ganze  16.  Jahrhundert  hindurch  geübt  wurde.  Abgesehen  von  der 
Rathausbemalung  scheint  sie  jedoch  eine  monumentale  Form  nur  sehr  vereinzelt 
angenommen  zu  haben.  Das  geschah  in  größerem  Umfang  erst  am  Ende  dieses 
und  am  Anfang  des  folgenden  Jahrhunderts.  Und  erfreulicher  Weise  können  wir 
hier  unsere  Ausführungen  durch  Abbildungen  erläutern.  Auch  werden  mehrere 
Künstler  mit  Namen  genannt,  die  sich  in  dieser  Zeit  in  der  Außenmalerei  betätigten. 
So  zunächst  der  aus  München  gebürtige  Thomas  0  e  1  g  a  s  t,  von  welchem  Doppel- 
mayr  (S.  205)  sagt:  ,,War  unter  den  Mahlern  sehr  bekandt,  da  er  sowohl  mit  Oel- 
Farben  als  in  Fresco  grau  auf  grau  seine  Kunst  an  den  Wänden  und  Mauren  vor 
andern  stattlich  anzubringen  wußte,  wovon  er  verschiedene  sch(')ne  Proben,  nachdem 
er  sich  gegen  A.  1570.  die  Stadt  Nürnberg  zu  seinem  beständigen  Wohnplatz  aus- 
ersehen, auch  allda  hinterlassen.  Starb  den  24.  Octobr:  A.  1584".  Die  Manier,  grau 
auf  grau  in  Fresko  zu  malen,  wurde,  wie  ich  schon  früher  erwähnte,  in  damaliger  Zeit 
namentlich  in  Nürnberg  geübt.  Wir  erfahren  aber  von  Doppelmayr,  daß  diese  Art 
zum  öftesten  gar  zu  bunt  ausgefallen  sei,  daß  sie  also  auch  Mifigeburten  zeitigte. 
Thomas  Oelgast  wohnte  beim  Sonnenbad.  Daß  er  die  Malereien  an  der  Schau  im 
Jahre  1579  erneuerte,  wurde  bereits  an  anderer  Stelle  gesagt.     Nach  einem  hand- 


23)  Hampe,   Ratsverlässe  II,  Nr.  742. 

24)  Vgl.   über  ihn  Hans  Stegmann  in  den  Mitt.   aus    dem  Germanisciien   Natidnalmuseum 
19^0,  S.  7ff- 

25)  Jos.   Baader.   Beiträge  zur   Kunstgescii.  Nürnbergs,  in  Zaims  Jahrbüciiern  für   Kunst- 
wissenschaft  I   (ISCS),   S.  268. 


Abb.  3.      Die  Malereien  am  Viatishaus  in  Nürnberg. 

Aussclmitt  aus  dem    Kupferstiel)  der  Barfüsserbrüeke  von  Graff- Kraus 


120  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DER  AUSSENMALEREI   IN   NÜRNBERG. 

schriftlichen  Zusatz  in  iinsL'rcni  1  landoxcniplar  \-()n  Doppchnayr  soll  er  auch  das 
,t;Toße  V  i  a  1  i  s  s  c  h  c  II  a  u  s  a  n  d  c  r  i^  a  r  I  li  s  >  c  r  b  r  li  c  k  c  hcinall  haben,  und 
zwar  niil  Ölfarben.  A\il  dieser  Noliz  stein  aber  in  Widerspruch,  was  1^  xon  Rellberi; 
über  diese  Malereien  sa.ii't-"):  denn  nach  ihm  war  niclii  'riionias  ()el,i;ast.  Nindern 
.luvenel  ihr  Urheber. 

Wir  müssen  uns  kurz  mit  diesem  Wider.Npruch  auseinandersetzen.  Zunächst 
ist  die  .Angabe  Rettber^s.  dalj  das  Viatis-IIaus  au>  dem  Jahre  K)()S  herrühre,  eine 
irri.i^e;  denn  dieses  trätet  an  seinen  beiden  nach  Süden  .i^erichteten  Giebeln  die  Jahres- 
zahlen 1S78  und  1S96.  Damit  scheidet  aber  auch  Oel.^ast  als  Verfertit^er  der  Malereien 
aus,  da  er  im  Jahre  1S84  starb  und  von  einer  Benialunu  des  Hauses  erst  nach  >einer 
endgültigen  Fertigstellung,  also  nach  dem  Jahre  IS^X).  die  Rede  sein  kann.  Ju\enel 
wurde  im  Jahre  1579  geboren.  Es  ist  kaum  anzunehmen,  daß  er  mit  17  Jahren  schon 
imstande  gewesen  wäre,  eine  solch  umfassende  dekorative  Arbeil.  und  noch  dazu 
von  solch  hervorragender  Wertbeschaffenheit,  zu  leisten.  13enn  dariil"'er  dürfen  w  ir 
uns  klar  sein,  daß  die  Freskobemalung  des  Viatishauses  eine  achtbare  kiinstlerische 
Tat  war. 

Erbaut  wurde  das  an  der  Museimisbrücke  gelegene,  sich  nach  der  Pegnitz  in 
malerischen  Holzgalerien  öffnende  und  mit  einer  reichen  Zahl  von  f:rkern  und  Erker- 
chen belebte  Haus  von  dem  Venetianer  Barthel  Viatis.  der  am  1<S.  April  153<S  geboren 
wurde  und  am  18.  November  1624  starb.  Im  14.  Jahrhundert  gehörte  das  Anwesen 
den  Weigeln.  einer  zu  den  ratsfähigen  Geschleclitern  gehörenden  Familie.  Gegen 
Ende  des  Jahrhunderts  kauften  es  die  Hirschvogel,  die  es  bis  in  die  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  hinein  besaßen.  Daß  diese,  eine  kaufmännische  Familie,  mit  der- 
jenigen der  Glasmaler  nur  den  Namen  gemein  hat,  soll  nur  nebenbei  bemerkt  werden  - ''). 

Leider  besitzen  wir  keine  Darstellung,  welche  die  ehedem  am  Viatishaus  an- 
gebracht gewesene  Malerei  vollständig  wiedergibt.  Wir  müssen  uns  darum  mit  dem 
Graff-Krausschen  Stich  begnügen,  der,  entstanden  zu  Anfaiig  des  LS.  Jahrhunderts, 
wenigstens  die  nach  dem  Wasser  gelegene  Hälfte  der  Breitfront,  und  zwar  in  sehr 
sorgfältiger  Zeichnung,  zur  Anschauung  bringt.  Das  Blatt,  das  von  Joh.  Andreas 
Graft  nach  der  Natur  gezeichnet  und  von  Joh.  Ulrich  Kraus  reproduziert  wurde, 
trägt  folgende  Überschrift:  ..Die  A.  C.  1700.  zu  ilirer  keyserlichen  und  krmiglichen 
Majestäten  Leopoldi  und  Josephi  allerunterthänigster  Devotion  neuerbaute  Brücken, 
wie  solche  gegen  der  Fleisch-Brücken  u.  am  g  e  m  a  h  1 1  e  n  V  i  a  t  i  s  c  h  e  n  H  a  u  s  s 
in  Nürnberg  zu  sehen".  Wir  bilden  daraus  nur  den  mir  Malereien  geschmückten 
Teil  des  Hauses  ab  (siehe  Ablx  3).  Zwischen  den  Fenstern  der  drei  Obergeschosse 
sehen  wir  einzelne  weibliche  Figuren,  teils  sitzend,  teils  stehend.  Die  breiten  Fries- 
bänder zwischen  den  Geschossen  sind  mit  großen  figürlichen  Kompositionen  bedeckt. 
Das  Erdgeschoß  war  durch  Pilaster  gegliedert  und  in  den  Zwischenfeldern  abwechselnd 
mit  einem  Fenster  durchbrochen  und  abwechselnd  mit  einer  figürlichen  Einzel- 
darstellung vor  Nischenuntergrund  belebt.  Die  weiblichen  Figuren  zwischen  den 
Fenstern,  die  meist  lebhaft  bewegt  sind,  werden  wir  als  die  neun  Musen  (oberste 
Reihe),  die  sieben  freien  Künste  (mittlere  Reihe)  und  die  J\igenden  zu  deuten  haben. 


26)  Niirnl-ieiRs   Kuiistlel-ien,   S.    171. 

27)  Vgl.   Lochner,  Al^zeiehen,  S.  62—63. 


VON   DK.   FRITZ  TRAUGüTT  SCHULZ.  121 


AlleKorisclie  D:irslelliin,^'en  dieser  Art  entsprechen  ja  mich  ,ti:iinz  dem  Geist  der  Zeit. 
Die  Gestalt  mit  den  uus,i;el')reiteten  Armen  ist  wolil  die  Rlietorik,  diejenit;,e  mit  der 
Lante  die  Musil^,  diejeni,i;e  mit  der  Mimme]skn,i;'el  die  Astronomie,  diejenis^e  mit  dem 
auf,i;eschla,u'enen  Bncli  die  Grammatik.  Die  szenischen  Darstellun,t;"en  scheinen  der 
nnnischen  Geschichte  entnommen.  Unten  rechts  finden  wir  in  sclireitender  Be- 
we^nn,!;'  Neptun  mit  dem  Dreizack.  Das  Nisclienfeld  weiter  links  HiLU  einen  aiil 
feurigem  Roß  einhersprengenden  römisclien  Krieger  erkennen.  Hs  war  wohl  Markus 
Curtius,  der  sich,  den  Zorn  der  G<")tter  zu  sühnen,  in  den  gähnenden  Abgrund 
stürzte.  Wenigstens  sind  rechts  vor  dem  Reiter  unten  am  Boden  emporzüngelnde 
Flammen  zu  sehen.  Lochner  spricht  in  seinen  1855  erschienenen  Abzeichen 
(S.  V  f.)  davon,  daß  sich  die  Älteren  wohl  noch  der  Malereien  am  Viatis-Riemannischen 
Mause  erinnern  würden,  welche  sich  auf  griechische  und  römische  Geschichte  bezogen 
und  auch  in  künstlerischer  Hinsicht  nicht  wertlos  waren.  Und  außerdem  sagt  er 
in  seinem  Kommentar  zu  Neud(>rfer  (S.  200),  daß  die  äußeren  al  fresco  gemalten 
Bilder  an  unserem  Hause  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  19.  Jahrhunderts  noch  z.  1\, 
z.  B.  Curtius  sich  in  den  Abgrund  stürzend,  zu  sehen  oder  wenigstens  zu  erraten  ge- 
wesen wären.  Und  von  Rettberg  (S.  171)  erfahren  wir  noch,  daß  auch  das  Innere 
mit  Deckengemälden  nacli  dem  Geschmack  der  Zeit  aus  der  griecliischen  G<>lter- 
und  der  nimischen  Volksgeschichte  ausgestattet  gewesen  war.  Aber  es  war  nicht  nur 
die  Breitfront,  sondern  es  waren  auch  uie  nach  Süden  gerichteten  Giebelfronten 
ehedem  bemalt.  Dies  läßt  der  Delsenbachsche  Prospekt  der  Barfüsser- Kirche  vom 
Jahre  1716  erkennen,  ohne  uns  aber  näheren  Aufschluß  über  die  Darstellungsobjekte 
zu  geben. 

Wir  haben  es  demnach  beim  Viatishaus  mit  einer  dekorativen  .Arbeit  großen 
Stils  zu  tun,  die  sich  in  gleicher  Weise  auf  das  Äußere  und  das  Innere  ausdehnte. 

rjer  Vollständigkeit  halber  sei  noch  erwähnt,  daß  die  ganze  mit  Malereien  be- 
deckte Breitfront  auf  dem  Delsenbachschen  Stich  der  Königsbrücke  \om  Jahre  1715, 
allerdings  nur  in  andeutender  Art,  zu  sehen  ist.    Hinzellieiten  sind  nicht  zu  erkennen. 

Die  Ausschmückung  der  Schmalflächen  zwischen  den  Fenstern  durch  große 
Einzelfiguren,  wie  wir  sie  am  Viatishaus  finden,  komnU  auch  sonst  in  Nürnberg  vor. 
So  z.  B.  an  dem  ehemals  Röscher- Hammerbacherischen  Haus  (S.  875),  das  die  West- 
ecke der  südliclien  Häuserreihe  am  Hauptmarkt  einnimmt  und  durch  .seine  statt- 
liche Gn'iße  gleicli  ins  Auge  fällt.  Lochner  schreibt  in  seinen  Abzeichen  (S.  V — Vi): 
,,Wie  das  Roscher-Hammerbacherische  Haus  am  Herrenmarkt  S.  875-  ehemals  auf 
der  nach  dem  Markt  hin  schauenden  Südseite  mit  lebensgroßen  Gestalten  von  Kaisern 
und  andern  fürstlichen  Personen  bemalt  war.  wissen  sich  ältere  —  die  .Abzeichen 
sind  1855  erschienen  —  vielleicht  noch  ebenso  gut  zu  erinnern,  wie  der  Malereien 
am  Viatis-Riemannischen  L.  6.  a.,  welche  sich  auf  griechische  und  romische  Geschichte 
bezogen  und  auch  in  kiinstlerischer  Hinsicht  nicht  wertlos  waren".  r3ie  Malereien 
sind  heute  nicht  mehr  vorhanden.  Wir  sind  darum  zur  Feststellung  ihres  früheren 
Aussehens  auf  ältere  Abbildungen  angewiesen.  Von  diesen  kommt  namentlich  die 
große  Kupferstichansicht  des  Hauptmarktes  von  Lucas  Schnitzer  vom  Jahre 
1671  in  Betracht,  iln-  genauerer  JJtel  lautet:  ,,Figentliche  Abbildung  dess  Markts 
der  Löblichen   Kais- Reichs  Statt  Nürmberg  mit  all  desselben  gelegenheit,    wie   der 


122  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DER  AUSSENMALEREI   IN   NÜRNBERG. 

selbe  gegen  dem  Mitlag  anzusehen  ist.  1671".  Daiuuii  waren  die  Fciisier  der  beiden 
Obergeschosse  von  einer  Rustikanialerei  eingefaLU.  Aiicli  die  i:cken  waren  in  Schein- 
nialerei  rustiziert  (sielie  Abb.  4).  Kräftig  markierte  Hierstabfriesesclilossen  die  (ieschosse 
in  Form  von  Gurtgesimsen  nach  unten  hin  ab.  Zwischen  den  Tenstern  altersehen  wir 
große  EinzelgestaUen  rcMiiischer  Kaiser,  teils  stehend,  teils  in  schreitender  Bewegung. 
Soweit  der  natürlich  in  den  Details  etwas  aphoristisch  verfahrende  Kupferstich  erkennen 
läßt,  müssen  es  martialisch  aussehende  Gestalten  gewesen  sein,  die  der  leider  dem 
Namen  nach  unbekannte  Maler  in  breitflächigem  Vortrag  auf  die  Wand  gebracht 
hatte.  In  der  Figur  links  unten  mit  dem  langen  Malerkittel  dürfen  wir  vielleicht 
eine  scherzhafte  Anspielung  auf  den  Künstler  selbst  sehen.  Über  den  KCipfen  der 
l-iguren  der  unteren  Reihe  schweben  Medaillons  mit  lebensgroßen  Pc^trätbüsten, 
die  aber  zu  wenig  kenntlich  gemacht  sind,  um  über  ihre  Bedeutung  etwas  sagen  zu 
können.  Ich  bilde  das  Haus  in  einem  Ausschnitt  ab,  dabei  gleich  die  sich  ostwärts 
anreihenden  übrigen  Häuser  der  südlichen  Marktseite  anschließend,  inn  zu  zeigen., 
daß  von  ihnen  das  eine  mit  einer  wenig  geschmackvollen  Quaderimitation  und  das 
andere  mit  Girlanden,  Maßwerkfriesen  tmd  einer  Ballustradenarchitektur,  die  einen 
Balkon  vortäuschen  sollte,  bemalt  war.  Es  muß  ein  farbenprächtiges  Bild  ge- 
wesen sein,  wenn  vor  unserem  Hause  in  früheren  Jahrhiuiderten  der  „Lehnstuhl" 
aufgerichtet  war,  von  dem  aus  seit  Kaiser  Sigismunds  Zeiten  der  Kaiser  bei  Gelegen- 
heit des  Reichstags  die  Kurfürsten  und  anderen  Fürsten,  die  ihre  Regalien  noch 
nicht  empfangen,  belehnte.  Eine  ungefähre  Vorstellung  von  dem  festlichen  Gepränge, 
das  an  solchen  Tagen  unser  Haus  umflutete,  gibt  uns  die  kleine  Kupferstichansicht 
in  Johann  Jakob  Fuggers  „Spiegel  der  Ehren  des  Höchstlöblichen  Kayser-  und  König- 
lichen Ertzhauses  Österreich",  den  Sigmund  von  Birken  im  Jahre  I668  auf  kaiser- 
lichen Befehl  herausgab  (siehe  S.  974).  Einen  wirkungsvolleren  Hintergrund  für  eine 
solch  feierliche  Begebenheit  als  die  stattliche  Front  dieses  Hauses  mit  seinen  über- 
lebensgroß gemalten  Kaisergestalten  kann  man  sich  kaum  denken.  Und  es  ist  wohl 
die  Vermutung  gerechtfertigt,  daß  die  an  ihm  angebrachte  Malerei  der  geschichtlichen 
Begebenheit  ihre  Entstehung  zu  verdanken  hat.  „Bey  den  Belehnungen",  heißt  es  in 
dem  Fuggerschen  Spiegel,  „hat  man  aus  diesem  Haus,  wie  darinnen  der  augenschein 
annoch  zuerkennen  gibet,  eine  Thür  gebrochen,  durch  welche  der  Keyser  und  die  Chur- 
fürsten  in  ihren  Pontificalien,  welche  sie  in  damahliger  Capelle  dieser  Behausung  an- 
zuthun  pflagen,  auf  den  Lehenstul  gegangen.  Die  Inwohnere  dieser  Behausung  haben 
mit  alter  gewonheit  hergebracht,  daß  die  Rom.  Keysere  bey  denen  neubelehnten 
Fürsten  vor  sie  die  erste  bitt  eingelegt:  welche  ihnen  dann  zuweilen  ein  Lehen  geschenkt 
oder  eine  Lehenbeschwernis  nachgelassen  oder  sonst  eine  Gnade  und  Wolthat  erwiesen. 
Wie  dann  solcher  ersten  Bitte  halber  Keys.  Sigmund  und  Keys.  Friderich  denen 
Innhabern  dieses  Hauses  besondere  Freyungsbriefe  und  Reversales  gegeben,  welche 
auch  annoch  vorhanden  sind".  Das  Haus  gehörte  in  älteren  Zeiten  den  Tocklern 
von  Bamberg,  dann  der  Familie  Beheim,  von  welcher  es  an  die  Rieter  kam.  Später- 
hin werden  die  Torsiggiani  und  Giorgini  von  Florenz  als  Hausinhaber  genannt.  Dann 
hatten  es  lange  Zeit  hindurch  die   Fürer  von  Haimendorf  in   Besitz. 

Auch  das  südwärts  an  das  Rathaus  anschließende,  jetzt  Heimeransche  Haus 
(Rathausgasse  Nr.  7),  das  früher  oben  ein  Zinnenkranz  zierte,  war  ehemals  an  der 
nach    Norden   gerichteten    Frontseite   mit    überlebensgroßen    Kaiserfiguren    Itemalt. 


124 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DER  AUSSENAULEREl  IN  NÜRNBERG. 


\:u\c  Sclu'iiiaivhiU'ktur  \(Ui  l^i!;Ls(ern  lo.skani.sclicii. 
i(Mii>^1k'ii  iiikl  korinthischen  Systems  .gliederte  die 
i  leschdsse  in  aulstei,i:ender  l^ichtun.^'.  Die  Fi.^uren  selbst 
waren  (iber  \erschieden  ,i;elonnten  Sockehi  vor  Nisclien- 
iinteri;nind  s;estelli.  Die  i^roße  Knpferstichdarstellun.i;' 
der  Parade  beim  Suickschießen  v.  .1.  I671  auf  dem 
llerremnarkt  xon  Jakob  Sandrart  und  deori;' (Jiristof 
bammart  erweckt  den  bindruck  einer  moiuunental 
aui^elei^ten  b_)ekoration  \-on  kratt\oller  Fünzelbeliand- 
hiui:.  Hs  sclieinl  so,i;ar.  als  wiire  liier  die,t;ieiclie  Hand 
wie  beim  biirerschen  1  lause  täti.i;'  .gewesen.  Überschril- 
ten,  die  sich  an  der  Hand  des  Kupferstiches  leidernicht 
entziflern  lassen,  nannten  die  Namen  der  dar^'estellten 
Kaiser.  Ich  bilde  die  Malerei,  soweit  sie  auf  denn 
Kupferstich  sichtbar  ist,  in  einem  Ausschnitt  ab  (siehe 
Abb.  5). 

Nischenmalereien  scheinen  zu  Ende  des  10.  Jahr- 
hunderts auch  sonst  beliebt  .i^ewesen  zu  sein.  Wir 
finden  sie  auch  oben  an  der  späterhin  von  Heidek)ff 
im  Sinne  seiner  Auffassun.u' umgestalteten  Fassade  des 
ehemals  ImlKifischen  Hauses  am  Egidienberg,  wie  z.  ß. 
das  Sandrartische  Gemälde  der  Safran-  und  Gewürz- 
Schau  (gestochen  178^  von  G.  P.  Nußbiegel)  und  der 
Graft- Kraussche  Prospekt  des  Dillinghofes  v.  J.  1682 
erkennen  lassen. 

Als  Beispiel  einer  reinen  Scheinarchitektur  ohne 
figürliches  Beiwerk  aus  dieser  Zeit  ist  das  ehemals 
Harsdörf ersehe  Haus  au  der  Ecke  von  Hauptmarkt 
und  Tuchgasse  zu  nennen.  Kräftig  markierte  Gurt- 
bänder grenzen  die  einzelnen  Geschosse  nach  oben 
und  unten  hin  ab.  Die  oberen  Bänder  sind  als  Archi- 
tra\balken  gedacht,  welche  von  Halbsäulen  getragen 
werden.  Diese  sind  teils  jonischen,  teils  korinthischen 
Systems.  Die  Fenster  hatte  man  zu  Rundb(")gen  er- 
weitert up.d  diese  dann  in  den  beiden  unteren  Ge- 
schossen mit  Bändern  eingefaßt,  welche  oben  teils  zu 
Voluten  abgebogen,  teils  zu  Ringen  verschlungen  waren. 
Nur  wenige  Fassadenbemalungen  sind  so  streng  und 
schematisch  durchgeführt  gewesen  wie  diese.  Aus  diesem  Grunde  gebe  ich  diese  in 
einem  .Ausschnitt  aus  dem  Lorenz  Strauchschen  Prospekt  des  Hauptmarktes  v.  J. 
1599,  welcher  sie  am  besten  erkennen  läßt,  wieder  (.Abb.  6).  Sie  mit  dem  Prädikat 
„scIk'mT'  belegen  zu  wollen,  liegt  mir  fern.  HTiclistens  wäre  ihr  das  Beiwort 
,, originell"  zu  geben. 


.\bb.  5.   Malerei  am  Hause  Rat= 
liausgasse  Nr.  7  in  Nürnberg, 

.Ausschnitt  aus  einem  Kupfer- 
stich V.  J.    1671. 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


125 


Das  XVII.  Jahrhundert. 

Das  be.u'innende  17.  Jahrhundert  steht  dem  endenden  \(\  Jahrhundert  in  der 
zunehmenden  Monument alisierun^'  der  Fassadenmalerei  keineswe.i^s  nach.  In  der 
1-risclie  der  .Auffassung:  und  in  der  Leliendiiikeit  der  Darstelhm.i:'  ist  so.uar  eine  Stei,!^e- 
runi;'  zu  konstatieren.  Dieser  F^orlschritt  scheint  mit  einer  einzelnen  Kiinstlerpersrm- 
hclikeit  in  Zusammenlian,^  zu  brin,i;en  zu  sein, 
nämlich  mit    P  a  u  1    J  u  \-  e  n  e  1  1. 

Von  ihm  sa.i^t  .Andreas  Gulden  in  seiner 
Fortsetzun.i;'  von  Johann  Neudiirfer--'^) :,, Pau- 
lus Ju\'enell  ist  von  ,uuter  Invention  und  aul 
Gemäuer  wolMeiihl.  sonderlich  aber  e  i  n 
t  r  e  f  f  1  i  c  h  er  1^  e  r  s  p  e  c  t  i  v  -  M  a  1  e  r 
,i,^e\vest.  dass  ihn  darinnen  keiner  allhie  über- 
troffen. Ist  von  ihm  allhie  noch 
\-  i  e  1    zu    sehe  n". 

Paul  Juvenell  wurde  1579  als  Sohn  des 

aus  den  Niederlanden  eingewanderten  Nicolaus 

Juvenell  geboren.      Schon  von  seinem  Vater 

wird  ,i;esa,t;t.  daß  er  sich  zuletzt  auf  das  I\''- 

spektivmalen  von  1'empeln  und  Kirchen  \er- 

le.i^t  habe.     Kein   Wunder,    wenn   auch   sein 

Sohn,    der   den    ersten    Unterricht    von   ihm 

empfin,t,^  im  übri,i;en  aber  Schüler  von  Adam 

Hlsheimer   war,    äh.nliche    Bahnen  einschlu.t;. 

Wir  wissen,  daü  er  einer  der  besten  Kopisten 

Dürerischer  J'afeln  war.  dal3  er  den  Plafond 

im  Prunksaal    des  Wolffschen  Rathausbaues 

malte   und   auch   an    der    Restaurierung   des 

großen  Rathaussaales  in  hervorragendem  Maße 

l'teteiligt  war.    Auch  als  Porträtmaler  war  er 

tätig.     16VS  verließ  er  Nürnberg,  ging  nach 

Wien  und  von  da  nacli  Preßburg,  wo  er  i.  J. 

IdJ^  starb.     Doppelmayr  berichtet  von  ihm 

(S.  22]):  ,,Er  war  auf  dem  Gemäuer  zu  mahlen 

gleichfalls    trefflich   geübet,    davon    man    in 

Nürnberg   noch  ein  und  anderes   Denckmalil 

findet".     Und  ebendort  wird  gesagt,  daß  er 

auch    den    Plafond   im   kleinen    Rathaussaal 

malte,    der   ,. jederzeit    von    iederman  wei;en  

seiner  Vortrefflichkeit  admiriret  worden".  ,,,   ^    «  u      .      i.-    m-    u   „ 

Abb.  6.    Haus  am  Haiiptmarkt  in  Nürnberg 

Paul  Juvenell  hatte  einen  Sohn,  Friedrich  ^jt  Scheinarchitektur, 

mit    Namen,    der  gleichfalls  der  architektoni-       Ausschnitt  aus  einem  Kupferstich  v.J.  159y. 


28)  Ausgalu'  von   Lochner  S.   199- 


126  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DER  AUSSENMALEREI    IN   NÜRNBERG. 


sehen  .Walerei  obUiS;;'.  Andreas  (jiikien  spricht  sich  toli^eiuiennalx'n  iiber  ihn 
aus:  „hat  den  Vater  in  der  IVrspectiv  zwar  nach,i;et()l!;t,  ist  aber  demselben  nicht 
gleich  worden"-^).  Er  wurde  i.  J.  160<)  i^^eboren,  war  ein  Schüler  und  vielleicht  auch 
Gehilfe  seines  Vaters  und  starb  am  2.  Alärz  1647.  Doppelmayr  meint  im  (icuensatz 
zu  Gulden,  daß  er  seinem  Vater,  von  dem  er  die  Fundamente  zur  Kunst  emplan,i;en, 
bei  deren  weiterer  Ausübung,  „absonderlich  was  zur  Perspectiv-Mahlerey  geh()rte", 
sehr  nahe  gekommen  wäre  (S.  224).  Offenbar  arbeitete  er  ganz  in  des  Vaters  Art, 
heißt  es  doch  in  einem  handschriftlichen  Zusatz  des  in  unserem  Besitz  befindlichen 
Handexemplares  von  Doppelmayr:  „Dieser  Friderich  Juvenell  hat  Ao.  1644  im  Julio 
das  Sählein  auf  dem  Schwabenberg  in  meinem  Haus  gemahlet,  hat  dafür  48  fl.  und 
einen  Gulden  Leyhkauff  bekommen.  Herr  M.  Johann  Michael  Dilherr  hat  solches 
Sählein  das  Uranium  benennet,  andere  haben  es  die  Engelburg  geheißen". 

Von  der  Hand  des  Paul  Juvenell  nun  besitzen  wir  einen  großen  Entwurf 
zu  einer  Fassadenbemalung,  der  uns  besser,  als  Worte  es  vermögen,  über  die  Kom- 
positionsweise und  die  Darstellungsart  dieses  Meisters  unterrichtet  (Taf.  1).  Er  ist  mit 
der  Feder  und  Tusche  auf  Papier  gebracht  und  in  einzelnen  Teilen  leicht  farbig  an- 
gelegt. Seine  H()he  beträgt  43  cm,  seine  Länge  58  cm.  Rechts  unten  der  Name: 
„Juvenel".  Der  Künstler  scheint  eine  Breitfront  von  regelmäßiger  Anlage  vor  sich 
gehabt  zu  haben.  So  legte  er  dem  kompositioneilen  Aufbau  das  Prinzip  der  Sym- 
metrie, das  auch  das  gegebene  war,  zugrunde.  Aber  welches  Leben  wußte  er  innerhalb 
des  starren  architektonischen  Rahmens  zu  entwickeln!  Einzelne  Kriegerfiguren, 
Vögel  verschiedenster  Art,  ein  Affe,  ein  Stachelschwein,  Simson  mit  den  Toren  von 
Gaza  und  den  Säulen,  die  Taten  des  Herkules,  der  Sturz  des  Phaeton,  Neptun  auf  seinem 
von  vier  Seepferden  gezogenen  Wagen,  die  Verwandlung  des  Aktäon  in  einen  Hirsch, 
Judith  im  Zelte  des  Holofernes,  den  sie  eben  erschlagen,  während  draußen  ein  wilder 
Reiterkampf  zwischen  den  Babyloniern  und  Juden  tobt,  eine  Frau,  die  über  ihren 
erschlagenen  Knaben  beim  römischen  Feldherrn  Klage  führt,  kurzum  ein  buntes 
Darstellungsgemisch  stürmt  auf  uns  ein  und  blendet  uns  durch  die  Verve  des  Vor- 
trags. Erinnerungen  verschiedenster  Art  werden  in  uns  geweckt,  die  antike  Sage, 
die  frühe  römische  Geschichte,  die  Erzählungen  des  alten  Testamentes  nehmen  vor 
uns  bildliche  Form  an  und  allerhand  Tiere  werden  uns  zu  Trägern  von  menschlichen 
Torheiten  und  Eigenschaften.  So  beschaffen  war  die  Denkart  eines  tüchtigen  Fresko- 
malers dieser  Zeit  und  so  lebendig  wußte  er  seinen  Ideen  Ausdruck  zu  geben. 
Eine  frohe,  schaffensheitere  Künstlernatur  spricht  aus  diesem  Entwurf  zu  uns,  der 
damit  für  uns  zu  einem  wichtigen  Zeitdokument  wird. 

Noch  ein  zweiter  Entwurf  zu  einer  Fassadenbemalung  befindet  sich  in  unserem 
Besitz,  der  Paul  Juvenell  zugeschrieben  werden  darf  (siehe  Taf.  11).  Zwar  ist  er  nicht 
signiert,  doch  trägt  er  derart  deutlich  die  Eigenart  des  Künstlers  zur  Schau,  daß  ein 
Zweifel  an  seiner  Autorschaft  unbegründet  erscheinen  müßte.  Und  weiterhin  hat  er  vor 
dem  vorigen  das  voraus,  daß  wir  bestimmt  wissen,  an  welchem  Hause  er  zur  Ausführung 
gelangte.  Es  war  das  vormals  Hammerbachsche,  dann  Eiigelhardsche,  jetzt  Meyersche 
Haus,  dessen  breite  Hauptfront  fast  die  ganze  Nordseile  des  Hauptmarktes  einnimmt 
und  dessen  GesamtlMld  in  maßgebender  Art  mitbestimmt.     Große  Flächen  standen 


29)  Lüchner,  Ausgabe  von  Neudörfer,  S.  2C0 


Mitteilungen  aus  dem  Germanisch 


Tat.  I. 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  127 


hier  zur  Verfü.i^uiiK,  ^^^ie  iiiuLiteii  tOrnilich  zur  Ausiiialun.i;'  eiiikiden.  Der  Hntwurl' 
für  das  Meyersche  Haus  bezeiclmet  .^e.i^enüber  dem  vori.^en  einen  sehr  wesentlichen 
Fortschritt.  Er  ist  ruliiger  und  abgeklärter,  ja  vornehmer  in  seiner  Gesamthaltung. 
Noch  zuckt  das  stürmisch  aufbrausende  Temperament  Juvenells  durch  die  im  allge- 
meinen gemäßigte  Komposition  durch.  Aber  im  ganzen  befleißigt  er  sich  einer  kühleren 
Abwägung,  einer  stärkeren  Konzentrierung  auf  das  Wesentliche,  vor  allem  jedoch 
einer  vernunftmäßigen  Anpassung  an  die  durch  den  architektonischen  Rahmen  ge- 
zogenen Grenzen.  Die  beiden  unteren  Geschosse  sind  einfacher  gehalten.  Hier 
überwiegt  die  Scheinarchitektur.  Rahmen  mit  (Jhren  umfassen  die  Fenster,  unter 
denen  in  den  Motiven  wechselndes  Volutenwerk  angebracht  ist.  Zu  ihren  Seiten  bis  zu 
den  breiten  Gurtgesimsen  aufsteigende  Pilaster  toskanischen  Systems,  welche  mit 
kräftigen  Schlagschatten  plastisch  herausgesetzt  sind.  Krieger  in  antiker  Gewandung, 
bald  schreitend,  bald  stehend,  bald  in  ruhiger  Haltung,  bald  mit  lebhafteren  Be- 
wegungen und  Gebärden,  füllen  die  Zwischenflächen.  Rechts  unten  in  Scheinmalerei 
ein  massives  Rundbogenportal,  das  zu  einem  kreuzgew()lbten  Raum  führt.  Die  Natür- 
lichkeit erscheint  täuschend  nachgeahmt.  Darüber  ein  sitzender  Krieger  mit  Schild 
und  kurzem  Speer  und  ein  etwas  größeres  Feld,  auf  dem  die  Ermordung  eines  baby- 
lonischen oder  assyrischen  Feldherrn  dargestellt  ist,  worauf  die  turbanartige  Kopf- 
bedeckung hinweist.  Die  Überschrift:  „Hb  REGVM-  XVI"  will  wohl  nur  andeuten, 
daß  es  sich  um  ein  biblisches  Thema  handelt,  was  auch  bei  der  großen  Darstellung 
des  darüber  befindlichen  breiten  Friesbandes  der  Fall  ist.  Ein  drittes  Buch  der  Könige 
gibt  es  jedenfalls  nicht.  Auch  bei  der  Hauptdarstellung  sind  die  Überschriften  („F  RE- 
GVM-  XXXI-  11-  REGVM-  1")  dazu  angetan,  irre  zu  fuhren.  Denn  in  Wirklichkeit 
handelt  es  sich  imi  das  1.  Buch  Samuel  Kapitel  31  und  das  2.  Buch  Samuel  Kapitel  1, 
nicht  aber  um  ein  Buch  der  Könige.  Schon  die  Überschriften  wollen  erkennen  lassen, 
daß  auf  dem  Bilde  zwei  Vorgänge  vereinigt  sind,  und  so  ist  es  auch  in  Wirklich- 
keit. Sehen  wir  ab  von  dem  Gewirr  der  wild  einhersprengenden  Reiter  zur  Rechten, 
so  löst  sich  hier  als  Mittelpunkt  die  liegende  Gestalt  eines  toten  Königs  ab.  Es  ist 
Saul,  der  sich,  im  Kampfe  mit  den  Philistern  schwer  verwundet,  selbst  in  sein  Schwert 
gestürzt,  nachdem  sich  sein  Vv^affenträger  geweigert,  ihn  seinem  Wunsche  gemäß 
zu  erstechen,  damit  er  nicht  in  die  Hand  seiner  Feinde  falle.  „Da  nun  sein  Waffen- 
träger sah,  daß  Saul  tot  war,  fiel  er  auch  in  sein  Schwert  und  starb  mit  ihm".  Damit 
haben  wir  auch  die  Deutung  für  den  sich  neben  dem  toten  König  in  sein  Schwert 
stürzenden  Krieger.  Am  dritten  Tage  nach  der  Schlacht  kam  ein  Mann  aus  dem 
Heer  des  Saul  zu  David,  um  ihm  die  Meldung  zu  überbringen,  daß  er  den  von  seinen 
Feinden  bedrängten  Saul  auf  seinen  Wunsch  getötet  und  ihm  alsdann  die  Krone 
vom  Haupte  und  das  Geschmeide  von  seinem  Arm  genommen  habe,  die  er  dem  David 
nunmehr  übergeben  wolle.  David  faßte  seine  Kleider,  als  er  das  hörte,  und  zerriß 
sie.  Den  Jüngling  aber,  der  die  Hand  an  den  Gesalbten  des  Herrn  gelegt,  ließ  er  t()ten. 
So  etwa  lautet  der  Begleittext  zu  der  Szene  zur  Linken.  Hier  sehen  wir  auf  hohem 
Stufenthron  unter  einem  säulengetragenen  Baldachin  David,  wie  er  seine  Kleider 
zerreißt,  während  der  Überbringer  der  erdichteten  Botschaft  von  zwei  Kriegern 
zu  B(Klen  geworfen  und  get()tet  wird.  War  schon  der  Dreieckzwickel  unter  den  Giebel- 
stufen des  2.  Geschosses  mit  einer  sitzenden  Figur  ausgefüllt,  so  hat  der  Künstler 
das  gleiche  Prinzip  der  Raumausmitielung  auch  in  dem  ^.  Obergeschoß  anwenden 


128  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DER  AUSSENMALEREI   IN    NÜRNBERG. 


ZU  müssen  ,ii"ei;'hiiilM.  1  lier  stand  ihm  eine  .ijnilJere  FUiclie  zur  Verlü.uun^  und  er  tiilllc 
sie.  indem  er  in  dieselbe  eine  Alleu'i^rie  des  Siemes  in  (lestall  einer  sitzenden  Traueii- 
.i^estalt  einkduiponierie.  welche  einen  i'alm/.wei.u  und  einen  Ldrbeerkran/  in  den 
Händen  hält,  während  \oy  ihr  am  Hoden  eine  Riistun.i;  lies;i.  Vorlrelllieh  ist  der 
obere  AbsehluL)  des  ,i;eraden  Teiles  der  i  lauptdarslellun.i;.  Idaehlio.iii.i^e  Nischen 
ziehen  sich  hier  in  hin.iier  Reihe  hin  und  über  ihnen  la.i^^erl  ein  kleinerer  Rundboi^en- 
fries.  JuN'enell  übte  auch  hier  eine  weise  Selbstbeherrschuni;',  indem  er  die  untei'e 
Nischenreihe  über  sciuvarzem  Grunde  mit  männlichen  und  weiblichen  Brustbildern 
ausmalte,  in  denen  wir  berühmte  Männer  und  Frauen  aus  der  antiken  Sa,i;e,  aus  der 
Geschichte  und  dem  alten  Testament  zu  sehen  haben  werden.  Das  .i^anze  Streben 
der  \-()rlie,i;enden  l-assadendekoration  ,^eht  nach  links,  um  mit  dem  Giebel  in  wolili.i^er 
Harmonie  auszuklin^^en.  Hine  einfache  Pilasterdekoration  verstärkt  die  Richtuni;' 
nach  oben.  Hine  zierliche  Spitze  kr(»nt  den  Aufbau.  Wohl  zu  beachten  ist,  wie  wenii;- 
die  vier  allegorischen  Figuren,  die  wir  Iner  finden,  den  Rhytiimus  des  architekloni.schen 
Systems  stören,  wie  inni,t;'  sie  mit  den  .Architektur.ti'liedern  zu  einer  Einheit  zusammen- 
.gestimmt  sind.  Den  zusammenfassenden  Mittelpunkt  der  Giebeldekoration  bildet 
eine  von  einem  Stern  überstralilte  Sonnenuhr,  zu  deren  Seite  als  alle.tiorische  Gestalten 
Mond  und  Sonne  lagern.  Nicht  vergessen  dürfen  wir  bei  alledem,  dal.i  vormals  die 
Giebelstufen  wie  auch  der  gerade  obere  Abschluß  mit  Kugelaufsätzen  bekr(>nt  waren, 
die  im  Einklang  mit  der  Bemalung  gedacht  waren  und  die  Lebendigkeit  des  Ge- 
samtbildes nicht  unwesentlich  erhöhten. 

Die  Bemalung  des  Meyerschen  Hauses  bezeichnet  einen  besonderen  Hochstand 
in  der  Entwicklung  der  Nürnberger  Fassadenmalerei.  Abgeklärteste  Ruhe  ist  ihr 
Hauptkennzeichen  und  Architektur  wie  Figuralmalerei  sind  auf  das  Glücklichste  mit- 
einander vereint.  Schon  aus  diesem  Grunde  muß  es  auf  das  Schmerzlichste  bedauert 
werden,  daß  gerade  dieser  einst  so  glanzvolle  Schmuck  dem  Wandel  der  Zeiten  nicht 
standgehalten  hat  und  daß  veränderte  Anschauungen  einer  späteren  Epoche  das 
Interesse  an  seiner  Erhaltung  vollkommen  zum  Schwinden  gebracht  haben.  Und 
fast  klingt  die  Bleistiftnotiz  auf  der  Rückseite  der  81  :  46  cm  messenden  Tusch- 
zeichnung ..Tellement  etait  peinte  autrefois  la  maison  des  Hammerbacher  (actuel- 
lement  [1878]  des  Engelhard),  place  du  Marche  ä  Nurenberg"  wie  ein  leiser  Hohn. 

Es  ist  noch  die  Frage  offen:  In  welche  Zeit  haben  wir  die  Ausführung  des  Ju- 
venel Ischen  Entwurfes  zu  setzen  .''  Daß  er  später  ist  als  der  zuvor  behandelte,  darüber 
besteht  wohl  kein  Zweifel.  Darauf  weist  allein  schon  der  rein  künstlerische  Fortschritt 
hin.  Jener  ist  eine  Jugendarbeit,  dieser  ist  eine  Schöpfung  des  in  seinen  Erfahrungen 
gereiften  Künstlers,  der  mit  mehr  Überlegung  wie  früher  an  seine  Aufgaben  herantritt. 
Die  mir  im  Original  vorgelegenen  Kaufbriefe,  deren  ältester  aus  dem  Jahre  1 M4 
datiert  ist,  geben  natürlich  über  die  Bemalung  des  Hauses  keinerlei  Auskunft.  Aber 
auch  sonst  fehlt  es  an  Nachrichten  darüber.  Nur  so  viel  bin  ich  festzustellen  in  der 
Lage,  daß  das  Haus  i.  J.  1614  noch  nicht  bemalt  war.  Wir  besitzen  einen  Akt.  be- 
titelt ,,Wechszel  sampt  den  kramen  under  deim  Saltzern",  der  in  der  Schrift  der 
1.  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  ein  Vidimus  der  das  Haus  betreffenden  Originalin-kunden 
bis  zum  Jahre  1557  enthält.  Und  diesem  ist  am  Schluß  eine  aquarellierte  Darstellung 
der  nördlichen  Häuserreihe  des  Hauptmarktes  angefügt,  welche  auf  der  Rückseite 
den  Vermerk  trägt:  „1614.    Abriß  wegen  der  wechszel".     Das  Meyersche  Haus  ist 


Mitteilunc^en  aus  dem  Germ' 


Taf.  II. 


VON   DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  12Q 

hier  noch  ohne  Malerei.  Als  einzi.e:en  Schmuck  besitzt  es  oben  an  dem  geraden  Teil 
seiner  Front  eine  ,c:emalte  Sonnenuhr.  Im  Innern  derselben  findet  sich  eine  Kar- 
lusche mit  der  Jalireszahl  1565.  Und  darunter  steht  in  arabischer  Schritt  die  Jahres- 
zahl lOn.  Viel  später  aber  di.irfen  wir  auf  der  anderen  Seite  die  Malerei  aucli  nicht 
ansetzen.    Die  äußerste  Grenze  wäre  nach  meinem  Dafürhalten  das  Jahr  1()30. 

Die  un,i;ünsti,ii;en  Witterun.i;'sverhältnisse  in  Nürnben;;  führten  einen  raschen 
Verfall  dieser  Malerei  herbei.  Aber  es  müssen  noch  zu  Anfan.i;'  des  19.  Jahrhunderts 
Spuren  davon  vorhanden  ,ü;ewesen  sein.  Als  Domenico  Quat^^lio  i.  J.  I819  seine  ,uToße 
Lithographie  des  Nürnberger  Marktplatzes  schuf,  hat  er  nicht  versäumt,  das 
Meyersche  Haus  mit  Malereien  zu  versehen,  und  zwar  nicht  nur  an  seiner  nach  dem 
Markt  gerichteten  Breitfront,  sondern  auch  an  seiner  schmäleren  Westfront.  Was 
die  Hauptfassade  betrifft,  so  scheint  der  Juvenellsche  Entwurf  in  den  wichtigsten 
Teilen  seiner  Komposition  aus  den  dürftigen  Überresten  noch  herauszuschimmern. 
Hinsichtlich  der  Darstellungen  an  der  Westfassade  (knieende  Figur,  antiker  Fuß- 
kampf), welche  Quaglio  zeigt,  fehlt  mir  jedoch  jedwede  Kontrolle,  um  deren  Zu- 
verlässigkeit zu  erhärten.  In  der  lokalen  Tradition  aber  hat  sich  bis  auf  den  heutigen 
Tag  die  Tatsache  als  feststehend  erhalten,  daß  das  Meyersche  Haus  ehedem  (selbst- 
redend von  Albrecht  Dürer!)  auf  das  Prächtigste  bemalt  war. 

Zu  Beginn  des  17.  Jahrhunderts  kam  es  wieder  einmal  zu  Berufsreibereien 
zwischen  den  Malern  und  Tünchern,  von  denen  letztere  den  ersteren  scheinbar  gerne 
ins  Handwerk  pfuschten.  Wer  wollte  auch  hier  eine  scharfe  Grenze  zu  ziehen  in 
der  Lage  sein!  Aber  die  Maler  fühlten  sich  als  Künstler  und  jene  galten  in  ihren 
.Augen  als  Handwerker.  Einschlägig  ist  hier  ein  Ratsverlaß  vom  7.  Oktober  I609, 
der  folgendermaßen  lautet:  „Der  flach-  und  etzmaler  supplication  und  beschwerung 
wider  Sebald  Denner,  tüncher,  das  er  ihnen  an  ihrer  arbeit  eintrag  thue,  und  dessellvn 
gegenbericht  sollen  die  rugsherren  zu  sich  nemen,  die  partheyen  ferner  mündlich 
gegen  einander  hören  und  wo  muglich  mitt  einander  vergleichen"  ^")-  Und  den  gleichen 
Gegenstand  betrifft  ein  Ratsverlaß  vom  30.  Juli  I610,  welcher  zeigt,  daß  der  Streit 
noch  nicht  geschlichtet  war.  ,,Der  geschwornen  mahler  beschwerung  wieder  etliche 
hiesige  tüncher  soll  man  den  herren  an  der  rueg  zuestellen,  bedacht  zu  sein,  wie  beide 
partheyen  zu  verabschieden  sein  nn'igen"^^). 


Auch  an  Wandmalereien  mit  satirischen  Anspielungen  auf  diese  und  jene 
Persönlichkeit  scheint  es  in  jener  Zeit  nicht  gefehlt  zu  haben.  Fiinschlägig  ist  hier- 
für ein  Ratsverlaß  vom  14.  Mai  1612:  ,,Hansen  Geigers,  maiers,  entschul- 
diguug,  das  mitt  dem  gemäl,  so  er  Jobst  Rotgeb  an  sein  haus  gemalet,  Jeremias  Griess- 
bacher  und  sein  weib  nitt  gemaint  gewest,  soll  man  dissmal  dabey  bleiben  lassen, 
ime  aber,  sowol  auch  dem  Rotgeb  anzeigen.  Meine  Herren  b'hnien  mitt  ihrer  ent- 
schuldigung  nitt  allerdings  zufriden  sein,  sie  sollen  mitt  dergleichen  Sachen  nitt  wider- 
kummen,  man  werde  ihnen  sonst  eins  zum  andern  geben"  ^-). 


30)  Th.   Hampe,   Ratsverlässe  II,  Nr.  2303. 

31)  Ebendort  Nr.  2343. 

32)  Ebendort  Nr.  24So. 

Mitteilungen  aus  dem  Germ.inischen  Nation.ilniuseum  1911. 


130  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DER  AUSSENMALEREI   IN   NÜRNBERG. 

Am  12.  Juni  Id^o  .starb  im  74.  .hilire  der  Maler  ,1  o  h  a  n  ii  II  a  u  e  r.  l:r  war 
ein  Scluiler  Hdcliheimers  uikI  malte  aivhitekldnisclie  Verzierun,i;en  und  Interieurs, 
wobei  ilim  sein  ,t;enaues  Studium  der  Perspektive  sehr  wohl  /.ustatlen  kam ■'■').  1-r 
verstand  auch  optische  Cjläser  zu  schleifen  und  diese  ..zur  F^ehirderun.t;  der  Zeichen- 
und  Mahler- Kunst  trefflich  zu  .i^^ebrauchen",  indem  er  mit  ihrer  Hilfe  Cameras  obscuras 
herstellte  und  auf  diese  Weise  einen  i^Toßen  Teil  der  Gebäude  der  Stadt  auf  ein  wei (3es 
Hxcipiens  projizierte  und  alsdann  gar  leicht  und  nett  nachzuzeichnen  wußte.  „Dieser 
.Methode  gemäs  hat  er  das  perspectivische  Zeichnen  und  Mahlen  seinen  Untergebenen 
mit  grosen  Nutzen  beygebracht'*'^*).  Allerdings  ist  damit  nicht  gesagt,  daß  er  selbst 
auch  Freskomaler  war.  Da  er  gleichzeitig  radierte,  kann  er  diese  Kunst  vielleicht 
mehr  nach  dieser  Richtung  geübt  haben. 

Ums  Jahr  1650  kam  der  um  1610  zu  Oels  in  Schlesien  geborene  B  a  r  t  h  o  1  o- 
m  ä  u  s  W  i  1 1  i  g  nach  Nürnberg,  woselbst  er  sich  als  Maler  habilitierte  und  auch 
einen  Teil  der  Rathausfassade  gemalt  haben  solP^).  Im  übrigen  malte  er  historische 
und  religiöse  Darstellungen  und  Genrebilder,  besonders  Nachtstücke  von  täuschender 
Lichtwirkung.  Die  städtische  Kunstsammlung  besitzt  von  ihm  ein  großes  Gemälde, 
das  das  Nürnberger  Rathaus  zur  Zeit  der  Friedensfeierlichkeiten  i.  J.  1649  darstellt. 


Im  Jahre  1688  wurde  das  Kupferschmied  Harscherische  Haus  in  der  äußeren 
Laufergasse  mit  einer  interessanten,  auf  das  Gewerbe  des  Kupferschmieds  bezüglichen 
Darstellung  bemalt,  die  angeblich  von  Sandrart  hergerührt  haben  soIP*^).  Sie 
ist  uns  in  einem  Aquarell  erhalten,  das  Georg  Christian  Wilder  im  August  des  Jahres 
1836  mit  größter  Sorgfalt  herstellte.  Wir  erkennen,  daß  das  Fresko  in  kunstgeschicht- 
licher Beziehung  nicht  ohne  Wert  war.  Seine  Hauptbedeutung  aber  liegt  auf 
kulturgeschichtlichem  Gebiet.  Wir  gewinnen  einen  Einblick  in  die  Werkstatt  eines 
Kupferschmieds  aus  der  Blütezeit  des  Handwerks,  wie  wir  ihn  uns  nicht  besser  denken 
können.  So  ziemlich  sämtliche  Geräte,  welche  damals  in  Kupfer  hergestellt  wurden, 
lernen  wir  kennen.  Wir  sehen  da  einen  Springbrunnen,  der  sich  in  annehmbaren 
Formen  aufbaut,  Kesselpauken,  Butten  verschiedenster  Art,  Brotkessel,  Fischkessel, 
Kannen,  Wasserbehälter,  große  Waschkessel,  Backformen  und  noch  manches  andere 
mehr,  und  das  noch  dazu  auf  das  Feinste  getrieben  und  ornamentiert.  Linker  Hand 
aber  sind  die  Gesellen  bei  der  Arbeit  und  bringt  ein  Bauersmann  einen  beschädigten 
Topf  zum  Flicken.  So  finden  wir  in  diesem  Bilde  Kunst  und  Absicht  in  wohlgefälliger 
Art  vereint,  ohne  daß  beide  sich  gegenseitig  beeinträchtigen.  Zugrunde  liegt  der 
Darstellung  der  Zweck  der  Reklame,  aber  die  kunstvolle  Ausführung  läßt  diesen 
keineswegs  in  unangenehmer  Form  in  den  Vordergrund  treten^").  Wir  bilden  sie 
nach  einer  von  der  Hand  Wilders  herrührenden  Pause  ab  (siehe  Abb.  7  unten). 

Berufsmäßige  Reklamedarstellungen  kommen  auch  sonst  im  alten  Nürnberg 
vor.  So  läßt  der  Delsenbachsche  Prospekt  des  Platzes  beim  Frauenlor  v.  J.  1716 
erkennen,  daß  an  einem  Haus  der  Königstraße  schräg  gegenül^er  der  Klarakirche 


33)  Nagler,   Künstler- Le.xikon  VI,  S.  5- 

34)  Doppelmayr,  S.  227  f. 

35)  Mitt.  d.  Vereins  f.   Gesch.  d.   Stadt  Nürnberg   10.    Heft,  S.  64. 

36)  Lochner,  Abzeichen,  S.  78. 

37)  Abgebildet  bei   Hugo  Barbeck,  Alt-Nürnberg,  Die   Handwerker,  Blatt   1   und 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  131 

zwischen  dem  1.  und  2.  Stock  ein  Fries  mit  Darstellun,c:en,  auf  die  Täti,e:keit  des  Groß- 
schläclitei's  l"iezü,i,^lich,  an,i:,emalt  war.  In  der  Mitte  des  Frieses  befand  sicii  ein  Kranz 
ir.it  einem  Kreuz  darin.  .An  dem  ehemali,i;en  Zeltschneidersliaus  im  Prechtels,i;'ä(.iclien 
war  eine  breitgestellte,  seitlich  von  Figuren  gehaltene  Kartusche  angebracht,  die  in 
einfacher  Landschaft  ein  großes  Zelt  mit  den  drei  Stadtwappen  und  mehrere  kleinere 
Zelte  zeigte.  Am  Eingang  des  großen  Zeltes  stand  eine  Figur.  Eine  anscheinend 
von  der  Hand  Wilders  herrührende,  im  Mai  1839  angefertigte  farbige  Skizze,  die  sich 
in  der  Norica-Sammlung  der  Stadt  Nürnberg  im  Germanischen  Museum  (Nr.  753)  he- 
findet,  hat  uns  das  frühere  Aussehen  dieses  Bildes  überliefert  •■^^).  Auf  dem  Prospekt  des 
Deutschordenshauses  mit  dem  Weißen  Turm  und  der  Jakobskirche  von  Joh.  Andr. 
Graft  V.  J.  1681  zeigt  ein  Haus  ostv/ärts  der  Kirche  zwischen  dem  1.  und  2.  Stock 
ein  großes  rechteckiges  Gemälde  mit  einem  schreitenden  Soldaten  in  der  Tracht 
des  30  jährigen  Krieges  und  neben  diesem  wiederum  ein  Zelt.  Auch  diese  Darstellung 
scheint  sich  auf  das  Handwerk  des  Zeltschneiders  zu  beziehen.  Nicht  viel  später 
mag  auch  die  Darstellung  eines  Pfragners  mit  einem  Schaff  auf  der  Achsel  gewesen 
sein,  die  wir  auf  dem  Delsenbachschen  Prospekt  des  Heumarktes  v.  J.  1725  am  Pfragner 
Dietrichschen  Hause  (jetzt  Theresienplatz  Nr.  13)  sehen •"'").  Sie  war  eine  vortreffliche 
Anspielung  auf  das  im  Erdgeschoß  unter  einem  besonderen  Schutzdach  betriebene 
Gewerbe.  Ein  Pfragner  mit  einem  Sack  befand  sich  an  einem  Pfragnerhaus  (Nr.  16) 
am  äußeren  Lauferplatz ^").  Und  Pfragner,  die  einander  Salzscheiben  zureichen, 
waren  am  Pfragner  Rothischen  Hause  in  der  Königstraße  (Nr.  50)  zu  sehen ''^).  Eine 
sehr  interessante  Friesdarstellung  befand  sich  früher  am  ehemaligen  Goldenen  Reichs- 
adler in  der  Adlerstraße,  und  zwar  nahm  sie  den  ganzen  Raum  zwischen  Erdgeschoß 
und  1.  Stockwerk  ein.  Ob  sie  einen  Bezug  auf  das  in  dem  Haus  betriebene  Gewerbe 
hatte,  vermag  ich  nicht  zu  sagen,  da  die  aus  der  Zeit  um  1700  herrührende  Kupferstich- 
wiedergabe von  B(')ner  den  Sinn  des  Bildes  nicht  erkennen  läßt.  Aber  sie  ist  uns 
wichtig  für  die  .Art  des  Zusammenwirkens  von  bildlicher  Darstellung  und  Schein- 
architektur, welch  letztere  wir  an  den  sämtlichen  Fenstern  der  drei  Obergeschosse 
bemerken,  und  aus  diesem  Grunde  reproduzieren  wir  das  Haus  (.Abb.  8).  .Auch 
wohl  nocli  dem  17- Jahrhundert  mag  die  umfangreiche  Malerei  an  dem  nordr»stlichen 
Eckhaus  des  Spitalplatzes  angeh(")rt  haben,  die  uns  der  Delsenbachsche  Prospekt 
des  Spitalkirchhofs  v.  J.  1725,  allerdings  nur  in  andeutender  Form,  zeigt.  Ihre 
Bedeutung  und  ihren  Inhalt  vermögen  wir  wegen  der  Undeutlichkeit  und  Kleinheit 
der  Wiedergabe  leider  nicht  zu  erkennen.  Zwischen  den  drei  Geschossen  befanden 
sich  lange  figürliche  Friese.  Die  Mauerteile  zwischen  den  Fenstern  aber  waren  mit 
einzelnen  Figuren  geschmückt. 

Im  übrigen  blühte  auch  das  ganze  17.  Jahrhundert  hindurch  die  rein  ornamen- 
tale und  architektonische  Dekoration.  Und  es  fehlte  auch  auf  diesem  Gebiet  keines- 
wegs an  tüchtigen  Leistungen.  Ich  verweise  hierfür  zunächst  auf  den  gefälligen 
Schmuck,  den  wir  an  dem  damals  noch  freiliegenden  Giebel  eines  Hauses  auf  der 


38)  Abgebildet  ebendort,  Blatt  7  Nr.  2. 

39)  Vgl.  auch  Lochner,  Abzeiciien,  S.  76. 

40)  Ebendort  S.  78. 

41)  Ebendort  S.  79. 


132 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DER  AUSSENMALEREI   IN   NÜRNBERG. 


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Abb.   /.    Berufsmäßige  Darstellungen  am  Stadtsclilosser  Flschersclicn  und  Kupferschmied 
Harscherischen  Hause  in  Nürnberg, 


Südseite  der  Kaiserstruße  bemerken''-).  Eine  einfaclie  Pilaster-  und  Nisclienarchi- 
tektur  entwickelte  sich  auf  der  mit  breiten  Fenstern  verselienen  Front.  Die  Fenster- 
brüstungen aber  waren  mit  ovalen  Kartuschen  bemalt,  die  mit  allerhand  Frucht- 
werk gefüllt  waren.  Später  ist  die  Fassadendekoration  der  Herberge  der  Bäcker 
und  Müller  auf  dem  Most^^),  die  uns  B()ner  durch  einen  1701  datierten  Stich  im 
Bilde  bewahrt  hat  (Abb.  10).  Sie  gehört  der  Zeit  des  ausgesprochenen  Ohrmuschel- 
stils an.  Unter  den  Fenstern  laufen  Dockenbrüstungen  hin.  Die  Schmalflächen 
zwischen  ihnen  waren  durch  aufsteigendes  Rankenornament  belebt  und  über  den 
Fenstern  des  1.  Stockes  schwebten  Blumen-  und  Fruchtfestons.  Alles  das  war 
anscheinend  in  Malerei  ausgeführt.  Auch  mit  den  beiden  ruhenden  Hirschen  am 
Eck  scheint  dies  der  Fall  gewesen  zu  sein.  Nur  das  Geweih  des  gemeinsamen 
Kopfes  —  eine  damals  beliebte  Spielerei  —  war  plastisch  und  vielleicht  sogar  in 
natura  aufgesetzt. 


Das  XVIII.  Jahrhundert. 

Den  Übergang  vom  17.  zum  18.  Jahrhundert  bewerkstelligen  wir  am  besten 
durch  einige  den  Maler  J  o  h  a  n  n  A  n  d  r  e  a  s  G  e  b  h  a  r  d  betreffende  Mitteilungen. 
Gebhard,  der  ein  Schüler  von  Johann  Müncken  war,  wurde  am  1.  Februar  1656  in 
Nürnberg  geboren  und  starb  dort  am  2}.  August  1725.  Von  ihm  sagt  Doppelmayr 
(S.  280):  „Indeme  aber  selbiger  das  Fresco-mahlen  absonderlich  liebte,  und  sich  vor- 
nemlich  darauf  applicirte,  so  liese  er  auch  jederzeit  hernach  seine  meinste  Beschäff- 
tigung  dahin  abgehen,  b  e  y  welchen  er  in  Nürnberg  einer  z  i  m- 
liehen  Anzahl  der  Hause  r,  nachdeme  er  sich  mit  seinen  wohl  angegebenen 
artigen  Inventionen  und   beykommender  sehr  fertigen  und  scliönen  Art  zu  mahlen 


42)  Siehe  den  Bönerschen  Stich  ,,Prospeis;t,  unter  dem   Muttern,  bey  der   Seetrinülil",  den 
wir  in  Abb.  9  in  einem  Ausschnitt  wiedergeben. 

43)  Eine  Gasse  beim  deutschen  Haus,  vom  Jakobsmarkt  auf  die  Stadtmauer  am  Spittler- 
tor  zu. 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


133 


iilieniU  trefflich  reconimendirt  .si'emaclit,  d  u  r  c  h  seine  (i  e  s  c  li  i  c  k  1  i  c  h  k  e  i  t 
eine  ,i;'  r  o  s  e  Z  i  e  r  d  e  i^'  e  ,s;'  ehe  n,  und  zii,i:,leicli  das  Andencken  an  ihn  dadurch 
rül^nhch  bef(")rdert". 

Zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  und  auch  später  hiu'en  wir  abermals,  und  zwar 
wiederholt,  von  Reibereien  zwischen  den  Tünchern  und  Malern.  Der  F:in,!.,Tifft^.  welche 
sich  jene  diesen  ,i;,'eMeniiber  ständi.ii;  erlaubten,  waren  doch  schließlich  ,^ar  zu  viele 
,t;'eworden.  So  beschwerten  sich  die  Maler  über  die  Tüncher  beim  Rat.  Und  dieser 
bestimmte  durch  Verlaß  vom  20.  .April  170^,  es  sei  den  Tünchern  zu  bedeuten,  »daß 
sie  mit  Übertünchung  der  Häuser  ohne  einig  Hauptgesims  und  Hinfassung  der  Fenster 
auf  welsche  Art  sich  vergnügen  lassen  und  weiter  nicht  greifen,  d  i  e  H  ä  u  s  e  r  h  i  n- 
g  e  g  e  n  m i  t  Ö  r  d  n  u  n  g  e  n  de r  s  c  h  ( »  n  g  e  m  a  c  h  t  e  n  f  ü  n  f  H  a  u  p  t  s  e  u  1  e  n 
mit  allerhand  G  e  f  r  i  e  s  e  n,  E  n  g  e  1  s  k  i»  p  f  e  n,  L  a  r  f  e  n  u  n  d  Fratze  n- 
g  e  s  i  c  h  t  e  r  n,  item  V  e  r  z  i  e  r  u  n  g  der  Häuser  mit  a  1 1  e  r  h  a  n  d  L  a  u  b 

u  n  d  k  ü  n  s  1 1  i  c  h  e  n  Füllungen denen  Malern  a  1 1  e  i  n    ü  b  e  r- 

1  a  s  s  e  n,  endlich  iliren  Erbieten  nach  alles  Verguldens,  desgleichen  der  Sonnenuhren 


Abb.  8.     Malerei  am  Goldenen  Reichsadler  in  Nürnberg  nach  einem  Kupfersticii  von  Böner  um  1700« 


134 


BEITRÄGE   ZUR  ÜESCHICMTE   DER  AUSSENMALL  REl    IN   NÜKNIiERG. 


sicli  enl hallen:  denen  Malern  aber  an- 
/.eii;en.  sIl'Ii  we.uen  kostbarer  Alahliin,i;  iler 
Häuser  dem  am  22.  Au.i^'.  K)<)S  eri;an,i;enen 
\'erlaU  ,i;emäs  sieh  zubezei^en  und  mil 
[■orderiini;  des  Lohns  die  Biir.iierschall  nichl 
/ii  übernehmen"  (wCnHich  nach  Mummen- 
holl.  Mill.  d.  Ver.  I.  (jeseh.  d.  Sl.  Nürn- 
bers;-,  X.  Helt,  S.  275)-  Das  ist  eine  sehr 
interessante  Verordnung,  da  sie  uns  einer- 
seits lehrt,  wie  sich  die  Tätigkeit  der  an  der 
Außenbenialung  wirksamen  Kräfte  gegen- 
seitig abgrenzte  bezw.  abgrenzen  sollte, 
und  auf  der  anderen  Seite  klar  und  deut- 
lich ausspricht,  dal.i  die  Fassadenmalerei 
damals  in  Nürnberg  allgemein  blühte,  ja, 
daß  sogar  nach  dieser  Richtung  von  den 
Bürgern  eine  nicht  geringe  Verschwendung 
getrieben  wurde.  Und  weiterhin  werden 
uns  die  Hauptelemente  der  damals  üb- 
lichen Fassadenmalerei  direkt  genannt,  was 
ganz  besonders  wichtig  ist.  Im  weiteren 
Verlauf  der  Streitigkeiten  zwischen  Tün- 
chern und  Malern  begegnet  uns  auch  der 
schon  erwähnte  Johann  Andreas 
G  e  b  h  a  r  d,  der,  wie  wir  bereits  hörten,  in 
besonders  umfassendem  Maße  als  Fresko- 
maler tätig  war.  Hr  muß  sich  in  seinem 
Beruf,  der  sich  auch  auf  die  Renovierung 
der  f^äuser  ausdehnte,  durch  die  Tüncher 
in  erhr)htem  Grade  beeinträchtigt  gefühlt 
haben,  kam  es  doch  zwischen  ihm  und 
diesen  zu  einer  eigenen  Streitsache,  mit  der 
sich  ein  Ratsverlaß  vom  17.  Juni  1722  ein- 
gehend beschäftigt.  Abermals  wird  den 
Abi\  9-  Bemalte  Oiebelfaisade  in  der  Kaiser-  Tünchern  bedeutet.  Über  die  ihnen  gezo- 
straße  zu  Nürnberg.  Ausschnitt  aus  einem  Stich    ^,g,^g,^  Grenzen  nicht  hinauszugehen.     Sie 

von  Beiner  um  1700.  ,,         .,,..,  a   1    -i  1      ,       1    • 

sollen  sich  bei  ihrer  Arbeit  nach  den  bei 

den  Akten  befindlichen  Rissen  richten  und 
sich  bei  einer  Strafe  von  25  Gulden  der  runden  und  gewundenen,  absonderlich  der 
freistehenden  mit  allerlei  frischen  Farben  und  auf  Marmorart  gemalten  Säulen,  weiterhin 
der  künstlich  ausgezierten  Friese,  antiken  Gefäße,  Urnen,  Armaturen,  Engelsköpfe, 
Larven  und  Fratzengesichter,  endlich  der  Verzierung  der  Häuser  mit  alllerhand 
künstlichem  Laubwerk  enthalten  und  alles  dies  den  Malern  allein  überlassen.  „Jedoch 
würde  man",  heißt  es  dann  w(')rtlich  weiter,  „was  die  nach  der  Architektur  aufge- 
zogene platten  Säulen  (später  ..Glattsäulen")  oder  Pilaster  samt  deren  llauptgesimse 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


135 


anlan,i;'t,  wofern  sie  Tüncher  solche  nur  mit  ihren  Erdfarben  verfertigen  und  denen 
Mahlern  ihre  Inventiones  nicht  sogleich  nachmalen  würden,  es  eben  so  genau  nicht 
nehmen"  (nach  Mummenhoff  a.  a.  0.  S.  276).  Fast  gleichen  Inhalts  ist  auch  ein 
Ratsverlaß  vom  2H.  Januar  17S0,  der  sich  hauptsächlich  gegen  den  Tünchermeister 
Joh.  Friedr.  Walcher  richtet,  über  den  sich  die  Maler  in  corpore  beschwert  hatten 
(siehe  Mummenhoff  a.  a.  (J.  S.  277). 

Die  Fassadenmalerei  blühte  also  bis  weit  in  das  18.  Jahrhundert  hinein.  Aller- 
dings war  ihre  große  Zeit  vorüber.  Schon  bald  nach  den  künstlerischen  Taten  eines 
Paul  Juvenell  hatte  sich  ihr  Verfall  angebahnt.  Monumentale  Äußerungen  der  Fas- 
sadenkunst finden  sich  seitdem  nur  in  beschränktem  Maße.  Und  wenn  wir  in  den 
ersten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts  ein  leichtes  Wiederaufflammen  des  in  dem 
Zeitraum  vorher  nur  verhalten  knisternden  Feuers  wahrnehmen,  so  liegt  dies  an 
der  auf  das  Erhabene  gerichteten  Stimmung  der  Zeit,  die  allenthalben  nach  Aus- 
druck rang.  Das  mußte  naturgemäß  auch  der  Freskomalerei  zugute  kommen.  Es 
geschah  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  außerordentlich  viel  nach  dieser  Richtung 
auch  in  Nürnberg.  Ich  beschränke  mich  wie  immer  auf  das  Herausheben  einiger 
weniger  typischer  Fälle.  So  ist  zunächst  auf  die  ehedem  an  dem  Giebel  eines  Hauses 
in  der  äußeren  Laufergasse  angebrachte  Malerei  aufmerksam  zu  machen,  deren  Aus- 


Ahb.    10.     Die  Herberge  der  Bäcker  und  Müller  auf  dem   .Most  in  Nürnberg. 

Ausschnitt  aus  einem   Kupferstii.ii  von   Böner  v.  J.    ijui 


136 


I^EITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DER  AUSSE.NAULEREI    IN   NÜRNBERG. 


>olifn  aus  dtMii  ndsL'iibaclisclkMi  Prospekt  der  iiuBe- 
rcn  Laiileixasso  ^■.  ,1.  172';  ersichtlich  ist  (Altb.  11). 
liiiie  uroU  an,i;e]e,ute  Balkon-,  Baldachin-.  Bilaster- 
iind  (liiianden-Dekoration  war  hier  mit  fi,i;iiiiichen 
l:iiizeldarstellun,i;en  zu  einem  imposanten  danzen 
\erbundeii.  Oben  im  Cjiebel  das  Au,i;'e  Gottes,  (ianz 
in  der  ,i;leichen  Auftassun.ti"  be\ve,t,^t  sich  der  (jiebel- 
schmuck  des  i;roßen  Hauses  auf  dem  J.  G.  Pusch- 
nerschen  Stich  des  Umzu,t:,s  der  Kiblichen  Bruder- 
schaft des  'l'uchmacherhandwerks  nach  Wölird  am 
12.  Januar  1722  (Abb.  12).  Man  darf  wohl  sa.uen, 
daß  sich  ,t,^erade  in  dieser  Malerei  ein  erstaunliches 
Maß  freier  und  ungebundener  Gestaltung  kundgibt. 
Das  Hauptstiick  bildet  hier  der  von  zwei  Frauen- 
gestalten in  bewegter  Gewandung  getragene  Bal- 
dachin, den  eine  allegorische  Figur  knint.  Diese 
steht  mit  ausgebreiteten  Armen  und  flatterndem 
Gewand  da,  anscheinend  den  Einziehenden  den  Will- 
komm bietend.  Der  Sockel,  auf  dem  sie  sich  erhebt, 
erweitert  sich  zu  einer  flachen  Basis,  die  von  zwei 
mächtigen  Schnecken  getragen  wird.  Diese  selbst 
aber  werden  wiederum  von  Frauengestalten  aufge- 
nommen. Ein  feines  Gefühl  für  Eurhythmie  spricht 
aus  diesem  wohl  abgewogenen  Aufbau.  Weniger 
ist  dies  von  derbreiten  Front  der  Goldenen  Schranne 
in  Wöhrd  zu  sagen,  die  uns  die  „Abbildung  des  schönen  Umzugs  von  der  Löblichen 
Brüderschafft  des  Tuchmacher-Handwerks"  nach  Wöhrd  am  11.  Januar  1768  in 
deutlicher  Wiedergabe  vor  Augen  führt  (Abb.  14).  Das  Wichtigste  sind  hier  die 
zwischen  den  Fenstern  des  Obergeschosses  auf  Sockeln  stehenden  neun  allegorischen 
Figuren,  von  denen  wir  die  sieben  Frauengestalten  in  der  Mitte  wohl  als  Tugenden 
deuten  dürfen.  Reich  bemalt  war  ehedem  auch  die  Fassade  des  Hauses  rechts  vom 
Luftsprung  am  unteren  Bergauerplatz.  Wir  ersehen  dies  aus  einer  der  2.  Hälfte  des 
18.  Jahrhunderts  angehörenden  Handzeichnung  von  Christian  Ludwig  Kauliz,  welche 
in  der  Stadtbibliothek  aufbewahrt  wird  und  den  umfänglichen  Titel  trägt  „Wahr- 
haftige Contrafactur  und  Prospect  des  Neuen  Spittals  zum  Heil.  Geist  auch  desjenigen 
Theils  der  Stadt  Nürnberg,  welcher  Mittag-  Abend-  und  Mitternachtwärts  von  dem 
Thurn  derer  Männer  Eisen  Gefängnissen  ins  Gesicht  sich  praesentiret"^*).  Der 
große  Eingang  war  mit  einer  Pilasterstellung  geziert.  Über  der  Archivolte  lagerten 
Figuren,  ein  damals  sehr  beliebtes  Schmuckmittel.  Die  Fensterbrüstungen  des  1. 
Stockes  waren  mit  Putten  in  Rahmen  von  ornamentalem  Blattwerk  bemalt.  Über 
den  übrigen  Teil  der  Front  breitete  sich  eine  auch  in  den  Farben  wirksame 
Scheinarchitektur  mit  Dockenballustraden  und  Einzelfiguren  zwischen  den 
Fenstern. 


Al-ib.  II.     Giebeldekoration  eines 

Hauses  in  der  äußeren  Laufergasse  zu 

Nürnberg.     Ausschnitt  aus  dem  Pio- 

spekt  von  Delsenbacli  v.  J.  1725. 


•1-1)  Ab.uebildet  bei   Huso  Baibcctc.  Alt-Nürnber.tr.  Von  Tlidf  zu  Tlior.  Blatt  4. 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


137 


Auch  ein  .^utes  Beispiel  von  berutsnüil.ii.tier  Rekliunenialerei  aus  dieser  Zeit 
k()nnen  wir  anl'üliren.  Icli  meine  die  liübsche  Friesnialerei,  welclie  hls  zum  Jahre 
1835  an  dem  Stadtschlosser  Fischerschen  Hause  (Peter  Vischerstraße)  zwischen 
Erdgeschoß  und  1.  Stock  angebraclit  war,  aber  bei  dessen  Veränderung  im  März 
genannten  Jahres  vernichtet  wurde.  Wiederum  ist  es  der  unermüdliche  Wilder 
gewesen,  der  dieses  Bild  rasch  noch  zuvor  zu  Papier  brachte  (siehe  Abb.  7  oben  und 
Abb.  13).  Und  wir  müssen  ihm  datür  dankbar  sein,  da  auch  dieses  Gemälde  kultur- 
geschichtlich von  gn'ißter  Wichtigkeit  ist.  Datiert  ist  es  vom  Jahre  1724'^'').  Wir 
sehen  die  Gesellen  bei  der  Arbeit  und  gewinnen  damit  einen  Einblick  in  den  Werk- 
stattbetrieb, wie  er  damals  geübt  wurde.  Wir  sehen  sie  Bandeisen  an  Lafetten  für 
Geschützrohre  und  B(')ller  anschmieden  und  das  Eisen  im  Feuer  zum  Glühen  bringen. 
Ringsherum  aber  hängen,  liegen  und  stehen  Wagen  mannigfachster  Art,  Waffen, 
Schlösser  und  Schlüssel,  eine  eisenbeschlagene  Truhe  und  manches  andere  mehr. 
Prachtvoll  muß  sich  ehedem  diese  Malerei  mit  dem  früher  freiliegenden  Fachwerk 
an  diesem  exponiert  im  Straßenbilde  stehenden  Hause  ausgenommen  haben. 


Ich  bin  am  Ende  meiner  Ausführungen.  Sie  hatten  mit  einem  durchaus  unzu- 
länglichen Material  zu  rechnen.  Denn  von  all  den  schonen  Wandmalereien,  welche 
einst  die  Häuser  Nürnbergs  in  solch  großer  Zahl  schmückten,  hat  sich  kein  Beispiel 
in  unsere  Zeit  herübergerettet.  Sie  alle  sind  von  der  Ungunst  der  Witterung  unbarm- 
herzig zugrunde  gerichtet  oder  von  künstlerischem  Unverstand  mit  Stumpf  und 
Stiel  hinweggetilgt  worden.    Nur  in  Abbildungen  ist  ihr  Andenken  erhalten  und  gerade 


45)  Möglicherweise   bezeichnet  diese    Jahrzahl  auch  nur  eine   in   diesem    Jahr  vorgenom- 
mene  Auffrischung  eines  älteren  Bildes  unter  teilweiser  Umsetzung  in  den  Stil  der  Zeit. 


Abi 


12.     Ausschnitt  aus  einem   Kupfcrsticli  von  J.  ü.  Puschiicr  v.  J.   1722. 


138 


BEITRÄCiE  ZUR  GESCHICHTE   DER   AUSSENMALEREI    IN    NÜRNBERG. 


Abb.   13.      Das  ehemals  Stadtschlosser  Fischersche  Haus  in  Nürnberg. 

Ausschnitt  aus  einer  Radierung  von  Wilder. 

diese  sind  oft  recht  fragwürdiger  Natur.  Die  Künstler,  welche  sie  schufen, 
trugen,  mit  Ausnahme  des  gewissenhaften  Wilder,  bewußt  oder  unbewußt  in 
die  szenischen  Darstellungen  den  Stil  und  die  Auffassungsart  ihrer  Zeit  hinein 
und  verdunkelten  so  deren  Kunstwert,  wie  sie  auf  der  anderen  Seite  vielfach,  ja 
man  kann  ruhig  sagen,  zumeist  durch  zu  kleinen  Maßstab  ihre  Bedeutung  und 
ihren  Sinn  verwischten.  Auf  einer  so  gearteten  Grundlage  hatte  ich  aufzubauen. 
Dennoch  ist  es  gelungen,  die  erforderlichen  festen  Stützpunkte  zu  gewinnen,  um 
die  Entwicklung  der  Nürnberger  Außenmalerei  in  ihrem  lebhaften  Auf  und  Nieder 
überblicken,  um  ihre  Höhepunkte  erkennen  und  sich  eine  Vorstellung  ihrer  typischen 
Eigentümlichkeiten  in  den  verschiedenen  Stilperioden  bilden  zu  kcnmen.  Mit  der 
Außenmalerei  ist  eines  der  wichtigsten  Glieder  aus  dem  imieren  Stadtbilde  Alt- 
Nürnbergs  dahingeschwunden.     Andere  sind  ihr  gefolgt,  und  schon  jetzt  sind  wir 


140  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DER   AUSSENAIAI.E  REI    IN    NÜRNBERG. 

soweit,  um  bezüijlich  der  Erhaltung  des  einst  S(i  slunzvollen  Altstadlchariikters 
der  deutschesten  unter  den  deutschen  Städten  mit  ,i;rr>IMer  Besori^nis  in  die  Zukunft 
zu  scluuien. 


Zum  ScliUiß  möchte  ich  noch  eini,t;;e  Wandmalereien  aufzählen,  die  ebenfalls 
nicht  mehr  vorhanden  sind,  über  deren  Hntstehuni;szeit  sich  aber  keinerlei  Anhalts- 
punkte gewinnen  ließen. 

An  der  Gartenmauer  eines  nun  eingegangenen  Wirtshauses  der  Mostgasse ^ '') 
waren  früher  Wandgemälde  zu  sehen,  die  sich  auf  die  bekannte  Sage  des  durch  die 
Sensenschmiede  an  den  beiden  jungen  Burggrafen  angeblich  verübten  Mordes  be- 
zogen. Lochner  meint''),  daß  sie  ein  erst  hinterdrein,  wahrscheinlich  erst  vor  ein 
Paar  100  Jahren  oder  noch  neuer  gemachtes  Zeugnis  für  diese  Begebenlieit,  deren 
Schauplatz  hier  zu  suchen  sein  soll,  gewesen  seien. 

An  einem  Pfragnerhaus  am  Tiergärtnertor,  jetzt  Bergstraße  25,  waren  eliedem 
Szenen  aus  dem  alten  Testament  angebrachte^).  Die  Front  eines  Töpferhauses 
am  äußeren  Lauferplatz  (jetzt  Nr.  10)  zeigte  ein  Gemälde,  welches  Christus  und  die 
Töpferei  zum  Gegenstand  hatte '*^).  Über  dem  Eingang  der  Findel  befanden  sich 
zwei  Gemälde.  Das  eine  zeigte  den  Findelvater  und  die  Findelmutter  mit  den  teils 
beim  Essen  sitzenden,  teils  im  Kreise  knieend  das  Tischgebet  liersagenden  Kindern, 
das  andere  den  Findelpfarrer  bei  den  teils  im  Kreise  knieenden  und  betenden,  teils 
am  Schultisch  sitzenden  Kindern.  Zwischen  den  Gemälden  waren  die  drei  Stadt- 
wappen zu  sehen  ^^).  Am  sogenannten  Schwedenkrug  am  oberen  Bergauerplatz 
war  eine  Schlacht  zwischen  Schweden  und  Polen  oder  Russen  dargestellt.  Sie  soll 
sich  auf  einen  früheren  Besitzer  bezogen  haben,  der  unter  Karl  XI L  gedient  hatte. 
Übrigens  ist  der  Name  ..Schwedenkrug",  wie  Lochner  bemerkt,  eine  erst  witzweise 
in  der  Mitte  der  30er  Jahre  des  19.  Jahrhunderts  aufgekommene  Benennung.  Vorher 
hieß  das  Haus  zur  Ente,  auch  wohl  zur  goldenen  Ente.  Früher  war  auch  eine  See- 
schlacht über  der  Türe  an  der  Seite  in  der  Pfarrgasse  angemalt ^^). 


46)  Vgl.  Anm.  43- 

47)  Nürnbergs  Gedenkbuch  I,  S.  24. 

48)  Lochner,  Abzeichen   KS55,  S.  76. 

49)  Ebendort  S.  78. 

50)  Ebendort. 

51)  Ebendort. 


Abb.    1.      Die  Ehrenbiirs  mit  Kirchehrenbach  (im   Gegensinne).     S. 


DIE  LANDSCHAFT  AUF  DÜRERS  EISENRADIERUNG 
„DIE  GROSSE  KANONE"  VOM  JAHRE  1518. 

Von  OTTO  MITIUS. 

Mit  4  Abbildungen. 

Bekannt  sind  die  beiden  Zeichnun,t;'en  Dürers,  denen  Naturvorbilder  aus  seiner 
fränkischen  Heimat  zu.t^runde  lie,t;en,  das  Dorf  Kalchreuth  und  die  Kalch- 
reuther  Berglandschaft ^).  Ihnen  reiht  sich  ein  drittes  Blatt  an,  dessen  landschaft- 
liche Szenerie  ebenfalls  auf  Motive  aus  der  Nachbarschaft  Nürnbergs  zurückgeht. 
Auf  der  Radierung-)  ,,Die  große  Kanone",  stellt  der  Hintergrund  die  Ehrenbürg 
mit  Kirchehrenbach  und  das  Dorf  Pretzfeld  mit  Schloß  und  Kirche  dar. 

Die  Ehrenbürg  ist  einer  der  westlichen  Ausläufer  des  unter  dem  Namen  der 
Fränkischen  Schweiz  bekannten  Gebirges  und  liegt  6  km  östlich  von  Forchheim  ^). 
In  einer  Länge  von  3000  m  erstreckt  sie  sich  von  Nordwest  nach  Südost  und  ist  durch 
eine  charakteristische  Einsattelung  zwischen  zwei  Spitzen  vor  allen  Bergen  der  Um- 
gebung gekennzeichnet.  Von  Norden  her  ist  indessen  die  sattelförmige  Einsenkung 
nicht  zu  bemerken  (Abb.  1).  Hier  fällt  der  Bergstock  steil  nach  Kirchehrenbach  ins 
Tal  der  Wiesent  ab.  Während  die  nordöstliche  Kuppe  des  von  hier  gesehenen  Felsens 
in  einer  scharfen  Nase  umbiegt,  senkt  sich  der  Abhang  nach  der  anderen  Seite  in 
leichter  Neigung  zur  Talsohle.  Links  reihen  sich  nach  Norden  geringere  H(")henzüge 
in  sanften  Wellenlinien  an.  Bis  zur  oberen  Grenze  des  Eisensandsteines'')  ist  der 
Abhang  der  Ehrenbürg  mit  Äckern  und  Obstbäumen  bedeckt.  Zwischen  Gärten 
und  Wiesen  ruht  auch  das  gestreckte  stattliche  Kirchehrenbach.  Über  die  Dächer 
erhebt  sich  eine  Kirche,  die,  weil  auf  einer  Anh(»he  stehend,  die  übrigen  Bauten 
weit  überragt  und  h(")her  erscheint,  als  sie  in  Wirklichkeit  ist.    Draußen  in  der  Natur 


1)  Friedrich  Lippmann,  Zeichnuni^^en  von  Albreclit  Dürer  in  Nadibildun.ijen.  Berlin  18S3  f., 
Nr.  105  und  14.  Dazu  Berthoid  Haendcke,  Die  Chronologie  der  Landschaften  Albrecht  Dürers. 
Straßburg  1899,  S.  3(>  f-  und  Heinricii  Wüfflin,  Die  Kunst  Albrecht  Dürers.  München  1905,  S.  204  f. 

2)  Zur  Technik  s.  Markus  Zucker,  Albreclit  Dürer.   Halle  a.   S.   looo,  S.  86. 

3)  Heinrich  Fild,  Die  tektonischen  Verhältnisse  der  Ehrenbürij  bei  Forchheiin.  Eriansen 
1903  (Erl.  Diss.),  S.   10  f. 

4)  Siehe   Fild,  a.  a.  O. 


BgSIt/lllllflKllfBBIIKm                  ■'itmämtm.  . 

HHHHIIJJ^^^^^ 

V 

Abb.  2.     Die  Ehrenbiirij  mit  Gosbcrit. 

crMiL'kcn  wir  links  iil\'r  siifiii^LMi  W'ic'scii.uruikl  liiiiwe.i^'  Prctztckl,  an  den  Il()lk'nzu,i;' 
:in,uek'lint.'" rechts  den  Kirchtnrni  nnd  links  das  Sclilol,!.  Leider  nnr  war  es  nielil 
niöi^lich.  diesen  Pnnkl  \ve,t;en  der  .großen  }:ntlernun.i;'  mit  Kirchehrenbach  anf  eine 
photoiiraphische  Platte  zu  bringen.  Und  auch  auf  eine  besondere  Aufnahme  Pretz- 
felds  von  demselben  [Standpunkte  aus,  von  dem  Kirchehrenbach  p]i()l(»,i;raphierl 
wurde,  mußte  verzichtet  werden,  da  das  Bild  im  Verhältnis  zu  dem  Hauptdorf  im 
Vorderi^runde  zu  klein  und  zu  undeutlich  .geworden  wäre. 

Wer  die  phoü^^raphische  Aufnahme  der  Ehrenbür.ü:  mit  F^iirers  Radierun.i;- (Abb.  3) 
ver.iiieicht,  wird  nicht  daran  zweifeln,  daß  wir  hier  die  beschriebene  Landschaft  vor 
uns  haben,  und  wird  die  Beobachtung  bestäti.iien,  die  ich  selbst  immer  wieder  an  Ort 
und  Stelle  nachzuprüfen  Gelegenheit  fand.  Berücksichti,ü;'en  aber  müssen  wir  bei 
der  Vergleichung,  daß  uns  das  LJürersche  Blatt  das  landschaftliche  Bild  als  Abdruck 
von  einer  Platte,  auf  die  die  Zeichnung  richtig  übertragen  war,  von  der  Gegenseite 
gibt,  sodaß  alles,  was  in  der  Natur  rechts  liegt,  auf  der  Radierung  zur  linken  Hand 
erscheint  und  umgekehrt^).  Um  nun  das  Nachprüfen  beider  Abbildungen  zu  er- 
leichtern, wurde  die  Photographie  der  Landschaft  gleich  im  Gegensinne  wiedergegeben. 

Das  landschaftliche  Gepräge  und  die  Geländeverhältnisse  sind  hier  dieselben, 
im  Hintergrunde  der  wuchtige  freistehende  Berg  mit  den  gieichhohen  und  gleich- 
g;estalteten  Kuppen,  dieselbe  Randlinie  des  Baumwuchses  an  dem  steilen  Abhänge, 
davor  das  gartenreiche  Dorf  mit  der  Kirche  auf  erhöhtem  Platz  und  in  der  gleichen 
I,age  und  Richtung  nach  Nordosten  das  andere  Dörfchen  mit  Kirchturm  und  Schloß, 
das  der  Meister  nur  näher  heranrückte  um  es  in  den  Rahmen  seines  Bildes  zu  fassen. 

Die  Orientierung  der  Kirche  im  vorderen  Hauptdorfe  scheint  allerdings  gegen 
Kirchehrenbach  zu  sprechen.  Denn  hier  erstreckt  sie  sich  von  Westen  nach  Osten, 
bei  Dürer  dagegen  von  Süden  nach  Norden.  Der  scheinbare  Widerspruch  aber  wird 
gerade  mit  der  erhr)hten  Lage  der  Kirche  zum  unumst<")ßlichen  Beweis,  daß  hier  kein 
anderer  Ort  als  Kirchehrenbach  abgebildet  ist.  Der  Turm  ist  der  alte,  er  erhebt  sich 
auf  demselben  Platze.  Nur  ist  die  Zeichnung  des  Turmhelmes  unsicher.  „Es  steht 
aber  fest,  daß  Dürer  bei  seinen  Aufnahmen  gerade  die  Türme  Schwierigkeiten  be- 
reiteten"'^).    Das  heutige  Schiff  stammt  erst  aus  der  zweiten  Hälfte  des  IS.  Jahr- 


5)  Ebenso  licKen  die  Verhältnisse  bei  der  Darstellung  des  Ortes  Klausen  in  Tirol  auf  Dürers 
Stiche  „Das  große  Glück".  Vgl.  die  beiden  Tafeln  bei  Haendcke,  a.  a.  O.  —  Das  Bild  im  Gegen- 
sinne auf  den  Stichen  und  Holzschnitten  im  Verhältnis  zur  Zeichnung  ist  bei  Dürer,  soweit  ich 
Lippmanns  Werk  einsehen  konnte,  durchweg  der  Fall. 

6)  Karl  Rapke,  Die  Perspektive  und  Architektur  auf  den  Dürer'schcii  llandzeichnungen 
usw.     Straßburg  1902. 


144  l'IE   LANDSCHAFT  AUF  DÜRERS  EISENRADIERUNG  „DIE   GRÜSSE    KANONE"  VOM  JAHRE   151S. 

hunderts.  Am  24.  April  1706  wurde  der  (^jrundsk'in  zu  dem  p.cucii  Kiivlicm^vlxiudc 
,ii"elet:;t  und  :un  29.  Aui^ust  1776  \on  dem  Weihbischol"  Nitsclike  die  Weihe  vollzoi^en '). 
DiiB  die  urspriinii'liche  Kiivlie  aber  un,i;e\V(')hnliclier  Weise  ihren  Chor  im  Norden 
\ve>thch  neben  dem  Turm  halte,  dal.i  sie  zur  neuen  Kirche  .,iiberz\verch'\stand.  davon 
ist  heute  noch  unter  den  iUteren  Leuten  desUortes  eine  Überheferuiii;'  lebendi.t^'.  Auch 
fiilirte  die  aus  dem  überwölbten  Hrdi^eschosse  des  Turmes  nach  Westen  jetzt  ins 
Freie  führende  Tür  auf  die  Spur,  daß  die  alle  Kirche  auf  dieser  Seite  ,s:ele,s::en  habe. 
Zudem  hat  sich  ein  Blatt  mit  dem  (irundrif!  der  alten  und  neuen  Kirche  von  dem 
Artillerie-  und  Ini^enieurleutnant  J.  Roppelt  aus  der  Zeit  des  Neubaues  erhalten 
(Abb.  4).  das  über  die  Stellun.i;'  der  beiden  Kirchen  keinen  Zweifel  mehr  läßt**). 
Von  dem  alten  Süd-Nordbau  ist,  wie  auch  ein  Vermerk  auf  dem  Plane  an.s^ibt,  der 
Turm  stehen  ,i;eblieben,  an  den  der  neue  West-Ostbau  ant;elehnt  ist.  Auf  der  Radie- 
rung" Dürers  fügt  sich  der  Kirche  südlich  ein  Hausdach  mit  Schornstein  und  Fenstern 
im  Giebel  an;  zur  Kirche  selbst,  etwa  als  Vorhalle,  wird  also  der  Bau  nicht  gehören. 
Vielleicht  diente  er  auch  nur  der  künstlerischen  Absicht,  von  dem  hohen  Kirchen- 
dach einen  Übergang  zu  den  niedrigeren  Dorfhäusern  zu  gewinnen. 

Das  Schloß  in  dem  schon  1145  urkundlich  genannten  Dorfe  Pretzfeld")  ist 
ebenfalls  nicht  dasselbe,  das  Dürer  sah.  Sieben  Jahre  später,  damals  im  Besitze 
der  Familie  von  Stiebar,  ging  es  während  des  Bauernkrieges  in  Flammen  auf,  wurde 
aber  bald  nachher  wieder  aufgerichtet^").  Die  jetzige  Kirche  ist  ein  Werk  Balthasar 
Neumanns^i)  (.j-  1753)^  ^1er  Turm  erhebt  sich  auf  der  alten  Grundlage. 

Eine  Kapelle  wird  zu  Dürers  Zeit  gewiß  schon  auf  der  Ehrenbürg  gestanden 
haben.  Es  läßt  sich  aber  kein  fester  Anhaltspunkt  finden,  ob  sie  an  derselben  Stelle 
wie  jetzt  oder  anderswo  auf  der  Plattform  sich  befunden  hat,  sodaß  sie  von  Kirch- 
ehrenbach aus  nicht  sichtbar  gewesen  wäre^-). 

Was  sonst  Unterschiedliches  sich  zwischen  Natur  und  Radierung  bietet,  ist  auf 
Rechnung  künstlerischer  Erwägungen  und  Rücksichten  zu  setzen.  Dürer  sah  die 
Natur  als  Künstler,  und  wir  wissen,  wie  er  sich  ihr  gegenüber  verhielt,  wie  er  mit 
den  Problemen  des  Schauens  und  Gestaltens  gerungen  und  sich  zu  einer  wunder- 
baren Größe  der  Naturanschauung  durchgearbeitet  hatte. 

Seit  seiner  zweiten  italienischen  Reise  zeichnete  er  die  Landschaften  mit  festem 
Augenpunkt  1^).    Wollen  wir  aber  diesen  für  unsere  Radierung  bestimmen,  so  krinnen 

7)  Nach  einer  Mitteilung  des  k.  Kreisarchivs  in  Bamberg.  Die  Weihe  fand  also  niclit  1777 
statt,  so  noch  Joseph  Heller,  Muggendorf  und  seine  Umgebungen.  2.  Aufl.  Bamberg  (1829), 
S.  93- 

8)  Aus  der  ehemaligen  Sammlung  Dros  in  Bamberg,  die  in  München  im  Februar  19 12  zur 
Versteigerung  gelangte.  Das  Blatt  trägt  auf  der  Rückseite  von  alter  Hand  die  Bezeichnung  „Kirch- 
ehrenbacher Kirche"  und  ist  mit  einem  Plane  des  Maurermeisters  Ullrich  Schick  für  die  neue  Um- 
fassungsmauer und  den  neuen  Treppenaufgang,  die  mit  der  veränderten  Lage  der  Kirche  not- 
wendig waren,  zusammengeklebt. 

9)  Christoph  Beck,  Die  Ortsnamen  der  Fränkischen  Schweiz.     Erlangen  1907,  S.   100. 

10)  Joseph  Heller,  a.  a.  0.,  S.  137.  —  Georg  Dehio,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenk- 
mäler, Berlin  1905,  I,  S,  256:  „Schloß  16.  Jahrh.  auf  mittelalterl.  Grundlage". 

11)  Joseph   Keller,  Balthasar  Neumann.   Würzburg  1S96,  S.   175. 

12)  Georg  August  Goldfuß,  Die  Umgebungen  von  Muggendorf.  Erlangen  iSlo,  S.  6:  ,,eine 
Kapelle,  grau  und    unbemerkbar    geworden  durcli  iioiies  Altertum". 

13)  Luise   Klebs,  Dürers  Landschaften.     Repertorium  f.    Kunstw.   XXX,   1907,  S.  416. 


VON  OTTO  MITIUS. 


145 


wir  nur  annehnien,  diiLi  sicli  der  Meister,  .gebannt  von  dem  Anlilick  dieses  gottgeseg- 
neten Tales  mit  der  einzigartigen  Erscheinung  der  Hlirenlnirg  im  Hintergrunde,  am 
Ufer  der  kristallklaren  Wiesent  oberhalb  der  Mühle,  etwa  10  Minuten  nordwestlich 
vom  Orte,  auf  grünem  Wiesengrunde  niedergelassen  habe,  um  sich  das  köstliche 
Landschaftsbild  für  seine  Wandermappe  zu  erhalten.  Sein  Weg  mag  ihn  an  dieser 
Stelle ^^)  vorübergeführt  haben.  Denn  vor  Erbauung  der  links  vom  Flusse  führen- 
den Ebermannstädter  Bahnlinie  benutzte  man  zum  Eintritt  in  die  Fränkische  Schweiz 
die  alte  rechts  der  Wiesent  lauiende  Landstraße.     Und  von  dieser  zweigt  bei  dem 


.SiTfP^''-''*'-^^ 


Abb,    1.     Grundriß  der  alten   und  neuen   Kirclie  in   Kirciielirenbacii   von   .1.  RoppeU.        N. -< — >- S. 


Dorfe  Unterweilersbach  ein  Weg  ab,  auf  dem  man  über  die  Wiesen  an  der  Mühle 
vorüber  bald  nach  Kirchehrenbach  gelangt^''). 

Wie  sonst,  wählte  Dürer  auch  hier  einen  erhöhten  Standpunkt.  Legte  er  doch 
selbst  Kalchreuth,  das  Dorf  auf  dem  Berge,  zu  Füßen  des  Beschauers,  damit  das 
Auge  ungehindert  in  die  weite  Ferne  dringe  !    Dieselbe  Absicht  leitete  ihn  offenbar 


14)  Von  liier  aus  ist  aucii  die  photographische  Aufnahme  ,i,''eniacht. 

15)  Wie  ich  naciiträghch  bemerke,  liat  fast  300  Jahre  später  von  Weilersbacli  aus,  also 
in  der  Näiie  des  Platzes,  von  dem  Dürer  die  Landschaft  sah,  am  l.  Mai,  dem  Walherlatatre,  1820 
L.  Neureuther  Kirchehrenbach  und  die  Ehrenbürg  e^ezeichnet.  hie  Zeichnung  ist  abgebildet  in: 
Die  Ehrenbürg  bei  Vorchheim.     Ein  Waiburgis-Geschenk   für  Dahin- Reisende.      Bamberg   lS22. 

Mitteiluns;en  aus  dem  Germanischen  Nationalmiiseiim  1911.  10 


146         PIE  LANDSCHAFT  AUF  DÜRERS  EISENRADIERUNG  „DIE  GROSSE    KANONE"  VGA!  .lAlIKE  151S. 


auch  :uit'  iin.^ertT  /.cicliiumi;.  wenn  er  <\c\]  lläiiM.'rii  das  AlaiiL'i'wiMk  nahm,  sodal.i  der 
Blick  auf  die  Dächer  fällt  und  darüber  hinwe.^eiU.  Ihn  der  Tiefenwirkung  willen 
rückte  er  ferner  den  Bergstock  weiter  hinaus,  dehnte  ihn  der  Breitenentwicklun.i;' 
des  Blattes  entsprechend,  sodaß  er  nicht  so  lioch  erscheint,  als  er  in  Wirklichkeit  ist, 
lielJ  \Ve!:::e,  Bauin-  und  Buschreihen  sich  an  ihm  hinautziehen  und  die  W'iesenflächen 
durchschneiden.  Zu  demselben  Hindruck  verhalf  ihm  der  breite  durchfurchte  Hahr- 
we,ii\  der  aus  dem  Vorderer  und  ins  D^rf  führt.  Ihn  die  Ferinvirkun,^'  zu  verstärken, 
stellte  er  auch  kulissenarti.ii'  den  .^ewalti.uen  Baumstumpf  und  das  hohe  Dach,  zwischen 
denen  ein  dichtbelaubter  Strauch  hervorquillt,  an  den  Bildrand  und  ,i;ab  den  uns 
zunächststehenden  Hrscheinun^en  überrai;ende  (jroßenverhältnisse.  So  erstreckt 
sich  die  große  Kanone  fast  über  die  stanze  linke  Blatthälfte,  und  ,i;i,t:antenhaft  treten 
die  martialischen  Gestalten  der  Türken^ruppe  in  die  Landschaft  ein.  Da  aber  der 
südliche  Abhang  des  Berges  in  einfacher  Linie  verläuft  und  sich  kein  dankbares  Motiv 
dem  Meister  hier  darbot,  das  er  als  Abschluß  hätte  verwenden  k()nnen,  fügte  er  zur 
Erhöhung  des  landschaftlichen  Reizes  auf  dieser  Seite  dem  heimatlichen  Dorfe  eine 
Meeresküste  hinzu,  die  von  Schiften  belebt  ist. 

Wie  aber  hat  er  es  verstanden  über  das  ganze  Bild  den  Zauber  hellen  Sonnen- 
scheines auszugießen  !  Die  kräftige  Strichlage  des  Himmels,  sowie  das  dunkel- 
gehaltene Dorf  in  der  Mitte  müssen  dazu  dienen  die  obere  kahle  Felsenmasse  der 
Ehrenbürg  um  so  heller  im  Lichte  erstrahlen  zu  lassen.  Ein  Bäumchen  in  tiefem  Ton, 
ein  Strauch  oder  ein  grasendes  Pferd  sind  mitten  in  die  sonnenglänzende  Wiesen- 
fläche hineingesetzt  um  ihre  blendende  Pracht  noch  mehr  hervorzuheben.  Auf  den 
Dächern  flimmert  und  in  den  Wipfeln  der  Bäume  spielt  das  Licht.  Wem  klänge 
nicht  bei  dem  Anblick  dieser  lachenden  Landschaft  die  Strophe  aus  Scheffels  Franken- 
lied im  Ohr: 

„Den  allersonnigsten  Sonnenschein 

Läßt  uns  der  Himmel  kosten"  ? 
Wir  wenden  uns  nun  der  zeitlichen  Einreihung  des  Blattes  in  Dürers  Leben  und 
Schaffen  zu.  Die  Radierung  ist,  wie  er  selbst  angibt.  1518  entstanden.  Im  voraus- 
gegangenen Jahre  weilte  er  in  Bamberg  am  Hofe  des  kunstsinnigen  und  gelehrten 
Bischofs  Georg  HI.  von  Limpurg^^).  Er  wohnte  als  Gast  bei  dem  Kanonikus  Lorenz 
Beheim.  wie  aus  einem  Briefe  hervorgeht,  den  dieser  am  11.  Oktober  1517  an  Willi- 
bald Pirckheimer  in  Nürnberg  schrieb.  Lorenz  Beheim  beklagt  sich  darin,  daß  Diirer 
immer  eingeladen  sei  und  erst  einmal  das  Frühmahl  bei  ihm  eingenommen  habe. 
Wir  können  also  mit  gutem  Grunde  annehmen,  daß  Dürer  am  1 1.  Oktober  schon  einige 
Zeit  in  Bamberg  gewesen  und  die  Reise  dorthin  etwa  Ende  September  erfolgt  sein  muß. 
Er  wird  aber  dabei  denselben  Weg  gewählt  haben,  den  er  219  Jahre  später  benutzte, 
als  die  Niederlande  sein  Reiseziel  waren.  Nach  seinem  Tagebuche ^')  zog  er  damals 
über  Erlangen  nach  Baiersdorf,  wo  er  übernachtete,  am  anderen  Tage  weiter  über 
Forchheim  nach  Bamberg.    Da  er  aber  die  Landschaft  von  Kirchehrenbach  im  Laub- 


16)  Jnsepli  Heller,  Albrecht  Dürer  in  Bamher,?  in  den  Jahren  1517-  152(»  und  1521.  Bain- 
lierg  1828.  —  Franz  Friedr.  Leitschuh,  Georg  III.,  Schenk  von  Limpurg.  der  Bischof  von  Bamberg 
in  Goethes  ,,Götz  von  Berlichingen".     Bamberg  1888,  S.   IS. 

17)  Dürers  Schriftstellerischer  Nachlaß  hrsg.  von  K.  Lange  und  F.  Fuhse.  Halle  a.  S. 
1893,  S.   103. 


VON  OTTO  MITIUS.  147 


schmucke  sah,  ist  zu  vermuten,  daß  er  auf  der  Hinreise  nacli  Bambert,^  von  Forch- 
heim aus  den  AusfUi,^'  ins  Wiesenttal  .gemacht  halv.  und  niciü  auf  der  Heimreise, 
die  vor  dem  \.  Dezember  statt,i:,efunden  lialien  mul.i.  Denn  ein  Brief  Beheims  an 
Pircklieimer  vom  ,i;enannten  Ta,L:.e'^)  —  wir  kommen  später  noch  einmal  auf  diesen 
Brief  zurück  —  setzt  voraus,  daü  Dürer  schon  wieder  in  Niirnberi;'  ein.i^etroffen  sei, 
oder  bald  darauf  dorthin  zurückkehren  werde.  Zu  1  lause  hat  er  dann  ISIS,  unter 
Umständen  also  bald  nach  seiner  Heimkehr,  die  Zeichnun,^  auf  die  Hisenplalie  über- 
Irai^en. 

Auf  dem  We.^e  zwischen  f:rlan,i;en  und  Forchheim  und  von  Forchheim  bis 
Reuth  hatte  er  die  Fhrenbür.i;'  in  der  Erscheinun,i;'  vor  Au,i;en,  wie  sie  Abb.  2  zei,t;'t. 
Fr  wird  damals  nicht  zum  ersten  Male  den  freistehenden  charakteristischen  Berg- 
st(Kk  gesehen  haben.  Zweifellos  luit  er  von  ihm  wie  heute  noch  jeder  Nürnberger 
von  Jugend  auf  gewußt.  Ursprünglich  ein  bedeutender  heidnisclier,  seit  der  Ein- 
führung des  Christentums  in  Franken  ein  christlicher  Kultplatz,  trägt  die  Ehren- 
bürg auf  ihrem  Rücken  eine  der  heiligen  Walpurgis  geweihte  Kapelle,  deren  erster 
Bau  entstanden  sein  mag,  als  sich  die  Verehrung  der  Heiligen  von  Eichstätt  aus 
in  Deutschland  verbreitete.  Von  ihr  auch  hat  die  Ehrenbürg  ihren  volkstümlichen 
Namen  „das  VValberla"  erhalten.  Auf  seiner  Höhe  wird  heute  noch  vom  Volke,  das 
sich  dort  in  seiner  farbenreichen  Tracht  versammelt,  am  1.  Mai,  dem  Tage  der  alten 
Frühlingsfeier,  das  Fest  der  heiligen  Walpurgis  allgehalten  ^''*).  Und  bis  in  unsere 
Tage  hinein  liat  das  Walberla  seine  Anziehungskraft  auf  die  künstlerische  Phantasie 
nicht  verloren.  Zwei  jüngere  fränkische  Künstler  haben  es  ebenfalls  zum  Gegen- 
stand einer  Radierung  gemacht,  Adolf  S  c  li  i  n  n  e  r  e  r-^'):  das  fröhliche  Treiben 
auf  der  ffr)he.  und  Hans  Bart  hei  meß:  den  Berg  in  seiner  charakieristischen 
Gesamterscheinung -1). 

Wir  hatten  die  Mr)glichkeit  gesetzt,  daß  Dürer  die  Landscliaft  auf  seiner  Reise 
nach  Bamberg  im  Herbst  1517  gezeichnet  habe,  die  er  dann  ISIS  für  seine  Eisen- 
radierung verwendete.  Aber  auch  die  Annahme,  daß  die  Zeichnung  erst  im  Eni- 
stehungsjahre  der  Radierung  selbst  angefertigt,  Dürer  also  ISIS  in  Kirchehrenbach 
gewesen  sei,  verdient  Berücksichtigung.  In  Kirchehrenbach  lebte  nämlich  mehrere 
Jahre  unter  dürftigen  Verhältnissen  der  bekannte  Mathematiker,  Geograph  und 
Astronom  Johann  S  c  li  <)  n  e  r.  der  1S26  als  Professor  der  Mathematik  an  das  neu- 
errichtete Gymnasium  nach  Nürnberg  berufen  wurde.  Er  verstand  sich  auch  auf  die 
Herstellung  von  Erd-  und  Himmelsgloben  sowie  von  Holzschnitten  und  war  ein 
geschickter  Buchdrucker  und  Buchbinder.  Aus  seiner  Hausdruckerei  in  Kirchehren- 
bach gingen  zwei  Werke  hervor,  die  den  bis  in  unsere  Tage  rätselhaft  gebliebenen 

IS)  Zu  den  Briefen  Beheims,  die  zu  dem  in  der  Stadtbiblidtiiek  zu  Nürnber^tC  aufbewaiirten 
hiindscliril'tiichen  Nachlasse  Pirckheimers  ,e:ehören,  s.  Emil  Reicke,  Neue  Naciirichten  über  Albrecht 
1  »ilrer.     Beihilfe  zur  Alldem.   Zeitun,!,^   l'Xi.S,   S.  So. 

I'))  Nach  liauck  sind  die  Beziehuntjen  des  l.  Mai  zum  Leben  der  Walpur,i;is  (uest.  vor  7S6) 
noch  nicht  aufy:eklärt.  Kealenzyklopädie  für  protest.  Tlieol.  und  Kirche.  3.  Aufl.  Leipzi.tr,  20, 
19ns,   S.  S42. 

20)  Nach  einer  Mitteilun.tr  des  Künstlers  sind  vi>n  ihm  auch  zwei  Geniiilde  vom  Walberla 
vorhanden,  das  eine  im  Wallraf-Richartz-Museum  in  Köln,  das  andere  in  einer  PriNatsammlum;: 
in   Elberfeld. 

21)  Abgeb.  bei  C.   W.   Bredt,   Deutsche   Lande,  deutsciie  Maler.      Leipzii,^  (19<i'^),  S.  213- 

10* 


148  DIE   I.ANDSCHAI-T  AUF  DÜRERS  EISEN  RADIE  RUNG  „DIE   GROSSE    KANONE"  VOM  JAIIKE   1518 

Namen  Timiripa  (  -  l:lireiilnu'li)  als  I  )iik"kori  lrai;cir--).  Und  mm  lernen  wir  diesen 
Ort  sois'ar  in  seinem  damali.i^en  Aussehen  durch  ein  Alibiid  aus  Dürers  Meislerhand 
selbst  kennen  !  Nach  S  c  li  o  1  1  e  n  1  o  li  e  r  weilte  SclKuier  zwar  1=122  noch  in  Bam- 
berg, lebte  aber  1^2^  in  Kirchehrenltach.  R  e  i  c  k  e--')  nimmt  an.  daß  Schciner  sich 
noch  1=520  in  Bamberii"  aut\;elialten  habe.  Sollte  aber  Heller-')  Recht  haben, 
daß  SchCnier  schon  1518  seiner  Stiftsplründe  bei  S.  Jakob  in  Bamber.u'  wegen  Ver- 
nachlässigung seiner  priesterlichen  Pflichten  verlustig  gegangen  und  zur  Strafe  als 
I'riihmesser  nach  Kirchehrenbach  gekommen  sei.  so  ist  die  y\nnahme  berechtigt. 
daß  Dürer  ihn  dort  getroffen  habe,  wenn  wir  nicht  gar  die  Vermutung  wagen  wollen, 
daß  die  Anwesenheit  Schoners  in  Kirchehrenbach  selbst  Veranlassung  zu  einer  be- 
sonderen Reise  Dürers  dorthin  gegeben  habe.  Zwischen  beiden  Männern  bestand 
offenbar  ein  freundschaftliches  Verhältnis.  .Als  Gast  im  Hause  des  Kanonikus  Lorenz 
Beheim  zu  Bamberg  ist  Dürer  im  Herbst  1517  dem  gelehrten  Priester,  der  sich  durch 
die  Ven'Ufentlichung  seines  Werkes  Luculentissima  quaedam  terrae  totius  descriptio 
Nürnberg  1515  und  durch  Anfertigung  von  Globen  schon  einen  Namen  gemacht 
hatte,  sicher  begegnet-'^).  Am  }.  Dezember  1517  schreibt  Beheim  an  Pirckheimer, 
daß  Schrmer  mit  10  oder  12  Globen  nach  Nürnberg  kommen  werde,  die  er  auch  ihm 
(dem  Pirckheimer)  und  dem  Albertus  (Dürer)  zeigen  wolle-").  Und  später  von  Kirch- 
ehrenbach aus  teilt  Schöner  seinem  Freunde  und  Beschützer  Pirckheimer  am  2(S. 
November  1825  mit,  daß  er  dem  Dürer  „alßpaldt  dann  awch  ain  Sapheam  schencken" 
wolle'-").  So  kann  man  wohl  von  persönlich.en  Beziehungen  des  Künstlers  zum  Ge- 
lehrten sprechen,  die  die  Annahme  eines  Besuches  unter  den  bestimmten  Voraus- 
setzungen rechtfertigen. 

Werfen  wir  noch  einen  Blick  auf  die  Radierung  als  Ganzes.  Nach  der  großen 
Kanone,  an  die  eine  Schar  Türken  staunend  herantritt,  hat  das  Blatt  seinen  Namen 
erhalten.  Die  Türkengefahr  bedrückte  in  jener  Zeit  schwer  die  Gemüter.  Auf  dem 
Reichstage  zu  Augsburg  1518  bildete  die  Türkenfrage  den  Hauptgegenstand  aller 
Verhandlungen.  Ulrich  von  Hütten--)  und  Albrecht  Dürer -^)  waren  auch 
da.    Wie  aber  der  ungestüme  Ritter  in  gleichem  Jahre  seine  geharnischte  J'ürken- 


22)  Karl  Schnttenlolier,  Jnliann  SclK'iner  uiul  seine  Ilausdruckerei.  Zentralbiatt  für 
Bibliothekswesen  24.   1907.   S.   145  f. 

23)  Emil  Reicke,  Aus  dem  Leben  des  Johann  Schrmer,  ersten  Professors  für  Mathe- 
matik und  Geographie  in  Nürnber.i,'.  In  Festsclirift  zum  XVI.  iJeutschen  Geographentaii;  in  Nürn- 
berg.    Nürnberg  1907,  S.  44. 

24)  Joseph  Heller.  Reformatitms-Geschichte  des  ehemaligen  Bistums  Bamberg.  Bamberg 
I1S25,  S.  6S  Anm.  —  Man  müßte  dann  annehmen,  daß  Schöner  nach  seiner  Versetzung  151S  wieder 
für  einige  Zeit  nach  Bamberg  zurückgekehrt  sei. 

25)  Am  10.  Oktober  1517,  also  als  Dürer  bei  ihm  woimte.  kaufte  Belieim  dem  Schfiner 
einen   Himmelsglobus  ab.     S.   Reicke,  Joh.  Schöner,  S.  44. 

26)  Die  Stelle  am  Schlüsse  des  Briefes  lautet  nacii  Mitteilung  Herrn  Dr.  Reickes:  Hebdo- 
mada proxima  Schoner  cum  X  vel  XII  globis  istuc  veniet,  tibi,  si  voles,  portabit  et  Alberto.  Ipsum 
saluta. 

27)  Reicke,  Joh.  Schöner,  S.  58  und  57.  —  Saphea  ist  der  Name  eines  astronomischen 
Instrumentes  und  einer  in  Kirchehrenbach  erschienenen  Schrift  Schöners,  in  der  das  Instrument 
beschrieben  wird.     Vgl.  auch  Schottenloher,  a.  a.  ().,  S.   150. 

28)  Julius     Schall,   Ulrich  von   Hütten.     Halle  a.   S.   1890,  S.  20  f. 

29)  Markus  Zucker,  Albrecht  Dürer  in  seinen  Briefen.     Leipzig  und  Berlin  1908,  S.  lljf. 


VON  OTTO  MITIUS.  1  4Q 


predi,i;i  Me.^'tn  die  deiilscheii  Fürsten  .sclileuderte^"),  daß  .sie  sicli  aufraffen  und  zum 
Kriege  rüsten  sollten,  so  redete  der  Meister  des  Griffels  zum  Volke  in  seiner  Sprache: 
,,Wie,  wenn  die  Feinde  in  diese  fruchtbaren  Gefilde  einbrechen  würden  !  Aber  laßt 
die  Türken  nur  kommen  •^^).  Der  deutsche  Landsknecht  hält  im  Vertrauen  auf 
seine  Nürnber.s^^er  Kanone^-)  ,i,^ute  Wacht  !"  So  wird  das  Blatt  mit  Kirchehrenbach 
und  dem  Walberla  zu  Dürers  Türkenpredigt,  und  Figuren  und  Landschaft  schließen 
sich  zu  einer  eindrucksvollen  einheitlichen  Schöpfung  zusammen. 


30)  Ad  Principes  Germaniiie,  ut  bellum  Turcis  inveli:int,  Exhortatoria.    Aug'.  Vind.  15 18. 
•    31)  Vgl.  den  Text  zu  Blatt   16  (Die   Feldschlange)  der  vom   Kunstwart  herausgegel^eiien 
Aleislei-hilder. 

32)  Die   Kanune  trägt  das  Nürnberger  Stadtwappen. 


bür  freundliehe  Auskunft  niöehte  ich  auch  an  dieser  Stelle  Herrn  Geistl.  Rat  Nagengast, 
Dechantpfarrer  in  Kirchehrenbach,  und  Herrn  Bibliothekskustos  Dr.  E.  I\eicke  in  Nürnberg  meinen 
besten  Dank  aussprechen,  ebenso  Herrn  l)r.  iJerendinger  in  Erlangen  für  die  Beihilfe,  die  er 
mir  durch  mehrere  photographische  Aufnahmen  leistete. 


Abb.    1.     Die    Ruinen   Strcitbcrg   und   Ncidccix.      Radierung.     (J.  33)-      l'SlO. 


JOHANN   ADAM   KLEIN   ALS   ZEICHNER  UND   RADIERER. 

Von  HEINRICH  HÖHN. 

Die  Jugend  des  1792  geborenen  Künstlers,  den  wir  hier  als  Zeichner  und  Radierer 
würdigen  wollen,  fällt  in  die  Jugend  der  neuen  deutschen  Kunst.  Klassi- 
zismus und  Romantik  herrschten  in  jener  Zeit.  Dem  Klassizismus  schwebte  die  Antike, 
deren  Herrlichkeit  1764  Winckelmann  in  seiner  Geschichte  der  Kunst  des  Altertums 
verkündet  hatte,  als  Muster  vor.  Asmus  Carstens,  der  bedeutendste  klassizistische 
Maler  Deutschlands,  entnahm  die  Stoffe  zu  seinen  Kartons  meist  der  griechischen 
Götter-  und  Heldensage.  Als  er  1798  starb.  hinterlieU  er  als  letztes  Werk  eine  Zeich- 
nung, die  das  goldene  Zeitalter  nach  „Hesiod"  schilderte.  Sein  künstlerisches  Erbe 
traten  Eberhard  Wächter  und  Gottlieb  Schick  an.  Gleich  Carstens  waren  ihnen 
griechischer  Geist,  griechisclier  Formenadel  und  strenge  Linienschtinlieit  erstes  Gesetz. 
Wie  Carstens  stilisierten  sie  die  Natur  ins  Monumentale,  vernachlässigten  die  Farbe, 
betonten  den  Umriß  und  legten  den  Nachdruck  viel  weniger  auf  die  äußere  similiche 
Erscheinung,  als  auf  die  Idee,  welche  durcli  diese  Erscheinung  sich  zu  manifestieren 
schien.  Die  Natur  wurde,  um  ihren  stilwidrigen  Zufälligkeiten  aus  dem  Wege  zu  gehen, 
mehr  als  gut  war,  gemieden.  Carstens  verschmähte  das  Naturstudium  sogar.  Nur 
der  sinnenfrohe  phantasievolle  Bonaventura  Genelli  wußte  dem  Klassizismus  wirk- 
liche Blutwärme  zu  verleihen.  Nach  Ablauf  des  ersten  Jahrzehnts  des  19.  Jahr- 
hunderts trat  dann  eine  Wandlung  insofern  ein,  als  die  Romantiker  die  durch  den 
Klassizismus  geschaffene  formale  Tradition  zu  einer  mehr  aufs  Charakteristische 
gehenden  Ausdrucksweise  fortzuentwickeln  und  diese  mit  nationalem  Empfinden 
zu  erfüllen  strebten.  1810  kamen  Overbeck  und  Wilhelm  Schadow  nach  Rom.  der 
Heimstätte  der  idealistischen  Kunstrichtung.  1811  folgte  ihnen  Cornelius.  .Andere, 
wie  Philipp  Veit,  schlössen  sich  dieser  Gruppe  an.  Voll  tiefinnerlicher  Fnunmigkeit 
und  voll  Andacht  zu  den  Werken  alter  deutscher  Meister,  auf  die  Wackenroder  schon 
1792  mit  flammenden  Worten  hingewiesen  halte,  und  zu  den  ScliTtpfungen  der  Quattro- 


VON    IIEINKICH    HOHN.  ]51 


CL'iilislen  ,i;in,i;en  sie  un  das  .i^roße  Werk  einer  Hrneueruii.i;  unserer  Kunst.  Zu  den  an- 
tiken Sa,t;en  ,ü,'esellten  sich  lu-i  ihnen  als  Stolte  die  Hrzäh!un,i;en  der  Bibel,  die 
deutsche  Heklen-  und  ( jottersa.i^e  und  die  deutsche  l)ichtun,i;.  Allein  ein  stren.^er, 
der  Natur  nur  mit  vielem  Vorbehalt  Zu.ueständnisse  machender  Idealismus  blieb  im 
Grunde  auch  ihr  l'ro^ramm.  Bei  weitem  nicht  die  iiber\vie.t;'ende  Zahl  der  Werke 
dieser  Künstler  durchweht  der  Atem  erd.t^eborenen,  warmen,  sinnlich-schönen  kebens. 
Nach  wie  vor  triumphierte  die  kinie  aut  Kosten  der  Farbe.  Nach  wie  vor  füllten 
heroisch  sich  .gebärdende  Helden  und  Giitter  und  die  Gestalten  aller  lernen  Himmel 
und  der  paradiesischen  Gefilde  der  Dicktun,!^-  die  Bilder  und  nicht  die  Menschen  der 
Ge.i;enwart,  nicht  das  .greifbare  keben  des  Ta,i;es  und  nicht  die  ,!;rünende  kandschaft, 
wie  sie  rin,i;suni  in  schlichter  Schönheit  den  Au.^en  mühelos  offenla.i;:'.  Wohl  wurde 
mit  den  wahrhaft  ,i;'roß  empfundenen  Fresken  der  (Jasa  Bartholdy  den  Deutschen 
ein  neuer  monumentaler  Stil  i^eschenkt,  ein  Stil,  den  der  .i^eniale  Alfred  Rethel  dann 
zu  herber,  echt  nationaler  Fi,i;enart  wundervoll  fortbildete.  Doch  die  für  eine  volle 
Wiederg-eburt  der  Kunst  damals  so  notwendige  Rückkehr  zur  Natur  bracliten  die 
Nazarener  unserem  Vaterlande  niclit. 

Sie  ist  den  vor  und  neben  ihnen  in  aller  Stille  treu  und  ernst  schaffenden  Rea- 
listen zu  danken.  Chodowiecki,  der  der  Wirklichkeit  so  scharfen  Blickes  abgesehene 
Blätter  radiert,  und  Gottfried  Schadow,  der  herb  realistische  Skulpturen  formt 
und  darum  mit  dem  klassizistisch  gesinnten  Goethe  hart  aneinander  gerät,  sind  die 
Pioniere.  I^hilipp  Otto  Runge  ist  der  Prophet  dieser  Kunststnimung.  Er  sagt  eine 
Blütezeit  der  kandschaftsmalerei  voraus  und  verkündet  „Ficht,  Farbe  und  bewegendes 
keben"  als  die  hr)chsten  Ziele  der  Malerei.  Die  vom  K()nig  Ma.x  Joseph  begünstigten 
frühen  Münchener  kandschafter  Ferdinand  und  Wilhelm  von  Kobell,  Dorner  und 
Wagenbauer  beginnen  in  iliren  schlichten  .Arbeiten  Runges  IV)phetenworte  in  die 
Tat  umzusetzen.  Ein  Peter  Heß  und  ein  Albrecht  Adam  schaffen  auf  dem  Mün- 
chener Boden  im  gleichen  Sinne.  In  Berlin  wird  alsbald  das  von  Chodowiecki  und 
Schadow  begonnene  Werk  rüstig  fortgesetzt.  Franz  Krüger,  der  Vorläufer  Menzels, 
malt  seine  wirklichkeitsfrohen  Bilder.  Karl  Blechen  wagt  es,  ein  Walzwerk  zu  schil- 
dern, und  versucht  sich  in  der  Wiedergabe  des  kichtes  und  des  atmosphärischen 
kebens.  Und  in  Wien  tritt  Ferdinand  Waldmüller  mit  seinen  naturirischen  licht- 
erfüllten Landschaften  und  Bauernbildern  hervor. 

Anfangs  sind  die  Niederländer  die  Lehrmeister  dieser  Richtung,  doch  sehr  schnell 
wird  sie  durchaus  selbständig. 

Auch  in  Nürnberg  schlägt  sie  Wurzel.  Johann  Christian  Erhard  und  J  o  h  a  n  n 
A  d  am  Klei  n  beweisen  das.  Klein  ist  schon  in  seinen  auf  uns  gekommenen 
Jugendarbeiten  durch   und  durch    Realist. 

Er  wurde  am  24.  November  1792  geboren.  Und  zwar  ging  er  aus  schlichten 
In'irgerlichen  Verhältnissen  hervor.  Sein  aus  Kornburg  stammender  Vater,  der 
Sohn  eines  armen  Messerschmiedes,  war  Inhaber  der  ehemals  Ambergerschen 
Weinhandlung  am  Egidienplatz.  Heute  sehen  wir  das  Haus,  in  dem  er  wohnte 
und  seinem  Berufe  oblag  und  wo  auch  unser  Johann  .Adam  das  Licht  der  Sonne  er- 
blickte, mit  einer  Gedenktafel  geschmückt M.    I3ie  Mutter  des  Künstlers,  Maria  Elisa- 


1)  Jetzt  Egidienplatz  Nr.  6. 


152  JOHANN   AHAM   Kl  1  in   AIS  ZEICHNER   UND   KAlUlMvEK. 

beilia,  eine  Frau  \on  wciL'hom.  miklcm  W'esL'u.  war  die  'iocliter  des  Wiiisehaltsbesitzers 
R  u  p  p.  Sie  i^elnir  ihrem  Alaune  zwei  l'nehler  und  liinl  Saline,  .loh.  Adam  l<.ain  als 
\ienes  Kind  auf  die  Welt. 

Den  ersten  Zeielienunlerrichl  erhielt  der  Knabe  im  Jahre  ISoo.  also  in  seinem 
aehten  Lebensjahre,  und  zwar  bei  dem  Zeichenlehrer  G  e  o  r  u,  (1  h  r  i  s  1  d  p  h  \-  o  n 
B  e  m  m  e  1  (11)  (170S  —INI  I)-).  dem  Ururenkel  des  aus  Utrecht  stammenden  hollan- 
disehen  Landschattsmalers  Wilhelm  von  Bemmel  (1030—1708),  der  1662  nach  Nürn- 
berg kam  und  am  20.  Dezemlier  1708  in  Wöhrd  starb.  Geori:;  Christoph  erhielt  den 
ersten  Unterricht  bei  seinem  u.  a.  bei  Kupetzki  aus,t,^ebildeten  und  als  l'orträt-. 
Schlachten-.  Bauern-  und  Viehmaler  tätigen  Vater  .loh.  Noah  von  Bemmel.  l:r  war 
vor  allem  Landschafter,  im  Cjermanischen  Museum  werden  zwei  Aquarelle  von  ihm 
bewahrt;  die  bunten,  miniaturartig  zart  durchgepinselten  Bildchen  muten  an  wie 
Porzellanmalereien  und  lassen  ebensowenig  den  frischen  Hauch  der  Natur  verspüren. 
wie  seine  nianieristische  Radierung,  die  einen  Teil  des  Wendelsteiner  Steinbruches 
zeigt.  Mehr  als  eine  gewisse  technische  Fertigkeit  wird  Klein  bei  diesem  seinem 
ersten  Lehrer,  in  dem  die  niederländische  Tradition  sich  nur  noch  in  höchst  ver- 
wässerter Art  kundgab,  unmöglich  erworben  haben.  —  Das  ging  so  seine  zwei  Jahre 
fort.  Von  1802  an  aber  trat  er  in  die  städtische  Zeichenschule  ein,  die  mit  der  um  1662 
\-on  Jacob  von  Sandrart  begründeten  Nürnberger  Akademie  vereinigt  war  und  \-on 
dem  Maler  und  Radierer  Gustav  Philipp  Zwinger  (1779—1819)  ge- 
leitet wurde.  Zwinger  selbst  war  ein  unbedeutender  Künstler.^)  Auch  als  Lehrer 
war  er  recht  mittelmäf]ig.  Er  setzte  die  Lehrweise  seines  Lehrers  Johann  Justin 
Preisler,  der  der  Anstalt  von  1742  an  vorgestanden  hatte,  fort  und  übte  damit  einen 
Unterrichtsbetrieb,  der  alles  andere  als  dazu  angetan  war,  einen  angehenden  natur- 
durstigen Künstler  wirklich  zu  fördern.  Die  Schüler  wurden  nicht  etwa  von  vorn- 
herein energisch  auf  die  Natur  hingewiesen  und  dazu  angeleitet,  nach  Gegenständen 
ihrer  täglichen  Umgebung  oder  gar  nach  Pflanzen  und  nacli  dem  lebenden  Modell 
zu  zeichnen  und  zu  malen.  Nein,  sie  mußten  Vorlagen  über  Vorlagen  kopieren.  Hier 
war  vor  allem  das  von  Johann  Daniel  Preisler  (1666—1737)*)  herausgegebene  drei- 
teilige Werk  .,Die  durch  Theorie  erfundene  Practic  oder  gründlich-verfafite  Reguln 
deren  man  sich  als  einer  Anleitung  zu  berühmter  Künstlere  Zeichen-Werken  bestens 
bedienen  kann",  das  Joh.  Justin  Preisler  1763  noch  um  einen  vierten  Teil  vermehrte, 
maßgebend.  Neben  den  darin  abgebildeten  höchst  schematisch  und  oft  sogar  schlecht 
gezeichneten  Figuren  sollten  nach  dem  Herausgeber  des  Werkes  die  jüngeren  Künstler 
sich  u.  a.  an  Meister  wie  Rafael,  die  Carracci,  Lanfranco,  Guido  Reni.  Domenichino, 
Poussin,  Perrier,  Maratti,  Berettini  und  Le  Brun  als  Muster  halten,  mit  anderen 
Worten  also  an  Maler,  die,   Rafael.  Poussin  und  allenfalls  noch  Domenichino  aus- 


2)  Vgl.  Tiiieme  u.   Becker,  Aiigem.   Lexikon  der  bildenden   Künstler  .  .  .   III,  S.  286. 

3)  Er  machte  sich  durch  einige  Zeichnungen  nach  deutschen  Dichtern  (Lessing,  Schiller 
usw.).  von  denen  mehrere  für  Almanache  in  Kupfer  gestochen  wurden,  durch  kleine  Radierungen 
nach  Chodouieki,  Rode  und  Füger  und  durch  Bildnisse  und  eine  lithographierte  Ansicht  von 
Gailenreuth,  die  zu  den  frühesten  Inkunabeln  zu  zählen  ist,  bekannt.  Eine  Sepiazeichnung  nnt 
Sokrates  vor  seinen  Richtern,  nach  Füger.  kam  in  den  Besitz  der  Königin   Karoline  von  Bayern. 

4)  Vgl.  F.  F.  Leitschuh,  Die  Familie  Preisler  und  Markus  Tuscher.  Beitr.  /.  Kunstgescii. 
Neue    Folge,   11 1.      iSSfi. 


VON    HEINRICH    lloHN.  153 


,i;eiii)mmcii,  die  <")desten  Fornialisien  und  Manieri.sten  waren!  Man  l")eKnüi;te  .sich 
damals  nun  niclit  damit,  daß  man  diese  oder  jene  Preislersclie  Fi^ur  abzeichnen 
ließ,  viehnehr  ,i,^eliörle  es  niclit  zu  den  Seltenheiten,  daß  man  den  Schüler  veranlaßte, 
das  ,i;anze  lan,i;\veili,i;'e  Werk  von  AbisZ  zu  kopieren.  Mit  vollem  Rechte  kla,i;te  schon 
1770  der  Idyllendichter  und  F^adierer  Salomon  Gessner  in  Fuesslins  „Geschichte 
der  besten  Künstler  in  der  Schweitz"  (Vorrede  zum  III.  Band):  „Ich  habe  jun,i;e 
Künstler  gesehen,  die  es  mit  Thränen  bedauerten,  daß  sie  durch  schlechte  Anleitung 
zurückgesunken,  unter  nachtlieiligen  Umständen  nicht  aufgemuntert,  ihre  beste 
Zeit  mit  Mühe  und  Arbeit  verloren  hatten"  ....  und  fährt  dann  weiter  fort :.,...  Man 
martert  in  Deutschland  die  Anfänger  fast  allgemein  nach  Preisler,  und  doch  sind 
seine  Umrisse  sehr  oft  falsch,  und  seine  Köpfe  besonders  von  einem  gemeinen  Cha- 
rakter". —  Die  Folge  dieses  mechanischen  Arbeitens  nach  Vorlagen  war,  daß  der 
Schüler  fortwährend  Gefahr  lief,  dem  Manierismus  zu  verfallen  und  daß  er,  sobald 
er  sich  der  frischen,  formen-  und  farbenreichen  Natur  selbst  gegenübersah,  zu  einem 
völlig  Hilflosen  wurde,  denn  er  hatte  zwar  bis  zu  einem  gewissen  Grade  gelernt,  den 
Stift  zu  handhaben  und  damit  einige  bestimmte  billige  Effekte  technischer  Art  hervor- 
zubringen, aber  das  Wichtigste,  die  Erziehung  zum  Sehen,  hatte  er  nicht  genossen. 
Als  eine  besondere  Vergünstigung  galt  es,  wenn  gestattet  wurde,  Schöpfungen  des 
bekannten  Tierschilderers  Johann  Elias  Riedinger  zu  kopieren!  Daß 
man  gerade  einen  Künstler  wie  Riedinger  als  vorbildlich  hinstellte,  ist  für  das  natur- 
fremde Wesen  der  Zeit  wiederum  ungemem  charakteristisch.  Wenn  wir  seine  Kupfer- 
stiche, deren  er  fast  1300  schuf  und  in  denen  er  Jagdszenen  und  allerlei  in-  und  aus- 
ländisches Getier  darstellte,  heute  noch  goutieren.  so  tun  wir  das  nach  einer  ganz 
bestimmten  Richtung  hin:  wir  sehen  in  ihnen  vor  allem  bezeichnende  Produkte  der 
Kultur  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  und  studieren  in  ihnen  das  Jagdwesen 
und  die  Naturauffassung  jener  Epoche.  Auch  werden  wir  sie  immer  gern  als  Wand- 
schmuck etwa  in  den  Korridoren  alter  süddeutscher  Herrensitze  begrüßen,  wo  von 
jeher  das  edle  Waidwerk  gepflegt  wurde  und  wo  sie  mit  Hirschgeweihen  gute  Nach- 
barschaft halten.  Niemals  aber  werden  wir  sie  als  künstlerische  Leistungen  hoch 
einschätzen.  Und  niemals  werden  wir  sie  vollends  einem  Lernenden  in  die  Hand 
geben.  Sieht  doch  jeder  Unbefangene  in  diesen  Stichen  trotz  einer  gewissen  orna- 
mentalen Delikatesse  des  Arrangements,  einem  gewissen  Elan  in  der  Bewegung  der 
JJere  und  einer  gewissen  wilden  Romantik  der  Naturszenerieen  sehr  bald,  wie  unwahr 
empfunden  und  anatomisch  mangelhaft  Riedinger  seine  Hirsche,  Rehe  und  Wild- 
schweine gezeichnet  und  wie  willkürlich  er  seine  Landschaften  zurechtfrisiert  hat. 
Man  glaubt,  sorgfältig  gestellte  BühnenlMlder  vor  sich  zu  haben,  nicht  aber  unmittel- 
bar der  Natur  abgewonnene  Erlebnisse.  Kurz:  Manier  auch  hier  allerorten.  Und 
in  solchen  Blättern  nun  sollte  unser  Klein,  den  wie  einen  jeden  echten  Künstler  der 
Heißhunger  nach  unverfälschter  Natur  durchglühte,  das  finden,  was  er  für  seine 
Entwickelung  so  notwendig  brauchte  und  verlangen  mußte!  Noch  zu  Anfang  der 
sechziger  Jahre  konnte  man,  wie  Kleins  Biograph  Jahn  berichtet,  in  einer  Nürnberger 
r^rivatsammlung  —  es  war  die  des  Handelsassessors  J.  J.  Hertel  —  einige  der  von 
Klein  mit  der  Feder  nach   Riedinger  gezeichneten   Kopieen  sehen'').     Unser  junger 


5)  Wo  sie  lieutc  sicli  bcfiiKUMi  und  db  sie  üherii;uip(   inkii  e.\istieren,  ist  mir  unbekannt. 


154  JOHANN  ADAM  KLEIN  ALS  ZEICHNER  UND  RADIERER. 


Küii>tler  blieb  i^is  ISofi  boi  /\\iii,i;cr.  liine  rroiuio  niau  es  ihm  bedeutet  haben,  dul.i 
von  180^  ab  sein  Jui^endtreund  J.  C  h.  l:  r  h  a  r  d  an  der  uleiehen  Anstalt  Unter- 
richt nahm.  War  doch  dieser  ausi;;ezeichnete  I,andsclialter.  der  spater  in  mehreren 
seiner  iiiniij  iiefühlten  Radierungen  den  hellen  scharfen  (jlanz  des  Soimenlichtes 
so  iiberzeu.i^^end  wiedergab*^),  ganz  wie  Klein  ertiillt  \(>n  leidenschaltliclier  Naturliebe. 

In  dieselbe  Zeit  (180=;)  nun  fällt  Kleins  erster  Radierversuch  (..1  )ie  beiden  Bauern- 
lK)fe  auf  einer  l^iatte",  Jahn  1  und  2).  13er  mühselige  und  fast  ,, dramatische''  Werde- 
prozeß  dieses  Versuches  ist  wiederum  aufkrordentllch  bezeichnend  für  das  frühe 
neunzehnte  Jahrhundert,  für  jene  Hpoche.  in  der  ein  jeder  Künstler  das  Wichtigste 
seiner  Entwlckelung  meist  ganz  aus  sich  selbst  heraus  gewinnen  mußte.  Wir  k(')nnen 
uns  darum  nicht  versagen,  auf  dieses  erste  Radlerabenteuer  Klelns  etwas  einzugehen. 
Zunächst  einmal  hämmerte  er  sich  die  erforderliche  Kupferplatte  aus  dem  Stück 
einer  alten  Dachrinne  selbst  zurecht.  Die  Platte  also  hatte  er,  wie  nun  aber  sollte 
er  sich  bei  seinem  geringen  Taschengeld  das  nötige  Scheidewasser  fürs  Ätzen  be- 
schaffen ?  Der  Fall  war  noch  deshalb  besonders  schwierig,  weil  die  ganze  Radler- 
affäre hinter  dem  Rücken  seines  Vaters  erledigt  werden  mußte,  der  von  einer  tief- 
gehenden Neigung  seines  Jungen  zur  Kunst  nicht  viel  wissen  wollte  und  Ihn  für  einen 
gut  bürgerlichen  Beruf  ausersehen  hatte.  Aber  das  Genie  findet  seinen  Weg.  Der 
kleine  Klein  begab  sich  in  ein  vor  der  Stadt  gelegenes  Laboratorium,  wo  er  das  Scheide- 
wasser billiger  als  Innerhalb  der  Tore  l'ielm  Wiederverkäufer  bekam.  Er  barg  die 
Flasche  mit  ihrem  köstlichen  Inhalt  sorgsam  in  seiner  Westentasche.  Daheim  freilich 
stellte  slch's  heraus,  daß  die  Flüssigkeit  unterwegs  zum  Teil  ausgelaufen  war  und  die 
Tasche  zerfressen  hatte.  Weiteres  Pech  brach  dann  außerdem  noch  über  den  Un- 
erfahrenen herein.  Das  Wachs  nämlich,  das  er  zur  Herstellung  des  Ätzgrundes  brauchte, 
geriet  beim  Schmelzen  über  dem  Feuer  In  Brand  und  sprang  dem  helmlichen  Lieb- 
haber der  Kunst  despektierlicherweise  ins  Gesicht.  Er  ließ  sich  aber  durch  solche 
Intermezzi  nicht  beirren  und  brachte  richtig  ein  paar  Abdrücke  seiner  beiden  auf 
einer  Platte  vereinigten  Bauernhofschilderungen  zustande.  Allerdings  gediehen 
diese  Abdrücke  über  die  bescheidene  Zahl  6  nicht  hinaus,  denn  zu  einer  höheren  Auf- 
lage wollten  seine  Finanzen  nicht  zureichen.  So  sind  denn  .Abzüge  seines  opus  1, 
zumal  da  er  die  Platte  bald  abschliff  und  zu  einer  neuen  Radierung,  die  eine  Pferde- 
weide darstellt  ( J.  6).  benutzte,  heute  sehr  selten  ....  Wir  denken  bei  Klelns  Radler- 
abenteuer unwillkürlich  an  die  ersten  Versuche,  die  Ferdinand  Kobell'), 
der  ausgezeichnete,  1799  verstorbene  Landschaftsradierer,  auf  der  Kupferplatte 
machte:  in  Ermanglung  des  nötigsten  Materials  verwendete  dieser  Nähnadeln  statt 
eines  Grabstichels  und  benutzte  an  Stelle  einer  Presse  einen  handfesten  Knüppel, 
um  die  gewünschten  .Abdrücke  zu  erzielen. 

Kobell  war  übrigens  einer  der  ersten  Lehrmeister  des  jungen  Klein:  wir  haben 
drei  Mühlenlandschaften,  die  nach  diesem  Meister  radiert  sind  (J.  9.  10  u.  1  ^).  Außer- 
dem kopierte  er  (1808)  Arbeiten  von  dem  wackeren  Joh.  (~hr.  Dietzsch  (1710— 
1769;  J.12)  und  von  Carel  du  Jardin  (J.  14  u.  10)  und  studierte  die  Blätter  der  van 

6)  V,i:i.  niimentlich  die  feinen  Blatter  ,.Bey  Aluckendorf"  (Apeil  Nr.  26)  und  ..Der  Schiel-i- 
kärrner  mit  dem  Hunde"'  (nacli  einem  Motiv  aus  der  ,,Brülil"  l^ei  Wien;  Apell  Nr.  86).  Beide  sind 
schon  im   Jahre   iSlS  treschaffen  ! 

7)  Westenrieder,   Rheinisciie  Beiträge  zur  Gelehrsamkeit,  Jahri;.    17SO,   I,  S.  4/1. 


VON    HEINRICH    HUHN.  155 


der  Vekle  und  Heinricli  Roos.  Mansieht  also  die  KiiiLslleriKiluraIisti\scher()l\'<er- 
vanz,  deren  Kunst  aus  dem  Studium  der  Niederländer  hervorwuchs,  und  die  Niederländer 
selbst,  in  Kleins  Entwickelun.i;'  ,!;"e,i;'eniiber  den  nianieristischen  Preisler  und  Riedin,t;er 
,i;liicklicher\veise  bald  die  Oberhand  ,i;e\vinnen.  l:inmal  zwar  zahlt  er,  wie  alle  seine 
künstlerischen  Zeitgenossen,  auch  den  klassizistischen  Nei,i;'unMen  seiner  Fipoche  Tribut. 
indem  er  1809  eine  Landschal't  mit  antiken  '1' r  ü  m  m  e  r  n  und 
einem  Tempel  (in  Tuschmanier)  radiert'^).  Allein  das  blieb  nur  eine  kurze 
unwichli,i:,'e  Episode  auf  seinem  mit  sicherem  Instinkt  und  ,i;rr>(Jter  Energie  verfol.^ten 
VVe.i;"  zur  ersehnten  heiligen  Natur.  Er  hätte  diesen  We.i;'  gewiß  schließlich  auch  allein 
.t^^elunden,  denn  ein  mächti,i,Tr  Drani;^  zum  Tatsächlichen  und  Schlicht- Ge.t^enständ- 
lichen  war  ihm  zweifellos  ein,i;eboren.  daß  er  eben  diesen  Weg'  aber  schon  früh 
fand  und  beschritt,  das  dankte  er  im  Grunde  doch  wohl  dem  tüchtigen  Nürnberger 
Kupferstecher    A  m  b  r  o  s  i  u  s    (j  a  b  1  e  r    (,sieb.   1 704). 

Zu  diesem  Manne  nämlich  hatte  ihn  der  Vater  nach  einer  ebenso  kurzen  wie  er- 
folglosen Probelehrlingszeit  bei  einem  Mechanikus  —  sie  wälirte  volle  drei  Tage!  — 
kurzentschlossen  1806  in  die  Lehre  gegeben.  Gabler  nun  war  zwar  durchaus  kein 
irgendwie  wirklich  schöpferischer  und  bedeutender  Künstler.  Doch  seine  etwas 
hausbackenen  Genreszenen  beweisen  einen  ausgesproclienen  Sinn  für  die  Wirklich- 
keit und  einen  gesunden,  treuherzigen  Humor.  Auch  von  Preislerschem  Formalismus 
findet  sich  bei  ihm  keine  Spur.  Daß  er  die  Niederländer  studiert  hat,  sieht  man 
auf  Schritt  und  Tritt,  in  der  Folge  seiner  Ausrufer")  aber,  die  Gänseverkäufer,  Besen- 
binder und  andere  auf  den  Straßen  hausierende  Leute  in  bestimmten  getreu  abge- 
schilderten Nürnberger  Stadtteilen  vorführt,  und  die  er  1/80  herauszugeben  begann, 
steht  er  ganz  selbständig  da.  in  diesen  scharf  be(.>bachteten.  mit  gutem  Humor  auf- 
gefaßten Gestalten  lebt  schon  viel  von  den  aus  dem  Volk  gegriffenen  realistisch  ge- 
sehenen Figuren  Kleins,  und  man  kann  sie  mit  einigem  Recht  als  deren  Vorläufer 
bezeichnen.  Jedenfalls  steht  soviel  fest,  daß  die  biedere  streng  sachliche  Kunst 
Gablers  dem  walilverwandt  gestimmten  Temperament  Kleins  durchaus  gemäß  sein 
mußte.  Freilich  war  es  viel  weniger  das  Schaffen  Gablers,  als  vielmehr  die  Geartung 
seines  Unterrichts,  wodurch  er  auf  seinen  talentvollen  Schüler  einen  wohltätigen 
richtunggebenden  Einfluß  ausübte.  Besaß  er  doch  ein  nicht  gewöhnliches  Lehr- 
talent, wußte  er  doch  der  Eigenart  des  Heranwachsenden  von  .Anfang  an  gerecht 
zu  werden,  und  wies  er  ihn  doch  unausgesetzt  auf  die  Natur  hin.  Er  ließ  Klein  nach 
dem  lebenden  Modell  und  draußen  in  der  freien  Natur  arbeiten  und  machte  ihn  damit 
vollkommen  frei  von  dem  gefährlichen  und  entwürdigenden  Zwang  des  Vt^iagen- 
kopierens.  So  bedeutete  denn  Gabler  für  unseren  Künstler  geradezu  eine  Erlösung 
und  den  Beginn  eines  neuen,  den  Beginn  seines  Weges.  Wie  mag  der  Vierzehn- 
jährige damals  freudig  aufgeatmet  haben!  Und  seine  Freude  war  umso  gnißer,  als 
auch  Erhard  den  Unterricht  Gablers  mitgenoß  und  (jeorg  Christoph  Wilder  und 
Conrad  Wießner  bei  verwandtem,  auf  getreue,  schlichte  und  innige  Naturdarstellung 
gerichtetem  Streben  ebenfalls  an  seiner  Seite  arbeiteten.    Mit  diesen  drei  Freunden 


S)   Jalin.  Nr.  20.     Als  Sdinukk  iLir  eine  Visiteiikuite  bestiiiiml.     liinniul  (iSin)  wru endete 
.']•   die    Radierunt;"  auch   als   Neujahrswunseh  für  seine   Eltern, 
y)  Nagler,   Künstlerlexiküii   IV,   S.   5-12. 


156  JOHANN  ADAM   KLEIN  ALS  ZEICHNER  UND   RADIERER. 


iiuiclito  er  N-crschit'dcnllicli  l-ul.ilouron  in  die  Unii;elniiiL;  der  Vaterstadt '")  und  Killte 
.sein  Skizzenlnieh  mit  Studien.  ISlo  unternalnnen  die  \ier  jungen  Kiin.Mler  eine 
FuUreise  durch  die  fränkische  Schweiz.  Aul  dieser  fröhlichen  Streife  i^ewann  Klein 
der  Natur  wieder  manche  feine  Landschaftstndie  alv  So  sind  uns  zwei  Stu- 
dien nach  der  Ruine  W  i  I  d  e  n  f  e  I  s' ')  erhalten.  Sie  zei,i;en  ihn  noch 
im  Hanne  einer  weni.u'  erfreulichen  Manier.  l:s  fehlt  das  feste  naive  Zu,i;reifeit.  Viel 
besser  sind  seine  R  a  d  i  e  r  u  n  i;  e  n  aus  diesen  Jahren.  Wie  reiz\-oll  mutet  das 
schlichte  kleine  Blatt  mit  der  1 1  o  1  z  b  r  ü  c  k  e  zu  S  c  h  w  a  r  z  e  n  h  r  li  c  k  bei 
N  ü  r  n  b  e  r  i;'  (J.  2\)  an!  Lind  wie  zart  und  inni,^  sind  die  Schildern  n  i:  e  n 
der  Ruinen  Hohenstein  ( J.  24)  und  Streitber.u'  (J.^i)  (Abb.  l)!  In  diesen 
zuletzt  s'enannten  Schripfun^en  klingt  noch  deutlich  der  Hinfluf]  des  geistreichen 
feinempfindenden  Ferd.  Kobell  nach.  Im  gleichen  wie  im  nächstfolgenden  Jahre 
kam  er  auch  nach  Bamberg.  Von  dort  stammt  z.  B.  eine  flotte  Bleiskizze,  die  er 
am  Ufer  der  Pegnitz  aufs  Papier  warf.  Zwei  1811  datierte  Bleistiftzeichnungen 
schuf  er  in  H  e  r  r  e  n  h  ü  1 1  e  bei  N  ü  r  n  1^  e  r  g.  Die  noch  etwas  befangen 
gezeichneten  Studien  sind  voll  echten  warmen  Naturgefühls  und  atmen  das  ganze 
Glücksgefühl  eines  jungen  Künstlers,  der  sein  Können  mehr  und  mehr  wachsen  sieht 
und  darum  von  Tag  zu  Tag  freudiger  an  die  Eroberung  der  Natur  geht.  Wie  sehr 
er  in  seiner  künstlerischen  Tätigkeit  aufging,  das  lehrt  die  in  Tuschmanier  geätzte 
Neujahrskarte  von  1811  ( J.  '^6).  Da  sehen  wir  neben  einer  weiblichen 
Büste  eine  stattliche  Zeichenmappe,  die  zusammen  mit  Winkelmaß,  Lineal,  Zeichen- 
papier, Reißfeder  und  Stift  ein  friedliches  Stilleben  bildet.  Man  könnte  dieses  Neu- 
jahrskärtchen  als  vielsagenden  Titelkopf  über  unsere  Betrachtungseiner  ersten  Studien- 
zeit setzen.  Hatte  der  Fleißige  doch,  als  er  l8l  1  bei  Gabler  austrat,  bereits  46  radierte 
und  lithographierte  Blätter  gearbeitet.  Darunter  waren  neben  den  erwähnten  zier- 
lichen Ruinenschilderungen  die  bei  dem  Kunsthändler  J.  F.  F  r  a  u  e  n  h  o  1  z  in 
Nürnberg  verlegten  6  Blatt  Reit-  und  W  a  g  e  n  p  f  e  r  d  e^"-)  (J.  35  u.  ^8 
— 42),  welche  Klein  schon  ganz  und  gar  als  den  ausgezeichneten  Tierdarsteller  zeigen, 
als  der  er  später  allüberall,  wo  man  der  Kunst  Interesse  entgegenbrachte,  bekannt 
und  populär  wurde.  Noch  führt  er  die  Radiernadel  natürlich  nicht  mit  der  Sicherheit 
wie  in  seinen  Meisterjahren  und  noch  glückt  es  ihm  nicht  so  recht,  neben  der  Model- 
lierung auch  die  Farbenwerte  ganz  zu  ihrem  Rechte  gelangen  zu  lassen  und  mit  dieser 
zur  vollen  organisch  wirkenden  Einheit  zu  verschmelzen.  Allein  die  Haltung  der 
Pferde  und  der  Ausdruck  ihrer  Köpfe  zeugt  von  einem  Verstehen  des  Tierlebens, 
das  weit  über  den  Durchschnitt  der  Tierdarstellungen  jener  Zeit  hinausgeht.  So 
etwas  konnte  ein  erst  Neunzehnjähriger  machen,  der  seine  frühesten  Tierstudien 
nach  den  in  vieler  Beziehung  so  oberflächlichen  Tierszenen  eines  Riedinger  betrieben 
hatte!  In  diesen  einfachen  Radierungen  Kleins  kündigt  sich  das  tiefe  Naturempfinden 
des  neunzehnten  Jahrhunderts  vernehmlich  an.  Es  ist  ein  schönes  Verdienst  von 
Frauenholz,  das  Talent  Kleins  sofort  erkannt  zu  haben. 


10)  ..Siminiler  für   Kun.st  und  Altertiumi  in   Nürnberg-",   Erstes   Heft,  S.    12.      IS24. 

M)  Alle  hier  angeführten  Handzeichnungen  befinden  sich  als  Besitz  der  Stadt  Nürnberg 
oder  als  Eigentum  des  Germanischen  Museums  im  Kupferstichkabinett  des  Germanischen  Museums. 

12)  Die  Ätzdrücke  und  die  unvollendeten  Drucke  dieses  Zyklus  sind  sehr  selten.  Er  erschien 
später  mit  anderen   Blättern  zusammen  bei   Fr.   Voigt,  Leipzig. 


VON    HEINRICH    HOHN.  157 


Die.ser  Veiie.uer  besiiLi  iiberlKiupl  ein  iinitasseikles  Kun.slverständnis  und  wußte 
seinem  Verkii;\  den  er  zusammen  mit  seiner  ;im  Obstmurkt  ,e:ele,t(enen  Kunsthiindlun.t,^ 
ullmühlith  immer  mehr  erweiterte,  einen  weitreiclienden  Ruf  zu  verschaffen^-'). 
Ursprünglich  aber  war  der  feinsinni.^e,  am  4.  Novemlier  175<S  als  Sohn  eines  Pfarrers 
in  dem  im  Ansbachischen  ,i;ele,t;enen  Dorfe  Weissenkirchberß'  ^^eborene  Mann  ,i,^ar 
nicht  Kunsthändler,  sondern  im  i.einwandhandel  täti.ic.  Hr  arbeitete  zunächst  als 
Lehrling"  im  Geschäfte  seines  Oheims  Christian  Erdmann  Frauenholz  in  Nürnberi^' 
und  nach  Beendi.nung  seiner  Lehrzeit  in  ähnlichen  Geschäften  zu  Memmingen  und 
Kaufbeuern.  Schließlich  trat  er  als  Kommis  in  die  Nürnber,i::er  Großhandlun.ti:  von 
Plattensteiner  ein.  Diese  Tätigkeit  aber  entsprach  seiner  von  Jugend  auf  vorhandenen 
Neigung  zur  Kunst  durchaus  nicht.  Schon  im  Hause  seines  väterlich  für  ihn  sorgen- 
den Oheims  war  diese  Neigung  genährt  und  geklärt  worden,  denn  dieser  besaß  eine 
Sammlung  von  Gemälden,  Stichen  und  Münzen,  führte  seinen  kunsthungrigen  Netten 
in  das  Verständnis  solcher  Dinge  liebevoll  ein,  ließ  ihn  dieselben  mit  ordnen  und 
katalogisieren  und  zog  ihn  bei  An-  und  Verkäufen  und  bei  seinem  Verkehr  mit  Künstlern 
zu.  So  kam  es  denn  auch,  daß  der  junge  Frauenholz  schon  früh  mit  tüchtigen  Künstlern 
pers(")nlich  in  Beziehung  trat  und  daß  er  mit  Chodowiecki  einen  Briefwechsel  begann 
und  sich  v(;n  diesem  selbst  ausgezeichnete  und  seltene  Abdrücke  verschaffen  konnte. 
Schließlich  wendete  er  sich  ganz  der  Kunst  zu  und  begründete  1 790  eineKunsthandlung. 
Sie  blühte  unter  seiner  energischen  und  umsichtigen  Leitung  und  namentlich  auch 
unter  dem  Beirat  seines  seit  1810  bei  ihm  tätigen  Freundes  und  Gehilfen  Joh.  Andreas 
B()rner  schnell  auf.  Bedeutende  Sammler,  wie  der  Herzog  Albert  von  Sachsen-Teschen 
und  Graf  Fries  wurden  seine  Abnehmer.  Auch  im  Ausland  wurde  sein  Name  bald 
bekannt  und  angesehen.  Er  betrieb  einen  wirklich  großzügigen  Handel  mit  deutschen, 
englischen  und  französischen  Kupferstichen,  mit  Handzeichnungen,  Holzschnitten. 
Radierungen  und  Gemälden  alter  und  neuer  Meister.  Ganze  Privatsammlungen, 
wie  z.  B.  die  bekannte  Pravmscbe,  die  er  dann  in  Wien  versteigerte,  kaufte  er  ari. 
Alljährlich  veranstaltete  er  eine  Auktion  und  gab  fiu'  damalige  Begriffe  sehr  sorg- 
fältig gearbeitete,  gedruckte  Kataloge  dazu  heraus.  Sie  reichen  vom  Jahre  1790 
bis  zum  Jahre  1804.  In  seinem  Hause  stellte  er  eine  Kupferdruckpresse  auf,  für  die 
er  zunächst  einen  vorzüglichen  Pariser  Drucker  namens  Ramboz  gewann.  Sie  lieferte 
so  ausgezeichnete  Drucke,  daß  sie  des  öfteren  von  fremden  Meistern  benutzt  wurde, 
wenn  es  ihnen  auf  besonders  tadelfreie  Abzüge  ankam.  Für  seinen  Verlag  setzte  er 
sich  mit  den  besten  Künstlern  seiner  Zeit  in  Verbindung.  Sein  Verlagskatalog  von 
1809^"*).  zu  dem  1810  und  1821  Ergänzungen  erschienen,  weist  eine  stattliche  Reihe 
von  guten  Namen  auf.  Wir  finden  da  u.  a.  Joh.  Gotthard  von  Müller,  der  das  berühmte 
Porträt  Ludwig  XII.  nach  Duplessis  stach,  den  bekannten  Verfasser  des  Peintre- 
Graveurs  Adam  von  Bartsch,  den  vorzüglichen  Landschafter  Julius  Klengel,  den 
geistreichen  Mimchener  Galeriedirektor  Georg  von  Dillis  und  die  Landschafter  Dies, 
Median  und  namentlich  Johann  Christian  Reinhart,  welche  von  1792  an  die  Hefte 
der  „M  a  1  e  r  i  s  c  h  radierten  Prospekte  aus  I  t  a  1  i  e  n"  bei  ihm 
erscheinen  ließen.    Von  Reinhart  erhielt  er  auch  das  Schiller  gewidmete  Blatt  „Der 


13)  V,i;l.  ,, Sammler  für  Kunst  und  Alterthum  in  Nürnber.iJ:"",  Zweites  Heft,  S-  45  ff-     1S25. 

14)  ..Catalog  über  die  von  Johann  Friedrich  Frauenholz  &  Comp,  herausgegebenen  Kupfer- 
stiche und    Kunstwerke.     NürnJierg.     1809." 


158  JOHANN   ADA.M   KLLIN   ALS  ZLICllNHR   UND   RAÜlüKLK. 

Stunn".  Weiter  bes^ei^iien  uns  der  damals  lio^^di  i^efeierte  C.  G.  Yl.  nie1i'ii."li  mil  seinem 
aus  82  IMaiten  besiehenden  Werk,  J.  Ch.  Dietzseh  mit  ^o  Blatt,  der  heute  noch  mit 
Recht  ii'esehätzte.  \o\\  tiefstem  Natur^eluhl  beseelte  rerdinand  Kobell  mit  seinem 
..Oeuvre  complei"  \on  17')  Radierungen  (1S(H))  und  der  tiiehti,i;e  Sehlaehtemnaler 
Wilhelm  \(in  Kobell  mit  18  vdu  Pli.  II.  Dunker  kolorierten  .graphischen  Arbeiten, 
bjidlich  treffen  wir  den  Maler  Müller,  den  wackeren  .Amitrosius  (jabler  und  Joh.  (dir. 
Erhard  hier  an. 

A\ehrere  \::ro\k  Sammelwerke  wurden  außerdem  von  Frauenholz  unternommen. 
Sc»  eine  1-  o  1  ,u'  e  von  K.  u  p  f  e  r  s  t  i  c  h  b  i  1  d  n  i  s  s  e  n  b  e  r  ü  h  m  t  e  r  ( j  e- 
lehrte  r.  K.  ü  n  s  t  1  e  r  u  n  d  St  a  a  t  s  m  a  n  n  e  r  d  e  r  Z  e  i  t,  in  der  das 
l\irtrat  Schillers,  xon  J.  Cj.  \-on  Müller  nach  Anton  Graff  gearbeitet,  am  bekanntesten 
geworden  ist^^).  Schiller  fand  es  selbst  sehr  gut,  wie  er  in  einem  Briefe  vom  26.  Mai 
1704  an  Frauenholz  schrieb.  Auch  war  er  sehr  erfreut,  daß  der  Verleger  eine  mit 
guten  Kupfern  versehene  .Ausgabe  des  Don  Carlos  plante.  Die  von  1-rauenholz  heraus- 
gegebene F  o  1  g  e  von  Stichen  z  u  d  e  u  t  s  c  h  e  n  Dichte  r  n  gedieh 
über  die  4  Blatt  zu  Wieland.  Voß  und  Goethe  zwar  nicht  hinaus.  Dafür  ging  es  mit 
den  Stichen  (nach  Füger)  zu  Klopstocks  Messias  besser  vorwärts. 
Dasselbe  gilt  von  der  ,.D  a  c  t  h  y  1  i  o  t  li  e  c  a  s  t  o  s  c  h  i  a  n  a",  einem  Werk 
von  49  Stichen  nach  hervorragenden  Gemmen  aus  dem  berühmten  Kabinett  von 
Stosch,  und  auch  von  der  „Natur  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e  der  Vögel  Deuts  c  h- 
1  a  n  d  s'".  die  90  sorgfältig  von  Gabler  und  anderen  gestochene  und  kolorierte  Ab- 
bildungen enthielt.  Die  übrigen  zoologischen  und  botanischen  Publikationen  und  die 
Zeichenbücher  können  hier  nur  eben  gestreift  werden.  Frauenholz  rief  alle  diese 
Unternehmungen  aber  keineswegs  nur  aus  kaufmännischem  Interesse  ins  Leben. 
War  doch,  wie  er  auch  1792  an  den  in  Rom  lebenden  Joh.  Chr.  Reinhart  schrieb, 
vielmehr  seine  Kunstliebhaberei  der  erste  Anstoß  zu  alledem  gewesen ^'^).  Diese 
Liebhaberei  dokumentierte  sich  besonders  deutlich  in  seinen  Privatsamnilungen. 
Er  besaß  gewählte  Abdrücke  von  Schöpfungen  Dürers,  Rembrandts  und  Chodo- 
wieckis  und.  nach  den  Angaben  des  Nürnberger  Taschenbuchs  von  1819.  Gemälde 
von  den  Carracci,  van  Dyck,  Lingelbach,  Bergheni  und  anderen  Meistern.  Wenn 
in  dem  genannten  Taschenbuch  bei  dieser  Gelegenheit  auch  die  erlauchten  Namen 
eines  Rafael  und  Lionardo  auftauchen,  so  darf  das  allerdings  wohl  nicht  allzu  ernst 
genommen  werden.  Gute  Handzeichnungen,  geschnittene  Steine,  Elfenbeinarbeiten 
und  Bronzen  befanden  sich  ebenfalls  in  seinem  Besitz.  Wie  abgeklärt  und  sicher 
sein  kihistlerisches  Urteil  war,  ersieht  man  aus  manchem  feinen  Wort  in  seinen  Briefen 
an  Reinhart^').  Dann  aber  auch  aus  seinem  Eingreifen  in  das  stagnierende  Kunst- 
leben Nürnbergs.  Er  war  es,  der  eine  großgedachte  Reorganisation  der  Akademie 
und  der  Zeichenschule  anregte,  wogegen  sich  deren  Direktoren  ihle  und  Zwinger 
freilich  in  ebenso  kleinlicher  wie  erfolgreicher  Weise  sträubten.  Und  er  begründete 
1792  zusammen  mit  seinem  Freunde,  dem  Arzte  Dr.  Erhard  und  dem  früh  verstorbenen 
Maler  Rößler  den  ,, Verein  für  Künstler  und  Kunstfreunde",  den  ersten  Nürnberger 
Kunstverein,  der  später  mit  dem  1817  ins  Leben  gerufenen  Albrecht  Dürer- Verein 


15)  Vgl.  hierzu   K.   Goedeke,  Geschilftsbriefe  Schillers.   1S75.  S.  <■)(>■ 
ir.)  O.   Baiscli.   Jol).  Chr.    Reinhart  und  seine    Kreise.      ISS2.     S.  S3. 
17)  Sieiie  Baiscli,   Reinhart  und  seine    Kreise. 


VON    HEINRICH    HÖHN.  ■15g 


versLliniolzen  wurde,  seinen  Sitz  im  Museunis,i;elxUide  hatte  und  jun,t;en  Künstlern 
Gele,tj:enheit  ,i;al"),  nach  (jipsab,i!:iissen  zu  zeiclmen.  die  Fruuenholz  aus  l^oni  kommen 
üel.i  und  dem  Verein  schenkte.  Hine  Freude  war  es  ihm.  dem  edlen,  hochherzi.i^en, 
hiltsbereiten  Charakter,  stets,  wenn  er  aufstrebende  Talente  tTirdern  komite.  Hr 
,t;'estattete  jun,i;en  Malern  ,t;ern  das  Studium  seiner  Galerie  und  das  Kopieren  seiner 
Handzeichnun,i;en.     Klein  machte  von  dieser   Hrlaubnis  tleiLii,^;'  Gebrauch. 

Unserem  Klein  nun,  dessen  erster  Verle.^er  Frauenholz  wurde,  wendete  er  offen- 
bar eine  ,i;'anz  besondere  Teilnahme  zu. 

Das  erwies  sich  namentlich,  als  der  Künstler  im  Herbste  bSll  auf  Anre,min,< 
seines  Vaters  hin  sich  entschloß,  auf  län.^^ere  Zeit  in  die  Welt  hinaus  zu  wandern.  Da 
nämlich  ,i;ab  ihm  Frauenholz  fürsor,i;lich  wichtige  Fmpfehlungsbriefe  mit.  Kleins 
Reiseziel  war  Wien.  Er  verließ  seine  Vaterstadt  am  16.  September.  Vor  seiner 
Abreise  hatte  er  freilich  einen  schmerzlichen  Verlust  zu  bekla,^■en  .gehabt:  seine  Mutter 
war  ihm  im  Januar  des  gleichen  Jahres  genommen  worden. 

Er  begab  sich  zunächst  nach  Regensburg  und  fuhr  von  da  auf  der  Donau  der 
Kaiserstadt  zu.  —  In  Wien  faßte  Klein  bald  nach  seiner  Ankunft  festen  Fuß. 

Zunächst  einmal  nahm  sich  der  aus  Nürnberg  stammende  Landschaftsmaler 
J  a  c  o  b  K  i  r  c  h  n  e  r  seiner  freundschaftlich  an.  Klein  hat  ihn  späterhin,  es  war 
im  Jahr  1814,  radiert  (J.  Hl).  Das  Blatt  gehört  zu  seinen  reizvollsten  Schöpfungen. 
K  i  r  c  li  n  e  r  sitzt  a  m  Ufer  der  D  o  n  a  u,  die  Reisetasche  auf  dem  Rücken, 
den  Knotenstock  neben  sich  im  Gras,  und  ist  ganz  und  gar  ins  Zeichnen  vertieft. 
Das  Bildnis  ist  vollkommen  frei  von  jeder  porträtmäßigen  Steifheit  und  Koketterie 
und  wirkt  so  warm  und  unmittelbar,  daß  wir  noch  heute  sofort  in  die  Situation  hinein- 
gezogen werden  und  glauben,  den  Stift  des  skizzierenden  Malers  übers  Papier  gleiten 
und  das  milde  Sonnenlicht  über  dem  friedlichen  Tale  leuchten  zu  sehen.  „Der  Land- 
schaftsmaliler  auf  der  Reise"  steht  unter  der  von  stillem  Behagen  erfüllten  Schöpfung. 
Und  echte  rechte  Wanderstimmung  geht  auch  von  ihr  aus,  jene  Wanderstimmung, 
wie  sie  in  der  Kunst  des  neunzehnten  Jahrhunderts  oft  noch  zum  Ausdruck  gelangen 
sollte,  und  wie  siez.  B.  in  Eichendorffs  „Taugenichts"  und  Liedern,  bei  Robert  Reinick, 
in  Schwinds  ,, Wanderer",  der  sinnend  in  eine  sonnige  Landschaft  hinausblickt,  und 
in  Richters  Holzschnitten  vertieft  wiederkehrt.  —  Der  Landsmann  empfahl  Klein 
an  den  Maler  und  Kupferstecher  Joseph  Georg  Mansfeld  (f  1818  als 
Kabinettskupferstecher  in  Wien).  Dieser  erteilte  Klein  manchen  wertvollen  Auf- 
schluß fürs  Ätzen  und  Radieren.  Er  stach  u.  a.  zwei  Reiter,  die  eine  Brücke  passieren, 
nach  einer  Zeichnung  unseres  Künstlers,  wichtiger  aber  ist,  daß  er  1815  ein  Bildnis 
Kleins  malte  und  radierte  ( J.  Bildnisse  Kleins  Nr.  2).  (Abb.  2).  Wir  erblicken  da  den 
2]  jährigen  vor  uns.  wie  er  gerade  ein  Pferd  in  sein  Skizzenbuch  zeichnet.  Der  hübsche 
Lockenkopf  zeigt  klare  ruhige  Züge,  die  nichts  von  irgendwelchem  schweren  inneren 
Ringen  verraten,  wie  es  gerade  in  diesen  Jahren  tiefer  angelegte  Naturen  zu  erschüttern 
pflegt.  Man  vergegenwärtige  sich  vor  diesem  Bildnis  nur  einmal  das  von  W.  von 
Seidlitz  entdeckte  jugendliche  S  e  1  b  s  t  p  o  r  t  r  ä  t  D  ü  r  e  r  s  in  E  r  1  a  n  g  e  n  ^  **). 
auf  dem  wir  den  großen  Nürnberger  in  leidenschaftliche  Grübelei  versunken,  die  Stirne 
kraus  und  die  Augen  glühend,  vor  sich  hinstarren  sehen.     „Wozu  bin  ich,  wohin 


18)   LippiiKinii,   iJürers   HandztMcIiminti^en   Nr.  420. 


160 


JOHANN   ADAM    Kl.tilN    ALS  ZlilCIlNUK   UND    KADlIiKLR. 


wird  mich,  soll  niicli  mein  VVe.ii'  führen  ?",  so  fra.sit  dieses  l'auslisclie  Antlitz,  hinter  dem 
eine  i^anze  Welt  \on  werdenden  üestaltun.i^en  und  Ideen  verborgen  lie.nt-  Kleins 
Gesicht  aul  dem  .iienannlen  Porlrät  da,t::e,ii'en  saut  uns.  dal,',  sein  .iilücklicher  Besitzer 
bereits  uenau  wuLUe.  welchen  Wei;'  er  einzuschlagen  liatte.  Sein  Wesen  war  ja  auch 
weit  einfacher  organisiert  und  uncleicli  eni;er  bei;renzt.  als  das  des  ,t;enialen.  innerlich 


Abb.  2.     Bildnis  Kleins  von  J.  G.  Mansfeld.     Radierunl,^     (J.  2.)     l8l5- 


viel  reiferen   Diu'er,   und  künstlerische  Zweifel  wird  es  für  den  schlichten  Realisten 
Klein  wohl  kaum  noch  gegeben  haben. 

Wie  sehr  er  sich  über  seine  künstlerischen  Ziele  schon  itn  klaren  war.  das  beweisen 
alle  seine  Studien  und  Radierungen  dieses  ersten  Wiener  Aufenthaltes.  Er  tritt  so 
bestimmt  auf  und  schreitet  so  sicher  einher,  als  könne  es  gar  keine  andere  Richtung 
als  die  von  ihm  eingeschlagene  geben.    Mit  einem  Wirklichkeitsfanatismus,  der  etwas 


VON    HEINRICH    HÖHN. 


161 


Menzelsches  hat,  packt  er  die  ihn  umgebende  neue  Welt  an  und  macht  sie  zeichnend 
und  radierend  sich  zu  eigen.  Worum  es  ihm  dabei  zu  tun  ist,  das  ist  nun  nicht  etwa 
das  Typische  in  diesen  Lebenserscheinungen  und  nicht  die  ihnen  etwa  innewohnende 
i^eidenschafthchkeit  und  Größe,  sondern  es  sind  rein  die  ihnen  in  jede  ni  e  i  n- 
z  e  1  n  e  n  Falle  eigenen  Formen  und  Regungen.  Hr  will  nicht  das  Pferd  und  den 
Soldaten  oder  Bauern  schlechthin,  sondern  ein  bestimmtes  F^ferd,  einen  bestimmten 
Soldaten  und  einen  bestimmten  Bauern.  Die  Natur  ist  unendlich  in  den  verschieden- 
artigsten Abwandlungen  der  Gestalt  ihrer  Lebewesen,  und  darimi  ist  jedes  einzelne 
dieser  Lebew^esen  der  eindringlichsten  Beobachtung  und  Darstellung  wert!,  ruft  Klein 
uns  zu.  So  sind  denn  alle  seine  Sch()pfungen  im  (;runde  festumrissene  Porträts. 
L'nd  so  wird  er  nicht  müde,  immer  und  immer  wieder  die  österreichischen  Soldaten, 


--'Vo 


Abb. 


Österreichisches  Militär.     Aquarellstudie. 


die  uitgarischen.  polnischen  und  russischen  Fuhrleute  und  ihre  Pferde  und  Wagen 
abzuschildern  (.4bb.  3  und  4).  Hs  ist.  als  bume  er  sich  an  der  wechselreichen  Fülle  des 
einheimischen  und  fremden  Lebens,  das  die  Straßen  und  Plätze  Wiens  durchflutete, 
gar  nicht  ersättigen  Von  seinen  damaligen  Arbeiten  sind  namentlich  .,D  i  e 
Folge  der  charakteristischen  Fuhrwerke  in  10  Blättern"  (J.  101— 10} 
u.  lOS  — 111 ).  die  im  Verlag  von  Frauenholz  erschien,  die  z  w  ö  1  f  Blatt  Wiener 
Studien  (,).  12^  — n4),  welche  ebenfalls  bei  Frauenholz  verlegt  wurden,  und 
die  sechs  Blätter  ö  s  t  e  r  r  e  i  c  h  i  s  c  h  e  n  M  i  1  i  t  ä  r  s,  welche  Ludwig 
Maisch  in  Wien  herausgab  (J.  14^  — 14<S).  Iiervorzuheben.  .Allerliebst  ist  die  humor- 
volle i\  e  u  j  a  h  r  s  k  a  r  t  e  f  li  r  d  a  s  ,)  a  h  r  ISIS  (J.  ISS):  Ein  altes  Weib, 
das  sich  in  seinen  Pelzschlafrock  eingewickelt  hat  und  einen  hohen  Schirmlub  auf  dem 
Kopfe  trägt,  sitzt  an  der  Straße  auf  einem  Stuhl  und  hält  die  rechts  von  ihm  an  einer 

Mitteilungen  aus  Jem  Germunisclicn   N'.-itionalmuseum   1911.  11 


162  JOHANN   ADAM   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERER. 

Sclimir  aufc:ereiliten  Kalender  und  Neujahrslieder  feil.  Freundlich  ruht  das  Lichi 
der  WintersiMine  auf  diesem  wunderhclien  llandelsidyll.  das  er  auf  ii^end  einer  seiner 
Streif/.ü,ue  durch  Wien  am  We^e  auf.i^elesen  haben  mochte,  lüne  andere  Genreszene 
des  Wiener  Straßenlebens  schilderte  er  in  einer  U  in  r  i  Li  r  a  d  i  e  r  u  n  ,i;'  ni  i  t  de  in 
B  u  r  ,ii'  t  o  r  (J.  06).  Da  kommt  eine  hübsche  Dirne  mit  reichlicli  entblößtem  Busen 
zierhchen  Sclirilies  einher,  ihr  folgt  in  brennendem  l:iler  ein  geckenhaft  gekleideter 
Kavalier  und  verschlingt  sie  fast,  das  Glas  vor  die  Augen  haltend,  mit  seinen  Blicken. 
Dabei  st(')ßt  er  einer  braven  massiv  gebauten  Obstfrau  einen  Korb  mit  Pflaumen 
vom  Tisch.  Sie  springt  schreiend  liinzu.  Diese  willkommene  Gelegenheit  benutzt 
ein  barfüßiger  Straßenjunge,  um  hinter  dem  Rücken  der  kreischenden  Frau  von  dem 
auf  dem  Auslagetisch  ausgebreiteten  Früchten  freudig  dies  und  jenes  gute  Stück 
an  sich  zu  bringen.  Dem  erbaulichen  Terzett  der  Leidenschaften  aber  wohnt  ein 
reclits  auf  einer  Barriere  sitzender  Fiakerkutscher  mit  olympisclier  Rulie  aufmerksam 
bei.  Die  1812  entstandene  Schilderung  besitzt  keine  besonderen  künstlerisclien 
Qualitäten.  Auch  sind  die  Figuren  ein  wenig  steif,  und  der  Humor  des  Ganzen  mutet 
uns  einigermaßen  biedermeierisch-hausbacken  an.  Allein  das  Blatt  verdient  docli 
ein  gewisses  Interesse,  denn  es  ist  ein  Vorläufer  der  Genremalerei,  wie  sie  späterhin 
durch  die  Waldmüller,  Bürkel,  Enhuber,  Defregger,  Vautier,  Knaus  und  zahllose 
Andere  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  so  reiche  Vertretung  fand. 

Klein  hat  diesen  Ton  in  seinen  Radierungen  nie  wieder  und  in  seinen  Fitho- 
graphien  nur  einmal  noch,  1842,  angeschlagen:  er  schildert  da  in  einem  etwas  steif 
geratenen  Blatt,  wie  zwei  Ackerpferde  beim  Nahen  der  Eisenbahn  mit  dem  Pfluge 
durchgehen  (J.  }22).  Abgesehen  von  dieser  Ausnahme  beschränkte  er  sich  fortan 
auf  eine  schlichte  Wiedergabe  des  Gesehenen  ohne  irgendwelche  novellistischen 
Züge  beizumischen.  Unsere  heutige  Generation,  die  die  Wirklichkeit  am  liebsten 
ohne  jede  Verquickung  mit  literarisch  gearteten  Elementen  von  der  Malerei  und 
Graphik  dargestellt  sieht,  kann  Klein  darum  auch  keineswegs  gram  sein.  Hinzu 
kommt  noch,  daß  er  überhaupt  kein  Erzähler  war.  Dazu  fehlte  ihm  doch  die  Phan- 
tasie und  weiter  die  Fähigkeit,  lebhafte  körperliche  und  seelische  Bewegungen  über- 
zeugend wiederzugeben.  Er  mochte  das  selbst  auch  fühlen.  Jedenfalls  fällt  es  auf, 
daß  er  seine  Menschen  und  Tiere  niemals  in  schneller  Aktion  und  fast  immer  im  Zu- 
stande der  Ruhe  darstellt.  Alles  Impressionistische  lag  ihm  vollkommen  fern.  Der- 
gleichen hätte  sich  auch  mit  seinem  Bestreben,  jede  Einzelheit  mr)glichst  scharf  und 
getreu  festzuhalten  und  jede  Form  m(')glichst  klar  herauszubilden,  gar  nicht  vereinigen 
lassen,  denn  wenn  ein  Maler  eine  starkbewegte  Naturerscheinung  erschöpfend  wieder- 
spiegeln will,  wird  er  stets  zu  einer  breiten,  nur  andeutenden  Vortragsweise  greifen 
müssen.  — 

Durch  seine  von  hohem  künstlerischem  Ernst  erfüllten  Schöpfungen  nun  wurde 
Klein  in  Wien  schnell  allgemeiner  bekannt.  Auch  wird  er  in  der  Akademie,  die  er 
fleißig  besuchte,  mit  diesem  oder  jenem  Berufsgenossen  in  nähere  Beziehung  gekommen 
sein.  Bald  stand  er  in  Verkehr  mit  einer  Reihe  der  angesehensten  Künstler  der  Stadt. 
Darunter  waren  der  später  beim  Kaiser  in  hoher  Gunst  stehende  Historienmaler 
Anton  Retter,  der  vielbeschäftigte  Historienmaler  Peter  Krafft,  der  liebevolle  Schil- 
derer der  steiermärkischen  Landschaft  und  ihrer  Bewohner  Jakob  Gauermann,  der 
erfolgreiche  Landschafts-  und  Tiermaler  Martin  Molitor,  von  dem  Bilder  und  Hand- 


VON    HEINRICH    HÖHN.  163 


Zeichnungen  in  fast  jedem  Wiener  Kabinett  zu  finden  waren,  und  vor  allem  der  be- 
rühmte Radierer  und  Gelehrte  Adam  von  Bartsch,  der  Verfasser  des  allbekannten  und 
noch  heute  unentbehrlichen  ,,Peintre  Graveurs".  Alle  diese  Maler  und  Radierer 
standen  damals  in  der  Vollkraft  ihres  Schaffens,  und  wie  leicht  hätte  es  gesehen  binnen, 
daß  der  jiuigere  und  darum  leichter  empfängliche  Klein  dem  künstlerischen  Einfluß 
des  einen  oder  anderen  von  ihnen  sich  gefangen  gab.  Allein  dem  w^ar  nicht  so.  Mit 
einer  prachtvollen  frohen  Sicherheit  und  kraftvollen  Selbständigkeit  schritt  er  durch 
das  vielfarbige  Kunstleben  Wiens  hindurch  und  blieb  der,  der  er  war,  nein,  wurde 
immer  mehr  der,  der  er  sein  mußte.  Den  bedeutendsten  Maler  aber,  den  die  Kaiser- 
stadt damals  besaß,  nämlich  Ferdinand  Waldmüller,  lernte  er  nicht  kennen.  Dieser 
mit  Klein  fast  gleichalterige  Künstler,  der  uns  so  meisterlich  geformte  Porträts,  so 
zarte,  von  Licht  erfüllte  Landschaften  und  so  frische  Bauernschilderungen  geschenkt 
hat.  weilte  damals  nicht  in  Wien.  Er  war  von  ganz  derselben  heißen  Liebe  zur  Natur 
und  von  dem  gleichen  unaushbchlichen  künstlerischen  Wahrheitsdrang  beseelt  wie 
unser  Maler  und  hatte  mit  ihm  noch  den  äußeren  Zug  gemeinsam,  daß  er  sehr  viel 
Wert  auf  eine  exakte  scharfe  Zeichnung  und  eine  feste  Durchbildung  der  plastischen 
f^orm  legte.  Diese  beiden  ausgeprägten  Realisten  würden  sich  sicher  gut  verstanden 
haben.  — 

Klein  gab  sich  dem  Schaffen  in  jener  Zeit  mit  solchem  Feuereifer  hin,  daß  seine 
Gesundheit  zu  leiden  begann:  es  stellte  sich  heraus,  daß  seine  Lunge  erkrankt  war. 
Zur  Erholung  von  den  Arbeitsstrapazen  unternahm  er  im  Herbst  1812  mit  Mansfeld 
und  mehreren  anderen  listerreichischen  Freunden  eine  Fußreise  von  4  Wochen  durch 
Steiermark  bis  zum  Hallstädter  See.  Der  Rückweg  wurde  über  Linz  genommen. 
Der  Unermüdliche  war  aber  auch  während  dieses  Ausfluges  fortgesetzt  tätig.  —  Nach 
seiner  Rückkehr  fand  Klein  den  Kunsthändler  Frauenholz  in  Wien  vor.  Dieser  kaufte 
ihm  sogleich  die  bis  dahin  radierten  Platten  ab  und  erwarb  auch  für  Kleins  nächste 
Schöpfungen  im  voraus  das  Verlagsrecht.  Niemand  war  glücklicher  als  der  Künstler, 
denn  nun  bedurfte  er  nicht  mehr  der  Unterstützung  seines  Vaters  und  konnte  seinen 
Lebensunterhalt  .selbst  bestreiten.  Inmitten  seiner  menschlich  reichen,  schaffens- 
frohen und  nun  auf  sicherer  materieller  Grundlage  ruhenden  Existenz  aber  vergaß 
er  seine  fränkische  Heimat  durchaus  nicht.  Zwei  hübsche  für  Frauenholz  gearbeitete 
A  q  u  a  t  i  n  t  a  b  1  ä  1 1  e  r  mit  dem  D  u  t  z  e  n  d  t  e  i  c  h  (J.  90)  und  dem  H  u  m- 
me  Ist  einer    Schloß    (J.  91),  die  dem  Jahre  1812  angehören,  belegen  das. 

Die  beiden  nächstfolgenden  Jahre  brachten  neues  Leben  in  das  sowieso  schon 
lebendige,  bewegliche  Wien.  Sie  standen  unter  dem  Zeichen  Napoleons,  und  Truppen- 
durchmärsche, Einquartierungen  und  Feldlager  in  und  bei  der  (')sterreichischen  Haupt- 
stadt waren  an  der  Tagesordnung.  So  gab  es  denn  für  Klein  künstlerisches  Studien- 
material in  Fülle.  Er  nutzte  alle  sich  bietenden  Gelegenheiten  gründlich  aus  und 
hielt  sich  oft  ganze  Tage  lang  unter  den  Soldaten  auf.  Daheim,  in  seiner  in  der  Joseph- 
stadt gelegenen  Wohnung  schuf  er  dann  seine  klar  gezeichneten  Studien  zu  Radierungen 
um.  Einmal  tut  es  ihm  das  wilde  Volk  der  K  o  s  a  c  k  e  n  an,  und  er  schildert  sie  beim 
Lagerfeuer  (J.  n6)  und  auf  Vorposten  (J.  HS).  Ein  andermal  hält  er  franz()sische 
Kriegsgefangene  fest  (J.  MS).  Und  wieder  ein  anderes  Mal  gibt  er  diese  und  jene 
Szene  aus  dem  Leben  des  (österreichischen  Militärs  wieder  und  zeigt  die  Soldaten 
bei  dem  mit  großem  Ernst  betriebenen  Kartenspiel  (J.  14^).  bei  gemächlicher  Unter- 

11* 


164 


JOHANN   ADAM   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIEKER. 


haltims;-  (J.  148),  beim  Füllern  der  r'lei\le  (,I.  111).  bei  iiaiidwerklicher  Arbeit  (,l.  ll"^) 
und  anderen  friedlielien  Hesehälli^un.i^en.  Immer  .sind  es  Idyllen,  die  er  dem 
Sdldalendasein  naehbildet.  Bezeichnenderweise  .i;ehl  er  nie  daran,  irgend  welche 
Kämpfe  darzustellen.  Niemals  kommen  auch  Tode  oder  Verwundete  auf  seinen 
Blättern  vor.  Sie  sind  ,ii'ewiß  auüerordentlieh  interessante  und  in  ihrer  Art  zuverlässi,i;e 
Zeitdokuniente,  allein  man  würde  natürlich  volli.i;'  fehl  ,uehen,  wenn  man  annehmen 
wollte,  das  Krie^isleben  der  napoleonischen  Zeit  habe  sich  meist  .so  .sonntä,i;lich-,i;eruh- 
sam  und  friedlich  abi;espielt.  wie  es  auf  Kleins  Skizzen  und  Radieruni^en  erscheinen 
num.    Der  Sinn  für  die  wilde  Dramatik  und  eherne  Gr(')ße  furchtbarer  krie,i!"eri.scher 


Abb.  4.     Pferdestudie.     Federskizze. 

Ereignisse,  wie  sie  die  napoleonische  Epoche  doch  wahrlich  genügend  bot,  ging  unserem 
Künstler  beinahe  gänzlich  ab.  Erst  später  wagte  er  sich  auch  einmal  daran,  be- 
wegtere Kriegsbilder  wiederzuspiegeln.  Doch  das  blieben  vereinzelte  Fälle.  Und 
v.'ährend  der  große  Beethoven  von  den  über  Europa  hinbrausenden  Kriegsstürmen 
imierlich  mächtig  ergriffen  wird,  das  Genie  Napoleons  bewundert  und  zu  seiner  Ver- 
herrlichung die  gewaltige  Symphonia  heroica  entwirft,  schließt  unseres  Malers  Seele 
sich  vor  jenen  großen  Ereignissen  konsequent  ab  und  geht  ganz  in  dem  Kleinleben 
auf,  das  als  freundliches  Episodenwerk  das  monumentale  Epos  der  Heidentalen 
die.ser  Jahre  begleitet.  Er  begibt  sich,  während  die  großen  Schlachten  von  Dresden 
und   Leipzig  geschlagen  werden  und  Napoleon  endlich  niedergeworfen  wird,  nach 


VON    HEINRICH    HÖHN.  165 


Slreitdorf  bei  Melkibruiin  und  iiacli  Thereiilieix  in  der  Steiermark  und  studiert 
dort  woLlienlan.t;-  mit  ,i;r(il.Uer  Seelenruiie  und  vielem  Behu.^en  Vieh  und  IMerde  im  Stall, 
bei  der  Arbeit  und  aut  der  Weide  und  die  .stanze  homerische  Idyllik  ländlicher  Lebens- 
weise. Hine  andere  kleinere  Reise  machte  er  mit  den  Freunden  Mansteld  und  Feil 
im  Sommer  1814  nach  dem  Beri^schloü  Beilstein  in  Un.^arn.  Nach  seiner  {■Rückkunft 
erlebte  er  dann  die  an  äußerem  Glänze  reichen  Tage  des  Wiener  Kongresses  mit,  zu  dem 
sich  eine  stolze   Reihe  von  Fürstlichkeiten  eingefunden  hatten. 

Inzwischen  war  Frauenholz  mehrmals  in  Wien  erschienen.  Klein  entschlofJ 
sich  nun,  mit  diesem  im  Februar  1815  nach  seiner  Vaterstadt  zurückzukehren.  — 
Gleich  wenige  Tage  nach  seinem  Eintreffen  in  Nürnberg  wurde  ihm,  jedenfalls  auf 
die  Anregung  von  Frauenholz  hin,  eine  große  Freude  bereitet:  der  „Verein  der  Künstler 
und  Kunstfreunde"  ernannte  ihn  zum  Hhrenmitglied. 

Freilich  hielt  es  ihn  nicht  lange  auf  dem  heimischen  Boden,  und  gern  ergriff  er 
die  Gelegenheit,  die  ihm  von  seinem  in  Wien  gewonnenen  Gönner  Graf  Schönborn- 
Wiesentheid,  dem  Besitzer  der  Galerie  in  Pommersfelden  bei  Bamberg,  geboten 
wurde,  um  eine  Reise  an  den  Main  und  Rhein  zumachen,  im  Sommer 
181 S  brach  er  dahin  auf.  Auf  seiner  Reise  war  er  wieder  ununterbrochen  künstlerisch 
tätig  und  füllte  seine  Mappe  mit  einer  bedeutenden  Zahl  von  Studienblättern.  Von 
dem  Wirt  in  FI  e  i  d  i  n  g  s  f  e  I  d  bei  W  ü  r  z  b  u  r  g  an,  der  schmunzelnd  zum 
Trinken  einläd  und  empfehlend  ausruft:  .,Ä  Bierle  wie  Gold!"  über  die  lieblichen 
L  a  n  d  s  c  h  a  f  t  s  b  i  1  d  e  r  des  R  h  e  i  n  u  f  e  r  s  bis  zu  den  kräftigen  Gestalten 
der  auf  dem  Anmarsch  gegen  Frankreich  befindlichen  Soldaten  hin  erfaßten 
seine  wachen  Augen  alles,  was  ihm  auf  seinen  Wegen  begegnete.  So  können  wir 
auf  seinen  Studien  noch  heute,  gerade  als  ob  es  anschaulich  geschriebene  Tagebuch- 
aufzeichnungen  wären,  klar  ablesen,  was  ihn  auf  seiner  Reise  besonders  stark  fesselte. 
Schließlich  brachte  ihn  seine  unverwüstliche,  immer  rege  Zeichenlust  in  eine  ziemlich 
fatale  Lage.  Da  er  sich  mit  Bleistift  und  Skizzenbuch  fortwährend  unter  den  Soldaten 
herumtrieb,  erweckte  er  mehrmals  den  Verdacht,  daß  er  Spion  sei,  und  es  kostete 
ihm  jedesmal  einige  Mühe,  sich  als  harmlosen  Maler  auszuweisen.  Lines  Tages  nun, 
als  er  in  Frankfurt  am  Main  weilte,  sah  er  an  der  Sachsenhäuser  Brücke  einen  Militär- 
wagen stehen,  der  ihn  unwiderstehlich  zum  Zeichnen  reizte.  Er  machte  sich  denn 
auch  mit  der  gewohnten  Leidenschaft  an  die  Arbeit.  Phitzlich  aber,  als  er  so  eine 
Weile  friedlich  gezeiclmet  hatte,  sah  er  sich  von  Soldaten  umstellt,  die  ihm  rundweg 
erklärten  er  sei  verhaftet.  Vergeblich  versuchte  Klein  darzulegen,  daß  es  ihm  durchaus 
nicht  darauf  angekommen  sei,  irgendwelche  militärischen  Geheimnisse  zu  ergründen 
und  an  den  Feind  auszuliefern.  Die  Tatsache,  daß  der  ominrise  Wagen  die  Aufschrift: 
„Königl.  preuß.  Kriegskasse  des  6.  Armeecorps"  trug,  war  zu  erdrückend,  als  daß 
man  noch  an  der  Gefährlichkeit  dieses  heimtückischen  Zeichners  hätte  zweifeln  können. 
Ja,  dieSoldatengerieten,  offenbar  infolge  seiner  fortgesetzten  Versuche,  seine  Harmlosig- 
keit zu  erweisen,  dermaßen  in  Grimm,  daß  sie  sich  schon  anschickten,  die  wohlgefüllte 
Studienmappe  des  Künstlers  kurzerhand  in  den  Main  zu  werfen.  Glücklicherv^-eise 
kam  es  nicht  so  weit.  Wohl  aber  wurde  Klein  nach  der  Stadt  verbracht  und  hier 
sorglich  in  das  Gefängnis  eingeliefert.  Zufällig  war  indes  sein  G()nner,  der  Graf  Schr»n- 
born,  in  Frankfurt  anwesend.  Dieser  verhinderte,  als  er  von  der  Notlage  seines  Schütz- 
lings erfuhr,  daß  der  Stadtkommandant  eine  exemplarische  Bestrafung  des  gefährlichen 


166  JOHANN   ADAM   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERER. 

Spiones  aus  Nürnberii'  vornahm.  Klein  wurde  frei.tjelas.sen,  niiißie  sich  jedocli  ver- 
pflichten, seine  Studien  unter  dem  A\ilitär  fortan  aufzu,i;eben  und  liatte  die  Kosten 
des  \'erfahrens  2  iiulden  i:  Krcu/er  —  zu  tra.i^en.  lir  heU  sich  nun  durcli  dieses 
etwas  rauhe  Intermezzo  keineswegs  die  Laune  \erderbeu.  sondern  setzte  auf  seiner 
weiteren  Reise  seine  künstlerische  Tätigkeit  ebenso  friscli  und  Inihlich  fort.  Davon 
überzeugen  uns  namentlich  seine  auf  uns  gekommenen  sorgfältigen  Lau  d  s  c  h  a  f  t- 
s  t  u  d  i  e  n  v  o  m  R  li  e  i  n.  Hs  sind  diese  mit  Blei  und  Feder  sorgsam  gearbeiteten 
Blätter  zwar  niciit  eben  keck  und  breit  liinskizziert.  sondern  eher  etwas  reiclilicli 
brav  und  gewissenhaft  gemacht,  allein  sie  haben,  vor  allem  was  das  feine  Verständnis 
für  die  plastische  Form  der  Bergzüge  und  für  zarte  Überschneidungen  und  starke 
\'erkürzungen  der  Linien  anlangt,  doch  ihre  Vorzüge  und  erheben  sich  darum  über 
den   Rang  IMoßer.  nücliterner,  spießbürgerlich  getreuer  Veduten. 

Im  August  kehrte  er  dann  nach  Nürnberg  zurück.  Hier  IMieb  er  bis  in  den  näclisten 
Sommer  hinein.  Auch  diese  Zeit  war  wieder  reiclilicli  mit  Arbeit  angefüllt :  er  zeichnete 
und  aquarellierte  nach  der  Natur,  radierte  und  begann  sich  mit  großem  Interesse 
der  Ölmalerei  zuzuwenden.  Er  fand  um  so  mehr  Studienmaterial,  als  damals  die  russi- 
schen Truppen  aus  dem  franziisischen  Feldzuge,  den  sie  mit  den  verbündeten  Deutschen, 
Österreichern  und  Engländern  so  erfolgreich  gegen  Napoleon  unternommen  hatten, 
zurückkamen  und  dabei  über  Nürnberg  marschierten.  Solche  militärischen  Eindrücke 
spiegeln  eine  Reihe  feiner  A  q  u  a  r  e  1  I  s  t  u  d  i  e  n  wieder.  Es  gewährt  einen 
großen  Genuß,  diese  schnell  hingestrichenen  Skizzen  an  sich  vorüberziehen  zu  lassen. 
Man  erfährt  da,  daß  derselbe  Mann,  der  seine  Radierungen  so  gleichmäßig  und  manch- 
mal etwas  pedantisch-gewissenhaft  durchbildete,  angesichts  der  Natur  viel  freier 
verfuhr  und  mit  keckem  Griff  nur  das  ihm  Wesentliche  herausholte  aus  der  Fülle 
der  Erscheinungen,  alles  ihm  Nebensächliche  aber  bloß  in  leichten  Andeutinigen 
hinwarf.  Gerade  dieses  Nebeneinander  von  epigrammatisch  scharf  herausgearbeiteten 
und  nur  eben  skizzenhaft  behandelten  Partieen  fesselt.  Manclimal  dringt  der  Künstler 
zu  einer  überraschenden  Delikatesse  der  koloristischen  Behandlung  vor.  Wir  haben 
da  namentlich  das  Blatt  im  Sinn,  in  dem  er  vier  U  1  a  n  e  n  a  ti  s  R  u  ß  1  a  n  d, 
hinter  denen  in  einiger  Entfernung  zwei  der  mächtigen  Rundtürme  der  Nürnberger 
Stadtmauer  malerisch  aufragen,  festgehalten  hat.  Das  Ganze  ist  auf  ein  kühles 
vornehmes  Blau  gestimmt,  aus  dem  die  schmalen  weißen  Helmbüsche  pickant  lieraus- 
leuchten.  —  Auch  in  den  R  a  d  i  e  r  u  n  g  e  n  seines  ernetiten  Nürnberger  Aufent- 
haltes macht  sich  das  farbige  Moment  nun  mehr  als  früher  geltend.  Es  ist  dafür 
die  prächtige,  von  reichstem  Lebensgehalt  erfüllte  Schilderung  der  „Sechs  U  n  g  a  r- 
pferde  am  Futtertuc  h"  ( J.  166),  für  die  er  eine  I813  in  Wien  gemachte 
Skizze  verwendete,  recht  bezeichnend.  Der  Kutscher  liegt  faul  unter  dem  Plantuche 
des  Frachtwagens,  während  die  ausgespannten  Pferde  sich  an  dem  Inhalt  des  an  der 
Deichsel  aufgehängten  Futterttiches  gütlich  tun.  Die  Farbengegensätze  und  Abstu- 
fungen sind  hier  mit  großer  Sorgfalt  in  die  Sprache  der  Graphik  umgesetzt.  Es  erklärt 
sich  diese  erhöhte  Berücksichtigung  der  Farbe  jedenfalls  daraus,  daß  Klein  damals, 
wie  erwähnt,  sich  eifrig  auf  das  Malen  geworfen  hatte.  Freilich  gönnt  er  nicht  in  allen 
Blättern  dieser  Zeit  der  Farbe  soviel  Beachtung  wie  hier.  Die  unter  der  Bezeichnung 
"D  0  n  '  s  c  h  e  Kosacken"  (J.  I6S)  allbekannte  Radierung  z.  B.  greift  wieder 
auf  die  einfachere,  mehr  auf  Linie  und  plastische  Form  ausgehende  Behandlungs- 


VON   HEINRICH   HÖHN.  157 


weise  zurück.  Das  Gleiche  ,t^ilt  von  der  reizvollen  Darstellun,!;  des  K  o  b  u  r  ^  e  r 
L  as  t  w  a.i;- e  n  s  auf  der  Landstraße  hei  Fürth  (J.  16^.  Wieder- 
gesehen ist  der  Au,!;enhlick,  in  dem  der  mit  dem  charakteristischen  thürin,y;ischen  Leinen- 
kittel bekleidete  und  .gemächlich  seine  Pfeife  schmauchende  Fuhrmann  seine  Pferde 
eben  hat  halten  lassen,  um  ihnen  ein  wenig  Ruhe  zu  gönnen.  Im  Mittelgrund  sieht 
man  Fürth,  in  der  Ferne  das  türmereiche  Nürnberg  mit  seiner  Burg.  Die  kräftige 
herbe  Zeichnung  und  Modellierung,  die  Klein  anwendete,  paßt  vorzüglich  zum  Gegen- 
stand der  Darstellung.  In  solchen  kernigen  Sch(')pfungen  schlägt  der  Meister  Töne 
an,  die  voller,  mächtiger  und  ins  Monumentale  gesteigert  bei  einem  bedeutenden 
Radierer  unserer  Tage,  bei  Fritz  Boehle  wiederkehren,  einem  Künstler,  der  ebenfalls 
das  Leben  der  Fuhrleute  und  ihrer  Tiere  mit  froher  Liebe  darstellt.  —  Weit  zarter 
führt  Klein  die  Radiernadel  in  dem  wundervollen  kleinen  Blatte  mit  de  m 
säugenden  Seh  a  f  (J.  177).  Hier  tritt  auch  sein  tiefes  Verständnis  für  die  Tier- 
welt leuchtend  zutage.  Wie  rührend  drückt  sich  in  der  Körperhaltung  und  dem  Aus- 
druck des  Kopfes  bei  dem  Muttertier  die  gewährende  Liebe  aus  und  wie  charakte- 
ristisch wird  in  der  Stellung  des  durstigen  Lämmchens  das  kindlich-übereifrige  Sich- 
Hinzudrängen  erkennbar!  — 

Bald  nun  regte  sich  in  unserem  Künstler  aufs  neue  die  Reiselust.  f:s  zog  ihn 
gewaltig  wieder  nach  Wien  zurück.  Er  hatte  seinem  bisher  in  Nürnberg  gebliebenen 
Freunde  Erhard  viel  von  der  Donaustadt  erzählt.  Dieser  schloß  sich  Klein  an,  und 
im  Juni  1818  brachen  die  beiden  nach  Wien  auf.  Die  zwei  anderen  Mitglieder  des 
Nürnberger  Künstlerquartetts,  Wilder  und  Wießner,  gaben  ihnen  bis  Regensburg 
das  Geleite.  Von  da  setzten  Klein  und  Erhard  auf  der  Donau  ihre  Reise 
fort.  Manche  gute  Skizze  wurde  auf  dem  Wege  ins  Skizzenbuch  eingetragen.  Die 
Freunde  entwickelten  dabei  einen  frohen  Wetteifer.  Im  Kupferstichkaliinett  des 
Germanischen  Museums  befinden  sich  aus  diesen  Sommertagen  u.  a.  eine  zierlich 
mit  der  Feder  gezeichnete  Studie  eines  Stadttores  von  D  o  n  a  u- 
s  t  a  u  f  f  bei  Regensburg  (vom  17.  Juni),  eine  gleichfalls  mit  der  Feder  zartlinig 
ausgeführte  Ansicht  v  (^  n  Li  n  z,  auf  der  wir  vorn  in  dichtem  Gedränge  die 
von  Menschen  belebten  Schiffe  liegen  sehen  und  zwischen  iliren  Mastbäumen  die 
wechselvolle  Silhouette  der  Stadt  erblicken,  und  mehrere  frische  Bleistift- 
skizzen, die  Klein  auf  dem  Schiffe  machte,  das  sie  den  schönen  immer  breiter 
werdenden  Strom  sanft  hinabtrug.  Unwillkürlich  kommt  einem  bei  dieser  Künstler- 
fahrt die  Stelle  in  Eichendorffs  ,, Taugenichts"  in  Erinnerung,  wo  mit  soviel  Natur- 
freude und  Humor  die  Donaureise  erzählt  wird,  die  der  Held  der  Novelle  in  Gesell- 
schaft ausgelassener  Prager  Studenten  den  Fluß  hinunter  nach  Wien  zu  macht.  ,,Icli 
aber",  heißt  es  da,  „jauchzte  laut  auf,  als  ich  auf  einmal  wieder  die  Donau  so  recht 
vor  mir  sah:  wir  sprangen  geschwind  auf  das  Schiff  hinauf,  der  Schiffer  gab  das 
Zeichen,  und  so  flogen  wir  nun  im  schönsten  Morgenglanze  zwischen  den  Bergen 
und  Wiesen  hinunter.  Da  schlugen  die  Vögel  im  Walde,  und  von  beiden  Seiten  klangen 
die  Morgenglocken  von  fern  aus  den  D()rfern,  hoch  in  der  Luft  h()rte  man  manchmal 

die  Lerchen  dazwischen" Ähnlich  mochten  die  beiden  Freunde  auf  ihrer 

Reise  empfinden.  —  Sie  kamen  wohlbehalten  in  der  (isterreichischen  Hauptstadt 
an  und  bezogen  in  der  Kaiserstraße  im  Choteckschen  Sommerpalais  jeder  ein  Zimmer. 
An  das  Palais  schloß  sich  ein  großer,  parkähnlicher  Garten,  der  ziemlich  verwildert 


168  JOHANN   ADA.W   KLEIN   ALS  ZGICMNER   UND   KADinREK. 


war.  alvr  .iicnulo  darum  die  Kiiii>llcr  »lit  in  scjulmi  L;riiiU'ii  luTcMi^'h  locklc.     NaiiK'ul- 
lich   Hrliard  weihe  uorn  darin  und  /.cicliikic  iiai.ii  den  doli   iippi,!;  diiivlkiiiandcr- 
wuchernden  Ptianzoii  und  KiäiiUTii.     Klein  iiKuiilc  landM-iiallliLiic  Studien  mit  Vor 
liebe  in  dem  iiberurünlen  Stadtgraben  und  dem  mit  selKnien  I.aubbiiumeii  bestan- 
denen Prater.    Auch  radierte  er  damabs  jene  zierliehe   .\  d  r  e  ti  k  a  r  t  e   m  i  1    de  m 
Spitz,     der  ,i;e\vissenhatt    die   ^ewiehtii^e    Studienmappe   des    Kiinstlers   bewaeht, 
auf  der  sein  Name  und  seine  W'olinuni;  an,ue,eeben  sind  (.1.  17')).     l:ine  solche  Karte, 
die  er  jedenlalls  zu.uleich  als  Visitenkarte  benutzte,  \\in\le  tilr  ihn  geradezu  zu  einer 
Notwendigkeil,  damit  seine  nun  immer  sich  mehrenden  Auttraggeber  wuüten,  wo  er 
wohnte.     Namentlich  fanden  seine  Gemälde  viel  Abnehmer.     Hr  war  bald  in  den 
besten   Kreisen  der  (isterreichischen   Hauptstadt   als  Maler  wohl  bekannt   und  an- 
gesehen.   Schliel.Hich  wurde  auch  Staatskanzler  Fürst  Metternich  auf  ihn  aufmerksam 
und  sandte  ihn  im  November  des  Jahres  nach  dem  Gestüt  Koptschan  in  Ungarn, 
damit  er  dort  Studien  für  mehrere  Pferdebilder  machte.     Im  Sommer  des  folgenden 
Jahres  ging  der  Künstler  zusammen  mit   Joseph  und  Heinrich  Mansfeld  abermals 
nach  Ungarn.     Hr  hatte  die  Nachricht  erhalten,  daß  sein  Vater  gestorben  war  und 
wollte  nun  einige  Ablenkung  haben  und  sich  von  diesem  schweren  Verlust  zu  erholen 
suchen.  Die  Maler  hielten  sich  in  Eisenstadt  und  in  f^ürchtenau  am  Neusiedler  See 
auf.     In  Fürchtenau  schuf  Klein  u.  a.  jene  meisterlich  feine  und  echt  malerisch  auf- 
gefaßte Studie  nach  eine  m  u  n  g  a  r  i  s  c  h  e  n   B  a  u  e  r  n  h  o  t  e,   auf  dessen 
tief   b.erabreichendem   Strohdach   und   niederer   Längsmauer   blanker   Sonnenschein 
liegt.    Man  muß  schon  zu  dem  Wiener  Koloristen  August  von  Pettenkofen  (1821  — 
1889),  dem  hervorragenden  Schilderer  ungarischen  Hirtenlebens,  gehen,  um  Blätter 
von  gleichem  Rang  zu  finden.    Die  Skizzen  der  in  Ungarn  verlebten  Tage  verarbeitete 
Klein  dann  zu  neuen  Gemälden,  von  denen   König  Maximilian  von  Baiern  eines, 
das  ungarische   Fuhrleute  und  Slovaken  schilderte,  erwarb.     Der   Künstler  erhielt 
nach  seiner  Rückkehr  im  September  Aufträge  in  Fülle,  sodaß  er  nicht   nur   einen 
arbeitsreichen  Winter  vor  sich  sah,  sondern  daß  er  auf  lange  Zeit  sich  finanziell  voll- 
kommen sichergestellt  fand.    Neben  Ölbildern  begehrte  man  auch  Handzeichnungen 
und  Radierungen  von  ihm.    Was  er  in  dieser  Zeit  an  Zeichnungen  und  Radierungen 
ausführte,  gehört  mit  zum  Besten,  wms  er  jemals  schuf.     Unter  den  Zeichnungen 
begegnet  uns  z.  B.  das  geistvolle  Blatt  mit  der    B  r  ü  c  k  e    aus    de  m     m  a  1  e- 
r  i  s  c  h  e  n    F  e  I  s  e  n  t  a  1    der    Brühl    bei  Mödling,  das  nur  bedauern  läßt,  daß 
Klein  der  Landschaftsmalerei  nicht  mehr  Interesse  zuwendete,  als  er  es  tat  und  weiter 
das  köstliche  Ae]uarell  mit  dem  alten  derben  G  r  e  n  a  d  i  e  r  f  e  1  d  w  e  b  e  I,    welcher 
mit  einer  anmutigen,  graublau  gekleideten,  jungen  Frau  plaudert,  die  einen  blond- 
lockigen Buben  an  der  Hand  hält.    Neben  dieser  frischen,  koloristisch  sehr  geschmack- 
vollen   Studie    tauchten    dann    humorvolle,    intim    durchgearbeitete    Schilderungen 
von  originellen  Leuten  aus  dem  Volk  oder  von  der  Landstraße  auf.    So  der  prächtige 
Dudelsackpfeifer,   den   er  auf  einer  Dorfkirchweih  in  Cainz  bei  Wien  mit  aller 
Malerliebe  verewigte  (Abb.  S).  und  der  I  n  valide.  der  mit  seiner  Küchen-  und  Garde- 
robeneinrichtung auf  dem  Rücken,  die  Hände  auf  den  selbstgeschnitteneii  Stock  stützend 
auf  einem  Fasse  bei  einer  Pumpe  sitzt  (Abb.  6).     Bei  den  bloßen  Füßen  des  entlassenen 
Kriegers  sonnt  sich  ein  Spitz.    Derartige  vom  Helden  zum  Bruder  Straubinger  herab- 
gesunkene Figuren  wird  es  damals,  nach  den  napoleonischen  Kriegen,  in  großer  Zahl 


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170 


JOHANN  ADAM   KLEIN   ALS  ZBICHNER   UND   RADIERER. 


,i;ei:eben  haben,  und  so  ein  armer  Kerl  mochte  froh  sein,  wenn  er  sich  durcli  Modell- 
stehen ein  paar  Kreuzerlein  \erdienen  konnte.  Der  liunidr.  mit  dem  Klein  den  ver- 
wilterlen  Allen  dari:estelll  hat.  läLlt  an  die  .Art  denken,  mit  der  der  un\'eri;leichliche 
.MTukliener  (.lenremaler  Spilzwe.u  seine  \erschrobenen  ,i:,rauen  Käuze  und  Irink- 
lusliKen  Büri;ersoldaten  in  seinen  farbenslrahlenden  Bildchen  vorführte.  Klein 
hat  das  Blatt  mit  dem  Invaliden  auch  zu  einer  Radierun.s;'  verwendet  (J.  201).  —  Hine 
noch  aus  Nürnberg'  stannnende  Studie  luMuitzle  er  zu  der  Radierun,i;',  welche  r  ussi- 
s  c  h  es  r  u  h  r  w  e  r  k  unter  dem  Schutze  eines  Baumes  z  e  i  i;  i 
(J.  180).  Drei  ausgespannte  Pferde  stehen  zur  Seite,  während  ein  an  der  Erde  sitzender 
Russe  sein  Talent  als  Schuhflicker  erprobt.    Das  Blatt  ist  zeichnerisch  eine  Meister- 


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Abb.  6.     Der  Invalide.     Aquarellierte   Bleistiftskizze.     I8l6. 


leistung.  Dasselbe  gilt  von  der  bei  Artaria  in  München  verlegten  1.  Folge  von 
M  i  1  i  t  ä  r  s  t  ü  c  k  e  n  ( J.  204—205).  Allein  mehr  noch  als  diese  Blätter  sagen 
uns  wohl  seine  T  i  e  r  d  a  r  s  t  e  1 1  u  n  g  e  n,  die  er  damals  radierte,  zu.  Da  ent- 
faltete er  wieder  sein  ganzes  Genie  im  Erfassen  der  äußeren  Erscheinung  und  des 
Innenlebens  der  Tiere.  Mögen  es  nun  Schweine  sein,  die  sich  mit  Behagen  im 
Schmutze  wälzen  (J.  184),  oder  k  ä  m  p  f  e  n  d  e  Widder  (J.  220)  oder  S  c  h  a  f  e, 
die  von  hurtigen  Mägden  in  der  Scheunentenne  geschoren  werden 
(J.  223)1^)  (Abb.  7),    oder  mag  es  ein  Pferd  sein,  das  bei  einer  knorrigen  Weide 


19)  Wir  bilden  das  ausgezeichnete  Blatt  hier  ab.  Es  behandelt  ein  Tliema,  wie  es  ähnlich 
in  der  zweiten  Hälfte  des  neunzehnten  Jahrhunderts  z.  B.  von  Max  Liebermann  in  seinem  Gemälde 
,,Die   Gänserupferinnen"  (Berlin,   Natiimalsalerie),  wieder  behandelt  wurde. 


VON   HEINRICH    HÖHN. 


171 


belui,i;iich  sicli  ,iiela,i;ert  (J.  194),  oder  ein  H  ü  Im  e  r  h  ii  ii  d  der  ,t;ieri,^-  aus  einem 
Kübel  am  R(»hrenbrunnen  sauft  (.1.  21^),  oder  ein  wiederkäuendes  B  ü  f  f  e  1  p  a  a  r 
(J.  210)  oder  eine  K  u  li  m  i  t  s  a  u  ,;;  ende  m  Kall")  (,).  bS^):  immer  erweist 
er  sich  als  der  .gleich  tretlsichere  Meister.  Und  immer  auch  ist  es  ihm  nicht  bloß 
um  den  künstlerischen  Reiz  und  um  technische  Angelegenheiten  zu  tun,  nein,  man 
kann  sagen,  daß  es  ihm  viel  mehr  darauf  ankommt,  die  Lebensgewohnheiten  und 
Wesenseigentümlichkeiten  der  Tiere  möglichst  markant  vor  uns  hinzustellen.  In 
diesem  Bestreben  übertreibt  er  nicht  ein  einziges  Mal,  geht  nie  auf  eine  banale  Ver- 
menschlichung des  Tiercharakters  aus  und  interpretiert  nie  mehr  in  den  Ausdruck 
der  Köpfe  hinein,  als  das.  was  die  stets  ja  klar  und  einfach  redende  Natur  aus  ihnen 


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Abb.  7-     Die  Schafschur.     Radierung  (J-  223).     l8l8. 


ZU  uns  spricht.  So  kommt  es  auch,  daß  eine  wundervolle  epische  Ruhe  über  Kleins 
Tierbildern  liegt,  eine  Ruhe,  die  sich  auf  den  aufmerksamen  Betrachter  wohltuend 
überträgt  und  ihn  fühlen  läßt,  daß  auch  er  gleich  jenen  einfachen  Geschöpfen  ein 
Kind  der  großen,  fruchtbaren,  warmumfangenden  Mutter  Erde  ist.  — 

Inmitten  seiner  reichen  schöpferischen  Tätigkeit  aber  überkam  den  Rastlosen 
wieder  die  Sehnsucht  nach  dem  Süden,  nach  Italien.  Im  Sommer  1818  nun  rüsteten 
sich  sein  Freund  Erhard  mit  den  Malern  Friedrich  Welker  und  den  Brüdern  Friedrich 
und  Heinrich  Reinliold  zu  einer  Reise  ins  Salzkammergut.  Klein  schloß  sich  den 
Studiengenossen  an,  da  er  von  Salzburg  über  München  nach  Nürnberg  heimkehren 
und  von  da  dann  nach  Rom  aufbrechen  wollte.    Die  Freunde  gaben  sich  in  dem  herr- 


172 


JOHANN   ADAM   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERER. 


liehen  Gebirii'shind  fleißi.i;"  künstlerisclien  Stiuiit.Mi  hin.  Kk'iiis  Skizzen  \on  dieser 
Falin  sind  von  i^roßer  Unmittelbarkeit  und  rri.vlie.  In  B  e  r  e  li  t  e  s  i:,  a  d  e  n  /.  \). 
malte  er  e  i  n  e  n  H  1  i  e  k  aiit  eine  in  Sonne  er.i^länzende  R  e  i  h  e  d  e  r  b  reit 
h  i  n  .u'  e  1  a  ,i;  e  r  t  e  n  B  a  n  e  r  n  h  ä  n  s  e  r  des  Ort  e  s  u  n  d  a  n  \  d  e  n  VV  a  t  z- 
mann  sori^l'ältiu'  in  Aqnarell.  Und  am  Ki'nii.iisee  wnrde  ihm  anl.ier  der  rotbäcki,i!:en 
r  i  s  c  h  e  r  1  i  e  s  e  1  der  dnreli  eine  schmale  Sclilneht  herabstürzende  Kessel- 
f  a  1  1  AnhiÜ  zn  einer  naturtrisehen  Stndie.  ~  liier  am  See  treimte  sich  Klein  \on 
seinen  \Ve,i:;Metährten  nnd  beigab  sich,  während  sie  nach  Wien  znrückkehrten,  nach 
Salzlnirj;";  dort  blieb  er  zwei  Monate  im  Landhaus  seines  Freundes  Pauernfeind, 
immer  fleißig  zeichnend,  um  endlich  antani;s  Oktober  nach  Miinchen  zu  ,i;ehen. 


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Abb.  8.     Bleistiftstudie  zu  der  Radierung  „Die  Maler  auf  der   Reise".     (J.  234).     I8l8. 


In  M  ü  n  c  h  e  n  nun  verarbeitete  er  den  künstlerischen  Ertra,^'  seiner  Gebir^s- 
wanderun.t^en  und  seines  Salzburü:er  Aufenthaltes.  Aus  eini,ü:en  Bleistiftskizzen  (Abb. 
8  u.  9)  erwuchs  ihm  da  die  kraftvolle  Radierung"  der  Maler  auf  der  Reise,  die  eines 
seiner  bedeutendsten  Blätter  ist  und  die  er  seinen  Reisegenossen  widmete  (J.  234) 
(Abb.  10).  In  der  Mitte  und  zwar  etwas  zurück,  sitzt  auf  seinem  Feldstuhl  bei  stiller 
Arbeit  der  ernste  feingeartete  Erhard.  Links  von  ihm  steht,  den  aufgespannten 
mächtigen  Malschirm  auf  der  Schulter,  Heinrich  Reinhold.  Dieser  unternehmungslustige 
Künstler  hatte  sich  mehrere  Jahre  in  Paris  aufgehalten,  wo  er  für  das  groLk  Werk. 
welches  die  Feldzüge  Napoleons  verherrlichen  sollte,  mehrere  Platten  (Schlacht  bei  Jena. 


VON    HEINRICH    HÖHN. 


173 


Übertäube  von  Madrid.  Napoleon  am  Wachtfeuer  usw.)  slacli.  1820  durclireiste  er 
dann  mit  einer  en.i^lischen  Familie  Italien  und  mit  dem  Tiirsten  Lobkowitz  Sizilien 
und  ,t;in,ii'  nach  Rom.  Hier  holte  er  sich,  als  er  Hrhard  nach  dessen  Selbstmordanschlag 
Hilfe  bringen  wollte'-"),  in  der  morgentlichen  Kälte  eines  Januartages  die  Luftnihren- 
sch windsucht,  der  er  182S  erlag.  Neben  ihm  gewahren  wir  auf  Kleins  Radierung 
die  hagere  Figur  seines  Bruders  Friedrich,  im  Wachstuchmantel  und  einem  aben- 
teuerlich geformten  Zylinder.  Er  war  wie  sein  Bruder  vor  allem  Landschafter  und 
schuf  Bilder  von  stark  romantischem  Charakter,  wobei  wohl  die  tiefempfundenen 
Fandschaften  des  genialen  Kaspar  David  Friedrich  nicht  ohne  Einfluß  auf  ihn  waren.  Zu 
ihm  spricht  der  untersetzte  stämmige  Ernst  Welker,  dessen  kräftiger  Gestalt  mau 


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Abb.  9.     Bleistiftstudie  zu  der  Radierung  „Die  Maler  auf  der   Reise".     (J.  234).     181S. 


den  früheren  Soldaten  sofort  ansieht.  Er  war,  nach  4  jähriger  Tätigkeit  als  Historien- 
maler, dem  Lützowschen  Freikorps  beigetreten.  Bei  Wr)bbelin  wurde  er  Augenzeuge 
vom  Tode  Theodor  Kcirners.  Er  hat  dieses  Erlebnis  in  einem  Kupferstich  festgehalten 
und  auch  das  (jrabmal  des  gefallenen  Dichters  radiert.  Sein  Hauptgebiet  aber  wurde 
schlieLUich  die  Landschafts-  und  Architekturmalerei.  Wie  seine  Thüringer  Lands- 
leute, die  Brüder  Reinhold,  war  er  kein  bedeutender  Künstler,  doch  gleich  ihnen 
eine  fest   in  jener  stürmisch   bewegten  Zeit  stehende,   ausgeprägte   Persönlichkeit. 


20)  A.  Apell,  Das  Werk  von   J.  Ch.    Erhard.      1S(,(..      S.    XXVI 


174  JOHANN   ADAM   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERER. 

Es  ist  Klein  vorzüglich  ,si"eliin,t:en,  seine  vier  Freuiuie  in  der  ihnen  charakterisiischen 
Art  und  Haltuiiii'  darzustellen  und  zwar  so.  dal.i  die  i;anze  Cjruppe  durchaus  nichts 
Gezwuuii'enes  oder  Absichlliclies  an  sich  hat.  Der  künstlerische  dehall  der 
lehens\-ollen  Radierung'  ist  so  bedeutend,  dal.!  sie  auch  auf  den.  der  nicht  weil.!,  dal.i 
hier  Bildnisse  bestiininter  Menschen  vorlie.uen,  bleibenden  l:indruck  macht.  Den 
Hintergrund  zu  den  mit  fester  Hand  ,i;ezeichneten  Gestalten  bildet  das  Berchtes- 
i^adener  Tal  mit  den  schlanken  Kirchtürmen  des  Dorfes  und  dem  Doppcl.uipfel  des 
schneebedeckten  Watzmann.  —  Das  künstlerische  Fazit  der  Salzbuixer  Wochen 
zog  Klein  in  einer  Radierun,i;\  die  nicht  minder  reich  an  sinnlichem  Leben  als  das 
eben  geschilderte  Blatt  ist.  Hr  läßt  uns  da  einen  Blick  in  den  Viehstall  seines  Freundes 
Pauernfeind  tun.  F  ine  k  r  ä  f  t  i  g  e  M  a  g  d  b  ü  r  s  t  e  t  einer  s  t  a  t  t  1  i  c  h  e  n 
P  i  n  z  g  a  u  e  r  Kuh  das  Fell  ( J.  225),  während  diese  ihr  Kälbchen  leckt. 
Die  beiden  Tiere  und  ihre  Zuneigtmg  zueinander  hat  Klein  wieder  mit  tiefem  Empfinden 
der  Natur  nachgeschildert.  Ein  urkräftiges  Behagen  liegt  über  dieser  freundlichen 
Landidylle.  —  Außer  deit  beideit  eben  gewürdigten  Hauptschöpfungen  vollendete 
er  noch  mehrere  andere  Radierungen  und  ein  paar  Lithographien  in  München.  Weiter 
unterzog  er  die  Gemäldegalerie  einem  eingehenden  Studium  und  malte  einige  Öl- 
bilder, von  denen  eines,  ein  bayerischer  Schiffszug,  der  König  in  seinen  Privatbesitz 
brachte.  Damals  blühte  in  der  Isarstadt  eine  schlicht  realistische  Kunst  neben  dem 
klassizistisch  gearteten  Akademismus.  Die  Realisten  scharten  sich  um  den  das  Stu- 
dium der  Niederländer  befürwortenden  Galeriedirektor  Mannlich.  Und  der  König 
Ma.x  Joseph  begünstigte  diese  Richtung:  noch  heute  sind  die  hohen  Räume  seines 
Lieblingsschlosses  am  Tegernsee  voll  von  den  kraftvollen,  jugendlich  frischen  Bildern 
dieser  schlichten  Künstler.  Die  Partei  der  Eklektiker,  die  in  den  Meistern  der  italien- 
ischen Hoch-  und  Spät- Renaissance  ihre  Muster  sah  und  bunte,  seicht  idealistische 
Historien  und  Madonnen  malte,  wtirde  von  dem  Akademiedirektor  Peter  Langer  und 
seinem  Sohne  Robert  geführt.  In  dem  Jahre  vor  Kleins  Ankunft  in  München  hatten 
sich  diese  beiden  großen  Gegensätze  des  künstlerischen  Lebens  der  Hauptstadt  in  einer 
erbitterten  literarischen  Fehde  entladen.  Sie  endete  mit  dem  Sieg  der  Realisten'-^). 
Klein  nun  suchte,  wie  es  ja  seiner  auf  einfache  getreue  Naturwiedergabe  atisgehenden 
Kunstweise  entsprach.  Anschluß  bei  ihnen  und  stand  bald  in  Verkehr  mit  dem  tüch- 
tigen Schlachtenmaler  Peter  Heß,  dent  Architekturmaler  Domenico  Quaglio,  der 
namentlich  mittelalterliche  Bauten  in  gut  durchgezeichneten,  im  Sinne  des  für  alles 
Altdeutsche  begeisterten  Wackenroder  gehaltenen  Bildern  wiedergab,  und  vor  allem 
mit  Max  Joseph  Wagenbauer,  der  uns  koloristisch  so  feine  Tierbilder  und  so  morgent- 
lich  lichte  Landschaftstudien  und  Landschaftsbilder  geschenkt  hat  und  damals 
als  der  bedeutendste  Künstler  Miuichens  angesehen  werden  mußte.  So  fehlte  es  ihm 
nicht  an  mancherlei  künstlerischen  Anregungen  und  klärendem  Meinungsaustausch. 
Im  März  1819  aber  verließ  er  München  wieder  und  wendete  sich  nach  N  ü  r  n- 
b  e  r  g,  von  wo  er  am  11.  August  die  Reise  nach  Italien  antrat.  Vorher  aber  radierte 
er  noch  neben  einigen  anderen  Blättern  die  zweite  Folge  der  bei  Artaria  in  Mann- 
heim erschienenen    Folge    von    M  i  1  i  t  ä  r  s  t  ü  c  k  e  n    (J.  2^;— 244).     Sie  gibt 


21)  Vgl.     H(»hn,    Studien  /ur  Entwickeiung'    der    Müiuiieiier    Landscliaftsmalerei.      1909. 
S.   19  ff. 


176  JOHANN   ADAM   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERHR. 


Szenen  aus  dem  Kriegsleben  der  Kcisacken.  In  einem  der  BUitter  brin,t,^t  Klein  die 
P  1  ii  n  d  e  r  u  n  i;'  eines  Orte  s.  Die  1  läuser  sind  teilweise  vom  Brand  zerst()rt. 
Hausrat  lie^t  wirr  umher.  \'ieh  w  ii\l  nou  den  beutei;ieri,i;en  Soldaten  zusammen- 
i;etrieben.  Freilich  vermeidet  Klein  auch  hier  die  Darslellun.t;'  von  Verwundeten 
oder  Toten  oder  eines  Kampfes.  Gerade,  daß  er  selbst  hier,  wo  die  beste  Gele,i;enheit 
war.  den  Krie.u'  in  >einer  Turchtbarkeit  zu  schildern,  so  zahm  blieb,  beweist,  wie  sehr 
sein  i^anzes  Wesen  gewaltsamen  Ereignissen  abhold  und  ganz  der  Idylle  zugetan 
war.  War  sehen  wiederum,  was  wir  schon  einmal  feststellen  konnten:  ein  vorziig- 
licher  Soldatenschilderer  ist  Klein,  aber  durchaus  kein  Kriegschronist  oder  gar  ein 
Historienmaler. 

Doch  begleiten  wir  ihn  nun  n  a  c  h  de  m  S  ü  d  e  n.  Er  brach,  wie  bereits 
erwähnt,  am  1 1.  August  dahin  auf.  Und  zwar  nahm  er  seinen  Weg  durch  die  Schweiz. 
Reizvolle  Skizzen  aus  K  o  n  s  t  a  n  z.  wo  er  unter  anilerem  den  Hafen  in  einer 
graziösen,  mit  ein  paar  leichten  Aquarellflecken  in  Wirkung  gesetzten  Zeichnung 
festhielt  (Abb.  11),  vom  Rigi,  vom  Züricher  See,  aus  der  Gegend  von  Bern 
und  Genf  und  breit  hingestrichene  Ansichten  des  W  e  1 1  e  r  h  o  r  n  s  und 
der  J  u  n  g  f  r  a  u  bezeichnen  seinen  Weg  durchs  Gebirge.  Er  überschritt  es  am 
Furkapaß.  verließ  es  beim  Lago  maggiore  und  ging  von  da  nach  Mailand.  Über  Bo- 
logna und  Florenz  reiste  er  dann  nach  Rom.  Er  machte  seinen  Weg  aber  sehr  lang- 
sam, um  all'  die  überschwängliche  Fülle  des  italienischen  Volkslebens,  das  damals 
ja  noch  seine  ganze  Ursprünglichkeit  besaß  und  von  städtischer  und  nordeuropäischer 
Kultur  noch  nicht  bedroht  oder  abgewandelt  war  wie  heute,  so  recht  genießen  und 
studieren  zu  ki'innen.  Natürlich  war  der  Eifrige  mit  Bleistift  und  Aquarellpinsel 
unermüdlich  hinter  den  ihm  neuen  Erscheinungen  her.  Auch  den  Kunstsammlungen 
widmete  er  manche  Stunde.  —  Erst  am  21.  Dezember  langte  er  abends  in  Rom  an. 
Er  hatte  also  über  vier  Monate  bis  zur  Erreichung  seines  Zieles  gebraucht. 

Bald  nach  seiner  Ankunft  begab  er  sich  in  das  in  der  Via  Condotti  gelegene 
Cafe  Greco.  Seit  Winkelmanns  römischem  Aufenthalt  war  es  der  Sammelplatz  der 
deutschen  Künstler.  Da  wurden  künstlerische  Fragen  und  Weltanschauungs- 
probleme beim  Kaffee  mit  großer  Hitze  und  Ausdauer  diskutiert,  da  träumte  man. 
dicht  eingehüllt  in  blaues  Tabaksgewölk,  von  einer  herrlichen  Zukunft  der  deutschen 
Kunst  und  da  schrieb  man  manchen  Brief  in  die  liebe  Heimat.  Der  wurde  dann  in 
den  für  die  nach  dem  Vaterland  bestimmten  Episteln  und  Sendungen  aufgestellten 
offenen  Blechkasten  geworfen.  Die  aus  Deutschland  anlangenden  Briefe  fanden 
ebenfalls  im  Cafe  und  zwar  am  Büffet  ihre  Lagerstätte.  Selbst  Briefe  mit  Wechseln 
liefen  da  ein.  Ein  jeder  holte  sich  das  an  ihn  Adressierte  ab.  Irgendwelcher  Mißbrauch 
wurde  mit  den  sich  ansammelnden  allgemein  zugänglichen  Briefschaften  kaum  ge- 
trieben-'-). Cornelius  und  seine  Freunde  saßen  mit  Vorliebe  im  Cafe  Greco,  und  der 
weiche  zarte  Komponist  Mendelsohn  berichtete  schaudernd  von  dem  derben  burschi- 
kosen Treiben  der  lässig  gekleideten  langhaarigen  Teutonen.  Unser  Klein  nun  hatte 
das  Glück,  beim  Betreten  des  Cafes  gleich  seine  Wiener  Studiengenossen  Erhard 
und  Reinhold  vorzufinden.  Sie  saßen  mit  dem  berühmten,  als  Mensch  durch  eine 
grobkörnige  Originalität  sich  auszeichnenden  Landschaftsmaler  Joseph  Anton  Koch 


22)  Vgl.   Ludwig  Richter,  Lebenserinnerungen  eines  deutschen  Malers,   Kapitel   XIII. 


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Mitteihiiisen  aus  dem  Gei manischen  Nalionalmiiseiim  101  i. 


12 


178  JOHANN   ADAM   Kl.blN   AIS  ZlilCHNEK   UND   RADIERER. 


zusammen.  Seine  Freude  war  natürlich  .i^roß.  —  Von  den  anderen  in  Rom  weilenden 
deutschen  Künstlern  schlössen  sich  der  Landschaftsmaler  Franz  (^atel  und  l"crlink 
und  Joseph  Rebell  Klein  und  seiueu  l-reunden  au.  Sie  taten  sich  alle  xollcr  Filer 
unter  den  überreichen  Kuustschätzeu  der  Stadt  um  und  arbeiteten  mit  großem  1-leiße. 
Klein  studierte  das  Volksleben  auf  das  Genaueste.  Mit  Vorliebe  hielt  er  sich  da  auf. 
\vi)  das  lYeiben  der  vom  Lande  kommeudeu  Bauern  und  ihrer  Tiere  sich  am  lebhaf- 
testen entfaltete:  an  der  Porta  del  P()polo.  auf  der  Piazza  navoua,  auf  dem  (".ampo 
Vaccine  (Forum),  an  den  Laudungsplätzen  am  Tiber  und  an  anderen  für  seine  Stu- 
dien iiünstiiien  Stellen.  Volksfeste,  Prozessionen  und  .s^roße  kirchliche  Festlichkeiten, 
zu  denen  viel  Bauern  vom  Lande  nach  Rom  kamen,  waren  ihm  natiirlich  besonders 
willkommen.  Fr  konnte  sich  gar  nicht  sattsehen  an  den  farbenstrahlenden  Kleidern 
der  Frauen,  den  malerischen  zerlumpten  Mänteln  und  Anzügen  der  Männer,  den  hohen 
eigenartig  zusanunengesetzten  zweiräderigen  Karren  und  den  oft  bunt  ausstaffierten 
Maultieren,  Zugochsen  und  Pferden.  Bis  ins  einzelnste  hinein  zeichnete  und  aquarel- 
lierte er  Details,  wie  Schuhe,  Schürzen.  Kopftücher,  Pferdegeschirr.  Pferdeschmuck, 
Sättel,  die  .Art  der  Belastung  der  Tiere,  die  Konstruktion  der  Wagen  und  vieles  andere. 
Ganz  wie  bei  Menzel  gibt  es  für  ihn  nichts,  was  der  Darstellung  nicht  wert  wäre.  Ja, 
in  sehr  vielen  seiner  römischen  Studien  überwiegt  das  ethnographische  Interesse 
bei  weitem  das  künstlerische.  Unter  den  figürlichen  Arbeiten  finden  sich  jedoch 
auch  Blätter  von  großem  malerischen  Reiz,  wie  z.  B.  die  aquarellierte  Bleistudie 
lehrt,  welche  eine  auf  der  Erde  sitzende  Italienerin  zeigt,  deren  Bube 
den  Kopf  in  ihren  Schoß  gelegt  hat  und  fest  schläft.  Das  untätige  Herumstehen, 
Sitzen  oder  Liegen,  das  in  Italien  eine  so  große  Rolle  im  Straßenleben  spielt,  ist  von 
Klein  ausgezeichnet  beobachtet  und  höchst  charakteristisch  in  seinen  Skizzenbüchern 
festgehalten  worden.  Die  Schärfe  seines  Blickes  und  die  Sicherheit  seiner  Hand 
kamen  ihm  beim  Skizzieren  solcher  Straßenszenen  sehr  zu  statten.  Es  sind  eine 
Menge  von  Kleins  römischen  Studien  auf  uns  gekommen.  Sie  besitzen  meist  eine  große 
Frische  und  Lebendigkeit,  allein  die  Güte  seiner  Nürnberger  und  namentlich  seiner 
Wiener  Arbeiten  erreichen  sie  niclit  ganz.  Um  im  Ölmalen  vorwärts  zu  kommen 
und  sich  eine  freiere,  sichere  Hand  zu  gewinnen,  malte  er  im  Frühjahr  1820  auf  seinen 
Streifzügen  in  die  Umgebung  der  Stadt  seine  Naturstudien  häufig  gleich  in  Öl.  Im 
Sommer  des  gleichen  Jahres  finden  wir  ihn  im  Sabiner-  und  im  Albanergebirge.  Am 
29.  Juli  machte  er  dann  zusammen  mit  Schadow,  Stiglmayr  und  Vogel  sich  nach 
Neapel  auf.  Er  blieb  dort  bis  zum  7.  Oktober.  Hier  sah  er  zum  erstenmal  das 
Meer.  Daß  es  tiefen  Eindruck  auf  ihn  machte,  beweisen  zwei  im  Germanischen  Museum 
aufbewahrte,  offenbar  schnell  hingesetzte,  ein  wenig  trüb  ausgefallene  Aquarellstudien 
mit  felsigen  Küstenlandschaften  aus  der  Gegend  des  hoch  auf  senkrecht  zum  Meer 
abstürzenden  Felswänden  fronenden  Sorrent.  Aus  Sorrent  selber  nahm  er  das 
reizende  Aquarell  mit,  daß  einen  auf  einer  Brüstung  sitzenden,  mit  der  damals  noch 
allgemein  üblichen  phrygischen  Mütze  geschmückten,  Gitarre  spielenden 
italienischen  Fischer  oder  Schiffer  festhielt.  Die  Beobachtung 
des  urwüchsigen,  namentlich  in  der  Hafengegend  breit  sich  entwickelten  Neapeler 
Volkslebens  war  ihm  selbstverständlich  ein  hohes  Künstlerglück.  So  verewigte  er 
einmal  einen  B  a  r  b  i  e  r.  der  am  Molo  unter  einem  Leinwanddach  mit  viel  chevale- 
resker  Grazie  einen  Mann  rasiert.  —  Den  Winter  über  blieb  Klein  in  Rom.   In  fleißigster 


VON    HEINRICH    HUHN.  179 


Arbeit  ,i;'iiiMen  die  'ra,i;e  liin.  Daiiuils  —  es  war  im  Januar  und  Februar  1<S21  —  zeich- 
nete er  eine  Reilie  von  A  k  t  s  t  u  d  i  e  n  in  Blei.  Sie  sind  niclit  .t^rol.!  im  I-ormal  und 
,i;iit  und  stren.i;",  ja  herb  reahstisch  durcli.i,'earbeitet.  Es  ist  höclist  merkwürdi,^',  etwa 
zwei  Jalire  nacli  der  Vollendun.i;'  der  berülimten  Fresken,  die  die  Nazarener  unter  der 
Fi^ihrunM'  des  Cornelius  in  der  Casa  Bartholdy  aus,s:elührt  liatten  und  mit  denen  sie 
die  Ära  eines  neuen  monumentalen  Stiles  einzuleiten  hottten,  Klein  in  dieser  schlichten, 
so  ^^-anz  und  ,i;ar  nicht  nach  der  großen  Linie  strebenden  und  vielleicht  ein  wenig  klein- 
lichen Art  in  Rom  arbeiten  zu  sehen.  War  doch  das,  was,  wie  einst  schon  Dürer  und 
Goethe,  die  meisten  der  damals  nach  Süden  pilgernden  Künstler  in  Rom  suchten 
und  zu  gewinnen  trachteten,  eben  jene  in  den  Fresken  und  Altarbildern  der  alten 
Italiener  und  in  der  römischen  Landschaft  feierlich  herrschende  grofJe  Linie.  Und 
formte  doch  der  mit  Klein  befreundete  Joseph  Anton  Koch  seine  italienischen  Land- 
schaften ganz  in  diesem  Sinne.  Unser  Künstler  blieb  von  solchen  Bestrebungen 
nach  einer  Idealisierung  und  Monumentalisierung  der  Natur  völlig  unberührt,  blieb 
vollkommen  der  gerade  die  kleinen,  scharf  charakteristischen  Einzelzüge  mit  inniger 
Liebe  umfangende  Nordländer.  Ob  er  die  Fresken  der  Casa  Bartholdy  jemals  gesehen 
hat.  weiß  ich  nicht.  Es  wäre  außerordentlich  interessant,  zu  erfahren,  wie  er  diese 
Schöpfungen,  die  seinem  eigenen  Wesen  so  ganz  und  gar  nicht  gemäß  waren,  wohl 
beurteilte.  Ebenso  gern  würden  wir  Kunde  davon  haben,  welche  Stellung  unser 
Künstler  zu  den  Werken  der  Großmeister  uer  italienischen  Renaissance,  vor  allem  zu 
den  Fresken  Rafaels  im  Vatikan  und  den  Wandgemälden  Michelangelos  in  der  Sistina 
einnahm.  Jedenfalls  aber  wissen  wir,  daß  selbst  die  gewaltigen  vielfältigen  Eindrücke 
der  Kunst  und  Kultur  vergangener  Zeit,  die  in  Rom  auf  jeden  Empfänglichen  mit 
geradezu  erdrückender  Fülle  und  Macht  eindringen,  Kleins  schon  seit  Jahren  ge- 
festigte künstlerische  Individualität  nicht  im  geringsten  mehr  abwandeln  konnten. 
Das  zeigt  sicli  außer  in  seinen  Naturstudien  auch,  in  den  Radierungen,  welclie  er 
im  gleichen  Winter  schuf.  In  ilmen  nun  verlieh  er  zunächst  seinen  Schweizer 
Reiseerinnerungen  Gestalt.  So  radierte  er  einen  Zug  Maultiere,  der  den 
Furkapaß  überschreitet  (J.  247).  Dieses  Blatt  ist  zeichnerisch  von 
überlegener  Meisterschaft  und  dazu  von  jener  Klarheit  und  schimmernden  Helle 
der  Luft,  wie  sie  nur  das  Hochgebirge  besitzt.  Römische  Bilder  bringen  nur  zwei 
Sch(')pfungen.  Die  eine  schildert  einen  italienischen  Bauer  (J.  252)  in 
spitzem  Hut,  der  an  einer  Mauer  sitzt  und  lebhaft  gestikulierend  mit  erhobenem 
Glas,  in  dem  der  bekannte  „Est,  est,  est"  blinkt,  dem  Beschauer  zutrinkt.  Das  Blatt 
ist  unvergleichlich  gut  gezeichnet  und  von  eindringlichster  Wirkung.  Es  w^ar,  wie  die 
beigefügten  Worte:  „Felicissimo  capo  d'anno.  1822"  lehren,  als  Neujahrswunsch 
gedacht.  —  Im  ganzen  sind  es  nur  8  Radierungen,  die  Klein  während  seiner  italienischen 
Reise  schuf.  Diese  verhältnismäßig  geringe  Zahl  erklärt  sich  einmal  daraus,  daß 
er  das  Naturstudium  mehr  in  den  Vordergrund  treten  ließ  und  dann  daraus,  daß 
er  für  die  Ölmalerei  viel  Zeit  verwendete.  Seine  Bilder  fanden  sogleich  Abnehmer. 
Eines  mit  der  Ponte  Solaro  erwarb  der  in  Rom  weilende  bayerische  Kronprinz  Ludwig; 
andere  Käufer  waren  der  dänische  Kronprinz,  die  Grafen  Schönborn  und  Baudissin 
und  Baron  Rheden.  Er  muß  in  den  nimischen  Künstlerkreisen  überall  bekannt 
gewesen  sein.  Wer  von  bedeutenden  Künstlern  ihm  damals  näher  trat,  läßt  sich  aus 
einem  umfangreichen  Band   von  in  Blei  gezeichneten   P  r  o  f  i  1  b  i  1  d  n  i  s  s  e  n  eiit- 

12* 


ISO  JOHANN   ADAA\   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERER. 

nehmen,  der  aus  dein  Nachlaß  Kleins  nacli  Dresden  wanderte.  Leider  heß  sich  der 
Nürnberi;er  Alagislrat  die  ,i:ute  Gele.i^enheit,  diese  Bildnisse  zu  erwerben,  seinerzeit 
ent,i;ehen.  —  Der  an  künstlerischem  Hrtrai;"  so  reiche  italienische  Autenthalt  verlief 
nun  tür  Klein  allerdiui^s  nichi  ohne  schmerzliche  l:rlebnisse.  Im  Winter  1S2()  auf  21 
fiel  sein  bester  Freund  Hrhard  der  üemütskrankheit  anheim.  die  ihn  2  Jahre  darauf 
zum  Selbstmord  treiben  sollte -"■^).  Schon  nach  seiner  Rückkehr  aus  Neapel  hatte  Klein 
ihn  körperlich  elend  und  seelisch  zerrissen  angetroffen.  Im  Sommer  1821  besuchte 
er  den  eben  von  lancier  schwerer  Krankheit  notdürftig  Genesenen  in  Olevano  auf 
mehrere  Wochen.  Vergeblich  aber  waren  seine  Bemühungen,  den  zarten,  unter  dem 
heißen  Klima  und  dem  lähmenden  Siroccowind  leidenden  an  Gott  und  Menschen 
und  seinem  Können  verzweifelnden  Freund  zur  Rückkehr  in  die  Heimat  zu  bewegen. 

Dahin  nun  brach  Klein  am  26.  August  1821  auf.  Die  Sorge  um  seine  Geschwister, 
von  denen  sein  Bruder  Christian  lebensgefährlich  erkrankt  war,  trieb  ihn  nach  N  ü  r  n- 
b  e  r  g  zurück.  Er  nahm  seinen  Weg  über  Venedig  und  Tirol  und  kam  am  19-  Oktober 
in  seiner  Vaterstadt  wieder  an. 

Hier  nun  entwickelte  er  sofort  wieder  eine  angespannte  künstlerische  Tätigkeit: 
man  sah  die  reiche  Zahl  seiner  lebendigen  italienischen  Studien  und  erteilte  ihm  ein.e 
Reihe  von  .Aufträgen  für  Ölbilder.  Von  diesen  Gemälden  erwarb  Graf  Drechsel 
in  Ansbach  eine  Schilderung  aus  Olevano  und  Regierungspräsident  Asbeck  in  Würz- 
burg eine  andere  aus  der  Campagna.  Leider  sollte  diese  Zeit  frisch  vorrückender 
stiller  .Arbeit  nicht  ohne  Schatten  bleiben.  Aus  Rom  kam  die  ihn  tief  bewegende 
Nachricht,  daß  sein  unglücklicher  Jugendfreund  Erhard,  dessen  körperlicher 
Zustand  sich  mehr  und  mehr  verschlechtert  und  der  schließlich  an  seinem  im  Grunde 
doch  großen  Talent  vollkommen  verzweifelt  war,  sich  erschossen  hatte.  Mit  ihm 
verlor  Deutschland  einen  seiner  bedeutendsten  Landschafter,  einen,  der  schon  lange 
ehe  die  Pleinairmalerei  aufkam,  in  mehreren  seiner  zarten,  intim  gefühlten  Radie- 
rungen die  Silberschleier  der  Luft  und  den  vollen  Glanz  der  Sonne  mit  sicherer  Hand 
festgebannt  hat.  Klein  liebte  und  achtete  die  naturfrische  Kunst  seines  Freundes, 
mit  dem  ihn  die  gemeinsamen  Studien  der  Jugendzeit  und  das  gleiche  auf  schlicht- 
realistische Naturauffassung  gerichtete  Streben  eng  verband,  sehr.  Es  gibt  radierte 
Blätter,  die  von  beiden  gemeinsam  herrühren.  So  radierte  Klein  in  die  „A  n  s  i  c  h  t 
von  St.  Helena  und  des  Schlosses  R  a  u  h  e  n  s  t  e  i  n  bei  Bade  n" 
die  flotten  Staffagefiguren  hinein-^).  Vor  allem  aber  zeigt  sich  seine  Liebe  für  die 
feine  künstlerische  .Art  des  Freundes  darin,  daß  er  eine  große  Anzahl  von  dessen 
wundervoll  in  Blei  gezeichneten  Landschaftstudien  und  licht  getönten  Aquarell- 
skizzen aus  Roms  und  Neapels  Umgebung  kopierte.  Diese  Erhardschen  Arbeiten, 
die  namentlich  das  rhythmisch  bewegte  Spiel  der  großzügigen  Formen  und  majestätisch 
sich  hindehnenden  Flächen  der  Campagna  und  der  dahinter  in  schwungvollen 
Wellen  emporsteigenden  Gebirge  mit  unnachahmlicher  Klarheit  und  Einfachheit 
wiederspiegeln,  sind  für  jeden,  der  Italien  gesehen,  eine  Quelle  lautersten  Genusses. 
Klein  wird  sie  einmal  deshalb  nachgebildet  haben,  weil  sie  ihm  ja  eine  ganz  besonders 
lebendige  Erinnerung  an  die  im  Süden  verlebte  Zeit  sein  mußten,  dann  aber  auch. 


23)  A.  Apell,  a.   a.  O.,  S.    XXV  ff. 

24)  A.  Apcll,  a.   a.  O.,   Nr.    U). 


VON   HEINRICH    HÖHN.  181 


weil  er  in  ihnen  bedeutende  künstlerisclie  Scliiipfun.i^^en  sah,  Sclir»pl'un,i;en,  die  seinen 
ei,i:,enen  iLindsLhaftliLlien  Arbeiten,  wie  er  selbst  wohl  tühlte,  überle.iien  waren.  l:r 
besiil.)  iibri,t;'ens  selbst  eine  Anzahl  der  Ori.i^inale;  Erhards  Bruder  Benjamin  hatte 
sie  ihm  überlassen.  Als  dieser  dann  12  Radierunt^en  aus  dem  Nachlaß  seines  Bruders 
veröffentlichte,  ließ  Klein  es  sich  nicht  nehmen,  unter  Benutzun.i;'  einer  Studie  aus 
den  mit  dem  Freund  im  Salzkammeri^^ut  fröhlich  verlebten  Wanderta.^en  ein  Bildnis 
des  Verstorbenen  als  Titelvignette  zu  diesem  Hefte  zu  radieren.  Es  zeigt  E  r  h  a  r  d 
eifrig  zeichnen  d  auf  einer  Bank  im  Park  zu  A  i  g  n  bei  S  a  1  z- 
burg  (Jahn  255;  Apell,  Bildnisse  Erhards  Nr.  4).  —  Noch  einen  zweiten  Verlust 
aber  hatte  unser  Künstler  im  gleiclien  Jahre  (1822)  zu  beklagen:  Am  9-  Juni  starb 
der  ihm  befreundete  Verleger  Frauen  holz  an  den  Folgen  eines  Schlaganfalles. 
Dieser  so  rührige  Mann  hatte  in  seinen  letzten  Lebensjahren  leider  nicht  mehr  das 
Glück,  das  ihm  zu  Anfang  seiner  Tätigkeit  hold  gewesen  war.  Die  kriegerischen 
Ereignisse  der  Zeit  hatten  sehr  ungünstig  auf  seine  aufblühende  Kunsthandlung 
gewirkt.  Dazu  hatte  ihm  das  großangelegte  schon  erwähnte  Vogelwerk  bedeutende 
Unkosten  verursacht.  Sein  Geschäft  ging  mehr  und  mehr  zurück.  Das  alles  bedrückte 
ihn  sehr  und  trug  mit  zu  seinem  Tode  bei.  Sein  Teilhaber  Börner  führte  das  Unter- 
nehmen dann  in  bescheidenem  Umfang  noch  eine  Zeitlang  weiter.  — 

Im  Herbste  1822  machte  Klein  eine  Reise  nach  Leipzig  und  Dresden.  Sie 
wird  ihre  Hauptursache  jedenfalls  in  seinen  Beziehungen  zu  dem  geistreichen  Kunst- 
freund Johann  Gottlieb  Quandt  (1787—1859)  gehabt  haben,  für  den  er  ein  Bild  malte. 
Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  hatte  er  diesen  Mann,  der  zu  Goethe  in  Beziehungen 
stand,  auf  Reisen  nach  Schweden,  Südfrankreich.  Spanien  und  Italien  sich  eine  um- 
fassende Kunstkenntnis  erworben  hatte  und  später  (18^6)  im  Dresdener  Kunstleben 
als  Mitglied  des  akademischen  Rates  und  der  Galeriekommission  eine  einflußreiche 
Stellung  einnahm,  bereits  1819  in  Rom  kennen  gelernt.  Quandt  wird  den  Künstler 
in  Sachsen  an  andere  Kunstliebhaber  weiterempfohlen  haben.  So  ging  ein  Gemälde, 
das  einen  bayerischen  Postwagen  vor  dem  neuen  Tor  in  Nürnberg  schildert,  in  den 
Besitz  des  Prinzen  Friedrich  von  Sachsen  über. 

Endlich  aber  ward  Klein  des  unruhigen  Wanderlebens,  soviel  an  künstlerischem 
Ertrag  es  ihm  auch  gebracht  hatte,  doch  müde:  Er  dachte  nun  an  die  Gründung 
eines  Heims.  In  Castell  in  Franken  hatte  er  Caroline  Wüst,  die  Tochter  eines  Beamten 
kennen  gelernt.  Er  führte  sie  nun  am  10.  Februar  182^  zum  Altar.  Mit  ihr  reiste 
er  dann  für  6  Wochen  nach  dem  belebteren  München,  wo  inzwischen  auf  die  Initiative 
des  großdenkenden,  feurigen  Kronprinzen  Ludwig  hin  eine  neue  Kunstepoche  an- 
gebrochen war,  Klenz  seine  monumentalen  Bauten  schuf  und  Cornelius  an  den  Fresken 
der  Glyptothek  arbeitete. 

Nach  seiner  Rückkehr  blieb  er  volle  16  Jahre  in  Nürnberg.  Sie  sind  des 
(jlückes  eines  fruchtbaren  künstlerischen  Schaffens  voll  gewesen.  Viele  Gemälde 
entstanden  damals,  von  denen  14  in  die  Sammlungen  des  Fl  a  n  d  e  1  s  a  s  s  e  s  s  o  r  s 
J  0  h.  Jakob  H  e  r  t  e  1  (1782—1851)  übergingen.  Eine  Schafherde  bei  Schloß 
Höllenstein,  heimkehrendes  Vieh  bei  Mögeldorf  und  der  Gleishammer  bei  Nürnberg 
befanden  sich  darunter.     Die  Bilder  gehören  jetzt  der  städtischen   Galerie  an'-'^). 


25)  Beschreibunt:  i.1er  städt.    Kunstsamniluiiy  Nr.  82,  SS  und  95- 


182  JOHANN   ADAM   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERER. 

Auch  von  Kleins  Zeiclimmuon  erwarb  llciicl  \iolo.  Sie  wucliscn  auf  (ibor  2()i)  Hlall 
an.  Ebenso  sammelte  er  des  Meisters  Riulierun.iien.  1  lertel,  dessen  von  1 1.  L.  I'etersen 
.gemaltes  Porträt  ebenfalls  in  der  städtischen  Bildergalerie  aufbewahrt  wird-"),  war 
überhaupt  ein  .Mann  \on  feinem  Kunstverständnis.  Bei  der  Anhii^e  der  Samnihini;en 
ließ  er  sich  namentlich  von  Frauenholz'  Teilhaber  Joli.  Andreas  Börner  beraten. 
Die  alten  wie  die  neuen  Meister  waren  durch  ,irute  Stücke  vertreten.  Am  bedeutendsten 
war  die  graphische  Abteilun.c:;  hier  fand  man  neben  Dürer.  Holbein,  Burckmair,  Alt- 
dorfer.  den  Behanis,  Cranach.  Lucas  \i)n  Leyden.  (jollzius.  Wenzel  llolkir.  Callol, 
Ho,ii"arth  eine  stattliche  Zahl  von  Inkunabeln  des  Steindruckes  und  eine  Fülle  zeit- 
genössischer Meister,  wie  Ferd.  Kobell.  Reinhart,  Wilhelm  v.  Kobell,  Dietrich.  Chodo- 
wiecki.  G.  F.  Schmidt,  Weirotter  und  Hrhardt  mit  vorzüglichen  Abdrücken  und  einige 
von  ihnen  mit  dem  ganzen  Oeuvre.  Ja,  selbst  chinesische  Holzschnitte  fehlten  nicht. 
Mit  Vorliebe  begünstigte  er  gerade  junge  Künstler  bei  Neuankäufen,  um  sie  zu  fördern. 
Skulpturen.  Münzen  und  Medaillen,  kunstgewerbliche  Arbeiten,  Waffen,  naturwissen- 
schaftliche Objekte  und  eine  von  universalem  Interesse  zeugende,  außer  L^ruckwerken 
auch  Handschriften  und  Autographen  umfassende  Bibliothek  gliederte  sich  der  Kunst- 
sammlung an.  Manches  Stück  aus  dem  Praunschen  Kabinett  und  den  Sammlungen 
von  Derschau  und  Frauenholz  wurde  von  ihm  erworben.  Er  ließ  einen  Katalog 
seiner  Sammlungen  ausarbeiten-')  und  hielt  diese  in  liberalster  Weise  jeden  Sonn- 
und  Feiertag  vormittags  von  10—12  Uhr  jedermann  unentgeltlich  geöffnet.  — 

Doch  kehren  wir  zu  unserem  Klein  zurück!  Er  führte  während  der  16  Jahre 
dieses  neuen  Nürnberger  Aufenthaltes  die  Radiernadel  wieder  mit  großem  Fleiß, 
nachdem  er  in  Italien  wenig  zum  Radieren  gekommen  war.  Es  sind  heimische  und 
italienische  Motive,  die  den  Reigen  der  64  in  dieser  Zeit  geschaffenen  Blätter  an- 
führen. Da  sehen  wir  ihn  mit  großer  Liebe  das  St.  Georg-  Relief  von 
Adam  Kraft  am  Paumgärtnerhaus  in  der  Theresienstraße  nachbilden  (J.  25;^) 
und  den  sich  kratzenden  Hund  aus  der  Werkstatt  Peter  Vischers 
mit  der  gleichen  Sorgfalt  wiedergeben  (J.  290).  Diese  beiden  feinen  Blättchen  sind 
schöne  Dokumente  für  die  wiedererwachte  Begeisterung  zur  Kunst  der  Zeit  Dürers. 
Sie  erschienen  bei  Schräg  in  dem  vom  Kunstverein  herausgegebenen  Werk:  „Die 
Nürnberger  Künstler,  geschildert  nach  ihrem  Leben  und  ihren  Werken".  Land- 
schaftliche Arbeiten  Kleins  gelangten  in  dem  von  1824  ab  treuherzig  über  das  Nürn- 
berger Kunstleben  alter  und  neuer  Zeit  berichtenden  „Sammler  für  Kunst  und  Alter- 
thum"  zur  Veröffentlichung.  Dort  begegnet  uns  die  P  e  g  n  i  t  z  p  a  r  t  i  e  aus 
der  Gegend  der  W  e  i  d  e  n  m  ü  h  1  e  bei  N  ü  r  über  g,  wo  wir  zwischen 
den  Mühlen  an  beiden  Ufern  hindurch  und  über  den  hölzernen  Steg  hinweg  auf  die 
schlanken  Türme  von  St.  Sebald  sehen  ( J.  259;  1822;  (Abb  12).  Die  zarte  Naturstudie 
dazu  von  1815  ist  erhalten  geblieben.  Es  schließt  sich  eine  Ansicht  des  fünfeckigen 
Turmes,  der  K  a  i  s  e  r  s  t  a  1 1  u  n  g  und  des  Luginsland  (J.  276; 
1825)  an.  auf  der  wir  im  Vordergrund  am  Grabenrand  den  Künstler  mit  dem  Bieder- 
meierzylinder auf  dem  ausspähenden  Kopf  stillvergnügt  sitzen  und  zeichnen  sehen. 
Das  brave  kleine  Menschenfigürlein  nimmt  sich  vor  den  wuchtigen  Baulichkeiten 


26)  Beschreilmng  der  städt.    Kunstsumndun.tj  Nr.  52. 

27)  Erschienen   unter   dem   Titel:    ..Die    Samnilun,y;en   des    Handelsgeriehts-Assessors    Joli. 
Jacob   Hertel  .  .  .  ",  Nürnberg,  o.  J. 


VON    HEINRICH    HÖHN. 


183 


eini.^^eriiKißen  naiv  aus.  Weiter  reilit  sich  eine  sileicii  delikat  und  zierlich  durchgear- 
beitete Ansicht  des  B  u  r  .t;- a  u  f  .t;' a  n  .i;' e  s  an.  die  durcli  ein  vDrn  la,5j:erndes 
Ziegenpaar,  wie  das  eben  aufgeführte  Blatt  durcli  sein  lustiges  Staffagefigürchen, 
in  das  friedliche  Gebiet  der  dem  Meister  so  lieben  Idylle  hinübergespielt  wird  (J.  283; 
1826).  Wärmender  Sonnenschein,  behagliche  Ruhe  liegt  über  alle  drei  Schöpfungen 
ausgebreitet.  Die  machtvolle  trotzige  Größe  der  alten  Befestigungswerke  kommt, 
wie  bei  Klein  zu  erwarten,  nicht  zur  Wirkung.  Dafür  aber  der  malerische  Reiz  ihrer 
verwitterten  begrünten  Mauern.  —  Neben  solchen  intimen  heimischen  Bildern  stehen 
dann  italienische  Erinnerungen.  Wir  erwähnen  außer  dem  N  e  a  p  1  e  r  O  b  s  t- 
h  an  dl  er  am  Meeresstrand  (J.  258;  1822)  nur  noch  den  Eseltreiber  am 
T  i  b  e  r  (J.  256),  eine  ausgezeichnete  Arbeit,  die  noch  ganz  voll  ist  von  Italienglück. 


Abb.    12.     Pegnitzpartie  in  Nürnberg.     Radierung.     (J.  250).     1S22. 


Schweizer  Reminiszenzen,  wie  die  zwei  Mädchen  b  e  i  m  L  ä  u  f  e  r  b  r  u  n  n  e  n 
in  Bern  ( J.  263 ;  1824)  und  das  P  a  c  k  p  f  e  r  d  a  m  G  e  n  f  e  r  See  ( J.  l'!^'^\ 
1827)  und  eine  Wiener  Erinnerung,  das  prächtige  W  a  1 1  a  c  h  i  s  c  h  e  Fuhrwerk 
(J.  300:  18M\  werden  zwischendurch  mit  sicherer  Hand  gestaltet.  Natürlich  vernacli- 
lässigt  er  auch  die  Darstellung  einiger  Prachtexemplare  aus  seiner  ih.m  unentbehrlichen 
geliebten  Tierwelt  nicht.  Eine  bei  A  r  n  o  1  d  in  D  r  e  s  d  e  n  he  r  a  u  s  g  e- 
kommene  Folge  von  6Tierstücken  (J.  217^'?^1\  1825)  legt  aufs 
erbaulichste  Zeugnis  dafür  ab.  F^ier  ragt  das  Blatt  besonders  hervor,  das  einige 
Campagna-Ziegen  bei  Ruinen  und  die  aus  der  Ferne  herübergrüßenden  Felswände 
der  Monti  Sabini  festhält  (J.  270).  Neben  dieser  F(.)lge  veniffentlichte  er  eine 
a  n  d  e  r  e  m  i  t  v  o  r  z  ü  g  1  i  c  li  e  n  H  u  n  d  e  p  o  r  t  r  ä  t  s  (,l.  208—30^ ;  18^2). 
Sie  sind  bis  in  die  Gräser  und  Kräuter  der  Vordergründe  liinein    aufs   liebevollste 


184  JOM  \\\    \U\^\  KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERER. 


bcliandcll.  L'ikI  ob  die  wuckore  i  liindcseolc  in  liokMii  Sciilumiiicr  sich  cixtiUt  oder 
über  eine  fiiuchende  Katze  in  heldischen  Zorn  ,i;erüt:  immer  weiß  ihr  der  \  erehrnn,i;'s- 
volle  Meister  .iiebührend  ,i;erecht  zn  werden.  —  SchlieBhch  ist  liier  noch  der  reizenden 
Foli^'e  von  6  Blättern  zu  dem  Werk:  .d)  e  r  1:  isla  u  I  o  d  e  r  d  a  s  S  c  h  r  i  t  l- 
s  L  h  u  h  f  a  h  r  e  n.  ein  Taschenbuch  für  Junt;  und  Alt.  Mit  Gedichten  von  Klüp- 
stock.  Goethe.  Herder.  Cramer,  Krummacher  etc.  und  Kupfern  von  ,J.  A.  Klein. 
Herausiie.iieben  von  Christ.  Sie,t;"ni.  Zindel,  Nürnber,Ji\  1825,  bei  Friedrich  (^ampe", 
zu  .ue^ltMiken  (J.  26S— 27ü).  Die  .i^razicks  be\ve,i;ten  Fii^ürchen  der  Schlittschuhläuter 
sind  mit  weni.i^en  klaren  Linien  ,i;e,i;eben  und  jedesmal  außerordentlich  harmonisch 
zusammenkomponiert.  Die  kleidsame  Biedermeiertracht  verleiht  ihnen  noch  einen 
j^anz  besonderen  Zauber,  und  es  läßt  sich  kaum  etwas  Delikateres  denken  als  diese 
von  den  Versen  guter  Dichter  begleitete  Verherrlichung  des  \-on  Klopstock  aufge- 
brachten Eissportes.  Leider  ist  der  Zyklus  selten  und  kommt  meist  ohne  den  zu- 
gehörigen Text  vor.  — 

Das  stille  ernste  Schaffen  Kleins,  das  im  Sonnenschein  einer  glücklichen  jungen 
Ehe  und  inmitten  einer  Schar  froher  Kinder  so  wohl  gedieh,  fand  viel  Anerkennung. 
Auch  in  der  Ferne,  denn  18^^  ernannte  ihn  die  Akademie  der  Künste  in  Berlin  zu  ihrem 
Mitglied.  —  So  gingen  die  Jahre  in  stetiger  erfolgreicher  Arbeit  hin.  Da  traf  ihn  ein 
schwerer  Verlust:  am  \}.  Juli  I837  starb  seine  Frau.  Er  beschloß  nun,  nicht  lange 
mehr  in  Nürnberg  zu  bleiben.  Nachdem  er  I839  mit  der  Witwe  des  Kupferstechers 
Wolf,  Catharina,  eine  neue  Ehe  eingegangen  war,  zog  er  im  selben  Jahre  für  immer 
nach  München.  Hier  nun  setzte  er  sein  freudiges  Schaffen  mit  unverminderter  Kraft 
fort. 

M  ü  n  c  h  e  n  selbst  und  dann  dessen  nähere  und  ferne  Umgebung  bot  ihm 
reiches  Material.  So  ist  uns  z.  B.  eine  frische  Studie  v  o  m  D  u  1 1  p  1  a  t  z  in 
der  Au  erhalten,  die  eine  Szene  des  dort  im  Jahre  mehrmals  abgehaltenen  Jahrmarktes 
zeigt:  ein  Kameel,  Affen  und  ein  Bär  werden  dem  staunenden  Publikum  vorgeführt. 
Weiter  taten  es  ihm  namentlich  die  mächtigen  M  ü  n  c  h  e  n  e  r  B  i  e  r  w  a  g  e  n 
und  ihre  stämmigen  Pferde  an.  Er  hat  sie  oft  skizziert.  Einmal  hielt  er  auch  die 
weite  .Aussicht  fest,  die  er  von  seiner  im  S  ü  d  e  n  der  Stadt 
in  der  Nähe  der  T  h  e  r  e  s  i  e  n  w  i  e  s  e  gelegenen  W  0  h  n  u  n  g  a  u  s 
h  a  1 1  e.  Da  sah  er  rechter  Hand  auf  grünem  Hügel  die  Bavaria  aufragen,  links 
davon  die  w^eißen  Häuschen  von  Sendung  und  Neuhofen  und  dahinter,  blau  schim- 
mernd, die  vielfach  bewegten  Formen  der  Alpen  mit  der  hochaafragenden  Zugspitze. 
Natürlich  machte  er  oft  Ausflüge  hinaus  auf  die  bayerische  Hochebene,  wo  das  Auge 
über  Wassereiche,  kaum  gewellte  Flächen  hinweg  tief  hinein  in  silberne  Fernen  sieht 
und  weiße  Wolkengebirge  hoch  am  unendlichen  Himmel  glänzen,  oder  in  das  schön- 
heitsreiche,  zerklüftete  Gebirge.  Zeichnungen  und  Aquarelle  vom  S  t  a  r  n  b  e  r  g  e  r 
See,  von  W  a  s  s  e  r  b  u  r  g  und  O  b  e  r  a  u  d  0  r  f,  aus  der  Gegend  der  Z  u  g  spitze 
und  so  fort  rühren  von  solchen  Streifzügen  her.  Auch  in  diesen  landschaftlichen 
Blättern  bleibt  er  seiner  schlichten  Künstlernatur  treu:  er  gestaltet  nicht  die  stille 
feierliche  Größe  der  Hochebene  und  das  Unendlichkeitsgefühl,  das  sie  auslöst, 
und  nicht  die  Wucht  und  Erhabenheit  des  Gebirges,  diese  Elemente  etwa  in  wenige 
starke  Grundakkorde  zusammenfassend,  sondern  alles  das  löst  sich  ihm  in  idyllisch 
geartete  Einzelzüge  auf.     Er  arbeitet  also  ähnlich  wie  die  Dorner  und  Wagenbauer 


VON    HEINRICH    HÖHN.  185 


und  Heinricli  Bürkel.  nicht  aber  wie  der  auf  nionunienlale  Wirkun.i^en  ausgehende 
Rottmann,  der  l.su  die  Arkaden  des  Hofgartens  mit  seinen  ,i;roßzü^i,t,^en  Fresken 
.Ceschmiickt  hatte.  —  Zwischen  den  iieimisclien  Motiven  seiner  Handzeiclinuiii^en 
und  Aquarelle  taucht  wohl  auch  einmal  eine  italienische  Erinnerun.i;,  wie  z.  B.  der 
leider  recht  hart  und  bunt  .steinalte  C  a  r  e  t  t  o  a  m  Strande  l^  e  i  Neapel 
(1852)  auf.  Bi^  in  sein  iK'ichstes  Alter  hinein  fülirte  er  den  Aquarellpinsel.  Man  sieht 
diesen  Altersschöpfun,t;en  an.  daß  die  Sehkraft  des  Künstlers  stark  nachgelassen  hat, 
allein  fehlt  auch  nun  die  unvergleichliche  zeichnerische  Akuratesse  der  Studien 
der  Jünglings-  und  Mannesjahre:  das  sichere  Empfinden  für  das  Wesen  und  die  charak- 
teristischen Lebensäußerungen  und  Bewegungen  von  Menschen  und  Tieren  ist  geblie- 
ben. Ein  h("'-chst  lebendiges  und  malerisch  feines,  frei  hingestrichenes  A  q  u  a  r  e  1  1, 
das  einen  Tiroler  Bauern  darstellt,  der  einem  weißen 
Pferd    Kleie    vorschüttet,    schuf  er  noch  als  Achtzigjähriger. 

Die  Radiernadel  legte  er  freilich  viel  früher  beiseite,  als  Zeichenstift  und  Pinsel. 
Schon  18S4  war  er  offenbar  entschlossen,  seine  Radiertätigkeit  einzustellen,  denn  seit 
diesem  Jahre  bis  zum  Jahre  1861  machte  er  eine  große  Pause.  Seine  letzten  Radie- 
rungen stammen  aus  dem  Jahre  1862.  Er  war  bescheiden  und  klug  genug,  um  recht- 
zeitig aufzuhören.  So  haftet  auch  seinen  letzten  radierten  Arbeiten  nichts  Seniles 
an.  Wer  vermag  den  drei  l86l  und  1862  geschaffenen  kraftvollen  Blättern,  die 
u  n  g  a  r  i  s  c  h  e  11  e  u  b  a  u  e  r  n  ( J.  K^J),  eine  R  ö  m  e  r  i  n  m  i  t  dem  S  p  i  n  n- 
rocken  ( J.  ]65)  und  einen  M  ü  n  c  li  e  n  e  r  Bier  w  a  g  e  n  beim  Sternegger- 
keller  (J.  366)  darstellen  und  also  wie  zum  Abschied  noch  einmal  die  drei  Haupt- 
etappen seiner  Lebensbahn:  Wien,  Rom  und  München  uns  vergegenwärtigen,  anzu- 
merken, daß  sie  der  Hand  eines  Siebzigjährigen  entstammen!  —  Mit  diesen  3  Blättern 
zusammen  beträgt  die  Zahl  der  in  Mimchen  entstandenen  Radierungen  47.  Von 
besonderem  Reiz  sind  darunter  ein  Blättchen  mit  einem  r  ö  mischen  Z  i  e  g  e  n- 
b  0  c  k  und  eines  mit  einer  K  u  t  s  c  he,  deren  P  f  e  r  d  e  n  der  K  u  t  s  c  h  e  r 
Brot  vorschneidet  (J.  337  u.  335).  Die  zuletzt  angeführte  Schilderung 
geht  auf  eine  Bleistiftskizze  zurück,  die  der  Meister  181 6  auf  seiner  frohen  mit  Erhard 
zusammen  nach  Wien  unternommenen  Reise  in  Theierling  auf  der  Regensburger  Straße 
machte.  Beide  Arbeiten  erschienen  in  der  F  0  1  g  e  v  o  n  10  0  K  1  e  i  n  s  c  h  e  n 
Blättern,  die  von  1844  ab  die  C.  H.  Z  e  h  '  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g  in  Nürn- 
berg herausgab.  Auch  das  Titelblatt  dieser  Ausgabe  radierte  er  selbst.  Er 
hat  sich  da,  rings  umgeben  von  seinen  geliebten  Tieren,  dargestellt,  wie  er  an  einer 
mit  seinem  Geburtsjahr  versehenen  Eiche  sitzt  und  eine  Gruppe  von  Schafen,  Kühen 
und  einem  Pferd  und  einem  Maultier  zeichnet.  Die  Zweige  des  Baumes,  in  denen 
sich  Affen  mit  den  Malwerkzeugen  des  Künstlers  herumtreiben,  laufen  in  einen  von 
Eugen  Neureuther  radierten  Arabeskenzug  aus.  In  der  Ferne  sieht  man  Nürnberg  liegen. 

Viel  besser  freilich  ist  ein  anderes  Porträt  Kleins  aus  dieser  Münchener  Zeit. 
Wir  meinen  den  Stahlstich,  den  Paul  Barfuß  nach  einer  18S4  von  llanfstängl 
gemachten  Photographie  geschaffen  hat  und  dem  vorzüglichen  Verzeichnis 
der  graphischen  Blätter  Kleins  vorangestellt  ist,  das  C.  J  a  h  n  ver- 
öffentlichte-^).   Hier  sei  gleich  auch  des  charakteristischen  Bildnisses  Kleins 


2S)  ,,Das  Werk  von  Johann  Adam  Klein  .   .   .  besclirieben  durch  C  Jahn.    Münehen,   I863". 


186 


JOHANN  ADAM   KLEIN  ALS  ZEICHNER  UND   RADIERER. 


\ou  A  n  t  (Ml  S  e  i  1  z  aus  doiu  .lalirc  ISdl  ^wlaLlit.  das  sich  (imlor  Nr.  *j2)  in  der 
Nürnlierii'er  städtischen  Galerie  befindet.  Ein  im  (ierinan.  Museum  aufltewahr- 
tes  Bildnis  Kleins  (Nu.  OSO),  das  etwa  Hnde  der  vierzi,i;er  Jahre  entstanden  sein 
mai;  und  dessen  Alaler  unbekannt  ist.  bilden  wir  hier  ab.  Das  charakteristische 
Ponräi  ist  ein  N'ermächtnis  der  Tochter  unseres  Meisters,  von  Fräulein  Luise  Klein. 
an  das  Museum  (Abb.    M).-") 


Ahh.   13.     Bildnis  Joh.  Adam   Kleins,  ca.    lS48.     Maler  iinl-iekannt. 
Nürnberg,   Germanisches  Museum. 

In  dem  mit  einem  lebendig  geschriebenen  Lebensabriß  versehenen  Buche  Jahns 
ist  u.  a.  die  Feier  eingehend  geschildert,  die  die  Münchener  Künstlerschaft  beim 
siebenzigsten  Geburtstage  des  Meisters  veranstaltete.  Sie  zeigte,  daß  seine  feine 
ehrliche  Kunst  schon  von  den  Besten  seiner  Zeitgenossen  richtig  eingeschätzt  wurde. 
Der  Tiermaler  F.  Voltz  und  der  Konservator  des  Kupferstichkabinetts  von  Hefner- 
Alteneck  hielten  von  warmer  Verehrung  zeugende  Ansprachen.  Schließlich  erschien 
eine  Deputation  Nürnberger  Bürger  und  beglückwünschte  ihn  im  heimischen  Dialekt 
und  im  Kostüm  aus  des  alten  Volksdichters  Grübel  Zeit  in  humorvollen  Versen. 


29)   Bei  Jaim   niclit  erwähnt. 


VON    HEINRICH    HÖHN.  187 


Der  aucli  ul.s  Mensch  wei^^en  seiner  Bescheidenlieit,  G.M'adheit  und  Milde  lioch- 
.ireachtete  Künstler  erreichte  das  schiine  Alter  von  <S^  Jahren.  Hr  starb  am  21.  Mai 
1875.  — 

Ereignisse  von  ,i!:ewalti,s:er  politischer  Trai^weite  waren  während  seines  langen 
Lebens  an  ihm  vorübergerollt.  Derselbe  Mann,  der  einst  Zeuge  der  Siege  und  des 
Unterganges  Napoleons  war,  erlebte  noch  die  große  Zeit  Bismarcks  und  der  Einigung 
Deutschlands. 

Nicht  minder  bedeutend  waren  die  Wandlungen  in  der  Kunstentwicklung 
seines  Vaterlandes,  die  er  mit  ansah.  Als  er  geboren  wurde,  herrschte  der  Klassi- 
zismus. In  seinen  Jünglingsjahren  übernahm  dann  die  Romantik  die  Führung.  Als 
er  zum  Manne  gereift  war,  erreichte  sie  mit  Rethel  und  Schwind  ihre  Höhe.  Zur 
selben  Zeit  begann  die  Historienmalerei  ihren  Siegeszug  durch  Deutschland.  W.  von 
Kaulbach  malte  1847  im  Treppenhaus  des  Berliner  Museums  eine  bilderat lasähnliche 
Darstellung  der  Hauptepochen  der  Weltgeschichte  an  die  Wände.  Man  feierte  ihn 
wie  einen  neuen  Rafael.  Bald  jedoch  lief  ihm  Piloty  mit  seinen  bühnenmäßig  arran- 
gierten Geschichtsbildern  den  Rang  ab.  Daneben  blühte  eine  reiche  Genremalerei. 
In  Berlin  aber  war  das  Genie  Menzels  in  gigantischem  Fleiße  groß  geworden.  Gerade 
im  Todesjahre  Kleins  schuf  er  sein  Eisenwalzwerk,  dieses  Monumentalwerk  des  moder- 
nen deutschen  Realismus.  Gleichzeitig  mit  Menzel  waren  die  am  Werke,  die  wir 
heute  zu  dtn  Hauptmeistern  unserer  neuerblühten  Malerei  rechnen:  die  B()cklin, 
Feuerbach  und  Marees,  Thoma  und  Leibl,  Uhde  und  Liebermann.  So  leuchtete 
dem  greisen  Klein  also  noch  der  Frühlingsmorgen  der  jungdeutschen  Kunst  in  die 
Augen.  Noch  deutlicher  erkennen  wir,  wie  weit  der  Meister  in  die  neue  Zeit  hinein- 
ragt, wenn  wir  den  Blick  nach  dem  gleichzeitigen  Frankreich  wenden  und  dort  den 
Impressionismus  in  den  von  Licb.t  strahlenden  Bildern  des  I832  geborenen  Manet 
sich  entfalten  sehen. 

So  viele  und  so  großartige  Wandlungen  nun  aber  die  Kunst  seiner  Zeit  in  mäch- 
tigem Kreszendo  durchlief:  Klein  sah  nicht  nach  rechts  oder  links  und  blieb,  der, 
der  er  schon  etwa  1812,  also  mit  20  Jahren,  geworden  war.  Seine  Kunst  hat  sich 
seitdem  wohl  vertieft  und  technisch  geläutert,  aber  wesentliche,  überraschende  Ände- 
rungen machte  sie  nicht  mehr  durch.  Auch  in  ihrem  Stoffgebiet  nicht.  Dieses  frühe 
Sich-Finden  und  stete  Beharren  im  Errungenen  ist  die  Stärke  und  die  Schwäche 
von  Kleins  Lebenswerk. 

Sein  Schaffen  findet  Genüge  in  einem  ziemlich  engen  Kreis.  Es  mutet  uns 
zuweilen  einigermaßen  nüchtern  und  brav  an,  und  wir  tinden  in  ihm  ganz  die  Grund- 
stimmung des  zwar  grundtüchtigen,  aber  oft  doch  reichlich  hausbackenen  Bürger- 
tums der  Biedermeierzeit  wieder.  Elementare  Kraft,  Zügigkeit  und  Weitblick  lagen 
ihm  fern,  völlig  fern.  Kleins  fleißig  gearbeitete  Werke  erwuchsen  nicht  aus  dem  Boden 
einer  geistig  freien,  großzügigen  Kultur  wie  die  der  Sch()pfungen  der  Niederländer 
des  17.  Jahrhunderts,  der  Niederländer,  die  au  c  h  einen  heldenhaften  Befreiungskampf 
siegreich  bestanden,  dabei  aber  im  Gegensatz  zu  den  Deutschen  vom  ersten  Drittel 
des  19-  Jahrhunderts  sich  innerlich  mehr  denn  je  als  Brüder  fühlten,  alle  Engherzig- 
keit von  sich  warfen  und  mit  ihren  Schiffen  das  Weltmeer  befuhren. 

Allein  bei  alledem  dürfen  wir  nicht  vergessen,  daß  Kleins  Wirken  trotz  mancher 
Enge  dennoch  etwas  Befreiendes  innewohnte.     Er  gehöu't  zu  den  Künstlern,    die  im 


188  JOHANN  ADA.W   KLEIN   ALS  ZEICHNER   UND   RADIERER. 

Anf:iivi;"  des  19.  J:ilHiuiiKlt'rts  als  die  Pioniere  einer  neuen  Natuninseliauun,!;'  /u  .seilen 
lialvn.  .Man  sehätzl  diese  schlieluen  Kealislen  leiclu  zu  Kerin,;;'  ein.  Djch  s  i  e  waren 
es.  die  wieder  und  wieder  auf  die  Nalur  hinwiesen,  die  einen  ,t;:roßen  Schatz  neuen 
Beobaeliuinusiiiaieriales  ans  Lieht  hoben  und  so  der  kommenden  deneration  eine 
gesunde  fruchtbare  kiinstlerische  Tradition  schufen.  Wir  begrül.5en  in  Kleins  treuem, 
vtMi  Ehrfurcht  vor  der  Natur  vollem  Realismus  die  ersten  zarten  Sprossen,  welche 
den  Frühlinii;  der  neudeutschen  Kunst  vorherverkünden. 

Die  Jahrhundertausstelluni;-  deutscher  Malerei,  die  1<X)6  in  Berlin  stattfand, 
hat  uns  über  diesen  frühen  Realismus  die  .Au.i^en  geöffnet.  Nun  mit  einem  Male 
sahen  wir  die  ununterbrochen  aufsteigende  Linie,  die  von  Chodowiecki  über  Klein 
und  Krüger  zu  Menzel  herauffühne.  Wir  erkannten  in  den  Bauernschilderungen 
\-om  ersten  Drittel  des  Jahrhunderts  den  Beginn  des  Weges,  der  über  Quaglio,  Klein 
und  Bürkel  Hnluiber.  Spitzweg  und  Schütz.  Vantier,  Knaus  und  Defregger  zu  dem 
großen  Leibl  ging.  Und  wir  entdeckten  in  den  Landschaftsbildern  und  Studien 
aus  der  Zeit  bald  nach  1800  die  Anfänge  der  so  bedeutenden  Landschaftsmalerei, 
die  über  Friedrich,  Blechen.  Wasmann  und  Schleich  zu  Trübner,  Liebermann,  Kamp- 
niann  und  anderen  Modernen  emporwuchs. 

Was  uns  aber  Kleins  Radierungen  und  Studien  und  die  seiner  wahlverwandten 
Zeitgenossen  so  lieb  macht,  das  ist  der  herbe  Jugendreiz,  den  sie,  wie  alle  Werke, 
die  die  Vorboten  einer  Blüteepoche  sind,  besitzen.  Das  ist  ihre  kindlich-reine,  frohe 
Naivität  und  unbestechliche  Ehrlichkeit.  Und  das  ist  ihre  bezaubernde  Frische 
und  unmittelbare  Naturnähe. 

Diese  unmittelbare  Naturnähe  wird  Kleins  Handzeichnungen  und  Radierungen 
auch  noch  auf  lange  hinaus  davor  bewahren,  daß  sie  ganz  vergessen  werden. 


M7W  ^ 


-/h,ß^^-f 


'^ 


Abb.    14.     Schafherde.     Getuschte   Bleistiftzeichnung.     18 14. 


DIE  HERVORRAGENDEN  MÜNZFUNDE  IM  GELÄNDE  DES 
HEUTIGEN  BAYERNS  DIESSEITS  DES  RHEINS. 

Von  J.  V.  KULL. 

Im  Anlian.i;-  III  meines  Repertoriums  zur  Münzkunde  Bayerns  liabe  ich  bereits 
362  Münzschütze,  welche  seit  nahezu  zwei  Julirliunderten  im  Umfan,^'  des 
K(ini^reiclis  gehoben  wurden,  mit  Angabe  der  Fundstätten  und  Literatur  bringen 
können^).  Davon  treffen  85  Funde  auf  Münzen  des  hohen  Altertums,  liaupt- 
sächhch  Kelten  und  R<'»mer,  während  m  auf  solche  des  frühen  und  späteren  Mittel- 
alters und  der  Neuzeit  entfallen,  ohne  die  zahlreichen  Klein-  und  Finzelfunde,  deren 
Fundorte  in  den  Fußnoten  verzeichnet  stehen.  Seitdem  sind  wieder  viele  Schätze 
bekannt  geworden,  deren  fortdauernde  Mehrung  wir  der  neuen  deutschen  Gesetz- 
gebung verdanken,  welche  gegenüber  dem  alten  bayerischen  Land-  und  Provinzial- 
recht  dem  Eigentümer  der  Fundstelle  wie  dem  Finder  eines  vergrabenen  Schatzes 
eine  freiere  Verfügung  gestattet. 

Es  ist  unbestreitbar,  daß  durch  viele  dieser  Funde,  besonders  aus  der  frühesten 
Zeit  und  dem  Mittelalter,  wo  Archivalien  fehlen,  die  Forschung  erfreuliche  Resultate 
gewonnen  hat.  Unter  den  Münzschätzen  des  hohen  Altertums  sind  sowohl  zeitlich 
nach  Entstellung  wie  Auffindung  die  keltischen,  sogenannten  Regenbogenschüs- 
selchen, von  Gage  r  s,  Bezirksamt  Friedberg,  und  I  r  s  c  h  i  n  g  Bezirksamt  Pfaffen- 
hofen  a.  lim,  als  außergewöhnlich  zu  bezeichnen.  Der  erstere,  1751  gehoben,  enthielt 
1400  Stücke,  der  andere,  von  1858,  tausend  Stücke  in  Gold,  von  denen  eine  reiche 
Ausbeute  im  k.  Münzkabinett  zu  München  liegt.  Beide  Funde  haben  durch  Franz 
Streber  in  den  Abhandlungen  der  histor.  Kl.  der  Akademie  der  Wissenschaften  IX 
Abt.  1,3  eine  lichtvolle  Bearbeitung  erfahren.  Nicht  weniger  als  sieben  Hauptgruppen 
mit  über  hundert  Varianten  konnte  der  gelehrte  Verfasser  beschreiben  und  durch  Ab- 
bildung wiedergeben,  überdies  auch  durch  Einzelfunde  in  Altbayern  und  Schwaben 
nachweisen,  daß  diese  reichen  Schätze  von  den  Kelten  stammen,  welche  seit  dem 
dritten  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung  die  obere  Donaugegend  zwischen  dem 
Nordgau  und  den  Voralpen  bis  zum  Bodensee  bewohnten. 

Die  Römer  als  Nachfolger  der  Kelten  nannten  nach  altem  Atlas  diesen  Teil  des 
heutigen  Bayerns  V  i  n  d  e  1  i  c  i  a,  mit  den  Hauptstationen  Augusta  Vindelicorum. 
Castra  Regina,  Serviodorum,  Castra  Batava,  östlich  an  Noricum  mit  Juvavum  (Salz- 
burg) grenzend,  südlich  Campodunum,  westlich  Guntia  und  ab  Abusina  dem  Limes 


1)  Die  Funde  im  Gelände  der  rlieinischen  Pfalz,  die  sich  in  neuester  Zeit  durcli  den  iie- 
deutenden  Schatz  von  Mechtersheim  und  durch  die  kleineren  zu  Niederauerbach,  Imsweiler  usw., 
vernielirt    haben,    hoffen  wir  in  einem  gesonderten  Artikel  besprechen  zu  können. 


190   L'IE  HERVORRA(JtNDEN  MÜNZrUNUE  IMGtl.ÄNÜU  UhS  HEUTIGIEN  BAYERNS  DlESSEl  IS  DES  RHEINS. 

entkin.i;:.  Ziihlreiclie  Alüiizscliäize  liuben  dieselben  /.uri'k-ki^eUissen.  HiiuM-  der  be- 
deuteiulsten  ist  der  neniirtund  \on  IN  i  e  d  e  r  u  s  c  h  ;i  ii  reclils  des  iuntals  im  Ik'- 
zii"ks:inil  Ri>senlieiin.  aus  dem  der  fleißige  r()rs>.1ier  Hundt  Die  antiken  Miiu/cn  des 
liistorisehen  Vereins  von  überbuyern,  Münelien  IS71  -)  —  zirka  800  Stücke  mit  einer 
.Wen^e  von  Varianten  \-on  Trajanns  (07—1 17)  bis  AAaximinus  1.  (235— ^H)  luseln-eiiien 
konnte.  K  I  u  i;  li  a  m  l\'i  .Wüliklort  an  der  nämlielien  WasserstratJe  liat  1S=;2  naeli 
Hundt  a.  a.  ()..  80  Denare  von  Caracalia  etwa  211.  bis  Saloninus  (25^— SO)  .celiraelil. 
/wiselien  Inn  und  der  Hier,  mit  Lsar  und  Lecli  in  der  Mitte,  liefen  die  Fundorte  M  e  1 1  e  n- 
h  a  c  h  bei  Landsliut,  H  p  I'  a  c  h.  Bezirksamt  Sciion.irau,  U  n  t  e  r  p  e  i  ß  e  n  !">  e  r  ,ii 
bei  Weillieim.  S  u  1  z  h  e  r  i;'  und  W  i  ,i;'  ,u'  e  n  s  b  a  c  h  bei  Kempten,  b  ü  r  s  t  e  n  f  e  I  d- 
b  r  u  e  k  mit  Um.s:;ebun,i;'  und  viele  kleinere  Fundstätten,  welclie  sieli  aufwärts  Itis 
zum  Karwendel,  abwärts  bis  zur  Donau  erstrecken.  Mettenbacli  braclite  —  laut  Ver- 
liandlungen  des  historischen  Vereins  von  Niederbayern  1.11  —  Denare  (.Antoniniane) 
von  Gordianus  111  1ms  Valerianus  mit  Varianten;  Epfach,  gehoben  18^0.  besclirieben 
von  Hundt  a.  a.  Ü.,  enthielt  1500  Stücke  in  Gold,  Silber  und  Bronze  der  Republik 
und  des  Kaiserreiches;  Unterpeißenberg,  18V1.  —  Oberbayer.  Archiv  I  141  —  Bronzen, 
angeblicli  etwa  2000  Stück  von  Gallienus,  Postumus.  Victorinus  pater  und  Tetricus 
pater  et  filius;  Sulzberg,  zusammen  mit  Findlingen  an  der  Eisenbahnbrücke  in 
Kempten  etwa  800  Stück  von  Septimius  Severus  bis  Philippus  und  Wiggensbach,  1888 
gehoben,  409  Denare  von  2}  Münzherren  bis  Julia  Mammäa  (t  235).  Die  beiden  letzteren 
Funde  wurden  im  Allgäuer  Geschichtsfreund  1.  11  beschrieben.  Von  Fürstenfeldbruck 
und  Umgebung  hat  Hundt  a.  a.  0.  Kaisermünzen  von  Augustus  bis  Constantius  11.  be- 
kannt gegeben.  Belangreich  ist  überdies  der  Fund  von  1908  in  Lochhausen  bei 
München  mit  etwa  1 700  Stück  Antoninianen  von  Gallienus  bis  Maximianus  I .,  welche  das 
k.  Münzkabinett  in  München  bis  auf  einen  kleinen  Rest  erwerben  konnte.  Die  Bearbeitung 
dieses  Fundes  mit  einem  kleineren  Denarenschatz  aus  Unterammergau  hat  Dr.  M.  Bern- 
hart mit  großer  Sorgfalt  für  die  Mitteilungen  der  Bayer.  Num.  Ges.  191 1  durchgefüiirt. 

Aus  dem  Gelände  der  Donau  von  Guntia  bis  Castra  Batava  habe  ich  im  Reper- 
torium  zahlreiche  Funde  römischer  Münzen  in  Gold,  Silber  und  Kupfer  mit  Angabe 
der  Literatur  verzeichnen  können.  Darauf  bezugnehmend  nenne  ich:  A  i  s  1  i  n  g  e  n 
und  F  a  i  m  i  n  g  e  n  bei  Dillingen,  D  r  u  i  s  h  e  i  m  bei  Donauwrnili,  I  n  g  o  1  s  t  a  d  t, 
Neustadt,  K  e  1  h  e  i  m,  A  1  k  o  f  e  n  und  E  i  n  i  n  g  bei  Kelheim,  S  t  r  a  u  b  i  n  g, 
D  e  g  g  e  n  d  0  r  f.  K  i  n  z  i  n  g  bei  Osterhofen  und  P  a  s  s  a  u  mit  Umgebung.  Von 
Regensburg  werden  in  den  Jahresberichten  X.XV11.  .XXVI II  und  von  Hundt 
a.  a.  0.  S.  70,  Antoniniane  in  großer  Zahl  von  Gordianus  bis  Valerianus  jun.  (253—268) 
genannt,  und  ein  kleiner  Fund  von  1901  hat  nach  den  Blättern  für  Münzfreunde 
Aurei  von  Nero,  Trajanus  und  Antoninus  Pins  gebracht.  In  Pf  akof  en  unweit 
Regensburg  wurden  nach  den  Verliandlungen  des  historischen  Vereins  von  Oberpfalz 
und  Regensburg  an  der  Laaber  Kaiserdenare  von  Antoninus  Pins  bis  Cornelia 
Salonina  (f  268)  gefunden. 

Nicht  wenig  Münzschätze  sind  in  den  Kastellstellen  des  Limes  und  deren  Um- 
gebung gehoben  worden.    Eining.  die  ehemalige  wichtige  Station,  mit  Gold-.  Sillu'r- 


2)  Wie  für  alle  Aus,i;:rabun,u"en.  so  auch  für  die   Pulilikatioii  inui   I^flege  der  Miinzschätze, 
Ji.iben  säiiitlieiie  iiisldriseiien   Vereine   Bayerns  in  dankenswerter  Weise  Sortje  getragen. 


VON  J.  V.    K.ULL.  IQl 


und  Bronzefundeii  liabeii  wir  sclion  oben  Men^uint.  Von  P  f  ö  r  r  i  n  ,<  bei  In.^olstudt 
konnte  Fink  —  Das  Kastell  Pförrin.i;'  im  ober,i;'ernian.-raet.  Limes,  I892  —  etwa 
1300  Stück  Bronzen  von  Vespasian  bis  Alexander  Severus  (222 — 235)  und  Einzel- 
l'unde  aus  dem  nämlichen  Kastell  (Bibur.i^),  darunter  die  seltene  Großbronze  von  Hphesos 
mit  Antinous,  Rev.  AXAPOKAOG  E*EGIÜN,  beschreiben.  Ptünz  a.  d.  Altmühl 
hat  bis  1901  an  Einzelfunden  von  Marc.  Antonius  bis  Aurelianus  325  Stücke  er- 
,^eben.  im  Kastell  und  La,i:;erdorf  sind  fast  nur  Bronzen,  da.^e^en  im  Tempelraum 
nur  Denare  gefunden  worden  —  v,!.:,l.  Winkelmann,  Obergerm. -raet.  Limes,  Kastell 
Pfünz  S.  19  ff.  —  .Aus  dem  Kastell  R  u  f  f  e  n  h  0  f  e  n  bei  Dinkelsbühl  haben  Kohl 
im  gleichen  Organ  IV  I896,  aus  N  i  e  d  e  r  n  b  e  r  g  bei  Aschaffenburg  und  W  ö  r  t  h 
bei  Klingenberg,  Conrady  ebd.  111  Nr.  34,  XI  Nr.  36,  Einzelfunde  beschrieben. 
Gnotzheim  bei  Gunzenhausen,  Spielberg  bei  Heidenheim,  Weissenburg  in 
Bayern  und  das  Ries  um  Nördlingen  undÖttingen,  mit  dem  Trajanswall  zusammen- 
hängend, mögen  in  meinem  Repertorium  verglichen  werden. 

Byzantinische  Goldmünzen  von  Leo  I.,  Anastasius  I.  und  Justinianus  I. 
sind  nach  den  Jahresberichten  des  historischen  Vereins  in  Dillingen  V,  VI,  XI,  um 
1892  in  Schretzheim  bei  Dillingen  und  in  dessen  Nachbarschaft  gefunden 
worden. 

Die  hervorragenden  Münzschätze  und  für  die  Wissenschaft  bedeutsamen  Einzel- 
findlinge des  Mittelalters  wollen  wir  der  besseren  Übersicht  wegen  in  folgender  Weise 
behandeln: 

I.Münzen    des    f  r  ü  h  e  n  M  i  1 1  e  1  a  1 1  e  r  s,    VI  1 1 .—X I .    Jahrhundert. 

Zwei  Einzelfunde  aus  der  Zeit  der  Karlinge  sind  von  Eys(">lden  bei  Greding  in 
Mittelfranken  und  von  Regens  bürg  bekannt.  An  ersterem  Orte  wurde  1769  von 
einer  Bauernfrau  ein  schöner  Denar  Karl  des  Großen  —  Bauer,  Neuigk.  für  alle  Münz- 
liebhaber I  S.  75  mit  Fig.  —auf  freiem  Felde  ausgegraben  und  in  der  Stadt  Rege  n  s- 
burg  sind  nach  der  Beschreibung  von  Wilh.  Schratz  —  Beitrag  zur  ältesten  Münz- 
gesch.  Regensb.  mit  Abb.  —  1868  zwei  Denare  Ludwigs  des  Frommen  (814—840), 
der  eine  in  Regensburg,  der  andere  in  Venedig  geprägt,  gefunden  worden.  Kleine 
Errungenschaften,  aber  merkwürdig.  Umso  großartiger  war  der  Schatz  von  S  a  u  1- 
b  u  rg  bei  Bogen  in  Niederbayern  185^  aus  dem  X.,  XI.  Jahrhundert,  der  bei  seiner 
Entdeckung  etwa  3000  Denare  und  einige  Obole  enthalten  haben  soll,  von  denen 
Christoph  Sedlmaier  in  den  Verhandl.  des  histor.  Vereins  von  Niederbayern  1854 
unter  etwa  469  Stücken  über  \]S  Nummern  beschreiben  und  abbilden  konnte.  Dabei 
sind  vertreten  die  Kaiser  Heinrich  IL  (1002—1024)  bis  Heinrich  III.  (10^9—1056), 
die  Bayernherzöge  Heinrich  IV.  bis  Konrad  I.  (1049—1053),  die  BischiHe  von  Augs- 
burg Luitolph,  Siegfried,  Bruno  und  Eberhard,  letzterer  1029—1047,  sowie  Bischof 
Hartwig  von  Bamberg  (1047 — 105^),  Münzen,  die  merkwürdigerweise  auf  h.eimischem 
Boden  nur  spärlich  gehoben  werden,  während  nordische,  besonders  polnische  Funde 
Mengen  solcher  Bavarica  der  sächsichen  und  fränkischen  Kaiserzeit  gebracht  haben. 

Die  regensburgischen  Denare  von  Krniig  Konrad  1.  und  Herzog  .Arnulf  von 
Bayern  (907—37).  welche  im  k.  Münzkab.  in  München  liegen  —  vgl.  Bl.  f.  Münz- 
freunde 1902  Sp.  27i>^  Tat.  146  —  sollen  nach  mündlicher  Überlieferung  des  Konser- 
vatoriums einem  Funde  entstannnen,  der  zu  Beginn  des  19.  Jahrhuiulerfs  in  Si  xl- 


192  DIE  HERVORRAGENDEN  MÜNZ  FUNDE  IM  GELÄNDE  DES  HEUTIGEN  BAYERNS  DIESSEITS  DES  RH  EINS. 

ha  s  e  1  b  a  c  h  bei  .Woo^lnirs;  uonuk'ln  w  urdo.  I  )ubci  iiKichu  ich  die  BL'iiu'rkuii.u,  nicht 
unterlassen,  daß  ich  in  nieiucni  Rcperloriuiii  Aliiiizlinulc,  welche  sich  ledi,i;iich  aiii 
Hrirensauen  stülzeii,  aiisi^eschlossen  luibe. 

11.   .M  11  n  z  e  n    d  e  s    s  p  ä  t  e  n   .M  i  i  i  e  1  a  1  1  e  r  s.    X I .  -.\ V.    J  a  h  r  li  u  ii  d  e  r  i, 

nänihch: 

a)  Halbbrakleaien  oder  Breilpfennit^e  an   Stelle  der  bisherii;en  dickschn'iliuen 
Denare. 

b)  Brakteaten  schwäbisch-alemannischen  und  fränkischen  Schlages, 

c)  Plennii^e  aller  Art  und  ,i;i"oschenir)rnii,i;e  Münzen, 

d)  Goldmünzen. 

Die  ältesten  beiden  Funde  von  M  a  1  b  b  r  a  k  t  e  a  t  e  n  zu  Reiche  n  b  a  c  h 
bei  Rodins;"  in  der  Oberpfalz  1746  und  Reichenhall  in  Oberbayern  \7S]  hat 
zuerst  Jos.  Eucharius  Obermayr  ausführlich  beschrieben  und  1763  unfer  dem  Titel: 
„Histor.  Nachricht  von  Bayerischen  Münzen"  in  Regensbur,?  zur  Veröffentlichung  ge- 
bracht. Getreue  Abbildungen  auf  zehn  Tafeln  einschließlich  des  nicht  weniger  interes- 
santen Fundes  von  Off  en hausen,  auf  den  wir  später  zurückkommen  werden,  lassen 
das  Buch  auch  heute  noch  als  unentbehrlich  gelten.  Auffallend  ist  es,  daß  im  gleichen 
Jahre  der  regensburgische  Stadtsyndikus  und  ebenso  berühmte  Numismatiker  Plato 
Wild  gleichfalls  eine  Beschreibimg  des  Reichenbacher  Fundes  in  den  Abhandlungen 
der  kurf.  bayer.  Akademie  der  Wissensch.  erscheinen  ließ. 

Eine  zahlreiche  Gruppe  von  Münzschätzen  dieser  Art  hat  mit  dem  reichen 
Fund  1892  zu  Kasing  bei  Ingolstadt  Ludwig  von  Bürkel  in  den  Mitteilungen 
der  Bayer.  Numism.  Gesellschaft  XII,  XIII  mit  vielen  Abbildungen  publiziert.  A  h  o  1- 
m  i  n  g  und  Aicha  bei  Vilshofen,  A  1  f  e  r  s  h  a  u  s  e  n,  Bezirksamt  Beilngries, 
B  i  n  z  w  a  n  g  e  n,  Bezirksamt  Rothenburg  0.  T.,  E  1 1  i  n  g  bei  Ingolstadt,  T  ö  p- 
1  i  n  g  bei  Altdorf  in  Mittelfranken,  Unter  b  a  a  r,  Bezirksamt  Aichach,  1859,  sowie 
den  „Jubiläums-Fund"  von  W.  Schratz  zu  Unterbibart  recte  Markt  breit  konnte 
von  Bürkel  größtenteils  nach  Aufzeichnungen  im  k.  Münzkabinett  München  wieder- 
geben. Ein  bedeutender  Schatz  von  Halbbrakteaten  und  Brakteaten  schwäbisch- 
alemannischen Schlages  ist  1881  auch  in  Leubas  bei  Kempten  gehoben  und  von 
A.  Horchler  eingehend  im  Allgäuer  Geschichtsfreund  I896  beschrieben  worden,  und 
den  ähnlichen,  nicht  minder  interessanten  wie  reichhaltigen  Fund  von  VVollis- 
hausen,  Bezirksamt  Augsburg,  aus  neuester  Zeit  hat  Buchenau  unter  dem  Titel 
„Pfennigfund  der  mittleren  Staufenzeit"  mit  vielen  Abbildungen  in  den  Blättern  für 
Münzfreunde  1909  Sp.  4258  f.  ebenso  sorgfältig  bearbeitet. 

Zu  Absatz  b,  Brakteaten.  haben  im  Laufe  des  vorigen  Jahrhunderts  zuerst 
D.  E.  Beyschlag,  J.  B.  Großhauser  und  J.  N.  von  Raiser  eine  Menge  Funde  aus  Schwaben 
bekannt  gegeben.  Berg  bei  Donauwörth  1832,  E  r  p  f  d  i  n  g  a.  Lech  I869,  E  1 1  e  n- 
b  e  u  e  r  n,  Bezirksamt  Günzburg.  I837,  G  r  ö  n  e  n  b  a  c  h  und  R  u  d  e  r  a  t  s  h  o  f  e  n 
bei  Kempten  I837  u.  1882,  S  c  h  e  p  p  a  c  h,  Bezirksamt  Günzburg,  S  t  0  f  f  e  n  r  i  e  d. 
Bezirksamt  Illertissen,  T  u  s  s  e  n  h  a  u  s  e  n,  Bezirksamt  Mindelheim  I831,  W  a  r- 
m  i  s  r  i  e  d  gleichen  Bezirksamts  I829,  und  W  e  1 1  e  n  h  a  u  s  e  11,  Bezirksamt  Günz- 
burg 1801,  konnte  ich  als  Fundorte  den  Veröffentlichungen  der  genannten  Münz- 
forschern für  meine  Zusammensl eilung  im  Repertoriimi  entnehmen.   In  neuester  Zeit 


VON  J.  V.  KULL.  193 


luiben  sich  insbesondere  dem  Studium  und  der  Pfle,i;e  der  sclnviil'isch-idemannisclien 
Brakleaten  tüchli,t;'e  Fach,i;,enossen zu,!;e\vendet.  Die  reichen  Schätze  von  E II e n b r  u n n 
bei  Neuburg a.  D.  1898,  etwa  2000  Stücke,  Hlchenreute^^),  Waldl.uirg-Woliegxsches 
Ilofgut,  1895  etwa  8000  Stücke  mit  66  Varianten  oder  Stempeln  und  den  sch.on  von 
Franz  Reber  in  der  Wiener  Numismatisclien  Zeitsclirift  1870  liescliriebenen  Fund  von 
Füssen  am  Lecli  1867,  angeblich  3VH  Stücke,  hat  Rudolph  von  Hötken  im  Arch.iv 
für  Rrakteatenkunde  I— IV  mit  Tafeln  trefflich  wiedergegeben.  A.  Horchler  berichtete 
über  die  Inmde  von  Grünenbach  liei  Lindau  1840,  Ruder atshofen  bei  Kemp- 
ten 1874  und  1882.  (3  ü  n  z  b  u  r  g  a.  D.  1889,  im  Allgäuer  Geschichtsfreund  und  hat 
die  Beschreibung  der  schon  vorher  genannten  Halbbrakteaten  und  Brakteaten  von 
L  e  u  b  a  s  auch  in  den  Mitteilungen  der  Bayer.  Numism.  Gesellschaft  XV  mit  Text- 
abbildungen erscheinen  lassen.  Im  gleichen  Organ  liat  auf  dankenswerte  Anordnung 
der  Direktion  des  K.  Münzkabinetts,  das  bezügliche  Konservatorium  in  jüngster  Zeit 
die  zahlreich  eingegangenen  Schätze  von  verschiedenen  Münzen  bekannt  gegeben. 
Hervorragend  in  seiner  Zusammensetzung  ist  zimächst  der  Brakteatenfund  von 
Holzburg,  Bezirksamt  Friedberg  1908,  mit  '^50  Exemplaren  zu  nennen,  welchen 
H.  Buchenau  im  Jahrgang  1908/9  kritisch  zu  behandeln  suchte.  Auch  dessen  lichtvolle 
Abhandlung  ..Schwäbisch-Alemann.  Pfennige"  in  den  Blättern  für  Münzfreunde  1911 
ist  als  eine  Bereicherung  der  Fundgeschichte  dieser  stark  produzierten  Münzart  zu 
betrachten.  Spärlicher  sind  die  Funde,  die  sich  auf  den  mainfränkisch-nordgauischen 
Typus  unseres  Absatz  b  beziehen.  Pf  a  f  f  e  n  m  ü  n  s  1  e  r  bei  Straubing  1873, 
L  e  u  b  a  c  h  bei  Mellrichstadt  1874,  B  r  e  b  e  r  s  d  o  r  f,  Bezirksamt  Schweinfurt  1861, 
und  der  merkwürdige  alte  Fund  von  Saue  r  h  o  f  bei  Münchberg  —  Mitteilungen 
a.  a.  0.  1911  Taf.  H  —  mCigen  genannt  werden. 

Ungleich  größer  und  dem  Umlaufsgebiet  entsprechend  ist  die  Zahl  der  Fund- 
orte von  D  i  c  k  p  f  e  n  n  i  g  e  n  bayer.  -  regensburgischen,  bayer.  -  Salzburg,  und 
fränkisch-nordgauischen  Schlages,  mit  denen  wir  unsern  Absatz  c  beginnen.  Zeitlich 
nach  Auffindung  geht  voran  Offenhausen,  Bez.-Amt  Nürnberg,  ein  Schatz,  den  zuerst 
A.  Würfel  1761,  Obermayr  mit  der  Reichenhallern  — s.  weiter  oben  —  1763  beschrieben 
hat.  Da,  wo  der  Kürze  wegen  bei  den  folgenden  Schätzen  Zitate  unterbleiben,  möge 
das  Repertorium  verglichen  werden.  Hervorragend  sind  die  Funde  bayer. -regens- 
burgischen Typus  von  Berg,  Bez.-Amt  Schrobenhausen  1860,  ca.  1250  Stücke, 
E  r  1  a  n  g  e  n  1870,  ca.  2000  Stücke,  Feld  m  o  c  h  i  n  g  bei  München  1888,  ca.  1500 
Stücke,  H  a  1  s  b  a  c  h,  Bez.-Amt  Altötting  1837,  ca.  2000  Stücke,  M  ü  n  c  h  s  m  ü  n- 
ster,  Bez.-Amt  Pfaffenhofen  1890,  ca.  3000  Stücke,  Pottenstein,  Bez.-Amt 
Pegnitz  1872.  ca.  4000  Stücke,  Rieden  bürg  a.  d.  Altmühl  1905,  ca.  9500  Stücke, 
R  0  d  i  n  g,  Oberpfalz,  zwei  Funde  um  1884.  U  n  t  e  r  g  r  i  e  s  b  a  c  h  bei  Passau  1884, 
Z  e  h  0  1  f  i  n  g  bei  Landau  a.  d.  Lsar.  Hierzu  die  Neuerwerbungen  des  Münchner 
Kabinetts:  P  e  1 1  i  n  g.  Bez.-Amt  Laufen  1902,  ein  interessanter  Schatz,  bearbeitet 


3)  Der  Fundort  tlchenreute  liegt  freilich  schon  jenseits  der  bayer.  schwüliisclien  Grenze, 
allein  der  zuerst  dem  K.  Münzkabinett  in  Alünchen  anvertraute  Scliatz  ist  so  reich  an  Münzen, 
die  sich  auf  ehemalige  Stände  des  jetzigen  bayerischen  Schwabens  beziehen,  daß  wir  die  Aufnahme 
um  so  weniger  unterlassen  konnten,  als  die  Häupter  der  fürstlichen  Linien  Waldburg-Zeil  und 
Waldburg-Trauchburg  auch  heutigen  Tages  noch  als  erbliche  Reichsräte  in  naher  Beziehung  zu 
Bayern  stehen. 

Mitteiluntjen  aus  dem  Germanischen  Nationalmiiseuni  191 1.  13 


194  DIE  HERVORRAGENDEN  MilNZFUNDEIMGELÄNDE  DES  HEUTIGEN  BAYERNS  DIESSEITS  DES   RHEINS. 

mit  dem  bereits  1852  iieniacliten  Fund  von  KarKstein  bei  Reichenhall  (bayer.- 
salzburirischer  Typus),  in  den  A\ill.  der  Bayer.  Nuni.  G.  1908/09,  Bii,t;:erleithen 
bei  Heniau  1009,  H  i  r  s  c  h  a  u  bei  Aniber.i;-  1910  und  Bise  h  o  f  s  ni  a  i  s  bei  Regen 
1010.  im  .gleichen  Oruan  Ivsclirieben  und  inil  .unten  AlMMldun^cn  \erselien. 

\orherrschend  I ^  i  c  k  p  f  e  n  n  i  .u'  e  Iränkisclien  Schla.t^es  braditen :  A  n  s- 
b  a  c  ii  um  I830.  C  a  siel  1.  Bez. -Amt  Gerolzhofen  1887.  0  ü  r  r  e  n  m  u  n  ,i;-  e  n  a  u 
bei  Kloster  Heiisbn. nn  1S84.  H  o  f  1822.  Kirche  h  r  e  n  b  a  c  h,  Bez.-Amt  Forch- 
heim 1885,  K  i  r  c  h  1  e  u  s,  Bez.-Amt  Kulmbach  1858,  bei  Kissingen  I891, 
Maßbach.  Bez.-Amt  Kissingen  1882,  M  i  1 1  e  1  s  t  e  i  n  a  c  h  be^  Bamberg  1878, 
P  e  g  n  i  t  z  1862.  W  o  n  d  r  e  b,  Bez.-Amt  Türschenreuth  I893,  W  ü  r  z  b  u  r  g  1852, 
insbesondere  auch  Fll'ershausen  bei  Hammelliurg  I867.  ein  Schatz  von  über 
1000  Stück,  den  Franz  Reber  in  der  Num.  Zeitung  (Weißensee,  1867  und  1871) 
beschrieben  hat. 

H  an  d  1  e  i  nsp  f  enn  i  ge  (llallertypus  mit  Hand  und  Kreuz)  sind  gehoben 
worden  in  G  e  r  h  a  r  d  s  h  o  f  e  n  bei  Neustadt  a.  d.  Aisch  1885  angeblich  10  Kilo, 
Grossinzenmoos  bei  Dachau  1858,  Günzburg  1889,  Romansthal  bei 
Staffelstein  1902,  außerdem  vermengt  mit  Brakteaten  in  den  schon  oben  genannten 
Funden  von  Erpflding,  Ettenbeuern,  Stoffenried,  Warmisried  und  Wettenhausen. 

Pfennige  und  Heller  des  XIV.  und  XV.  Jahrhunderts  brachten 
in  größeren  Mengen:  B  i  1 1  e  n  h  a  u  s  e  n,  Bez.-Amt  Krumbach  1880,  ca.  5000  Stück, 
D  i  1 1  e  n  b  e  r  g.  Bez.-Amt  Fürth  1883,  ca.  1034  Stück,  D  ö  c  k  i  n  g  e  n  bei  Gunzen- 
hausen  1900,  F  e  t  z  e  1  h  o  f  e  n.  Bez.-Amt  Neustadt  a.  d.  Aisch  1880,  Feucht- 
wangen 1877,  Flitzing  bei  Moosburg  I860,  G  a  i  s  h  o  f  e  n,  Bez.-Amt  Vils- 
hofen  1888,  ca.  2000  Stück,  Grafen  au  im  bayer.  Wald  1883,  Mai  lach  bei 
Höchstadt  a.  d.  Aisch  1880,  R  e  m  1  i  n  g  e  n,  Bez.-Amt  Marktheidenfeld  1885,  V  0  1- 
k  e  r  t  s  h  a  u  s  e  n  bei  Kissingen  1880,  W  e  y  e  r  s  im  ehemaligen  Bez.-Amt  Gersfeld, 
jetzt  Hessen-Nassau,  1886,  Würzburg  1856  und  1880;  außerdem  die  neuen  Er- 
werbungen des  K.  Münzkabinetts,  wovon  die  Funde  von  B  e  1  z  h  e  i  m  bei  Oettingen 
1909,  E  b  e  n  s  f  e  1  d  bei  Staffelstein  1907,  S  e  u  1  b  i  t  z  bei  Hof  1907  —  vgl.  Mitt. 
d.  Bayer.  Num.  G.  1907—11  —  hervorzuheben  sind.  Die  Bestände  des  sehr  bedeuten- 
den Fundes  von  Schorndorf  in  Mittelfranken  1904,  Pfennige,  Heller  und  Gold- 
gulden, habe  ich  im  Repertorium  S.  817  kurz  notiert. 

G  r  0  s  c  h  e  n  f  ö  r  m  i  g  e  Münzen  des  In-  und  Auslandes  aus  dem  späten 
Mittelalter  enthielten  die  Funde  von  Altkatterbach  bei  Neustadt  a.  d.  Aisch  1902, 
Eggen thal  bei  Kaufbeuern  1841,  Erlangen  1880,  Freyung  bei  Passau  1840, 
Obergünzburg  bei  Kempten  1845,  Weitersdorf,  Bez.-Amt  Fürth  1859,  sämtliche 
zumeist  Prager  und  Mailänder  Groschen,  auch  Turnosen  M  a  i  1  a  c  h,  schon  oben 
genannt,  ist  mit  zahlreichen  und  seltenen  Halbgroschen  einer  der  interessantesten 
fränkischen  Funde,  den  Konrad  Kirchner  in  den  Mitteilungen  der  Bayer.  Num.  G. 
1886  mit  großer  Liebe,  wie  Ludwig  Fikentscher  die  fränkischen  Schillinge  aus  dem 
Funde  von  Sc  hör  n  weisach  bei  Neustadt  a.  d.  Aisch,  1880,  im  gleichen  Organe 
1882,  beschrieben  hat.  Fränkische  Schillinge  brachte  auch  G  r  a  ß  m  a  n  n  s  d  o  r  f 
bei  Burgebrach  I834  und  der  neueste  Fund  von  Nieder  lauer  bei  Neustadt 
a.  Saale,  zumeist  bischöflich  Würzburger  nebst  Pfennigen  mit  dem  Drudenfuß 
—  vgl.  Bll.  f.  Münzfrd.,  Sp.  4876  —  welche  das  K.  Münzkabinett  erworben  hat. 


VON  J.  V.  KULL.  1Q5 


Gold  111  ü  11  z  e  n  des  späten  M  i  1 1  e  1  a  1 1  e  r  s,  teilweise  mit  aiidereii 
Sorten  vernien,i;'t,  brachten:  A  b  b  a  c  h.  Bez. -Amt  Kellieim  um  1848,  Ansbach 
1885,  Um.i;'e,t,^end  von  Kloster  Heilsbronn  1885,  vielleicht  mit  dem  vorigen  Funde 
zusammenhängend,  A  u  e  r  b  a  c  h,  Oberpfalz,  1895,  K  ö  n  i  g  s  h  o  f  e  n  bei  Dinkels- 
bühl  um  18^7.  Neuburg  bei  Krumbach  1907,  N  o  r  d  h  e  i  m  bei  Volkach  \^72, 
R  e  111 1  i  n  g  e  n  1885  und  S  c  h  o  r  n  d  o  r  f  1904,  bereits  oben  genannt,  S  t  e  i  n  a  c  h 
a.  d.  Saale  1741,  W  a  c  h  e  n  r  o  t  h  bei  Höchstadt  a.  d.  Aisch  1817,  Würzburg 
1 864,  Würz  b  u  r  g  -  A  s  c  h  a  f  f  e  n  b  u  r  g  1893-  Merkwürdig  ist  nach  dem  Bericht 
von  Gumpelzheimer  und  Schratz  —  Mitt.  der  Bayer.  Num.  G.  III  S.  38  —  die  Ge- 
schichte eines  Goldfundes  von  ca.  800  Stücken  (angeblich  Dukaten?),  der  im 
Jahre  1512  in  einem  Hause  zu  Regensburg  gemacht  wurde.  Der  Rat 
der  Stadt  glaubte  korrekt  zu  handeln,  wenn  er  dem  Hausbesitzer  112  Dukaten,  dem 
Maurer  40  und  jedem  Ratsherrn  einen  Dukaten  verabfolgte;  der  Rest  sollte  dem 
Ärar  anheimfallen.  Als  aber  die  Sache  bekannt  wurde,  erschien  am  15.  November 
gleichen  Jahres  ein  kaiserliches  Reskript  mit  der  Erklärung,  daß  Schätze  dieser 
Art  dem  Kaiser  gehörten. 

III.    Münzen    der    Neuzeit,    XVI— XIX.    Jahrhundert, 

aller   Art. 

Durch  die  Deutlichkeit  dieser  Münzen  in  Schrift  und  Bild,  gegenüber  den 
vielfach  stummen  Produkten  der  mittleren  Zeit,  ist  die  Forschung  einer  besonderen 
Mühe  überhoben,  weswegen  denn  auch  Veröffentlichungen  solcher  Funde  mit  wenig 
Ausnahmen  kurz  gehalten  werden.  Noch  mit  dem  XV.  Jahrhundert  verbunden  oder 
nahe  an  dessen  Grenze  stehen  die  Findlinge  von  Gold  und  Silber  der  Schätze:  Eyb- 
burg  bei  Wassertrüdingen  um  1808,  Frauenohrnau  bei  Mühldorf  a.  Inn  1880, 
Günzburg  1885,  Wertingen  1907;  diejenigen  der  Batzenwähruiig  vom  Zehner 
und  Yi  Taler  abwärts:  Berching  bei  Beilngries  1889,  Miltenberg  a.  Main  um 
1862,  Neunstetten  bei  Ansbach  1877,  Regensburg  1899,  Watten- 
w  e  i  1  e  r.  Bez. -Amt  Illertissen  1900,  Weichering  bei  Neuburg  a.  d.  Donau 
1856,  von  welchen  Funden  mehrere  schöne  Ergebnisse  gebracht  haben. 

Als  Funde  von  größerer  Bedeutung  mit  Münzen  der  Neuzeit  sind  außerdem 
zu  bezeichnen  und  dazu  Repertorium  a.  a.  0.  und  Mitt.  der  Bayer.  Num.  G.  1908— 11 
zu  vergleichen :  D  0  r  f  e  11,  Oberbayern,  ca.  1902,  J  e  t  z  e  11  d  0  r  f.  Bez. -Amt  Pfaffen- 
hofen  1907,  Kempten  I892,  Lauf  bei  Nürnberg  1884,  M  i  1  b  e  r  t  s  h  0  f  e  11 
bei  München  1818,  N  a  ß  n  i  t  z,  Bez. -Amt  Eschenbach  1893-  N  e  u  h  a  u  s  e  n,  Bez.- 
Amt  Mühldorf  1885,  S  c  h  w  e  i  11  f  u  r  t  I890,  S  t  r  a  u  In  n  g  ca.  1878,  U  r  s  h  e  i  111, 
Bez. -Amt  Gunzeiihausen  I896,  Wettringen  in  Unterfranken  1907. 

In  kurzen  Zügen  habe  ich  hiermit  versucht,  die  bekannt  gewordenen  hervor- 
ragendsten Münzfunde  im  Gelände  des  heutigen  Bayerns  diesseits  des  Rheins  wieder- 
zugeben. Zahllose  Schätze  sind  im  Laufe  der  vergangenen  Jahrhunderte  aus  Zwang 
oder  absichtlich  verheimlicht  worden.  Unberechenbare  Mengen  von  geprägten  oder 
durch  Hammerschlag  hergestellten  Münzen  liegen  noch  in  der  Erde  und  in  Mauern 
verborgen,  die  sich  aber  weder  durch  eine  Wünschelrute  noch  andere  Mittel  der  Scliatz- 
gräberei,  sondern  wie  zu  allen  Zeiten  lediglich  durch  Zufall  finden  und  heben  lassen. 


Inhaltsverzeichnis  zum  Jahrgang  1Q11 

der 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationahnuseum. 


Seite 

Helme  der  frühen   Hallstattzeit.      Von   Konservator   Dr.   Georg   Hock-Wiirzburg. 

(Mit  9  Textabbiidnngen) 3 

Zwei  Grabniäler  aus  der  Frühzeit  des  14.  Jahrhunderts  in  S.  Elisabeth  in  Marburg. 

Von  Dr.  Gustav  v.  Bezold.     (Mit  6  Textabbildungen) 11 

Studien    zur  Geschichte   der   deutschen    Renaissance-Fayencen.     Von    Dr.    Walter 

Stengel.     (Mit  107  Textabbildungen) 20 

Beiträge  zur  Geschichte  der  Außenmalerei  in  Nürnberg.     (Fortsetzung  und  Schluß). 

Von  Dr.  Fritz  Traugott  Schulz.  (Mit  2  Tafeln  und  14  Textabbildungen)  106 
Die   Landschaft  auf  Dürers    Eisenradierung   „Die   große   Kanone"   vom  Jahre  1518. 

Von  Dr.  Otto  Mitius,  Bibliothekar  an  der  Universitätsbibliothek  in  Erlangen. 

(Mit  4  Textabbildungen) 141 

Johann  Adam  Klein  als  Zeichner  und  Radierer.     Von  Dr.  Heinrich  Höhn      (Mit 

14  Textabbildungen) 150 

Die    hervorragenden    Münzfunde    im    Gelände    des   heutigen   Bayerns   diesseits   des 

Rheins.     Von  J.  V.  Kull-München .       189 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 

U.  E.  SEBALD,   K"!     Bayer.   HofbucliclnickLMci,  Niirnherg. 


Anzeiger 


des 


Germanischen  Nationalmuseums. 


Herausgegeben  vom  Direktorium 


Jahrgang  1912. 


NÜRNBERG 

Verlagseigentum  des  Germanischen  Museums, 

1Q12. 


1 


i 


IÖI2.  Nr.  1. 


Januar— [März. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

STIFTUNGEN. 

In  den  letzten  Monaten  sind  zu  den  Erwerbungskosten  der  vorni;ili,y;en  B  e  c  k  li  s  c  h  e  ii 
F  a  b  r  i  k  wiederum  eine  Reihe  von  Beiträgen  gespendet  worden,  für  die  wir  den  iiochlierzigen 
Gebern  aucii  an  dieser  Stelle  den  herzlichsten  Dank  auszusprechen  niciit  verfehlen  möchten. 
Es  wurden  uns  zu  genanntem  Zweck  überwiesen: 

je  3000  Ji  von  der  Chemischen  Fabrik  Leopold  C  a  s  s  e  1 1  a  &  Co.  in 
Frankfurt  a.  M..  von  der  fJ  y  n  a  m  i  t  -  A  k  t  i  e  n  -  G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t  vor  m.  Alfred 
Nobel  &  C  0.  in  Hamburg  und  von  den  Vereinigten  K  ö  1  n  -  R  0  1 1  w  e  i  1  e  r  Pulver- 
fabriken   in   Berlin; 

je  2000  M.  von  der  Daimler  M  o  t  o  r  e  n  -  G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t  in  Stuttgart- Unter- 
türkheim und  von  der  E  i  s  e  n  w  e  r  k  -  G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t  M  a  x  i  m  i  1  i  a  n  s  h  ü  1 1  e  in  Rosen- 
berg (Oberpfalz); 

je  1000  Ji  von  der  A  c  c  u  ni  u  1  a  t  o  r  e  n  -  F  a  b  r  i  k.  Aktiengesellschaft  in  Berlin,  von 
Herrn  Dr.  ing.  Robert  Bosch  in  Stuttgart,  von  der  Bremer  W  o  1  1  -  K  ä  m  m  e  r  e  i 
in  Blumenthal  (Hannover),  von  Herrn  Kommerzienrat  Dr.  C.  G  1  a  s  e  r  in  Heidelberg,  von  Herrn 
Kommerzienrat  R  o  b  e  r  t  Hütten  m  ü  11  e  r,  Direktor  der  Badischen  Anilin-  und  Soda- 
fabrik in  Ludwigshafen  a.  Rh.,  von  der  K  a  t  h  r  e  i  n  e  r  s  M  a  1  z  k  a  f  f  e  e  -  Handelsgesell- 
schaft in  Berlin,  von  Herrn  F.  S.  Küster  m  a  n  n  ,  Eisengießerei  in  München,  von  der 
Mechanischen  S  e  i  1  e  r  w  a  r  e  n  f  a  b  r  i  k  Füssen  in  Füssen,  von  Herrn  Kommer- 
zienrat Gustav  P  r  y  m  in  Konstanz  und  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Dr.  Carl  R  e  i  ß. 
Generalkonsul  in  Mannheim; 

500  JC  von  den  Chemischen  Werken  vorm.  H.  &  E.  Albert  in  Bieb- 
rich  a.    Rh. 

lOü  JI.  Herr   Konsul  W.   B  i  e  d  e  r  m  a  n  n  in   Bremen 


Zum  Ankauf  der  v.  Schwarzsehen  Glaser  s  a  ni  m  1  u  n  g  spendete  in  dankens- 
werter Weise  einen  Beitrag  von  SOOJL  der  Verband  N  o  r  d  u  n  d  S  ü  d.  E  i  n  k  a  u  f  s  g  e  n  o  s  s  e  n- 
schaft  für  Lu.\uswaren,  Porzellan,  Steingut.  Glas,  Beleuchtungsartikel,  Haus-  und  Küchen- 
geräte mit  dem  Sitz  in  Eise  nach. 


NEUANOEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Standesherren:    Wetzlar.     Fürst  Georg  zu  Solms- Braunfels  in  Braunfels  34  ,11  30  ^ 
Von  (iemeinden:  Altusried  3  JL;    Buchenberg  1  Ji-     Dietmannsried  2  ,//4;     Diirach  3  Ji 

Mittelberg  5  JL:    Muthmannshofen  2  JI;    Probstried  3  il;    St.  Lorenz  2  JL;     Waltenhofen  3  M. 

Wiggensbach  2  Ji 

Von  Vereinen:  Brunn.  Deutsch-Mährischer  Lehrerbund  10  .#.  München.  JJiamalt-Aktien 
Gesellschaft  10  JL  Nürnberg.  Nürnberger  Vertriebsgesellschaft  ,,Merkur-'  m.  b.  H.  15  Ji 
Volksfest- Komitee  25  Ji 


—     A 

\  (»11  PriMitcii:  Abciishcri;.  Aiilon  Si.liottm;i\cr  jun..  ApotlickiM  2.11.:  K;iil  Isiiuirlsi,  hcn- 
(luiler.  Kirl.  Justizrut  2  .f(^.  Belirinjicrsdorf.  Karl  Kiindinger,  Kj;l.  IManor  3  ./^.;  Georij  Lottes, 
Fabrikbesitzer  3  .#.;  Georij  Maas.  Ingenieur  5  .#.;  Hans  Richter,  Kaulniann  ^./d.:  August  Rciüler, 
Kaufmann  3  ,iC.:  Heinrich  Wagner.  Kaufmann  3  .1i  Beilngries.  Straul.i.  Reciitsauwalt.  l  M. 
Berlin-Fricdcnaii.  Busse,  Geh.  Regierungsrat.  3  Jl  Budweis.  Eduard  Miiisch  2  Kr.;  Wenzl 
Schiniec/.ek  2Kr. ;  Ferdinand  WikuHil  2  Kr.  Cassel.  Dr.  jur.  Bömke,  Regierungsassessor  25  ,<^f^; 
Frau  P.  Harkort,  Kommerzienratswitwe  20  J4  Chemnitz.  Johannes  Schuster  5  Jl  Durlach.  Bruun, 
IMrektor  3  Ji;  Dr.  med.  Deis,  prakt.  Arzt  (bisher  1  ,1L)  jetzt  2  Ji;  Metzger,  Professor  (bis- 
lier  ,f(.  1)  jetzt  2  .#.;  Ruckstuhl,  Direktor  3  Ji;  Zwingert,  Professor  3  JL  Eger.  Josef 
Lorenz  3  .iL;  Dr.  Johann  Neisol  6  Kr.;  Johann  Stöhr  3  Ji;  Karl  Zahlbruckner,  Ingenieur 
\.l(.  Erbach  i.  Odenwald.  Max  Richter,  Hofrat  10  Ji  Erlangen.  Dr.  Aubin,  Privatdozent 
>  Ji.:  Bickerich,  Kustos  an  der  Universitätsbibliothek  2  Ji;  Dr.  Bock,  Kustos  an  der  Universi- 
tätsbibliothek 2  Ji;  Dr.  Heiland,  Oberbibliothekar  3  Ji;  Theodor  Keerl.  Rechnungsrat  3  Ji; 
1  ir.  Wohlenberg,  Professor  3  Ji  Eßlingen.  Emil  Schniid.  Fabrikdirektor  3  Ji  Forchheim. 
Birkner,  freires.  Pfarrer  1  Ji;  Dr.  Bück,  Kgl.  Bezirksarzt  l  JL;  Dr.  Coulon,  Fabrikdirektor  1  Ji; 
Fritsch,  Kgl.  Rentamtsassessor  1  Ji;  Högel,  Kgl.  Gymnasialassistent  1  Ji;  Munzer,  Apotheker 
1  ,/^^:  Wittig,  Kgl.  Rektor  2  ,#.  Freibiirg  i.  Br.  Fräulein  Dorothea  Stern  3  i4  Fürth.  Fräulein 
Johanna  Beck,  Lehrerin  3  Ji;  Fräulein  Clara  Oeckler  3  Ji  tiaildorf.  Gärtner,  Oberrentamts- 
sekretär 1  JL  Görlitz.  Gotthard  Voigt,  Marineoberingenieur  a.  D.  2  JL.  Günzburg.  Weber, 
Gymnasiallehrer  2  Ji  Hannover.  Karl  Brattig,  Rentier  3  JL;  Ernst  Graefenhain,  Kaufmann 
3  Ji;  Augustin  Jirka,  Architekt  3  JL;  L.  Lemmermann,  Bankier  2  Ji.;  Professor  Dr.  Erich  Meyer, 
Gymnasialdirektor  3  Ji;  Norddeutsche  Verlagsanstalt  O.  Goedel  iOji;  von  Reden,  Leutnant  3  Ji; 
Baron  Hans  von  Reden,  Assessor  bei  der  Landes  Versicherungsanstalt  2  JI;  Albrecht  Riesenberg, 
Kgl.  Schauspieler  a.  D.  5  JL;  C.  L.  Schrader,  Buchdruckereibesitzer  3  JC.;  Dr.  Stackmann,  Fabrik- 
besitzer in  Lehrte  b.  Hannover  30  JL;  Richard  Starnburg,  Kgl.  Schauspieler  3  JL;  Dr.  phil. 
W.  Weise,  Professor  5  J'L;  Frau  E.  Willmer  geb.  Graefenhain  5  Ji.;  Frau  Ida  Wolff  geb.  Eibers 
\S  JL  Hersbruck.  Frieß.  Kgl.  Gymnasiallehrer  2  JI;  Küneth.  Kgl.  Pfarrer  2  J4;  Dr.  Mayer, 
Kgl.  Bezirksarzt  2  Ji    Ingolstadt.     Frz.  Heinrichs  3  JL    Kempten.    Abert,    Kgl.  Gymnasiallehrer 

1  JL;  Dr.  Bitterauf,  Kgl.  Gymnasialprofessor  1  Ji;  Wilhelm  Deffner,  Bankdirektor  5  JL; 
Johann  Evangelist  Deller,  Stadtpfarrer  3  J4;  Heinrich  Düwell,  Fabrikdirektor  \0  JL;  Heinrich 
Flach,  Kaufmann  10  Ji;  von  Gäßler,  Kgl.  Bezirksamtsassessor  3  Ji;  Wilhelm  Graf,  Bank- 
direktor 3  JL;  Th.  Haugg,  Direktor  der  Aktienbrauerei  10  JL;  G.  Hildebrandt,  Eisenhändler 
10  Ji;  K.  Hoefelmayr,  Camembertfabrikant  10  JI;  Albert  Honold,  Fabrikbesitzer  10  JI;  Justizrat 
Dr.  Georg  Kemmeter,  Rechtsanwalt  10  Ji;  E.  Kollmann,  Brauereibesitzer  in  Weitnau  10  Ji; 
Ludwig  Krauß,  Großkaufmann  10  JI;  Justizrat  Kuchenbaur,  Kgl.  Notar  5  Ji;  Max  Lindinger  sen., 
Spediteur  15  Ji;  Karl  Pletzer,  Lehrer  10  Ji;  August  Schnitzer,  Privatier  5  Ji.;  Alois  Stoelzle, 
Postverwulter  1  Ji;  Frau  J.  Troeltsch,  Bankoberbeamtenswitwe  5  JL;  Bankdirektor  a.  D.  Sig- 
mund Ulimann,  KgL  Handelsrichter  und  Magistratsrat  5  JL;  Ziegler,  Landgerichtsrat  3  JL  KieL 
Professor  Lüthje  10  Ji  Kirchheimbolanden.  Dr.  Boye,  prakt.  Arzt  2  Ji;  Dr.  E.  Göbel,  Direktor 
der  Privatrealanstalt  in  Weierhof  2  Ji  Goldmann,  Kaufmann  2  Ji.;  Hagenburger,  Kgl.  Notar 
in  Göllheim  2  Ji;    Rentner  Kaufmann,  1.  Adjunkt  2  JI;  von  Müller,  Fabrikbesitzer  in  Eisenberg 

2  JL;  Nöthlichs,  Fabrikbesitzer  in  Eisenberg  2  Ji;  Gutsbesitzer  Uhl,  Bürgermeister  in  Göllheim 
2  Ji;  Wilkes,  Fabrikdirektorin  Eisenberg  2  JI  Krumbach.  Hermann  Krämer,  Pharmazeut  2  A; 
Ziegler,  Kgl.  Bezirksamtsassessor  2  J4  Lahr.  Amann,  Architekt  2  J4;  A.  F.  Bader,  Bankvorstand 
2JI;  Heinrich  Caroli,  Fabrikant  2  Jf^;  Emele,  Oberamtsrichter  2  JI;  Ettle,  Rechtsanwalt  2  J4; 
M.  Kibler,  Gewerbelehrer  1  Ji;  von  Koelichen,  Oberst  2  JL;  Camill  Meister,  Weinhändler  2  Ji; 
Karl  Meurer  jun.,  Architekt  1  Ji;  von  Mey,  Generalmajor  2  Ji;  Otto  Traub,  Brauereidirektor 
2ji;  Oskar  Weil,  Fabrikant  2ji  Leipzig.  Dr.  phil.  Alexander  Nathansohn,  Universitätsprofessor 
2  JL;  Lübecl<.  E.  Voß,  Lehrer  10  Ji.  Mörlach.  Franz  Moritz  Graf  von  Bentzel-Sternau  3  Ji 
München.  Friedrich  von  Fürer,  Oberst  10  Ji  Münster.  Heinrich  Koch,  Rechtsanwalt  5  Ji  Neu- 
titschein.   S.  Adler  &  Söhne,  Großindustrielle  2  Kr.;    Ingenieur  Josef  Rotter,  Laternenfabrikant 

2  Kr.;    Karl  Stiborsky,  Apotheker  2  Kr. ;  Max  Weiß  2  Kr.  Nürnberg.     Wilhelm  Besler,  Kaufmann 

3  Ji;  Fräulein  Anny  Happ  3  Ji;  Hugo  Hofmann,  Major  6  Ji;  Rudolf  Mehr,  Generalagent  3  Ji; 
Frau  Karol.  Quehl,  Fabrikbesitzerswitwe  3  JL;  Heinrich  Schlipp,  Privatier  3  A;  W.  Schondorf 
3  Ji;    Dr.    Martin   Tuchmann,    Rechtspraktikant   5  Ji;    Theodor  Wittmaack  3  Ji      Oberau  bei 


Purtenkirchen.  Heinrich  Krauß,  Schriftsteller  10  Ji.  Oehriiisjen.  Schmidt,  K,s;l.  Württemberg. 
Finanzrat  2  JL;  Franz  Seeger,  Privatier  5  M.  Pforzheim.  Fritz  Döppenschmidt,  Bijouterie- 
Fabrikant  10  Jk;  Theodor  Fahrner,  Bijouterie- Fabrikant  3  JL;  H.  Oechslin,  Kaufmann  3  Ji 
Posen.  Benno  Jarecki  3  Ji  Sonderburg.  Wrede,  Oberleutnant  z.  See  S  Ji  Troppaii.  \)r.  Viktor 
Pretzlik  2  J'i  Tuttlingen.  Reichert,  Bergrat  2  Ji  Uffenheim.  Ernst,  Rektor  am  Progymnasium 
2  Ji      Wiesbaden.     Eimler.  Oberstabsarzt  z.  D.    3    Ji     Zürich.     Fritz    Berner,  Architekt    3    Ji 

Einmalige    Beiträge. 

Sfolpen.  Stadtgemeinde    SO  Ji     Oldenburg.     Oldenburger   Künstlerbund   5  .#.    Hannover. 
G.  0.,   Rentier  20  Ji 


ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Wenn  auch  in  erster  Linie  die  alte  Kunst  den  Schwerpunkt  unseres  weitgedehnten  Inter- 
essengebietes bildet,  ja  bildenmuß,  so  darf  dies  doch  nicht  eine  Berücksichtigung  der  späteren 
Kunst-  und  Kulturepochen  ausschließen.     Namentlich  gilt  dies  von  der  1.   Hälfte  und  der  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts,  einer  Zeit,  die  in  der  von  uns  verfolgten  Richtung  viel  Anziehendes  bietet. 
In  den  letzten  Jahren  ist  unsererseits  schon  manches  geschehen,  um  dem  Kulturleben  dieser  Periode 
in  unseren  umfassenden  Samigilungen  entsprechenden  Ausdruck  zu  geben.     Klein  ist  aber  immer 
noch  die  Zahl  von  kunstgeschichtlich  wertvollen  Bildern  aus  diesem  Zeitraum.    Da  ist  es  denn  recht 
erfreulich,  daß  wir  im  verflossenen  Ou-^rtal  Gelegenheit  bekamen,  hier  wiederum  einige  Lücken  zu 
füllen.     Voran  steht  das  große  Gemälde  der  Gräfin  Maria  Theresia  Josepha  Fries,  geborenen  Prin- 
zessin   Hohenlohe- Waidenburg- Schillingsfürst,  mit  ihren  drei   Kindern  von  Josef  Abel    (1764 
bis  1818),  einem  Schüler  von  Schniutzer  und  Füger,  der  im  Historienbild,  Genrebild  und  Porträt 
tätig  war.  Es  ist  eine  Schöpfung  von  achtbarer  Rhyhtmik  im  kompositioneilen  Aufbau  und   von 
einer  fast  klassischen  Großzügigkeit  (Taf.  I).   In  greifbarer  Plastik  heben  sich  die  lebenswahr  durcii- 
geführten  Figuren  von  dem  landschaftlichen   Hintergrund  ab,  der  sich  mit  bläulich  schinnnernden 
Höhenzügen  in  weiter  Ferne  verliert.    Obwohl  das  Figürliche  vorwaltet,  herrscht  doch  ein  harmo- 
nischer Zusammenhang  mit  der  Landschaft.    Karl   Rottmanns  Art  ist  nunmehr  durch  zwei  Bei- 
spiele vertreten.    Rottmann,  bekanntlich  ein  Schüler  seines  Vaters  Friedrich  Rottmann  und  Xellers 
und  stark  beeinflußt  von  K.  Fohr,  entwickelte  sich  speziell  für  die  südliche  Landschaft  einen  ganz 
eigenen,  aufs  Große  ausgehenden  Stil,  der  das  Monumentale  in  der  Komposition  betont,  im  Ko- 
lorit leuchtende  Kraft  anstrebt,  sich  dabei  aber  in  beiden  vom  Realismus  entfernte.     Wenn  es  uns 
auch  bei  seiner  Kunst  etwas  fröstelt,  so  können  wir  doch  nicht  umhin,  uns  dem  großen  Zuge  gegen- 
über, den  seine  Malerei  nun  doch  einmal  besitzt,  empfänglich  zu  zeigen.    An  der  neu  erworbenen 
Gebirgslandschaft  bewundern  wir  die  flotte,   schon  fast  impressionistische  Technik  und  an  seiner 
Flachlandschaft,    die  wir  in  Abb.  1    wiedergeben,  die  gut  herausgearbeitete  ernste  Stinnnung  der 
Regen  verheißenden  Luft.  —  Daneben  kam  selbstredend  auch  die  alte   Kunst  zu  ihrem   Recht. 
Auf  der  Auktion  der  Galerie  Weber  erwarben  wir  ein  neues  Werk   des  bereits  bei  uns  vertretenen 
wichtigen    Meisters     des    1  m  h  o  f  a  1 1  a  r  e  s    in    St.    Lorenz    zu    Nürnberg.     Unscheinbar 
auf  den  ersten  Blick,  ist  es  doch  in  hohem  Grade  typisch  für  seine  Epoche  und  namentlich  be- 
zeichnend für  die  Art  seines  Verfertigers,  der  seine  Heiligengestalten  mit  der  Innigkeit  der  religiösen 
Empfindung  seiner  Zeit  zu  durchdringen  wußte.     Noch  spielt  das  Gewand  die  Hauptrolle.     Die 
Hände  sind  vollkommen  unter  ihm  verborgen.     Um  so  deutlicher  sind  die  Attribute  sichtbar  und 
mit  kindlicher  Naivität  blicken  die  Augen  des  jugendlichen  Antlitzes  schüchtern  zur  Seite.     fJar- 
gestellt  ist  die  heilige  Barbara  (Abb.  2).    Auf  der  Rückseite  finden  sich  Reste  eines  Martyriums  der 
heiligen  Katharina.     Das  Bild  ist  somit  der  Rest  eines  Altarwerkes,   nach  welchem  weitere    For- 
schungen anzustellen  sich  wohl  verlohnen  dürfte.  —  Aus  dergleichen  Sammlung  stammt  auch  das 
Bildnis  des  Sl jährigen    H  a  n  s    S  a  c  h  s  von  Andreas  H  e  r  n  e  i  s  e  n.  datiert  1576  (Abb.  3). 
Bekannt  durch  den  Stich  von  Jost  Amman,  schon  längst  eingeführt  in  die  allgemeine  Geschichte 
der    deutschen   Kunst,    ist    es  nach  langen    Irrfahrten    nunmehr  erfreulicherweise    an    den  Ort 
zurückgekehrt,  woselbst  es  entstanden.     Erworben    wurde   es  auf    Kosten  der  Stadt   Nürnberg. 


—   6   — 

Der  S.immhinv;  (irii;iiial-pl;ist  isiluT  I  »eiikiiiiik'r  kdiintc  ein  inteiessimter  Hlei.miH  /u,L;i'fiiliit 
werden,  die  freiplastisclie  Gruppe  eines  aul  einem  Seeplerd  reitenden  Piittos.  Nalie  verwandt 
den  Piitti  ;ini  Sebaldusgrab.  darf  er  mit  niLJit  .i;erin.irer  Wu!irsi-lieinlii.iikeit  als  ein  (niBmodell  aus 
der  Wer  kst  a  tt  Peter  V  i  sehe  rs  betraehtet  werden  (Abb.  l).  |)ie  quellenden  lormen.  diei^edrun- 
i;enen  Beinehen,  das  pausbiiekiiie  Antlitz,  des  Kindes,  seine  virtuos  iiestrilhnten  Haare,  überhaupt 
der  seliliehte  derbe  Naturalismus,  haben  mancherlei  Analogien  mit  den  vielen  kleinen  FiKürehen. 
die  mit  das  sprudelnde  Leben  jenes  sjroßen  Kunstwerkes  bedingen.  Und  nicht  ganz  unwichtig  ist 
die  Feststellung,  daß  ähnliche  phantastische  Tierwesen  sich  auch  dort  vorfinden.  E)as  Sebaldus- 
grab  ist  in  den  Jaiiren  1 5"S  -lo  entstanden.  Nicht  viel  später  dürfen  wir  auch  unsere  Grupiv 
ansetzen.  Jeder  Anklang  an  gotische,  Formengebung  ist  abgestreift.  Als  das  zwanglose  Ergebnis 
eines  an  der  Kunst  Italiens  geläuterten  edlen  Naturalismus  steht  die  kleine  Gruppe  vor  uns,  wichtig 
als  ein  neues  Dokument  in  der  Entwicklungsgeschichte  der  deutschen  Friihrenaissance,  als  der 
beginnenden  Steigerung  des  Naturgefühls  in  der  deutschen   Kunst. 


Abb.  1.     Karl    Rottmaitn :    Flachlaiidschaft. 


Wichtig  für  unsere  keramische  Sammlung  war  der  Ankauf  des  in  Abb.  5  wiedergegebenen 
Porzellantellers  der  Nymphen  burger  Manufaktur.  Wenn  auch  diese  letz- 
tere im  allgemeinen  bei  uns  ganz  annehmbar  vertreten  ist,  so  fehlte  uns  doch  bislang  ein  Beispiel 
für  eine  mit  Golddekor  verbundene  Buntbemalung.  Graziös  verschlungene,  in  scharfer  Federmanier 
aufgetragene  Rokokozierate  laufen  an  dem  vielfach  geschweiften  Rand  entlang.  Groß  ist  die  Frische 
und  Leuchtkraft  der  Farben,  mit  denen  die  mancherlei  einzelnen  Blumen,  die  den  Fond  und  den 
Rand  bedecken,  koloriert  sind.  Und  als  ein  drittes,  ebenfalls  bei  uns  bislang  fehlendes  Dekora- 
tionselement kommen  noch  hinzu  Insekten  verschiedener  Art  und  kleine  Johanniskäferchen,  die 
mit  peinlichster  Naturtreue  zur  Wiedergabe  gebracht  scheinen. 

Das  römische  Ziegelgrab  (Abb.  6).  ein  Geschenk  des  Herrn  Kommerzienrats 
Wilh.  Ludowici  in  München,  entstammt  dem  großen  Grabfelde  in  Rheinzabern.  Auf  Grund  uns 
zur  Verfügung  gestellter  photographischer  und  zeichnerischer  Aufnahmen  in  unserer  Restaura- 
tionswerkstätte zusammengesetzt,  bildet  es  eine  bedeutsame  Ergänzung  unserer  Abteilung  römischer 
Denkmäler,  in  der  solche  Stücke  bislang  fehlten.    Aber  weiterhin  ergänzt  es  in  sehr  willkommener 


—     7 


Art  unsere  :in   Umfang  bescheidene   Sammlung  von  Stein-  und    lioi/särgen,  sowie  sogenannten 
Totenbäumen,  mit  denen  es  in  einem   Räume  vereinigt  wurde. 

Geschenke. 

Berlin,      br.    Hermann    Leuchs:     Drei    Markstück   /um    loojälungen    dubiläum   der 
Universität  Breshui,   IMII.  —  I-rlangcii.     Bezirksobstbaumwart  Ludwig  l»acliauer:    Jagd 
messer  des  16.  Jain'ii..  gefunden  in  dem  Burggraben  der  Burgruine  auf  dem  Schwarzwirrlx'rg  bei 
Neuburg  vorm  Wald.  —  Hannover.     Fräulein  Antonie  Sattler:    Handhabe  und  Schwengel 
einer  Butterwippe  aus  der  Gegend  von  Ijiepholz.  l').  Jahrh.  —  .München.     Oberst  Friedrich 


Abb.  2.    Meister  des  Imhofaltares  in  St.  Lorenz :    St.  Barbara. 


von  Fürer:  Rautenmedaille  zum  Gedächtnis  der  von  Herm.  Fürer  von  Haimendorf  wieder- 
hergestellten Kapelle  auf  dem  Moritzberg  bei  Nürnberg.  1908.  in  Silber  und  Bronze.  Fräulein 
Luise  Klein  (Vermächtnis):  Bildnis  des  Nürnberger  Malers.  Kupferstechers  und  Radierers 
doli.  Adam  Klein  (1792— 1875).  Ölgemälde  auf  Leinwand.  K.  Bayer.  K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e- 
rium:  Bayerische  9  cm- Kanone  C.  74  Nr.  33  mit  vollständiger  Ausrüstung.  Kommerzienrat 
W  i  1  h.  L  u  d  o  w  i  c  i:    Römisciies  Ziegelgrab  aus  dem  Grabfelde  in  Kheinzabern  mit  dazugehö- 


—    8     — 

rigeni  Skelett  (Abb.  t>).  --  Müiislcr  (Westfalen).  Jos.  Hotte  junior:  (iipsabi^uß  der  Keinlieldis- 
Grabplutte  in  der  Kirche  /u  Riesenbeok.  Provinz.  Westfalen,  uns  dem  13.  Jalirli.  —  Nürnberg. 
Regierungsrut  :i.  l).  H  e  r  ni.  Esper:  Siegelhiek-Abdrüeke  von  zwei  Espersclien  Wappen.  Frau 
G  e  h  e  i  ni  r  a  t  von  Gern  gros:  Schraubentaler  auf  die  Teuerung  der  Jahre  18I6/17  von 
F.  Stettner.  Im  Inneren  zwei  Gedächtnistäfelchen,  davon  das  eine  auf  die  Teuerung  des  Jahres 
1771.  Kommerzienrat  G  e  o  r  g  L  e  y  k  a  u  f:  Ein  reichverzierter  Ausstellungssclirank  mit  Etagen- 
aufbau und  Spiegeln.  Benno  Obermayer:  Schrankschlüssel.  1.  Hälfte  des  19-  Jahrb.  — 
Rötheiibach  b.  Feucht.  Pfarrer  Kinkelin:  Fränkische  Bauernwiege  mit  bunter  Blumen- 
malerei über  blauem  Grund.  I.  Hälfte  des  1').  Jalirh.  —  Sankt  Pollen.  Archiv:ir  a.  L).  Franz 
Z  i  m  m  e  r  m  a  n  n:  a)  33  Zinnkannen  und  Zinnteller,  meist  aus  Hermannstadt  in  Siebenbürgen 
herrührend,  und  zwar:  1.  Zwei  hohe  Zinnkannen,  die  eine  schmucklos,  die  andere  mit  zwei  Blumen- 
vasen und  Rosette  am  Henkel.  IS.  Jahrb.:  Zinnkrug  der  siebenbürgischen  Tschismenmacher 
(Stiefelmacher)  mit  den    Emblemen  und  der  Jaiirzahl   l(7)3ü:    kleiner  (beschädigter)  Zinnkrug 


Abb.  3.     Hans  Sachs  von  Andreas  Herneisen. 


mit  ornamentiertem  Henkel,  18.  Jahrb.;  kleiner  Teller  mit  Blume  im  Fond,  1764;  Teller  mit 
Blume  im  Fond,  Hochzeitsgabe.  1769;  Teller  mit  gekröntem  Doppeladler  im  Fond,  Hochzeitsgabe. 
1774;  Teller  mit  Rad  und  Inschrift  im  Fond,  1774;  Teller  mit  gekröntem  Doppeladler  im  Fond. 
1/75;  Teller  mit  Kürschner- Emblem,  Neujahrsgeschenk  der  Altgesellen,  178I;  Teller  mit  ge- 
kröntem Doppeladler  im  Fond  und  Rankenfries  am  Rand.  1786;  Teller  mit  Blume  im  Fond  und 
Rankenfries  am  Rand,  Hochzeitsgeschenk,  1 789 ^,  größerer  Teller  mit  Blume  im  Fond,  Hochzeits- 
geschenk, 1794;  größerer  Teller  mit  Doppeladler  im  Fond.  Hochzeitsgeschenk  für  Anganeta  Klossin, 
18.  Jahrb.;  Teller  mit  laufendem  Hasen  im  Fond,  18.  Jahrb.;  drei  Teller  mit  Blumen  im  Fond. 
18.  und  19-  Jahrb.;  größerer  Teller  mit  Blume  im  Fond.  l800;  Teller  mit  gekröntem  Doppeladler 
im   Fond  und   Randverzieruniien.   I8t)l:    Zinnschüssel  der   Fleischhacker- Bruderschaft.  Cjeschenk 


Anzeiger  des  Germanischen  Nationalnuiseums  1912. 


Tafel  I. 


Josef  Abel;  Gräfin  Maria  Theresia  Joseplia  Fries  mit  ihren  drei  Kindern.    1811. 


9     - 


der  Alts;esellen.  1S()4;  i;i''>''t^i't?i'  Teller  mit  .^eknintem  D^ppt^l-ii-l'^''  ''"  Fond,  1812;  jjrcißerer  Teller 
mit  Blume  im  Fond,  iSiy;  Teller  mit  Blume  und  Friesen  im  Fond,  1820;  desgleichen,  1832;  grö- 
(3erer  Teller  mit  Rose  im  Fond.  1S46;  Teller  mit  Rose  im  Fond  und  gewelltem  Rand,  1851;  drei 
Teller  mit  gewelltem  Rand,  19-  Jahrh. ;  zwei  Teller  mit  gepunzten  Friesen,  19.  Jalirh.;  Teller  mit 
Hirschjagd  im  Fond.  19-  Jahrh.  b)  Drei  Pulverhörner  aus  dem  Siebenhürger  Sachsenland,  Hirsch- 
horn, mit  einfachen  Verzierungen.  19.  Jahrh.  c)  Siebenbürgischer  Holzbecher  mit  Griff,  aus  einem 
Stück,  geschnitten.  19.  Jahrh.  d)  Fünf  Überhanghandtücher,  davon  eines  datiert  I8l9,siebenbürgisch- 
sächsische  Arbeiten.  —  Solin  b.  München.  Dr.  P.  F.  M  e  s  s  e  r  s  c  h  m  i  t  t:  Dunkelgraues  Seiden- 
tuch mit  schwarz-rot-gelben  Streifen,  wie  es  i.  J.  1848  von  den  Frauen  Bambergs  zur  Bezeigung 
ihrer  freiheitlichen  Gesinnung  getragen  wurde;  runde  Dose  mit  Lackmalerei  in  Rot,  Schwarz  und 
Gelb  und  zahlenmäßigen  Angaben  über  die  Schwangerschaft  zum  Gebrauch  für  Ärzte,  1.  Hälfte 
des  19-  Jahrh.  —  Stuttgart=Degerlocli.  Gräfin  H.  Uxkull:  Acht  Brillen,  darunter  eine 
Schutzbrille,  drei  Zwicker  und  vier  Lesegläser  aus  dem  19.  Jahrh.  —  Wien.  Professor  Dr.  E.  v  o  n 
O  t  t  e  n  t  h  a  1:  Medaille  zum  70.  Geburtstag  von  Dr.  Arnold  Ritter  Luschin  von  Ebengreuth  in 
Graz  am  26.  August  1911   von  A.    Hartig,  Bronze. 


Abb.  4.    Putto  auf  Seepferd.     Bleigußmodell  der  Werkstatt  Peter  Vischers. 


Ankäufe. 

Frühchristliche  Denkmäler.     Messerartiges   Kurzschwert  (Scramasa.x).     Fränkisch. 

(iemälde.  Meister  des  Imhofaltares  in  St.  Lorenz:  Die  heil.  Barbara. 
Halbfigur.  Tafelbild  (Abb.  2).  —  Josef  Abel  (1764—1818):  Gräfin  Alaria  Theresia  Josepha 
Fries,  geb.  Prinzessin  Hohenlohe-Waldenhurg-Schillingsfürst.  mit  ihren  drei  Kindern.  Großes  Öl- 
gemälde auf  Leinwand.  I8II  (Taf.  I).  —  Karl  Rottmann  (179S— 1850):  Gebirgsland- 
schaft. Motiv  aus  der  Gegend  von  Kufstein.  Ölbild  auf  Leinwand.  —  Derselbe:  Flachlandschaft 
mit  breitem  Fluß  vor  Gebirgszügen.  Als  Staffage  eine  Hirschjagd.  Ölbild  auf  Leinwand  (Abb.  1). 
—  Johann  Jakob  Dorner  (1775 — 1852):  Oberbayerische  Gebirgslandschaft  mit  Bach 
und  drei  Jägern  bei  einem  erlegten  Bären.     1829.     Ölbild  auf  Leinwand 

Plastik,  Originale.  Putto  auf  einem  Seepferd.  Bleimodell  der  Werkstatt  Peter  Vischers. 
2.   Viertel  des  16.  Jahrh.   (Abb.  4). 

Medaillen.     Medaille  auf  Kaiser  Ferdinand  II.  von  Pietro  de  Pomis  v.  J.  1620.     Gold. 


—     10     — 

Haiis.^crälc.     N\iiiplioiilnii,i;cr  l'i'r/L'll;in(i.'lli.T.  mit   IMimicii  uiul  ,liih.mniNk;ili.'i\lK'ii  iHiiiall. 
2.    Hallte  des  IS.   .I.iliili.  (Abb.  5). 

Traclil  und   Scliimick.     hin   F;Kir  weiLUvoilciie   1  );uiU'iis(iiinipU'  niil  IM.iuci    IV'iieiistickcici. 

IH'/Oiillllct:     II.    T.     |S1(.. 

S  t  i  f  t  u  11  g  e  11. 
Denkmäler  für  Heilkunde.    Bnnizephikette  ;uif  (u'Iiciiiu-.it  Vn>(.  In.  i'.iul  l.liilii.ii.    Nach  ileiii 
Leben  niodellieit  von   Karl  (joetz  in  München.     l')li>. 

D  e  p  o  s  i  t  a. 

Pilgerfiirürelien.     Silber.  j;egossen.  vertioldet  und  tcihvei.Ne  emailliert.     Ursprün,i;lich  Deekel- 
bckrönunsr  eines  Ghispokals.     2.   Hälfte  des   16.  Jalirli. 


Abb.  5.    Nymplienburger  Porzellanteller. 


KUNSTSAMMLUNGEN  DER  STADT  NÜRNBERG. 

Bildnis  des  Siiährigcn   H  ans    Sachs  von  Andreas   Herneisen.     1576  (Abb.  j) 


HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenk  c. 
Nürnberg.     Dr.  med.    H  e  r  m.    K  ahn,  prakt.  Arzt:     Rezept  für  ein  Gittpulver  gegen  die 
Pest.     Oiiiiitzettel.     Handschrift.     iS.  Jahrh. 


—    11 


Ankauf  e. 

1.  G  e  g  e  n  s  t  :i  11  d  c:  GruÜcr  B  r  u  n  z  e  m  ö  r  s  e  r  aus  dem  Jahre  1()55  aus  der  Spital- 
Apotheke  zum  heiligen  Geist  in  Nürnberg.  —  Kleinerer  Bronze  m  ü  r  s  e  r  aus  dem  Jahre  loy-i 
eben  dorther. 

2.  B  ü  c  h  e  r:  Andreas  Cneuffel,  Epistola  de  p(Klagra  (.urata.  Amsterdam  1643.  12*'.  — 
Franz  Blondel,  Thermarum  Aquisgranensium  et  Porcetanarum  descriptio.  1685.  ■ —  Derselbe, 
Thermarum  Aquisgranensium  et  Porcetanarum  elucidatio  et  thaumaturgia.  1688.  —  Matth. 
Gottfr.  Purmann,  Ausführlicher  Unterricht  und  Anweisung,  wie  die  Salivation-cur  ....  vorzunehmen. 
Liegnitz,  l6y2.  12*^.  —  Joh.  Heinr.  Heucher,  Morbos  ex  nimio  veneris  usu.  Wittenberg  1700.  4**.  — 
Johannes  Konrad  Tieffenbach,  Disputatio  medica  inauguralis  de  podagrae  nova  pathologia. 
1704.  4."  —  Gottfr.  Thiesen,  Üissertatio  medica  inauguralis  de  morbo  marino.  1727.  4°.  — 
Dispensatorium  pharmaceuticum  Austriaco-Viennense.  Wien  1729.  Fol.  —  Christian  Ludwig 
A'\ögling,  Disputatio  inauguralis  medica  de  peste.  Tübingen  1735.  4*'.  —  Johannes  Konrad  Wittwer, 
de  vomitu  vomitus  remedio.  Altdorf  1742.  4°.  —  Kaspar  Lucas  von  Erb,  Die  in  Kindes- Nöthen 
seuffzende  Bauren-Frau.  Konstanz  1754.  12".  —  Germanus  Sincerus,  Medicinisches  Handbüch- 
lein   nebst  einer  kurzen  Anweisung,  wie  man  die  mehresten   Krankheiten  aus  dem   Urin  er- 


Abb.  (1.     Römisches  Ziegelgrab  aus  Rlieinzaberu. 

kennen  möge.  Augsburg  1777.  S". —  Georg  Bicker.  De  recto  atque  Mercurii  sublimati  corrosivi 
in  \ariis  morbis  usu.  Göltingen  1777.  4".  —  Dispensatorium  pliarmaceuticuni  Pirunsvicen'<e. 
Braunschweig  1777-  4".  —  Johannes  Martin  Minderer,  specimen  inaugurale  medicum  de  i^'esle. 
Jena   1789.  4".  —  Dr.  B.  M.   Lersch.   Kleine  Pestchronik.     Aachen  I880.     8". 


KUPFERSTICHKABINETT. 

Das  Kupfersticlikabinctt  erhielt  eine  Reihe  wertvoller  (jeschenke.  Wir  heben  Ix'soiiders 
iiervor  erstens  die  Stiftung  der  Berliner  Pflegschaft:  das  als  aulhei'.tisches  Abbild  der 
Altberliner  Wohnungskultur  wichtige  Aquarell  von  Zielcke,  dessen  kunstgewerblich  sauber  durcii- 
geführte  Innenraumsdarstellungen  fast  sämtlich  schon  zu  seinen  Lebzeiten  in  feste  Hände  (fürst- 
lichen Besitz)  übergegangen  waren  und  daher  selten  sind;  ferner  die  von  zeitgenössischen 
Künstlern  (zunächst  den  Führern  der  modernen  Bewegung  in  der  Reichshauptstadt)  auf 
unsere  Bitte  hin  gütigst  überwiesenen  Beispiele  moderner  Graphik  (die  als  (]rundstock  zu  einem 


—     12     — 

sysleniatisoheii  Ausbau  dieser  Ablciluni;  i^cd.uiit  siiui);  oiullii.ii  die  sLitlliehe  Kuliektinn  von 
Niiniberjjer  Ornamentstichen  des  17- — l«"^-  Jalniuiiideils,  die  Herr  I  )r.  James  S  i  in  n  n  aus 
Anlaß  der  jresonderteii  Aufstellunc  unserer  ("irnanientstiehsaninilunu  /u  stiften  die  Liebens- 
wiirdiiikeit  ueliabt  hat. 

Die  Erwerbuiii;  der  iieistreieiien  Litlni,uraphieeii  zum  s^estiefelten  Kater  von  Ma.\  Slevojjt, 
eine  nur  in  7  E.xemplaren,  die  nunmeiir  sämtlich  in  festen  Händen  sind,  .iredruckte  Gele.iienheits- 
arbeit  des  Künstlers,  wurde  uns  duieh  die  Salaniander-Schulii;esell.schaft  J.  S  i  g  1  e  &  Co.  in 
Kornwestheini  bei  Stutti;art  in  dankenswerter  Weise  ermriglicht. 

G  e  s  e  h  e  n  k  e. 

Berlin.  A\  a  .\  Liebermann:  o  l.ithoi;rapliieii  be/.w.  Radierunv.en  von  Ala.x  Lieber 
mann.  I.  Selbstbildnis  in  i;an/.er  Fi,i;ui'.  in  holländischer  Landschaft,  Lithographie.  2.  Dünen- 
landschaft.  Litliographie.  3.  Wettrennen.  Litho.urapliie.  1.  Uiilenhorster  Fährhaus  in  Hamburtr, 
Kadieruns.  5-  Badende  Knaben,  Radierung.  6.  Simson  und  Delila,  Radierung.  7.  iJorfstraße. 
Radieriuiii.  8.  Düne,  Radierung.  9.  Zwei  alte  Frauen  vor  einem  Haus  bei  Sonnenschein  im 
Schatten  vor  Bäumen,  Radierung.  —  Louis  Corinth:  Weibliche  Aktstudien,  1.  Zustand 
einer  Radierung;  von  Louis  Corinth.  —  Dr.  J  a  m  e  s  Simon:  Kollektion  von  über  lüO  Nürn- 
berger Ornamentstichen  des  17  und  iS.  Jahrhunderts,  u.  a.:  G.  C.  Erasmus,  Neues  Zierahten 
Büchlein  von  allerhand  Schreinwerck.  1695:  Abraham  Helmhack,  Vor  unterschiedliche  Professionen 
dienliches  Laubwerck,  anderer  Teil;  P.  Decker.  Sprang  und  Schlosser  Werck;  J.  C.  Reiff,  Zierrathen- 
büchel  vor  Glasschneider  und  Künstler;  Ders.,  Neues  Schlosserbüchlein,  anderer  Theil;  Georg 
lieumann,  Neu  inventirte  Degengefäß,  anderer  Theil;  Caspar  Neuner,  Neue  Arth  Blumen  Die 
sowohl  zum  Laquiren,  Sticken  und  Neben,  alß  auch  auf  Porcelan  zu  Mahlen  sind;  J.  L.  Eisler, 
Neu  inventirtes  Laub  und  Bandelwerck,  Hier.  Bölmann  cxc.  No.  30;  Unbekannt:  Unterschiedi. 
Stücke  vom  Büchsenmachen.  J.  C.  Weigel  exe;  Neue  invention  oder  entwurff  von  Schnupftoback- 
Dosen  (Weigel  No.  112):  P.  Chr.  Zincke,  Neue  Faconirte  Fenster.  —  Max  S  1  e  v  o  g  t:  1.  Selbst- 
bildnis, Radierung.  2.  Prospekt  der  Kunsthandlung  A.  de  Burlet,  Berlin.  Farbige  Lithographie 
von  Max  Slevogt.  —  Karl  Walser:  1.  Zehn  Radierungen  von  Karl  Walser,  Pi^obedrucke  zu  den 
Illustrationen  des  im  Verlage  von  Georg  Müller  (München)  erschienenen  Buches  ..Die  Abenteuer 
des  Chevalier  Faublas"  von  Louvet  de  Convray.  2.  Vier  radierte  Vignetten  mit  der  Unterschrift: 
Radierungen  von  Karl  Walser,  Probedrucke.  3.  Theaterdekorationsentwurf  zum  Sommernachts- 
traum (1.  Wald),  für  die  Aufführung  im  Münchener  Künstlertheater.  Aquarell.  4.  Desgleichen 
zum  1.  Aufzug  1.  Szene.  —  Pflegschaft  Berlin:  Leopold  Zielcke.  Des  Künstlers  Arbeits- 
zimmer zu  Berlin,  Ecke  Friedrich-  und  Leipzigerstraße.  Aquarell  um  1825.  —  Köln.  Direktor 
Dr.  Alfred  Hagelstange:  Exlibris  Rudolf  Klix  und  Eduard  Goertz,  gezeichnet  von 
Franz  Buschmeyer.  —  Kornwestheim  bei  Stuttgart.  S  a  1  a  m  a  n  d  e  r  -  S  c  h  u  h  g  e  s  e  1 1- 
schaft  J.  Sigle  &  Co.:  11  Illustrationen  zum  gestiefelten  Kater.  Lithographieen  von  Max 
Slevogt.  —  München-Qiadbach.  B.  Kühlen,  Kuhstanstalt:  2  große  farbige  Reproduktionen  Alt- 
kölnischer Gemälde.  ..Madonna  mit  dem  Veilchen"  und  „Madonna  mit  der  Wickenblüte",  nach 
den  Originalen  von  Stephan  Lochner  und  1  Photographie  nach  der  Madonna  mit  der  Erbsenblüte 
im  Germanischen  Museum.  —  Nürnberg.  Franz  F ändert,  Kgl.  Techniker:  1.  Drei  Theater- 
dekorationsentwürfe, Kupferstiche  von  M.  Küsel  nach  Lodovico  Burnacine,  2.  Hälfte  17-  Jahrh. 
2.  Sieben  Blatt,  Grundrisse,  Querschnitt  und  Außenansichten  von  Kirchen  aus  Nürnberg  und  Um- 
gebung. 1  Blatt  mit  Grabsteinen  aus  Ansbach,  1  Blatt  Stationen  von  Adam  Kraft  und  1  Blatt  mit 
Siegeln  und  einer  Münze  des  Ägidienklosters  zu  Nürnberg,  Radierungen  von  Erhard  und  Walther. 
Anfang  19-  Jahrh.  —  Professor  M.  Heilmaier:  Zeichnung  der  im  Germanischen  Museum  befind- 
lichen gotischen  Silberbüste  des  heil.  Zeno,  aufgenommen  im  Jahre  1886  am  Ort  ihrer  ursprüng- 
lichen Aufbewahrung  (in  Isen);  diese  Aufnahme  enthält  manche  inzwischen  verschwundenen  Zu- 
taten. —  Wilhelm  Reuter,  Kunstmaler:  Bildnis  August  Essenwein,  Lithographie  von 
K.  Stecher,  I853.  —  A.  S  c  h  ü  r  r  1  e  i  n,  Musikinstrumentenhandlung:  Photographie  eines  Minia- 
turporträts des  Ignatius  Gallus  Widhalm.  —  Ungenannt:  1  Lithographie  von  Max  Slevogt 
(„Die  Begrüßung"),  Probedruck  zum  „Lederstrumpf".  —  2  Gesellenbriefe  des  Gärtners  Georg 
Arndt,  ausgestellt  in  Stuttgart  1754  (Abb.  7)  und  in  Weickersheim  1756,  Pergament.  —  Reiclien- 
bach.  H.  Haase:  Ansicht  des  Spittlertorgrabens  in  Nürnberg.  Kolorierte  Radierung.  Nürn- 
berg bei  Riedel,  1824  ( ?).  —  Schwerin.  Rittergutsbesitzer  K.  Boltew:  Faksimilerepro- 
duktion  eines   Polterabendgedichtes  von  1732. 


—     13 


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—     14     — 

Ankauf  e. 

Kiipfcrslidic  und  Kadicrimi;cii.  IS.  J  :i  li  r  li  u  n  d  c  i  t.  (',.  AV  Kraus:  ..Boy  licluif. 
kolorierte  Kadieruni;.  —  19.  J  a  li  r  h  u  ii  d  e  r  t.  C.  Pfeiffer:  Porträt  Wieiands  nach  Tisch- 
bein. Kupfersticli.  l8oo.  —  J  o  h.  Fr.  Bolt:  Artistische  Versuche.  BerUn.  iSoi.  7  Blatt.  — 
Jos.  .Wüßmer:  Laubwald.  Kadieruni:.  IS2I.  —  Carl  Küc  liier:  Porträt  Jo.  Marlin  Wag- 
ners. Radierunji.  1S36.  Derselbe:  Poitriit  Friedrich  Overbecks.  Kadierun.i;.  i>^M-  —  S.  A  111  s  1  e  r: 
I'ortriit  des  A\alers  Fohr.  Kupferstich  nach  C.  Barth.  1.  Haltte  10.  Jahrh.  —  G  e  b  a  u  e  r:  Krüger 
in  seinem  Atelier  an  einem  Bildnis  Friedrich  Wilhelm  111.  arbeitend.     1.    Hälfte   l').  Jahrh. 

Ornainenfstiche.  C.  G.  S  c  h  n  e  i  d  e  r:  2u  Entwürfe  zu  Biedermeiereinrichtun.nen.  kolorierte 
Stiche  von  F.  Jättnig.  meist  aus  dem  Verla.u  von  L.  \V.  Witti.i;.  Berlin.  1.  nrittel  l'>.  Jahrh.  — 
l'nbekannt:  Ideen  zu  Zimmerverzieruni;en.  Leipzii;  iSoS.  bei  Friedr.  Aui;.  Leo.  1,5  kolorierte 
Stiche  nebst  Titelblatt. 

Neuere  Reproduktionsverfahren.  B  a  x  t  e  r:  Jenny  Lind.  Öldruck.  inkunaJ-'el  dieser 
Technik.     1.    Hälfte   10.   Jahrh. 

Holzschnitte.  Friedr.  Willi,  (i  u  ii  i  t  z:  Allegorische  weibliche  Gestalt.  —  Derselbe: 
Visitenkarte  des  Kammerrats  Fre.^e.  l.  lläUte  l'i.  Jahrh.  —  Carl  Fr.  Stein:  15  Blatt. 
Bildnis  Friedrich  des  Großen,  verschiedene  r);irstelluni;en  und  ein  Wappen.  Probedrucke.  Voll- 
ständige Fol'.;e.     Anfang  19.  Jahrh. 

Lithosraphien.  A  n  f  a  n  t;  19.  Jahrhundert.  Karl  Blechen:  Waldlandschaft 
mit  einer  Schloßruine  auf  steilem  Felsen.  Abdruck  mit  grüner  Tonplatte.  —  T  h.  H  o  s  e  111  a  n  n: 
2  Blatt  des  Werkes  ..Buntes  Berlin".  Unzerschnitten.  Probedruck  vor  aller  Schrift  auf  Ton- 
papier. —  Franz  K  rüge  r:  a)  Bildnis  des  Barons  von   Kottwitz.     Abdruck  vor  aller  Schritt. 

b)  Bildnis  eines  kleinen  Mädchens.  Probedruck  vor  aller  Schrift  (Abb.  8).  —  Franz  Li  e  d  e  r  : 
Porträt  Franz  Ludw.,  Fürst  v.  Hatzfeld.  Probedruck  vor  aller  Schrift.  —  Joh.  Gottfr.  Schadow: 
Zwei  junge  Mädchen  nebeneinander.     Brustbilder  von  vorn  im  Oval.     Abdruck  vor  aller  Schrift. 

—  Karl  Friedr.  S  c  h  i  n  k  e  1:  Studienblatt  mit  zwei  Selbstbildnissen  des  Künstlers  und 
mit  Stichelproben.   —   Unbekannt:    Der  Maler   Joh.    Ludw.  Wittmann   vor  einer  Staffelei  sitzend. 

Historische  Blätter.  A.  Kirchliche  Baukunst.  IS  Entwürfe  für  die  Kirche  zu 
X'ierzehnheiligen.  Kolorierte  Federzeichnungen,  a)  (>  Blatt  eines  nicht  genannten  Künstlers, 
bez.:  ..den  15.  April  1744".  b)  5  Blatt  von  G.  H.  Krohne.  c)  1  Blatt  (Frontansicht)  von  Bal- 
thasar Neumann  mit  eigenhändiger  Namensunterschrift.       d)    2  Blatt   von  Joh.   Kaspar  Ilaali. 

c)  2  Blatt  von  Knechel  (  ?).    f)  2  Blatt  von  zwei  nicht  genannten  Künstlern.  1.  Hälfte  18.  Jahrh. 

—  B.  Poesie.  Flugblatt.  ,,Der  olle  Fritz"  mit  plattdeutschen  Versen.  Anfang  19.  Jahrh.  — 
Unbekannt:  Porträt  einer  Dame  mit  der  Unterschrift:  ..Wie  das  Garn  vom  Knäuel  sich  windet, 
windet  allmählich  das  Leben  sich  ab,  glücklich,  wer,  wenn  es  abgewunden.  Kern  und  Gehalt  darein 
gefunden".  —  C.  T  h  e  a  t  e  r.  ., Dekorationen  auf  den  beiden  Königlichen  Theatern  in  Berlin  etc., 
nach  Zeichnungen  von  Schinkel.  Neue  Folge:  Erstes  Heft  enthaltend  Dekorationen  zur  ,, Zauber- 
flöte." Berlin  1823.  Bei  L.  W.  Wittich."  Titelblatt  und  6  Aquatintastiche  von  C  F.  Thiele 
(koloriert).  —  T  h.  Hose  man  11:  Schauspieler  Hoguet  in  dem  Ballet  ..Robert  und  Bertram" 
als  Robert,  Lithogr.  1841.  —  ,. Labes,  als  Staar,  in  der  Heyrath  wider  Willen".  Kolorierter 
UmrilJstich  eines  nicht  genannten  Künstlers.  1.  Drittel  19.  Jahrh.  —  Schauspieler  Unzelmann  und 
Weitzmann  in  ,,Herr  Rochus  Pumpernickel",  mit  der  Unterschrift:  ,,Ja  mein  lieber  Herr  Patron, 
seine  Finten  kennt  man  schon."  Kolorierter  Umrißstich  eines  nicht  genannten  Künstlers.  1.  Drittel 
19.  Jahrh.  —  ,,Narren-Scene  aus  Pachter  Feldkümmel"  (Unzelmann.  Wurm  und  drei  andere 
Schauspieler).  Kolorierter  Umrißstich  von  Weiße.  1.  Drittel  19.  Jahrh.  —  D.  Nichtpoli- 
tische Allegorien  und  Satiren.  30  meist  kolorierte  Stiche  von  Jos.  Stöber.  ..Zerr- 
bilder menschlicher  Thorheiten  und  Schwächen,  erfunden  und  gezeichnet  von  Loder.  mit  epi- 
grammat.  Erklärungen  begleitet  von  J.  F.  Castelli"  1818.  —  T  h.  Hose  mann:  .,Wie  ein 
Astronom  einen  Sternkiker  reitet",    kolorierte  Lithographie.       Probedruck. 

Porträts.  Wieland,  Kupferstich  von  Pfeiffer  nach  Tischbein.  —  Paul  Heinrich  Trümmer. 
Kgl.  Preuß.  Kriegsrat  etc.  Kupferstich  in  Punktiermanier  von  Meyer,  Berlin  I79<'.  nach  Zeich- 
nung von  Bolt.  —  Frau  v.  Truchseß,  Lithographie  von  Blanc  nach  Krüger.  —  Präsident  Enzer, 
Lithographie  von  Jentzen  nach  Krüger,  Probedruck  auf  Cliinapapier,  vor  aller  Schrift,  —  Graf 
von   Wilhorski.   Lithographie  v<»n   Jentzen. 


Ki'pL'nli;ii;ciK'r    Natinn.i.l- 
Litlint;r;ipllic. 


—     15     — 

Bildcrrcpcrloriiiiii.       ]l     l'hiiln'^rupliieii    \(iii    Ai|u;Lni;inilien    im 
musL'uiii. 

Bierbrauer- Stiftiiim.       J.     P.     Bölime:     ;i)   AUeiiorie    ;uif   d;is    Bockbier. 
1-1)  Adnlf  Sciiroedter.     Tutti.      Litiiograpiiie.      1.    Hiilfte  19-   Jahrh. 

Hohenzollern=S(ifUiiis.  a)  Gesellenbrief  für  den  Gärtner  Geor;;;  Arndt  Friedricii  AAarlini 
aus  Heimßheim  (Württemberj;),  ausjjestellt  durch  den  Brandenburg;.- Hohenzollerischen  Lust- 
und  Orangenjjjärtner  Abraham  Knöller  am  13.  November  1756.  Federzeichnung  auf  Pergament, 
mit  reicher  Ornamentik  und  zweifarbigen  Bändern.  —  b)  Franz  K  r  ü  g  e  r:  Porträt  Amalie 
Maria  Anna,  Prinzessin  Wilhelm  von  Preußen.  Kreidezeichnung  mit  Weiß  gehöht.  —  c)  J  a  b: 
Friedrich  Wilhelm  III.  am  Fenster  bei  der  Grundsteinlegung  zum  Denkmale  Friedrich  des  Großen. 
Lithographie.  —  d)  T  h  e  o  d  o  r  H  0  s  e  m  a  n  n :  Friedrich  Wilhelm  III.  in  der  Theaterloge.  Lirlio- 
graphie.  Früher  Abdruck  vor  der  Schrift.  —  d)  Fritz  von  W  i  t  z  1  e  b  e  n:  Friedrich  Wil- 
helm  III.  in  der  Theaterloge.     Lithographie.     Probedruck  auf  Chinapapier.     Anfang  19.  Jahrh. 

Korpsstudenlische  Stifluiig.  Theodor  Hose  mann:  j  auf  ein  Siudentenlied  bezüg- 
liche  iJarstellungen  auf  einem   Blatt.     Lithographie. 

Mecklenburgische  Stiftung.  Franz  Krüger:  Porträt  des  (iroßherzogs  Georg  Frieilrich 
\on  Alecklenburg-Schwerin  und  seiner  Gemahlin  Maria.  Lithographien.  Probedrucke  auf  China- 
papier vor  der  Schrift.     Anfang  19.  Jahrh. 

Wiltelsbacher-StifUing.  Max  S  1  e  v  o  g  t:  Georgirilter- Fest  zu  München,  nül  dem  Bildnis 
S.    K.    H.  des  Prinzregenten.     Radierung.     19. — 20.  Jahrh. 

D  e  p  0  s  i  t  a. 
Städtische     Kupfcrsticlisaninilung.      Originalkupferphilte    von     Aliilli.     Zündt,    darstellend 
die   Gefangennahme  des  Niiniberger  Patriziers   Hieronyhuis  l'aumgärliier  am  31.  M;ii   1544  durch 
den  Raubritter  Albrecht  von    Rosenberg  in  der  Nähe  von  Seinsheini. 


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Abb.  S.    Lithographie  von  Franz  Krüger, 


—     16    — 
ARCHIV. 

(i  t'  s  (.■  li  c  n  k  (.'. 
(iiicticn.  i,li.'\\crbcs>.iuilli.'lii(.'r  Robert  lliinsol:  AAusUT-TalHMl;!  iilx'i'  lMIK's  iKKiilobl. 
trank.  Craises  1.  Holz.  Regimentes  /u  Fuß.  wie  solches  bey  der  den  S.  Sept.  17,U  im  Feklla)i;er  bey 
Heiiklberii  vorijenommeneii  Alustenms  effective  befunden  worden.  Muster-Tiibelhi  über  eines 
linchi.  tränk.  Craises  1.  Bassowit/sehen  Reuiments  /.u  Ful,i.  wie  solches  bey  der  den  20.  Oct.  1734 
im  Feldhiijer  bey  Schwetzingen  gehaltenen  Musterung  effective  befunden  worden.  —  Muster- 
Tabella  über  eines  hochl.  fränk.  Craises  1.  Linginschen  Dragoner- Regiment,  wie  .'■olches  bey  der 
den  IS.  Oct.  1734  im  Feldlager  bey  Heydelberg  vorgenommenen  Musterung  an  Mann  und  Pferden 
effective  befunden  worden.  —  Muster-Tabella  über  eines  \wch\.  fränk.  Craises  1.  Erbprinz  Bayreu- 
thisches Curassier- Regiment,  wie  solches  bey  der  den  16.  Oct.  1734  im  Feldlager  bey  Heydelberg 
vorgenommenen  Musterung  effective  befunden  worden.  Nürnberg.  Versicherungsbeamter  E  d. 
Ludwig:  Nürnberger  Gerichtsbrief.  14()S.  Febr.  1.  Orig.-Perg.  —  Rechnungsprüfer  F  r  i  e  d  r. 
Stoll:    Bericht  über  die  Teuerung  in  Nürnberg  i.  J.   1(132.     Orig.-Pap. 

A  n  k  ä  u  f  e. 

Transfi.xbrief  zur  Verfassungsurkunde  der  Stadt  C(iln  v.  J.  13<X).  1513-  F)ez.  15.  Orig.- 
Perg.  23  Siegel  an  rot-weiüen  Seidenschniiren  anhangend.  Mit  Kiste  aus  Eichenholz  nüt  der 
Jahreszahl  1514.  —  Spruchbrief  des  Kloster  Benedictbeuern  mit  dem  Stifte  Habach.  1517.  Oct.  17. 
Orig.-Perg.  —  Brief  des  Valentin  Truchseß  v.  Henneberg,  Chorherrn  des  Stiftes  St.  Burkhard  zu 
Würzburg  an  Bischof  Melchior  von  Würzburg.  1554.  Aug.  19.  Autogr.  —  Lehenbrief  des  Bischofs 
Franciscus  zu  Bamberg  für  Georg  Wolf  v.  Leyneck  zu  Nemmersdorf  über  das  Schloß  Plankenstein. 
I635.  Nov.  3.  Orig.-Perg.  —  Empfehlungsschreiben  der  Pfalzgräfin  Elisabeth,  Äbtissin  zu  Her- 
ford, für  den  Oberstleutnant  Jacob  Buttler.     1669.     Aug.  3.     Orig.-Pap. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Wappenbrief  für  Georg  Tratz  in  Nürnberg,  ausgestellt 
durch  den  Comes  Palatinus  Vict.  Streitberger  in  Ansbach.  1614.  April  23.  Orig.-Perg.  Mit 
schönem  eingemaltem  Wappen.  —  Wappenbrief  für  Laurentius  Loelius  (Loen)  in  Ansbach,  aus- 
gestellt durch  den  Com.  Pal.  Vict.  Streitberger  in  Ansbach.  161 7.  März  25-  Orig.-Perg.  Mit 
eingemaltem  Wappen  und  anhangender  reichverzierter  Metallsiegelkapsel.  —  Adelsbrief  für  Philipp 
Bärtl  in  Brixen,  ausgestellt  durch  Kaiser  Karl  VI.  171 7.  Sept.  S.  Orig.-Perg.- Lib.  nüt  Sammet- 
einband. 

BIBLIOTHEK. 

Geschenke. 
Ansbach.  C.  Brügel  u.  Sohn:  H.  Rubner,  Bernhards  und  Stadelmanns  Briefwechsel. 
1895-  8.  —  J.  Meyer.  Onoldina,  Bd.  I  — IV.  1908— 11.  8.  —  Bamberg.  Vorstand  der 
K.  Bibliothek  Bamberg:  Katalog  der  Bibliothek  des  Frh.  Emil  Marschalk  v.  Ostheim 
1.— III.  Abtg.  1911.  8.  —  Berlin.  W  i  1  h.  B  0  r  n  g  r  ä  h  e  r,  Verlag:  K.  Sternberg,  Gerhart 
Hauptmann.  1910.  8.  —  Die  Straße.  Vom  Urwald  zur  Eisenbahn.  0.  J.  8.  —  Friedens- 
Warte,  Verlag:  Die  Friedens-Warte  für  zwischenstaaüiche  Organisation  XIV.  Jahrg.  Heft 
1 — 2.  Berlin,  Wien,  Leipzig.  1912.  8.  —  Großer  G  e  n  e  r  a  1  s  t  a  b,  K  r  i  e  g  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t- 
liche  Abteilung  1:  Moltke,  Militärische  Werke  IV.,  Kriegslehren  III.  Teil,  herau.sg.  vom 
Großen  Generalstabe  (mit  einem  Band  von  51  Karten).  1912.  8.  —  G  e  n  e  r  a  1  v  e  r  w  a  1  t  u  n  g 
der  K  g  1.  Museen:  Jahrbuch  der  Kgl.  Preußischen  Kunstsammlungen,- 33-  Bd.,  1.  Heft. 
1912.  2.  —  K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m,  M  e  d  i  z  i  n  a  1  -  A  b  t  e  i  1  u  n  g:  Veröffentlichungen 
aus  dem  Gebiete  des  Militär- Sanitätswesens.  191 2.  8.  —  Kgl.  K  u  n  s  t  g  e  w  e  r  b  e  -  M  u  s  e  u  ni: 
Das  Kunstgewerbe-Museum.  1912.  8.  —  K  g  1.  M  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m  f  ü  r  L  a  n  d'  w  i  r  t  s  c  h  a  f  t: 
Statistische  Nachweisungen  auf  dem  Gebiet  der  landwirtschaftlichen  Verwaltung  in  Preußen. 
1910.  8.  —  W.  Moser:  Hofbuchhandlung  S.  M.  des  Kaisers  und  Königs,  Eichordnung  für  das 
Deutsche  Reich  vom  8.  November.  191 1.  8.  —  Instruktionen  zur  Eichordnung.  1911-  8.  — 
Redaktion  des  Handbuches  über  den  Kgl.  P  r  e  u  ß.  Hof  und  Staat: 
Handbuch  über  den  Kgl.  Preuß.  Hof  und  Staat  für  das  Jahr  1912.  191 1.  8.  —  Dr.  A.  S  ü  d  e- 
kum,  Mitglied  des  Reichtstages:  M.  Arnold,  Culture  and  Anarchy.   o.  J.    8.   —  E.  Candler.  The 


—     17     — 

Unveiling  of  Lhusa.  o.  J.  S.  —  L.  J.  Trotter,  The  life  of  John  Nicholson.  O.  J.  8.  —  V  a  t  e  r- 
1  ä  n  d  i  s  c  h  e  r  S  c  h  r  i  f  t  e  n  -  V  e  r  b  a  n  d:  Alex.  Burger,  Zum  Streit  um  die  Wehrfähigkeit 
des  deutschen  Volkes.  1912.  8.  —  Verlag  des  Vaterländischen  Schriften- 
verbände  s:    Flugschriften  des  V.  S.-V.;  19.  Heft,  Driesmann,  Deutsche  Kulturliebe.    1912.   8. 

—  Ernst   Wasmuth   A.-G.:  Dehio,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler,  IV.    1911-   8. 

—  Bielefeld.  V  e  1  h  a  g  e  n  u.  K  1  a  s  i  n  g,  Verlag:  Künstler-Monographien  Nr.  104:  H.  Rosen- 
hagen, Albert  von  Keller.  1912.  8.  —  ßrassö  (Kronstadt):  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt 
Brassö,  herausgegeben  auf  Kosten  der  Stadt  Brasso  von  dem  mit  der  Herausgabe  betrauten  Aus- 
schuß. V.  Bd.  8.  ^r-  Cassel.  K.  Residenzstadt  Cassel:  Bericht  über  die  Verwaltung 
und  den  Stand  der  Gemeindeangelegenheiten  der  Residenzstadt  Cassel  im  Etatsjahre  1910. 
1912.  4.  —  Donauwörth.  Historischer  Verein  für  Donauwörth:  Joh.  Traber 
Die  Herkunft  der . . .  Dominikanerin  Marg.  Ebner.  1910.  8.  —  Dortmund.  Felix  R.  Sarrazin: 
Stammbaum  der  westfälischen  Familie  Sarrazin.  1911.  2.  —  Dresden.  Generaldirektion 
der  K  g  1  .  Sammlungen:  Mitteilungen  aus  den  Sächsischen  Kunstsammlungen,  II.  Jahrg. 
Leipzig.  1911-  4.  ^  K  g  1.  Kommission  zur  Erhaltung  der  K  u  n  s  t  d  e  n  k- 
m  ä  1  e  r:  Bericht  der  Kgl.  Sächsischen  Kommission  zur  Erhaltung  der  Kunstdenkmäler  über 
die  Tätigkeit  in  den  Jahren  1909,  1910,  1911.  Berlin.  1912.  8.—  Kgl.  Sachs.  Kunst- 
Gewerbeschule:  Bericht  über  die  Kgl.  Sächsische  Kunstgewerbeschule  und  Kunstgewerbe- 
museum zu  Dresden  1909/10.  1910/II.  8.  —  Elberfeld,  Schöpp  &  Vorsteher:  Me- 
daillen und  Plaketten  seit  dem  15.  Jahrh.  o.  J.  2.  —  Empire,  Eine  Auswahl  Seidenstoffe  von  der 
Wende  des  18.  Jahrh.  o.  J.  2.  —  Eilwangen.  Franz  B  ü  c  h  e  r,  Verlag:  Beiträge  zur  Lauch- 
heim-Kapfenburger  Geschichte,  herausg.  von  Aug.  Gerlach,  Nr.  1 — 6.  1910/11.  8.  —  Aug.  Ger- 
lach,  Das  Medizinalwesen  in  der  ehemaligen  Deutschordens- Kommende   Kapfenburg.     1906.     8. 

—  Die  Stundenlieder  der  Nachtwächter  in  der  alten  Deutschordens-Stadt  Lauchheim.     1907.    8. 

—  Die  Lauchheimer  Bürgerwehr.  1910.  4.  —  Erlangen.  Fr.  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur 
bayerischen  Kirchengeschichte  XVI IL  Bd.,  Heft  2.  1911.  8.  Heft  3-  1912.  8.  —  Frankfurt  a.  M. 
J  o  ii  a  n  n  e  s  AI  t,  Verlag:  Julius  Thaeter,  Das  Lebensbild  eines  deutschen  Kupferstechers. 
Zusammengestellt  aus  schriftlichem  Nachlaß  von  Anna  Thaeter.  1887-  8.  —  Joseph  Baer 
&Co.,  Buchhandlung:  Catalogueofthelibraryof  Robert  Hoec.  Part.  II.  (1912.)  8. —  M.  Diester- 
w  e  g,  Verlag:  F.  Bothe.  Aus  Frankfurts  Sage  und  Geschichte.  1911-  4.  —  R  ö  m.  -  G  e  r  m. 
Kommission  des  K  a  i  s  e  r  1.  A  r  c  h  ä  o  1  o  g.  Institutes:  Dragendorff-  Krüger, 
Museographie  für  das  Jahr  1908/9,  S.-A.  aus  dem  Bericht  über  die  Fortschritte  der  röm.-germ. 
Forschung.  1909-  8.  —  Freiburg  i.  B.  Her  der  sehe  Verlagsbuchhandlung: 
Hartmann  Grisar,  Luther  Bd.  I  und  II.  1911-  8.  —  Alex.  Baumgartner,  Geschichte  der  Welt- 
literatur Bd.  VI  (1.— 4.  Aufl.)  1911  und  Ergänzungsband  zu  Bd.  I  — VI  (1.— 4.  Aufl.).     1912.     8. 

—  Gnesen.  Robert  Hansel:  Gewerbeschullehrer,  Mandat  Ferdinands  III.  aus  dem  Jahre 
1650  und  Mandat  Kaiser  Leopolds  aus  dem  Jahre  I675.  2.  —  Graz.  Hofrat  Dr.  A.  Luschin 
V.  E  b  e  n  g  r  e  u  t  h,  Universitätsprofessor:  Ders.,  Das  Johanneum,  dessen  Gründung,  Entwick- 
lung und  Ausbau  zum  Steiermärkischen  Landesmuseum  181 1  — 191 1-  S.-A.  191 1.  4.  —  Kupfer- 
s  t  i  c  h  k  a  b  i  n  e  t  t    am    J  o  h  a  n  n  e  u  m:    F.  Wibiral,  Die  Landeskupferstichsammlung.     S.-A. 

191 1.  4.  —  Greifswald.  Ratsbuchhandlung  Ludwig  B  a  m  b  e  r  g  ( Franz  Leopold  von  Wentzky): 
E.  Hefeid,  Das  Düstere  und  Melancholische  in  Wilhelm  Raabes  Trilogie.  1912.  8.  —  Halle  a.  S. 
Museum  für  heimatliche  Geschichte  und  Altertumskunde  der 
Provinz  Sachsen:  Jahresschrift  für  die  Vorgeschichte  der  sächs.-thüring.  Länder,  herausg. 
von  dem  Provinzialmuseum  der  Provinz  Sachsen  in  Halle  X.  Bd.  1911-  8.  —  Hamburg.  Dr.  med. 
Rudolf  F  e  r  b  e  r:  Ders.,  über:  F.  Benöhr,  Die  politische  Dichtung  aus  und  für  Schleswig- 
Holstein  in  den  Jahren  von  1840—1864.  1911-  S.-A.  o.  J.  8.  —  Professor  Dr.  O.  Lauft  er: 
Ders.,  Jahresberichte  des  Museums  für  Hamburg.  Geschichte  (4.  Beilieft,  1.  Teil  zum  Jahrbuch 
der  Hamburger  wissenschaftliciien  Anstalten).  1911-  4.  —  Hamm  i.  W.  Breer  &  Thie- 
m  a  n  n:    Verlag  Frankfurter,  zeitgemäf3e  Broschüren  Bd.  XXXI.     Heft  1—2.,  3,  1911-    8.     Heft  5- 

1912.  8.  —  Hannover.  Ha  husche  Buchhandlung:  Monumenta  Germaniae  ....  Legum 
Sectio  IV.  Constitutionum  Tom.  V.  pars  II.  1911-  4.  —  Direktion  des  Kestner-Mu- 
seums:  Bericht  über  das  Kestner  Museum  in  Hannover.  1611-  8.  —  Heidelberg.  Dr.  phil. 
Ascan  W  e  s  t  e  r  m  a  n  n.  Hauptmann  a.  D.:  Ders..  Genealogie  der  Familie  Zangemeister. 
191 1  ■     8.  —    Karlsruhe   i.     B.  A  r  c  h  i  v  k  o  m  m  i  s  s  i  o  n    d  e  r     li  a  u  p  t-    und    R  e  s  i  d  e  n  z- 


—     IS     — 

s  t  ;i  dt  K  ;l  r  1  s  r  VI  li  c  i.  B.:  (.'lironik  der  ll.iupt-  uiul  Ki.'sidi.'n/.sl;ull  Kailsmlu'  tilr  Jas  Jahr 
l'>Hi.  X  X\  1.  Jaliri;.  I'M  l.  S.  -  A\  i  n  i  s  t  o  r  i  u  ni  d  c'  s  K  u  1  I  u  s  u  n  J  li  n  t  ..■  r  r  i  c  li  I  s. 
(j  r  II  Lt  li  e  r /.  (1  si  t  u  111  Baden:  t.  Kebinanii.  E.  Gntlioiii,  E.  v.  Ja,i;i.'niann.  l)as  tirnUlK-rzoii'- 
tiim  Baden.  1 1.  vollst,  unii;.  Aufl.  1.  Bd.  1012.  S.  Kobiirs-  Professor  Leo  p.  o  0  1  c  n  li  e  i  n  z, 
Architekt:  Ders.,  Frankenspiejrel.  Splitter  und  Ski/.zen.  o.  J.  S.  -  Köln.  J  a  k  n  b  M  a  r- 
c  ii  a  n  J.  Architekt.  B.  D.  A.:  (Ders.)  Die  Kölner  Kapelle  im  MarienJoni  auf  dem  lieil.  Beri;e 
Sion  zu  Jerusalem.  (1')12.)  S.  —  Langensalza.  Herrn.  Beyer  &  S  r»  ii  n  e  (Beyer  &  Mann): 
L.  Fr.  Werner.  .A.us  einer  vergessenen  Ecke  I.  111.  Av\ü.  lon.  S.  —  Musik.  Magazin,  Heft  32 — 35, 
37.  42.  1011.  S.  —  Urkundenbuch  der  Stadt  und  des  Kreises  Langensalz.»  während  des  Mittel- 
alters. I.  Bd..  lierausg.  von  D.  Wenzel.  1<)ü8.  8.  —  Leipzig.  W.  Back  h  a  u  s.  Verlag:  Signor 
Sallarino.  Das  Artistentum  und  seine  Geschichte.  1010.  4.  —  J  o  h.  A  111  b  r  o  s  i  u  s  Barth. 
Verlag:  Beiträge  zur  sächsisciien  Kirchengeschichle.  lierausg.  von  iJibelius-Briegen  25.  fleft. 
1012.  S.  —  Herrn.  B  e  \  e  r.  Verlag:  8  Brosciiüren.  1882— iy()4.  8.  —  B  i  b  1  i  <i  g  r  a  p  h  i- 
s  c  ii  e  s  Institut:  .Meyers  (jroües  Konversations-Le.xikon,  d.  Aufl.  Bd.  XXill.  Jaiires- 
supplement  1910/11.  I012.  8.  —  Breitkopf  &  Härtel:  Hundbücher  der  Musiklehre, 
i  — IIL  IV  1.  V.  VI.  Vlil.  IX.  1907—11.  8.  —  Kleine  Handbücher  der  AAusikgeschichte,  I  — IV  1. 
1005 — 11.  8.  —  H.  A.  L  u  d  w.  De  gen  er:  Werner  Constantin  von  Arnswaldt.  Ljie  D('irrien. 
1.  Heft;  die  Familien  DTirrien  in  Alfeld.  Hildesheim  und  Braunschweig,  loio.  8.  —  A.  L)  e  i  c  li  e  r  t  s 
Nachfolger.  Verlagsbuchiiandlung:  Wirtschafts-  und  Verwaltungsstudien:  l)v.  Adolf  Müller.  i)ie 
Grundlehre  der  pfälzischen  Landwirtschaft  und  die  Entwicklung  ihrer  Produktion.  1912.  8.  — 
R_u  d  o  1  f  A.  Di  m  p  f  e  1,  Selbstverlag:  Ders.,  Geschichte  der  Familie  Türk,  1637— 191 1.    191 1.   8. 

—  Göschen'sche  Ve  rl  agsha  ndlung  :  Sammlung  Göschen  Nr.  22,  55,  90,  238,  447,  448.  451. 
\(>G.  467.  480.  481.  488,  498,  500.  518.  iyi2.  8.  —  Kürschners  Deutscher  Literaturkulender  auf  das 
Jahr  1912.  8.  —  W.  Grunow.  Verlag:  Der  Staatsbürger.  Jahrg.  1911.  Heft  22,  23  und  24.  1911. 
4.—  Hegel  &  Schade:  Carstens  Werke  Bd.  I  — III.  1874—84.  2.  —  J.  C.  H  in  richs  Verlag: 
Vierteljahrskatalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen  Buchhandels.  66.  Jahrg.,  Heft  3.  I911.  S.  Heft  I. 
1012.  8.  —  Stadtgeschichtliches  Museum:  Kurze  Übersicht  über  die  Samm- 
lungen des  stadtgeschichtlichen  Museums  zu  Leipzig,  I.  Teil.  1911.  8.  —  Roßbergsche 
B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Allgem.  Lexikon  der  bildenden  Künstler  Bd.  VI.  I912.  8.  —  E.  A.  S  e  e- 
m  a  11  n.   Verlag:  A.  Springer.  Handbuch  der  Kunstgesciiichte  I.     Das  Altertum, ';.  Aufl.     loll.   8. 

—  Mattii.  (jrünewalds  Isenheimer  Altar  zu  Colmar.  In  farbigen  Reproduktionen.  I911.  8.  — 
Briefwechsel  zwischen  M.  von  Schwind  und  E.  Mörike.  Mitgeteilt  von  J.  Bachtold.  1890.  8.  — 
Berühmte  Kunststätten  Bd.  53-  Münster;  Bd.  54,  Würzburg;  Bd.  55  Viterbo  und  Orvieto,  Bd.  56, 
Ulm,  Bd.  57  Basel.  1911/1912.  8.  —  Beiträge  zur  Kunstgeschichte,  Neue  Folge  XXXVII. 
1911.  8.  —  Dr.  L  u  d  w  i  g  V  o  1  k  m  a  n  n,  Verlagsbuchhändler,  i.  Fa.  B  r  e  i  t  k  o  p  f  &  H  ä  r  t  e  1: 
Dissertation,  Die  Familie  Volkmann.  Nachträge  aus  den  Jahren  1 895 — 1911.  1911.  4.  —  Leisnig. 
A  1  w  i  n  K  n  a  b:  Geschichtsblätter  der  Familie  Knab,  Nr.  4,  20.  o.  J.  4.  —  Linz  a.  d.  Donau. 
A.  .\\.  P  a  c  h  i  n  g  e  r:  Ders.,  Glaube  und  Aberglaube  im  Steinreich.  1912.  8.  —  St,  Louis.  City 
a  r  t  m  u  s  e  u  ni:  Special  exhibition  catalogue.  1912.  8.  —  Magdeburg.  Magistrat:  Friedr. 
Freiherr  von  Schrötter,  Beschreibung  der  neuzeitlichen  Münzen  des  Erzstiftes  und  der  Stadt 
Magdeburg,  1400—1682.  1909.  4.  —  Meissen.  Administration  der  K  g  1.  P  0  r  z  e  1- 
la  n  m  a  n  u  f  a  k  t  u  r:  Festschrift  zur  200  jährigen  Jubelfeier  der  ältesten  europäischen  Por- 
zellanmanufaktur. 1910.  4.  —  München.  Theodor  Ackermann,  Hofbuchhandlung: 
K.  Schornbaum,  Zur  Politik  des  Markgrafen  Georg  v.  Brandenburg,  vom  Beginne  seiner  selb- 
ständigen Regierung  bis  zum  Nürnberger  Aufstand  1528—32.  1906.  8.  —  Friedr.  Roth,  Augsburgs 
Reformationsgeschichte  III  1539—47-  1907-  8.  IV  1547—55.  1911-  8.  —  Dr.  Stephan 
A  n  k  e  n  b  r  a  n  d:  Ders.,  Ein  modernes  Volkslied  (Der  eifersüchtige  Knabe).    Dissertation.    191 1.  8. 

—  B  r  u  c  k  m  a  n  n,  Verlag  A.-G. :  Ad.  Bayersdorfers  Leben  und  Schriften,  2.  Aufl.  1908.  8.  — 
Chamberlain,  Richard  Wagner.  1910.  8.  —  Meisterwerke  des  Stadt.  Museums  der  C.  R.  zu  Leip- 
zig. 1907.  2.  —  Friedrich  Pecht,  Aus  meiner  Zeit.  1894.  8.  —  Heinrich  Wölfflin,  Renaissance 
und  Barock.  1908.  8.  —  G  e  0  r  g  Hörner:  J.  Stalker.  Das  Leben  Jesu.  1895-  8.  —  An- 
raster,  Unterricht  von  der  Scrittura- Doppia  oder  doppelten  Buchhaltung,  Teil  I  — IV.     1789.     2. 

—  A.  La  Marmora,  Etwas  mehr  Licht.  lS73-  8.  —  K.  Th.  Zingeler,  Karl  Anton  v.  Hohenzollern 
und  die  Beziehungen  des  fürstliciien  Hauses  Hohenzollern  zu  dem  Hause  Zähringen- Baden. 
1884.     8.    —   M  a  X     Kellerers     Buch-     und     V  e  r  1  a  g  s  h  a  n  d  1  u  n  g     (Inhaber    Egon 


—     19    — 

Freiherr  von  Berchem):  Theod.  Aug.  Müller.  Über  das  Privateigentum  ;ui  katholischen   Kirchen- 
gebiiuden.     I883.     8.  —  Theodor  Remlein.  Lustschloß  Nymphenburgs  Vergangenheit  und  Gegen- 
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Pensionsbezüge  der  Lehrer  in  den  bayerischen  sowie  in  den  übrigen  größeren  deutschen  Städten. 
1887.    8.  —  Friedrich  Gärtner,  Friedrich  Gull.  Ein  Bild  seines  Lebens  und  Wirkens.     I89<i.    8.  — 
Eugen   Kilian.  Goethes  Giitz  und  die  neu  eingerichtete  Münchener  Bühne.     18QO.     8.  —  Joseph 
Gebele:  Peter  \on  Osterwald.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Aufklärung  in  Bayern  unter  Kur- 
fürst Max  111.     1801.    8.  —  Anton  Karg.  Sagen  aus  dem  Kaisergebirge.     1901.    8.  —  Georg  Pon- 
gratz.   Allgemeine    Statistik  über  die  Taubstummen   Bayerns.     19O6.     8.   —  August   Edelmann, 
Die  Oberbayer.  Seen.     1906.     8.  —  F.  J.  Bronner.  Von  deutscher  Sitt'  und  Art.     1908.     8.    — 
Remigius  Vollmann.  Wortkunde  in  der  Schule.    .1908/11.     8.  —  Karl  Reichhold,  Lehrbuch  der 
räumlichen   Anschauung.      lOlo.     8.   —     Oskar  Wahnelt.      Kindersprache  und  Altersmundurten. 
191t'.     8.  —  L.  Bischoff.   Handbuch   des  Volksschulwesens  in   Oberbayern.     1910.     4.  —   Riciiard 
Godron.   Neuzeitliche   Vorlagen  für  das   Linearzeichnen.      1910.     2.  —   Ludwig  von   Weckbecker- 
Sternenfeld,  Öffentliche   Bauten   von   Baurat   Grässel  in  München.      1011.  2.  —  Josef   Kirchner, 
Stil-  und  Formenlehre  für   Handwerker.     1911.     8.  —   F.  J.   Bronner.   Bayerisch  Land  und  Volk 
in  Wort   und  Bild.     o.  J.    8.  —  Julius  Falter.  Wanderzüge  im  Umkreise  Münchens,    o.  J.    8.  — 
Betty   Hertel.  Das  alte  Schulhaus  und  die  neue  Zeit.     o.  J.     8.  —  Marie  de  Lange,  Beitrag  zur 
Kenntnis  der  Münchener  Volks-  und   Fortbildungsschulen,     o.  J.     8.  —   Karl   Reichhdld.  Schule 
und  Museum,    o.  J.    8.  —  Hans  Reidelbach,  Charakterzüge  und  Anekdoten  ....  aus  dem  Leben 
der  bayerischen   Könige  Max  Joseph  I.,  Ludwig  1.  und  Max   11.     n.  J.     8.  —  Wilhelm   Ruland, 
Zwr>lf  Mariensagen.    0.  J.    8.  —  Ludolf  Silvanus,  Sagenkranz  des  Bayerisch- Böhmischen  Waldes, 
o.  J.    8.  —  Adolf  und  Amalie  Weber,    Heimatkundebücher,  Bd.  1,  2,  4.  0.  J.     8.  —  J.  V.  K  u  1  1: 
Ders.,  Die  ehemaligen  Münzvereinigungen  Süddeutschlands,  besonders  im  Bereiche  des  heutigen 
Bayerns.     S.-A.     1911.    8.  —  Ders..  Die  Arbeiten  des  Goldschmieds  und  Medaillenkünstlers  Hans 
Reimer  für  den  herzoglichen  Hof  in  München,  ca.  1554 — 97.     S.-A.     1912.     4.  —  München- (ilad- 
bach.     B.  K  ü  h  1  en  s  Kunstverlag:  Monographien  zur  Geschichte  der  christlichen  Kunst,  herausg. 
viin   B.    Kleinschmidt;  1.   P.  J.    Kreuzberg,   Franz  Ittenbach.  o.  J.       8.  —  11.  B.   Kleinschmidt, 
Sankt  Franziskus,     o.  J.     8.  —  München  und  Berlin.     R.  O  1  d  e  n  b  o  u  r  g.  Verlag:    Histor.  Bib- 
lidtiiek  Bd.  21.  Kurt  Dorrien.  Der  Bericht  des  Herzog  Ernst  II.  von  Koburg  über  den  Frankfurter 
Fürstentag  I863.      1912.     8.  —   Histor.  Bibliothek  Bd,  22:    Ernst  Daenell,  Die  Spanier  in   Nord- 
Amerika  1513—1824.    1910.    8.  —  Histor.  Bibliothek  Bd.  23;  Hans  Mahl,  Die  Überleitung  Preußens 
in  das  konstitutionelle  System.     1910.    8.  —  Histor.  Bibliothek  Bd.  24;  Ernst  Troeltsch.  Die  Be- 
deutung des  Protestantismus  für  die  Entstehung  der  modernen  Welt.     1910.     8.    —    Histor.  Bi- 
IMiothek  Bd.  25;  Dr.  Mich.  Strich.  Liselotte  und  Ludwig  XIV.     1910.    8.  —  Handbuch  der  Mittel- 
;Llterlichen  und  Neueren  Geschichte,  herausg.  von  Below  und  Meinecke;  Eduard  Fueter,  Geschichte 
der  neueren  Historiographie.    1911.    8. —  Handbuch  der  Mittelalterlichen  und  Neueren  Geschichte, 
herausg.  von  Below  und  Meinecke;  Oswald  Redlich,  Urkundenlehre  von  W.   Erben,  L.  Schmitz- 
Kallenberg  und  O.  Redlich,  III.  1.  Die  Privaturkunden  des  Mittelalters.     1911.    8.  —  Handbuch 
der  Mittelalterlichen  und  Neueren  Geschichte,  herausg.  von  Below  und  Meinecke;  Adalbert  Wahl. 
Geschichte  des  europäischen  Staatensystems  im  Zeitalter  der  französischen   Revolution  und  der 
Freiheitskriege.  1789— 1815.     1912.    8.  —  Geh.  Archivrat   Otto    R  i  e  d  e  r:  Dissertation,  Toten- 
luetter  und  anderes  Altertümliche  in  und  um  Ruhpolding.     S.-A.     1912.     4.  —  Karl    R  u  li  n, 
Verlag:  Deutsche  Schrifttafeln  des  IX.  und  XVI.  Jahrh.     II.  Abt.     1911.    2.  —  Alte  Meister  der 
Medizin  und  Naturkunde.     1 — 3.     1910— 11.     8  u.  2.  —  K  g  1.    Bayer.    S  t  a  a  t  s  m  i  n  i  s  t  e- 
rium    des     Inneren    für     Kirchen-    und     Schulangelegenheiten:    Inven- 
taire  general  des  Richesses  d'art  de  la   France.     Province.     Monumento  civili.  Tome  IV.     Paris. 
191 1.    8.  —  Stephan    S  t  e  i  n  1  e  i  n:    Ders.,  Astrologie  und  Heilkunde.     1912.    8.  —  Münster, 
Landes  h  a  u  p  t  m  a  n  n     von     Westfalen     D  r.     H  a  m  m  e  r  s  c  ii  m  i  d  t:     A.    Ludorff, 
iJie    Bau-  und    Kunstdenkmäler  von  Westfalen,    Kreis  Altena.     1911.     8.  —  Niederhausen  i.  T, 
F.  W.  G.  Rot  h.  Verlag:  Ders.,  Botanische  Schriften  des  16.— 20.  Jahrh.    Teil  1  und  II.     Hand- 
schriften.    1911.     2.  —  Ders.,  Chronik  und  geschichtliche  Beschreibung  von   Bommersheim  am 
Taunus.      Handschriften.     19IU.     2.  —   Kolorierte  Pflanzenzeichnungen  zum  großen  Teil  aus  der 
Hand  der  Sibylla  Merian.    u.  J.  (18.  Jahrh.).    2.  —  G.  A.  Schenk,  Memorabilia  urbis  Wiesbadenae. 


—     20     - 

1732.  1.  Alex.  Wilk'.  15etl-  uiui  Tu.uciuI-IUk-Ii.  \7\2.  S.  Iioiikm.il  i1i.t  lieuiuls«.lialt  liir 
Louis  Met/.i;or.  St.uiinibiKii.  ISOO.  S.  —  Nördlinscii.  G.  11.  Deck.  Verlu.i^:  .hihrhiKJi  liir  die 
ev;iiiu.-Uitli.    Luiideskiiche    Bayerns    XI.    Jalirt;.      l')ii.      s.  Nürnbersj.       K.ul.    Reuieruiisisrat 

Esper:  Nordpfälzer  Gesdiiclitsblütter  Jahr.u.  VI.  Vll.  VI  1 1.  ( l<)()<)— 11.)  S.  —  Der  «  e- 
s  c  h  ii  f  t  s  f  ü  h  r  e  n  d  e  A  u  s  s  c  h  u  B  des  8.  D  e  u  t  s  c  h  e  ii  S  ä  n  ji  e  r  b  u  ii  d  e  s  f  e  s  t  e  s 
zu  Nürnberg:  Festzeitunii'  (des  8.  Deutschen  Sängerbundesfestes,  Nürnbersi  1912)  Nr.  l. 
1.  Januar  1Q12.  2.  —  G  e  n  e  r  a  1  ■  A  n  /.  e  i  g  <-'  i'-  Verlag:  Nürnberg;- Fürther  Kontur-  Kalender 
für  das  Jahr  1Q12.  2.  —  V  e  r  \v  a  1  t  u  n  v;  der  Gottlob  G  1  a  f  e  y  s  c  h  e  n  V  a  ni  i  1  i  e  n- 
Stiftung':  Stanimbauni  der  Gesanitfamilie  Glafey.  I.  Fortsetzunn'  1891 — 1911-  1911-  8.  — 
K.  Kreisarchivassessor  Alb.  G  um  bei:  Ders.,  Die  Scheßlitzer,  gen.  Schnitzer,  eine  Nürnberger 
Goldschniiedefamilie  des  XV.  Jahrhunderts.  S.-A.  1911-  8.  —  K  o  n  r.  H  ö  r  m  a  n  n,  Sekretär 
der  Naturhistorischen  Gesellschaft:  Relation  oder  Nürnbergische  Kriegs-Cronica  .  .  .  der  .  . 
Händel  ...  so  sich  zwischen  der  Königlichen  Schwedischen  Armee  eines  Theils,  dann  auch  der 
Wallsteinischen  vnd  Bayrischen  Armee  andern  Theils.  bey  Nürnberg,  von  dem  4.  Junij,  bis  auff 
den  8.  9.    12.  vnd  13.  September  dieses  I632.  Jahr  verloffen  .  .  .hat.     I632.    (Zweyter  Druck.)  4. 

—  Kurze  und  ausführliche  Beschreibung  von  der  großen  Theuerung  welche  sich  in  Nürnberg  .  .  . 
1770'.  1771  und  1772  bis  Anfang  1773  ereignet  .  .  .  o.  J.  4.  —  H  e  i  n  r  i  c  h  K  r  a  u  t  m  a  n  n: 
Stammbuch  aus  der  1.  Hälfte  der  60  er  Jahre  des  19-  Jahrhunderts,  in  gesticktem  Stramineinband.  8. 

—  Stephan  L  i  e  b  e  1.  Buchdruckereibesitzer:  Nordbayer.  Verkehrs-  und  Touristenzeitung. 
Vill  und  IX.  1  —  5-  1911/12.  2.  —  Nürnbergische  K.  R.  Ober- Postamtszeitung  auf  das  Jahr 
1799.  Nr.  29.  Den  9-  März.  2.  —  Jos.  Francisc.  Weiß.  Verbesserter,  Neuer  und  Alter  Zeit-Calender 
auf  das  Jahr  1785-  4.  —  Dr.  phil.  Jos.  Müller:  Die  Keuschheitsidee  in  ihrer  geschichtlichen 
Entwicklung  und  praktischen  Bedeutung.  2.  ganz  neu  bearbeitete  Auflage.  1912.  8.  —  Ders., 
Philosophie  des  Schönen  in  Natur  und  Kunst.  2.  Aufl.  1912.  8.  —  J  u  1  i  u  s  R  i  n  k:  Griechisch- 
Deutsches  Wörterbuch  von  V.  Chr.  Fr.  Rost.  1829-  8.  —  K  g  1.  P  o  s  t  a  m  t  s  d  i  r  e  k  t  o  r 
a.  D.  Aug.  Schmidt:  Zeitschrift  des  allgem.  deutschen  Sprachvereins.  1886 — 1912.  4.  — 
Ders..  Wissenschaftliche  Beihefte  zur  Zeitschrift  des  Deutschen  Sprachvereins,  o.  J.  8.  —  Ders., 
Das  Deutschtum  im  Auslande.  (1907  bis  Juli  1909.)  8.  —  Ders.,  Das  Deutschtum  im  Auslande. 
Vierteljahrshefte.  Heft  1  — 10.  September  1909  bis  Dezember  1911.  8.  —  Ders.,  Vier  Broschüren 
des  Vereins  für  das  Deutschtum  im  Auslande.  1899—1911.  8.  —  U.  E.  S  e  b  a  1  d.  Verlag:  Mit- 
teilungen des  Statistischen  Archivs  der  Stadt  Nürnberg,  Heft  1.  (1911.)  8.  —  S  t  a  d  t  m  a  g  i- 
strat:  Verwaltungsbericht  der  Stadt  Nürnberg  für  das  Jahr  1910.  1911-  4.  —  Verband 
Bayer.  M  e  t  a  1 1  i  n  d  u  s  t  r  i  e  1 1  e  r:  Katalog  der  Bibliothek  des  Verbandes  Bayerischer 
Metallindustrieller.  Stand  vom  1.  September  1911-  2.  —  Übersicht  über  die  Abteilungen  des 
Presse-Archivs  des  Verbandes  Bayer.  Metallindustrieller.  Stand  vom  1.  Oktober  1911-  2.  — 
Vorstand  der  S  c  h  i  1  1  e  r  s  t  i  f  t  u  n  g  Hof  rat  Dr.  W  i  1  h.  Beckh:  Ders.,  Ge- 
schichte der  Nürnberger  Schillerstiftung  in  den  ersten  Jahren  ihres  Bestehens.  —  Olmülz.  G  e- 
m  e  i  n  d  e  r  a  t  p  r  ä  s  i  d  i  u  m  der  K  g  1.  Hauptstadt  Ol  m  ü  t  z:  Statistische  Jahr- 
bücher der  Kgl.  Hauptstadt  Olmütz.  V.  Bd.,  1905— 10.  1911-  8.  —  Pforzheim.  P  f  o  r  z  h  e  i  m  e  r 
Generalanzeiger:  Friedrich  Freiherr  von  Gaisberg-Schöckingen,  Das  Königshaus  und  der 
Adel  von  Württemberg.  Lieferung  6 — 10.  o.  J.  4.  —  Plauen.  K  g  1.  G  y  m  n  a  s  i  u  m  P  1  a  u  e  n: 
XXIII.  Jahresbericht  des  Kgl.  Gymnasiums  zu  Plauen  i.  V.  1911/12.  4.  —  Posen.  Professor 
Dr.  R.  F  0  c  k  e,  Direktor  der  Kaiser  Wilhelm-Bibliothek:  Kaiser  Wilhelm- Bibliothek  in  Posen, 
9-  Jahresbericht,  Etatsjahr  1910.  1911-  4.  —  Prag.  Gesellschaft  zur  F  ö  r  d  e  r  u  n  g 
deutscher  Wissenschaft,  Kunst  und  Literatur  in  Böhmen:  Katalog 
der  deutschen  Handschriften  der  K.  K.  öffentlichen  und  Universitätsbibliothek  zu  Prag,  I.  Teil. 
1909.  8.  —  Straßburg.  J.  H.  E  d.  H  e  i  t  z  (Heitz  &  Mündel),  Verlag:  Studien  zur  deutschen 
Kunstgeschichte,  Heft  142—145.  19I1.  8.  —  Stuttgart.  Adolf  B  o  n.  z  &Co..  Verlags- 
buchhandlung: Ludwig  V.  Hörmann,  Tiroler  Volksleben.  1909.  8.  —  B  o  n  z  Erben,  Verlag: 
Geschäftsstelle  des  Württemberg.  Schwarzwald- Vereins,  Jul.  Wais,  Schwarzwaldführer.     1911.    8. 

—  Professor  Dr.  Karl  Endriß.  Von  des  Schwarzualds  Scholle.  1911.  8.  —  J.  G.  C  o  1 1  a  s  N  a  c  h- 
f  o  1  g  e  r:  Bibliothek  deutscher  Geschichte;  K.  Th.  Heigel,  Deutsche  Geschichte  vom  Tode  Friedr. 
des  Großen  bis  zur  Aufhisung  des  alten  Reichs.  1911.  8.  —  Harry  Maync,  Goethe,  Wilh.  Meisters 
theatral.  Sendung.     1911-    8.  —  Georg  Simmel,  Einleitung  in  die  Moralwissenschaften.    191 1.    8. 

—  Adolf  Wilbrandl.  Adonis  und  andere  Geschichten.     I9it.     S.  —  Jul.    11  o  f  f  m  ;i  n  n.  Louis 


—     21     — 

Hoiirticq.  Geschiclite  der  Kunst  in  Fnmkieich.  1912.  S.  —  Alex,  von  Gleichen- Rußwurm.  Sieg 
der  Freude,  Eine  Ästiietik  des  praktischen  Lebens.  1909.  8.  —  Ders.,  Geselligkeit  und  Gebräuche 
der  europäischen  Welt.  1909.  8.  —  Walter  Armstrong,  Geschichte  der  Kunst  in  Großbritannien 
und  Irland,  o.  J.  8.  — J.  A.  Lu.x.  Von  der  Empire  zur  Biedermeierzeit,  o.  J.  2.  —  K.  S  t  a- 
t  i  s  t  i  s  c  h  e  s  L  a  n  d  e  s  a  m  t:  Beschreibung  des  Oberamts  Münsingen,  herausg.  vom  K.  Sta- 
tistischen Landesanit.  Zweite  Bearbeitung.  1912.  8.  —  Schiedmayer  &  Söhne,  Hof- 
Pianofortefabrik:  A.  Eisenmann,  Geschichte  der  Firma  1809—1909.  0.  J.  8.  —  E.  S  c  h  w  e  i- 
z  e  r  b  a  r  t  s  c  h  e  r  Verlag:  Ed.  O.  v.  Lippmann,  Zur  Geschichte  des  Schießpulvers  und  der 
älteren  Feuerwaffen.  I899.  8.  —  Goethe,  Sammlung  zur  Kenntnis  der  Gebirge  von  und  um 
Karlsbad,  o.  J.  8.  —  Fr.  Darwin,  Charles  Darwin.  Ins  Deutsche  übersetzt  von  J.  V.  Carus. 
1893-  8.  —  Fr.  Darwin,  Leben  und  Briefe  von  Charles  Darwin.  Ins  Deutsche  übersetzt  von 
J.  V.  Carus.  Bd.  I~I1I.  1887.  8.  —  W.  S  p  e  m  a  n  n:  Spemanns  goldenes  Buch  des  Theaters. 
1012.  8.  —  Georg  Thierer:  Ders.,  Ortsgeschichte  von  Gussenstadt.  Bd.  I.  1912.  8.  — 
Treptow.  Bernhard  Zack,  Verlag:  B.  Friedländer.  Absolute  oder  relative  Bewegung. 
1896.  8.  —  Ders.,  Aphorismen.  1911.  8.  —  Tübingen.  H.  L  a  u  p  p  s  c  h  e  Buchhandlung: 
Tübinger  Studien  für  Schwäbische  und  Deutsche  Rechtsgeschichte,  herausg.  von  F.  Thudichum, 
II.  Bd..  1.  Heft..  Geschichte  der  Burggrafschaft  Nürnberg  und  der  späteren  Markgrafschaften 
Ansbach  und  Bayreuth  von  Dr.  Christian  Meyer.  1908.  8.  —  H.  Fetzer,  Einleitung  in  die  plastische 
Anatomie  für  Künstler.  1911-  8.  —  J.  C.  B.  Mohr  (Paul  Siebeck):  Sammlung  ausgewählter 
kirchen-  und  dogmengeschichtlicher  Quellenschriften,  Freiburg,  Leipzig  und  Tübingen.  1893 
bis  1912.  8.  —  A.  Deißmann,  Licht  vom  Osten.  1909.  8.  —  H.  Geizer,  Byzantin.  Kultur- 
geschichte. 1909.  8.  —  Grundriß  der  theol.  Wissenschaften.  1893  ff.  8.  —  E.  Hennecke,  Neu- 
testamentliche  Apokryphen.  1904.  8.  —  Lebensfragen,  Schriften  und  Reden.  Tübingen  1904—12. 
8.  —  Ernst  Lucius,  Die  Anfänge  des  Heiligenkults  in  der  christlichen  Kirche.  1904.  8.  —  Karl 
Müller,  Luther  und  Karlstadt.  1907.  8.  —  Die  Religion  in  Geschichte  und  Gegenwart  Bd.  I  — III. 
1909—12.  8.  —  Heinr.  Reese.  Hegel'  über  das  Auftreten  der  christlichen  Religion  in  der  Welt- 
geschichte. 1909-  8.  —  Sprache  und  Dichtung,  Forschungen  zur  Linguistik  und  Literaturwissen- 
schaft. 19IÜ— 12.  8.  —  Windelband.  Lehrbuch  der  Geschichte  der  Philosophie.  1910.  8.  — 
Ders.,  Über  die  Willensfreiheit.  1905.  8.  —  Washington.  T  h  e  S  m  i  t  h  o  n  i  a  n  I  n  s  t  i  t  u  t  i  o  n : 
Ammal  report  1910.  191 1.  8.  —  Weimar.  H  e  r  m.  B  ö  h  1  a  u  s  Nachfolger:  Quellen  und 
Studien  zur  Verfassungsgeschichte  des  Deutschen  Reiches  im  Mittelalter  und  Neuzeit,  Bd.  I 
Heft  1—4;  Bd.  II  Heft  1—2;  Bd.  III  Heft  1,  2  und  4;  Bd.  IV  Heft  1-3-  1906— 11.  8.  — 
L.  Pfeiffer.  Steinzeit-Technik.  1910.  8.  —  Zeitschrift  der  Savigny- Stiftung  für  Rechtsgeschichte 
XXXII.  Bd.  Germ.  Rom.  und  Kan.  Abt.  (I).  1911.  8.  —  K.  Unthesius,  Goethe  und  Karl  Ale- 
xander. 1910.  8.  —  Kommission  für  die  Aufzeichnung  der  Bau-  und 
K  u  n  s  t  d  e  n  k  m  ä  1  e  r  T  h  ü  r  i  n  g  e  n  s:  Bau-  und  Kunstdenkmäler  Thüringens,  Heft  XXXVII. 
Großh.  Sachsen-Weimar-Eisenach  (Wacha,  Geisa.  Stadtlengsfeld,  Kaltennordheim  und  Ostheim). 
101  1.  8.  —  Wien.  W  i  1  h.  B  r  a  u  m  ü  1 1  e  r,  Verlag:  J.  Adam,  Der  Natursiim  in  der  deutschen 
i)ichtung  Bd.  I  und  IL  1906  und  1908.  8.  —  A.  Dopsch,  Die  landesfürstliche  Gesamturbare 
des  Steiermark  aus  dem  Mittelalter.  1910.  8.  —  S.  Löwy,  K.  K.  Hofphotograph;  Österreichische 
Kunstschätze,  herausg.  von  W.  Snida.  I.  Jahrg.  Heft  3  und  9/10.  o.  J.  (1911-)  8.  —  K.  K.  S  e  k- 
tionsrat  Sigmund  von  Kripp:  Ders.,  Die  Kripp  v.  Freudeneck  und  ihre  Familien- 
chronik. 1910.  8.  —  Wiesbaden.  August  Deffner;  Gottfried  Müller,  Eduard  Griese- 
bachs  literar.   Tätigkeit.      Ein  bibliogr.   Versuch.     1907.     8.  — 

Ankäufe. 
(Jac.  Sobius)  Philalethis  civis  utopiensis  dialogus  de  facultatibus  rhomanensium  nuper 
publicatis.  Henno  rusticus.  o.  O.  und  J.  (Basel  1520.)  4.  —  Gründlicher  Unterricht  der  edlen 
Schreibkunst  ....  Georg  Scheurer.  Nürnberg,  ca.  1670.  qu.  8.  —  Joh.  Neudörffers  des  Altern 
....  Austheilung  und  Aufreissung  der  alten  Romanischen  Versalien  ....  Joh.  Hofmann, 
Nürnberg,  ca.  I670.  qu.  8.  —  Franciscus  Rous,  Das  Innerliche  des  Reichs  Gottes/in  drey  Ver- 
handlungen vorgesellt/nemlich  ....  1686.  8.  —  Andr.  Zeiger,  Kurtze  Anweissung  zu  Teutsch- 
und  Lateinischen  Schriffter  .  .  .  .  Ch.  Weigel,  Nürnberg.  1701.  qu.  8.  —  Fortgesetzte  Sammlung 
von  alten  und  neuen  theolog.  Sachen,  Büchern,  Urkunden  ....  1730  und  1736.  8.  —  P.  Zimmer- 
mann, Die  junge  Haushälterinn,  Bd.  I  und  IL     1795.    8.  —  K.  H.  v.  Lang,  Merkwürdige  Reise 


über  Erliuii:en,  Drosden,  Kassel  uiul  FiiUhi  iv.uli  Haininelburt;.  1S17  33.  S.  —  K.  11.  v.  l.;in,ii. 
Chronica  des  Majristrats  der  Stadt  Eulenhausen.  (1822.)  S.  —  K.  H.  v.  L:uig,  Memoiren  I.  II. 
1842.  8.  —  Briefe  eines  deutschen  Künstlers  aus  Italien.  Aus  den  nachiiclassenen  Papieren  von 
Erwin  Speckter  aus  Hamburg.  1.  Teil.  lS46.  8.  —  Der  Salon  für  Literatur,  Kunst  und 
Gesellschaft.  Herauspejreben  von  Dohm  u.  Rodenberg.  Bd.  I,  o.  J.  S.  —  H  a  n  d  s  c  li  r  i  f  t  e  n: 
Ein  schönes  und  künstliches  Büchlein  von  Arbeit  der  Goldschmidt.  17-  Jahrh.  S.  —  liieron. 
Tochterniaim.  Etliche  Vorschrifften  ....  1732.  qu.  8.  —  J.  M.  Jung,  Schreib-Buchs  ....  1748. 
qu.  8.  —  J.  R.  Schuegraf.  Chronik  von  Neu(n)burtr  vorm  Böhmer-Wald.  1835/37-  2  Bde.  2. 
Heyer  von   Rosenfeldsche  Stiftung  für  Genealogie  und  Heraldik.     Wappenbüchlein  .... 

durch  Virgili.     Solls  Maler  und  Burger  zu  Nürnberg gemacht,     o.  J.     4.  —   Hiernnym. 

Amnion,  Imitatio  Crameriana  ....  1647-  4.  —  E.  Förstemann.  Altdeutsches  Namenbuch. 
II.  Lief.  2,  11 1.  Aufl.  Herausg.  von  Jellinghaus.  1911-  4.  —  J.  B.  Rietstap,  Armorial  general, 
Facs.  64,  65.  66.  Suppl.  Facs.  12.  1911-  2  und  8.  —  Dreßlers  Kunstjahrbuch  1911/12,  6.  Jahrg. 
(1911.)  8.  —  A.  Bettelheim,  Biogr.  Jahrbuch  und  Deutscher  Nekrolog  XIV.  Bd.  1912.  8.  — 
Deutsche  bildende  Künstler  in  Wort  und  Bild.  1912.  8.  —  Hessische  Chronik  Monatsschrift .  .  .  . 
I.  Jahrg..  Heft  1.  (Januar)  1912.  4.  —  A.  Freih.  von  Minnigerode-Allerburg,  Stammbaum  der 
Freiherrn  von  Fleckenstein.-  S.-A.  o.  J.  8.  —  Joh.  Sinapius,  Schlesischer  Curiositiiten  (erste) 
Vorstellung  darinnen  die  ....  Geschlechter  des  Schlesischen  Adels  ....  beschrieben  .... 
werden  (I.  und  II.  Bd.  1720).     8.     Neudruck,     o.  J.  — 

Neue    T  a  u  s  c  h  s  c  h  r  i  f  t  e  n. 
Weißenburg  i.  Eis.     Verein  zur  E  r  h  a  1  t  u  n  g  d  e  r  A  1  t  e  r  t  ü  m  e  r  i  n  Weißen- 
burg   und    Umgebung:    1.  —  VI.  Jahresbericht  des  Vereins  zur  Erhaltung  der  Altertümer 
in   Weißenburg  und  Umgebung  für  das  Jahr  1905— 10.     1906— 11.     8. 

D  e  p  o  s  i  t  u  m. 
..Biblia""  Nürnberg.  Anton  Koburger  1482.  2.  —  ..Registrum  psalterii  .  .  .  ."  Augsburg, 
Erhard  Ratold.  1494.  4.  —  Erasmus  Roterodamus:  ..Paraphrases  ....■"  Cciln.  Eucharius 
Cervicornus.  1  522.  8.  —  Martin  Luther:  ,,Das  siebed  Capitel  S.  Pauli  zu  den  Chorinthern  .  .  ." 
Wittenberg,  0.  Dr.  1523.  4.  —  Martin  Luther:  „Epistel  S.  Petri  .  .  .'•  o.  O.  und  Dr.  1523.  4. 
— -  Philippus  Melanchthon:  ..Annotationes  ...  in  Euangelium  Matthaei  .  .  .",  Straßburg.    o.  Dr. 

1523.    8.  —  Philippus  Melanchthon: Annotationes  in  Johannem."  Haag,  Johan.  Secerius. 

1523.    8.  —  Martin  Luther:  ..Die  ander  Epistel  S.  Petri  .  .  .•■.  Wittemberg.  Hans  Lufft.     1524.    -i. 

—  Martin  Luther:  .,Die  ander  Epistel  S.  Petri  vnd  eine  S.  Judas  .  .  ."    Wittemberg,  o.  Dr.  1524.    8. 

—  Martin  Luther:  ,. Epistel  S.  Petri  .  .  .""  Wittemberg,  Nickel  Schirlentz.  1524.  8.  —  Joannes 
Bogenhagins  (Pomeranus):  ,,Indices  .  .  .  in  Euangelia  .  .  .'"    Augsburg,  Simpertus  Ruff.    1525.    8. 

—  Philippus  Melanchthon:  „Annotationes  ....  in  Epsitola  Pauli  ad  Rhomanos  ..."  o.  O.  und 
Dr.  1525  (Straßburg).  8.  —  Martin  Luther:  .,Auslegunge  der  Epistel  vnd  Euangelien  .  .  ." 
Wittemberg,  0.  Dr.  1525.  4.  —  ..Paulus  ein  Apostel.  Die  Epistel  sanct  Paul  zun  Galatern". 
o.  O.  und  Dr.  1525.  8.  —  Christoph  Hegendorfer:  ,,Vber  die  erst  Epistel  Petri  .  .  ."  o.  O.  und 
Dr.  1525.  8.  —  Vrbanus  Regius:  ..Vom  hochwirdigen  Sacrament  des  altars  .  .  .""  Augsburg, 
Dr.  1525.  8.  —  Martin  Luther:  ..Die  Epistel  S.  Paul  an  die  Galater  .  .  ."  Wittemberg,  o.  Dr. 
1525.  8.  —  Wentzeslaus  Linck:  ..Kurtz  Summaria  oder  außzüge  der  Psalmen  .  .  ."  o.  0.  und  Dr. 
1527.  8.  —  ,,Getrewe  Warnung  der  Prediger  des  Euangehi  zu  Straßburg  ..."  Straßburg,  o.  Dr. 
1527.  8.  —  Hiob  Gast:, ,Grundtliche  Antwort .  .  .  auff  etlich  geschrifft .  .  .  betreffend  des  Probst 
zu  Langenzeen  ..."  o.  O.  und  Dr.  1528.  8.  —  ,,Ein  neues  Lied  in  welchem  Fürsten  vnd  Herren 
vnd  andere  Stend  des  reychs  .  .  .  vyder  den  Türken  treulich  vermant  werden  .  .  ."  Nürnberg, 
Friderich  Peypus.  1529-  8.  —  ..Ein  büchlein  darauß  man  die  jungen  knaben  lernet  lesen".  Nürem- 
berg,  Friderich  Peypus.  1529-  8.  —  ..Grundt  vnd  vrsach  der  heyligen  schrifft  .  .  ."  Nürmberg, 
Georg  Wächter.  1529.  8.  —  Martin  Luther:  ..Praelectio  ...  in  psalmum  XLV.  Wittemberg, 
Johannes  Luft.  1534.  8.  —  Philipp  Melanchthon:  „Loci  Communes,  das  ist  die  furnemesten 
Artikel  Christlicher  lere  Philippi  Melanch verdeudscht  durch  Justum  Jonam.  Wittem- 
berg, Georg  Rhaw.  1536.  8.  —  Martin  Luther:  ,,Enarratio  psalmorum  LI.  .  .  .  o.  O.  und  Dr. 
1537-  8.  —  Martin  Luther:  ,,Enarratio  psalmi  XC  .  .  .  Wittemberg,  Vitus  Crenzer.  1541.  8. — 
Casparus  Crucigerus:  ,,Enarratio  psalmorum  .  .  ."    Wittemberg.  Jos.  Klug.    1542.    8.  —  „Ervdita 


—     23     — 

et  pia  psalmi  dixit  dominus  enar;itio  .  .  ."  Nürnberg,  Joh.  Montanus  und  Ulrich  Neuber.  1543.  8. 
—  D.  Martin.  Luther:  ..ChristUche  Geserg  Lateiniscii  und  deudsch  zum  Begräbnis".  Wittem- 
berg.  Jos.  Kkig.  1543.  8.  —  Leoniiardus  Culmanus:  ..in  divi  Pauli  ad  Titum  epistolam  quae- 
stiones  .  .  ."  Nürnberg.  Georg  Wächter.  1546.  S.  —  D.  Martinus  Luther:  ,,Brevis  ac  erudita 
enarratio  psalmi  XXII  et  XIII  .  .  .  Leipzig.  Valentin  Papa.  1551-  8.  —  Joannes  Brentivs: 
..E.xplicatio  psalmi  quinquagesimi  quinti  .  .  ."  Tübingen.  Ulrich  Morhard.  1552.  8.  —  Joannes 
Brentivs:  ..Psalmos  tricesimos  septimos  .  .  .  Tübingen,  Ulrich  Morhard.  1553.  8.  —  Joh. 
Mathesius:  ..Vorn  Artikel  der  Rechtfertigung  vnd  warer  Anruffung  ..."  Nürnberg,  Joh.  vom 
Berg  und  Ulrich  Neuber.  1563.  8.  —  ,,Ein  Vermanug  Kayserlicher  Majestät  sampt  aller  Stent 
des  Römische  Reichs  .  .  .  ."  Nürnberg.  Christoff  Zell,  zum  weintrawen  am  Fyschbach.  —  .,Te 
deuni  laudannis  zu  deutscJi  .  .  ."     o.  O.,   Dr.  und   J. 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Glaube  und  Aberglaube  iiti  Steinreich  von  A.  M.  P  a  c  h  i  n  g  e  r.  Druck  und  Verlag  von 
G.    Weiffenbach,  München   1912.  8°.  96  Seiten  und  eine  Tafel. 

Der  Verfasser,  der  sich  mit  Vorliebe  auf  wenig  gepflegten  Gebieten  der  Archaeologie 
und  Volkskunde  bewegt,  bietet  uns  in  seiner  neuesten  Schrift  wieder  einen  interessanten  Bei- 
trag zur  Kenntnis  volkstümlichen  Glaubens  und  Meinens.  Der  Gegenstand  sind  die  Edelsteine 
und  die  meist  abergläubischen  Vorstellungen  von  ihren  geheimen  Kräften.  In  der  Einleitung 
wird  die  beachtenswerte  These  aufgestellt,  daß  diese  glänzenden  Naturgebilde  in  der  Urzeit 
nicht  als  Schmuck,  sondern  als  Talismane  getragen  wurden,  und  im  Verlauf  dessen,  was  der 
Verfasser  über  die  einzelnen  Edelsteine  mitteilt,  zeigt  sich,  daß  diese  Grundanschauung  selbst 
lieute,  wo  sie  nach  der  allgemeinen  Auffassung  nur  als  Schmuck  dienen,  wenn  auch  ver- 
kümmert und  verheimlicht,  noch  fortlebt.  Gewissermaßen  eine  Durchgangsstufe  vom  (jlauben 
zum  Aberglauben  war  die  Verwendung  der  Edelsteine  in  der  Medizin.  Im  zweiten  Teil  werden 
verschiedene  Amulette  besprochen. 

Wir  wünschen  der  kleinen  lesenswerten  Schrift  die  weiteste   Verbreitung. 

Die  kirchlichen  Benediktionen  im  Mittelalter  von  Adolf  Franz.  2  Bde.  Freiburg 
im  Breisgau.  Herdersche  V  e  r  1  a  g  s  -  H  a  n  d  1  u  n  g.  1909.  8".  XXXVIII  u.  646.  VII 
u.   764  Seiten. 

Mit  einem  unvergleichlichen  Fleiß  hat  in  diesem  Werke  der  als  Historiker  und  Politiker 
in  gleicher  Weise  tätige  Verfasser  aus  liturgischen  Handschriften  und  Inkunabeln  ein  Material 
zusammengetragen,  das  nach  systematischen  und  geschichtlichen  Gesichtspunkten  geordnet,  eine 
reiche  Fundgrube  nicht  nur  für  den  Kirchenhistoriker,  sondern  auch  für  den  Folkloristen  bilden 
wird.  Für  den  letzteren  wird  allerdings  das  im  Vorwort  angekündigte  Werk  des  Grazer  Ge- 
lehrten Schönbach  eine  willkommene  —  um  nicht  zu  sagen  notwendige  —  Ergänzung  bilden, 
in  dem  auch  die  nicht  kirchlichen  Benediktionen,  die  Beschwörungs-  und  Zauberformeln  sowie 
die  übrigen  abergläubischen  Gebräuche  des  Mittelalters,  behandelt  werden  sollen.  Der  Stand- 
punkt, den  der  Verfasser  selbst  der  Glaubwürdigkeit  der  unzähligen  in  den  beiden  Bänden  an- 
geführten Wundergeschichten  gegenüber  einnimmt,  ist  in  seiner  Stellung  als  Priester  der  katho- 
lischen Kirche  begründet  und  wohl  für  die  große  Bedeutung  der  Sammlung  dieser  Weiheformeln 
irrelevant;  jedenfalls  wird  uns  in  diesem  Werke  mehr  als  in  irgend  einer  Kulturgeschichte  zum 
Bewußtsein  gebracht,  wie  auch  das  allergeringste  Moment  des  alltäglichen  Lebens  im  Mittel- 
alter von  der  Intuition  eines  Mystizismus  durchglüht  war,  der  tiefere  Zusammenhänge  ahnt, 
als  sie  unser  eitler  Intellektualismus  je  erfaßt. 

Miniaturen  aus  Handschriften  der  K.  Hof=  und  Staatsbibliothek  in  München,  iierausge- 
geben  von  Dr.  Georg  L  e  i  d  i  n  g  e  r.  Heft  1:  Das  sogenannte  Evangeliarium  Kaiser  Ottos  III. 
Verlag  von   Riehn   &  T  i  e  t  z  e,   München  (1912).   2°  23   Seiten  Text  und  52  Tafeln. 


—     24 


Zu  einem  sehr  dankenswerten  Unternehmen  reichten  sich  liier  Herausijeber  und  Verlejrer 
die  Hand,  indem  sie  den  Entschluß  faßten,  das  in  den  Cimelien  der  Münchener  Hof-  und 
Staatsbibliothek  ruhende  künstlerische  Material  zu  heben  und  der  AUjjemeinheit  dessen  genuß- 
reiches Studium  zu  ermöjrlichen.  Unter  dem  obenbezeiciineten  Titel  liet;t  nun  das  erste  Werk 
der  geplanten  Serie  vor,  und  es  ist  ein  sehr  erfreulicher  und  vielveriieiß.'nder  Anfant;-.  Die 
Kardinalsfrage  des  Textes,  ob  Kaiser  Otto  III.  oder  Heinrich  II.  das  Evangeliariuni  in  Auftrag 
gegeben  habe,  ist  u.  E.  nicht  völlig  aufgeklärt,  aber  auch  wohl  —  kunsthistorisch  wenigstens 
—  nicht  von  der  Wichtigkeit,  die  ihr  von  mancher  Seite  beigemessen  wird.  Mit  großer  Sorg- 
falt und  Belesenheit  ist  die  bisher  erschienene  Literatur  zu  den  einzelnen  Abbildungen  zu- 
sammengestellt, die,  im  Autotypieverfahren  hergestellt,  einen  so  feinen  Raster  aufweisen,  daß 
dessen  Korn  die  Schärfe  und  Klarheit  in  keiner  Weise  beeinträchtigt.  Ungern  vermissen  wir 
jedoch  die  Reproduktion  wenigstens  einer  Tafel  in  den  Farben  des  Originals,  denn  abgesehen 
von  der  rein  ästhetischen  Wirkung,  die  uns  hierdurch  verloren  geht',  ist  die  koloristische  An- 
schauung der  einzelnen  Malerschulen  auch  ein  stilkritisches  Moment  von  nicht  zu  unterschätzender 
Bedeutung;  und  wenn  es  gestattet  ist,  von  einer  monumentalen  Buchmalerei  zu  sprechen,  so 
fordert  die  Monumentalität  des  Blattes  14  zu  einer  farbigen  Wiedergabe  geradezu  heraus. 

Im  gleichen  Verlage  erschien  von  demselben  Verfasser  ein  „Verzeichnis  der  wich- 
tigsten Miniaturhandschriften  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  München, 
in  dem  nach  geographischen  und  innerhalb  dieser  nach  historischen  Gesichtspunkten  die  Schätze 
dieses  Instituts  geordnet  und  kurz  beschrieben  werden. 


£.  TC-ar/t   J^l    ijif 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuch druckerei,  rSürnberg. 


1912.  Nr.  2. 


A.pril— Juni 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

VERWALTUNGSAUSSCHUSS. 

Am  31.  Mai  und  1.  Juni  fand  die  Versammlung  des  Verwaltungsausschusses  statt.  An  der- 
selben nahmen  teil  die  Herren  Geheimrat  Dr.  B  o  d  e,  Generaldirektor  der  K.  Museen  in  Berlin, 
Direktor  Dr.  B  r  i  n  c  k  m  a  n  n  aus  Hamburg,  Direktor  B  r  o  c  h  i  e  r  aus  Nürnberg,  Geheimrat 
V.  G  e  r  n  g  r  o  s  aus  Nürnberg,  Generalkonservator  Dr.  H  a  g  e  r  aus  München,  Geheimrat  Dr. 
V.  H  e  i  g  e  1  aus  München.  Geheimrat  Dr.  v.  H  o  1  1  e  b  e  n  aus  Berlin.  Archivrat  Dr.  M  u  m  m  e  n- 
h  o  1  f  aus  Nürnberg.  Staatsminister  Graf  Posadowsky  aus  Naumburg,  Geheimrat  Dr. 
V.  R  e  b  e  r  aus  München,  Professor  Dr.  S  c  h  r  o  d  e  r  aus  Dillingen,  Oberbürgermeister  Geheimrat 
Dr.  V.  S  c  h  u  h  aus  Nürnberg,  Geheimrat  Dr.  v.  S  e  i  d  1  i  t  z  aus  Dresden,  Regierungsrat  Frhr. 
V.  Tuch  er  aus  Nürnberg.  Rittergutsbesitzer  Frhr.  v.  T  i;  c  h  e  r  aus  Leitheim,  Geheimrat 
Dr.  W  a  g  n  e  r  aus  Karlsruhe.  Als  Vertreter  des  Reichsamts  des  Innern  war  Geh.  Ober- 
Regierungsrat  G  a  1 1  e  n  k  a  m  p.  als  Vertreter  des  bayerischen  Staatsministeriums  Ministerial- 
rat Dr.  Winterstein  erschienen;  außerdem  waren  die  beiden  Direktoren  des  Museums 
Dr.  v.  B  e  z  0  1  d  und  Dr.    H  a  m  p  e  anwesend. 

Die  Verhandlungen  des  ersten  Tages  begannen  mit  dem  Bericht  über  die  Verwaltung  des 
Museums,  welchen  Direktor  v.  B  e  z  o  1  d  erstattete.  Er  gedachte  in  ehrenden  Worten  des  ver- 
storbenen Mitglieds  des  Verwaltungsausschusses  Geheimrat  v.  T  s  c  h  u  d  i,  berichtete  sodann 
über  die  im  abgelaufenen  Jahr  ausgeführten  Arbeiten,  über  die  wichtigsten  neuen  Erwerbungen 
und  über  die  Gefahren,  welche  die  langdauernde  Hitze  des  letzten  Sommers  für  die  Bildergalerie 
des  Museums  mit  sich  gebracht  hatte,  sowie  über  die  Maßregeln,  welche  zur  Abwehr  von  weiteren 
nachteiligen  Einwirkungen  der  äußeren  Temperatur  und  zum  Schutze  der  Bilder  im  allgemeinen 
getroffen  wurden. 

Bei  Beratung  der  Etats  für  1913  wurden  einige  Härten,  welche  sich  aus  der  Überführung 
des  Aufsichtspersonals  in  höhere  Gehaltsklassen  ergeben  hatten,  gemildert,  und  das  Personal  etwas 
vermehrt,  auch  seine  Pensionsverhältnisse  günstiger  gestaltet. 

Hierauf  legte  Direktor  v.  Bezold  den  Entwurf  für  die  Erweiterung  des  Museums  vor. 
welchen  er  auf  Grund  der  vorjährigen  Beratungen  bearbeitet  hatte.  Es  war  verlangt,  daß  in  dem 
Neubau  die  Kunstsammlungen,  das  Kupferstichkabinett  und  einige  Sammlungs-Abteilungen 
untergebracht  werden  sollten,  welche  sich  über  den  Rahmen  des  kulturgeschichtlichen  Gesamt- 
bildes hinaus  selbständig  entwickelt  haben.  Das  aus  diesem  Programm  hervorgehende  Raumbedürf- 
nis erfordert  nicht  die  vollständige  Überbauung  der  Grundfläche  der  ehem  Beckh'schen  Fabrik, 
sondern  es  genügt,  wenn  ein  Flügel  an  der  Grenze  zwischen  dieser  und  dem  alten  Museum  und 
ein  zweiter  an  der  oberen  Grasersgasse  errichtet  wird.  Aus  dieser  Lage  ergibt  sich,  daß  der  Bau 
nicht  als  glänzender  Monumentalbau  zu  behandeln  ist,  sondern  als  Bedürfnisbau  im  höheren  Sinn, 
für  dessen  Gestaltung  die  Anordnung  der  Sammlungen  und  deren  gute  Beleuchtung  maßgebend 
sind.  Nach  dem  vorgelegten  Entwurf  sollen  die  Kunstsammlungen  im  Obergeschoß  untergebracht 
werden,  die  anderen  Abteilungen  im  Erdgeschoß.  Die  Prüfung  des  Entwurfs  wurde  einer  Kommis- 
sion überwiesen.     Über  die  Finanzierung  des  Baus  wurden  einleitende  Besprechungen  gepflogen. 


-     26     — 

Zum  Schluß  wuiiii-'n  dio  RommissiDiUMi  ernannt,  wclclu'  die  Veiw.illunu  der  ein/einen  Abteilungen 
/ii  prüfen  hatten. 

Am  1.  Juni  erstatteten  die  K(>mmi.>;si(.)nen  Bericht  über  ihre  \\  aiirneimnmuen.  hine  längere 
Besprechunu  kiuiptte  sich  nur  an  den  Bericht  der  Baukommission.  welchen  Se.  Exzellenz  Ge- 
heimrat B  i)  d  e  gab.  Es  wurde  namentlich  gewünscht,  daß  die  im  HrdgeschoB  unterzubringen- 
den Abteilungen,  soweit  sie  dem  Publikum  allgemein  zugänglich  sind,  in  engeren  Zusammenhang 
gebracht  und  daß  für  die  Kunstsammlungen  im  Obergeschoß  an  iiervorragender  Stelle  einige 
kleinere  Säle  zu  größeren  vereinigt  würden. 

Hierauf  gab  Direktor  v.  Bezold  den  Bericiit  über  die  Keclmungen  für  \[>\\.  zu  welcliem 
Regierungsrat   Frhr.  v.  T  u  c  h  e  r  ein    Korreferat  gab. 

STIFTUNGEN. 

In  den  letzten  Monaten  sind  zu  den  Erwerbungskosten  der  vormaligen  B  e  c  k  h  s  c  h  e  n 
Fabrik  wiederum  eine  Reihe  von  Beiträgen  gespendet  worden,  für  die  wir  den  hochherzigen 
Gebern  auch  an  dieser  Stelle  den  herzlichsten   Dank  auszusprechen  nicht  verfehlen  möchten. 

Es  wurden  uns  zu  genanntem  Zweck  überwiesen: 

Je  1000  .«,  von  der  Aktiengesellschaft  für  Glasindustrie  vor  m. 
F  r  i  e  d  r.  Siemens  in  Dresden,  von  der  Bayerischen  Noten  bank- Fi  li  al  e  Nürn- 
berg, von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Fritz  von  Friedlän  der- Fuld  in  Berlin,  von  Herrn 
Ulrich  G  m  i  n  d  e  r.  Baumwollspinnereien,  Webereien  etc..  G.  m.  b.  H. 
in  Reutlingen,  von  Herrn  Konsul  Gustav  J  a  c  o  b  y  in  Berlin,  von  den  Mannes  m  an  n- 
R  ö  h  r  e  n  w  e  r  k  e  n  in  Düsseldorf,  von  Herrn  E.  M  e  r  c  k,  Chemische  Fabrik  in 
Darmstadt,  von  Herren  Gebrüder  S  t  u  m  m,  Eisenwerke  in  Neunkirchen,  von  Se.  E.x- 
zellenz  Herrn   von    W  a  1  d  t  h  a  u  s  e  n,    Kaiserl.  Gesandter  in  Kopenhagen,  von  Frau  Geheimrat 

0  1 1  i  1  i  e   Wolf  in  Magdeburg- Buckau  und  von  einem  u  n  g  e  n  a  n  n  t  sein  wollenden  Stifter. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Vereinen:   Nidda.     Vorschuß-  und   Kreditverein  A.-G.  5  .ä- 

Von  Privaten:  Bensheim.  Paul  Kadel.  Lehramtsreferendar  l  Jl.  Berlin.  Louis  Hoyer  3  JL 
Buxtehude.  Braune.  Baugewerkschuldirektor  2  ii.  Cadolzburg.  Fleischmann,  Kgl.  Pfarrers  M; 
Flierl.  Kgl.  Rentamtsassistent  1  M;  Eduard  Schneider,  Kgl.  Rentamtsassistent  1  Ji.  Calw,  Wurm, 
Kgl.  Forstmeister  in  Stammheim  3  Ji.  Charlottenburg.  Exzellenz  Dr.  von  Holleben.  Botschafter 
a.  D.,  Wirkl.  Geheimer  Rat  etc.  100  M.  Dresden.  Dr.  Philipp,  Realgymnasiallehrer  in  Borna 
5  M.  Erlangen.  Dr.  Grützmacher,  Universitäts-Professor  5  Ji:  Dr.  Hell,  Universitäts- Professor 
3  Ji;  Dr.  Kühler,  Universitäts- Professor  3  Ji.  Freudenstadt.  März.  Reallehrer  l  Ji.  Fürth  i.  B. 
Salomon  Kraus,  Kgl.  Reallehrer  2  Ji;  Hermann  Memmel,  Kgl.  Reallehrer  2  Ji;  Gustav  Olitsch, 
Kgl.  Reallehrer  2  Ji;  Georges  Emile  Perret  3  Ji.  Fürth  i.  W.  Edelmann.  Fabrikant  2  Ji;  Frey, 
Rechtsanwalt  2  M;  Leibig,  Pfarrer  (Reiseprediger)  2  Ji.  Greiz.  J.  Rud.  Nitzsche,  Fabrikant 
in  Werdau  10  Ji.  Heidburg.  Richard  Büschel,  Apothekenbesitzer  2  Ji;  Schunke.  Apotheken- 
besitzer in  Delitzsch  (bisher  1  Ji)  jetzt  2  Ji;  Wert,  Landmesser  2  M;  Ernst  Wohlleben.  Gastwirt 

1  Ji.  Hermannstadt.  Dr.  Richard  Csaki.  Professor  2  Kr.;  Dr.  Reinhold  Horwath  2  Kr.  Hof. 
Karl  Wolffhardt.  Kgl.  Professor  3  Ji.  Innsbruck.  Aloys  von  Lemmen,  Handels-  und  Gewerbe- 
kammer-Beamter 10  jii.  Iserlohn.  Grab,  Kommerzienrat  in  Sundwig  10  .ii;  Hermann  Kissing, 
20  M.  Kassel.  Graf  von  Bernstorff,  Regierungs- Präsident  3  Ji;  Oehler.  Landgerichts-Präsident 
5  Ji;  Ludwig  Wentzell,  Brauereidirektor  3  Ji.  Kreuzburg.  stud.  jur.  Gurassa  in  Breslau  1  .M,; 
stud.  jur.  Zwinner  in  Breslau  1  .«.  Kronstadt,  stud.  med.  Franz  Obert  1  Kr.;  Reinhold  Obert, 
Zahntechniker  l  Kr.  Landshut.  Hermann  Becker,  Major  z.  D.  3  M.  Lichtenfels.  Dr.  Hofmann, 
Kgl.  Bezirksamtmann  2  Ji.  Maihingen.  Deubler,  Rentamtsassistent  in  Wallerstein  1  .ii.  Markt- 
breit. Karl  Zimmermann,  Bezirks-Oberlehrer  3  „M.  Meiningen.  Dr.  L.  Hutschenreuter,  Ober- 
lehrer 2  JL;  Th.  Kroll,  Kgl.  Landmesser  2  Ji;  Theodor  Schenk,  Herzogl.  Oberförster  2  Ji;  Hermann 
Schubert.  Domänenbaurat  3  .ii.  Meran.  Ferdinand  Behrens,  Kunstmaler  5  Kr.:  Franz  Fromm, 
Rentner  auf  Schloß  Rametz  10  Kr.;  Eberhard  Göbel.  Kaufmann  3  Kr.;  Dr.  med.  A.  Hanckwitz, 
Stabsarzt  a.  D.  20  Kr.;  Fräulein  Elise  Herrmann,  Kgl.  Seminar-Oberlehrerin  a.  D.  5  Kr.:  Dr.  Hohen- 


Anzeiger  des  Germanischen  Nationalmuseums.     1Q12. 


Tafel  II. 


Goldenes  Ciborium  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts. 


i 


-    21    - 

thal,  Professor  5  Kr.;  Dr.  med.  Hans  Innerhofer  5  Kr.;  Frau  Lina  Lotz,  Sanitätsratswitwe  5  Kr.; 
Georg  Müller,  Buchhändler  (bisher  10  Kr.)  jetzt  15  Kr.;  Oswald  Plant,  Kunsthändler  3  Kr.;  Marie 
Schenk,  Antiquitätenliändlerswitwe  5  Kr.;  Friedrich  Karl  Schilde,  Rentner  5  Kr.;  Otto  Schulz, 
Rentner  6  Kr.  Mühlhof- Reichelsdorf.  Ludwig  Endres,  Arzt  und  Bahnarzt  3  M.  Nalla.  Fritz 
Liihe,  Kgl.  Bezirkstierarzt  2  M;  Fabrikant  H.  Walther  Münch,  Rittmeister  a.  D.  in  Schwarzen- 
bach  a.  W.  10  Mr,  Adolf  Schneider,  Bürgermeister  in  Froschgrün  2  M.  Nürnberg.  Frau  Caroline 
Angstwurm  3  .Ä ;  Fräulein  E.  Düll,  Hauptlehrerin  2  M;  Ludwig  Feldner,  Kunsthändler  3  M; 
Fräulein  Marie  Katzmayr,  Stickereilehrerin  3  M;  Fritz  Linnert,  prakt.  Zahnarzt  5  M;  K.  Oster- 
tag,  Kgl.  Gymnasiallehrer,  3  .*;  Hans  Probst,  Konrektor  5  M;  J.  R.  Rosenmaier  3  .Ä;  Rudolph 
Waiil,  Redakteur  3  ,Ä;  Bernhard  Zembsch,  Redakteur  3  M.  Ottensoos.  Fräulein  Julie  und 
Emmy  Seifert  3  M.  Plauen  i.  V.  Dr.  Bauer,  Apothekenbesitzer  3  M.  Rastatt.  Biehler,  Ober- 
bahnbauinspektor 1  .Ä ;  Bisinger.  Oberförster  1  M;  Glemm,  Hauptmann  a.  D.  in  Gernsbach  5  .* ; 
Eisenlohr,  Bahnbauinspektor  l  M\  Gotthold,  Regierungs-Assessor  1  M;  Fabrikdirektor  Jacobs, 
Kgl.  Eisenbahnbauinspektor  a.  D.  4  iC;  Meyer,  Fabrikant  1  M;  Thoma,  Amtmann  l  .*.  Regens- 
burg. Jean  Seyfried,  Direktor  (bisher  1  M)  jetzt  2  iL  Rom.  Fritz  Toebelmann  io  Ji.  Über- 
lingen. Viktor  Mezger,  Kunstmaler  (bisher  2  i()  jetzt  3  i^-  Weißenburg  i.  B.  G.  Baer,  Kgl.  Regie- 
rungsrat 3  Ai;  A.  Damm,  Bankvorstand  S  M;  G.  Eisen,  Hauptlehrer  2  JC ;  A.  Fritz,  Kgl.  Stadt- 
pfarrer (bisher  2  M)  jetzt  3  M;  Karl  Kunst,  Kaufmann  3  M;  L.  Zenetti,  Apotheker  3  M.  Wem- 
ding.  J.  B.  Götz,  Kgl.  Pfarrer  in  Deining  2  M.  Wetzlar.  H.  Bepler,  Kaufmann  10  M,;  Kreis- 
hochbaumeister Eichhoff,  Regierungsbaumeister  3  M. ;  Bergrat  Groebler,  Generaldirektor  20  M ; 
Groth,  Kgl.  Seminardirektor  3  M;  Humbert,  Fabrikbesitzer  (bisher  3  M)  jetzt  5  .* ;  Jansen, 
Direktor  (bisher  3  M)  jetzt  5  .* ;  Jantzen,  Direktor  6  M;  Kühne,  Zahnarzt  (bisher  3  M)  jetzt  5  M,\ 
H.  Müller,  Architekt  (bishe  3  •*)  jetzt  5  Ai;  Raab,  Bergassessor  (bisher  3  j%)  jetzt  5  M.  Wun- 
siedel.  Felsenstein.  Kgl.  Gymnasiallehrer  l  M;  Flierl,  Kgl.  Bahnsekretär  \  M;  R  in,  Kgl.  Real- 
lehrer 1   jü. 

Einmalige    Beiträge. 
Kötzschenbroda.     Gemeindeverwaltung  5  M.    Calw.    Carl  Reichert.  Privatier  2  AI.     Korn- 
westheitn.     Salamander-Stiefel-Gesellschaft  J.  Sigle  &  Co.  300  AL 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Unter  den  neuen  Erwerbungen  ist  ein  goldenes  Ciborium  aus  der  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  (Taf.  II)  die  bedeutendste.  Es  hat  die  Form  eines  Kelches  mit  abnehm- 
barem Deckel.  Cupa  und  Deckel  bestehen  aus  doppelten  Schalen,  die  inneren  sind  glatt  geschlagen, 
die  äußeren  kräftig  getrieben.  Sie  werden  am  Rand  durch  ringförmige  Fassungen,  im  Grund  durch 
Schrauben  zusammengehalten.  Der  Nodus  ist  gegossen,  der  Fuß  getrieben,  die  Verstärkung  des 
unteren  Randes  ist  aufgelötet.  Unten  ist  er  durch  eine  Kupferplatte  und  eine  daraufliegende  dünne 
Goldplatte  geschlossen.  Die  Verschraubungen  sind  teilweise  neu.  Erneuert  sind  ferner  die  Ringe 
und  die  Figur  Christi,  welche  den  Deckel  bekrönt. 

Die  Ausführung  ist  meisterhaft,  die  Treibarbeit  außerordentlich  hoch  und  kräftig,  so  daß 
das  Metall  da  und  dort  gerissen  und  an  einigen  Stellen  verlötet  ist.  Durch  die  Treibung  ist  das 
einfache  Profil  des  Aufbaues  unregelmäßig  belebt.  Die  Grundfläche  ist  viereckig  mit  geschweiftem 
Umriß,  und  die  aus  dieser  Grundform  hervorgehende  Vierteilung  setzt  sich  durch  die  runden  Teile, 
die  Cupa  und  den  Deckel  fort.  Der  Stil  ist  das  entwickelte  Rokoko  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts. 
Zwischen  dem  kräftigeren  Ornament,  das  die  Vierteilung  bezeichnet,  stehen  frei  gestaltete  Kar- 
tuschen, bald  leichter,  bald  erhabener  getrieben,  und  in  diesen  Darstellungen  aus  der  Leidens- 
geschichte Christi.  Ihre  Reihe  beginnt  an  der  Cupa  mit  der  Fußwaschung,  der  das  Abendmahl, 
das  Gebet  in  Gethsemane  und  der  Kuß  des  Judas  folgen.  Am  Nodus  ist  die  Vorführung  vor  Hannas, 
vor  Kaiphas,  das  Verhör  vor  diesem  und  vor  Pilatus  dargestellt.  Dann  folgen  am  Deckel  die  Geiße- 
lung, die  Dornenkrönung,  Ecce  homo  und  die  Verspottung;  endlich  am  Fuß  die  Kreuztragung, 
die  Annagelung  an  das  Kreuz,  der  Cruzifixus  und  das  Vesperbild.  Das  Relief  an  der  Cupa  ist 
ziemlich  flach,  frisch  und  flächenhaft  gearbeitet,  die  Komposition  sorglos  in  der  dekorativen  Art 
des  18.  Jahrhunderts.  Die  kleinen  Gruppen  am  Nodus  sind  etwas  gedrängt,  die  am  Deckel  und 
am   Fuß  sind  in  hohem   Relief  getrieben. 


28 


Die  Gesumtwiikuni;  ist  iclitn/.eiul  uiui  diiicli  das  starke  Kolict,  wio  duivh  den  wohlbediuiiteii 
Wechsel  von  polierten  und  matten,  gepunzten   Flächen  sehr  lebendig;. 

Anfangs  Juni  wurde  in  Alünchen  aus  dem  Kunsthandel  eine  archaische  H  o  1  z  f  i  g  u  r  des 
Heiligen  Petrus  angekauft  (Taf.  1 1 1  u.  Abb.  9).  Sie  ist  118  cm  hoch,  aus  Lindenholz, 
die  am  weitesten  ausladenden  Teile  der  Arme  sind  angesetzt;  auch  am  linken  AbscliUiß  des 
Mantels   ein    Stück   angesetzt  und  zwar    in   Fichtenholz.     Das  th^lz  ist    mit  einem    Kreidegrund 


Abb.   9.     Figur  des  hl.  Petrus.     2.  Hälfte  des   13.  Jahrb. 


überzogen,  der  teilweise  mit  Leinwand  unterlegt  ist.  Auf  diesen  ist  die  sorgfältige  Bemalung 
aufgetragen.  Eine  spätere  Fassung  der  Gewänder  ist  auf  mechanischem  Wege  beseitigt  worden, 
wobei  auch  die  alte  Farbe  und  Vergoldung  gelitten  hat. 

Die  Figur  hat  wenig  über  vier  Kopflängen,  der  Proportionsfehler  liegt  im  unteren  Teil,  die 
Beine  sind  unverhältnismäßig  kurz.  Die  Arme  sind,  wie  fast  bei  allen  frühen  Holzfiguren,  infolge 
des  Blockzwanges  verkürzt.  Die  erhobene  rechte  Hand  ist  oberflächlich  behandelt,  voll,  mit  kurzen 
Fingern,  dagegen  ist  das  Durchscheinen  der  Finger  der  linken   Hand  unter  dem  Mantel  recht  gut 


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—     29     — 

wiedergegeben.  Diese  Hand  iiält  ein  Buch  mit  einem  Sclilüssel.  dem  Attribut  des  Heiligen.  Die 
Figur  ist  mit  einem  huij&;en,  gegürteten  Leibrock  und  einem  Mantel  bekleidet,  der  vorn  mit  einem 
Riemen  zusammengehalten  wird.  Die  Falten  des  Leibrockes  fallen  fast  geradlinig,  unten  sind  sie 
eckig  umgebogen,  unter  dem  Saum  treten  die  Zehen  der  Füße  vor.  Der  Mantel  ist  unter  dem  linken 
Arm  eingezogen  und  mit  der  Hand  gerafft,  wodurch  eckig  gebrochene  Falten  entstehen.  Rock  und 
Mantel  waren  vergoldet,  am  Saum  des  Mantels  war  mit  schwarzen  Linien  ein  Randstreifen  und 
innerhalb  desselben  Ornament  aufgemalt,  das  bis  auf  wenige  Spuren  verschwunden  ist. 

Der  Kopf  ist  sorgfältiger  durchgebildet  als  der  Körper;  dieser  ist  hinten  abgeplattet  und 
ausgehöhlt,  der  Kopf  ist  ganz  plastisch.  Um  die  volle  Rundung  zu  gewinnen  ist  der  Hals  vor- 
gestreckt. Der  Kopf  ist  schmal  und  hoch,  das  Gesicht  schematisch,  ohne  Individualisierung,  nament- 
lich sind  die  Augen  plastisch  nur  wenig  durchgebildet.  Die  abstehenden  Ohren  sind  hoch  ange- 
setzt. Die  Halsmuskeln  sind  angedeutet.  Haare  und  Bart  sind  in  runde  Löckchen  geteilt.  Hinten 
am  Kopf  sind  die  Züge  eines  schartigen  Eisens  sichtbar,  das  mit  großer  Kraft  geführt  wurde, 
besonders  interessant  sind  hier  die  kantigen  Bossen  für  die  Locken,  welche  weiter  vorn  mit  hoch 
aufgetragenem  Kreidegrund  überzogen  und  in  diesem  spiralförmig  modelliert  sind. 

Das  Gesicht  ist  starr,  die  lebendige  Spannung  der  Muskeln  fehlt,  aber  durch  die  vortreff- 
liche, ziemlich  wohl  erhaltene  Bemalung  ist  doch  eine  gewisse  Belebung  erreicht.  Diese  Bemalung 
ist  höchst  interessant.  Das  Gesicht  hat  einen  bräunlichen  Fleischton,  die  Wangen  sind  etwas 
gerötet,  ebenso  die  Augenhöhlen  unter  den  Brauen,  die  Übergänge  der  Färbung  sind  sorgfältig 
vertrieben.  Die  Lippen  und  der  Rand  des  unteren  Augenlids  sind  rot,  ferner  sind  mit  roten  Linien 
bezeichnet  die  äußere  Begrenzung  der  Augendeckel,  die  Falten,  welche  von  den  äußeren  Augen- 
winkeln nach  den  Schläfen  laufen  und  die  Runzeln  auf  der  Stirn.  Am  Rand  des  oberen  Augen- 
deckels sind  die  Wimpern  mit  aufwärts  gerichteten  braunen  Strichen  angedeutet  und  braune 
Bogenlinien  bezeichnen  die  Augenbrauen.  Bart  und  Haar  sind  schwarz  mit  grauen  Spirallinien 
auf  den  einzelnen  Locken.  Am  Rand  des  Barts  gegen  die  Lippen  und  Wangen,  sowie  an  den  Rän- 
dern des  Haarkranzes  gegen  die  Stirn  und  die  Glatze  sind  einzelne  Haare  auf  die  Flächen  aufgemalt. 
So  ist  dieser  Kopf  für  die  Kenntnis  der  Polychromie  des  hohen  Mittelalters  von  großer  Bedeutung. 

Ich  kann  die  Figur  vorläufig  nicht  in  eine  lokale  Schule  einreihen,  es  fehlt  mir  das  hierzu 
nötige  Vergleichsmaterial;  nach  den  Angaben  des  Händlers  kommt  sie  aus  Privatbesitz  in  Salz- 
burg, sicher  ist  sie  oberdeutsch.  In  der  zeitlichen  Bestimmung  war  ich  anfangs  geneigt,  sie  als  eine 
provinzielle  Arbeit  ziemlich  späten  Ursprungs  anzusehen,  aber  das  eingehendere  Studium,  insbeson- 
dere des  sorgsam  und  sicher  behandelten  Kopfes  zeigt,  daß  sie  nicht  das  Erzeugnis  einer  weit  zurück- 
gebliebenen ländlichen,  sondern  einer  an  der  lebendigen  Entwicklung  zwar  nicht  führend  aber  mit- 
gehend beteiligten  Kunst  ist,  welche  noch  mit  einem  starken  Einschlag  archaischer  Befangenheit 
behaftet  ist,  den  die  führenden  Schulen  schon  überwunden  haben.  Der  Kopftypus,  die  Auffassung 
des  Organismus  im  Verhältnis  von  Knochenbau  und  Muskulatur  sind  so  doch  nur  im  13-  Jahr- 
hundert möglich.  Auch  die  runden  Löckchen  finden  sich  nur  während  einer  ganz  kurzen  Zeit 
innerhalb  dieser  Epoche  z.  B.  in  Bamberg  und  in  Magdeburg;  das  ist  um  die  Mitte  des  13-  Jahr- 
hunderts. Man  wird  also  aucii  die  Entstehung  des  Petrus  nicht  viel  später,  etwa  zwischen  1260 
und  1275  ansetzen  dürfen. 

Zum  Schluß  sei  auf  die  in  der  Gesamthaltung,  wie  in  manchen  Einzelheiten  dieses  Kopfes 
bestehende  Übereinstimmung  mit  der  archaischen  griechischen  Kunst  des  ausgehenden  6.  Jahr- 
hunderts hingewiesen,  nicht  um  genetische  Zusammenhänge  aufzusuchen,  welche  nicht  bestehen. 
sondern  um  anzudeuten,  daß  im  Übergang  einer  primitiven  Kunst  zu  naturalistischer  Auffassung 
eine   Entwicklungsstufe  eintritt,  auf  welcher  sich  gewisse  Analogien  von  selbst  einstellen. 

B  e  z  o  1  d. 
Aber  noch  ein  weiteres  wichtiges  Originalwerk  konnte  der  Abteilung  unserer  plastischen  Denk- 
mäler zugeführt  werden,  eine  aus  der  Zeit  um  1700  herrührende  Elfenbein  Statuette  des 
hU  Januarius  (Abb.  10).  Die  Legende  dieses  Heiligen,  den  die  Neapolitaner  als  ihren  Hauptpatron 
erwählten  und  dem  zu  Ehren  sie  mehrere  Kirchen.  Kapellen  und  Altäre  bauten,  ist  bekannt.  Nach 
mancherlei  erfolglosen  Martern  wurde  er  im  Jahre  305  auf  Befehl  des  Statthalters  Timotheus  bei 
Solfatara  in  der  Nähe  von  Pozzuoli  enthauptet.  Sein  Leib,  sein  Haupt  und  sein  Blut  werden  in 
der  Metropolitankirche  in  Neapel  aufbewahrt,  und  zwar  das  Blut  in  zwei  oben  versiegelten  gläsernen 
Fläschchen  in    eingetrockneter,  verdichteter   Form.     Es  wurde  in  diese  bei  seiner  Enthauptung 


—     30    — 


Abb.  10.    Elfenbeinstatuette  des  hl.  Januarius.     Um  1700. 


—    31     - 

von  einer  frommen  Frau  frisch  aufgefaßt  und  pflegt  bekanntlich,  wenn  man  es  in  die  Nähe  seines 
Hauptes  oder  auch  anderer  seiner  Reliquien  bringt  und  denselben  gegenüberstellt,  wunderbarer 
Weise  aufzuwallen  und  flüssig  zu  werden.  Das  ganze  elfenbeinplastische  Werk  ist,  wie  es  vor  uns 
steht,  eine  großzügig  aufgefaßte  Allegorie  des  Heiligen  und  seines  Martyriums.  Er  selbst  steht 
als  prachtvoll  gewandete  Figur  mit  Mitra  und  Bischofsstab  auf  vorgesetztem,  ebenholzbelegtem 
Sockel,  dem  sich  zwei  zurücktretende  Seitenteile  anschließen.  Auf  diesen  sitzen  zwei  Engel,  der 
eine  mit  einer  Schüssel,  in  dem  die  Fläschchen,  der  andere  mit  einem  aufgeschlagenen  großen  Buch. 
An  den  Sockelflächen  selbst  sind  in  verschiedenartiger  Kartuschenumrahmung  drei  Elfenbein- 
reliefs befestigt,  die  den  Bischof  im  Kerker  zu  Nola,  seine  Enthauptung  und  schließlich  die  Auf- 
fangung seines  Blutes  zeigen.  Sinnig  und  wohlüberlegt  ist  die  Gruppe  aufgebaut  bei  starker  Be- 
tonung der  Hauptfigur  und  frisches  Leben  fluktuiert  in  den  beiden  Engelsfigürchen  und  den  Szenen, 
die  sich  mit  dem  Leben  des  Heiligen  beschäftigen.  Die  technische  Durchführung  zeugt  von  hoher 
Vollendung  und  nur  ein  Meister  von  wirklichem  Können,  von  gesichertem  Ruf,  den  wir  vor  der 
Hand  aber  noch  nicht  zu  nennen  vermögen,  kann  die  Gruppe  entworfen,  komponiert  und  ausge- 
führt haben.  Seine  Heimat  dürfte  im  südlichen,  vielleicht  sogar  im  südwestlichen  Deutschland  zu 
suchen  sein. 

Volle  130  Jahre  weiter  der  Neuzeit  zu  führt  uns  das  reizende  D  r  e  i  k  i  n  d  e  r  h  i  1  d  n  i  s 
von  X  a  V  e  r  H  e  u  b  e  r  g  e  r  v.  J.  183 1,  das  mit  einer  für  diese  späte  Epoche  sonst  wenig  gewohnten 
Sorgfalt  und  peinlichen  Feinheit  über  Schiefer  in  Wachs  bossiert  ist  (Abb.  11).  Jedes  einzelne  Här- 
chen, selbst  die  Seidenbauschen  der  Ärmel  und  die  durchbrochenen  Spitzen  des  Halssaumes  stehen 
plastisch  greifbar  ab  und  wir  bewundern,  abgesehen  von  der  Schärfe  der  Charakteristik,  die  fast 
unerreichbare  Virtuosität  der  Technik  dieses  für  unsere  Sammlung  so  wichtigen  Kleinwerks.  Xaver 
Heuberger  war  seinem  Hauptberuf  nach  Schauspieler  und  hielt  sich  vorübergehend  in  Ravens- 
burg auf. 

Auch  über  den  kleinen  B  i  e  r  k  r  u  g  in  blaugemalter  Fayence  ist  ein  kurzes  Wort 
zu  sagen.  Mit  ährenförmig  geflochtenem  Henkel,  mit  seiner  etwas  milchig  scheinenden  Glasur 
ist  er  trotz  seiner  nicht  ganz  unversehrten  Erhaltung  ein  charakteristisches  Beispiel  der  frühen  Nürn- 
berger Fayencekunst.  Und  dann  ist  er  noch  dadurch  von  besonderer  Wichtigkeit,  daß  er  auf  der 
Unterseite  des  Bodens  die  volle  Bezeichnung  trägt.  Und  diese  lautet:  „Johan  Andreas 
Marx.  Anno  1730  den:  1.  M  a  y".  Insofern  bildet  er  ein  wertvolles  Gegenstück  zu  dem  vor 
noch  nicht  langer  Zeit  erworbenen  Teller  von  C.   F.  Grebner  v.  J.   1721. 

Eine  sehr  wertvolle  Stiftung  war  diejenige  einer  fränkischen  Druckstube  der 
1.  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  seitens  der  Familie  G  e  o  r  g  E  b  e  r  t  in  Ansbach. 
Ihre  Bedeutung  ist  deswegen  so  hoch  anzuschlagen,  weil  der  Betrieb  der  Öldruckerei,  Waschdruckerei 
und  Dampfdruckerei  heute  nur  noch  vereinzelt  manuell  geübt  wird  und  auch  das  ganze  zugehörige 
Inventar  an  Drucktischen,  Geräten,  Handwerkszeugen,  Modeln,  Holzhämmern,  Farbreibern, 
dann  bedruckte  Stoffstücke,  ein  Musterbuch,  sowie  die  Geräte  zum  Reinigen  der  Model  mitüber- 
geben wurden.  In  dieser  Vollständigkeit  dürfte  die  Druckstube  einzig  dastehen  und  aus  diesem 
Grunde  ist  sie  für  die  Geschichte  der  deutschen  Handwerkskunst  ein  wichtiges  Kulturdokument. 

Geschenke. 
Ansbach.  Familie  Georg  Ebert:  Fränkisches  Spulenrad,  18.  Jahrh.,  Fränkische  Druck- 
stube der  1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.  mit  vollkommener  Einrichtung  und  den  zugehörigen  Geräten, 
Werkzeugen  und  Modeln.  Direktor  der  Heil-  und  Pflege-Anstalt  Dr.  Herfeldt:  Instrument 
zum  Herrichten  der  Kielschreibfedern,  19-  Jahrh.  —  Erlangen.  Frau  Oberbibliothekar  Zucker: 
Fingerring  aus  Golddraht  geflochten,  daran  sieben  Ösen  mit  kleinen  Anhängern,  1.  Hälfte  19.  Jahrh. 
—  Nürnberg.  Franz  Apell:  Neues  und  compendiöses  Lotteriespiel  mit  25  Losen  in  koloriertem 
Kupferstich,  18.  Jahrh.  Prokurist  Fritz  Grämer:  „Deutschlands  Barometer",  Gesell- 
schaftsspiel mit  12  Karten,  auf  denen  in  kolorierter  Lithographie  scherzhafte  Darstellungen,  auf 
die  Jahre  1848/49  bezüglich.  Kaufmann  O  1 1  o  Gerson:  Schwedische  Notmünze  vom  Jahre 
1724.  Familie  Heerdegen:  Zwei  große  Nürnberger  Fayencetöpfe,  weiß  mit  Blaumalerei, 
18.  Jahrh.  Johs.  Andreas  Luckmeyer:  Doppel- Flageolett  mit  Silberklappen  und 
verstellbarer  Vorrichtung  zum  Blasen  von  Einzel-  und  Begleittönen,  angeblich  aus  Kloster  Banz 
stammend,  Anf.  19.  Jahrh.;  Buchsflöte  mit  Messingklappen,  in  Originaletui,  1821.  Hofrat 
Dr.  W  i  1  h.  Merkel:   Chirurgisches  Etui    von  Grangeret  in  Paris  v.  J.  1799;    Instrumente  zu 


—     32     — 

Aujienoperationen  von  Liier  in  Paris  in  zugehürijjeni  Etui,  1850;  AAutlerspieKi'!  n;icii  Se.nalas, 
Paris  1856;  Klemme  /.um  Uiiterbiiulen  der  Eierstockstiele  nach  Spencer  Wells  in  London,  1S70— Ho; 
Intrauterinstifte  zur  Behandlunv,'  der  Vor-  und  RückwiirtsbeuRunsen  und  -neiKun.uen  der  Gebär- 
mutter mit  Stab  zum  Eintüiiren.  1875 — 82;  zwei  Instrumente  zur  Freundschen  Totalexstirpation 
des  krebsigen  Uterus.  I878;  Dr.  EUinsjers  Instrument  zur  stumpfen  Erweiterunfi  des  Gebär- 
nuitterhalses.  ISSO.  Frau  Oberstabsarzt  Nießen:  Zwei  Iiandgel'ertigte  Nähnadeln,  19.  Jahrh. 
Fräulein  Luise  Schuh:  Hölzerner  Garnhaspel  mit  Ulir  zur  Fadenmessung,  Anf.  19.  Jahrh.  — 
Sanktpölteri.  Arciiivar  a.  D.  Fr  an  z  Z  i  m  m  e  r  m  a  n  11  :  Messing  Verschlußstück  für  ein  sieben- 
bürgisches    Hirschhorn- Pulverhorn.   —   Straßburg  i.   E.     Ingenieur-Assistent    von    Klucuric: 


Abb.  11.    Xaver  Heuberger:    Wachsbildnis  dreier  Kinder.     1831. 


12  Stück  galvanoplastische  Nachbildungen  dem   Peter   Flötner  zugeschriebener  Plaketten,  Me- 
daillen und  anderer  Arbeiten,  sowie  eine  Gravüre  nach  dem  Wappen  auf  seinem  Grabstein. 

Ankäufe: 
Plastik,  Originale.    St.  Petrus.    Standfigur.    Mit  der  alten,  teilweise  beschädigten  Fassung. 
Dreiviertelplastik.     Der  Kopf  vollrund.     Lindenholz,  die  angesetzten  Teile  Fichtenholz.     Ober- 
deutsch.   AngebHchaus  Salzburger  Privatbesitz.    1260—75  (Abb.  9u.  Taf.  111).  —  St.  Januarius. 
Elfenbeinstatuette  zwischen  zwei  Engeln  auf  Ebenholz-fourniertem  Sockel,  an  dem  die  drei  Elfen- 


—    33    — 

beinreliefs  mit  dem  Martyrium  des  Heiligen  (Abb.  10).  Süddeutsche  Arbeit.  Um  17OU.  —Vier 
icleine  holzgeschnitzte  Figürchen :  Christus  und  Maria  Magdalena,  Maria  und  Johannnes,  letztere 
zu  einem  jetzt  fehlenden  Kruzifix  gehörig.  Aus  Oberhessen  stammend.  Anf.  18.  Jahrh.  — 
Dreikinderporträt  (Abb.  11):  zwei  Knaben  und  ein  Mädchen.  Wachsrelief  auf  Schiefertafel. 
Bezeichnet:    Xaver  Heuberger  fecit.     183 1. 

Kirchliche  Geräte.  Goldenes  Ciborium  in  Kelchform  mit  reichem  Rokaillenwerk  und 
diesem  eingefügten  Darstellungen  aus  dem  Leben  und  Leiden  Christi  (Taf.  II).  Getrieben, 
graviert  und  punziert.     Süddeutsche  Arbeit.     Um  1740. 

Hausgeräte.  Stuhl  mit  reichgeschnitzter  Lehne,  in  welcher  zwischen  Barockornament 
zwei  menschliche  Fratzen.  17.  Jahrh.  —  Buttermaschine.  Spielzeug.  Als  Bekrönung  eine  doppel- 
seitige Miniatur.  Elfenbein  und  Ebenholz.  Um  1700.  —  Kleiner  Fayencekrug  mit  Landschaft  in 
Blaumalerei  von  Johann  Andreas  Marx,  datiert  1.  Mai  1730.  —  Enghalskrug  mit  Chinoiserie  in 
Blaumalerei.  Unter  dem  Boden  signiert /O.  Frankfurt  a.  M.  18.  Jahrh.  —  Toilettekasten  mit 
noch  unversehrt  erhaltener  innerer  Einrichtung.  Mit  poliertem  Ebenholz  fourniert  und  mit  getrie- 
benen Messingbeschlägen  reich  verziert.  Anf.   19.  Jahrh. 

Wissenschaftliche  Instrumente.  Sonnenuhr  von  Georg  Zorn  in  Augsburg  v.  J.  1624  mit 
Windfahne,  Bussole  und  kleinem  Zirkel.  Das  Kästchen  mit  Rankenwerk  graviert.  Kupfer,  ver- 
goldet. 

Tracht  und  Schmuck.  Ovale  Goldbrosche  mit  allegorischer  Frauenfigur  über  blauem  Natur- 
stein. Anf.  19.  Jahrh.  —  Kleines  eisernes  Kreuz  auf  die  Schlacht  bei  Leipzig.  Die  Ecken  mit 
Silberornanientationen.  1813-  —  Eisernes  Kreuz  v.  J.  1813.  Preußen.  —  Eiserne  Medaille  Herzog 
Ernst's  von  Sachsen  für  die  Freiwilligen  des  5-  deutschen  Armeekorps,  1814.  —  Sogen.  ,, Pflaum", 
eiserne  Ovalmedaille  für  Pfichttreue  im  Kriege.  1815-  —  Silberkreuz  mit  dem  Wappen  von  Sagan 
und  der  Inschrift:  .,d.  21**"  August  1856".  —Ähnliches  kleineres  Kreuz,  ohne  Jahrzahl,  um  1856.  — 
Vergoldetes  und  blauemailliertes  Kreuz  am  grün-weißen  Bande  mit  dem  Namenszug  König  Johannes 
von  Sachsen.  Auszeichnung  für  die  Pflege  Verwundeter  und  Erkrankter.  1870/71.  —  Ovale  Ver- 
dienstmedaille des  Albrechts-Ordens.   Silber. 

Bäuerliche  Altertümer.  Beiderwandgewebe.  Grün  mit  weißen  Ranken,  bezw.  v/eiß  mit 
grünen    Ranken.     Aus  Schleswig- Holstein.     19.  Jahrh. 

Bauteile.  Runder  Schlußstein  aus  Eichstätt,  auf  dem  in  vortretendem  Relief  die  Madonna 
mit  dem  Kinde,  15.  Jahrh.  —  Gußeiserne  Ofenplatte  von  Peter  Sorges  zu  Kraftsolmus  v.  J.  1585.  — 
Gußeiserne  Ofenplatte  mit  den  Wappen   Nassau-Uranien  und  Spanien.   1.    Hälfte   18.   Jahrh. 

Medaillen.  Einseitige  Blei-Porträtmedaille  auf  Otto  Heinrich  von  der  Pfalz.  Gehar- 
nischtes Brustbild  im  Alter  von  26  Jahren.  —  Religiöse  Medaille  mit  Anbetung  der  Hirten  und 
Anbetung  der  Weisen.  Silber,  vergoldet.  16.  Jahrh.  —  Ovale  Porträtmedaille  auf  Ernst  Graf 
von  Mansfeld  (f  1626).  Monogrammiert  ^.  Bronzeguß,  ziseliert  und  vergoldet.  —  Neujahrs- 
und Friedenswunsch-Medaille  auf  das  Jahr  1628  von  S.  Dadler.  Silber.  —  Medaille  auf  die  Leiden 
während  des  30  jährigen  Krieges  mit  sitzendem  nacktem  Mann  und  Ansicht  der  Stadt  Nürnberg. 
Silber.  —  Einseitige  Bleiporträtmedaille  auf  Christine,  Gattin  Ferdinands  I.  von  Medici,  von 
Guillaume  Dupr^.  —  Augsburger  Ratsmedaille  auf  das  Jahr  l697  von  Philipp  Heinr.  Müller.  Silber. 
—  Große  Silbermedaille  auf  das  Reichsvikariat  von  Jonas  Thiebaut  v.  J.  1742.  —  Einseitige 
Eisenguß-Medaille  auf  Lätitia,  Mutter  Napoleons  I.  —  Großes  Taufmedaillon  mit  dem  Namen  der 
Anna  Klara  Karolina  Ferdinanda  von  Moese,  Edle  von  Nollendorf,  als  Taufpatin.  Datiert  23.  Ja- 
nuar 1821.  Silber.  Wiener  Arbeit.  —  Bronzemedaille  auf  Ernst  Ludwig  Großherzog  von  Hessen 
v.  J.  1901.  Widmung  der  Künstlerkolonie  in  Darmstadt.  Von  Rudolf  Bosselt.  —  Medaille  der 
bayerischen  numismatischen  Gesellschaft  zum  90.  Geburtstag  des  Prinzregenten  Luitpold  von 
Bayern.     Von   H.  Schwegerle.  191 1.  Silber. 

Münzen.     Halber  Taler  mit  dem  Bildnis  Jakobs  II.   Fugger  v.  J.   151S.  Silber. 

Stiftungen. 
Braunschweiger  Stiftung.     Medaille   auf  den  Appell  des  braunschweigischen  Prätendenten 
Jak.   Eduard  v.  J.   1721.   Silber. 

3 


—     34     — 
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Ankäufe. 
Botunistli-iiiedi/inisclu's    Wiirtc'ibuch,   lateiniscli-iii(.'di.'r(.k'iitscli.     Als  Anlianit   eine   An/iilil 
medizinischer  Rezepte.     Abschrift  v.  J.  1531-     Piipierhandschrift  mit   15  Blättern.  —  Archiv  für 
die  Geschichte  der  Naturwissenschaften  und  der  Technik,  4.   Bd.,   l.    Heft. 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 

Coburg.  Fabrikbesitzer  Konrad  Eckert:  Wechselbrief  über  1921  Gulden,  42  Kreuzer 
Augsbure:er  Korrent,  ausgestellt  Nürnberji,  den  3.  März  I819,  von  F.  W.  von  Mercklein:  Protest 
über  den  gleichen  Wechsel  seitens  des  Notars  Dr.  jur.  Friedrich  Heinr.  Krauüeneck  in  Wien,  aus- 
gestellt 6.  September  iSlQ. 

Ankäufe. 

„Tantali  fames,  Das  ist:  Beschreibung  der  vnersetlichen  vnd  gantz  schädlichen  Natur 
vnd  eygenschafft  der  hefftigen  Kranckheit  der  Geldtsucht".  Satirischer  Kupferstich  mit  drei- 
spaltigem Gedicht  in  Typendruck.  1.  Hälfte  17-  Jahrhundert.  —  „Müntzbeschickung  der  Kipper 
vnd  Wipper".  Satirischer  Kupferstich  mit  dreispaltigem  Gedicht  in  Typendruck.  1.  Hälfte 
17-  Jahrh. 

KUPFERSTICHKABINETT. 

Auch  in  diesem  Vierteljahre  hatten  wir  uns  einer  namhaften  Stiftung  zu  erfreuen.  Hans 
T  h  o  m  a  überwies  dem   Kabinett  zahlreiche  Probedrucke  seiner  graphischen  Arbeiten. 

Geschenke. 

Karlsruhe.  Prof.  Dr.  H  a  n  s  T  h  o  m  a:  36  Radierungen  und  41  Lithographien  von  Hans 
Thoma,  meist  Probedrucke.  —  Nürnberg.  Dr.  Herrn.  L  i  e  b  s  t  ä  1 1  e  r,  prakt.  Arzt:  3  Radie- 
rungen. 1.  Jüdisches  Gedenkblatt,  Radierung  von  Herm.  Struck.  2.  2  Exlibris  des  Geschenk- 
gebers.  Radierungen  von    H.   Barthelmeß. 

Ankäufe. 

Handzeichnungen.  16.  Jahrhundert:  Unbekannt  (Niederrheinisch  ?):  Die  Bestrafung 
der  Curtisane,  welche  den  Dichter  Virgil  verspottete.  Getuschte  Federzeichnung.  Scheibenriß. 
1.  H.  16.  Jahrh.  —  Jos.  Murer:  Scheibenriß  mit  der  Darstellung  des  Opfertodes  des  Marcus 
Curtius  und  den  Wappen  der  Donatorenfamilien  Holzhalb,  Mayer  von  Knonau,  Grebell,  Beyer 
und  Flach.  Zeichnung  in  Feder  und  Sepia,  2.  H.  16.  Jahrh.  —  Daniel  L  i  n  d  t  m  a  y  e  r: 
Scheibenriß  mit  dem  Allianzwappen  der  gräfl.  Familien  Hohenlohe-Langenburg  und  Holstein- 
Schwarzburg,  darüber  zwei  Jagdszenen.  Zeichnung  in  Feder  und  Tusche,  1565.  —  17.  Jahr- 
hundert: Georg  Christ.  Eimmardt:  Inneres  eines  Badehauses  mit  zahlreichen 
nackten  Frauen,  Zeichnung  in  schwarzer  Kreide  und  Rötel,  1644.  —  Hans  Ulrich  Jegli: 
Scheibenriß,  Federzeichnung,  schwarz  und  braun  getuscht,  1651.  —  Unbekannt:  1.  Studien- 
blatt mit  drei  Rüstungen.  2.  Studienblatt  mit  Leierkasten  (Öl  auf  Papier).  17-  Jahrh.  —  And. 
Holstein:  Gartenansicht  eines  Schlosses  mit  einem  jungen  Paar,  leicht  aquarellierte  Federzeich- 
nung. 1 7.  Jahrh.  —  19-  Jahrhundert.  Fried  r.  Preller:  2  Bleistiftstudien.  1.  Halb- 
figur eines  jungen  Mädchens  im  Profil  nach  rechts.  2.  Desgl.  in  verlorenem  Profil.  —  A.  F.  S  c  h  1  e- 
gel:  Junge  Frau  vor  einem  Blumenfenster  sitzend,  in  einem  Buche  lesend,  Aquarell.  —  Karl 
Steffeck:  Studienblatt  mit  rennenden  Pferden,  auf  der  Rückseite  2  Studien  (Kopf  und  Fuß 
einer  Ziege)  Bleistiftskizzen. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  16. — 1 7.  Jahrhundert.  Monogrammist 
R.  B. :  Cimon  und  Pero,  Passavant  IV,  135,15.  —  M  o  n  o  g  r  a  m  m  i  s  t  F.  G. :  Der  Fahnenträger, 
B.  7.     1537- 

Ornamentstiche.  Corvinian  Sawr:  Schwarzornan-ent  mit  großem  Stern.  (1554.)  — 
Math.  Beitier:  2  Schwarzornamente,  das  eine  mit  bischöflichem  Wappen,  das  andere  mit  pflügen- 
dem Bauer.  Um  16OO.  —  Daniel  Hailler:  Verschiedene  Schwarzornamente  auf  einem  Blatt, 
um  1600.  —  18.  J  ahrhun  dert.  J.  W.  Baumgartner:  4  Blatt.  Rocaillen.  Wolffgang 
Christ.    Mayr   fec,    Mart.    Engelbrecht    exe,    Folge    Nr.    43,    laufende    Nr.    211  —  214.      Nicht 


—     35     — 

bei  Jessen.  —  J.  F.  H  i  1  d  t:  5  Blatt.  Einige  und  nacii  der  neuesten  Fa^on  eingerichtete  Vassi 
oder  Geschirr  (J.  Wachsmuth  sc,  Mart.  Engelbrecht  exe,  Folge  Nr.  37,  laufende  Nr.  180— 184), 
Jessen  Nr.  648.  —  F.  X.  H  a  b  e  r  m  a  n  n:  a.  4  Blatt  Rocaillen,  Folge  Nr.  55-  J.  G.  Hertel  exe, 
Jessen  Nr.  111.  b)  4  Blatt  Ornements  des  Fenetres,  Folge  Nr.  87-  J.  G.  Hertel  exe,  Jessen 
Nr.  111.  c)  4  Blatt  Rococoornament  (z.  T.  Brüstungen),  Folge  Nr.  120.  J.  G.  Hertel  exe,  Jessen 
Nr.  111.  d)  4  Blatt  Rocaillen  mit  perspektivischen  Durchblicken,  Folge  Nr.  121.  J.  G.  Hertel  exe, 
Jessen  Nr.  111.  e)  4  Blatt  Rocaillen,  Folge  Nr.  140.  J.  G.  Hertel  exe,  Jessen  Nr.  111.  f)  4  Blatt 
Rococovasen  bezw.    Kannen,   Folge  Nr.   143  (J-   G.    Hertel  exe),  Jessen   Nr.  657- 

Historische  Blätter.  Politische  Allegorien  und  Satiren.  Allegorische 
Darstellung  der  Stadt  Straßburg  zwischen  Ludwig  XIV.  und  Kaiser  Leopold  I.  Auf  Spruchbän- 
dern die  Verse:  „Dum  fidei  Ludovicus  spreta  relligione  Argentinae  Urbis  tentat  turbare  quietem, 
Atque  suam  vestem  pro  antiquo  obtrudere  cultu:  Ipsa  tenax  prisci  moris  fugit  ad  Leopoldum  Qui 
recipit  Clemens,  conservans  integra  Jura  Ejus,  ut  aeternum  possit  Germana  manere.  — 
Alsatiae  Civitatum  Exhortatio  ad  Argentinam:  Argentinam  tuas  fac,  ut  praetervehat  aures  Subdola 
Ca  lorum  vox;  nam  Te  qualis  amicus  Gallus,  vincula  nostra  docet:  hin:  fortiter  obsta!  Auxilium 
Deus  Omnipoter.s  ex  Aethere  mittet".  Kupferstich  um  1 700.  —  Nichtpolitische  Allego- 
rien und  Satiren:  4  Blatt  Krähwinkeliaden  des  Gampeschen  Verlags,  Nürnberg,  1.  H. 
19.  Jahrh.  —  Mode  und  Tracht.  Wilhelm,  Landgraf  von  Hessen  und  seine  Gemahlin  Elisa- 
beth von  Hannover  mit  ihren  12  Kindern.  Kolor.  Kupferstich.  17.  Jahrh.  —  Nürnberger 
Trachten.  l.Je3  Paare  im  Zeitkostüm  des  18.  Jahrh.  auf  einem  Blatt,  in  ornamentaler  Um- 
rahmung. 6  kolor.  Stiche.  G.  W.  Knorr  exe  Norib.  Folge  Nr.  148.  2.  Paare  im  Zeitkostüm 
des  18.  Jahrh.  (meist  Schäferszenen).  Kolor.  Stiche.  5  vollständige  Folgen  zu  je  6  Blatt  des 
Verlags  von  J.  C  Schmidhammer.  3-  Ein  arbeitsames  Mädchen.  Kolor.  Stich.  18.  Jahrh.  — 
Festliche    Aufzüge.      Maskenfestzug  um  1820.     Kolor.  Stich. 

Porträts,  a)  45  Studentensilhouetten,  Lithographien  von  Garit  ( ?).  b)  2  Silhouetten- 
bildnisse junger  Mädchen,     c)  1   Studentenporträt  (Kupferstich). 

Bilderrepertorium.     17   Photographien  nach   Gemälden   und   Skulpturen  in   Mainz. 

Witteisbacher- Stiftung.  B  u  r  g  k  m  a  i  r .''  Kaiser  Max  und  Herzog  Wilhelm  von  Bayern. 
Holzschnitt  (irrtünilic  1   Dürer  zugeschrieben,  P.  285). 

D  e  p  o  s  i  t  u  m. 
Städtische  Kupferstichsammlung.  1.  Handzeichnung  von  Anselm 
Feuerbach,  schlafendes  Kind,  Kreidezeichnung.  2.  Holzschnitte  von  Albrecht  Dürer:  a)  Die 
hl.  Familie.  B.  96.  b)  Die  hl.  Familie  mit  dem  Laute  spielenden  Engel.  B.  97-  c)  Türkischer 
Standartenträger  (Albr.  Dürer  zugeschrieben,  vergl.  Naumann's  Archiv  IX  p.  212  und  Gra- 
phische   Künste  19O6,    Heft  1  der  Mitteilungen). 


ARCHIV. 

Vermächtnis. 

Aus  dem  Nachlasse  des  zu  München  verstorbenen  Obersten  z.  D.  v.  Muffel  ging 
uns  zu:  Vidimus  des  Wappenbriefes  für  Jacob,  Gabriel,  Paul  und  Hans  Muffel  v.  1550.  Nov.  8., 
ausgefertigt  durch  den  Abt  Johannes  des  Klosters  Ebrach.  1560.  Febr.  12.  Perg.  Urk.  mit 
eingemaltem  Wappen.     Siegel  fehlt. 

Ankäufe. 

„Das  Totenbuch  der  Bruder  und  Schwester,  die  aus  der  Bruderschaft  der  Muelknecht  und 
Beckenknecht  verschieden  sein  und  in  dem  Spittal  begangen  werden".  Orig.  Perg.  Hs.  16  S.  4. 
Um  1450—1650.  Wahrscheinlich  aus  Gerolzhofen  stammend.  —  Quittung  des  Jacob  v.  Embs 
zu  Hohenembs  für  den  kaiserl.  Zahlmeister  Dion,  Braun.  Galsau.  1508.  Febr.  27.  Orig.  Pap.  — 
Quittung  des  Max  Sittich  v.  Embs  für  den  kaiserl.  Zahlmeister  Dion.  Braun.  Trient.  1508. 
April  20.  Orig.  Pap.  Siegel  aufgedrückt.  —  Schreiben  des  Kaisers  Rudolf  II.  an  die  Verwalter 
des  Kuttenbergischen  Handelswesens  und  die  Münzanitleute  daselbst.  Prag.  1593-  Nov.  25. 
Orig.  Pap. 


-     36     — 

Aiitoj;r;iplien:  Ernst  M.  Arndt  an ?     Bonn.     1820.     Max  14.  —  Bettina  v.  Arnim  an 

Schade.  1854.  Febr.  10  und  1854  Dez.  17-  —  Ludw.  Achim  v.  Arnim  an  Kühl  in  Cassel.  1829. 
Jan.  29.  —  K.  Aug.  Böttiger  an  Bouterweck  in  Göttingen.  Dresden.  I8l2.  März  30.  —  Joh.  Jac. 
Breitinger  an  Ernesti  in  Leipzig.  Turici  Helvetiae  add.  VII.  Id.  Sept.  1753-  —  Aug.  Ott.  v.  Essen- 
wein an .'    1867  und  1871-  —  Joh.  Gottl.  Fichte:  „Aus  Camcens  Lusiade.    Gesang  3-  Stanze 

118".  5  S.  4.  —  Joh.  Casp.  Füßli  an  Ant.  Graft  in  Dresden.  Zürich.  1769.  Febr.  5-  —  Con- 
volut  von  Briefen  von  Gelehrten,  die  mit  Goethe  in  Berührung  kamen;  25  Briefe  aus  den  Jahren 

1758—1846.  —  Joh.   Wilh.   Ludw.  Gleim  an ?      Halberstadt.     1795-     Febr.   12.    —    Phil. 

Hackert  an ?     Florenz.     1804.     Dez.  27.  —  Jos.   Koch  an  Prof.  v.  Langer    in  München. 

Rom.     1824.    März  7-  —  8  Briefe  von  Justus  v.  Liebig  an  verschiedene  Empfänger.    1829— 1871. 

—  Friedr.  Overbeck  an  Feising  in  Darmstadt  Rom.  1835-  Nov.  5.  —  Bittgesuch  des  Form- 
schneiders Hans  Rogel  zu  Augsburg  an  den  Kaiser,  seinen  Plan  der  Stadt  Augsburg,  betr.  Augs- 
burg.    1563.     April  27-  —  Friedr.  v.  Schlegel  an ?    Weimar.    1803.     Jan.  27.  —    Friedr. 

Tieck  an ?     München.    1809.     Nov.  9-  —   Friedr.  Tieck  an  Ed.  Devrient.     Berlin.     1840. 

Nov.  21.  —  J.  H.  W.  Tischbein  an  Dr.  Meyer  in  Bremen.  Hamburg.  1808.  Febr.  5.  —  Ders. 
an  Dr.  Meyer  in  Bremen.  Eutin.  1808.  Nov.  7.  —  J.  P.  Uz  an  Gleim  in  Halberstadt.  Ansbach. 
1794.  Sept.  21.  —  Convolut  von  Künstlerbriefen  (Barth,  Bause,  P.  v.  Cornelius,  Chr.  L.  Hagedorn, 
Rauch,  Rietschel,  Schwerdgeburth,  Fr.  Tieck,  Tischbein  u.  a.);  29  Briefe  aus  den  Jahren  1768— 1874. 

—  Convolut  von  Briefen  namhafter  Historiker  des  19.  Jahrh.  25  St.  —  Convolut  von  Briefen  nam- 
hafter Geographen,  Ethnographen,  Anthropologen  und  Reiseschriftsteller  des  19.  Jahrh.  20  St.  — 
Convolut  von  Briefen  von  Staatsmännern,  höheren  Beamten  und  Politikern  des  19.  Jahrh. 
120  St. 

Hohenzoilern' Stiftung.  Schreiben  des  Generals  Otto  v.  Schlabrendorff  an  den  Kurfürsten 
Friedrich  III.  von  Brandenburg  aus  dem  Türkenkriege.  Ungarisch- Freystättel.  I697.  Juli  8. 
Orig.  Pap. 

Autographen:  Chr.  Ewald  v.  Kleist  an  Ewald  in  Dresden,  drei  Briefe  vom  Kriegsschau- 
platze. Zittau.  1757-  Jan.  3.  Zittau.  1757-  Febr.  21.  Halle.  1757-  März  14.  —  Ernst  Ludw. 
Heim  an  Volkmar  in  Goslar.  Meiningen.  1775.  Mai  15.  —  Ders.  an  v.  Werder  in  Magdeburg. 
Berhn.  1827.  März  20.  —  Porträt  des  Prof.  Joh.  Andr.  v.  Segner  in  Halle;  auf  der  Rückseite 
anerkennende,  dankbare  Bemerkungen  E.  L.  Heims,  seines  Schülers.  Berlin.  1813.  Dez.  6.  — 
28  Briefe  Friedrich  Fröbels,  24  aus  der  Zeit  der  Freiheitskriege,  die  Fröbel  als  Mitglied  der  Lützow- 
schen  Freischar  mitmachte,  an  Prof.  Weiß  in  Berlin.  176  S.  8.  —  Prinz  Karl  v.  Preußen  an 
Riemer  in  Weimar.     Glienike.     1834.     Oct.  13. 

Witteisbacher- Stiftung.  Brief  des  Kronprinzen  Ludwig  v.  Bayern  an  Schlichtegroll  in 
AAünchen.     Salzburg.     1813-     Juni  3.     Autogr. 

Braunschweiger  Stiftung.  Autographen:  Herzog  Ferdinand  v.  Braunschweig  an  .  .  .  .  ? 
Münster.  1759.  Febr.  16.  BeiHegend  Konzept  eines  Briefes  an  den  Herzog;  auf  der  Rückseite 
Skizze  eines  Gefechts  bei  Lebus.  —  Joach.  Heinr.  Campe  an  Gottl.  Campe  in  Holzminden.  Braun- 
schweig. 1788.  Aug.  29.  und  1808.  Oct.  14.  —  Herzog  Friedr.  Aug.  v.  Braunschweig-Oels  an 
Chr.  Leiste  in  Wolfenbüttel.     Braunschweig.     1789.     Sept.  1.  und  Berlin.    1791-     Jan.   17. 

BIBLIOTHEK. 

Als  die  bedeutsamste  Erwerbung  für  die  Bibhothek  während  des  letzten  Vierteljahrs  muß 
der  frühe  Druck  eines  alten  deutschen  Heldengedichts,  das  dem  Sagenkreise  des  Dietrich 
von  Bern  angehört  und  in  der  Literaturgeschichte  unter  dem  Namen  „Sigenot"  geht,  an- 
gesehen werden.  Die  wertvolle  Inkunabel,  von  der  wir  in  Abb.  12  zwei  Seiten  wiedergeben,  wurde 
aus  dem  Handel  erworben  und  soll  vor  einigen  Jahren  bei  baulichen  Umänderungen  in  einem  Alt- 
nürnberger  Patrizierhause  hinter  einer  Holzverschalung  zum  Vorschein  gekommen  sein.  Leider 
läßt  der  Zustand  des  Büchleins,  wie  dies  so  häufig  bei  den  Wiegendrucken  alter  Volksepen  der 
Fall  ist,  viel  zu  wünschen  übrig:  nicht  nur  daß  die  anderthalb  ersten  Bogen  und  auch  am  Schluß 
des  Buches  noch  zwei  Blatt  fehlen,  es  sind  auch  die  uns  erhaltenen  65  Blätter  (mit  36  Holzschnitten) 
durch  Feuer,  Rauch  und  Mäusefraß  zum  Teil  arg  mitgenommen,  zum  Glück  meist  ohne  wesent- 
lichen Textverlust,  sodaß  die  Auffindung  und  Sicherung  dieses  Dietrich  von  Bern  in  Oktav  gleich- 
wohl als  ein  wesentlicher  Gewinn  betrachtet  werden  muß.     Sind  doch  von  der  gleichen  Ausgabe 


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bisher  nur  einijje  \vemi;e  Bliitter  in  der  Köiiij,Miclieii  Bibliotiiek  in  Berlin  bekannt  geworden,  die 
dort  als  der  Hans  Bänilersclien  Offizin  zu  Augsburg  entstaniniend  bestimmt  worden  sind,  und 
scheinen  doch  die  späteren  Ausgaben  des  Dietrich  von  Bern,  insbesondere  die  aus  Heinrich 
Knoblochzers  Offizin  zu  Heidelberg  hervorgegangenen,  sowohl  literarisch  wie  künstlerisch, 
d.  h.  bezüglich  der  Holzschnitte,  von  jenem  frühesten  Bämlerschen  Drucke,  der  um  das  Jahr 
14S0  entstanden  sein  mag,  abzuhängen. 

Unter  den  übrigen  Erwerbungen  sind  vor  allem  iiocli  ein  paar  A  1  t  d  o  r  f  e  r  S  t  u  d  c  n  t  e  n- 
s  t  a  m  m  b  ü  eher  hervorzuheben,  von  denen  das  eine,  etwas  ältere  und  sehr  viel  reicher  ausge- 
gestattete  einstmals  Christoph  Jakob  Pfund,  das  andere  Benedikt  Wilhelm  Zahn  angehört  hat. 
Beide  A\äniier  sind  in  der  Nürnberger  Lokalgeschichte  bekannte  Persönlichkeiten,  über  deren 
Leben  uns  das  nürnbergische  Gelehrtenlexikon  von  Will  und  Nopitsch  (III,  166  f.  und  VIII.  432  ff.) 
ausführlich  unterrichtet.  Pfund  war  von  1739 — 1743,  Zalm  von  1756 — 176O  Student  in  Altdorl. 
Abgesehen  von  manchem  interessanten  Eintrag  sind  diese  Stammbücher  namentlich  durch  ihren 
reichen  bildlichen  Schmuck  ausgezeichnet,  der  zumeist  aus  kulturgeschichtlich  wertvollen  und  viel- 
facii  aucii  künstlerisch  vortrefflicli  in  Aquarellmalerei  auf  Pergament    ausgeführten  Darstellungen 


Abb.  13.    Titelblatt  zu  dem  Altdorfer  Studentenstammbuch  des  Chr.  J.  Pfund.    Um  1740. 


vor  allem  aus  dem  Altdorfer  Studentenleben  besteht.  Aus  der  Fülle  solcher  Blätter  des  Pfundschen 
Stammbuches  sind, in  unseren  Abb.  13  bis  20  acht  in  etwa  %  der  Originalgröße  wiedergegeben. 

Auf  der  Auktion  Kastner  in  Wien  (1.  Mai)  konnten  u.  a.  zwei  aus  dem  Katharinenkloster 
zu  Nürnberg  stammende,  noch  durchaus  den  ursprünglichen  Zustand  mit  altem  Pergamenteinband 
aufweisende  G  e  b  e  t  b  ü  c  h  !  e  i  n  aus  dem  15.  Jahrhundert  für  Nürnberg  zurück- 
erworben werden,  dazu  eine  Anzahl  trefflich  erhaltener  älterer  Drucke. 

Endlich  sei  hier  noch  auf  die  besonders  reichen  Geschenke  von  Seiten  einiger  süd-  und  west- 
deutscher Verlagsbuchhandlungen  hingewiesen,  die  im  folgenden  genauer  verzeichnet  sind.  Allen 
gütigen   Förderern  unserer  Bibliothek  sei  auch  an  dieser  Stelle  aufrichtigster  Dank  gesagt. 

Geschenke: 
Aachen.  Dr.  Friedrich  L  a  u  c  h  e  r  t:  Ders.,  Geschichte  des  Physiologus,  Straß- 
burg 1889-  8.  —  Amiens.  Societe  des  antiquaires  de  Picardie:  Tableaux  et 
chants  royaux  de  la  confrerie  du  Pue  notre  dame  d'Amiens.  publies  par  M.  Georges  Duiant.  Paris 
1911.  2.  —  Amsterdam.  J.  H.  Scliolte:  Ders.,  J.  J.  Cliristoph  v.  Grimmeishausen  und  die 
niustrationen  seiner  Werke.    S.-A.  1912.    8.  —  Annaberg.    Gras  e  r  s  V  e  r  1  a  g  ( R.  L  i  e  s  c  li  e): 


39     - 


Elisabeth  Cli:irl()ttens  Briefe  an  Kiin^iine  v.  Wales  und  Anton  Ulrich  v.  Braunschweig- Wolfenbüttel, 
herausgegeben  von  Hans  F.  Helmolt.  1909-  8;  Brix  Förster:  Goethes  naturwissenschaftliche 
Philosophie  und  Weltanschauung.  1909.  8  ;  Volkslieder  und  volkstümliche  Lieder  aus  dem 
sachsischen  Erzgebirge  .  .  .  gesammelt  und  mit  Anmerkungen  versehen  von  Ernst  John.  1909-  8.  — 
Barmen.  Buchhandlung  des  Blauen  Kreuzes:  Gottlieb  Fischer,  Gurt  von 
Knobelsdorff.  O.  J.  8.  —  Basel.  Dr.  E.  M  a  j  o  r:  Frühdrucke  von  Holz-  und  Metallplatten 
aus  den  Bibliotheken  des  Barfüfierklosters  in  Freiburg  und  des  Kapuzinerklosters  in  Luzern. 
Straßburg  1911-  4.  —  Bayreuth.  Antiquar  F.  S  e  u  f  f  e  r,  i.  F.  S  e  1  i  g  s  b  e  r  g  s  A  n  t  i  q  u  a- 
r  i  a  t  s  -  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Abbildungen  des  Papsttums  durch  Mart.  Luther.  1545-  2. 
Neudruck;  Ludwig  Zapf,  Der  Sagenkreis  des  Fichtelgebirgs.  2.  Aufl.  1912.  8.  —  Bergzabern. 
Dr.  August  J  e  g  e  1.  k.  Gymnasiallehrer:  Ders.,  Die  landständige  Verfassung  in  den  ehemal. 
Fürstentümern  Ansbach- Bayreuth.  1912.  8.  —  Berlin.  K  g  1.  Akademie  des  Bau- 
wesens: Vorbildliche  Glasmalereien  aus  dem  späten  Mittelalter.  2.  Lieferung;  1911-  2.  — 
K.  P  r  e  u  ß.  Akademie  der  Wissenschaften:  Abhandlungen  der  K.  Preuß.  Akad. 
d.  W.     1911.   Phüos.-Histor.   Kl.  —   Herrn.   B  a  r  s  d  o  r  f  V  e  r  1  a  g:     H.  Jennings,  Die   Rosen- 


Abb.  lt.     Aus  dem  Altdorfer  Studentenstammbuche  des  Chr.  J.  Pfund.    Um   1740. 


kreuzer,  ihre  Gebräuche  und  Mysterien.  1911.  8;  S.  Seligmann,  Der  böse  Blick  und  Ver- 
wandtes. 1910.  8.  —  K  ö  n  i  g  1.  Bibliothek:  Jahres- Verzeichnis  der  an  den  Deutschen 
Universitäten  erschienenen  Schriften  XXVI:  15-  August  1910.  —  14.  August  1911.  1912.  8; 
Berliner  Titeldrucke:  Verzeichnis  der  von  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Berlin  und  den  Preuß.  Univer- 
sitäts-Bibliotheken erworbenen  neueren  Druckschriften.  1911.  1912.8;  Berliner  Titeldrucke:  Ver- 
zeichnis der  von  der  kgl.  Bibliothek  zu  Berlin  und  den  Preuß.  Universitätsbibliotheken  er- 
worbenen neueren  Druckschriften,  orientalische  Titel.  1911-  1912.  8.  —  P  a  u  1  C  a  s  s  i  r  e  r, 
Verlagsbuchhandlung:  Lovis  Corinth,  Das  Leben  Walter  Leistikows.  1910.  8;  J.  M.  R.  Lenz, 
gesammelte  Schriften  4  Bde.  1909.  8.  —  S.  Fischer  Verlag:  Der  Lindenbaum,  Deutsche 
Volkslieder.  1912.  8.  —  Egon  Fleischel  &  C  o.,  Verlagsbuchhandlung:  Otto  Brahm,  Das 
Leben  Heinrichs  v.  Kleist.  191 1.  8.  —  G  e  n  e  r  a  1  v  e  r  w  a  1 1  u  n  g  der  K  ö  n  i  g  1.  Museen 
in  Berlin:  Jahrbuch  der  Kgl.  Preuß.  Kunstsammlungen.  33-  Bd.  Heft  2  und  3-  1912.  2.  — 
K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m.  M  e  d  i  z  i  n  a  1  -  A  b  t  e  i  1  u  n  g:  Dr.  Ewald  Stier.  Über  Links- 
händigkeit in  der  Deutschen  Armee.     191 1.    8.  —  K  ö  n  i  g  1.  K  u  n  s  t  g  e  w  e  r  b  e  -  M  u  s  e  u  m: 


40     - 


Haiulbüclier  der  Koiiigl.  Museen  zu  Berlin:  Robert  Solnnidt,  lJ;is  (]las.  1912.  8.  —  M  ä  r- 
k  i  s  c  h  e  s  M  u  s  e  u  ni:  Führer  durcli  das  Märkische  A'\useuni.  i).  Aufl.  1»)12.  (S  und  ,,Das  malerische 
Berlin"  IQll.  2.  —  Ministerium  der  Geistlichen  und  U  n  t  e  r  r  i  c  h  t  s  -  A  n- 
jr  e  1  e  sr  e  n  h  e  i  t  e  n:  Ortsverzeichnis  der  Aufnahmen  der  Königl.  Meßbildanstalt.  1912.  8.  — 
K  ij  1.  P  r  e  u  ß.  AA  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m  f  ü  r  H  a  n  d  e  1  u  n  d  G  e  w  e  r  b  e:  Jahresbericlit  der  Kc'iniy:!. 
Preußisciien  Reirierunijs-  und  Cjewerberäte  und  Bert;behörden  für  191 1.  1912.  S.  —  .Ministe- 
r  i  u  m  f  ü  r  L  a  n  d  \v  i  r  t  s  c  li  a  f  t  .  Do  ni  ä  n  e  n  u  n  d  Forsten:  LandwirtschaftUche 
Jahrbücher  Bd.  XL.  (1911)  Heft  1/2;  3/4,  5-  Ergzbd.  I  — III.  Bd.  XLI  (1911)  Heft  1,  2.  3/4.  5. 
Ergzbd.  I.  —  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten:  Zeitschrift  für  Bauwesen 
Jahrg.  LXII.  Heft  IV— VI  mit  Atlas  1912.  8  u.  2.;  Die  Eisenbahnen  der  Erde  183O— 1910,  S.-A. 
a.  d.  Archiv  f.  Eisenbahnwesen.  4.  —  D  e  r  R  e  i  c  h  s  k  a  n  z  1  e  r  ( R  e  i  c  h  s  a  m  t  d  e  s  I  n  n  e  r  n): 
Posse.  Die  Siegel  der  Deutschen  Kaiser  und  Könige.  III.  Bd.  1912.  2.  —  Georg  Reimer. 
Verlag:  Repertorium  für  Kunstwissenschaften.  Bd.  XXXV,  Heft  1.  1912.  8.  —  Der  Staats- 
sekretär des  Innern:  Der  Obergermanisch- Raetische  Limes  des  Römerreiches.  Heidel- 
berg 1912.    4.  -~  Kuratorium  der  Beiliner  S  t  a  d  t  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k:   Katalog  der  Berliner  Stadt- 


Abb.  15.     Aus  dem  Altdorfer  Studentenstammbuche  des  Chr.  J.  Pfund.     Um    1740. 


bibliothek,  Bd.  9  und  10.  1912.  8.  —  Verlag  des  Vaterländischen  Schriften- 
Verbandes:  Flugschriften  des  V.  S.-V.  21:  ,,Der  Krieg  und  die  Friedensbewegung"  von 
Philipp  Stauff.  1912.  8.  —  E.  W  a  s  m  u  t  h,  Verlag:  Dehio  und  v.  Bezold,  Die  Denkmäler 
der  deutschen  Bildhauerkunst.  Lieferung  11.  o.  J.  2.  —  W  e  i  d  m  a  n  n  s  c  h  e  Verlags- 
buchhandlung: Monumenta  Germaniae  lüstorica:  Epistolaruni  tomi  VI,  pars  II  fasc.  I. 
Karolini  aevi  IV.  1912.  2;  Monumenta  Germaniae  paedagogica,  herausgeg.  von  der  Gesellschaft 
für  die  Erziehungs-  und  Schulgeschichte  Bd.  L.  1912.  8.  —  Deutscher  Werkbund: 
Die  Durchgeistigung  der  deutschen  Arbeit.  Jahrbuch  des  deutschen  Werkbundes.  1912.  8.  — 
Bonn.  Franz  HugoCoblenzer:  ..Ahnen  Franz  Goblenzer".  1912.  Qu. -8.  —  Bremen. 
Historische  Gesellschaft  des  K  ü  n  s  1 1  e  r  v  e  r  e  i  n  s:  Bremische  Biographie 
des  neunzehnten  Jahrhunderts.  1912.  8.  —  Brüssel.  Joseph  Destree,  conservateur 
des  Musdes  royaux  des  arts  decoratifs  et  industriels:  Ders.,  La  Dinanderie  sur  les  Cords  de  la 
Meuse.  1904.  8;  Exposition  de  Dinanderies,  Aout,  Septembre  1903-  Guide  du  visiteur.  1905-  8.; 
L'orfevrerie  sur  les  bords  de  la  Meuse.    La  Dinanderie,  l'Argenterie  de  Table  La  Ferronnerie.    1905.  8. 


41     — 


—  Charloftenburi;.  Kaiser!.  N  n  r  ni  a  1  -  E  i  c  h  u  n  i;  s  -  Kommission:  Übersicht  über 
die  Geschäftstätigiceit  der  Eiciibeiiordeii  wälireiid  des  Jahres  1910.  1912.  \.  —  Chicago.  Fritz 
V.  Frantzius:  Ders.,  Leonardo  Da  Vinci's  „Flora"  Bust-Or  Mona  Lisa  in  Wax".  (Fine  Arts 
Journal.  May  Number  1912.  8.)  —  Dachau.  Verlagdes  Bücherwurms:  „Der  Bücher- 
wurm" März  bis  Mai  1912.  8.  —  Detroit.  Mich.  U.-S.-A.:  KnudMelfHansen:  Chronikblätter 
der  Nachkommen  im  Mannesstamm  des  Broder  Momsen  zu  Bopslut  im  Nordstrande,  Nr.  38  u.  39. 
1911  und  1912.  8.  —  Dillingen  a.  D.  P  r  0  f  e  s  s  o  r  D  r.  A  1  f  r  e  d  vS  c  h  r  ö  d  e  r:  Archiv  für 
die  Geschichte  des  Hochstifts  Augsburg.  IV.  Bd.  1.  u.  2.  Lief.  1912.  8.  —  Dinkelsbühl.  Fried- 
rich Ritter:  Ders.,  Die  St.  Georgskirche  in  Dinkelsbühl.  (1912.)  8.  —  Dresden.  Der 
DirektorderKgl.  öffentlichen  Bibliothek.  Dr.  Ermisch,  Geh.  Regierungsrat: 
Jahresbericht  der  Königl.  öffentl.  BibHothek  zu  Dresden  auf  das  Jahr  101 1.  8.  —  M  a  x  E  n  g  e  1- 
m  a  n  n,  Konservator  b.  Kgl.  Physik.  Salon:  Ders.,  Das  Meisterstück  des  Nürnberger  Uhrmachers 
Paulus  Schuster.  S.-A.  0.  J.  8.  —  A  r  t  u  r  L  u  e  r  s  .s  o  n,  Dr.  med.:  Ders.,  Eine  besonders  not- 
wendige Expedition  deutscher  Forscher.  S.-A.  1912.  8.  — ^  K  ö  n  i  g  1.  S  ä  c  h  s.  M  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m 
des  Innern:    Beschreibende  Darstellung  der  älteren  Bau-  und  Kunstdenkmäler  des  Königreichs 


Abb.  16.     Aus  dem  Altdorfer  Studentenstammbuche  des  Chr.  J.   Pfund.    1740. 


Sachsen.  35.  Heft:  Amtshauptmannschaft  Kamenz  (Land).  1912.  8.  —  Düsseldorf.  Der 
Landeshauptmann  der  R  h  e  i  n  p  r  o  v  i  n  z:  Die  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz 
I  X.  Bd.  2.  Heft.  1912.  8.  —  Ellwangen.  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s-  und  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  11: 
Die  Altertümersammlung  auf  dem  Schlosse  Ellwangen.  (S.-A.)  1912.  8.  —  Enns.  U  n  g  e  n  a  n  n  t: 
Festschrift  zur  700  jährigen  Gedenkfeier  der  Stadtrechtsverleihung  an  Enns.  1912.  8.  —  Erlangen. 
Fr.  Junge:  Beiträge  zur  bayerischen  Kirchengeschichte.  Bd.  XVIII  Heft  4.  1912.  8.  — 
Frankfurt  a.  M.  Moritz  D  i  e  s  t  e  r  w  e  g,  Verlagshandlung:  Diesterwegs  Deutsche  Schulaus- 
gaben 15.  Bd.  1909.  8;  Holzhausen,  Heinrich  Heine  und  Napoleon.  1903.  8;  Frankfurter 
Kalender  1908.  4.  —  Karl  Kiefer:  Herausgeber  der  Frankfurter  Blätter  für  Familien-Gesch. : 
Zirkular  an  die  Redaktion  des  Semi-Gotha,  Weimar.  (Mit  Nachrichten  über  6,  insbesondere  Frank- 
furter Familien.)  ( 1912.)  2.  —  K  u  n  s  t  g  e  w  e  r  b  1  e  r  -  V  e  r  e  i  n  i  g  u  n  g  ,, Schnörkel":  Jubi- 
läums-Festschrift 1887—1912.  1912.  8.  —  L  i  t  e  r  a  r  i  s  c  h  e  A  n  s  t  a  1 1  B  ü  1 1  e  n  &  L  0  e  n  i  n  g: 
Paul  Goldmann,  Ein  Sommer  in  China.  I./II.  2.  Aufl.  1900.  8;  E.  Mentzel,  Das  Puppenspiel 
vom  Erzzauberer  Dr.  Joiiann  Faust.     1900.    8;    Die  Gesellsciiaft,  Bd.  t:  W.  Sombart,  Das  Prolc- 


—     42     — 

taii:it.  («.-  m.  T.uisi'iul.  ().  J.  S:  Tlionuis  P.  Kraj;,  Jon  Giiiff.  loud.  S;  Dcis..  Im  Jcistlidl. 
1906.  8;  G.  Reck.  Meine  Gro(3nuitter.  Novellen.  1909-  >'^:  l>as  Japaiibud).  Hinc  Auswahl 
aus  Lafcadio  Hearns  Werken.  l()li.  S:  Alfred  Pols^ar.  Be\vet;iini;  ist  alles.  Novellen  und  Skizzen. 
1900.  S.  —  Hermann  A\  i  n  j  i  n.  Verlag:  ,.Alt- Frankfurt"'.  Jaiirg.  III  Heft  4.  1912.  4.  — 
Franzensbad.  M  e  d.  D  r.  .W  i  o  h.  .^1  ü  1 1  e  r:  Ders.,  Der  Flur-  und  Ortsname  „Eger".  S.-A.  1912.  S. 
—  Fratienfeld.  H  u  b  e  r  &  Co..  Verlagsbuchhandlung  und  Druckerei:  Schweizerisches  Idiotikon. 
Wörterbuch  der  schweizerdeutschen  Sprache.  H.  LXXI.  Bd.  VII,  Bogen  67— 76.  1912.  8.  — 
Freiburg  i.  Br.  Herd  ersehe  V  e  r  I  a  g  s  h  a  n  d  1  u  n  g:  Wilhelm  Bäumler,  Das  katholische 
deutsche  Kirchenlied.  III.  und  IV.  Bd.  I891  u.  1911-  8.  —  Godesberg,  Ferd.  Jagenberg: 
Ders.,  Familie  Jagenberg.  2.  Heft.  1912.  8.  —  Greifswald.  D.  Dr.  F  r  i  e  d  r.  W  i  e  g  a  n  d, 
o.  Prof.  der  Theologie:  39  Konvolute  aus  dem  Nachlasse  des  bekannten  Marburger  Literatur- 
historikers Aug.  Vilmar  (f  1868)  mit  Abschriften,  Konzepten  und  Notizen  zur  deutsciien  Literatur- 
und  Sprachwissenschaft.  —  Grimma.  D  r.  G  e  o  r  g  H  e  n  n  i  n  g:  Ders.,  Die  Entstehung  der  Stadt 
Grinmia.  S.-A.  1912.  8.  —  Hamburg.  OttoBröcker&Co.:  ,,Der  Hamburger",  Jahrg.  II, 
Heft  1—5  und  6 — 9.     1912.    8;    F.Voigt:   ,,Ein   altes   Nürnberger   Spielzeug",  S.-A.  der  ebengen. 


.^imL 


.^bb.   17.     Aus  dem  Altdorfer  Studentenstammbuche  des  Chr.  J.  Pfund.     Um    1740. 


Zeitschrift.  April  1912.  8.  —  Hamm,  B  r  e  e  r  &  T  h  i  e  m  a  n  n:  Frankfurter  zeitgemäße  Bro- 
schüren. Bd.  XXXI,  Heft  4,  6,  8/9.  1912.  8.  —  Hannover.  L  a  n  d  e  s  d  i  r  e  k  t  0  r  i  u  m  der 
Provinz  Hannover:  Die  Kunstdenkmäler  der  Provinz  Hannover.  11.  Heft.  Hildesiieim 
1911.  8.  —  Heidelberg.  Direktion  des  G  r  o  ß  h  e  r  z  0  g  1.  Gymnasiums:  Dr.  H. 
Luckenbach,  Schmiedeeiserne  Grabkreuze  im  Badischen  Lande.  (Progr.  1909.)  1909.  4.  — 
Carl  Winter,  Verlag:  Rieh.  Braungart,  Die  Urheimat  der  Landwirtschaft  aller  indogerman. 
Völker.  1912.  4;  Kuno  Fischer.  Philosophische  Schriften  Bd.  I— VI.  1892— 1909.  8:  Kuno 
Fischer,  Geschichte  der  neueren  Philosophie  Bd.  II  — X.  1902— 11.  8;  Erw.  Rohde,  Friedr. 
Creuzer  und  Caroline  v.  Günderode.  1896.  8;  Friedr.  Pfaff,  Die  große  Heidelberger  Liederhand- 
schrift I.  Teil.  1909,  8:  K.  Löffler,  Geschichte  des  Verkehrs  in  Baden.  1911.  8;  Zeitschrift 
für  hochdeutsche  Mundarten.  Jahrg.  I— VI.  190O— 05.  8;  Heidelberger  Abhandlungen  zur 
mittleren  und  neueren  Geschichte.  Heft  1—33-  1902—11.  8.;  German.  Bibliothek  I.  Sammig. 
I.  Reihe  Bd.  2.  3,  4  I,  7,  8,  9;  III.  Reihe.  Bd.  1  u.  2;  IV.  Reihe  Bd.  1.  I  u.  II.  2.  3; 
V.  Reihe  Bd.  1;    11.  Abteilung  Bd.  1  I,  II;   2,  3  I.  II.  4,  6.     190O— 1912.     8;    Sammlungen   Indo- 


—     43     — 

germanischer  Lehrbücher  I.  Reihe  Bd.  1.  I.  11.  2,  /.  1902—1909-  8;  Kuno  Fischer:  ..Goethe- 
Schriften",  Bd.  1—9-  1890—1911.  8;  Kuno  Fischer,  „Kleine  Schriften".  Bd.  1—9-  1889 
bis  1904.  8;  Indogermanische  Bibliothek  I.  Abt.  I.  Reihe,  Bd.  3—6.  1910.  8;  II.  Abt.  Bd.  8. 
—  Innsbruck.  Professor  Ludwig  Schön  ach:  ,,Der  Kunstfreund",  Jahrg.  1912, 
Heft  3/5.  8.  —  Jena.  Eugen  Diederichs  Verlag:  Ernst  Heidrich,  Altniederländische 
Malerei.  1910.  8;  Liefmann.  Kunst  und  Heilige.  1912.  8;  Maeterlinck,  Die  Intelligenz  der 
Blumen.  191 1.  8;  Seuse,  Deutsche  Schriften.  1911.  8;  Wackenroder,  Werke  und  Briefe.  1910. 
8;  Das  Zeitalter  der  Renaissance  Bd.  1  — 111.  1910.  8.  —  Karlsbad.  Karl  J  o  h.  Bai  er: 
Griebens  Reiseführer  Bd.  43:  ,, Karlsbad  und  Umgebung".  1912 — 13.  8.  —  Karlsruhe.  J.  B  i  e  1  e- 
feld  Verlag:  „Berlin  und  die  Berliner".  1905.  8;  ,, München  und  die  Münchner".  1905.  8; 
Albr.  Keller,  Die  Schwaben  in  de  Geschichte  der  Volkshumors.  1907;  Schley  und  v.  Maurer: 
Das  Freiburger  Theater.  1910.  8.  —  Verlag  der  Hofbuchhandlung  Friedrich  Gutsch, 
Aug.  Holzmann,  Badens  Orden  und  Ehrenzeichen.  1909.  4;  Eduard  Schuster,  Burgen  und  Schlösser 
Badens.  O.  J.  4.  —  Geheimer  Hofrat  Dr.  Marc  R  o  s  e  n  b  e  r  g:  Marc  Rosenbergs  Badische 
Sammlung  X'I.     Badische  Handschriften.     Erwerbungen  1910 — 11.     1912.    8;    Marc  Rosenbergs 


Abb.   IS.    Aus  dem  Altdorfer  Studentenstammbuche  des  Chr.  J.  Pfund.     Um  1740. 


Sammlung  zur  Geschichte  der  Goldschmiedekunst:  I.  Handschriften  zur  Geschichte  der  Gold- 
schmiedekunst, bearbeitet  von  Dr.  Herrn.  Hamm.  1912.  8.  —  Kiel.  Große  grüneSchützen- 
g  i  1  d  e,  Vorstand  Sanitätsrat  Dr.  Ehrhardt:  Franz  Gundlach,  Der  Schatz  der  Großen  grünen 
Schützengilde  in  Kiel.  O.  J.  4.  —  Kirchheim  u.  T.  D  r.  J  u  1  i  u  s  E  b  n  e  r:  Ders.,  Leben  und 
Werk  des  Franz  Guichart.  S.-A.  1911.  4.  —  Kronach.  K.  Postsekretär  G.  Hummel:  Ge- 
denkschrift  zum  50  jährigen  Jubiläum  des  Turnvereins  (191  !)•  8.  —  Leipzig.  KarlBaedeker, 
Verlagsbuchhandlung:  Baedeker,  „Paris".  18.  Aufl.  1912.  8;  Baedeker,  Südbayern,  Tirol  und 
Salzburg  usw.  35-  Aufl.  1912.  8.  —  Hermann  Beyer:  Ernst  Vergani,  Die  Judenfrage  in 
Österreich  und  32  weitere  Broschüren.  O.  J.  8.  —  C.  G.  B  0  e  r  n  e  r:  Kostbare  Bucheinbände 
des  XV.— XIX.  Jahrhunderts,  beschrieben  von  Carl  Sonntag  jun.  Katal.  XXI.  (1912.)  8.  — 
A.  Deichertsche  Verlagsbuchhandlung,  Inh.  Werner  Scholl:  Wirtschafts- 
und Verwaltungsstudien  mit  besonderer  Berücksichtigung  Bayerns,  herausgegeben  von  Dr.  Gg. 
Schanz.  XLII:  Kurt  Meisner,  Die  Entwicklung  des  Würzburger  Stadthaushaltes  von  1806—1909- 
1912.    8.  —  Wilhelm  Diebener:    Eduard  Dannenberg,  Das  Mitaufsche  Goldschmiedeamt. 


—     44     — 

lOOs.  8.  —  A  1  f  <>  II  s  1)  i  e  n  0  r  ■  S  c  li  (in  b  c  r  ji:  Ders..  Die  Waffen  iler  WartbiiiK.  Berlin 
U)t2.  2.  —  ü  i  e  t  e  r  i  (.-  ii  s  i  h  e  V  e  r  1  a  i;  s  b  u  e  li  li  a  ii  d  1  ii  n  u  (T  li  e  o  d  o  r  W  e  i  e  h  e  r): 
Hermann  Rudolf:  Fritz  Reuter  als  Naturfreund.  U)lü.  8;  Fritz  Reuter- Kalender  auf  1911  u.  1')12; 
Rob.  Rienuinn.  Das  U).  Jahrhundert  der  deutschen  Literatur.  1912.  8.  —  Fritz  E  c  k  a  r  il  t. 
Verlag.  G.  ni.  b.  H.:  Rieh.  Bauer.  Bauvorschriften  in  Alt-Leipzi«  und  Dresden  aus  der  Refor- 
inationszeit.  1011.  8;  Alt-Leipzis-  Ein  Führer  zu  den  baujreschichtliciien  Resten  der  inneren 
Stadt.  1911.  4:  ..Leipziger  Land".  Ein  Führer  durcli  Leipzigs  Umgebung.  2.  Aufl.  1912.  8; 
Werdandibücherei.  Bd.  1—3  und  5—6.  1910.  4.  —  Wilhelm  E  n  g  e  1  m  a  n  n,  Verlag:  Aug. 
Mau.  Pompeji  in  Leben  und  Kunst.  2.  Aufl.  19O8.  8.  —  J.  C  H  i  n  r  i  c  h  s  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d- 
l  u  n  g:  Vierteljahrs- Katalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen  Buchhandels.  67.  Jahrg.  Heft  1. 
Januar — März.  1912.  8.  —  Verein  für  R  e  f  o  r  m  a  t  i  o  n  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e:  Schriften 
des  Vereins  für  Reformationsgeschichte.  29.  Jahrg.  2.  und  3-  Stück  Nr.  l(xS/i07:  Jul.  Ney, 
Pfalzgraf  Wolfgang.  Herzog  von  Zweibrücken  und  Neuburg:  Rudolf  Krone,  Lazarus  v.  Schwendi. 
1912.  8.  —  J.  J.  W  e  b  e  r.  Verlagsbuchhandlung:  Deutsche  Städtebilder  nach  Originalen  von 
H.  Braun.    O.  J.    2.  —  Lübeck.    Kunstverein:   Bericht  der  Sammlung  von  Gemälden,  Kupfer- 


Abb.  19.    Aus  dem  Altdorfer  Studentenstammbuche  des  Chr.  J.  Pfund.     Um   1740, 


Stichen  und  Gipsabgüssen  über  das  Jahr  1911.  1912.  8.  —  Lund.  Museumsdirektor  G.  J.  von 
Karlin:  Ders.,  Das  Kulturhistorische  Museum  zu  L.  1882— I9if.  1911-  8.  —  Mainz.  Ver- 
lagsbuchhandlung Kirchheim  &  Co.:  P.  Heinrich  Denifle,  Luther  und  Luthertum.  3  Bde. 
und  2  Ergänzungsbde.  1904-09.  8;  Denifle,  Luther  in  rationalistischer  und  christlicher  Be- 
leuchtung. 1904.  8;  Kultur  und  Katholizismus.  9  Bde.  O.  J.  8;  Kissel,  Alt-Mainzer  Häuser. 
1909.  8.  —  Römisch-germanisches  Zentral-Museum:  Katalog  des  rönüsch- 
germanischen  Zentral-Museums  Nr.  1.  1912.  8.  —  Marbach,  Württ.  A.  R  e  m  p  p  i  s  V  e  r  1  a  g: 
W.  Camerer,  Eduard  Mörike  und  C'ara  Neuffer.  1908.  8.  —  Marienburg.  Der  Provinzial- 
konservator  für  Westpreußen:  Die  Denkmalpflege  in  der  Provinz  WestpreuI3en 
im  Jahre  1911.  9-.  Bericht.  1912.  8.  —  Münciien.  T  h  e  o  d  o  r  A  c  k  e  r  m  a  n  n,  Verlag:  Friedr. 
Roth,  Augsburgs  Reformationsgeschichte.  Bd.  I  und  II.  1901,  04.  8.  —  Fr.  B  a  s  s  e  r  m  a  n  n, 
Verlagsbuchhandlung:  Wilh.  Busch,  Humoristischer  Hausschatz.  Liebh.-Ausg.  O.  J.  4;  Busch, 
Kritik  des  Herzens.  1911.  8;  Busch,  Eduards  Traum.  1909.  8;  Busch,  Der  Schmetterling. 
1909.    8;    Busch,  Zu  guter  Letzt.     1909.    8;    Busch,  Sechs  Geschichten  für  Neffen  und  Nichten. 


—    45 


O.  J.  8;  Busch,  Bilder- Possen.  1910.  8;  Busch,  Der  Fuchs.  Die  Drachen.  Zwei  lustige  Sachen. 
1910.  8;  Busch,  Humoristischer  Hausschatz  in  13  Einzelbänden.  1909—11.  8;  Beiträge  zur 
Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns.  Bd.  I— XVIII.  —  Egon  F  r  h  r.  v.  B  e  r  c  h  e  m, 
Inhaber  von  Max  Kellerers  Buch-  und  Kunsthandlung:  Ders.,  Die  von  Berchem  in  Köln,  ihr  Stamni- 
wappen  und  die  ältesten  Siegel.  S.-A.  1910.  8.  —  Deutscher  Bibliothekstag 
München  1912:  Offizieller  Führer  durch  München  des  Verbandes  Münchener  Hoteliers  E.  V. 
1912.  4.  —  F.  B  r  u  c  k  m  a  n  n,  A.-G.,  Verlagsabteilung:  Gustav  Floerke:  Zehn  Jahre  mit 
Böcklin.  2.  A.  1902.  8.  —  Verlagsbuchhandlung  Georg  D.  W.  Callwey: 
Avenarius.  Hausbuch  deutscher  Lyrik.  1910.  8;  Arthur  Bonus,  ,, Rätsel",  Bd.  II.  1907.  8; 
Arthur  Bonus,  Islandbuch  III.  1907.  8.  —  Prof.  Emmerich:  Jahrbuch  der  Lehr-  und 
Versuchsanstalt  für  Photographie,  Chemigraphie,  Lichtdruck  und  Gravüre.  München  1912.  4.  — 
Max  Franken  burger:  Ders..  Die  Alt-Münchener  Goldschmiede  und  ihre  Kunst.  O.  J. 
(1912.)  8.  —  G.  Franzscher  Verlag:  Siegm.  v.  Riezler,  Die  Kunstpflege  der  Witteis- 
bacher. Festrede  München  1911.  8.  —  K  ö  n  i  g  1.  G  e  n  e  r  a  1  k  o  n  s  e  r  v  a  t  o  r  i  u  m  d  e  r 
K  u  n  s  t  d  e  n  k  m  a  1  e    und  Altertümer    Bayerns:     Die    Kunstdenkmäler  des    König- 


Abb.  20.     Aus  dem  Altdorfer  Studentenstammbuche  des  Chr.  J.  Pfund.     Um  1740. 


reichs  Bayern  III,  3 — 5:  Bezirksämter  Würzburg,  Haßfurt  und  Hofheim.  iyil/l2  Gr. -8.  —  Das 
G  r  o  ß  k  a  n  z  1  e  r  -  A  m  t  d  e  s  K  g  1  .  Bayer.  H  a  u  s  -  R  i  1 1  e  r  0  r  d  e  n  s  v  o  m  h  1.  G  e  o  r  g. 
Mitglieder- Verzeichnis  des  Kgl.  Bayerischen  Haus- Ritter-Ordens  vom  heiligen  Georg  nach  dem 
Stande  vom  24.  April  1912.  27.  Jahrg.  8.  —  Franz  H  a  n  f  s  t  a  e  n  g  1 ,  Kgl.  Bayer.  Hof-  u. 
Kunstanstalt:  Karl  Woermann,  Handzeichnungen  alter  Meister  im  Kgl.  Kupferstichkabinett 
zu  Dresden  1896/98.  2;  Die  Kgl.  Gemälde-Galerie  zu  Dresden.  O.  J.  2;  Die  Kgl.  Gemälde- 
galerie zu  Cassel.  O.  J.  2.  —  Oskar  Fischel,  Die  Meisterwerke  des  Kaiser  Friedrich-Museums  in 
Berlin.  O.  J.  8.  —  Historisches  Museum,  M  a  i  1 1  i  n  g  e  r  -  S  a  m  m  1  u  n  g  und 
Modellsammlung  der  Kgl.  Haupt-  und  Residenzstadt:  Historische  Aus- 
stellung der  Stadt  München,  veranstaltet  aus  der  Maillinger- Sammlung.  Der  zweiten  Gesamt- 
vorführung XII.  Serie.  1912.  8.  —  D  i  r  e  k  t  i  «j  n  der  K  g  1.  B  a  y  e  r.  H  o  f-  u  n  d  S  t  a  a  t  s- 
bibliothek:  Catalogus  codicum  manu  scriptorum  Bibliothecae  regiae  Monacensis.  Tomi  I, 
p.  VI.  Codices  Sanscriticos  complectens.  Monachii  1912.  8.  —  H  y  p  e  r  i  o  n  -  V  e  r  1  a  g, 
HansvonWeber:  Friedrich  Hebbel,  Judith.  1908.  4;  Chamisso,  Peter  Schlemihl.  1907.8; 
P.  Dr.  Exped.  Schmidt,  Die  schönsten  Heiligen-Legenden  in  Wort  und  Bild.    1912.    8;   Andersen, 


—     -46    — 

Miirchen.  O.  J.  S;  FrieJr.  v.  Sallet.  Kontruste  uiui  Piuadoxon.  O.  J.  S;  Tillicr  Cliiiide.  Mein 
Onkel  Benjamin.  O.  J.  S;  Franz  Blei  und  Constantin  Sonioff.  Das  Lesebiicli  der  Marquise. 
iSoo.  8:  Hyperion.  Alnianacli  ant  das  .lalir  loio.  l<)ll.  S;  Der  Zwiebelfiscli.  Jalir.i;.  l(;()y/l0. 
Heft  t— 4:  Jalirir-  II.  Heft  2— (.;  Jahrg.  Hl.  Heft  1— (.;  Jaliri;.  IV  lieft  1  u.  2.  8.  —  J.  V. 
Kuli:  Ders..  Miin/en  mit  dem  Titel  der  ehemals  .gefürsteten  Propstei  Berchtes,i>:aden.  S.-A.; 
Ders..  Die  Medaille  des  Grafen  Sebastian  v.  Ortenburi;  in  Bayern.  —  G  e  o  r  ij  Müll  e  r,  Verlati:: 
Herrn.  Conradi.  Gesammelte  Schriften.  3  Bde.  i<)il.  S:  Hayn  und  Gotendorf.  Bibliotheca 
Germanonum  Erotica  et  Curiosa.  Bd.  1  (A— C).  i')l2.  S;  Platen,  Briefwechsel,  I.  Bd.  1911.  S: 
Fritz  Mauthner.  Wörterbuch  der  Philosophie  I.  u.  II.  Bd.  19IÜ.  4;  Clemens  Brentanos  sämt- 
liche Werke  (Schüddekopf).  Bd.  IV,  V.  X,  XIII,  XIV,  1.  1910.  8;  Die  Taten  und  Fahrten  des 
Ritters  Hans  von  Schweinichen  (heraus?,  von  Heinr.  Conrad).  1910.  8;  O.  J.  Bierbaum,  Lilien- 
cron.  1910.  8:  Franz  Blei.  Jakob  Michael  Reinhold  Lenz,  Gesammelte  Schriften.  4  Bde.  1909.  8; 
Fürst  Pückler-Muskau,  Ironie  des  Lebens.  1910.  8;  Brüder  Grimm,  Kinder-  und  Hausmärchen. 
3  Bde.  O.  J.  8;  Karl  Voll.  Vergleichende  Gemäldestudien,  Bd.  I.  2.  Aufl.  Bd.  II.  Neue  Folge. 
19O8.  8  und  Neue  Folge  1910.  8;  Th.  v.  Frimmel,  Beethovenjahrbuch  I.  u.  II.  Bd.  1909;  Ferd. 
Bac,  Alt- Deutschland.  1909.  8:  Mander  von  Carel,  Das  Leben  der  niederländischen  und  deutschen 
Maler.  Bd.  I  und  II.  1906;  Th.  v.  Frimmel,  Methodik  und  Psychologie  des  Gemäldebestimmens. 
1905.  8;  Berthold  Riehl,  Bayerns  Donautal.  1912.  8.  —  K  g  1.  O  b  e  r  s  t  u  d  i  e  n  r  a  t  Dr. 
Friedrich  O  h  1  e  n  s  c  h  1  a  g  e  r:  Ders.,  Schriften  über  Urgeschichte  von  Bayern  und  der 
Zeit  der  Römerherrschaft  daselbst.  1887.  8;  Ders.,  Die  Flurnamen  der  Pfalz  und  ihre  geschicht- 
liche Bedeutung  in  „Palatina",  Belletr.  Beibl.  z.  „Pfälzer  Ztg."  1893.  4.  —  Verlagsbuchhhandlung 
R.  Oldenbourg:  Max  Lenz,  Kleine  historische  Schriften.  1910.  8.  —  R.  P  i  p  e  r  &  Co., 
G.  m.  b.  H.,  Verlagsbuciihandtung:  H.  Stadelmann,  Psychopathologie  und  Kunst.  1908.  8; 
E.  W.  Bredt,  Sittliche  oder  unsittliche  Kunst.  1911.  8;  Klassische  Illustratoren  Bd.  VI:  „Der 
Bauern-Bruegel"  von  Dr.  Wilh.  Hausenstein.  1910.  8;  J.  J.  David,  Gesammelte  Werke.  1908.  8; 
Rud.  Schloesser,  Aug.  Graf  v.  Platen.  I.  Bd.  1910.  8;  Gust.  Wolf,  Die  schöne  deutsche  Stadt: 
,, Mitteldeutschland".  O.  J.  8;  Anatole  France,  Clio.  1912.  8.  —  Riehn&Tietze,  Verlag: 
Miniaturen  aus  Handschriften  der  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München,  herausg.  von  Dr. 
Georg  Leidinger,  Heft  1:  Das  sogenannte  Evangelium  Kaiser  Ottos  III.  O.  J.  2;  Verzeichnis 
der  wichtigsten  Miniaturen- Handschriften  des  Kgl.  Hof-  und  Staats-Bibliothek  München  v.  Dr. 
Georg  Leidinger.  1912.  8.  —  S  c  h  w  i  n  k  o  w  s  k  i  &  B  u  c  h  e  n  a  u:  Dies.,  Der  Brakteatenfund 
von  Döbeln  in  Sachsen.  S.-A.  Nr.  1/2.  Jahrg.  1912.  8.  —  Süddeutsche  Monatshefte, 
G.  m.  b.  H.:  Hans  Thoma,  Im  Herbste  des  Lebens.  Gesammelte  Erinnerungsblätter.  1909.  8.  — 
L.  W  e  r  n  e  r.  Buch-  und  Kunsthandlung:  O.  Aufleger  u.W.  M.  Schmid,  Die  Kgl.  Residenz  München. 
1908.  8.  Aufleger,  Architekturbilder  aus  deutscher  Vergangenheit.  I.  Abt.  1906.  2;  „Theodor 
Fischer".    Eine  Auswahl  seiner  öffentlichen  und  Privatbauten  in  München  und  Umgebung.    1904.  2. 

—  Münchweiler  an  der  Alsenz.  PfarrerEmilMüller:  Leininger  Geschichtsblätter,  10.  Jahrg., 
herausg.  von  Emil  Müller.  —  Münster.  Landesmuseum  der  Provinz  Westfalen: 
Katalog  zur  Ausstellung  westfälischer  Altertümer  und  Kunsterzeugnisse.    I879.    Münster.    0.  J.  8. 

—  Naumburg.  GeschäftsführenderVorstanddes  Bundes  Heimatschutz: 
„Heimatschutz".  8.  Jahrg.  1912.  Heft  1.  8.  —  Neumarkt  i.  Obpf.  K.  Amtsgerichts- 
sekretär  F.   Wagner:     Konr.   v.    Berg,   Die  bayerische   Landesfestung   Ingolstadt 

Ingolstadt  1858.  8;  Die  Gesetze  der  Angelsachsen,  herausgegeben  von  Reinh.  Schmid.  Leipzig 
1858.  8;  Ludwig  Hoffmann,  Das  Recht  des  Adels  und  die  Fideikommisse  in  Bayern.  München 
1896.  8;  Eheberg,  Finanzwissenschaft.  6.  Aufl.  Leipzig  1911.  8;  Sehling,  Über  kirchliche 
Simultan  Verhältnisse.  Freiburg  i.  B.  I891.  8;  Friedberg,  Lehrbuch  des  katholischen  und  evan- 
gelischen Kirchenrechts.  4.  Aufl.  Leipzig  1895.  8;  Die  Reichsgesetze  zum  Schutze  des  geistigen 
und  gewerblichen  Eigentums.  3.  Aufl.  Erläutert  von  M.  Stenglein.  Berlin  1912.  8;  Karl  Frhr. 
V.  Stengel,  Wörterbuch  des  Deutschen  Verwaltungsrechts.  2  Bde.  Freiburg  i.  Br.  1890.  8  mit 
Ergänzungsbänden  1—3.  1892—97.  8.  —  Neustadt  a.  H.  Pfälzerwald-Verein: 
Schriften  des  Pfälzerwald- Vereins.  —  Nowawes.  Dr.  Ernst  Jeep,  Kgl.  Bibli(^thekar  a.  D.: 
Ders.,  Bismarck  ist  Deutschland.  Ein  Denkmal  1.  1912.  8.  —  Nürnberg.  Handelskammer: 
Jahresbericht  der  Handelskammer  Nürnberg  für  das  Jahr  1911.  1912.  8.  —  H  a  u  p  t  f  e  s  t- 
ausschuß   des    I.  Süddeutschen  Arbeiter-Turnfestes:    ,, Festbuch",  I.  Süd- 


—     47     — 

lieutsches  Arbeitertuniiest  Pfinjjsten  1912  in  Nürnberg;  I.  Süddeutsches  Arbeiter-Turnfest  Pfingsten 
)')I2  in  Nürnberc;.  Offizielles  Festzug;s- Programm.  —  F  r  i  e  d  r.  K  o  r  n  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d- 
1  u  n  g:  Hans  Eber.  Führer  durch  den  Frankenwald.  191 1.  <S.  —  E  d  u  a  r  d  Ludwig.  Ver- 
sicherungs-Beamter: ,1.  N.  Weingärtier,  Predigt,  gehalten  am  Feste  der  Geburt  Mariens  (1848) 
in  der  Metropolitankirche  zu  U.  L.  Frauen.  München  1848-  8;  Ghillany,  Römisch  oder  Deutsch. 
Eine  Stimme  aus  Bayern.  Nürnberg  1845-  8.  —  K  g  1.  P  o  s  t  a  m  t  s  d  i  r  e  k  t  o  r  a.  IJ.  August 
Schmidt:  Das  Deutschtum  im  Auslande.  Heft  11.  März  1912.  8;  Zeitschrift  des  AUgem. 
Deutschen  Sprachvereins  Jahrg.  27  Nr.  3.  März  1912.  8.  —  D  r.  W  i  1  h.  S  c  h  w  a  r  z  w  a  1  d  e  r, 
Rechtspraktikant:  Ders..  Die  Entwicklung  des  Nürnberg- Fürther  Exports  nach  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  von  seinen  Anfängen  an  bis  zur  Gegenwart.  —  Stadt  m  a  g  i  s  t  r  a  t 
N  ürnberg:  Voranschlag  für  den  Gemeindehaushalt  der  Stadt  Nürnberg  für  das  Jahr  1912.  1912. 
8.  —  Ungenannt.  R.  Voigt.  Letzter  Warnungsruf  zu  den  im  März  1912  hereinbrechenden  grof3en 
Weltereignissen.  O.  J.  8.  —  Scliriftsteller  und  Prediger  E  u  g  e  n  W  o  1  f  s  d  o  r  f :  ,, Menschentum." 
Organ  für  deutsches  Freidenkertum.  Jahrg.  41  Nr.  16.  1912.  4. —  Philadelphia.  U  n  i  v  e  r  s  i  t  y 
of  Pennsylvania.  University  of  P.  Tiie  Museum.  Anthropological  Publications.  Vol.  IV. 
Nr.  1  and  Egyptian  Departement  of  the  University  Museum.  Vol.  VI!  and  VIII.  1911-  8.  — 
Pirmasens.  Gepr.  Rechtspraktikant  Breith:  4  Broschüren  1843 — 53-  H.  —  Plauen  i.  V. 
C.  F.  S  c  h  u  1  t  z  &  C  o. :  Victor  de  Mestral  Combremont.  La  sculpture  ä  l'eglise  de  Brou.  O.  J.  2. 
—  Riga.  G  e  w  e  r  b  e  -  V  e  r  e  i  n:  46.  Jahresbericht  für  das  Jahr  191 1.  1912.  8.  —  Schwerin. 
V  e  r  w  a  1  t  u  n  g  d  e  s  G  r  o  ß  h  e  r  z  o  g  1.  M  u  s  e  u  m  s  u  n  d  d  e  r  G  r  o  1.!  li  e  i'  z  o  g  1.  K  u  n  s  t- 
sammlungen:  Ernst  Steinmann  und  Hans  Witte.  Georg  David  Matthieu.  Ein  deutscher 
Maler  des  Rokoko  1737 — 177S.  1911-  8.  —  Schwimbach.  Pfarrer  Georg  Herrmann: 
Ders..  Schwimbacher  Kirchenbüchlein.  Hilpoltstein  1912.  8.  —  Straßburg  i.  E.  W.  H  e  i  n- 
r  i  c  li,  Verlagsbuchhandlung:  H.  A.  Schmid.  Die  Gemälde  und  Zeichnungen  von  Alatthias  Grune- 
wald und  2.  Teil  Textband.  1911-  2  u.  8.  2  Mappen  u.  1  Bd.  —  J.  H.  Ed.  H  e  i  t  z,  H  e  i  t  z 
u.  Mündel  Naciif. :  Ferd.  Reiber,  Küchenzettel  und  Regeln  eines  Straßburger  Frauen- 
klosters des  XVI.  Jahrii.  1901.  4;  Eheberg.  Verfassungs-,  Verwaltungs- und  Wirtschaftsgeschichte 
der  Stadt  Straßburg  bis  1681:  I.  Bd.  Urkunden  und  Akten.  1899-  8;  Winterberg,  Petrus,  Pictor 
Burgensis.  De  Prospection  pingendi.  Bd.  LH.  1899-  8;  Charles  Schmidt,  Hetrade  de  Landsberg. 
O.  J.  8.;  L.  K.  Enthoven.  Brief  an  Desiderius  Erasmus  von  Rotterdam.  19O6.  8;  Das  Skizzen- 
buch Albrecht  Dürers.  1905-  2;  Beiträge  zur  Bücherkunde  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts. 
Die  Zaierin  Ulm.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Buchdrucks  im  XV.  Jahrhundert  von  J.  Wegener. 
1904;  Adolf  Hildebrand.  Gesammelte  Aufsätze.  1909.  8:  Ha';S  Hildebrand.  Die  Provence.  1909-8; 
Leitschuh.  Das  Wesen  der  modernen  Landschaftsmalerei.  1S98.  8;  Vasari.  Lebensbeschreibungen. 
Bd.  II--VII.  1;  1904.  06.  08.  10.  8.  —  F.  H.  Le  Roux  &  Co.:  Carmina  scripturaruni  Argentorati. 
(Carol.  Marbach.)  1907.  8.  —  Straßburger  Druckerei  und  Verlagsanstalt  von  R. 
Schultz  &  Co.:  A.  Adam.  Das  bischöfliche  Schloß  Hohbarr.  1909.  8;  Zur  Geschichte  der  Straß- 
bu  ger  Kapitulation  von  1681.  1882.  8:  J.  B.  Kenne,  „Metz".  (S.-A.).  1912.  8.  —  Karl 
J.  T  r  ü  b  n  e  r.  Verlagsbuchhandlung:  Elard  Hugo  Meyer,  Deutsche  Volkskunde.  1898.  8:  Ders.. 
Mythologie  der  Germanen.  1903.  8;  Herrn.  Hirt,  Die  Indogermanen.  1905  bezw.  1907.  8; 
Emil  V.  Borries,  Geschichte  der  Stadt  Straßburg.  1909.  8;  Dagobert  E.  Schoenfeld.  An  Nordischen 
Königshöfen  zur  Vikingerzeit.  1910.  8;  Friedrich  Kluge.  Etymologisches  Wörterbuch  der  deutschen 
Sprache.  1910.  8.  —  Stuttgart.  A.  Bonz  Erben:  Max  Bach,  Die  Stammburg  Wirtemberg. 
1912.  8.  —  J.  G.  C  o  1 1  a  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g.  N  a  c  h  f  o  1  g  e  r:  Goethes  sämtliche 
Werke,  Jubiläumsausgabe  in  40  Bdn.:  Register.  O.  J.  8.  —  Ferdinand  Enke,  Verlags- 
buchhandlung: Dessoir-Menzer,  Philosophisches  Lesebuch.  1910.  8;  W.  Sternberg.  Die  Küche 
in  der  klassischen  Malerei;  Holländer.  Plastik  und  Medizin.  1912.  8;  Schücking.  Letzte  Er- 
kenntnismöglichkeiten. 1911.  8;  Utitz,  Was  ist  Stil?  1911-  8;  F  r  a  n  c  k 's  c  h  e  Verlags- 
h  a  n  d  1  u  n  g:  Bibliothek  des  16..  17.  und  18.  Jahrhunderts:  ,, Deutsche  Pfadfiuler  des  16.  Jahr- 
hunderts". 0.  J.  8;  G  r  e  i  n  e  r  &  P  f  e  i  f  f  e  r,  Verlagsbuchhandlung:  Bücher  der  Weisheit  und 
Schönheit:  ,, Victor  Hugo".  Auswahl  aus  seinen  Schriften  von  Dr.  Albert  Sleumer.  1909.  8.  — 
W  ü  r  1 1  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e  Kommission  für  L  a  n  d  e  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e :  Darstellungen 
aus  der  Württembergischen  Geschichte.  VIII.  Bd.  1912.  8;  Verzeichnis  der  württembergischen 
Kirchenbücher,  gefertigt  von  M.  Duncker.   1912.  8.  —  C  a  r  1  K  r  a  b  b  e  V  e  r  1  a  g,  E  r  i  c  h  G  u  ß- 


—      4S     — 

in  .Ulli:  Bleibtreu.  ..StiaLUniii;".  Ein  TaRebikli  der  Bclaiierun.i;.  C).  J.  S;  Ed.  ii.  Tlicr.  Ocviicnt, 
Briefwechsel.  O.  .1.  S;  Tliei.  Devrient,  JuReiiderinnerungeii;  Gottl.  Eselhauf,  „Bisiiiarck"; 
Eiielliaaf.  Politisclie  Jaliresübersicht  1910  und  1911.  1910  und  I<)12.  S.:  Felix  K  r  a  i  s. 
Verlau:  Das  moderne  Bucii  der  i;raphischen  Künste  der  Gegenwart.  III.  Bd.  \')\n.  2:  K  i;  1. 
L  a  n  d  e  s  m  u  s  e  u  m:  Bericht  über  das  Jahr  1911  des  Kgl.  Landesnuiseunis.  Stuttgart. 
1911.  8.  —  J.  B.  Me  t  z  1  e  r  s  c  h  e  Buchhandlung.  G.  m.  b.  H.:  Pauly-Wissowa:  Real- 
encyklopüdie  der  klassischen  Altertumswissenschaften.  XIV.  Hbd.  1912.  8.  —  M  u  t  li  s  c  h  e 
V  e  r  1  a  gs  h  a  n  d  1  u  n  g:  Karl  Storck.  Geschichte  der  Musik.  1  lü.  8;  Rud.  Krauß.  Das  Schau- 
spielbuch. 1010.  8:  S  t  r  e  c  k  e  r  &  S  c  h  r  ()  d  e  r.  Verlagsbuchhandlung:  Flugblätter  für  künstl. 
Kultur  1—6.  190(1.  8;  Gg.  Friedemann.  Reichsdeutsches  Volk  und  Land  im  Werdegang  der 
Zeiten.  1900.  8:  Kunst  und  Kultur.  Bd.  I  August  Endeil.  Die  Schönheit  der  großen  Stadt. 
1908.  4:  Naturwissenschaftlicher  Wegweiser:  M.  Hilzheimer,  Die  Haustiere  in  Abstammung  und 
Entw.  O.  J.  8;  Windegg.  Mörikes  Haushaltungsbuch.  1909.  8;  Schliz,  Urgeschichte  Würt- 
tembergs. O.  J.  8.  —  Deutsche  V  e  r  1  a  g  s  a  n  s  t  a  1 1:  Ebers,  Gesammelte  V/erke  Bd.  5 
bis  34.  O.  J.  8;  Poschinger,  Erinnerungen  aus  dem  Leben  Hans  Viktor  von  Unruh.  1895.  8; 
Schillers  Briefe,  herausgegeben  von  Fritz  Jonas.  Krit.  Ges.-Ausg.  Bd.  1— 7.  O.  J.  8;  Fred  Graf 
Frankenberg.  Kriegstagebücher  von  1866  und  1870/71,  herausgeg.  von  Heinr.  Poschinger; 
Poschinger,  Fürst  Bismarck  und  der  Bundesrat,  Bd.  1—5-  1897—1901.  8;  Just.  Kerners  Brief- 
wechsel mit  seinen  Freunden,  herausgeg.  von  seinem  Sohn  Theob.  Kerner.  Bd.  1,  2.  1897.  8; 
Poschinger,  Bismarck- Portefeuille,  Bd.  1 — 5.  1S9S.  8;  Fürst  Bismarck,  Meine  Tischgespräche  und 
Interviews,  herausgeg.  von  H.  v.  Poschinger.  Bd.  I,  II.  1895,  99;  Josef  v.  Kopf,  Lebenserinne- 
rungen eines  Bildhauers.  1899.  8;  Ludwig  Finckh,  ..Rosen".  1906.  8;  Uhland,  Sämtliche  Werke. 
O.  J.  8;  Robert  v.  Mohl.  Lebenserinnerungen.  1902.  8;  Aug.  Sperl,  Kinder  ihrer  Zeit,  1907.  8; 
Ernst  Zahn.  Firnwind.  1909.  8;  Anna  Croissant-Rust.  Aus  unseres  Herrgotts  Tiergarten.  1906.  8; 
Dies..  ..Die  Nann".  1906.  8;  Aug.  Sperl.  Richiza.  1910.  8;  Wolfg.  Foerster,  Prinz  Friedrich 
Karl  von  Preußen.  Id.  I.  II.  1910;  Zingeler,  Karl  Anton  Fürst  von  Hohenzollern.  1911-  8; 
Leo  Balet.  Schwäbische  Glasmalerei.  1912.  2.  —  K  o  n  r  a  d  W  i  1 1  w  e  r.  Buchhandlung:  Theod. 
Schön.  Geschichte  der  Familie  Duvernoy.  1909.  8.  —  Ulm.  Heinrich  K  e  r  1  e  r:  Rittel- 
meyer. Tolstois  religiöse  Botschaft.  1905.  8;  Rittelmeyer,  Friedrich  Nietzsche  und  die  Religion. 
1911.  8;  Rittelmeyer,  Der  Pfarrer.  1909.  8;  Kerler,  Nietzsche  und  die  Vergeltungsidee.  1910.  8; 
Osiander  und  Schwab,  Griechische  Prosaiker  in  neuen  Übersetzungen:  Appian,  Cassius  Dio,  Josephus 
Flavius.  182' ff.  k.  8";  Osiander  und  Schwab,  Römische  Prosaiker  in  neuen  Übersetzungen: 
Ammian.  Caesar,  Eutropius,  Kaisergeschichten,  Livius,  Plinius.  Seneca.  Sueton,  Tacitus,  Valerius, 
Vellejus,  Victor.  1853  ff-  11.  8^*.  —  Washington.  S  m  i  t  h  s  o  n  i  a  n  Institution  United 
States  National  Museum:  Report  on  the  progreß  an  condition  of  the  U.  S.  Nat.  Museum 
for  the  year  luding  1910.  1911.  1912.  8;  The  National  Galleriy  of  Art.  Catalogue  of  a  selection 
of  arts  objects  from  the  new  Building  of  the  National  Museum.  1912.  8.  —  Wien.  Gerlach 
&  W  i  e  d  1  i  n  g:  Alte  Grabnialkunst.  O.  J.  Qu. -8.  —  S.  D.  F  ü  r  s  t  J  o  h  a  n  n  von  und  z  u 
Liechtenstein:  Jacob  v.  Falke.  Geschichte  des  fürstlichen  Hauses  Liechtenstein.  1882.  8; 
Katalog  der  Inkunabeln  der    Fürstl.   Liechtensteinschen  Fideikommiß-Bibliothek    und   der  Haus- 

1  Lbsammlung.  1910.  8.  —  O  b  e  r  s  t  k  ä  m  m  e  r  e  r  a  m  t  :  Jahrbuch  der  kunsthistorischen 
Sammlungen  des  Allerh.  Kaiserhauses,  Bd.  XXX  Heft  3;  ,,Der  Hofmaler  Hans  v.  Aachen,  seine 
Schule  und  seine  Zeit"  von  Rud.  Arth.  Peltzer.  1912.  2.  —  Würzburg.  Gurt  Kabitzech 
(A.  Stubers  Verlag):  Mannus,  Zeitschrift  für  Vorgesch.,  herausgeg.  von  Prof.  Dr.  Gust. 
Kossina.  I.  Ergzbd.  1910.  8;  Mannus-Bibliothek.  herausgeg.  von  Kossina.  Nr.  3.  Bruno  Schulz, 
Das  Grabmal  des  Theod  rieh  zu  Ravenna  1911.  8;  Nr.  5.  Phil.  Kropp-Jena,  Latenezeitliche 
Funde  an  der  keltisch-germanischen  Völkergrenze  zwischen  Saale  und  weißer  Elster.  1911.  8; 
Nr.  6:  Kossina,  Die  Herkunft  der  Germanen.  1911.  8;  Mannus-Bibliothek,  Nr.  4:  Bartelt  und 
Waase:    Die    Burgwälle    des    Ruppiner    Kreises.    1911.     Lex. -8;     Umschläge  zu  den   Nr.    1    und 

2  derselben    Bibli(jthek. 

Ankäufe: 
Handschriften.    Deutsches  Gebetbüchlein  aus  dem  Katharinenkloster  zu  Nürnberg.    Pap.-Hs. 
vom  Ende  des  15.  Jahrh.     12.  —  ..Cursus  de  eterne  (so)  sapienta"  und  deutsches  Gebetbüchlein 
aus  dem    Katharinenkloster  zu   Nürnberg.   Perg.- Handschrift  vom   Ende  des  15.   Jahrh.     12.  — 


—    49    — 

Gilg  Tschudi,  Kollektaneen  aus  der  Heiligen  Schrift  und  den  Kirchenvätern  zu  bestimmten  Stich- 
wörtern. Pap.- Handschrift  des  16.  Jahrh.  2  Bde.  2.  —  Stanuiibuch  des  Benedict  Wilhehii  Zalm 
(1756 — 1760  Student  in  Altdorf)  mit  Einträgen  aus  den  Jahren  1755 — 1769,  fast  ausschließlich 
aus  Altdorf  und  Nürnberg,  mit  einigen  zum  Teil  ganzseitigen  Aquarellmalereien  auf  Pergament 
und  anderem  künstlerischen  Schmuck.  Ganzlederband.  Ou--4.  —  Stämmbuch  des  Christoph 
Jakob  Pfund  (1739—1743  Student  in  Altdorf)  mit  zahlreichen  Einträgen  von  1739—1744  (dazu 
einer  von  1749  und  einer  von  1754)  und  vielen  zumeist  blattgroßen  Aquarellmalereien  (Darstellungen 
aus  dem  Altdorfer  Studentenleben  usw.  Vgl.  Abb.  13  bis  20)  und  sonstigem  bildlichen  Schmuck. 
Ganzlederband.     Qu. -4.  — 

Inkunabeln.  (Dietrich  von  Bern).  Fragment  des  Heldengedichts,  das  Dietrichs  und  Hilde- 
brands Kämpfe  mit  dem  Riesen  Sigenot  schildert.  130  Seiten  mit  36  Holzschnitten.  S".  (Augs- 
burg,  Hans  Bämler,  um  1480.)  (/-.bb.  12). 

Sonstige  alte  Drucke.     Das  leben  vnsers  erle//digers  Jesu  Christi /nach  lauttug  des  hey// 

ligen  Ewangeli  /  mit  vil  andechtiger  be- // trachtung/ Nurnbergk  durch  Johannem  Stuchs. 

1514.  4;  — Sebastian  Franck:  Das  büthschiert // mit  siben  Sigeln  verschlossen  Buch //das 
recht  niemandt  auffthun  /  verstehen  /  oder  lesen  kan  /  //dann  das  lamb/....  o.  O.  u.  Dr. 
1539-  4.  —  Adam  Walasser,  Kunst,  wol  zu- // sterben. // Ein  gar  nutzlichs  hochnotwen- // 
diges  Büchlin  auß  H.  Schrifft // vnnd  alten  bewerten  Lehrern  ....  Dilingen.  Seb.  Mayer,    1569-  8. 

—  Adam  Walasser,  Gemahelschafft  deß //  Himmlischen   Künigs. // Ein  wunnig- // klich  schöns/ 

alts  /  vnd // Geistliches  Kunstbuchlein/ Dilingen,  Joh.  Mayer.     1573-    8.  —  Das  betrübte 

Dresden.  Mit  Kupfern.  1726.  4;  Marperger,  Die  einzige  Gewalt,  welche  die  Christen  gebrauchen 
dürften.  1726.  4;  Einige  gesammelte  poetische  Blätter.  Die  versöhnte  Gerechtigkeit  odr  um- 
ständliche Relation  von  d.  wohl-verdienten  Execution  des  dresdnerischen  Priester-Mörders  Franz 
Laublers.     1726.    4.    Die  sogenannten  Werke  des  Teufels  auf  dem  Erdboden.     Freyburg  175 1.  8. 

—  Eyn  schon  nutzlich  büch//lin  dryen  stetten  der  heiligen  Cristen // heit  /  Nämlich  den  Büssern 
Besse // rern  vnd  den  Volkommen  menschen // zugehörig  mit  sunst  andern  hyenach// bestäupten 
Tractetlin.  (Übersetzt  durch  den  Basler  Kartäuser  Ludwig  Moser.  Basel.  Mich.  Furter.)  O.  J.  — 
,,  Herzmahner".     Nürnberg,  Caspar  Hochfelder.     O.   J.     8. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Dietrich  von  Pleningen,  Von  Klaffern. // Hernach 
volge // Zway  puechlein  das  ain  Lu//cianus:  vnd  das  ander  Pog- /  gius  beschriben  haben  hal- / 
/  tend  in  inen Landshut,  Johann  Weyssenburger,  15 16.  Fol.  (Einband  mit  dem  auf- 
gepreßten Wappen  des  Kardinals  und  Erzbischofs  von  Salzburg  Max  Gandolf  von  Kuenburg  von 
1668.)  —  Joannes  Dugo  Philonius:  Tilianus,  nel  de  scientia,  bene  moriendi,  liber.  Basel,  Joannes 
Oporinus.  (1533.)  8.  —  ,, Genealogisches  Handbuch  Bürgerlicher  Familien".  Bd.  XX.  1912.  4. — 
Frhr.  v.  Hornstein-Grüningen,  Die  von  Hornstein  und  Hertenstein.  Ein  Beitrag  zur  schwäbischen 
Volks-  und  Adelskunde.  Konstanz  o.  J.  8.  —  Rietstap,  Armorial  general,  Fasz.  69-  (1912.)  4.  — 
Gebr.  Vogt.  Papiermühle,  S.-A.:  Wappenbilder.     Serie  II  —  IV  samt  alphabetischem  Verzeichnis. 

Nassauische  Stiftung.  Archives  ou  correspondance  inedite  de  la  Maison  d'Orange-Nassau. 
Tom.   III.   Leyden   1912.     8. 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Die  gotischen  Wandmalereien  in  der  Kaiser=Pfalz  zu  Forchheim,  ein  Beitrag  zur  Ursprungs- 
frage der  fränkischen  Malerei,  von  Hugo  Kehrer.  Abhandlungen  der  Königlich  Bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften,  Philosophisch-philologische  und  historische  Klasse,  XXVI.  Band, 
3.  Abhandlung.     82  SS.  mit  10  Tafeln  und  61   Textabbildungen.     Gr.  4". 

Wenn  dieser  an  sich  nicht  gerade  umfänglichen  Arbeit  an  dieser  Stelle  eine  ausführlichere 
Besprechung  gewidmet  wird,  so  geschieht  es  wegen  ihrer  Wichtigkeit  für  die  Geschichte  der  älteren 
deutschen  Malerei  in  grundsätzlicher  Beziehung.  Ein  von  manchem  Kenner 
schon  geahnter,  aber  noch  nicht  schlagend  nachgewiesener  Zusammenhang  wird  hier  in  klarer 
Weise  analysiert,  und  noch  dazu  an  einem  Gebiet,  das  für  sicli  nocii  nicht  angeschnitten  war. 
Schrieb  doch  noch  i.  J.  1908  C.  Gebhardt:  „Die  Geschichte  der  Wandmalerei  in  Nürnberg  wird 
wohl  immer  ungeschrieben  bleiben  müssen".     Tatsächlich   ist   sie   liier  geschrieben,   wenn   auch 

4* 


—     50     — 

ikhIi  niiiit  vollk.uiiimon.  was  ja  vor  Siclitiin.y  des  jj^mzeii  Stoffj^jebietes  und  vor  Freilejnmn  der  uiUlM' 
der  Tünche  noch  verborgenen  Malereien  vorderhand  noch  nicht  niöghch  ist.  Aber  ein  Anfang 
ist  gemacht,  und  zwar  ein  guter.  Kehrers  Arbeit  ist  von  fundamentaler  Bedeutung,  üaü  Nürn- 
berg im  14.  Jahrhundert  mit  der  btilimisclien  Residenz  Karls  IV.  in  engstem  Zusammenhang  ge- 
standen hat,  ist  bekannt.  Gleichwohl  hat  man  aus  dieser  Tatsache  nicht  die  genügenden  Schlüsse 
gezogen.  Kehrer  ist  der  erste,  der  dies  tut  und  schließlich  den  Nachweis  erbringt,  daß  Forch- 
iu'ini  die   Pforte  für  die   Einführung  der  böhmischen    Kunst  in   Nürnberg  war. 

Die  Grundlage  der  Forchheimer  Kunst  erscheint  aufgebaut  auf  der  allgemeinen  Stilrichtung, 
die  sich  in  der  l.  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  von  Nordfrankreich  und  England  her  in  Mitteleuropa 
einbürgerte.  Das  einzige  bislang  nachweisbare  Dokument  hierfür  bildet  das  i.  J.  1831  durch  den 
Grafen  Seinsheim  aufgedeckte  Dreiprophetenfresko,  der  Rest  selbstredend  eines  ganzen  Zyklus. 
Zeitlich  ist  es,  wie  Kehrer  auf  Grund  einer  geschichtlichen  Tatsache  wahrscheinlich  macht,  ums 
Jahr  1353  anzusetzen.  Von  einem  böhmischen  Einfluß  kann  hier  mit  Bestimmtheit  noch  nicht 
gesprochen  werden.  Dieser  setzt  erst  ein  mit  dem  i.  J.  1907  bloßgelegten  Wenzelfresko.  Wir 
haben  in  ihm  eine  satirische  Anspielung  auf  König  Wenzel  zu  sehen.  Und  zwar  schöpfte  sein 
Verfertiger  aus  der  zwischen  1385  und  1400  entstandenen  Wenzelbibel,  dem  wertvollsten  und 
wichtigsten  böhmischen  Denkmal  jener  Epoche.  Zug  um  Zug  wird  dies  nachgewiesen,  und  ich 
glaube  in  schlagender  Art.  Selbst  Kleinigkeiten  stimmen  überein.  Der  Elefant  rechts  unten  wird 
von  Kehrer  als  eine  witzige  Anspielung  auf  die  notorisch  maßlose  Trunksucht  Wenzels  erklärt, 
die  er  selbst  übrigens  mit  seiner  ,. entzündeten  Leber"  entschuldigte.  Daß  der  Künstler  mit  dem 
Anschluß  an  die  Wenzelbibel  dem  fränkischen  Stil  neue  Bahnen  gewiesen,  möchte  ich  nicht 
ohne  alle  Einschränkung  behaupten.  Stofflich  empfing  die  fränkische  Kunst  jedenfalls  damit 
wichtige  Anregungen.  Zeitlich  setzt  Kehrer  das  Wenzelfresko  kurz  nach  dem  Jahre  1390  an, 
was  sachlich  und  geschichtlich  genügend  begründet  scheint. 

Eingehend  behandelt  Kehrer  sodann  das  große  und  stimmungsvolle  Wandgemälde  des 
Dreikönigsbildes  in  der  Hauskapelle  des  Bischofs.  Ein  neuer  entwickelterer  Stil  gibt  sich  hier 
kund.  Der  Faltenstil  hat  auf  fränkischem  Boden  keine  Parallele,  aber  er  hat  auch  in  der  böh- 
mischen Kunst  nur  indirekte  Vorbilder.  Im  übrigen  ist  die  böhmische  Beeinflussung  unseres 
Forchheimer  Malers  eine  sehr  weitgehende,  wie  ein  Vergleich  namentlich  mit  dem  Achtheiligen- 
bild im  Rudolphinum  zu  Prag  (um  138O)  erkennen  läßt.  Selbst  Einzelheiten  kehren  in  gleicher 
Form  wieder.  Mit  Entschiedenheit  weist  Kehrer  den  Gedanken  zurück,  daß  wir  in  dem  zweiten 
und  dritten  König  Karl  IV.  und  Wenzel  zu  erkennen  hätten.  Die  historisch  als  echt  beglaubigten 
Bildnisse  Karls  IV.  lassen  ihn  ganz  anders  erscheinen,  lehren  aber  weiterhin,  daß  die  sogenannte 
St.  Georgs- Statue  des  Berliner  Museums,  die  als  Karl  IV.  angesprochen  wird,  unmöglich  sein 
Porträt  sein  kann.  Und  ein  Gleiches  gilt  auch  vom  König  Wenzel.  Aber  auch  fränkische  Züge 
weist  das   Fresko  auf.      Fränkisch  ist  namentlich  der   Kopfbau  der  Maria. 

Den  spätesten  Stil  der  Forchheimer  Kunst  repräsentiert  das  Jüngste  Gericht  der  Schloß- 
kapelle. Eine  direkte  Vorlage  ist  nicht  nachweisbar.  Entstanden  ist  es  ums  Jahr  1400.  Von 
hier  aus  führt  die  Brücke  zu  den  Nürnberger  Tafelbildern  des  frühen  15.  Jahrhunderts,  wie  an 
dem  bekannten  Bilde  der  Bestattung  Mariens  im  Germanischen  Museum  dargetan  wird.  Es 
folgt  zeitlich  fast  unmittelbar  auf  den  jüngsten  Forchheimer  Stil.  Die  Ähnlichkeit  in  den 
Köpfen  ist  frappant  und  hätte  fast  sogar  noch  etwas  mehr  betont  werden  können.  Auch  meine 
ich,  daß  sich  Kehrer  beinahe  etwas  zu  vorsichtig  äußert,  wenn  er  sich  dahin  ausspricht,  daß  das 
Forchheimer  Jüngste  Gericht  vom  heutigen  historischen  Standpunkte  aus  den  eigentlichen  Nürn- 
berger Stil  des  frühen  15.  Jahrhunderts  vorbereiten  hilft.  Er  hätte  ohne  viel  Bedenken  angesichts 
der  vielen  Anhaltspunkte,  die  er  beibringt,  gerade  hier  eine  bestimmtere  Sprache  führen  können. 

Und  nun  kommt  Kehrer  zu  den  Wandmalereien  in  Nürnberg  selbst.  Voran  steht  hier  das 
i.  J.  1902  freigelegte  Wandgemälde  in  der  Moritzkapelle,  dessen  Darstellungen  als  Szenen  aus  dem 
Leben  Karls  IV.  und  seines  Sohnes  Wenzel  erwiesen  werden.  Es  ist  sein  Verdienst,  diese  Deutung 
als  der  erste  eruiert  zu  haben.  Dann  folgt  das  i.  J.  1905  aufgefundene  Wandbild  in  der  Sebaldus- 
kirche,  welches  Szenen  aus  dem  Leben  des  Apostels  Paulus  bringt,  die  allerdings  an  sich  unge- 
wöhnlich sind.  Auch  für  diese  hat  die  Wiener  Wenzelbibel  die  Quelle  gebildet.  Die  Hauptfigur 
des  Apostels  ist  dem  Balach  der  Wiener  Wenzelbibel  nachgebildet.  Der  Gewandstil  ist  fast  identisch, 
und  es  ist  wirklich  sehr  lehrreich,  das  im  einzelnen  zu  verfolgen,  wie  Kehrer  es  tut.     Hier  gibt  es 


—     51     — 

keinen  Zweifel  meiir.  Der  Beweis  ist  schUiK'end.  Audi  die  disputierenden  Juden  gehen  auf  höh- 
niisciie  Vorbilder  zurück,  und  zwar  findet  Kehrer  diese  in  einem  Losbuch  aus  dem  Kreise  der  Wiener 
Wenzelbibel  aus  der  Zeit  um  1390.  Daneben  aber  lassen  sich  auch  italienische  Einflüsse  nicht 
ableugnen.  Die  figurenreichen  und  verhältnismäßig  klar  in  der  Bildarchitektur  geordneten  Gruppen, 
die  architektonische  Perspektive,  sie  sind  im  großen  und  ganzen  von  der  oberitalienischen  Optik 
abhängig.  Für  das  Motiv  der  von  unten  gesehenen  stark  abfallenden,  kurzen,  kassettierten  Decke 
gibt  es  in  Italien,  namentlich  in  Verona  und  Padua,  zahlreiche  Berührungspunkte.  Entstanden 
ist  das  Paulusfresko,  wie  Kehrer  wahrscheinlich  macht,  ums  Jahr  1386.  Also  etwa  für  die  g  1  e  i  c  h  e 
Zeit  können  sowohl  in  Nürnberg  wie  in  dem  nahen  Forchheim  direkte  böhmische  Einflüsse  auf 
stilkritischem  Wege  nachgewiesen  werden.  Der  Wenzelzyklus  der  Moritzkapelle  ist  älter  als  das 
Sebaldusfresko.  Beziehungen  zu  dem  Fresko  mit  Karl  IV.  in  der  Katharinenkapelle  der  Burg 
Karlstein,  auf  die  schon  Gebhardt  aufmerksam  gemacht  hat,  sind  nicht  von  der  Hand  zu  weisen. 
Entstanden  wird  er  sein  bald  nach  dem  Jahre   1378,  dem  Todesjahr  des   Kaisers. 

Auch  mit  den  wenigen  noch  vorhandenen  Wandmalereien  der  Frauenkirche  (1355 — 61) 
beschäftigt  sich  Kehrer.  Leider  können  diese  heute  nur  noch  als  sehr  fragwürdige  Dokumente 
in  Betracht  gezogen  werden.  Entstanden  scheinen  sie  nicht  lange  vor  dem  Zyklus  der  Moritzkapelle. 
Die  Freskos  der  Verehrung  der  Blutreliquie  und  der  .Marter  und  Enthauptung  des  hl.  Bartholomäus 
können  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  um  das  Jahr  1379  angesetzt  werden.  Die  Szenen  der  Ursula- 
legende sind  in  ihrem  Stil  fortgeschrittener  und  entwickelter.  Man  wird  sie  um  das  Jahr  1400 
datieren  müssen,  vielleicht  sogar  noch  Ende  des  14.  Jahrhunderts.  Am  spätesten  sind  die  Fresken 
der  Katharinenlegende  und  der  Marter  der  hl.  Agatha.     Sie  sind  ums  Jahr  1430  entstanden. 

In  engumgrenztem  Rahmen  erschließt  uns  Kehrer  ein  neues  reiches  Entwicklungsbild. 
Fest  umspannt  er  die  entdeckten  Beziehungen  und  Analogien  und  mit  sicherer  Hand  zeichnet 
er  in  kräftigen  Umrissen  die  gewonnenen  Resultate  auf.  Die  Geschichte  der  fränkischen  Malerei 
hat  dadurch  in  ihren  Anfängen  wichtige  neue  Gesichtspunkte  erhalten.  .Man  wird  mit  ihnen  für 
die  Zukunft  allen   Ernstes  zu  rechnen  haben.  Fritz  Traugott  Schulz. 

Leben  und  Bildnis  Friedrichs  von  Hagedorn.  Von  Dr.  H  u  b  e  r  t  S  t  i  e  r  1  in  g.  wissenschaft- 
licher Hilfsarbeiter  am  Museum  für  hamburgische  Geschichte.  Mit  5  Tafeln  und  8  Textbildern. 
(IV.  Beiheft,  2.  Teil,  zum  Jahrbuch  der  hamburgischen  wissenschaftlichen  Anstalten  XXVIII. 
1910.)     Hamburg.  1911.     Kommissionsverlag  von    Lucas  Gräfe  &  S  i  1  1  e  m.     102  Seiten.    4. 

In  den  bisherigen  Arbeiten  über  Hagedorn  ist  das  rein  Biographische  meist  über  der  Analyse 
seiner  einstmals  so  berühmten  und  viel  gelesenen  lyrischen  Dichtungen  und  den  daraus  abgeleiteten 
Schlußfolgerungen  auf  des  Dichters  Charakter,  Bildung  und  Bedeutung  sehr  zu  kurz  gekommen. 
Außer  der  Kestnerschen  Autographensammlung,-  die  von  H.  Schuster  für  seine  Dissertation  über 
Hagedorn  (Leipzig,  1882)  noch  in  Dresden  benutzt  wurde,  deren  Verbleib  sich  aber  zur  Zeit  nicht 
nachw^eisen  läßt,  ist  seit  Jahrzehnten  nur  selten  und  spärlich  neues  archivaHsches  Material  zur 
Lebensgeschichte  Hagedorns  herangezogen  worden.  Um  so  mehr  ist  es  zu  begrüßen,  daß  der 
Verfasser  für  das  vorliegende  Buch  aus  einer  Anzahl  neuer  Quellen  geschöpft  hat,  daß  namentlich 
die  Bestände  der  Sammlung  des  Senators  Dr.  Lappenberg  in  Hamburg  und,  was  die  Hamburger 
Stadtbibliothek  an  Briefen  Hagedorns  und  sonstigen  auf  den  Dichter  bezüglichen  Schriftstücken 
besitzt,  gründlicher,  als  es  bisher  geschehen,  ausgebeutet  worden  sind.  Von  besonderem  Wert 
sind  unter  den  hier  zum  erstenmale  nutzbar  gemachten  und  zum  Teil  auch  in  extenso  wiedergegebenen 
Dokumenten  ein  paar  Briefe  Hagedorns  aus  seiner  Jenenser  Studentenzeit  (1726 — 1727),  sodann 
ein  Schreiben  des  Professors  Buddeus  in  Jena  an  Joh.  Friedr.  Winckler,  Pastor  an  der  St.  Nikolai- 
kirche in  Hamburg  über  Hagedorn  (1727),  ferner  ein  längerer  Bericht  Friedrichs  an  seinen  Bruder 
Christian  Ludwig  Hagedorn  über  die  hamburgisch-englischen  Gesandtschaftsverhältnisse  (1741) 
und  vor  allem  mehrere  Briefe  des  Dichters  an  seinen  Freund  Johann  Nikolaus  Giseke,  die  aller- 
dings teilweise  nur  nach  Abschriften  in  der  Sammlung  Lappenberg  veröffentlicht  werden  konnten. 
Die  Originale  befinden  sich  wohl  in  anderen  privaten  Autographensammlungen  oder  auch,  wie  in 
einem  Falle  festzustellen  war,  noch  im  Handel.  Unter  diesen  Briefen  an  Giseke,  die  von  Stierling 
zum  erstenmale  veröffentlicht  werden,  befindet  sich  auch  das  interessante  Schreiben,  in  welchem 
Hagedorn  dem  Freunde  den  ersten  Eindruck  schildert,  den  Klopstock  bei  dessen  Besuch  im 
April  1751   auf  ihn  tjemacht  hatte. 


Durch  die  Oi><?"<^'istiu1ien  des  Verfassers  und  ihre  wertvollen  Eri;ebnisse  ist  unsere  Kenntnis 
von  dem  Leben  und  Wesen  Haiiedorns  und  von  seiner  übrijjens  durcluius  bürtjerliolien  llerlvuntt 
und  f-.iniilie.  womit  sicii  die  drei  ersten  Abscimitte  der  Stierlinjrschen  Arbeit  befassen,  in  sehr  will 
kommener  Weise  erweitert  und  vertieft  worden,  und  durch  die  treffliche  (ikononiische  Annrdiunm 
des  iiesamten  Stoffes,  die  alles  den  Text  allzusehr  Belastende  in  die  Anmerkun.uen  oder  in  den 
Anhani;'  verwies,  ist  zugleich  auch  ein  ani;eneiini  lesbares  und  in  seiner  Kinteilun«  klar  übersiciit- 
liches  Buch  zustande  ijekommen. 

In  dem  die  wichtigsten  Quellen  zur  Lebens,i;eschichte  Friedrichs  von  Ha,t;edorn  verzeich- 
nenden Anhans^  4  hiitte  unter  den  nach  ihren  Aufbewahrunjisorten  aufgezählten  ..handschriftliciien 
Quellen"  auch  das  Germanische  Museum  genannt  werden  können,  das  seit  einigen  Jahren  in  seinem 
Archive  außer  zwei  kunstgeschichtlich  interessanten  Briefen  von  Christian  Ludwig  (Dresden, 
10.  April  1/68  und  24.  April  177O:  letzterer  Brief  ist  an  den  Kupferstecher  Joh.  Friedr.  Bause 
in  Leipzig  gerichtet)  auch  ein  Schreiben  von  Friedrich  von  Hagedorn  verwahrt.  Es  ist  der  schon 
von  Johann  Joachim  Eschenburg  (Friedrichs  von  Hagedorn  Poetische  Werke,  V.  Teil.  Hamburg. 
iSoo.  S.  77  f-).  doch  nicht  ganz  vollständig,  zum  Abdruck  gebrachte  Brief  vom  5.  April  i7S(t  an  den 
blinden  Freiberger  Dichter  Christian  Friedrich  Enderlein,  in  dem  er  diesem  empfiehlt,  sich  an  den 
..milden"  (freigebigen)  englischen  Augenarzt  Taylor  ,.more  Germanorum"  mit  einem  Lobgedicht 
heranzumachen.  Von  den  Stellen,  die  Eschenburg  ausgelassen,  aber  in  seinem  Abdruck  durch  drei 
Gedankenstriche  gekennzeichnet  hat.  bezieht  sich  die  erstere  auf  jenen  Bauernsohn  und  EJichter 
Gottlieb  Fuchs,  dessen  sich  Hagedorn  gleichfalls  in  der  uneigennützigsten  Weise  angenommen 
hatte  (vgl.   Eschenburg  a.  a.  O.  V.  48  ff..  Stierling  S.  46). 

,,Thr  guter  Freund,  Fuchs,"  so  lautet  der  betr.  Abschnitt,  ,,gehet  nach  Dresden,  mit 
HofiLung,  dort  anzukommen.  Ich  habe  ihn  Herrn  Kirchen-  und  Ober-Consistorial- Rath  Am- 
Ende,  icelchcr  itzo  tüchtige  Leute  mehr  als  jemahls  befördern  kan  und  mit  dem  ich  im  Brief- 
Wechsel  stehe,  bestens  anempfohlen,  bin  auch  versichert,  dafs  er  Ihrer  eitigedejick  seyn  wird, 
wann  es  ihm  wohl  gehet."  Der  Schlußpassus  endlich  hat  folgenden  Wortlaut:  ,,/ch  ersuche, 
Ihrem  grofsmütigen  Gönner,  Herrn  von  Kirchbach  »leine  ergebenste  Empfehlung  zu  hinter- 
bringen und  bin  jederzeit  Meines  Lieben  Herrn  Enderleiiis  Dienstbeflissener  E.  v.  Hagedorn" 

Der  IV.  und  letzte  Abschnitt  des  Stierlingschen  Buches  (S.  56 — 81)  ist  den  Bildnissen,  die 
wir  von  Hagedorn  besitzen,  gewidmet.  In  reizvoller  Verbindung  mit  den  Lebens-  und  Entwicklungs- 
phasen des  Dichters  werden  die  einzelnen  Porträts  besprochen  und  auf  ihre  Provenienz  untersucht, 
etwa  vorhandene  Kopien,  sowie  nach  den  Bildnissen  hergestellte  alte  Kupferstiche  genau  auf- 
gezählt und  gleichfalls  auf  ihre  künstlerische  Bedeutung  und  auf  ihren  Wert  für  die  Erkenntnis 
der  Persönlichkeit  des  Dargestellten  geprüft.  Eine  Reihe  vortrefflicher  Lichtdrucktafeln  und 
Textabbildungen  vermittelt  uns  die  Anschauung  des  Wichtigsten  und  ermöglicht  wenigstens  teil- 
weise ein  Nachprüfen  der  Ausführungen  des  Verfassers,  die  u.  a.  auch  zur  Erweiterung  unserer 
Kenntnis  Balthasar  Denners,  Dominicus  van  der  Smissens  und  anderer  Porträtmaler  oder  Kupfer- 
stecher nicht  unwesentlich  beitragen. 

Ein  kurzer  Abschnitt  über  den  Plan  eines  Denkmals  für  Hagedorn  und  den  lS97  im  Harveste- 
huder  Eichengrund  zu  seinem  Andenken  errichteten  Granitblock  mit  bronzener  Reliefplatte 
beschließt  den  darstellenden  oder  untersuchenden  Teil  des  Buches,  das  in  vieler  Hinsicht  als  vor- 
bildlich für  Monographien  solcher  Art  bezeichnet  werden  kann.  T  h.    Ha  m  p  e. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 

U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdi uckerei,  Nürnberg. 


I9I2.  Nr.  3.  üull— September. 

ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUAIS. 

STIFTUNGEN. 

Die  Stiftungen  zu  den  ErwerbungsI<;osten  des  vormaligen  Beckh'schen  Fabrikanwesens 
fließen  in  erfreulicher  Weise  weiter. 

Es  sind  uns  seit  der  letzten  Veröffentlichung  wiederum  nachstehend  verzeichnete  Beiträge 
zugegangen,  für  die  wir  nicht  verfehlen  möchten,  auch  noch  an  dieser  Stelle  den  hochherzigen 
Spendern  wärmsten   Dank  auszusprechen. 

Es  gingen  uns  zu: 

10  000  Mk.  von  Sr.  Exzellenz  Herrn  Reichsrat  Hugo  Ritter  und  Edlem  von  Maffei  in 
München: 

rtooo  Mk.  von  einem  ungen  annt  sein  wollenden  Stifter; 

3000  Ji  von  der  Allgemeinen   E  1  e  k  t  r  i  z  i  t  ä  t  s  -  G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t  in   Berlin ; 

je  2000  Ji  von  den  Salpeterwerken,  A.-G.,  H.  B.  S  1  o  m  an  &  C  o.  in  Hamburg  und  von 
den   Vereinigten   G  1  a  n  z  s  t  o  f  f  -  F  a  b  r  i  k  e  n,  A.-G.,  in    Elberfeld ; 

je  1000  Ji  von  der  Rheinischen  Gas  motorenfabrik  Benz  &Co.,  A.-G., 
in  Mannheim;  von  Sr.  Exzellenz  Herrn  Johann  Grafen  von  Bernstorff,  Kaiser!.  Deutscher 
Botschafter  in  Washington;  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Th.  Bienert  in  Dresden;  von 
Herrn  Mühlenbesitzer  Erwin  Bienert  in  Dresden;  von  der  M  a  s  c  h  i  n  e  n  f  a  b  r  i  k  B  r  u  c  h  s  al 
A.-G.,  vor  m.  Schnabel  &  H  e  n  n  i  n  g  in  Bruchsal;  von  Herrn  Generaldirektor  Ludwig 
Großberge  r  in  Kneuttingen-Hütte;  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Dr.  W.  Kalle  in 
Biebrich;  von  der  G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t  f  ü  r  Lindes  Eismaschinen,  A.-G.  in  Wiesbaden ; 
von  der  Aktiengesellschaft  L  u  d  w.  L  o  e  w  e  &  C  o.  in  Berlin ;  von  Herrn  Kgl.  Sachs. 
Kammerrat  Fritz  Mayer  in  Leipzig;  von  den  R  ü  t  g  e  r  s  w  e  r  k  e  n,  A.-G.  in  Berlin;  von 
Herrn  Henry  S  1  o  m  a  n  auf  Rittergut  Bellin  bei  Zehna;  von  der  Chemischen  Fabrik 
L  i  n  d  e  n  h  o  f ,  G.  W  e  y  1  &  C  o.,  A.-G.  in  Mannheim; 

je  500  M  von  Herrn  Kommerzienrat  Guido  Dietel  in  Wilkau;  von  der  A  k  t  i  e  n  g  e  s  e  1  1- 
schaff  Gebr.  K  ö  r  t  i  n  g  in  Körtingsdorf  bei  Hannover;  von  der  Zahn  rädert  abrik 
Augsburg.  A.-G.,  vorm.  Job.  Renk  in  Augsburg  und  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat 
W.  Z  u  c  k  s  c  h  w  e  r  d  t  in  Magdeburg. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Vereinen:   Saaifeld.     ,, Wandervogel",  Ortsgruppe  Saalfeld  2  Ji. 

Von  Privaten:  Aachen.  Frau  C.  van  Elckhoven,  Rentnerin  2  Ji:  Carl  Meilhaus.  Kaufmann 
3./C;  Otto  Meilhaus.  Kaufmann  2  Ji;  Fran  Rob.  Ziegler.  Rentnerin  3  J'l-  Alzey.  Peth.  Professor,  3  .ü- 
Baden-Baden.  Dr.  Beuttenmüller,  Rechtsanwalt  3  Ji;  Max  Müller,  Württembergische  Metall- 
warenfabrik \  Ji;  Dr.  Netter.  Rechtsanwalt  3  Ji;  Pittack,  Restaurateur  des  Kurhauses  3  ^tt' 
Rudolf  Säur.  Hotelbesitzer  3  Ji ;  A.  Wäldele,  Hotelbesitzer  2  Ji;  J.  Wohl,  Hofapotheker  3  -^ü- 
Baiersdorf.     Prakt.  Arzt.  Dr.  med.  Karl  Winkler  von  Mohrenfels.  Bahnarzt  und   Rittergutsbesitzer 


—     54     — 

?.«.  Bamberj;.  Schuster,  Kaiserl.  B;uik  vorstand  (bisher  2  .W)  jetzt  3  .«.  Berlin.  Paul  Siirleur  3  .W. 
Brudisal.  Julius  Bassenge,  Droguist  (ab  191 1)  1  .H;  Berblinger,  Fabrikdircktor  (statt  bisher 
1  .K)  2  .11;  Emil  Ebner,  Zeichenlehrer  (ab  191 1)  1  JC;  Hellinger,  Lehramtspraktikant  (ab 
1911)  I  Ji;  Dr.  Fritz  Hirsch,  Oberbauinspektor  (statt  bisher  1  .Ä)  2  ,Ä;  Klehe,  Geheimer 
Medizinalrat  (statt  bisher  1  M)  2  M;  Kuhn,  Fabrikant  (statt  bisher  1  ./()  2  Ji;  Pfeifer,  Lehr- 
amtspraktikant (ab  1911)  1  M;  Albert  Reiß,  Fabrikant  (statt  bisher  i  Ji)  2  Ji;  Dr.  Roth- 
schild. Rechtsanwalt  (bisher  1  M)  2  Ji;  Wilh.  Schräg,  Fabrikant  (bisher  1  M)2M;  Dr.  Strauß, 
Rechtsanwalt  (bisher  1  M)  2  .«.  Castell.  Reindel,  Pfarrer  1  M;  Stock,  Pfarrer  1  Ji.  Delmold. 
Böhmer.  Geheimer  Regierungsbaurat  2  M;  Alex.  Hofmann,  Fabrikbesitzer  10  ii ;  Dr.  med.  Pape 
3.«.  Eßlingen.  Major  von  Sonntag  5  .^i-  Feucht.  Dr.  Gierer  in  Wendelstein  1  M;  Girstenbrei. 
Pfarrer  1  .iL  Feuchtwangen.  Christian  Dietrich,  Kgl.  Pfarrer  2  M.  Frankfurt  a.  M.  Riedel, 
Amtsgerichtsrat  20  M.  Hohenwalde  i.  d.  Neumark.  Hassenpflug.  Forstmeister  10  Ji.  Langenzenn. 
Bergdolt.  Oberlehrer  1  .\L\  Hans  Hertlein,  Fabrikant  1  M.  Lauterbach.  Dr.  Heß,  Kreisamtmann 
3  .«.  Leitmeritz.  Dr.  Karl  Pickert,  Rechtsanwalt  in  Kufstein  (bisher  2  Kr.)  jetzt  3  Kr.  Lud- 
wigsburg. Dr.  Staudenmayer,  Medizinalrat  2  M.  Ludwigshafen.  Dr.  Braren,  Chemiker  3  M; 
Dr.  Max  Kalb,  Chemiker  5  .ft;  Dr.  Richard  Laiblin,  Chemiker  in  Heidelberg  3  M;  Hanns 
Wagner,  Rechtsanwalt  5  M.  Mülheim  a.  Rhein.  Sr.  Exzellenz  Dr.  F.  Gnauth,  Finanzminister  a.  D. 
(bisher  2  M)  jetzt  10  M.  Münchberg.  Rudolf  Burkel,  Fabrikant,  in  Wüstenselbitz  5  Ai;  Albert 
Heimeran,  Fabrikbesitzerin  Helmbrechts  \0  M;  Arthur  Heimeran,  Fabrikbesitzerin  Helmbrechts 
10  M;  Hermann  Jäger,  Apotheker  3  M;  Georg  Kaiser,  Apotheker  in  Helmbrechts  Z  M;  Dr.  Albert 
Sauerteig,  Kgl.  Bezirksarzt  3  it ;  Heinrich  Wolfrum,  Fabrikbesitzerin  Helmbrechts  5  it-  Neu- 
markt i.  0.  Joseph  Maier,  Kgl.  Reallehrer  2  M;  Karl  Schweiger,  Kgl.  Rentamtsassessor  2  M. 
Nürnberg.  M.  Fischer,  3  M ;  Oskar  Marx,  3  M ;  Mergner,  Major  3  M ;  Müller,  Oberlandesgerichts- 
präsident 3  M.  Pirmasens.  Julius  Sandt  3  M;  Ziegler,  Bauamtsassessor  3  M.  Rudolstadt.  Alfred 
Beyer,  Kommerzienrat  in  Volkstedt  5  M ;  Alhert  Schönau,  Geh.  Kommerzienrat  in  Bad  Blanken- 
bürg  5  M.  Saalfeld.  Dr.  Petzold,  Oberlehrer  2  M.  Säckingen.  Albert  Bally,  Fabrikant  2  M; 
Dr.  Popp,  Bezirksarzt  2  Ai.  Sagan.  Wolff,  Apothekenbesitzer  2  Ai.  Scheinfeld.  J.  Heer- 
wagen, Kgl.  Amtsgerichtssekretär  S  Ai;  V.  Kraus,  Kgl.  Steuerverwalter  2  Ai.  St.  Blasien.  Groß- 
herzogl.  Oberamtmann  M.  Heß,  Amtsvortsand  des  Bezirkes  St.  Blasien  10  Ai.  Stein.  Alfred 
Pozanka,  Kaufmann  (bisher  2  Ai)  jetzt  3  Ai.  SturIa=Genova.  John  Türcke  10  Ai.  Wenigerode. 
Dr.  A.   Jordan,  Gymnasialdirektor  5  Ai;   Runge,   Hofapotheker  5  Ji;  Schäfer,  Oberlehrer  S  Ai. 

Einmalige    Beiträge. 
Neu=Ruppin.     Kreisausschuß  20  iL     Offenburg.     A.  Boeckler,  stud.  bist.  3  Ji-      Springe. 
Kreisausschuß  30  Ji. 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Insbesondere  hat  im  letzten  Vierteljahr  wiederum  die  Gemäldesammlung  wertvolle 
Bereicherungen  erfahren.  Der  Zufall  wollte  es,  daß  uns  ein  im  Münchener  Kunsthandel  auf- 
getauchter Altarflügel  mit  einer  Dornenkrönung  (Abb.  22)  hierzu  Gelegenheit  bot,  und  sie 
wurde  auch  ohne  viel  Zaudern  benutzt.  Bedenklich  stimmte  uns  nur  die  aus  neuerer  Zeit  her- 
rührende starke  Restaurierung  und  Ergänzung  der  Vorderseite,  aber  der  verhältnismäßig  geringe 
Preis  half  uns  hierüber  bald  hinweg.  Die  Angabe,  daß  das  Bild  in  Erfurt  —  es  soll  aus  der 
Mariakirche  stammen  —  erworben  sei,  führte  uns  dazu,  zunächst  nach  dieser  Richtung  Forschungen 
anzustellen,  und  diese  hatten  das  für  uns  angenehme  Ergebnis,  daß  wir  in  der  neuen  Erwerbung 
ein  Dokument  der  frühen  Thüringer,  und  zwar  speziell  der  ErfurterMalerei  be- 
sitzen, die  bislang  noch  durch  kein  Beispiel  bei  uns  vertreten  war.  Es  handelt  sich,  wie  schon 
erwähnt,  um  einen  Altarflügel,  der  2,145  m  in  der  Höhe  und  0,77  m  in  der  Breite  mißt,  der  also 
ziemlich  ansehnliche  Dimensionen  aufweist.  Die  Einschnitte  für  die  Platten  der  Angeln  sind  noch 
vorhanden.  Das  ganze  Altarwerk  muß  demgemäß  ausnehmend  bedeutende  Größenverhältnisse 
besessen  haben.  Herr  Konservator  Dr.  Heinz  Braune  macht  uns  darauf  aufmerksam,  daß  sich 
im  Louvre  zu  Paris  ein  gleich  großes  und  auch  in  gleicher  Art  restauriertes  Gegenstück  zu 
unserem  Flügel  befindet,  das  dort  als  „Französisch,    14.  Jahrhundert"   geführt   wird   und  das 


55    — 


Abb.  21:   Louvre. 


Abb.  22:  Germanisches  Museum. 


Tafelbilder  der  Geißelung  und  Dornenkrönung  im  Louvre  und  Im  Germanischen  Museum. 

Thüringer  Schule.    Um  1430. 


—     56    — 

wir  jrleichfalls  hier  abbilden  (Abb.  21).  Unser  Flügel  bestellt  aus  einer  2^  ^  cm  starken  Ficiiten- 
holzphitte.  tlie  mit  roher  Leinwand  überzogen  ist  und  aut  der  über  leidlieli  diekeni  Kreide- 
grund in  Tempera  jremalt  wurde.  Die  Technik  liesjt  auf  der  vom  Alter  stark  mit.i^enommenen 
Rückseite  an  vielen  Stellen  frei  zutage.  Was  nun  die  Darstellung  anbelangt,  so  spielt  in  iiir  die 
Architektur  eine  große  Rolle,  nebenbei  bemerkt  ein  für  die  Thüringer  Schule  sehr  bezeichnendes 
.Moment.  Eine  reiche  Baldachinarchitektur  entwickelt  sich  auf  der  Vorderseite  bei  strenger  Durch- 
führung der  Zweiteilung,  die  auch  auf  die  Darstellung  ausgedehnt  ist.  Die  figürliche  Szene  ist 
der  .Architektur  untergeordnet,  ja  eingezwungen,  und  beide  sind  fest  miteinander  verbunden.  Noch 
waltet  also  in  gewisser  Beziehung  das  Gesetz  des  architektonischen  Zwanges  vor,  von  dem  sich  das 
Figurale  nur  langsam  loszulösen  imstande  war.  Die  hohen  Baldachine  werden  von  schlanken 
Säulchen  getragen  und  sind  mit  Spitzbögen,  Wimpergen  und  fensterartig  mit  Maßwerk  geschmückten 
Öffnungen  reich  versehen.  Die  figurale  Komposition  ist  von  strenger,  fast  ängstlicher  Symmetrie. 
Die  Mitte  nimmt  naturgemäß  Christus  als  Hauptfigur  ein.  Sein  Körper  setzt  mit  nur  geringer 
Divergierung  nach  links  die  Mittellinie  fort.  Christus  sitzt  auf  stufenerhöhtem  Holzthron,  an 
welchem  die  Wiedergabe  der  Holzmaserung  ziemlich  weit  getrieben  ist.  Sein  hellblauer,  engan- 
liegender Leibrock  ist  mit  einfachen  Mustern  schwarz  schabloniert.  Unten  schauen  die  nackten  Füße 
hervor,  die  Zehen  anscheinend  im  Schmerz  gekrünmit.  Der  untere  Teil  des  Gewandes  legt  sich  in 
großen  undulierenden  Falten  glockenförmig  über  den  Stufenthron.  Die  Hände  sind  gefaltet  und 
bis  Brusthöhe  erhoben.  Wie  die  eingeritzte  alte  Vorzeichnung  erkennen  läßt,  waren  die  Finger 
ursprünglich  länger  und  dünner  als  jetzt.  Das  schmale  bärtige  Antlitz,  das  im  ganzen  noch  gut 
erhalten  ist,  trägt  den  Ausdruck  des  kindlich  Naiven  und  ängstlich  Scheuen.  Das  Haupt  ent- 
behrt des  Glorienscheines.  Zu  den  beiden  Seiten  Christi  je  ein  Scherge,  in  Bewegung  und  Körper- 
haltung in  strenge  Korrespondenz  zueinander  gesetzt.  Sie  drücken  mit  den  über  Kreuz  gelegten 
Stäben  die  bluttriefende  Dornenkrone  nieder.  Beide  sind  bärtig  und  tragen  kurze  Röcke,  eng- 
anschließende Beinkleider  und  Schnabelschuhe.  Das  Gewand  des  linken  ist  rotbraun,  das  des 
rechten  dunkelgrün  gefärbt.  Ein  Vierpaßfries  schließt  die  über  neuem  Goldgrund  sitzende 
Darstellung  nach  unten  ab. 

Auf  der  Rückseite  finden  wir,  wiederum  unter  einem  Doppelbaldachin,  Reste  zweier  Apostel- 
figuren. Die  linke  dürfte  Johannes  der  Täufer  sein,  während  die  rechte  mit  Bestimmtheit  als 
Jakobus  minor  gedeutet  werden  kann. 

Daß  wir  in  dem  Ganzen  kein  hohes  Kunstwerk  zu  sehen  haben,  braucht  nicht  weiter  erörtert 
zu  werden.  Aber  als  eine  gute,  achtbare  handwerkliche  Leistung  müssen  wir  es  ansprechen  und 
es  damit  in  die  Kategorie  der  Denkmäler  von  mehr  kulturgeschichtlichem  Wert  einreihen,  das  uns 
in  schlichter  Größe  Zeugnis  ablegt  von  der  Auffassungsart,  von  der  Darstellungsweise,  von  der 
Durchführung  und  Technik  einer  bestimmten  Schule  innerhalb  einer  bestimmten  Zeit. 

In  die  Nähe  welcher  anderen  Werke  nun  haben  wir  das  unsrige  einzufügen  ?  Daß  es  sich 
in  ihm  sehr  wahrscheinlich  um  die  Arbeit  eines  Erfurter  Meisters  handelt,  wurde  bereits 
erwähnt.  Die  undulierenden  Falten  belehren  uns.  daß  der  neue  Gewandstil  schon  als  etwas 
Selbstverständliches  in  Übung  war.  Wir  sind  demgemäß  vom  Beginn  des  15.  Jahrhun- 
derts schon  reichlich  entfernt.  Ein  Vergleich  der  Schergen  etwa  mit  den  Alännchen  an  einer 
Konsole  im  Chor  des  Erfurter  Domes  aus  der  Wende  vom  14.  zum  15.  Jahrhundert  tut  dies 
noch  überzeugender  dar.  Zwar  liegen  auch  auf  unserer  Darstellung  die  Röcke  eng  an, 
aber  sie  werfen  schon  reichliche  Falten  und  sind  weicher  und  lockerer  in  der  Anpassung 
an  den  Leib  behandelt.  Die  Szene  der  Dornenkrönung  erweist  sich  als  eine  schhchte,  mehr 
naive  Erzählung  des  sonst  derb  realistisch  dargestellten  Vorgangs.  Sie  entbehrt  des  frischen 
Naturalismus,  ist  ruhig  im  Duktus  der  Linien  und  durchaus  maßvoll  in  Bewegung  und  Ge- 
bärde. Das  Brutale  und  Rohe  der  Peiniger,  das  sonst  gerade  dieser  Szene  anhaftet,  wird  ver- 
mißt. Das  Figurale  ist  an  die  Architektur  gebunden  und  ihr  eher  subordiniert  als  koordiniert. 
Alles  das  weist  unsere  Tafel  in  die  Nähe  des  Meisters  des  um  1430—40  entstandenen  großen  Hoch- 
altares im  Chor  der  Erfurter  Barfüßerkirche.  Was  Overmann,  Die  älteren  Kunstdenkmäler  der 
Plastik,  der  Malerei  und  des  Kunstgewerbes  der  Stadt  Erfurt.  S.  XXX  und  S.  227  ff.,  von  diesem 
sagt,  gilt  teilweise  und  mit  Einschränkung  auch  von  unserer  Tafel,  die  jenem  an  Wertbeschaffen- 
heit jedoch  beträchtlich  nachsteht.  Overmann  spricht  von  der  prunkvollen,  farbenreichen  Gewan- 
dung und  der  fast  mädchenhaften  Anmut  und  Weichheit  der  Männergestalten.   Beides  darf  von  den 


—     57 


Aposteln  der  Rückseite  im  besonderen  und  von  der  Szene  der  Vorderseite  im  all.tri^nieinen  gesagt 
werden,  insofern  hier  realistische  Kraft  und  derber  Naturahsmus  uanz  und  .i^ar  fehlen.  Und  es 
ist  wolil  aucii  gerade  kein  Zufall,  daß  die  Säulciien.  welche  die  Baldaciiinaufbauten  tragen,  hier 
wie  dort  in  gleicher  Art  dreifach  gebündelt  sind.  Als  weitere  verwandte  Züge  nenne  ich  (siehe 
Overmann  a.  a.  O.,  S.  231  f.)  den  schlanken  Körperbau,  die  schmalen  abfallenden  Schultern,  die 
dünnen,  geziert  bewegten  Finger,  das  Spielerische,  Kraftmangelnde  in  eigentlich  energischen 
Bewegungen,  die  ruhige,  flüssig  weiche  Gewandgebung,  in  welcher  scharfe  Kanten  und  Brüche 
fehlen. 

Damit  soll  keineswegs  gesagt  sein,  daß  unsere  Tafel  der  Werkstatt  des  Barfüßer  Altarmeisters 
entstammt.  Dazu  ist  die  Verwandtschaft  eine  zu  allgemeine.  Aber  das  laßt  sich  doch  aus  den 
Ähnlichkeitszügen,  welche  festzustellen  sind,  entnehmen,  daß  unsere  Tafel  in  Auffassung  und 
Art  mit  Bestimmtheit  der  Zeit,  in  welcher  jener  arbeitete,  angehört,  ja  in  die  nächste  Nähe  seiner 
Werkstatt,  nicht  etwa  seiner  Schule,  einzugliedern  ist.  Sie  erweist  s  i  c  h  d  e  m  n  a  c  h 
als  ein  mehr  h  a  n  d  w  e  r  k  1  i  c  h  e  s  D  o  k  u  m  e  n  t  eines  in  Erfurt  ansässigen 
oder  in  Er  f  u  i- 1  ausgebildete  n.  nicht  u  n  s  e  1  b  s  t  ä  n  d  i  g  e  n  M  e  i  s  t  e  r  s  der 
Z  e  i  t  u  m    et  w  a    1 430. 


Abb.  23.   Ernst  Kaiser  (1802—1865):   Motiv  bei   Possenhofeii.    Ölbild. 


Für  unsere  Sammlung  von  Bildern  aus  neuerer  Zeit  konnten  wir  eine  hübsche  kleine  Land- 
schaft (Motiv  bei  Possenhofen)  von  dem  Münchener  Ernst  Kaiser  erwerben  (Abb.  23).  Kaiser,  der 
am  20.  Juli  1802  in  Rain  am  Lech  geboren  wurde,  Schüler  der  Münchener  Akademie  war,  sich  in 
München,  Mailand  und  Rom  betätigte  und  am  23.  Dezember  1865  in  München  starb,  gehört  jenem 
Kreis  von  Künstlern  an.  die  schon  in  der  1.  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  in  München 
eine  wirklich  naturwüchsige  Kunst  trieben.  Einer  der  ersten,  die  sich  anfangs  der  20er  Jahre 
von  der  steigenden  Bedeutung  der  Stadt  als  süddeutsches  Kunstzentrum  dorthin  gezogen  fühlten, 
war  Karl  Rottmann  (1798— 1850),  von  dem  wir  erst  jüngst  zwei  Bilder  erwarben.  Wir  wissen, 
daß  die  großen  Meister  historischen  Stils  nicht  ohne  Einfluß  auf  ihn  waren.  Aber  nicht  minder 
war  es  die  Schönheit  der  altdeutschen  Landschaften,  die  nachhaltend  auf  ihn  einwirkte.  So  kam 
er  dazu,  die  Schönheit  eines  Naturmotivs  in  der  großen  und  edlen  Auffassung  zu  suchen  und  nur 


—     58     — 

die  charakteristischen  Züge  der  Sache  wiederzugeben.  Fast  gleichzeitig  mit  ihm  kam  iieiiirich 
Heinlein  (1803—85)  nach  München,  der  bekanntlich  erst  als  Architekt  tätig  war.  dann  aber  zur 
Malerei  überging  und  eine  der  Art  Rottmanns  verwandte  Richtung  einschlug.  Ihnen  gesellte  sich 
weiterhin  Kaiser  zu.  der  mit  feinem  poetischen  Gefühl  alsbald  anfing,  das  Stimmungsbild  zu 
pfle^gen,  sodaß  nun  auch  diese  Seite  der  Landschaftsmalerei  einen  kräftigen  Impuls  erhielt.  Doch 
muß  betont  werden,  daß  er  weit  mehr  Naturalist  ist  als  die  beiden  anderen.  Man  braucht  z.  B. 
nur  die  stark  romantisch  bewegte  Darstellung  des  westlichen  Abhanges  des  Ortler  von  Heinlein 
mit  unserem  Bilde  zu  vergleichen,  um  sich  des  nun  einmal  nicht  hinwegzuleugnenden  Unterschiedes 
in  der  Auffassung  bewußt  zu  werden.  Kaiser  fehlt  bei  dem  in  seiner  ganzen  Schlichtheit  persönlich 
durchdrungenen  Naturmotiv  jedes  Pathos,  jede  gemachte  Pose.  Er  hat  das  Landschaftsbild  in 
der  ganzen  Tiefe  seines  inneren  Wertes  erfaßt  und  ergründet.  Übrigens  hat  Kaiser  schon  früh 
die  Aufmerksamkeit  auf  sich  gelenkt,  heißt  es  doch  von  ihm  in  einem  Bericht  über  die  Münchener 
Kunstausstellung  vom  Jahre  1827:  „Dieser  Künstler  faßt  die  Natur  großartig  und  poetisch  auf 
und  scheint  nur  vor  zu  dunklen  und  grellen  Farben  sich  hüten  zu  müssen".  Unser  Bild  hat  sich 
von  dem  hier  gerügten  Mangel  freizuhalten  gewußt.  Es  herrscht  ein  weicher  gedämpfter  Gesamtton 
vor.  Nur  der  Himmel  erstrahlt  in  lichterem  Blau,  das  durch  kräftiges  Weiß  getrennt  ist,  ein  Moment, 
das  übrigens  für  Kaiser  bezeichnend  ist.  Ich  erinnere  nur  an  die  hübsche  Gebirgslandschaft  der 
Berliner  Jahrhundert-Ausstellung,  die  sich  im  übrigen  durch  eine  ähnliche  idyllische  Ruhe  aus- 
zeichnete wie  unsere  Landschaft  und  die  ebenfalls  mit  ruhendem  und  weidendem  Vieh  staffiert  war. 

Unsere  Sammlung  originalplastischer  Denkmäler  wurde  um  ein  kleines  Kalkstein -Epi- 
taph bereichert,  das,  aus  dem  kleinen  Hofe  eines  Nürnberger  Hauses  in  der  Nähe  des  früheren  Egi- 
dienklosters  stammend,  bei  näherer  Prüfung  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  als  ein  Werk  von  L  oy 
Hering  bezeichnet  werden  konnte  (Taf.  IV).  Bekanntlich  zählt  dieser  zu  den  Hauptbahnbrechern 
des  südlichen  Stils.  Schon  Paul  Lehfeldt  sah  in  ihm  i.  J.  1885  einen  der  edelsten,  feinsten  deutschen 
Bildhauer  des  16.  Jahrhunderts.  Eine  erstaunlich  große  Zahl  von  Werken  ist  aus  seiner  Werkstatt 
hervorgegangen.  So  verschieden  diese  aber  auch  unter  sich  sein  mögen,  gewisse  durchgehende 
Züge  treten  als  Sondersymptome  seiner  Art  und  Kunst  doch  immer  merklich  klar  hervor.  Dahin 
gehören  zunächst  eine  gewisse  feine  Empfindung,  eine  gewisse  innige  Anmut  und  ein  hochent- 
wickeltes Schönheitsgefühl,  Eigenschaften,  die  als  besonders  hervorstechend  seine  sämtlichen 
Arbeiten  veredeln.  Wohl  pflegt  Loy  Hering  einen  gesunden  Realismus,  aber  es  ist  doch  wieder 
auf  der  anderen  Seite  ein  Realismus,  den  ein  gewisses  Ebenmaß  nicht  aus  dem  Geleise  zu 
bringen  vermag,  der  keine  Härten  duldet  und  keine  den  Gesetzen  der  Schönheit  zuwiderlaufende 
Auswüchse.  Er  ist  ein  solcher  mehr  idealer  Art.  Das  architektonische  Element  spielt  bei  ihm 
eine  streng  konstruktive,  weniger  eine  dekorative  Rolle.  Im  Ornament  ist  er  sparsam  und  zurück- 
haltend. Für  seine  Epitaphien  hat  er  einen  bestimmten  Typus  herausgebildet.  Nie  erscheint 
der  Rahmen  als  die  Hauptsache,  sondern  eher  die  figürliche  Szene.  Ersterer  ist  sachlich  einfach 
und  dezent  behandelt.  Die  figürliche  Gruppe  dagegen  pflegt  nach  malerischen  Gesichtspunkten 
angeordnet  zu  sein.  Störende  Zufälligkeiten  schaltet  Herings  Sinn  für  Rhythmus  und  harmoni- 
sches Ebenmaß  aus.  Der  Gewandstil  ist  logisch  aus  der  Körperhaltung  entwickelt.  Sein  Haupt- 
kriterium ist  Ruhe  und  das  Streben  nach  geschlossenen  Linien.  Die  Falten  sind  nicht  mehr 
wulstig  und  gebläht,  sie  ziehen  sich  zusammen,  als  wenn  sie  aus  durchnäßter  Leinwand  gebildet 
wären.  Seine  Technik  ist  durch  minutiöse  Sorgfalt  und  charaktervolle  Bestimmtheit  ausgezeichnet. 
Seme  Werke  sind  fast  ausschließHch  in  Jura- Kalkstein,  der  bei  Eichstätt  gewonnen  wurde  und 
den  eine  gute  Haltbarkeit  auszeichnet,  gearbeitet. 

So  etwa  sind  (vgl.  Mader)  Loy  Herings  Kompositionsart,  künstlerische  Ausdrucksweise,  Stil 
und  Technik  beschaffen.  Und  betrachten  wir  daraufhin  das  neuerworbene  Epitaph,  so  ist  nicht 
zu  leugnen,  daß  sich  in  ihm  das  Grundwesen  des  Meisters  offensichtlich  wiederspiegelt. 

Aber  das  allein  würde  nicht  genügen,  um  es  auch  als  ein  eigenhändiges  Werk  von  ihm  zu 
erklären.     Doch  auch  dafür  läßt  sich  mancherlei  beibringen. 

Das  aus  Inschriftsockel,  Füllplatte  oder  Nische  für  die  Darstellung  und  einem  Aufsatz  für 
das  Wappen  bestehende  Denkmal  ist  ein  für  Loy  Hering  feststehender  Typ,  den  er  allerdings  immer 
wieder  neu  zu  variieren  gewußt  hat.  Felix  Mader  bringt  uns  in  seinem  zusammenfassenden  Werk 
über  den  Meister  zur  Genüge  Beispiele,  deren  Anlage  der  unsrigen  im  Grundprinzip  nahe  kommt. 
Vor  allem  darf  wohl  an  das  Epitaph  der  Angelika  von  Eyb  (f  1520)  in  Grossenried  (Mader  S.  59). 


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Anzeiger  des  Germanischen  Nationalmuseums.     1912. 


Tafel  IV. 


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Loy  Hering:  Epitaph  des  1554  gestorbenen  Johannes  Menger,  Abtes  des 
Klosters  Kastl.     Kalkstein. 


—    59    — 

an  dasjenige  der  Maria  von  Rechenberg  (f  1542)  in  der  Pfarrkirche  zu  Unterknöringen  oder  an 
das  Denkmal  des  Philipp  von  Hütten  (f  1546)  in  der  Kirche  zu  Maria-Sondheim  (Mader  S.  98) 
erinnert  werden.  Sehr  bezeichnend  ist  weiter  die  eigenartige  seitliciie  Akanthusrahmung  der 
Inschrifttafel,  die  sich  fast  ausnahmslos  an  den  Werken  der  Spätzeit  Loy  Herings  vorfindet.  Auch 
das  Thema  des  vor  dem  Kreuze  knieenden  Stifters  oder  Verstorbenen  ist  häufig  von  ihm  behandelt 
worden,  ja  es  ist  für  ihn  direkt  charakteristisch.  Aber  das  ist  es  allein  nicht,  worauf  ich  aufmerksam 
machen  wollte.  Auch  der  Christustyp  ist  der  uns  bei  Loy  Hering  geläufige.  Namentlich  nahe 
verwandt  ist  unser  Kruzifixus  demjenigen  an  dem  nach  1540  geschaffenen  Denkmal  für  Bischof 
Konrad  von  Thüngen  im  Dom  zu  Würzburg.  Icii  verweise  vor  allem  auf  die  zarte  und  doch  folge- 
richtige Modellierung  des  Körpers  und  weiter  auf  den  veredelten  Faltenstil  des  beiderseits  abflattern- 
den Lenden tuchs  (vgl.  Mader  S.  23  f.).  Stark  ähnelt  unser  Christus  auch  demjenigen  am  Epitaph 
des  Johannes  von  der  Leiter  (j  1541)  in  der  Minoritenkirche  zu  Ingolstadt  (Mader  S.  95).  Gewählt 
ist  der  Augenblick,  wo  Christus  seine  Mutter  dem  Schutze  seines  Lieblingsjüngers  anbefiehlt.  Daher 
bei  Maria  eine  mehr  stillinnige  Ergebung,  dagegen  bei  Johannes  eine  gewisse  leidenschaftliche 
Erregung,  die  sich  auch  auf  Haltung  und  Gewand  ausdehnt  und  sonst  weniger  Loy  Herings  Sache 
ist.  Doch  auch  hierfür  haben  wir  eine  Parallele,  nämlich  in  dem  um  1527 — 1530  entstandenen 
Epitaph  des  Herzogs  Erich  von  Braunschweig  in  Münden  (Mader  S.  73)-  Sonst  hatte  der  Meister 
nur  noch  ein  zweites  Mal  Gelegenheit,  neben  dem  Kruzifix  die  Gestalten  Marlens  und  Johannis 
darzustellen,  nämlich  am  Willibaldsdenkmal  in  Eichstätt.  und  zwar  in  Holz.  Typisch  ist  auch 
für  den  Künstler  die  wolkenartige  Behandlung  des  Bodens,  den  er  nach  rückwärts  zur  Erhöhung 
der  perspektivischen  Wirkung  ansteigen  läßt. 

Bestimmt  ist  das  Epitaph  für  Johannes  Menger,  den  29.  Abt  des  Klosters  Kastl,  der  von 
1531  —  54  regierte  und  links  unten,  von  Jakobus  minor  empfohlen,  in  vollem  Ornat  in  andächtiger 
Haltung  vor  dem  Kruzifix  kniet.  Es  ist  eine  edle  und  ausdrucksvolle  Pcrträtgestalt,  die  wir  da 
vor  uns  haben.  Wie  vornehm  ist  der  Kopf  behandelt!  Wie  sicher  und  virtuos  der  Schnitt  der 
Falten  und  wie  weich  der  Fluß  der  Gewandung  1  Von  der  Figur  gilt  das  Gleiche,  was  Mader  (S.  33) 
von  derjenigen  seines  Votivreliefs  in  Kastl  sagt:  ,, tiefes,  glaubensvolles  Vertrauen  spiegelt  sic!i 
auf  seinen  ernsten,  lebenswahren  Zügen  wie  in  der  ganzen  Haltung  der  Gestalt".  Der  Abt  besitzt 
nämlich  in  der  Klosterkirche  zu  Kastl  noch  ein  zweites  kleineres  Epitaph,  ein  Votivrelief  und  einen 
Grabstein,  die  sämtlich  als  Arbeiten  Loy  Herings  gelten  (vgl.  die  Kunstdenkmäler  des  König- 
reichs Bayern,  Oberpfalz  und  Regensburg,  Stadt  und  Bezirksamt  Neumarkt,  Fig.  126,  Taf.  IX 
und  XI).  Es  ist  im  höchsten  Grade  auffällig,  daß  unser  Epitaph  den  gleichen  Fehler  aufweist, 
der  den  Kastler  Denkmälern  anhaftet.  Der  Abt  trägt  Pontifikalgewandung,  aber  über  der  Kasula 
hier  wie  dort  das  Rationale.  Dieses  haben  die  Äbte  von  Kastl  nie  besessen  (vgl.  Mader  S.  31).  Es 
ist  aber  eine  und  noch  dazu  sehr  singulare  Auszeichnung  der  Eichstätter  Bischöfe.  Und  es  ist 
merkwürdig  genug,  daß  es  hier  wie  dort  getreu  dem  Rationale  nachgebildet  ist,  das  Bischof  Gabiiel 
von  Eyb  zu  tragen  pflegte  und  wie  er  es  auf  seinem  von  Loy  Hering  geschaffenen  Denkmal  im 
Dom  (Mader  S.  51)  tatsächlich  trägt.  Was  liegt  da  näher  als  die  Annahme,  daß  auch  unser  Epitaph 
in  Eichstätt  entstanden  ist  und  daß  es  von  der  Hand  des  gleichen  Künstlers  herrührt,  der  jene 
schuf,  also  von  Loy  Hering,  zumal  es  ihnen  stilistisch  und  technisch  nahe  verwandt  ist  I  Die  Kastler 
Denkmäler  sind  nach  Mader  anfangs  der  30  er  Jahre  entstanden.  Ich  möchte  sie,  wie  auch  das 
unsrige,  später  ansetzen,  nämlich  in  die  Zeit  der  fast  klassischen  Einfachheit  des  Unter- 
knöringer  Epitaphs  der  10  jährig  verstorbenen  Maria  von  Rechenberg  (um  1542).  Das  Sterbe- 
datum 1554  ist  genau  so  wie  an  dem  Kastler  Epitaph  dem  MD  der  Ur- Inschrift  erst  in  späterer 
Zeit  in  arabischen  Ziffern  nachgefügt  worden.  An  Reife  und  Vollendung,  an  Größe  und  Adel  der 
Auffassung  überragt  jedenfalls  unser  Denkmal  die  Kastler.  Es  ist  ein  wahres  Kabinettstück  an 
Intimität  der  Auffassung  und  technischer  Vollkommenheit. 

Aber  wie  kommt  das  Epitaph  nach  Nürnberg.'  Es  war  nichts  Ungewöhnliches,  daß  man 
sich  im  16.  und  17-,  ja  selbst  noch  im  18.  Jahrhundert  an  verschiedenen  Orten  Denkmäler  errichten 
ließ.  Aber  natürlich  mußten  zwischen  der  Person  und  den  Orten  irgend  welche  Beziehungen  bestehen. 
Eine  solche  fällt  für  Nürnberg  trotz  der  Nähe  des  ehemaligen  Egidienklosters  weg,  da  in  der  Unter- 
schrift klar  ausgesprochen  ist,  daß  Johannes  Menger  hier  in  Kastl  verschieden  ist.  Daß  er  sich 
aber  dort  eine  größere  Anzahl  von  Denkmälern  errichten  ließ,  braucht  nicht  weiter  Wunder  zu 
nehmen,   drückte  sich   doch   darin    Frömmigkeit  und    Kunstsinn   zugleich  aus.     Und   möglicher- 


—     60    — 

weise  hat  ilini  d.is  kleine  Epitapli.  .uif  deiner  in  ll.K-lib(>i;ii;er  Nisciie  allein  vor  ileni  (.lekreu/.iKten 
kniet,  wegen  seiner  anspruchslosen  Einfachheit  auf  die  Dauer  nicht  Kenüirt.  Er  ließ  es  später 
durch  ein  größeres  und  reichfigurigeres  ersetzen.  Das  Bild  der  Kastler  Klostergeschichte  weist 
manch  trübe  Farbe  auf.  ..Unter  wehrendem  Calvinismo"  wurde  das  Kloster  übel  zugerichtet. 
Die  Verwalter  sollen  aus  der  Kirche  einen  Roßstall  .gemacht  Iiaben.  Die  Jesuiten  nahmen  i.  J.  1715 
eine  umfangreiche  Wiederherstellung  der  Klosterkirche  im  Sinne  der  Zeit  vor.  Das  kleinere 
Epitaph  und  das  Votivrelief  befinden  sich  erst  seit  dem  Jahre  1825  an  ihrer  heutigen  Stelle.  Vorher 
standen  sie  in  der  Stifterkapelle.  Der  Grabstein  diente  bis  zum  Jahre  1909  als  Deckplatte  der 
Altarniensa  in  der  Benediktuskapelle.  So  ist  es  nicht  unmöglich,  daß  zu  den  Zeiten  solch  großer 
Mißachtung  der  Grabdenkmäler  und  Ausstattungsstücke  unser  Epitaph  ganz  aus  dem  Kloster 
verschleppt  wurde,  um  schließlich  eine  Heimstätte  in  dem  engen  Hofe  eines  Nürnberger  Bau- 
meisters zu  finden,  von  dem  es  dann  auf  Kosten  der  Stiftung  zur  Erhaltung  Nürnberger  Kunst- 
werke zur  Unterbringung  im  Germanischen  Museum  erworben  wurde. 

Fritz  T  r  a  u  g  o  1 1  S  c  h  u  1  z. 


Das  in  Abb.  24  wiedergegebene  W  a  c  h  s  r  e  1  i  e  f  charakterisiert  sich  bestimmt  als   deutsche 
Arbeit  aus  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.    Es  ist  in  braunem  Wachs  auf  ein  Brettchen  auf- 


getragen, welches  lei- 
der nicht  seine  volle 
Höhe  behalten  hat. 
sondern  unmittelbar 
über  dem  Kopf  ab- 
gesägt wurde.  Das 
Relief  springt  in  sei- 
nen höchsten  Erhe- 
bungen etwa  6  mm 
über  die  Grundfläche 
vor.  Die  ganze  Be- 
handlung, namentlich 
auch  der  Boden  mit 
Gras.  Blättern  und 
Steinen,  weist  darauf 
hin.  daß  wir  ein  Mo- 
dell für  Treibarbeit 
vor  uns  haben.  Dar- 
gestellt ist  eine  nackte 
Frau  in  lebhaftem 
Schreiten  nach  links. 
Am  Rücken  hebt  sich 
der  Umriß  des  Kör- 
pers unmittelbar  vom 
Grund  ab,  vorn  wallt 
ein  Tuch  von  der 
Schulter  herab,  fällt 
über  den  rechten  Arm 
und  wird  von  der  er- 
hobenen Hand  gefaßt. 
Das    herabhängende 


Abb.  24.    Peter  Flötner:  Wachsrelief. 


Ende  ist  zwischen  den 
Beinen  durchgezogen 
und  wird  von  der 
linkenHand  gehalten. 
Die  formale  Auffas- 
sung des  Körpers  im 
ganzen  wie  im  ein- 
zelnen ist  sicher  und 
gut,  dagegen  ist 
das  Bewegungsmotiv 
nicht  ganz  wider- 
spruchslos durchge- 
führt. Die  Frau  ist 
in  raschem  Lauf  be- 
griffen, neigt  aber 
dabei  den  Oberkörper 
etwas  zurück,  wo- 
durch die  Bewegung 
trotz  ihrer  Heftigkeit 
schlaff  und  unent- 
schieden wird  und  im 
Ausdruck  etwas  Un- 
feines bekommt. 

Die  Frage  nach 
dem  Meister  des  Re- 
liefs läßt  sich  nicht 
sicher,  aber  doch  mit 
ziemlicher  Wahr- 
scheinlichkeit dahin 
beantworten,  daß  es 
eine    Arbeit  Peter 


Flötners  ist.  Hierfür  spricht  vor  allem  die  Bewegung  der  Figur.  In  Flötners  Plaketten  finden 
wir  vielfach  ähnliche  Bewegungsmotive,  in  welchen  die  innere  Kraft  der  äußerlichen  Heftigkeit 
nicht  entspricht,  ja  sie  sind  geradezu  ein  Merkmal  für  Flötners  Menschendarstellung.  Auch  die 
formale  Durchbildung  des]  Körpers,  des  Kopfes,  die  Verkürzung  des  rechten  Fußes  spricht  für  die 
Zuschreibung  an  Flötner.  Die  Behandlung  des  Tuches  weicht  etwas  von  der  auf  den  meisten 
Plaketten  ab.     Allein    die  Drapierung   hat  hier  überhaupt    nicht  die  Bedeutung    wie    auf  vielen 


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Plaketten,  sie  ist  fast  nur  Hintergrund  und  mußte  untergeordnet  werden,  während  sie  auf  den 
Plaketten  mit  großen  Einzelfiguren  in  ihrer  schweren  Faltung  den  Gesamteindruck  wesentlich 
bestimmt.  Und  die  Einzelmotive,  wie  sie  sich  namentlich  an  dem  durch  den  Griff  der  Hände 
bedingten  Bauschungen  ergeben,  lassen  sich  doch  auch  auf  Plaketten  beobachten. 

Neben  Flötner  käme  vielleicht  noch  Ludwig  Krug  als  Autor  in  Frage,  aber  seine  Körper- 
auffassung ist  altertümlicher  und  unfreier. 

Hinter  beiden  aber  steht  der  widerliche  Italiener  Jacopo  de  Barbari. 

B  e  z  o  1  d. 


Zwar  nicht  melir  aus  erster,  aber  noch  aus  zweiter  privater  Hand  konnte  ein  S  i  1  b  e  r  f  u  n  d 
aus  der  Zeit  der  Renaissance  erworben  werden,  der  in  der  Fränkischen  Schweiz 
im  September  dieses  Jahres  bei  einem  Wohnhausneubau  in  der  Nähe  von  Pretzfeld  gemacht 
worden  ist  (s.  Tafel  V).  Bei  den  Grundaushebungsarbeiten  stieß  man  daselbst  auf  einen  irdenen 
Topf,  der  als  Hauptstück  einen  reizvollen  silbernen,  zum  Teil  vergoldeten  Becher  enthielt.  Der  nach 
oben  fein  ausgeschweifte  Körper  desselben  ist  mit  einem  Schuppenmuster  in  getriebener  Arbeit  ver- 
ziert.   Der  reich  gravierte  vergoldete  Lippenrand  und  der  gleichfalls  vergoldete,  gegossene  Fuß 


Abb.  25. 


weisen  Laubornamente  nach  Art  der  Kleinmeister  auf.  Der  ganze  Becher  steht  auf  drei  hübsch  stili- 
sierten Eicheln  mit  spiralig  gewundenen  Stengeln  und  zeigt  unter  dem  Fuß  das  Nürnberger 
Beschauzeichen  und  eine  Meistermarke,  die  sich  aus  einem  W  und  drei  in  den  leeren  Räumen 
stehenden  Rosetten  zusammensetzt.  Der  Becher  mag  um  156O  bis  1570  entstanden  sein.  Zu 
dem  Funde  gehören  ferner  sieben  silberne  Löffel,  deren  Form  noch  aus  der  spätgotischen  Zeit 
hergeleitet  werden  muß  und  von  denen  fünf  neben  anderem  gravierten  Ornament  das  auf  diesem 
Blatt  in  Originalgröße  wiedergegebene  Zeilhofersche  Allianzewappen  (Abb.  25)  zeigen.  Das  zweite 
Wappen  scheint  das  des  ebenfalls  altbayerischen  Adelsgeschlechts  der  Hofer  v.  Lobenstein  zu 
sein,  doch  haben  sich  die  näheren  verwandtschaftlichen  Beziehungen,  aus  denen  auch  die  genauere 
Datierung  dieser  Löffel  folgen  würde,  bisher  noch  nicht  klar  ermitteln  lassen. 

Mit  sicherer  Hand  gravierte,  sehr  geschmackvolle  Laubornaniente  der  Spätrenaissance 
tragen  auch  einige  silberne  Riemenzungen  des  gleichen  Fundes,  Teile  von  Gürtelgehängen  und 
dergl,  von  denen  wiederum  andere  gegossene  Glieder  zum  Teil  reizvolle  figurale  Darstellungen 
zeigen.     In  ähnlicher  Weise  ist  eine  Art  langgestreckte   Gürtelschließe  gearbeitet  und  verziert. 


—     62     — 

die  das  Beschauzeiclien  von  Frankeiitlial,  ganz  ähnlicli  dem  bei  M.  Rosenberg,  Der  Goldsciimiede 
A\erkzeiciien  (Frankfurt.  1011).  unter  Nr.  1320  wiedergegebenen,  und  dazu  eine  Goldscliniieds- 
niarke  mit  einem  sicli  aus  F  und  G  zusammensetzenden  Monogranmi  samt  dem  Wüclisenzeiciien 
aufweist.  Eine  gmlie  Anzaiii  silberner  Knöpfe,  drei  verschiedene  Sorten,  fanden  sich  gleichfalls 
vor.  ferner  einige  Amulette,  darunter  eine  silbervergoldete  Fassung  mit  luibsclier  (.Gravierung, 
Pilger/eichen  und  eine  Anzahl  gröfJerer  und  kleinerer  Silbermünzen  und  Jetoiis.  miter  dcni^n  das 
späteste  datierte  Stück  aus  dem  Jahre  1613  stammt.  Um  diese  Zeit  wird  also  wdiil  der  kleine 
Silberschatz,  vielleicht  um  ihn  vor  Feinden  zu  retten,  mögliclierweise  aber  auch  als  ein  Raub,  der 
zu  gelegenerer  Zeit  seine  Verwertung  finden  sollte,  in  der  Erde  geborgen  worden  sein. 

Th.    II. 

Unsere  Sammlung  von  G  r  a  b  d  e  n  k  m  a  1  s  a  bgii  ss  e  n  konnte  um  drei  weitere 
charakteristische  Stücke  vermehrt  werden,  um  die  flaciigravierte  Grabplatte  des  1329  gestorbenen 
Johanniterordenskomturs  Gottfried  de  Spira  in  der  Leonhardikirche  zu  Regensburg(Taf.VI,  Mitte), 
um  den  großen  Grabstein  des  1526  gestorbenen  kaiserlichen  Reichshauptmanns  Fuchs  von  Schnee- 
berg in  der  Dominikanerkirche  ebendort  (Taf.  VI,  links)  und  um  das  Mittelstück  des  Epitaphs  des 
1674  verschiedenen  Konrad  Askanius  Freiherrn  von  Mahrenholz  auf  dem  kleinen  Friedhof  der  Regens- 
burger Dreieinigkeitskirche  (Taf.  VI  rechts).  Der  Schneebergsche  Abguß  ist  eine  Stiftung  des  Bild- 
hauers Karl  Vogler,  die  beiden  anderen  sind  eine  Stiftung  des  Bildhauers  Jakob 
G  r  a  u  in  Regensburg.  Zuvor  befanden  sich  dieselben  auf  der  von  Oberleutnant  S  c  h  ö  p  p  1 ,  dem 
Archivar  des  historischen  Vereins,  arrangierten  und  wirklich  verdienstvollen  Alt- Regensburger 
militärgeschichtlichen  Ausstellung  (Juni — Oktober  1912),  und  es  muß  dankbar  anerkannt 
werden,  daß  sich  ihre  Verfertiger  eingedenk  alter  Beziehungen,  die  sie  mit  Nürnberg  ver- 
knüpfen, dazu  entschlossen,  diese  kunstgerechten  Erzeugnisse  ihrer  Ateliers  dem  Germanischen 
Museum  als  Geschenk  zu  überweisen.  Die  Platte  des  Gottfried  de  Spira  aus  der  kleinen  früh- 
romanischen Leonhardikirche  darf  als  ein  gutes  Beispiel  der  vertieften  Grabmaltechnik  der 
1.  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  gelten.  Ganz  besonders  interessant  aber  ist  sie  durch  das 
Kostüm  des  Dargestellten,  der  die  Haustracht  des  Ordens  mit  dem  Barett  trägt.  Das  Original 
ist  Sandstein  und  mit  grauer  Ölfarbe  überstrichen.  Fuchs  von  Schneeberg  steht  in  mehr  als 
Lebensgröße  vor  gerautetem  Untergrund  in  einer  naturalistisch  geformten  Säulenarkade,  in 
Turnierrüstung  hoch  aufgerichtet  nach  rechts  schreitend.  Das  Antlitz  ist  energisch  markiert, 
der  Backenknochen  kräftig  herausgesetzt,  die  Nase  scharf  geschnitten,  der  Mund  fest  zusammen- 
gepreßt. Die  Rechte  mit  dem  Kürisbengel  ist  in  die  Seite  gestemmt,  während  die  Linke  auf 
der  vorderen  Parierstange  des  mächtigen  Bidenhanders  ruht.  Der  Grabstein  ist  ein  vortreff- 
liches Beispiel  der  nach  Porträtwahrheit  ringenden  deutschen  Frührenaissance.  Die  Ähnlichkeit 
mit  dem  gegenüber  befindlichen  Grabstein  des  1504  gegen  die  Hussiten  gefallenen  Jörg  Schenckh 
von  Neideckh,  der  inschriftlich  als  Arbeit  des  Jörg  Gärtner  beglaubigt  ist,  macht  es  wahr- 
scheinlich, daß  jener  dem  unsrigen  als  Vorbild  gedient  hat.  Das  Original  ist  Untersberger 
Marmor.  Die  Platte  mit  der  Figur  des  Freiherrn  von  Mahrenholz  ist  nur  ein  Teil,  allerdings 
zugleich  der  wichtigste  seines  mit  eindrucksvoller  Architektur  groß  angelegten  Epitaphs.  Be- 
herrschend tritt  die  Gestalt  des  Verstorbenen  als  einziges  figurales  Glied  aus  diesem  heraus. 
Perspektivisch  leiten  vier  Säulen  das  Auge  auf  dieselbe  zu.  Die  Rüstung  ist  mit  Treue  gegliedert 
und  mit  peinlicher  Sorgfalt  durchgeführt.  Aber  auch  das  Antlitz  erweckt  den  Eindruck  einer 
durchaus  realistischen  Wiedergabe.  Die  Platte  ist  ebenso  wie  der  ornamentale  Schmuck  des 
Denkmals  in  Kelheimer  Stein  (Bronzeton),  die  Architektur  in  grauem,  vom  Alter  bereits 
stark  mitgenommenem  Sandstein  gearbeitet. 


Geschenke. 
Hannover.  Frl.  Antonie  Sattler:  Butterfaß  mit  Rausche  aus  der  Gegend  von  Diep- 
holz. 19.  Jahrh.  —  Bad  Homburg.  Friedrich  Reichel:  Steinschloßpistole  mit  getrie- 
benem Silberbeschläg  und  Ornamenteinlagen  in  Silber.  Bezeichnet:  H  DELANY  LONDON. 
18.  Jahrh.  —  Leipzig.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  K  o  e  1 1  i  k  e  r:  Medaille  auf  Prof.  Albert  von 
Koelliker  anläßlich  seines  80.  Geburtstages  am  6.  Juli  1897,  von  A.  Börsch.  Silber.  —  Nürnberg. 
Albert  G  e  n  g:  Standuhr  mit  Aedikula.  von  Alabastersäulen  getragen,  in  schwarzem  Gehäuse. 


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—     63     — 

Mitte  19.  Jahrh.  —  Maurermeister  Hans  S  a  u  e  r  e  s  s  i  t(  :  Stück  einer  sog.  Schlierwand  von 
dem  Giebel  eines  Wohnhauses  am  Hallplatz  in  Nürnberg,  15.  Jahrh.  —  Frl.  Luise  Schuh: 
Drei  Puppen,  zwei  Mädchen  und  ein  Knabe,  in  bäuerlicher  Tracht.  1.  Hälfte  19-  Jahrh.  — 
Verein  für  M  ü  n  z  Ic  u  n  d  e:  Silbermedaille  auf  das  8.  Deutsche  Sängerbundesfest  zu  Nürn- 
berg am  27. — 31.  Juli  1912.  von  L.  Clir.  Lauer  in  Nürnberg.  Gewidmet  vom  Verein  für  Münz- 
kunde. —  Baurat  Heinrich  W  a  1  1  r  a  f  f :  Vier  zylindrische  Tongefäße  aus  dem  Topfgewölbe 
eines  abgebrochenen  Nürnberger  Hauses,  17- — 18.  Jahrh.  —  Unbekannter  Geschenk- 
geber: Fränkisches  Mangelbrett  von  Buchenholz,  mit  Stabgriff  und  Kerbschnittverzierungen. 
18.  Jahrh.  —  Regensburg.  Bildhauer  Jakob  Grau:  Gipsabguß  der  Grabplatte  des  1329 
gestorbenen  Johanniterordenskomturs  Gottfried  de  Spira  in  der  Leonhardikirche  zu  Regensburg 
(Taf.  VI,  mitte):  Gipsabguß  des  Mittelstücks  des  großen  Epitaphs  des  1674  gestorbenen  Konrad 
Askanius  Freiherrn  von  Mahrenholz  auf  dem  kleinen  Friedhof  der  Dreieinigkeitskirche  zu  Regens- 
burg (Taf.  VI,  rechts).  —  Bildhauer  Karl  Vogler:  Gipsabguß  des  Grabsteins  des  1526  ge- 
storbenen kaiserlichen  Reichshauptmanns  Fuchs  von  Schneeberg  in  der  Dominikanerkirche  zu 
Regensburg  (Taf.  VI,  links).  —  Strippow.  Dr.  von  B  1  a  n  k  e  n  b  u  r  g:  Eiserne  Ofenplatte, 
ostfriesisch,  mit  Darstellung  der  Anbetung  der  Hirten.  Letztes  Drittel  16.  Jahrh.  —  Westheim. 
Frl.  Hilda  Bai  st:  Goldener  Fingerring  mit  ovalgefaßtem  Karneol,  in  den  ein  antiker 
Kriegerkopf  im  Linksprofil  eingeschnitten  ist.  Mitte  19-  Jahrh.  —  Wien.  Prof.  Dr.  von  Renner: 
Medaille  auf  die   Familie  von   Renner.     1912.     Bronze. 

Ankäufe. 

Gemälde.  Altarflügel  mit  Dornenkrönung.  Thüringer  (Erfurter)  Schule 
um  1430  (Abb.  22).  Tempera  auf  Fichtenholz.  —  Landschaftsmotiv  aus  der  Nähe  von  Possen- 
hofen.     Ölbild  auf   Holz  von   Ernst   Kaiser  (1802—1865).     Siehe  Abb.  23. 

Plastii<,  Originale.  Braunes  Wachsrelief  einer  nach  links  schreitenden  nackten  Frau,  im 
Charakter  P  e  t  e  r  F  1  ö  t  n  e  r  s.     1.    Hälfte  16.   Jahrh.  (Abb.  24). 

Hausgeräte.  F  u  n  d  a  u  s  d  e  r  N  ä  h  e  v  o  n  P  r  e  t  z  f  e  1  d  in  der  Fränkischen  Schweiz, 
bestehend  aus  einem  teilvergoldeten  Silberbecher,  Nürnberger  Arbeit,  Marke  W  mit  3  Rosetten, 
aus  7  silbernen,  mit  Wappen  verzierten  Löffeln,  2  silbernen  Löffelgriffen,  Schließen  und  Be- 
schlägstücken zu  Frauengürteln  in  reliefiertem  Silberguß  oder  mit  Rankengravierung,  aus  einer 
größeren  Anzahl  Silberknöpfen,  aus  Münzen,  Jetons  und  Amuletten,  meist  der  2.  Hälfte  des 
16.   Jahrhunderts  angehörig  (Siehe  Taf.  V). 

Medaillen.     Bronze-Medaille  v.   J.   lS47  auf  Michael   II.  Arnetli,  Abt  von   St.    Florian. 

Münzen.    Silbertaler  Leopolds  I.  v.  J.  I682.  —  Doppel-Souverain  d'or  Josefs  II.  v.  J.  1788. 

D  e  p  0  s  i  t  a. 

Gläserner  D  e  c  k  e  1  p  0  k  a  1  mit  Ansicht  des  Schlosses  und  Dorfes  Neunhof  bei 
Kraftshof  und  dem  Kressischen  Wappen  in  bunter  Emailmalerei  v.  J.  1657-  —  Leichentuch 
der  Weberinnung  in  Selb  v.  J.  1834  (Besitzer:  Stadtmagistrat  Selb  in  Oberfranken).  ■ —  Zwei 
stählerne  M  e  d  a  i  1 1  e  n  s  t  e  m  p  e  1  A  und  R  der  vom  Verein  für  Münzkunde  in  Nürnberg 
auf  das  8.  Deutsche  Sängerbundesfest  zu  Nürnberg  27. — 31.  Juli  1912  geprägten  Medaille  (Be- 
sitzer: Verein  für  Münzkunde  in   Nürnberg). 

Kunstsammlungen  der  Stadt  Nürnberg.  Grabstein  des  1554  gestorbenen  Abtes 
Johannes  Menger  von   Kastl.      Kalkstein.     Von  Loy   Hering  (Taf.   IV). 


HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenke. 
Edenkoben.     Apotheker   P  h.    S  t  e  n  g  e  r:    Standgefäß,   Weißblech,  schwarz  lackiert,   mit 
roter  Etikette.   1.  Hälfte  19-  Jahrh.  —  Fürth.  Apotheker  Heinrich  S  t  a  d  e  1  m  a  n  n:  4  Tropfen- 
gläser, 18.— 19-  Jahrh.  —  Mölln  i.  Lbg.     Apotheker    Dr.    H.  Möller:    Pharmacopoeia    medico- 
chymica  .  .  .  autore  Joanne  Schrödero  (1676). 

Ankäufe. 
A  p  o  t  h  e  k  e  r  p  r  e  s  s  e  v.   J.   I669  aus  der  Oberen   Sternapotheke  z.  g.    Lamm  in    Kit- 
zingen a-  M. 


—     64     — 
KUPFERSTICMKABINETT. 

S  t  i  I  f  11  n  R. 

Der  K.  Universitiits-Verlassbuchhäiuller  Herr  C  u  i  t  K  ;i  b  i  1  /.  s  c  h  hat  dem  Germanischen 
Museum  seine  umfangreiche  Sammlunt;  von  K  a  r  i  k  a  1  u  r  e  n  auf  B  i  s  m  a  r  c  k  als  Ge- 
schenk übergeben.  Die  Sammlung  ist  im  Laufe  langer  Jahre  mit  vieler  Miiiie  /usammengebracht, 
denn  der  politische  Witz  hat  ein  flüchtiges  Dasein,  und  was  er  in  Wort  und  Bild  dem  Moment 
bietet,  verliert  rasch  seinen  Reiz  und  wird  nicht  aufbewahrt.  Im  allgemeinen  wohl  mit  Recht. 
Bei  der  überragenden  Persönlichkeit  Bismarcks  aber  liat  die  Betrachtung  der  Zeitgenossen  im 
Spiegel  des   Humors  auch  für  spätere  Zeiten  ihre  Bedeutung. 

Die  Witzblätter  beschäftigen  sich  mit  Bismarck  von  seinem  Eintritt  in  das  Ministerium 
(1862)  an.  Napoleon  hatte  in  der  europäischen  Politik  jahrelang  die  Führung  gehabt; 
Bismarck  war  Gesandter  in  Paris  gewesen.  Der  Kladderadatsch  zeigt  im  Oktober  1862  die  Ab- 
schiedsaudienz mit  der  Unterschrift:  Ein  Jünger  der  Staatskunst  verabschiedet  sich  von  seinem 
Meister,  um  selbständig  das  Geschäft  zu  betreiben.  Napoleon:  Zeigen  Sie,  daß  man  bei  MIR 
etwas  lernen  kann.  Bild  und  Wort  sprechen  eine  damals  weitverbreitete  Ansicht  aus.  Bismarcks 
Auftreten  erregt  Bestürzung  und  Verwirrung;  man  weiß  ihn  nicht  zu  fassen,  aber  man  mißtraut 
ihm  oder  man  verachtet  ihn.  ..Das  ist  der  große  Wundermann  der  alles  macht  und  doch  nichts 
kann  ....  Diweil,  soviel  er  auch  krakehlt,  zuletzt  ihm  die  Courasche  fehlt".  Das  Eingreifen 
in  Schleswig- Holstein  wird  als  ein  unbedachtes  Beginnen  betrachtet,  das  den  Unternehmern  nur 
Verlegenheiten  bereitet.  Es  folgen  die  Konfliktszeit  und  die  großen  Kriege.  1866  setzt  die  tsche- 
chische Karikatur  ein;  schon  im  August  dieses  Jahres  weisen  der  Kladderadatsch,  der  Wiener 
Figaro  und  der  Punch  auf  den  kommenden  Konflikt  mit  Frankreich  hin.  1867  zeigt  ihn  das  fran- 
zösische Blatt  La  Lune  als  Ogre,  den  menschenfressenden  Riesen,  der  sein  Messer  wetzt.  Das 
große  Jahr  des  deutsch-französischen  Krieges  ist  weniger  fruchtbar  als  man  erwarten  möchte, 
und  leider  stehen  die  haßerfüllten  französischen  Karikaturen  höher,  als  die  huldigenden  deutschen 
Bilder  und  Worte.  Und  doch  kann  es  nicht  anders  sein,  der  Haß  schärft  den  Blick;  aufrichtiger 
Huldigung  aber  muß  der  Witz  fernbleiben. 

Dann  wird  die  weitere  politische  Tätigkeit  des  großen  Mannes,  der  noch  durch  siebzehn 
Jahre  Europas  Geschicke  gelenkt  hat,  mit  weniger  oder  mehr  Humor  glossiert.  Wahrhaft  kläglich 
ist,  was  die  deutschen  Blätter  bei  Bismarcks  Rücktritt,  bei  seinem  achtzigsten  Geburtstag,  und  bei 
seinem  Tode  bringen,  ihr  Humor  ist  fad.  ihr  Ernst  banal.  Würdiger  ist  das  Bild  das  der  Punch 
bringt,  die  deutschen  Staaten  tragen  den  Helden  zu  Grabe,  Germania  schreitet  verhüllt  dem  Zuge 
voran.  Es  ist  das  Motiv  des  Grabmals  Philippe  Pots  im  Louvre.  In  den  französischen  Blättern 
tobt  der  tödliche  Haß  in  ungebrochener  Kraft.  Im  Jahre  1908  bringen  endlich  auch  einige  deut- 
sche Blätter  Kladderadatsch  (Hugo  Lederer).  Jugend  und  Simplizissimus  ernste  und  schöne  Bilder. 

Die  deutsche  Karikatur  steht  lange  Zeit  im  Dienste  des  Worts,  sie  illustriert  Witze  die  nicht 
bildmäßig  gedacht  sind  und  ist  schon  dadurch  zur  Mittelmäßigkeit  verurteilt,  in  der  französischen 
herrscht  das  Bild.  Spät  erst  ist  ihr  die  deutsche  darin  gefolgt  und  hat  sie  überholt;  die  Zeichner 
des  Simplizissimus  verfügen  über  eine  Sicherheit  und  Schärfe  verzerrender  Karakteristik,  welche 
alles  Frühere  übertrifft.  Ihr  außerordentliches  Können  läßt  uns  die  Karikatur  der  sechziger, 
siebziger  und  achtziger  Jahre  matt  und  farblos  erscheinen,  sie  steht  heute  im  Nadir  künstlerischer 
Wertschätzung;  eine  spätere  Zeit  wird  ihr  leichter  gerecht  werden  können  als  unsere,  aber  eine 
neue  Sonnenhöhe  dürfte  ihr  kaum  beschieden  sein. 

Doch  die  Sammlung  Kabitzsch  will  ja  nicht  eine  Geschichte  der  Karikatur  geben, 
sondern  zeigen,  wie  sich  der  politische  Witz  mit  der  machtvollen  Persönlichkeit  Bismarcks  ab- 
gefunden hat,  und  diese  Aufgabe  erfüllt  sie  in  hohem  Maße. 

Geschenke. 

Berlin.  Direktion  des  Kgl.  Kunstgewerbemuseums:  Zwei  Photographien 
der  ,, Weltallschale"  von  Jonas  Silber  im  Kgl.  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin.  —  Engen.  Dr. 
Weiß,  Rechtsanwalt:  10  Exlibris  des  Geschenkgebers  und  seiner  Familie,  gezeichnet  von  K.  F. 
Zähringer.  —  Friedenau  bei  Berlin.  Hermann  B  r  ü  c  k  e  r:  1.  Ludwig  Emil  Grimm,  Brust- 
bilder von  Gottfried  Scharpf,  Leopold  Stein  und  Gerhard  Thomas  auf  einem  Blatt.  Radierung, 
1815.  Andresen,  Malerradierer  V.  Nr.  79.  2.  Pflichtabzug  einer  Aufnahme  des  Aquarells  „Nassauer 
Haus"  von  L.  E.  Grimm.  —  München.    P  i  1  o  t  y  und  L  ö  h  1  e,  Kgl.  b.  privileg.  Kunst-  und  Ver- 


—    65    — 

lajjsanstalt:  S  chromolithographische  Wandbilder.  —  Nürnberg.  Heinrich  Enslin,  13 
Photographien  von  Grenzsteinen  Ansbacher.  Eichstätter  und  Nürnberger  Gebiete.  —  F.  A.  N  agel, 
Architekt:  „Personen  aus  dem  Reiche  der  Liebe  nach  ihren  Provinzen".  Kupferstich.  H.  J. 
Tyroff  del  et  sc.  Nürnberg.  ]77^-  —  Würzburg.  Gurt  Kabitzsch,  Kgl.  Verlagsbuchhändler, 
Sammlung  von    Bismarckkarikaturen.    (44(Sl  Nummern). 

A  n  k  ii  u  f  e. 

Handzeichtningen.  17.  Jahrhundert:  Der  Tod  der  Cleopatra.  Getuschte  Federzeichnung, 
bezeichnet:  A.    B inventor  et  delin,.   Dessau  d.    16.   Novemb.    1641. 

Oriiamentstiche.  P.  Decker:  a)  ..Schilder  vor  Bildhauer  und  Goldschmidt,  zu  finden  bey 
Joji.  Cliristopii  Weigel  in  Nürnberg".  Nichtnummerierte  Folge  von  6  Blatt.  Jessen  Nr.  79. 
b)  „Groteschgen  Werk  Vor  Mahler  Goldsciimidte  Stuccato:  ....  Joh.  Christoph  Weigel  e.xcudit. 
Nr.  97."  Folge  von  6  Blatt.  L.  Beger  sc.  Jessen  Nr.  78.  c)  Altäre.  P.  Decker  inv.  .,L.  Beger  sc." 
„Joh.  Christoph  Weigel  excudit.""  Niciitnummerierte  Folge.  Jessen  Nr.  1525.  —  Joh.  Christoph 
Weigel  e.xcudit.:  „Unterschiedliche  schöne  Zierrater  und  Einfassungen  für  Bildhauer  Fresco  Mahler 

Goldschmid  Stoccator- Arbeitern  und  dergleichen   Künstlern "     Folge  von  10  nicht  numme- 

rierten  Blättern  mit  Kartuschen.  Jessen  Nr.  89.  —  Joh.  David  Fulck. :  ..Allerhand  Neue  parterre 
und  Blumen  Stuck  ....  Nürnberg  Verlegts  Joh.  Christoph  Weigel."  „Erster  Teil.  Nr.  1591" 
und:  ..Anderer  Theil.  Nr.  160".  Zwei  Folgen  von  je  13  und  12  nummerierten  Blättern.  Jessen 
Nr.   1588. 

Silhouetten.  1.  45  Studentensilhouetten.  Lithographien,  bez.  Garit  (  .''),  1.  H.  19-  Jahrh. 
2.  Zwei  Silhouettenbildnisse  junger  Mädchen.   1.  H.   19.  Jaiirh. 

Historische  Blätter.  N  i  c  h  t  p  o  1  i  t  i  s  c  h  e  Allegorien  und  Satiren:  Zwei  an- 
geheiterte Berliner,  die  Arm  in  Arm  eben  eine  Destillation  verlassen  haben.  Darunter:  .,lter: 
Ick  schlendre  meinen  Schlendrian  .  .  .  ."  Li+hographie  von  Schadow.  Koloriert  und  mit  dem 
Verlagsstempel  der  Gebrüder  Gropius.   Berlin.     1.   H.   19.   Jahrh. 

Bilderrepe-torium.     15   Photographien  der  Apostelfiguren  in   Blutenburg  bei  München. 

BIBLIOTHEK. 

Geschenke. 
Arnau.  Rektorat  des  K.  K.  S  t  a  a  t  s  -  R  e  a  1  g  y  m  n  a  s  i  u  ms:  XXXI.  Jahres- 
bericht. 1911  12.  1912.  8.  —  Bad  Nauheim.  Dr.  Alfred  Martin:  A.  Martin,  Über  bal- 
neologische  Bibliotiieken.  ihren  Kauf  und  Verkauf.  1912.  Gr.-8.  —  Ders.,  Das  deutsche  Heil- 
badewesen bis  zur  Urgeschichte  der  Solbäder.  1912.  2.  —  Ders.,  Goteroff,  Gutter,  Guttus. 
O.  J.  8.  S.-A.  —  Bamberg.  C  C.  B  u  c  ii  n  e  r  s  Verl  a  g:  P.  Schneider  und  W.  Ament,  Bam- 
berg, 1912.  8.  —  K.  H  u  m  a  n  i  s  t  i  s  c  h  e  s  N  e  u  e  s  G  y  m  n  a  s  i  u  m:  Jahresbericht  für  das 
Schuljahr  1911  12  mit  gesondertem  Programm:  Seb.  Mair.  Die  Göttermaschinerie  im  römischen 
Epos  seit  Virgil.  I.  Teil.  (1912.)  8.  —  H  e  i  n  r.  T  ii.  v.  Koiilhagen:  Ders..  Der  deutsche 
Raubritter.  1912.  8.  —  Basel.  Dr.  R.  F.  Burckhardt:  Historisches  Museum  in  Basel, 
Jahresbericht  und  Rechnungen  191 1.  1912.  8.  —  B  a  s  1  e  r  K  u  n  s  t  v  e  r  e  i  n:  Historische  Aus- 
stellung von  Erzeugnissen  der  Kunst  und  des  Kunstgewerbes  aus  Basler  Privatbesitz  ...  19  12.  8.  — 
Bergzabern.  Studienlehrer  Dr.  Jegel:  Verzeichnis  der  47.  Reihe  der  Lichtbildersammlung 
des  deutschen  Flotten  Vereins:  Eine  Weltreise  nach  Samoa.  O.  J.  8.  —  Berlin.  Central- 
M  o  o  r  -  C  o  m  m  i  s  s  i  o  n:  Protokoll  der  68.  Sitzung  der  C-M.-C.  vom  29.  Februar  bis  2.  März 
1912.  8.  —  V  e  r  1  a  g  V  o  n  K  a  r  1  C  u  r  t  i  u  s:  Gertrud  Storni:  Theodor  Storni.  Ein  Bild  seines 
Lebens.  1912.  8.  —  Geii.  Medizinalrat  Prof.  R.  G  r  e  e  f :  Ders.,  Die  ältesten  uns  erhaltenen 
Brillen.  S.-A.  1912.  8.  —  O  1 1  o  J  a  n  k  e  ,  Verlag:  Wilhelm  Raabe,  Der  Hungerpastor.  39-  Aufl. 
1911.  8.  —  Desselben  ,, Altershausen".  191 1.  8.  —  Che  ni  i  s  c  h  e  s  L  a  b  o  r  a  t  o  r  i  u  m  und 
T  o  n  i  n  d  u  s  t  r  i  e  -  Z  e  i  t  u  n  g:  Tonindustrie-Zeitung  Nr.  75  und  78  des  lfd.  Jahrgangs.  1912.  — 
L  a  n  d  e  s  d  i  r  e  k  t  0  r  der  Provinz  Brandenburg:  Die  Kunstdenkmäler  der  Provinz 
Brandenburg.  Bd.  I  Teil  1.  Bd.  1  Heft  2.  Bd.  11  Teil  3.  Bd.  VI.  Teil  1,  2.  1907,  1909-  1912 
8.  — Chr.  Lange:  Ciir.  Lange's  Sammlung  sclileswig-holsteinischer  Münzen  und  Medaillen. 
Bd.  II.  1912.  4.  —  K  a  i  s  e  r  1  .  N  o  r  m  a  1  -  E  i  c  h  u  n  g  s  -  K  o  111  ni  i  s  s  i  o  n :  Wissenschaft- 
liche   Abhandlungen    der    Kaiserl.    Normal  -  Eichungs  -  Kommission.     VIII.     Heft     1912.     2.  — 

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D  i  e  t  r  i  c  li  R  e  i  in  e  r  (E  r  n  s  t  V  oh  seil).  Verlaq;:  R.  Alielke,  Auf  tlem  Weije  zum  Kurluit. 
1912.  S.  —  Georjr  Reimer.  Verlag:  Repertorium  für  Kunstwissenschaft.  XXXV.  Bd. 
3.  Heft.  —  Kommerzienrat  Karl  S  i  e  g  i  s  m  u  n  d,  Erster  Vorsteher  des  Börsenvereins  der 
deutschen  Buchhändler  in  Leipzig:  Statistische  Übersicht  der  im  Gebiete  des  deutschen  Buch- 
handels erschienenen   Bücher  und  Zeitschriften  des  Jahres   1908.     Herausgegeben  von 

Dr.  J.  Goldfriedrich.  Leipzig  1912.  8.  —  Staatssekretär  des  Innern:  Der  oberger- 
manisch-raetische  Limes  des  Römerreiches.  Lieferung  XXXVII.  1912.  2.  —  Verlag  des 
Vaterländischen  Seh  ritten -Verb  an  des:  Flugschriften  des  V.  S.-V.  22,  Dr.  Otto 
Braun.  Deutsches  Leben  und  deutsche  Weltanschauung.  1912.  8.  —  Deutsches  Ver- 
la g  s  h  a  u  s  B  0  n  g  &  C  0.:  Börnes  Werke.  Historisch-kritische  Ausgabe  in  12  Bänden.  Heraus- 
gegeben von  Ludwig  Geiger.  I. — III.  Bd.  O.  J.  8.  —  Ders.,  Dora  Duncker,  Ein  Liebesidyll  Lud- 
wigs XIV.,  Louise  de  La  Valliöre.  Roman.  O.  J. ;  Jos.  Aug.  Lux,  Grillparzers  Liebesroman. 
Die  Schwestern  Fröhlich.  Roman ....  0.  J.;  Eugen  Zabel,  Der  Roman  einer  Kaiserin.  Katharina  II. 
von  Rußland.  Historischer  Roman.  O.  J.;  Mit  Zeppelin  nach  Spitzbergen  ....  O  J.  8.  — 
W  e  i  d  m  a  n  n  s  c  h  e  Buchhandlung:  Mon.  Germ.  Hist.  Epist.  tom.  VII,  p.  I:  Kar.  aevi 
V.  1912.  2;  Deutsche  Texte  des  Mittelalters,  Bd.  XXIII:  Konrads  von  Megenberg  deutsche 
Sphaera.  (O.  Matthaei).  1912.  8.  —  D  e  u  t  s  c  h  e  r  W  e  r  k  b  u  n  d:  Die  Wiener  (5-)  Jahres- 
versammlung des  deutschen  Werkbundes  vom  6. — 9-  Juni  1912.  8;  Friedr.  Naumann,  Kunst 
und  Volkswirtschaft.  1912.  8.  —  Bonn.  P.  H  a  n  s  t  e  i  n,  Verlag:  Publikationen  für  Rheinische 
Geschichtskunde:  Fr.  Lau,  Das  Buch  Weinsberg.  Kölner  Denkwürdigkeiten  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert. Bd.  III  und  IV.  1897/98.  8.  Publikationen  für  Rheinische  Geschichtskunde:  XXI.  Die 
Regesten  der  Erzbischöfe  von  Köln  im  Mittelalter.  II.  Bd.  1100— 1205.  1901.  2;  III.  Bd. 
1205—61.  1909.  2;  Verlagskatalog  188.  1909-  O.  J.  8.  —  Braunschweig.  Direktorium 
des  städtischen  Museums:  Das  städtische  Museum  zu  Braunschweig  in  der  Zeit  vom 
1.  April  1906  bis  31- März  1911.  0.  J.  Gr.-8.  —  Budweis.  RektoratdesK.  K.  deutschen 
Staatsgymnasiums:  XLI.  Programm.  1912.  8.  —  Cassel.  Magistrat  derStadt: 
Gasseier  statistische  Jahresberichte.  2.  Jahrg.  1909.  1912.  8.  —  Dachau.  Verlag  des 
Bücherwurms:    Der  Bücherwurm.    Juniheft  und  Romantiker- Heft  Juli-August  1912.     Kl. -4. 

—  Danzig.  Baurat  Professor  A.  Carsten:  Ders.,  Die  Gartenkunst  und  ihre  Beziehungen  zur 
Architektur.  Hochschulfestrede  1912.  8.  —  Darmstadt.  Direktorium  des  Großher- 
zogl.  Hessischen  Landes  museu  ms:  Führer  durch  die  Kunst-  und  historischen 
Sammlungen.  Beiheft:  Münzkabinett.  1912.  8.  —  Dinkelsbühl.  Paul  Schön,  Verlag: 
M.  Neeser,  Baugeschichte  der  Stadt  Dinkelsbühl.  1912.  Gr.-8;  J.  Greiner,  Dinkelsbühl.  O.  J. 
8;  Fr.  Ritter,  Die  St.  Georgskirche  in  Dinkelsbühl.  O.  J.  8.  —  Dresden.  GalerieArnold: 
Handzeichnungen  alter  Meister.  1912.  Kl. -4.  —  Carl  Reiß  n  er,  Verlag:  Hellmuth  Mielke, 
Der  deutsche  Roman.  1912.  8.  —  Eger.  Alois  John,  Schriftsteller:  Ders.,  Geschichte  und 
Genealogie  der  Familie  John  im  Egerlande.  Eger  1912.  8.  —  K.  K.  Staats-Oberreal- 
s  c  h  u  1  e:  13-  Jahresbericht  1911/12.  Eger  1912.  8.  —  Elbogen.  Professor  L  e  0  n  h  a  r  d  S  t  ö  I- 
1  i  n  g  e  r:  Ders..  Das  Hans  Sachsische  Fastnachtspiel  No.  26,  „Von  Joseph  und  Melisso".    1912.   8. 

—  Elisabethgrad.  Dr.  S.  Weissenberg:  Ders.,  Zur  Anthropologie  der  nordafrikanischen 
Juden.  1912.  8.  (S.-A.)  —  Erlangen.  F.  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur  bayerischen  Kirchen- 
geschichte. XVIII,  5-6.  1912.  8.  —  K  a  r  I  S  c  h  m  i  d,  cand.  jur. :  Festschrift  zum  sechzig- 
jährigen Bestehen  der  Landsmannschaft  Ghibellinia  in  Tübingen.  1905.  8.  —  Eßlingen.  Paul 
Neff:  Die  Kunst-  und  Altertums-Denkmale  im  Königreich  Württemberg,  Ergänzungs-Atlas 
Lieferung  29 /30  (63/64.  Lieferung  des  Gesamtwerkes).  O.  J.  0u--2.  —  Essen.  Günther  & 
Schwan,  Verlag:  W.  Hohmann,  Stammbaum  der  Familie  Hohmann  zu  Schlitz- Elberfeld  usw. 
1912.  4.  —  Freiburg  i.  B.  Helmuth  Th.  B  o  s  s  e  r  t  Studien  zur  Hausbuchmeisterfrage.  S.-A. 
O.  J.  2.  —  Herdersche  Verlagsbuchhandlung:  Frauenbilder.  Herzogin  Renata, 
die  Mutter  Maximilians  des  Großen  von  Bayern.  Von  Anna  de  Crignis-Mentelberg.  O.  J.  (1912). 
8.  —  Fulda.  Prof.  D.  Dr.  Joseph  L  a  m  m  e  y  e  r,  Canonicus:  Ders.,  Das  Siegesdenkmal  des 
Königs  Scheschonk  I.  zu  Karnak.  Diss.,  1907-  8;  Ders.,  Die  sogen.  Gnomen  des  Concils  von 
Nicaea.  Diss.  Freiburg  i.  B.  1912.  8.  —  Fürth  i.  B.  E  u  g  e  n  W  o  1  f  s  d  0  r  f ,  Lehrer  der  frei- 
religiösen Gemeinde  in  Fürth  i.  B.:  Ders.,  Monistische  Pädagogik.  O.  J.  (1912.)  8.;  Ders.,  Kari 
Weisers  Jesusdichtung  im  Lichte  der  Evangelien.    O.  J.    8.  —  Oöding.    Deutsche  Landes- 


-     67     — 

O  b  e  r  r  e  a  1  s  c  h  u  1  e:  14.  Jahresbericht.  .  .  1911/12  mit  2  Abhandkingen.  1912.  8.  —  Gotha. 
Friedrich  Andreas  Perthes,  A.-G. :  Hermann  Gebhardt,  Thüring.  Kirchengeschichte. 
II  und  III.  Bd.  1881.  1882.  8;  Walter  Möllenberg,  Die  Eroberung  der  Weltmarkts  durch  das 
mansfeldische  Kupfer.  1911-  8.;  H.  Keil,  Wölfis.  Bilder  aus  der  Geschichte  eines  Thüringer 
Walddorfes.  1910.  '8;  Allgemeine  Staatengeschichte.  I.  Abt.:  Geschichte  der  europäischen 
Staaten:  32.  Werk:  L.  M.  Hartmann,  Geschichte  ItaHens  im  Mittelalter,  III.  Bd.  2.  Hälfte  I911. 
8;  37.  Werk:  N.  Jorga,  Geschichte  des  Osmanischen  Reiches.  IV.  Bd.  1911-  8;  38.  Werk: 
Jirecek,  Geschichte  der  Serben.  I.  Bd.  1911-  8;  III.  Abt.  Deutsche  Landesgeschichten:  8.  Werk: 
Raim.  Friedr.  Raindl,  Geschichte  der  Deutschen  in  den  Karpathenländern.  III.  Bd.  1911-  8; 
Geschichtliche  Untersuchungen,  herausgegeben  von  Karl  Lamprecht.  5.  Bd.  3.  Heft:  Dorschel, 
Maria  Theresias  Staats-  und  Lebensanschauung.  1908.  8  und  4.  H.:  Essers,  Zur  Geschichte  der 
kurkölnischen  Landtage  im  Zeitalter  der  französischen  Revolution  (1790 — 1797)-  1909.  8.  — 
Groß=Strehlitz.  O. -S.:  K  ö  n  i  g  1.  Gymnasium  Jolianneum:  Jahresbericht  über  das 
Schuljahr  1911/1912.  4.  mit  Beilage:  Heinrich  Seidel,  Der  deutsche  Aufsatz  in  der  Reifeprüfung. 
1912.  8.  —  Halle  a.  S.  Historische  Kommission  fürdie  Provinz  Sachsen 
und  des  Herzogtums  Anhalt:  Mitteilungen  aus  dem  Provinzial-Museum  der  Provinz 
Anhalt.  Bde.  II  1900  und  III  1912.  8.  —  Hamburg.  O  1 1  0  B  r  ö  c  k  e  r  &  C  o.,  Verlag:  ,, Der 
Hamburger".  II.  Jahrgang.,  Nr.  9—14.  1912.  4.  —  LandrichterAscan  W.  Lutteroth: 
Rode,  Rede  am  Sarge  von  Arthur  Lutteroth,  gehalten  im  Krematorium  zu  Hamburg  am  14.  Juni 
1912.  4.  —  A  u  g.  S  t  r  e  b  e  1:  Hamburger  Liedertafel  Bd.  I— IV.  1823.  4.  (Männerquartette.)  — 
Heidingsfeld.  Hetzfelder  Flößerzunft:  Franz  Schneider,  Heidingsfeld,  ein  altfränkisches 
Städtebild.  1908.  8.  —  Jena.  Eugen  Diederichs,  Verlag:  Thule.  Altnordische  Dichtung 
und  Prosa.  I.  Bd.  Edda.  1.  Bd.  Heldendichtung.  1912.  8.  —  Dr.  G  e  o  r  g  M  e  n  t  z,  ao. 
Universitätsprofessor:  Tabvlae  in  vsvm  scholarvm  editae  svb  cvra  Johannis  Lietzmann:  5.  Hand- 
schriften der  Reformationszeit,  ausgewählt  von  Georg  Mentz.  1912.  2.  —  Jever.  G  r  o  ß- 
h  e  r  z  0  g  li  c  h  e  s  M  a  r  i  e  n  -  G  y  m  n  a  s  i  u  m:  Bericht  über  das  Schuljahr  191 1  /12  von  Di- 
rektor Dr.  Weßner.  1912.  4.  —  Karlsruhe.  Badischer  Frauen  verein:  Jahresbericht 
1911.  1912.  8.  —  Konstanz.  Rektorat  des  Großherzoglichen  Gymnasiums: 
Bericht  über  das  Schuljahr  1911  —  1912.  1912.  4.  —  Kronach.  G.  H  u  m  m  e  1,  k.  Postsekretär: 
Ders.,  Geschichte  des  Feuerlöschwesens  und  der  Freiwillgen  Feuerwehr  der  Stadt  Kronach.  Fest- 
schrift       1912.     8.  —  Kulmbach.     Rieh.  Reh  m,  Buchhandlung:  Friedr.  Stein,  Kulmbach 

und  die  Plassenburg  in  alter  und  neuer  Zeit.  O.  J.  8.  —  Leipzig.  Bibliographisches 
Institut  (Meyer):  Meyers  Historischer  Handatlas.  191 1.  Gr.-8;  Gutzkows  Werke.  Bd.  I 
bis  IV.  Herausgeg.  von  Peter  Müller.  O.  J.  8;  Karl  Wenle,  Leitfaden  der  Völkerkunde.  1912. 
Gr.-4.  —  M.  B  r  a  u  n  s  c  h  w  e  i  g.  Vedag:  Th.  Roosevelt,  Die  Moral  der  Individuen  und  der  Na- 
tionen. Übersetzt  von  J.  Sachs.  1910.  K1.-4.  —  Breitkopf  &  Härte  1,  Musikverlag: 
Richard  Wagner,  Sämtliche  Schriften  und  Dichtungen.  6.  Aufl.  Bde.  I— XII  in  6  Doppelbänden. 
O.  J.  8.  —  A.  D  e  i  c  h  e  r  t'  s  c  h  e  r  Vertag  (Nachf.  Georg  Böhme):  Wirtschafts-  und  Ver- 
Verwaltungsstudien  XLIII:  R.  Weber,  System  der  deutschen  Handelsverträge.  1912.  8.  — 
J.  C  Hinrichs,  Vertag:  Vierteljahrs- Katalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen  Buchhandels. 
67.  Jahrg.  2.  Heft.  April  bis  Juni  1912.  8.  —  E.  F.  C.  L  e  u  c  k  a  r  t.  Vertag:  Robert  Franz, 
Gesammelte  Schriften  über  die  Wiederbelebung  Bachscher  und  Händelscher  Werke.  1910.  8.  — 
Direktion  des  Stadtgeschichtlichen  Museums:  Katalog  der  Sonderaus- 
stellung: „Die  Leipziger  Bildnismalerei  von  1 700  bis  1850."  1912.  8.  —  S  t  ä  d  1 1  s  c  h  e  s  K  u  n  s  t- 
g  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  m:  Mitteilungen  des  städtischen  Kunstgewerbemuseums.  Museums- 
bericht 1910  und  1911.  1911  und  1912.  8.  —  B.  G.  T  e  u  b  n  e  r:  Epitome  thesauri  Latini  ... 
ed.  Fr.  Vollmer.  Probeheft  1912.  2.  —  LeoWoerl,  Herausgeber  der  Woertschen  Reisebücher. 
Hof- Verlagsbuchhändler:  Illustrierter  Führer  durch  Nürnberg  und  Umgebung.  28.  Aufl.  (1912.) 
8.  —  Linz  a.  D.  Dr.  A.  M.  P  a  c  h  i  n  g  e  r:  Ders.,  Strumpfbandverse.  Kulturgeschichtliche 
Plauderei.  O.  J.  8.  —  London.  Victoria  and  Albert  Museum:  Victoria  and  Albert 
Museum.  Review  of  the  principal  acquisitions  1911.  London  1912.  8;  Beard  of  education. 
Report  for  the  year  1911  on  the  Victoria  and  Albert  Museum  and  the  Bethnal  Green  Museum, 
London  1912.  8.  —  Lübeck.  J.  Warncke:  Ders.,  Handwerk  und  Zünfte.  1912.  8.  — 
Mährisch»  Ostrau.      Deutsche     L  a  n  d  e  s  -  O  b  e  r  r  e  a  1  s  c  h  u  1  e:     29.     Jahresbericht    der 


—     hS     — 

ik'iitsklu'ii  l.,iiuios-(>l''oni.';ilsi.luili.'  in  /Wiilitisili-Osli  ,iu  Im  ilas  Siluili.iln  l<i|  i  loii.  S.  Mit 
Beil.ii;cn   vmi   Aitui'    Kwlinovskv .     1  .iil''sl(>irsyiillH'soii   iiiul    l.ii  howisiklu'.  Miiiir/..      hiirk- 

t  IM'  i  11  m  il  (.'  s  K  I)  in  i  s  i  h  ■  » i  o  i  ni  .i  n  i  s  i"  h  c  ii  /  c  ii  I  i  .i  1  -  M  ii  s  i'  u  m  s:  I.iIiicsIh'i  iilil 
l'ill  IJ.  S.A.  I'M:!.  2.  Mjiinilicim.  \' c  r  1  .i  i;  J  (.'  i  I  •  i.  11  .i  ;i  s's  ^  li  o  ii  H  u  i' li  il  i  u  r  k  e' r  >.•  i. 
(i.  m.  b.  II.:  Tilk's.son,  Die  l:rcmila,uo  /.u  \\',iv;liiiusi'i.  O.  ,1.  i.  ;  \\im;i,'iuii|li.  Vcrsi.  h.irU'il  uiui  d;i,s 
clioin;ili.i;o  Palais  Bivt/.onhoiin  (ii'tzt  Rlioin- llvpotlu'ktiib.mk  in  A\.mnlK'iin.  idm.  |.  Miinclicti. 
1 )  i  ,1  m  .1  1  t  -  .A  k  (  i  0  M  u' 0  s  i' 1  I  s  k' h  ,1  I  I :     hios..     \\'.ip|\Mi    uiul    .Sit'i'i'i    lics     li.iiki.'i  li.nulw  i'i  ks. 

0.  J.  (I*)12.)  1.  -  Ci.  II  i  r  I  h  s  Kunst  vorl.ii;:  (icoii^  lliillis  loi  nu'iis>.ii.it/.  ^s.  ,l.iliri;.mi;  Holt  1 
bis  12.  |i)ll.  1.  Priv  ,itdiV(.'nt  Dr.  11  u  u  i'  K  e  h  r  o  r:  Dims..  Dio  uotisi-lK'n  W'.inJni.iK'ioion 
in  iler  K.useipful/.  /.ii  l"oi\'hhoini.  S.-A.  I')I2.  2.  —  J.  V.  Kuli:  i)(.'is..  A\üM/,tuni.lc  im  L>iK'ni;ili,i;cn 
und  lu'utii;on  iK'biiuilo  der  Rlioiiipf;il/.  I')I2.  S.  -  A  1  l^  c  r  I  1.  :i  n  i;  o  n.  Veibiij:  H.  Bui-lnuT. 
i~)as  Neueste  von  .uestern.  Kulturuesiluililliili  inti.'ii.'ss.into  DukunuMilo  .uis  .ilton  doulsilu'n  '/.c\- 
tuni;en.  Bd.  I:  Das  Id.  inui  17.  Jahiii.  (i.  .1.  S:  Ik'ini.inn  Ik'SSi.'.  Ui'rni.uui  l.,iusciu'r.  O.  ,1.  S: 
J.  Huret.  Bayern  und  S;U'lisen.  (In  Deulsiiil.nui.  IV.  Teil.)  Oberset/i  von  N.  Knoj-'üeh.  l).  J. 
S;  M.  Kenunerioh.  l'rophe/.eiun,i;en.  O.  ,1.  S:  Aliiiv.  V.  .l.iinL;;inu.  t'>ii.  1-  D  o  u  I  s  e  Ji  e  r 
AI  o  n  i  s  t  e  n  b  u  n  d.  Gescliürtsstelle  Aliinelien:  ..D.is  ninnistiselie  J.iiiiluuulert".  Heil  1  (>, 
April  bis  Juni  l<)|2.  S:  l-lu,i;selnillen  des  deutselien  iMonisleninnules.  II  Helle,  b'o;  visw.  S; 
..Berliner  Reli.uions.uespriieii".  I.  loK».  H  (2.  Aullaj;e).  l'MO.  S.  1' i  1  o  t  y  i\  1.  o  e  li  1  e.  K.  B. 
Priv.  Kunst-  und  Veila,i;s;instaU:  Julius  N;uie.  Die  Bronzezeit  in  Oberbnye'ii.  Te.xtb.ind  mit  Alhum 
IS*).].  2;  Julius  Naue.  Die  vorr(">miselien  Seliwerter  aus  Kupfer.  Bion/e  und  bisen.  lexl- 
band  loo;,  mit  Album  v.  ^1.  J.  2:  ^\■  Holler.  Deutsehes  Ki  .inklieilsn.imen  rnieli.  iSoo. 
Le.\.-8;  Anton  Hollinann-Münelien:  Das  Heer  des  Blauen  Könii^s.  Die  Soldaten  des  Kurfürsten 
Max  nniaiuiel  von  Bayern  1()S2— 1720.  (looo.)  2:  Albert  Winter.  Die  Oberpfal/..  Hin  Beitrag 
zur  lieim.Hkunde.  looo.  s.  R.  Piper  i\  ("o.:  Boeyner.  Rotiienburu  <'b  der  T.udH'r.  (1.  J. 
(10I2.)  2.;  Klassiseiie  Illustratoren:  1\.  Die  ;dtdeulsehe  Buehillustration  von  W.  W'orriiii^er. 
P)I2.  Gr.-S;  R  i  e  il  n  \'  fiel  /  e.  lUieli-  und  Kunslverl.m:  (i.  leidin^er.  A\ini.ilnien  .ins 
Handschriften  der  K,i;l.  Hot-  und  Staatsbibliothek  in  A\ünelien.  lieft  2.  IJämiseiier  Kalender. 
(Cod.  lat.  23  <>.vS.)  -  Di.  piiil.  O  I  t  o  S  e  i  d  1:  Ders..  Der  Seluvan  \i>n  lier  Sal/aeh.  Naehainnun.si 
und  Motiv-Misohuni;  bei  dem  Pleiei.  |oi)o.  s.  K  i:  1.  Direktion  d  e  r  S  I  ,i  a  t  1  i  e  li  e  n 
Galerien:  K:italo^  der  Ki^l.  älteren  Pinakothek.  Amllielie  Aus^.ibe.  |oii,  s.  l>r.  phil. 
B  e  r  t  h  ;i  A  n  t  o  n  i  ,i  W  .i  1  1  n  e  r;  Dies..  Musik.diselie  Deiikmiiler  dei  Steinät/kunsl  des  lo. 
und  IT-  J.ihiinnuteils.  PM^,  s.  Miinncrstadl.  K  i:  1  .  11  u  m  ,i  n  i  s  t  i  s  e  h  e  s  G  y  m- 
n.isinin:  J.ilneslvriehl  lur  das  Seimlj.ihr  |o||  12.  loi2.  S.  ^\\\  i;esondei  fem  Programme: 
Dr.  lieoii;  A\,iuier:  iMe  Ortsn.imen  des  Hoehstifts  P.issau.  I'>I2.  S.  Nanen.  S  t  .i  d  t  - 
niuseuni:  Kalender  fiir  den  Kieis  (isthavelland  l^ii  (11.  J.ilniiau!.;)  und  |oi2  (111.  i.iln- 
jtanj;').  S.  —  IVew-YorU.  V  li  e  1.  i  b  r  a  r  >  F  e  o  n  o  m  \  a  n  d  B  i  b  1  i  o  i;  r  a  p  h  \  :  Tiie  l.ibrar> 
Journal  vol.  37.  Juni-August  P)l2.  8.  —  Niinibers.  Bauer  &  Raspe  (1  inil  Küster). 
Verlai;':  J.  Siebmaohers  iiroBes  und  allgemeines  Wappenbueh.  Neuauflaue.  1  ieferuni^  54J-  ??o. 
P'll  12.  I.  1-  r  i  e  d  r  i  e  11  B  ;i  u  e  r  e  i  Ü.  Hnvlibindeinieister.  K.  Iv  lloliiefer.int :  ..l'ran- 
kiseliei'  Kurier.  Industrie-Nummei-.  Anf.me  Juli  1012."  r>i.-2.  K  i")  11  i  u  1-  .\  1  t  e  s  <!  \  m- 
nasiuin:  J.ihresberielil  für  d.is  Seliuli.ilii  |o|i  12.  p)|2.  S.  (2  E\.)  Direktor  Dr. 
Th.  Ilampe:  bestsehrift  ,ius  Anlaü  des  Besuches  der  Stadt  Forchheim  ....  durch  Se.  K,i;l. 
Hoheit  Prinz  Ludwii;  \on  U.i\ern.  her;iusiie,!ieben  von  A.  Streit.  Buchdruckereibesitzer.  Forchheim. 
(1912.)  2:  iH'is..  D;is  Germanische  Museum  und  seine  musik-historische  Samnilunji.  S.-A.  1012. 
8.  —  Kempewerk:  Der  Stereotypeur.  Deutsche  Klischeemeister-Zeitunt;.  25.  J;ihrjian,u'. 
Jubiläums-Doppellieft  I  2.  1012.  4.  —  Jean  M  e  i  i.i  11  e  r:  .loli.inn  Arndt.  Sechs  , geistreiche 
Bücher  vom  w. ihren  Ghristentuni.  Greif/  i.  \'.  17.1^.  S.  R  e  k  t  o  r  a  t  d  e  s  K  ö  n  i  s;  1  i  c  h  e  11 
R  e  a  1-  u  11  d  R  e  f  o  1  m  l;  \  m  11  .i  s  i  u  111  s:  .lahiesbericht  loi  1  12  mit  sjesonderter  wissensch;ift- 
licher  Beilage:  Gartenhof.  Romane  Philipps  von  Zesen  und  ihre  literaturceschichtliche  Stelluiii;. 
1012.    8.  —  AI  a  x  R  ö  1.)  1  e  r.  Techniker:  Joh.  Clirii.  Wiegleb.  Handbuch  der  alli^emeiiieii  Chemie. 

1.  PhI.  17SI.  8.  -•  Alajor  a.  D.  E.  S  ey  1  e  r:  Ders..  Die  Ai;raiieiibevölkeiun,s^  auf  den  frühmittel- 
alterlichen Kiiiiiiisyiilern.  O.  J.  (1012.)  S.  S  t  a  d  t  m  a  u  i  s  t  r  .1  t  A\itteiluii,uen  des  St.itis- 
tischen  Amtes  der  St.idt  Nürnbeii;.  Heft  ,v  l*'12.  S.;  Die  W'asserversoi.cuiiv;  der  Stadt  Nürn- 
beri;  von  der  reiclisstiidtischen  Zeil  bis  zur  Ge.^enw.irf.      PH  2.       1.         \'  e  1  e  i  11  G  e  11  e  s  u  11  n  s- 


I 


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li  e  i  m    I  ü  r    U  n  t  e  r  o  f  f  i  z  i  e  r  s  f  ;i  iii  i  1  i  e  n    der    k  i;'  1.    b  a  y  e  r.    Ar  m  e  e :     Th.    Ileyden- 
reicli.  Das  Prinz  Ludwiu-Genesungsheim  für  Unteroffiziersfamilien  der  legi,  bayer.  Armee  in  Rotii 
bei  Nürnberg.    O.  J.    (1912.)    8.  —  V  e  r  e  i  n  f  ü  r  G  e  s  c  ii  i  c  h  t  e  d  e  r  S  t  a  d  t  N  ü  r  n  b  e  r  g: 
Hoffniann,    Hampe.  Mumnienhdff  und   Sclnnit/.   l)ie  Sebalduskirclie  in   Nürnberg.     1912.     8.  — 
Oetzsch.      Paul    Glase  r:    Ders..    Seciis   unbekannte    Grünewald   im   städtischen    historischen 
Museum  zu  Frankfurt  a.  M.     1912.  8.  —  St.  Petersburg.  V  e  r  s  i  c  li  e  r  u  n  g  s  -  G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t 
.,R()Ssi  j  a":  Catalogue  de  la  bibliotheque  de  la  Compagnie  d'assurances  ,,Rossia".   1912.  8.  — 
Pforzheim.     A  r  c  h  i  v-  und   A  1  t  e  r  t  u  m  s  k  o  m  m  i  s  s  i  o  n:   Jahrbuch  der  Stadt   Pforzheim. 
VI!   Vlil.   Jalirgang  190607.     Bearbeitet  von   E.   E.   Göler.     1912.     Gr.-8.  —  Philadelphia,  Pa. 
University    of    Pennsylvania:     Karanög   the    meroitic    inscriptions   of    Shablül    and 
Karanög  by   F.  LI.  Griffith.  Philadelphia.     191 1-     -1.  —  T  h  e  M  u  s  e  u  m  ,   U  n  i  v  e  r  s  i  t  y  o  f 
P  e  n  n  s  y  1  V  a  n  i  a:  Puhlications  of  the  Babylonian  Section  vol.  II.  no.  1  and  2.     1912.    Gr.-8.  — 
Piftsburgh,  Pa.     Carnegie  Institute.     O  f  f  i  c  e  o  f   the  S  e  c  r  e  t  a  r  y:  Annual  Report 
of  the  Carnegie  Institute  1911-     1912.     8.  ~  Plauen.     Kunst  verein:   Geschäftsbericiit  auf 
die   Jahre    1910/11.     8.   —   Prachatilz.   Prof.    Ad  albert    J  u  n  g  b  a  u  e  r:    Jahres-Bericht   des 
K.  K.    Staatsgymnasiums  in    Pr.    1912:    A.    Jungbauer,   Das   Peilsteiner   Weiimachtsspiel.     1912. 
8;    K.  K.  S  t  a  a  t  s  gy  m  n  a  s  i  u  m:  Jahresbericht  1911/12.    1912.    8.  —  Prag.    Ph.  Dr.  V  a  c  1  a  v 
V  o  j  i  s  e  k.  Archivarsadjunkt:  7  verschiedene  Schriften.     1910 — 12.     8.   —    Regeiisburg.     K  g  1. 
A  1  t  e  s  G  y  m  n  a  s  i  u  ni:  Jahresbericht  für  das  Schuljahr  191 1  /12.    Mit  einem  Programm:  Leconte 
de  Lisles  Weltanschauung  von  Dr.  Andr.    Rosenbauer.     (1912.)     8.  —  R  e  k  t  o  r  a  t  d  e  s    K  g  1. 
Neuen    Gymnasiums:     Jahresbericht    191 1    12    mit    einem    Programm:     Dr.    Vermeulen, 
Zur  Einleitung  in  das  Bucii  der  Psalmen.     1912.     8.  —  J.   H  a  b  b  e  1,  Verlag:    G.  A.  Weber.  Til 
Riemenschneider.      1911.      4.    —    Saarbrücken.      Baumgartens    V  e  r  1  a  g  s  b  u  c  h  ii  a  n  d- 
lung:    Hans  Lustig,  Wie  mache  ich   Inventur  und   Bilanzabschluß?  3.  Auflage.    O.   J.    (1912.) 
8.  —  Salzburg.    Mädchen-  L  y  c  e  u  m:   8.  Jahresbericht  des  sechsklassigen  Mädchen-Lyceums 
in  Salzburg  über  das  Schuljahr  191 1   12.     (1912.)    8.  —  Schwaz  in  Tirol.     J  o  ii  a  n  n  J  d  r  d  a  n. 
Redakteur  der  Zeitsclirift   ..Der  Kunstfreund":     Der  Kunstfreund     l'Ml.    Heft  (>— 12.    191 1.   8. — 
Stockholm.     Direkt  o  r  i  u  ni  des  N  a  t  i  o  n  a  1  m  u  s  e  u  m  s:    Führer  durch  die    Kunstsamm- 
lungen.    1912.    8.  —  Straßburg.    V  e  r  1  a  g  d  e  r  E  1  s  ä  ß  i  s  c  h  e  n  R  u  n  d  s  c  h  a  u:  Fritz  Hoeber. 
Die  Frührenaissance  in  Schlettstadt.     191 1-     2.  —  J.    H.   Ed.    H  e  i  t  z  ( H  e  i  t  z  &  M  ü  n  d  e  1), 
Verlag:    Studien   zur  deutschen    Kunstgeschichte.      Heft  153:  Machmar.   Die  Tragheimer   Kirche 
zu   KTinigsberg  i.   Pr.     1912.     S;  Heft  154.     H.  Brandt,  Die  Anfänge  der  deutschen  Landschafts- 
malerei im  XIV.  und  XV.  Jahriunidert.  1912.  8.  —  Ders.;  H.  Sepp,  Bibliographie  der  bayerischen 
Kunstgeschichte.     Nachtrag  für  1906—10.     1912.     8:    H.  156:    R.  A.  L.  Paulus,  Der  Baumeister 
Henrico  Zuccalli  am  kurbayerischen   Hofe  zu  München.     1912.     8:    H.   157:  E.  Abraham,  Nürn- 
berger Malerei  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts.     I*J12.     8;    H.  158:  Jos.  Aug.  Beringer, 
Hermann   Braun.     1912.     8.  —  Stuttgart.     J.   G.  Cottasche   Buchhandlung  Nach- 
folger:    II.  W.  Seidel,  Erinnerungen  an    Heinrich  Seidel.     II.  Auflage.     1912.     8.  —  W  ü  r  t- 
t  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e    Kommission    für    L  a  n  d  e  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e:    Darstellungen    aus   der 
Württembergischen    Geschichte.      IX.    Bd.      1912.      8;     Württembergische    Geschichtsquellen. 
13-  Bd.     1912.     8.  —  Traunstein.     H  i  s  t  o  r  i  s  c  h  e  r  V  e  r  e  i  n  f  ü  r  d  e  n  C  h  i  e  m  g  a  u.  E.  V. : 
August  Meier,  Der  Chiemgau  in  römischer  Zeit.     1912.    8.  —  Tübingen.     Universitätsbib- 
liothek: Tübinger  Blätter.     13.  Jahrgang.     1911.     8.  —  Wien.     Karl  G  r  a  e  s  e  r  &  K  i  e., 
Verlag:   Camillo   Sitte.    Der   Städtebau  nach  seinen   künstlerischen    Grundsätzen.      IV.   Auflage. 
1909.     8.  —  Hans  (ju  tack  er:    Ders.,  Genealogische  Stammtafel  der  Reifenberger  Gutacker 
und  verwandter  Familien.     1912.     8.  —    K.   K.  A  k  a  d  e  m  i  s  c  h  e  s    G  y  m  n  a  s  i  u  m:    Jahres- 
bericht über  das   K.    K.  Ak.  Gymnasium  in  Wien  für  das  Schuljahr  1911  —  1912.     Enth.:   Rieh. 
Dienel.  Zu  Ciceros   Hortensius.     1912.     8.  —   Halm  &  G  o  1  d  m  a  n  n,  Verlag:  Sammler-Kom- 
pendien: I:  A.  Kende-Ehrenstein,  Das  Miniatur- Porträt.     1908.     4:    Beiträge  zur  Genealogie  der 
europäischen  Fürstenfamilien:   I:  O.   Forst,  Ahnenverlust  und  nationale  Gruppen  auf  der  Ahnen- 
tafel   des    Erzherzogs    Franz    Ferdinand.      1912.      8.    —    Staats-Oberrealschule    im 
XV.  Bezirke  von  Wien  (F  ü  n  f  h  a  u  s):    38.  Jahresbericht,  mit:  Rudolf  Pischel.  Der  Vers 
in  Richard  Wagners  „Ring  des  Nibelungen."     1912.    8.  —  Wunsiedel.    Verlag  von   G.  K  o  h  1  e  r: 
Karl  Brückner.  Die  fränkische  Schweiz  und  iiir  Vorland.     3.  Auflage.     1912—14.     8.  —    Würz- 


—     70     — 

bürg.  Jakob  B  e  y  h  1,  Lolirer:  üeis.,  Wir  torderii  unser  Reclit  1  Ein  Wort  zur  wirtschaftlichen 
Befreiung  des  Vollcsschullehrers.  1912.  S.  —  G  e  s  e  1 1  s  c  ii  a  f  t  für  f  r  ä  n  k  i  s  c  ii  e  Ü  e- 
schichte:  Urkundenbucli  der  Benediktiner-Abtei  St.  Stephan  in  Würzburg.  Bd.  I.  1912.  8; 
Siebenter  Jahresbericht  der  Gesellschaft  für  fränkische  Gesciiichte  über  das  Jahr  1911.  1912.  8.  — 
Zehleiidorf.  Schriftsteller  Dr.  S  ü  d  e  k  u  ni,  M.  d.  R.:  Acht  sozialpolitische  Schriften  a.  d.  J. 
1906—12.  8.  —  Zweibrücken.  K.  Human.  Gymnasiuni:  Jahresbericht  für  das  Schul- 
jahr 1911/12.  1912.  8.  Mit  einem  Programm:  O.  Tillmann,  Zur  Dichterlektüre  in  den  ersten 
Jahrhunderten  der  Rom.    Kaiserzeit.    1912.  8. 

Ankauf  e. 
Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung  für  Genealogie  und  Heraldik:  Forrer,  Biographical  Dic- 
tionary  of  medallists.  Vol.  V.  1912.  8. —  Förstemann,  Altdeutsches  namenbuch.  II.  Bd.  5.  Liefg. 
1912.  2.  —  Koerner  &  Lutteroth,  Deutsches  Geschlechterbuch.  21.  Bd.  1912.  Kl. -4.  —  Rud. 
Martin,  Jahrbuch  des  Vermögens  und  Einkommens  der  Millionäre  im  Königreich  Sachsen.  1912. 
8;  dgl.  in  den  drei  Hansestädten.  1912.  8.  —  Rietstap,  Armorial  gt^m^ral.  Fase.  70,  71,  72. 
O.  J.     2;    do.   Supplement  par  V.  et  H.    Roland.      Fase.    XIII  — XIV.     1912.     8. 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Toni  Boegner,  Rothenburg  ob  der  Tauber.  Mit  mehr  als  150  Abbildungen  nach  Original- 
aufnahmen und  alten  Ansichten.     München,   R.   Piper  &  Co.,  Verlag.    2".  Mit  38  SS.  Text. 

Während  Nürnberg  in  den  letzten  Jahren  immer  mehr  an  seinen  altertümlichen  Bauwerken 
und  damit  an  seiner  altüberkommenen  Schönheit  einbüßt,  hat  sich  das  kleine  Rothenburg  den  Wand- 
lungen, welche  gesteigerter  Verkehr  und  Industrie  nun  einmal  bedingen,  mit  größerer  Reserviertheit 
verschlossen.  Fast  unberührt  steht  es  da,  und  wunderbar  geschlossen  wirkt  noch  das  Stadtbild, 
wirken  seine  Straßen,  Plätze  und  Mauern.  Schon  Karl  Herbert  hatte  dies  erkannt,  als  er  Ende 
der  60er  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  nach  Rothenburg  kam.  Er  war  Photograph  und  wirkte 
als  solcher  über  35  Jahre  am  Orte.  Gleichwohl  hat  er  es  mit  den  damals  noch  einfachen  Mitteln  der 
Photographie  fertig  gebracht,  Bilder  zu  erzielen,  die  in  etwa  ein  Ausdruck  dessen  waren,  was  er 
seelisch  empfand,  und  denen  darum  eine  hervorragende  künstlerische  Wirkung  nicht  abgesprochen 
werden  darf,  ganz  abgesehen  von  der  lokalgeschichtlichen  Bedeutung,  die  sie  mit  der  Zeit  durch 
die  mannigfachen  Änderungen  im  Orts-,  Straßen-  und  Platzbild  ganz  von  selbst  erlangten.  Weit 
dehnte  Herbert  seine  Arbeiten  auf  diesem  Gebiet  aus.  Selbst  zahlreiche  architektonische  Details, 
nicht  allein  malerische  Ansichten,  ja  auch  Altäre,  plastische  Figuren  und  Bilder  und  endlich  sogar 
Vertäfelungen  nahm  er  auf.  So  ist  seine  Tätigkeit  schließlich  ein  Lebenswerk  geworden,  das  in 
seinen  Äußerungen  wiederzugeben  sich  sowohl  vom  künstlerischen  wie  vom  architektonischen 
und  kunstgeschichtlichen  Gesichtspunkt  durchaus  verlohnte.  Dazwischen  wurden  einige  photo- 
graphische Aufnahmen  von  Kunstmaler  Wilhelm  Lasius  in  Rothenburg,  Schriftsteller  Johannes 
Noak  in  Friedenau  bei  Berlin  und  von  Dr.  F.  Stoedtner  eingefügt.  Und  endlich  kamen,  was  sehr 
anerkennenswert  ist,  ältere  Kupferstich-  und  Holzschnittansichten,  verschiedene  Lithographien 
der  vierziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  und  einige  der  hübschen  Miniaturaquarelle  des  Theo- 
logiekandidaten A.  Merz  aus  dem  Jahre  1848,  und  noch  obendrein  in  farbiger  Wiedergabe,  hinzu. 
Ein  reiches  Material  wurde  damit  gewonnen,  das  in  seiner  mustergültigen  Reproduktion  eine 
Quelle  stetigen  Genusses  und  angenehmer  Belehrung  darstellt  und  dies  auch  bleiben  wird. 

Der  Verfasser,  ein  tüchtiger  Kenner  der  Ortsgeschichte,  hat  als  Einleitung  zu  dem  ganzen 
einen  Text  geschrieben,  der  von  lebendiger  Heimatsliebe  durchdrungen  ist  und  hier  und  da  Historie 
und  Sage  in  anmutiger  Art  miteinander  verbindet.  Was  wir  aber  vermissen,  das  ist  die  Beigabe 
eines  kurzen  Abrisses  der  Stadtgeschichte.  Es  genügt  uns  nicht,  daß  wir  diese,  was  an  seiner  Stelle 
ja  gewiß  manches  für  sich  hat,  in  die  eigentliche  Darstellung  eingewoben  finden.  Es  würde  dies 
den  Wert  des  schönen  Buches  entschieden  beträchtlich  erhöht  haben.  Auch  kann  man  darüber 
streiten,  ob  die  Gruppierung  des  Stoffes  nach  den  gewählten   Gesichtspunkten  „Das  Ganze", 


—    71     — 

„Straßen  und  Tore",  „Kirchen  und  üffentliclie  Gebäude",  „Häuser  der  Herren  und  der  Gewerbe- 
treibenden" und  „Malerische  Winkel"  gerade  bei  Rothenburg  die  richtige  und  gegebene  war.  Es 
läßt  sich  bei  einer  solchen  Anordnung  kaum  vermeiden,  daß  die  einzelnen  Abschnitte  ineinander 
übergreifen,  und  tatsächlich  ist  dies  auch  vielfach  geschehen,  was  die  Übersicht  unangenehm 
beeinträchtigt.  Man  hätte  auch  daran  denken  können,  ob  man  nicht  mit  den  ältesten  Baudenk- 
malen hätte  den  Anfang  und  dann  erst  langsam  durch  die  Stadt  in  die  Landschaft  und  Umgebung 
hinauswandern  sollen.  Jedenfalls  ist  dabei  der  Abschnitt  über  die  Bürger-  und  Handwerkshäuser 
etwas  sehr  dürftig  weggekommen.  Auch  hätte  wohl  hier  der  eine  oder  andere  Grundriß,  wie  z.  B. 
ein  solcher  des  so  wichtigen  Baumeisterhauses,  beigegeben  werden  können. 

Durchblättert  man,  ohne  sich  um  all  das  zu  kümmern,  das  reichhaltige  Werk,  so  wird  man 
gleichwohl  Rothenburg  kennen  lernen,  und  zwar  das  Rothenburg,  über  dem  ein  unvergänglicher 
Schimmer  altertümlicher  Schönheit,  dem  Gotik  und  Renaissance  ihr  Gepräge  gegeben,  ausgebreitet 
liegt.  Fritz  Traugott  Schulz. 

Meyers  Großes  Konversationslexikon.  Sechste,  gänzlich  neubearbeitete  und  vermehrte 
Auflage.  23.  Band.  Jahres-Supplement  1910 — 1911.  Leipzig  und  Wien.  Bibliographisches 
Institut.     1912. 

Wiederum  liegt  ein  neuer  Band  dieses  umfassenden  und  wichtigen  Nachschlagewerkes  vor 
uns,  neues  Wissen  und  neue  Forschungsergebnisse  hinaustragend  in  alle  Kreise  des  deutschen 
Volkes.  Mit  großer  Gewissenhaftigkeit  und  erstaunlicher  Umsicht  ist  alledem,  was  heute  vom 
allgemeinen  wie  vom  speziellen  Gesichtspunkt  wissenswert  ist  für  die  fast  unübersehbaren  und 
mannigfaltigen  Gebiete  von  Kunst  und  Literatur,  Geschichte  und  Geographie,  Technik  und  Industrie, 
Handel  und  Verkehr,  Medizin,  Jurisprudenz,  Musik,  Heerwesen  und  Politik,  Rechnung  getragen. 
Und  welch  eine  Fülle  von  Abbildungen,  ja  wirklich  guten  Abbildungen  ist  den  textlichen  Aus- 
führungen beigegeben  I  Aber  gerade  dadurch  ist  das  Lexikon  zu  dem  geworden,  was  es  sein  will, 
zu  einem  Nachschlagewerk  des  allgemeinen  Wissens,  in  dem  jeder,  der  sucht,  auch  tatsächlich 
etwas  findet.  Die  schönen  Tafeln  sind  teilweise  sogar  eine  Quelle  anschaulicher  Belehrung,  wie 
z.  B.  das  farbige  Blatt  mit  den  beiden  Heidelandschaften,  das  äußerst  instruktiv  ist,  die  Tafel 
mit  den  Körperverunstaltungen  der  Naturvölker,  die  neuen  farbigen  Wiedergaben  der  verschie- 
denen Marmorarten,  die  kolorierten  Darstellungen  von  Schmucksteinen,  die  4  Tafeln  mit  den 
Künstlerselbstbildnissen  und  noch  so  manche  andere  mehr.  Selbst  eine  Übersicht  über  die  Kunst- 
sammlungen der  europäischen  Länder  ist  angefügt.  Wir  können  nur  wünschen,  daß  dieser  neue 
Band  allenthalben  Eingang  finden  möge,  wo  rasche  praktische  Belehrung  gesucht  wird.         Sz. 

Die  Behandlung  der  Schrift  in  Kunst  und  Gewerbe.  Eine  Einführung  in  die  Schriftbildung, 
Schrifttechnik  und  Schriftanwendung  von  Lorenz  Reinhard  S  p  i  t  z  e  n  p  f  e  i  1.  Mit 
vielen  Erläuterungsbeispielen  im  Text  und  auf  20  Tafeln.  Vorwort  von  K.  Oberbaurat  Th.  v. 
K  r  a  m  e  r.  Herausgegeben  von  der  Bayerischen  L  a  n  d  e  s  g  e  w  e  r  b  e  a  n  s  t  a  1 1. 
Nürnberg.     {1911)-     23  S.  und  20  Tafeln.     4.     5  Ji- 

Mit  dem  während  der  letzten  beiden  Jahrzehnte  sich  rasch  und  immer  mehr  verfeinernden 
Empfinden  unserer  Zeit  für  die  Schönheit  und  Klarheit  der  Drucktype  und  ihr  geschmackvolles 
Zusammengehen  mit  dem  Ganzen  des  Buches  und  dessen  übriger  Ausstattung,  des  Ehrendiploms, 
des  Prospektes,  Geschäftsformulars,  Plakates,  doch  auch  eines  Türschildes,  einer  Hausinschrift, 
eines  Grabsteines  u.  s.  w.  hat  die  Veröffentlichung  guter  Vorbilderwerke  keineswegs  gleichen 
Schritt  gehalten.  Und  doch  kann  nur  durch  möglichst  weite  Verbreitung  geeigneter  und  zweck- 
mäßig erläuterter  Vorlagen  der  Sinn  für  die  von  unserem  Kunstgefühl  geforderte  Harmonie  zwischen 
Umgebung,  Bild,  Ornament  und  Schrift  in  weiteren  Kreisen  des  Handwerks  und  Gewerbes  und 
darüber  hinaus  beim  großen  Publikum  geweckt  und  gefördert  werden. 

Die  Direktion  der  Bayerischen  Landesgewerbeanstalt  in  Nürnberg  hat  die  Lücke,  die  hier 
in  der  sonst  so  überaus  reichen  literarischen  Produktion  der  Gegenwart  klafft,  und  die  Schäden, 
die  daraus  folgen,  klaren  Blickes  erkannt  und  ist  auch  alsbald  bestrebt  gewesen,  Abhilfe  zu  schaffen, 
indem  sie  den  in  Kulmbach  lebenden  Kunstzeichner  Lorenz  Reinhard  Spitzenpfeil  mit  der  Abfassung 
eines  Tafelwerkes  betraute,  das  theoretisch  und  praktisch  dem  angedeuteten  Bedürfnis  nach  Be- 
lehrung über  Wesen,  Bedeutung  und  künstlerische  Form  der  Schrift  Rechnung  tragen  sollte. 


-     72     — 

Das  Werk  liejit  luimuehr  seit  etwa  Jaliiesfrist  vitr  und  entspricht  allen  Anfi)ri.teriui,i;en. 
die  an  ein  solciies  Buch  mäüitieii  Unifangs  und  entsprecliend  IMlIiuen  Preises  gestellt  werden  können. 
Auch  hätte  in  der  Tat  nicht  leicht  eine  t;eeij;netere  Kraft  für  die  Bearbeitung  gefunden  werden 
können  als  der  Verfasser,  der  sich  l">ereits  seit  Jahren  nicht  nur  auf  dem  Gebiete  geschmackvollen 
Buchschmucks,  sondern  ganz  vornehmlich  auf  dem  der  Entwicklung  und  Verwendung  der  Schrift 
zum  Teil  geradezu  reformatorisch  betätigt  und  bewährt  hat.  So  steht  der  erklärende  Text  mit 
seinen  wertvollen,  durcii  zahlreiche  Abbildungen  unterstützten  Bemerkungen  ülier  die  verscliie- 
denen  A\aterialien.  die  zu  ihrer  Bearbeitung  nötigen  Werkzeuge,  sowie  über  Technik  und  Stilarten 
in  trefflichem  Einklang  mit  den  zahlreichen  Beispielen  oder  Vorbildern,  die  auf  den  20  Tafeln 
dargeboten  werden,  und  es  ist  nur  zu  wünschen.  daf3  die  außerordentlich  brauchbare  Publikation 
gerade  in  den  Kreisen,  an  die  sie  sich  vorzugsweise  wendet,  recht  fleii3ig  benutzt  und  zu  Rate  ge- 
uezogen  werden  möchte.  T  h.    H. 

Ein  unbekanntes  Werk  des  Veit  Stoß  in  Wien  von  Kurt  R  a  t  h  e.  Sonderabdruck  aus 
dem  kunstgeschichtlichen  Jaiirbuch  der  K.  K.  Zentral- Kommission  für  Kunst-  und  Historische 
Denkmale. 

Das  Oeuvre  des  Veit  Stoß  ist  in  den  letzten  Jahren  um  verschiedene  wichtige  neue 
Dokumente  bereichert  worden.  Auch  Rathe  glaubt  ein  solches,  und  zwar  in  der  hl.  Anna 
selbdritt  in  einer  Nische  über  der  Eingangstüre  der  St.  Annakirche  in  Wien  gefunden  zu  haben. 
Diese  Gruppe  ist  infolge  ihres  hohen  Standpunktes  bislang  so  gut  wie  unbeachtet  geblieben. 
Ihr  jetziger  Aufstellungsort  ist  aber  nicht  der  ursprüngliche.  Wann  sie  dorthin  gekommen, 
läßt  sich  weder  durch  archivalische  Nachrichten  noch  durch  ältere  Ansichten  der  Kirche  fest- 
stellen. Es  scheint,  als  sei  sie  erst  im  Laufe  des  19.  Jahrhunderts  an  ihre  heutige  Stelle  ver- 
bracht worden.  Der  Kombination  ist  somit  ein  weiter  Spielraum  gelassen,  und  das  umsomehr, 
als  der  ausdrucksvolle  Naturalismus  des  Kopfes  der  Anna  und  der  eigenartige  Schwung  ihres 
Gewandes  lehren,  daß  wir  ein  bedeutendes  Werk  vor  uns  haben.  Rathe  will  in  ihm  auf  Grund 
von  mancherlei  Verwandtschaften,  die  allerdings  teilweise  sehr  enge  sind,  eine  eigenhändige 
Arbeit  des  Veit  Stoß  sehen.  Vor  allem  sind  es  unsere  Madonna  vom  Hause  des  Meisters,  die 
Heilsbronner  Maria  und  die  Maria  der  Kreuzigungsgruppe  in  St.  Sebald,  die  ihm  zur  Erhärtung 
seiner  Hypothese  wichtige  Kriterien  bieten.  Es  fragt  sich  jedoch,  ob  er  den  intimeren  Kenner 
der  Sonderart  und  des  Eigenwesens  des  Meisters  damit  zu  überzeugen  vermag.  Ein  Vergleich 
etwa  mit  der  gleichen  Gruppe  in  St.  Jakob  dürfte  z.  B.  angetan  sein,  eine  von  derjenigen  des 
Verfassers  abweichende  Auffassung  zu  gewinnen.  Und  dann  darf  man  weiter  fragen,  wo  ist 
die  präzise  Schärfe  der  Technik,  die  sorgfältige  anatomische  Durchführung,  die  sich  bei  Veit 
Stoß  bis  in  die  Fingerspitzen  hinein  erstreckt  ?  So  ist  es  fast  kaum  verwunderlich,  wenn  dem 
Verfasser  die  Einordnung  in  das  Oeuvre  des  Meisters  Schwierigkeiten  bereitet,  wenn  er  am 
Ende  keinen  anderen  Ausweg,  den  er  sogar  selbst  als  kühn  bezeichnet,  findet,  als  den,  in  der 
Wiener  St.  Anna  das  späteste  der  bisher  bekannten  Werke  des  Veit  Stoß  zu  erkennen.  Mir 
will  das  alles  noch  nicht  überzeugend  erscheinen,  und  ich  glaube  darum,  daß  es  besser  ist, 
vor  der   Hand  von  der  Eingliederung  dieser  Gruppe  in  das  Werk  des  Meisters  abzusehen. 

Fritz  Traugott  Schulz. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.   E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Mürnberg. 


1912.  Nr.  4.  outober— Dezember. 

ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 


Lver  Schluß  des  alten  Jahres  hat  dem  Germanischen  Museum  ein 
ernstes  Ereit^nis  von  einschneidender  Bedeutun.t^  gebracht,  den  Tod 
seines  Protektors  des 

Prinzregenten 
LUITPOLD  VON  BAYERN, 

der  am  12.  Dezember  hochbetagt  aus  dem  Leben  geschieden  ist.  Wegen 
seiner  menschenfreundlichen  Güte  und  seiner  herrlichen  Auffassung  von 
dem  Berufe  und  den  Pflichten  eines  Herrschers  von  dem  gesamten 
deutschen  Volke  auf  das  höchste  verehrt  und  bei  seinem  Heimgang  auf 
das  innigste  betrauert,  hat  Prinzregent  Luitpold  vor  allem  während  der 
Zeit  seiner  Regierung,  mit  der  die  seines  Protektorates  zusammenfiel, 
dem  Germanischen  Museum  die  mannigfachsten  Beweise  seiner  fürst- 
lichen Huld  und  seines  regen  Interesses  an  den  wissenschaftlichen  und 
nationalen  Bestrebungen,  denen  die  Anstalt  dient,  gegeben,  und  als  der 
vollendetste  Ausdruck  dieser  warmen  Teilnahme  wird  allen,  die  dabei 
gegenwärtig  sein  durften,  die  Feier  des  fünfzigjährigen  Bestehens  des 
Germanischen  Museums,  die  im  Juni  1902  auf  Einladung  des  Prinz- 
regenten Luitpold  den  Deutschen  Kaiser  und  andere  Bundesfürsten  mit 
dem  greisen  Protektor  des  Museums  in  der  Kartause  zu  Nürnberg  ver- 
einigte, dauernd  und  hellstrahlend  im  Gedächtnis  bleiben. 

In  tiefer  Trauer  und  unauslöschlicher  Dankbarkeit  gedenken  wir 
des  heimgegangenen  hochgesinnten  und  allzeit  treubesorgten  Protektors 
unserer  Anstalt,  dessen  leuchtendes  Bild  in  unserer  Erinnerung  niemals 
verblassen  wird. 


—     74     — 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

STIFTUNGEN. 

Seine  K.  u  n  d  K .  A  p  o  s  t  o  l  i  s  o  li  e  M  a  j  e  s  t  ä  t  Kaiser  Franz  J  o  s  e  f  v  o  n 
Ö  s  t  e  r  r  e  i  0  ii  .ui-'rulite  ein  aus  dem  U).  Jahrluuuiert  staniniendes,  vielleiclit  aul  ein  verloren 
uesaniienes  Original  Bartliel  Belianis  zurücktrehendes  Bildnis  Kaiser  Karl  V.  zu  stiften,  das  bei 
der  Versteigeruni;'  der  Sammlung  Noll  in  Frankfurt  a.  M.  um  den  Preis  von  2310  .Ä  erwor- 
ben werden  konnte. 

Herr  Fritz  von  Frantzius  in  Chicago  stiftete  den  Betrag  von  5üü  M  für 
den  Ankauf  von   Sammlungsgegenständen. 

Weiterhin  stifteten  zur  Erwerbung  einiger  deutscher  Skulpturen  des  frülien  16.  Jahr- 
hunderts aus  der  Sammlung  Noll  (Auktion   Prestel  in  Frankfurt  a.  M.): 

1500  .ü  das  Bankhaus  Anton    Kohn  in   Nürnberg; 

je  1000  .ft  Herr  Ingenieur  Herrn.  Mest  haier  und  Geschwister  und  Herr 
Bankier  Ernst   Kohn  in   Nürnberg; 

500  M  die   E.   N  ist  ersehe    Kunst  an  st  alt  in  Nürnberg; 

300  Ji  ein  u  n  g  e  n  a  n  n  t  bleiben  wollender  Stifter; 

je  200  Ji  Herr  Fabrikbesitzer  Otto  Fechheimer  in  Nürnberg;  Herr  M  a  .x  Lang 
in   Fa.   S.  Bergmann  in  Fürth  und   Herr   Kommerzienrat  Siegfried    Pflaum    in  Nürnberg; 

je  100  .#  Herr  Heinrich  Morgenstern  in  Fürth;  Herr  Kommerzienrat  Erdmann 
S  t  a  u  d  t    in  Nürnberg  und  ein  u  n  g  e  n  a  n  n  t  sein  wollender  Stifter  in  Nürnberg. 

Von  sonstigen  besonderen  Stiftungen  für  bestimmte  Zwecke  sind  ferner  noch 
folgende  mit  Dank  zu  erwähnen :  Der  Deutsche  Apotheker-Verein  bewilligte  in 
seiner  41.  Hauptversammlung  am  4.  Sept.  für  den  weiteren  Ausbau  des  Historischen  Pharma- 
zeutischen Zentralmuseums  die  Summe  von   looo  Ji. 

25  .ü  spendete  der  G  a  r  t  e  n  b  a  u  -  V  e  r  e  i  n  Nürnberg  als  Beitrag  zum  Ankauf 
zweier  künstlerisch  ausgestatteter  alter  Gärtnerlehrbriefe. 

500  M  Herr  Dr.  James  Simon  in  Berlin  zur  Erwerbung  von  Nürnberger  Ornament- 
stichen,  derselbe  300  Ji  zur  Erwerbung  von   Kupferstichen  und   Handzeichnungen; 

250  Ji  Se.  Exzellenz  Graf  Hans  von  W  i  1  c  z  e  k  in  Wien  ebenfalls  zur  Erwerbung 
von    Kupferstichen  und   Handzeichnungen. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Se.  Durchlaucht  der  regierende  Fürst  Johann  von  und  zu  Liechtenstein  hat 
seinen  seitherigen  Jahresbeitrag  von  400  Kr.,  der  uns  schon  seit  vielen  Jahren  gereicht  wird, 
vom  Jahre  1912  ab  auf  500  Kr.  erhöht. 

Von  Standesherren:  Wertheim:  Fürst  Alois  von  L  ö  w  e  n  s  t  e  i  n  -  W  e  r  t  h  e  i  m - 
Rosenberg,  Durchlaucht  50  Ji. 

Von  Kreisausschüssen:  Der  großen  Zahl  von  Kreis-  und  Distriktsvertretungen,  die  dem 
Museum  schon  bisher  willkommene  Unterstützung  angedeihen  ließen,  haben  sich  noch  folgende 
Kreisausschüsse  mit  Jahresbeiträgen  zugesellt:  Alfeld  20  i/. ;  Ballenstedt  (Anhalt)  15  Ji; 
Bernburg  20  Ji;  Berncastel-Cues  io  .«;  Blankenburg  a.  Harz  20  Ji:  Cöthen  (Anhalt) 
20  Ji;  Göttingen  io  Ji;  Harburg  a.  Elbe  20  JI;  Heidelberg  25  Ji;  Jülich  10  Ji;  Kempen 
(Rhein)  10  iC;  Northeim  i.  H.  20  .#;  Offenburg  20  Ji;  Osterode  a.  Harz  20  Ji;  Prenzlau  20  M; 
Waldshut  20  Ji. 

Von  Vereinen:  Aussig.  ,, Verein  Museumsgesellschaft  Aussig"  10  Kr.  Rothenburg  0.  T. 
Verein  Alt- Rothenburg   lu  ./(. 

Von  Privaten:  Altdorf.  Brand,  K.  Seminardirektor  2  Ji ;  Braun,  Dekan  1  M;  Merz, 
K.  Landwirtschaftslehrer  2  JL  Arnstadt.  Fischer,  Rektor  1  M;  Kleemann,  Amtsrichter 
1  M;  Meurer,  Oberlehrer  1  JC ;  Dr.  Müller,  Gymnasiallehrer  1  M;  Max  Toelle,  Fabrikbesitzer 
3  Ji.  Augsburg.  Hans  Ostenrieder,  Antiquitätenhändler  3  M-  Aurich.  Dr.  med.  Daniel  3  -H- 
Aussig.    Schulrat  Dr.  phil.  Georg  Bruder,  K.  K.  Gymnasial-Professor  2  Kr.;  Dr.  med.  Alexander 


-     75    — 

Mariuu  2  Kr.;  Karl  Rehatscliek,  Zivilingenieur  2  Kr.;  Hans  Schaffer,  K.  K.  Gymnasial- Professor 

2  Kr.;  Stadtrat  Berthold  Titlbach,  Direktor  der  ge\\erblichen  Fortbildungsschule  2  Kr.;  Dr. 
phil.  Johann  Weyde,  K.  K.  Realschuldirektor  2  Kr.  Backnang.  Braun,  Finanzamtmann  1  JL. 
Beilngries.  Schneider,  K.  Bezirksamtmann  2  .11 ;  Stöcker,  K.  Eisenbahnsekretär  1  M.  Berlin. 
R.  Hammerstein,  Bankier  20  Ji.  Bernburg.  Busch,  Fabrikdirektor  3  M;  Schneidewind, 
Gutsbesitzer  in  Zellewitz  3  Jl;  Weise,  Hofmaurermeister  3  JL  Bochum.  Karl  Hoffmann, 
Lehreram  Lyzeum  1  Ji ;  Fräulein  Selma  Hoffmann,  Kiavierlehrerin  1  Ji;  Fräulein  Kauz, 
Lehrerin  1  Ji;  Fräulein  Mahr,  Lehrerin  am  Lyzeum  l  Jl ;  Fräulein  Nockemann,  Lehrerin 
am  Lyzeum  1  Ji ;  Frau  Kaufmann  Schlüter  in  Herne  1  .ii.  Bremen.  Karl  Aiilers  3  Ji; 
Albers,  Rechtsanwalt  3  Jt ;  Apelt,  Syndikus  3  Ji ;  Franz  Arckenoe,  Kaufmann  SJi;  C 
Biedermann  3  ,M ;  Fr.  Biermann,  Senator  10  Ji;  Carl  Döbner,  Kaufmann  3.ii;  Ferdinand 
Pocke  5  Ji ;  Roland  Frese,  Kaufmann  3  Ji ;  Dr.  Alfred  Gildemeister  3  Ji ;  S.  Gildemeister 
5  Ji;  Dr.  Goering,  Rechtsanwalt  2  Ji;  Dr.  H.  Groß,  Spezialarzt  5  Ji ;  A.  Haasemann,  Direktor 

5  Ji;  Frau  A.  Hagens  10  Ji;  Otto  Harp  5  Ji;  J.  Ed.  Hirschfeld  5  Ji ;  Dr.  Hirschfeld  3  Ji; 
C  Hütterott  3  Ji;  Joh.  H.  Jungk,  Kaufmann  3  Ji ;  R-  Kain,  Regierungs-Baumeister  5  Ji; 
Professor  Dr.  A.  Kippenherg,  Direktor  3  Ji ;  Dr.  Kirchhoff,  Senator  sM;  J.  Köster  5  Ji;  Frau 
Dr.  med.  J.  P.  Kottmeier  5  Ji ;  W.  Lüllmann  5  i^ ;  F.  L.  Michaelis,  Consul  10,Ä. ;  Dr.  jur.  Nolte- 
nius  3  Ji;  Fritz  Nolting- Hauff  10  Ji ;  F.  Oloff,  Kaufmann  5  Ji;  Dr.   Rieke,  Arzt  3  Ji ;  Röhlig 

6  Co.,  Kaufleute  3  Ji ;  Gustav  Runken,  Kaufmann  10  Ji;  Dr.  Schilling,  Professor  3  Ji;  Dr.  O. 
Schmidt  3  Mk. ;  Adolf  Schreiber  3  Ji;  Julius  Schreyer  3  Ji ;  R-  A.  Schröder  5  Ji ;  Rechtsanwalt 
Dr.  Otto  Sprenger,  Notar  3  Ji;  Georg  Strauch,  Kaufmann  3  Ji;  Adolf  Vinnen,  Kaufmann 
10  Ji;  Dr.  B.  Wilckens  3  Ji ;  Chr.  Wilkens  3  Ji.  Breslau.  Dr.  ing.  Karl  Friedenthal  5  Ji- 
Budweis.  Ferdinand  Wikullil,  Sparkassen-Buchhalter  2  Kr.  Burgfarrnbach.  Konrad  Buhl, 
Wachtmeister  1  Ji ;  Friedrich  Kaufmann,  Gutspächter  1  Ji;  Mich.  Koch,  Privatier  l  Ji;  Georg 
Kolb,  Oberstationsmeister  1  Ji;  Konrad  Kreß,  Privatier  1  Ji;  Wolfgang  Kröner,  Kaufmann 
in  Fürth  3  Ji ;  Lorenz  Lämmermann,  Privatier  2  Ji ;  Georg  Leupold,  Restaurateur  1  .Ji; 
J.   B.  Mark,   Fabrikant  1  Ji;  Hermann  Müller,  Stationsaufseher  1  Ji ;  Hugo  Restle,  Verwalter 

1  Ji ;  Hans  Schauer,  Chauffeur  1  Ji;  Johann  Seßner,  Zimmermeister  1  Ji ;  Andreas  Simon. 
Stationsmeister  l  .li.  Dachau.  Dr.  Rieh.  Gans,  Kunstmaler  2  Ji.  Darmstadt.  Dr.  Scriba, 
Professor  3  Ji-  Dinkelsbühl.  Bohl,  Stadtkaplan  1  Ji ;  Bürzle,  K.  Realschulrektor  1  Ji; 
Rf'ider,  K.  Professor  1  Ji.  Doberan.  G.  L.  Möckel,  Geh.  Hofbaurat  (bisher  3  Ji)  5  .i^- 
Dortmund.  Albert  Baum,  Museums- Direktor  (bisher  5  Ji)  jetzt  10  Ji-  Ebrach.  Endres, 
Pfarrer  in  Burgwindheim  2  Ji.;  Küffner,  K.  Strafanstaltspfarrer  2  M;  Paul  Loewel,  Fabrik- 
besitzer (bisher  2  Ji)  jetzt  3  Ji ;  Planke,  K.  Forstamtsassessor  1  Ji;  Philipp  Wilz,  Brauerei- 
besitzer 3  Ji.  Elberfeld.  Dr.  Seitz,  Professor  5  Ji.  Frankenhausen.  Dr.  Neumann,  Amts- 
richter 2  ,ii.  Frankenthal.  Josef  Berger,  Elektrotechniker  2  Ji.  Friedberg.  Morschel,  Bau- 
unternehmer (ab  1911)  5  ./('•     Fürth.    Ma.\  Büchenbacher,  Kommerzienrat  4.W;  J.   Rosenbaum 

3  Ji;  Dr.  Spaet,  Bezirksarzt  3  Ji ;  Dr.  Zwanziger,  Kgl.  Rektor  1  ,li.  Gemünden.  Krämer, 
K.  Forstmeister  1  Ji.  Germersheim.  Ernst  Kahn,  Hoflieferant  2  .li:  M.  Steimer,  Buch- 
druckereibesitzer 2  Ji ;  Tamson,  Kaufmann  1  ,ii.  Görlitz.  Otto  Sanio,  Ingenieur  10  Ji. 
Göttingen.  Dr.  Bruno  Crome  3  Ji-  Gräfenberg.  Reindel,  Pfarrer  1  M;  Kopp,  Kaufmann  l  .li. 
Gunzenhausen.  Heubusch,  K.  Bezirksamtssekretär  (ab  191 1)  1  Ji;  Jahraus,  Rektor  (ab 
1911)  2  Ji;  Riedel,  Fabrikant  (ab  1911)  2  Ji;  Schmidt,  Apotheker  (ab  1911)  2  Ji;  Werner, 
K.  Bezirksamtssekretär  (ab  1911)  1  Ji.  Hameln.  Hellmuth,  Oberlehrer  3  Ji-  Hanau.  Pro- 
fessor Otto  Ahrens,  Oberlehrer  3  Ji ;  Carl  Limburg,  i.  Fa.  Limburg,  Koch  &  Co.,  Bijouterie- 
Großhandlung  3  Ji-  Hilpoltstein.  Dr.  Arnold,  prakt.  Arzt  in  Heideck  5./(";  Dechant  Hirscli- 
mann,  Stadtpfarrer  in  Greding  3  Ji;  Kaufmann,  K.  Bezirksamtsassessor  1  Ji.  Höchst  a.  M. 
Alfred  Misch  in  Frankfurt  a.  M.  1  .li.  Jena.  Dr.  Emil  Herfurth  1  M;  Dr.  Hilgerfeld,  Pro- 
fessor 1  Ji.     Karlsruhe.    Dr.   Hans  Bartning,  Regierungsrat  (ab  1911)  3  -U;    Karl  Bauer,  Maler 

2  Ji;  Dr.  Ludwig  Berberich  Frauenarzt  3  Ji;  Frau  Baurat  Max  Hummel,  Professorswitwe  (ab 
1911)  10  J(,;  Camill  Macklot,  Maler  2ji;  Dr.  Oskar  Seneca,  Kustos  (ab  1910)  \0  Ji ;  Konrad 
Taucher,  Bildhauer  2  .ft,.  Kaufbeuren.  Dr.  Grubert,  Reallehrer  1  J{o;  Reallehrer  Dr.  Schwerd 
(bisher  1  Ji)2M.  Kiel.  Dr.  Anschütz,  Professor  10  Ji ;  Geheimrat  Dr.  B.  Fischer,  Professor  3  .W  ; 
Dr.  Stöckel,  Prjfessor  10  J(,;  Dr.  Graf  Vitzthum  von  Eckstädt,  Professor  5  Ji-    Bad  Kissingen. 


Julius  \Veiv;el.  Architekt  3  .((.  Kißlegg.  Neuner,  Mascliinenfabrikant  in  Leutkircli  (l^islier 
2  .H)  jetzt  3  ,((  :  W'alclmer.  Direktor  in  Wangen  (bisher  2  Ji)  jetzt  3  M.  Kraftshof.  Heinricii 
lieckel.  K.  Pfarrer  2  Ji ;  Heinrich  Schaffert,  Lehrer  2  , Wo.  Kronach.  Vogler,  Notar  6  ./6 
Lauf.  Biiuniler.  K.  Pfarrer  in  Ottensoos  2  Jf  ;  Brockschmidt,  Apotheker  3  ./i;  Heumann,  Pfarrer 
in  Neunkirclien  :i.  S.  2  .11.  London.  Maurice  Rosenheim  20./^..  Magdeburg.  Karl  Dabelovv,  Archi- 
tekt 2. /(.  Meran-Obermais.  Frau  Johannes,  Hofpiiotograph  5  Kr.;  br,  Mazegger,  Sanitätsrat  3  Kr. 
Neustadt  a.  A.  Eiizinger,  Hauptlehrer  der  K.  Präparandenschule  2  .ii;  E.  Hopp,  Pfarrer  2  ,fi ; 
Friedrich  Schmidt,  Buchdruckereibesitzer  1  ./^.  Neuwied.  C.  Remy,  Direktorin  Rasselstein  (bish. 

4  JO  j<?tzt  5  .tL  Nürnberg.  Fräulein  Lina  Forster  3  M;  Max  Herold,  Hilfsgeistlicher  3  .W»; 
Horlacher,  Apotheker  3  Ji;  Kadner,  Förster  5  Ji;  Karl  Klein.  Photograph  3  Jl>;  Ernst  Pariser, 
stud.  chem.-tech.  3  Ji :  Schmoller,  Oberingenieur  3  Ji.  Öhringen.  Friedrich  Lepple  2  Ji. 
Olmütz.  Eniilie  Demal,  stiidt.  Kontrolleursgattin  2  Kr.;  Kaiserl.  Rat  Friedrich  Fischel,  Ge- 
meinderat 3  Kr.;  Jonas  Fischer,  Stadtverordneter  2  Kr.;  Marie  Immervoll,  Oberkommissärs- 
witwe 2  Kr.;  Baukommissär  Ernst  Rieger,  Stadtverordneter  2  Kr.;  Joh.  Spacek,  K.  K.  Professor 

2  Kr.     Reichenbach.    Edm.   Dürr,    K.  Sachs.    Kommerzienrat    10   M;    K.   Plettner,  Apotheker 

5  Ji;  Otto  Schultz,  Fabrikbesitzer  3  Ji;  Dr.  Unglaub  3  Ji.     Rendsburg.   A.  Dorsch,  Apotheker 

3  M;  M.  Eggers,  jun.,  Kaufmann  3  ,11;  C  Ehlers,  Hauptbuchhalter  3  .11;  Ad.  Hansen,  Pastor 
3  Ji:  Dr.  W.  Heß,  Chemiker  3  Ji ;  Ernst  Motzen  3  Ji;  R-  Ramm,  Pastor  3  Ji-  Roth  a.  S. 
Gurt  Braun,  Distriktstierarzt  3  Ji-  Salzburg.  Hermann  Hinterhuber,  Apotheker  2  .11;  Dr.  J. 
Suller,  Advokat  in  Hallein  2  Ji.  Schliersee.  Konrad  Gräbner,  K.  Forstassistent  2  Ji. 
Schnaittach.  Heinrich  Bosch,  K.  Pfarrer  2  ,)!(..  Schwabach.  Albrecht,  Stadtkämmerer  l  .M; 
Babel,   Rechtsanwalt  3  Ji;    Clauß,     K.   Pfarrer    l    :ll;    H.   Daschner,    K.   Gymnasialassistent 

1  Ji ;  Fr.  Fluhrer,  K.  Gymnasialassistent  l  Ji;  A.  Gaggell,  K.  Gymnasialassistent  1  Ji; 
Hauenstein,  Privatier  1  Ji;  Heider,  Stadtsekretär  i  Ji;  Hunger,  Kaufmann  1  Ji;  Kießling, 
K.  Präparandenlehrer  1  Ji;  Knopf,  Zahntechniker  1  Ji;  Loedel,  Kaufmann  l  Ji;  Reingruber, 
Fabrikbesitzer  2  Ji;  Reeder,  K.  Seminarpräfekt  2  Ji;  S.  Ruck,  Brauereidirektor  1  Ji; 
Rusam,  K.  Dekan  2  Ji ;  Streicher,  Zahntechniker  l  Ji;  Timm,  Zahnarzt  5  M;  Gustav  Weber, 
Gasdirektor  1  Ji;  Karl  Weber,  K.  Seminarlehrer  2  ./(, ;  Werner,  K.  Seniinarlehrer  2  Ji; 
K.  Wernhard,  K.  Gymnasialassistent  1  Ji;  Karl  Wüst,  K.  Seminarlehrer  l  Ji;  Zahn,  K. 
Amtsrichter  1  Ji.  Stettin.  Gerth,  Zahnarzt  (ab  I9li)  3  Ji-  Straßburg.  Dr.  Willy  Huber  (i.  Fa. 
Raab,  Karcher  &  Co.)  5  Ji ;  Dr.  Rohr,  Universitätsprofessor  3  Ji;  von  Traut,  Ministerial- 
direktor 4  Ji.  Stuttgart.  Oskar  Dannecker  (i.  Fa.  Werner,  Hilpert  &  Co.)  (bisher  5  Ji)  jetzt 
10  Ji.  Tauberbischofsheim.  Dr.  Dinkler,  prakt.  Zahnarzt  2  Ji;  Dr.  Ott,  Amtsrichter  2  Ji. 
Torgau.  Dieterici,  Oberlehrer  3  Ji  ;  Hellenschmidt,  Oberlehrer  3  Ji;  Hüttmann,  Mühlenbesitzer 
3  Ji;  Dr.  Kautz,  Oberlehrer  3  JI ;  Rüger,  Generaloberarzt  2  Ji.  Treuchtlingen.  Adolf  Aurn- 
hammer,  Pfarrvikar  in  Roth  b.  Nürnberg  2  J^;  B.  Fulder,  Hauptlehrer  2._ii;  Otto  Grahl,  Fabrik- 
besitzer 3  Ji;  Karl  Jäger,  Oberbauinspektor  2  Ji;  Heinrich  Kellner,  kaufmännischer  Beamter 

2  Ji;  Mathias  König,  Privatier  2  ,1 ;  Karl  Kraft,  Bürgermeister  2  iC ;  Michael  Krauß,  K. 
Oberlokomotivführer  2  Ji;  Carl  Kreuzer,  Dampffärbereibesitzer  2  Ji;  Josef  Lang,  Großvieh- 
handlung 2  Ji ;  Chr.  Leidel,  Buchdruckereibesitzer  2  M ;  Friedrich  Liehr,  K.  Lokomotivführer 
2  M;  S.  Mayer,  Kaufmann  2  Ji;  Josef  Meier,  K.  Forstmeister  2  Ji:  A.  Teichmann,  Haupt- 
lehrer 2  Ji.  Überlingen.  Melling,  Domänenrat  a.  D.  2  Ji.  Vilbel.  Gustav  Nennstiel,  Professor 
2Ji.  Waldheim.  Justizrat  Huth,  Rechtsanwalt  und  Notar  2  .Ä.  Weida.  Otto  Di.x,  Kom- 
merzienrat 2  M;  Friderici,  Justizrat  2  Ji;  Karl  Mißler,  Kämmerer  1  Ji;  Friedrich  Pfeifer, 
Fabrikant  1  M.  Weimar.  Ledig,  Oberfinanzrat  6  Ji;  H.  Schmidt,  Kommerzienrat  5  Ji-  Wien. 
Josef  Plickenberger  lo  Ji.  Wiesbaden.  Julie  Abegg  20  M  ;  Carl  Kayser,  Rentner  \Oji  ;  Friedricii 
Soehnlein-Pabst,  Kommerzienrat  5  Ji-  Windsheim.  Düll,  Pfarrer  in  Altheim  2  Ji ;  Meyer, 
Rechtsanwalt  2  Ji ;  Stock,  Pfarrer  in  Diespeck  2  Ji ;  Straß,  Pfarrer  in  Herrnneuses  2  .'li. 
Würzen.   Dr.  Lohse,   Professor  1  Ji ;  Lotichius,  Oberlehrer  1   Ji;   Dr.  Putzger,  Oberlehrer  \  .Ji. 

Einmalige    Beiträge. 

Von  Kreisausschüssen:  Homberg  (Bezirk  Cassel)  20  Ji.     Luckau  50  ,/(. 

Von  Privaten:  Berlin.    Ernst  Seeger,  Geheimer   Hofrat   10  .H.     Plietnitz.    W.   Grentzen- 
berg,  Oberförster  2  ,11.     Schleiz.    Ungenannt   1  ,ti.     Schlüchtern.    Pflegschaft   1  .li. 


~     77     - 


ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Als  die  hervorragendste  Erwerbung  der  letzten  Monate  muß  die  Madonna  von  Hans 
Baidung  Grien  aus  dem  Jahre  1530  genannt  werden,  die,  eine  große  und  stark  wirkende  künst- 
lerische Konzeption,  aus  dem  Pariser  Kunsthandel,  wohin  sie,  doch  nicht  unmittelbar,  aus  der 
Galerie  Liechtenstein  gelangt  war,  für  Deutschland  zurückgewonnen  werden  konnte.  Über 
dieses  bedeutende  Werk  wird  der  Leser  einen  besondere  Abhandlung  in  dem  gleichzeitig  mit 
dieser  Nummer  des  „Anzeigers"  zur  Ausgabe  gelangenden  Jahresheft  der  „Mitteilungen"  finden, 
der  auch  eine  Abbildung  des   Gemäldes  beigegeben  ist. 


Abb.  26.      Der  Apostel  Philippus,  die  Dämonen  beschwörend.    Tafelgemälde  der  Donauschule, 

1.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts. 


Noch  in  das  15-  Jahrhundert  zurück  führt  uns  eine  weitere  Neuerwerbung,  deren  Bedeutung 
für  die  Geschichte  der  älteren  deutschen  Kunst  gleichfalls  nicht  gering  bewertet  werden  darf. 
Es  handelt  sich  um  die  vier  Tafelbilder  des  Ecee  homo,  der  Handwaschung  des  Pilatus,  der  Kreuz- 
tragung  und  der  Kreuzigung,  Reste  eines  Hochaltares  von  annehmbaren  Dimensionen,  von 
dem  uns  weitere  Teile  bislang  nicht  bekannt  geworden  sind.  Auf  den  ersten  Blick  kommt  dem 
Betrachter  der  Name  Hans  Multschers  über  die  Lippen,  aber  es  ist  doch  eine  andere  Gegend, 
in  der  diese  Bilder  entstanden  sind,  die  allerdings  von  Schwaben  her  stark  befruchtet  worden 


—     78 


ist.  Es  ist  der  Kreis  der  S  u  1 /.  b  ii  r  ji  e  r  Schule,  deren  typische  Ziii^e  und  Maiart  sicli 
ijreifbar  hier  wiederspiegehi.  Die  rauhe  Urwüchsigkeit  Altbayerns  erscheint  uns  in  gemildertem 
Licht.  Eine  gewisse  Hoheit  und  vornehme  Würde  bilden  den  Grund/.ug  dieser  Bilder,  auf  denen 
selbst  die  sonst  in  jener  Zeit  immer  gern  übertriebene  realistische  Derbheit  eine  ruhigere  Form 
angenommen  hat.  Die  Größe  des  Stils  und  die  Geschlossenheit  der  Komposition,  nicht  minder 
aber  das  sichere  Herausschneiden  der  Linien  aus  dem  Untergrund  erinnern  an  die  Gewohnheiten 
des  Wandmalers.  Das  Räumliche  ist  auf  unseren  Bildern  wenig  anschaulich.  Das  Wichtigste 
sind  unserem  Künstler  die  Figuren  oder  vielmehr  die  Erzählung  der  heiligen  Vorgänge  in 
Figuren,  deren  Zahl  er  jeweilig  in  durchaus  selbständiger  Feinfühligkeit  auf  ein  Mindestmaß 
beschränkt.  Er  disponiert  klar  und  verzichtet  auf  jeden  schreienden  Effekt.  Die  Farben  sind 
fließend  und  weich,  das  Kolorit  im  Gesamteindruck  licht  und  klar.  Entstanden  sind  unsere 
Bilder  in  den  Jahren  14  70  —  8  0.  Wir  werden  in  unseren  Mitteilungen  noch  eingehender 
darauf  zurückkommen. 


Abb.  27.    Joh.  Christian  Reinhart:  Benediktinerkloster  in  Böhmen,  1785,  Ölskizze. 


Das  Brustbild  Karls  V.,  das  wir  auf  der  Auktion  Johannes  Noll  erwarben,  und 
wozu  uns  Seine  Apostolische  Majestät  Franz  Josef,  Kaiser  von  Österreich  und  König  von 
Ungarn,  in  huldvollster  Weise  die  erforderlichen  Mittel  bereitstellte,  erinnert  so  sehr  an  den 
Barthel  Behamschen  Stich  B.  60  des  Jahres  1531,  daß  Beziehungen  zwischen  Bild  und  Stich 
nicht  hinweg  zu  leugnen  sind.  Als  solches  gehört  unser  Porträt  der  Spätzeit  des  16.  Jahr- 
hunderts an,  und  es  rechtfertigt  sich  damit  die  Annahme,  daß  es  eine  Kopie  nach  einem  an- 
scheinend verschollenen  Original  ist,  das  zu  dem  Behamschen  Stich  in  Wechselbeziehung  stand, 
jedenfalls  aber  etwa  gleichzeitig  mit  ihm  entstanden  sein  muß.  Für  die  deutsche  Kultur- 
geschichte ist  es  von  größter  Wichtigkeit,  die  Bildnisreihe  gerade  dieses  Kaisers  um  ein  weiteres 
beachtenswertes  Glied  vermehrt  zu  sehen. 

Das  in  Abb.  26  wiedergegebene  Bild  erwarben  wir  aus  der  Sammlung  Pickert  in  Nürn- 
berg, deren  Schicksal  mit  dem  jüngst  erfolgten  Tod  ihres  letzten  Inhabers,  des  Antiquars  Ma.\ 


—     79 


Pickert,  besiedelt  ist.  Ihre  Auflösung  hat  bereits  beijonnen.  Wir  haben  es  mit  einer  anscheinend 
nicht  gerade  häufigen  Darstellung  aus  der  Legende  des  Apostels  Philippus  zu  tun.  Wir  sehen 
ihn  hier,  wie  er  Dämonen  beschwört  und  sie  schließlich  von  einem  hohen  Postament,  auf  dem 
sie  sich,  von  Flammen  umspielt,  befinden,  herabstürzt.  Die  Behandlung  der  Landschaft,  vor 
allem  der  ragenden  Schneeberge  im  Hintergrund,  belehrt  uns  auf  den  ersten  Blick,  daß  es  der 
Schulkreis  Altdorfers  ist,  in  den  wir  das  Bild  einzureihen  haben.  Das  Figurale  läßt  zu 
wünschen  übrig.  Man  kann  teilweise  sogar  von  einer  hausbackenen  Derbheit  sprechen.  Der 
Wert  des  Bildes  liegt  eben  in  der  Landschaft,  die  uns  einen  Meister  bekundet,  der  dazu  angetan 
ist,  das  Mittelmaß  der  Leistungsfähigkeit  der  E)  o  n  a  u  s  c  h  u  1  e  der  l.  Hälfte  des 
16.   Jahrhunderts'  treffend  zu  repräsentieren. 

Auffallend  weit  für  ihre  Zeit  vorgeschritten  ist  die  Ölskizze  eines  böhmischen  Bene- 
diktinerklosters (vielleicht  St.  Johann)  im  Berauner  Kreis  von  J  oh  an  n  Chris  t  ian  Rein  hart 
(1761  —  1847),  die  durch  Inschrift  auf  der  Rückseite  als  eine  Arbeit  aus  dem  Jahre  1785  gesichert 
ist  (Abb.  27).  Eine  solch  haarscharfe  Sicherheit  in  der  Naturauffassung  und  vor  allem 
in  der  Wiedergabe  der  farbigen  Gesamtstimmung  muß  uns  in  dieser  sonst  noch  nicht  allzu  reali- 


Abb.  28.  Beweinung  Christi.    Oberrheinische  Arbeit.   Um  1500.   Lindenholz. 


stischen  und  noch  stark  verknöcherten  Zeit  überraschen.  Und  fast  scheint  es,  als  lägen  die 
Wurzeln  des  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  so  jugendfrisch  einsetzenden  modernen  Natura- 
lismus doch  etwas  tiefer,  als  man  im  allgemeinen  glaubt.  Aber  auch  für  den  Künstler  selbst 
ist  dieses  Bild  von  großer  Wichtigkeit.  Wir  kennen  ihn  sonst  als  Landschaftsmaler,  in  dessen 
Werken  der  Geist  und  die  Schönheit  eines  Claude  Lorrain  oder  N.  Poussin  obwalten,  der  seine 
Stoffe  poetisch  durchdringt  und  sie  mit  dem  Atem  des  großen  Weltgeistes  beseelt.  Wenn  ein 
Künstler  zur  damaligen  Zeit  als  Vierundzwanzigjähriger  mit  der  Vollkraft  der  Jugend  die  Natur 
schon  so  fleißig  zu  studieren,  sie  so  richtig  in  sich  aufzunehmen  wußte,  so  ist  uns  dies  ein  deut- 
licher Fingerzeig,  daß  er  wohl  das  Zeug  gehabt  hätte,  sich  über  die  Alltagsanschauung  seiner 
Epoche  hinauszuheben,  daß  er  aber  als  Einziger  gegen  den  vorherrschenden  Strom  anzukämpfen 
nicht  imstande  war. 

Unter  den  Neuerwerbungen  an  Werken  der  originalen  Plastik  sind  vor 
allem  die  kleinfigurige  W  a  n  d  g  r  u  p  p  e  einer  B  e  w  e  i  n  u  n  g  C  h  r  i  s  t  i ,  eine  oberrhei- 
nische Arbeit  aus  der  Zeit  umlSOO  (Abb.  28),  und  das  R  e  1  i  e  f  d  e  r  Enthaup- 
tung der  heil.  Barbara  durch  ihren  Vater,  eine  fränkische  Arbeit  aus 
der  2.  Hälfte   des   17.  Jahrhunderts  (Ahb.  29),  hervorzuheben.    Erstere  stammt  aus 


80     — 


der  Sammliinii  Noll,  let/.teres  .uis  iIli  S.iininliiiiii  Pickert.  Beschäftiijeii  uir  uns  zunäclist  mit 
der  Beweimins,  so  niiiü  uns  vor  allem  die  realistische  Übertreibiiii)!  des  Mienen-  und  Gebärden- 
spiels iiuffullen.  Alles  scheint  in  führender  Be\veg:ung;  und  uni^estümer  Aufrep;un<j:,  und  nur 
die  starre  Unbe\vei;lichkeit  des  lang  ausgestreckt  am  Boden  liegenden  Leichnams  Christi  bildet 
einen,  allerdings  sich  energisch  in  den  Vordergrund  vorschiebenden  Ruhepunkt.  Manche  Ge- 
bärden sind  direkt  theatralischer  Natur.  Ich  verweise  nur  auf  die  zur  Rechten  knieende 
Maria  Magdalena,  die  mit  eckiger  Bewegung  das  Kopftucli  vor  das  Antiit/.  füiirt  und  sich  einem 
etwas  gezwungen  anmutenden  Schmerz  hingibt,  und  weiter  auf  die  Frau  im  Hintergrund  links, 
die  sich  mit  verschränkt  über  dem  Kopf  erhobenen  Armen  von  der  Hauptszene  abwendet.  Das 
ist  mehr  als  Natürlichkeit,  das  ist  übermäßige,  ja  gewaltsame  Erregtheit.     Vortrefflich  ist  da- 


Abb.  29.    Enthauptung  der  hl.  Barbara.     2.  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts.     Solnhofer  Stein. 


gegen  die  Gruppe  der  drei  Männer  zur  Rechten,  von  denen  jeder  einzelne  meisterhaft  charak- 
terisiert ist.  Mit  kühlem  Verstand  wohl  durchgeführt,  ist  sie  eine  köstliche  Probe  echten  Wirk- 
lichkeitssinnes. Auch  das  Barbara- Relief  ist  nicht  frei  von  Übertreibungen,  namentlich  wenn 
man  an  die  überirdische  Verzücktheit  der  Heiligen  denkt.  Doch  gerade  das  ist  ein  Charakteristi- 
kum des  späten  Barock,  dessen  Formensprache  ja  schon  an  sich  das  Maß  gewohnter  Ruhe  über- 
schreitet. Im  übrigen  aber  ist  das  Relief  durch  eine  weitgehende  Sorgfalt  der  Technik  aus- 
gezeichnet, die  nur  beim  Übergang  der  erhabenen  Teile  in  den  flachen  Untergrund  nachläßt. 
Wahrscheinlich  geht  die  Darstellung  auf  einen  Kupferstich  vom  Beginn  des  17.  Jahrhunderts 
zurück,  den  wir  aber  unter  unserem  Material  nicht  besitzen.  Das  würde  auch  einige  Stil- 
differenzen erklären,  die  dem    Relief  anhaften.     Der  verstorbene  Max   Pickert  hat  das  Werk 


Anzeiger  des  Germanischen  Nationalmuseums.  1912. 


Tafel  VII. 


Rheinisches  Chorgestühl.  1640.    Eichenholz. 


-      81     — 

außerordentlich  hoch  geschätzt  und  es  für  eine  Arbeit  Georg  Schweiggers  gehalten.  In  Wirk- 
lichkeit aber  ist  es  später  und  gehört  es  bereits  dem  reifen  17.  Jahrhundert  an.  Ob  es  in  Ni.'irn- 
berg  entstanden  ist,  läßt  sich  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen.  Eine  fränkische  Arbeit  scheint  es 
jedenfalls  zu  sein. 

Das  große  dreisitzige  Barock-Chorgestühl  der  Sammlung  Roettgen  vom 
Jahre  164  o  soll  nach  der  Überlieferung  aus  der  Jesuitenkirche  in  Köln  stammen.  Bei 
der  Aufhebung  des  Ordens  im  Jahre  1773  soll  es  aufs  Land  verkauft  worden  sein,  wo  Roettgen 
es  auseinandergerissen  auf  einem  Speicher  fand.  Wenn  auch  diese  Überlieferung,  was  die 
ursprüngliche  Herkunft  betrifft,  auf  irrigen  Voraussetzungen  beruht,  so  bildet  dessen  unge- 
achtet das  Stück  heute  eine  wichtige  Ergänzung  unserer  kirchlichen  Abteilung,  in  der  Beispiele 
dieser  Gattung  bislang  vollkommen  fehlten.  Der  Aufbau  in  den  wuchtigen  Architekturformen 
des  Jesuitenbarocks  ist  imponierend  in  seinem  Massenverhältnis  und  trotz  einer  beengenden 
Strenge  der  abschließenden  Horizontallinie  waltet  doch  im  Ornament  und  in  der  Behandlung  der 
figürlichen  Teile  eine  erstaunliche  Freiheit.  Die  seitlichen  Flammenurnen  sind  von  weichem  Holz 
und  anscheinend  nicht  ursprünglich.  Sie  könnten  fast  fehlen,  ohne  vermißt  zu  werden.  Das 
zierliche  Auflageornament  steht  in  seiner  gewissenhaft-ängstlichen  Durchführung  oft  in  merk- 
würdigem Gegensatz  zu  dem  flotten  Schwung  der  ins  Große  gehenden  plastischen  Teile.  Einzel- 
heiten sind  übrigens  ergänzt  (Siehe  Taf.  VII).  Fritz    TraugottSchulz. 

An  wissenschaftlichen  Instrumenten  wurden  erworben  ein  galileischer  Pro- 
port i  o  n  a  1  z  i  r  k  e  I  von  Johann  Carl,  163  0,  ein  Reichenbachscher  Distanz- 
messer, ein  Distanzmesser  von  M.  Kaiser  in  Stuttgart  und  ein  kleines  Ertelsches  Nivellier- 
instrument. Die  drei  letzten  Instrumente  sind  in  gleicher  oder  wenig  veränderter  Gestalt  noch 
in  Gebrauch  und  ihre  Theorie  und  Beschreibung  findet  sich  in  den  Lehrbüchern  der  Ver- 
messungskunde, weshalb  hier  von  ihrer  Besprechung  abgesehen  werden  kann. 

Das  Instrument  von  Carl  dient  zum  graphischen  Rechnen  und  zum  Entwerfen  von  Festungs- 
bauten (Abb.  30).  Es  besteht  aus  zwei  nach  Art  eines  Zirkels  verbundenen  Regeln  und  einem 
dem  Drehpunkt  derselben  konzentrischen  Halbkreis,  der  an  der  einen  Regel  befestigt  ist,  und 
auf  dem  die  zweite  Regel  läuft.  Auf  den  Breitseiten  der  Regeln  sind  die  Linien  des  galilei- 
schen  Proportionalzirkels  verzeichnet,  und  zwar  auf  der  einen:  A.  Linea  arithmetica,  B.  Linea 
geometrica,  C.  Linea  stereometrica  (cubica),  D.  Metallorum,  E.  eine  sehr  ungenau  in  20  an- 
nähernd gleiche  Teile  geteilte,  zu  linearen  Teilungen  verwendbare  Linie,  K.  Linea  reductionis 
corporum;  auf  der  anderen:  F.  Linea  tetragonica,  G.  eine  in  40  Teile  geteilte  Linie  zur  Ver- 
wandlung von  Quadraten  in  Kreise  und  umgekehrt,  H.  Linea  Chordarum,  I.  Linea  corporum 
sphaerae  inscriptorum,  L.  eine  Linie,  auf  welcher  das  Verhältnis  des  Durchmessers  zum  umfang 
des  Kreises  angegeben  ist.  —  Auf  der  Vorderseite  sind  außerdem  vier  parallele  Linien  von  ver- 
schiedener Länge  mit  Teilungen  in  10,  12,  16  und  100  Teile.  Auf  den  inneren  Schmalseiten 
der  Regeln  sind  vom  Mittelpunkt  ausgehend  Linien  von  296,5  mm  Länge  in  200  gleiche  Teile 
geteilt;  auf  den  äußern  ein  Nürnberger  Fuß  und  die  Bezeichnung:  Johann  Carll  Ingenieur  a  Nu- 
rimbergae  1630.  An  den  Enden  der  Breitseiten  vorn  ein  Genius  mit  Stundenglas  und  Totenkopf 
und  der  Beischrift:  Memento  mori;  hinten  die  Inschrift:  Johann  Adolff  Lösch  von  Hilckercz- 
iiaußen  uff  Altenburg,  Hauß  Commenthurn  In  Nurmberg,  Ritter.  Es  folgt  noch  ein  aus  T, 
R  und  0  zusammengesetztes  Monogramm. 

Der  Halbkreis  hat  auf  der  Vorderseite  verschiedene  Teilungen,  welche  meist  zum  Ent- 
werfen von  Festungsbauten  nach  dem  Bastionärsystem  bestimmt  sind.  Sie  geben  von  innen 
nach  außen  folgend:  1.  Zentriwinkel  vom  4 — 20  Eck,  2.  Winkel  der  Seiten  der  Kurtinen  vom 
4 — 20  Eck,  3.  Halbierungslinien  der  Außenwinkel  der  Kurtinen,  4.  Schräge  der  Flügel  zur 
Spitze  der  Wehr  (Bastion),  5.  Skala  der  Umbra  recta  und  umbra  versa  auf  den  Viertelskreis 
übertragen.  Zur  Höhenmessung.  6.  Teilung  der  Quadranten  von  den  Enden  zu  den  Mitten  in 
3000  abnehmende  Teile.  7.  Böschung  der  Mauern  1  :  1  bis  1  :  10.  8.  Skala  zur  Teilung 
(wessen  ?)  ohne  Rechnung.  Die  Teilungen  6  und  8  passen  weder  auf  Streckenteilung  noch  auf 
trigonometrische  Funktionen.  Auf  der  Rückseite  ist  eine  Teilung  in  Grade  und  —  durch 
Transversalen  —  auf  Fünfzehntelsgrade  =  4'. 

G 


82     — 


Der  Veifertiiier  des  liistiiuiuMits  Inluuin  Carl,  der  Soliii  l'eter  Carls,  war  ueboren  15S7. 
I:r  war  im  Bauwesen  und  in  anderen  niatlk'inalisi.iu'n  Künsten  ein  Seliiiler  seines  Vaters  und 
Juiiann  Faulluibers  in  l  Im.  Naciidem  er  si.li  in  Holland  längere  Zeit  mit  Artillerie  beschät'fiiit 
hatte,  wurde  er  Idjl  Zeusnieister  in  Nürnberji.  tir  ist  der  lirbauer  der  I  )reieini,ukeitskirolie 
in   Retjensburji.     Cjestnrben  ist  er   |{i()5. 

Johann  Adulf  Lösch,  der  Besitzer  des  Instruments,  war  I637  Ordens-Commentluiv  in 
Oettiniren  und    l(>5<'  in    Kaplenburtj.  Gustav   von   I'e/.old. 


Abb.  30.    Galileischer  Proportinalzirkel  von  Johann  Carl.    1630. 


Geschenke. 

• 

Berlin.  E.  M  e  c  k  1  e  n  b  u  r  g  i.  Fa.  J.  A.  Star  g  a  r  d  t:  Silbermedaille  auf  das  Ehe- 
jubiläum des  Kommerzienrats  und  kais.  Hofjuweliers  Hermann  Gartenschläger  von  W.  Dippe, 
1908.  • —  Pflegschaft  Berlin  des  Germanischen  Museums:  Landschaft 
bei  Sonnenaufgang.  Entwurf  zu  einem  großen  dekorativen  Genuilde  für  das  Königstädtische 
Theater  in  Berlin  von  Karl  Blechen  (1798—1840).  Ölbild  auf  Leinwand.  —  Meran-Obermais. 
Kunsthändler  und  Pfleger  des  Germanischen  Museums  G  e  o  r  g  M  ü  1  1  e  r :  Fingerhut,  (jefunden 
auf  der  Eckartsburg  in  der  Prov.  Sachsen,  17.  — 18.  Jahrhundert.  —  München.  Professor 
W  a  1  t  h  e  r  F  i  r  I  e:  Bildnis  des  Prinzregenten  Luitpold  von  Bayern.     Ölgemälde  von  der  Hand 


—    83    — 

des  Geschenkgebers.  —  Guido  v  o  n  V  o  1  c  k  ;i  m  e  r:  Große  Medaille  auf  Anna  Tet/.el  von 
Kirchensittenbach,  geb.  von  Vokkamer  (1514—1573),  von  K.  Goetz,  1912,  Bronze.  —  Nürn- 
berg. Herr  und  Frau  M  a  r  l  i  n  N.  F  e  c  h  h  e  i  ni  e  r:  Tschako  und  Patronentasche  der  kgl. 
bayerischen  Landwehr  der  Stadt  Nürnberg,  I830 — 40.  —  Kaufmann  Gödde:  Untergestell 
eines  Theodolits  von  Lenoir-Paris,  aus  dem  Nachlaü  des  Obergeometers  Schwarz;  Eichen- 
holzstativ für  ein  Meßinstrument,  l').  Jahrb.,  ebendorther.  —  Frau  Hauptkassier  Emma 
Ner  reter:  Pastellbrustbilder  des  Zinngießermeisters  Christian  Roth  in  Nürnberg  und  seiner 
Frau,  Ende  IS.  Jahrb.;  Silhouettenbrustbild  über  Goldgrund  aus  einem  Fingerring,  Ende 
18.  Jahrh. ;  Elfenbeinminiatur  mit  Brustbild  einer  jungen  Dame,  Anfang  19.  Jahrb.;  Elfen- 
beinminiatur mit  Brustbild  eines  Herrn  in  mittleren  Jaiiren,  Anfang  19.  Jahrh.  —  A  d  m  i  n  i- 
s  t  r  a  t  i  o  n  der  J.  F.  von  T  e  t  z  e  1  s  c  h  e  n  F  a  m  i  1  i  e  n  s  t  i  f  t  u  n  g :  Gedäciitnismedailie 
auf  den  300.  Todestag  des  Stifters  des  J.  F.  von  Tetzelschen  Famiiienstiftung  Jobst  Friedrich 
Tetzel   von    Kirchensittenbach   von    K.    Goetz,    Bronze,   1912. 

A  n  k  ä  u  f  e. 

Vorgeschichtliche  Denkmäler.  Bronzefund  der  Hallstattzeit  aus  der  Nähe  von  Lessau, 
Bezirksamt  Bayreutii,  bestehend  in  sechs  Halsringen  und  sieben  Armbügeln  mit  Strichver- 
zierungen. 

Gemälde.  Ecce  homo,  Handwaschung  des  Pilatus,  Kreuztragung  und  Kreuzigung. 
Tafelbilder.  Salzburger  Schule.  Um  1470 —  1  4  S  o.  —  Maria  mit  dem  Kinde, 
Tafelgemälde  vom  Jahre  15  3  0  von  Hans  B  a  1  d  u  n  g  G  r  i  e  n.  —  Kaiser  Karl  V.,  Brust- 
bild, Kopie  nach  einem  .Original  etwa  aus  dem  Jahre  1531.  S  ü  d  d  e  u  t  s  c  h.  S  p  ä  t  z  e  i  t 
des  16.  Jahrh.  —  Der  Apostel  Philippus,  Dämonen  von  einem  Postament  stürzend  (Abb.  26). 
Im  Hintergrund  eine  Landschaft  mit  Schneebergen.  D  o  n  a  u  s  c  h  u  1  e.  1.  H  ä  1  f  t  e  1  6. 
Jahrh.  —  Benediktinerkloster  in  Böhn.en,  Ölskizze  vom  Jahre  1  785  von  Johann 
Christian     Reinhart  (176I  — 1847).    Siehe   Abb.  27. 

Plastik,  Originale.  Beweinung  Christi.  Wandgruppe.  Lindenholz.  Oberrheinisch. 
Um  1  5  00  (Abb.  28).  —  St.  Antonius.  Sandsteinrelief.  Westfälisch.  1.  Hälfte 
1  6.  J  a  h  r  h.  —  Jäger  mit  zwei  Hunden  in  einer  Flußlandschaft.  Große  runde  Bleiplakette. 
D  e  u  t  s  c  ii.  1  6.  Jahr  h.  —  St.  Barbara  wird  von  ihrem  Vater  getötet.  Ovales  Relief  in 
Solenhofer  Stein.  F  r  ä  n  k  i  s  c  h.  2.  Hälfte  17.  J  a  h  r  h.  Siehe  Abb.  29.  • —  Philippus. 
Standfigur  in  bewegter  Gewandung  mit  Kreuz  und  Drachen.  Marmor.  S  ü  d  d  e  u  t  s  c  h. 
1  7.  J  a  h  r  h.  —  König  David.  Standfigur.  Lindenholz.  Oberrheinisch.  A  n  f  a  n  g 
1  8.    J  a  h  r  h. 

Medaillen.  Silbermedaille  mit  Sündenfall  und  Kreuzigung  von  Hans  Rein  h  a  r  t 
d.  Ä.  vom  Jahre  1  5  3  6.  —  Christus-Medaille  vom  Jahre  1583  von  Valentin  Maler. 
Auf  der  Rückseite  der  Schmerzensmann  auf  einem  Stein  sitzend,  an  dem  ein  Kreuz  lehnt.  Ver- 
goldet. —  Silbervergoldete  Gußmedaille  mit  Gott-Vater  als  Weltenschcipfer  und  Agnus  dei. 
1  6.  J  a  h  r  h  u  n  d  e  r  t.  —  Christus-Medaille.  Auf  der  Rückseite  knieender  Ritter  vor  einem 
Kruzifi.x.  Silber,  gegossen  und  vergoldet.  16.  —  17.  J  a  h  r  h.  —  Medaille  auf  das  Vikariat 
Johann  Georgs  II.  von  Sachsen  vom  Jahre  16  5  8  von  J  o  h  a  n  n  B  e  n  s  h  e  i  m  e  r.  Auf  der 
Rückseite  eine  Ansicht  von  Dresden.  Vergoldet.  —  Kleine  Silber-Medaille  auf  Beethoven  von 
R.    M  e  y  e  r.     Ohne   Jahreszahl. 

Kirchliche  Geräte.  Großes  B  a  r  o  c  k  -  C  h  o  r  g  e  s  t  ü  h  1.  Ornamental  und  figural 
reich  geschnitzt.  Eichenholz,  Einzelheiten  in  Nußbaum  und  Ebenholz.  Datiert  1  640.  Aus 
der  Sammlung   Roettgen-Bonn.     Siehe  Tafel  VII. 

Wissenschaftliche  Instrumente.  G  a  1  i  1  e  i  s  c  h  e  r  P  r  o  p  o  r  t  i  o  n  a  1  z  i  r  k  e  1  mit 
Halbkreis.  Bez.  Johann  Carll  Ingenieur  a  Nurimbergae  Anno  1  6  3  o.  Messing,  ver- 
goldet (Abb.  31')-  —  Nivellierinstrument  von  Ertel  &  Sohn.  Um  1  8  6  n.  —  R  e  i  - 
c  h  e  n  b  a  c  h  s  c  h  e  r  D  i  s  t  a  n  z  m  e  s  s  e  r,  zugleich  Kippregel  zu  Meßtischaufnahmen.  Um 
1  8  6  0.    —   The  o  d  o  I  i  t  von  M.    Kaiser  in  Stuttgart.     Um  1  8  7  0  —  8  0. 

D  e  p  (j  s  i  t  u  m. 
Sammlung  von    Funden   aus  vorgeschichtlicher  und  frühgeschichtlicher  Zeit    aus  Thal- 
mässing  und    Umgebung,  bestehend  in   30  Tongefäßen   von  verschiedener    Form   und    Größe, 
7  Tafeln  mit  allerhand  Bronzegeräten  und  einer  Tafel  mit  Speerspitzen,  Messern  und  Trensen. 

0* 


—     84     — 
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

G  C  S  C  ll  (.'  11  k  e'. 

Pirmasens.  Kechtspraktikant  Dr.  B  r  c  i  t  li :  1')  Rezepte  für  eine  Mine.  Detreux. 
1.  Hälfte  10.  Jalirli.  —  Rothenburg  o.  T.  Apotheker  Karl  S  c  h  o  e  n  t  a  r  ;  Terra  siRillata 
in  drei  verschiedenen  Formen,  jrell\  rot  und  bräunlich;  zu  kleinen  Kuciien  geformt.  Von  der 
Insel  Leninos.  Beliebtes  Arzneimittel;  Lac  lunae,  Bergmilch  oder  Bergmehl,  auch  Montmilch 
oder  .Wonmilch.  Weißes  Pulver,  kreideähnliches  Calcium  carbonicum.  Milchvermehrunjjjs- 
mittel   für   die   .Ammen;   .^\umia,   drei   sciiw ärzliciie    Stücke;   Medikament.  , 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 
Elmshorn  (Holstein).  Amtsgerichtssekretär  O.  K  ou  x:  Thalerschein  der  fürstlich  schwarz- 
bur^isciien    Kasse   vom   Jahre   1848.   —  München.     Archäologe  A.   M.    Pachinger:  Trans- 
portschein für  Bef<"irderung  von  Gütern  mit  einem  einspännigen  Wagen.     Lofen,  den  8.  Sept. 
I  700. 

KUPFERSTICHKABINETT. 

Geschenke. 
Berlin.  Prof.  Dr.  F.  Weinitz:  Plan  von  Nürnberg.  Stahlstich  ca.  18  6  0.  — 
Beuel  a.  Rh.  Willi.  Seitz:  2  Exlibris  des  Geschenkgebers,  gezeichnet  von  Willi  Geiger. 
I8()8  und  1809.  —  Karlsruhe.  Verein  für  O  ri  g  i  n  al  r  a  d  i  e  r  u  n  g:  Heft  XIX  (1912)  der 
Vereinspublikationen  (10  Radierungen  und  2  Lithographien).  —  Lausanne.  Franz  Apell: 
Nürnberger  Farbenkasten  vom  Jahre  1  7  0  6.  — Nürnberg.  Gg.  Kuppler,  Kgl.  Studienrat 
und  Realschulrektor  a.  D. :  Bildnis  des  Conrad  Georg  Kuppler  (1790 — 1842).  Erbauer  des 
ersten    Kettensteges  in   Deutschland.     (Nürnberg   1824.)  Stahlstich.   1.  Hälfte  19.  Jahrh. 

—  Prof.  Dr.  F.  Müller,  Krankenhausdirektor:    Radierung  (Geburtsanzeige)   von  R.  Schiestl. 

—  Frau  Hauptkassier  Emma  N  er  reter:  lOS  Blatt  meisi  historische  Blätter,  Stiche, 
Lithographien  und  Handzeichnungen.  18.  —  19.  Jahrh.  —  S  e  r  z's  c  h  e  K  u  n  s  t  a  n  - 
s  t  a  1  t:  8  kolorierte  Stiche,  Nürnberger  Ausrufer  von  A.  Gabler.  —  Theodor  S  t  r  o  e  f  e  r, 
Kunstverlag:  Eine  Reihe  wertvoller  Verlagswerke,  darunter  Max  Klinger,  Intermezzi.  — 
Wandsbeck.  P.  H.  Trümmer:  7  Gedenkblätter  mit  Katafalken  auf  Todesfälle  in  den  Nürn- 
berger Patrizierfamilien  der  Holzschuher,  Haller,  Volckamer  etc.  Kupferstiche  u.  a.  von 
Lichtensteger  und   M.   Tyroff  gestochen.      1  8.     Jahr  h. 

ARCHIV. 

Geschenk. 

Nürnberg.  Frau  Hauptkassier  Nerreter:  Wappenbrief  für  David  Greff,  ausgestellt 
durch   Kaiser   Ferdinand   II.     Wien.     1621.     Sept.    14.    Orig.  Perg.    Mit  eingemaltem  Wappen. 

Ankauf  e. 

Schreiben  des  Kardinals  von  Österreich,  Bischofs  Andreas  von  Konstanz  und  Brixen, 
an  die  Freiherren  Marx  und  Hans  Fugger.  Mersburg.  1594.  Mai  23.  Orig.  Pap.  —  Schreiben 
von  Bürgermeister  und  Rat  der  Stadt  Nürnberg  an  Herzog  Albrecht  zu  Friedland  (Wallenstein). 
1625.  Aug.  1.  Orig.  Perg.  —  Schreiben  Kaiser  Ferdinands  II.  an  Herzog  Albrecht  zu  Friedland 
(Wallenstein).  Wien.  1625.  Dez.  18.  Beigeheftet  eine  Beschwerde  der  Grafen  v.  Waldeck 
an  den  Kaiser.  1625.  10.  Nov.  Orig.  Pap.  —  Handschriftlicher  zeitgenössischer  Bericht  über 
die  Kriegsereignisse  an  der  Weser.  1625.  Aug.  26.  Akten.  —  Beglaubigungsschreiben  des 
Generalfeldmarschalls  Grafen  Joh.  Tserchies  v.  Tilly  für  Joh.  Christ.  Ruepp  zu  Bachhausen 
und  Mörlbach  an  Bischof  Phil.  Adolf  v.  Würzburg.  Wiesbaden.  1628.  Juli  18.  Orig.  Pap.  — 
Schreiben  des  Herzogs  Bernhard  von  Sachsen- Weimar  an  die  brandenburgische  Regierung 
zu  Ansbach.  Gunzenhausen.  I633.  März  26.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Generals  Joh. 
Ludw.  Isolani  an  den  Generalfeldmarschall  Grafen  Octavio  Piccolomini.  Alansbach.  1635. 
April  25.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Kurfürsten  Josef  Clemens  von  Cöln  an  den  Grafen  zu 
Manderscheid  und   Blankenheim  in   Wien.     Bonn.     1715.      Juli   7.     Orig.    Pap.    —  Adelsbrief 


—    85    — 

für  Carl  F.  Conr.  Fischer  v.  Pannwitz,  aus.i^estellt  durcii  König  Friedr.  Wilhelm  II.  von  Preußen. 
Berlin.     17S7.      Febr.  8.     Oritr.    Persj.-Libell. 

Briefe:  HerzdRin  Margaretha  von  Bayern,  Cnnventfrau  zu  Altenhohenau,  an  die  Stadt 
Wasserburg.  1 504.  Okt.  1.  —  Ludwig  v.  Boyneburg  an  Degenhard  v.  Pfeffingen.  1512. 
Jan.  2.  —  Markgraf  Casimir  von  Brandenburg- Bayreuth  an  Landgraf  Georg  von  Leuchten- 
berg. Kitzingen.  1526.  —  Schertlin  v.  Burtenbach  an  Anton  Fugger.  1541.  Jan.  12.  — 
Dr.  Christian  Brück  an  Herzog  Joh.  Friedrich  von  Sachsen.  Weimar.  1543-  Sept.  9-  —  Maxi- 
milian V.  Egmont,  Graf  v.  Büren,  an  Graf  Reynart  zu  Solms.  Oldensael.  1547.  Juli  3.  — 
Markgraf  Albrecht  Alcibiades  von  Brandenburg-Bayreuth  an  Hans  v.  Münster.  Plassenburg. 
1553-  Nov.  4.  —  Hieronymus  Wolf  an  Hier.  Baumgartner.  Augsburg.  1563-  Mai  31.  — 
Landgräfin  Sabina  von  Hessen-Cassel  an  ihre  Mutter  Anna  Maria,  Herzogin  von  Württem- 
berg. Schleusingen.  1570.  Juli  28.  —  Erzherzogin  Magdalena  von  Österreich  an  Herzog 
Wilhelm  V.  von  Bayern.  Hall.  1574.  Febr.  22.  —  Stammbuchblatt  des  Pfalzgrafen  Karl  von 
Zweibrücken- Birkenfeld,  Wahlspruch  unter  Holzschnittvignette.  1588.  —  Erzherzogin  Maria 
von  Österreich  an  Herzog  Wilhelm  V.  von  Bayern.  Grätz.  1599.  Jan.  22.  —  Burggraf  Heinrich 
Posthumus  von  Reuß-Gera  an  Johann  Volckmar  zu  Gera.  O.  O.  1611.  Febr.  28,.  —  Ludwig 
Camerarius  an  Wilh.  v.  Berlepsch.  Heidelberg.  1615.  Okt.  14.  —  General  Johann  Graf  von 
Aldringer  an  einen  Fürsten.  Damitz.  1628.  Juli  18.  —  Erzherzogin  Maria  Anna  von  Österreich 
an  einen  Fürsten.  Wien.  1633.  Jan.  19.  —  Minister  Friedrich  Hortleder  an  Herzog  Ernst 
von  Sachsen.  Jena.  1638.  Mai  28.  —  Kaiserin  Marie  Amalie  an  den  Herzog  Joh.  Theodor 
von  Bayern.  O.  D.  — ■  Joh.  Joachim  Ewald  an  Nicolai.  Potsdam.  1755-  Nov.  16.  —  Herzog 
Friedrich  Eugen  von  Württemberg  an  Hauptmann  .  .  .  .  ?  Buckow.  176O.  Okt.  17-  — 
J.  G.  Wille  an  ....  ?  Paris.  176I.  Nov.  18.  —  Herzog  Friedr.  August  von  Braunschweig- 
Oels  an  den  König  von  Preußen.  Berlin.  1793-  Juni  3.  —  Herzog  Karl  Wilh.  Ferdinand 
von  Braunschweig  an  v.  Schmalkalden.  Oppenheim.  1794.  Jan.  16.  —  Joh.  Martin  v.  Wagner 
an  .  .  .  .  ?  Paris.  I803.  Nov.  13.  —  Ernst  Ludwig  Riepenhausen  an  Frauenholz.  Rom. 
1807.  Okt.  15-  —  Ders.  an  ....  ?  O.  O.  und  o.  J.  Mai  31-  —  Eugen  Napoleon  Neureuther 
an  ....  ?  in  Weimar.  München.  O.  D.  —  Herzog  Friedr.  Wilhelm  von  Braunschweig-Oels 
an  den  Grafen  v.  Riesch.  Nachod.  1809.  Mai  1.  —  Friedr.  Baron  de  la  Motte  Fouque  an 
Büsching.  Berlin.  I8l3-  Febr.  15-  —  Karl  Christian  Müller  an  ....  ?  Dresden.  1814. 
März  24.  —  Feldmarschall  Fürst  Karl  Phil.  v.  Wrede  an  Eugene  de  Beauharnais.  Paris.  1814. 
April  27.   —    Herzogin  Charlotte  von   Sachsen- Hildburghausen   an  ....   ?      Hildburghausen. 

1815.  Juli  28.  —  Kronprinz  Ludwig  von  Bayern  an  Eugene  de  Beauharnais.     Aschaffenburg. 

1816.  Aug.  26.  —  Christian  Truchseß  Freih.  v.  Wetzhausen  an  Jean  Paul  Richter.  Betten- 
burg. 1819-  März  23.  —  Reisebericht  des  Herzogs  Bernhard  Karl  von  Sachsen- Weimar  an 
einen  Konsistorialrat  in  Weimar.  An  Bord  des  amerikanischen  Paketschiffes  Pacific.  1826. 
Juli  1.— 19-  —  Carl  Friedr.  Lessing  an  .  .  .  ?  Düsseldorf.  1848.  April  21.  —  Joh.  Heinr. 
Dannecker  an  Joh.  Mart.  Wagner.  Stuttgart.  I852.  Aug.  13-  —  König  Ludwig  I.  von  Bayern 
an  die  Prinzessin  Augusta  von  Preußen.  München.  1854.  Okt.  12.  —  Bonaventura  Genelli 
an  Benedix  in  Frankfurt  a.  M.  München.  1855.  Dez.  24.  —  5  Briefe  desselben  an  Ernst  Jul. 
HähneL  München.  1857-  Nov.  9-  Weimar.  1861.  März  4.  und  Dez.  31.  1866.  Okt.  18.  Leipzig. 
1867.  April  24.  —  Ders.  an  Herm.  Rob.  Keil  in  Weimar.  O.  J.  Sept.  30.  —  8  Briefe  desselben 
an  Max  Jordan.  Weimar.  1866 — 68.  Beiliegend  8  Briefe  seiner  Gattin  und  ein  Brief  seiner 
Schwester  an  Jordan.  —  König  Ludwig  I.  an  Dietz  in  Karlsruhe.  München.  l862.  Nov.  29-  — 
23  Briefe  Friedrich  Prellers  d.  Alt.  an  Jordan.  Weimar.  1862— 71.  Beiliegend  3  Briefe  seiner 
Gattin  an  Jordan.  —  Brief  einer  unbekannten  Dame  über  das  Treffen  bei  Kissingen.  Eldagsen. 
1866.  JuH  23.  —  Wilhelm  v.  Doenniges  an  einen  bayerischen  Staatsrat.  Florenz.  I871. 
Juli   IS.  —   König  Maximilian   II.  von  Bayern  an  Quaglio.  O.   D. 

BIBLIOTHEK. 

Geschenke. 
Aarau.     Direktor   J.    L.   M  e  y  e  r  -  Z  s  c  h  o  k  k  e  :    Kantonales   Gewerbemuseum  Aarau: 
Jahresbericht  1911-    8.  —  Arnstadt.     Robert  B  a  h  1  s  e  n:  Choffin,  Amüsements  litteraires 
ou  Magazin  de  la  belle  litterature a  Brandebourg.    O.  J.    8.  —  Marcus  Freund,  Schreib- 


—     86     — 

Alm.m.uli  auf  d;is  J.ilu  Clui.vti  AADCCCC  Nbij.  (17*)')-)  S.  —  AriisCUitischcs  (Jes;in,nlnu-li 
zur  Beförderunjr  der  öffentlichen  und  liäusÜLlien  Erbauun.u.  Arnstadt  iSii.  ,s.  —  Ügl.  1824. 
S.  —  Geset/.-Bulletin  des  Könitrreichs  Westplialen.  2  Tlieile.  Ciisscl  iSio.  S.  —  Hellfeld, 
Jo.  Aus-,  Element;!  ivris  fevdalis  ....  Hditin  II.  Jena  1775-  8-  —  Deutsche  Taschen- Ency- 
klopiidie  l..  3.  und  4.  Teil.  iSl(.-lS2().  S.  ~  Aussig.  M  u  s  e  u  ni  s  -  (i  e  s  e  1  1  s  c  ii  a  f  t : 
„Bericht"  \<-)\o  und  U)!!.  (l')ii  und  U)12.)  8.  —  Bamberg.  Der  Vorstand  der 
K.  Bibliothek:  Katalog  der  Handschriften  der  Königl.  Bibliothek  /u  Bamberj;:.  (111.  Bd., 
SchluÜ:  ..Baniberirer  Sammlunij"  und  ..Miscellen".)  1912.  8.  —  Berlin.  Königliche 
Bibliothek:  Jahresbericht  für  das  Jahr  l')i  1  12.  (1912.)  8.  —  B  o  1  1  &  P  i  c  k  a  r  d  t, 
Verlagsbuchh. :  Großstadtführer  für  Kenner,  Bd.  1:  Berlin  für  Kenner.  O.  J.  8.  —  Direk- 
tion der  R  e  i  c  h  s  d  r  u  c  k  e  r  e  i :  AVmumenta  Gernianiae  et  Italiae  typographica. 
Deutsche  und  italienische  Inkunabeln  in  getreuen  Abbildungen,  herausgegeben  von  der  Direk- 
tion der  Reichsdruckerei.  9-  Liefer.  1912.  2.  —  G  e  n  e  r  a  1  v  e  r  w  a  1  t  u  n  g  der  K  ö  n  i  g  1. 
.^\useen:  Jaiirbuch  der  Kcinigl.  PreuB.  Kunstsammlungen.  XXXIII.  Bd.,  4.  Heft.  1912. 
2.  —  Dr.  Richard  G  r  e  e  f  f.  ao.  Univ. -Prof.,  Direktor  der  Augenklinik  der  Gharite,  Geh. 
.\\ed.-Rat:  Ders.,  Ein  weiterer  Fund  historischer  alter  Brillen.  S.-A.  1912.  8.  —  H  (»  ii  e  n- 
/  o  i  I  e  r  n  -  K  u  n  s  t  g  e  \v  e  r  b  e  h  a  u  s  F  r  i  e  d  m  a  n  n  &  Weber,  Kgl.  Hoflieferanten : 
Galerie  der  Aloden.  Ausstellung  im  Hohenzollern- Kunstgewerbehaus  Fr.  &  W.  .  .  .  Oktober. 
1912.  8.  —  J  u  1.  Kl  ü  n  n  e  s  N  a  c  li  f  o  1  g  e  r,  Victor  Fi  s  c  h  e  r,  Louisenstädtische 
Buchhandlung:  Emil  Henrici.  ,, Sprachmischung  in  älterer  Dichtung  Deutschlands".  1913- 
8.  —  K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m,  M  e  d  i  z  i  n  a  1  -  A  b  t  e  i  I  u  n  g :  Veröffentlichungen  aus 
dem  Gebiete  des  Militär-Sanitätswesens.  Herausgegeben  von  der  Medizinal-Abteilung  des 
Kgl.  Preuß.  Kriegsministeriums.  Heft  53:  Otto  Holbeck,  Die  Schußverletzungen  des  Schädels 
im  Kriege.  Beobachtungen  und  Erfahrungen  während  des  russisch-japanischen  Krieges  1904 
bis  1905.  1912.  8.  —  ,, Sanitätsbericht  über  die  Kgl.  Preuß.  Armee",  bearbeitet  von  der 
Medizinal-Abteilung  des  Kgl.  Preuß.  Kriegsministeriums.  1912.  8.  —  Minister  für 
Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten:  Gerlach,  Das  landwirtschaftliche 
Versuchswesen  und  die  Tätigkeit  der  landw.  Versuchsstationen  Preußens  ....  in  den  Jahren 
1906—1910.  1912.  8.  —  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten,  A  b- 
t  e  i  1  u  n  g  f  ü  r  d  a  s  B  a  u  w  e  s  e  n  :  Zeitschrift  für  Bauwesen.  Jahrg.LXlI.  1912.  Heft  10/12. 
1912.  2.  Mit  zugehörigem  Atlas.  1912.  2.  —  Verlagsbuchhandlung  Georg  Reimer, 
Dokumente  des  Fortschritts.  Internationale  Revue.  5.  Jahrg.  9.  Heft.  Oktober  1912.  8.  — 
E.  Rumple  r.  Luftfahrzeugbau,  G.  m.  b.  H.,  Katalog  der  Rumpier  Taube.  Berlin  1912. 
qu.-8.  —  V  a  t  e  r  1  ä  n  d  i  s  c  h  e  r  S  c  h  r  i  f  t  e  n  v  e  r  b  a  n  d  :  Generalmajor  Keim,  Ein  Warner 
und  Mahn.er.  1912.  8.  (Flugschriften  des  V.  S.-V.  23-)  —  J.  A.  Star  gar  dt:  Fridericus 
Rex.  Zum  24.  Januar  1912.  Friedrich  der  Große,  20  ungedruckte  Briefe  des  Königs  an  Herzog 
Karl  Wilhelm  Ferdinand  von  Braunschweig.  1912.  8.  —  Dr.  Alb.  S  ü  d  e  k  u  m,  M.  d.  R.r 
Jahrbuch  des  Zentralverbandes  deutscher  Konsumvereine.  4.  Jahrg.  1906,  L  Bd. ;  9.  Jahrg. 
1911,  I.  und  11.  Bd.;  10.  Jahrgang.  1912,  I.  und  IL  Bd.  8.  —  T  h.  Weddigen: 
Ders.,  Nachrichten  aus  der  Familie  Weddigen.  Barmen- K.,  C.  Weddigen.  Zwei  8-Blätter.  — 
Prof.  Dr.  Franz  Weinitz:  Ders.,  Die  Bericher  Bibelhandschrift  in  der  fürstl.  Landes- 
bibliothek zu  Detmold.  Eine  geschichtliche  und  bibliogr.  Studie.  Berlin  19O8.  8.  —  Ders, 
Die  Landschaftsuhr  und  einige  andere  ältere  Arbeiten  des  Kunstgewerbes  im  Herzog!.  Residenz- 
schlosse zu  Altenburg.  Berlin  1910.  8.  —  Ders.,  Bernhard  Rodes  allegorische  Gemälde  preußi- 
scher Kriegshelden  aus  der  Zeit  Friedrichs  d.  Gr.  in  der  Berliner  Garnisonskirche.  Berlin- 
Charlottenburg.  1912.  8.  —  Ders.,  Das  Schloß  Lursium  bei  Dessau.  1911-  4.  —  Bielefeld- 
Leipzig.  V  e  1  h  a  g  e  n  &  K  1  a  s  i  n  g:  Max  v.  Boehn,  Lorenzo  Bernini,  seine  Zeit,  sein  Leben, 
sein  Werk.  1912.  gr.-8.  (Künstler-Monographien,  Liebh.-Ausg.  Nr.  105.)  —  O.  v.  Schleinitz, 
Ph.  A.  von  Läszlö.  1913.  gr.  8  [dgl.  Nr.  106.]  —  Braunschweig.  Stadt  Braun- 
schweig:  Urkundenbuch  der  Stadt  Braunschweig  11.  Bd.  1,  2,  3  (1031  — 132u),  111.  Bd. 
1,  2,  3  (1321 — 1340)  herausgegeben  von  Ludwig  Haenelmann;  IV.  Bd.  1,  2.  3  heraus- 
gegeben von  Heinrich  Mack  1895—1912.  4.  —  Bremen.  G  e  w  e  r  b  e  -  M  u  s  e  u  m  :  Bericht 
über  das  Jahr  1911.  (1912.)  4.  —  Bützow.  Dr.  Rudolf  Schmidt:  Wilhelm  Wacker- 
nagel,  Die   Verdienste  der   Schweizer  um  die  deutsche   Literatur.      Basel   IS33.     8.  —  Veibull, 


—    87     — 

Sveriges  Storhetstid.  S.-A.  O.  J.  8.  —  W.  Wattenbach,  Anleitung  zur  lat.  Palaeographie. 
Leipzig  1859-  4.  —  Max  Dittrich,  Tages-Chronik  des  deutsch-französischen  Krieges  1870— 71. 
Leipzig.  O.  J.  8.  —  Dachau  bei  München.  V  e  r  1  a  g  d  e  s  Bücher  w  u  r  m  s  rDer  Bücher- 
wurm.    Eine  Monatsscinift  für  Bücherfreunde.     Septeniberheft  des  Jahres  1912.     4;  IIL  Jahrg. 

I.  Heft  Oktober  1912;  2.  Heft  November  1912.  4.  —  Detroid.  Knud  Melf  Hansen: 
Chronikblätter  der  Nachkommen  im  Mannesstamm  des  Broder  Mumsen  zu  Bopslut  im  Nord- 
strande I.  Bd.  Nr.  40  und  41,  27-  April  und  6.  September  1912.  8.  —  Dortmund.  S  t  ä  d  t. 
K  u  n  s  t-  u  n  d  G  e  w  e  r  b  e  -  M  u  s  e  u  m  :  Ür.  Kurt  Regling,  Rom.  Denarfund  von  Frönden- 
berg. Berlin  1912.  8.  —  Dresden.  B.  E.  H  u  g  o  G  e  r  s  t  m  a  n  n:  Verbandsblatt  der  Familien 
Glafey,  Hasenclever,  Ment/.el  und  Gerstmann,  sowie  deren  Seitenverwandten.  3.  Jahrgang. 
Laufende  Nr.  6,  1.  Oktober  19 12.  gr.-4.  —  Königlich  S  ä  c  h  s  i  s  c  h  e  s  M  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m 
des  Kultus  und  offen  tl.  Unterrichts:  Neues  Archiv  für  Sächsische  Geschichte 
und  Altertumskunde.  33-  Band.  Hefte  1/2,  3/4.  1912.  8.  —  K  g  1.  Sächsisches 
Ministerium  des  Innern:  Beschreibende  Darstellung  der  älteren  Bau-  und  Kunst- 
denkmäler des  Königreichs  Sachsen.  36.  Heft.  Städte  Kamenz  und  Pulsnitz.  Dresden  1912. 
S.  —  Dr.  M  a  .\  L  o  ß  n  i  t  z  e  r:  Ders.,  Veit  Stoß,  die  Herkunft  seiner  Kunst,  sein  Leben  und 
seine  Werke.  Leipzig  1912.  8.  —  Gut  Egersdorp,  Post  Malente-Gremsmühlen.  Chr.  W.  v. 
Schiller:  Ders..  Chronik  des  ungarischen  Adelsgeschlechtes  von  Schiller.  0.  J.  —  Ell- 
wangen. G  e  s  c  h  i  c  h  t  s-  und  A  1  t  e  r  t  u  m  s  -  V  e  r  e  i  n :  O.  Hacker,  Die  Stiftskirche  zu 
Ellwangen  und  ihre  Erneuerung.  S.-A.  1912.  2.  —  Erlangen.  Fr.  J  u  n  g  e,  Verlag:  Beiträge 
zur  bayerischen  Kirchengeschichte.  XIX.  Bd.  1.  Heft.  1912.  8.  —  Eßlingen  a.  N.  Paul 
N  e  f  f,  Verlag  (M  a  .x  Schreiber):  Die  Kunst  und  Altertums-Denkmale  im  Königreich 
Württemberg.  Inventar.  45./48.  Lieferung:  Donaukreis,  O.  A.  Ehingen,  v.  Hans  Klaiber. 
1912.  8.  —  Frankfurt  a.  M.  K  a  r  1  K  i  e  f  >  r:  Ders.,  Zur  Geschichte  der  Freiherrn  von  Müff- 
ling  sonst  Weiß  genannt.  1913.  8.  —  S  e  n  c  k  e  n  b  e  r  g  i  s  c  h  e  Bibliothek:  Katalog 
der  histor.  Abteilung  der  I.  Internat.  Luftschiffahrts-Ausstellung  (IIa)  zu  Frankfurt  a.  M.  von 
Dr.  Louis  Liebmann  und  Dr.  Gust.  Wahl.  1912.  8.  —  S  i  m  o  n,  B  ü  h  1  e  r  &  B  a  u  m  a  n  n, 
Mühlenbauanstalt  und  Maschinenfabrik:  S.  B.-B. -Zeitung.  Zeitschr.  für  Mühlenbau,  Speicher- 
wesen, Brauerei Jahrg.  1911.     Heft  Nr.  1—6.      Dgl.,    Jahrg.  1912,    Heft   Nr.  1—4.  — 

Rektor  K.  Wehrhan:  Lippische  Volkslieder.  Gesammelt  und  herausg.  von  K.  Wehrhan 
und  Fr.  Wienke.  Detmold  1912.  8.  —  Frauenfeld.  Verlag  von  Huber  &  Co.:  Schweize- 
risches Idiotikon,  Wörterbuch  der  schweizerdeutschen  Sprache.  72.  Heft.  1912.  8.  — 
Freiberg  i.  S.  G  e  r  1  a  c  h  s  c  h  e  B  u  c  h  d  r  u  c  k  e  r  e  i :  Freiberger  Stadt-,  Land-  und  Berg- 
Kalender  auf  das  Jahr  1913.  (1912.)  4.  —  Freiburg  i.  Br.  H  e  r  d  e  r's  c  h  e  Verlags- 
buchhandlung: Joh.  Doli,  Frauenwörth  im  Chiemsee.  1912.  8.  —  Ders.,  Seeon,  ein 
bayer.  Inselkloster.  1912.  8.  —  Hartmann  Grisar  S.  J.,  Luther.  III.  Bd.  1.  und  2.  Aufl. 
1912.  Lex.  8.  —  Halle.  Verein  für  R  e  f  o  r  m  a  t  i  o  n  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e  :  Schriften  des 
Vereins  für  Reformationsgeschichte  Nr.  108,  109/10.  Leipzig  1912.  8.  —  Hamburg.  Otto 
Bröcker  &  Co.:  Der  Hamburger.  2.  Jahrg.  Nrn.  15 — 20.  1912.  2.  —  Ernst  Rump, 
Lexikon  der  bildenden  Künstler  Hamburgs,  Alton:is  und  der  näheren  Umgebung.  1912.  4.  — 
Prof.  Dr.  Otto  Lau  ff  er:  8.  Beiheft.  2.  Teil  zum  Jahrbuch  der  Hamburgischen  Wissen- 
schaftlichen Anstalten.  XXIX.  1911-  Mitteil,  aus  dem  Museum  für  Hamburg.  Geschichte. 
Nr.  3.  Inhalt:  Julius  Schwietering,  Zur  Geschichte  von  Speer  und  Schwert  im  12.  Jahr- 
hundert. 1912.  4.  —  Hannover.  Günther  &  Wagner:  Scribtol.  Anleitung  zur  Kunst- 
schrift von  E.  W.  Baule.  (1912.)  8.  —  L  a  n  d  e  s  d  i  r  e  k  t  o  r  i  u  m  der  P  r  o  v  i  n  z  H  a  n- 
n  o  ve  r:  Die  Kunstdenkmäler  der  Provinz  Hannover,  herausg.  von  der  Provinzial- Kommission 
zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Denkmäler  in  der  Provinz  Hannover.  II.  Regierungs- 
bezirk. Hildesheim.  Bürgerl.  Bauten  bearbeitet  von  Diplom-Ingenieur  Adolf  Zeller.  Han- 
nover 1912.  8.  —  Apotheker  H  e  r  m  a  n  n  P  e  t  e  r  s:  Ders.,  Kunckels  Verdienste  um  die  Chemie. 
S.-A.  Leipzig  1912.  8.  —  Iglau.  M  u  s  e  u  m  s  v  e  r  e  i  n  :  Franz  Wurzinger,  Chronik  der 
Stadt  Iglau  1563  — 1685.  —  Folge  II  der  Mitteilungen  des  Iglauer  Museumsvereins.  1912. 
8.;  Frz.  Wurzinger,  Der  Iglauer  Berghäuerzug.  Skizze.  O.  J.  8.  —  Innsbruck.  W  a  g- 
ner'sche    U  n  i  v.B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g.  ,,  Kapital  und   Kapitalzins"  von   Eugen  Böhm-Bawerk. 

II.  Abt.:  Positive  Theorie  des  Kapitales.     III.  Aufl.     Innsbruck  1913,  8.—    Nomenciator  lite- 


—     88     — 

iMiius  Tlieolojiiae  Cathnlicue.  Tinmis  V.  eilidit  et  .  .  .  auxit  H.  Hurter  S.  A.,  III.  veniiclirte  und 
verbesserte  AufhiRe.  Innsbruck  1913-  S.  —  Jena.  Eugen  D  i  e  d  c  r  i  c  li  s  :  Valentin 
Scherer.  Deutsche  Museen.  1013.  S.  —  F.  Meyer:  Ders.,  Acht  Briefe  Hegels.  S.-A.  t).  J. 
S.  —  Karlsruhe.  Direktion  der  Gr<>  ßherzogl.  B  augewer  ke- Schu  le  :  firoülierzogl.  Ba- 
dische Buugewerke-Schule  in  Karlsruhe.  Hochhautechnische  Abteilung.  Kl.  II  und  111.  Unter- 
richt in  Bauformen.  Aufnahmen  heimatlicher  Bauten.  Ausg.  Wintersem.  iyi2/13.  25  Blatt. 
O.  J.  gr.-2.  —  Badische  historische  Kommission:  Regesta  episcoporum  Constantien- 
sium:  Regesten  zur  Geschichte  der  Bischöfe  von  Constanz  von  Bubulcus  bis  Thomas  Berlower 
517—1496.  herausg.  von  der  Bad.  hist.  Kommission  III.  Bd.  13S4— 1436.  1.  und  2.  Lieferung 
bearbeitet  von  Karl  Rieder.  Innsbruck  1913-  4.  —  Regesten  der  Markgrafen  von  Baden  und 
Hachberg  1050—1515,  herausg.  von  der  Bad.  hist.  Kommission.  IV.  Bd.  1.— 2.  Lieferung, 
bearbeitet  von  Albert  Krieger.  Innsbruck  1912.  4.  —  Regesten  der  Pfalzgrafen  am  Rhein, 
1214  —  1508,  herausg.  von  der  Bad.  hist.  Kommission,  bearbeitet  von  Dr.  Graf  L.  von  Obern- 
dorff.  II.  Bd.  1.  Lieferung.  Innsbruck  1912.  4.  —  Köln.  J.  P.  Bachem:  Karl  Bachem, 
Josef  Bachem,  Seine  Familie  und  die  Firma  J.  P.  Bachem.  I.  Bd.  Bis  1848.  1912.  8.  — 
Kufstein  (Tirol).  August  S  i  e  g  h  a  r  d  t,  Redakteur  und  Schriftsteller:  Ders.,  Burgruine 
W'ildenfels  bei  Hiltpoltstein  (Oberfranken).  S.-A.  O.  J.  1913.  8.  —  Kulmbach.  Lorenz 
Reinhard  Spitze  npfeil:  ,,Der  Mainbote  von  Oberfranken",  Heimatkalender  herausg. 
von  Lorenz  Reinhard  Spitzenpfeil  und  Thomas  Meister.  Lichtenfels  (1913).  8.;  Lorenz 
Reiniiard  Spitzenpfeil,  Der  Schriftkünstler,  Heft  1.  Hannover  und  Wien  (1912).  qu.-8.  — 
Leipzig.  Verlag  von  Karl  Baedeker:  Baedeker,  Berlin  und  Umgebung.  17.  Aufl.  1912. 
S.  —  O  k  t  a  v  i  o  B  r  ä  u  n  i  n  g:  Ders.,  Aus  Tagebüchern  und  Briefen  Johann  Georg  Willes. 
S.-A.  aus  dem  ,, Darmstädter  Taghlatt".  Dezember  1911.  4.  —  Dieterich'sche  Ver- 
lagsbuchhandlung: Theodor  Weicher,  Johann  Christian  Günthers  Leben  auf  Grund 
seines  handschriftlichen  Nachlasses.  Erste,  unverkürzte  Ausgabe  seiner  Taschenbücher  von 
Alfoirs  Heyer.  1909-  8.  —  Ders.,  Bismarck- Kalender  auf  das  Jahr  1913-  1912.  8.  —  F.  E. 
Fischer,  Verlagsbuchhandlung:  W.  Baratsch,  Kosmologische  Gedanken.  2.  Auflage.  1912. 
8.  —  Geschäftsstelle  des  Börsen  Vereins  der  Deutschen  Buch- 
händler: Adreßbuch  des  Deutschen  Buchhandels.  75-  Jahrg.  1913.  8.  —  Geheimrat 
Dr.  Lamp  recht:  Beiträge  zur  Kultur  und  Universalgeschichte:  23.  Heft:  Alfred  Weise, 
Die  Entwicklung  des  Fühlens  und  Denkens  der  Romantik  auf  Grund  der  romant.  Zeitschriften. 
1912.  8.  —  Stadtbezirksarzt  Medizinalrat  Dr.  Poetter:  Jahresbericht  des  Stadtbezirks- 
arztes zu  Leipzig  für  das  Jahr  1911-  8.  —  B.  G.  T  e  u  b  n  e  r,  Verlag:  Aus  Natur  und  Geistes- 
welt: 350.  Bdchn.:  Devrient,  Familienforschung  191I;  364.  Bdchn. :  R.  Weiß,  Die  Handfeuer- 
waffen, ihre  Entwicklung  und  Technik.  1912.  8.  —  Ernst  W  i  e  g  a  n  d  t,  Inh.  der  Firma 
Alfred  Lorentz,  Buchhandlung  für  Univ. -Wissenschaften  und  Schöne  Literatur:  Vade- 
mecum  philosophicum.  Kat.  216.  1913.  8.  —  Linz  a.  D.  Dr.  Hermann  U  b  e  1  1:  Ders., 
Zur  Ikonographie  der  Florianslegende.  1904.  8.  —  St.  Louis.  G  i  t  y  A  r  t  M  u  s  e  u  m :  Special 
exhibition  catalogue.  Serie  1912,  Nr.  9-  —  The  City  Art  Museum  of  St.  Louis.  1912.  8.  — 
Mainz.  G  r  o  ß  h  e  r  z  o  g  1  i  c  h  e  Handelskammer:  Wirtschaftlich- Statistisches  Jahr- 
buch der  Hessischen  Handelskammer  für  das  Jahr  1911,  herausg.  von  der  Großherzoglichen 
Handelskammer  Mainz.  6.  Jahrg.  Darmstadt.  1912.  8.  —  Marburg.  Dr.  Franz  Bock: 
Die  Neuordnung  der  Kasseler  Galerie.  1912.  8.  —  Merseburg.  KonservatorderDenk- 
m  ä  1  e  r  d  e  r  Provinz  Sachsen:  Jahrbuch  der  Denkmalpflege  in  der  Provinz  Sachsen. 
O.  O.  1911-  8.  ^  Metz.  L'A  u  s  t  r  a  s  i  e.  Revue  du  Pays  Messin  et  de  la  Lorraine:  Sau- 
vons  la  Cathedrale  I  Observations  au  sujet  des  transformations  dans  l'interieur  de  la  Cathe- 
drale  de  Metz.  1912.  8.  —  München.  Georg  D.  W.  C  a  1 1  w  e  y,  Verlagsbuchhandlung: 
Paul  Schultze- Naumburg,  Kulturarbeiten.  Bd.  2.  Gärten,  3.  Aufl.  1909-  Bd.  3-  Dörfer 
und  Kolonien,  2.  Aufl.  1908.  8.  —  D  e  1  p  h  i  n  -  V  e  r  1  a  g,  O  s  k  a  r  Zettler:  Alte  Glasgemälde 
im  Schloß  Hohenschwangau.  (1912.)  4.  —  Verlag  und  Expedition  des  Baye- 
rischen Familienblattes:  ,, Bayerisches  Familienblatt".  9-  und  10.  Jahrg.  191 1 
und  1912.  4.  —  Max  Kellerers  Verlag,  Inh. :  E  g  o  n  F  r  h  r.  v.  B  e  r  c  h  e  m :  Frhr.  v. 
Guttenberg,  Bilder  aus  der  Vergangenheit  der  Fränkischen  Herrschaf  tund  Burg  ..Plassenberg". 
O.  J.  (1912.)     2.  —  Simmer,   Heimatkunde  von   Freising  ...     1.  Teil.     O.  J.     (1912.)     8.  — 


—    89    — 

I J  c  u  t  s  (.■  li  e  s  AI  u  s  L'  u  ni  v  (in  Meister  \v  e  r  k  e  n  il  e  r  N  ;i  l  u  r  \v  i  s  s  e  n  .s  i.-  li  ;i  f  t 
und  Technik:  Lebensbeschreibungen  und  Urkunden.  ,,Gei)rg  von  Reichenbach"  von 
Walter  von  Dyck.  München  1912.  2.  —  G  e  o  r  g  M  ü  1  1  e  r  V  e  r  1  a  ,u':  Casimir  v.  Cht^dowski, 
Rom,  Die  Menschen  der  Renaissance.  Die  Menschen  des  Barock.  Autoris.  Übersetzung  aus 
dem  Pohlischen  von  Rosa  Schapire.  3-  Aufl.  1912.  iS.;  Hayn  und  Gotendorf,  Bibliotheca 
Germanorum  Erotica  et  Curiosa  Bd.  11.  (D  — G.)  191.3-  8.  —  P  i  1  o  t  y  &  L  o  e  h  1  e,  K.  B. 
Priv.  Kunst-  und  Verlags-Anstalt:  Friedrich  Stützer,  Die  größten,  ältesten  oder  sonst  merk- 
würdigen Bäume  Bayerns  in  Wort  und  Bild.  2.  Aufl.  1900.  8.  —  Münster  i.  W.,  Lande  s- 
h  a  u  p  t  m  a  n  n  der  Provinz  Westfalen:  Die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  von  West- 
falen.     Kreis  Lippstadt.     1912.  8.  —  Nauen.     Verwaltung  des  S  t  a  d  t  -  M  u  s  e  u  m  s : 

Kalender  für  den  Kreis  Osthavelland.     1913 herausg.  von  Walther  Specht.     4.  Jahrg. 

(1912.)  8.  —  New  Orleans.  Louisiana  State  Museum:  Third  Biennial  Report  of 
the  Board  of  Curators  of  the  Louisiana  State  Museum.  April  1  st.  1910— March  31  st.  1912. 
1912.  8.  —  New  York.  J.  P  i  e  r  p  o  n  t  -  M  o  r  g  a  n :  Collection  of  J.  Pierpont-Morgan :  Wilh. 
Bode,  Bronses  of  the  Renaissance  and  subsequent  periods.  Paris  191O  (Vol.  I.  und  II.).  gr.-2. — 
Nürnberg,  Friedrich  B  a  u  e  r  e  i  ß,  Buchbindermeister  und  K.  B.  Hoflieferant:  8.  Deut- 
sches Sängerbundes- Fest,  27-  — 31-  Juli  1912.  Führer  durch  die  Feststadt  Nürnberg,  des  Deut- 
schen Reiches  Schatzkästlein.  (1912.)  8.  —  Joh.  Wagner,  Festführer  für  das  8.  Deutsche 
Sängerbundesfest  in  Nürnberg.  (1912.)  8.  —  C  F.  G  e  b  e  r  t:  Die  Medaillen  des  Georg  Thomas 
Paur.  S.-A.  aus  den  „Blättern  für  Münzfunde".  Jahrg.  1912.  4.  —  ,, Numismatische  Mit- 
teilungen" Nr.  98,  100,  101,  126,  127,  138,  147-  1906—12.  8.  —  Redakteur  F.  Glaser: 
Nürnberger  Skizzen:  Aus  den  Kinderjahren  des  Adreßbuches,  etc.  S.-A.  1912.  —  Eduard 
L  u  d  w  i  g,  Versicherungsbeamter:  (Friedr.  Sachs:)  Nachrichten  über  die  Lächelin'sche  Familie. 
1872.  8.  —  Oberlehrer  a.  D.  J  o  s  e  f  Mangold:  Imperatoris  Justiniani  Institutionum 
libri  III.  Amsterdam,  Joannes  Janssonius.  1659.  12.  —  Dr.  Johannes  Müller,  Kgl. 
Gymnasial-Professor :  Ders.,  Reichsstädtische  Politik  in  den  letzten  Zeiten  der  Union.  S.-A. 
aus  den  ,, Mitteilungen  des  Institutes  für  österr.  Geschichtsforschung".  Teil  I  und  II.  (1912.) 
8.  —  Frau  Hauptkassier  Emma  Nerreter:  W.  Fr.  Merck,  Geschichte  des  Vergiftungs- 
plans gegen  Sophia  Johanna  Magdalena  Merck  in  Nürnberg  .  .  .  1818.  8.  — Gabler,  Nürn- 
berger Schimpfwörter.  O.  J.  qu.-8.  —  Dr.  Ernst  Seh  oll  er:  Ders.,  Das  Münzwesen 
der  Reichsstadt  Nürnberg  im  16.  Jahrh.  1912.  8.  —  Dr.  Eduard  S  c  h  w  a  n  h  ä  u  ß  e  r : 
Der  Arbeiterfreund.  XLI.  Jahrg..  1.  Vierteljahr  1903;  XLII.  Jahrg.,  1.  und  2.  Vierteljahr 
1904;  XLIII.  Jahrg.,  1.,  2.  und  4.  Vierteljahr  1905;  XLIV.  Jahrg.,  3.  und  4.  Vierteljahr  19O6; 
XLV.  Jahrg.,  2.  Vierteljahr  1907.  8.  —  Bibliographie  der  Arbeiterfrage  für  das  Jahr  1903 
und  1905.  (1904  und  1906.)  8.  —  G  u  s  t  a  v  S  p  e  c  k  h  a  r  t,  Hofuhrmacher:  Ders.,  Die  sogen. 
,, Große  Uhr"  der  einstigen  freien  Reichsstadt  Rothenburg  ob  der  Tauber.  —  Deutsche  Uhr- 
macher-Zeitung 1911,  S.  153,  167,  182,  204,  231,  250.  2.  —  S  t  a  d  t  m  a  g  i  s  t  r  a  t :  Ver- 
waltungsbericht der  Stadt  Nürnberg  für  das  Jahr  1911-  4.  —  T  h  e  o  d  o  r  S  t  r  o  e  f  e  r,  Kunst- 
verlag: Cooper,  Lederstrumpf- Erzählungen,  herausg.  von  M.  Walsleben.  O.  J.  4.  —  Brüder 
Grimm,  Märchenbuch.  0.  J.  4.  —  Andersens  Kinder-Märchen,  übers,  von  H.  und  L.  Krüger. 
O.  J.  4.  —  The  Song  of  the  bell  by  Friedrich  v.  Schiller  translated  by  William  H.  Fumess.  O.  J. 
4.  —  Goethe,  Faust.  I.  Teil.  Illustr.  in  50  Kartons  von  Alex.  Liezen-Mayer.  O.  J.  2.  —  Rechtsk. 
Magistratsrat  Friedrich  S  t  o  e  r:  Inventar  einer  österr.  Kunstsammlung.  Hs.  von  1855. 
(Aus  dem  Max  Pickertschen  Nachlaß.)  2.  —  Botanischer  Verein:  Denkschrift  zur 
Feier  des  25  jährigen  Bestehens  des  Botan.  Vereins  Nürnberg.  1912.  8.  —  Philadelphia. 
Mrs.  J.  King  van  Rensselaer:  John  King  van  Rensselaer,  Prophetical,  Educationel 
and  Playing  Cards.  Philadelphia.  O.  J.  (1912.)  8.  —  Prag.  Prof.  Dr.  K.  C  h  y  t  i  I :  Chytil, 
Podlaha  und  Vrba,  Die  Kroninsignien  des  Königreichs  Böhmen.  1912.  8.  S.-A.  —  Regens- 
burg. Städtische  B  a  u  s  c  h  u  1  e  :  Jahresbericht,  Winterhalbjahr  191 1 /12.  (1912.)  8.  — 
Rudolstadt.  Dr.  Bert  hold  Rein:  Ders.,  Der  Brunnen  im  Volksleben.  München.  O.  J. 
8.  —  Schloß  Steinenhausen,  Post  Melkendorf.  F  r  h  r.  Franz  Karl  v.  G  u  1 1  e  n  b  e  r  g, 
K.  B.  Oberst  a.  D. :  [Jers.,  Bilder  aus  der  Vergangenheit  der  fränkischen  Herrschaft  und  Burg 
„Plassenberg."  München.  O.  J.  (1912.)  —  Ders.,  Dorf  Burghaig  und  sein  Weinbau.  1912. 
8.  —  Ders.,  Veste  und  Schloß  Burghaig.     S.-A.     1912.     4.  —  Ders.,  Eine  alte  Dorfordnung. 


—     9(1     — 

S.-A.  O.  J.  4.  —  Dt'fs.,  Die  Gothiu-i-  .i^ciitMlog.  TasLlu'iibiKlK'r  dos  niei.it.'rL'n  Aik'ls.  S.-A. 
I')l2.  4.  —  Straßburg.  L  u  d  o  1  f  B  c  u  s  t,  Verlagslnicliliaiullunu:  I'int.  Aiilon  SL'dL'r.  \)k 
Kiiiistireuerbeschule  StraBbiui;  i-  E.  uiui  ilue  Hntwickluns.  StraUburu.  C).  J.  -  has  Kiiiist- 
i^eweibe  in  ElsaU-LotliriniiOn.  Lieferuni;-  1 — (>.  Juli  l'Hio  bis  Juni  l'x»).  S.  —  Kai!  (jruber, 
Ein  Wasirauiierbst.  Straßburji.  1«)0').  —  G  e  s  e  1  1  s  c  ii  a  f  t  I  ü  r  li  r  ii  a  i  t  u  n  r  der  g  e- 
s  c  h  i  c  li  t  1  i  c  li  e  n  Denk  ni  ä  1  e  r  im  Elsa  ß:  Denkmäler  der  Eisässischen  Altertums- 
Sammlunii  zu  Straßburi;  i.  E.  von  der  neolith.  bis  zur  karolingisehen  Zeit,  llerausi;.  im  Aul- 
traye  der  Gesellschaft  von  Rud.  iiennint;.  1»)12.  2.  —  K  u  n  s  t  j,^  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  m 
der  Stadt  St  r  a  ß  b  u  r  s :  Berieht  loi  i.  1912.  4.  —  Verlag  Otto  Rasch:  Alt-Strai.i- 
inirg.  30  Reproduktionen  in  Mezzotinto  nach  Aufnahmen  von  Paul  Wolff.  O.  J.  2.  —  Stutt- 
gart. K  ö  n  i  g  1.  ö  f  f  e  n  1 1.  Bibliothek:  Herm.  Fischer,  Schwab.  Wörterbuch.  Lief.  3S, 
30.  40.  1012.  4.  —  .\  d  o  1  f  Bonz  &  Comp.,  Verlagshandlung:  Ganghofer,  Gesammelte 
Schriften.  Volksausgabe.  3.  Serie.  ().  J.  1.  —  X.  Bd.  8.  —  Hansjakob,  Aus  dem  Leben 
eines  Vielgeprüften.  1012.  8.  —  Ders.,  Allerseelentage.  3.  Aufl.  1912.  8.  —  A.  Bonz" 
Erben:  Ernst   Frhr.  v.   Ziegesar,   Geschichtliche   Nachrichten  über  die   Burgruine  Zavelstein 

im    Schwarzwalde 1910.      8.    —      F  r  a  n  c  k  h's  che     Verla  g  s  h  a  n  d  1  u  n  g, 

W.  Keller  &  C  o. :  K.  Weule,  Kulturelemente  der  Menschheit.  O.  J.  1911.  8.  —  W.  K  o  h  1- 
h  a  m  m  e  r,  Verlagshandlung:  Berthold  Pfeiffer,  Der  Hoppenlau- Friedhof  in  Stuttgart.  1912. 
S.  —  W  ü  r  t  t  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e  Kommission  für  L  a  n  d  e  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e :  Ge- 
schichte des  humanist.  Schulwesens  in  Württemberg,  herausg.  von  der  Württemb.  Kommission 
für  Landesgeschichte.  I.  Bd.  Bis  1559-  Stuttgart  1912.  8.  —  Steiff  &  Mehring,  Geschicht- 
liche Lieder  und  Sprüche  Württembergs.  Siebente  Lief.  (Schluß).  1912.  8.  —  Ebner,  Jul, 
Württembergische  Münz-  und  Medaillen- Kunde  (urspr.  von  Chrn.  Binder).  Bd.  11.  Heft  1. 
1912.  8.  —  Württenibergische  Vierteljahrshefte  für  Landesgeschichte.  Neue  Folge  XXI.  Jahrg. 
1912.  Heft  4.  1912.  8.  —  S  t  a  a  t  s  s  a  m  m  1  u  n  g  v  a  t  e  r  1  ä  n  d.  Altert  ü  m  er  u  n  d 
L  a  n  d  e  s  k  o  n  s  e  r  v  a  t  o  r  i  u  m  :  Gradmann,  Anweisungen  zur  Denkmalpflege.  19 12.  8.  — 
Stuttgart  und  Berlin.  Deutsche  Verlags  an  st  alt:  Deva-Almanach  auf  das  Jahr 
1013.  Lit.  Mitt.  der  Deutschen  Verlagsanstalt.  1912.  8.  —  Troppau.  Bürgermeister- 
amt: Die  Gemeinde  -  Verwaltung  der  Landeshauptstadt  Troppau  in  den  Jahren 
1884—1895  und  I896— 1905.  1911/1912.  8.  —  ,, Nordmark":  Nordmark-Zeitweiser  1912. 
(1911.)  4.;  desgl.  1913.  (1912.)  4.  —  Unbekannt:  Der  Horizont.  Ausblicke  auf  Lite- 
ratur und  Leben.  I.  Jahrg.  Heft  4/5.  (1912.)  8.  — Vorarlberg.  Verein  für  christl. 
Kunst  und  Wissenschaft:  Veröffentlichungen  des  Vereins  für  christl.  Kunst  und 
Wissenschaft  in  Vorarlberg.  Heft  5  und  6:  Die  St.  Anna- Kapelle  in  Fromengärsch  von  Josef 
Grabherr.  Feldkirch.  19 12.  8.  —  Weimar.  Hermann  Bohl  aus  Nachfolger: 
Götze,  Volkskundliches  bei  Luther.  Ein  Vortrag.  1909.  8.  —  Dopsch,  Die  Wirtschaftsent- 
wicklung der  Karolingerzeit,  vornehmlich  in  Deutschland.  I.  Teil.  1912.  8.  —  Walter  Witting, 
Künstlerisches  aus  Briefen  Friedrich  Prellers  des  Älteren.  1903.  8.  —  Wien  und  Leipzig. 
Wilhelm  Brau  m  ü  1  1  e  r.  K.  und  K.  Hof-  und  Universitätsbuchhändler:  Otto  Weininger, 
Geschlecht  und  Charakter.  13.  Aufl.  1912.  8.  —  Wien.  Politische  undVolkswirt- 
s  c  h  a  f  1 1  i  c  h  e  Chronik  der  ö  s  t  e  r  r.-u  n  g  a  r.  Monarchie:  Politische  Chronik 
der  österr.-ungar.  Monarchie,  herausg.  von  Dr.  Carl  Neisser.  Oktober  1912.  Heft  10.  1912. 
8.  —  Volkswirtschaftliche  Chronik  der  österr.-ungar.  Monarchie,  herausg.  von  Dr.  Carl  Neisser. 
Oktober.  Heft  10.  1912.  8.  —  Parlament.  Chronik.  Beilage  zur  Polit.  und  Volkswirtschaft- 
lichen Chronik  der  österr.-ungar.  Monarchie,  herausg.  von  Dr.  Carl  Neisser.  Oktober.  Heft  lo. 
1912.  2.  —  Seiner  K.  u  n  d  K.  A  p  o  s  t  o  1  i  s  c  h  e  n  M  a  j  e  s  t  ä  t  O  b  e  r  s  t  k  ä  m  m  e  r  e  r- 
amt:  Jahrbuch  der  Kunsthist.  Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses.  Bd.  XXX. 
Heft  5:  Habenditzl,  Studien  über  Rubens.  0.  J.  (1912.)  —  Würzburg.  K  u  r  t  K  a  b  i  t  z  s  c  h : 
Manusbibliothek  Nr.  7,  8,  9.  1912.  8.  —  Zürich.  C  a  r  1  S  t  i  c  h  1  e  r:  Ders.,  Aus  der  Geschichte 
eines  altberlinischen  Feldherrndenkmals  und  einer  dazugehörenden  altberlinischen  Feldherrn- 
gruft.     Historische   Skizzen.     Zürich   1912.     4. 

Ankäufe. 
(Geiler  von  Kaisersberg  Joh.) :  ,,Doctor  keiserspergs  pater  noster"  Des  hochgelertc  würdige 
Predicäten  der  loblichen  statt  Strassburg.     1515.     gr.-8.  —  Dyalogus  (Bruder  Götzer).     1524- 


—     91 


4.  —  (Hans  Sachs)  „klaii  Aiilwurt  viui  vrteyl  /zwischen  Fraw  Armut  vnd  Pluto  dem  Gott 
der  reichtumb  welches  vnter  \  hn  das  pesser  sey".  1531-  4.  (Titelholzschnitt:  Abb.  31).  — 
Ein  schöner  Dyalogus  oder  gesprech  /  uö  zweien  Schwestern:  1533.  4.  —  (Fröh- 
lich, Georg):  Verteütschung  aller  Psalmen  /  wie  die  Joannes  Campensis  /  nach  hehreischer 
warhait/in  das  Latein  gebracht  liat.  1536.  kl. -8.  —  Gewiser  Bericht  dess  Truten  vnnd 
He.xen-brennens  Bambergischen  Gebiets  /  .  .  .  .     i.  Druck.     ir,2S.    4.  —    Jacob  .Mever,  Cnm- 


Abb.  31.   Titelholzschnitt  zu  Hans  Sachsens  ..Klag,  Antwort  und  Urteil  zwischen   Trau  .Armut 
und  Pluto"  (1531),  wohl  von  Nikolaus  Meldemann. 


pendium  Geometriae  Practicae,  sive  Planimetria,  Kurtzer  Bericht  /  Vom  Feldmessen  und 
Feldtheilen.  Basel  1684.  kl.-qu.-S.  —  Angeb.  Jacob  Meyer,  Geometria  Theoretica  oder 
handgriff  /  deß  Circul  vnd  Lineals.  Basel  1691.  —  Joh.  Jac.  Losenawer,  Vorschrifft  Teutsch-, 
Lateinisch-  und  Frantzosischer  Schrifften.  1719-  qu.-4.  —  Belustigungen  des  Verstandes  und 
Witzes.  1741—45.  8.  —  Caspar  Gottlieb  Lauffer,  Das  Laufferische  Medaillen  Cabinet  .  .  .  1  742. 
4.  —  Joh.  Orph.  Albrecht,  Aluster  einer  ganz  neuen  .  .  .   Schreib-Art  .  .  .     1764.     qu.-4. 


92 


Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung  für  Genealogie  und  Heraldil<.  roislcmann,  Alttioutsilks 
Niuiienbiicli.  II.  Bd.  3-  Aufl.  (..Lief.  1012.  2.  —  Des^l.  il.  Bd.  7-  Lief.  1')12.  2.  Die 
bliiiienden  und  erloschenen  (hden  und  Ehrenzeichen  der  ganzen  Welt.  Hin  rtilirer  durcli  die 
(;)rdens-  und  Medaillenkunde  aller  Zeiten  und  Länder,  herausR.  von  Oskar  Vater.  1012.  S.  — 
Wilhelm  Ostwald.  Große  Männer.  111.  Bd.:  Ernst  Cohen.  Jacobus  Henricus  van't  Hoff. 
I»)t2.  8.  —  Rietstap,  Armorial  jjeneral  Fase.  7.v  O.  J.  2.  -  l)ers..  Supplement  Fase.  XV. 
Octobre  1012.  8.  —  Geneal<iirische  Taschenbüclier  der  Grafen,  Freiherren,  des  U radeis,  des 
Briefadels  und  der  Hofkalender.  Gotha  IQl.v  8.  —  Weller'sche  Wappensammluns;  Serie  II 
Blatt  41;  Serie  III  Blatt  1(H)^103;  Serie  IV  Blatt  U2~M;  Alphabet.  Verzeichnis:  IX.  Nach- 
trag.   — 

Meclilenburgisciie  Stiftung.  Das  Haus  Mecklenlnini-Sciiwerin  von  Franz  1.  bis  Friedrich 
Franz   IV.     O.    J.     qu.-8. 

Denttmäler  der  Heill<unde  (Medico-hist.  Kabinett).  Sticker,  Abliaiidlunt;  aus  der 
Seuchengeschiciite  und   Seuchenleiire.     II.   Bd.:  Die  Cholera.     Gießen   1912.     8. 


TAUSCHVERKEHR. 

Im  Jahre  1912  stand  das  Germanische  Museum  in   Sciuiftentausch  mit: 


Aactien: 

Aachener  Geschieh ts verein. 

Museums-Verein. 
Aarau: 

Historische      Gesellschaft     des      Kantons 
Aargau. 
Agram  (Zagreb): 

Königl.    kroat.-slavon.-dalmat.    Landes- 
archiv. 
Altenburg: 

Geschichts-  und  altertumsforscliende   Ge- 
sellschaft des  Osterlandes. 
Amiens: 

Societe  des  antiquaires  de   Picardie. 
Amsterdam: 

K.  Akademie  der  Wissenschaften. 
K.  oudheidkundig  genootschap  te  A. 
Redaktion  von  ,,Het  huis  oud  &  nieuw". 
Annaberg: 

Verein  fi.ir  Geschichte  von  Annaberg  und 
Umgebung. 
Ansbach: 

Fränkische  Zeitung. 
Historischer  Verein  für  Mittelfranken. 
Antwerpen: 

J.    E.    Buschmann   als   Verleger  der  Zeit- 
schrift   ,,Onze     Kunst".      Voortzetting 
van  de  Vlaamsche  School. 
Arnstadt: 

Museumsgesellschaft. 
Augsburg: 

Augsburger  Postzeitung. 
Historischer    Verein    für    Schwaben    und 
Neuburg. 


Bamberg: 

Königl.   Bibliothek. 

Gewerbe-Verein. 

Historischer  Verein. 
Basel: 

Historische  und  antiquarische  Gesellschaft. 

Schweizerische     Gesellschaft    für     Volks- 
kunde.    Universitäts-  Bibliothek. 
Bayreuth : 

Historischer  Verein  für  Oberfranken. 
Bergen: 

Bergens  Museum. 

Vestlandske    Kunstindustrimuseum. 

Berlin: 

Königl.  Preußische  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 

K.  Statistisches  Amt. 

Apotheker- Verein,  Deutscher. 

Bauzeitung,   Deutsche. 

Bibliothek  des  Deutschen  Reichstages. 

Blätter  für  Architektur  und  Kunsthand- 
werk.    (Verlag.) 

Burgwart  (Architekt  Prof.  Bodo  Ebhardt, 
Grunewald  bei   Berlin). 

Ex-libris- Verein. 

Gesamtarchiv  der  deutschen  Juden. 

Gesamtverein  der  deutschen  Geschieh ts- 
und  Altertumsvereine. 

Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie 
Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Gesellschaft  für  Erdkunde. 

Gesellschaft  für  deutsche  Erziehungs-  und 
Schulgeschichte. 


—    93     — 


Gesellschaft  für  Heimatkunde  der  Provinz 
Brandenburg. 

Gesellschaft,    Historische. 

Gesellschaft,   Deutsche   Pharmazeutische. 

Graveur-Verein,   Deutscher. 

Grenzboten  (Verlag). 

Johanniter-Ordensblatt.     ( Redaktion.) 

Journal  für  Buchdruckerkunst.     (Verlag.) 

Moderne  Kunst  (Verlag  von  Rieh.  Bong.) 

Münzbliitter,  Berliner  und  Gorrespondenz, 
Numismatisches  Beiblatt  zu  den  Ber- 
liner Münzblättern.  (Dr.  Emil  Bahr- 
feld.) 

Museums-Verein. 

Norddeutsche  Allgemeine  Zeitung. 

Oesterheld  &  Co.,  Verlag  („Die  deutsche 
Bühne"  —  ,, Deutscher  Bühnen-Spiel- 
plan"). 

Provinzialmuseum,  Märkisches. 

Reichsanzeiger,  Deutscher  und  Königlich 
Preußischer  Staatsanzeiger. 

Reichs- Postamt  III,  Abt.   W. 

Rundschau,  Deutsche.     (Redaktion.) 

Rundschau,    Koloniale.     (Verlag.) 

Touristen- Klub  für  die  Mark  Branden- 
burg. 

Verein  für  die  Geschichte  Berlins  (Alt- 
Berlin). 

Verein   Herold. 

Verein  für  deutsches    Kunstgewerbe. 

Verein  für  Geschichte  der  Mark  Branden- 
burg. 

Verein  für  Volkskunde. 

Woche,    Die.     (Verlag  von   Aug.    Scherl.) 

Zeitschrift  für  Bauwesen.    (Schriftleitung.) 

Zeitschrift  für  Numismatik.    (Redaktion.) 

Zentralblatt  der  Bauverwaltung.  (Schrift- 
.leitung.) 

Bern: 

Historischer  Verein  des   Kantitns   Bern. 

Historisches  Museum. 
Biedenkopf: 

Mitteilungen  aus  Geschichte  und  Heimat- 
kunde des    Kreises  Biedenkopf. 
B  istritz: 

Direktion  der  Gewerbeschule. 

Bonn: 

Universitätsbibliothek. 

Verein  von  Altertumsfreunden  im   Riiein- 

lande. 
Verlag  der  Rheinischen  Geschichtsblätter. 

Brandenburg  a.  H.: 

Historischer  Verein. 


Braunau  i.  B.: 

Dr.     Eduard     Langer,     Herausgeber    der 
,, Deutschen    Volkskunde    aus   dem   öst- 
lichen  Böhmen". 
Braunsberg: 

Historischer  Verein  für   Ermlinul. 
Bregenz: 

Vorarlberger  Museums- Verein. 
Bremen: 

Gewerbemuseum. 
,, Güldenkammer,  Die  — ". 
Historische     Gesellschaft     des     Künstler- 
Vereins. 
Verlag  von  Carl  Schüneniann.     (,, Nieder- 
sachsen".) 
Breslau: 

Schlesischer  Altertums  verein. 
Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische 

Kultur. 
Universitätsbibliothek. 
Verein     für     Geschichte     und     Altertum 
Schlesiens. 

Brunn: 

Erzherzog  Rainer-Museum  für  Kunst  und 

Gewerbe. 
Mährisches  Gewerbe -Museum. 
Verein   für   die    Geschichte    Mährens   und 

Schlesiens. 
Verein  ,, Deutsches    Haus". 

Brüssel : 

L'academie   Royale  de   Belgique. 

Commissiones  royals  d'art  et  d'archeo- 
logie. 

R.   R.   P.   P.   Bollandistes. 

La   Gazette  numismatique  (Direction). 

Musees  Royaux  des  arts  decoratifs  et  in- 
dustriels. 

La  societe  d'archeologie. 

La  societe   Royale  de  geographie. 
Budapest: 

Königl.  ungarische  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 

Müveszet,   Redaktion. 

Stadtmagitrat. 
Casse! : 

Prof.  Dr.  Georg  Steinhausen,  Vorstand 
der  Stadtbibliothek.  („Archiv  für  Kul- 
turgeschichte".) 

Verein  für  hessische  Geschichte  und 
Landeskunde. 

Verein  für  Naturkunde. 
Chemnitz: 

Verein  für  Chemnitzer  Geschichte. 


94 


Chur: 

His torisoll- an tiquaiisclu«    Gesollscliaft    des 
K.iiitnns   rji.iubiiiuion. 
Cincinnati: 

Cinoiniuiti  A\useiiin  Association. 
Coblenz: 

A\itteilinn;en  des   Rlu'inisciien   Vereins  für 
l'enkni.ilpflei^e  und    lleinuitseliut/. 
Danzig: 

Köniiriiche  Technische   Hochscluile. 
Naturforscheiule  Gesellschaft. 
Westpreußischer  Geschichtsverein. 
WestpreuOisches  Provin/.ialmuseuni. 
Darmstadt: 

Gewerbeblatt  f.  d.  Großherzogtum  Hessen. 
Historischer  Verein  für  das   Grnßherzng- 

tum   Hessen. 
Verein  für  Erdkunde. 
Verlag  der  „Innen- Dekoration". 
Dessau: 

Verein    für    Anlialtische    Geschichte    und 
Altertumskunde. 
Detmold: 

Gesch.  Abt.   des  naturw.   Vereins  für  das 
Fürstentum   Lippe. 
Dillingen: 

Historischer  Verein. 
Donaueschingen: 

Verein  für  Geschichte  und  Naturgescliichte 
d.  Baar  u.  d.  ausgrenzenden  Landesteile. 
Donauwörth: 

Historischer  Veiein  für  Donauwörth  und 
Umgegend. 
Dorpat: 

Gelehrte   Ethnische   Gesellschaft. 
Universität. 
Dresden: 

Kgl.  sachsischer  Altertunisverein. 
„Blätter  für  Münzfreunde"  und  ..Numis- 
matischer Verkehr". 
Verein  für  die   Geschichte   Dresdens. 
Gesellschaft   für    Natur-    und    Heilkunde. 
Kunstwart. 

Kgl.  sächsisches  statistisches   Landesamt. 
Europäische  Modenzeitung. 
Zeitschrift  für  historische   Waffenkunde. 
Düsseldorf: 

Archiv  für  Buchbinder. 
Düsseldorfer  Geschichtsverein. 
Die  Rheinlande,  Verlag  A.  Bagel  (ab  19i3). 
Eger: 

Unser  Egerland. 
Eichstätt: 

Historischer  Verein. 


Eisenberg: 

Gesciiiciits-    uiul    allertumsfoiscliender 
Verein. 
Eislcben: 

Verein  füj-  (jeschiclite  und  Altertümer  der 
(jrafscliaft   Mansfeld. 
Elberfeld: 

Bergischer  (jeschichts verein. 
Ellwangen: 

Geschichts-    und    Altertunisverein    (Jahr- 
buch). 
Emden: 

Gesellschaft     für     bildende      Kunst     und 
vaterländische  Altertümer. 

Naturforschende   Gesellschaft. 
Erfurt: 

Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 

Verein  für  die  Geschichte  und  Altertums- 
kunde von   Erfurt. 
Erlangen : 

Universitätsbibliothek. 
Essen: 

Historischer    Verein   für    Stadt   und    Stift 
Essen. 
Frankenthal: 

Aitertumsverein. 
Feldkirch: 

Verein    für    christi.     Kunst    und    Wissen- 
schaft in  Vorarlberg. 
Fellin: 

Literarische   Gesellschaft. 
Flensburg: 

Kunstgewerbe -Museum. 
Frankfurt  a.  M.: 

Frankfurter  Blätter  für  Familiengeschichte. 

Freies  deutsches   Hochstift. 

Mitteldeutscher   Kunstgewerbe  verein. 

Stadtbibliothek. 

Verein  für  die  Geschichte  und  Altertums- 
kunde von   Frankfurt  a.   M. 

Verein    für    rheinische    und    westfälische 
Volkskunde. 
Frankfurt  a,  0.: 

Historischer  Verein  für    Heimatkunde. 

Naturwissenschaftlicher   Verein  des    Reg.- 
Bez.    Frankfurt  a.   0. 
Frauenfeld: 

Historischer  Verein  des  Kantons  Thurgau. 
Freiberg  i.  S.: 

Altertumsverein. 
Freiburg  i.  B.: 

Archiv  für  christliche    Kunst. 

Breisgau- Verein  Schau-ins-Land. 


—    95 


Gesellschaft     für     Beförderung    der     Ge- 
schichts-,    Altertums-    und    Volkskunde 
von    Freiburc;,   dem    Breisgau   und   den 
angrenzenden.   Landscliafcen. 
Münsterbau- Verein. 
Stimmen  aus  Maria- Laacii. 
Universitätsbibliotiiek. 
Kirchlich  hist.  Verein  der  Erzdiözese  Frei- 
burg i.    B. 
Freiburg  i.  Schw.: 

Deutscher     geschichtsforschender     Verein 

des    Kantons   Freiburg  (Scinveiz). 
Schweizer  .^rcliiv  für   Heraldik. 
Freising: 

Historischer  Verein. 
Freiwaldau : 

Mäiirisch-schlesischer    Sudeten-Gebirgs- 
verein. 
Friedberg  (Hessen): 

Geschichts-  und  Altertumsverein. 
Friedrichshafen: 

Verein  für  die  Geschichte  des  Bodensees. 
St.  Gallen: 

HistorischerVerein  des  Kantons  St.  Gallen. 
Genf: 

Institut  national  genevois. 
Societe  d'histoire  et  d'archeologie. 
Gießen: 

Oberhessischer  Geschichts  verein. 
Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und 

Heilkunde. 
Universitätsbibliothek. 
Verband    deutscher    Vereine    für    Volks- 
kunde. 
Vereinigung  für  hessische  Volkskunde. 
Glarus: 

Historischer   Verein  des    Kantons   Glarus. 
Görlitz: 

Gesellschaft    für    Anthropologie    und    Ur- 
geschichte der  Oberlausitz. 
Oberlausitzische   Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften. 
Gotha: 

Verlag  der  deutschen   Geschichtsblätter. 
Vereinigung    für    Gothaische     Geschichte 
und  Altertumsforschung. 
Göttingen: 

Forscher-  und  Sammlerverein. 
Kgl.   Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Graz: 

Steiermärkischer  Gewerbe  verein. 
Kunsthistorische  Studien.    (Buchhaiullung 

Styria.) 
Steiermärkisches   Landesmuseum. 


Historischer  Verein  für  Steiermark. 
Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steier- 
mark. 
„Wörter  und  Sachen".     Kulturhistorische 
Zeitschrift     für     Sprach-     und     Sach- 
forschung. 
Greifswald: 

Universitätsbibliothek. 
Rügisch- Pommerscher  Geschichtsverein. 
Greiz: 

Verein  für  Greizer  Geschichte. 
Guben: 

Niederlausitzer    Gesellschaft    für    Antliro- 
pologie  und  Urgeschichte. 
Haag: 

Genealogisch-heraldiek    Genootschap   „De 
Nederlandsche  Leeuw". 
Hall  (Schwäbisch): 

Historischer  Verein  f.  Württemb.- Franken. 
Halle  a.  S.: 

Museum  für  heimatliche   Geschichte  und 
Altertumskunde    der    Provinz    Sachsen. 
Zeitschrift  für  deutsche  Philologie. 
Kaiserl.     Leopoldinisch-Garolinische 

Deutsche  Akademie  der  Naturforscher. 
Thüringisch-sächsischer  Geschichts  verein. 
Halle- Wittenberg: 

Universitäts- Bibliothek   (Schriften). 
Hamburg: 

Öffentliche  Stadtbibliothek. 
Verein  für  hamburgische   Geschichte. 
Hanau : 

Hanauer  Geschichts- Verein. 
Wetterauische    Gesellschaft    für    die    ge- 
samte  Naturkunde. 
Hannover: 

Architekten-  und   Ingenieur- Verein. 
Hannoversche   Geschichtsblätter. 
Gesellschaft     für     ältere     deutsche     Ge- 
schichtskunde. 
Heraldischer  Verein  zum    Kleeblatt. 
Historischer  Verein  für  Niedersachsen. 
Harlem: 

Societe  hollandaise  des  sciences. 
Heidelberg: 

Heidelberger  Schlof3verein. 
Historisch-philosophischer  Verein. 
Universitätsbibliothek. 
Heilbronn: 

Historischer  Verein. 
Heiligenstadt: 

„Unser   Eichsfeld".     (Redaktion.) 
Helsingfors: 

Finnischer  Altertums  verein. 


96     — 


Finnische   Literar.   Gesellstiiult. 
üescllstli.ift  der   \Vissensi."li;itten. 
Hermannstadt: 

Siebenbürgischer    Katp.ithenverein. 
Verein  für  Siebenbiir,i;isi.iie   L;uulesknni.le. 
Hirschberg: 

Kiesen,i;ebir|L;s-\'erein. 
Hohenleuben: 

Voigtliüul.  altertunisforsclieiuler  Verein. 
Homburg  v.  d.  H.: 

\'erein    für    Gescliiclite    und    Altertums- 
kunde. 
Husum: 

Mitteilungen   des    Nordfriesischen   Vereins 
für   Heimatkunde  und   Heimatliebe. 
Jena: 

Universitätsbibliothek. 
Verein  für  thüring.  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 
Igio: 

Ungar.    Karpathenverein. 
Innsbruck: 

K.    K.   Statthalterei-Archiv. 
Ferdinandeum. 
Insterburg: 

Altertumsgesellsch  af  t. 
Kahia: 

Verein    für     Geschichte    und    Altertums- 
kunde. 
Karlsruhe: 

Karlsruher  Altertums  verein. 
Badische  historisciie  Commissinn. 
Kaufbeuren: 

Verein    Heimat. 
Kempten: 

Altertums-Verein. 
Kiel: 

Naturvvissenschaftl.  Verein  für  Schleswig- 
Holstein. 
Gesellschaft  für  die  Geschichte  der  Herzog- 
tümer Schleswig- Holstein  u.  Lauenburg. 
Universitätsbibliothek. 
Gesellschaft  für    Kieler   Stadtgeschichte. 
Kirchberg  i.  S.: 

Altertumsverein    (Alt- Kirchberg.      Mittei- 
lungen   des    Altertumsvereins.) 
Klagenfurt: 

Geschichtsverein  für   Kärnten. 
Köln: 

Westdeutsche    Zeitschrift   für    Geschichte 

und    Kunst  mit  Korrespondenzblatt. 
Zeitschrift  für  christliche   Kunst. 
Kölner   Kunstgewerbeverein. 
Histor.  Verein  für  den   Niederrhein. 


Königsberg  i.  P.: 

Red.  d.  AltpreuOischcn  Alonatsschiilt. 

Phvsikal.  Ökonom.   Gesellschaft. 

Altei  tumsgesellschaft    i'russia. 

UniversitätsbiblidtJK'k. 
Kopenhagen: 

Academie  royale  des  sciences  et  des  lelties 
de   Danemark. 

Societe  royale  des  antiquaires  du   Nord. 

Industriforeningen  i   Kjöbenhavn. 

K.    Nordiske  Oldskrift-Selskab. 

K.  danske  Videnskabern-Selskali. 
Krakau : 

Akademie  der  Wissenschaften. 
Kreuznach: 

Antiquarisch- Histor.   Verein. 
Kristiania: 

Foreningen  til  norske  fortidsmindesmaer- 
kers  bevaring  (Aarsberetning). 
Kronstadt: 

Stadtarchiv. 
Laibach: 

Redaktion   der   Zeitschrift  für   krainische 
Landeskunde. 

Krainer  Musealverein. 
Landsberg  a.  d.  Warthe: 

Verein  für  Geschichte  der  Neumark. 
Landshut: 

Historischer  Verein  für  Niederbayern. 
Lauingen: 

Altertumsverein. 
Lausanne: 

Societe  d'histoire  de  la  Suisse. 
Lauterbach : 

Geschichtsblätter   für   den    Kreis    Lauter- 
bach.    (Pfarrer   Herm.    Knott,    Wallen- 
rod.) 
Leeuwarden: 

Friesch    genootschap    ter    beofening    der 
Friesche  geschied. 
Leiden: 

Maatschapy    de    Nederland.    Letterkunde. 
Leipa: 

Nordböhm.   E.xcursions-  Klub. 
Leipzig: 

Beilage,    Wissenschaftliche,   der   Leipziger 
Zeitung. 

Börsenverein  der  deutschen  Buchhäiuller 

Centralblatt  für  Bibliothekswesen. 

Centralblatt,  literarisches. 

Centralverein     für     das     gesamte     Buch- 
gewerbe. 

Daheim. 

Gartenlaube. 


—    97 


Gesellschaft,    deutsche,    zur    Erforschung 

varterländischer  Sprache  u.  Altertümer. 

Gesellschaft,  k.  sächs.,  der  Wissenschaften, 

phil.-hist.  Gl. 
Goldschmied,   Der  — 
Kgl.  Sächs.  Institut  für  Kultur-  und  Uni- 
versalgeschichte    bei     der     Universität 
Leipzig. 
Literaturblatt  f.  germ.  u.  rem.  Philologie. 
Monatshefte  (Velhagen  &   Klasing). 
Museum  für  Völkerkunde. 
U  niversitätsbibliothek. 
Verein,    deutscher,    zur    Erforschung    Pa- 
lästinas. 
Verein  für   Geschichte  der   Stadt   Leipzig 

(Stadtgeschichtliches  Museum). 
Vierteljahrs- Katalog  (J.  C.    Hinrichs). 
Zeitschrift  für  bildende    Kunst. 
Zeitschrift,  neue,  für  Musik. 
Zeitung,  illustrierte. 
Zentralstelle  für  deutsche   Personen-  und 

Familiengeschichte  (Mitteilungen). 
Zur  guten  Stunde. 
Leisnig: 

Geschichts-  und  Altertumsverein. 
Linz: 

Museum    Francisco-Carolinum. 
Linzer  Diözesan- Kunstverein. 
Oberösterreichischer  Gewerbe -Verein. 
Louvain  (Belgien): 

,,Analectes  pour  servir  ä  l'histoire  ecclesia- 
stique  de  la  Belgique". 
Lübeck: 

Lübeckisches    Museum    für     Kunst-    und 

Kulturgeschichte. 
Verein  für  hansische  Geschichte. 
Verein  für  Lübecker  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 
Lüneburg: 

Museumsverein  für  Lüneburg. 
Lüttich: 

Institut  archeologique   Liegeois. 
Luxemburg: 

Verein  für  Lu.xemburger  Geschichte,  Lite- 
ratur und   Kunst. 
Section  historique  de  l'institut  de  Lu.xem- 
bourg. 
Luzern : 

Histor.   Verein  der  5  Orte. 
Magdeburg: 

Magdeburgischer  Geschichts  verein. 
Verein  für  Kirchengeschichte  in  der  Pro- 
vinz Sachsen. 


Mainz : 

Rom.   Germ.  Central-Museum  (Die  Alter- 
tümer unserer  heidnischen  Vorzeit). 

Verein  für  Erforschung  rhein.   Geschichte 
und  Altertümer. 
Mannheim: 

Mannheimer  Alter  tu  ms  verein. 
Marburg: 

Universitätsbibliothek. 
Maredsvus  (Belgien): 

Direction  de  la   Revue  benedictine. 
Marienwerder: 

Histor.    Verein   für   den    Regierungsbezirk 
Marienwerder. 
Meiningen: 

Hennebergischer  altertumsforsch.   Verein. 

Verein   für   Meiningische    Geschichte   und 
Landeskunde. 
Meißen: 

Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Meißen. 
Metz: 

Verein  für  Erdkunde. 

Gesellschaft  für  lothringische    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Mifau: 

Genealogische     Gesellschaft    der    Ostsee- 
provinzen. 

Kurländische    Gesellschaft    für    Literatur 
und   Kunst. 

Kurländisches  Provinzialmuseum. 
Montreal: 

Societe  numismatique  et  d'archeologie. 
Mühlhausen  i.  Th.: 

Mühlhäuser  Altertumsverein. 
Mülhausen  i.  Eis.: 

Le  musee  historique  de  Muliiouse. 
München: 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Altertumsverein. 

Archivariat  des  bayerisciien   Landtags. 

Bauzeitung,  süddeutsche. 

Bayerland. 

Formenschut7.. 

Gesellschaft,  deutsche,  für  Antiiropologie. 

Gesellschaft,  deutsche,  für  christl.   Kunst. 

Gesellschaft,  numismatische. 

Jahrbuch,  histor.,  der  Görresgesellschaft. 

Kunstgewerbeverein,  bayerischer. 

Licht  und  Schatten  (Verlag). 

Museum    von    Meisterwerken    der    Natur- 
wissenschaft und  Technik. 

Nationalmuseum,   Bayerisches. 

Propyläen,  Die  — . 

Statistisches  Bureau. 


—    98 


LlniversitiitsbilMiothck. 

Verein,  historischer,  von  Oberbiiyern. 

Verein   für   Volkskunst    inu1    Volkskunde. 
Münster  i.  W.: 

Zeitschrift  für   vaterländische    Geschichte 
und  Altertumskunde  Westfalens. 

Literarischer  Handweiser. 

Universitätsbibliothek. 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 
Neiße: 

Wiss.   Ges.    Philonuithie. 
Neuburg  a.  D.: 

Historischer   Pili ul verein. 
Neumarkt  i.  0.: 

Historischer  Verein. 
St.  Nicolas: 

Cercle    archeologique    du    pays    de    Waes. 
Nördlingen: 

Historischer    Verein    für    Nördlingen    und 
Umgebuns;. 

Nürnberg: 

K.   Bayer.   Landes- Gewerbe-Anstalt. 

N  aturhistorische  Gesellschaft. 

Pegnesischer  Blumenorden. 

Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Nürn- 
berg. 
Osnabrück: 

Verein  für  Geschichte  und   Landeskunde. 
Paderborn: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 
Paris : 

Chronique  des  arts  et  de  la  curiosite. 

Correspondance    historique    et    archeolo- 
gique. 

Musee   Guimet. 

Repertoire  d'art  et  d'archeologie. 
St.  Petersburg: 

Commission  imperiale  archeologique. 
Philadelphia: 

Smithsonian   Institution. 
Plauen  i.  V.: 

Altertumsverein. 
Posen: 

Gesellschaft    der     Freunde     der     Wissen- 
schaften. 

Historische  Gesellschaft. 

Towarzystwa  przyjaciol. 
Prag: 

Verein  für    Geschichte   der   Deutschen   in 
Böhmen. 

Gesellschaft  der  Freunde  der  böhmischen 
Altertümer. 


Gesellscliaft      zur      l^irderung     deutscher 
Wissensehatt,    Kunst    und    Literatur   in 
Böhflien. 
Lese-  und    Redelialle   der  deutschen   Stu- 
denten. 
Kunstgewerbliches  Museum. 
Prenzlau: 

Uckermärkischer      Museums-      und      Ge- 
schichtsverein. 
Quaracchi  b.  Florenz: 

Archivum    Franciscanum  historicum. 
Ravensburg: 

Schwäbisches  Archiv. 

Regensburg: 

Histor.  Verein  für  Oberpfalz  und  Kegens- 
burg. 
Reichenberg: 

Nordböhmisches  Gewerbemuseum. 

Verein  für   Heimatkunde. 
Reutlingen: 

Reutlinger  Altertumsverein. 

Reval: 

Estländische   Literarische   Gesellschaft. 
Reykjavik: 

Islenzka   Fornleifafjelag. 

Riga: 

Gesellschaft    für    Geschichte    und    Alter- 
tumskunde   der    Ostseeprovinzen    Ruß- 
lands. 
Rosenheim: 

Historischer  Verein. 
Rom: 

Kgl.  Preuß.   Hist.  Institut. 
Römische    Quartalschrift     für    christliche 
Altertumskunde    und     für     Kirchenge- 
schichte. 
Rostock : 

Geographische  Gesellschaft. 
Verein  für   Rostocks  Altertümer. 
Universität. 
Rothenburg  o.  T.: 

Verein  Alt- Rothenburg. 
Roermond: 

La  Commission  de  Limburg. 
Saarbrücken : 

Historisch-antiquarischer    Verein    für    die 
Saargegend. 

Salzburg: 

Studien  und  Mitteilungen  aus  dem  Bene- 
diktiner- und  Cistercienser-Orden. 
Museum  Carolino-Augusteum. 
Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde. 


99 


Salzwedel: 

Altmärkisclier    Verein    für    vaterländische 
Gesciiiciite  und  Industrie. 
Schaffhausen: 

Histor.-antiquarisclier  Verein  des  Kantons 
Seh  äff  hausen. 
Schmalkalden: 

Verein  für  Hennbergisciie  Geschichte   und 
Landeskunde. 
Schwerin: 

Familiengeschichtliche      Blätter,     heraus- 
gegeben von  C.    Frhrn.  von   Rodde. 

Verein   für   Mecklenburgische    Geschiente 
und  Altertumskunde. 
Sigmaringen: 

Verein    für    Geschichte    und    Altertums- 
kunde in   Hohenzollern. 
Speyer: 

Pfälzisches  Museum  (Schriftleitung). 

Historischer  Verein  der  Pfalz. 
Stendal: 

Altniärkischer  Museums- Verein. 
Stettin: 

Gesellschaft  für    Pommersche    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Stockholm : 

Kgl.  Akademie  der  Altertumskunde. 

Kgl.   Bibliothek. 

Nordiska  Museet. 
Straßburg: 

Alsabund  ('Das  literarische  Elsaß'). 

Gesellschaft  für  Erhaltung  der  geschicht- 
lichen Denkmäler  im   Elsaß. 

Universitätsbibliothek. 

Vogesenklub,   histor.-literar.    Zweigverein. 
Straubing: 

Historischer  Verein. 
Stuttgart: 

Altertumsverein. 

Antiquitäten- Zeitung. 

Anthropol.    Verein,   Württembergischer. 

Anzeiger,  allgem.,  für  Buchbindereien. 

Centralstelle  für  Gewerbe  und  Handel. 

Commission  für  Landesgeschichte. 

Staatsanzeiger,  Württembergischer. 

Technische   Hochschule. 

Verlagsanstalt,  Deutsche. 
Thorn: 

Coppernicus- Verein  für  Wissenschaft  und 
Kunst. 
Torgau : 

Altertumsverein. 
Toronto  (Canada): 

Canadian   Institute. 


Trier: 

Gesellschaft  für  nützliche    Forschung. 
Troppau : 

Kaiser- Franz- Joseph-Museum. 

Städtisches  Museum :   Zeitschrift  für   Ge- 
schichte   und    Kulturgeschichte    Öster- 
reichisch-Schlesiens. 
Tübingen: 

Schwäbischer  Altertums  verein. 

Universitätsbibliothek. 
Turin: 

Regia  deputazione  di  storia  patria. 
Upsala : 

Landsmal   svenska.      Schwedische    volks- 
kundliche Zeitschrift. 

Universität. 
Utrecht: 

Historische   Genootschap. 

Genootschap     van     Künsten    en     Weten- 
schappen. 
Vaduz : 

Histor.     Verein     für     das     Fürstentum 
Liechtenstein. 
Venedig: 

Reale  instituto  Veneto. 
Waidhof  en  a.  d.  Ybbs: 

Museal-Verein  für  W.   a.  d.    Y.  und   Um- 
gebung. 
Washington: 

Smithsonian   Institution. 
Weißenburg  i.  E.: 

Verein   zur    Erhaltung   der  Altertümer  in 
Weißenburg  und   Umgebung. 
Wernigerode: 

Harzverein  für  Geschichte  und  Altertums 
künde. 
Wertheim  a.  M.: 

Histor.   Verein  Alt- Wertheim. 
Wetzlar: 

Wetzlarer  Geschieh ts verein. 
Wien: 

Adler,    K.    K.  herald.   Gesellschaft. 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Altertumsverein. 

Dombauverein  zu  St.   Stephan. 

Gesellschaft,  Anthropologische. 

Gesellschaft  für  die   Geschichte   des    Pro- 
testantismus in  Österreich. 

Gesellschaft    für    Münz-    und    Medaillen- 
kunde. 

Gesellschaft,   Numismatische. 

Gewerbe-Museum,  Technolog. 

K.    K.    Heeres-Museum. 

K.    K.    Hofbibliothek. 


-     100     — 


TechiiisciK's    .Miiscuiii    für    liulustru    uiul 

Gewerbe. 
Verein     für     L;uuieskiiiidc     von     Nieder- 

österreich. 
Wissenschaf tliclier   Klub. 
Zeitschrift  für  österreichische  Volkskunde. 
K.  K.  Zentnilkonimission  zur  Erforschung 

und   Erhaltunji  der  Baudenkmale. 
Wiesbaden: 

Verein    für    Nassauische    Altertumskunde 

und  Geschichtsforschung;. 
Nassauisclier  \'erein  für  Naturkunde. 
Wolfenbüttel: 

Geschichtsverein    für    das     Herzogtum 

Braunschweig. 
Würzburg: 

Historischer  Verein  für  Unterfranken  und 

Aschaffenburg. 
Polytechnischer  Zentralverein  für   Unter- 
franken und  Aschaffenburg. 


Universitätsbibliothek. 
Zabern  i.  E.: 

Verlag  von  A.  Fuchs:  Elsässische  Monats- 
schrift für  Geschichte  und  Volkskunde. 
Zwickau: 

Altertumsverein    für    Zwickau    und    Um- 
gegend. 

Verein  für   Naturkunde. 
Zwolle: 

Vereenigung    tot    beoefening    von    Over- 
ijsselsch  regt  en  geschiedenis. 
Zürich: 

Allgemeine     geschichtsforschende     Gesell- 
schaft der  Schweiz. 

Antiquarische   Gesellschaft. 

Buchkunst:  Zeitschrift  für  E.\Iibris-Samm- 
1er  und  Bücherfreunde. 

Schweizerisches  Landesmuseum. 

Universitätsbibliothek. 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 


Frankenspiegel,  Splitter  und  Skizzen  von  Professor  Leopold  O  e  1  e  n  h  e  i  n  z,  Archi- 
tekt.    Mit  vielen  Abbildungen  und   Zeichnungen  des   Verfassers,      l.,   2.   und  3.    Lieferung. 

Der  Frankenspiegel  will  kein  zusammenhängendes,  auch  kein  zusammenfassendes  Werk 
sein.  Er  setzt  sich  vielmehr  bei  vollkommen  zwangloser  Folge  aus  einer  ganzen  Reihe  größerer 
und  kleinerer  Abhandlungen  zusammen,  die  zwar  die  verschiedensten  Seiten  des  Kulturlebens 
unserer  Vorzeit  behandeln,  aber  schließlich  doch  dabei  ein  Endziel  verfolgen,  nämlich  das  Bild 
fränkischer  Kunst  und  Kultur  nach  Möglichkeit  zu  klären.  Ein  tiefer  Ernst  liegt  den  Einzel- 
studien zugrunde  und  dieser  paart  sich  mit  einem  erstaunlichen  Fleiß,  der  den  Verfasser  meist 
aus  bislang  nicht  geöffneten  Quellen  schöpfen  läßt.  Die  vielen  Urkunden-  und  Archivalien- 
auszüge, die  er  uns  bietet,  sie  allein  schon  sichern  dem  Werkchen  einen  nicht  geringen  Wert. 
Dabei  schreibt  der  Verfasser  klar  und  eindringlich.  Stets  ist  er  mit  voller  Begeisterung  bei 
seiner  Sache.  Doch  er  befaßt  sich  nicht  mit  reiner  Kunst  allein.  Auch  der  älteren  ländlichen 
Kunst  finden  wir  des  öfteren  liebevolle  Beachtung  geschenkt,  wodurch  mancher  bis  dahin  noch 
ungehobene  Schatz  ans  Tageslicht  gefördert  wurde.  Selbst  heraldische  Studien  fehlen  nicht. 
Die  Prähistorie  erscheint  ebenfalls  in  das  Interessenbereich  des  Verfassers  einbezogen.  Auch 
über  manche  interessante  Persönlichkeit  der  fränkischen  Lande  erhalten  wir  eingehendsten 
Aufschluß.  Neben  der  ernsten  Seite  der  Forschung  fehlt  auch  diejenige  eines  gesunden  Humors 
nicht,  wie  auch  selbst  Kuriositäten  und  Anekdoten  in  der  ungeschminkt  originellen  Sprache 
und  Schilderungsart  ihrer  Zeit  Form  und  Leben  gewinnen.  Wenn  ich  auch  hier  und  da  bezüglich 
der  Datierung  anderer  Ansicht  wie  der  Verfasser  bin,  so  stehe  ich  doch  nicht  an,  sein  Werk 
als  eine  wichtige  neue  Quelle  für  die  Geschichte  und  Erforschung  der  fränkischen  Lande  anzu- 
sprechen. Fritz    T  r  a  u  g  ü  t  t   Schulz. 


—     101    — 

Deutsche  Städtebilder  nach  Originalen  v(in  li.  Brau  n.  Leipzig,  Verlag  der  Illustrierten 
Zeitung   J.    J.   Wehe  r. 

Wenn  auch  die  Photographie  ein  bequemes  und  wohlfeiles  Mittel  ist,  Straßen,  Platze 
und  Hauser  alter  Städte  in  Erinnerungsbildern  festzuhalten,  so  kann  sie  uns  doch  nicht  den 
vollen  malerischen  Reiz  ersetzen,  den  weniger  das  Auge  sieht,  als  unser  Inneres  empfindet. 
Mit  anderen  Worten,  sie  kann  viel  von  dem  Original  geben,  aber  nicht  alles.  Hier  ergänzend 
einzutreten,  wird  für  alle  Zeiten  eine  Aufgabe  des  Malers  bleiben,  der  das  Motiv  seelisch  durch- 
dringt und  gemütvoll  vertieft.  Von  ihm  erst  erwarten  wir  die  rechte  Wiederspiegelung  des 
Zaubers,  den  Luft,  Licht  und  Farbe  an  malerischen  Altmotiven  hervorrufen.  Er  haucht  den 
Formen  erst  das  rechte  Leben  ein.  Von  diesem  Gesichtspunkt  wollen  auch  die  vorliegenden 
Städtebilder  von  H.  Braun  gewürdigt  werden,  welche  auf  12  Blättern  eine  kleine  Auslese  des 
Besten  geben,  was  unsere  deutschen  Lande  dem  Freunde  alter  Kunst  nach  dieser  Richtung 
hin  bieten.  Konstanz,  Meersburg  am  Bodensee,  Lindau,  Nördlingen,  Regensburg,  Rothenburg, 
Ochsenfurt,  Halberstadt,  Goslar  und  Danzig  lieferten  dem  Künstler  manch  dankbares  Motiv, 
das   er   zu    anziehenden    Stimmungsbildern  zu   verarbeiten   verstanden   iiat.  Sz. 


NOTIZEN. 
31.  Plenarsitzung  der  Badischen  Historischen  Kommission. 

Am  18.  und  19-  Oktober  d.  J.  fand  in  Kcirlsruhe  die  31.  Plenarversammlung  der  Badischen 
Historischen  Kommission  statt.  Es  wohnten  derselben  17  ordentliche  und  6  außerordentliche 
Mitglieder  an,  sowie  als  Vertreter  der  Großh.  Regierung  der  Minister  des  Kultus  und  Unter- 
richts Exzellenz  Dr.  B  ö  h  m,  die  Ministerialräte  Schwoerer  und  Dr.  B  a  u  r  und  Regie- 
rungsrat Dr.  B  a  r  t  n  i  n  g.  Den  Vorsitz  führte  der  Vorstand,  Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  D  o  v  e 
aus   Freiburg. 

Nachstehende  Übersicht  zeigt  den  Stand  der  einzelnen  Unternehmungen  der  Kommission. 

Der  dritte  Band  der  Regesten  der  Bischöfe  von  Konstanz,  bearbeitet 
von  Stadtpfarrer  Dr.  R  i  e  d  e  r,  ist  etwa  zur  Hälfte  gedruckt.  Die  erste  Doppellieferung  von 
20  Bogen  wird  demnächst  ausgegeben  werden.  —  Von  dem  vierten  Bande  der  Regesten 
derMarkgrafenvon  Baden,  bearbeitet  von  Geh.  Archivrat  Dr.  Krieger,  erschien 
zu  Beginn  des  Jahres  1912  die  erste  Doppellieferung  (umfassend  die  Jahre  1453 — 1462).  Eine 
zweite  Doppellieferung  wird  im  nächsten  Jahre  folgen.  —  Auch  der  Druck  des  zweiten  Bandes 
der  R  e  g  e  s  t  e  n  der  P  f  a  1  z  g  r  a  f  e  n  am  Rhein,  bearbeitet  von  Dr.  Graf  v  o  n 
O  b  e  r  n  d  o  r  f  f,  hat  begonnen.  Die  erste  Lieferung  —  enthaltend  die  ersten  Jahre  König 
Ruprechts  ■ —  wird  noch  in  diesem  Jahre  erscheinen.  — ■  Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Wille 
ist  zunächst  noch  mit  der  Sammlung  des  Materials  für  seine  Geschichte  der  rheini- 
schen   Pfalz  beschäftigt. 

Für  die  Herausgabe  des  Nachtragbandes  zur  Politischen  Korrespondenz 
Karl  F  r  i  e  d  r  i  c  h  s  V  0  n  Baden  und  des  zweiten  Bandes  der  Denk  w  ü  r  d  i  g  k  e  i  t  e  n 
des  Markgrafen  Wilhelm  von  Baden  war  Archivdirektor  Geh.  Archivrat  Dr. 
O  b  s  e  r  auch  im  vergangenen  Jahre  tätig.  Der  Abschluß  dieser  Arbeit  ist  voraussichtlich 
im  nächsten  Jahre  zu  erwarten.  —  Professor  Dr.  P  f  e  i  1  s  c  h  i  f  t  e  r  hat  die  Sammlung  von 
Briefen  für  die  Korrespondenz  des  F  ü  r  s  t  a  b  t  s  Martin  G  e  r  b  e  r  t  von 
St.  B  1  a  s  i  e  n  fortgesetzt.  —  Der  dritte  (Schluß-)Band  des  Briefwechsels  der  B  r  ü  d  e  r 
B  1  a  u  r  e  r,  den  Archivar  Dr.  Schieß  in  St.  Gallen  bearbeitet  iiat,  ist  im  Lauf  dieses  Jaiires 
erschienen. 

Die  Ausgabe  der  Historischen  G  r  u  n  d  k  a  r  t  e  n  des  G  r  o  ß  h  e  r  z  o  g  t  u  m  s 
Bade  n  unter  Leitung  des  Vorstands  des  Statistischen  Landesamts,  Oberregierungsrats  Dr. 
L  a  n  g  e,  wird  nach  Fertigstellung  der  vier  letzten  Sektionen  voraussichtlich  noch  in  diesem 
Jahre  abgeschlossen  werden.  —   Geh.    Hofrat  Professor  Dr.   Gothein  hat  die  Arbeiten  für 


—     102     — 

den  zweiten  Banii  seiner  W  i  r  t  s  >.■  li  a  f  t  s  ij-  e  s  c  h  i  c  li  t  e  dos  S  >.•  li  w  a  r  z  w  a  1  d  s  weiter 
eefürdert.  —  Der  Driiok  des  ersten  Bandes  der  d  e  s  e  li  i  e  li  t  e  d  e  r  b  a  d  i  s  c  h  e  n  V  e  r- 
w  a  1  t  u  n  ir  s  o  r  d  n  u  n  i;  u  n  d  V  e  r  f  a  s  s  u  n  ij  v  o  n  iSoi—  iSlS,  In-arbeitet  von  Privat- 
dozent  Or.    A  n  d  r  e  a  s,    liat   l>ei;onnen. 

Vom  Ober  b  a  d  i  s  c  h  e  n  G  e  s  c  li  1  e  c  ii  t  e  r  b  u  c  li,  bearbeitet  von  Freiiierr  O.  v  o  n 
S  t  o  t  z  i  n  ji  t?  II.  ersclieint  demnächst  das  sechste  Heft.  —  Mit  der  Ausarbeitung  neuer  Ent- 
würfe für  die  S  i  e  g  e  1  u  n  d  W  a  p  p  e  n  d  e  r  b  a  d  i  s  e  li  e  n  (1  e  ni  e  i  n  d  e  n  war  Zeicliner 
Held  beschiiftiiit.  Es  wurden  von  ilmi  die  Entwürfe  für  4(>  Landgemeinden  an.ueferti.trt.  Ein 
viertes  Heft  der  Badischen  S  t  ii  d  t  e  s  i  e  ij  e  1  ist  in  Vorbereitung.  —  Die  Vorarbeiten 
für  den  zweiten  Teil  der  M  ü  n  z-  u  ii  d  G  e  1  d  ,«;  e  s  c  h  i  c  h  t  e  d  e  r  i  m  G  r  o  (.i  ii  e  r  z  o  j;;  t  u  m 
Baden  vereinigten  Gebiete  hat   Dr.  C  a  Ii  n  in    Frankfurt  a.  M.   weitergeführt. 

Für  die  B  i  b  1  i  o  g  r  .i  p  li  i  e  der  b  a  d  i  s  c  h  e  n  (]  e  s  c  h  i  c  h  t  e  wurden  die  Be- 
stände der  Karlsruher  Bibliotlieken  teilweise  durch  Frl.  Irmgard  Frey  bearbeitet.  Mit  Be- 
ginn des  kommenden  Jahres  wird  Frl.  Elisabeth  Wille  in  Heidelberg  die  Fortführung  der 
Arbeit  übernehmen.  Die  Leitung  wurde,  auf  Antrag  der  Herren  Obser  und  Wille,  Professor 
Dr.   S  i  11  i  b,   Universitätsbibliothekar  in   Heidelberg,  übertragen. 

Von  den  Bearbeitern  der  Oberrheinischen  S  t  a  d  t  r  e  c  h  t  e  hat  Professor 
Dr.  K  o  e  h  n  e  an  dem  Register  für  die  fränkische  Abteilung  weiter  gearbeitet.  In 
der  s  c  h  w  ä  b  i  s  c  h  e  n  Abteilung  kann  mit  dem  Druck  der  Stadtrechte  von  K  o  n- 
stanz  (Professor  Dr.  B  e  y  e  r  1  e),  Neuenburg  (Gerichtsassessor  Merk)  und  F  r  e  i- 
b  u  r  g  (Dr.  L  a  h  u  s  e  n)  im  nächsten  Jahre  begonnen  werden.  Das  Register  zum  Stadtrecht 
von  Überlingen  ist  von  Lehramtspraktikant  Hafen  fertiggestellt  und  wird  im  nächsten 
Jahre  erscheinen. 

Die  Pfleger  der  Kommission  unter  Leitung  der  Oberpfleger  Hofrat  Dr.  Rode  r,  Stadt- 
archivrat Professor  Dr.  Albert,  Universitätsbibliothekar  Professor  Dr.  P  f  a  f  f ,  Archiv- 
direktor Geh.  Archivrat  Dr.  Obser  und  Professor  Dr.  Walter  waren  wie  bisher  für  die 
Gemeindearchive  des  Landes  tätig.  Die  Neuordnung  der  letzteren  wurde  in  6  Amtsbezirken 
durch-  bezw.  weitergeführt;  für  1913  ist  dieselbe  in  5  Amtsbezirken  vorgesehen.  Die  Verzeich- 
nung der  Grundherrlichen  Archive  ist  nahezu  beendet.  —  Von  der  Zeitschrift  für  die 
G  e  s  c  h  i  c  h  t  e  d  e  s  O  b  e  r  r  h  e  i  n  s  ist  der  27.  Band  unter  der  Redaktion  von  Archivdirektor 
Dr.  Obser  und  Archivdirektor  Dr.  Kaiser  erschienen.  Als  erstes  Ergänzungs- 
heft wurde  eine  Untersuchung  über  Alterund  Bestand  der  Kirchenbücher 
insbesondereim  Großherzogtum  Baden  von  Lehramtspraktikant  Dr.  Franz 
ausgegeben.  In  Verbindung  mit  der  Zeitschrift  wurde  Heft  34  der  Mitteilungen  der 
B  a  d  i  s  c  h  e  n  Historischen  Kommission  veröffentlicht.  —  Das  Neujahrsblatt 
für  1912,  ,,B  a  d  e  n  nach  dem  Wiener  Frieden  v  o  n  1809",  von  Dr.  Andreas, 
gelangte  Ende  1911  zur  Ausgabe.  Das  Neujahrsblatt  für  1913,  ,,A  u  g  u  s  t,  G  r  a  f  v  0  n  Li  m- 
b  u  r  g  -  S  t  i  r  u  m,  Fürstbischof  von  S  p  e  i  e  r.  M  i  n  i  a  t  u  r  b  i  1  d  e  r  aus  einem 
geistlichen  S  t  a  a  t  e  i  m  iS.  J  a  h  r  h  u  n  d  e  r  t",  von  Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Wille 
in    Heidelberg,  wird  noch  vor  Schluß  des  Jahres  erscheinen. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:  Dr.  Theodor  Hampe. 

U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


Mitteilungen 


aus  dem 


Germanischen  Nationalmuseum. 


Herausgegeben  vom  Direktorium. 


Jahrgang  1912. 


Mit  zahlreichen  Abbildungen. 


NÜRNBERG 
Verlagseigentum  des  Germanischen  Museums. 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSOEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 

Von  Dr.   HEINRICH    REI  F  FE  RSCHE  ID. 

ZU  den  dunkelsten  Kapiteln  der  niittehilteiiichen  Kunst.^'eschichte  .i^ehrM't  die 
Fra,t;"e  jener  GießM'efäße,  die  man  als  A  q  u  a  m  a  n  i  1  i  e  n  zu  bezeichnen 
pfle.t;'t.  Geschrieben  ist  selbstverständlich  auch  des  öfteren  über  sie,  jedoch  ist  die 
Literatur  un,s;eniein  verzettelt  und  im  Grunde  genommen  recht  fragmentarisch. 
Man  hat  sich  darauf  beschränkt,  vereinzelte  Stücke  beziehungsweise  eine  Reihe 
von  Arbeiten  zu  publizieren,  dabei  werden  in  gnHierem  oder  geringerem  Umfange 
einleitende  Orientierungen  geboten,  auch  wohl  ähnliche  Typen  an  diesen  und  jenen 
Orten  aufgezählt.  Bis  zu  einem  Versuch,  das  vorhandene  Material  einmal  von  irgend 
einem  Punkte  zu  beleuchten,  zu  sichten  und  zusammenzufassen,  ist  die  Forschung 
noch  nicht  vorgedrungen;  dagegen  finden  sich  gelegentlich  gute  Ansätze  dazu,  treff- 
liche Gesichtspunkte  und  fruchtbare  Gedanken  ausgesprochen.  Daß  von  einer  stil- 
kritischen Behandlung  nirgends  die  Rede  ist,  nimmt  unter  diesen  Umständen  nicht 
wunder,  umsoweniger,  als  ja  in  der  allgemeinen  Geschichte  des  Bronzegusses  gerade 
während  des  frühen  und  hohen  Mittelalters  weite  Lücken  klaffen,  und  daraus  erklärt 
sich  des  weiteren  die  außerordentlich  vage  Datierung  der  Stücke. 

Die  stattliche  Aquamaniliensammlung  des  Germanischen  Nationalmuseums, 
die  an  Stückzahl  nur  v(M1  der  Sammlung  des  Dänischen  Nationalmuseums  zu  Kopen- 
hagen übertroffen  wird,  an  Typenzahl  dagegen  selbst  unerreicht  dasteht,  rechtfertigt 
den  Versuch  der  Neuaufrollung  des  Problems  an  dieser  Stelle. 

Fragt  man  zunächst  nach  der  Wortbedeutung  von  ,, Aquamanile",  für  das 
sich  auch  Formen  Vv'ie  ,,aquaemanile",  ,,aquimanile",  ,,aquiminile",  ,,aquainanilis", 
„aquaemanilis",  „aquamanulis",  „aiiuamanus",  „agmanilia",  „agemanilis"  u.  a. 
oder  auch  bloß  „manile"  finden,  so  ergibt  sich  dem  Sinne  nach  ein  Wassergefäß  für 
die  Hände.  „Aquamanile,  hoc  est  vas  manuale",  sagt  der  „Ordo  Romanus" ^)  aus- 
drücklich. Man  hat  aber  bei  diesen  Gefässen,  deren  früheste  Erwähnungen  sich 
im  „Liber  Pontificalis"-),  unter  den  Schenkungen  der  Päpste  Innozenz  L  (401 — 417), 
Caelestinus  (422—432)  und  Sixtus  111.  (4U— 440),  mithin  in  der  ersten  Hälfte  des 
5.  Jahrhunderts  finden  dürften,  den  wasserspendenden  von  dem  wasseraufnehmenden 
Teil  zu  unterscheiden:  „urceolus  quid  sit  liquido  patet,  est  enim  vas  s  u  p  e- 
r  i  u  s,  unde  lavandis  manibus  aqua  infunditur.  A  q  u  a  m  a  n  i  1  e,  sive  a  q  u  a  e- 
manile,  Italici  unam  partem  dicunt,  vocaturque  lingua  eorum  vas  i  n  f  e  r  i  u  s, 


1)  Bei  Job.  Mabillon,  Museum   ItaÜLum,  tnm.    II,  cnmplectens  aiitiquos   lihios  rituales 
sanctae   Rnmanae   Ecclesiae,  Luteciae   Parisiorum   \(>^9,   S.   54. 

2)  Liber  Pontificalis,  ed.   L.   Duchesne,  tome   I,    Paris   1886,  S.  221,  230,  232  und  234. 

1* 


4  itBER    FluÜRI  ICIIE  GinSSGEl-ÄSSE   DES  MITTELALTERS. 

in  quod  numibus  iutu>a  aqu.i  dclabitur"-').  UikI  dem  entsprechen  wiederum  Ik'- 
zeiehnunuen    wie:     ..u  r  e  e  o  1  u  ni    quoque    e  u  in    a  q  n  am  a  n  i  1  i    s  u  o    .siniililer 

ariienleinn"') nreeum    dueis    enm    a  ii  n  i  m  i  n  i  1  i    s  u  o,    omnia    haec 

arii'enlea  .  .  .  "'').  ..u  r  e  e  u  m  aixenleum  e  u  m  a  q  n  a  m  a  n  i  1  i  optinuim  unnm"''), 
aueli  wolil  ..ureeum  e  u  ni  a  q  n  a  ni  a  n  i  1  e  (sie!)  ai^enteum  unum""),  „u  r- 
ceum  eum  aqua  manile  (sie!),  auro  ,i;emniisqne  paratuni''*'),  ferner  ,,con- 
cani  ari^enteani  enm  aquiminili  s  u  o.  lil^rarnm  24.  Urceum  de  cristallo 
nKiiorem"").  oder  ..a  q  u  a  m  a  n  i  1  e  ari;enteuni  c  n  ni  urceo  suo  arffenteo" ^ "), 
,,a  q  u  a  m  a  n  i  1  e  et  u  r  e  e  u  m  ars;enteum  mirabili  opere'' '  ^),  ..u  r  c  e  i  ari;entei 
e  u  ni  a  q  u  a  ni  a  n  i  1  i  b  u  s  suis  2"^-),  „urceos  Alexandrinos  cum  a  q  u  a- 
m  a  n  i  1  i  b  n  s  duos"^^)  und  so  fort. 

.Ans  allen  diesen  Notizen  ist  zu  entnehmen,  daß  der  Ausdruck  ,, Aquamanile" 
sich  ursprünsilich  auf  das  W  a  s  c  h  b  e  c  k  e  n,  n  i  c  h  t  auf  d  a  s  G  i  e  13  ,t,'  e  f  ä  ß 
bezoii",  das  man  ja  heutzutage  darunter  zu  verstehen  pflegt,  und  daß  diese  älteren 
Stücke  durchweg  aus  Edelmetall,  in  der  Regel  aus  Silber  gefertigt  waren. 

Dabei  fehlt  trotz  der  bisweilen  angedeuteten  kunstvollen  Arbeit,  insbesondere 
bei  den  unter  Bischof  Desiderius  (603— 623)  für  die  Kirchen  des  heiligen  Stephanus 
und  des  heiligen  Germanus  zu  Auxerre  und  den  Anfang  des  7.  Jahrhunderts  durch 
die  Notizen  der  Historia  episcoporum  Autissiodorensium^'*)  gesicherten  Stücken, 
der  Schenkung  des  Bischofes: 

„Item  u  r  c  e  u  m  anacteum  pens.  lib.  III  et  habet  ansam  p  r  u  n  e  1 1  a  t  a  m, 
et  in  medio  c  a  p  u  t  h  o  m  i  n  i  s.    A  g  m  a  n  i  1  i  a  pens.  lib.  1 1  et  unc.  X  habet  in 
medio  r  0  t  a  m  1  i  1  i  a  t  a  m,  et  in  cauda  c  a  p  u  t  ho  m  i  n  i  s", 
wie  dem  Geschenk  der  Königin  Brunechildis: 

,.U  r  c  e  u  ni  anacteum  pens.  lib.  IV  habet  ansam  n  i  g  e  1 1  a  t  a  m  et  in  medio 
c  a  p  u  t  1  e  0  n  i  s.  A  g  m  a  n  i  1  i  a  pens.  lib.  III  et  unc.  IX  habet  in  medio  N  e  p- 
t  u  n  u  m  c  u  m  t  r  i  d  e  n  t  e" 


3)  Beati  Lanfranci  Cantuariensis  archiepiscopi  Epistolarum  über,  epistola  XIII,  bei 
I.    P.  Migne,   Patrologiae   Latinae,  tom.   CL.,   Lutetiae   Parisiorum   1854,   Sp.   520  f. 

4)  Leonis  Marsicani  et  Petri  diaconi  chronica  monasterii  Casinensis,  lib.  I.  cap.  53,  ed. 
W.  Wattenbach,  MG.  SS.  VII,  618,  10. 

5)  Ebendort  S.  808,  12. 

6)  Gesta  abbatum   Fontanellensium,  cap.   17,  ed.   G.    H.   Pertz,  MG.   SS.   II,  295,  28. 

7)  Testamentum  Evrardi  comitis,  in  ,,Origo  sive  Historia  monasterii  Cisoniensis",  bei 
Lucas  Acherius,  Veterum  aliquot  scriptorum   Spicilegium,  tom.    XII,   Paris  1675,   S.  491   f- 

8)  Paris,  Bibl.  nat.  cod.  no.  7230  saec.  IX,  aus  St.  Denis,  nach  Schriftquellen  zur  Ge- 
schichte der  karolingischen  Kunst,  gesammelt  und  erläutert  von  Julius  von  Schlosser,  Wien 
1892,   S.   214. 

9)  Leonis  Marsicani  et  Petri  diaconi  chronica  monasterii  Casinensis,  lib.  II.  cap.  58, 
ed.   W.   Wattenbach,  MG.   SS.   VII,  744,  3  f. 

10)  Gesta  abbatum   Fontanellensium,  cap.   17,    ed.   G.    H.   Pertz,    MG.   SS.   II,  297,  5- 

11)  Ebendort  S.  295,  6  f. 

12)  Angilberti  abbatis  de  ecclesia  Centulensi  libellus,  cap.  3,  ed.  G.  Waitz,  MG.  SS.  XV, 
I,   177,  22  f. 

13)  Gesta  abbatum   Fontanellensium,  cap.   15,  ed.   G.   H.  Pertz,  MG.  SS.   II,  290,  39  f. 

14)  Bei  Philippus  Lappe,  Nova  bibliotheca  manuscriptorum  librorum,  tomus  I,  Parisiis 
1657,  S.  424  und  425. 


VON  DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


jeglicher  Anhalt,   auf  mehr  als  durch  den  eigentlichen  Zweck  geforderte  Gefäße  zu 
schließen. 

So  wird  man  auch  nur  ein  Becken  unter  der  auf  Leo  IV.  (847—855)  be- 
züglichen Überlieferung  des  „Liber  Pontificalis'^^-'')  zu  verstehen  haben: 

,,Fecit  etiam  in  ecclesia  beati  Clementis  martyris  atque  pontificis  a  q  u  a  m- 
111  a  n  i  1  e  m  d  e  a  r  g  e  n  t  o,  pariuni  I,  h  a  b  e  n  t  e  m  i  n  s  c  a  1  p  t  u  m  ^ ")  s  i  m  i  1  i- 
tudo  Caput  hominis  cum  vite,  et  alia  historia,  pens.  lib.  ill", 
mit  Reliefverzierung,  wo  in  der  Behandlung  der  Arbeit  gleichfalls  deutlich  die  Tra- 
dition der  Antike  nachgewirkt  haben  dürfte,  etwa  in  der  Art  wie  auch  bei  den 
von  Franz  Bock^^)  nach  Dugdale,  „Monasticum  anglicanuni",  angeführten: 

„Duae  p  e  1  V  e  s  argenteae  cum  imaginibus  regum  in  fundis  deauratae,  et  scutis 
et  leunculis  similiter  deauratis.  Item  duae  p  e  1  v  e  s  argenteae  cum  fundis  gravatis 
et  flosculis  ad  modum  crucis  in  circuitu  gravatis."  Und  ähnliches  mag  von  den  ,,aquae- 
manilia  argentea  duo"^^),  wie  den  „aquamanus  antipento  deauratas  paria  II,  pens. 
simul  lib.  XIV"^")  gelten,  deren  wiederholte  Zweizahl  sich  aus  ihrer  Zusammen- 
gehörigkeit erklärt.  Dafür  bietet  das  „Ordinarium  s.  R.  E.",  das  den  Kardinal 
Jacobus  Caietanus  zum  Verfasser  haben  soll, -°)  anschauliche  Belege: 

,, .  .  .  et  de  manu  alicuius  ex  familiaribus  pontificis,  qui  p  e  1  v  e  s  cum  aqua 
eidem  cardinali  tradere  debet,  accipiat  superiorem  pelvim  sinistra  manu; 
et  genu  flexo  coram  pontifice  supponat  eani  manibus  eins:  et  accipiens  inferiore  m 
pelvim,  dextera  manu  fundat  aquam  manibus  pontificis,  quamdiu  pontifex  acci- 
pere  volet", 
ferner 

,,  .  .  .  capellano,  qui  accipiens  ab  acolytho  p  e  1  v  e  s  cum  aqua,  et  tenens 
inferiorem  pelvim  manu  sinistra,  s  u  p  e  r  i  o  r  e  m  vero  dextra  manu, 
flexis  genibus  fundat  aquam  super  manus  pontificis  .  .  .". 

Dabei  scheint  die  Bezeichnung  als  superior  und  inferior  pelvis  gleich  der  von 
Lanfranc  (s.  o.)  gebrauchten  als  vas  inferius  und  vas  superius  keine  zufällige  zu  sein, 
vielmehr  auf  das  Auf-  oder  Übereinander  in  der  Anordnung  des  wasserspendenden 
und  des  wasseraufnehmenden  Teiles  hinzudeuten. 

Demgegenüber  werden  seit  dem  12.  Jahrhundert  figürliche  Gießgefäße 
genannt,  die  ihrerseits  wieder  Becken  zur  Aufnahme  des  Wassers  erforderten. 

Zwar  wird  überliefert,  daß  schon  unter  Silvester  (314—335)  in  der  Konstantins- 
basilika zu  Rom  das  Taufbecken  u.  a.  „in  labio  fontis  baptisterii  a  g  n  u  m  aureuni 
f  u  n  d  e  n  t  e  m  a  q  u  a  m.  pens.  lib.  XXX",  sowie  „c  e  r  v  o  s  argenteos  VII  f  u  n- 


15)  Liber   Pontificalis,  ed.    L.    Diaiiesne,   tonie    II.,   Paris    1S92,   S.    131,    1    f- 

16)  Anastasii  Bibliothecarii  Vitae  Romanoruni  Pontificum,  ed.  Muratori,  SS.  RR., 
Halicar.,  vol.  III,  S.  244:  .  .  .  ,,aquaenianile  de  argento  p:\r  unum,  Habens  in  se  sculptum  simili- 
tudinem  capitis  hominis  cum  vite"  .  .  . 

17)  Über  die  christlichen  Meßkännchen,  in  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentral- Kom- 
mission,  Jahrgang   IX,   Wien   1864,   S.   20,  Anmerkung  2. 

18)  Leonis  Marsicani  et  Petri  diaconi  chronica  mimasterii  Casinensis,  lib.  II,  cap.  98, 
ed.   W.   Wattenbach,  MG.   SS.   VII,  693,  40  f. 

19)  Liber  Pontificalis,  ed.    L.   Duchesne,  tome   11.,   Paris  1S92,  S.   15  f- 

20)  Bei  Joh.  Mabillon,  Museum  Italicum,  tom.  IL,  coniplectens  antiquos  libros  rituales 
sanctae   Romanae  Ecclesiae,  Luteciae  Parisiorum  1689,  S.  282  bezw.  292. 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE   DES  MITTELALTEKS. 


d  e  11  i  e  s  a  q  u  a  in.  pcns.  siii.u'.  Hb.  L.\.\.\"  ciiiiL'U'-').  Lhid  äliiiliLlk'  Hiwäliiiuiiuciu 
in  /usaiiiiik'iihaiiu  iiiil  Taiitlwkc'ii  und  'l'aufucräl,  linden  sich  l\'i  luiio/.cn/.  I.  (loi 
bis  417).  Sixtiis   III.  (4U— ^K^  und  Ililanis  (461—468).  die  sicli  beziehen  auf 

„c  e  I"  \-  u  111  ai^eiileuni  t  u  n  d  e  n  1  e  in  a  q  ii  a  ni.  peiis.  hl\  XXV"--), 

,,!.•  e  r  \'  u  111  ari;eiiteuni  t  u  n  d  e  n  1  e  in  a  q  u  a  in.  pens.  lib.  XX"-''), 

,.L  e  r  V  o  s  aruenlecis  III  I  u  n  d  e  n  t  e  s  a  q  u  a  in.  pens.  sin,i;.  lib.  XXX"- '), 
wie  bei  I.cd  III.  (795—816).  der  bei  der  Neuerrichluni;  des  Baplisleriuins  von  Sl.  Peter 
zu  Rom 

„.  .  .  in  iiiedio  lontis  coluinnain  posuit,  et  super  coluninain  a  ,i;' n  u  m  ex 
ai^ento  purissiino  f  u  n  d  e  n  1  e  m  a  q  u  a  m,  qui  pens.  lib.  XVIII  ei  uneias  X"^''). 
Doch  liat  man  darunter  schweiiiLh  mit  Tlieodor  Frimmel-"),  der  nur  die  .genannten 
Hirse  h  e  anliihrt.  an  G  i  e  ß  ,i;'  e  f  ä  1.5  e  zu  denken.  Die  Taufe  ward  im  Abendlande 
bis  ins  M.  Jahrhundert  hinein  unier  der  Form  des  Uniertauchens,  der  so,t:,'eiiannten 
immersio,  erteilt,  und  erst  damals  griff  der  noch  heute  übliche  Modus  der  Begiefiung, 
der  Infusio,  Platz.  So  hat  man  es  vielmehr  mit  figürlichen  Zieraten  von 
ausgesprochen  symbolischer  Bedeutung  zu  tun,  wie  auch  bei  F.  X.  Kraus-^)  die 
dort  bereits  vermerkten  sieben  silbernen  Hirsche  gedeutet  werden. 

.Ausdrücklich  ist  aber  von  einem  silbernen  G  i  e  ß  g  e  f  ä  ß  in  Form  eines 
Straußes  im  Schatzverzeichnis  des  Bamberger  Domes  von  1128  die  Rede,  wo 
es  nebst  seinem  hier  als  receptaculum  bezeichneten  Becken  neben  anscheinend  ein- 
fachen Gefäßen : 

..Vasa  1 1  manualia  argentea,  tertium  a  v  i  s  s  t  r  u  t  h  i  o  n  i  s  cum  receptaculo" 
genannt  wird,  eine  Notiz,  die  bereits  Franz  Bock-^),  vermutlich  nach  der  im  Kgl. 
Archive  zu  Bamberg  befindlichen  Abschrift  aus  der  2.  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts 
zitiert.  Weitere  Stücke  in  Form  von  Löwen,  Drachen,  Vögeln,  Greife  n 
oder  sonstigem  Getier  sind  ja  durch  den  Passus  in  dem  Chronicon  Mogun- 
tinum.  angeblich  des  Erzbischofes  Christian  von  Mainz  (1249—1251)-'')  gesichert, 
wo  es  vom  Mainzer  Kirchenschatze  u.  a.  heißt: 

„Pelves   erant   quatuor   argentee   et   urcei   diversarum   formarum,   quos 
m  a  n  i  I  i  a  vocant,  eo  quod  aqua  sacerdotum  manibus  funderetur  ex  eis,  argentei, 
quedam  habentes  formam  I  e  o  n  u  m,   quedam  d  r  a  c  0  n  u  m,   a  v  i  u  m   vel  g  r  i- 
f  o  n  u  m  vel  a  I  i  0  r  u  m  a  n  i  m  a  1  i  u  m  quorumcunque", 
und  wobei  die  Zeit  um  1250  durchaus  als  terminus  ante  quem  erscheint. 


21)  Liher  Pontificalis,  ed.   L.   Duchesne,  tome   I.,   Paris  1886,   S.   174. 

22)  Ebendort  S.  220. 

23)  Ebendort  S.  233- 

24)  Ebendort  S.  243. 

25)  Ebendort,  tome   II.,   Paris  I8y2,  S.   17. 

26)  Bronzen  in  der  II.  Gruppe  der  Kunstsammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses, 
im  Jaiirbuch  der  Kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses,  Bd.  IX, 
Wien   1889,   S.  232,  Anmerkung  1. 

27)  Real-Encyklopädie  der  christlichen  Altertümer,  Bd.   I,   Freiburg  i.   B.   1882,  S.  666. 

28)  Über  die  christlichen  Meßkännchen,  in  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentral- Kom- 
mission, Jahrgang  IX,  Wien  1864,   S.  20. 

29)  Christiani  archiepiscopi  liber  de  calamitate  ecclesiae  Moguntinae,  ed.  H.  Reimer, 
MG.   SS.    XXV,  240,  9—12. 


VON  DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


Obwolil  also  literarisch  für  das  Mittelalter  bezeugt,  dürften  sich  doch  heute 
kaum  noch  irgendwo  derartige  figürliche  Gießgefäße  aus  Silber  finden.  Einmal 
war  das  kostbare  Material  recht  verlockend,  andererseits  der  Gebrauch  des  Gegen- 
standes nicht  unbedingt  an  edles  Metall  gebunden.  Und  einem  allmählich  ge- 
steigerten Bedürfnis  wurde  in  gleicher  Weise  die  Bronzetechnik  gerecht,  deren  früheste 
Erzeugnisse  bis  in  den  Anfang  des  11.  Jahrhunderts,  wenn  nicht  schon  in  das  10.  Jahr- 
hundert hinaufreichen,  nachdem  in  der  abendländischen  Kunst  der  Faden  der  Tra- 
dition einmal  abgerissen  war.  Dabei  mag  der  Begriff  „Bronze"  im  weiteren  Sinne 
gelten,  mithin  die  Kupferlegierungen  mit  Zinn  so  gut  wie  mit  Zink  umschließen. 

Es  ist  schwerlich  ein  Zufall,  daß  die  bisher  früheste  Erwähnung  eines  solchen 
Kupferaquamanile  für  den  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  in  das  heutige  Belgien 
weist.  Spielten  doch  gerade  die  Länder  zwischen  Maas  und  Rhein  mit  ihrer  früh- 
entwickelten Messingfabrikation  eine  besondere  Rolle,  wie  Rudolf  Arthur  Peltzer 
in  seiner  verdienstvollen  Monographie^")  dargetan  hat.  Geradevon  hier  liegt  die 
Nachricht  vor,  daß  Abt  Theoderich  (1099—1107)  von  St.  Trond  im  Bistum  Lüttich -"^i) 
zum  gottesdienstlichen  Gebrauch  für  sein  Kloster  u.  a.  ein  Gießgefäß  in  Form  einer 
Tau  b  e  aus  Kupfer  mit  Gold-  und  Sillterauflagen  beschafft : 

„Columbam  etiam  cupream,   auro  tamen  superius  argentoque  variatam, 
c  0  n  t  i  n  e  n  t  e  m  a  q  u  a  m  ad  opus  m  a  n  u  u  m" 
nebst  dem  dazugehörigen  Becken^-): 

„  .  .  .  pelviculam  simulacro  bestiolae  caudatam  de  cupro  factam  ad  suscipien- 
dam  aquam  manuum  lavandarum,  intus  habentem  imaginiolas  argenteas  fusili  opere 
caelatas  .  .  .  ". 

Dabei  nehmen  sich  diese  Arbeiten  wegen  der  noch  reichen  Verwendung  von 
Edelmetall  ganz  als  Übergangsformen  vom  Silber-  zum  Bronzeguß  aus. 

Wie  erklärt  sich  nun  das  Aufkommen  dieser  figürlichen  Gießgefäße,  die 
statt  der  bloßen  Zweckform,  wie  noch  gezeigt  werden  soll,  Menschen-  und 
Tiergebilde  in  fast  unerschöpflicher  Mannigfaltigkeit  darbieten .''  Vordem  Ein- 
gehen auf  diese  Frage  empfiehlt  sich  zunächst  eine  kurze  Orientierung  über  die  bis- 
herigen  Erklärungsversuche. 

Als  im  Jahre  1820  unweit  von  Königgrätz  auf  einem  Felde  an  der  Prager  Straße 
bei  Erdarbeiten  das,  soweit  sich  übersehen  läßt,  ohne  Analogie  dastehende  prächtige 
Gießgefäß  in  Form  eines  vierkcipfigen  Fabelwesens  mit  einer  Art  Löwen- 
körper und  figürlicher  Handhabe  gefunden  ward,  das  sich  gegenwärtig  im  Museum 
des  Königreiches  Böhmen  zu  Prag  befindet,  glaubte  man  in  ihm  ein  heidnisches 
Götzenbild  zu  sehen  ^^). 

Auf  Grund  irrtümlicher  Interpretationen  und  haltloser  Kombinationen,  auf 
die  des  näheren  einzugehen  sich  hier  nicht  verlohnt,  und  unter  Heranziehung  eines 


30)  Geschiclite  der  MessiiiRindiistrie  und  der  künstlerisclien  Arl-ieiten  in  Messin.i,'  (Ijinun- 
deries)in  Aachen  und  den  Ländern  zwisclien  Maas  und  Rliein  von  der  Rönierzeit  bis  /.ur  Geg-en- 
uart,  Aachen  1909- 

31)  Rodulfi  gesta  abbatuni  Trudonensiuni,  üb.  VI,  cap.  7,  ed.  Rudolf  Koepke,  MG. 
SS.    X.   257,   12  f. 

32)  Ebendnrt  Zeile  8—10. 

33)  Von  beiden  Seiten  abgebildet  bei  Antonin  Cechner,  Soupis  pamätek  historickych  a  ume- 
leckych  v  politickem  obkresn  Krälovehradeckeni,  Praze  1904,  S.  25  und  26,  Abb.  15  und  15a. 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


weiteren  bei  dem  Dorle  Kossirz  in  der  Nähe  \ou  Prau  i;leiehl'alls  aus,^'e,i;rabenen  Stückes 
in  roiin  eines  aufijezäuniien  nn,L;esauellen  IM  er  des.  zurzeit  im  Pra,i;er  Kunst- 
iiewerblichen  Museuni  der  Handels-  und  Gewerbekanimer.  hat  dann  Maximilian 
Millauer  in  ihnen  (Gefäße  der  Tempelherren  vermutet.  Hr  führt  dies 
unter  dem  Titel  ..Bcihmens  Denkmale  der  Tempelherren"  in  den  Abhandlun,i;'en 
der  Ki;l.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  aus=").  Im  .gleichen  Sinne 
sind  sie  auch  in  die  von  Chr.  Aug.  Vulpius  herausKe^fbenen  ,, Kuriositäten  der 
physisch-literarisch-artistisch-historischen  Vor-  und  Mitwelt"  aufgenommen  •'•''').  Doch 
hat  sich  bereits  Friedrich  Kruse  in  der  von  ihm  herausgegebenen  Thüringisch-säch- 
sischen Vereinsschrifl-'^^)  mit  Recht  gegen  eine  derartige  Deutung  gewandt.  Kruse  ist 
in  den  eigenen  Folgerungen  freilich  nicht  glücklicher,  wenn  er  in  jenem  Aufsatz  „Über 
einige  merkwürdige  Bronzegefäße  in  Tierform  gestaltet"  unter  Heranziehung  zweier 
neuentdeckter  1  ö  w  e  n  a  r  t  i  g  e  r  Stücke  nebst  der  Nachricht  von  einem  weiteren 
in  Form  eines  Ritters  zu  Pferde  und  dem  Hinweis  auf  einzelne  in  Norwegen 
und  Dänemark  befindliche,  als  Greif,  Einhorn,  R  i  1 1  e  r  z  u  Pferde  und 
L  ö  w  e  gestaltete  Aquamanilien  in  diesen  heilige  G  i  e  ß  g  e  f  ä  ß  e  bereits  h  e  i  d- 
n  i  s  c  h  e  n  U  r  s  p  r  u  n  g  s  vermutet  und  dabei  an  r  e  i  n  g  e  r  m  a  n  i  s  c  h  e  K  u  n  s  t- 
er  Zeugnisse  denkt.  Als  Hauptargument  für  den  heidnischen  Ursprung  läßt 
er  den  nicht  ganz  einwandfreien  Umstand  gelten,  daß  die  erhaltenen  Fragmente 
des  einen  dieser  neuentdeckten  Löwen  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  bei  der 
Fundamentierung  eines  Gebäudes  zu  Alt-Scherbitz  in  einer  Urne  „von  schwarz- 
bräunlichem Ton  und  gefälliger  Form,  ganz  voll  von  Asche  und  halb  verbrannten 
Menschengebeinen"  nebst  mehreren  Aschenkrügen  gefunden  worden  seien.  Da- 
gegen nennt  auch  er  schon  treffend  zugehörige  Becken  zur  Aufnahme  des  Wassers. 
Entsprechend  bezeichnet  Joh.  Erasmus  WoceP^)  die  beiden  erstgenannten 
Stücke  samt  dem  L  ö  w  e  n  aquamanile  in  den  Sammlungen  des  Kunstgewerblichen 
Museums  der  Handels-  und  Gewerbekammer,  damals  im  Besitz  des  Ritters  von  Neu- 
berg zu  Prag,  als  wahrscheinliche  Überreste  des  Götzendienstes, 
ohne  sich  über  ihre  Bestimmung  recht  im  klaren  zu  sein,  und  erwähnt  sie  als 
fragliche  Ölgefäße.  Und  wenn  noch  Heinrich  Otte^^)  unter  Bezugnahme  auf  Leo- 
pold von  Ledebur^^)  vermerkt,  daß  derartige  Gießkannen  in  slavischen  Ländern  in 
Heiden  grab  er  n  wiederholt  gefunden  worden  seien,  woraus  folge,  daß  diese 
Gefäße,   obgleich   wahrscheinlich   alle   christlichen   Ursprung  s,   dennoch 


34)  Abhandlungen  der  Kgl.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  Bd.  VIII, 
historischer  Teil  von  den   Jahren    1822  und   1S23,   Prag   1824,   S.  4  ff. 

35)  Kuriositäten  der  physisch-literarisch-artistisch-historischen  Vor-  und  Mitwelt,  Bd.  X, 
Weimar  1823,   S.  202  ff.  und  Tafel  7  und  8. 

36)  Deutsche  Altertümer  oder  Archiv  für  alte  und  mittlere  Geschichte,  Geographie 
und  Altertümer,  insonderheit  der  germanischen  Völkerstämme,  Bd.  I,  Heft  4,  Halle  1825, 
S.  39  ff-  und  Tafel   1   und  2. 

37)  Grundzüge  der  böhmischen  Altertumskunde,  Prag  1845,  S.  8,  mit  Abbildungen 
auf  Tafel   II. 

38)  Handbuch  der  kirchlichen  Kunstarchäologie,  5-  Auflage,  Bd.  I,  Leipzig  1883,  S.  254, 
Anmerkung  2. 

39)  In  ,,Neue  Mitteilungen  des  thüringisch-sächsischen  Vereins",  hrsg.  von  K.  Ed. 
Förstemann,   Bd.   VI,    Heft  4,    Halle   1843,   S.    171,  Anmerkung. 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


autii  beim  li  e  i  d  n  i  .s  c  li  e  n  Kult  u  s  benutzt  worden  seien  und  einer  Zeit  an- 
gehörten, die  in  den  Slavenländerii,  wo  die  meisten  gefunden  würden,  noch  Heidentum 
hatte,  so  läßt  auch  Otte  jeden  gesicherten  Beleg  dafür  vermissen. 

Demgegenüber  behandelt  Job.  Christian  Wilhelm  Augusti '")  das  Aquamanile 
unter  den  g  o  t  t  e  s  d  i  e  n  s  1 1  i  c  h  e  n  ( jefäüen  und  Werkzeugen  und  weiß  bei 
diesbezüglicher  kurzer  Wort-  und  SacherkUirung  die  Tierform  aus  dem  der  Forschung 
inzwischen  so  geläufig  gewordenen  Verzeichnisse  des  Mainzer  Kirch en- 
schatzes  erstmalig  zu  belegen.  Die  Tierform  als  solche  erscheint  Augusti  nicht 
weiter  merkwürdig,  da,  wie  er  schreibt,  ja  unsere  Künstler  auch  jetzt  noch  ver- 
schiedenen Geräten  und  Utensilien  die  Form  von  Dnven,  Greifen,  Delphinen.  Sphinxen 
usw.  zu  geben  pflegten.  Anders  Leopold  von  Ledebur,  der  a.  a.  O.  auf  Grund  des 
gleichen  Schatzverzeichnisses,  offenbar  gerade  angeregt  durch  die  Erwähnung  der- 
artiger Tiermotive,  auf  den  Orient  schließt  und  es  als  zweifellos  hinstellt,  daß 
alle  diese  Gießgefäße  in  Tierformen  zu  kirchlichem  Gebrauche  als  vasa  sacra 
nicht  bloß  im  Orient,  sondern  auch  in  der  a  b  e  n  d  1  ä  n  d  i  s  c  h  e  n  K  i  r  c  h  e  ge- 
dient hätten. 

Als  Gefäße  ausschließlich  k  i  r  c  h  1  i  c  her  V  e  r  w  e  n  d  u  n  g  stellt 
August  Essenwein  in  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentral- Kommission  ^^)  die  Aqua- 
manilien  hin.  deren  phantastische  oder  naturalistische  Tierformen  er  aus  dem  Wesen 
der  romanischen  K  u  n  s  t  p  e  r  i  o  d  e  herleitet.  Dagegen  wendet  M.  Peigne- 
Delacourt^-)  den  Begriff  des  Aquamanile  lediglich  auf  überlieferte  und  ihm  bekannt 
gewordene  Arbeiten  in  Becken  form  an,  ohne  auch  nur  eines  figürlichen  Ge- 
fäßes Erwähnung  zu  tun,  nennt  aber  bereits  einen  Beleg  für  die  Waschung  der  Hände 
bei  Tisch,  im  Privatleben.  Etwa  die  Anschauung  Essenweins  scheint  dann 
Franz  Bock,  zuerst  gelegentlich  seiner  Abhandlung  „Über  die  christlichen  Meß- 
kännchen"'*^),  im  wesentlichen  sodann  noch  in  seinem  Werke  über  ,,  Karls  des  Großen 
Pfalzkapelle  und  ihre  Kunstschätze" ■*^)  zu  vertreten,  unter  Einbeziehung  der  Büsten- 
form unter  die  figürlichen  Typen. 

Gleichzeitig  bringt  Bock  an  der  erstgenannten  Stelle  weitere  urkundliche 
Belege  für  den  kirchlichen  Gebrauch  der  Aquamanilien  bei,  beschränkt  sich 
aber  mit  Rücksicht  auf  eine  gesondert  zu  schreibende  Abhandlung  ebenfalls  auf  die 
bloße  Aufzählung  einer  Anzahl  von  Typen  nebst  einzelnen  bildlichen  Wiedergaben,  ohne 
freilich  je  zu  einer  zusammenfassenden  Behandlung  gekommen  zu  sein.  Sein  weiterer 
„Das  ungarische  National-Museum  in  Pest"  betitelter  ArtikeH-^)  spricht  dagegen 
ausdrücklich  vom  „kirchliche  n  w  i  e  p  r  o  f  a  n  e  n  G  e  b  r  a  u  c  h"  derartiger 
figürlicher  Gießgefäße,  nunmehr  unter  ihrer  zeitlichen  Ausdehnung  über  das  g  a  n  z  e 
Mittelalter,  wie  auch  für  die  beiden  Hauptstücke  der  dortigen  Sammlungen  in  Ge- 


40)  Denkwürdigkeiten  aus  der    christlichen  Archäologie,  Bd.  XII,  Leipzig  1S31,  S.  56  f. 

41)  Mitteilungen  der    K.    K.   Zentral- Kommission,   Jahrgang   IV,  Wien   1859,   S.  49- 

42)  Notice  sur  quelques  meubles  liturgiques  conserves  dans  l'ancien  diocese  de  Noyon, 
in  der   Revue   de  l'Art  chretien,   Jahrgang  V,   Paris   1S61,   S.    I69  ff. 

43)  In    den   Mitteilungen    der    K.    K.    Zentral- Kommission,    Jahrgang    IX,     Wien    1864, 
S.  20  ff. 

44)  Karls  des  Großen  Pfalzkapelle  und  ihre  Kunstschätze,  Cöln  und  Neuß  (1865),  S.  88  ff. 

45)  In   den   Mitteilungen    der    K.    K.    Zentral- Konnnission,    Jahrgang    XII,    Wien    1867, 
S.  81   ff. 


10  ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


stalt  einer  weiblichen  Biisle  und  eines  Cenlauren  Jie  bereits  bei  der 
Aachener  Büste  eines  bärli^en  Munnes  in  der  Toi^a  beliauplele  by/an- 
t  i  n  i  s  eil  e  llerkuntt  erneut  .uelol^ert  wird.  Dabei  sielit  Bock  zu  dem  (^  e  n - 
t  u  u  r  e  n-.Aquanuuiile  in  dem  (fatimidisehen)  B  r  o  n  z  e,i;' r  e  i  f  des  Campo  Santo 
zu  Pisa  ..eine  überraschend  älmlich  gestaltete  Parallele"  und  dehnt  auf  jenes  die 
Möiflichkeit  seiner  Übertrauun.u'  in  das  Abendland  durch  heimkehrende  Kreuz- 
fahrer aus"'). 

Während  der  i^leichzeitii::  erschienene  und  mit  acht  Holzschnitten,  also  schon 
reicher  illustrierte  Aufsatz  über  „Die  Formen  des  Aquamanile" '''),  das  Aquamanile 
wiederum  lediglich  unter  dem  Be,i;riffe  des  kirchlichen  Gerätes  faßt,  unter 
Aneinanderreihuni;"  etlicher  bisher  unbekannter  und  schon  bekannter  Stücke,  und 
in  ihrer  figürlichen  Gestaltung"  „eine  natürliche  Folge  der  romanischen  Kunsi- 
periode"  zu  sehen  glaubt,  geht  August  Essenwein  in  seinem  „Einige  Fragen  in  Betreff 
der  Aquamanilia"  betitelten  ArtikeH^)  darüber  hinaus.  Nicht  allein,  daf3  Essen- 
wein sich  bei  den  Büsten-Aquamanilien  zu  Aachen  und  Budapest  in  ihren  Formen 
an  die  Antike  erinnert  fühlt  und  sie  geradezu  als  „Mittelglied  zwischen  den 
antiken  Gefäßen  und  jenen  des  Mi ttel alters"  bezeichnet,  sucht  er  auch 
seine  frühere  Ansicht  über  das  Alter  der  Tiergestalten  zu  rektifizieren.  Er 
meint,  daß  diese  im  allgemeinen  viel  jünger  seien,  als  man  bei  der  handwerks- 
mäßigen Behandlung  anzunehmen  leicht  geneigt  sei,  und  gibt  für  deren  Chro- 
nologie eine  Handhabe,  w^enn  er,  gleichfalls  nur  im  allgemeinen,  das  Metall  ent- 
scheiden lassen  will,  indem  die  Stücke  um  so  jünger  seien,  je  mehr  sich 
dieses  dem  eigentlichen  Messing  nähere.  Ohne  daß  Essenwein 
selbst  je  wieder  das  eigentliche  Problem  der  Gießgefäße  angegriffen  hätte,  sucht 
er  doch  zu  dessen  Lösung  anzueifern,  w-enn  er  im  gleichen  Zusammenhang  die 
Fragen  aufwirft  nach  deren  etwaigem  Gebrauch  auch  zu  profanen  Zwecken, 
der  eigentlichen  Bedeutung  ihrer  Tiergestalt,  der  Art  der  neben  ihnen  verwendeten 
Schüsseln  und  endlich  nach  illustrierten  Belegen  durch  alte  Miniaturen:  Anregungen, 
die  ohne  Nachfolge  geblieben  sind. 

So  knüpft  die  im  gleichen  Jahre  1867  erschienene  Abhandlung  von  Gh.  de 
Linas  ■*^)  gelegentlich  der  Besprechung  figürlicher  Gießgefäße  noch  an  die  ältere 
Literatur  an.  Ch.  de  Linas  vertritt  den  früheren  Anschauungen  von  Essenwein  und 
Bock  gegenüber  auch  seinerseits  die  Ansicht,  daß  die  Aquamanilien  in  Form  von 
Personen  und  Tieren  nicht  ausschließlich  zu  liturgischem 
Gebrauch  geschaffen  worden  seien.  Wenn  dann  weiter  behauptet  wird,  die 
Kirche  habe  Geräte  weniger  profanen  Typus  gehabt,  und  es  gehörten 
solche  wie  die  von  ihm  erwähnten  Büsten,  Löwen,  Centaur,  Pferd,  Ritter 
und  Greif  sämtlich  zum  H  ausgerät  und  hätten  als  Trinkkrüge  oder  Gieß- 


46)  Ebendort  S.  84  und  92. 

47)  In   den   Mitteilungen   der    K.    K.    Zentral- K(iinmi5.5.inn,    Jahrgang    XII,   Wien    1867, 
S.    XXIX  ff. 

48)  Im  Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  "Vorzeit,  Neue  Folge,  Bd.  XIV,  Jahrgang  1867, 
Sp.  260  ff. 

49)  L'Histoire  du  travail  ä  1' Exposition  Universelle  de  I867,  in  der  Revue  de  l'Art  chretien, 
Jahrgang   XI,   Paris  I867,  S.  427  f- 


VON  DR.   HEINRICH   REIFFERSCHEID.  H 

,1,^  e  f  ä  ß  e  an    der   Tafel  el  e  r  ,u'  r  o  ß  e  n  H  e  r  r  e  ii  Me>-li>^iit,  so  war  diese  Be- 
luiuptuii,i(  ja  schon  damals  \videiie,i;t. 

Anf  Grund  des  Nachweises  eines  bronzenen  Gieß.t^^efäßes  in  Tau  benform  für  den 
kirchlichen  Gebrauch  im  Anfange  des  12.  Jahrhunderts  gibt  Jules  Labarte •''") 
eine  knappe  Übersicht  fi!;ürlicher  Gießgefäße  und  denkt  dabei  an  deren  Verwendung 
am  Altar.  Danach  gingen  Erzeugnisse  dieser  Art  und  Technik,  die  in  Menschen- 
und  Tier  form  bis  ins  15.  Jahrhundert  hinein  gefertigt  seien,  wiederum  in  roma- 
n  i  s  c  h  e  Zeit,  auf  das  11.  Jahrhundert  zurück  und  erklärten  sich  aus  dem  damaligen 
Zeitgeschmack.  Freilich  sind  diese  Hypothesen  ohne  eigentliche  Belege  geblieben, 
auch  ist  die  Exemplifizierung  auf  süddeutsche  Gießhütten,  wie  überhaupt  solche 
des  nördlichen  Europa  recht  allgemein  gehalten. 

Nochmals  treten  dann  die  figürlichen  Gießgefäße  als  spezifisch  r  o  m  a  n  i  s  c  h  e 
Erscheinungen  in  der  „Das  Lavabo  und  seine  Kunstformen"  betitelten  Studie ^^) 
auf,  wo  die  k  u  1 1 1  i  c  h  e  Seite  in  einen  etwas  weiteren  historischen  Überblick  gerückt 
wird. 

Den  Versuch,  die  Tierform  symbolisch  zu  deuten,  hat  Emile  Molinier 
im  Anschluß  an  das  im  Ungarischen  Nationalmuseum  zu  Budapest  befindliche  Gieß- 
gefäß in  Form  eines  Centauren  in  der  Gazette  archeologique-^'-)  unternommen,  ohne 
daß  dieser  freilich  als  geglückt  zu  bezeichnen  wäre.  Molinier  selbst  gibt  seine  Hypo 
these  ja  nur  unter  dem  größten  Vorbehalt  wieder,  wie  er  sich  auch  nicht  scheut,  frei- 
mütig zuzugestehen,  daß  die  Darstellungen  dieser  von  ihm  mit  dem  12.  bis  14.  Jahr- 
hundert zeitlich  umgrenzten  Gefäße,  für  die  ein  Einfluß  orientalischer  Arbeiten 
als  sehr  wolil  möglich  hingestellt  wird,  nicht  von  der  Art  seien,  um  schon  aus  ihnen 
heraus  auf  deren  kirchliche  oder  weltliche  Bestimmung  schließen  zu 
binnen.  Jedoch  bieten  Wahrscheinlichkeitsgründe  von  Fall  zu  Fall  eine  gewisse 
Handliabe. 

Die  Artikel  von  J.  Corblet -"^  =^),  J.  B.  Bethune^^)  und  Ch.  Rohault  de  Fleury^s) 
erwähnen  die  figürlichen  Gießgefäße  nur  so  nebenher  oder  zitatweise,  und  demgemäß 
ist  auch  von  einem  Erklärungsversuch  ihrer  Typen  keine  Rede;  ebensowenig  bei 
Alexander  Schnütgen  in  den  einleitenden  Bemerkungen  zu  der  Besprechung  dreier 
mittelalterlicher  Aquamanilien  im  Privatbesitz^^). 

Wenigstens  einen  Weg  zu  einer  Erklärung  zeigt  Theodor  Frimmel.  Und  zwar 
denkt  er,  ausgehend  von  dem  prunkvollen  Gießgefäß  in  Form  des  phantastischen 
Vogels   Greif  in  den   Kunsthistorischen   Sammlungen  des  Allerhöchsten   Kaiser- 


50)  Histoire  des  arts  industriels,  tonie   I.,   Paris   1S72,   S.   185  f- 

51)  In  „Der  Kirchenschmuck,  Blätter  des  christlichen  Kunstvereins  der  Diözese  Seekau", 
Jalu-,iian,u-   XIII,   Graz   18S2,   S.    1?  ff- 

52)  Gazette  archeolosique,  Jahr,uan,s(   X,   Paris   1SS5,   S.    H>1   ff.  und  Tafel  22. 

53)  Des  vases  et  des  ustensiles  eucharistiques,  in  der   Revue  de  l'Art  chretieii,   Jahr- 
Rang   XXIX,   Lille   1S86,   S.   58  ff.:  Des  Burettes  et  des  Bassins  de   Lavatu. 

54)  Les  bassins  liturgiques,  ebendort  S.  318  ff. 

55)  La  Messe,  etudes  archeologiques  sur  ses  nionuments,  vol.  VI,  Paris  l888,  S.  141  ff.: 
Aiguieres  et  bassins  liturgiques. 

56)  Zeitschrift   für  christliche    Kunst,    Jahrgang    II,    Düsseldorf    1889,    Sp.   2(J9  ff-   und 
Tafel   XI. 


12  rnER    riO.ORl  ICHE  ClESSclEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 

luuL^es  zu  Wicii''")  lür  diese  \oii  ihm  ledi,i;lieh  dem  1  i  i  u  r  i;  i  s  e  h  e  n  (jebraueli 
wiihreiki  der  .Wesse  zu.ue.^chiiebenen  Giel3ii"efüße  einnuil  ;m  V(Mi->ilder,  die  dem  mittel- 
alteiiielien  Kiinstler  zu  Ciebdte  stiuiden.  dann  al^er  vor  allem  an  einen  Zusammen- 
hang mit  deruleiehen  aus  dem  A  1  t  e  r  t  u  m  überkommenen  Cjieß,s::etaßformen.  Bei- 
spiele sind  ihm  etwa  kvprisehe  Gieß.i^efäOe  oder  altilalische  Funde,  jedoch  vermat:: 
er  i^erade  die  üreitentorm  aus  dem  Altertum  niehl  zu  l">ele,t;en.  Übri.^ens  wird  man 
mehr  der  inzwischen  von  Ixlmund  Wilhelm  Braun''**)  .geäußerten  Annahme  zuneigen, 
die  für  das  von  Braun  ohne  einleuchtenden  Grund  als  „Adler"  ausgegebene  Stück 
auf  ein  f  a  l  i  m  i  d  i  s  c  h  e  s  Original  weist. 

Endlich  sei  hier  noch  der  ausführlicheren  Orientierung  von  B.  H.  Bendixen''") 
gedacht,  deren  Wert  in  der  Behandlung  der  Stücke  in  den  nordischen  Museen  und 
Kunstsammlungen  beruht,  die  aber  in  dem  allgemeinen  Teil  insofern  mit  Vorsicht 
zu  benutzen  ist.  als  sie  sich  gelegentlich  allzu  wörtlich  an  ältere  Ausführungen  wie 
die  bei  F.  X.  Kraus '5"),  von  Ch.  Rohault  de  Fleury^^)  u.  a.  anlehnt,  ohne  daß  dies 
auf  den  ersten  Blick  erkennbar  wäre.  Nach  Bendixen  wäre  es  wiederum  selbstverständ- 
lich, daß  alle  diese  Formen  ursprünglich  der  r  o  m  a  n  i  s  c  h  e  n  Periode  entsprängen 
und  aus  derselben  künstlerischen  Ornamentation  wie  die  Schnitzereien  in  Holz  und 
Bein  und  die  ältesten  Skulpturarbeiten  herzuleiten  seien  ^-).  Auch  findet  sich  dort 
der  Hinweis  auf  den  Gebrauch  der  Gießgefäße  unter  der  Verwendung  anscheinend 
gleicher  Formen  in  Kirche  und  Haus. 

Von  Nachschlagewerken  und  Handbüchern  ist  nur  weniges  anzuführen.  So 
ist  bei  Du  Gange  in  seinem  grundlegenden  „Glossarium  mediae  et  infimae  latinitatis"^) 
von  figürlichen  Gießgefäßen  überhaupt  keine  Rede.  Dagegen  findet  sich  bei  Viollet- 
le-Duc^^)  nicht  nur  die  erstmalige  Erwähnung  ihres  Vorkommens  in  fürstlichen 
S c h  a t z  V e  r  z e i  c h  n  i s s e  n  zu  profanem  Gebrauch,  neben  dem  kirchlichen,  sondern  auch 
als  Erklärung  der  auffälligen  Tier-  oder  Menschenform  der  Hinweis  auf  die  gleiche 
Geschmacksrichtung  bei  a  1 1  e  n  V  ö  1  k  e  r  n  in  einem  bestimmten 
Stadium  ihrer  K  u  n  s  t  e  n  t  w  i  c  k  1  u  n  g,  von  den  E  g  y  p  t  e  r  n  b  i  s 
ins  Mittelalter  h  i  n  e  i  n *^^).  Und  das  „Illustrierte  archäologische  Wörter- 
buch der  Kunst  des  germanischen  Altertums,  des  Mittelalters  und  der  Renaissance"*^") 


57)  Bronzen  in  der  II.  Gruppe  der  Kunstsamndungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses, 
im  Jahrbuch  der  Kunsthistorischen  Sammlun,s;en  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses,  Bd.  IX, 
Wien   1889,   S.  231   ff.  mit  Abbildung. 

58)  Das  Kunstgewerbe  im  Kulturgebiete  des  Islam,  Illustrierte  Geschichte  des  Kunst- 
gewerbes, hrsg.  in  Verbindung  mit  andern  von  Georg  Lehnert,   Bd.    II,   S.  651   f. 

59)  Aus  der  mittelalterlichen  Sammlung  des  Museums  in  Bergen  III.,  in  Bergens  Museums 
Aarsberetning  for  1891,   Bergen   1892,   Nr.   5,   S.    1   ff.  und  Tafel   1  — III:  Gießgefäße. 

60)  Real- Enzyklopädie  der  christlichen  Altertümer,   Bd.    I,    Freiburg  i.   B.   1882,    S.   72. 

61)  La   Messe,  etudes  archeologiques  sur  ses  monuments,   Bd.    I,   Paris   18S3,  S.  27. 

62)  A.  a.  O.   S.   5. 

63)  Glossarium  mediae  et  infimae  latinitatis,  tomus  I,  Paris  1840,  sub  verbo  ,,aqua- 
manile",  und  tomus  VI,   Paris   l846,  sub  verbo  ,,urceolus". 

64)  Dictionnaire  raisonne  du  mobilier  frangais,  tome   II,   Paris  1871,  unter  ,,aiguiere". 

65)  Ebendort  S.   10. 

66)  Illustriertes  archäologisches  Wörterbuch  der  Kunst  des  germanischen  Altertums, 
des  Mittelalters  und  der  Renaissance,  hrsg.  von  Hermann  Alex.  Müller  und  Oskar  Mothes,  Ab- 
teilung  I,    Leipzig  und   Berlin   I877,  unter  ,, Gießgefäß". 


VON   DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID.  13 


faßt  g-JiY  die  Gießgefäße  der  romanischen  nnd  der  frühgotischen  Zeit  iils  Fort- 
setzung d  er  F  o  r  ni  e  n  h  e  i  d  n  i  s  c  h  -  g  e  r  m  a  n  i  s  c  h  e  r  O  p  f  e  r  g  e  f  ä  ß  e. 
Während  dann  bei  F.  X.  Kraus '^")  der  hier  in  Frage  stellenden  figürlichen  Gefäß- 
fornien  wiederum  keinerlei  Erwähnung  geschieht,  gibt  Heinrich  Otte"''^)  eine  gnißere 
Übersicht  davon,  deutet  auf  ihren  Gebraucli  von  Seiten  des  Priesters  „zumWaschen 
der  Hände  vor,  während  und  nach  der  Messe",  wie  „auch  besonders  bei  der  Fuß- 
waschung am  grünen  Donnerstage",  läßt  jedoch  die  Frage  ihrer  Erklärung  uner- 
örtert,  ebenso  Victor  Gay'''')  und  Henry  Havard'*'). 

In  neuerer  Zeit  scheint  Zusammenhängendes  über  die  figürlichen  Gießgefäße 
nicht  mehr  geschrieben  zu  sein.  Wie  sehr  aber  deren  gelegentliche  Deutungen  diver- 
gieren, dafür  einige  typische  Beispiele.  So  werden  bei  einer  Besprechung  des  früh- 
mittelalterlichen Kunstgewerbes  auf  der  Lütticher  Weltausstellung  1905  die  Aqua- 
manilien  von  Fritz  Hoeber^^)  „auf  die  a  1 1  g  e  r  m  a  n  i  s  c  h  e,  ja  überhaupt  jedem 
Naturvolk  eigentümliche  archaische  Vorliebe  für  Tiergestalten"  zurückgeführt. 
A.  Feiger-)  sucht  für  das  im  hessischen  Landesmuseum  befindliche,  aus  Pferdeleib, 
gekröntem  weiblichen  Kopf,  aufgebogenem  löwenartigen  Schweif  und  Henkelgriff 
zusammengesetzte  Phantasiegebilde,  angeblich  aus  dem  13.  Jahrhundert,  in  den 
S  c  h  i  1  d  e  r  u  n  g  e  n  der  Bibel,  den  Heuschrecken  der  Offenbarung  Johannis"'^) 
eine  Parallele.  Andere,  wie  Friedrich  Schneider  ^'*),  Gaston  Migeon^^),  Jos.  Destree^"), 
Edmund  Wilhelm  Braun")  und  Ernst  KühneP^)  denken  direkt  an  Beeinflussung 
der  abendländischen  Gießgefäße  durch  orientalische  Vorbilder. 


67)  Real-Enzyklnpädie  der  christlichen  Altertümer,  Bd.  1,  Freiburg  i.  B.  18S2,  unter 
,, Aquamanile". 

68)  Handbuch  der  kirchlichen  Kunst-Archäologie  des  deutschen  Mittelalters,  5-  Auflage, 
Bd.  I,   Leipzig  1883,   S.  253  ff- 

69)  Glossaire  archeologique  du  moyen  äge  et  de  la  renaissance,  tome  I,  Paris  18S7, 
unter  ,,aiguiere"  und  ,,aquamanile". 

70)  Dictionnaire  de  l'ameublement  et  de  la  decoration  depuis  le  Xllle  siede  jusqu'ü 
nos  jours,  tome   I,   Paris  o.   J.,  unter  ,,aiguiere"  etc. 

71)  Das  frühmittelalterliche  Kunstge\\erbe  auf  der  Lütticher  Weltausstellung  190S, 
in  ,, Kunst  und   Kunsthandwerk",  Jahrgang  IX,  Wien   19O6,  S.   100. 

72)  Neuerwerbungen  der  Plastik-Sammlung  des  Landesmuseums  zu  Darmstadt,  in  ,,Der 
Cicerone",   Jahrgang  V,  Leipzig  1913,  S.  42,  mit  Abbildung. 

73)  Apocalypsis  b.  Joannis  Apostoli,  cap.  9- 

74)  Ostasien  und  mittelalterliche  Kunstgebilde,  ein  Blatt  zur  Geschichte  von  Kultus 
und  Kunst  in  Ost  und  West,  in  „Der  Kirchenschmuck,  Blätter  des  christlichen  Kunstvereins 
der  Diözese   Seckau",  Jahrgang   XXXI,   Graz  1900,  S.  65. 

75)  Notes  d'archeologie  niusulmane  ä  propos  de  nouvelles  acquisitions  du  Louvre,  in 
der  Gazette  des  Beaux-Arts,  Paris  1905,  tome    1,  S.  453- 

76)  Het  oude  Koperwerk  op  de  Tentoonstellingen  te  Dinant  en  te  Middelburg,  in  ,,Onze 
Kunst",  Jahrgang  IV,  Antwerpen  und  Amsterdam   1905,   1,  S.  43- 

77)  Das  Kunstgewerbe  im  Kulturgebiete  des  Islam,  Illustrierte  Geschichte  des  Kunst- 
gewerbes, hrsg.  in  Verbindung  mit  andern  von  Georg  Lehnert,  Bd.   II,    Berlin  o.  J.,  S.  651. 

78)  Die  Ausstellung  mohammedanischer  Kunst  München  1910,  im  Münchener  Jahrbuch 
der  bildenden  Kunst,  Bd.  V,  München  1910,  S.  213,  vgl.  auch:  Die  Ausstellung  von  Meister- 
werken muhammedanischer  Kunst  in  München  1910,  hrsg.  von  F.  Sarre  und  F.  R.  Martin, 
Bd.  II,  München  1912,  die  Metallarbeiten  S.   III. 


14  ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


Nuclklcin  >ich  aus  der  Ix-iraclmm^  der  lMslk'ri,i;(.'n  l.ileralur  dio  Cje-sidilspuiikle 
zu  einer  einheillichen  Cieslaltuii,i;'  des  hier  Noiiie.ueuden  Themas  ergeben  liaben.  soll 
im  tol,!;enden  auts  neue  unternommen  w  erden,  der  V  e  r  w  e  n  d  u  n  ,u\  der  1 1  e  r- 
k  u  n  f  t  und  der  zeitlichen  B  e  s  l  i  m  m  u  n  ,i;'  der  li.^iirlichen  (iiel,i,i;efäl.!e  des 
Miitelalters  nachzuMehtMi.  Dabei  sei  der  \"ersuch  ,i;e\va,ut.  die  (Ihronoloi^ie  der  Sliicke 
auf  Grund  stilkritischer  Ver,i;leichun!^  mit  Hilfe  zeitlicher  und  sachlicher  Daten  auf- 
zubauen und  die  formale  H  n  t  w  i  c  k  1  u  n  .u"  durch  die  einzelnen  Typenreihen 
zu  verfol.i^en. 

Wie  steht  es  zunächst  mit  der  V  e  r  w  e  n  d  u  n  ,t;'  und  welches  war  der  ei,u;ent- 
liche  Z  w  e  c  k  der  Aquamanilien,  diese  Frai;en  gilt  es  hier  wenigstens  zu  streifen. 

Ihr  k  i  r  c  h  1  i  c  li  e  r  Gebrauch  ergibt  sich  vor  allem  aus  ihren  zahllosen  Hr- 
wähnungen  in  Verbindung  mit  ausgesprochen  kirchlichen  Geräten.  Insbesondere 
dienten  sie  dem  Priester  zur  rituellen  Händewaschung  während  des  M  e  ß  o  p  f  e  r  s 
vor  dem  Altare  oder  an  der  sogenannten  Piscina  neben  dem  Altare,  wie  auch  der 
bereits  zitierte  ,,Ordo  Romanus" "^)  von  dem  „acolythus"  spricht  „qui  patenam 
tenet,  et  qui  manutergium  tenet,  et  qui  aquam  dat".  Dabei  erfolgt  die  Waschung 
selbst  durch  Übergießen  oder  Ülvrfließenlassen  des  Wassers  nach  dem  Offertorium, 
bei  den  Worten  des  Psalmes^"):  „Lavabo  inter  innocentes  manus  meas  et  circum- 
dabo  altare  tuum  Domine". 

Die  erstere  Form  findet,  und  das  hat  bereits  Gh.  Rohault  de  Fleury^^)  mit  Recht 
hervorgehoben,  in  den  so  häufigen  Pilatusdarstellungen  mit  der  symbolischen  Hände- 
waschung schon  auf  altchristlichen  Sarkophagen  ihr  Analogon.  Dem  Priester  assistiert 
ein  Subdiakon  oder  ein  Akoluth,  dem  diese  Funktion  ausdrücklich  bei  seiner  Weihe 
übertragen  ward.  Das  läßt  sich  wenigstens  unter  anderem  aus  einem  Schreiben 
des  Erzbischofes  Lanfranc  von  Canterbury  (t  1089)  entnehmen^-): 

.  .  .  ,,in  nostris  episcopalis  ordinis  codicibus,  quos  ex  diversis  regionibus  niult(\s 
habemus,  et  de  o  r  d  i  n  a  n  d  o  s  u  b  d  i  a  c  o  n  o,  inter  caetera  sie  scriptum  habetur: 
P  0  s  t  e  a  V  e  r  o  a  c  c  i  p  i  a  t  ab  a  r  c  h  i  d  i  a  c  o  n  o  u  r  c  e  o  1  u  m  cum  a  q  u  a- 
m  a  n  i  1  i   a  c  mannte  r  g  i  u  m", 

wo  diese  Bestimmung  schon  auf  das  vierte  Konzil  von  Carthago  vom  Jahre  V)<S  zurück- 
geführt wird^^). 

Nach  Johannes  de  Balbi,  genannt  de  Janua  oder  Januensis ''''*).  erstreckte  sich 
der  Gebrauch  dieses  Gefäßes  auch  wohl  auf  die  weitere  Waschung,  die  der  Priester 
nach  der  Kommunion  vorzunehmen  hat,  um  etwaige  an  den  Fingern  haftengeblieliene 
Partikel  der  geweihten  Hostie  vor  anderweitiger  Berührung  zu  schützen,  denn : 

„Aquamanile  (lis)  dicitur  vas,  super  quod  cadit  aqua,  qua  abluuntur  digiti 
sacerdotis  p  o  s  t  s  u  m  p  t  i  o  n  e  m  corporis  Christi,  quod  teuere  et  prae- 
parare  debet  subdiaconus." 


79)  Bei  Joh.Mabillon,  Museum  Italicum,  tom.  II,  Luteciae  Parisiorum  1689,  S.  15  und    50. 
8(  )   Liber  Psalmnrum,    XXV,  6. 

81)  La  Messe,  etudes  archeologiques  sur  ses  monuments,   VI,   Paris   1883,   S.    141. 

82)  Beati   Lanfranci   Cantuariensis   archiepiscopi    Epistolarum  über,   epistola    XIII,   bei 
I.   P.  Migne,   Patrologiae  Latinae,  tom.  CL.,   Lutetiae   Parisiorum   1854,   Sp.   520. 

S3)  Vgl.  dagegen   F.    X.    Kraus,    Real-Encyklopadie  der  christlichen  Altertümer,   Bd.    I, 
Freiburg  i.   B.   1882,   S.  72. 

84)  Catholicon,  sub  verbo  ,, Aquamanile". 


VON   DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID.  15 

Da^ct^en  dürfte  weni.i^er  all,t;"eniein  eine  Verwendung  des  Aquamanile  während 
des  Orfertorium  zur  Verniischun,^'  von  Wasser  mit  dem  Weine  des  Meßkelches  ge- 
wesen sein,  die  indes  die  ,,F:pistola  Gilherti  episcopi  Pictavensis  ad  Mathaeum  abhatem 
sancti  Florentii"^''')  unzweifelhaft  erkennen  läßt  und  dabei  die  Bezeichnui^'  „aqua- 
manile"  ausdrücklich  auf  das  G  i  e  ß  .c:  e  f  ä  ß  anwendet : 

..Cum  enim  ministri  nostri  vinum  in  calicem  oblaturi  infuderini.  de  miscenda 
vino  aqua  non  eis  credimus,  nisi  iam  oblato  nobis  pane  et  ofterendo  calice  vel  ipsi 
prae  oculis  nostris  aquam  infundant.  vel  nobis  aquamanili  t  r  a  d  i  i  a, 
e  a  m  c  a  1  i  c  i   m  i  s  c  e  a  m  u  s." 

Und  auf  den  päpstlichen  Kreis  endlich  beschränken  sich  die  An.s^aben  des  ..Ordo 
Romanus  I."^^),  gelegentlich  der  Vorschriften  für  die  Feier  der  Auferstehung  des 
Herrn,  nach  denen  an  der  großen  Osterprozession  hinter  der  Person  des  Papstes 
auch  ein  Akoluth  mit  dem  Aquamanile  einherzugehen  hat.  um  dem  Papste  vor  Beginn 
des  Gottesdienstes  das  Wasser  zu  reichen: 

..Acolythi  autem,  qui  inde  fuerint,  observant.  ut  portent  chrisma  ante  Ponti- 
ficem,  et  evangelia,  sindones  et  sacculos,  et  a  q  u  a  m  a  n  u  s  p  o  s  t  e  u  m"  .  .  . 
dazu: 

„Advocatores  autem  ecclesiae  stant  quidem  cum  maicM'ibus,  non  autem  praece- 
dunt  cum  eis,  sed  ipsi  tantummodo  sequuntur  sellarem  Pontificis  cum  a  c  o  1  y  t  h  o, 
q  u  i  a  q  u  a  m  a  n  u  s  p  o  r  t  a  t.  Q  u  e  m  s  e  m  p  er  n  e  c  e  s  s  e  est  s  e  q  u  i 
P  o  n  t  i  f  i  c  e  m,  u  s  q  u  e  d  u  m  a  d  a  1 1  a  r  e  a  s  c  e  n  d  a  t,  p  a  r  a  t  u  s  s  u  b 
h  u  m  e  r  o  in  p  r  e  s  b  y  t  e  r  i  o,  q  u  a  n  d  o  v  o  c  e  t  u  r  a  s  u  b  d  i  a  c  o  n  o 
r  e  g  i  o  n  a  r  i  o   a  d   a  q  u  a  m   d  a  n  d  a  m." 

Daß  die  hier  in  Frage  stehenden  Gießgefäße  während  des  Mittelalters  auch  zu 
T  a  u  f  h  a  n  d  1  u  n  g  e  n  benutzt  worden  wären,  dafür  läßt  sich  vorderhand  ein 
sicherer  Beweis  nicht  beibringen.  Es  ist  gleichwohl  nicht  unwahrscheinlich  und  es 
mag  in  diesem  Zusammenhang  an  das  im  Jahre  1904  von  M.  Mackeprang  in  einer 
Nische  neben  der  Tauffünte  der  Kirche  zu  Ousted  auf  Jütland  in  Dänemark  auf- 
gefundene viillig  intakte  Löwe  n-Aquamanile  erinnert  sein,  das  noch  heute  diesem 
Zwecke  dient").  Und  das  gleiche  würde,  nach  M.  Mackeprang,  bei  einem  Aqua- 
manile aus  der  Indslev  kirke  auf  Fünen  zutreffen,  das  sich  gegenwärtig  im  Dänischen 
Nationalmuseum  zu  Kopenhagen  befindet.  Es  stellt  einen  Löwen  mit  seitlich 
gewandtem  Kopf,  aufgebogenem  Schweif  und  Henkeltier  dar  und  trägt  als  Besonder- 
heit ein  Brustschild  mit  der  eingravierten  Figur  eines  Bischofes. 

Weiterhin  scheinen  die  Aquamanilien  bei  der  Zeremonie  der  J  ü  n  g  e  r  f  u  ß- 
waschung  am  Gründonnerstage'^^)  eine  Rolle  gespielt  zu  haben.  Gibt  es  doch 
hierfür  einen  urkundlichen  Beleg  in  dem  im  Jahre  1470  von  dem  Kirchherrn  Johannes 
von  Bergzabern  der  Stephanskirche  zu  Oberachern  in  Baden  ausdrücklich  zu  diesem 


85)  Bei  Ednniiul  Murtene  und  Ursinus  Durand,  Thesaurus  novus  anecdotoruni,  tniinis  I, 
Lutetiae  Parisiorum  171 7,  Spalte  42S. 

sr>)  Bei  Jdii.  Mabillon,  Museum  Italicum,  tom.  II,  Luteciae  Parisinrun  1689,  S.  5  und  6. 

S7)  Vgl.  M.  Mackeprang,  Middelalderlige  kirkelige  Mnnumenter:  Ousted  kirkes  aqua- 
manile,  in  Aarbciger  für  nordisk  oldkyndighed  og  histi>rie,  Bd.  22.  Kj.L'benhavn  1907,  S.  49  ff., 
mit  Abbildung. 

88)  Evangelium  secundum  luannem,  cap.   13- 


16  ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


Zwt^'kc  ik'b>l  einem  ..Iw'kin'"  i;c>iiluUii  ..i^icsslas.s".  •'''■'j  /iidciu  ward  ein  (jicl.i,i;clal.) 
in  Form  des  S  a  hks  o  n  aul  dem  Löwen  bis  zum  Jahre  1881  an  Ort  und 
Stelle  bewahrt,  wo  .^ich  die  Teier  des  sogenannten  Mandates  bis  in  die  Ge.t;:enwart 
erhalten  hat.  Hs  ist  dann  in  dem  ^eiiannlen  Jahre  zugunsten  des  Kirchenbaufonds 
verkauft  und  g:ehört  nunmehr  der  Sammhmi;  Dr.  Albert  Figdor  in  Wien  als  vielbewun- 
dertes Schaustück  an.  Zwar  lä(]t  sich  die  Identität  jenes  1470  erwähnten  (iießfasses 
und  dieser  überkommenen  Gruppe  vermuten,  ohne  da(3  freilich  deren  Identifizierung, 
wie  sie  bereits  K.   i^eintried'"')  wirnimmt,  schlechthin  zwingend  wäre. 

Endlich  kämen  noch  für  den  (jebrauch  der  Aquamanilien  die  Waschungen 
in  Betracht,  die  der  Priester  in  der  Sakristei  vorzunehmen  hat,  bevor  er  zum 
Altare  tritt. 

-Andererseits  darf  man  die  Verwendung  der  Gießgefäfie  auch  zu  w  e  1 1 1  i  c  h  e  n 
Zwecken  nicht  unterschätzen.  Um  bei  den  figürlichen  Typen  zu  bleiben,  so  ist  deren 
Gebrauch  im  profanen  Leben  nicht  vor  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  zu  belegen. 
Und  hier  sind  es  vornehmlich  Könige,  Fürstlichkeiten,  überhaupt  weltliche  Große, 
an  deren  Tafel  man  vor  Beginn  und  am  Ende  der  Mahlzeiten  sich  der  Aquamanilien 
bediente,  da  es  ja  bis  spät  in  das  Mittelalter  hinein  selbst  in  den  vornehmsten 
Kreisen  Brauch  war,  mit  den  bloßen  Händen  zu  essen.  Wie  bei  den  frühesten 
Stücken  greift  nun  wieder  das  Edelmetall  Platz.  Einige  Beispiele  mögen 
genügen. 

So  führt  der  „Compte  de  l'argenterie  d'Etienne  de  la  Fontaine,  pour  le  terme 
de  la  Saint- Jean  de  l'an  1352"  u.  a.  auf:  ,,une  aiguiere  d  '  u  n  1  i  o  n  c  o  u  r  o  n  n  e 
assis  sur  une  terrasse",  wie  „une  aiguiere  d  '  u  n  h  o  m  e  s  e  a  n  t  s  u  r  u  n  de  m  i 
c  0  q,  ä  une  teste  d  '  e  v  e  s  q  u  e  q  u  i  t  i  e  n  t  une  c  r  o  s  s  e"  ^  ^),  und  in 
dem  „Inventaire  du  garde-meuble  de  l'argenterie  dresse  en  1353"^^)  werden  unter 
„Aiguieres  d'argent"  figürliche  Gießgefäße  genannt,  wie:  ,,une  aiguiere  d'un 
h  0  m  m  e  assis  sur  u  n  c  0  q  esmaillie",  „une  aiguiere  d  '  u  n  h  o  m  m  e  a  s  s  i  s 
sur  u  n  s  e  r  p  e  n  t  ä  elles  doree  et  esmailliee",  „une  aiguiere  d  '  u  n  e  s  e  r  a  i  n  e 
f  i  1  a  n  t,  doree  et  esmailliee",  ,,une  aiguiere  d  '  u  n  h  0  m  m  e  assis  sur  u  n 
g  r  i  f  f  0  n",  „une  aiguiere  e  n  m  a  n  i  e  r  e  d  '  u  n  Sans  0  n  F  0  r  t  i  n,  d'argent 
dore  et  esmailliee",  „une  aiguiere  d  '  u  n  h  0  m  m  e  sur  une  beste  j  0  u  a  n  t 
d  '  u  n  e  c  0  r  n  e  m  u  s  e",  „une  aiguiere  d  '  u  n  e  f  e  m  m  e  a  s  s  i  s  e  sur  1  s  e  r- 
p  e  n  t  dore  et  esmaillie",  „une  aiguiere  d  '  u  n  h  0  m  m  e  assis  sur  u  n  c  0  q, 
dore  et  esmaillie,"  „2  aiguieres,  l'une  d  '  u  n  c  0  q.  Lautre  d  '  u  n  e  g  e  1  i  n  e, 
dont  le  ventre  est  de  coquille  de  perles",  „une  aiguiere  d  '  u  n  m  a  r  t  i  n  e  t  assis 
sur    1  b  u  i  s  s  0  n   et  sur  1  entablement,  doree  et  esmailliee". 

Von  erhaltenen  Bronzearbeiten  ist  das  Aquamanile  in  Form  einer 
weiblichen  Büste  aus  der  Sammlung  Floh  in  Krefeld  zu  nennen,  dessen 
Majuskelinschrift:  „+ANCILLA.B1N.1CH.GENANT.ZE  HOVE.WER.  ICH. GERNE. 


89)  Vgl.  K.  Reinfried,  Eine  Gründonnerstagsstiftung  für  die  Pfarrkirche  zu  Ober.ichern, 
in  dem  ,,  Freiburger  Diöcesan-Archiv",   Bd.   XXI,   Freiburg  i.   B.   I890,  S.  303  ff. 

90)  Ebendort  S,  306,  Anmerkung  1. 

91)  Comptes  de  l'argenterie  des  rois  de  Franee  au  XlVe  siede,  hrsg.  von  L.  Douet-d'Arcq, 
Paris  1851,  S.  170  f. 

92)  Ebendort  S.  311  ff. 


VON  DR.  HEINRICH  REIFFERSCHEID.  17 


ERKANT"  an  der  Art  seines  profanen  Gebrauches  kaum  einen  Zweifel  läf]t.  Das 
Stück  tauchte  im  Jahre  1880  auf  der  Ausstellung  der  kunstgewerblichen  Altertümer 
in  Düsseldorf  ^  =^)  auf  und  wird  auch  von  Alexander  Schnütgen  **  ^)  in  diesem  Sinne 
gedeutet.    Den  derzeitigen  Besitzer  habe  ich  nicht  feststellen  können. 

In  diesen  Zusammenhang  dürfte  ferner  das  GiefJgefäß  in  der  nicht  gerade  seltenen 
Form  des  stehenden  Löwen  mit  seitlich  gewandtem  Kopf  und  Ausguß- 
tülle in  der  Achse  des  Körpers  gehören,  das  sich  im  Rathaus  zu  Mölln  befindet.  Spricht 
doch  das  auf  seiner  Rückseite  als  Mühlrad  eingravierte  Stadtwappen  im  Verein  mit 
der  Auf  bewahr  ungsstätte,  deren  Kernbau  bis  in  das  14.  Jahrhundert  zurückreicht, 
durchaus  für  seine  Verwendung  „bei  festlichen  Mahlzeiten  des  ehrsamen  Rates", 
die  schon  Arthur  Pabst  gelegentlich  seiner  ersten  Veröffentlichung^''^)  vermutet. 
Es  wäre  dann  in  der  Tat  als  schlichtes  Gegenstück  zu  den  beiden  Löwen  aus  ver- 
goldetem Silber  von  1540  und  1541  anzusprechen,  die  als  bedeutsame  Teilstücke 
des  Lüneburger  Ratssilbers  heute  im  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin  bewahrt  werden. 

Aus  dem  Gesagten  läßt  sich  bereits  entnehmen,  daß  ein  Versuch,  mit  Hilfe 
der  Typen  derartiger  Gebilde,  die  ja  in  ganz  überraschender  Mannigfaltigkeit 
analog  in  der  Monumentalkunst  an  Kapitellen,  Friesen  und  Reliefplatten,  wie  der 
Kleinkunst  an  Metallgeräten,  Arbeiten  in  Bein  oder  Elfenbein  und  endlich  der  Textil- 
kunst  auftreten,  die  kirchliche  oder  weltliche  Bestimmung  generell  erschließen 
zu  wollen,  verfehlt  wäre. 

Das  würde  sich  auch  mit  der  von  Gustav  E.  Pazaurek  gelegentlich  seiner  Unter- 
suchungen über  alte  und  neue  Beleuchtungskörper^*^)  festgelegten  Tatsache  decken, 
in  jenen  Jahrhunderten  habe  man  ja  eine  Grenze  zwischen  den  beiden  Sphären,  die 
wir  haarscharf  abzusondern  pflegten,  vielfach  gar  nicht  gemacht. 

Und  wollte  man  die  Typen  aus  sich  selbst  erklären,  so  ließe  sich,  um  dies  an 
einem  Beispiel  zu  illustrieren,  mit  L.  Cloquet^^)  für  die  Deutung  der  H  i  r  s  c  h  f  o  r  m 
bei  den  Aquamanilien  an  den  Ausspruch  des  Psalmisten ''"^)  denken,  der  das 
Verlangen  der  Seele  nach  Gott  mit  dem  Durste  des  Hirsches  vergleicht,  wenn  nicht 
die  gleiche  Hirschform  als  L  i  c  h  t  h  a  1 1  e  r  vorkäme. 

Die  Mißlichkeit  der  Frage  nach  kirchlichem  oder  weltlichem  Gebrauch,  wie  das 
Auftauchen  der  figürlichen  Gießgefäße  in  der  abendländischen  Kunst  findet  aber 
ilire  Lösung  oder  kommt  dieser  doch  wenigstens  näher,  sobald  man  jene  unter  den 
Gesichtspunkt  der  H  e  r  k  u  n  f  t  i  h  r  e  r  Motive  aus  dem  Orient  stellt. 
Vv'ie  dann  mit  einer  solchen  auch  wohl  ein  gewisses  Fundament  für  die  chronologische 


93)  Katalog  Nr.  758c. 

94)  Drei  mittelalterliche  Aquamanilien  im  Privatbesitz,  in  der  Zeitschrift  für  christliche 
Kunst,    Jahrgang   II,   Düsseldorf   1889,   Sp.   209  ff.,   mit  Abbildung  auf  Tafel    XI. 

95)  Arthur  Pabst,  Der  Schatz  im  Rathaus  zu  Mölln,  in  ,,  Kunstgewerbeblatt",  Monats- 
schrift für  Geschichte  und  Literatur  der  Kleinkunst,  hrsg.  von  demselben,  Jahrgang  III,  Leipzig 
ISS7,   S.   113,   mit  Abbildung   Figur  2. 

96)  In  den  Mitteilungen  des  nordböhmischen  Gewerbemuseums,  Jahrgang  XXII, 
Reichenberg  1904,  S.  43. 

97)  Essai  sur  la  decoration  architectonique,  in  der  Revue  de  I'Art  chretien,  Jahrgang  XLI V, 
Lille   1901,  S.  407. 

98)  Liber  Psalmorum,  XLI,  2:  ,,Quemadmodum  desiderat  cervus  ad  fontes  aquarum, 
ita  desiderat  anima  mea  ad  te  Deus". 

MitteiluriKen  aus  dem  Germanischen  Nation.ilmuseum.     1912.  2 


IS  ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 

Ansetzuni;'  siewonnen  ist,  so  erübrigt  es  sich  andererseits,  den  einzelnen  Tier- 
fornien  naeh.iiehen,  sie  ausdeuten  und  aus  Schrill  quellen  lilr  den  Kult,i;ebrauch  bele,i;en 
zu  wiillen.  Zwar  läl.U  sich  nicht  leui^nen.  dal!  ihnen  ui>priin^lich  eine  symbolische 
Bedeuluns;  zuuekoinmen  sein  niai;,  die  indes  im  Abendlande  verloren  ,i;e,i;an,nen  ist. 
Daß  sich  jedoch  die  abendländische  Welt  um  die  Deutun.i;'  derarli,i;er  Tierlormen 
bemüht,  .i^elit  aus  der  bcmerkenswerierweise  als  uleichzeiti.i^e  Hrschcinuns;  zu  wür- 
dii!:enden  Verbreit  uns;'  des  „Physioloi^us"  hervor,  die  der  Zeitrichlunt;  entsprechend, 
Jierade  im  frühen  A\ittelalter  «roß  war. 

Lebende  Wesen  um  ihrer  selbst  willen  \\iederzu,i;eben  ist  nach  den  Lehren  des 
Koran  verboten,  und  wenn  sich  trotzdem  Tierdarstellungen  linden,  so  erklären  sich 
diese  ohne  weiteres  aus  dem  laxen  religiösen  Gefühl  gewisser  Zeiten  und  V()lker '"*)• 
Stammen  doch  auch  die  bisher  bekannt  gewordenen  Gieß-  und  Räuchergefäße  in 
Tierform  gerade  aus  dem  Kunstkreise  der  schiitischen  Perser  und  der  gleichfalls 
schiitischen  Latimiden  in  Ägypten  und  Sizilien,  wie  aus  Spanien,  das  in  den  hier  in 
Frage  kommenden  Zeiten  unter  arabischer  Herrschaft  stand.  Sie  sind  aus  Kupfer 
oder  Bronze  hergestellt,  da  ja  der  Islam  die  Verwendung  edlen  Metalles  zu  Ge- 
brauchsgegenständen nicht  duldete,  ein  von  Julius  Leisching^'^")  treffend  hervor- 
gehobener Umstand,  und  es  wäre  nicht  unmöglich,  daß  auch  die  Vv^ahl  des  Mate- 
rials auf  die  abendländischen  Arbeiten  vorbildlich  gewirkt  hätte.  Auch  wäre  es, 
nach  J.  J.  .Marquet  de  Vasselot^"^)  gerade  die  außergew(')hnlich  starke  S  t  i  1  i  s  i  e- 
r  u  n  g  der  morgenländischen  Arbeiten  gewesen,  die  ihre  Wirkung  auf  die  abend- 
ländischen Künstler  zunächst  umsoweniger  verfehlen  konnte,  als  sie  ihrem  Unvermögen 
in  dem  Erfassen  und  der  Wiedergabe  der  Natur  zu  Hilfe  kam:  ..incapables  de  rendre 
exactement  la  complexite  de  la  nature,  se  bornent  necessairement  et  inconsciemment 
ä  en  reproduire  quelquesuns  des  traits  essentiels,  imprimant  ainsi  ä  leurs  oeuvres  une 
stylisation  tres  accentuee".  Dagegen  haben  die  in  der  Regel  über  den  ganzen  Tier- 
körper ausgedehnten  o  r  n  a  m  e  n  t  a  1  e  n  Verzierungen  keinerlei  Anklang  gefunden. 

Für  die  p  r  o  f  a  n  e  Verwendung  der  morgenländischen  Arbeiten  würde  sprechen, 
daß  das  in  der  Sammlung  der  Frau  Ernesta  Stern  in  Paris  befindliche  L  ö  w  e  n- 
Aquamanile  an  der  Stätte  eines  zerstörten  Araberschlosses  bei  Palenzia,  das  gegen- 
wärtig im  Museum  zu  Cordova  bewahrte,  als  P  f  e  r  d  oder  Hirsch  gedeutete 
Gießgefäß  ( .•")  in  den  Ruinen  des  ehemaligen  Prunkpalastes  von  Medina-az-Zahara 
gefunden  ward.  Dagegen  schließt  die  arabische  Inschrift  des  P  f  a  u-Aquamanile 
im  Louvremuseum  zu  Paris,  die  auf  Abd  el  Malek,  den  Christen,  als  Künstler  lautet, 
bereits  eine  Verwendung  im  christlichen  Kulte  nicht  aus,  ohne  freilich 
an  sich  schon  auf  eine  solche  zu  deuten. 


99)  Vgl.  zu  Gaston  Atigeon,  Notes  d'archeologie  musulmane,  ä  propos  de  nouvelles 
acquisitions  du  Louvre,  in  der  Gazette  des  Beaux-Arts,  Paris  1905,  tonie  I,  S.  444,  die  Aus- 
führungen von  Ernst  Külmel,  Das  moliammedanische  Kunsthandwerk  und  die  Ausstellung 
München   1910,  in  ..Kunst  und    Kunsthandwerk",    Jahrgang   XIII,   Wien   1910,   S.  444. 

100)  Muhammedanische    Kunst,  in  den  A\itteilungen  des   Erzherzog   Rainer-Museum  für 
Kunst  und  Gewerbe,   Brunn  1910,   S.   I8l. 

101)  Les  influences  orientales,  in  der  Histoire  de  l'Art,  hrsg.  von  Andre  Michel,  tome  I, 
deuxieme  partie,   Paris  1905,  S.  896  f. 


VON   DR.   HEINRICH   REI  FFERSCHEID.  IQ 


We,t:.\veiseikl  für  die  Ableilun,^;"  der  Gieß.^eliiße  liinsiclüliLii  ihrer  'rierinotive  aus 
dem  Fornienkreise  der  Kunst  des  Orients  ersclieint  die  von  Adrien  de  L.on.uperier  ^"-) 
bereits  1865  venH'fentlidite.  „ViLse  anibo-sicilien  de  l'oeuvre  Salemon"  betitelte 
Abliandlun.t;',  die  dieses  P  t  a  u-Aquamanile  zum  (je.s^enstande  liat.  und  die  dann 
später  nelist  einer  Reproduktion  des  Stückes  in  die  \x)n  G.  Sch]uml^er,t;er  heraus- 
,i;egebenen  ,, Oeuvres  de  A.  de  Lon,i;perier""'^)  aut^enommen  ist.  Hs  liandelt  sicli 
um  ein  kunstvoll  .^'earbeitetes  —  denn  das  will  ja  die  Bezeichnum;'  de  l'oeuvre  Salemon 
nur  besagen  —  kupfernes  Gieß,i;efaß,  das  als  arabisch-sicilische  Arbeit  spätestens 
des  12.  Jahrhunderts  angesprochen  wird.  Das  über  und  über  ziselierte  Stück  mit 
stilisiertem  durchbrochenen  Federbusch  auf  dem  leicht  geneigten  Kopf  und  scheiben- 
artig ausgebreitetem  Schwanz  steht  geradeaus  gewandt,  an  den  Füßen  gestützt  durch 
den  halbkreisf()rinigen  Zusammenschluß  der  hinteren  Zehen.  Als  Mandliabe  dient, 
ganz  wie  bei  den  romanischen  Gießgefäßen  des  Abendlandes,  ein  auf  dem  Rücken  des 
Pfaues  befindliches  raubvogelartiges  Gebilde  in  gekrümmter  Stellung,  das  seinen 
Schnabel  in  den  Hals  des  Pfaues  geschlagen  hat.  Eine  durch  den  Hals  dieser  Griff- 
figur abwärts  gerichtete,  gegenwärtig  abgebrochene  Röhre  diente  zur  Einführung 
des  Wassers,  für  das  der  Schnabel  des  Pfaues  den  natürlichen  Ausguß  bildet. 

Obwohl  der  Pfau  schon  frühzeitig  in  die  christliche  Symbolik  Eingang  gefunden 
hat,  so  gehört  er  doch  durchaus  dem  orientalischen  Kunstkreise  an,  und  spezifisch 
orientalisch  ist  auch  das  Motiv  der  im  Kampfe  aufeinander  befindlichen  Tiere,  das 
eine  auf  dem  Rücken  des  anderen^""*). 

Wenn  es  gelungen  ist.  um  dieses  Pfau-Aquamanile  nach  und  nach  eine  Reihe 
von  Stücken  zu  gruppieren,  die  unzweifelhaft  orientalischer  Kunstübung  entstammen, 
so  ist  der  Anstoß  dazu  dem  französischen  Gelehrten  Gaston  Migeon  und  der  Expo- 
sition des  Arts  Musulmans  au  Musee  des  Arts  Decoratifs  in  Paris  vom  Jahre  1903 
zu  danken. 

Auf  das  in  dem  von  Gaston  Migeon  herausgegebenen  Tafelwerk  der  Ausstellung 
(Tafel  17)  erstmalig  publizierte,  charaktervolle,  ebenfalls  über  den  ganzen  Körper 
auf  das  reichste  ziselierte  und  mit  kufischen  Inschriften  versehene  Bronze-Aqua- 
manile in  Form  eines  stehenden  L  ö  w  e  n  mit  geöffnetem  Rachen  und  auf- 
gerichtetem Schweif,  der  Sammlung  der  Frau  Ernesta  Stern  in  Paris,  folgen  in  den 
,, Notes  d'archeologie  musulmane  ä  propos  de  nouvelles  acquisitions  du  Louvre^"^)" 
weitere  als  fatimidisch  erkannte  Bronzegußarbeiten  in  Tierform.  Sie  werden  ins- 
besondere durch  den  mächtigen  vierfüßigen  Greif  mit  aufwärts  gebogenem  Flügel- 
paar im  Campo  Santo  zu  Pisa  repräsentiert.  Darunter  als  gesichertes  Gieß  g  e  f  ä  ß 
der  aus  Sardinien  stammende  Hirsch  im  Bayerischen  Nationalmuseum  zu  Mün- 
chen, der  seinerzeit  von  König  Ludwig  1.  von  Bayern  aus  r(')mischem  Privatbesitz 
erworben  ward.  Leiderstark  zerstört,  enthält  dieser  mit  Rankenverzierung  in  flacher 
Graviertechnik  vriliig  bedeckte,  vorzüglich  patinierle  (niß  nach   Ernst   Kühnel '"*') 


102)  Ii  ckT  Revue   aroheologique,    N.   S.,    Bd.    XII,    Paris    1S65,   S.   356  ff. 

103)  0-uvres  eie  A.  de   Longperier,  tome   I,   Paris  1883,   S.  442  ff.  und   PI.    XI. 

104)  Vgl.  J.  J.  Marquet  de  Vasselot,  Les  influences  orientales,  in  der  llistnire  de  l'Art, 
hrsg.  von  Andre  Michel,  tonie    I,   deu.xieme   partie,   Paris   1005,   S.  SSO. 

105)  Gazette   des   Beaux-Arts    XX  XI II,    Paris    1905.    1.,   S.  441    ff.,   mif  Abbildungen. 

106)  Die  Ausstellung  von  Meisterwerken  mulianmiedanischer    Kunst  in  München    1910, 
hrsg.  von   F.   Sarre  und    F.    R.  Martin,   Bd.   II,  Münciien   1012. 

2* 


20  ÜBER   PIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


wiederum  den  Namen  des  Verferti.^ers  in  heute  niclit  mehr  sicher  zu  deutender  kufischer 
Schrift  und  wird  durch  die  naturalistische  Behandlun.i;-  vor  allem  des  Kopfes  mit  den 
Sieperlten  und  berini^teii  (K'weilistan,i;en  und  der  Art  der  Wiederi^abe  von  Rippen 
und  Aluskelpartien  charakterisiert.  Lötspuren  einer  ehemalit;en  Handhabe  und  eine 
kreisrund  ausgestochene  EinsiußiH'fnunsi  auf  dem  Rücken  sprechen  unzweideutig^  für 
seine  Verwendung  als  Gießgefäß,  mit  Ausguß  durcli  Maul  und  Nasenlöcher,  dessen 
frappierende  Lebendigkeit  farbige  Glasflüsse  in  den  gehöhlten  Rupillen  der  Augen 
noch  gesteigert  haben  dürften. 

Ob  jenes  als  Pferd  oder  Hirsch  gedeutete,  mit  einem  Ornamentmuster 
überzogene  Stück  im  Museum  zu  Cordova  als  Aquamanile  gedient  hat,  sei  dahin- 
gestellt, jedenfalls  gehört  es  neben  dem  im  Louvremuseum  bewahrten,  als  R  a  p  a  g  e  i 
gestalteten  und  nach  dem  Charakter  der  auf  ihm  sichtbaren  Schriftzüge  vor  1180 
datierten    Räuchergefäß  in  der  Tat  in  den  gleichen  stilistischen  Zusammenhang. 

Später  entdeckte  Gaston  Migeon  dann  im  Casseler  Museum  das  weitere 
Aquamanile  in  Form  eines  stehenden  L  ö  w  e  n,  das  sich  durch  kufische  Schrift- 
züge als  Werk  eines  Abd-Allah  ausweist.  Es  wird  in  den  „Notes  d'archeologie  musul- 
mane"^"")  von  ihm  nachgetragen  und  dann  nebst  den  sämtlichen  hier  genannten 
Stücken  in  dem  von  ihm  bearbeiteten  „Manuel  d'Art  musulman"^"'*)  aufgeführt,  unter 
deren  gleichzeitiger  bildlicher  Wiedergabe.  Hinzu  tritt  der  Nachweis  eines  dem 
Pariser  L  ö  w^  e  n  analogen  Stückes  in  der  Sammlung  M.  Salting  im  Viktoria  and 
Albert-Museum  zu  London  ^°^). 

In  ihre  zeitliche  und  stilistische  Nähe  gehört  dann  ferner  der  jüngst  in  das  Kaiser 
Friedrich-Museum  zu  Berlin  gelangte  kleine  Bronze  1  ö  w  e,  der  als  Räuchergefäß 
oder  Wasserspeier  gedient  haben  mag^^"). 

Die  Ausstellung  von  Meisterwerken  muhammedanischer  Kunst  in  München 
1910,  deren  großer  Publikation  orientierende  Aufsätze  von  Ernst  Kühnel  über  die 
hier  allein  in  Frage  stehenden  Metallarbeiten  ^i^)  vorausgingen,  hat  neue  bedeut- 
same Aufschlüsse  gebracht.  Dabei  lag  der  Schwerpunkt  des  Neuen  in  der  Ein- 
beziehung von  Gußarbeiten  aus  russischen  Sammlungen.  So  waren  als  älteste  schon 
persische  Arbeiten  der  Sassanidenzeit  da:  Aquamanilien  in  Form  möglicherweise  eines 
Rehes^i-)  bezw.  einer  Ente^^^)  aus  der  Sammlung  des  Grafen  Bobrinsky  in 
St.  Petersburg,  deren  Datierung  in  das  (i.—7.  Jahrhundert  indes  nicht  gesichert 
ist.  Auch  nur  vermutungsweise  auf  Persien  oder  Turkestan  und  das  7. — 9-  Jahr- 
hundert werden  die  folgenden  Stücke  der  gleichen    Sammlung  gedeutet  wiederum 


107)  Gazette  des  Beaux-Arts,   Paris  1906,   S.  205  ff-,  mit  Abbildungen. 

108)  Manuel  d'Art  musulman,  tome   11,   Paris  1907,  S.  221   ff. 

109)  Ebendort  S.  227. 

110)  Vgl.  Sarre  in  „Amtliche  Berichte  aus  den  Königlichen  Kunstsammlungen",  Jahr- 
gang  XX XIV,   Nr.  4,   Berlin  1913,   Sp.  67  f.  und  Abbildung  39- 

111)  „Die  Ausstellung  mohammedanischer  Kunst  München  1910",  im  Münchener  Jahr- 
buch der  bildenden  Kunst  Bd.  V,  München  1910,  S.  209  ff.,  sowie  „Die  Metallarbeiten  auf  der 
mohammedanischen  Ausstellung  in  München  1910",  in  „Kunst  und  Kunsthandwerk",  Jahrg.  XI II, 
Wien  1910,  S.  504  ff. 

112)  Amtlicher  Katalog  Nr.  2983,  abgebildet  im  Tafelvverk  der  Ausstellung  Bd.  II.  Tafel  135- 

113)  Amtlicher  Katalog  Nr.  2984,  abgebildet  im  Tafelwerk  der  Ausstellung  Bd.  II,  Tafel  135. 


VON  DR.  HEINRICH  REI FFERSCHEID.  21 


in  Gestalt  einer  Ente^^"*),  eines  Pf  erdes^^^)  und  eines  Hahnes^i«).  Ägypten 
und  die  Fatimidenkunst  des  10.— 11.  Jahrhunderts  war  außer  dem  Casseler  Lö  w  e  n- 
Aquainanile^^')  und  dem  Hirsch  des  Münchener  Nationahiiuseums^^^)  durch  einen 
zweiten  Hirsch  der  Sammking  Martin  in  Stockhohii ^ ^ '*)  vertreten.  Das  dem 
IL— 12.  Jahrhundert  zugeschriebene  Löwen-Aquamanile  der  Sammlung  der  Frau 
Ernesta  Stern  in  Paris  ^-")  repräsentierte  wieder  das  in  jenen  Zeiten  unter  arabischer 
Herrschaft  stehende  Spanien,  während  das  P  f  a  u-Aquamanile  des  Louvre  in  Paris, 
ein  Erzeugnis  der  gleichfalls  von  Ägypten  abhängigen  Kunst  Siziliens,  in  der  Reihe 
fehlte. 

Bei  einzelnen  der  genannten  Stücke  steht  nun  die  Art  der  Verwendung  nicht 
durchaus  fest,  und  es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  das  eine  oder  andere  von  ihnen 
ein  ehemaliges  Räuchergefäß  darstellt,  jene  weitere  Verwendungsmöglich- 
keit neben  der  des  Wasserspendens  im  Gebrauche  derartiger  Tierformen.  Ist  doch 
auch  in  dem  schon  erwähnten  Chronicon  Moguntinum^-i)  von  kirchlichen 
R  ä  u  c  h  e  r  g  e  f  ä  ß  e  n   in   Form   von   Kranichen  die  Rede : 

..Item  erant  due  grues  argentee  concave,  que  solebant  poni  iuxta  altare 
hinc  et  hinc,  et  dorso  patebant,  impositis  carbonibus  et  thure  atque  thimiamate 
boni  odoris  fumum  per  guttura  et  rostra  emittebant;  erant  autein  grues  taute  magni- 
tudinis  cuius  vive", 

die  durchaus  als  G  e  g  e  n  s  t  ü  c  k  e  zu  den  G  i  e  ß  g  e  f  ä  ß  e  n  im  Rahmen  lWs 
mittelalterlichen  Gottesdienstes  erscheinen. 

Es  ist  ein  Verdienst  von  Friedrich  Schneider,  in  seinem  „Ostasien  und  mittel- 
alterliche Kunstgebilde"  betitelten  Aufsatz ^ -2),  unter  Verknüpfung  dieser  Notiz 
mit  einem  altkoreanischen  bronzenen  Räuchergefäß  in  Form  eines  hochbeinigen 
Vogels  auf  felsartigem  Unterbau,  das  aus  Pariser  Privatbesitz  inzwischen  in  die 
Sammlungen  des  Grafen  Hans  Wilczek  auf  Burg  Kreuzenstein  bei  Wien  gelangt  ist, 
den  U  r  s  p  r  u  n  g  derartiger  Räuchergefäße  mitsamt  der  Weihrauchspende  in  dem 
b  u  d  d  h  i  s  t  i  s  c  h  e  n  Kulte  nachgewiesen  zu  haben.  Es  geschieht  dies  mit 
Hilfe  eines  dem  Werke  des  Mahävastu  entnommenen  Zitates:  „Jetzt  brachte  die 
Tochter  des  Dorfbewohners  täglich  vor  dem  Stupa  mit  Wohlgerüchen,  Guirlanden 
und  Weihrauch  in  einem  messingenen  Gefäße  ihre  Verehrung  dar",  unter  Beifügung 
der  Erklärung  des  Herausgebers  Senart:  „Quant  au  vase,  c'est  un  vase  rempli  de 
parfums  ou  d'eau  parfumee  comme  il  en  f  i  g  u  r  e  r  e  g  u  1  i  e  r  e  m  e  n  t  d  a  n  s 
t  0  u  t  e  s  1  e  s  p  o  m  p  e  s  b  u  d  d  h  i  s  t  i  q  u  e  s". 


114)  Amtlicher  Katalog  Nr.  2991,  abgebildet  im  Tafelwerlc  der  Ausstellung  Bd.  II,  Tafel  133. 

115)  Amtlicher  Katalog  Nr.  2994,  abgebildet  im  Tafelwerk  der  Ausstellung  Bd.  1 1.  Tafel  136. 

116)  Amtlicher  Katalog  Nr.  2995,  abgebildet  im  Tafelwerk  der  Ausstellung  Bd.  II,  Tafel  134. 

117)  Amtlicher  Katalog  Nr.  3122,  abgebildet  im  Tafel  werk  der  Ausstellung  Bd.  II,  Tafel  154. 

1 18)  Amtlicher  Katalog  Nr.  3123,  abgebildet  im  Tafelwerk  der  Ausstellung  Bd.  II,  Tafel  155. 

119)  Amtlicher   Katalog  Nr.  3121. 

120)  Amtlicher   Katalog  Nr.  318I. 

121)  Christiani  archiepiscopi  über  de  calamitate  ecclesiae  Moguntinae,  ed.    H.    Reimer, 
MG.   SS.    XXV,  240,  4—7. 

122)  In    ,,Der    Kirchenschmuck",    Blätter   des   christlichen    Kunstvereines   der    Diözese 
Seckau,   Jahrgang   XXXI,   Graz  1900,   S.  63  ff.,  mit  Abbildungen. 


22  ÜBER    FIGÜRLICHE  Gl ESSGE FASSE   DES  AMTTi;  1  ALTERS. 

Aul  den  i^tMuinntcn  Bronze  \- o  .t;- o  1  wie  aiil  liäiilii;cr  MirkDiiimciKlc.  dem 
.iiieicheii  Zweck  dienende  1  (•  w  e  n  a  r  t  i  i;  e  (iet'äütornien  oder  weitere  chinesische 
und  japanische  Analoi^ien  einzugehen,  iibersclireitei  den  Rahmen  vorli  eisend  er  Ab- 
handhm.c.  Jedoch  wäre  unter  dem  (k'sichtspunkt  eben  der  V  a  r  a  1  1  e  1  e  r  s  c  h  e  i- 
n  u  n  i;'  z  n  d  e  n  G  i  e  I.!  u'  e  f  ä  ß  e  n  jener  Nachweis  von  Räucheriiefäßen  wichti.i;", 
die  in  der  Tat.  wenn  auch  vereinzelt,  für  den  christhchen  Gottesdienst  vorbildHch 
iiewirkt  und  mit  dem  Weihrauch  in  die  abendländischen  Kirchen  Hin,i!:an.i;-  ,t::efunden 
haben  krtnnen.  A  b  er  1  i  e  ß  s  i  c  li  d  e  n  n  n  i  c  h  t  je  d  e  d  e  r  G  i  e  ß  ^  t  f  ä  ß- 
f  o  r  m  e  n  sei  b  st  a  1  s  H  e  li  ä  1  t  e  r  \-  o  n  ..p  a  r  I'  u  ni  s  o  u  d  '  e  a  u  p  a  r- 
f  u  m  e  e"  \-  e  r  w  e  n  d  e  n  u  n  d  s  i  c  h  d  a  m  i  1  n  i  c  li  1  i  ü  r  d  i  e  n  e  li  e  n- 
e  i  n  a  n  d  e  r  n  b  e  r  k  o  ni  m  e  n  e  n  R  ä  u  c  h  e  r-  u  n  d  (  j  i  e  ß  ,i;'  e  f  ä  ß  e  a  n- 
n  e  h  m  e  n.  d  a  ß  m  an  eine  r  s  e  i  t  s  mit  F  e  u  e  r,  a  n  d  e  r  e  r  seit  s  m  i  1 
W  a  s  s  e  r   seine   0  p  f  e  r   d  a  r  b  r  achte? 

So  weni,^-  hier  die  Mö,2:lichkeit  von  Hinwirkun.uen  bezweifelt  werden  soll,  die  durch 
Handelsbeziehuni^en  mit  dem  Osten  schon  vor  der  Zeit  der  Kreuzziis^e  bedingt  wären, 
wie  ja  jene  Kreuzzüge  gerade  dem  Zwecke  dienten,  den  unterbundenen  Verkehr 
mit  den  heiligen  Stätten  des  Orients  wieder  herzustellen,  der  zu  allen  Jahrhunderten 
ein  mehr  oder  minder  reger  gewesen,  so  spricht  doch  für  die  vorliegende  Untersuchung 
entscheidend  mit.  daß  sich  von  den  abendländischen  figürlichen  Gießgefäßen  wohl 
keines  über  das  12.  Jahrhundert  hinaus  mit  Sicherheit  datieren  läßt.  Damit  wäre 
der  genannten  Periode  der  Kreuzzüge  eine  gewisse  Bedeutung  für  die  Aufnahme 
und  Verltreitung  der  an.alogen  Tiermotive  aus  der  Metallkunst  des  Orients  in  die 
des  Abendlandes  kaum  abzusprechen.  Das  umsoweniger,  als  sie  ja  gerade  in  die 
Ära  der  hochentwickelten  Kunst  der  Fatimiden  hineinragt,  deren  bekanntes  Haupt- 
stück, jener  meisterlich  monumentale  B  r  o  n  z  e  g  r  e  i  f  des  Campo  Santo  in  Pisa, 
nach  der  Überlieferung  eben  zur  Zeit  der  Kreuzzüge  aus  Ägypten  nach  Toskana 
gelangt  ist. 

Daneben  scheinen  sich    Einflüsse  der  Antike  geltend  gemacht  zu  haben. 

Der  Betrachtung  der  Tierfornien  im  einzelnen  m(')gen  noch  einige  Bemerkungen 
technischer  Art  vorausgehen. 

Die  Aquamanilien  sind,  soweit  sich  die  technische  Seite  der  bisher  bekannt 
gewordenen  Stücke  übersehen  läßt,  Hohlgüsse  aus  verlorener  Form  und  in  der  Regel 
nachträglich  mehr  oder  weniger  ziseliert.  Die  Entfernung  des  ursprünglich  mit  Wachs 
übermodellierten  Kernes  geschah  nach  dem  Guß  durch  die  an  der  Oberfläche  noch 
wahrnehmbaren  viereckigen  oder  auch  kreisrunden  Gußstellen,  insbesondere  an 
Brust  und  Unterkörper  der  Tiere,  daneben  vermutlich  durch  die  für  das  Wasser 
bestimmte  Eingußöffnung.  Außer  ihnen  bemerkt  man,  von  gelegentlich  auftretenden 
Ausflickungen  abgesehen,  eine  Reihe  kleiner  Nietstellen  von  runder  oder  eckiger 
Form,  die  Reste  der  Stifte,  die  den  Kern  innerhalb  des  Formmantels  zu  halten  hatten, 
nachdem  der  Wachsüberzug  herausgeschmolzen  war.  Zur  Erhöhung  des  Ausdrucks 
der  Lebendigkeit  dienten  außerhalb  der  Grenzen  der  der  Metalltechnik  eigenen  Mög- 
lichkeiten des  öfteren  auch  wohl  farbige  G  1  a  s  f  1  ü  s  s  e,  die  man  den  Augen- 
hr)hlen  einfügte,  dagegen  dürfte  die  Zuhilfenahme  eines  Auftrags  von  Farben 
zu  den  selteneren  Erscheinungen  gehören.  So  zeigt  ein  Löwe  n-Aquamanile  im 
Bayerischen  Nationalmuseum  zu  München  die  Zähne  weiß,   Rachen,  Nase,  Zunge, 


VON   DR.    HEINRICH    REI  FFERSCHEID.  23 


Lidränder  der  Au,c:en  und  Ohreninneres  rot  bemalt,  entsprecliend  zeigen  die  Gieß- 
gefiiße  in  Gestalt  eines  Hirsches  und  eines  Mundes  im  Germanischen  National- 
museum zu  Nüriiberi;'  noch  rote  Farlx^puren  am  Rachen,  aus  dem  m(\<^Hcherweise  gleich- 
falls die  Zähne  in  Weiß  hervortraten.  Für  das  eine  der  Greif en-Aquamanilien  im 
Kgl.  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin  vermerkt  ferner  Geort;'  Swarzenski^-^):  ..Farben- 
reste im  Schnabel,  den  Augen,  (Jhren.  Nasenli  )chern'\  und  farbig  gehalten  und  vergoldet 
ist  auch  das  Gießgefäß  in  Form  einer  j  u  g  endlichen  B  ü  s  t  e  in  der  Marien- 
kirche zu  Stendal,  dessen  Besonderheit  sch(Mi  Alexander  Schnütgen^^^)  verzeichnet  hat. 

Aus  dem  Prinzip  der  verlorenen  Form  erklärt  es  sich  wohl,  wenn  sich  trotz 
gelegentlich  überraschend  großer  Ähnlichkeit  in  Motiv  und  Einzelbehandlung  zwar 
verwandte  Bildungen,  ja  partielle  Übereinstimmungen,  nicht  aber  völlige  Doubletten 
konstatieren  lassen,  ein  Umstand,  der  gleichfalls  Alexander  Schnütgen^^^)  nicht 
entgangen  ist. 

Was  ferner  die  Provenienz  der  abendländischen  Arbeiten  anlangt,  so  ist  zur 
Ermittelung  der  Herstellungsorte  noch  so  gut  wie  alles  zu  tun.  In  erster  Linie  hat 
i]ian  freilich  an  die  hochberühmte  Gießhütte  von  Dinant  in  Flandern  —  daher  ja  die 
Bezeichnung  Dinanderies  für  die  ganze  Kunstgattung  —  zu  denken,  der  einstigen 
Hansestadt,  deren  Erzeugnissen  der  ganze  damalige  Weltmarkt  offen  stand,  die  aber 
im  Jahre  1466  v(")lliger  Zerstörung  anheimfiel. 

Und  dann  kommen  die  Neugründungen  von  Dinant  in  Betracht,  die  sich  an  dies 
Ereignis  knüpften,  wie  vermutlich  überhaupt  die  Länder  zwischen  Maas  und  Rhein, 
auf  deren  frühentwickelte  Messingfabrikation  schon  hingewiesen  wurde ^-^).  Wo 
des  weiteren  in  Deutschland  derartige  Gießhütten  bestanden  haben,  darüber  lassen 
sich  zurzeit  ebenfalls  lediglich  Vermutungen  äußern  und  man  tut  gut,  erst  diesbezüg- 
liche Spezialuntersuchungen  abzuwarten. 

Für  die  Datierung  gibt  es  außer  jenem  von  Aug.  Essenwein  beobachteten, 
nur  mit  Vorsicht  anwendbaren,  allgemeineren  Gesichtspunkt  der  Metallegierung 
einige  wenige  feste  Anhaltspunkte,  und  wenn  auch  die  äußeren  Stilformen  bei  dem 
handwerksmäßig-konservativen  Charakter  der  Gußtechnik  in  der  Regel  nicht  so 
prägnant  in  die  Erscheinung  treten,  so  lassen  sich  doch  auch  hier  charakteristische 
Unterschiede  nicht  verkennen.  Dabei  kann  man  sich  freilich  nur  ganz  vereinzelt 
an  chronologische  Daten  halten,  indes  dürfte  es  für  die  zeitliche  Um- 
grenzung der  Massenproduktion  nicht  ohne  Belang  sein,  daß  das  abendländische 
Fabrikationszentrum  Dinant  erst  gegen  das  Ende  des  12.  Jahrhunderts  in  Aufschwung 
kam  12'). 


123)  Mittelalterliches  Bronzegerät,  in  Vorbilderhefte  aus  dem  K.ul.  Kunstsjjewerbe- 
niuseum  7.u   Berlin,  hrsg.  von  Julius  Lessing,   Heft  28,  Berlin  1902,  zu  Tafel   ll    Nr.  2. 

124)  Drei  mittelalterliche  Gießgefäße  im  Privatbesitz,  in  der  Zeitschrift  für  christliche 
Kunst,   Jahrgang  II,   Düsseldorf  ISSO,   Sp.  212. 

125)  Ebendort   Sp.   210. 

126)  Vgl.  die  Sonderschrift  von  Rud.  Arthur  Peltzer,  Geschichte  der  Messingindustrie 
und  der  künstlerischen  Arbeiten  in  Messing  (Dinanderies)  in  Aachen  und  den  Ländern  zwischen 
Maas  und   Rhein  von  der  Römerzeit  bis  zur  Gegenwart,  Aachen   l')i)0. 

127)  Vgl.  insbesondere  H.  Pirenne,  Notice  sur  l'Industrie  du  Laiton  ä  Dinant,  bei  Joseph 
Destree,  Guide  du  visiteur  ä  l'Exposition  de  Dinanderies,  Dinant-sur-Meuse  1903,  Namur  1905, 
S.   22. 


24  ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 

hino  un  in  i  i  l  ol  b  ;i  r  c  oder  doch  weni.usiens  aniiähorndo  zcilliclie  Be- 
st inimunc  ist.  soweit  sich  heute  diis  Material  übersehen  läßt,  nur  bei  drei 
Suicken  in('>uhch.  vielleicht  iieliniit  es  aber  in  der  Fol,t,^e,  deren  Anzahl  zu  vermehren. 

Das  älieste  von  ihnen  ist  das  Gieß.t^efäß  in  Form  eines  krähenden  Hahnes 
aus  der  Sammlun.i;'  i-loh  in  Krefeld,  dann  in  der  Kunstsammlun.i;-  Wilhelm  Peter 
Aletzler  in  Frankfurt  a.  M.,  i;e,i;en\värti.t;"  im  dcM'ti.u'en  Kunst.uewerbemuseum.  Wie 
bereits  der  Katalos:  der  Ausstelluns;"  der  kunst,i;e\verblichen  Altertümer  in  Düssel- 
dorf vom  Jahre  1880^-^)  ausweist,  enthält  es  die  Majuskelinschrift:  „.ANNO  DNI. 
M.C.L.V.CESARIS.FRID.ANNO.IIII.I  HONORE.DI.S.ANDREAE.BLACART. 
RVFUS.Me.OPERAV.",  die  neben  der  kirchlichen  Verwendung  und  dem  Verfertiger 
auch  das  Jahr  11S5  als  Entstehungsjahr  nennt.  Die  Inschrift  wäre  aber  nach  den 
Untersuchungen  von  Alexander  Schnütgen  ^  - ")  erst  nachträglich,  also  nicht  ursprimg- 
lich  angebracht,  mc'ichte  jedoch  die  Zeit  der  Entstehung  „annähernd  richtig"  an- 
geben.   (Abbildung  S.  82.) 

Als  zweites  ist  das  aus  Island  stammende  Löwe  n-Aquamanile  im  Dänischen 
Nationalmuseum  zu  Kopenhagen  zu  nennen,  das  in  seiner  großzügigen,  kraftvoll 
straffen  Körperstilisierung  einzig  dastehen  dürfte.  Seine  Datierung  ermöglicht 
die  Runeninschrift  auf  dem  Brustschilde,  die  auf  eine  Schenkung  „Gott  zu  Lobe 
und  dem  heiligen  Olaf  zu  Vatnsfjord  von  Torvald  und  Tordis"  lautet  und  sich  mit 
den  Jahren  1224,  dem  Jahre  der  Vermählung  beider,  und  1229,  dem  Todesjahre 
jenes  isländischen  Häuptlings,  umgrenzen  läßt^^°).  An  die  Anfügung  dieses  Schildes 
erst  in  späterer  Zeit  zu  denken,  ist  umsoweniger  nötig,  als  er  doch  wohl  gleichzeitig 
die  Gußstelle  an  der  Brust  des  Löwen  zu  verdecken  hat,  wie  sich  auch  andere 
L  ö  w^  e  n  mit  der  gleichen  Anordnung  im  freiherrlich  von  KoUerschen  Privatbesitz 
zu  Baden  bei  Wien^=^^),  im  Museum  zu  Bergen  in  Norwegen  ^^^^  m-,^  jj^  ]f^g]  Kunst- 
gewerbemuseum zu  Berlin  finden.    (Abbildung  S.  36.) 

Das  dritte  Stück  wäre  dann  die  schon  erwähnte,  Samson  auf  dem  Löwen 
darstellende  Gruppe  der  Sammlung  Dr.  Albert  Figdor  in  Wien.  Sie  gilt  in  der  kunst- 
geschichtlichen Literatur,  bei   Karl  Atz^^^^,   Jakob  von  Falke i^*),  den  „Blättern 


128)  Katalog  Nr.  758a. 

129)  Drei  mittelalterliche  Aquamanilien  im  Privatbesitz,  in  der  Zeitschrift  für  christliche 
Kunst,  Jahrgang  II,  Düsseldorf  1889,  Sp.  211,  mit  Abbildung  auf  Tafel  XI,  abgedruckt  in  „Die 
Kunstsammlung  des  Herrn  Wilhelm  Peter  Metzler  in  Frankfurt  a.  M.,  erläutert  von  Heinrich 
Frauberger,    Frankfurt  a.  M.   1897,   S.   17,  mit  Abbildung  von  beiden  Seiten  auf  Tafel  47. 

130)  Nach  B.  E.  Bendixen,  Aus  der  mittelalterlichen  Sammlung  des  Museums  in  Bergen 
III,  in  Bergens  Museums  Aarsberetning  for  1891,  Bergen  1892,  Nr.  5,  S.  7,  dessen  Literatur- 
angaben mir  nicht  zugänglich  sind. 

131)  Abgebildet  in  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentral- Kommission,  Jahrgang  Xll, 
Wien  1867,   S.   XXX. 

132)  Abgebildet  in  Bergens  Museums  Aarsberetning  for  I891,  Bergen  1892,  Nr.  5, 
Tafel  1. 

133)  Kunstgeschichte  von  Tirol  und  Vorarlberg,  Bozen  1885,  S.  211,  mit  Abbildung 
Figur  245,  als  aus  Trient  stammend. 

134)  Geschichte  der  deutschen  Kunst,  Bd.  V:  Geschichte  des  deutschen  Kunstgewerbes, 
Berlin   1888,   S.  55,  und  Abbildung  16. 


VON  DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


25 


für  Kunstgewerbe"  ^  ^  •^),  wie  auf  der  Exposition  rätrospective  des  oeuvres  des  Beaux- 
Arts  in  St.  Petersburg  1904^^'')  irrtümlidi  als  romanisch,  eine  in  der  Chrono- 
logie der  figürlichen  Gießgefäße  des  Mittelalters  nicht  ungewöhnliche  Erscheinung. 
Doch  spricht  die  oben  zitierte  Urkunde  vom  Jalire  1470  über  die  Gründonnerstags- 
stiflung  eines  ,, Gießfasses"  ^^')  im  Einklang  mit  dem  außerordentlich  entwickelten 
Naturalismus  und  der  geradezu  raffinierten  technischen  Behandlung  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  für  die  feste  Ansetzung  gegen  1470.    (Abbildung  S.  47.) 


Abb.  1. 
Münsterschatz  zu  Aachen.    1 2.-1 3.  Jalirh. 


Überblickt   man   nun   die   T  y  p  e  n  r  e  i  h  e   der   mittelalterlichen   figürlichen 
Gießgefäße,  so  ergeben  sich   verschiedene   Gruppierungsmöglichkeiten:   die   Unter- 


135)  Blätter  für  Kunstgewerbe,  red.  von  Josef  Storck,  Bd.  XVII,  Wien  ISSS,  S.  44  und 
Tafel  57. 

136)  Abgebildet  in  Les  Tresors  d'Art  en   Russie,  1904,   Nr.   125,  als  norwegische  Arbeit 
des   12.  Jahrliunderts  aus  der  Sammlung   Hans  Wilczek  in  Wien. 

137)  Vgl.    Karl    Reinfried,    Eine   Gründonnerstagsstiftung  für  die    Pfarrkirche  zu  Ober- 
achern,  in  dem  „Freiburger  Diözesan-Archiv",  Bd.   XXI,   Freiburg  i.  B.  1S90,   S.  303  ff. 


26 


ÜBER   FIGtlRlirilE  (]IESSGEFÄSSE  DES  M  ITT  Kl  ALTERS, 


.vheidiiim'  niu'h  .W  o  ii  s  c  li  c  n-  iiiui  'l"  i  c  r  l'o  r  in  c  ii.  i'insclilicülicli  dcroii  Koiii- 
iMiuitioik'ii.  iKU'h  ()  0  d  ;i  n  k  c  n  k  r  o  i  s  uiul  1 1  c  r  k  u  n  f  t  ihrer  M  o  1  i  \'  o.  nach 
H  i  n  z  e  1 1  i  ,si'  u  r  oder  lUL^i^e.^prochener  ('.  r  n  p  p  e. 

Unter  den  M  e  n  s  c  h  e  n  d  a  r  s  1  e  1  1  u  n  i;  e  n  ist  die  H  ü  s  t  e  n  f  o  r  ni  das 
rei^ehiuißi.i^e.  Die  älteren  Sliieke  sind  treiplaslische  1  lohl.^iisse,  die  nnniittelbar  mit 
der  Hals-  oder  Brust partie  abschneiden  oder  auf  drei  kurzen  Füßen  ruhen,  die 
jünueren  mehr  kunst.uewerMicher  Art  mit  bauchi.tcem  Gefäßkörper  und  ab.iiesetztem 


Alib.  2. 
Ungarisches  Nationalmuseum  zu  Budapest.    12.— 13.  Jalirh. 


runden  Fuß.  Doch  bleibt  auch  bei  ihnen  das  Prinzip  der  Frontalität  gewahrt. 
Das  Eingießen  geschieht  durch  eine  Klappenöffnung  auf  dem  Kopf  oder  Hinter- 
kopf, der  Abfluß  mittels  glatter  oder  figürlicher  Tülle  auf  oder  oberhalb  der 
Stirn;  ein  glatter  oder  ein  figürlicher  Griff  auf  der  Rückseite  in  mehr  oder  weniger 
ausgeprägter  Drachenform  dient  als  Handhabe. 

Zu  jenen  älteren  Arbeiten,  aus  dem  12.  bis  13-  Jahrhundert,  gehören  Gießgefäße 
wie  die  bekannten  Stücke  eines    bärtigen    Mannes    in    der    Toga,    im 


VON  DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


27 


Münsterscliatze  zu  Aachen  (Abbildun,c:  1),  und  die  weibliche  Büste  mit 
fi^ürliclieni  Kopfputz,  im  Uimarisclien  Niitionahiiuseum  zu  Budapest  (Abl")ildun,ü:  2), 
die  unwillküiiiLh  au  a  n  t  i  k  e  Get'äLifornien  ähnlicher  Verwendung  erinnern.  Auch 
sind  Griff  uulI  Aus.t^ußtülle  in  reiner  Zweckform  .^^ehalten  und  noch  frei  xon  dem 
auf  orientalische  Kunst übuni;  zurückgehenden  Drachenniotiv.  Dagegen  fallen 
die  an  beiden  befindlichen   Ranken  Verzierungen  ins  Auge. 


Abb.  3. 
Marienkirche  zu  Stendal.     13.  Jahrli. 

Die  übrigen  Stücke  dürften  in  den  K  o  p  f-  und  B  ü  s  t  e  n  r  e  1  i  q  u  i  a  r  i  e  n 
ihre  Parallelen  finden. 

In  den  strengen  und  großen  Formen  des  12.  und  \].  Jahrhunderls  ist  noch 
das  Gießgefäß  in  dem  Baron  von  Bruckenthalschen  Museum  zu  Hermannstadt  in 
Siebenbürgen  gestaltet,  das  die  Form  eines  bartlosen  Männer  köpf  es 
zeigt,  mit  einem  das  Gesicht  umrahmenden  gebuckelten  Schmuckbande  und  doppelter 
Zickzackliniatur    am    Brustansatz^^^)       Stilistisch    forlgeschrittener.    glatter    und 

13S)  Vgl.  Victor  Roth,  Geschichte  der  deutschen  Plastik  in  Siebenbürgen,  Studien 
zur  deutschen   Kunstgeschichte   Heft  75,  Straßburg  19O6,  S.  6  f.,  mit  Abbildung  Tafel  I. 


28 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


deUülliiTtcr  niinnit  >iLh  die  B  ii  s  t  c  o  i  n  c  s  DiakoiKs  in  dor  Daluuilikii  mit 
betend  erhobenen  Händen  und  das  Gesicht  unisiiiunendeni  stihsierten  Lockenkranz 
aus,  die  im  Jahre  1004  im  Rerhner  Kunsthandel  auftauchte,  deren  Spur  sich  aber 
nicht  mehr  verfolgen  heß.  Und  wie  ihr  Motiv  als  Personifikation  des  wasserspenden- 
den priesterlichen  Gehilfen  ohne  weiteres  auf  den  k  i  r  c  h  1  i  c  h  e  n  Gebrauch  weist, 
so  wäre  dies  auch  bei  dem  ursprünglich  bemalten  und  vergoldeten  Stück  der  Marien- 
kirche zu  Stendal  der  Fall  (Abbildung  3),  falls  dessen  von  Georg  Swarzenski  ver- 
mutete Deutung  als    Büste    eines    Chorknaben    zutrifft '•''")- 


Abb.  4. 
Stiftskirche  zu  Oberwesel.    15.  Jahrh. 

Zweifellos  weltlicher  Provenienz  ist  demgegenüber  die  in  den  ausgespro- 
chenen Formen  des  14.  Jahrhunderts  gehaltene  w  e  i  b  1  i  c  h  e  B  ü  s  t  e  aus  der  Samm- 
lung Floh  in  Krefeld,  wie   ihre  bereits  zitierte,  auf  den  Gebrauch  bei  Hofe  bezüg- 


139)  In  Vorbilderhefte  aus  dem  Kgl.  Kuust,c:e\verbe-Museum  zu  Berlin,  hrstr.  von  Julius 
Lessing,  Heft  28:  Mittelalterliches  Bronzegerät,  Text  von  Georg  Swarzenski,  Berlin  1902,  zu 
Tafel    15,   2. 


i 


VON  DR.  HEINRICH  REIFFERSCHEID. 


29 


liehe  Inschrift  beweist  ^**^).  Das  Gleiche  wird  für  die  im  Cluny-Museum  zu  Paris 
bewahrte  in  ä  n  n  1  i  c  h  e  Büste  anzunehmen  sein,  die  bis  auf  das  fast  identische 
.gravierte  Weinrankenmuster  auf  ,c:epunztem  Grunde  an  ihrem  Halsansatz  geradezu 
als  Seitenstück  erscheint^ -'^). 

Diese  Beispiele  für  die  rein  plastische  Gestaltung  der  Büstenform  mcigen  genügen, 
und  es  erübrigt,  auf  die  vermutlich  erst  dem  15-  Jahrhundert  angehörigen  K  r  u  g- 


Abb.  5. 
Germanisches  Nationalmuseum  zu  Nürnberg.     15.  Jaiirh. 


formen  hinzuweisen,  wie  sich  solche  in  der  Stiftskirche  zu  Oberwesel  (Abbildung  4) 
und  in  Würzburger  Privatbesitz^^-)  befinden.     Untereinander  wieder  sehr  ähnlich, 


140)  Abgebildet  bei  Alexander  Schnütgen,  Drei  mittelalterliche  Aquamanilien  im  Privat- 
besitz, in  der  Zeitschrift  für  christliche    Kunst,   Jahrgang  II,   Düsseldorf  I889,  Tafel   XI. 

141)  Abgebildet  bei  Viollet-le-Duc,  Dictionnaire  raisonne  du  mobilier  fran^ais,  tome  II, 
Paris  1871,  S.  12. 

142)  Abgebildet  in  Vorbilderhefte  aus  dem  Kgl.  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin,  hrsg.  von 
Julius  Lessing,  Heft  28:  Mittelalterliches  Bronzegerät,  Text  von  Georg  Swarzenski,  Berlin 
1902,  Tafel  15,  1. 


30  Ober  i  ir,iiKi.R.nn  cuiSSiiEi  Ässi;  des  mi  tiei  ai  riiKS. 

sind  die  b  ä  r  t  i  c:  e  n  A\  ä  ii  n  c  r  k  (")  p  f  o  l\'i  iliiuMi  /.um  bldl.icii  /icniiotivc  ^f- 
wordc'u. 

Im  Gegensatz  zu  diesen  Hüslenlminen  i>t  die  ni  e  n  s  e  li  1  i  e  h  e  V  o  I  1  I  i  i;  u  r 
als  selbständiges  Ganzes  eine  Seltenheit.  Hier  wiire  etwa  das  Cjiel.>getäÜ  in  Form 
des  V  e  r  w  a  c  h  s  e  n  e  n  M  a  n  n  es  mit  S  c  li  1  a  n  g  e  im  (Germanischen  Na- 
tionalmuseum zu  Nürnberg  (K.  G.  488;  Abbildung  S)  zu  nennen,  eine  .Arbeit  von 
stark  realistischer  .Auflassung.  Bei  einem  Hinguß  in  den  Hinterkopf  erfolgte  der 
.Ausfluß  des  Wassers  ursprünglich  durch  den  Rachen  der  Schlange,  die  der  auf  seinem 
rechten  Bein  knieende  bärtige  Mann  in  der  emporgerichteten  rechten  Hand  hält. 
Erst  später  ward  der  Hahn  am  Unterleib  eingefügt.  Die  Figur  selbst  ist  bar- 
häuptig und  unbekleidet  bis  auf  ein  kurzes  Beinkleid  mit  wulstiger  Kante  und  Strich- 
gravierung. Sie  erinnert  im  Motiv  des  Knieens  mit  aufgestützter  linker  Hand  auf 
vorgeführtem  linken  Knie  an  Figuren  wie  die  eines  der  die  Paradiesströme  verkör- 
pernden Träger  am  Taufbecken  im  Dome  zu  Hildesheim  oder  die  des  sogenannten 
Püsterichs  zu  Sondershausen.  ^*=')  Weist  sich  doch  letzterer  noch  dazu  durch  seine 
entsprechend  kurze  Hose  als  Angehöriger  der  gleichen  Menschenklasse  aus.  Aber  es 
fehlt  den  genannten  Analogien  völlig  jener  schroffe  Realismus,  mit  dem  bei  dem 
Buckligen  des  Germanischen  Museums  Kyphoskoliose  und  verkürzter  Unterkörper 
zur  Darstellung  gebracht  sind,  und  wie  der  Durchbruch  des  Naturalismus  eine 
typische  Erscheinung  der  Gießgefäße  des  IS.  Jahrhunderts  bildet,  so  wird  man  analog 
auch  den  verwachsenen  Mann  mit  Schlange  in  das  15-  Jahrhundert  datieren  dürfen. 

An  Gruppendarstellungen  endlich  kommen  Gießgefäße  in  Betracht  wie  die 
in  Gestalt  des  Aristoteles,  auf  dem  die  P  h  y  1 1  i  s  reitet,  eine  Szene, 
der  ja  die  Legende  eines  Streiches  der  Geliebten  Alexanders  des  Großen  an  dem  alten 
Philosophen  zugrunde  liegt.  Obwohl  also  gänzlich  profanem  Denken  entsprungen, 
bietet  das  Motiv  doch  in  dem  plastisch-symbolischen  Bilderkreise  kirchlicher  Ge- 
bäude Frankreichs  aus  der  Zeit  der  Gotik  eine  nicht  ungewöhnliche  Erscheinung ^^^). 
Es  zeigt  eklatant,  wie  sehr  man  sich  zu  hüten  hat,  die  Darstellung  allein  zum  Maß- 
stab ehemals  profaner  oder  kirchlicher  Verwendung  eines  mittelalterlichen  Aqua- 
manile zu  machen. 

Die  erhaltenen  Exemplare  aus  der  Sammlung  Spitzer  (Abbildung  6)  und  der 
Sammlung  Chabrieres-Arles  ^^■')  lassen  nach  Stil  und  Tracht  der  Dargestellten  bereits 
auf  die  erste  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  als  Entstehungszeit  schließen  und  illustrieren 
trefflich  die  Entwicklungsfähigkeit  des  Formenschatzes  der  figürlichen  mittelalter- 
lichen Gießgefäße. 

Unter  den  T  i  e  r  f  o  r  m  e  n  ist  die  weitaus  überwiegende  Mehrzahl  aller  Gieß- 
gefäße als  L  ö  w  e  n  gestaltet.  Dabei  hat  man  den  Typus  des  stehenden  und 
den  des  h  o  c  k  e  n  d  e  n  Löwen  zu  unterscheiden,  deren  Stückzahl  sich  jedoch  wie 
Regel  zur  Ausnahme  verhält.    Und  von  den  stehenden  sind  wieder  die  mit  dem 


143)  Abgebildet  bei  F.  M.  Feldhaus,  Über  Zweckund  Entstehungszeit  der  sogen.  Piisteriche, 
in  den  ,, Mitteilungen  des  Germanischen   Nationalmuseums",   Jahrgang  1908,  S.   140. 

144)  V?l.    de    Guilhermy,    Iconngraphie    des    Fabliaux,    in    den    Annales   archeologiques, 
hrsg.  von   Didron  aine,  tome   VI.,   Paris  l847,  S.    146  f. 

145)  Abgebildet  bei  Victor  Gay,  Glossaire  archeologique,  tonie  1.,  unter  „Aquamanile", 
S.  40. 


VON  DR.  HEINRICH   REIFFERSCHEID. 


31 


K  o  p  f  in  d  e  r  K  ü  r  p  e  r  a  c  h  s  e  die  gewöimliclien,  und  nur  gele.^entlicli  trifft 
man  auch  solche  mit  s  e  i  t  1  i  c  li  .t:;  e  \v  a  n  d  t  e  m  K  o  p  f  —  im  Dänischen  National- 
inuseum  zu  Kopenhagen  nicht  weniger  als  vier  Exemplare  —  die  indes  schon  zu  den 
reiteren  Arbeiten  zählen.  Die  Deckelklappe  für  den  Einguß  des  Wassers  ist  durch- 
weg im  Scheitel  oder  Hinterkopf  angebracht,  der  Ausguß  geschieht  meist  ver- 
mittelst eines  kurzen  Rr)hrchens  durch  den  Löwenrachen  oder  bei  dessen  seit- 
licher Wendung  in  der   Körperachse  unterhalb  des  äußeren  Ohres.     Auch  nimmt 


Abb.  6.    Ehemals  in  der  Sammlung  Spitzer  zu  Paris.     1.  Hälfte  des  1=;.  Jahrli. 

Nach  Eüiile  Molhiier,   in   La  CoUection  Spitzer. 

die  schlichte  Zweckform  der  Ausgußtülle  bisweilen  die  Gestalt  einer  menschlichen 
Halbfigur^^^),   eines  Tier-^^^)  oder  Menschenkopfes^'*^),  selbst  einer   Kröte^*^)  an. 


146)  Beispiele  im  Dänischen  Nationalmuseum  zu  Kopenhagen  (abgebildet  bei  J.  J. 
Marquet  de  Vasselot,  L'Exposition  de  binant,  in  der  Gazette  des  Beaux-Arts,  Paris  1903,  II, 
S.  474),  South  Kensington  Museum  zu  London  (abgebildet  bei  C.  Drury  E.  Fortnum,  A 
descriptive  Catalogue  of  the  bronzes  of  european  Origin  in  the  South  Kensingto.i  Museum,  Lon- 
don 1876,  PI.  XVI),  Dom  zu  Minden  (abgebildet  in  Die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  von  West- 
falen, Kreis  Minden,  bearbeitet  von  A.  Ludorff,  Münster  i.  W.  19i'2,  Tafel  3m),  wie  der  Galerie 
Liechtenstein  zu  Wien. 

147)  So  im  Dänischen   Nationalmuseum  zu    Kopenhagen. 
14S)  So  in  der  Universitätssammlung  zu  Christiania. 

149)  So  in  derehemaligen  Sammlung  Baron  AlbertOppenheim  zu  Cöln  (abgebildet  bei  Emile 
Molinier,  CoUection  du  Baron  Albert  Oppenheim, Tableaux  et  Objets  d'Art,  Paris  iy04,  Tafel  LXIV). 


32 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTEl.ALTEKS. 


Un.trewölinlicher  ist  die  Anordnunq;  der  Tülle  in  der  Stirn ^'^"j,  wie  zwisclien  oder  neben 
Riichen  und  Nase  des  Löwen^'"),  oder  ,i;ar  der  Verzicht  auf  eine  solclie  bei  Verwen- 
dung' der  Nasenlöcher '■'■•-).  Dag:egen  scheint  >ich  der  in  der  l,(">wenlirust  betindliche 
Ausguß  in  Form  eines  Tierkopfes  auf  jüngere  Arbeiten  zu  beschränken '"'■'). 

Unzweifelhaft  zu  den  ältesten  Stücken,  aus  dem  12.  bis  13.  Jahrhundert,  gehcirt 
der  in  den  Kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses,  früher 
im  .Münzen-  und  Antikenkabinelt  zu  Wien  befindliche  Gießlöwe  (Abbildung  7), 
dessen  Herkunft  leider  nicht  mehr  zu  ermitteln  ist,  zu  dem  sich  aber  im  Germanischen 


Abb.  7. 
K.  K.  Hofmuseum  zu  Wien.    12. -13-  Jahrh. 


Nationalmuseum  zu  Nürnberg  ein  Seitenstück  feststellen  läßt  (K.  G.  580;  Abbildung  8). 
Hier  wie  dort  größtmögliche  Vereinfachung  der  Form,  dabei  auf  Grund  strenger 


150)  So  im   Hamburgischen  Museum  für   Kunst  und  Gewerbe. 

151)  Beispiele  im   Berliner  bezw.    Kopenhagener   Kunsthandel. 

152)  Beispiele  im    Germanischen    Nationalmuseum  zu     Nürnberg,    K.  G.    5S5   und 

153)  Beispiele  im  Berliner  Kunsthandel,  Baj'erischen  Nationalnuiseum  zu  Mün 
Städtischen  Kunstgewerbemuseum  zu  Prag,  Fürstlich  Hohenzollernschen  Museum  zu 
marlngen  wie  in  Pariser  und  Wiener  Privatbesitz.   Vgl.  S.  44  f. 


622. 

chen, 

Sig- 


I 


VON   DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


33 


StilLsierun,!.':  fast  die  .t^Ieiche  Silhouette:  Auf  uni^^elenken,  verhältnismäßi,;^^  kurzen, 
vierkaiili,i;en  Beinen  ruht  ein  \valzenf(")rnii,i;er  Kcirper,  dessen  Achse  sich  in  flacli- 
,!;ekriiinnilen  Kurven  über  die  Achse  des  Kfdrun,^:enen  Halses  in  die  des  aul'Merich- 
ieten  Kopfes  fortsetzt.  Im  ,ti:e(jffneten  Rachen  lie,t;'t  die  Aussuütülle  dein  Unter- 
kiefer auf.  Und  durch  das  Motiv  des  erhol^ienen  Kopfes  mit  aufs;erissenem  Rachen 
wiederum  wird  die  Illusion  Schrecken  erregenden  BrüUens  erzeugt,  um  auf  die  Furcht- 


Abb.  S. 
Germanisches  Nationalnuiseuni  zu  Nürnberg.     12.— 13.  Jahrh. 

barkeit  des  Tieres  hinzudeuten,  in  rein  plastischem  Sinne  halten  sich  dann  die  Haupt- 
charakterisierungsmillel  dieser  frühen  Löwenform  tunlichst  in  der  Fläche.  So  ist 
die  Ausbildung  des  Kopfes  mit  seinen  als  schneckenhirmige  Ornamente  aufgetragenen 
Ohren  gedacht.  Die  Mähne  ist  mehr  andeutungsweise  gegeben  in  flach  aufliegenden, 
reihenweise  übereinander  angeordneten  kleinen  Lockenbüscheln  mit  Strichgravierung, 
der  zur  rechten  Flanke  zurückgeschlagene  Schweif  in  blofjem  Reliel.  Als  Mandhabe 
dient  ein  schematisiertes,  in  einer  Blattform  endigendes  Fabeltier. 

in  den  gleichen  stilistischen  Zusammenhang  gruppieren  sich  andere  Arbeiten 
wie  der  in  der  Dorfkirche  zu  VoLKvinkel,  Kreis  Arnsberg,  aufbewahrte  Löwe  mit 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmiiseum.    1912.  3 


34 


Ober  figürliche  giessge fasse  des  Mittelalters. 


llach,i;ravicrlor  A\ähik'iKUKloiihm,^ '•''■').  (.■luiliLli  Sti'u-ko  in  dor  Art  dor  vorwaiullc'ii 
spülroiiumischen  L  r»  w  e  ii-Aquaiiuinilicn  in  dein  iTiesch-Museuni  zu  Leeuwardeii, 
mit  Mähne  in  t'hkii  ant Heißenden  LockenlnisLik'ln*'^ •''•),  dem  BisclKiflichen  Museum  zu 
Münster  i.  W'..  ohne  A\ähne.  der  Wartbuix  bei  Hisenach.  bei  deren  anscheinend  nacli- 
iräuhch  xeri^oldeleni  und  mit  modernem  (irit'f  versehenen  l:xemp]ar  (Abbilduui;  o) 
bereits  gebuckelte  Lockenbüschel  aut treten  oder  dem  selion  ireier  behandelten  Lriwen 
im  Dänischen  Nationalmuseum  zu  Kopenha.i^en  (D.  S'-)!).  mit  l'lach,i;ravierter  Mähne. 
Die  formale  Weiterentwicklun.i;  des  L  C)  w  e  n  typus  wird  von  dem  Streben 
beherrscht,  die  Vorstellungen,  die  man  sich  von  dem  Könige  der  Wüste  machte, 


Abb.  9. 
Wartburg  bei  Eisenach.    12.— 13.  Jahrh. 


zum  Ausdruck  zu  bringen,  und  schlägt  damit  eine  naturalistische  Bahn  ein.  Zu- 
nächst werden  die  Beine  gestreckt  und  besser  dem  körperlichen  i  Organismus 
eingegliedert,  und  wie  der  Körper  an  Gedrungenheit  verliert,  so  verlieren  sich 
allmählich  auch  jene  älteren  weichen  Übergänge  von  Rumpf  zu  Hals  und  Hals  zu 

154)  Abgebiktet  in  Die  Bau- und  Kunstdenkmiiler  von  Westfalen,  Kreis  Arnsberg,  bear- 
beitet von  A.   Ludorff,  Münster  i.   W.   1906,  Tafel  55. 

155)  Abgebildet  bei  Jos.  Destree,  Het  oude  Koperwerk  op  de  Tentoonstellingen  te  Dinant 
en  te  Middelburg,  in  „Onze  Kunst",  Jahrgang  IV,  1.,  Antwerpen  uiki  Amsterdam  1905,  S.  67, 
Abb.  46. 


VON  DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


35 


Kopf,  und  eine  Ecki.^keit  setzt  ein,  die  bis  zur  Aclisenstellun.t;'  von  Rumpf  und  Glied- 
niiiLien  im  rechten  Winkel  führt.  I3adurcli  kommt  Spannun.ii;  in  den  Ktirper,  die 
im  Verein  mit  dem  stark  aus,i;el">ildeten  Gebif.5  des  leicht  .geöffneten  Rachens  den 
Charakter  des  Grimmig-Drohenden  annimmt.  Freilich  nicht  im  Sinne  der  Lüwen- 
natur,  wie  insbesondere  aus  der  anfän.glichen  Parallelstelluns  der  in  ihrer  Funktion 
als  nahezu  .gleich v/erti.i;'  behandelten  Vorder-  und  Hinterbeine  hervorgeht.  Denn 
ohne  den  Gattungsbegriff  der  Katzenart  zu  erfassen,  hält  man  sich  an  die 
äußeren  C  h  a  r  a  k  t  e  r  i  s  i  e  r  u  n  g  s  m  i  1 1  e  1,  und  es  hat  den  Anschein,  als 
habe  das  durch  den  täglichen  Umgang  vertraute  Stand-  und  Bewegungsmotiv  des 


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Abb.  in. 
Danisches  Nationalniuseum  zu  Kopenhagen.     13.  Jalirh. 


Hundes,  wenn  auch  unbeabsichtigt,  eine  vorbildliche  Rolle  gespielt.  Dies  Tasten 
und  Versuchen,  ohne  die  Utwenform  zu  finden,  nimmt  aber  nicht  wunder,  da  man 
wirkliche  Ij'Kven  wohl  nur  vom  Hörensagen  kannte  und  aus  Darstellungen,  die  eben 
nur  das  Augenfällige  in  der  (jestaltung  von  Kopf,  Mähne  und  Schweif  übermittelten. 
Hier  macht  sich  neben  einem  Weiterbeharren  im  Flächenhaften  eine  zweite  Rich- 
tung mit  der  Tendenz  geltend,  aus  der  Fläche  herauszukommen:  am  Kopf  erfahren 
Augenbögen,  Nasenpartie  und  Rachen  eine  schärfere  Betonung,  die  Mähne  wird 
in  zottigen  Buckeln  gegeben,  um  den  Hindruck  von  Wildheit  und  Kampfesmut  zu 


36 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


verstärkoii.     Als  ZwiscIkMisliilc  siiul  rennen  von  der  Art  des  in  Abbildun.i;   lo  ,i;e- 
jjelH'ik'u  I.iiwen  anzuseilen''^"''). 

In  einer  anseheinend  uleieh/.eilii;'  und  t;leichfalls  in  das  \^.  .lahrlumderi  zu 
setzenden  Cnuppeist  ein  weiterer  Sehritt, i;etan.  IniAlittelpunktestehl  das  bereitszitierte 
datierbare  1.  T)  w  e  n-Aquanianile  des  Dänischen  Nationalinuseums  zu  Kopenha.t^^en 
(Abbildun.i;:  11).  das  an  kühnem  ans  Monumentale  ,t;renzenden  lirfassen  des  K(")rper- 
liehen  und  griflsieherem  Herausheben  des  ori^^uiiseh  Bedeutsamen  unter  den  Gieß- 
.liefälien  seines,i,Meii:hen  nicht  hat.  Get^enüber  jenen  kurz  gehaltenen  Körperformen 
strecken  sich  unter  Beibehalt un.i;-  des  recht\vinkli,t;en  Achsensystems  von  Kopf,  Hals 
und  Rumpf  die  Tierk()rper,  und  es  bei^innt  sich  die  Parallelstellung  der  Beine  zu 
lockern.  Die  Vorderbeine  bleiben  noch  annähernd  vertikal  gericlitet,  dagegen  werden 
die  Hinterbeine    zurückgesetzt,    und  damit  wird   das  Moment  verhaltener   Spann- 


Abb.  11. 
Däniscties  Natinnalmuseum  zu  Kopenhagen.    Zwischen  1224  und  1229. 


kraft  des  Tieres  gesteigert  im  Sinne  des  monumentalen  Bronzelöwen  zu  Braun- 
schweig, den  Heinrich  der  Löwe  im  Jahre  1166  als  trotzig  drohendes  Symbol 
vor  seiner  Burg  Dankwarderode  aufstellen  ließ.  In  den  festumrissenen  Köpfen  wird 
der  Eindruck  des  Furchterweckenden  bis  in  die  Details  verfolgt,  die  plastisch  auf- 


156)  Vgl.  dazu  die   Löwen   D   1081   und   Nr.    IS  247  im   Dänisclien   Natinnalmuseum  zu 
Kopenhagen. 


VON   DR.   HEINRICH   R  EI  FFERSCHEID. 


37 


liegende  zotti.c:e  Mähne  gt^winnt  an  Üppi,i:keit,  der  vordem  nur  in  Relief  an.c^edeutete 
Schweif  l()st  sich  vom  Kiirper  (Abbildung  12).^'") 

Ein  merkwürdiges  und  wie  es  scheint  einzigartiges  Stück  muß  hier  eingeschaltet 
werden.  Es  gehört  der  Sammlung  Michel  Botkine  in  St.  Petersburg  an  und  ist  in 
den  „Tresors  d'Art  en  Russie"^^^)  veröffentlicht.  Dargestellt  ist  ein  Löwe  mit 
seitlich  gewandtem  Kopf  und  auf  seinem  Rücken  in  einem  als  Handhabe  gedachten 
hohen  sattelarligen  Aufbau  mit  einwärtsgeschweiften  Enden  eine  bekleidete  mensch- 
liche  Figur.    Sie  ist  quer  auf   dem   Löwen  sitzend  gegeben    und   läßt  sich   viel- 


Abb.  12.     Kgl.  Kunstgewerbeniuseuni  zu  Berlin.     13.  Jalirh. 

leicht  mit  der  typischen  Darstellung  der    indischen   Göttin  Sarasvati  in  Parallele 
setzen  1^"). 


157)  Vgl.  dazu  die  gleichfalls  mit  einem  Brustschild  ausgestatteten  Löwen  aus  Freiheniich 
von  Kollerschem  Privatbesitz  zu  Baden  bei  Wien,  abgebildet  in  den  Mitteilungen  der  K.  K. 
Zentral- Kommission,  Jahrgang  XII,  Wien  1867,  S.  XXX,  und  im  Museum  zu  Bergen  in  Nor- 
wegen, abgebildet  in  Bergens  Museums  Aarsberetning  for  1891,   Bergen  1892,   Nr.  5,  Tafel  I. 

158)  Les  Tresors  d'Art  en    Russie,  tome   11,  St.   Petersburg  1902,   Nr.   19. 

159)  Vgl.  die  Abbildung  bei  Albert  Grünwedel,  Buddhistische  Kunst  in  Indien,  Hand- 
bücher der   Kgl.  Museen  zu   Berlin,  Museum  für  Völkerkunde,   Berlin   1900,   S.    lui,   Nr.  46. 


38 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


ronnal  schlicl.il  sich  mm  der  ^lolJo  .u' c  k  r  tui  1  c  I,()\\c  des  (jcniumisLlicn 
Natioiuilmusoums  zu  Nürnberg'  (K.  (j.  SSS;  AMMKlim,^;  1^  au.  ein  r'raehtsliick  in 
seiner  Art,  das  jedoeli  erst  um  die  Wende  des  13.  zum  M.  Jaliilumdert  enlslanden 
sein  dürfle.  Im  Standmoliv  läül  sieh  wiederum  das  I  lundevorlMld  nicht  verleu.^nen. 
Dabei   Hes;!   der   il.uiptakzent  auf  dem   auUerordentHch   leltensvoll  ,i;esla.Ueten  Kopf 


Abb.  13. 
Germanisches  Nationalmuseuni  zu  Nürnberg.     Um  1300. 

mit  einer  Krone  aus  gotischem  Blattwerk,  die  die  durch  den  Zweck  des  Tieres  gefor- 
derte Eingußöffnung  verdeckt,  mit  weit  geöffnetem  Rachen  und  stattlich  in  gewellten 
Vertikalsträhnen  über  Hals  und  Brust  herabrieselnder  Mähne.  Im  einzelnen  sind 
Rachenhöhle,  Zunge  und  das  mit  scharfen  Eckzähnen  ausgestattete  Gebiß  in  ent- 


VON  DR.   HEINRICH   REl  FFERSCHEID. 


39 


wickeltster  Detaillieriin,c:  segeben  und  selbst  die  durch  die  Öffnung  des  Rachens 
liedingte  Muskelspannung  und  Hautfältehing  ist  in  der  Oberflächenbeliandiung  der 
Kopfseiten  zum  Ausdruck  gekuigt.  Und  wenn  das  Wasser  durch  die  Nasenloclier 
geleitet  wird  an  Stelle  einer  dem  Rachen  eingefügten  Ausgußtülle,  so  erhält  dadurch 
das  Ganze  einen  phantastischen  Hinschlag.  Higenartig  ist  ferner  die  Bildung  des  sich 
aus  fünf  Haarsträhnen  entwickelnden  Schweifes,  der  im  Kreuz  des  Lcnven  durch 
einen  Steg  gestützt  zum  Löwenkopfe  reicht,  um  hier  als  Griffverstärkung  in  einem 
gewundenen  und  sich  verdickenden  Ende  umzubiegen. 


Abb.  14. 
Germanisches  Nationalmuseum  zu  Nürnberg'.    14.  Jahrh. 

Am  Ende  der  Reihe  stehen  dann  Erzeugnisse  wie  ein  anderer  Liiwe  des  Germani- 
schen Nationalmuseums  zu  Nürnberg  (K.G.  6^0;  Abbildung  14)  oder  ein  stilistisch  davon 
nicht  allzu  entferntes  Stück  im  Dome  zu  Minden^'''"),  beide  vou  fast  erstarrter  Struktur 

160)  Abgebildet  in  Die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  von  Westfalen,  Kreis  Minden,  bearbeitet 
von  A.   Ludorff,  Münster  i.   W.   1902,  Tafel  30. 


40 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


uiki  .vluirlkainii:or  l-:iiizt.'Kiin\-IilMldunu  und  mtuuiIücIi  or.sl  ans  diMU  II.  .lahiiiiiiKlcrl. 
lliik'ii  ,l:osc11i  >i>.'li  iiikli  das  kurzbeinige  1.  (•  w  c  n-Aqnanianilc  des  ( .crnianisclien 
NatiDiuiliiiusennis  tK.  (..  h)l:  Abbildung  I^)  bei.  mit  sorgsam  stilisierlcr  .uebnckelicr 
A\iihiie  und  /airiieki;cbi),uoneni.  in  eine  Hlatllorni  auslautendem  Scliweif  als  Handhabe. 
nie  A\elirzahl  der  eiiialienen  I.  o  w  e  n-Aquamanilien  scheint  im  Verlaute  des 
14.  .lahrhunderts  bis  in  das  1  v  .lalirluindert  hinein  entstanden  zu  sein.  Der  I.()\ven- 
lypys  — das  läl.U  sieh  wohl  schon  aus  dem  derzeit  vorlie.uenden  Alaterialbestande  enl- 


Abb.  15. 
Germanisches  Nationulnniseuni  zu  Nürnberg.    14.  Jalirli. 


nehmen  —  ist  weder  die  urspriin,i;liche,  vielleicht  nicht  einmal  die  ursprün.s^lich  vorherr- 
schende Form  des fi,i;iirlichen  mittelalterlichen  Gießgefäl.5es.  Währenddes  14.  Jahrhun- 
derts hat  sich  nun  eine  Art  Normalschema  herausgebildet,  das  trotz  aller  Varianten 
konstant  bleibt.  Man  trifft  es  analog"  bei  den  Pferde  formen,  von  denen  einzelne 
nach  der  Tracht  der  auf  ihnen  befindlichen  Ritter  sich  bereits  für  die  erste  Hälfte 
des  14.  Jahrhunderts  ausweisen,  und  auch  die  Typen  der  wild  dreinschauenden 
Löwenköpfe  entsprechen  im  wesentlichen  schon  solchen  chronologisch    gesicherter 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


41 


Trägerfi.miren,  wie  sie  beispielsweise  an  dem  bronzenen  siebenarniigen  Standleuchter 
der  Marienkirche  zu  Kolberg  vom  Jahre  1^27  oder  an  der  Bronzefünte  der  Nikolai- 
kirche in  Kiel  von  1344  vorkommen  ^"M. 

Auf  vorwärts  gestemmten  Vorder-  und  stärker  zurückgestemmten  Hinter- 
beinen, eine  Anordnung,  die  gleichzeitig  ein  sicheres  Stehen  des  Gießgefäßes  er- 
m()glicht,  ruht  in  fester  organischer  Verbindung  ein  straff  gespannter  K(")rper  mit 
kräftig  ausladender  Brust  und  geradeaus  oder  zur  Seite  gewandtem  Kopf.  Dabei 
geht  die  Tendenz  auf  tunlichste  Ausgestaltung  der  Form,  ohne  daß  es  gelungen  wäre, 
sich  von  dem  unbewußten  H  u  n  d  e  vorbild  gänzlich  loszumachen. 


Abb.  16. 
Wartburg  bei  Eisenach.    14.— 15-  Jalirh. 


Wenn  sich  die  K(")pfe  nicht  selten  auch  weit  vom  IJiwenartigen  entfernen,  so 
herrscht  doch  der  Charakter  des  Raubtierhaften  vor  durch  die  Gestaltung  des  Rachens, 
der  in  der  Regel  ein  starkes  Gebiß  zur  Schau  trägt,  teilweise  mit  scharfen  Fangzäimen, 
auch  wohl  mit  hervorgekehrter  Zunge.    An  ihm  wie  an  der  Nase  werden  bisweilen 


161)  Abgebildet  bei  Albert  Mundt,  Die  Erztaufen  Ncirddeutschlands  von  der  Mitte  des 
XIII.  bis  zur  Mitte  des  XIV.  Jaiirhunderts,  Leipzig  190S,  Tafel  XXVI  und  XXVII  bezw. 
Tafel  XXXII. 


42 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MI  rnn.AI  TERS. 


Haure  duivh  Punkt iLTiiUi;  odcv  Striclu'luim'  aimcdcuk'!.  Die  Aui^cii  zeii^cii  unltT 
abc:esetzten  Au,!icnb(»,iion  in  doii  m>ii  l.idoni  uinraiulcU'n  Au,i;'äpl"eln  zisclicrk' 
Pupillen,  hier  und  da  Aui;enlMauen  und  Wimpern  in  Slrieli.i^iax  ieruni;.  Die  rundlich 
^■eht>hlten  Ohren  siuvl  in  typischer  Wiederholun.i;  quer,i;estelU. 

Die  .Mähne  hat  die  nianiu",i;falti,c^te  Cjestaltun.t;'  erlahren.     Hald  ist  .sie  reheliert 
treiiehen    in   .stärker   oder   -schwächer   .uelnickellen    Lockenlni.schehi    beziehini,t;s\vei.se 


Abb.  17. 
Germanisches  Nationalmuseuni  zu  Nürnberg.    14.— 15.  Jahrh. 

in  gewellt  aufliegenden  Haarsträhnen,  bald  flach  graviert  in  meist  sorgsamer  Sti- 
lisierung. Doch  lassen  sich  bei  aller  Variierung  in  Anordnung  und  Ausdehnung  zwei 
Grundformen  unterscheiden.  Die  eine  bietet  im  naturalistischen  Sinne  ein  zusammen- 
hängendes, Hals  und  Brust  mehr  oder  minder  bedeckendes  Ganzes,  die  andere  nur 
die  Andeutung  einer  Mähne,  einen  den  Kopf  des  Tieres  umgebenden,  stilisierten  Haar- 
kranz an  vertikal  gerichtetem  glatten  oder  verzierten  Halskragen. 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


43 


Wie  die  Mähne,  so  lial  :uicli  der  Sclnveit',  dessen  reliefniiißi,i,^e  Wiedergabe  nnn- 
niehr  überliolt  zu  sein  sclieinl.  neben  der  naturalistischen  eine  stilisierte  Fassung 
erhalten.  Dem  Tiercharakter  enlsprichl  die  hängende  I-orni  des  Schweifes,  ge- 
wrihnlich  unter  Anlehnung  der  Quaste  an  das  rechte  oder  linke  Hinterbein  des  Löwen, 
ein  durch  technische  Rücksichten  gefordertes  Motiv,  durch  das  gleichzeitig  der  Ein- 
druck des  Wedeins  hervorgerufen  und  damit  die  Wirkung  der  Lebendigkeit  verstärkt 
wird.  In  der  anscheinend  gleichzeitigen  stilisierten  Form  wird  er  s-ff)rmig  zu  dem 
schematisierten  flenkeltier  zurückgebogen  und  ist  glatt  bis  auf  Knoten  und  Stachel, 


Abb.  is. 
Germanisclies  N;itii»n;iliiuiseuni  zu  Nürnberg'.     14.— 1: 


lahrli. 


nicht  selten  unter  Andeutung  von  Haaren  in  Strichgravierung,  oder  er  ist  in  seinem 
unteren  Ende  mit  Buckeln  oder  Büscheln  verziert,  die  als  Haarbüschel  aufzufassen, 
auch  wohl  als  solche  durch  Gravierschnitt  kenntlich  sind.  Entsprechend  zeigen 
die  Beine  bei  mehr  oder  weniger  ausgeprägter  Tatzenform  des  öfteren  Andeutung 
von  Behaarung,  von  einfacher  Punktierung  oder  Strichelung  bis  zu  ziselierten 
Büscheln.     Beispiele  sind  in  den  Abbildungen  16—20  geboten. 


44 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


hic  in  Ktirpi.'rl\'li.i!Kllim^  iiiui  Staiklniotiv  ,i;aii/.  ii  a  t  ii  r  a  1  i  s  1  i  s  c  h  cr- 
t'al.>t(.Mi  Ticrlonik'ii  >iiul  im/.woik'lliall  die  jüii^ston.  aus  dL-ni  IS.  .laluiuiiklcrt.  linier 
X'erziLiii  auf  oine  i^esoikiorlc  Handhabe  in  loiin  eines  Griffes  oder  1  lenkellieres  ist 
1\M  ihnen  vhe  RÜLkbie,i;imi;  des  Schweifes  zum  l.iiwenkopfe  die  Re,i;el.  Dabei  stellt 
si«.h  der  Schweif  in  beiderseits  abirefhichter  seharfkanti,i;er  l-onn  ein,  mit  Knoten 
und  aufi:ericlitelen  geflammten   Haarbüscheln  in  dravierschnitt,  und  ist  aus  einem 


I 


Abb.  19. 
Germanisches  Natiüiuilmuseuni  zu  Nürnberg.     14.— 15-  Jahrb. 


organischen  Gliede  zum  bloßen  Ziermotive  geworden.  Gleichzeitig  bemerkt  man  den 
Wasser ausgul]  in  der  Brust  des  Tieres.  Als  Beispiele  m()gen  Löwen  dienen  wie  die 
im  Bayerischen  Nationalmuseum  zu  München^"-),  im  Städtischen   Kunstgewerbe- 


162)  Abgebildet  in  den  Mitteilungen  der   K.  K.  Zentral- Koniniissiön,  Jahrgang  XII,  Wien 
1S67,   S.    XXIX. 


VON   DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


45 


iiiiiseuni  zu  Pra.e;  (Abbildiin.ü;  21)  und  die  einander  iilmlichen  Sliicke  in  Pariser  ^''^) 
bezw.  in  Wiener^"-*)  Privatbesitz. 

Das    Glanzstück   der    Lr»\vendarstellun,i;-   liietet    dann   jenes   verniutlicli   ,t;e,i;-en 
1470  anzusetzende  S  a  ni  s  o  n-Aquanianile  der  Saininluni;  Dr.  Albert  Figdor  in  Wien, 


Abb.  20. 
Germanisches  Natinnalinuseum  zu  Nürnberg.     15.  Jahrh. 


eine  außeri;e\vr)hnlich  scheine  Gruppe  von  starker  Bewe^un^"  (Abbildung  22).    Gegeben 
ist  Samson  im  Sinne  der  Erzählun.i;-  des  alten  Testamentes  i«'').    Als  bartloser  Jiin.tiiing 


163)  Abgebildet  be  Victor  Guy,  Glossaire  archeologique  du  nioyen  äge  et  de  la  renaissance, 
tnme  1,  Paris  1SS7,  S.  40. 

IM)  Abgebildet  in  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentral- Kommission,  Jahrgang  XI 1, 
S.   XXX. 

165)   Liber   ludicum,  cap.   14. 


46 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


mii  hw^  über  dio  SLiuilkTii  walk'iuicMii  Ihuir.  diMii  'rrä.^cr  seiner  Stärke,  silzl  er, 
festlich  zur  Braiitscluui  .i:ekleide).  aiil  dem  Ivüekeii  eines  wilden  jiii^endkrät tilgen 
Löwen,  im  Be.i^rilf,  diesem  mit  beiden  Händen  ober-  nnd  Unlerkieler  des  ihm /u- 
.iivwandlen   Rachens  auseinanderzureiben  : 

..Irriiit  auleni  Spiritus  Dumini  in  Sanrson.  et  dilaeera\it  lennem,  quasi  hoed.um 
in  fusira  discerpeiis,  nihil  omnino  habens  in  manu". 

l:ine  weitere  S  a  m  s  o  n-l)arstellun,i;\  die  auch  tür  I.iehthalter  nicht  uni^ewrilm- 
lich  ist.  dürfte  sich  im  Britischen  Museum  zu  London  befinden  '""). 

\on  hockenden  l.owen  sind  mir  auf  deutschem  Boden  bisher  nur  zwei 
Lxemplare   bekannt    ,ue^^"l■den.    die.   ,i;anz    auf    Lflekt    komponiert,    erst     in     das 


I 


Abb.  21. 
Städtisches  Kunstgewerbemuseum  zu  Pni,!;'.     15.  J.iJTrli. 


späte  Mittelalter  zu  datieren  sein  dürften.  Zu,i;;runde  liegt  ihnen  das  orientalische 
Motiv  des  von  drachenartigen  Fabelwesen  bedrohten  Tieres.  Aber  an  Stelle  des 
einen  im  Nacken  angreifenden,  als  Handhabe  des  Gießgefäfks  gestalteten  Dra- 
chen haben  sich  diese  sitzenden  Löwen  noch  eines  weiteren  Angreiferpaares  zu  er- 

166)  Vgl.  C.  Drury    E.    Fditnum,   A   descriptive    CiituloRue  of  tbe  bmnzes  of  european 
Ori,e:in  in  tiie  South    Kensington  Museum,   London   1876,  S.    I15. 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


47 


weliren,  das  von  unten  her  seine  Kcipfe  segen  die  Unvenbrust  richtet  und  mit  den 
um  deren  Hinterpranken  geschlungenen  Schwänzen  die  Weichen  der  Löwen  um- 
klammert hält.  Und  die  Ij'Kven  versuchen  nun,  mit  autgestemmlen  Vorderpranken 
je  einen  der  Drachen  am  Halse  niederzuhalten.  Dabei  findet  sich  die  Art  des  Nieder- 
haltens eines  kleineren  Tieres  durch  ein  sitzendes  größeres  gleichfalls   in  der  Kunst 


Abb.  22. 
Sammlung'  Dr.  Albert  Fitjdor  zu  Wien.    Vermutlich  gegen  1470, 


des  Ostens,  ja  des  äußersten  Ostens  vorgelMldet,  in  Stücken  wie  dem  Torlöwen  von  den 
Sommerpalästen  bei  Peking,  von  dem  das  ethnographische  Museum  zu  München 
eine  verkleinerte  chinesische  Nachbildung  bewahrt^"^). 

Bei  den  Gießgefäßen  nun  wird  der  Eindruck  des  Phantastischen  noch  dadurch 
erhöht,  daß  die  Ohren  der  Lr)wen  der  Wassereinführung,  deren  Nasenlöcher  dem 


167)  Abgebildet  in   Hirth's   Formenschatz  1902,  Nr.   132. 


48 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


Wasseraiisl'luL!  dienen.  Aber  so  lebens\oll  die  l);irs(elliinu  aiieh  ersonnen  ist.  der 
Raubiieivluirakter  ist  ni>.'ht  im  entferntesten  ,t;etrollen.  Ans  den  Kopien  der  \'on  drei 
Seiten  lvdrän,i;ten  L.owen  nioelite  man  vielmehr  eine  Art  köstlichen  Beha,i;ens  herans- 
lesen,  und  das  Moment  der  Wildheit  beschränkt  sich  im  wesentlichen  auf  den  ueiiff- 
iieten  Rachen,  die  iippiu  in  stilisierten  l.ockenbiischeln  wnciiernde  A\ähne  und  die 
weiteren  zottii^en    Biischelreilien    an    Au,i;en,    Rachen,    \'orderpranken,   und    Cjesäß. 


Abb.  23. 
Museum  für  Kunst  und  Gewerbe  zu  Hamburg.     15.  Jalirh. 


Der  Schweif  ist  nach  Art  der  älteren  Unven  reliefiert  gegeben  und  zur  rechten  Flanke 
geschkigen,  wie  aucli  die  Schwanzenden  der  Fabelwesen  in  Blattfornien  auslaufen. 
Mit  Rücksicht  auf  das  v(")llig  übereinstimmende  Motiv  und  dessen  analoge 
Fassung  erscheint  nun  die  Herkunft  der  beiden  aus  vergoldetem  Gelbgul3  gefertigten 
Stücke  nicht  ohne  Interesse,  insofern  sie  für  eine  Einfuhr  auf  dem  Seewege  spricht: 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID.  49 

das  eine  stammt  aus  einer  allen  Flensbur,i;"er  Patrizierfaniilie  und  befindet  sich  M'eKt^n- 
wärti.c:  im  Museum  für  Kunst  und  (lewerbe  zu  Hambur.tc  (Abbildun.t^  23),  das  andere 
gelangte  aus  Wismarer  Privailu\si(z  in  die  Sammlung  des  Barons  Albert  Oppenheim 
in  Giln^"«). 

Sonst  kommen  hockende  l.<i\ven  als  Leuchterfiiße,  auch  wohl  als 
Leuchlerverzierung  vor,  wofür,  um  nur  diese  zu  nennen,  der  im  Schlesischen  Museum 
für  Kunstgewerbe  und  Alterliimer  zu  Breslau  bewahrte  kleine  sitzende  Löwe  aus 
der  dortigen  Elisabethkirche  oder  das  von  Viollet-le-13uc  publizierte  Exemplar  des 
Cluny-Museums  zu  Paris ^**^)  Beispiele  bieten. 

Nächst  den  in  unverhältnismäßig  starker,  fast  erdrückender  Überzahl  vor- 
handenen Gieß  1  ö  w  e  n  —  der  Sprachgebrauch  kennt  ja  überhaupt  nur  solche  — 
scheint  der  P  f  e  r  d  e  t  y  p  u  s  unter  den  Tiergestaltungen  der  figürlichen  mittel- 
alterlichen Gießgefäße  eine  Hauptrolle  gespielt  zu  haben.  Dabei  finden  sich  neben 
der  einfachen  P  f  e  r  d  e  f  0  r  m  Gießgefäße,  die  als  berittene  J  ä  g  e  r  oder 
als  Ritter  zu  Pferde  gestaltet  sind.  Bei  ihnen  pflegen  die  Reiter  die  Stelle 
der  figürlich  oder  glatt  behandelten  Handhabe  einzunehmen,  aber  es  kommen  ins- 
besondere bei  den  älteren  Arbeiten  auch  gesonderte  Grifformen  vor.  ist  bei  den 
Pferden  die  Eingußöffnung  für  das  Wasser  durchgehends  auf  deren  Hinterkopf  an- 
gebracht, so  bildet  dafür  bei  den  Reiter-Aquamanilien  der  Kopf  des  Reiters  die  Regel, 
mitunter  ist  die  Deckelklappe  auch  wohl  dem  Pferdekopfe  eingefügt.  Auslaufen 
kann  das  Wasser  bei  den  ältesten  Stücken  uurch  das  geiVffnete  Maul  des  Pferdes, 
sodann  vermittelst  einer  in  der  Pferdestirn  befestigten,  aufwärts  gerichteten  kurzen 
Röhre  und,  offenbar  unter  Beschränkung  auf  die  jüngeren  Arbeiten,  durch  eine  tier- 
kopfartig  gestaltete  Öffnung  inmitten  der  Pferdebrust. 

Die  formale  Entwicklung  des  Pferde  typus  vollzieht  sich  im  wesent- 
lichen der  bereits  betrachteten  des  Lr)wen-Aquamanile  parallel. 

An  die  Spitze  darf  man  wohl  ein  eigenartiges  Gebilde  im  Germanischen  National- 
museum zu  Nürnberg  stellen,  das  dort  bisher  als  „Tier  mit  spitzem  Kopfe  (Schwein  .^)" 
bezeichnet  wurde,  in  dem  man  jedoch  mit  ziemlicher  Sicherheit  den  frühen  Darstellungs- 
versuch eines  Pferdes  erkennen  kann  (K.  G.  S82;  Abbildung  24).  Von  schwachen, 
ungelenken  kurzen  Beinen,  deren  vordere  fast  bis  zur  Unkenntlichkeit  zerstörte, 
deren  hintere  dagegen  noch  deutlich  wahrnehmbare  Hufe  aufweisen,  wird  der  in 
einfachen  Umrißlinien  gehaltene,  gebauchte,  doch  an  den  Flanken  eingezogene  K()rper 
getragen.  Stark  und  gedrungen  ist  der  Hals,  klein  dagegen  der  keilhnmige  Kopf 
mit  der  richtig  beobachteten  Rundum;  der  Ganaschen.  Fast  ganz  in  der  Fläche 
verläuft  der  über  der  Stirn  reliefiert  aufliegende  Schopf  samt  der  auf  der  linken  Hals- 
seite sichtbaren,  nur  schwach  gestrichelten  Mähne,  nicht  minder  die  umrandeten, 
mandelförmigen  großen  Augen  mit  gestrichelten  Wimpern  darunter.  Dabei  haben 
die  Augäpfel  bei  dem  Mangel  jeder  Andeutung  von  Pupillen  etwas  archaisch  Glotzendes. 


168)  Abgebildet  bei  Friedrich  Seiilie,  i)ie  Kunst- und  (leschiL-iitsdenkniüler  des  Großherzoff- 
tums  Mecklenburg-Schwerin,  Bd.  II,  2.  Aul!.,  Sciiwerin  i.  M.  1S')<),  S.  219,  sowie  bei  Emile 
Molinier,  Cnllectinn  du  Bamn  Albert  Oppenheim,  Tableau.x  et  Objets  d'Art,  Paris  iyo4, 
Tafel  LXIV. 

1C9)  Abgebildet  bei  Vi(illet-le-E)uc,  Dictionnaire  raisnnne  du  nrnbilier  l'rani;ais,  tnme  II, 
Paris   1871,  S.  63. 

Mitteilungen  aus  dem  Genii;inischen    Natioualmuseuni.  1912.  4 


50 


ÜBER   riÜLiRLICHE  GIESSGEFÄSSE   DES  MIITELALTERS. 


UikI  wie  die  NrisUTiu  so  sind  die'  ,i;'espil/ttMi  kleinen  Ohren  nnd  der  .gerade  lierab- 
hiiiiiiende,  sich  nach  unten  verjün,i;ende  kurze  Schwanz,  den  ein  späterer  n'ihren- 
arti^er  Ansatz  verdeckt,  wenii;'  mehr  als  bloß  an.nedeutet.  Als  (jriti  dient  ein  stab- 
tornilKer.  an  Kamm  und  Kreuz  des  Pferdes  an,i:;ei;:osseiier,  ,t;ialter  Henkel. 

Zu  dieser  zweifellos  frühen  l'lerdelorm  ,i;ibt  es  nun  einzelne  ähnliche  Stücke, 
die  zusammen  als  Repräsentanten  des  älteren  Plerdetypus  .igelten  können. 

Da  ist  zunächst  der  Messiivi^xiiß  in  lorm  eines  gleichfalls  un,t,^ezäimiten,  ,t;' e- 
sattelten  Pferdes  aus  der  Pfarrkirche  zu  Kirchsahr,  der  .gegenwärtig  im 
Diöcesan-.Wuseum  zu  Trier  bewahrt  wird  (Abbildung  25). 


Abb.  24. 
Germanisches  Natinnalmuseum  zu  Nüriiberc:.    12.— 13-  Jahrh. 


Wiederum  auf  niedrigen  Kürperstützen,  die  über  unförmigen  Hufen  gerade 
aufsetzen,  ein  gedrungener  Rumpf  mit  kleinem,  sich  in  die  Ausflußröhre  fortsetzen- 
dem Kopf,  wiederum  die  unverhältnismäßig  großen,  ovalen  Glotzaugen.  Schopf 
und  Mähne  sind  in  Strichgravierung  angedeutet,  ebenso  Brust-  und  Bauchriemen 
des  plastisch  aufliegenden  Sattels,  dessen  kreuzweise  übergeschlagene  Steigbügel 
in  naturalistischem  Sinne  wiedergeben,  wie  man  ein  Pferd  nach  dem  Ritte  sich  selbst 
zu  überlassen  pflegt.  In  der  gleichen  naturalistischen  Absicht  sind  auch  Geschlechts- 
teile angefügt.  Der  gerade  herabhängende  geflochtene  Schweif  hält  sich  tunlichst 
in  der  Fläche  des  Körpers,  und  die  Blattendigung  des  im  übrigen  glatten  Henkel- 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


51 


griffes   vervollständi,e:t   die  spätromanische   Gesamterscheinung   des   Stückes;  doch 
könnte  es  sich  auch  nur  um  spätromanische  Reminiszenzen  handehi. 

Als  weitere  Analoga  kommen  drei  als  berittene  Jäger  gestaltete  Aquamaiiilien 
in  den  Nationalmuseen  zu  Budapest^^"),  Kopenhagen  (Abbildung 26)  und  Stockholm 
in  Betracht.  Sie  zeigen  bis  in  rein  äußerliche  Motive  eine  auffallende  Verwandtschaft 
untereinander.  Gemeinsam  ist  ihnen  die  Anordnung  des  Ritters  auf  ungezäumtem 
gesattelten  Pferde  von  einfachem  Umriß,  mit  kurzen  geraden  Beinen,  einem  in  Relief 
gegebenen  Stück  Wild  vorn  am  Sattel  und  einem  freiplastischen  vorwärts  gewandten 
kläffenden  kleinen   Hund  quer  auf  dem  Plerderücken,  hinter  dem   Reiter.     Dieser 


Abb.  25. 
Biscliöfliches  Diöcesan-Museum  zu  Trier.  12.— 1 3.  Jahrh.  (  ?  ) 


bläst  an  dem  Stockholmer  Stück  noch  deutlich  in  ein  Hörn,  das  er  in  seiner  rechten 
Hand  hält.  Im  übrigen  ist  das  Kopenhagener  Aquamanile  die  besterhaltene  Replik 
und  dürfte  nach  Kopfbedeckung  und  Schildform  des  in  Waffenrock  und  Kapuze 
gehüllten  Ritters  bereits  auf  die  Frühzeit  des  13.  Jahrhunderts  weisen,  wie  auch 
der  nach  Art  einer  Kleeblattbogeiihälfte  gestaltete  glatte  Henkelgriff  des  Gieß- 
gefäßes ganz  im  Sinne  des  Spätromanischen  erscheint.     In    den  weiteren    Zusam- 


170)  AbiJjebildet  in,,Die  historischen  Denkniiiler  Ungarns  in  der  l,S9f''er  Millenniums- Landes- 
ausstellung", Teil  1,  red.  von  L)r.  Bela  Czobor,  Budapest- Wien  (1903),  S.  7U,  Abb.  93. 

4* 


52 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE   DES  MITTELALTERS. 


iikMiluinu  i;elH"'ren  dann  Stücke  wie  das  (ließiietäl,!  dt'r  Sanmilinn;  Dr.  Albeii  Tii^dor 
in  Wien  (Abbildim.i;'  27).  das  uloiLlil'alls  einen  anl  einem  I  lorn  blasenden  berillenen 
J  ii  ,u  e  r  darstellt. 

Zu  dieser  älteren  Torni  des  Reiter-.Aquanianile  tritt  dann  der  'lypus  des  .ge- 
rüsteten Ritt  e  r  s  a  ii  s  d  e  r  F:  p  o  e  h  e  d  e  r  ,u'  r  o  ß  e  n  K  r  e  u  z  x  ü  k  e. 
Beispiele  haben  sieh  in  Gieß.iiefäßeii  erhalten  in  der  Art  des  Ritter-Aquanianile  der 
Sainniluiiir  Martin  Le  Roy,  das  einen  Geharnischten  in  Waffenrock  und  Rin.uliaulte 
mit  gezücktem  Schwert  imd  Schild  darstellt ^^^),  wie  der  entsprechend  ,i;ekleideten 


Abb.  25. 
Dänisclies  Natinnalmuseum  zu  Kopenliagen.     Frülies  13.  Jalirh. 

Ritterfigur  des  Dänischen  Nationalmuseums  zu  Kopenhagen  (Abbildung  28).  Nach 
Analogie  jener  Kreuzritterstatuette  im  Nationalmuseum  zu  Florenz  ^•-)  wird  auch 
sie  ursprünglich  mit  Lanze  und  Schild  ausgestattet  gewesen  sein.  Außer  dem  Reiter 
sind  bei  den  genannten  .Aquamanilien  noch  besondere  Henkelgriffe  vorgesehen.  So 
einmal  das  kleine  drachenartige  Fabeltier,  das  auf  dem  Rücken  des  Pferdes  auf- 


171)  Abgebildet  im  Catalogue  officiel  d'Exposition  retrospective  Paris  1900,  S.  29,  Nr.  396. 

172)  Abgebildet  in   Hirth's   Formenschatz  1907,  Nr.  15. 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


53 


setzend,  sich  mit  den  Vorderfüßen  auf  die  Schultern  des  Ritters  stützt  und  seinen 
Rachen  .tce.^en  dessen  Hinterkopf  richtet,  und  ähnhch  die  stilisierte  Rankenwin- 
dun,i;'  .gleicher  Anordiunri;'. 

(jei^en  Schluß  des  1^.  Jahrhunderts  endet  die  gewaltige  Kreuzzut^^sepoche, 
und  in  der  abendländischen  Welt  .s^eht  Rittertum  und  höfisches  Wesen  allmählich 
seiner  Blüte  entgegen.  Und  so  spielen  denn  seit  der  Wende  des  U.  und  des 
14.  Jahrhunderts,  insofern  für  die  Chronologie  der  Arbeiten  nicht  erst  das  14.  Jahr- 
hundert in  Frage  kommt,  an  Stelle  der  Kreuzritter  die  T  u  r  n  i  e  r  r  i  t  t  e  r  eine  be- 


Abb.  27. 
Sammlung  Dr.  Albert  Figdor  zu  Wien.     Frühes  13.  Jahrli. 


vorzugte   Rolle.     Hs  ist  das  offenbar  wiederum  der   Niederschlag    der   Bedeutung 
jener  ritterlichen  Kampfspiele  im  Rahmen  des  iKHischen  Lebens. 

Den  formalen  Übergang  zeigt  das  Kopenhagener  Aquamanile  (Nr.  9094)  mit 
einem  Ritter  in  Topf  heim,  Ringpanzer  und  verziertem  Waffenrock,  der  mit  der  linken 
Hand  das  Pferd  zügelt  und  in  der  geschlossenen  rechten  vermutlich  eine  Lanze  führte. 
Obwohl  sich  der  Ritter  schon  gänzlich  aus  dem  streng  vertikalen  Schema  geir)st  hat, 
eignet  dem  Pferde  noch  das  ältere  Standmotiv  mit  den  parallel  gestellten  Beinen. 


54 


ÜBER    FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE   DES  MITTELALTERS. 


Docli  haben  diese  ,t;e,^eniiber  denen  jener  friilieren  Pferde  eine  weitere  Sirecknn.i,^ 
erfahren,  und  wie  sie  sind  aut.'h  der  Rumpf  und  die  iil">ri,i;en  GhedinatJen  des  Tieres 
freier  und  lehcnsxoller  uestahct. 

heil  il(thepiinkt  der  Ritterdarstelhins;en.  soweit  ich  diese  zu  übersehen  ver- 
niaii'.  iiiniiui  das  reichziselierte  Gieß.^efäL^  in  CjeslaU  eines  ,i;eriistelen  'furnier- 
ritters  im  Nalidnahiiuseum  zu  Florenz  ein.  das  in  formalem  wie  technischem 
Sinne  ein  dlanzstiick  repräsentierl  (Abbijdun,i;  2(j).  Dabei  ist  der  Be.i^riff  des  Pferdes 
zu  dem  des  edlen  Kampfrosses  ,i;esteii;'ert,  bei  vollem  Hrfassen  der  'l'ierform  in  Ver- 
binduiiii'  mit  jenem  typischen,  bereits  bei  den  Gießlöwen  betrachteten  Standmotiv 
der   zurücki^estellten    Hinterbeine.      Entsprechend   weist   die    Rüstung   des    Ritters 


Abb.  28. 
Dänisches  Nationulinuseuni  zu  Kopenhagen.    13.  Jahrb. 


in  die  Zeit  vom  Ende  des  13.  bis  in  die  ersten  Jahrzehnte  des  14.  Jahrhunderts,  in 
Topfhelm  und  den  sogenannten  lederstreifigen  Panzer  gehüllt  und  mit  Lanze  und 
Schild  bewehrt,  sitzt  er  geradeaus  gerichtet  in  hochlehnigem  Sattel  und  hält  mit  der 
Linken  den  Zügel  des  mit  verzierter  Zaddeldecke,  dem  Gelieger,  behängten  Pferdes. 
In  diesem  Zusammenhang  wäre  noch  ein  Gießgefäß  aus  der  Sammlung  Baron  Albert 
Uppenheim  in  Cöln  zu  nennen,  obwohl  es  an  formaler  Durchbildung  dem  vorigen 
weit  nachsteht.  Wie  der  Ritter  in  Ringelhemd  und  enganliegendem,  unten  ausge- 
zacktem Waffenrock  nebst  Topfhelm  mit  Helmzier  schon  durch  seine  Tracht  dem 


VON  DR.  HEINRICH   REIFFERSCHEID. 


55 


vorgeschrittenen  14.  Jahrhundert  angehört,  so  lassen  auch  die  schlanken,  harten  Formen 
des  wiederum  verzierten  Pferdekr)rpers  an  dessen  zweites  Viertel  denken  (Abbildg.  30). 


Abb.  20. 
Königliches  Nationalmuseum  zu  Florenz.     Um  1300. 

Noch  ein  zweites  Hauptstück  birgt  das  Nationalmuseum  zu  Florenz  (Abbildung  31 ). 
Dargestellt  ist  ein    j  u  g  endlicher    Ritter    mit  dem  Turnierkranze  auf  dem 


56 


ÜBER    FIGÜKLICHE  ÜIESSGE FASSE   DES  MITTELALTERS. 


Haupte  und  einem  Szepter  in  der  rediten  Hand,  während  er  mit  der  linken  den  Pferde- 
ziii^el  Irält.  lir  traut  den  Riui^elpanzer.  dariilu'r  einen  verzierten,  in  spitzen  Laschen 
endigenden  Wall'emdck.  \ei'inulliLh  aus  der  Zeit  ,i;'e,i;en  Mitte  des  II.  Jahrluinderts, 
und  ein  Seliwert  an  dem  c.iirlel.  Sein  Kopf  zeigt  ganz  den  Cliarakter  des  damaligen 
Idealtypus:   das  desiclit  ist  ebenmäßig  schini  gestaltet,  und  es  fällt  das  gegen  die 


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Abb.  30. 

Aus  der  Sammlunö;  Albert  Oppenheim  zu  Cöln.     1.   Hälfte  des  14.  Jalirli. 

Nach  Emile  Moliuier,  Collection  du  Baron  Albert  Oppenheim. 


Stirn  kurz  gehaltene  Haupthaar  an  den  Seiten  und  hinten  in  regelmäßig  gewellten 
Lockensträhnen  herab.  Das  Pferd  mit  beweglichen  gravierten  Zierplättchen  an 
dem  Brustriemen  ist  über  und  über  ziseliert,  dabei  erscheint  es  durch  die  schachbrett- 
artig gemusterten  Kreisformen  an  Hals  und  Rumpf  als  Apfelschimmel  gekennzeichnet. 


VON  DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


57 


Verwandt  ist  ein  Stück  im  Dänischen  Nationalniuseum.  aus  Valby  bei  Kopenha^^en^ '^), 
ähnlich  ein  weiteres  in  den  Sammlungen  des  Grafen  Hans  Wilczek  auf  Burg  Kreuzen- 
stein hei  Wien. 

Bei  ihnen  ist,  also  in  der  Zeit  um  l^SO,  bereits  jenes  Standmotiv  mit  vorge- 
streckten Vorder-  und  stärker  zurückgesetzten  Hinterbeinen  zur  Anwendung  ge- 
langt, das  sich  wie  bei  den  Löwen  so  auch  bei  den  Pferdeformen  wiederholt,  wohl 


Abb.  31. 
KöniL'-liches  NatioiKilnuiseum  zu  Florenz.     Mitte  des  1-1.  J.ilnii. 


bis  in  das  15.  Jahrhundert  hinein.  Als  Beispiele  sind  noch  zwei  weitere  Aquamanilien 
des  Dänischen  Nationalmuseums  zu  Kopenhagen  anzuführen,  das  eine  in  Form  eines 
Ritters  in  Maschenpanzer  und  Topfhelm,  mit  einem  gezückten  Schwert  in  der  Rechten, 

173)  Abgebildet  bei  Hermann   Liier  und  Ma.\  Creutz,  Geschichte  der  Metallkunst,   Bd.    I, 
Stuttgart  1904,  S.  319,   Fig.  244. 


58 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


inöi^licherweise  schon  uns  Jor  ersten  Iliiine  des  II.  Jalirluinderts^'*),  das  andere 
in  der  Gestalt  eines  un.ijesatlellen  und  un.uezäuniten  Pferdes  (Nr.  MDCCIll)  eben- 
dort.  Ganz  sclienialisch  ist  dann  der  uleiLiie  Typus  vertreten  in  Pferden  wie  dem 
der  Saniniluui;'  lüii^en  \on  .^\iller  zu  AiLliholz  in  Wien  oder  dem  im  ( jermanischen 
NatiiMKiImuseum  zu  Nürnberi;  (K-  Gi.  (04:  .Abbildung;   M). 

Unter  den  Pferdetypen  hebt  sich  endhch  eine  charakteristische  .^esclilossene 
( iruppe  heraus,  die  sich  chronolo.^iscli  unzweifelhaft  mit  dem  Iv  Jahrhundert  fest- 
lei^en  läßt.  Das  Germanisclie  Nationalmuseum  zu  Nürnlter.i;'  besitzt  davon  drei 
Stücke,  durch  die  die  formale  Wandkuii;-  nicht  tun-  trefflich  illustriert,  sondern  auch 


Abb.  32. 
Germanisches  Nationalmuseum  zu  Nürnberg.     14.— 15.  Jahrh. 

die  Angliederung  weiterer  Arbeiten  ermöglicht  wird.  In  ihnen  zeigt  sich  ein  unver- 
kennbares Gelingen  nach  der  naturalistischen  Seite,  daneben  doch  auch  eine  gewisse 
Übertreibung  oder  eine  Verknricherung  der  Tierform. 


174)  Abgebildet  wegen  der  eigenartigen  Sattellehnen  bei  August  Demmin,  Die  Kriegs- 
waffen, 3.  Auflage,  Gera-Untermhaus  1S91,  S.  392,  desgl.  bei  J.  J.  Marquet  de  Vasselot,  L'E.xpo- 
sition  de  Dinant,  in  der  Gazette  des  Beaux-Arts,  Paris  1903,  II,  S.  479,  sowie  bei  Hermann 
Liier  und  Ma.\  Creutz,   Geschichte  der  Metallkunst,   Bd.   I,   Stuttgart   1904,  S.  319,    Fig.  244. 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


59 


So  stellt  das  eine  Gießti:efäß  (K.  G.  712;  Abbildun.ii:  33)  des  Germanischen  Mu- 
seums ein  stark  gestrecktes  Pferd  dar,  einem  Karrengaul  nicht  unähnlich,  mit  hängen- 
dem formlosen  Kopf,  steif  aufgesetzten  Vorder-  und  gespreizt  zurückgestellten  Hinter- 
beinen, daran  in  Gravierschnitt  angedeutete  Haare.  Die  Augäpfel  ciuellen  aus  den 
Lidrändern  liervor,  am  Maule,  mit  herabhängender  Zunge,  sind  große  spitze  Eck- 
zähne angedeutet,  die  Mälme  liegt  der  linken  Halsseite  in  gravierten  Buckeln  auf. 
Auf  niedrigem  Sattel  sitzt  in  den  Steigbügeln  ein  barhäuptiger,  bärtiger  Ritter,  der 
mit  der  recliten  Hand  den  Zügel,  in  der  vorgeführten  linken  einen  aufwärts  gerich- 
teten Dorn  hält.  f:r  trägt  die  seit  dem  Ende  des  14.  Jahrhunderts  übliche  Schecke 
mit  engen,  bis  zur  Handwurzel  reichenden  Ärmeln  und  einem  oberhalb  der  Hüften 


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Abb.  33. 
Germanisches  Natioiialnuiseuni  zu  NünibeiK.     1.   Hälfte  des  15.  Jahrh. 


liegenden  verzierten  Gürtel,  an  dessen  rechter  Seite  der  Dolch  ausgebrochen  zu  sein 
scheint,  glatte  Beinkleider  und  lange  spitze  Schnabelschulie.  Mit  dem  in  fünf  Spitzen 
zugestutzten  Bart  und  dem  in  der  Mitte  gescheitelten  viergeteilten  Haupthaar  in 
Gravierschnitt  verkörpert  er  die  Modefigur  der  hussitisclien  Zeit,  nach  Analogie  des 
vermutlich  als  Doppellichtträger  zu  ergänzenden  Bronzeleuchters  der  Sammlung 
Dr.  Albert  Figdor  zu  Wien,  eines  unverkennbaren  Seitenstückes  (Abbildung  34), 
das  Gustav  E.  Pazaurek  in  seiner  schon  zitierten  Abhandlung  über  „Alte  und  neue 


60 


ÜBER   FIGÜRLICHE  ÜIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


Beleuchtungskörper"  erstmalig  ven'Hfonlliclil  liat  ''•'"').  Damil  winde  sich  aucli 
für  das  Gießgefäi.)  die  erste  IhUfte  des  IS.  Jahrhunderts  als  liiitstehungszeit  ergeben. 
Die  zeithche  Nähe  beider  Stücke  erheHt  aber  nicht  nur  aus  verwandten  Zügen 
wie  der  äiuihch  gekiinsteiten  Barttracht  hcl  ganz  identischer  Kopthaltung  mit  der 
Blickrichtung  schräg  nach  oben  und  der  last  entsprechenden  enganliegenden  Kleidung, 
sondern  auch  aus  gemeinsamen  Details.  So  zeigt  die  Leuchterfigur  an  der  Schecke 
als  Knöpfe  die  freilich  nicht  unge\\t)hnliche  Pimzenverzierung  aus  kleinen  Kreisen 


Abb.  34. 
Leuchtertiäy:er.     Sammlung  Dr.  Albert  Fi,s,'d(ir  zu  Wien.     1.   Hälfte  des  15.  Jiihrli. 


mit  betontem  Mittelpunkt,  die  sich  am  Gürtel  des  Reiters  und  an  dem  rein  deko- 
rativen Zaum-  und  Sattelzeug  seines  Pferdes  wiederfindet,  ja  selbst  zur  Darstellung 
der  Pupillen  des  Pferdes  hat  herhalten  müssen.  Es  sind  das  alles  Übereinstimmungen, 
die  in  dem  vorliegenden  Falle  in  der  Herkunft  beider  Bronzegüsse  begründet  sein 


175)  In    den    Mitteilungen    des    nordböhmischen    Gewerbemuseums,    Reichenberg    1904, 
S.  43  und  vorhergehende. 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


61 


ni(),ii:en:  wie  das  Aquamanile  des  Germanischen  Museums  aus  Ludesch  bei  Bludenz 
in  Vorarlberg  stammt,  so  ward  jener  Leuchter  im  benachbarten  Tirol,  bei  dem  Augu- 
stinerkloster Neustift  unweit  von  Brixen  ausgegraben. 

Die  beiden  anderen  Stücke  des  Germaiiisclien  Museums  sind  mehr  Durch- 
schnittsarbeiten. 

Etwa  in  die  gleiche  Zeil,  rund  die  1.  Hälfte  des  IS.  Jahrhunderts,  geh(')rt  das 
zweite  Ritte  r-Aquamanile  (K.  G.  584;  Abbildung  35)  des  Germanischen  Museums. 
Dargestellt  ist  auf  ungesatteltem  Pferde  ein  jugendlich-bartloser  Ritter  in  geschei- 


Ahb.  35. 
Germanisches  Nationalinuseum  zu  Nürnberg.     1.   Hälfte  des  15.  Jahrli. 


teltem  rundgeschnittenen  Haar,  einer  vorne  genestelten,  in  der  Taille  gegürteten 
kurzen  Schecke  mit  weiten  Unterärmeln,  engen  Beinkleidern  und  spitzen  Schuhen. 
Er  hält  die  Arme  zur  Seite  gebreitet,  deren  schräg  emporgerichtete  Hand- 
flächen zu  je  einer  ringf(")rmigen  Öffnung  überleiten,  die  den  Anschein  erwecken, 
als  habe  das  Gießgefäß  gleichzeitig  als  Doppelleuchter  Verwendung  gefunden.  Dem- 
gemäß liegt  der  aus  kreuzförmig  gespaltenen,  dem  Außenteil  der  Trense  ähnlich 


02 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSÜEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


irefomiten  Gliedern  bestellende  Züirel  dem  Kamm  des  Pferdes  auf.  An  dem  scliarf- 
kanti.i^en  Kopfe  mit  der  typisch  hervoriiekehrten  Zun.t^e  sind  Scliopl  und  Mähne 
in  üppi.i^en,  sorsisam  i^vdrehten,  kurzen  LoLkenbüscheln  aufi^etra.uen  und  an  den  Beinen, 
in  deren  Slellun.i;  noch  jenes  feste  Schema  nachklins^l.  fehlen  auch  die  Hufeisen  nicht. 
Un.iileich  entwickelter  ist  das  dritte  Pferd  (K.  G.  262;  Abbildung  36)  ge.^eben, 
einmal  in  der  naturalistisclien   Durchmodellierun.i;  des  Pferdek()rpers,  daini  auch  in 


Abb.  36. 
Germanisches  Nationahnuseum  zu  Nürnberg.     15.  Jahrb. 


der  detaillierten  technischen  Wiedergabe.  Dabei  ist  gleichzeitig  das  konventionelle 
Standmotiv  zugunsten  natürlichen  Stehens  aufgegeben  und  die  charakteristische 
Stellung  des  Pferdekopfes  bei  kurz  gehaltenem  Zügel  getroffen,  im  einzelnen  sind 
am  Kopf  außer  Zunge  und  Nüstern  Lippen  und  Zähne  herausgearbeitet,  und  an  den 
Beinen  sind  wiederum  die  Hufeisen  nicht  vergessen.  Die  an  der  rechten  Halsseite 
liegende,  reliefmäßig  gewellte  Mähne,  Schopf  und  Schweif  sind  kräftig  graviert.  Aus 
wimperlosen  Lidern  treten  die  langgezogenen  Augäpfel  mit  ihren  ziselierten  runden 
strichartig  verlaufenden  Pupillen  hervor,  und  unverhältnismäßig  groß  wie  sie  sind  die 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


63 


tütenförmie^en  Oliren  .c:ebildet.  Das  Zaumzeu,?  zeigt  wieder  die  bei  den  späteren  Ar- 
beiten des  ()fteren  vorkommende  Verzierun.i;'  aus  aneinandert^ereihten  punzierten  kleinen 
Kreisen  mit  betontem  Mittelpunkt.  Späteren  Charakters  ist  ferner  das  sich  im  Nacken 
des  Pferdes  festbeißende  an.t;eMossene  Tiergebilde  in  seiner  schematischen,  die  Tier- 
und  Henkelform  kombinierenden  Gestalt  bei  weit  aufs^erissenem  Maul  und  leicht 
sich  windendem  Schweifende. 

Mit  Hilfe  dieser  Stücke  läßt  sich  noch  eine  Reihe  weiterer  Pferde  chrono- 
lo,i;isch  unterbrins^en.    Da  ist  es  insbesondere  eine  im  Motiv  unter  sich  en,i;verwandte 


Abb.  37. 
St:uitssammluiisx  vaterl.  Altertümer  zu  Stuttgart.     15.  Jahrh. 

Gruppe  von  Gießgefäßen,  die  sich  zu  je  einem  Exemplar  in  der  Staatssammlun.i^- 
vaterländischer  Altertümer  zu  Stutt,ö:art  (Abbildung  37),  dem  Fürstlich  Hohenzollern- 
schen  Museum  zu  Sigmaringen  ^"*)  und  dem  Cluny-Museum  zu  Paris^^')  befinden. 
Gemeinsam  ist  ihnen,  daß  sich  auf  dem  Rücken  des  naturalistisch  durchgebildeten 


\7<')  Abgebildet  bei  I.H.  von  Hefner-Alteneck,  Die  Kuiistkannner  Sr.  Kgl.  Hoheit  des 
Fürsten  Carl  Anton  von    Hohenzollern-Sigmaringen,  München   1S67,  Tafel  IS  E. 

177)  Abgebildet  bei  Viollet-le-Duc,  Dictionnaire  raisonne  du  mobilier  frangais,  tome  II, 
Paris   1S71,   S.   13. 


64 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


Pferdebirpers,  mit  Hin.iiuBöffiuintr  auf  dem  Kopf  und  tierkopfaili.ir  ,ii:estaUeter  Aus- 
flußrohre vorn  in  der  Brust,  in  vrtlli^er  Verkt'iinuni;  des  orientalischen  (irund.t^^edan- 
kens  des  sich  festbeißenden   1  k'nkclticies,  lusti,i;e  kleine  Tieri:;ebilde  inil  rückwärts 


Abb.  38. 
Königliches  Nationalmuseum  zu  Florenz.     15.  Jahih. 

gewandtem  Kopf  zu  schaffen  machen,  die  bei  dem  Stuttgarter  und  dem  Sigmaringer 
Pferde  mit  ihren  Füßen  in  den  Zügel  greifen.  Und  im  einzehien  findet  sich  bei  dem 
Stuttgarter   Giefigefäß  auch  jener  gotische,  kreuzförmig  gespaltene  Außenteil  der 


VON  DR.  HEINRICH   REIFFERSCHEID.  Ö5 


Trense  wieder,  bei  dem  Si,iiinarin,t::er  und  dem  Pariser  Aquamanile  daneben  jene  kreis- 
fürmi,i,^e  Punzenverzierunt;-  mit  betontem  Mittelpunkt.  Weiter  wären  etwa  Stücke 
wie  das  P  f  e  r  d  des  Bayerischen  und  der  P  f  e  r  d  e  t  o  r  s  o  des  Dänischen  National- 
museums hier  anzureihen,  durchaus  Arbeiten  aus  der  Spätzeit  des  Mittelalters. 

Als  G  r  u  p  p  e  n  d  a  r  s  t  e  1 1  u  n  ,ic  kommt  ein  drittes  Reite  r-Aquamanile 
des  Nationalmuseums  zu  Florenz  in  Betracht,  dessen  Motiv  dem  mittelalterlich- 
kirchlichen Bilderkreise  entlehnt  ist :  der  h  e  i  1  i  ,^'  e  Ritter  Georg  als  D  r  a- 
c  h  e  n  b  e  k  ä  m  p  f  e  r  (Abbildung  38).  Damit  hat  gleichzeitig  das  orientalische 
Drachenmotiv  seine  christliche  Umbildung  erfahren.  Der  Heilige  in  der  Tracht 
der  Kriegsmannen  des  IS-  Jahrhunderts  hat  sich  im  Sattel  erhoben  und  wendet  sich 
nach  rechts  zurück,  um  mit  voller  Kraft  die  von  beiden  Fäusten  gehaltene  Lanze 
dem  Drachen,  der  bereits  das  rechte  Hinterbein  des  Pferdes  zur  Hälfte  erklommen 
hat,  in  den  Rachen  zu  stoßen.  Und  das  im  Dahinschreiten  gegebene  Pferd  richtet 
den  Kopf  zur  Seite,  dem  Vorgange  zu.  Es  zeigt  in  Gravierschnitt  mit  Punzenver- 
zierung die  damals  übliche  reiche  Art  des  Sattelzeugs  und  enthält  bei  einer  Einguß- 
öffnung in  seinem  Hinterkopf  die  tierkopfartig  gestaltete  Ausgußtülle  wiederum  vorn 
in  der  Brust. 

Nach  den  bisherigen  Erörterungen  dürfte  sich  eine  gleich  ausführliche  Be- 
handlung der  Tiertypen  erübrigen,  deren  formale  Entwicklung  Hand  in  Hand  geht 
mit  der  der  betrachteten  E  ö  w  e  n-  und  P  f  e  r  d  e-Aquamanilien.  Auch  unter- 
scheiden sie  sich  von  jenen  im  Grunde  doch  nur  durch  äußere  C  h  a  r  a  k  t  e- 
r  i  s  i  e  r  u  n  g  s  m  i  1 1  e  1,  unter  deren  Anwendung  einmal  Hirsche,  das  andere 
Mal  VV  i  d  d  e  r  und  wieder  ein  anderes  Mal  H  u  n  d  e  entstehen.  Die  Stückzahl  dieser 
Typen  ist  eine  nur  beschränkte. 

So  seien  von  den  1 1  i  r  s  c  h  f  i  g  u  r  e  n  nur  zwei  charakteristische  Exemplare 
herausgegriffen:  der  Hirsch  von  der  Insel  Mors  (Limfjord)  im  Dänischen  National- 
museum zu  Kopenhagen  (Abbildung  Y))  und  der  des  Germanischen  Nationalmuseums 
zu  Nürnberg  (K.  G.  492;  Abbildung  40).  Die  Eiiigußöffnung  ist  bei  beiden  im  Kopfe 
angebracht,  dagegen  die  tierkopfartig  gestaltete  Ausgußtülle  bei  dem  Kopenhagener 
Stück  im  Maule,  bei  dem  des  Germanischen  Museums  in  der  Brust.  Und  dieser 
ja  für  die  früheren  beziehungsweise  späteren  Arbeiten  typischen  Anordnung  ent- 
sprechen die  Körperformen.  Der  Kopenhagener  Hirsch  zeigt  bei  einfachen 
Umrißlinien  vertikal  gerichtete,  bereits  gestreckte  Läufe,  einen  kurzen  gedrungenen 
Rumpf  mit  fließenden  Übergängen  in  Hals  und  Kopf,  und  in  dem  aufgerichteten 
Kopf  das  wie  zum  Schreien  geöffnete  Maul  mitsamt  der  Tülle.  Die  Augen  treten 
unter  den  Augenbögen  nur  flach  hervor,  die  Ohren  sind  lediglich  in  Form  kleiner, 
seitlich  angesetzter  Buckel  gegeben.  Dabei  beschränkt  sich  die  Charakterisierung 
als  Hirsch  auf  Anfügung  eines  Geweihes  und  Wiedergabe  von  Schalen  und  Ballen 
an  den  Füßen.  Jedoch  irilt  in  dem  stattlichen,  über  und  über  ziselierten  Henkel- 
tier in  Gestalt  des  sich  im  Nacken  des  Hirsches  festbeißenden  Drachen,  dessen  Schweif 
in  einer  fünfteiligen  Blatt  form  endigt,  die  orientalische  Grundidee  so  prägnant  wie 
selten  zutage.  Alles  in  allem  ist  an  einer  Entstehung  des  Gießgefäßes  im  13.  Jahr- 
hundert kaum  zu  zweifeln. 

Demgegenüber  erweist  sich  der  Hirsch,  des  Germanischen  Museums  durch- 
aus als  Arbeit  der  Spätzeit,  des  15.  Jahrhunderts.     Bei  verhältnismäßig  hart  und 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum.     1912.  k 


66 


ÜBER   FICiilRLK'.liE  GlKSSr.E  1  ÄSSE   DES  MITTELALTERS. 


iiewaltsani  wirkeiklen  Gesanil Proportionen  ein  unverkennbarer  Zuc:  nach  der  naliira- 
listischen  Seite:  steif  aufstellende  X'orderläufe,  mit  betonter  Muskelpartie  am  Rumple, 
bei  stark  /airück^estreckleu.  in  den  deleukeu  übermäl,ii,i;  ,i;ekuiL-kleu  i  liulerläuleu, 
auf  ihnen  ein  in  die  Läniie  ,i;ezo,!;ener  Rumpf  mit  kräfti.ii'  ausladendem  Hals  und  ein- 
,i:ezo,i;eneni  Kopf,  in  dem  ,!;er)ffneten  Maul  mit  den  Resten  roter  Farbe,  die  auf 
ehemalii^^e  Bemaluui;  deuten,  wiederum  das  Motiv  der  hervorti'ekehrten  Zun,t,T  zwi- 
schen sichtbar  i;emachten  Zahnreihen,  ebenso  sind  aucli  die  Nüstern  an,i;edeutet. 
Die  Au.iiäpfel  haben  ziselierte,  strichfrn'mii!:  verlaufende  Pupillen  erhalten,  die  auf- 
,t;"enchteten  i^espitzten  Ohren  sind  nach  vorn  g'ekehrt.  Und  was  die  spezifische 
llirschforni  anlangt,  so  äußert  sich  diese  bei  richtiger  Naturbeobachtuu,^"  am  Geweih 
in  den  Rosen,  am  Halse  in  der  dem  Hirschhals  eigenen  Abflachung  nach  den  Seiten, 
und    in  der  Gestaltung  der  Füik  nach   Art  des  Zweihufers.      Dagegen  ist   die  als 


Abb.  39. 
Dänisches  Nationalmuseum  zu  Kopenliagen.     13.  Jalirli. 


Henkel   dienende  Tierform  mit   aufgerissenem  Rachen  fast  bis  zur  Unkenntlichkeit 
verkümmert. 

Zwei  weitere  Hirsche  werden  in  der  Universitätssammlung  zu  Christiania, 
ein  einzelnes  Stück  mit  herausgearbeiteter  Eingußtülle  im  Nacken  des  Hirsches 
im  Neapeler  Museum  bewahrt. 


VON  DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


67 


Audi  an  Widder  n  sind  mir  nur  vereinzelte  Stücke  bekannt  .geworden. 
Von  ihnen  luit  das  sclunisle,  vermutlich  aus  der  Zeit  um  1300,  bereits  Jos. 
Deslree^"^)  publiziert  (Abbildun.i;-  41).  Aus  Weesp  in  NordlKtlhmd  stammend, 
i;ehr)rt  es  zu  jenem  älteren,  ,i;rol.itlächi,i;en  Tiertyp  mit  ,i;estrecktem  Körper,  uei'^ide 


Abb.  40. 
Germanisches  Natinnalmuseum  zu  Nül•nbert,^     15.  .lahili. 

auf,t(esetzten  Vorder-   und  straff  zurückgesetzten    Hinterbeinen.    Dabei  ist  die  F:in- 
,i,aißöffnun,i;'    auf    dem  Hinterkopf,  die  Aussußtülle.    in    Form    der  schrä.i;'   aufwärts 


178)   Het  oude  Koperwerk  op  de  Tentoonstc'llingeii  te  biiiaiit  en  te  .Middelhuri;.  in  ,,()nze 
Kunst",  Jahrgang  IV,  Antwerpen  und  Amsterdam   1905,   I,  S.  37  lt.,  mit  Abbildung  Nr.  45. 

5* 


68 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


gerichteten  kurzen  R()lire,  in  der  Stirn  des  Tieres  an.t^ebracht.  Der  Henkel  zei,s;:t  die 
übliche  nrachenforni.  Das  Besondere  der  Widderart  wird  Kf.i^ehen  in  dem  außer- 
(^rdentlich  lehensvoll  ^gestalteten  Kopf  inil  stark  gekrümmten  ll(')nieru,  wie  in  den 
sich  über  den  Kurper  hinziehenden  Reihen  flach,i:,ravierter  stilisierter  Locken 
zur  Andeutunji'  der  Wolle  im  Gegensatz  zu  dem  kurzen  und  nur  punktiert  bezeich- 
neten Haar  an  Kopf  und  Beinen.  Hntsprechend  finden  sich  paarzehige  Hufe  und 
ein  kurzer  Schwanz. 

Das  bei  Trondhjem  in  Norwegen  gefundene  Widder-Aquamanile  des  Dänischen 
Nationalmuseums  zu  Kopenhagen  (Nr.  9093)  zählt  noch  zu  den  Stücken,  bei  denen 
in  Verbindung  mit  kurzem  Körper  Gliedmaßen  und  Rumpf  rechtwinklig  zueinander 


Abb.  41. 
Weesp  in  Nnrdliolland.    Um  1300. 

Nach  Jos.  Destree,  in  „Onze  Kunst",  Jahry.  IV. 


stehen.  Dem  Wasserausguß  dient  das  bloße  Maul,  und,  um  den  Eindruck  des  Wid- 
ders hervorzubringen,  sind  lediglich  dem  Kopfe  nahezu  ringförmig  gebogene  Hörner 
angefügt  und  die  Füße  als  Hufe  gestaltet.  Als  Datierung  kommt  wohl  nur  das 
13.  Jahrhundert  in  Betracht. 

Von  einem  dritten,  mir  in  einer  Abbildung  vorliegenden  Widder  ließ  sich  der 
Aufbewahrungsort  nicht  mehr  feststellen.  Seine  Körperform  ist  in  der  Art  der 
Tierkörper  des  15.  Jahrhunderts  gehalten:  der  Rumpf  gestreckt,  mit  Ausgußtülle 
vorn  in  der  Brust,  steif  aufgesetzte  Vorder-  und  zurückgesetzte,  in  den  Gelenken 
geknickte  Hinterbeine.    Als  Handhabe  ein  bis  zum  Kopf  zurückgebogener,  hier  um- 


VON   DR.   HEINRICH    REIFFERSCHEID.  69 


,e:esclila,c;ener  Uin,i,^er  Schweif  mit  Knoten  und  Buckeln,  in  seiner  beiderseits  abc:e- 
flacliten  kanii,ü:en  Form  ,s:anz  wie  bei  den  spätesten  Löwentypen.  Hinein  Widder 
t:.eniäß  ist,  nelten  den  luifartii^en  Füßen,  nur  der  Kopf  ,t,^eslaltet  mit  Schnecken fcirnii.i,^ 
s;'ewundenen  Hörnern,  betontem   Nasenbein  und  wie  zum  Bhiken  .i^eiiffnetem  Maul. 

Von  den  GieUgefäßen  in  Form  von  H  u  n  d  e  n  scheint  das  in  den  siebzi,t,^er 
Jaliren  des  vori.i^en  Jahrhunderts  in  Wien  gefundene,  defekte  Exemplar  noch  eine 
der  älteren  Arbeiten  zu  sein^"").  Handelt  es  sich  doch  nach  dem  im  „Arclhv  für 
kirchliclie  Baukunst  und  Kirchenschmuck"  veröffentlichten  Holzschnitt  um  den 
Tiertypus  mit  kurzem  Rumpf,  ,c:est reckten,  vertikal  ,t,^erichteten  Beinen  und  erhobenem 
Kopf  mit  Aus,i;iißtülle  in  dem  halb,i;e(')ffneten  Maul,  f^abei  dürfte  die  Hundeart 
wiederum  nur  in  Kopf,  Füßen  und  Schweif  zum  Ausdruck  gelangt  sein.  So  findet 
sich  beispielsweise  auch  das  Ziermotiv  der  Beine  in  Gestalt  gravierter  un.d  punzierter 
Streifen  analog  an  dem  Pferde-Aquamanile  in  dem  Kunstgewerblichen  Museum 
der  Handels-  und  Gewerbekammer  zu  Prag^^°). 

In  das  14.  bis  15.  Jahrhundert  würden  dann  Hunde-Aquamanilien  weisen  wie 
die  im  Kgl.  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin  (Abbildung  42)  und  dem  Bischöflichen 
Museum  zu  Münster  i.  W.,  denen  sich  vermutlich  das  Stück  mit  gebrochenen  Füßen 
und  defektem  Schweif  im  Fürstlich  Hohenzollernschen  Museum  zu  Sigmaringen  ^'''^) 
anreiht.  Bei  ihnen  sind  die  K(')rper  der  Tiere  in  vollster  Spannung  dargestellt:  auf 
vorwärts  gestemmten  Vorder-  und  straff  zurückgesetzten  Hinterbeinen  ein  geschmei- 
diger Rumpf  mit  emporgewandtem  Kopf  und  Ausgußtülle  zwischen  den  Zähnen; 
dabei  sind  die  Köpfe  mit  der  typischen  Blickrichtung  nach  oben,  die  Pfoten  und 
der  gleichsam  im  Wedeln  aufgerichtete  Schweif  ganz  nach  Hundeart  gegeben. 

Sicher  dem  15-  Jahrhundert  angehörig  und  ganz  im  naturalistischen  Sinne 
behandelt  ist  der  Hund  des  Germanischen  Nationalmuseums  zu  Nürnberg  (K.  G.  58}; 
Abbildung  43).  Bei  ihm  verbindet  sich  gute  Beherrschung  der  anatomischen  Ver- 
hältnisse des  Hundekörpers  mit  feinem  Verständnis  der  Hundenatur.  Auf  paarweis 
nebeneinander  geordneten,  fast  zierlich  gestalteten  Beinen,  die  nur  leiclit  mit  den 
Zehen  den  Boden  berühren  und  dadurch  die  Illusion  unruhigen  Hin-  und  Hertappens 
erwecken,  ein  wohlproportionierter  Krnper  mit  tierkopfartiger  Ausgußtülle  inmitten 
der  Brust.  Der  kurze  Kopf  mit  aufwärts  gerichtetem  Blick,  geiiffnetem  Maul,  scharfem 
Gebiß  und  hervorgekehrter  Zunge  sowie  mit  langen  und  breiten,  flachanliegenden 
Ohren  ist  von  größter  Lebendigkeit.  Die  Wirkung  ward  noch  verstärkt  durch  den 
bereits  erwähnten  Auftrag  von  Farben,  von  dem  sich  Reste  im  Rachen  erhalten  haben. 
Dabei  eignet  dem  Gusse  selbst  der  wundervolle  Glanz  einer  ins  Bräunlich- Grün 
schillernden  Metallegierung.  Der  Schweif  ist  geringelt,  der  schematisch  gestaltete, 
sich  im  Nacken  des  Hundes  festbeißende  Drache  mit  sich  gabelnden  Hinter- 
beinen durchaus  im  Charakter  der  späteren  Arbeiten.  Auch  sind  bei  dem  Hunde 
Geschlechtsteile  angefügt,     in  dem  Ausguß  scheint  sich  noch  der  ursprüngliche  Ab- 


179)  Abgebildet  im  Arcliiv  für  kirchliche  Baukunst  und  Kirchenschinuck,  hrsg.  von 
Theodor  Prüfer,   Jahrgang  I,   Berlin  1876,  S.  45- 

iSo)  Abgebildet  bei  K.  Chytil,  Führer  durch  die  Sammlungen  des  Kunstgewerblichen 
Museums  der  Handels-  und  Gewerbekunimer  in  Prag,  Prag  1909,  S.  44. 

181)  Abgebildet  bei  J.  H.  von  Hefner-Alteneck,  Die  Kunstkammer  Sr.  Kgl.  Hoheit  des 
Fürsten  Carl  Anton  von   Hohenzollern-Sigmaringen,  München  1867,  Tafel  18. 


70 


Ober  riGtiRi.u;iiE  giessgekässe  des  Mittelalters. 


^chluLUiahn  zu  betiiulen.  mit  roh  .slili.^iL'rlein  Halmen vo^cl  als  Griff  iiiul  eiiiuesclilaire- 
nein  gotischen  Zeiclic'ii  an  der  einen  Breitseite. 

Gele.iientlich  Jer  Respreclumu  des  L  ("»  w  e  n  lypus  wurde  an  11  u  n  d  e  \(>r- 
bilder  erinnert.  Cierade  der  \'eri;leicli  dieses  Hundes  des  Germanischen  National- 
nuiseums  mit  dem  Löwen-.Aquamanile  im  Städtischen  Kunst.^ewerbemusenm  zu  lYa.i; 
(.Ahbikhnvc  21)  zeijit  die  Berechti.i^^un.i;"  auirenfällii;.  Sind  es  doch  Stücke,  die  trotz 
der  anders  gearteten  Tiergattuni;'  und  abgeselien  \-on  den  spezifisclien  Charakterisie- 
rungsmitteln als  Hund  bezw.  als  LCme  sich  in  K('>rperautfassung  und  Standmotiv 
sehr  ähneln,  ja  fast  gleichen. 

Hier  m(>i;en  einige  Beispiele  pli  an  t  ast  ische  r,  als  Vier  fülHer  gestalteter 
Tiert'ormen  folgen,  die  sich  ohne  weiteres  den  bisher  betrachteten  Typen  anschließen. 


Abb.  42.      Kgl.  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin.    14.— 15.  Jalirli. 

Das  Germanische  Nationalmuseum  zu  Nürnberg  bewahrt  das  Gießgefäß  in 
Form  eines  unbestimmbaren  reißenden  Tieres  (K.  G.  493;  Abbildung  44), 
das  zu  den  originellsten  Schöpfungen  mittelalterlicher  Tieraquamanilien  gehört. 
Es  ist  ein  nHlicher  Gelbguß  mit  reicher  Strichgravierung  und  stellt  ein  kurzbeiniges 
phantastisches  Raubtier  dar  mit  seitlich  gewandtem  Kopf  und  gerade  herabhängen- 
dem Schweif,  das  sich  zweier  Fabeltiere  zu  erwehren  hat,  von  denen  das  größere 
dem  Gießgefäße  als  Handhabe,  der  Kopf  des  kleineren  als  Ausflußröhre  dient. 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


71 


Vorlrefflicli  beobaclilet  ist  der  Ausdruck  beha,t;lichen  Fressens  bei  dem  Fkupt- 
iier,  das  in  halbi;ei)ftneleni  Rachen  mit  scharfen  Zälmen  und  siclitbar  .gemachter 
Zun.^e  den  j-lals  des  ihm  quer  im  Nacken  aufsitzenden  kleineren  Tieres  zu  zermalmen 
scheint.  Dabei  zählt  dessen  vorwärts  gerichteter  Kopf  zu  den  glücklicheren  Lösungen 
des  Wasserausgusses  an  Stelle  jener  ganz  unorganisch  in  der  Krirperachse  befindlichen 


>.i.-'^i»2,T&iViÄ4. 


Abb.  43. 
Germanisdies  Nationalmuseum  zu  Nürnberg.    15.  Jahrh. 

AusgußlüUen.  Nicht  minder  gelungen  erscheint  das  Henkeltier,  das  sich  am  Ohre 
der  Hauptfigur  festgebissen  hat  und  sich  dabei  mit  den  hinteren  Füßen  auf  deren 
Kreuz,  mit  den  vorderen  auf  den  K()rper  des  kleinen  stützt. 

Die  chronologische  Einreihung  der  Arbeit  ist  nicht  ohne  Schwierigkeiten,  da 
es  an  eigentlichen   Vergleichsobjekten  fehlt.     Die  rechtwinklige  Achsenstellung  in 


72 


ÜBER    FIüllKLICllL  GIESSGEFÄSSE   DES  MITTEI.ALTEKS. 


dem  auf  kurzen  Reinen  rulienden  KiMper  der  Haupt fi.iiur  niil  plastisch  empfundenem 
llenkellier  spräche  für  eine  ünlslehunu  in  spälromanisclier  Zeil.  da.i;ei;en  weist  ins- 
besondere der  zur  Seite  .ueNvandte.  für  starke  Sehla.iisciiallen  schartkanlii;  ziseherte 
Kt'pt  an  uus,^eprai;l  .gotische  Stücke.  Lind  so  wird  man  mit  der  Datieruns;  in  das 
14.  Jahrhundert  hinah.i^ehen  müssen. 

Die   übri,L:en   pliantastischen    XiertüLiier  entwickeln  sich   aus    Pferde-  oder 
Löwe  n  körpern. 


Abb.  44. 
Germanisches  Nationalmuseum  zu  Nürnberg.    14.  Jahrb. 


So  das  Einhorn  im  Museum  zu  Bergen  in  Norwegen  die  typische  Pferde- 
form des  14.  bis  15-  Jahrhunderts  mit  schematisiertem  Drachen  als  Handhabe. 
Nur  ist  die  röhrenförmige  Ausgußtülle  in  der  Stirn  zu  einer  Art  Hörn,  die  Zweck- 
form zum  künstlerischen  Motiv,  geworden  (Abbildung  45).     Die  gleiche  Tierform 


VON  DR.   HEINRICH   REIFFERSCHEID. 


73 


.soll  bei  C^hiaveniKi  ,i;clinideii  sein  ^^~)  und  ist  auch  im  (duuy-Museuni  zu  Paris ''^•') 
vertreten. 

Die  Verbindung;  von  Menschen-  und  'I"  i  e  r  k  (')  r  p  e  r  in  den  stren,i::en 
Formen  der  spälromanischen  Zeil  repräsentiert  das  mehrfach  erwähnte  C  e  n- 
t  a  u  r  e  n-Aquamanile  im  Ungarischen  Nationalmuseum  zu  Budapest  (Abbildung;'  4(>). 
Hier  ist  einem  Pferdektu-per  die  1  lalbt'i.i^ur  eines  bekleideten  bärti,i;en  Mannes  auf- 
gesetzt, der  mit  vorgeführten  Armen  auf  einem  scheibenfT)rinigen  Instrumente  zu 
musizieren  sclieint.  Als  Handhabe  dient  das  quergestellte  Figürchen  eines  Flöten- 
spielers auf  dem  Plerderücken  statt  eines  glatten  oder  drachenfr)rmigen  Griffes. 
Der  WassereinguL!  geschieht  durch  die  bekannte  Öffnung  an.  dem  Hinterkopfe  des 
Mannes,  der  AusguL!  \ermillclst  einer  lierkopfarlig  endenden  Tülle,  die  der  Brust  des 


Abb.  45. 
Museum  zu  Bergen  in  Norwegen.    14.— 15.  Jahrli. 

Nach  B.  E.  Bendixen,  in  Ber.ijens  Museums  Aarsberctniiii;  für  IS'JI. 


Centauren  eingefügt  ist.  Dabei  scheint  der  Centaur  auf  den  Bilderkreis  der  Antike 
zu  weisen,  und  es  wäre  nicht  unm()glich,  daß  die  Darstellung  im  letzten  Grunde  auf 
C  h  i  r  o  n    u  n  d    d  e  n    jugendlichen    Achill    zurückgeht,  eine  Deutung, 


182)  Vgl.  C.  Drury  E.  Fortnum,  A  descriptive  Catalngue  of  tlie  bronzes  of  european 
Origin  in  the   South    Kensington  Museum,   London  I876,   S.   114. 

1S3)  Vgl.  Jules  Labarte,  Histoire  des  Arts  industriels,  deuxieme  Edition,  tome  L, 
Paris  1872,  S.  186. 


74 


ÜBER    FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DtS  MITTELALTERS. 


die  im  Ksrl.  Kiin^tR'ewerbenuL^euni  /u  IxtHii  auf  die  dorli.i^e  N;ulibildiiii,i;  des  Stückes 
lumewLindt  ist.  Lä.i,'e  es  dein,i;eniäB  im  Motiv  be.ii'ründet,  an  eine  frühere  l:ntsteliun,i;' 
der  Arbeil  /.ii  denken,  so  erinneri  doeh  desiehtssehnitt  und  I  laaiiiehandluni;  der 
mensehliehen  HallM'i.i^ur  duivhaus  an  Kopftypen  des  1^.  Jahrhunderts,  entsprechend 
der  Pferdekorper  in  seiner  Stelhin.U'  mitsamt  der  Bilduni:  des  uelirililten  und  ,!;ravierten 


Abb.  46. 
Ungarisclies  Nationalmuseum  zu  Budapest.    13.  Jahrh. 

Nach  Emile  Moliiiier,  in  der  Gazette  archtologique,  Jalirg.  X. 


Scliweifes   an   Formen   wie  die    des   Pferd  e-Aquamanile  im    Kunst.i^^ewerlMiclien 
Museum  der  Handels-  und  Gewerbekammer  zu  Prag.  ^''*^)    Audi  findet  sich  ja  eine 


184)  Abgebildet  bei  K.  Cliytil,  Führer  durch  die  Sammlungen  des  Kunstgewerblichen  Mu- 
seums der   Handels-  und  Gewerbekannner  in   Prag,   Prag  1909,   S.  44,  Abbildung  11. 


VON   DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


75 


ähnlich  reiche  Zi^seHeruiii;'  im  Verein  mit  jenen  schachlireliurtii:;  ,i;emiislerten  Kreis- 
formen, die  :in  einen  Apfelschimmel  denken  lassen,  erst  liei  den  reiferen  Arbeiten. 
Formal  entwickelter  und  vermutlich  schon  der  Zeit  um  1  MX)  an,i;eht»ri,i;'  ist  jenes 
V  i  e  r  k  ö  p  f  i  ,i;'  e  Fabel  w  e  s  e  n  mit  Löwenkcirper  im  Museum  des  Ktnii.L^reiches 
Böhmen  zu  Pra,t;'.  das  die  überlieferte  Tieriorm  in  un,i;e\v()hnlich  virtuoser  Ausgestaltung' 
des  Motives  im  mittelalterlichen  Sinne  bietet  (Abbildun.i;-  47).  Dabei  beschränkt 
sich  das  L(')\venarti,i;e  nicht  nur  auf  die  Andeutun.t;'  von  Tatzen  und  die  Anfü,ü;un,i,^ 
eines  lang  herabhängenden,  am  rechten  Hinterbein  nach  spätromanischer  Weise 
in  einer  Blattform  endigenden  Schweifes,  vielmehr  scheint  auch  im  Standmotiv 
die  Wiedergabe  des  Sprungbereiten  der  Katzenart  versucht  zu  sein.  Der  Kopl, 
in  der   Kfirperachse  in   Vogelform  gestaltet,   mit  kräftigem  gekrümmten   Schnabel 


Abb.  47. 
A'\useum  des  Köni«;reiches  Böhmen  zu  Praj. 


Um  1300. 


als  Ausguß,  zeigt  an  den  Seiten  menschliche  Gesichter,  nacli  rückwärts  eine  ühven- 
maske,  aus  deren  geöffnetem  Rachen  der  Henkelgriff  hervorwächst.  Dieser  setzt 
sich  zusammen  aus  der  Figur  eines  Ritters  in  Topfhelm,  Ringpanzer  und  Waffen- 
rock und  der  eines  sich  vom  Hinterteile  des  Tiergefäßes  vornüberbeugenden,  bis  auf 
die  kapuzenartige  Kopfbedeckung  völlig  unbekleideten  Mannes.     Er  steht  auf  einem 


76 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSOEFÄSSE  DES  AMTTELAI.TERS. 


dem  Fiibelweseii  an.^eii'osseiien  fralzenhafk'ii  Kopfe  und  sucht  niil  v()r,i;eslreckten 
Armen  den  Ritler,  der  sich  mit  den  Händen  an  seinem  Barte  leslklammert,  dem 
I.i'iwenraehen  zu  entreißen,  welcher  den  Ivitler  \on  den  TiiLien  aul'wärls  /u  verschhni^'en 
droht.  Als  eine  weitere  Besonderheil  des  vorzüs^lich  patinierten  Bronze.i^^isses  sind 
die  rejjeimäßi^en  Punzenreihen  an  Runipt  und  Gliedmal^en  der  Tierlorm  zu  erwähnen, 
eine  Art  Andeutun.ii  des  Felles. 

Andere  Stücke,  aus  dem  14.1ms  Iv  Jahrhundert,  lieschränken  sich  auf  die 
Wiedergabe  eines  T  i  e  r  k  o  r  p  e  r  s  m  i  1  in  e  n  s  c  h  1  i  c  li  e  m  K  o  p  t.  So  hat 
man  bei  Gieügefäßen  wie  dem  im  Dänisclien  Nationalmuseum  zu  Kopenhagen  (Nr.  120) 


Abb.  48. 
Kunstgewerl^emuseum  der  Stadt  Cölii.    14.— 15.  Jahrb. 

und  dem  weiteren  im  Kunstgewerbemuseum  der  Stadt  Cöln  (Abbildung  48)  L  ö  w  e  n- 
k  ü  r  p  e  r  mit  seitlich  gewandtem  m  ä  n  n  li  c  h  e  n  bezw.  weiblichen  Kopf 
kombiniert.  Und  ein  P  f  e  r  d  e  k  ö  r  p  e  r  mit  geradeaus  gerichtetem  gekrönten 
F  r  a  u  e  n  k  0  p  f,  aufgebogenem  löwenartigen  Schweif  und  tierkopfförmigem  Aus- 
guß inmitten  der  Brust  ist  im  hessischen  Landesmuseum  zu  Darmstadt  vertreten  ^^•'). 


185)  Abgebildet  bei  A.  Feigel,  Neuerwerbungen  der  Plastik-Sammlung  des  Landesmuseums 
zu  Darmstadt,  in  „Der  Cicerone",  Jahrgang  V,  Leipzig  1913,  S.  42. 


VON   DR.   HEINRICH    REI FFERSCHEID. 


77 


Daß  derartige  orientalische  Motive,  insbesondere  die  Pferdeform  mit  Frauenkopf, 
Krone  und  wallendem  Haar  schon  in  romanischer  Zeit  in  der  abendländischen  Kunst 
lieimisch  geworden,  zeigt  ja  ein  Kapitell  von  St.  Peter  zu  Pavia^'^'^),  doch  lassen  die 
Formen  jenes  messingenen  Gießgefäfies  nach  den  bisherigen  Erörterungen  an  einer 
Entstehung  im  15.  Jahrhundert  kaum  einen  Zweifel. 

Nicht    minder   orientalischen    Ursprungs   sind    dann    die     G  r  e  i  f  e  n  darstel- 
lungen,  die  als  V  i  e  r  f  ü  ß  1  e  r  oder  in  V  o  g  e  1  f  o  r  m  vorkommen. 


Abb.  40. 
Kg\.  Kunstgewerbenuiseum  zu  Berlin.     12.-13.  Jahrb. 


Bei  den  Vierfüßlern  beschränkt  sich  der  Vogelcharaklcr  in  der  Regel  auf  die 
Anfügung  von  Vogelkopf  und  Vogelflügeln,  doch  finden  sich  auch  Vogelkrallen  neben 
Tatzenformen,  bisweilen  die  Andeutung  von  Gefieder. 

Ein  streng  stilisiertes  älteres  Stück,  aus  dem  12.  bis  13.  Jahrhundert,  birgt 
das  Kgl.  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin  (Abbildung  49).  Es  ward  bei  Wewels- 
fleth  in  der  Nähe  von  Glückstadt  in  der  Erde  gefunden  und  stellt  einen  fast  orientalisch 


186)  Abgebildet  bei  J.  J.  Marquet  de  Vasselot,  Les  influences  orientales,  in  der   Histoire 
de  l'Art,  hrsg.   von  Andre  Michel,  tome    1.,  deu.xieme  partie,    Paris   1905,   S.  891. 


78 


ÜBER   FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE   DES  MITTELALTERS. 


aniiiutenden  Greifen  auf  vcTtikal  ucii\-1i1oIimi  Beinen  dar.  Der  Kopf  isl  einfacli  um- 
rissen, auch  halten  sich  die  dem  Kruper  aulie.uenden  riii,i;el  ,uaiiz  in  der  Tläche.  Als 
Cirill  i>l  ein  >eliemaiisierler  Draelie  aui^ebraelit.  Das  Wasser  wird  dureli  die  1  )eekel- 
klappe  im  Ki>pfeeinKeluhrt,  umduivh  den  i;e«>llneleii  Schnabel  seinen  Abfluß  zu  nehmen. 
Wesentlich  anders  li'estaltet  ist  der  dreil  im  Museum  zu  Ber.^en  in  Norwegen, 
aus  den  ersten  Jahrzehnten  des  II.  Jahrhunderts''^').  Aul  straff  ,si-espannlem  Lriwen- 
kt'M'per  mit  vori;"esetzten  \order-  und  zurückuestemmlen  Hinterbeinen,  heraus.^earbei- 
teten,  u'raNierten  Flüi^eln  und  aufi^eboi^enem  Schweif  ein  lebhaft  bewegter,  seitlich 


Abb.  50. 
Kgl.   Kunstgewerbenuiseum  zu  Berlin.    15.  Jahrh. 

gewandter  Vo.i^^elkopf.  in  seinem  stark  .i^ekrümmten  Schnabel  die  dem  Ausgusse 
dienende  Figur  eines  geharnischten  Ritters  in  Topfhelm,  Waffenrock  und  Knie- 
kacheln. Riistungsstücken,  die  die  Datierung  des  Gießgefäßes  näher  umgrenzen. 
Und  dem  \S.  Jahrhundert  eignen  Greifenformen,  wie  die  eines  anderen  Greifen 
im  Kgl.  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin  (Abbildung  50)  und  eines  ähnlichen  Exem- 
plares  in  der  Sammlung  Chabrieres-Arles^*^*^). 

187)  Abgebildet  in  Bergens  Museums  Aarsberetning  for  1 89 1,  Beigen  1892,  Nr.  5,  Tafel  11. 
ISS)  Abgebildet  bei  Victor  Gay,   (ilossaire  arclieologique  du  moyen  äge  et  de  la  renais- 
sance,  tonie   1.,  Paris  I887,  S.  40. 


VON  DR.  HEINRICH   REIFFERSCHEID. 


7Q 


In  die  gleiche  Zeit  ist  dann  auch  das  p  h  a  n  t  a  s  t  i  s  c  h  e  F  a  b  e  1  w  e  s  e  n 
(Abbildiiiiii'  S!)  zu  setzen,  ein  Stück  von  außerordentliclier  Bewes^ung,  wiederum 
aus  dem  K,i;l.  Kunst,i;e\veii"temuseum  zu  Berlin. 

Die  Zahl  der  Gieß,i;'ei'äÜe  in  Vogel  g  e  s  t  a  1  t  ist  nur  klein.  An  erster  Stelle 
ist  v.'ohl  der  G  r  e  i  f  in  den  Kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiser- 
hauses, früher  im  K.  K.  Münz-  und  Antikenkabinett  zu  Wien  zu  nennen,  ein  Schau- 
stück  in    vergoldeter,    teilweise    versilberter    Bronze   mit    reichem    Nielhxlekor^-'^-*). 


Abb.  51. 
Kgl.   Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin.     15.  Jahrli. 


Dabei  scheint  die  Vogelform  in  der  Tat  unmittelbar  unter  orientalischem  Einflüsse 
entstanden  zu  sein,  und  es  deutet  die  strenge  Stilisierung  im  Verein  mit  der  Technik 
von  Limoges  auf  eine  Entstehung  während  des  12.  bis  13.  Jahrhunderts.  Der  Vogel- 
körper steht  auf  niedrigen  Krallenfüßen  und  den  gesenkten  Flügeln.  Ungemein 
lel.iendig  ist  der  geradeaus  gerichtete  Kopf  gestaltet  mit  phantastischen  langen  Ohren, 
farbig  gehaltenen  Augen  und  halbgei'iffnetem  starken  Schnabel,  der  dem  Ausgusse 


189)  Am  besten  abgebildet  in    Hirth's   Formenschatz  iyü5,    Nr.   75. 


80 


ÜBER   HÜÜRLICHE  GlESSGEhÄSSE   DES  MIITELALTEKS. 


dient,  während  sich  die  ninuiiMi'il'fnun.t:"  in  dem  zum  k'ople  zuriickt;"ebo,i;enen,  .nleich- 
zeiti,^'  uls  Handhabe  j^edachlen  Schweife  hel'indet.  Das  (.el'ieder  ist  unter  reicher 
Verwendun.i;'  \on  schwarzem  druhenschmelz  in  \()rwiev,end  i;eomelrischer  Musleruni;' 
sreü^eben,  1ms  auf  die  siiberbelej;;ten  bederreihen  an  den  blüi^elspitzen  und  auf  dem 
Rücken   und  einzelne   lani^'e  zum   Nacken  gelx),i;ene   Schwanzfedern.     Auch   finden 


Abb.  52. 
Bayerisclies  Nationalniuseiini  zu  Alünchen.     12.  — 13.  Jahrb. 


sich  gekräuselte  Zierstreifen  an  Kopf  und  Vorderseile,  am  Schweif  spätromanische 
Blattornamente. 

Die  Verbindung  von  Vogel  form,  Blatt-  und  Pankenwerk  mit  geometri- 
schen Motiven  zeigen  auch  Stücke  wie  die  defekte,  ein  wenig  kleinere  Ampulle  im 
Bayerischen  Nationalmuseum  zu  München  (Abbildung  52).    liin  ziselierter  und  ver- 


VON  DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


81 


^üldeter  Bronze.t^uß,  ursprüimlich  vermutlich  .gleichfalls  mit  Silberaiil'la,i;en  an  den 
Federn,  steht  die  Arbeit  in  künstlerischer  wie  in  technischer  Hinsicht  dem  Wiener 
Exemplare  nach.^''")  Doch  läßt  sich  ihm  im  weiteren  Sinne  das  Gießgefäß  in  Form 
einer  Henne  (K.  G.  586;  Abbildung  53)  im  Germanischen  Nationalmuseum  zu 
Nürnberg  vergleichen,  bei  der  das  Motiv  der  blattartigen  Ohren,  die  in  Kreislorm 


Abb.  53. 
Gernianisclies  Nationalnuiseum  zu  Nürnberg.    13.  Jahrh. 


ornamentierten  Flügeldecken,  der  zur  Eingußröhre  stilisierte  Schweif  und  die  ranken- 
förmige,  freilich  weniger  reiche  Handhabe  wiederkehren. 


19>^^J)  Hierher  gehört  auch  die  Vogel^estalt  im  South  Kensinstoii-Museum  zu  London, 
abgebildet  bei  C.  Drury  E.  Fnrtnum,  A  descriptive  Catalogue  of  the  bronzes  of  european 
Origin  in  the  South  Kensington  Museum,  London  IS76,  PI.  XVI. 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum.    1912.  g 


82 


ÜBER    FIGÜRl.ICIIE  CIESSGEFÄSSE   DES  MITTELALTERS. 


Diese  Henne  vertritt  in  ihrer  einlach  unirissenen,  fast  unbelebten  rorin 
einen  durchaus  alterlüinlichen  Typus.  IVr  rundhch  .uebauchle  Kiupcr  ruht  au! 
steifen  kurzen  FüLien  niil  \ier  nebeneinander  nach  vorn  ,i;ericliteten  Zehen  und  auf  den 
,i;esenk.ten  TlüMelenden.  Auch  hat  der  scln'ä.i;-  aufwärts  gewandte  Kopf  in  seiner 
l^rimitivitäl    etwas   ungemein    l)rolH.i;es   mit   stilisiertem    Kamm,    hervorquellenden 


Abb.  54. 
Städtisclies  Kunstgewerbemuseum  zu  Frankfurt  a.  M.    Datiert  1155. 

Nach   H.  Frauberser,  Die  Kunstsammlung  Willi.  Peter  Metzler. 

Augen,  jenen  ohrenartigen  Ansätzen  zu  beiden  Seiten,  bei  fehlenden  Kinnlappen, 
und  dem  als  Ausguß  dienenden,  sich  in  Röhrenform  öffnenden  Schnabel.  Ent- 
sprechend eignet  dem  Schweif  noch  vorwiegend  die  Zweckform,  eben  als  Einguß- 
röhre, stilisiert  ist  der  sich  nach  hinten  ansetzende  Federkamm  wie  die  als  Griff  ge- 
dachte, zum  Halse  gebogene   Ranke.     Dazu  hält  sich  die  Oberflächenbehandiiuig 


VON  DR.  HEINRICH  REIFFERSCHEID. 


83 


des  K()rpers  ,c:anz  in  der  Fläche.  So  ist  das  Gefieder  in  Gravierung  nur  teilweise 
wiederzugeben  versucht,  teilweise  auch  bloß  in  Strichelung  angedeutet,  am  Halse 
und  den  runden  schildl(>rniigen  Flügeldecken  wiederum  durch  rein  geometrische 
Muster  ersetzt. 

Eine  andere  Henne  wird  von  Heinrich  Otte^''^)   als   in   Coblenzer    Privat- 
besitz erwähnt. 


Abb.  55. 
Germanisches  N;itiniialniuseuni  zu  Nürnberc:.     14.  — 15-  J:ihrh. 


Von  den  Gießgefäßen  in  Gestalt  eines  H  a  h  n  e  s  ist  das  Aquamanile  im  Kunst- 
gewerbemuseum zu  Frankfurt  a.  M.  bereits  bei  den  datierbaren  Arbeiten  genannt. 


191)   Handhueh  der  kirchlichen    Kunsturchäologie,    Bd.    I,    5-     AufhiRe,    Leipzig    1SS3, 


S.  254. 


6* 


S4 


ÜBER   FIGÜRI.ICIIE  ÜIESSGE  TASSE   DES  MIHI- l.Al.TE  RS. 


H5  wiirJo  die  Ktirportoriii  dos  Nobels  niitsuiiit  seinem  Federkleide  luich  der  Inschrift 
bereits  um  die  A\ille  des  12.  Jalirhunderls  in  treffender  Naturbeobaclitun.i;'  wieder- 
.i^eben  (.Abbildung  54). 

Schon  Alexander  Schnüt.uen  luil  ,i;ele,iienllicli  der  Verüffenllicluin.s;  des  Sliickes ' "-) 
auf  den  Mahn  des  Germanischen  Museums  (K.  G.  490;  Abbildun.t;-  55)  als  „etwas 
kleineres  Seilenstück"  hingewiesen.  Doch  unterscheidet  sich  dieser  ,^"anz  wesentlich 
durch  die  freiere  Aufl'assuni;-  der  Tierlorm  ,i;e,uenüber  dem  streng  slilisierlcn  Trank- 
furter  Hahn.  Auch  ist  der  die  Füße  unterstützende  Körperfortsatz,  in  Verbindun,!^^ 
nn't  dem  sich  um  den  Hals  des  Tieres  schlingenden  Bandwerk  bei  dem  Frankfurter 
Beispiel  deutlich  als  etwas  Unorganisches  charakterisiert,  durcli  die  bloße  Senkung 
der   Flügelenden  in   Fori  fall  gekommen. 


Abb.  56. 
Erzbischöfliches  Museum  zu  Cöln.     12.— 13.  Jahrb. 


Gemeinsam  ist  beiden  bei  einer  Eingußklappe  in  dem  aufgerichteten  Schweif 
das  Motiv  der  als  Ausguß  dienenden  wie  zum  Krähen  geöffneten  Schnäbel.  Aber 
wieviel  lebensvoller  ist  bei  dem  Nürnberger  Hahn  das  Krähen  zum  Ausdruck  gebracht 
mit  dem  weiter  geöffneten  Schnabel  des  leicht  vorgestreckten,  von  einem  wirklichen 
Hahnenkamm  überragten  Kopfes  inid  dem  unter  der  Anstrengung  geblähten  Halse! 
Analog  in  der  Graviertechnik,  doch  anders  geartet  ist  ferner  die  Wiedergabe  des 
Gefieders:  dort  lediglich  Strichgravierung  in  der  Fläche,  hier  der  Versuch,  die  Lage- 


192)  Drei  mittelalterliche  Aquamanilien  im  Privatbesitz,  in  der  Zeitsclirift  für  christliche 
Kunst,  Jahrgang  II,  Düsseldorf  1889,  Sp.  209  ff.;  abgedruckt  in  „Die  Kunstsammlung  des 
Herrn  Wilhelm  Peter  Metzler  in  Frankfurt  a.  M.,  erläutert  von  Heinrich  Fraul^erger,  Frank- 
furt a.  M.  1897,   S.   17. 


VON  DR.  HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


Ö5 


riin.c:  der  Federpartien  zur  Anscliauun.t,"  zu  brin,c;eii.  Übereinstimmend  erscheint 
weiter  eine  ehemaii.i^e  Fiillun.i;'  der  Aus'enhölilen  durch  Glasflüsse  zu  sein,  wenn  auch 
nicht  die  Bilduns;'  der  Au.i^en  als  solche,  sowie  die  stämnii.^e  Struktur  der  Füße,  die  bei 
dem  Malin  des  Germanischen  Museums  auch  den  Sporn  zei.i^en.  Der  leichteren  Hand- 
habung" des  Gefäßes  endlich  dient  die   Rückbiegung  der  sichelf()nnig  gekrümmten 


Abb.  57. 
Ehemals  in  der  Sammlung  Spitzer  zu  Paris,    12.— 13.  Jahrh. 

Nach  Emile  Molinier,  in  La  Collection  Spitzer. 


langen  Federn  des  Schweifes  bis  zum  Halse  des  Hahnes  bei  dem  Nürnberger  Stück, 
das  man  ins  14.  bis  15.  Jahrhundert  datieren  mtichte. 

Wenn  sich  die  T  a  u  b  e  n  form  unter  den  figürlichen  Gießgefäßen  des  Mittel- 
alters als  seltene  Erscheinung  erweist,  so  erklärt  sich  das  wohl  aus  der  stereotypen 
Verwendung  dieser  Tierform  als  H  o  s  t  i  e  n  b  e  h  ä  1 1  e  r,  der  freihängend  über  der 


86 


ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


.Wensa  des  Aliiires  oder  in  oiiuMii  bosondoivn  tuniuuiiuen  Gehäuse  seinen  Platz  liaKe. 
Als  Gieß.^efäße  .gesichert  sind  aber  Stücke  wie  diesclion  von  Vyaw/.  Bock'''-')  im  Jaiire 
1864  erwähnte  Taube  im  Hrzbiseliöfliclien  Museum  zu  Colii.  ein  kostltares, 
über  den  jjanzen  Korper  ziseliertes  Gefäß  aus  dem  12.  bis  1  ^.  Jalniumdert,  anscheinend 
ehemals  mit  Silberauflagen  oder  email  champleve  an  Flügeln  und  Schweif  ausgestattet 
(Abbildung  56).  Dabei  ist  hier  die  sich  vom  Schnabel  zur  Eingußöffnung  auf  dem 
Rücken  hinziehende  Ranke  schwerlich  als  zufälliges  Ziermotiv  aufzufassen,  sondern 


Abb.  58. 
Kgl.  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin.    14.— 15-  Jahrh. 


läßt  sich  in  der  Tat  symbolisch  deuten:  dargestellt  ist  offenbar  die  nach  der  heiligen 
Schrift^''*)  von  Noe  ausgesandte  Taube,  die  mit  einem  grünenden  Ölzweig  zur  Arche 
zurückkehrte. 


193)  In  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentralkommission,  Jahrgang  IX,  Wien  1864,  S.  22. 

194)  Liber  Genesis,  cap.  8,  11. 


VON   DR.  HEINRICH   REI FFERSCHEID. 


87 


Ein  zweites  Taiiben-Aquamiinile  befindet  sicli  im  South  Kensin,titon  Museum  zu 
London,  ein  drittes  mö.t;] icherweise  im  Museum  zu  Bert::en  in  Norwegen;  doch  könnte  in 
dem  dorti.e;en  Exemplar  auch  eine  andere  Vogelgestalt  zu  geben  beabsichtigt  sein^^^). 


Abb.  5^1. 
Germanisches  Nationalnuiseutn  zu  Nürnberg,    l.  Viertel  des  16.  Jahrb. 

Von  phantastischen  V  o  g  e  1  g  e  s  t  a  1 1  e  n  sei  nur  auf  zwei  besonders 
charakteristische  Stücke  hingewiesen,  die  beide  eine  Art  Vogelkörper  in  Verbindung 

195)  Abgebildet  in  Bergens  Museums  Aarsberetning  for  I891,  Bergen  1S92,  Nr.  5,  Tafel  111. 


SS 


OhER   |-IGrKl.l(,HIi  CIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


niil  ciik'iii  nk'ns>.iiliLlii.'n  kopk'  d.irlMck'n  uiul  die  lormalc  l:iii\\ieklun,t;  di'uHich 
erkennen  la>son.  Das  älioro,  aus  dem  \2.  bis  [].  .lahrhundert  (AbbikUin.t;-  57),  scheint 
;ULS  der  Saninilun.i;  Spilzer  in  dio  Saniniliini;  A\artin  Le  Roy  in  l'aris  iiber,i;e,i,^ui.^en 
zn  sein,  das  jüniiere,  ans  dem  II.  bis  Iv  Jalirhunderl  (.Altliildiiui;  S8),  ist  aus  dem 
nionysiusstill  zu  I:n.i;er  in  die  Jolianniskirche  zu  Ilerlord,  \nn  liorl  in  das  K,i!,l.  Kunsl- 
,i;e\verbemuseum  zu  Berlin  ,uelan,i;l. 

Was  das  Berliner  GieBt^efäl.i  belril'1'1,  so  ist  nicht  ohne  Interesse,  daü  ähnliche 
Ciebilde  nicht  selten  in  der  figürlichen  Plastik.  t'ranzr)si.scher  Kirchenbaulen  romanischer 


Abb.  60. 
Städtisches  Kunstgewerbemuseum  zu  Prag, 

Gießt;ef;iß  aus  i;lasiertem  Ton. 


Zeit  verwendet  sind.  Man  wird  sich  auch  für  sie  der  AusführunMen  von  J.  J.  Marquet 
de  Vasselot^^^)  erinnern,  der  atif  orientalische  Vorbilder  detitet  „qui  n'ont  aucnne 
realite  et  sont  des  produits  de  la  pure  iniagination"  und  dann  fortfährt:  „On  ne  doit 
pas  s'en  etonner,  puisque  les  musulmans,  interpretant  trop  ä  la  lettre 
un  passa,i;e  du  Cor  an  qui  en  realite  ne  s'applique  qu'aux  idoles,  se  sont 
abstenus  souvent  de  figurer  dans  leiu's  monuments,  non  seulement  les  hommes,  mais 
encore  les  animaux,  et  se  sont  plu  ä  imaginer  des  etres  en  dehors  de  la  nature;  de 
lä  sont  nes  le  griffon,  l'oiseau  ä  tete  humaine,  l'aigle  ä  deux  tetes". 


196)  Les  influences  orientales,  in  der  Histoire  de  l'Art,  hrsg.  von  Andre  Michel,  tome  I., 
deuxieme  partie,  Paris  1905,  S.  891. 


VON   DK.   HEINRICH   REI FFERSCHEID.  89 

Endlich  ist  nocli  die  Form  eines  M  e  e  r  w  e  i  b  c  h  e  n  s  (K.  G.  489;  Abbildunic  59) 
aus  dem  Germanisclien  Museum  zu  erwähnen,  das  sich  nach  seiner  modisclien  Haar- 
tracht mit  den  um  den  Kopf  ,t;ele,s;'ten,  über  der  Stirn  ,i,^ekreuzten  Flechten  in  Verbin- 
dun,!;'  mit  dem  all,i;emeinen  Stilcharakler  bereits  als  Arbeit  etwa  des  1.  Viertels  des 
16.  Jahrhunderts  ausweist.  In  reiner  Frontalstellun.i,^  hält  die  mit  weiblichem  Ober- 
körper und  einem  Fischleibe  aus^^estattete  Fi,c:ur,  deren  Fin,i,niß(")ffnunK  für  das  Wasser 
sich  auf  dem  Hinterkopfe  befindet,  in  beiden  Händen  das  in  einen  Tierkopf  und  Aus- 
,?ußtülle  auslaufende  Ende  ihres  nach  vorne  .i;ebo,i;enen  Sclnveifes  vor  der  Brust. 
Der  Oberkörper  ist  in  ein  über  dieser  fest  anliegendes,  am  Halse  durch  eine  Borte 
abgeschlossenes  Gewand  mit  engen,  bis  zur  Handwurzel  reichenden  Ärmeln  gekleidet, 
der  geschuppte  Fischleib  mit  vier  Paaren  von  Flossen  versehen,  von  denen  die  hinteren 
dem  Gießgefäße  als  Füße  dienen. 

Obwohl  ganz  in  der  Art  der  mittelalterlichen  figürlichen  Gießgefäße  gehalten, 
gehört  diese  Arbeit  nach  Stil  und  Entstehungszeit  dem  Mittelalter  nicht  mehr  an. 
Wie  lange  sich  aber  der  mittelalterliche  Formencharakter  bei  den  Aquamanilien 
noch  erhalten  hat,  das  zeigen  ja  jene  beiden  in  den  Jahren  1540  und  1541  dem 
Rate  der  Stadt  Lüneburg  gestifteten,  silbervergoldeten  Gießl(')wen,  die  im 
Jahre  1874  in  die  Sammlungen  des  Kgl.  Kunstgewerbemuseums  zu  Berlin  ge- 
langt sind. 

In  gebranntem  Ton  ist  die  Heistellung  figürlicher  Gießgefäße  im  Abend- 
lande bis  hoch  in  das  19-  Jahrhundert  hinein  erfolgt.  Vermerkt  doch  schon  Viollet- 
le-Duc^'*'),  daß  derartige  tönerne  Gefäße  in  Flandern  und  in  der  Champagne  noch 
vor  den  siebziger  Jahren  auch  unter  der  Bezeichnung  von  Aquamanilien  gefertigt 
seien.  Aber  sie  bedürfen  durchaus  weiterer  Untersuchungen,  und  so  mag  es  vorab 
genügen,  auf  diese  tönernen  Arbeiten  in  einem  vermutlich  noch  mittelalterlichen, 
wohl  aus  Prag  stammenden  Stücke  hingewiesen  zu  haben  (Abbildung  60). 

Zum  Schlüsse  seien  die  dem  Germanischen  Nationalmuseum  zu  Nürnberg 
geh("irigen  figürlichen  Gießgefäße  noch  einmal  kurz  zusammengefaßt.  Es  sind  die 
folgenden : 

1 .  Verwachsener  b  ä  r  t  i  g  er  M  a  n  n  m  i  t   Schi  a  n  g  e,    auf  dem  rechten 
Bein  knieend.     K.  G.  488,  Abb.  Nr.  5-    Vgl.  S.  ^0. 

Mit  Eingußöffnung  am  Hinterkopf  und  Ausguß  durch  den  Kopf  der  Schlange 
in  der  emporgerichteten  rechten  Hand  des  Mannes.  Ohne  besondere  Handhabe. 
Nachträglich  eingefügt  ist  der  Messinghahn  in  der  Nabelgegend;  es  fehlt  der 
Verschluß.  Ergänzt  ist  die  messingene  Deckelklappe  und  das  messingene  Kugel- 
füßchen  an  dem  rechten  Fuß. 

H.  26,5  cm.  Bronzeguß.  15.  Jahrhundert.  Aus  der  llahn'schen  Samm- 
lung in  Hannover. 

2.  L()we.     K.  G.  580,  Abb.  Nr.  8.    Vgl.   S.  32f. 

Mit  Eingußöffnung  am  Hinterkopf  und  Ausgußnihre  in  dem  aufgerissenen 
Rachen.  Als  Handhabe  dient  ein  angegossener  schematisierter  Drache,  dessen 
Schweif  in  einer  Blattform  endet.  Ergänzt  ist  die  messingene  Deckelklappe. 
An  der  Unterseite  eine  verlrHete  Gußstelle. 


197)  Dictionnaire  ruisonne  du  niubilier  fiungais,  tome  II,  Paris  is-'l,  S.  11. 


90  ÜBER  FIGÜRLICHE  GIESSGEFÄSSE  DES  MITTELALTERS. 


II.  2S  cu\,  I..  28.=;  cn\.  Bronzoiiuli  12.— M.  Jalirluiikk'ii.  Aus  der  I  lahn'schcii 
Saiiiinlun.ii'  in  llaninncT. 

Hin   .uanz  älmlicik's   Stück   Ivlindcl   si^ii   im    K.  K..  I  lotmuscuiii   zu   Wien 
(.Abb.  7). 
\.  bekrönter  Lowe     K.  G.  58S.  Abb.  Nr.   1^     V.i;i.  S.  38  f. 

.Mit  Hin,!;ul?H)ftnunK  inniiüen  der  Krone  und  Aius.t;uß  durch  die  Nasenlöcher. 
Als  Hiindhabe  dient  der  an,i;e,i:'ossene,  im  Kreuz  des  Löwen  durch  einen  Ste.c; 
gestützte  und  bis  zum  Kc^pfe  zurückgebogene  Schweif.  Abgebrochen  ist  die 
Deckelkhippe,  gebrochen  das  rechte  Vorderbein  des  Löwen. 

H.  32,5  cm,  L.  29  cm.  Bronzeguß.  Um  I300.  Aus  der  Sammlung  des 
Freiherrn  von  Eelking  in  Bremen. 

4.  Löwe.     K.  G.  630,  Abb.  Nr.  14.   Vgl.  S.  39f. 

Mit  Eingußöffnung  am  Hinterkopf  und  Ausgußröhre  im  Rachen.  Als  Hand- 
habe dient  ein  angegossener  Drache,  dessen  Schweif  blattartig  endet.  Ergänzt 
ist  die  messingene  Deckelklappe.    An  der  Brust  eine  Gußstelle. 

H.  27  cm,  L.  29  cm.  Gelbguß.  14.  Jahrhundert.  Aus  der  Sammlung  des 
Freiherrn  von  Eelking  in  Bremen. 

5.  Löwe.     K.  G.  491,  Abb.  Nr.  15.    Vgl.  S.  40. 

Mit  Eingußöffnung  auf  dem  Kopf  und  Ausgußröhre  im  Rachen.  Als  Hand- 
habe dient  der  bis  zum  Kopf  zurückgebogene  Schweif,  der  in  einer  Blattform 
endet.  Gebrochen  und  wieder  angelötet  sind  die  Vorderbeine  des  Löwen.  Er- 
gänzt ist  die  messingene  Deckelklappe.  An  der  Brust  eine  Gußstelle.  Auch 
finden  sich  vereinzelte  Beschädigungen. 

H.  21  cm,  L.  24  cm.  Bronzeguß.  14.  Jahrhundert.  Aus  der  Hahn'schen 
Sammlung  in  Hannover. 

6.  Löwe.     K.  G.  581,  Abb.  Nr.  17.    Vgl.  S.  40ff. 

Mit  Einguß()ffnung  auf  dem  Kopf  und  Ausgußnihre  im  geriffneten  Rachen. 
Als  Handhabe  dient  ein  angegossener  Drache,  bis  zu  dem  der  Schweif  des  Löwen 
S-förmig  zurückgebogen  ist.     Mit  Defekten  an  Kopf  und  Schweif. 

H.  26,5  cm,  L.  30,5  cm.  Bronzeguß.  14.— 15.  Jahrhundert.  Aus  der 
Hahn'schen  Sammlung  in  Hannover. 

Ein  ganz  ähnliches  Stück  befindet  sich  im  Museum  zu  Bergen  in  Norwegen, 
abgebildet  in  Bergens  Museums  Aarsberetningfor  I891,  Bergen  I892,  Nr.  5,  Tafel  1,  2. 

7.  Löwe.     K.  G.  623,  Abb.  Nr.  18.    Vgl.  S.  40ff. 

Mit  Eingußöffnung  auf  dem  Kopf  und  Ausgußröhre  im  Rachen.  Als  Hand- 
habe dient  ein  angegossener,  schematisierter  Drache,  bis  zu  dem  der  Schweif 
des  Löwen  s-förmig  zurückgebogen  ist.  Es  fehlen  die  Tatzen  an  den  Vorder- 
beinen des  Löwen,  ebenso  fehlt  die  Endigung  seines  Schweifes.  An  der  Brust 
eine  Gußstelle.    Auch  finden  sich  einzelne  Ausflickungen. 

H.  22,5  cm,  L.  27  cm.  Bronzeguß.  14.-15-  Jahrhundert.  Aus  der  Samm- 
lung des  Freiherrn  von  Eelking  in  Bremen. 

8.  Löwe.     K.  G.  622,  Abb.  Nr.  19.     Vgl.  S.  40ff. 

Mit  Eingußöffnung  am  Hinterkopf  und  Ausgußöffnung  in  der  Nase.  Als 
Handhabe  dient  ein  angegossener,  schematisierter  Drache.     Gebrochen,  wieder 


VON   DR.   HEINRICH   REI FFERSCHEID.  91 

angelötet  und  ,i;enietet  ist  der  untere  Teil  des  rechten  Hinterbeines  des  Löwen. 
Er,c:änzt  ist  die  Deckelklappe.    Auch  finden  sicli  am  Kopf  kleinere  Defekte. 

H.  24  cm,  L.  24  cm.     Bronze,i;uß.     14.— 15-  Jahrhundert.    Aus  der  Samm- 
lun.i!:  des  Freiherrn  von  Eelkint;'  in  Bremen. 
9.  Löwe.     K.  G.  26L  Abb.  Nr.  20.   V.t;].  S.  40 ff. 

Mit  Ein.iiulJöffnun.t;'  auf  dem  Kopf  und  Ausgußrölire  im  Rachen.  Als  Hand- 
habe dient  der  an,e:enietete,  s-fr)rmi,ii'  bis  zum  Kopfe  des  Löwen  zuriick,i;ebogene 
Schweif.  Naclilrä.^iich  an.i^elötet  ist  vermutlich  die  löwenkopfarti^'e  Rund- 
maske vorn  in  der  Brust,  zu  beiden  Seiten  sind  an  dieser  die  Buchstaben  P  S 
eingraviert.     Es  fehlt  die  Deckelklappe. 

H.  23,5  cm,  L.  23,5  cm.  Bronzeguß.  15.  Jahrhundert.  Aus  dem  Nürn- 
berger Kunsthandel. 

Vgl.  A.  Essenwein  im  „Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit",  N.  F. 
Bd.  XIV,  Jahrgang  I867,  Sp.  260,  mit  Abb.  —  Katalog  der  im  Germanischen 
Museum  befindlichen  kirchlichen  Einrichtungsgegenstände  und  Gerätschaften, 
Nürnberg  1871,  S.  17  und  Tafel  XXVI.—  A.  Essenwein,  Kunst-  und  kultur- 
geschichtliche Denkmale  des  Germanischen  Nationalmuseums,  Leipzig  (1877), 
Tafel  XXV.  —  „Der  Kirchenschmuck",  Blätter  des  christlichen  Kunstvereines 
der  Diöcese  Seckau,  Jahrgang  XIII,  Graz  1882,  S.  20,  mit  Abb.  —  Heinrich  Otte, 
Handbuch  der  kirchlichen  Kunstarchäologie  des  deutschen  Mittelalters,  Bd.  I, 
Leipzig  I883,  S.  254,  Anmerkung. 

10.  Pferd.     K.  G.  582,  Abb.  Nr.  24.    Vgl.  S.  49 f. 

Mit  Eingußöffnung  am  Hinterkopf  und  Ausguß  durch  das  Maul.  Als  Hand- 
habe dient  ein  angegossener,  stabförmiger  Henkel.  Gn'ißtenteils  abgerieben 
sind  die  Hufe  an  den  Vorderfüßen.  Nachträglich  angeli'ilet  ist  der  röhrenartige 
Fortsatz  am  Hinterteil  des  Pferdes.  An  der  Unterseite  eine  Gußstelle.  Auch 
finden  sich  Ausbröckelungen  am  Kopf. 

H.  20  cm,  L.  24  cm.  Bronzeguß.  12. — 13.  Jahrhundert.  Aus  der  Hahn- 
schen  Sammlung  in  Hannover. 

11.  Pferd.     K.  G.  624,  Abb.  Nr.  32.    Vgl.  S.  58. 

Alit  EingußfUfnung  am  Hinterkopf  und  Ausgußiiihre  in  der  Stirn.  Als  Hand- 
habe dient  ein  angegossener,  gratiger  Henkel.  Es  fehlt  die  Deckelklappe.  An 
der  Brust  eine  Gußstelle. 

H.  20  cm,  L.  24  cm.  Messingguß.  14.— 15.  Jahrhundert.  Aus  der  Samm- 
lung des  Freiherrn  von  Eelking  in  Bremen. 

12.  Reiter  zu  Pferde.     K.  G.  712,  Abb.  Nr.  33.    Vgl.  S.  59 f- 

Mit  Eingußöffnung  im  Hinterkopf  und  iierkopfartig  gestaltetem  Ausguß 
in  der  Brust  des  Pferdes.  Nachträglich  angelötet  ist  der  Abflußhahn,  mit  fehlen- 
dem Verschluß,  sowie  der  Dorn  in  der  linken  Hand  des  Reiters.  Es  fehlt  der 
Dolch  am  Gürtel  des  Reiters,  desgl.  die  Spitze  des  rechten  Pferdeohres.  Auch 
finden  sich  einzelne  größere  Ausflickungen. 

H.  30,5  cm,  L.  36  cm.  Bronzeguß.  1.  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts.  Aus 
der  Kirche  zu  Ludesch  bei  Bludenz  (Vorarlberg);  erworben  im  Münchener  Kunst- 
handel. 


g2  lUiEK    IIGI'KLICHE  GIESSGEFÄSSE   DES  MITTELALTERS 


l\.  R  c  i  t  c  r  7. 11  Pferde,  (ülcich/citii;-  DoppclliclitluiltLT  ?)  K.  (..  SSI.  \h\\ 
Nr.   ;v    Viil.  S.  61  f. 

.Wil  l:in.ii'uOr)ffmm,s;'  am  Ilimcrkupt  iiiul  ticrkoplartii;  i^cstallclcin  Au.s,!;uü 
in  der  Brust  des  Pferdes.  l:s  fehlen  die  .Aufsätze  in  den  Händen  des  Reiters, 
ferner  ein  Teil  der  riiri;fr)rnii,i;'en  l-rweiterun.i;  seiner  linken  Hand;  des,i;l.  der  ,i,Tößte 
Teil  des  Pferdeschweites. 

H.  21  cm,  L.  20. S  cm.  Bronze^uU.  1.  Hälfte  des  IS.  Jahrhunderts.  Aus 
Italien  stammend:  erworben  im  Nürnber,i;er  Kiinsthandel. 

14.  Pferd.     K.  Ü.  262,  Abb.  Nr.  }6.    Vgl.  S.  62  f. 

Mit  Eingußöffnung"  am  Hinterkopf  und  tierkopfartig  gestaltetem  Ausguß 
mir  R(Mirenöffnung  in  der  BriLst.  Als  Handhabe  dient  ein  angegossener,  schema- 
tisierter Hrache.    Am  rechten  Hinterbein  des  Pferdes  eine  Ausbröckelung. 

H.  2},S  cm,  L.  25  cm.  Bronzegtiß.  15.  Jahrhundert.  Aus  Privatbesitz  in 
Trient. 

Vgl.  A.  Hssenwein.  in  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentralkommission,  Bd.  IV, 
Jahrgang  1859,  S.  49,  mit  Abb.  —„Organ  für  christliche  Kunst",  hrsg.  und  red. 
von  Fr.  Baudri,  Jahrgang  XI,  Cöln  1861,  S.  30,  mit  Abbildung  S.  42.  —  Franz  Bock, 
in  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentralkommission,  Bd.  IX,  Jahrgang  1864,  S.  21, 
mit  Abb.  —  Ebendort,  Bd.  XII,  Jahrgang  1867,  S.  XXX  f.  mit  Abb.  —  A.  Essen- 
wein, im  „Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit",  N.  F.  Bd.  XIV,  Jahr- 
gang 1867,  Sp.  260,  mit  Abb.  —  Katalog  der  im  Germanischen  Museum  befind- 
lichen kirchlichen  Einrichtimgsgegenstände  inid  Gerätschaften,  Nürnberg  1871, 
S.  17  und  Tafel  XXVI.  —  A.  Essenwein,  Kunst-  und  kulturgeschichtliche  Denk- 
male des  Germanischen  Nationalmuseums,  Leipzig  (1877),  Tafel  XXV.  —  „Der 
Kirchenschmuck",  Blätter  des  christlichen  Kunstvereines  der  Diöcese  Seckau, 
Jahrgang  XIII,  Graz  1882,  S.  20.—  Heinrich  Otte,  Handluich  der  kirchlichen 
Kunst-Archäologie  des  deutschen  Mittelalters,  Bd.  I,  Leipzig  I883,  S.  254,  mit 
Abb.  —  Karl  Atz,  Kunstgeschichte  von  Tirol  und  Vorarlberg,  Bozen  1885,  S.  211, 
mit  Abb.  —  Derselbe,  Kunstgeschichte  von  Tirol  und  Vorarlberg,  2.  Auflage, 
Innsbruck  1909,  S.  331- 

15.  Hirsch.     K.  G.  492,  Abb.  Nr.  40.    Vgl.  S.  65  f. 

Mit  Eingußöffnung  am  Hinterkopf  und  tierkopfartig  gestaltetem  Ausguß 
in  der  Brust.  Als  Handhabe  dient  ein  angegossener  und  genieteter,  schema- 
tisierter Drache.  Erhalten  haben  sich  rote  Farbspuren  im  Maule  des  Hirsches 
und  des  Drachen.  Es  findet  sich  eine  größere  Ausflickung  am  rechten  Hinter- 
beine, eine  kleine  am  Kopfe  des  Hirsches. 

H.  35,5  cm,  L.  31  cm.  Bronzeguß.  15.  Jahrhundert.  Aus  der  Hahn'schen 
Sammlung  in  Hannover. 

16.  H  und.     K.  G.  583,  Abb.  Nr.  43.    Vgl.  S.  69 f. 

Mit  Eingußöffnung  auf  dem  Kopf  und  tierkopfartig  gestaltetem  Ausguß 
in  der  Brust;  darin  eingefügt  ein  Abflußhahn.  Als  Handhabe  dient  ein  ange- 
gossener, schematisierter  Drache  mit  sich  gabelnden  Hinterbeinen.  Erhalten 
haben  sich  rote  Farbspm-en  im  Maule  des  Hundes.  Die  rechte  Stirnpartie  ist 
defekt,  das  linke  Vorderbein  gebrochen,  der  rechte  Hinterfuß  durchbohrt.  Er- 
gänzt ist  die  Deckelklappe. 


VON   DR.   HEINRICH    REI  FFERSCHEID.  93 


H.  ^1  CHI.  L.  ^4  cm.  Bronze.ii'uß.  IS.  Jahrhundert.  Aus  der  Hahn'sclieii 
ScUiiinkm.i:,'  in  1  kmnover. 

17.  Phantastisches  Tier  mit  seitlich  .gewandtem  Kopf.     K.  G.  403,  Abb. 
Nr.  44.    V^l  S.  70  ff. 

Mit  Ein,s;"ußöffnun,i;'  auf  dem  Kopf  und  Aus,t;uf5  vermittelst  des  Kopfes  des 
ilmi  im  Nacken  aufsitzenden  Fabelwesens.  Als  Handhabe  dient  ein  an,i(e,t;'ossenes 
größeres  Tiergebilde.  Es  fehlt  die  Spitze  des  rechten  Dhres  des  großen  Tieres. 
Ergänzt  ist  dessen  linkes  Ohr,  das  untere  Vorderbein  und  die  Schwanzspitze, 
desgl.  die  Deckelkkippe.  An  der  Brust  eine  Gul.istelle.  Auch  finden  sich  einzelne 
Ausflickungen. 

H.  24  cm,  L.  2S,S  cm.  RiUlicher  Gelbguß.  14.  Jahrhundert.  Aus  dem 
Nürnberger  Kunsthandel. 

Vgl.  A.  Essenwein,  im  Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit,  N.  F. 
■Bd.  XIV,  Jahrgang  1867,  Sp.  261,  mit  Abb.  —  Derselbe,  Kunst-  und  kultur- 
geschichtliche Denkmale  des  Germanischen  Nationalmuseums  Leipzig  (1877), 
Tafel  XXV. 

18.  Henne.     K.  G.  586,  Abb.  Nr.  53-     Vgl.  S.  81  f. 

Mit  Eingußöffnung  in  dem  röhrenförmig  aufgebogenen  Schweif  und  Aus- 
guß durch  den  Schnabel.  Als  Handhabe  dient  eine  stilisierte  Ranke.  Es  fehlt 
die  Deckelklappe  und  ein  Stück  aus  dem  Schweifkamm.  Ergänzt  ist  der  Blei- 
verschluß in  der  Brust. 

H.  10  cm,  L.  16,5  cm.     Bronzeguß.     13.  Jahrhundert.    Aus  der  Sammlung 
des  Freiherrn  von  Eelking  in  Bremen. 
10.  H  ahn.     K.  G.  400.  Abb.  Nr.  55.    Vgl.  S.  84 f. 

Mit  Eingußöffnung  in  dem  aufgerichteten  Schweif  und  Ausguß  durch  den 
geöffneten  Schnabel.  Als  Handhabe  dienen  zwei  bis  zum  Halse  zurückgebogene 
Sichelfedern  des  Schweifes.  Es  fehlen  vermutlich  die  Glasflüsse  in  den  Augen, 
desgleichen  fehlt  eine  Zehe  am  linken  Fuß;  drei  weitere  Zehen  sind  gebrochen 
und  wieder  angeir)tet.  An  der  Brust  eine  Gußstelle.  Auch  finden  sich  einzelne 
Defekte  an  dem  Kamm,  dem  K()rper  und  dem  Schweif  des  Hahnes. 

H.  23  cm,  L.  22  cm.  Bronzeguß.  14.— 15.  Jahrhundert.  Aus  der  Hahn'schen 
Sammlung  in  Hannover. 

Erwähnt  von  Alexander  Schnütgen.  in  der  Zeitschrift  für  christliche  Kunst, 
Jahrgang   II,   Düsseldorf   I880,   Sp.   211;   abgedruckt   in  „Die   Kunstsammlung 
des  Herrn  Wilhelm  Peter  Metzler  in   Frankfurt  a.  M.",  erläutert  von   Heinrich 
Frauberger,  Frankfurt  a.  M.  1807,  S.  17. 
20.  M  e  e  r  w  e  i  b  c  h  e  11.     K.  G.  480,  Abb.  Nr.  50.     Vgl.  S.  80. 

Mit  Eingußöffnung  am  Hinterkopf  und  tierkopfartig  gestaltetem  Ausguß 
an  der  Spitze  des  zur  Brust  vorgebogenen  Schweifes.  Ergänzt  ist  die  Deckel- 
klappe. 

H.  28,5  cm.  Bronzeguß.  1.  Viertel  des  16.  Jalirhunderts.  Aus  der  Ilalm- 
schen  Sammlung  in  Hannover. 


RF.STE   EINES  ALTARWERKS   DER  SALZBURGER  SCHULE. 

Von  Dr.  hKlTZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 

Wenn  ältere  un.signierte  Kiukstwerke  aus  ihrem  ui\sprün,i;lichen  Zusaninien- 
luuiii"  lier:uL\?erissen  sind  und  jedwede  Spur  ihrer  Provenienz  verwischt  ist, 
bereitet  es  zuweilen  Schwierigkeit,  sie  mit  Sicherheit  einer  bestimmten  Schule  zu- 
zuweisen. Und  namentlich  ist  dies  der  Fall,  wenn  sie  nicht  die  Art  eines  als  Persönlich- 
keit gesicherten  Meisters  an  sich  tragen  und  noch  dazu  andere  Arbeiten  der  gleichen 
Hand  nicht  bekannt  sind.  Lediglich  mit  den  Mitteln  der  vergleichenden  Stilkritik 
seinem  Ziel  zuzustreben,  ist  unter  solchen  Umständen  ein  Verfahren,  das  der  Meinung 
des  Einzelnen  einen  weiten  Spielraum  läßt.  Als  wir  die  auf  Taf.I  und  1 1  wiedergegebenen 
vier  Bilder  erwarben  —  sie  stammen  aus  Bozener  Privatbesitz  — ,  glaubten  wir  sie 
als  Werke  der  bayerischen  Kunst  ansprechen  zu  sollen.  Maßgebend  waren  hierfi^ir 
die  brutale  hochaufgeschossene  Gestalt  des  Schergen  vorn  links  auf  dem  Bilde  der 
Handwaschung  und  die  drastischen  Mienen  und  Gebärden  der  drei  Juden  der  Ecce 
homo-Tafel.  Aber  das  sind  denn  doch  nur  Einzelheiten.  Im  übrigen  fehlt  der  sonst 
von  der  bayerischen  Kunst  gewohnte  derbe  und  oft  rohe  Wirklichkeitssinn  und  die 
ihr  eigene  wilde  Erregtheit.  Man  denke  nur  etwa  an  Gabriel  Mälesskircher  oder  an 
Jan  Pollack!  Die  sonst  gerne  realistisch  oder  sogar  übertrieben  realistisch  behandelten 
Szenen  lassen  das  Streben  nach  ausgeglichener  Ruhe,  nach  formaler  Schönheit  er- 
kennen. Der  Hauptwert  ist  auf  die  seelische  Durchbildung  der  Gestalten  gelegt, 
von  denen  jede  für  sich  beobachtet  und  nach  dem  Modell  studiert  scheint.  Auch  der 
bayerischen  Schule  kann  ernste  Würde  tnid  Tiefe  des  Gehalts  nicht  abgesprochen 
werden.  Aber  was  das  Kernwesen  unserer  Bilder  ausmacht,  gravitiert  doch  weit 
mehr  nach  einer  anderen  Gegend,  nämlich  nach  Salzburg  hin.  Und  wir  müssen 
einer  solchen  Zuschreibung  um  so  mehr  zuneigen,  als  sich  mancherlei  Berührungs- 
punkte mit  Konrad  Laib  tmd  namentlich  mit  Rueland  Frueauf  feststellen  lassen. 
Laib  und  Frueauf  sind  die  Hauptangeln,  in  denen  sich  die  Salzburger  Kunst  des 
15.  Jahrhunderts  bewegt,  und  etwa  zwischen  ihnen  scheint  der  Meister  unserer  Tafeln 
seine  Stelle  zu  haben.  ^)    Auch  das  Kolorit  weist  nach  Salzburg.    Die  lyrische  Weich- 


1)  Auffallend  ist  übrisrens  auch  die  Ähnlichkeit,  welche  das  Bildnis  des  Vaters  des 
Theophrastus  Paracelsus  v.  J.  1491  im  Salzburger  Museum  mit  dem  plastisch  gefühlten  Kopf 
des  Pilatus  auf  unserem  Handwaschungsbilde  hat.  Beide  decken  sich  fast  Zug  um  Zug.  Ob 
aber  ersteres  der  Salzburger  Schule  zugewiesen  werden  darf,  erscheint  mir  fraglich;  der  Wohn- 
ort des  Wilhelm  Bombast  von  Hohenheim  war  anfangs  Maria  Einsiedeln  in  der  Schweiz,  wo 
Theophrast  i.  J.  1493  geboren  wurde,  und  später  Villach  in  Kärnten,  wohin  er  i.  J.  1502  über- 
siedelte und  wo  er  i.  J.  1534  starb.  Vgl.  Allgemeine  deutsche  Biographie  XII,  S.  (')75,  u.  Mitt.  der 
Ges.  f.  Salzburger  Landeskunde  Bd.  XXVII  u.  XXVIII,  wo  Karl  Aberle  die  ganze  Paracelsus- 
Frage  eingehend  behandelt  und  Bd.  XXVIl,  S.  36  ff.  auch  unser  Bild  bespricht,  das  er  gleich- 
zeitig abbildet.  Den  Hinweis  auf  diese  Abhandlung  verdanke  ich  Herrn  Kustos  Alphons  Hau- 
polter  vom  Salzburger  Museum. 


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VON__  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  95 

lieit  der  Farben  ist  nicht  bayerisch.  Hier  Hebte  man  eine  bliimi,icere  Palette, 
stärkere  Kontraste,  ,t;Tößere  Ab\vechsehin,t;'  und  nicht  die  friedhche  Insicli,i;ekelirt- 
heit,  welche  unseren  Tafeln  ihr  Gepräi^e  M'il^t.  Wir  wollen  uns  aber  darüber  klar 
sein,  dal.i  sich  die  Salzbur.i^er  und  die  bayerische  Schule  nicht  immer  scharf  aus- 
einanderhalten lassen.  Bei  engerer  Nachbarschaft  verwischen  sich  die  Gegensätze 
leichter  und  fließen  schließlich  zu  einer  Harmonie  zusammen,  aus  der  die  eigentliche 
Schulzugehörigkeit  nur  auf  Grund  peinlichsten  Einzelstudiums  herausgelöst  werden 
kann.  So  scheint  aucii  unser  Meister  Fühlung  mit  der  bayerischen  Kunst  gehabt  zu 
haben.  Von  Hause  aus  aber  war  er  ein  Salzburger,  scheinbar  jedoch  ein  solcher,  der 
in  der  Nähe  der  Grenze  seine  Heimat  hatte. 

Die  Salzburger  Schule  besitzt  eine  Reihe  von  Eigenheiten,  durch  die  sie  sich 
schärfer  gegen  andere  Schulen  abhebt.  Die  wichtigste  ist  die  Neigung  zur  Anmut, 
zur  reservierten  Ruhe,  zum  Idealen-).  Sie  ist  ihr  trotz  aller  Stilwandlungen  und 
trotz  aller  Einflüsse  von  anderwärts  her  geblieben.  Selbst  der  in  der  2.  Hälfte  des 
IS.  Jahrhunderts  einsetzende  Realismus  des  deutschen  Quattrocento  hat  den  Idealis- 
mus der  Salzburger  Kunst  nicht  ins  Gegenteil  zu  verkehren  vermocht.  Brutaler 
Wirklichkeitssinn,  starke  Erregtheit  und  heftige  Gebärden  sind  der  Salzburger  Kunst 
fremd.  Sie  liebt  die  stille  Ausgeglichenheit  und  die  kontrastlose  Milde.  Gerade 
hierin  unterscheidet  sie  sich,  worauf  ich  schon  in  Kürze  hinwies,  wesentlich  von  der 
bayerischen  Kunst.  Sie  ist  mehr  eine  gefühlsmäßige  Wirkungskunst,  keine  Wirk- 
lichkeitskunst. Des  Salzburgers  Sinn  isi  auf  formale  Schönheit  gerichtet.  Des- 
wegen entspricht  auch  das  Starkwillige,  Herbe,  allzu  Ernste  und  Eckig- Harte  der 
Tiroler  Schule  nicht  seinem  Wesen,  wie  ihm  auf  der  anderen  Seite  auch  die  wuchtige 
Gemütsschwere  des  Schwaben  nicht  liegt.  Er  vermeidet  die  Sprache  lauter  Affekte, 
er  will  schlicht  und  einfach  sein.  Aufsehen  erregende  neue  M(')glichkeiten  sucht  und 
will  er  nicht.  Mit  zielbewußter  Ruhe,  die  einen  Zug  zum  Konservativen  an  sich  trägt, 
baut  er  auf  auf  bewährter  Tradition  und  löst  er,  wie  Fischer  (S.  I69)  richtig  bemerkt, 
seine  Aufgaben,  ohne  etwas  Außerordentliches  zu  wollen.  Allerdings  hält  er  sich 
nicht  bei  Kleinigkeiten  auf.  Stets  eignet  seinen  Werken  eine  gewisse  hoheitsvolle 
Großzügigkeit,  und  diese  äußert  sich  namentlich  in  dem  goldenen  Ebenmaß  des  Gleich- 
gewichts, das  er  sowohl  in  seinen  szenischen  Kompositionen  wie  in  der  Farben- 
disposition innezuhalten  trachtet.  Die  maßvolle  Einfachheit,  die  er  nach  beiden 
Richtungen  beobachtet,  verleiht  seinen  Schöpfungen  den  Zauber  einer  intimen  Größe 
und  Vollendung. 

Was  ich  hier  von  der  Salzburger  Schule  im  allgemeinen  sagte,  gilt  von  unseren 
vier  Bildern  im  besonderen,  ihr  Verfertiger  ist  keiner  von  denen,  auf  welche  Dürers 
bekannte  Bemerkung  von  den  „gmeinen  gmäl"  in  seinem  Briefe  an  Jakob  Heller 
vom  26.  August  1509  zur  Anwendung  gebracht  werden  kann.  Er  ist  ein  Meister, 
der  sich,  obwohl  dem  Namen  nach  unbekannt,  weit  über  die  Masse  der  namenlosen 
Durchschnittskünstler  seiner  Zeit  erhebt,  der  allein  schon  wegen  der  weitgediehenen 

2)  Vgl.  Otto  Fischer,  Die  aUdeutsdie  Malerei  in  Salzburg,  Leipzig  1908,  S.  I67  und  an 
anderen  Stellen;  ferner  Robert  Stial.iny,  Altsalzburger  Tafelbilder,  Jahrbueh  der  kunsthisto- 
rischen Saniiiilungen  des  Allerlu'ichsten  Kaiserhauses  19<»,i,  Heft  2,  und  J.  Sighart,  Maler  und 
Malereien  des  Mittelalters  im  Salzburger  Lande,  Mitteilungen  der  K.  K.  Zentral- Kommission 
XL  Jahrgang,  Wien  1866,  S.  65  ff. 


9Ö 


RESTE  EINES  ALTARWERKS  DKR  SALZBURGER  SCHULE. 


Schärfe  der  ninzelchanikicristik  Anspnu-li  aul  höhere  Bewert  im,!;-  erlieben  darf. 
Seine  Bilder  sind  we.iien  ihrer  lii^enarl  mmi  allgemein  kunstiiescliiclillicher  Be- 
deutun.ii'.  Ganz  abgesehen  mmi  der  stillen  dniße  seiner  Kompositionen,  verdient 
es  iiöeliste  Beaehtnn.ii',  wie  jede  einzelne  seiner  Fi,i;nren  zum  'rrä,i;er  einer  besonderen 
Hinplinduni;-  i:eniaelit.  wie  in  den  Antlitzen  die  Seele  des  Menschen  wieder.i^espie.iielt  ist. 
Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß  der  Meister  unserer  vier  Taleln  mit  der  orna- 
mental verkappten  Inschrift  am  Mantelsaum  der  äußersten  rechten  Ti.i^ur  des  Kren- 
zi.t^un.s^sbildes  seinen  Namen  hat  andeuten  wollen  (Abb.  1).  Sie  lautet:  I.NAIW  (um,i;'e- 
kehrtes  AI)  OVW.  A\an  kann  sich  \ersucht  tiihlen,  sie  in  ,,M  i  c  h  e  1  L  a  i  n  o  v  w", 
bezw.  ..I .  a  i  n  a  u"  autzul(")sen.  Doch  bei;egnet  dieser  Name  bei  Sighart  und  Fischer  nicht . 
Fine  Künstlersignatur  liegt  jedenfalls  in  den  Buchstaben  beschlossen.  Ich  muß 
es  der  weiteren  Forschung  überlassen,  den  Meister  unserer  Tafeln  aus  seiner  vollen 
Anonvniität  zu  befreien.     Daß  Namensandeutungen  dieser  Art  eine   Salzburger  Ge- 


Abb.  1.     Inschrift  auf  dem  Kreiizigungsbild  der  Salzburger  Scinile. 


wohnheit  sind,  sei  nur  nebenher  erwähnt.  Den  einzelnen  Buchstaben  aber  an  den 
Ärmelsäumen  und  am  Gewandsaum  des  Simon  von  Kyrene  messe  ich  keine  andere 
Bedeutung  bei  als  die  der  ornamentalen  Spielerei. 

Auch  mit  dem  Eisenhut  auf  dem  S-förmig  wehenden  Wimpel  der  Standarte 
rechts  oben  auf  dem  Kreuzigungsbild  kommen  wir  nicht  weiter.  Er  ähnelt  dem  Wappen 
der  Ainkürn,  eines  in  Nördlingen  ansässig  gewesenen,  abgestorbenen  alten  Ge- 
schlechtes^). Nur  ist  hier  der  Eisenhut  in  der  Mitte  längs  geteilt.  Doch  damit  würden 
wir  uns  in  ein  Gebiet  begeben,  das  wir  a  priori  für  unsere  Bilder  ausschalten  müssen. 

Die  Höhe  der  sehr  dünnen  und  bis  auf  das  Kreuzigungsbild  durch  Auseinander- 
sägen gewonnenen  Tafehi  schwankt  zwischen  1,16  und  1,205  m,  die  Breite  zwischen 
0,99  und  1,015  ni.  Als  Themata  sind  behandelt:  die  Darstellung  vor  dem  Volk, 
die    Handwaschung   des  Pilatus,    die  Kreuzschleppung  und    die  Kreuzigung  (siehe 


3)  Neuer  Siebinachcr  VI.   Bd.,   1.  Abt.,  abgestorbener  Bayerisclier  Adel,  Tat.   131- 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  97 

Taf.  I  11.  II).  Ganz  unversehrt  sind  die  Bilder  nicht  auf  uns  .gekommen.  Zunächst  sind 
die  anscheinend  landschaftlichen  Hinters^ründe  in  einem  weni.t;"  erfreulichen  Blau 
herausgefaßt  worden.  Der  ursprünglich  violettfarbene  Mantel  Christi  auf  dem 
Handwaschungsbilde  wurde  später  blau-gri.in  übermalt.  Auch  der  Hals  wurde  dabei 
nicht  verschont.  Daher  sein  etwas  unnatürliches  Aussehen !  Der  Mantel  des  Juden 
v(M'n  links  auf  dem  Darstellungsbilde  zeigt  ebenfalls  seine  volle  ursprüngliche  T(')nung 
nicht  mehr.  Audi  sonst  ist  die  eine  oder  andere  Einzellieit  der  verschlimm- 
bessernden Hand  einer  späteren  Zeil  zum  Opfer  gefallen.  Im  allgemeinen  aber  ist 
der  Erhaltungszustand  der  Bilder  ein  guter. 

In  älterer  Zeit  gingen  Tafelmalerei  und  Wandmalerei  Hand  in  Hand.  F:in  und 
derselbe  Meister  übte  beide  Techniken  aus,  und  man  fand  dies  weiter  nicht  ungew()hn- 
lich.  So  wird  von  Rueland  Frueauf  dem  Älteren  überliefert,  daß  er  die  von  dem 
Maler  Rueprecht  1471  begonnenen  Rathausfresken  in  Passau  vollendet  habe^).  Daher 
nimmt  es  uns  auch  weiter  nicht  Wunder,  wenn  sich  die  Gewohnheiten  des  Fresko 
maiers  auf  die  Tafelmalerei  übertrugen.  Auch  unser  Meister  scheint  ein  geübter 
Wandmaler  gewesen  zu  sein.  Die  Gn'iße  des  Stils,  die  silhouettierende  Kraft  der 
Linie,  das  plastische  Heraussetzen  der  Figuren  aus  dem  Untergrund,  das  Vermeiden 
alles  Kleinlichen  und  endlich  die  figurale  Beschränkung  machen  dies  im  iK'ichsten 
(jrade  wahrscheinlich.  Dort  scheint  auch  ein  Hauptvorzug  seiner  Sch(')pfungen 
herzurühren,  die  maßvolle  Einfachheit,  die  Konzentrierung  auf  das  Wenige. 

Wenn  wir  den  Meister  unserer  Tafeln  in  seiner  Eigenart  richtig  würdigen  wollen, 
so  gehen  wir  am  besten  von  seinen  szenischen  Kompositionen  aus.  Im  Gegensatz 
etwa  zu  Martin  Schongauer  strebt  er  eine  bewußte  Reaktion  gegen  das  Überheftige 
und  hastig  Nervöse  seiner  Zeit  an.  Das  Gedränge  und  Gewühl,  das  Wirre  und  Auf- 
geregte in  Mienen  und  Bewegungen,  wie  wir  es  bei  Martin  Schongauer  finden,  ver- 
meidet er.  Er  reiht  seine  Gestalten  in  Ruhe  nebeneinander.  Auf  sie  legt  er  den 
Hauptwert,  alles  und  jedes  Beiwerk  ausschaltend.  Die  Hunde,  die  z.  B.  Schongauer 
seinen  Darstellungen  gerne  beigibt,  fehlen  bei  ihm.  Auch  in  der  Architektur  legt  er 
sich  größte  Beschränkung  auf.  Das  Wichtigste  sind  ihm  die  Figuren.  Aber  sie  agieren 
nicht  mit  überlauten  Affekten.  Dafür  sprechen  ihre  Antlitze  und  Gelxirden  die 
stumme  Sprache  einer  starken  inneren  Erregung.  Eine  unendliche  Fülle  menschlicher 
Empfindungen  gibt  sich  in  ihnen  kund.  Leidenschaft  und  menschliche  Hingebung, 
Aufgeregtheit  und  reservierte  Ruhe,  sie  treten  in  herrlichem  Wechsel  vor  uns  hin. 
Ein  prächtiger  Charakterkopf  ist  namentlich  der  des  Pilatus  auf  dem  Handwaschungs- 
bilde (Abb.  2).  In  den  etwas  fleischig  behandelten  Gesichtszügen  liegt  der  Ausdruck 
d-'S  erwartungsvoll  Gespannten,  zugleich  aber  der  der  Resignation  gegen  die  Rohheit 
des  Pöbels,  die  ihm  in  der  Seele  zuwider  ist.  Er  will  nichts  mit  ihr  gemein  haben. 
Er  ist  von  der  Unschuld  Christi  überzeugt  und  empfindet  Mitleid  mit  ihm.  Daher 
der  starre,  wie  suchend  geradeaus  gerichtete  Blick,  der  herb  geschlossene  Mund  und 
die  scharf  markierten  Furchen,  die  von  der  Nasenwurzel  zum  Mund  herablaufen. 
Eine  solch  weitgehende  psychologische  Durchbildung  kann  nur  auf  Grund  einer 
Naturstudie  entstanden  sein.  Und  wir  müssen  dies  auch  bei  den  anderen  Ki'ipfen 
annehmen.  Ich  verweise  z.  B.  auf  den  vornehmsten  der  Führer  des  Kreuzigungs- 
bildes, der  bei  vielbesagendem  Ausdruck  des  Antlitzes  beteuernd  die  Rechte  empor- 


4)  Otto  Fischer  a.   a.  O.   S.  211. 

Mitteilungen  aus  dem  Germanisclien  Nutionulmuseum.  1912. 


98 


RESTE   EINES  ALTARWERKS  DER  SALZBURGER  SCHULE. 


hebt,  ab  wollte  er  sa.Jren:  Wahrlich,  dieser  war  Gottes  Sohn!  Und  in  last  Muitscher- 
scher  Art  steht  die  .canze  Szene  unter  diesem  Eindruck,  der  hier  seine  höchste  Stei.i^e- 
run<  erfahren,  hat.  Wir  müssen  liierin,  icli  meine  in  dem  eii;enarti,t:  Straffen,  auf 
einen  Hauptmoment  Ziitreschnittenen  der  kompositionellen  Ania.i^^e  eine  weitere 
Sonderheit  unseres  Meisters  erbhcken.  Und  diese  tritt  in  jedem  unserer  Bilder  zu- 
taije.  Auch  auf  den  Kopf  des  Johannes  des  gleichen  Bildes  möchte  icli  noch  auf- 
merksam machen.  Mit  schmerzhaft  bewegter  Miene  schaut  er  starr  zum  Gekreuzigten 
empor.  Das  ganze  Mitgefühl  einer  mit  voller  Inbrunst  teilnehmenden  Seele  hat  in 
diesem  qualvollen  Blick  Ausdruck  gefunden.     Eine  solch  tiefe  Beseelung  hat  z.  B. 


Abb.  2.    Kopf  des  Pilatus  auf  dem  Haiidwaschungsbild  der  Salzburger  Schule. 


Schongauer  dem  Johannes  seines  Kreuzigungsbildes  nicht  zu  geben  vermocht.  Im 
Gegensatz  zu  den  männliclien  Figuren  sind  die  Physiognomien  der  Frauen  ohne 
tieferen  Gehalt.  Am  besten  erkennen  wir  dies  an  der  zusammenbrechenden  Maria 
des  Kreuzigungsbildes.  Ihr  Antlitz  ist  wie  aus  Holz  geschnitzt,  etwas  lieblich  und  hold, 
aber  doch  im  übrigen  leer  und  ausdruckslos.  Und  so  ist  es  auch  bei  den  übrigen 
Frauen. 

Daß  unser  Aleister  alles  Rohe  und  Krasse  vermeidet,  wurde  schon  berührt. 
Ich  muf3  aber  noch  einmal  hierauf  zurückkommen,  weil  dies  ein  für  sein  Sonder- 
wesen typischer  Zug  ist,  ein  Zug,  der  ihm  allerdings  mit  der  übrigen  Salzburger  Schule 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  QQ 

gemein  ist.  Und  doch  geht  er  hierin  weiter  wie  mancher  andere  seiner  Stammes- 
genossen. Ich  exemphfiziere  nur  auf  Rueland  Frueauf  den  Älteren.  Man  vergleiche 
z.  B.  unser  Kreuzschleppungsbild  mit  der  gleichen  Darstellung  am  Regensburger 
Allar^).  Dort  schlagen  die  Schergen  wirklich  zu.  Hier  ist  es  nur  einer,  der  die  Faust 
erhebt,  und  noch  glaubt  man  nicht,  daß  er  Ernst  machen  könne. 

Im  allgemeinen  tragen  unsere  Bilder  den  Stempel  ausgeglichener  Ruhe.  Gleich- 
wohl finden  sich  im  einzelnen  dem  entgegengesetzte  Strömungen.  Ich  meine  hier 
vor  allem  die  teilweise  Unruhe  in  der  Gewandung  und  in  der  Gebärdensprache,  zwei 
Punkte,  die  fast  einer  Künstlersignatur  gleichkommen.  Glatt  oder  in  plastisch  vor- 
tretende, wie  in  Metallblech  gehämmerte  Rcihrenfalten  gelegt,  fällt  die  Gewandung 
herab,  ganz  entsprechend  der  vertikalen  Tendenz,  welche  vorwaltet.  Wo  sie  aber 
gerafft  oder  gegürtet  ist,  wo  sie  sich  begegnet  und  wo  sie  am  Boden  aufstößt,  bilden 
sich  tiefe  laschenartige  Einschnitte,  zahlreiche  Knitterungen,  Brüche  mit  reichem 
Licht-  und  Schattenwechsel  und  an  den  Gewandsäumen  scharf  fortlaufende  Wellen. 
An  manchen  Stellen  ist  hier  des  Guten  mehr  getan,  als  es  sonst  in  des  Meisters  Wesen 
liegt.  Vor  allem  sind  es  die  Ärmel  welche  diese  Neigung  zum  Extremen  aufweisen. 
In  wirrem  Zickzack,  das  kaum  ernstlich  begründet  werden  kann,  bauschen  sich  hier 
die  zumeist  schwerlastenden  Stoffe  und  stören  die  sonst  klare  Linie.  Am  stärksten 
aber  übertrieben  ist  das  krause  Knitterwerk  am  Gewand  der  zusammenbreclienden 
Maria.  Manch  kleine  Dissonanz  hat  sich  auf  diese  Weise  in  den  sonst  friedlich-ernsten 
Duktus  des  Ganzen  eingeschlichen  und  die  stärkste  ist  wohl  die  hastig  verlaufende 
Schrägfalte  im  Mantel  des  unter  der  Last  des  schweren  Kreuzes  zusammenbrechenden 
Erlösers.  Allerdings  empfindet  man  sie  nicht  allzu  sehr,  da  sein  hageres,  leidvolles 
Antlitz  den  Blick  des  Beschauers  vor  allem  anderen  auf  sich  lenkt.  Einer  gleichen 
Tendenz  entspringt  auch  das  Kaprizi(')se  in  einzelnen  Bewegungen  und  in  der  Gebärden- 
sprache. Die  Hände  sind  schmal,  die  Finger  scharf  artikuliert,  voll  von  nervöser 
Unruhe  und  in  ihren  Stellungen  gespreizt.  Der  Daumen  ist  gerne  abgeflogen,  der 
Zeigefinger  mit  Vorliebe  vorgestreckt,  während  die  übrigen  drei  Finger  eingezogen 
werden.  Zuweilen  fahren  die  Finger  in  eckigen  Biegungen  ganz  auseinander  tmd 
scheint  jeder  Ztisammenhang  geschwunden.  Das  Merkwürdigste  aber  ist  das  kuge- 
lige Herausdrängen  der  Kniescheibe,  ein  Moment,  das  den  Künstler  noch  in  argem 
Kampf  mit  der  Kenntnis  des  menschlichen  K()rpers  zeigt.  Es  muß  unsere  höchste 
Verwunderung  erregen,  daß  er,  der  ein  Meister  in  der  seelisclien  Charakteristik  ist, 
sich  in  der  Behandlung  der  Anatomie  solch  schwerer  Verstöße  schuldig  macht. 

Was  das  Kolorit  anbelangt,  so  liebt  unser  Meister  den  breitflächig  kolorierenden, 
kräftigen  Auftrag.  Seine  Farben  sind  locker  und  weicli,  rein  und  klar  und  Non  ge- 
dämpfter Feinheit.  Grelle  Kontraste  sind  vermieden.  Seine  Palette  umfaßt  vor 
allem  Farben  von  weichem  Wohllaut  und  harmonischem  Zusammenklang.  Es  prä\a- 
lieren  Moosgrün,  Blaßrosa,  Ziegelrot,  Blaßblau,  Schwefelgelb  und  Grau. 

Es  erübrigt  sich,  noch  einige  Kriterien  anzuführen,  welche  die  Einreihuns^ 
unserer  Tafeln  in  die  Salzburger  Schule  rechtfertigen.  Daß  dies  nicht  durch  Beibrin- 
gung von  Einzelheiten  geschehen  kann,  welche  sich  decken,  ist  selbstverständlich. 
Doch  kann  die  gleiche  Schulzugehörigkeit  auch  aus  Verwandtschaften  festgestellt 


5)  Siehe  die  Abb.  auf  Taf.   XVII  bei   Robert  Stiaßny  a.   a.  0. 


100  RESTE   EINES  ALTAKWERKS  DER  SALZBURGER  SCHULE. 

werden.  k'M  fs  doch  trotz  aller  Stiliilmlichkeiten,  welche  der  deutschen  Kunst  in 
beslinmilen  Zeitabschnitten  .uenieinsani  sind,  charakteristische  l:i,i;enheiten  und 
Züije,  welche  Sonderuul  einer  liestiniinten  dei^end,  welche  in  der  Slanimeseiuen- 
tiinilichkeit  bes^riindel  sind  und  die  sich  darum  hier  \(>n  deschlecht  zu  (ieschlecht 
weiter^eerbt  haben. 

Der  Kopt  des  Tilatus  uiLseres  I  landwa.-<chun,usbildes  (Abb-.  2)  hat  mancherlei 
Ähnlichkeit  mit  dem  Sal/.lnuxer  Hernieskopfe  des  Konrad  Laib,  welches  Bild  um  die 
Alitte  des  1  v  Jahrhunderts  entstanden  ist^).  Es  handelt  sich  hier  nicht  etwa  um  eine 
Kopie  Zuii  um  Zu.ii".  Aber  beiden  Gestalten  .gemeinsam  ist  die  Sprache  der  tiefen 
inneren  lirre^un.ii'.  Hs  ist  das  .gleiche  Prinzip,  aus  dem  die  i^ildun^i;'  des  Antlitzes 
hier  wie  dort  erwachsen,  der  Boden  der  !;;leichen  Anschauun.i;',  die  t;leiche  Macht 
und  üri'iße  der  .Auffassung;'.  Und  diese  bedingen  eine  hochentwickelte  Kultur,  wie  sie 
in  Salzburg,  der  alten  kunsttrirdernden  Bischofsstadt,  als  etwas  Selbstverständliches 
seit  alters  zu  Hause  war.  Etwas  Unverrückbares,  Eisernes  haftet  diesen  beiden 
Gestalten  an.  Sie  verkr)rpern  sich  in  uns  zur  dauernden  Erinnerung.  Und  wenn 
wir  weiter  auf  unseren  Bildern  die  gleiche  scharfe  Betonung  der  Fingergelenke  und 
die  gleiche  gespreizte  Haltung  der  Hände  finden  wie  l-»eim  Salzburger  Hermesbild, 
so  ist  uns  dies  ein  neuer  Beweis,  daß  unser  Meister  auf  bewährter  Tradition  aufbaut. 

ich  komme  zum  Regensburger  Altar,  den  sowohl  Stiaf3ny  wie  Fischer  als  eine 
Schöpfung  Rueland  Frueaufs  ansprechen.  Beiden  ist  es  entgangen,  daß  sowohl 
an  dem  Saum  des  blau  geränderten  weißen  Mantels  des  bärtigen  Mannes  ganz  links 
auf  dem  Bilde  „Christus  vor  Herodes",  wie  neben  dem  Kopf  des  Apostels  rechts  oben 
auf  dem  Fußw^aschungsbilde  die  Buchstaben  R  A  angebracht  sind').  Man  könnte 
daraufhin  an  der  Urheberschaft  Frueaufs  zweifelhaft  werden,  wenn  nicht  die  Mög- 
lichkeit bestände,  in  denselben  eine  wiederum  verkappte  Spielerei  zu  sehen,  da  beide 
in  dem  Namen  des  Meisters  enthalten  sind;  denn  wenn  auch  hier  und  da  die  Hand 
des  Gesellen  oder  Gehilfen  stärker  wahrnehmbar  ist,  der  Analogien  sind  doch  zu 
viele,  um  den  Altar  aus  dem  Lebenswerk  des  Meisters  auszuschalten^),  ich  denke 
hier  vor  allem  an  das  fein  empfundene  Fußwaschungsbild  mit  seinem  Reichtum 
an  naturalistisch  durchgebildeten  Charakterköpfen,  einem  Zug,  der  auch  unseren 
Bildern  ihr  Wesensgepräge  gibt.  Und  es  ist  merkwürdig  genug,  daß  der  auffallend 
gut  individualisierte  Apostelkopf  rechts  oben  auf  dem  Bilde  bei  dem  Juden  links 
am  Rande  unserer  Kreuzigungsdarstellung  im  Typ  ganz  ähnlich  wiederkehrt.  Hier 
wie  dort  ist  die  Gestalt  mit  dem  scharf  seitlich  gewandten  Blick  die  Verk()rperung 
der  resignierten  Beobachtung.  Eng  verwandt  ist  auch  der  Frauentyp.  Unter  den 
aufgebauschten  Kopftüchern  zum  Vorschein  kommend,  tragen  sie  als  gemeinsamen 
Zug  den  Ausdruck  von  Herzensgüte  und  Freundlichkeit.  Man  vergleiche  vor  allem 
die  lebensgroße  Maria  auf  der  Außenseite  des  Regensburger  Altares  mit  der  Gottes- 
mutter unseres  Kreuzigungsbildes.  Auch  die  unruhig  gehäuften  Gewandbrüche 
sind  unserem  Meister  mit  jenem  gemeinsam.    Wir  werden  dies  später  noch  einmal 


6)  Abgebildet  bei  Otto   Fischer  a.  a.  O.  Tafel  9- 

7)  Ich  selbst  wurde  hierauf  durch  Herrn  Oberleutnant  a.  D.  Schöppl,  den  Archivar  des 
historischen  Vereins,  aufmerksam  gemacht. 

8)  Abgebildet    bei    Robert  Stiaßny  a.  a.  O.     Fig.   18,    Taf.    XVI    und    XVI 1,     Fig.   19 
und  Taf.   XI IIa. 


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VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  101 


ZU  koiLstatieren  haben.  Das  Kolorit  ist  auf  die  \veni,i,Tn  Grundtarben  ,i;estininit, 
die  auch  das  Aussehen  unserer  Bilder  vornehmlich  bestimmen:  Lichtt^rün,  Grau- 
violett, ungebrochenes  Rot,  zartes  Mattrot,  ungebrochenes  Blau  und  Schwefelgelb. 

Die  höchste  Vollendung  in  Rueland  Frueaufs  Lebenswerk  bezeichnen  die  herr- 
lichen, 14W  datierten  Großgmainer  Tafeln,  die  zu  dem  Besten  und  Edelsten  gehfiren, 
was  die  Kunst  des  endenden  15-  Jahrhunderts  auf  deutschem  Boden  hervorgebracht 
hat")-  Unsere  Bilder  besitzen  weder  die  Zartheit  noch  die  Weichheit  der  Großgmainer 
Tafeln.  Auch  fehlt  ihnen  die  ideale  Hoheit  der  Szenerien,  wie  wir  sie  hier  antreffen. 
Jene  sind  eben  später,  fortgeschrittener,  reifer  und  von  h()herer  Vollendung.  Die 
Figurenperspektive  unserer  Bilder  ist  noch  nicht  so  weit  ausgebildet.  Abstufungen 
in  den  Größenmaßen  werden  in  diesem  Umfang  bei  uns  noch  nicht  bemerkt.  Der 
Einfluß  niederländischer  Art,  der  in  Groljgmain  so  deutlich  zu  verspüren  ist,  ist  in 
gleicher  Stärke  bei  uns  noch  nicht  wahrnehmbar.  Vorhanden  ist  er  jedoch  bereits. 
Die  Figuren  unserer  Tafeln  sind  größer,  knorriger  und  derber.  Bewegung  und  Gegen- 
bewegung sind  noch  nicht  so  nachhaltig  ausgedrückt.  Aber  sie  sind  im  Prinzip  schon 
fühlbar.  Die  Stimmung  unserer  Bilder  ist  an  sich  auch  mild  und  weich.  Aber  sie 
wird  durch  Rohheiten  hier  und  da  beeinträchtigt.  Das  Kolorit  unserer  Bilder  ist  bunter 
und  leuchtender.  Es  fehlt  ihm  die  stille  und  feine  farbige  Haltung  der  Großgmainer. 
Dagegen  kann  das  sichere  Rechnen  mit  farbigen  Werten  auch  bei  uns  als  eine  positive 
Eigenart  festgestellt  werden.  Das  aber  kann  nicht  energisch  genug  betont  werden: 
unsere  Bilder  gehc'iren  in  die  gleiche  Kategorie  wie  die  Großgmainer;  auch  sie  wollen 
eine  bewußte  Reaktion  sein  gegen  das  Maßlose,  Überreiche  und  Überheftige  der 
vorangehenden  und  der  gleichzeitigen  Epoche. 

Die  Großgmainer  Bilder  tragen  als  Hauptcharakteristikum  den  Stempel  aus- 
geglichener Ruhe.  Gleichwohl  finden  sich  in  Einzelheiten  dem  entgegengesetzte 
Strömungen.  Ich  meine  hier  vor  allem  die  teilweise  Unruhe  in  der  Gewandung  und 
in  der  Gebärdensprache,  zwei  Punkte,  die  auch  für  unseres  Meisters  Art  bezeichnend 
sind.  Die  hastig  verlaufende  Schrägfalte  im  Gewand  des  dozierenden  Jesusknaben 
findet  sich  auch  am  Gewand  des  sein  Kreuz  tragenden  Christus.  Und  auch  die  über- 
mäßigen Knitterungen  der  Ärmel  sind  den  Großgmainer  Figuren  und  den  unsrigen 
gemeinsam.  Weiter  begegnet  hier  wie  dort  das  unruhige  Gefält  mit  r(')hrenartigen 
Wellen,  laschenartigen  Einschnitten  und  scharfen  fortlaufenden  Wellen  am  Gewand- 
saum ^").  In  Großgmain  sind  hierfür  der  Schriftgelehrte  vorn  rechts  auf  der  Bank 
des  Bildes  des  zwölfjährigen  Jesusknaben  im  Tempel,  die  knieende  Gottesmutter 
auf  dem  Bilde  des  Todes  Mariae,  ja  selbst  die  blaßrote  Bettdecke  ebendort  —  und 
wie  ähnlich  ist  die  Haltung  der  gekreuzten  Hände  der  Maria  dort  und  des  Christus 
unseres  Ecce  homo-Bildes!  — ,  die  beiden  vorderen  Apostel  vorn  links  und  rechts 
auf  dem  Pfingslfest  und  die  Maria  des  Darstellungsbildes  bezeichnend.  Und  hinzu- 
kommt, wie  schon  gesagt,  die  Gebärdensprache.  Der  Daumen  ist  hier  wie  dort  gerne 
abgespreizt.     Gerne  wird  der  Zeigefinger  gekrümmt  vorgestreckt,  die  übrigen  drei 


9)  Siehe  die  Abbildungen  bei  Robert  Stiaßny  a.  :i.  O.  T:if.  X— XII,  Xillb,  Fi?.  6,  7 
und  8,  sowie  bei  Otto  Fischer  a.  a.  O.  Taf.  IS,  wo/.u  auch  bei  beiden  der  zu.trehörii^'e  Text  zu 
vergleichen  ist. 

10)  Auch  auf  Bildern  der  bayerischen  Schule  kommt  dies  vor,  doch  nicht  in  dieser 
weichen  Ausprägung,  sondern  bewerkstelligt  durch  scharfe,  mehr  linienartige   Brüche. 


IQ2  RESTE  EINES  ALTARWERKS  DER  SALZBURC.ER  SCHULE. 


Fin.i^er  eiiviiezt\i;t'n  uikl  der  Daumen  an  den  .srekriimmten  zweiten  Fin,si:er  .irelec:!.  Bei 
betend  zusaninieni:eleulen  Händen  steht  der  Daumen  hier  wie  dort  (Kreuzi,i;un,ti-, 
Pt'inusifest,  'R>d  .Mariae)  na^h  rückwärts  ab.  DaU  auch  die  l-rauenk(ipfe  in  (iroLi- 
!.:-main  etwas  leblos  und  luHzern  sind,  sei  auch  nicht  unerwähnt  .gelassen. 

Doch  ich  möchte  nicht  mit] verstanden  werden.  Der  Meister  unserer  Tafeln  ist 
nicht  etwa  mit  Rueland  Frueauf  d.  Ä.  identisch.  I:r  hat  aucli  nicht  dessen  hohe 
\ollendunii"  erreicht.  Aber  das  dürfte  doch  aus  den  aufgezählten  Analogien  hervor- 
gehen, daß  er  demselben  Schulkreis  angehört  wie  er.  Auch  zu  Konrad  Laib  konnten 
Beziehungen  festgestellt  werden.  Und  weitere  Zusammenhänge  führen  zurück  in 
die  ältere  Epoche  der  Salzburger  Kunst,  in  die  Frühzeit  des  15.  Jahrhunderts. 
Koloristische  Vergleiche  etwa  mit  den  kleinen  Bildchen  der  Verkündigung  und  An- 
betung im  Salzburger  Museum ^^),  die  im  zweiten  Jahrzehnt  des  15.  Jahrhunderts 
entstanden  sein  mögen,  mit  dem  interessanten  Heimsuchungsbild  ebendort^-),  und 
\()r  allem  mit  dem  gleichfalls  im  Salzburger  Museum  aufbewahrten  Halleiner  Doppel- 
flügelaltar ^^),  der  wohl  schon  den  dreißiger  oder  vierziger  Jahren  angehört,  scheinen 
uns  eine  Stütze  dafür  zu  geben,  daß  unser  Meister  die  heimische  Tradition  fortsetzt. 

Wenn  Stiaßny^^)  glaubt,  daß  die  Gruppe  der  Maria  und  des  Johannes  unter  dem 
Stadttor  auf  der  Kreuztragung  in  Laufen  a.  d.  Salzach  unmittelbar  der  betreffenden 
Szene  des  1458  vollendeten  Sterzinger  Altares  von  Hans  Multscher  entnommen  sei, 
so  könnte  ein  Gleiches  auch  von  unserem  Kreuzschleppungsbilde  gesagt  werden. 
Und  es  dürfte  vielleicht  noch  auf  manches  andere  Bild  zutreffen.  Die  Laufener 
Passionsbilder  sind  1467  entstanden.  Unsere  Tafeln  sind  später  anzusetzen.  Der 
Regensburger  Altar  geht  ihnen  noch  zeitlich  vorauf.  Aber  die  Höhe  der  Großgmainer 
Bilder  ist  in  ihnen  noch  lange  nicht  erreicht.  Es  dürfte  demnach  zutreffen,  wenn 
wir  den  Zeitraum  zwischen  den  Jahren  1480  und  1490  für  die  Entstehungszeit  unserer 
Tafeln  als  maßgebend  annehmen. 

Andere  Werke  der  gleichen  Hand  habe  ich  bislang  nicht  nachzuweisen  ver- 
mocht. Etwas  seiner  Art  nähert  sich  die  Flügeltafel  aus  der  Nonnberger  Kirche 
mit  den  Heiligen  Katharina  und  Ursula  im  Salzburger  Museum,  die  Fischer  in 
den  siebziger  Jahren  entstanden  sein  läßt^^).  Die  Farben  sind  auffallend  ähnlich: 
Violettrot  für  das  Gewand,  Goldgrün  für  den  Mantel  der  Katharina;  dunkles  Grün- 
lichblau für  das  Gewand,  Ziegelrot  für  den  Mantel  der  Ursula.  Das  Hölzerne, 
Holdselige,  Leblose  der  Antlitze,  das  wir  hier  finden,  ist  für  unsere  Frauentypen 
ebenfalls  charakteristisch.  Die  Faltenbehandlung  zeigt  dieselben  Gewohnheiten. 
Vertikale  Röhrenfalten,  die  sich  beim  Aufstoß  auf  den  Boden  zu  spitzigen  Winkeln 
brechen.  Man  vergleiche  das  Gewand  der  Katharina  und  den  Mantel  des  Hohe- 
priesters  auf  unserem  Ecce  homo-Bild.  Dann  deren  eigenartige  Teilung  durch  einen 
laschenartigen  Knick.  Man  könnte  sich  versucht  fühlen,  an  eine  ältere  Arbeit  des 
Meisters  zu  denken.    Sie  ist  noch  in  manchem  roh,  und  es  fehlt  ihr  vor  allem  die 


11)  Otto  Fischer  a.   a.  O.   S.  40. 

12)  Otto  Fischer  a.  a.  0.   S.  41   f. 

13)  Otto   Fischer  a.  a.  O.   S.   50  ff.;  abgebildet  ebendort  Taf.  6. 

14)  Robert  Stiaßny  a.  a.  O.   S.  63- 

15)  Otto   Fischer  a.  a.  0.   S.  90. 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


103 


Feinheit  der  von  innen  heraus  gewonnenen  p.sychologischen  BeseeUmi.,^  des  reiferen 
Meisters. 

Der  Künstler,  der  unsere  Tafehi  gescliaffen,  ist  in  seinem  Lebenswerk  noch 
keine  fest  unirissene  Gestalt.  Erst  spätere  Funde  werden  die  Vorstellung  von  ihm 
klären  und  verdichten.  Meine  Aufgabe  war  es,  ihn  zunächst  in  die  Kunstgeschichte 
einzuführen,  und  diese  wird  nicht  umhin  binnen,  ihn  unter  der  großen  Menge  der 
Unbekannten  und  Ungenannten  als  einen  Meister  zu  würdigen,  der  sein  Eigenstes 
niclit  im  schulmäßigen  Zusammenhang  untergehen  läßt,  der  die  Fähigkeit  einer 
feinsinnigen  Charakterisierung  besitzt  und  die  Sprache  einer  reichen  Empfindung 
spricht. 


EIN  MEDAILLENENTWURF  VON  ALBRECHT  DURER. 

Von   Dr.   I'RH"/.  TKAUclüTT  SCHULZ. 

Es  ist  iik'rkwiirdi.u.  daß  von  der  .großen  Medaille  auf  Williliald  rMivkheiiner  (1470 
bis  l=;^(t)  \'.,I.  ISIZselKst  in  den  bekannteren  Kabinellen  nur  Nach,i;iLs.se,  und  noch 
dazu  niLlu  einmal  solche  von  scharfer  Ausprä.i^un.i;  der  Hinzelheilen,  existieren.  Es 
kann  dies  zu  der  .Annahme  Veranlassuns.^  .i^'eben,  daß  als  Ori.s^inal  ein  Wachsmodell 
vorgelesen  hat,  das  beim  Abguß  zugrunde  ging.  Wir  wissen,  daß  WilliixUd  Pirck- 
heimer,  einer  der  am  meisten  geehrten  und  am  meisten  gelobten  Männer  seiner  Zeit, 
mit  dem  größten  der  damaligen  deutschen  Künstler,  mit  Albrecht  Dürer,  in  vertrau- 
tester Freundschaft  lebte.  Von  diesem  aber  darf  es  als  erwiesen  gelten,  daß  er  sich 
gelegentlich  auch  in  der  Medaillenkunst  betätigte^).  Es  ist  kaum  anzunehmen, 
daß  die  Lehrzeit  in  der  Werkstatt  seines  Vaters,  der  ja  Goldschmied  war,  so  ganz 
eine  verlorene  gewesen  sein  sollte.  Und  so  ist  die  Wahrscheinlichkeit  eine  große, 
daß  die  bekannten  drei  Stücke,  der  weibliche  Idealkopf  v.  J.  1508,  der  sogenannte 
Wolgemut  vom  gleichen  Jahre  und  Dürers  Vater  v.  J.  1514,  welche  das  Monogramm 
des  Meisters  tragen,  im  Modell  von  seiner  Hand  herrühren.  Medaillen  im  eigentlichen 
Sinn  des  Wortes  sind  es  ja  nicht,  sondern  Hohlgüsse,  die  als  Zierat  Verwendung 
fanden,  und  zwar  in  der  Art  des  Silberabgusses  eines  weiblichen  Rückenaktes,  der  sich 
als  Beschlag  eines  alten  Schmuckkästchens  im  Besitz  der  Familie  Imhoff  befunden  hat 
und  wozu  das  Solnhofer  Steinoriginal  aus  der  Sammlung  Felix  jetzt  im  South  Kensing- 
ton-Museum aufbewahrt  wird-).  Es  ist  auffällig,  daß  ein  alter  Bleiguß  unserer  Medaille 
im  Maximiliansmuseum  in  Augsburg  ebenfalls  das  Monogramm  Dürers,  und  noch 
dazu  in  Übereinstimmung  mit  den  genannten  drei  Stücken,  trägt.  Angesichts  der 
engen  Beziehungen  zwischen  dem  Dargestellten  und  Albrecht  Dürer  kann  darum 
sehr  wohl  die  Vermutung  Raum  gewinnen,  daß  auch  das  Modell  unserer  Medaille 
von  der  Hand  Dürers  herrührt.  Und  diese  Vermutung  würde  zur  größeren  Wahr- 
scheinlichkeit werden,  wenn  das  Steinmodell  eines  weiblichen  Bildnisses  aus  der 
Sammlung  Felix,  das  die  Jahrzahl  1514  trägt,  Dürer  mit  voller  Bestimmtheit  zu- 
gesprochen werden  dürfte^).  Hier  wie  dort  ist  das  Brustbild  eng  in  den  Raum  gestellt 
und  überschneidet  oben  wie  unten  den  ringförmigen  Rahmen,  eine  Eigentümlichkeit, 
die  übrigens  auch  an  der  Medaille  seines  Vaters  v.  J.  1514  beobachtet  werden  kann. 
Aber  schon  Habich  hat  auf  das  Fremdartige,  das  in  dem  Modell  liegt,  aufmerksam 
gemacht,  das  wie  ein  italienischer  Einschlag  anmutet. 


1)  Vgl.  Georg  Habich,  Studien  zur  deutschen  Renaissancemedaiile,  Jalirb.  d.  K.  preull 
Kunstsammlungen,   XXVII.   Bd.,   1906,   S.   16  ff. 

2)  Vgl.  hierzu  auch  Philipp  M.  Halm,  Zu  Dürers  Rückenakt- Relief  von  l  509,  im  Münchner 
Jahrbuch  der  bildenden  Kunst,  Band  I,  1906,  S.  142  ff. 

3)  Abgebildet  bei  Georg   Habich  a.  a.  O.   S.  21,    Fig.  8. 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  105 


Wie  dem  auch  sein  ma.ij:,  das  jedenfalls  ist  sicher,  daß  die  Medaille,  wenn  ich 
auch  die  M(),i;lichkeil  eines  Modells  nicht  ,i;anz  von  der  Hand  weisen  will,  in  en.^ster 
Beziehun.y;  zu  Dürer  steht,  daß  sie  ,t,'anz  seinen  Geist  atmet  und  in  allem  seine  Hand- 
schrift trä.t^t. 

Die  Medaille  ist  nicht  unbekannt.  Doppelmayr  hat  sie  in  seiner  17V)  erschienenen 
Historischen  Nachricht  von  den  Nürnbergischen  Mathematicis  und  Künstlern  auf 
Taf.  XV  beiderseitig  abgebildet.  Imhoff  hat  sie  in  seiner  Sammlung  eines  Nürn- 
bergischen Münzkabinetts  S.  577  eingehend  beschrieben,  und  zwar,  was  wohl  an- 
gemerkt zu  werden  verdient,  als  ,.Ein  Medaillon  von  Goldschmidtsarbeit".  Auch 
in  l'erlmutter  ist  sie  nachgeschnitten  worden.  Je  ein  vom  Meister  Hans  von  Colmar 
im  zweiten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  angefertigtes  Exemplar  befindet  sich  bei 
uns  und  im  Kaiser  Friedrich-Museum  in  Berlin^).  In  neuerer  Zeit  haben  sich  Karl 
Domanig'"')  und  Georg  Habich '^)  mit  der  Medaille  beschäftigt.  Domanig  möchte 
die  Medaille,  allerdings  mit  Vorbehalt,  Ludwig  Krug,  dem  Lehrmeister  des  vornehmsten 
unter  allen  Nürnberger  Medailleuren,  Peter  Flötners,  zuschreiben.  Sie  ist  nach  ihm 
zweifellos  nach  einem  Wachsmodell  hergestellt  und  es  ist  an  dem  Porträt  das  zaghaft- 
schüchterne Wesen  des  Meisters  erkennbar.  Wenn  ich  ihm  schon  hierin  nicht  bei- 
stimmen kann,  dann  ist  mir  dies  noch  weniger  UKiglich  hinsichtlich  seines  Urteils 
über  die  Rückseite  der  Medaille  (Abb.  1).  Sie  ist  meines  Erachtens  alles  andere  als 
überaus  auffällig  nüchtern.  Gerade  das  Gegenteil  ist  der  Fall.  Wir  werden  nicht 
umhin  krmnen,  Ludwig  Krug  als  Verfertiger  der  Medaille  ganz  und  gar  auszuschalten. 
Schon  die  engen  freundschaftlichen  Beziehungen  zwischen  Dürer  und  Pirckheimer 
schließen  die  Mitwirkung  eines  anderen  Künstlers  aus.  Georg  Habich  war  dies  nicht 
entgangen  und  er  war  auch  der  erste,  der  die  Medaille  auf  ein  Modell  von  Dürer, 
zum  mindesten  auf  einen  zeichnerischen  Entwurf  von  seiner  Hand,  zurückzuführen 
suchte. 

Kein  Zweifel,  der  ganze  Typ  des  Brustbildes  —  man  denke  nur  an  das  Holz- 
schnittporträt Ulrich  Varnbülers  v.  J.  1522  —  ist  Dürerisch.  Und  dann  stimmt 
es  in  den  Zügen  sowohl,  wie  im  gesamten  Arrangement  so  sehr  mit  der  Kohlezeich- 
nung aus  der  Sammlung  Robert  Dumesnil  v.  J.  150^,  jetzt  in  Berlin,  überein,  daß 
diese  geradezu  als  Studie  zu  der  Medaille  gelten  kann"). 

Es  liegt  nahe,  auch  für  die  —  offen  gesagt  —  etwas  sehr  eigenartige  Rückseite 
nach  einem  Entwurf  von  Dürers  Hand  zu  suchen.  Schon  Georg  Habich  hat  dies 
getan,  allerdings  ohne  dabei  an  die  bei  uns  verwahrte  blattkranzumsäumte  Wappen- 
zeichnung zu  denken,  welche  erst  jüngst  durch  Emil  Reicke  in  seiner  Studie  über 
die  Deutung  eines  Bildnisses  von  Brosamer  in  der  Kais.  Gemäldegalerie  in  Wien 
reproduziert  wurde^).  Habich  hat  das  Motiv  der  beiden  zusammengebogenen  Zweige 
in  den  Randzeichnungen  zum  Gebetbuch  Kaiser  Maximilians  wiederfinden  zu  sollen 


4)  Siehe  Dr.  Walter  Josephi,  Die  Werke  plastischer  Kunst  im  Germanischen  National- 
nuiseum,   Nr.  67S. 

5)  Jahrb.    der    Kunstliistor.  Sammlun,i,'^en    des    Allerhöchsten     Kaiserhauses    XVI.    Bd. 
1895,  S.  72  mit  Abb. 

6)  Jahrb.  d.   K.  preuß.   Kunstsammlungen     XXVII.  Bd.  IWO,     S.  20  mit  Abbildungen. 

7)  Georg   Habich  a.  a.  O.  S.  20. 

8)  Jahrb.   der    Kunstliistor.    Sammlungen   des   Allerhüchsten  Kaiserhauses,    Bd.    XXX, 
Heft  4,  S.  241. 


106 


EIN  A\EDAILLENENT\VURI"  VON  ALBRECHT  DÜRER. 


j^eirlaubt.  Und  in  der  Tat  ii^t  eine  s^roße  Älinliclikeit  nicht  liin\ve,i;zuleii,i;nen.  Daß 
aber  ein  solch  vereinzeltes  A\otiv  aus  einem  anderen  Zusaninienhani;'  heraus,^:en()ninien 
und  ad  luv  appliziert  wiMden  sei.  halle  ich  nicht  für  wahrscheinlich.  Man  k()nnte 
iedentalls  nur  so  viel  daraus  schließen,  daß  das  Moti\-  an  sich  Diirerisch  ist.  Es  kommt 
auch  sonst  hei  Dürer  \ov.  ich  erinnere  vor  allem  an  den  1521  datierten  Entwurf 
zu  einer  W'anddekoration  aus  der  Sammlun.y:  des  Sir  Charles  J.  Robinson  in  London"), 
lair  das  Wappen  seihst  nuKiite  llabich  Dürers  vor  150^  anzusetzendes  Exlibris  für 
Pirckheimer  in  erster  Linie  zur  Veri;leichun,u'  heranziehen.  Auch  das  Titelblatt  zu 
einer  lateinischen  Übersetzung;  Pirckheimers  von  IMutarchs  Schrift  ,J)e  vitanda 
Usura"  (Nürnberg'  1^1^)  kommt  ernstlich  in  iä'a.i^e.  Und  mit  Recht  weist  er  endlich 
darauf  hin,  daß  die  Schrifttafel  mit  den  auf!.ierollten  Rändern  ein  ständiges  Requisit 
in  Dürers  Ornamentik  bilde.  Mit  einem  Wort,  er  erkennt  in  jeder  Einzelheit  die  Hand 
und  den  Geist  Dürers. 


Abb.  1.    Revers  der  Medaille  auf  Willibald  Pirckheimer  v.  J.  1SI7. 


Soweit  befinde  ich  mich  mit  Habich  in  Übereinstimmun,l,^  Doch  ich  nK'ichte 
noch  einen  Schritt  weitergehen.  Wenn  Dürer  in  so  umfassendem  Maße  den  künst- 
lerischen Bedürfnissen  Pirckheimers  diente,  warum  sollte  es  da  nötig  sein,  die  Motive 
zur  Rückseite  unserer  Medaille  erst  von  verschiedenen  Stellen  zusammenzutragen! 
Es  muß,  gleichviel  ob  er  genau  so  ausgeführt  wurde  oder  nicht,  ein  direkter  Entwurf 
zum  Revers  unserer  Medaille  von  Dürers  Hand  vorgelegen  haben.  Und  diesen  glaube 
ich  in  der  farbigen  Zeichnung  wieder  zu  erkennen,  welche  die  Stadt  Nürnberg  in  den 
70er  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  aus  der  Sammlung  des  Kupferstechers  Petersen 
erwarb  und  die  sich  heute  mit  der  städtischen  Kupferstichsammlung  in  unserer  Ver- 


9)   Lippnuum,  Zeichnungen  von  Albreclit  Dürer,   Nr.  407. 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


107 


waliriin.ü:  befindet  (Abb.  2).  Schon  die  Kranzlorni  der  Zeichnung  legt  den  Gedanken 
nahe,  daß  wir  in  ihr  nicht  den  Entwurf  zu  einem  ExHbris,  sondern  zu  einer  Medaille 
zu  sehen  haben.  Alles  ist  auf  die  Rundung  zugeschnitten  und  Zug  um  Zug  ist  die  Über- 
einstimmung der  Lorbeerkranzumrahmung  festzustellen.  Daß  eine  Zeichnung  von 
der  virtuosen  Art  wie  die  vorliegende  nicht  sklavisch  in  den  kleineren  Maßstab  der 


Abb.  2.    Handzeicluuing  mit  dem  Wappen  Willibald  Pirckheimers  von  Albreclit  Dürer. 

Medaille  übertragen  werden  konnte,  liegt  auf  der  Hand.  Bei  solch  subtiler  Relief- 
arbeit müssen  sich  die  Einzelheiten  der  Zeichnung  dem  Zwange  der  Technik  anpassen 
und  unterordnen.  Und  das  ist  auch  hier  geschehen.  Die  gn'ißere  Zeichnung  wurde 
stilisierend  vereinfacht.  Und  fast  möchte  man  gerade  hier  die  Hand  Dürers,  dem 
die  Goldschmiedetechnik  nicht  als  Handwerk  in  Fleisch  und  Blut  übergegangen 
war,  der  sie  nur  aus  künstlerischer  Liebhaberei  für  diesen  einen  Zweck  wieder  einmal 
kultivierte,  wiedererkennen.     Daher  vielleicht  die  mehr  nai\-e  und  virtuose  Art  der 


108  EIN  A\EDAIl.LENENT\VURr  VON  ALBRECHT  DÜRER. 


ziselierenden  RelKiiullim!;.  FrappieiviKi  über  ist  z.  B.  die  Übereinstimniun.sj:  der 
Zeicimuiii;  und  .Wcdaillo  in  dem  oberen  Zusiiniinenschluß  des  Aslwerks  mit  der  eigen- 
artigen, cdw  niireris>.-lk'n  knolenverschlingiing. 

Oas  Innere  der  Medaille  hat  eine  andere  i-orm  angenommen,  als  die  Zeichnung 
sie  aufweist,  l'nd  fast  ist  dies  zu  bedauern;  denn  entschieden  ist  der  Hntwurf  als 
Ganzes  genoninieii  großzügiger  als  die  Ausführung  der  Reversseite  der  Medaille. 
Vielleicht  war  hier  rirckheimer  der  \  eranlassende  Teil,  dem  daran  gelegen  sein  mochte, 
auch  hier  seinen  Wahlsprucli  ..Initium  sapientiae  timor  domini"  angebracht  zu  sehen, 
wie  es  auch  auf  seinem  schon  vor  dem  Jahre  IS03  angefertigten  Bücherzeichen  der 
{•all  ist.  Durch  diese  Veränderung  der  ursprünglichen  Idee  ist  eine  gewisse  Unruhe, 
ja  etwas  Gequältes  in  die  Zeichnung  hineingekommen.  Gleichwohl  finde  ich  sowolil 
an  der  Form  der  Schrift tafel.  wie  an  der  des  Wappens  nichts,  was  gegen  Dürer  spräche. 
Und  auch  schon  Uabich  hat  hierfür  genügend  Vergleichsmomente  beigebracht' ")• 
Der  Vollständigkeit  halber  sei  auch  noch  die  Entwurfsskizze  zu  einem  Bücherzeichen 
Pirckheimers  aus  der  Sammlung  William  Mitchell  in  London,  welche  Lippmann 
unter  Nr.  82  abbildet,  in  diesen  Zusammenhang  eingefügt,  welche  ebenso  wie  die 
emblematisclie  Zeiclmung  Din-ers,  welche  von  Peter  Flötner  auf  der  Rückseite  seiner 
Ott-Heinrich-Medaille  v.  J.  1532  benutzt  wurde  und  sich  heute  im  British  Museimi 
zu  London^')  befindet,  auf  das  Schlagendste  beweist,  daß  Dürer  in  umfassendstem 
Maße  künstlerischer  Berater  seines  Freundes  Rirckheimer  war,  daß  dieser  schwerlich 
einen  anderen  als  ihn  für  derartige  Aufgaben  zu  Hilfe  gezogen  hätte.  Unverändert 
übertragen  wurde  das  Wappen  selbst,  das  in  dem  Bücherzeichen  eine  etwas  gedrungere 
Gestalt  angenommen  hat  und  auf  dem  Titelblatt  v.  J.  \S\}  im  Gegensinn  erscheint. 

Ob  die  Medaille  von  Hause  aus  überhaupt  als  Medaille  gedacht  war,  kami 
zweifelhaft  erscheinen.  Der  Revers  sitzt  nicht  organisch  im  Rahmen,  er  ist  noch 
durch  einen  tiefen  Einschnitt  vom  Rande  getrennt.  Mit  einem  Wort,  er  ist  kleiner 
als  die  Vorderseite  und  erst  auf  dem  Wege  des  Ausgleichs  in  das  Rund  eingepaßt 
worden.  Man  erwartet  hier  eigentlich  einen  anderen  Abschluß,  und  zwar  einen  solchen 
von  erhabener  Ringform.  Aus  diesem  Grunde  möchte  ich  der  Annahme  zuneigen, 
daß  der  Avers  und  der  Revers  ursprünglich  je  für  sich  als  einseitiger  Hohlguß  als 
.Applikation  für  ein  Schmuckkästchen  oder  eine  Schatulle  Anwendung  gefunden 
haben.     Erst  später  stellte  man  beide  zu  einer  Medaille  zusammen. 

Wenn  Reicke'-)  hinsichtlich  des  in  die  Zeichnung  eingeschriebenen  Namens, 
der  übrigens  „Rirckheimer"  und  nicht  ..Rirkheimer"  zu  lesen  ist,  apodiktisch  die 
Möglichkeit  einer  Eigenhändigkeit  Dürers  ausschließt,  so  ändert  dies  an  meinen 
Feststellungen  und  auch  an  meiner  Ansicht  über  die  Authentizität  des  Blattes  nicht 
das  Mindeste.  Jedenfalls  habe  ich  bei  einer  Vergleichung  mit  der  oft  sehr  verschieden- 
artigen Schrift  Dürers  in  dem  bei  uns  verwahrten  Manuskript  von  der  Unterweisung 
der  Messung  mancherlei  Analogieen  gelunden,  welche  die  Möglichkeit  einer  Eigenhän- 
digkeit Dürers  zulassen. 


10)  Jahrb.  d.    K.  preu(3.    Kuiists;imm]ung:eii,   Bd.    XXVII    1906,  S.  20. 

11)  Lippmann,  Nr.  299;  Jahrb.  d.  Kunsthistor.  Sanimlunjren  des  Allerhöchsten  Kaiser- 
hauses, Bd.  XVI  lS<)5,  S.  38  ff.,  wo  auch  das  Verhältnis  zum  E.xlibris  des  Monogrammisten  IB 
V.  J.  1529  erörtert  worden  ist. 

12)  Jahrb.  der  Kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses,  Bd.  XXX, 
Heft  4,  S.  240,  Anm,  2. 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND  KUNST- 
HANDELS IN  NÜRNBERG. 

Von  Dr    THEODOR    H  A  N  P  E. 

I.   Lienhard  zur    \:\ch  und   das    Inventar  seines  Biicherla.i^ers  (ISH))- 

Über  den  Nürnberger  Buchfülirer  und  Verle.^er  Lienliard  zur  Eich,  der  sich  auch 
wolil  Lienhard,  Leonliardus,  Lenhart  usw.  zu  der  Aych,  von  Eich,  von  der 
Eich,  de  Aicli,  a  Queren  oder  de  Queren  sclirieb,  liat  zuletzt  Karl  Schottenloher  in 
einem  sehr  lesenswerten  Aufsatz  „Vom  ältesten  Buchhandel  in  Nürnber.i;'"  ^eliandelt^). 
Er  hat  darin  das  Wesentlichste,  was  über  den  Mann  bisher  bekannt  war,  kurz  zusam- 
menfassend mit.i^eteilt,  nämlich  dal]  er,  wie  der  Zusatz  „Durgaeus"  zu  seinem  Namen 
in  der  Vorrede  zu  Andreas  Althamers  „Scholia  in  Cornelium  Tacitum"  (Nürnberi;-, 
Friedrich  Peypus,  1529)  lehrt,  aus  dem  Thurgau  stammte,  daß  er  in  Nürnberg  in 
besonders  naher  Verbindung  mit  dem  Buchdrucker  Friedrich  Peypus  stand,  dal.! 
etwa  15  Drucke  oder  Neuauflagen  von  Schritten  Althamers,  Wilibald  I^irckheimers, 
Venatorius',  Justns  Menius',  Sebastian  Franks  und  anderer  von  ihm  verlegt  worden 
sind-)  und  daß  bereits  ein  merkwürdiges,  ohne  Zweifel  auf  die  Schweiz  weisendes 
Schriftchen  aus  dem  Jahre  1522  seinen  Namen  nennt,  das  „Kögelspil  gebracttiziert 
ausz  dem  yeczigen  zwytracht  des  glaubens". 

Auch  die  Bibliothek  des  Germanischen  Museums  besitzt,  noch  aus  AufseB'schen 
Beständen,  ein  Exemplar  dieses  sehr  seltenen  Druckes,  dessen  Titelblatt  wir  hier  in 
der  Größe  des  Originals  wiedergeben.  Der  rohe  Holzschnitt  führt  uns  dabei  die 
verschiedenen  Vertreter  reformatorischer  Ideen,  von  denen  Martin  Luther,  Ulrich 
von  Hütten  und  Erasmus  von  Rotterdam  durch  beigedruckte  Schriftrollen  kenntlich 
gemacht  sind,  im  Bilde  vor,  wie  sie  dem  Kegelspiele  obliegen,  indem  sie  vom  .,Zier' 
d.  h.  ihrem  Glauben  aus  mit  der  dicken  Kugel,  worunter  die  heilige  Schrift  zu  ver- 
stehen ist,  in  das  irdische  Jammertal  unter  die  Kegel,  d.  h.  „die  armen  schlechten 
einfeltigen  leyen"  hineinkegeln,  um  als  „abentheyer''  d.  h.  wohl  als  glücklichen  Ge- 
winnst das  ewige  Leben  davonzutragen.  „Martinus  Luther,  aller  Kegler  Mutter", 
wie  es  in  dem  Gedicht  heißt,  noch  mit  der  Mönchskutte  angetan,  ist  eben  am  Wurf. 
Von  rechts  sehen  die  Vertreter  des  alten  Glaubens,  Pabst,  Kardinal,  Bischof  usw. 
dem  Spiele  zu. 

Wenn  nun  auch  der  Verfasser  in  seiner  Schrift  sich  einigermaßen  bemüht  zeigt, 
unparteiisch  zu  urteilen,  ein  Bestreben,  das  ihm  in  jener  Zeit  hitzigster  geistiger 


1)  S.   UnterlKiltuiiffsbhitt  des  Fräiikisciien  Kuriers,  59-  Jahrgang,  Nr.  74  (vom  15.  Sep- 
tember 1912)   S.  440  ff. 

2)  Vgl.   darüber  namentlich   Job.  Christian   Siebenkees,  Materialien  zur  Nürnlvrgischen 
Geschichte   I  (1792)  S.  3<'5  ff-;  II  (1792)  S.  446. 


110 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND   KUNSTHANDEI.S  IN  NÜRNBERG. 


tvadyt  öeö  glviubcriö  ^u  cym  taii  ain  g[cfd(eQ/2t(fc  fo  t>an  OOaw 

tin^  Cntbe^afnib4rigent.'5i4mtailt>ict>an  bemKed^ttcrt 

alten  Tvceg bcö  i^uan^diumd rtrtc^  /rem VJ^tmü^n n4ct> 

rolgcnr/  nn't  fampt  an'^ven  fo  byc  t)yfcm  fpil  3»  lugcfi 

bycrift  k?crgt:iffc»  Qcmntt  vocvbmt.^ü  Ä«gcl 

ibci:pUi5bcd  jfammal/Ecscllcmbbic<;r 

mcn  fct)lc4)ten  cirtfcltigctt  Wym/lbic  ab 

cntbeyciM't?  baö  ewig  Ubcn/bicbrcycr 

jfm^ar*         fcmbbicbailgmtmrbctpawUiö     m  D    XXIU 

Aii).iJtvtansc\umbk,vq,pctcn* 


Titelblatt  des  „Kögelspils",  o.  o.,  1522. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  lH 


Kämpfe  iiniiieiiiin  hoch  aii,^ereclinet  werden  muß,  so  verrät  doch  sclion  seine  soeben 
kurz  skizzierte  \veni,t;  würdige  Auffassung  von  der  reformatorischen  Bewe.i^un.i;',  wie 
sie  sicli  aus  dem  Titel  und  Titelbild  kundgilH,  daß  er  mehr  auf  Seiten  der  Altgläubigen 
steht.  Der  Gang  seines  in  dramatisierter  Form  abgefaßten  Gedichts,  das  sich  übrigens 
teilweise  gegen  Johann  Eberlins  von  Günzliurg  Traktate,  die  XV  „Bundesgenossen", 
richtet^),  macht  dies  noch  deutlicher.  Wenn  auch  manche  Beziehungen  sich  nicht 
völlig  aufhellen  lassen,  anderes  schon  wegen  der  oft  wunderlichen  Diktion,  der  ziem- 
lich willkürlichen  Orthographie  und  des  vielfach  fehlerhaften  Drucks  schwer  ver- 
ständlich bleibt  und  es  uns  hier  auf  einen  ausführlichen  Kommentar  des  Schrift- 
chens, den  dieses  aber  wohl  verdiente,  selbstverständlich  nicht  abgesehen  sein  kann, 
so  erkennt  man  doch  als  durchgehenden  Zug,  als  leitenden  Gedanken,  daß,  wie  der 
Verfasser  meint,  schon  die  Verschiedenheit  der  Ansichten  bei  den  Bekennern  der 
neuen  Lehre  und  die  geistige  Überheblichkeit  manches  ihrer  Führer  davon  abhalten 
sollte,  dem  Glauben  der  Väter  untreu  zu  werden,  zumal  dieser  Glaube  bei  rechtem 
Verlauf  der  Dinge  wohl  auch  aus  sich  heraus  zu  einer  ,, rechten  Reformatz"  ge- 
kommen sein  würde. 

Nachdem   Luther,    Hütten,    Erasmus,   Melanchthon,   Meister   Ulrich   Zwingli, 
die   Kaiserliche  Majestät  und   Vertreter  der  verschiedenen    religiösen    Richtungen 
unter  den  Eidgenossen,  darunter  auch  die  Stadt  Zürich,  sowie  mehrere  andere  Vor- 
lechter  der  alten  wie  der  neuen  Lehre  und  gegen  den  Schluß  mit  bisher  noch  dunkel 
bleibender  Beziehung  der  „Schulthayß  von  ober  Eßlingen"  redend  eingeführt  worden 
sind  und  die  „Conclusio"  dann  mit  den  Versen: 
„Dises  spil  ist  also  bereydt 
niemants  zu  lieb  noch  zu  laid" 
eingesetzt  hat,  ergreift  zu  guter  Letzt  noch  ,,Lenhart  zu  der  aych"  das  Wort,  indem 
er  spricht: 

„Man  schreibt  vil  von  Christenlicher  leer, 

ich  sich  aber  niemants,  der  sich  daran  ker; 

News  vnnd  alts  gilt  seer  gleich, 

got  geb  was  der  wer  nun  ich  reich  ( ?). 

Also  geet  es  yetz  in  dieser  weit; 

mein  kummer  weit  ich  auch  wenden, 
het  ich  gelt.'') 
AMEN." 
Diese  letzten  Verse  nun  haben  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  jenen  Lenhard 
zu  der  Eich  selbst  zum  Verfasser,  während  seine  Autorschaft  für  das  ganze  übrige 
Gedicht  vom  Kegelspiel  schwerlich  in  Betracht  kommen  kann.    Das  ergibt  sich  schon 
aus  einer  gewissen   Gegensätzlichkeit  zwischen   der  angestrebten  Unparteilichkeit, 
dem  Schmerz  über  die  entstandene  Zwietracht  und  den  ernsten  Mahnungen,  wie  sie 
bei  aller  Volkstümlichkeit  und  sogar  Derbheit  des  Ausdrucks  dem  eigentlichen  Ge- 
dicht seinen  Charakter  geben,  und  der,  man  kann  kaum  anders  sagen  als  Gesinnungs- 
losigkeit, die  sich  in  den  letzten  Versen  mit  ihrem  scherzhaft  gemeinten,  aber  hier 


3)  V^l.   Goedeke,   GruiuiriB  zur   Gescliiclite   iUt  tieu(s(.-lieii    Liferutur   II,  221. 

4)  Die   Interpunktion  ist  von  mir  hinzugefügt. 


112  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES   BUCH-   UND   KUNSTHANDELS  IN   NÜRNBERG. 


f:i5t  frivol  wirkenden  Sclilußsalz:  .,:n\ch  mein  Kummer  würde  sich  le.t^en,  wenn  icli 
nur  ("ield  hätte"  ausspriLhl. 

ist  nun  al\'r.  das  isi  zunäi-'hsl  die  withliiiste  l-ra,!;e,  dieser  l.enhart  zur  liieh 
identis.-h  mii  dem  späteren  NürnluM^er  Buehhändler  .uleielien  Namens?  I  )ie  Her- 
kunft des  lel/.teren  aus  der  Schweiz  und  die  unverkennlxu-en  nahen  Beziehun.^en, 
die  das  Gedieht  vom  Ke.uelspiel  zu  diesem  Lande  aulweisl  und  die  u.  a.  aucli  in 
manchen  Dialekttormen,  wie  ..kriimmy'"-  .duitlin",  „steMy''  usw.  kennthch  werden, 
maclien  es  von  vornlierein  walirsclieinlicli.  Aber  der  Name  mni^  freilich  in  der  Schweiz, 
insbesondere  zwisclien  Boden-  und  Züriclisee,  keineswegs  selten  gewesen  sein.  Gab 
es  doch  auch  in  Zürich  selbst  ein  Bürgergeschlecht  zur  Eich,  dem  u.  a.  ein  1433  vor- 
kommender ..Zunftmeister  bei  den  Wullenwebern"  Heinrich  zur  Hich  entstammte 
und  das  noch  während  des  IS.  Jalirhunderts  daselbst  blühte^).  An  eine  nicht- 
schweizerische Familie  ..von  Aich",  wie  etwa  die  bekannteste,  nämlich  die  der  Kölner 
Buchdrucker  des  IC).  Jalirhunderts,  —  ein  Goldschläger  Ludwig  von  Aich  kommt 
\>27  auch  als  Bürger  zu  Wien  vor^)  — ,  wird  dagegen  auch  hinsichtlich  des  Lenhart, 
der  sich  am  Schluß  des  Kegelspiels  nennt,  schwerlich  gedacht  werden  können. 

Für  die  Identität  spricht  aber  des  weiteren  auch  die  gemeinsame  Beziehung 
zum  Bücherwesen.  Wie  schon  bemerkt,  ist  der  uns  vorliegende  Druck  der  Schrift 
vom  Kegelspiel  so  mangelhaft  und  unordentlich  hergestellt,  daß  man  versucht  ist, 
entweder  an  einen  häufig  mißverstehenden  Nachdruck  oder  aber,  und  das  ist  wohl 
das  Wahrscheinlichere,  an  einen  Dilettanten  oder  Anfänger  in  der  schwarzen  Kunst 
als  Drucker  zu  denken,  als  der  dann  wohl  vor  allem  der  „Lenhart  zu  der  aych"  des 
Gedichtes  in  Frage  käme.  Möglich,  daß  der  nachmalige  Nürnberger  Buchhändler 
und  Verleger  von  Haus  aus  Typograph  gewesen  ist.  Beide  Gewerbe  waren  und  sind 
ja  olmehin  häufig  genug  in  einer  Hand  vereinigt.  Weitere  Vermutungen  bhmte 
man  an  das  überraschende  Auftreten  des  Schultheißen  von  Ober-Eßlingen  in  unserem 
„Kegelspiel"  knüpfen.  War  er  vielleicht  der  Verfasser  des  Gedichts  und  ist  dieses 
nicht  etwa  mehr  in  der  Schweiz  selbst  entstanden,  sondern  aus  dem  Kreise  der  nament- 
lich durch  Zwingiis  Ermunterungsschriften  mit  den  Eidgenossen  zu  enger  religiöser 
Gemeinschaft  verbundenen  schwäbischen  Städte  hervorgegangen .''  Auf  ein  nach- 
haltiges Interesse  an  der  Entwicklung  der  reformatorischen  Bewegung  in  Schwaben 
scheint  bei  dem  Nürnberger  Buchhändler  Lienhard  zur  Eich  der  ansehnliche  Prozent- 
satz zu  deuten,  mit  dem  gerade  die  Schriften  und  Kommentare  des  Johann  Brentius 
(Brenz)  in  den  Beständen  seines  Bücherlagers  vertreten  waren,  jenes  Reformators 
von  Schwäbisch-Hall,  der  am  15-  Mai  1526  seinen  berühmten  Brief  an  den  Rat  und 
die  streitende  Gemeinde  zu  Eßlingen  richtete  und  nachmals  der  Verfasser  der  würt- 
tembergischen Konfession  geworden  ist.  Nächst  Luther  und  dem  von  ihm  besonders 
geschätzten  oder  sagen  wir  lieber  von  seiner  gelehrten  Kundschaft  besonders  be- 
gehrten Erasmus  von  Rotterdam  steht  Brenz  mit  seinen  Schriften  in  dem  uns  im 
Nürnberger  Stadtarchiv  erhaltenen  vollständigen  Inventar  des  Lienhard  zur  Eich 
mit  an  erster  Stelle. 


5)  Siebmachers  Großes  Wappenhuch  V  (Bürgerliche  Wappen)  Bd.  3  S.  61. 

6)  Jahrbuch    der   kunsthist.    Sammhmgen    der   österr.    Kaiserhauses    III,    Regestenteil 
Nr.  2913  und  2997- 


VON   DR.  THEODOR  HAMPE.  113 


Daraus  würde  nun  wolil,  wenn  wir  an  der  Identität  der  beiden  Lienhard  zur  Eich 
festhalten,  zu  folgern  sein,  daß  sich  unser  Mann,  der  sich  1522  in  den  Schlußversen 
des  Kegelspiels  weder  warm  noch  kalt,  mehr  spöttisch  als  ernst  und  in  seiner  Ver- 
bindung mit  dem  Verfasser  jener  Schrift  eher  als  einen  Gegner,  denn  als  einen  Freund 
der  neuen  Lehre  gab  und  darstellte,  einige  Jahre  darauf  mit  Entschiedenheit  der  refor- 
matorischen Bewegung  angeschlossen  haben  müsse.  Und  das  ist  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  aus  dem  Inventar  seines  Bücherlagers  in  der  Tat  zu  schließen.  Die 
Werke  von  Luther,  Brentius,  Zwingli,  Bucer,  Pomeranus  und  anderen  Reformatoren 
nehmen  einen  breiten  Raum  in  diesem  Verzeichnis  ein,  aber  daneben  finden  wir 
auch  die  Schriften  ihrer  Gegner,  namentlich  Emsers  und  Ecks,  in  ziemlich  ansehnlichen 
Posten  vertreten.  Und  neben  den  außerordentlich  zahlreichen  klassischen  Schrift- 
stellern, die  der  Humanismus  aufs  neue  emporgetragen  hatte  und  deren  verschiedene 
Ausgaben  überhaupt  den  wesentlichsten  Teil  unseres  Inventars  ausmachen,  neben 
Homer,  Aesop,  Herodot,  Thucydides,  Plato,  Plutarch,  Isokrates,  Dioscorides  und 
Diodorus  Siculus,  neben  Cicero,  Caesar,  Salust,  Livius,  Sueton,  Cato,  Plinius,  Vergil, 
Horaz,  Marcial,  Plautus,  Terenz  und  anderen  Schriftstellern  des  klassischen  Alter- 
tums standen  in  den  beiden  Kramläden  dieses  Buchhändlers  an  der  Grenzscheide 
zweier  Zeitalter  aucli  manche  Größen  der  versinkenden  Kultur  des  Mittelalters,  außer 
Aristoteles  und  Avicenna  namentlich  Eusebius  und  Beda,  dann  die  Kirchenväter 
Augustinus,  Ambrosius,  Chrysostomus,  Cyrill,  Cyprian  und  andere. 

Er  ließ  also  doch,  wie  es  scheint,  die  Sonne  seines  Sortiments  leuchten  über 
Gerechte  und  Ungerechte,  und  es  bleibt  daher  zu  erwägen  und  ist  aus  den  bisher  von 
mir  aufgefundenen  Akten  und  Urkunden  über  Lienhard  zur  Eich  nicht  sicher  fest- 
zustellen, v/ie  weit  seine  spätere  stärkere  Hinneigung  zur  Sache  der  Reformation 
religiöser  Überzeugung,  wie  weit  sie  geschäftlichen  Überlegungen  zugeschrieben 
werden  muß.  Pekuniär  stand  er  sich  jedenfalls  trotz  mancher  Widerwärtigkeiten, 
die  der  Vertrieb  seiner  Bücher  mit  sich  brachte  —  wir  werden  sogleich  darauf  zu 
sprechen  kommen  — ,  während  seiner  Nürnberger  Zeit  nicht  schlecht.  Von  Geld- 
mangel, wie  1522,  hören  wir  künftig  wenigstens  nichts  mehr,  sei  es,  daß  seine  Frau 
Agnes,  mit  der  wir  ihn  nunmehr  offenbar  jung  verheiratet  sehen,  etwas  Erkleckliches 
mit  in  die  Ehe  gebracht  hatte,  oder  daß  der  unternommene  Buchhandel  samt  dem 
Verlagsgeschäft,  wozu  sich  auch  noch,  wie  das  Inventar  ausweist,  ein  Buchbinderei- 
betrieb gesellte,  jetzt  in  der  Tat  seinen  Mann  nährte. 

Er  hatte  eine  Wohnung  inne,  die  aus  einer  „großen  Stube",  etwa  der  Wohnstube, 
jedenfalls  auch  einer  besonderen  Schlaf kammer,  etwa  identisch  mit  der  im  Inven- 
tar erwähnten  „frauencamer",  aus  dem  „Werkstüblein",  der  Gastkammer,  Magd- 
kammer, Knechtskammer,  Küche,  Söller  d.  h.  offenbar  einer  Holzgalerie  nach  dem 
Hof  zu,  wie  wir  sie  noch  aus  so  vielen  Altnürnberger  Häusern  kennen,  ferner  aus 
einer  von  diesem  Gang  abgehenden  Kammer  und  zwei  Kramläden  bestand.  Das  Ge- 
sinde („eehalten")  scheint  aus  einem  Knecht  und  einer  Magd  bestanden  zu  haben.  Auch 
über  das  zwar  nicht  gerade  sehr  reichlich  und  kostbar,  aber  doch  genügend  und  für  die 
damalige  Zeit  gutbürgerlich  vorhandene  Mobiliar  samt  dem  Bettzeug,  der  Wäsche,  dem 
Vorrat  an  Leinwand,  Frauen-  und  Mannskleidern  und  dem  Kücliengerät,  über  die 
Einrichtung  und  die  Instrumente  der  Buchbinderwerkstatt  und  den  dazugehörigen 
Vorräten  an  Flachs,  Garn  und  Werg  gibt  das  Inventar  bis  in  alle  Einzelheiten  die 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nutionalmuseum.  1912.  g 


1  14  BEITRÄGE   ZUR  GESCHICHTE   DES   BUCH-  UNO    KU  NSTH  ANDEI.S   IN    NÜRNBERG. 

s^-enaue.^^lo  .\u>kunlt.  wobei  in  kiilimxc.viiielilli^'licr.  arLliäoht.^isclicr  und  .sprachliclicr 
Hinsichl  nuinclios  von  nicht  i;orin,i:c'in  Interesse  ist;  so  die  Aul/.älihin,u  und  Sehilderun.i;- 
der  Kleidungsstücke  für  die  Kostüiniieschichte,  das  Werkstatlinvenlar  für  die  Ge- 
werbesieschichte  u.s.f.  —  An  Zinn,i;'escliirr  besaß  das  Hiiepaar  dem  Gewicht  nacli  1  Ztr. 
7S  Pfd.  Auch  an  Messing-,  Kupier-  und  selbst  eini,i;eni  Silbergerät  fehlte  es  nicht. 
Ebenso  werden  auch  etliche  Schmucksachen:  goldene  und  silberne  Ringe,  Pater- 
noster, ein  silbervergoldetes  Agnus  dei  usw.,  dazu  anderthalb  I.ot  Bruchsilber 
besonders  aufgezählt.  Im  einzelnen  verweise  ich  dafür  hier  auf  das  im  folgenden 
abgedruckte  Inventar  selbst.  Im  ganzen  ergab  sich  nach  Lienhard  zur  Eichs  Tode 
im  Jahre  1\^0  nach  sorgfältiger  Abschätzung  alles  Besitzes,  die  teils  durch  die  ,. ge- 
schworene Unterkäuflin"  Elsbeth  Klayberin,  teils,  soweit  es  sich  um  die  Buchbinder- 
werkzeuge handelte,  durch  die  beiden  Meister  dieses  Handwerks  Valentin  Ebner 
und  Hans  Vogel  vorgenommen  wurde,  unter  Anrechnung  der  noch  ausstehenden 
sicheren  Gelder  und  nach  Abzug  sämtlicher  Schulden  ein  Vermögensstand  im  Werte 
von  568  Gulden  3  Pfund  26  Pfennig  und  einem  Heller,  also  nach  heutigem  Gelde 
und  Geldwert  etwa  von  12—15  000  Mark.  Die  Bücher  waren  dabei  meistenteils 
zu  einem  bestimmten,  festen  Preise  ftu-  das  Exemplar  angeschlagen  worden,  doch 
waren  von  ihnen  wohl  große  Posten  unbezahlt  geblieben,  wie  denn  unter  den  Gläu- 
bigern vor  allem  eine  ansehnliche  Zahl  fast  durchweg  sehr  bekannter  Buchdrucker 
figuriert,  so  Johann  Secer  in  Hagenau  mit  58  Gulden,  Christoph  Froschauer  in  Zürich 
mit  38  fl,  Peter  Quentel  in  Cöln  mit  31,  Georg  Ulricher  (Andlanus)  in  Straßburg 
mit  30,  Johann  Schott,  ebenda,  mit  25,  Johann  Proben  in  Basel  mit  18,  Hans  Coler 
in  Worms  mit  15,  „Arnold  von  Cöln" ')  mit  14,  Nikolaus  Meldemann,  der  bedeutende 
Nürnberger  Formschneider  und  wohl  auch  Drucker,  ebenfalls  mit  14,  Ivo  Schoeffer 
in  Mainz  und  Heinrich  Petri  in  Basel  mit  je  131/2,  Andreas  Cratander  in  Basel  mit  12, 
Jobst  Gutknecht  in  Nürnberg  mit  1 1,  Johann  Grüninger  in  Straßburg  mit  10, ,, Christian 
von  Paris"  ^)  mit  8,  Christian  Egenolph  in  Straßburg  mit  7  Gulden  und  noch  mehrere 
andere  Buchdrucker  mit  kleineren  Beträgen.  Der  Name  des  Friedrich  Peypus,  des 
nahen  Geschäftsfreundes  unseres  Lienhard  zur  Eich,  findet  sich  nicht  in  der  Liste, 
und  ebensowenig  können  wir  unter  den  Beständen  des  Bücherlagers,  wie  sie  das 
Inventar  verzeichnet,  mit  Sicherheit  eines  der  von  Peypus  gedruckten  Verlagswerke 
des  Eich  nachweisen;  es  müßte  denn  sein,  daß  sich  unter  den  verschiedentlich  auf- 
geführten Konkordanzen  die  „Diallage  hoc  est  conciliatio  locorum  scripturae,  autore 
Andrea  Althamero  Brenzio"  verberge,  die  1528  zu  Nürnberg  „in  aedibus  Friderici 
Peypus,  impensis  Leonardi  de  Aich,  civis  et  bibliopolae  norimbergensis"  erschien^), 
oder  unter  den  „Opera  Gregorii  Nazianzeni"  die  von  Wilibald  Pirckheimer  kommen- 
tierte Rede  des  Gregor  von  Nazianz  „De  officio  Episcopi",  Nürnberg,  Peypus,  1529, 
unter  dem  mit  der  kurzen  Bezeichnung  „Sprichwörter"  im  Inventar  figurierenden 
Buch  des  Johann  Agricola  ,,300  gemeine  Sprüchwörter",  Nürnberg,  Peypus,  1529, 
unter  der  „türckisch  chronica"  des  Inventars  der  „Libellus  de  ritu  et  moribus  Turco- 
rum",  Nürnberg,  Peypus,  1530  zu  verstehen  sei.  Für  des  Andreas  Althamer  Schrift 
wie  für  den  letztgenannten  „Libellus"  ist  dies  bis  zu  einem  gewissen  Grade  wahr- 


7)  S.  unten  Anm.   2/2, 

8)  S.  unten  Anm.  285. 

9)  Vgl.   Panzer,  Annales  VII   S.  473  Nr.  248. 


VON  DR.  THEODOR    HAMPE.  115 


scheiiiliLii,  weil  gerade  sie  .Jmpensi.s  l.ctmardi  de  Aicli''  .gedruckt  worden  waren. 
Für  die  übrigen  von  Lienhard  zur  Eich  verlegten  Drucke  des  1-riedrich  Peypus  möchte 
ich  dagegen  von  vornherein  annehmen,  daß  hier  Peypus  die  eigentlichen  Kosten 
getragen,  sein  Verleger  aber  lediglich  für  den  Verscldeiü  der  Bücher  gesorgt,  insbeson- 
dere auch  die  Verhandlungen  mit  den  Sortimentern  der  verschiedenen  Städte  und 
Örter  und  mit  den  im  Lande  umherziehenden  kleineren  Buchführern  geführt  habe. 
Solcher  Händler  wn'd  in  dem  Inventar  eine  große  Anzahl  namliaft  gemacht,  natürlich 
nicht  unter  den  Gläubigern,  sondern  ausnahmslos  unter  den  Schuldnern,  und  zwar 
zum  guten  Teil  auch  unter  denjenigen  besonders  aufgeführten  Schuldnern,  von  denen, 
wie  es  heißt,  die  Außenstände  wohl  sclnver  einzu])ringen  sein  würden,  weswegen 
die  betreffenden  Summen  bei  dem  Vermiigensnachweis  nicht  als  Plus  in  Ansatz 
gebracht  werden  konnten.  Da  finden  wir  unter  den  mit  Lienhard  zur  Eich  in  Ver- 
bindung stehenden  Buchführern  zunächst  mehrere  in  Nürnberg  selbst  (Michel;  Erhard 
Talner)  und  in  fränkischen  Landen,  in  Windsheim,  Eichstätt,  Kronach  —  die  For- 
derungen in  diesen  Städten  gehören  alle  zu  den  Schulden,  ,,so  man  mir  schuldig,  aber 
ich  mich  der  kayner  frosten  mag"  —  sowie  in  Bayreuth.  Des  weiteren  werden  Buch- 
führer von  Erfurt,  Hildburghausen,  Wittemberg,  Magdeburg,  Schneeberg,  von 
Pforzheim,  Speyer,  Frankfurt,  Bingen,  Froschlar  (Fritzlar.^),  von  Gundelfingen, 
Augsburg,  Konstanz  genannt,  dazu  noch  ein  Buchführer  aus  Antorf,  Antwerpen, 
der  Stadt,  mit  der  Nürnberg  ja  während  des  15-  und  16.  Jahrhunderts  in  besonders 
regem  Verkehr,  in  nahen  Handelsbeziehungen  und  auch  in  mannigfacher  künstle- 
rischer und  wissenschaftlicher  Berührung  stand. 

So  stellt  sich  uns  das  Bild  des  Buchhandels  jener  Zeit  doch  sehr  viel  anders 
dar,  als  wir  ihn  heute  sich  vollziehen  zu  sehen  gewohnt  sind.  Der  Verlagsbuchhandel 
lag  noch  in  den  Windeln,  begann  erst  langsam,  weniger  aus  dem  Buchführertum 
als  aus  dem  Druckergewerbe  heraus  Gestalt  zu  gewinnen.  Lienhard  zur  Eich  hatte 
wohl  die  meisten  der  hier  in  Frage  kommenden  Drucke  des  Friedrich  Peypus  lediglich 
in  einer  Art  Kommissionsverlag,  bei  dem  er  kein  allzu  großes  Pisiko  lief;  und  Peypus 
wird  wohl  bald  nach  dem  Tode  zur  Eichs  mit  dessen  Witwe  abgerechnet  oder  die  eigent- 
lich ihm  gehörigen  Bücherbestände  aus  dem  Lager  zurückgezogen,  von  den  verschie- 
denen Buchführern  wieder  eingefordert  haben.  Im  übrigen  zeigt  die  Verrechnung 
der  sonstigen  Bücher  auf  der  Haben-Seite  und  nicht  minder  die  beträchtlichen,  noch 
an  die  Buchdruckeroffizinen  der  verschiedensten  Städte  zu  leistenden  Zahlungen 
im  Soll,  daß  offenbar  die  meisten,  um  nicht  zu  sagen  alle  Bücher  durch  die  Buchhändler 
nur  gegen  feste  Rechnung  von  den  Druckern  bezogen  werden  konnten.  Und  wie 
bunt  und  wirr  sich  noch  der  eigentliche  Handel  mit  Büchern  ausnahm  und  welch 
bedeutende  und  nicht  immer  erfreuliche  Rolle  dabei  den  fahrenden  Buchführern, 
den  fliegenden  Händlern  zufiel,  das  wissen  wir  aus  manchen  anderen  Dokumenten 
der  Zeit  und  verrät  sich  auch  deutlich  an  mehreren  Stellen  unseres  Inventars, 
wie  z.  B.  in  der  ruhig  resignierten  Zusammenstellung  der  uneinbringlichen  Schuld- 
forderungen. 

Die  Geschäftsverbindung  Lienhard  zur  Eichs  mit  Friedrich  Peypus  läßt  sich 
nicht  weiter  als  bis  zum  Jahre  1528  zurückverfolgen,  wo  er  zum  ersten  Male  als  Ver- 
leger eines  der  Drucke  des  Peypus,  eben  der  oben  genauer  zitierten  Schrift  des 
Andreas  Althamer,  erscheint.     Die  Jahre  vorher  war  er  lediglich  als  Sortimenter, 

8* 


116  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND   KUNSTIiANDELS  IN  NÜRNBERG. 


als  Bucliführer,  „bibliopolu",  wie  der  siTaecoUiteinische  AiLsdruck  in  seinen  späteren 
Verhii^swerken  lautet,  tätiir  Seewesen.  Er  ma.t;'  vielleicht  verlockt  durch  den  Glanz 
der  iNürnberger  Reiclislaue  von  1522  bis  1521  und  das  .s^eschäftliche  Leben,  das  sie 
mit  sich  brachten,  wahrscheinlich  aber  auch  ani;ezo,t:,en  durch  den  weiten  und  wohl- 
begründeten  Ruf  Nürnbergs  als  eines  sicheren  Portes  guter  Ordnung  und  Sitte  seinen 
Weg  nach  der  Pegnitzstadt  genoninien  haben,  wo  wir  ihn  quarta  post  Dionysii  d.  h. 
am  10.  Oktober  1526  Bürger  werden  sehen i").  Merkwürdigerweise  begegnet  uns 
seine  Frau  „Agnes  von  der  Eych"  bereits  um  ein  paar  Monate  früher  in  den  Akten, 
und  zwar  schon  als  Bürgerin,  also  im  Besitz  des  Bürgerrechtes.  Ob  sie  vielleicht 
eine  soeben  erst  niii  Lienhard  zur  Eich  verheiratete  Meisterswitwe  war,  die  das  Bürger- 
recht schon  besaß,  während  er  es  noch  nicht  hatte  und  daher  das  Geschäft  zunächst 
auf  ihren  Namen  betrieb,  oder  ob  etwa  der  große  Unterschleif  des  Stadtschreibers 
1  k'iiirich  Pauer  im  Spiel  ist,  der  gerade  um  diese  Zeit  318  Personen  heimlich  zu  Bürger 
aufgenommen,  die  Gebühren  in  die  eigene  Tasche  gesteckt,  so  Unordnung  in  die 
Bürgeraufnahmen  und  ihre  Aufzeichnung  gebracht  hatte  und  dafür  am  26.  Juni 
1526  „mit  dem  sträng  gericht"  wurde,  wollen  wir  hier  nicht  näher  untersuchen. 
Wichtiger  ist  für  uns  der  Anlaß,  aus  dem  Agnes  zur  Eich  und  zwar  in  den  Briefbüchern 
der  Reichsstadt  zuerst  erscheint.  Sie  hatte,  ebenso  wie  Kaspar  Weydel,  ein  bekannter 
Nürnberger  Buchführer,  der  aber  hier  offenbar  nicht  als  selbständiger  Geschäfts- 
mann, sondern  im  Dienste  eines  anderen  Unternehmers  erscheint,  wohl  zu  Anfang 
des  Jahres  1526  mit  ihren  Büchern  und  sonstigen  Waren  eine  der  Bamberger  Messen 
beziehen,  zuvor  auch  ihre  Sachen  in  Bamberg  selbst  die  Zensur  passieren  lassen  wollen, 
war  aber  samt  ihrem  Kollegen  von  den  Beamten  des  Bischofs  Weigand  alsbald  angehal- 
ten, gefänglich  eingezogen,  ihrer  Bücher  beraubt  und  zu  20  Gulden  Geldstrafe  verurteilt 
worden.  Auf  eine  Beschwerde  des  Nürnberger  Rats  über  dieses  Vorgehen  hatte  der 
Bischof  mit  einem  Hinweis  auf  die  Bestimmungen  des  Wormser  Edikts  und  die  von 
ihm  selbst  in  seinen  Landen  erlassenen  Verbote  geantwortet.  Damit  hatte  er  insbe- 
sondere Bezug  genommen  auf  jene  rigorosen  Vorschriften  des  Wormser  Edikts,  durch 
die  in  den  schärfsten  Ausdrücken  befohlen  wurde,  daß  „die  hochberümte  kunst 
der  druckerei"  künftighin  „allein  in  guten  und  löblichen  Sachen  gepraucht  und 
geübt"  werden,  daher  solche  Bücher,  die  sich  irgendwie,  mehr  oder  minder,  auf  den 
christlichen  Glauben  bezögen,  in  Zukunft  von  den  zuständigen  Ordinariaten  unter 
Zuziehung  der  theologischen  Fakultät  der  nächstgelegenen  Universität  approbiert 
sein  müssten.  „Aber  ander  bücher",  so  heißt  es  in  dem  Wormser  Edikt  vom  8.  Mai 
1521  weiter,  „sie  seien  in  welicher  facultet  und  begreifen  was  si  wollen,  die  sollen 
mit  wissen  und  willen  des  Ordinarien  und  ausserhalb  desselben  kainswegs  gedruckt, 
verkauft  noch  zu  drucken  oder  zu  verkaufen  understanden,  verschaffet  noch  gestattet 
werden,  in  kain  weise"  ^^). 

Auf  die  Ablehnung  Bischof  Weigands  von  Bamberg  entgegnet  nun  der  Nürn- 
berger Rat  in  einem  Schreiben  vom  29.  Mai  1526,  das  als  eine  Meisterleistung  diplo- 
matischen Stils  und  zugleich  klarer  und  energischer  Sprache  bezeichnet  werden  darf  ^2). 
Daß  der  Bischof  trotz  der  Vorstellungen  des  Rats  das  „unfüglich,  unfreuntlich  fur- 


10)  Bürgerbuch  1496—1534  im    Kgl.    Kreisarchiv  Nürnberg  Bl.  143b. 

11)  Deutsche   Reichstagsakten.     Jüngere   Reihe   II  (1896)  S.  657  f- 

12)  S.  im  Anhang  unter  Nr.   1. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  117 


iieinen"  seiner  Beamten  se.c:en  Kaspar  Weydel  und  A^nes  von  der  Eich  zu  billigen 
scheine,  so  beginnt  diese  Erwiderung,  dessen  hätte  man  sich  nicht  versehen,  denn  also 
auch  nur  gegen  den  geringsten  von  des  Biscliols  Untertanen  ohne  eigentliche  Ver- 
fehlung von  dessen  Seite  zu  verfahren,  würde  sich  der  Nih'nberger  Rat  nicht  leicht 
unterstanden  haben.  Wenn  nun  aber  der  Bischof  als  eigentlichsten  Grund  der  Be- 
strafung die  Vorschriften  des  Wormser  Edikts  angebe,  so  wisse  er  wohl  selbst  — 
bei  allem  schuldigen  und  oft  bewährten  Gehorsam  gegen  die  kaiserliche  Majestät 
müsse  es  gesagt  werden  —  „wie  es  umb  sollich  irer  Majestät  ausgangen  edict  gelegen, 
wie  beschwerlich  und  auf  was  unmügliche  haltung  auch  das  gestelt"  sei,  wie  den 
betr.  Bestimmungen  auch  nirgends  habe  entsprochen  werden  können  und  wie  die- 
selben ja  auch  bereits  durch  den  Abschied  des  Nürnberger  Reichstags  von  1523  in 
vielen  Artikeln  gemildert  und  gemäßigt  worden  seien.  Nur  eine  regelrechte  Zensur 
durch  dazu  verordnete  Beamte  werde  hier  für  die  gedruckten  Bücher  noch  vor- 
geschrieben, und  solche  Zensur  vornehmen  zu  lassen,  hätten  sich  ja  auch  der  Weydel 
und  Agnes  von  der  Eich,  denen  selbst  nichts  Sträfliches  oder  Anstößiges  in  den  Schriften 
bewußt  gewesen  sei,  mit  ihren  Büchern  nach  Bamberg  begeben  wollen.  Wenn  nun 
aber  nach  des  Bischofs  Meinung  das  erstergangene  kaiserliche  Edikt  durchaus  hätte 
respektiert  werden  sollen,  um  wie  viel  mehr  dann  nicht  auch  das  spätere,  durch  das 
doch  jenes  genauer  präzisiert  worden  sei  und  ganz  bestimmte  Einschränkungen  er- 
fahren habe. 

Aber  ganz  abgesehen  von  alledem  sollten  doch  die  für  [besondere  Jahrmärkte, 
Messen  oder  Kirchtage  gewährten  Freiheiten  nicht  zur  Unzeit  abgeändert,  d.  h.  außer 
Acht  gelassen  werden  dürfen,  indem  man  die  solche  Messen  etc.  beziehenden  Händler 
ohne  voraufgehende  Warnung  um  etwaiger  kleiner  Verstöße  willen,  an  Leib  und 
Gütern  strafe,  „als  ob  sy  todtwidrige  Sachen  verwürckt  hätten",  am  allerwenigsten, 
wenn  es  sich  dabei  nicht  einmal  um  die  eigentlich  verantwortlichen  Prinzipale,  sondern 
um  arme  schwangere  Weibsbilder  und  junge  unwissende  Diener  handle.  Es  würde 
doch  gewiß  genügt  haben,  wenn  man  ihnen  die  beanstandeten  Bücher  genommen 
hätte,  eine  Strafe,  die,  wenn  sie  für  recht  und  billig  gelten  sollte,  übrigens  schon  längst 
auch  in  Nürnberg  gegen  bambergische  Bürger,  „so  bißhero  etwa  vil  bücher,  die  wir 
bei  uns  zu  drucken  nit  zulassen  wollen,  offenlich  gedruckt,  mit  häuften  verkaufft 
und  fayl  gehabt  haben",  hätte  ausgesprochen  werden  müssen.  So  könne  man  die  über 
Kaspar  Weydel  und  Agnes  zur  Eich  verhängte  Bestrafung  zumal  bei  der  Gering- 
fügigkeit ihrer  Verschuldung  und  bei  dem  völligen  Fehlen  des  Bewußtseins  der  Gesetz- 
widrigkeit ihres  Tuns  nicht  anders  denn  als  eine  ungnädige,  unnachbarliche  und 
unfügliche  Handlung  auffassen,  „der  wir  uns  bei  E.  f.  g.  gar  nit  versehen,  auch  umb 
dieselben  keins  wegs  verdient  haben".  Der  Rat  wiederhole  daher  seine  untertänige 
Bitte,  in  der  Sache  eine  gnädigere  Entschließung  zu  fassen,  den  Nürnberger  Bürgern 
nicht  eine  Verpflichtung  aufzuerlegen,  die,  wie  jeder  verständigerweise  einsehen 
werde,  keinem  Reichsuntertanen  zu  leisten  möglich  sei,  den  ganzen  Handel  überhaupt 
für  so  ungefährlich  und  bedeutungslos  zu  achten,  wie  er  es  in  der  Tat  sei,  und  dem- 
entsprechend „der  unseren  leyb  und  guter  ledig  zu  geben". 

Allein  der  Bischof  beharrte  bei  seiner  Meinung  und  der  auferlegten  Strafe  und 
ließ  in  einem  weiteren  Schreiben  nochmals  die  schweren  Verstöße  aufzählen,  deren 
sich  die  Bestraften  zumal  gegen  das  kaiserliche  Gebot  und  seine  eigenen  Verord- 


IIS  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND   KU  NSTH  ANDEI.S  IN   NÜRNBERG. 

nun.iren  schuldis^  i^'einacht  liätten.  worauf  dann  der  Rat  in  einem  ,trleiclifalls  nicht 
uninteressanten  Sclireiben  vom  7.  Juni  1=^26'-')  auts  neue  seiner  ,n"e,t;enteili,i:en  An- 
sicht von  der  Saclie  Cieltun.u'  zu  verschalten  suclite  und.  wie  es  lieilM  „auf  flelient- 
liclies  ansuclien"  der  Geschädii^ten  seine  Bitte  um  eine  .^nädisere  Verfüs;:ini,s;\  durcli 
die  ..das  freulein  und  ire  büriien  der  aufeiiei;1en  straf  der  20  fl.  erlassen  und  die  ge- 
numinen  bücher  den  unsei"n  widerumb  zugestelt  werden",  wiederholte.  Agnes  zur 
Eicli  war  also  inzwisclien  gegen  Bürgschaft,  die  offenbar  für  die  noch  zu  leistende 
Geldstrafe  gutsagte,  aus  der  bambergisclien  Flaft  entlassen  w^orden.  Denn,  falls 
der  Bischof  es  bei  der  strengen  und  ungerechten  Aburteilung  belasse,  heißt  es  mit 
einer  An  hrohung  zum  Schluß  dieses  Schreibens  des  Nürnberger  Rats,  und  daraus, 
wie  die  Bittsteller  glaubhaft  angezeigt  hätten,  ihr  wirtschaftlicher  Ruin  folgen  müsse, 
so  sei  zu  besorgen,  daß  solche  zugrunde  gerichtete  Leute  auf  andei"e  Weise  zu  ihrem 
Recht  zu  kommen  trachten  würden.  Der  Rat  dachte  wohl  dabei  an  die  mancherlei 
Schwierigkeiten  und  Ärgernisse,  die  ihm  selbst  vor  noch  nicht  langer  Zeit  aus  der 
Fehde  des  Georg  Trümmer.  Veit  Stoßens  Schwiegersohns,  gegen  die  Stadt  Nürn- 
berg erwachsen  waren. 

Wir  wissen  nun  zwar  nicht,  wie  der  Handel  ausgegangen  ist.  glauben  aber  aus 
dem  Schweigen  der  Akten  über  den  weiteren  Verlauf  und  auch  aus  dem  nachmaligen 
leidlichen  Wohlstande  des  zur  Eichschen  Ehepaares  schließen  zu  dürfen,  daß  der 
Bischof  sich  durch  die  Vorstellungen  des  Rats  doch  zum  Nachgeben  und  mindestens 
zur  Wiederherausgabe  der  beschlagnahmten  Güter  habe  bewegen  lassen.  Auf  alle 
Fälle  aber  zeigen  die  beiden  Eingaben  des  Rats  und  die  kraftvolle  und  kluge  Art, 
mit  der  er  sich  seiner  Bürger  annahm,  wie  gut  Lienhard  zur  Eich  daran  getan  hatte, 
in  der  wohl  regierten  Reichsstadt  seinen  Schutz  und  seinen  Lebensunterhalt  zu  suchen. 
Auch  sonst  legt  noch  eine  Reihe  urkundlicher  Notizen  von  dem  Eintreten  des  Rats 
für  den  erst  vor  wenigen  Jahren  Zugezogenen  Zeugnis  ab.  So  verwandte  er  sich 
am  IL  Oktober  1526,  also  einen  Tag  nach  der  Bürgeraufnahme  Lienhard  zur  Eichs, 
für  diesen  seinen  Bürger  und  Buchführer  zu  Nürnberg  in  einem  Schreiben  an  den 
Landrichter  und  Pfleger  zu  Weiden,  von  der  Capell,  dafür,  daß  dem  zur  Eich  sein 
daselbst  gekauftes  Schmalz  oder  das  dafür  erlegte  Geld  ohne  Verzug  ausgefolgt 
werde ^^*).  und  zu  Anfang  des  Jahres  1528  gelang  es  der  Intervention  des  Rates,  den 
rührigen  Buchhändler  wieder  in  den  Besitz  der  Exemplare  einer  „prophecei  des 
babstumbs",  w'ohl  ohne  Zweifel  der  1527  erschienenen  Schrift  Hans  Sachsens  ..Eyn 
wunderliche  Weyssagung  von  dem  Bapstumb",  zu  setzen,  die  ihm  auf  der  Frank- 
furter Messe  abgenommen  worden  waren  i^).  Wetiiger  Erfolg  hatte  er  dagegen, 
wie  es  scheint,  mit  einem  auf  die  Bitte  Lienhard  von  Eichs  an  den  Rat  zu  Regensburg 
gerichteten  Ansuchen  vom  4.  August  1529.  ..eur  Weisheit  bürger  zu  Regensburg 
Hannsen  Glaser"  zur  Bezahlung  der  Schuld  anzuhalten,  die  dieser  dem  Nürnberger 
Bürger  „Leonhart  zu  der  Aych,  puechfüerer,  über  verschinen  fristen  noch  ausstendig 
schuldig  ist" ^*').  Wenigstens  figuriert  jener  Hans  Glaser  —  war  es  vielleicht  der 
später  in  Nürnberg  tätige  Briefmaler  dieses  Namens?  —  noch  in  dem  Inventar  vom 


13)  S.  im  Anhang  unter   Nr.  2. 

14)  Briefbücher  im   Kgl.    Kreisarchiv   Nürnberg  Bd.  93   Bl.   196b. 

15)  Vgl.  im  Anhang  unter   Nr.   4. 
U>)   Briefbücher   Bd.    100   Bl.  20a. 


VON  DR.   THEODOR   HAMPE.  1  IQ 


November  bis  Dezember  IS^O  unler  den  zur  Eiclv'sclien  Schuldnern  und  zwar  als 
erster  der  faulen  Köpfe  mit  ,,achthalbenundz\vainzig"   also  27Yi  Gulden. 

Anderseits  aber  war  der  Rat  auch  unnachsichtig,  wenn  es  etwa  galt,  auswärtigen 
Gläubigern  gegenüber  einem  Nürnberger  Schuldner  zu  ihrem  guten  Rechte  zu  ver- 
helfen.   Der  Straßburger  Buchdrucker  Hans  Knoblauch  mochte  zu  Beginn  des  Jahres 

1527  vielleicht  Grund  haben,  an  der  Zahlungsfähigkeit  oder  auch  Zahlungsfreudig- 
keit Lienhard  zur  Eichs  zu  zweifeln.  Er  ließ  daher  durch  den  Rat  zu  Straßburg 
den  Nürnberger  Rat  bitten,  den  Buchführer  zur  Begleichung  der  Schuld,  die  er  bei 
ihm,  Hans  Knoblauch,  stehen  habe,  anzuhalten,  was  auch  alsbald  in  aller  Form  durch 
den  jüngeren  Bürgermeister  geschah.  So  konnte  der  von  Straßburg  gesandte  Bote 
gleich  die  schriftliche  Versicherung  mit  heim  nehmen,  daß  Lienhard  zur  Eich  sich 
auf  nächstkünftiger  Frankfurter  Fastenmesse  „seiner  schuld  halb  mit  Euerer  Weis- 
heit bürger  zu  seinem  volligen  benügen  vertragen"  werde.  ^')  Und  unter  den  in  dem 
Inventar  aufgezählten  Gläubigern  erscheint  denn  auch  Hans  Knoblauchs  Name 
nicht  mehr. 

Die  zahlreichen  Sorgen  und  Unannehmlichkeiten,  die  der  Beruf  des  Buchführers 
samt  den  damit  verbundenen  Reisen  zu  den  Messen  und  Märkten  mit  sich  brachte, 
mag  für  Lienhard  zur  Eich  ein  Hauptgrund  gewesen  sein,  die  Gelegenheit,  sich  durch 
die  Verbindung  mit  dem  Buchdrucker  Friedrich  Peypus  und  das  Verlagsgeschäft 
einen  bequemeren  und  bei  der  Bedeutung  der  Peypus'schen  Drucke  vielleicht  auch 
lohnenderen  Erwerb  zu  schaffen,  mit  Freuden  zu  ergreifen.    Daß  wir  in  den  Jahren 

1528  bis  1530  nichts  mehr  von  beschlagnahmten  Büchern  und  dergl.  hören,  könnte 
darauf  schließen  lassen,  daß  er  damals  seinen  Betrieb  wesentlich  geändert  und 
nunmehr  etwa  den  Verkauf  der  Bücher  auf  dem  Lande,  in  anderen  Städten  und  bei 
den  Messen  den  vagierenden  Buchführern  überlassen  habe,  die  ihm  aber,  wie  aus 
dem  Inventar  hervorgeht,  einen  gewissen  Posten  Bücher  zu  einem  bestimmten  Preise 
abzunehmen  hatten  und  so  das  Risiko  selbst  übernahmen. 

Aber  nur  diese  zwei  oder  drei  kurzen  Jahre  hat  er  sich  solcher  größeren  Ruhe 
und  Sicherheit  erfreuen  können;  1530  ist  er,  wohl  noch  in  jugendlichem  Alter,  ge- 
storben, seine  Frau  Agnes  mit  zwei  kleinen  Kindern  Michel  und  Agnes  zurücklassend, 
für  die  der  auch  als  Verfasser  einer  Nürnberger  Chronik  bekannte  Goldschläger  Anton 
Creutzer  und  der  Buchdrucker  Hans  Stuchs  die  Vormundschaft  übernahmen.  Sie 
unterstützten  die  Witwe  in  der  Weiterführung  des  Geschäfts,  das  aber  nicht  lange 
mehr  bestanden  zu  haben  scheint,  und  in  der  Einmahnung^'und  Einbringung  der 
ausstehenden  Gelder.  Noch  am  28.  Juli  1536  verwandte  sich  der' Nürnberger  Rat 
bei  „Sebastian  Stiebern,  burggraven  zum  Rottenberg  für  unseres  bürgers  Linhards 
vonn  Aich  seligen  verlassener  kinder  Vormünder",  die  gebeten  hatten,  ihnen  zur 
Eintreibung  der  noch  ausstehenden  Schuld  des  ,,Iheronimus  Schober,  ricliter  bey 
euch  zu  Schnaitach",  behülflich  zu  sein.  Die  betreffende  Summe,  heißt  es  in  dem 
Schreiben,  möge  dem  Überbringer  des  Briefs  „Hannsen  Görl"  —  das  war  vielleicht 
einer  der  beiden  bekannten  Lautenmacher  dieses  Namens  (Hans  Görl,  Gerl,  Gerle, 
Gerlein  etc.  d.  ä.  und  d.  j.)  —  ausgehändigt  werden ^^). 


17)  Vgl.  im  Anhang   unter   Nr.  3. 

18)  Briefbücher  im    Kgl.    Kreisarchiv  Nürnberg  Bd.   II3   Bl.  34b. 


120  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES  BUCH-   UND   KUNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 


Und  dem  frühen  Tode  Lienhard  zur  Eiclis  und  der  Unmündi.s^keil  seiner  Kinder 
verdanken  wir  nun  auch  das  überaus  sori;fäliiii-  an.treferti^te  Inventar  der  ,c;esaniten 
Habe  des  Verstorbenen,  das  noch  einmal  dessen  Tun  und  Treiben,  zu,t!:leich  aber 
auch  die  zum  Teil  so  zwiespältiij:e  Kultur  der  Epoche  von  der  Umwelt  des  kleinen 
Bürgers  und  Handwerkers  bis  zu  den  großen  ,c:eistit;:en  Fra.i^^en,  welche  'die  Zeit  der 
Reformation  bewehren,  wiederspiegelt. 

Auf  manche  Einzelheiten  dieser  wertvollen  Aufzeichnun.i;-,  die  auch  deswegen 
von  besonderer  Bedeutung  ist,  weil  sie  wohl  das  früheste  bislier  aufgefundene  voll- 
ständige Lagerverzeichnis  eines  deutschen  Sortimenters  darstellt^"),  ist  in  der  obigen 
Darstellung  bereits  hingewiesen  oder  aucli  näher  eingegangen  worden.  Hier  sollen 
nur  nocli  zwei  Punkte  besonders  hervorgehoben  werden.  Ein  erhöhtes  Interesse 
nämlich  dürfen  einmal  noch  die  Aufzählung  derjenigen  Bücher,  die  nicht  zu  den  oben 
bereits  kurz  behandelten  Kategorien  gehören,  und  ferner,  abgesehen  von  den  schon 
erwähnten  Buchführern,  die  Namen  der  übrigen  Kunden  des  Lienhard  zur  Eich, 
soweit  sie  uns  in  der  Schuldnerliste  des  Inventars  überliefert  sind,  gewähren. 

Unter  den  sonstigen  Bücherbeständen,  die  aufgeführt  werden,  finden  wir  zu- 
nächst einige  Haus-  und  Schulbücher  für  den  praktischen  Gebrauch,  wie  den  „Spiegel 
derArznei"  oder  den  „Hortus  sanitatis",  Kräuter- und  „Feldbücher",  Kalender,  Rechen- 
bücher, Wörterbücher,  darunter  auch  ein  „Lexicon  trium  linguarum"  und  ein  „dictio- 
narius  in  hebreo",  Grammatiken,  wie  Heinrichmanns  lateinische  Grammatik  und 
den  unvermeidlichen  „Donat".  Ich  nenne  weiterhin  eine  Anzahl  juristischer  Werke: 
den  „Sachsenspiegel",  Pandekten,  Institutionen,  das  Lehenrecht,  die  „Reformation 
der  Stadt  Nürnberg"  usw.;  ferner  Karten  und  Atlanten:  „mappe  des  landes  Frank- 
reich", „Charta  marina",  „Europa",  „Wien"  (vielleicht  auch  nur  ein  Prospekt), 
„Tabula  Johannis  de  Monte  Regio",  dazu  Georg  Erlingers  Planetenwerk.  Die  neuere 
Geschichte  ist  dagegen  mit  ein  paar  Schriften  oder  Einblattdrucken  über  die  Türken 
(,, Türkenzüge",  „türkisch  chronica"),  einer  „epithome  regis  Ungarie"  und  wenigem 
andern  nur  sehr  spärlich  vertreten;  um  so  besser  dagegen  die  Unterhaltungsliteratur, 
wozu  auch  wohl  die  Werke  über  die  Zerstörung  Trojas  und  über  die  Zerstörung  Jeru- 
salems gerechnet  werden  müssen.  Da  finden  wir  vor  allem  das  „Heldenbuch"  und 
das  Buch  der  alten  Weisen,  ferner  von  Volksbüchern:  „Alexander  magnus",  „Melu- 
sina",  Pontus  und  Sidonie,  Tristrant,  Flore  und^  Blanscheflur,  Olwier  und  Artus, 
Barbarossa;  auch  eine  „Alchamei"  und  eine  deutsche  „Chiromancei"  gehören  zu  den 
volkstümlichen  Büchern,  dazu  „9  partes  weltlicher  lieder"  und  anderes,  wie  denn 
hierher  wohl  auch  zum  guten  Teil  die  ballenweise  veranschlagte  „allerley  klayne 
materi,  lateinisch  und  teutsch"  zu  rechnen  gewesen  sein  wird,  deren  genauere 
Spezialisierung  leider  unterblieb.  Die  35  Tafeln  und  11  „pergamenen  tafeln",  die  sich 
in  dem  Lager  vorfanden,  entstammten  wohl  dem'  Buchbindereibetriebe  Lienhards 
zur  Eich,  der,  wie  namentlich  das  Bücherverzeichnis  deutlich  zeigt,  den  mannig- 
fachsten Wünschen  und   Interessen  gerecht  zu  werden  suchte. 

Ziemlich  bunt  nimmt  sich  denn  auch  seine  Kundschaft  aus,  in  der  indessen 
doch  —  wir  haben  freilich  nur  seine  Schuldner  vor  uns  —  die  protestantischen  Pfarrer 


19)  Mehrere  spätere  SortiiTientsla,e:er  sind  namentlich  von  Albrecht  Kirchhoff  im  Archiv 
für  Geschichte  des  deutschen  Buchhandels  (vgl.  XI,  204  ff.,  XIV,  99  ff-,  XVII,  3  ff-  u.  a.) 
veröffentlicht  worden. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  121 


und  Schulmeister  in  den  Städtclien  und  Dörfern  des  Nürnber,c:er  Gebiets,  sowie  im 
Ansbachischen,  Bayreuihisclien  und  westhclien  Br)hmen  stark  vorwie.i^en.  Die  Namen 
manches  überzeu,t,nin,sistreuen  und  muti,i::en  ersten  protestantischen  Geisthclien  der 
betreffenden  Orte  finden  sicli  hier  verzeichnet,  allen  voran  derjenige  Sebastian  Franks, 
dann  Martin  Kraus,  der  erste  evangelische  Pfarrer  zu  Brück  bei  Erlangen,  Christoph 
Schreiber,  Pfarrer  zu  Eitersdorf,  Hiob  Gast,  der  erste  evangelische  Pfarrer  zu  Kadolz- 
burg,  Paulus  Löffler  zu  Kornburg,  Johann  Dorsch,  Georg  Heyderer  u.  a.  m.  Recht 
spärlich  sind  damit  verglichen  die  Namen  solcher,  bei  denen  wir  eher  eine  der 
neuen  Lehre  abgeneigte  Gesinnung  vermuten  dürfen,  wie  ,, Nicolaus,  ein  pfaff  von 
Eger",  „Hans,  chorschüler  zu  Bamberg",  „des  Weihbiscliofs  Diener  zu  Bamberg 
Valtin  genannt"  oder  „der  Prediger  zu  Schlackenwaldt"  (s.  u.  Anm    255). 

So  hat  also  doch  wohl  der  Spötter  von  1522  schließlich  ein  gut  Teil  zur  För- 
derung protestantischer  Kultur  in  ihren  frühesten  Anfängen  beigetragen.  Oli  er 
sich  allmählich  auch  mit  seinem  Herzen  der  Sache  der  Reformation  zugewandt 
hatte  ?  Vor  allem  seine  Beteiligung  an  der  Verbreitung  von  Hans  Sachsens  Weis- 
sagung vom  Papsttum  läßt  es  doch  stark  vermuten. 


Der  folgende  Abdruck  des  Inventars,  das  sich  in  dem  ältesten  erhaltenen, 
dem  ehemals  vierten  Inventarbuch  der  Nürnberger  Stadtbibliothek  auf  Bl.  200b 
und  ff.  findet,  gibt  dasselbe  buchstabengetreu  wieder,  nur  daß  vokalisches  v  in  u, 
konsonantisches  u  in  v,  das  lange  i  in  i,  aw,  ew  und  äw  in  au,  eu  und  äu  verwandelt, 
große  Anfangsbuchstaben  innerhalb  des  Satzes  auf  die  Eigennamen  beschränkt, 
alle  Abkürzungen  aufgelöst  worden  sind  und  anstatt  der  alten  unsere  heutige  Inter- 
punktion zur  Verwendung  gekommen  ist. 

Der  in  den  Anmerkungen  beigefügte  Kommentar  beschränkt  sich  auf  das  Not- 
wendigste: für  die  Persönlichkeiten,  die  genannt  werden  und  auch  sonst  bekannt 
sind,  auf  eine  kurze  biographische  Angabe,  für  die  aufgezählten  Bücher  von  Lien- 
hard  zur  Eichs  Sortiment,  soweit  sich  die  betreffende  Ausgabe  nach  dem  oft  stark 
verkürzten  oder  verderbten  Titel  überhaupt  identifizieren  ließ,  auf  einen  Hinweis 
wesentlich  auf  Panzers  Annalen,  für  die  zahlreichen,  unserer  heutigen  Sprache  fremden 
und  daher  schwerer  verständlichen,  zum  Teil  auch  dem  Dialekt  oder  gewerbliclier 
Terminologie  angehörenden  Wörter  und  Ausdrücke  auf  Erklärungen  zumeist  aus 
dem  G  r  i  m  m  '  s  c  h  e  n  Deutschen  Wörterbuch,  aus  L  e  x  e  r  s  mittel- 
hochdeutschen Wörterbuch  und  dem  Bayerischen  Wörter- 
buch von  S  c  h  m  e  1 1  e  r  -  F  r  0  m  m  a  n  n.  Für  einzelne  Nachweise  und  Rat- 
schläge bin  ich  Herrn  Professor  Dr.  August  G  e  b  h  a  r  d  t  in  Erlangen  zu  auf- 
richtigem Danke  verpflichtet. 

Selbtverständlich  soll  weder  die  vorstehende  Einleitung  über  das  Leben  des 
Lienhard  zur  Eich  und  seine  Stellung  innerhalb  des  Buchhandels  der  zwanziger  Jahre 
des  16.  Jahrhunderts  und  innerhalb  der  reformatorischen  Bewegung,  noch  die  schon 
aus  Mangel  an  Raum  nur  dürftige  Kommentierung  des  Inventars  alle  Beziehungen, 
die  sich  aus  letzterem  ergeben,  irgendwie  erschöpfen.  In  wirtschaftsgescliichtlicher, 
gewerbegeschichtlicher,  bibliographischer  und  auch  sprachliclier  Hinsiclit  bleibt 
hier  vielmehr  noch  manches  zu  tun,  und  Untersuchungen  solcher  Art  im  Anschluß 


122  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND   K.UNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 


an  das  Invoiuar  anzuro.i^ciu  war  eben  der  Hauptzweck  der  Vei(")fl"ciitlichuii,i;-  des  als 
kültursieschichtlkiie  Quelle  wertvollen  Dokuments. 

Über  die  niirnberi;ischeii  Münzverliältnisse  zur  Zeit  der  Niederschrift  des  Inven- 
tars unterrichtet  jetzt  am  besten  das  Buch  von  Ernst  Scholle  r  „Das  Münz- 
wesen der  Reichsstadt  Nürnberg  im  16.  Jahrhundert",  Nürnberg,  1912.  Vgl.  ins- 
besondere die  Zusammenstellungen  auf  S.  35  und  92.  Ein  „Pfund  neu",  mit  dem 
in  unserem  Inventar  jedoch  nicht  gerechnet  wird,  entsprach  4  „Pfund  alt";  1  ^  alt 
(=  5  Schilling)  =  ^0  Pfennig  =  6o  Haller;  1  Gulden  =  36  Groschen  =  252  Pfennig; 
1  ,.Ort"  ist  der  vierte  Teil  eines  Guldens. 

LINHARDEN  ZUR  AYCHN  INVENTARIUM. 

Zu  wissen  unnd  kunth  gethan  sey  allermenigklich,  das  ich,  Agnes,  L  i  n- 
h  a  r  d  e  n  z  u  r  A  y  c  h  seligen,  bürgers  zu  Nürmberg,  nachgelaßne  wittib,  auff  den 
vierundzwainzigisten  novenbris  im  1530.  jar  aller  und  yeder  meiner  hab  unnd  güeter, 
ligennd  und  varennd,  schuld  und  widerschuld,  wie  dann  solchs  auff  absterben  meins 
lieben  haußwirts  seligen  vorhannden  gewest  ist,  ain  volkomene  gründtliche  benenung 
und  darlegung  gethan  hab,  wie  nach  diser  loblichen  stat  Nürmberg  geprauch  und 
reformation  recht  ist;  und  hab  solchs  gethan  in  beysein  der  erbern  Anthoni 
C  r  e  u  t  z  e  r  s-o),  goldtschlagers,  Hansen  S  t  u  c  h  s  e  n-^),  buchdruckers,  meiner 
zwayer  kynnd,  Michel  unnd  Agnes,  die  ich  mit  obgemelltem  meinem  lieben  hauß- 
wirt  eelich  überkomen  und  geborn  hab,  von  der  obrigkait  gesatzte  vormundt,  und 
hab  also  die  varennde  hab  Elspethen  Klayberin,  geschworne  unndterkeufflin,  besich- 
tigen und  schätzen  lassen,  wie  unndterschiedlich  hernachvolgt: 

An  Silbergeschirr.  Item  an  Silbergeschirr  ain  klains  silberes  magol- 
lein--),  wigt  sechs  lot  und  ein  halb  quintlein,  das  lot  umb  ain  halben  gülden,  thut 
drey  gülden  fünffzehen  pfening  ain  haller.  Item  ain  kupfferes  magollein--),  ist  ver- 
gult,  umb  ain  halben  gülden.  Item  zway  beschlagne  kreußlein^^),  ains  mit  ainem 
silbern,  das  annder  mit  ainem  kupffern  vergultten  rayfflein,  umb  ain  ort. 

An  z  y  n  g  e  s  c  h  y  r  r.  Item  an  zingeschirr  als  schüssell,  kanndel,  deler  und 
annders,  hat  alles  gewegen  ain  zenntner  und  achtundsibenzigk  pfund.  das  pfund 
umb  drey  grosch,  thut  vierzehen  gülden  siben  pfund. 

Messinggeschirr.  Item  an  allerlay  messinggeschirr  als  leuchtern, 
peck  und  annderm,  hat  gewegen  sibenunddreyssigk  pfund,  das  pfund  umb  fünffzehen 
Pfennig,  thut  zwen  gülden  ain  pfund  drey  grosch. 

An  p  e  t  hge  w  an  n  d  t.  Item  ain  spanpeth,  ain  strosack,  zway  federpeth, 
ain  polster,  ain  kuss,  ain  deckpeth,  zwai  stieglein  vor  dem  peth  [201a],  alles  mitainann- 
der  geschätzt  umb  dreyzehen  gülden  ain  halben.    Mer  in  der  trauen  camern  ain  klains 


20)  Der  Goldschläger  Antoni  Creutzer  (geh.  1477,  gest.  um  1552)  ist  bekannt  als  Ver- 
fasser einer  Nürnberger  Chronik,  die,  weil  nicht  sehr  umfangreich,  in  zahlreichen  Abschriften 
verbreitet  war,  aber  bisher  nicht  veröffentlicht  worden  ist,  obgleich  sie  von  1487  an  manche 
gute  selbständige  Nachricht  bietet. 

21)  Über    Johann    Stuchs    vgl.    K.    Steiff    in     der   Allgemeinen    Deutschen    Biographie 

XXXVI,  715. 

22)  Becherlein.     Vgl.  Schmeller,  Bayerisches  Wörterbuch  1,  1575- 

23)  D.  h.    Krüglein.     Vgl.   Schmeller  1,  1380. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  123 


sponpetlilein,  ain  strosecklein,  ain  federpethlein  unib  vier  giiklen  ain  lialben.  Item 
ain  parchettes  deckpeth  unib  drey  ,i,^iildeii.  Item  ain  ,s:rosse  ,ii:ewurckte  deck  mit 
rosen  umb  annderthalben  gülden.  Item  ain  habtkusß-^)  umb  dritthalben  ,i(ulden. 
Item  zwainzigk  par  leylach,  ye  ain  par  umb  sechs  pfund,  thut  vierzehen  .uulden  zway 
pfund  zwelff  pfeinni.^;.  Item  acht  kußziechen'^^)  umb  fünft  pfund.  Item  in  der  mayd 
kamern  ain  spanpeth,  ain  strosack,  ain  federpeth,  ain  polster,  ain  deckpethlein,  umb 
fünft  gülden.  Item  ain  truhelen  vor  dem  peth  umb  drithalb  pfund.  Item  in  der 
gastkamer  ain  spanpeth,  ain  strosack,  ain  federpeth,  ain  polster,  ain  deckpeth,  ain 
sidellein  vorm  peth,  alles  zusamen  umb  sechsthalben  gülden.  Item  in  der  knecht- 
kamer  ain  spanpeth,  zwen  stroseck,  ain  polster,  ain  noppensack-**),  ain  federpet- 
lein,  ain  deckpethlein,  ain  deck  oben  darauff  und  ain  schamel  vor  dem  peth,  alles 
zusamen  umb  sechs  gülden. 

An  k  u  p  f  f  e  r  g  e  s  c  h  y  r  r.  Item  an  allerlay  kupf  fergeschirr  gewegen  acht- 
undzwaintzigk  pfund,  ye  ain  pfund  umb  dreyzehen  pfennig  geschätzt,  thut  ain 
gülden  drey  pfund  zwenundzwainzigk  pfennig. 

In  der  grossen  s  t  u  b  e  n.  Item  ain  stainer  tisch  umb  zwen  gülden.  Item 
ein  vorpannck  vor  dem  tisch  umb  drey  grosch.  Item  ain  zwifache  frühen  vor  dem 
faulpeth  umb  drithalb  pfund.  Item  ain  faulpeth  in  der  stuben,  darinn  ain  lideres 
pethlein  unnd  ain  federpethlein,  auch  ain  polsterlein  und  ain  decklein  oben  darauff, 
alles  zusamen  umb  zwen  gülden.  Item  ain  zwifachen  tisch -^)  umb  ain  halben  gülden. 
Item  ain  dripayneter  stuel  umb  fünft  pfening.  Item  ain  niderer  sessell  umb  sechs 
pfennig.  Item  ain  hoher  sessel  vor  dem  ofen  umb  vier  groschen.  Item  ain  giesfas- 
kallterlein-^)  umb  drey  pfund.  Item  drey  kanndelpretter  und  ain  Schubladen  zu 
ainer  hanndzwehl'-^^)  unnd  ain  kor^*')  zu  glesern  und  ain  rame,  alles  zusamen  umb 
ain  ortt.  Item  fünft  gemalte  tefellein  und  zway  gemähte  tüchlein,  mer  zway  gemalte 
tüchlein  umb  ain  halben  gülden.  Item  ain  decklein  auff  den  tisch  und  ain  pannck- 
polsterlein  und  ain  tüchlein  an  der  wanndt  umb  ain  halben  gülden.  Item  ain  grossen 
Spiegel,  zwo  gewanndtpürsten,  ain  kerwisch,  drey  kerpesen,  ayn  dreten  [gedrehten, 
gedrechselten]  keeskorb,  ain  dretten  loffelkorb.  ain  scheer,  ain  putzscheer  umb  fünft 
groschen.  Item  ain  spinredlein  umb  ain  ortt.  Item  ain  hanngennden  leuchter  umb 
ain  halben  gülden. 

j?  A  n  h  0  1  z  =  [201b]  w  e  r  k.  Item  ain  klains  hulzes  schwarz  trühellein  und  noch 
ain  klains  ledlein  umb  drey  pfund.  Item  ain  gemach  sidellein  ^^)  fünft  grosch.  Item 
ain  sch[l]dchte  vorhene^-)  frühen  umb  ain  halben  gülden.  Item  ain  kuchenkallter^^) 
mit  zwayen  Schubladen  umb  ain  gülden.     Item  ain  versperte  sideP^)  umb  annder- 


24)  Hauptkisseii,    Kopfkissen. 

25)  Kissenüberzüge. 

26)  Wohl  ein   aus   Wolle  geknüpfter   Sack.      Vgl.   Schmeller   1,    1751. 

27)  Wohl  ein    Klapptisch. 

28)  Behälter,  Aufbewahrungsort,  hier  wohl  Stellage,   Bort  für  Gießgefäße,   Kannen. 

29)  Handtuch. 

30)  kar:  Gefäß,   Schüssel. 

31)  Leib-  oder  Nachtstühlchen. 

32)  Aus    Föhrenholz. 

33)  Küchenschrank. 

34)  Verschließbare  Sitztruhe. 


124  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES   BUCH-   UND   KUNSTHANDELS  IN   NÜRNBERG. 


halb  pfund.  Item  ain  salzstübichlein'^)  uinb  ain  grosch.  Item  ain  prodtkorb  umb 
drey  grosch.  Item  noch  ain  clains  niders  truhelein  umb  ain  ortt.  Item  zwen  reyd- 
stifel,  ain  mannswetscliker-"^*^)  und  ain  allter  huet,  umb  ain  ortt.  Item  ain  keeskorb 
umb  acht  pfennii:'.     Item  drey  ,urolt  furlienn.^lein  umb  ITinff  ^rosch. 

An  hausrath  von  leynwath.  Item  z\vainzi,i;k  ,i;emaine  tischtiiclier, 
ye  ains  umb  fünffundvierzii;"k  pfennig,  thuet  drey  ,i;:ulden  vier  pfund  vierundz\vainzi,i;k 
Pfennig.  Iiem  zwainzigk  grobe  handtsweheP')  ye  aine  umb  drey  grosch,  thuet  ain 
gülden  fiuiff  pfund  achtzehen  pfening.  Item  ain  guete  gemanngte  hanndswehel^') 
umb  ain  ortt.  Item  ain  gemodelts •"' **)  tischtuch  umb  ain  halben  gülden.  Item  ain 
clains  gemalts  tischtuch  umb  zwen  grosch.  Item  fünffzehen  fatscheniilein^^)  und  ain 
weissen  schurtzfleck  umb  ain  gülden. 

An  m  a  n  n  s  c  1  ay  d  e  r  n.  Item  ain  schlechten  gefütterten  rauhen  rock 
umb  dritthalben  gülden.  Item  ain  leberfarben  ainfachen  rock  umb  dritthalben 
gülden.  Item  ain  ainfachen  kemlen'*'')  rock  umb  zwen  gülden  ain  ortt.  Item  ain 
schwarz  par  hosen  und  ain  arlases  wames*^)  umb  annderthalben  gülden.  Item  ain 
par  hosen  mit  ainem  lidern  geseß  und  ain  schlechts  parchets  wames  umb  drey  ort. 
Item  ain  alts  par  hosen  mit  ainem  lidern  geses  und  ain  alts  parchetes  wameßlein 
umb  ain  halbem  gülden.  Item  ain  weis  par  hosen  und  ain  grüns  arlases  wames ^2) 
umb  drey  ort.  Item  ain  wiilles  hembdt  umb  ain  pfund  ain  pfennig  ain  haller.  Item 
ain  arlases  leibrocklein  mit  rauhem  gefüttert  um  sechs  pfund.  Item  ain  rauhs  prus- 
tuch,  ist  aussen  rot,  umb  annderthalb  pfund.  Item  ain  guet  schwarz  pireth  umb 
drey  ort. 

An  frauenklaydern.  Item  ain  rote  satine  schauben  mit  ainem  külwenten^^) 
futter  umb  fünft  gülden.  Item  ain  schwarze  attlasse  schauben  mit  weissem  kropffen- 
futter^*)  umb  fünft  gülden.  Item  ainkemlen^^)  frauenrock  mit  samat  verprembt  umb 
drey  gülden.  Item  ain  goldtfarben  [202a]  unndterrock  mit  ainer  grünen  umbley*^)und 
mit  ainer  roten  prust  umb  zwen  gülden.  Item  ainkurtzenfrauenmanntl  umb  vier  gülden. 
Item  zwen  schwarz  schurtz  und  ain  schwarzen  schurtzfleck  umb  ain  gülden.  Item 
ain  roten  wamesinen*")  schürz  und  ain  schurtzfleck  umb  ain  gülden  drey  ortt.  Item 
ain  ein  grüns  attles  umb  vierdthalb  pfund.    Item  vier  ein  rots  burschats"**)  umb  ain 


35)  Salzfäßchen.     Vgl.   Schmeller  II,  721  f. 

36)  Reisetasche,   Felleisen,  für  Männer. 

37)  =  handzwehel,   Handtuch. 

38)  Bedeutet  wohl:  mit  einem  Muster  in  Stickerei  versehen. 

39)  Fatziletlein,    Fatzinetlein:     Leinentüchlein.      Vgl.    Schmeller    I,    78 1    und     Hampe, 
Gedichte  vom   Hausrat  (Straßburg  1899)  S.  37- 

40)  kameelhaarenen,  aus   Kameelhaaren. 

41)  Wams  aus  zu  Arles  in   Burgund  gewebtem   Zeuge.     Vgl.   Scimieller   I,   142. 

42)  Vgl.  die  vorige  Anmerkung. 

43)  Wohl  ein  Adjektiv  zu  kilben  (weibl.  Schaf),  vgl.  Schmeller  I,  1239,  also  vermutlich 
„schafpelz-gefüttert". 

44)  kröpf  =    Halsstück  von  Pelz.     Vgl.   Lexer,   Nachträge  Sp.  284. 

45)  Aus   Kameelhaaren  gewebt. 

46)  Über  mhd.  umbelege  vgl.  Lexer  II,    1733-      Hier  scheint   es   sich   jedoch   um   eine 
Art  von  rund  herumlaufenden  Besatz  oder  Voulant  zu  handeln. 

47)  bombasin  (mhd.)   Baumwollenstoff.     Vgl.   Lexers   Mittelhochdeutsches   Wb.    1,  325. 

48)  Wollenstoff,  nach  Worsted  in  England  so  genannt.     Vgl.   Schmeller       II,  1003. 


VON  DR.  THEODOR  HAMPE.  125 


halben  gülden,  item  sechs  ein  schwarz  arlas  iinib  fünff  pfund.  Iteni  achtzehen  ein 
dirmnthey^^)  unib  ain  gülden.  Item  ain  gruns  aiiases  prustlein  unib  drey  grosch. 
Item  ain  rots  wamesines  ^ ")  prustlein  mit  ainem  roten  samet  umb  ain  ort.  Item  ain 
gannz  satines  goller  mit  ainem  rauhen  futter.  Mer  ain  wamesines''^)  goller  mit  ain 
wenig  rotem  samet  verprembdt  umb  ain  lialben  gülden.  Item  zehen  ein  roten  wa- 
mesin^-)  umb  ain  gülden.  Item  ain  gelb  attlas  gescheubts^'O  goller,  angeschlagen 
umb  drey  ort.  Item  ain  damascats  goller  umb  ain  halben  gullden.  Item  ain  leder- 
farbs  raus  prustlein  umb  drey  pfund.  Item  ain  schwarzen  trauen  wetschker^^)  umb 
ain  ortt.  Item  ain  par  messer  mit  ain  wenig  silber  beschlagen  umb  ain  ort.  Item 
ain  schlechten  lidern  peutl  umb  zwen  grosch.  Item  ain  par  messer  und  ist  die  schayden 
mit  Silber  beschlagen  umb  ain  halben  gülden.  Item  ain  schwarzer  portt  mit  ainem 
silbern  beschlag  und  mit  achtzehen  silbern  spanngen  umb  ain  gülden  drey  ortt. 
Item  ain  rots  samates  halspeutellein'''^)  umb  drey  grosch.  Item  ain  schwarzer 
aydstainer  ^  *')  paternoster  mit  sechs  silbern  unndtermarcken^^)  und  ainem  silbern 
pisemapffel^^'*)  umb  ain  gülden  Item  ain  clains  corelles^'')  patternosterlein  mit  ainem 
silbern  vergullten  pilldt  umb  ain  halben  gülden.  Item  mer  ain  clains  korelles  patter- 
nosterlein mit  sechs  silbern  unndtermarcken*^")  und  ainem  silbern  Christophel  umb 
ain  halben  gülden.  Item  mer  ain  korellen  paternoster  mit  hundert  und  zwaintzigk 
korellen  mit  dreyzehen  vergullten  aicheln  und  ainem  silbern  pisemapffel  umb  1  halben 
gülden.  Item  zway  porttlein  auff  ain  hauben,  sein  schwarz  und  gülden,  mer  ain  weis 
porttlein  von  goldt  und  seyden  umb  ain  gülden.  Item  ain  silberes  verguUts  Agnus 
dei  mit  ainer  perlin  mutter  umb  ain  gülden  ain  ortt.  Item  zway  silbere  vergulte 
ringlein  umb  ain  ortt.  Item  mer  zway  güldene  ringlein,  das  ain  mit  ainer  trew^^), 
das  annder  mit  ainem  granetlein,  umb  drey  gülden.  Item  annderthalb  lot  pruch- 
silber  um  drey  ortt.  [202b]  Item  ain  Jesus  pildt  umb  ain  halben  gülden.  Item  ain 
grossen  spiegel  in  der  trauen  camer,  ain  grosch.  Item  sechs  trauen  hembdt  umb 
fünff  pfund.  Item  zway  allt  padkittellein  umb  ain  ortt.  Item  sechs  manns  hembdt 
umb  ain  gülden.  Item  sechs  schlechte  halshembdt  und  ain  rots  wamesines^^)  hals- 
hembdt  umb  fünff  pfund.  Item  siben  weysse  frauengoller,  alle  zusamen  umb  ein 
ort.    Item  zwo  mannsschlaffhauben  umb  zwelff  pfennig.    Item  zway  zwahe  tucher  ^^) 


49)  „Grober  Zeug,  halb  aus   Flaclis  und  halb  aus   Wolle  bereitet"  (Schmeller   I,   537)- 

50)  S.  0.  Anni.  47- 

51)  Desgl. 

52)  Desgl. 

53)  Gerundet.     Vgl.   DWB.   IV,   1    Sp.  3846  unter  „gescheibt". 

54)  S.  o.  Anni.   36. 

55)  Wohl  ein  um  den   Hals  zu  tragendes  Beutelchen. 

56)  Wohl  so  viel  wie  ,,aus  Agatstein",  nicht  ,,aus  Bernstein".     Vgl.  Lexer  I,  28  unter 
„agestein". 

57)  D.  h.  die  je  zwischen  zwei  Agatsteinkugeln  eingeschobenen  6  kleineren   Kugeln  aus 
Silber. 

58)  Bisamapfel,  kleines  ruiuies  Beiiältnis  für  Bisam,  Moschus,  aus  Silber. 

59)  Aus   Korallen. 

60)  Vgl.  Anm.  57- 

61)  Damit  ist  vielleicht  ein  Treu-  oder  Segensspruch  gemeint. 

62)  Vgl.  Anm.  47- 

63)  Wasclitücher  =    Badetücher  ? 


126  BEITRÄGE  ZUR  GESCMICIITK   DES   bUCll-   UND    kU  NSTH  ANUHl.S   IN    NÜRNBERG. 

umb  drey  ,m-i)SLii.  Item  ain  padluiubcii  uiul  ain  padsack^'')  unib  acht  pfenin.c;-.  Item 
zehen  fazelletlcMu"'^)  umb  fiinllziuk  prenin.i;-.  Hein  acht  weys.se  ,i;irne"")  stauchen'"'^), 
all  zusamcn  umb  aiu  uuklcu.  lioui  zway  rote  pauuiwoUenne  schcw  /7\'Au-;scheuben  ?] 
unnd  ains  mit  ii'oldt  umb  .sechs  pfund.  Item  ain  roten  schkiir  mit  ainer  ,i;uklen  pk'yden  •">") 
umb  zwen  gukien.  Item  sechs  wulsthauben  und  sechs  schkifl'hauben  umb  drey  pfund. 
Item  ain  arlases  hosecklein*'")  mit  ain  kraptten '")  futter  umb  drey  gukien.  Item  ain 
krapffen  schurzpeltz  umb  ain  .gülden,  item  tiinffzi,i;k  claine  liulzen  telerlein  zusamen 
umb  fiinffundz\vainzii;k  plennig.  Item  ain  dutzet  gelber  lüftel  mit  ain  wenyg  Silber 
beschlagen  umb  ain  gülden.  Item  ettlich  allt  geschnitten  druckform  alzusamen 
umb  ain  ortt. 

I  n  d  e  r  m  a  y  d  t  k  a  m  e  r  n  an  h  o  1  z  w  e  r  c  k.  Item  vier  alte  veßlein  und 
zway  trühlein  für  ain  peth  umb  ain  pfund  ain  pfennig  ain  heller.  Item  ain  clains 
niders  ledlein  umb  zwen  grosch.  Item  ain  hechel  umb  fünft  pfennig.  Item  vier  trag= 
korblaiu,  garnhäspelein,  zusamen  umb  vier  grosch.  Item  noch  ain  allts  veßlein  umb 
fünft  pfennig. 

.A  u  f  f  dem  s  0  1 1  e  r.  Item  ain  schlechts  tischlein  umb  drithalb  pfund. 
Item  ain  waschpenncklein  umb  annderthalb  pfund.  Item  ain  groß  allts  vas  umb 
drey  grosch.  Item  ain  allts  vorpenncklein  umb  vier  pfennig.  Item  ain  hannd- 
hacken^^)  umb  zwen  grosch.  Item  sechs  mullterlein'^)  groß  und  ciain  umb 
annderthalb  pfund.     Item  zwo  auffhebschüsseir^)  umb  funffzehen  pfennig. 

Im  w  e  r  c  k  s  t  ü  b  1  e  i  n.  Item  ain  anhanngennd  tyschlein  umb  drey  grosch 
Item  ain  nydere  frühen  umb  dritthalb  pfund.  Item  ain  allten  zwahstueP-*)  und 
ain  allts  vaß  umb  drey  grosch.  Item  zwen  padschemel  und  ain  vorpaimck  vor  dem 
päd  umb  fünft  [203a]  pfennig.  Item  ain  padwannen  mit  ainem  huot'^)  und  ainem 
kupffern  ofellein  umb  zwen  gülden.  Item  ain  allte  grosse  frühen  umb  ain  halben 
gülden. 

In  der  kamern  au  ff  dem  ganng.  Item  fünft  allte  feßlein,  ain 
allten  schüssellkorb  ^ ''),    ain  allten  hünerkorb,    alles    umb  ain  pfund  drey  pfennig. 


64)  Vgl.    Hampe,  Gedichte  vom   Hausrat  (Straßburg,   1899),    S.   34 

65)  Vgl.  Anm.  39- 

66)  Wohl  —    mhd.   girnin,   aus    Garn  gemacht.      Le.xer   I,    1021. 

67)  Kopfbinde,    Kopftuch  (doch  auch  Ermel).     Vgl.   Schmeller  II,  722. 

68)  Über  mhd.  hlide,  nhd.  Bleide  vgl.  Lexer  I,  307-  L.  möchte  darunter  eine  der  blide 
(Schleuder)  ähnliche,  über  den  Rücken  herabfallende  Verlängerung  des  Schleiers  verstehen. 
Es  werden  wohl  Zierbänder  nach  Art  der  Schlingen  bei  den  Mangen  oder  Bilden  (Schleudern) 
gemeint  sein. 

69)  Mäntelchen.     Über   Husecken,   Hussäck  vgl.   Schmeller  I,   1184. 

70)  Vgl.  Anm.  44. 

71)  Handbeil. 

72)  multer  =   Melkkübel,    „länglich  ausgehöhltes  Gefäß,  Trog"  (DWB.  VI,  2658.). 

73)  Über  „Aufhebschüssel"  vgl.  namentlich   Fischer,  Schwäbisches  Wörterbuch  I,  389- 

74)  Waschstuhl,  etwa  ein  Gestell,  auf  das  man  das  Waschfaß  stellt  ? 

75)  Hier  wohl  kaum  =  ,, Badehut,  tegumentum  balneare,  unsere  Badehose"  (DWB.  I, 
1071 ;  Schmeller  I,  208),  sondern  eher  ,, schützender  Überzug".     Vgl.   Lexer  I,  1394. 

76)  Über  ,, Schüsselkorb"  vgl.   Hampe,  Gedichte  vom   Hausrat  S.  47. 


VON   DR.  THEODOR   HAMPE.  127 


A  n  d  e  r  k  u  c  li  e  n  \v  :i  n  n  d  t.  Hlmii  vier  plechen  Ihisclien,  ain  pleches  peck, 
vier  plechenne  stützlein' ')  unib  drey  pfund.  Item  zehen  krausen"^),  zway  hulzenne 
fleschlein  unib  annderthalb  pfund. 

An  k  u  L  h  e  n  s  e  r  e  d  t.  Item  dreyzehen  pfannen,  guet  und  poes,  ,e:roß  und 
ciain,  zwo  protpfannen,  neun  eysen  loffell,  ain  pleches  durchschleglein^"),  drey 
protspiess,  sechs  eysen  leuchter,  zwen  rost,  zwen  drifuss,  zwen  kessell,  ain 
rübeysen^^),  drey  hackmesser,  ain  ribeysen^^),  ain  speistrühlein,  ain  hackpannck, 
ain  anrichtpannck.  ain  allts  schreinlein,  alles  in  der  kuchen,  und  ain  schüssellkorb^-) 
mit  hulzen  schusseln  und  telern  alles  umb  ain  gülden  drey  ortt.  Item  ain  visch- 
prett,  zway  laugenfas,  zwelff  schaff,  pöes  und  guet,  ain  wasserzuber,ain  putten, 
ain  eyser  schärft  ^^)  vor  dem  ofen,  ain  meelkübell,  ain  salzvas,  ain  essigveßlein, 
ain  claines  hackpenncklein,  alles  umb  ain  ortt. 

An  flachs.  Item  sibennzehen  pfund  flachs,  das  pfund  umb  sechzehen 
Pfennig,  thuet  ain  gülden  zwainzigk  pfennig. 

An  gar  n.  Item  fünft  pfund  ungewaschens  garn,  würcken^-*)  und  flechssen^^), 
das  alles  zusamen  umb  drey  pfund. 

An  werck^^).  Item  vier  pfund  werck,  das  pfund  umb  vier  pfennig,  thut 
sechzehen  pfennig. 

An  h  0  1  z  w  e  r  c  k  in  b  e  d  e  n  k  r  e  m  e  n.  Item  in  dem  ain  kram  ain 
tischlein,  ain  Schreibzeug,  zway  zelpreth^^),  ain  schwatze  schreybtafel,  ain  penncklein 
vordem  tisch,  ain  offenns  clains  kellterlein^^),  ein  laytterlein  und  anders  holzwerck, 
alles  umb  annderthalben  gülden.  Item  im  andern  kram  alles  holzwerck  umb  ain 
halben  gülden. 

An  w  e  r  c  k  z  e  u  g  zum  p  u  c  h  p  y  n  n  d  t  e  r  h  a  n  n  d  t  w  e  r  c  k  ,  von 
V  a  1 1 1  e  n  Ebner''*'')  und  H  a  n  n  s  e  n  V  o  gel,  bede  maister  des  puch- 
pynndterhanndtwercks,  geschätzt  und  angeschlagen:  Item  zwaintzigk  hanndtpress 
umb    zwen    gülden.       Item   zwo    einziehpress    umb    [203b]    ain    halben   gülden. 


77)  stütze,  ,,ein  Gefäß  von  Böttcherarheit,  auch  wohl  von  Blech  in  Form  eines  abge- 
stutzten   Kegels  mit  einer  Seitenhandhabe".     Vgl.   Schmeller  II,  802. 

78)  Krause  =    Krug. 

79)  Kleines  Sieb. 

80)  Trotzdem  sich  das  Wort  in  etwas  anderer  Schreibung  gleich  darauf  wiederholt,  wird 
doch  in  beiden  Fällen  kaum  etwas  anderes  als  das  Küchengerät  aus  Blech,  das  Reibeisen  — 
vgl.  DWB.  VIII,  563  —  gemeint  sein.  Es  ging  wohl  bei  der  Inventuraufnahme  ziemlich  unge- 
ordnet her,  wurde  eilig  aufgeschrieben,  was  eben  unter  die    Hand  kam. 

81)  Vgl.  die  vorige  Anmerkung. 

82)  S.  Anm.  76. 

83)  Ein    Rost  oder  Ofenvorsetzer?     Über  schart  vgl.    Schmeller   II,  470. 

84)  Wohl  ein  adj.,  das  so  viel  bedeutet  wie  ,,aus  Werch,  aus  Hanf".  Vgl.  Schmeller 
II,  983. 

85)  Aus   Flachs. 

86)  Werch,  was  hier  wohl  soviel  als  unverarbeiteten   Hanf  bedeutet. 

87)  Wohl  Rechenbretter. 

88)  Schränkchen. 

89)  Der  Buchbinder  V.  E.  wurde  Sabbato  Magdalene  (22.  Juli)  1525  gegen  eine  Aufnahme- 
gebühr von  4  fl.  in  Nürnberg  Bürger  (Bürgerbuch  1496—1534  im  Kreisarchiv  Nürnberg 
BI.  134  b.) 


12S  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND  KUNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 


Iteni  zwen  bcsclmoidhobel  und  uiii  press  umb  ain  ,i;ulden  ain  ort.  Item  zwo 
luinndt^ei^L'ii  umb  .^echs  urosch.  Item  siben  hobell  umb  ain  halben  i^ulden. 
llem  zwelft  ein/.iehesclirauben''^')  umb  drey  ptund.  Item  ain  prustpörer  mit  vier 
eysenn  um  ain  ortl.  Item  neun  stempflredlein  umb  zwen  s^iilden.  Item  vierzelien 
hanndtstempffel  und  vier  linial  umb  drey  ptund.  Item  zwo  scliraubzanngen,  zwen 
ampoO,  \\cy  liemerlein,  drey  zyrckel,  drey  peißzanngen  und  ain  piegzanngen  umb 
drey  ortt.  Item  acht  feyehi'*^)  umb  zway  pfund  zwelff  pfennig.  Item  vier  scheer 
umb  ain  pfund  sechs  pfennig.  Item  allerlay  pörer  unndter  ainanndar  umb  drey 
grosch.  item  ain  werckmesser  umb  zwelff  pfennig.  Item  zwen  schlaghemer**^) 
umb  zwelff  grosch.  Item  zwainzigk  Schnitzer,  guet  und  pöes^^),  umb  zway  pfund 
minus  fünff  pfennig.  Item  ain  goldtpüchlein''^)  umb  zwelff  pfennig.  Item  ain  messen 
linial  und  acht  hulzenne,  ain  hulzen  winckelmas  umb  ain  pfund  sechs  pfennig.  Item 
Zehen  par  schnurpretter  unnd  neue  schnuer,  zwirn  und  falzpain,  ain  siblein  und  ain 
allte  Schachtel.  Item  sechs  pallirzen'*^)  umb  ain  ortt.  Item  drey  pfund  allts  pley 
umb  fiuiffzehen  pfennig.  Item  ain  schlagstain  umb  ain  ort.  Item  zwo  hobelpennck 
mit  sambt  denn  Schubladen  umb  ain  halben  gülden.  Item  furttallt  [d.  h.Jürdü  alte\ 
und  neu  clausur^'')  ain  ortt.  Item  ain  laimtigel  umb  ain  pfund.  Item  ain  kolpfannen 
umb  vierundzwainzigk  pfennig.  Item  ain  wechstain^')  umb  ftmff  pfennig.  Item 
zway  pfundt  stumpft  ^^)  oder  nyedt  ^^)  zu  denn  clausurn  umb  vierundzwainzigk  pfennig. 
Item  ain  allte  hobelpanck  umb  ain  pfund  sechs  pfennig.  Item  ain  planierpress  mit 
zwainzigk  par  prettern  umb  dritthalben  gülden.  Item  zwayundzwainzigk  schock 
tafelpretter  darfür  zwen  gülden.  Item  zehenthalb  schock  areispretter^"")  für  das 
schock  zehen  kreutzer,  thuet  ain  gülden  fünff  pfund  sechs  pfennig.  Item  andert- 
halb schock  medianpretter^"^),  ye  ain  schock  umb  drey  ort,  thut  ain  gülden  ain  halb 
ortt.    Item  acht  par  regelpretter ^ ° "^j  für  das  par  zehen  [204a]  pfening,  thuet  zway 

90)  Heute  ist  der  Fachausdruck  für  diese  Schrauben  ,, Preßbengel". 

91)  Feilen. 

92)  „Früher,  als  man  noch  zum  Druck  Papier  ohne  Leimung  verwendete,  ging  dem 
Falzen  das  Planieren  voraus;  Die  Bogen  wurden  durch  mit  etwas  Alaun  versetztes  Leim- 
wasser gezogen,  getrocknet  und  zur  Erleichterung  des  Falzens  mit  dem  S  c  h  1  a  g  h  a  m  m  e  r 
(Abb.)  geschlagen,  oder  man  ließ  die  Bogen  durch  ein  Walzwerk  gehen".  {Brockhaus'  Kon- 
versations-Lexikon unter  ,, Buchbinderei").  Übrigens  dient  der  Schlaghammer  auch  noch  zu 
anderen  Verrichtungen. 

93)  D.  h.  teils  in  gutem,  teils  in  schlechtem  Zustande. 

94)  Büchlein  mit  Blattgold. 

95)  Polierzähne,   Glättzähne,  heute  meist  aus  Achat,  zum   Glätten  des  Schnitts. 

96)  clausura  =  Schließe;  hier  wohl  als  Collectivum  aufzufassen:  der  Vorrat  an  Schließen 
und  wohl  auch  Beschlägen  zu  Büchern. 

97)  Wegstein  ?      Es  ist  vermutlich  irgend  ein  großer   Stein  zum    Beschweren  gemeint. 

98)  Wohl  -=   Nägel.     VgL  Schmeller  II,  761. 

99)  Stifte.  Vgl.  Moritz  Heyne,  Deutsches  Wörterbuch  II,  1007:  der  oder  das  Niet  = 
,, befestigender  Eisenstift". 

100)  Fraglich,  was  für  Bretter  damit  gemeint  sind.  Herr  Professor  Gebhardt  macht 
mich  darauf  aufmerksam,  daß  das  Wort  möglicherweise  mit  Uräß,  Urez,  das  nach  Schmeller- 
Frommann  I,  134,  soviel  wie  „das  verworfene"  bedeutet,  zusammenhängen  könne,  also  vielleicht 
,, überzählige,     Reservebretter"     gemeint    seien. 

101)  Die  zum  Pressen  von  Folio  verwendeten  Bretter  heißen  noch  heute  so. 

102)  Fraglich,  was  gemeint.  Um  Regalbretter  kann  es  sich  wohl  bei  der  paarweisen 
Nennung  kaum  handeln. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  1  20 


pfund  zwainlzi.uk  pfenin.u'.  Ileiii  mcv  clllich  tecüirpreüer^"'')  umb  aiii  ort.  Item 
ettlich  allts  pers'amen  unib  ain  halben  .milden.  Summa  summarum  alles  haußratlis 
und  \verckzeu,c:s  thut  zusamen  hundert  vierundneunzit^k  .^ulden  zway  pfund  siben 
Pfennig'. 

V  o  1  ii'  e  n  d  i  e  b  ü  c  h  e  r  i  n  li  e  d  e  n  k  r  e  m  e  n,  s  e  i  n  u  n  n  d  t  e  r  s  c  h  i  e  d- 
1  i  L  h  erstlich  zu  k  <^  1 '  t.  n  a  c  h  v  o  1 1;'  e  n  n  d  t  n  a  c  h  d  e  m  p  a  1  1  e  n  a  n- 
i;'  e  s  c  h  1  a  ,t;'  e  n  u  und  geschätzt  w  o  r  d  e  n  in  f  ü  r  m  u  n  n  d  m  a  s  s,  \v  i  e 
h  e  r  n  a  c  h    v  o  !  g  t : 

Item  ain  gannz  opus  A  u  g  u  s  t  i  n  i    umb  sibenzehen  gülden. 

Item  ain  gannz  opus  Ambrosii  umb  zvven  gülden  drey  ortt. 

Item  zway  gannz  0  p  e  r  a  C  i  c  e  r  o  n  i  s,  ye  ains  umb  zwen  gülden  ain  ort,  thut 
fünfftlialben  gülden. 

Item  ain  gannz  op  us  C  h  r  i  s  o  s  t  o  m  i  ^'^^)  umb  drey  gülden  ain  ortt. 

Item  zway  gannz  o p e  r  a  R  u  p  e  r  t  i  T  i  n  c  e  n  s  i  s ^°^),  ye  ains  umb  zwey 
gülden  drey  ortt.  thut  sechsthalben  gülden. 

Item  ain  Novum  Testament  um  Eraßmi  cum  annotationibus  umb  ain 
gülden  drey  ortt. 

Item  zway  Adagia  E  r  a  ß  m  i^""),  ye  ains  umb  ain  gülden  ain  ortt,  thut  drit- 
halben  gülden. 

Item  drey  opera  epistolarum  Hra  ß  m  i,  ye  ains  umb  ain  gülden  ain  ort, 
thut  drey  gülden  drey  ortt. 

Item  drey  Plinii  in  naturali  liistoria,  ye  ain  umb  ain  gülden  ain  ortt, 
thut  drey  gülden  drey  ort. 

Item  zwo  Chronica  Vo  1  a  t  e  r  r  a  n  i^"'),  ye  aine  umb  ain  gülden  ain  ortt, 
thut  dritthalben  gülden. 

Item  drey  opera  Galeni^"*^),  ye  ains  umb  ain  gülden  ain  ort,  thut  drey  gülden 
drey  ortt. 

Item  ain  opus  A  t  h  a  n  a  s  i  i^"'')  umlt  ain  gülden. 

Item  zway  C o  n  c  i  1  i  a  g  e  n  e  r  a  1  i  a^^"),  ye  ains  umb  ain  gülden,  thut  zwen 
gülden. 


103)  Unter  Tekturbrettern  wird  man  vielleicht  diejeni,c:en  Bretter  zu  verstehen  haben, 
die  für  die  Buchdeckel  zur  Verwendung  kamen. 

104)  Es  wird  sich  hier  wohl  nicht  um  das  „gannz  opus",  sondern  um  ein  einzelnes  Werk 
des  Johannes  Chrysostomus  gehandelt  haben,  vielleicht  um  seine  Liturgia,  Venedig,  1528 
oder  um  seine   Interpretatio  in  omnes  Pauli  epistolas,  Verona,  1529- 

105)  Wohl  Rupert  von  Deutz:  Rupertus  Tuitiensis  (Tuiciensis).  Fraglich,  welche  Aus- 
gabe gemeint  ist. 

106)  Wohl  eine  der   Frobenschen  Ausgaben  der  Adagia. 

107)  Es  sind  hier  wohl  des  Raffaele  Maffei  aus  Volterra  (1451  —  1522)  Commentarii 
rerum  urbanarum  libri  X XXVI II,  eine  Enzyklopädie  alles  Wissenswerten,  oder  der  zweite, 
die  Geschichte  behandelnde  Hauptteil  dieses  Werkes  (,,Anthropologia")  gemeint.  (Vgl.  Wetzer 
und  Weite,  Kirchenle.xikon  VI  11,  44?)  und  zwar  in  der  Ausgabe,  die  in  Basel  bei  FroluMi 
1530  erschien. 

108)  Etwa  des  Claudius  Galenus  Opera  omnia.     Basel,  Andreas  Cratander.  1520.  Fol. 

109)  Wohl  Athanasius  Episc.  Ale.xandr.  Opera  omnia,  latine.  Straßburg,  Johann  Knob- 
louch,   1522,   Fol. 

110)  Vielleicht:  Concilia  quatuor  generalia.     Cöln,   Peter  Quentel,   1530,    Fol. 
Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseuni.  1912.  g 


130  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND  KUNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 


Item  drey  H  i  s  1  o  r  i  a  e  c  cl  e  s  i  :i  s  t  i  c  a  ^  ^  ^),  ye  aine  uiiib  drey  ortt,  Ihut 
zwen  gülden  ain  ortt. 

Item  zweii  A  v  i  c  e  n  n  a,  ye  ain  ninb  ain  .unklen,  Unit  zwcn  .milden. 

Item  nenn  A  n  t  i  d  o  t  u  s  contra  h  e  r  e  s  e  s^^-),  ye  ain  umb  drey  pfund 
Zeilen  pfennig-,  tluit  drey  gülden  vier  pfnnd  viernndzwainzigk  pfennig. 

Item  ain  Aristotelem  in  philosopliia^^-')  nmb  drey  ortt. 

Item  zwelff  comentaria  in  Lncam  E  y  ß  1  e  b  i  i,  ye  ains  umb  fünft  und 
zwaintzigk  pfennig,  thut  ain  gülden  fünffzigk  pfennig 

Item  ain  quartus  tomus  postille  Luther  i  umb  fünft  und  zwainzigk 
pfennig. 

Item  dreyzehen  Aristophanesgreci,  ye  ainer  umb  zwelff  pfennig  [204b], 
thut  fünft  pfund  sechs  pfennig. 

Item  zwen  I  s  y  c  h  i  u  s  in  1  e  v  i  t  e  c  u  m^^  ^),  ye  ain  umb  drey  pfund  zehen 
pfennig,  thut  sechs  pfund  zwaintzigk  pfening. 

Item  acht  Osee  C  a  pi  t  o  n  i  s^^^),  ye  ain  umb  ain  halb  ort,  thut  ain  gülden. 

Item  vier  L  a  m  p  e  r  t  u  s  in  L  u  c  a  m ,  ye  ain  umb  ain  halb  ortt,  thut  ain 
halben  gülden. 

Item  zweiunddreyssig  Lamperti  in  Ose  am,  ye  ain  umb  fünffundzwainzigk 
pfennig,  thut  drey  gülden  fünffzigk  pfennig. 

Item  zway  C  o  r  n  u  c  o  p  i  a,  ye  aine  umb  drey  ort,  thut  annderthalben  gülden. 

Item  vier  biblia  in  quarto,  ye  aine  umb  zway  pfund  zwelff  pfennig,  thut 
ain  gülden  ain  pfund  sechs  pfennig. 

Item  zwo  bibel  Witten  nberg  er,  ye  aine  umb  vier  pfund,  thut  acht 
pfund. 

Item  drey  phrasis  b  i  b  1  i  or  u  m^^^),  ye  ains  umb  drey  groschen,  thut 
ain  ortt. 

Item  vier  commentaria  greci  sermonis  Budei^^"),  ye  ains  umb  ain 
drey  ortt  gülden,  thut  vier  gülden. 

Item  fünft  enarrationes  in  evangelia  Buceri^^^),  ye  ains  umb 
thut  drey  gülden  drey  ortt. 

Item  ain    biblia    g  r  e  c  a    umb  ain  gülden  ain  ortt. 

Item  fünft  chronica  Eusebiilateinisch,  y  eaine  umb  drey  pfund  zehen 
pfennig,  thut  ain  gülden  acht  pfund  acht  pfennig. 

111)  Etwa   Historia  Ecclesiastica  tripartita.      Hagenau,    Heinrich   Gran,   1506,    Fol.   .'' 

112)  Antidotum  contra  divers,   omnium  secul.   haeres.      Basel,      Heinrich    Petri,   1528. 

113)  Etwa  des  Aristoteles  Summa  philosophiae  naturalis  quam  Ethicam  dicant.  Leipzig, 
Jakob  Th anner,  151 6,   Fol.    ? 

114)  Isychius  Presbyter  Hierosolym.,  In  Leviticum  Libri  Septem,  edit,  Sichardo.  Basel, 
Andreas  Cratander,  1527,   Fol.    ? 

115)  Wolfgang  Fabricius  Capito,  In  Hoseam  Prophetam  Commentar.  Entweder  Straß- 
buig,  Joh.   Heerwagen,  1528,  oder  Basel,   Froben,  1528. 

116)  Phrases  sanctae  Bibliorum.     Hagenau,  Johann  Secer,  1528. 

117)  Wohl  des  Wilhelm  Budaeus  (1467—1540)  Commentarii  Linguae  Graecae,  etwa  in 
der  Ausgabe  Cöln,  Johann  Soter,  1530,  Fol.,  neben  der  bis  1530  nur  noch  Pariser  (1519,  1529) 
und   Florentiner  (1530)  Ausgaben  in  Betracht  kommen  würden. 

118)  Von  Martin  Bucers  Enarrationes  in  IV  Evangelia  zwei  Straßburger  Ausgaben, 
beide  1530. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  131 


Item  zway  p  a  n  n  d  e  c  t  i  n  in  e  d  i  c  i  n  a  in,  ye  aiiis  unib  drey  ortt,  tluit 
annderthalbeii  gülden. 

Item  vier  Codices  T  h  e  o  d  o  s  i  a  n  i^^^),  ye  ains  umb  fünft  patzen,  thut 
ain  ,t;ulden  zway  pfund  vierundzv^'ainzigk  pfennig. 

Item  dreyundzwaintzig  S  a  1  u  s  1 1  i,  ye  ain  umb  drey  groscli,  thut  ain  gülden 
siben  pfund  drey  grosch. 

Item  fünft  oration  es  Ys  o  c  r  a  t  i  s^'-"),  ye  aine  umb  ain  ortt,  thut  ain  gülden 
ain  ortt. 

Item  zwen  Dioscorides  grece^-^),  ye  ain  umb  drey  ortt,  thut  andert- 
halben  gülden. 

Item  drey  Dioscorides  latine,  ye  ain  umb  ain  gülden,  thut  drey  gülden. 

Item  vier  D  i  o  d  o  r  i  S  i  c  u  1  i  ^--),  ye  ain  umb  sechs  grosch,  thut  fünft  pfund 
achtzehen  pfennig. 

Item  ain  b  i  b  1  i  a  s  e  p  t  u  a  g  i  n  t  a  i  n  t  e  r  p  r  e  t  u  m  umb  ain  halben 
gülden. 

Item  drey  D  e  u  t  e  r  o  n  o  m  i  a  P  o  m  e  r  a  n  i  ^  -  ^),  ye  ains  umb  fünffund- 
zwaintzig  pfennig,  thut  dritthalb  pfund. 

Item  zehen  D  e  u  t  e  r  o  n  o  m  i  a  L  u  t  h  e  r  i,  ye  ains  umb  fünffundzwainzig 
pfennig,  thut  ain  gülden. 

Item  zway  o  p  e  r  a  P 1  u  t  a  r  c  h  i,  ye  ains  umb  fünft  pfund  zehen  pfennig,  thut 
ain  gülden  zway  pfund  acht  pfennig. 

Item  zway  [205a]  opera  Hör  atii^-^),  ye  ains  umb  fünft  patzen,  thut  fünft 
pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  Zwinglii  in  Esaia  m,  feunff  exemplar,  ye  ains  umb  ain  ort,  thut 
ain  gülden  ain  ortt. 

Item  ain  Q  u  i  n  t  i  1  i  a  n  u  s^")  umb  vierdthalb  pfund. 

Item  fünft  G  a  1  e  n  i  de  c  o  m  p  o  s  i  t  i  o  n  i  b  u  s  m  e  d  i  c  o  r  u  m  ^  -  ^).  ye 
ains  umb  fünffzigk  pfennig,  thut  acht  pfund  zehen  pfennig. 

Item  drey  E  r  a  ß  m  i  de  p  u  e  r  i  s  i  n  s  t  i  t  u  e  n  d  i  s  ^  -  ^),  ye  ains  umb  sechs 
grosch,  thut  ain  halben  gülden. 

Item  drey  Herbarii  1  a  t  i  ne^-^),ye  ain  umb  drey  ort,  thut  zwen  gülden  ain  ortt. 


119)  Codicis  Theodosiani   Lihri   XVI.     Basel,   Heinrich   Petri,  1528,   Fol. 

120)  Wahrscheinlich  in   der  Ausgabe    Basel,  Andr.   Cratander,   1529,  4. 

121)  Etwa  Pedacius  Dioscorides  opera    graece   et  latine  interpr.  Marcel.   Vergil.     Cöln, 
Johann  Soter,  1529,   Fol.  ? 

122)  Des  Diodorus  Siculus  ,, Opera,  latine",  Basel,   Heinrich   Petri,  1531,  können  wegen 
des  späten  Erscheinungsjahres  hier  kaum  gemeint  sein. 

123)  Joh.  Bugenhagen,  Annotationes  in  Deuteron.  Sani.  Proph.  Lihr.  Regum.     Entweder 
Straßburg,  Joh.  Knoblouch  1524;  Basel,  Adam  Petri,  1524  oder  Nürnberg,  Johann  Petrejus,  1524. 

124)  Wohl,  wegen  der  Angabe  des  Preises  in  Batzen,  die  Basler  Ausgabe  (Andr.  Cratander, 
1521,  8),  nicht  eine  der  Nürnberger  von  1516  und  1518. 

125)  Fraglich,  welche  Ausgabe  seiner  Institutionen  gemeint  ist. 

126)  Wohl  des  Claudius  Galenus  De  compositione  medicamentorum,  etwa  in  der  Basler 
Ausgabe  von  1530. 

127)  Erasmus   Roterodamus,  De  pueris  statim  et  liberaliter  instituendis  libellus.     Ent- 
weder Straßburg,   Egenolph,   1529  oder   Basel,    Frohen,   1529,  oder  Cöln,   1529. 

)28)  Wohl  die  Venezianer  Ausgabe  des   Herbarius  des  Jacobus  de  Dondis,  1509- 

9* 


132  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES  BUCH-  UND   KU  NSTH  ANDEl.S  IN   NÜRNBERG. 

Item  drey  operu  H  y  p  o  c  r  ii  t  i  s'-").  yc  aiiis  unih  l'iintf  pfiiiid  zwaiiizi.t; 
pttMinic.  tliut  zwen  ^liuklen  .sechs  pfenni.ü:. 

Item  ;iin  1 1  o  m  e  r  ii  m    ,i;  r  e  c  e  umb  drey  ortt. 

Iiem  zwen  Ilesicliii  ,i; re ce ^■'")-  Y^  ^lin  umb  drey  ortt,  tliut  anndertlKilbeii 
liulden. 

Item  zway  opera  Cirilli''").  ye  aiiis  umb  ain  ,i;iilden  ain  ortt,  tliut  dritt- 

lialben  liul»-!«^"- 

Item  sechs  o  f  f  i  t  i  a  C  i  c  e  r  o  n  i  s,  ye  ains  umb  sechs  ,t;rosch,  thul  ain  .i^ulden. 

Item  ain   o  p  e  r  a  T  e  r  t  u  1  i  a  n  i  ^^-)  umb  ain  gülden. 

Item  ain  opera  C  1  e  m  e  n  t  i  s  umb  ain  ortt. 

Item  ain  o  p  e  r  a  P  1  a  t  o  n  1  s  umb  ain  gülden. 

Item  fiinffzehen  colloquia  E  r  a  ß  m  i,  ye  ains  umb  vier  grosch,  tliut 
viertzehen  pfuiid. 

Item  acht  c  o  m  m  e  n  t  a  r  i  a  P  h  i  1  i  p  p  i  b  r  e  ß  b  y  t  e  r  i  in  J  o  b  ^  ^^), 
ye  ains  umb  fünffzigk  pfennig,  thut  ain  gülden  vier  pfund  vier  grosch. 

Item  zwen  P  h  i  1  o  n  e  s  de  a  n  t  i  q  u  i  t  a  t  i  b  u  s^^'*),  ye  ain  umb  dreyund- 
dreyssig  pfennig,  thut  zway  pfund  sechs  pfennig. 

Item  aylff  Chronica  Bede^^^),  ye  aine  umb  ainunddreissigk  pfennig, 
thut  ain  gülden  drey  pfund  vier  pfennig  ain  häller. 

Item  fünff  Genesis  Z  w  i  n  g  1  i,  ye  ainen  umb  vier  grosch,  thut  vier  pfund 
zwaintzig  pfennig. 

Item   ain    c  o  n  s  i  1  i  a   B  a  r  t  h  o  1  o  m  e  i   M  o  n  t  a  g  a  n  e   umb   ain  gülden. 

Item  L  a  m  p  e  r  t  u  s  in  o  m  n  e  s  p  r  o  p  h  e  t  a  s  umb  zway  pfund  sechs 
pfennig. 

Item  zway  opera  C  i  p  r  i  a  n  i^^*'),  ye  ains  umb  drey  ortt,  thut  anndert- 
halben  gülden. 

Item  achtzehen  p  r  e  d  i  g  e  r  S  a  1  o  m  o  n  i  s,  ye  ain  umb  vier  grosch,  thut 
zwen  gülden. 

Item  ain  s  e  r  m  o  n  e  s  A  u  g  u  s  t  i  n  i  ^  ^ ")  umb  ain  gülden. 

Item  fünff  J  u  s  t  i  n  i  h  i  s  t  o  r  i  a^^**),  ye  aine  umb  ain  halb  ortt,  thut  fünff 
pfund  siben  pfennig  ain  haller. 


129)  Vielleicht  des   Hippocratis  opera,   Basel,  Andreas  Cratander,   1526,   Fol. 

130)  Fraglich  ob  das  Dictionarium  graecum  des    Hesychius    in  der  Ausgabe    Hagenau, 
Thomas  Anshelm,  1521,   Fol.  gemeint  ist. 

131)  Vermutlich   Opera  omnia   des   Cyrillus   Alexandrinus,    Basel,   Andreas   Cratander, 
1528,    Fol. 

132)  Vermutlich  eine  der  Frobenschen  Ausgaben  seiner  Opera  per  Beatum   Rhenanum 
edita  (Basel,  1521,  1525,  1528). 

133)  In  historiam   Jobi  commentariorum  libri   III.      Basel,  Adam    Petri,   1527- 

134)  Philonis   Judaei  Alexandrini  libri   antiquitatuni.      Basel,  Adam   Petri,    1527- 

135)  Wohl  eine  Ausgabe  von  des  Beda  Werk  De  temporibus  seu  de  sex  aetatibus. 

136)  Fraglich,  welche  der   von   Erasmus   besorgten  Ausgaben    der  Werke  des    Caelius 
Cyprianus  (Basel,  Cöln  etc.)  hier  gemeint  ist. 

137)  Wohl   Sermonum  opera,    Hagenau,    Heinrich   Gran,  1521,   Fol. 

138)  Wahrscheinlich  von  des  Justinus   Historiarum  libri   XLIV  die  Ausgabe   Hagenau, 
Johann  Secer,  1526,  4. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  133 


Item  siben  R  e  u  c  h  1  e  i  ii  d  e  a  r  t  e  c  a  b  a  1  1  i  s  t  i  c  a ^ '■^^),  ye  aine  unib 
sechsiiiKkireyssi,i;k  pfennis',  thut  ain  .gülden. 

Item  zwen  S  t  a  p  u  1  e  n  s  e  s  in  c  a  n  o  n  i  c  a  m  J  o  h  a  n  ii  i  s  [20Sb].  ye 
ain.s  Limb  sechs  srosch,  thut  zway  pfund  vierundzwanzi.ic  pfennig. 

Item  vier  s  u  m  m  u  I  a  p  e  c  c  a  t  o  r  u  m,  ye  ains  umb  tiinfiundzwainzigpfenni,i^% 
thut  drey  pfund  zehen  pfenni.o:. 

Item  tünff  Theophil  acti  in  quatuor  E  v  a  n  g  e  I  i  a^*"),  ye  ainen 
umb  drey  pfund  zehen  pfennig.  thut  ain  gülden  acht  pfund  acht  pfennig. 

item  vir  T  h  e  o  p  h  i  1  a  c  t  i  in  e  p  i  s  t  o  1  a  m  P  a  u  1  i  ^  "*  ^),  ye  ainen 
umb  fünft  patzen,  thut  ain  gülden  zway  pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  zwen  Livii  latinii,  ye  ain  umli  drey  ortt,  thut  annderthalben  gülden. 

Item  sechs  t  h  o  m  i  t  e  r  t  i  i  p  o  s  t  i  1 1  e  L  u  t  h  e  r  i.  ye  ain  umb  drey  grosch, 
thut  ain  halben  gülden. 

Item  neun  M  a  r  i  i  S  a  1  o  m  o  n  i  s^^-),  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  zwen  gülden 
ain  ortt. 

Item  sechsundzwainzig  E  c  c  1  e  s  i  a  s  t  e  s  B  r  e  n  e  i  ^ *-'^),  ye  ain  umb  ain 
halb  ort.  thut  drey  gülden  ain  ortt. 

Item  sechs  homelie  Nausee^'^^),  ye  aine  umb  drey  ort,  thut  fünfft- 
halben  gülden. 

Item  zwen  g  e  n  e  s  i  s  t  e  x  t  m  o  d  u  s,  ye  ains  umb  ain  ortt,  thut  ain  halben 
gülden. 

Item  zwen  cathena  a  u  r  e  a,  ye  ain  umb  drey  ort.  thut  annderthalben 
gülden. 

Item  ain  R  u  p  e  r  1  u  s  T  u  i  c  e  n  s  i  s  in  p  r  o  p  h  e  t  a  s  ^ '  ■')  umb  drey  pfund 
zehen  pfennig. 

Item  ain  a  p  o  1  o  g  e  t  i  c  a  E  r  a  ß  m  i  c  o  n  t  r  a  B  e  d  a  m  umb  drey  pfund. 

Item  ain  Plinius   de   re   medica^'")  umb  zway  pfund  zwainzig  pfennig. 

Iteni  zwolff  Vergilii  Philippi,  ye  ain  umb  sechs  grosch,  thut  zwen 
gülden. 

139)  Wiilil  die  Aus^iibe  IhiKfiuiu,  Johann  Secer,  153'>,  Fi'l-  i-lcr  L)e  arte  calMlistica 
libri   III   des  Ji»h.    Reuchlin. 

140)  Von  des  Theophylactiis  Enarrationes  in  IV  evan,uel.  OecDlanipadio  inteiprete  ,ü::i1'' 
es  sclion  zahlreiche  Aiis,c:ahen,  von  denen  namentliJi  die  des  Andreas  Cratander  (Base!  1522, 
1524,    1525,    1527),   die   Quentelsche  (Cöln)  11.    a.   in    Betracht  kommen. 

141)  Wolil  Theophylactus,  Enarratio  in  omnes  Pauli  epistolas  iiiterpr.  Christoph.  Porsemie 
etwa  in  einer  der  Quentelschen  Ausgaben  (Qiln,  1527,  1 52.S,  1529,  1531  etc.).  \vo,ue,uen  aller- 
dings die  Preisangabe  in  Batzen  spricht. 

142)  Marius   Salomonius,  Conimeiitar.   in  liiir.    I    pandectar.   etc.      Rom,    1525  — ? 

143)  Wohl  des  Joh.  Brentius  in  Ecclesiast.  Saiom.  Commeiitarius,  Ilagenau,  Joiiann 
Secer,    1 52S.     8. 

144)  Wohl  Fridericus  Nausea,  Homiliae-in  communes  aliquot  Evangeliorum  locos.  Mainz, 
Jdh.   Schoeffer,   1520. 

145)  Entweder  des  Rupertu  abbas  Tuiciensis  (s.  o.  Anm.  iu5)  commentar.  in  XII  prophetas 
minores,  Cöln,  Franciscus  Birkmann,  1527,  Fol.  —  oder  und  wahrscheinlicher  dessen  Com- 
mentarius  in  sex  pniphetas  posteriores,   Niirnberg.   Johann   Petrejus,   1524. 

I  Ui)    l'limi   de   re   medica  libii  V.     Basel,  Andreas  Ciataiuler,    I52S. 


134  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND  KUNSTHANDELS  IN   NÜRNBERG. 

ItcMii  vier  c  1  u  ijs  p  i  .u' c  P  ' '),  ye  ain  unib  ain  ortl,  lliut  ain  gülden. 

Item  fünff  1  a  y  e  n  s  p  i  g  c  1 '  •'''^).  ye  ain  unib  ain  orlt,  thut  ain  gülden  ain  ortt. 

Item  viertzehen  Julii  Cesaris  c  o  m  m  e  n  t  a  r  i  a^*'*),  ye  ains  umb 
fünff  patzen,  thut  vier  gülden  fünff  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  zwen  L  i  v  i  u  s  t  e  u  t  s  c  li  ^^"),  ye  ain  umb  ain  gülden,  tliut  zwen  gülden. 

Item  \  iertzehen  c  o  m  m  e  n  t  a  r  i  a  B  r  e  n  e  i  in  J  o  li  a  n  n  e  n  ^'^^),  ye  ains 
umb  fünffundzwainzig  pfennig,  tliut  ain  gülden  drey  pfund  acht  pfennig. 

Item  neunzehen  c  o  m  m  e  n  t  a  r  i  a  B  r  e  n  e  i  in  J  o  b^-^-),  ye  ains  umb 
sechs  grosch,  thut  drey  gülden  sechs  grosch. 

Item  dreyzehen  neue  T  e  s  t  a  m  e  n  t,  ye  ains  umb  fünffundzwainzig  pfennig, 
tluit  ain  gülden  zway  pfund  dreyzehen  pfennig. 

Item  drey  dryttail  Baß  1er  ciain,  ye  ains  umb  drey  grosch,  thut  ain 
ortt. 

Item  [206a]  Item  sechs  E  m  s  e  r  s  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  ciain,  ye  ains  umb  zwen- 
und\7erzigk  pfennig,  thut  ain  gülden. 

Item  siben  a  n  n  e  c  t  a  t  i  o  n  e  s  E  r  a  ß  m  i^^^),  ye  ains  umb  drey  ortt,  thut 
fünff  gülden  ain  ortt. 

Item  vierundzwainzigk  P  o  m  e  r  a  n  i  a  d  C  o  r  y  n  t  h  i  o  s,  ye  ains  umb  drey 
grosch,  thut  zwen  gülden. 

Item  siben  b  e  t  h  b  ü  c  h  1  e  i  n  1  a  1 1  e  i  n  i  s  c  h,  ye  ains  umb  fünffund- 
zwainzigk  pfennig,  thut  fünff  pfund  sechsundzwainzigk  pfennig. 

Item  vierzehen  s  u  m  e  r  t  h  a  y  1  L  u  t  h  e  r  i,  ye  ains  umb  fünffzigk  pfennig, 
thut  zwen  gülden  sechs  pfund  sechzehen  pfennig. 

Item  ailf  spiegel  der  erzney,  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  zwen  gülden 
drey  ortt. 

Item  sechs  o  r  t  u  s  s  a  n  i  t  a  t  i  s^^^),  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  annderthalben 
gülden. 

Item  sechs  Concor  dannz  teutsch,  ye  aine  umb  ain  halben  gülden, 
thut  drey  gülden. 

Item  ailff  chronica  E  u  s  e  b  i  i  teutsch,  ye  aine  umb  drey  ortt,  thut 
acht  gülden  ain  ortt. 

Item  ain    c  o  n  c  o  r  d  a  n  n  z    lateinisch  umb  drey  ortt. 


147)  Der  richterlich  Clagspiegel  .  .  .   Durch   Doctorem   Sebastian    Brand  wieder  durch- 
sichtiget ...      Straßburg,  Martin   Flach,   1521,    Fol. 

148)  Dyses  büchlein  wirdt  genent  der   Leyen  spiegell   ...    1522.   4.  (Vgl.   Panzer,  An- 
nalen  der  älteren  deutschen  Literatur  II,  106  Nr.  I5i6). 

149)  Wohl  eine  der  Basler  Ausgaben  (Thomas  Wolff,  1521  und  1528). 

150)  Wahrscheinlich  „Romische  historien  Titi  livii".     Mainz,   Joh.  Schöffer,    1523,    Fol. 

151)  Wohl  des  Joh.   Brentius  Exegesis  in  Evangel.   Johannis;  4  Ausgaben  des  Johann 
Secer,   Hagenau  1524,  1527,  1528  und  1529. 

152)  ,,Joannis  Brentii  commentarium  in  Job";  drei  Ausgaben  des  Johann  Secer,  Hagenau 
1527,  1529  und  1531.     Vgl.  auch  zu   Anm.  I8I,  224,  226. 

153)  Nicht  vielleicht  des  Erasmus  Annotationes  in  Novum  Testamentum.    Basel,  Froben, 
1518  oder  ebenda  1519  —  ? 

154)  Fraglich,  welche  Ausgabe  des  Hortus  sanitatis  des  Johannes  Cuba  gemeint  ist,  ob 
die  s.  1.   1515,   Fol.  oder  die  s.  1.   1517,   Fol.  oder  eine  spätere. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  135 


Item  vier  t  e  u  t  s  c  h  h  e  r  b  a  r  i  i^^''')  ye  ain  umli  ain  orlt,  thut  ain  .t^ulden. 

Item  siben  p  o  s  t  i  1 1  e  L  u  t  h  e  r  i,  ye  aiiie  umb  ain  gülden,  thut  siben  gülden. 

Item  sechs  c  o  m  m  e  n  t  a  r  i  a  C  h  r  i  s  t  i  a  n  i  T  e  u  t  m  a  r  i  i  n  M  a  t  h  e  u  m, 
ye  ains  umb  zwenunddreyssigk  pfennig,  thut  drey  ort  drey  pfennig. 

Item  dreyzehen  Terentii,  ye  ain  umb  fünffundzwainzigk  pfennig,  thut  ain 
gülden  zway  pfund  dreyzehen  pfennig. 

Item  zv/en  Luciani  grece^^*')  ye  ain  umb  drey  ortt. 

Item  ain  S  a  c  h  s  s  e  n  s  p  i  e  g  e  1    umb  drey  ortt. 

Item  siben  S  e  x  t  u  s  R  u  f  f  u  s^^^),  ye  ain  umb  sechs  grosch,  thut  ain  gülden 
sechs  grosch. 

Item  zv/en  I  r  e  n  e  i  i  n  L  e  v  i  t  i  c  u  m,  ye  ain  umb  drey  pfund  zehen  pfennig, 
thut  drey  ortt  ailff  pfennig. 

Item  neun  partes  w  e  1 1 1 1  i  c  h  e  r  1  i  e  d  e  r,  ye  ains  umb  fünffzigk  pfennig, 
thut  ain  gülden  sechs  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  siben  J  o  v  i  a  n  i  de  rebus  c  e  1  e  s  t  i  b  u  s,  ye  ain  umb  fünffzigk  pfen- 
nig, thut  ain  gld.  drey  pfund  acht  pfennig. 

Item  drey  Nicolai  L  e  o  n  i  c  e  n  i  de  m  e  d  i  c  o  r  u  m  e  r  r  o  r  i  b  u  s  ^  ^  ^), 
ye  ainer  umb  sechs  grosch,  thut  ain  halben  gülden. 

Item  ain  c  o  n  c  o  r  d  a  n  n  z  t  e  u  t  s  c  h  über  das  neu  t  e  s  t  a  m  e  n  t 
umb  sechs  grosch. 

Item  fünft  e  p  i  s  t  e  1 1  zun  R  o  m  e  r  n,  t  e  u  t  s  c  h,  ye  aine  umb  zwenund- 
dreissigk  pfennig,  thut  fünft  pfund  zehen  pfennig. 

Item  siben  p  r  o  p  h  e  t  e  n,  W  u  r  m  s  e  r  [206b]  c  1  a  i  n,  ye  ainer  umb  sechs 
grosch,  thut  ain  gülden  sechs  grosch. 

Item  acht  p  r  o  p  h  e  t  e  n,  Zürcher,  ye  ainer  umb  sechs  grosch  thut  ain 
gülden  zway  pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  siben  Polibii  grece^^**)  ye  ain  umb  ain  halben  gülden,  thut  viert- 
halben gülden. 

Item  ain  artickl  Zwinglii^"")  umb  drey  grosch. 

Item  vierzehen  tropi  Bede^^^)  ye  ains  umb  sechtzehen  pfennig,  thut 
siben  pfund  zwen  grosch. 

Item  vier  c  o  n  t  e  n  t  a  i  n  h  o  c  v  [ .''  mit  Abkürzung  für  „er"]  ye  ains 
umb  zwelff  pfennig,  thut  ain  pfund  achtzehen  pfennig. 

155)  Unter  den  deutschen  Ausgaben  des  ,,Herb:irius"  liandelt  es  sich  hier  vielleicht  am 
ehesten  um  die  des  Buchdruckers   Renatus  Beck,  Straßburg,   1515,   Fol. 

156)  Wohl  Luciani  opera,  graece.      H agenau,  Joh.  Secer,  1526,  8. 

157)  Epitome  de  gestis   Romanorum.     Basel,   Heinrich  Petrus,  1530,   Fol. 

158)  Von  des  Nikolaus  Leonicenus  Vicentinus  Schrift  ,,Errores  Plinii  et  aliorum,  qui 
de  simplicibus  medicaminibus  scripserunt"  verzeichnet  Panzer  nur  die  eine  Ausgabe  ,, Impressum 
per  Joannen!  Macchiochium,   Ferrariae,  MD IX,  4." 

159)  Entweder  Basel,  Hervagius,  1529  oder  Basel,  Petri  153u  oder,  und  dies  ist  wegen 
der  Preisangabe  in  Gulden  das  wahrscheinlichste,   H agenau,  Secer,  1530. 

160)  Etwa  ,,Artickel,  so  herr  Virich  Zwingly  ...  öffentlich  disputiert  ..."  s.  I.  1523, 
4  — ? 

161)  Wohl  des  Beda  Venerabilis  Presbyter  De  schematis  et  tropis  sacr.  litter.  Basel, 
Adam  Petri,  1527,  8. 


136  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND  KUNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 


Itenizwcu  Coriiclii  Ccl^i""'-)  yc  :iin  iinib  sc'cli.s  i^roscli,  Unit  2\v;iy  ptuikl 
Nicriindzwiiinziiik  plciinii;. 

lUMii  Nicrzclk'ii  W  u  r  ni  b  ^  i.'  r  b  i  b  c  1.  yc  ;iiii  unib  drcy  ortt,  lliiit  zclkMii^uldcii 
aiu  luill^-u. 

Ik'in  achtzehcn  l  c  ii  t  .s  c  li  c  p  a  u  d  c  c  1,  ye  ains  mnb  scch.s  gro.scli,  11ml  drcy 
gülden. 

Item  ain  p  s  a  1 1  e  r  L  u  t  h  e  r  i  1  a  t  i  n  e  iimb  zway  pfimd  vierimdz\vaiiizi.i;k 
pl'eimit;". 

Item  limn'  1  e  x  i  c  o  n  tri  u  iii  1  i  n  ,i;  u  a  r  ii  m,  yc  ain  iimb  ain  orll,  lliiil 
ain  ,t:ulden  ain  orll. 

Ilcm  ain  bist  o  r  i  a  A  p  i  a  n  i  ^  ^■')  nmb  ain  ortt. 

item  achtzclien  p  a  n  d  c  c  1  1  a  1  i  n  c,  yc  ains  nmb  sechs  .^roscli,  Unit  drcy 
,i;nldcn. 

Ilcm  vier  e  p i  s  t  o  1  a  s  C  i  c  e  r  o  n  i  s,  ye  ainc  nmb  sechs ,i;Tosch,  Unit  fünlT  jM und 
ncnnzehen  pfenni.i?. 

Item  ain  n  o  v  n  m  t  e  s  t  a  m  e  n  t  u  m  g  r  e  c  e  umb  ain  ort. 

Item  fünft  n  o  v  u  m  t  e  s  t  a  m  e  n  t  u  m  E  r  a  ß  m  i,  ye  ains  umb  zwcnnnd- 
drcyssi,i;k  pfennig.  Ihnt  fünft  pfnnd  zehen  pfenni^. 

Item  ain  p  a  r  a  p  h  r  a  s  i  s  I:  r  a  ß  m  i  in  P  a  u  1  u  m^*^')  teutsch,  umb  ain 
orll. 

Item  nenn  fei  Kl  e  p  ü  c  h  e  r,  ye  ains  nmb  ain  pfnnd  zwclff  pfennii;',  Ihnt 
anndcrthalben  i^iildcn. 

Item  achtzehen  precationes  B  r  u  n  f  c  1  s  i  i^*^^),  ye  ains  nmb  sech- 
zehen  pfennig,  thnt  ain  gülden  ain  pfnnd  vicrundzwainzig  pfennig. 

Item  drey  comedie  P 1  a  n  t  i^'^''),  ye  aine  umb  fünffzigk  pfennig,  thut 
fünft  pfnnd. 

Item  siben  Oribasii  medici^**'),  ye  ains  nmb  ain  ortt,  thut  ain  gülden 
drey  ortt. 

Item  zwen  p  s  a  1 1  e  r  i  u  m  q  u  a  1 1  u  o  r  1  i  n  g  u  a  r  u  m  ^  "^ ^),  ye  ain  umb 
zway  pfund  vicrundzwainzig  pfennig,  thut  fünft  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  zwen  p  s  a  1 1  e  r  i  u  m  P  o  m  e  r  a  n  i  ^  "^ ''),  ye  ain  umb  drey  pfnnd  zehen 
pfennig,  thut  sechs  pfund  zwainzig  pfennig. 

Item  ain  p  s  a  1 1  e  r  P  o  m  e  r  a  n  i    lateinisch    umb  ain  ortt. 


162)  Wühl  des  Cornelius  Celsus  De  le  niedica  libri  VIII.     Ha,i.,en;iii,  Juli.  Secer,  152S,  8. 

163)  Es  ist  vermutlich  die  Cosmographia  des  Petrus  Apianus  (Ausgaben  Landshut 
1524,  Antwerpen   1529,   Ingolstadt  1530)  gemeint. 

164)  Etwa  des  Erasmus  Paraphrasis  in  epistol.  Pauli  ad  Romanos  (mehrere  Basler  Aus- 
gaben) —  ? 

165)  Des  Otto  Brunfelsius  ,, Precationes  biblicae  Sanctoruiu  Patrum  Utriusque  Testa- 
menti".     Straf3burg,  Johann  Schott,   1528,  8. 

166)  Wahrscheinlich  M.   Plauti  comoediae    XX.     Basel,  Andreas  C'-atander,   1523- 

167)  Fraglich,  welches  Buch  des  Oribasius  gemeint  ist,  wahrscheinlich  Euporiston  libri  111 
Medicinae  conipendium  lib.   I  etc.     Basel,    Henr.   Petr.    1529. 

I(i8)  Wahrscheinlich  ,,Psalterium  in  quatuor  unguis  hebrca,  graeca,  chaldea  (polius 
Aelliiopica)  latina.     Coloniae  opera  Joannis   Potkenii  et   Joannis  Soteris  A'\DXIII,  4." 

169)  Von  Bugenhagens  „In  librum  Psalmor.  Interpret."  viele  Ausgaben:  Straßburg 
1524,  3   Basler  und  eine   Nürnberger   1521,  s.  1.    1524.     Wittenberg   1526. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  137 


Item  fünft"  d  i  s  p  u  t  a  t  i  o  zu  Bern,  ye  aine  iinib  z\venunddreissi,tc  pfenni,ij:, 
[207a]  tliul  fünft  pfiind  zehen  pfenni^'. 

Item  ailff  neue  t  e  s  t  a  m  e  n  t.  Zürcher,  c  1  a  i  n,  ye  ains  umb  fünff- 
undz\vainzis;k  pfenni,i(,  tluit  ain  .^ulden  dreyundzwainzi.s^k  pfenni,^'. 

Item  neun  p  s  a  1 1  e  r  i  u  m,  W  i  1 1  e  n  b  e  r  g  e  r,  1  a  t  e  i  n  ^ " ").  ye  ain  umb 
sechzehen  pfennig,  tluit  fünft  pfund  zwen  pfennig. 

Item  ain  opera  Arnoldi  de  Villa  nova^"')  umb  ain  gülden  ainortt. 

Item  zwen  J  o  s  u  a,  S  t  r  a  ß  1")  u  r  g  e  r,  ye  ain  umb  .secli^>  grosch,  tliut  zway 
pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  zwelff  Chronica  P  r  a  c  e  1  li ,  ye  aine  umb  zwenunddreyssigk  pfennig, 
thut  ain  gülden  vier  pfund  zwelff  pfennig. 

I  tem  zwen  Z  w  i  n  g  1  i  i  v  o  m  w  a  r  e  n  und  f  a  I  s  c  h  e  n  g  1  a  u  b  e  n,  ye 
ains  umb  fünffundzwainzigk  pfennig.  thut  fünffzigk  pfennig. 

Item  zwo  p  a  r  a  p  h  r  a  s  e  s  i  n  P  a  u  1  u  m,  ye  aine  umb  sechs  grosch,  thut 
zwai  pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  vier  psalterium  grece^'-),  ye  ain  umb  drey  grosch,  thut  zway 
pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  ain  p  o  s  t  i  1 1  von    festen    umb  ain  ortt. 

Item  ain  a  u  ß  1  e  g  u  n  g  P  h  i  1  i  p  n  i  ü  b  e  r  die  s  p  r  ü  c  h  S  a  1  o  m  o  n  i  s, 
thut  ain  pfund  vierundzwainzig  pfennig. 

Item  aylff  p  o  s  t  i  1 1  M  a  r  t  i  n  i  L  u  t  h  e  r  i,  ye  aine  umb  annderthalben  gülden, 
thut  sibennzehendthalben  gülden. 

Item  acht  g  r  a  m  a  t  i  c  a  H  a  i  n  r  i  c  h  m  a  n  n  i  ^ ^ ^),  ye  aine  umb  fünff- 
undzwainzigk pfennig,  thut  sechs  pfund  zwainzigk  pfennig. 

Item  zway  a  1 1 1  e  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  w  i  1 1  e  n  b  e  r  g  i  s  c  h,  ye  ains  umb  sechs 
grosch,  thut  zway  pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  zwen  J  o  s  u  a,  W  i  1 1  e  n  b  e  r  g  e  r,  ye  ain  umb  fünffzigk  pfennig,  thut 
drey  pfund  zehen  pfennig. 

Item  drey  d  r  i  1 1 1,  w  i  1 1  e  n  b  e  r  g  i  s  c  h,  ye  ains  umb  fünffundzwainzigk 
pfennig,  thut  dritthalb  pfund. 

Item  ain  p  a  r  a  p  h  r  a  s  i  s  E  r  a  ß  m  i  in  L  u  c  a  m^'  *)  umb  fünffundzwain- 
zigk pfennig. 

Item  zwen  hortulus  a  n  i  m  e,  t  e  u  t  s  c  h^'^^),  ye  ain  umb  fünffund- 
zwainzigk pfennig  thut  fünffzigk  pfennig. 


170)  Psalterium  latinuni,   Wittenbergiie   1529. 

171)  Arnoldus  de  Villa  Nova,  Opera  omnia.     Paii/er  ver/eichnet  4   L\(>neser  und  eine 
Venezianer  Ausgabe. 

172)  Wühl   Straßburg,   Wolfg.   Cephal.    1524.    12°  oder  etwa   Septem    Psalmi    poenitent. 
Cöln,  Cervicornus,   1517  — ? 

173)  Fraglich,    welche   Ausgabe    der    Institutiones   grammatieae    des    Jacobus    Hcnrich- 
mamuis  ( lleinrichmann)  gemeint  ist. 

174)  Erasmus  von  Rotterdam,  Paraphrasis  in  Evangelium  Lucae:  drei  Frobensche  Aus- 
gaben  1523  und   1524. 

175)  Wahrscheinlich   Basel,   Thomas   Wolfl,    1523,  8. 


138  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND  KUNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 


Item  zwo  r  e  t  h  0  r  i  c  a  A  r  i  s  1  o  1  e  1  i  s^ ' ''),  ye  aine  unib  fünffundz\v:iinzi,t;k 
pfenniir.  tliut  fünffzisjk  pfenni.c:. 

Item  acht  loci  P  r  u  ii  f  e  1  s  i  i' ' '),  ye  ain  iimb  .sechzehen  pfenni,!^^  thiit 
vier  ptund  acht  pfennig". 

Item  acht  P  r  e  n  c  i  i  i  ii  p  r  o  p  li  e  t  a  m  A  m  o  s^ '**),  ye  ain  umb  sechzehen 
pfennii:-,  thut  vyer  pfiiiul  aclit  pfennig. 

Item  zwelff  p  s  a  1 1  e  r  v  o  m  P  e  y  p  u  s  [207b]  gedruckt^'"),  ye  ain  umb 
fünffiindzwainzig  pfennig,  tluit  ain  giilden  ain  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  ain  m  a  p  p  a  des  1  a  n  d  s  F  r  a  n  n  c  k  r  e  i  c  h  umb  ain  ortt. 

Item  achtzehen  H  n  c  h  i  r  i  d  i  o  n  E  c  c  i  i  ^^'^),  ye  ains  umb  sechzehen  pfennig, 
thut  ain  gülden  ain  pfund  sechs  pfennig. 

Item  zwainzigk  B  r  e  n  c  i  i  in  J  o  b^^^),  ye  ains  umb  sechs  grosch,  thut  drey 
gülden  zway  pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  vier  epithome  regis  Ungar!  e,  ye  ains  umb  zwaiunddreyssigk 
pfennig,  thut  vier  pfund  acht  pfennig. 

Item  drey  neue  testament  ,  Straßpurger,  ye  ains  umb  vierund- 
achtzigk  pfennig,  thut  ain  gülden. 

Item  zway  a  p  o  c  r  i  p  h  i,  Zürcher,  ye  ains  umb  fünffzigk  pfennig,  thut 
drey  pfund  zehen  pfennig. 

Item  siben  a  1  c  h  a  m  e  i,  yhe  ains  umb  fimffundzwainzigk  pfennig,  thut  fiuiff 
pfund  fünffundzwainzigk  pfennig. 

Item  zwen  t  ü  r  c  k  e  n  z  ü  g  e^^^),  gemalt,  ye  ain  umb  drey  ortt,  thut  anndert- 
halben  gülden. 

Item  zwen  Paulus  z  u  g  e,  gemalt,  ye  ain  umb  vierundachtzig  pfennig,  thut 
fünft  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  ain  gannz  Charta  m  a  r  i  n  a  umb  annderthalben  gülden. 

Item  ain  Europa^^^)  gemalt,  umb  cirey  ortt. 

Item  ain  Josephum  umb  ain  gülden. 

Item  ain  lateinisch  bibel  umb  ain  gülden. 

Item  ain  S  w  e  t  o  n  i  u  m  umb  drey  ortt. 

Item  ain  A  r  i  s  t  o  t  e  1  e  m  de  natura  a  n  i  m  a  1  i  u  m  ^  ^  *)  umb  ain  gülden. 


176)  Etwa  Aristoteles,  Rhetorica  et  Poetica  graece.    Basel,  Hieron.  Proben  u  Joh.   Her- 
vagius,  1520,  4. 

177)  Des  Otto  Brunfelsius  ,,Loci  omnium  fere  capitum  Evangelii"  in  einer  der  Straß- 
burger Ausgaben:  o.   Dr.   1527,  Joh.   Schott  152S  u.  derselbe  1529- 

178)  Joannis   Brencii  in  prophetam  Arnos  expositio,   Wittenberg,   Joh.    Luft,   1530,  8. 

179)  ,,Der  Psalter  teutsch  zu  singen"  ...     Nürnberg,   Friedrich   Peypus,  1525- 

180)  Fraglich,  um  welche  Ausgabe  von  Johann  Ecks  ,,Enchiridion  locorum  communium 
adversus  Lutherinos"  es  sich  hier  handelte. 

181)  Vgl.  oben  Anm.   152  und  unten  Anni.  224  und  226. 

182)  Fraglich,  welche  Türkenschrift  hier  gemeint  ist. 

183)  Vielleicht  ,,Europae  seu  chartae  intinerariae  (so  bei   Panzer)  quo  pacto  intelligi 
pebeat  introductio".     Straßburg,  Joh.  Grüninger  1527-     4. 

184)  Hier  scheint  eine  der  Venezianer  Ausgaben  des  Aldus  (1504  und  1513)  gemeint 
zu  sein. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  13Q 


Item  zwo  practica  Petri  Ferrariensis^^^),  ye  aine  umb  vierund- 
achtzigk  pfennig,  thut  fünff  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  vyer  T  h  o  m  e  L  i  n  a  c  r  i,  ye  ainen  umb  fünffzigk  pfennig,  thut  sechs 
pfund  zwainzigk  pfennig. 

Item  vier  S  a  1  v  i  a  n  i  e  p  i  s  c  o  p  i  i*"'),  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  ain  gülden. 

Item  zwo  Homelie  doc forum,  ye  ain  umb  drey  pfund  zehen  pfennig,  tliut 
sechs  pfund  zwainzigk  pfennig. 

Item  vier  Pomponii  Mele^^^),  ye  ain  umb  vierundachtzigk  pfennig, 
thut  ain  gülden  zway  pfund  vierundzwainzig  pfennig. 

Item  ain  C  a  1  o  p  i  n  u  m^^^)  umb  drey  ortt. 

Item  zwen  Pauli  Orosii^^^),  ye  ain  umb  sechs  grosch,  thut  zway  pfund 
vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  ain  T  u  c  i  d  i  d  e  m  umb  ain  ortt. 

Item  A  n  g  e  1  0  i  s  i  u  s  in  r  e  g  u  m  1  i  b  r  o  s  ^  ^  °)  'umb  fünff  zig  pfennig. 

Item  A  u  1  u  m  G  e  1 1  i  u  m^^^)  umb  ain  ortt. 

Item  zway  h  e  1  d  e  n  p  ü  c  h  e  r^^-)  [208a],  ye  ains  umb  ain  ort,  thut  ain  halben 
gülden. 

Item  zway  fasciculi  de  t  e  m  p  o  r  i  b  us^**^)  ye  ain  umb  ain  ort,  thut 
ain  halben  gülden. 

Item  vier  Zerstörung  Jherusale  m,  ye  aine  umb  sechs  grosch,  thut 
fünff  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  zwo  Zerstörung  Troia^^^),  ye  aine  umb  sechs  grosch,  thut  zway 
pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  drey  M  e  1  u  s  i  n  a^^^),  ye  aine  umb  fünffundzwainzigk  pfennig,  thut 
dritthalb  pfund. 

Item  sechs  t  e  u  t  s  c  h  c  li  i  r  o  m  a  n  c  e  i^^"),  ye  aine  umb  ain  pfund,  thut 
sechs  pfund. 

1S5)  Von  des  Johannes  Petrus  de  Ferniriis  Practica  singularis  ac  puerilis  verzeichnet 
Panzer  nur  drei  Lyoneser  Ausgaben  (1502,  1509  und  1533),  von  seiner  ,, Singularis  practica 
cum  apostilHs"  eine  Mailänder  Ausgabe  von  1507- 

186)  Etwa  Salonius  Vienn.  Gall.  Episcop.,  Dialogi  duo  parabol.  Salom.  et  eccl.  interpr. 
Hagenau,  Joh.   Secer,  1532  —  ?? 

187)  Es  ist  vermutlich  des  Pomponius  Mela  Hauptwerk  ,,De  situ  orbis  libri  III"  gemeint, 
das  in  vielen  Ausgaben  erschien. 

188)  Wohl  eine  der  zahlreichen  Ausgaben  des  ,,Dictionarium"  des  Ambrosius  Calepinus. 

189)  Wahrscheinlich  die  Cölner  Ausgabe  von  1526  (Eucharius  Cervicornus)  der  Adversus 
paganos  historiarum  libri  Vll  des  Paulus  Orosius. 

190)  Angelonus  Lexoviens.  Ord.  Bened.,  Enarrationes  in  quatuor  libros  regum.  Cöln, 
Euchar.  Cervicornus,  1530. 

191)  Eine  der  zahlreichen  Ausgaben  von  des  Aulus   Gellius   Noctes  Atticae. 

192)  Es  ist  wohl  die  Ausgabe   Straßburg,    Hans    Knoblouch,   1 509,    Fol.  gemeint. 

193)  Drei  Ausgaben  dieses   Buches:   Paris,   Joh.    Parvus,   1512,   1518  und   1523,  alle  4. 

194)  Fraglich,  welche  Ausgabe  der  Historie  von  Zerstörung  der  Stadt  Troia  gemeint  ist. 

195)  Panzer  zitiert  nur  verhältnismäßig  frühe  Ausgaben  der  Historia  der  Melusina,  als 
späteste   die  bei  Math.    Hupfauf  in   Straßburg  1506  erschienene. 

196)  Vielleicht  „Die  kunst  Ciromantia",  Augsburg,  Joh.  Schärft,  kl.- Fol..  Vgl.  Panzers 
Annalen   der  älteren  deutschen   Literatur   I,   5    Nr.   4. 


14Ü  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES   BUCH-   UND    KUNSTHANDELS   IN   NÜRNBERG. 

Item  fiinff  t  ü  r  c  k  i  s  c  li  c  li  r  o  n  ica^^"),  ye  aine  iiinlt  drey  i^Toscli,  lluil 
\ieitluilb  pfuikl. 

Iteni  zwen  A  1  e  x  a  n  d  e  r  M  a  ,u  n  u  s^^^),  ye  ain  unib  sechs  s,tc).sc1i,  Unit  zway 
pfuiui  vienindzwainzi.i;  plenni.i;'. 

Item  zway  E  m  s  e  r  s  t  e  s  t  a  in  e  n  t.  ,c:  r  o  ß.  ye  ains  nmb  drey  pfund,  tlnit 
sechs  pfund. 

Item  zwo  historie  ü  1  w  e  y  r  s,  ye  aine  unib  ain  ortt,  tluil  ain  halben 
Sulden . 

Item  neun  F  1  o  r  i  a  n  i  B  i  a  n  c  e  f  a  r  e,  ye  ain  umb  fünffzi.^k  pfenni.c:,  thut 
ain  .gülden  sechs  pfund  aclitzehen  pfenni.t::. 

Iiein  neun  Barbarossa^"''),  ye  ain  umb  sibenundzwainzigk  plennig,  thut 
aclit  pfund  drey  pfennig. 

Item  vier  die  allten  weysen-""),  ye  ain  umb  fünffzi,t;k  pfenni,;;,  thut 
sechs  pfund  zwainzigk  pfennig. 

Item  zwo  Zürcherbibel,  ciain,  ye  aine  umb  fiinff  pfund,  thut  ain  gülden 
ain  pfund  aclitzehen  pfennig. 

Item  vier  de  primatu  Petri-"^),  ye  ains  umb  ain  halben  gülden,  thut 
zwen  gülden. 

Item  fünft  historia  Ponti,  ye  aine  umb  sechzehen  pfennig,  thut  zway 
pfund  zwainzig  pfennig. 

Item  drey  T  r  i  s  t  r  a  n  t-"-),  ye  ain  umb  sechzehen  pfennig,  thut  ain  pfund 
achtzehen  pfennig. 

Item  drey  T  i  t  u  1  i  juris,  ye  ain  umb  fünffundzwainzig  pfennig,  thut  dritt- 
halb pfund. 

Item  drey  i  n  s  t  i  t  u  t  a  t  e  u  t  s  c  h,  ye  ain  umb  fünffundzwainzigk  pfennig, 
thut  dritthalb  pfund. 

Item  ain  H  o  m  e  r  u  m,  1  a  t  e  i  n  i  s  c  h,  umb  vierzigk  pfennig. 

Item  fünft  e  p  i  g  r  a  m  ata  M  a  r  c  i  a  1  i  s-"^),  ye  ain  umb  fünffundzwainzigk 
pfennig,  thut  vyr  pfund  fünft  pfennig. 

197)  Sollte  damit  etwa  der  ,,Libellu.s  de  ritu  et  iiioribus  TurCDruni",  Nüniber.t:,  Friedrich 
Pe\piis,    1530  gemeint  sein,   den   Lienhard  zur   Eich  verlegte?     Vgl.  oben. 

198)  Wohl  eine  Ausgabe  des  Quintus  Curtius  Rufus.  Panzer  verzeichnet  bis  1530  drei 
in  Deutschland  erschienene  Ausgaben:  Tübingen,  Anshelm,  1513;  StralJburg,  Schurer  1518 
und  s.  1.  et  a.  (Colon.  Arn.  Terhoern),  dazu  noch  eine  s.  1.  &  a. 

199)  ,, Barbarossa.  Ein  warhafftige  beschreibung  des  lebens  vnd  der  gesciiicliten  Keiser 
friderichs  des  ersten  genant  Barbarossa.  Durch  Joannem  aderffum,  Statartzt  zu  Schaffhausen. 
Erstmals  in  latin  versamlet  .  .  ."  etc.  StraBburg,  Johann  Grüninger,  1520,  Fol.  Vgl.  Panzer, 
Annalen  der  älteren   deutschen    Literatur   I,  443    Nr.   998. 

20ü)  Fraglich,  welche  Ausgabe  der  Historie  von  den  sieben  weisen  Meistern  oder  des 
Buchs  der  Beispiele  der  alten  Weisen  gemeint  ist. 

201)  Wohl  die  bekannte  Schrift  Johann   Ecks  gegen   Luther. 

202)  Etwa  Die  History  von  Tristant  vnd  der  schönen  Isalden  von  Irlande,  Straßburg, 
1510,  4  —  ? 

203)  Vielleicht  die  Ausgabe  StraUburg,  Joh.  Knoblouch,  1515,  l"  oder  Basel,  Heinrich 
I'etri,    153'»,  8"  licr   l;pi,i;ianinK'   des  Alartial. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  141 


item  sechs  c  o  n  c  o  r  d  a  n  c  i  e  b  r  e  v  i  o  r  e  s-"^),  ye  aine  iinib  drey  s;rosch, 
liiiit  ain  halben  gülden. 

Item  ailff  mona  s  a  c  r  a,  ye  ain  unib  sechzehen  pfennig  thut  fiinff  pfund 
sechsundzwainzigk  pfennig. 

item  ailff  loci  contra  h  e  r  e  s  i  n  Luther  o  r  u  m  ye  ains  iinib  sech- 
zehen Pfennig,  thut  sechsundzwainzigk  pfennig. 

Item  sechs  I  s  i  d  o  r  i  s  u  p  r  a  b  i  b  1  i  a,  ye  ains  umb  zwelff  pfennig,  tliut 
[208b]  zway  pfund  zwelff  pfennig. 

Item  drey  p  o  s  t  i  1 1  A  n  t  h  o  n  i  K  u  n  i  g  s  t  a  i  n  -"^),  ye  ain  umb  fünffzigk 
pfennig,  thut  fiinff  pfund. 

Item  vier  D  i  o  n  i  s  i  u  s  R  u  c  k  e  1  in  a  p  o  c  a  1  i  p  s  i  m,  ye  ain  umb  sechs 
grosch,  thut  fünft  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  zwen  Dionisius  Ruckel  in  P  a  u  1  u  ni,  ye  ain  umb  fünffzigk 
pfennig,  thut  drey  pfund  zehen  pfennig. 

Item  ain  o  p  e  r  a  G  r  e  g  o  r  i  i  N  a  z  i  a  n  z  e  ni  -"*^)  umb  sechs  grosch. 

Item  zwen  M  a  r  u  1 1  u  s  de  v  i  t  a  s  a  n  c  t  o  r  u  m,  ye  ain  umb  fünffzigk  pfen- 
nig,  thut  drey  pfund  zehen  pfennig. 

Item  zwen  Z  a  c  h  a  r  i  e  J  o  a  n  n  i  s  0  e  c  o  1  a  m  p  a  d  i  i,  ye  ain  umb  fünff- 
undzwainzigk  pfennig,  thut  fünffzigk  pfennig. 

Item  drey  a  p  o  c  a  1  i  p  s  e  s  Melchior  H  o  f  f  m  a  n,  ye  aine  umb  drey 
grosch,  thut  ain  ortt. 

Item  ain  B  a  1  d  u  m  super  s  e  c  u  n  d  i  s   -" ')  umb  ain  ortt. 

Item  ain  V  e  g  e  r  i  u  m  t  e  u  t  s  c  h-'^^)  umb  sechs  grosch. 

Item  drey  1  e  h  e  n  r  e  c  h  t,  ye  ains  umb  sechzehen  pfennig,  thut  ain  pfund 
achtzehen  pfennig. 

Item  neunzehen  p  r  o  p  h  e  t  e  n,  c  1  a  i  n,  ye  ain  umb  vyr  grosch,  thut  zwen 
gülden  vier  grosch. 

Item  zehen  J  o  s  u  a,  ye  ain  umb  zwenunddreissig  pfennig,  thut  ain  gülden 
zway  pfund  acht  pfennig. 

Item  vierzehen  d  r  i  1 1  a  y  1,  ye  ains  umb  zwelff  pfennig,  thut  fünft  pfund 
achtzehen  pfennig. 

Item  dreyzehen  a  p  o  c  r  i  p  h  i,  ye  ains  umb  drey  grosch,  thut  ain  gülden 
drey  grosch. 


204)  Wohl  Concordantiae  Bibliorum  breviores,  Culn,  Peter  Quentel,  1529,  8"  oder  (von 
Antonius  a   Koenigstein)  Cöln,  Peter  Quentel,  1530,  8. 

205)  Antonius  a  Koenigstein,  Postillae  in  Lection.  Epistolar.  et  Evangelior.  Cöln,  Peter 
Quentel,   1531,   1532,   1533  — ?      Eine  frühere  Ausgabe   verzeichnet   Panzer  nicht. 

206)  Nicht  etwa  des  Gregor  von  Nazianz  ,,De  officio  Episcopi  Oratio  Bilibaldo  Pirckem- 
hero  Consiliario  Caesareo  Interprete.  MDXXIX."  Am  Ende:  ,,Excudebat  Noriinbergae  Foe- 
dericus  Peypus,  Impensis  providi  uiri  Leonardi  de  Aich  Civis  ac  Bibliopolae  Norimbergen(sis). 
Anno  MDXXIX"  in  8  (vgl.  Siebenkees,  Materialien  zur  Nürnbergischen  Geschichte  1,  1792 
S.  305f.)?     S.  oben. 

207)  Etwa  Baldus  de  Ubaldis  de  Perusio,  Super  secunda  Digesti  Veteris  cum  additionibus, 
Lyon  per  Joannen:  (od.  Jacobum  ?)  Sacon  (Saccon)  1508. 

208)  Wohl  ,,Flauii  Uegetii  Renati  vier  bücher  der  Rytterschafft"  ...  Erfurt,  Hans 
Knapp,  1511,  2. 


142  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES   BUCH-  UNÜ   KUNSTHANDELS  IN   NÜRNBERG. 

Item  ain  S  t  r  a  ß  b  u  r  jr  e  r  b  i  b  e  1    unib  :iin  ,i;ulden  ain  ortt. 
Item  zweii   Herodotus,  ye  aiii  iiinb   vieriiiklachtzig  pfenni.i;,  tlnit  fünft 
pfuikl  achtzehen  pfenni.tr- 

Itcni  drey  E  g  i  s  i  p  p  i-"^),  ye  ain  nmb  fünffzigk  pfennig,  thut  fünft  pfund. 
lieni  fünft  Se  d  u  1  ii  -^"),  ye  ain  unib  tünffzig  ptenni,i,%  tiuit  acht  pfund  zelien 
Pfennig. 

Item  zwen  r  o  m  i  s  c  h  k  a  1  e  n  d  e  r,  ye  ain  unib  fünffzigk  pfennig,  tiuit  drey 
pfund  zehenn  pfennig". 

item  ain  T  r  e  n  c  i  u  s  t  e  x  t  modus  umb  ain  ortt. 
Item  ain  E  1  e  g  a  n  c  i  a  s  V  a  1 1  e'-^^)  umb  fünffzigk  pfennig. 
Item  drey  e  p  i  t  h  o  m  e  a  d  a  g  i  o  r  u  m   E  r  a  ß  m  i -i-)  ye  ains  umb  sechs 
groscli,  thut  ain  halben  gülden. 

Item  drey   collectanea   sacre   scripture,   ye  ains  umb  zwenund- 
vierzigk  pfennig,  thut  ain  halben  gülden. 

Item  zwen  d  i  c  t  i  o  n  a  r  i  i  in  h  e  b  r  e  o,  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  ain  halben 
gülden. 

Item  drey  D  a  n  i  e  1  e  s  0  e  c  o  1  a  m  p  a  d  i  i  -  ^  ^),    ye    ain  umb  sechs  grosch, 
thut  ain  halben  gülden. 

Item  zwo  dialectica  Agricole^^^)  ye  aine  [209a]  umb  ain  ortt,  thut 
ain  halben  gülden. 

Item  ain    tabula   J  o  h  a  n  n  i  s    de    Monte    regio    umb  drey  pfund 
zehen  pfennig. 

Item  zwo    fabulas   Esopi    grece^^^),  ye  aine  umb  zwenundvierzigk 
pfennig,  thut  zway  pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  zwo  colloquia  groß,  ye  aine  umb  fünffundsibennzig  pfennig,  thut 
fünft  pfund. 

Item  ain   epistole  Plinii-^^)  umb  sechs  grosch. 

Item  zwo    Charta    m  a  r  i  n  a,  ye  aine  umb  vierundachtzigk  pfennig,  thut 
fünft  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  ain  Europa  -^^)  umb  ain  ortt. 

Item  dreyzehen  mappa  des  E  r  1  i  n  g  e  r  s-^^),  ye  aine  umb  drey   grosch, 
thut  ain  gülden  drey  grosch. 


209)  Fraglich,  welche  Ausgabe  oder  welches  Werk  des   Hegesippus  gemeint  ist. 

210)  Etwa  Coelius   Sedulius,   In  omnes  epistolas   Pauli  collectaneum.     Basel,    Heinrich 
Petri,  1528,   Fol.  —  ? 

211)  Von  des  Laurentius  Valla  Elegantiarum  linguae  latin.  libri  VI  etc.  gab  es  bereits 
viele  Ausgaben. 

212)  Adagiorum  epitome,  Parisiis,  Simon  Colin,  1523,  8  ^? 

213)  Joh.  Oecolampadius,  In  Danielem  prophetam  libri  II:  Basel,  Thomas  Wolff,  1530, 
oder  Basel,  Joh.  Bebel,  1530. 

214)  Von    Rudolf  Agricolas    Schrift    De   inventione   dialectica   verzeichnet    Panzer   von 
1515  bis  1530  sechs  Ausgaben. 

215)  Vermutlich  eine  der   Frobenschen  Ausgaben:  Basel,  1518,  1523,  1524. 

216)  Wohl  eine   der  Cratanderschen  Ausgaben  (Basel)  der   Epistolae   Plinii. 

217)  S.  0.  Anm.  183. 

218)  Etwa  „Innhalt  des  planetischen  wercks  .  .  .    Augspurg  durch  Georgen  Erlinger  .  .  . 
1516",  4. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  143 


Item  vier  ungenialte  W  i  e  n,  ye  aine  unib  fünffundzwainzie  pfennig,  thut  drey 
pfund  zehen  pfennig. 

Item  zwen  Hayman  in  Paulum-^^),  ye  aine  umb  fünffzigk  pfennig, 
thut  drey  pfund  zehen  pfennig. 

Volgen  die  eingepund  bücher  hernach: 

Item  ain  J  o  s  e  p  h  u  m   umb  ain  gülden  ain  ortt. 

Item  ain  Sachssenspiegel   umb  ain  gülden  ain  ortt. 

Item  ain  Reformation   der  s  t  a  t  Nürnberg--"^)  umb  drey  ortt. 

Item  zwo  c  0  n  c  0  r  d  a  n  c  i  e  m  a  i  o  r  e  s,  ye  aine  umb  ain  gülden,  thut  zwen 
gülden. 

Item  zwelff  gannz  p  o  s  t  i  1 1,  ye  aine  umb  zwen  gülden  ain  ortt,  thut  siben- 
undzwainzigk  gülden. 

Item  vier  Wo  r  m  b  s  e  r   b  i  b  1  i  a,  ye  aine  umb  ain  gülden,  thut  vier  gülden. 

Item  sechs  gannz  a  1 1 1  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  ye  ains  umb  zwen  gülden  am  ortt, 
thut  vierzehennthalben  gülden. 

Item  drey  lateinisch  b  i  b  1  i  a,  ye  aine  umb  ain  gülden,  thut  drey  gülden. 

Item  zwo  lateinisch  p  o  s  t  i  1 1,  ye  aine  umb  ain  gülden  ain  ortt,  thut 
dritthalben  gülden. 

Item  vier  chronica  Eusebij  teutsch,  ye  aine  umb  ain  gülden,  thut 
vyer  gülden. 

Item  ain  Butzerum   in    e  v  a  n  g  e  1  i  a-'-^)    umb  ain  gülden. 

Item  zwo  c  o  n  c  0  r  d  a  n  n  z,  t  e  u  t  s  c  h,  ye  aine  umb  drey  ortt,  thut  anndert- 
halben  gülden. 

Item  zwen  T  i  t  u  s  L  i  v  i  u  s,  teutsch---),  ye  ain  umb  ain  gülden  ain  ortt, 
thut  dritthalben  gülden. 

Item  zway  E  m  s  e  r  s  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  ains  umb  drey  ortt,  thut  annderthalben 
gülden. 

Item  drey  neue  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  g  r  o  ß,  ains  umb  ain  halben  gülden,  thut 
annderthalben  gülden. 

Item  drey  h  e  r  b  a  r  i  i,  teutsch--^),  ye  ain  umb  ain  halben  gülden,  thut 
annderthalben  gülden. 

Item  ain  p  s  a  1 1  e  r  P  o  m  e  r  a  n  i,  teutsch,  umb  drey  ortt. 

Item  ain  J  o  s  u  a,  teutsch,  umb  ain  halben  gülden. 

Item  ain  I  n  s  t  i  t  u  t  i  o  n  e  s  juris   umb  sechs  grosch. 

Item  ain   p  a  n  d  e  c  t  i   juris  [209b]  umb  drey  gülden. 

Item  drey  episteil  Cicero  n  i  s,  ye  aine  umb  dritthalb  pfund,  thut  acht- 
halb pfund. 


219)  Wahrscheinlich    Haymo,   Episcopus  Halberstad.,   In  divi   PauH    epistohis  expositio 
in  einer  der  in  Deutschland  erschienenen  Ausgaben  (Cöln,  Straßburg,  H agenau). 

220)  Vielleicht  die  Ausgabe   Nürnberg,    Friedrich   Peypus,   1521   oder  eine  spätere. 

221)  Wohl  des  Martin   Bucer   Enarratio  in    Evangel.   Johannis.     Straßburg,   Joh.  Her- 
vagius,  1528.     8;    oder  etwa  identisch  mit  den  ,,enarrationes"  vgl.  oben  Anm.  118. 

222)  S.  o.  Anm.   150. 

223)  S.  0.  Anm.  155- 


144  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES   RUCH-  UND   KUNSTHANDELS  IN   NÜRNBERG. 


Item  drey  e  p  i  s  t  e  1  zun  Römern,  ye  aine  umb  zway  pfund  drey  pfenni,^', 
Unit  drey  ortt. 

llem  .^echs  d  r  i  t  t  1.  B  a  Li  1  e  r.  ye  ains  unib  sechs  i;t()Sc1i,  tluit  ain  ,i;ulden. 

Item  neununddreyssiii'  p  s  a  1 1  e  r  S  c  h  m  a  1  z  i  n  .s^-  s  i  n  b  e  t  h  w  e  y  s,  ye  ain 
umb  z\venundvierzi.s;k  pfennlg-.  thut  sibennthalben  .srulden. 

Item  zehen  c  a  t  h  e  c  h  i  ß  m  i,  deutsch  und  .t^roB.  ye  ain  umb  ain 
halb  ortt.  thut  ain  i;iilden  ain  ortt. 

Item  drey  p  a  n  d  e  c  t,  t  e  u  t  s  c  h,  ye  ains  umb  ain  ortt,  thut  drey  ortt. 

Item  zway  1  a  t  e  i  n  i  s  c  h  p  a  n  d  e  c  t,  ye  ains  umb  ain  ortt,  thut  ain  halben 
i;;ulden. 

Item  sechs  Job  B  r  e  n  c  i  i.  lateinisch---*),  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut 
annderthalben  gülden. 

Item  zwen  e  c  c  1  e  s  i  a  s  t  e  s,  lateinisch,  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  ain 
halben  gülden. 

Item  drey   p  r  e  d  i  g  e  r  S  a  1  o  m  o  n  i  s,  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  drey  ortt. 

Item  vier  p  s  a  1 1  e  r  vom  P  e  y  p  u  s  g  e  d  r  u  c  k  t^-^),  ye  ain  umb  fünffzigk 
Pfennig,  thut  sechs  pfund  zwainzigk  pfennig. 

Item  ain  p  salter  des  Römers   umb  fünft  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  ailff  s  o  m  e  r  t  a  y  1  in  der  p  o  s  t  i  1 1,  ye  ains  umb  vierundachtzig 
pfennig,  thut  drey  gülden  fünft  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  zwen  g  e  n  e  s  i  s,  c  1  a  i  n,  ye  ain  umb  dritthalb  pfund,  thut  fünft  pfund. 

Item  fünft  J  o  s  u  a,  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  ain  gülden  ain  ortt. 

Item  sechs  Jo  b  B  r  e  n  c  i  i--*'),  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  annderthalben 
gülden. 

Itein  drey  E  m  s  e  r  s  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  yhe  ains  umb  vierundachtzigk  pfennig, 
thut  ain  gülden. 

Item  zwo  annotat  iones  E  m  s  e  r  i,  ye  aine  umb  ain  halb  ortt,  thut 
ain  ortt. 

Item  ainundneunzigk  c  a  t  h  a  c  h  i  ß  m  i,  c  1  a  i  n,  ye  ain  umb  zwelff  pfennig, 
thut  vier  gülden  zway  pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 

Item  siben  erzney  p  ü  c  h  1  e  i  n--^),  ye  ains  umb  sechzehen  pfennig,  thut 
drey  pfund  zwenundzwainzig  pfennig. 

Item  drey  Zürcher  bibel,  ye  aine  umb  ain  gülden,  thut  drey  gülden. 

Item  acht   a  p  o  c  r  i  p  h  i,  ye  aine  lunb  ain  ortt,  thut  zwen  gülden. 

Item  ain   rech  enpüch  lein    auff   die   coß   umb  ain  ortt. 

Item  ain    v  e  1  d  t  p  u  c  h    umb  dritthalb  pfund. 

Item  drey  g  a  n  n  z  e  a  1 1 1  e  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  w  i  1 1  e  n  b  e  r  g  i  s  c  h,  ye 
ains  umb  ain  gülden,  thut  drey  giilden. 

Item  vier  neue  testament,  Wittenberg  er,  ye  (210a)  ains  umb 
vierundachtzigk  pfennig,  thut  ain  gülden  zway  pfund  vierundzwainzigk  pfennig. 


224)  Vgl.  oben  Anm.  152  und  l8l,  unten  Anm.  226. 

225)  Vgl.  oben  Anm.  179- 

226)  S.  oben  Anm.  152,  iSl,  224. 

227)  Vielleicht  das  von  Panzer,  Zusätze  zu  den  Annalen  der  älteren  deutschen  Literatur 
S.   14  unter   Nr.  6l  d  angeführte  Gedicht  „(D)Er  rechter  ertzney  wel  pflegen"  etc.  —  ? 


VON  DR.  THEODOR  HAMPE.  145 


Item  ain   c  o  1 1  o  q  u  i  a  H  r  a  ß  m  i    unib  drey  pfund  vier  grosch. 

Item  ain   b  i  b  e  1   1  a  t  i  n  e ,   c  1  a  i  n,  iinib  drey  pfund  zehen  pfennig. 

Item  ain  H  o  m  e  r  u  m  g  r  e  c  e-'-*^)  umb  ain  gülden. 

Item  ain    genesis   t  e  xt   modus  umb  vierdthalb  pfund. 

Item  vier  n  e  u  e  t  e  s  t  a  m  e  n  t  in  o  c  t  a  v  o,  ye  ains  umb  ain  ortt,  thut 
ain  gülden. 

Item  zwelf  enchiridion  Eccii--"),  ye  ayn  umb  ain  halb  orit,  thut 
anndertthalben  gülden 

Item  dreyzehen  a  1 1 1  e  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  ye  ains  umb  ain  ortt,  thut  drey  gülden 
ain  ortt. 

Item  vierzehen  propheten,  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  viertthalben  gülden. 

Item  fünft  Sprichwort ter-^"),  ye  ains  umb  sechs  grosch,  thut  siben  pfund. 

Item  ettlich    v  e  r  p  a  f  i  e  1 1  e   p  ü  c  h  1  e-^^),  dafür  zv/en  gülden. 

Item  ain  g  ra  ma  t  i  c  a  H  a  i  n  r  i  c  h  Manni-^-)  umb  zwenunddreissig  pfennig. 

Item  drey  Donat,  teutsch-^^),  ye  ain  umb  sechzehen  pfennig,  thu  tain 
pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  fünffunddreissig  t  a  f  e  1,  ye  aine  umb  vier  pfennig,  thut  vier  pfund  vier 
grosch  und  acht  pfennig. 

Item  ailff  pergamenen  tafel,  ye  aine  umb  acht  pfennig,  thut  zway 
pfund  vier  grosch. 

Item  acht  neue  t  e  s  t  a  m  e  n  t,  Z  ii  r  c  h  e  r,  ye  ains  umb  vierundfünf fzigk 
pfunnd,  thut  ain  gülden  sechs  pfund. 

Item  neun  Josua,  ye  ain  umb  ain  ortt,  thut  zwen  gülden  ain  ortt. 

Item  neun  p  r  o  p  h  e  t  e  n,  ye  ain  umb  vierundfünffzigk  pfennig,  thut  ain  gülden 
siben  pfund  vierundzwainzig  pfennig. 

Item  fünft  a  p  o  c  r  i  p  h  i,  ye  ains  umb  sechs  grosch,  thut  siben  pfund. 

Item  acht   drittayl,  ye  ains  umb  ain  halb  ortt,  thut  ain  gülden. 

Item  vier  teutsch  theologia,  ye  aine  umb  sechzehen  pfennig,  thut 
zway  pfund  vyer  pfennig. 

Item  neunzehen  enchiridion,  W  i  1 1  e  n  b  e  r  g  e  r,  ye  ains  umb  drey 
grosch,  thut  ain  gülden  vier  pfund  sibenundzwainzig  pfennig. 

Item  neun  p  e  t  p  ü  c  h  1  e  i  n  lateinisch,  ye  ains  umb  ain  halb  ortt,  thut 
ain  gülden  ain  halb  ortt. 

Item  drey  p  s  a  1 1  e  r,  w  i  1 1  e  n  b  e  r  g  i  s  c  h-^-*),  ye  ain  umb  zwenund- 
dreissig pfennig,  thut  drey  pfund  sechs  pfennig. 


228)  Etwa  Straßburg,  Wolfgang  Cephal.   1525.     8. 

229)  Vgl.  oben  Anm.  180. 

230)  Vielleicht  ,,300  gemeiner  Sprüchwörter  durch  D.  Johannem  Agricolani  von  Ißleben", 
Nürnberg,  Friedrich  Peypus,  1529?  Das  Buch  gehörte  zu  den  Verlagswerken  des  Lienhard 
zur  Eich.     Vgl.  oben. 

231)  =   verpöbelte,  verdorbene   Büchlein. 

232)  Vgl.  oben  Anm.   173. 

233)  Vielleicht  ,,Donatus  minor  cum  vuigari  expositione",  4.  Vgl.  Panzer,  Zusätze  zu 
den  Annalen   der  älteren   deutschen    Literatur   S.   27    Nr.    106. 

234)  Wohl  ,,Der  Psalter  deutsch.  Martinus  Luther.  Wittenberg  1524.  8"  (Panzer, 
Annalen  II,  241    Nr.  2115)- 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum.  1912.  1Q 


146  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND   KUNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 

licni  zwcn  >.' u  r  Li  ,1;  r  c  c  c.  yc  aincn  unib  .sochzclk'ii  plenui.u',  lliiil  uiii  pliiikl 
zwcu  pfouni.i;'. 

licni  ain   0  p  i  s  t  c  1  Pauli.  Pari  s  c  r.  iinib  sechs  i^rosch. 

Item  ain  11  y  p  i>  ^  a  r  t  e  s-'''')  iiiiib  ain  ptund  zwen  pfenni^c:. 

Ileni  zwo  a  n  a  1  lioni  i  a  M  11  n  d  i  n  i-^*^),  ye  aine  unih  zwenunddreissi.i;' 
Pfennig-,  tluit  zway  [210b]  pfund  vier  pfennig-. 

iiem  ain    p  e  t  h  p  ü  c  li  1  e  i  n    unib  sechzehen  pfennig. 

IIlmu  l'iinl'l'  lateinisch  fest  amen  1  in  octavo,  ye  ains  unib  l'ünffzigk 
ptcMinii:'.  tliiit  acht  pfund  zeheii  Pfennig. 

item  ain    f  a  b  e  11  e  A  e s 0  p  i-^')  unib  sechzehen  pfennig. 

Item  ain  Cato  unnd  Eraßmi  c  o  n  s  t  r  u  c  t  i  o  n,  zusamen  gebunden, 
unib  zwei  ff  pfennig. 

Item  ain    locus   comunis,    teutsch,    umb  sechs  grosch. 

Item  zehen  mappa  des  E  r  I  i  nger  s^^^),  ye  aine  umb  sechs  creutzer, 
thut  ain  gülden. 

V  0  1  g  t  a  1 1  e  r  1  a  y  k  1  a  y  n  e  m  a  t  e  r  i,  lateinisch  und  teutsch, 
guet  und  pöes:  Item  an  allerlay  clainer  materi,  verlegens  und  unverlegenns, 
von  pogen  zu  pogen  gezelt,  thut  alles  zusamen  ailff  pallen,  ye  ain  pallen  inainannder 
angeschlagen  umb  zwelff  gülden,  thut  hundertzwenunddreyssigk  gülden. 

S  u  m  m  a  s  u  m  m  a  r  u  m  aller  p  ü  c  h  e  r,  gepunden  und  ungepunden,  thut 
zusamen  sechshundert  fünft  gülden  zway  pfund  sechsundzwainzigk  pfennig  ain 
haller. 

Volgen  die  schulden,  so  man  mir  hie  und  anderßwo  schuldig  ist  und 
ich  für  gewiss  hallt: 

Item  Hanns  M  e  ss  e  r  e  r,  s  c  h  m  i  d  von  Genügen,  ist  schuldig  vier 
gülden  sechs  pfund  funff  pfennig. 

Item  herr  S  e  b  as  t  i  a  n  Franck-^^),  pfarrer  zu  Jussesfellden-**'), 
fünft  pfund  zwenundzwainzig  pfennig. 

Item  der  pfarrer  zum  Frauenperg  drey  gülden  zway  pfund  zwainzig 
pfennig. 

Item  doctor  Sebastian  Heller   zuAnspach    ain  halben  gülden. 

Item  S  y  m  0  n  T  r  e  f  e  n  n  b  e  r  g  e  r   zu  Nürnberg  ain  halben  gülden. 

Item  herr  Jörg  Helffer  zu  Norling-'*^)  fünft  pfund  sechsundzwainzigk 
pfennig. 

Item  herr  Michel  von  Plauen  sechs  pfund. 


235)  Vgl.  oben  Anm.  129- 

236)  Wohl  die  Ausgabe:  Straßburg,  Johann   Flach,    1513,  4. 

237)  Wohl  Aesopi  fabellae  lepidiss.  a  Sebast.  Brandt  in  versus  redactae.  Leipzig,  Va- 
lentin Schumann,  1521.     4. 

238)  Vgl.  oben  Anm.  218. 

239)  Der  bekannte  Prediger  und  Geschichtsschreiber  (1499—1542),  damals  also  wohl 
noch  Prädikant  in  dem  brandenburg-ansbachischen  (nicht  nürnbergischen,  wie  es  bei  Goedeke 
usw.  heißt)  Flecken  Gustenfelden,  siedelte  im  Herbst  1529  nach  Straßburg  über.  Vgl.  Allg. 
Deutsche  Biogr.  VII,  214  f. 

240)  Vielmehr   Gustenfelden    an   der   Schwabach,   westlich   von   der    Stadt   Schwabach. 

241)  Nördlingen. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  147 


Item  M  i  c  li  e  1  M  i  c  h  e  1  p  a  c  h    von  Hall   zwen  gülden. 

Item  herr  Martin  Kraus-^-),  pfarrer  zu  Pruck,  ain  pfmid  sechs  pfennig. 

Item  V  a  1 1  i  n    von  R  e  n  n  g  s  p  u  r  g   ain  gülden  drey  ortt. 

Item  a  p  0  t  e  c  k  e  r   zu  A  m  b  e  r  g   vier  pfund  zwen  grosch. 

Item  M  a  t  h  e  s  B  u  c  h  p  i  n  d  e  r   im  J  o  a  c  h  i  m  s  t  a  1   ailff  gülden. 

Item  s  c  h  u  e  1  m  a  i  s  t  e  r  im  J  o  a  c  h  i  m  s  t  a  1,  m  g  r.  Pete  r,  sechs  pfund. 

Item  herr  Sigmund,  pfarrer    im  J  o  a  c  h  i  m  s  t  a  1 1,  fünft  pfund. 

Item  doctor  Hanns  Greuffenstainer   zwen  s^ulden  ain  ortt. 

Item  Jörg    wirft    im   T  li  a  1'-^^)  ain  gülden. 

Item  Hanns  Schmidt,  p  e  r  g  g  e  s  e  1 1   im  T  h  a  1-  ^  ^),  fi.inf f  pfund. 

Item  Jörg  S  t  r  o  b  1  e  i  n    ain  ortt. 

Item  V  a  1 1 1  i  n  Glotzer  im  T  h  a  1-*^)  ain  pfund  achtzehn  pfennig. 

Item  N  i  c  1  a  u s  Glaser   im   T  h  a  1-^^)    ain  halben  gülden. 

Item  F  r  a  n  n  z  p  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  S  c  h  n  e  p  e  r  g  ain  halben  gülden. 

Item  W  0  1  f  f  g  u  r  1 1 1  e  r    im  T  h  a  1-*^)  ain  pfund  [211a]  sechs  pfennig. 

Item  herr  N  i  c  1  a  u  s,  ain  p  f  a  f  f  von  E  g  e  r,  zwen  gülden  drey  ortt. 

Item  Johann  Pardt,  pfarrer  zu  Possych-^"*),  zway  pfund  vier- 
undzwainzig  pfennig. 

Item  herr  N  i  c  1  a  u  s  M e  d  I  e  r-^^),  s  c  h  u  1  m  a  i  s  t  e  r  zum  Hoff,  sech- 
zehennthalben  gülden. 

Item  herr  Melchior  Ziegler -^'')  drey  gülden. 

Item  Hanns  S  c  h  r  e  y  n  e  r,  bürger  zu  N  ü  r  m  b  e  r  g,  ain  gülden. 

Item  magister  Job  Gast-**^),  pfarrer  zur  K  a  d  e  1  s  b  u  r  g,  drey 
gülden  sechs  grosch. 

Item  herr  Symon,  c  aplan  zu  der  Kadelspurg,  fünft  pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  herr  F  r  i  d  e  r  i  c  h,  c  a  p  1  a  n  zu  P  e  c  h  t  a  1-  *^),  zway  pfund  zwainzig 
pfennig. 

Item  Michel  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  Nur  m  b  e  r  g  ain  gülden  drey  pfund 
sechzehen  pfennig. 

Item  her  Cristoff-^^),  pfarrer  zu  Eitersdorf f,  drey  pfund. 


242)  Der  erste  evangelische  Pfarrer  in  dem  nürnbergischen  Brück  hei  Erlangen,  Vater 
des  gleichnamigen  (Martinus  Crusius)  Professors  der  griechischen  Sprache  in  Tübingen,  siedelte 
1535  von  Brück  nach  Luitzhausen  im  Ulmischen  über.  Vgl.  namentlich  Würfels  Diptycha 
ecclesiarum  in  oppidis  et  pagis  norimbergensibus  (1759)  unter  Brück. 

243)  D-  h.   Joachimsthal. 

244)  Pössig  in  Böhmen,  Kreis  Königgrätz  oder  Pösig  in  Böhmen,  Kreis  Bunzlau  oder 
Pösigk  im   Regierungsbezirk  Merseburg  oder  Possig,  jetzt  zu   Plauen  gehörig  —  ? 

245)  Über  Nikolaus  Medier  (1502—1551)  vgl.  Allg.  Deutsche  Biogr.  XXI,  170;  Jöchers 
Gelehrtenlexikon  III,  349;  Christian  Meyer,  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Hof  (1894)  vgl. 
das  Register  etc. 

246)  Vielleicht  der  Hauptmann  ,, Melchior  Zigler  von  Mulhausen",  der  23  Jahre  später 
im   Markgrafenkriege  eine    Rolle  spielte?     Vgl.   Christian  Meyer  a.   a.   O.   (Register). 

247)  Über  Hiob  Gast,  den  ersten  evangelischen  Pfarrer  zu  Kadolzburg,  vgl.  Jöchers  Ge- 
lehrtenlexikon,   Fortsetzung  und   Ergänzungen  (von  Adelung)   II,    1348. 

248)  Bechthal  bei  Greding  in  Mittelfranken. 

249)  Christoph  Schreiber  war  von  1528  bis  zu  seinem  Tode  (1559)  evangelischer  Pfarrer 
zu  Eitersdorf.     Vgl.  Würfels  Diptycha  unter  Eitersdorf. 

10* 


14S  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND  KUNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 


I  U'in  .W  ;i  i  h  c  s  1 1  i  >."  k  n  u  ^.  s  c  h  u  1  ni  a  i  ^^  1  e  r  zu  W  o  1  f  f  s  p  e  r  ^  in 
K.  r  ä  (.' n-'"^),  vier  ,uukicn  aiu  i>rtt. 

iieni  A\  L'  r  t  i  n  11  c  y  n    \on  W  i  e  n    anndertlialben  £::iildeii. 

lleiu    111  a  ,u  i  ^^  l  «^M-  Oll   zwen  .uiilden  drey  pfiind  drey  pfennii;'. 

Iteni  lierr  P  a  u  1  u  s  L  o  f  f  1  e  r  -  -'  ^),  p  f  a  r  r  e  r  zu  K  u  r  n  b  u  r  .t;',  ain  ,i;uldcii 
vier  plund  achlzelien  pfennii;". 

item  der  1  a  n  n  d  t  r  i  c  h  t  e  r  zum  N  e  u  e  n  m  a  r  c  k  t  anndertlialben  gülden. 

Item  herr  Hanns  K  r  u  g,  p  f  a  r  r  e  r  zu  U  n  d  t  e  r  S  c  h  w  ä  n  i  g-^-),  vier 
gülden  acht  grosch. 

Item  lierr  J  o  h  a  n  H  a  y  d  e  n  r  e  i  c  h-^^)  zum  Hoff  drey  pfund  achtzehen 
pfeniiig. 

llem  m  g  r .  S  e  b  a  s  t  i  a  n,  d  i  a  c  o  n  zum  Hoff,  drey  ortt. 

Item  herr  Christoff  H  e  m,  pfarrer  zu  Arnpach-^'*)  ain  pfund 
achtzehn  pfennig. 

Item  Balthasar  Mayr   zum  Hoff   ain  pfund  achtzehn  pfennig. 

Item  der    p  r  e  d  i  g  e  r  - ^ ^)  zu  S  c  h  1  a  c  k  e  n  w  a  1  d  t    ain  ortt. 

Item  Michael  P  a  u  m  a  n   zu  S  c  h  1  a  c  k  e  n  w  a  1  d  t   ain  ortt. 

Item  magister  Caspar  Löener^^^),  prediger  zum  Hoff,  drey 
ortt. 

Item  der  prediger  zum  teutschen  hoff  zu  Nürmberg  ain 
ortt. 

Item  Eva  C  r  a  m  e  r  i  n    von  der  N  e  u  e  n  s  t  a  t   zwen  gülden  drey  ortt. 

Item  Hanns,  chorschüler  zu  Bamberg  im  thumbstiefft,  sechs 
pfund  zwelff  pfennig. 

Item  d  0  c  t  0  r  J  o  h  a  n  n  JW  e  g  n  e  r    zu  B  a  m  b  e  r  g    annderthalb  pfund. 

Item  herr  Jörg,  v  i  c  a  r  i  u  s  z  u  U  n  n  s  e  r  Frauen  zu  Bamberg,  ain 
gülden  ain  ortt. 

Item  des  weyhbischoffs  diener  zu  Bamberg,  V  a  1 1  i  n  genannt,  ain  halben 
gülden. 

Item  her  Hanns  D  o  r  s  c  h  -  ^  ^)  zu  S.  Johanns  zu  Nürmberg  ain 
halben  gülden. 


250)  Soll  wohl  Krain  bedeuten.  Fiaglich,  welches  Wolfsberg  gemeint  ist;  etwa  das  im 
östlichen   Kärnten  gelegene  ? 

251)  P.  L.  war  seit  1528  evangelischer  Pfarrer  in  Kornburg.  Vgl.  Würfels  Diptycha 
unter   Kornburg. 

252)  Wohl   Unterschwaningen  im    Bezirksamt   Dinkelsbühl. 

253)  Vgl.  über  ihn  Christian  Meyer,  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Hof  (1894)  S.  111. 

254)  Fraglich,  welches  Arnbach  gemeint  ist.  Den  Pfarrer  Chr.  H.  habe  ich  mit  den  mir 
zur  Verfügung  stehenden  biographischen   Hilfsmitteln  bisher  nicht  nachweisen  können. 

255)  Es  war  wohl  noch  jener  katholische  Priester,  über  dessen  Verhöhnung  durch  das 
der  Reformation  zugeneigte  Volk  man  näheres  bei  E.  Reger,  Städtisches  Leben  im  16.  Jahr- 
hundert. Kulturbilder  aus  der  freien  Bergstadt  Schlackenwald  (Wien  1904)  S.  10  nachlesen 
kann. 

256)  Über   Kaspar  Löner  vgl.  Christian  Meyer  a.  a.  O.  (Register). 

257)  Über  den  ehemaligen  Augustinermönch  Johann  Dorsch,  der  1524  in  Schwabach 
die  erste  evangelische  Predigt  hielt  und  seit  1528  Pfarrer  bei  St.  Johannis  in  Nürnberg  war, 
vgl.  Würfels  Diptycha  unter  St.  Johannis. 


VON  DR.  THEODOR   HAMPE.  149 


Item  her  F  r  i  d  e  r  i  c  h,  p  f  a  r  h  e  r  zu  K  i  r  c  h  e  n  f  a  r  r  e  n  p  a  c  h  -  '^ ^), 
ain  halben  gülden. 

Item  d  0  c  t  0  r  Georg  A  g  r  i  c  o  1  a  ^  ^  9),  s  t  a  t  a  r  t  z  t  im  Joachims- 
thal, zwelff  gülden. 

Item   m  a  i  s  t  e  r  J  o  h  a  n  n  -  "^ "),  p  r  e  d  i  g  e  r   zu  P  a  y  r  r  e  u  t,  zwen  gülden. 

Item  Jacob  S  c  h  n  e  t  z,  p  u  c  h  f  ü  r  e  r    zu  P  a  y  r  e  u  t,  ain  gülden. 

Item   p  f  a  r  r  e  r   zu  P  y  n  n  d  1 1  a  c  h  - *^ ^)  zway  [21 1  b]  pfund. 

Item  herr  Jörg  H  e  d  e  r  e  r'-*^'-),  pfarrer  zum  Geses,  ain  gülden  vier 
pfund  achtzehen  pfennig. 

Item  Erhard  T  a  1  n  e  r,  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  zu  N  ü  r  m  b  e  r  g,  ainundzwanzig 
gülden  vier  pfund. 

Item  Michel  P  f  e  r  g    von  W  ü  r  t  z  b  u  r  g  ain  gülden. 

Item  J  a  c  0  b,  p  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  A  n  t  d  o  r  f  f,  ain  gülden  sechtzehen  pfennig. 

Item  H  a  n  n  ß,  deß  p  1  i  n  t  e  n  Jörgen-*'^)  knecht,  zu  N  ü  r  m  b  e  r  g,  vierdt- 
halb  pfund. 

Item  Hanns  P  e  c  k,  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  F  o  r  s  c  h  1  a  r^^^)^  vierdthalb  pfund. 

Item  D  i  e  t  h  e  r  i  c  h  G  o  1  d  s  c  h  m  i  d  -  ^  ^),  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  F  r  a  n  c  k- 
f  u  r  t,    ain  gülden. 

Item  Conrad  C  r  e  m  e  r,  b  u  c  h  f  ü  r  e  r    von  Finge  n,  zwen  gülden. 

Item  Conrad  Resch -**•')  von  Basel   vier  gülden  drey  pfund  vier  grosch. 

Item  Michel,  p  e  r  m  e  n  t  e  r  s  s  o  n  von  Paris,  zehen  gülden  drey  pfund 
vier  grosch. 

Item  H  a  i  n  r  i  c  h  von  H  i  r  s  c  h  f  e  1 1  d  - "^ ^),  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  zu  E  r  d  - 
fürt,  ain  gülden. 

Item  Wolff  Steyerma  ister,  bucht  ürer  von  F  r  a  n  n  c  k  f  u  r  1 1, 
zwen  gülden  drey  pfund  sibenundzwainzigk  pfennig. 


258)  Ich  habe  diesen  Ort  nicht  mit  Sicherheit  identifizieren  tcünnen. 

259)  Der  ,, Vater  der  Mineralogie".     Vgl.   über  ihn  Allg.    Deutsche   Biogr.    I,   143  ff. 

260)  Wohl  Johann  Schnabel.  Vgl.  über  ihn  u.  a.  Kraußold,  Geschichte  der  evangelischen 
Kirche  im  ehemaligen  Fürstentum  Bayreuth  S.  77. 

261)  Ulrich  von  der  Grün  (1483—1546)  wurde  1525  Konventor  in  Bindlach  (Bez.-A. 
Bayreuth)  und  trat  bald  darauf  zum  Luthertum  über.  Vgl.  Wächter,  General- Personal-Sche- 
matismus der  Erzdiözese  Bamberg  (1908)  Nr.  3452. 

262)  Georg  Heyderer  ist  einer  der  Reformatoren  im  Brandenburg- Kulmbachischen  und 
Bayreuthischen.  Er  war  1528  nach  Kulmbach  berufen  worden  und  wenige  Wochen  darauf 
nach   Gesees  gezogen.     Vgl.    Kraußold  a.  a.  O. 

263)  Über  den  blinden  Volksdichter  Jörg  Graff,  der  hier  wohl  gemeint  ist,  habe  ich  im 
Euphorion  IV,  457  ff-  gehandelt.  Vgl.  ferner  Alfred  Götze  in  der  Zeitschrift  für  den  deutschen 
Unterricht   XXVIl  (1913)  2.    Heft. 

264)  Fraglich,  welcher  Ort  gemeint  ist,  ob   Fritzlar? 

265)  Wohl  ein  Verwandter,  vielleicht  der  Vater  eines  Gregor  Goltschmid,  der  als  in  Frank- 
furt wohnhaft  in  einem  Meßregister  Sigmund  Feyerabends  vom  Jahre  1565  erscheint.  Vgl. 
Archiv  f.   Gesch.  d.  deutschen  Buchhandels  IX,  20. 

266)  Wohl  jener  Cunrat  Rösch  oder  Rosch,  der  1508/9  in  Basler  Akten  als  des  Druckers 
und  Buchführers  Wolfgang  Lachners  Knecht,  d.  h.  Geselle,  erscheint.  Vgl.  Archiv  XIV,  38 
Nr.   1835  und  1837- 

267)  Wird  von  Braun  in  seiner  Geschichte  der  Buchdrucker  und  Buchhändler  Erfurts 
im    15.— 17.   Jahrhundert  (Arclüv   X,  59  ff.)  nicht  genannt. 


150  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND   KUNSTII ANDELS  IN   NÜRNBERG. 

Item  0  ß  w  a  1  d.  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  P  f  o  r  z  h  :i  i  in,  siben  ,c:iilden  fünff  pfiind 
aclilzelkMi  pÜMiiiii;-. 

Ik'iii  Hanns  1-  o  c  r -'''''),  b  n  c  li  f  ü  r  e  r    von  M  a  i  ,i;'  d  b  u  r  ,u\  acht  ,t;iilden. 

Itt'in  \"  i  c  0  n  z  P  li  a  ,i;'  r  i  s,  b  n  c  li  f  ü  r  c  r  von  C  o  s  1  n  i  t  z,  zehennilialben 
giilden. 

Item  der   li  c  e  n  t  i  a  t    von  AI  a  r  p  n  r  ,i;-   fünff  pfnnd  aclitzehen  pfenni,i,^ 

Item  W  0  1  f  f  P  r  e  u  n  1  e  i  n  - "^  •*),  b  u  c  li  f  ü  r  e  r  von  A  u  ,tr  s  p  n  r  sj:,  sechst- 
lialben  giilden. 

Item  H  r  li  a  r  d ,  b  n  c  h  f  ü  r  e  r  von  H  i  1  p  e  r  li  a  u  s  e  n  ,  zwen  gnlden 
ain  ortt. 

Item  B  a  r  1  h  e  1  V  o  i;:  1  - " "),  b  u  c  li  f  ü  r  e  r  von  W  i  1 1  e  n  n  b  e  r  g,  dritt- 
lialben  gülden. 

S  u  m  m  a  s  ii  m  m  a  r  u  ni  aller  g  e  w  i  ß  e  n  schul  d  t  thut  zusamen 
hundert  fünffundachtzigk  gülden  zway  pfund  neunundzwainzigk  pfenig. 

S  u  m  m  a  s  u  m  m  a  r  u  m  aller  habe  ii  n  n  d  t  g  ü  e  t  e  r  I  i  g  e  n  n  d 
und  V  a  r  e  n  n  d  an  bücher  in  kremen  und  an  den  gewisen  schulden  thut  lautter 
zusamen  gerechenntt  neunhundert  vierundachtzig  gülden  acht  pfund  zwen  pfennig 
ain  lialler. 

Volgen  hernach  die  gegenschuldt,  so  ich  a  u  f  f  a  b s  t  e  r  b  e  n  m  e  1  n  s 
h  a  u  ß  w  i  r  t  s    seligen   schuldig   g  e  w  e  s  t    bin: 

Item  dem  Christian  E  g  e  n  o  I  p  h  o  - "  ^),  b  u  c  h  d  r  u  c  k  e  r  zu  Straß- 
burg, pleib  ich  schuldig  siben  gülden. 

Item  dem  A  r  n  o  1 1 1-'-)  von  C o  1  n    vierzehen  gülden. 

Item  dem  P  e  t  r  o  Q  u  e  n  1 1  - " ^)  von  Köln,  b  u  c  h  d  r  u  c  k  e  r,  ainund- 
dreissigk  gülden. 

Item  Hanns  C  o  1  e  r^'*)  von  Wo  r  m  b  s  fünffzehen  gülden. 


268)  Vgl.  über  ihn  Albrecht  Kirchhoff,  Die  Entwicklung  des  Buchhandels  in  Leipzig 
(1885)  S.  14  und  24  und  derselbe  im  Archiv  XIV,  350  ff. 

269)  Der  Buchführer  Wolf  Präunlein  stammte  zwar  aus  Augsburg,  war  aber  damals 
bereits  in  Leipzig  angesessen.  Vgl.  über  ihn  Archiv  f.  Gesch.  d.  deutschen  Buchhandels  an 
vielen  Stellen  (s.  d.   Registerband). 

270)  Über  diesen  bekannten  Buchhändler  vgl.  man  ebenfalls  den  Registerband  zum 
Archiv  f.   Gesch.  d.  deutschen  Buchhandels. 

271)  Der  bekannte  Buchdrucker,  der  erste  seines  Namens,  der  1529  und  1530  noch  in 
Straßburg  ansässig  war  und  daselbst  druckte,  sich  dann  aber  in  Frankfurt  a.  M.  niederließ, 
um  dort  die  erste  ständige  Buchdruckerei  zu  begründen.  Vgl.  H.  Grotefend,  Christian  Egenolff 
(1881)  S.  14.  Archiv  für  Geschichte  des  deutschen  Buchhandels  V  (1880)  S.  15,  18.  Panzer 
Ann.   VI,  116. 

272)  Wahrscheinlich  der  Kölner  Buchdrucker  Arnd  von  Aich,  der  von  1514  bis  1536 
druckte.     Vgl.  über  ihn   Ennen  in  der  Allgem.    Deutschen  Biogr.    I,  165. 

273)  Der  bekannte  Kölner  Buchdrucker,  über  den  man  u.  a.  die  Allgem.  Deutsche  Biogr. 
XXVII,  38  vergleiche.  S.  auch  Panzer  Ann.  XI,  208  und  608  bezw.  unter  den  dort  ange- 
gebenen Jahren. 

274)  Hans  Coler  scheint  kein  Buchdrucker  gewesen  zu  sein,  denn  sein  Name  findet  sich 
weder  bei  Panzer  noch  etwa  bei  F.  W.  E.  Roth,  Die  Buchdruckereien  zu  Worms  im  XVI.  Jahr- 
hundert. 


VON   DR.  THEODOR   HAMPE.  151 


Item  Johann  F  a  b  er'-"  ■'),  b  u  c  h  drucke  r  von  F  r  e  y  b  u  r  k',  vierdt- 
halben  gülden. 

Item  H  a  i  n  r  i  c  li  P  e  t  e  r-^**)  von  Basel  vierzehenndthalben  giilden. 

Item  J  0  h  a  n  n  Setze  r- '  ■^)  von  H  a  g  e  n  a  u  achtundfünffzig  gülden. 

Item  Balthasar  P  e  c  k-"'*)  von  S  t  r  a  ß  b  u  r  g  fünffthalben  gülden. 

Item  Johann    Setter-"^)  von  Co  In  [212a]  zwen  gülden. 

Item  Johann  Schott-^"),  b  n  c  h  d  r  u  c  k  e  r  von  S  t  r  a  ß  b  u  r  g, 
fünffundzwainzigk  gülden. 

Item  Iffo  Sehet  fer-^^)  von  Mennz    vierzehennthalben  gnlden. 

Item  Andreas  C  r  a  t  a  n  n  d  e  r  -  *  -),  b  n  e  c  h  d  r  u  c  k  e  r  zu  Basel, 
zwelff  gülden. 

Item  Johann  G  r  o  n  i  n  g  e  r  - ^ ^),  b  u  c  h  d  r  u  c  k  e  r  zu  S  t  r  a  ß  b  u  r  g, 
zehen  gülden. 

Item  Jörgen  U  1  r  i  c  h  -  ^  ^)  von  Straßburg  dreyssig  gülden. 

Item  C  h  r  i  s  t  i  a  n-*^^)  von  Baris  acht  gülden. 

Item  A  n  n  d  r  e  a  s  W  e  i  n  g  a  r  1 1  e  n-^*')  von  Basel   neundthalben  gülden. 


275)  Von  Johannes  Enimaus  Faber  aus  Jülich,  der,  bevor  er  1529  nach  Freiburg  über- 
siedelte, in  Basel  druckte,  finden  sich  bei  Panzer  Drucke  aus  den  Jahren  1526 — 1 536  verzeichnet. 
Vgl.  Panzer,  Ann.  XI,  206,  211  und  608,  6O9.  Im  übrigen  vgl.  man  Allg.  Deutsche  Biographie 
VI,  493  f. 

276)  Über  des  Henricus  Petrus  Drucke  seit  1523  vgl.  Panzer  Ann.  XI,  206  und  608  und 
unter  den  betreffenden  Jahren.  Er  hatte  Arzneiwissenschaft  studiert,  übernahm  aber  nach 
seines  (aus  Franken  stammenden)  Vaters  Adam  Petri  Tode  die  Baseler  Druckerei,  wurde  nach- 
mals von  Kaiser  Karl  V.  in  den  Adelsstand  erhoben  und  starb  1579  (Ersch.  u.  Grubers  Enzy- 
klopädie III,  19  S.  296). 

277)  Über  des   Joannes  Secerius  Drucke  s.   Panzer  Ann.    XI,  212  und  609. 

278)  Über  den  Straßburger  Buchdrucker  Balthasar  Beck  (Bockh),  um  1528—1544, 
s.  Archiv  f.   Geschichte  d.  deutschen  Buchhandels  V,  15,  29,  78,  94. 

279)  Wohl  identisch  mit  ,, Joannes  Soter  alias  Heil",  dessen  Drucke  von  1518  bis  1536 
Panzer  Ann.   XI,  208  und  608  aufzählt. 

280)  Vgl.  Panzer  Ann.  XI,  204  und  6O7  und  die  daselbst  verzeichneten  Jahre  (1501  — 1536); 
ferner  Archiv  f.  Gesch.  d.  deutschen  Buchhandels  (Register  z.  Bd.  I— XX);  Allgem.  Deutsche 
Biographie  32.  Bd.  S.  402  ff.  Charles  Schmidt,  Martin  (1481  —  1499)  &  Jean  (1500—1544) 
Schott  (Repertoire  Bibliographique  Strasbourgeois,   Heft  II,  I893). 

281)  Zu  Ivo  Schoeffer  vgl.  Panzer,  Ann.  XI,  218  (ein  Druck  von  1536);  Archiv  f.  Gesch. 
d.  deutschen   Buchhandels   XVI II,   16  und  17  (1532-1533)- 

282)  Gratanders  Drucke  verzeichnet  Panzer  Ann.  XI,  206  und  608  (aus  den  Jahren  1518 
bis  1536).  Vgl.  über  ihn  Archiv  f.  Gesch.  d.  deutsciien  Buchhandels  (Registerband);  Allg. 
Deutsche   Biographie  47-    Bd.    S.    540  f. 

283)  Über  Johannes  Grüninger  vgl.  Panzer  Ann.  XI,  204  und  6O7  (Drucke  aus  den  Jahren 
1501  —  1529),  Arch.  f.  Gesch.  d.  deutschen  Buchhandels  (Registerband);  Allg.  Deutsche  Biogr. 
X,  53  ff.;  Charles  Schmidt,  Jean  Grüninger  1483-1531  (Repertoire  Bibliographique  Stras- 
bourgeois  Heft  I). 

284)  Über  Georgius  Ulricher  (Andlanus)  vgl.  Panzer  Ann.  XI,  204  und  607  (Drucke  aus  den 
Jahren   1529—1536);    Archiv  f.    Geschichte  d.   deutschen   Buchhandels  V,   15,  91- 

285)  Wohl  Christianus  Wechel,  der  nach  Panzer,  Ann.  XI,  223  und  611  in  Paris  seit  1526, 
und  nach  Arch.  f.  Gesch.  d.  deutschen  Buchhandels  (s.  Register)  etwa  bis  zur  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts druckte;    oder   Nikolaus  Chretien  ?     Vgl.    Panzer  S.  224. 

286)  A.   W.  kommt  unter  den  Baseler  Druckern    nicht  vor. 


152  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BUCH-  UND   KUNSTHANDELS  IN  NÜRNBERG. 

Item  J  h  e  r  o  n  i  in  o  F  r  o  b  e  n  i  o-^ ")  von  Basel    achlzelien  ^iilJcn. 

Item  dem  G  o  l  t  li  a  r  d  t  e  n-^'^)  von  C  ö  1  n  neun  ,t,niklen. 

Item  C  r  i  s  t  o  t  r  e  n  V-  r  o  s  c  h  a  u  e  r  -  ^^ ")  von  Z  ü  r  cli  achtunddreissigk 
i^ulden. 

Item  T  h  o  m  a  Wol  f  f -"")  von  Basel  drey  gülden. 

Item  Hanns  S  c  h  w  e  i  n  i  t  z  e  r,  [oder  Schwenntzer  ?]  - " ^),  b  u  c  h  d  r  u  c  k  e  r 
von  A  u  g  spur  g,  zwen  gülden. 

Item  1 1  a  i  11  r  i  c  h  S  t  a  i  n  e  r - ^ -),  b  u  c  h  d  r  u  c  k  e  r  von  A  u  g  s  p  u  r  g,  vier 
gülden. 

Item  Johann  B  e  b  e  1  i  o-^^)  von  Basel    dritthalben  gülden. 

Item  dem  J  o  b  s  t  e  n  G  u  t  k  n  e  c  h  t^»^)  zu  N  ü  r  m  b  e  r  g  ailff  gülden. 

Item  Jörgen  Ketzel-^^)  ailffthalben  gülden. 

Item  H  a  n  n  s  e  n  G  r  u  n  e  r^^^)  z^  N  ü  r  m  b  e  r  g  sibennthalben  gülden. 

Item  der  E  1  ß  p  e  t  h  P  i  n  s  t  o  c  k  i  n    zu  N  ü  r  m  b  e  r  g  fünft  gülden. 

Item  Ulrich  0  f  e  1 1  e  i  n  zehen  gülden. 

Item  den  e  e  h  a  1 1 1  e  n  im  haus  bin  ich  aller  schuld  schuldig  dritthalben 
gülden. 

Item  dem  N  i  c  I  a  u  s  e  n  M  e  1  d  e  n  m  a  n  -  ^  ^)  zu  Nürnberg  vierzelien 
gülden. 

S  u  m  m  a  s  u  m  m  a  r  u  m  aller  g  e  g  e  n  s  c  h  u  1  d  thut  vierhundert  sech- 
zehen  gülden  ain  halben.  So  ist  der  hab  aller,  wie  oblaut,  neunhundert  vierundachzig 
gülden  acht  pfund  zwen  pfennig  ain  haller,  die  gegenschuld  davon  gethan,  rest  noch 


2S7)  Drucke  des  Hieronymus  Frobenius  zählt  Panzer  XI,  206  und  608  aus  den  Jahren 
1520—1536  auf.  Er  war  der  Sohn  des  berühmteren  Johann  Proben.  Vgl.  Allg.  Deutsche 
Biogr.   VIII,   128;  Archiv,   Gesamtregister  S.   114  usw. 

288)  Unter  den  Kölner  Druckern  erscheint  keiner  mit  Namen  Gotthardt.  Ein 
Leipziger  Buchhändler  des  Namens  wird  zum  Jahre  1548  erwähnt  im  Arch.  f.  Gesch.  d.  deutschen 
Buchhandels   XII,  103,   XIII,  37- 

289)  Chr.  Fr. 's  Drucke  von  1523—1536  verzeichnet  Panzer,  Ann.  XI,  22?  und  612. 
Vgl.  im  übrigen  über  ihn  Allg.  Deutsche  Biogr.  VIII,  148  f.;  Arch  f.  Gesch.  d.  deutschen  Buch- 
handels, Registerband. 

290)  Th.  W.  druckte  nach  Panzer,  Ann.  XI,  206  und  608  von  1519—1535.  Vgl.  auch 
Arch.  f.   Gesch.  d.  deutschen  Buchhandels,   Registerband. 

291)  Ein  Drucker    dieses   Namens  findet  sich  bei   Panzer  nicht  verzeichnet. 

292)  Heinrich  Steiners  Drucke  erscheinen  nach  Panzer,  Ann.  XI,  205  seit  1528.  Er 
kommt  aber  bereits  1523  unter  den  Augsburger  Buchdruckern  vor.  Vgl.  Arch.  f.  Gesch.  d. 
deutschen    Buchhandels    VI,   252;   Zapf,  Augsburgs    Buchdruckergeschichte    Bd.    I    S.    XLVf. 

293)  Johann  Bebeis  Drucke  erscheinen  seit  1523.  Vgl.  Panzer,  Ann.  XI,  206  und  608. 
Vgl.  über  ihn  u.   a.  Allg.   Deutsche   Biogr.     46.   Bd.   S.  293  f. 

294)  Jobst  Gutknecht  druckte  nach  Panzer  Ann.  XI,  219  und  610  seit  1514.  Vgl.  über 
ihn  Allg.   Deutsche  Biogr.    X,  221. 

295)  Ein  Buchdrucker  dieses  Namens  findet  sich  bei  Panzer  nicht.  Es  handelt 
sich   wohl  um   ein   Mitglied  der  bekannten   Nürnberger   Ehrbaren    Familie. 

296)  Ein  Buchdrucker  dieses  Namens  kommt  in  Nürnberg  nicht  vor,  wohl  aber 
in   Ulm  (Joannes   Grüner)  mit  einem   Drucke  von   1523.     Vgl.   Panzer,  Ann.    XI,  233. 

297)  Der  bekannte  Nürnberger  Briefmaler  und  Formschneider,  über  den  man  die  bei 
Hampe,  Nürnberger  Ratsverlässe  (Quellenschriften  für  Kunstgeschichte  XI— XIII)  I  S.  206 
Anm.  angegebene  Literatur  vergleiche. 


VON  DR.  THEODOR  HAMPE.  153 


per  hab  und  ,e:Lieter  ausserhalb  der  uni;:ewißen  schulden,  die  hieher  nit  gerechnet  sein, 
f  ü  n  f  f  h  u  n  d  e  r  t  a  c  h  t  u  n  d  s  e  c  h  z  i  ,s:  k  ,c:  u  1  d  e  n  d  r  e  y  p  f  u  n  d  sechs 
u  n  d    z  w  a  i  n  z  i  g,  p  f  e  n  n  i  ,e:    a  i  n  halle  r. 

Ungewies  schuld,  so  man  mir  s  c  h  u  1  d  i  ,ir,  aber  ich  mich  der 
k  a  y  n  e  r  trösten  mag: 

Item  Hanns  Glaser  von  R  e  n  n  g  s  p  u  r  g  ist  mir  schuldig  achthalben 
undzwainzig  gülden. 

Item  Jörg  P  e  r  g  n  e  r    von   E  ß  1  i  n  g  e  n  acht  gülden. 

Item  der  L  a  n  n  g  Johannes,  b  u  c  h  f  ü  r  e  r   von  E  r  d  f  u  r  t,  vier  gülden. 

Item  Thoma  Lanng  [212b]  von  Erdtfurtt  fünffthalben  gülden. 

Item  C  r  i  s  t  0  f  f,  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  H  e  1  p  e  r  g,  ain  gülden. 

Item  Melchior  R  a  n  n  i  n  g  e  r  -  '^  ^),  b  u  c  h  d  r  u  c  k  h  e  r  zu  A  u  g  s  p  u  r  g, 
zwen  gülden. 

Item  Hanns,  bucht  ürer    von  S  p  e  i  r,  neun  gülden. 

Item  M  a  t  h  e  s,  b  u  c  h  f  ü  r  e  r    von  C  r  o  n  a  c  h,  siben  gülden. 

Item  V  a  1  e  r  i  a  n  u  s,  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  W  i  n  ß  h  a  i  m,  zwen  gülden. 

Item  M  i  c  h  e  1  M  0  1 1,  b  u  c  h  f  ü  r  e  r  von  A  i  d  s  t  a  1 1-^^),  dritthalben  gülden. 

Item  C  r  i  s  1 0  f  f  Lanng,  bucht  i.i  r  e  r  von  G  u  n  d  e  1  f  i  n  g  e  n,  dritt- 
halben gülden. 

Summa   aller  u  n  g  e  w  i  s  e  r  s  c  h  u  1  d  e  n    thut  sibennzigk  gülden. 

Weytters  und  merers  was  /"=  zveißj  ich  obemelte  Agnes,  L  i  n  h  a  r  d  e  n 
zur  A  i  c  h  seligen  nachgelassene  wittib,  nit  darzulegen,  doch  mit  der  neenlichen 
protestation  und  erpietung,  wo  ich  über  kurz  oder  lanng  mer  erfüre,  erfünde  oder 
geware,  durch  wenn  mir  dann  solchs  angezaigt  würdt,  es  wer  vil  oder  wenig,  in 
solcher  darlegung  gehörig,  dasselbig  auch  zu  diesem  inventario  zu  pringen  und  be- 
schreiben zu  lassen,  auch  disen  inventari  solcher  massen  mit  meinem  aid  zu  beteuren 
und  zu  bestettigen,  wo  mir  das  von  gerichts  wegen  wirdt  auffgelegt.    Actum  ut  supra. 

Disen  inventarium  hat  die  frau  mit  dem  ayde  in  beysein  der  Vormünder  vor 
gericht  betheurt  2  post  Barbare  5-  Dec.  1530. 


Anhang. 

1 .  D  e  r  N  ü  r  n  b  e  r  g  e  r  R  a  t  schreibt  a  n  W  i  g  a  n  d  (o  der  We  i  g  a  n  d) 
von  R  e  d  w  i  t  z,  Bischof   von    Bamberg:^**"): 

„Herrn  W  e  y  g  a  n  d  e  n  b  i  s  c  h  o  v  e  n  zu  Bamberg. 

Gnediger   herr,   als  wir   E.  f.  g.  verschiener   tag  unser  bürgere  Caspar  Wey- 
dels^oi)  und  Agnesen  von  der  Eych  halben  geschrieben,  haben  wir  itzo  euer  f.  gnaden 


298)  Vielmehr  Rammin,c;er.  Über  diesen  Augsbursjer  Buchdrucker,  der  bei  Panzer  nicht 
erscheint,  vgl.  Alfr.  Goetze,  Die  hochdeutschen  Drucker  der  Reformationszeit  (Straßburg  1905) 
S.  6  f. 

299)  D.  i.   Eichstätt. 

300)  Regierte  1522—1556. 

301)  Auch  über  Kaspar  Weide!  oder  Weidlin  ist  der  oben  zitierte  Aufsatz  von  Karl 
Schottenloher  im  Unterhaltungsblatt  des  Fränkischen  Kuriers  vom  15-  September  1912  zu 
vergleichen. 


154  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES   BUCH-   UND   KUNSTHANDELS  IN   NÜRNBERG. 

schrifftliche  antwort.  uns  danuiff  übersenndet,  in  untertenigkeit  empfangen  unnd 
verlesen  unnd  uns  nach  gestalt  derselben  [219b]  unser  bürgere  ungeverlichen  hand- 
lung  gar  nil  versehenn,  das  E.  f.  g.  Iren  verwandten  sollicli  ir  unfüglicli  unfreuntlicli 
furikMiien.  gegen  den  unsern  geübt,  soll  gebillicht  vil  weniger,  ul'l'  unser  bescheen 
anzeigen,  beharrt  haben;  wollen  uns  gegen  dem  wenigsten  H.  f.  g.  verwandten,  zuvor 
in  einer  solchen  ungeverlichen  sach,  darinnen  ye  unsers  achtens  ganz  nichlzit  ver- 
würckt  ist.  dergleichen  nit  gern  untersteen.  Unnd  als  E.  f.  g.  für  den  hogstenn  grund 
dieses  furnemens  der  romischen  key.  Mt.  unnsers  allergnedigsten  herrn  edict  unnd 
mandat,  uff  irer  key.  Mt.  erstgehaltem  reichstag  zu  Wormbs  ausgangen,  anziehen, 
erkennen  w  ir  uns  irer  key.  Mt.  als  unserm  rechten  natürlichem  herren  unnd  von  got 
verordenter  oberkeit  in  allem  dem,  das  unser  leib  und  gut  belangt,  sovil  yemer  möglich 
ist,  schuldige  untertenige  gehorsam  zu  laystenn,  wie  wir  auch  bißhere  getreulich 
gethan.  E.  f.  g.  wissen  aber,  wie  es  umb  sollich  irer  Mt.  ausgangen  edict  gelegenn, 
wie  beschwerlich  unnd  auff  was  unmügliche  haltung  auch  das  gestelt  ist,  unnd  ob 
demselben  in  E.  f.  g.  unnd  ander  herrschafften  gepieten  unnd  oberkeiten  gepieten 
bißhere  ye  gelebt  oder  zu  geleben  möglich  gewest  oder  noch  sey;  so  ist  ye  unwider- 
sprechlich,  das  seythere  desselben  keyserlichen  mandats,  des  nun  etlich  jar  vergangen 
sein,  unser  unnd  ander  herrschafften  unterthanenn  [220a]  in  E.  f.  g.  unnd  ander 
reichsstend  gebieten  ire  bücher  unverhindert  fayl  gehabt,  darumb  auch  nye  gestrafft, 
gerechtfertigt  oder  gewarnt,  vil  weniger  inen  vail  zu  haben  verbotten  worden  ist.  Aus 
was  ursachenn  soll  dan  itzo  die  zeit  sein,  dergleichen  scherpff  und  handlung  gegen  den 
unsern  unfursehenlich  furzunemen .''  Das  aber  diß  alles  die  warheit  unnd  sollich 
keyserlich  edict  nach  gestalt  der  leufft,  zeyt  unnd  personen  in  vil  weg  für  beschwerlich 
angesehenn,  so  ist  E.  f.  g.  unverborgen,  das  der  key.  Mt.  Statthalter,  auch  churfürsten, 
fürsten  unnd  andere  stennd  des  heiligen  reichs  uff  dem  reichstag,  in  unnser  stat  Nurm- 
berg  des  negst  verschienen  1523  jars  gehalten,  in  vil  artickelnn  messigung  gethan 
unnd  darauf  einen  versigelten  abschied  verfast,  auch  key.  mandat  allenthalben  in 
das  heilig  reich  ausgeen  lassen  haben,  unter  anderm  des  lautern  Inhalts,  das  alle  geist- 
liche und  weltliche  stennde  im  reich  mit  allem  möglichen  ernst  unnd  vleis  verfügen 
unnd  bestellen  sollenn,  allein  das  Heilig  Evangelion  nach  auslegung  der  schrifften, 
von  der  heiligen  christlichen  kirchen  approbirt,  in  iren  oberkeiten  zu  predigen,  mit 
einem  fernem  christlichen  annhang,  welchermassen  es  gegen  den  irrigen,  verfürischen 
Predigern  durch  die  ertzbischove  und  bischove,  uff  das  daraus  nit  verstanden  werden 
mocht,  als  wolt  man  die  evangelischen  warheit  verdrucken  und  verhindern,  [220b] 
soll  gehaltenn  werden,  desgleichen,  was  straf  die  geistlichen,  so  sich  verehlichen, 
unnd  nemlich  allein  verwürckung  irer  Privilegien,  freiheit,  pfründen  unnd  anders 
vermög  der  geistlichen  recht,  unnd  nit  gewaltige  fangknus,  leib-  und  todstraf  sollen 
gewarten;  item  was  fürohin  gedruckt  oder  fayl  gehabt  werde,  das  solchs  zuvor  durch 
yder  oberkeit  verordente  unnd  verstendige  person  besichtigt  unnd,  wo  darinn  mangel 
befunden,  dasselbig  zu  drucken  unnd  fayl  zu  haben,  bei  grosser  straf  nit  zugelassen, 
sonder  also  strenglich  verbotten  sein  solle.  Ist  nun  recht,  billich  oder  das  schuldig 
ampt  eins  yden  unterthanen  im  reych,  key.  Mt.  erstem  gebot  zu  gelebenn,  wie  es 
auch  bei  E.  f.  g.  angesehenn  unnd  geacht  werden  will,  warumb  ist  dan  nit  auch  recht, 
ja  vil  billicher,  das  zu  halten  unnd  zu  volziehen,  so  das  annder  unnd  jünger  keiserlich 
mandat  unnd  der  reichsstennd  wolbedechtlicher  abschied,  den  sy  nit  on  vernünfftig 


VON   DR.  THEODOR   HAMPE.  155 


christlich  ursach,  wie  gehört,  gemessigt,  beschlosenn  unnd  auff  einen  christlichen 
möglichen  grundt  gestelt  haben,  mit  sich  bringt  unnd  vermag.  Wollen  auch  hiemit 
in  eins  yeden  standts  gewissen  und  zu  derselben  Verantwortung  gegen  got  unnd  den 
menschen  gestelt  haben,  ob  und  wie  bißhere  solchem  abschied  unnd  keyserlichem 
mandat  gelebt  sei.  Das  ist  aber  ye  die  warheit,  das  unnsere  bürger,  der  Weydel  und 
Agnes  von  der  Aich,  solchem  mandat  stracks  nachgangen  und  bei  E.  f.  g.  verwandten 
und  verordenten  statlich  [221  a]  gesonnen  haben,  ire  warhe  und  bücher,  darunter  sy  ires 
anzeigens  für  sich  selbs  nichts  streflichs  gewist  oder  mit  geverlichem  fursatz  in  E.  f.  g. 
stat  Bamberg  gefürt,  zu  besichtigen,  mit  dem  erbieten,  was  irrigs,  schmelichs  oder 
strafwirdigs  erfunden  werde,  wollen  sy  nit  alleyn  vom  weg  thun,  sonnder  auch  auff 
E.  f.  g.  gesynnen  gantz  nichtzit  zu  Bamberg  fayl  haben,  welches  aber  E.  f.  g.  halb 
verblieben,  zudem  das  sy  sich  auch  mit  irem  eyd  zu  erhalten  erbieten,  das  sy  von 
einleben  E.  f.  g.  verbot,  oder  das  dieses  ir  faylhaben  wider  E.  f.  g.  sein,  vil  weniger, 
das  sy  in  crafft  des  anfenglichen  key.  edicts  darumb  ein  straf  gewarten  solten,  einich 
wissen  gehabt.  Unnd  ob  das  alles  nit  were,  dannoch  solten  die  gemeinen  freyheiten 
sondrer  jarmerckt,  messen  oder  kirchtag,  wie  E.  f.  g.  dem  namen  geben,  dero  sich 
die  handtirer  on  vorgeende  sonderliche  warnung  nit  unbillich  zu  freuen  und  zu  ver- 
trösten haben,  nit  unzeitlich  einer  andern  gestalt  bedacht  werden,  dan  also  unfreuntlich 
gegen  derselben  handtirer  oder  verkaufter  leyben  und  gütern,  als  ob  sy  todtwirdige 
Sachen  verwürckt  heften,  zu  handelnn.  Unnd  ob  wol  der  principaln  unnd  haupt- 
sacher Personen  hirinn  was  verhandelt:  mit  was  fug,  glympf  oder  billigkeit  wirdet 
aber  gegen  den  armen  schwangern  weibspildern  und  jungen  unwissenden  dienern, 
so  hierinn  [221b]  nichtzit  verschuldt  habenn,  gehandelt  ?  Were  auch  unsers  achtens 
mere  dan  gnug,  die  bücher,  darumb  die  straf  furgenumen,  an  denen  auch  den  armen 
leuten  ir  narung  gelegen,  zu  sich  zu  nemen,  und  vil  billicher  und  minder  verkerlicher, 
das  diese  straf,  wo  die  für  recht  und  gleichmessig  angesehen,  gegen  E.  f.  g.  bürgern 
zu  Bamberg,  so  bißhere  etwa  vil  bücher,  die  wir  bei  uns  zu  drucken  nit  zulassen  wollen, 
öffentlich  gedruckt,  mit  häuften  verkaufft  unnd  fayl  gehabt  haben,  und  nit  [mit] 
den  unseren  angefangen  unnd  furgenumen  wurde,  darumb  wir  auch  aus  allen  erzelten 
und  andern  vernüfftigen  Ursachen  diese  furgenumene  unser  bürger  straf,  zuvor  in 
ansehung  ungeverligkeit  irer  Sachen,  keiner  andern  gestalt  dan  für  ein  ungenedige, 
unnachparliche  unnd  unfugliche  handlung.  der  wir  uns  bei  E.  f.  g.  gar  nit  versehenn 
auch  umb  dieselben  keins  wegs  verdient  haben,  urteilen  mögen,  weyl  doch  nymant 
unwissend  sondigen  mag,  vil  weniger  unwissend  soll  gestrafft  werden ;  und  ist  darumb 
nochmalen  an  E.  f.  g.  unser  untertenig  bit,  E.  f.  g.  geruchen,  diesenn  handel  einer 
andern  unnd  gnedigern  weiß  zu  bedencken  und  sich  die,  so  hirinnen  zu  weyt  ge- 
lauffen  sein  und  nun  gern  vil  Ursachen,  sich  damit  zu  schützen,  sichern  wolten,  nit 
dahin  füren  lassen,  angezeigte  straf  wider  die  unsern  zu  beharren,  sy  auch  zu  einicher 
pflicht,  die,  wie  E.  f.  g.  und  ein  yder  verstendiger  ermessen  können,  einem  yden  oder 
ye  dem  meystenteil  [222a]  aller  reichsunterthanen  zu  laisten  unmüglich  ist,  nit  zu 
müssigen,  sonnder  diesen  handel  für  ungeverlich,  als  er  auch  warlich  ist,  zu  achten 
unnd  der  unnsern  leyb  und  gütere  ledig  zu  geben.  Das  wollen  wir  umb  E.  f.  g.  unter- 
teniglich  verdienen. 

Datum  eritag,  29  Mail  1526." 

[Kgl.  Kreisarchiv  Nürnberg,  Briefbücher  Band  92,  Blatt  219a— 222a.] 


156  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES   BUCH-  UND   KUNSTHANDELS   IN   NÜRNBERG. 


:.  D  e  r  s  e  1  b  e  s  c  h  r  e  i  b  t   a  ii  denselben: 

..II  e  r  n  \V  e  y  li'  a  n  d  e  n  b  i  s  c  h  o  v  e  n  zu  B  :i  in  b  e  r  ,c:. 
Ciiiedii^er  lierr.  1:.  f.  jr.  wideranlworl.  belan,i;end  Casparn  Weydel  und  A.u'iiesen 
von  der  Aicli.  uns  ilzo  auf  unser  jüngstes  schreiben  zugesandt,  haben  wir  unterleni,i;hch 
vernuinen  unnd  können  ye  aus  derselben  E.  f.  g.  schrifften  kein  verwürcklich  ursach 
oder  geverde  befinden,  welche  die  angezeigten  personen  zu  einicher  straf  nicigen  ver- 
pflichten, ungezweifelter  Zuversicht,  wo  E.  f.  g.  diesen  handel  mit  vleis  bewegen, 
die  werden  aus  allen  [13b]  umbstenden  unnd,  wie  sich  ein  yeder  des  aus  der  vernunfft 
selbs  zu  weysen  hat.  nit  schwere  mögen  erinndern,  das  dieselben  unsere  verwandten 
hohe  bewegung  haben,  sich  dieses  gegen  inen  gebrauchten  furnemens  zum  hogsten 
zu  beschweren:  dan  das  ist  offenbar  unnd  erpieten  sich  die  gestrafften  unsere  ver- 
wandten das  mit  irem  eyd  zu  erhaltenn,  das  sy  auff  einich  bepstlich  oder  keiserlich 
edict  doch  gar  kein  fursorg  gehabt,  das  sy  von  E.  f.  g.  verbot  nit  gewist,  sich  auch 
E.  f.  g.  ungnad  oder  straf  dißmals  ganz  nit  versehen,  das  sy  auch  von  keinem  E.  f.  g. 
verwandtem  oder  yemant  anderm  irs  faylhabens  halben  nit  gewarnt  seyen.  So  kan 
ye  nit  vermeynt  werden,  das  sy  für  sich  selbs  on  vorgeende  warnung,  verpot  oder 
ansag  begert,  alle  ire  bücher  zu  besichtigen,  mit  dem  angehefften  erbieten,  wo  dieselben 
bücher  gar  oder  zum  teil  bei  E.  f.  g.  oder  durch  ire  verwandten  für  beschwerlich  solten 
geacht  werden,  das  sy  nit  allein  dieselben,  sonder  andre  ire  bücher  unnd  warhe  gar 
nit  fayl  haben  wolten;  unnd  können  nit  liedencken,  was  doch  die  unsern  ferrer  heften 
thun  oder  sich  erbieten  sollen.  Wir  wollen  der  meß  freiheiten  und  Sicherheiten,  der 
sicli  ein  yeder  werbender  man  nit  unbillich  soll  vertrösten,  zuvor,  wo  er  sich  auf  das 
gemein  pfleglich  unverbotten  faylhaben  aller  ander  kremer  nichts  zu  besorgen  hat, 
geschweigen,  und  ist  auff  flehlich  ansuchen  unser  verw^andten  an  E.  f.  g.  nochmalen 
unser  untertenig  bit,  die  wollen  diese  arme  leut  einer  gnedigern  [14a]  und  andern 
weiß  dann  bißhere  bedencken  und  verfügen,  das  das  freulein  und  ire  bürgen  der  auf- 
gelegten straf  der  20  f.  erlassenn  unnd  die  genumen  bücher  den  unsern  widerumb 
zugestelt  werden,  dan  wo  das  nit  beschicht,  weyl  inen  dan  irs  statlichen  anzeigens 
uf  solchem  ir  entlich  verderben  stet,  seyen  wir  fürwar  sorgfeltig,  diese  personen  als 
verdorben  leut  mochten  aus  solchem  beharrlichen  abschlag  ursach  schöpften,  sich 
des  einer  andern  weiß  dan  bißhere  zu  beschweren.  Darumb  geruchen  sich  E.  f.  g. 
in  solchem  gnediglich  und  dermassen,  wie  unser  untertenig  vertrauen  stet,  zu  er- 
weysen;  wollen  wir  umb  E.  f.  g.  gantz  unterteniglich  verdienen. 

Datum  donerstag  7.  Junii  1526." 

[Ebendaselbst,  Brief  bücher  Band  92,  Blatt  13  a— 14a] 

3.  Der   Rat  zu   Nürnberg  s  c  li  r  e  i  b  t  an  den   Rat  zu  Straß- 
burg: 

„Besonder  lieben  und  guten  freund,  E.  w.  haben  uns  vergangner  tag  geschrieben 
betreffend  die  schulden,  so  unsere  bürger  Linhart  von  der  Aich  und  Marx  Kiener 
E.  fürsichtigkeit  bürger  Hansen  Knoblauch,  buchdrucker,  hinderstellig  schuldig 
sein  sollen;  haben  wir  alles  Inhalts  vernumen  unnd  hat  Linhart  von  der  Aich  unserm 
Jüngern  bürgermeister  [gelobt  od.  dcrgl\  sich  auf  negstkumend  Franckforter 
fastenmeß  seiner  schuld  halb  mit  E.  w.  bürger  zu  seinem  volligen  benügen  zu  ver- 
tragen, des  auch  dieser  briefzeiger,  E.  w.  bürgers  gesandter  pott,  gesettigt  gewesen. 
So  ligt  Marx  Kiener  dißmals  umb  einen  bürgerlichen  begangen  handeil  uff  einen 


VON  DR.  THEODOR  HAMPE. 


157 


thurn,  also  das  dieser  pot  uf  dißmal  mit  inie  nichts  hat  handehi  mögen;  wolten  wir 
E.  Fürsichtigkeit,  der  wir  zu  freuntschafft  und  allem  dinstlichen  willen  ganz  geneigt, 
nit  verhalten.     Datum  donerstag   14   Februarii    1527." 

[Ebendort,  Briefbücher  Band  95,  Blatt  24b] 

4.  Der  N  ü  r  n  1)  e  r  g  e  r   Rat  b  e  schließt: 

Tercia  2  1.  Januarii  15  28:  „Linharten  von  der  Eych  soll  man  seyn 
genomene  bücher  wider  schaffen,  sie  seyen  hie  oder  zu  Frannckfurt." 

[Ebendort,  Ratsverlässe  1527/1528,  Faszikel  X,  Blatt  22b.] 

Sexta  21.  Februarii  1528:  Die  bücher  von  Franckfurt,  betreff ent 
ein  prophecei  des  babstumbs  halb,  sol  man  vom  fuerman  annemen  und  damit  han- 
deln, wie  negst  di  meynung  gewest,  nemlich  Lynharten  von  der  Aich  zustellen. 

[Ebendort,  Ratsverlässe  1527/1528,  Faszikel XI,  Blatt  30a.] 


MÜNZPRODUZENTEN  DES  MITTELALTERS') 
VORNEHMLICH    IM  GELÄNDE   DES   HEUTIGEN  BAYERNS. 

Von  J.  V.  KULL  in  München. 

Der  Bei  rieb  des  Münzwesens  ist  erst  in  neuerer  Zeit,  besonders  seit  Ende  des 
Lilten  römischen  Reiches  deutscher  Nation  und  Aufhebung  der  vielen  geistUchen, 
sumdesherrhchen  und  reichsstädtischen  Mi.inzregale  staatlich  geworden.  In  frühester 
Zeit  haben  dasselbe  in  Bayern  sachkundige  Unternehmer,  später  die  Mimzer- Haus- 
genossenschaft in  Regensburg,  die  Pfandbesitzer  und  Dirigenten  der  Reichsmünz- 
stätten, oder  beeidigte  Münzmeister  gegen  Entrichtung  des  bedungenen  Schlag- 
schatzes, einer  Pachtsumme,  oder  pfandrechtlich  besorgt. 

Wie  bereits  auf  den  Münzen  der  Merowinger  die  Produzenten  kenntlich  ge- 
macht wurden,  so  auch  tragen  die  Silberdenare  der  Bayernherzöge,  beginnend  mit 
Arnulf  (911— 937)  bis  Heinrich  V.  dem  Moseler  (t  1026),  inmitten  der  Kirche  auf  der 
Rückseite  einzelne  nicht  zur  Umschrift  gehörende  Silben  oder  Buchstaben,  welche 
den  Unternehmer  anzeigen  sollen.  Die  meisten  Abkürzungen  lassen  Namen  italie- 
nischer Herkunft  vermuten.  Die  Denare  der  Münzstätte  Regensburg  — 
Regina  civitas  —  haben  anfänglich:  GOT,  OZI,  ENCI,  WO,  WOL,  CVN,  RAT, 
ECCHO,  ARPO,  ELLIN,  ECCI,  PER;  später  mit  teilweiser  Wiederholung  der  vorigen 
Merkzeichen:  ADAL,ANZO,  QVAL,  SIGI,  ACIZO,OCCI,  CONR,  CVNNO,  WI,  WICI, 
RAT.  Die  Denare  von  Ch  am  im  Nordgau  —  Campa  civitas  —  haben:  WI,  WIL, 
ANA,  PER  und  PERD,  ROZ,  HECIL  HERE;  N  ab  bürg  —  Nappa,  Nappurga 
civitas  —  ANA,  PER,  WI,  WIL;  N  e  u  n  b  u  r  g  vorm  Wald  —  Nivenpurg  —  DIOT, 
ANA,  endlich  Salzburg  —  Invavum,  luvavo  civitas  —  A  .  M,  PER,  WA,  WI, 
FRIZO,  CHO,  OHO,  der  viel  enkorrumpierten  Aufschriften  nicht  zu  gedenken,  welche 
bei  der  Menge  von  „Nachmünzen"  erklärlich  sind.  Die  gleichzeitigen  Produkte 
des  Hochstiftes  Augsburg  tragen  außer  IMMO  —  ca.  1005—1029  —  AZO,  ENCI, 
WI,  diejenigen  von  F  r  e  i  s  i  n  g  PERD,  Namen,  welche  wir  bereits  mehrfach  auf  den 
herzoglichen  Denaren  gelesen  haben-).  Der  Schlagschatz  oder  die  Abgabe  für  die 
damalige  Benützung  der  Münzstätte  kann  nicht  groß  gewesen  sein.  Eigene  Berg- 
werke fehlten  und  die  Beschaffung  des  Silbers  lag  zumeist  in  den  Händen  von  Kauf- 
leuten, welche  die  bayerisch-nordgauischen  Münzschmieden  zur  Prägung  von  Denaren 


1)  Das  Mittelalter  für  die  deutsche  Numismatik  beginnt  mit  dem  Eintritt  der  Karo- 
linger und  endet  mit  dem  15.  Jahrhundert,  so  daß  wir  die  Zeit  der  Hohenstaufen  als  die  Schei- 
dung für  das  frühe  und  späte  Mittelalter  bezeichnen  können. 

2)  Dannenberg,  Die  deutschen  Münzen  der  sächs.  und  fränkisch.  Kaiserzeit.  Berlin, 
1876,  und  Nachträge.  —  Grote,  Münzgeschichte  Bayerns  usw.,  Hannover,  1869.  —  Kuli, 
Repert.  zur  Münzkunde  Bayerns.     München  189O— 1906.     S.  688—744. 


VON  J.  W.    KULL.  159 


für  den  Außenhandel  benützen  ließen.  Archivalische  Bele,i!;e  sind  nicht  vorhanden. 
Erst  zu  Beginn  des  späteren  Mittelalters  werden  urkundlich  die  Münznieister  von 
V  0  h  r  i  n  g  -  M  ü  n  c  h  e  u''):  Conradus  ca.  1150—1158,  Wernhart  vor  1168,  Engel- 
scalcus  um  1168,  Conradus  filius  Engelscalcus  bis  1190;  vom  Hochstift  Passau^): 
Gerold  1112,  Adalrich  Eggolf  1150,  Duringo  1158,  Udalschalk  1190,  Irnfridus  1209, 
dazu  die  weiteren  Passauer:  Urban  Gundacker  1298,  Ulrich  Holzhaymer  1324,  Urban  1 1 
Gundacker  1350,  Thomas  Motz  1438,  Ulrich  Ruef  1459,  Michel  Tangl  1471  genannt. 
Das  Erzstift  Salzburg,  bis  zum  Beginn  des  19-  Jahrh.  Bestandteil  des  alten  Reichs- 
kreises Bayern,  hat  zu  Laufen  a.  Salzach  1150—1170  durch  Wichpoto,  in  Salz- 
burg durch  Walchun  1250,  Gilliger  1355—1377,  Hans  Goldlein  ca.  1377,  später 
durch  Konrad  Decker  und  um  1500  durch  Konrad  Eber  — vgl.  Zeller  in  der  Wiener 
Numism.  Zeitschr.  XX  (1888).   S.  401  —  mimzen  lassen. 

Einen  wichtigen  Abschnitt  für  die  Münzgeschichte  Altbayerns  bildet  die  Tätig- 
keit der  M  ü  n  z  e  r  -  H  a  u  s  g  e  n  0  s  s  e  n  in  Regens  b  u  r  g,  einer  Gesellschaft 
von  angesehenen  Bürgern,  die  mit  verbrieften  Vorrechten  ausgestattet,  Silberkauf 
und  die  Fabrikation  in  mehreren  lokalen  Münzschmieden  gegen  Entrichtung  des 
vereinbarten  Schlagschatzes  besorgten.  Am  zahlreichsten  waren  die  Genossen  aus 
den  Familien  der  Gumbrecht,  Thundorfer,  Magseid,  Lautwein,  Ernst,  Sittauer,  Ingol- 
stetter,  teilweise  durch  Generationen  vertreten.  Münzherren  sind  die  Herzöge  von 
Bayern  gemeinschaftlich  mit  den  Bischöfen  von  Regensburg  bis  zu  den  letzten  Regenten 
der  Linie  Bayern-Holland  ca.  1425  gewesen.  Als  Münzmeister  oder  Vorstände  der 
Genossenschaft  bis  gegen  1391  werden:  Rudgerus  1207,  Ulricus  1235,  Gumpertus 
1247,  Fridericus  filius  Henrici  1263,  Lucho  1281,  Heinrich  Straubinger  t  1318,  Gum- 
brecht an  der  Haid  1318,  Ortlieb  Gumbrecht  1322,  Konrad  Thundorfer  um  1345, 
Berthold  Ingolstetter  1345—1356,  Albrecht  Zant  und  Karl  Maeller  ca.  1357,  Diepolt 
Frumolt  1359,  Heinrich  Gumbrecht  136O,  Stephan  Ingolstädter  und  Hans  Ingol- 
stetter ca.  1390  genannt^).  Die  lebhafte  Münztätigkeit  der  Genossen  noch  unter 
Herzog  Heinrich  L  von  Niederbayern  (seit  1255)  und  seinen  Nachkommen  hat  mit 
dem  Ableben  des  letzten  Sprossen  dieser  Linie,  Johanns  L,  am  20.  Dezember  1340, 
einen  starken  Stillstand  erfahren.  Kaiser  Ludwig  IV.  vereinigte  die  verwaisten 
Lande  mit  Oberbayern  und  als  dessen  Söhne  am  3.  Juni  13 53  abermals  teilten,  waren  es 
die  Münze  und  alle  Rechte  zu  Regensburg,  welche  mit  „dem  tail  vor  dem  Wald,  da 
Kamb  und  Landaw  inne  liegt",  den  Herzögen  Wilhelm  I.  und  Albrecht  I.  von  Bayern- 
Holland  zufielen*^).  In  der  Zeit  von  1340  bis  1390  sind  keine  Anordnungen  bekannt, 
welche  auf  Neuprägungen  in  Regensburg  schließen  lassen.  Erst  am  16.  September 
1391  wurden  nach  Ratsprotokoll  acht  aus  dem  Rat  der  Stadt,  zehn  aus  den  Vierzigern 
zu  Hausgenossen  gewählt,  welche  Götz  den  Bräumeister  und  den  Kaufmann  M  a  t  h. 
R  u  n  t  i  n  g  e  r  mit  der  Fabrikation  der  Schlüsselpfenninge  —  vgl.  die  Medaillen  und 


3)  Mon.  Boica  IX  537  vgl.  VIII  477  und  Abhandl.  der  bist.  Klasse  der  K.  B.  Akademie 
der  Wissenschaften  II  99. 

4)  A.   Erhard  jr.,    Geschichte   und   Topographie    usw.    von    Passau.    ^     Verhandl.    des 
Histor.   Vereins  für  Niederbayern   XXXV  1. 

5)  W.  Schratz,  Urkunden,  Regesten  usw.  in  Mitt.  der  Bayer.  Nuni.  G.  III  S.  1.  —  Der- 
selbe,  Regensburg.  Rathszeichen.     Stadtamhof,  I883.     S.  25. 

6)  Quellen  und  Erörterungen  VI   S.  431. 


160   MCNZPRODUZENTEN   des  MITTELALTERS    VORNEMML.  IM  GELÄNDE  DES   HEUTIGEN  BAYERNS. 

iMünzen  des  GesainllKuiscs  Witteisbach  }27<^'>  bcliaiileii.  die  llerzcv;  Albrecht  der 
Jmiiie  im  Aullra,i;e  seines  N'aters  Albrechl  1.  (f  Mül)  inil  der  Stadt  aiil"  vier  Jahre 
vereinbart  hatte.  l:benso,  als  dieser  Vertrag  1395  auf  weitere  vier  Jahre  verlängert 
wurde.  Über  l:in:^elheilen  der  Produktion  dieses  Zeitabschnittes  geben  uns  die 
Einträge  aus  dein  c.eschättsbuche  Math.  Runtingers,  welche  Franz  Hbner  in  den 
A\itteilungen  der  Bayer.  Nuni.  Gesellschaft  III  S.  81  publizierte,  wertvolle  Auf- 
schlüsse, nicht  weniger  jene  Beilage  bei  Muffat  —  Beitr.  zur  Geschichte  des  bayer. 
Alünzwesens  S.  66  — ,  die  sich  über  Förmlichkeiten  und  Verrichtungen  der  Haus- 
genossen Regensburgs  verbreitet. 

Herzog  Ludwig  II.  der  Strenge  (f  2.  Februar  1294),  älterer  Bruder  Heinrichs  I., 
dessen  Nachfolge  wir  vorher  erörterten,  hat  nach  der  Landesteilung  vom  28.  März 
1255  zu  Ingolstadt  und  München  und  nach  Anfall  der  Konradinischen 
Erbschaft  1269,  auch  in  Amberg  münzen  lassen.  Durch  den  lebhaften  Betrieb 
der  Amberger  Münzschmiede  und  Aufkauf  des  Silbers  im  Nordgau  hat  derselbe  aber 
seinem  Bruder  Heinrich  als  rechtmäßigen  Teilhaber  der  Münze  zu  Regensburg  starke 
Konkurrenz  und  merklichen  Schaden  zugefügt.  Ein  Vergleich  vom  13.  Mai  1274 
zugunsten  Herzog  Heinrichs^)  brachte  Amberg  zum  Stillstand,  aber  Ludwig  IL 
eine  sehr  impulsive  Natur,  suchte  den  offenbar  starken  Ausfall  dieser  Anstalt  in  ent- 
gegengesetzter Richtung  wieder  einzubringen.  Er  ließ  jenseits  des  Rheins  zu  A  1  z  e  y 
und,  wenn  nicht  alle  Anzeigen  trügen,  in  S  c  h  0  n  g  a  u  am  Lech  jene  Pfenninge 
regensburgischen  Schlages  münzen,  die  Beierlein  —  Die  bayer.  Münzen  usw.  Taf.  IV 
51^)  —  den  herzoglichen  Brüdern  Ludwig  V.  und  Ludwig  VI.  zu  Brandenburg  des 
Wappenbildes  wegen  zugewiesen  hat.  Das  Wappen  der  Stadt  Schongau  ist  seit 
frühester  Zeit  der  einköpfige  Adler  mit  dem  Rautenschild  auf  der  Brust,  und  nach- 
dem im  Rechnungsbuch  des  oberen  Vizedominats  Ludwigs  IL  des  Strengen  aus  den 
Jahren  1291—1294  anno  1293  „Hermannus  monetarius  civis  in  Schongave"  und 
derselbe  1313  noch  als  Zeuge  genannt  wird**),  dürfte  unsere  Annahme  —  vgl.  Reper- 
torium  S.  742  Anm.  —  zutreffen.  Schongau  gilt  wie  Memmingen  als  Münzstätte 
der  Weifen,  möglich  auch  der  Hohenstaufen  und  hat  1331  durch  Kaiser  Ludwig  IV. 
das  eigene  Münzrecht  erhalten.  Über  das  Münzpersonal  jener  Zeit  zu  Mün- 
chen und  Ingolstadt  haben  wir  keine  Kenntnis. 

Als  älteste  Pfandbesitzer  oder  Produzenten  der  Reichsmünze  zu  Nürnberg 
waren  bis  jetzt  Konrad  Groß  und  dessen  Söhne  Konrad,  Heinrich  (der  Münzmeister), 
Leopold  und  Andreas  bis  1396,  Herdegen  Valzner  1396— 1419,  Markgraf  Friedrich  VI. 
von  Brandenburg  1419—1424,  endlich  die  Reichsstadt  selbst  bekannt.  Durch  den 
Fund  fränk.  bayerischer  Halbbrakteaten  aus  dem  Balkangebiet  und  den  Breitpfen- 
ningen  König  Konrads  III.  mit  NV— BERCH  und  (G)ODEFRIDVS  GAST,  tritt  aber 
Burggraf  Gottfried  von  Nürnberg,  angeblich  Graf  von  Raabs  und  Dornberg  oder 
Abenberg  als  Prätektus  zeitlich  allen  Produzenten  der  im  heutigen  Bayern  gelegenen 


7)  Ebenda  V  S.  204,  272.  Vgl.  Kuli,  Studien  zur  Geschichte  der  Münzen  usw.  ins- 
besondere aus  der  Münzstätte  zu  Ingolstadt.     Ingolstadt  1892.     S.  7. 

8)  Beierlein  hat  sämtliche  Abbildungen  zu  seinen  Schriften  bekanntlich  mit  großer 
Gewissenhaftigkeit  selbst  gezeichnet  und  es  ist  höchst  unwahrscheinlich,  daß  er  bei  diesem 
Pfennig  eine  Verprägung  benützt  hätte. 

9)  Edm.  V.  Oefele,  im  Oberbayer.  Archiv  XXVI   S.  272  ff.  und  329  Anm. 


VON  J.  W.  KULL.  161 


Reichsmünzstätten  voran  ^").  Neben  Heinrich  Groß  wird  bis  jetzt  als  ältester  Münz- 
nieister  Clas,  vorher  in  Lauf  tätit(,  genannt ^^).  Diesen  folgen:  Fritz  Reinniann  1422, 
Paul  Vorchtell  1424,  Fritz  Habelsheimer  1428,  Bartholomeus,  Heintz  von  Ronien 
und  Erhard  1429,  Heinrich  l^loniler  (vermutlich  identisch  mit  Heintz  von  Romen) 
1435,  Lutz  Steinlinger  1435,  Johann  Hergel  (t  1464),  Friedrich  Lang  1466,  Hans 
Schrauf  1467,  endlich  Hans  Krug  1496,  dessen  weitere  Tätigkeit  den  von  uns  ge- 
wählten Zeitraum  übersclireitet.  Die  große  Zahl  von  Münzwardeinen  und  Nebenbeamten 
in  Nürnberg  und  bei  den  übrigen  Münzstätten  des  Landes  habe  ich  sorgfältig 
im  Anh.  11  zum  Repertorium  S.  730  f.  verzeichnet. 

Als  Inhalier  der  Reichsmünze  zu  Lindau  i.  Bodensee  werden  nach  Flirsch, 
Münzarchiv  I:  Konrad  Holle  1302,  Wurmanno  1315,  Markus  Kitzi  oder  Kitzin  1415  — 
nach  Schüttle,  Münz-  und  Geldwesen  in  Lindau  seit  1315  Winmann  Kitzi  und  dessen 
Nachkommen,  endlich  1417  die  Stadt  Lindau  selbst  bezeichnet,  während  nach 
Lünig  111.  spec.  eccles.  und  nach  Schüttle  a.  a.  O.  um  1272  öfter  Ulricus  ministro 
nostro  monetario  —  vermutlich  vom  Frauenstift  —  als  Zeuge  erscheint. 

Der  königlichen  Münze  zu  Nördlingen  geschieht  bereits  1219  urkundlich 
Erwähnung  und  1431  wurde  dieselbe  Konrad  von  Weinsberg  als  Pfand  verliehen, 
nachdem  derselbe  schon  vorher  in  Frankfurt  a.  M.  —  in  Nördlingen  formell  —  die 
Leitung  besorgt  hatte.  Seine  Relikten  haben  bis  zum  Beginn  des  XVI.  Jahrh.  besonders 
unter  Kaiser  Friedrich  III.  eine  lebhafte  Tätigkeit  entfaltet.  Als  Münzmeister  wurden 
jeweilig  mit  Frankfurt  1418—1423  ernannt:  Peter  Gatz,  Jakob  Proglin,  Foys  von 
Winterbach,  Jakob  Brughk,  Fritz  Reinmann,  Konrad  Schaubach.  Aktiv  waren: 
Thielmann  v(M'i  Winterbach  14U,  Stephan  Scherff  1431 — 1437,  Konrad  und  Erwin 
von  Stege  1437—1457,  Heinrich  Nachtrabe  ca.  1457—1464,  Hans  Schrauf  (seit  1468 
in  Frankfurt).  Als  Pfandherr  folgte  den  Weinsberg  in  Ni'irdlingen  Graf  Eberhard  IV. 
von  Königstein,  welcher  auch  die  Reichsmünze  zu  Augsburg  fast  gleichzeitig 
übernommen  hat.  Vorher  kennen  wir  nur  die  weiteren  Produzenten  des  schon  oben 
genannten  Hochstiftes  A  ugsburg:  Heinrich  Schongauer  und  Konsorten  1270—1272, 
Seibot  ca.  1388,  H.  Oefflin  1391,  Konrad  Oefflin  1396,  Jakob  Peutinger  ca.  1425, 
Franz  Basinger  ca.  1444,  Peter  von  .Argon  1447—1451,  Hans  Kopp  ca.  1456,  Stephan 
Gräßlin  ca.  1458—1472,  Math.  Basinger  1472—1494.  Die  Königliche  Münze  in 
Donauw(')rth  beschäfti^te  die  Monetarii  Sibot  1333  und  Friedrich  1348  —  Reg.  Boica 
VIII  149  — ,  die  Grafen  von  Oettingen  zu  Wemding  den  Münzmeister  Rüflin 
1395,  in  0  e  1 1  i  n  g  e  n  Hans  Flach  und  Martin  Geuder  1394.  dagegen  sind  die  Pro- 
duzenten der  Brakteaten  des  Hochstiftes  K  e  m  p  t  e  n  bis  jetzt  unbekannt.  Neben 
dem  Gedanken  an  wandernde  Münzmeister  mit  Werkzeug,  der  für  die  staufische 
Zeit  nicht  unm()glich  erscheint,  verweisen  wir  auf  die  Studien  von  A.  Horchler, 
welche  derselbe  vornehmlich  im  Allgäuer  Geschichtsfreund  1896/97  erscheinen  ließ. 
Zu  Memmingen  wird  von  Baumann  —  Geschichte  des  AUgäus  S.  445,  564  — 
ein  Münzmeister  Heinrich  um  1237  genannt. 

Im  Nordgau  zu  Lauf,  Erlangen  und  Auerbach  geht  die  Münztätigkeit  der  Luxem- 
burger jener  der  Pfalzgrafen  voraus.    Lauf  mit  dem  Münzmeister  Enderlin.  genannt 


10)  Buchenau,  Mitt.  der  Bayer.   Num.    G.   19K»  S.    135-  Nachtr.    l<)n    S.  65 

11)  Gel-iert,   Geschichte  der  Münzstätte   der   Reiclisstadt  Nürnher.t;,  sowie   Kuli,   Repert. 
S.  6SS  ff. 

Mitteiluni^en  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum.  1912.  11 


162    MÜNZPRODUZENTEN  DES  MITTELALTERS  VORNEIIMI  .  \^\  ciCLANDE   DES   linUTIGGN   BAYERNS. 

IUi2.  wur  d'\c  A\iinz.^cliinic'de,  nach  dtMcn  l'mJukte'  Kaiser  Karl  l\'.  dem  KurlTirsli'ii 
Riiprtchl  I.  1  UO  bewilliijt,  iiiAiiiberir  iil<^i^"li'"  tii;  iniinzon  zu  lassen.  Von  seinem  schon 
1  ^|o  ,i;esebenen  Privilesiium,  nach  Nin-nbeixer  Korn  prä,i;en  /ai  k(')nnen,  hat  Ruprecht  I. 
in  der  Oberpfalz  wahrnehmbar  keinen  debrauch  .gemacht.     Mit  der  Abtrelun.i,^  der 
Mark  Brandenburii'  \\7}  an  Kaiser  Karl  W.  durch  Otto  V.  dem  Tinnen,  ,i;elan.t,^te 
die    böhmische    Pfalz  als  Pfandschall  zunächst  an  diesen,  eventuell  an  die 
Sohne  seines  Bruders  Flerzoi::  Stephans  I.  mit  der  Hafte,  vorbehaltlich  des  Hinlösungs- 
rechls    um   die    Kaufsumme    von    Hunderttausend    Goldi::ulden,  was    aber    weder 
Kaiser  Karl  W.  noch  dessen  Nachkommen  betäti,i;ten.     Im  Jahre  1380  wurde  von 
Herzoii"  Friedrich  I.  zu  Landshut,  welcher  seit  24.  März  1376  mit  seinem  Oheim  Otto  V. 
in  Niederbayern  und  der  Pfandschaft  gemeinschaftlich  und  nach  dessen  Tode  (15.  Nov. 
137Q)  allein  regierte,  der  Münzmeister  Georg  Rutz  in  Lauf  installiert^-);  auch  ist 
von  einem  Kollegen  Glas  1384,  nach  Nürnberg  berufen,  die  Rede.   Als  nach  der  Landes- 
teilung \-on  1392  bezw\  1402  zwischen  den  Herzogen  von    Bayern-München  und 
Stephan  IH.  zu  Ingolstadt,  diesem  zwei  Drittel  der  Pfandschaft  mit  Lauf  nebst  den 
nordgauischen  Orten  Hilpoltstein  und  Freystadt  zugefallen  waren,  verpfändete  dieser 
im  Einvernehmen  mit  seinem  Sohne  Ludwig  VII.  dem  Bärtigen  am  30.  August  1404 
ge^en  ein  Darlehen  von  1500  ungarische  Gulden  gut  von  Golde  die  Münzstätten  Lauf, 
Hilpoltstein  und  Fre  y  s  t  a  d  t  an  Ulrich  Ochs,  und  dieser  scheint  von  seinem 
Pfandrecht  ergiebigen  Gebrauch  gemacht  zu  haben  ^=').     Die  Hauptmünzstätte  der 
Pfalzgrafen  diesseits  des  Rheins  zu  A  m  b  e  r  g  wurde  seit  1362  und  über  das  Mittel- 
alter hinaus  lebhaft  betrieben,  während  die  Nachrichten  über  die  jeweiligen  Münz- 
meister oder  Vorstände  sich  bis  jetzt  auf  wenige  Namen  der  ersten  Betriebsperiode: 
Fritz  Alhart  1362,  1384,  Contz  der  Gießer  und  dessen  Sohn  Jordan  13 73  und  Heinrich 
Chegler  1386— 1390,  beschränken.     Aus  Neumarkt  a.   Sulz  ist  Werner  Stein- 
macher und  von  Sulzbach  nur  der  von  Herzog  Albert  HI.  in  Bayern-München 
1460  nach  Lori  —  Samml.  des  Bayer.  Münzrechts  I  S.  75  —  designierte  aber  kaum 
zur  Tätigkeit  gelangte  Münzmeister  Hans  Hundertpfundt  zu  nennen.     Nach  Alt- 
bayern und  zunächst  nach  M  ü  n  c  h  e  n  zurückkehrend,  kommen  zu  den  bereits 
oben  genannten  Betriebsleitern:  Wilhelm  „von  Babnberg"  1373  —  Lori  I  S.  19  — , 
Peter  Giesser  1391— 1400,  Marx  Häfenlein,  Hans  Hundertpfundt  und  Georg  Ram- 
samer 1435,  Ludwig  Giesser  ca.  1454—1457,  Hans  Part  1458,  1460,  überdies  für  Strau- 
b  i  n  g  Hans  Wagner  1459,  Christoph  Rudolph  1459—1460,  Hans  Pfaff  1460.    Die 
Linie  Bayern- Ingolstadt,  seit  1392  mit  Herzog  Stephan  HI.  an  der  Spitze,  hat  sich 
am  25.  September  1395  aufs  neue  mit  Bayern-Mimchen  zu  gemeinschaftlicher  Regie- 
rung bis  1402  geeinigt.     Für  Ingolstadt  wurde  1400  der  Münzmeister  Klaus 
Seger  bestellt,  aber  bereits  vier  Jahre  vorher,  am  Palmtag  1396,  gibt  Herzog  Stephan 
für  ein  Darlehen  von  470  Goldgulden  seinem  Bürger  Georg  Liebenknecht  Anweisung 
auf  den  ihn  treffenden  Schlagschatz  der  Ingolstadter  Münze  und  verpfändet  am 
3-  Februar  139S  Schloß  H  e  r  s  b  r  u  c  k,  Stadt  und  Veste,  an  den  Inhaber  der  Reichs- 
münzstätte zu  Nürnberg,  Herdegen  Valzner,  für  5300  Gulden  i'*),  der  zweifellos  die 
alte  nordgauische,  schon  unter  Bischof  Günther  von  Bamberg  1057  genannte  Münz- 

12)  Kuli,   Studien,  Oberpfalz  S.   107. 

13)  Ebenda,   S.   111. 

14)  KuII,  Mitt.  der  Bayer.   Num.   G.    XXI   S.  30  und  S.  40  Anm.  3- 


VON  J.  W.   KULL.  163 


Stätte  1'')  zur  Präguii.y:  bayer.  Pfennin.c;e  —  v.t;l.  die  Medaillen  und  Münzen  des  Ge- 
samthauses Wiltelsbach  ISC)  —  benützte.  Zu  Wasserbur,<  a.  Inn  war  unter  Lud- 
wig VII.  dem  Bärtigen,  dem  Nachfolger  Herzog  Stephans  III.  1415—1439,  der 
Münzmeister  Niklas  tätig. 

Die  Herzöge  von  Bayern-Landshut  haben  im  XV.  Jahrhundert  reichlich  münzen 
lassen.  In  L  a  n  d  s  h  u  t  leiteten  den  Betrieb  je  mit  Aufzieher  und  Wardein:  Hans 
Päsinger  ca.  1442,  Hans  Regenslnirger  1445,  Stephan  Nagelbeckh  1451,  Ludwig 
Taschner  145^^—1454,  1459  zugleich  mit  Jörg  Erlinger  1458—1459,  Stephan  Schär- 
dinger 1458,  Hans  Engelhart  1459;  zu  Braun  au  a.  Inn:  Heinrich  Pranstetter 
und  Pantleon  um  1455,  in  Neuötting,  wahrnehmbar  seit  ca.  1442,  das  Lands- 
huter  Personal,  während  daselbst  schon  1391  Marquard  Giesser  für  die  damals  ge- 
meinschaftlich regierenden  Herzöge  Stephan  III.,  Friedrich  I.  und  Johann  IL  münzte. 

Über  die  Produzenten  der  mainfränkischen  Münzstätten  im  frühen  Mittel- 
alter sind  keine  Nachrichten  vorhanden.  Würzburg  als  Hochstift  hat  in  W  ü  r  z- 
burg  selbst  durch:  Jechiel  1207,  Contz  ca.  1393,  Konrad  Wolf,  Hans  der  Müntzer 
und  Hans  von  Fulda  — dieser  mit  vorigem  vielleicht  identisch  —  1407,  Fritz  und  Hans 
Hund  von  Falkenberg  1426,  Claus  von  Wertheim  1434—1437,  Hans  oder  Henne 
Walter  1443,  1448,  Hans  Schrauf  ca.  1467,  Peter  vom  Stege  1467,  Michael  Wein- 
zierl  1496;  in  Volk  ach  mit  Poppo  Müntzer,  in  Gerolzhofen  durch  Dietrich  von 
Heidelberg,  in  Haßfurt  durch  Dietrich  Mimilein  und  Friedrich  Ventzlein,  in  Neu- 
stadt a.  Saale  durch  Hans  Reben,  samtlich  1407,  münzen  lassen.  In  Bam- 
berg hat  das  Hochstift  1366  G)nrad,  1396  Heinz,  und  gegen  1373  vermutlich  auch 
Wilhelm  „von  Babnberg"  —  siehe  oben  bei  Minichen  —  beschäftigt.  Die  Münz- 
stätte zu  M  i  1 1  e  n  b  e  r  g  hat  Kurmainz  mit  Johann  von  Kestenholz  1362,  Henselin 
von  Straßburg  1354,  1367,  Fritz  Ergensheimer  1370,  1378,  Thiele  Flügel  1388, 
Hans  Grien  1389,  Henne  Ludewig  1434,  Ewalt  Ludewig  14^7,  stark  benützt,  während 
von  Eich  statt  und  Hochstift  gleichen  Namens  nur  nebenbei  Jakob  Stromair 
1386—1389  —  Mitt.  der  Bayer.  Num.  Ges.  XIII  S.  90  —  genannt  wird.  Aus  den 
Münzstätten  der  Hohenzollern  sind  uns,  abgesehen  von  Nürnberg,  bekannt  zu  N  e  u- 
stadt  a.  Aisch:  Friedrich  Lund  1374,  Friedrich  Gramann  1438— 1439,  1443—1454; 
L  a  n  g  e  n  z  e  n  n :  Burckhart  ca.  1414;  S  c  h  w  a  b  a  c  h :  Friedrich  Gramann  1436 
bis  1437^*^),  Hans  Rosenberger  1479—1495  und  weiter.  In  Wer  t  hei  m^')  oder 
Kreuzwertheim  münzten  die  Grafen  gleichen  Namens  mit  Contze  Fuss  1373  uni.1 
Claus  von  Wertheim  ca.  1430,  und  von  den  Landgrafen  von  Leuchtenberg  werden 
zu  Hals  bei  Passau  1436  Thomas  Motz  und  dessen  Konsorten  Ulrich  Menter  und 
Hans  Pralband  genannt.  Endlich  gedenken  wir  noch  der  Münzstätte  zu  Hammel- 
b  urg,  woselbst  1400  Heinrich  Rynneberg  für  das  Hochstift  Fulda  tätig  gewesen  ist. 


15)  Mon.   Boica   XXIX  S.   140,   160. 

16)  Gebert,   Die    Hohenzollern-Münzstätte   Schwabach.      Nürnbere;   1907.     S.   3- 

17)  Wibel  nennt  in  seinen  Nachträgen  —  Bl.  f.  Münzfreunde  1902  Sp.  2Su9  —  urivundhcii 
nach  Aschbach  und  Mone  den  Münzer  Friedrich  von  Wertheim  1214  und  G  0  d  e  f  r  i  d  u  s 
monetarius  1251  und  folgert  daraus,  daß  die  Grafen  schon  längst  vor  dem  Jahre  1363  das  Münz- 
recht ausgeübt  haben  müßten,  wenn  die  Existenz  einer  königlichen  Münzschmiede  außer  Be- 
tracht käme.  Für  die  Grafen  von  Gast  eil  kommt  1398  —  1407  Dietrich  von  Heidelberg  oder 
Miltenberg  in  Betracht. 


IV 


164    MÜNZPRODUZENTEN  DES  MITTELALTERS  VORNE  HML.  IM  GELÄNDE  DES  HEUTIGEN  BAYERNS. 

Von  den  A\ünzstiitteii.  welclie  die  rialz.uratcn  und  Kiirliirstcii  der  IMalz  im 
Mittelalter  benutzten,  befinden  si^'h  im  jetzigen  (jcUindc  der  IniyerisLiicn  Rhcin- 
ptalz  nur  N  e  u  s  t  a  d  t  a.  llaardt  und  W  a  c  li  e  n  h  e  i  m,  deren  AAiinzmeister  (das 
.Weri^entiieiiner  1^83—1389,  1391  —  1395,  Hans  Meruentheimer  ca.  1404  an  ersterein 
(Vte,  Barthol.  Martin  1439— 1466  an  letzterem,  bekannt  .geworden  sind.  Zu  Heidel- 
ber.i;'  der  ehemaligen  Residenz  der  KurlTirsten  produzierten:  Heuselin  von  StraO- 
burg  1359,  n64,  Johans  von  Frankfurt  136O,  Hans  Grien  von  Halle  1374,  das  und 
Hans  Mergentheimer  1391—1394,  1420  —  vgl.  oben  Neustadt  a.  H.  — ,  Dietrich 
1407  —  vgl.  Gerolzhofen-Würzburg,  —  Hermann  Clusemann  14^0;  in  Bache- 
rach a.  Rhein:  Johann  Walch  1368  —  Regesten  der  Pfalzgrafen  224  — ,  Cornelius 
von  Orel  1437,  Henchen  Cretzchen  (Wardein)  1365;  zu  Kaub  a.  Rhein:  Winchen 
von  Aachen  1 368— 1 371 ;  in  0  p  p  e  n  h  e  i  m  die  schon  oben  genannten  Hans  Grien 
1379—1384,  Hans  Mergentheimer  1391—1420.  Niederolm  in  Hessen  lienützte 
Ludwig  I.  der  Schwarze  als  Pfandbesitz  mit  Reyhner  von  Falckenburg  1464,  Lam- 
precht 1464—1467;  zu  Mosbach  im  Odenwald  ließ  Pfalzgraf  Otto  I.  durch  Ewalt 
Ludewig  bis  1466  —  vgl.  Miltenberg  —  Friedrich  Lang  1466  seine  Pfenninge  schlagen. 
Zu  K  r  e  u  z  n  a  ch,  jetzt  Rheinprovinz,  münzten  für  das  Hochstift  Speier  1237 — 1240 
die  Pächter  Hertwich  und  Bertram  —  Zeitschrift  für  Numism.  VII  S.  424  — ,  in 
B  r  u  c  h  s  a  1  1460  Diebold  mit  den  Wardeinen  Heinrich  und  Wicker,  während  für 
Lorsch,  Abtei  gleichen  Namens,  jetzt  Hessen,  122^  der  Münzmeister  Philippus 
genannt  wird  ^  ^).  Über  die  Tätigkeit  der  M  ü  n  z  e  r  g  e  n  o  s  s  e  n  schaff  für 
Stadt  und  Hochstift  Speier  sind  außer  den  Privilegien  Kaiser  Ludwigs  IV.  von  13 28 
bis  1346  und  Nachbestätigungen  keine  näheren  Nachrichten  vorhanden.  Harster 
—  Versuch  einer  Speierer  Münzgeschichte  1880  —  und  Eheberg,  Die  Münzerhaus- 
genossen von  Speier  in  Zeitschr.  für  die  Geschichte  des  Oberrheins  1880  S.  444 
mögen  verglichen  werden. 

Vorstehende  Übersicht  habe  ich  auf  Grund  meines  Repertoriums  zur  Münz- 
kunde Bayerns  zusammengestellt,  woselbst  ich  auf  S.  688—744  mit  mfiglichst  ge- 
nauer Angabe  der  Quellen  alle  auf  dem  Gebiete  der  Münztechnik  und 
Miuizproduktion  im  historischen  und  heutigen  Bayern  tätig  gewesenen 
Faktoren  bis  in  die  neueste  Zeit  verzeichnen  konnte.  Die  spärlichen  Zitate  der 
vorliegenden  Arbeit  mögen  deshalb  mit  dem  H  i  n  w  e  i  s  a  u  f  j  e  n  e  u  m  f  a  n  g  - 
reichen  alphabetisch  geordneten  Verzeichnisse  Entschul- 
digung finden. 


18)  Menadier,   Berl.  Münzbl.   Sp.    1021. 


NOCHMALS  DIE  MARBURGER  GRABMALER. 

Von  Dr.  GUSTAV  VON  BEZOLD. 

Die  kleine  Studie,  welche  ich  im  Jahrgang  1911  unserer  Mitteilungen  S.  11  ff. 
über  zwei  Grabniäler  aus  der  Frühzeit  des  14.  Jahrhunderts  in  S.  Elisabeth 
in  Marburg  gegeben  habe,  wäre  wohl  nicht  geschrieben  worden,  wenn  ich  genauer 
über  den  Stand  dieser  Frage  unterrichtet  gewesen  wäre.  Durch  einen  ungünstigen 
Zufall  war  mir  der  Aufsatz  von  Küch  über  die  Landgrafendenkmäler  in  der  Elisabeth- 
kirche in  Marburg^)  entgangen;  auch  ein  Vortrag  Küchs'-),  der  schon  auf  die  Bezieh- 
ungen des  Meisters  zu  Frankreich  und  seine  westfälischen  Arbeiten  hingewiesen  hatte 
war  mir  nicht  zugänglich,  inzwischen  hat  aucli  Burkhard  Meier  in  den  Monats- 
heften für  Kunstwissenschaft  (Vi.  Jahrg.  S.  62  ff.)  die  Denkmäler  in  den  Kreis 
seiner  Betrachtungen  gezogen.  Er  weist  den  Marburger  Meister  der  kölnischen 
Schule  zu  und  sieht  in  ihm  einen  unmittelbaren  Schüler  des  Meisters  der  Apostel 
im  Chor  des  Doms  von  Köln.  In  einer  Anmerkung  setzt  er  sich  mit  meiner  Studie 
auseinander  und  bemerkt:  „Bezold  sieht  nur  das  Französische,  ich  nur  das  Kölnische; 
beides  muß  sich  ergänzen".  Ich  stimme  dem  zu.  Es  wird  Aufgabe  einer  eingehenden 
Stilanalyse  sein,  volle  Aufklärung  zu  bringen.  Sollte  ein  so  großer  Meister  nur  die 
wenigen  Denkmäler  geschaffen  haben,  die  wir  bis  heute  kennen.^  Er  steht  in  diesen, 
und  zwar  nicht  nur  in  den  großen  Gestalten  der  Grabplatten,  sondern  auch  in  den 
kleinen  Figuren  an  den  Seitenwänden  der  Tumben  im  Bann  des  französischen  Kunst- 
geistes, aber  den  mußte  das  Arbeiten  in  Deutschland  lösen.  In  dieser  Erwägung 
halte  ich  das  Grabmal  des  Eberhard  von  Sein  nach  erneuter  Besichtigung  immer 
noch  für  ein  Werk  des  Marburger  Meisters.  Doch  diese  Frage  ist  von  geringem 
Belang.  Vielleicht  finden  sich  andere  Werke,  die  ihm  mit  mehr  Sicherheit  zuge- 
schrieben werden  können. 

Die  Bestimmung  der  auf  den  Marburger  Denkmälern  dargestellten  hatte  ich 
nur  als  Vermutung  gegeben,  sie  ist  falsch;  Küch  hatte  schon  vorher  das  einfache 
Grab  als  das  Heinrich  I.,  das  Doppelgrab  als  das  Ottos  und  Johanns  erwiesen. 

1)  Zeitschrift  des  Vereins  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde.     N.  J.  96  S.  145  ff- 

2)  Mitteiiun.u:en  an  die  Mit,c:lieder  des  Vereins  für  hessisclie  Geschiclite  und  Landestcunde. 
1907/1908.      S.   68  ff. 


Inhaltsverzeichnis  zum  Jahrgang  1912 

der 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum. 


Seite 

Über  Figürliche   Gießgefäße  des  Mittelalters.     Von  Dr.   Heinrich    Reifferscheid.     .    .  3 

Reste    eines   Altarwerks    der    Salzhurger    Schule.     Von    Dr.    Fritz   Traugott    Schulz. 

(Mit  2  Tafeln) 94 

Ein  Medaillenentwurf  von  Albrecht  Dürer.  Von  Dr.  Fritz  Traugott  Schulz.  .  .  .  104 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Buch-  und  Kunsthandels  in  Nürnberg     1.  Lienhard  zur  Eich 

und  das  Inventar  seines  Bücherlagers  (1530).  Von  Dr.  Theodor  Hampe.  .  .  109 
Münzproduzenten   des  Mittelalters   vornehmlich    im  Gelände  des   heutigen  Bayern.     Von 

J.  V.  Kull-München ,  15« 

Nochmals  die  Marburger  Grabmäler.     Von  Dr    Gustav  von  Bezold 165 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationahnuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 

U.  E.  SEBALD,  Kgi.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


I 


Anzeiger 


des 


Germanischen  Nationalmuseums. 


Herausgegeben  vom  Direktorium 


Jahrgang  1Q13. 


NÜRNBERG 

Verlagseigentum  des  Germanischen  Museums. 

1913. 


Nr.  1. 


vJ  a  n  u  a  r —  März. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

PERSONALIEN. 

Am  31.  JaiUKir  starb  in  Berlin  das  Mit,e;lied  des  Verwaltungsaussciuisses  des  Germa- 
nisclien  Museums  Wirkl.  Geii.  Rat  Dr.  Theodor  von  H  o  1  1  e  b  e  n,  eiiemals  deutscher 
Botschafter  in  Washington,  im  75.  Lebensjahre.  Exzellenz  von  Holleben  war  1903  als  von 
der  Reichsregierung  ernanntes  Mitglied  in  die  Körperschaft  eingetreten  und  hat  sich  stets  mit 
Eifer  und  Liebe  die  Wohlfahrt  des  Museums  angelegen  sein  lassen,  das  ihm  ein  treues  Andenken 
bewahren  wird.  —  An  seiner  Statt  ist  von  Seiten  des  Reichs  der  Königlich  Preußische  Ober- 
präsident der  Rheinprovinz,  Staatsminister  Dr.  med.  und  Dr.  ing.  Freiherr  v  o  n  R  h  e  i  n- 
b  a  b  e  n,    Exzellenz,  in  Coblenz  zum   Mitgliede   des   Verwaltungsausschusses  ernannt  worden. 

An  Stelle  des  verstorbenen  Geheimrats  Dr.  von  Tschudi  wurde  von  der  K.  Bayer. 
Staatsregierung  der  Direktor  des  Bayerischen  Nationalmuseums  Dr.  Hans  S  t  e  g  m  a  n  n 
in  München  zum  Mitgliede  des  Verwaltungsausschusses  ernannt. 

STIFTUNGEN, 

Herr  Mari  a  n  o  v  o  n  B  a  r  y  in  A  n  t  w  e  r  p  e  n  stiftete  die  Summe  von  1000  Ji, 
die  dem   Grundstockvermögen  des  Museums  zugefi.ihrt  wurde. 

Zu  den  Kosten  der  Erwerb  u  n  g  der  B  e  c  k  h  s  c  h  e  n  Fabrik  steuerten 
ferner  bei: 

5000  JIr  ein  u  n  g  e  n  a  n  n  t  sein  wollender  Stifter  in  Bayer  n,  dem  das  Museum  schon 
viele  namhafte  und  nicht  genug  anzuerkennende  Förderungen  verdankt,  und  der  Nord- 
deut s  c  ii  e   LI  o  y  d    in   B  r  e  m  e  n. 

Je  1000  ,l(.  :  Deutsche  Waffen-  und  Munitionsfabriken  in  Berlin, 
die  Maschinenfabrik  A.  B  o  r  s  i  g  in  B  e  r  1  i  n,  die  D  0  n  n  e  r  s  m  a  r  c  k  h  ü  t  t  e, 
O  b  e  r  s  c  h  1  e  s  i  s  c  h  e  Eisen-  und  K  o  h  1  e  11  w  e  r  k  e  A.  -  G  in  Z  a  b  r  z  e,  O.-S., 
die  Gesellschaft  für  elektrische  U  n  t  e  r  n  e  h  m  u  n  g  e  n  in  B  e  r  1  i  n,  die 
S  c  h  w  e  i  n  f  u  1-  t  e  I-  P  r  ä  z  i  s  i  0  n  s  -  K  u  g  e  1  -  L  a  g  e  r  -  W  e  r  k  e  F  i  c  h  t  e  1  &  Sachs  in 
S  c  h  w  e  i  n  f  u  r  t  a.  M.,  Vereinigten  K  ft  n  i  g  s-  u  n  d  L  a  u  r  a  h  ü  1 1  e,  A.-G.  f  ü  r  B  e  r  g- 
b  a  u  und  H  ü  t  t  e  n  b  e  t  r  i  e  b  in  B  e  r  1  i  n,  der  Verlag  Ullstein  &  C  o.  in 
Berlin,  die  Vereinigten  U  1  t  r  a  m  a  r  i  n  f  a  b  r  i  k  e  n,  A.-G.  vor  m  als  L  e  v  e  r- 
k  u  s,  Z  e  1  t  n  e  r  &  C  o  n  s.  in  C  0  1  n,  und  ein  u  n  g  e  n  a  n  n  t  bleiben  wollender  Stifter  in 
Sachse  n. 

Allen  hochherzigen  Spendern  sei  wiederholt  der  lebhafte  Dank  des  Museums  hiermit 
zum  Ausdruck  gebracht. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von   Stadtgemeinden:   Duisburg   50  .11  ;   Sebnitz    10  ,li    (Wiederbewilligung). 
Von  Kreisausschüssen:  Bitterfeld  311  .Ii -.  Calau  30  .Ii;  Crossen  20  .Ii :    Eisleben   10  .U; 
Fischhausen    10  Ji ;  Gardelegen   10  Ji;  Geilenkirchen  10  Ji;  Langensalza  20  ./(;    Melsungen 

1* 


lo  .((  ;  Naugard  \o  Ji  -.  Rotenburg  a.  F.  lo  .11  ;  Schleusfngen  lo  .11  -.  Torgau  m  ,//  ;  Wcißeiifels 
30  .U  :  Wcsterburg   i"  .U  -.  Wiesbaden  2n  ./(  :  Wolinirstedt   K»  .11  -.  Worbis   in  .11. 

Von  Vereinen:  Altenburg.  Kun.st\  oioiii  lu  ./(  { \\ioilt.'rbi.'\\illiuun,u).  Dornbirn.  (n'- 
werbeförderiintrs- Institut  für  \oi.irlbor.u    lu  .11. 

Von  Privaten:  Amberg.  B;uK'r.  Reli,i;i()nslt.'liii.'r  \  .11  ;  Bayer,  K.  Amtsrichter  I  .//  :  Martin, 
K.  (.tber.ceometor  2  ,/(  ;  Scliiiiidt.  K.  i'ostsekretär  1  ,/(  ;  Dr.  Steinin,c;er,  Reclitsanwalt  .1  .11. 
Ansbach.  Exzellenz  Dr.  von  Blaul,  K..  Rejiierunjrs-Präsident  5  .Z^--  Antwerpen.  Georg  von  Bary 
UKi  .((  ;  Mariano  Andreae  von  Bary  40  .11:  C.  Bndewi.c:  10  ,//. ;  Ludwi.c:  Grinim  5  .ft;  Maurice 
Groß  10./(-;  A.  Heimlich  10  .11:  W.  von  MaUinckrodt  lo  .IC:  V.  Maquinay,  le  Vice  President 
du  Tribunal  10./(;  Freiiierr  von  Mirbach  10  M ;  E.  Mund  40. K,;  Roh.  Freiherr  von  Olilendorfi" 
10. /(  ;  Dr.  A.  Preetorius  10. /f ;  M.  J.  Ranjr  \Oji  ;  Dr.  Tutein,  Deutsche  Apotheke  10,/(,.  Berlin.  Ex- 
zellenz Gronen,  Generalleutnant  z.  D.  in  Zehlendorf  10, /f;  Hermann  Heymann,  Kommer/.ien- 
rat  ?  .H  :  Alfred  Seligsohn  10  ,/4;  Frau  Baurat  Toebelmann  (bisiier  10  ,11)  jetzt  50  .li.  ßerchtes- 
gaden.  Bürgermeister  Franz  Geiger,  Oberleutnant  a.  iJ.  in  Bischofswiesen  (bisher  2  .H)  jetzt 
5  ./( ;  Grimm.  Postverwalter  3  ./(•  Bingen.  Geyger  2  .IL  Büdingen.  Dr.  Friedrich  Weimer, 
Fürstl.  Kammerdirektor  5  .IL  Coblenz.  Lisbeth  Göntermann  5  JL  Darmstadt.  l)r.  Köser, 
Oberlehrer  3  .IL  Dessau.  Mathilde  West  5  JL  Detmold.  Boeckers,  Amtsgerichtsrat  (bisher 
1  Jt)  jetzt  3  Ji'',  J-  F.  Willi.  Brüggemeyer,  Fabrikbesitzer  5  ./(-;  Dr.  med.  W.  Petri,  prakt.  Arzt 
5  M;  Sieg,  Amtsgerichtsrat  (bisher  1  Jl)  jetzt  3  JL  Dresden.  Dr.  Haase,  Geh.  Finanzrat  5  .M; 
Dr.  llling,  Professor  1  ./(. ;  Professor  Dr.  Urbach,  Studienrat  3  Ji>-  Einbeck.  Jochmus,  Oberst 
a.  D.  3  J('',  Stalmann,  Rentier  3  JL  Erlangen.  Georg  Baer,  Kunstmühlenbesitzer  5  Ji;  Baum- 
wollspinnerei Erlangen  20  Ji;  Hofrat  Fränger,  II.  Bürgermeister  5  Ji;  Redenbacher,  Bezirks- 
amtmann 3  Ji :  Dr.  Reißinger,  Gymnasialprofessor  3  Ji;  Dr.  Scheibe,  Universitätsprofessor 
3  Ji;  Assessor  Dr.  Schmidt,  Vorstand  des  Universitäts-Bauamts  5  .Ji ;  Zucker  &  Co.,  Aktien- 
gesellschaft 15  .//'•  Essen.  Hagedorn,  Architekt  2  Ji  (ab  1911);  Schwarz,  Amtsrichter  5  .li 
(ab  1911)-  Forchheim.  Amon,  Kaplan  1  Ji;  Gick,  Kaplan  1  Ji;  Schmetzer,  K.  Bezirksamts- 
assessor 1  ./( ;  Balthasar  Schneider,  Brauereibesitzer  1  ,/(;  Ignatz  Schneider,  Brauereibesitzer 
1  Ji:  Dr.  Würrschmitt,  K.  Medizinalrat  a.  D.  2  Ji.  Fulda.  Lauster,  Kaiserl.  Bankdirektor 
3  Ji.  Fürth.  Friedrich  Petz,  Restaurateur  1  .11:  Dr.  Priehäußer,  Assistent  der  K.  Realschule 
I  J(  :  Andreas  Schmidt,  Buchhändler  2  Ji ;  Max  Treumann,  Kaufmann  2  Ji;  Vierung,  Assistent 
der  K.  Realschule  1  Ji ;  Waldmann,  Assistent  der  K.  Realschule  2  Ji.  Gransee  a.  d.  Nord- 
bahn. Paul  Grünenberg,  Amtsgerichtssekretär  10  ./(.  Halberstadt.  Hörn,  Oberpfarrer  2  Ji 
(ab  1912).  Hanau.  Backes  &  Co.,  Bijouterie- Fabrik  3  ,/(;  Wilh.  Behrens,  Bijouterie- Fabrik 
3  Ji ;  Georg  Waagus,  Kunstdruckerei  3  JC.  Hermannstadt.  Professor  Hermann  Horedt,  Direktor 
der  evangel.  Knabenschule  2  Kr.*  Hersbruck.  Ordolff,  K.  Amtsrichter  2.li;  Pürkhauer,  Apo- 
theker (bisher  1  Ji)  jetzt  2  Ji;  Scheindel,  Baumeister  1  Ji.  Höchstadt  a.  A.  Düninger,  Dentist 
1  Ji;  Ebersberger,  Bezirkstierarzt  1  Ji.  Kaiserslautern,  K.  Rektor  Ed.  Brill,  Architekt  3  .K« 
(ab  1912).  Kempten.  Dr.  Lorenz  Mayr,  prakt.  Arzt  in  Bechtersweiler  (bisher  1  Ji)  jetzt  3  .tt- 
Kreuzburg.  Jablonski,  Rechtsanwalt  1  Ji.  Kreuznach.  Ferd.  Harrach,  Buchdruckereibesitzer 
5  ./fc;  Gustav  Wagner,  Fabrikbesitzer  10  .Ä.  Krumbach.  Kölbl,  K.  Rentamtmann  2  , iL  Kulm- 
bach. Wilhelm  Meußdoerffer,  Fabrikbesitzer  10./(.  Lahr.  Helbing,  Schuldirektor  1  M;  General- 
major von  Koschenbahr  3  .li ;  Pfersdorff,  Zahnarzt  2  ,/(-.  Landau  i.  Pfalz.  Wüst,  Bezirksamts- 
assessor 2  ./(-.  Langenzenn.  Meier,  Lehrer  in  Keidenzell  1  ,/(.  Leipzig.  A.  Werner,  Kaufmann 
3  Ji.  Marktbreit.  Adolf  Kesselring,  Bierbrauereibesitzerin  Marktsteft  3  .Ä ;  Kaspar  Schüfer, 
Hauptlehrer  in  Marktsteft  3  Ji.  Müglenz  (Sachsen).  Georg  Nette,  Rittergutsbesitzer  10  Ji. 
München.  Lehrer  Hans  Eber,  Schriftsteller  10  Ji :  G.  Zuban,  K.  Bayer.  Hofzigarettenfabrik 
25  Ji.  Neuendettelsau.  Hauptlehrer  Aug.  Grimm,  Kantor  2  :li;  prakt.  Arzt  Dr.  med.  Karl 
Schuster,  II.  Anstaltsarzt  2  ,/(. .  Neutitschein.  Viktor  Kloß,  Baumeister  2  Kr.;  Aug.  Preisen- 
hammer, Fabrikant  2  Kr.;  Aug.  Fr.  Seibert,  Fabrikant  2  Kr.  Nürnberg.  Freiherrl.  v.  Imhoff'sche 
Familie,  Frank.  Linie,  25  J^- ;  S.  E.  Kleemann  3.li;  Jacob  Kühn  3.li;  Rudolf  Lange,  Garten- 
architekt 3  Ji ;  Carl  Marstaller,  Privatier  10  .li:  Gustav  Schade,  Generalagent  5  .11;  Job- 
Schienagel,  Prokurist  3  Ji;  F.  Volz,  K.  Bezirkstierarzt  5  ,li.  Obernzenn.  Rahm,  Pfarrer  3.li. 
Öhringen.  Goppelt,  Professor  2  Ji.  Parsberg  (Oberpfalz).  Friedrich  Lehner,  Bezirks-Tierarzt 
(bisher  l//-)  jetzt  2  Ji.  Pforzheim.  Karl  Härdtner,  Fabrikant  (bisher  5  .li)  jetzt  \o.li ;  Carl  Julius 


—    5    — 

Saacke,  Fabrikant  (bislier  .5  ./(-)  jetzt  5  .W:  Paul  Saacke,  Fabrikant  (bisher  3  .11)  jetzt  5  ■H; 
Adolf  Schilfer,  Scheideanstaltbesitzer  (bisher  .5  ,/()  jetzt  S  ./(.  Prag.  Dr.  GeorR  Pick  3  Kr. 
Rehau.  Karl  Döhnel,  Ingenieur  3  ^li  (;ib  1912);  Paul  lJ(ihnel,  Kaufmann  3  .l(.  (ab  1912).  Roch- 
litz.  Üottfr.  Jakob,  Realschullehrer  3  •/('•  Sclireiberhau.  Sanitätsrat  Kloidt,  Arzt  (bisher 
3  Ji)  jit/A  S  ■!( ■  Schwab. -Gmünd,  Eugen  Kohler,  Fabrikant  3  •'''';  Paul  Spranger,  Fabrikant 
3  Ji  Solingen.  Arthur  bickhorn  3  ,#;  Dr.  Gustav  Everts,  Oberarzt  des  städt.  Krankenhauses 
5  Jd ;  Dr.  med.  Pohl,  Arzt  des  städt.  Krankenhauses  3  -K  ;  Traeger,  Regierungsbaumeister 
3,11.  Staffelstein.  Rudolf  Kohler,  K.  Bezirksanitmann  5  -'^^  Ulm.  Herrenberger,  Gustos  2  Jli ; 
Otto  Leube  3  ,/(.  Wemding.  Beyer,  Stadtkaplan  in  Monheim  1  .M  ;  Lederer,  Stadtpfarrprediger 
1  Jk  ;  Stengel,  Stadtkaplan  1  .K  Wunsiedel.  Götz,  K.  Bezirksamtsassessor  \  Ji ;  Dietz,  Haupt- 
lehrer 1  ,/(. ;  Dorfmüller,  K.  Bezirksamtsassessm-  1  ,11;  Gräßel,  K.  Amtsrichter  1  .11;  von 
Hoeßlin,  Diplomingenieur  1  .ß ;  Mitzenius,  Apotheker  l./(.  Würzburg.  Portland-Zement-Fabrik 
Karlstadt  a.  M.  vorm.   Ludw.    Roth,  Aktiengesellschaft   10  JL 

Einmalige    B  e  i  t  r  ä  g  e. 

Herzberg.  Kreisausschuß  30  ,/(. .  Antwerpen.  Die  Damen  des  Lehrerinnen- Vereins  der 
Allgemeinen  FJeutschen  Schule  4  .iL  80^;  L.  Groonenberghs  10  M;  Jacques  Kryn  für  Syndicat 
belgo  (allemand  des  Dyamants  allemands  du  Sud-West-Africa)  100  ,/(  ;  le  Docteur  van  Scheven- 
steen  10  JL  Schweinfurt.  Fichtel,  Kommerzienrat  20  .M.  Sigmaringen.  Graf  von  Brühl, 
Regierungs-Präsident  11  .IL 

PFLEGSCHAFTEN. 

Neu  g  e  g  r  ü  n  d  e  t  w  u  r  d  e  n  die  P  f  I  e  g  s  c  h  a  f  t  e  n :  Antwerpen.  Pfleger: 
M.  J.  Rang.  Büdingen  (Oberhessen).  Pfleger:  Dr.  Friedr.  Weimer,  Fürstl.  Kammerdirektor. 
Kenzingen  (Baden).  Pfleger:  Großherzogl  Professor  Karl  Loos.  Rochlitz.  Pfleger:  Real- 
schullehrer Gottfr.  Jakob.  Urach  (Württemberg).  Pfleger:  Theodor  Beckh,  Professor  am 
evang.  theol.   Sennnar. 

D  u  r  c  h  den  T  0  d  verloren  wir  die  Pfleger  für  Fürth  i.  W.:  K.  Reimer, 
Hauptmann  a.  D.,  Pfleger  seit  IS-  November  1903;  für  Künzeisau :  Professor  Kemmler, 
Seminarrektor.  Pfleger  seit  22.  Juli  1897;  für  Pappenheim:  M.  Haagen,  Bankier,  Pfleger  seit 
1.  Januar  1897;  für  Passau:  Adolf  Sommer,  Kaufmann,  Pfleger  seit  4.  November  1901  ;  für 
Tetschen:  Robert  Manzer,  Bürgerschuldirektor,  Pfleger  seit  2.  Juli  1876;  für  Traunstein: 
J.  K.  Niklas,  Professor,  Pfleger  seit  12.  Juli  1911;  für  Zeitz:  K.  Braasch,  Professor,  Pfleger  seit 
13.   April   1888. 

D  u  r  c  h  V  e  r  z  u  g,  gesundheitliche  V^  e  i-  h  ä  1  t  n  i  s  s  e  u  n  d  a  n  d  e  r  e 
Ursachen  erledigten  sich  folgende  Pflegschaften:  Beilngries.  Clemens  von  Schultes,  K.  Be- 
zirksamts-Assessor, Pfleger  seit  I.Januar  1909.  Cadolzburg.  Georg  Meyer,  K.  Oberamtsrichter, 
Pfleger  seit  13.  Januar  19<t9.  Coblenz.  Geh.  Archivrat  Dr.  H.  Reimer,  Archivdirektor,  Pfleger 
seit  1.  Oktober  1906.  Dillingen.  Jos.  Keller,  Buchdruckereibesitzer,  PHeger  seit  14.  Juli  1898. 
Durlach.  Altgemeinderat  und  Kaufmann  Emil  f.ichtenauer,  Direktor  der  Turmbergbahn, 
Pfleger  seit  12.  Dezember  1910.  Neumarkt  i.  0.  Ludwig  Streber,  K.  Postverwalter,  Pfleger 
seit  1.  März   1904.    Pößneck.    Ed.  Scholz,  Schuldirektor,  Pfleger  seit  1.  August  1904. 

Neu  besetzt  wurden  die  P  f  1  e  g  s  c  h  a  f  t  e  n  :  Beilngries.  Pfleger :  K.  Be- 
zirksamtsassessor Karl  Freiherr  von  Freyberg.  Cadolzburg.  Pfleger:  K.  Pfarrer  Georg  Fleischmann. 
Coblenz.  Pfleger:  Archivrat  Dr.  Knipping.  Dillingen.  Pfleger:  K.  ao.  Hochschulprofessor 
Dr.  theol.  Andreas  Bigelmair.  Durlach.  Pfleger:  Lehramtspraktikant  Dr.  Rudolf  Raab.  Künzeisau. 
Pfleger:  Professor  Dr.  Krehl.  Neumarkt  i.  0.  Pfleger:  Polizeioffiziant  Friedrich  Schaad.  Pöß- 
neck. Pfleger:  Dr.  med.  Konrad  Schmidt,  prakt.  Arzt.  Zeitz.  Pfleger:  Konrad  Braun,  Mittel- 
schullehrer und   Vorsitzender  des   Geschichts-  und  Altertumsvereins  für  Zeitz  und    Umgegend. 

In  der  neugegründeten  Pflegschaft  Antwerpen  hat  der  dortige  Pfleger,  Herr  J.  R  a  n  g, 
bereits  eine  rührige  und,  wie  die  oben  aufgeführten  Beiträge  zeigen,  auch  erfolgreiche  Tätig- 
keit entfaltet,  die  er  noch  über  Antwerpen  und   Umgegend  hinaus  auszudehnen  gedenkt. 

In  Berlin  hat  unsere  dortige  Pflegschaft  unter  ihrem  hochverdienten  Vorsitzenden  Herrn 
Groükaufmann     H  e  r  m  a  n  n    L  a  m  p  s  o  n    am  28.  März  zum  ersten  Male  einen  öffentlichen 


—     6    — 

V()rtr;ii;s;ibeiul  veranstaltet,  andern  lleir  H.  V.  h\  a  c  c  o,  l'rivatuelehi  ter  in  Berlin,  durch  /.alil- 
reiclie  Lichtbilder  unterstützt,  anschaulich  über  Entstehuntr  und  Entwicklung,  über  Idee  und 
Bestrebungen  des  Germanischen  Museums  sprach  und  insbesondere  auch  des  reijen  und  werk- 
tätigen Anteils  gedachte,  den  die  Berliner  Pflegscluill  an  dem  Gedeihen  tier  Anstalt  und  der 
Vermehrung  und  Ergänzung  ihrer  einzigartigen  Sammlungen  allezeit  u'i^ndnmien  habe.  Der 
wohl  durchdachte,  inhaltsreiche  Vortrag  wurde  von  der  Zuhörerschatl  mit  iebliallem  Beifall 
aufgenommen.  Zum  Schluß  vereinte  sich  die  Vorstandschaft  der  Berliner  Pflegschaft  mit  einem 
Kreise  treuer  und  begeisterter  Freunde  des  Germanischen  Museums  zu  einem  gemeinsamen 
kleinen  Festmahle.  Als  Vertreter  des  Museums  nahm  dessen  zweiter  Direktor  Dr.  Theodor 
H  a  m  p  e  an  der  Veranstaltung  teil. 

Auch  in  Müncheberg  in  der  Mark  Brandenburg  hat  zur  Ausbreitung  eines  richtigen  Ver- 
ständnisses für  das  Germanische  Museum  und  seine  Ziele  unser  dortiger  Pfleger  Herr  Lehrer 
Georg  AA  i  r  o  w  in  dankenswerter  Weise  einen   Lichtbilder- Vortrag  gehalten. 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Zu  den  wichtigsten  Zugängen  des  verflossenen  Vierteljahres  gehört  die  ,,Madonna 
Reichel",  ein  Ölbildchen  auf  Lindenholz,  datiert  151[0],  welches  uns  der  Pariser  Kunsthändler 
Charles  Sedelniejer  in  dankenswerter  Weise  als  Geschenk  überwies.  Die  Ansichten  über  dieses 
Bild,  das  eigentlich  mehr  die  Ruine  oder  das  Überbleibsel  eines  solchen  ist,  sind  geteilt. 
Th.  von  Frimmel  hat  es  für  eine  eigenhändige  Schöpfung  A  1  b  r  e  c  h  t  Dürers,  Gustav  Glück 
dagegen  für  eine  spätere  Fälschung  erklärt.  Frimmel  hat  Recht,  wenn  er  sich  dahin  ausspricht, 
daI3  es  einmal  eine  gewiß  sehr  wertvolle  und  künstlerisch  wirksame  Madonna  war.  Aber  was 
ist  von  ihr  heute  noch  übrig?  Das  Bild  wurde  gereinigt,  übermalt  und  wieder  gereinigt,  ja  es  ist 
an  vielen  Stellen  direkt  bis  auf's  nackte  Holz  abgeputzt  worden.  So  ist  nicht  viel  mehr  von 
ihm  übrig  geblieben.  Das  Wenige  jedoch,  was  uns  erhalten  blieb,  ist  interessant  genug,  um 
es  in  unsere  Sammlung  aufzunehmen,  in' die  es  ja  eigentlich  auch  hineingehört,  gleichviel 
ob  es  nun  ein  Dürerisches  Original  oder  eine  Kopie  nach  einem  solchen  ist.  Frimmel 
macht  für  seine  Echtheit  geltend,  daß  es  nicht  nach  irgend  welchen  bekannten  Vorbildern 
Dürers  gemalt  ist.  Weder  ein  Holzschnitt  noch  ein  Stich  oder  ein  Gemälde  läßt  sich  als 
Vorlage  nachweisen.  Dagegen  finden  sich  überall  enge  Beziehungen  zu  den  Werken,  die 
etwa  zwischen  den  Jahren  1505  und  151 5  entstanden  sind.  Auch  unter  den  Zeichnungen 
befindet  sich  manche,  die  nahe  Stilverwandtschaft  mit  der  ,, Madonna  Reichel"  bekundet. 
Endlich  entsprechen  auch  die  Gewandfalten  der  Zeit  etwa  zwischen  1505  und  1515-  Und  was 
dann  das  Monogramm  betrifft,  so  stehen  nach  Frimmel  dessen  Züge  mit  solcher  Sicherheit 
da,  wie  sie  niemals  bei  einer  Fälschung  vorgekommen  sind.  Auf  der  Rückseite  bemerken  wir 
unter  einer  der  Wende  vom  18.  zum  19.  Jahrhundert  angehörenden  belanglosen  Inschrift  eine 
solche,  die  anscheinend  aus  dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  herrührt.  Leider  ist  diese 
kaum  noch  erkennbar  und  darum  ihr  Sinn  nicht  zu  eruieren.  Glück  dagegen  sieht  in  dem 
Bilde  eine  Fälschung  und  macht  hierfür  neben  stilistischen  Gründen  vor  allem  solche  von  tech- 
nischer Art  geltend.  Das  Bild  hat  keinen  Kreide-  oder  Gipsgrund  und  die  Farbe  ist  direkt 
auf  das  Holz  aufgetragen.  Nach  Glück  ist  dies  ein  Verfahren,  das  bei  Dürer  weder  nach- 
weisbar ist,  noch  auch  zu  seiner  uns  bekannten  wahren  Ehrfurcht  vor  der  Technik  der  Ölmalerei 
stimmt.  Die  totale  Verputzung  ist  ihm  bei  einem  wirklich  von  Dürer  stammenden  Bilde 
unerklärlich.  Gänzlich  undürerisch  ist  weiter  nach  ihm  die  Untertuschung  mit  nachgezeichneten 
Konturen  statt  der  umgekehrten  Technik.  Das  aber  gibt  er  doch  zu,  daß  der  Fälscher  Dürers 
Werke  gründlich  studiert  hat.  Ein  zweites  Exemplar  der  gleichen  Komposition  und  vielleicht 
auch  von  der  gleichen  Hand  befand  sich  früher  in  der  Sammlung  Lippmann  und  kam  später 
aus  dieser  durch  den  englischen  Kunsthandel  an  Pierpont  Morgan.  Neuerdings  neigt  man 
übrigens  wieder  dazu,  das  Bildchen  in  seinem  Grundkern  doch  für  ein  Original  von  Dürers 
Hand  zu  halten.  Abgebildet  ist  es  sowohl  bei  Th.  von  Frimmel,  Blätter  f.  Gemälde-Kunde  II, 
1906,  S.  37,  39  und  40,  als  auch  bei  Gustav  Glück,  Jahrb.  d.  kunsthistor.  Sammlungen  des 
allerhöchsten   Kaiserhauses,  Bd.   XXVIII,   Heft  1,  S.   10. 


7     — 


Abb.  1.  Grabdenkmal  des  Grafen  Gottfried  (f  1127)  und  Otto  (f  1171)  von  Kappenberg  In  der 

Kirche  zu  Kappenberg  i.  W. 


—     8 


Unsere  Sammluiii;  von  (jr.ibdenk.inals;il\i;üssoii  wuiJo  um  zwei  \sii.-liti,i;o  neue  Stücke 
vermehrt,  um  den  Deckel  der  Tuinlia  des  kaiserlichen  Stifterpaares  Heinrich  und  Kunij,'unde 
im  Dom  zu  Bamberjr.  welche  Tilman  Riemenschneider  in  der  Zeit  von  149')  bis  1513  schuf,  und 
um  das  G  r  a  b  d  e  n  k  m  a  1  d  e  r  G  r  a  f  e  n  G  o  1 1  f  r  i  e  d  ( +  1 1 27)  u  n  d  C)  1 1  o  ( t  1 1 7 1 )  v  o  n  K  a  p  p  e  n- 
b  erjr  i  n  d  er  K  i  rche  zu  K  a  pp  e  n  her  q:  i.  W.  (Abb.  i),  das  denen  des  Land.ijrafen  Heinrich  1. 
von  Hessen  sowie  seiner  Söhne  Otto  und  Joluuines  in  der  Elisabethkirche  zu  Marburg  ver- 
wandt ist  und  namentlich  in  den  Antlitzen  eine  gute  Naturbeobaclitung  erkennen  läßt.  Ebenso 
wie  die  Marburger  Grabmäler  nimmt  es  in  seiner  sicheren  Stilisierung  in  der  deutschen  Grab- 
phistik  des  frühen  14.  Jahrhunderts  einen  liohen  Rang  ein.  Typiscii  für  den  Stilkreis  dieser 
ganzen  Gruppe,  zu  der  noch  weitere  Denkmäler  in  Bielefeld  und  Eberbacii  gehören,  sind 
namentlich  die  kleinen  muschelförmigen  Locken,  welciie  die  Ohren  verdecken.  Daß  immer 
noch  die  Architektur  eine  große  Rolle  spielt,  liegt  in  der  ganzen  Auffassung  der  Zeit  be- 
gründet; doch  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß  den  Figuren  selbst  eine  weitgehende  Sorgfalt  ge- 
widmet ist. 


Abb.  2.  Silberrelief  mit  Jupiterdarstellung.    Augsburger  Arbeit.     Ende  16.  Jahrli. 


Als  eine  besonders  glückliche  Erwerbung  muß  das  kleine  vergoldete  Silberrelief 
bezeichnet  werden,  das  in  Abb.  2  wiedergegeben  ist.  Es  ist  gegossen.  Die  achteckige 
Umgrenzung  und  die  vertiefte  Form  weisen  darauf  hin,  daß  es  sich  um  den  Schmuck  für  den 
Deckel  einer  Kassette  oder  eines  kleinen  Kästchens  handelt,  dem  anscheinend  ein  nieder- 
ländischer Kupferstich  als  Vorlage  gedient  hat.  Die  jetzige  Messingeinfassung  ist  später. 
Innerhalb  des  Rahmens  in  fast  %  Plastik  die  für  sich  gearbeitete  und  dann  aufgelötete,  auf 
einem  Adler  thronende  Figur  Jupiters  in  antiker  Tracht.  Die  Linke  ruht  auf  dem  linken 
Oberschenkel.  Die  Rechte  hält  den  Zipfel  eines  Gewandstückes  empor.  Vor  der  Brust  des 
Gottes  ein  geschliffener  Rubin.  Punze  und  Gravierstahl  haben  die  Einzelheiten  der  Gestalt 
und  das  Gefieder  des  Adlers  aufs  Feinste  durchgearbeitet.  Der  Adler  hat  die  Schwingen  aus- 
gebreitet, als  wollte  er  sich  in  die  Lüfte  erheben.  Den  Hintergrund  bildet  eine  Flußlandschaft 
mit  Brücke  und  Felsbergen  als  Abschluß.  Links  ein  einfacher  Bau  auf  Quadersockel,  rechts  ein 
dürrer  Eichbaum.     Über  dem  Haupte  des  Gottes  in  Wolken  schwebend  ein  kleiner  Adler.  Es 


handelt  sich  um  eine  der  kösthchsten  Proben  der  deutschen  Gnldschmiedekunst  zu  Ende  des 
16.  Jahrhunderts,  also  aus  ihrer  besten  Zeit.  Vielleicht  ist  Augsburg  der  Ort  der  Entstehung 
dieses  Stückes.  Die  genauen  AAaOe  ties  eigentlichen  Reliefs  sind  75  mm  in  der  Höhe  und  64 
mm  in  der  Breite. 

Von  Dresden  erhielten  wir  ein  S  c  h  m  u  c  k  k  ä  s  t  c  h  e  n  in  Form  einer  runden  Dose, 
das  angeblich  aus  dem  Besitz  der  Gräfin  Cosel,  der  Geliebten  Augusts  des  Starken  von 
Sachsen,  stammt.  Bemerkenswert  an  ihm  ist  vor  allem  der  Deckel  (Buchs),  der  in  erhabener 
Arbeit  geschmackvoll  beschnitzt  ist  (Abb.  3).  Wir  bewundern  die  Virtuosität  des  ornamentalen 
Arrangements,  die  Ruhe  in  der  Verteilung,  für  welche  das  Gesetz  der  Symmetrie  obwaltete,  und 


Abb.  ,v  Deckel  einer  Schmuckdose.     Buchs.    Anfang  iS.  Jahrh. 


nicht  zum  mindesten  die  präzise  Schärfe  der  Arbeit.  Die  Mitte  nimmt  eine  von  einer  Krone 
überhöhte  Kartusche  ein  mit  einem  vielfach  verschlungenen  Monogramm  im  Schild,  in  dem 
ein  A  dominiert.  Der  (jrund  ist  mit  der  Punze  aufgerauht.  Zeit  der  Entstehung  ist  die  Epoche 
des  sogenannten    Regencestils,   also  das  frühe   l8.   Jahrhundert. 

Fritz  T  r  a  u  g  o  1 1  Schulz. 

Geschenk  e. 
Dresden.    Wirklicher  Geh.  Rat  Dr.  Li  n  g  n  e  r:  Erinnerungsplakette  auf  die  Internationale 
Hygiene-Ausstellung  Dresden  1911  von  P.  Pöppelmann,  Bronze.     Universitätsprofessor  Dr.  von 
Pf  lugk  :  Schmuckkästchen  in   Form  einer  runden  Dose  mit  reicher  Rankenschnitzerei,  Nuf3baum 


—     10 


utul  Bik-hs,  Anf.un:  IS.  Jahrli.  (AM\  3);  Brilli.'nfuttor.iI,  Nußbaum,  mit  geschnitztem  OriKimcnt. 
IS.  J.ihrh.:  Lesephis  mit  Silberfassuiifi  und  zusrelK'iriijem  Ledeietui,  18. — 19-  Jaliiii.  München. 
I  •  r.  O.  Weidmann:  AAedaille  /um  70.  Gelnirtstair  des  Kcimmer/ienrats  Geori:  Andreas  Kail 
Wei.irmann  von  Friedrich  Lommel.  101  1,  Bronze.  —  Nürnberg,  hrau  Privatiere  Charlotte 
Bacli:  Handlaterne  für  Kerzenbeleuciitunjr,  Messinjr,  IS17:  Kaffeekanne,  Teekanne  und  Tasse, 
braunplasiertes  Steinijut  aus  der  Fayencefabrik  Vaudrevanue  an  der  Saar,  Mitte  1*).  Jahrh.  — 
Paris.  Charles  Sedelmeyer:  ,,Mad(tnna  Reicliel"  von  Albreciit  Dürer  (?),  Ölbildchen  auf 
Lindenholz,  datiert  ISlfo].  —  Solingen.  Resrierunffsbaumeister  Tröge  r:  Ku,ijelförmi,i,'es  Vor- 
hänjreschloß  mit  zugehörigem  Schlüssel,  gefunden  ums  Jahr  19IU  in  einem  Forsthause  bei 
Nürnberg,  Anfang  1 7.  Jahrh. 


Abb.  4.  Dekorativer  Entwurf.  Tuschzeiclmung.  (160S). 


Ankäufe. 

Kirchliche  Geräte.  P  r  i  m  i  z  k  r  a  n  z,  Arbeit  in  Goidfiligran  mit  Perlen  und  Giastiüssen. 
Ende   18.  Jiihrii. 

Plastil<,  Kopien.  Grabdenkmal  der  Stifter  in  Kappenberg  in  Westfalen.  Frühzeit 
des  14.  Jahrh.  (Abb.  i).  —  Deckel  der  Tumba  des  kaiserlichen  Stifterpaares  Heinrich  und 
Kunigunde  von  Tilman    Riemenschneider  im   Dom  zu   Bamberg,   1499 — 1513- 

Hausgeräte.  Vergoldetes  Silberrelief  mit  Jupiter-Darstellung  in  achteckiger  Ein- 
fassung. Deckel  zu  einer  Schmuckkassette.  Vermutlich  Augsburger  Arbeit.  Ende  16.  Jahrli. 
(Abb.  2). —  Zylindrischer  Fayencekrug,  weiß  glasiert,  mit  Blaumalerei  über  violett  ge- 
spritztem Grund.  Vorn  in  einer  Ornamentkartusche  ein  in  Wolken  fliegender  gekrönter  Adler 
mit  7  Pfeilen  in  den  Krallen.  (1728).  —  S  al  a  ts  c  h  wi  n  ge,    Kupfer  mit   den  Wappen  Behaim- 


—    11    — 

Kreß,  um  1  762.  —  P  n  r  7  e  1 1  a  n  t  ä  ß  c  h  e  n,  Fürstenbertr,  mit  Ininten  Vfi^eln  bemalt,  Ende 
liS.  Jalirli.  —  32  G  u  c  k  k  as  t  e  n  t  h  e  a  t  er  d  e  k  0  r  a  t  i  n  n  e  11  aus  dem  IS.  Jalirh.,  bestellend 
in  kulissenarti.e:  zuEjeschnittenen,  auf  steife  Unterlasse  geklebten  Bildtafeln  in  perspektivisclier 
Ausführung.  Die  Darstellungen  in  Kupfer  gestochen  und  in  Deckfarben  illuminiert.  —  Zwei 
P  o  r  z  e  1 1  a  n  t  ass  e  n,  Nymphenburg,  die  eine  mit  Ansicht  von  A'lünchen,  die  andere  mit 
Spielmann  und  Dame  in  einer  Landschaft,  um    lS40. 

Wissenschaftliche  Instrumente.  Chinesische  Brille.  18. — 19.  Jahrb.  —  Zwei  Spring- 
lorgnetten, Messing  und  Messing  vergoldet,  die   Gläser  oval,   19.   Jahrh. 

Medaillen.  Würzburger  S  e  d  is  v  a  c  a  n  z  -  M  e  d  a  i  1 1  e  v.  J.  1  754,  Silber.  —  R  egens- 
b  u  r  g  e  r  S  e  d  i  s  v  a  c  a  n  z  -  T  a  1  e  r  v.  J.  1  7S7,  Silber.  —  Richard  W  a  g  n  e  r  -  M  e  d  a  i  1 1  e 
von  Ch.   Wiener,   Bronze. 

D  e  p  o  s  i  t  a. 
Totenschild  des  Ignaz  Joseph  Markwart,    Herrn  von  Hradeck,    t  22.  Februar  173<'>. 
Aufgerichtet  1739  von  dem  Nürnbergischen  Metzgerhandwerk.      Farbig  gefaßte  Holzschnitzerei. 
(Eigentum  der  Mastochsenfleischer- Innung  in   Nürnberg). 


Abb.  5-    Federzeichnung  von   Susanna  Sandrart. 


KUPFERSTICHKABINETT. 

Geschenke. 
Berlin.  Prof.  Aug.  Gaul:  l.  Skizzen  nach  Schweinen.  2.  Skizzen  nach  Wisenten, 
19(iS.  Bleistiftstudien  von  Aug.  Gaul.  —  Frau  Dr.  Käthe  Kollwitz:  Der  Tanz  um 
die  Guillotine  (Die  Romagnolen).  Radierung  von  Käthe  Kollwitz.  —  Ma.\  Liebermann: 
1.  Bildnis  Gerhart  Hauptmann,  Lith.  von  M.  Liebermann.  2.  Studie  zum  Bierkonzert,  Blei- 
stiftzeichnung von  M.  Liebermann.  3.  Liegende  Feldarbeiterin  und  Studienkopf,  Bleistift- 
skizzen von  M.  Liebermann.  —  Rudolf  Messe:  65  Visitenkarten.  —  Deisenhofen  bei 
München.  Adolf  S  c  h  innerer:  22  Radierungen  von  Adolf  Schinnerer.  —  Jena.  Enge  n 
D  i  e  d  e  r  i  c  h  s  :  8  Vistienkarten.  —  Mannheim.  Ernst  B  a  s  s  e  r  m  a  n  n,  M.  d.  R. : 
2  Visitenkarten.  —  Meran.  Georg  Müller:  51  Ornamentstiche,  18.  bis  Anfang  19.  Jahrh. 
—  München.  Karl  Bauer:  19  Goetheporträts  und  7  Porträts  zeitgenössischer  Persönlich- 
keiten. Lithographien  von  Karl  Bauer.  —  Paul  Heyse:  2  Visitenkarten.  —  W  i  1  h. 
S  c  h  u  1  z:  6  Handzeichnungen  von  Wilh.  Schulz.  1.  Der  Einzug  des  Königs  von  Griechenland 
in  Berlin,  Aquarell.  2.  Motiv  aus  Nördlingen,  farbige  Kreidezeichnung.  3.  Motiv  aus  Hirsch- 
horn am  Neckar,  farbige  Kreidezeichnung.  4.  Seestück  mit  fliegenden  Möven,  Kohlenzeichnung. 
5.  Tauziehende  Matrosen,  Bleistiftzeichnung.    6.  Die  Bosheit,  Zeichnung  in  Kreide  und  Gouache- 


12     — 


färben.  —  Nürnberg.  H  o  i  n  r  i  c  li  E  ii  s  1  i  n :  2  Pli()t(\i,M;ipliien  :  l.  Ansii.-Iit  von  B:iii.'iifels 
in  der  Fränkischen  Sv.iiuci/.  2.  Portal  der  Kirche  in  I^onn  b.  IV'unit/.  -  Koiiservatdi-  l)r. 
Fritz  T  r  a  u  s  ()  t  t  Schulz:  Hrinnerunssblatt  an  lien  Brand  in  Spalt  am  Ki.  August 
1011.  Lithographie.  —  Kustos  Dr.  Walter  S  t  e  n  i^;  e  1 :  Entwurf  zu  kirchlichen  hecken- 
nialereien.  Aquarell  um  1710.  ~  Steinenhausen.  Freiherr  Franz  von  G  u  t  t  e  n  b  e  r  j,': 
Karte  mit  der  Ansicht  des  A\arktplatzes  Schauenstein.  -  Wartburg.  Oberburjjhauptmann 
V  0  n  Cr  a  n  a  c  h:  Farbijre  Reproduktion  eines  Lutherbildes  von  Cranach.  —  Weimar.  L  u  d- 
\v  i  p  V  o  n  H  o  f  m  a  n  11:  Vier  Frauen,  ein  Jüngling  und  ein  Reh  an  einem  Wasserlauf,  Pastell- 
zeichnung  von   Ludwig  von    llofmann. 

Ankäufe. 

Ornanientstiche.       Unbekannter     Meister:     7    Goldschmiedeornamente.      An- 
fang  17-   Jahrii.  -    J.    Unselt:   Neues  Zierahten-Buch.     1695. 

Handzeichnungen.        Unbekannter      Meister:     Aquarellierte     Federzeichnung 
(Allegorie).       Ende     16.     Jaiirh.  —    Unbekannter     Meister:      Dekorativer     Entwurf. 


Abb.  6.    Getuschte  Federzeichnung  von  J.   E.  Schenau.    1774. 


Tuschzeichnung.  (l6uS):  Abb.  4.  —  Susann  a  Sandrart:  Junges  Mädchen  das  ein  Liclit  an- 
zündet. Federzeichnung:  Abb.  5.  —  Wolf  gang  von  der  Anw  er  a:  Dekorative  Federzeich- 
nung, grün  getuscht.     1737.  —   J.  A.  Baumgartner:  Wanddekoration.     Aquarell.     1763. 

—  J.  E.  S  c  h  e  n  a  u:  Getuschte  Federzeichnung.  1774  :  Abb.  6.  —  G.  H.  K  n  i  e  p:  Bildnis  eines 
Unbekannten.  Kreidezeichnung.  17S2.  —  Michl  Stroeber:  Plafondentwurf.  Aquarell, 
ca.  1790.  —  Heinrich  Füßli:  4  Tuschzeichnungen.  1.  Zeitungsleserin  im  Oval.  1791. 
2.  Damenbildnis  im  Oval.  1791.  3.  „Medusa".  1799-  4.  Ein  Astronijm  (.').  —  J.  E.  H  o  1  z  e  r: 
Bauernhochzeit.  Entwurf  zu  einer  Wandmalerei.  —  J  o  h.  Es.  Nils  o  n:  Bildnis  König  Fried- 
richs V.  von  Dänemark.  Rötelzeichnung  iS.  Jahrb.  —  Unbekannter  Meister: 
Bildnis  eines  Fräuleins  von  Degenfeld.  Aquarell.  18.  Jahrh.  —  I  g  n  a  z  i  o  P  o  z  z  i:  18  Aqua- 
relle (Theaterdekorationen)  um  18OO  :  Abb.  7.  —  W  i  1  h.    v  o  n  K  o  b  e  1  1:  Spazierritt.    Aquarell. 

—  Eugen      N  euren  ther:     Ornamentaquarell    (Blumen    und     Fruchtranken).    —    Karl 


—     13    — 

$  p  i  t  7.  w  e  cf:  2  Bleistiftskizzen.  1.  Beamter  vor  dem  Spiejrel.  2.  Justitia.  —  Julius 
S  i.-  ii  n  o  r  r  von  K  a  r  n  1  s  f  e  1  d  :  S  Pflanzenstudien.  1819—1824.  —  Heinrich  R  e  i  n- 
li  ()  1  d:  2  Ölstudien.   1822  :  Abb.  8.  -    J  o  h.  N  e  p  o  m  u  k  R  a  u  c  h:  Ölstudie  (Zie,iren).   1847-  — 

Historische  Blätter.  Fluirblatt:  Transport  des  Bayrischen  Hiesel  .  .  .  von  Buchlohe 
nach  Dillin,iien,  den  13-.  14.  und  15-  Hornun«  1771.     Kupferstich.     J.  M.  Wills  VerhiR,  Auirsburg. 

Bilderrepertorium.  Zeichnungen  und  Aquarelle  nach  Antiquitäten  der  Pickertschen 
Kunsthandlung  (um    1865). 

ARCHIV. 

Depositum. 
Oberstleutnant  z.  D.  v.  Andler  in  Stuttgart:  Kaufbrief  des  Klosters  Wettingen  in 
der  Diözese  Konstanz.  1366.  Juli  7-  Orig.  Perg.  —  Gerichtsbrief  des  Stadtgerichts  zu  Basel 
über  einen  Ehevertrag  zwischen  Heintzmann  Glantz  und  Else  Tremlinger.  1412.  Febr.  3- 
Orig.  Perg.  —  Urteilbrief  des  Stadtgerichts  zu  Mindern- Basel  über  das  Haus  zum  Kaiserstuhl. 
1415.  Sept.  24.  Orig.  Perg.  —  Fünferbrief  der  Stadt  Basel  über  eine  Scheidemauer  zwischen 
zwei  Häusern  in  der  Rheingasse.  14 18.  AAärz  7.  Orig.  Perg.  —  Kaufbrief  über  Ewiggeld 
und  Zinsen  von  den  Häusern  zum  Igel  und  zum  Kaiserstuhl  an  der  Rheingasse  in  Basel.     1418. 


AIM1.  7.  Theaterdekoration,  Aquarell  von  Ignazio  Pozzi.     Um  1800. 


Aug.  27.  Orig.  Perg.  —  Gerichtsbrief  des  Stadtgerichts  zu  Basel  über  einen  Vertrag  des  Späng- 
lers  Heintzmann  Glantz  mit  seiner  Eliefrau  Else.  1429.  Aug.  3u.  Orig.  Perg.  —  Zinsab- 
lösungsbrief des  Stiftes  Basel  für  den  Drucker  Magister  Job.  Amerbach  über  das  Haus  zum 
Kaiserstuhl  und  das  Haus  zur  Elenden  Herberge  an  der  Rheingasse  in  Basel.  1495-  Juli  4.  Orig. 
Perg.  —  Zinsablösungsbrief  des  Stifts  Basel  für  den  Drucker  Magister  Joh.  Amerbach  über  das 
Haus  zum  Kaiserstuhl  an  der  Rheingasse  in  Basel.  1496.  Jan.  8.  Orig.  Perg.  —  Wappen- 
brief für  die  Vettern  Ludwig  und  Martin  Kilchmann,  ausgestellt  durch  Kaiser  Ma.ximilian  1. 
Freiburg  i.  B.  149S.  Aug.  31.  Orig.  Perg.  —  Kaufbrief  zwischen  Hans  Hartmann,  Bürger 
zu  Basel,  und  Dr.  iur.  Bonifacius  Amerbach  über  ein  Grundstück.  1539-  Juli  21.  Orig. 
Perg.  —  Heiratsvertrag  zwischen  Reinhard  Wasserhun,  Bürger  zu  Basel,  und  Gertrud  Heer- 
wagen aus  Basel.  1572.  März  19-  Orig.  Perg.  —  Wappen-  und  Adelsbrief  für  Georg  Phil. 
Hadtstatt,  Sohn  des  Claus  v.  Hadtstatt  und  der  ledigen  Maria  Leidinger,  ausgestellt  durch 
Kaiser  Ma.ximilian  II.  Wien.  1575.  Dez.  1.  Orig.  Perg.  —  Erbsatzung  des  Dr.  iur.  Basilius 
Amerbach,  Bürgers  zu  Basel.  1 582.  Okt.  6.  Orig.  Perg.  —  Schuldbrief  des  Gerichts  und 
der  Gemeinde   Haubersbronn    über   1000  fl.  für  Jörg  Schilling  zu  Cannstatt.     1594.     Okt.  29. 


—     14 


Oritr.  Pertr.  —  \\',ippi.Mibrief  für  die  BriUler  Caspiir  und  Pliilipp  Schmidt,  aus.i^estellt  duii-li  don 
Collies  Palutimis  Dr.  iur.  Fr;ui/.  R;isso  Gottliardt,  Rat  und  Syndikus  des  Stiftes  Coniburt;.  l  sgS. 
Jan.  07.  Oriir.  Perg.  —  Lehrlirief  des  Sciimiedeliandwerks  /u  Neufcluitel  für  den  Messer- 
schmied Gerniain  Oberniayer  aus  Basel.  I690.  Aug.  15-  Orig.  Perg.  —  Lelirluief  des  liosen- 
strickerhandwerks  zu  Basel  für  den  Hosenstricker  Enianuel  Heerwagen  aus  Basel.  1694.  Jan.  I. 
Orig.  Perg.  —  Lehrbrief  des  Handelshauses  Christoph  Stadels  sei.  Witwe  u.  Sohn  für  den 
Handelslehrjungen  Jakob  Oberniayer  aus  Basel.  StraÜburg.  1727.  Miir/.  1.  Orig.  Perg.  Mit 
reichen  kaligrapliischen   Randverzierungen. 

Ankäufe. 
Briefe:   A\.  Daniel  Schwenter  in  Altdorf  an  den  Ingenieur  und  Mathematiker  Johann 
Faulhaber  zu  Ulm.     Altdorf.     I627.     Jan.  29.  —  Joli.  Georg  Ad.  Forster  an  den  Buchhändler 
Spener  in  Berlin.     0.  O.     1779-     Juli  28.  —  Joh.   Heinr.  Lips  an  Göschen.     Weimar.     I791, 

Okt.   31-  —   Ferdinand    Kobell  an ?     0.0.     1796.     Juni  1.  —  Geschäftsanzeige  der 

Firma  .•\h\vs  Senefelder  &  Cie.  München.  18OS.  Juli  1.  —  Ma.xiniilian  Prinz  von  Wied  an 
den  Buciihändler  Bröner  in  Frankfurt  a.  M.  Neuwied.  181 9.  Juni  22.  —  Kunstanzeige 
des  Malers  Jnh.  Lorenz  Rugendas.  Augsburg.  1820.  April.  —  Franz  Graf  von  Pocci  an 
Jul.   Buddeus  in   Düsseldorf.     München.     1843.     Febr.  9.  —  C.  Ad.   Stieler  an  Sachse  &  Cie. 


Abb.  8.  Olstudie  von    Heinrich   Reinhold.    1822. 


in  Berlin.  München.  1846.  Jan.  7.  —  Christian  Rauch  an  den  fürstl.  waldeckischen  Major 
Chr.  Wien  an  t  in  Ardlsen.  Berlin.  1849.  April  8.  —  Julius  Sciinorr  von  Carolsfeld  an  Aifr. 
Rethel.  Dresden  1849.  Sept.  22.  —  Ders.  an  Bauinspektor  Bürklein  in  München.  Dresden. 
1850.     Jan.  7.  —  Joh.  Nicolaus  Dreyse  an  einen  Oberstleutnant.     Sommerda.     1855.     Nov.  29. 

—  Victor  Scheffel  an  Westermann.  Heidelberg.  1857.  Nov.  25.  —  Heinrich  v.  Treitschke 
an  Jassarth.  Leipzig.  1860.  Jan.  18.  —  Moritz  von  Schwind  an  Sachse  &  Cie.  in  Berlin. 
Niederpöcking.    1861.    Sept.  27.  —   Franz  von  Lenbach  an ?    Weimar.    1862.     Febr.  14. 

—  3  Briefe  Richard  Wagners  an  Friedrich  Recht.     München.     1865.  —  O.  0.     0.  J.     Juni  15. 

—  0.  O.     0.  D.  —  5  Briefe  Gottfried  Sempers  an  Friedrich  Pecht.     Zürich.     1865.     Febr.  26. 

—  Hottingen.     1865.     März  6.  —    Hottingen.     1867.      Febr.  2.  —   Florenz.     1867.     März  22. 

—  Hottingen.     1867.     Juni  30.  —  Claus  Groth  an ?     Kiel.     1892.     Nov.  23.  —   Ders. 

an ?     1897.     Juni  9. 

BIBLIOTHEK. 

Als  weitaus  bedeutsamster  Zuwachs  in  dem  letztverflossenen  Vierteljahr  muß  die  ansehn- 
liche Büchersammlung  bezeichnet  werden,  die  aus  größeren  Beständen  den  Interessen  unserer 
Bibliothek  entsprechend  ausgewählt,   vom  A'\agistrat  der   Stadt   Fürth  dem  Aluseum  unter 


—     15    — 

Eigentumsvorbehalt  überwiesen  worden  ist,  da  7,ur  wissenschaftlichen  Ausbeutung  dieser  alten 
Handschriften  und  selteneren  Drucke  im  Rahmen  des  Berolzheimerianums  zu  Fürth  keine 
rechte  Gelegenheit  geboten  werden  konnte.  So  ist  der  Beschluß  des  Fürther  Magistrats,  die 
Bücher  im  Germanischen  Museum  der  Benützung  zugänglich  zu  machen,  insbesondere  von 
Seiten  der  historischen  Forschung,  auf  das  wärmste  anzuerkennen  und  dankbarst  zu  begrüßen. 

Denn  unter  den  Fürther  Büchern  finden  sich  gar  viele,  die  das  lebhafteste  Interesse 
zu  erwecken  geeignet  sind.  Abgesehen  von  den  Sammelhandschriften  mehr  aktenmäßigen 
Charakters,  die  noch  ihrer  genaueren,  in  das  Einzelne  gehenden  Durcharbeitung  harren,  mag 
hier  beispielsv/eise  auf  eine  wertvolle  gleichzeitige  Handschrift  der  Beschreibung  des 
ersten  Markgrafenkrieges  (1449)  hingewiesen  sein,  die  mit  einem  Nürnberger  Rats- 
wahlbuch von  1409  bis  1488  zusammengebunden  ist  (Fürther  Depositum  Nr.  22.  2°).  Die 
meisten  der  Handschriften  beziehen  sich  überhaupt  auf  die  Reichsstadt  Nürnberg,  deren  Archiv 
ein  Teil  derselben  wohl  vor  Zeiten  angehört  haben  mag.  So  sind  insbesondere  auch  eine 
Anzahl  Nürnberger  Chroniken  des  16.  bis  18.  Jahrhunderts  darunter.  Weiter  sei  noch 
erwähnt  ein  Gesangbuch  mit  Noten,  kalligraphisch  geschrieben,  Pergamenthandschrift  des 
15.  Jahrhunderts  in  reizvollem  altem  Ledereinhand,  ehemals  im  Besitze  der  ,.d  [omina  ?] 
Birgitha  Hallerin",  wie  eine  Eintragung  auf  der  Innenseite  des  vorderen  Deckels  lehrt  (F.  D. 
Nr.  47,  kl.  4"),  und  ein  Gesangbuch  des  Klosters  Engelthal  aus  dem  Jahrel504,  eben- 
falls in  hübschem,  gleichzeitigem  Ledereinband  mit  Granatapfelmuster- Pressung  (F.  D.  Nr.  49, 
gr.  8").  In  das  spätere  16.  Jahrhundert  führt  uns  das  Salbuch  des  Martin  Grüner, 
1559 — 1578  (F.  D.  Nr.  68,  2"),  und  das  äußerst  sorgfältig,  fast  kunstvoll  geführte  Haus- 
haltungsbuch  des  Philipp  Harsdorffer,  1571  —  1575  (F.  D.  Nr.  69.  2*^),  in  den  Anfang 
des  17.  Jahrhunderts  ein  Nürnberger  Bürgeraufnahmebuch  von  1603 — 1606,  der  letzte 
Rest  einer  einstens  wohl  sehr  umfangreichen  Serie  von  Handschriften,  in  welche  die  mündlich 
oder  schriftlich  unter  Angabe  der  Herkunft  und  bisherigen  Beschäftigung,  der  Familien-  und 
Vermögensverhältnisse  vorgebrachten  Gesuche  um  das  Bürgerrecht  eingetragen  wurden.  Der 
Inhalt  unserer  Handschrift  (F.  D.  Nr.  24,  2^)  läßt  so  tiefe  Einblicke  in  das  Leben  und  die 
Anschauungsweise  namentlich  der  mittleren  und  niederen  Stände  tun,  daß  man  den  Verlust 
der  übrigen  Bände  dieser  Aktenreihe  nur  auf  das  lebhafteste  bedauern  kann.  Auch  unter 
den  Drucken  der  Fürther  Bibliothek  ließe  sich  manches  wertvolle  und  seltene  Buch  namhaft 
machen.  Wir  müssen  uns  hier  begnügen,  etwa  auf  des  Theodor  de  Bry  ,,Stani  viui 
Wapenbuch'-  aus  dem  Jahre  1592  (F.D.  Nr.  140,  qu.  4*^),  auf  des  Levinus  Hulsius 
mit  zahlreichen  Kupfern  ausgestattete  22  ,, Schiffahrten  '  d.  h.  Seereisebeschreibungen,  Frank- 
furt a.  M.  1606 — 1630,  4  Bände  (F.  D.  Nr.  48,  4°),  und  ein  trefflich  koloriertes  E.xemplar  von 
J.  C.  V[olckamers]  Nürnbergischen  Hesperiden,  2  Bände,  1708  und  1714,  nüt 
prächtigen,  künstlerisch  kolorierten  Holzschuherschen  E.xlibris  (F.  D.  .Nr.  35.  2*^),  sowie  auf  eine 
Anzahl  von  Sammelbänden  mit  Flugschriften  zur  Geschichte  Nürnbergs  besonders 
hinzuweisen.  Th.    H. 

Geschenke. 

Ansbach.  F  r.  S  e  y  b  o  1  d  '  s  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Bücher  aus  Franken  :  Rothen- 
burg ob  der  Tauber  im  Jahrhundert  des  großen  Krieges.  Aus  der  Chronik  des  Sebastian 
Dehner  herausgg.  v.  Carl  Heller.  (1913-)  8.  —  Baden-Baden.  Stanislaus  Kali, 
Konservator  der  s  t  ä  d  t.  bist.  S  a  m  m  I  u  n  g  e  n  :  Derselbe  ,  Haueneberstein 
bei  Baden-Baden.  SA.  (1913-)  8.  —  Bamberg.  D  r.  W  i  1  h  e  1  m  Heß,  K.  o.  H  0  c  h- 
s  c  h  u  1  p  r  o  f  e  s  s  0  r:  Ders.,  Die  Einblattdrucke  des  15. — 18.  Jahrhunderts  unter  besonderer 
Berücksichtigung  ihres  astronomischen  und  meteorolog.  Wertes.  Rede  gehalten  beim  Antritt 
des  Rektorats  des  K.  B.  Lyzeums  Bamberg.  1913.  2.  —  Berlin.  Die  Direktion  des 
mark.  Museums:  Das  malerische  Berlin.  Bilder  und  Blicke  hg.  vom  Mark.  Museum. 
2.  Folge.  (1912.)  2.  —  F  r  i  e  d  e  n  s  -  W  a  r  t  e  -  V  e  r  1  a  g:  ,,Der  Weg  zum  Weltfrieden  im 
Jahre  1912".  Pazifistische  Chronik  zusammengestellt  von  H.  Fried.  (1912.)  8.  —  Personen- 
register zu  Alfred  H.  Frieds  Handbuch  der  Friedensbewegung.  II.  Aufl.  Bd.  I  und  II.  (1913-)  8. 
— ^  G  e  n  e  r  a  1  V  e  r  w  a  1  t  u  n  g  der  K.  Museen:  Jahrbuch  der  K.  Preuß.  Kunstsamm- 
lungen. XXXIV.  Bd.  1.  Heft.  1913-  2.  —  G.  J.  Göschen 'sehe  V  e  r  1  a  g  s  h  a  n  d- 
lung  G.  m.  b.    H.:    Kürschner   Deutscher  Literatur- Kalender.     Jg.  35-     1913.     8.  —  Geh. 


—    16    — 

.M  e  J  i  z  i  n  a  I  r  ;i  t  Prof.  Dr.  R.  Greff:  Ders..  Briichstik-ki'  zur  GesJiiohtL'  der  Brille. 
S.-A.  (tOI3).  S.  —  Otto  J  ;i  11  k  e,  \' e  r  1  a  ff  s  b  u  c  h  h  :i  n  d  I  u  n  «:  5<>  Jahre  Deiitsciie. 
Ronian-Zeitunir.  Festschrift  zum  5(ijähri,uen  Jubiläum  IS63  — 1913-  1913-  S.  —  Leo  L  i  p  p- 
m  a  11  n  s  o  h  11  (A  11  t  i  q  u  a  r  i  a  t),  I  n  h.  O  t  t  o  H  a  n  s:  Miscellanea  Musicae  Bio-biblioRraphica. 
Ausjr.  A.  Jjr.  I.  Heft  4.  1013.  8.  —  K.  M  e  t  e  n  r  o  1  o  r.  Institut:  G.  llellmann,  Die 
„Thürinirische  Süiulfluf  vom  Jahre  1613.  S.-A.  aus  den  VeröffentliLiiuni.;en  des  K.  Preuß. 
AAeteorolotr.  Instituts,  hg.  durch  dessen  Direktor  G.  Hellmann.  Nr.  256.  1913.  S.  —  Mini- 
sterium der  öffentlichen  Arbeiten:  „Bericht  über  die  Ergebnisse  des  Be- 
triebes der  vereiniirten  preußischen  und  hessischen  Staatseisenbahncii  im  Rechnungsjahre 
1911".  1913.  8.  —  Zeitschrift  für  Bauwesen.  Jg.  LXIII.  1913.  Heft  1—3,  mit  zugehörigem 
Atlas.  1913.  gr.  8  und  2.  —  Rudolf  M  o  s  s  e,  A  n  n  o  n  c  e  n  -  E  .x  p  e  d  i  t  i  o  n,  Zeitungs- 
katalog der  Annoncen-Expedition  Rudolf  Mosse.  46.  Aufl.  1913.  gr.  8.  —  Redaktion 
des  Handbuches  über  den  K.  P  r  e  u  ß  i  s  c  h  e  n  Hof  und  S  t  a  a  t :  „  H  and- 
buch  über  den  K.  Preußischen  Hof  und  Staat  für  das  Jahr  19.13".  1912.  8.  —  Vater- 
ländischer   S  c  h  r  i  f  t  e  n  -  V  e  r  b  a  n  d:    Flugschriften   des   V.   S.-V.:    Nr.   24:    Brunner, 

Der    Kinematograph 1913.      8.;     Nr.  25:     Anna    Schellenberg,     Frauenbewegung 

und  Kultur.  1913-  8.  —  W  e  i  d  m  a  n  n  '  s  c  h  e  Buchhandlung:  Monumenta  Ger- 
maniae  Paedagogica,  Bd.  LI.:  Uttendörfer,  „Das  Erziehungswesen  Zinzendorfs".  1912.  8.  — 
Bielefeld  u.  Leipzig.  Velhagen  &  Klasing:  Künstler-Monographien  Nr.  107.  G.  Bier- 
mann: ,,Lovis  Corinth".  1913-  8.  —  Breslau.  Prof.  D  r.  -  I  n  g  e  n  i  e  u  r  J  u  1.  Schenk: 
Ders.,  Die  Begriffe  ,, Wirtschaft"  und  ,, Technik"  und  ihre  Bedeutung  für  die  Ingenieuraus- 
bildung. 1912.  8.  —  Brixen.  V  e  r  1  a  g  s  a  n  s  t  a  1  t  ,,T  y  r  o  I  i  a"  G.  m.  b.  H. :  Zur  Ent- 
stehungsgeschichte des  deutsch-tiroler  Bauernstandes  von  Alois  Deutschmann.  1910.  8.  — 
Ders.,  Zur  Entstehungsgeschichte  des  deutsch-tiroler  Bauernstandes  im  Mittelalter.  1913-  8. 
—  Crefeld-Bockum.  Johannes  Härder:  Ders.,  Intarsia.  Kurzgefaßte  Anleitung  mit 
Vorlagen.  (1912.)  8.  —  Dachau.  B  ü  c  h  e  r  -  W  u  r  m  -  V  e  r  1  a  g:  ,,Der  Bücherwurm". 
Eine  Monatsschrift  für  Bücherfreunde.  III.  Jg.  Heft  3,  4,  5,  6.  Januar,  Februar  und  März. 
1913-  4.  —  Darmstadt.  Dr.  Kratz,  Ministerialrat,  Vorsitzender  des 
D  e  n  k  m  a  1  r  a  t  e  s  für  das  G  r  0  ß  h  e  r  z  0  g  t  u  m  Hessen:  Jahresbericht  der  Denk- 
malpflege im  Großherzogtum  Hessen.  1908— 11,  II.  1912.  S.  —  Großh.  Hess.  Staats- 
Verlag:  Arbeiten  der  hist.  Kommission  für  das  Großherzogtum  Hessen:  Hessische  Biogra- 
phien in  Verbindung  mit  Karl  Esselborn  und  Georg  Lehnert,  hg.  von  Hermann  Haupt.  Bd.  I. 
Lief.  1.  1912.  8.  —  Dillenburg.  Vorstand  des  histor.  Vereins  zu  Dillen- 
burg: Veröffentlichungen  des  Histor.  Vereins  zu  Dillenburg,  E.  V.,  Nr.  6;  Katalog  der  hist. 
Sammlungen  im  Wilhelmsturm  zu  Dillenburg.  Aufgestellt  durch  Konservator  Dr.  C.  Dönges. 
1912.  8.  —  Dresden.  Dr.  Ma.x  Loßnitzer.  Direktionsassistent  am 
K.  Kupferstichkabinet:  Ders.,  ,, Funde  und  Neuerwerbungen  in  den  Kunstsamm- 
lungen auf  der  Feste  Coburg,  S.-A.  aus:  ,,Aus  den  coburg-gothaischen  Landen",  Heimatblätter 
hg.  von  R.  Ewald.  8.  Heft.  Gotha  1912.  8.  —  P  r  o  f.  D  r.  A.  v.  P  f  1  u  g  k:  Ders.,  ,,Die  Nürn- 
berger Brillenmacher  am  Ausgang  des  18.  Jahrhunderts".  S.-A.  aus  dem  Archiv  für  Augen- 
heilkunde. LXXIII.  Bd.  Heft  2/3.  (1913-)  8.  —  Düsseldorf.  D  e  r  P  r  o  v  i  n  z  i  a  1  k  o  n- 
servator  der  Rhein  provinz:  Berichte  über  die  Tätigkeit  der  Provinzialkommis- 
sion  für  die  Denkmalpflege  in  der  Rheinprovinz  und  der  Provinzialmuseen  zu  Bonn  und  Trier. 
XVII.  1913-  8.  —  Erlangen.  Fr.  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur  bayer.  Kirchengeschichte. 
XIX.  Bd.  Heft  2.  1912.  8.  —  Frankfurt  a.  M.  Moritz  Diesterweg:  Hermann 
Kiehne,  Die  Dichter  der  Befreiungskriege.  Eine  Erinnerungsgabe  1813 — 1913-  1913-  8.  — 
Prof.  Dr.  F.  Gündel,  Nida-Heddernheim,  Beil.  zum  Jahresbericht  der  Musterschule  zu  Frank- 
furt a.  M.  1913.  8.  —  F  r  a  n  z  V  a  c  o  n  i  u  s,  P  f  a  r  r  e  r  a  n  d  e  r  D  r  e  i  k  ö  n  i  g  s  k  i  r  c  h  e 
zu  F  r  a  n  k  f  u  r  t  a.  M. :  Beiträge  zur  Geschichte  der  Familie  Vaconius  :  Tobias  Vaconius, 
Fürstlich  Löwenstein- Wertheim- Rochefortischer  Regierungs-Secretarius  zu  Wertheim  1703  bis 
1769.  Bearbeitet  von  Franz  Vaconius.  1912.  8.  —  Christophorus  Vaconius,  Fürstl.  Löwen- 
stein-Wertheim-Rochefortischer  Regierungs-Sekretarius  und  Landes- Kommissions- Rat  zu  Wert- 
heini.  Gest.  1741.  Bearbeitet  von  Franz  Vaconius.  1913-  8.  —  Frauenfeld.  Huber  & 
Co.,     Verlag:     Schweizerisches    Idiotikon.      Wörterbuch    der   schweizerdeutschen    Sprache. 


—     17     — 

Heft  73-  1912.  8.  —  Freiburg  i.  Br.  Herder'sche  Verlagsbuchhandlung: 
Geschichte  der  Päpste  seit  dem  Ausgang  des  Mittelalters,  bearbeitet  von  Ludwig  v.  Pastor, 
VI.  Bd.:  Geschichte  der  Päpste  im  Zeitalter  der  katli.  Restauration.  Julius  III.,  Marcellus  II. 
und  Paul  IV.  (1550—59)  von  Ludwig  v.  Pastor.  I.  — IV.  Aufl.  1913.  S.  —  Bernhard  Duhr, 
Geschichte  der  Jesuiten  in  den  Ländern  deutscher  Zunge.  II.  Bd.,  1.  und  2.  T.  1913.  8.  — 
Gniunden.  S.  K.  Hoheit  der  H  e  r  /.  o  g  von  C  u  m  b  e  r  1  a  n  d,  Herzog  zu 
B  r  a  u  n  s  c  ii  u  e  i  g  u  n  d  L  ü  n  e  b  u  r  g:  Münzen  und  Medaillen  der  Weifischen  Lande, 
beschrieben  von  tduard  Fiala,  Teil  I:  Das  neue  Haus  Lüneburg  (Celle)  zu  Hannover.    1912.    2. 

—  Gotha.  Friedrich  Andreas  Perthes,  Verlag:  Geschichte  der  Europäischen 
Staaten  hg.  von  Heeren,  Ukert,  Giesebrecht  und  Lamprecht:  26.  Werk:  Joh.  Dierauer,  Ge- 
schichte der  Schweizerischen  Eidgenossenschaft.  IV.  Bd.  1912.  8.  —  37-  Werk:  N.  Jorga, 
Geschichte  des  osmanischen  Reiches.  III.  Bd.  1910.  8.  —  Graudenz.  Landrichter 
Otto  Grofebert:  Geschichtsblätter  der  Familien  Meinshausen  und  Grofebert,  Nr.  5. 
November  1912.  8.  —  Halle  a.  S.  H  i  s  t.  K  o  m  m  i  s  s  i  o  n  f  ü  r  d  i  e  P  r  o  v  i  n  z  S  a  c  h  s  e  n 
u  n  d  das  He  r  z  o  g  t  u  m  Anhalt:  Neujahrsblätter  hg.  von  der  Hist.  Kommission  für  die 
Provinz  Sachsen  und  das  Herzogtum  Anhalt,  ^T :  Die  Edelen  Herren  von  Querfurt  und  ihre 
Burg  von  H.  G.  Voigt.  1913-  8.  —  Hamburg.  Otto  B  r  ö  c  k  e  r  &  Co.,  Verlag:  ,,Der 
Hamburger".  Jg.  II.  Heft  21/24.  1913.  2.  —  Hannover  u.  Leipzig.  Hahn 'sehe  Buch- 
handlung: Monumenta  Germaniae  Historica  Scriptorum  Tom.  XXXI I.     Pars  III.    1913.    2. 

—  Neues  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichte  zur  Beförderung  einer  Ge- 
samtausgabe der  Quellenschriften  deutscher  Geschichte  des  Mittelalters.  Bd.  XXXVIII. 
Heft  1.  1913.  8.  —  Heidelberg.  J  o  h.  H  e  i  n  r.  E  c  k  a  r  d  t,  Verlag:  Chr.  Kock,  Volks- 
und Landeskunde  der  Landschaft  Schwansen.  1912.  8.  —  W.  Donat,  Die  Geschichte  der 
Heidelberger  Apotheken.  1912.  8.  —  Höchst  a.  M.  Farbwerke  vorm.  Meister, 
Lucius  &  Brüning:  Farbwerke  vormals  Meister,  Lucius  &  Brüning  I863 — 1913  (Fest- 
schrift anläßlich  des  50jährigen  Bestehens  der  Werke).  1913-  4.  —  Karlsruhe.  Archiv- 
k  o  m  m  i  s  s  i  o  n  der  Haupt-  und  Residenzstadt  Karlsruhe:  Chronik  der 
Haupt-  und  Residenzstadt  Karlsruhe  für  das  Jahr  191 1.  1912.  8.  —  Ministerium 
des  Kultus  und  Unterrichts.:  Die  Kunstdenkmäler  des  Großherzogtum  Baden. 
Bd.  IX.  Kreis  Karlsruhe,  I.  Abt.:  Die  Kunstdenkniäler  des  Amtsbezirkes  Bretten.  1912.  8.  — 
Kiel.  P  r  o  f.  Dr.  G  e  o  r  g  J  a  c  o  b:  Ders.,  Die  Herkunft  der  Silhouettenkunst  aus  Persien. 
1913.  kl.  8.  —  Kopenhagen.  Jörgen  O  1  r  i  k,  Direktor  des  v  o  1  k  s  k  u  n  d  1  i  c  h  e  n 
Museums:  Ders.,  Gamle  Jaernovne  fra  Tiden  1550—1800.  1912.  8.  —  Kulmbach.  Der 
S  t  a  d  t  m  a  g  i  s  t  r  a  t :  XXI.  und  XXII.  Verwaltungsbericht  des  Stadtmagistrates  Kulm- 
bach für  das  Jahr  1910  und  1911-  1912.  8.  —  Kuopio.  L'  Institut  M  e  t  e  o  r  o  1  o- 
g  i  q  u  e  Central  de  I  a  S  o  c  i  e  t  e  des  Sciences  de  F  i  n  I  a  n  d  e :  Meteoro- 
logisch. Jahrbuch  für  Finnland,  hg.  von  der  Meteorolog.  Zentralanstalt.  Bd.  VII,  Bd.  VIII  1, 
Bd.  IX  1.  1912.  2.  —  W.  W.  Korhonen,  Schnee-  und  Eisverhältnisse  in  Finnland  im  Winter 
1898—1899.  1912.  2.  —  Langenburg.  Fürstlich  H  o  h  e  n  1  o  h  i  s  c  h  e  S  e  n  i  o  r  a  t  s- 
kanzlei:  Hohenlohisches  Urkundenbuch.  Im  Auftrag  des  Gesamthauses  der  Fürsten  zu 
Hohenlohe  hg.  von  Karl  Weller  und  Christian  Belschner.  Bd.  III,  1351  —  75.  1912.  8.  — 
Leipzig.  J  o  h.  A  m  b  r  o  s  i  u  s  Barth:  Beiträge  zur  Sächsischen  Kirchengeschichte,  hg. 
vf)n  Franz  Dibelius  und  Theodor  Brieger.  26.  Heft  (Jahresheft  1912).  1913-  8.  —  Biblio- 
graph. Institut:  Meyers  Großes  Konversationslexikon  111.  Jahres-Supplement  1911/12, 
6.  gänzlich  neubearbeitete  und  vermehrte  Auflage.  XXIV.  Bd.  1913-  8.  —  D  e  r  V  o  r  s  t  a  n  d 
des  B  ö  r  s  e  n  V  e  r  e  i  n  s  der  deutschen  Buchhändler:  Deutsche  Bücherei  des 
Börsenvereins  der  deutschen  Buchhändler  zu  Leipzig.  (1913.)  2.  —  A.  D  e  i  c  h  e  r  t  '  s  c  h  e 
V  e  r  1  a  g  s  b  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g,  I  n  h.  Werner  Scholl:  Wirtschafts-  uud  Verwaltungs- 
studien mit  besonderer  Berücksichtigung  Bayerns  hg.  von  Georg  Schanz.  XLIV.  Die  Rege- 
lung des  pfälz.  Bergwesens  von  Dr.  Wilh.  Silberschmidt.  1913-  8.  —  J.  C.  H  i  n  r  i  c  h  s, 
Verlag:  Vierteljahrs- Katalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen  Buchhandels.  67.  Jg.  Heft  3- 
Juli  bis  September  1912.  1912.  8  —  L.  L.  H  i  r  s  c  h  f  e  1  d :  Abhandlungen  des  staatswissen- 
schaftlichen Seminars  in  Münster  i.  W.,  hg.  von  Max  v.  Heckel.  Heft  4,  5,  8,  9,  10,  11.  1907 
bis    1910.      8.   —    Hand-    und    Lehrbuch    der    Staatswissenschaften    in     selbständigen    Bänden. 

2 


—     18     — 

I.Abt.  VolkswiitsLliaftslelire.  VII.  Bd. :  D;is  Verkehrswesen  von  Dr.  R.  v;in  der  Bor«li(.  II.  Aufl. 
t912.  8.  —  Das  Geld  von  Prof.  Dr.  Helfferich.  2.  Aufl.  19K'.  S.  -  LehrbiKli  der  Niitional- 
ökonomie  von  Dr.  jur.  Friedrich  Kleinwiichter.  2.  umgearb.  Aufl.  19(ig.  S.  —  Hauptwerke 
des  Sozialismus  und  der  Sozialpolitik.  Neue  Folge  hg.  von  Dr.  Karl  Grünberg.  l.  Heft:  Neues 
Christentum  von  Henri  de  Saint-Simon,  übersetzt  und  eingeleitet  von  Dr.  Friedrich  Muckle. 
1911.    8.  —    Wirtschaftsgeschichte  der  Gegenwart  von  Prof.  Dr.  Theo  Sommerland.     1911.    S. 

—  Insel  \'  e  r  I  a  g:  Der  Heiligen  Leben  und  Leiden,  anders  genannt  das  Passional.  I.  Bd. 
Winterteil,  II.  Bd.  Sommerteil.  1913.  8.  —  Zahlmeister  Knab:  Geschichtsblatter 
für  die  Familie  Knab.  Nr.  5,28.  November.  1()12.  S.  —  L  r  n  s  t  Rowohlt,  Verlag: 
Max  Dauthenday.  ,, Singsangbuch'",  Liebeslieder.  1912.  8.  —  Herbert  Eulenberg,  ,, Sonder- 
bare Geschichten".  1911.  8.—  Ders.,  „Katinka,  die  Fliege".  1911.  8.  —  Ders.,  „Belinde". 
1913.  8.  —  Carl  Hauptmann,  ,,Linhart,  der  Lächler",  Roman.  Bd.  1  uiul  II.  ().  J.  8.  — 
Auguste  Rodin, ,, Die  Kunst".   1912.  8.  —   Paul  Scheerbart, ,, Das  Perpetuum   mobile".    1910.  4. 

—  Ders.,  ,, Kater- Poesie".     1909.      KI.  4.  —    Franz  Servaes,  „Im    Knospendrang".      1911.     8. 

—  Anna  Bahr-Mildenburg  und  Hermann  Bahr,  ,, Bayreuth".  1912.  Kl.  8.  —  Dr.  Paul 
Schumann:  Samuel  Heinickes  Persönlichkeit.  Vortrag  gehalten  in  der  Aula  der  Univer- 
sität Leipzig  am  4.  Oktober  1909  auf  der  8.  Versammlung  des  Bundes  deutscher  Taubstummen- 
lehrer von  Dr.  Paul  Schumann.  1909.  8.  —  Xenien-Verlag,  Hermann  Graef: 
Xenien.  Eine  Monatsschrift  für  Literatur  und  Kunst.  1908 — 12.  8.  —  Xenien-Almanach 
für  das  Jahr  1911.  1912,  1913.  8.  —  Friedrich  Alafberg,  Aufstieg.  Bekenntnisse  zu  Gegen- 
wart und  Zukunft.  1912.  8.  —  Emil  Brünnings,  Die  Frau  im  Drama  Ibsens.  1910.  8.  — 
Robert  Faesi,  Paul  Ernst  und  die  neuklassischen  Bestrebungen  im  Drama.  191 3.  S.  —  Paul 
Friedrich,  Schiller  und  der  Neuidealismus.  1910.  8.  —  Ders.,  Der  Fall  Hebbel  ein  Künstler- 
Problem.  1908.  8.  —  Ders.,  Deutsche  Renaissance.  Gesammelte  Aufsätze.  1911.  8.  — 
Ders.,  Paul  de  Lagarde  und  die  deutsche  Renaissance.  1912.  8.  —  Georg  Galland,  Nationale 
Kunst.  Gesammelte  Aufsätze.  1910.  8.  —  Edmund  Höfer,  Goethe  und  Charlotte  von  Stein. 
2.  Aufl.  1911.  8.  —  Otto  Jahn,  Goethe  und  Leipzig.  III.  Aufl.  1910.  8.  —  Der  Künstler 
und  sein  Werk.  Bd.  I:  Robert  Corwegh,  Benvenuto  Cellini.  1912.  8.  —  Bd.  II:  Hans  Marshall, 
Bonaventura  Genelli.  1912.  8.  —  Böckel,  Detlev  v.  Liliencron,  Erinnerungen  und  Urteile.  2.  verm. 
Aufl.  von  „Liliencron  im  Urteil  zeitgenössischer  Dichter"  von  Dr.  Fritz  Böckel.  S.-H.  der 
,, Xenien".  1912.  8.  —  Samuel  Lublinski,  Shakespeares  Problem  im  Hamlet.  1908.  8.  — 
Hermann  Lufft,  Die  Weltanschauung  des  Hamlet.  1909.  8.  —  Franz  Lütgenau,  Shakespeare 
als  Philosoph.  1909.  8.  —  Bernhard  Münz,  Ibsen  als  Erzieher.  1908.  8.  —  Raabe-Gedächt- 
nisschrift  hg.  von  Prof.  Dr.  Heinrich  Goebel.  S.-H.  der  „Xenien".  1912.  8.  —  Otto  Sigfrid 
Reuter,  Sigfrid  oder  Christus?!  Ein  Kampfruf.  II.  Aufl.  1910.  8.  —  Heinrich  Spiero, 
Städte.  IL  Aufl.  0.  J.  8.  —  Ders.,  Hermen.  Essaysund  Studien.  II.  Aufl.  O.  J.  8.  — 
Ders.,  Deutsche  Geister.  Studien  und  Essays  zur  Literatur  der  Gegenwart.  19 10.  8.  — 
Heinrich  von  Steins  Briefwechsel  mit  Hans  von  Wolzogen,  hg.  und  eingeleitet  von  Hans  von 
Wolzogen.  1910.  8.  —  Hans  von  Wolzogen,  Von  deutscher  Kunst.  1910.  8.  —  Ders., 
Aus  deutscher  Welt.  Gesammelte  Aufsätze  über  deutsche  Art  und  Kultur.  1910.  8.  —  Ders., 
Zum  deutschen  Glauben.  Die  Religion  des  Mitleids  und  13  andere  Beiträge.  1913.  8.  — 
Carl  Ziegen  hirt,  Verlag:  Die  Welt  in  Karten,  Nr.  9  Bayern.  O.  J.  KI.  4.  —  Ma- 
rienburg. Bau  rat  Schmid,  Pro  vi  n  zi  al- Konse  rva  tor:  Die  Denkmalpflege  in  der  Pro- 
vinz Westpreußen  im  Jahre  1912.  10.  Bericht  an  die  Provinzialkommission  zur  Verwaltung  der 
westpreuß.  Provinzialmuseen  zu  Danzig, erstattet  von  Beruh.  Schmid.  1913.  8.  —  Meran.  Georg 
Müller,  Buchhändler:  Gelehrten- Anekdoten.  Gesammelt  und  hg.  von  Dr.  W.  Ahrens.  1911. 
8.  —  Der  Beischlaf.  Eine  phisiol.  bist,  philos.  Darstellung.  1 799-  8.  —  Breviarium  hominis  Christiani. 
In  usum  studiosae  praesertim  juventutis  adornatum  ab  Juda  Thaddaeo  Zauner.  1794.  8.  — 
Dante  Alighieri's  Göttliche  Komödie.  Metrisch  übertragen  und  mit  kritischen  und  bist.  Er- 
läuterungen versehen  von  Philalethes.  1865.  8.  —  Prof.  Dernburg,  Thomasius  und  die  Stiftung 
der  Universität  Halle.  Rede  gehalten  beim  Antritt  des  Rektorats  der  Universität  Halle- 
Wittenberg.  1865.  8.  ^  Urkunden  über  den  Streit  der  Rechtsgelehrten  mit  den  Laien 
im  Schoppenstuhle  zu  Leipzig  (1574).  Eingeleitet  und  hg.  von  Dr.  jur.  Theodor  Distel.  O.  O. 
und  J.    8.  —  Aus  Wilhelm  von  Humboldts  letzten  Lebensjahren  von  Theodor  Distel.    I883.    8. 


-      19     — 

—  Geistliche  Oden  und  Lieder  von  C.   F.  Geliert.     iSll.     S.  —  Von  der  Beschaffenheit,  dem 

Umfange  und  Nutzen  der  Moral.     Eine  Vorlesung 2y.  April  l7f)5  gehalten  von  C.   F. 

Geliert.  1766.  S.  —  Wilhelm  Gerhards  Teilnahme  an  den  „tollen"  Tagen  Leipzigs  im  Juli 
1807  und  die  anläßlich  jener  Tage  erschienenen  Spöttereien.  Von  Dr.  jur.  M.  W.  Gerhard  in 
Dresden.  S.-A.  aus  den  Schriften  des  Vereins  für  Geschichte  Leipzigs.  X.  Bd.  1911.  S.  — 
Leipziger  Kunstauktion  von  C.  G.  Boerner.  XXIX.  Catalog  ausgewählter  von  Herrn  Wilhelm 
Eduard  Drugulin  in  Leipzig  hinterlassener .  .  .  Kupferstiche,  Radirungen,  Holzschnitte,  etc.  .  .  . 
Lpzg.  1879.  8.  —  Christian  Fürchtegott  Geliert,  Rede  am  13.  Dezember  1869  in  der  Aula  der 
Leipziger  Universität  gehalten  und  mit  Erläuterungen  versehen  von  Chr.  Ernst  Luthardt. 
1870.  8.  —  Allgem.  Porträt- Katalog  von  A.  Lutz.  1887.  S.  —  Liber  quintus  et  ultimus 
epistolarum  Philippi  Melanchthonis  ....  a  Johanne  Sauberto  ....  Nürnberg  1046. 
8.  —  R.  Raph.  Mengs,  Gedanken  über  die  Schönheit  und  über  den  Geschmack  in  der 
Malerey.      1774.      8.    —    Oeuvres    de    M.    le    Chevalier    Antoine    Raphael    Mengs.      1781.      8. 

—  Nachrichten  über  die    Fürstliche  Amalienstiftung  zu    Dessau.      1793 — 1893 niit- 

geteilt  von  Ma.\  Kretschmar.  1893.  8.  —  Geistliche  Gedanken  eines  National- Ökonomen 
von  Wilh.  Röscher.     1895-     8.  —   Goethes  Faust.     Erläutert  von  Ernst  Jul.  Saupe.     1856.     8. 

—  Christian  Fürchtegott  Gellerts  Briefe  nebst  einigen  damit  verwandten  Briefen  seiner  Freunde, 
nach  seinem  Tode  hg.  von  Joh.  Adolph  Schlegeln  und  Gottlieh  Leberecht  Heyern.     1774.     8. 

—  C.  F.  Gellerts  Moralische  Vorlesungen.  1.  und  11.  Bd.  nach  dem  Tode  des  Verfassers  hg. 
von   Job.  Adolph   Schlegeln  und   Gottlieb   Leberecht    Heyern.      1770.     8.  —  Die    Kupferstich- 

sammlung  der   K.  Museen  in  Berlin ,  beschrieben  von  J.   E.  Wessely.     1875.     8.  — 

Müncheberg.  G.  Mir  o  w,  Vorstand  des  Vereins  für  Hei  m  a  t  k  u  n  d  e  des 
Kreises  L  e  b  u  s:  Mitteilungen  des  Vereins  für  Heimatkunde  des  Kreises  Lebus  in  Münche- 
berg. II.  Heft.  1912.  8.  ~  München.  Die  Direktion  der  K.Bayer.  H  o  f- 
u  n  d  St  a  a  t  s  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k:  Realkatalog  1er  K.  B.  Hof-  und  Staatsbibliothek  München. 
1013.  8.  —  K.B.Direktion  der  s  t  a  a  1 1.  Galerien  zu  M  ü  neben:  Katalog 
der  K.  Filial-Gemäldegalerie  zu  Augsburg.  3-  Aufl.  1912.  8.  —  Carl  Kuhn,  Kunst- 
anstalt und  Verlag:  Alte  Meister  der  Medizin  und  Naturkunde:  4.  Graphische  und 
typographische  Erstlinge  der  Syphilisliteratur  aus  den  Jahren  1495  und  1496.  Zusammen- 
getragen .  .  .  von  K.  Sudhoff.  1912.  Gr.  8;  5-  Die  Gynäkologie  des  Thomas  von  Bra- 
bant  .  .  .  von  Ch.  Furckel.  1912.  8.  —  Albert  Langen,  Verlag:  E.  Fuchs,  Illu- 
strierte Sittengeschichte  vom  Mittelalter  bis  zur  Gegenwart:  III.  Das  Bürgerliche  Zeitalter. 
(1912.)  4.  —  E.  Buchner,  Das  Neueste  von  gestern.  Bd.  II  und  III.  (1912.)  8.  —  M.  Dau- 
thendey.  Der  Drache  Grauli.     (1911.)     8.  —  M.    Halbe,  Der   Ring  des  Gaucklers.     (1911-)     8. 

—  K.  Holm,  Die  Tochter,  Roman.  I.  und  11.  1.  Aufl.  (1910.)  8.  —  M.  Kemmericli,  Aus 
der  Geschichte  der  menschlichen  Dunnnheit.  (1912.)  8.  —  Memorialbuch  der  Fahrten  und 
Taten  des  schlesischen  Ritters  Hans  von  Schweinichen.  Nach  seinen  eigenhändigen  Aufzeich- 
nungen an  den  Tag  geben  von  E.  Hegaur.  0.  J.  8.  —  L.  Thoma,  Der  Wittiber.  Ein  Bauern- 
roman. 1912.  8.  —  J.  J.  L  e  n  t  n  e  r  '  s  che  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Veröffentlichungen 
aus  dem  Kirchenhist.  Seminar  München.  IV.  Reihe  Nr.  1.  Mittelalterliche  Deutsche  Predigten 
des  Franziskaners  P.  Stephan  Fridolin,  hg.  von  Dr.  Ulrich  Schmidt.  O.  F.  M.  1.  Heft:  Pre- 
digten über  die  Prim.  191 3.  8.  —  R  i  e  h  n  &  T  i  e  t  z  e,  B  u  c  h-  u  n  d  K  u  n  s  t  -  V  e  r- 
lag:  Miniaturen  aus  Handschriften  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München,  hg.  von 
Dr.  Georg  Leidinger.  Heft  2:  Flämischer  Kalender.  O.  J.  2.  —  D  a  v  i  d  W  a  s  s  e  r  m  a  n  n: 
Abhandlung  (laut  archiv.  Akten  der  K.  Kreisarchivs  in  München  und  Landshut  a.  Isar)  hg.  und 
bearbeitet  von  David  Wassermann.  1912.  8.  —  Münster  i.  W.  M  e  d  i  z  i  n  i  s  c  h  -  N  a  t  u  r- 
wissenschaftliche  Gesellschaft:  Festschrift  gewidmet  den  Teilnehmern  der 
84.  Versammlung  Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Münster  i.  W.  von  der  Medizinisch- 
Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft Eine  Sanuiilung  wissenschaftlicher  Abhand- 
lungen. 1912.  Gr.  8.  —  U  n  i  V  e  r  s  i  t  ä  t  s  p  r  o  f  e  s  s  o  r  Dr.  Jos.  Gre  vi  ng:  Ders., 
VlI.  Beitrag  der  Reformationsgeschichtl.  Studien  und  Texte.  O.  J.  8.  —  Neufchatel.  M  u  s  e  e 
Ethnographique:  Rapport  du  Musee  Ethnographique  sur  l'annee  1907,  1908,  1909, 
1910,  191 1  und  eine  Broschüre.  8.  —  Nürnberg.  Richard  Böhme,  Kunstschrift- 
schreiber:    Verein  für   Geschichte  der  Stadt   Nürnberg:   Jahresbericht   1887,    1888,   I889, 


—     20    — 

1890,  iSOd,  IS07,  ISqS.  1SQ9,  I'HHi,  I')02.  loo,^,  li)()4.  S.  •  G  e  n  l' r  :i  1  -  A  11 /.  e  i  u' e  r  f  ü  r 
N  ü  r  n  b  t'  r  i;  -  H  ü  r  t  li :  25  Jahre  siewerblicluM  Arbeit  im  Mause  Hrii.ii  Spaiuiel.  Nürnberg 
JSS8— 1^)13.  Gedenkseiiritt.  U)13.  S.  -  K  o  r  n  '  s  i.- h  e  B  u  e  h  ii  a  n  d  1  11  n  j?:  Noris- 
JalirbiK'h  für  pintest.  Kultur  1^)12  13.  liS-  von  Hans  Pr)liliiianii.  li)12/13.  8.  —  J.  Roter- 
m  u  n  d  t ,  W  e  r  k.  s  t  a  t  t  e  t  ü  r  c  h  r  i  s  t  1.  Kunst:  Katalo.n  der  Ori^jinal-GipsabRÜsse 
aussewählter  Skulpturen  des  Mittelalters.  (1912.)  8.—  A  u  r.  Schmidt,  K.  H  o  s  t- 
a  111  t  s  d  i  r  e  k  t  o  r  a.  D. :  Zeitschrift  des  AUg.  Deutsch.  Sprachvereins.  27.  Jir.  Heft  1  — 12. 
28.  J,c.  Heft  2.  1912  13.  8.  —  Verein  für  das  Deutschtum  im  Ausland.  Jahres-Bericht 
1011.  Kl.  8.  —  S  t  a  d  t  m  a  sj  i  s  1  r  a  t :  Voranschlag  für  den  Genieindehaushalt  der  Stadt 
Nürnberg  für  das  Jahr  1913-  (1913-)  4.  —  Mitteilungen  des  Statistischen  Amtes  der  Stadt 
Nürnberg.  Heft  4:  Graphisch  statistischer  Atlas  der  Stadt  Nürnberg.  1913-  8.  —  Ver- 
band Deutscher  Kunstgewerbe  Zeichner,  Ortsgruppe  Nürnberg: 
„Der  Kunstgewerbezeichner",  Zeitschrift  für  die  Interessen  aller  im  Kunstgewerbe  tätigen 
Zeichner.  6.  Jg.  Heft  1  —  4.  1913.  2.  —  Oberursel  b.  Frankfurt  a.  M.  Verband  für 
Internationale  Verständigung:  Veröffentlichungen  des  Verbandes  für  inter- 
nationale Verständigung.  Heft  1,  2,  3,  4.  1912.  8.  —  Oppenheim  a,  Rh.  K  r  e  i  s  a  m  t- 
m  a  n  n  Carl  D  r  a  u  d  t  :  Geschichte  der  Familie  Draudt.  Auf  Grund  der  Zusammenstel- 
lung des  Oberappellationsgerichtsrat  i.  P.  Carl  Draudt  zu  Darmstadt  bearb.  und  hg.  von  Carl 
Draudt,  Kreisamtmann  zu  Oppenheim  am  Rhein.  1912.  8.  —  Paris.  L.  W  a  n  n  i  e  c  k. : 
objets  d'Art  Chine  Collection  L.  Wannieck.  1913-  Qu.  8.  —  Philadelphia.  Grand  L  o  d  g  e 
o  f  Pennsylvania  F.  u.  A.  M.  M  a  s  o  n  i  c  T  e  m  p  1  e  :  Proceedings  of  the  right  wor- 
shipful  Grand  Lodge  of  the  most  ancient  and  honorable  fraternity  of  free  and  accepted  masons 
of  Pennsylvania,  and  masonic  juris  diction  therento  belonging  at  the  celebration  of  the  one  hun- 
dred and  twenty-fifth  anniversary  of  its  independance.  1912.  8.  —  Posen.  Prof.  Dr. 
Rudolf  Pocke,  Direktor  der  Kaiser  Wilhelm -Bibliothek:  Kaiser 
Wahelm-Bibliothek  in  Posen:  10.  Jahresbericht  1911,  von  Prof.  Dr.  R.  Pocke.  1912.  4.  — 
Regensburg.  Dr.  J.  A.  Endres:  Ders.,  „Albrecht  Dürer  und  Nikolaus  von  Kusa".  Deu- 
tung der  Dürer'schen  ,, Melancholie".  München  1913.  8.  —  J.  H  a  b  b  e  1,  Verlag:  Jos. 
Nadler,  Literaturgeschichte  der  deutschen  Stämme  und  Landschaften  I.  Bd.  1912.  8.  — 
Rom.  D.  Anderson:  Prospekt  über  Photographien  der  Fresken  vom  Collegio  del  Cambio 
zu   Perugia,    die    Prof.   Adolfo    Venturi    an  der  Universität    Rom    Rafael  zuschreibt.     1913-    8. 

—  San  Francisco.  D  e  u  t  s  c  h  -  A  m  e  r  i  k  a  n.  Verband  von  C  a  1  i  f  o  r  n  i  e  n.  Ge- 
denkblätter zur  Eröffnungsfeier  des  deutschen  Hauses,  7. — 15-  Dezember  1912.  1912.  8.  — 
California  Demokrat.  60.  Jg.  Nr.  354.  (Festnummer  bei  Eröffnung  des  deutschen  Hauses.) 
19.  Dezember  1912.  Gr.  2.  —  Soest.  Wetshmer:  Katalog  der  Ausstellung  für  kirchliche 
Kunst  zu  Soest  vom  11.  August  bis  1.  September  1907,  verbunden  mit  einer  Ausstellung  von 
Werken  Aldegrevers.  II.  Aufl.  0.  J.  8.  —  Solingen.  Arthur  E  i  c  k  h  o  r  n.  Fünf 
Fragmente  von  Handschriften  des  14.  und  beginnenden  15.  Jahrhunderts.  Auf  Pergament.  — 
Schloß  Steinenhausen,  Post  Melkendorf.  Freiherr  von  G  u  1 1  e  n  b  e  r  g,  Oberst  a.  D. : 
,, Heimatbilder  aus  Oberfranken".  Volkskundliche  Vierteljahrsschrift  hg.  von  Freih.  von 
Guttenberg,  Kolb,  Wächter.  Jg.  I.  Nr.  1.  1913.  8.  —  Heimat  und  Volkskunde,  Beilage 
zur  Bayerischen  Rundschau.  2.  Jg.  Nr.  1.  1913.  2.  —  Stuttgart.  Ferdinand  Enke: 
Ethik.  Eine  Untersuchung  der  Tatsachen  und  Gesetze  des  sittlichen  Lebens  von  Wilh.  Wundt. 
IV.  umgearbeitete  AuHage.  Bd.  I  — III.  1912.  8.  —  Lüer  u.  Creutz,  Geschichte  der  Metall- 
kunst. 111.  Bd.  1909.  8.  —  Erich  Guß  mann  i.  Fa.  Carl  Krabbe  Verlag: 
Egelhaaf,  Politische  Jahresübersicht  für  1912.  8.  —  J.  B.  M  e  t  z  1  e  r,  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g: 
Paulys   Real-Enzyclopädie    der   klassischen    Altertumswissenschaft.      15-    Halbband.     1912.     8. 

—  W.  S  p  e  m  a  n  n,  V  e  r  1  a  g  s  b  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Altmeister  der  Kunst,  II.  Heft: 
Michelangelo  von  Adolf  Gottschewski,  Die  Skulpturen.  (1912.)  2.  —  W  ü  r  t  t  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e 
Kommission  für  Landesgeschichte:  Württembergische  Archivinventare,  hg. 
von    der    Württembergischen     Kommission    für    Landesgeschichte.      Heft    1 — 6.      1912/13.     8. 

—  Treptow  bei  Berlin.  Bernhard  Zack,  Verlag:  John  Henry  Mackay,  Gesammelte 
Werke.  Bd.  I  — VIII.  1911.  8.  —  Tübingen.  J.  C.  B.  Mohr  (Paul  S  i  e  b  e  c  k), 
H.    Laupp'sche      B  u  c  ii  h  a  n  d  1  u  n  g:     OiifUt^'i-^'Unmlung    zum    Staats-,    Verwaltungs- 


—     21     — 

und  Völkerreclit,  hs:.  von  Prof.  Dr.  Hcinricli  Triepel.  II.  Bd.:  Onellensammlung  zur  Geschichte 
der  Deutschen  Reichsverfassunij:  in  Mittelalter  und  Neuzeit.  Bearbeitet  von  Dr.  Karl  Zeumer. 
II.  vermehrte  Auflage.  1913-  8.  —  Weimar.  H.  B  ö  h  I  a  u  '  s  Nachfolger,  Verlag: 
Zeitschrift  der  Savigny-Stiftung  für  Rechtsgeschichte.  XXXIII.  Bd.  (German.,  Roman., 
Kanonist.  (II.)  Abteilung.)  1912.  S.  —  Quellen  und  Studien  zur  Verfassungsgeschichte  des 
Deutschen  Reiches.  Bd.  V.  Heft  1,  2.  191.1.  8.  --  Weckruf  Verlag:  ,,Der  Weck- 
ruf, Monatsschrift  für  individuelle  Kultur.  Heft  Nr.  I.  Januar  1913.  8.  —  Wernigerode. 
Fürstlich  S  t  o  1  b  e  r  g  i  s  c  h  e  s  G  y  m  n  a  s  i  u  m :  Die  heutigen  Familiennamen  Wer- 
nigerodes von  Prof.  Dr.  H.  Drees.  Beilage  zum  Jahresbericht  1913.  8.  —  Wien.  Ger- 
lach &  Wiedling:  Die  Quelle,  XII:  Volkstümliche  Kunst,  II.  Österreich- Ungarn. 
O.  J.  Qu.  2.  —  Nürnberg.  Ein  Rundgang  in  Bildern.  0.  J.  Qu.  8.  —  J.  Fjont, 
Der  heraldische  Schmuck  der  Kirche  des  Wiener  Versorgungsheims.  (1910.)  4.  — ■ 
Seiner  K.  und  K.  A  p  o  s  t  o  1.  Majestät  O  b  e  r  s  t  k  ä  m  m  e  r  e  r  a  m  t :  Jahrbuch 
der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses.  Bd.  XXXI.  Heft  1: 
A.  Kuhn,  Die  Illustration  des  Rosenromans.  1912.  2.  —  August  Weiß:  Kalender  der 
deutschen  Vereine  in  Liv-,  Est-  und  Kurland  auf  die  Jahre  l91<i,  1911  und  1912.  4.  —  Würz- 
burg. H.  S  t  ü  r  t  z,  A.  -  G.,  K.  U  n  i  v  e  r  s  i  t  ä  t  s  d  r  u  c  k  e  r  e  i :  Altfränkische  Bilder. 
XIX.   Jg.      1913-     Illustr.  kunsthist.   Prachtkalender.     1913-     2.  — 

Ankäufe. 
Alberti  Dureri  clarissimi  pictoris  et  Geometrae  de  Symmetria  partium  in  rectis  formis 
humanorum  corporum/Libri  in  latinum  conuersi.  Nürnberg  1532.  2.  —  (Ambros.  v.  Trota), 
Der  Mordtbrenner  Zeichen  und  Losunge  .  .  .  Anno  1540.  4.  —  Conrad  Gesner,  Mithri- 
dates.  De  differentiis  linguarum  .  .  .  1555.  8.  —  Francisci  Sancti  Brocensis  . 
Comment.  in  AIciati  emblemata.  Lugduni  1573.  8.  —  Andreae  Alciati  emblemata,  Lugduni 
bei  Rovillius  1600.  8.  —  Conrad  Gesner,  Mithridates,  exprimens  differentias  linguarum 
iL  Waser.  Ed.  II.  rec.  C.  Waser  1610.  12.  —  ...  Andreae  AIciati  emblemata  .  .  .  apud  Joan 
Tornaesium.     1614.     12.    —    Emblemata  .  .  .    Andreae  AIciati  Patavii,   P.    P.  Tozzi.      161S.    8 

—  Andreae  AIciati  emblemata,  Patavij  apud  Petrum  Paulum  Tozzium.     1621.    4.  —  Albrecht 
Dürer,  Opera,  Arnhem   1640.    2.  —    Eigendlicher    Processus,   Und   Gerichtlicher    Verfolg   .  . 
gegen  und  wider  Ihr.  Königl.  Majestät  in  England,  Schottland  und  Irrland  (Carl  Stuart- Karl  1.) 
1649-    4.  —  Joh.  Praetorius,  Gazophylaci  gavdium  d.  i.  Ein  Ausbund  von  Wüntschel- Ruthen  .  . 
1667.     8.  —  Expertus  in  Truphis.     Von  den  falschen  Bettlern  und  ihrer  Büberey.     1668.     16 

—  Schau- Platz  der  Betrieger:    Entworffen    in    vielen  List-   und    Lustigen  Welt- Händeln    .  . 
1687.    8.  —  Beigebunden  sind  :  Der  durchtriebene  Gaudieb  Du  Val  und  Die  betriegliche  Falsetta 

—  Boria,  Joan.  de,  Moralische  Sinnbilder  .  .  .  1698.  4.  —  J.  W.  A.  Eisenmenger,  Ent 
decktes  Judentum,  Oder  Gründlicher  und  Wahrhafter  Bericht,  welchergestalt  die  verstockten 
Juden  Die  hochheilige  Dreieinigkeit  .  .  .  lästern  und  verunehren.  2  Theile.  1700.  4.  — 
(H[osemann],  M.  S.)  Fürtreffliches  Denk-Mahl  der  göttlichen  Regierung  Bewiesen  an  der  .  .  . 
Antiquitaet  des  Klosters  zu  S.  Michaelis  in  Lüneburg  .  .  .  1700.  4.  —  Manuductio  ad 
Architecturam  Militarem  oder  .  .  .  Einleitung  zur  Kriegs- Bau- Kunst  von  J.  C.  Hassel- 
brinck.  1710.  Qu.  S.  —  Der  Wahrsagende  Mercurius  oder  das  gantz  neu-vermehrte  Glückes- 
Büchlein.  Nürnberg  1717.  4.  —  ...  Relation  Von  der  Famosen  Zigeuner-.  Diebs-,  Mord- 
bnd Rauber-Bande  welche  zu  Gießen  .  .  .  justifiziert  worden  .  .  .  1727.  4.  —  An- 
gebunden ist:  Schmid  Andreas,  Das  über  vier  Malefiz-Personen  ergangene  Justiz- Rad.     1725.    4. 

—  J.  Chr.  Wellmann,  Von  der  göttlichen  Regierung  an  denen  Mord- Brennern  welche  .  .  . 
die  Lebusische  Vorstadt  Franckfurt  a.  d.  Oder  angesteckt  .  .  .  1725.  4.  —  Des  bekannten 
Diebes,   Mörders   und    Räubers    Lips    Tullian  .  .  .     Leben  und  Uebelthaten    .  .  .         1726.      4. 

—  Otto  Vaenius,    Schouwtonneel   des   menschlichen  Leevens    .  .  .      s'Gravenhage.      1754.      4. 

—  Rotwellsche  Grammatik  oder  Sprachkunst.  1755-  8.  — "Angebunden  ist:  Beytrag  zur 
Rotwellschen  Grammatik  ...  1755.  8.  —  (N.  P.  Einert),  Entdeckter  jüdischer  Baldnber, 
oder  Sachsen-Coburgische  Acta  Criminalia  wider  eine  jüdische  Diebs-  und  Rauberbande.  2.  Aufl. 
1758.    4.  —  Adriaan  Spinnicker,  Verfolg  der  leerzaame  Zinnebeeiden   .  .  .     Haarlem    1758.      4. 

—  Joh.  Baptista  von  Rocoles,  Begebenheiten  ausnehmender  Betrüger,  hg.  von  C.  F.  Pauli, 
2  Teile   in    1    Bd.      176O.     8.     —     Actenmäßiger   Verlauf,    die   vor  den     .   .   .     Stadt-Gerichten 


22     

zu  Leip/ijr  woiron  vcfSi.iiii.'dt.MUM-  Er/AÜcbo  uiui  Iväubor  .  .  .  orR;in,iioiK>  Poinl.  IJiitcrsiu-luinR- 
I7(,4.  4.  —  Joacliim  v.  Saiulnuts  Tcutsclu'  Akademie  der  Bau-,  Bildli;uier-  und 
.N\alerkunst:  .  .  .  Bd.  I— VIII.  Nürnberi;-  176S.  2.  —  Urg;icht  und  Urtlieil  .  .  .  des 
Baierischen  Hiesel.  1771.  4.  —  Drey  Curieuse  Cliymisciie  Tractätlein,  das  Erste  betitult: 
Güldene  Rose  .  .  .  Das  .andere  Brunn  der  Weisheit  und  Erkänntnis  der  Natur  .  .  . 
Das  Dritte  Blut  der  Natur  .  .  .  1774.  S.  —  Joli.  Caspar  Lavuter,  Zwo  Predigten  bey 
AnlaÜ  der  Veririftunir  des  Naohtnialilweins.  1777-  8.  —  Sonderbarer  Reciitsliandel  des  Herrn 
Karl  Schloisniiig  •  •  •  wider  Hrn.  Job.  Rautenstraucli.  1778.  Kl.  8.  —  Zweifel  über  die 
Vergiftung  des  Nachtmahlweins  zu  Zürich  177f^>-  1778.  8.  —  Naclirichten  von  merkwürdigen 
Verbrechen  in  Deutschland.  I.  Bd.  A— K.  II.  Bd.  L— Z.  1786.  S.  —  Joh.  Georg  Krünitz, 
Oecononiische  Encyklopädie  oder  allgem.  System  der  Staats-,  Stadt-,  Haus-  und  Landwirt- 
schaft in  aiphabet.  Ordnung.  Brunn  1787  ff.  Bd.  1  —  161.  103—205.  S.  —  (G.  J.  Schäffer) 
Sulz.  Zigeuner-Liste  und  genaue  Beschreibung  des  in  Scinvaben,  aucii  in  Bölimen,  Ungarn,  Hes- 
sen, Hanau- Lichtenbergischen  Landen  und  bes.  bei  Pirmasens  .  .  .  herum  vagirenden  Räuberr- 
und Zigeuner-Gesindels  .  .  .  1787.  2.  —  Hofrat  von  Eckartshausen,  Mistische  Nächte  oder 
der  Schlüssel  zu  den  Geheimnissen  des  Wunderbaren.  1792.  8.  —  ...  Untersuchung 
und  Urteile  über  den  Königsmörder  Jacob  Joh.  Ankarström  .  .  .  1792.  8.  —  Bruch- 
stücke aus  den  Begebenheiten  eines  unbekannten  Beherrschers  der  verborgenen  Obern  der 
höheren  lUuminaten  und  höheren  Propaganda.  I.  Bdch.  1793.  8.  —  (J.  U.  Scholl)  Abrif.5 
des  Jauner  und  Bettlerwesens  in  Schwaben  .  .  .  von  dem  Verfasser  des  Konstanzer  Hanß. 
1  793-  8.  —  Oberdischinger  Diebsliste  über  die  in  Schwaben  und  von  da  in  den  umgränzenden 
Ländern  herumstreichende  Jauner,  Mörder,  Straßenräuber  .  .  .  Nebst  .  .  .  Anhang  der  .  .  . 
hingerichteten  Erzdiebe.  1799.  2.  —  Friedr.  Aug.  Roth,  General-Jauner  Liste  oder  Alphab.  Aus- 
zug .  .  .  1800.  2.  —  Schaeffer,  Georg  Jacob,  Sulz  am  Nekkar,  Beschreibung  derjenigen  Jauner 
.  .  .  und  anderen  .  .  .  liederlichen  Gesindels,  welche  ...  in  Schwaben,  in  der  Schweiz,  Baiern, 
in  der  Pfalz,  am  Rheinstrom,  Boden-  und  Zürcher  See,  Frankreich,  Tirol  etc.  .  .  .  herumschwärmen. 
1801.  2.  —  (Rebmann.)  Damian  Hessel  und  seine  Raubgenossen.  Aktenmäßige  Nachrichten 
über  einige  gefährliche  Räuberbanden.  .  .  iSll.  8.  —  C.  D.  Christensen,  Alphabet.  Verzeichnis 
einer  Anzahl  von  Räubern,  Dieben  und  Vagabunden  mit  hinzugefügtem  Signalments  ihrer 
Person  etc.  I8l4.  8.  —  Dr.  Lux,  Der  Scharfrichter  nach  allen  seinen  Beziehungen.  II.  Aufl. 
1S14.  8.  —  E.  F.  Buchholz,  Histor.  Denkwürdigkeiten  aus  Kriminalprozessen  der  neueren 
Zeit.  2  Teile.  1816.  8.  —  (Gißler.)  Diebs- und  Räuber-Signalement  und  Jauner- Wörterbuch. 
1820.  8.  —  O.  P.  T.  Schwencken,  Notizen  über  die  berüchtigten  Gauner  und  Spitzbuben  .  .  . 
1820.  8.  —  Bischoff,  Die  Kocheme  Waldiwerei  in  der  Reussischen  Martine  oder  die  Gauner 
und  Gaunerarten  im  Reussischen  Voigtlande.  1822.  8.  —  F.  L.  A.  von  Grolman,  Wörter- 
buch der  in  Teutschland  üblichen  Spitzbuben- Sprachen.  I.  Bd.  in  2  Abt.  1822.  8.  —  C.  P. 
T.  Schwencken,  Aktenmäßige  Nachrichten  von  dem  Gauner  und  Vagabunden  Gesindel  sowie 
von  einzelnen  profess.  Dieben  zwischen  Rhein  und  Elbe.  1822.  8.  —  Joh.  Nikol.  Bischoff: 
P.A.  Fonk  und  Chr.  Hamacher,  deren  Richter  u.  die  Riesen  Assisen  zu  Trier  in  den  Jahren  1820 
und  1822  ...  2  Bde.  1823.  8.  —  K.  Stuhlmüller,  Vollständige  Nachrichten  über  eine  polizey- 
liche  Untersuchung  gegen  jüdische  durch  ganz  Deutschland  verbreitete  Gaunerbanden,  geführt 
zu  Plassenburg.  1823.  8.  —  J.  A.  Wennmohs,  Der  Gauner  oder  Schilderung  der  gewerbsmäßigen 
Verbrechen  am  Eigenthum  aus  Gewinnsucht.  1823.  8.  —  Joh.  Ludw.  Meyer,  Schwärmerische 
Gräuelscenen  oder  Kreuzigungsgeschichte  einer  relig.  Schwärmerin  in  Wildenspruch,  Canton 
Zürich.  2.  Ausg.  1824.  8.  —  G.  W.  Pfeiffer,  Aktenmäßige  Nachrichten  über  das  Gauner- 
gesindel am  Rhein  und  Main.  1828.  8.  —  Die  Tyroler  ekstatischen  Jungfrauen.  Leitsterne 
in  die  dunkeln  Gebiete  der  Mystik.  I.  Bd.  1843-  8.  —  A.  F.  Pott,  Die  Zigeuner  in  Europa 
und  Asien.  2  Teile.  1844/45.  8.  —  Aktenmäßige  Designation  Deren  Von  einer  Diebischen 
Judenbande  verübten  Kirchen- Raubereyen  .  .  .  Samt  Angefügter  Beschreibung  Deren 
meisten  Jüd.  Ertz-Diebe  ...  3.  Aufl.  (mit  dem  aktenmäßigen  Supplementum  mit  den 
Gaunervokabeln).     O.   J.     4.  — 

Heyer  von  Rosenfeld'sche  Stiftung.  Erich  von  Bennigsen  Syke,  Der  Adel  von  Hannover, 
Oldenbourg,  Braunschweig,  Lippe  und  Bremen  bis  zum  Jahre  1866.  1.  Heft.  1913-  8.  — 
Churbajerischer  Hof-  und  Staats-Calender  für  das  Jahr  1768,  1769,  1778.     München.     O.  J.    8. 


23     — 


—  Otto  Forst,  Die  Ahnenprobe  der  Mainzer  Domherren  I.  aus  Quellen  und  Studien  zur  Genea- 
logie.    1913.     Qu.  8.  —   Förstemann,  Altdeutsches  namenbuch.     Bd.  II.     Lief.  8,  9.     1912.     4. 

—  Schweizerisches  Geschlechterbuch  1913-  IV.  Jg.  (1913-)  8.  —  Gustav  L.  Knod,  Die 
alten  Matrikeln  der  Universität  Straßburg  1621  — 1793-  Bd.  1,  11,  III.  1897  und  1902.  8.  — 
Koerner,  Deutsches  Geschlechterbuch.  Bd.  22.  1912.  Kl.  A.  —  Litta,  Famiglie  celebri 
italiane.  Seconda  Serie  Fase,  i  — S8.  1902— 13.  2".  —  Rudolf  Martin,  Jahrbuch 
der  Millionäre.  Bd.  7:  Provinz  Brandenburg;  Bd.  8:  Berlin.  l'M3.  8.  —  Miniaturen  aus 
Handschriften  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München,  hg.  von  Dr.  Georg  Leidinger. 
Heft   3.      Abt.     I    und     II:    Turnierbuch     Herzog    Wilhelms    IV.    von    Bayern.   O.    J.     Qu.  2. 

—  Pantheon  der  Deutsciien  1.,  II.  und  III.  Teil.  1794— 1800.  8.  —  Publikatinnen  aus  d<;n 
K.  Preuß.  Staatsarchiven:  Ältere  Universitäts-Matrikeln  I,  Universität  Frankfurt  a.  C).  Bd.  1, 
2,  3.  18S7,  1888,  1891 ;  II.  Universität  Greifswald.  Bd.  1,2.  1893/94.  8.  —  J.  B.  Rietstap, 
Armorial  general.  Fase.  74,  75.  O.  J.  2.  —  Georg  Schmidt,  Die  Familie  v.  Manteuffel.  Teil  III  : 
Der  Stamm  Poplow.  1913-  8.  —  Hans  Schulz,  Deutsches  Fremdwörterbuch.  V.  Lief. 
1913.  8.  —  Stammfolge  und  Chronik  der  aus  Aalen  hervorgegangenen  Familie  Palm  sowie 
der  damit  verbundenen  Familie  Cranz.  0.  0.  und  J.  2.  —  Vier  handschriftliche  Wappen- 
büchlein der  Geschlechter  Regensburgs.  Abschrift  ,, Eines  löblichen  Haußgerichts-Stamm- 
und  Wappenbuch  so  1609  die  Hansgraven  und  Assessoren  zu  machen  sich  verglichen".  Ab- 
schrift aus  dem   Jahre    I866.      Kl.  8.  — 

Nassauer  Stiftung.     Archives  ou  Correspondance  inedite  de  la  Maison  d'Orange-Nassau. 

V.  Serie.     Publiee  avec  Autorisation  de  S.  M.  La  Reine  par F.  J.  L.  Krämer.    Tome  II. 

1779-  — 1782  1913.  8.  —  Josef  Kehrein,  Volkssprache  und  Volkssitte  in  Nassau.  Bd.  I, 
II,    III.      1S71— 72.     8.  — 

Denkmäler  der  Heilkunde.     D.  Christian  Gottlieb   Ludwig,  ,, Anfangsgründe  der  Wund- 

arzneykunst "      1766.      8.  —   Justinus    Kerner,    Geschichte    Besessener   neuerer    Zeit. 

1834.     S.  —   Sebastian    Khiiller,    Kurtze   Vnnd  warhafftige    Historia "     München,  bey 

Adam  Berg.     O.  J.     8.  —   Georg  Scherer,  Christliche  Erinnerung  Bey  der  Historien  von  jüngst 

beschehener    Erledigung  einer   Junckfrawen 1584.     4.   — 

Bierbrauer-Stiftung.     Carl  Ritter  von  Schroff,   Ueber  Bier.      Hs.     (Über   175  doppelseitig 
beschriebene   Blätter.)     Qu.  8. 

fJepositum  der  Stadt   Fürth. 
71    Einzelhandschriften  und  63   Sammelhandschriften  oder  Aktenfaszikel    zumeist  auf  die 
Reichsstadt  Nürnberg  bezüglichen  Inhalts,  dazu  522  gedruckte  Werke  (mit  zusammen  808  Bänden) 
des   15.  bis   19.  Jahrhunderts   aus    den  Beständen    der   ehemaligen   Fürther  Gebhardtsclien    und 
Stadtbibliothek. 


—     24     — 


LUEfMRISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Aura  academica,  ein  Julirbiu'li  für  alte  und  juni^e  Buisi-lien,  lier;uis,ii,^',y:elH'n  von 
Dr.  Uetreclit,  Leipzig.  Nordische  Verlags-Anstalt  K.  H  i  e  r  o  n  y  ni  u  s  ,  Neuniiinster  i.  Holst. 
II.   Leipzig,  1913.    KL  8".  368  SS.   mit  zahlreichen  Abbildungen. 

Eine  Welt  für  sich  ist  diejenige  des  deutschen  Burschentums,  des  für  seine  Ideale  be- 
geisterten deutschen  Studenten.  Eigenartig  steht  sie  da,  froh  und  freudenvoll,  herrlich  zu- 
gleich, doch  auch  ernst  und  inhaltschwer.  Es  wäre  gar  zu  traurig,  wollte  man  hier  in  nüch- 
ternem Philistertum  das  von  den  Vätern  Überkommene  /.erst('iren.  Zu  viel  l'oesie  liegt  in 
dieser  Welt  beschlossen  und  stets  weckt  sie  bei  Jung  und  Alt  von  neuem  feurige  Begeiste- 
rung. Die  Geschichte,  Gebräuche  und  Einrichtungen  des  deutschen  Studentums  sind  bislang 
noch  nicht  in  einem  Sammelwerk  zusammengefaßt  worden.  Hier  liegt  der  erste  Band  eines 
Jahrbuchs  vor,  das  sich  die  Aufgabe  gestellt  hat,  diesem  schon  vielfach  gefühlten  Mangel 
abzuhelfen.  Aber  es  will  noch  mehr,  es  will  zum  gegenseitigen  Austausch  von  Meinungen 
dienen  und  ein  Bindemittel  sein  zwischen  den  studentischen  Verbindungen  und  Verbänden 
für  ihre  nationalen,  kulturellen,  sittlichen  und  reformatorischen  Aufgaben.  Es  wird  Beiträge 
bringen  über  Korporationswesen,  Statistik,  Studentenhäuser,  Kneipen,  Studentenkunst,  Alkohol- 
bewegung, Genealogie,  Biographie,  Heraldik,  Literatur,  Reformvorschläge  im  Turn-,  Spiel- 
und  Waffenwesen,  Ehrenhändel,  Geschichte,  Zwecke  und  Ziele  von  Verbänden,  ferner  Studenten- 
lieder, Gedichte,  Novellen,  Balladen,  Romane,  Mensurgeschichten  u.  a.  m.  Siehe  S.  14  des 
von  Dr.  Uetrecht  geschriebenen  Vorworts,  das  im  übrigen  eine  glühende  Begeisterung  für 
die  Sache  verrät. 

Eine  stattliche  Zahl  von  Aufsätzen,  Erzählungen,  Skizzen  und  Dichtungen  ist  in  dem 
buchtechnisch  vornehm  ausgestatteten  Bande  enthalten,  der  ein  neues  glänzendes  Zeugnis 
von  der  Leistungsfähigkeit  der  Verlagsanstalt  ablegt.  Die  Abhandlungen  ernsterer  Art  be- 
sitzen den  Vorzug  der  Kürze  und  Originalität.  Es  fehlt  aller  gelehrte  Kleinkram.  Es  wird 
direkt  auf  des  Pudels  Kern  eingegangen  und  manche  beherzigenswerte  Lehre  gegeben.  Ich 
verweise  vor  allem  auf  die  Aufsätze  ,, Deutsches  Farbenstudententum,  seine  Berechtigung  in 
Gegenwart  und  Zukunft",  von  Paul  Grabstein  und  ,,Zur  Hebung  der  studentischen  Heraldik" 
von  Friedrich  Freiherrn  von  Gaisberg-Schöckingen.  Hübsche  Lieder  singen  von  den  heiteren 
und  ernsten  Erlebnissen  des  Farbenstudenten  oder  träumen  in  Erinnerungen  an  die  vergangene 
schöne  Studentenzeit.  Selten  ist  die  Zeit  von  1806 — 1813,  der  erhabenste  Abschnitt  im 
Werdegang  unseres  Studentenlebens,  so  begeistert  geschildert  worden,  als  es  Dr.  Karl  Konrad 
in  seinem  Aufsatz  ,,Die  deutschen  Studenten  in  den  Befreiungskriegen"  getan  hat.  So  etwas 
muß  man  gelesen  haben,  weil  es  von  allgemeiner  Bedeutung  ist.  Wichtig  ist  auch  der  Auf- 
satz über  die  Geschichte  des  älteren  Studentenliedes  von  Dr.  Ernst  Fuchs.  Auch  dieser  darf 
Anspruch  auf  allgemeine  Beachtung  erheben.  Eine  Fülle  von  Material  und  Studium  liegt  in 
ihm  beschlossen.  Er  wirkt  klärend  und  anregend  zugleich.  Schon  jetzt  dürfen  wir  auf  das 
ausführliche  Werk  gespannt  sein,  das  der  gleiche  Verfasser  demnächst  bei  derselben  Verlags- 
Anstalt  erscheinen  lassen  wird.  Mit  den  ernsteren  Abhandlungen  wechseln  launige  Skizzen 
und  Novellen,  die  teilweise  geschichtlichen  Charakter  tragen  und  eine  angenehme  Lektüre  dar- 
stellen. Auch  reicher  bildnerischer  Schmuck  ist  dem  Büchlein  beigegeben,  das  entschieden 
einen  erfreulichen  Schritt  nach  vorwärts  bezeichnet.  Voran  steht  ein  Silhouettenporträt  Kaiser 
Wilhelms  II.  als  Bonner  Preuße  zum  70.   Semester. 

Fritz  Traugott  Schulz. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.   E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  fHürnberg. 


IOI3.  Nr.  2. 


April— Juni. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

P r i n  z r e g e n  t  Ludwig  von  Bayern  li  a t  das  i  Ii  m  vom  Direktorium  im 
Auftrage  des  Verwaltungsaussciiusses  angetragene  Protektorat  über  das 
Germanische  N  a t i o n  a  1  m u s e  u  m  zu  übernehmen  geruht,  das  vor  ihm  König 
Ludwig  IL,  dann  P  r  i  n  z  r  e  g  e  n  t  L  u  i  t  p  o  1  d  der  Anstalt  zum  Segen  ausgeübt 
h  aben. 

STIFTUNG. 

Von  Herrn  Ingenieur  Chr.  Lange  in  Berlin  wurden  dem  Museum  zwecks  Erwerbung 
der  lebenslänglichen  Mitgliedschaft  in  höchst  dankenswerter  Weise  1500  Mark  überwiesen,  die 
dem  Stammvermögen  der  Anstalt,  das  noch  so  sehr  der  Stärkung  bedarf  und  überhaupt  eigent- 
lich erst  im   Entstehen  begriffen  ist,  zugeflossen  sind. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Standesherren:    Fürst  Ernst  zu   Hohenlohe-Langenburg  in  Langenburg  20  Ji 

Von  Kreisausschüssen:  Alienstein  10  M  ;  Dieburg  10  M  ;  Friedberg  (Hessen)  10  M  ;  Groß- 
Gerau  10  M;    Heppenheim  10  M;  Regenwalde  10  M. 

Von  Vereinen:  Donaueschingen.  Fürstlich- Fürstenbergische  Kunstsammlungen  3  ,fL 
Nürnberg.  Deutscher  Technikerverband,  Zweigverein  Nürnberg  20  Jl;  Verband  alter  Land- 
mannschafter  Nordbayerns  10  Ji. 

Von  Privaten:  Basel.  Th.  Haaß-Haerle  4  .ft  ;  Dr.  P.  W.  Schmidt,  Professor  4  J(. ;  Bücke- 
burg, von  Wersebe,  Hofkammerrat  5  M  ;  Coblenz.  Dr.  Kretzer,  Fabrikbesitzer  in  Wallersheim 
3  Ji;  Darmstadt.  W.  H.  Diehl,  Hoflieferant  in  Groß-Gerau  3  M;  Donaueschingen.  Professor 
Otto  Heinrich,  Vorstand  der  Fürstlich- Fürstenbergischen  Kunstsammlungen  3  Ji«;  Eßlingen. 
Emil  Backhaus,  Fabrikant  5  M  ;  Ma.x  Böckeier,  Maschineningenieur  3  Ji;  Paul  Braun  jr.  Fabri- 
kant 5  Ji;  Paul  Dick,  Kommerzienrat  5  iC ;  Otto  Junge,  Architekt  3  M;  Frankfurt  a.  M. 
Dr.  W.  Pfeiffer  10  JL;  Fürth.  Karl  Brunn,  Privatier  5  ife ;  Gera.  Bernhard  Troegel,  Pastor 
2  M;  Greifenberg  i.  Pomm.  Graf  Bismarck-Osten  auf  Schloß  Plathe  10  Ji;  Engel,  Super- 
intendent 3  Jlo ;  Graf  Flemming  auf  Schnatow  bei  Görke  5  M ;  Dr.  W.  Kuehn,  Oberlehrer  3  Ji ; 
Dr.  Wehrmann,  Professor,  Gymnasialdirektor  5  Ji;  Hannover.  G.  Nißle,  Direktor  a.  D.  3  Ji; 
Heldburg.  Bartels,  Regierungslandmesser  in  Hildburghausen  1  Ji ;  Lothar  Bartenstein,  Salinen- 
besitzer in  Friedrichshall-Lindenau  5  M;  Etzerodt,  Apothekenbesitzer  in  Hildburghausen  1  Jl; 
Dr.  med.  Gernert  in  Hildburghausen  2  Ji;  Stiehr,  Regierungslandmesser  in  Hildburghausen 
1  Ji;  Hilpoltstein.  Dr.  Arnold,  prakt.  Arzt  in  Heideck  (bisher  5  Ji)  jetzt  10  Ji;  Hohenstein. 
Ernst  Meisch,  Fabrikbesitzer  3  Ji ;  Kronstadt.  Gustav  Schuster,  Pfarrer  1  Kr.;  Heinrich  Zeidner, 
Buchhändler  1  Kr.;  Leipzig-Wahren.  Franz  Planert  3  M;  Lübeck.  A.  Roeper,  Kaufmann 
(bisher  5  Ji)  jetzt  \0  M;  Meran-Obermais.  Dr.  med.  Ma.x  Kuntze,  Kaiserl.  Rat  3  Kr.;  Wenzel 
Tatter,  Rentner  in  Algund  b.  Meran  10  Kr.;  Nürnberg.  Eugen  Gonradty,  Fabrikesitzer  100  Ji; 
Oscar  Dessart,  Kaufmann  10  Ji ;  Dr.  Karl  Geiershöfer,  Rechtsanwalt  5  Ji;  Alfred  Gucken- 
heimer  Fabrikbesitzer  3  Ji;    Hemmer,  Major  5  Ji  ;   Richard  Hertlein,  Apotheker  5  Ji  ;   Fr.  Hirsch, 


—     26     — 

K.  Amtsrichter  5  Jt ;  Frau  Baurat  Jungkunz  3  ./<• ;  Reclitsanw  ;ill  l)r.  Riiiuird  Kuhn,  Bankier 
15  .«  ;  Ludwiii'  SebaKi.  Fabrikbesitzer  5  .H  ;  Jacob  Teutscii,  Baiikilircktor  5  .//  ;  VictDria-Werke 
A.-G.  to  .«  ;  Pirmasens.  Kenner.  Vikar  3  .#  ;  Plauen  i.  V.  Hans  von  lioldt  3  .11:  Rastatt. 
E.  Böhm,  Fabrikdirektor  in  Gernsbach  2ü  Jt ;  A.  Fischer,  Fabrikdirektor  in  Weisenbach  ukIL; 
Dr.  HauÜer,  Rej^ierunssassessor  2  .#  ;  Dr.  Imhoff,  Amtmann  2  .#  ;  Leutwein,  Rechtspraktikant 
2  .H  ;  Roth.  Reciitsanwalt  ^  .H  ;  Regensburg.  Wolfjiani;-  Roller,  Kunstanstaltsbesitzer  1  Ji; 
Sopron.  Alfred  von  Schwartz  lo  .// ;  Sulz  a.  N.  Verwaltunjisaktuar  W.  Böhm,  Landtai^sab- 
jjeordneter  1  .<(. ;  Wetzlar.  G.  Gulit,  Brauereibesitzer  5  .ti;  Heinrich  Juni;,  Hüttenbesitzer  auf 
Carolinenhütte  lo  ./(  ;  J.  Mischet,  Gasthofsbesitzer  3  i^ ;  J.  G.  Müller,  Bauunternehmer  5  .f^ ; 
J.   Weimer.  Holzhändler  in   Ehrin^shausen  5  .ft ;    Dr.  W.  Wetz,  Arzt  3  ■!(■ 

Einmalige    Beiträge. 
Greifenberg  i.  Pomm.     von  der  Marwitz,  Generalmajor  a.  D.  5  .#  ;    Nürnberg.    Christopli 
W'ening.   Fabrikbesitzer  200  JL 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Zwei  Holzf  iguren  Joh  aiines  B  apt  ista  und  Johannes  E  van  gelist  a  (Abb.  9u.  10), 
deren  Entstehung  in  die  Zeit  von  1525 — 1540  zu  setzen  ist,  sind  trotz  schlechter  Erhaltung  für 
unsere  Sammlung  von  Bedeutung  als  Werke  eines  hochbegabten  oberrheinischen  Meisters  und 
als  Beispiele  einer  in  der  oberdeutschen  Kunst  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  weit  ver- 
breiteten Stilrichtung.  Der  Meister  war  im  südlichen  Baden  und  im  Elsaß  tätig,  sein  Haupt- 
werk ist  der  Hochaltar  im  Münster  zu  Breisach  ;  der  Altar  in  Niederrottweil  bei  Breisach  darf 
ihm  zugeschrieben  werden,  wenn  auch  die  Ausführung  kaum  ganz  von  seiner  Hand  ist.  Als 
eine  Arbeit  seiner  früheren  Zeit  betrachte  ich  den  St.  Anna-Altar  im  Münster  zu  Freiburg  i.  Br. 
Da  demnächst  eine  eingehende  Studie  über  den  Meister  des  Breisacher  Hochaltars,  der  sein 
Werk  H.  L.  bezeichnet,  von  anderer  Seite  zu  erwarten  ist,  mögen  diese  Andeutungen  genügen. 

Stilistisch  gehören  die  Figuren  dem  übertriebensten  spätgotischen  Barock  an,  ja  sie  galten, 
bevor  sie  von  Demmler  als  Arbeiten  des  Breisacher  Meisters  erkannt  wurden,  als  Werke  des 
18.  Jahrhunderts.  Die  spätgotische  Holzbildnerei  geht  vom  Ausgang  des  15.  Jahrhunderts 
an  auf  höchste  Steigerung  der  plastischen  Wirkung  aus:  die  Erscheinung  liegt  im  Zuge  der 
Zeit  und  tritt  spontan  an  verschiedenen  Orten  auf,  ihre  Anfänge  sehen  wir  bei  Michael  Fächer, 
bei  Veit  Stol3:  ihre  weitere  Entfaltung  bei  Hans  Backofen  und  bei  Hans  Leinberger,  ihre  letzten 
Folgerungen  zieht  der  Breisacher  Meister,  bei  dem  auch  die  letzten  Wahrscheinlichkeiten  der 
Drapierung  der  dekorativen  Gesamtwirkung  geopfert  werden.  Der  Meister  verfügt  über  ein 
souveränes  Können,  für  ihn  gibt  es  keine  technischen  Schwierigkeiten,  er  erreicht  voll,  was 
er  beabsichtigt.  Aber  sein  Wollen  und  sein  Vollbringen  mutet  uns  fremd  an,  Kleidung  und 
Haare,  ja  die  menschliche  Gestalt  selbst  wird  ihm  zum  Ornament.  Und  doch  kennt  er  den  Orga- 
nismus und  weiß  den    Köpfen  starken  geistigen  Ausdruck  zu  geben. 

Er  trifft  darin  mit  Hans  Leinberger  zusammen.  Die  Ähnlichkeit  der  Mache  in  den  Köpfen 
des  Johannes  Baptista  (Abb.  11)  und  des  armen  Mannes  in  der  Nürnberger  Richtergruppe 
(Abb.  12)  ist  so  groß,  daß  ich  in  Versuchung  war,  das  Monogramm  H.  L.  des  Breisacher 
Hochaltars  in  Hans  Leinberger  aufzulösen,  aber  es  sind  doch  wieder  Verschiedenheiten  vor- 
handen, welche  es  ausgeschlossen  erscheinen  lassen,  daß  sich  Leinbergers  Kunst  zu  diesem 
auf  die  Spitze  getriebenen  Barock  entwickelt  habe.  B  e  z  o  1  d. 

Nicht  unwichtig  war  für  uns  ferner  die  Erwerbung  der  kleinen  Reliefplatte,  die 
Vergänglichkeit  darstellend,  aus  der  Sammlung  Oppler.  In  Buchs  gearbeitet,  durch  ver- 
schiedenfarbige Beizen  belebt,  ist  dieses  Stück  ein  neues  Beispiel  des  starken  Einflusses  der 
graphischen  Künste  auf  die  ältere  Kunst  überhaupt.  Namentlich  war  es  Heinrich  Aldegrever, 
dessen  Blätter  im  Handwerk  Nachahmung  gefunden  haben.  Sie  dienten  Töpferarbeiten, 
Ofenplatten,  an  Erzeugnissen  der  Vischerschen  Gießhütte,  an  Prunkwaffen  und  namentlich 
an  Goldschmiedearbeiten  als  Vorlage.  Seine  Stiche  muten  wie  Treibarbeiten  an  und  laden 
ohne  weiteres  zur  Umsetzung  in  die  Plastik  ein.  Übrigens  gibt  es  auch  verschiedene  kleinere 
Reliefs  und  Medaillons  in  Speckstein  oder  Kehlheimer  Stein,  welche  Gegenstände  Aldegreverscher 


27     — 


Stiche  wiederlidlen  und  S(»,t;ar  sein  Monnuramm  trafen.  Das  ist  liei  dem  vdilieuenden  Stiicic 
nicht  der  Fall,  das  auf  den  Stich  B.  134  zurückgeht  und  diesen  im  wesentlichen  unmittelbar 
kopiert.  D\t  Abhängiskeit  von  der  Vorlage  ist  groß.  Doch  fehlt  es  auch  nicht  an  Ab- 
weichungen. Die  Darstellung  wurde  nach  links  hin  verlängert.  Und  rechts  unten  kam  noch 
eine  befestigte  Stadt  hinzu,  die  von  einem  burgenbewehrten  Berg  überragt  wird.  Eine  Bigen- 
tümlichkeit  des  Kopisten  ist  die  plastische  Behandlung  des  Gewölks  statt  der  strichelnden 
des  Kupferstichs.  Dieser  trägt  die  Jahrzahl  1529.  Unser  Relief  aber  ist  weit  später  entstanden. 
Stil  und    Behandlungsart  weisen  bereits  auf  das  17.   Jahrhundert  und  anscheinend  auf   Eger 


Abb.  9.     Johannes  der  Evangelist.  Abb.  10.     Johannes  der  Täufer. 

Holzfiguren  von   1520 — 30,   vom  Meister  des   Breisacher    Hochaltars. 


als  Ort  seiner  Verfertigung  hin.  Interessant  ist  es  zu  beobachten,  wie  der  Aldegrever  in  der 
Zeichnung  des  Nackten  eigentümliche  Manierismus  in  der  Wiederholung  des  17.  Jahrhunderts 
noch  einen  erhöhten  Grad  angenommen  hat. 

Vielleicht  die  bedeutendste  Ergänzung  der  Sammlung  originalplastischer  Denkmäler  aber 
stellt  der  sogenannte  ,,H  a  n  s  e  1"  dar,  eine  schalmeiblasende  Brunnenfigur  vom  Heinzen-  oder 


—     28     — 


Manselbrunnen  im  vorileren  Hof  des  1339  von  Konrad  Groß  gestifteten  Heilijj-Geist-Spitals  in 
Niirnberi;.  die  uns  von  der  Stadt  Nürnberg;  zur  AufbewaiuunK'  überwiesen  wurde,  naciidem  sie  an 
Ort  und  Stelle  durtii  eine  getreue  Kopie  ersetzt  werden  war  (Abb.  17).  Hs  ist  eine  Bronze- 
ficur,  die  sich  in  dem  realistisciien  Ciiarakter  anderer  Nürnberger  Brunnenfiguren,  wie  z.  B. 
des  Dudelsackpfeifers  oder  des  Gänsemänncliens,  bewegt,  aber  liiesen  in  der  Zeil  um  ein  Be- 
trächtliches vorangeht.  Sie  ist  an  das  Ende  des  14.  oder  in  den  Anfanj^  des  15-  Jahrhunderts 
zu  setzen,  also  in  eine  Epoche,  in  welcher  die  figürliche  Erzbildnerei  weit  hinter  der  Stein- 
bildnerei  zurücktritt,  die  den  Vorrang  für  sich  beansprucht.  Eine  genauere  Datierung  ist 
vor  der  Hand  nicht  möglich.  Die  Bezeichnung  ,, Hansel",  also  der  Taufname  Johann 
in  familiärem  Sinn,  deutet  sclion  darauf  hin,  daü  wir  es  mit  einem  Gebilde  zu  tun  haben, 
das  die  Bedeutung  des  Kuriosen  oder  Scherzhaften  an  sich  trägt  und  so  ist  es  auch  in  Wirk- 
lichkeit. Wir  brauchen  nur  den  engen  schlanken  Wuciis  der  modisch  gewandeten  Gestalt  mit 
dem  ailzugroBen  Kopfe  in  Bezug  zu  setzen  und  wir  werden  uns  bald  klar  sein,  daü  dieses  Miß- 


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Abb.  11.    Kopf  der  Täuferfiguren. 

Vom  Meister  des  Breisacher   Hochaltars. 


Abb.  12.    Kopf  des  armen  Mannes. 

Aus  der   Richtergruppe   Hans  Leinbergers. 


Verhältnis  ein  gewolltes  ist.  Auch  die  Kette,  welche  den  Leib  umzieht,  und  ursprünglich  bis 
zur  linken  Ferse  herablief,  spricht  dafür.  Nicht  ursprünglich  sind  die  Abfallröhren  in  den 
Ohren  und  der  große  Kupferhut.  Sie  scheinen  eine  Zutat  erst  des  17.  Jahrhunderts  zu  sein. 

Ausnehmend  reich  war  dieses  Mal  der  Zugang  an  wertvollen  Gold-  und  Silber- 
geräten. Voran  steht  hier  eine  große  silbervergoldete  Prunkplatte  mit  aufgelegten 
Ornamenten  in  Weißsilber  (Abb.  13)  von  einem  der  drei  Augsburger  Goldschmiede  Lorenz 
B  i  1 1  e  r  und  zwar  wahrscheinlich  von  demjenigen,  der  im  Jahre  1720  starb.  Die  Ornamente  be- 
bestehen in  Rankenwerk,  untermischt  mit  Blumen  und  Früchten,  das  auf  dem  äußeren  Rand 
an  vier  Stellen  weibliche  Brustbilder  als  Mitte  umschließt.  Besonders  fein  gearbeitet  und 
ausnehmend  hoch  getrieben  ist  das  die  Mitte  des  Fonds  einnehmende  Relief  einer  Reiter- 
schlacht, das  den  Namen  des  J  o  h  a  n  n  A  n  d  r  e  a  s  T  h  e  1  o  t  (1654—1734)  trägt  (Abb.  14). 
Das  bewegte  Leben  der  Darstellung  in  der  Mitte  kontrastiert  in  eigenartiger  Weise  zu  dem, 
dem    Geschmacke    der    Zeit   entsprechend  überladenen    Prunk    der  ornamentalen   Auflagen. 


—    29     — 

Und  nun  fnlßt  ein  zweiunddreißigteiliges  S  i  I  b  e  r  s  e  r  v  i  c  e  (Abb.  15  u.  iC),  das  sich 
ehemals  als  Geschenk  Potemkins  befunden  liaben  soll,  im  Besitz  der  Kaiserin  Katharina 
von  Rußland  (1729—1796),  darauf  in  der  Sammlung-  der  Prinzessin  Mathilde  Bonaparte  in 
Paris  auftauchte,  aus  dieser  von  einem  Florentiner  Händler  erworben  wurde  und  nunmeiir 
durch  Kauf  an  die  Statte  gelangte,  welche  die  berufene  Pflegerin  und  Hüterin  (.ier  Schätze 
alter  deutscher  Kunst  und  Kultur  ist.  Denn  ai-ich  dieses  Service  ist  in  Deutschland,  und 
zwar  wiederum  in  Augsburg  entstanden.  Die  meisten  Stücke  tragen  das  Zeichen  des  J  o  li. 
M  a  r  t  i  n  S  a  t  z  g  e  r,  der  i.  J.  1785  starb  und  vornehmlich  Gebrauchsgeräte  wie  Zucker-  und 
Kuchendosen  (vgl.  Abb.  16),  Platten  und  Kelche  fertigte.  Nach  dem  Beschau  mit  dem  Buch- 
staben N  kämen  die  Jahre  1757 — 1759  als  Zeit  der  Anfertigung  unserer  Stücke  in  Betraciit. 
Daneben  finden  wir  aber  nocii  andere  Meistermarken,  sn  diejenigen  des  Christianus  Drentwett 


Abb.  13-     Silberne,  z.  T.  vergoldete  Prunkschüssel. 

Von   Lorenz   Biller  und   Job.  A  n  d  r.  T  ii  e  1  o  t.     Augsburg,   1.  Viertel  des  18.  Jahrh. 


d.  J.,  der  17S4  Vorgeher  und  in  den  Jahren  17^7,  1789  und  1793  Geschaumeister  war,  und  des 
Joh.  Jak.  Biller,  der  1745  Meister  wurde  und  1777  starb.  Schon  hieraus  erhellt,  daß  einzelne 
Stücke  später  sind.  Die  beiden  Kristallflaschen  mit  den  Kronendeckeln  gehören  sogar  erst 
dem  19.  Jahrhundert  an.  In  dem  Reiciitum  an  verschiedenartigen  Formen  der  Geräte  und 
durch  deren  Zusammengehörigkeit  zu  einem  einheitlichen  Zweck  steht  dieses  Service,  dem 
der  Stempel  des  ornamentfrohen  Rokoko  aufgeprägt  ist,  ziemlich  vereinzelt  da  und  bildet  gleich- 
zeitig ein  vortreffliches  Seitenstück  zu  dem  lu.xuriösen  fürstlichen  Reisenecessaire,  das  sich 
schon  seit  langem  in  unserem  Besitz  befindet  und  das  ein  unbekannter  Augsburger  Goldschmied 
ums  Jahr  1710  anfertigte. 

Fritz  T  r  a  u  g  0  t  t  S  c  h  u  1  z. 


—     30     — 


G  e  s  i"  h  0  II  k  e. 


Altenbanz.  D  a  r  1  e  h  e  n  s  k  :i  s  s  o  n  v  e  r  e  i  n  A  1  t  e  n  b  :i  n  z  -  S  t  a  de  1  :  Uliiclis- 
krcii/,  .Messiiiu.  Friesenesser  11 1.  A.  15  b-  1S.  Julirh.,  Hufeisen  mit  breiter  Platte':  bL'ide  Sfüike 
sefunden  i.  J.   I')M  in  der  Gemeinde  Sciiönbrunn  bei  Staffelstein.         Bad  Dürkhcini  (Pfalz). 

Amtsrichter  Karl  O  r  t  li:  Messinsjetun  auf  die  Befreiuns  Wiens  von  der  tiirkisclien  Bi.'iasL'run,i,' 


Abb.  14.     Relief  der  Reitersclilacht, 

aus  der  Augsbur.i^er  Prunkschüssel,    in  Silber  st^trieben  von  J  o  h.  A  n  d  r.  Thelot. 


am  12.  September  1683,  von  dem  salzburgischen  Siegel-  und  Eisenschneider  Paul  Seel ;  Medaille 
auf  die  holländische  Münze,  29.  Mai  1766,  Silber;  Medaille  von  Gayrard  auf  die  Geburt  des 
Prinzen  Heinrich  Carl  Ferdinand,  Herzogs  von  Bordeaux,  vom  29.  September  1820,  Bronze; 
Medaille  auf  das  VI.  österreichische   Bundesschießen  in  Wien,  28.  Juni  bis  7.   Juli  1908,  von 


—     31     — 

H.  Schaefer,  Silber.  —  Heilbronn.  Spezialarzt  Dr.  med.  J.  L  a  u  f  f  s  :  Abzeichen  des  Inter- 
nationalen Tuberkulose- Kongresses  Paris  190.S.  —  Nürnberg.  K.  Bayer.  Hofschuhmacher 
Louis  Butz:  Kädersporn,  14. — 15-  Jalirli.,  gefunden  im  Wald  bei  Rappersliausen  im  Grab- 
feld.      Kaufmannssattin    Frau    K.    F  r  a  n  k  e  n  b  a  c  h  e  r  :     Vier    Mesural,    Pfosteninschriften 


für  jüdisclie  Wohnräume,  18.  Jaiirh.;  jüdisches  Gebetbuch  in  braunem,  ornamental  verziertem 
Lederband  und  mit  silber^eRossenen,  aus  Voluten  komponierten  Schließen,  iS.  Jahrh. ;  Zitronen- 
presse, Ende  18.  Jahrh.;    Gebetniantel  (Tallith)  für  den  Gottesdienst  in  der  Synagoge,  Ende 


—     32     — 

IS.  J.ihrh.  Instrunienteninacher  Georg  Graeßel:  Zwei  zusaniiiienpeliörige  Klarinetten 
von  J.  G.  Heinze  in  Leipzig,  Anfang  19-  Jahrh.  Kavifniann  und  Handelsrioiiter  Aibrecht 
M  e  e  r  d  e  g  e  n:  Langhobel  von  Kotbuclienholz,  1800.  Privatier  J  a  k  o  b  H  o  f  f  ni  a  n  n: 
Goldsihläger- Geräte  aus  dem  Besitz  des  Nürnberger  Goldschlägermeisters  Hieronymus  Pias 
A\einecke,  bestehend  in  einer  Marmorkugel,  zwei  Eisenscheren,  Stahlspatel  und  Schabeisen, 
IS.  Jahrh.  und  um  iSOO.  Rechtsanwalt  Rieh.  Jung:  Knickerschirmchen,  Ende  18.  Jahrii.; 
kurze  Frauenjacke,  Seide,  weiß  und  rot  gestreift,  Anfang  19.  Jahrh.;  Vase  aus  dunkelgrünem 
Glas,  durch  Weiß,  Schwarz  und  Gold  belebt,  Mitte  19-  Jaiirii.  Frau  A  r  t  u  r  Müller:  Leder. 
tasche  eines  reisenden  Schneiders,  Anfang  19.  Jahrh.  Goldarbeiter  T  o  b.  T  o  d  t  s  c  h  i  n  d  e  r: 
Teil   einer    Bronzesichel   der    Hallstattzeit.      Dachdeckergehilfe   Anton    Uleinik:    Dacli- 


Abb.  16.    Silberne,  z.  T.  vergoldete  Kuchendose. 

Augsburger  Arbeit  um  176O. 


Ziegel  vom  ehemaligen  Barfüßerkloster  in  Nürnberg,  17.  Jahrh.  Lehrerstochter  Fräulein  Flora 
Wolf:  Damenschirm  mit  weißseidenem  Bezug  und  einem  Überzug  in  reich  durchbrochener 
Handarbeit,  Ende  19.  Jahrh.  —  Würzburg.  Frau  Johanna  Schwab  ach  er:  S.  Onu- 
phrius-Relief  in  Lindenholz.     Süddeutsch,  wohl  unterfränkisch,  1.   Hälfte  18.  Jahrh. 

Ankäufe: 

Gemälde.  Männliches  Bildnis,  Hüftbild  in  Vorderansicht,  Pastell  von  J  o  h.  F  r  i  e  d  r. 
Karl    Kreuel. 

Plastik,  Originale.  Johannes  der  Täufer  und  Johannes  der  Evangelist,  Standfiguren  in 
Dreiviertel- Vollplastik  mit  ausgehöhlter  Rückseite.  Lindenholz.  Um  1530.  (Abb.  9  u.  10). 
Verwandt  vom  Meister  der  Figuren  des  Breisacher  Hochaltares  v.  J.  1526.  —  Die  Vergäng- 
lichkeit Reliefplatte  aus  Buchs.  Nach  dem  Stich  Heinrich  Aldegrevers  B.  134.  Egerer  Arbeit. 
17.  Jahrh.    Aus  der  Sammlung  Oppler. 


—     33     — 

Hausgeräte.  Große  silbervergoldete  Prunkplatte  mit  aufRelegten  Ornamenten  in  Weiß- 
silber von  Lorenz  B  i  1  1  e  r  -  Augsburg  (t  1720)  (Abb.  13).  E)as  Relief  der  Reiterschlacht  in 
der  Mitte  von  J  o  h.  A  n  d  r.  Thelot  (1654—1734)  (Abb.  14).  —  Zweiunddreißigteiliges 
Silberservice.  Augshurger  Arbeit,  die  Mehrzahl  der  Stücke  mit  dem  Zeichen  des  J  o  h.  Marti  n 
Satzger  (f  1785)  (Abb.  15  u.  16). 

Tracht  und  Schmuck.     Ulrichskreuz,  silbergegossen  und  vergoldet. 

Bauteile  und  Baumaterialien.  lOS  Ofenplatten  aus  dem  17.  bis  Anfang  des  19.  Jaiir- 
hunderts. 

Medaillen.  Schautaler  mit  dem  Bildnis  Ferdinands  I.  v.  J.  1529  auf  die  Türkengefahr. 
Silber.  —  Medaille  auf  die  erlangten  Doktorprivilegien  der  Universität  Altdorf  v.  J.  I623  von 
Christian  Maler,  aus  zwei  vergoldeten  Silberplättchen  als  Vorder-  und  Rückseite  zusammen- 
gesetzt. 

Hohenzollern-Stiftung.  Probe  der  Vorderseite  einer  Medaille  auf  Friedrich  Wilhelm  111. 
von   Preußen  v.   J.    1S32  von  Jachtmann,  Blei. 

Deutsch-jüdische  Altertümer.  Vorhang  zur  Verkleidung  des  Raumes  zur  Aufbewahrung 
der  Thora.     Ende  IS.   Jahrb. 

D  e  p  OS  i  t  a. 

Kunstsammlungen  der  Stadt  Nürnberg.  Sogenannter  ,, Hansel",  schalmeiblasende 
Brunnenfigur  vom  Heinzen-  oder  Hanselbrunnen  im  vorderen  Spitalhof  zu  Nürnberg.  Bronze, 
der  Hut  Kupfer.  Um  1400;  der  Hut  17.  Jahrb.  (Abb.  17).  —  Einseitige  Bleiporträtmedaille 
auf  Andreas  Oertel  d.   Ä.   v.   J.    15 76,  Art  des  Valentin  Maler. 

Aus  Privatbesitz:  Puppenküche,  in  ihren  Hauptbestandteilen  dem  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts angehörend,  i.  J.   1837  renoviert  und  ergänzt. 

HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenke. 

Calw.  Apotheker  C.  Seeger:  Hygiea,  kleine  holzgeschnitzte  und  vergoldete  Figur, 
vom  Rezeptiertisch  der  Lorclier  Apotheke,  Anfang  19-  Jahrb.;  drei  Giftbücher  der  ,, Neuen 
Apotheke"  in  Calw,  I8l0ff.,  1831  ff.  und  1853  ff.  Nürnberg.  Kaufmann  und  Handelsrichter 
Albrecht  Heerdegen:  Ot-H^c-ksilbermörser ,  Kalksteinbehälter  auf  Eichenholzsockel, 
18.  Jahrb.;  Achatmörser  mit  zugehörigem  Stößel,  18.  Jahrb.;  Schildkröte  und  Haifische, 
ausgestopft,  bezw.  getrocknet,  Säge  eines  Sägefisches  und  Glied  eines  Wallfisches,  aus  dem 
Tennen  des  Hauses  Karolinenstraße  34  in  Nürnberg,  ehedem  ,,Zur  Palme"  genannt;  eine 
Anzahl  grün-,  gelbgrün-  und  braunglasierter  Krüge  und  Flaschen  zur  Aufnahme  von  Medi- 
zinaldrogen,  18.  Jahrh. 

Ankäufe. 

Hieronymus  Cardanus,  Offenbarung  der  Natur  vnnd  Natürlicher  dingen  auch  mancherley 
subtiler  würckungen.  Verdeutscht  durch  Heinrich  Pantaleon,  der  Artznei  Doktor.  Basel, 
1559.  In  reichornamentiertem  Schweinsledereinband.  —  Die  Arzneipflanzen  der  ,, Frucht- 
bringenden Gesellschaft",  ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  populären  Anschauungen  des  17.  Jahrh. 
über  Arzneimittel,  aus  dem  Nachlaß  des  in  Wien  1892  verstorbenen  Grazer  Universitätspro- 
fessors Dr.    Karl   Ritter  von  Schroff.     Manuskript. 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 
Nürnberg.     Kaufmann  und  Handelsrichter  A  1  b  r  e  c  h  t  H  e  e  r  d  e  g  e  n  :   Große  Schnell- 
wage aus  dem  Hause  Karolinenstraße  34  in  Nürnberg,  ehedem  ,,Zur  Palme"  genannt,  v.  J.  1717- 
Dazu  zwei  eiserne   Kugelgewiclite  von  je  50  Pfund. 

Ankäufe. 
Kaufmännisches   Kontor  aus  dem    Hause    Karolinenstraße  34  in   Nürnberg,  bestehend 
in  Vertäfelung,  Wandschränken,  Fenstergitter,  dem  Schreibpult  des  Handelsherrn  mit  ranken- 


34     — 


Abb.  17.     Brunnenfigur  vom  Hansel-  oder  Heinzenbrunnen  in  Nürnberg.     Erzguß  um   1400. 


35 


geschnitzter  Bekrönung,  den  Pulten  für  das  kaurmännische  Personal,  den  Stühlen,  der  Abschluß- 
balustrade, den  zugehörigen  Ausstattungsstücken,  dem  Geheimbuch,  dem  Hauptbuch,  ver- 
schiedenen Wörterbüchern,  Adreßbüchern  und  anderen  Handbüchern.  l.  Hälfte  18.  Jahrh.  — 
,,Ihro  Chur-Fürstl.  Durchl.  zu  Sachßen,  etc.  etc.  Mandat  den  Buch- Handel  betreffend.  Er- 
gangen, de  Dato  Dresden,  den  iS.  Decembris  1773".  —  Tabaksbehälter  in  Form  einer  Muschel 
mit   Figur  einer  Negerin  als  Bekrönung.     Farbig  behandelte   Leimmasse.     18. — 19.  Jahrh. 


KUPFERSTICHKABINETT. 

Geschenke. 

Berlin.    Marcus  B  e  h  m  e  r:   28  eigene  graphische  Arbeiten.  —  London.    M.  Rose  n- 

heim:    49    E.xlibris,   17.   bis  Anfang    19-    Jahrh.   —  Mannheim.     Ernst   B  a  s  s  e  r  m  a  n  n, 

M.  d.   R. :    219  Visitenkarten,  meist  von  Ministern  und   Parlamentariern.  —  Meran-Obermeis. 

GeorgMüller:    Neudruck  eines  Flugblattes  auf  Andreas  Hofer.  —  Nürnberg.    B.  H.  Bing: 


Abb.  18.     Federzeichnung,  braun,  rot  geiiöht.    (15    Jaluh.) 


5  Handzeichnungen.  1.  Getuschte  Federzeicimung  von  Johann  von  der  Perre,  Leipzig.  Anfang 
17.  Jahrh.  2.  Skizze  einer  Armbrust.  17.  Jahrh.  3.  Aquarellierte  Federzeichnung  (Potpourri), 
Nürnberg.  18.  Jahrh.  4.  Rötelskizze  eines  bischöflichen  Wappens,  17.  Jahrh.  5.  Aquarell  von 
Mettenleiter,  Anfang  19.  Jahrh.  —  Ed.  Ludwig:  Fürerscher  Stammbaum.  Kupferstich  von 
G.  Vogel.  —  Anna  Meyer:  Bescheinigung  über  eine  Lehenserteilung  durch  Herzog  Karl 
Theodor,  1797-  —  W  a  1  t  e  r  S  t  e  n  g  e  1 :  1.  11  Ornament- Lithographien  (Pokale)  von 
A.  Heideloff,  um  1820.  2.  47  Ornament- Litiiographien  ,,Haus-  und  Luxusartikel  im  deutschen 
Style",  B.  K.  Heller,  Nürnberg,  1849-  3-  Exlibris  Joannes  Christophorus  L.  Baro  de  Frosch- 
heimb.  Anfang  18.  Jahrh.  —  B.  W  o  h  1  b  o  1  d,  Betriebsleiter:  Eine  größere  Partie  Glück- 
wunschkarten aus  der  Zeit  um  18()(),  Nürnberger  Stadtansichten,  historische  Blätter  etc.  — 
Straßburg.     Dr.    R.    Forrer:    Reproduktion  eines  Zeugdruckes. 

Ankäufe. 
Ornamentstiche.     Unbekannter  Aleister:     16    Blatt  mit    Entwürfen   zu    Stickereien,   um 
17OÜ.  —   Lucas   Kilian:  Nevves  Schildtbyhlin.     24  Blatt.     I610. 

3* 


36     — 


Embleme.  S;iniinelb;uul  mit  Stichen  uiui  aquaiclliL'iten  Zi.'ii.hiuin.i;i.Mi.  Anfani;  dos 
17.   J.ilirli. 

Handzeichnungen.  Unl-'ekunnter  süddeuts*.iu'r  AAoister  der  2.  liiilfte  des  15.  Jaliili.: 
2  FederzeiLliiiunireii  (Abb.  lSu.l9).—  Unbekannter  Meister:  Getusciite  Federzeichnung  v.  J.  1674. 
(Abb.  20.)  —  N.  Gabler:  Allegorische  Darstellung:,  von  Rocaillen  umrahmt,  Deckfarben  auf  Per- 
gament. 1755.  —  J.  A.  Loos:  2  aquarellierte  Stammbuchblätter.  Eisenach,  1768.  —  Willi. 
Busch:    1    Kinderkopf,  Bleistiftzeichnung,  1    Neujahrswunsch,   Federzeichnung. 

Miniaturen.     Pergamentblatt  aus  einem  niederländischen  Gebetbuch.     15.  Jahrii. 

Holzschnitte.  Unbekannter  A'\eister:  Legende  von  St.  Paul  und  St.  Antonius.  Vor- 
satzblatt zu  einer  Ausgabe  des  Altväterlebens,  Augsburg,  Sorg,  1482.     (Abb.  21). 

Historische  Blätter.  Sammlung  von  zirka  340  Kupfersticiien  mit  volkstümlichen  Dar- 
stellungen. Ende  17. — 18.  Jahrh.  —  Ehrliciierklärung  eines  unehelichen  Kindes,  Erlangen, 
1759.  —  4  historisch-genealogische  Blätter  des  Verlags  von  C.  Lotter,  Augsburg.  —  Kleine  Tisch- 
karte für   Fr.  von    Fürer.      Farbendruck,   J.  C.    Neumann.      Um   IS35. 


Abb.  19-    Federzeichnung,  braun,  rot  gehöht.    (15.  Jahrh.) 


ARCHIV. 

Geschenke. 
Meran-Obermais.    Buchhändler  Georg  Müller:  Ein  Convojut  grüf3tenteils  sächsischer 
Archivalien.   17.  u.   18.  Jahrh.    —    Ordnung    des   Handwerks  der  Strumpfwirker.     [Nürnberg?] 
1740.     Nürnberg.  Privatier  Jacob   Hoffmann:  Vertrag  der  Meister  des  Goldschlägerhand- 
werks  zu  Nürnberg  mit  rugsamtlicher  Bestätigung.     Nürnberg.  1804.  Juli  5. 

Ankäufe. 
Notariell  beglaubigte   Urkunde  der  Eheleute  Wolfg.  Theodor  Pistorius  u.  Maria  Anna  P. 
geb.   Furtter,  die  Übertragung  eines  Capitals  von  3000  fl.  an  Grafen  Gottfr.  W.  zu  Rheinstein 
betr.  Wasserburg.  1676.  Jan.  20.     Notariatssignet  und  Siegel.     Landshut.  I676.  März  7. 


—     37    — 

Briefe:  Bonaventura  Genelli  an  Kircliner.  Weimar  1862.  Dez.  12.  —  25  Briefe  des 
preuß.  Kultusministers  Gustav  v.  Goßler  an  Max  Jordan.  Danzig;  u.  Königsberg.  1875 — 1898. 
—  Friedr.  W.  v.  Schadow  an  Sclilosser.  Düsseldorf.  1843-  Nov.  6.  —  11  Briefe  des  Malers 
Eduard  v.  Steinle  an  Schlosser.  Wien.  Frankfurt.  Cöln.  1836 — 1844.  —  Reisebericht  des  Carl 
Friedrich  Treuttel  aus  Straßburg.  Frankfurt.  178S.  Nov.  8.  Leipzig.  1788.  Dez.  7-  — 
12  Briefe  des    Malers  u.    Kupferstecheis  Joii.  Micii.   Wittmer  an  Schlosser.     Rom.   1 838— 1847. 

BIBLIOTHEK. 

Die  hauptsächlichsten  Erwerbungen  für  die  Bibliothek  wurden  diesmal  auf  ein  paar 
Boerner'schen  Auktionen  (der  1 14.  und  115.)  in  Leipzig  gemacht.  Dazu  gehören  außer  einer  Anzahl 
Flugschriften  aus  der  Zeit  der  Reformation ,  wie  dem  von  Pamphilius  Gengenbach 
herrührenden  „gestryfft  Schwitzer  Baur"  (vgl.  Abb.  22)  oder  dem  seltenen,  mit  Noten  versehenen 
„Verma  nlied,  im  Lager  zu  Werd  gemacht", namentlich  ein  prächtiges  Exemplar  des  seltenen 
Kirchengesangbuchs  der  Böhmischen  Brüder  in  dessen  2.  Ausgabe,  die  zwei  Jahre  nach 
der  1.  Ausgabe  1566  in  Prag  erschien.  Das  Buch  zeichnet  sich  sowohl  durch  seine  literarhistorische 
und  musikgeschichtliche  Bedeutung  als  auch  durch  seine  äußerst  geschmackvolle  typographische 


Abb.  20.   Lavierte  Federzeichnung.    1674. 


Ausstattung  aus  (Titelblatt  s.  Abb.  23).  Aus  den  Jahren  1568  und  1569  und  zwar  aus  Jena 
und  Wittenberg  sind  sodann  die  Eintragungen  in  das  Stammbuch  des  Wolf  gang  Ulpeck  aus 
Schwabach  datiert,  das  sich  somit  als  ein  recht  frühes  Stammbuch  darstellt.  Unter  den  Ein- 
tragungen finden  sich  mehrere  von  bedeutenden  Vorkämpfern  der  Reformation,  wie  Johann 
Bugenhagen,  Caspar  Cruciger  u.  a.  Außerdem  ist  das  Büchlein  mit  einer  Anzahl  seltener 
Holzschnitte  ausgestattet.  Ganz  besonders  sei  endlich  noch  ein  wundervolles  Exemplar  der 
,,S  y  m  b  0 1  o  g  r  a  p  h  i  a"  d  e  s  J  a  k  o  b  B  o  s  c  h  i  u  s,  Augsburg  und  Dillingen,  1 702,  hervorgehoben,  eines 
Buches,  das  seinem  Inhalte  nach  eine  außerordentliche  Fülle  von  Symbolen  und  Emblemen 
in  Kupferstich  nebst  den  zugehörigen  Erläuterungen  bietet.  Am  bemerkenswertesten  ist  aber 
bei  dem  vorliegenden  Exemplar  der  schöne,  in  Goldpressung  (Handverg<ildung)  auf  das  reichste 
und  reizvollste  dekorierte  rötliclibraune  Ledereinband  (Abb.  25)  mit  den  Superexlibris  des  Abtes 
Placidus  von  Ettal. 

Geschenke: 

Berkeley  (Californ.)  A.  W  e  1  c  k  e  r :  Ders.,  A  book  relating  to  the  artwork  of  the  fire  .  . . 
1913.  8.  —  Berlin.  Königliche  Akademie  des  Bauwesens:  Vorbildliche  Glas- 
malereien aus  dem  späten  Mittelalter  und  der  Renaissancezeit.  Herausgeg.  von  der  Kgl.  Aka- 
demie des  Bauwesens  in  Berlin.    1913,  Liefg.  3.    2.  —  J  u  1  i  u  s  B  a  r  d,  Verlag:   Ludwig  Gurlitt, 


38 


Louis  Giirlitt.  Ein  Kiinstlerlebeii  des  10.  J.iliili.  l'M2.  s.  L.  Justi.  Der  Ausbuu  iIlm  National- 
palerie.  1013.  S.  —  K  ö  n  i  p  I  i  c  ii  e  B  i  b  1  i  o  (  li  c  k :  liilialtsver/.eiLliiiis  tlcr  an  den  doiitsLlicii 
Scluilanstalten  erschienenen  Abhandlungen.  XXIV.  1012.  S.  —  Beiiiiu-r  Titcldnuki.'  ....  — 
Deutsche  Bücher  1012,  1913,  S.  —  Ausländische  Bücher  1912,  1913.  S.  —  Orientalische  Titel 
1Q12.  1013.    S.  —  R  i  c  h  a  r  d  B  o  n  p,  VerhiR:   Jos.  A.  Lu.\,  Lola  Monte/.     Historischer  Konuui. 

1012.  8.  —  Moderne  Kunst.  20.  Bd.  o.  J.  —  D  e  u  t  s  c  h  e  s  V  e  r  1  a  ,u  s  h  a  u  s  B  o  n  g  &  C  o. : 
A.  Schirokauer,  Das  Lied  der    Par/.en.     1012.  S.  —  E.  Müsebeck,    Gold    gab    ich    für    Eisen. 

1013.  8.  —  B.  Wille.  Lebensweisheit.  1013.  S.  —  G.  Hermann,  Das  Biedermeier  im  Spiegel 
seinerzeit.  1913-  8.  —  Unser  Kaiser.  25  Jahre  der  Regierung  Kaiser  Wilhelms  11.  1888—1913. 
1913.  8.  —  C.  Hoffmann,  Briefe  der  Liebe.  1913.  8.  —  Börnes  Werke  0.,  7.  und  9.  Bd.  o.  J.  8. 
—  S.  Fischer,  Verlag:  E.  Ludwig,  Bismarck.  Ein  psychologischer  Versuch.  l')12.  8.  — 
G  e  n  e  r  a  1  V  e  r  w  a  1  t  u  n  g  d  e  r  K  ö  n  i  g  1  i  c  h  e  n  M  u  s  e  e  n :  Jahrbuch  der  Kgl.  Preußischen 


Abb.  21.    Kolorierter  Holzschnitt.    1482. 


Kunstsammlungen.  XXXI V.  Bd.  Heft  2,  1913-  2.—  G.  J.  G  ö  s  c  h  e  n,  Verlag:  Sammlung 
Göschen  Nr.  608  und  633-  1912.  8.  —  G  e  h  e  i  m  e  r  M  e  d  i  z  i  n  a  1  r  a  t  Professor  Dr. 
G  r  e  e  f  f .  Ders.,  Bruchstücke  zur  Geschichte  der  Brille  II.  Teil.  S.-A.  1913.  8.  —  M  e  d  i- 
zinal-Abteilung  des  Kriegsministeriums:  Veröffentlichungen  aus  dem  Ge- 
biete des  Militär-Sanitätswesens.  H.  54.  1913- 8.  —  Der  Landesdirektor  der  Provinz 
Brandenburg:  Wolff,  Das  Denkmalarchiv  u.  seine  Bestimmung.  1913.  8.  —  Minister  für 
Handel  und  Gewerbe:  Jahresberichte  der  Königlich  Preußischen  Regierungs-  und  Ge- 
werberäte und  Bergbehörden  für  1912.  1913-  8.  —  Ministerium  der  öffentlichen 
Arbeiten:  Zeitschrift  für  Bauwesen  Jahrg.  LXlll.  1913,  Heft  IV  bis  VI  mit  zugehörigem 
Atlas.  —  Gebrüder  Paetel,  Verlagsbuchhandlung:  A.  Brabant,  Das  Heilige  Römische 
Reich  teutscher  Nation  im  Kampf  mit  Friedrich  dem  Großen.  11.  Bd.  1911.  8.  —  Neue 
Briefe  Wilh.  von  Humboldts  an  Schiller  1796— 1 803.  Bearb.  und  herausg.  von  F.  C.  Ebrard. 
1911.      8.     —     Paul     Parey,     Verlagsbuch- Handlung:      Landwirtschaftliche     Jahrbücher. 


—    39    — 

XLII.  Bd.  Heft  1-5;  XLII!.  Bd.  Heft  l -5  und  Ergänzungshd.  I.  1912.  8.  —  D  i  r  e  k  t  i  o  n 
der  R  e  i  c  li  s  d  r  u  c  k  e  r  e  i :  Momimenta  Germaniae  et  Italiae  Typotriaphica.  Liefg.  X 
und  XI.  1913.  2.  —  Der  K  e  i  c  li  s  k  a  n /,  1  e  r  (Keiclisanit  des  Innern):  Die  Siegel  der 
deutschen  Kaiser  und  Könige.  iV.  Bd.  171I  — 18(X),  1871  —  1913.  1013.  2.  —  Berlin-Lichter- 
felde. Dr.  S  c  li  e  f  f  e  r :  l)ie  Kin.lie.  Zentrahngan  für  Bau,  Einriciitung  uiul  Ausstattung 
von  Kirchen.  Bd.  X.  Heft  1  — 5.  1913.  8.  —  Berlin.  V  a  t  e  r  1  ä  n  d  i  s  c  h  e  r  S  c  h  r  i  f  t  e  n- 
Verband:  Flugschriften  des  V.  S.-V.:  Kurudtowski,  Preußens  Fürst,  Volk  und  Heer  im 
Jahre  I813.  1013.  8  und  zwei  Broschüren.  —  Franz  S  i  e  ni  e  n  r  (•  t  h  :  Junge,  Martin 
Luther.  IV.  Aufl.  I898,  8.  —  W  e  i  d  m  a  n  n  s  c  ii  e  Verl  a  g  s  b  u  c  li  h  a  n  d  1  u  n  g: 
Ma.\  Lenz,  Martin  Luther.  Festschrift  der  Stadt  Berlin  zum  m.  November  I883.  111.  Aufl. 
1897.  8.  —  Quellen  und  Forschungen  zur  alten  Geschichte  und  Geographie.  Heft  17,  19, 
21,  23,  25,  27.  1909/13.  8.  —  K.  Lamprecht,  Deutsche  Geschichte  der  jüngsten  Vergangen- 
heit und  Gegenwart.  Bd.  I  und  11,  1912/13-  8.  —  Derselbe,  Deutsche  Geschichte.  Bd.  Vll, 
1,  2;  Bd.  VIII,  1,  2;  Bd.  XI,  1;  11.  Ergänzungsbd.  I,  2;  1906/12.  S.  —  Deutscher 
W  e  r  k  b  u  n  d :  Jahrinich  des  Deutschen  Werkbundes  1913  [Die  Kunst  in  Industrie  und 
Handel].  Jena,  1013-  4.  —  Bern.    Kanton.  Ge  w  e  rb  e  m  u  s  e  u  ni:  44.  Bericht  über  das  Jahr 

1912.  8.  —  Bielefeld.    V  e  1  h  a  g  e  n  u.  K  1  a  s  i  n  g,  Verlag:  Almanach.  1909,  1910,  1911,  1912, 

1913.  8.  —  Land  und  Leute.  Monograpiiien  zur  Erdkunde.  Bd.  26,  27,  28.  1012/13-  8.  —  B. 
Haendcke,  Entwicklungsgeschichte  der  Stilarten.  IQ13.  8.  —  Bielefeld  und  Leipzig.  V  e  1- 
hagen  u.  K  I  a  s  i  n  g,  Verlagsbuchiiandlung:  Monographien  zur  Weltgeschichte.  Bd.  31: 
Zwingli  und  Calvin.  1913.  8.  —  Volksbücher  der  Literatur:  K.  Strecker,  Friedrich  Hebbel. 
(1913.)  4.  —  Bonn.  A.  Marcus  und  E.  Weber:  Tabolae  in  vsvm  scholarvni  (Lietz- 
mann):  Rieh.  Delbrück,  Antike  Porträts.  1012.  2.  —  Bremen.  S  c  h  w  e  e  r  s  u  nd  H  a  a  k  e: 
Keller,  O.,  Illustrierte  Geschichte  der  Musik.  4.  Aufl.  1911.  8.  —  Brüssel.  Mussees 
roy  au  .\  de  p  e  i  n  t  u  r  e  et  de  s  c  u  1  p  t  u  r  e  de  Bei  g  i  q  u  e :  Wanters,  Gatalogue  abrege 
des  tableau.x  anciens  ...  8e  edition.  191 1.  8.  —  Hymans,  Gatalogue  des  sculptures  (Musees 
royau.x).  2e  edition.  o.  J.  8.  —  Cliarlottenburg.  Dr.  H.  H  a  n  e  ni  a  n  n,  Dozent:  Ders., 
Metailographische  Untersuchung  einiger  altkeltischer  und  antiker  Eisenfunde.     S.-A.     1913-    8. 

—  Danzig.  Konservator  Dr.  H.  F.  S  eck  er:  Ders.,  Führer  durch  die  öffentlichen  Kunst- 
sammlungen in  Danzig  Bd.  1-  Die  Stadt.  Gemäldegalerie.  [1013]-  8.  —  Dresden.  König- 
liche öffentliche  Bibliothek:  Jahresbericht  der  K.  öff.  Bibliothek  zu  Dresden 
auf  das  Jahr  1913-  8.  —  B-  E-  Hugo  G  e  r  s  t  ni  a  n  n,  Verbandsblatt  der  Familien  Glafey, 
Hasenclever,  Mentzel  und  Gerstmann.  111.  Jahrg.  Nr.  7.  1913.  4.  —  A.  H  u  h  1  e,  Ver- 
lag:   H.  W.  Singer,    Kiitisches  Verzeichnis  der   Radierungen  von  Adr.  Ludw.  Richter.     1913-   8. 

—  Auinger,  Meißner  Porzellan-Marken.  1913.  8.  —  Düsseldorf.  Carl  von  Berg;  Ders., 
Geschichte  der  Familie  Moes.  191 1-  4.  —  Ebenhausen.  W.  L  a  n  g  e  w  i  e  s  c  h  e  -  B  r  a  n  d  t: 
T.  Klein,  Die  Befreiung  von  1813-  1814,  18 15-  1913-  8.  —  Ellwangen.  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s-  und 
A  1  t  e  r  t  u  m  s  V  e  r  e  i  n :  Führer  durch  die  Ausstellung  für  Heimatkunst  im  Schloß  Ellwangen. 
Herausgeg.  vom  Geschichts-  und  Altertumsverein  Elhvangen.  1913.  8.  —  Emmendingen. 
S  t  a  d  t  g  e  m  e  i  n  d  e  :  R.  Hagen,  Emmendingen  als  Schauplatz  von  Goethes  Hermann  und 
Dorothea.  1912.  8.  —  C.  F.  Meerwein,  Der  Mensch  sollte  der  niciit  auch  mit  Fähigkeiten 
zum  Fliegen  gebohren  sein  .^  Basel  1784.  Neudruck  1912.  8.  —  Erlangen.  Prof.  Dr.  Aug. 
Gebhardt:  Ders.,  Das  Epitaphium  des  Michael  Funck.  S.-A.  1913-  8.  —  Fr.  Junge, 
Verlag:  Beiträge  zur  bayerischen  Kirchengeschichte.  Bd.  XIX  Heft  3,  4  und  5-  1913-  8.  — 
Essen-Ruhr.  O.  R  a  d  k  e  s  N  a  c  h  f  o  1  g  e  r,  T  ii  a  d  e  n  u.  S  c  h  m  e  m  a  n  n  :  P.  Hoffmann, 
Nordisciie  Cistercienserkirchen  ...  Dissert.  1012.  8.  —  Fischhausen.  Magistrat: 
Original-Privilegium,  gegeben  den  Bürgern  der  Stadt  Fischiiausen  von  Seyfried,  Bischof  zu 
Samland  .  .  .  Fischhausen.  1913-  8.  —  Frankfurt  a.  M.  P  r  e  s  t  e  I  -  G  e  s  e  1  1  s  c  ii  a  f  t :  Veröffent- 
lichung d.  Prestel-Gesellschaft.  I.  Ser.  1.  Veröffentl.:  H.  v.  d.  Gabelentz,  Zeichnungen  alter 
Meister   im    Kupferstich- Kabinet  d.    Großh.  Museums  zu    Weimar.     Frankfurt   a.  M.     1913.   8. 

—  Rütten  und  Loening,  Verlag:  Das  Buch  des  Lappen  Johann  Turi.  Herausgeg. 
von  E.  Demant.  1912.  8.  —  S  c  h  o  p  e  n  ii  a  u  e  r  -  G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t:  C.  Gebhardt, 
Schopenhauer  Bilder.  Katalog  der  Ausstellung  in  der  Frankfurter  Stadtbibliothek.  Mai  1913- 
1913.  8.  —   S  t  a  d  t  b  i  b  1  i  o  t  ii  e  k;    C.  Gebhardt,  Schopenhauer-Bilder.   1913-  8.  —Neuer 


—    40    — 

Frankfurter  Verla  ir :  Liulw.  Reinhardt,  Bibliothek  der  Aufklärung:  Die  Urreliginn  der 
Germanen.  1909.  8.  —  Frauenfeld.  Huber  u.  Co.,  Verlag:  A.  Fischer,  Hochgebirgs- 
wanderuntren.  Herausgeg.  von  Ernst  Jenny.  1913-  S.  —  M.  Nußberger,  Walther  von  der  Vogel- 
weide. 1013.  8.  —  J.  V.  Widmann,  Ausgew.  Feuilletons.  Herausgeg.  von  Dr.  Ma.x  Wid- 
mann. 1013.  8.  —  Schweizerisches  Künstler-Le.xikon.  XII.  Liefg.  [1913].  8.  —  Frei- 
burg I.  Br.  Her  d  e  r  s  c  li  e  Verl  a  g  s  b  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Heinrich  Pesch,  Lehrbuch 
der  Nationalökonomie.  I II.  Bd.  1913-  8.  —  Gotha.  Friedrich  Andreas  Perthes 
Aktiengesellschaft:  Allgem.  Staatengeschichte.  1.  Abt.  26.  Werk,  IV.  Bd., 
XCIV.  Liefg.  1912.  8.  —  Riezler- Festschrift.  1913-  8.  —  Graz.  A.  R  a  t  h,  Ders.,  Das 
Kulturhistorische  und  Kunstgewerbemuseum.  S.-A.  1911.  4.  —  Gütersloh.  C.Bertels- 
mann, Verlag:  A.  Kuhn,  Mytholog.  Studien.  II.  Bd.  1912.  8.  —  Hamburg.  C.  Boysen 
Verlagsbuchhandlung;  J.  E.  Rabe,  Kasper  Putschenelle.  Historisches  über  die  Handpuppen 
und  Althamburgische  Kasperszenen.  1912.  8.  —  Hannover-Krefeld.  H.  Peters:  Ders., 
Das  giftige  Stierblut  des  Altertums.  S.-A.  1913.  8.  —  Heidelberg.  Dr.  C.Glaser:  Ders., 
Heinrich  von  Brunck.  Nachruf.  S.-A.  1913-  8.  —  Bad.  H  i  s  t  o  r.  Kommission: 
Oberbadisches  Geschlechterbuch.  III.  Bd.  VI.  Liefg.  Heidelberg.  1913-  4.  —  Finanzrat 
Th.  WM  1  c  k  e  n  s:   Ders.,  Beiträge  zu  einer  Geschichte  der  Familie  Wilckens.    3.  Aufl.  191 3.   8. 

—  Jena.  Eugen  D  i  e  d  e  r  i  c  h  s,  Verlag:  Joh.  Tauler,  Predigten.  Bd.  I  und  II.  191 3.  8.  — 
Karlsruhe.  Groß  h  erzog  1.  Bad.  Ministerium  des  Kultus  und  Unter- 
richts: Die  Kunstdenkmäler  des  Großherzogtums  Baden.  VIII.  Bd.  2.  Abt.  1913.  8.  — 
Köln.  J.  P.  B  a  c  h  e  m,  Verlagsbuchhandlung;  K.  Bachem,  Josef  Bachem.  Seine  Familie 
und  die  Firma  J.  P.  Bachem  in  Köln  ...  IL  Bd.  1848—60.  1912.  8.  —  Kulmbach.  L.  R. 
Spitzenpfeil,  Kunstzeichner:  Ders.,  Die  Grundformen  neuzeitlicher  Druckschriften. 
I.  und  II.  und  zur  Frage  des  langen  I  m  der  Antiqua.  S.-A.  [191 1].  4.  —  Ders.,  Fraktur 
Spitzenpfeil  Vorprobe.  0.  J.  4.  —  Ders.,  Der  kleine  Schriftkünstler.  S.-A.  1911-  8.  — 
Ders.,  Der  Schriftkünstler  2.  Heft.  O.  J.  8.  —  Ders.,  Die  Grundformen  neuzeitlicher 
Druckschriften.  1912.  8.  —  Landskron  i.  Böhmen.  N  0  r  b.  Rieß:  Ders.,  Die  Urkunden, 
Begabnisse  und  Privilegien  der  Stadt  Landskron  in  Böhmen.  Landskron  1911.  8.  —  Leipzig. 
Karl  Bädeker,  Verlag:  Die  Schweiz.  35.  Aufl.  1913-  8.  —  Breitkopf  und 
H  ä  r  t  e  1,  Verlag:  F.  Dahn.  Erinnerungen  IV,  1,  2,  I894,  1895-  8.  —  H.  Riemann,  Hand- 
buch der  Musikgeschichte.  II.  Bd.  1.,  2.  T.  1907,  1912.  8.  —  A.  D  e  i  c  h  e  r  t,  Verlag:  Wirt- 
schafts- und  Verwaltungsstudien.  H.  45-  1913-  8.  —  J.  C.  H  i  n  r  i  c  h  s'  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d- 
lung:  Vierteljahrskatalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen  Buchhandels.  67.  Jahrg.  Heft  4. 
1912.  8.  —  Vierteljahrskatalog.  68.  Jahrg.  Nr.  1.  1913.  8.  —  Insel-Verlag:  Weimar 
in  den  Freiheitskriegen.  III.  Bd.  1913-  8.  —  Bibliographisches  I  n  s  t  i't  u  t 
(Meyer):  Meyers  Reisebücher:  Gsell  Fels,  Oberitalien  und  Mittelitalien.  9.  Aufl.  1912.  8.  — 
Schwarzwald.  14.  Aufl.  1912.  8.  —  G.  Steinhausen.  Geschichte  der  deutschen  Kultur. 
Bd.  I.  1913.  8.  —  A.  K  r  ö  n  e  r,  Verlag:  J.  Kant,  Kritik  der  reinen  Vernunft.  Herausgeg. 
von  H.  Schmidt.  (1908.)  8.  —  Förster-Nietzsche,  Der  junge  Nietzsche.  1912.  8.  —  H.  Schmidt, 
Philosophisches  Wörterbuch.  1912.  8.  —  Wundt,  Elemente  der  Völkerpsychologie.  2.  Aufl. 
1912.  8.  —  Goethe-Lexikon.  (1913-)  8.  —  Städtisches  Kunstgewerbe-Mu- 
seum: Ausstellung  ägyptischer  Altertümer  aus  den  Grabungen  der  Ernst  von  Sieglin- Ex- 
pedition in  Nubien  1912.  1913-  8.  —  Q  u  e  1 1  e  u  n  d  M  e  y  e  r,  Verlag:  K.  Hampe,  Deutsche 
Kaisergeschichte  in  der  Zeit  der  Salier  und  Staufer.  1912.  8.  —  P.  Herre,  Deutsche  Kultur 
des  Mittelalters  in  Bild  und  Wort.  1912.  8.  —  Friedrich  R  e  d  d  e  r,  Münzhandlung: 
K.  Roßberg,  Die  Zwei-,  Fünf-  und  Dreimarkstücke  deutscher  Reichswährung.    IV.  Aufl.    1911-  8. 

—  E.  A.  Seemann:  H.  Bergner,  Grundriß  der  Kunstgeschichte.  2.  Aufl.  1913-  8.  — 
Aug.  Köster,  Literaturnachweis  zu  A.  Springer,  Handbuch  der  Kunstgeschichte.    Bd.  I.   1911-  4. 

—  H.  Riemann,  Musikgeschichte  in  Beispielen.  In  3  Teilen.  T.  1— 3.  1911/12.  4.  —  U  e  t- 
recht:  Ders.,  Aura  Academica.  Ein  Jahrbuch  für  alte  und  junge  Burschen.  1913-  8.  • — 
Limbeckhausen  (Hannover).  G.  Stölting-Eim  beckhausen:  Ders.  und  Börries 
Frhr.  von  Münchhausen-Moringen:  Die  Rittergüter  der  Fürstentümer  Calenberg.  Göttingen  und 
Grubenhagen.  1912.  4.  —  Linz  a.  Donau.  Oberösterreichischer  Gewerbe-Verein: 
Bericht  desselben  über  das  70.  Vereinsjahr  1912.    191 3.  8.  —   Hermann  Übel  1,  Museums- 


—     41     — 

direktor:  Ders.,  Die  Vermehrung  der  kunst-  und  kulturhistorischen  Sammlungen  des  Museums 
(Francisco  Carolinum).  S.-A.  1913-  8.  —  Ders.,  Der  Wolfgangsaltar  in  Kefermarkt.  S.-A. 
1913.  2.  —  A.  M.  Pachinger:  Derselbe,  Die  Mutter  in  der  bildenden  Kunst.  S.-A. 
München  o.  J.  [1912].  8.  —  Lübeck.  J.  Wa  r  n  c  k  e,  Lehrer  und  Pfleger  des  Germ. 
Nationalmuseums:    Ders.,  Mittelalterliche  Schulgeräte  im  Museum  zu  Lübeck.     S.-A.     1913.    8. 

—  Ders.,  Lübecks  Befreiung  von  der  Franzosenherrschaft  und  die  Einsetzung  der  hanseatischen 
Legion.    1913-    8.  —  Mainz.    Dr.  KarlGaßner:   Domaszewski,  ,,  Ein  neues  Militärdiplom" 
S.-A.    O.  J.    8.  —  Jos.  Scholz,    Verlag:    W.  Kotzde,  Hans  Thoma  und  seine  Weggenossen 
1910.     4.—    München.      Das    G  r  0  ß  k  a  n  z  1  e  r  -  A  m  t     des     K  g  1.     Bayer.     Haus 
Ritterordens    v  o  m  h  e  i  1  i  g  e  n  Georg:    Mitgliederverzeichnis  des  Kgl.  Bayer.   Haus 
Ritter-Ordens  vom   Heiligen  Georg  nach  dem  Stande  vom  23.  April  1913-     28.  Jahrg.     1913 
8.    —    Professor    Hartmann    GrisarS.  J.:    Peter    Sinthern,    S.  J.,    Jahresfolge    samt 
liclier  Schriften  Luthers  mit  Einreihung  der  Hauptereignisse.     S.-A.     (1912.)     8.  —   Dr.  J.  V 
Kuli:    Ders.,    Wertverhältnisse.     S.-A.     1912.    8.    —    Ders.,  Münzgeschichte  der  Landgrafen 
von    Leuchtenberg  und    Grafen   von    Hals.      S.-A.     (1913.)     8.  —  Ders.,    Das   Münznominale 
Oberdeutschlands    vor    Einführung    der    Reichs-Goldwährung.      S.-A.      1913.      8.  —    L  e  h  r- 
u  n  d  V  e  r  s  u  c  h  s  a  n  s  t  a  1  t  f  ü  r  P  h  o  t  0  g  r  a  p  h  i  e,  C  h  e  m  i  g  r  a  p  h  i  e,  Lichtdruck 
und  Gravüre:   Jahrbuch  der  Lehr-  und  Versuchsanstalt.    1913-    4.  —  G  e  0  r  g  M  ü  1 1  e  r: 
J.  Burckhardt,  Briefe  an  einen  Architekten  187O— 1889.    IV.  Aufl.    1913-    8.  —  Deutsches 
Museum:    Verwaltungsbericht  über  das   IX.    Geschäftsjahr   1911/12  und    Bericht  über  die 
IX.  Ausschußsitzung  des  ....   Deutschen  Museums.     [1912].     2.  —   Historisches  Mu- 
seum der   Stadt  München:    Historische   Ausstellung  der  Stadt   München   ...  2.  Ge- 
samtvorführung   Xlll.    Ser.     (XXVI    der   Ges. -Folge.)     1913.     8.    —    R.    Oldenhourg, 
Verlag:  M.     Doeberl,    Entwickelungsgeschichte    Bayerns.     II.   Bd.      1912.    8.    —     Historische 
Bibliothek     Bd.  26—32.    1912.    8.    —    R.   P  i  p  e  r    und  Co.:    Die    schöne    deutsche    Stadt: 
J.   Baum,    Süddeutschland.     1912.     8.    —    H.    Hieber,     Die  Miniaturen    des    frühen    Mittel- 
alters.   1912.    8.    —    W.  Worringer,    Formprobleme  der   Gotik.    111.  Aufl.    1912.    8.    Ernst 
Reinhardt,    Verlagsbuchhandlung:     L.    Reinhardt,    Die    Erde   und    die    Kultur.  Bd.   IV, 

1 ,  2,  191 1 .  8.  —  Münster  i.  W.  Direktion  des  L  a  n  d  e  s  m  u  s  e  u  m  s  der  Pro- 
vinz  Westfalen:     Führer  durch   das  Landesmuseum   der   Provinz  Westfalen.    1913-    8. 

—  Verzeichnis  der  Gemälde  im  Landesmuseum  der  Provinz  Westfalen.  O.  J.  8.  —  Bad  Nieder- 
bronn i.  E.  G  h  a  r  1  e  s  M  a  t  t  h  i  s:  Ders.,  Etudes  et  decouvertes  de  nouveaux  monuments 
prehistoriques  dans  les  Vosges  du  Nord  de  l'Alsace.  1913.  8.  —  Ders.,  Decouvertes  de  nou- 
veaux monuments  prehistor.  dans  les  Vosges  du  nord.  S.-A.  1913.  8.  —  Nordhausen  a.  S. 
Felix  Haese:    Ders.,  Deutsche  Heldinnen  und  Helferimien  in  den  Freiheitkriegen.    1913.    8. 

—  Nördlingen.  G.  H.  B  e  c  k  h,  Buchhandlung:  P.  Schaudig,  Beiträge  zur  Geschichte  des 
Klosters  Sulz.  1913-  8.  —  Nürnberg.  Bauer  u.  Raspe  (Emil  Küster),  Verlag: 
J.  Siebmachers  großes  und  allgemeines  Wappenbuch.  Neuauflage.  Lief.  551 — 556.  1912, 
1913.  4.  —  Handelskammer:  Jahresbericht  der  Handelskammer  Nürnberg  für  das 
Jahr   1912.     1913-     8.  —  S  t  a  d  t  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k:    Katalog  der  Nürnberger  Stadtbibliothek. 

2.  Bd.  1913.  8.  —  D  e  r  V  e  r  e  i  n  f  ü  r  H  e  b  u  n  g  d  e  r  F  1  u  ß-  u  n  d  K  a  n  a  1  s  c  h  i  f  f- 
fahrt  in  Bayern:  Th.  Gebhardt,  Denkschrift  zu  dem  technischen  Entwurf  einer  Main- 
Donau-Wasserstraße  ...  1913.  2.  —  J  o  h.  Volle  th:  Neu  eröffneten  Histor.  Bilder  Saals/ 
Anderer  Theil  ...  Nürnberg.  1712.  8.  —  OberurseL  Verband  für  internatio- 
nale Verständigung:  Veröffentlichungen  des  Verbandes  für  internationale  Verstän- 
digung. Heft  5—8.  1913-  8.  —  Paderborn.  F  e  r  d  i  n  a  n  d  S  c  h  ö  n  i  n  g  h:  Quellen  und 
Forschungen  aus  dem  Gebiet  der  Geschichte,  herausgeg.  von  der  Görres-Gesellschaft.  XV.  Bd. 
1.  Hälfte,  1.  Buch,  1911.  8.  —  Pirmasens.  Dr.  Gustav  B  r  e  i  t  h,  Notariatspraktikant: 
Dekret  des  Erbprinzen  und  Landgrafen  Ludwig  von  Hessen  an  die  Reformierten  in  Lemberg 
betr.  Religionsausübung  d.  d.  13.  Aug.  1763.  2.  —  Rauhenberg.  Post  Schauenstein  (Oberfr.). 
Georg  B  ö  h  m.  Neue  Sammlung  auserlesener  evangelisciier  Lieder  oder  .  .  .  Gesangbuchs  .  .  . 
der  christlichen  Gemeinen  in  dem  Burggraf tinim  Nürnberg.  25.  Aufl.  Bayreuth.  1805.  8. 
^  Regensburg.  G  e  w  e  r  b  e  -  V  e  r  e  i  n  (E.  V.):  Jahresbericht  des  Gewerbe-Vereins  Regens- 
burg (e.  V.)  für  das  Jahr  1912.    8.  —   Karl  W  e  i  c  h  1  e  i  n,  Verlag:    Berg  una  Wald.    Jahrg. 


—     42     — 

toi  V  Heft  l-ll.  4.  -  Kolli  a.  S.  N.  N..  Il,iiipt!i.liii.'i  :  Ovidius,  P.,  Metamorphosen,  Liber 
l_XV,  Fraiiiolurt  a.  A\.  1575.  S.  •  Lcbon  <.\c\  Wcltlx'nilimti'ii  Königin  Christina  von 
Schweden  .  .  .  Leip/ii;'.  1705.  S.  —  Justiiuis  oxplicatus,  sivc;  ilisloriae  PliiUppieae  .... 
Libri  \L\\  ...  Aiiirspurir.  1717.  S.  Schapbacli  i.  Baden,  i'mf.  i)r.  Marc  Kosen- 
heri;:  W.irc  Kosenberiis  Bad.  Saninilun«.  liclt  XII.  l'M  :;.  1.  Speyer,  li.  Heuser, 
Hauptmann  a.  D.:  Ders.,  Die  Bela,i;eruni;en  von  Landau  17'>-^,  17"3.  17<M  und  1713.  2.  verb. 
Aufl.  i'M.v  S.  —  Schloß  Steinenhausen,  Post  Melkendorf  bei  Kulnibach.  Franz.  Karl 
F  r  h  r.  v.  G  u  t  t  e  n  b  e  r  t;,  Oberst  a.  I).:  Ders.,  Dorf  Burghain  und  sein  Weinbau.  1912. 
8.    —     Ders.,'   i>iirf    Bur^liaii;    und    sein     Weinbau.     (NacIitraiT-)     1913-     >S.    —    Ders.,    Aus 


9«  cteffrf  (fc  S  cI)t»i^«r"Ö4«r^ 


Abb.  22.    Titelblatt  zu  F.  Gengenbachs  „Gestryfft  Schwitzer  Baur."    1522. 


Kulmbachs  alter  und  ältester  Zeit.  13.  und  14.  Fortsetzung.  1913-  2.  —  Straßburg.  J.  H.  E  d. 
Heitz(Heitz  &Mindel),  Verlag:  Studien  zur  deutschen  Kunstgeschichte  Nr.  162,  164 
und  165.  1913.  8.  —  Stuttgart.  W  ü  r  1 1  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e  r  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s-  und 
Altertumsverein:  Tagebuch  der  Gräfin  Franziska  von  Hohenheim,  späteren  Her- 
zogin von  Württemberg.  Herausgeg.  von  A.  Osterberg.  1913.  8.  —  B  u  n  d  f  ü  r  H  e  i  m  a  t- 
schütz  in  Württemberg  und  H  o  h  e  n  z  o  1 1  e  r  n  :  Schwäbisches  Heimatbuch. 
1913-  Herausgeg.  v.  Bund  f.  Heimatschutz.  Stuttgart.  (Meyer-llschen.)  1913.  4.  — 
J.  G.  Cotta  Nachfolger,  Buchhandlung:  Cottasche  Handbibliothek  Nr.  161  und  162. 
O.  J.    (1912.)    8.  —  Herzog,  Die  Burgkinder  .  1912.    8.  —  Presber,  Media  in  vita.    1912.    8,— 


—     43     — 

Ders.,  Spuren  im  Sande.  1012.  S.  —  Liiuiner,  Geschichtsphilosnphie.  1912.  8.  — 
F  r  a  n  c  k  h  s  c  h  e  V  e  r  I  a  r-  s  b  11  c  I1  Ii  a  n  d  1  u  n  tr:  F.  Freili.  von  Rei/.enstein,  Liebe  und 
Ehe  im  Mittelalter.  O.  J.  (1912.)  <S.  —  K.  Weule,  Die  Ur,nesellsLiiaft  und  ihre  Lebensfür- 
sorge. 10.  Aufl.  O.  J.  (1912.)  S.  —  BilMiotlu'k  (.ies  17.  und  IS.  Jahrhunderts:  E.  Arnold, 
Der  Malefizschenk  und  ,, seine  Jauner"  ...  11.  Aufl.  l')ll.  S.  —  W.  K  o  h  lii  a  m  m  e  r, 
Verlag:  M.  R.  Bück,  Oberdeutsches  Flurnamenbuch.  IS.So.  S.  —  W  ü  r  t  t  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e 
K  o  m  m  i  s  s  i  0  n  f  ii  r  L  a  n  d  e  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e :  Württembergische  Landtagsakten,  herausg. 
von  der  Württemb.  Kommission  f.  Landesgcsclnchte  I.  Reihe  1.  Bd.  149S— 1515.  1913-  8.  — 
Württembergische  Geschichtsquellen  XV.  Bd.;  Urkunden  der  Stadt  Heilbronn.  11.  Bd. 
1476—1500.       1913.       S.   —   Württeml-ierg.       Vierteljahrshefte     für     Landesgeschiciite.       Neue 


Abb.  23.    Titelblatt  zu  dem  Kirchengesaiigbuch  der  Böhmischen  Brüder.  1566. 


Folge  XXll.  Jahrg.  1913,  Heft  II.  1913-  8.  —  K  ö  n  i  g  1  i  c  h  e  L  a  n  d  e  s  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k  : 
Schwäbisches  Wörterbuch,  bearbeitet  von  H.  Fischer.  41.,  42.  und  43-  Liefg  ,  1912/13.  8.  — 
W.  S  p  e  m  a  n  n,  Verlag:  Spemanns  Hauskunde.  3.-8.  Bd.  1904,  1905,  1910,  1912.  — 
S  t  a  a  t  s  s  a  m  m  1  u  11  g  vaterländischer  A  1  t  e  r  t  ü  m  e  r  und  L  a  n  d  e  s  k  o  n- 
servatorium:  Festschrift  zur  Feier  des  fünfzigjährigen  Bestehens  der  K.  Altertümer- 
sammlung in  Stuttgart.  1912.  2.  —  G  e  o  r  g  T  h  i  e  r  e  r:  Heimatsang.  Lieder  und  Weisen 
von  der  schwäbischen  Alb.  Gesammelt  und  herausgeg.  von  Georg  Thierer.  1913-  8.  — 
Deutsche  Verlagsanstalt:    G.   E.   Pazaurek,  Guter  und  schlechter   Geschmack  im 


44     — 


KiinstKewt'rlit.'.  1912.  S.  —  PiL'slH'r  R.,  Von  Ilir  uiui  Ilim.  I^ialo^e.  4.  Aufl.  I<n2.  cS.  — 
Washington.    C  :i  r  n  e  j;'  i  e   E  n  d  i>  \\  in  e  n  t    1  i>  r   int  o  r  n.  I'  i.'  :i  c  e  :    Yoiir  Book  for  1912.    S. 

S  in  i  t  h  s  o  n  i  ;i  n   I  n  s  t  i  t  u  1  i  o  n.     Amuil  icpoit  of  tlio  lio;ird  of  ie,t;ents  of  tlie   Smitli- 

sonian  Institution  .  .  .  for  tlie  year  ending-  juiie  30,  1911,  1912.  8.  —  Weimar.  II.  B  ö  ii  I  a  u, 
Verhij::  Q)uelk'n  und  Studien  zur  Verfassunirsgeschiclite  des  Deutschen  Keiclies  in  Mittelalter 
und  Neuzeit.  Bd.  V.  Heft  3.  1013.  S.  —  K  o  ni  ni  i  s  s  i  o  n  für  d  i  e  A  u  f  z  e  i  c  h  n  u  n  g 
der  Bau-  u  n  d  K  u  n  s  t  d  e  n  k  ni  ä  1  e  r  T  h  ü  r  i  n  s  0  n  s :  Bau-  und  Kunstdenkmäler 
Thüringens.  Heft  XXXVI II.  Großherzogtum  Weimar- Eisenach.  Gerstungen:  1913-  S.  — 
Wien-Nußdorf.  K.  Ad.  Freiherr  von  B  a  c  h  o  v  e  n  von  Echt:  14  Heliogravüren 
zum  Baciiovenfamilien- Bilderbuche.  —  Wien-Leipzig.  F.  T  e  m  p  s  k  y  und  G.  F  r  e  y  t  a  g, 
Verlag:  Zehme,  Germanische  Götter  und  Heldensage.  2.  Aufl.  1913.  8.  —  Wien.  Se.  E.xzell. 
Graf  Wilczek:  H.  Egger,  Ph.  Dengel  und  M.  Dvorak,  Der  Palazzo  di  Venezia  in  Rom. 
1909.  2.  —  Wiesbaden.  Dr.  A  1  b  r  e  c  h  t  Keller:  Maister  Franntzn  Schmidts  Nachriciiten 
inn    Nürmberg    all    sein    Riciiten.      Nach    der    Handschrift    herausgeg.    von  Albrecht    Keller. 


vT'""  ^ 


~     ^^ ,,„ 


Abb.  24.    Aus  des  Raimund  von  Montecuccuii  „Comentarii  bellici".  171S. 


1913.  8.  —  Wunsiedel.  Fichtelgebirgs-Verein  durch  Dr.  Albert  Schmidt 
Jahresbericht  des  Fichtelgebirgs- Vereins  für  1912.  (1913-)  8.  —  Würzburg.  Gurt  K  a  b  i  t  z  s  c  h, 
Verlag:  E.  Fritze,  50  Jahre  Geschichte  eines  Frankendorfes.  S.-A.  1913-  8.  —  S  t  ü  r  t  z,  H. 
(A.-G.),  Verlag:  Würzburger  Studien.  Heft  5  und  6.  1911/12.  8.  —  Unbekannter  Ort. 
Dr.  R.  Dorr:  Der  Bronzedepotfund  von  Lindenau  (Kr.  Marienburg).  S.-A.  1913-  8.  — 
Zürich.  Art.  Institut  Orell  Füßli,  Verlagsbuchhandlung:  H.  Messikommer,  Die 
Pfahlbauten  von   Rohenhausen.     1913-     2. 

A  n  k  ä  u  f  e. 
Aurelius  Augustinus,  Canones  Aurelii  Augustini  .  .  .  Straßburg.  1490.  2.  —  Johannes 
de  Tambaco,  Gonsolatium  Theologicum.  Köln.  1506.  8.  —  J.  Ulr.  Surgant,  Manuale  curator 
[um]'/predicandi.  Straßburg.  1 506.  4.— Der  gestryfft  Schwitzer  Baur.  O.  O.  u.  J.  (1522).  (Titel- 
blatt s.  Abb.  22).  8.  —  Bartholomaeus  de  Usingen,  Invocatio  Sanctorum.  Libellos  fratris 
B.  de  V.  Augustiniani  de  Invocatione  ...  Sanctorum  ...  Würzburg.  1528.  8.  —  Petrarca, 
Von  der  Artzney  bayder  Glück/ ..  .  Augsburg.  (1532.)  2.  —  Der  trew  Eckart.  Practica  auf 
das  1536  Jahr  .  .  .  O.  O.    (1535/36.)    8.  —  Ein  vermanlied:  im  Lager  zu  Werd  gemacht/zu 


—    45    — 

singen  inn  Pentzenauer  odder  Toller  weise.  O.  O.  1546.  Kl. -4.  —  Kirchengeseng//darinnen 
die  Heubtartickel//des  Christlichen  ghiubens  kurtz  ge/Zfasset  vnd  ausgeleget  sind.  (Prag.)  1566. 
4.  (Titelblatt  s.  Abb.  23).  —  J.  M.  Dilherr,  Christi.  Betrachtungen  deß  glänzenden  Himmels 
.  .  .  Nürnberg.  1657.  8.  Difenbach,  Martin,  Judaeus  convertendus,  Oder  verschiedene  Ur- 
tlieile  und  Vorschläge  .  .  .  Wie  die  Bekehrung  eines  Juden  ...  zu  suchen  und  zu  befördern 
seye/  .  .  .  Franckfurt  am  Mayn.  1696.  4.  —  Mattheson,  Der  vollkommene  Capellmeister 
.  .  .  Hamburg.  1739.  2.  —  Lilius  Chamedrus,  Der  auf  alle  Fälle  wohl  eingerichtete  Jung- 
fern-Advocat  .  .  .  O.  J.  8.  —  Amandus  Sincerus,  Neuentdeckte  .  .  .  Jungfern-Anatomie. 
.  .  .  O.  J.  8.  —  Raimundo  de  Montecucculi,  Commentarii  bellici  .  .  .  juncto  artis  bellicae 
systemate  .  .  .  Wien.  (1718.)  2.  (Vgl.  Abb.  24).  —  Regal,  Reglement  Über  ein  Kayserliches 
Regiment  zu  Fuß/.  Nürnberg.  1739-  4.  —  Almanach  der  Heiligen  auf  das  Jahr  1788.  Rom 
(1788.)  8.  —  Incipit  Vita  Beati  Brynolphi  .  .  .  vna  cum  miraculis  et  attestationibus  .  .  . 
(Lübeck  1490.)  Faks.  Ausg.  (Stockholm  1870.)  4.  —  Faksimile-Neudruck  der  Gutenberg- 
Bibel  Bd.  I.  (Leipzig  1913.)  2.  —  Ferdinando  Bertellis  Trachtenbuch  1563-  (Zwickauer  Fak- 
simile-Drucke Nr.  17.)     Zwickau.   1913.      8.  — 


Abb.  25.  Brauner  Ledereinband  mit  reicher  Goldpressung  zu  des  Boschius  Symbolographia.  1702. 


Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  [Alphabetische  Anordnung.]  Balbinus,  Bohuslaus  Alo- 
ysius,  Syntagma  historicum  quo  . .  .comitum  de  Gottenstein,  origines  et  memoriae  continentvr  .  .  . 
Pragae  1665.  2.  —  Bohuslaus  Balbinus,  Tabvlarivm  Bohemogenealogicvm  .  .  .  Nonc  .  .  .  vsque  ad 
aetatem  nostram  continuatvm  ...  a  Joanne  Diesbach.  Pragae.  1770.  4.  —  Jacobus  Boschius, 
Symbolographia  sive  de  arte  symbolica  sermones  Septem  .  .  .  Augsburg.  1702.  2.  In  reich 
gepreßtem  Ledereinband  (vgl.  oben  und  Abb.  25).  —  E.  Förstemann,  Altdeutsches  namen- 
buch,  11.  Bd.  10.  Liefg.  1913.  4.  —  Amandus  Friedenfels,  Gloriosus  sanctus  Romedius  .  .  . 
Velero-Pragae  i699-  2.  —  Angeb.:  Ders.,  Ectypon  .  .  .  capellae  S.  Romedii  .  .  .  ibid. 
1699.  —  Hieronimus  Gebweiller,  Keiserlicher  vnd  Hispanischer  Majestät//auch  Fürstlicher 
Durchlüchkeit/vnd  aller  hievor/Ertzhertzogen  vnd  herzogen  von  österreich/darzu  der  Fürst// 
liehe  graue  von  Habsburg/alt  künglich  harkume//.  Straßburg.  1527.  4.  —  Genea- 
logisches Handbuch  Bürgerlicher  Familien.  Bd.  23.  1913-  8.  —  Haupt- Register  von  denen 
sämtlichen  nach   Preußen  gekommenen   Saltzburgischen   Emigranten  .  .  .  binnen    den    20sten 


46 


Aui;iisti  175(>.  (uinibimu'ii,  l')i3.  2.  —  Kurfürstlich  kölnisclu'r  ii(irkali.'iuli.T  für  Jus  J.ilir 
17SI.  O.  O.  Kl.-S.  —  Jdli.imu's  lldltiiuuins  Bert;!  sc  hos  Wapponlnu  li  bin  t^crliiiu'r  l".innheii, 
herausRe.u'eben  vom  Ber.iiisclu'ii  (Icsclüclitsvcrcin.  (i<)iv)  S.  —  BiouraplüsclK's  .lahrlnuli 
und  Deutscher  Nekrnloi;,  lieniusiieij-.  von  Anton  Bettellieini,  Bd.  XV.  1<)l.i.  «S-  —  Si.\tus  Kolbeii- 
schhis,  Ein  nutzbarliclis .'/Re.uinient  von  Doctor  Six'/ten  Kolbenschlaii  von  Mer,natlieni//\vider 
die  pestilentz  ...  Nürenbers',  Frydericii  Pe\puss.  151«).  S.  —  Petrus  Ambrosius  Leliniann, 
Das  Jetztherrscliende  Europa  .  .  .  Franckfurt  und  i^eipzit;.  U)')').  S.  —  K.  F.  B.  Leupold. 
Alljreni.  Adels-Arclüv  der  oesterr.  A^onarcine  ...  I.  Teil,  Bd.  1-4.  Wien  1 7r.<).  4.  —  Litta 
Famiglie  celebri  Italiane  Ser.  11  Lief.u.  so— (.2.  1013.  2.  -  R.  Martin,  Jahrbuch  der  Millionäre 
Bd.  9.  10,  12,  l.v  1')13.  S.  —  iJie  Matrikel  der  IJinversität  Rostock,  heraus.t>e,n.  von  A.  Hof- 
meister, Bd.  11.  1,  2,  111,  I,  2,  IV,  1,  2,  V,  1S90— 1912.  1.  —  Reuesten  zur  Orts-  und  Familien- 
geschichte des  Westrichs  I.  Herausgeg'.  von  Carl  Pöiiiniann.  1912.  S.  —  Johannes  Rhodius 
Schmeichler  oder  Fuchsschwentze  Teuffel/das  ist/klarer  Bericht  von  Schmeichlern/woher 
sie  kommen  was  für  Leute  sie  sind/  .  .  .  Erffurdt.  15S2.  S.  —  Rietstap,  Arniorial  general, 
Fase.  76  und  77.  O.  J.  4.  —  Kayserlicher-  und  Kciniglicher,  Wie  auch  Erz- Herzoglicher, 
Dann  dero  Haupt-  und  Residenz- Stadt  Wien  Staats-  und  Standes-Calender.  1767,  1769,  1774. 
Wien.  O.  J.  —  Stammbuch  des  Wolfgang  Ulpeck  mit  Eintragungen  aus  dem  Jahre  1568. 
8.—  Wappenbilder.  Serie  1  b,  Blatt  3;  Serie  11,  Blatt  42;  Serie  111,  Blatt  104—107; 
Serie  IV.   Blatt  65—07.     Alphabet.  Verzeichnis  und    X.   Nachtrag.     O.  J.  — 

Hohenzollern-Stiftung.  Die  Werke  Friedrichs  des  Großen.  In  deutscher  Übersetzung. 
Bd.   1,  II,   111.   1,   IV,  2,  VII  und  Vlll.     1912  und  1913.     8. 

Witteisbacher  Stiftung.  Thomas  Bernhard  de  Lillis,  Ausführliche  Beschreibung  von  dem  .  .  . 
Einzug  Ihro  Churfürstl.  Durchl.  in  Bayrn  ...  so  in  München  den  9.  October  diß  1685  Jahrs 
vorbey   gangen.  1685.     8. 

Badensche  Stiftung.  E.  von  Clirismar,  Genealogie  des  Gesamthauses  Baden  vom  16.  Jahr- 
hundert bis  heute.  1892.  8.  —  A.  Schuler,  Das  Haus  Zähringen-Baden.  Genealogie  in  zwei 
Stammtafeln  .  .  .   19O6.     8.  — 

Denkmäler  der  Heilkunde.  Hubert[us]  Barland[us],  Velitatio  cum  Arnolde  Nootz  .  .  . 
Antwerpen  15J2.  8.  —  Nie.  Leonicenus,  Vlricvs  de  Hvtten  u.  a.  .  .  .,  Liber  de  morbo  Gallico  .  .  . 
Venedig,  1535-  8. — Maschhorn,  Regiment  vnd  Ordnvng,  wie  man  sich  in  Zeit  Regierender 
grausamer  plag  der  pestilentz  halten  solle    ...    (Weyden).     1582.     Handschrift. 


—    47     — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Die  Geigen-  und  Lautenmacher  vom  Mittelalter  bis  zur  Gegenwart  von  Willibald 
L  e  n  Frei  h  e  r  r  v  o  n  L  ü  t  z  e  n  d  o  r  f.  Zweite  verbesserte  und  vermehrte  Aufhit^e.  Zwei 
Bünde  Xll,  407;  ')7}  S.     Frankfurt  a.  M.     Verlas'  von    Heinrich    Keller.     191 3-     5(»  Mk. 

Daß  der  ersten  1904  erschienenen  Auflage  schon  nach  9  Jahren  eine  zweite  folgen  konnte 
zeigt,  daf3  das  Buch  aus  einem  wirklichen  Bedürfnis  hervorgegangen  ist  und  daß  es  dasselbe 
erfüllte.  Es  umfaßt  jetzt  zwei  Bande.  Der  erste  enthält  die  Geschichte  der  Geigenbauer,  also 
eine  Künstlergeschichte.  Hier  wird  auf  verhältnisniäßi.;'  engem  Raum  ein  großes  Material 
in  topographischer  Anordnung  vorgeführt.  Leider  ist  die  Anordnung  nicht  sehr  übersichtlich. 
Der  zweite  Band  führt  die  Meister  in  alphabetischer  Folge  auf.  Er  ist  gegenüber  der  ersten 
Auflage  wesentlich  bereichert.  Der  Vorzug  der  ersten  Auflage,  knappe  Zusammenfassung 
alles  Wesentlichen  ist  gewahrt  geblieben.  Man  staunt  über  die  Fülle  der  Arbeit,  welche  in  dem 
dicken  Band  niedergelegt  ist.  Nun  war  es  bei  dem  für  den  ersten  Band  gewählten  System  nicht 
zu  vermeiden,  daß  er  sich  in  seinem  Inhalt  vielfach  mit  dem  zweiten  deckt,  man  wird  neben 
den  Angaben  des  ersten  Bandes  doch  meistens  die  ausführlicheren  des  zweiten  aufsuchen.  Ist 
das  aber  kaum  zu  umgehen,  so  ließe  sich  das  Material  wohl  noch  kürzer  und  damit  übersicht- 
licher zusammenfassen.  In  dem,  was  der  Verfasser  in  dem  ersten  Bande  gibt,  liegen  aber  auch 
die  Keime  zur  Geschichte  der  Geige.  Möge  er,  der  dazu  berufen  ist,  wie  kein  zweiter,  auch 
an  sie  herantreten.  Ihre  vollständige  Lösung  ist  leider  nicht  mö^ilich,  denn  das,  worauf  es  bei 
allen  Musikinstrumenten  ankommt,  der  Klang  läßt  sich  weder  durch  Worte,  noch  durch  irgend 
ein  Illustrationssystem,  und  wäre  es  auch  der  vollkommenste  Phonograph,  nicht  so  charak- 
terisieren, daß  er  dem  Leser  vollkommen  zum  Bewußtsein  kommt,  ja  selbst  der  Bearbeiter 
müßte  ein  über  alles  denkbare  Maß  hinausgehendes  Klanggedächtnis  haben,  wenn  er  imstande 
s.Mn  sollte,  den  Gegenstand  nach  dieser  Seite  historisch  genau  zu  studieren.  Allein  die  Ent- 
wicklung der  Formen  und  ihr  Einfluß  auf  die  Klangfarbe  und  Tonstärke  werden  sich  doch  er- 
kennen und  darstellen  lassen.  B. 

Frauenwörth  im  Chiemsee.  Eine  Studie  zur  Geschichte  des  Benediktinerordens  von 
Dr.  J  o  h  a  n  n  D  o  1  1.  Mit  41  Abbildungen.  München.  H  e  r  d  e  r  &  C  o.  1912.  Xll.  13S  S. 
3   Mark. 

Seeon  ein  bayerisclies  Inselkloster.  Eine  Studie  zur  Geschichte  des  Benidiktinerordens 
von  Dr.  J  o  h  a  n  n  D  o  1  1.  Mit  20  Abbildungen.  München.  Herder  &  C  o.  1012.  Xll. 
76  S.     2  Mk. 

Die  beiden  verdienstvollen  Schriften  sind  nicht  wie  viele  andere  Klostergeschichten 
analistische  Zusammenstellungen  nach  der  Reihenfolge  der  Äbte,  sondern  bringen  die  Ge- 
schieht.^ der  Klöster  in  Zusammenhang  mit  den  allgemeinen  geschichtlichen  und  kulturgeschicht- 
lichen Verhältnissen. 

Chiemsee  ist,  nachdem  schon  vorher  eine  klösterliche  Niederlassung  auf  der  heutigen 
Fraueninsel  bestanden  hatte,  im  Jahre  782  von  Herzog  Tassilo  111.  als  Doppelkloster  gegründet. 
Das  Männerkloster  bestand  bis  zum  Einfall  der  Ungarn  907,  das  Frauenkloster  überdauerte 
denselben  oder  wurde  bald  darauf  wieder  eingerichtet.  Es  bestand  bis  zur  Säkularisierung 
1802,  wurde   183s  als  Priorat  wieder  eröffnet  und   19()1  zur  Abtei  erhoben. 

Der  Verfasser  behandelt  in  vier  Abschnitten  die  Gründungsgeschichte,  das  Wirtschafts- 
leben, das  Geistesleben  und  die  äußere   Geschichte  des   Klosters. 

Das  benachbarte  Seeon  ist  gleichfalls  ein  Inselkloster;  es  ist  vom  Pfalzgraf  Aribo  im 
Ausgang  des  10.  Jahrhunderts  als  Benediktinerkloster  gestiftet  und  schloß  sich  bald  der  Reform 
von  Clung  und  zwar  unmittelbar,  nicht  durch  Vermittelung  von   Hirsau  an.     Auch  Seeon  war 


—    4S     — 

;inf;insrs  ein  Doppelkloster;  d:iS  Fr;uii.'iikl()stLM'  sinji  in  Boi;inn  des  1,1.  .l;iliiiunuk'i  (s  untiT.  ti;is 
Münnerkloster  blühte  bis  zur  Siikiihiiisieiunu.  Iht  Sloff  ist  aneli  in  ilieseni  1'..iiuIl'  in  vier  Ab- 
schnitte,  klösterliches,   kirciiliches,   .ueistigos   luui    w  irlscliallliclies    Leben   einueleill. 

Die  Ausführung'  zeugt  in  beiden  Klostergeschichten  von  guter  kritisciier  Sciuilung  uiu! 
bringt  interessante  Aufschlüsse  über  das  klösterliche   Leben  in  Bayern.  B. 

Herzogin  Renata,  die  Mutter  Maximilians  des  Großen  von  Bayern  (=  Frauenbilder  Bd.  5). 
Von  A  n  n  a  d  0  C  r  i  g  n  i  s  -  .\\  e  n  t  e  1  b  e  r  g.  Mit  lo  Bildern.  Treiburg  i.  B.  H  e  r  d  e  r  s  c  he 
Verl  a  g  s  b  u  c  ii  ii  a  n  il  I  u  n  g  ( 1012). 

Die  ,, Frauenbilder"  beabsichtigen  Beiträge  zum  modernen  Bestreben,  das  Seelen-  und 
Geistesleben  der  Frau  zu  verstehen,  sowie  Vorbilder  für  deren  eigenes  Streben  zu  bieten,  indem 
sie  Persönlichkeiten  schildern,  deren  Wesen  und  Wirken  den  Frauen  Ansporn  sein  sollen,  ihnen 
nachzueifern  im  Ringen  nach  allem  Guten,  Großen  und  Schönen.  Die  Verfasserin  will  daneben 
mit  ihrem  Werkchen  aucli  eine  Lücke  ausfüllen,  die  in  dem  Felden  einer  auf  historisciier  Quellen- 
forschung beruhenden  Biographie  der  bayerischen  Herzogin  besteht.  Die  fleif3ige,  mit  vielen 
Quellenbelegen  durchzogene  Arbeit  schildert  Renata  als  Wilhelms  V.  würdige,  überaus  fromme 
und  arbeitsame  Gemahlin,  als  treubesorgte  Mutter,  demutsvolle  Wohltäterin  der  Armen,  aber 
auch  als  eine  für  ihre  Zeit  sehr  gebildete  Frau,  die  für  Kunst  und  Pracht  nicht  ohne  Empfindung 
war.  Wohlweislicii  ist  der  als  Schatten  in  Wilhelms  V.  und  Renatas  Regierung  fallende 
llexenwahn  nur  kurz  tadelnd  gestreift.  Das  im  Äußern  gefällige,  reichlich  mit  Porträts  uml 
anderen  Abbildungen   ausgestattete    Werkchen   dürfte   wolil  seinem   Zweck  entsprechen. 

R— r. 

Die  Dichter  der  Befreiungskriege.  Eine  Erinnerungsgabe  1813— 1913.  Herausgegeben 
von   Hermann    K  lehne.     Frankfurt  a.  M.,  Moritz    Diester  weg  191 3. 

Seufzen  unter  fremdem  Druck,  Sehnen  und  Ringen  nach  Freiheit,  Freude  über  glänzende 
Erfolge  und  Hoffnung  nach  Einheit  und  Kaisertum  zieht  an  unserm  Geiste  vorüber  und  der 
Hauch  aus  großer  Zeit  ergreift  unsere  Seele  mächtig.  Was  die  Dichter  und  großen  Männer 
von  den  Tagen  der  tiefsten  Erniedrigung  bis  zur  vollständigen  Befreiung  vom  welschen  Joche 
empfunden  und  in  feurigen  Worten  zum  Ausdruck  gebracht  haben,  ist  groß  und  hehr  und  darum 
angetan  stets  aufs  neue  seine  Wirkung  zu  erzielen  und  neue  Begeisterung  für  das  Vaterland  und 
sein  echtes  Wohl  zu  erwecken.  Dies  beweist  vorliegendes  Büchlein.  Es  will  nicht  eine  Dar- 
stellung des  Wertes  der  Freiheitsdichter  für  ihre  Zeit  bieten,  sondern  eine  Umprägung  desselben 
für  die  Gegenwart  ,,für  die  Erziehung  zur  Vaterlandsliebe  und  zur  Stärkung  echt  patriotischen 
Sinnes."  Die  Auswahl,  die  durchwegs  aus  Quellen  geschöpft  wurde,  ist  sehr  gut  getroffen  und 
angeordnet  und  in  einem  schmucken,  handlichen  Band  uns  dargeboten.  Das  Buch  verdient 
eine  recht  weite  Verbreitung  durch  alle  Schichten  des  Volkes;  dann  wird  es  seinen  Zweck 
wohl  erreichen.  R — r. 

Meyers  Großes  Konversations-Lexikon.  Ein  Nachschlagewerk  des  allgemeinen  Wissens. 
Sechste,  gänzlich  neubearbeitete  und  vermehrte  Auflage.  2  4.  B  a  n  d.  J  a  h  r  e  s  -  S  u  p- 
p  1  e  m  e  n  t  1  9  1  1  —  1912.  Leipzig  und  Wien.  Bibliographisches  In- 
stitut.    1913.     1020  Seiten.     Lex.-S*'. 

Der  neueste  Band  dieses  hervorragenden  Werkes  bietet  wiederum  eine  erstaunliche 
Fülle  des  Wissenswerten  aus  allen  Gebieten  der  Natur  und  Kultur.  Im  wesentlichen  werden 
dadurch  Artikel  der  früher  erschienenen  Bände,  auf  die  dann  regelmäßig  verwiesen  wird,  ergänzt 
und  so  deren  Inhalt  auf  den  Stand  der  Forschung  von  1913  gebracht.  Vielfach  handelt  es  sich 
dabei  lediglich  um  Notizen,  oft  aber  auch  um  Ergebnisse,  die  längere  Abhandlungen  nötig  machten. 
So  finden  sich  weiter  ausgreifende  Artikel  unter  den  Schlagworten  Anthropologie,  Astronomie, 
Bahnhof,  Binnenschiffahrt,  Brutpflege,  Chemische  Industrie,  China,  Darmstadt  (mit  Plan), 
Deutsche  Literatur  in  Österreich  usw.,  während  für  Tripolis  (unter  ,, Afrika"),  Albanien,  Ange- 
stelltenversicherung, Bagdadbahn,  Marokkoabkommen  zwischen  Deutschland  und  Frankreich  etc. 
lediglich  die  neu  geschaffenen  Verhältnisse  in  Betracht  gezogen  worden  sind.  Einzelne  Notizen 
(z.   B.  ,, Alterspräsident"  etc.)  und  Artikelchen  scheinen  uns  von  zweifelhafter  Notwendigkeit, 


—    49    — 

wie  sich  einem  denn  auch  sonst  wohl  unwillkürhch  die  Frage  aufdrängt,  ob  ein  derartiges  Resume 
über  die  Neugestaltungen  auf  allen  Gebieten,  wie  sie  jedes  Jahr,  wie  sie  ein  jeder  Tag  und  jede 
Stunde  mit  sich  bringen,  Sache  eines  Konversationslexikons  sein  kann  und  soll,  ob  aus  jährlich 
erscheinenden  Supplementbänden  nicht  gar  bald  eine  rechte  Unübersichtlichkeit  resultieren 
muß,  die  Auswahl  des  wirklich  Wichtigen  und  Wissenswerten  unter  solchen  Umständen  für 
Herausgeber  und  Mitarbeiter  nicht  sehr  erschwert  und  daher  leicht  allzu  subjektiv  ausfallen 
wird  u.  s.  f. 

Die  Freude  an  dem  reichen  Inhalt  des  neuen  Bandes  wird  freilich  durch  dergleichen 
Bedenken  kaum  beeinträchtigt  und  durch  die  Betrachtung  des  wertvollen  und  lehrreichen 
bildlichen  Schmucks,  unter  dem  wiederum  eine  Reihe  neuer  Bildnistafeln  (Astronomen,  Anthro- 
pologen, Mediziner  usw.)  zu  verzeichnen  sind,  nocii  bedeutend  erhöht. 


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50 


NOTIZEN. 

nie  II  i  s  t  «>  r  i  s  o  li  o  K  <>  m  ni  i  s  s  i  n  n  1"'  c  i  d  c  r  K  ö  ii  i  i;  1  i  o  h  H  a  y  c  r  i  s  c  li  c  n 
A  k  a  d  e  ni  i  e  d  o  r  W  i  s  s  e  n  s  «.-  li  a  t  t  e  n  r  i  i.-  li  t  o  t  a  ii  all  o  V  v  e  u  ii  d  e  h  a  n  d  e  1  s- 
jT  e  s  c  li  i  c  h  t  1  i  <-■  li  t'  r   F  n  r  s  i'  ii  u  n  u    f  <>  1  u  i-'  n  d  c  n  A  u  f  r  ii  f : 

Seit  den  let/.teii  Jaiir/i.'liiiti.'n  des  lo.  Jainiuiiuiorts  iiat  sich  der  Bliek  der  Wirtscliafts- 
liistoriker  in  steisendeiii  Maße  auf  jene  spezifischen  Quellen  der  Handelsijeschichte  gelenkt, 
wie  sie  sich  aus  der  kaufmännischen  Tätigkeit  der  einzelnen  Wirtschaftssubjekte  ergaben  und 
wie  sie  für  die  Zeit  vom  14.  Jaliriniiuiert  an  in  grcW.ierer  Anzaiil  in  den  öffentlichen  und  den 
privaten  Archiven  ( Faniilienarcliiven)  ruiien.  Also  auf  liaiulelsbücher,  auf  Handelskorrespon- 
denzen (die  oft  in  zusammenhängenden  (Iruppen  in  Kopierbüchern  erhalten  sinti),  auf  (jesell- 
schaftskontrakte,  auf  Kontrakte  mit  llandlungsdienern,  auf  tagelnichartige  Aufzeichnungen 
von   Kaufleuten  und  ähnliche  Quellen. 

Es  dürfte  bekannt  sein,  daß  nur  mit  Hilfe  solciien  Quellenmaterials  die  innere  Struktur, 
die  innere  Organisation  des  Handelslebens  richtig  erfaßt  und  beurteilt  werden  kann.  Nament- 
lich die  Fragen  nacii  der  durciischnittlichen  Höhe  der  Handelsgewinne  früherer  Zeiten,  nach 
der  Art  der  Kapitalbeschaffung  bei  den  größeren  Firmen,  die  Fragen  nach  der  Größe  der  Be- 
triebe, nach  der  Form  der  Unternehmungen  (ob  Einzel-  oder  gesellschaftliche  Unternehmung), 
die  vielerlei  Fragen  nach  dem  Charakter  der  Handelsvergesellschaftungen  usw.  können  exakt 
und  konkret  nur  aus  dem  genannten  Quellenmaterial  beantwortet  werden.  Dasselbe  gilt  für 
die  vielen  Fragen  nach  der  Wesensart  der  vorkommenden  Geschäfte  (ob  Kreditgeschäfte  vor- 
liegen, ob  das  Speditionsgewerbe  von  dem  eigentlichen  Handelsgewerbe  getrennt  ist  usw.), 
dasselbe  für  die  Erforschung  der  vom  Großkaufmann  abhängigen  gewerblichen  Betriebssysteme 
usw.  usw. 

Hervorragende  deutsciie  und  ausländisciie  Wirtschaf tsliistoriker  haben  des  öfteren  den 
Wunsch  nach  häufigeren  Editionen  von  Handelspapieren  der  obengenannten  Arten  ausgesprochen. 
So  schrieb,  um  nur  einige  zu  nennen,  Wilhelm  H  e  y  d,  der  Altmeister  moderner  handels- 
geschichtlicher Forschung  in  Deutschland,  mit  Bedauern:  ,,Die  Handelspapiere  alter  Zeit  sind 
in  ausgedehntem  Maße  der  Vernichtung  anheimgefallen,  das  läßt  sich  leider  nicht  leugnen,  allein 
ganz  ausgetilgt  sind  sie  nicht;  nur  werden  sie  sorgfältig  verwahrt  im  Familienbesitz,  ruhig 
liegen  gelassen  in  den  öffentlichen  Archiven,  auch  wohl  im  stillen  gesammelt,  aber  der  Ver- 
öffentlichung nicht  entgegengeführt."  Auch  v  o  n  I  n  a  m  a  -  S  t  e  r  n  e  g  g  bedauerte  im  Vor- 
wort zum  zweiten  Teile  des  dritten  Bandes  seiner  deutschen  Wirtschaftsgeschichte,  daß 
aus  den  neuen  Quellenkreisen,  mit  deren  Hilfe  man  zu  ganz  konkreten  und  anschaulichen  Vor- 
stellungen des  Handels  kommen  könne,  die  Handlungsbücher  großer  Kaufleute  bisher  nur 
selten  zur  allgemeinen   Kenntnis  gebracht  worden  seien. 

Vor  und  nach  diesen  und  anderen  Äußerungen  ist  eine  kleine  Anzalil  von  Handelsbüchern 
und  verwandten  Archivalien  des  14.  bis  16.  Jahrhunderts  auch  in  Deutschland  wie  anderwärts 
ediert  worden.  Außerdem  haben  niclitedierte  Handelspapiere  einzelnen  Wirtschaftshistorikern 
als  willkommene  Erkenntnisquelle  gedient.  Eine  wesentliche  Förderung  unserer  Wissenschaft 
ist  daraus  erwachsen.  Aber  es  muß  mehr  geschehen  !  Was  uns  als  Vorbereitung  auf  eine  deutsche 
Handelsgeschichte,  die  allen  berechtigten  Anforderungen  der  Geschichtswissenschaft  und  der 
Nationalökonomie  genügen  will,  nottut,  ist  e  i  n  e  s  y  s  t  e  m  a  t  i  s  c  h  e  S  a  m  m  1  u  n  g  u  n  d 
eine  z  u  s  a  m  m  e  n  h  ä  n  g  e  n  d  e,  von  denselben  Prinzipien  geleitet  e 
Edition  b  e  z  w.  Bearbeitung  von  Handels  p  a  p  i  e  r  e  n  der  o  b  e  n  g  e- 
nannten  Art.  Wenigstens  für  die  Zeit  bis  zum  16.  Jahrhundert  inbegriffen.  Das  Unter- 
nehmen duldet  keinen  Aufschub,  sollen  nicht  noch  weiterhin,  wie  es  schon  geschehen  ist,  un- 
ersetzliche  Geschichtsquellen  als  Makulatur  eingestampft  werden. 

Als  Vorbereitung  für  eine  Publikation  wie  die  obengenannte  hat  nun  die  historische 
Kommission  bei  der  Königlich  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften  in  ihrer  Sitzung 
vom  16.  Mai  1913  beschlossen,  die  Verzeichnung  zunächst  der  ungedruckten  süddeutschen  Hand- 
lungsbücher und  verwandten  Akten  des  Mittelalters  und  des  16.  Jahrhunderts  vornehmen  zu 


—     51     — 

lassen.  Zu  diesem  Zwecke  richten  die  Unterzeichneten  an  alle  Freunde  der  deutschen  Wirt- 
schafts- bezvv.  Handelsgescliiciite  die  iiöfliche  Bitte,  bei  dem  schwierigen  Werke  mitzuhelfen 
und  möglichst  genaue  Angaben  über  ihnen  bekannte  oder  aufstoßende  Handelspapiere  der 
genannten  Art  an  sie  gelangen  zu  lassen.  Bemerkt  sei,  daß  sich  die  gesuchten  Archivalien  er- 
fahrungsgemäß oft  als  Beilagen  zu  Gericiitsakten  zu  finden  pflegen,  wohin  sie  gelegentlich 
kaufmännischer  Prozesse  (zwisciien  Handelsgesellschaftern,  im  Anschluß  an  Konkurse  usw.) 
gelangt  sind. 

Dr.  G.  von  Below,  Dr.  J.  Strieder, 

ord.   Professor  an  der  Universität   Freiburg  i.   Br.       Privatdozent  an  der   Universität   Leipzig. 
Gefl.    Nachriciiten   werden   an   die   Adresse   des  letztgenannten,    Leipzig- Gohlis,    Kleist- 
straße 9,  erbeten. 

Plakatausstellung  Bremen.  Die  vom  Verein  der  Plakatfreunde,  vom  Kunstverein,  vom 
Gewerbemuseum  und  vom  Deutschen  Werkbund  zu  Bremen  geplante  Ausstellung  findet  vom 
31.  August  bis  21.  September  d.  J.  in  der  Bremer  Kunsthalle  statt.  Von  den  großen  Samm- 
lungen, die  in  der  Ausstellung  vertreten  sein  werden,  seien  u.  a.  folgende  erwähnt:  die  Samm- 
lung des  Germanischen  Museums  in  Nürnberg,  die  seltene  Stücke  aus  dem  16. — 18.  Jahrhundert 
enthält;  die  dem  Kunstverein  von  Dr.  H.  H.  Meyer  letztwillig  gestiftete  große  Sammlung  mit 
Plakaten  von  Clieret,  Toulouse-Lautrec;  die  iiauptsächlich  aus  modernen  Stücken  bestehende 
umfangreiche  Sammlung  des  Herrn  Oberlehrer  F  r  i  c  k  e  -  Bremen  u.  a.  Außerdem  stehen 
von  einer  Reihe  anderer  Privatsammlungen  von  Mitgliedern  des  Vereins  der  Plakatfreunde 
seltene   Stücke  zur  Verfügung. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.  E.  SEBALD.  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


1©13.  Nr.   3.  Juli— SeptemDer. 

ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

S  e .  Majestät  K  ö  n  i  ,t(  Ludwig  III.  von  Bayern  hat  d  e  n  s  e  i  t  li  e  r  von 
der  K .  H  o  f  k  a  s  s  e  für  allgemeine  Zwecke  des  Museums  geleisteten 
Jahresbeitrag  von  1260. yi^,  dessen  Bewilligungsfrist  abgelaufen  war, 
auf  weitere  5  Jahre  allergnädigstbewilligt,  ebenso  denjährlichen 
Beitrag   von   lOOOiifürdie    Witteisbacher    Stiftung. 

STIFTUNG. 

Zu  den  Kosten  der  Erwerbung  der  v  o  r  m.  Beckhschen  Fabrik  gingen 
uns  neuerdings  folgende  erfreuliche  Zuschüsse  zu,  nämlich : 

je  1000  M  von  Frau  Julie  König  in  F  r  e  i  b  u  r  g  i.  Br.  und  von  der  1  1  s  e  d  e  r 
Hütte    inGroß-llsede    b.   Peine, 

ferner  500  M  von  der  LokomotivfabrikKrauß    &Co.,   A.-G.  in  M  ü  n  c  h  e  n. 

Den  hochherzigen  Spendern  sei  auch  an  dieser  Stelle  nochmals  bestens  gedankt. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Standesherren:     Fürst  Casimir  zu  Castell- Rüdenhausen  in   Rüdenhausen  20  M. 
Von  Kreisausschüssen:  Guhrau  lo  Ji  ;  Herford  20  .ft  ;  Ohlau  lO  ,'ii  ;  Oppeln  lo  M  ;  Rawitsch 
10  Ji;  Siegen  20  AI,;  Ueckermünde  20  M;  Witkowo   lo  Ji. 

Von  sächsischen  Amtshauptmannschaften:  Chemnitz  lo  .Ä;  Meißen  lO  Ji;  Plauen  i,  Vgtl. 

10  M. 

Von  Vereinen:  Hannover.  Kestner  Museum  10  .l{.  Metz.  Gesellschaft  für  lothringische 
Geschichte  und  Altertumskunde  10  Ji.  Nürnberg.  Allgemeine  Wirte-Vereinigung  10  Ji; 
Büttnermeister- Verein  5  Ji  ;  Verein  der  südöstlichen  Vorstädte  iO  Ji;  Verein  höherer  Beamten 
der  Stadtgemeinde  Nürnberg  \0M;  Verein  Nürnberger  Wild-  und  Geflügelhändler  5  Ji;  Ver- 
einigung Nürnberger  Architekten  20  M. 

Von  Privaten:  Amberg.    M.  Großelfinger,  Kgl.  Reallehrer  l  Ji ;  Paulus,  Kgl.  Amtsanwalt 

1  .11.  Arnstadt.  Apfelstedt,  Apotheker  l  M;  Enders,  Mühlendirektor  1  Ji ;  Dr.  Flohrschütz, 
Oberlehrer  l  Ji ;     Dr.    Heussel,  Oberlehrer  i  Ji;    Dr.  Langbein,   Geheimer    Oberregierungsrat 

2  .li;  Arthur  Renger,  Fabrikbesitzer  1  M;  Dr.  Rudolph,  Oberlehrer  1  Ji ;  Schellhorn,  Post- 
direktor 2  M;  Erwin  Stüber,  Regierungsrat  1  .#;  Emil  Wagner,  Fabrikdirektor  1  M; 
Johann  Woltersdorf,  Kommerzienrat  (bisher  3  M)  jetzt  5  M.  Aschaffenburg.  J.  Kotz, 
Religionslehrer  3  M-  Bernburg.  Braune,  Kaufmann  3  Ji;  Leistner,  Kaufmann  3  Ji; 
Stößel,  Apotheker  3  Ji.  Betzweiler.  Karl  Eitle,  Pfarrer  3  Ji-  Breslau.  Hans  Ledermann, 
Bildhauer  5  Ji ;  Dr.  phil.  Ernst  Schwerin  5  M ;  Dr.  Varrentrapp,  Magistrats-Assessor  3  Ji 
CasteU.  Paul  Esprester,  Fürstlicher  Assistent  1  .Ä  ;  Kreppel,  Gräflich  Rechteren'scher  Kameral- 
amtmann  in  Markteinersheim  l  M;  Karl  Meyer,  Fürstlicher  Assistent  1  Ji.  Dresden.  Georg 
Arnhold,   Geheimer   Kommerzienrat  3o  M;    Professor  Grohberger,   Direktor    in    Niederlößnitz 

3  M;    Köhler,  Verlagsbuchhändler  6  .M;    Professor    Dr.  Otto  Lobeck,    Studienrat  io.,IC;   Th. 


—     54     — 

Lobeck,    Fabrikbesitzer    10. f(^;   von  Mayenburir,  Arciiitekt   SM;   Dr.  med.   Albert   von  Pfluijk, 
Professor  20  J(  ;  Sclnniiü,  Korvettenkapitän  a.  D.  10  J(;  Dr.  jur.  Friedrich  Seifert,  Rechtsanwalt 
10  .M-;  Albr.  Wolf.   Resierunijsrat  5  M;  Erw.  Wolf,  Rechtsanwalt  5  Ji  ■  Zietz,   Koninierzienrat 
30. W..    Durlach.    Dr.  Rudolf  Raab,  Lehramtspraktikant  l  J(..    Eschenau.     Koiil,  prakt.  Tierarzt 
1  .(( :  Wichahelles,  Apotheker  l  M ;  Preisz,  Kgl.  Pfarrer  in  Forth  3  M  ■    Fürth.     J.  Kohl,  Haupt- 
lehrer 5  .(f ;  Julius  Reißinger,  Pfarrer  3  M;  Dr.  Silberschmidt,  Arzt  2  JÜ.     Schwab.  Gmünd. 
Ernst  Bommas,  Fabrikant  in  Schorndorf  2  Jt ;  Carl  Boß,  Fabrikant  3  M  ;  Fritz  lirliard,  Kauf- 
mann 2. ((.    Görlitz.    Albert  Köhnke.  Direktor  (bisher  3  Ji)  jetzt  5  i^'.  Schwab.  Hall.    I)r.  Dürr, 
Sanitätsrat  2  .H  ;  G.  Lindenberger,  Fabrikant  2  M  ;  G.  Müller,  Bergrat  2  Ji.    Hamburg.     Paul 
Rosenbacher  10  .-W.    Homburg  v.  d.  H.     Karl  Haller,  Zimmermeister  3  J(.    Kiel.     Ficker,  Pro- 
fessor 3   .(( ;    Kruniiii.    Professor   3  JL     Landshut.     Adolf   Pattberg,    Garnisons-Verwaltunps- 
inspektor  3  .'*       Leitmeritz.     Dr.   Emanuel  Gläßner,   Rechtsanwalt  2  Kr.;  Paul  Martin,  Buch- 
händler 2   Kr.;  Dr.   Hugo  Ostermann,  Gymnasial-LJirektor  2   Kr.     Lübeck.     R.  Bening,   Kauf- 
mann 3  Ji  ;  Henry  Heitmann,  Kaufmann  10  J(.    Ludwigshafen  a.  Rh.     Dr.  Hans  Mehner,  Che- 
miker 3  Ji.    Maihingen.    Bachschmid,  Pfarrer  in  Wallerstein  2  Ji  ;  Leopold,  Benefiziat  in  Waller- 
stein 1.50  Jf.     Mannheim.     Jos.  Bitter,  Ingenieur  3  J(  ;  Walter  Hensel  3  Ji  ;  H.  Zamponi,  Pro- 
fessor 3  J(r.    Meersburg.    Zamponi,  Rektor,  3  Ji.    Mühlheim  a.  d.  Ruhr.     Dr.  Pietscher,  Ober- 
lehrer 3  Jt-     Mühlhof.     Dr.  Hollederer,  Arzt  3  M-    München.     Erich  Freiherr  von  Guttenberg, 
Kgl.  B.  Leutnant  3  Ji: ;  J-  Freiherr  von  Imhof  2  JC ;  Berthold  Sutter,  Verlagsbuchhändler  3  M; 
Helmut   Freiherr  von  Tautphoeus,    Kgl.   B.    Kämmerer  3  M-     Nürnberg.      Hans  Bickel  3  M; 
Kunstmaler  A.  Braig,  Kgl.  Gymnasiallehrer  3  Ji ;  Haymann,  Langerichtsrat  5  Ji;  Louis  Heller 
10  Ji  ;  Hermann  Heß  3  Ji ;  Max  Neumark  10  Ji ;  Nußberger  &  Held,  Beton-  und  Eisenbetonbau 
20  J(, ;  Krafft  Scanzoni  von    Lichtenfels  Regierungsbaumeister  20  Ji  ;  Max  Schmid,  stellvertret. 
Landgerichtsdirektor  3  M;  J.  Schneider  3  JI ;  Emil  Thurnauer,  Kaufmann  10  Ji ;  G.  Vestner 
Kaufmann  2  Ji ;  Treumund  Wagner  3  Ji.    Plauen  i.  Vgtl.     E)r.  Erbert  3  Ji.     Recklinghausen 
Heinrich  Vogelsang,   Kommerzienrat  10  Ji.     Rheine.     Wilhelm  Jackson,   Fabrikbesitzer  5  Ji 
Roth  a.  S.     Carl  Braun,  Lehrer  3  Ji.     Rutesheim.     Mitschele,  Hauptlehrer  1  JC.     Schwabach 
Gruber,  Assessor  2  Ji.     Solingen.     Eugen  Berg  auf  Waldhof- Hackhausen  10  Ji.    Thalmäßing. 
Bürkler,    Kantor  in   Burgsalach  2  Ji.     Traunstein.     Beer,    Institutsdirektor  2  Ji ;   Berninger 
Landgerichtsrat  5  Ji ;  Dr.   Heim,  Gymnasiallehrer  2  Ji ;  W.  von   Kotzebue,  Kunstmaler  3  JC 
Lamprecht,  Rektor  2  J(  ;  Neun,  Landgerichtsrat  3  JI ;  Nüßlein,  Reallehrer  1  Ji ;  Spaett,  II.  Staats- 
anwalt 3  Ji;  Ufer,  Regierungsrat  5  Ji-    Treuchtlingen.     Arthur  Aurnhammer,   Kaufmann  2 
Bauer,  K.   Postverwalter    2   Ji;    Bauernfeind,  Stadtpfarrer  2  Ji;    Jakob   Faul,  Lehrer  2 
Hans   Hasselt,   Lehrer  2  Ji;     Hertlein,   Forstassistent  2  Ji ;  Christian  Leinberger,   kaufmänn. 
Beamter  2   Ji ;    Heinrich    Liebhardt,    Kaufmann    2    Ji ;    Georg    Schuster,    Kaufmann    2    Ji. 
Tübingen.    Dr.  von   Blume,  Professor  2  Ji ;   Dr.  Gaupp,  Professor   l    Ji ;   von  Gramer,    Land- 
gerichtspräsident 2  Ji;  Dr.   Hegler,  Professor  2  Ji ;  Dr.  Sartorius,  Professor  2  Ji ;   Dr.  Smend, 
Professor   1    M;    Dr.  Wahl,    Professor    1    Ji.    Urach.     Dr.  Klüpfel,   Sanitätsrat  5  Ji;   Leube, 
Stadtpfarrer  2  Ji ;    Santer,   Repetent  2  Ji;    Georg  Stern   5  Ji ;    Weiß,  Professor  3  Ji;   Weit- 
brecht, Repetent  3  M.  Weimar.  Frau  Tiedemann,  Generalagentenwe.  3  Ji.  Weissenburg  i.  B. 
G.  Metzger,  K.  Notar  3  Ji-   Werdau.    Hugo  Schneider  5  Ji.  Wertheim.  Gustav  Kiefer,  Lehrer 
in   Sachsenhausen   1   Ji. 

Einmalige   Beiträge. 
Bartenstein.      Kreisausschuß    loo  Ji.     Gelsenkirchen.      Kreisausschuß    50  Ji.     Gotha. 
Landratsamt  20  Ji.  Jauer.    Kreisausschuß  10  Ji.  Münsingen.  Oberamt  30  Ji.    Tilsit.    Kreis- 
ausschuß 10  J4.    Wirsitz.   Kreisausschuß  20  Ji.     Leitmeritz.     Ignaz  Peters,  K.   K.  Gymnasial- 
professor a.  D.  4   Kr.     Weimar.  Dr.  phil.  Scheitemantel,   Gymnasialprofessor  10  M. 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Auch  im  vergangenen  Vierteljahr  war  es  vor  allem  die  Sammlung  von  Denkmälern 
der  originalen  Plastik,  die  wesentlich  ergänzt  und  bereichert  werden  konnte.  Doch  liegt 
der     Schwerpunkt     dieses    Mal     weniger   in    der   älteren    Zeit    als   in     den    späteren    Jahr- 


55     — 


Hunderten.  Nur  das  S  a  n  d  s  t  e  i  n  r  e  1  i  e  f  einer  Veronika,  das  wir  in  Stadtam- 
hof|  erwerben  konnten,  gehört  noch  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  an 
(Ab.  26).  Stammend  von  einem  der  Gebäude  des  dortigen  Stiftes  zu  unserer  Heben  Frau,'das 
zu  St.  Mang  bestand,  hatte  es  zuletzt  seine  Stelle  in  dem  auf  dem  Stiftsareal  stehenden  Hause 
Poststraße  134.  Kunstgeschichtlich  ist  es  nicht  von  nennenswerter  Bedeutung.  Dagegen 
bietet  es  in  ikonographischer  Beziehung  einiges  Interesse.  Abweichend  von  dem  gewohnten 
Schema  zeigt  es  nämlich  das  Haupt  Christi  nicht  unmittelbar  auf  dem  Sudarium  haftend,  son- 


rilrfit%iH)HlHniillli-  II 

Abb.  26.    Veronika  mit  dem  Schweißtuch. 

Sandsteinrelief  aus  Stadtamhof.      l.    Hälfte  des  15-  Jahrh. 


dern  vielmelir  über  einem  eigenen  Scheibennimbus,  der  natürücii  mit  einem  Kreuz  versehen  ist, 
in  kräftig  ausgesprochenem  Relief  vor  ihm  schwebend.  Zudem  ist  der  Typus  des  Antlitzes 
derjenige  des  toten  Christus  mit  geschlossenen  Augen  und  schmerzerfüllten  Zügen  ohne  die 
Dornenkrone.  Uns,  die  wir  die  freiere  Auffassung  eines  Dürer,  —  ich  erinnere  vor  allem  an 
die  kleine  Radierung  mit  der  stehenden  Heiligen  v.  J.  15 10,  B.  64,  und  an  den  grö(3eren  Kupfer- 


56     — 


stich  mit  «.leii  sclnvebeiuieii  Kugeln  v.  .1.  1513.  B.  25  -  eines  SeluiulU'lin  uiut  Spiin,t;inklee  i^c- 
wdhiit  sinJ,  imiLf  diese  Art  der  Auffassung  etwas  fremd  ersciieinen.  Diis  Wesentliclie  der  Veronii^a- 
Lecende  ist  trotz  ihrer  doppelten  Version  das  Tucli.  Nach  der  einen  Fassung  wollte  sich  Veronika 
ein  Bildnis  des  Heilandes  malen  lassen  und  truy  /u  diesem  Zweck  ein  Linnentuch  zu  einem  Maler. 
Da  beirejinete  ihr  Christus  selbst  und,  als  er  von  iiirem  Vorhaben  hörte,  nahm  er  das  Tuch  und 


Abb.  27.   St.  Christina.     Holzfigur.  Oberbayrisch.     Mitte  18.  Jahrh. 

gab  es  ihr  mit  seinem  Antlitz  bezeichnet  zurück.  Nach  der  anderen  Version,  die  in  der  Literatur 
erst  mit  dem  16.  Jahrhundert  hervortritt,  war  Veronika  eine  der  heiligen  Frauen,  welche  den 
Herrn  auf  dem  Leidensgang  nach  Golgatha  begleiteten.  Als  er  unter  der  Last  des  Kreuzes 
schwitzte,  reichte  sie  ihm  ihren  Schleier,  und,  als  er  sich  damit  abtrocknete,  blieb  das  dornen- 


57     — 


Abb.  ?8.     Flöteblasender  Putto  auf  Ziegenbock.     Weißmarmorgruppe.   Spätes  18.  Jahrh, 


—     58 


gekrönte  Antlitz  in  einem  AbtiriK'k.  .lut  ileni  Tiuiio  /.uiiit"k.  In  beiiicn  l-iilleii,  die  aueli  in  der 
Darstelluntr  einen  versciiiedenatti.uen  Ausdruci<  gefunden  hiiben,  ist  denmaeli  das  Maßgebende 
das  Tuch,  in  welches  das  Antlitz  ab-  oder  einjredrückt  wird.  Bei  unserem  Relief  aber  liegen  Antlitz 
und  Tuch  nicht  in  einer  Fläche,  sondern  sind  durch  die  Scheibe  deutlicii  voneinander  geschie- 
den. Der  Typus  des  Antlitzes  ist  der  ältere,  er  ist  derjenisje  des  Totenbildes,  wie  wir  es  auf  dem 
Sudarium  finden,  das  als  eine  besonders  kostbare  Reliquie  in  St.  Peter  aufbewahrt  wird.  Da- 
neben gibt  es  einen  zweiten  Typus,  nämlich  denjenigen  des  schmerzlosen,  verklärten  Antlitzes, 
oder  denjenigen  des  Lebenden,  welcher  durch  das  Veronika-Bild  in  S.  Silvestro  in  Capite  zu  Rom 
repräsentiert  wird  und  später  durch  die  Zufügung  der  Dornenkrone  und  des  Leidenszuges  in 
freierer  Art  weiterentwickelt  wurde.  In  der  Zeit,  in  der  unser  Relief  entstand,  hatte  sich  dieser 
neue  Typus  bereits  Geltung  zu  schaffen  gewußt.  Vielleicht  ist  das  Veronikabild  in  der  alten 
Pinakothek  zu  München  einer  seiner  frühesten,  wenn  nicht  sein  frühester  Repräsentant.  Es 
wurde  früher  dem  Meister  Wilhelm  von  Köln  zugeschrieben,  dürfte  aber  nacii  neueren  Ansichten 
eher  von  dessen   Geschäftsnachfolger    Hermann   Wynrich   von    Wesel   lierrüiiren,  der  bis   1413 


Abb.  29.  Silbervergoldete  Deckelkrüge.  Nürnberger  Arbeiten.    Ende  16.  u.  1.  Hälfte  17.  Jahrh. 


erwähnt  wird.  In  ausgedehnterem  Maße  brach  sich  der  Typus  mit  dem  Leidenszug  und  der 
Dornenkrone  erst  in  der  Zeit  nach  1450  Bahn.  Die  Verehrung  des  Sudariums  war  namentlich 
im  14.  und  15.  Jahrhundert,  ja  bis  ins  16.  Jahrhundert  hinein  eine  weit  verbreitete. 
Es  sei  hier  nur  an  Dante  und  Petrarka  und  deren  beredte  Schilderung  des  Eindrucks 
erinnert,  den  der  Anblick  des  Sudariums  und  des  wahren  Bildes  Christi  in  St.  Peter  auf  die 
Rompilger  machte.  Der  Typus  des  Totenbildes  ist  übrigens  auch  sonst  bei  uns  vertreten, 
nämlich  in  einer  Maske  aus  gebranntem  Ton,  die  1886  aus  der  Sammlung  Felix  er- 
worben wurde  (abgebildet  bei  Josephi  S.  55)  und  die  ebenfalls  der  1.  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts angehört,  und  in  einem  kleinen,  silbergefaßten  Perlmutterrelief,  das  als  Anhänger 
gedient  hat  und  der  Wende  vom  15.  zum  16.  Jahrhundert  entstammt,  während  der  Typus  des 
Lebenden  mit  geöffneten  Augen  und  der  Dornenkrone  durch  eine  einer  silbervergoldeten  Ho- 
stienbüchse eingravierte  Darstellung  der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  und  ein  vor  1500 
entstandenes   Praedellenbild  der  fränkischen  Schule  (Nr.  523)  repräsentiert  wird. 

Über  das  Wachsrelief  von  Georg  Holder  mann  wird  Direktor  Dr.  von  Bezold  in 
dem  nächsten  Bande  der  Mitteilungen  unter  Beigabe  einer  Abbildung  ausführlicher  berichten. 

Die  in  Abb.  27  wiedergegebene  S  t  a  n  d  f  i  g  u  r  der  heiligen  C  h  r  i  s  t  i  n  a 
wurde  in   Berchtesgaden  erworben.     Das  Verzückte,  Süßliche  und  doch  gleichzeitig  Graziöse 


—     59    — 

in  Haltung,  Gebärde  und  Gesichtsausdruck  läßt  sie  als  eine  charakteristische  Arbeit 
des  18.  Jahrhunderts  erscheinen.  Die  Fassung  ist  noch  die  ursprüngliche.  Das 
mit  Rankenwerk  und  Rosetten  reich  reliefierte  Gewand  ist  vergoldet.  Das  Inkarnat  be- 
wegt sich  in  den  zu  jener  Zeit  üblichen  wachsartigen  und  fahlen  Tönen.  Der  Verfertiger 
dieser  Figur  ist  kein  Meister  ersten  Ranges,  aber  er  verfügt  über  ein  technisch  tüchtiges  Können, 
während  er  in  der  künstlerischen  Ausführung  ganz  unter  dem  Zwange  der  Zeitauffassung  steht. 


Abb.  30.    Gürtel  mit  Scheide  und  Besteck. 

Silber.  Anscheinend  Rappersweiler  Arbeit.  2.  Hälfte  16.  Jaiirii. 


Die  Weißmarmorgruppe  des  flöteblasenden  Putto  auf  einem 
Ziegenbock  (Abb.  28),  welche  aus  dem  Münchener  Kunsthandel  stammt,  gehört  dem 
Kreise  der  Würzburger  Schloßgartenfiguren  von  Joh.  Peter  Wagner  (176O — 1770)  oder  der 
Bacchusgruppe  von   Konrad  Link  im  Park  zu  Schwetzingen  (um  1775)  an.     Der  Einfluß  von 


-      60     — 

Frankreich  her,  wo  die  Biidiierkunst  im  IS.  J:iiirluindert  in  den  Werken  eines  Falconet,  Houdon, 
Lumour.  Boiichurdon  oder  Pii;:ille  eine  solcii  lierrliciie  N;uiibliite  erlebte,  ist  unverkennbar. 
NamentUch  der  Hinweis  auf  Pijralle's  Kind  mit  einem  Käfig  im  Louvre  dürfte  nicht  unangebracht 
sein.  Das  mit  Schilfbiindehi  und  Blattwerk  durchsetzte  Felsgestein  sowie  spielende  Kinder- 
pruppen  gehörten  zu  den  damals  beliebten  Dekorationsniitteln  an  Brunnen,  in  Park-  und  Schloß- 
anhigen.  Auch  unsere  Gruppe  werden  wir  höchst  wahrscheinlich  als  eine  Brunnen-  oder  Park- 
gruppe anzusprechen  haben,  die  erst  durch  reichliches  Grün,  durch  Pflanzen  und  Nischenwerk 
ihr  richtiges  Relief  erhielt.  Leider  konnten  w  ir  über  ihre  Provenienz  nichts  in  Erfahrung  bringen. 
Sie  ist  durch  eine  große  Ruhe  in  der  Auffassung,  durch  eine  erstaunliche  formale  Sicherheit 
und  durch  technische  Bravour  ausgezeichnet.  Auch  hat  sich  der  dem  Namen  nach  noch  unbe- 
kannte Meister  von  der  A\anieriertheit  der  Zeit  freizuhalten  gewußt  und  mit  seinem  Werk  ein 
gut  Teil  unverfälschter  Natürlichkeit  erreicht. 

Die  beiden  traubengebuckelten  D  e  c  k  e  1  k  r  ü  g  e  sowie  den  Gürtel  m  i  t  S  c  h  e  i  d  e 
und  Besteck,  die  wir  in  Abb.  29  u.  30  wiedergeben,  hat  die  Stadt  Nürnberg  aus  dem  Nachlaß 
von  Ma.x  Pickert  erworben.  Von  den  Deckelkrügen  trägt  der  eine  die  Marke  des  Christof 
Straub,  der  1572  Meister  wurde,  der  andere  ein  aus  L  und  O  zusammengesetztes  Zeichen 
und  den  Nürnberger  Beschau.  Unter  dem  Fuß  des  letzteren  sind  außerdem  die  Wappen  Praun- 
Behaim  eingraviert,  die  sicli  auf  Friedrich  Praun  (f  1650)  und  Maria  Magdalena  Behaimin 
(I605 — 1642),  welche  1634  heirateten,  beziehen.  Damit  ist  auch  die  Entstehungszeit  dieses 
Stückes  festgelegt,  das  jedoch  dem  Straubschen  Krug  an  Feinheit  der  Arbeit  nachsteht.  Der 
Gürtel  ist  wahrscheinlich  eine  Rappers  w  eiler  Arbeit.  Wenigstens  ähnelt  das  eine 
der  beiden  Zeichen,  die  an  den  rechteckigen  Gliedern  der  Kette  angebracht  sind,  dem  hei  Rosen- 
berg unter  Nr.  5691  wiedergegebenen.  Die  Ornamentation  der  durchbrochen  gearbeiteten 
Scheide  mit  den  musizierenden  Frauengestalten  läßt  den  Einfluß  der  Stiche  Aldegrevers,  die 
ja  das  Kunstgewerbe  des  ganzen  16.  Jahrhunderts  in  ausgedehntestem  Maße  befruchteten, 
erkennen.     Entstanden  ist  das  Ganze  in  der  2.   Hälfte  des  16.   Jahrhunderts. 

Noch  ist  auf  den  in  Abb.  31  wiedergegebenen  Kuchen  m  o  d  e  1  aufmerksam  zu  machen, 
der  durch  seine  städtischen  und  bäuerlichen  Trachtendarstellungen  kulturgeschichtlich  nicht 
uninteressant  ist.  Auf  der  Rückseite  ist  die  Jahrzahl  1  725  angebracht.  Wahrscheinlich  ist 
dieses  Stück  Nürnberger  Provenienz.  Fritz  Traugott  Schulz. 

Geschenke. 
Bamberg.  Dr.  A.  Eckstein:  Messingene  Sabbatlampe.  18.  Jahrh.  —  Berlin. 
Münzkabinett:  Gipsabguß  der  Medaille  auf  Georg  und  Magdalena  Holdermann  von 
G.  Holdermann  v.  J.  i6lü.  ^  Mannheim.  Heinrich  L  e  o  n  h  a  r  d  t:  Baumsäge,  17.  Jahrh.; 
Messer  und  Gabel  mit  gravierten  Silbergriffen,  18.  Jalirii.;  Gießkanne  aus  Messing,  1850— 60; 
eiserne  Hängelampe;  12  Wallfahrtszeichen  und  Amulette.  —  Nürnberg.  F  r  a  u  G  e  h  e  i  m  rat 
von  Gerngros:  Madonna  mit  Kind  auf  einer  Mondsichel.  Anscheinend  aus  dem  Baldachin 
einer  Prozessionsstange.  Bäuerliche  Arbeit.  18.  Jahrh.  —  Fräule  in  Ernestine  Preu  (Legat): 
Kleine  Holztruhe,  in  Rot,  Grau  und  Braun  bemalt.  1.  Hälfte  18.  Jahrh.;  Klystierspritze  von 
Zinn,  um  1850;  Instrument  zum  Falten  von  Spitzen  mit  Schraube  zum  Befestigen  am  Tisch, 
Messing.  —  Kaufmann  Fanz  Rhodius:  Wandbespannung  mit  aufgemalten  Darstellungen 
—  Schäferpaar  am  Brunnen,  Parkszene,  Landschaft,  lesende  Dame  —  aus  dem  Hause  Wunder- 
burgstraße 8  in  Nürnberg,  datiert  1767.  —  Dr.  med.  Leonhard  Rosenfeld:  Ein  geburtshilf- 
liches Instrumentarium,  aus  10  Stücken  bestehend,  um  1850.  —  Ehemaliger  Gesangverein 
Sängerlust:  Vereinsfahne  v.  J.  1854  mit  verschiedenen  Bändern  aus  den  sechziger  Jahren.  — 
U  ngenannter  Gesche  n  kgebe  r:  Zinnabguß  der  Vorderseite  der  Holdermannschen  Medaille 
auf  Kaiser  Ferdinand  III.  —Partenkirchen.  Fräulein  von  Königsthal:  Ankleidepuppe 
mit  schwarz-  und  blaugestreiftem  Seidenkleid.  1.  Hälfte  19-  Jahrh.  —  Straßburg  i.  Elsaß. 
StädtischesWasserwerk:  Rohr  nebst  Rohrscherben  von  der  römischen  Wasserleitung 
bei  Oberhausbergen.  —  Weiltingen.  Forstamtsassessor  Alt:  Spinnwirtel  von  rotbraun  gebrann- 
tem Ton.  Gefunden  im  Staatswald  Weiltinger  Forst.  Frühmittelalterlich.  —  Windsheim. 
Fräulein    Wagner:    Acht  Tanzgruppen  von    Holz,   auf   Borsten  stehend.      Um    1860. 


61     - 


^i^'^v^    .^^^^    j0^^!f^ 


1 


Ankäufe. 

Plastik,  Originale.     St.  Veronika.     Sandsteinrelief  aus  Stadtamhof.     Bayerische  Schule. 

1.  Hälfte  15.  Jahrh.  (Abb.  26).  —  Wachsrelief  mit  den  Nürnberger  Septemvirn  und  einer  Fries- 
an^icht  der  Stadt  auf  einer  Schie- 
fertafel von  G  e  o  r  R'  Holder- 
m  a  n  n  v.  J.  1611.  (Tausch).  — 
Hl.  Chiistina.  Standfisjur.  Linden- 
holz. Das  Gewand  vergoldet.  Ober- 
bayrische Arbeit.  Anfang  i8. 
Jahrh.  (Abb.  27).  —  Flöteblasen- 
der Putto  auf  einem  Ziegenbock 
vor  einem  Felsen.  Brunnen-  oder 
Parkgruppe  aus  weißem  Marmor. 
Deutsche  Arbeit  unter  franz(')si- 
schem  Einfluß.  Spätes  IS.  Jahrh. 
(Abb.  28). 

Kirchliche  Geräte.  Gedächt- 
nistafel für  den  am  3.  Juli  1779  t 
Generalfeldmarschall  des  fränki- 
schen Kreises  Georg  Christoph 
Oelhafen  von  Schöllenbach  und 
Eismannsberg  von  Joh.  Tisch- 
berger.  Solenhnfer  Stein  in  einer 
Holzeinfassung. 

Hausgeräte.  Kuchmodel  mit 
Trachten-  und  Tierdarstellungen. 
Birnbaumholz.  1725.  (Abb.  31)-  — 
Haspel.      Empire-Zeit, 

Hohenzollern-Stiftung.  Jubilä- 
umsmünzen vom  17.  März  und 
15.   Juli    1013   zu   2    und   3   A'^ark. 

KÜNSTSAMMLUNG 
DER  STADT  NÜRNBERG. 
Deckelkrug,  silber  vergoldet, 
traubenförmig  gebuckelt,  mit 
schildhaltendem  Putto  als  Bekr«)- 
nung.  Arbeit  von  Christof 
Straub  (Meister  1572).  Siehe 
Abb.  20.  —  Deckelkrug,  silberver- 
gdldet,  ähnlich  dem  vorigen.  Arbeit 
des  Nürnberger  Goldschmieds  LO. 
um  1634.  (Abb.  29).  —  Gürtel  mit 
Scheide  und  Besteck.  Silber.  An- 
scheinend    Rappersweiler    Arbeit. 

2.  Hälfte  16.  Jahrh.  (Abb.  30).  — 
Altnürnberger  Gebietsgrenzstein 
vom  Wege  an  der  Hohen  Marter 
südlich  von  Höflas.  Mit  dem  ge- 
teilten Stadtwappen  und  der 
Jahreszahl  1709. —  Zwei  Masken- 
Anzüge  mit  geschnitzten  Holz- 
masken.     IS.    Jahrh. 


Abb.  31    Kuchenniodel.    1725. 


-     62     — 
MISTORISCl  1-PI lARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

G  0  s  0  li  0  n  k  e. 
Lintorf  (Hannover).  F.  A  1  p  e  r  s:  Johann  Friedrich  Meyers,  Apothekers  zu  Osnabrück, 
Chvmisdie  Versuche  zur  nülieren  Erkenntniß  des  ungelöschten  Kalclis,  der  elastischen  und 
electrischen  A\aterie,  des  allerreinsten  Feuerwesens  und  der  ursprünjrlichen  allgemeinen  Säure. 
Hannover  und  Leipzig,  bei  Joh.  Wilh.  Schmidt,  1764.  Adam  sin  Adiimken,  ein  Lebensbild 
von  A.   Eymann,  bei   F.  C.   Haag  in  Melle. 

Ankauf  e. 
Archiv  für  Geschichte  der  Naturwissensciiaften  und  der  Technik.     V.   1. 

KUPFERSTICHKABINETT. 

Das  Verzeichnis  der  Neuerwerbungen  läßt  erkennen,  daß  besonders  die  Sammlung  von 
Gelegenheitsgraphik  (Visitenkarten,  Glückwunschkärtchen,  Bücherzeichen  usw.)  in  starkem 
Wachstum  begriffen  ist.  Frau  Geh.  Kommerzienrat  v  o  n  G  e  r  n  g  r  o  s  verdanken  wir  eine 
ganze  Reihe  entzückender  alter  Glückwunschkärtchen,  auf  die  wir  noch  in  ausführlicherem 
Zusammenhang  zurückkommen  werden,  und  Herr  M.  R  o  s  e  n  h  e  i  m  (London)  hat  die  Güte 
gehabt,  uns  wieder  eine  größere  Anzahl  älterer  Exlibris  zu  stiften.  Unter  den  modernen  Bücher- 
zeichen, die  der  Abteilung  überwiesen  wurden,  sind  erfreulicherweise  auch  einige  von  führenden 
Künstlern  wie  Slevogt  und  Schinnerer.  Die  Nürnbergische  Kunst  des  17.  Jahrhunderts  ist 
mit  Ornamentstichen  von  Heinrich  Ulrich  und  Handzeichnungen  von  Georg  Strauch,  die  auch 
ornamental  interessant  sind,  vertreten.  Von  einem  Hauptmeister  des  Ornamentstichs  in 
Nürnberg  im  18.  Jahrhundert  konnten  wir  einen  Originalentwurf  erwerben.  Dem  von  Herrn 
B.  H.  Bing  kürzlich  geschenkten  Potpourri  haben  sich,  gleichfalls  durch  Schenkung,  zwei  sig- 
nierte Beispiele  dieses  in  Nürnberg  so  beliebten,  auch  kulturgeschichtlich  merkwürdigen  Genres 
hinzugesellt.  Die  Bleistiftzeichnungen  des  durch  seine  Radierungen  bekannten  Barons  Göz 
(1754—1815),  besonders  das  Bildnis  eines  Rokokoherrn,  der  mit  dem  Behagen  einer  Spitzweg- 
figur seine  lange  holländische  Tonpfeife  raucht,  sind  höchst  charakteristische  süddeutsche 
Gegenstücke  zu  Chodowiecki.  Der  in  Abb.  32  wiedergegebene  Ölberg  ist  uns  wichtig  als  Zeugnis 
für  den  Stand  der  Kunst  in  den  Niederlanden  zu  der  Zeit,  als  Dürer  dort  Anregungen  suchte. 
Diese  Leinwand  gehört  zu  einer  größeren  Passionsfolge,  von  der  das  Berliner  Kupferstichkabinett 
drei  weitere  Nummern  besitzt.  Der  mit  interessanten  Archaismen  durchsetzte  Stil  —  man 
fühlt  sich  stellenweise  an  ältere  Künstler  wie  Dirk  Bouts  und  den  feinsinnigen  Psychologen 
Geertgen  Tot  Sint  Jans  erinnert,  während  die  Verhältnisse  der  Vordergrundlandschaft  schon 
ganz  der  neueren  Auffassung  entsprechen  —  weist  auf  die  Antwerpener  Schule.  So  finden 
sich  in  der  Serie  wiederholt  Gestalten  mit  den  für  den  Pseudo-Bles  charakteristischen 
Proportionen  und  der  bei  den  Personen  seiner  Szenen  üblichen  Haltung  und  Tracht.  Unser 
Stück  trägt  wie  eine  der  Grisaillen  in  Berlin,  die  auch  ganz  ähnliche  Retouchen  enthält,  den 
Stempel  der  durch  ihren  Reichtum  an  Handzeichnungen  alter  Meister  wie  Leonardo  da  Vinci, 
Vittore  Pisano  u.  a.  berühmten  Sammlung  von  Giuseppe  Vallardi  in  Mailand,  die  am  20.  März 
1857  in  Paris  versteigert  wurde.  Stengel. 

Geschenke. 
Berlin.  Ernst  B  a  s  s  e  r  m  a  n  n,  M.  d.  R. :  20  Visitenkarten  namhafter  zeitgenös- 
sischer Persönlichkeiten.  —  Professor  Dr.  Julius  R  0  d  e  n  b  e  r  g:  105  Visitenkarten,  meist 
von  Schriftstellern,  Künstlern  und  Gelehrten.  —  Hermann  Struck:  9  Radierungen 
von  Hermann  Struck.  —  Heilsbronn.  AlbrechtWeber:  Exlibris  Karl  Weber.  Radierung 
von  A.  Schinnerer.  —  Hof.  Professor  KarlWolffhardt:  Photographie  eines  Holzschnittes 
von  1601  mit  dem  Bildnis  des  Württembergischen  Kanzlers  Dr.  Eichmann.  —  Innsbrucli.  Al- 
bert Hopffer:  Hopferischer  Stammbaum.  Lithographie.  —  Linz.  Dr.  P  a  c  h  i  n  g  e  r: 
10  Exlibris,  20  Visitenkarten  (Sammler,  Künstler  usw.),  6  Lithographien,  1  Porträtstich,  2  Öl- 
studien  u.  a.  —  London.  M.  Rosenheim:  52  Exlibris  des  17.  und  18.  Jahrh.  —  München. 
0  s  k  a  r  D  o  1  c  h:  3  Bleistiftzeichnungen  von  Baron  Göz,  18.  Jahrh.  2  farbige  Potpourriblätter 
(aquarellierte  Federzeichnungen)  von  J.  A.  Eisenmann,  Nürnberg,  2.  H.  18.  Jahrh.  1  Rötel- 
zeichnung (Kaffeemädchen),  Anf.  18.   Jahrh.  —   Professor    Karl  Voll:    Exlibris   Karl  Voll, 


—     63     - 


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—     64     — 

entworfen  von  Max  Slevojit.  -  Nürnberg.  K«!.  Ilofbuolulruckerci  B  i  e  1  i  n  p  -  D  i  e  t  z: 
Eine  P;irtie  Gescluiftskarten  uiul  -AWcvc  Dnukprobcn  der  Fiiiiia.  -  Frau  Üeh.  Kommerzienrat 
von  Gernjrros:  37  Glückwunschkäitclien  l:nde  18.,  Anf.  19-  Jalirli.,  1  Visitenkarte  (Le 
Comte  Rottenhan)  Anf.  lo.  Jalirh.  —  Dr.  H.  Liebstädter:  5  moderne  E.xlibris,  Radierungen 
u.  Litliogr.  von  Geiger,  Wilni.  Dotzlor.  Run/  u.  Stliinnerer.  —  Frau  A.  S  r  h  u  h:  Gepreßte  rosa 
Visitenkarte  Löffelholz  von  Colberg.  Ant.  lo.  Jalirli.  —  Schapbach.  Geiieinier  Hofrat  Professor 
Dr.  Rosenberg:  2  Lehrbriefe  und  1  geistliciie  Urkunde  auf  die  Diözese  Speyer  bezüghcli 
mit  eingedrucktem  Kupferstichwappen.     Pergament,  1759-  —  Schongau.     Frau   l-Jentamtmann 

V  o  1  k  e  r  t:    ..Die  Artikel  des  Glaubens Augsburgischer  Confession  .  .  .  ."     Kupferstich 

v.«n  F.  Rctlibarth  &  Toninier,  nach  Zeichnung  von  J.  AAahr.  —  Straßburg.  Ingenieur  von 
Klucaric:  Photographie  eines  Prunkschlittens  von  lOSo.  —  Wien.  Emma  L  (i  w  e  n- 
stamm:    12  E.xlibris.     Radierungen  der  Geschenkgeberin. 

Ankäufe. 

Ornamentstiche.     Heinricli   Ulrich,  Nürnberg:  Serie  von  9  Ornamentsliciien,  1602. 

Embleme.     18  emblematische   Stiche  des  17-  und  18.  Jahrh. 

Handzeichnungen.  Niederländischer  Meister  um  1520:  Ölberg,  Grisaille  auf  Leinwand.  — 
Federzeichnung,  darstellend  ein  Torgebäude  mit  dem  braunschweigischen  Wappen.  1589.  — 
Joh.  Jacob  Schübler:  Grau  getuschte  Federzeichnung.  18.  Jahrh.  —  Böller,  Ulm:  1  Blatt 
mit  farbigen   Porträtskizzen.     Um  1830. 

Historische  Blätter.  24  Blatt:  Visitenkarten,  Glückwunschkarten  und  Stammbuchblätter. 
Ende    18..  Anf.   10.   Jarh. 

Städtische  Sammlung.  11  grau  getuschte  Federzeichnungen  von  Georg  Strauch  (Monats- 
darstellungen in   Kartuschen).     Um   1645. 

ARCHIV. 

Geschenke. 

Hof.  Karl  W  o  1  f  f  h  a  r  d  t,  Professor:  Siegel  der  Stadt  Wimpffen.  15.  Jahrh.  — 
Nürnberg.  Eduard  Ludwig,  Versicherungsbeamter:  Kaufbrief  über  ein  Haus  am  Korn- 
markt zu   Nürnberg.     1723.   Nov.   11.     Orig.-Perg.-Libell. 

Ankäufe. 

Briefe:  6  Briefe  des  Malers  Georg  Bleibtreu  an  Max  Jordan.  1879—1892.  —  12  Briefe 
des  Journalisten  Moritz  Busch  an  Max  Jordan.  Kiel.  1864.  —  10  Briefe  des  Historikers  Joh. 
Gust.  Droysen  an  Max  Jordan.  Berlin.  I86I  — 1872.  —  2  Briefe  des  Kupferstechers  Alb.  Krüger 
an  Max  Jordan.  Berlin.  1894.  April  5.  und  Juni  10.  —  3  Briefe  des  Malers  Bernhard  Mann- 
feld an  Max  Jordan.  Rothenburg  o.  T.  I889.  Juli  28.  Berlin.  1893-  Sept.  7-  Frankfurt 
a.  M.  1897.  Nov.  7.-4  Briefe  des  Illustrators  Oscar  Pletsch  an  Max  Jordan.  Niederlößnitz. 
1886—1888.  —  26  Briefe  des  Malers  Ernst  Schaller  an  Max  Jordan.  Weimar,  Dresden,  Berhn. 
1863—1868.  —  28  Briefe  des  Malers  Hermann  Wislicenus  an  Max  Jordan.  Weimar,  Düssel- 
dorf, Goßlar.     1866—1897- 

BIBLIOTHEK. 

Unter  den  Neuerwerbungen  für  die  Bibliothek  während  des  letztverflossenen  Viertel- 
jahres ragt  namentlich  die  sehr  dankenswerte  Schenkung  der  Frau  Kaufmannswitwe  A  n  n  a 
Schuh  in  Nürnberg  hervor,  die  dem  Museum  aus  dem  auf  sie  gefallenen  Anteil  an  dem  Rhauschen 
Nachlaß  eine  größere  Anzahl  von  Werken  des  16. — 18.  Jahrhunderts  zu  überweisen  die  Güte 
hatte.  Es  befinden  sich  unter  diesen  Büchern  manche,  die  reich  mit  Kupferstichen  ausgestattet 
sind  und  insbesondere  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Abteilungen  der  Bibliothek  in  will- 
kommener Weise  ergänzen. 

Geschenke. 

Aachen.  Geschäftsstelle  des  Deutsch-Südamerikanischen  In- 
stituts: Mitteilungen  des  Deutsch-Südamerikanischen  Instituts  Heft  1.  Deutsche  Aus- 
gabe. 1913-  8.  —  Baden-Baden.  S  t  ä  d  t.  h  i  s  t  o  r.  S  a  m  m  1  u  n  g  e  n :  S.  Kah,  Die  römische 
Zeit.  Verzeichnis  der  römischen  Altertümer  der  städtischen  historischen  Sammlungen  in  Baden- 
Baden.      Heft   IVa.      1913.^i  8.   —   Bamberg.      K.    Neues   Gymnasium:     Jahresbericht 


—     65     — 

1912/13-  8.  —  Bautzen.  Dr.  W  o  1  f  g.  Roch:  Ders.,  Das  Stadtmuseum  Bautzen,  Provinzial- 
museum  der  sächsischen  Oberlausitz.  S.-A.  1913.  4.  —  Berlin  und  Dresden.  Vorstand 
d  e  s  V  e  r  b  a  n  d  e  s  d  e  r  Familien  G  1  a  f  e  y  etc.:  Verbandsblatt  der  Familien  Glafey, 
Hasenclever,  Mentzel  und  Gerstmann,  sowie  deren  Seitenverwandten.  Lieferung;  Nr.  8  vom 
1.  Oktober  1913.  4.  Jahrff.  8. -- Berlin.  K.Bibliothek:  Jahresbericht  1912/13  [1913]- 8. 
—  G  e  n  e  r  a  1  d  i  r  e  k  t  o  r  i  u  m  der  K  ij:  1.  Museen:  Führer  durch  die  vnr);!:eschichtliche 
Abteilung:.  1913.  8.  —  U  n  i  v  e  r  s  i  t  ä  t  s  -  P  r  o  f  e  s  s  o  r  Dr.  R.  Greeff:  Ders.,  Eine 
Brille  von  vor  1  500.  S.-A.  1913-  8.  —  Ottovon  Holten,  Verlag:  Von  Zur  Westen, 
W.,  Berlins  graphische  Gelegenheitskunst.  Bd.  1,  2.  1912.  4.  —  K.  K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e- 
r  i  u  m:  Verr>ffentlichungen  aus  dem  Gebiete  des  Militär-Sanitätswesens.  Heft  55  T.  6.  1913-  — 
Landesdirektor  der  Provinz  Brandenburg:  Die  Kunstdenkmäler  der  Pro- 
vinz Brandenburg.  Bd.  11  T.  1,  Bd.  VI  T.  3,  1913.  4.  —  R  e  g  i  e  r  u  n  g  s  b  a  u  m  e  i  s  t  e  r 
F.  K.  Li  er  seh:  Ders.,  Die  Cottbuser  Schützen  im  18.  und  19-  Jahrhundert.  1913-  8.  — 
Mayer  u.  M  ü  1 1  e  r,  Verlag:  Acta  Germanica  N.  R.  Heft  1—4.  1912.  8;  Er.  v.  dem  Hagen, 
Goethe  als  Herausgeber  von  ,, Kunst  und  Altherthum"  und  seine  Mitarbeiter.  1912.  8.  —  Pa- 
laestra.  78,  89,  99,  102,  103.  1910.  1911.  8.  —  Ministerium  d  e  r  ö  f  f  e  n  t  1  i  c  h  e  n 
Arbeiten:  Höhen  über  NN.  von  Festpunkten  und  Pegeln  an  Wasserstraßen.  XVII.  Heft. 
1913.  8.  —  R  e  i  c  h  s  a  m  t  d  e  s  I  n  n  e  r  n:  Posse,  Die  Siegel  der  deutschen  Kaiser  und  Könige 
von  751  bis  1913.  5.  Bd.  Dresden  191 3-  Gr. -2.  —  Direktion  der  Reichsdruckerei: 
Monumenta  Germaniae  et  Italiae  typographica.  12.  Lief.  1913-  2.  —  Dr.  Hermann 
Schmitz:  Ders.,  Die  Glasgemälde  des  Kgl.  Kunstgewerbemuseums  in  Berlin.  Bd.  1,  2. 
1913.  2.  —  V  a  t  e  r  1  ä  n  d.  S  c  h  r  i  f  t  e  n  -  V  e  r  b  a  n  d :  R.  Baumgarten,  Die  deutsclie  Sprache 
im  Leben  Preußens  und  des  deutschen  Reichs.  1913-  8.  —  S  t  a  a  t  s  s  e  k  r  e  t  ä  r  d  e  s  In- 
nern: Wallot,  Das  Reichstagsgebäude  in  Berlin.  [1897.]  Gr. -2.  —  E.  Wasmuth,  Verlag: 
Die  Denkmäler  der  deutschen  Bildhauerkunst.  Herausgeg.  von  Dehio  und  von  Bezold.  Lief.  13, 
O.  J.  Gr.  2.  —  G.  Dehio,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler.  Bd.  V.  1912.  8.  —  W  e  i  d- 
m  a  n  n  s  c  h  e  Buchhandlung  :  Friedensburg,  Die  Münze  in  der  Kulturgesciiichte.  1909. 
8.  —  Mon.  Germ.  bist. :  Auct.  antiquiss.  t.  XV.  p.  1  :  Aldhelmi  op.  fasc.  I.  1913- 2.  —  Jahres- 
berichte der  Geschichtswissenschaft.  34.  Jahrg.  1911-  1.  u.  2.  Heft.  1913-  8.  —  Berlin- 
Halensee.  Dr.  W.  Transfeldt:  Ders.,  Das  Paßwesen,  seine  Entwicklung  und  gegenwär- 
tige Geltung.  Diss.  1913.  8.  —  Bern.  A.  F  r  a  n  c  k  e,  Verlag:  Weinzieher,  Zur  Geschichte 
des  schweizer  Buchhandels  im  XV.— XVII.  Jalirhundert.  1913-  8.  —  Besztercze.  Stadt. 
G  e  w  e  r  b  e  1  e  h  r  1  i  n  g  s  s  c  h  u  1  e  :  37.  Jahresbericht.  191 1  /12.  1912.  8.  —  Blankenburg 
i.  Harz.  Fritz  Höfer,  Verlag:  A.  Heilborn,  Führer  durcli  Blankenburg  (Harz),  Umgebung 
und  Geschichte.  O.  J.  8.  —  A.  und  G.  Frh.  von  der  Osten,  Die  Herkunft  .  .  .  des  Geschlechts 
von  der  Osten.  0.  J.  8.  —  Bonn.  P  r  o  v  i  n  z  i  a  1  m  u  s  e  u  m :  Führer  durch  das  Provinzial- 
museum  in  Bonn.  II.  Bd.:  Die  .'V\ittelalterliche  und  Neuere  Abteilung.  1913-  8.  —  Bonn- 
Poppelsdorf.  Kommerzienrat  Friedrich  Soennecken:  Ders.,  Fraktur  oder  Antiqua 
im  ersten  Unterricht?  1913.  4.  —  Brackenheim.  Z  a  b  e  r  g  ä  u  v  e  r  e  i  n  :  Mitteilungen 
des  Zabergäuvereins  Jahrg.  I  Bl.  2—8,  Jahrg.  II  Bl.  3—12  nebst  Schluß  der  „Bilder  aus  der 
Vergangenheit  Haberschlachts"  (aus  dem  ,,Zaberboten").  1900,  1901.  4. —  Vierteljahrshefte 
des  Zabergäuvereins  1902—1912.  8.  —  Der'Schwabenspiegel.  6.  Jahrg.  1913  Nr.  38—40.  4.  — 
Bromberg.  Bismarckbund  E.  V.:  Festschrift  zur  Weihe  des  Bismarckturms.  Brom- 
berg 1913.  8.  —  Brüssel.  J.  P  o  i  1  s:  C.  Dens  et  J.  Poils,  Habitations  et  cimetiere  belgo-romains. 
S.-A.  191 1.  8.  —  Budapest.  Direktion  des  ungarischen  Landes-  Kunstge- 
w  e  r  b  e  -  Mu  s  e  u  m  s:  Katalog  der  Bibliothek  des  Ungarischen  Landes- Kunstgewerbe-Museums. 
1913.  Lex.-8.  —  Budweis.  K.  K.  de  utsches  Staatsgymnasium:  42.  Programm: 
P.  V.  Panhölzl,  Wie  man  im  17.  Jahrhundert  das  Problem  von  der  Quadratur  des  Zirkels  zu 
lösen  versuchte.  1913.  8.  —  Cassel.  F.  W.  B  r  e  i  t  h  a  u  p  t  &  Sohn,  Verlag:  Georg  Sche- 
wior.  Das  mathematisch-mechanische  Institut  F.  W.  Breithaupt  &  Sohn  zu  Cassel.  Ein  ge- 
schichtlicher Rückblick  zum  150  jährigen  Bestehen  des  Instituts.  O.  O.,  o.  J.  4.  [1913]-  — 
Magistrat  der  Residenzstadt  Cassel:  Die  Verwaltung  der  Residenzstadt  Cassel 
in  den  Jahren  1908— 1911-  1913-  8.  —  Colmar.  Alfred  Ostermann:  Annie  Besant: 
Einweihung.    Der  Weg  zur  Vollendung  des  Menschen.    Leipzig  1913-    8.  —  Cöln.    C  ö  1  n  i  s  c  h  e  r 

5 


—     66     — 

K  u  n  s  t  ir  e  \v  e  r  b  e  V  e  r  t.'  i  n:  22.  Jahresbericht  des  Kunstfrewerbe-Museuins  der  Stadt  Köln 
für  n)12.  1913.  —  Detroit.  M  i  c  h.  U.  St.  A.  K  n  u  d  M  e  1  f  Hansen:  Chronikblätter  der 
Nachkommen  im  AAannesstamm  der  Broder  Mumsen  zu  Bopslut  im  Nordstrande.  1.  Bd.  Nr.  43- 
21.  April  1913.  S.  —  Dornach  i.  E  1  s.  A  d  o  1  f  B  r  a  u  n  &  C  i  e.,  Kun.stanstalt  und  Verlag: 
Katalo?  der  Gemälde  des  Kölner  Doms  des  Wallraf-Richart/.-Museums  und  des  erzbischöf- 
lichen Diözesan-.Museums.  Dornach  1913-  ^'^^ —  Catalogue  des  reproductions  inaltdrables  au 
charbon  d'apres  les  dessins  des  prands  maitres  dans  les  mus^es  d'Europe  les  Valeries  et  col- 
lections  particulieres  les  plus  renuirquables.  1<)13-  —  Dresden.  Professor  Dr.  F  r  i  e  d  r.  A  s  t  e  r: 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Familie  Aster.  Nr.  I.  Juli  1<)13-  4.  -  Professor  Dr.  A.  v.  P  f  1  u  g  k: 
Ders.,  Die  Nürnberirer  Brillenmacher  am  Ausgang  des  18.  Jahrhunderts.  S.-A.  1913-  8.  — 
Düsseldorf.  A  u  s  s  t  e  1  1  u  n  g  s  1  e  i  t  u  n  g:  Allgemeine  Ausstellungsbestimmungen  der  großen 
Ausstellung  Düsseldorf  1915-  O.  J.  (Düsseldorf  191 3-)  2.  —  Landes-  und  Stadt- 
Bibliothek:  0.  Jahresbericht  1912/13.  1913-  4.—  Leseordnung  1904,  abgeändert  1913- 
J013.  S.  —  Eger.  S  t  a  a  t  s  o  b  e  r  r  e  a  1  s  c  h  u  1  e  :  14.  Jahresbericht  1912/13.  8.  — 
Ergenzingen.  E.  Stolz,  Kaplan:  Ders.,  Die  Urbansbruderschaft  in  Rottenlnirg  a.  N.  Ge- 
schichte der  Bruderschaft  nebst  ihren  jetzigen  Statuten.  1913.  8.  —  Eupen.  Handels- 
k  a  m  m  e  r:  Jahresbericht  für  1912/13-  4.  —  Frankfurt  a.  M.  B  a  u  e  r  s  c  h  e  Gießerei 
(A.  Numrich  &  C  o.,  Leipzig).:  Laudahn- Kanzlei,  eine  vornehme  Gebrauchsschrift  für 
alle  Arbeiten  der  Praxis.  O.  J.  [1913-]  8.  —  H  e  r  m.  M  i  n  j  o  u,  Verlag:  ,, Alt- Frankfurt". 
Vierteljahrsschrift  f.  s.  Geschichte  und  Kunst.  1913.  Jahrg.  V.  Heft  2.  2.  —  Frauenfeld. 
Huber  &  Co.,  Verlag:  Schweizerisches  Idiotikon.  74.  Heft.  1913-  4.  —  Freiburg  i.  Br. 
Herd  ersehe  V  e  r  1  a  g  s  h  a  n  d  1  u  n  g:  Erläuterungen  und  Ergänzungen  zu  Janssens 
Geschichte  des  deutschen  Volkes.  Herausgeg.  v.  L.  v.  Pastor.  Bd.  8.  9,  1-  und  2.  Heft. 
1912.  8.  —  Friedberg  i.  Hessen.  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s-  und  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n :  F.  Dreher, 
Friedberg  in  der  Wetterau  einst  und  jetzt.  1913-  8.  —  Gießen.  L  u  d  w  i  g  s  -  U  n  i  v  e  r- 
sität:  W.  König,  Die  Lebensgeschichte  des  Äthers.  Akad.  Festrede.  1912.  4.  —  Gotha. 
F  r  i  e  d  r.  A  n  d  r.  P  e  r  t  h  e  s,  A.-G.:  S.  Riezler,  Geschichte  Bayerns.  VII.  Bd.  1913-  8.  — 
Graudenz.  Landrichter  Otto  Grobefert:  Geschichtsblätter  der  Familien  Meinshausen 
und  Grobefert.  Nr.  6  Juni  1913.  2.  —  Grünstadt.  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n  :  Leininger  Ge- 
schichtsblätter 11.  Jahrg.  1912.  8.  —  Halle  a.  S.  StädtischesMuseum  für  Kunst 
und  Kunstgewerbe:  Verwaltung  und  Erwerbungen  des  Jahres  1912.  1913-  8.  — 
Hamburg.  E  r  n  st  W  e  i  ß:  Ders.,  Eine  Kopie  Hans  Baidungs  nach  Jan  Gossart  gen.  Mabuse. 
S.-A.  (1913.)  4.  —  Hannover.  H  a  h  n  s  c  h  e  Buchhandlung:  Mon.  Germ.  bist.  Script. 
rer.  Meroving.  t.  VI.  1913.  4.  —  Heidelberg.  Carl  Winter,  Verlag:  E.  Hahn,  Die  Ent- 
stehung der  Pflugkultur.  1909  8.  —  H  e  h  n.  Altgermanische  Religionsgeschichte.  Bd.  1. 
1913-  8.  —  F.  Hirsch,  Das  sogenannte  Skizzenbuch  Balthasar  Neumanns.  S.-A.  1912.  4.  — 
Hildburghausen.  Thüringische  Verl  a  g  s  a  n  s  t  a  1  t :  Beiträge  zur  Rassenkunde 
Heft  1 1.  1913-  8.  —  Jena.  Eugen  D  i  e  d  e  r  i  c  h  s,  Verlag:  Migge,  Die  Gartenkultur  des 
20.  Jahrhunderts.  1913.  8.  —Die  Kunst  in  Bildern:  Hanns  Schulze,  Das  weibliche  Schön- 
heits-Ideal in  der  Malerei.  1912.  2.  —  Karlsruhe.  Bad.  F  r  a  u  e  n  v  e  r  e  i  n :  53-  Jahresbe- 
richt des  Vorstandes  des  Badischen  Frauenvereins.  1912.  1913-  8.  —  Stadtrat:  Der 
städtische  Rheinhafen  in  Karlsruhe.  1913-  8.  —  Kempten.  Jos.  K  ö  s  e  1,  Verlag:  Josef 
V.  Görres,  Ausgewählte  Werke  und  Briefe,  herausgeg.  von  Wilh.  Schellberg,  Bd.  1,  2.  1911- 
8.—  M.  Grabmann,  Thomas  von  Aquin.  1912.  8.-  Hochland.  Jahrg.  VII.  1909/10  Heft  1 
bis  12;  VIII.  1910/11  Heft  1  — 12;  IX  1911/12  Heft  1  — 12:  X  1912/13  Heft  1  — 12.  —  L.  v 
Pastor,  Leben  des  Freiherrn  Max  von  Gagern.  1912.  8.  —  Konstantinopel.  Dr.  B.  A.  M  y  s  t  a- 
kidis:  Ders.,  Byzantinisch-deutsche  Beziehungen  zur  Zeit  der  Ottonen.  Stuttgart  1S91-  8. 
Konstanz.  G  r  0  ß  h  e  r  z.  Gymnasium:  Bericht  über  das  Schuljahr  1912/13.  4.  —  Kulm- 
bach. L.  R.  S  p  i  t  z  e  n  p  f  e  i  1:  Ders.,  Deutsche  Antiqua  und  Weltfraktur.  S.-A.  1913-  8. 
Leipzig.  Karl  Baedeker,  Verlag:  Ders.,  Deutschland.  3-  Aufl.  1913-  8;  Ders.,  Ruß- 
land. 7.  Aufl.  1912.  8.  —  B  ö  r  s  e  n  V  e  r  e  i  n  der  deutschen  Buchhändler: 
H.  Paalzow,  Die  deutsche  Bücherei  in  Leipzig.  Vortrag.  S.-A.  1913-  8.  —  F.  A.  B  r  0  c  k- 
h  a  u  s,  Verlag:  P.  Deußen,  Allgemeine  Geschichte  der  Philosophie.  2.  Aufl.  Bd.  I.  1 — 3, 
II.   1.  Abt.     1913.     8.    —   F.   Wilh.  G  r  u  n  o  w,  Verlag:  Friedrich  der  Große.     Denkwürdig- 


—     67     — 

keiten  aus  seinem  Leben,  zusammengestellt  von  Frz.  Eyssenhardt.    2.  Aufl.  Bd.  1,  2.     1910.    R. 

—  Will  bald  G  u  r  1  i  t  t,  cand.  piiilos. :  Ders.,  Ein  Briefwechsel  zwischen  Paul  Hain- 
lein und  L.  Friedricii  Behaim  aus  den  Jahren  1647— 4<S.  S.-A.  O.  O.  u.  J.  (1913.)  8-  — 
Oskar  v.  Hase:  Ders.,  Das  Aumaer  Hasennest.  Leipzig  1913.  4.  —  J.  C.  Hinrichs 
Verla  g  :  Vierteljahrskatalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen  Buchhandels.  68.  Jahrgang. 
Heft  2.  .A.pril — Juni.  1913-  8.  —  I  n  s  e  1  -  V  e  r  1  a  g:  Studien  zur  Literaturgeschichte, 
Albert  Köster  zum  7-  November  1912  überreicht.  1912.  cS.  —  K  1  i  n  c  k  h  a  r  d  t  &  B  i  e  r  - 
mann,  Verlag:  G.  Simmel,  Goethe.  1913.  8.  —  P  h.  R  e  c  1  a  m,  Verlag:  F.  Brummer, 
Lexikon  der  deutschen  Dichter  und  Prosaisten  von  Beginn  des  19-  Jahrhunderts  bis  zur 
Gegenwart.  6.  Auflage.  0.  J.  —  J.  J.  Weber,  Verlag:  H.  Dannenberg,  Grundzüge  der 
Münzkunde.  3.  Aufl.  v.  F.  Friedensburg.  1912.  8.  —  F.  Kirchner,  Geschichte  der  Philo- 
sophie von  Thaies  bis  zur  Gegenwart.  4.  Aufl.  V.  G.  Runze.  1911.  8.  —  X  e  n  i  e  n  -  V  e  r  1  a  g: 
W.  Halbfuß,  Abseits  der  Heerstraße.  Wanderungen.  1913-  8.  —  Leysin-Village.  Dr.  Leo 
Bruhns:  Ders.,  Die  beiden  Peter  Dell  und  Thomas  Kistner,  drei  Würzburger  Bildhauer  des 
XVI.  Jahrhunderts.  S.-A.  Würzburg  1913-  8.  —  Lübeck.  Verein  für  H  e  i  m  a  t  s  c  h  u  t  z: 
Veröffentlichungen  des  Vereins  für  Heimatschutz  in  Lübeck.  11.  Das  alte  bürgerliche  Wohnhaus 
in  Lübeck.  2.  T. :  Dr.  Rudolf  Struck,  Tore  und  Türen.  [1913-]  4.  —  Mährisch-Ostrau.  K.  K. 
S  t  a  a  t  s  -  0  b  e  r  r  e  a  1  s  c  h  u  1  e:  30.  Jahresbericht  1912/13-  1913-  8.  —  Mannheim. 
Stadtrat:   6  Schriften,  die  Ausstellung  der  Kunsthalle  zu  Mannheim  betr.     191 1.     1913-    8. 

—  Meran.  P  r  i  v  a  t  r  e  a  1  s  c  h  u  1  e:  11.  Jahresbericht  der  Privat- Realschule  der  Stadt  Aleran 
und  der  Kurgemeinden  1912/13.  Meran.  8.  —  Mosbach.  Bezirksrabbiner  Dr.  Leo- 
pold Löwenstein:  Ders.,  Zur  Geschichte  der  Juden  in  Fürth.  Ili.  T. :  Die  hebräischen 
Druckereien  in  Fürth.  S.-A.  Frankfurt  a.  M.  1913-  8.  —  München.  Vorstand  der 
,,B  r  ü  c  k  e":  Veröffentlichungen  der  „Brücke"  N.  2,  4,  10,  11,  15,  17,  18,  21,  29,  30,  31-  1912/13. 
8.  —  F.  B  r  u  c  k  m  a  n  n,  A.-G.-:  München  und  seine  Bauten.  Herausgeg.  vom  Bayerischen 
Architekten-  und  Ingenieur-Verein.  1912.  Gr.  8.  —  Dr.  G.  Hager,  Kgl.  Generalkonservator: 
Ders.,  Vom  Geiste  der  Museen.  (1913-)  8;  Ders.,  Die  Museen  und  der  Mensch.  S.-A.  (1913-) 
8.  —  Hugo  Helbing:  E.  Bassermann-Jordan,  Katalog  einer  Sammlung  von  Gold-Email- 
Uhren  vorwiegend  des  XVI II.  Jahrhunderts  aus  Berliner  Privatbesitz.  1912.  4.  —  M  a  .\ 
K  e  1  1  e  r  e  r,  Verlag:  Geistiges  und  Künstlerisches  München  in  Selbstbiographien.  Herausgeg. 
von  W.  Zils-München.  1913-  8.  —  Friedr.  Wilh.  Utsch,  Der  Jäger  aus  Kurpfalz.  1913-  8.  — 
Martin  M  ö  r  i  k  e,  Verlag:  Erlebnis  und  Bekenntnis.  Eine  Sammlung  von  Selbstbiogra- 
phien Bd.  1—6.  1911  —  1913-  8.—  F  Huch,  Enzio.  Ein  musikalischer  Roman.  1911-  8.  —  Ders., 
Peter  Michel.  Ein  komischer  Roman.  1911.  8.  —  A.  Kopisch,  Allerlei  Geister.  Gedichte  und 
Erzählungen.  Ausgewählt  von  Leo  Greiner.  1913.  8.  —  E.  Mörike,  Erzählungen  und  Märchen. 
1913.  8.  —  R.  O  1  d  e  n  b  0  u  r  g,  Verlag:  F.  Oldenbourg,  Die  Endter.  Eine  Nürnberger  Buch- 
händlerfamilie <1590— 174O).  1911.  8.  —  Dr.  W.  R  i  e  d  n  e  r,  Kgl.  Kustos  an  der  Kgl.  Hof- 
und  Staatsbibliothek:  Ders.,  Geschichte  des  Korps  Palatia  Landshut-München  1813 — 1913- 
München  (1913).  4.  —  Jacques  Rosen  thal,  Hofantiquar  Sr.  M.  des  Deutschen  Kaisers: 
Beiträge  zur  Forschung.  Studien  und  Mitteilungen  aus  dem  Antiquariat.  I.  Folge  Heft  1. 
1913.  4.  —  Wilhelm  v.  S  c  h  i  b  e  r,  Rechtspraktikant:  Vorarbeiten  zur  Familienchronik. 
Herausgeg.  von  Wilhelm  Burckhardsberg.  Heft  1-3-  [1911  —  1913.]  8.  —  Münnerstadt.  Kgl. 
humanistisches  Gymnasium:  Jahresbericht  1912/13 :  Programm :  P.  W.,  Rügamer, 
Die  Aula  des  Gymnasiums  Münnerstadt  und  die  Erziehungslehre  des  hl.  Augustinus.  1913. 
8.  —  Neuburg  a.  D.  Kgl.  Realschule:  54.  Jahresbericht  1912/13.  8.  —  Nürnberg. 
Frau  G  e  h  e  i  m  r  a  t  V.  G  e  r  n  g  r  o  s:  Happelius,  Grosseste  Denkwürdigkeiten  der  Welt  Oder 
so  genandte  Relationes  curiosae.  T.  V.  Ander  Theil.  Hamburg  I691.  4.  —  Kgl.  Altes 
Gymnasium:  Jahresbericht  1912/13.  8.  Programm:  H.  Keller,  Prinzipien  der  Willens- 
erziehung. 1913.  8.  —  H  a  n  d  1  u  n  g  s  d  i  e  n  e  r  -  H  ü  1  f  s  k  a  s  s  a:  Chronik  der  Hand- 
lungsdiener-Hülfskassa  in  Nürnberg.  1913-  8.  —  K.  K  u  n  s  t  g  e  w  e  r  h  e  s  c  h  u  1  e  :  Jahres- 
bericht ders.  f.  1912/13.  1913-  8.  —  H.  Ley,  K.  Reallehrer:  Verzeichnis  sämtlicher  Pro- 
gramme, welche  an  den  Kgl.  bayer.  Real-  und  Oberrealschulen  .  .  .  vom  Jahre  1833  —  1912 
inkl.  erschienen  sind.  1913.  8.  —  Kgl.  R  e  a  1-  u  n  d  R  e  f  o  r  m  g  y  m  n  a  s  i  u  m  :  Jahres- 
bericht .  .  .   1912/13  und  Programm:   R.  Schrepfer,  Die  Behandlung  sozialer  Probleme  im  Ge- 

5* 


-      68     — 

Schichtsunterricht  der  7-  Gymniisialkhisse.  1013.  S  .--  Ki;!.  H(iti;i(  I>r.  nu\i.  II  c  i  ii  r.  S  c  h  e  i  lie- 
mandel:  Neues  Liederbuch  für  frohe  (jesellsciiaften  ...  4.  Aufl.  Niiinb(.Tj;  1S2I.  S.  — 
KrI.  Postamtsdirektor  a.  D.  A  u  t;'.  S  c  ii  in  i  il  t  :  .hiliresbcriclit  des  Vereins  für  d.is  Deutschtum 
im  Ausland.  1012.  8.  —  Das  Deutschtum  im  Ausland,  lieft  id.  11.  Vierteljahr.  1913.  8.  — 
Zeitschrift  des  Allgemeinen  Deutschen  Sprachvereins.  l'M  1.  Nr.  7/S.  4.-  Frau  Kaufmanns- 
witwe Anna  Schuh:  Handlung  eines  ersamen  weisen  Ratths  der  statt  Nürberj;  mit  Iren 
predikantten.  1525.  8.  Hs.  —  Acta  der  Marggraffen  /u  Brandenburg  contra  Burgermeister 
u.  Katli  /u  Nürnberg.  3  Teile.  1 526— 1 578.  4.  —  Kirchenordnung.  3  Bde.  1533,  1556, 
1504.  4.  —  Brandenburgischer  und  Nürnberger  Catechismus.  Nürnberg  1533.  8.  —  Ord- 
nungen des  Fewers  ...<>.  J.  (ca.  155i')-  l-  —  Reyßbuch  des  heyl.  Lands  .  .  .  (herausgg.  von 
Sigm.  Feyrabend).  Franckfordt  a.  M.  1584.  2.  —  Cordus,  Dispensatorium  pharmacorum 
omnium  ...  2.,  3.,  4.  Aufl.  1598,  1612,  1666.  4.  —  Dilich,  W.,  Beschreibung  und  Abbildung 
dero  Ritterspiel  .  .  .  am  Fürstl.  Hof  zu  Cassel  .  .  .  1601.  4.  (Mit  vielen  Kupfern.)  —  Wahl 
vndt  Krönung  .  .  .  AAatthiae  I.  .  .  .  in  schönen  Kupferstuken  abgebildet.  O.  ().  u.  J.  (ca.  1612). 
Qu. -4.  —  V.  Hülsen,  Aigentliciie  Wahrhaffte  Delineation  vnndt  Abbildung  aller  Fürstl.  Auffzüg 
vnd  Rütterspilen  ...  In  der  Fürstl.  Hauptstatt  Stuetgartt  Den  13.  — 17-  Julij  I617.  Qu. -4.  — 
J.  Kai,  Irene,  d.  i.  Vollständige  Außbildung  Deß  zu  Nürnberg  geschlossenen  Friedens  1650. 
(Mit  Kupfern.)  8.  —  J.  M.  Dilherr,  Himmlisches  Freudenmahl  auff  Erden  .  .  .  1654.  Kl. -8.  — 
Ders.,  Christi.  Gedächtnismünze  .  .  .  1655.  Kl. -8  (mit  Kupfern).  —  J.  J.  Saars,  Ost-Indi- 
anische Funfzehen-Jährige  Kriegs-Dienste  ...  2.  Aufl.  1672.  (Mit  Kupfern).  4.  —  Der  Ver- 
stummte Apollo  wird  jehling  wieder  redend  .  .  .  1682.  8.  —  Die  Betrübte  Pegnesis  .  .  .  1684. 
8.  (AAit  Kupfern.)  —  Malefitz  Buch  (Hs.  um  17OO.)  4.  —  S.  Frhr.  v.  Pufendorf,  Garoli  Gvstavi 
Svecorvm  Gothorvm  et  Vandalorvm  Regis  Vita  et  Res  Gestae.  2  Bde.  1696.  4.  (Mit  vielen 
Kupfern.)  —  B.  G.  Weinart,  Topographische  Geschichte  der  Stadt  Dresden  .  .  .  1777-  (Mit 
Kupfern.)  8.  —  E.  Frik,  ausführliche  Beschreibung  .  .  .  des  .  .  .  Münster-Gebäudes  zu  Ulm  .  .  . 
verm.  u.  verb.  herausgg.  M.  G.  Haffner.  (Mit  Kupfern.)  1766.  8.  —  S.  J.  Apin,  Mavritii 
Helingi  .. .  vita.  Dissert.  Altdorf.  1714.  8.  — M.  F.  Lochner,  Nerivm  sive  Rhododaphne  .  .  .  17I6. 
8.  (Mit  Kupfern.)  —  L.  Gh.  Sturm,  Auffrichtige  Entdeckung  Des  .  .  .  Nivellirens  oder  Wasser- 
wägens  .  .  .  1720.  4.  (Mit  Kupfern.)  —  J.  J.  Baier,  Gemmarvm  thesavrvs,  qvem  .  .  .  collegit 
J.  M.  ab  Ebermayer.  1720.  2.  (Mit  Kupfern.)  —  E.  Revsch,  Capita  Deorvm  et  illvstrivm 
hominvm  ...  in  gemmis  .  .  .,  quae  .  .  .  collegit  J.  M.  ab  Ebermayer.     1721.    2.    (Mit  Kupfern.) 

—  B.  W.  Marperger,  Gottseeliges  Denkmal  des  frohen  Engel- Festes  .  .  .  1723.  4.  —  J.  J.  Baier, 
Biographiae  professorvm  medicinae,  qvi  in  academia  Altorfina  vnqvam  vixerunt.  1728.  8. 
(Mit  Kupfern.)  —  J.  Ph.  ä  Wurzelbau,  Opera  geographico-astronomica  ...  1728.  2.  (Mit 
Kupfern.)  —  Memoria  saecvlaris  revocati  ex  opido  Altorfino  in  vrbem  Noribergensem  gymnasii. 
1733-  4.  —  Die  gantze  Heilige  Schrifft  ...  verteutscht  durch  Martin  Luthern  ...  1733-  8. 
(Mit  Kupfern.)  —  J.  M.  Trechsel,  Erneuertes  Gedächtnis  des  Nürnbergischen  Johannis  Kirch- 
Hofs  ...  1735.  S.  (Mit  Kupfern.)  —  C.  Chr.  Schramm,  Histor.  Schauplatz,  in  welchem  die 
Merkwürdigsten   Brücken  ...  vorgestellet  u.  beschrieben  werden.     1735-     2.     (Mit   Kupfern.) 

—  Memoires  de  Charles-Louis  Baron  de  Pöllnitz  .  .  .  Tome  II,  III.  1534.  8.  —  Nouveaux  me- 
moires  du  Baron  de  Pöllnitz.  Tome  I,  II.  1738.  8.  —  C.  Chr.  Schramm,  Abhandlung  der 
Porte-Chaises  oder  Trage-Sänfften  ...  1737-  4.  (Mit  Kupfern.)  —  Vollständiges  Diarium 
Von  den  Merckwürdigsten  Begebenheiten,  Die  sich  bey  Krönung  ...  Karls  des  VII  ...  zu- 
getragen ...  Mit  vielen  Porträts  und  Kupferstichen.  1743.  2.  —  J.  Chr.  Dithmar,  Nach- 
richten von  dem  Hochlöbl.  Englischen  Kriegs-  und  Ritterorden  des  Bades  ...  1744.  4.  (Mit 
Kupf.)  —  Historia  academiae  Fridericianae  Erlangensis.  1744.  4.  (Mit  Kupfern.)  —  W.  F.  Schön- 
haar, Ausführliche  Beschreibung  Des  .  .  .  Beylagers  .  .  .  Carls,  Reg.  Herzogs  zu  Württemberg  .  .  . 
und  .  .  .  Elisabethae  Fridericae  Sophiae  .  .  .  geb.  MargGräfin  zu  Brandenburg  Bayreuth  .  .  . 
1750.  4.  (Mit  Kupfern.)  —  Rechtsgegründete  Vorstellung  der  privilegirten  academischen  .  .  . 
Jvrisdiction  in  caussis  criminalibvs  (1753)-  4.  —  Chr.  Ph.  Sinold  gen.  v.  Schütz,  Ausf.  Be- 
schreibung .  .  .  Der  Hoch- Fürstl.  Residenz  Anspach  .  .  .  1755-  4.  (Mit  Kupfern.)  —  J.  J.  Baier, 
Oryctographia  Norica  ...  1758.  (Mit  Kupfern.)  4.  —  (Beigebunden:)  Ders.,  Monvmenta 
rervm  petrificatarvm  .  .  .  1757-  4.  (Mit  Kupfern.)  —  L.  Ch.  Sturm,  Vollständige  Anweisung, 
Allerhand  Oeffentliche  Zucht-  u.  Liebes-Gebäude  .  .  .  anzugeben.     1765.    4.     (Mit  Kupfern.)  — 


—     69     — 

C.  Walter,  Brücken- Bau  .  .  .  17^,6.  4.  (Mit  Kupfern.)  —  J.  D.  Steingruber,  Architektonisches 
Alphabet.  1773-  2.  (Mit  Kupfern.)  —  Der  Kinderfreund.  Ein  Wochenblatt.  3.— 12.,  1 S.  — 18., 
21.— 24.  Teil.  =  9  Bändciien.  1777—1781.  8.  (Mit  Kupfern.)  —  Notii-  u.  Hülfs-Büchlein 
für  Bauersleute.  17S8.  8.  —  Kometen  und  Wunder  Zeichen  in  Nürnberi;-.  (Hs.  ca.  1788.) 
4.  —  Neues  Gesangbuch  .  .  .  den  Reichsstadt  Nürnbergischen  Gemeinden  .  .  .  gewiedmet. 
1791.  8.  —  Gründliche  Zeichenkunst  für  junge  Leute  und  Liebhaber  aus  allen  Ständen  nach 
Originalzeichnungen  von  J.  M.  Preißler  und  J.  E.  Ihle.  1795-  4.  (Mit  Kupfern.)  —  K  g  1. 
Technikum:  Jahresbericht  1912/1913-  O.  J.  (1913-)  4.  —  Z  e  r  r  e  i  13  &  Co.,  Graph. 
Kunstanstalt:  [Kunstmappe  zu]  Graphische  Kunstanstalt  Zeireiß  &  Co.  1913.  2.  —  Ober- 
ursel. V  e  r  b  a  n  d  f  ü  r  i  n  t  e  r  n  a  t  i  o  n  a  1  e  V  e  r  s  t  ä  n  d  i  g  u  n  g:  Vei(iffeiitlichungen  des 
Verbandes  f.  I.  V.  Heft  9.  1913-  ''^-  —  N.  Angell,  Offener  Brief  an  den  Verband  f.  Int.  Verst. 
und  den  Verband  d.  Intern.  Studenten-Vereine  an  deutschen  Hochschulen.  0.  J.  8.  —  Pforz- 
heim. S  t  a  d  t  g  e  m  e  i  n  d  e  :  E.  Göler,  J;ihrbuch  der  Stadt  Pforzheim  I  X./X.  Jahrg.  19O8/O9. 
1913.  8.  —  Philadelphia.  U  n  i  v  e  r  s  i  t  y  Muse  u  m:  The  Museum  Journal  Vol.  III.  Title 
and  Inde.x  pagjs.  Vol.  IV.  Nr.  12.  1913-  8.  —  Publications  of  the  Babyloniam  Section  Vol.  111. 
New  Seriez.  1913-  4.  —  Pittsburgh.  Carnegie  Institute:  The  Carnegie  Institute. 
Annual  Reports  for  the  Fis:al  Year  Ending  March  31-  1913-  \'>\}-  8.  —  Plauen.  E.  Kaiser: 
Dcrs.,  Wallbauten  und  Schanzwerke  der  Urzeit.  S.-A.  1913-  4.  —  Prag.  K  u  i'  a  fori  u  m 
d  e  s  K.  M  u  s  e  u  m  s:  Zpräva  Kuratoria  Musea  Kral.  hlav.  Mesta  Prahy  za  rok  1912.  v.  Praze 
1913-  —  Quedlinburg.  H.  Schwanecke:  L.  Sidy,  Die  Stiftskirche  zu  Gernrode  am  Harz 
und  ihre  kunstgeschichtliche  Bedeutung.  O.  J.  8.  —  Regensburg.  Her  m.  C  a  u  h  o  f,  Kgl. 
Bayer.  Hof-Buchh.:  J.  Fink,  Regensburg  in  seiner  Vorzeit  und  Gegenwart,  o.  Aufl.  1913. 
8.  —  Pohlig,  Kelheim  nebst  der  Befreiungshalle.  3-  Aufl.  1913-  8.  —  K  g  1.  A  1  t  e  s  (]  y  ni  n  a- 
s  i  u  m :  Jahresbeiicht  1912/13.  8.  Programm:  Rosenbauer,  A.,  Leconte  de  Lisles  Weltan- 
schauung. 2.  Teil.  1913.  8.  —  Kgl.  Neues  Gymnasium:  Jahresbericht  1912/13 
und  Programm:  H.  Hublocher,  Helinand  vo.;  Froidmont  und  sein  Verhältnis  zu  Johannes 
von  Salisbuiy.  1013.  8.  —  J  o  s.  H  a  b  b  e  1,  Verlag:  J.  Nadler,  Literaturgeschichte  der  deutschen 
Stämme  un.J  Landschaften.     2  Bde.     l')l3.     8.  —   K.   Realschule:  Jahresbeiicht  1912/13 

CO 

und  Programm:  Wallner,   K.,  Die   Funktion  ^  X''    1913-  8.  —  Rothenburg.  0  Tauber.    C.    H. 

i»o  (3i)! 
F  r  e  n  k  1  e,  Verlag:  M,  Weigel,  Führer  durch  Rothenburg  o.  T.  10.  Aufl.  O.  J.  8.  —  Salz- 
burg. M  ä  d  c  h  e  n  -  L  y  z  e  u  m:  9.  Jahresbericht  1912/13-  8.  —  San  Francisco.  Welt- 
ausstellung 1915:  Weltausstellung  San  Francisco  1915:  Zur  Feier  der  Erfiffnung  des 
Panamakanals.  [1913.]  8.  —  Schwerin  i.  M.  Wirkl.  Geh.  Rat  F.  v.  O  e  r  t  z  e  n :  Ders.,  Taschen- 
buch des  Geschlechts  von  Oertzen.  4.  Aull.  Schwerin  1913-  8.  —  Schloß  Steinenhausen.  F  r  a  n  z 
K  a  r  1  F  r  e  i  h  e  r  r  v  o  n  G  u  t  t  e  n  b  e  r  g,  Oberst  a.  D. :  Ders.,  Burg-  und  Schloßbau  Thurnar. 
1913.  8. —  Julie  Fifr.  v.  Guttenberg,  Wernstein,  Majf>rat  des  Freiherrn  von  Künßberg.  191;. 
8  —  Heimat-  und  Volkskunde  Jahrg.  1  Nr.  3—13-  1912.  4.—  Jahrg.  2  Nr.  1—4.  1913-  4.  — 
2  Photographien  von  Schauenstein  und  ein  Blatt  mit  handschiiftl.  Auszug  aus  Frh.  von  Gutten- 
bergs  noch  ungedruckter  Skizze  ,,die  von  Schaumberg,  Stamnilinie  Schorgast,  Schauenstein, 
Schwarzberg  im  Frankenwald,  erloschen  um  1317.  (1913)  —  Steinwedel-Aligse.  W.  Frhr. 
V.  W  i  n  t  z  i  n  g  e  r  o  d  e  :  Ders.,  Geschichte  der  Familie  von  Wintzingerode.  I.  1913.  8.  —  Straß- 
burg. Karl  J.  Trübner:  Alfr.  Schirmer,  WTtrterbuch  der  deutschen  K;uifmannssprache 
auf  geschichtlichen  Grundlagen.  1911.  8.  —  O.  Bremer,  Ethnographie  der  germanischen  Stämme. 
1904.  8.  —  Stuttgart.  Greiner  &  Pfeiffer,  Verlag:  F.  Lienhard,  Wasgaufahrten. 
4.  Aufl.  1912.  8.  —  M.  Hart,  G'schichtlen  und  Erinnerungen  üs  de  sechziger  Johr.  O.  J.  8.  — 
W.  K  o  h  1  h  a  m  m  e  r,  Verlag:  Württemberg.  Adels-  und  Wappenbuch.  15.  Heft.  1913-  8.  — 
W  ü  r  t  t  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e  K  o  m  m  i  s  s  i  o  n  f  ü  r  Landes  g  e  s  c  h  i  c  li  t  e :  Württem- 
bergische Archivinventare.  Heft  7 — <).  1913-  8.  —  Kgl.  L  a  n  d  e  s  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k :  Herm. 
Fischer,  Schwäbisches  Wörterbuch,  44.  und  45-  Liefg.  Tübingen  1913-  4.  —  Teplitz-Schönau. 
S  t  a  a  t  s  -  0  b  e  r  g  y  m  n  a  s  i  u  m  :  Jahresbericht  1912/13.  8.  —  Teschen  a.  E.  K. 
Kgl.  Staats-Oberrealgymnasium.  14.  Jahresbericht  1912/13.  8.  —  Tetschen  a.  d.  Elbe. 
O.  H  e  n  c  k  e  1,  Verlag:  Herwig,  Georg  Schönerer  und  die  Entwicklung  des  Alldeutschtums 
in  der  Ostmark.    2  Bde.     1912,  1913-    8.  —  Troppau.    „N  0  r  d  m  a  r  k",  Hauptleitung: 


—     70     — 

Nordmark-Zeitweiser  19«4.  [1913]-  4.  —  Waldhcim  i.  Sa.  hr.  S  >.■  Ii  in  u  t  /.  c  r:  Ders.,  Bemer- 
kungen zur  Pterdeanatomie  des  Lionardo  d;i  \iiki.  Lcip/ij;  i')i(i.  s.  Weimar,  Kiepen- 
heuer, Verla?:  Der  Zauberbrunnen.  Die  Lieder  der  deutsi.iien  Konuuitik,  ausgewählt  von 
H.  Hesse.  1013.  8.  —  Dr.  A.  von  Velden:  Ders.,  3.  N;uiiti;i,ir  zur  Geschichte  des  alten 
brabant.  Geschlechts  von  den  Velde  oder  von  den  Velden.  191.1.  N.  -  Wien.  K.  K.  A  k  a  d  e- 
m  i  s  c  h  e  s  G  y  m  n  a  s  i  u  m:  Jahresbericht  ...  f.  d.  Schuljahr  1912/13.  8.  —  K.  K.  S  t  a  a  t  s- 
gymnasium  des  XVIll.  Bezirks:  6.  Jahresbericht  1912/13  nebst  Programmen. 
1913.  8.  —  Würzburg.  Gurt  K  a  b  i  t  z  s  c  h,  Verlag:  Mannus-Bibliothek  Nr.  10,  11.  1913. 
8.  —  V  e  r  1  a  g  d  e  s  Fränkischen  L  u  i  t  p  o  1  d  -  M  u  s  e  u  m  s :  Fiiiirer  durcli  das  Frän- 
kische Luitpold-Museum  in  Würzburg.  O.  J.  [1913.]  8.  —  Zweibrücken.  K  g  1.  Huma- 
nistisches Gymnasium:  Jahresbericlil  1912/13  und  Programm:  A.  Becker,  Frauen- 
rechtUches  in  Brauch  und  Sitte.     1913-     8. 

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Deutliche  Vorstellung  Verschiedener  Risse  zur  Loblichen  Frauen-Zimmer  Arbeit  .  .  . 
Nürnberg.  Joh.  Chrph.  Weigels  Wittib  1727-  Qu. -2.  Angebunden:  Margaretha  Helmin, 
Kunst-  und  Fleiß-übende  Nadel-Ergötzg.  oder  neuersonnenes  besonderes  Nehe-Buch  111.  Theil. 
Nürnberg.     Joh.  Chrph.   Weigel.     O.   J.     Qu. -2. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung:  Arcliiv  für  Stamm-  und  Wappenkunde  Jahrg.  14 
Heft  1  ff.  Papiermühle  S.-A.  1913,  Gebr.  Vogt,  Verlag.  —  Bibliothek  wertvoller  Memoiren. 
Herausgeg.  von  Dr.  Ernst  Schultze.  Bd.  1  —  11.  Hamburg  1907— 1909-  8.  —  Hessische 
Chronik  Jahrg.  1913  Heft  iff.  —  Deutsches  Geschlechterbuch.  (Genealogisches  Handbuch 
bürgerlicher  Familien)  herausgeg.  von  Dr.  jur.  Beruh.  Koerner.  24.  Bd.  1913-  Kl. -4.  — 
Martin,  R.,  Jahrbuch  des  Vermögens  und  Einkommens  der  Millionäre  in  der  Provinz  Hannover. 
8;  desgl.  in  den  Provinzen  Ost-  und  Westpreußen;  desgl.  in  der  Provinz  Pommern;  desgl. 
in  der  Provinz  Posen;  desgl.  in  der  Provinz  Sachsen;  desgl.  in  Schleswig- Holstein  [sämtl. :] 
Berlin,  R.  Martin  1913-  8.  —  Die  Matrikel  der  Universität  Rostock.  1.  1419—1499-  Rostock 
1889-  4.  —  Rietstap,  Armorial  general  Fase.  78.  1913-  4.  —  Rietstap,  Armorial  general 
Suppl.    Fase.  16.     1913- 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Die  Pfahlbauten  von  Robenhausen.    L'epoque  Robenhausienne.    Von  H.  M  e  s  s  i  k  o  m  e  r. 

Mit  48  Tafeln.     Zürich    1913-     Artist.   Institut  Orell   Füßli. 

Jakob  Messikomer  vollendet  in  diesem  Jahre  sein  85.  Lebensjahr.  Mehr  als  fünf  Jahr- 
zehnte hat  er  der  Erforschung  der  durch  ihn  im  Jahre  1858  entdeckten  Pfahlbauten  von  Roben- 
hausen widmen  können.  Seiner  sorgfältigen  Arbeit  verdanken  wir  hauptsächlich  den  augen- 
blicklichen hohen  Stand  der  Kenntnis  der  Pfahlbaukultur.  Er  war  der  erste,  der  mit  sicherem 
Blick  die  große  Bedeutung  von  Funden,  die  bisher  bei  der  Durchforschung  der  Pfahlbauten 
übersehen  waren,  von  Holzgeräten,  Geflechten,  Sämereien,  erkannte  und  der  wissenschaftlichen 
Bearbeitung  zugänglich  machte.  Sein  Sohn  und  jahrelanger  Mitarbeiter  will  ihm  mit  der  vor- 
liegenden Arbeit  schon  bei  Lebzeiten  ein  Denkmal  setzen,  indem  er  alles  das  zusammenstellt, 
was  Robenhausen  der  archäologischen  Forschung  geboten  hat,  und  indem  er  darlegt,  wo  und 
wie  die  für  die  Aufhellung  der  Geschichte  der  Pfahlbaukultur  so  überaus  wichtigen  Funde  ge- 
macht worden  sind.  Er  stützt  sich  dabei  auf  seine  eigenen  reichen  Erfahrungen,  auf  Berichte, 
Tagebücher  und  Briefe  des  Vaters,  auf  die  umfangreichen  Funde  und  die  reichhaltige  Literatur 
über  Robenhausen.  In  einigen  wichtigen  Abschnitten  läßt  er  den  Vater  selbst  zu  Worte  kommen. 
Die  Entdeckung  der  Pfahlbauten  Robenhausen  z.  B.  schildert  Jakob  Messikomer  selbst  in  an- 
ziehender Weise.  „Die  Leiden  und  Freuden  eines  Pfahlbauforschers"  könnte  man  sich  dieses 
Kapitel  überschrieben  denken.  Höchst  lehrreich  sind  für  jeden,  der  sich  mit  Vorgeschichte 
beschäftigt,  die  Beschreibung  der  Pfahlbauten  und  die  Ausführungen  über  ihre  Erschließung, 


—     71     — 

über  die  Technik  der  Öffnung  des  Schichtenmaterials,  worin  die  beiden  Messikonier  ja  vorbild' 
Hch  geworden  sind.  Weitere  Abschnitte  behandeln  die  Funde,  die  Geräte  aus  Stein,  Knochen 
und  Hörn,  die  Holzgeräte,  die  Töpferei,  die  Flachsindustrie.  Letztere  ist  für  Robenhausen 
von  besonderer  Bedeutung  gewesen;  sie  hat  deshalb  eine  sehr  eingehende  Würdigung  erfahren. 
Die  Beschreibung  der  Flora  und  der  Fauna  der  Pfahlbauten  von  Robenhausen  lehnt  sich  im 
gioßen  und  ganzen  an  die  vortrefflichen  Arbeiten  Heers  und  Rütimeyers  an,  deren  Verdienste 
freudig  anerkannt  werden. 

Die  Pfahlbauten  von  Robenhausen  haben  bis  zum  Beginn  der  Bronzezeit  bestanden. 
Mit  dem  Eindringen  des  Metalls  sind  sie  jedoch  von  der  Bevölkerung  verlassen  worden.  Diese 
zuerst  von  Rütimeyer  aufgestellte  Hypothese  hat  sich  durch  einige  nachträglich  gemachte 
Bronzefunde  bestätigt.  Messikomer  setzt  die  Dauer  der  Steinzeit  von  Robenhausen  für  die 
Zeit  von  2500— 1800  v.  Chr.  an. 

Das  Schlußkapitel  behandelt  die  weiteren  Fundstätten  am  Pfäffikersee,  Irgenhausen, 
Riedbühl,    Himnierich  und    Heidenburg. 

Dem  Werke  sind  48  Tafeln  beigegeben,  von  denen  die  erste  pietätvoll  die  Bilder  der 
Männer  zeigt,  die  sich  um  die  Erforschung  von  Robenhausen  und  der  Pfahlbaukultur  die  größten 
Verdienste  erworben  haben.  Die  übrigen  Tafeln  bringen  Pläne  und  das  Hauptfundmaterial 
von  Robenhausen.  In  dieser  Hinsicht  muß  das  Messikomersche  Werk  als  vorbildlich  bezeich- 
net werden,  besonders  bezüglich  der  Wiedergabe  der  Webereierzeugnisse.  N  e  u  h  a  u  s. 

Miniaturen  aus  Handschriften  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  Georg  Lei  d  i  n  g  e  r.  Heft  3.  Turnierbuch  Herzog  Wil- 
helms IV.  von  Bayern.  München,  R  i  e  h  n  u.  T  i  e  t  z  e.  (Autotypien  und  Druck  von 
Fr.   Wilh.    Ruhfus  in   Dortmund.)     Gr-qu  4."     O.   J.     (2?  und   1    S.  Text,  62  Bl.  Taf.) 

Im  vorliegenden  Werke  veröffentlicht  Oberbibliothekar  Dr.  Leidinger  den  Codex  Ger- 
manicus  2800  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  62  vorzüglichen  Autotypien.  Wir  sehen  darin 
alle  Stechen,  Rennen  und  Ritterspiele,  die  Herzog  Wilhelm  IV.  von  Bayern  von  1510  bis  1524 
innerhalb  seines  17.  und  31.  Lebensjahres  mitgekämpft  hat.  Den  Reproduktionen  ist  aus  der 
Feder  des  Herausgebers  ein  kunstkritischer,  historischer  und  beschreibender  Text  voraus- 
geschickt. Darnach  befand  sich  das  Turnierbuch  1544  noch  im  Besitze  des  herzoglichen  Wappen- 
meisters Hans  Schenckh  in  München,  kam  dann  wohl  in  den  Besitz  von  Wilhelms  IV.  Gemahlin 
Jacobäa  und  gehörte  1582  zum  Bestände  der  herzoglichen  Hofbibliothek.  1632  brachte  es 
Herzog  Wilhelm  von  Weimar  als  Kriegsbeute  nach  Weimar,  es  gelangte  aber  1640  unter  Herzog 
Ernst  dem  Frommen  anläßlich  der  Teilung  des  sächsischen  Herzogtums  nach  Gotha,  wo  es 
nebst  39  anderen  zu  gleicher  Zeit  entführten  Werken  der  bayerischen  Hofbibliothek  mit  zum 
Grundstock  der  neugegründeten  Hofbibliothek  zu  Gotha  gehörte.  Als  Geschenk  des  Herzogs 
August  von  Sachsen- Gotha  erhielt  es  dann  1816  Kronprinz  Ludwig  von  Bayern,  der  sich  mit 
der  Bitte,  eine  Reproduktion  des  Buches  anfertigen  lassen  zu  dürfen,  an  ersteren  gewandt  hatte. 
Kronprinz  Ludwig  überwies  es  wiederum  seinem  Vater  König  Max  I.  für  die  Hofbibliothek. 
Der  Plan  der  Reproduktion  wurde  jedoch  nicht  fallen  gelassen.  Bereits  1817  begann  Schlichte- 
groll, der  damalige  Vorstand  der  Hofbibliothek,  das  Turnierbuch  zu  veröffentlichen;  doch  erst 
einige  Jahre  später  wurde  die  Ausgabe  fertig.  Sie  gehört  zu  den  wertvollsten  und  seltensten 
Inkunabeln  der  Lithographie.  Theobald  und  Klemens  Senefelder,  die  Brüder  des  Erfinders 
des  Steindrucks,  waren  die  Meister  der  sehr  guten  Nachbildung.  Gegenüber  der  vorliegenden 
Ausgabe  hat  sie  den  Vorteil  des  Kolorits.  Eine  andere  Veröffentlichung  erfolgte  1880;  doch 
ist  dieselbe  keine  sorgfältige  Arbeit  und  entbehrt  auch  des  begleitenden  Textes. 

Eine  eingehende  Untersuchung  widmet  Leidinger  der  Frage  nach  dem  Künstler  des 
Turnierbuchs.  Als  Ergebnis  der  nach  verschiedenen  Seiten  hin  anregenden  und  beachtens- 
werten Erörterung  lernen  wir  denselben  als  einen  Sprossen  der  Münchener  Künstlerfamilie  der 
Ostendorf  er  kennen  und  zwar  in  der  Person  des  ungefähr  von  1500 — 1570  lebenden  Hans  Osten- 
dorfer,  den  der  Herausgeber  zum  Unterschiede  von  zwei  anderen  Trägern  dieses  Namens,  näm- 
lich Hans  Ostendorfer  dem  Älteren  (1475? — 15??)  und  Hans  Ostendorfer  dem  Jüngeren 
((15  ??)  1571  — 1586),  als  Hans  Ostendorferden  Mittleren  bezeichnet.  Als  einheitliches  Werk 
schuf  er  es  1541,  in  Zeichnung  wie  Kolorit  eine  sehr  gute  künstlerische,  wenn  auch  nicht  erst- 
klassige Arbeit. 


Leiilinirer  luitte  :iuch  Gelegenlieit,  dieses  TuiiiierbiKh  zum  eistenmale  mit  zwei  anderen 
Exemplaren  in  irründliclien  Versleicii  ziehen  zu  k()nnen.  V(mi  diesen  befindet  sich  das  eine 
als  Codex  Germanicus  1929  ebenfalls  in  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München,  das  andere 
in  der  Bibliothek  des  Fürsten  Wilhelm  von  Hohenzollern  in  SigmariuRen.  Ersteres  ist  von 
dem  Codex  Germ.  2800  in  der  Ausführung  gänzlich  unabhängig,  weniger  umfangreich  und 
steht  an  künstlerischem  Werte  unter  diesem,  bietet  aber  einige  wertvolle  Ergänzungen  zu  ihm. 
Letzteres  geiit  ihm  zeitlich  voran,  ist  in  der  Zeichnung  bedeutend  besser,  dagegen  in  Farbe 
weniger  gut;   von  Hans  Ostendorfer  stammen  nur  die  letzten  6  Bilder. 

Den  Schluß  des  textlichen  Teiles  bildet  eine  Übersicht  des  Inhalts  nebst  einer  genauen 
Beschreibung  der  folgenden  62  Tafeln. 

Nicht  bloßlvom  kunstgeschichtlichen  sondern  auch  vom  kulturgeschichtlichen  Standpunkte, 
aus  ist  die  Veröffentlichung  des  Turnierbuches  begrüßenswert.  Leidinger  unterzog  das  Turnier- 
buch nur  einer  Würdigung  seiner  künstlerischen  und  kunsthistorischen  Bedeutung  und  schaltete 
die  Untersuchung  über  den  Wert  für  die  Waffenkunde  aus.  Indes  dient  es  auch  der  Kenntnis 
des  Waffenwesens  sowohl  wie  der  Geschichte  des  Turniers,  über  das  noch  manch  unklare  An- 
sichten herrschen.  Unsere  Vorstellung  der  einst  so  beliebten  Kampfspiele  wird  eine  viel  leben- 
digere, manch  Waffenstück  in  Museen  wird  man  aus  Turnierbüchern  auf  seine  Bedeutung  und 
Verwendung  erkennen  können.  Bei  der  Beliebtheit,  deren  sich  die  zur  Zeit  vielfach  veranstal- 
teten Nachahmungen  der  Turniere  und  Ritterspiele  erfreuen,  ist  zu  erwarten,  daß  auch  bei 
solchen,  die  an  dem  begleitenden  Texte  und  dem  wissenschaftlichen  Werte  weniger  Interesse 
haben  sollten,  vorliegende  Veröffentlichung  Eingang  findet,  da  die  in  schönen  Autotypien  ge- 
botenen Darstellungen  die  Kurzweil,  mit  der  man  sich  am  Abende  des  Rittertums  in  fürst- 
lichen   Kreisen  die  Zeit  vertrieb,  in  ergötzlicher  Weise  vor  Augen  führen.  R — r. 

Künstlerlithographien  aus  dem  Verlag  von  Franz  Schneider,  Berlin-Schöneberg, 

Die  deutsche  Lithographie  erlebt  in  unserer  Zeit  eine  schöne  Blüte.  Bedeutende 
Künstler  wie  Liebermann,  Slevogt  und  Schinnerer  haben  sich  der  Steinkunst  angenommen 
und  auf  diesem  Gebiet  Bleibendes  geschaffen,  und  in  den  Verlagen  von  Teubner  und  Voigt- 
länder sind  lange  Reihen  ebenfalls  von  tüchtigen  Künstlern  gezeichneter  vorzüglicher  Blätter 
erschienen. 

Neuerdings  nun  hat  auch  der  Verlag  von  Franz  Schneider  in  Berlin- 
Schöneberg  Künstlerlithographien  auf  den  Markt  gebracht.  Für  den  erstaunlich  billigen 
Preis  von  Mk.  1,80  wird  mit  diesen  hübschen  Landschaftsbildern  verhältnismäßig  Gutes  ge- 
boten. Blätter  wie  die  ,,  Winterstille  im  Schwarzwald"  von  Karl  Biese  und  die  alte  ,,  Kloster- 
mühle in  Schlesien"  von  Franz  Türke  besitzen  wirklich  feine  künstlerische  Reize.  Anderes 
erscheint,  namentlich  im  Druck,  wieder  weniger  gelungen  und  kann  den  Vergleich  mit  den 
Teubnerschen  und  Voigtländerschen  Lithographien  nicht  aushalten. 

Es  ist  aber  sehr  zu  begrüßen,  daß  hier  einmal  der  tapfere  Versuch  gemacht  wird, 
künstlerische  Originale  als  Wandschmuck  fürs  Haus  in  weite  Volkskreise  zu  tragen  und  wir 
wünschen  dem  guten   Unternehmen  allen   Erfolg. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:  Dr.  Theodor  Hampe. 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hof  buchdruckerei,  Nürnberg. 


IÖ13.  Nr.  4. 


out  ober — Dezember. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

STIFTUNG. 

Zu  den  Kosten  der  Erwerbung  der  vormali,t;en  Beckh'schen  Fabrik  sind  noch  nach- 
stellende  Stiftungen  v.u   verzeichnen: 

2000  J^  von    Fräulein   Stephanie   Deetjen    in   Bremen  und 

300  M  von    Herrn   Geheimen    Kommerzienrat    K  o  p  e  t  z  k  y    in   Berhn. 

Damit  ist  nun  diese  Unterneimuin.c:,  die  größte  und  bedeutsamste  in  der  ganzen  bisiierigen 
Entwicklung  des  Museums,  zu  einem  vorläufigen  Absciilusse  gelangt;  die  nacii  dem  aufgestellten 
Schuldentilgungsplan  auf  lO  Jahre  (1911  — 1920)  berechnete  Abzalilung  der  Gesamtkosten 
im  Betrage  von  1  233  141.90  Jl  hat  bereits  zu  Ende  des  Jahres  1913  restlos  erfolgen  können. 
Nur  380000  Ji  wurden  von  dieser  Summe  durch  das  Ergebnis  einer  Lotterie  gedeckt;  rund 
853  000  Ji  sind  in  wenigen  Jahren  durch  freiwillige  Beiträge  aufgebraciit  worden.  Woiil  nocli 
nie  hat  das  Germanische  Museum  die  ihm  innewohnende  Kraft  und  seine  gewaltige  Volkstüm- 
lichkeit in  gleich  augenfälliger  Weise  bewiesen.  Mit  dem  wiederholten  iierzliciien  iJank  an  alle, 
die  mit  Rat  und  Tat  zu  diesem  schönen  Gelingen  beigetragen  haben,  verbinden  wir  die  dringende 
Bitte  an  den  weiten  Kreis  der  Freunde  des  Germanischen  Museums  in  allen  deutschen  Landen, 
der  Anstalt  auch  bei  der  Bewältigung  der  Aufgaben,  die  nun  die  nächste  Zukunft  stellt,  bei  der 
Finanzierung  der  neuen  Museumsbauten,  die  auf  dem  erworbenen  Grund  und  Boden  erstellen 
sollen  und  die  nocii   Millionen  erfordern  werden,  treu  zur   Seite  zu  stehen. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Städten:    Worms  (bisher  iS  .11)  jetzt  30  M. 

Von  Kreisausschüssen,  Oberämtern,  Distriktskassen  usw.:   Danziger  Höhe  10  ,Ä ;   Elbing 

10  ,#, ;  Gera  20  .11  ;  Itzehoe  10  .11;  Nagold  15  ■/(-;  Schweinfurt  (bisher  10  .11)  jetzt  20  ,/(; 
Sonderbueg  10  ,/(. 

Von  Vereinen:  Burgfarrnbach.  Mittelfränkische  Kreisdarlehenskasse  in  Ansbach  5  Ji- 
Neuburg  a.  D.  Rektorat  der  K.  Realschule  3  Ji.  Nürnberg.  Freie  Vereinigung  der  Juweliere, 
Gold-  und  Silberschmiede   Nürnberg- Fürth  10  ,//„. 

Von  Privaten:  Altdorf.  Hittenkofer,  K.  Amtsrichter  2  ./(;  Peter  jun.,  Pfarrer  1  .IL. 
Antwerpen.  Paul  Mayer,  Oberregierungsrat  in  Magdeburg  20  ,M.  Aschaffenburg.  Fritz  Baader, 
Prokurist  der  Güldner-Motoren- Gesellschaft  25  ,11.  Augsburg.  Dr.  Richard  Schmidbauer, 
Stadtbibliothekar  3  ,/(,.  Bautzen.  Oberscluilrat  Löbmann,  Domherr  3  .IL  Bensheim. 
W.  Flegler,  Professor  (bisher  2  Ji)  jetzt  3  Ji.  Berlin.  Dr.  Hethey,  Professor  in  Wilmersdorf 
\oJL  Budweis.  Graf  Olivier  Lamezan-Salims  10  Kr.  Bunzlau.  Amtsrichter  Richter,  Haupt- 
mann a.  D.  3  ,11;  Scherer,  Stadtbaurat  3  ,ii;  Steffens,  Lyceumsdirektor  3  .K-.  Coblenz. 
Dr.  KockeroUs,  Justizrat  10  J(.;  Dr.  Ernst  Wiese  10,14.  Delmenhorst.  Carl  Lalmsen,  Geheimer 
Kommerzienrat  \Ojl;  Ad.  Stuckenberg,  Fabrikdirektor  \0  JL  Dillingen.  Dr.  Andr.  Bigel- 
mair,  K.  a.  o.  Hochschulprofessor  2  Ji.  Dinkelsbühl.  Brunner,  JJirektor  I  .11;  Götz,  rechts- 
kundiger Bürgermeister  2  i^ ;    Fr.  Kuch,  Kassier  1  ,U,.    Doberan.     Graf  Hermann  von  Berns- 


—     74     — 

torff,  K.iiniiu'iluMr  :uif  Wctieiulmf  >  .l(  :  \V.  von  R;ivi.'n,  F()rstnieistt.'r  i  ,//.  Ebracli.  loli. 
H.i.is.  ll.uiptk'lirer  2  ,/(  :  liiliurd  Kiioir,  Lclirci  in  St.  IviHiuis  2  ./Y  .  Eisenach.  Wiikmanii, 
Rentner  10  JL  Ellingen.  Geislinger,  Kdits.mw  alt  l  ,/(.  Erlangen.  l)r.  Saran,  Proli'ssor 
10. W,;  Dr.  Stiihliii,  Professur  .1  ./(.  Frankentliai.  Louis  1-eil,  [.aiulMoriclitsrat  2  .//..  Friedland. 
Frau  Anna  Richter,  Buchhändlerin  3  -U-  Füssen.  Paul  Jafucr,  K.  Bezirlcsamts-Assessor  3  ■!(■. 
Geislingen.  Bender.  Notar  3  -H  ■  Germersheini.  Christoph  Cnitterolf,  Zahlmeister  1  .11.  Göt- 
tingen. Dr.  Ferdinand  Wagner  3  .U.  Gräfenberg.  llainl,  Fnsenbahn-Verwalter  l  .IL 
Greding.  .Miciiael  Krämer,  Pfarrer  in  Emsinp:  2  .IL  Gunzenhausen.  Himmelan,  Rentanitmann 
2  .((;  Oberstleutnant  Küffner,  Bezirkskommandeur  2  .IL  Hameln.  Fräulein  Ruth  BoU/l' 
und  Geschwister  3. /t;  Dr.  Rinck,  Oberlehrer  3  ./^  Heidenheim.  Richard  Oberdorfer,  Fabrikant 
10  ./(^;  J.  Waldenmaier,  Fabrikant  20  ./^..  Heilsbronn.  Aug.  Bierlein,  Apotheker  2  ,ft  ;  Karl 
Reinfurt,  K.  Notar  2  ./(.  Hilpoltstein.  Sisi,  K.  Bezirksamtssekretär  1  .11-,  Höchst  a.  M. 
Dr.  Fritzsche  2  .l(  :  Dr.  Winter  3  .li-  Hohenheim.  Dr.  Plieninger,  Professor  (bisher  2.11) 
jetzt  5  ./(■.     Holzminden.     Eiüfeldt,  Direktor  3  ./^  ;    Ochsenkopf,   Professor  (bisher   l  .U,)    jetzt 

2  .l(  ;    Dr.  phil.   Schmidt  (bisher   1  .11.)  jetzt  2  ,/(.     Jena.     Professor    Dr.  Eucken,  Geheimrat 

3  ./(  :  Dr.  Kolesch,  Professor  3  .Z^» ;  Dr.  Neuenhahn.  Universitätsbuchdrucker  1  .#;  Lic.  Will- 
komm, Oberbibliothekar  1  .iL  Illmenau.  Arno  Fischer,  Fabrikbesitzer  2  Ji;  H.  Grimm, 
Kapitän  2  ./(.;  Rud.  Holland,  Fabrikbesitzer  2  .li;  Otto  Lange,  Fabrikbesitzer  2  .li;  Dr. 
Ernst  Ortloff,  Amtsrichter  2  ,/(;  Hermann  Schubert,  Kaufmann  2  ,/(;  Willigmann,  Bürger- 
meister 2. /(;  B.  Winter,  Superintendent  2  JL  Immenstadt.  Aktien-Brauerei  Trauhe-Löwe 
in  Kaufbeuren  20  .IL,  Christian  Butler,  Baumeister  S  .li- ;  Karl  Dietmann,  Oberlehrer  3  .W; 
Kraus,  rechtskundiger  Bürgermeister  3  M;  Wilhelm  Probst  3  M;  Dr.  Walter  Martini  auf  Gut 
Hochreute  l0,/(.:  Vereinigte  Kunstanstanstalten  Kaufbeuren-München  in  Kaufbeuren  20  JL 
Kenzingen.  .Arno  Schindler,  Fabrikant  in  Herbolzheim  10, l(.  Künzelsau.  Sonleiter,  Kaufmann 
in  Berlichingen  (bisher  1  Ji)  jetzt  2  .IL  Lauf.  Dr.  Georg  Barth,  Kunstmühlbesitzer  5  Ji; 
H.  Gräder,  Rechtsanwalt  2  JL  Michelstadt.  Seim,  Pfarrassistent  l  .IL  Naila.  L.  Bauer, 
Lehrerin  Räumlas  3  M;  Robert  Bischoff,  K.  Bezirksamtssekretär  1  .li;  Robert  Vogel,  Fabrik- 
besitzer in  Selbitz  5  M;  Ludwig  Wunner,  K.  Bezirksamtssekretär  2  ,IL  Neuburg.  Heinrich 
Braun,  K.  Hauptmann  1  .IC;  Julius  Brügel,  K.  Hauptmann  1  .li  ;  Wilhelm  Krafft,  K.  Notar 
5,/^.  Neustadt  a.  A.  Carl,  Präparandenlehrer  1  J(o ;  Kießling,  Präparandenlehrer  l  ,/(  ;  Wagner, 
Ökonomierat  1  .IL  Neuwied.  Hans  Lohmann,  Fabrikbesitzer  3  .li.  Nordhausen.  Hermann 
Hanewacker,  Kommerzienrat  2,50  J^.  Nürnberg.  Otto  Hammerbacher,  Ingenieur  10  ,M ;  Leo- 
pold Kirschbaum  5  .K;  Fritz  Küchle,  Prokurist  2  .IL  Olmütz.  Richard  Kny,  Baumeister 
2   Kr.;    Kaiserlicher  Rat  Gustav  Schön,    Kammerrat  2   Kr.;    Dr.    Hermann  Mikula,  Professor 

2  Kr.     Pappenheim.     Hermann   Hellmuth,  Distriktstierarzt  3  .li;    Hans   Knauth,   K.   Forstrat 

3  ,/(;  Dr.  Anton  Kolbmann,  leitender  Arzt  der  Heilstätte  3  Ji;  Dr.  Georg  Roth,  Rechtsanwalt 
jJi;  Theodor  Steil,  Steinbruchbesitzer  3  JL  Passau.  Dr.  A.  Brunner,  K.  Hochschulprofessor 
2.li;  Jakob  Fürst,  K.  Oberrealschul-Professor  3  ,/( ;  Dr.  Happel,  K.  Hochschulprofessor  2  Ji ; 
Dr.  M.  Heberle,  Rechtsanwalt  2  J(, ;  Domvikar  Dr.  Heuwieser,  Hochschuldozent  2  ,/i ;  Albin 
Kuchler,  K.  Postsekretär  2  .^^ ;  Karl  Kuchler,  Fabrikant  2  Ji  ;  Dr.  Martin  Leitner,  K.  Hoch- 
schulprofessor 2  .li ;  Georg  Hugo  Lochner,  K.  Gymnasial- Professor  2  ,/( ;  Jos.  März,  K.  Grenz- 
Oberkontrolleur  2  J^o ;  Dr.  Hans  Natter,  K.  Oberrealschul- Professor  2  ,/(.  ;  Stadtpfarrer  Franz 
Paul  Pangratz,  Päpstl.  Geheimkämmerer,  Bischöflicher  Geistlicher  Rat  3  Ji ;  Dompropst 
Dr.  Franz  Seraph.  Pichler,  Päpstl.  Hausprälat  5  .li;  Sebastian  Renkl,K.  Oberrealschul- Professor 
2,li,;  Dr.  Franz  Schmidinger,  K.  Gymnasial-Professor  l  .li;  Dr.  Leonh.  Schmöller,  K.  Hoch- 
schul-Professor  2  ,li;  Joseph  Stadler,  Domprediger  3  .li;  Dr.  Karl  Stöckl,  K.  Hochschul- 
Professor  2  .M;  Dr.  Sebastian  Vogl,  K.  Gymnasial-Professor  1  Ji;  Dr.  Karl  Weiß,  K.  Hoch- 
schul-Professor  2  JL  Rendsburg.  C.  Bahre,  Sekretär  3  J(, ;  Friedrich  Pahl,  Kaufmann  in  Ham- 
burg 3  .li;  Karl  Pahl,  Kaufmann  in  Altona  3  .IL  Schlüchtern.  Dr.  med.  Cauer,  Kreisarzt 
(bisher  3  Ji)  jetzt  4  .li.  Schwabmünchen.  Rösch,  Bezirksoberlehrer  3  Ji.  Schwarzenbruck. 
Dr.  Karl  Dürring,  prakt.  Arzt  in  Feucht  5  .li;  Georg  Meyer,  Kaufmann  in  Ochenbruck  l  .li; 
Lehrer  Wilhelm  Ostertag,  Kantor  in  Feucht  1  Ji.  Schweinfurt.  Hedwig  Fichtel,  Kommer- 
zienratswitwe  (bisher  5  .'li)  jetzt  30. li;  Sachs,  Kommerzienrat  30  ,/L  Selb.  Karl  Schmalen- 
berger,    K.    Forstassistent  2  .li.     Solingen.      Eduard   Baumann,    Kaufmann   5  .li;    Dr.   Lange, 


-    75   — 

Gymnasial- Direktor  5  ./''-;  Julius  Rasspe,  Kaufmann  6,#.  Sonneberg.  Franz  Ulrich,  Schulrat 
2.11...  Stammham.  Hans  Hasselt,  K.  Forstassistent  2  ,£.  Straßburg.  l)r.  Leoni,  Beigeordneter 
der  Stadt  Straßburg-  3  .IL  Torgau.  Rabitz,  Fabrikbesitzer  3  .iL  Weida.  Karl  A/liüler,  Käm- 
merer (bisher  1  .11)  jetzt  2  .!(.;  Friedrich  Pfeifer,  Fabrikant  (bisher  l  ,/Y)  jetzt  2  ,IL  Winds- 
heim.    Müller,  Dekan  in   Burghaslach  2  .//..     Zirndorf.     J.   Neul.iinger,   Fabrikant  2  .IL 

Einmalige   Beiträge. 
Schroda.     Kreisausschuß  lo  .li.     Nürnberg.     Maurermeister- Vereinigung  20  .IL     Dillen- 
burg.    Beligard,  Professor    l    .IL    Höchst   a.   M.     Dr.    Peter   1    .IL     Immenstadt.     Meclianisciie 
Bindfadenfabrik  in   Oberachern    lOü  JL     Meran-Obermais.   Georg  Müller,   Buchhändler  7  Kr. 
Solingen.     Graf  zu   Rantzau,   Regierungs-Assessor  3  .'IL 

PFLEGSCHAFTEN. 

Durch  den  Tod  verloren  wir  die  P  f  1  e  g  e  r  f  ü  r  Leitmeritz:  Ignatz 
Peters,  K.  Gymnasial-Professor,  Pfleger  seit  14.  Juli  ISSS;  für  Säckingen:  Alfred  Streicher, 
Kaufmann,   Pfleger  seit  5-  März  1910. 

Durch  V  e  r  z  u  g,  gesundheitliche  Verhältnisse  u  n  d  a  n  d  e  r  e 
Ursachen  erledigten  sich  folgende  Pflegschaften:  Backnang.  Dr.  Wendelstein,  Rektor, 
Pfleger  seit  29.  November  1906.  Bensheim.  Professor  F.  Bodenstein,  Pfleger  seit  1.  Juli  1907. 
Crailsheim.  M.  Dederer,  Professor,  Pfleger  seit  20.  Juli  lo'i/.  Crimmitschau.  Gustav  Tietze, 
Rechtsanwalt,  Pfleger  seit  1.  Juni  1898.  Ellwangen.  Dr.  Kieser,  Professor,  Pfleger  seit 
16.  September  1908.  Erfurt.  Dr.  A.  Overmann,  Stadtarchivar,  Pfleger  seit  14.  November  1901. 
Feuchtwangen.  Johannes  Zinner,  K.  Subrektor,  Pfleger  seit  30.  August  1896.  Füssen.  Justizrat 
Riß,  K.  Notar,  Pfleger  seit  1.  Januar  I897.  Lichtenfels.  Redakteur  G.  Meister,  Buchdruckerei- 
besitzer, Pfleger  seit  10.  Juni  1899-  Merseburg.  Landesbaurat  Hiecke,  Pfleger  seit  1.  Februar 
1910.  Pirna.  Gustav  Heß,  Fabrikbesitzer,  Pfleger  seit  1.  August  1899-  Rodach.  Sonntag, 
Pfarrer,  Pfleger  seit  1.  Juli  1903.  Selb.  V.  Veit,  Fachlehrer,  Pfleger  seit  14.  Oktober  1910. 
Stein  b.  Nürnberg.     Ernst  Schunk,   Pfleger  seit  9-  September  1907. 

Neu  besetzt  wurden  die  Pflegschaften:  Backnang.  Pfleger :  Ober- 
reallehrer Dr.  Remppis.  Bensheim.  Pfleger:  Professor  Wilhelm  Flegler,  Seminaroberlehrer. 
Crailsheim.  Pfleger:  Rechtsanwalt  Keppler.  Donaueschingen.  Pfleger:  Professor  Otto  Hein- 
rich, Vorstand  der  Fürstlich  Fürstenbergischen  Kunstsammlungen.  Ellwangen.  Pfleger: 
Dr.  phil.  Hermann  Weller,  Oberpräzeptor.  Feuchtwangen.  Pfleger:  Apotheker  Zieglwalner. 
Füssen.  Pfleger:  Buchdruckereibesitzer  Georg  Keller.  Lichtenfels.  Pfleger:  K.  Reallehrer 
Konrad  Schreiner.  Merseburg.  Pfleger:  K.  Landesbaurat  Ruprecht.  Pappenheim.  Pfleger: 
K.  Amtsgerichtssekretär  Leonh.  Schwalb.  Passau.  Pfleger:  K.  Gymnasialprofessor  Dr.  F.  J. 
Engel.  Selb.  Pfleger:  Rechtsanwalt  Franz  Poehlmann.  Stein  b.  Nürnberg.  Pfleger:  Pro- 
kurist Carl  Zolleis.     Traunstein.     Pfleger:     K.   Gymnasiallehrer   Dr.  phil.   Walther    Heim. 

Neben  den  bisherigen  Pflegern  wurden  als  weitere  Pfleger  bestellt:  In  Aschaffenburg: 
Fritz  Baader,  Prokurist  der  Güldner  Motoren- Gesellschaft  und  in  Pirmasens:  Dr.  jur.  Gustav 
Breith,   Notariatspraktikant. 

Für  jede  Anregung  zur  Gründung  neuer  Pflegschaften  werden  wir  recht  dankbar  sein. 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Die  bedeutsamste  Erwerbung  während  des  letzten  Vierteljahres  ist  ein  silbervergoldetes, 
auf  das  geschmackvollste  mit  reicher,  zum  Teil  farbig  emaillierter  Silberfiligranarbeit  über- 
sponnenes  Schmuckkästchen  (Taf.  1),  das  uns  als  Geschenk  des  Herrn  Kommerzienrats 
Adolf  Steinharter  in  München  zuging.  Dem  gütigen  Stifter  sei  auch  an  dieser  Stelle  nochmals 
der  ganz  besondere  Dank  des  Museums  für  seine  künstlerisch,  wie  historisch  gleich  wertvolle 
Gabe  ausgesprochen.  Stellt  doch  das  Kästchen  in  seinem  wohlerwogenen  Ebenmaß,  seiner 
Feinheit  und  trefflichen  Erhaltung  nicht  nur  eine  wahre  Augenweide,  sondern  zugleich  ein 
ausgezeichnetes  Beispiel  für  die  hohe   Kunstfertigkeit  der  Nürnberger   Filigran-  oder  „Draht- 


—     76 


Abb.  33.  Armband  in  liuiciibroclienem  Eisenguß.    1S13 — 1815. 


arbeiter"  d;ir.  Namentlich  durch  französisclie  und  flandrische  Meister  war  diese  Technik  im 
letzten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  in  Nürnberg  eingeführt  worden,  wo  die  „Drahtarbeiter" 
157S  mit  besonderem  Gesetz  und  Ordnung  dem  Handwerk  der  Gold-  und  Silberschmiede  in- 
korporiert wurden.  Ihre  Haupttätigkeit  und  wichtigste  Erwerbsquelle  mag  späterhin  in  der 
Herstellung  zierlichen  „Dockenwerks",  jener  Schüsselchen,  Kannen,  Teller  und  insbesondere 
auch  ganzer  kleiner  Mobiliare  aus  Silberfiligran,  dazu  der  Dosen  fürPatenpfennige  usw.  bestanden 
haben,  wie  dergleichen  Sächelchen  noch  so  häufig  in  älterem  Privatbesitz  und  auch  im  Handel 
anzutreffen  sind.  Hier  haben  wir  es  mit  einem  der  nicht  sehr  zahlreich  auf  uns  gekommenen 
Denkmäler  hciherer,  freierer  Art  der  Nürnberger  Filigranarbeit  etwa  aus  dem  Ende  des  17.  Jahr- 
hunderts zu  tun,  das  den  Silberschatz  des  Museums  auf  das  willkommenste  ergänzt. 

Im  übrigen  nehmen  unter  den  Neuzugängen  die  A  n  d  e  n  k  e  n  an  die  Freiheit  s- 
kriege,  die  wir  aus  der  Sammlung  Buhrig,  die  ja  besonders  reich  an  Stücken  dieser  Art  war, 
erwarben,  eine  bevorzugte  Stellung  ein.  Sie  ergänzen  unsere  nicht  allzu  reichhaltige  Samm- 
lung von  Gegenständen  dieser  Gattung  in  sehr  vorteilhafter  Art.  Sie  bestehen  in  gußeisernen 
Medaillons  mit  den  Bildnissen  bekannter  Persönlichkeiten  aus  jener  denkwürdigen  Zeit  und 
aus  Schmucksachen,  wie  Armbändern  (Abb.  33),  Halsketten,  Kreuzen  und  Ohrgehängen,  in  zier- 
lich durchbrochenem  Eisenguß,  die  man  als  Gegengabe  für  solche  aus  Silber  und  Gold  erhielt.  Man 
pflegt  sie  darum  ja  auch  mit  der  Devise  ,,Gold  gab  ich  für  Eisen"  zu  bezeichnen.  Hinzukommt 
die  Czapka  eines  Offiziers  der  preußischen  Garde- Ulanen- Eskadron  aus  gleicher  Zeit,  der  sich 
drei  Tschakos  der  zwanziger  und  dreißiger  Jahre,  ausgezeichnet  durch  treffliche  Erhaltung, 
anreihen.  Mit  schweren  Behängen  versehen,  mit  mächtigen  Stutzen  ausgestattet,  von  un- 
förmlicher Gestalt  und  von  nicht  geringem  Gewicht  bilden  sie  einen  augenfälligen  Gegensatz 
zu  den  weit  kleineren  und  leichteren  Kopfbedeckungen  des  Militärs  unserer  Tage.  Wir  geben 
diese  vier  Stücke  des  allgemeinen  Interesses  halber,  das  man  an  ihnen  nimmt,  in  Abb.  35— 38 
wieder. 

Erwähnenswert  ist  auch  die  kleine,  in  Abb.  34  wiedergegebene  B  r  o  n  z  e  k  a  n  o  n  e, 
deren  Laufe  durch  vier  Ringe  gegliedert  ist,  von  denen  die  beiden  vorderen  mit  einem 
Rankenfries  und  einem  Maskaron  reliefiert  sind.  Das  Endfeld  zeigt  über  der  Jahreszahl  1671 
von  Palmwedeln  eingefaßt  und  von  einer  neunzinkigen  Krone  überhöht  ein  vertikal  dreifach 
geteiltes  Wappen,  das  einem  friesischen  Geschlecht  anzugehören  scheint.  Die  Kanone  hat 
eine   Länge  von  62  cm. 

Geschenke: 

Dresden.  Priv.  Fr.  Böttcher:  Medaille  auf  die  Vermählung  des  Grafen  Arbogast 
Khuen  Belasy  mit  Helene  Freimayer  Heliensfeld  am  10.  September  1867.  Weißmetall.  — 
München.  Kommerzienrat  Adolf  Steinharter:  Schmuckkassette,  Silber  und  silber- 
vergoldet, mit  Rankenwerk  in  Filigranarbeit.  Nürnberger  Arbeit.  Uml7no.  (Taf.  1). —Nürnberg. 
Frau  Anna  Schuh:  Fünf  Rouleaux  der  Biedermeierzeit.  —  Wien.  Hofrat  Dr.  Mucha: 
Bronzeplakette  auf  denselben  von   R.   Placht,   1902. 


77     — 


A  n  k  ii  u  f  c. 

Plastik,  Originale.  Krippe  mit  ruiieiuicni  Jesuskiiui  aus  Waclis  in  einer  (iarnierun.i; 
von   (j(ildspit/,en  und  künstlichen   Blumen.     Spates   IS.   Jaiirli. 

Hausgeräte.  Empire-Schrank  mit  Glastüren.  Ficliteniidl/.,  in  braunem  Anstricii  masericrt, 
die  Zierteile  bronziert. 

Medaillen.  Gußeisernes  Medaillon  mit  dem  Brustbild  Friedrich  Au.^usts  I.  von  Sachsen, 
um  iSio.  .Aus  der  Berliner  Eisengießerei.  —  Gußeisernes  Medaillon  mit  dem  Brustbild  Blüchers. 
Aus  der  Berliner  Eisengießerei.     Um   1S13. 

Tracht  und  Schmuck.  Fünfgiiedriges  Armband  in  fein  durchbrochenem  Eisenguß.  L)as 
Verschlußstück  mit  silberener  Unterlage.  1813— 1S15  (Abb.  33)-  —  Siebengliedriges  Armband  in 
gleicher  Technik.  Das  Versciilußstück  mit  weiblicher  Büste  über  silbernem  Spiegel.  I813  — 1815. 
■ —  Halskette  aus  kleinen  Eisenringen  mit  Brabanter  Kreuz  in  durchbrochenem  Eisenguß. 
1813 — 1815.  —  Zwei  Ohrgehänge,  birnförmig,  in  durchbrochenem  Eisenguß.  I813 — 181  5.  — 
Gotisierendes  Strahlenkreuz  in  durchbrochenem  Eisenguß.  In  der  Mitte  über  Goldgrund  eine 
Rosette.  1813  — 1815-  —  Oberpfiilzisches  Bauernkostüm,  bestehend  aus  Rock  und  Jackett  in 
dunkelvioletter  Seide  mit  bunten  Blumen,  blauseidener  Schürze  und  silbergrauem,  mit  violetten 
Blumen  durchwirkten!  und  befranstem   Schultertuch.     A'litte    10.   Jahrh. 


Abb.  34.     Kleine  Bronzekanone  v.  J.  1671. 

Waffen.  Kleine  Bronzekanone  mit  Wappen  und  der  Jahrzahl  1671.  Vorderlader 
(Abb.  34).  —  Czapka  eines  Offiziers  der  preußischen  Garde-Ulanen-Eskadron  mit  schwarz- 
weißem Federstutz  und  goldenem  Behang.  Um  1810  (Abb.  35).  — Tschako  eines  Sergeanten 
des  Lübecker  Bürgermilitärs.  Mit  grün-gelbem  Federstutz  und  rotem  Behang.  Um  lS2i» 
(Abb.  36).  — •  Tschako  und  Patronentasche  der  preußischen  reitenden  Artillerie,  ersterer  mit 
hohem  schwarzem  Stutz.  Um  1825  (Abb.  37)-  —  Tschako  eines  Offiziers  der  bayerischen 
Landwehr.  Mit  blauweißem   Federstutz  und  silbernem   Behang.     Um   1830  (Abb.  38). 

HohenzoUern-Stiftung.  Gußeisernes  Medaillon  mit  dem  Brustbild  der  Königin  Luise 
von   Preußen.     Aus  der  Berliner  Eisengießerei.      Um  1813- 

Witteisbacher  Stiftung.  Große  Bronzemedaille  auf  den  Tod  des  Prinzregenten  Luitpold 
von   Bayern  am   12.   Dezember  1912.     Modelliert  von    K.   Goetz. 

D  e  p  o  s  i  t  u  m. 
Biskuitbüste    Herzog    Karls    1.  von    Braunschweig   (1715—1780).       Fürstenberger    Por- 
zellan.    Mit  der  Marke  des   Figurenformers   Heinrich  Wegener.     177O— 8u. 


HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenke. 
Berlin.       N.     B  e  r  m  a  n  n :       Vorschriftsmäßiges    Schema    zum     Giftverkaufbuch     für 
Apotheker  und    Kaufleute.      Berlin    1823.     Mit  handschriftlichen    Einträgen   vom  24.   August 
1824  bis  zum  20.  August  I89O.  —  Frankfurt  a.  M.     Fr.  D  i  e  t  e  r  i  c  h  s,  Sternapotheke:  Micro- 


7S 


:<A. 


-  \ 


Abb.  35.    Czapka.  Um  iSio. 


Abb.  36.    Tschako.  Um  1820. 


Abb.  37.    Tschako.    Um  1S25. 


Abb.  38.    Tschako.    Um  1830. 


-      79     — 

cosmus  hypochoiidi'iacus  sive  de  niehiiicliolica  liypochondriuca  tiactatus  descriptus  a  Malachia 
Geijrern.  München,  1652.  Biicli  in  4".  Mit  Titelblatt  von  Joii.  Sadeler  und  5  Kupferstich- 
illustrationen von   Wolf.n'.    Kilian. 

Ankaufe. 
Europas   medizinische    Flora,   herausKegeben   von   Alois   Sterler,    Leiirer   der    Botanik   in 
München,  und  Johann   Neponnik  Mayerhoffer,  Maler  und  Lithograph  in  München.     München 
1820.     Gr.- Fol.  Mit  Titellithographie  der  Flora  von  Mayerhoffer,    So  Bl.  Text  und  ebensovielen 
lithographierten  und  kolorierten  Tafeln. 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

35  Landkarten  des  IG. — 18.  Jahrhunderts  von  Guillaume  de  l'lsle,  Sanson  (I692),  Chr. 
Adrichom,  F.  de  Wit,  G.  Valck,  P.  Schenk,  Hadrianus  Relandus,  Gerard  van  Keulen,  Nicolaus 
Visscher  (1659),  Pierre  Mortin,  H.  Jaillot  (1694),  A.  F.  Zürner,  H.  Moll  (1720),  Pater  Ph.  Briet, 
Jean  Sikkena  und  Joiiannes  de  Kam.  —  Lehrbrief  des  Kauf-  und  Handelsmannes  Friedrich 
Christian  George  Hösigamm  in  Querfurt  für  seinen  Lehrling  Johann  George  August  Schomburgk 
aus  Freiburg  an  der  Unstrut  vom  30.  Mai  1795.  Kalligraphisch  ausgeführt  auf  Pergament 
mit  Ansicht  von  Querfurt.     Daran  ein  Siegel  in    Kapsel. 

KUPFERSTICHKABINETT. 

Geschenke. 
Berlin.  Karl  Schwarz:  12  E.xlibrisradierungen  von  Herrn.  Stuck.  1  Exlibris- 
holzschnitt und  2  Exlibrislithographien  von  Alfred  Gretzer.  —  Betzingen.  Willi.  Laage: 
Mappe  mit  12  Original- Holzschnitten  von  Wilhelm  Laage  (Motive  aus  ,,Pfullingen"),  sowie 
der  Katalog:  Das  graphische  Werk  Wilh.  L;'ages  bis  1912,  von  Gustav  Schiefler,  Hamburg 
1912.  —  Hamburg.  Dr.  jur.  W.  W  i  1  b  r  a  n  d :  2  Photographien  eines  im  Besitze  des  Geschenk- 
gebers befindlichen  eisernen  Helmes.  —  Karlsruhe.  Verein  für  Original- Radierung:  Heft  XX 
(1913)  der  Vereinspublikationen.  —  Linz.  M.  P  a  c  h  i  n  g  e  r:  4  Zeichnungen  bezw.  Aquarelle: 
Nürnberger  Ansichten.  —  München.  Dr.  Herm.  Kalbfuß:  Exlibris  Dr.  Herm.  Kalbfuß. 
Holzschnitt  von  Theod.  Becker.  —  Nürnberg.  Kgl.  Professor  Franz  B  r  0  c  h  i  e  r,  Direktor  der 
Kunstgewerbeschule:  Photographie  einer  Karikatur,  Schmähblatt  auf  die  preußische  Politik 
von  1866.  —  Jul.  Gießer:  4  Porträtstiche  (Nürnberger  Persönlichkeiten).  17. — 19.  Jahrli.  — 
Fritz  Hacker:  Exlibris  Fritz  Hacke  r,  Radierung  von  Hubert  Wilm.  —  E.  J  a  s  k  o  1  1  a: 
Exlibris  Graf  Behr,  gezeichnet  von  E.  J.  Probedruck.  —  Dr.  Rud.  Th.  Knopf:  Folge  von 
3  anatomischen  Kupferstichen  aus  dem  Verlag  von  Stephan  Michelsbacher.  I613.  —  Dr.  H. 
Liebstädter:  Exlibris  Schelly  Frumkin.  Radierung  von  Hugo  Krayn.  —  Kgl.  Inten- 
danturrat Karl  S  c  h  m  i  d  t:  Exlibris  Karl  Schmidt.  Lithographie  von  Otto  Blümel.  —  Anna 
S  c  h  u  li :  38  Nürnberger  Visitenkarten.  Anf.  19.  Jahrh.  2  Quartierzettel  und  4  Quittungen 
bezw.  Wechselbriefe  aus  derselben  Zeit.  —  Dr.  Walter  Stengel:  2  gepreßte  und  durch- 
brochene religiöse  Gedenkblättchen.  Straßburg  bezw.  Paris.  19.  Jahrh.  14  Glückwunscii- 
kärtchen.  Papierarbeit  mit  ausgeschnittenen  Verzierungen  (Volkskunst)  und  eingeklebtem 
Glückwunschkärtchen,  aus  dem  badischen  Bauland.     1.  Hälfte  19-  Jahrh. 

Ankäufe. 

Kupferstiche  und  Radierungen.     Wilhelm  LeibI:    4  Radierungen. 

Ornamentstiche.  Joh.  Dav.  Fülck:  Folge  194  des  Weigelschen  Verlags  (1 1  Bl.).  is.  Jainh. 
—  Martin  Engelbrechts  Verlag,  Augsburg:  Folge  49  (6  BL).  18.  Jahrh.  —  Claude  Gillot:  Livre 
de  portieres  .   5    Flatt  der   Folge.     18.  Jahrh. 

Handzeichnungen.  Unbekannte  Meister  2.  Hälfte  16.  Jahrh.:  4  Friesentwürfe.  Lila 
und  blaue  Pinselzeichnungen.  —  4  getuschte  Federzeichnungen  auf  farbig  grundiertem  Papier.  — 
Entwurf  zu  einem  Leuchter  mit  der  Figur  eines  Kriegers,  gelb  getönte  Federzeichnung  (Abb.  39). — 
Dekorativer  Entwurf:  Petrus  zwischen  Säulen  in  Nische,  braungetuschte  Federzeichnung.  (Abb. 
40).  —  Ornament  mit  Mädchenbrustbild,  in  der  Art  Christoph  Jamnitzer.  Zeichnung  in  Blei  und 
Rötel.  —  17.  Jahrhundert:    14   Blatt  eines  Skizzenbuches  eines  Meisters  des  Ohrmuschelstils 


—    so    — 

in  der  Art  des   br.isimis.      Feder-  uiul    lik'istilt/.eiLlimmjien.  li)   Inneiuickoratioiisoiilwürlc. 

Um  I7(-K).  —  Entwurf  zu  2  Konsolen:  ,i.|u.irellierte  Federzeichnun.u,  luv..  ,,J.  M.  B;iyer  17S2".  - 
10.  J;ilirluindert.  Ernst  Fries:  Der  Hol  i.k's  Heidelberger  Schlosses.  Aquarell.  —  Christi;in 
Mor.uenstern  d.  Ä.:  T:innen.  ölstudie  auf  Leinwand.  —  Au.uust  von  Ba.yer:  Ein  Mädchen 
in  Lojrgia.  Aquarell.  1S3S.  —  (Joh.)  Ezdorf:  Landschalt.  Ölstudie  auf  Pappe.  —  Staufter- 
Bern:  Ornamentaler  Entwurf:  Aquarell  1S75.  —  Anselni  Feuerbach:  3  Blatt  mit  Studien  zur 
Amazonenschlacht,  auf  rotem   Löschpapier  (Abb.  41). 

Gelegenheitsgraphik.  17-  Jahriumdert :  Nürnberger  Stammbuchblatt  mit  dem  Aquarell- 
Mld  einer  Kurtisane.  loK».  —  IS.  Jahriumdert:  A.  L.  Möglich,  Tyroff  u.  a. :  162  emblematisciie 
Vignetten  und  Verwandtes.  —  Ein  Kavalier  in  jjanzer  Figur.  Nadelpunktierung'  in  Papier. 
Koloriert  und  mit  Granatsplittern  verziert.  Nürnberger  Dilletantenarbeit.  —  5  Heiligenbildchen 
auf  Pergament,  durchbrociien  gearbeitet.  Süddeutsch.  —  Ein  Heiligenblättciien  in  Kupfer- 
stich, darstellend  die  Kreuzigung  auf  einem  Blattgerippe,  Joh.  Mart.  Will.  ~  I.  Hälfte  des 
10.  Jahrhundert:  40  Glückwunschkärtchen.  —  dS  verzierte  Besuchskarten,  meist  von  bekannten 
Büiinenkünstlern.  —  Sammelband  mit  alten  Nürnberger  Visiten-  und  (jiückwunschkarten, 
Weinetiketten  etc..  zirka    IS30-  50. 

Schrift  und  Druck.  Joii.  Th.  Koppel,  Bayreuth:  Folge  von  7  Blatt  aus  einem  Schrift- 
büchlein.     Kupfersticlie.      IS.   Jahrh. 

Bilderrepertorium.  3  Photogiaphisciie  Aufnahmen  von  niederländischen  Handzeich- 
nungen um  1520  im  Kgl.  Kupferstichk;ibinett  Berlin.  —  5  Photographien  vom  fränkischen 
Trachtenfest   Heideck. 

ARCHIV. 

Geschenke. 

München.  Professor  Dr.  Ramann:  Notariatsinstrument  über  den  Verkauf  einiger 
Besitzungen  des  Petrus  Maria,  Sohnes  des  f  Franciscus  aus  Nürnberg,  an  der  Via  nuova  zu 
Mantua  an  den  Grafen  Carl  Lorencini.  15SO.  Nov.  20.  Orig.-Perg.  —  Wien.  Dr.  Oskar 
Freiherr  v  o  n  M  i  t  i  s:  Vidimus  eines  Schutzbriefs  des  Königs  Renatus  von  Sizilien  für  Dekan 
und  Kapitel  der  Kirche  zu  Metz,  die  in  Pont  ä  Mousson  residieren,  vom  1462.  August  28.  Metz. 
1462.  Okt.  1.  Orig.-Perg.  —  Vidimus  einer  goldenen  Bulle  des  Kaisers  Friedrich  IV.  vom  2.  März 
1458,  durch  welche  die  Privilegien  der  Stadt  Metz  bestätigt  werden.  Metz,  1463.  März  3. 
Orig.-Perg. 

Ankauf  e. 

Wappenbrief  für  Thomas  Freundt,  ausgestellt  durch  Kaiser  Ma.ximilian  II.  Prag.  1570. 
März  7.  Orig.-Pap.  —  Wappenbrief  für  Wolf  Siegmund,  Hans  Christoph,  Sebastian,  Wilibald 
und  Christoph  Hardneidt,  Gebrüder  und  Vettern  von  Haunsperg.  Prag.  15.  Nov.  1601.  Orig.- 
Pap.  —  Lehrbrief  des  Kauf-  und  Handelsmanns  Friedr.  Chr.  G.  Hönigmann  zu  Querfurt  für 
den  Handlungsdiener  Joh.  G.  Aug.  Schomburgk  aus  Freiburg  a.  d.  Unstrut.  Querfurt. 
1795.   Nov.   30.     Orig.-Perg. 

Schreiben  des  Dompropstes  Reichart  v.  d.  Keher  an  ....}  Würzburg.  1581.  30.  Aug. 
Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Joh.  Gottfried  von  Würzburg  an  .....'  Bamberg. 
1609.  Nov.  15.  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Phil.  Adolf  von  Würzburg  an  den  Erz- 
bischof Joh.  Schweickard  von  Mainz.  Würzburg.  I625.  März  5.  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des 
Bischofs  Franz  von  Würzburg  an  den  Grafen  Wolfg.  Georg  von  Castell.  Würzburg.  1640. 
Dez.  19.  Orig.-Pap.  -  Schreiben  des  Bischofs  Joh.  Philipp  von  Würzburg  an  die  GrafenLudwig 
und  Georg  Albrecht  von  Erbach.  Würzburg.  1644.  April  21.  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des 
Bischofs  Joh.  Hartmann  von  Würzburg  an  die  Stadt  Kitzingen.  Würzburg.  1673.  Okt.  17. 
Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Peter  Philipp  von  Würzburg  an  ....>  Würzburg. 
1675.  Febr.  13.  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Conr.  Wilhelm  von  Würzburg  an  die  Stadt 
Kitzingen.  Würzburg.  1683.  Aug.  14.  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Joh.  Gottfried  11. 
von  Würzburg  an  Herzog  Friedrich  von  Sachsen.  Würzburg.  I686.  Nov.  16.  Orig.-Pap.  — 
Schreiben  des  Bischofs  Joh.  Philipp  II.  von  Würzburg  an  Kurmainz.  Marienburg  ob  Würz- 
burg. 1702.  Juli  12.  Orig.-Pap.  —  Brief  des  Dompropstes  Joh.  Ph.  Franz  von  Schönborn 
an  Jean  Ernest  de  Glauburg  zu  Frankfurt.    Mainz.     1708.  Febr.  25.    Autogr.  —  Schreiben  des 


s 


—     81     — 

Bischofs  Christoph  Franz  von  Würzlnir.i,^  an  die  Rittersciiaft  in  Fraiikt-n.  Würzbiiri,^  1724. 
Okt.  9.  Orig. -Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Friedrich  Karl  von  Würzburn  an  d^^n  Bischof  von 
Freisin,?.  Würzhurg-.  1735.  Dez.  IS.  Orig.-Pap.  —  Schreiben  des  Bischofs  Anselm  Franz 
von   Würzburg  an  den   Stadtvogt  zu    Kitzingen.     Würzburg.     1748.  Okt.  29.     Orig.-Pap.  — 


Abb.  39     Leuchterentwurf. 

Gelb  getuschte  Federzeichnung.   Deutsch.    2.  H.  16  Jh.    23,5x41  cm. 


Schreiben  des  Bischofs  Karl  Philipp  von  Würzburg  an  den  Kurfürsten  von  Trier.  Lustschloß 
Werneck.  1753.  Sept.  28.  Orig.-Pap.  —  Brief  des  Bischofs  Adam  Friedrich  von  Würzburg 
an  ...?       Würzburg.     1758.  März  18,     Autogr.  —  Verleihungsurkunde  über  ein  Kanonikat 


—     82    — 

iiiul  eine  Pfründe  bei  St.   Burkliard  in   Wüizbiirir  an   Joli.    l'liil.    llartniann  von    Fechcnbach, 
uusjrestellt  i.hii\'li   Bisohof   Franz   LudwiiL;   von   Wür/buri;.      17S2.    1\'1t.    l.     Oiii;  -l'ap.  Brief 

des  Georir   Karl  von   Feclienbacli  an  i.\>:n   Bis>.iiof  von   W'ür/liuri:.     Würzbnr.i;.     1793.   Febr.  7. 
Autogr. 

Briefe:  Georjr  Cliristopli  Kiiian  an  ....  ?  AuRsburf.  1767.  Mai  (>.  —  Job.  Geor,«:  Wille 
an  V.  Meisel.  Paris.  1709.  Jnli  1.  —  Joli.  Friedr.  Overbeck  an  C.  F.  Riiniohr  in  Perugia,  Rom. 
KSI9.  Sept.  6.  —  M.  G.  Lambreciit  an   ?  Münciien.   1S21.   Nov.  11.  Münihen  iSi;,.   Okt.  22. 

—  Neithardt  v.    Gneisenau    an    Professor    Roessel    in    Schniiedeberg.     Erdniannsdorf.    1825. 
Sept.  12. —  Herzoir  Adolf  von  Nassau  an  den  Grafen  Karl  v.  Bisniarck.    Wiesbaden.  lS4(i.  März  2. 

—  Berthold  Niebuhr  an  Willi,  v.    HuniboKit   (  .').     Bonn.     1S30.    Nov.    17.  —  Christian    Raiuli 
an    ?   Berlin.     1S47.  März  25. 

BIBLIOTHEK. 

G  e  s  c  ii  e  n  k  e. 
Bamberg.  C.  C.  B  u  i.-  ii  n  0  r  s  Verl  a  g':  Meisterwerke  der  Weltliteratur  in  deutscher 
Sprache  für  Schule  und  Haus.  Herausijegeben  von  Vincenz  Lößl.  7.  Germania  von  C.  Tacitus. 
Übersetzt  mit  Einleitung  und  Erläuterunijen  von  Georg  Ammon.  1913.  8.  —  Theodor  von 
Kohlhagen:  iJers.,  Das  Patriziat  der  freien  Reichsstadt  Nürnberg.  S.-A.  1911.  8.  — 
Bautzen.  Stadtmuseum:  Führer  durch  dasselbe.  Herausgegeben  von  Wolfg.  Koch. 
1913-  8.  —  Berlin.  V  e  r  1  a  g  Julius  B  a  r  d:  Laske,  Die  Trauerfeierlichkeiten  für  Friedrich 
den  Großen.  1912.  G.-2.  —  Verlag  der  ,,F  r  i  e  d  e  n  s  w  a  r  t  e":  „Internationale  Orga- 
nisation". Heft  7,  S.  1913.  8.  —  G  e  n  e  r  a  1  d  i  r  e  k  t  o  r  d  e  r  K  g  1.  P  r  e  u  ß.  M  u  s  e  e  n: 
Jahrbuch  der  Kgl.  Preuß.  Kunstsammlungen  XXXIV,  Heft  4  und  Beiheft.  1913.  4.  — 
K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m  (M  e  d  i  z  i  n  a  1  a  b  t  e  i  1  u  n  g) :  Veröffentlichungen  aus  dem  Ge- 
biete des  Militär-Sanitätswesens.  Heft  56-  1913-  8.  —  Redaktion  des  „Kunst- 
freund": Der  Kunstfreund.  1913.  Oktober — November.  8.  —  K.  Kunstgewerbe- 
museum: Fülirer  durch  die  Jubiläumsausstellung  der  Kgl.  Porzellan-Manufaktur.  1763 
bis  1913-  1913.  8.  —  F.  K.  L  i  e  r  s  c  h,  Regierungsbaumeister:  Ders.,  Erlebnisse  eines  Cott- 
busers beim  Ersatzbataillon  1866  und  187O/71.  1913.  8.  —  VerlagGebrüder  Paetel: 
Herrn.  Freiherr  v.  Egloffstein,  Carl  August  während  des  Krieges  von  1S13.  1913.  8.  —  H.  Graf 
Moltke,  Wanderbuch  ...  7.  verm.  und  verb.  Aufl.  1913.  8.  —  V  e  r  1  a  g  d  e  s  V  a  t  e  r  1  ä  n- 
d  i  s  c  h  e  n  S  c  h  r  i  f  t  e  n  V  e  r  b  a  n  d  e  s:  Flugschriften  des  V.  S.-V.  27.  Frh.  v.  Lichtenberg, 
Die  Anfänge  der  arischen  Kultur  und  ihre  Einflüsse  nach  Völkern  anderer  Rasse.  1913.  8.  — 
D  erStaatssekretär  des  Innern:  P.  Seidel,  Der  Kaiser  und  die  Kunst.  1907.  2.  — 
Denkmäler  aus  Ägypten  und  Aethiopien,  herausgeg.  und  erl.  von  R.  Lepsius.  Te.xtbd.  5 
und  Tafelbd.  Liefg.  4.  1913-  4.  2.  —  Denkmalpflege.  Herausgeg.  von.  A.  v.  Oechel- 
häuser.  Bd.  1  und  2.  1913.  8.  —  K  a  i  s  e  r  1.  S  t  a  t  i  s  t  i  s  c  h  e  s  A  m  t:  Die  Deutsche  Land- 
wirtschaft. 1913.  8.  —  Union  deutsche  V  e  r  1  a  g  s  g  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t:  Jos.  Hart- 
mann, Geschichte  der  Provinz  Westfalen.  1912.  8.  —  M.  Schipke,  Der  deutsche  Schulgesang. 
1913-  8.  —  Allgemeine  Verlagsgesellschaft  m.  b.  H. :  A.  Salzer,  Illustrierte 
Geschichte  der  deutschen  Literatur  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart.  Bd.  1,  2,  3. 
0.  J.  —  Bielefeld  und  Leipzig.  Verlag  Velhagen  und  Klasing:  Künstler- 
monographien. 108.  H.  H.  Josten,  M.  Grünewald.  1913-  4.  —  Braunau  i.  Böhmen.  Biblio- 
thekar Dr.  W.  Dolch:  Ders.,  Geschichte  und  Einrichtung  der  Ed.  Langerschen  Bibliothek 
in  Braunau  i.  B.  —  Ders.,  Die  Bestimmungen  der  Dr.  E.  Langerschen  Bibliothek  in  Braunau 
i.  B.  über  Bucheinbände,  ihre  Erhaltung  und  Katalogisierung.  S.-A.  1913-  8. —  Ders.,  Der 
Druckerkatalog  der  Dr.  E.  Langerschen  Bibliothek  in  Braunau  i.  B.  Ausgewählte  Beispiele. 
1913-  8.  —  Braunschweig.  Professor  Dr.  Biehringer:  Francisci,  Erasm.,  Die  Aller 
Edelste  Kunst  der  Gantzen  Welt  ...  Franckfurt  167O.  8.  —  Dedekind,  Ein  Beitrag  zur  Purpur- 
kunde. II.  Bd.  1906.  8.  —  Verlag  G.  W  e  s  t  e  r  m  a  n  n :  Malkowsky,  Kultur-  und 
Kunstströmungen  in  deutschen  Landen.  I.  Schlesien.  1913.  4.  —  Breslau.  VerlagJahr- 
h  u  n  d  e  r  t  -  A  u  s  s  t  e  1 1  u  n  g:  Jahrhundertfeier  der  Freiheitskriege  Breslau  1913.  Katalog 
der  historischen  Ausstellung.  4.  Aufl.  1913.  8.  -—  Chemnitz.  Professor  Dr.  Penn  dort: 
Ders.,  Geschichte  der  Buchhaltung  in  Deutschland.     1913.    8.  —  Cöln.    Muse  u  m   f  ü  r  o  s  t- 


—     83 


•asiatische  Kunst:  Füh- 
rer durch  das  Museum  für  ost- 
asiatische Kunst  der  Stadt 
Cöln.  1913.  8.  —  Cöln-Marien- 
burg.  Direktor  Alfons  M  a  u  - 
s  e  r:  Wilhehn  Mauser  und  das 
Gewelir  Nr.  71-  —  Danzig. 
S  t  a  d  t  b  i  li  1  i  0  t  ii  e  1<:  Ka- 
talo.t;-  der  DanziKer  Stadtbibün- 
thek  Bd.  VI.  Danziff  im  Bilde. 
1913.  8.  —  Darmstadt.  G  r  o  l.f- 
h  e  r  z  o  j;'  1.  Hess.  Staats- 
Verla  ,u  :  Hessische  Bioü^ra- 
phien  Bd.  1  Lieft;.  2.  1913-  8. 
—  Dessau.  H  e  r  z  o  ,n- 1.  H  o  f- 
Katalog:  ders.,  Neuere  Philo- 
logie 1.  Teil  von  Professor 
Dr.  Emil  Weyhe.  1913.  8.  — 
Detroit.  Mich.  U.  S.  A., 
K  n  u  d  H  a  n  s  e  n  :  Chronik- 
bliitter  der  Nachkommen  im 
Mannesstamm  der  Broder 
Mumsen  zu  Bopslut  im  Nord- 
strande. Nr.  44.  1.  Bd.  und 
Resjister  S.  473—496.  1913-  8. 
b  i  b  1  i  o  t  h  e  k :  —  Dillingen. 
Professor  Dr.  Alfr.  Schröder: 
Archiv  für  die  Geschichte  des 
Hochstifts  Aus'sbur.i;,  III,  3,  4; 
IV,  3,  4.  1913.  8.  —  Dresden. 
G  e  n  e  r  a  I  d  i  r  e  k  t  i  0  n  der 
K.Sa  m  m  1  u  n  tr  e  n  :  Berichte 
aus  den  K.i^l.  Sammlunf^en. 
1912.  4.  —  V  e  r  1  a  M'  A  1  e  -x  a  n- 
d  e  r  K  1")  h  1  e  r :  Deutsche 
Schlachtfelder.  Ereignisse  und 
Wanderfahrten.  Herausgege- 
ben von  Dr.  Arthur  Brabant. 
Bd.  1,  2,  3,  4,  5,  C>.  1912  und 
1913-  8.  —  Oberst  v  o  n 
K  r  e  t  s  c  h  m  a  r:  Ders.,  Der 
Turnierteppich  im  Museum  zu 
Valenciennes.  S.-A.  1913-  8. — 
Professor  Dr.  A.  v  o  n  P  f  I  u  g  k: 
Zur  Geschichte  der  Nürnberger 
Brillenmacher  im  18.  und  19- 
Jahrhundert.  S.-A.  1913-  8. 
[Dazu  gesondert:  30  Blatt 
Abb.].  —  Düsseldorf  und  Leip- 
zig. Verlag  L.  VoB  &  Co.: 
Franz  Gerh.  Cremer,  Künstler 
und  Werkstatt.  O.  J.  8.  — 
Ders.,  Untersuchungen  über 
den      Beginn     der     Ölmalerei. 


Abb.  40.    Braun  getuschte  Federzeichnung. 

Deutsch,  um  16OO.    18x42,5  cm. 

6* 


—  84      — 

lS99-   8.    Eggenburg,   N.-Ö.     K  r  ;i  li  u  1  e  t  z  -  G  e  s  e  1  1  s  i.-  Ii  ;i  f  t :     T:itii;kei(s-Di.'iioht 

derselben.  i')ii'.  i'>ii.  i'"--  '"'-^-  ^-  —^  Erlangen.  V  o  i  1  .i  i;  von  Fr.  J  u  ii  u  c : 
Beitriiiie  zur  Bayerischen  Kirchenseschiclite  XX.  Bd.,  1.  und  2.  Heft.  1913.  S.  —  Uni- 
versitätsbibliothek: Die  jüngeren  Handsoliriften  der  Erlanijer  Universitäts- 
biblinthek.  1013.  S.  —  Frankfurt  a.  M.  Verl  a  k  M  o  r  i  1  /  I)  i  e  s  t  e  r  \v  e  ^:  W.  Jordans, 
NibehniRe.  Sisfridsajie.  17-  Autl.  Volksausgabe.  ri')l3.]  S.  —  P  r  e  s  t  e  1  -  G  e  s  e  1  1- 
Schaft:  Mitteilungen  derselben.  191 3-  Nr.  1.  1013.  8.  —  Freiberg.  G  e  r  1  a  c  h  s  c  h  e 
B  u  c  h  d  r  u  c  k  e  r  e  i :  Freiberjrer  Stadt-,  Land-  und  Ber^- Kalender.  1914.  1913.  -1.  — 
Freiburg  i.  B.  H  e  r  d  e  r  s  c  h  e  V  e  r  1  a  u  s  li  a  n  d  i  u  n  u:  Bibliothek  wertvoller  iJenk Würdig- 
keiten. Ausgewählt  und  herausgegeben  von  Dr.  Otto  Hellinghaus.  1.  u.  2.  Bd.  1913.  S.  — 
Joh.  Janssen,  Geschichte  des  deutschen  Volkes  seit  dem  Ausgange  des  Mittelalters  Bd.  1.  19.  und 
20.  Aufl.  von  L.  V.  Pastor.  1913-  8.  —  B  r  e  i  s  g  a  u  v  e  r  e  i  n  S  c  h  a  u  i  n  s  1  a  n  d :  Schau- 
insland. 40.  Jahrg.  II.  Bd.  1913.  4.  —  Geislingen-Steige.  W  ü  r  1 1  e  m  b.  M  e  t  a  1  1  w  a  r  e  n- 
f  a  b  r  i  k,  Abt.  f.  Galvanoplastik:  Galvanoplastische  Nachbildungen  vorrömischer,  römischer 
und  merowingischer  .Altertümer  aus  der  Kgl.  Staatssammlung  vaterländischer  Altertümer. 
O.  J.  S.  —  Glückstadt.  Verl  a  g  M  a  .\  Hansen:  Franz  Schacht,  Genealogie  der  Familie 
Schacht,  Herzhorner  und  Hohenfelder  Ast.  1913.  8.  —  Grimma.  K.  Lehrerseminar: 
Festschrift  zur  Feier  des  75  jährigen  Bestehens  und  der  Weihe  des  Um-  und  Erweiterungsbaues 
des  Kgl.  Lehrerseminars  zu  Grimma  am  25.  und  26.  September  1913.  1913-  8.  —  Gussenstadt. 
Ursulastift:  Dorfmuseum  und  Bibliothek  im  Ursulastift  zu  Gussenstadt.  lllustr.  Ka- 
talog, zusammengestellt  und  herausgegeben  mit  einem  Begleitwort  von  Georg  Thierer.  191 3. 
4.  —  Hamburg.    Professor  Dr.  O.  L  a  u  f  f  e  r:   Ders.,  Spätmittelalterliche  Zinnfunde.    7.  Beitrag 

2.  Teil  zum  Jahrbuch  der  Hamburg,  wiss.  Anstalten  XXX.  1912.  1913-  4.  —  Dr.  G.  H. 
S  i  e  V  e  k  i  n  g:  Geschichte  und  Stammbaum  der  Familie  Sieveking- Hamburg.  Abgeschlossen 
Ende  1901.  8.  —  Hannover  und  Leipzig.  H  a  h  n  s  c  h  e  Buchhandlung:  Neues  Archiv 
der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde.  38.  Bd.,  3-  Heft.  1913.  8.  —  Heidel- 
berg.     B  a  d  i  s  c  h  e    Historische    Kommission:     Oberbadisches    Geschlechterbuch. 

3.  Bd.  7.  Liefg.  1913.  4.  —  Oberrheinische  Stadtrechte.  2.  Abt.  2.  Heft.  1913.  8.  — 
C.  \\"  i  n  t  e  r,  V  e  r  1  a  g:  H.  Brandt,  Goethe  und  die  graphischen  Künste.  1913.  8.  —  Wörter 
und  Sachen.  Bd.  V  Heft  2,  Beiheft  1  und  2.  1913.  4.  —  Heilbronn.  Verlag  OttoWeber: 
C.  W.  Schnars,  Neuester  Schwarzwald- Führer.  18.  Aufl.  [1913-]  8.  —  Jena.  Verlag 
Eugen  Diederichs:  Sammlung  Diederichs,  Bd.  1 :  Paul  de  Lagarde,  Deutscher  Glaube, 
Deutsches  Vaterland,  Deutsche  Bildung.  1914.  8.  —  Professor  Dr.  Rudolf  Schlösser: 
August  Graf  von  Platen,  Gaselen  aus  Neapel.  Herausgeg.  von.  R.  Schlösser.  1913-  8.  — 
Karlsruhe.  M  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m  d  e  s  K  u  1  t  u  s  u  n  d  Unterrichts:  Die  Kunstdenkmäler 
des  Großherzogtums  Baden.  9-  Bd.  2.  Abt.  1913-  4.  —  Kulmbach.  L.  R.  S  p  i  t  z  e  n  p  f  e  i  I : 
Der  Mainbote  von  Oberfranken  1914.  Kleine  und  große  Ausgabe  je  zwei  Exemplare.  8.  — 
Leipzig.  Börsen  verein  der  Deutschen  Buchhändler:  Adreßbuch  des 
Deutschen  Buchhandels.  76.  Jahrg.  1914.  4.  —  Verlag  A.  Deichert:  Wirtschafts- 
und Verwaltungsstudien.  Herausgeg.  von  Georg  Schanz.  Bd.  46,  47,  48.  1913.  8.  —  Dr.  Oskar 
von  Hase:  Karl  Hase,  Am  Jahrestage  von  Leipzig.  Rede,  7  Jahre  nach  der  Völkerschlacht. 
1913.  8.  —  Bibliographisches  Institut  (Meyer):  Meyers  Orts-  und  Verkehrs- 
Le.xikon  des  Deutschen  Reiches.  5-  Aufl.  1.,  11.  1912—1913.  Lex. -8.  —  Verlag  Ernst 
Keils  Nachf.  (A.  Schert):  Die  Gartenlaube.  Jahrg.  1864,  1865,  1867,  1868.  4.  — 
Verlag  Alfred  K  r  ö  n  e  r:  Beiträge  zur  Kunstgeschichte,  Bd.  38—40.  1912,  1913-  8.  — 
Bellermann,  L.,  Schiller.  2.  Aufl.  1911.  8.  —  Bergner,  H.,  Handbuch  der  bürgerlichen  Kunst- 
altertümer in  Deutschland.  2  Bde.  1906.  4.  —  Burckhardt,  J.,  Die  Kultur  der  Renaissance 
in  Italien.  11.  Aufl.  2  Bde.  1913.  8.  —  Groce,  B.,  Ästhetik  als  Wissenschaft  des  Ausdrucks 
und  allgemeine  Linguistik.  1905.  8.  —  Ficker,  J.,  Die  altchristlichen  Bildwerke  im  christ- 
lichen Museum  des  Laterans.  1890.  8.  —  Graevenitz,  G.  v.,  Deutsche  in  Rom.  1902.  S.  — 
Haendcke,  B.,  Deutsche  Kultur  im  Zeitalter  des  30  jährigen  Krieges.  1906.  8.  —  Haupt, 
A.,  Das  Grabdenkmal  Theoderichs  des  Großen  zu  Ravenna.  1913.  2.  —  Ders.,  Pfalz- 
kapelle Kaiser  Karls  des  Großen.  1913.  2.—  Hermanin,  F.,  Die  Stadt  Rom  im  15.  und  16.  Jahr- 
hundert.  1911.  Qu.-4.  —    Holbein,   H.,  Die    Holbeiner.   1905.  8.—    Jordan,  AI.,  Malerbuch  des 


—    85    — 

Li(iiiardi)  d;i  Vinci.  I873.  8.  —  Justi,  C.  Muiillo.  1904.  4.  —  K;it;iii>,u'  der  (JniaiiieiitstiLii-Samin- 
ImiK  des  Kuiistgewerbeimiseums.  1894.  4.  —  Kern,  G.  J.,  Grundzüge  der  Linear-perspekti- 
vischen Darstellung  in  der  Kunst  derGebrüder  von  Eyck.  —  Klopfer,  P.,  Die  Baustile.  1912.  8. — 
Ders.,  Die  deutsche  Bürgerwohnung.  1909.  8.  —  Paukert,  F.,  Die  Zinimergotik  in  Deutsch-Tirol. 
8.  und  9.  Teil.  1904,  1907.  2.  —  Philippi,  A.,  Der  Begriff  der  Renaissance.  1912.  8.  —  Ders., 
Die  Kunst  der  Renaissance  in  Italien.  2.  Aufl.  2  Bde.  1905.  8. —  Ders.,  Kunstgeschichtliche 
Einzeldarstellungen.  4.  u.6.  Bd.  19OO.  1901.  8.  — Rahn,  J.  R.,  Die  Glasgemiilde  im  gotischen  Hause 
zu  Wörlitz.  I8S5.  4.— Ders.,  Ravenna,  1869-  8.—  Ders.,  Über  den  Ursprung  und  die  Entwicklung 
des  christlichen  Zentral-  undKuppelbaues.  I866.  8.  —  Schmid,  M.,  Kunstgeschichte  des  19.  Jahr- 
hunderts. 2  Bde.  1904,  19O6.  4.  —  Schreiber,  Th.,  Die  Wiener  Brunnenreliefs  aus  Palazzo 
Grimani.  I888.  2.—  Seailles,  G.,  Das  künstlerische  Genie.  1904.  8. —  Seemann,  0.,  Mythologie 
der  Griechen  und  Römer.  5.  Aufl.  1910.  8.  —  Springer,  A.,  Raffael  und  Michelangelo.  3.  Aufl. 
2  Bde.  1895-  8.  —  Ders.,  Handbuch  der  Kunstgeschichte.  Bd.  V:  Die  Kunst  des  19.  Jahr- 
hunderts. 1912.  4.—  Stiehl,  0.,  Das  deutsche  Rathaus  im  Mittelalter.  1905.  4.  —  Stier,  H., 
Romanische  Studien.  1895-  2.  ■—  Tornius,  V.,  Goethe  als  Dramaturg.  1909.  8.  —  Vogel,  J., 
Aus  Goethes  römischen  Tagen.   1905.  8.  —  Witkowski,  G.,  Goethe.  2.  Aufl.  1912.  8.—  Wust- 


Abb.  41.    Anselm  Feuerbach.    Studie  zur  Amazonenschlacht. 
Federzeichnung  auf  Löschpapier. 


mann,  G.,  Das  Freischie(3en  zu  Leipzig  im  Juli  1559.  1884.  8. —  Zimmermann,  M.  G., 
Die  Spuren  der  Langobarden.  1894.  8.  —  Dr.  E.  U  e  t  r  e  c  h  t :  Aura  academica.  1914.  8.  — 
Moskau.  Baron  Leon  de  Zoubaloff  jun.:  Ausstellung  altrussischer  Kunst  in  Moskau. 
1913.  4.  —  München.  B  a  y  e  r  1  a  n  d  -  V  e  r  1  a  g:  H.  Eber,  Creußener  Töpferkunst.  1913-  8.  — 
Verlag  Oskar  Beck:  Verlagskatalog  der  C.  H.  Beckschen  Verlagsbuchhandlung  Oskar 
Beck  in  München  1763  — 1913-  Mit  einer  geschichtlichen  Einleitung.  (1913.)  8.  — 
Historische  Volkslieder  und  Zeitgedichte  vom  16.  bis  19.  Jahrhundert.  Gesammelt  und  er- 
läutert von  A.  Hartmann.  3.  Bd.  1756— 1879.  1913.  8.  —  K.  G  e  n  e  r  a  1  k  o  n  s  e  r  v  a - 
t  o  r  i  u  m  der  K  u  n  s  t  d  e  n  k  m  a  1  e  und  Altert  ü  m  er  Bayerns:  Die  Kunstdenk- 
miiler  des  Königreichs  Bayern.  III.  Bd.,  6.  7.  1912.  4.  —  C  a  r  1  G  e  r  b  e  r:  Nürnberg-Fürther 
Jahrbuch  1914.  1913.  4.  —  H  o  I  b  e  i  n  -  V  e  r  1  a  g:  Mörike,  E.,  Das  Stuttgarter  Hutzel- 
männlein. O.  J.  [1913.]  4.  —  Die  gute  alte  Zeit.  Zeichnungen  von  Karl  Spitzweg. 
O.  J.  [1913.]  4.  —  K  u  n  s  t  V  e  r  e  i  n:  Malerei  und  Plastik  des  18.  Jahrhunderts  in  Bayern 
und  Grenzlanden.  2.  Aufl.  1913.  8.  —  Verl  a  g  J.  J.  L  e  n  t  n  e  r:  Veröffentlichungen  aus 
dem  kirchenhistorischen  Seminar  München.     IV.  Reihe  Nr.  2.     1913.    8.  —  Verl  a  g  G  e  o  r  g 


—     86     — 

Müller:     R.   A\.   AWyer,    Deiitsolic    Parodien.    IM13.   S.  —    J.    Hui\kh,u\lt.    Hrielueelisol   mit 
H.  Gevnuiller.     10i4.     S.  —  V  e  r  1  a  s    R.    O  1  d  e  11  b  d  u  r  i;:  M.  und  A.  (jt-islbeek,    lleini;it- 
kuiKlen  zur   Erdkunde.     10   Hefte.    [1913.]    8.    —   Verla«     F.    Sevi^ild:     H.  W.    Bredt, 
Erfolgreiche    Künstler    und    .uidere.     |l*)i.vi     S.    —    Oberstleutnant    S  i  .\  t  :     Ders.,    lirmun- 
teruni:    zum    Forschen    und     1-reihand/eii.iinen    auf  Wanderuntren.      (,,Jun,i:-Bayern",   Jahri^. 
1   Nr.  35,  36,  37).     1*>I3.     4.  —  Neunburg  v.  W.     K.  Bezirksamt:    A.  Lieb,    Paul  Zeidler 
von    Neunburir   v.    Wald.     S.-A.     1913.     —     Nürnberg.     K.    Rat    Nik.    Au  res:     Cassel    und 
Ritter,  Hildesheimer  Doniführer.  1909.  8.  —  F.  Ritter,  Die  Irminsäule  im  Dom  zu  Hildesheim. 
Q   j_  v^.  _  F.  Ritter,  Entwicklung  Hildesheims  bis  zu  Ende  des  XII.  Jahrhunderts.  1908.    8.  — 
.Musikdirektor  W.   Bayerlein  t:    F.  Th.    Kirnberger,   Die    Kunst  des  reinen  Satzes  in  der 
.N\usik.  2  Teile.  1776.  4.  —  J.  W.  Häsler,   Klavier-  und   Singstücke  verschiedener  Art  ...  1782. 
4.  _   \v.  A.  A\ozart,  La  Clemenzia  di  Tito.  (Klavierauszug  von  Siegfried  Schmiedt.)    O.  J.  4.  — 
J.   H.    Rolle,  Lazarus  oder  die    Feyer  der  Auferstehung.      Ein   musikalisches   Drama.  —  A.  S. 
Schweitzer,  Alceste.  Oper.    Klavierauszug    mit    Text.  O.  O.  und  J.  4.     —    Verein    Lehrer- 
h  e  i  m:   A.  Darr.  Festschrift  zur  Einweihung  des  Lehrerhauses  Nürnberg  [Hotel  Deutscher   Hof 
und   Saalbau    Lehrerheim]   am  27.    September   1913.     [1913.]     4.   —   S  t  a  d  t  m  a  g  i  s  t  r  a  t: 
Verwaltungsbericht  der  Stadt  Nürnberg.     1912.     4.  —  K.  Bayer.  V  e  r  k  e  h  r  s  m  u  s  e  u  m: 
Amtlicher    Führer    durch    die    Sammlungen    des    K.    Bayer.    Verkehrsmuseums    in    Nürnberg. 
1007.     S.  —  Eugen  Wolfsdorf:    Ders.,  Beispiele  monistischer  Erziehung.    [1913.]  —  Ober- 
ursel 0.  T.     Bibliothekar    Aug.    Korf:    Ders.,    Festschrift  zur  50jährigen  Jubiläumsfeier  des 
Lokal- Gewerbevereins  Oberursel.  1901.  8.—  Ders.,  Geschichte  der  evangelischen  Gemeinde  in 
Oberursel  0.  T.  1902.  8.  —  Ders.,  Geschichte  der  früheren  Schützengesellschaft  der  Stadt  Ober- 
ursel o.  T.   1902.  8.  —  Ders.,  Oberursel.     Ein  kurzer   Führer  durch  die  Geschichte,    Sage  und 
Dichtung  der  Stadt.   1907.  8.  —  Ders.,  Beiträge  zur  Kirchen-  und  Schulgeschichte  des  Dorfes 
Falkenstein.    1.  Teil.  S.-A.  1908.  4.—  Ders.,  Kurze  Mitteilungen  zur  Geschichte  des  Geschlechts 
Korf.   1908.   8.  —  Ders.,  Festbuch  zum  landwirtschaftlichen   Feste  Oberursel  a.  T.   1910.  8. — 
Ders.,  Chronik  der  Gemeinde  Stierstadt.  1911.  8.—  Ders.,   Die  Grundsteinlegung  der  evange- 
lischen  Gedächtniskirche  zu  Homburg  v.  d.  H.;    Kirdorf.     Wortlaut  sämtlicher  Ansprachen  und 
Segenswünsche  nebst  einem  kirchengeschichtlichen  Aufsatz  von  A.   Korf  über   Kirdorfs  evan- 
gelische Vergangenheit.  (1912.)  8.  —  Ders.,    Aloys    Heninger.     [Zu  seinem  Todestage.     Gest. 
30.  Juni   1862.]  S.-A.   1912.  8.  —  Ders.,  Festschrift  des  Arbeitervereins  Eintracht  Weißkirchen. 
(1913.)    8.  —  Ravenna.      D  i  r  e  z  i  o  n  e    d  e  1    R.     m  u  s  e  o   n  a  z  i  o  n  a  1  e    d  i   R  a  v  e  n  n  a : 
Feh.x  Ravenna.     3.— 1 1.  Tausend.     19ll/l913.     4.  —  Ravensburg.     V  e  r  1  a  g  0  t  t  0  M  a  i  e  r: 
Die  Welt  der  Künstler.     Bd.  2  und  3.     1913-     8.  —  St.  Gabriel-Mödiing.     F.   Ferd.  H  e  s  t  e  r- 
mann  S.   V.   D. :    Ders.,  Zur  ostasiatischen    Kunstgeschichte.     S.-A.     1913-     4.  —  Stuttgart. 
J.   G.  G  o  t  t  a  s  c  h  e   B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g,    N  a  c  h  f. :     H.  Maync,   Ed.  Mörike.     Sein   Leben 
und  Dichten.     2.  Aufl.     1913-     8.  —    K.   W  ü  r  t  t.   Geh.    H  a  u  s-  u  n  d  Staatsarchiv: 
Wirtembergisches    Urkundenbuch.      Bd.    11.     (2    Exemplare.)   —   Verlag  Holland   und 
Josenhans:    A.    Rehbein,    Schwäbische    Streifzüge.     1910.    S.    —  J.  B.  AI  e  t  z  1  e  r  s  c  h  e 
Buchhandlung:      Paulys     Real-Encyclopädie     der     klassischen     Altertumswissenschaft. 
XVI.  Halbbd.  und  Suppl.  2.  Heft.   1913.    8.  —  V  e  r  1  a  g  K.  A  d.  M  ü  11  e  r  :  Architekturbilder 
aus   Süddeutschland.      10    Lichtdrucktafeln   nach    Zeichnungen   von   A.    Schirmer.     O.    J.     2. 
(.Mappe.)  —  V  e  r  1  a  g  P  a  u  1  N  e  f  f :    Bildnisse  von  Aleisterhand.     Ein  systematisch  geordnetes 
Verzeichnis   der   bedeutendsten    Schöpfungen   der    Porträtmalerei   aller   Zeiten.      III.   Teil   des 
Vademecum  für  Künstler  und  Kunstfreunde.     Von  Dr.  F.  Sauerhering.     1904.  8.  —  Verlag 
W.  S  p  e  m  an  n:    Hartmann  (Arth.)  Ludwig  Uhland.   Ein  Volksbuch.   1912.  8.  —    P.  Aleißner, 
Der  Praktikus.     1913.     S.  —  Deutsche  V  e  r  1  a  g  s  -  A  n  s  t  a  1  t:    Deva-Almanach  für  das 
Jahr  1914.     8.    —   Trier.     M  0  s  e  1  a  -  V  e  r  1  a  g:    A.  Schippers,  Maria  Laach  und  die    Kunst 
des  12.  und  13.  Jahrhunderts.     0.  J.    8.  —  Weimar.    Her  m.  B  ö  h  1  a  u  s    N  a  c  h  f.:  Dopsch, 
Die  Wirtschaftsentwicklung  der  Karolingerzeit  vornehmlich  in  Deutschland.    2.  Teil.    1913-  8.^ 
Goe  the-  Gesellschaft:  Goethes  Metamorphose  der  Pflanzen.  1907.  Text-  u.  Tafelband.  4.  — 
Wien.   K.  K.  O  b  e  r  s  t  k  ä  m  m  e  r  e  r  a  m  t:   Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des 
Allerhöchsten  Kaiserhauses.  Bd.  31    Heft  3,  4.  1913.  2.  —  K.  K.  Statistische  Zentral- 
kommission:    Denkschrift  der    K.    K.    Statistischen   Zentralkommission   zur    Feier  ihres 


—    87    — 

i'ünfzigjährigen  Bestandes.  1913-  4.  —  Statistischer  Rückblick  aus  Österreich.  Der  14.  Ta- 
triing  des  internatinnalen  statistischen  Instituts  überreicht.  1913.  4.  —  Wörth  a.  D.  Hofapo- 
theker Au.tr.  E  s  s  e  n  w  e  i  11 :  Wörther  Volkskalender  für  die  Jahre  1913  und  1914.  4.  — 
Wunsiedel.  .Apotheker  Dr.  Alb.  Schmidt:  Ders.,  Zur  Geschichte  des  Bären  in  Nordbayern. 
S.-A.  U)()8.  4.  —  Ders.,  Die  Kupferberjjwerke  und  das  Nickelvorkommen  im  ehemaligen  Ge- 
biete der  Hohenzollern  am  Frankenwald.  S.-A.  19(».S.  4. —  Ders.,  Das  Hausiergewerbe  im 
Fichtelgebirge.  O.  J.  8.  —  Ders.,  Kunstgewerbe  und  Granit.  0.  J.  8.  —  Schleußinger,  Bilder 
aus  dem   Bezirk  Münciiberg.     S.-A.     O.  J.     4. 

A  n  k  ii  u  f  e. 

[Joh.  Chr.  Gottsched.]  Die  Vernünftigen  Tadlerinnen.  1.  Jahr-Theil.  1725.  8.  — 
Gruendliche  und  Actenmäßige  Species  Facti,  IN  CAUSA  der  unruhigen  Dorffs-  und  Bauern- 
Gemeine  zu  Ergersheim 'contra  Das  Hoch-Fürstl.  Hauß  Brandenburg-Onolzbach.  1733.  2.  — 
Morgenblatt  für  gebildete  Stände.  Jahrg.  1,9,  11,  12,  17,  18,  19,20,21.  Stuttgart  und  Tübingen. 
1807.  1815,  1817,  1818,  1823—1827.  4.  —  Pockels,  C.  F.,  Über  Gesellschaft,  Geselligkeit  und 
Umgang.  Bd.  1,  2.  1813.  8.  —  Deutsche  Blätter.  Herausgeg.  von  Brockhaus.  Bd.  1,  2, 
3,  5,  6.  1813/15.  8.  —  Hilpert,  Die  Kirche  des  heiligen  Laurentius.  1831.  4.  —  E.  L.  Bulwer, 
Die  Zeitgenossen.  (Deutsch.)  Bd.  1,2.  1837-  8.  —  Berliner  Monatsschrift.  I.Heft.  1844.8.— 
Automatenkatalog.  Hs.  O.  J.  (um  1850).  Gr. -8.  —  Gutzkow,  K.:  Aus  der  Knabenzeit.  I852. 
8.—  Ders.,  Vergangene  Tage.  1852.  8.—  Ders.,  Der  Zauberer  vonRom.  Bd.  1— 9-  1858—61.  8. — 
Ders.,  Die  Ritter  vom  Geiste.  5-  Aufl.  Bd.  1—4.  (I869.)  8.  —  Drucke  und  Holzschnitte 
des  15.  und  16.  Jahrhunderts.  Xll,  XIII,  XIV.  1907,  1910,  1912.  —  tinblattdrucke  des  15.  Jahr- 
hunderts. Herausgeg.  von  Paul  Heitz.  Bd.  38,  39,  40.  1913-  2.  —  Zwickauer  Faksimiledrucke 
Nr.  18,  19,  20,  21.  1913.  8.  —  Handzeichnungen  alter  Meister  im  Städelschen  Kunstinstitut. 
14.  Liefg.  1913.  2.  —  Primitive  Holzschnitte.  Einzelbilder  des  XV.  Jahrhunderts.  1913.  2. — 
Veröffentlichungen  der  Gutenberg-Gesellschaft  XII,  XIII:  Zedier,  Die  Mainzer  Ablaßbriefe 
der  Jahre  1454  und  1455.  [Te.xte.]  4.  [Tafeln.]  2.  1913-  —  Deutsches  miniiertes  Kartenspiel 
1440—1445.     (Reproduktion  in   Lichtdruck.)     O.   J.     4. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Dreßlers  Kunstjahrbuch.  7.  Jahrg.  1913-  8.  — 
E.  Förstemann,  Altdeutsches  namenbuch.  3.  Aufl.  Liefg.  12.  Bd.  II.  1913-  4.  —  Genealogisches 
Handbuch  bürgerlicher  Familien.  Bd.  25.  1913.  8.  —  Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen 
Genealogie.  Bd.  1,  2.  1913.  4.  —  Militärischer  Kalender  auf  das  Jahr  1797-  Berlin.  8.  — 
Rietstap,  Armorial  generai.  Fase.  79.  [1913].  4.  —  Genealogisches  Taschenbucii  der  adeligen 
Häuser  Österreichs.  1912/13.  5.  Jahrg.  1913.  8.  —  Weimarer  histor.  genealog.  Taschenbuch. 
2.  Jahrg.  1913.  8.  —  Genealogische  Taschenbücher:  Briefadeliges,  Uradeliges,  Freiherrliches, 
Gräfliches  Taschenbuch,    Hofkalender   1914.     8. 

Hohenzollern-Stiftung.     Die  Werke  Friedrichs  des  Großen.     5-  und  6.  Bd.     1913.     Gr. -8. 

Braunschweigische  Stiftung.  Hochzeitsgedichte  aus  dem  17.  und  18.  Jahrhundert: 
Braunschweig  und  Lüneburg,  Bremen,  Cassel,  Erfurt,  Goslar,  Minden,  Paderborn,  Tiiüringen 
u.  a.  2  und  4.  —  Sammelband  von  Zeitungsberichten  und  handschriftlichen  Nachrichten  über 
Begebenheiten  des  7  jährigen   Krieges  1757/58.     8. 


SS 


ZEITSCHRIFTEN, 

die  dem  A\iisoiiiii  im  Jalirc    1>)13  .U  ^'  >>  <."  li  <-'  n  k  w  c  i  s  c  /.u,i;in,i:cn 


Alt-F'rankfurt,  \'ii.'itelj;iliissoliritt  lür  seine 
Gesclii>.iite  uiul  Kunst,  vom  Veihiu:  Her- 
nuinn  Minjdn,    Frankfurt  a.   M. 

Antiquitäten-Rundschau,  vom  Veriai:  I'liiiipp 
Kühner.    l:isen.u'ii. 

Archiv  t  ü  r  t:  i  s  e  n  b  a  ii  n  w  e  s  e  n.  vom 
•Winisterium  der  öffentlichen  Arbeiten, 
Berlin 

Archiv  für  die  G  e  s  c  h  i  c  ii  te  des 
1!  o  c  ii  s  t  i  f  t  e  s  A  u  g  s  b  u  r  jr,  von 
Professor  Alfred  Schröder,   Dillingen. 

Archiv  für  K  u  n  s  t  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e,  vom 
\'erlag   E.  A.   Seemann,   Leipzig. 

S  ü  d  d  e  u  t  s  c  h  e  Bauhütte,  vom  Verlag, 
.München. 

Beiträge  zur  b  a  y  e  r  i  s  c  h  e  n  K  i  r  c  h  e  n- 
g  e  s  c  h  i  c  h  t  e,  vom  Verlag  Fr.  Junge, 
Erlangen. 

Beiträge  z  u  r  s  ii  c  h  s  i  s  c  h  e  n  Kirchen- 
geschichte, vom  Verlag  J.  Ambr. 
Barth,   Leipzig. 

Berg  und  Wald,  vom  Verlag  Karl 
Weichlein,    Regensburg. 

Amtliche  Berichte  aus  den  K  g  1. 
K  u  n  s  t  s  a  m  m  1  u  n  g  e  n,  von  der  Ge- 
neralverwaltung Berlin. 

Fliegende  Blätter,  vom  Verlag  Braun 
&  Schneider,  München. 

Tübinger  Blätter,  von  der  Universitäts- 
bibliothek Tübingen. 

Frankfurter  zeitgemäße  Bro- 
schüren, vom  Verlag  Breer  &  Thiemann, 
Hamm  (Westf.). 

Frankfurter  Bücherfreund,  Mittei- 
lungen aus  dem  Antiquariate  von  Josef 
Baer  &  Comp.,    Frankfurt  a.  M. 

Der  Bücherwurm,  vom  Verlag  des  Bücher- 
wurm,  Dachau  bei  München. 

D  i  e  Bugra,  Mitteilungen  von  der  inter- 
nationalen Ausstellung  für  Buchgewerbe 
und   Graphik,   Leipzig. 

Bulletin  o  f  t  h  e  Detroit  Museum 
o  f     Art.     Museum,   Detroit. 

Catalogue,   Saint   Louis,  City  Art    Museum. 

N  u  m  i  s  m  a  t  i  c  Circular,  Spink  &  Sons, 
London. 


Das  Deutschtum  im  A  u  s  1  a  n  d  e,  von 
Postamtsdirektor  a.  1).  Schmidt  t,  Nürn- 
berg. 

Eranos.  Acta  Philologiga  Suecana.  Vi- 
telmus  Lundstn'im    Upsala. 

B  a  y  e  r  i  s  c  h  e  s  Familienblatt,  vom  Verlag 
in  München. 

D  i  e  Friedens-Warte  etc.,  vom  Verlag  in 
Berlin. 

H  e  r  b  o  r  n  e  r  Geschichtsblätter,  von  J.  H. 
Staubing. 

Leininger  Geschichtsblätter,  von  Emil 
Müller,  Pfarrerund  Distriktsschulinspektor 
Münchweiler  a.  d.  Alsenz. 

Der  Greif,  Cottasche  Monatsschrift,  von 
der  J.  G.  Cottaschen  Buchhandlung, 
Leipzig. 

Heimat-  und  Volks  künde,  Beilage  zur 
Bayerischen  Rundschau,  von  Oberst  Frei- 
herr von  Guttenberg,  Schlofi  Steinen- 
hausen. 

Heimatbilder  aus  0  b  e  r  f  r  a  n  k  e  n,  von 
Oberst  Freiherr  von  Guttenberg,  Schlo(3 
Steinenhausen. 

Heimatschutz,  vom  Geschäftsführenden  Vor- 
stand des  Bundes  Heimatschutz,  Mei- 
ningen. 

Hochland,  von  der  Jos.  Köselschen  Buch- 
handlung,   Kempten. 

Jahrbuch  der  K  g  1.  P  r  e  u  f3.  K  u  n  s  t- 
s  a  m  m  1  u  n  g  e  n,  von  der  General- Ver- 
waltung der  kgl.   preuß.   Museen,    Berlin. 

Jahrbuch  der  k  u  n  s  t  h  i  s  t.  Sa  m  m- 
1 u  n  g  e  n  des  Allerhöchsten 
Kaiserhauses,  vom  Oberstkäm- 
merer-Amt,  Wien. 

Jahrbuch  der  Denkmalpflege  in 
der  Pro  v  i  n  z  Sachse  n.  Magdeburg. 

L  a  n  d  w  i  r  t  s  c  h  a  f  1 1  i  c  h  e  Jahrbücher, 
vom  K.  Preuß.  Ministerium  für  Landwirt- 
schaft,   Domänen  und    Forsten,    Berlin. 

Das  m  o  n  i  s  t  i  s  c  h  e  Jahrhundert,  von 
der  Geschäftsstelle  des  deutschen  Mo- 
nistenbundes, München. 

Schweizerische  s  Idiotikon,  vom  Ver- 
lag  Huber  &  Co.,    Frauenfeld. 


—     89     — 


D  i  c  Kirche,  von  \Jv.  Scheffer,  Berlin- Liciiter 
feldc. 

Der  Kunstfreund,  (3r,ii;in  des  Vereins  für 
Kirchenkunst  und  Kunst-Gewerbe  in 
Tirol  und  Vorarlberg;,  von  Professor  Lud- 
\vi,n'  Scliönach,   Schwaz. 

ü  e  r  Kunstgewerbezeichner,  vom  Verband 
der   Kunst,t;e\serbe/.eichner,   Berlin. 

Kunstchronik,  vom  Verla.u  E.  A.  Seemann, 
Leipzi^y. 

Kunstmarkt,  xom  Verlag  E.  A.  Seemann, 
Leipzig. 

S  ü  d  d  e  u  t  s  c  h  e  r  Merkur,  vom  Kauf- 
mannischen   Verein   Merkur,    Nürnberg. 

Mitteilungen  Dietrich  Reimers,  vom 
Verlag  Dietrich  Reimers  (Ernst  Vohsen), 
Berlin. 

Mitteilung  der  Gesellschaft  f  ü  r 
T  h  e  a  t  e  r  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e,  von  der  Ge- 
sellschaft für  Theatergeschichte,  E.  V., 
Berlin. 

Mitteilungen  Sächsischer  H  e  i  m  a  t- 
s  c  h  u  t  z,  vorn  Landesverein  zur  Pflege 
heimatlicher  Natur,  Kunst  und  Bauweise, 
Dresden. 

Mitteilungen  d  e  s  S  t  ä  d  t  i  s  c  h  e  n  K  u  n  s  t- 
g  e  w  e  r  b  e  -  M  u  s  e  u  m  s,  vom  Stadt. 
Kunstgewerbe -Museum,   Leipzig. 

Mitteilungen  der  Galerie  H  e  1  b  i  n  g, 
von    Hugo    Helbing,   Münciien. 

N  u  m  i  s  m  a  t  i  s  c  h  e  Mitteilungen,  vom 
Verein  für  Münzkunde.    Nürnberg. 

Mitteilungen  des  K.  und  K.  Kriegs- 
a  r  c  h  i  V  s,  vom  Verlag  L.  W.  Seidel  & 
Sohn,   Wien. 

Mitteilungen  u  n  d  U  m  f  r  a  g  e  n  zu  rB  a  y  e- 
r  i  s  c  h  e  n  V  o  1  k  s  k  u  n  d  e,  vom  Verein 
für  bayerische  Volkskunde  und  Mundart- 
forschung,  Würzburg. 

Sozialistische  Monatshefte,  von  der 
Administration  der  sozialistischen  Mo- 
natshefte,  Berlin. 

W  e  s  t  e  r  m  a  n  n  s     illustrierte 
deutsche    Monatshefte,    vom     Verlag 
George  Westermann,  Braunschweig. 

Statistische  Nachweisungen,  vom  Kgl. 
Preuß.  Ministerium  für  Landwirtschaft, 
L)omanen   und    Forsten,    Berlin. 

Neujahrsblätter,  herausgegeben  von  der  Ge- 
sellschaft für  fränkische  Geschichte,  von 
Direktor  v.   Bezold,    Nürnberg. 

Neu  Jahrsblätter,  herausgegeben  von  der 
Historischen  Kommission  für  die  Pro- 
vinz Sachsen.    Halle  a.   S.,  von  ders. 


Protokoll  d  e  r  Zentral-  AI  o  o  r  -  K  o  m- 
m  i  s  s  i  o  n,  von  dem  Kgl.  Preuü.  Ministe- 
rium für  Landwirtschaft,  Domänen  und 
Forsten,    Berlin. 

Publications  o  f  t  h  e  B  a  b  y  1  o  n  i  a  n 
Sectio  n,  von  der  University  of  Penn- 
sylvania,  Philadelphia. 

Die  d  e  u  t  s  c  h  e  n  Reichsmünzen,  vom 
Verlag   Richard   Diller,   Dresden. 

Repertorium  f  ü  r  K  u  n  s  t  w  i  s  s  e  n  s  c  ii  a  f  t 
vom  Verlag  Georg  Reimer,   Berlin. 

Schriften  des  Vereins  für  R  e  f  o  r- 
m  a  t  i  o  n  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e,  vom  Verein 
für    Reformationsgeschichte,    Halle    a.    S. 

Schriften  für  das  deutsche  V  o  1  k. 
vom  Verein  für  Reformationsgeschichte, 
Halle  a.   S. 

Siona,  Monatsschrift  für  L  i  t  u  r- 
g  i  e  u  n  d  Kirchenmusik,  vom  Ver- 
lag von  C.   Bertelsmann,   Gütersloh. 

Der  Türmer,  Monatsschrift  für  Gemüt  und 
Geist,  vom  Verlag  Greiner  &  Pfeiffer, 
Stuttgart. 

N  o  r  d  b  a  y  e  r  i  s  c  h  e  Verkehrs-  u  u  d 
T  o  u  r  i  s  t  e  n  -  Zeitung,  von  Redakteur 
S.   Liebel,   Nürnberg. 

Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiete 
des  M  i  1  i  t  ä  r  -  S  a  n  i  t  ä  t  s  w  e  s  e  n  s, 
vom  Kgl.  Preuß.  Kriegsniinisterium, Berlin. 

Veröffentlichungen  der  Gesellschaft 
für  fränkische  G  e  s  c  h  i  c  h  t  e, 
von  der  Gesellschaft  für  fränkische  Ge- 
schichte,  Würzburg. 

Veröffentlichungen  a  u  s  de  m  K  i  r  c  h  e  ii- 
h  i  s  t  o  r  i  s  c  h  e  n  S  e  m  i  n  a  r  AI  ü  n  - 
c  h  e  n,  vom  Verlag  J.  J.  Leutnersche 
Buchhandlung  (E.   Stahl  jun.),  München. 

Historische  Vierteljahrsschrift,  heraus- 
gegeben von  Dr.  G.  Seeliger,  vom  Verlag 
B.    G.   Teubner,    Leipzig. 

Zeitschrift  f  ü  r  d  e  u  t  s  c  h  e  s  A  1  t  e  r  t  u  m 
und  deutsche  Literat  u  r,  von 
der  Weidmannschen  Buchhandlung, Berlin. 

Zeitschrift  f  ü  r  das  B  e  r  g-,  H  ü  t  t  e  n- 
u  n  d  S  a  1  i  n  e  n  -  W  e  s  e  n,  vom  Mini- 
sterium für   Handel  und  Gewerbe,  Berlin. 

Byzantinische  Zeitschrift,  vom  Ver- 
lag  B.   G.  Teubner,   Leipzig. 

Zeitschrift  f  ü  r  Klein  b  a  h  n  e  n,  vom 
Ministerium  der  (iffentlichen  Arbeiten. 
Berlin. 

Zeitschrift  f  ü  r  b  i  1  d  e  n  d  e  K  u  n  s  t.  vom 
Verlag  E.  A.   Seemann,   Leipzig. 


90    — 


Zeitschrift  d  e  r  S  ;i  v  i  i;  n  \  -  S  t  i  t  t  u  n  i; 
für  K  e  c  ii  t  s  ir  e  s  c  li  i  c  li  t  e  vom  Ver- 
lan HoriiKinn  Böli!:ius  Naclifolirer,  Weimar. 

Zeilschrift  d  c  s  A  1  1  i;  o  ni  o  i  n  o  ii  d  e  u  t- 
s  c  li  c  II    S  p  r  .1  c  li  V  c  1  e  i  n  s,    von    Kgl. 


I'ostamtsiliroklor  a.  1).  Au.ijust  Sciiniidt  ti 
NürnbcTi;-. 
Zeitschrift    f  ii  r    d  i.'  n    d  c  u  t  s  i-  li  c  n    II  ii- 
t  e  r  r  i  i  li  t  ,  vom  Vi.'rl;i,L;   15.   (j.  TcubiKT, 
Leipzig. 


TAUSCH  VERKEHR. 


Im  J.iliro   1913  stand  das  Germanische  Museum  in   Sclniftentauseli  mit 


Aachen: 

Aachener  G  e  s  c  h  i  c  ii  t  s  v  e  r  e  i  n. 

M  u  s  e  u  m  s  -  V  e  r  e  i  n. 
Aarau : 

Historische     Gesellschaft     des      Kantons 
Aargau. 
Agram  (Zagreb): 

Königl.     kroat.-slavon.-dalmat.      Landes- 
archiv. 
Altenburg: 

Gesciiichts-  und  Altertumsforschende  Ge- 
sellschaft des  Osterlandes. 
Amiens: 

Societe  des  antiquaires  de   Picardie. 
Amsterdam: 

K.   A  k  a  d  e  m  i  e   der   Wissenschaften. 

Koudheidkundig  g  e  n  o  o  t  s  c  h  a  p  te  A. 

„Het  h  u  i  s  oud  &  nieuw". 
Annaberg: 

Verein  für  Geschichte  von  Annaherg  und 
Umgebung. 
Ansbach : 

Historischer  Verein  für  Mittelfranken. 

Fränkische  Zeitung. 
Antwerpen: 

„Onze     Kunst".       Voortzetting    van     de 
Vlaamsche   School. 
Arnstadt: 

Museumsgesellschaft. 
Augsburg: 

Augsburger  P  o  s  t  z  e  i  t  u  n  g. 

Historischer  Verein  für  Schwaben  und 
Neuburg. 
Bamberg: 

Königl.   B  i  b  1  i   o  t  h  e  k. 

Gewerbe-Verein. 

Historischer  Verein. 
Basel : 

Historische   und    antiquarische    Gesell- 
schaft. 


Schweizerische    Gesellschaft    für 

Volkskunde. 
Universitätsbibliothek. 

Bayreuth : 

Historischer  Verein  für  Oberfranken. 
Bergen: 

Bergens  M  u  s  e  u  m. 

Vestlandske    K  u  n  s  t  i  n  d  u  s  t  r  i- 
m  u  s  e  u  m. 
Berlin: 

Königl.     Preußische     Akademie      der 
Wissenschaften. 

K.  Statistisches  A  m  t. 

Deutscher  A  p  o  t  h  e  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n. 

Deutsche   B  a  u  z  e  i  t  u  n  g. 

Bibliothek     des    Deutschen    Reiciis- 
tages. 

Blätter    für    Architektur    und    Kunst- 
handwerk. 

Die  deutsche   B  ü  h  n  e. 

Deutscher  B  ü  h  n  e  n  -  S  p  i  e  1  p  1  a  n. 

Burgwart. 

E  X  -  1  i  b  r  i  s  -  V  e  r  e  i  n. 

G  e  s  a  m  t  a  r  c  h  i  V  der  deutschen  Juden. 
G  e  s  a  m  t  V  e  r  e  i  n    der    deutschen    Ge 

schichts-  und  Altertumsvereine. 
Berliner    Gesellschaft   für   Antiiro- 

pologie,    Ethnologie    und    Urgeschichte. 
Gesellschaft  für   Erdkunde. 
Gesellschaft     für    deutsche     Er- 

ziehungs-  und    Schulgesciiichte. 
Gesellschaft  für    Heimatkunde  der 

Provinz   Brandenburg. 
Historische  Gesellschaft. 
Deutsche     Pharmazeutische     Gesell- 

schaft. 
Deutscher  G  r  a  v  e  u  r  -  V  e  r  e  i  n. 
G  r  e  n  z  b  o  t  e  n. 
J  o  h  a  n  n  i  t  e  r  -  O  r  d  e  n  s  b  1  a  t  t. 


—    91 


J  (I  u  r  n  :i  I  für  BucluiriK-kerkunst. 

Moderne    K  u  n  s  t. 

Berliner  M  ü  n  z  b  1  ä  t  t  e  r. 

M  u  s  e  u  m  s  -  V  e  r  e  i  n. 

Märkisches  P  r  o  v  i  n  z  i  ;i  1  m  u  s  e  u  ni. 

Deutscher    R  e  i  c  h  s  a  n  z  e  i  g  e  r    und 
Königlich  Preußischer  Staatsanzeiger. 

R  e  i  c  h  s  -  Pos  t  a  ni  t    III,   Aht.    W. 

Deutsche    R  u  n  d  s  c  h  a  u. 

Koloniale    R  u  n  d  s  c  h  a  u. 

Touristen-  Klub  für  die  AAark 
Brandenburg. 

Verein  für  die  Geschichte  Berlins  (Alt- 
Berlin). 

Verein  für  Geschichte  der  Mark  Bran- 
denburg. 

Verein    Herold. 

Verein  für  deutsches   Kunstgewerbe. 

Verein  für  Volkskunde. 

Die  Woche. 

Zeitschrift  für  Bauwesen. 

Zeitschrift  für  Numismatik. 

Norddeutsche    Allgemeine    Zeitung. 

Z  e  n  t  r  a  1  b  1  a  t  t  der  Bauverwaltung. 
Bern: 

Historischer  Verein  des  Kantons  Bern. 

Historisches  M  u  s  e  u  m. 
Biedenkopf: 

Mitteilungen  aus  Geschichte  und  Heimat- 
kunde des   Kreises  Biedenkopf. 
Bistritz: 

Gewerbeschule. 
Bonn: 

U  n  i  V  e  1-  s  i  t  ä  t  s  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k. 

Verein    von    Altertumsfreunden   im 
Rheinlande. 

Rheinische   G  e  s  c  h  i  c  h  t  s  b  1  ii  t  t  e  r. 
Brackenheim: 

Zabergäu-Verein. 
Brandenburg  a.  H.: 

Historischer  Verein. 
Braunau  i.  B.: 

Deutsche    Volkskunde   aus  dem  östlichen 
Böhmen. 
Braunsberg: 

Historischer  Verein  für  Ermland. 
Bregenz: 

Vorarlberger  Museums- Verein. 
Bremen: 

G  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  m. 

Die   G  ü  I  d  e  n  k  a  m  m  e  r. 

Historische  Gesellschaft  des  Künst- 
ler-Vereins. 


N  i  e  d  e  r  s  a  c  h  s  e  n  (Verlag). 
Breslau: 

Schlesischer  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n. 
Schlesische   Gesellschaft  für  vater- 
ländische   Kultur. 
Universitätsbibliothek. 
Verein    für    Geschichte    und    Altertum 

Schlesiens. 
Brunn: 

Erzherzog  R  a  i  n  e  r  -  M  u  s  e  u  m  für 

Kunst  und   Gewerbe. 
Mährisches   Gewerbe-Muse  u  m. 
Verein  für  die  Geschichte  Mährens  und 

Schlesiens. 
Verein  „Deutsches    Haus''. 
Brüssel : 

L'  a  c  a  d  e  m  i  e    Royale   de    Belgique. 

A  n  a  1  e  c  t  a   Bollandiana. 

C  0  m  m  i  s  s  i  o  n  e  s   royals   d'art   et 

d'archeologie. 
La  Gazette  numismatique. 
M  u  s  e  e  s     Royau.x    des    atts    decoratifs 

et  industriels. 
La  s  o  c  i  e  t  e  d'archeologie. 
La  s  o  c  i  e  t  e    Royale  de  geographie. 
Budapest: 

Königl.    ungarische    Akademie    der 

Wissenschaften. 
M  ü  V  e  s  z  e  t. 
S  t  a  d  t  m  a  g  i  s  t  r  a  t. 

Cassel : 

Archiv  für    Kulturgeschichte. 
Verein    für    hessische    Geschichte    und 

Landeskunde. 
Verein  für   Naturkunde. 
Chemnitz: 

Verein  für  Chenuiitzer  Geschichte. 
Chur: 

Historisch-antiquarische    Gesellschaft    des 
Kant()ns  Graubünden. 

Cincinnati: 

Cincinnati  Museum  Association. 
Coblenz: 

Mitteilungen  des   Riieinischen  Vereins  für 
Denkmalpflege  und    Heimatschutz. 
Danzig: 

Königlich  Technische    H  o  c  h  s  c  h  u  1  e. 
Naturforschende   Gesellschaft. 
Westpreußischer  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s  v  e  r- 

e  i  n. 
Westpreußisches    P  r  o  v  i  n  z  i  a  1  m  u- 
s  e  u  m. 


—     92     — 


Darmstadt: 

ü  c  w  L-  r  b  c  b  1  .1  t  t   lilr  il;is   (,]r(>Bln.'r/.()i;- 

tmn    Hessoii. 
Historisolier    \'  o  r  c  i  ii    lür    d.is    Ginü- 

her/(),i;tuin    llcsson. 
V  e  r  e  i  n  für   Ei\lkuiuic. 
I  11  n  e  ii-U  e  k  (I  r  ;i  t  i  n  n. 
Dessau : 

Verein    für    Anlmltisclie    Gescliiiiiti.'    uiui 
Altertuinskuiuie. 
Detmold: 

Gesch.  Abt.  des    naturu.  Vereins  für  das 
Fürstentum   Lippe. 
Dillingen: 

liistnrisclier  Verein. 
Donaueschingen: 

Verein  für  (jesciiiciite  und  Natur.tjeschiciite 
d.  Baar  u.  d.  angrenzenden  Landesteile. 
Donauwörth: 

Historisciier  Verein  für   Dunauwörtli  und 
Umgegend. 
Dorpat : 

Gelehrte   Ethnische   Gesellschaft. 
Universität. 
Dresden: 

Kgl.  sächsischer  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n. 
Blätter  für  Münzfreunde  und   Numis- 
matischer Verkehr. 
Verein  für  die  Geschichte  Dresdens. 
Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 
K  u  n  s  t  w  a  r  t. 

Kgl.  Sachs,  statistisclies    Landes  a  m  t. 
Europäische  Modenzeitung. 
Zeitschrift   für   historische    Waffen- 
kunde. 
Düsseldorf: 

Archiv  für   Buchbinder. 
Düsseldorfer  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s  v  e  r  e  i  n. 
Die   R  h  e  i  n  1  a  n  d  e. 
Eger: 

Unser  Egerland. 
Eichstätt: 

Historischer  Verein. 
Eisenberg: 

Geschichts-    und    Altertumsforschender 
Verein. 
Eisleben: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der 
Grafschaft  Mansfeld. 
Elberfeld: 

Bergischer  Geschichts  verein. 
Ellwangen: 

Geschichts-    und    Altertumsverein    (Jalir- 
buch). 


Emden: 

G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t  für  bildende  Kunst  und 

vaterländische  Altertümer. 
Naturforschende   G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t. 
Erfurt: 

A  k  a  d  e  m  i  e    gemeimuit/iger    Wissen- 
schaften. 
V  e  r  e  i  n    fiir   die    (iesciiiciite   und   Alter- 
tumskunde  von    Erfurt. 
Erlangen: 

Universitätsbibliothek. 
Essen : 

Historischer    Verein    für    Stadt    unti    Stift 
Essen. 
Frankenthal: 

Altertumsverein. 
Feldkirch: 

Verein    für    christl.     Kunst    und    Wissen- 
schaft in   VorarlJierg. 
Fellin: 

Literarische   Gesellschaft. 
Flensburg: 

Kunstgewerbe -Museum. 

Frankfurt  a.  M.: 

Frankfurter    Blätter    für    Familien- 
geschichte. 

Freies  deutsches   Hochstift. 

Kaiserliches  Archäologisches  Institut. 
( Römisch- Germanische    Kommission.) 

Mitteldeutscher    Kunstgewerbe- 
verein. 

S  t  a  d  t  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k. 

Verein  für  die  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde von  Frankfurt  a.  M. 

Verein  für  rheinische  und  westfälische 
Volkskunde. 
Frankfurt  a.  0.: 

Historischer  Verein  für    Heimatkunde. 

Naturwissenschaftlicher    Verein    des 
Reg. -Bez.    Frankfurt  a.  0. 
Frauenfeld: 

Historischer  Verein  des  Kantons  Thurgau. 
Freiberg  i.  S.: 

.\lterumsverein. 

Freiburg  i.  B.: 

Archiv  für  christliche    Kunst. 

Breisgau-Verein   Schau-ins-Land. 

Gesellschaft  für  Beförderung  der 
Geschichts-,  Altertums-  und  Volkskunde 
von  Freiburg,  dem  Breisgau  und  den 
angrenzenden  Landschaften. 

Münsterbau-Verein. 

Stirn  m  e  n    aus  Maria- Laach. 

Universitätsbibliothek. 


—    93    — 


Kirchlicli    liist.    Verein   iler    Erzdiözese 
Freiburg  i.    B. 
Freiburg  i.  Schw.: 

iJeutsclier  seschichtsforschender  Verein 

des   Kantons   FreiburR-  (Scliweiz). 
Schweizer  Archiv  für   Heraldik. 
Freising: 

Historisclier  Verein. 
Freiwaldau : 

Mährisch -schlesisclier    Sudeten-Gebirgs- 
verein. 
Friedberg  ( Hessen): 

Gescliichts-  und  AUertumsverein. 
Friedrichshafen: 

Verein  für  die  Gescliiclite  des  Bodensees. 
St.  Gallen: 

Historischer  Verein  des  Kantons  St. Gallen. 
Genf: 

Institut  national   Genevois. 
S  o  c  i  e  t  e  d'histoire  et  d'archeolos'ie. 
Gießen: 

Oberhessischer  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s  v  e  r  e  i  n. 
Oberhessische   Gesellschaft  für 

Natur-  und    Heilkunde. 
Universitätsbibliothek. 
Verbau  d  deutscher  Vereine  für  Volks- 
kunde. 
Verei  n  i  sunt;'  für  hessische  Volkskunde. 
Glarus: 

Historischer  Verein  des    Kantons   Glarus. 
Görlitz: 

Gesellschaft  für  Anthropologie  und 

Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
Oberlausitzische     Gesellschaft     der 
Wissenschaften. 
Gotha: 

Verlag  der  deutschen  Geschichtsblätter. 
Vereinigung  für    Gothaische    Ge- 
schichte und  Altertumsforschung. 
Göttingen: 

Forsche  r-    und    Sammler  v  e  r  e  i  n. 
Kgl.   Gesellschaft  der   Wissen- 
schaften. 

'Gravenhage:  Sieiie    Haag. 
Graz: 

Steiermärkischer   G  e  w  e  r  b  e  v  e  r  e  i  n. 

Kunsthistorische   Studie  n. 

Steiermärkisches    Landes  m  u  s  e  u  m. 

Historischer  Verein  für   Steiermark. 

Naturwissenschaftlicher    Verein    für 
Steiermark. 

„Wörter  und  Sachen".  Kulturhisto- 
rische Zeitschrift  für  Sprach-  und  Sach- 
forschung. 


Greifswald: 

IJ  n  i  v  e  r  s  i  t  ä  t  s  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k. 

Kügisch-Pommerscher       G  e  s  c  h  i  c  h  t  s- 
verein. 
Greiz: 

Verein  für  Greizer  Geschichte. 
Guben: 

Niederlausitzer    Gesellschaft    für    Anthro- 
pologie und   Urgeschichte. 
Haag: 

(jenealogisch-heraldiek    Genootschap   „De 
Nederlandsche   Leeuw". 
Hall  (Schwäbisch): 

Historischer  Verein  f.  Württemb.- Franken. 
Halle  a.  S.: 

M  u  s  e  u  m    für    heimatliche     Geschichte 
und  Altertumskunde  d.  Provinz  Sachsen. 

Zeitschrift   für  deutsche   Philologie. 

Kaiserlich   Leopoldinisch -Carolinische 
Deutsche    Akademie    der    Natur- 
forscher. 

Thüringisch-sächsischer    G  e  s  c  h  i  c  h  t  s- 
verein. 
Halle-Wittenberg: 

Universitäts- Bibliothek  (Schriften). 
Hamburg: 

Öffentliche   S  t  a  d  t  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k. 

Verein    für    hamburgische    Geschichte. 
Hanau: 

Hanauer  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s  -  V  e  r  e  i  n. 

Wetterauische   Gesellschaft  für  die 
gesamte   Naturkunde. 
Hannover: 

Architekten-  und  Ingenieur- V  e  r  e  i  n. 

Hannoversche  G  e  sc  h  i  c  h  t  s  b  1  ä  1 1  e  r. 

Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Ge- 
schichtskunde. 

Heraldischer  Verein  zum    Kleeblatt. 

Historischer  Verein  für  Nieder$:ichsen. 
Harlem: 

Societe  hoUandaise  des  sciences. 
Heidelberg: 

Heidelberger  S  c  h  1  o  ß  v  e  r  e  i  n. 

Historisch-philosophischer    Verein. 

Universitätsbibliothek. 
Heilbronn: 

Historischer  Verein. 
Heiligenstadt: 

„Unser   Eichsfeld". 
Helsingfors: 

Finnischer  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n. 

Finnische  Literarische  Gesellschaft. 

Gesellschaft  der  Wissenschaften. 


—     94 


Herniannstadt: 

SK'ln'iilniii;is.lu'i  K  .1  r  p  .1  t  li  0  n  v  i-  r  0  in 

Verein   für   Siebenlnirniisi-iu'    I.aiules- 
kunde. 
Hirschberg: 

KK'S.'ni;el"'ir!i;s- Verein. 
HoMenleuben: 

\Mii;tl.nul.    Altertunisforscliender    Verein. 
Homburg  v.  d.  H.: 

Verein  für  Gesciüclite  und  .Mtertuniskiuuie. 
Husum: 

Mitteilunjren    des  Nnrdfriesischen  Vereins 
für   Heiin;itkunde  und    Heiniatliebe. 
Jena: 

L;  n  i  V  e  r  s  i  t  ä  t  s  b  i  b  1  i  o  t  li  e  k. 

Verein  für  thüringische  Geschichte  und 
Altertumskunde. 
Iglo: 

Ungar.    Kiirpatiien verein. 
Innsbruck: 

K.    K.   S  t  II  t  t  h  a  1  t  e  r  e  i  -  A  r  c  h  i  V. 

Ferdinande  u  m. 
Insterburg: 

Altertunisgesellschaft. 
Kahia: 

Verein  fürCeschichte  und  Altertumskunde. 
Karlsruhe: 

Karlsruher  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n. 

Badische     historische      C  n  m  m  i  s  s  i  n  n. 
Kaufbeuren: 

Verein    Heimat. 
Kempten: 

Altertunis-Verein. 
Kiel: 

Naturwissenschaft!.  Verein  für  Schles- 
wig-Holstein. 
Gesellschaft   für   die    Geschichte    der 
Herzogtümer     Schleswig- Holstein     und 
Lauenburg. 

Universitätsbibliothek. 

Gesellschaft  für    Kieler   Stadtge- 
schichte. 
Kirchberg  i.  S.: 

Altertumsverein    (Alt- Kirchberg.      Mittei- 
lungen des  Altertumsvereins.) 
Klagenfurt: 

Geschichtsverein  für   Kärnten. 
Köln: 

Westdeutsche  Zeitschrift  für  Ge- 
schichte und  Kunst  mit  Korrespondenz- 
blatt. 

Zeitschrift  für  christliche    Kunst. 

Kölner    Kunstgewerbeverein. 

Histor.   Verein  für  den   Niederrhein. 


Königsberg  i.  P.: 

Red.  d.  Altpreuliischen  Mon  atss  ch  ritt. 

Phvsikal.  cikonom.   (i  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t. 

Altertunisgesellschaft    I'  r  u  s  s  i  a. 

U  n  i  V  e  r  s  i  t  ä  t  s  b  i  b  1  i  o  t  li  e  k. 
Kopenhagen: 

A  c  a  d  e  m  i  e  ro>  ale  des  sciences  et   des 
lettres  de   Danemark. 

S  o  c  i  e  t  t?  royale  des  antiquaires  du  Nord. 

1  n  d  u  s  t  r  i  f  o  r  e  n  i  n  g  e  n     i      Kjriben- 
havn. 

K.    Nordiske    O  1  d  s  k  r  i  f  t  -  S  e  1  s  k  a  b. 

K.    Danske    V  i  d  e  11  s  k  a  b  c  r  n  -  S  e  1  s- 
k  a  b. 
Krakau: 

Akademie  der  Wissenschaften. 
Kreuznach: 

Antiquarisch-  Histor.   Verein. 
Kristiania: 

Foreningen  til  norske  fortidsmindesmaer- 
kers  bevaring  (Aarsberetning). 
Kronstad: 

Stadtarchiv. 
Laibach: 

Zeitschrift    für    krainische    Landes- 
kunde. 

Krainer  M  u  s  e  a  1  v  e  r  e  i  n. 
Landsberg  a.  d.  Warthe: 

Verein  für  Geschichte  der   Neumark. 
Landshut: 

Historischer  Verein  für  Niederbayern. 
Lauingen: 

.Altertumsverein. 

Lausanne: 

Societe  d'histoire  de  la  Suisse. 
Lauterbach: 

Geschichtsblätter   für   den    Kreis    Lauter- 
bach. 
Leeuwarden: 

Friesch    genootschap    ter    beofening    der 
Friesche  geschied. 
Leiden: 

Maatschapy   de    Nederland.    Letterkunde. 
Leipa: 

Nordböhm.   Excursions-  Klub. 
Leipzig: 

Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipziger 

Zeitung. 
Börsen  verein  der  deutschen   Buch- 
händler. 
C  e  n  t  r  a  1  b  1  a  t  t  für    Bibliothekswesen. 
Literarisches  C  e  n  t  r  a  1  b  1  a  t  t. 
C  e  n  t  r  a  1  V  e  r  e  i  n    für    das   gesamte 
Buchgewerbe. 


95 


Dabei  m. 

Gartenlaube. 

Deutsche  Gesellschaft  zur  Erfor- 
schung vaterlandischer  Sprache  und 
Altertümer. 

K.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften,  piiil.-hist.   Gl. 

Der  Goldschmied. 

Kgl.  Sachs.  Institut  für  Kultur-  und 
Universalgeschichte  hei  der  Universität 
Leipzig- 

L  i  t  e  r  a  t  u  r  b  1  a  t  t  für  germ.  und  mm. 
Philologie. 

Velhagen   &    Klasings  Monatsheft  e. 

M  u  s  e  u  m  für  Völkerkunde. 

Universitätsbibliothek. 

Deutscher  Verein  zur  Erforschung  Pa- 
lästinas. 

Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Leipzig 
(Stadtgeschichtliches  Museum). 

V  i  e  r  t  e  1  j  ah  rs  -  K  a  t  alog   (J.   C. 
Hinrichs). 

Zeitschrift  für  bildende    Kunst. 

Neue   Z  e  i  t  s  c  ii  r  i  f  t  für  Musik. 

Illustrierte   Z  e  i  t  u  n  g. 

Zentralstelle  für  deutsche  Per- 
sonen- und  Familiengesciiichte  (Mit- 
teilungen). 

Zur  guten   Stunde. 
Leisnig: 

(jeschichts-  und  Altertumsverein. 
Linz: 

M  u  s  e  u  m   Francisco-Carolinum. 

Linzer    D  i  ö  z  e  s  a  n  -  K  u  n  s  t  v  e  r  e  i  n. 

Oberösterreichischer     Ge  we  rbe  -Vere  i  n. 

Louvain  (Belgien): 

„Analectes  pour  servir  ä  l'Iiistoire  ecclesia- 
stique  de  la   Belgique". 
Lübeck: 

Lübeckisclies  M  u  s  e  u  m  für   Kunst-  und 

Kulturgeschichte. 
Verein  für  hansische   Geschichte. 
Verein    für    Lübecker    Gesciiichte    und 
Altertumskunde. 
Lüneburg: 

Museumsverein  für  Lüneburg. 
Lüttich: 

Institut  archeologique  Liegeois. 
Luxemburg: 

Verein    für    Luxemburger    Geschichte, 

Literatur  und    Kunst. 
S  e  c  t  i  o  n     historique     de  l'institut     de 
Lu.xembourg. 


Luzern: 

Histor.   Verein  der   5   Orte. 
Magdeburg: 

MagdeburgischerG  e  s  c  h  i  c  h  t  s  v  e  r  e  i  n. 
Verein    für    Kirchengeschichte    in    der 
Provinz  Sachsen. 
Mainz: 

Rom.  Germ.  C  e  n  t  r  a  1  -  M  u  s  e  u  ni  (Die 
Altertümer  unserer  heidnischen  Vorzeit). 
Verein     für     Erforschung    rhein.     Ge- 
schichte und  Altertümer. 
Mannheim: 

Mannheimer  Altertums  verein. 
Marburg: 

Universitätsbibliothek. 
Maredsvus  (Belgien): 

Direction  de  la   Revue  benedictine. 
Marienwerder: 

Histor.    Verein   für   den    Regierungsbezirk 
Marienwerder. 
Meiningen: 

Hennebergischer  Altertumsforschender 

Verein. 
Verein  für  Meiningische  Geschichte  und 
Landeskunde. 
Meißen: 

Verein  für   Geschichte   der   Stadt  Meißen. 
Metz: 

Verein  für   Erdkunde. 
Mitau: 

Genealogische  Gesellschaft  der  Ost- 
seeprovinzen. 
Kurländische    Gesellschaft    für    Li- 
teratur und    Kunst. 
KurländischesP  r  o  v  i  n  z  i  a  1  m  u  s  e  u  m. 
Montreal: 

Societe  numismatique  et  d'archeologie. 
Mühlhausen  i.  Th.: 

Mühlhäuser  Alter  tu  ms  verein. 
Mülhausen  i.  Eis.: 

Le  musee  historique  de  Mulhouse. 
München: 

Akademie  der  Vv'issenschaften. 
A  1  t  e  r  t  u  m  s  V  e  r  e  i  n. 
Archiv  des  bayerischen   L;indtags. 
Süddeutsche   B  a  u  z  e  i  t  u  n  g. 
B  a  y  e  r  I  a  n  d. 
F  o  r  m  e  n  s  c  h  u  t  z. 
Deutsche   Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie. 
Deutsche    Gesellschaft    für    christ- 
liche   Kunst. 
Münchener  kunstwissenschaftliche    G  e- 
Seilschaft. 


96 


Numisnuitisolie   (i  o  s  e  1  1  s  i  li  ;i  I'  t. 
Historisches    J  ;i  li  r  b  u  c  li    der     Gtirres- 

iresellscluift. 
Bayerischer  K  u  n  s  t  i;  e  w  e  r  b  e  v  e  r  e  i  n. 
1.  i  «.-  h  t  uiul   Schatten. 
■W  11  s  e  u  m  von  Meisterwerken  der  Natur- 

wissenscliaft  und  Teclmik. 
Bayerisclies  National  ni  u  s  e  u  m. 
Die   P  r  o  p  y  1  ä  e  n. 
Statistisches  B  u  r  e  a  ii. 
Universitätsbibliothek. 
Bayerischer    Verein    der    Kunstlreunde 

(Museumsverein). 
Historischer    Verein    von    Oberbayern. 
Verein  für  N'dlkskunst  und  Volkskunde. 
Münster  i.  W.: 

Zeitschrift    für    vaterländische    Ge- 
schichte    und     Altertumskunde     West- 
falens. 
Literarischer   H  a  n  d  \v  e  i  s  e  r. 
U  n  i  v  e  r  s  i  t  ä  t  s  b  i  b  1  i  o  t  h  e  k. 
Verein  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde  Westfalens. 
Neiße: 

Wiss.   Ges.    Philomathie. 
Neuburg  a.  D.: 

Historischer   Pili al verein. 
Neumarkt  i.  0.: 

Historischer  Verein. 
St.  Nicolas: 

Cercle  archeolotjique  du  pays  de  Waes. 
Nördlingen: 

Historischer    Verein    für    Nördlingen    und 
Umgebung. 
Nürnberg: 

K.   Bayer.   Landes-  G  e  w  e  r  b  e  -  A  n- 

s  t  a  1  t. 
Naturhistorische    Gesellschaft. 
Pegnesischer  B  1  u  m  e  n  o  r  d  e  n. 
Verein   für   die    Geschichte    der    Stadt 
Nürnberg. 
Osnabrück: 

Verein  für  Geschichte  und  Landeskunde. 
Paderborn: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 
Paris: 
C  h  r  o  n  1  q  u  e  des  arts  et  de  la  curiosite. 
C  o  r  r  e  s  p  o  n  d  a  n  c  e   historique   et  ar- 

cheologique. 
M  u  s  e  e   Guimet. 
Repertoire  d'art  et  d'archeologie. 


St.  Petersburg: 

C  o  m  m  i  s  s  i  o  n  imperiale  arclu'nlogique. 
Sl,n\e    (j  (I  d  y. 
Philadelphia: 

SniitliSdiiiaii    Institution. 
Plauen  i.  V.: 

Altertumsverein. 
Posen: 

(j  e  seil  s  c  h  a  f  t    der    Freuiule    tler 

Wissenschaften. 
Historische   G  e  s  e  1  1  s  c  h  a  f  t. 
Prag: 

Verein   für    Geschichte   der    Deutschen 

in   Böhmen. 
Gesellschaft  der   Freuntie  der  b<ih- 

mischen  Altertümer. 
Gesellschaft    zur    Förderung    deut- 
scher   Wissenschaft,     Kunst    und    Lite- 
ratur in   Böhmen. 
Lese-   und    Rede  halle   der  deutschen 

Studenten. 
Kunstgewerbliches  Muse  u  m. 
Prenzlau: 

Uckermärkischer  Museums-  und   Ge- 
schichtsverein. 
Quaracchi  b.  Florenz: 

Archivum    Franciscanum  historicum. 
Ravensburg: 

Schwäbisches  Archiv. 
Regensburg: 

Histor.  Verein  für  Oberpfalz  und  Regens- 
burg. 
Reiclienberg: 

Nordböhmisches  G  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  m. 
Verein  für   Heimatkunde. 
Reutlingen: 

Reutlinger  Alter  tu  ms  verein. 
Reval : 

Estländische  Literarische  Gesellschaft. 
Reykjavik: 

Islenzka   Fornleifafjelag. 
Riga: 

Gesellschaft    für    Geschichte    und    Alter- 
tumskunde   der    Ostseeprovinzen    Ruß- 
lands. 
Rosenheim: 

Historischer  Verein. 
Rom: 

Kgl.   Preuß.    Hist.   Institut. 
Römische  Q  u  a  r  t  a  1  s  c  h  r  i  f  t  für  christ- 
liche Altertumskunde  und  für  Kirchen- 
geschichte. 
Rostock: 

Geographische  Gesellschaft. 


—    97    — 


Verein  für    Rostocks  Altertümer. 
U  n  i  V  e  I'  s  i  t  ä  t. 
Rothenburg  o.  T.: 

Verein  Alt-  Kothenbnr.u. 
Roerniond: 

La  Coinniission  de    Limbur.i;'. 
Saarbrücken: 

Historisch-antiquarischer    Verein    für    die 
Saars:egend. 
Salzburg: 

Studien    und    Mitteilungen    zur    Ge- 
schichte   des     Benediktinerordens    und 
seiner  Zweige. 
M  u  s  e  u  m  Carolino-Augusteum. 
Gesellschaft  für  Salzlnirger  Landes- 
kunde. 
Salzwedel: 

Altniiirkischer    Verein    für    vaterländische 
Geschichte  und  Industrie. 
Schaf  f  hausen : 

Histor. -antiquarischer  Verein  des  Kantons 
Seh  äff  hausen. 
Schmalkalden: 

Verein  für  Hennhergische  Geschichte  und 
Landeskunde. 
Schwerin: 

Faniiliengeschichtliche  Blätter,  heraus- 
gegeben von  C.    Frhrn.  von    Rodde. 
Verein   für   Mecklenburgische    Ge- 
schichte und  Altertumskunde. 
Sigmaringen: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
in    Hohenzollern. 
Solothurn: 

Schweizerische    Gesellschaft    für    Urge- 
schichte. 
Speyer: 

Pfälzisches  M  u  s  e  u  m. 
Historischer  Verein  der   Pfalz. 
Stendal: 

Altmärkischer  Museums- Verein. 
Stettin: 

Gesellschaft   für    Pommersche    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Stockholm: 

Kgl.  Akademie    der   Altertumskunde. 
Kgl.   B  i  b  1  i  o  t  h  e  k. 
Nordiska  M  u  s  e  e  t. 
Straßburg: 

A  1  s  a  b  u  n  d   ("Neue    Erwinia'). 
Gesellschaft  für  Erhaltung  der  ge- 
schichtlichen   Denkmäler   im    Elsaf!. 
U  n  i  v  e  r  s  i  t  ä  t  s  b  i  ii  1  i  o  t  h  e  k. 
Vogesenklub,  histor.-liter.  Zweigverein. 


Straubing: 

Historischer   Verein. 
Stuttgart: 

A  1  t  e  r  t  u  m  s  V  e  r  ein. 

A  n  t  i  q  u  i  t  ä  t  e  n  -  Z  e  i  t  u  n  g. 

Württembergischer  A  n  t  h  r  o  p  o  I.Verein. 

Allgem.  Anzeiger  für  Buchbindereien. 

Ce  n  tr  al  s  teile  für  Gewerbe  und  Handel. 

C  o  m  m  i  s  s  i  o  n   für   Landesgeschichte. 

Kgl.    Württ.    Landes  g  e  w  e  r  b  e- 
m  u  s  e  u  m. 

WürttembergischerS  t  a  a  t  s  a  n  z  e  i  g  e  r. 

Technische    H  o  c  h  s  c  h  u  1  e. 

Deutsche   Verla  g  s  a  n  s  t  a  1  t. 
Thorn: 

Goppernicus-Verein  für  Wissenschaft  und 
Kunst. 
Torgau : 

Altertumsverein. 
Toronto  (Ganada): 

Canadian   Institute. 
Trier: 

Gesellschaft   für   nützliche    Forschung. 
Troppau : 

K  a  i  s  e  r  -  F  r  a  n  z  -  J  o  s  e  p  h  -  M  u  s  e  u  m . 

Städtisches    AI  u  s  e  u  m  :    Zeitschrift    für 
Geschichte  und  Kulturgeschichte  Öster- 
reichisch-Schlesiens. 
Tübingen: 

Schwäbischer  A  1  t  e  r  t  u  m  s  v  e  r  e  i  n. 

Universitätsbibliothek. 
Turin: 

Regia  deputazione   di  storia  patria. 
Upsala: 

L  a  n  d  s  m  a  1  svenska. Schwedische  volks- 
kundliche  Zeitschrift. 

Universität. 
Utrecht: 

Historische   Gen  o  o  t  s  c  h  a  p. 

G  e  n  o  o  t  s  c  h  a  p  van  Künsten  en  Weten- 
schappen. 
Vaduz: 

Histor.  Verein  für  das  Fürstentum 
Liechtenstein. 
Venedig: 

Reale  instituto   Veneto. 
Waidhofen  a.  d.  Ybbs: 

Museal-Verein  für  W.   a.  d.    Y.  und   Um- 
gebung. 
Washington: 

Smithsonian    Institution. 
Weißenburg  i.  E.: 

Verein   zur    Erhaltung  der  Altertümer  in 
Weißenburg  und   Umgebung. 


—     98    — 


Wernigerode: 

ll.ii/vorciii  tili   (icsclÜL-litc  und  Altcitums- 
kuiuk'. 
Werthelni  a.  M.: 

llistor.   W'ioiii   Alt-\\  ci  tlu'ini. 
Wetzlar: 

\\et/I,iicr   CiL'Si liiv.il tsvciL-i  11. 
Wien: 

Aillci,    K.    K.    llcr.ild.    GescllsLiiaft. 

A  k  ;i  d  0  111  i  e  der  Wissenschaften. 

A  1  t  c  r  t  u  111  s  V  e  r  e  i  n. 

l)  (1  111  b  .1  u  V  e  r  e  i  n    zu    St.    Stepliaii. 

Antliropologische   G  e  s  e  1  1  s  c  li  a  f  t. 

ü  e  s  e  1  1  s  c  Ii  a  f  t  für  die  Gescliichte  des 
Pidtestantisiiius  in  Österreich. 

Gesellschaft  für  Alünz-  und  Me- 
daillenkunde. 

Nuniisniatisclie   Gesellschaft. 

Technolo,«;.   G  e  w  e  r  b  e  -  M  u  s  e  u  in. 

K.    K.    H  e  e  r  e  s  -  AI  u  s  e  u  m. 

K.    K.    H  of  b  i  Mi  o  t  h  e  k. 

Technisclies  Muse  u  m  für  Industrie  und 
Gewerbe. 

Verein  für  Landeskunde  von  Nieder- 
österreich. 

Wissenschaftliclier   Klub. 

Z  e  i  t  s  c  h  r  i  f  t  für  österreichische  Volks- 
kunde. 

K.  K.  Z  e  n  t  r  a  1  k  (1  ni  m  i  s  s  i  n  n  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  der  Bau- 
denkniale. 


Wiesbaden: 

V  e  r  e  i  n   liir  NassauisclieAltei  tuinskuiuie 

und   Gesell iclitsfoiscluing. 
Nassauischer    V  e  r  e  i  n    für    Naturkunde. 
Wolfenbüttel: 

Geschichtsverein  für  das    Herzogtum 
Braunschweig. 
Würzburg: 

Historisciier    V  e  r  e  i  n    für    Llnterfranken 

und  Asciiaffenburg. 
Polytecimischer   Z  e  n  t  r  a  1  v  e  r  e  i  n    für 

Unterfranken  und  Asciiaffenburg. 
U  n  i  V  e  r  s  i  t  ii  t  s  Ii  i  b  1  i  (I  t  ii  e  k. 
Zabern  i.  E.: 

Elsässische   M  o  n  a  t  s  s  c  ii  r  i  f  t  für   Ge- 
schichte und  Volkskunde  (Verlag). 
Zwickau: 

A  1  t  e  r  t  u  in  s  V  e  r  e  i  n  für  Zwickau  und 

Umgegend. 
Verein  für   Naturkunde. 
Zwolle: 

Vereinigung    tot    beoefening    von    Over- 
ijsselsch  regt  en  geschieddenis. 
Zürich : 
Allgemeine  Geschichtsforscliende  Gesell- 
schaft der  Schweiz. 
Antiquarische  Gesellschaft. 
Buchkunst:     Zeitschrift   für     Exlibris- 
Sammler  und  Bücherfreunde. 
Schweizerisches  Landes  m  u  s  e  u  m. 
Universitätsbibliothek. 


—     99    — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Miniaturen  aus  Handschriften  der  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München,  1rt;ius- 
S'e5,^ebt;n  von  Dr.  Ge')r,n  L  e  i  d  i  n  «  e  r.     Heft  2 :   V  1  ä  m  i  s  c  li  e  r  K  :i  1  e  n  d  e  r  (Cod.  lat.  23638). 

Im  Verhijj  von  Riehn  &  Tiet/.e,  München  erscliien  unter  diesem  Titel  die  zweite  Publi- 
kation einer  Serie,  deren  Einzelbände  sowohl  von  den  Kunsthistorikern  als  auch  von  Biblio- 
philen mit  gespanntestem  Interesse  erwartet  werden.  Mehr  als  der  Aesthet  gewinnt  hier  freilich 
der  Forscher,  denn  jeglicher  Verzicht  auf  Farbe  und  Tonschönheit  und  der  Umstand,  daß  unser 
modernes  Kunstdruckpapier  für  feinnervige  Fingerspitzen  nicht  dasselbe  bedeutet,  wie  ein 
zartes  altes  Pergament,  löst  in  dem  Buchliehhaber  eine  beinahe  wehmütige  Sehnsucht  aus 
nach  dem  Besitz  oder  auch  der  Anschauung  jener  Kostbarkeiten,  deren  strahlende  Schönheit 
ihm  der   Klischeedruck  nur  durch  ein  geschwärztes  Glas  zeigt. 

Für  den  Kunsthistoriker  ergeben  sich  dagegen  mancherlei  Anregungen,  die  geeignet  sind, 
immer  mehr  Klarheit  in  die  verworrenen  Personen-  und  Zeitverhältnisse  der  Miniaturisten  und 
Illuministen  zu  bringen,  zum  wenigsten  aber,  manche  bisher  unterlaufenen  Irrtümer  zu  korri- 
gieren. 

In  seinem  Vorwort  faßt  Leidinger  zunächst  die  Resultate  zusammen,  welche  die  Forschung 
vor  ihm  gewonnen  hatte.  Zwar  kennt  auch  schon  Luise  von  Kobell  in  ihren  ,,  Kunstvollen 
Miniaturen  etc."  1S90  unser  Büchlein,  und  1904  hatte  Georg  Steinhausen  in  seiner,, Geschichte 
der  deutschen  Kultur"  9  Vollbilder  als  Illustrationen  angebracht,  jedoch  die  falsche  Zuschreibung 
der  ersteren  als  ,,Breugher'  und  die  ebenso  unrichtige  Datierung  des  anderen  als  15-  Jaiirhundert 
konnten  das  Wissen  um  diese  Zimelien  nicht  sehr  vertiefen. 

Erst  Berthold  Riehl  ist  1907  mit  seiner  Datierung  (2.  Jahrzehnt  des  16.  Jahrhunderts) 
und  seiner  Zuschreibung  an  den  Kreis  der  Miniaturisten  des  Breviarium  Grimani  dem  wahren 
Sachverhalt  näher  gekommen.  Zwei  Jahre  zuvor  hatte  allerdings  L.  Dimier  bereits  den  Zu- 
sammenhang dieser  Handschrift  mit  einem  kleinen  Büchlein  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Brüssel 
nachgewiesen,  den,,Heures  de  Notre  Dame  dites  de  Hennessy";  1895  wurden  diese  Miniaturen 
bereits  von  J.  Destree  veröffentlicht  und  einer  eingehenden  kunsthistorischen  Würdigung  unter- 
zogen. 

Auf  die  Frage  nach  dem  Maler  dieser  Miniaturen  gibt  Destree  die  Antwort:  Si  mon 
B  e  n  i  n  g,  der  Meister  von  Brügge  (gest.  1561).  Der  Werkstattzusammenhang  unseres  Meisters 
und  der  ,,Heures  de  Hennessy"  ist  unverkennbar,  Leidinger  nimmt  sogar  für  beide  Handschriften 
denselben  Maler  an. 

Durch  mancherlei  architektonische  Einzelheiten  ist  wohl  Brügge  als  der  gemeinschaft- 
liche Entstehungsort  dieser  und  ähnliciier  Miniaturen,  zu  denen  auch  das  Breviarium  Grimani 
zu  rechnen  ist,  gesichert.  Nicht  ganz  klar  dagegen  ist  jedoch  die  Zuteilung  der  Werke  an  die 
einzelnen  Miniaturisten,  die  zusammen  mit  Simon  Bening  an  verschiedenen  Handschriften 
gleichzeitig  oder  an  demselben  Buche  tätig  waren.  Wahrscheinlich  ist,  daß  Simon  Bening, 
der  schon  bei  Lebzeiten  der  ,, beste  Meister  jener  Kunst,  den  es  damals  in  ganz  Europa  gab", 
von  dem  portugiesischen  Chronisten  Damianus  a  Goes  genannt  wurde,  bei  der  Ausuaiil  der 
Maler  des  Breviarium  Grimani  berücksichtigt  wurde.  Man  darf  jedocii  nicht  glauben,  erstens, 
daß  dieselben  figürlichen  Motive  auf  denselben  Maler  schließen  lassen,  ferner  daß  sciion 
das  ,, Entstehensehen"  eines  Werkes,  wie  Leidinger  annimmt,  und  ,, Anregungen"  stoff- 
licher Art  einem  anderen  Maler  derselben  Werkstätte  genügt  hätten,  um  die  gleiciien  Fi- 
guren und  landschaftlichen  Motive  in  seinen  Arbeiten  Strich  für  Stricii  zu  wiederholen. 
Daraus  allein  kann  man  unmöglich  die  bis  ins  kleinste  Detail  gehende  Übereinstimmung 
zwischen  den  vielen  Einzelheiten  erklären,  die  sich  in  den  Manuskripten  vorfinden,  welche  von 
einer  Hand  und  gleichzeitig  sicherlich  nicht  geschaffen  sind.  Man  vergleiche  hierzu 
etwa  die   Hauptfiguren  in  der  Heuernte  des  Breviarium  Grimani  (Junibild)  mit  ihren  Wieder- 

7* 


—     100    — 

lii)luii,uen,  ilie  iin/.weifelluift  in  Join  MuHouciuieii  vlämisclieii  Kalender  von  ,i,Mn/.  verschiedenen 
Künstlern  stammen.  Die  schon  mui  Rielii  erkannte  Übereinstimmung'  .uelit  his  auf  das  Motiv 
der  ein/einen  Kleidunji'sfalten  des  A\ahers  im  N'oiderurunde.  libenso  uenau  kopiert  sind  die 
A\aher  uiul  der  Erntewagen  aus  dei-  (Jetreideernte  unseres  Als.  (Tafel  II,  Ki)  in  einem  kleinen, 
ebenfalls  vlämischen  Gebetbuch  im  (Germanischen  A\useum  (Z.-K.  102  .v'^S),  das  auch  in  der 
Schafschur,  sowie  in  den  Figuren  der  Rinder  die  überraschendsten  Ähnlichkeiten  mit  dem  Mün- 
chener Manuskript  aufweist.  In  diesem  Büchlein  wiederum  finden  sich  Paj-'.  14S  zwei  kreisel- 
spielende Knaben,  die  wir  in  dem  ,, Gebetbuch  der  Johanna  von  Castilien"  New  York,  Ms.  White, 
wieder  antreffen,  sowie  die  beiden  Kundschafter  (Pag;.  172),  die  Riehl  aus  zwei  anderen  Hand- 
schriften in  seinem  obeni^enannten  Bericht  der  Akademie  der  Wissenschaften  l<;<»7  veröffent- 
licht. Eine  ijetreue  Kopie  des  Biirenfüiirers  im  Rahmen  des  Heimsuchunnsbildes  des  Mün- 
chener Codex  lat.  23  637  sehen  wir  in  dem  Exemplar  des  Germanischen  Museums  Pap:.  182. 
Alle  diese  frappanten  Übereinstimmungen  sind  jedoch  weder  darauf  zurückzufüiiren,  daß  die 
Bilder  bei  ihrer  sonstigen  stilistischen  Ungleichheit  aus  derselben  Hand  stammen,  noch  auch 
darauf,  daß  wahrend  der  Arbeit  der  eine  Künstler  dem  anderen  fortwährend  über  die  Schulter 
jresehen  hätte.  Als  einzig:  hinreichende  Erklärung  kann  man  nur  den  v/eitgehenden  künstlerischen 
Kommunismus  jener  Zeit  annehmen,  der  in  einer  unserer  modernen  Anschauung:  g:anz  unfaß- 
baren Selbstentäußerung  die  Persönlichkeit  des  Schaffenden  hinter  das  Werk  vollkommen 
zurücktreten  ließ. 

Für  die  von  uns  in  Folgendem  näiier  bezeichnete  Arbeitsweise  in  den  Ateliers  der  Alten 
spricht  schon  ein   Umstand: 

Wären  alle  die  Blüten,  Ranken,  Schmetterlinge,  Raupen  unmittelbar  nach  der  Natur 
g:eschaffen,  so  könnte  man  mit  Leichtigkeit  die  Jahreszeit  bestimmen,  in  der  eine  solche  Bilder- 
handschrift entstanden  wäre.  In  der  Reihenfolge  herrscht  jedoch  die  allergrößte  Willkür;  daß 
sie  auch  nur  zum  Teil  der  Phantasie  und  der  Erinnerungskraft  der  Künstler  entsprungen  seien, 
macht  ihre  geradezu  naturwissenschaftliche  Genauigkeit  unwahrscheinlich.  Es  bleibt  nho 
nichts  übrig  als  anzunehmen,  daß  jedes  Atelier  einen  Bestand  an  Studien  und  Skizzen  hatte, 
der  von  jedem  Mitarbeiter  ergänzt  wurde  und  dafür  auch  jedem  Meister  und  Gesellen  frei  zur 
Verfügung  stand.  Dieser  Motiven-  oder  Formenschatz  gestattete,  daß  man  auch  im  Winter 
die  heimische  Flora  des  Frühlings  oder  Sommers  malen  konnte.  Unbedenklich  nahm  man  in 
diese  Skizzenblättersammlung  auch  alle  Kupferstiche  und  Holzschnitte  auf,  deren  man  habhaft 
wurde.  Alles  Künstlerische,  auch  wenn  es  außerhalb  der  eigenen  Werkstatt  entstand,  war  eben 
gemeinsames  geistiges  Eigentum,  und  so  finden  wir  denn  auch  mitten  unter  den  heimischen 
Motiven,  unter  Blumen  und  Schmetterlingen  der  vlämischen  Wiesen  in  dem  Nürnberger  Codex 
z.  B.  auch  einen  Dürerschen  Putto  auf  Stelzen  harmlos  umherstolzieren  (aus  dem  Kupferstich: 
Der  Traum  B.  76).  Aus  dieser  gemeinsamen  Vorbildersammlung  nahm  jeder  Maler  des  Ateliers, 
was  er  brauchte,  und  daher  ist  auch  die  Zuschreibung  der  einzelnen  Blätter  an  die  einzelnen 
Künstler  so  ungemein  schwierig.  Meist  bleibt  als  einziges  Kriterium  der  Persönlichkeit  nur  die 
Feinheit  der  Ausführung  und  die  künstlerische  Qualität  der  Malerei,  aber  gerade  das  gestaltet 
ja  die  wissenschaftliche   Untersuchung  dieser  Dinge  nur  noch  anziehender  und  reizvoller. 

Zur  Entstehung  des  Deutsch-Tiroler  Bauernstandes  im  Mittelalter.  Beiträge  zur  Wirt- 
schafts-Geschichte Deutsch-Tirols  seit  den  ältesten  Zeiten  bis  zum  Eingreifen  der  landesfürst- 
lichen Gewalt  von  Alois  D  e  u  t  s  c  h  m  a  n  n.  1913-  Druck  und  Verlag  der  „Tyrolia",  Gesell- 
schaft m.  b.    H.,   Innsbruck.     168  S.     8. 

Der  Verfasser  kennzeichnet  die  mittelalterliche  Entwicklung  des  Tiroler  Bauernstandes 
als  folgerichtigen  Verlauf  von  zwei  sich  ablösenden,  einschneidenden  Prozessen  des  politischen 
und  sozialen  Lebens.  In  dem  bajuvarisierten  Tirol,  dessen  ursprüngliche,  bodenreicheBevölkerung 
von  der  siegreichen  Minorität  tributpflichtig  gemacht  worden  war,  tritt  mit  der  Zeit  an  Stelle 
von  Gewalt  und  Recht  der  Sippe  zu  gutem  Teil  Gewalt  und  Recht  der  Grundherren.  Grund- 
herrschaft und  Hörigkeit  werden  bis  gegen  1100  mehr  und  mehr  ausgestaltet  und  differenziert. 
Dann  Zersetzung  dieses  Systems  durch  planmäßig  und  auch  erfolgreich  betriebene  Emanzipation, 
die  in  der  Territorialpolitik  einen  verständnisinnigen  Bundesgenossen  finden  durfte:  Kampf 
der  landesfürstlichen  Politik  gegen  die  Grundherrschaft  zugunsten  des  neuerstarkenden  Bauern- 


-     101     — 

Standes.  (Höhepunkt  der  Erla(3  der  Landesnrdnun.y;  von  1404.)  Das  stetijre  Anwaolisen  der 
Volkszahl  drängt  nach  einer  Arbeitsteilung  in  sozialer  wie  beruflicher  Kichtunu'  und  .gewähr- 
leistet die   Freiheit  der  unteren  Schichten  des  Tiroler  Volkes. 

Dem  Bearbeiter  standen  die  reichen  mittelalterlichen  Quellen  zur  Geschichte  der  öster- 
reichischen Alpenländer  zu  Gebote.  Mit  aller  Umsicht  sind  ihre  rechtlichen  termini  technici 
gesammelt  und  in  ihrer  Bedeutung  gegeneinander  abgewogen.  Es  liegt  auf  der  Hand,  daß 
die  Ausführungen  Deutschmanns  vor  allem  den  Wirtschafts-  und  Rechtshistoriker  angehen. 
Auf  die  beachtenswerte  Folge  von  Beobachtungen  und  Bemerkungen  zur  Ethnologie  Tirols 
soll  aber  hierorts  noch  besonders  hingewiesen  sein.  Die  Ortsnamen  sind  in  reichem  Mafk 
herangezogen.  Verfasser  ist  auch  auf  diesem  Sondergebiete  durch  dessen  beste  Kenner  ge- 
deckt, gleichwohl  wird  da  an  einzelnen  Stellen   Revision  am  Platze  sein. 

Die  Geschichte  des  deutschen  Bauerntums  erfreut  sich  recht  vieler  Interessenten  in 
allen  Kreisen  unseres  Volkes.     limen  sei  das  inhaltsreiche  Buch  aufs  wärmste  empfohlen  1 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  Tafelmalerei  Böhmens  im  XIV.  und  am  Anfang  des  XV.  Jahr- 
hunderts. 60  Lichtdrucke  mit  einer  Einleitung  herausgegeben  von  Richard  Ernst.  Prag  1912. 
Verlag  der  Gesellschaft  zur  Förderung  deutscher  Wissenschaft,  Kunst  und  Literatur  in  Böhmen. 
Band  VI  der  Forschungen  zur   Kunstgeschichte  Böhmens. 

Es  wäre  müssig,  über  die  dominierende  Stellung  der  böhmischen  Kunst  zur  Zeit  Karls  IV. 
und  Wenzels  I.  zu  debattieren.  Es  ist  Tatsache,  daf3  sie  die  zeitgenössische  Malerei  im  übrigen 
Deutschland  in  nachhaltiger  Art  beeinfluf3t  hat.  Gleichwohl  klaffen  in  ihrer  Erforschung, 
wie  die  vorliegende  Veröffentlichung  erkennen  läßt,  noch  empfindliche  Lücken.  Dadurch, 
daß  man  sein  Hauptaugenmerk  auf  eine  bestimmte  Reihe  von  Bildern,  namentlich  auf  diejenigen 
am  Karlstein,  im  Veitsdom  und  im  Emauskloster  zu  Prag,  richtete  und  deren  Bedeutung  in 
mancherlei  Streitfragen  zu  erschöpfen  suchte,  ließ  man  eine  große  Zahl  anderer  Tafeln  in  den 
Hintergrund,  ja  zum  Teil  in  völlige  Vergessenheit  geraten.  Diesem  Mangel  will  die  Ernstsche 
Publikation  begegnen.  Sie  nimmt  ihren  Ausgang  von  den  Bildern  der  Heilsgeschichte  in  Hohen- 
furth,  deren  Meister  eine  eminente  künstlerische  Persönlichkeit  gewesen  sein  muß,  da  sich  noch 
viele  andere  Tafeln  nachweisen  lassen,  die  sich  eng  an  seine  Art  anschließen.  Er  wurde  durch 
große  Aufträge  geehrt  und  scheint  viele  Schüler  und  Anhänger  angezogen  zu  haben.  Doch 
die  Kunst  dieses  Meisters  und  seiner  Nachfolger  scheint,  wie  Dr.  Ernst  wahrscheinlich  macht, 
nicht  ohne  Vorläufer  im  Lande  gewesen  zu  sein.  Wenigstens  gibt  das  Tafelbild  aus  Raudnitz 
im  Landesmuseum  zu  Prag  nach  dieser  Richtung  zu  denken.  Auch  lassen  sich  nähere  Be- 
ziehungen zu  den  Gemälden  auf  der  Rückseite  des  Verduner  Altars  im  Stift  Klosterneuburg, 
die  zwischen  1322  und  1329  hergestellt  wurden,  konstatieren.  Die  Hauptwerke  dieser  Schule 
fallen  etwa  in  die  Zeit  von  1340 — 1364.  Einen  weiteren  Kreis  gruppiert  Dr.  Ernst  alsdann 
um  den  von  Thode  so  getauften  ,, Meister  vonWittingau",  dessen  Arbeiten  einen  neuen  Stil  zeigen. 
Die  frohe  Buntheit  auf  den  Bildern  der  ersten  Gruppe  findet  sich  auf  ihnen  niciit  mehr.  Über- 
haupt ist  nicht  mehr  der  Reichtum  an  verschiedenen  Farben,  sondern  der  am  Schwellen  und 
Schwinden  der  Töne  sein  Charakteristikum.  Ernst  weist  die  Merkmale  dieses  Stils  an  Bildern 
im  Prager  Rudolfinum,  in  Domanin  und  am  Kreuzberg  bei  Krummau  nach.  Im  übrigen  ist 
der  Kreis  dieser  Schule  ziemlich  eng.  Gleichwohl  ist  der  Meister  von  Wittingau  durch  seine 
Neuschöpfung  in  der  Technik  (sie  besteht  in  der  breiten  braunen  Untermalung  und  Übereinander- 
schichtung  dünner  verschiedener  Farben)  und  in  den  Typen  der  führende  Maler  geworden.  Sein 
Einfluß  erstreckt  sich  auf  die  ganze  Künstlergeneration,  die  damals  im  südlichen  Böhmen  tätig 
war.  Nur  ein  einziges  Werk  zeigt  sich  unabhängig  von  ihm,  nämlich  das  Triptychon  aus  Ottau 
im  Schloß  zu  Krummau.  Man  merkt  ihm  eine  trotzige  Ablehnung  der  Farbenwunder  des 
Wittingauer  Meisters  an.  Auch  ist  seine  Technik  von  Grund  auf  verschieden.  Er  steht  in  der 
südböhmischen  Kunst  vereinzelt  da  und  ist  voller  Merkwürdigkeiten,  die  sonst  nicht  beobachtet 
werden.  Wurde  der  Ottauer  Altar  von  den  südböhmischen  Malern  auch  im  allgemeinen  ab- 
gelehnt, in  einem  Punkt  fand  er  doch  Beachtung.  Die  Untermalung  des  Karnats  ist  nacii  seinem 
Beispiel  vereinfacht  worden. 

Die  Ernstsche  Publikation  ist  auf  wolilerwogenen  fJedukatioiien  aufgebaut.  Sie  bringt 
viel  Neues  und  breitet  ein  klares  Licht  über  das  Dunkel  einer  bedeutungsvollen  Zeit,    Die  Einzel- 


—    102     — 

beschreibuiiir  ist  eine  sorirfültijre  und  berücksiolitii;t  in  dankenswerter  Weise  auch  die  späteren, 
das  Orivrinal  oft  entstellenden  Restaurationen,  was  selir  wichtii^  ist.  Auch  werden  viele  inter- 
essante Beziehuniren  zwischen  den  einzelnen  Bildern  selbst  fest.cjestellt.  Aus  diesen  (iriindou 
darf  der  Veröffentlichung-  ein  kunstwissenschaftlicher  Wert  zujresprochen  werden. 

Fritz  T  r  a  u  ,n'  n  t  t   Sc  ii  u  1  z. 

Das  Schloß  Luisium  bei  Dessau.  Eine  .uesciiichtliche  und  kunst,t;esciiiciitliciu'  Studie  vdii 
Professor  Dr.  Franz  W  e  i  n  i  t  z.  Berlin  l')l  l.  Verhiu  und  iJruck  der  Verla^sdruckerei  Mi-rkur, 
Berlin.     33  S.  mit  7  Tafeln.     4. 

,, Nicht  mit   goKlnen    Ehrenketten  in  den    Käfij^  en.y;er  Gunst 
Hat  mein    Fürst  mich  eingeschlossen  und  verzogen  meine    Kunst  ; 
In  des  Landes  schönstem  Garten  gab  er  mir  ein  grünes   Haus 
lud  icii  singe  meine  Lieder  frei  in  freie   Luft  hinaus." 

Mit  diesen  Versen  preist  der  Dichter  der  Griechenlieder  Park  und  Schloß  Luisium,  das 
ihm  durch  die  Gnade  seines  Landesherrn,  des  Herzogs  von  Anhalt,  zum  Erholungsaufenthalt 
angewiesen  worden  war,  wie  es  vordem  schon  Matthisson  längere  Zeit  zum  Wohnsitz  und  Ruheort 
gedient  hatte.  Das  kaum  eine  Stunde  von  dem  herzoglichen  Residenzschlosse  zu  Dessau  idyllisch 
im  Grün  gelegene  SchlöI3chen,  das  seine  Entstehung  dem  Erbprinzen  Leopold  Friedrich  Franz 
(Herzog  seit  I807)  verdankt,  ist  namentlich  in  der  kunsthistorischen  Literatur  bisher  wenig 
beachtet  worden.  Es  wurde  verdunkelt  durch  die  bedeutendere  Schöpfung  des  gleichen  Fürsten, 
das  Schloß,  den  eigenartigen  Park  und  das  gotische  Haus  zu  Wörlitz  mit  ihren  zahlreichen 
Kunstschätzen.  Nunmehr  aber  hat  Franz  Weinitz  auch  dem  Luisium  eine  ansprechende  kleine 
Monographie  gewidmet,  die  mit  guten  Lichtdrucken  und  auch  typographisch  reizvoll  aus- 
gestattet    ist. 

Ein  kurzer  erster  Abschnitt  ist  der  Vorgeschichte  des  Luisiums  gewidmet,  der  Zeit  des 
Vogelherdes  auf  der  Jonitzer  Trift  bis  zur  Erwerbung  dieses  Geländes  durch  den  Erbprinzen 
Leopold  Friedrich  Franz  im  Jahre  1753-  Durch  Friedrich  Wilhelm  von  Erdmannsdorff,  der 
auch  Schloß  Wörlitz  gebaut  hat,  ließ  dann  der  Fürst  —  davon  handelt  der  2.  Abschnitt  des 
Buches  —  1774  das  Schlößchen  aufführen,  das  zu  Ehren  seiner  Gemahlin  Luise,  einer  geborenen 
Prinzessin  von  Brandenburg-Schwedt,  Luisium  genannt  wurde.  An  der  Inneneinrichtung  des 
klassizistischen  Baues  waren  außer  Erdmannsdorff,  wie  in  Wörlitz,  der  Maler  Johann  Fischer, 
sowie  italienische  Stukkatoren  und  wohl  auch  einheimische  Kunsttischler,  wie  insbesondere 
der  Dessauer  Meister  Johann  Andreas  Irmer  tätig. 

Ein  Gang  durch  die  Räume  des  Schlosses,  den  wir  an  der  Hand  des  Verfassers  unter- 
nehmen, macht  uns  mit  einer  ganzen  Anzahl  wertvoller  und  interessanter  Werke  der  Kunst 
und  des  Kunstgewerbes  bekannt.  So  sei  unter  den  Gemälden  namentlich  auf  drei  Landschaften 
von  Philipp  H ackert,  auf  Kaspar  Netschers  Junges  Mädchen  in  einer  Parklandschaft  und  auf 
ein  Hauptwerk  der  Angelika  Kauffmann  ,,Amor  und  Psyche"  aus  dem  Jahre  1792,  das  in  dem 
Buche  auch  abgebildet  ist,  hingewiesen  und  ferner  auf  die  Bestände  eines  ziemlich  reich- 
haltigen Kupferstichkabinetts,  auf  gute  Stücke  Meißener,  Altberliner  und  französischen  Por- 
zellans und  manches  hübsche  Möbel. 

Ein  weiterer  Abschnitt  schildert  den  vortrefflich  angelegten  malerischen  alten  Park 
mit  seinen  Baulichkeiten  und  Denkmälern,  worauf  ein  Anhang  mit  dem  Abdruck  des  haupt- 
sächlichsten Urkundenmaterials  zur  Geschichte  des  Luisiums  und  einigen  Anmerkungen 
und  Zusätzen    das   schmucke    Werkchen  beschließt.  Th.    H. 


—     103 


NOTIZEN. 
32.  Plenarsitzung  der  Badischen  Historischen  Kommission. 

Am  7.  und  S.  Ni)veniber  v.  J.  fand  in  Karlsrulie  die  32.  P  1  e  n  :i  r  v  e  r  s  11  m  m  i  u  n  g' 
d  e  f  B  :i  d  i  s  c  ii  e  n  H  i  s  t  o  r  i  s  c  ii  e  n  K  o  ni  m  i  s  s  i  o  n  st;itt.  Es  woiinten  derselben 
1()  ordentliclie  und  7  aulJemrdentliche  Mitglieder  an,  sowie  als  Vertreter  der  Großii.  Rejjierung; 
der  Minister  des  Kultus  und  Unterrichts  Exzellenz  Dr.  B  ö  h  m,  Ministerialrat  S  c  h  w  o  e  r  e  r 
und  Regierungsrat  Dr.  B  a  r  t  n  i  n  g.  Den  Vorsitz  führte  der  Vorstand,  Geh.  Hofrat  Professor 
Dr.   G  o  t  h  e  i  n    aus   Heidelberg. 

Nachstehende  Übersicht  zeigt  den  Stand  der  einzelnen  Unternehmungen  der  Kommission. 

Der  dritte  Band  der  R  e  g  e  s  t  e  n  der  Bischöfe  von  Konstanz,  bearbeitet 
von  Stadtpfarrer  Dr.  Rieder  in  Bonndorf,  liegt  gedruckt  vor.  Er  umfaßt  die  Jahre  13.S4 
bis  1436.  Das  Register  ist  in  Vorbereitung.  —  Von  dem  vierten  Bande  der  Regesten  der 
Markgrafen  von  Baden,  bearbeitet  von  Geh.  Archivrat  Dr.  Krieger,  erschien 
um  die  Mitte  dieses  Jahres  die  dritte  Lieferung  (umfassend  die  Jahre  1462—1468).  Die  vierte 
Lieferung  wird  demnächst  folgen.  Mit  dem  Druck  des  Registers  wird  im  nächsten  Jahre  be- 
gonnen werden.  —  Auch  der  Druck  des  zweiten  Bandes  der  R  e  g  e  s  t  e  n  d  e  r  P  f  a  1  z  g  r  a  f  e  n 
a  m  R  h  e  i  n,  bearbeitet  von  Dr.  Graf  von  O  b  e  r  n  d  o  r  f  f  in  München,  ist  weiter  fort- 
geschritten. Die  drei  ersten  Lieferungen  —  enthaltend  die  Jahre  1400 — 1404  —  sind  erschienen; 
drei  weitere,  die  den  Rest  der  Urkunden  König  Ruprechts  umfassen  werden,  sollen  im  nächsten 
Jahre  ausgegebn  werden. 

Für  die  Herausgabe  des  Nachtragbandos  zur  Politischen  Korrespondenz 
Karl  Friedrichs  und  des  zweiten  Bandes  der  Denkwürdigkeiten  des  Mar  k- 
g  r  a  f  e  n  Wilhelm  von  Baden  war  Achivdirektor  Geh.  Archivrat  Dr.  O  b  s  e  r  auch 
im  vergangenen  Jahre  tätig.  Der  Druck  des  ersteren  kann  im  nächsten  Jahre  beginnen.  — 
Professor  Dr.  P  f  e  i  1  s  c  h  i  f  t  e  r  hat  die  Sammlung  von  Briefen  für  die  K  o  r  r  e  s  p  n  d  e  n  z 
des  F  ü  r  s  t  a  b  t  s  M  a  r  t  i  n  G  e  r  b  e  r  t  v  o  n  St.  B  I  a  s  i  e  n  fortgesetzt. 

Der  erste  Band  der  Geschichte  der  b  a  d  i  s  c  h  e  n  V  e  r  w  a  1  t  u  n  g  s  o  r  g  a- 
n  i  s  a  t  i  o  n  und  Verfassung  in  den  Jahren  1802 — 1818,  bearbeitet  von  Privat- 
dozent Dr.  Andreas  in  Marburg,  ist  erschienen.  Die  Bearbeitung  des  zweiten  Bandes  wird 
baldigst  in  Angriff  genommen  werden. 

Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Gothein  hat  die  Vorarbeiten  für  den  zweiten  Band  seiner 
W  i  r  t  s  c  h  a  f  t  s  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e  d  e  s  S  c  h  w  a  r  z  w  a  1  d  e  s  weiter  gefc'irdert.  —  Geh.  Hofrat 
Professor  Dr.  W  i  1  1  e  ist  zunächst  noch  mit  der  Sammlung  des  Materials  für  seine  Geschichte 
der  r  h  e  i  n  i  s  c  h  e  n  P  f  a  I  z  beschäftigt.  —  Die  Vorarbeiten  für  den  zweiten  Teil  der  M  ü  n  z- 
u  n  d  G  e  1  d  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e  der  im  G  r  o  ß  h  e  r  z  o  g  tum  Baden  vereinigte  n 
Gebiete  hat  Dr.  G  a  h  n  in    Frankfurt  a.  M.  weitergeführt. 

Vom  O  b  e  r  b  a  d  i  s  c  b  e  n  G  e  s  c  h  1  e  c  h  t  e  r  b  u  c  h,  bearbeitet  von  Freiherr  O.  v. 
Stotzingen  in  Meischenst  )rf  (Holstein),  erschien  das  sechste  und  das  siebente  Heft  des 
dritten  Bandes.  Das  achte  Heft  wird  im  nächsten  Jahre  fertiggestellt  werden.  —  Mit  der  Aus- 
arbeitung neuer  Entwürfe  für  die  S  i  e  ge  1  u  n  d  W  a  p  p  e  n  d  e  r  b  a  d  i  s  c  h  e  n  G  e  m  e  i  n  d  e  n 
war  Zeichner  Held  in  Karlsruhe  beschäftigt.  Es  wurden  von  ihm  die  Entwürfe  für  24  Land- 
gemeinden angefertigt.    Ein  viertes  Heft  der  Badischen  Städtesiegel  ist  in  Vorbereitung. 

Für  die  Bibliographie  der  b  a  d  i  s  c  h  e  n  Geschichte  hat  Frl.  Elisabeth 
Wille  in  Heidelberg  Zeitschriften  und  Zeitungen  der  Heidelberger  Universitätsbibliothek 
bearbeitet.  An  ihre  Stelle  trat  Mitte  dieses  Jahres  Dr.  B  u  r  c  k  h  a  r  d  t  von  der  dortigen 
Universitätsbibliothek. 

Von  den  Bearbeitern  der  Oberrheinischen  S  t  a  d  t  r  e  c  h  t  e  hat  Professor 
Dr.  K  o  e  h  n  e  in  Berlin  an  dem  Register  für  die  f  r  ä  n  k  i  s  c  ii  e  A  b  t  e  i  1  u  n  g  weitergear- 
beitet.   In    der  s  c  ii  w  ä  b  i  s  c  h  e  n  A  b  t  e  i  1  u  n  g  steht  das  Erscheinen  des  Stadtrechts  von 


—      104     — 

Neue  n  b  ii  r  jr  (Gerichtsassessor  l^r.  A\  o  r  k  in  Duiiiicli)  unniiltolb;ir  bevor.  Mit  ilcr  niiiok- 
lesiing;  der  Stadtreolite  von  K  o  ii  s  t  a  n  /  (Professor  Dr.  B  e  y  e  r  1  e  in  G(»ttinjjen)  uiul  1"  r  e  i- 
b  II  r  ff  (Dr.  L  ;i  li  u  s  e  n  in  Leipzig)  wird  im  niiclisten  Jalire  bei,M)nnen  werden.  Das  Ke.ijister 
zum  Stadtreolit  von  Ü  b  e  r  1  i  n  ff  e  n,  bearbeitet  von  Leliranitspraktikant  II  a  f  e  n  in  l'lber- 
liuffen,  mit  Te.xtverbesseruuffen  von  llotrat  Dr.  R  o  d  e  r,  wird  iiocii  in  diesem  Jalire  zur  Aus- 
gabe ffelanffen. 

Von  der  Zeitschrift  für  die  G  e  s  c  ii  i  e  ii  t  e  des  O  b  e  r  r  li  eins  ist  der  2S.  Band 
unter  der  Redaktion  von  Arehivdirektor  Dr.  O  b  s  e  r  und  Arcliivdirektor  Dr.  Kaiser  in  Strali- 
burff  erschienen.  In  Verbindunff  mit  der  Zeitschrift  wurde  Heft  35  der  M  i  t  t  e  i  1  u  n  ff  e  n 
der  B  a  d  i  s  c  h  e  n   H  i  s  t  o  r  i  s  c  h  e  n    K  o  m  m  i  s  s  i  o  n  verciffentlicht. 

Das  Neujahrsbhitt  für  1')13,  A  u  ff  u  s  t  Graf  von  Li  m  b  u  r  ff  -  S  t  i  r  u  m,  Fürs  t- 
b  i  s  c  h  o  f  V  o  n  S  p  e  i  e  r.  M  i  n  i  a  t  u  r  b  i  I  d  e  r  a  u  s  e  i  n  e  m  Geistlichen  Staate 
im  IS.  Jahrhundert,  von  Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Wille,  ffelanffte  Ende  1912  zur 
Ausffabe.  Das  Neujahrsblatt  für  1914,  S  c  li  I  o  ß  F  a  v  o  r  i  t  e  und  die  E  r  e  m  i  t  a  ff  e  n 
der  M  a  r  k  ff  r  ä  f  i  n  Franziska  S  i  b  y  1 1  a  A  u  g  u  s  t  a  von  Baden-Baden,  von 
Universitätsbibliothekar  Professor  Dr.  S  i  1 1  i  b,  wird  noch  vor  Schluß  des  Jahres  erscheinen. 

Die  Ausgabe  der  Historischen  G  r  u  n  d  k  a  r  t  e  n  des  G  r  o  ß  h  e  r  z  o  g  t  u  ni  s 
Bade  n  unter  Leitung  des  Vorstandes  des  Statistischen  Landesanits,  Oberregierunffsrats 
Dr.  L  a  n  ff  e,  wird  nach  Fertigstellung  der  vier  letzten  Sektionen  demnächst  abgeschlossen 
werden. 

Die  Pfleger  der  Kommission  unter  Leitung  der  Oberpfleger  Hofrat  Dr.  R  o  d  e  r,  Stadt- 
archivrat Professor  Dr.  Albert,  Hofrat  Professor  Dr.  P  f  a  f  f ,  Archivdirektor  Geh.  Archivrat 
D.  O  b  s  e  r  und  Professor  Dr.  Walter  waren  wie  bisher  für  die  Gemeindearchive  des  Landes 
tätig.  Die  Neuordnung  der  letzteren  wurde  in  5  Amtsbezirken  durch-  bezw.  weitergeführt; 
für  1914  ist  dieselbe  in  4  Amtsbezirken  vorgesehen.  Die  Verzeichnung  der  grundherrlichen 
Archive  ist  nahezu  vollendet. 

Neu  aufgenommen  wurden  in  das  Programm  der  Kommission:  Die  Herausgabe  der 
badischen  W  e  i  s  t  ü  m  e  r  u  n  d  D  o  r  f  o  r  d  n  u  n  g  e  n,  von  denen  ein  erstes  Heft,  bearbeitet 
von  Privatdozent  Dr.  B  r  i  n  k  m  a  n  n  in  Freiburg,  im  nächsten  Jahre  erscheinen  soll,  sowie 
eine  Geschichte  der  b  a  d  i  s  c  h  e  n  L  a  n  d  s  t  ä  n  d  e,  für  die  Dr.  S  c  h  n  a  b  e  1  in  Karls- 
ruhe als  Bearbeiter  gewonnen  wurde.  Mit  der  Vorbereitung  eines  sechsten  Bandes  der 
B  a  d  i  s  c  h  e  n  Biographien    wurde  Geh.  Archivrat  Dr.   Krieger    betraut. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


Mitteil 


ungen 


aus  dem 


Germanischen  Nationalmuseum. 


Herausgegeben  vom  Direktorium. 


Jahrgang  1Q13. 


Mit  zahlreichen  Abbildungen. 


NÜRNBERG 
Veriagseigentum  des  Germanischen  Museums. 


J 


DER  NÜRNBERGER  WACHSBOSSIERER 
GEORG  HOLDERMANN. 

Von  GUSTAV  VON   BEZOLD. 

(Mit  1  Tafel  und  16  Textabbildungen.) 

Das  Germanische  Museum  hat  durch  Tausch  mit  dem  Kaiser  Friedrich-Museum 
in  Berhn  ein  Wachsrehef  erhalten,  das  in  einem  kartuschenartigen  Rahmen  die 
Medaillonbildnisse  der  Nürnberger  Septemvirn  von  1611  enthält.  Es  ist  in  dem  Katalog 
der  Deutschen  Bildwerke  von  Wilhelm  Vöge  unter  Nr.  954  beschrieben.  Dieses 
Relief  ist  nicht  das  einzige  seiner  Art,  ein  ähnliches  mit  sieben  Bildnissen  von  Nürn- 
berger Patriziern  von  1626  besitzt  die  Familie  der  Freiherrn  von  Scheurl  in  Nürnberg. 
Dieses  ist  als  eine  Arbeit  von  Georg  Holdermann  voll  bezeichnet  und  damit  ist  auch 
unseres  bestimmt,  darüber  läßt  die  stilistische  Erscheinung  keinen  Zweifel. 

Über  die  Lebensverhältnisse  Holdermanns  wissen  wir  nur  wenig.  Auf  der 
Medaille  von  I6l0  gibt  er  sein  Alter  auf  25  Jahre  an,  ist  also  1585  geboren,  gestorben 
ist  er  am  21.  September  1629,  nachdem  ihm  seine  Frau  Helena  am  28.  August  im 
Tode  vorangegangen  war  ).  Die  Stadtrechnungen  und  die  Ratsverlässe  geben  Auf- 
schluß über  einige  seiner  Arbeiten.  Auf  die  Einträge  über  die  von  Holdermann 
modellierten  Medaillen  komme  ich  zurück.  Für  ein  Relief  der  Septemvirn  von  1613 
hat  er  40  Gulden  erhalten  (Inscribenda  28.  August  1613,  K.  Kreisarchiv  Nürnberg), 
1614  erhielt  er  60  Gulden  wegen  der  Herrn  Eltern  (des  Rats)  verfertigten  Kontrafet 
(Hampe,  Ratsverlässe  II  Nr.  2706).  Es  scheint  also,  daß  alljährlich  solche  Bildnisse 
gemacht  wurden.     Ein  älteres  von  1593  ist  im  bayerischen  Nationalmuseum. 

Unsere  Tafel  enthält  auf  einer  Schieferplatte  die  Bildn.isse  der  Patrizier  Paulus 
Harsdorffer  /E  66  Jar  —  Jobst  Friedrich  Tetzel  /£...—  Martin  Haller  /E  60  — 
Jakob  Starck  /E  61  —  Hans  Nützel  /E  71  —  Paulus  Behaim  /E  $■•■  —  Georg 
Volckamer  /E  51.  Sie  sind  fast  gerade  von  vorn  gesehen,  in  kräftigem  Relief  gehalten 
und  farbig  behandelt.  Die  Pupillen  sind  eingesetzte  Glasperlen,  alle  tragen  große 
Pfeifenkragen,  den  Hintergrund  bilden  grüne  Vorhänge,  über  den  Köpfen  sind  Schrift- 
bänder mit  den  Namen  und  d  r  Altersangabe  der  Dargestellten  angebracht.  Die  ein- 
zelnen Bildnisse  sind  von  Kartuschenrahmen  mit  den  Wappen  der  Dargestellten 
umfaßt.  Die  Rahmen  sind  im  Stil  barocker  Goldschmiedearbeiten  gehalten,  ver- 
goldet und  mit  farbigen  Glasperlen  besetzt,  jeder  wird  von  der  sitzenden  Figur  einer 
der  sieben  Kardinaltugenden  bekrönt.  Alle  sieben  Medaillons  zusammen  sind  von 
einem  äußerst  barocken  Rahmen  umschlossen.  Es  ist  Kartuschenwerk  aus  weißem 
Wachs  mit  teilweiser  Vergoldung  und  farbigen  Glasperlen.  Den  unteren  Abschluß 
bildet  eine  farbige  Ansicht  der  Stadt  Nürnberg  von  Südosten  gesehen,  auf  ihrer  Um- 
rahmung die  Jahreszahl  I61I.  Dem  aufsteigenden  Rahmen  sind  allegorische  Fi- 
guren vorgestellt,  oben  der  vier  ( ?  drei)  -köpfige  Janus,  in  der  Mitte  der  Seiten  Her- 


t)  Mitteilung  von   Herrn  Direktor   Hampe. 


4  DER  NÜRNBERGER  WACHSBOSSIERER  GEORG  HOLDERMANN. 

kules  uikI  .Minorva.  über  dioson  rrühlini;  uikl  Soinmcr,  uiiUt  ihnen  I  Icibsl  unil  WinkT. 
Die  Aiisfiilirun!;"  ist  virtuos,  dio  \\  irkuni;  reich  und  ,!;Uinzend.  Besondere  SorKlall  ist 
den  Bildnissen  zuilewandt.  Sie  sind  nicht  Irei  von  Alanier,  die  ein,i::esetzten  Au,t;en- 
sterne  erscheinen  uns  als  Spielerei.  Es  läßt  sich  auch  nicht  behaupten,  dal.^  die 
Bildin'sse  sehr  iieistreich  aul'^elaßt  seien,  aber  die  äußere  l"orni  ist  sicher  wieder- 
i^eiieben. 

Die  Scheurlsche  Tatel  enthält  in  barockem  i^ahnien  die  Septemvirn  von  1622, 
scheint  aber  nach  den  Altersani^aben  )  erst  162S  oder  1626  .gemacht  zu  sein.  Die 
Dariiestellten  sind:  Georg  Volckanier  /E  65,  Andreas  Inihoff  /ß  57,  Hans  Jakob 
Ruinier  /E  57,  Christoph  Fuerer  JE  47,  Sigmund  Gabriel  Holzschuher  /E  51,  Ulrich 
Grundherr  /E  51,  Georg  Paumgartner  /E  53-     Die  allegorischen  Darstellungen  im 


Fig.   1.     Jobst   Friedrich  Tetzel. 


Rahmen  beziehen  sich  auf  das  Rathaus,  das  1622  unter  dem  Septemvirat  der  Dar- 
gestellten vollendet  wurde.  Die  Ecken  des  Rahmens  werden  durch  vier  liegende 
Herrscherfiguren  eingenommen,  oben  Ninus  und  Cyrus,  unten  Alexander  und  Cäsar; 
in  den  aufsteigenden  Teilen  stehen  beiderseits  je  zwei  allegorische  Erauengestalten, 
auf  der  einen  Seite  Justitia  und  Prudentia,  auf  der  anderen  Diligentia  und  Charitas. 
Darunter  die  Inschriften:  Urbem  populumque  tuentur  und  His  conservantur 
iidem.  Oben  in  der  Mitte  das  neue  Rathaus,  unten  die  Inschrift,  in  der  sich  Holder- 
mann als  Verfertiger  nennt. 

Die  vier  Herrscher,  als  Vertreter  der  vier  Weltreiche,  sind  ziemlich  genau 
den  Figuren  auf  den  seitlichen  Portalen  des  Rathauses  nachgebildet.  Von  den  vier 
weiblichen  Gestalten  sind  Justitia  und  Prudentia  auf  dem  Hauptportal  des  Rathauses 
angebracht.  Die  Figuren  wie  das  Ornament  sind  ähnlich  aber  unfreier  behandelt 
als  auf  dem  Relief  von  1611,  die  Porträtk()pfe  sind  von  gleicher  Vollendung. 

2)   Diese    stimmen    nicht  auf  das  gleiche   Jahr  überein,  sondern  ergeben    Unterschiede 
von  1619—1626.     Die  meisten  weisen  auf  1625  und  1626. 


VON  GUSTAV  VON   BEZOLD. 


Die  Zalil  der  erhaltenen  Arbeiten  Holdernianns  ist  mit  den  zwei  Septenivirn- 
tafeln  nicht  abgeschlossen.    Das  germanische  Museum  hat  noch  folgende: 

Holzkapsel  mit  dem  Porträtmedaillon  des  Jobst  Friedrich  Tetzel  von  1611 
(Fig.  1)  im  Boden  und  dem  Tetzelschen  Wappen  im  Deckel  (Kat.  Nr.  698,  699). 
Der  Kopf  ist  nach  links  gewandt,  in  der  Sorgfalt  der  Ausführung  dem  auf  der  Sep- 
temvirntafel  von  1611  gleichstehend;  auch  in  der  farbigen  Behandlung  ähnlich.  Das 
Wappen  ist  farbig  mit  Vergoldung  und  Glasperlen,  leider  ist  die  Helmdecke  etwas 
verdrückt.     Durchmesser  ö^^  cm. 


''^ 


Fi 


C.  2. 


Hans  Jakob  Pömer. 


Bildnis  des  Georg  Volckamer,  Kniestück.  Rechteckig  20:  15  cm.  Der  Mann 
in  schwarzem  Anzug  und  pelzbesetzter  Schaube  steht  etwas  nach  links  gewandt; 
die  Haltung  der  linken  Hand  zeigt,  daß  sie  auf  einem  Tisch  ruhte,  der  jetzt  fehlt. 
Durch  ein  Fenster  blickt  man  in  eine  jetzt  fast  unkenntliche  Landschaft.  Oben  ein 
Vorhang  aus  grüner  Seide.  Ausführung  und  Frhaltung  der  Figur  sind  gut,  das  übrige 
hat  etwas  gelitten.  Volckamer  ist  hier  in  älteren  Jahren  dargestellt.  L^as  Relief  kann 
kaum  vor  I627  entstanden  sein.    (Kat  Nr.  700.) 

Bildnis  des  Hans  Jakob  Prnner  in  ganzer  Figur,  1625  (Fig.  2).  Rechteckig 
24  :21  cm.     Hohes  Relief.    Die  Proportionen  dürften  verfehlt  sein,  Kopf  und  Ober- 


DER  NÜRNBERGER  WACHSBOSSIERER  GEORG   HOLDERMANN. 


leib  sind  sehr  .QToß,  die  Beine  dürfti.ir.  Der  Kopf  ist  irut,  auch  ziemlich  .i^iit  er- 
halten, das  iibrii::e  ziemlich  tlüchti,?-  Das  Relief  ist  brüchi.c:  .{geworden  und  hat  durch 
rohes  Überstreichen  .i^elilten.  Das  Relief  ist  bezeichnet  und  schon  von  Josephi  als 
Arbeit   Holdermanns  erkannt  worden.     Kat.  Nr.  702. 

Fra.iTlich:  Kopf  eines  Mannes  mit  grauem  Haar  und  Bart.  Dieser  Kopf  ist 
ein  Bruchstück  aus  einem  Medaillon,  innen  auf  dem  Deckel  einer  Dose  auf.i^^eklebt. 
Kat.  Nr.  690.  Die  Nase  ist  beschädigt,  ebenso  der  rechte  Augenbogen,  auch  sonst 
hat  die  Oberfläche  gelitten.  Die  Arbeit  ist  gut  und  sorgfältig,  verwandt  der  Art 
Holdermanns,  läßt  sich  ihm  aber  nicht  sicher  zuschreiben.  Ein  Knabenkopf,  der 
in  derselben  Dose  ist,  ist  von  anderer  Hand. 

Das  bayerische  Nationalmuseum  hat  ein  Relief  mit  den  Brustbildern  des 
Kaisers  .Matthias  und  seiner  Gemahlin  Anna  von  Tirol  aus  dem  Jahre  1612.  Die  nicht 
eben  geistvollen  Bildnisse  stehen  unter  einem  Vorhang,  über  dem  auf  einer  Wolke 
Jupiter  auf  dem  Adler  thront,  wälirend  ein  Putto  den  Vorhang  zurückhält.  Unten 
in  einer  Kartusche  die  Inschrift  DI  WS  MATTHIAS  CAESAR.  Seitlich  zwei  Putten 
mit  Wappen  des  Reichs  und  der  Stadt  Nürnberg.  Auf  dem  Grund  die  Jahreszahl  I6l2 
und  die  Bezeichnung  G  H.  Das  Relief  ist  auf  einer  Glastafel  befestigt.  Es  zählt 
nicht  zu  Holdermanns  besten  Arbeiten. 

Die  Wachsreliefs  gestatten,  auch  das  Medaillenwerk  Holdermanns  bestimmter 
zu  umgrenzen,  als  bisher  geschehen  ist.  Es  gibt  einige  bezeichnete  Medaillen  von 
Holdermann,  von  diesen  ausgehend  hat  Erman  (Deutsche  Medailleure  S.  80)  zwei 
Gruppen  von  Medaillen  ihm  zugewiesen.  Die  bekannteste  unter  den  bezeichneten 
Medaillen  ist  der  große  Schilling  auf  die  zweite  Grundsteinlegung  des  Nürnberger 
Rathauses  von  1619-  Aus  der  gleichen  Veranlassung  hat  Holdermann  1619  noch 
einen  kleineren  Schilling  modelliert,  der  ebenfalls  bezeichnet  ist.  Dann  erfahren  wir 
aus  der  Stadtrechnung  von  I6l6^),  daß  auch  der  für  die  erste  Grundsteinlegung  des 
Rathauses  bestimmte  große  Schilling  von  Holdermann  modelliert  wurde.  Der  Ein- 
trag lautet:  „Verzeichnuß  was  der  Schilling,  so  den  10.  Juny  im  Grund  des  vor- 
habenden neuen  Rathauspau  gelegt  worden  sampt  den  Gedächtnußpfennigen  und 
anderen  hernach  gegoßenen  vier  und  zwainzig  Schillingen  cost  haben.  Erstlich  gab 
ich  Georg  Holdermann,  Possierern,  von  dem  Schilling  zu  poßieren  3.  Fl.  4  y5  6  S^. 
Item  Endres  Flötnern,  Kunstgießern,  von  einem  zu  gießen,  welcher  gewogen  5  Loth 
weniger  14  Q-  für  das  Loth  1  ß  zahlt,  tut  sampt  ain  Thaler  Gießerlohn  6  Fl.  }  ß  4  ^).  - 
Hansen  Weidthoffen,  Goldschmieden,  davon  zu  verschneiden  3  Fl.  Item  nahm  ich 
in  der  Schau  zu  den  hiernach  gegoßenen  vier  und  zweinzig  Schillingen  70  Reichs- 
thaler, die  thun  105  Fl.  —  Mehr  begert  gedachter  Flötner,  so  er  an  den  24  Schil- 
lingen anumbgießen  eingebüest  }ß.-  Item  Hanns  Weidthoffen,  Goldschmid  von  den 
25  Schillingen  weiß  auszusieden  und  anderer  Beßerung  daran  zahlt  2  Fl  4^6^  etc." 
Holdermann  hat  also  nur  das  Wachsmodell  gemacht,  wonach  Flötner  die  Medaillen 
goß.  Von  Weidthoffen  wurden  sie  verschnitten  d.  i.  ziseliert  und  weiß  gesotten.  Die 
große  Rathausmedaille  von  I619  ist  schon  inschriftlich  als  die  Arbeit  dreier  Bearbeiter 
bezeichnet:  Jacob  Wolff.  inu.  G.  Holdermann.  F.  le.  Berckhausen.  perf.  und 
die  Stadtrechnung  von  161 9  sagt  in  dem  Verzeichnis  der  Kosten  der  Schillinge  und 


3)  Die  Auszüge  aus    den  Stadtrechnungen    sind    dem  Werk  von  Dr.  Ernst  Mummenhoff 
„Das  Rathaus  in  Nürnberg"  entnommen. 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD. 


Gedächtnis,i;r()sclieii,  so  we.tcen  des  neuen  Railuuises  ,c:emacht  und  den  Herrn  des 
Rats  neben  anderen  Offizianten,  die  hitmiil  beniülit,  zum  Gedäclilnis  verehrt  worden 
sind :   Geor.t:  Holderniann,  Possierern,  von  den  ersten  Scliilling  zu  possieren  30  Fl.  — 

Hieronynius  Berckhauß,  Goldschmid,  darvon  zu  verschneiden  35  Fl Endres 

Flötner,  Kunstgießern,  i'if  die  80  empfangene  Guldengroschen  die  8  Mark,  3  Loth, 
1  Q.  gehalten,  daran  er  17  große  Schilling,  107  Mark,  3  Loth,  1  ^\  gewogen,  gegoßen 
und  ausgemacht,  von  jedem  iy^  Fl.  Ihne  pro  resto  hinauszalt.  11  Fl.  5  y5  1  ^.  — 
Hans  Geiger  Goldschmid,  auch  für  desgleichen  großen  Schilling  zu  giessen  und  zu 
verschneiden  6  Fl.  und  fürs  Silber  5  Fl.  11  Fl.  —  Und  nochmaln  Endres  Flötnern  von 
einem  großen  Rathausschilling,  der  6  Loth  1 Y2  Q  gewogen  fürs  Silber  und  zue  giesen 
zalt  6  F].  6  ß  22  ^."  Außerdem  hat  Christian  Maler  für  Richtung  der  Visierung 
und  Schneidung  der  Stöcke  zu  dem  kleinen  (geprägten)  Schilling  und  Herstellung 
von  50  Stück  derselben  105  Fi.  6  yö  9  i^  erhalten.  Es  waren  also  außer  den  drei  in- 
schriftlich Genannten  noch  andere  Gießer  und  Goldschmiede  an  der  Herstellung  des 
großen  Schillings  beteiligt.  Wenn  nur  Berckhauser  seinen  Namen  auf  die  Medaille 
setzen  durfte,  so  sagt  dies  vielleicht,  daß  er  die  Gußform  gemacht  hat.  Nun  gibt 
es  außer  dem  großen  und  dem  geprägten  kleinen  Schilling  von  Christian  Maler  noch 
einen  kleinen  gegossenen  Rathausschilling,  bezeichnet  G.  Hol.  J.  per.  Holdermann 
hat  also  hier  die  Bearbeitung  weitergeführt  als  bei  den  großen  Schillingen. 

Aus  stilistischen  Gründen  halte  ich  auch  die  Medaille  auf  die  Erbauung  der 
Wöhrder  Bastei  I613  für  eine  Arbeit  Holdermanns.  Ein  urkundlich.er  Beweis  dafür 
läßt  sich  nicht  erbringen,  weil  die  Stadtrechnungen  von  I613  fehlen.  Der  Bau  ist  nach 
dem  Entwurf  Meinhards  von  Schönberg  von  Jakob  Wolff  dem  Jüngeren  ausgeführt. 

Den  Typus  der  großen  Schillinge  hat  Peter  Flötner  mit  dem  auf  die  Erbauung 
der  Burgbastei  1538  aufgestellt;  er  ist  mit  unwesentlichen  Änderungen  in  den  Schil- 
lingen auf  die  Grundsteinlegung  des  Gymnasiums  zu  Altdorf  1571  und  in  den  beiden 
auf  die  Erbauung  der  Fleischbrücke  von  1597  und  1598  festgehalten  worden.  Es 
ist  immer  die  Vereinigung  der  drei  Wappen,  des  Reichs-  und  des  zweiten  und  dritten 
Stadtwappens,  wie  sie  seit  dem  späten  15.  Jahrhundert  beliebt  war;  darunter  ist 
bei  Flötner  eine  Schrifttafel,  bei  dem  Altdorfer  Schilling  ein  Schild  mit  dem  Altdorfer 
Löwen,  der  das  dritte  Nürnberger  Stadtwappen  hält;  auf  den  Schillingen  auf  die 
Erbauung  der  Fleischbrücke  erscheint  unten  ziemlich  klein  die  Brücke  in  perspek- 
tivischer Ansicht.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  schon  der  Entwurf  zu  diesem 
Schilling  von  Jakob  Wolff  herri  hrt.  Für  wahrscheinlich  halte  ich  das  bei  dem  auf 
die  Wöhrder  Bastei  (Fig.  3),  hier  .st  die  Trias  der  Wappen  auseinandergezogen  und  sie 
nehmen  nur  noch  die  obere  Hälfte  der  Flächen  ein,  während  die  untere  von  einer 
perspektivischen  Darstellung  der  Bastei  gefüllt  wird,  ganz  in  der  Art  des  großen  Rat- 
hausschillings von  1619-  Auf  diesem  selbst  tritt  das  Bauwerk  noch  mehr  hervor,  die 
Wappen  sind  noch  kleiner  geworden  und  nehmen  nur  noch  das  obere  Viertel  ein, 
das  untere  wird  von  einer  Schrifttafel  gefüllt,  in  deren  Umrahmung  das  Steinmetz- 
zeichen (Fig.  4)  Jakob  Wolffs  steht.  Auf  der  Rathausmedaille  von  I6I6  stehen  in  der 
oberen  Hälfte  die  drei  Wappen  getrennt,  in  der  unteren  die  von  sechs  Ältesten  des 
Rats  und  seitwärts  das  des  Stadtbaumeisters  Eustachius  Karl  Holzschuher  umgeben 
von  Lorbeerzweigen,  außerdem  In-  und  Umschrift.  Die  Wappen  sind  klein  und  die 
Fläche  erscheint  etwas  leer.     Es  ist  möglich,  daß  die  Anregung  zur  Komposition 


8 


DER  NORNBERÜER  WACHSBOSSIERER  GüOKii   HOLUliKMANN. 


von  den  i:epriii::teii  MedailkMi  (Christian  Malers  aiis.c;ei::aiiKen  ist,  aber  die  Übertragung 
auf  den  größeren  Malistab  ist  nicht  völlig  geglückt,  hie  Ausliilirung  ist  zierlich, 
ohne  die  lebensvolle  Fülle  der  älteren  Wappenlropliäen. 

Die  Rückseiten  aller  groUen  Schillinge  sind  bis  101*;  ganz  mit  Inschriften  gefüllt, 
die  Inschrift  auf  dem  von  1(>1*)  (Fig.  S)  ist  von  einem  Kran/  mit  dem  von  Putten 


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Fig-.  3.      Scliillin,t,r  auf  die   Wöhrder  Bastei. 

gehaltenen  Wappen  der  Septemvirn  und  des  Baumeisters  umgeben.     Diese  Rück- 
seite ist  im  Relief  sehr  geschmackvoll  und  weit  besser,  als  die  Vorderseite  mit  der 


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Fig.  4.     Ratiniusschilling  von  I6l6. 


für  die    Reliefbehandlung   ungünstigen   Darstellung  des    Rathauses.     Das   Gleiche 
gilt  von  dem  kleinen  Holdermannschen  Schaugroschen.    Im  Hinblick  auf  die  Wachs- 


Mitteilungen  aus  dem  Germdnischen  Nationalmuseum  1913. 


Tafel 


Die  Septemvirn  von  1611. 

Wachsrelief  von  GEORG  HOLDERMANN. 


VON  GUSTAV   VON   BEZOLD. 


reliefs  bin  ich  genei.c:t,  nicht  nur  die  Ausführun.g  der  Modelle,  sondern  auch  die  Er- 
findun.c:  Holdermann  zuzuschreiben. 

Holdermann  hat  auch  Porträtmedaillen  .tiemacht.    Wahrscheinlich  hat  er  sie 
aucli  nur  in  Wachs  modelliert  und  die  weitere  Bearbeitun.i;'  anderen  überlassen;  dabei 


Fig.  5.      RatlKuisschilling  von  1619. 

mag  manches  verändert  worden  sein  und,  wenn  es  von  verschiedenen  Händen  ge- 
schah, in  verschiedener  Weise.  Damit  erhebt  sich  für  die  stilistische  Bestimmung  eine 
neue  Schwierigkeit  neben  der,  daß  Holdermann,  wie  die  meisten  seiner  Konterfetter 
seiner  Zeit,  keine  starke  Individualität  ist.  Die  Untersuchung  hat  neben  der  Cha- 
rakteristik und  Formgebung  der  Köpfe  auch  andere  Merkmale,  wie  die  Behandlung 
des  Gewandes  und  der  Haare  zu  beachten,  die  Schrift,  die  später  von  anderen  bei- 
gefügt sein  mag,  kommt  dabei  weniger  in  Betracht.    Drei  Medaillen  sind  bezeichnet, 


Fig.  6.     Heinrich  Müllegg. 


eine  von  16IO  mit  dem  Bildnis  Georg  und  Magdalena  Holdermanns,  eine  mit  den 
Bildnissen  Wilibald  Pirckheimers  und  Dürers,  wahrscheinlich  von  1627  und  eine  auf 
Heinrich  Müllegg  d.  J.  von  1625  (Fig.  6).  Von  ihnen  ausgehend  hat  Ermans  stilis- 
tischer Scharfblick  zwei  Gruppen  von  Medaillen  als  zugehörig  erkannt.    Die  Plakette 


10 


DER   NÜRNBERGER  WACHSBOSSIERER  GEORG   HÜLDERMANN. 


auf  Pirckheimer  und  Dürer  ist  zieiiilicht  oberflächlich  in  flachem  Relief  ,c:earbeitet. 
Zu  ihr  gehört  eine  zweite  mit  den  Bildnissen  von  Wilihald  und  Maus  Imhoff  1623, 
sie  ist  etwas  besser,  die  Köpfe  sind,  wenn  auch  nicht  eindrin.i^end  durch,t,^earbeitet, 
doch  sicher  aufi^^efaßt.  Das  Gleiche  s;ilt  von  den  beiden  anderen  Medaillen.  Alle 
Kr»pfe  sind  fast  von  vorn  mit  leichter  Wendung'  nach  einer  Seite  dar,c:estellt.  Holder- 
manns .Wutter  und  Hans  Imhoff  tra.s^en  ,i;roße  Pfeifenkra,t!:en,  deren  Rand  stark  vor- 
springt und  deren  Relief  für  Holdermann  bezeichnend  ist. 


Fig.  7-     Andreas  Imhoff. 


Fig.  8.     Sigmund  Gabriel    Holzschuher. 


Mit  vollem  Recht  hat  Erman  mit  diesen  Medaillen  eine  ovale  auf  Andreas  HI. 
Imhoff  (Fig-.  7)  und  Regina  Imhoff  geborene  Rehlinger  von  1620  in  Verbindung 
gebracht  und  an  diese  eine  Reihe  von  sechs  weiteren  Medaillen  aus  den  Jahren 
1624—1629  angeschlossen.  Es  sind  Bernhard  Mayer,  Georg  Volckamer,  Ulrich 
Grundherr,  Andreas  III.  Imhoff,  Sigmund  Gabriel  Holzschuher  (Fig.  8)  und 
Christoph  Euerer.  Sie  sind  sorgfältig  ins  Einzelne  gearbeitet,  der  Kopf  liegt  in  den 
vorspringenden  Kragen  eingebettet,  auf  dem  der  Bart,  von  dem  tiefliegenden  Kinn 
ausgehend,  flach  aufliegt.  Eine  weitere  Medaille  auf  Veit  Adam  von  Gubeck,  Bischof 
von  Freising,  ist  mir  nicht  zugänglich. 


Fig.  9.     Jobst   Friedrich  Tetzel. 


Die  Wachsreliefs  gestatten,  Holdermann  mit  voller  Sicherheit  eine  weitere 
Gruppe  von  Medaillen  zuzuschreiben,  deren  Zusammengehörigkeit  Erman  auch  schon 
erkannt,  und  die  er  unter  der  Bezeichnung  Nürnberg  I606 — I6l4  zusammengefaßt 
hat.  Ernennt  zunächst  drei  große,  David  Harsdörffer  I606,  Paul  II  Behaim  I6II  und 
Georg  Volckamer  161 4.  Dazu  kommen  noch  Jobst  Friedrich  Tetzel  1612  (Fig.  9)  und 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD. 


11 


Jakob  Starck  1614.  Von  dieser  ist  im  Kreßischen  Kabinette  im  Germanischen  Museum 
ein  in  Silber  getriebenes,  vergoldetes  Exemplar,  an  dem  die  Rückseite  mit  dem  Wappen 
Starcks  und  der  Figur  des  Heiligen  Jakobus  minor  besonders  schein  ist. 

Vergleiclit  man  diese  Medaillen  mit  dem  Relief  der  Septemvirn  von  1611, 
so  fällt  die  stilistische  Verwandtschaft  sofort  in  die  Augen.  Aber  auch  der  Zu- 
sammenhang mit  den  späteren  Medaillen  Holdennanns,  die  schon  Erman  ihm  zu- 
gewiesen hat,  ist  nicht  zu  verkennen.  Die  vollendete  Durchbildung  der  Wachs- 
reliefs suchen  wir  freilich  an  den  Medaillen  vergeblich,  aber  die  am  Äußeren  der  Formen 
stehen  bleibende  Auffassung,  die  Höhe  der  Reliefs,  die  sehr  bezeichnende  Behandlung 
der  Kragen,  die  Art,  wie  sie  bei  den  zusammengehörenden  Stücken  an  den  Kopf 
anschließen,  die  Haare  lassen  keinen  Zweifel  über  den  Meister  der  Medaillen.  Es 
ist  Georg  Holdermann.  Für  die  Medaillen  hat  Holdermann  eigene  Modelle  gemacht. 
Eines  derselben,  Georg  Volckamer  (Fig.  10),  ist  in  unserer  Sammlung  (Nr.  653). 


Fig.   10.     Georg  Volckamer. 


Fig.   11.     David   Lauer. 


Außer  den  großen  runden  hat  Erman  auch  vier  kleine  ovale  Medaillen  für 
den  Meister  von  l6o6— 1614  in  Anspruch  genommen.  Zu  ihnen  gehört  als  fünfte 
eine  auf  Martin  Haller  von  I6l5.  Die  Köpfe  sind  alle  etwas  nach  links  gewendet, 
das  Relief  ist  flach,  die  Ausführung  flüclitig,  fast  roh,  aber  die  Ableitung  von  dem 
Relief  von  1611  ist  für  die  ersten  vier  kaum  abzuweisen,  ich  möchte  kaum  annehmen, 
daß  sie  nach  eigenhändigen  Modellen  Holdermanns  gegossen  sind,  wenn  nicht  die 
bezeichneten  Medaillen  auf  Dürer  und  Pirckheimer  und  auf  Heinrich  Müllegg  d.  J. 
die  gleiche  Flüchtigkeitder  Ausführung  und  den  gleichen  Grad  des  Reliefs  aufwiesen. 

Dem  gleichen  Meister  schreibt  Erman  noch  eine  Medaille  auf  einen  Unbekannten 
von  1612,  es  ist  der  Nürnberger  Münzmeister  David  Lauer  (1557—1619)  (Fig.  U),  eine 
auf  Georg  Volckamer  von  1626  und  eine  auf  Georg  Schleicher  von  1630  zu.  Dieses 
Datum  scheint  zu  spät  zu  sein.  Die  Rückseite  mit  den  Daten  dürfte  der  Vorder- 
seite nicht  gleichzeitig  sein.  Volckamer  ist  im  Relief  des  Kopfes  sehr  verfehlt,  aber 
die  Ähnlichkeit  ist  doch  gewahrt,  besser  und  ganz  im  Stil  Holdermanns  sind  die 
beiden  anderen.  Ich  kann  dieser  Gruppe  noch  anschließen:  Bartholommeo  Viatis  I613 
(Fig.  12),  oval  und  rund,  Philipp  Camerarius  I621,  oval,  Julius  Hoffmann  1623, 
oval,  Georg  Pfinzing  und  Maria  Pfinzing,  geborene  Gewandschneider.  Der  Kopf 
des  Mannes  ist  im  Stil  des  Lauer  und   Schleicher  gehalten,   die  Frau   ist   ähnlich 


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DER  NÜRNBERGER  WACHSBOSSIERER  CiEüUG   HOl.UERMANN. 


beluindflt.  erinnert  aber  in  l:inii^eni  an  den  Meisler  M.  II.').  iirnian  S.  77-  lind- 
lich einen  Unbekannten,  in  ZinnnaLli,i;uLi  dhne  .Anfsclirill  in  der  Sannnlun.s;'  (iolniar 
Nr.  1841  im  ,t;ennanischen  Mnsenni. 

Als  zweifelhaft  fiii;e  ich  noch  bei.  I.azarns  1  larsdiirffer  1622,  Hans  Jakoli 
Tetzel  1610.  Conrad  Wurm,  Si,i;niund  Ilerl. 

Zeitlicii  foli;t  dann  die  schon  erwähnte  Gruppe  der  schiuien  Medaillen  von  1624 
bis  162<).  Von  den  in  dieser  Gruppe  Dargestellten  sind  \ier,  (jeor.i;  Volckanier,  Andreas 
Imhoff,  Ulrich  Grundherr  und  Christoph  Fürer  unter  den  Septemvirn  von  1626  auf 
dem  Scheurlschen  Relief,  aber  ein  näherer  Zusamnienhan.i,^  bestehl  nicht. 

Der  Stil  unseres  Reliefs  von  1611  ist  nicht  einheitlich,  während  die  Bildnisse 
mit  schlichter  Sachlichkeit  gegeben  sind,  sind  die  frei  erfundenen  Figuren  und  das 
Ornament  barock  formalistisch.  Überdies  ist  das  Ornament  nicht  gleichartig,  die 
Umrahmungen  der  einzelnen  Medaillons  sind  in  einem  etwas  altertümlicheren  Gold- 
schmiedstil  gehalten,  als  das  dem  Knorpelstil  sich  nähernde  Ornament  des  Haupt- 
rahmens. 


Fig.   12.     Bartholommeo  Viatis. 


Fig.  13.     Jobst  Tetzel. 


Der  Medaillenstil  mit  hohem  Relief  und  den  fast  ganz  von  vorn  gesehenen 
Köpfen,  in  dem  auch  unsere  Wachsmedaillons  gehalten  sind,  hatte  in  Nürnberg  durch 
Valentin  Maler  Eingang  und  Verbreitung  gefunden-^).  Maler'sche  Medaillen  wie  die 
auf  Jobst  Tetzel  von  156g  (Fig.  13)  oder  Sebastian  Imhoff  von  1570  unterscheiden  sich 
stilistisch  kaum  von  den  Wachsmedaillons  Holdermanns.  Aber  Holdermann  kann 
schon  deshalb  kaum  Malers  Schüler  gewesen  sein,  weil  dieser  von  der  Mitte  der  acht- 
ziger Jahre  des  16.  Jahrhunderts  nicht  mehr  als  Konterfetter  nachweisbar  ist.  Zwischen 
beiden  steht  zeitlich  ein  dritter  Meister,  der  auch  in  Wachs  modelliert  hat  und  dessen 
Medaillen  Erman  unter  der  Bezeichnung  Meister  von  1593  zusammengestellt  hat. 
Er  dürfte  Holdermanns  Lehrer  in  der  Bildniskunst  gewesen  sein. 

Auch  von  diesem  Wachsbossierer  ist  eine  Tafel  mit  den  Medaillons  von  acht 
Ratsherrn  von  1593  erhalten.    Sie  wird  im  bayerischen  Nationalmuseum  in  München 


4)  Aber  wer  ist  M.  H.  >  Sein  Monogramm  auf  dem  Abschnitt  der  Medaille  auf  Anton 
Geuder  ist  kaum  zu  lesen.  Sollten  hier  Arbeiten  des  achtzehnjährigen  Holdermann  vorliegen  'i 
Dann  könnte  auch  die  Medaille  auf  Hans  Wernherr  (Erman  S.  63)  von  ihm  sein. 

5)  Das  sehr  hohe  Relief  finde  ich  zuerst  an  der  Medaille  auf  Gabriel  Schlüsselberger  157+ 
von  Stephanus  (  Etienne  de   Laune). 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD. 


13 


verwahrt.  Es  sind  llieronynius  l'auni.i^artner,  Andreas  Inilioff  d.  Ä.,  Barllioloniäiis 
Pönier,  Julius  Geuder  (Fi.i^'.  14),  Mans  Weiser,  Joachim  Nützel,  Christoph  Fürer  und 
Paulus  Harsdörffer.  Die  Unirahnuin.i;- ist  stren,^' im  Stil  von  Goldschmiedearbeit  .ge- 
halten. Die  Köpfe  sind  etwas  derber  modelliert  als  die  Holdermanns,  stehen  ihnen  aber 
in  Auffassun.e:  und  Ausführun.t;'  sehr  nahe.  Nach  diesen  Köpfen  sind  die  Medaillen  ,t(e- 
macht  worden,  welche  Erman  veranlaßten,  den  Meister  als  ,, Nürnberg  1593"  zu 
bezeichnen;  es  sind  Joachim  Nützel,  Andreas  Imhoff,  Julius  Geuder,  Hans  Welser 
und  Paulus  Harsdörffer.  Von  diesen  Medaillen  ist  die  auf  Julius  Geuder  älter  als 
die  Wachstafel,  sie  ist  1591  ii'eferti,t,^t.  Sie  stimmt  im  Stil  mit  den  anderen  überein,  ist 
aber  sorgfältiger  gearbeitet.  Auchdieauf  Joachim  Nützel  ist  in  zwei  wenig  verschie- 
denen Varianten  vorhanden,  von  welchen  die  ohne  Jahreszahl  die  bessere  ist.  Der 
auf  der  Wachstafel  als  Hieronymus  Paumgartner  bezeichnete  Mann  heißt  auf  der 
Medaille  Paulus  Harsdiirffer.  Aus  der  Vergleichung  mit  kleineren  ovalen  Medaillen 
auf  die  Beiden  ergibt  sich,  daß  die  Bezeichnung  auf  der  Wachstafel  auf  einer  Ver- 
wechselung beruht;  der  Mann  in  der  oberen  Ecke  links  ist  Paulus  Harsdörffer,  der 


Fiff.   14.    Julius  Geuder. 


Fi.c:.  15.     Baltluisar  Paumi^^artner. 


in  der  unteren  rechts  Hieronymus  Paumgartner.  Die  mit  der  Jahreszahl  93  ver- 
sehenen Medaillen  liegen  mir  zwar  nur  in  schlechten  Zinnabgüssen  aus  der  Früh- 
zeit des  19.  Jahrhunderts  vor,  doch  ergibt  sich  auch  aus  diesen,  daß  die  Originale 
ziemlich  roh  gearbeitet  sind. 

Es  liegt  keine  Veranlassung  vor,  auf  das  Medaillenwerk  dieses  Meisters  im 
einzelnen  einzugehen;  ich  schreibe  ihm  außer  den  von  Erman  verzeichneten  Me- 
daillen, deren  Zugehörigkeit  der  Nachprüfung  bedarf,  noch  zwei  Medaillen  auf  Bal- 
thasar (Fig.  15)  und  Paul  Paumgartner  von  1592  zu,  von  der  einen  ist  ein  getriebenes 
Original,  von  der  anderen  ein  Zinnabguß  im  Kressischen  Kabinett  Nr.  583,  584. 
Unwillkürlich  drängt  sich  die  Frage  nach  dem  Namen  des  Meisters  auf.  Ich  halte 
für  wahrscheinlich,  aber  nicht  für  sicher,  daß  es  der  Meister  MC,  Matthaeus 
Carl  ist. 

Nicht  mit  der  gleichen  Sicherheit  wie  die  Frage  nach  der  Herkunft  von  Holder- 
manns Porträtstil  läßt  sich  die  nach  der  Ableitung  seines  Ornament-  und  Figurenstils 
beantworten.  Es  ist  zwar  sofort  wahrzunehmen,  daß  er  von  den  niederländischen 
Manieristen  abhängt,  ob  aber  der  Zusammenhang  durch  persömliche  Beziehungen 


14    DER  NÜRNBERGER  WACHSBOSSIERER  GEORG  HOLDERMANN.   VON  GUSTAV  VON  BEZOLD. 

oder  durch  Vorlagen  vermittelt  i.^t,  eiitzieiit  .sich  vorläufig  unserer  Kenntnis.     Man 
mag  an  Christoph  Jamnitzer  als  Vermittler  denken. 

Die  Zwiespältigkeit  des  Stils,  auf  die  ich  oben  hingewiesen  habe,  ist  keine 
vereinzelte  Erscheinung.  Sie  findet  sich  ganz  allgemein  auf  den  Bildern  der  nieder- 
ländischen Manieristen  des  späten  16.  Jahrhunderts,  auf  welchen  die  schlicht  und 
saciilicli  aufgefaßten  Stifter  unvermittelt  in  die  klassizistisch  stilisierten  Darstellungen 
aufgenommen  sind.  Liegt  der  Keim  dieses  Widerspruches  nicht  schon  in  Rafaels 
Heliodor  ? 


Fig.  16.     Gabriel  Schlüsselberger  von  Stephanus. 


oOo- 


ZWEI  BRIEFE  JOHANN  NEUDORFERS  DES  ALTEREN. 

Mitgeteilt  von  THEODOR  HAMPE. 

Von  Briefen  Johann  Neudörfers,  des  „Vaters  der  Nürnberger  Kunstgeschichte", 
ist  bisher,  abgesehen  von  jenem  Widmungsbrief  an_^Georg  Römer,  der  seinen 
„Nachrichten  von  Künstlern  und  Werkleuten"  aus  dem  Jahre  1547  vorangestellt  ist, 
wenig  bekannt  geworden.  Und  doch  sollte  man  annehmen,  daß  der  fein  gebildete  Mann, 
der  mit  so  vielen  Künstlern  und  Gelehrten,  mit  Herren  des  Rats  und  der  Kaufmann- 
schaft, allerdings  zumeist  seiner  Vaterstadt  Nürnberg,  in  nahen  Beziehungen  stand, 
im  Laufe  seines  Lebens  (1497 — 1563)  gar  manches  Schreiben  gewechselt  habe,  wie 
auch,  daß  sich  solche  Briefe  des  alten  Schreib-  und  Rechenmeisters,  des  „Schöpfers 
und  Begründers  der  deutschen  Schönschreibkunst",  nicht  eben  allzu  späilich  sollten 
erhalten  haben.  Denn  sie  waren  ohne  Zweifel  kalligraphisch  reizvoll  geschrieben  und 
sind  schon  deswegen  von  den  Empfängern  gewiß  in  Ehren  gehalten  und  häufig  genug 
aufgehoben  worden.  So  mögen  sich  Briefe  Neudörfers  vor  allem  wohl  noch  in  den 
bisher  wenig  durchforschten  Archiven  der  alten  Nürnberger  Familien  bergen.  Zwei 
solcher  Schreiben  an  Angehörige  des  reichsstädtischen  Patriziats  gebe  ich  im  Folgenden 
buchstabengetreu  wieder.  Bei  der  Bedeutung  Neudörfers  für  die  Entwicklung  von 
Schrift  und  Schreibwesen  habe  ich  mich  in  diesem  Falle  einn.ial  lediglich  darauf  be- 
schränkt, der  besseren  Lesbarkeit  wegen  die  vokalischen  v  in  u,  die  konsonantischen 
u  in  V  zu  verwandeln,  im  übrigen  aber  die  Schreibungen  Neudörfers  und  selbst  seine 
Interpunktion  völlig  unangetastet  gelassen. 

Der  erstere  der  beiden  Briefe  befindet  sich  in  der  Nürnberger  Stadtbibliothek 
und  ist  auf  das  zierlichste  mit  goldener  (für  die  Adresse,  den  ganzen  ersten  Abschnitt 
des  Briefes)  und  schwarzer  Tusche  auf  allerfeinstes,  in  der  Tat  beinah  spinneweben- 
dünnes Pergament  geschrieben.  Offenbar  hat  dabei  die  Tusche  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte die  Zerstörung  des  feinen  Häutchens  befördert,  so  daß  die  Schrift  an  vielen 
Stellen  gewissermaßen  nur  noch  als  durchbrochene  Arbeit  erscheint,  der  Brief  sich 
hier  fast  wie  eine  Schablone  ausnimmt.  Bei  diesem  Erhaltungszustand  und  der 
Kleinheit  der  Buchstaben  ist  die  Lektüre  mühselig,  und  wenn  Neudörfer  selbst  in 
Briefen  seine  Kunst  derartig  auf  die  Spitze  zu  treiben  geliebt  haben  sollte,  so  wäre 
es  allerdings  nicht  sehr  verwunderlich,  wenn  nur  ein  verschwindender  Bruchteil 
seiner  Korrespondenz  die  Zeiten  von  ihm  bis  zu  uns  überdauert  haben  würde. 

Gerichtet  ist  das  Schreiben  an  „Caspar  Nützel  den  Älteren",  der  zum  Unter- 
schiede von  dem  bekannten  Losunger  Caspar  N.  (t  1529)  aus  der  Frühzeit  der  Re- 
formation in  den  Genealogien  der  Nützel  in  der  Regel  die  Bezeichnung  „der  Jüngere" 
trägt,  während  Neudörfer  ihn  wohl  von  einem  offenbar  jüngeren  C.  N.,  der  1562 
„ledig,  ziemlichen  Alters"  starb,  unterscheiden  wollte     Der  mittlere  Caspar  Nützel 


15  ZWEI  BRIEFE  JOHANN  NEUDÖRFERS  DES  ÄLTEREN. 


also,  seit  \^\0  im  R.it  uikI  seit  1S=;2  einer  der  sieben  Alleren  Herren,  f  1500,  halte 
iinsern  Neudörl'er  1=^=^0  nni  die  Rosenzeit  zu  einem  Friihlin,t;sfest  auf  sein  ScliloB  zu 
Sündersbühl  einiieladen  und  Neudinier  dankt  nun  in  seinem  Schreiben  untertänii;' 
für  diese  Einladunii,  indem  er  zui^leich  bedauert,  diesmal  fernbleiben  zu  müssen. 
\lr  hoffe  indessen,  der  —  so  dürfen  wir  wolil  interpretieren  —  üblichen  Herbsteinladun.t; 
nach  Sündersbühl  zu  den  so  schmackhaften  Würsten  mit  Semmeln  seinerzeit  in^t- 
niel3eii  zu  dürfen. 

Des  weiteren  berichtet  er  noch  kurz  und  nur  undeutlich  über  einen  Streit,  den 
er,  wohl  in  seiner  Ei.i^enschaft  als  Krie.i^sschreiber,  mit  einem  Rittmeister  ^^ehabt  habe, 
der  —  so  ist  die  Stelle  wohl  zu  verstehen  —  bald  bei  den  Königlichen,  den  Truppen 
Ferdinands  unter  Heinrich  von  Plauen,  und  dann  wieder  ein  paar  Monat  lang  bei  den 
Kriegsscharen  des  fränkischen  Bundes,  zu  dem  sich  insbesondere  die  Reichsstadt 
jNürnberg  mit  den  Bischöfen  von  Bamberg  und  Würzburg  gegen  den  Markgrafen 
Albrecht  Alcibiades  von  Brandenburg- Kulmbach  vereinigt  hatte,  Dienst  tue.  Wir 
werfen  hier  einen  Blick  in  die  verwickelten  politischen  Verhältnisse  der  Zeit  des 
zweiten  Markgrafenkrieges  und  der  folgenden  Jahre  bis  zum  Tode  des  wilden 
Albrecht  am  8.  Januar  1557. 

Mit  einem  Gruß  an  alle  verehrten  und  lieben  Gäste,  denen  er,  wenn  nicht  jedem 
einzelnen,  so  doch  insgesamt  in  seinem  Namen  ein  Gläslein  Wein  zutrinken  zu  wollen 
bitte,  und  mit  einem  Segensspruch  für  Gastgeber  und  Gäste  schließt  sodann  dieser 
Brief,  dessen  genauen  Wortlaut  ich  nunmehr  hier  folgen  lasse: 

,,D  e  m  E  e  r  n  V  e  s  t  e  n  f  u  r  s  i  c  h  t  i  g  e  n  E  r  b  a  r  n  und  W  e  y  s  e  n 
h  e  r  r  e  n  Caspar  N  u  t  z  e  1  dem  Eltern,  des  Innern  R  a  t  h  s 
alten  h  e  r  r  e  n  zu  N  ü  r  m  b  e  r  g,  D  i  s  e  r  zeit  zum  S  y  n  d  e  r  s 
b  u  h  e  1  etc.  Meinem  g  e  b  i  e  1 1  u  n  n  d  e  n  g  r  o  s  g  u  n  n  s  t  i  g  e  n 
h  e  r  r  e  n  u  n  n  d  lieben  g  e  f  a  1 1  e  r  n  z  u  s  e  1  b  s  t  a  i  g  e  n  h  e  r  r  1  i  c  h  e  n  n 
li  a  n  n  d  e  n   zu   u  b  e  r  a  n  n  t  w  o  r  1 1  e  n. 

Eernvester  Fursichtiger  Erbar  unnd  Weyser  gebiettunnder  grosgunnstiger 
herr  Unnd  lieber  gefatter  Der  ladschafft,  unnd  zuvor  des  Ehrlichen  werbers,  sag 
E.  E.  F.  G.  W.  Ich  unnderthenigen  dannckh,  Unnd  geschieht  das  aussenbleiben 
gwislich  nicht  mit  meinem  willen.  voUan  ob  ich  gleich  dismals  der  Ulmer  Rosen 
Edeln  geruch  embern  mus.  Will  ich  doch  hoffen  (.  Sover  es  Gott  zulest.)  auff 
kunfftigen  Herbst  der  wolgeschmacken  wurscht  unnd  Semel  zum  Syndersbuehel 
Zugeniesen. 

Ich  wer  heut  mit  einem  Ritmeister  schier  zu  unfriden  worden.  Ein  weil  ist 
er  Kunigisch  oder  Blawisch,  darnach  ist  er  ein  monnat  oder  zwen  Bundisch  oder 
Bischoffisch.  Ich  wil  aber  fleis  furwennden,  auff  das  ich  mit  lieb  von  disen 
Bioderhosen  khum. 

E.  F.  E.  W.  bit  ich  ganntz  underthenig,  die  wollen  derselben  Erbarn  gest, 
meinen  gunnstigen  Herren  gefattern  unnd  lieben  freunnden,  einem  yeden 
insonnderhait,  unnd  da  es  zuvil  sein  sollt,  doch  allen  in  gemein,  von  meinet  wegen 
ein  gleslein  mit  wein  bringen,  Dise  unnd  zuvor  vil  grossere  Wolthat  verdienn 
Ich  in  unnderthenigkhait  ganntz  willig. 


VON  THEODOR  HAMPE.  17 


Der  Allmechtig  Ewi.i,^  Gott  woll  E.  F.  G.  W.  neben  derselben  erbarn  ,t;-esten, 
mit  allen  gnaden  in  Vätterlicheni  schütz  erhalten  unnd  vor  allem  vbel  bewaren. 
Datum  in  meiner  Kriegstuben  Suntag  nach  Trinitatis  den  7ten  Junij  Ao.  1556 


EEFGW, 

g[ehor]*)sam  unnd 
ganntz  dienstwilliger 

Johann  Newd[örffe*)]r 
Rechenmaister." 

Der  zweite  Brief  Neudörfers,  den  ich  hier  mitzuteilen  habe,  gehört  dem  Freiherr!. 
V.  Tucherschen  Familienarchive  an,  dessen  wichtigste  Bestände  ich  dank  der  Güte 
des  Herrn  Regierungsrates  Christoph  Freiherrn  von  Tucher  vor  einigen  Jahren  genau 
durchsehen  durfte.  Es  ist  ein  Quartblatt  dünnen  Schreibpapiers,  von  der  Hand 
Neudörfers  kalligraphisch  fein  beschrieben.  Das  Schreiben  ist  an  Lienhard  Tucher 
(1487 — 1 568)  gerichtet,  der  es  mit  dem  Vermerk  versehen  hat  „Adi  6  settember  A.  60  jar 
von  Johan  Newdorffer  empfangen."  Neudörfer  dankt  darin  Herrn  Lienhard  für 
die  Ehre,  daß  auch  er  das  treffliche  Werk  habe  sehen  dinfen,  das  in  der  Tat  das  lieb- 
lichste sei,  das  ihm  je  vorgekommen,  obgleich  er  doch  viel  Schönes  gesehen  habe. 
Aus  Erkenntlichkeit  verehrt  er  Tucher  ein  —offenbar  silbernes  oder  silbervergoldetes  — 
Gießgefäß,  das  er  wohl  früher  auch  für  ein  Kunstwerk  gehalten  habe,  das  aber  mit 
jenem  Werk  verglichen  nur  dessen  hohen  Wert  und  die  Kunst  seines  Verfertigers 
deutlicher  an  das  Licht  stellen  werde.  Im  übrigen  wollen  wir  die  graziöse,  fein  kul- 
tivierte Ausdrucksweise  Neudörfers  hier  nicht  weiter  umschreiben  oder  modernisieren, 
vielmehr  dem  Leser  des  Originals  den  vollen  Genuß  des  hübschen  Briefleins  über- 
lassen, und  nur  noch  kurz  die  Frage  aufwerfen,  welches  Meisterwerk  wohl  in  so  hohem 
Grade  Neudörfers  Bewunderung  und  Entzücken  erregt  haben  möge.  Natürlich  sind 
wir  dabei  lediglich  auf  Vermutungen  angewiesen  und  vielleicht  die  drängendste 
Vermutung  geht,  um  es  gleich  zu  sagen,  auf  jene  ehemals  im  Tucherschen  Besitz 
befindlichen  köstlichen  Limousiner  Emaillen,  zu  denen  u.  a.  zwei  Kannen  in  Gold- 
fassungen  von  Wenzel  Jamnitzer  gehören.  Von  diesen  beiden  Limogeskannen  ist 
zwar  die  eine,  jetzt  im  Bayerischen  Nationalmuseum,  vom  Jahre  1562  datiert;  es 
wäre  aber  sehr  wohl  möglich,  daß  die  andere,  undatierte,  in  der  Kgl.  Schatzkammer 
zu  München,  früher  als  jene  entstanden,  vielleicht  im  September  1560  eben  fertig 
gestellt  war.  Bei  den  leider  nur  ganz  mangelhaften  Andeutungen  Neudörfers  über 
„das  trefflich  werckh"  (ein  Ausdruck,  der  wohl  auch  als  Collectivum  aufgefaßt  werden 
könnte)  lohnt  es  sich  indessen  nicht,  dieser  Mutmaßung  weiter  nachzugehen,  zumal 
v/ir  ja  aus  Marc  Rosenbergs  Feder  demnächst  genauere  Aufschlüsse  über  jene  wunder- 
baren Arbeiten  und  Jamnitzers  Anteil  daran  zu  erhalten  hoffen  dürfen. 

Nur  den  Wortlaut  des  betreffenden  Neudörferbriefes  haben  wir  hier  noch  wieder- 
zugeben : 

„Ehrnvester  Fursichtiger  Erbar  unnd  Weyser  günnstiger  unnd  gebietlunnder 
lieber  Herr  unnd  gfatter,  E.  E.  unnd  F.  E.  W.  sag  ich  der  Ehrn,  das  sie  mich  das 


*)   Diese  Stellen  des  Briefes  sind  schadliaft. 
Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum.    1913. 


13  ZWEI   BRIEFE  JOHANN   NEUDÖRFERS  DES  ÄLTEREN. 

trefflicli  weivkh  haben  sehen  lassen  unnderthenij::en  danuekh.  Unnd  wiewol  mir 
die  lai:'  nieinnes  lebens  vil  schöner  kunnststÜLk  furkuininen  sein,  So  nuig'  ich  docli 
mit  warheit  sa.i^en,  das  ich  nye  keine  hebhchere  sliick  .gesehen  hab,  Unnd  ways 
anch  ue^vis,  das  Ims  kein  kunnsl^irii^er  man  nil  ,i;iui,t;'  sehen  ma.u',  dami  ie  lenn,i;er 
maus  sihet,  ye  HebHchers  wirl.  Ich  hab  dise  M'ie-'^l^^inndel  (.damit  ich  H.  I;.  nnnd 
F.  E.  W.  als  ein  i^erinn.i^schetzi.ii'  din.i;'  verelir.)  anch  liir  kunnst  ,i;ehalten,  aber  es 
sclieint  .i^e.^en  disem  werckh  wie  ein  rosti.i;'  Banntzer  stRen  ein  (ein)  ballierten 
Harnisch.  Dieweil  dann  eines  Turckisstein  hoheit  an  der  färb  nitwol  zu  urlhailn  ist, 
mann  hallt  dann  einen  anndern  darlegen,  So  mugen  auch  E.  E.  unnd  F.  E.  W.  dise 
kanndel  gegen  derselben  werck  halten,  so  wirt  man  sehen,  Was  derselben  maister 
für  ein  Werckman  gewest  ist,  ganntz  unnderthenigs  unnd  gehorsames  diennst- 
lichs  fleis  bittunnde,  E.  E.  unnd  F.  E.  W.  wollen  dise  mein  kynndische  scliennck 
nit  verachten,  sunnder  hierinnen  meinen  unnderthenigen  unnd  genaigten  willen 
annemmen. 

E.  E.  und  F.  E.  W. 

ganntz  underthenig  und  gehorsamer 

Johann  Newdörffer 
Rechenmaister. 
Herrn  Leonnharden  Tucher  etc. 
zu  herrlichenn  banden". 


-oOo- 


BEITRAGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Von  GUSTAV  VON  BEZOLD. 

Deutschland. 

(Mit  10  Tafeln.) 

Die  fraiiz(')sisclie  Kunst  findet  den  Übergang  von  dem  einfachen  großen  Stil  der 
Menschendarstellung  zu  dem  reichen,  realistischen  in  ganz  konsequenter 
Entwicklung  Schritt  für  Schritt.  Sie  hatte  im  entscheidenden  Moment  am  Hofe 
Karls  V.  und  seiner  Brüder  einen  glänzenden  Mittelpunkt,  an  dem  ein  großer  Auf- 
trag den  anderen  drängte,  an  dem  die  größten  Meister  unausgesetzt  ihre  beste  Kraft 
einsetzen  konnten.  Das  feste  Stilgefühl  der  Kimstler  läßt  nur  eine  langsame  Lösung 
der  strengen  Form  zu.  Ganz  allmählich  werden  mehr  und  mehr  naturalistische 
Elemente  aufgenommen  und  die  unausgesetzte  Tätigkeit  verhütet,  daß  etwas  von 
dem,  was  an  Naturbeobachtung  gewonnen  ist,  wieder  verloren  geht. 

Der  deutschen  Kunst  war  ein  gleich  günstiges  Schicksal  nicht  beschieden, 
sie  vermag  die  monumentale  Höhe  des  dreizehnten  Jahrhunderts  im  vierzehnten 
nicht  festzuhalten.  Eine  Konzentration  der  Kräfte  wie  in  Frankreich  war  in  Deutsch- 
land unmöglich.  Es  fehlt  nicht  an  Mittelpunkten,  aber  die  meisten  haben  nur  lokale 
Bedeutung  und  kurze  Dauer.  So  kommt  die  Kunst  im  14.  Jahrhundert  kaum  über 
Ansätze  zu  fester  Schulbildung  hinaus,  nur  am  Sitz  großer  Bauhütten  bildet  sich 
in  der  monumentalen  Bauplastik  eine  schulgemäße  Formgebung  aus.  Mehr  noch  als 
in  Frankreich  leidet  sie  unter  dem  Widerspruch  von  Manier  und  Naturbeobachtung, 
ein  Haften  am  Gegenständlichen  der  Darstellungen,  ein  vorzeitiges  Streben  nach 
dramatischem  Ausdruck  ohne  ausreichende  Kenntnis  des  Organismus  beeinträchtigt 
die  Vollendung  der  Form.  Günstiger  liegen  die  Bedingungen  für  die  Grabplastik  ^). 
Die  Aufgabe,  bestimmte  Personen  darzustellen,  kommt  dem  realistischen  Zug,  der 
die  treibende  Kraft  in  der  Kunstentwicklung  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  war, 
entgegen,  und  sie  nähert  sich,  wenn  auch  mit  Unterbrechungen,  dem  Ziele  bildnis- 
mäßiger Darstellung.  Zuweilen  drängt  sich  das  Streben  nach  Ausdruck  auch  hier 
vor.  Solche  Denkmäler  sind  die  der  Bischöfe  Otto  von  Wolfskehl  f  1H5 
in  Würzburg,  Friedrich  von  H  o  h  e  n  1  o  h  e  f  '1352  und  Friedrich  von 
T  ruhe  n  d  i  n  g  e  n  t  1366  in  Bamberg.  Es  sind  lange,  hagere  Gestalten,  an  welchen 
die  Bildung  der  Körper,  wie  der  Köpfe,  die  individueller  Züge  nicht  ganz  ermangeln, 
dem  Ausdruck  der  Askese  unterworfen  sind. 


1)   Den  folgenden  Ausführungen  liegen  zugrunde: 

Hermann  Schweitzer,  Die  mittelalterlichen  Grabdenkmäler  ....  in  den  Neckargegenden 
von  Heidelberg  bis  Heilbronn.  Straßburg  1899.  —  Hans  Borger,  Grabdenkmäler  im  Main- 
gebiet. Leipzig  1907.  —  Wilhelm  Pinder,  Mittelalterliche  Plastik  Wiirzburgs.  Würzburg 
1911.  —  Fr.  Back,  Mittelrheinische  Kunst.  Frankfurt  a.  M.  1910.  —  Paul  Kautzsch,  Der  Mainzer 
Bildhauer  Hans  Backoffen.  Leipzig  I910.  —  Otto  Buchner,  Die  mittelalterliche  Grabplastik 
Nord-Thüringens.  Straßburg  1902.  —  Dehio  und  Bezold,  Die  Denkmäler  der  deutschen  Bild* 
hauerkunst.  —  Die  besprochenen  Denkmäler  habe  ich  fast  alle  in  den  letzten  Jahren  selbst 
gesehen. 


OO  ßeiTRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


Spät  cr.sl  wcikk'l  sitli  d\c  Malerei  dein  l^ikinis  /u  und  ci>t  im  Ausbaut;  des  15. 
und  im  Beginn  des  1(\  Jahrlumderts  .i;elan,i;l  die  deutsche  Kunst  zur  vollen  Wieder- 
gabe persönÜLlien  Lebens. 

Die  neuen  Resiunj^en,  welche  die  deutsche  Kunst  des  Ib  Jahrhunderts  dein 
Historiker  interessant  machen,  dürfen  über  den  Rückgans;  ihrer  künstlerischen  Höhe 
i^esienüber  dem  H.  Jahrhundert  nicht  täuschen;  erst  im  IS.  nimmt  sie  mit  wachsender 
Selbständi.ukeit  und  ljnabliän.i;'i.i;keit  vom  Ausland  einen  neuen  Aulschwun.i;'.  ihr 
Stil  schafft  sich  zwar  ein  so  unhumanistisches  Körperideal,  daß  sie  zu  voller  Hrfassun.i;" 
des  Oriranismns  nicht  durchzudrinsien  verma,i;-,  aiu-r  im  einzelnen  ist  er  realistisch 
und  das  kcMumt  auch  dem  Bildnis  zu.t^'ute. 

Im  14.  Jahrhundert  ,i;ehen  noch  immer  starke  Anre,t;un,i;en  von  fTankreich 
aus,  für  die  Plastik  vom  Norden  und  von  Burgund,  für  die  Malerei  auch  von  Avignon, 
wo  ein  Synkretismus  italienischer  und  nordischer  Kunst  eingetreten  war,  im  15. 
erhält  die  Malerei  die  größte  Förderung  von  Flandern  aus,  da  und  dort  nehmen  wir 
Anleihen  bei  der  italienischen  Kunst  wahr;  aber  die  fremden  Einflüsse  werden  frei 
verarbeitet,  die  deutsche  Kunst  ist  auf  fast  hundert  Jahre  selbständig  geworden. 

In  der  Grabplastik,  die  uns  hier  vorzugsweise  beschäftigt,  sind  unmittelbare 
französische  Einflüsse  seltener,  als  man  nach  ihrem  hohen  Stande  in  Frankreich 
annehmen  möchte.  Um  1320  bis  1330  war  in  Hessen  und  in  Westfalen  ein  Meister 
tätig,  der  seine  Schule  in  der  Werkstatt  Pepins  von  Huy  durchgemacht  hatte.  Von 
ihm  sind  zwei  Grabmäler  in  S.  Elisabeth  in  Marburg,  nach  den  Bestimmungen  F.  Küchs 
das  H  e  i  n  r  i  eil  1.  und  das  Doppelgrab  Ottos  und  J  0  h  a  n  n  s.  das  Gralimal 
der  Stifter  in  Kappenberg,  das  des  Grafen  Otto  HI.  von  R  a  v  e  n  s  b  e  r  g,  seiner 
Gemahlin  Hedwig  zur  Lippe  und  seines  kleinen  Sohnes  in  der  Marienkirche 
in  Bielefeld  und  das  des  Kantors  Eberhard  von  Stein.  Diese  Denkmäler 
schließen  sich  im  Stil  wie  in  der  Behandlung  der  Tracht  ganz  der  Art  Pepins  von  Huy 
an;  es  sind  Idealbildnisse,  welche  wohl  eine  gute  Naturbeobachtung  im  allgemeinen 
aufweisen,  aber  jedes  Eingehen  auf  Individualisierung  vermissen  lassen.  Im  fernen 
Osten  ist  das  Hochgrab  des  Herzogs  Heinrich  IV.  von  S  c  h  1  e  s  i  e  n  t  "1290, 
in  der  Kreuzkirche  zu  Breslau,  ein  Ausläufer  des  französischen  Stils. 

Etwa  im  dritten  und  vierten  Jahrzehnt  des  14.  Jahrhunderts  sind  in  S.  Em- 
meram  in  Regensburg  die  Denkmäler  von  Lokalheiligen  und  Wohltätern  des  Stiftes 
errichtet  worden.  Sie  sind  nicht  alle  gleichzeitig,  aber  die  Gleichartigkeit  des  Stils, 
namentlich  des  Faltenwurfs,  gestattet  nicht,  einen  sehr  langen  Zeitraum  für  sie  an- 
zunehmen. Das  früheste  und  bedeutendste  ist  das  Denkmal  der  Kaiserin  U  t  a 
oder  E  m  m  a.  In  diesem  sehr  schönen  Werk  sind  Anregungen  von  den  Denkmälern 
französischer  Königinnen  in  Saint  Denis  selbständig  verarbeitet.  Ein  poetischer 
Zug  liegt  über  der  schönen  Gestalt,  das  ernste  Gesicht  der  alternden  Frau  ist  nicht 
individualisiert.  Noch  weniger  sind  es  die  Denkmäler  des  heiligen  Wolf  gang, 
eines  jungen  Ritters  und  der  seligen  A  u  r  e  1  i  a.  Dieses  ist  1335  errichtet, 
die  beiden  anderen  sind  aus  derselben  Zeit.  Sie  streben  mehr  als  andere  mittelalter- 
liche Werke  ein  allgemeines  Schönheitsideal  an;  es  sind  jugendlich  anmutige  Ge- 
stalten, die  Gesichter  sind  hübsch  aber  oberflächlich,  sie  haben  die  nazarenische, 
formale  Schönheit  einer  Epigonenkunst.  Vielleicht  hat  auch  dieser  Meister  Arbeiten 
des  Pepin  de  Huy  gekannt,  die  damals  in  Paris  das  Feinste  waren,  aber  er  ist  kein 


Mitleilun.^eii  aus  dem  German.  NationalnuLseum.     lOH- 


Tafel  II. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  21 


Nachahmer.  Der  juni;e  Ritter  wird  als  H  e  i  n  r  i  c  li  d  e  r  Z  ä  n  k  e  r  bezeichnet.  Die 
Bestimmung  geht  auf  eine  Insclirift  aus  dem  16.  Jahrhundert  zurück,  aber  der  Nimbus  xafei  xx 
widerspricht  ihr.  Sollte  nicht  Heinrich  II.  mit  diesem  Denkmal  geehrt  sein? 
Er  hat  nach  dem  Brande  von  1020  den  Neubau  der  Kirche  kräftig  unterstützt  und  war 
schon  114S  kanonisiert.  Am  Schluü  der  Reihe  steht  das  merkwürdige  Denkmal 
der  heiligen  E  m  m  e  r  a  m,  ein  verspäteter  Ausläufer  der  Schule  von  Reims.  Wenn  tafei  xx 
ich  sonst  der  Lehre  von  den  Skizzenbüchern  skeptisch  gegenüberstehe,  so  scheint 
mir  hier  kein  Zweifel  möglich,  daß  eine  Zeichnung  nach  einem  Kopfe  des  Josephs- 
meisters, sei  es  S.  Joseph  (1909  S.  16)  oder  der  Apostel,  der  zu  innerst  links  am  süd- 
lichen Westportal  steht,  ungeschickt  in  Stein  übertragen  ist.'^)  Indem  der  Bildhauer 
einzelne  naturalistische  Züge  aufgenommen  hat,  hat  er  die  Einheit  des  Gesichts  zer- 
stört, es  ist  fast  eine  Karikatur. 

Die  jugendlich  schönen  Gestalten  der  Regensburger  Denkmäler  stehen  nicht 
vereinzelt,  auch  andere,  darunter  das  bekannte  Denkmal  K  o  n  r  a  d  s  v  o  n  H  o  c  h- 
s  t  a  d  e  n  im  Dom  zu  Kr)ln,  folgen  der  gleichen  Richtung.  In  ihrer  formalen  Schön- 
heit sind  diese  unpersönlichen  Denkmäler  bestimmter  Personen  Gegenpole  der  scharf 
individualisierten  Idealgestalten  des  13.  Jahrhunderts. 

Die  Denkmäler,  welche  sich  der  franz(')sischen  Weise  unmittelbar  anschließen, 
stehen  vereinzelt  und  werden  nur  selten  nachgeahmt.  Im  allgemeinen  werden  die 
französischen  Einwirkungen  selbständig  verarbeitet.  Die  ikonischen  Grabfiguren, 
welche  in  Frankreich  durch  das  ganze  Mittelalter  frontal  bleiben,  erhalten  in  Deutsch- 
land im  Laufe  des  14.  Jahrhunderts  freieie  Stellungen,  das  Stehen  wird  stärker  be- 
tont, auch  wenn  das  Kopfkissen  beibehalten  wird,  der  gotische  Kontrapost  wird  ein- 
geführt, ja  es  kommen  Figuren  in  Profilstellung  vor,  selbst  knieende  Gestalten  sind 
nicht  ausgeschlossen.  Hierin  zeigt  sich  die  Einwirkung  des  Epitaphs,  des  Denk- 
steins für  eine  fromme  Stiftung,  das  ein  religi()ses  Bild  und  eine  Inschrift  zuweilen 
auch  das  Bild  des  Stifters  enthält.  Das  Epitaph  geht  ursprünglich  selbständig  neben 
dem  Grabmal  her  und  ist  aufrecht  in  die  Wand  eingelassen,  dann  aber  wird  es  zum 
Denkmal  für  den  Verstorbenen  und  verdrängt  die  liegende  Grabplatte.  Schon  im 
frühen  15-  Jahrhundert  kommen  in  den  Main-  und  Rheingegenden  aufrechtstehende 
Denkmäler  mit  der  Figur  des  Verstorbenen  unter  einem  Baldachin  vor,  aber  noch 
1494  legt  Peter  Vischer,  wie  es  schon  um  1300  Sitte  war,  auf  dem  Hochgrab  des  Erz- 
bischofs Ernst  von  Magdeburg  eine  ganze  gotische  Architektur  in  die  Horizontale  ein. 

Ist  im  allgemeinen  das  Streben  mit  wechselndem  Erfolg  auf  die  Wiedergabe 
des  Lebens  gerichtet,  so  kommt  ausnahmsweise,  vielleicht  gerade  als  vermeintlicher 
Gipfel  des  Realismus  auch  die  Darstellung  des  Verstorbenen  als  Leiche  vor.  Ich 
meine  hier  nicht  die  Andeutung  des  Todes  durch  die  Stellung  der  Hände,  das  Gewand 
u.  a.,  sondern  den  Ausdruck  der  Todesstarre  im  Gesicht.  Für  die  Geschichte  des 
Bildnisses  sind  diese  seltenen  Darstellungen  nicht  von  Bedeutung. 

Ikonische  Grabmäler  sind  in  Deutschland  schon  im  14.  Jahrhundert  nicht  nur 
bei  Fürsten  und  hohen  Geistlichen,  sondern  auch  bei  Laien  aller  Stände  verbreitet. 
Ihre  Wertskala  ist  sehr  weit,  neben  kümmerlichen  Versuchen  unbeholfener  Stein- 
hauer stehen  Werke,  die  zu  den  besten  ihrer  Zeit  zählen. 


2)  Zur  Verp:leichunc:  luibe  ich  im  Germanischen  Museum  die  Büste  des  heiligen  Joseph 
von    Reims  neben  dem   Grabmal  des  heiligen   Emmeran  aufgestellt. 


22  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


Wir  haben  hier  die  Aiit'lösuii,i;'  der  hohen  Kunst  des  H.  Jahrhunderts  nicht  näher 
zu  verfoli^en.  mit  dem  Sehwinden  des  monumentalen  Sinnes  läl.U  aucii  die  Kraft 
der  Charakteristik  nacli.  l^ie  KCtpte  des  (irafen  von  Gleichen  und  seiner 
beiden  Trauen  auf  dem  Denkmal  im  Dom  zu  Hrfurt  kcinnen  nicht  mehr  als  Bildnisse 
liehen.  Hie  Henknuiler  der  T  h  ii  r  i  n  i;' e  r  I.  a  n  d  i;' r  a  f  e  n  in  Reinhardsbrunn  sind 
Idealbildnisse,  aber  sie  leisten  auch  als  solche  wenii;  und  man  darf  bei  ihrem  An- 
blick nicht  an  die  Naumburi^er  Stifter  denken.  Der  Grabstein  des  Johanniter- 
priors  Bert  hold  von  11  e  n  n  e  b  e  r.i;'  t  H^O,  eines  der  spätesten  Werke  der 
ausgehenden  sächsischen  Schule,  der  von  Würzburg  in  das  bayerische  Nationalmuseum 
gekommen  ist.  zeigt  das  Streben  nach  individueller  Gestaltung,  bleibt  aber  in  dürftiger 
Formgebung  befangen.  Das  Gleiche  gilt  noch  von  dem  Grabmal  des  Ekro  von 
Stern  im  Biirgerspital  zu  Würzburg. 

Daneben  k(->mmen  aber  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  Denk- 
mäler vor,  welche  formal  weit  h(')her  stehen.  Das  Bedeutendste,  was  die  deutsche 
Grabplastik  des  14.  und  IS.  Jahrhunderts  hervorgebracht  hat  sind  die  Bischofs- 
gräber in  B  a  m  b  e  r  g ,  W  ü  r  z  b  u  r  g  und  Mai  n  z.  Ihre  lange  Reihe  veran- 
schaulicht mit  Heranziehung  weniger  anderer  Denkmäler  den  Übergang  von  typischer 
Gestaltung  zu  individualisierender  Porträtdarstellung.  Er  vollzieht  sich  nicht  so 
folgerichtig,  wie  in  der  französischen  Kunst,  und  kommt  fast  hundert  Jahre  später 
an  das  Ziel.  Dafür  treten  ab  und  zu  Persönlichkeiten  auf,  welche  in  starkem 
realistischem  Wollen  ihrer  Zeit  vorauseilen  und  eine  Kraft  der  Individualisierung 
entfalten,  deren  Errungenschaften  nicht  sofort  Gemeingut  werden  können. 

Die  Verstorbenen  sind  ausnahmslos  in  ganzer  Figur  dargestellt,  aber  abgesehen 
davon,  daß  die  Körperformen  unter  den  schweren  Gewändern  fast  verschwinden, 
läßt  sich  nicht  mehre  fststellen  ob  und  wieweit  eine  Wiedergabe  des  Körperbaues 
beabsichtigt  war;  die  Absicht  wird  kaum  auf  mehr  als  allgemeine  Eigenschaften, 
schlank,  untersetzt,  dick  oder  dünn  gerichtet  gewesen  sein. 

Die  Reihe  der  Bischofsgrabmäler  des  14.  Jahrhunderts  wird  durch  das  M  a  n- 
golds  von  Neuenburg  (f  1303)  im  Dom  zu  Würzburg '^)  glänzend  eröffnet. 
Zwar  ist  der  Kopf  durch  eine  Überarbeitung  im  18.  Jahrhundert  stark  verändert, 
aber  die  mächtige,  vom  Typus  abweichende  Anlage  konnte  doch  nicht  verwischt 
werden.  Auf  Einzelnes  einzugehen  verbietet  der  Zustand;  es  hat  jetzt  hauptsächlich 
durch  die  malerische  Überarbeitung  der  Augen  eine  Lebendigkeit,  die  der  Kunst 
des  frühen  14.  Jahrhunderts  fremd  ist. 

ex XIV.  In  der  Gesamtauffassung  der  Grundform  des  Kopfes  ist  das  Denkmal  des  1333 

verstorbenen   Bischofs  Wolfram   von   G  r  u  m  b  a  c  h   dem  des   Mangold   ver- 
wandt, aber  die  Durchbildung  ist  verschieden,  sie  geht  sehr  ins  Einzelne  und  wirkt 


3)  Die  Datierung  des  Denkmals  ist  umstritten.  Als  ich  es  ohne  Kenntnis  der  Literatur 
zum  ersten  Male  sah,  hielt  ich  es  für  das  Werk  eines  Meisters  aus  der  Nähe  Andr6  Beauneveus. 
Pinder,  Mittelalterliche  Plastik  Würzburgs  S.  50  setzt  es  mit  guten  Gründen  in  den  Anfang 
des  14.  Jahrhunderts  und  leitet  es  von  der  sächsischen  Schule  ab.  Allein  in  Sachsen  war  das 
plastische  Gefühl  um  diese  Seit  nicht  mehr  so  stark.  Es  ist  zu  prüfen,  ob  es  nicht  um  1320 
bis  1330  anzusetzen  und  auf  französische  Anregungen  zurückzuführen  ist.  —  Borger  und  Rohe 
setzen  es  irrtümlich  in  die  Spätzeit  des  14.   Jahrhunderts. 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.    191 3. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  23 


etwas  kleinlich.  Der  Kopf  ist  sehr  iebendi,!;'  und  so  individuell,  daß  eine  Toten- 
maske als  Vorlage  vorausgesetzt  werden  nuiLi.  Hier  setzt  sich  ein  starker  Realismus 
durch,  desgleichen  in  Frankreich  in  den  dreißiger  Jahren  niclit  möglich  ist.  Der 
ins  Kleine  gehende  Realismus  dieses  Kopfes  hält  mich  ab,  in  dem  Denkmal  Ottos 
von  Wo  1  f  s  k  e  h  1  ein  späteres  Werk  des  gleichen  Meisters  zu  erkennen.  Es  ließe 
sich  denken,  daß  derselbe  von  der  steifen  Haltung  und  der  etwas  trockenen  Drapierung 
des  Wolfram  zu  freierer  Behandlung  fortgeschritten  sei,  aber  von  dem  Realismus, 
der  an  den  Formen  des  Vorbilds  haftet  zu  einer  Auffassung,  der  die  Formen  nur  Mittel 
des  geistigen  Ausdrucks  sind,  finde  ich  keinen  Übergang;  hier  waltet  ein  anderer 
höherer  Geist.  A  1  b  e  r  t  v  o  n  H  o  h  e  n  1  o  h  e  (t  1372)  ist  sehr  energisch  und  ganz 
persönlich  charakterisiert,  ein  willensstarker  streitbarer  Mann.  Der  Kopf  ist  kaum 
nach  einer  Totenmaske,  sondern  eher  nach  einer  Zeichnung  gearbeitet.  Die  Auffassung 
des  Organismus  ist  noch  mangelhaft.  Front  und  Profil  sind  nicht  zusammen  ge- 
sehen und  so  gut  jene  ist,  so  schwach  ist  dieses;  die  Nase  ist  klein,  vielleicht  nach- 
gearbeitet, die  Teile  um  den  Mund,  in  der  Frontansicht  vortrefflich,  sind  eingedrückt 
und  flach.  Das  Gesicht  ist  nur  reliefmäßig  gedacht.  Welchen  Wert  eine  klare  Gesamt- 
auffassung hat,  zeigt  das  schon  dem  Beginn  des  15-  Jahrhunderts  angehörende  Denk- 
mal des  Bischofs  G  e  r  h  a  r  d  von  Schwarz  b  u  r  g. 

Bevor  wir  die  Schwelle  des  15.  Jahrhunderts  überschreiten,  müssen  wir  einen 
Blick  nach  Böhmen  werfen,  wo  die  reiche  Kunsttätigkeit,  welche  Karl  IV.  ins  Leben 
gerufen  hatte,  auch  in  der  Plastik  der  realistischen  Strömung  der  Zeit  Geltung  ver- 
schaffte. Zwischen  den  Jahren  1379  und  1393  wurden  im  Triforium  des  Doms 
zu  Prag  einundzwanzig  Büsten  von  Mitgliedern  der  königlichen  Familie,  den  drei  ersten 
Erzbischöfen  von  Prag,  den  Vorstehern  des  Dombaus  und  den  beiden  ersten  Dombau- 
meistern ausgeführt,  und  am  Äußeren  des  Chors  in  der  Höhe  der  Triforien  zehn  weitere 
von  Christus,  Maria  und  Heiligen;  also  teils  Bildnisse  von  Lebenden  oder  jüngst 
Verstorbenen,  für  welche  noch  Vorlagen  vorhanden  sein  mochten,  teils  Idealbilder 
und  -bildnisse.  In  der  Ausführung  sind  aber  nicht  durchwegs  die  Bildnisse  von  Zeit- 
genossen am  kräftigsten  individualisiert,  sondern  es  stehen  darin  die  der  Heiligen 
am  Äußern  am  höchsten.  Nach  der  sorgfältigen  Untersuchung  von  Alfred  Stix  zer- 
fallen die  Büsten  in  vier  Gruppen.  Vier  Büsten,  darunter  die  des  Herzogs  Wenzel 
von  Luxem  b  u  r  g  und  des  Matthias  von  A  r  r  a  s,  des  ersten  Werkmeisters  am 
Dom  sind  ganz  typisch,  ohne  individuellen  Einschlag.  Der  Meister  einer  zweiten 
Gruppe,  welche  die  Bildnisse  der  königlichen  Familie  umfaßt,  arbeitet  tafei  x ; 
noch  mit  einer  gleichartigen,  typischen  Grundform  der  Köpfe,  weiß  aber  den  Typus 
formal  und  geistig  stark  nach  dem  Persönlichen  hin  abzuwandeln  und  recht 
lebendige  Bilder  zu  geben.  Der  Meister  der  dritten  Gruppe  führt  die  Bestrebungen 
des  Meisters  der  königlichen  Familie  weiter,  der  der  vierten  bringt  sie  zu  der  auf 
der  Stilstufe  des  späten  14.  Jahrhunderts  erreichbaren  realistischen  Durchbildung. 
Das  Typische  ist  noch  nicht  ganz  überwunden,  aber  es  wird  von  dem  Persiinlichen 
weit  übertönt.  Diese  Gruppe  aber,  der  die  Büsten  von  Christus,  Maria 
und  den  Heiligen  Adalbert,  Prokop,  Method  und  Cyrill  angehören,  ent- 
hält nur  ein  wirkliches  Bildnis,  das  des  Nikolaus  H  o  1  u  b  e  c,  gerade  bei  diesem 
aber  ist  die  organische  Durchbildung  nicht  ganz  so  vollendet  als  bei  den  Büsten  derrafei  x> 
Heiligen,  unter  denen  die  des  Heiligen  Prokop  am  höchsten  steht.  Die  Vermutung, 
daß  auch  dieser  letzten  Gruppe  Studien   nach   dem  Leben  zugrunde  liegen,   läßt 


24  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

sich  kaum  alnveisen.  An  der  caiizon  Uclhc  der  lausten  läl.it  sich  der  Übcri^^ani,^  von 
typischer  zu  reaüstischer  Gestallunii"  Schrill  für  Schritt  verl'ol.u'en. 

Wir  kehren  zur  Betracht  uns;'  der  Bischofsdenkmäler  zurück:  Das  des  Bischofs 
Ci  e  r  h  a  r  d  \-  o  n  S  c  h  w  a  r  z  b  u  r  ,i;'  (t  1396)  im  Dom  zu  Würzburg,  ist  eines  der 
\ollendetsten  in  der  langen  glänzenden  Reihe.  Die  ganze  Gestalt  ist  überaus  plastisch 
behandelt,  der  Kopf  im  Bau  wie  in  der  Muskulatur  richtig,  Form  und  geistiger  Aus- 
druck schließen  sich  zu  voller  Einheit  zusammen,  wenn  auch  die  letzte  Belebung 
der  Oberfläche  noch  fehlt.  Die  rn)rmen  sind  indes  mit  solcher  Sicherheil  gegeben, 
dal3  man  diesen  kleinen  Mangel  kaum  wahrnimmt.  Die  müden  Atigen  und  die  etwas 
schlaffe  A\uskulatur  geben  das  Bild  eines  Phlegmatikers,  dem  starke  Aufregungen 
fremd  sind,  der  ruhig  erwägt  und  ohne  Übereilung  handelt. 

Die  Motive  von  Gerhards  Denkmal  sind  in  dem  seines  Nachfolgers  J  o  h  a  n  n 
von  Hgloff stein  (j  1411)  aufgenommen,  aber  ohne  das  sichere  Schönheits- 
gefühl, und  in  dem  keineswegs  charakterlosen  Kopf  fehlt  die  starke  Kraft  der  Indi- 
vidualisierung. Das  Grabmal  des  Erzbischofs  K  o  n  r  a  d  von  W  e  i  n  s  b  e  r  g 
(t  1396),  im  Dom  zu  Mainz,  wird  mit  Recht  dem  Meister  des  Gerhard  von  Schwarz- 
burg zugeschrieben.  Die  Behandlung  des  Kopfes  ist  verwandt,  wenn  auch  nicht 
ganz  so  vollendet.  Mit  diesem  Denkmal,  dem  Werk  eines  ostfränkischen  Meisters, 
beginnt  der  Aufschwung  der  Mainzer  Grabplastik;  Würzburg  tritt  für  längere  Zeit 
zurück.  Von  ostfränkischen  Denkmälern  sei  noch  das  des  Bischofs  Albert  von 
Werl  heim  (f  1421)  im  Dom  zu  Bamberg  erwähnt.  Die  kurze  Figur  in  ihren 
scinverfaltigen  Gewändern  ist  unglaublich  manieriert,  aber  der  Kopf  mit  seinen  ge- 
dunsenen Wangen,  der  Spannimg  der  Slirnmuskeln  und  der  Schlaffheit  der  Augen- 
deckel ist  mit  erstaunlicher  Sicherheit  individualisiert.  In  der  realistischen  Durch- 
bildung der  Formen  ist  hier  ein  entschiedener  Schritt  über  das  Frühere  hinaus  getan. 

Etwa  gleichzeitig  ist  das  Denkmal  des  Erzbischofs  Johannes  von  Nas- 
sau (t  1419)  in  Mainz.  Der  Kopf  ist  ganz  einheitlich  und  sehr  persönlich  aufgefaßt, 
reicht  aber  bei  etwas  kleiner  Formgebiuig  nicht  an  den  Alberts  von  Werlheim  heran. 
Das  Denkmal  von  Johannes  Nachfolger  Konrad  von  Dann  hat  an  rauschender 
Pracht  kaum  seinesgleichen.  Der  Kopf  mit  dem  nach  oben  gerichteten  Blick  und  dem 
schmerzlichen  Zug  um  den  Mund  ist  höchst  ausdrucksvoll  und  bei  einfacher  Behand- 
lung sehr  lebendig.  Gerade  hier  aber  drängt  sich  die  Frage  auf,  ob  nicht  die  Formen 
trotz  starker  individueller  Züge,  durch  das  Streben  nach  Ausdruck  bedingt  sind. 
Es  gibt  ein  zweites  Bild  Konrads  von  Dann  unter  den  Statuen  der  Kurfürsten  am 
Rathaus  zu  Ulm.  Habicht,  der  diese  Statuen  in  die  Kunstgeschichte  eingeführt 
hat,*)  schreibt  die  Figur  dem  Meister  Hartmann  zu,  der  im  zweiten  und  dritten  Dezen- 
nium des  15.  Jahrhunderts  am  Münster  tälig  war,  und  nimmt  auf  Grund  der  großen 
Übereinstimmung  an,  daß  beide  Figuren  nach  dem  Leben  gestaltet  sind.  Die  Ähnlich- 
keit ist  allerdings  auffallend,  ja  sie  geht  in  der  Haltung  des  Kopfes  soweit,  daß  sich 
die  Frage  einer  gegenseitigen  Abhängigkeit  der  beiden  Denkmäler  aufdrängt.  Wie 
wenn  der  Erzbischof  sein  Denkmal  schon  zu  seinen  Lebzeiten  ausführen  ließ !  Ist  es 
nicht  wahrscheinlicher,  daß  ein  fremder  Steinmetz  dieses  sah  und  für  seine  Figur 
benutzte,  als  daß  ihm  der  Kurfürst  selbst  Modell  saß  ?    Aber  die  Gleichung  hat  zu 


4)  Z.  f.  christliche    Kunst  25  S.   178. 


Mitteilun.sjen  aus  dem  Gerinan.  Nationalmuseum.     1913- 


Tafel   IV. 


Kaiser  Karl  IV. 


Nikolaus  Holubec. 

Im  Trifolium  des  Doms  zu   Prag;. 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses.    Tafel  XXXV. 


i 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  25 


viele  Unbekannte  und  läßt  sich  nicht  lösen ;  nur  annehmen  dürfen  wir,  daß  die  Motive, 
welche  Konrads  Kopf  bot,  beiden  Bildnissen  zugrunde  liegen.  Eines  aber  ist  ganz 
klar,  gleicliviel  was  an  Realität  in  diesen  Köpfen  liegen  mag:  zwei  große  Meister 
haben  hier  Charakterbilder  von  sprechender  innerer  Wahrheit  geschaffen,  welche 
alle  äußere  Ähnlichkeit  aufwiegt  und  Vorbote  einer  hc'iheren  Auffassung  des  Bild- 
nisses ist. 

Um  1420 — 1430  hat  der  Realismus  in  Deutschland  wie  in  Frankreich  und  den 
Niederlanden  eine  Stufe  erreicht,  auf  der  ein  Verweilen  und  ein  Sammeln  zu  neuem 
Fortschreiten  eintreten  mußte,  und  es  vergeht  lange  Zeit,  bis  wieder  Bischofsgräber 
von  entwicklungsgeschichtlicher  Bedeutung  entstehen.  Die  Grabmäler  von  hohen 
und  niederen  Klerikern,  von  Rittern  und  B  ü  r  g  e  r  n,  die  am  Rhein 
und  Main  zahlreich  sind,  bieten,  soviele  tüchtige  Arbeiten  auch  unter  ihnen  sind, 
und  so  sehr  sie  das  Bild  der  Entwicklung  des  Grabdenkmals  bereichern,  nichts,  was 
unsere  Untersuchung  wesentlich  fördern  könnte,  dagegen  muß  ein  Blick  auf  die  Denk- 
mäler von  Frauen  geworfen  werden. 

Die  weiblichen  Gesichtszüge  sind  bis  gegen  das  Alter  zarter  und  weicher  als  die 
männlichen,  und  nur  eine  die  Formen  sicher  meisternde  Kunst  vermag  ihren  indivi- 
duellen Besonderheiten  gerecht  zu  werden.  Der  deutschen  Kunst  des  14.  Jahrhunderts, 
in  der  immer  wieder  die  Neigung  den  Ausdruck  über  die  Form  zu  stellen  vorschlug, 
lag  diese  Aufgabe  nicht,  sie  ist  der  Gefahr  im  Gleichgültigen  stecken  zu  bleiben,  oder 
ins  Madonnenhafte  zu  verfallen,  nur  selten  entgangen.  Gestalten  von  so  aus- 
gesprochener Individualität  wie  J  e  a  n  n  c  de  B  o  u  r  b  o  n  vom  Portal  der  Cöle- 
stiner  in  Paris,  oder  J  e  a  n  n  e  d  '  A  r  m  a  g  n  a  c  in  Poitiers  waren  in  Deutschland 
nicht  möglich,  da  und  dort  aber  finden  wir  doch  eine  glaubhafte  Bildnismäßigkeit. 
Das  Grabmal  der  K  a  t  h  a  r  i  n  a  z  u  m  Wedel  (t  1378).  in  der  Nicolaikirche  zu 
Frankfurt,  gibt  einige  wesentliche  Züge  fest  und  einfach,  etwa  soviel  wie  das  schöne 
Denkmal  der  Cinna  von  Vargula  (t  1370)  in  der  Barfüßerkirche  zu  Erfurt. 
E  1  i  s  a  b  e  t  h  V  o  n  R  i  e  n  e  c  k  t  1419  in  Lohr  hat  um  den  Mund  einen  trotzigen 
Zug  den  man  zuweilen  bei  jungen  Mädchen  wahrnimmt.  Andere  Denkmäler,  wie 
das  der  G  u  d  e  1  a  v  o  n  H  o  1  z  h  a  u  s  e  n  (vor  1392)  im  Dom  zu  Frankfurt,  sind  noch 
allgemeiner;  es  sind  oberdeutsche  Frauentypen  mit  einigen  persönlichen  Zügen, 
sie  stehen  auf  einer  Entwicklungsstufe,  welche  das  Männerbildnis  schon  mehr  als 
hundert  Jahre  früher  erreicht  hatte.  Eine  Ausnahme,  wohl  nicht  die  einzige,  ist  die 
jugendlich  reizende  Gestalt  der  1410  verstorbenen  Anna  von  Dalberg  in  der 
Katharinenkirche  zu  Oppenheim.  Das  zarte  Oval  des  Geischts  ist  von  leichten  Locken 
umwallt,  Nase,  Mund  und  Kinn  sind  sehr  fein  und  eigenartig,  die  Führung  der  Flächen 
ist  belebt,  aber  die  Augen  sind  noch  tot.  Der  Kopf  verliert  in  der  Seitenansicht  etwas 
von  seinem  Reiz. 

Nach  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  tritt  der  letzte  gotische  Figurenstil  ein, 
der  in  seiner  gezierten  Eleganz  noch  unhumanistischer  ist  als  der  vorhergehende, 
ihm  fehlt  das  Gefühl  für  das  Organische  des  Organismus;  aber  die  Beobachtung 
hat  sich  doch  vertieft,  wenn  sie  auch  den  inneren  Zusammenhang  der  Glieder  noch 
nicht  klar  erfaßt  hat,  und  die  geschärfte  Beobachtung  offenbart  sich  auch  im  Bildnis. 
Freilich  nicht  in  ihm  allein,  die  Kunst  ist  jetzt  fähig  auch  Idealgestalten  und  Cha- 
rakterköpfe voll  persönlichen  Lebens  zu  geben.    Dagegen  haben  gerade  die  größten 


26  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


Alt'iskT,  wie  Rieineiischneider  oder  Veit  Stoß  ihre  ei.irenen  Kopftypen  und  Hinzel- 
tormen.  die  auch  in  ihre  Bildnisse  eindrin.tieii,  so  daß  der  Analyse  der  Bildnisl'i.nur 
von  zwei  Seiten  SLinvieri.i^keiten  erwachsen,  die  nicht  selten  unüberwindlich  sind. 
Wieder,  wie  im  1^  Jahrhundert,  fra,i;eii  wir,  sind  die  ausdrucksvollen  (iharakter- 
küpte  der  Heiligen,  sind  die  niedrii;'  realistischen  Züi;e  der  Nebenfi,i;iiren  aul'  Reliefs 
und  Bildern  frei  erfunden  ?  Die  Zeichnun,i;en  des  älteren  I  lolbein  i^eben  uns  den 
Aufschluß,  daß  er  seinen  Assistenz.i^^estalten  Porträtskizzen  zu,i;ruiide  ,i;ele,i;t  hat, 
und  man  darf  annehmen,  daß  auch  andere  so  verfuhren.  Daneben  verfLi.t!:ten  die 
Meister  iiber  einen  Vorrat  iiberkommener  Charakterisierun^s-  und  Ausdrucksfornien, 
die  für  uns  den  Schein  des  Realismus  haben,  auch  aus  Beobachtun,t,^en  ab,i,^eleitet, 
in  ihrer  An\\endun,i;  aber  konventionell  sind. 

Der  Niederländer  Nikolaus  G  e  r  h  a  e  r  t  von  L  e  y  e  n  ist  als  Porträtist 
wenii;er  bedeutend  denn  als  frei  schaffender  Künstler,  weder  das  Epitaph  im  Straß- 
burt;:er  Münster  von  1464,  noch  das  Denkmal  Kaiser  Friedrich  111.  im 
Stephansdom  in  Wien,  begonnen  1467,  erheben  sich  über  ein  gutes  Mittelmaß.  Der 
Kopf  Friedrichs  ist  wie  die  ganze  Figur  auf  eine  starke  dekorative  Gesamtwirkung 
gearbeitet,  auf  eine  eindringende  Charakteristik  ist  verzichtet,  doch  dürfen  die  Züge 
im  ganzen  richtig  gegeben  sein.  Das  Denkmal  der  Kaiserin  Eleonore  in 
Wiener  Neustadt  ist  sicher  nicht  eigenhändig  und  gibt  nichts  als  das  Bild  einer  schönen 
Frau.  Die  als  J  a  k  o  b  v  o  n  L  i  c  h  t  e  n  b  e  r  g  und  B  a  r  b  a  r  a  v  o  n  0  1 1  e  n  h  e  i  m 
bezeichneten  Büsten  sind  keine  Porträts.  Der  Mann,  ein  alter  Jude,  ist  unglaublich 
lebendig,  von  einer  forcierten  Charakteristik,  welche  an  die  Figuren  vom  Moses- 
brunnen in  Dijon  erinnert,  die  Frau  ist  bei  sehr  feinen  individuellen  Zügen  in  der 
Gesamtanlage  des  Kopfes  doch  aus  dem  niederländischen  Typus  heraus  gebildet. 

Der  Zeit  und  der  Art  nach  stehen  diesen  Büsten  die  des  älteren  S  y  r  1  i  n  auf 
den  Wangen  des  Ulmer  Chorgestühls  nahe.  Auch  hier  sind  die  K()pfe  der  Frauen 
typisch,  die  der  Männer  pers()nlich  und  alle  verschieden;  die  Vermutung,  daß  ihnen 
Studien  nach  dem  Leben  zugrunde  liegen,  ist  kaum  abzuweisen,  einen  Kopf,  wie  bei- 
spielsweise den  des  P  t  o  1  e  m  a  e  u  s  kann  kaum  jemand  ganz  frei  erfinden,  die 
Charakteristik  ist  wahr  und  tief  und  geht  in  kräftiger  Erfassung  der  momentanen 
Stimmung  über  die  reine  Objektivität  der  Darstellung  weit  hinaus.  Daß  unter  dem 
Bild  des  V  e  r  g  i  1  S  y  r  1  i  n  selbst  verborgen  sei,  ist  eine  ebenso  alte  als  unbe- 
gründete Vermutung;  der  Kopf  ist  um  nichts  individueller  als  die  anderen,  und  schon 
das  Attribut  des  Lorbeers  widerlegt  die  Bestimmung  auf  den  ausführenden  Bild- 
schnitzer, so  sehr  dieser  auch  den  Kranz  des  Ruhmes  verdient  hat.  Syrlins  Grab- 
denkmäler stehen  nicht  auf  gleicher  Höhe. 

Noch  höher  steht  als  Charakterdarsteller  der  Meister  des  Isenheimer  Altars 
im  Museum  zu  Colmar,  wahrscheinlich  Nikolaus  von  H  a  g  e  n  a  u.  Die 
plastischen  Teile  dieses  berühmten  Werkes  sind  nach  H.  A.  Schmids  einleuchtenden 
Ausführungen  in  den  neunziger  Jahren  des  15-  Jahrhunderts  entstanden.  Der  spät- 
gotische Realismus  erreicht  hier  eine  Höhe,  die  selbst  von  den  Florentiner  Büsten 
des  Quattrocento  nicht  überboten  wird;  dazu  kommt  eine  gehaltene  Kraft  der  Cha- 
rakteristik die  an  Dürer  heranreicht.  Von  den  drei  großen  Figuren  der  Patrone 
St.  Antonius  Eremita,  Augustinus  und  Hieronymus  sind  die  beiden  letzten  bedeutender 
als  die  Hauptfigur.    Daß  die  Anlage  der  Köpfe  ganz  organisch  ist,  bedarf  kaum  der 


Mitteilungen  aus  dem  Gennan.  Nationalmuseuni.      191 3- 


Tafel  V. 


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Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1913. 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  27 


Erwähniin.c:.  Der  des  Augustinus  ist  scharf  nicxlelliert  mit  etwas  gesteigerter  Heraus- 
hebung einzehier  Muskehi,  eine  Art  der  Formgebung,  die  wir  etwas  später  in  erhöhtem 
Maße  bei  Hans  Backofen  wieder  finden.  Vortrefflich  ist  die  Bildung  der  Augen  in 
der  nun  alles  Konventionelle  überwunden  ist.  Ein  Charakter  von  harter  Energie 
ist  hier  schlagend  ausgesprochen.  Im  Gegensatz  hierzu  spricht  aus  den  noch  liebe- 
voller durchgebildeten  Zügen  des  Hieronymus  Milde  und  Güte  und  als  momentane 
Empfindung  schmerzliches  Erbarmen.  Die  Muskulatur  ist  etwas  schlaff  und  die 
Flächen  sind  weicher  vermittelt  als  bei  Augustinus.  Das  obere  Augenlid  verschwindet 
unter  dem  darüberliegenden  Muskel,  das  untere  ist  schmal  und  geht  sanft  in  die  Wange 
über,  der  Blick  ist  flehend  erhoben.  Man  muß  sich  gegenwärtig  halten,  welch  unüber- 
windliche Schwierigkeiten  die  Bildung  des  Auges  den  unmittelbaren  Vorgängern, 
ja  den  Zeitgenossen  des  Isenheimer  Meisters  bot,  um  die  Größe  seines  Könnens  voll 
zu  ermessen.  Die  kleine  knieende  Gestalt  des  Stifters  Jean  d'Orilac  gibt  ein 
schlichtes  Porträt  im  Geist  Memlings. 

Unter  den  Bischofsgrabmälern  vertritt  das  des  Erzbischofs  Di  et  her  von  lafei  xxxvi 
Isenburg  (t  1482)  in  Mainz  den  spätgotischen  Poträtstil  in  hervorragender 
Weise.  Es  gehört  schon  in  der  Auffassung  der  ganzen  Gestalt  zu  den  besten  des 
ausgehenden  15-  Jahrhunderts.  Der  Kontrapost,  die  Verteilung  der  Last  auf  Stand- 
und  Spielbein,  die  Art,  wie  die  Hände  das  Buch  halten,  die  leichte  Neigung  des 
Kopfes  stehen  in  richtigem  Zusammenhang;  einige  Härten  in  der  gepreßten  Haltung 
des  rechten  Oberarms  oder  der  etwas  gezwungenen  Einbiegung  am  linken  Knie 
stören  kaum.  Der  Kopf  ist  im  ganzen  einheitlich  aufgefaßt,  weit  ins  Einzelne 
durchgeführt  und  kräftig  individualisiert.  Der  gesenkte  Blick  wirkt  trotz  der  toten 
Behandlung  der  oberen  Augenlider  richtig.  Bei  allem  Eingehen  auf  Einzelnes 
bleiben  Härten  der  Formgebung  und  die  letzte  Belebung  der  Oberfläche  fehlt. 
Verwandt  und  vielleicht  von  demselben  Meister  ist  das  Denkmal  des  Bischofs 
Philipp  von  H  e  n  n  e  b  e  r  g  (f  1487)  im  Dom  zu  Bamberg. 

Gegen  Ende  des  Jahrhunderts  führte  Tilman  Riemenschneider  das  Grabmal 
des  Bischofs  R  u  d  o  1  f  v  o  n  Scheren  b  e  r  g  (f  1495)  aus,  das  im  Dom  zu  Vv'ürz- 
burg  steht.  Ein  müder  Greis  voll  Güte.  Das  weiche  Wesen  Riemenschneiders  kam 
dieser  Aufgabe  entgegen,  es  ist  bewunderungswürdig,  wie  er  innerhalb  seines  Stils 
das  Persönliche  herausarbeitet.  Die  Durchbildung  ist  erstaunlich,  das  vom  Alter 
durchfurchte  Gesicht  ist  mit  Einzelformen  überfüllt,  die  sich  doch  der  Gesamterschei- 
nung unterordnen  und  sie  mehr  beleben  als  stören.  Von  Riemenschneiders  Ritter- 
grabmälern  ist  hier  nur  das  des  K  o  n  r  a  d  von  Schau  m  bürg  (f  1499)  zu  nennen, 
der  sehr  malerische  Kopf  ist  einfacher  behandelt  als  der  Scherenbergs  und  mehr 
stilisiert.  Scherenbergs  Nachfolger  Lorenz  von  Bibra  (f  1519)  gab  sein  Grab- 
mal schon  zu  Lebzeiten  in  Auftrag,  1522  war  es  vollendet.  Die  Ausführung  in  der 
Werkstatt  Riemenschneiders  ist  durch  einen  Eintrag  im  Liber  quittantiarum  vom 
8.  Februar  1522  sichergestellt,  ich  halte  es  aber  in  der  Ausführung  für  die  Arbeit 
eines  sehr  begabten,  dem  Meister  nahestehenden  Schülers,  dem  ich  auch  das  Grab- 
mal des  Abts  Trithemius  (t  1516)  in  der  Neumünsterkirche  zuschreibe,  seine 
Formgebung  ist  einfacher  als  die  Riemenschneiders. 

Um  oder  bald  nach  dem  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  tritt  der  Meister  auf  den 
Plan,  welcher  die  letzte  Stilphase  der  gotischen  Plastik  zum  Abschluß  bringt,  Hans 


28  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES   BILDNISSES. 

B  ;i  c  k  o  \  c  n.  Was  ihn  üWr  all  seine  \ori;;in,u'or  liinaushcbl,  ist  die  voIUto  Anl- 
fassun.i:  der  Körperliclikeil.  ihm  ist.  was  andere  suchend  und  lastend  halb  erreichten, 
fester  Besitz,  in  seinen  praclitvoll  .liebauschten  Cjewändern  stecken  lebendi.ue  Men- 
schen, die  ihre  Glieder  trei  be\ve,i;en.  und  seine  Charakteristik  ist  bei  .i^roüer  An- 
näheruni:  an  die  Natur  stark  und  sprechend.  Obt;leicli  auf  eindrin,tieiide  Beobach- 
tunsi"  ,c:e,c:riindet.  ist  sein  Stil  sehr  persönlich  und  ,i;eht  auf  starke  Wirkun.t,^  aus.  In 
viMler  Entfaltung'  nach  allen  Richtun.tien  zei.s^t  ihn  das  Denkmal  des  Erzbischofs 
ei  xxwi.  B  e  r  t  h  o  1  d  \  o  u  II  e  n  nebe  r.i;-  (t  l'^fM)  im  Dom  zu  Mainz,  das  früher  nach  dem 
N'oixauii"  Friedrich  Schneiders  Tilmann  Riemenschneider  zu,i;eschrieben  wurde. 
Backofen  beherrscht  als  Porträtist  seine  Antrabe  vollständi.i;.  Hier  ist  alles  or,t,^anisch 
verbunden,  das  äußerlich  E\M'melhafte  ist  ebenso  wie  die  Überfülle  an  Detail  über- 
wunden, und  doch  ist  alles  Wesentliche  in  sicherer  Stilisierung  lückenlos  ge.t,^eben. 
Der  Kopf  weist  lauter  individuelle  Formen  auf,  selbst  an  den  Au,c:en,  deren  Ränder 
noch  etwas  hart  und  scharf  sind.  Die  Formgebung  ist  sehr  klar  und  bestimmt;  und 
darüber  hinaus  die  geistige  Belebung,  die  reife  Milde  des  Alters,  die  sich  nicht  nur 
im  Kopf,  sondern  in  der  ganzen  Gestalt  ausspricht.  Bei  aller  Naturtreue  aber  sind 
einzelne  Formen  nicht  nur  dem  Ausdruck,  sondern  der  optischen  Wirkung  zuliebe 
etwas  übertrieben.  Objektiver  ist  das  Denkmal  des  Erzbischofs  Jakob  von 
Liebenstein  (t  1508)  im  Dom  zu  Mainz,  es  ist  in  Haltung  und  Formgebung 
einfacher  und  der  Körper  ist  unter  dem  Gewand  stärker  betont.  In  Backofens  Haupt- 
werk, dem  Denkmal  des  Kurfürsten  U  r  i  e  1  von  G  e  m  m  i  n  g  e  n  (t  1514)  im 
Dom  zu  Mainz,  ist  der  Kopf  ergänzt  und  kann  nicht  mehr  auf  seinen  Bildniswert 
geprüft  werden.  Die  beiden  Patrone  S.  Martin  und  S.  Bonif  azius  sind  pracht- 
volle Barockgestalten,  an  denen  alles  auf  die  stärkste  plastische  Wirkung  gearbeitet 
ist.  Die  Köpfe  haben  eine  hohe  Kraft  des  Ausdrucks,  ja  in  dem  des  heiligen  Martin 
liegt  etwas  Schwärmerisches,  ein  Schwelgen  in  Gefühlen,  das  dem  frühen  16.  Jahr- 
hundert sonst  fremd  ist  und  die  Empfindungsweise  des  späteren  katholischen  Barock 
ankündigt.  In  diesen  Köpfen  ist  die  Fülle  der  Formen,  die  vielleicht  über  das  Not- 
wendige hinausgeht,  mit  fester  Hand  der  Gesamtwirkung  untergeordnet.  Es  sei 
noch  auf  das  herrliche  Bildnis  des  Kanonikus  Petrus  Lutern  (f  1515)  in  der 
Stiftskirche  zu  Oberwesel  hingewiesen,  das  bei  schlichterer  Behandlung  Backofens 
Bildniskunst  im  hellsten  Lichte  zeigt. 

Um  das  Jahr  1500  ist  das  Ziel  einer  objektiv  richtigen  plastischen  Darstellung 
bestimmter  Personen  erreicht.  Ein  Überblick  über  die  gesamte  deutsche  Grabmal- 
plastik ist  noch  nicht  möglich,  würde  aber  die  Ergebnisse  unserer  Betrachtungen 
nicht  wesentlich  verändern.  Die  Grabmalplastik  bleibt  naturgemäß  immer  objektiv, 
wesentliche  Fortschritte  in  der  Annäherung  an  die  Natur  macht  sie  bis  ins  18.  Jahr- 
hundert nicht,  und  auch  dann  sind  Franzosen  und  Italiener  den  Deutschen  über- 
legen.    Es  hat  für  unsere  Untersuchung  keine  Bedeutung,  sie  weiter  zu  verfolgen. 

Ein  klarer  Einblick  in  die  Anfänge  und  die  erste  Entwicklung  des  realistischen 
Bildnisses  in  der  Malerei  wird  uns  immer  versagt  bleiben;  der  Denkmäler  sind  zu 
wenige,  die  Grundzüge  der  Entwicklung  lassen  sich  aber  erkennen  und  bestätigen, 
daß  sie  der  der  Plastik  entsprach.  Wir  können  sie  bis  in  die  zweite  Hälfte  des 
14.  Jahrhunderts  zurückverfolgen. 


Mitteiluni^eii  aus  dem  GeriiKin.  Nationalmuseum.     191 3 • 


Tafel  VI. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  20 


Die  Gemälde  in  Karlstein  in  Böhmen,  13  "57—1 364  aus,t(eführt,  ,t;eben  wichtige 
Aufschlüsse.  Die  vielen  Halbfii;iiren  von  Heili,t;en  in  der  Kreuzkapelle  sind  im  Bau 
der  Köpfe  und  in  den  Einzelheiten  sehr  .s^Meichartii;,  auch  sind  sie  fast  alle  in  ,i,^leicher 
Stellung  im  Dreiviertelsprofil  dargestellt.  Der  Maler  hat  eine  Fülle  guter  Beobach- 
tungen zu  einem  festen  Stil  verarbeitet,  in  dem  er  sich  frei  bewegt.  Eine  Individuali- 
sierung nach  den  körperlichen  Formen  fehlt  und  eine  Differenzierung  der  Charaktere 
ist  kaum  angestrebt,  aber  der  Ausdruck  ruhigen  Ernstes  und  energischen  Denkens 
ist  mit  großer  Kraft  gegeben.  Man  darf  die  Bilder  nicht  nach  den  galeriemäßig 
restaurierten  Beispielen  im  Hofmuseum  in  Wien  beurteilen.  In  den  heiligen  Ge- 
schichten ist  auch  in  den  Nebenfiguren  an  Individualisierung  weniger  erreicht  als 
in  gleichzeitigen  italienischen  und  französischen  Werken.  Dagegen  sind  die  Bildnisse 
Karls  I  V.  schon  sicher  erfaßt.  Soweit  es  Profilbilder  sind,  scheinen  sie  auf  einxafei  xxx' 
nach  der  Natur  gezeichnetes  Vorbild  zurück  zu  gehen.  Das  Älteste  und  Beste  ist 
das  in  der  Katharinenkapelle  (1357).  Die  Stilphase  und  vieles  Einzelne,  die  Ge- 
staltung der  Augen,  der  Nasenflügel  u.  a.  entspricht  dem  wenig  früheren  Bildnis 
Johann  II.  von  Frankreich  (vgl.  Mitteilungen  1910  S.  110).  Ein  Vergleich  mit  der  etwa 
zehn  Jahre  jüngeren  Büste  im  Triforium  des  Prager  Doms  zeigt,  wie  weit  die 
Plastik,  obwohl  sie  mit  nahezu  den  gleichen  Formelementen  arbeitet,  der  Malerei 
noch  überlegen  war.  Das  anmutige  Bild  der  A  n  n  a  v  o  n  S  c  h  w  e  i  d  n  i  t  z  xafci  xxx\ 
gibt  die  Züge  der  jungen  Frau  im  ganzen  ziemlich  gut  wieder,  hält  aber  auch 
keinen  Vergleich  mit  der  Büste  aus.  Es  ist  bemerkenswert  als  ein  sehr  frühes 
Porträt  im   Dreiviertelsprofil. 

Im  Norden  tritt  nach  1360  ein  großer  Meister  auf,  Meister  Bertram  in  Ham- 
burg. Seine  Altarwerke  vereinigen  Plastik  und  Malerei  und  in  der  Charakteristik 
ist  er  als  Bildhauer  stärker  denn  als  Maler.  Doch  gehört  er  auch  als  Maler  zu 
den  Ersten  seiner  Zeit,  der  Zeit  des  keimenden  Realismus,  dessen  Wesen  hier  nicht 
nochmals  darzulegen  ist.  Noch  herrscht  ein  überkommener  Typus  vor,  einzelne 
selbständige  Beobachtungen  werden  verwertet.  Bertrams  Köpfe  haben  Leben  und 
Ausdruck,  aber  es  ist  dessen  nicht  mehr  als  schon  im  13.  Jahrhundert  etwa  in  den 
Bamberger  Domskulpturen  erreicht  war.  Wie  fern  sind  diese  groß  stilisierten  Köpfe 
noch  von  dem  scharfen  Realismus  des  beginnenden  15.  Jahrhunderts.  Man  mag 
den  lehrreichen  Vergleich  zwischen  den  Propheten  an  Bertrams  Grabower  Altar 
und  denen  am  Mosesbrunnen  in  Dijon  anstellen. 

Was  Meister  Bertram  begonnen,  setzt  Meister  Francke  in  der  Frühzeit  des 
15.  Jahrhunderts  glänzend  fort,  er  beherrscht  den  Ausdruck  weit  vollkommener 
als  Bertram  und  gibt  ein  sehr  entwickeltes  Mienenspiel,  auch  differenziert  er  die 
Formen  mehr  als  jener,  aber  zu  einer  ausgesprochenen  Individualisierung  gelangt 
auch  er  nicht. 

Die  Kölnische  Schule  ist  ihrer  ganzen  Richtung  nach  kräftiger  Individuali- 
sierung abgewandt,  kann  sich  aber  im  Lauf  des  15.  Jahrhunderts  doch  dem  allge- 
meinen Zug  nach  genauerem  Eingehen  auf  die  Naturformen  nicht  entziehen.  Wie 
überall  tritt  das  Streben  nach  naturalistischer  Gestaltung  zuerst  in  der  Assistenz 
und  in  den  Stiftern  religiöser  Bilder  zutage,  aber  durch  das  ganze  15-  Jahrhundert 
gelingen  die  Assistenzfiguren,  in  welchen  schulmäßiges  Können  ungebundener  mit 
dem  Modell  schaltet  besser  als  die  Stifter,  an  deren  Bildern  die  Hand  gegebenen 


30  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


ForukMi  luk'liiiclicn  soll,  uiul  dor  hcili^o  Bcniluird  auf  dem  sclKMien  Bild  vom  Meister 
des  Marienlebens  im  Museum  zu  Köln  mutet  uns  persönlicher  an,  als  alle  Stifter 
dieses  Meisters,  bei  welchen  einzelne  ,i;ut  beobachtete  Züi^^e  nie  zu  lebendi.i^^er  Hinheit 
zusammengefaßt  sind. 

L'm  ISOO  driiiiit  die  niederländische  Kunst  am  Niederrhein  vor.  Jan  Joest 
von  Calcar  und  der  Meister  des  Todes  der  Maria  .c:ehören  diesem  Kunstkreis  an,  ihre 
.AuffassuiiiT  des  Menschen  ist  noch  spätgotisch,  man^i^elhaft  artikuliert,  aber  im 
Bildnis  geben  sie  in  stren,i;er  Sachlichkeit  vortreffliches;  ihre  Männerkr)pfe  zeichnen 
sich  durch  scharfe  Hrfassuni^'  der  einzelnen  Formen  aus,  die  Fraueiiltildnisse  bleiben 
befan,uen. 

In  der  oberdeutschen  Malerei  ist  die  Entwicklun,^:  die  .gleiche,  auch  hier  werden 
zuerst  NebeiüX^uren  in  realistischem  Sinn  gestaltet,  und  daß  ihnen  zuweilen  Porträt- 
skizzen zugrunde  lagen,  wissen  wir  aus  Gemälden  und  Zeichnungen  des  älteren 
Holbein  und  Dürers.  Man  darf  aber  nicht  annehmen,  daß  alle  vom  Typischen  oft 
sehr  weit  abgehenden  Köpfe  von  Kriegsknechten,  Zänkern  und  anderem  niederem 
Volk  auf  diese  Weise  entstanden  sind,  sie  sind  zum  großen  Teil  frei  erfunden,  im 
Sinn  der  Zeit,  welcher  Böses  und  Häßliches  verbindet,  Ausdrucksköpfe,  für  uns 
Karikaturen. 

Porträts  und  zwar  Brustbilder  in  der  in  Italien  und  den  Niederlanden  üblichen 
Form  kommen  von  der  Mitte  des  15-  Jahrhunderts  an  in  Aufnahme.  Die  harte 
Formgebung  der  oberdeutschen  Malerei  kam  der  Aufgabe  wenig  entgegen,  und  die 
an  einen  schulmäßigen  Zug  gewohnte  Hand  vermochte  nicht,  den  Formen  des  Vor- 
bilds genau  zu  folgen.  So  sind  denn  die  gemalten  Bildnisse  vom  Zeitstil  stärker 
bedingt  und  von  objektiver  Formgebung  weiter  entfernt  als  die  plastischen, 
xxviii.  Das  Bild  eines  jungen  Mannes  vom  Meister  des  Tucheraltars  im  Ger- 
manischen Museum  (123)  zeigt  deutlich  die  Befangenheit  des  Meisters  der  Natur 
gegenüber,  er  erfaßt  einzelne  Formen  namentlich  am  Mund,  andere  bleiben  allgemein, 
die  Projektion  des  Gesichts  ist  ziemlich  gut,  aber  an  organischer  Zusammenfassung 
ist  kaum  soviel  erreicht,  als  in  den  Köpfen  der  Heiligen  auf  dem  Tucheraltar,  und  der 
Ausdruck  ist  um  vieles  schwächer  als  dort.  Ganz  allmählich  wird  die  Erfassung 
der  Formen  sicherer.  1496  gibt  Michel  Wohlgemuth  in  dem  Bildnis  des  Hans  Perck- 
meister  in  derbem  Vortrag  lauter  individuelle  Formen,  die  trotz  der  auf  das  Einzelne 
gehenden  Modellierung  ziemlich  einheitlich  zusammengefaßt  sind  (die  Muskulatur 
der  linken  Wange  stimmt  nicht  ganz  mit  der  der  rechten  überein).  Ein  vergrämter, 
mürrischer  Geist  spricht  aus  dem  Kopf.  An  dem  Bild  verdient  auch  die  einfach 
feste  koloristische  Haltung  Beachtung;  die  Figur  steht  auf  einem  warm  grünlichen 
Hintergrund,  Gewand  und  Mütze  sind  schwarz,  die  Fleischtöne  gelblich,  eine  male- 
rische Gesamtwirkung  bahnt  sich  an.  Darin  aber  hatte  schon  etwa  25  Jahre  früher 
XXVIII.  Hans  Pleydenwurff  in  dem  Bildnis  des  sog.  Kanonikus  Schönborn  (Germanisches 
Museum  128)  weit  Höheres  erreicht.  Der  im  Dreiviertelsprofil  gegebene  Kopf  ist 
gut  projiziert.  Vielleicht  ist  der  Abstand  vom  linken  Auge  zum  Ohr  etwas  zu  groß, 
die  Formgebung  ist  sehr  eingehend  und  sorgfältig,  vor  allem  aber  ist  die  Modellierung 
weich  und  malerisch.  Auch  die  geistige  Charakteristik  des  milden  Greises  ist 
vortrefflich.  In  diesen  Eigenschaften  steht  das  Bild  in  der  oberdeutschen  Kunst 
ziemlich  vereinzelt. 


Mitteilun,s:en  aus  dem  Gernian.  Nationalmuseiim.     191^- 


Tafel  VII. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  31 


Die  anderen  oberdeutschen  Schulen  des  15-  Jahrhunderts  —  Oberrhein, 
Schwaben,  Bayern  —  leisten  im  Porträt  kaum  das,  was  die  fränkische  erreicht  hat, 
einen  Meister  der  Charakteristik  wie  den  älteren  Syrlin  suchen  wir  in  der  Malerei 
ver,c:eblich,  erst  im  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  dringen  Bernliard  Strigel  und  der 
ältere  Holbein  zu  einer  freieren,  organischen  Auffassung  durch.  Gemalte  Einzel- 
porträts haben  wir  von  Holbein  nicht,  dagegen  sind  zahlreiche  unmittelbar  nach 
der  Natur  gezeichnete  Skizzen  erhalten.  Holbeins  Kunst  ist  spätgotisch.  Von 
Anfang  an  selbständig  und  mit  einem  starken  Wirkliclikeilssinn  begabt  ringt  er 
sich  doch  mühsam  aus  der  Tradition  los.  In  der  Auffassung  des  menschlichen  Körpers 
im  ganzen  überwindet  er  sie  nie  ganz,  den  Kopf  aber  erfaßt  er  als  organische  Ein- 
heit, seine  Beobachtung  haftet  nicht  mehr  am  Einzelnen,  sondern  geht  zuerst  aufs 
Ganze.  Die  Skizze  bedingt  Beschränkung  und  Auswahl  in  der  Wiedergabe  der 
Einzelheiten;  Holbeins  hohe  Begabung  für  das  Bildnis  bekundet  sich  glänzend  darin, 
daß  er  mit  Sicherheit  das  für  die  Charakteristik  wesentliche  findet  und  mit  den  ein- 
fachsten Mitteln  darzustellen  vermag.  Der  A  r  mbr  us  t  s  c  h  ü  t  z  e,  die  Studie  fürTafei  xx; 
den  auf  dem  Sebastiansaltar,  mag  als  Beispiel  dienen,  ich  wähle  ihn  wegen  der 
scharfen  Beobachtung  und  lebendigen  Wiedergabe  des  zielenden  rechten  und  des 
geschlossenen  linken  Auges.  Davon  ist  auf  dem  Bild  manches  verloren  gegangen, 
der  Kopf  ist  mehr  geneigt  und  der  Blick  ängstlich  gespannt,  auch  die  Proportionen 
des  Kopfes  sind  nicht  vorteilhaft  verändert. 

Holbein  hat  noch  manche  andere  Porträtskizze,  auch  ohne  daß  sie  für  diesen 
Zweck  gezeichnet  war,  in  seine  Bilder  übertragen.  Das  Typische  lag  ihm  wenig, 
Köpfe,  in  welchen  er  es  konsequent  festhält,  erscheinen  leicht  leer  und  nichtssagend; 
für  sein  Streben  nach  Ausdruck  sind  ihm  individuelle  Formen  förderlicher.  Unsicher 
und  tastend  gestaltet  er  sie  in  seinen  frühen  Werken,  aber  der  Profilkopf  des  Joachim 
auf  dem  Tempelgang  im  Weingartener  Altar  mutet  doch  fast  schon  an  wie  eine 
Florentiner  Medaille.  Später  formt  er  seine  Köpfe  den  Anforderungen  des  Ausdrucks 
entsprechend.  Die  Schergen  in  den  Passionsszenen  sind  nicht  mehr  Karikaturen, 
sondern  harte,  gefühllose  Bösewichte.  Neben  solchen  aus  Naturbeobachtung  heraus 
frei  gestalteten  Ausdrucksköpfen  finden  wir  aber  schon  früh  wirkliche  Porträtköpfe, 
die  nur  wenig  oder  gar  nicht  umgestaltet  sind,  und  zwar  nicht  nur  in  der  Assistenz, 
sondern  auch  in  den  Hauptfiguren.  Am  weitesten  geht  darin  das  Epitaph  des  Ulrich 
Schwarz,  auf  dem  selbst  Gott  Vater  die  Züge  eines  Augsburger  Bürgers  hat,  der  auf 
dem  Sebastiansaltar  nochmals  auftritt  und  dessen  Kopf  eine  Silberstiftzeichnung 
der  Berliner  Kabinets  gibt.  Der  alte  Mann,  der  auf  die  Fürbitte  Mariae  und  Christi 
sein  Schwert  bedachtsam  in  die  Scheide  steckt,  nimmt  sich  allerdings  in  der  unge- 
wohnten Würde  höchst  merkwürdig  aus.  Unten  enthält  die  zahlreiche  Familie 
lauter  tüchtige  Bildnisse.  Woher  hat  der  Maler  das  des  Bürgermeisters  Ulrich 
Schwarz  gehabt,  der  schon  1478  hingerichtet  wurde? 

Auch  Holbeins  jüngerer  Zeitgenosse,  Albrecht  Dürer,  macht  den  Übergang 
von  stilistisch  bedingter  zu  freier,  objektiver  Darstellung  durch.  Er  zählt  zu  den 
größten  Porträtisten  aller  Zeiten;  die  Zahl  seiner  Bildnisse  ist  sehr  groß,  von  den 
Gemälden  machen  sie  fast  die  Hälfte  aus,  dazu  kommen  noch  viele  Zeichnungen 
und  Kupferstiche. 


32  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES   BILDNISSES. 


Über  diosc'  Bikinisst'  ist  in  allor  und  neuer  Zeil  soviel  .uesehrieben  worden,  daü 
ieh  niieh  ;iut  eini.^e  Beinerkun.uen  besehriinken  kann,  wekdie  Bekanntes  wiederholen. 
Dürers  Be.uabuui:,  an  den  Din,i::en  das  VVeseiU liehe  zu  sehen  und  in  das  Bild  zu  über- 
tra.i^en.  ist  ohne  .liieichen.  Schon  die  Silberstiftzeiehiuin.t,^  der  Abertina,  das  Selbst- 
porträl  der  l^reizehnjähri.uen.  ist  von  einer  rriihreite.  wie  wir  sie  ähnlich  nur  bei 
Mozart  finden.  Mit  heili.^eni  l:rnst  i^eht  der  Knabe  an  sein  Werk,  die  rönnen  sind 
mit  sicherem  Strich  fest  und  klar  iie.ueben.  wemi  auch  nicht  alles  richtig  ist ;  die  rechte 
Hand,  die  er  im  Spiegel  nicht  ruhend  sah.  ist  in  kindlicher  Weise  verdeckt.  Und  über 
die  Form  hinaus  der  liebenswürdige  Ernst  des  Kindes.  Das  Bild  seines  Vaters  von 
1490  in  den  lUfizien  sa.i^t  uns  kaum  mehr,  es  zeigt  bei  gesteigertem  Können  die  gleiche 
Hingabe  an  die  Natur,  eine  schlichte,  etwas  befangene  Wiedergabe  der  Formen, 
aber  wenig  geistige  Charakteristik. 

Die  Wanderschaft  bringt  die  starke  Einwirkung  Schongauers  und  die  Be- 
rührung mit  oberitalienischer  Kunst,  mehr  der  Mantegnas  als  der  Venezianer. 
Die  Bildnisse  aus  den  n.eunziger  Jahren  haben  noch  eine  strenge,  etwas  magere  Form- 
gebung, da  und  dort  glaubt  man  eine  leichte  Abwandlung  der  Formen  zugunsten 
der  geistigen  Charakteristik  wahrzunehmen,  die  nun  schon  sehr  vertieft  ist.  Das 
gilt  zunächst  von  dem  Bild  von  Dürers  Vater  (1497),  dem  treuen  und  ernsten  Mann, 
dann  von  Oswald  Krell  (1499),  dem  Choleriker,  der  so  scharf  aus  dem  Bild  heraus- 
sieht. Dürer  liebt  die  weite  Drehung  der  Pupille  bis  in  den  äußern  Winkel  des  Auges 
als  Ausdrucksmittel,  wir  finden  sie  noch  bei  Holzschuher  (1526)  und  mit  fast  dämo- 
nischer Wirkung  im  Paulus  von  1526.  Noch  auf  ein  anderes  sei  hingewiesen,  Diu'er 
zieht  bei  Bildnissen  in  Halbprofil  zuweilen  den  Winkel  des  Nasenansatzes  schärfer 
ein  und  gibt  die  Nase  weniger  verkürzt,  als  es  der  perspektivischen  Projektion  ent- 
spricht, auch  bleiben  in  der  abgewandten  Gesichtshälfte  öfters  einige  Härten  im 
Umriß  und  den  inneren  Formen. 

Dürer  gestaltet  das  Porträt  bildmäßiger  als  seine  Vorgänger,  er  gibt  Halb- 
figuren, bei  welchen  Körperhaltung,  Arme  und  Hände  mitsprechen,  und  setzt  sie 
in  den  Raum. 

Und  dann  sind  einige  dieser  frühen  Bilder  von  hohem  koloristischem  Reiz. 
Schon  das  Bildnis  des  Vaters  von  1490,  das  Werk  eines  Neunzehnjährigen,  bewegt 
sich  auf  einer  Tonskala,  die  der  lauten  und  bunten  oberdeutschen  Kunst  fremd  ist. 
Aus  Grau  und  Braun  heraus  —  auch  der  helle,  warme  Ton  des  Kopfes  ist  in  Grau 
schattiert  —  und  etwas  Schwarz  wird  eine  Farbstimmung  erreicht,  die  in  Einfach- 
heit und  Einheitlichkeit  über  das  hinausgeht,  was  vorher  in  Deutschland  gemalt 
worden  war.  Das  Selbstporträt  in  Madrid  ist  in  zarten,  kühlen  Timen  äußerst  har- 
monisch zusammengestimmt  und  im  Oswald  Krell,  wo  der  rötliche  Pelz  und  das 
rotbraune  Haar  keck  gegen  den  roten  Vorhang  gestellt  sind  und  links  der  Blick  in 
die  grüne  Landschaft  frei  wird,  ist  die  Farbenwirkung  von  einer  Kraft,  die  auch  ein 
moderner  Kolorist  kaum  überbieten  könnte.  In  diesem  Zusammenhang  sind  auch 
Dürers  landschaftliche  Aquarelle  zu  nennen.  Dürer  war  zum  Koloristen  berufen, 
er  ist  es  nicht  geworden.  Gerade  in  Venedig,  wo  der  Tonwert  der  Farben  längst 
erkannt  war,  wird  seine  Farbgebung  bunt,  später  hart  und  tnx^ken.  erst  nach  der 
niederländischen  Reise  (1521)  folgen  wieder  malerischere  Bildnisse,  das  vollendetste 
in  Madrid. 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalniuseum.    191 3. 


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VON  GUSTAV  VON   BEZOLD.  33 


Etwa  von  1500  an  iialinien  die  formalen  Probleme  der  Menschendarstellun.ü^ 
Dürer  stark  in  Anspruch.  Es  ist  die  erste  Stufe  der  Proportionsstudien,  mit  der  eine 
freiere  Auffassung  und  vollere  Darstellung  der  Körperformen  Hand  in  Hand  geht; 
es  ist  die  Berührung  mit  der  Renaissance.  Die  Frage,  ob  dieselbe  der  freien  Produk- 
tion Dürers  förderlich  war,  hat  uns  hier  nicht  zu  beschäftigen,  in  formaler  Hinsicht 
war  sie  eine  Förderung;  Dürer  weifi  nun  mit  den  einfachsten  Mitteln  in  Beschrän- 
kung auf  das  Wesentliche  die  Körperformen  lebensvoll  zu  gestalten.  Unter  den 
Bildnissen  sind  es  vor  allem  die  großen  Kohlenskizzen  von  1503  und  1505  (L.  5  und 
L.  180),  wenige  Linien,  wenige  Töne  genügen,  um  den  Kopf  zu  plastischer  Erscheinung 
zu  bringen,  so  daß  wir  nichts  vermissen.  Der  zweite  Aufenthalt  in  Venedig  bringt 
diesen  Stil  zur  Reife,  in  dem  herrlichen  Frauenkopf  des  Berliner  Museums  ist  alles 
Bedeutsame  gegeben,  alles  Nebensächliche  ausgeschieden.  Noch  weiter  geht  eine 
Pinselzeichnung  in  der  Albertina  (L.  510),  der  Kopf  einer  jungen  Frau,  an  dem  alles Tafei  xl. 
ins  Große  und  Einfache  stilisiert  ist,  wenn  auch  Naturstudie,  will  er  doch  kein  Bildnis 
mehr  sein.  Der  zweite  Aufenthalt  in  Venedig  bringt  die  größte  Annäherung  Dürers 
an  die  Formgebung  der  Renaissance.  Der  Gewinn  den  er  aus  ihr  zieht,  ist  das  Streben 
nach  einfacher  Größe,  aber  dieses  Streben  bleibt  theoretische  Einsicht,  seine  Schule, 
sein  Wesen,  vor  allem  sein  schlichter  Wahrheitssinn  weisen  ihm  andere  Wege.  Eine 
andere  Erkenntnis  weist  ihn  an  die  Natur  als  Lehrmeisterin,  und  hier  sieht  er  die 
reiche  Fülle  der  Formen.  Wie  er  zu  einem  Ausgleich  dieser  widerstreitenden  Ten- 
denzen kommt,  ist  seine  künstlerische  Großtat.  Auf  höherer  Stufe  wiederholt  sich 
in  den  späten  Bildnissen  was  wir  bei  Jan  van  Eyck  bewundert  haben,  die  Unter- 
ordnung eines  unendlichen  Formenreichtums  unter  eine  geschlossene,  einheitliche 
Gesamterscheinung. 

Die  Bildnisse  aus  den  mittleren  Jahren  sind  nicht  eben  zahlreich,  zumeist 
Zeichnungen,  aber  es  sind  einige  hochbedeutende  unter  ihnen.  Der  Kopf  von  Dürers 
Mutter  von  1514,  das  erschütternde  Bild  einer  alten  Frau,  die  ermüdet  von  einem 
in  treuer  Pflichterfüllung  verbrachten,  beschränkten  Leben  dem  Tode  entgegen 
geht,  das  Bild  seines  Lehrers  Wohlgemut  (1516),  jetzt  im  Germanischen  Museum, 
das  bei  schlechter  Erhaltung  immer  noch  mächtig  wirkt.  Dann  folgen  die  Zeich- 
nungen vom  Augsburger  Reichstag  von  1518,  Maximilian  (L.  547,  welche  die  Formen 
dieses  Kopfes  diskret  zurechtschiebt  und  mit  wenigen  Linien  mehr  gibt  als  das  nach 
ihr  gemalte  Porträt  von  1519),  Kardinal  Albrecht  von  Brandenburg  (L.  548,  die  Vor- 
lage zu  dem  Kupferstich  B.  102)  und  Kardinal  Lang  von  Salzburg  (L.  549)-  Aus  dem 
gleichen  Jahr  ist  der  Profilkopf  eines  Unbekannten  (L.  401,  Hans  Imhoff.^),  deniafeixL. 
Dürer  drei  Jahre  später  auch  gemalt  hat.  Die  Reise  nach  den  Niederlanden 
1520—1521  bringt  eine  stattliche  Zahl  großer  Kohlezeichnungen  und  die  sorg- 
samen Silberstiftzeichnungen  des  Skizzenbuchs.  Die  Sicherheit  in  der  Auffassung 
der  individuellen  Formen  ist  gegen  früher  noch  gesteigert,  auch  die  Beschränkung 
der  Mittel.  Die  Kohlezeichnungen  reichen  mit  wenigen  Linien  und  Andeutungen  von 
Schattentönen  aus,  reicher  ist  die  Durchführung  der  Silberstiftzeichnungen,  in 
welchen  die  Schraffierung  an  Stelle  der  geschlossenen  Töne  treten  muß.  Schönes 
Beispiel  Eoban  Hessus  von  1526  (L.  295).  Der  hohe  Reiz  dieser  Zeichnungen 
liegt,  abgesehen  von  ihrer  technischen  Vollendung,  in  der  starken  Unmittelbarkeit 
mit  der  sie  persönlichstes  Leben  wiedergeben. 


34  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


HinJKc'  ZcMchiuiii,i;t.Mi  luit  Dürer  :iLs  Vorhi.i^tMi  liir  den  Stich  benutzt.  Es  sind 
der  Kardinal  von  Brandenburii-  L.  547  von  1518  —  Sticii  B.  102  von  1519,  L.  329  — 
Stich  B.  10^  von  1524;  Friedrich  der  Weise  L.  ^S7  —  Stich  B.  104  von  1524.  Auch 
für  Pirckheinier  können  wir  Zeichnuiii^en,  allerdings  aus  weit  früherer  Zeit  (L.  376 
von  1=^0^  und  L.  142)  mit  dem  Sticii  von  1524  (B.  106)  vergleichen,  und  von  dem 
ifei  X1.1.  Unbekannten,  den  Thausin!-'  für  den  älteren  Hans  Inihoff  hält,  haben  wir  die  er- 
wähnte Profilzeichnun.i^'  von    1518  (L.  401)   und  das  Porträt  im  Prado   von   1521. 

Mit  dem  Umsetzen  der  Skizze  in  das  Bild,  tritt  Dürers  freie  künstlerische 
Täti.ukeit  ein;  er  schiebt  die  Formen  leise  zurecht,  bereichert  sie  und  faßt  sie  zu  plasti- 
scher Finheit  zusammen,  und  er  erhebt  damit  die  Erscheinung  ins  Bedeutende.  Es 
ist  die  Steigerung  der  Charakteristik,  das  Bild  wird  über  die  Wirklichkeit  hinaus 
zum  freiem  Kunstwerk.  Dem  gegenüber  kommt  die  Einbu(3e  an  Unmittelbarkeit 
nicht  in  Betracht.  Die  Tätigkeit  des  Porträtisten  trifft  hier  mit  der  des  schaffenden 
Künstlers  zusammen,  der  die  Naturstudie  zum  Charakterkopf  umformt.  Ich  habe 
auf  diese  Seite  des  künstlerischen  Schaffens  da  und  dort  hingewiesen.  Dürer  über- 
trifft an  Tiefe  des  geistigen  Ausdrucks  alle  seine  Vorgänger  und  erreicht  das  Höchste 
in  den  K(")pfen  der  Apostel  in  Florenz  und  mehr  noch  in  denen  in  München. 

Die  Zeit  des  objektiven  Bildnisses  geht  zu  Ende;  nicht  Dürer,  der  schon  darüber 
hinaus  geht,  sondern  der  jüngere  Holbein  bringt  es  zur  Vollendung. 

Holbein  hat  einen  außerordentlich  hohen  Formensinn  und  eine  beispiellose 
(Jbjektivität,  den  sichersten  Blick  für  das  Charakteristische  und  eine  Hand,  die 
dem  Auge  unbedingt  folgt.  Die  Augsburger  Kunst,  die  nie  so  linear  stilisiert  wie  die 
Nürnberger,  war  durch  Holbeins  Vater  und  Hans  Burgkmair  schon  zu  unbefangener 
Naturauffassung  und  malerischer  Bildbehandlung  fortgeschritten,  als  der  junge 
Holbein  in  der  Werkstatt  des  Vaters  seine  Lehre  durchmachte.  Ihm  fällt  mühelos 
zu,  was  Dürer  in  schwerem  Ringen  und  auf  dem  Umweg  durch  theoretische  Studien 
erreicht  hatte,  seine  Kunst  ist  von  Anfang  an  humanistisch.  Ein  Aufenthalt  in  Ober- 
italien um  1518  mag  diese  Richtung  gefördert  haben,  in  Abhängigkeit  ist  er  nicht 
geraten.  Von  1515  an  lebte  er  in  Basel,  später  in  London,  der  Enge  der  deutschen 
Verhältnisse  entrückt. 

Naturanlage  und  Schulung  wiesen  Holbein  auf  die  Pflege  des  Bildnisses  hin. 
Auf  fester  Kunstanschauung  und  sicherer  Technik  beruhend,  ist  Holbeins  Kunst 
keinen  Schwankungen  unterworfen;  wohl  findet  eine  Entwicklung  zu  größerer  Klar- 
heit und  Einfachheit  statt,  aber  sie  verläuft  in  einer  Richtung,  und  Anfang  und 
Ende  stehen  nicht  allzuweit  voneinander  ab.  Holbein  gibt  die  ruhenden  Formen, 
wie  er  sie  sieht,  und  den  Charakter,  soweit  er  sich  in  ihnen  ausspricht,  was  er  aus- 
spricht ist  ganz  wahrhaftig  und  überzeugend.  Abwandlungen  und  Hervorheben 
einzelner  Formen  zu  stärkerer  Charakteristik  oder  zu  äußerlicher  Verschönerung 
sind  ihm  fremd.  Diese  Aufrichtigkeit  ist  noch  die  der  Florentiner  Quattrocentisten, 
aber  auf  höherer  Stufe,  nicht  mehr  ein  genaues  Nachgehen  aller  Formen;  was  not- 
wendig ist,  stellt  sich  bei  dem  unumschränkten  Können  Holbeins  von  selbst  ein, 
was  nebensächlich,  tritt  zurück;  er  malt.  Allerdings  ist  die  Zeichnung  noch  Vor- 
XXXIX.  und  Grundlage.  Holbein  erfaßt  die  organische  Einheit  des  Kopfes  mit  ganz  anderer 
Sicherheit  als  Dürer,  und  innerhalb  der  Gesamtform  sitzt  alles  Einzelne  richtig, 
jede  Form  ist  mit  der  höchsten  Präzision  umschrieben;  der  Zug  der  Hand  ist  ganz 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.    1913- 


Tafel  IX. 


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Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmiiseum  1913. 


Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1913.  Taf.  X. 


Bildnis  eines  Unbekannten  (Hans  Imhoff?)  von  Älbrecht  Dürer. 

Im  Museum  des  Prado  in  Madrid. 
Beiträge  zur  Geseiiichte  des  Bildnisses.     Tafel  XLI. 


Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1Q13. 


Tai  XI. 


Bildnis  des  Robert  Cheseman  von  Hans  Holbein  d.  J. 

Im  Mauritshuis  im  Haag. 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses.    Tafel  XLll. 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  35 


frei.    Der  Aufwand  von  Mifteln  ist  der  !.;erin^ste,  aber  man  vennifit  nichts.    Der  Ein- 
druck der  Zeichnungen  ist  höchst  lebendig  und  unmittelbar. 

Bei  der  Übertragung  in  das  Bild  wird  die  Zeichnung  in  Malerei  übersetzt,  dietafei  xi.ii 
pilastisch  zeichnerische  Modellierung,  wie  sie  noch  Dürer  übte,  ist  einer  breiten,  flächen- 
haften gewichen  und  eine  koloristische  Gesamthaltung  ist  durchgeführt;  aber  die 
zeichnerische  Grundlage  geht  nicht  ganz  in  Malerei  auf.  Es  ist  erst  eine  erste  Stufe 
des  Malerischen  (vgl.  1910  S.  116).  Holbein  denkt  noch  nicht  rein  malerisch  wie 
die  großen  Holländer  des  17.  Jahrhunderts,  seine  Herrschaft  über  die  Form  ist  aber 
schon  so  unbeschränkt,  daß  nur  wenige  Schritte  zu  ihrer  völligen  Überführung  in  das 
Malerische  nötig  waren,  der  italienische  Manierismus  schob  sich  dazwischen,  und  die 
Kunst  brauchte  hundert  Jahre,  um  sie  zu  durchmessen. 

Neben  Holbein  weist  die  Malerei  des  frühen  16.  Jahrhunderts  noch  eine  Reihe 
großer  Porträtisten  auf,  die  bedeutendsten  sind:  Lucas  Cranach,  Hans  Burgkmair, 
Christoph  Amberger  und  Barthel  Bruyn.  Es  genügt,  sie  hier  zu  nennen,  sie  haben  die 
Bildniskunst  nicht  über  die  von  Holbein  erreichte  Entwicklungsstufe  hinaus  geführt. 

Das  Vermögen,  die  Züge  des  Menschen  richtig  darzustellen,  so  daß  sich  auch 
dessen  Charakter,  soweit  er  sich  in  den  ruhenden  Formen  ausspricht,  im  Bilde 
offenbart,  war  erreicht.  Ähnlichkeit  ist  nun  eine  selbstverständliche  Forderung 
an  ein  Bildnis.  Aber  nachdem  das  Problem  der  Ähnlichkeit  gelöst  ist,  hört  es  auf 
ein  künstlerisches  zu  sein;  die  Bildniskunst  wendet  sich  anderen  Aufgaben  zu. 


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I 


EINE  GOTISCHE  REPLIK  DES  MUTTER-ANNA-ZEUG- 
DRUCKS MIT  DEN  SERAPHIM. 

Von  Dr.   R.   FORRER  (StraObiiri,'). 

11  ineinem  Werke  „Die  ZeuKt^lrucke  der  hyzanliiiisclieii,  ronranischen,  ,ti;()tisclien 
und  späteren  Kunstepochen"')  habe  ich  auf  Tatel  XXX  einen  ,t,^  o  t  i  s  c  h  e  n 
L  e  i  n  e  n  d  r  u  c  k  reproduziert,  welclier  Mutter  Anna  vorführt,  wie  sie  die  als 
Mädchen  dari^estellte  Maria  im  Lesen  und  Singen  „Gloria  laus  deo"  unterrichtet, 
indessen  fünf  vogelgestaltige  S  e  r  a  p  h  i  ni  diese  Szene  mit  inbrünstigem  Gesang 
begleiten.  Über  dem  Ganzen  wiHbt  sich  reiche  gotische  Spitzbogenarchitektur.  Alles 
atmet  einen  seltenen  Reiz  inniger  Lieblichkeit,  fast  dem  vergleichbar,  der  von  den 
singenden  Engeln  der  van  Eyckschen  Altarflügel  ausströmt. 

Dies  Muster  ist  auf  dem  }4  cm  hohen  und  unten  27  cm,  oben  24  cm  breiten 
Leinenfragment,  Tafel  I,  zweimal  und  zwar  dicht  übereinander  zum  Abdruck  gebracht 
worden.  Aber  vom  oberen  Abdruck  ist  nur  ganz  wenig  erhalten;  man  sieht  noch  den 
Schemel,  auf  dem  Maria  steht  und  auf  den  auch  Mutter  Anna  einen  Fuß  setzt;  man 
sieht  nocli  eine  kurze  Strecke  des  Gewandes  der  Mutter  Anna;  dann  ist  der  Stoff  quer 
abgeschnitten.  Außerdem  war  der  Stoff  der  Höhe  nach  in  drei  Teile  zerschnitten, 
die  aber  noch  genau  zusammenpaßten.  Ein  vierter,  nur  schmaler  Streifen  scheint 
zu  der  oberen  Wiederholung  des  Bildes  gehört  zu  haben.  Dieses  ist  also  nur  zu 
einem  sehr  geringen  Bruchteil,  der  untere  Abdruck  der  Platte  dagegen  fast  voll- 
ständig erhalten.  Nur  an  der  rechten  Seite  oben  fehlt  der  rechte  Pilaster  des  Spitz- 
bogens, unter  welchem  Anna  und  Maria  ihren  Studien  obliegen.  Aus  dem  Bilde  ergibt 
sich,  daß  das  Druckmodel  in  seiner  vollen  Höhe  29  cm  maß,  in  seiner  Breite 
27— 27V3  i-^"!'  ^Iso  die  für  einen  gotischen  Holzschnitt  respektable  Größe  von  rund 
800  Quadratzentimetern   Flächenausdehnung  besaß. 

Als  Herkunftsort  der  Originale  wurde  mir  von  dem  Kölner  Vorbesitzer  eine 
Kirche  „bei  Euskirchen"  genannt.  Über  das  Alter  des  Druckes  schrieb  ich 
a.  a.  O.  S.  29,  daß  „die  Einen  für  das  Stück  den  Anfang  des  15-  Jahrhunderts,  andere 
die  Zeit  um  1440  in  Anspruch  nehmen."  In  Anlehnung  an  die  von  E  s  s  e  n  w  e  i  n-) 
veröffentlichten  Plattendrucke  dachte  ich  auch  für  diesen  „Bildzeugdruck"  an  einen 
„Vordruck   für    Stickerei    bestimm  t." 

Bezüglich  des  Herstellungslandes  dieses  Zeugdruckes  schwankte  ich  damals 
zwischen  Burg  und  (vgl.  S.  28  und  43)  und  der  Kölner  Rheingegend 
(S.  29),  wobei  für  letztere  Gegend  burgundischer  Einfluß  in  der  Zeichnung  nicht  aus- 
geschlossen blieb. 


1)  Straßbura:  i.  E.  1894,  44  S.  Text  und  57  Tafeln  in  Licht-  und  Farbendruck. 

2)  Anzeiger  für   Kunde  der  deutschen  Vorzeit.     1872  S.  241  ff. 


VON  DR.   R.   FORRER.  37 


In  ineineni  I898  erschienenen  zweiten  Zeuc:druckwerke^)  habe  ich  dann  diesen 
Zeu,s,a1ruck  unbedenklicli  den  d  e  u  t  s  c  h  e  n  Zeu,i;drucken  an,i;ereiht  (S.  22  ff.  „Der 
Zeu.tidruck  in  Deutschhind  vom  Mittelalter  h\s  ins  16.  Jahrhundert")  und  (S.  26) 
ihn  in  der  ersten  Hälfte  des  15-  Jahrhunderts  in  der  Kölner  Ge.t^^end  entstehen  lassen, 
zu,t;leich  aber  auch  als  Prototypen  auf  die  italienischen  B  i  1  d  b  r  0  k  a  t  e 
hinpwiesen,  welche  im  14.  und  IS.  Jahrhundert  entstanden  sind  und  eine  gleiche 
Anordnung,  d.  h.  rechteckige  Gruppenbilder  erkennen  lassen,  v/elche  der  Weber 
in  fortlaufender  Wiederholung  über-  und  nebeneinandergesetzt  hat. 

Gleichzeitig  erschien  dann  in  den  „Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  National- 
museum 1897" ■*),  wohin  inzwischen  mit  meiner  ersten  Zeugdrucksammlung  auch 
jener  „Engelsdruck"  gewandert  war,  eine  Abhandlung  von  Dr.  Th.  H  ampe  „Der 
Zeugdruck  mit  der  heiligen  Anna,  der  Jungfrau  Maria  und  Seraphim  (aus  der  Samm- 
lung Forrer,  jetzt  im  Germanischen  Museum)  und  einige  altkölnische  Handzeich- 
nungen". In  dieser  Schrift  analysierte  Hampe  meinen  Zeugdruck  von  neuem  und 
brachte  ihn  zusammen  mit  einer  H  a  n  d  z  e  i  c  h  n  u  n  g  a  u  f  P  a  p  i  e  r.  die  das 
Germanische  Museum  besitzt  und  welche  dieselbe  Engelsdarstellung  als  Skizze  bietet. 
Hampe  hat  darin  mit  guten  Gründen  die  kölnische  Herkunft  und  engen 
Zusammenhang  von  Skizze  und  Zeug  druck  betont  und  als  Entstehungs- 
zeit der  Skizze  die  Jahre  um  1400  nachgewiesen,  als  Entstehungszeit  des  Zeugdrucks 
das  erste  Jahrzehnt  des  15-  Jahrhunderts  vermutet. 

In  einem  Nachtrage  zu  Hampes  Artikel  habe  ich  dann  in  den  Mitteilungen  aus 
dem  Germanischen  Museum  I898  unter  dem  Titel  „Noch  einmal  der  Kölner  Zeugdruck 
mit  Mutter  Anna,  Maria  und  Seraphim"  gezeigt,  daß  der  Zeichner  der  Papierskizze 
zu  dem  Zeugdrucke  in  noch  engerem  Zusammenhange  stehen  müsse,  als  Hampe  an- 
genommen hat,  daß  in  der  Skizze  ein  Entwurf  zum  Z  e  u  g  d  r  u  c  k 
z  u  s  u  c  h  e  n  i  s  t,  ..daß  die  Handzeichnung  des  Nürnberger  Kabinetts  als  ein  Ent- 
wurf derselben  Hand  anzusehen  ist,  welche  auch  den  Zeugdruck  verfertigt  hat." 

Bei  der  großen  Seltenheit  dieser  alten  Zeugdrucke  durfte  man  die  Erhaltung 
der  olien  besprochenen  Fragmente  als  einen  besonderen  Glücksfall  und  dieselben 
als  die  einzig  auf  uns  gekommenen  Zeugen  dieses  hervorragenden  Künstlers  be- 
trachten. Umso  erfreulicher  war  daher  der  Nachweis  der  zugehörigen  Skizze  durch 
Hampe  und  dann,  in  meinem  oben  zitierten  Nachtrag,  mein  Nachweis  eines  mit 
dem  Zeugdruck  zugleich  erhaltenen  Stickereifragmentes  mit  Vorzeichnungsspuren 
in  der  Art  der  Weinblattmotive  der  Hampesclien  Federskizze.  Damit  schien  dieser 
Zyklus  seinen  Abschluß  gefunden  zu  haben.  Umso  überraschender  war  es  daher 
für  mich,  als  ich  im  Frühjahr  1912  bei  einem  Züricher  Sammler  ein  zweites 
Fragment  des  S  e  r  a  p  h  i  m  z  e  u  g  d  r  u  c  k  e  s  zu  sehen  und  zu  erwerben 
Gelegenheit  hatte  und  zu  Hause  bei  nälierem  Vergleich  gar  entdecken  mußte,  daß 
wir  es  hier  mit  e  i  n  e  r  V  a  r  i  a  n  t  e  des  ersten  Zeug  d  r  u  c  k  e  s  zu  t  u  n  h  a  b  e  n ! 
Und  diese  Variante  bildet  e  i  n  Z  w  i  s  c  h  e  n  g  1  i'e  d  z  w  i  s  c  h  e  n 
der    K  ö  1  n  e  r    F  e  d  e  r  z  e  i  c  h  n  u  n  g    u  n  d    d  e  m    1">  i  s  h  e  r     b  e  k  a  n  n  t  e  n 


3)  R.  Forrer,  ,,Die  Kunst  des  Zeujjdrucks  vom  Mittelalter  bis  zur  Empirezeit",  Stniüliur.i; 
1898,  mit  81   Tafeln. 

4)  Mein   Buch  ist  zwar   1898  datiert,  mein  Manuskript  iiatte    Herrn    Dr.    Hampe    aber 
bereits   1897  vorgeleg-en. 


38  EINE  GOTISCHE   REPLIK  DES  MUTTER-ANNA-ZEUGDRUCKS  MIT  DEN  SERAPHIM. 


Fig.  1.     Seraphimdruck  Forrer  1898. 


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VON   DR.   R.   FORRER.  39 


S  e  r  u  p  li  i  111  z  e  u  ,c:  d  r  u  c  k  !  (Den  letzteren  will  ich  hier  kürzehalber  als  „Druck 
von  I898",  den  neuerworbenen  als  „Druck  von  1912"  zitieren;  dieser  ist  hier 
Figur  2  und  3  abgebildet,  derjenige  von  I898  in  Fig.  1.) 

In  seinem  äußeren  Ansehen  ist  das  neuerworbene  Fragment  dein  bisher  bekann- 
ten Stoffdrucke  so  ähnlich,  daß  ich  bei  seiner  Erwerbung  keinen  Moment  zweifelte, 
einen  Abschnitt  vom  gleichen  Tuche  vor  mir  zu  liaben.  Die  Leinwand  ist  von  gleicher 
Feinheit,  von  gleicher  Farbe;  der  Aufdruck  ist  dasselbe  bräunliche  Schwarz,  wie  es 
der  Druck  von  I898  mit  so  vielen  gotischen  Holztafeldrucken  gemein  hat;  auch 
hier  ist  ersichtlich  schon  in  alter  Zeit  der  Stoff  in  Stücke  zerteilt  worden.  Auch  die 
Maße  der  beiden  Holzstöcke  müssen  nahezu  die  gleichen  gewesen  sein;  denn  die  Breite 
desjenigen  von  1912  ergibt  wie  die  des  Stockes  von  1898  27  cm  und  die  Höhe  des 
Stockes  von  1912  läßt  sich  auf  der  linken  Bildseite  auf  27V2  '""is  28  cm  eruieren,  was 
hinter  derjenigen  von  I898  (29  cm)  nur  um  1  bis  O/2  cm  zurückbleibt. 

Wie  beim  Druck  von  1898  ist  auch  bei  dem  neuen  ein  und  dasselbe  Holzmodel 
dicht  neben-  resp.  übereinander  gesetzt  mehrfach  zum  Abdruck  gelangt  (vgl.  Fig.  2). 
Die  vorhandenen  Reste  beweisen,  daß  der  Holzstock  nicht  weniger  als  viermal 
und  zwar  in  der  hier  skizzierten  Weise  abgedruckt  worden  ist:  \y\i^\ 

Vom  Druck  a  sind  die  Leiber  der  Seraphim,  die  unteren  Gewandteile  von 
Sankt  Anna  und  Maria  und  vom  Spruchband  das  Wort  gloria  erhalten,  außerdem 
die  untere  Abschlußbordüre  in  Gestalt  einer  Reihe  von  Vierpaßornamenten.  Vom 
Druck  b  ist  die  ganze  obere  Architektur  nebst  der  oberen  Abschlußbordüre,  bestehend 
aus  weiß  ausgespartem  Blattwerk,  erhalten,  ferner  sind  vollständig  sichtbar  die  Köpfe 
der  Seraphim,  der  Maria  und  der  Mutter  Anna,  letztere  bis  unter  die  Schulter.  \om 
Druck  c  ist  nur  wenig  von  der  linken  unteren  Ecke,  vom"" Druck  d  das  obere  linke 
Bildsechstel  erhalten.  Das  Zusammentreffen  der  Bildränder  kennzeichnet  sich  durch 
verstärkte  Färbung  infolge  doppelten  Farbauftrages  und  durch  unregelmäßigen 
Ansatz;  die  Bilder  c  und  d  sind  um  einen  starken  halben  Zentimeter  zu  viel  nach  oben 
gerückt. 

Vergleicht  man  nun  die  beiden  Drucke,  Fig.  1  (1898)  und  Fig.  2(1912)  genauer,  so 
ergeben  sich  wesentliche  Unterschiede  in  der  Zeichnung.  Die  Architektur  ist  eine 
wesentlich  einfachere:  1898  gliedert  den  Raum  in  drei  große  spitzdachige  Baldachine, 
zwischen  welche  zwei  hochspitzige  kleinere  Baldachine  eingeschoben  sind;  bei  1912  fehlen 
diese  beiden  letzteren  Baldachine,  begnügt  sich  der  Künstler  mit  den  drei  großen. 
1912  setzte  hinter  diese  eine  einfache  wagrecht-rechteckige  Maueiiucke,  1898fügt  dort 
eine  Anzahl  kleiner  gotischer  Fensterlucken  ein.  Bei  1898  ist  unter  jedem  der  5  Bal- 
dachine die  Gewölbestruktur  angebracht,  bei  1912  ist  diese  nur  bei  dem  Baldachin 
über  Maria  und  Mutter  Anna  zu  sehen;  hier  ist  auch  die  Steinmauerung  des  Gewölbes 
angedeutet,  bei  I898  dagegen  ist  diese  ausgelassen.  Beachtenswert  ist  ferner,  daß 
der  Hintergrund  unter  den  Baldachinen  1898  mit  einem  Muster  in  Gestalt  zusammen- 
gekrümmter Raupen  tapetenartig  dekoriert  ist,  wogegen  1912  an  die  gleiche  Stelle 
naturalistisch  gezeichnete  Blätter,  auf  den  Boden  quadratische  Fliesen  setzt.  Die 
Schriftrolle  zeigt  I898  den  Text  gl(or)ia  oder  gr(at)ia  laus  deo  weiß  ausgespart  auf 
schwarzem  Grunde,  1912  dagegen  den  Text  gloria  laus  deo  mit  den  Lettern  schwarz 
auf  weiß  sitzend  und  schmäler  geschnitten.    Endlich  verwendet  I898  fünf  Seraphim, 


40  EINE  GOTISCHE   REPLIK  DES  MUTTER-ANNA-ZEUGDRUCKS  MIT  DEN  SERAPHIM. 


I 


VON  DR.  R.  FORRER.  41 


1912  nur  deren  vier,  wobei  niclit  nur  die  Kopie  und  Leil^er,  sondern  auch  zum 
Teil  die  Flü.icel,  liesonders  die  liinleren  unter  dem  mittleren  Baldachin,  verschieden 
gestellt  sind. 

Trotz  dieser  evidenten  Unterschiede  (ihre  Zahl  liefie  sich  leiclit  noch  vermehren) 
erhellt  doch  aus  der  ganzen  Anlage  wie  aus  allen  Details,  daß  man  es  hier  mit  zwei 
Holzschnittplatten  ein  und  desselben  Künstlers  zu  tun  liat.  Man  braucht  nur  die 
Gesichter  und  die  Haarbehandlung  zu  vergleichen,  um  sich  darüber  absolut  klar 
zu  sein.  Die  Frage  erhebt  sich  nun,  welche  Platte  die  ältere  war.  Mir 
scheint,  daßdiePlatte19l2dieältere,  diePlattel  898  d  i  e  j  ü  n  g  e  r  e 
Edition  darstellt.  Man  wird  wohl  die  stärker  gegliederte  Architektur  als 
einen  Versuch  auffassen  dürfen,  den  ursprünglicli  einfacheren  Aufbau  schöner  und 
reicher  zu  gestalten.  Das  gleiche  Bestreben  zeigt  die  Einfügung  eines  fünften  Se- 
raphim. Ersichtliche  Verbesserungen  stellen  dar  einerseits  die  Weglassung  der  das 
Bild  1912  unruhig  gestaltenden  Mauerbildung  im  Gewölbe,  anderseits  die  Einfügung 
der  als  weiße  Flächen  wirkenden  Gewölbe;  die  veränderte  Flügelstellung  im  Hinter- 
grunde des  mittleren  Baldachins;  die  Schwarzfärbung  des  Schriftbandes,  sodaß 
dieses  sich  als  ruliige  schwarze  Linie  einfügt  (wobei  aber  dem  Holzschneider  die  Bucli- 
stalien  mißlungen  sind,  da  das  deo  verkehrt  ausgefallen  ist). 

Zu  diesen  Argumenten  gesellt  sich  ausschlaggebend  ein  Vergleich  mit  der 
Papierskizze  Hampes:  Dieser  liegt  die  Platte  von  1912  wesentlich  näher  als  die 
Platte  von  I898.  Wie  die  Platte  von  1912  liat  auch  die  Papierskizze  noch  nicht  fünf, 
sondern  erst  vier  Cherubim  und  wie  die  Platte  von  1912  verwendet  auch  die  Papier- 
skizze für  den  Hintergrund  Pflanzenblätter,  während  der  Druck  von  I898  an  ihre 
Stelle  jene  „gekrümmten  Raupen"  setzt.  Besonders  eklatant  prägt  sich  endlicli 
die  größere  Übereinstimmung  zwischen  Papierskizze  und  Druck  von  1912  aus  in  dem 
Kopftuch  der  Sankt  Anna.  Seine  Faltung  über  dem  Kopfe  und  an  den  Schläfen 
entspricht  genau  der  Kölner  Papierskizze,  wohingegen  beim  Drucke  von  I898  das 
Tuch  über  dem  Kopfe  vielfach  gefältelt  erscheint  und  an  den  Schläfen  an  die  Stelle 
der  einfachen  Verknotung  eine  kompliziertere  Verschlingung  getreten  ist. 

Nun  zeigt  die  Platte  von  1912  an  mehreren  Stellen  (so  bei  der  Stirnlinie  der 
Maria  und  beim  mittleren  Seraphim)  L i  n  i  e  n  u  n  t  e  r  b  r  e  c  h  u  n g e  n,  welche  vermuten 
lassen,  daß  zur  Zeit  des  Abdruckes  der  Holzstock  schon  abgebraucht  bezw.  be- 
schädigt war;  wahrscheinlich  haben  sich  im  Laufe  der  Jahre  diese  Ausbrüche  derart 
gemehrt,  daß  eine  Ersatzplatte  benötigt  wurde,  wobei  dann  die  erwähnten 
Abänderungen  und  Verbesserungen  in  der  Komposition  zur  Ausführung  kamen. 
So  ist  jetzt  der  Ring  geschlossen,  erweist  sich  die  Kölner  Feder- 
zeichnung als  Vorstudie  zum  H  0 1  z  s  t  o  c  k  e  des  Z  e  u  g  d  r  u  c  k  e  s 
von  1912  und  die  Platte  von  1898  als  ein  an  dessen  Stelle 
getretener  Ersatz.  Die  Platte  von  1912  wird  sich  zeitlich  der  Papier- 
skizze unmittelbar  angeschlossen  haben,  also  noch  um  1400  zu  datieren  sein,  die 
Platte  und  den  Druck  von  1898  dagegen  werden  wir  einige  Jahre  später,  also  mit 
Hampe  um  1410  zu  setzen  haben.  Und  auch  unsere  gemeinsame  Verlegung  des 
Herstellungsortes  von  Papierskizze  und  Zeugdruck  nach  C  ö  1  n  a  m  Rhein 
hat  durch  den  Nachweis  eines  noch  engeren  Zusammenhanges  zwischen  Skizze 
und  Zeugdruck  an  Wahrscheinlichkeit  gewonnen  —  umsomehr,  als  auch  der  Zeug- 


42 


EINE  GOTISCHE   REPLIK  DES  MUTTER-ANNA-ZEUGDRUCKS  MIT  DEN  SERAPHIM. 


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Fig.  3.     Der  Seraphimdruck  Forrer  1912  ergänzt. 


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VON   DR.  FORRER.  43 


druck  von  1912  nach  den  Mitteilun^'en  des  Vorbesitzers  in  seiner  Provenienz  auf 
eben  jenes  Rhein,c:ebiet  zurück,i,^eht.    Die  Reihenfol.i^e  wäre  also: 
Papierskizze  Hampe  1897  entstanden  zirka  1395—1400, 
Holzstock  des  Druckes  1912  entstanden  zirka  1400, 
Zeu,e:druck  Forrer  1912  entstanden  zwischen  1400  und  140S, 
Holzstock  des  Druckes  1898  entstanden  zirka  1405, 
Zeu,e:druck  Forrer  1898  entstanden  zwischen  1405  und  1410.  •'^) 
Mit  dieser   merkwürdigen  Folge   von   rheinischen   Kunstprodukten   aus   den 
Zeiten  des  Meisters  Wilhelm  gewinnt  die  rheinische  Kunst  ein  ganz  neues  Gesicht, 
werden  uns  neue  Wege  gewiesen;  gar  manches  Kunstblatt,  dessen  Autor  man  bis 
jetzt    nach    Burgund   oder    Italien   verwiesen    hat,   ist    vielleicht   in    Zukunft   mit 
gleichem   Recht  am   Rhein  zwischen  Straßburg  und  Cöln  zu  suchen. 


5)  Im  Jahrbuch  der  Kgl.  Pr.  Kunstsammlungen  22  Bd.  (1901)  hat  Dr.  Kristeller 
S.  142  ff.  in  dem  Aufsatze,, Ein  venezianisches  Blockbuch  im  Kie:l.  Kupferstichkabinett  zu  Berlin" 
auch  meinen  ersten  Engelsdruck  zitiert  und  diesen  für  Italien,  speziell  für  Venedig  in  Anspruch 
genommen,  Hampes  Zeichnung  der  Veroneser  Malerschule  des  14.  oder  beginnenden  15.  Jahr- 
hunderts zugewiesen.  —  Leitend  waren  für  Kristeller  rein  stilistische  Gründe.  Tatsächlich  weist 
der  Stil  des  Engelszeugdruckes,  besonders  auch  eine  mehr  in  die  Breite  als  in  die  Höhe  gehende 
gotische  Architektur,  auf  Oberitalien.  Und  beim  ersten  Anblick  jenes  Zeugdruckes  wurde  ich 
sofort  an  die  bekannten  italienischen  Brokatwebereien  in  Form  rechteckiger,  bildartiger  Dar- 
stellungen von  Maria  Verkündigung,  Christi  Anbetung  usw.  erinnert,  wie  Proben  beispielsweise 
Nr.  95,  96,  101,  besonders  verwandt  aber  Nr.  loo,  191,  203—205  des  Kataloges  der  Te.xtilsamm- 
lung  Errera  bieten  (Collection  d'anciennes  etoffes  reunies  et  decrites  par  Me.  Isabelle  Errera, 
Bru.xelles  1901). 

Aber  man  beachte,  daß  Z  e  u  g  d  r  u  c  k  e  immer  mehr  oder  minder  bloße  Surrogate 
sind,  deren  Wiege  oft  weit  abseits  lag  von  dem  Lande,  welches  das  Vorbild  geschaffen  hat.  Sie 
kopieren  irgend  einen  orientalischen  oder  italienischen  Stoff  und  ihr  Stil  ist  dann  ein  gut  orien- 
talischer oder  italienischer,  ohne  daß  deshalb  der  Zeichner,  der  Modelschneider,  der  Drucker, 
der  Stoff  orientalischen  oder  italienischen  Ursprunges  zu  sein  brauchen.  So  gehen  unsere  am 
Rhein  gefundenen  mittelalterlichen  Zeugdrucke  größtenteils  auf  orientalische  und  italienische 
Gewebeprototypen  zurück,  ohne  aber  im  Orient  oder  in  Italien  entstanden  zu  sein.  Ähnlich  verhält 
es  sich  allem  Anschein  nach  auch  mit  unserem  Engelsdrucke.  Stilistisch  wurzelt  er  in  Italien 
und  geht  zurück  auf  die  oben  erwähnten  Bildwebereien,  die  für  Kirchengewänder,  Möbel-  und 
Wandbezüge  Verwendung  fanden.  So  klären  sich  die  stilistischen  Bedenken  Kristellers  un- 
gezwungen auf.  Aber  diese  Bildgewebe  sind  nach  Burgund,  nach  Deutschland  und  noch  weiter 
nordwärts  gewandert  und  haben  hier  unsere  Künstler  und  Handwerker  beeinflußt  und  zur 
Nachahmung  gereizt.  Und  die  vielen  von  Hampe  und  von  mir  gegebenen  Indizien  sprechen  in 
der  Tat  für  den  von  italienischer,  flandrischer  und  burgundischer  Kunst  so  viel  beeinflußten 
Mittel-  und  Unterrhein  als  Hervorbringer  dieser  Engelszeugdrucke.  Als  neuestes 
Argument  in  dieser  Richtung  tritt  nun  noch  die  wiederum  d  e  ,u  t  s  c  h  e  Provenienz  auch 
des    zweiten    Engelsdruckes  hinzu. 


-oOo- 


DIE  HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHE  UND  CHEMISCHE 
SAMMLUNG    DES  GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

Von    HERMANN   PETERS,    Il.iniiovor-Klecfeld. 

III  den  orstLMi  drei  Jahrzehnten  mich  der  Gründiin^i::  des  GernianLschen  Museums 
waren  und  wurden  die  damals  nur  erst  weni.ü:  vorhandenen  Reste  und  Denkmäler 
aus  der  Vercaniienheil  der  deutschen  Heilkunst  nicht  nebeneinander,  sondern  in 
verschiedenen  anderen  Abt  ei  Innigen  der  Anstalt  mit  aufbewahrt.  Im  Frühlin,i;e  des 
Jahres  188^  sprach  ich  .irele.iientlich  darüber  mit  dem  damali.ü:en  Direktor  von  Essen- 
wein. \'on  ihm  erfuhr  ich,  daß  es  dem  Pro,i,Tamm  entsprechend  schon  längst  be- 
absichti.iit  sei,  zwischen  den  anderen  kulturhistorischen  Sammlungen  auch  der  Ge- 
schichte der  Medizin,  Pharmazie  und  den  ihnen  verwandten  Naturwissenschaften 
eine  eigene  Heimstätte  zu  bereiten.  Die  Ausführung  des  Planes  habe  indessen  stets 
noch  verscliol^en  werden  müssen,  da  die  zur  Verfügung  stehenden  Mittel  nicht  ge- 
statteten, alle  Abteilungen  gleichzeitig  in  Angriff  zu  nehmen.  Wir  vereinbarten 
alsdann,  den  deutschen  Apothekerstand  für  die  Gründung  einer  historisch-pharma- 
zeutischen Sammlung  zu  erwärmen.  Die  hierzu  in  der  Pharmazeutischen  Zeitung 
im  Frühling  188^  von  uns  erlassenen  Aufforderungen  und  Aufrufe^)  fanden  in  den 
pharmazeutischen  Kreisen  eine  sehr  freundliche  Aufnahme.  Nicht  nur  liefen  von 
einzelnen  Apothekern  reiche  und  wertvolle  Beiträge  für  das  geplante  historisch- 
pharmazeutische  Zentralmuseum  ein,  sondern  der  Deutsche  Apothekerverein  be- 
willigte auch  dafür  in  seiner  Generalversammlung  1884  die  Summe  von  5000  Mk., 
zahlbar  in  zehn  nacheinander  folgenden  Jahresraten.  Da  auch  noch  von  anderen 
Seiten  manche  Zuwendungen  für  diesen  Zweck  gemacht  wurden,  so  war  es  schon 
im  ersten  Jahrzehnt  nach  der  Gründung  m(')glich,  eine  historisch-pharmazeutische 
Offizin  und  ein  Laboratorium  einzurichten.  Im  Vorraum  der  Apotheke  konnte  weiter 
auch  schon  damals  eine  Sammlung  von  Apothekenstandgefäßen  und  anderer  pharma- 
zeutischer Gegenstände  aus  früherer  Zeit  aufgestellt  werden.  Als  dann  die  Gefahr 
drohte,  daß  die  Weiterentwicklung  und  der  Ausbau  der  Sammlung  an  Geldmangel 
scheitern  könnte,  vereinte  sich  im  Jahre  1895  eine  Anzahl  von  Männern  aus  den 
Kreisen  der  Pharmazie,  der  Chemie  und  des  Drogenhandels,  welche  von  da  an  das 
Unternehmen  mit  Geldbeiträgen  unterstützte.  Dank  aller  dieser  gütigen  Geber 
ist  bis  zum  Ende  des  Jahres  1913  für  diesen  Zweck  im  ganzen  die  Summe  von  rund 
42000  Mk.  gespendet  worden. 

Mit  Hilfe  dieser  Mittel  wurden  unter  anderen  Dingen  aus  der  alten  Stern- 
apotheke zu  Nürnberg  auch  die  Einrichtungen  zu  einer  historischen  Materialkammer 
und  zu  einer  Kräuterkammer  erworben.  In  den  nach  Plänen  von  Direktor  von 
Bezold  neben  der  historischen  Apotheke  erbauten  Räumen  fanden  beide  im  Jahre  1896 
eine  schöne  Aufstellung.     In  ihnen  ist  eine  Sammlung  alter  Drogen  untergebracht. 


1)    Pharmazeut.   Zeitung,    Bunzlau    1883,    Handelsblatt    Nr.  8  und  9  und    Pharmazeut. 
Zeitung,   Bunzlau  1883   Nr.  40. 


I 


VON   HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD.  45 

Neben  ihr  befinden  sich  auch  noch  viele  andere  Dine:e,  welche  auf  die  kaufmännische 
Zufulir  und  den  Arzneistoffhandel  der  Dro,t;'isten  und  Materialisten  Bezu.i;  haben. 
Groß  ist  auch  die  Zahl  der  .gesammelten  Handschriften,  Bücher  und  Bilder. 

Die  menschliche  Kultur  machte  bei  ihrem  Aufwärtssteigen  ja  überall  viele 
irrige  Seitensprünge.  Damit  man  bei  dem  Ausbau  der  Wissenschaften  nicht  wieder  auf 
die  gleichen  Abwege  gerät  und  manche  früher  gemachte,  ohne  Grund  wieder  verlassene 
Ansätze  zum  Fortschritt  erfolgreich  weiter  fördern  kann,  ist  es  nötig,  den  Entwick- 
lungsgang solcher  frühen  Unternehmungen  zu  kennen.  Das  historisch-pharma- 
zeutische Zentralmuseum  bietet  schon  jetzt  manche  Gelegenheit,  die  Pharmazie, 
die  gesamte  Heilkunst  und  die  zu  ihr  gehörenden  Naturwissenschaften  in  ihren  An- 
fängen zu  studieren.  So  gehört  diese  Abteilung  mit  zu  den  interessantesten  Samm- 
lungen des  Germanischen  Museums. 

Hoffentlich  finden  sich  Freunde  und  Gönner  der  Sache,  welche  durch  ihre 
Beihilfe  eine  weitere  Förderung  des  Unternehmens  ermöglichen. 

So  lange  ich  in  Nürnberg  wohnte,  bis  zum  Jahre  1899  war  ich  als  freiv/illiger 
Fachmann  bei  der  Gründung  und  dem  Ausbau  der  historisch-pharmazeutischen 
Sammlung  sehr  beschäftigt.  Die  beiden  Direktoren  A.  v.  Essenwein  und  H.  Boesch, 
die  mir  dabei  in  den  ersten  Jahrzehnten  beratend  und  arbeitend  stets  freundlich 
zur  Seite  standen,  sind  leider  inzwischen  an  jenen  Ort  gegangen,  von  dem  aus  sie 
uns  nichts  mehr  erzählen  können.  So  will  ich  als  Überlebender  denn  hier  einige  Mit- 
teilungen über  die  nun  dreißig  Jahre  alt  gewordene  Abteilung  machen: 

Nach  den  Anschauungen  der 

Heilkunst  der  alten  Germanen 
galten  die  Krankheiten,  deren  Ursache  nicht  klar  am  Tage  lag,  für  übernatürliche 
Strafen  erzürnter  Gottheiten  und  für  eine  Besessenheit  durch  Unholde  und  Dämonen. 
Das  Volk  bezeichnete  letztere  mit  verschiedenen  Namen,  wie:  Adel,  Apel,  Butz, 
Teufel,  Troll,  Trut,  Wicht  usw.  Die  Heilung  der  Kranken  und  das  Bannen  dieser 
gesundheitsschädlichen  Geister  gehörte  bei  unseren  heidnischen  Vorfahren  mit  zu 
den  priesterlichen  Geschäften.  Diese  besorgten  vorwiegend  Frauen.  Nach  Strabo-) 
zogen  die  zimbrischen  Priesterinnen  auch  mit  in  den  Krieg.  Es  waren  weißhaarige, 
barfüßig  einhergehende  Frauen.  Über  ihrem  weißen  Unterkleid  trugen  sie  ein  feines 
Leinengewand,  das  mit  einer  Spange  und  einem  ehernen  Gürtel  zusammengehalten 
wurde.  Sie  benutzten  zu  ihren  Weissagungen,  Opferdiensten  und  Heilkünsten  das 
in  einem  großen  Kessel  aufgefangene  Blut  der  von  ihnen  selbst  geschlachteten  Kriegs- 
gefangenen. Ähnlich  grausig  war  der  Kult  der  priesterlichen  Frauen,  welche  in  den 
Nachrichten  anderer  deutscher  Stämme  unter  den  Namen:  wilde  Wibe,  Walen, 
Disen,  Idisen,  Hag-  oder  Heckendisen,  Hexen  vorkommen  (Fig.  1).  Der  rote  Lebens- 
saft von  Tieren  vertrat  bei  ihnen  aber  meistens  das  Menschenblut.  Tacitus^) 
spricht  auch  von  germanischen  Priestern.  Es  sind  diese  wohl  dieselben  Persönlich- 
keiten, welche  später  in  Deutschland  unter  den  Namen  Lachner,  Galler  oder 
Galsterer^)  zu  finden  waren.    Auch  sie  befaßten  sich  mit  Krankenbehandlung. 


2)  strabo,  Geographica  VII,  2,  3- 

3)  Tacitus,   Germania,    Kap.   10. 

4)  Höfler,  Über  germanische  Heilkunde.     Abgedruckt  im  Janus  1897 — 1898,  Amsterdam. 
2.   Jahrgang  S.   10—22  und   S.   137—152. 


46       DIE  HISTORISCH-I'HARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 


Zu  den  wichtii^sten  Mitteln  der  altlieidnisch-.uernianischen  Heilkunst  .t^ehörten 
Besprechuntren  mit  Liedern  und  IrDunnen  Spriichen,  an  lieili,i;en  Stätten  dar,i;"ebraclite 
Opfer,  Runenzeichen,  Amulette  u.  d^l.  Über  die  alt,i;ermanischen  Bannlormeln  sind 
wir  etwas  durch  die  auf  uns  gekommenen  Merseburger  Zaubersprüche  unterrichtet. 
Sie  sind  den  in  unserer  Volksmedizin  zum  „Besprechen  und  Stillen"  von  Krank- 
heiten gebräuchlichen  ganz  ähnlich.  Von  den  Runen  berichtet  eine  Stelle  der  Edda 
in  Sigrdrifumal,  daß  sie  je  nach  dem  Zwecke,  dem  sie  dienen  sollten,  in  bestimmte 
Gegenstände  gemalt  oder  geritzt  werden  mußten. 


ihititihim^  nitiJerum  cfaiifa^ufl'o  iiniHc'         '-J^nnjiitiiaj  motta. 
C-M  flfkC-i^udiiujii^dutcC  Cannine'        c?uhas  in  cninu: 


.V  ^  i...jy.../,««  ,,(*., ..///////i  ine/Lt(^'  ,„,t,*^^ 

tnnine'         cniiias  in  oniiiCf.  J'tv/  cifcauamßiii 


tnnir  J)ioincntuiwnjiu>dijiatt,atcriium}'i>Cetr- 


Fig.   1.      Hexen-  oder  Seidhzauber  nach  alter  Vorstellung. 
Schwarzkunstblatt  von  Jan  van  de  Velde,  1626,  im  Germanischen  Nationalmuseum. 

So  hatte  der  Heilkünstler  zui  Wundbehandlung  gewisse  Geheimzeichen  in  die 
Rinde  der  nach  Osten  neigenden  Baumäste  zu  schneiden.  Zur  Erreichung  glücklicher 
Geburten  lautete  die  Vorschrift: 

„Bergrunen  male,  wenn  du  bergen  willst 
Und  lösen  die  Frucht  von  Frauen, 
In  die  hohle  Hand  und  hart  am  Knöchel 
Und  heische  der  Disen  Hülfe." 
Der  Krieger,  der  sich  den  Sieg  sichern  wollte,  mußte  nach  der  Lehre  der  Edda 
unter  Anrufung  des  Kriegsgottes  Tyr  seine  Schutzrunen  auf  dem  Griff  und  der  Klinge 
seines  Schwertes  anbringen  usw. 

Auf  Grund  genauer  Nachprüfungen  gibt  die  Wissenschaft  jetzt  zu,  daß  mit 
gesungenen,  gesprochenen  oder  auch  geschriebenen  Worten  bei  gewissen  Erkran- 


VON    HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD.  47 


kun.i^^en  gläubi,t,^e  Patienten  zur  Genesung;  geführt  werden  können.  Aber  alle  diese 
Heilungen  finden  durchweg  ihre  Erklärung  in  den  Erscheinungen  der  ohne  Hypnose 
ausgeführten  Suggestion  und  beruhen  auf  der  geistig  religiösen  Beeinflussung  des 
Gemüts  durch  Worte  und  den  Glauben.  Die  geheimnisvolle  Macht  der  Suggestion 
ist  aber  keineswegs  bei  allen  Krankheiten  und  bei  allen  Menschen  heilkräftig.  Wie 
wissenschaftlich  festgestellt  ist,  handelt  es  sich  bei  solchen  Heilungen  immer  nur 
um  funktionelle  Störungen,  nie  um  organische  Leiden.  Zur  Behandlung  letzterer 
und  mancher  anderer  Kranklieiten  benutzte  man  in  Deutschland  schon  zu  heidnischer 
Zeit  viele  empirisch  erprobte  Arzneistoffe  mit  tatsäcliliclien  Heilkräften.  Sie  stammten 
meistens  aus  der  Pflanzenwelt,  wie  die  Alcliemille,  Arnika,  Beifuß,  Eibe,  Kamille, 
Mistel,  Nessel,  Wermut,  Zaunrübe  usw.  Zu  den  kräftigsten  aus  solchen  einheimischen 
Gewächsen  bereiteten  Arzneimitteln  gehörte  die  schlafmachende  Hexensalbe  und 
der  Hexenrauch.  Beide  enthielten  die  wirksamen  Stoffe  narkotischer  Pflanzen.  So 
wurde  die  Hexensalbe  hergestellt  aus  dem  Saft  von  Mohn  ( =  Opium),  Nachtschatten, 
Stechapfel,  Schierling,  Tollkirsche,  Bilsenkraut  u.  dgl.  mit  Fett.  Nach  den  Hexen- 
büchern späterer  Zeit  sollte  letzteres  von  neugeborenen  Kindern  stammen.  Dtr 
Hexenrauch  wurde  durch  das  Verschwelen  solcher  narkotischer  „Qualmkräuter'* 
erzeugt.  Letztere  enthalten  alle  giftige  Stoffe,  welche  bei  äußerlicher  und  inner- 
licher Anwendung  und  auch  als  Rauch  in  die  Lunge  gebracht  das  Gehirn  betäuben. 
Diese  ihre  Wirkung  war  auch  sonst  schon  den  Völkern  des  Altertums  bekannt.  So 
sagt  Plinius,  daß  der  in  die  Ohren  geträufelte  Ölige  Auszug  des  Bilsensamens  und  der 
Genuß  der  Bilsenblätter  den  Geist  zerrütte^).  Nach  der  Erzählung  des  großen  eng- 
lischen Nationaldichters  soll  Hamlets  Vater  sogar  durch  Bilsensaft,  welcher  ihm  ins 
Ohr  geträufelt  war,  gestorben  sein.  Diese  Wirkung  durchs  Ohr  scheint  kaum  glaub- 
lich. Wahrscheinlich  hat  Shakespeare  eine  solche  Angabe  nicht  aus  dem  Erfahrungs- 
wissen, sondern  nur  aus  seiner  dichterischen  Phantasie  geschöpft.  Nach  dem  Genuß 
von  Bilsenkraut  oder  dessen  Samen  tritt  ein  Traumschlaf  mit  erotischen  Delirien, 
heiteren  Visionen  und  Empfindungen  des  Fliegens  ein.  Die  alten  Araber  bereiteten 
aus  der  Stechapfelpflanze,  insbesondere  aus  ihrem  Samen  ein  berauschendes  Ge- 
tränk, dessen  Genuß  ein  eigentümliches  Wonnegefühl  erzeugte.  Die  Sonnenpriester 
der  Anden  tranken  ebenfalls  einen  Stechapfelauszug,  um  sich  in  einen  Zustand  der 
Verzückung  zu  setzen.  Der  Rauch  des  Stechapfelkrautes  übt  ähnliche  Wirkungen 
aus.  Bei  den  Vergiftungen  mit  Tollkirsche  sind  aber  die  Ersclieinungen  mehr  schreck- 
hafter Natur.  Auch  das  Solanin  des  schwarzen  Nachtschadens  —  oder  -Schattens 
erregt  Wahnvorstellungen,  wie  der  Saft  des  Mohns.  Aus  den  in  den  Opiumhöhlen 
gemachten  Erfahrungen  wissen  wir,  daß  der  in  die  Lunge  gelangte  morphiumhaltige 
Rauch  das  Gehirn  viel  schneller  in  einen  lethargischen  Zustand  versetzt,  als  wenn 
verhältnismäßig  größere  Mengen  Morphium  unter  die  Haut  gespritzt  oder  gar  in  den 
Magen  gebracht  werden.  Der  Raucher  fühlt  sich  im  Opiumrausche  dem  irdischen 
Jammertale  mit  seinen  Schmerzen  und  Sorgen  alsbald  völlig  entrückt.  In  diesem 
Zustand  erscheinen  ihm  dann  im  Traum  allerlei  phantastisch-spukhafte  Gestalten. 
Ähnlich  war  sicher  auch  die  Wirkung  des  Hexenrauches  und  der  Hexensalbe.  Von 
letzterer  heißt  es  in  einem  Bericht  vom  Jahre  1737:  „Damit  die  Zauberer  und  Hexen- 


5)  Plinius,  bist.  nat.  B.  15,  Kap.  7-    B.  23   Kap.  49  und  B.  25   Kap.  17. 


48        DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  SAMMLUNG  DES  UND  CHEMISCHE  GERM.  NATION  AI  MUSEUMS. 


meister  die  bösen  Geister  zu  sii."ii  Ktckeu.  pllc^eii  sie  mit  solclien  Salben,  die  den  Sehlal 
verurs.uiien,  sieii  zu  sehinieren  uiui  dann  le.uen  sie  sicli  in  ein  Bett  und  selilaten  so 
hart  und  feste,  daU  sie  nicht  autwachen,  ob  man  sie  ,i;leich  mit  Nadehi  steche  oder 
mit  l'euer  brenne.  Unterdessen  bildet  ihnen  der  Satan  im  Schlaf  so  seltsame  Phan- 
tasien ein,  daß  sie  ihnen  bedünken  lassen,  sie  seien  bei  lierrüchen  (jastereien,  sie 
tanzen  und  leben  in  aller  Lust  und  Freude"*')- 

In  den  verschiedenen  Formen  der  Hysterie,  bei  Wahnsinn,  Verzückungen  und 
allerlei  Geistes-  und  Nervenkrankheiten,  in  denen  sich  die  Kranken  von  fremden 
Geistern  besessen  wähnten,  hatte  eine  Behandluni;'  mit  solcli  narkotischen  Mitteln 
sicher  oft  .cuten  Hrfoli;".    Die  Leidenden,  welche  an  die  Kur  herantraten  mit  der  Hr- 


Fig.  2.     Am  Zauberkessel  heim  Hexensabbat. 

Radieriine;|aus  dem  Ende  des  17.  Jahrb.,  im  Germanischen  Nationalmuseum. 


Wartung,  daß  ihnen  ihre  krankheiterzeugenden  Dämonen  ausgetrieben  würden,  sahen 
und  hörten  in  der  Narkose  alles  das,  was  sie  erwarteten.  Die  Visionen,  welche  sie 
bei  ihren  auf  Besen,  Ofengabeln,  Böcken  atisgeführten  „Hexenausflügen"  im  nar- 
kotischen Traum-Schlafe  hatten,  prägten  sich  ihrem  Gedächtnis  gut  ein.  Sie  hielten 
sie  für  tatsächliche  Erlebnisse  und  schilderten  sie  als  solche  ihrer  Umgebung.  Wahr- 
scheinlich sind  alle  Teufel,  Gespenster  und  Sptikgeister,  mit  denen  Hieronymus  Bosch, 
(Höllen-)  Brueghel,  Hans  Baidung  Grien,  Teniers,  Ryckaert  und  viele  andere  Maler 
und  Zeichner  auf  ihren  Bildern  die  Umgebung  der  Vertreterinnen  der  altdeutschen 
Heilkunst  gezeichnet  haben,  letzten  Endes  ntir  als  Phantasiegebilde  anztisehen, 
welche  die  Kräfte  der  narkotischen  Kräuter  bei  den  in  den  Hexenküchen  behandelten 


6)  Joh.  Jacol-)  Bräuners,  Entlarvter  teuflisclier  Aberglaube.     Frankfurt  1837,   S.  53- 


VON   HERMANN   PETErS,  HANNOVER-KLEE  FELD. 


49 


Patienten  erzeu,i;'t  hatten  (Fig.  2).  Nacli  der  religiösen  Anschauung  früherer  Jalir- 
hunderte  sollte  aber  der  Satan  bei  solchen  Kuren  sein  Spiel  treiben.  Deswegen 
wetterte  Jacob  Sprenger  in  seinem  1487  erschienenen  Hexenhaninier  gegen  diese 
Teufelskünste.  Die  von  ihm  vertretene  Ansicht  bereitete  daim  in  den  folgenden 
Jahrhunderten  vielen  Tausenden  von  Walen,  Hagedisen  und  Teufelshexen  ein  grausiges 
Ende.  Für  ihre  heidnischen  Dienste,  einst  in  Liebe  erwiesen,  wurden  sie  von  den 
Christen  hartherzig  und  lieblos  verbrannt  (Fig.  3).  Auch  viele  Personen,  welche  sich  ihrer 
Kunst  anvertraut  hatten,  fanden  gleichfalls  ihren  Tod  auf  flammendem  Scheiterhaufen. 
Manche  Hexenkünste  leben  aber  in  der  deutschen  Volksmedizin  dauernd 
weiter.  In  der  historischen  Materialkammer  in  der  Amulettensammlung  werden 
viele  Stücke  aufbewahrt,  welche  ursprünglich    der    heidnischen    Heilkunst    unserer 

mi  erfcI):ornK()c  gi^c  ()(c()r/fö  U\  ©micf  utg  in  ocr  &ufp 


i;J]flnenÖruf«tct>enra0c»fcc9m<>n.it6(Daob:iö3m  I  5"  S  S"«  3«f««f3«"0f»"l^' 


Fi^.   3.      Hexenverbrennung  zu   Dernehurg  zwisclien    Hildeslieini  und  Goslar,    1555- 

Kolorierter   Holzschnitt  von  einem   Flui;blatt  des  Jörg  Merckel,   Nürnberg,  im  Germanischen   Nationalniuseimi. 


Vorfahren  entstammen.  Man  sieht  da  Alraune,  Allermannsharnischwurzeln,  Amu- 
lette, Abraxas,  Siegelringe  mit  wunderbaren  Zeichen,  Bleimedaillen  mit  magischen 
Inschriften   u.  dgl. 

Zwischen  diesen  Heilmitteln  aus  dem  Lande  des  Aberglaubens  fällt  besondersein 
Band  auf,  an  dem  eine  ganze  Anzahl  von  verschiedenen  Dingen  vereinigt  ist,  welche  seinen 
Träger  vor  allen  Gefahren  schützen  und  ihm  Gesundheit  und  Glück  bringen  sollten 
(Fig.  4).  Man  erblickt  dazwischen  in  Silberfassung  Maulwurfpfötchen,  Meerbohnen 
oder  Meernabel,  Krebsaugen,  Muskatnüsse,  Bergkristall,  Lasur-,  Kröten-  und  Bezoar- 
stein,  Karneol,  Nephrit  und  ähnliche  Sachen.  Die  Maulwurfsfüßchen.  die  das  Zusam- 
menscharren so  trefflich  verstanden,  sollten  Reichtum  bringen.     Die  in  Silber  gefaßte 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1913.  5 


50       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.   NATIONALMUSEUMS. 

AAeerlxihne.  dor  DL'ckel  dcv  AUMidschnccke.  zei.t;!  Verticfun.^viu  woIlIic  an  einen  Nabel 
erinnern.     Nach  der  iHM-üclili^ten  niedi/.inisLhen  Lehre  von  den  Si,i;naUiren  war  das 


Fig.  4.     Band  mit  verschiedenen  Amuletten 
in  der  historischen  Materialkammer  des  Germanischen  Nationalnniseums. 

ein  sicheres  Zeichen,  daß  die  Meerbohne  Bauch,c:rimnien  und  Nabelbrüclie  verhindern 
und  vertreiben  müsse.    Die  Krebsaugen,  jene  Kalkscheiben,  welche  bei  der  Häutung 


VON   HERMANN  PETERS,  HANNOVER-KLEEFELD.  51 

und  Neubildung  der  Schale  der  Krebse  ihre  Rolle  spielen,  zeigten  der  Menschheit 
der  Vorzeit  durch  ihre  augenförmige  Gestalt  ganz  genau,  daß  sie  vom  Schöpfer  zur 
Heilung  von  Augen  bestimmt  waren.  Der  Brauch,  kleine  Krebsaugen  unter  das  Augen- 
lid zu  schieben,  um  daraus  fremde  Körper,  wie  Sand,  Splitter  u.  dgl.  herauszubringen, 
wird  heute  noch  vom  Volk  betrieben.  Der  ausliegende  rechte  Eckzahn  des  Wolfes 
sollte  ebenso,  wie  die  gleichfalls  sichtbare  in  Silber  gefaßte  Veilchenwurzel  den  Kin- 
dern das  Zahnen  erleichtern.  Die  Muskatnuß  schützte  durch  ihren  Geruch  vor  Pest 
und  ansteckenden  Kranklieiten.  Der  Nephritstein  oder  grihie  Jaspis  von  Frauen 
am  Halse  oder  am  Oberschenkel  getragen,  galt  seit  altersher  als  sicheres  Mittel 
für  glückliche  Geburten  (Fig.  5).     Vom  Bergkristall  sagt  die  heilige  Hildegard  im 


Fig.   5-     Geburtsamulett 
in  der  historischen  Materialkammer  des  Germanischen  Nationahiiuseums. 

12.  Jahrimndert,  daß  er  ein  gutes  Mittel  gegen  Augenschwäche,  Drüsen,  Skrofeln, 
Kropf,  Herz-,  Magen-  und  Leberschmerzen  sei. 

In  der  Sammlung  befindet  sich  noch  ein  größeres  Stück  Kristall.  Es  diente 
einst  zur  Kristallomantie,  der  Wahrsagekunst  mit  Hilfe  eines  Kristalles  oder  Spiegels, 
die  man  starr  anblickte  bis  man  Gesichte  sah.  Bei  der  Ausübung  dieser  Kunst  bemerkte 
man  indessen,  „daß  der  Teufel  in  solchen  Sachen  seine  Schüler  oft  betrüge  und  mit 
Lügen  berichtet."  So  weist  Bräuner')  auf  einen  Bericht  in  Luthers  Tischreden  hin, 
in  welchem  von  einem  armen  Gesellen  erzählt  wird,  dem  der  Satan  „ein  Kristall 
gegeben,  daraus  er  wahrsagen  können  und  dadurch  habe  er  einen  großen  Zulauf 
und  Namen  bekommen.  Endlich  habe  ihn  der  Teufel  meisterlich  betrogen,  daß  er 
unschuldige  Leute  aus  dem  Kristall  Diebstahls  halber  angebe.  Darauf  er  eingezogen 
worden,  hat  seinen  Bund,  den  er  mit  dem  Teufel  gemacht,  bekennt,  ernstliche  Buße 


7)  Joh.  Jacob  Bräuner,  Entlarvter  teuflischer  Aberglaube.     Frankfurt  a.  M.  1837,  S. 
bis  70. 

5* 


52       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 

.iretau  uiui  ist  mit  Feuer  \crbraiin(  wordoii".  Auch  \ou  den  aul  Papier  ,i;cschricl\'UcMi 
Zeichen,  weklie  in  der  X'orzeit  als  AnuiU'lle  dienten,  sieht  man  in  der  Sainnihin,i;-. 
l;s  kam  bei  ihnen  hauplsädiheh  mit  an  aul  die  (.eslah  iler  Unn'ahmunuen.  in  welchen 
die  Zauberworte  jreschrieben  waren.  Resonders  das  lVntai;ramm.  das  riinlwinkel- 
zeicheii.  der  Drudenfuß  stand  .seil  .lahrlausenden  bei  den  Zauberern  in  An.sehen. 

In  der  Zeit  um  200  n.  (.hr.  preist  der  römische  Schrittsteller  Serenns  Samonikus 
in  einem  Gedichte  die  Zauberkräfte  des  Wortes  Abrakailabra  als  Mittel  zur  Verlreibnni; 
des  Wechsehiebers: 

..Schreib  auf  Papier  das  so,i;'enannte  Abrakadabra 
Immer  darunter  es  wiederholend  mit  We^lass  des  Anian.i^s. 
Und  mit  steter  Vermind'run,^'  der  Laute  der  Silbenverbinduni^^ 
Welche  du  einzeln  entfernst,  indefi  du  die  übri,t;en  hinschreibst, 
Bis  auf  der  Spitze  des  Kei^els  der  letzte  der  Buchstaben  stehn  bleibt". 

Also: 

a 

ra 
bra 
abra 
dabra 
adabra 
kadabra 
akadabra 
bakadabra 
abakadabra 
Auch  in  der  deutschen  Hexenkunst  wurde  dies  Wort,  wenn  auch  etwas  verstüm- 
melt und  verändert  als  Fiebermittel  benutzt.     So  heißt  es  in  Petri  Gokischmidts 
„Verworffener  Hexen-  und  Zauber-Advocat",  Hamburg  1705:    „Gegen  das  Fieber 
gebrauchen  die  Zauberer  als  ein  sonderliches  Arcanum  das  Wort  Abraculata.    Wenn 
die  zauberische  Fiebercur  vor  sich  gehen  soll,  wird  das  Wort  vollkommen  und  ganz 
un verstümmelt  auf  ein  Stück  vom  Honig- Kuchen  geschrieben,  mit  gewissen  Cere- 
monien.  welche  man  nicht  nötig  hier  herzubringen  und  muß  der  Patient  es  darauf 
aufessen  und  verzehren.    In  den  übrigen  neun  Tagen  aber  wird  allemal  ein  Buchstab 
weggelassen  und  sonst  wie  am  ersten  Tage  procediret,  bis  endlich  am  neunten  Tage 

alles  verzehrt  ist,  da  dann  auch  der  Kranke  die  Gesundheit  überkommet   " 

„Das  ist  gewiß,  alles  was  durch  die  Charakteren  gewirket  wird,  ist  ein  Werk  des 
Satans."  Dazu  gehörte  auch  die  „Passauer  Kunst".  Sie  hatte  ihren  Namen  nach 
einem  im  15.,  oder  nach  anderer  Angabe  im  17.  Jahrhundert  zu  Passau  lebenden 
Scharfrichter.  Um  Soldaten  gegen  Stich,  Hieb  und  Schuß  zu  sichern,  gab  er  ihnen 
mit  abergläubischem  Hokuspokus  runde,  mit  wunderlichen  Figuren  bezeichnete 
Papierzettel  zu  schlucken.  Sonst  wurden  solche  Schutzmittel  in  den  Kriegen  meist 
auf  bloßem  Leib  getragen.  Weber  erzählt  in  seinem  Demokritos,  daß  ein  Soldat 
ein  solches  teuer  bezahltes  Amulett  öffnete  und  las:    „Hundsfott,  wehre  dich!" 

Zum  „Festmachen"  benutzte  man  auch  die  Allemannsharnischwurzel,  von  der 
man  ein  Exemplar  in  der  Materialkammer  sieht  (Fig.  6).  Die  Pflanze  (Allium  victo- 
rialis),  von  der  sie  stammt,  hat  schwertförmige  Blätter  und  ihre  lange,  oft  zwie- 


I 


VON    HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


53 


gespaltene,  einem  nienschliclien  Körper  etwas  ähnliche  Wurzel  ist  äul.ierlich  mit 
netzartigen  Häuten,  wie  mit  einem  Panzer  umgeben.  Daraus  schlössen  unsere  Vor- 
fahren, daß  die  im  Kampfe  bei  sich  getragene  Wurzel  nicht  nur  gegen  Verwundungen 
und  Tod  schützte,  sondern  sie  meinten  aucli,  daü  diese  „Siegwurz"  den  Sieg  sicher 
auf  ihre  Seite  zöge. 

Im  festen  Vertrauen  auf  solche  Schutzmittel  fürchteten  die  Soldaten  keine 
Gefahren  und  diese  Suggestion  bewirkte  sicher  nicht  selten  eine  erhöhte  Tapferkeit. 

In  der  Amulettsammlung  befindet  sich  in  einem  kleinen,  vorne  mit  einer  Glas- 
scheibe abgeschlossenen  Häuschen  auch  ein  Alraunmännchen.  Die  Figur  sohle 
eigentlich  eine  in  menschenähnlicher  Gestalt  gewachsene  Wurzel  von  der  in  den 
Mittelmeerländern   heimischen   Mandragorapflanze  sein.     Da  diese  in   Deutschland 


Fig.  6.     AUermannshainisclnvurzel,  Bergalraun  oder  Siegwurz  (=  Radix  victorialis  longa) 
in  der  historischen  Alaterialkaninier  des  Germanischen  Nationahnuseums. 


nicht  wild  wächst,  so  wurde  sie  bei  uns  aber  meist  durch  die  Wurzel  eines  in  unserem 
Vaterlande  vorkommenden  Gewächses  ersetzt.  So  stammt  das  Alraunexemplar 
des  Germanischen  Museums  ebenfalls  von  der  vorhin  besprochenen  Allermanns- 
harnischpflanze.  Da  dies  Zwiebelgewächs  auf  rJeutschlands  Alpen  wächst,  so  führt 
es  auch  den  Namen  Bergalraun. 

Die  Alraune  dienten  schon  bei  den  meisten  bekannten  V(')lkern  des  Alter- 
tumes als  Zaubermittel.  Auch  bei  den  Germanen  wurden  sie  schon  früh  benutzt. 
Angeblich  schützten  sie  vor  Hexerei,  „denn  der  bösen  Menschen  Geister,  Dämonia 
oder  Teufel  genannt,  welche  in  die  Lebendige  gefahren   werden  durch  mehr- 


54       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 


"^^C^vj 


Fig.  7.     Alraungraben  mit  dem   Hund. 
Getuschte  Federzeichnung  aus  der  Handschrift  18792,  2"  („Buch  der  Natur"),  Mitte  des  15.  Jahrh., 


im  Germanischen  Nationalmuseum. 


VON   HERMANN   PETERS,   KLEEFELD-HANNOVER. 


55 


gedachte  Wurzel,  wann  sie  den  Kranken  allein  dargereicht,  verjaget  und  ausge- 
trieben." Sie  brachten  Reichtum,  Glück,  Liebe,  Gesundheit  u.  dgl.  mehr  und  wurden 
deswegen  gern  als  Hausgötter  verehrt  und  aufbewahrt.  Schon  früher  habe  ich  in 
diesen  Mitteilungen**)  über  sie  ausführlicher  gesprochen.  So  möge  hier  denn  jetzt 
nur  etwas  von  dem  folgen,  was  man  noch  im  18.  Jahrhundert  von  der  Herkunft  und 
Kraft  des  Alrauns  fabelte  ^).  „  Es  soll  selbiges  eine  Wurzel  sein,  die  einen  Menschen  bilde 
und  unter  dem  Galgen  gewachsen  aus  dem  Samen  oder  Urin,  der  von  den  erhängten 
Dieben  heruntertriefe;  oben  soll  sie  breite  Blätter  und  gelbe  Blumen  haben;  bei 
der  Ausgrabung  soll  große  Gefahr  sein,  dann  wann  sie  ausgerissen  wird,  soll  sie  schreck- 


m£t  ^  L  ca. 


'^  icnsi^ 


Fig.  8.     Alraune. 

Kupferstich  aus  Joh.  Georg  Keyslers  „Antiquitates  s^Iectae  septentrionales  et  celticae",  1720. 

lieh  heulen  und  schreien,  daß  derjenige,  so  sie  ausgrabet,  alsobald  sterben  müsse. 
Damit  man  aber  diesem  Übel  vorkomme,  müsse  man  am  Freitag  vor  der  Sonnen 
Aufgang  die  Ohren  mit  Baumwolle  oder  Wachs  oder  Pech  wohl  verstopfen  und  hin- 
gehen an  den  Ort,  da  sie  wachse,  drei  Kreutz  darüber  machen  und  die  Erde  rings 
herum  abgraben,  daß  die  Wurzel  nur  noch  mit  kleinen  Fäsergen  in  der  Erde  stecken 
bliebe;  darnach  soll  man  sie  mit  einer  Schnur  einem  Hund  an  den  Schwanz  binden, 
demselben  ein  Stück  Brod  vorhalten  und  alsobald  davon  laufen,  wann  nun  der  Hund 
nach  dem  Brod  eilete  und  auf  solche  Weise  die  Wurzel  mit  herauszöge,  so  müsse  er 
alsobald  von  dem  Geschrei  solcher  Wurzel  zu  Boden  fallen  und  sterben  (Fig.  7).    Die 


8)  Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Museum,  I.  Bd.  (1884—1886),  S.  242  ff. 

9)  Bräuners  Entlarvter  teuflischer  Aberglaube,  Frankfurt  a.  M.  1837,  S.  226. 


56       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 

Wurzel  iniisso  man  al.^danii  iieliinciu  mit  WVin  abwaschen,  in  lol  und  wcil.i  Scidcn- 
Zeiiir  wickeln,  in  ein  Schachtelten  letren.  alle  1  Woclkn  mit  einem  weil.ien  iiemme1,i;eii 
bekleiden  und  dabei  sich  irewisser  Worte  sel"'i''ii"-''i<-Mi.  al.Mi.  daU  ja  bei  Leib  nichts 
ausct'las.sen  würde:   wann  das  i::esc]iehen,  so  anlworle  es  mit   dem  Haupl    auf  alle 

[•ra,i;en  und  offenbare  zukiinfti.ire  Diiii^e   " 

im  Cjennanischen  Museum  befinden  sich  verschiedene  Werke  des  l.s.  Jahr- 
hunderts, welche  durch  Wort  und  Bild  die  ma,i;ischen  Kräfte  der  Alraune  beschreiben 
und  zu  erklären  suchen  (Fi.i;.  8  und  9).  Hie  Heil.^ottheit  „Su.tr.i^estion"  kannte  man 
damals  noch  niciit.  Deswe.i^en  führte  man  die  beolxichtelen  ma,t;isc]ien  Wirkungen 
dieser  und  anderer  Amulette  auch  noch  stets  auf  einen  übersinnliclien  f:in,uriff  des 
Teufels  zurück. 


Fig.  9-     Alraune. 

Kupferstich  aus  Joh.  Samuel  Schmids  ,,Commentatio  epistolica  de  alrunis  Germanorum' 


Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  daß  durch  den  festen  Glauben  an  die  Wirkung 
der  Alraune  und  anderer  magischer  Dinge  durch  die  bestimmte  Erwartung  der  Heilimg 
diese  mittelst  solcli  seelischer  Beeinflussung  ab  und  zu  eintrat.  Solche  Erfolge  führten 
dann  zu  den  Übertreibungen  in  den  Schilderungen  der  Kraft  der  amulettartigen  Mittel. 

Wie  aus  all  dem  vorhin  Berichteten  ersichtlich  geworden  ist,  waren  in  den 
Anfängen  der  germanischen  Kultur  und  in  der  späteren  Volksmedizin  also  neben  den 
vielen  Dingen  abergläubischer  oder  harmloser  Natur  auch  schon  manche  Arzneistoffe 
von  stark  heroischer  Wirkung. 

Im  frühen  Mittelalter  gab  es  in  Deutschland  nur  vereinzelt  an  den  Höfen 
der  Könige  wirkliche  Ärzte.  Sie  hatten  ihre  Fachausbildung  meistens  auf  den  Schulen 
des  oströmischen  Reiches  erworben. 


J 


VON   HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


57 


Nach  dem  Hinzu.^e  des  Christentums  in  Deutschland  lai;-  zunächst 
d  i  e  P  f  1  e  M"  e  d  e  r  H  e  i  1  k  u  n  s  t   in    d  e  n  H  ä  n  d  e  n    d  e  r  G  e  i  s  1 1  i  c  h  k  e  i  t. 

Diese  benutzte  anfänsHcli  zur  Krankenbeliandlun,i;'  auch  nur  Se,i:nung;en 
und  Salbun,c:en  mit  lieiH.^en  Ölen.  Hxdrzismen,  Gebete  und  Opferun.s^^en  von  Votiv- 
fi,ii'uren  an  .gewisse  Schutzheili,t;e  u.  d,t;l.  Dadurch  .geriet  ihre  Heilkunst  durch  Wett- 
bewerb in  eine  scharfe  Ge.tcenstellun.s;-  zu  den  vom  5-  Jahrhundert  v.  Chr.  ab  in  allen 
Ländern  .griechischer  Kultur  in  den  Heilstätten  des  Asklepios  oder  Äskulap  .s:eübten 
Kuren.  Bislan.tc  sind  Tempel  des  .griechischen  lleil.^ottes  an  186  Orten  nach.i^^ewiesen. 
Asklepios  .i^alt  auch  als  Menschenfreund  schlechthin.    An  ihn  wandten  sich  die  Lei- 


Fiff.  10.     Cosmas  und  Damian. 
Tafelbild  aus  Micluiel  Wolgemuts  Werkstatt  im  Geinianischeii  Natioiialiiiuseuni. 


denden  nicht  nur  in  ihren  leiblichen,  sondern  auch  in  ihren  seelischen  Ni'iten.  Zur 
Behandlun.i;'  der  Kranken  dienten  in  den  Asklepiostempeln  Bäder,  Opferun.ti:en,  Gebete, 
heili.i^^e  Gesän.ö:e,  Räucherun.g:en  u.  dgl.  Als  Jesus  als  Arzt  des  Leibes  und  der  Seele 
unter  die  leidende  Menschheit  trat,  fand  die  Verbreitung  seiner  Lehre  unter  den 
Gläubi.gen  des  alt.t,Tiechischen  Heilgottes  die  Hauptgegner.  In  den  am  Ende  des 
2.  Jahrhunderts  n.  Chr.  zwischen  Origines  und  Celsus  gewechselten  Streitschriften 
handelt  es  sich  ja  hauptsächlich  um  die  Fra.ge,  ob  Asklepios  oder  Jesus  der  richti.ge 
Heiland  sei.  Der  Tempel  des  Asklepios  war  den  Christen  jener  Zeit  .gleichbedeutend 
mit  dem  Throne  des  Satans  in  der  Apokalypse  (IL  13).  Das  zeigt  sich  besonders  gut 
in  der  Le.gende  von  den  vier  christlichen  Bildhauern,  v/elche  Diokletian  zwingen 
wollte,   Asklepiosfiguren   herzustellen.     Obgleich   die   „Vier    Getreuen"   heidnische 


58       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 

Liebes-  uiul  Siegesgötler  verlerti.i^ten.  hiellcn  sie  doch  die  AusnieiBeluii.i;'  des  ,t;rie- 
cliischen  Heil.i^ottes  iür  so  siiiidliatt,  daß  sie  sich  heber  dem  Martyrium  uiilerwarfen, 
ehe  sie  eine  Bildsäule  des  ilauplwidersachers  Christi  nach  den  Vorbildern  des  Thrasy- 
medes  von  Paros,  Skopas  und  Phyromachos  lieferten. 

So  fühlte  denn  die  Christenheit  in  den  ersten  Jahrhunderten  das  Bedürfnis 
nach  anderen  Beschützern  und  Schirmherren  der  Arzneikunst.  Sie  erkor  sich  als 
solche  die  Z\villin,i;sbrüder  Kosmas  und  Damian,  welche  um  das  Jahr  300  n.  Chr. 
zu  .Aei^aea  in  Cilicien  im  christlichen  Sinne  Kranke  ohne  Bezahlun.i,^  behandelten 
und  daher  „die  Doktoren  ohne  Geld"  i^enannt  wurden.  Während  der  Christenver- 
foliTuns:  Diokletians  starben  sie  als  Märtyrer.  Wohl  die  ältesten  erhaltenen  Dar- 
stellungen von  ihnen  sind  die  aus  dem  6.  Jahrhimdert  stammenden  Mosaikbilder 
in  der  Kirche  S.  S.  Cosma  e  Damiano  zu  Rom,  auf  dem  das  ärztliche  Brüderpaar  dem 
christlichen  Heiland  von  Petrus  und  Paulus  zugeführt  wird. 

.Als  die  medizinische  Wissenschaft  in  Deutschland  hauptsächlich  in  den  Klöstern 
und  von  Priestern  betrieben  wurde  und  auch  in  den  Zeiten  danach  sind  Kosmas  und 
Damian  oft  von  unseren  heimischen  Künstlern  verbildlicht. 

Auf  einem  im  Germanischen  Museum  befindlichen  Ölgemälde  von  M.  Wolgemut 
sieht  man  sie  in  der  Tracht  der  Ärzte  aus  der  Zeit  um  1500.  Die  Kleidung  des  Kosmas 
besteht  aus  einem  roten,  mit  weißem  Pelz  verbrämten  Mantel  mit  blauem  Kragen. 
Der  Rock  darunter  ist  schwarz  und  der  Kopf  mit  einer  roten  Mütze  bedeckt.  In 
den  Händen  hält  er  eine  Arzneischachtel  und  einen  Einnehmelöffel.  Damian  trägt 
eine  schwarze  Mütze,  grünen  Mantel  mit  braunem  Pelz  und  braunen  schwarz  ge- 
blümten Rock.     In  seiner  Hand  sieht  man  ein  Urinal  (Fig.  10). 

Ähnlich  buntfarbig,  wie  auf  diesem  Brustbilde  Wolgemuts,  ist  die  Kleidung 
der  beiden  Schutzherren  der  Arzneigelehrsamkeit  auch  auf  zwei  anderen  im  Ger- 
manischen Museum  befindlichen  Ölgemälden  dargestellt,  auf  denen  Kosmas  und  Damian 
einzeln  in  lebensgroßer  Figur  von  der  Künstlerhand  des  Nürnberger  Malers  Hans 
Sueß,  gen.  Hans  von  Kulmbach  (gest.  1522),  verbildlicht  sind.  Kosmas  ist  charak- 
terisiert als  Heilkünstler  durch  ein  in  seinen  Händen  befindliches  Salbengefäß,  Damian 
hält  einen  Glaskolben  in  seiner  Linken,  durch  welchen  er  einen  „Brunnen"  beschaut 
(Fig.  11). 

Es  scheint  danach,  als  ob  die  beiden  Künstler  Kosmas  als  Vertreter  der  Arznei- 
bereitung, als  Apotheker,  Damian  dagegen  als  Verordner  der  Heilmittel,  als  Arzt 
kennzeichnen  wollten. 

Neben  diesen  Beschützern  der  allgemeinen  Heilkunst  kam  eine  ganze  Schar 
von  Heiligen  auf  die  als  besonders  gute  Helfer  bei  bestimmten  Leiden  und  Krank- 
heiten galten.  So  suchte  man  bei  Pest  und  Seuchen  Hilfe  bei  St.  Sebastian  und 
Rochus,  bei  Tanzwut,  Epilepsie  und  Ekstase  heilte  St.  Veit  usw. 

Sehr  häufig  wurde  Jesus  selbst  als  Arzt  des  Leibes  oder  als  Apotheker  dar- 
gestellt. In  letzterer  Gestalt  sieht  man  den  Heiland  meist  in  einer  pharmazeutischen 
Offizin  umgeben  mit  Arzneistoffen,  deren  Namen  Beziehungen  zum  Christentum 
haben  oder  die  wie  die  Mittel  der  Religion  Glaube,  Liebe,  Hoffnung,  Geduld  usw. 
zur  Seelenheilung  dienen.  In  der  historischen  Materialkammer  des  Germanischen 
Museums  sind  zwei  solche  Gemälde.    Das  eine,  leider  sehr  nachgedunkelt,  trägt  als 


VON  HERMANN  PETERS,  HANNOVER-KLEEFELD. 


5Q 


mm 


Fiff.   11.     Damian  und  Cosmas. 
Tafelbilder  von  Hans  von  Kulmbach  im  Germanischen  Nationalmuseum. 


60       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  N ATIONAl.MUSEllMS. 

Hntsteluin,i;sdatuni  die  Jalireszah!  im.  das  aiukTo  ist  wohl  (.Miii^c  Jalir/oliiilc  jünger 
(Tii:.  12).  Aucli  als  KupIcrstiLiic  iiiul  lIaiKi/.(.M>."hium,t;c!i  komiinMi  solche  l)ai'- 
i;tellinis:en  \ov  (Fii;-.  13). 


Fig.  12.     Jesus  als  Apotheker. 
Ölgemälde  v.  J.  1731   im  Germanischen  Nationalmuseum. 

In  den  späteren  Jahrhunderten  benutzten  auch  die  g:eistlichen  Ärzte  in  ihren 
Kuren  vorwiegend  den  Arzneischatz  und  die  medizinischen  Methoden  des  Altertums 
und  der  Schule  zu  Salerno.     In  den  Klosterschulen,  von  denen  als  frülieste  die  zu 


VON    HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


61 


Corvey,  Fulda,  Hir.sdiau,  Reichenau,  Weißenbuix  und  St.  Gallen  zu  nennen  sind, 
wurde  die  Heilkunst  unter  dem  Namen  „Physica"  gelehrt.  Einen  weiten  und  klaren 
Einblick  in  die  medizinische  Wissenschaft  der  Klöster  bietet  die  Physica,  welche 
die  heilige  Hildegard  in  den  Jahren  HS  1  —  11 59  für  das  Nonnenkloster  auf  dem 
St.  Ruprechtsberge  bei  Bingen  verfaßte.  Das  Buch  zeigt,  daß  die  Verfasserin  ihre 
medizinischen  Kenntnisse  teilweise  den  Erfahrungen  und  dem  Wissen  der  deutschen 
Volksheilkunst  entlehnt  hat. 

Der  Franziskanermönch  Berthold  von  Regensburg  meinte  im  13.  Jahrhundert, 
daß  alle  Krankheiten  vom  dem  Gifte  jener  Schlange  herrührten,  welche  Adam  und 


Fig'.    13.     Jesus  als  Apotheker. 
Stammbuchblatt  vom  Jahre  1662,  im  Besitze  des   Herrn  A.  Pachinger  in  Linz 

Eva  zum  ersten  Sündenfall  verführt  habe.  Bei  dem  Apfelbiß  ,,da  mite  slikten  sie 
alle  die  vergift  und  allez  daz  eiter,  das  in  dem  slangen  was,  unde  von  derselben  vergift 
do  wurden  wir  ze  dem  libe  unde  ze  der  sele  siech  und  toetlich."  Gott  erbarmte  sich 
aber  über  uns  „unde  gab  uns  für  jeglichen  siechtuom,  der  uns  von  dem  slangen  uf 
erbete,  eine  erznie,  die  uns  des  liebes  siechtuom  ze  gesundheite  brachte,  wan  er  den 
würzen  unde  Kräutern  und  samen  und  edelmgestein  und  worten  die  Kraft  hat 
gegeben,  da  wir  von  gesunt  werden  sollen"^"). 

Die  Chirurgie  galt  früher  für  unehrenhaft  und  wurde  wegen  des  an  ihr  haf- 
tenden Makels  bis  ins  19.  Jahrhundert  hinein  in  Deutschland  fast  durchweg  nur  von 


10)    L.     Kntelmann,    Gesundheitspflege    im    Mittelalter.       Hamburi,^    und   Leipzie;,    1S9O, 


S.    191. 


62       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 


BarbiercMi,  Badeni  uiul  iiikleren  enipirisLli  ,i;ebikietL'n  Schncidärztcn  lu'trieben.  Im 
Anfange  des  1^.  .lahrhuiklerts  iiiilensa,i;te  der  Tapst  Honoriiis  II.  den  rrie.sleni  die 
Krankenbehaiidluni:' überhaupt.  Da  sicli  vom  12.  .Jahrluiiidert  aboliiieliin  in  Deutsch- 
land anmählieh  ein 

w  e  1 1 1  i  e  h  e  r  Stau  d   a  k  a  d  e  m  i  s  c  h    ,t;-  e  b  i  1  d  e  t  e  r  Ärzte 

entwickelte,  so  i;ab  sich  die  Geistlichkeit  in  den  letzten  Jahrliunderten  des  Mittel- 
alters nur  noch  wenis;"  mit  der  Heilung  des  Leibes  ab.  Nach  dem  Medizinalgesetz, 
welches  der  Hohenstaufe  Friedrich  11.  im  Jahre  1224  für  sein  Gelnirtsland  Süd- 
italien einführte,  war  die  Zweiteilung  der  Heilkunst  dort  schon  damals  vollzogen.  Auch 
die  ältesten  deutschen  Medizinalordnungen,  welche  aus  dem  14.  Jahrhundert  vor- 
liegen, regeln  bereits  die  Arbeitsteilung  zwischen  Arzt  und  Apotheker.  Der  Phar- 
mazeut hatte  die  Arzneistoffe  zu  beschaffen  und  zuzubereiten,  der  Arzt  dagegen  be- 
schäftigte sich  mit  der  Frage,  welche  Mittel  anzuwenden  seien.  Die  deutschen  Me- 
diziner suchten  anfänglich  ihre  Fachausbildung  fast  durchweg  in  Italien  und  Frank- 
reich. Vom  10.  bis  zum  13.  Jahrhundert  war  Salerno  die  wichtigste  medizinische 
Hochschule  des  Abendlandes.  Im  späteren  Mittelalter  wurden  von  den  deutschen 
Studenten  zum  medizinischen  Studium  besonders  die  Universitäten  Padua,  Bologna, 
Pavia,  Paris  und  Montpellier  besucht.  Da  die  vor  der  Reformationszeit  im  deutschen 
Sprachgebiete  gegründeten  1 5  Universitäten  bis  zum  Anfange  des  fünfzehnten  Jahr- 
hunderts noch  keine  medizinischen  Fakultäten  besaßen,  ging  es  mit  der  Vermehrung 
der  Vertreter  des  ärztlichen  Standes  anfänglich  nicht  schnell  vorwärts.  Noch  in  der 
Reformationszeit  waren  eigentlich  nur  an  den  fürstlichen  Höfen  und  in  den  volkreichen 
Städten  wissenschaftlich  gebildete  Ärzte  zu  finden.  Im  medizinischen  Kabinett 
sind  viele  Dinge  aus  den  alten  Zeiten  dieses  Standes  aufbewahrt.  Aber  nicht  von 
ihnen,  sondern  von  den 

Apotheken  der  Vergangenheit 

sollen  hier  jetzt  einige  Mitteilungen  gemacht  werden.  Das  geschichtliche  Leben  der 
eigentlichen  Pharmazie  beginnt  in  Deutschland  erst  im  13.  Jahrhundert.  Urkunden 
aus  jener  Zeit  berichten  von  Apotheken,  die  sich  in  Augsburg,  Hamburg,  Konstanz, 
Magdeburg,  Münster,  Rostock,  Trier,  Wismar,  Würzburg  und  anderen  Orten  be- 
fanden. Naturgemäß  konnten  nur  an  solchen  Orten  pharmazeutische  Offizinen 
eingerichtet  werden,  in  denen  oder  in  deren  Nähe  sich  ein  Arzt  befand.  An  den  Fürsten- 
höfen waren  die  Apotheker  anfänglich  gewöhnlich  als  besoldete  Beamte  angestellt. 
Auch  in  den  mittelalterlichen  großen  Städten  Deutschlands,  wie  in  Augsburg,  Kon- 
stanz, Nürnberg,  Ulm  usw.  gehörten  sie  meistens  mit  zu  den  Ratsangestellten.  Im 
Vergleich  mit  den  Gehältern  anderer  Ratsbeamten  jener  Zeit  war  aber  ihre  Besoldung 
sehr  niedrig.  Man  darf  daraus  wohl  schließen,  daß  diese  Ratsapotheker  ihre  Apotheken 
auf  eigene  Rechnung  geführt  haben  und  das  Gehalt  nur  gegeben  v/ard,  um  Leute 
zum  Apothekerberufe  zu  bestimmen  und  sie  in  ein  Abhängigkeitsverhältnis  zum  Rat 
zu  bringen.  Jedenfalls  finden  sich  in  den  Nürnberger  Ratsrechnungen,  welche  bis 
zum  Jahre  1377  zurückgehen,  neben  den  geringen  Besoldungen  der  Apotheker  gar 
keine  Einträge,  welche  auf  eine,  auf  städtische  Rechnung  betriebene  Apotheke  hin- 
deuten. Als  ältester  Vertreter  des  deutschen  Pharmazeutenstandes  befindet  sich 
im   Germanischen   Museum   eine  Nachbildung   des   Grabbildnisses   vom  Apotheker 


VON   HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


63 


Nikolaus  Hofniair,  der  1427  zu  Augsburg  verstarb  ^^).  Das  Haar  dieses  Mannes 
ragt  bei  den  Ohren  lang  unter  der  bis  auf  die  Schulter  herabhängenden  Beutelniütze 
hervor.  Der  Vollbart  ist  gescheitelt.  Der  bis  über  die  Knie  hinabgehende,  faltige 
Trappert,  den  er  als  Rock  trägt,  ist  in  der  Mitte  der  Kiirperlänge  schwach  gegürtet. 
Ein  mit  Schellen  oder  großen  Metallkncipfen  verzierter  Gürtel  dient  sichtlich  mehr 
als  Schmuckstück,  als  zum  Zusammenhalten  des  Gewandes.  Aus  den  sackartigen, 
geschlitzten  Hängeärmeln  ragen  die  vor  der  Hand  enggeschlossenen  Ärmel  des  unteren 


Fief.  14.     Der  Nürnberger  Apotheker  Hans  Perkmeister  im  Alter  von  60  Jahren. 
Ölgemälde  von  Michael  Wolgemut  im  Germanischen  Nationalmuseum. 


1496. 


Wamses  hervor.  Die  Beine  stecken  in  Strumpfhosen  und  die  Füße  in  mäßig  spitzen 
Schuhen  mit  Seitenverschnürung.  So  gekleidet  konnte  sich  der  „Meister  Apotheker" 
zwischen  den  Patriziern  Augsburgs  wohl  sehen  lassen.  Ein  von  Michael  Wohlgemut 
1496  gemaltes  Brustbild,  das  sich  in  der  Gemäldegalerie  des  Germanischen  Museums 


11)  Das  Bild  siehe  in  den  Mitteijunt^en  aus  dem  Germanischen  Natinnalmuseum,  Jaiir- 
gang  1890,  S.  15—20,  und  in  Hermann  Peters,  Aus  pliarmaz.  Vorzeit,  ili.  Aufl.  Berlin  1910 
S.  35. 


64       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG   DES  GEKM.  NATIONAI.MUSEUMS. 


O 


VON    HERMANN   HEXERS,   HANNOVER-KLEEFELD.  65 

befindet,  zeigt  den  Nürnberger  Apotheker  Hans  Perkmeister  im  Alter  von  60  Jahren  ^  -) 
(Fig.  14).  Auch  er  trägt  noch  eine  schwarze  Beutehnütze  mit  nach  hinten  herab- 
hängendem Zipfel.  Bekleidet  ist  er  mit  schwarzer  Schaube.  Anfänglich  führte  Hans 
Perkmeister  die  väterliche  Apotheke  in  der  Nähe  des  Predigerklosters.  Wahrscheinlicii 
besorgte  er  in  seinem  Alter  dann  den  pharmazeutischen  Dienst  in  der  neuen  Spital- 
apotheke, für  deren  Gründung  er  mit  seiner  Frau  eine  Stiftung  gemacht  hatte.  Auf 
seinen  frommen  Sinn  deutet  ein  Rosenkranz,  den  er  auf  dem  Porträt  in  seiner  rechten 
Hand  hält.  Aus  den  folgenden  Jahrhunderten  sind  Abbildungen  von  Apothekern 
nicht  selten.  Sie  sind  durchv/eg  in  der  Tracht  der  vornehmen  Stände  ihrer  Zeit 
gekleidet. 

Die  ältesten  Apothekenoffizinen  Deutschlands  waren  jedenfalls  nach  italie- 
nischem Muster  eingerichtet.  Auf  den  Apothekenabbildungen  des  15.  Jahrhunderts 
sieht  man,  wie  die  Arzneistoffe  darin  aufbewahrt  wurden  in  Spanschachteln,  Holz- 
und  Zinnbüchsen,  Majolikatöpfen  und  Glasflaschen i^).  In  der  historischen  Apotheke 
trifft  man  die  gleichen  Arzneigefäße.  Von  den  Holzgestellen  der  mittelalterlichen 
pharmazeutischen  Offizinen  Deutschlands  ist  wohl  kaum  eine  auf  unsere  Zeit  ge- 
kommen. Die  im  Barockstil  gefertigte  Holzeinrichtung  der  historischen  Apotheke 
stammt  aus  dem  17.  Jahrhundert.  Sie  stand  ursprünglich  in  der  Apotheke  zu 
Öhringen  in  Württemberg.  Ihr  unterer  Teil  mit  den  Schubladen  ist  mit  meergrüner 
Ölfarbe  angestrichen.  Die  Borte  darauf  befinden  sich  zwischen  weißen,  mit  vergol- 
deten Kapitalen  versehenen  Pilastern.  Als  Hauptschmuck  bekrönt  die  Regale  eine 
vergoldete,  mit  Putten,  Amoretten,  Wappentieren  und  verschiedenen  anderen 
Schnitzereien  reich  verzierte  Galerie  (Fig.  15). 

Schon  im  16.  Jahrhundert  wurden  venetianische  Gläser  und  Majoliken  viel  über 
die  Alpen  nach  Deutschland  gebracht.  Das  beweisen  auch  die  ältesten  Arzneigefäße 
aus  Majolikamasse  in  der  historischen  Apotheke  (Fig.  16).  Unter  ihnen  fällt  besonders 
eine  Reihe  prächtig  mit  verschiedenen  Köpfen  blau  bemalter  Töpfe  auf,  welche  einst 
in  der  alten  Sternapotheke  zu  Nürnberg  standen.  Diese  Gefäße  sind  jedenfalls  im 
16.  Jahrhundert  in  einer  italienischen  Werkstätte  hergestellt.  Ebenso  andere  Majo- 
likatöpfe, welche  in  der  Sammlung  von  Apothekenstandgefäßen  in  der  historisch- 
pharmazeutischen Offizin  untergebracht  sind  (Fig.  16  und  17).  Es  hielt  zu  schwer 
in  Deutschland  jetzt  noch  ganze  Reihen  gleichgeformter  Majolika-Arzneigefäße 
früherer  Zeit  zu  erwerben.  Deswegen  kaufte  ich  für  unsere  Sammlung  eine  Anzahl 
solcher  aus  der  Zeit  um  1600  stammend,  zu  Venedig  in  der  Basilisken-Apotheke  der 
Via  Garibaldi  und  in  einer  anderen  Pharmazie  nahe  der  Rialto-Brücke.  Die  Gefäße 
befanden  sich  dort  zwischen  anderem  Gerumpel,  noch  mit  Resten  alter  Arzneistoffe 
behaftet,  auf  den  Dachböden.  So  hat  man  nicht  zu  befürchten,  daß  an  ihnen 
Fälschungen  begangen  sind.  Gerade  in  Venedig  werden  jetzt  sehr  oft  moderne  Nach- 
ahmungen für  echte  Majolikatöpfe  alter  Zeit  zum  Kauf  angeboten.  Einige  in  Florenz  von 
mir  gekaufte  Majolikastandgefäße  sind  aus  etwas  späterer  Zeit,  ebenso  viele  Fayence- 


12)  Hans  Sticjniann,  Das  Bildnis  des   Hans  Perkmeister.     Mitteiluntren  aus  dem  Germ. 
Nationalmuseum,   1896,   S.   134  ff. 

13)  Siehe  die  Abbildungen  in  den  Mitt.  des  Germ.  Nationalmuseuins,  I.  Bd.  (1884 — 1SS6) 
S.  5  ff.  und  in   Hermann  Peters,  Aus  pharmaz.  Vorzeit,  3.  Aufl.,  Berlin  1910,   Bd.   1. 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen   Nationalmuseum.     1913.  9 


66       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 


törfe  aus  den  JeulSLlkMi  'rripfeivicn.  die  sicli  clu'nlalls  in  dtT  liistorischen  Apotlieke 
befinden.  Die  in  letzlerer  daneben  siLiilbaren  Milchglas-  und  Porzellangefäße  waren 
im  IS.  J.ihrhundert  n.vh  eine  SeKenheil.    Kunckel  teilt  in  der  zweiten  Auflage  seiner 


Fig.   16.     Majolika-Standgefäße 
in  der  historischen  Apotheke  des  Germanischen  Nationahiiuseums. 


Ars  Vitraria  I689  erst  die  Vorschrift  mit.  „das  schöne  Parcellein-Glas  zu  bereiten". 
Er  nennt  als  Erfinder  des  Milchglases  seinen  Zeitgenossen,  den  Dr.  med.  Johannes 
Daniel  Kraft  aus  Miltenberg  in  Franken,  der  zu  Mainz  und  beim  Kurfürsten  von 


VON   HERMANN  PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


67 


Sachsen  das  Amt  eines  Handelsrates  bekleidete^*).  Die  Erfindun,i;-  des  europäischen 
Porzellans  ist  dem  Naturforscher  Ehrenfried  Walther  von  Tschirnhaus  (1651—1708) 
zu  danken.  Sie  ^'mg  hervor  aus  seinen  planmäßig  gemachten  Versuchen  mit  den 
von  ihm  hergestellten  großen  Brenngläsern.  Als  er  1708  starb  hatte  er  schon  Probe- 
gefäße aus  seiner  Porzellanmasse  gefertigt  ^^).  Sein  junger  Gehilfe  Böttger  ver- 
änderte die  von  seinem  Meister  erhaltenen  Vorschriften  etwas  und  stellte  zuerst 
Porzellangefäße  fabrikmäßig  her.     Er  wird  deswegen  oft  fälschlich  und  irrtümlich 


Fiff.   17  und  18.     Italienische   M  ijMlik;i-Sf,iiuiu\'f:ine 
in  der  historischen  Apotheke  des  Germanischen   Nationahiuiseunis. 

als  der  Erfinder  des  Porzellans  genannt.  Die  Gefäße  aus  letzterem  und  auch  aus 
Milchglas  waren  anfänglich  so  teuer,  daß  sie  erst  im  19-  Jahrhundert,  als  ihr  Preis 
billiger  wurde,  mehr  zum  pharmazeutischen  Gebrauch  herangezogen  wurden. 


14)  Näheres  ül">er  Krafts  Leben  gibt  Leizniz  in  seiner  ,,Historia  inventionis  Phosphori". 
Abgedruckt  in:  Miscellanea  beroHnensia  ad.  incrementum  scientarurn.  ex  scriptis  societatis 
regiae  scientariuin   1710  II    Lat.  91 — 98. 

15)  Hermann  Peters,  Die  Erfindung  des  europäischen  Porzellans.  Archiv  für  Geschichte 
der  Naturwissenschaft  und  Technik,  Bd.  2,  Leipzig  1910,  S.  401  ff.,  und  Gurt  Reinhardt,  Tschirn- 
haus oder  Böttger?     Neues  Lausitzisches  Magazin,  Bd.  88,  1912. 

6* 


66       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM,  NATIONALMUSEUMS. 

Um  Jon  Apotlk'kon  einen  inysiisLli-rcM/vollcn  Anslricli  /u  .^eben,  veiziorti'  man 
diese  in  früiieren  Jalirlunulerten  ,i;ern  mit  allerlei  seilsamem,  aus,i;estopl"tem  Gelier. 
Dementsprechend  sieht  man  denn  auch  nnter  der  Decke  der  historischen  Offizin 
mächtige  Schildkn'iten,  ,i;e\vundene  Schlant;en,   Strauüeneier   nnd  der,t,ieichen  mehr. 

Darunter  in  der  A\ilte  der  Apotheke  steht  der  Rezeptiertisch  mit  einem  aus 
der  Rokokozeit  flammenden,  schmiedeeisernen  Hakenbort  als  Aufsatz.  An  ihm  hän.i^en 
verscliiedene  Handwairen.  Unter  diesen  steht  eine  Stativwas:e  mit  den  dazugeliörenden 
Unzen-,  Drachmen-,  Skrupel-  und  Gran,i;e\vichien.  Sie  wurden  erst  am  Ende  der 
sechziger  Jahre  des  \'~).  Jahrhunderts  durch  die  (irammgewichte  aus  den  deutschen 


B  **  *F 


Fig.   19.     Unzen-,   Draclinien-,  Skrupel-  und  Gran-Medizinalgewiclite 

nach  den  alten  Originalen  in  der  historischen  Materialkammer  des  Germanischen 

Nationalmuseums.     Oben  links  3  moderne  Dezigrammstücke. 

Apotheken  verdrängt.  In  früheren  Jahrhunderten  hatten  die  alten  Medizinal- 
Unzengewichte  oft  die  Gestalt  jener  Zickzack-Zeichen,  mit  welchen  sie  in  der  Schrift- 
sprache ausgedrückt  wurden.  Ein  Satz  solcher  Gewichte  liegt  in  einem  Schaukasten 
der  historischen  Materialkammer  aus  (Fig.  19).  Nur  für  den,  der  solche  Gewichte 
kennt,  wird  Philander  von  Sittewalt  verständlich,  wenn  er  in  seinem  im  Jahre  1643 
erschienenen  Werke  „Wunderliche  und  Wahrhaftige  Gesichte"  hei  der  Beschreibung 
der  im  Traume  an  ihm  vorüberziehenden  Apotheker  sagt: ,, Hernach  kamen  Drachmae, 
Unciae,  Scrupuli,  Grana,  welche  eine  Gestalt  haben,  als  ob  es  Schlangen.  Skorpionen, 
Blindschleichen  wären,  oder  vielmehr  derselben  Gift  in  sich  hätten." 

in  der  historischen  Apc^theke  vervollständigen  eine  Anzahl  Reibschalen,  M()rser, 
Spatel,  Löffel  und  andere  Gerätschaften  das  pharmazeutische  Bild. 


VON    HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


69 


In  früheren  Jahrlinnderten  kamen  die  ärztlichen  Verordnun.i^en  oft  nicht, 
wie  jetzt  allgemein,  auf  losen  Rezeptblättern  in  die  Apotheke,  sondern  es  war  „an 
vielen  orten  eine  gute  nützliche  gewohnheit,  daß  ein  jeglicher  Doctor  in  allen  Apo- 
theken durchaus  sein  besonder  Buch  zu  haben  pflegt,  darin  er  den  Krankhen  mit 
Anzeigung  des  Jahres,  Monats  und  Tag  ordentlich    seine   Rezept    schreibt".     Die 


^jtfi'-'ifii^^^deut.  t£iifin:^t/'tf*f^,..Ma'f^4 


FJR'.  20.     Apothekenabbilduns:. 

Radierun,s;  von   H.  v.  Wiiiterstein.     Aus  Peter   Hessel,    Herzfließende   Betraclituni,'en  vom   Elbe-Strom  (1675). 
(Nach  dem   Exemplar  in  der   Hamburger  Stadtbibliothek.) 


Nürnberger  Medizinalordnung  von  1592  macht  diesen  Gebrauch  geradezu  zur  gesetz- 
lichen Vorschrift.  In  der  historischen  Apotheke  liegt  eine  groLie  Anzahl  solcher  ärzt- 
licher, aus  Nürnberg  stammender  Rezept bücher  aus.  Die  meisten  Heilkünstler 
bedienten  sich  der  Buchstabenschrift.     Einige  Ärzte  schrieben  ihre   Verordnungen 


70       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 


aber  mit  den  alten  niediziiiisch-alchiniisti.schen  Gelieiiiizeichen.     Ihre  Deutung  ist 
für  Jen  modernen  FaLimiaini  zuweilen  schwierig. 

Im  Vorraum  der  historischen  Apotheke  sieht  man  gegenüber  der  schon  er- 
wähnten Sammlung  von  pharmazeutischen  Standgefäßen  an  der  Wand  und  in  den 
Schaukästen  Proben  von  den  Büchern  und  Bildern  zur  Geschichte  der  Pharmazie 
und  verwandten  Naturwissenschaften.  Die  eigentlichen  Aufbewahrungsorte  solcher 
Urkunden  sind  natürlich  das  A\rchiv,  das   Kupferstichkabinett'  und  die  Bibliothek 


Fig.  21.     Lateinische  und  gewöhnliche   Küciie  nebeneinander. 

Ausschnitt  aus  dem  Kupferstich  zu  dem  Einblattdruck  „Der  Union  Mißgeburt"  (um  1630), 

im  Germanischen  Nationalmuseum. 

des  Germanischen  Museums.  Für  letztere  war  seit  Jahren  besonders  auch  auf  die 
Ansammlung  von  alten  Arzneitaxen,  Medizinalordnungen,  Dispensatorien,  Pharma- 
kopoeen  und  ähnlichen  Arzneibüchern  das  Augenmerk  mit  gerichtet.  Besonders  gut 
sind  in  der  Büchersammlung  auch  die  aus  der  Vergangenheit  stammenden  Schriften 
über  deutsche  Bäder  vertreten.  Viele  Einzelblätter,  welche  das  Geheimmittelwesen, 
die  Kurpfuscherei  und  das  Quacksalbertum  früherer  Zeiten  durch  Beschreibung  und 
Bild  beleuchten,  trifft  man  im  Kupferstichkabinett.  Eben  dort  ist  natürlich  auch  viel 
Illustrationsmaterial  für  andere  Gebiete  der  Pharmazie  vorhanden  (Fig.  20  und  21). 


VON    HERMANN  PETERS,   KLEEFELD-HANNOVER. 


71 


So  ist  z.  B.  für  die  Geschichte  der  Toxikologie  ein  dort  aufbewahrtes  Einzelblatt 
von  Wert,  das  durch  Wort  und  Bild  berichtet,  wie  1573  der  „Judendoktor  Leupolt" 
mit  glühenden  Zangen  gekneipt,  lebendig  geschunden  und  gevierteilt  wurde,  weil 
er  den  Markgrafen  Joachim  11.  von  Brandenburg  vergiftet  haben  sollte.   Damit  der 

föarbrtffttge  5Tc»ve  Sc«ttimg/t)öitenieni<tren)Iofcn 

»V«lci)er  511  ßcrliti gca'onr  xinö  bem  ChtirtitrlJcnitinemoigncn  t'anbfö^tKtt 
imtflifft mattem  Ctuncfb vcificbcii  «(i««ijUct)6ii'£X.^iij. 

and>  alle  feine  haimlicbe  rieben  rtrhitvAlvpddf» btt 
llltiiieibird)  @d>din  a\  to  gaiffcnbarct/butcb  brwtf 
vn  Mibac  lacbeii/bartibec  ban  bit  €hwfatfl]stcffen 
vngunli  vifiiine  2\iitl)  petroJtferi  AÖem  febelmiabccj 
bje  lad)  wolgcfallcn  vnnb  vermunt/  fem«  fdxlmcrty 
einfbitgang  jn  kabut/xviectbannbütdj bitftbwat^ 
l3e.Kurt|J5u]tt>egen  tjnrßcbiaclit  /  flljö  traiiii  jn  cuiee 
\f(Ct  Äjigclcben/  b<xö  ec  jn  bat  üeb  haben  mulTm.  Hun 
abec  bkJtö  (id)  begeben  /  öoö  bet  ^ut(l  brancf  j|]  troza 
ben/»itb  cttvan  bifj m  bi«  »lertje^ttt  tag  gelegen, bec 
Jub  ober  ^at  (]d)mit  fejnem  ge|ct)mei($  pnnb  ^fubca 
ju  Äetlin  b«ratbrd>laof/nnc  tcmictitt  bcw  fromme» 
£burfiic|len  rmbe  leben  bjingen/  bacml^mml9  rfbcc 
nid)t  inerd'en  folt  ober  vff  )n  nad)bencf en^vn  (iinbt 
alfo  einhellig  iro{bcn,  bcm  tTlarggraflfen  ein  ttmd^ 
einzugeben  bödyhabcn  (ifViuoKücrllen  J«buluerge= 
{ioffin  /  vnb  um  baa  traii<f  gcthon/bainit  ber  ^üill 
nitgehhnggeliojben  l(}/(c>ttnbcrnod>bif5an  fiinfften, 
Mggddbt  barnad)ge|{o;bcn/rn  rjfgcrchnUten  n.iot= 
ben/vort  ben  gefd)ü;onttn  fcocto:  rn  Srfjet  ber  (latt 
inij  beywefen  feinet  2Nrtth/  weldie  ban  bolb  obgcnö' 
meii  habeit/ba9  bit  S^ii  nid?t  eine  red)ten  ti^btsg«: 
(loibcn  i|I/baiin  inrfdn  hcr^  alkoentjünbf  vnnb  it- 
(chn'ar^etgnrefen  /  haben  (iea  wenn  |}unban  fcinntt 
öohn/be  jungen  tllacggcatf en/aiigejciget/  trclAec 
bann  von  nu"^n  bcn  nI>tinaibifd?enU7(5!bcct)at 
I.Tlftn  einyehcti/  vttb  getfalrigPlidien  peinigen  laffctv 
abec  (in  lange |(rt  nicbtö befenen  a^ölleii  bi|} man  |m 
alle  haar  rom  lab  abgefdjom  h^t  /  rnbfecba  wocbcri 
an  riec  fetten  m  bec  gefingtitufj  hangen  hat  la(|en/|« 
bttib  man  in  barnatb  nnberumb  gepeinigt  hat  et  r$ 
|lunt>anbefenbt  «vieet  jii  pei:ünhabegif|tiii6i*bJ0 
ncn  gen-'O^D^n/batuö  ban  i^ilfeiit  gefiorbeti  fem/  auch 
fonf)  ril  Icqten  mpurgaRen  recgeben/rnb  butd)  fu- 
ne  Baubei  cy  ccFrembr  wie  er  bari  ein  «3«^  '1^  geirefeit 
vnb  lemeö  aigiicn  lanbte  ^'ut)icii  nid;t  rct^onet/ 
barubetbari  berjungc  tTTarggraffbicanbetn^uben 
allcaufjleim  gantjenäanöt  rtriagt/vmibbieCSdtcc 
?u  f(di  gen<>Mimcn/  bifcn  verjrreitleienUliiberabec 
hat  et  yir  tr^tatt  auisfdjlaiffen  U|fen,rnb  mit  gWen= 
ben  jangctwcilfen/aud)  Ubcnbig  fdimbt  vn  vierth«i=» 
Un  lri(fui  /  bctnacber  liin  C)rtbifd)Cn  Äörpel  auff  ein 
l\ab  gcicpt/ben  Äcpff  angcbunbt/i»ic  öaiifem  vic 
bieiitcr  lohn  gcvrefen  ijl.  icJariiiiib  alle  ChJi|len  (id) 
ro!  bcn  jluben  htJff"  follen  bnii  fmic  iiid)t8gnt0  ge« 
Ihfftcthaben/uncban  bifer  Creiilofct  fdxlm  betenbt 
bat/aud>baruinbenfemio^ncinrfang«n  nMCir  hi«= 
uojgemalct|l'd)t/  ijl  getid^tet  u'O.'bcn  /  bifcs  ©rey 
rnb ©ibcnr^igjlcn  Tiare  bm HMutibiwtiniiisßin 
Jinaif/iu  ijeiliii  potbu:  Gtatt. 


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( *ili  ^"^  feglidicn '  bcy  bcm  Curfiußeu  fiibTTJargraJ^en  7(od)ain/ 
V„//  an  feinem  <3of]rgea''efen/  bfr  MTargraff  fn  aud>  gar  Ifeb  gt^'J^t'' 
fcan  bittd>|eirt  i'iirfd)wentj<n  /  rnb  jutbitlen/  tvie  bann  bet  fdjclmijcfKn 
•Jubcn  art aufjn'cifiit  k)ai  erö  Co  vd  üu  wegen  gebraAt/bag  ijn  ber  ^urlJ 
^at  bicinäiiB  vbct  geben/vub  jn  licbtf  gehabt  /  bun  (ofi^  ejnca  vv  2Jöet 


Fig.  22.     Der  angeblich  an  dem  Markgrafen  Joachim   II.  von" Brandenburg  durch  den 

„Judendoktor  Leupolt"  verübte   Giftmord  (1573)- 

Einblattdruck  im  Germanischen  Nationalmuseum. 


72       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONAI.MUSEUMS. 


1-ürst  nicht  jäh.  soikk'ni  erst  luu-h  ^  'l'aucn  vci\staii\  hoiLU  os.  es  sei  dem  (iitl  ,.(,rillen 
zu  Bulver  zerstoüen"  beii^eiiiiseht  worden.  Das  (jestiindnis  des  (jiltniordes  wurde 
Leupolt  (si)iist  Lippi>ld  cenaunt)  durch  urausis^e  woehenlani^e  l-oUer  erprel.il  und 
ist  anzuzweilehi  (Fii,^  22). 

Hiiie  Radierun.iT  aus  dem  .lahre  \72(^  von  Bernhard  Rolide  zei,t;t  Sokrates  im 
Ciefän.kMiis  auf  seinem  Sterbelauer.  Neben  ihm  stehen  seine  I-reunde  Krilon.  Phädon 
und  andere.  Rechts  in  der  Hcke  bereitet  der  Giftmischer  den  schauerlichen  Schier- 
lincstrank.  Dem  Bilde  liegt  sichtlich  die  Beschreibung  zu  Grunde,  welche  Piaton 
am  Schluß  seines  Phädon  gegeben  hat  (Fig.  2]). 

Im  \orraum  der  historischen  Apotheke  wollen  wir  noch  einen  Augenblick 
bei  einem  Kupferstich  verweilen,  welclier  die  IJofapotheke  zu  Rastatt  in  der  Zeit 


Fig.  23-     Der  Tod  des  Sokrates. 
Radierun';  von  Bernhard   Rode,  1726,  im  Germanischen  Nationa'nuiseiim. 

um  1700  zeigt.  Wie  die  Unterschrift  des  Bildes  meldet,  ist  letzteres  vom  Apotheker 
Joh.  Leonh.  Kellner  zu  Nürnberg  „seinein  allergnädigsten  Herrn",  dem  Markgrafen 
Ludwig  Wilhelm  von  Baden  und  Hochberg  gewidmet.  Der  Apotheker  Kellner  war  von 
1697  ab  Besitzer  der  Kannenapotheke  in  Nürnberg  (Fig.  24).  Dort  war  eine  noch 
mit  Arzneimitteln  gefüllte  Feldapotheke  aus  dem  17.  Jahrhundert  erhalten,  die  jetzt 
im  Vorraum  der  historischen  Apotheke  steht  (Fig.  25).  Diese  Kriegsapotheke  ist  ein 
oben  dachförmig  abgeschlossener,  etwa  2  m  hoher  mit  Ornamenten  der  Spätgotik 
verzierter  Schrank.  Ringsherum  hat  er  an  allen  Seiten  Türen.  Das  Dach  des 
Schrankes  ist  aus  zwei  Klappdeckeln  gebildet.  Wahrscheinlich  begleitete  der 
Apotheker  Kellner  zur  Führung  dieser  Feldapotheke  den  Markgrafen  Ludwig 
Wilhelm  von  Baden,  als  er  I683  die  fränkischen  Hilfstruppen  zum  Entsätze  Wiens 
gegen  die  Türken  führte. 


VON   HERMANN   PETERS,  HANNOVER-KLEEFELD. 


73 


Fisr.  24.      Der   Nürnherüfer  Apotheker   Hs.  Leonhard    Kellner,    1666 — 1736. 
Schabkiinstblatt  von  Bernli.ird  Vogel  nach  einem  Gemälde  von  Joliann  Kupetzky. 


74       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 


In  der  Feklapcitheke  bofiiKloii  .sjcli  vorwioi^end  Arzneiiniscluin.i^c'ii,  von  denen 
die  Vorschrifteii  der  ,i::aleni5clien  Schule  enlslaninien.  Zu  den  neueren  Mitteln,  die 
an  ihre  Seite  .getreten  sind.  i::eliören  Präparate  wie:  Ma.i^i.steriuni  cranii  huniani 
( =  AWister.stück.  aus  menschlicher  Hirnschale),  Ma,i,Msteriuni  uni^ulae  alcis,  Ma.^isteriuni 
oculoruin  cancri.  Pulvis  bezoardicus  u.  d,i,"l.  in.,  sowie  verschiedene  Extrakte,  Essenzen 


Fig.  25.   Feldapotheke  aus  dem  \t.  Jahrhundert  (1683)  in  der  historisch-pharmazeutischen 
Sammlung  des  Germanischen  Nationalmuseums. 


und  Tinkturen.  Die  eigentlichen  Vertreter  des  jatrochemischen  Zeitalters,  die  Che- 
mikalien sind  in  der  Feldapotheke  aber  noch  nicht  sehr  zahlreich.  Von  ihnen  sind 
namentlich  zu  nennen :  Flores  antimonii  ( =  Sublimiertes  Antiinonoxyd),  Flores 
martis  ( =  Eisensalmiak),  Bezoardicum  minerale  ( =  weißes  Antimonoxyd),  Crociis 
metallorum    ( =  braunrotes   Antimonoxyd),    Crocus   martis    ( =  Eisenoxyd),    Flores 


VON   HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


75 


aurichalci  ( =  Zinkoxyd).  Wenn  man  solche  Si,ij:naturen  an  den  Stand,c;efäßen  liest, 
so  kommt  einem  recht  zum  Bewußtsein,  wie  sich  im  Laufe  der  Zeiten  auch  der  Arznei- 
schatz der  Menschheit  ändert.  In  den  modernen  Apotheken  ,t!:ebraucht  man  von  den 
meisten  der  in  der  Feldapotheke  vorhandenen,  einst  jedenfalls  sehr  hoch  .^geschätzten 
Mitteln  nur  noch  sehr  wenige. 

So  entstehen  und  vergehen  auch  in  der  Heilkunst  die  Anschauungen  und  Moden 
und  kommen  dann  nach  einiger  Zeit  wieder.  Das  sieht  man  aucli  an  anderen  Stellen 
der  medizinischen  Kunst.  Als  z.  B.  im  Mittelalter  die  wissenschaftlich-rationelle 
Medizin  der  Antike  bei  den  christlichen  Kulturvölkern  des  Abendlandes  in  Gnaden 
aufgenommen  wurde,  da  kam  der  im  Anfange  unserer  Religion  in  Acht  und  Bann 
erklärte  griechische  Heilgott  und  seine  berühmten  heidnischen  Jünger  wieder  zu 
Ehren.     Ihre  Bilder  wurden  daher,  namentlich  vom  16.  Jalirhundert  ab,  neben  den 


Fig.  26.     Achilles  und  Panacea  als  Verkörperungen  der  Chirurgie  und  der  allgemeinen  Heilkunst. 
Holzfiguren    aus    dem   16.  Jahrhundert    in    der   historischen  Materialkammer  des  Germanischen 

Nationalmuseums. 


christlichen  Schutzheiligen  der  Heilkunst,  gern  zur  Verzierung  in  den  Apotlieken  auf- 
gestellt.    So  werden  in  der 

h  i  s  t  0  r  i  s  c  h  e  n  M  a  t  e  r  i  a  1  k  a  m  m  e  r 
zwei  aus  der  Sternapotheke  zu  Nürnberg  stammende  Figuren  des  16.  Jahrhunderts  auf- 
bewahrt, welche  die  Panacea  und  den  Achilles  in  liegender  Stellung  vorstellen  (Fig.  26). 
Erstere  war  nach  griechischer  Mythe  eine  der  vier  Töchter  des  Asklepios  und  ihre 
Gestalt  diente  früher  gern  zur  Verkörperung  der  allgemeinen  Heilkunst,  welche  sich 
mit  den  inneren  Krankheiten  befaßte.  Achilles  war  nach  den  alten  Erzählungen 
von  dem  Centauren  Cheiron  besonders  in  der  Wundbehandlung  unterrichtet.  Er 
galt  daher  als  Verpersönlichung  der  Chirurgie.    Wie  Plinius^**)  erzählt,  soll  Achilles 


16)  Plinius,  bist.  nat.   B.  29,    Kap.   19  und   B.  34   Kap.  45. 


76       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONM  MUSKllMS. 


Jon  xorwuiklcloii  Koiiii:-  <kv  .Myscr  'IVlophus  millclsl  l'ost  .s^olicilt  Iiabcii.  „Weshalb 
(.•r  aiu"h  i^omall  \\ii\i.  wie  er  soIlIumi  mit  doin  Sollwerte  Nom  Spccic  auf  die  W'uiuic 
Jos  Telepluis  .vliabt."  Achillos  ist  liior  nicht  in  Jcm-  von  l'linius  ,i;eschilJorlcn  Slclhin.t;- 
\orlMlJlicht.  Nach  Jeni  ToJe  Jos  Patroklos  brachte  ihm  bekanntlich  seine  Muller 
zum  Kample  mit  lleklor  neue  Watten  von  Jes  llephästos  llanJ,  Jarunler  einen 
kunstreich  ireschmieJelen  SchilJ  unJ  einen  Speer,  Jen  kein  anJerer  zu  sch\vin,t,^en 
\onnoclite.  IVr  Künstler  scheint  Jen  Achilles  mit  Jieser  Ausrüsluni;  Jari^estelll 
.'M  haben. 


Fii;.   27-     Atitluidat.'S  der   trfiiulcr  der 

Mitliridathitwerge. 

Holzfigur  des  17.  Jahrhunderts,  in  der  historischen 

.Waterialkammer  des  Germanischen  Nationalnuiseums. 


Fiii.  2S.    Andruniaclnis  der  Erfinder  des  Tlieriaks. 

Holzfigur  des  17.  Jahrhunderts,  in  der  historischen 

Materialkammer  des  Germanischen  Nationalmuseums. 


Auf  den  Pfosten  des  Treppenabsatzes  der  Materialkamnier  stehen  zwei  andere 
etwa  einen  Meter  hohe,  buntbemalte  Holzfiguren  (Fig.  27  und  28).  Diese  stammen 
aus  dem  17.  Jahrhundert  und  kamen  ebenfalls  aus  der  Nürnberger  Sternapotheke  in 
die  Sammlung.  Die  eine  dieser  Gestalten  trägt  die  Unterschrift:  „Mithridates  magnus 
rex  ponti  medica  arte  clarus".  Bei  der  anderen  Figur  heißt  es  an  gleicher  Stelle: 
„Andromachus  neronis  caesaris  archiater  optimi  antidoti  optimus  inventor".  Die 
beiden  Holzgestalten  stellen  also  die  Erfinder  der  einst  so  berühmten  Latwergen 
Mithridat  und  Theriak  vor.    In  dem  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung,  in  welchem 


VON   HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD.  77 


Mithridat  (lU— 63  v.Chr.)  lebte,  herrsdite  luicli  den  An,t;:iben  ^ ')  von  Varr()(ll6 — 27 
v.Chr.)  und  Lukrez  (98 — 55  v.Chr.)  die  Ansicht,  daß  zur  Entstellung'  von  Krankheiten 
nicht  nur  der  Same  dieser,  sondern  auch  die  Krankheitsdisposition  vorhanden  sein 
müsse.  Aus  diesem  jetzt  wieder  modern  .gewordenen  Gedanken,  den  1800  Jahre  später 
auch  Athanasius  Kircher  (I601 — 1680)  aussprach,  bildete  sich  schon  in  der  antiken  Welt 
eine  Immunitätsfrage.  Mit  ihrer  Beantwortung  soll  sich  besonders  viel  der  König 
Mithridates  beschäftigt  haben.  Nach  ihm  waren  die  ,,pontischen  Enten"  benannt, 
welche  mit  Giften  gefüttert,  immun  gegen  Gifte  geworden  waren  ^^).  Man  nahm  an, 
daß  sich  im  Blute  dieser  inmiunisierten  Tiere  Antitoxine  gebildet  hätten.  Dieses 
Blut  wurde  deswegen  in  verdicktem  Zustande  aufbewahrt  und  in  weiniger  L(')sung 
gelegentlich  als  Schutzmittel  gegen  Seuchen  und  Gifte  verwendet.  Auf  diesen  Ini- 
munisierungsgedanken  stützt  sich  die  jetzige  Serumtherapie  wieder.  Heute  bringt 
man  die  im  Blute  aufgespeicherten  Antitoxine  immunisierter  Tiere  aber  nicht  in  den 
Magen,  sondern  spritzt  sie  in  die  Blutbahn. 

Mithridat  erfand  als  Universalgegengift  eine  Latwerge,  welche  gegen  alle  krank- 
heitbringenden Samen  und  jegliches  Gift  schützen  sollte.  Die  Vorschrift  dazu  fand 
Pompejus  zwischen  den  Papieren  des  besiegten  Königs  von  Pontus.  Er  ließ  sie  durch 
seinen  Dolmetscher  ins  Lateinische  übersetzen.  So  kam  die  Mithridatlatwerge  bei 
den  Römern  in  Gebrauch  und  stand  in  der  Heilkunst  bis  ins  19-  Jahrhundert  hinein 
in  größtem  Ansehen.  Zwei  Leibärzte  des  Kaisers  Nero,  Damokrates  und  Andromachus, 
änderten  die  Zusammensetzung  der  Latwerge  noch  durch  Vermehrung  ihrer  Bestand- 
teile ab.  So  ließ  Andromachus  ihr  unter  anderen  Dingen  noch  Fleisch  von  der 
Redischen  Viper  zusetzen.  Diese  Giftschlange  wird  von  Konrad  Megenberg  im 
14.  Jahrhundert  in  seinem  Buch  der  Natur  unter  dem  Namen  ,, Tierslangen  =  Thyrus" 
besprochen.  Andromachus  und  seine  Zeitgenossen  waren  v/ohl  der  Ansicht,  die  gif- 
tige Schlange  müßte  doch  wohl  gegen  ihr  eigenes  Gift  ein  Antitoxin  im  Körper  tragen. 
Daß  dieses  auch  gegen  andere  Infektionsstoffe  wirksam  sei,  hielt  man  für  zweifellos. 
Dieser  Glaube  war  der  Grund,  daß  die  schlangenfleischhaltige  Theriaklatwerge  im 
Altertum  als  sicheres  Schutzmittel  gegen  Seuchen  und  Vergiftungen  galt.  Durch 
christliche  Legenden  wurde  diese  Meinung  im  Mittelalter  noch  verstärkt.  So  schreibt 
Konrad  Megenberg  von  der  „Tierslangen":  „An  dem  Tag,  do  unser  herr  an  das 
cräuz  gehangen  wart,  sprechent  sie,  daz  derlai  slangen  ain  gar  übelen  gevangen  wurd 
pei  Jerusalem  und  wurd  gehangen  an  das  cräuz  neben  unsern  herrn,  und  daz  von 
der  stund  allez  daz  gesläht  derlei  slangen  ain  kraft  an  sich  zug  zu  helfen  vesticleich 
wider  all  vergifft  von  dem  pluot  unsers  Herr  Jesu  Christi,  wie  aber  daz  sei,  daz  der 
triaker  helf  wider  all  ander  vergifft".  Durch  solche  Berichte  über  die  schützenden 
Kräfte  der  Theriaklatwerge  war  der  Glaube  an  sie  bis  ins  19-  Jahrhundert  hinein  so 
stark,  daß  er  auch  nicht  schwand,  wenn  trotz  der  Benutzung  dieses  Präservativmittels 
ganze  Städte  an  der  Pest  ausstarben.  Das  Ansehen  des  Mithridats  und  Theriaks 
kam  auch  zum  Ausdruck  in  den  Standgefäßen,  in  denen  diese  Latwergen  aufbewahrt 
wurden.  Vor  der  historischen  Apotheke  befinden  sich  zwei  große,  prächtig  blau- 
bemalte Majolikatöpfe,  welche  einst  dazu  dienten.  Das  eine  von  diesen  Gefäßen 
zeigt  den  Kopf  des  Mithridates,  das  andere  den  des  Andromachus. 

17)  Varro,  De  re  rustica  II,  12  und  Lucretiiis  Cariis,  De  reriun  natura,  B.  C,  V.  1080 — 1143. 

18)  Plinius,  liist.  nat.   Bd.  25    Kap.  3  und   B.  29   Kap.  33- 


78       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 

Walirschciiilicli  hat  der  'l'hcriak  von  ..Thyrus  licr  Tierslang-e"  seinen  Namen 
Da  diese  Redische  \'iper  nicht  im  nrudlichen  iiiuropa  vorkommt  so  bezog  man  zur 
Tiieriakbereitung  das  Sclilan^enlleisch  aus  Italien.  Im  venetianischen  Gebiete  geschah 
die  llersielhmg  dieser  Schlangenpräparate  unter  behördlicher  Auisicht  und  ihr  Ver- 
sand unter  der  Beigabe  staatlicher  Beglaubigung.  Im  Vorraum  der  historischen 
Apotheke  befindet  sich  an  der  Wand  ein  Zeugnis  über  Schlangenfleisch-Pastillen  aus 
Padua  vom  Jahre  1676.  Die  Alaterialisten,  die  dies  vornelimste  aller  Arzneistoffe 
von  dort  einführten,  erhielten  vielleicht  nach  den  Trochiscis  viperinis  den  Namen 
Trochisten  =  Drogisten.  Jedenfalls  behauptet  dies  Dr.  med.  Hornick  in  seiner  im 
Anfange  des  17.  Jahrhunderts  erschienenen  Schrift:  „Vier  Fragen,  die  Apotheker  und 
.Materialisten  betreffend''.  In  neuerer  Zeit  pflegt  man  die  Bezeichnung  Droge  auch 
wohl  als  Umbildung  des  arabischen  Wortes  dowä,  dawä,  diwä  anzusehen.  Es  ist 
schwer  zu  entscheiden,  welche  .Ableitung  für  das  Wort  Droge  und  Drogist  als  richtig 
anzusehen  ist. 

Zwischen  verschiedenen  Deckengemälden,  welche  die  Drogenzufuhr  darstellten, 
befand  sich  in  der  Materialkammer  der  Sternapotheke  zu  Nürnberg  als  Erklärung 
eine  lateinische  Inschrift.  Sie  ist  von  dort  für  die  historische  Materialkammer  über- 
nommen und  hier  wieder  unter  einem  gemalten  Baldachin  an  der  Decke  angebracht. 
Sie  lautet: 

Pharmaca  quae  rapidae  valeant  producere  vitae 
Stramina  et  indomitae  frangere  tela  necis, 
Non  uno  exculti  veniunt  de  cardine  mundi, 
Quas  oriens  fruges  arctos  habet. 
Utere  tot  tantisque  beatior  utere  donis 
Et  largitori  vivere  disce  deo. 
In  etwas  freier  Übersetzung  geben  die  folgenden  Verse  den  Sinn  dieser  Inschrift 
wieder: 

Nicht  e  i  n  Land  nur  der  bebauten  Welt 
Ist's,  d'raus  man  die  Arznei'n  erhält. 
Die  unserem  flüchtigen  Erdenleben 
Vermögen  erwünschte  Dauer  zu  geben. 
Und  die  da  sind  eine  starke  Wehre 
Auch  gegen  des  Todes  siegreiche  Speere. 
Die  Früchte,  vom  Osten  hervorgebracht. 
Hat  zu  den  seinen  der  Norden  gemacht. 
Erfreu  Dich  so  vieler  und  großer  Geschenke 
Und  dankbar  Gottes,  des  Gebers  gedenke! 
In  der  Materialkammer  fällt  besonders  ein  Arzneischrank  aus  der  Zeit  des 
üppigsten  und  reichsten  Barockstiles  ins  Auge  (Fig.  29).    Er  wurde  etwa  um  1725  für 
die  Sternapotheke  in  Nürnberg  gefertigt.     Seine  Höhe  beträgt  ungefähr  4  Meter, 
seine  Breite  hat  fast  das  gleiche  Maß.    Die  Vorderwand  dieses  architektonisch  ge- 
stalteten Aufbaues  zeigt  die  geschwungenen  Formen  und  Linien,  welche  die  Künstler 
jener  Stilperiode  so  bevorzugten.    Zwischen  drei  mächtigen  gewundenen  Säulen  des 
Schrankes  befinden  sich  [zwei  Türen,  welche  mit  runden,  in  Blei  gefaßten  Scheiben 
verglast  sind.     Größtenteils  ist  dies  große  pharmazeutische  Möbelstück  mit  grau- 


VON    HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


79 


marmoriertem  Ölfarbenanstrich  versehen.  Die  Säulen  sind  aber  schwarz  und  mit 
Goldeplieu  umrankt.  Auch  ihre  verschnörkelten  Kapitale  strotzen  von  reicher  Ver- 
goldun,^'.  Oben  auf  dem  Schranke  ist  zwischen  üppig  verkröpftem  Gesims  ein 
gebrochener  Giebel  aufgebaut.  In  der  Mitte  der  beiden  Giebelansätze  ragt  mit 
zwei  Engeln  an  der  Seite  das  buntfarbige  reichvergoldete  Wappen  des  damaligen 
Sternapothekers  als  Abschluß  hervor. 


Fi,c:.  29.     Spätbarocker  Arzneischrank 
(in  der  historischen  Materialkamnier  des  Germanischen  Nationahnuseums. 


Auch  die  kleineren  Schränke,  die  Tische  und  die  Figuren  der  historischen 
Materialkammer  stammen  aus  der  alten  Nürnberger  Sternapotheke. 

In  dem  soeben  beschriebenen  großen  Prunkschranke  hatten  frülier  die  Arznei- 
gefäße der  Apotheke  einen  vor  Staub  und  Schmutz  geschützten  schönen  Aufbewah- 


80       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 


rui\c:sort.  Jetzt  ist  in  iliin  eine  liistorisclk'  Dro^'eiisaniiiiluii.i^'  uiitt'ixebraclit.  liiiii.i^'e 
intereSv^ante  Stiicko  iius  ihr  sind  in  oincin  SclKiiikaslfu  unter  dein  1-ensler  xu  sehen. 

Dort  lie.iren  z.  B.  verschiedene  Arten  von  Bezoarsteinen.  Sie  ,i;;dten  in  früheren 
J.dirluinderten  als  sichere  Schutzmittel  M'eM'en  Gilt  und  je,i;liche  seuchenarti^e  Krank- 
heit. Im  festen  Vertrauen  auf  die  ihnen  zu,i;eschriebenen  Kräfte  bezeichnete  man 
jtis  zum  19.  Jahrhundert  i;ar  manche  Antidote  mit  dem  Namen  Bezoardicum,  auch 
wenn  sie  i^ar  keine  Beimischung"  dieser  Steine  enthielten.  Die  natürlichen  Bezoar- 
steine  sind  kut;eli.i:e  Konkretionen,  welche  sich  in  dem  Gedärm  verschiedener  Tiere 
finden.  Der  orientalische  Bezoar  soll  vom  Bezoarbock  und  von  der  Gazelle,  der 
okzidenialische  vom  Schaf-Kamel  und^  der  deutsche  von  der  Gemse  abstammen. 
Der  erstere  besteht  hauptsächlich  aus  Gallenfett,  Gallenfarbstoffen  und  Lithofellin- 
säure.  der  des  Schafkamels  vornehmlich  aus  Calcium-  und  Ma,i;nesiumphosphat,  da- 
i;e,i,'en  die  Gemsenkuiieln  im  wesentlichen  aus  verschluckten  und  zusammen.iceballten 
Haaren. 

Die  beiden  ersten  Arten  nahm  man  nicht  nur  als  ansteckun,t;swidri,i;e  Mittel 
ein,  sondern  trug  sie  auch  als  Amulett,  zuweilen  mit  einem  Goldgehäuse  umgeben, 
an  der  Kleidung,  am  Halse  oder  auf  der  Brust.  „Der  orientalische  Bezoar  stand 
ehedem  in  sehr  hohem  Ansehen  und  war  außerordentlich  teuer,  besonders  die  großen, 
sodaß  einer,  der  über  4  Unzen  wog,  in  Indien  mit  2000  Livres  bezahlt  wurde"  ^  ^).  Einen 
ähnlich  hohen  Preis  hatte  einst  das  Hörn  des  Einhorns,  von  dem  man  Stücke  neben 
dem  Bezoarstein  im  Schaukasten  sieht.  Ihm  hatte  man  auch  ähnliche  Heilkräfte, 
wie  letzterem  angedichtet.  Der  sonst  aufgeklärte  Cunrat  Geßner  schreibt  noch  in 
seinem  158}  ins  Deutsche  übersetzten  Tierbuch  darüber:  „Wo  das  Einhorn  zu  finden 

derwegen  den  Landfarern  und  Weytreisenden  glauben  davon  geben  muß,  was 

sy  sagen :  dann  einmal  so  ist  das  thier  auf  erden,  sunst  wären  der  hörnen  nit  vor- 
handen; und  laß  man  es  dabei  bleiben,  daß  Indien,  Arabien  und  Morenland  sy  er- 
zeugen". Über  die  Wirkung  des  Einhorns  sagt  Geßner,  „die  alten  arzet  haben  ihre 
artzney  zu  solichen  schaden  von  Eingehörn  in  der  Weise  gebraucht,  daß  sy  trink- 
geschirr  aus  dem  ghürn  gemacht,  und  den  Kranken  daraus  zu  trinken  geben:  dieser 
zeyt  aber  so  kostliche  trinkgeschirr  hornshalb  nit  gehaben  mag,  braucht  man  das 

Hörn  selbs  im  trank  allein nun  das  gerecht  Eingehürn  ist  gut  wider  alles  gifft". 

Im  17.  Jahrhundert  ging  es  mit  dem  Glauben  an  das  Dasein  des  Einhorns  zu  Ende. 
Im  Jahre  I663  gab  J.  J.  Becher  in  seinem  „Parnassus  medicinalis"  richtig  an,  daß 
die  im  Arzneischatz  benutzten  Einhörner  von  Nowaja  Semlja  oder  Norwegen  kämen 
und  die  spiralig  gefurchten  Stoßzähne  des  Narwall  oder  See- Einhorn  genannten 
Fisch-Säugetieres  wären.  Als  dies  bekannt  wurde,  war  es  mit  dem  Ansehen  des  rnedi- 
zinischen  Einhorns  vorbei. 

Die  pharmazeutische  Drogensammlung  des  Germanischen  Museums  enthält 
noch  manches  Stück,  das  mit  Geschichte  umgeben  ist.  Es  ist  hier  aber  nicht  der 
Platz,  auf  mehr  Einzelheiten  daraus  einzugehen. 

Viele  Drogen  des  Auslandes  kommen  zu  uns  seit  altersher  in  einer  ganz  gleichen 
eigenartigen  Verpackung.  Zu  einer  Sammlung  solcher  Umhüllungen  arzneilicher 
Rohstoffe  ist  in  der  Materialkammer  ein  Anfang  gemacht.     Hoffentlich  sorgen  die 


19)  Ph.   L.   Geiger,   Pharmazeut.  Zoologie,    Heidelberg  1S39,  S.  243- 


VON   HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD.  81 


Großhändler  des  Drogenfaches  dafür,  daß  sie  weiter  entwickelt  wird.  Die  nüchterne 
europäische  Blechverpackung"  erobert  sich  jetzt  immer  mehr  die  Welt.  Bald  werden 
durch  sie  auch  in  fremden  Erdteilen  die  alten  eigenartigen  Drogenumhüllungen  ver- 
drängt sein! 

in  der  Materialkammer  findet  sich  auch  ein  kleines  Tönnchen  aus  grünglasiertem 
Ton,  welches  mit  einem  Zinnhahn  versehen  ist,  zu  dessen  Verzierung  der  Delphin 
als  Vorlage  gedient  hat.  Es  stammt  wohl  aus  der  Zeit  um  1700  und  diente  einst 
zur  Aufbewahrung  und  zum  Ausschänke  jener  gewürzten  Süßweine,  welche  in  früheren 
Jahrhunderten  in  den  Apotheken  zu  Verdauungszwecken  hergestellt  und  nament- 
lich am  Schlüsse  großer  (jelage  gereicht  wurden.  Die  berühmtesten  Würzweine 
dieser  Art  waren  der  rote  Hippokras,  der  gelbe  Ciaret  oder  Luterdrank,  auch  „Gänse- 
lüßer"  genannt,  der  aus  Maulbeeren  bereitete  Moraz  oder  Morolff  und  der  zinnober- 
farbene  Zinopel  oder  Sinopel.  Recht  ausführliche  Vorschriften  zu  diesen  einst  so 
beliebten  Getränken  gibt  unter  anderem  Gualtherus  Ryf f  im  dritten  Teil  seines  1 544 
zu  Frankfurt  gedruckten  „Confectbuch  und  Hausapotheke".  Zu  den  alten  Kräuter- 
weinen gehörte  auch  das  „Schurli-Murli".  Man  verstand  unter  diesem  Namen  in 
früheren  Jahrhunderten  das  Gemisch  eines  weinigen  Kräuterauszuges  mit  spanischem 
Wein'^").  Die  Bezeichnung  Schurr-Murr  ist  durch  Fritz  Reuters  Buch  dieses  Na- 
mens, das  in  einem  Mischmasch  von  Hoch-  und  Plattdeutsch  geschrieben  ist,  wieder 
allgemein  bekannt  geworden.  Die  Verkleinerungsform  davon  ist  Schurli-Murli  = 
Schorlemorle,  in  dem  jetzt  so  genannten  Weingemisch  ist  der  frühere  Kräuterauszug 
durch  ein  Mineralwasser  ersetzt. 

Bis  in  die  Neuzeit  hinein  gab  es  in  den  meisten  deutschen  Landstädtchen  weder 
Arzt  noch  Apotheke.  Da  in  jenen  Zeiten  der  Verkehr  fern  voneinander  wohnender 
Menschen  auch  noch  nicht  so  leicht  wie  heute  war,  so  konnte  man  auf  dem  Lande 
nur  schwer  ärztliche  Hilfe  und  Arzneien  bekommen.  Deswegen  besorgten  dort  die 
Familienväter  oder  die  Hausfrauen  die  Behandlung  der  Kranken  und  die  Zubereitung 
der  für  sie  bestimmten  Arzneien  meist  selbst.  In  wohlhabenden  Familien  war  man 
daher  früher  noch  viel  mehr  und  besser  als  heute  mit  Hausapotheken  ausgerüstet. 
Im  Germanischen  Museum  ist  auf  dem  Treppenabsatz,  von  dem  man  in  die  historische 
Materialkammer  hinabsteigt,  ein  Glasschrank  aufgestellt,  in  dem  sich  eine 

Sammlung  von  Hausapotheken 
befindet.  Weim  man  die  Schränkchen  und  Kästchen,  in  denen  diese  einst  fürs 
Haus  bestimmten  Arzneien  untergebracht  sind,  mit  den  modernen  Hausapotheken 
in  Vergleich  stellt,  so  fällt  dieser  vom  künstlerischen  Standpunkte  aus  betrachtet, 
entschieden  zu  Ungunsten  der  letzteren  aus.  Wie  auch  bei  vielen  anderen  Dingen 
legten  unsere  Vorfahren  einen  hohen  Wert  darauf,  daß  die  Hausapotheken  neben  ihrer 
nützlichen  Seite  auch  dem  menschlichen  Schönheitssinn  ein  Vergnügen  bereiteten. 

Nicht  so  unbedingt  darf  man  dem  Arzneischatz  der  Vergangenheit  vor  dem 
unseren  den  Vorzug  geben.  Viele  der  nun  außer  Gebrauch  gekommenen  alten  Arznei- 
mittel waren  gewiß  recht  töricht.  Aber  wahrscheinlich  zeigen  manche  unserer  heutigen 
Heilmittel,  von  der  Warte  einer  späteren  Zeit  betrachtet,  auch  mehr  angedichtete, 
als  wirkliche  Tugenden. 


20)  Joh.  Wallbergens  Sammlung  natürliclier  Zauberkünste   oder  aufrichtige    Entdecicung 
verschiedener Geheimnisse.     Neue  Auflage.     Stuttgart  bei  J.  B.  Mezler,  1768. 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum.    1913.  7 


S2        DIE    HISTORISCH-PHARMAZ.   UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.   NATIONALMUSEUMS. 


Schon  im  A\i((ol:iltor  ,i;;ilt  es  eine  .uanze  Reihe  deutscli  ^!j:eschriebener  Arznei- 
bücher. Jie  den  Laien  unterriclileten,  welche  Arzneimittel  bei  bestimmten  Krank- 
heiten in  Anwendunii  zu  bringen  seien.  Diese  entspraclien  teils  der  wissenschaftliclien 
AWdizin  jener  Zeit,  teils  der  damaligen  Volksarzneikunst.  Das  verbreitetste  Werk 
dieser  Art  war  zur  Zeit  der  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  das  Arzneibuch  des 
Ortolf  von  Bayrland,  das  schon  im  Jahre  1477  in  Nürnberg  gedruckt  wurde.  Sein 
genannter  Verfasser  lebte  um  1400  walirscheinlich  als  Arzt  in  Würzburg.  Dies  „Arzt- 
buch" erlebte  in  den  verschiedensten  Städten  Naclidrucke  und   Neuauflagen.     In 


Fig-.   30.      Hausapotheke  in  Gestalt  einer  Halbpyramide  aus  der  Zeit  um   1600 
in  der  historischen  Materialkammer  des  Germanischen  Nationalmuseums.     Vorderseite. 


den  folgenden  Jahrhunderten  wurde  das  Werk  aber  durch  viele  andere  „zu  Nutz  und 
Frommen  des  gemeinen  Mannes"  erschienene  Arzneibücher  verdrängt. 

Das  „Confectbuch  oder  über  collationum  auch  vitas  patrum  genannt", 
„welches  der  Nürnberger  Meistersänger,  der  Barbier  und  Wundarzt  Hans  Folz  im 
Jahre  1485  verfaßte,  bot  dem  deutschen  Volk  zur  Hausapotheke  Anweisungen  in  dich- 
terischer Form.  Im  Mittelalter  nannte  man  die  zubereitete  Arznei  Confectio.  „Con- 
fectbuch" ist  also  gleichbedeutend  mit  Arzneibuch.  In  dem  von  Hans  Folz  unter 
diesem  Titel  verfaßten  Werke  wird  „zwölfterlei  Speczerei"  besprochen,  die  nament- 
lich zur  Magenstärkung  bei  und  nach  Gelagen  dienlich  ist.  Die  darin  besun- 
genen Arzneistoffe  sind:  Anis,  Ingwer,  Koriander,  Kümmel,  Kubeben,  Nelken, 
Pfeffer,  Pfirsich-  und  Weichselkern,   Fenchel,   Muskatblüte,  Zimmt   und   Mandeln. 


VON   HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


83 


Plutarch-^)  erzählt  von  einem  Arzt,  der  alle  im  Trünke  übertraf.  „Man  entdeckte, 
daß  er  jedesmal  vor  dem  Trinken  fünf  oder  sechs  bittere  Mandeln  aß,  um  nicht 
berauscht  zu  werden".     Auch  Hans  Folz  sagt  von  den  Mandeln- 

„Zu  schloffen  machen  sie  bereit, 
Und  we(h)rn  damit  die  trunkenheit." 

Indem  ältesten  Abdruck  des  über  collationum  ist  auf  einem  Holzschnitte  eine 
Konfektbüchse  in  Form  eines  Buches  dargestellt.  Ein  solch  zwölffächeriges  Konfekt- 
kästchen in  Buchform  besitzt  heute  noch  die  Wolfenbütteische  Bibliothek.  Darin 
liegt  handschriftlich  das  Gedicht  von  Hans  Folz.    In  der  Sammlung  des  Germanischen 


Fig.   31-      Hausapotheke  in  Gestalt  einer  Halbpyraniide  aus  der  Zeit  um   1600 
in  der  iiistorischen  Materialkammer  des  Germanischen  Nationalmuseums.     Rückseite. 


Museums  befindet  sich  eine  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  stammende  runde 
hölzerne  Konfektschachtel.  Sie  ist  außen  mit  gotischen  Ornamenten  verziert,  und 
hat  innen  die  zwölf  Fächer  für  die  vorhin  genannten  Gewürze. 

In  der  Sammlung  ist  auch  eine  kleine  Hausapotheke  in  Buchform  aus  der 
Zeit  um  1600.  In  ihren  Innenfächern  befanden  sich  aber  nicht  die  von  Hans  Folz 
empfohlenen  konfizierten  Magenmittel,  sondern  es  stehen  darin  kleine  mit  Zinn- 
schraubenverschluß versehene  Arzneigläschen. 

Neben  dieser  buchförmigen  Hausapotheke  steht  eine  andere,  in  der  Gestalt  einei 
Halbpyramide,  welche  ungefähr  aus  der  gleichen  Zeit  stammt  (Fig.  30  und  3 1 ).  Sie  zeigt 


21)  Plutarch,  Tischreden,  1.  B.   Frage  6. 


84       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATK^N Al.MUSBUMS. 

aut  Acv  IiHionsL'iio  iluvr  viorTürlliis^fl  in  iicUor  Miileivi  l)arstellu!i,i;cii  der  vier  hlcnicnle 
der  allen  .i^ritvliisLlKMi  Philosoplicii.  Die  lk'.L;rillsliestiiiiiium,i;  dieser  war  ja  im  ,i;aii/.en 
stets  etwas  verschwoiiiinen.  Aber  jedeiilalls  bezeichneten  sie  keine  materiellen  (irnnd- 
stoffe,  wie  die  Hlemente  der  modernen  Chemie,  sondern  nnr  ,s,anvisse  Urei^t;"enschatten 
der  Körper.  Trocken  und  heiU  K-ill  'i'^"^  I-euer,  t'euchl  und  iieil.i  als  Luft,  feucht  und 
killt  als  Wasser  und  kalt  und  trocken  als  Erde.  Aus  solchen  Eigenschaften  der  Körper 
entwickelte  Hippokrates  seine  vier  Kardinalsäfte  des  Menschen:  Blut,  Schleim, 
gelbe  und  schwarze  Galle,  aus  denen  man  die  verschiedenen  Temperamente:  Cho- 
leriker, .Welanclioliker,  Sanguiniker  und  Phlegmatiker  erklärte.  Ihnen  entsprechend 
mußten  die  nach  Graden  und  Qualitäten  eingeteilten  Arzneimittel  ausgewählt  werden. 
Nach  alten  Lehren  befand  sich  der  Mensch  gesund,  wenn  in  seinem  Kcirper  die  Säfte 
rein  und  gut  beschaffen  und  im  richtigen  Verhältnis  gemischt  waren.  Im  entgegen- 
gesetzten Falle  entstanden  Krankheiten.  Zur  Vertreibung  dieser,  meinte  man,  müßte 
die  Harmonie  der  Säfte  und  auch  deren  Reinheit  wieder  hergestellt  werden.  An  diese 
alle  medizinische  Weisheit  sollten  die  Bilder  der  Elemente  hier  in  der  Hausapotheke 
wohl  erinnern.  Auf  der  einen  Seite  der  Pyramide  sind  Schubladen  für  die  trockenen 
Arzneistoffe,  während  auf  der  entgegengesetzten  Seite  ein  kleines  Bortgestell  zur  Auf- 
nahme der  Arzneigläser  und  Büchsen  für  Flüssigkeiten,  Latwergen,  Salben  usw. 
angebraclit  ist. 

In  einem  Bericht,  den  ich  früher  über  diese  Sammlung  veröffentlichte ^2), 
sagte  ich:  Aus  der  gleichen  Zeit  (um  1600)  wie  diese  Hausapotheke  ist  eine  andere 
in  der  Sammlung,  welche  die  Gestalt  eines  kleinen  Koffers  mit  Perlmuttereinlage 
hat.  Dieses  Kästchen  hat  in  seinem  oberen  Räume  Zinnbüchsen  für  Latwergen  und 
Balsame  und  Gläschen  zu  flüssigen  Arzneimitteln  der  Hausapotheke.  Darunter  be- 
finden sich  zwei  Schubladen.  Die  obere  ist  sehr  niedrig  und  diente  zur  Aufnahme 
der  Wage  und  der  Gewichte,  die  untere  enthält  signierte  Holzschachteln  für  Pillen 
und  Pulver. 

Line  dritte  in  der  Sammlung  befindliche,  aus  dem  17.  Jahrhundert  stammende 
Hausapotheke,  welche  sich  in  türartigen  Teilen  auseinanderklappen  läßt,  enthält  in 
ihren  schwarzpolierten,  mit  Flammenstäbchen  zierlich  umrahmten  Schubladen  noch 
eine  ganze  Sammlung  Arzneistoffe. 

Eine  Hausapotheke  von  der  gleichen  Konstruktion,  wie  die  eben  besprochene 
ist  außen  mit  scliönem,  mit  Goldpressung  versehenem  Leder  überzogen.  Auf  der 
Innenseite  ihrer  schwarz  polierten  Türflügel  befinden  sich  in  Malerei  mit  Weiß  auf 
Schwarz  Bilder,  welche  eine  Apotheke,  ein  Laboratorium  und  ein  ärztliches  Sprech- 
zimmer vorstellen.  Kleinere  mit  derselben  Maltechnik  hergestellte  Bilder  auf  den 
Schubladen  zeigen  Bauern-  und  Jagdszenen,  welche  an  ähnliche  Vorbilder  von  Hans 
Sebald  Behaim  und  von  den  Niederländer  Malern  des  siebzehnten  Jahrhunderts 
erinnern.  In  den  Schubladen  sind  verschiedene  Instrumente  zu  medizinischen 
Zwecken,  wie  Spritzen,  Einnehmelöffel  usw.  enthalten. 

Eine  sehr  schöne  Hausapotheke  der  Sammlung  trägt  die  Jahreszahl  1676. 
Sie  ist  in  sehr  zierlicher  Weise  von  einem  Künstler  Jacoby  buntfarbig  bemalt.  Für 
die  Ausschmückung  von  drei  Türflügeln  sind  mit  Emblemen  ausgestattete  Frauen- 


22)  Pharmazeut.  Zeitung,   Berlin,  10.  November  1897,  Nr.  90. 


VON    HERMANN    PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD.  85 

,i;:estalten  .gewählt,  welche  den  Fleiß,  die  Erfahrun.c:,  die  Pharmazie,  die  Diätetik 
und  die  Chirur.sjie  vorstellen  sollen.  Auf  einer  Schiebtüre  findet  sich  außerdem  zwischen 
zwei  Genien  die  Inschrift: 

„Labern  diram  homini  cito  ingredientem  orci  e  faucibus  et  mali  tenebris  mor- 
tales  revocat  suis  medellis.".  Wie  man  sieht,  erinnert  dieses  Motto  etwas  an  die 
Dichtungsform  der  Psalmen.  Gleichwie  bei  diesen  findet  sich  in  demselben  der  gleiche 
Gedanke  in  verschiedener  Form  in  Gegenüberstellung.  Verdeutscht  würde  die  In- 
schrift etwa  lauten: 

Sie  (die  Apotheke)  besiegt  mit  ihren  Arznei'n: 
Die  schreckliche  Krankheit,  die  in  jäher  Stund 
Den  Menschen  ereilt  aus  dem  höllischen  Schlund; 
Sie  rufet  die  Sterblichen  wieder  zurück 
Aus  Schatten  des  Todes  ins  irdische  Glück. 
Die  mit  zierlicher  Blumenbemalung  geschmückten  Gläschen  sind  in  den  ein- 
zelnen Fächern  des  Regales  getrennt  voneinander.    Die  Blechdösdien,  welche  gleich- 
falls noch  fast  sämtlich  in  der  Hausapotheke  erhalten  geblieben  sind,  haben  größten- 
teils noch  ihre  Füllung  an  Arzneistoffen. 

Eine  Hausapotheke  aus  dem  18.  Jahrhundert,  in  Gestalt  eines  Koffers  schenkte 
Frl.  Auguste  Blumröder  aus  Nürnberg  der  Sammlung.  Das  hübsche  Kästchen  ist 
aus  braunem  Holz  hergestellt  und  mit  Eisenbeschlag  verziert.  Der  gewölbte,  innen 
mit  rotem  goldbedrucktem  Papier  ausgeklebte  Deckel  zeigt  das  Tiroler-Habsburger 
Wappen.  Die  zur  Aufbewahrung  der  Arzneimittel  bestimmten  viereckigen  Gläser 
und  Schubladen  dieser  Apotheke  sind  aber  nur  einfach. 

Zwischen  diesen  und  den  anderen  hier  nicht  besprochenen  Hausapotheken 
findet  sich  auch  ein  buchförmiges,  mit  Seide  überzogenes,  mit  Perlenstickerei  ver- 
ziertes Kästchen  aus  der  Fonderia  die  Santa  Maria  Novella  di  Firenze.  Es  enthält  eine 
Anzahl  Gläschen  mit:  Essenza  di  Garofani  (  =  Nelken),  Ambra,  Rosmarin  usw.  Diese 
Riechstoffe  sind  indessen  im  Laufe  der  Jahrhunderte  verharzt  und  tragen  daher 
nicht  mehr  zum  Ruhme  der  alten  Klosterapotheke  der  toskanischen  Blumenstadt 
bei.  Einst  kamen  aus  dieser  die  berühmtesten  Duftessenzen  und  Wohlgerüche  für 
die  ganze  vornehme  Welt.  Die  alten  Destilliergeräte,  mit  denen  sie  bereitet  wurden, 
sind  im  Laboratorium  Santa  Maria  Novella  noch  erhalten  und  werden  mit  zu  den 
Sehenswürdigkeiten  von  Florenz  gezählt.  Ob  die  damit  im  16.  und  17.  Jahrhundert 
hergestellten  Parfümerien  sich  noch  heute  einer  Beliebtheit  erfreuen  würden,  ist  zweifel- 
haft. Der  Geschmacks-  und  Geruchssinn  der  Menschen  verschiedener  Zeiten  und 
Rassen  findet  nicht  an  den  gleichen  Dingen  sein  Wohlgefallen. 

Die  historische  K  r  ä  u  t  e  r  k  a  m  in  e  r 
liegt  über  der  Materialkammer  (Fig.  32).  Man  gelangt  zu  ihr,  wenn  man  auf  der  in 
letztere  einmündende  Treppe  aufwärts  steigt.  Ihre  Holzeinrichtung  wurde  auch  aus  der 
Sternapotheke  zu  Nürnberg  erworben.  Sie  ist  ganz  ebenso  wieder  aufgestellt,  wie  sie 
dort  über  vier  Treppen  hoch  gestanden  hat.  Drei  Wände  sind  vom  Boden  bis  zur 
Decke  mit  Repositorien  mit  Schubladen  versehen.  Die  vierte  Seite  enthält  die 
Fenster  und  unter  diesen  auch  noch  Regale  mit  Schubladen.  Die  seit  altersher  an 
der  Holzeinrichtung  angebrachte  Jahreszahl  1727  meldet  die  Zeit,  in  der  sie  von  der 
Tischlerwerkstätte  aus  in  den  pharmazeutischen  Dienst  trat.     Der  mit  ihrer  Aus- 


86       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATION ALMÜSEUMS. 


VON    HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


87| 


sclimückung  betraute  Maler  hat  ihr  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  einer  Gemäldegalerie 
gegeben,  indem  er  jede  einzelne  der  vielen  Schubladen  mit  einer  besonderen  Land- 
schaft bemalt  hat.  Die  Gegenstände,  welche  der  Künstler  als  Vorwurf  für  seine 
Bilder  gewählt  hat,  stehen  meistens  mit  dem  Inhalte  der  Schubladen  nicht  in  Be- 
ziehung. Nur  bei  einzelnen  ist  dies  der  Fall.  So  sieht  man  z.  B.  auf  der  Schublade 
mit  der  Signatur:  Serpentes  (=  Schlangen)  ein  Gelände,  auf  welchem  Giftschlangen 
einherschleichen  (Fig.  33).  Die  Landschaft  erinnert  etwas  an  ein  von  Joan  Stradanus 
gezeichnetes,  von  Ph.  Galle  um  1570  gestochenes  Bild,  auf  dem  der  Vipernfant:;  zur 


Fig-  33-     Schublade  mit  der  Signatur:  Serpentes  und  Landschaftsbild, 
in   der   historischen   Kräuterkanimer   des  Germanischen    Nationalmuseums. 


Darstellung  gebracht  ist.    Von  der  Verwendung  dieser  Tiere  in  der  Heilkunst  dichtet 
J.  J.  Becher  1662  in  seinem  „Parnassus  medicinalis  illustratus": 

„Die  Schlange,  das  schlaue  Tier,  ist  zwar  dem  Menschen  feind 
Vier  Stück  sie  gleichwo  giebt,  die  ihm  behüflich  seind: 
Sie  ganz  ist  gut,  dann  auch  absonderlich  ihr  Fett, 
Die  Gall,  wie  auch  die  Haut,  sie  helfen  aus  dem  Bett." 
Die  Technik,  mit  der  die  Gemälde  an  den  Schubladen  ausgeführt  sind,  läßt 
zuweilen  vermuten,  daß  sie  von  einem  die  Malkunst  dilettantisch  betreibenden  Apo- 
theker ausgeführt  sein  könnten.    Die  meisten  der  Gemälde  indessen  zeigen  eine  solche 
Feinheit  in  der  Beherrschung  der  Einzelheiten  der  Malkunst,  so  insbesondere  bei  der  Ein- 
schaltung und  Ausführung  der  kleinen  Staffage,  daß  wohl  anzunehmen  ist,  daß  sie  von 
einem  Berufsmaler  geschaffen  sind.    Ausgeschlossen  ist  es  doch  nicht  ganz,  daß  der 
Schöpfer  dieser  pharmazeutischen  Gemäldegalerie  ein  Apotheker  gewesen  ist.    Durch 


88       DIE   HISTORISCH-PHARMAZ.   UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONAI.MUSEUMS. 


den  .Wak-r  Lukas  (  ranacli  ist  dcv  Beweis  eiiM;ulii,  dal,!  sich  der  Betrieb  einer 
Apotheke  sehr  wohl  mit  vier  Ausiilnmi;  der  Malkunst  vereinen  läBt.  Tir  kaufte  1S20 
die  Apotheke  in  \\'ittenl''er.t;\  die  er  später  dureh  seinen  Seli\vie,!;ers()Ini  Kasparus 
Pfruend  verwalten  heß.  Wie  weit  er  selbst  ini  pharniazeutischen  Berufe  tätit;'  war, 
wissen  wir  allerdings  nicht,  im  Jahre  1'^08  verlieh  der  Kurfürst  Friedrich  III.  von 
Sachsen  dem  Lukas  ein  Wappen  mit  dessen  schon  früher  benutzten  Malzeichen: 
..Innen  ein  schwartz  Slangene  habend,  in  der  myth  zwen  schwartz  Fledermeus-Flügel, 
auf  dem  haubt  ein  rote  Cron  rund  in  den  Mund  ein  gülden  Ringlein,  darinnen  ein 

Rubinsteinlein  und  auf  dem  Schilde  ein  Helm darauf  ein  Schlangen  ist."    Es 

ist  naheliegend,  die  geflügelte  Schlange  für  eine  Vereinigung  der  Schlange  Äskulaps 
mit  den  Flügeln  des  Pegasus,  also  für  die  geeinte  Arznei-  und  Malkunst  zu  erklären. 

Neben  der  Stelle  der  Holzeinrichtung,  an  welcher  die  vorhin  genannte  Jahres- 
zahl angebracht  ist.  liest  man  das  metrische  Verspaar: 

„Noscitur  ex  ipsis  divina  potentia  plantis, 
est  levis  et  cespes,  qui  probat  esse  deum." 

Das  würde  verdeutscht  also  etwa  lauten: 

„Schon  aus  den  Pflanzen  läßt  sich  Gottes  Macht  erkennen, 
Den  deckt  der  Rasen  leicht,  der  Gott  mag  gläubig  nennen." 

Auf  den  bandförmigen  Schildern  der  Kasten  sieht  man  die  lateinischen  Signa- 
turen der  pflanzlichen  Vertreter  des  Heilschatzes,  welche  von  den  alten  Zeiten  bis 
in  die  Neuzeit  hinein  im  Dienste  der  leidenden  Menschheit  standen.  So  findet  man 
dort:  Anserine,  Augentrost,  Brennessel-,  Brombeer-,  Erdbeerblätter,  Gänsefinger-, 
Johannis-  und  Wegwartkraut,  Schachtelhalm  und  dergleichen  Kräuter,  welche  jetzt 
nur  noch  bei  den  Freunden  des  sogenannten  Naturheilverfahrens  und  in  der  Volks- 
heilkunde verwandt  werden. 

An  der  hölzernen  Durchzugsdecke  sind  Bündel  verschiedener  Kräuter  und 
andere  pflanzliche  und  tierische  Naturprodukte  untergebracht.  Unter  diesen  fällt 
ein  Korbgeflecht  auf,  welches  mit  Schalen  von  Meerzwiebeln  gefüllt  ist.  Es  ist  zweifel- 
haft, ob  diese  in  solcher  Weise  zur  medizinischen  Verwendung  aufbewahrt  wurden, 
oder  vielleicht  aus  abergläubischen  Gründen.  Pythagoras  sagt-^),  daß  „schon  eine 
an  der  Türschwelle  aufgehängte  Meerzwiebel  den  Zaubermitteln  den  Eingang  ver- 
wehre". Die  Meerzwiebel  hieß  bei  den  Ägyptern  das  Auge  des  Typhon  und  war  für 
die  bösen  Kreaturen  des  ägyptischen  Satanas,  insbesondere  für  Mäuse  und  Ratten 
schädlich.  Diese  Anschauung  des  Pythagoras  von  den  übersinnlichen  Kräften  der 
Meerzwiebel  wurde  auch  in  Deutschland  heimisch.  Ihr  entsprechend  schreibt  der 
Regensburger  Domprediger  Konrad  Megenberg  um  13 50  in  seinem  „Buch  der  Natur" 
in  dem  Kapitel  „Von  dem  Mäuszwival":  „Es  spricht  ein  Zaubräer,  wer  das  Kraut 
haech  über  die  Tür  an  dem  Haus  hängt,  da  wer  ( =  verwehrt)  ez  den  vergiftigen 
Tieren  iren  Eingang".  Vielleicht  huldigte  noch  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  der 
Nürnberger  Sternapotheker  Dieterich  diesem"Glauben  und  hing  deshalb  an  der  Tür 
seiner  Kräuterkammer  dies  erhalten  gebliebene  Geflecht  mit  Meerzwiebeln  auf.^  Wie 
in  alten  Zeiten  bereitet  man'noch  jetzt  aus  der  Scilla  maris  oder  v/ohl  richtiger  Scilla 
muris  ein  Mäusegift. 


23)   Piinius,  tiist.  nat.   B.  20,    Kap.  39. 


VON    HERMANN   PETERS,   KLEEFELD-HANNOVER. 


89 


In  der  Mitte  der  Kräuterkammer  steht  ein  Tiscli.  Seine  Schubladen  tragen 
keine  Signatur,  sondern  sie  sind  nur  mit  Nummern  bezeichnet.  Diese  entsprechen 
dem  Namenverzeichnis,  das  sich  oben  an  der  Brüstung  des  Tisches  befindet.  Die 
dort  unter  bestimmter  Nummer  verzeichneten,  wenig  gebrauchten  Arzneistoffe  wurden 
in  mit  den  Namen  versehenen  Papiersäckchen  oder  Schachtehi  neben  anderen  Heil- 
stoffen in  die  betreffende  Schublade  gelegt.  Um  diese  gemeinsam  nebeneinander 
lagernden  Drogen  leicht  wieder  auffinden  zu  können,  bediente  man  sich  des  eben- 
genannten, mit  Ölfarbe  geschriebenen  Tafelverzeichnisses.  Dieser  Brauch  konnte 
natürlich  leicht  zu  Verwechslungen  führen.  Eine  derartige  Aufbewahrung  von  Arznei- 
stoffen ist  daher  dem  modernen  Apotheker  verboten. 

D  a  s  bist  o  r  i  s  c  h  p  h  a  r  m  a  z  e  u  t  i  s  c  h  -  c  h  e  m  i  s  c  h  e  L  a  b  o  r  a  t  o  r  i  u  m 
ist  in  einem   Räume  neben  der  Materialkammer  unlereebracht.     Es  soll  nicht  nur 


FJR.   34.     Alchimistisches  Laboratorium. 
Die   Bilder    des  Löwen,    der  Lilie    und  die  Zeichen  von  Sonne  und  Mond  sind  die  Djcknam-^n 

der  benutzten  Stoffe. 
Kupferstich  vom  Ende  des  16.  J.ihrh.  im  Germitnischen  Nation.ilmuseiim. 


die  lateinische  Küche  der  vorzeitlichen  Apotheker  zur  Anschauung  bringen,  sondern 
es  hat  auch  die  Bestimmung,  die  Denkmäler  und  Reste  der  Chemie  der  deutschen 
Vergangenheit  mit  aufzunehmen. 

Unsere  ältesten  Nachrichten  über  den  Betrieb  chemischer  Künste  stammen 
aus  dem  Nillande,  in  der  priesterlichen  Geheimsprache  des  alten  Pharaonenreiches 
wurde  „Ägypten,  welches  fast  durchgängig  einen  schwarzen  Boden  hat,  ebenso  wie 
das  ^Schwarze  im  Auge  Chemia  genannt" 2^).  Danach  bedeutet  die  jetzt  ebenso 
genannte  Wissenschaft  also  v/ohl  die  Kunst  des  schwarzen  Nillandes.  Die  dortigen 
Bewohner  beschäftigten  sich  schon  frühe  mit  der  Herstellung  von  Metallegierungen, 
mit  der  Nachahmung  von  Edelmetallen,  mit  der  Bereitung  von  Farben  und  anderen 

24)   Plutarch,   Über   Isis  und  Osiris.     Übersetzt  von    H.  Conrad,  München  und   Leipzig 
1910,   B.   II    S.  314. 


90       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 

cheinisclien  Din.üvn.  Verschiedene  auf  uns  iiekoniniene  Papyrusschrilten  des  3.  Jahr- 
hunderts n.  c:hr.  herichten  liher  die  von  ihnen  dazu  benutzten  Methoden  und  Vor- 
schriften. Sie  sind  an  vielen  Stellen  mit  bilderreichen  Fachausdrücken  durchsetzt 
und  die  darin  behandelten  Din.i^e  und  Stoffe  treten  darin  nicht  selten  unter  ver- 
schleierten Decknamen  auf  {Fv^.  34).  Diese  Scliriften  waren  deshalb  späteren 
Geschlechtern  oft  schwer  verständlich.  So  kam  es  wohl,  daß  man  die  Vorschriften  zur 
Nachahnuiii.ii-  von  Edelmetallen  für  Angaben  zur  Verwandlun.s,^  der  metallisciien  Körper 
hielt.    Daraus  entstand  der  Glaube  an  die  Möglichkeit  der  Metallverwandlung. 

Im  .Mittelalter  befaßten  sich  die  Araber  mit  diesen  ägyptischen  Künsten. 
Sie  setzten  vor  den  von  den  Griechen  übernommenen  Namen  Chemia  oder  Chymia 
ihren  Artikel  ..al"  und  brachten  die  metallurgische  Wissenschaft  des  Nillandes  unter 
dem  Namen  Alcliiniie  nach  Huropa.  Als  im  Mittelalter  die  Pflege  aller  höheren  Kultur 
in  den  Händen  der  Geistlichkeit  lag,  wurden  die  chemischen  Künste  auch  von  dieser 
in  Deutschland  betrieben.    Besonders  die  bekannten  chemischen  Schriften  des  dem 


Fig.   35.     Alchimistisches  Laboratorium,  in  dem  man  einen  Mönch  mit   Kapuze, 
einen  Geisthchen  mit  dem  Bischofsstabe  und  einen  wandernden  Abenteurer  erblickt. 

Kupferstich  aus:  „Vom  philosoph.  Steine  ein  Icurtzes  Tractätlein"  von  H.  C.  D.,   Frankfurt  hei  Luca  Jennis  I625. 
(Nach  dem  Exemplar  in  der  Königl.  Bibliothek  zu  Hannover.) 

Dominikanerorden  angehörenden  Grafen  von  Bollstädt,  bekannter  unter  dem  Namen 
Albertus  Magnus  (1193—1280)  und  ein  Kapitel  im  „Buch  der  Natur"  des  Regens- 
burger Dompredigers  Konrad  Megenberg  (um  13  50)  legen  Zeugnis  davon  ab.  Auch 
eine  Handschrift  des  Theophilus  Presbiter,  welche  wahrscheinlich  im  Benediktiner- 
kloster zu  Helmershausen  in  Hessen  entstanden  ist,  gibt  ein  anschauliches  Bild  von 
dem  Entwicklungsstande  der  Chemie  in  den  deutschen  Klöstern  in  der  Zeit  um  1100. 
Der  sagenhafte  Erfinder  des  Schießpulvers  Berthold  Schwarz  war  angeblich  ja  auch 
Franziskanermönch. 

In  der  Zeit  als  das  Schießpulver  zu  Kriegszwecken  in  Brauch  kam,  stellte 
mit  dem  Wachsen  der  Kultur  auch  das  wirtschaftliche  Leben  des  deutschen  Volkes 
gar  manche  Anforderungen,  zu  deren  Lösung  und  Ausführung  gewisse  Kenntnisse 


VON   HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


91 


in  der  Mechanik,  Physik  und  Chemie  erforderlich  waren.  Zur  Übernahme  solcher 
Arbeiten  erwuchs  allmählich  ein  besonderer  Stand,  deren  Vertreter  ihren  Beruf  bei 
Meistern  ordentlich  erlernt  hatten.  Sie  verstanden  es,  Salpeter,  Alaun,  Farben,  Essig, 
Schießpulver,  Feuerwerkskörper  u.  dgl.  herzustellen.  Nicht  selten  traten  diese  wissen- 
schaftlichen Techniker  als  „Büchsenmeister  und  gutte  Abenteurer"  bei  Fürsten  und 
Städten  in  Dienst  und  verrichteten  bei  diesen  wunderbare  und  gefährliche  Dinge 
(Abenteuer).  Auch  die  Maler,  Goldschmiede,  Kupferstecher  usw.  bereiteten  sich 
noch  am  Ausgange  des  Mittelalters  ihre  Farben,  ätzenden  Säuren  u.  dgl.  meist  selbst. 


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Fig.   36  und   37-     Alchimisten  bei  der  Arbeit. 
Getuschte   Federzeichnunj,'en  aus  dem  17.  Jahrh.  im  Germanischen  Nationalmuseum. 


Aus  den  Reihen  dieser  mit  etwas  chemischen  Kenntnissen  ausgerüsteten  Männer 
gingen  dann  jene  Leute  hervor,  welche  als  Landfahrer  umherzogen,  um  Fürsten 
und  anderen  reichen  Leuten  die  Kunst  der  Alchimie  zu  lehren.  Vom  14.— 18.  Jahr- 
hundert war  in  ganz  Europa  der  Glaube  an  die  Möglichkeit  der  Metallverwandlung 
allgemein  verbreitet.  Es  befaßten  sich  gekrönte  Häupter,  hohe  Geistliche  mit  dem 
Bischofsstabe,  Mönche,  berühmte  Gelehrte,  Soldaten,  Kaufleute  und  Handwerker 


92       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 

mit  dem  Suchen  iiacli  dem  Stein  der  Weisen,  mit  dem  sie  erhofften,  unedle  Metalle 
in  Gold  zu  verwandeln,  den  innersten  Kern  des  menschlichen  Lebens  zu  beherrschen, 
„kristallisiertes  Menschenvolk"  zu  schaffen  (Fis^.  ;^5).  Von  den  alten  alchimistischen 
Arbeitsstätten  besitzen  wir  viele  Bilder  (Fi,c:.  36  und  ^7)■  Besonders  reizvoll  und 
lehrreich  sind  die  Darstellun.t;en,  welche  Maler  und  Zeichner,  wie  H.  Burgkmaier, 
(Höllen-)Brue,c:hel  Th.  Wyck.  D.  Teniers,  H.  Herschop,  J.  Steen  und  andere  in  der 
Zeit  vom  16.— 18.  Jahrhundert  geliefert  haben.  Meist  sieht  man  auf  ihren  Bildern 
den  Feuerphilosophen  in  seiner  geheimnisvollen  Küche, 

„Mit  Gläsern,  Büchsen  rings  umstellt. 
Mit  Instrumenten  vollgepfropft, 
Urväter  Hausrat  drein  gestopft." 

In  den  pharmazeutischen  Laboratorien  des  Mittelalters  wurden  zwar  schon 
die  verschiedensten  Pflanzenstoffe  der  Destillierung  unterzogen  und  ihre  Wässer 
als  Arznei  verwendet.  Die  künstlich  hergestellten  Chemikalien  kamen  aber  erst  vom 
16.  Jahrhundert  ab  in  medizinischen  Gebrauch.  Durch  diese  Veränderung  des  Heil- 
schatzes wurden  von  nun  ab  die  Apotheker  und  Ärzte  die  Hauptvertreter  der  Chemie. 
In  diesem  Zeitalter  der  Jatrochemie  machte  die  chemische  Wissenschaft  solche  Fort- 
schritte, daß  sich  vom  18.  Jahrhundert  ab  schon  viele  Männer  nur  deswegen  mit 
ihr  befaßten,  um  ihre  ewigen  Gesetze  zu  erkennen  und  zu  erforschen.  So  ward  die 
alte  Scheidekunst  immer  mehr  zu  einer  besonderen  Wissenschaft! 

Viele  aus  den  soeben  angedeuteten  Zeitabschnitten  der  Chemie  und  Pharmazie 
herstammenden  Laboratoriumsgeräte  sind  im  Germanischen  Museum  jetzt  zu  einer 
schönen  Sammlung  vereint  (Fig.  38).     Sie  beschrieb  ich  schon  früher  wie  folgt  2^): 

Der  Raum,  in  dem  diese  Denkmäler  der  chemischen  Vergangenheit  Aufstellung 
gefunden  haben,  ist  mit  einem  Tonnengewölbe  überspannt.  Zwischen  den  in  diesem 
angebrachten  Rauchlöchern  hängt,  wie  das  meistens  auf  den  alten  bildlichen  Dar- 
stellungen vorzeitlicher  Laboratorien  zu  sehen  ist,  ein  aus  einer  alten  Breslauer 
Apotheke  stammendes,  ausgestopftes  Krokodil,  welches  träumerisch  und  sinnend 
auf  die  Seltsamkeiten  der  alten  Scheidekünstler  herabzuschauen  scheint. 

Unten  im  Laboratorium  sind  nach  alten  Abbildungen  verschiedene  Feuerherde 
und  Öfen,  wie  diese  einst  an  solchen  Stätten  in  Gebrauch  waren,  aufgebaut.  In 
der  Mitte  des  chemischen  Arbeitsraumes  fesselt  die  Aufmerksamkeit  ein  eigentüm- 
liches Heizgerät,  welches  namentlich  zu  langdauernden  Feuerarbeiten  benutzt  wurde. 
Es  ist  der  faule  Heinz  oder  Athanor  {ad-iyocxo;  =  immerwährend),  sozusagen  der 
Vorgänger  unserer  Dauerbrandöfen.  Das  Brennmaterial,  das  in  den  Feuerraum 
der  beiden  Öfen  desselben  nach  und  nach  hinabfällt,  ist  in  einer  in  der  Mitte  beider 
stehenden,  turmartigen  Röhre  untergebracht.  Auf  dem  einen  Ofen  des  Athanors 
steht  ein  großer  Glaskolben,  welcher  mit  einem  gläsernen  Helme,  dem  sogenannten 
Alambik,  bedeckt  ist.  Ursprünglich  war  dieses,  wie  schon  der  Name  sagt  (aaßl? 
=  Deckel  mit  dem  arabischen  Artikel  al)  ein  einfacher  Deckel,  welcher  mit  einer 
Ausflußröhre  versehen  war.  Daß  die  Form  solcher  aus  grünem  Glase  gefertigter 
Glashelme  im  Laufe  der  Zeiten  eine  sehr  wechselnde  war.  zeigt  eine  große  Anzahl 
von  Exemplaren,  welche  die  Wände  des  Laboratoriums  in  dicht  gedrängten  Reihen 


25)   Hennann   Peters,   Die  Chemie  in  der  deutschen  Verc^angenheit.     Chemiker-Zeitung:, 
Cöthen,  1902,   Nr.  45. 


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VON    HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD. 


93 


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94       DIE  HISTORISCH-PHARMAZ.  UND  CHEMISCHE  SAMMLUNG  DES  GERM.  NATIONALMUSEUMS. 

bedecken.  Auf  dem  aiuloron  Otfii  des  ..l'auleu  Heinz"  sielil  man  ein  kupfernes  Desfil- 
lieixeiäl,  das  Jaliiiumderle  lan.u  in  der  allen  Molirenapotheke  in  Nürnber.i::  in 
Dienst  stand.  Der  Helm  dieses  Apparates  hat  die  Gestalt  eines  sos^enannten 
Mohrenkopfes,  welcher  .i^leichzeitig  die  Aufi::abe  des  Kühlers  mit  verrichtet.  Zu  dem 
Zweck  ist  der  Helm  mit  einem  kupfernen  Mantel  umgeben,  in  welchen  man  kaltes 
Wasser  zu-  und  abfließen  lassen  kann.    Daü  solche  Mohrenk(')pfe  auch  aus  Tonmasse 


.Fig.  39.     Retorte  mit  Kolbenvorlage  aus  Ton 
im  historischen  Laboratorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 


hergestellt  wurden,  zeigt  der  vor  dem  Athanor  auf  einem  tragbaren  eisernen  Windofen 
aufgestellte  Destillierapparat.  Die  ältesten  Nachrichten  über  die  Destillierkunst 
stammen  aus  dem  dritten  Jahrhundert  n.  Chr.  Da  man  anfänglich  nur  wässrige 
Flüssigkeiten  destillierte,  so  waren  die  dazu  benutzten  Geräte  noch  nicht  mit  Kühl- 
einrichtungen versehen.  Man  brachte  die  durch  des  Feuers  Kraft  emporgestiegenen 
Dämpfe  durch  Auflegen  von  naßkalten  Tüchern  auf  Helm  und  Ausflußrohr  wieder 


VON    HERMANN   PETERS,   HANNOVER-KLEEFELD.  Q5 

in  den  tropl'lxirfliissii^eii  A,c;gre.c:atzustand  zurück.  Bei  solcher  ungenügender  Ab- 
külilung  entwich  aber  natürlich  ein  Teil  der  Dämpfe.  Besonders  war  das  der  Fall 
bei  dem  leichter  als  Wasser  siedenden  Weingeist.  Seine  früheste  Erwähnung  bietet 
bislang  eine  Notiz  in  einem  Manuskripte  der  „Mappae  clavicula"  aus  dem  12.  Jahr- 
hundert-''). Vermutlich  ist  er  in  Italien  zuerst  hergestellt.  Zu  seiner  Gewinnung 
wurden  den  Alembikhelmen,  Rosenhüten  und  Retorten  wohl  alsbald  jene  Kühlgeräte 
vorgelegt,  in  denen  sich  die  vom  Wein  abdestillierten  Spiritusdämpfe  wieder  leicht 
zur  tropfbaren  Flüssigkeit  verdichteten.  Es  waren  lange,  aufwärts  steigende 
Schlangenrohre,  welche  wiederholt  durch  ein  Gefäß  mit  kaltem  Wasser  gingen. 
Dann  kamen  zur  Destillierung  wässriger  Flüssigkeiten  auch  Kühlfässer  mit  hinab- 
steigenden Rohren  in  Gebrauch.  Ein  solches  sieht  man  links  am  Eingange  des 
Laboratoriums  an  dem  einfachen  Destillier-  oder  Brennofen  mit  kupferner  Destillier- 
blase. Daneben  steht  ein  großer  Kapellenherd,  auf  welchem  durch  ein  einziges  Feuer 
gleichzeitig  aus  den  verschiedensten  Geräten  Destillierungen  vorgenommen  werden 
können,  in  der  vorderen  Kapellenreihe  dieses  Herdes  bemerkt  man  Glas-,  Steingut-  und 
Tonretorten  (Fig.  39)-  Auf  dem  Destillierherde  neben  diesem  Kapellenherde  fallen  unter 
den  chemischen  Geräten,  welche  heute  nicht  mehr  benutzt  werden,  besonders  der  zucker- 
hutförmige  Rosenhut  und  einige  Pelikan-Zirkulatorien  auf.  Letztere  dienten  dazu, 
die  zur  Destillierung  bestimmten  Körper  zuvor  durch  Dämpfe  zu  lösen  und  zu  erweichen 
oder  mit  einer  Flüssigkeit  auszuziehen.  Diese  Pelikan-Zirkuliergefäße  sind  so  gestaltet 
und  geformt,  daß  die  Flüssigkeit,  die  darin  verdunstet,  wieder  tropfbar  wurde  und 
auf  die  auszuziehende  Masse  zurückfließen  konnte,  um  so  den  Kreislauf  aufs  neue 
zu  beginnen. 

In  einem  kleinen  Seitenraume  des  Laboratoriums,  in  dem  namentlich  die  Mörser, 
Siebe  und  andere  Zerkleinerungsgeräte  der  alten  Pharmazie  und  Chemie  ihre  Auf- 
stellung gefunden  haben,  fällt  ein  sogenannter  Probier-  und  Gebläseofen  ins  Auge, 
wie  ein  solcher  früher  namentlich  zu  analytischen  Metallbestimmungen  erforderlich 
war.  Der  alte  Blasebalg  desselben  ist  ein  sogenanntes  portugiesisches  Trommelgebläse. 
Es  besteht  aus  zwei  runden  Scheiben,  zvlschen  welchen,  ähnlich  wie  bei  einer  Zieh- 
eharmonika Leder  eingespannt  ist.  Verschiedene  Pressen,  eine  große  Wage,  zahlreich 
Koch-  und  Destilliergeräte  von  Kupfer,  Messing  und  Zinn,  Retorten,  Sublimier-  und 
Zirkuliergefäße  aus  dunkelgrünem  Glas  und  sonstige  Reste  und  Überbleibsel  aus  der 
lateinischen  Küche  der  alten  Chemiker,  Feuerphilosophen  und  Apotheker  vervoll- 
ständigen die  Sammlung. 

Diese  kurzen  Mitteilungen  werden  schon  gezeigt  haben,  daß  das  historische 
Laboratorium  für  die  Geschichte  der  Chemie  und  Pharmazie  höchst  wertvolles  Material 
enthält.  Auch  vom  malerischen  Standpunkt  aus  angesehen  bietet  diese  Aufstellung 
von  Denkmälern  der  alten  Scheidekunst  ein  ganz  eigenartiges  mystisches  Bild,  in 
dessen  Betrachtung  sich  fast  jeder  Besucher  des  Germanischen  Museums  gern  etwas 
länger  vertieft. 


26)  V.   Lippmann,    E.  O.,    Beiträge    zur    Geschichte    des    Alkohols.      Chemiker-Zeitune:, 
Cöthen,  1913,  Nr.    129,   132,   133,  138,   139- 


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ÜBER  EINE  MIT  BRETTCHEN  GEWEBTE  BORTE  AUS 
DEM   15.-16.  JAHRHUNDERT. 

Von  Prof.  Dr.  A.  VAN  GENNEP  (Neuchätel). 

ES  befindet  sich  im  Germanischen  Nutiiinahnuseum  ein  wertvoller,  von  der  Hand 
der  Gertrudis,  der  jüngsten  Tochter  der  heili,t::en  Hlisabeth  von  Thürin,i;en, 
gestickter  Gürtel,  den  Dr.  Fritz  Witte  ausführlich  in  den  Mitleilun.^en,  1910  S.  122 
bis  124,  beschrieben  hat.  Dieser  Gürtel  stammt  aus  dem  13.  Jahrhundert,  ist  aber 
auf  ein  seidenes  Band  aufgemacht:  „die  jetzige  Trägerin  der  Stoffreliquie  ist  eine 
farbig  abgesetzte,  mit  Gold  durchwirkte,  gewebte  Borte,  mit  schmaler  Bändchen- 
abfassung ^),  die  nacli  ihren  stilistischen  Eigenarten  dem  16.  Jahrhundert  zuzu- 
weisen ist." 

Während  der  XLIV.  Versammlung  der  Deutschen  Anthropologischen  Ge- 
sellschaft in  Nürnberg  hielt  ich  einen  Vortrag  über  Brettchenweberei  im  alten 
Ägypten-)  und  wies  dabei  auf  die  Tatsache  hin,  daß  diese  eigentümliche  Technik^) 
für  das  spätere  Mittelalter  in  Zentral-  und  Südeuropa  bisher  nicht  nachzuweisen 
sei,  ebensowenig  für  die  Renaissance,  obwohl  sie  schon  den  Hunnen  bekannt  war 
und  seitdem  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  Dänemark,  Schweden,  Norwegen  und  Island 
alltäglich  bei  der  Herstellung  von  Männer-  und  Frauengürteln  geübt  wurde.  Ich 
hoffte  gelegentlich  der  Nürnberger  Tagung  mitteleuropäische  Stücke  aus  dem  Mittel- 
alter oder  der  Renaissance  in  den  Sammlungen  des  Germanischen  Nationalmuseums 
zu  finden.  Trotz  Direktor  Hampes  und  meinen  Bemühungen  fanden  sich  aus  diesen 
Perioden  und  aus  deutschen  Ländern  indessen  weder  Borten  noch  Bänder,  die  sicher 
mit  Brettchen  gewebt  waren.  Als  mir  aber  Direktor  Hampe  das  oben  beschriebene 
Band  (Fig.  1)  vorzeigte,  fand  ich  sofort,  daß  die  5  Millimeter  breiten  Randborten 
zweifellos  mit  Brettchen  gewebt  worden  seien.  Das  sieht  man  aus  der  Drehung  der 
zehn  Fäden  (Fig.  2).  In  mit  gewöhnlichem  Webstuhl  verfertigten  Bändern  nehmen 
die  Fäden  nie  eine  schräge  Richtung  an;  auch  ist  bei  dieser  Borte  die  stärkere 
Drehung  der  geraden  und  die  mindere  Drehung  der  ungeraden  Fäden  beachtens- 
wert (Fig.  3).  Die  Brettchen  waren  paarweise  eingeordnet:  so  kommt  auch  un- 
mittelbar unser  technisches  Muster  heraus. 

Die  schmale  Borte  ist  dunkelblau  und  weist  zwei  aus  goldenen  Fäden  hinein- 
gestickte Ornamentsmotive  auf  (Fig.  4):  die  goldenen  Fäden  sind  mit  denen  des 
breiten  Bandes  identisch.  Gerade  diese  Tatsache  läßt  zweifeln,  daß  Borte  und  Band 
aus  gleichem  Ort  stammen.    Die  Brettchenweber  ornamentieren  selten  ihre  Borten 


1)  Im  Folgenden  nenne  ich  ,,Band"  die  breitere  gestickte  Borte,  und  ,, Borte"  die  schmalen 
blauen    Randbändchen. 

2)  Erscheint  demnächst  im  Bässler-Archiv,  Leipzig,  Teubner. 

3)  Die  meisten  Variationen  dieser  Technik  sind  beschrieben  bei  M.  Lehmann- Filhes, 
„Über  Brettchenweberei",  Berlin,  D.  Reimer  1901,  und  bei  A.  van  Gennep,  „  Etudes  d'Ethno- 
graphie  Alg6rienne,"  Paris,  E.  Lerou.x,  1912,  S.  68—82.  Komplemente  dazu  erscheinen  in  der 
Revue  d'Ethnographie  et  de   Sociologie,  1914. 


VON   PROFESSOR  DR.  A.  VAN  GENNEP  (NEUCHATEL.) 


97 


auf  solche  Weise ^);  um  sekundäre  dekorative  Motive  Iiervorzubrini^en,  lassen  sie 
die  Gold-  und  Silberfäden  gleich  nacli  jeder  Unidreliun,^  der  Brettchen  schußähnlich 
durchlaufen^).     Icli  nehme  also  an,  daß  die  blauen  Brnlchen  an  das  seidene  Band 


rfitemm»—,-^ 


Figur  1. 

angenäht  und  erst  dann,  vielleicht  von  der  gleichen  Stickerin,  mit  entsprechenden 
Mustern  überstickt  wurden. 


4)  Die  Übersticicerei-Technik  mit  seidenen,  silbernen  oder  goldenen  Fäden  scheint  heute 
nur  in  Taschkent  und  Tschimkent  ( Russisch-Turkestan)  üblich  zu  sein;  aber  die  Muster  sind 
von  diesen  der  kleinen  Nürnberger  Borte  grundverschieden,  nur  geometriscii,  nicht  floral. 

5)  Über  diese  besondere  Technik  siehe  „  Et.  d'Ethnogr.  Alg."  S.  79  und  Tafel  VII,  i  und  j. 


Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum    1913. 


98 


Ober  eine  mit  brettchen  gewebte  borte  aus  dem  is.— i6.  Jahrhundert. 


Die  Unterlag'e,  d.  h.  die  zehn  bkuioii  i-iideii.  sind  aus  loiiicr  Seide:  kann  man 
annehmen,  dal.i  die  Borte  in  Deutseliland  mit  l^retlchen  ,t;'e\vebl  wurde?  leli  ,t;iaube 
es  nicht,  müclite  viehnehr  vermuten,  daß  sie  von  ir.i^end  einem  orientaHschen  Stoff 
abgetrennt  wurde.  Tatsäclilich  haben  und  liatten  viele  Frauen-  und  Männerjaeken 
aus  Persien,  der  Türkei,  aus  Ägypten,  Nordafrika  sowohl  heutigen  Tages  wie  in  früheren 
Jahrhunderten  solche  Bänder,  meistens  als  innerer  Aufschlag  der  Ärmel.  Gewöhnlich 
sind  diese  Bänder,  die  sog.  s  h  ä  r  i  t,  etwas  breiter  als  die  Nürnberger  Borte;  es  gibt 
jedoch  auch  ebenso  schmale  Borten,  hauptsächlich  im  Kaukasus**). 


Fig.  2. 


Fig.  4. 


Noch  muß  betont  werden,  daß  die  in  Persien  mit  Brettchen  gefertigten  Borten 
meistens  Fransen  haben,  die  man  abschneiden  kann  ohne  die  Solidität  des  Bandes 
zu  vermindern.  Das  war  aber  nicht  der  Fall  bei  der  Nürnberger  Borte,  bei  der  man 
gut  beobachten  kann,  wie  der  feine  Schußfaden  regelmäßig  von  der  einen  zur  anderen 
Kante  ohne  Abschnitt  läuft.    Der  Schußfaden  ist  mit  den  Kettenfäden  identisch. 

Man  möchte  also  annehmen,  daß  diese  blaue,  gut  gewebte  Borte  in  Persien, 
der  Türkei  oder  dem  Kaukasus  im  Laufe  des  15-  oder  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts, 
gefertigt  worden  und  dann  auf  eine  oder  die  andere  Weise  nach  den  Rheinlanden 
gekommen  sei. 

Übrigens  glaube  ich  nicht,  das  Problem  erledigt  zu  haben;  ich  wollte  nur  die 
Aufmerksamkeit  der  Museumsbeamten  und  der  privaten  Sammler  auf  die  theoretische 
Wichtigkeit  dieser  Randbörtchen  lenken:  es  gibt  gewiß  in  vielen  Sammlungen  Tep- 
piche, Kleidungsstücke  oder  Reste  von  solchen,  Kopftücher  usw.,  die  solche  Borten 
aufweisen,  oder  auch  Gürtel,  die  ganz  mit  Brettchen  gewebt  wurden.  Ich  bin  gerne 
bereit,  den  Interessenten  über  die  technischen  Varianten  der  Brettchenweberei  weitere 
Auskunft  zu  geben. 


6)  Wie  z.  B.  das  kaukasische  Bändchen,  welches  dem  Buche  von  Marg.  Lehmann- Filhes 
als  Lesezeichen  beigegeben  ist.  Übrigens  sah  die  gleiche  Verfasserin  ,,eine  Anzahl  türkischer 
Schnurbänder  als  Koppeln  an  Säbelscheiden,  Handschuhbänder,  Pferdezäume,  aus  dem  16. 
und  17.  Jahrhundert  im  historischen  Museum  in  Dresden"  (a.  a.  O.  S.  11). 


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AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS 
FRIEDRICH  WILHELM  AUGUST  FRÖBEL  AUS  DEM  FELD- 
ZUGE VON  1813/14  AN  PROF.  CHRISTIAN  SAMUEL  WEISS. 

Mitgeteilt  von  AUGUST  NEU  HAUS. 

Der  Untert^an.i;-  der  „Großen  Armee"  in  Rußland  und  die  schmähliche  Flucht  des 
korsischen  Weltbezwingers  hatten  den  geknechteten  Völkern  Europas  gezeigt, 
daß  auch  den  Machtgelüsten  des  bisher  im  Wahn  der  Unüberwindlichkeit  lebenden 
Napoleon  Bonaparte  ein  Ziel  gesetzt  sei.  In  Preußen,  das  am  schwersten  das  napo- 
leonische Joch  hatte  tühlen  müssen,  das  aber  gerade  unter  der  ärgsten  Bedrückung 
seine  innere  Wiedergeburt  erlebt  hatte,  ordnete  sich  unter  Führung  der  Besten  des 
Volkes  die  Erhebung  gegen  die  französische  Zwingherrschaft.  Am  3.  Februar  181 3 
genehmigte  der  König  von  Preußen  die  Bildung  von  freiwilligen  Jägerabteilungen. 
Unter  den  Freischaren,  die  sich  nach  Bekanntwerden  der  königlichen  Verordnung 
bildeten,  ist  die  des  Majors  von  Lützow  am  meisten  bekannt  geworden,  aller- 
dings weniger  durch  ihre  Taten  als  durch  Theodor  Körners  herrliches  Lied  von 
„Lützows  wilder  verwegener  Jagd". 

Lützow  erhielt  am  18.  Februar  vom  Könige  die  Erlaubnis  zur  Bildung  einer 
Freischar,  die  sich  aus  Freiwilligen  und  zwar  vornehmlich  aus  Nichtpreußen  zu- 
sammensetzen sollte.  Als  eine  Vereinigung  von  Freiwilligen  aus  allen  deutschen 
Bruderstämmen  stellte  sie  gewissermaßen  die  Verkörperung  des  Gedankens  der 
Erhebung  des  gesamten  deutschen  Volkes  gegen  die  fremde  Willkür  in  deutschen 
Landen  dar. 

In  Berlin  suchte  vor  allem  der  Turnvater  Jahn  für  das  Unternehmen  zu 
werben;  er  wußte  besonders  die  akademische  Jugend  für  die  große  Sache  zu  be- 
geistern. Unter  den  Studierenden  an  der  Berliner  Universität  befand  sich  F  r  i  e  d  r  i  ch 
W  i  1  h  e  1  m  A  u  g  u  s  t*)  F  r  ö  b  e  1,  der,  nur  wenige  Jahre  jünger  als  Jahn,  mit  diesem 
früher  an  der  Pestalozzischen  Schule  Piamanns  tätig  gewesen  war.  Er  hatte  damals 
schon  ein  sehr  bewegtes  Leben  hinter  sich  und  hatte  im  Alter  von  fast  30  Jahren 
das  Studium  der  Geologie  begonnen.  In  Berlin  wurde  er  Schüler  und  Freund  des 
nur  zwei  Jahre  älteren  Professors  der  Mineralogie  Christian  Samuel  W  e  i  ß. 
Als  der  Krieg  zum  Ausbruch  kam,  entschloß  sich  der  damals  31  jährige  auf  Zu- 
reden Jahns  nach  längerem  Schwanken  zum  Eintritt  in  die  Lützowsche  Freischar. 
Am  16.  April  rückte  er  als  Jäger  mit  einer  kleinen  Schar  Freiwilliger,  die  unter 
Jahns  Führung  stand,  von  Berlin  aus,  um  in  Dresden  zum  Hauptkorps  der  Lützower 
zu  stoßen.  Seinem  Freunde  Weiß  hatte  er  das  Versprechen  gegeben,  ihm  regelmäßig 
Nachrichten  über  den  Verlauf  des  Zuges  und  über  seine  Erlebnisse  zukommen  zu  lassen. 


*)  Fröhel  unterzeiclinet  seine  Briefe  mit  dem  dritten  Vornamen  ;  spätere  Briefe  tragen 
die  Unterschrift:  F.  W.  A.  Fröbel.  Im  höheren  Lebensalter  hat  er  nur  den  ersten  Vornamen 
geführt. 

8* 


100      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   rRHiDKICIi   Wll.llHl.M  AUGUST  FRÖBEL. 

Er  Iku  denn  Auch  während  des  .i^unzen  Feldzuues  mit  Wcil.i  ständii;'  schrill  lieh  in 
Verbindnnii'  gestanden.  Seine  Briefe  sind  uns  t'iisl  vollstiindi^'  erhalten.  Der  ,s;rr)l,Ue 
Teil  ist  nach  weeliselvollen  Schicksalen  \()r  zwei  Jahren  in  den  l^esitz  des  (Ger- 
manischen Nalii)nalmuseums  s^ekommen,  eini,i;e  betinden  sich  im  rnlbelhause  in 
Bhmkenburii"  i.  Thür.  Sie  enthalten  neben  Berichten  aus  dem  l"elde  sehr  umtan.i;- 
reiche  Ausführun.iien  über  i;"eognostische  Beobachtungen  auf  dem  Marsche.  Soweit 
sie  für  die  (jeschichte  der  Freiheitskrie.^e  und  des  Lützowschen  Korps  in  Betracht 
kommen,  werden  sie  hier  zum  erstenmale  zur  Veniffentlichun.i;'  gebracht.  Die  rein 
geognostischen  Mitteilungen  sind  unberücksichtigt  geblieben. 

Das  Fröbelhaus  besitzt  außer  den  Briefen  noch  kurze  Aufzeichnungen  Fnibels, 
die  dieser  als  ..Reise-  oder  Marschkalender"  bezw.  „Ruhepunkte  auf  meinem  mili- 
tärischen Marsche"  bezeichnet  hat.  Sie  ergänzen  die  vorhandenen  Briefe  zum  Teil 
insofern,  als  sie  die  genaue  Marschroute  angeben  und  den  Inhalt  der  verloren  ge- 
gangenen Briefe  kurz  skizzieren.  Sie  kommen  mit  freundlicher  Genehmigung  der 
Verwaltung  des  Fröbelhauses  im  .Auszüge  zum  Abdruck,  im  Auszuge  deshalb,  weil 
sie  auf  sehr  schlechtem  Papier  geschrieben  und  so  teils  sehr  schwer  lesbar,  teils 

völlig  unlesbar  geworden  sind*). 

*  * 

* 

Bl.  D  r  e  s  d  e  n.  d  e  n  IQ  t  e  n  April  (M  o  n  d  t  a  g  s)  I813. 

Glücklich  und  gesund  habe  ich  die  erste  Station  auf  der  neuen  Lebensreise 
zurückgelegt,  und  mit  dem  Frohsinn,  der  midi  auf  derselben  stets  begleitete,  bin 
ich  gestern  Mittags  12  Uhr  hier  angekommen.  —  Folgendes  ist  der  Weg  und  die  klei- 
neren Ruhepunkte,  die  wir  gemacht  haben.  Gegen  8  Uhr  sind  wir  Freytags  mit 
3  Wagen  aus  B. [erlin]  abgegangen.  [Folgt  die  genaue  Beschreibung  der  Marschroute.] 
In  Zossen  wurde  Mittag  gemacht.  Wir  kamen  daselbst  nach  2  Uhr  an.  Hier  wurde 
mir  zum  Erstenmale  das  Vergnügen,  worauf  ich  mich  schon  so  lange  gefreut  hatte, 
einquartiert  zu  werden. 

Zossen—Baruth  (abends  8  Uhr),  Aufbruch  um  t  Uhr  Mitternacht,  3  Uhr 
Dahme,  Hohenbucko,  Dobrilugk  (Mittag),  5  Uhr  ab  nach  Elsterwerda  (Ankunft 
abends  8  Uhr),  Großenhain,  Mittag  12  Uhr  Ankunft  in  Dresden  ... 

Da  die  eigentliche  Stadt  ganz  mit  Soldaten  überlegt  ist,  so  wurden  wir  zu 
unserm  Leidwesen  in  das  äußerste  Ende  einer  Vorstadt  verlegt,  nämlich  in  die  Ziegel- 
gasse vor  dem  Pirnaer  Tore  .... 

Meißen  am  20.  A  p  r  i  1 :  Nachmittags  3  U  h  r.  Gestern  hatten 
wir  in  Dresden  Rasttag.  [Schilderung  eines  Besuches  in  der  Gemäldegalerie:  be- 
wundert einen  Amor  von  Raphael.  Besuch  einer  feierlichen  Messe  im  Dom;  ver- 
läßt die  Kirche,  weil  Kastraten  singen.] 

Oschatz,  M  i  1 1  w  o  c  h  am  21  s  t  e  n  A  p  r  i  1  N  a  c  h  m  i  1 1  a  g  s  3  U  h  r. 

Um  2  Uhr  waren  wir  gestern  in  Meißen  eingerückt.    4  Uhr  mußten  wir 

uns  zum  schießen  stellen.     [Besuch  des  Domes;    begeisterte  Schilderung]   So 

verfloß  die  Zeit  bis  zum  Abendessen.    Nach  demselben  veranstalteten  die  alten  Stu- 


*)  iJie  in  Blank:enl:^urg  verwahrten  Stücke   sind  mit  Bl.,  die  im  Germanisclien  Niitinnal- 
museum  mit  G.  N.  liezeiciinet. 


VON   AUGUST  NEUHAUS.  101 


deuten  in  nnserni  (^oniniundo  einen  (Kommers.  An  dem  sclKhien  lieilern  Abend 
saßen  wir  bey  Wein,  Gesang  und  üläserklang  im  Freyen.  Unser  jubelnder,  weit 
schallender  Gesang  lockte  natürlich  eine  große  Menge  Meißner  um  uns.  Nach  10  Uhr 
gingen  wir,  einige  mit  trüben  Augen  und  scliweren  Häuptern,  nach  Hause.  —  Heute 
Morgen  um  VoS  Uhr  mußten  wir  uns  schon  wieder  vor  des  Oberjägers  Quartier  stellen 
und  nun  sind  wir  in  strengem  Marsch  hier  angelangt.  —  Um  4  Ulir  waren  wir  schon 
wieder  zum  Schießen  beordert.    Jetzt  ist  es  V^^  Uhr  und  um  7  Uhr  haben  wir  wieder 

Apell Was  ich  in  den  wenigen  freyen  Augenblicken    hier    niedergesclirieben 

habe,  schrieb  ich  in  Umgebung  von  4—5  Mitjägern  nieder,  die  teils  mit  mir  zugleich 
einquartiert  sind,  theils  die  Kameraden  besuchen   .... 

Aus  Dresden  sind  wir  ohngefähr  45  Mann  ausgezogen.    Ein  großer  Theil 

davon  sind  Studirende  ....  Marquardt.  der  vorzügliche  Mann  und  Mensch,  von 
dem  ich  Ihnen  schon  sprach,  ist  unser  Olierjäger  und  Führer. 

[Hier  bricht  der  Brief  ab.] 


Ruhe  p  u  n  k  t  e    a  u  f    m  e  i  n  e  m  M  i  1  i  t  ä  r  i  s  c  h  e  n  Marsche. 
16.— 21.  April.      Vgl.  1.  Brief  vom  19.— 21.  April. 

21.  „  Oschatz. 

22.  ,,         Würzen. 
2].  und  24.     „  Leipzig. 

25.  „  Schkeuditz. 

26.  ,,  Groß  Liebenau.       Nachts    Lager    bei    Scoppe    [Schkopau] 

a.  d.  Elster. 

27.  „  Lager  bei  Klepsig  1  Klepzig]. 

2S.  und  29.    ,,  Sandeberg  [Sanderfeld  ?]  —  Ragu[h]n  —  Dessau. 

^0.     „  Zerbst. 

1.  Mai.     Loburg.  Theesen. 
2.  und  ].    ,,        Genthin. 

4.  „        Wust. 

5.  „        Schönfeld  ülier  Sandau  nach  Havelberg. 

6.  „        Havelberg. 
7.  und  <s.    ,,        Perleberg. 

9-    „        Lanz,  Lenzen,  Seedorf. 

10.  „        Mödlich,  Ferrklaß  [Kaliß  U- 

11.  „        Mittags  bei  Dömitz  über  die  Elbe. 

Dannenberg,  Abends  G()hrde,  ein  churfürst.  hannoversches  Jagd- 
schloß und  Poststation. 


G.  N.  Dannenberg,   Mittwoch   am  12ten  May  I8I3   AlKMids  11   Uhr. 

....  Gestern  Mittag  sind  wir  bey  Dümitz  über  die  Elbe  gegangen,  was  ich 
dabey  dachte,  empfand  und  dem  Himmel  bat,  erlauben  Sie  mir  jetzt  auch  blos  in 
der  Andeutung  zu  übergehen,  so  viel  seyn  Sie  fest  versichert,  es  war  einem  Deutschen, 
es  war  einem  jungen  Manne,  welcher  das  Glück  Ihrer  Achtung  genießt,  würdig.    Vom 


102      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS  FRIEDRICH  WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

Ufer  der  Hlbe  i;in,uen  wir.  luiLlkiein  unser  .ganzes  Corps  uikl  ;iul1i  ein  Tlieil  der  ihm 
vom  Könii;'  zu  erlheillen  Artillerie,  bestehend  aus  \  Kanonen  und  einer  Haubitze, 
auf  demselben  an,iielan,i:l  war.  nach  Dannenber.t;'.  liier  hi.i;erten  wir  uns  jenseits 
der  Stadt,  wo  uns  zuerst  nach  einiger  Zeit  Speise  aus  derselben  Parthienweise  ,y:ereicht 
und  nachher  Brot  und  Branntwein,  wie  es  liiel].  für  eini.i^^e  Tage  .y:eseben  wurde. 
Zwischen  5  und  6  Uhr  Abends  brachen  wir  wieder  auf  nach  Göhrde,  einem  chur- 
fürstl.  hannoverischen  Jagdschlösse,  wo  wir  gegen  11  Uhr  Abends  ankamen,  liier 
wurde  sogleich  in  dem  ganz  nahe  daran  liegenden  Holze  im  Freyen  gelagert  und  zum 
Nachtmahl  ein  kleines  Stückchen  Speck  verabreicht.  Nachtfeuer  durften  nicht 
gemacht  werden,  weil  wir  h(")rten,  der  Feind  sey  sehr  nahe,  doch  wir  nicht  wußten, 
wie  nahe  er  eigentlich  wäre.  Uns  wurde  die  Ordre  gegeben,  uns  in  einer  Stunde  zum 
Abmarsch  fertig  zu  machen,  doch  .schliefen  wir  ruhig  bis  zur  genannten  Zeit,  und 
schon  flammten  die  nun  erlaubten  Wachtfeuer  hoch  empor  und  Fleisch  zum  Kochen 
zubereitet,  als  mit  einemmale  die  Ordre  zum  Abmärsche  kamen.  Es  hieß,  die  Fran- 
zosen kämen  uns  in  großen  Massen  entgegen.  Alles  rückte  in  größter  Ruhe  und  strenger 
Ordnung  aus.  Als  wir  die  Hiihe  des  Waldes  erreicht  hatten,  wurden  die  Dispositionen 
verteilt,  indem  die  bestimmte  Nachricht  kam,  daß  die  Franzosen  auf  der  entgegen- 
gesetzten Anhöhe  standen.  Ein  Theil  der  Jäger  meiner  Compagnie  stellten  sich  an 
dem  Holze,  wo  es  an  das  offene  Feld  gränzte.  Die  Cosakken  und  unsere  Cavallerie 
stand  schon  auf  der  Anhöhe  vor  uns;  der  Theil  meiner  Compagnie  bey  welcher  ich 
stand,  wurde  zur  Deckung  eines  Weges  beordert.  Bald  spürten  wir  Kanonen  und  den 
Donner  des  Bataillonfeuers.  Alles  unseres  Corps  und  auch  die  bey  utis  befindlichen 
Pommerschen  Jäger  rückten  nun  vor,  und  auch  wir  zogen  uns  an  das  Holz  heraus. 
Jetzt  sahen  wir  ein  kriegerisch  herrliches  Schauspiel,  unsere  Kanonen  rissen  die  Glieder 
der  Feinde  nieder,  und  schon  sahen  wir  sie  schnellfüßig  nach  und  über  die  entgegen- 
gesetzte Anhöhe  flüchten.  Leider  hatte  sich  unsere  Artillerie  zu  schnell  enthüllt 
und  so  den  Feind  nicht  nahe  genug  gelassen,  daß  für  uns  Jäger  und  für  die  Infanterie 
es  auch  etwas  zu  thun  gegeben  hätte.  Das  Resultat  des  Gefechtes  war,  daß  von  den 
Franzosen  300  [Mann]  Infanterie  (vom  108  ten  Regiment)  und  ohngefehr  100  Mann 
Kavallerie  (Pohlnische  Uhlanen)  im  Gefechte  waren.    Von  diesen  sollen,  so  sagte  mir 

von  der  Helden 70—80  auf  dem  Felde  geblieben  seyn.    36  Mann  Gefangene 

und  mehrere  Beutepferde  sind  eingebracht  worden.  Von  unserer  Seite  ist  dagegen, 
was  Sie  mir  bestiintiit  nach  den  sichersten  Nachrichten,  die  ich  gehört  habe,  kein 
Mann  geblieben  und  keiner  gefangen  genommen  worden.  Mehrere  Pferde  sind 
geblieben  und  plessiert  worden,  einem  das  Pferd  unter  deni  Leib  w^eggeschossen, 
doch  ist  auch  dieses  Pferd  nicht  gleich  geblieben,  verwundet  soll  von  uns  nur  einer 
und  dieser  zufällig  von  einem  Kosacken  seyn.  Es  ist  dieß,  daß  wir  so  glücklich  davon 
gekommen  sind,  kein  Mährchen,  sondern  ist  wirklich  und  bestimmt  w  a  r,  wir  alle 
wundern  und  freuen  uns  darüber;  auch  würden  sicher  noch  weit  mehr  Gefangene 
gemacht  worden  seyn,  wenn  sich  die  Franzosen  nicht  hinter  einen  Sumpf  zurück- 
gezogen hätten,  jenseits  welchem  unsere  Cavallerie  sie  blos  durch  Umwege   

konnte;   bald  erreichten  sie  aber  auch  na ein  Dorf  und  konnten  nunmehr  von 

unserer  Reuterey  verfolgt  werden.  Hätte  sich  unsere  Cavallerie  nicht  zu  früh  ent- 
hüllt, so  wäre  nach  dem  allgem.  Urtheil  das  Ganze  in  unsre  Hände  gefallen.  Nach 
der  Aussage  der  Gefangenen  standen  in  dem  Dorfe  vielleicht  1  Meile  vom  Kampf- 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  103 


platz  1000  Mann  Franzosen  gut  verschanzt.  Unsere  Infanterie  zog  sich  nun  zurück, 
die  Cavallerie  besonders  die  Kosacken  jagten  noch  den  Feind.  Wir  sämtlich  zogen 
uns  nun  ohne  Aufenthalt  über  Göhrde  nach  Dannenberg  zurück.  Sehr  viele  russische 
reguläre  Reuterey  begegnete  uns  auf  unserem  Marsch,  von  der,  wie  ich  bemerkte, 
auch  ein  großer  Theil,  wo  nicht  das  Ganze,  mit  uns  zurück  ging.  Auf  einer  bedeu- 
tenden sich  lang  hinziehenden  Anhöhe  zwischen  Gölirde  und  Dannenberg  standen 
mehrere  100  neu  angekommene  Kosacken  und  Baskire,  die  jedoch  zurückblieben. 
Um  3  Uhr  ohngefähr  kamen  wir  in  Dannenberg  an,  unsere  Compagnie  lagerte  sich 
wieder  im  Freyen  auf  ihrem  vorigen  Platz.  Die  Pommerschen  Jäger  wurden  sogleich 
in  der  Stadt  einquartiert,  so  wie  auch  ein  großer  Theyl,  wo  nicht  das  Ganze,  unserer 
Reuterey,  alles  andere  soll  schon  über  die  Elbe  zurückgegangen  sein.  Auch  wir  haben, 
nachdem  wir  erst  gegen  10  Uhr  in  der  Stadt  einquartiert  worden  sind,  die  Ordre 
erhalten  uns  5^2  Uhr  zum  Abmärsche  zu  stellen;  ohne  Zweifel  werden  auch  wir  so 
wie  wenigstens  der  größte  Theil  des  regulären  Militärs  über  die  Elbe  zurückgehen. 
Die  Ursache  soll  seyn,  daß  es  Absicht  des  Feindes,  der  an  Kraft  uns  weit  überlegen 
sein  soll,  sey,  uns  unseren  Rückzug  über  die  Elbe  abzuschneiden.  Als  wir  in  Dannen- 
berg ankamen,  fanden  wir  wieder  mehrere  frisch  angekommene  russische  Kanonen 
vor.  Es  wird  vermuthet,  daß  wir  nun  jenseits  der  Elbe  bis  Hamburg  gehen  werden. 
Dörenberg  war  bey  dem  Gefecht  gegenwärtig,  ob  wir  gleich,  wie  ich  höre,  von  Lützow 
kommandiert  worden  sind.  Von  dem  auf  dem  Kampfplatz  von  dem  Feinde  gelassenen 
und  von  den  Kosacken  nicht  genommeiien  Sachen  sind  zwey  Wagen  voll  hier  ein- 
gebracht worden.  —  Die  Kosacken  haben  sich  sehr  charakteristisch  gezeigt,  wenn 
die  Kanonen  Reihen  nieder  gerissen  hatten,  flogen  sie  sclinell  herbei,  umschwärmten 
die  Gefallenen,  setzten  ab,  machten  Beuthe,  todten  ( !)  und  ehe  der  2te  Schuß  viel, 
waren  sie  schon  wieder  fort.  Zwei  Kosacken  sind  auch  sehr  tödtlich  verwundet  worden. 
Andere  unserer  Cavalleristen  sagen,  daß  bey  weitem  mehr  als  die  von  v.  d.  Helden 
angegebene  Zahl  Franzosen  geblieben  seyn  soll,  und  geben  an,  daß  von  den  Kar- 
tetschen  mit  einemmale  gegen  70  gefallen  seyn  sollen.  Im  ganzen  sollen  gegen  20  Schuß, 
worunter  2  Kartetschen  Schuß  waren,  aus  unserm  Geschütz  gefallen  seyn.  Die  Fran- 
zosen sollen  2  Kanonen  gehabt  haben,  sie  sollen  aber  nicht  in  Thätigkeit  gewesen  seyn. 
Dieß  ist  dasjenige,  was  ich  von  dem  ersten  Gefecht,  bey  dem  ich  Zeuge  war,  weiß.  — 
Ich  darf  sagen,  daß  ich  mich  dabey  über  mich  gefreut  habe,  und  daß  ich  hoffen  darf, 
daß  es  recht  gut  gehen  wird,  wenn  auch  ich  —  vielleicht  bald  ins  Feuer  komme. 
Ich  bin  gesund  und  ich  hoffe,  daß  ich  immer  leichter  die  Strapatzen  des  Marsches 
ertragen  und  mich  an  sie  bald  gewöhnen  werde,  daß  sie  meine  freye  Geistesthätigkeit 
nicht  mehr  wie  bisher  doch  oft,  wo  ich  nur  darauf  zu  sinnen  hatte,  wie  ich  dem  Zuge 
folgen  wollte,  unterbrochen  werden.  — 

Diesen  Nachmittag  wurden  noch  mehrere  Wagen  (man  sagt  gegen  100  Mann) 
französische  Douaniers  hierdurch  gebracht,  welche  von  den  Kosacken  und  Baskiren 
zwischen  Lüneburg  und   ?  —  b  —  7  Meilen  von  hier  aufgehoben  worden  sind. 

Donnerstag    am    13.  May   auf   der  Elbe. 

In  diesem  Augenblick  werden  wir  bey  Dönitz  landen.  Unser  Übergang  hatte 
den  Zweck,  Davoust  von  Harburg  herab  zu  zielien,  um  seine  Aufmerksamkeit  von 
Hamburg  abzulenken. 


104      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS    FRIEDRK  II    Wll  HHLM  AUGUST  FRÖBEL. 

1 )  ()  111  i  t  z .   1)  t»  n  11  c  r  1  :i  i;'    :i  iii  M.  M  :i  y   A\  i  1  t  a  i;  s    1    Uli  r. 

Die.^eu  Alitlu.s:'  .^iiid  wir  hier  in  der  Stadt,  wo  luan.  indem  oooo  SoldatiMi  hier 
he,i;eii  sollen,  fast  iiIlIiIs  als  .Militär  sieht,  auf  2  Stunden  einquartiert.  Nachher  setzen 
wir  unsern  VVei:'  nach  H  1  d  n  a  2  Meilen  von  hier  auf  der  Straüe  nach  Boit/enlnir.s;" 
oder  Ludwii^siust  fort.  In  diesem  Flecken  wird  unser  Corps  heute  Nachtquartier 
haben.  — 

Zu  dem  sestri.iien  Gefecht  mö,s::en  von  preu(3ischer  und  russischer  Seite  ohn- 
gefähr  w(^hl  2500—3000  Mann  ausgerückt  gewesen  seyn.  — 

Ich  sagte  Dörenberg  sey  gegenwärtig  gewesen,  dieß  ist  aber,  wie  ich  eben 
höre,  ungegründet,  sondern  Wallmotten  [Walrnoden],  der  Chef  von  'rschernitscheffs 
[Tschernyschew].  Tschitschakoffs  (Tschitschagow]  und  Dörenbergs.  —  Tschernitscheff 
liegt  schon  seit  14  Tagen  hier.  —  Dömitz  ist  ein  kleines  Städtchen  und  wird  jetzt 
sehr  mitgenommen  durch  den   ununterbrochenen  sehr  starken  'rruppenmarsch.  — 

Wie  ich  von  Lieuten :  Palm  hörte,  werden  wir  vielleicht  noch  öfterer  ülter  die 
Elbe  und  zurückkehren,  um  Davousts  .Aufmerksamkeit  von  einem  Punkt  abzuleiten 
und  seine  Kraft  zu  zertheilen;  so  vermuthet  man  z.  B.,  daf]  vielleicht  das  letzte  Ge- 
fecht bewirkte,  daf3  Davoust,  dessen  Hauptquartier  in  Harburg  und  dessen  Macht 
nach  französischen  Nachrichten  30.000  Mann  seyn  soll,  Truppen  detaschierte,  um 
uns  zu  verfolgen,  indem  wir  auf  dem  rechten  Ufer  hinabgehen,  um  von  neuem  ihn 
an  einem  andern  Punkt  auf  dem  linken  Ufer  in  Thätigkeit  zu  setzen.  —  Die  neu 
errichteten  Mecklenburger  Jäger  sind  außerordentlich  schmucke  und  geputzte  Leute; 
wir  stechen  in  dieser  Hinsicht  sehr  ab.  Mir  gefällt  übrigens  der  Contrast  gar  nicht, 
daß  sie  bey  ihrer  b  u  n  t  e  n  Kleidung,  —  denn  sie  tragen  fast  meistens  doppelte 
breite  gelbe  Litzen  auf  Kragen  und  Ermel  —  den  Todtenkopf  an  ihren  Mützen  tragen. 
Schackows  und  Cartusche  haben  sie  noch  nicht.  — 

Sollten  wir  uns  länger  auf  dem  jenseitigen  Ufer  aufhalten,  so  wird  es,  wie  ich 
höre,  wohl  unmöglich  seyn.  mir  das  Vergnügen  zu  machen  ihnen  schreiben  zu  kfumen, 
indem  die  Russen  z.  B.  nicht  einmal  von  Dannenberg  Bothen  und  Posten  auf  das 
diesseitige  Ufer  gehen  lassen.  — 

Sollte  ich  vielleicht  in  einem  der  nächsten  Gefechte  bleiben,  und  sollten  Sie 
es  hören,  so  bitte  ich  Sie  nochmals  recht  herzlich  es  nach  Frankfurt  a.  M.  an  meinen 
Freund  den  Herrn  v.  Mettingh  und  einem  meiner  Brüder  sobald  als  es  die  Umstände 
erlauben,  zu  schreiben,  und  ihnen  nur  ganz  kurz  als  ein  in  dem  preußischen  Schutz 
lebender  die  Nothwendigkeit  zu  zeigen  mich  für  die  militärische  Laufbahn  zu  be- 
stimmen, wenn  ich  ferner  auf  die  Achtung  in  der  bürgerlichen  Gesellschaft  hätte 
Anspruch  machen  wollen.  — 

Ich  befinde  mich  mit  jedem  Tage  wohler  und  ertrage  immer  leichter  die  Mühen 
des  Krieges,  obgleich  beym  Anfang  eines  neuen  Tages  der  Körper  die  Strapatzen  doppelt 
zu  fühlen  scheint.  So  ging  es  auch  heute,  ich  glaubte  erst  nicht  den  neuen  Marsch 
wegen  Müdigkeit  zurücklegen  zu  können,  und  dann  erquickt  durch  die  Kühle  des 
Morgens  und  vorher  gefallenen  Regens  ging  es  besser  als  fast  je.  — 

Mit  inniger  Freude  und  dem  schönsten  Seelenfrieden  gehe  ich  meiner  Be- 
stimmung entgegen.  Ich  lebe  zwischen  zwei  beseeligenden  Gedanken:  dem  jeden 
Augenblick  mit  Bewußtsein  und  Seelenfrieden  an  den  Pforten  der  Welt  einer  sichern 
und  reinern  Erkenntnis,  reinem  bessern  Handelns  zu  stehen  —  und  zwischen  dem. 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  105 


nach  jetzt  erruni;eiieni  Ziele  zu  den  inni,i!,'st  Geliebten  meiner  Seele  zu  meinen  theuren 
Freunden  aLs  Mitkämpfer  und  MitHrrin,i;er  zurückkehren  und  die  übri,i,^en  Ta.^e  meines 
Lebens  in  ihrem  liebenden  und  lehrreichen  erhebenden  Kreise  verleben  zu  binnen. 
Vezeihen  Sie  mir,  daß  ich  so  schlecht  ausspreche,  was  so  schTm  ,s;"edacht  und 
rein  empfunden  war;    die  Zeit  zum  Abmarsch  drängt  und  das  Geplauder  meiner 

14—16  Mifeinquartierten  st()hrt  mich 

*  * 

P  e  r  1  e  b  e  r  ,i;",   S  o  n  n  a  b  e  n  d  s    am  1  "5  t  e  n  May  181  ^ 
Als  ich  vor  8  Tagen  meinen  vorletzten  Brief  an  Sie  verehrtester  Herr  und 
F^reund  auf  die  Post  gab,  erwartete  ich  nicht,  daf]  ich  Ihnen  von  Perleberg  aus  und 
noch  dazu  so  bald  wieder  schreiben  würde,  und  noch  weniger  glaubte  ich  es,  als  ich 
vor  einigen  Tagen  meinen  letzten  Brief  an  Sie  in  Dcimitz  auf  die  Post  gab. 

Wir  gingen,  wie  ich  Ihnen  schon  schrieb  am  13ten  Mittags  von  Dömitz  längs 
der  neuen  Hlde  (...)  nach  Eldena  in  der  Meinung  weiter  unten  an  der  Elbe  einen 
abermaligen  Übergang  zu  versuchen,  wozu  wir,  wie  ich  später  durch  den  Herrn  Lieut : 
Palm  hörte,  eingeladen  worden  waren;  doch  die  Umstände  hatten  sich  geändert. 
Statt  vorwärts  zu  gehen,  gingen  wir  gestern  Nachmittags  über  0  r  1  o  s  e  n  [Gorlosen] 
und  D  e  i  b  0  w  nach  M  a  n  k  n  u  ß  und  heute  von  da  nach  Perleberg  zurück,  um, 
wie  es  heißt,  weiter  oben  an  der  Elbe,  vielleicht  bei  Spandau,  einen  abermaligen 
Übergang  zu  versuchen,  um  wo  m(")glich  ins  Westfälische  oder  Hannoverische  durch- 
zubrechen. Morgen  haben  wir  Rasttag  und  vielleicht  auch  noch  Mondtag,  um  unser 
Korps  vor  einem  neuen  Zuge  in  den  möglichst  vollkommenen  Zustand  zu  versetzen. 
Aus  unsern  bisherigen  Zügen  geht  der  Charakter  unseres  Korps  eines  leicht- 
beweglichen  schwärmenden  sehr  deutlich  hervor,  dennoch  gestehe  ich  aufrichtig, 
daß  ich  bis  gestern,  wo  mich  unser  Lieuten:  Palm  darüber  belehrte,  über  unser  Hin- 
und  Herziehen  und  nichts  Leisten  mißmuthig  war,  denn  es  schien  mir,  als  wäre  in 
unserm  Handeln  gar  kein  Plan  und  Zweck,  und  wir  würden  von  dem  Zufall  hin-  und 
hergeworfen  und  wären  ein  Spiel  desselben,  und  unsere  Züge  beabsichtigten  blos 
uns  von  dem  stärkern  Feinde  zurückzuziehen  und  zu  sichern,  ohne  mit  diesen  sichernden 
Maßregeln  auch  angreifende  zu  verbinden,  doch  Palm  versicherte  mir,  wie  der  Zweck 
unserer  (Jbern  immer  gewesen  sey  uns  tiefer  in  TJeutschland  einen  festen  Punkt  zu 
erringen,  der  der  Mittel-  und  Festhaltungspunkt  unseres  Wirkens  seyn  köninte,  einen 
Punkt,  von  dem  aus  wir  neue  allgemeine  und  somit  größere  Kräfte,  d.  h.  die  Kräfte 
ganzer  Landschaften  mit  uns  verbinden"  könnten,  und  daß  zu  diesem  Zweck  Herr 
Maj.  V.  Lützow  alles  besonders  bey  Halle  und  Querfurt  gethan  und  mit  wirklich 
kühnem  Muthe  ausgeführt  habe,  was  man  nur  hätte  thun  können;  daß  er  dort  alles 
versucht  habe,  nach  dem  Thiiringer  Walde  zu  durch  zudringen,  daß  es  jedoch  wegen 
der  Stellung  der  Franzosen  unmöglich  gewesen  sey.  Ja  es  wurde  gesagt,  daß  v.  Lützow 
vertrauend  unserer  Kraft  und  unserem  Muthe  wirklich  so  viel  gewagt  habe,  daß  wir, 
wenn  jener  Spion,  von  dem  ich  Ihnen  schon  schrieb,  nicht  aufgefangen  worden  wäre, 
wir  Gefahr  gelaufen  wären  aufgegriffen  zu  werden.  Weiter  sagte  Palm,  daß  von  Lützow 
diesen  Zweck,  uns  mit  allgem.  und  größeren  Kräften  jenseits  der  Elbe  zu  verbinden, 
noch  immer  unabgesetzt  verfolge,  daß  wir  deshalb  unsern  Zug  längs  der  Elbe  gemacht 
und  bei  Dömitz  übergesetzt  hätten  und  dann  diesseits  der  Elbe  wieder  weiter  hinunter 


106      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS  FRIEDRICH  WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

gegan,s:en  wären,  daß  wir  aber,  wie  ich  zuniTheil  ja  selbst  wüßte,  durch  die  Stärke  und 
Stelhmi:  des  Feindes  abgehalten  worden  wären  diesen  Vorsatz  auszuführen,  daß 
aber  der  Zurückgang  an  der  Elbe  ferner  die  Ausführung  dieses  Vorsatzes  bezwecke, 
und  daß  wir  daher  wohl  bald  abermals,  und  weini  es  nochmals  nicht  gelingen  sollte 
und,  wie  zum  Voraus  zu  sehen,  wohl  nicht  gelingen  wird,  noch  mehrmals  über  die 
Elbe  vor  und  zurück  gehen  würden.  Ferner  sagte  er,  daß  natürlich,  ehe  man  etwas 
Bestimmtes  mit  uns  wagen  könne,  man  vorher  einigermaßen  unsere  Kräfte,  unsere 
Ausdauer  kennen,  daß  wir  übrigens,  um  selbstständig  etwas  auszufüliren,  an  Macht 
d.  h.  an  Größe  noch  zu  gering  wären  und  noch  an  zu  vielerley  Mangel  litten.  Jedoch 
könnten  wir  fest  unserm  Chef  Maj.  v.  Lützow  vertrauen,  der  gewiß  unsere  Kräfte  zu 
würdigen  und  bey  jeder  sich  darbiethenden  Gelegenheit  sicher  gebrauchen  würde.  — 

Dieses,  und  was  Palm  noch  weiter  sagte,  beruhigte  mich  vollkommen,  flößte 
mir  ein  Vertrauen  und  ein  inniges  Festhalten  an  unsern  Chef  und  auch  an  diesen 
Lieuten:  Palm  ein,  was  ich,  ich  gestehe  es  aufrichtig,  bisher  noch  nicht  gehabt  hatte, 
so  daß  ich  bisher  bey  dem  Gedanken  an  unsern  Zweck  unerwärmt,  unergriffen  blieb, 
daß  ich  —  über  mein  individuelles  Handeln  vollkommen  ruhig  und  zufrieden  in  mir, 
mich  für  das  Äußere  in  gewisser  Hinsicht  kalt  und  interesselos  auf  mich  selbst  ruhend 
in  mich  zurück  zog.  Ich  fand  nur  abermals,  daß  in  keiner  Lage  und  in  keinem  Ver- 
hältnis unseres  Lebens,  selbst  dem  mit  der  größten  Freyheit  und  Selbstbestimmung 
geschaffenen,  eine  nur  einigermaßen  nahmhafte  Realisierung  des  unser  Innerstes 
erfüllenden  und  uns  zur  Erkennung  unserer  Würde  erhebenden  Hohen  —  zu  hoffen 
und  zu  erwarten  sey,  und  diese  nur  wiederkehrende  Bestätigung  meiner  langen  Über- 
zeugung, daß  der  Mensch  seinen  innern  Frieden,  seine  Seelenruhe  schlechterdings 
an  nichts  Äußeres,  an  nichts  außer  an  sich  knüpfen  soll.  Ganz  anders  aber  fühlte 
ich  mich  nach  der  Unterredung  mit  Palm;  ich  fühlte  mich  erhöht,  gestärkt,  ich 
empfand,  wie  seit  langem  nicht,  bey  dem  Gedanken,  daß  meine  Gesamt- Kraft  mit 
Selbstbesserung  an  ein  großes  Ganze  zur  Erreichung  des  höchsten  Gesamtzweckes, 
freye  Entwickelung  und  Ausbildung  unseres  Wesens  für  Vollkommenheit,  angeknüpft 
sey  —  meine  Würde.  O  es  ist  doch  das  Höchste  an  Seeligkeit  gränzende  Glück, 
wenn  wir  das,  was  als  Höchstes  und  Heiligstes  unser  ganzes  Wesen  erfüllt,  wenn  wir 
dieß  in  dem  Gemüthe  eines  andern  wieder  finden,  wenn  uns  aus  demselben  die  Wahr- 
heit und  Reinheit  unserer  Empfindung  und  Überzeugung  entgegen  hallt.  Diesen 
Genuß  hatte  ich  gestern  seit  langem  Entbehren  zum  erstenmale  wieder. 

Sonntags  am  16.  May.  Vorstehendes  habe  ich  niedergeschrieben, 
während  ich  als  Ordonanz  bey  unserm  vortrefflichen  Major  von  Petersdorf  war, 
wo  ich  es  auch  noch  bin.  —  Gestern  wurde  unser  allgem.  geliebter  Feldwebel  Sürern 
mit  112  Stimmen  gegen  16  von  uns  zum  Lieuten:  unserer  Compagnie  erwählt;  heute 
Marquardt  an  dessen  Stelle  von  uns  zum  Feldwebel.  —  Es  kann  jeder  unserer  Mit- 
brüder von  uns  unmittelbar  zum  Offizier  erwählt  werden,  ohne  daß  er  vorher  die 
niederen  Grade  eines  Oberjägers  und  Feldwebels  durchgegangen  ist.  —  Von  un- 
serem letzten  Gefecht  sagte  mir  Palm  mit  Bestimmtheit,  daß  nach  demselben  noch 
85  Todte  und  Verwundete  auf  dem  Kampf  platze  gelegen  hätten,  was  ganz  mit  dem 
überein  stimmt,  was  ich  Ihnen  schon  als  mir  von  H.  v.  Helden  gesagt  mitgetheilt 
habe.  —  Ehe  wir  vorgestern  aus  Eldena  abgingen  kam  am  Vormittag  ein  schwedischer 
Offizier  daselbst    an,    und    es   sollen   nach    uns    von  den  bei  Wismar   gelandeten 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  107 


10—12  000  Mann  Schweden  2000  in  Eldena  eingerückt  seyn,  und  wie  ich  heute  höre, 
erwartet  man  die  Schweden  auch  hier,  so  daß  sie  sich  also  auch  längs  der  Elbe  herauf- 
zögen. —  Auf  unserem  Rückzuge  sind  wir  mit  vieler  Sorge  und  in  einigen  Dörfern 
von  weinenden  Frauen  empfangen  worden,  weil  man  uns  gänzlich  geschlagen  und  den 
Feind  uns  auf  den  Fersen  folgend  glaubte,  so  z.  B.  auch  hier;  überdieß  sind  schon 
die  sonderbarsten  Gerüchte  bis  Havelberg  uns  vorausgegangen,  wo  es  heißt,  daß 
wir  fast  alle  geblieben  wären.  —  Vorgestern  kam  ein  Ostfriese  zu  unserer  Reuterey, 
welcher  gegen  einen  Ostfriesen  Namens  Pfeiffer,  welcher  als  Jäger  in  unserer  Com- 
pagnie  steht,  folgendes  aussagte,  was  mir  jedoch  durch  die  2te  Hand  nämlich  Palm 
wieder  erzählt  wurde.  Pfeiffern  selbst  konnte  ich  bis  jetzt  noch  nicht  sprechen.  Ganz 
jüngst  widersetzte  man  sich  in  Ostfriesland  den  Franzosen,  es  rückte  Verstärkung 
derselben  ein,  und  sogleich  griff  man  alle  Vornehmeren,  diejenigen,  welche  man  Hono- 
ratioren nennt,  auf,  schoß,  wenn  man  eine  gewisse  Anzahl  zusammen  hatte,  ohne 
nur  die  mindeste  Untersuchung  die  Hälfte  davon  nieder  und  führte  die  zweite  Hälfte 
als  Geiseln  in  das  innere  Frankreichs  ab.  Noch  setzte  er  hinzu,  daß  der  Vater  des 
genannten  Pfeiffer  zwar  bey  seinem  Abgange  noch  nicht  erschossen  aber  als  Geisel 
abgeführt  worden  sey,  mehrere  seiner  Verwandten  aber  ermordet  waren.  Besonders 
noch  erzälilte  der  Angekommene,  daß  Bauern  einmal  die  Franzosen  mit  Glück  ge- 
schlagen und  in  diesem  Glücke  sie  zur  gänzl.  Vernichtung  verfolgt  hätten,  aber  bald 
von  600  M.[ann]  Gendarmen  umzüngelt  und  fast  gänzlich  vernichtet  worden  wären.  — 
Wie  uns  bey  dieser  Nachricht  zu  Muthe  wurde,  denken  Sie  sich  gewiß  leicht,  uns, 
die  wir  gerne  solche  Unternehmen  unterstützen  m()gten  und  die  jetzt  wenigstens 
nicht  mit  unserer  vollen  Kraft  wirken  können.  So  bald  ich  durch  Pfeiffern  etwas  spe- 
zielleres über  das  Ganze  höre,  erlauben  Sie  mir  es  ihnen  mitzutheilen.  —  Jetzt  werden 
bey  unserem  Corps  auch  Fußgänger  mit  Piken  errichtet  und  namentlich  bey  dem 
3ten  Bataillon.  Palm,  den  ich  durch  unsere  letzte  Unterredung  sehr  schätzen  lernte, 
wird  unsere  Compagnie  verliehren,  indem  er  zu  diesen  Pikenträgern  versetzt  wird.  — 
Eben  in  diesem  Augenblick  werden  sehr  viele  Latten  auf  dem  Markte  zusammen- 
getragen, die  wohl  zu  neu  anzufertigenden  Piken  dienen  sollen.  —  Es  wird  gesagt, 
daß  Jahn  bald  mit  einer  neuen  Compagnie  von  225  Jägern  zu  uns  stoßen  wird.  — 
Noch  sagt  man,  daß  Jahn  in  Leipzig  durch  sein  bestimmtes  Handeln  es  möglich 
gemacht  haben  soll,  daß  einige  Kassen  und  namentlicli  auch  die  unseres  Korps  in 
Sicherheit  gebracht  wurde. 

Ein  Freund  sagte  mir,  daß  Maj :  Lützow  gestern  eine  Estafette  erhalten  haben 
soll,  nach  welcher  der  Feind  ganz  neuerdings  durch  Wittgenstein  bey  Leipzig  ge- 
schlagen und  die  Armee  des  Vicekönigs  fast  gänzlicli  aufgerieben  und  er  gegen  1 1  000  M. 
Franzosen  gefangen  und  getötet  haben  soll.  Es  wurde  diesem  noch  hinzugefügt, 
daß  Prinz  August  an  seine  Gemahlin,  welcher  er  früher  große  Vorsorge  empfohlen, 
geschrieben  haben  soll,  daß  nun  die  Gefahr,  die  B—  gedroht  hatte,  vorüber  sey.  — 
Mein  Freund  hatte  diese  Nachricht  durch  Marquardt.  Sie  können  beurtheilen,  was 
an  ihr  wahr  ist,  möge  sie  gegründet  seyn  !  Denn  leider  waren  unsere  bisherigen  Nach- 
richten, die  über  den  Uen  d.  M.  nicht  erfreuend,  ob  sie  gleich  unsern  Muth,  unsere 
Ausdauer  erhöhten  und  das  felsenfeste  Vertrauen  auf  die  ewige  Vorsicht,  die  alles 
zum  Besten,  wenn  auch  scheinbar  nicht  der  jetzt  Lebenden,  doch  sicher  der  Mensch- 
heit leitet,  nicht  erschüttert  werden  konnte,  und  dieses  Vertrauen,  welches  Luther 


108       AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH  WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

SO  kratt\t»ll  inil  den  \\ouii;(.Mi  WortiMi:  eine  teste  Buix  ist  unser  (ioli  bezeichnet  — 
spricht  sich  in  unserin  Korps  hey  X'ielen  aus. 

P  e  r  1  e  b  e  r  .u'    a  ni    1 7.  M  a  y   M  o  n  d  t  a  .s;'  s  -  N  a  c  h  ni  i  t  t  a  ,i;'  s. 

....  \on  nun  an  werde  ich  mit  Sehnsucht  Ihren  teihiehnienden  l^rieten  ent- 
gejien  seilen,  zu  mal  da  Sie  jetzt  die  eiiizii;e  herzlich  theilnehniende  Person  sind,  mit 
welcher  schrililich  zu  unterhalten  mir  durch  die  trennenden  Zeitumstände  erlaubt  ist. 

Siirern.  der  sich  i^anz  wohl  befindet,  habe  ich  so,c:leich  den  Brief  seines  Herrn 
Bruders  überleben.  Hr  sa,i;te  mir  nachher  im  Vorüberi;ehen.  dal.i  in  demselben  auch 
meiner  gedacht  sey.  Vielleicht  macht  es  dem  Herrn  Staatsrath  Sürern  Ver,t,Miü.t;en 
zu  wissen,  daß  ein  unmittelbarer  Schwa.t^er  von  demselben,  Herr  Hüllmann  in  dem 
I.  Bataillon  in  der  Sten  Compa.i^nie  steht;  ersteht  also  mit  mir  in  derselben  Compagnie 
und  ist  mein  2er  Nebenmann;    wir  sind  fast  durchgehends  so  wie  auch  in  diesem 

.Augenblicke  mit  einander  einquartiert Herr  Hüllmann,  ein  gesetzter  junger 

Mann,  ist  der,  mit  welchem  ich  in  unserer  Compagnie  am  meisten  verbunden  bin. 
Übrigens  sind  noch  einige  herrliche  Menschen  in  meiner  Compagnie,  aber  leider  — 
man  glaubt  es  nicht  —  treffen  wir  uns,  da  so  viele  zwischen  uns  stehen,  selten.  — 
Die  Soldaten  gleichen  an  Schnüren  gereihten  Kugeln,  jede  steht  zunächst  mit  2  in 
Berührung  und  die  S.en  6.en  zu  beiden  Seiten  sind  schon  ziemlich  fremd.  Wie  uns  der 
Zufall  reiht,  davon  hängt  viel  ab.  —  Herrn  Bückling  habe  ich  noch  nie  zu  sprechen 
bekommen.  Die  Reuterey  zieht  höchstens  vor  uns  vorbey;  gewöhnlich  sind  wir 
sogar  in  verschiedene  Orte  einquartiert,  so  daß  also  eine  Berührung  zwischen  einem 
F^euter  und  einem  Jäger  sehr  schwierig  ist.  —  Friesen  habe  ich,  wie  ich  ihnen  schon 
schrieb,  nur  einmal  gesprochen,  er  ist  immer  zu  sehr  beschäftigt,  als  daß  ich  mich 
an  ihn  andrängen  möchte.  Von  der  Helden  sehe  und  sprach  ich  einige  mal, 
d(xii  ist  auch  er,  er  ist  Rittmeister,  immer  sehr  zerstreut,  sonst  habe  ich  noch  keinen 
der  andern  mir  von  Ihnen  genannten  Herren  gesehen.  —  Eben  sagt  mir  ein  gestern 
von  B —  abgereister  und  jetzt  hier  angekommener  Reisender,  daß  sich  leider  bis 
zu  seiner  Abreise  von  B—  die  Nachricht  von  der  neuern  bey  Zwenkau  gewonnenen 
großen  Schlacht  noch  nicht  bestätigt  habe.  —  Wir  wissen  von  unserer  fernem  Be- 
stimmung ganz  und  gar  nicht,  einige  wollen  sagen,  daß  wir  nach  Lenzen  zurück, 
andere,  daß  wir  weiter  an  der  Elbe  hinauf  gehen  werden;  so  viel  ist  gewiß:  unsere 
Ordre  ist  noch  nicht  angekommen,  heute  ist  die  2e  Compagnie  von  hier  nach  Wilsnack 
abgegangen  und  dieß  spricht  für  die  letzte  Meinung.  Wir  müssen  uns  fertig  halten 
jeden  Augenblick  aufzubrechen,  möglich  ist  es  aber  auch,  und  fast  scheint  es,  daß 
wir  morgen  noch  hier  bleiben.  —  Ich  danke  Ihnen  von  Herzen  für  die  mir  gütigst 
überschickte  Unterstützung  und  für  die  gütevolle  Besorgung  meiner  Geldgeschäfte; 
ich  freue  mich  sehr,  daß  der  ehrliche  Schneider  bezahlt  ist.  ^  Es  ist  unglaublich, 
wie  viel  man  als  Soldat  ausgeben  muß,  ohne  daß  man  eigentlich  etwas  dafür  hat, 
doch  hoffe  i  c  h,  daß  ich.  wenn  keine  außerordentlichen  Ausgaben  vorfallen 
und  ich  nicht  krank  oder  plessirt  werde,  10  Wochen  noch  ausreichen  kann.  Übrigens 
gestehe  ich  Ihnen  ganz  aufrichtig,  daß  mir  ein  wesentlicher  Dienst  geschehe,  wenn 
wenigstens  in  einem  der  künftigen  Monate  sich  etw^as  für  eine' bestimmte  Unter- 
stützung thun  ließe,  denn  ich  bekenne,  daß  ich  nicht  einsehe  wie  besonders  der,  der 
nicht  eine  eiserne,  sich  über  alles  wegsetzende,  alles  ertragende  Natur  hat,  ohne  solche 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  1  OQ 


subsi^^tiren  k;inn.  AußerJeni  werden  doch  auch  vom  Korps  aus  manche  F()rderun,i;'en 
,i,^emacht,  durch  die  man  sicli  sehr  zurücksetzen  würde,  wenn  man  sie  nicht  erl'iUlle. 
so  wird  z.  B.  bei  jeder  Gelegenlieit,  wo  etwas  vom  Korps  verabreicht  wird,  z.  B. 
Pulver,  Bley,  ,e;esa,t;t,  daß,  wer  es  sich  selbst  anschaffen  könne,  es  weit  besser  sey, 
so  schössen  wir  heute  nach  der  Scheibe,  und  es  wurden  diejenigen,  welclie  ihre  ei.t^ene 
Munition  verschießen  konnten,  aufgefordert  vorzutreten,  so  wurde  auch  die  Scheibe 
von  uns  bezahlt,  wer  mag  da  gerne  zurückstellen,  und  solcher  Fälle  giebt  es  mehrere. 
Wie  ich  schon  einmal  aussprach,  der  Soldat  kann  sich  schlechterdings  —  wenn  er 
nicht  auf  alles  Verzicht  leisten  und  sich  in  jedem  Verhältnisse  einzig  mit  dem  Allgem: 
begnügen  kann  —  keinen  Etat  seiner  Ausgaben  machen,  dazu  kommt  noch,  daß, 
da  der  Soldat,  was  er  bedarf  —  weil  er  nirgends  weiß,  wie  lange  er  bleibt  —  augen- 
blicklich bedarf  und  folglich  teurer  als  andere  bezahlen  müssen  |muß].  —  Ich  schrieb 
Ihnen  früher  die  Gage  der  Büchsen  Jäger,  wir  neueren  aber,  als  in  diesen  Compagnien 
überzählig,  erhalten  nur  das  Tractement  der  Flintenjäger  d.  i.  alle  10  Tage  5  gr  4  ^/.  — 
Doch  nochmals,  bis  jetzt  steht  es  um  meine  Kasse  besonders  durch  den  neuen  Zu- 
wachs recht  gut Aber  was  kann  doch  der  Mensch  entbehren,  und  wie  wenig 

braucht  er.  Meinen  Tornister  habe  ich  nun  schon  zum  3en  Male  leichter  gemacht 
und  theils  in  Leipzig  zurückgelassen  theils  dahin  zurückgeschickt,  jetzt  enthält  er 
so  wenig,  daß  ich  gewiß  nicht  gewagt  hätte,  aus  B —  mit  so  wenig  abzumarschiren 
und  ich  befinde  mich  sehr  wohl;  Yj,  Tag  bey  Sonnenschein  und  Hemde,  Taschentuch 
und  Strümpfe  sind  gewaschen,  was  braucht  der  ganz  Starke  mehr,  leider  trageich  noch 
wollene  Unterleibchen.  Doch  hoffe  ich,  mich  in  der  Zukunft  von  immer  mehreren!, 
was  mir  bisher  unentbehrliches  Bedürfniß  war,  loszumachen,  um  auch  von  dieser 
Seite  ein  immer  freierer  und  unabhängiger  Mann  zu  werden.  —  Ich  wünsche  Ihnen 
ein  recht  herzliches  Lebewohl  und  baldige  Entfernung  des  sorgenden.  Blickes  auf 
das  nächste  Schicksal  B — s. 

ich  glaubte  früher,  daß  das  Bataillon,  bey  dem  ich  jetzt  stehe,  das  2e  sey.  es  ist 
aber  das  erste.    Dieß  wegen  der  Adresse. 

Hier  in  Perleberg  wird  jetzt  sehr  eifrig  an  dem  Landsturm  gearbeitet,  am 
Sonntage  hat  er  zum  ersten  male  sich  in  den  Waffen  geübt 

Das  von  Reichsche  Corps  —  was  sich  seit  mehreren  Wochen  immer  in  und 
zwischen  Lenzen  und  Perleberg  aufhielt  und  jetzt  \Y?  Meile  von  hier  lag,  soll,  wie 
gestern  3  Jäger  desselben  auf  unserer  Stube  sagten,  gestern  über  die  Elbe  nach  Salz- 
wedel aufgebrochen  seyn.    Dieses  Corps  hat  aber  leider  weder  Reuterey  noch  Geschütz. 

Am  LSten  May. 

Eben  sind  die  v.  Reichschen  Jäger  hierdurch.  Das  Korps  scheint  daher  nicht 
über  die  Elbe  gegangen  zu  seyn.  Kurz  vorher  sind  800  Mann  der  russisch-deutschen 
Legion  von  B —  kommend  hier  eingerückt;    man  sagt,  sie  gehen  nach  Hamburg. 

Von  unseren  Brüdern  haben  heute  mehrere  auf  3  Tage  und  zur  Rückkehr 
hierher  Urlaub  erhalten;  wenigstens  bleiben  wir  also  noch  so  lange  hier,  einige 
sagen,  gar  5—6  Tage.  —  Mögen  wir  diese  Zeit  nur  recht  gut  zu  militärischen 
Übungen  benutzen.  — 


110      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS  FRIEDRICH   Wn.HHl.M  AU(jUSr  FRÖBEL. 

G  1  (")  b  e  n.     D  o  n  n  e  r  s  1  ;i  .s;  s    ;i  in    20. /V.  i^. 

Bis ,i;'estern  AIvmkI  luilton  wir  in  l\'iieberu\  von  wo  uns  ich  vcrl'lossenen  Diensüi,!;' 
iibernuils  einen  Brief  :m  Sie  liochverehrter  Ihenrer  Freund  auf  die  Post  ,i;ab,  Rasi- 
t:ii;e.  als  wir,  alle  .glaubend,  noch  einiii'e  Ta.i;e  da  lie.i^end  zu  bleiben,  luichst  unerwartet 
Ordre  zum  au.irenblicklichen  Abmarsch  erhielten.  Wir  ,i;in,i;en  um  Wilsnack,  was 
besonders  stark  von  Russen  bele,i;"t  seyn  soll,  über  Ülzen  oder  Üzen  |Ünze|,  über  das 
Guth  Plattenburi;",  Groß  Leppin  hieher,  wo  wir  heute  Mori^en  um  3  Uhr  an.  Da  wir 
gestern  gegen  8  Uhr  aus  P.  abmarschirten,  so  waren  wir  ununterbrochen  von  Sonnen- 
untergang bis  Sonnenaufgang  gegangen.  Es  war  eine  heitere  sternenhelle  Nacht, 
die  Kühlung  derselben  stärkte  den  Körper,  daß  der  Geist  sich  zum  öfteren  einer 
ungestörten  Thätigkeit  erfreuen  konnte,  ich  dachte,  Heil  für  sie  vom  Himmel  bittend 
der  fernen  Geliebten  und  Freunde 

Gestern  Nachmittags  wurde  in  Perleberg  der  Landsturm  vereidet;  selbst 
war  ich  bey  der  Handlung  nicht  gegenwärtig,  doch  zogen  die  mit  Piken  bewaffneten 
Sturmmänner  in  großer  Zahl  vor  uns  vorbey.  —  Den  mit  Schießgewehr  bewaffneten 
und  den  berittenen  Landsturm  habe  ich  nicht  gesehen. 

Mittags  wurde  bey  uns  ein  eine  abermalige  durchgehends  in  unserer  Com- 
pagnie  unzufriedene  Stimmung  verursachender  Parolbefehl  bekannt  gemacht;  er 
hieß :  daß  derjenige,  welcher  in  der  Stadt  Perleberg  schießen  würde,  auf  öffentlichem 
Markte  nach  Ausziehung  der  Uniform  50  Prügel  [erhalten]  und  fortgejagt 
werden  solle.  Sie  können  sich  selbst  leicht  denken,  wie  ein  solcher  mit  diesen  Worten 
ausgesprocb.ener  Befehl  wirken  mußte;  ich  gestehe  gern,  daß  er  mich  selbst  empörte, 
und  daß  [ich]  die  Kränkung,  die  ich  in  mir  fühlte,  obgleich  sehr  ruhig  und  nur  dem 
Feldwebel  Marquardt,  der  uns  den  Befehl  bekannt  machte,  aussprach.  —  Was  ich 
später  und  namentlich  durch  den  Lieut:  Sürern  hörte,  war,  daß  es  ein  Versehen  des 
Feldwebels  sey,  daß  er  diesen  Befehl,  der  das  Allgem:  und  namentlich  die  Füsiliere 
gälte,  bey  uns  und  zwar  gerade  so  vorgelesen  habe,  und  daß  selbst  unser  Hauptmann 
damit  sehr  unzufrieden  seyn  soll.  Ich  glaube  dieß  nun  zwar  nach  der  Wirkung,  die 
er  hervorgebracht,  recht  gerne;  denn  einige  von  uns  haben  sogleich  ihren  Abschied 
gefordert,  jedoch  noch  nicht  erhalten,  so  wie  überhaupt  sich  noch  keine  bestimmten 
Resultate  der  Unzufriedenheit  geäußert  haben.  —  Doch  sehe  ich  nicht  ein,  wie  der 
Feldwebel  etw^as,  was  allgemeiner  Befehl  war,  für  seine  Person  nicht  beachten  konnte ; 
freylich  hätte  er  wohl  das  Verbot  des  Schießens  in  der  Stadt  bey  harter  Ahndung, 
z.  B.  Ausstoßung  aus  dem  Corps,  erwähnen  ohne  jene  niedrigen  und  erniedrigenden 
Ausdrücke  gebrauchen  zu  müssen;  doch  sehen  Sie  wohl  mit  mir,  daß  unsere 
Oberen  viele  Mißgriffe  in  der  Behandlung  unserer  Compagnien  machen.  Überdieß 
ist  noch  zu  bemerken,  daß  die  Ursache  jenes  Befehls  keineswegs  von  den  Büchsen- 
jägern ausging.  —  Denken  Sie  sich  nun  noch,  daß  uns  dieß  in  einer  nicht  breiten 
Gasse  gesagt  wurde,  wo  die  Bewohner  der  nächsten  Häuser  es  hören  konnten,  denken 
Sie  sich,  was  diese  Menschen  besonders  von  u  n  s  und  unserem  Corps  denken  müssen, 
wo  der  Einzelne  eine  solche  Strafe  zu  erwarten  hat,  und  wie  kann  das  Anhören  solcher 
Befehle  unsern  Zuwachs  vermehren.  Bey  einem  Verein  wie  uns  kann  es  bey  etwas, 
was  nicht  wirklich  den  Tod  nach  sich  zieht,  sicher  keine  höhere  Strafe  geben  als  die 
der  Ausstoßung  aus  der  Compagnie,  denn  welcher  von  uns  würde  nicht  lieber  mehrmal 
das  Leben  verliehren  als  sich  einer  Strafe  wie  die  angekündigte  auszusetzen,  und 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  Hl 


was  kann  es  nächst  der  Todesstrafe  für  uns  freye  ehrliebende  Männer  für  eine  liöhere 
Strafe  geben  als  die  der  Ausstoßung  aus  unsenn  Verein  ?  —  Bedarf  es  bey  uns  der 
Prügel  ?  —  Ich  erschrecke,  indem  ich  nur  das  niedergeschriebene  Wort  wieder  er- 
blicke. Hier  ist  der  Punkt,  und  hier  haben  Sie  einen  Beweis  zu  dem,  wo  ich  sage, 
unsere  Obern  verstehen  uns  nicht  mit  Ernst  und,  wenn  es  nöthig  seyn  sollte,  auch 
mit  Strenge,  aber  dennoch  immer  mit  Würde  zu  behandeln.  — 

Wie  eben  bekannt  gemacht  wird,  werden  wir  heute  noch  4  Uhr  Nachmittags 
von  hier  nach  Havelberg  eine  Meile  von  hier  abgehen.  Es  soll  daselbst  sehr  voll 
von  Militär  besonders  von  russischem  liegen. 

Bey  unserm  gestern  [gestrigen]  Marsche  aus  P.  machten  wir  zuerst  eine  be- 
deutende Strecke  Wegs  auf  der  Straße  nach  B —  und  bald  wurde  —  obgleich  Niemand 
etwas  darüber  wußte,  die  Meinung  allgem.,  daß  wir  zur  Deckung  nach  B.  gingen. 
So  wenig  ich  bei  kalter  Überlegung  als  noch  gar  nichts  gethan  habend  wünschen  konnte 
nach  B.  jetzt  schon  zurück  zu  kommen,  so  freute  sich  doch  mein  Innerstes  mir  fast 
selbst  unbewußt  so  über  die  Hoffnung,  einige  Zeit  wieder  in  Ihrem  Kreise  zu  leben, 
denn  ich  wurde  selbst  darauf  erst  aufmerksam,  als  mir  —  als  wir  mit  Gewißheit  unsere 
Bestimmung  wußten,  der  Gedanke,  abermals  über  die  Elbe  zu  gehen,  wirklich  etwas 
fremd  vorkam.  Es  ist  außerordentlich,  wie  sehr  leicht  sich  der  auf  kurze  und  in  kurzer 
Zeit  sich  der  Mensch  in  Stimmung  versetzen  kann,  in  welclier  ihm  die  Gegenwart, 
in  der  er  doch  eigentlich  wirklich  lebt,  ganz  fremd  wird. 

Alles  dieß  schreibe  ich  auf  meinem  Posten  als  Wache  bey  der  Pagage  in  dem 
Dorfe  ganz  im  Freyen  nieder.  Mein  Schakko  dient  mir  ganz  vortrefflich  zum  Tisch, 
ein  Holzhaufen  zum  Sitz.  —  Wie  rücksichtslos  auf  das,  was  die  bloße  Meinung  als 
schicklich  und  unschicklich  bestimmt,  lebt  der  Soldat. 

Mein  so  innig  theilnehmender  Freund;  seit  meinem  Abmarsch  aus  B.—  trage 
ich  einen  Brief,  den  ich  schon  zu  Ende  Febr.  schrieb,  an  dessen  Absendung  mich  aber 
die  Sperrung  der  Post  verhinderte,  bey  mir.  Im  Anfang  unseres  Marsches  glaubte 
ich  ihn  während  desselben  bestellen  zu  können,  jetzt  ist  mir  aber  für  die  nächste 
Zukunft  alle  Hoffnung  dazu  benommen,  wenigstens  muß  vorher  ein  sehr  und  wohl 
mancher  sehr  harte  Kampf  gekämpft  werden,  wo  es  schwer  zu  glauben  ist,  daß  Viele 
aus  ihm  zurück  kommen.  Jeder  muß  mit  Gewißheit  ein  Opfer  der  Zeit  in  sich  sehen. 
An  diesem  Brief  liegt  mir  viel,  wenigstens  wünsche  ich  nicht,  daß  er  an  fremde,  ge- 
meine Hände  komme,  deßhalb  bin  ich  so  frey,  Ihnen  denselben  von  hier,  wo  ich  doch 
wohl  am  nächsten  an  B.  bin,  mit  der  herzlichen  freundschaftlichsten  Bitte  zu  über- 
schicken, denselben  bis  zur  einstigen  möglichen  Absendung  bey  sich  zu  bewahren; 
sollte  aber  diese  Zeit  für  Sie  nie  eintreten,  so  bitte  ich  Sie,  diesen  Brief  aus  Freund- 
schaft für  mich  selbst,  so  wie  Sie  ihn  erhalten,  gütigst  zu  verbrennen.  Ich  bin 
fest  von  Ihnen  überzeugt,  daß  Sie  mir  diese  Bitte  erfüllen  werden. 

Auf  der  H  a  u  p  t  w  a  c  h  e  in  H  a  v  e  1  b  e  r  g  Abends  11  Uhr. 
Meinem  heutigen  Posten  gemäß  befinde  ich  mich  jetzt  hier.  Nachmittags 
um  5  Uhr  sind  wir  aus  Globen  ausmarschirt  hieher,  wo  sich  jetzt  außer  unserm  Corps 
kein  anderes  Militär  befindet.  Alle  4  Stunden  komme  ich  2  Stunden  auf  den  Posten 
und  muß  alsdann  2  Stunden  stehen;  so  habe  ich  nachher  von  1— 3  das  Vergnügen 
zu  stehen. 


1  12      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH  WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

Wtrhiii  wurde  mir  cr/iilill.  dal.>  der  linke  riü^ol  der  rraii/.oscn  bcy  WillenbciX 
.gesell ki.u'cMi  .sey  und  Biilow  die  Iduie  derselben  durelibmeheii  haben  soll.  1  )er  llininiel 
i;-ebe,  diiß  dieses  Gerücht  viel  Wahres  an  sich  hat. 

Man  sa.iit,  daß  wir  von  hier  nach  Sandau  und  dort  über  die  Hlbe  .i^ehen  werden, 
aber  waini  ?  —  Dav()n  wissen  wir  nichts. 

Nach  den  .ÄuBerun,s;en  in  ihrem  lieben  Brief  scheinen  Sie  sclion  in  den  ersten 
Vorfällen  viel  vc^i  dem  Landsturm  und  der  Landwehr  zu  erwarten.  Was  ich  davon 
.U'esehen  habe,  und  wie  es  mir  erschienen  ist  und  erscheint,  scheint  diese  Erwart un.t^ 
nicht  ,i;anz  zu  recht terti,i;'en.  Die  Krätte  des  Bür,i;ers  und  des  Bauern  und  besonders 
des  letzteren  bey  dem  ersteren  de[s]  Landst:  scheinen  mir  zu  sehr  in  militärische 
1-ormen  tiezwänt^t.  in  denen  sich  die  rohe  einfache  Kraft  dieser  Menschen  nicht  frey 
,i;'enu,i;'  bewe,i;en  kann.  Hauptsächlich  erscheint  mir  das  noch  als  ein  wesentlicher 
Man,i;el  zum  guten  Erfolg,  daß  —  wenigstens  in  hiesiger  Gegend  —  wie  m  i  r  es 
....  scheint,  die  Leute  die  Sache  noch  nicht  als  die  ihre  sondern  die  des  Krmigs 
betrachten. 

H  a  V  e  I  b  e  r  g    S  o  n  n  a  b  e  n  d  s    a  m    22.  May  A  b  e  n  d  s. 

Da  ich  seit  gestern  Mittag,  nachdem  ich  Mittags  von  der  Wache  abgelöst  worden 
war,  heitere  und  frohe  Stunden  hier  verlebte,  so  erlauben  Sie  mir,  hochverehrter  Freund, 
daß  ich  Ihnen  dieß  noch  aussprechen  darf.  Als  meine  militärischen  Obliegenheiten 
erfüllt  waren,  ging  ich  Nachmittags  mit  einigen  mir  lieb  und  werthen  schwarzen 
Brüdern  nach  dem  auf  dem  Havelberg  liegenden  Dom,  wo  wir  bey  einem,  wenn  auch 
nicht  ganz  heiteren,  doch  ruhigen  fruchtbaren  Tag  uns  von  den  Thürmen  desselben 
der  angenehmen  Aussicht  in  die  ganze  umliegende  durch  den  Regen  der  Nacht  er- 
quickten Gegend  erfreuten I  Folgt  eine  längere  Beschreibung  der  umliegenden 

Gegend.] 

Aus  dem  an  sich  wenig  angenehmen  nach  alt  franz()sischem  G.'schmack  ver- 
zierten, nur  durch  seine  Lage  anziehenden  Garten  des  Doms,  welchen  jetzt  der  Feld- 
marschall V.  Möllendorf  als  Dechant  benutzt,  hatten  wir  dieselbe  Aussicht  nach  Osten, 
Süden  und  zum  Theil  nach  Westen,  nur  mehr  verkürzt 

Die  Aussicht  nach  jener  für  eine  solche  ebene  und  sandige  Landschaft  an- 
genehmen Aussicht  stimmte  mich  froh.  Der  Abend  war  noch  schöner  als  der  Tag, 
und  ich  genoß  ihn,  indem  ich  früher  in  der  Gesellschaft  eines  frohsinnigen  jugendlichen 
Freundes  Middendorf.  mit  dem  ich  auch  mich  der  Aussicht  vom  Dom  erfreute,  später 

allein  an  dem  rechten  Ufer  der  westlichen  Havel  wandelte [Es  folgen  lange 

Ausführungen  über  den  Wert  und  die  Vorzüge  des  Soldatenstandes.] 

S  a  m  t  a  g  s  a  m  2H  e  n  M  a  y. 
Den  gestrigen  Tag  begann  ich  nach  Erfüllung  der  militärischen  Obliegenheiten 
froh  wie  den  ehegestrigen.  In  der  Gesellschaft  der  mich  gestern  nach  dem  Dom 
begleitenden  Freunde  besuchte  ich  heute  wieder  den  durch  seine  Lage  so  anziehenden 
Domgarten,  schrieb  dort  im  Freyen  einzelne  Notizen  über  meinen  Marsch  nieder, 
dann  lasen  wir  seit  der  langen  Zeit  unseres  Marsches  zum  ersten  male  gemeinschaft- 
lich etwas,  es  waren  Aufsätze  über  Kunst  und  besonders  Vc^trfälle  aus  dem  Leben 

Raphaels,  von  Wackenrod  und  Tieck    [Es  folgen  Austuhrungen  über  sein 

geistiges  Leben  in  der  letzten  Zeit.] 


I 


VON   AUGUST  NEUHAUS.  113 


Der  .t^eslri.ice  Nachniitla.t!;  ,ü:in,t,^  fast  ,t:,aiiz  veiiohrtn.  Um  2  Uhr  .fingen  wir 
wie  gewcihnlich  zum  Verles,  wo  uns  gesagt  wurde,  daß  wir  um  ]  Uhr  vereidet  werden 
sollten,  leider  aber  muLiten  wir.  nachdem  wir  versammelt  waren,  bis  6  Uhr  warten, 
wo  uns  nach  einer  wenig  sagenden  Anrede  eines  Offiziers  die  Kriegsartikel  und  dami 
der  nachzusprechende  l:id  vorgelesen  wurde.  Um  7  Uhr  ging  es  wieder  zum  Verles 
(denn  leider  wird  uns  auch  bey  unseren  Rasttagen  durch  den  3  maligen  Verles  um 
<S,  2  und  7  Uhr.  wo  es  doch  jederzeit  fast  eine  Stunde  dauert,  die  Zeit  sehr  zerstückt). 
—  13urch  den  so  verlohrenen  Nachmittag  mißgestimmt  wollte  ich  mich  sammeln  und 
dann  Ihnen  schreiben,  doch  der  Regen  trieb  mich  in  die  Stadt,  wo  ich  durch  ein 
Schachspiel,  von  dem  ich  jenes  Sammeln  des  Geistes  erwartete,  später  zurückkehrte, 
als  ich  mir  vorgesetzt  hatte.  So  verfloß  der  gestrige  Tag.  Heute  habe  ich  vor- 
stehendes niedergeschrieben. 

Jetzt  kommen  meine  Freunde  zu  mir,  die  mich  auffordern  mit  ihnen  auszu- 
gehen. 

In  diesem  Augenblick  bringen  Jäger  melirere  Sp  me  ein.  unter  denen  sich  auch 
eine  Trau  befindet. 

D  i  e  n  s  t  a  g  s    a  m    2S  t  e  n  M  a  y  N  a  c  h  m  i  t  t  a  g  s    4   U  h  r. 

Noch  immer  sind  wir  in  Havelberg,  in  dem  seiner  Lage  wegen  mir  lieb  gewor- 
denen Orte 

Heute  M  )rgen  von  US  l'"'-'^  U  Uiu'  haben  wir  uns  in  den  Waffen  geübt  auf 
einer  an  dem  linken  Ufer  der  (iNfliciien  Havel  gelegenen  Trift,  von  welcher  aus  man 
die  schönste  Ansicht  der  Stadt  und  der  sich  an  dem  rechten  Ufer  hinziehenden  An- 
höhe dem  Havelberge  längs,  an  deren  Abhänge  und  Fuße  eine  von  Garten  und  Bäumen 
freundlich  durchwebte,  ein  langes  Band  bildende  Vorstadt,  der  Berg  genannt,  und 
ülier  welclier  der  Dom  mit  den  dazu  gelK'irigen  (jebäuden  und  (järten  lie.i^t.  hatte.  — 
Oh  wir  gleich  bald,  nachdem  wir  auf  unserm  Übungsplatze  angekommen  waren, 
ziemlich  ordentlich  beregnet  wurden,  so  machten  mir  doch  die  heutigen  Übungen 
wie  keine  friiheren  Vergnügen,  v/eil  alles  so  ziemlich  gut  ging,  daß  wir  die  Freude 
darüber  auf  dem  Gesichte  unseres  guten  Lieut.  Müller  lasen,  und  weil  einiges  Neue 
gemacht  wurde [Es  folgen  längere  Ausführumien  über  sonntägliche  Spazier- 
gänge und  L^etrachtungen  über  die  Geistes-  und  Gemütsverfassung  des  Verfassers.] 

Den  gestrigen  (m ondtä^igen)  Morgen  habe  ich  zum  J'heil  damit   x'erbracht. 

daß  ich  in  dem  mir  so  sehr  lieben  Tasso  las  und  wieder  las,  was  ich  doch  seit  Jahren 

schon  so  oft  gelesen  habe.     Den  Nachmittag  dagegen  brachte  ich  ganz  anders  zu. 

ich  putzte  zum  erstenmale.  ich  gestehe  es  offen,  mein  Gewehr  (welches  in  sehr  gutem 

Stande  ist,  und  welches  vortrefflich  schießt)  zum  erstenmale  selbst,  und  da  habe 

ich  denn  gefunden,  daß  man  wirklich  auch  einen  todten  Kr)rper  dieser  Art  durch 

Bescliäftigung  mit  ihm   und  selbstthätige  Sorgfall   für  ihn  wirklich  lieb  gewinnen 

kann,  und  diese  Liebe  zum  und  Anhänglichkeit  an  das  Gewehr  scheint  mir  selbst 

im  Gefecht  nicht  ohne  Folgen  zu  seyn.     Ich  wenigstens  gebe  meine  Büchse  gewiß 

nun  keinem  Fremden  zum  Putzen  mehr  in  die  Hand,  so  sehr  ich  mich  auch  früher 

für  dieses  scheute. 

M  i  1 1  w  o  c  h  s    a  m  26.  M. 

Außer  der  Besorgung  der  gewcilmlichen  Geschäfte  des  Tages  besuchte  ich  diesen 
Morgen  und  machte  ich  in  Gesellschaft  zweyer  Freunde  von  mir,  Middendorf  u.  Bauer 

MiUeiluiiRen  aus  dem  Germanischen  Nationulmuseuni.     1913.  ^ 


114      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN   DES  LOT/OWE  R  JÄr.ERS   FRIEOKk-.H   Wll  IIHIM  AU(UIST   FRi^HEL. 

die  BekunntSLluitl  des  Herrn  Superiiil:  I  lolieuhorsi  aul  dem  Doui.  xoii  welcliein 
wir  uns  Georg  Forsters  Ansiehteu  erbaleu.  —  Diesen  Niicliniilta,i;  haben  wir  uns  den 
hohen  Genu(3  verscliafft  und  uns  die  ersten  Briefe  vorgelesen,  obgleich  jet/t  leider 
noch  sehr  weil  vorn  Niederrhein  enll'ernt.  so  war  es  mir  doch  sehr  lieb,  durch  ihre 
vorsoruende  Ireundschatlliche  Güte  die  (Charte  vom  Niederrhein  bey  mir  /u  haben: 
dus  so  lebendii;e  Bild  wurde  dadurch  doch  noch  bestimmter.  Sobald  ich  mir  den 
herrlichen  CienuB  nochmals  verschafft  und  die  ersten  Briefe  nochmals  ,i;elesen  habe, 
dann  erlauben  Sie  mir,  dal.^  ich  über  seine  ,^eo,i;nostischen  und  mineralischen  Be- 
merkungen Ihnen  mitteilen  darf. 

Da  Sie  mir  hochverehrter  Freund  erlaubt  haben,  mich  über  alles  Ihnen  mit- 
zutheilen.  so  werden  Sie  ,i;ewil,)  nicht  mißverstehen,  wenn  ich  Ihnen  ,i;'estehe,  daß 
ich  mir  das  \'erunü,!;'en  ,i;emacht  habe,  meinen  sehr  lieben  Freimd  den  Feldw.  M. 
mit  einem  Frd'or  zu  unterst —  doch  indem  ich  dieß  niederschreibe,  empfinde  ich, 
daß  es  doch  nicht  recht  von  mir  ist,  daß  ich  es  ausspreche,  obgleich  eine  solche  Dispo- 
sition über  meine  Kasse  mir  nicht  ganz  frey  steht,  so  ist  es  mir  doch  möglich  durch 
eine  erhöhte  Ersparniß  und  Ökonomie  diese  Ausgabe  meiner  Kasse  zu  ersetzen. 
Leider  steht  es  aber  einmal  niedergeschrieben,  und  ich  kann  es  nicht  vernichten, 
ohne  daß  diese  Vernichtung  den  ganzen  Brief  trifft,  was  mir  jetzt  nicht  erlaubt  ist ; 
übrigens  kann  ein  einfacher  Jäger  leichter  alles  entbehren  als  ein  Oberer   

Donnerstag    am    27.  M.  A  b  e  n  d  s. 

Heute  Abend  hat  mich  Herr  Brecht  aufgesucht,  der  mir  herzl.  Grüße  von 
Ihnen  brachte 

Heute  früh  war  ich  Zuhörer  des  Herrn  Superint.  Hohenhorst  und  [habe]  da 
tief  empfunden,  wie  herrlich  es  doch  wäre,  wenn  wir  bey  unserer  Compagnie  einen 
vortrefflichen  Mann  zum  Feldprediger  hätten.  Der  Krieger  kann  sich  wahrhaftig 
nicht  immer  so  sammeln  in  sich,  wie  er  wohl  selbst  gern  möchte  und  es  ihm  wirklich 
Bedürfniß  ist. 

Nachmittag,  nachdem  ich  meine  Munition  in,  ich  kann  sagen  musterhaften 
Zustand  versetzt  hatte,  habe  ich  in  Begleitung  von  Freund  Bauer  und  G.  Forsters 
Ansichten,  wo  wir  den  4ten  Brief  lasen,  einige  mir  noch  unbekannte  Spaziergänge 
der  hiesigen  Gegend  besucht. 

Wallmoden  ist  hier  und  Tschernitscheff  wird  erwartet.  Sonnabend  gehen 
wir,  wie  es  heißt,  gewiß  nach  Sandau,  wo  leider  schon  alles  aufgezehrt  ist,  weswegen 
Patrouillen  zu  50  M.[ann]  jenseit  der  Elbe  gemacht  werden.  Petersdorf  ist  seit  gestern 
hier.  Lützow  ist  in  Stendal.  —  Wegen  den  Ausgang  bey  Bautzen  sind  wn"  hier  sehr 
besorgt.  —  ich  mußte  so  schnell  von  Leipzig  fort,  daß  ich  nicht  einmal  eine  genauere 
Karte  von  Deutschland  mitnehmen  konnte;  seit  jener  Zeit  keimte  ich  nirgends  eine 

bekommen  und  die  Postkarte  genügt  doch  nicht [Er  bittet,  ihm  eine  Karte 

besorgen  zu  lassen.] 

Sollte  uns  die  Ankunft  von  Tschernitscheff,  die  Gegenwart  von  Wallmoden, 
das  jenseitige  Befinden  von  Lützows  wohl  vermuthen  lassen,  daß  auch  wir  bald  in  eine 
bestimmte  Thätigkeit  kämen.  —  Eine  so  lange  Rast  ist  traurig,  die  Zeit  ist  immer 
zerstückt,  man  kann  nichts  thun  und  dennoch  verwöhnt  man  sich,  ich  bin  jetzt 
den  Wechsel  schon  so  gewohnt,  finde  ihn,  wenn  er  auch  mit  Strapazen  verbunden 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  1  15 


ist.  doch  so  anziehend,  daß  icli  niclit  län.^'er  als  höchstens  2 — 3  Ta,i!;e  an  einem  Orte 
seyn  uvak 

[Es  lol,i;1  ein  sehr  lan,t;er  Brief:  Ihivelberg  am  28ten  May,  der  geognostische 
Betrachtungen  entliält.] 

H  a  V  e  1  b  e  r  g    a  m    1  t  e  n    J  u  n  y    (Die  n  s  t  a  g  s). 

.  .  .  .Wundern  Sie  sich  nicht.  Iiochverelirter Freund,  daß  ich  liinen  heute  noch 
von  hier  sclireibe.^  —  Wie  selir  liabe  ich  doch  während  der  langen  Zeit,  daß  ich  hier 
bin,  gewünscht,  daß  Sie  diese  Länge  unserer  Rast  ahnen  mögten,  und  daß  ich  einen 
Brief  von  Ihnen  erhalte.  Dieses  lange  Weilen  an-einem  Orte  will  und  kann  mir  mit  so 
vielen  unter  uns  nicht  behagen.  Die  verhältnismäßig  doch  nur  wenigen  militärischen 
Übungen  können  nicht  ersetzen,  was  wir,  wie  mich  dünkt,  in  Hinsicht  der  Übung 
im  Marschiren  verliehren;  überdieß  ist  von  einem  Abmarsch  jetzt  gar  nicht  die  Rede: 
so  sehr  ich  mich  auch  mit  größtem  Bewußtsein  ruhig  in  die  Bestimmungen  und  For- 
derungen des  Schicksals  füge,  und  so  sehr  ich  auch  fest  überzeugt  bin,  daß  alles,  was 
geschieht,  eben  darum,  w^il  es  geschieht,  auch  zum  allgemeinen  Besten  sicher,  es 
sey  nun  mittel-  oder  unmittelbar,  führt,  so  sehr  wünsche  ich  doch  den  Ruf  des  Hornes 
zum  Abmarsch  und  selbst,  wenn  es  in  diesem  Augenblick  wäre,  zu  hören. 

Wenn  Sie  theilnehmender  Freund  die  Tage  überrechnen,  seit  ich  diesen  Brief 
begann,  so  werden  Sie  gewiß  fragen,  was  ich  während  der  großen  Zahl  derselben  gethan 
habe.  Leider  sehr  wenig,  denn  dem  Soldaten  ist  die  Zeit  zerstückelt,  auch  wenn  er 
Rast  hat,  sodaß  er  immer  verhältnißmäßig  nur  wenig  thun  kann.  —  Freytag  Vor- 
mittag mußte  ich  auf  Wache  ziehen  und  bis  Sonnabends  Mittag  auf  derselben  bleiben; 
während  dieser  Zeit,  so  viel  zu  thun  ich  mir  vorsetzte,  schrieb  ich  doch  nur  ohngefähr 
die  Hälfte  dieses  Briefes.  Den  Nachmittag  dieses  heiteren  warmen  Frühlingstages 
genoß  ich  mit  einigen  Freunden,  Middendorf,  Bauer,  Langethal  auf  einer  kleinenWasser- 
fahrt  und  Spaziergang  nach  dem  Mühlenholz,  und  wer  vertauscht  nicht  gerne  ein 
nicht  freundliches,  nur  von  einem  alten,  etwas  sehr  genauen  Wittwer  und  dessen 
hötchst  ungebildeten,  rohen  Sohn  bewohntes  Quartier  gegen  den  Genuß  einer  er- 
quickenden Abendluft.  Also  auch  der  Abend  wurde  mit  Middendorf  im  Freyen  auf 
dem  Domberge  verlebt.  —  Über  die  Feyer  des  Sonntags  hätte  ich  Ihnen  vieles  zu 
sagen.  Fast  die  Hälfte  unserer  Compagnie  hatte  sich  zur  O^mmunion  vereinigt. 
Der  Herr  Sup:  Hohenhorst  hielt  eine  nach  meiner  Beurtheihing  höchst  passende 
Vorbereitungs-Rede.  Ich  will  es  Ihnen  gern  gestehen,  daß  ich  mich  sehr  beglückt 
an  diesem  Tage  fühlte.  Nennen  Sie  es  nicht  Schwäche,  denn  auch  der  edle  unver- 
wandt nach  Vollkommenheit  strebende  Mensch  nuiß  in  würdiger  Stunde  der  Gottheit 
sich  näher  ahnden  —  ich  fühlte  mich  durch  die  Feyer  dieses  Tages  hocherhoben.  Viel 
empfand  mein  Herz,  viel  bewegte  sich  vor  meinem  Geist  vorüber,  in  welchem  Lichte 
strahlte  mir  die  Bestimmung  des  Kriegers  entgegen:  Erkämpfung  einer  fessellosen 
Entwicklung  und  Ausbildung  unseres  Wesens  für  unendliche  Vollkommenheit 

Montag  \''ormittag,  gestern  übten  wir  uns  in  den  Waffen  und  führten,  von 
unserer  2ten  0)mpagnie,  die  in  Sandau  liegt,  während  der  Übung  überfallen  ein 
kleines  (jefecht  aus,  welches  unser  Lieut :  Müller,  obgleich  sehr  schwach  an  Zahl, 
gegen  den  erdichteten  Feind  dennoch  sehr  gut  leitete.  —  Den  gestrigen  Nachmittag, 
sowie  die  übrigen  Freystunden  der  vorigen  Tage  benutzte  ich  ausschließend  zur  Lesung 
von  Forsters  Ansichten.  —  Heute  sollte  ich  wieder  auf  Wache  kommen,  doch  ging 

9* 


116        AUSZÜGE   AUS  DEN   BRIEFEN   DES   l.dTZONVHR  JÄGERS   PRinnRiril   WII  IIHIM  AUGUST   rRöllBl. 

es  diel3ni;il  iuk-Ii  ,ulik-klii.'h  xor  mir  Vi)rübLM'.  und  sn  blicl"'  mir  /oit.  heute  nielil  nur 
den  i^anzen  vortrettliLiien  'l'.is;  im  Treyen  ,i;röLUentheiLs  im  Dom.tiiirlen  zuzubrin.i^en, 
sondern  mir  den  hohen  cicnuB  /u  \ erschaffen,  in  diesen  Dm.ii'elnin^en  Torstern  zu 
lesen,  und  so  den  Iten  Theil  seiner  Ansiclilen  zu  lieendii^en.  —  leh  danke  inniu  meinem 
.unten  Genius,  der  mir  .gerade  jetzt  dieses  den  beobachlenden  Denker  in  so  vielseitige 
Bezieh un^i^en  setzende  Buch  in  die  Hand  führte.  —  Um  dieses  Buciies  wiUen,  .gestehe 
ich.  möclite  ich  nocli  eini,i;e  Ta.^e  hier  bleiben;  denn  jetzt  konnte  ich  es  blos  lesen, 
um  mich  im  Alldem:  mit  demselben  Ivkannt  zu  machen,  und  wer  sollle  es  nicht  kennen; 
ohne  den  Wunsch  zu  haben,  es  niit.Anei,i;nun,<  wieder  zu  lesen. 

A\or<ien  um  6  Uhr  üben  wir  uns  wieder  in  den  Waffen.  Von  unserm  Ab.^an.i;  ist 
noch  nicht  die  Rede,  und  aus  einzelnen  Äußerungen  scheint  es  fast,  als  blieben  wir 
noch  Tage  hier.  Vor  einigen[Tagen  sind?]  zwey,  und  heute  ist  die  3.  unserer  bisher  in 
Perleberg  gestandenen  Kanonen  hier  angekommen.  Hs  sind  eiserne  von  nicht  großem 
Caliber.  Hinige  aus  unserer  Compagnie  sind  nun  zur  Artillerie  übergegangen,  so 
wie  auch  vor  einiger  Zeit,  da  eine  Aufforderung  von  Petersdorf  kam,  zur  Kavallerie. 
Hätte  ich  dortmalen  gewußt,  daß  unsere  Reuterey  so  weit  vordringen  v/ürde,  denn 
man  sagt,  daß  sie  schon  in  der  Nähe  von  Cassel  sein  soll,  so  würde  es  mir  einen  be- 
deutenden Kampf  gekostet  haben,  nicht  zu  ihr  überzutreten;  denn  es  ist  doch,  be- 
sonders wenn  man  eben  wie  wir  fast  14  Tage  unthätig  liegt,  höchst  einladend,  dem 
Ruf  zu  einem  h(')chst  thätigen  und  auch  früchtereichen  Leben  zu  folgen.  Doch  ich 
erfulir  es.  daß  die  aucli  nun  zu  den  Reutern  übergehenden  doch  nicht  den  Übrigen 
mehr  folgen,  und  nun  bin  ich  ganz  beruhigt,  denn  jede  Art  zu  kämpfen  hat  das  ihr 
eigene  Vortheilhafte. 

Aus  Westphalen  kommen  sehr  viele  Frey  willige  zu  uns,  vorgestern  wohl  mehr 
als   100,  lauter  kräftige  junge   Kerle. 

Von  den  neuesten  Gefechten  in  der  Gegend  bey  Liegnitz  haben  wir 

gestern  hier  Nachricht  aus  B.  erhalten,  über  D.— und  L.— gehen  hier  sehr  unsichere 
Gerüchte,  und  doch  sind  mir  diese  Orte  durch  ihre  Güte  so  werth  geworden,  daß 
ich  wohl  gerne  etwas  bestimmtes  von  ihnen  wissen  mögte.  sowie  aus  der  wärm.sten. 
innigsten  Theilnahme  von  den.i  ganzen  — sehen  Lande. 

Lützow  hat  während  seines  jetzigen  Zuges  das  Commando  des  ganzen  zurück- 
gebliebenen Corps  an  Petersd(^rf  übertragen. 

Commandos  von  unserm  noch  hier  liegenden  Corps  gehen  häufig  jenseit  der 
Hlbe  und  requiriren  zum  Besten  desselben;  heute  hat  ein  Commando  in  Schönhausen 
(über  den  Sandkrug  hinweg)  viele  Zentner  Salz  und  auch  Geld  gefunden,  was  wohl 
hieher  gebracht  werden  wird. 


81.         A  m  t  s  t  e  n  P  f  i  n  g  s  1 1  a  g   a  m  6.  J  u  1  y  [Juni !]  A  b  e  n  d  s   7  U  h  r. 

Gegen  2  Uhr  Nachmittags  kamen  wir  auf  die  Ebene  hinter  Roßlau.  Wir  rückten 
bald  in  Linie  ein.  Den  rechten  Flügel  bildeten  die  Tyroler;  dann  kamen  wir  und 
zwar  zunächst  unsere  Compagnie.  dann  russische  Infanterie.  Hinter  uns  standen  unsere 
Wagen.  —  Um  3  Uhr  des  Morgens  waren  wir  aus  Loburg  ausgegangen,  unsere  Com- 
pagnie hatte  9  Wagen,  immer  die  Hälfte  wurde  gefahren,  die  2te  Hälfte  ging.    Unser 


VON   AUGUST   NEUHAUS.  1  17 


ganzes  Bataillon  hatte  ohngefähr  70  Wagen.  Wir  gingen  von  Lol'turg  über  die  Sorge 
und  Lindow.    Zerbst  blieb  rechts. 

Um  <S  Uhr  Abends  fuhren  wir  vom  Freyhiger  ab.  alle  wurden  geiahren.  unsere 

(Kompagnie  hatte  18  Wagen:    die  Russen  alle  wurden  gefahren Der  Zug  war 

von  außerordentliclier  Länge;  die  Russen  mufUen  mehrere  Tausende  seyn;  es  hieß, 
da(]  wir  bis  zum  nächsten  Morgen  in  Leipzig  seyn  und  daraus  die  Franzosen  ver- 
treiben sollten,  deren  Stärke  oooo  Mann  Inf:  und  C>()()  M.  K;ivallerie  seyn  sollte. 
(Niedergeschrieben  ;iuf  dem  Wagen  umrin,i;t  von  einer  Wagenburg.)  [Der  Brief  bricht 
hier  ab.] 

I  )eii  1 1.  Juni.    1-reytags  iMorgeirs  um  '  ^J  Uhr  Abmarsch  aus  Trezen  nach  Bucli 

über  P;u'chen   über  R  1  ;i  t  e  n    (links  bey  (jeiitliin  \nrbey   ).  iiber  einen 

dritten  Ort  nach  Redekin  dem  Sammelplatz  ( ).    Von  da  über  einige  Orte  rechts 

von  Jerichow  nach  der  Elbe,  Überfahrt  bey  Tangermünde Von  Tanger- 
münde gingen  wir  nach  abermaligem  Übergang   über   dk  Elbe |Der  Brief 

bricht  hier  ab.J 

Bl.  Den  1  Uen  ,hini  Sonntag  Standquartier  in  Buch  '2  M-  von  Tangermünde 
in  der  Altmark,  jetzt  Westphälisch.  Allarm  Morgens  ^^^  Uhr.  Annäherung  äer 
Franzosen.  Krankheit  (Diarhöe)  Wirkung  auf  meinen  ganzen  Kiirper.  .Aufhebung 
der  Feldposten.  Abermaliger  Allarm  um  1  Uhr  Nachmittags.  —  Beständige  Er- 
wartung der  Dinge,  die  da  kommen  würden.  —  Abermaliges  Eintreten  der  grr»ßten 
Schwäche  in  meinem  ganzen  Körper  verbunden  mit  Übligkeit.  Der  heutige  Tag  so 
bis  gegen  6  Uhr,  wo  sich  meine  Natur  etwas  erholte,  der  2t  schlechteste  des  bis- 
herigen Feldzuges  in  seinen  Äufierungen  und  seiner  Natur  nach  ähnlich  dem  Tage 
dts  Abmarsches  aus  dem  Freylager  bei  Scope  [Schkopau|.  (jegen  7  Uhr  Abends 
Zurückkunft  des  Hauptmanns  Büro.  Beide  ())mmandeurs  halben  sich  wechselweise 
ihre  Ordres  vorgezeigt.  Die  Franzosen  sprechen  aus.  nicht  als  feindlich  zu  verfah- 
rende zu  erscheinen,  sie  behalten  Jerchel.  wir  Buch  ( '/.j  M.  entfernt)  bis  auf  Ordre 
besetzt.  —  Wir  gehen  in  unsere  Quartiere.  Büro  und  Müller  gehen  nach  Tanger- 
münde, Ordres  zu  empfangen. 

D.  12.  Juni  (Sonnabends)  Standquartier  in  Buch.  —  Ruhe.  —  Lesen  im  Tasso. 
Unterhaltung  mit  Middendorf  über  Lebensverhältnisse. 


G.  N.  H  a  V  e  1  b  e  r  g    am    1 S  t  e  n  J  u  n  y    1  V 

Der  Artikel  aus  Dessau  in  einem  der  jüngsten  B — sehen  Zeitungsblätter 
s:igt  zwar,  daß  wir  unzufrieden  über  unsern  thatenlosen  .Abzug  von  Leipzig  gewesen 
wären:  d!)ch  dieses  Wort  schildert  lange  die  Stimmung  nicht,  welche  wenigstens 
in  unsern  Büchsenjäger  Ojmpagnien  und  namentlich  in  der  meinen  herrschte.  Kaum 
glaube  ich.  daß  wir  tieferen  Schmerz,  eine  ernsteres  Trauern  hätten  empfinden  k(')nnen, 
wenn  wir  wirklich  vom  Feinde  geschlagen  worden  wären.  Mehrere  unserer  (Jberen, 
viele  von  uns  weinten  vor  Schmerz  und  JJ'auern.  Lange  rollten  heiße  Thränen  über 
meine  Wangen,  und  der  Schmerz  zog  krampfhaft  meine  Lippen  zusammeri  und  dieß 
noch  nach  Tagen,  wenn  ich  jenes  Morgens  dachte.    Andere  waren  ohne  .Äußerung, 


118      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH   WIl.lIin.M   AlKiUST  IROP.r.I.. 

aber  in  .^i^Jh  ori^riniinl.  Unser  Alv.uu'.  so  zalilreich  er  war.  uH'-'ti  in  Wahrheit  einem 
Leiehenziiiie.  nur  weni.ue  wallen  es  zu  sprechen.  Jeder  empland  tief  den  Schmer/, 
den  ,n"ereehten.  des  andern  und  ehrte  ihn.  I^ie  All.n'enieinheif  der  Sfimmun.t;'  liel.ie 
sich  wohl  kaum  erklären,  wenn  nicht  his  zu  dem  Aus^enblick.  wo  das  erstarrende 
Wort  Waffenruhe  aus.sresprochen  und  unmittelbar  im  Nu  auch  der  Rückzu.«:  an,y:etreien 
wurde,  alles  auf  das  erwünschteste  i^egangen  wäre.  In  nicht  ,i;ar  \  vollen  Ta,i;en, 
zwischen  welchen  doch  ein  bedeutender  Halt  bei  RolJlau  von  8-lü  Stunden  war, 
um  russische  Infanterie  zu  erwarten,  machten  wir  den  We.ii'  von  Havelbers  bis  F:udrilsch 
fHutritzsch]  zwar  .uriil^tentheils  zu  Wa.i^en,  aber  Sie  k( Minen  doch  denken  wie  schnell. 
Von  Roßlau  aus,  wo  wir  den  Pfin.^stsonntag  Abends  gegen  10  Uhr  wohl  aufbrachen, 
ging  es,  alles  zu  Wagen,  ununterbrochen,  so  lange  es  die  Pferde  aushielten,  in  vollem 
Trabe,  ohne  anzuhalten,  bis  auf  die  F:bene  diesseits  Eudritsch,  die  Wahl- 
statt genannt.  Sie  werden  sich  denken,  wie  diese  Schnelle,  da  wir  unsere  Bestimmung 
wußten,  unsere  Erwartung  spannte,  unser  Vertrauen  zu  uns  und  unsern  Obern  steigerte. 
Die  Art  wie  uns  die  herzlichen  freundlichen  Dessauer  empfingen,  das  volle  Zutrauen 
zu  uns  und  zu  dem  guten  Ausgang  unserer  Sache,  was  sie  aussprachen,  konnte  nicht 
anders  als  unsern  Muth,  unser  Zutrauen  zu  uns  erheben.  Viele  Bürger  fanden  wie  mit 
einer  gewissen  Sympathie,  da  eben  der  Zug  in  Dessau  etwas  ins  Stocken  kam,  die 
früher  bei  ihnen  Einquartierten  aus  der  Menge  heraus.  Es  ist  wahr,  die  Freude  glänzte 
in  den  Augen  derselben,  daß  die,  die  sie  ihrer  Achtung  wert  hielten,  nun  einen  ent- 
sprechenden Beweis  geben  konnten,  daß  sie  dieselbe  verdienten.  Fis  war,  als  zögen 
wir  zu  einem  Feste.  Diese  Eindrücke  wurden  nun  nicht  durch  einen  ermüdenden 
Fußmarsch  getrübt,  vielmehr  trug  uns  unsere  Phantasie  vor  und  in  Leipzig,  das  uns 
fast  allen  sehr  lieb  war;  so  kamen  wir  bis  zu  dem  Felde,  die  Wahlstatt  genannt,  alles 
gewann  immer  ein  ernsteres  und  ernsteres  Aussehen.  Mit  derselben  Eile,  mit  der 
wir  vorher  zu  Wagen  gegangen  waren,  gingen  wir  nun  zu  Fuß  vor  Eudritsch  vorbey, 
wo  wir  im  Trabe  auf  der  Höhe  Leipzig  gegenüber  aufmarschierten.  Auf  diesem  Wege 
kamen  uns  schon  die  beutereichen  Kosacken  mid  Trupps  gefangener  Franzosen  ent- 
gegen; erstere  wurden  mit  dem  Ausruf:  laßt  uns  doch  auch  noch  etwas  zu  thun  übrig ! 
oder  der  Frage:  giebt  es  fth'  uns  auch  noch  etwas  zu  thun  ?  im  Vorbeygehen  gegrüßt.  — 
Die  Predigt  in  Eudritsch  war  durch  die  ganz  unerwartete  Ankunft  der  Russen  und 
Preußen  unterbrochen  worden.  Die  Dorfbewohner  standen  in  ihrer  festlichen  Klei- 
dung großentheils  und  zwey  Geistliche  in  ihrem  vollen  Ornat  dicht  an  der  Straße, 
um  den  dem  Feind  so  muthig  und  mit  eilendem  Fuß  entgegenschreitenden  Zug  in 
vollem  Sinne  des  Wortes  zu  begrüßen;  auf  den  Gesichtern  der  ersteren  glänzte  freu- 
dige, auf  den  der  letzteren  leuchtete  segnende  Teilnahme.  S  o  traten  wir  ins  Angesicht 
des  Feindes.  Eine  viertelstündige  Rast  machte  die  Wirkung  der  jüngsten  Anstrengung 
schwinden;  wer  noch  Tornister  hatte,  legte  oder  warf  sie  ab,  um  desto  ungehinderter 
und  freyer  fechten  zu  können,  und  alle,  die  ich  sprach,  fühlten  sich  mit  mir  körper- 
lich so  wohl,  waren  in  sich  so  ruhig  heiter,  daß  wir  schlechterdings  siegreich  in  Leipzig 
hätten  einziehen  müssen.  Ich  sagte  Ihnen  dieß,  damit  Sie  sich  selbst  den  Eindruck 
des  Wortes  Waffenruh  zeichnen  und  das  von  mir  darüber  Ausgesprochene  prüfen 
können. 

Unser  Rückzug  ging  wie  unser  Hinzug  über  Delit[z]sch,  Holzweissig  und  Dessau 
und  zwar  ebenfalls  ganz  zu  Wagen.   In  Delitsch  machten  wir  Mittag,  und  den  andern 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  1  10 


Morgen  d.  8ten  ziemlich  früh,  weil  wir  seit  mehreren  Ta.i^en  abermals  die  ganze  Nacht 
hindurch  fuhren,  kamen  wir  nach  Dessau.  Hlie  wir  uns  selbst  überzeugten,  daß 
wir  an  unserer  Thatenlosigkeit  unschuldig  waren,  schämten  wir  uns,  nach  Dessau 
zurück  zu  kehren,  so  wie  wir  uns  fast  vor  uns  selbst  scliämten.  Die  guten  Dessauer 
empfingen  uns  aber  abermals  sehr  theilnehmend,  obgleich  mit  einer  Theilnahme 
anderer  Art  als  die  frühere. 

Dienstag  früh  kamen  wir.  wie  ich  sclion  sagte,  nach  dem  von  Soldafen  über- 
strömten Dessau.  Mittwoch  den  9ten  sehr  früh  gingen  wir  aus  Dessau  und  bis  Loburg. 
Donnerstag  den  loten  Juny  kamen  wir  nach  Trezen.  Freitag  den  Uten  gingen  wir 
bei  Tangermünde  über  die  Elbe  und  an  dem  linken  Eibufer  wieder  hinauf  bis  Buch. 
Sonnabend  den  12ten  Standquartier  in  Buch;  da  wir  aber  hieraus  von  den  Franzosen, 
die  von  Magdeburg  herauf  kamen,  vertrieben  wurden,  gingen  wir  Sonntag  den  b^ten 
.Abends  gegen  10  Uhr  aus  Buch  und  die  Nacht  hindurch  über  Tangermünde  u.  Arne- 
burg nach  Havelberg  in  das  für  uns  bestimmte  Standquartier  zurück.  —  Bey  dem 
Fährkruge,  Sandau  gegenüber  gingen  wir  zurück  über  die  Elbe.  Seit  gestern  Mond- 
tags den  14ten  Juny  sind  wir  nun  wieder  hier,  und  so  ist  denn  mein  Feldzug  und  der 
Feldzug  des  Theils  unseres  Korps,  bey  welchem  ich  stehe,  leider  beendigt,  ohne  nur 
einmal  gezeigt  zu  haben,  daß  wir  Krieger  zu  heißen  verdienen. 

Durch  welch  eine  Mannigfaltigkeit  der  Empfindungen  und  Gedanken,  welche 
mein  Interesse  durchkreuzen,  mußte  ich  mich  seit  dem  unsere  ganze  Jugendkraft 
als  Krieger  fesselnden  Tage  hindurch  arlieiten,  und  noch  wage  ich  es  nicht,  ihnen 
ein  Resultat  auszusprechen.  Mein  Glaube  und,  was  mir  mehr  ist,  mein  Erkennen 
eines  Schicksals,  nach  dessen  Bestimmung  die  Menschheit  fortschreitet  zu  immer 
vollkommenerer  Entwicklung  und  Ausbildung  ihres  Wesens,  ist  unerschüttert,  un- 
getrübt, und  ich  bin  fest  überzeugt,  daß  das,  was  nun  einmal  geschehen  ist  und 
geschah,  geschehen  mußte,  weil  es  schlechterdings  nicht  hätte  geschehen  kinmen. 
wenn  es  nicht  in  der  Totalität  bedingt  gewesen  wäre.  Daß  es  geschehen  mußte,  daß 
es  in  der  Totalität  bedingt  war,  dieß  muß  uns  freilich  mit  innigem,  theilnehmendem 
Trauern  erfüllen;  allein  unser  Streben,  das  Streben  des  Ganzen  und  Einzelnen  muß 
seyn,  das  Geschehene  nur  als  Mittel  zur  Erreichung,  zur  Erringung  höherer  Voll- 
kommenheit zu  werden.  Der  erkannte  Fehl,  das  erkannte  Irren  bringt  den  nach- 
denkenden Knaben  und  Jüngling  zu  größerer  Vollkommenheit,  und  so  finde  ich 
die  Erziehungs-  und  Ausbildungsgeschichte  des  einzelnen  Menschen  wieder.  —  Selbst 
von  mir  persönlich  kann  ich  Ihnen  nicht  mehr  sagen,  als  bis  der  Tag  der  Entscheidung 
erschienen  sein  wird,  in  mir  werde  ich  aber  wohl  noch  lange  deutscher  Krieger  bleiben, 
wenn  auch  die  Verhältnisse  nicht  erlauben  sollten,  es  äußerlich  zu  scheinen.  Noch 
nie  habe  ich  das  Wesen,  die  Kraft  und  die  Würde  eines  deutschen  Kriegers  lebhafter 
und  tiefer  gefühlt  als  in  dem  Augenblick,  da  uns  Waffenruhe  geboten  wurde.  — 

Der  Himmel  gebe,  daß  unser  Lieut:  Müller  seinen  Vorsatz  in  vollstem  Maße 
ausführt  und  die  6 — 8  Wochen  Waffenstillstand  dazu  benützt,  um  uns  mit  unsern 
Waffen  und  mit  dem  Gebrauche  des  Lokals  [Geländes  ?]  zum  Vortheil  desselben 
recht  vertraut  zu  machen.  Unser  Standquartier  wird  während  dieser  Zeit  wohl  immer 
Havelberg    seyn. 

Unsere  Compagnie  nähert  sich  seit  einiger  Zeit  innner  mehr  der  Innern  Ein- 
heit und  Einigkeit  und  militärischen  Vollkommenheit,  aber  in  demselben  Maße  droht 


120      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN   DES   LÜTZOWER    lÄOERS   l-RIEDRUH   WIl.llEl  M  AÜCIIST    I-ROHI: 


ihr  jetzt  Auch  w  iodor  /cnlicihiiic.  1  ''ur»."!!  da.s  HiKlcu  neuer  Halaillons  und  (!onipa,s;iiien 
werden  viele  ()berjüi;er  besonders  bey  den  riissiliren  nidliii;.  Die  Coninuindeurs 
der  beiden  hier  hebenden  BÜLhsenjä,iier-CA)nipa,i;nien  haben  daher  den  Aultrai;'  erhallen 
aus  ihren  Conipa^nien  alle  die  auszuziehen,  welche  l'ähii;'  sind  ()ber)ä,t;erstellen  bey 
jenen  (^onipaunien  zu  bekleiden.  Unser  l.ieutn:  .Wiiller  hat  aus  unserer  (^onipa^nie 
deren  \o  auUeselzt.  worunter  sich  nalürliL'h  alle  die  ik'sleu  der  (',()nipa,i;nie  befinden, 
auch  mich  hat  er  in  jenes  \erzeichnil,)  auf^enomnien.  Dem  Slaabe  bleib!  es  nun  in 
vorkommenden  ballen  \orbeliallen.  diejeni,i;en  aus  dem  Verzeichnisse  auszuheben, 
welche  er  eben  tiir  ,i:,'ul  befindet :  dadui'ch  wird  nun  zunächst  unsere  (;ompa,i;nie  be- 
droht an  innerni  Cjehall  zu  verliehren.  denn  solche  jun.t;e  Leute,  als  zu  einer  .i^ewissen 
Zeit  zu  dem  Corps  hinzutraten,  mö.s^ten  in  der  nächsten  Zeit  wohl  nicht  wieder  hinzu- 
treten: allein  auch  die  Verbindungen  der  Hinzeinen  im  (^orps  unter  sich  werden 
zerrissen  werden,  und  so  wird  das  Ganze  verliehren.  denn  ich  gestehe,  es  würde  mich 
sehr  schmerzen,  die  Weni.i.;en.  an  die  ich  mich  anschlieUen  konnte,  von  mir  entfernt 
zu  sehen.  Was  ich  in  dem  I"alle.  dal.>  auch  mich  die  Wahl  des  Stabes  einst  treffen 
sollte,  thun  werde,  weiß  ich  noch  nicht,  und  läßt  sich  auch  wirklich  sehr  schwer  be- 
stimmen. So  viel  ist  ,t;ewil.5,  dem  gröfUen  Teil  und  gerade  dem  besten  ist  es  weit 
lieber  in  unserer  Compagnie  gemeiner  Jäger,  als  bey  den  Füssilieren.  die.  soweit  ich 
s'e  kenne,  gn'ißtentheil  sehr  gemeine  zusammengeraffte  Menschen  sind.  Oberjäger 
zu  seyn.  Ja  ich  ziehe  weit  vor,  bey  uns  Jäger  als  dort  zweyter  Lieuten:  zu  seyn. 
Überdieß  fühle  ich  mich  in  mehrerer  Hinsicht  perscmlich  zu  einem  solchen  Wirken 
geschickt;  denn,  was  alles  in  sich  faßt:  der  am  reinsten,  besonders  gemeinschaftlich 
mit  Bessern  Gehorchende  ist  weit  freyer  als  der  im  Namen  Anderer  über  weniger 
Gebildete,  ja  Ungebildete,  und  Rohe  Gebietende.  Zu  meiner  Beruhigung  hat  mir 
aber  auch  der  Herr  Lieut:  Müller  versichert,  daß  es  von  jedem  abhänge,  ob  er  die 
angetragene  Stelle  annehmen  wolle,  wenn  er  Gründe  anführe,  es  nicht  zu  kr»nnen.  — 
Was  ich  thun  werde,  wenit  ich  sehe,  daß  die  Besten  unsere  Compagnie  verlassen  und 

sie  sich  selbst  dadurch  verschlechtert,  weiß  ich  noch  nicht [Es  folgen  längere 

geognostische  Mitteilungen,  die  für  die  Sache  insofern  von  Wert  sind,  als  sie  die 
genaue  Marschroute  des  Korps  nach  Leipzig  und  zurück  nach  Havelberg  enthalten.] 

Marsch  nach  Leipzig:  Schönfeld,  Scharlippe,  Klintz.  Wust.  Genthin. 
Pärchen,  Hohenziatz,  Loburg,  über  die  Sorge,  Lindow,  Zerbst  blieb  rechts,  Roßlau, 
Holzweissig,  Eutritzsch. 

R  ü  c  k  z  u  g  n  a  c  h  H  a  v  e  1  b  e  r  g:  Dessau,  Roßlau.  Llbübergang.  Lindow, 
Loburg,  die  Sorge  links,  Rogäsen,  Gnadow  [Grabow.^],  Trezen,  Parcher.,  Platen 
(Genthin  blieb  links),  Redekin  (Jerichow  blieb  links),  Fischbeck.  Tangermünde.  Buch, 
Tangermünde,  Arenburg,  Fährkrug  Sandau,  Havelberg. 

S  o  n  n  a  b  e  n  d  s  a  m  1  'M  e  n  J  u  n  y. 
Seit  unserem  Einmarsch  in  Havelberg  führe  ich  in  mir  ein  wirklich  trauriges 
Leben,  meine  Thätigkeit  hat  jetzt  jede  Richtung  verlohren,  die  Erwartung,  was  uns. 
der  20ste  und  26ste  July  bringen  wird,  nimmt  so  mein  ganzes  Wesen  in  Anspruch 
daß  ich  für  jede  Thätigkeit  unempfänglich  bin.  Wie  hat  mich,  wie  hat  alle  meine 
Bekannte  dieser  Waffenstillstand  geschlagen.  Wir  können  ja  im  Innern  nicht  Frieden 
machen,  unser   Innerstes  kann   ja  keine  Waffenruhe  anerkennen,   und   \on  Außen 


VON   AUGUST   NEUHAUS.  121 


ist  sie  uns  docli  ,i;"eboteii :  kiiiiii  dieser  Zwiespalt  zwischen  innerer  uiilI  äul.ierer  Welt 
uns  anders  als  niederdrücken  ?  —Wenn  wir  nun  doch  ,i;anz  und  ,!;ar  nicht  dem  (jedanken : 
Waffenruhe,  oder  wohl  ,i,^ar:  Friede  Raum  in  uns  ,i;iihen.  so  wäre  es  doch  noch  etwas; 
ich  hin  iiberzeus^t  auf  allen  Punkten,  wo  der  Feind  ist,  herrscht  die  ,i;T()Lite  Thäti.i;- 
keit,  bey  uns  herrscht,  wenn  ich  auch  nicht  sa,y:en  darf  Ruhe,  doch  keine  aus.uezeich- 
nete  Thätii^keit.  —  Satten  Sie  mir.  Verehrter,  das  Ganze  mit  der  innii^sten  Theil- 
nahme  umfassender,  sich  von  dem  lebhaftesten  Interesse  für  Deutschheit  erfüllter 
Freund,  sa,<en  Sie  mir,  was  ,t;lauben  Sie,  daL{  das  Resultat  der  6  wiichentlichen  LJnter- 
liandlun.tc  seyn  werde?  —  Darf  ich  es  Ihnen  aussprechen,  daf5  ich  keine  Antwort 
kenne,  die  micli  mii  ,i,n'r)fierer,  inni,i;ster  Freude  erfüllt  als  das  Wort:  Krie.^:!  — 
Friede?  Das  ist  Frschlaffun^',  ist  eine  sanktionierte  noch  .unM.lere  Frschlaffuirs^ 
herbeiführende  Ruhe:  wie  kann  uns  diese  Heil  brin,i;en  ?  —  Überall,  weni,i,^stens  von 
sehr  vielen  IkuI  man  von  dem  Unheile  sprechen,  von  dem  Blute  reden,  daß  die  Fort- 
setzun.i;  des  Krie,t;es  kostet,  aussprechen  h(')rt  man.  daß  ein  bestimmtes  Fand  bey 
der  Fortsetzun.t;"  des  Krie.^es  ^anz  zu  Grunde  gehen  würde,  und  daß  dieses  Land  jetzt 
noch  retten  müsse,  was  es  kann;  aber  was  will  man  denn  retten  ?  —  Finer  bestimmten 
Familie  den  Besitz  eines  bestimmten  Stück  Landes,  den  Alenschen.  die  dieses  Land 
bewohnen,  ein  thatenloses  in  ewi,uer  Abhän,ui,i;keit  hin.uebrachtes  Leben?  —  Be- 
denken denn  diese  Menschen  nicht,  daß  es  weit  würdiger,  weit  kr)stlicher  ist,  unser 
jetziges  nun  einmal  doch  ganz  thatenloses  Leben,  unsere  ganze  jetzige  Generation 
ganz  zu  opfern,  damit  folgende  (jenerationen  sich  eines  der  Bestimmung  des  Menschen 
würdigen  Lebens  erfreuen,  damit  künftige  mit  Freiheit  und  Selbstbestimmung  für 
die  Fntwicklung  und  Ausbildung  ihres  ganzen  Wesens  thätig  seyn  können,  anstatt 
daß  wir  uns  das  Leben  von  Fialbfodten  fristen  und  auch  künftige  Generationen  für 
ein  solches  Leben  bestimmen.  Icli  weiß.  daß.  beginnt  der  Kampf  von  Neuem,  wir 
nicht  wieder  zurückkehren  in  die  Heimath  der  Geliebten,  aber  der  Donner,  welcher 
die  Kugel  begleitet,  die  mir  den  Arm  nimmt,  soll  mir  fn'ihliche  Musik  seyn,  wenn 
dieser  Arm  vorher  im  reichsten  Maße  für  die  Entfesselung  der  künftigen  Generation 
wirkte.  —  Ich  glaube  nun  einmal  an  ein  Wiederfinden,  Wiedersehen  der  Theuern, 
der  Geliebten  im  Jenseits;  ich  bin,  ich  muß  davon  überzeugt  seyn,  wenn  ich  die  Be- 
stimmung des  Mensclien  in  eine  fortlaufende  Entwicklung  und  Ausbildung  seines 
Wesens  zur  Vollendung  setze,  und  welche  Empfindungen  müßten  dann  unser  ganzes 
Wesen  durchdringen,  wenn  diese  jüngeren  und  jüngsten  Geliebten  und  Theuern 
einst  nicht  klagend,  aber  von  Wehniuth  davon,  daß  wir,  ihre  Früherlebenden  für 
die  Mr)glichkeit  der  freyen  Entwicklung  und  Ausbildung  ihres  Wesens  in  diesem 
Leben  nicht  thaten,  was  wir  thun  sollten,  ergriffen  zu  uns  träten  ?  Aber  ich  will 
den  Gesichtspunkt  weit  näher  stellen,  ich  will  betrachten,  wie  wir  zu  unsern  Geliebten, 
wie  der  Vater  zum  nocli  unmündigen  Sohne,  der  Bruder  zu  den  jüngsten  Geschwistern, 
der  Mann  und  männliche  Jüngling  zu  den  jüngeren  Verwandten  des  Blutes  und  über- 
haupt im  Allgemeinen  zu  dem  ganzen  aufkeimenden  Menschengeschlecht  unseres 
Wohnplatzes  steht,  wenn  es  Friede  werden  sollte.  Ein  Friede,  der  uns  die  Rechte  des 
Menschen,  die  Rechte  einer  unbeschränkten  Entwicklung  unseres  Geistes,  die  freye 
Ausbildung,  den  freyen  Gebrauch  desselben  zugesteht,  möchte  wohl  nicht  das  Re- 
sultat des  kaum  begonnenen  Kampfes  werden:  wenn  aber  dieses  nicht  der  Fall  ist, 
wie  in  sich  zerdrückt  muß  der  Ältere  d<^n  Jüngeren  noch  Unausgebildeten  gegenüber- 


122       AUSZilGE   AUS   DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  .IÄ(",OKS    rkinDKICll    Wll  IITIM  Alli^.UST   I  Rol'.Hl.. 

.stehen,  wenn  er  die  Fesseln,  die  eine  treye  l-ntwiekluni;  nnd  AuslMlduni;  unnii'jjieh 
nuichen.  nicht  zerbreehen.  die  Hindernisse,  die  sieli  derselben  en1i;e,i;enstellen,  nicht 
\"ernichten  kann,  wie  in  sich  /erdrückt  mul.')  derselbe  in  sich  seyn.  Ich  tinde  niclil 
Worte,  die  Empfinduni;en.  den  Schmer/  ans/udrücken.  mit  welchen  der  Allere  in) 
Bewußtseyn  seines  Gebundenseyns  unf  die  jüngeren  Geliebten,  bey  welchen  sich 
in  allem  ihrem  Thnn  das  Streben  nach  treyer  Hntwickhin.i;'  nnd  Ausbildnnt;'  ihres 
Wesens  äu(?>ert.  da  er  diese  nicht  nur  nach  seinem  besten  Bewußtseyn  mit  allen  seinen 
Kräften  nicht  unterstützen  kann,  sondern  sot^^ar  noch  sehen  muß,  wie  vielmehr  durch 
das  Ganze  und  in  demselben  dieser  lintwickluns;-  Fesseln  antcelei^t  werden  —  mit 
welchen  da  der  Ältere  auf  die  jün,i;ern  (kliebten  sieht.  Und  im  Bewußtseyn,  im 
Frkennen  der  Zukunft,  die  uns  erwartet,  sollten  wir  Frieden  machen?  sollten  wir 
in  unserm  Innern  den  I'rieden  mit  denen,  sie  heißen,  wie  sie  wollen,  anerkennen. 
die  zum  Werkzeu.i;:  dienen,  uns  diese  schmachvollen  Fesseln  und  unsern  Nachkommen 
anzuleiten  ?  Können  wir  nicht  die  Kraft  vernichten,  welche  den  Gebrauch  der  Werk- 
zeui^e  bestimmt,  so  müssen  wir  die  Werkzeuge  vernichten,  damit  es  der  Kraft  an 
Mitteln  i^ebreche  uns  zu  schaden,  uns  zu  fesseln,  also  Krie.c^!  —  Doch  es  ist  nicht 
mö.iiiich,  alles  auszudrücken,  was  sich  an  diese  Betrachtun,t;en  anknüpft,  und  was 
die  Aufforderung  zum  fernem  Kriege  vermehrt,  erhöht. 

Ist  es  Schicksals  Schluß,  daß  im  ernsten  Kampfe  mit  der  Kraft  uns  das  Gefühl, 
das  Bewußtseyn  der  eigenen  Kraft  komme  und  stärke,  und  daß  wir  so  im  Kampf  mit 
uns  selbst  uns  selbst  erkämpfen,  welch  andere  Loosung  können  wir  haben  als  Kampf. 
Daß  dieser  Kampf  blutig  und  dadurch  Krieg  sey,  daß  er  vielen  das  Leben  koste, 
scheint  hart,  sehr  hart,  aber  es  ist  nicht  so  hart,  als  es  scheint;  ich  b'innte  aussprechen, 
daß  ich  es  gerecht  finde.  Was  ich  hier  sage,  scheint  vielleicht  widernatürlich,  nicht 
menschlich,  vielleicht  gar,  aber  es  scheint  mir  nicht  nur.  sondern  ist  mir  sogar  wahr.  — 
Durch  Strafe  wird  zwar  kein  Fehler,  keine  Schuld,  das  heißt  die  Wirkung  und 
Folge  irgend  einer  That  verändert  und  verbessert;  ist  die  That  geschehen,  ist 
das  Wort  gesprochen,  so  gehört  beydes  dem  Ganzen  an,  und  die  Wirkungen  von 
beyden  gehen,  u  n  a  b  h  ä  n  g  i  g  von  dem,  von  welchem  beydes,  That  und  W(^rt, 
ausging,  ins  Unendliche  fort;  also  durch  Strafe  irgend  Eines  für  Wort  und  That, 
welche  von  ihm  ausgingen,  können  die  Wirkungen  beyder  nicht  im  Mindesten  ab- 
geändert werden,  sie  gehen  nach  ew-igen.  gleichen  Gesetzen  ins  Unendliche  fort : 
aber  derjenige,  von  welchem  Wort  und  That  ausgeht,  kann  für  die  Absicht,  in 
w'elcher  beyde  von  ihm  ausgingen,  gestraft  werden,  und  so  kann  durch  Strafe  die 
Absicht  kurz  alles,  was  sich  von  mir  persönlich  an  Wort  und  That  an- 
knüpft, abgebüßt  werden,  so  kann  der  Mensch  dm'ch  Strafe  erhoben  und  gebessert 
werden,  so  kann  der  Mensch  durch  Strafe,  die  ihn  persimlich  trifft  (wenn  ich  es  aus- 
sprechen darf),  gereinigt  und  somit  entsündigt  werden,  und  es  giebt  wirklich  einen 
Sinn,  in  welchem  der  Ausspruch:  „Blut  macht  gut,  was  Blut  versähe"  tiefe  Wahr- 
heit enthält.  —  Von  dieser  Seite  betrachtet  hat  auch  der  jetzige  Krieg  viel,  sehr  viel 
Gutes,  ja  Vortreffliches  für  sich.  Ja  es  liegt  in  dieser  Betrachtung  die  größte,  ja 
ich  möchte  sagen,  die  reinste,  wenigstens  die  nächstgrößte,  die  nächst  reinste  Auf- 
forderung zur  Fortsetzung  des  Krieges.  Diese  hier  angedeutete  Idee  sind  nicht  die 
zufälligen  Gedanken  des  Augenblickes,  sie  ist  tief  in  der  Natur  und  in  dem  Wesen 
des  Menschen  gegrimdet,  und  so  wohl  die  pädagogische  als  auch  die  historische,  die 


VON   AUGUST  NEUHAUS.  123 


mytliolo.i.nsche  und  religiöse  Betrachtung  des  Menschen  und  seiner  Ausbildung  bestä- 
tigt sie,  ja  sie  läßt  sich  sogar  aus  den  Resultaten  der  reinen  Untersuchung  über  das 
Wesen  der  Menschen  beweisen.  Also  Aufforderung  zum  Krieg,  zum  Kampf,  zur 
Forlsetzung  des  Krieges,  des  Kampfes  von  allen  Seiten!  —  Wer  sollte  ihr  nichf 
folgen !  — 

Mondtags  am  21ten  Juny.  f:ben  bin  ich  Merrn  F-riesen.  der  sich  sehr 
wolil  befindet,  und  welcher  Sie  herzlich  grüßen  läßt,  begegnet;  er  sagte  mir,  daß  er 
heute  nach  B —  einen  Courier  absende  und  erboth  sich,  Briefe  für  mich  zu  besorgen, 
ich  eile  also  diesen  Brief  zu  beenden  und  an  Sie  zu  bef()rdern. 

Zunächst  meinen  herzlichsten  Dank  für  Ihren  lieben  Brief  vom  (S.  dieses, 
welchen  ich  heute  erhalten,  mit  der  freundschaftlichen  tunlage.  —  Aber,  mein  theurer 
Freund,  ich  bitte  Sie,  setzen  Sie  diesen  Beweisen  Ihrer  theilnehmenden  Freundschaft 
Grenze,  denken  Sie,  daß  ich  in  vielfacher  Hinsicht  Ihr  Schuldner  bin,  und  daß  es 
vielleicht  mir  nie  möglich  wird,  auch  nur  einen  Theil  derselben  abzutragen.  Lassen 
Sie  mich  immer  auch  durch  Entbehren  das  Wesen  des  Krieges  empfinden,  denn  ich 
will  es  Ihnen  nur  gestehen,  bisher  bin  ich  oft  noch  sehr  nachsichtig  gegen  mich  ge- 
wesen, und  ich  habe  da,  wo  es  möglich  war.  mich  gerne  dem  Gebote  der  Entbehrung 
überhoben.  —  Am  8ten  siegelte  Ihre  Güte  jenes  mit  der  liebevollen  Bitte,  mir  einige 
heitere  Stunden  zu  machen,  an  mich  ein,  und  gerade  an  diesem  Tage  oder  den  fol- 
genden besuchte  ich  mit  meinem  jungen  Freund  Middendorf  die  fürstl.  Gärten  um 
Dessau  (nach  Wörlitz  erhielt  ich  leider  ihciit  Urlaub)  und.  da  die  Z'^'it  zu  kurz  war, 
zu  Wagen,  freylich  fi^ir  den  gemeinen  Jäger  etwas  kostbar,  es  kostete,  da  ich  das 
Ganze  trug,  2  fl.  doch  hatte  ich,  hatten  wir  dafür  vielen  hohen  und  reinen  Genuß, 
und  jetzt  ist  derselbe  in  der  Erinnerung  noch  dadurch  erhöht,  daß  ich  mir  sage,  als 
habe  ich  mir  jenen  G:;nuß  gerade  durch  einen  Theil  Ihres  Geschenkes  verschafft. 
Also  auch  Ihnen  Dank  für  jenen  genußreichen  Nachmittag  in  Dessau,  den  ich  schon 
freylich  an  sich  Ihrer  Güte  verdankte 

Welch  ein  harter  Schlag  hat  unser  Corps  durch  das  Schicksal  unseres  Chefs 
von  Lützow  getroffen.  —  Sie  werden  es  bald  vielleicht  durch  den  Ülierbringer  dieses 
hi'iren  und  erstaunen,  o!  mehr  als  erstaunen,  ergrimmen  im  Innersten,  ergrimmen 
über  die  französische  teuflische  Verstellung  und  Arglist  —  das  Faktum  ist,  unser 
Major,  der  mit  4  Escadrons  tief  in  Deutschland  eindrang  und  nun  nach  dem  Waffen- 
stillstand reich  beladen  mit  Ruhm  und  Beute  auf  das  diesseitige  Elbufer  zurück- 
kehren wollte,  wurde,  nachdem  er  vorher  von  einem  franz(')sischen  General  zwischen 
Leipzig  und  Gera  zum  Mittag  freundschaftlich  eingeladen  worden  war  und  von  diesem 
die  Versicherung  eines  ruhigen  Rückzuges  erhalten  hatte,  von  den  Franzosen  fast 
meuchelmöirderisch  überfallen,  und  ob  er  gleich  der  Übermacht  weichend  und  ein- 
gedenk des  Waffenstillstandes  absitzen  und  zuerst  keinen  Schwertschlag  thun  ließe, 
dennoch  wie  ein  Fechtender  behandelt;  viele  sollen  geblieben,  viele  verwundet,  die 
meysten  gefangen  seyn.  v.  Lützow  selbst  soll  eine  sehr  bedeutende  Kopfwunde  haben ; 
nur  100  M.[ann]  Uhlanen  retteten  sich  durch  die  Flucht  noch  vor  Ausgang  des  nach- 
herigen Gefechtes,  sie  stehen  in  Loburg.  einer  davon  brachte  die  Nachricht  hieher 
an  den  Stab.  Das  Nähere  werden  Sie  bald  früher  hören  als  wir.  —  Aber  was  sagen 
Sie  zu  der  Elendigkeit  der  Franzosen,  vielleicht  gar  der,  welchen  wir  in  Leipzig  das 
Leben  aus  Gutmüthigkeit  und   Rechtlichkeit  schenkten,  verdienen  diese  Menschen 


124       VUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDKU  II   WH  III. I  M  AlU.llSr  1  KÜRli!.. 

noch,  luu'li  Kriegs-  uikI  \'r>lkcrri\iil  boluuklL'li  /u  worden,    llii.sci'c  Kcutcr  liirclitck'ii 
die  Hlendoii  im  ofkMieii  Kanipl.  und  so  scluindlioh  \erlolircn  wir  .sie. 

ieh  bitte,  leihen  Sie  mir  di)eli  aul  die  weni.uen  Wochen  eine  oder  einii^e  ,i;ule 
Karten  von  Deutschland,  dal.!  ieh  überall  recht  zu  Hause  werde  und  in  den  Stand 
komme,  den  Feind  nicht  nur  zu  verfolgen  sondern  auch  autzusucheii.  —  Leben  Sie 
recht  wohl. 


.\  u  t"  d  er  11  a  v  e  1  z  w  i  s  c  h  e  n  W  e  r  b  e  n  u  n  d  i)  u  i  (  z  Ti  h  e  1  a  m 
2\.  ,1  u  n  >■   1  \. 

Tjestern  Nachmittai;s  1  1  'hr  fuhren  w  ir  \oii  1  lavelber,^  ab.  kamen  des  schlechten, 
des  Re,i;'eiiwetters  we,i;en  nur  bis  Nitzow  am  rechten  llaxelufer.  zu  Lande  eine  kl. 

Meile   von   Havelber.y;,  welchem  Orte  ,i;"e,i;'eniiber   unsere   Scliifle   anle.uten 

I  Policen  läiti^ere  ,tieo.i;"nostische  Ausführun,^;eii.|  Da  unsern  Schiffen  das  weitere 

Lahren  nach  der  Llbe  von  dem  commandierenden  Offizier  in  Quitzöbel  bis  auf  höhere 
Ordre  untersa,i;;t  wurde,  so  ^'m^  ich  diesen  Nachmitta.i^e  nach  dem  Dnrfe  ....  f Folgen 
läiiii'ere  .i;'eo,si'nostische  Ausführuimen.] 

A  m  24  f  e  n  .1  u  n  y  (ci  m  frohen  .)  o  h  a  n  n  i  s  f  e  s  t)  Mo  r  ,!;■  e  n  s  7  IJ  h  r. 
Ob  wir  gleich  heute  früh  nach  \  Uhr  schon  von  unserm  gestrigen  Anlegungsort 
abgefahren  sind,  so  haben  wir  doch  schon,  \ielleicht  kaum   K  Viertelstunde  unter 
jenem  Punkte  an  demselben  Ufer  angelegt,  um  die  wegen  seichten  Wasser  zurück- 
gebliebenen beyden  anderen  Schiffe  erst  noch  heran  zu  holen |  Folgen  längere 

geognostische  Ausführungen.] 

Auf  der  Elbe  noch  im  1 1  a  velw^ asser,  Freitags  den  25teit  Juny 
L3.  — 

Abfahrt  um  9  Uhr  des  Morgens  nach  erhaltener  Frlaulinif!  des  Generalgou- 
verneurs von  Magdeburg  an  dem  rechten  Ufer  hin  schiffen  zu  dürfen.  — 

S  0  n  n  a  b  e  n  d  s  a  m  26.  J  u  1  y  [Juni !]. 
Diese  Nacht  hatten  wir  bey  VVittenberge  angelegt.  Als  wir  gestern  in  die 
Stadt  gingen,  rief  uns  der  Prediger  Heinrich  an,  welcher  uns  aufforderte,  diese 
Nacht  bey  der  Stadt  Halt  zu  machen  und  den  Abend  bey  ihm  zu  zubringen.  Wir 
verlebten  diesen  bey  ihm  angenehm.  Er  zeigte  uns  ein  Zirkular  von  der  Regierung 
in  Potsdam  an  die  Prediger,  in  welchem  diese  aufgefordert  werden,  ihre  Gemeinde- 
mitglieder zur  Standhaftigkeit,  Ausdauer  und  zur  Erneuerung  des  Kampfes  zu  er- 
muntern       Man  klagte  hier  sehr  über  die  Kosacken.    Um  3^/2  Uhr  heute  früh 

fuhren  wir  ab Warenburg  [Wahrenberg],  ein  Dorf,  liegt  sehr  angenehm 

Die  Besatzung  in  Warenburg  waren  40  Mami  Infanterie  mit  einem  Kapitän,  Ita- 
liäner,  so  wie  die  bei  Werben  friedliebend.  Der  Zoll-Controlleur,  welcher  ans  Schiff 
kam,  versicherte  uns  das  gute  Betragen  derselben [Folgen  längere  geog- 
nostische Ausführungen.] Von  Wahrenburg  bis  Schnakenburg  sahen  wir  keine 

militärischen  Posten 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  125 


Ge.t^'en  1 1  Uhr  le,t;ien  wir  bey  Schnakenburi;-  in  der  Hlbe  fest [Fol.i;! 

eine  Beschreibun^i;'  Sciiiuickeiibur,<s  und  seiner  Unr^ebun.u'.  ] 

Um  2  Ulir  Nachniittai^s  l'uliren  wir  wieder  ab |  Policen  .i^eo.i^nostische 

Benierkun,i;en.J 

Um  6  Uiir  hindeten  w  ir  am  R.  U.  [rechten  Ufer].  Lenzen  .ne,<eniiber 

[l'ofuen  sehr  umfan,i;Teic'ne  .i^eo.^nostische  Ausfii'!iriin,i;en.| 


H  a  V  e  1  b  e  r  ,ii\  den  7  t  e  n  J  u  1  y  181^ 
Da,  wie  uns  unser  H.  Lieutenant  Müller  sa,<t,  es  ziemlich  ,ü,ewil.i  ist,  dali  wir 
den  ISten  dieses  von  hier  zu  unserer  Bestimmun.s:,  d.  i.  mehr  nach  Norden  abstehen 
werden,  um  uns  unter  die  Fahnen  unseres  künftigen  Befehlshabers,  des  Kronprinzen 
von  Schweden,  zu  sammeln,  so  eile  icli  Ihnen  zu  schreiben,  um  vielleicht  vor  unserm 
Abmarsch  von  hier  noch  das  Ver^iuu^en  zu  haben,  von  Ihnen  verehrter  Freund  einen 
Brief  zu  erhalten. 

Bald  nach  dem  Ab,<an;;'  meines  letzteren  Briefes  an  Sie,  welchen  ich  durch 
die  Güte  der  Herrn  Adjutant  Friesen  besor.t;te.  wurde  ich  nebst  mehreren  andern  zur 
Fskorte  dreyer  Sciiiffe,  welche  von  hier  auf  der  Flbe  nach  Lenzen  bestimmt  waren, 
lieordert.  Den  22ten  Juny  NaLl-imitta.i:,s  fuhren  wir  von  hier  ab  und  kamen  Sonn- 
abends den  26ten  .i^lücklich  in  Lenzen,  nachdem  wir  sämtliche  Flbposten  der  Fran- 
zosen passiert  hatten,  ,t;lücklich  an.  —  Sonnta,y,s  hatten  wir  Rasttag'.  M;)ndta,^.s  den 
2<Sten  kehrten  wir  zu  Wa^i^en  nach  Havelber,<  zurück,  wo  man  we.i;en  unserem  lan,!;en 
Ausbleiben  schon  das  (jerücht  verbreitet  hatte,  dal.5  unsere  Schiffe  von  dem  Feinde 
,t;enoinmeii  und  wir  als  ( jefan.i^ene  sclion  durc]rran,i;ermünde  ,i;eführt  worden  wären. 
Seit  meiner  Zurückkunft  nach  Uavelberi^'  hatte  ich  mir  jeden  Ta.t;'  vin^esetzt,  Ihnen 

zu  schreiben   doch  die  militärischen  ()blie,i!,enheiten,  welche  ununterbroclien 

im  Wachestehen,  VVaffenüben  und  Schieben  wechselten  und  daß  wirklich  sehr  un- 

freundliclie  Wetter  noch  dazu  hielten  mich  bis  jetzt  davon  al'» [Fs  tofs.:,en 

längere  ,i;eo^iiostisclie  Ausführun.i^en.  | 

A  !n  IS  t  e  n  ,1  u  1  y. 
Was  werden  Sie  verehrter  llerr  und  Freund  \on  mir  denken,  dal.i  ich  so  lant^e 
sciiwei,i;'e.  allein  \ielleicht  werden  Sie  mir  es  kaum  s;laubeii,  und  doch  ist  es  wahr  — 
es  war  mir  ,t:,anz  unmö,.;iich,  Zeit  zu  .i^ewinnen,  um  diesen  Brief  zu  l")eendi,t;'en.  Wie 
ich  schon  zu  Anfant;'  dieses  Blattes  schrieb,  so  werden  wir  jetzt  sehr  beschäfti.iii,  und 
in  den  letzten  <S  Ta^en  so  ununterbrochen,  datl  man  im  v(>lli,i;'en  Sinne  des  Wortes 
kaum  zu  sicii  selbst  kommen  und  sein  Verhältnifi  und  La,i;,e  ruhi,i!,'  überblicken  kann. 
Wir  haben  in  der  letzten  Zeit  unsere  militärischen  Nachbarn,  namentlich  unsere  Ar- 
tillerie in  Jederitz  und  die  Tiroler  in  Sandau.  welchen  letzten  (Jrt  wir  erstürmten. 
beunruhi,!j,t,  so  dal.i  wir  da,t;'e.i;en  nun  wieder  sehr  achtsam  sein  muüten.  um  nicht  von 
ihnen  .gemeinschaftlich  wieder  überfallen  zu  werden:  diel,',  hat  uns  mehrere  Nächte 
fi'ekostet:  überdiel.5  müssen  wir  häufi,^:,'  exerzieren,  oft  täi;lich  2  mal,  des  Mor.^'ens 
im  Liniendienst  und  Manöver,  des  Nachmitta.^s  im  Felddienst.  Rechnen  Sie  dazu 
noch,  daß  wir  jeden  dritten  Tag'  jetzt  40  Mann,  also  jederzeit  fast  mehr  als  die  Hälfte 


12Ö      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICIi   Wll  IlHl  M  AUi^.UST  rRoHHI.. 

der  dieiistthucMKitMi  Jäi^er  auf  \\:k"lk'  .u't'lu'u;  kTiicr  dal.l  an  den  Ta,i;oii.  wo  iiichl 
exerziert  wird,  diejenii^en,  welche  nicht  auf  Wache  etc.  sind,  >ich  im  Schicl.ien  üben 
nuLssen,  so  werden  Sie  leicht  einsehen,  wie  stark  wir  jetzt  besciiäfli,i;t  sind.  Nehmen 
Sie  dazu  noch  das  ermüdende  der  Witterum;,  das  Unbequeme  der  Quartiere,  so  werden 
Sie  mir  siclier  leicht  glauben,  dal.^  uns  sehr  wenis;  Zeit  zur  ei,i;enen  Disposition,  beson- 
ders mit  freyer  Geisteslliätii^keil  übri^'  IMeibl.  und  liierinne  liei;!  der  (Irund  meines 
langen  Schweigens. 

Am  17  t  e  n  Juli  u  s. 
Wie  vor  einigen  Monaten  ein  Gährungsprozeß  zwischen  den  Jägern  unter 
sich  und  den  Jägern  und  den  Übern  Statt  fand,  so  beginnt  jetzt  und  findet 
eine  Gährung  und  Ausscheidung  unter  den  Officieren  statt.  ()!  wie  ganz  anders 
zeigen  sich  jetzt  so  manclie  Mensclien.  wie  fremd  ihnen  das  Interesse  deutscher 
Söhne,  sie  scheinen  ihnen  in  ihrer  Gesamtheit  eine  Leiter  zum  Hmporsteigen 
zu  seyn.  Die  Gesamtheit,  aus  der  sie  hervorgingen,  scheint  ihnen  nur  darum 
da  zu  seyn,  daß  sie  ihrer  Eitelkeit  frohnen,  ihr  frohnen,  ihren  Ehrgeiz  nähren 
können.  So  hat  sich  unser  sonst  lieber  Sürern  verändert,  der  doch  rein  aus  uns 
hervorging,  durch  uns,  ihm  vertrauend,  über  uns  gesetzt.  Anfangs  war  er  klug, 
bald  wurde  er  kalter  und  trennte  sich  von  der  Gesamtheit,  jetzt  hat  er  sich 
an  welche  im  Stabe  angeschlossen,  die  uns  als  nichts  anders  als  bloße  Werkzeuge 
zu  ihren  persönlichen  Zwecken  halten,  als  solche  aber  nicht  einmal  achten,  weil 
sich  nicht  alles  unbedingt  in  ihren  Willen  fügt,  und  nun  tritt  er  auf  die  Gesamt- 
heit, die  er  achtend  pflegen  sollte,  unter  dem  Schein  den  militärischen  Geist  in  ihr 
zu  w^ecken.  Befehlsbaberei,  Herrschsucht  und  unter  dem  Schilde  der  militärischen 
Subordination  Willkühr  tritt  an  die  Stelle  früherer  freundschaftlicher  Verhältnisse. 
Ich  schreibe  Ihnen  dieß  weder  aus  Unzufriedenheit  noch  weniger  aus  Klage,  son- 
dern nur.  um  Ihnen  zu  schreiben,  wie  es  jetzt  bei  uns  in  einer  Hinsicht  ist,  weil  Sie 
mir  erlaubt  haben,  Ihnen  darüber  schreiben  zu  dürfen.  Als  ein  Verein  deutscher 
Söhne  betrachtet  stehen  wir  jetzt  verwaist.  H  e  1  m  e  n  s  t  r  e  i  t,  der  Besitzer  unserer 
Compagnie,  scheint  uns  nicht  besonders  zu  lieben.  Ein  gewisses  väterliches  Verhältniß, 
wie  uns  doch  die  Geschichte  sagt,  daß  es  schon  zu  Zeiten  Friedr.  d.  Gr.  von  den 
Befehlshabern  zu  ihren  Kriegern  herrschte,  findet  bey  uns  nicht  statt;  wir  sehen  unsere 
ersten  Chefs  höchst  selten  und  H  e  1  m  e  n  s  t  r  e  i  t  e  n  immer  finster.  Ich  bin  über 
dieses  Stehen  einiger  unserer  Chefs  so  wie  über  das  Bewußtsein,  daß  es  wohl 
lange  nicht  besser  wird,  sehr  ruhig,  denn  ich  bin  überzeugt,  daß  wir  sehr  große  Läu- 
terung noch  bestehen  müssen,  ehe  wir  werden,  was  wir  seyn  wollen  und  sollen,  wür- 
dige Krieger  für  die  Rechte  der  Menschheit.  Wir  werden  gemißbraucht  d.  h.  nicht 
recht  gebraucht,  das  mag  wohl  keinen  Zweifel  leiden,  doch  glaube  ich  und  muß  mich, 
w'enn  ich  das  Ganze  überschaue  und  überdenke,  fast  überzeugen,  daß  es  uns  gut 
ist,  damit  ein  höherer  Sinn  in  uns,  endlich  des  Schlechten,  Falschen,  Gemeinen.  Klein- 
lichen müde,  in  uns  erwache  und  mit  diesem  höhere  Kraft  und  Stärke  zur  Ausführung 
des  Großen.  —  Was  den  kleinen  Dienst  und  das  Exercieren  betrifft,  so  zeichnen  sie 
sich  vor  allen  andern  Compagnien  sehr  zu  ihrem  Vortheil  aus,  welches  auch  von 
unsern  Chefs  erkannt  wird.  Wir  führen,  wie  uns  unsere  Oberen  sagen,  unsere  Ma- 
növer mit  Präzision  und  Schnelle  aus,  namentlich  haben  w-ir  es  in  dem  Schwärmen, 
einem  Hauptmanöver  der  Jäger,  zu  einer  großen  Vollkommenheit  gebracht,  unsere 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  127 


Conipanie  ist  daher  auch  N()rnialcünipa,i:,iiie  für  die  andern  Büchsenja,i;'er-Coni- 
pa.i^nien.  Mit  dem  Schießen,  der  zweiten  wesentlichen  Hi.i^enscliat't  des  Jä^'ers,  geht 
es  auch  schon  ziemhcli.  Alles,  was  wir  in  militärischer  Hinsicht  Gutes  sind,  ver- 
danken wir  dem  großen  Eifer  unseres  kommandierenden  Lieuten:  Müller,  welcher 
frülier  unter  dem  Gardejägerbataillon  stand  und  mit  diesem  Dienst  sehr  vertraut 
ist.  Dieser  Mann  ist  sonst  ein  sehr  guter,  einfacher  Mann,  von  dem  ich  wohl  alles 
gesagt  habe,  wenn  ich  hinzufüge,  dessen  ganze  Welt  das  Hxercitium  ist.  Er  meint  es 
mit  mir  und  meinen  Freunden  gut  und  besucht  uns  deshalb  oft,  er  hat  mir  noch  nie 
etwas  Unangenehmes  gesagt  eben  sowenig  als  Sürern  oder  irgend  ein  anderer  meiner 
Oberen.     So  viel  in  militärischer  Hinsicht  von  meinem  Verhältniß. 

Von  Jahns  Veränderung  haben  Sie  gewiß  in  B.  viel  gehört;  wie  man  hier 
sagt,  lebt  er  in  seiner  Cantonierung  wie  ein  kleiner  Satrap  oder  asiatischer 
Despot,  er  fährt  immer  mit  4  Pferden,  einen  Uhhmen  vor,  einen  hinter,  2  neben 
dem  Wagen  etc.  Er  soll  sogar  Wache  von  Büchsenjägern  vor  seiner  Wohnung  haben, 
was  doch  nicht  einmal  Petersdorf  annimmt;  doch  wer  mag  ihn  beurtheilen,  sein 
Handeln  gründet  sich  vielleicht  auf  ein  tieferes  Kennen  der  Menschen,  wie  sie  jetzt 
sind,  und  was  ihnen  Noth  thut.  Niemand  kann  ihm  doch  wohl  kaum  absprechen, 
daß  e  r  etwas  i  s  t.  Wenn  er  dieses,  was  er  ist,  nun  nur  in  seiner  ganzen  Kraft  zur 
Bekämpfung  der  Unterdrücker  der  Deutschheit  gebraucht. —  Es  ist  wahr,  man  e. - 
zählt  sich  viel,  was  gegen  ihn  spricht,  und  was  wohl  Ähnlichkeit  mit  mancher  Er- 
scheinung der  Geschichte  zeigt,  so  soll  er  ?.  B.  viele,  die  ihm  früher  nahe  standen, 
von  sich  entfernen;  zwischen  denen  und  ihm,  wo  sonst  das  Du  herrschte,  soll  jetzt 
das  Sie  eingetreten  seyn.  Seine  Heftigkeit  schildert  man  sehr  gr(.)ß,  der  Dienst  unter 
ihm  soll  sehr  beschwerlich  und  angreifend  seyn,  und  dennoch,  soviel  man  auch  sagt, 
so  k(')nnte  es  dennoch  wohl  möglich  seyn,  daß,  wenn  sich  unsere  Compagnie  durch 
Versetzung  und  Abgebung  von  Oberjägern  an  die  Füssiliercompagnien  zertheilte, 
daß  ich  dann  dennoch  um  Versetzung  zu  Jahn  bäte,  er  ist  immer  ein  Mann,  weiß, 
fühlt  und  zeigt  es,  daß  er  ein  Mann  ist,  und  wird  gewiß  etwas  leisten,  was  der  Zeit 
Noth  thut,  wenn  ihm  zu  handeln  erlaubt  ist.  Zu  dieser  Versetzung  zu  Jahn  könnte 
mich  ganz  besonders  noch  bestimmen,  daß  Keil  kommandierender  Lieuten:  seiner 
Büchsenjäger-Compagnie  ist,  welcher  als  ein  ganz  vortrefflicher  Mann  gerühmt 
wird.  Wird  mich  die  Zertheilung  unserer  Compagnie,  d.  h.  der  Abgang  der  Bessern 
und  Besten  an  andere  Compagien,  zu  dieser  Versetzung  bestimmen,  so  werde 
ich  Sie  bitten,  meiner  in  einigen  Zeilen  an  H.  Lieuten:  Keil  freundschaftlich  zu 
denken. 

Was  glauben  Sie,  daß  uns  zunächst  bevorsteht.^  —  Krieg .^  —  Fernere  Waffen- 
ruhe.'' —  Friede.''  ~  Sollte  die  Waffenruhe  auf  mehrere  Wochen,  ja  Monate  ver- 
längert werden,  wollen  Sie  mir  dann  wohl  erlauben,  daß  ich  auf  einige  Zeit  nach  B. 
kommen  darf.  Für  den  Menschen,  für  sein  eigentliches  Seyn  ist  doch  das  kanto- 
nierende  Leben  ein  gar  zu  elendes  Leben,  seine  Geisteskraft  wird  wirklich  endlich 
sehr  niedergedrückt,  icli  seile  auch  nicht  ein,  zu  was  ein  längeres  kantonierendes 
Leben  mir  als  Krieger  nutzt;  die  einzelnen  militärischen  Übungen  sind  wir  bis  zur 
Fertigkeit  durch  und  vielleicht  hätten  Sie  auch  während  der  Zeit  meines  Aufent- 
haltes im  Kabinet  fih-  mich  zu  thun.  wodurch  ich  wieder  Stoff  zur  Selbthätigkeit, 
Materialien  zum  Nachdenken  erhielte. 


128       AUSZÜGE   AUS  DEN    nRlEFEN   DES   LÜTZOWER  JÄGERS    FRIEDRK  H    WILHELM  AUGUST   FROBEL. 

Ich  eile  diesen  Briet  zu  sehlieLien.  damit  Sie  ihn  iioeli  ei'halleii.  Sie  werden  \'iel- 
leicht  mit  demselben  eben  so  wenii;  als  niil  Irnlieren  /ulrieden  seyn,  allein  seyn  Sie 
St)  iiüti.ii',  das  Zerstückelte  und  die  oll  deisllodlende  Heschäfliiiunt^'  meines  jetzi,iien 
Lebens  bey  der  iS.'urtheilunu'  desselben  in  Anschlag;  zu  brin,i;en. 

Leben  Sie  recht  wohl,  ich  empfehle  mich  lier/lich  der  Tdrldauer  ihrer  1-reund- 

•^^■li^i''^-  August  l-nibel. 

A  m  20.   .1  u  1  y. 

Seit  dem  (jestri,i;en  müssen  wir  uns  marsclil'erli,^'  halten,  um.  sobald  wir  Ordre 
erhallen,  ausmarschieren  zu  kitnnen ;  man  sa,t^t.  daß  wir  nach  Nauen oder  nach  Branden- 
Inux  \erle,i;t  werden  werden:  andere  nennen  noch  einen  andern  Ort  nahe  bei  l\)tsdam, 
wohin  wir  stationiert  werden  sollen,  auf  jeden  Fall  kommen  wir  also  nahe  bey  Berlin 
zu  stehen,  und  ich  hoffe  also,  daß  mir  dieser  Marsch  —  wenn  auch  nur  auf  eini.i^e 
Tasie  —  das  ,i:roße  Ver,i;nii,i;en  lierbcylülirf,  Sie,  b.ochverehrter  Herr  und  Freund, 
zu  sprechen.  Unsere  Chefs  vermuthen,  daß  der  Köni^'',  wenn  wir  misere  neuen  Stand- 
quartiere bez(Xi;en  haben  werden,  Musterung  des  Corps  halten  wird.  Unser  Abmarsch 
von  hier  ist  iibri.i;ens  für  .gewiß  für  diese  Woche  bestimmt. 

Heute  hatten  wir  hier  sehr  großes  aber  dennoch  blindes  Lärmen,  daß  die 
Franzosen  jenseits  der  Elbe  feindselige  Bewegungen  machten,  um  über  die  Elbe  zu 
setzen.  Unsere  Compagnie  und  Theile  der  anderen  hier  liegenden  rückten  aus,  kehrten 
aber  bald  zurcük. 

Leben  Sie  nochmals  recht  wohl.  Niedergeschrieben  im  reichlichen  Genuß 
alles  des  Niedrigen,  was  eine  schlechte  Wachtstube  mit  sich  führt,  denn  ich  [bin] 
eben  an  einem  der  hiesigen  Thore  als  Gifreyter  auf  der  Wache. 


Bl.                                      Rathenow    Frey  tag   den    2\.  July    1^. 
Gestern  Nachmittags  4  Uhr  Abmarsch  aus  Havelberg  unter  Regen  und  vieler 
Theilnahme  der  Havelberger  nach  Schönfeld.     Am  Vormittag  von  S— «^j  Uhr  vorher 
Exercitium  im  Sandauer  Holz 

Bl.  R  e  i  s  e  k  a  1  e  n  d  e  r. 

22.  VII.     Havelberg— Schönfeld. 

2^.  —  Rathenow. 

24.  —  Rast. 

25.  —  Madlhlow  f  ?]. 

26.-6.  Vill.  Standquartier.  ^1.  —  Parade  vor  dem  Kronprinzen  von 
Schweden.  |l)er  Kronprinz  besichtigte  am  29.  Juli  die  Truppen 
bei  Mittenwalde,  kehrte  am  Abend  nach  Berlin  zurück  und  begab 
sich  am  ^0.  nach  Potsdam  und  noch  an  demselben  Tage  nach 
Brandenburg  zum  General  Morowzoff.  Am  ]\.  Juli  kehrte  er 
über  Oranienburg,  Strelitz  nach  Stralsund  zurück.  (Gesch. 
d.  Nordarmee  1,  S.  68.  —  Vgl.  dazu  :  v.  Jagwitz,  Gesch.  d. 
Lützowschen  Freicorps,  S.  115-)] 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  1  2Q 


1.  VIII.    Ankunft  in  Berlin  von  Nauen.     Aufenlliall  vom  1.^5.  VIII. 

().  VIII.     Friesack — Kyritz — Zernilz. 

7.  —  aus  Zernitz. 

8.  —  aus  Gr.  Steffenhagen. 

9.  —  aus  Cjr.  Brent  durcli  Neustadt  nach  Schwerin. 


G.  N.  S  c  li  w  e  r  i  n  M  o  n  d  t  a  ,s,^  s  d  e  n  9ten  A  u  g-  u  s  t  I813. 

Innii;'  hocliverehrter  F^rcund. 

Treuen  Sie  sicli  mit  mir.  sclion  ist  unsere  Rulie  al").<ebrochen,  wir  haben,  wie 
Sie  sehen,  wieder  einen  braven  Marsch  d.  li.  in  4  Ta,s;en  von  Nauen  bis  liieher  ^t- 
macht;  daß  wir  sehr  .t^roße  Strapazen  hatten,  und  daß  ich  dieselben,  der  ich  mich 
nicht  zu  den  Starken  rechnen  darf,  doppelt  fühlte,  darf  ich  Ihnen  wohl  nicht  erst 
sagen,  es  ist  winilich  wahr,  daß  ich  einmal  vom  Marsch  so  angegriffen  war,  daß  die 
Gegenstände  um  mich  her  sich  bewegten,  doch  da  ich  Schwerin  sähe,  habe  ich  alles 

vergessen  und  befinde  mich,  ob  gleich  sehr  müde  seyend,  dennoch  sehr  wohl 

1  Folgt  eine  Beschreibung  der  Gegend  von  Schwerin.]  ....  Denken  Sie  sich,  morgen  um 
'  ._,>  Uhr  müssen  wir  schon  wieder  zum  weitern  Marsch,  wie  ich  h(')re,  nach  Gade[busch] 
3  viertel  |  .^]  Meilen  von  hier  antreten.  Man  sagt,  daß  wir  bey  Grevi[e]>mühlen  ein  Lager 
beziehen.  Gestern  wurde  uns  bey  der  Parole  gesagt,  daß  unsere  nächste  Bestimmung 
Lübeck  sey.  —  Freuen  Sie  sich  mit  mir.  wenn  es  wahr  ist.  Lübeck!  —  wie  glücklich 
w ären  wir.  wenn  wir  gewürdigt  würden  die  Schmach  der  Lübecker  zu  rächen.  Wenn 
ich  auch  dann  bald  fallen  sollte,  wenn  mich  dann  nur  der  Genius  an  einem  solchen 
( )rt  fallen  läßt,  wo  mein  Tod  einen  Zweck  hat.  Gestern  wurde  bestimmt  gesagt, 
daß  wir  schon  gegen  den  12ten  vor  den  Feind  kommen  würden.  —  Sie  sehen  das  Ganze 
beginnt  ganz  wie  bey  Leipzig.  Gott  gebe  nur,  daß  es  nicht  wieder  so  ende.  Denken 
Sie  an  jenem  Tage  meiner,  und  wünschen  Sie  mir  Kraft  und  Ausdauer.  Leben  Sie 
recht  wohl.  Sehen  Sie  die  flerren  Prof.  Marheineke  und  Zeume,  so  bitte  ich  Sie, 
diese  von  mir  zu  grüßen.  —  Icli  habe  hier  ein  sehr  gutes  Quartier,  liege  bey  einem 
gewissen  Flerrn  Dr.  B;)ldt  und  sclireibe  diesen  Brief  auf  dessen  Arbeitszimmer.  — 
Die  Schweriner  haben  uns  selir  vorzüglich  empfangen,  d.h. die  Straße  und  der  Markt 
waren  voll  \-on  Menschen,  die  schwarzen  Wundermänner  zu  sehen,  und  mancher 
freundliche  Gruß  wurde  uns  zu  Theil.  —  Die  Bürger  leiden  hier  sehr  durch  die  Ein- 
ciuartierung.  so  hat  z.  B.  unser  Wirth  und  alle,  die  ein  vollständiges  Haus  haben, 
14  Mann,  d.  li.  8  Schwarze  und  6  von  der  russisch-deutschen  Legion. 

Nochmals  ein  herzliches  Lebe  wohl  von  Ihrem  unverändert  dankbaren  Freund 

August  Fröbel. 

Der  Kronprinz  von  Seh.  iiat  alle  Bedürfnisse  unseres  Lagers  nicht  nur  be- 
willigt sondern  sie  sollen  auch  schon  angewiesen  seyn. 

Morgen  früh  hält  ders.  hier  Musterung  über  die  russisch-deutsche  Legion, 
die  in  engl.  Sold  steht,  man  sagt,  Moreau  soll  dabey  gegenwärtig  seyn. 

* 

MitttMlungen  aus  dem  Germanischen  Nationalnuiseuni.    1913.  10 


130      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH   WILHELM  AUGUST  rR(")BEL. 

Bl.  R  e  i  s  c  k  a  1  c-  ii  d  c  r. 

10.  Aiiiiust.     Über  Tras^un  luicli  I^eliiia. 

11.  —  Rast. 

12.  —  Teicliow. 

Sonnabends  den  14.  Aui^ust  Standquartier  in  Ralzeburs;'. 

Freitaus  den    [].  .Au.i^ust  früh  Abmarsch    aus  dein   Freyla^i^er  bey  Teicliow. 

ich  aus  dem  Dorfe  von  der  Dorfwacht. 
V  o  r  m  i  1 1  a  g  s.    Ankunft  in  Ratzeburi;-.    Conipa,iinie-(^)uartier  auf  dem  St.  Geor,i;en- 

Bers^.     OHvier  zeichnet  die  Gegend  vom  schcinsten  (iesichtspunkte,  d.  i.  aus 

dem  Fenster  der  Stube  des  Lieut:  Müller. 
Nachmittags.    Spaziergang  mit  Olivier  durch  die  Stadt  nach  dem  Doinplatz. 

Besteigung  des  Domturmes 

14.  August  Abmarsch  von  Ratzeburg  nach  Guttow  [Gudow].   lU  M.  hinter  Miilln. 

von  da  Y2  M.  zurück  nach  Gehren. 
1>.  .August  von  Gehren  durch  Guttow  zum  Sammelplatze  bei  Lehsten  [Lehsen],  von 

da  zum  Freilager   bei  Buchen  an  der  Steckenitz,  kamen  als  Detaschement 

zum  Jahnschen  Bataillon. 

16.  August.     Rast  im  Freilager.    Zusammenlager  mit  Olivier,  Hollenfreund  in  tier 

Laubhütte. 

17.  — .     Rast. 

Um  12  Uhr  kommandiert  zur  Wache  und  zwar  auf  die  Hauptwache  als  Ge- 
freiter zur  2ten  Patrouille  No.  1.  Um  3  Uhr  erste  Nachricht  von  beginnenden 
Feindseligkeiten.  Kanonen  ....  [.?]  Bewachung  der  Beute  durch  2  Com- 
pagnien.    Abends  Patrouille. 

18.  — .     Ich  ferner  auf  der  Wache.    Schlafen  in  völliger  Armatur  und  Gepäck  . . . 

Am  Morgen  Nachricht  von  dem  glücklichen  Gefecht  bei  Lauenburg.  Es 
wurde  eine  Stach  stärkere  Macht  der  Franzosen  geworfen;  von  der  Heyden 
zeichnet  mehrere  sehr  vorzüglich  aus.    Die  Tyroler  waren  sehr  brav. 

Am  Abend  Angriff  auf  die  Dänen.     Rückzug  derselben.     Dann  Nachts 
Picket. 

Am  19ten  früh  die  Tyroler  und  das  le  Bataillon  werden  in  Lauenburg  überfallen 
und  aus  den  Schanzen  vertrieben  gegen  2 — 3  Uhr  Morgens.  Dann  gegen 
7  Uhr  Übergang  von  Buchen  nach  Kressen  [Gresse].  Unsere  und  Burows 
Compagnie  hat  den  Kirchhof  besetzt.  In  Lauenburg  verlieren  die  Tiroler 
1/4  ihrer  Mannschaft  an  Todten  und  Verwundeten.  Burows  Gimpagnie  6  Todte, 
10  Verwundete.  Von  Kressen  [Gresse]  gingen  wir  Nachmittags  über  Sarn- 
dorf  [Zahrenselorf]  an   dem   Flüßchen   Schale   [Schaale]  nach   Schildenfelde 

[Schildfeld] 

Bey  Werben  600  Schweizer   Olivier  empfangen  mit  Hurrah  und 

es  lebe  der  König  von  Preußen   ! 

In  der  Nacht  vom  19-  zum  20sten.  In  der  Mühle  zu  Schildefelde,  2  Compagnien  liegen 
in  der  Mühle. 

den  20sten  Nachmittags  Beziehung  der  Isten  festen  Position,  dann  gegen 

Abend  Beziehung  der  2ten  festen  Position  in  einer  von  der  Schale  umarmten  Buchen- 
waldung.   Ich  auf  der  Feldwache  als  Gefreiter.    Nachtpatrouille. 


VON   AUGUST  NEUHAUS.  131 


21.  August.     Um   5   Uhr  Aufbreclnmg   aus   dem   festen   Lager,  das    ganze    Corps 

rückt  vor. 

22.  — .    Nach   12  Uhr  Mitternacht   ziehen   wir   uns   in    dunkler  Nacht    bis  Schwu- 

berow    in   Ordnung  zurück,   beziehen   das   Freilager  bei   Schwuberow 

auf  dem  Haferfelde.  Gegen  Mittag  brechen  wir  wieder  auf  und  beziehen 
die  feste  Position  ohngefähr  14  bis  1  Stunde  von  Schv/uberow  unweit  eines 
kleinen  Dörfchens.  Mein  Zug,  unsere  Compagnie  stellt  vereint  mit  dem  Ba- 
taillon eine  Schwärmer-Linie  an  einem  Buchengehölz.  Wir  erwarten  den 
Feind,  umsonst,  obgleich  weniger  Kanonendonner  aus  der  Ferne  uns  dessen 
Gegenwart  anzeigt.  Gute  Nachricht  durch  den  Oberjäger  U.  von  der  großen 
Armee,  die  Österreicher  dringen  vereinigt  mit  Wittgenstein  vor  [Weitere 
Nachrichten  vom  Kriegsschauplatz.]  Bülow  ist  mit  15  000  Mann  in  Schwerin 
angesagt.  Wir  ziehen  uns  mit  dem  geringsten  Verlust  des  Terrains  zurück, 
um  uns  mit  demselben  zu  vereinigen. 
Am  23.  Aug.  Vormittags  bezogen  wir  die  erste  sichere  Position  bei  Kirchjesar. 
Nachm.  die  2te  im  Gehölz,  die  3te  Nachts. 

24.  — .     Gegen  Mittag  von  da  auf  der  Straße   nach  Wittenburg  bis  Beidenitz  [?]. 

Da  erhielten  wir  Contreordre  und  gingen  nach  Neuzach un  ins  Lager. 

25.  —  nach  Grake  [Kraak?]  ins  Lager.    Nachts  nach  Wöb[b]elin. 

Am  26.  Aug.  Donnerstags  sehr  früh  Ankunft  in  Wöbelin,  %^-  von  Neustadt.  Furcht- 
barer Marsch  durch  Moore  und  Wasser. 

27.  ~.  Bis  Nachmittags  4  Uhr  noch  im  Freilager,  (bei  Wöbelin,  1  Meile  von  Ludwigs- 
lust, 2  M.  von  Eldena  marschirten  Hannoveraner  u.  Russisch-deutsche  Legion 
vorbei).  Erstere  zeichneten  sich  durch  Vollständigkeit  und  vorzügliche  Pferde 
und  Arbeit  an  den  Kanonen  aus.  Sie  gingen  nach  Schwerin,  welches  die  vor- 
gerückten 20  000  Franzosen  wieder  verlassen  haben  sollen.  —  Der  bei  der 
gestrigen  Affaire  bei  Gadebusch  gebliebene  Körner  wurde  nebst  den  übrigen 
Gebliebenen  unter  eine  alte  Eiche  begraben.  Unter  eine  Eiche!  —  NB  Seine 
Anrede  an  den  preußischen  Adler.  —  Wir  marschiren  wieder  nach  Lebbelow 
[Lüblow]  vorwärts.  —  In  der  gedachten  Affaire  wurden  26  Franzosen  ge- 
fangen und  gegen  50  Wagen  genommen. 

S  0  n  n  a  b  e  n  d  d  e  n  28.  A  u  g  u  s  t  18n. 

Die  verflossene  Nacht  bivouakirten  wir  auf  dem  Felde  bey  Lebbelow  [Lüblow]. 

Wir  fanden  das  Lager  der  russisch -deutschen  Legion  vor,  welches  wir  be- 
zogen. Wegen  der  Nähe  der  Franzosen  (sie  stehen  bey  Schwerin  20000  Mann)  mußte 
die  ganze  Nacht  hindurch  abwechselnd  eine  Compagnie  jedes  Bataillons  (und  so 

auch  die  meine)  eine  Stunde  unter  Waffen  stehen Seit  einigen  Tagen  bin 

ich  mit  einigen  in  eine  Kochgesellschaft  getreten,  um  das  Mangelhafte  der  ökono- 
mischen Einrichtung  unserer  Compagnie  zu  ersetzen,  und  um  die  unerläßlichen  For- 
derungen des  Hungers  zu  erfüllen [Folgen  weitschweifende  Betrachtungen.] 

Den  29./30ten  August  durch  Käferstein  einen  Brief  an  Herrn  Prof.  Weis  in 
Berlin  gesandt.     [Dieser  Brief  fehlt.] 

S  L  A  u  g.  /  t  s  t  e  n  S  e  p  t.    noch    im    Lager   bei    L  ö  b  b  e  1  o  w. 
10m  Mann  Landwehr  sollen  zu  unserer  Verstärkung  kommen. 

10* 


132      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEnRIi  H   Wll  IIKI.M  AUCIJST   FRÖBEL. 

Freilu.u'.  den  ].  Sept.  Aboriiuils  bei  .hilin.  LlinstäiKle  \ciiiindcrii  das  VVesenl- 
liche  zu  berühren.  Jahns  freies  Bewegen  und  /wan.i^loses  Verliallen  /.u  den  ,lat;ern. 
Ge.i^en  10  Uhr  Abmarsch  nach  Wittenburii.    4.  nach  Zarrenlhin. 

Notizen  bezüiiiich  der  Versetzun.n'wünsche  zur  ,c:ro(Jen  Armee. 

5.  Sept.    .Abends  .Abmarsch  von  Zarreniliin  nach  Vellanc  |Vellahn|  über  Camin. 

6.  Sept.  —  l.übihene  |  I.iibiheen]. 
7      ..       Rasi. 

S.  ..  „  Gestern  .Meldung;  bei  iiauplm.  v.  d.  Ii|elden|  um  Altschied  vom 
Korps.    Heute  Meldun.i;'  deslialb  bei  v.  Petersdorf.    Verweisun.u  an  den  Krnii.i;'. 

9.  „  Rast. 

10.  .,  Früh  6  Uhr  Abmarsch  v.l..  über  Quassel,  Vellaime,  Morlosen,  Schildelelde 

und  (iranzin. 

10.  ..  Naclits  Freihi,t,vr  bei  Granzin. 

11.  „  früh  um  9  Uhr  Abmarsch  nach  Zarrenthin,  Freilager  vor  Zarrenthin. 

12.  „         01i\ier  Überjäger.     Beratung  wegen  des  Abschieds  vom  Korps.     Sieben 

reichen  ein  Abschiedsgesuch  ein.  Antw.  v.  Lützow  u.  Petersdorf.  Gegen  Mittag 
große  Recognoscirung  nach  Mölln  zu.  Kl.  Zechow.  K  M.  v.  Zarrenthin  Lager 
im  Freien. 

13.  „  Nachmittags  Abmarsch  von  Kl.  Zechow  über  Zarrenthin,  Camin,  Gold- 

baum nach  Vellahne. 

14.  „  —  Lübthene     —    Vielank  ins  große  Lager  bei  Dömitz. 

15-  Sept.  Mitternacht  12  Uhr  durch  Dömitz  über  die  Elbe  über  eine  Schiffbrücke 
mit  den  Dessauern,  dem  Reichschen  Freikorps,  der  teutschen  Legion,  Aren- 
schild, hannoversche  Jäger  400  Mami. 

In  Dannenberg:  Wallmoden  —  D(')renberg  ~  Tetlenborn  —  Arenschild  -- 
Lützow  —  Jahn. 

Abends  und  Nachts  von  Dannenberg  bis  zum  ersten  Dörfchen.  Nachts 
Lager.  Die  Kosacken  hausen  schrecklich.  Die  R— sehen  Jäger  bringen 
Bette  [Beute.''].    In  Dannenberg  gegen  4  Uhr. 

16.  „  Gegen  6  Uhr  brachen  wir  auf  und  gingen  ^  Stunde  vorwärts  zu  einem 
kleinen  Dörfchen.  Gegen  Mittag  Vorposten- Gefecht  nach  der  Göhrde  zu;  die 
Fr.[anzosen]  sollen  den  Wald  besetzt  haben.  In  der  Nacht  waren  fr:  Chasseurs 
bis  zu  unserm  jetzigen  Lager  patrouillirt.  (Das  erste  Dörfchen,  in  welchem  wir 
übernachteten  lag  rechts  vom  Wege  von  Dannenberg  nach  der  Göhrde:  das 
2e  Dörfchen  waren  nur  einige  Häuser  und  lagen  links  von  jenem  Wege.)  — 
Gegen  Mittag  brachen  die  Truppen  auf,  wir  zogen  über  Metzingen  nach  der 
Göhrde  vor,  fingen  hinter  Metzingen  an  zu  tirailliren.  Das  Göhrder  sehr 
vortreffliche  Buchenwäldchen.  Hinter  dieser  Waldung  Beginnung  des  Ge- 
fechtes. Unerschrockenheit  der  Compagnie.  H.  v.  Berenhorst  ist  der  Führer 
unseres  Zuges,  unter  ihm  der  verkleidete  Jäger  Renz,  die  Brosaska  aus  einer 
Colonie  bei  Potsdam.  Ersterer  fällt  bey  der  Einnahme  des  Steinkerhügels. 
Die  bey  diesem  Gefecht  gegenwärtige  Abtheilung  der  schwarzen  Freyschaar 
zeichnete  sich  nach  dem  allgem.  Zeugniß  sehr  aus.  Gegenwärtig  waren  noch  bey 
diesem  Gefecht  1.  die  russisch-teutsche,  2.  die  engl. -deutsche  Legion,  3.  die 
Artillerie  der  Hanseaten,  4.  unsere  Reuterei,  5-  600  M.[ann]  detaschirte  unseres 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  133 


Korps.  Die  Franzosen  sollen  ISOO  M.[ann]  Gefan.i^^ene  u.  12— 1  SOG  M.  an 
Todten  und  Verwundeten  nebst  5  Kanonen,  2  Haubitzen  verlohren  haben.  — 
Als  Krie.tcer  durfte  ich  an  diesem  Ta,t,^e  mit  mir  zufrieden  seyn;  als  Soldat 
konnte  ich  mich  nicht  zum  Beutemachen  verstehen;  es  war  mir  widrig  und 
Todte  zu  durchsuchen  widernatürlich,  v.  Berenhorst  und  eini,i;,'e  andere  unserer 
Schaar  werden  am  Steinkerhüi;el  in  der  Nähe  des  Hünen.^rabes  (Hünen?) 
unter  die  Melden  der  Vorzeit  (Jahns  Worte)  be^n'aben.  Abends  unter  Reihen 
kehren  wir  nach  der  Giihrde  zurück. 

17.  Sept.    Rast  in  der  Nähe  des  Schlosses  im  herrlichen  Buchenwald  zur  G(")hrde 

1<S.     ..        Marsch  von  der  (iöhrde    über   das  Schlachtfeld,    Oldendorf,    Nahrendorf 

nach  Dahlenburi;'.     Es  hiel.l  wir  ,i;in,t;'en  nach  Lünebur.i::,  doch  ,i,nn,t;en  wir 
Sonnta,i;s  den  IQten  auf  dem  vorigen  Wege  nach  der  Cjohrde  zurück.    Hinquarlieruiii,^ 

im  kurfürstl.  Schlosse. 

20.  .,        Marsch  von  der  Göhrde  nach  Dahlenburg   über  Metzingen.    Durch  Jahns 

Bemühungen  wurden  wir  gegen  11  Uhr  noch  einquartirt;  das  erstemal  wieder 
seit  dem  Uten  August 

21.  „        Mittags  brachen  wir  wieder  nach  der  Göhrde  auf,    abermalige  Einquar- 

tierung in  dem  kurf.  Jagdschlof].     Brief  an  Weiß. 

22.  ,,  —  Dahlenburg.     Bei  D.  wurden  die  Truppen  in  die  Stadt  und  auf  die  Dörfer 

verteilt.     Meine  Compagnie  nach  Gina  oder  Ginow[Gienau|. 


G.  N.  D  a  n  n  e  n  b  e  r  g    D  i  e  n  s  t  a  g   a  m  22  s  t  e  n   7  b  r.  1S1  ]. 

Mein  edler  theurer  Herr  und  f'reund. 

Eiligst  nur  ein  paar  Worte  von  mir.  Da  ich  von  hier  aus  schreibe,  werden 
sie  sicher  schon  vermuthen,  daß  ich  bey  dem  Gefechte  hinter  der  Göhrde  gewesen  bin, 
und  ich  bin  es  gewesen,  ja  ich  habe  mit  meiner  Compagnie  und  den  andern  f^etaschierten 
des  G)rps  sehr  bestimmten  Antheil  daran  genommen,  und  ich  bin  überzeugt,  daß  Sie 
theilnehmend  Antheil  daran  nehmen.  Über  den  Zweck  des  Gefechtes  und  das  Gn"»- 
ßere  desselben  schreibe  ich  Ihnen  nichts.  Die  (iffentlichen  Nachrichten  werden  Ihnen 
sicher  darüber  bestimmteres  sagen  als  ich,  obgleich  Theilnehmer,  Ihnen  zu  sagen 
im  Stande  bin.  Der  Krieger  d.  h.  der  Fechter  und  Schläger  ist  zu  sehr  auf  einen 
Punkt  beschränkt  (und  er  ist  ein  desto  besserer  Fechter  und  Krieger,  je  mehr  er  strebt 
nur  in  seiner  Sphäre  zu  leben  und  wirken),  als  daß  er  vom  Ganzen  viel  zu  sagen  wisse. 
Daß  ich  mit  mir  im  Gefecht  zufrieden  war.  darf  ich  Ihnen  gewiß  sagen,  so  wie,  daß 
wir  in  einem  Kugelregen  mit  einer  Unerschrockenheit  standen,  die  uns  von  allen 
bezeugt  wird,  die  Zeuge  unseres  Kampfes  waren.  Doch  genug  von  mir,  mündlich 
einst  mehr,  wenn  Gott  mir  Leben  und  Gesundheit  schenkt  und  ich  so  glücklich  bin, 
einst  wieder  in  Ihrem  Kreise  zu  leben:  schon  wirbelt  die  Trommel  wieder  zum  Ab- 
marsch, wohin  ?  —  Wer  weiß  es,  man  sagt  wieder  vorwärts  und  zwar,  wie  es  schon 
hieß,  in  Eilmarsch  nach  Braunschweig  und  jene  Gegend;  der  Himmel  gebe,  daß  es 
wahr  ist.  Wir  stehen  jetzt  gewiß  die  stärkste  Kriegesmühe  aus,  denn  seit  Ratzeburg 
sind  wir  in  dieser  Nacht  zum  erstenmale  wieder  im  Quartier  gewesen,  weil  wir  immer 


134      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LdT/.OVVER  JÄ(]ERS   PKIüDKlClI   Wll.llin  M  AlliUlST  FROBKL. 

im  Preyen.  oft  ohne  Stroh  ziini  l.a^er.  ohne  aiklorn  Schutz  für  Rolfen  als  den  A\antcl 
laiien:  in  den  letzten  kalten  I  lerhsinächlen  und  nebliehlen  frostigen  A1ori;en  war  es 
doch  bald  zu  drückend,  doch,  dem  Himmel  sey  Hank,  ich  bin  i^esund  und  munter, 
nur  vorwärts  tiefer  in  das  ii"eliebte  Deutschland,  immer  näher  den  Hochi^eliebten, 
und  man  veri^ilU  alles.  —  Gefunden  zu  werden,  sehe  ich  jetzt  ein.  ist  auch  dem  Tapfern 
möglich,  deßhalb  wiuische  ich  wohl,  ich  hätte  mir  doch  durch  Ihre  Güte  auch  einige 
Adressen  nach  Frankreich  geben  lassen,  um,  weim  jenes  traurigste  (beschick  über 
mich  verhängt  wäre,  ich  doch  meinen  Aufenthalt  für  meinen  Lebenszweck  so  gut 
als  m(')glich  nutzen  zu  b'uinen  [!].  Sollten  Sie  einige  Freyzeit  einmal  haben,  so  bitte 
ich  sehr,  mir  einige  Nachweisungen  nieder  zu  schreiben;  durch  die  Güte  des  Herrn 
GeneralDirector  Bornemann,  Marggraf  Straße  Nro.  39,  welcher  mit  Herrn  Haupt- 
mann Jahn  in  direkter  Verbindung  steht,  werde  ich  dieselben  immer  sicher  erhalten 

[Folgen  geognostische  Ausführungen.]    ich  schreibe  dieß  in  einem  von 

.Militär  häufig  besuchten  Tabaksladen  umgeben  von  Kameraden  nieder  

Wie  ich  eben  höre,  gehen  wir  in  den  größten  Eilmärschen  d.  h.  zu  Wagen 
vorwärts  und  zwar  heute  noch  bis  Celle. 

Grüßen  Sie  bestens  die  Herren  Professoren  Zeume  u.  Marheineke;  auch  den 
H.  Berghauptmann,  wenn  er  wieder  zurück  seyn  sollte. 

Mit  der  ausgezeichnetsten  Verehrung  A.  Fröbel. 


Bl. 

23.  Sept.     Rast. 

24.  — .     Verflossene  Nacht  Patrouillenwacht. 

Das  Unaiigenehme  und  Drückende  der  jetzigen  Lage  liegt  nicht  sowohl 
in  den  Mühen  und  Beschwerden  des  Feldzuges  sondern  in  dem  Verbunden- 
und  Verknüpftseyn  mit  niedrigen  und  gemeinen  Menschen,  mit  Personen, 
die  weder  .Ahnung  von  dem  Wesen  des  Menschen  noch  von  der  Bedeutung 
des  Namens  Volk  und'^N  a  t  i  o  n,  Volk  s-  und  N  a  t  i  0  n  a  1  c  h  a  r  a  k- 
t  e  r    und  N  a  t  i  0  n  a  1  lu  1  d  u  n  g   habe  n. 

Unser  Korps,  nicht  einmal  die  Kompagnie  der  Büchsenjäger,  der  sogen: 
Gebildeten,  sind  nichts  weniger  als  eine  Schaar  d  e  u  t  s  eher  Söhne  d.  h. 
Jünglinge  einfacher,  reiner,  unbescholtener  Sitte,  biedern  männlichen  Cha- 
rakters, voll  Muth,  Ausdauer  und  Kraft. 

25.  — .     Rast. 

Sonntags  den  26.-29.     Ich  in  Dahlenburg.    Dienstag  und  Mittwoch  Unterhaltung 

mit  Falkenstein  über  das  Ergreifende  des  Glaubens  an  Maria  etc. 
Donnerstag  den  30.  Sept.     Ruhe  in  Dahlenburg. 
1.  Okt.   Rast. 


G.  N.  S  t  a  n  d  q  u  a  r  t  i  e  r  D  a  h  1  e  n  b  u  r  g  den  2  t  e  n  O  k  t.  13. 

Hochverehrter,  theurer  Herr  und  Freund. 
Ich  glaube  nicht,  daß  ich,  so  lange  ich  nun  bey  dem  Frey  Corps  bin,  mich 
gegen  Sie  unzufrieden  mit  meiner  Lage  geäußert  habe,  doch  jetzt  stehen  die  Sachen 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  135 


SO,  daß  ich  es  mir  würde  zum  Vorwurf  machen  müssen,  wenn  icli  jetzt  Uin,c:er  gegen 
Sie,  tlieilnehmender  Herr  und  Freund,  schwiege.  —  Hunger  und  Durst  leiden  wir 
nicht  und  sind  auch  weder  dem  Froste  nocli  dem  Regen  melir  ausgesetzt,  denn  wir 
liegen  leider  seit  dem  22ten  v.  M.  unthätig  hier  im  Standquartier;  allein  daß  wir 
gegen  Hunger  und  Durst,  gegen  Frost  und  Regen  gesichert  sind,  dieß  macht  uns  als 
kämpfende  Krieger,  als  für  das  Wohl  und  zur  Erringung  der  Freiheit  vereinte  Deutsche 
nicht  glücklich;  denn  wir  leben  getrennt  —  wir  leben  verwaist  —  und  was  kann 
Gutes  seyn,  Gutes  entstehen,  wo  kein  Haupt,  wo  keine  Einheit  ist.  Unser  Korps 
ist  jetzt  kaum  noch  als  Ein  Ganzes  und  noch  viel  weniger  als  ein  selbständiges  Ganze 
zu  betrachten,  hören  und  urtheilen  Sie  selbst.  —  Zu  dem  Unternehmen  gegen  Gen: 
Pecheur  wurden  von  unserm  G^rps  gegen  600  M.[ann]  detaschiert;  diese  600  M.  wurden 
aber  leider  nicht  aus  einem  Bat:[aillon],  nicht  einmal  aus  ganzen  Kompagnien 
genommen,  sondern  aus  15— 40  Detaschierten  aller  Kompagnien  zus:  gesetzt.  Man 
muß  aus  Erfahrung  wissen,  wie  wenig  sich  die  Individ;[uen]  verschiedener  Kompagnien 
noch  weniger  der  verschiedenen  Bat;  kennen,  und  muß  kennen,  wie  der  gemeine 
Jäger  durch  die  Gewohnheit  sich  an  die  ihn  immer  befehlenden  Offiziere  bindet,  um 
klar  einzusehen,  daß  durch  diese  Maßregel  in  dem  formierten  Bat:  nur  ein  äußeres 
Band  Statt  finden  konnte;  doch  ging  es  immer  nach  diesem  Gesichtspunkte  be- 
trachtet noch  gut,  denn  das  äußere  Band  wurde  durch  den  gemeinschaftlichen 
ehrenvollen  Zweck  befestigt,  und  der  Clief  des  Ganzen  Lützow  stand  noch  an 
der  Spitze  der  Vereinten.  Im  Treffen  an  '1er  Göhrde  wurde  Lützow  verwundet,  wir 
verlohren  ihn  und  —  wurden  an  einen  Fremden,  der  das  Oberkommando  über  uns 
bekam,  an  den  Herrn  v.  Reiche,  welcher  selbst  ein  FreiCorps  (ein  Bat;  Jäger)  besitzt, 
abgegeben.  —  So  verlohr  schon  das  Ganze  seinen  Haltungspunkt,  —  doch  auch  das 
einzelne  litt;  der  Kommandeur  unserer  Infanterie  war  der  Hauptmann  Staak;  auch 
diesen  verlohren  wir  in  dem  Treffen  durch  Verwundung.  Nun  bekam  Jahn 
[Der  Brief  bricht  hier  ab.] 


Bl.  R  e  i  s  e  k  a  1  e  n  d  e  r. 

2.  Okt.  kommandiert  nach  Lüneburg  zu  Tettenborn. 

3.  — .     Rückreise. 

5.  — .    Abmarsch  nach  Hohendorf  [Hohnstorf],  Lauenburg  gegenüber. 


Bl.  H  0  h  e  n  s  d  o  r  f  a  n  d  e  r  E  1  b  e,  Laue  n  bürg  gtgt  n  ü  b  e  r 
d./8.  8br.  I813. 

Wie  ich  das  letzte  Mal  aus  Dannenberg  schrieb,  öffneten  sich  uns  herr- 
liche Aussichten.  —  3  Wochen  sind  fast  seit  jener  Zeit  verflossen,  und  wo  glaubte 
ich,  daß  wir  nach  Verlauf  so  vieler  Wochen  seyn  würden,  doch  wir  sind  noch  an  der 
Elbe,  und  haben  uns  auch  kaum  von  derselben  entfernt,  denn  sämtliche  detaschirte 
Mannschaft  unseres  Korps  hat  größten  Theils  bis  vor  wenigen  Tagen  erst  um  und 
in  Dahlenburg  gestanden,  nur  2  Kompagnien  waren  in  den  letzten  Tagen  nach  Winsen 


136      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH   WII  lllil  M  AUGUST  FROBEI  . 

abi:'ei^an,i;eii.  Seit  L)iensl:ii;  dem  ^icn  d.  ist  mm  unser  ,i;uii/.cs  detaschirlcs  Bataillon 
wieder  dicht  an  der  l-lbe.  nämlich  hier.  Der  Zweck  unseres  Hierseins  ist,  dem  1-einde, 
welcher  Lauenlnnx  u.  s.  w.  jenseits  der  l:lbe  besetzt  hält,  den  Über,i;an,i;'  über  diesen 
Strom  zu  verhindern,  im  Fall  besonders  derselbe  auf  jener  Seite  von  uns  an,i;e,i;rinen 
werden  sollte,  was  l^lan  seyn  soll,  was  aber  bis  jetzt  nicht  geschehen  ist;  zur  Aus- 
führuni::  des  iredachten  Planes  ist  Beutzenbur^',  wie  ich  hure,  ziemlich  stark  und  zwar 
mit  Artillerie  und  Kavallerie  etc.  v(Mi  uns  besetzt.  .Auch  wir  sind  hier  stark  ,i;enu,i;', 
den  Über,t!:an,u'  zu  verhindern,  indem  unsere  detaschirte  Infanterie  oh.ns^efähr  500  Mann 
Inclusive  100  Büchsenjä.^ern  ,iianz  hier,  und  zwar  K.ompaiL,mienweise  in  Allarm- 
häusern liegt;  wenn  uns  nur  der  Feind  nicht  in  Masse  im  Rücken  oder  der  Flanke 
d.  h.  von  Winsen  oder  Lüneburg"  her  ani^M'eift;  dann  freyhch  krumten  wir  es  sehr  sciilimm 
haben  und  wohl  in  Ciefahr  kommen  entweder  ,i;änzlich  auft;erieluMi  oder  .i;efan,i;en 
zu  werden,  denn  wir  stehen  ,i;'anz  isolirt  —  auf  dem  äußersten  i^unkte.  Doch  bis  jetzt 
scheinen  wir  in  dieser  Hinsicht  nichts  zu  fürchten  zu  haben,  denn  nacli  den  heuti,y:en 
Nachrichten  ist  Schimmelpfenni.t;  mit  V)0  Kosacken  in  Füneburt;'  eingerückt.  — 
Tettenborn  steht  in  Boizenbur.i^.  Unser  Staab  d.  h.  Petersdorf  stand  am  k'n  d.  M. 
noch  in  Wewchow  im  Mecklenbur.t^ischen,  so  wie  überhaupt  der  andere  Tlieil  unseres 
Korps  im  Lauen-  und  Mecklenbur,c:ischen  zerstreut  lie,i;t,  denn  es  lie.i^en  auch  welche 
vom  Korps  in  Boizenburjj:,  so  wie  andere  noch  Itey  Zarrenthin  stehen.  Leider,  leider! 
ist  unser  Korps,  wie  Sie  schon  aus  diesem  Wenigen  sehen,  ganz  zerstückelt,  und 
nicht  allein  Bataillon-  und  Kompagnienweise,  sondern  —  denken  Sie  sich,  jedes 
Detaschement  besteht  aus  mehreren  kleinen  Massen,  die  man  aus  den  einzelnen  Ba- 
taillons und  Kompagnien  herausgehoben  hat,  so  z.  B.  besteht  unser  diesseits  der 
Elbe  detaschirtes  Bataillon,  die  5—600  Mann,  aus  Leuten  aller  Bataillons  und  fast 
aller  Kompagnien,  ausgenommen  unsere  Büchsenjägerkompagnie  ist  ganz,  und  diese 
soll  auch  im  ganzen  Korps  die  einzige  seyn,  welche  noch  unzertrennt  ist.  iJali  hier- 
durch die  Einheit  und  Sicherheit  im  Handeln  und  so  das  Handeln  selbst  erschwert 
wird,  sehen  Sie  gewiß  leicht  ein.  So  ist  denn  auch  unser  detaschirtes  Bat:  in  Hinsicht 
eines  Hauptes  und  sichern  festen  Haltungspunktes  ganz  verwaist.  Wie  wir  aus 
Zarrenthin  weg  gingen,  war  Lützow  der  Chef  des  Ganzen  und  Hauptmann  Staak  als 
Kommandeur  der  Infanterie  bey  uns.  Beyde  gingen  durch  ihre  Verwundung  bey 
der  Göhrde  für  uns  verlohren.  —  Jahn,  eigentlich  Chef  des  Uen  Bataillons,  welcher 
dem  detaschirten  Bataillon  als  Freywilliger  gefolgt  war,  wurde  jetzt  Chef  der  In- 
fanterie, übertrug  aber  das  Kommando  unserm  Lieut:  Müller,  —  Herr  Major  von 
Reiche,  Chef  des  bek:  Freykorps  bekam  den  Befehl  über  das  Ganze.  So  standen 
die  Sachen  in  den  ersten  Tagen,  da  wir  in  und  um  Dahlenburg  cantomrten.  und 
es  ging  gut,  da  sich  Jahn  unserer  annahm  und  für  uns  sorgte,  so  viel  als  in  seinen 
Kräften  lag.  Der  Staab  unseres  Korps  (Petersdorf,  welcher  wohl  nicht  ein  besonderer 
Freund  Jahns  ist)  fand  aber,  wer  weiß,  aus  welchen  Gründen,  nicht  für  gut.  Jahn 
als  Chef  der  ganzen  detaschirten  Infanterie  zu  lassen,  sondern  übertrug  das  Kom- 
mando der  sämtlichen  detaschirten  Mannschaft  dem  Rittmeister  Fischer.  Jahn, 
welcher  sich  dadurch  zurück  gesetzt  und  besonders  außer  alle  legale  (worauf 
so  viel  ankam)  außer  alle  legale  Thätigkeit  gesetzt  fühlte,  ging  fort  und  libertrug 
unserm  Lieut;  Müllern,  einem  wie  Sie  wissen,  an  sich  recht  guten  aber  schwachen 
und  ängstlichen  Mann,  wenigstens  ohne  Übung  in  den  Geschäften,  das  Kommando 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  137 


ül'ier  die  süiiitliche  Infiinterie  wieder.  —  Rittmeister  Fischer  zei,^t  diircli  eini.i^e  Ta,i;es- 
befehle.  daß  er  das  Komniando  über  das  Ganze  liatte,  oline  daß  er  sicli  jedoch  um 
uns  bekümmerte,  so  hatten  wir  denn  zu  einer  Zeit  ] — 4  Kommandeurs.  —  Tetten- 
liorn  (denn  auch  dieser  wandte  sich  unmittelbar  an  unsern  näciisten  Kom- 
mandeur) Reiche  —  Fischer  —  Müller  —  Jahn,  die  einander  nicht  bestimmt  neben- 
noch  untergeordnet  waren,  und  unsere  Chefs  jenseits  der  Elbe  wollten  doch  auch 
einen  Theil  noch  an  uns  haben.  Wie  es  uns  bey  so  vielen  Befehlshabern  er^in,^',  b'hinen 
Sie  sich  leicht  denken  —  schlecht  ,^enu,i::,  es  fehlte  uns  so  wie  noch  jetzt  an,  fast  ilart 
ich  sa^^en,  allem,  und  keiner  fühlte  die  Verpflichtun.e,  für  uns  zu  sorgen,  jeder  schob 
diese  Last  auf  den  andern.  Jetzt  sind  zwey  unserer  Kommandeurs,  v.  Reiche  und 
Fischer,  x'erstummi,  und  Müller,  der  interimistische  Kommandeur  der  detaschirten 
Infanterie,  wendet  sich  jetzt  unmittelbar  an  l'ettenborn  und  emptängt  von  diesem 
unmittelbar  die  Befehle,  wenigstens  kommt  so  in  einer  Hinsicht  mehr  Einheit  und 
Bestimmtheit  in  unser  Handeln,  ob  uns  selbst  gleich  dadurch  nichts  verbessert  ist.  — 
Wo  Jahn  ist,  weiß  (jott;  er  ging  mit  dem  festen  Vorsatz  weg,  mit  aller  Kratt  für 
die  Wiedervereinigung  und  Wiedererlangung  des  selbständigen  Wirken  des  Korps 
zu  wirken  und  in  dieser  Hinsicht,  wenn  es  n(")tig  wäre,  selbst  zum  Kronprinz  oder 
Kiinig  zu  reisen.  Was  er  wirklich  gethan  hat  und  thut,  davon  haben  wir  gar  keine 
Nachricht;  vielleicht  haben  Sie  ihn  in  den  letzten  Tagen  in  B. —  gesehen.  —  Da  für 
die  Sicherung  der  Subsistenz  unseres  Korps  —  (indem  es  leider,  wie  man  allgem: 
sagt  aus  Unzufriedenheit  vom  K()nige  gänzlich  verlassen  ist)  —  wenig  oder  fast  nichts 
geschieht,  so  sieht  es  traurig  mit  uns  aus,  und  mit  unsern  Kameraden  jenseits  der 
Elbe,  welche  noch  länger  und  schlechter  als  wir  bivouakirten.  soll  es  noch  weit  trau- 
riger aussehen.  Der  Winter  rückt  heran,  viele  von  uns  sind  schon  sehr  abgerissen, 
besonders  mangelt  es  an  warmen  und  ganzen  Beinkleidern  und  noch  ist  keine  Aus- 
sicht da.  wolier  unsere  Bedürfnisse  befriedigt  werden  sollen,  requiriert  darf  in  hiesigen 
Landen  —  als  einer  für  den  K<)nig  von  England  eroberten  Provinz  nichts  werden, 
d.  h.  nichts  nahmhaftes  und  die  Bedürfnisse  des  Augenblicks  übersteigendes,  und 
mit  Vielem,  was  besonders  in  Mecklenburg  gegeben  worden  ist,  ist  unredlich  um- 
gegangen worden,  Sold  bekamen  wir  nicht,  so  eröffnet  sich  uns  denn,  wenn  wir  nicht 
bald  selbständig  auftreten  und  uns  unser  Genius  tiefer  nach  Deutschland  führt,  wo 
die  Menschen  durch  den  (ifteren  Wechsel  noch  nicht  so  lau  als  hier  geworden  sind, 
eine  traurige  Aussicht.  —  England  gab  uns  warme  Mäntel  und  zu  einer  Zeit  gute 
Schu[h]e.  hätten  wir  besonders  erstere  nicht  erhalten,  ich  wüßte  nicht,  wie  wir  bisher 
hätten  ausdauern  ktnmen  —  daß  bey  einer  Mannschaft,  mit  der  es  von  allen  Seiten 
her  so  steht,  die  Manneszucht  auch  nicht  exemplarisch  seyn  kann,  versteht  sich  wolil 
von  selbst,  in  dem  Gefechte  bey  der  Göhrde  ist  wohl  im  Allgemeinen  von  unserm 
Korps,  so  sehr  thätigen  und  wesentlichen  Antheil  es  an  demselben  auch  nahm,  wenig 
und  von  unserer  Kompagnie  wohl  gar  keine  Beute  gemacht  worden,  weil  diese  doch 
das  Niedrige  und  Widernatürliche,  welches  darinnen  liegt,  so  sehr  es  auch  der  Krieg 
rechtfertigt,  fühlte;  also  auch  von  dieser  Seite  ist  dem  Einzelnen  nichts  geworden, 
die  dringendsten  seiner  Bedürfnisse  zu  befriedigen. 
[Der  Brief  bricht  hier  ab.] 


138      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS  FRIEDRICH   WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

Bl.  .M  u  r  .s  L  li  k  ;i  1  c  n  d  c  r.  Orii;'.  riickwiiiis. 

6.  Okt.    Riisl  in  1  lohciulorl'  1 1  lohiislort']. 

S Alhiriuierun.ir. 

t).     .,       I  lohendorf  über  Netze  iKU'h  Bieubiittel  [BieneubiiltclJ.     AbeikLs  spät  An- 
kunft.    Selir  schlechtes  Quartier. 

10.  ..      -     llirzel  rilützel]. 

11.  .,     —    übcM'  Bispin,i;efn]  nach  Soliau. 

Dienst.  12.  Okt.  Früh  ,i;vi;'en  ^  Uhr  breclien  wir  von  Sultan  nach  Visselhiivel  [Visscl- 
hövede]  auf:  dort  soll  uns  ein  schon  bereitetes  Frühstück  erwarten,  allein 
der  Genius  der  iiuten  Ordnun^i^',  welcher  in  unserni  Korps  herrscht,  macht, 
daü  in  dem  Flecken  an  unsere  Kompagnie  der  Befehl  gegeben  wird,  s  i  c  li 
selbst  Quartier  zu  machen.  —  Nach  kurzer  Rast  wird  Alarm  geschlagen. 
30  M.[ann]  von  unserer  Kompagnie  kommen  gegen  30  M.  vom  Reich  sehen 
Detaschement  zum  v.  Reichschen  Detaschement.  Ich  komme  zu  den  30  zu 
V.  R.  Detaschirten.  Wir  werden  auf  Wägen  über  Linteln  nach  Verden  ge- 
bracht      1/4  Viertelstunde  vor  der  Stadt  steigen  wir  von  dem  Wagen. 

Herr  Maj:  v.  Reiche  erklärt :  die  Herrn  L  ü  t  z  0  w  e  r  mache  n 
heute  b  e  y  m  Einmarsch  in  die  Stadt  sowie  b  e  y  dieser 
ganzen  Expedition  die  Avantgarde;  und  wir  machten  sie. 
Still  und  feyerlich  beginnt  der  Marsch.  Beym  Eintritt  in  die  Stadt  begleitet 
ihn  die  militärische  Musik.  —  Licht  vor  die  Fenster,  erschallt  es  bald  auf  der 
Straße,  und  in  Kurzem  marschiren  wir  durch  erleuchtete  Gassen.  Die  Stille 
der  Nacht,  die  erleuchteten  von  erwartenden  Menschen  besetzten  Fenster, 
der  langsame  Marsch  begleitet  von  volltönender  Musik  machte  den  Einzug 
feyerlich.  —  Mir  war  er  sehr  feyerlich  und  froh,  Frohsinn  und  Freude  er- 
füllten mein  Inneres.  Es  war  ein  kleines  Vorspiel  von  dem,  was  ich  mir  so  oft 
gewünscht  hatte,  siegreich  in  eine  durch  uns  von  französischen  Männern  be- 
freyte  Stadt  einzurücken,  und  ehe  wir  einrückten,  war  ja  Verden  noch  unter 
französischer  Bothmäßigkeit  gewiesen.  —  Ich  fühlte  mich  unaussprechlich 
glücklich.  Wonne  erfüllte  mein  Herz;  eine  deutsche  Stadt  wurde  durch  uns 
wieder  zu  Deutschland  gebracht.  So  zogen  wir  auf  den  Markt,  wo  wir  glaubten, 
daß  uns  gute  Quartiers  angewiesen  werden  würden,  doch  hieß  es :  alles 
b  i  V  0  u  a  c  i  r  t  auf  dem  Markte,  die  Bedürfnisse  werden 
geliefert  wer  den;  doch  es  fehlte  sehr  an  Allem,  und  die  Speisen,  welche 
die  Verdner  schickten,  waren  sehr  mittelmäßig. 

Gegen  10  Uhr  brachen  wir  zu  Wagen  nach  Bremen  auf.  — 

13.  Okt.  Wir  werden  sämtlich  d.  h.  das  Reichesche  Bat:  und  wir  30  detaschirten 
Büchsenjäger  in  der  Nacht  vom  14.  auf  den  15-  von  Verden  bis  nahe  an 
Bremen  bis  hinter  Achim  ohngefähr  2  St.  von  Bremen  auf  Wagen  transportirt.  — 
Wenigstens  von  Hasstädt  [Hastedt]  an  geht  es  in  vollem  Trabe  durch  die  beyden 
Thore  der  Vorstadt  und  die  Vorstadt.  Schon  in  Hastädt  und  früher  kommen 
uns  gefangene  Schweizer  von  der  Bremer  Besatzung  entgegen.  Die  starken 
Blessuren  mehrerer  zeugen  von  dem  harten  Widerstand  derselben.  Ein  Kosak 
spießte  in  dem  vorletzten  Dorfe  einen  Schweizer  an  eine  Thüre.  —  Unser 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  1  3Q 


Detaschenient  machte,  wie  Herr  v.  Reiche  erklärt  hatte,  die  Avantgarde. 
Von  dem  innersten  Gatter  (Thore)  nächst  dem  Haupttliore  oder  viehnehr 
von  dem  darauf  folt^enden  ,t;roßen  Platz  mit  Linden  zo,c:en  wir  uns  links  in  die 
Gasse,  welche  zum'Osterthore  führt.  Ku.^^eln  pfeifen  die  Gasse  herauf,  klitschen 
auf  das  Pflaster  auf  und  klappern  in  den  Zie.si'eln  der  Dächer.  —  Deckt  euch, 
rufen  die  Offiziere,  d(Kh  Thüren  und  Fenster  sind  verschlossen,  in  dem  ersten 
und  in  dem  zweyten  Hause  klirren  und  brechen  die  Fenster  unter  meinem 
stoßenden  Kolben,  so  komme  ich  mit  meinem  Hintermann  bis  vielleicht 
150  Schritt  von  den  ersten  Palisaden,  und  endlich  mit  andern  bis  30—40  an 
dieselben.  Die  Kartätschen- Ku,c:eln  rasseln  die  Straße  hinunter,  so  wie  die 
Kugeln  der  vortrefflich  schießenden  Schweizer  vorbey  auf  das  Pflaster  auf- 
schlugen. Erster  Standort  in  einem  Kaffeehause  und  hinter  den  Blanken  im 
Hofe  desselben;  die  gut  zielenden  Schweizer  hätten  um  ein  Weniges  mich 
hier  einige  mal  getroffen ;  mein  Genius  zog  mich  im  Moment  der  Gefahr  zurück.— 
2ter  Standort  bey  einem  Strumpfwirker.  Der  treffende  Feuerwerker  zündet 
die  holländische  Windmühle  an.  Schöner  mahlerischer  Anblick  des  Brennens 
derselben.  Wir  stehen  im  Feuer  von  Morgens  8  bis  Abends  4  Uhr,  wo  Ruf 
geblasen  wird.  Indem  ich  nach  dem  Sammeln  mit  dem  Constabler  in  Hin- 
sicht der  Richtung  [?]  der  Kanone  spreche,  trifft  eine  Büchsenkugel  einen 
dicht  neben  mir  stehenden  Reichschen  Offizier.  Unsere  Haubitze  war  bis  auf 
3  bis  4  M.  durch  Klein-Gewehrkugehi  demontiert.  Ein  Pfahl,  welcher  in  der 
Richtung  von  der  Schanze  nach  der  Haubitze  stand,  erhielt  40 — 50  Kugeln 
aus  kleinem  Gewehr.  —  In  der  Gasse  war  das  Pflaster  von  Baumzweigen, 
welche  Kartetschen  und  Klein  Gewehrkugeln  abgemäht  hatten,  wie  über- 
säet. Der  3e  ülier  die  Gasse  gehende  Mann  ward  sicher  blessirt.  Abends 
zwischen  7 — 8  Uhr  Vordringen  bis  an  das  innere  Gatter  des  Hauptthores 
vor  der  Fallbrücke.  Kein  Offizier  läßt  sich  fast  sehen,  von  keinem  Kom- 
mando war  nichts  zu  hören !  —  Beym  Einhauen  in  das  2te  Gatter  wird  ein 
Reichscher  Jäger  erschossen,  2  werden  blessirt.  —  Auf  Tettenborns  Befehl 
ziehen  wir  uns  endlich  in  voller  Dunkelheit  zurück,  die  französischen  Wacht- 
feuer zeigen  uns  nun  eine  reichgespickte  Schanze.  —  Endlich  werden  wir 
Büchsenjäger  sämtlich  gesammelt,  erst  in  einem  Allarmhause  in  der  Vor- 
stadt, dann  ziehen  wir  uns  Nachts  bis  nach  Hasstädt  zurück. 

14.  Okt.     Rast  in  Hasstädt;    wir  Detaschirten  sämtlich  zu  einem  Bauer  zu  26  M. 

von  unsern  Reutern  einquartirt.  —  So  schön  auch  das  Haus,  so  ist  doch  Scheun- 
und  Viehtenne,  Rindvieh-  und  Pferdestall  unmittelbar  an-  und  eine  Folge 
des  Hausflurs.  —  Die  eine  Wand  mit  einem  großen  schönen  Schrank  und 

über  demselben  mit  einigen  Dutzenden  großer  zinnerner  Schüsseln  -q  o  o  '^^^'• 
verziert,  diese  sind  sämtlich  Hochzeitgeschenke,  welche  zur  Zierde  und  viel- 
leicht, um  die  Geber  dadurch  zu  schmeicheln  aufgestellt  werden;  ich  fand 
dieß  in  diesem  Dorfe,  wo  sich  schon  Bremer  Wohlhabenheit  zeigt,  in  allen 
Häusern,  welche  ich  sähe.  Schlechtes  Essen  und  Kargheit  der  Wirthsleute. 
Reichsche  Jäger  erschießen  heute  den  Kommandanten. 

15.  „         Kapitulation  von  Bremen,  nachdem  wir  von  Hastädt  aus  gegen  Bremen 

vorgerückt  waren.    Einzug  der  Reichschen  in  Bremen;   wir  kehren,  nachdem 


140       AUSZÜGE   AUS  DEN    BRIEFEN   DES   l.(Vr/A)WER  JÄliEKS   F  Rl  EDKK.ll    Wll  111:1. M   AUi'.llSr    1  ROlilil.. 

wir  von  Aloi^ons  4  l'lir  bis  N;k'liiinita,i;,s  2  lHir  in  den  SlFaßcn  der  Vnrstädlc 
Cestiindon  liabtMi.  vor  dem  Osterthore  um.  ohne  in  Bremen  mit  einzuziehen, 
weil  die  1-runzoseii  i^ei^en  Ollersber,!^  vcnxedrunM'en  seyn  sollten.  Bewill- 
kommnun.ii"  der  Bremer.  Wir  zei.iien  unsern  Waffenbrüdern  die  Zeu.t^^en  vom 
heißen  Vori;"estern.  —  A\it  ,i;rimmi,i;em  Hun.iier  ziehen  wir  ab.  Hinkehr  liey 
einem  Gütherbesitzer  in  liaslädl.  Hinkehr  in  dessen  Küche  und  Speisekammer. 
\on  Ilastädt  werden  wir  zu  Wa,i;en  nach  Oltersber,^:  ,i;ebrach(. 
1().  ()ki.  Die  k'  u.  4e  Schützen  Kompa,i;nie  und  die  Büchsen jä,i;er  des  Isten  Bat: 
in  Ottersberu'-  Diese  Kompagnien  haben  Rast  in  ().  ich  Nachmitta,!;s  in 
Gesellschaft  mit  Pfeiffer  mit  Urlaub  nach  Bremen 

17.  ,,  In  Bremen.    Besuche.    Besicht i.^un.ü:  der  Stadt.    'Uieater  etc. 

18.  .,  \'on    Bremen    über    Osterholz,    Ottersber,;;'    und    Achene    fAchimJ    nach 

\'erden  in  Gesellschaft  mit  Pfeif ler. 
b).    .,  Wie  oben  von  Verden  nach  Waldsrode  (Walsrode].     in  Verden  Über- 

nahme eines  Transports  von  Tabak  und  Schuhen  auf  9  Wa^'en. 

20.  „  Wie  oben  von  Waldsrode  über  Berten  nach  Müden. 

21.  .,  Müden  nach  Ülsen  [Ülzen]  über  Dreylin.^en. 

22.  Okt.      Von  Ülsen  nach  Bevensen;  von  dort  mit  den  genannten   ]  (^ompa.i^nien 

nach  Dahlenburg. 

23.  „         Rast  in  Dahlenburg,  die  \.,  4.  u.  S.  Comp,  des  Detasch.  Bat: 

Quartier  beym  Bürgermeister.  Nachmittags  Umquartierung  in  das 
ehemalige  Korps-Bureau.  Abends  Besuch  Oliviers  auf  der  Wache.  Unter- 
haltendes Gespräch  mit  dem  zwischen  Rothenburg  und  ilaarliurg  gefangenen 
Hranzosen.  Freude  desselben  über  die  GewitJheit,  nun  dem  Tod  vorm  Feinde 
entronnen  zu  seyn.    Fr  war  Gatte  und  Vater;   Betragen  desselben  als  solchem. 

24.  .,  Abmarsch    von   Dahlenburg   über   Bleckede   nach    Boitzenburg.     Moro- 

tirung  unserer  Marquedenter Juden:    Urtheil  über  selbige  in  Bleckede. 

25.  ..  Rast  in  B....     das  Korps,  ausgenommen  das  in  Zarrenthin  stehende 

Iste  Bat:  und  die  in  Mohensdorf  stehenden  Kompagnien,  vereinigen  sich  in  B. 

26.  „  Rast  in  B. 

*  * 

G.  N.  Boitzenburg,     d  e  n  27  1  e  n  ()  k  I  o  b  e  r  1813. 

Schon  wieder,  mein  hochverehrter  theilnehniender  Freund,  finden  Sie  mich 
auf  dem  dießseitigen  Eibufer,  und  mit  welchen  Gefühlen,  Fmpfindungen  finden  Sie 
mich  wieder!  —  Als  ich  ihnen  vor  ohngefähr  5  Wochen  das  letztere  Mal  aus  Dannen- 
berg  schrieb,  welche  Hoffnungen  durchstri'ihmten  dort  mein  Herz,  aber  wo  ist  die 
Erfüllung  derselben  ?  —  Wohl  waren  wir  vorgedrungen,  wohl  hatten  wir  schon  die 
Lüneburger  Heide  hinter  uns,  und  wohl  hatte  auch  die  Ausdauer  und  der  Muth  eines 
Theils  unseres  Korps,  unter  welchen  zu  meiner  Freude  auch  ich  mich  befand,  auch 
dazu  vollkommen  das  ihrige  beygetragen,  daß  Napoleons  Geiseln  eine  alte  geachtete 
deutsche  Stadt  verließen,  durch  welche  seit  Langem  durch  den  Handel  Gutes  nach 
Deutschland  kam  —  aber  welch  ein  Zweck  hatte  unsere  Operationen  geleitet .'  — 
ich  erröthe,  wenn  ich  Bremen  gedenke  und  des  Schicksals,  was  der  T— b— sehe  Zug 
dahin  vielleicht  über  so  manche  vorzügliche  Familien  gebracht  hat.  —  Nicht  die 


VON   AUGUST   NEUHAUS.  141 


aclilbaren  Bewohner  der  alten  Hansastadt  von  Napoleons  Zwinglierrn  zu  befreyen, 
war  der  Zweck  jenes  Zu,i;es,  sondern  sich  des  in  Br —  auf.i^ehäutten  franzosischen 
( jeldes  und  Ei,i;enthum  auf  Unkosten  der  —  scheu  um  sich  und  in  die  nächste  Zu- 
kui;lt  Mickenden  Bremer  zu  bimächtigen.  Scheu  und  furchtsam  blickten  die  Bremer 
in  die  nächste  Zukunft,  denn  Hamburgs  Schicksal  stand  immer  in  einem  Gemähide 
vor  ihren  Augen.  —  Glück  und  Heil  unserm  zur  Wegnahme  Bremens  auch  befehligten 
I  läutchens  |!J  unserer  Schaar,  so  schmerzliaft  wehe  uns  auch  anfangs  dieses  Gebot  der 
Nothwendigkeit  erschien,  wir  rückten  nicht  in  das  besorgte  und  geängstigte  Bremen 
ein.  Wir  gingen  auf  der  Straße  nach  Rothenburg  bis  Ottersberg  zurück,  um  das 
Vordringen  des  Feindes  von  dorther  zu  verhindern.  —  Als  die  Kassen  gefüllt  waren, 
zog  sich  nicht  nur  alles  reguläre  Militär  aus  Br —  sondern  auch  aus  der  ganzen  Ge- 
gend, und  wir  uns  sogar  bis  dießseits  der  Elbe  zurück,  ohne  den  Br — ern  etwas  anderes 
zu  ihrer  Sicherheit  zu  lassen  als  Kosacken,  die  wohl  einem  abermaligen  Andringen 
des  Feindes  keinen  harten  Widerstand  leisten  mögen.  Der  Himmel  gebe,  daß  Br — 
dieses  Andringen  bis  jetzt  noch  nicht  empfunden  hat.  —  T — b — n  mag  wohl  noch 
in  Verden  wohnen,  denn  es  wohnt  dort  viel  weibliche  Lüsternheit.  Eben  so  schnell 
w  ie  wir  von  der  Elbe  (Hohensdorf)  [Honstorf]  vorwärts  gingen,  um  jenen  Raubzug  — 
(wie  ihn  viele  unter  uns  nennen),  der  in  seinen  Folgen  mehr  den  Br — ern  schadend 
werden  kann  als  dem  Feinde,  auszuführen,  eben  so  schnell  zogen  wir  uns  zuerst  bis 
Dahlenburg  und  nun  bis  hieher  zurück.  —  Doch  zu  meiner  Lage  zurück,  vielleicht 
verscheuchen  die  aufs  jenseitige  Elbufer  gegangenen  Truppen  der  russisch-deutschen 
Legion,  vielleicht  das  auf  demselben  (in  Dahlenberg)  gebliebene  Bataillon  von  Reich 
die  Sorgen  der  Br.  — 

Daß  unser  V()lliger  Zunlckzug  auf  das  dießseitige  Elbufer,  verglichen  mit 
den  Erwartungen,  mit  welchen  ich  und  so  viele  Edle  unter  unser  Korps  gingen,  und 
verglichen  mit  dem,  was  an  der  Oberelbe  bey  der  gr:  Armee  vorgeht,  daß  derselbe 
unter  diesen  Umständen  mich  sehr  drückt,  dieß  bedarf  wohl  keiner  besonderen  Aus- 
einandersetzung. Ja  erlauben  Sie  mir  es,  theilnehmender  edler  Freund,  daß  ich  es 
Ihnen  aussprechen  darf,  ich  fühle  mich  sehr,  sehr  niedergednickt  bey  deniThaten-  und, 
Gott  mag  es  wissen,  sicher  auch  planlosen  Leben,  was  wir  führen.  Ruhmbedeckt 
ziehen  preußische  Krieger  schon  durch  mein  Vaterland,  ja  sogar  durch  meinen  Ge- 
burtsort (Kolonib  durch  Oberweißbach);  dieses,  siegreich  in  und  durch  mein  Vater- 
land zu  ziehen  und  vor  uns  die  Aussauger  des  Landes  und  die  Bedrücker  desselben 
Hieben  zu  sehen,  dieses  warder  höchste  Wunsch,  die  schönste  Hoffnung  meines  Her- 
zens, aber  wie  lebe  und  wirke  ich,  wirkt  das  Korps,  bey  dem  ich  stehe,  im  Vergleich 
mit  dieser  Hoffnung,  diesem  Wunsch  '::  —  Verzeihen  Sie  mir,  daß  es  mich  tief,  tief 
drückt,  mich  einst  nicht  an  die  Befreyer  des  Vaterlandes,  an  die  ächten  Krieger  des 
Volkes  anschließen  zu  dürfen.  —  Wir  leben  hier  —  wenn  wir  auch  Vorposten  geben  — 
Abends  zum  Theil  Allarmhäuser  beziehen,  doch  wie  im  Frieden.  —  Welch  eine 
Menge  von  Mannsgestalten  wandeln  um  mir,  und  viele  unter  denselben  neigen  wohl 
ächte  Deutsche  von  Wort  und  That  seyn,  aber  ich  und  wir  alle  blicken  doch  ver- 
gebens nach  einem  Mann,  der  hervortrete,  unser  Haupt  werde,  würdig,  unser  Haupt 
zu  seyn  und  zu  empfinden,  was  es  heiße,  unser  Haupt  zu  seyn.  In  keinem  von  denen, 
die  an  unserer  Spitze  jetzt  wirklich  stehen,  regt  sich  noch  ein  Fünkchen  von  der 
Idee,  die  uns  einst  zusammen  führte.  —  Wir,  die  wir  uns  deutsche  Söhne,  die  wir 


142      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH   WILHELM  AlIGUSr  FR()BEL. 

uns  RepniseiUanie'n  ächter  neutsclilitMi  luinnlon.  und  es  seyn  wollten,  wir  sind  ver- 
waist. —  Das  Ganze  lag  als  Zweek  viu"  unsern  Aui^en.  und  wir  dienen,  müssen  zu 
Privatzwecken,  müssen  dem  Privatinleresse  eines  Hinzeinen,  eines  I'remden  hätte 
ich  bald  gesagt,  ja  er  ist  fremd,  denn  unser  gemeinschaftliches  Interesse  ist  ihm 
fremd.  —  ich  habe  schon  lange  versucht,  was  ich  konnte,  mich  aus 

[Der  Briet  bricht  hier  ab.] 

*  * 
* 

Bl.  M  a  r  s  c  h  k  a  1  e  n  d  e  r. 

27.  Okt.     Rast  in  B.     Olivier  zeichnet  mich. 

28.  u.  29.     Rast  in  B. 

*  * 
* 

B  o  i  t  z  e  n  b  u  r  g,  den  30  t  e  n  8  b  r  181  ^. 
Wie  Sie,  hochverehrter  Herr  und  Freund,  aus  den  beyliegenden  Bruchstücken 
angefangener  Briefe  ersehen,  hat  das  v.  L— sehe  Freykorps  alle  Eigenschaften  ver- 
lohren,  die  den  Krieger  fürs  Vaterland  bestimmen  könnten,  sich  ferner  an  dasselbe 
anzuschließen.  Schon  da  wir  bey  Lübthene  standen,  sähe  ich  dieß  und  forderte  dort 
nebst  mehreren  andern  der  besten  unserer  Kompagnie  meinen  Abschied,  allein  ich 
erhielt  ihn  so  wenig  als  jene.  —  Was  seit  jener  Zeit  bey  und  mit  unserm  Korps  geschah, 
konnte  nichts  weniger  als  die  Anhänglichkeit  an  dasselbe  befördern,  ich  strebte  daher 
ununterbrochen  zu  der  großen  Armee  abgehen  zu  können,  doch  zeigte  sich  mir  kein 
Weg,  meinen  Entschluß  auszuführen.  Jetzt  erschien  vor  einigen  Tagen  eine  Kabi- 
nettsordre  des  Königs,  welche  allen  jungen  Preußen  erlaubt,  aus  dem  Frey-Corps 
aus  und  zur  großen  Armee  gehen  zu  können,  wenn  sie  bestimmt  nachweisen,  in  welches 
Corps  sie  gehen  wollen,  und  wenn  sie  auf  dem  direkten  Weg  dahin  ungesäumt  abgehen. 
—  In  Rücksicht  auf  mein  Verhältniß  zum  pr:  Staate  betrachtete  ich  mich  als  Innländer 
und  suchte  deßhalb  abermals  um  meinen  Abschied  und  Versetzung  zur  Berliner 
Landwehr  nach,  cioch  Petersdorf  schlug  mir  denselben  abermals  ab,  indem  er  sagte, 
daß  er  mich  als  Ausländer  betrachte,  und  daß  er  mich  nicht  gehen  lasse  u.  s.  w. 
Dieß  bestimmt  mich  in  Hoffnung  auf  meine  gerechte  und  besonders  gute  Sache, 
[mich]  an  das  Militär-Gouvernement  bittend  zu  wenden,  wie  Sie  gütigst  aus  dem  bey- 
liegenden Schreiben  ersehen  werden,  mir  nämlich  ein  Zeugniß  zu  geben,  daß  ich  in 
Rücksicht  auf  diese  Versetzung  als  Innländer  zu  betrachten  sey  und  gleiche 
Rechte  mit  denselben  habe.  Ich  bitte  Sie,  theilnehmender  Herr  und  Freund,  auf  das 
dringendste,  mein  Gesuch  wo  möglich  mit  Ihrem  gütigen  Fürwort  auf  das  beste  zu  unter- 
stützen. Meine  Lage  als  Krieger  und  Streiter  —  nicht  in  Rücksicht  auf  Strapazen, 
denn  die  haben  wir  zwar  in  der  letzten  Zeit  wohl  eben  soviel  als  bey  der  gr:  Armee 
gehabt,  doch  diese  achte  und  rechne  ich  nicht,  wenn  meine  Kraft  nur  für  die  all- 
gemeine gute  Sache  benutzt  wird.  —  Nicht  in  Hinsicht  auf  Strapazen  etc.  will  icli 
meine  Lage  schlecht  und  traurig  nennen,  aber  sie  ist  es  als  Krieger  und  Streiter  fürs 
Ganze,  fürs  Vaterland,  Unthätigkeit  ist  an  die  Stelle  des  Wirkens,  der  That  ge- 
treten; Privatinteresse  ist  an  die  Stelle  des  Interesses  fürs  Ganze  getreten;  doch 
genug,  Sie  wissen  vielleicht  mehr  von  dem  schlechten  Zustand  unseres  Korps  als 
ich  Ihnen  jetzt,  da  wir  unerwartet  wieder  zu  einem  unwürdigen  nutz-  und  zweck- 
losen aber  die  Menschen  unnöthig  der  Gefahr  um  nichts  und  wieder  nichts  in  Ge- 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  143 


fangenschaft  zu  kommen  den  Posten  abgehen  müssen  —  schreiben  kann.  Bitten 
Sie  gute  voll  alle,  die  persönlich  einiges  Interesse  an  mir  und  meinem  Schicksale 
nehmen,  meine  Bitte  auf  das  wirksamste  zu  unterstützen,  die  Herren  Professoren 
Marheineke  und  Zeuner  und  den  H.  Rektor  Savigny  und  andere  Edle.  Es  kann 
dem  Menschenfreund  doch  gewiß  keineswegs  gleichgültig  seyn,  daß  besonders  der 
Mann,  dem  das  Herz  hoch  aufschlug  bey  dem  Streben  nach  edlen  Thaten  fürs  Ganze, 
fürs  Vaterland,  der  sich  mit  Freudigkeit  fürs  Ganze,  für  Vaterland  und  König  dem 
Tode  weihete,  daß  ein  solcher  für  F^rivatzwecke  und  unwürdig  gebraucht  wird.  — 
Vergleichen  Sie,  hochverehrter  Herr  das,  was  wir  leisten  wollten  und  sollten,  das, 
was  man  von  uns  erwartete,  und  wozu  wir  uns  selbst  verpflichteten  mit  dem,  was 
wir  leisteten  und  thaten,  und  Sie  werden  gewiß  tief  fühlen,  wie  niedergedrückt  ich 
mich  bey  meinem  Thun  oder  vielmehr  nichts  thun  fühlen  muß.  —  Ich  bitte  Sie, 
befördern  Sie  baldigst  und  auf  dem  wirksamsten  Wege  mein  Gesuch  zu  L'Estock, 
und  erfreuen  Sie  mich  recht  bald  mit  der  Erlaubniß  zur  gr:  Armee  und  zwar  zur  Ber- 
liner Landwehr  abgehen  zu  dürfen.  Sollte  auch  jene  Erlaubniß  mir  den  sichern 
Tod  auf  der  Wahlstatt  herbeyführen,  so  will  ich  Ihnen  dennoch  scheidend  dafür 
danken;  ein  thatenloses  Leben  als  Krieger,  ein  unwürdiges,  nicht  ehrendes  Leben 
nach  der  Rückkehr  aus  dem  Kampfe  —  und  kein  wahrer  Krieger  wird  uns  nach 
errungenem  Frieden  achten  —  ein  solches  Schicksal  kann  der  Mann  schlechterdings 
nicht  ertragen.  Nochmals  bitte  ich  Sie  daher,  unterstützen  Sie  auf  das  kräftigste 
meine  Bitte;  ich  weiß,  daß  große  Strapazen  meiner  dort  erwarten,  allein  ich  will 
alles  mit  Freuden  ertragen,  wenn  ich  nur  Gelegenheit  erhalte,  kraftvoller  und  wirk- 
samer zu  wirken,  im  Gegentheil  sollte  mir  meine  jetzige  Lage  auch  das  bequemste 
Leben  beym  herannahenden  Winter  verschaffen,  so  sehe  ich  dennoch  ein,  daß  ich 
sie  nur  mit  der  strengsten  Resignation  ertragen,  und  auf  alles,  wahrlich,  auf  alles 
soll  der  Mann  nicht  resignieren;  die  Gelegenheit,  ehrenvoll,  kraftvoll  zu  wirken, 
soll  er  mit  dem  Leben  herbey  führen.  —  Ich  erwarte  sicher  vom  Gouverneur  die  Er- 
laubniß. vom  Korps  ab  und  zur  Landwehr  übergehen  zu  dürfen,  deßhalb  bitte  ich 
Sie  noch,  mich  bei  Überschickung  derselben  mit  einigen  empfehlenden  freundschaft- 
lichen Zeilen  an  den  H.  v.  Reimer  zu  erfreuen;  ich  wünsche  sehr  zu  wissen,  als  was 
er  bey  der  Landwehr  stehe,  indem  ich  wünsche,  unter  sein  Gimmando  zu  kommen. 
Auch  die  andern  theilnehmenden  beyden  Freunde  bitte  ich  herzlichst,  mir  einige 
empfehlende  Zeilen  an  ihre  Freunde  bey  der  Berliner  Landwehr  durch  Ihre  Güte  zu 
schicken,  denn  der  Mann  kann  doch  nur  durch  Männer  wirken. 

Beglücken  Sie  mich  bald  mit  einer  erfreulichen  Antwort,  ich  lege  das  Schreiben 
ungesiegelt  bey,  um  Sie  von  dem  Innhalt  zu  unterrichten.  —  Meine  Kompagnie  geht 
zwar  eben  wieder  nach  Klein  Zechow  ab  (das  Ite  Bat:  steht  wieder  in  dem  schreck- 
lichen Zarrenthin),  doch  bitte  ich  Sie  den  Brief  nach  Boitzenburg  zu  addressieren. 

Ich  bin  gesund,  und  wenn  mein  Wunsch  erfüllt  wird,  dem  Himmel  sey  Dank, 
im  Stande  noch  stärkere  Kriegsstrapazen  zu  ertragen.  Die  Wirkungen  eines  frohen 
Geistes  sind  besonders  beym  Krieger  außerordentlich.  — 

Leben  Sie  wohl,  recht  wohl  —  ich  theile  ihr  (jlück,  was  Ihnen  als  Sachse  und 
Preuße  zu  Theil  wird.  Unverändert 

Ihr  rechtschaffener  Freund 
A.  Fröbel. 


144      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGEKS   FRIEDRICH   WII.HEI  M  AllOUST  FRÖBEL. 


l:  r  1  (")  s  e  II  Sie    ni  i  c  li    b  :i  1  d. 

Vielleicht  ist  es  iiir»i;li».ii.    mir.    wenn   aiicli    als    n(»i.'li    iun,i;eni   Beiiiner,    eine 
Rekl.unatitMi  \(un  Korps  zur  RerlinisLlien  l.aiulwelir  zu  \erseliallen.  — 


Bl. 
\i).  ()kl.     Ansmarseh  naeh  ZaiTenlliin. 
n.       ..       ich  aul   l'iquel  nach  Alariensiedl  4S  Stunden. 

M  )nta.i;'  d.   1.  Nov.      Noch    I'iquetwache   in    Marienstedt,    —    Patrouille   nach    See- 
dorf u.  Groß  Zechow  [Groß  Zechen]. 
2.  Nitv.      Rückkehr  nach  Ziirrenthin. 
\.     ..       Rast  in  Zarrenthin. 
■1.    ..      Wache  mit  Messow,  Hebefreiind,  Frieben. 

5.  ..      Wache.     Abends   Marsch   von   Zarrenthin   nach    Klein   Zechow   |  Zechen]. 

l:inquartierun,i;'  im  .Allarmhause. 

6.  „       Rast  in  Klein  Zechow.    Die  Patrouillirten  haben  in  Seedorf  Beute  .gemacht, 

ein  ihnen  unbewohnt  ,s;eschienenes  Haus  selbst  .t;eöffnet.  —  Nachmitta.t^s, 
Beneke,  Requisitions  Kommando  nach  Hackendorf— Hollenbeck— Kehrsen— 
(jiidow — Frinthal  l?].  Beust.  —  Betragen  der  requirirenden  Füssiliere  in 
Hollenbeck,  uni^emessene  Forderungen  derselben  durch  Drohungen.  Abends 
10  Uhr  Patrouille  abermals  nach  Hackendorf  u.  Hollenbeck.  —  Piquetwache. 

7.  „      Der  Lieut:  M.  kommt  aus  B— b — g  vom  St —  zurück.    Die  nächste  Reso- 

lution wegen  des  Abschiedgesuches  der  Kompagnieglieder  ist.  daß  die  Kom- 
pagnie mit  nächstem  nach  der  Stadt  verlegt  werden  soll,  um  die  um  Abschied 
Nachsuchenden  zu  beschwichtigen.  Der  L.  M.  ist  glücklich  in  sich  wegen 
der  guten  Aufnahme  beym  St —  wegen  der  Hoffnung  eines  angenehmen  Lebens 
in  der  Stadt  und  vergißt,  daß  er  wünschte,  den  Abschied  vom  Korps  zu  er- 
halten. 
7.-<S.  .,       Rast  in  Klein  Zechow,  auf  Wache. 

8.  ,.    Morgens  \  Uhr  (Jrdre  zum  Marsch  nach  Boitzenburg.    S  Uhr  Abmarsch  nach 

Zarrenthin.    In  Zarrenthin  Contre-Ordre,  wieder  nach  Klein  Zechow.  —  Nach- 
mittags rücken  die  Dänen  an,  werden  von  den  Fi. . .  |  .^'jjägern  (SO  M.)  zurück- 
geschlagen.    Die  Dänen  waren  S — 600  Mann. 
8.-0.  ..       Dienstfrei. 

9.  ..       Abmarsch  von  Klein  Zechow  nach  Zarendorf  [Zahrensdorf]. 

9-  zimi  10.    Ankunft  in  Zarendorf  Morgens  um  4  Uhr Gegen  10  Uhr  Marsch 

nach  Bleckede  jenseit  der  Elbe  über  das  Schwarzwasser.  Ankunft  4  Uhr. 
Vereinigung  des  ganzen  Korps. 

11.  „    Marsch  nach  Lüneburg  über  die  Netze.    Abmarsch  aus  Bleckede  über  DahU:n- 

burg  nach  Bevensen. 

12.  „    Von  Bevensen  nach  Gertau  [Gerdau]. 

13.  .,     Von  Gertau  nach  Eschede  über  die  Haide Abends  daselbst  Arrestanten- 

wache      Streit  wegen  der  Speisen. 

14.  „    Von  Eschede  nach  Celle.     [Be.schreibung  der  Stadt.]   Unsere  Com- 

pagnie  lag  größtentheils  in  der  ziemlich  schönen  Neustadt  


VON   AUGUST   NEUHAUS.  145 


IS.  „  Höchst  angreifender  Marsch  iilier  Wiesen  —  Huteniühle  [Hudemühlen]  nacli 
Ahlden.  Regen,  Wind,  Morast,  Dunkelheit.  Wir  verliehren  in  Hutenuihlen, 
so  wie  andere  Compagnien  schon  früher  ihre  Offiziere,  überhaupt  Anarchie. 
Unordnung  in  allen  Punkten.    Abends  gegen  10  Uhr  Ankunft  in  Ahlden. 

\fi.  Nov.    Nachmittags  4  Uhr  Ausmarsch  aus  Ahlden  nach  Rehden  |  Rethem] 

Krank Einquartierung  bei  einem  Juden  mit  Bauer,  Messow,  Eckardt 

u.  a. 

17.,,     Rast  in  R.    Krank.    Großer  Schmutz  in  der  jüdischen  Familie [Folgen 

längere  Ausführungen  über  das  Judentum  und  über  den  Soldatenstand.] 

Donnerst.   18.  Nov. 

19.  „ 

20.  „ 
[?]  gestrige  Oberjäger-Anstellung  bei  der   i  Conipagnie.  des   1  en  Bat: 
Schreiben  an  den  Bergrat  u.  Prof.  Weiß  in  Berlin. 


Rast   in  Rethen   bei   der  Judenfamilie.     Lärmendes  Leben  in 
der  Wohnstube  derselben  am  Schabes. 


G.  N.  R  e  t  h  e  m   a  n  d  e  r  A  1 1  e  r  a  m   20  s  t  e  n  0  h  r  13. 

Von  Boizenburg  aus  machte  ich  mir  zum  letztenmale  das  Vergnügen 

Ihnen  zu  schreiben,  und  um  gütige  Besorgung  bittend  legte  ich  einen  Brief  an  das 
Militär  Gouvernement  be}',  in  welchem  ich  um  meinen  Abschied  vom  Korps  und 
Versetzung  unter  die  Berliner  Landwehr  bat.  —  Ehe  ich  vom  königl.  Gouvernement 
noch  Resolution  erwarten  durfte,  mußte  ich  leider  schon  das  jenseitige  Eibufer  wieder 
verlassen.  Den  9ten  Novbr  marschierten  wir  wieder  von  Klein  Zechow  ab  und  gingen 
in  Eilmärschen  nach  Celle  und  von  da  wieder  an  der  Aller  herab  nach  Rethen  2  M 
von  Verden,  wo  wir  nun  seit  dem  löten  im  Standquartier,  jedoch  so  stehen,  daß  wir 
jeden  Augenblick  des  Abmarsches  gewärtigen,  wohin  ?  —  einige  sagen  nach  Bremen, 
andere  nach  Osnabrück,  in  Celle  soll  unsere  Bestimmung  Wesel  gewesen  seyn, 
so  wie  man  als  unsere  jetzige  Bestimnuing  Holland  nennt. 

[Der  Brief  ist  hier  abgeschnitten.] 

Re  t  hem  d  e  n  21  t  en  9b  r  18  M. 

Immer  mehr  entfernen  wir  uns  von  Berlin  und  unsere  Richtung  ist  so  un- 
bestimmt, und  was  ja  von  unserer  ferneren  Bestimmung  verlautet,  der  Hoffnung: 
bald  Orte  zu  finden,  wo  ich  Bekannte  oder  Anverwandte  treffe,  so  ungünstig,  daß 
ich,  so  unangenehm  es  mir  auch  ist,  Ihnen,  hochverehrter  H.  und  Freund  einen  Brief 
dieses  Innhaltes  zusenden  zu  müssen,  daß  ich  dennoch  von  Ihrer  gütevollen  und 
freundschaftlichen  Erlaubniß,  auch  über  meine  ökonomische  Lage  offen  zu  Ihnen  zu 
sprechen,  Gebrauch  machen  muß.  S  c  h  u  h  e  ist  das  ein[z]ige  dringende  Bedürfniß, 
was  uns  in  der  letzten  Zeit  und  nach  unserem  Zuge  nach  Bremen  zu  völliger  Befrie- 
digung unseres  Bedarfs  gereicht  worden  ist,  von  allem  andern  ist  uns  außer  sehr 
spärlicher  Munition  wie  seit  langem  gar  nichts  gereicht  worden,  und  außer  2  Gr.  (.'') 
welche  Tettenborn  jedem  dießseits  der  Elbe  detaschirten  Jäger  als  eine  Art  Geschenk 
hat  auszahlen  lassen,  haben  wir  auch  seit  vielen  Monaten  an  Gelde  nichts  vom  Corps 
erhalten;  nehmen  Sie  dazu,  daß  v/ir  die  ersten  Moniite  nach  Wiederausbruch  des 
Krieges  beständig  haben  bivouakiren  müssen,  und  in  der  letzten  Zeit  immer  große 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum.     iyi3.  1 1 


146       AUSZÜGE   AUS  DEN   BRIEFEN   DES   LOTZOWER  .WÜ^.ERS   FRIEDRICH    Wll.HHI.M  AUGUST  FRÖBEI,. 


MärsLhc  duivli  die  Sumpl'  und  Alooi^cuLMidcn  der  Haydf,  :iiis  der  wir  seil  Au.i^usl 
tast  nie  .uekuniinen  sind,  und  seit  Hinterer  Zeit  ininier  hey  Niicht,  bey  Nebel  und 
Regen  hüben  machen  müssen;  berücksichli.tit  nuiii  noch,  diiU  der  Winter  vor  der 
Thür  ist,  so  läßt  sich  leicht  zei.ii'en,  daß  Mangel  an  wesentlichen  Bedürfnissen  eine 
Folge  dieser  Umstände  ist.  Da  auch  mich  dieser  Man.^el  besonders  bey  dem  herein- 
brechenden Winter  immer  mehr  zu  betreffen  droht,  so  wagte  ich  es,  die  mir  von  dem 
Herrn  Berghauptmann  [Gebhard]  gemachte  Hoffnung,  von  dem  Bergamte  auch 
während  der  Fortdauer  des  Krieges  einige  Unterstützung  zu  erhalten,  aufzufassen 
und  gestützt  auf  diese  Hoffnung  mich  bittend  an  ihn  zu  wenden.  Ich  lege  den  deß- 
halb  an  ihn  geschriebenen  Brief  unverschlossen  hier  bey  mit  der  freundschaftlichen 
Bitte  an  Sie,  daß,  wenn  Sie  denselben  Ihrer  freundschaftlichen  Prüfung  unterworfen 
haben,  und  daß.  wenn  Sie  es  für  schicklich  finden,  daß  ich  mich  in  diesem  Anliegen 
und  in  dieser  Form  an  ihn  den  Herrn  Berghauptmann  wende,  daß  Sie  dann  die  große 
Güte  für  mich  haben,  den  beyliegenden  Brief  gefälligst  an  ihn  zu  besorgen. 


Bl.  M  a  r  s  c  h  k  a  1  e  n  d  e  r. 

21.  Nov.    Von  Rethem  nach  Walsrode. 
Mont.  22.  Nov.    Von  Walsrode  nach  Soltau. 

23.  Nov.   Von  Soltau  über  einen  kleinen  Fluß  in  der  Nähe  von  Oldendorp  und  über 

Oldendorf  nach  Kirchellersen  [Kirchgellersen],  sehr  ermüdender,  erschöpfender 
Marsch.     11  Uhr  Nachts  ins  Quartier. 

24.  „     Rast  in  Kirchellersen.     Brief  an  den  Berghauptmann. 

25.  „    Marsch  von  da  über  Limeburg  nach  Sülbeck.     Es  lagen  12m  M.  Schweden 

in  Lüneburg.    Ins  Quartier  Nachts  10  Uhr,  saurer  Marsch. 

26.  „    Marsch  von  Sülbeck  über  Netze,  Bleckede,   Brackede  über  die   Elbe  nach 

Boitzenburg. 


G.  N.  B  0  i  z  e  n  b  u  r  g  S  0  n  n  a  b  e  n  d  s  d  e  n  27  t  e  n  N  0  V  b  r. 

Wie  ich  diesen  Brief  begann,  glaubte  ich  nichts  weniger  erstlich,  daß  noch  so 
viele  Tage  verfließen  würden,  ehe  er  an  Sie  abgehen  konnte,  und  dann  daß  ich  ihn 
diesseits  der  Elbe  fortsetzen  würde.  Der  Ort,  an  dem  ich  die  Fortsetzung  dieses 
Briefes  datire,  sagt  Ihnen  schon,  welchen  Marsch  wir  seit  den  letzteren  6  Tagen  wieder 
machten.  Es  waren  wie  gewöhnlich  angreifende  und  zum  Theil  wieder  eigentliche 
Nachtmärsche;  der  angreifendste  war  von  S  0  1 1  a  u  bis  fast  nach  L  ü  n  e  b  u  r  g, 
wo  wir  von  Morgens  6  Uhr  bis  Nachts  1 1  Uhr  ununterbrochen  auf  dem  Marsche  waren 
und  am  Ende  desselben  noch  das  Vergnügen  hatten,  daß  unser  Bothe  den  Weg  ver- 
lohr  und  uns  in  einen  von  Wassergräben  durchschnittenen  Birkenbruch  führte. 
Dieser  Marsch  war  der  angreifendste,  den  wir  noch  machten,  und  noch  am  2ten  Tage 
war  mein  Körper  so  zerstaucht  und  gleichsam  gerädert,  daß  ich  mich  auf  dem  nun 
wieder  folgenden  Nachtmarsch,  wo  wir  doch  schon  um  9  Uhr  an  den  Ort  unserer 
Bestimmung  kamen,  nur  mit  Mühe  fortbewegen  konnte.  Jetzt  sind  wir  in  Boizen- 
burg,  und,  wie  es  heißt,  noch  auf  einige  Tage,  um  uns  wieder  etwas  zu  erholen.   Was 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  l47 


dann  unsere  Bestinimun.i;"  seyn  wird,  wissen  wir  noch  niclit  mit  Bestimmtheit;  man 
vermuthet  in  Verbindung  mit  namhaften  Kriegeskräften  die  Steckenitz  und  das  rechte 
untere  Eibufer  von  den  Franzosen  endhch  zu  reinigen.  Die  Punkte,  M  ö  1 1  e  n, 
B  ü  c  h  e  n,  L  a  u  e  n  b  u  r  g  sind  noch  besetzt.  H  a  m  b  u  r  g  und  H  a  a  r  b  u  r  g 
m()chten  daher  wohl  vorerst  die  nächsten  Ziele  unserer  Operationen  seyn,  und  es 
macht  uns  viele  Freude,  daß  wir  endlich  einmal  solche  Ziele  mit  Bestimmtheit 
vor  Augen  haben.  —  Bey  unserem  Durchmarsch  durch  Lüneburg  sahen  wir  noch  die 
Ehrenpforte,  welche  dem  Kronprinzen  errichtet  worden  war.  Zufällig  hielt  meine 
Compagnie  vor  seinem  Quartier,  wo  alles  zwar  den  künigl.  Gast,  doch  Einfachheit 
verrieth.  Ein  Bürger  versicherte  mir  bestimmt,  daß  12  000  M.  Schweden  in  der 
Stadt  lagen;  36—50  und  mehr  Mann  lagen  in  einem  Quartier.  Die  Bürger  waren 
sehr  zufrieden  mit  ihnen.  Man  sagte,  daß  sie  sämtlich  in  einigen  Tagen  über  die 
Elbe  gehen  würden.  Gestern  Abend  war  der  Kronprinz  schon  hier  an  der  Elbe,  wo 
eine  Schiffbrücke  über  dieselbe  geschlagen  wird,  damit  leicht  schwereres  Militär  über- 
setzen kann;  weil  sie  noch  nicht  fertig  war,  kehrte  der  Kronprinz  nach  Bleckede 
zurück,  doch  wurde  hier  schon  erleuchtet,  weil  die  Nachricht  kam,  er  würde  noch 
den  Abend  hieher  kommen.  Der  Kronprinz  soll  nach  vielfachen  Nachrichten  be- 
sonders gut  gegen  unser  Corps  gesinnt  seyn.  Als  er  durch  Gutemuhlen  [Hudemühlen] 
(an  der  Aller)  kam  lag  eben  das  3e  Bat:  daselbst;  es  paradierte  vor  ihm;  da  er  erfuhr, 
daß  es  Lützower  wären,  soll  er  in  die  Hände  geklatscht  und  vive  Lützow  gerufen 
haben.  Er  hat  dann  dem  Bat:  ein  Geschenk  auszahlen  lassen,  von  dem,  wie  ich  höre, 
jeder  Jäger  1  Sols,  jeder  Oberjäger  20  Sols  bekommen  soll,  natürlich  die  Herren 
Offiziere  haben  den  besten  Theil  erhalten.  —  Der  Batterie  des  Herrn  Rittm:  Fritz, 
welcher  viel  mit  ihm  gesprochen  haben  soll,  hat  er  einen  Frd'or  und,  wie  ich  höre, 
der  reitenden  Batterie  gestern  2  Frd'ors  geschenkt.  Gestern  hat  er  aber  in  etwas 
mehr  Wesentlichem  gezeigt,  das  uns  hoffen  läßt,  er  werde  auch  in  der  Zukunft  unser 
Recht  vertreten.  Unsere  gestrigen  Ordre  waren  bis  hieher.  Wir  kamen  an  und 
glaubten  nichts  sicherer  als  in  erholende  Quartiere  zu  kommen.  Dörenberg  war 
(und  ist  noch)  Commandant  der  Stadt,  dieser  muthete  uns  erst  wieder  zu,  daß  wir 
in  der  Nacht  noch  2  M. [eilen]  marschiren  sollten;  da  ihm  aber  vorgestellt  wurde,  daß 
dieß  ganz  unmöglich  sey,  so  wieß  er  in  der  elendesten  Vorstadt  jedem  Bat:incl.  Staab 
und  Offiziere  4  kleine  Häuser  an,  so  daß  150  M.  in  ein  Häuschen  kamen,  wo  kaum 
die  Hälfte  stehen  konnte.  Schon  sobald  er  dieß  dem  Staabsquartiermeister  zugemuthet 
hatte,  war  eine  Stafette  an  den  Kronprinz  abgegangen  und  nach  Zurückkunft  der- 
selben zeigte  sich,  daß  die  russisch-deutsche  Legion  auf  Befehl  des  Kronprinzen  uns 
z.  Theil  hatte  Platz  machen  sollen.  Dörenberg  aus  Achtung  und  Liebe  zu  unserm 
Korps  hatte  uns  nun  in  die  für  sein  Korps  bestimmten  schlechteren  Cantonirungen 
schicken  und  sein  Korps,  welches  z.  Theil  sich  schon  seit  Wochen  hier  gepflegt,  noch 
länger  hier  liegen  lassen  wollen.  Der  Kronprinz  soll  sich  sehr  unzufrieden  über  Dören- 
berg deßhalb  geäußert  haben,  und  noch  den  Abend  mußte  die  russisch-teutsche 
Legion  ausrücken,  und  wir  kamen  am  Abend  in  die  Quartiere.  Es  war  auch  nöthig, 
daß  es  so  kam,  die  Unzufriedenheit  unserer  Leute  war  auf  das  höchste  gestiegen, 
und  wir  hätten  gewiß  in  dieser  Nacht  mehr  als  100  durch  Desertion  verlohren;  dieß 
ist  aber,  was  die  Chefs  anderer  ähnlicher  Korps  wollen;  denn  überall  umschwärmen 
uns  Werber,  und  es  ist  merkwürdig,  daß  bey  allen  Strapazen,  bey  allem  drückenden 

11* 


148       AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS  FRIEDRICH  WIl.HFI  M  AUGUST  FRÖBEL. 

Mangel  die  Liebe  der  Leute  zum  Korps  doch  so  sehr  ,i;rol,i  isL  dal,!  uns  verhält niBuKil.ii.t;' 
nur  \veni,i;e  und  ,i^n)LUentheils  nur  die  Schlechteren  desertirl  sind.  Sie  wünschen 
alle,  wenn  nicht  ein  Hoi'tnun,i;'sstrahl  sie  erquickt,  daü  es  noch  einst  ^ut,  recht  i;ut 
mit  uns  i^ehen  werde.  Dann  wünsclien  sie  alle  nicht,  nicht  mehr  im  Korps  zu  seyn, 
allein  desertiren  wollen  sie  doch  nicht.  —  Jetzt  hoftt  das  Korps  viel  vom  Kronprinz 
und  vom  König;  der  Himmel  gebe,  daß  das  arme,  so  oft  getäuschte  Korps  nicht 
abermals  getäuscht  werde.  Dann  wenigstens  wäre  die  Geduldsprobe  auf  das 
Höchste  gestiegen.  Zunächst  sehen  wir  jeden  Tag  den  Operationen  zum  wirk- 
lichen .Angriff  des  Feindes  entgegen.  Der  Kronprinz  soll  uns.  wenn  wir  in  dieser 
Operation  und  bey  Hamburg  alles  unsere  thun,  mehrere  Wochen  Lrholung  in 
.Altona  versprochen  haben.  Man  sagt  den  Leuten  viel,  wer  kann  bestimmen,  was 
w  a  h  r   ist. 

ich  freue  mich  sehr,  daß  Sie  meinen  Entschluß,  vom  Korps  zu  gehen, 

nicht  tadelten  so  wie  mein  Handeln  dafür;  auch  die  Folge  des  beym  Korps  und 
meinem  Bataillon  Vorgefallenen  rechtfertigte  es.  Bald  nach  Abgang  jenes  Briefes 
nämlich  forderten  zwar  einzelne,  doch  in  Zeit  von  kaum  2  mal  24  Stunden  nicht 
nur  sämtliche  Büchsen jäger  des  Iten  sondern  auch  des  2ten  Bat:  ihren  Abschied. 
Die  Folge  davon  vereitelte  die  unsern  Herrn  Korps -Chefs  sehr  gelegen  kommende 
Ordre,  nach  Celle  zu  marschiren,  wo  man  uns  als  bestimmt  sagte,  daß  es  ununter- 
brochen bis  Münster,  Wesel  gehen  würde.  Niemand  vergißt  auch  das  gößte  Un- 
gemach, wenn  es  überstanden  ist,  und  wenn  sich  ihm  eine  heitere  Zukunft,  die  Ver- 
gangenheit leichter,  und  ich  möchte  sagen  augenblicklich,  als  der  Soldat.  Neue 
Hoffnung,  längst  erwünschte  Thätigkeit  für  ein  bestimmtes  Ziel,  und  dieses  Ziel: 
Westphalen,  der  Rhein,  und  alles  Abschiednehmen  war  vergessen.  Allein  ehe  diese 
Marsch-Ordre  kam,  beruhigte  mich  während  mehrerer  Tage  zwischen  dieser  und  der 
Abschiedseinreich ung,  der  schon  früher  von  mir  gethane  Schritt,  denn  ich  hätte 
nicht  gewußt,  was  ich  ohne  denselben  hätte  machen  sollen,  wenn  nicht  nur  der  größte 
und  beste  Theil  der  Comp:  sondern  sogar  mehrere  Offiziere  ihren  Abschied  erhalten 
hätten,  um  welchen  letztere  auch  sehr  bestimmt  nachsuchten.  —  Daß  ich  aber  bis 
jetzt  meinen  Abschied  vom  Korps  noch  nicht  erhalten  habe,  ist  mir  —  wie  Sie  schon 
ganz  richtig  vermuthen,  sehr  lieb.  Bey  dem  neuen  Verhältnisse  unseres  Korps  zum 
Kronpr:  will  ich  wenigstens  noch  einige  Zeit  abwarten,  was  mit  ihm  werden,  was  es 
thun  würde,  denn  es  ist  wahr,  es  würde  mich  tief  schmerzen,  wenn  unser  Korps 
irgend  etwas  namhaftes  leistete,  an  welchem  ich  nicht  auch  Antheil  genommen  hätte. 
Und  so  fesselt  uns  Freye  —  wenn  es  nur  nicht  gar,  gar  zu  schlecht  bey  uns  dem  Korps 
geht  —  eine  unerklärliche  Liebe  an  dasselbe;  jeder  der  Guten,  selbst  ganz  Gemeinen 
seufzt,  was  könnte  mit  diesen  Menschen  aus  dem  Korps  werden,  wenn  —  tüchtige, 
an  Geist  und  Gemüth  gebildete,  unter  sich  übereinstimmende  Chefs  an  der  Spitze 
unseres  Corps  stünden.  So  angenehme  Hoffnungen  uns  aber  auch  jetzt  von  der 
Zukunft  unseres  Corps  umschweben,  so  bitte  Sie  doch,  das  einmal  bey  dem  Militär- 
Gouvernement  Eingereichte  fortwirken  zu  lassen.  Nach  meiner  vielfach  im  Leben  als 
wahr  erprobten  Überzeugung  sollte  jeder  Schritt,  wenn  er  einmal  geschehen  ist, 
ausschließend  geschehen,  denn  er  bewirkte  etwas,  was  in  diesem  Augenblick  aus- 
schließend geschehen  sollte;  deßhalb  lasse  ich  gern,  was  einmal  dem  Schicksal  über- 
geben ist,  ruhig  in  demselben  fortwirken. 


VON   AUGUST   NEUHAUS.  149 


Die  mir  durch  Ihre  und  des  H.  Staatsr:  S.  .trewordene  namhafte  Uiiterstützun,t!: 
hat  mir  mehr  als  Freude  .gemacht,  sie  liat  mich,  wie  Ilinen  schon  diese  Blätter  sa.^ten, 
aus  Verle,i;enheit,  aus  bedeutender  Verlegenheit  gerissen.  Hs  war  schon  weit  mit 
mir  gekommen,  denn  meine  Unterkleider  waren  gleich  denen  meiner  Kameraden 
schon  ziemlich  lebendig  geworden,  und  es  schien  bald,  als  wenn  diese  nie  erwartete 
Hinquartierung  mächtiger  als  ich  werden  wollte.  Wie  war  es  aber  auch  anders  bey 
den  Mengen,  in  welchen  wir  zusammengelegt  wurden,  m(")glich.  Ob  ich  gleich  durch 
Anschaffung  ganz  neuer  Unterkleider  kräftig  dagegen  wirkte,  so  half  dieß  doch  nicht, 
da  ich  nicht  zugleich  Pflege  des  Körpers  und  Reinlichkeit  damit  verbinden  konnte. 
Erst  seit  den  letzteren  Tagen,  seit  welchen  ich  Oberjäger  bey  der  '^en  Comp,  des 
Iten  Bat:  bin,  lebe  ich  in  dieser  Hinsicht  wieder  als  Mensch,  weil  man  als  solcher 
doch  wenigstens  einigermaßen  der  Reinlichkeit  pflegen  kann.  —  Was  ich  ihnen  jetzt 
noch  gestehen  muß,  damit  werden  Sie  nicht  zufrieden  seyn,  doch  es  war  eine  Folge 
meiner  eben  gedachten  Lage.  Eben  als  wir  Bremen  genommen  hatten,  war  jene 
Lage  bey  mir  auf  das  Größte  gestiegen :  wir  kamen  zwar  nicht  nach  Bremen,  sondern 
wurden  nach  Ottersberg  verlegt,  allein  da  ich  aus  der  Schweiz  her  einige  Kaufmanns- 
häuser in  B.  kannte,  und  da  wir  dort  nichts  sicherer  glaubten,  als  über  die  Weser 
vorzudringen,  so  konnte  ich  mir  nicht  anders  helfen,  als  mir  durch  Urlaub  nach 

Bremen  die  Benutzung  jener  Bekanntschaften  mciglich  zu  machen [Es  folgen 

Ausführungen  über  Geldangelegenheiten.] 

Bl.  M  a  r  s  c  h  k  a  1  e  n  d  e  r. 

27.  Nov.     Rast  in  B.     Brief  an  Prof.  Weiß. 

28.  — .     Brief  an  Prof.  Weiß.    Ausmarsch  nach  Gerrum  [Gehrum]  an  der  Steckenitz. 

Die  Schweden  rücken  in  Boitzenburg  ein.     Wir  kommen  auf  Vorposten  an 

der  Steckenitz. 

* 

G.  N.  S  o  n  n  t  a  g  a  m  2<S  t  e  n  <)  b  r.   lo  Uhr  V  o  r  m  i  t  t  a  g  s. 

Eben  erhalten  wir  wieder  Ordre  zum  Ausmarsch,  doch  nicht,  um  weil  von  hier 
zu  gehen.  Sämtliche  Lützowsche  Infanterie  wird  nämlich  an  die  Steckenitz  nach 
der  Horst  und  in  die  Gegend  von  Buchen  auf  Vorposten  kommen.  Die  Schweden 
werden  heute  hier  von  Lüneburg  einrücken.  Wie  man  bestimmt  hofft,  muß  in  den 
nächsten  Tagen  hier  etwas  vorgefallen  seyn. 

Dr.  Berclit.  welcher  eben  bey  mir  ist,  läßt  Sie  auf  das  herzlichste  grüßen,  er 
hätte  Ihnen  gern  längst  geschrieben,  hätten  es  die  Umstände  erlaubt.  Ein  gewisser 
Dr.  Eiselen  aus  Berlin,  ein  ausgezeichneter  Mann,  ist  Mitoberjäger  bey  meiner  Comp: 
Der  Herr  Geh:  Rath  Beust  ist  Ordonanzoffizier  beym  Kronprinzen. 

Die  Zeit  drängt  mich.  Den  herzlichsten  Dank  nochmals  für  Ihren  Brief  und 
das  mir  Überschickte.  Den  Herren  Savigny  und  Herrn  Staats- R.  S.  sage  ich  für 
ihre  so  thätige  Theilnahme  herzlichen  und  gehorsamsten  Dank.  —  Leben  Sie  recht, 
recht  wohl.  Ihr  innig  dankbarer  Freund 

A.  Fröbel. 

Briefe  addressieren  Sie  vor  der  Hand  gefälligst  immer  über  Ludwigslust. 


150       AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS  FRIEDRICH  WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

Bl. 

2Q.  Nov.     Riist  in  Gorruin. 

30.  Nov.     RiL^t  in  Gerruni.     Pulrouillc. 

Mittw.  1.  Dec.  Die  Franzosen  haben  in  verflossener  Naeht  Lauenlniru'  und  die 
Steckenitz  verlassen.  Wir  rücken  über  die  Sleckenitz  naLli  i^auenburi;'  etc. 
vor.  —  Marsch  bis  Sclmakenbeck.  W^ir  z.  T.  im  Quartiere  in  2  einzelnen  Häu- 
sern dicht  an  der  Hlbe. 

2.  — .  noch  Standquartier  in  Schnakenbeck. 

3.  — .  Abends  6  Uhr  Abmarsch  nach  11  o  h  e  n  h  or  n 

4.  — .  Rast  in  H. 

5.  — .  Nachmitta,i;s  .Abmarsch   über  die  B  i  1 1  [e]   und  H  s  c  Ii  e  b  u  r  ,t;-    nach  Raus- 

dorf, dem  ersten  d  ä  n  i  s  c  h  e  n  Dorfe.     Einige  Bauern  haben  ihre  Häuser 
verlassen.    Alles  wird  von  den  Schwarzen  in  denselben  als  gute  Prise  erklärt. 

6.  — .  Nachmittags  Marsch  nach  Sylbeck  und  von  da  zurück  nach  Lütgensee 

7.— 9-  Rast  in  L. 


Lütgensee  0  h  n  g  e  f  ä  h  r  2  M.  v  0  n  O  1  d  e  s  1  o  h  e,  auf  d  e  r  S  t  r  a  ß  e 
V  o  n  Ha  m  b  u  r  g    n  a  c  h  L  ü  b  e  c  k  a  m  8  t  e  n  D  e  c.    I813. 

Seit  ich  Ihnen,  hochverehrter  Herr  und  Freund,  das  letzte  mal  aus  Boizen- 
burg  (den  28sten  v.  M.)  schrieb,  hat  sich  besonders  für  den  gemeinen  Soldaten  die 
Lage  unseres  Korps  sehr  verändert;  denn  seit  ohngefähr  4  Tagen  stehen  wir  in 
Feindesland  d.  i.  im  Hollsteinschen,  und  mir  zeigt  sich  nun  eine  neue  und  leider  die 
traurigste  und  abschreckendste  Seite  des  soldatischen  Lebens,  die  ich  nur  vom  Hören- 
sagen kannte;  es  ist  diese,  wo  der  Soldat  alles  als  sein  Eigentum  betrachtet,  was 
seine  Augen  nur  sehen  und  wornach  seiner  Habsucht  nur  gelüstet.  Die  physischen 
Leiden,  die  durch  Strapazen  und  Entbehrung  herbey  geführt  worden,  sind  oft  sehr 
drückend  und  hart,  aber  wie  weit  lieber  will  ich  sie  ertragen  als  immer  von  Hand- 
lungen umgeben  werden,  gegen  welche  sich  das  ganze  Innere  empört,  und  diese  Hand- 
lungen zum  Theil  von  Menschen  verübt  zu  sehen,  die  uns  untergeordnet  sind,  und 
denen  man  dennoch  nichts  sagen  darf,  denn  —  es  ist  Krieg,  und  alles,  was  geschieht 
ist  eine  —  ganz  natürliche  Folge  des  Krieges,  gegen  welche  daher  auch  als  solche 
nichts  zu  sagen  ist.  In  mehreren  Orten  haben  die  Bauern  Haus  und  Hof  verlassen, 
gewonnen  aber  haben  sie  sicher  dadurch  nicht,  denn  nun  betrachtete  sich  der  Soldat 
als  Herr  von  allem.  Ach,  der  t  e  u  t  s  c  h  e  Soldat,  den  ich  in  unserm  Korps  nun  kennen 
lernen  muß,  giebt  in  seinem  Betragen  gegen  T  e  u  t  s  c  h  e  den  Franzosen  wahrlich 
nichts  nach,  ob  letztere  gleich  immer  der  Maßstab  sind,  welche  sie  noch  nicht  er- 
reicht glauben.  Besonders  hat  sich  gestern  ein  gewisser  Schiller  von  der  5ten  Comp. 
4.  B.,  dessen  Vater  sehr  wohlhabend  und  in  Berlin  Seidenfabrikant  seyn  soll,  höchst 
niedrig  und  widernatürlich  betragen.  Zum  Tummelplatz  seiner  Schlechtheit  erwählte 
er  benachbarte  nicht  von  Militär  besetzte  Orte;  die  allgem:  Stimme  selbst  der  ge- 
meinen Soldaten  hält  ihn  für  straffällig;  ob  sie  ihm  aber  werden  wird,  muß  die 
nächste  Zukunft  lehren.  —  In  dem  Dorf,  worinne  wir  jetzt  liegen,  haben  die  Bauern 
ihre  Häuser  zwar  nicht  verlassen,  doch  ist  das  Dorf  so  wie  überall  sehr  menschenleer, 
leer  besonders  an  wehrbarer  Mannschaft,  und  es  scheint,  als  habe  sich  diese  besonders 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  151 


geflüchtet.  —  Seit  }  Wochen  ist  im  Hollsteinschen  der  Landsturm  aufgeboten  und 
organisiert  worden.  Piken  und  andere  Waffen,  Munition  und  Monturen  sind  in 
verschiedenen  Mengen  gefunden  worden,  und  das  Finden  dieser  gab  nun  den  Sol- 
daten eine  Scheinerlaubniß,  alles  zu  durchsuchen,  alles  zu  erbrechen.  —  Ob  der 
Kronprinz  mit  diesem  Betragen  seiner  Lützower  zufrieden  seyn  wird,  wenn  er  es  hört, 
daran  zweifeln  wir  sehr.  Mögten  bald  von  oben  herab  die  strengsten  Maßregeln 
ergriffen  werden,  damit  wir  nicht  ganz  verwildern,  nicht  zu  dem  herabsinken,  wofür 
uns  französische  Blätter  längst  erklärten;  denn  was  läßt  sich  leider  nicht  von  höchst 
laß  gezügelten  Menschen  erwarten,  denen  so  vieles  dringende  fehlt,  was  der  Soldat 
mit  Recht  fordern  kann.  Nur  höchst  langsam  geht  es  mit  der  Befriedigung  der  Be- 
dürfnisse des  Korps,  immer  werden  Versprechungen  und  Hoffnungen  aufgehäuft, 
aber  sehr  sparsam  erfüllt.  Als  wir  in  Boizenburg  waren,  wurden  uns  2  M  o  n  a  t  e 
Sold  versprochen;  nachdem  nun  endlich  etwas  ausgezahlt  wird,  sind  es  zwey  Trakta- 
mentstage,  d.  h.  auf  20  Tage  (nämlich  bis  zum  20sten  August).  Dieß  trägt  jedem 
Flintenjäger  10  Gr.  8  pr:  Courr:,  was  kann  er  sich  dafür  anschaffen.^  —  Im  Depot 
sollen  mehrere  1000  Ellen  schwarzes  Tuch  zu  Monturen  längst  angekommen  seyn, 
doch  haben  die  Soldaten  erst  nur  wenige  Paare  Hosen  erhalten.  —  Aus  diesen  sehen 
Sie,  daß  sich  es  zwar  in  etwas,  doch  nur  sehr  wenig  mit  dem  Korps  gebessert  hat. 

Daß  0  1  d  e  s  1  0  h  e  so  wie  Lübeck  in  unseren  Händen  ist,  wissen  Sie  schon, 
sowie  daß  das  Hauptquartier  des  Kronprinzen  in  Lübeck  ist.  Unser  Vorrücken 
geht,  seit  wir  im  Hollsteinschen  sind,  zwar  langsam  aber  hoffentlich  desto  sicherer. 
Die  Truppenmasse,  welche  sich  dießseits  der  Steckenitz  und  wohl  schon  der  Bill 
befindet,  muß  sehr  bedeutend  seyn.  Da  wir  am  2tenDec:  in  Schnakenbeck  hinter 
Lauenburg  an  der  Elbe  standen,  stand  das  g  a  n  z  e  Woranzow'sche  Korps  in  Lauen- 
burg, welches  uns  ohne  Zweifel  nun  gefolgt  seyn  wird  und  sich  vielleicht  gegen  E  s  c  h  e- 
b  u  r  g  u  nd  B  e  r  g  e  d  o  r  f  hingezogen  hat.  Das  ganze  Lützowsche  Korps,  welches 
von  Schnakenbeck  nach  Hohenhorn,  von  da  nach  Wittshafen  und  Rosdorf  gegangen 
ist,  steht  seit  vorgestern  in  hiesiger  Gegend;  unser  Staab  liegt  in  Syck,  dem  Dorfe, 
in  dessen  Nähe  vorgestern  frühe  die  Dänen  einen  Überfall  wagten  und  einige  100  M: 
Kosacken  nebst  16  unserer  Reuter  und  Lieute:  und  16  Jäger  (Patrouillen)  zu  Ge- 
fangenen machten.  —  Außer  diesem  Vorfall  ist  unser  bisheriges  Vordringen  ohne 
alle  Stöhrung  gewesen,  und  wir  leben  der  sichern  Hoffnung,  daß  wir  bald  in  Ham- 
burg und  Altona  einrücken  werden,  denn  die  Truppenmenge,  welche  bey  Lübeck 
und  weiter  hin  steht,  kann  nicht  anders  als  groß  seyn,  denn  sehr  viel  Schweden  kamen 
über  die  Elbe,  welche  sich  größtentheils  längs  der  Steckenitz  zogen.  —  Das  Wetter, 
was  wir  jetzt  haben,  ist  in  Rücksicht  auf  die  sumpfigen  Gegenden  doppelt  schlecht, 
denn  es  ist  ununterbrochen  regnerisch  und  neblicht,  nur  Anfangs  dieses  Monats  hatten 
wir  einige  Tage  Frost.  —  

[Folgen  längere  geognostische  Ausführungen.] 

Sollten  wir  Hamburg  einnehmen,  und  sollte  sich  dann  der  Kronprinz 

vielleicht  mit  der  ganzen  unter  ihm  stehenden  Kriegsmacht  gegen  Dänemark  wenden, 
dann,  verehrter  Herr  und  Freund,  habe  ich  nicht  Neigung,  so  wie  viele  meiner  Be- 
kannten länger  Soldat  zu  seyn.  —  Der  Zweck,  warum  wir  Krieger  wurden,  hört 
dann  auf;  was  hat  uns  Dänemark  gethan,  und  warum  sollen  wir  um  Schwedens 
Privatinteresse  willen  noch  einen  Theil  der  köstlichen  Lebenszeit  verliehren  ?  — 


152       AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH    WILHELM  AlICUST  I  ROREL. 

Wie  1111.^  1  lollnun.i;' .i^cinuLiil  ist.  sollen  wir  luicli  der  WVi^nalimi'  xoii  Ihmilniri;' 
und  AlloiKi  mehrere  Wochen  Ruhe  hiiben;  werden  Sie  es  mir  wohl  übel  deuten,  wenn 
ich  jene  Zeit  dann  darzu  anwende  mich  eines  Verhältnisses  zu  entheben,  in  welchem 
ich  keine  der  auf  mir  ruhenden  Ptlichten  erfüllen  kann. 

Dal.l  ich  dann  für  meinen  Ab,i;an,i;'  vom  Militär  nicht  eher  wirken  werde,  bis 
es  die  bessern  und  besten  meiner  militärischen  Bekannten  auch  billi.i^en  und  den- 
selben Schritt  mit  mir  thun.  werden  Sie  i^ewiü  überzeu,t,'t  seyn;  doch  sich  län,i;er, 
als  iiöthi.i^  ist.  dem  Studium  der  Wissenschaften  entziehen,  ist  ,i;ewi(,{  ebenso  sehr  mehr- 
seitiges Verbrechen,  als  seinen  Arm  und  Thatkraft  zur  Zeit  der  Noth  dem  Staate 
zu  entziehen.  — 

Sie  werden  diesen  Brief  durch  die  (jüte  des  H.  Öberjä.^er  Bellermann.  Sohn 
des  Herrn  Director  Bellermann  am  grauen  Kloster,  erhalten;  er  wird  in  einiger  Zeit 
zum  Korps  zurückgehen;  sollten  Sie  so  gütig  seyn  und  mich  mit  einigen  Zeilen  er- 
freuen wollen.  S(^  wird  er  sie  mir  sehr  gerne  überbringen.  — 

Von  Herzen  wünsche  ich  Ihnen  recht  vergnügte  Feiertage,  so  wie  d.  H.  Pro- 
fessoren Marheineke  und  Zeuner.  A.  Fnibel. 

*  * 

* 

Bl.  Mar  s  c  h  k  a  1  e  n  d  e  r. 

10.  Dec.    Marsch  über  Sylbeck  und  Ahrensburg  nach  Delingsdorf.  die  3.  Comp,  mit 

Kanonen. 

11.  — .    Marsch  nach  Ahrensburg. 
12.— 14.     Rast  in  Ahrensburg. 

IS.  — .    Marsch  nach  Mellingstädt  über  Brachstädt. 

16.— 19.     Rast  in  Mellingstädt. 

18.  — .     Brief  an  Prof.  Weiti,  am  20.  bestellt. 


G.  N.  M  e  1  1  i  n  g  s  t  a  e  d  t  auf  der  rechten  Seite  der  Aller 
[Alster],  2M.  von  Hamburg  2^4  M.  von  Altona   am  I8ten  D  e  c  b  r.  I813. 

Wie  ich  Ihnen  theuerster  Herr  und  Freund  von  Lütgensee  ausschrieb,  ist  unsere 
Bestimmung  wirklich  Hamburg  und  Altona;  seit  ohngefähr  3  Tagen  steht  das  Iste  Bat; 
in  dem  oben  genannten  Dorfe  und  das  ganze  Korps  in  der  hiesigen  Gegend  umher. 
Es  scheint,  daß  wir  [!]  zum  weiteren  Fortrücken  nur  noch  die  Ankunft  von  den  eigent- 
lichen Belagerungstruppen  von  Hamburg  erwartet  zu  werden,  welche  ein  russisches 
Korps  (20  m  Mann)  und  schon  vor  einigen  Tagen  in  Boizenburg  angekommen  ist, 
und  nunmehr  wohl  vor  Hamburg  angekommen  seyn  kann.  —  In  diesem  Augenblick 
(Mittags)  hört  man  sehr  bedeutend  und  aus  sehr  grobem  Geschütz  von  Hamburg 
her  kanonieren;  es  scheint  also,  daß  der  Tag  der  Entscheidung  nun  wohl  nächstens 
herbey  kommen  wird.  Die  Besetzung  von  Hamburg  wird  höchstens  auf  20  mMann 
geschätzt,  worunter  7  m  Nichtstreitbare  seyn  sollen.  Vorgestern  früh  wurden  2  .41- 
tonaer  Bürger  auf  dem  Piket,  auf  welchem  ich  eben  stand,  eingebracht,  welche  aus- 
sagten, daß  in  Altona  eigentlich  weder  dänische  noch  französische  Besatzung  stehe, 
sondern  sich  in  der  Stadt  blos  30  Dänen  befinden  sollen,  die  aber  die  Stadt,  weil 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  153 


.sie  von  den  alliirten  Truppen  .i;anz  ein.tceschlossen  ist,  nicht  mehr  verlassen  k()nnen. 
Die  Waclie  wird  von  Bür,t;:ern  ,i,^ethan.  Unsere  Vorposten  standen  an  jenem  Ta^^e 
schon  bis  blos  14  St:  von  Altona  und  etwas  weniger  weiter  von  Hambur.i;'.  Das  hier 
verbreitete  Gerüchte,  daß  Rendsburg:  und  Glückstadt  in  den  Händen  der  Alhirten 
seyn  soll,  war  auch  schon  in  Altona.  —  Der  das  Bela,!^^erun,t;:skorps  von  Hamburg 
kommandiren  sollende  General  soll  Tonstoy  seyn.  —  Was  das  Leben  unseres  Korps, 
meines  Bat:  und  meiner  Kompanie  betrifft,  so  ist  es  im  Allgem:  noch  das  im  letzteren 
Briefe  von  Lütgensee  beschriebene.  Die  Bauern  haben  hier  noch  fortdauernd  häufig 
ihre  Häuser  mit  ihrer  ganzen  Familie  verlassen;  daß  in  einem  solchen  Hause  alles 
als  gute  Prise  erklärt  wird,  ist  natürlich,  und  selbst  das  Eingegrabene  wird  wo  nniglich 
ans  Tageslicht  gefördert.  Das  Traurigste  ist,  daß  einige  Bauern  ihr  gesamtes  Vieh 
im  Stiche  gelassen  haben,  welches  nun  ohne  alle  ordentliche  Pflege  da  steht  und  Gefahr 
leidet,  Hunger  oder  Durst  zu  sterben,  wenn  nicht  zufällig  eine  soldatische  Gut- 
müthigkeit  angeregt  wird.  Die  Bauern  sollen  übrigens  ihre  besten  Sachen  fort- 
gebracht haben,  was  auch  das  beweist,  was  von  den  Soldaten  Beute  gemacht  wird.  — 
Wir  leiden  etvv-as  Mangel  an  Salz.  Unser  Leben  ist  wild  und  rauh;  wir  sind  zwar, 
wenn  auch  in  großen  Mengen,  20 — 60  und  mehr,  einquartirt,  müssen  aber  dennoch 
beständig  im  Allarmhause  seyn,  wo  völlige  Verwüstung  herrscht. 

immer  mehr  und  bestimmter  spricht  sich  bey  Mehreren  im  Korps,  die  sich 
früher  dem  wissenschaftlichen  Leben  widmeten  und  ferner  zu  widmen  streben,  der 
Wunsch  aus,  daß  ihr  soldatisches  und  militärisches  Leben  bald  beendigt  seyn  möchte. 
Auch  meine  Freunde  bey  der  Kompagnie  hegen  diesen  Wunsch,  wirken  für  dessen 
Erfüllung  oder  suchen  wenigstens  mit  Bestimmtheit  zu  erfahren,  ob  und  unter  welchen 
Bedingungen  Studirenden  der  Abschied  ertheilt  wird. 

Da  das  militärische  Leben  besonders  während  eines  Feldzuges  unaussprechlich 
gewinnt  oder  verliehrt,  ob  man  es  mit  oder  ohne  gute  Freunde  und  hauptsäciilich 
vereinigt  mit  einigen  Gebildeten  verlebt  oder  nicht,  und  da  viele  Lagen  in  demselben 
als  drückend  und  unerträglich  erscheinen,  wenn  das  letztere  Statt  findet,  so  habe 
ich  und  meine  Freunde  uns  entschlossen,  daß  wir  wo  möglich  unsere  Lage  immer 
gemeinschaftlich  verändern  wollen.  Meine  Freunde,  mit  denen  ich  zugleich  als 
Oberjäger  bey  der  Uen  Kompagnie  stehe,  sind  Bauer,  Student  der  Theologie  aus 
Berlin,  und  Dr.  Eiselen,  Historiker,  Sohn  des  Bergrath  Eiselen  aus  Berlin.  Durch 
eine  jüngste  Aufforderung  des  Predigers  Grell  an  Bauern,  sogleich  vom  Lützowschen 
Korns  Abschied  zu  nehmen  und  in  der  B — sehen  Landwehr  einzutreten,  ist  unser 
Vorsi.tz  in  neue  Thätigkeit  gesetzt  worden.  Herr  Prediger  Grell  hat  nämlich  an 
Bauern  geschrieben,  daß  er  selbst  mit  dem  Herrn  General  von  Brauschütz  gesprochen, 
ur.d  ihm  dieser  gesagt  habe,  daß  jetzt  mehrere  Offizierstellen  bey  der  Landwehr 
zu  besetzen  seyen,  und  daß  es  Bauern  als  Studirenden  etc.  nicht  fehlen  könne,  sobald 
er  nach  B—  komme,  in  eine  derselben  einzutreten. 

Da  wir  nun  aber  alle  Drey  wünschen,  w  e  n  n  e  s  a  n  d  e  r  s  n  i  c  h  t  e  n  t- 
e  h  r  e  n  d  i  s  t,  und  wenn  noch  mehreren  andern,  besonders  Studirenden  der  Ab- 
schied vom  Militär  g  e  r  n  und  mit  des  Königs  Bewilligung  ertheilt  wird  —  wenigstens 
zu  Ausgang  des  Winters  oder  gegen  Ostern  vom  Kriegsdienst  dispensiert  zu  werden, 
so  hat  auch  Bauer  den  Antrag  seines'Freundes,  des  Herrn  Predigers  Grell,  nicht  un- 
bedingt angenommen,  weil  wir  nämlich  alle  drey  fürchten,  daß  uns.  wenn  wir  jetzt 


154      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH  WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

erst  wieder  in  neue  militärische  Verhältnisse  treten,  dieß  den  Abschied  vom 
Militär  erschweren,  und  daß  man  uns  der  Unbeständii;keit  etc.  beschuldigen  mö,i,^e; 
Bauer  hat  deßhalb  den  Antra.i^'  seines  Freundes  auch  nicht  unbedin,i;t  an,t;en()mmen. 
weil  wir.  wenn  letzteres  der  Fall  seyn  sollte,  lieber  bis  zu  Fnde  beym  Korps  aushalten 
wollen,  sondern  denselben  gebeten,  ihm  zu  schreiben,  ob  besonders  Studirende  jetzt 
schon  vom  Militär  den  Abschied  zu  hoffen  hätten,  und  ob  das  Versprechen  des  Königs 
in  dessen  erster  Aufforderung  an  Preußens  wehrbare  Mannschaft:  daß  nach  ein- 
jährigem Kriegsdienst  Entlassung  von  demselben  zu  erwarten  scy,  in  Ausübung 
gehen  und  in  Kraft  bleiben  werde. 

Eben  verbreitet  sich  von  unserm  Chef  der  Infanterie  aus  die  Sage,  daß  wir 
vielleicht  noch  früher,  ehe  Hamburg  fällt,  aber  sicher  hernach  nach  Holland  gehen 
würden,  welche  Sage  durch  Maßregeln,  welche  genommen  werden  sollen,  große  Wahr- 
scheinlichkeit erhält.  Bauer  sagt  mir,  daß  er  deßhalb  an  seinen  Freund  Grell  ge- 
schrieben und  ihn  gebeten  habe,  ihm  etwas  Bestimmtes  zu  verschaffen,  worauf  er 
mit  Sicherheit  den  Abschied  vom  Korps  fordern  und  Eintritt  in  die  Landwehr  als 
Offizier  zu  erwarten  habe;  er  meint,  daß  da  noch  4  Monate  bis  zu  Ablauf  unseres 
militärischen  Dienstjahres  wären,  und  wenn  es  noch  Königs  Wille  sey,  den  ein  Jahr 
Gedienten  Studirenden  den  Abschied  zu  ertheilen,  daß  dann  unser  Eintritt  in  ein 
neues  militärisches  Verhältniß  unsern  Abschied  nicht  erschweren  könne.  Sollte 
aber  vielleicht  gar  noch  vor  Ablauf  eines  Dienstjahres  der  Abschied  vom  Militär  zu 
erwarten  seyn,  so  glaubt  er  dieß  am  besten  in  B — ,  wohin  er  sich  nach  von  Brau- 
schütz Bestimmung  stellen  müßte,  persönlich  betreiben  zu  können. 

Ähnlich  hat  Dr.  Eiselen  an  seinen  Vater  geschrieben.  Auch  ich  bin  deßhalb 
so  frey,  hochverehrter  Herr  und  Freund,  nochmals  freundschaftlichst  und  herzlich 
zu  bitten,  mir,  wenn  es  möglich  seyn  sollte,  die  Papiere  zu  verschaffen,  zu  welchen 
mir  ihr  letzterer  gütiger  Brief  Hoffnung  machte.  Sie  haben  vollkommen  recht,  daß 
diese  Papiere  meinem  Handeln  eine  Freiheit  geben  würden,  die  ich  jetzt  wohl  zu 
haben  wünschte,  denn  Sie  werden  mit  mir  fühlen,  daß  es  mir  mehr  als  unangenehm 
sein  müßte  und  würde,  getrennt  von  meinen  Freunden  in  meinem  jetzigen  Verhältniß 
zurück  zu  bleiben. 

Über  unser  Korps,  dessen  Geist  und  Wirken,  dem  Geiste  und  Wirken  unserer 
Chefs  sage  ich  nicht  ein  Wort,  da  mir  des  Herrn  Predigers  Grell  Brief  an  Bauern 
zeigt,  daß  alles  und  unsere  Lage  in  B —  hinlänglich  gekannt  ist.  Es  scheint  sehr 
einladend  zu  seyn,  Holland  und  die  Städte  Rotterdam  und  Amsterdam  etc.  als 
Zugabe  zu  unserer  militärischen  Laufbahn  zu  sehen,  aber  leider  haben  wir  beym 
L— sehen  Korps  Stehenden  dazu  wenig  oder  gar  keine  Hoffnung;  wir  sind  in  unsern 
bisherigen  Verhältnissen  immer  zurückgesetzt  worden;  wenn  andere  Truppen  in 
Städten  lagen,  mußten  wir  in  elenden  Dörfern  liegen,  und  zeigte  man  uns  eine  Stadt, 
so  mußten  wir  sie  schnell  genug  verlassen;  sollten  wir  nun  erwarten,  daß  wir  den 
sich  viel  versuchten  Bülowschen  Truppen  in  Zukunft  gleich  gesetzt  werden  sollten  ? 

Übrigens  überlasse  ich  Ihnen  ganz  zu  thun,  was  Sie  nur  immer  für  gut  finden, 
da  ich  zur  Genüge  überzeugt  bin,  daß  Sie  nur  mein  Bestes  und  in  weit  höherem  Grade 
wollen,  als  ich  verdiene.  —  Briefe  bitte  ich  nach  Ludwigslust  zu  addressiren.  —  Die 
heutige  Kanonade  war  eine  starke  Recognoscirung  von  Gr.  Beningsen  bei  Hamburg. 

Mit  ausgezeichneter  Hochachtung  A.  Fröbel. 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  155 


Bl.  M  a  r  s  c  h  k  a  1  e  n  d  e  r. 

20.  Dec.    Abmarsch  über  Langenhorn,  Poppenbüttel  nach  Niendorf.    Abends  9  Uhr. 

21.  —  Morgens  früh  5  Uhr  Ankunft  in  Niendorf. 

22.  — .     Dienstlos  in  Niendorf. 

Donnerstag  den  23.  — .    Auf  dem  äußersten  Picket  beim  Dorfe  Lockstädt. 
24.  — .     (Heiliger  Abend.)     Dienstlos  in  Niendorf.     Brief  an  Prof.  Weiß. 


G.  N.  N  i  e  n  d  o  r  f  1  Vo  S  t.  v  0  n   H  a  m  b  u  r  g  a  u  f  der  Straße 

V  o  n   Pinne  h  e  r  g  d  a  h  i  n  a  m  24.  X  b  r  1813- 

Wie  die  Überschrift  sagt,  rücken  wir  Hamburg  und  Altona  immer  näher, 

doch  scheint  es  noch  ziemlich  lang  zu  dauern,  ehe  wir,  besonders  in  die  erstere  Stadt, 
einrücken,  und  es  ist  sehr  zu  bezweifeln,  aaß  w  i  r,  die  Lützower,  in  eine  von  beiden 
Städten  hinein  kommen  werden;  denn  immer  lauter  wird  das  Gerüchte,  und  selbst 
Lützow  soll  ausgepsrochen  haben,  daß  wir  bald  nach  dem  Rheine  zu  gehen  werden; 
der  Sage  nach  soll  er  sich  das  Großherzogthum  Berg  für  sein  Korps  vom  Kronprinzen 
zur  Cantonirung  erbeten  haben.  Es  heißt,  daß  wir  vor  hier  dahin  abgehen  werden, 
sobald  als  Beningsen  (nicht  Tonstoy,  wie  ich  im  vorigen  Briefe  schrieb)  mit  seinem 
Korps  (22  m  M.  stark)  vor  Hamburg  angekommen  seyn  wird,  was,  wie  es  heißt,  schon 
in  Ahrensburg  seyn  soll. 

Seit  3  Tagen  steht  das  1  ste  Bat:  hier  auf  dem  äußersten  Vorposten.  Ver- 
flossene Nacht  hatte  ich  das  Vergnügen,  eines  der  äußersten  Pickets  von  30  M:  zu 
commandiren;  die  äußersten  Posten  desselben  standen  unmittelbar  den  äußersten 
Posten  des  Feindes  gegenüber,  nur  einmal  in  der  Nacht  wurden  wir  jedoch  allarmirt, 
wo  ich  mit  meinem  Picket  ausrückte,  doch  wurde  es  bald  ruhig,  und  ich  bekam  weiter 
nichts  zu  thun,  was  mir  wirklich  leid  that.  —  Heute  rückt  unser  ganzes  Korps  in  die 
nächsten  hiesigen  Ortschaften  ein. 

Vorgestern  schon  stand  ich  auf  Picket,  jedoch  nicht  weit  vom  Orte,  und  seit 
jenem  Tage  haben  wir  hier  das  Traurige  ja  Empörende  der  Auswanderung  vieler 
Bewohner  Hamburgs,  wovon  Ihnen  die  öffentlichen  Blätter  schon  Mehreres  gesagt 
haben  werden.  Jedoch  nicht  alle  Ausgewanderten  waren  über  Davousts  Befehl 
traurig;  die  jungen  Leute  freuten  sich,  daß  sie  nun  der  vielleicht  möglichen  Noth- 
wendigkeit  gegen  und  wider  ihre  Überzeugung  fechten  zu  müssen,  nun  entgangen 
sind,  dagegen  wollten  viele  derselben  Dienste  in  unserem  Korps  nehmen,  sind  aber 
an  die  hanseatische  Legion  gewiesen  worden. 

Nach  einer  Bekanntmachung  von  Hogendorp,  Kommandeurs  von  Hamburg, 
sollen  nicht  nur  in  den  ersten  Tagen  alle  Häuser  des  Hamburgerberges  (deren  Zahl,  wie 
mir  einige  Hamburger  versicherten  1000  seyn  soll)  sondern  auch  alle  Häuser,  die  sich 
in  einer  Entfernung  von  600  Schritt  einer  neuen  Schanze,  der  Sternschanze  befinden, 
niedergerissen  werden.  Diese  Bekanntmachung  habe  ich  selbst  gelesen,  so  wie  die, 
daß  bestimmte  Bewohner  Hamburgs,  die  sich  nicht  auf  6  Monate,  das  ist  bis  Juni 
k.  J.  verprofiantiren  k(")nnen,  die  Stadt  meiden  sollten.  Tage  und  Stunden  des  Aus- 
marsches, an  welchem  die  Thore  der  Stadt  in  dieser  Hinsicht  geöffnet  würden,  waren 
genau  bestimmt.     Doch  soll  dieser  Befehl  wenigstens  in  der  ersteren  großen  Aus- 


156       AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN   DES  LÜTZOWER  JÄGERS  FRIEDRICH   W  1 1  H[:i  M  AlUiUST  rRÖBEL. 

dehiuiu!;  widcrrul'eii  scyii.  weil  so  viele,  besonders  jun,i;e  streitbare  Miiiiner  die  Stadt 
mit  Treuden  \erlassen  hätten.  Jedoeli  sa.^ten  ,!;estern  Aus.uewanderte,  daü  ^f^^tern 
11  000  Juden  die  Stadt  hätten  verlassen  müssen.  Inwiei'erne  diese  Sa,t,^e  ,i!:e,u;ründet 
ist,  werden  Sie  luuii  Lesung'  dieses  Briefes  am  besten  aus  den  Zeitun,i,^en  beurtheilen 
können. 

\on  der  tranz()sischen  Besatzung;'  sa,i!,en  die  Aus,i;e\vanderten  in  Bezu.i;  auf 
Kraft  und  Muth  für  sie  niehts  Vortlieilhaftes;  der  ,i;emeine  Iran/ösische  Soldat  soll 
muthlos  und  blassen  Gesichtes  einherkommen;  die  holländischen  da,ue,s,'en  sollen 
sich  der  Zeit  freuen,  wo  sie  die  Waffen  für  ihre  Überzeu,i;un,i;'  tra,t;en  k()nnen.  Der 
Kommandant  Hogendorp.  auch  ein  Holländer,  soll  sich  aber  ,i;anz  anders,  besonders 
sehr  niedrii;"  betrai^en  haben  und  noch  betra,ü;en.  E:ine  jün.^ste  Äußerun^^  von  ihm 
z.  B.  ist:  den  Hambur,<ern  werde  nichts  .gelassen  werden  als  jedem  seine  2  Au,i;en, 
damit  sie  ihr  Elend  nach  dem  Abmarsch  der  Franzosen  beweinen  kiMmteii.  Hine 
frühere  Äußerun.i;-  beim  Hinmarsch  der  Franzosen  und  Ausmarsch  der  Russen  in  BezuK 
auf  das  Verhältniß  der  letzteren  zu  den  Hambur,t;ern  stimmt  ,v'anz  damit  überein, 
ist  aber  .uar  zu  niedri,s;\  als  daß  sie  einer  schriftlichen  Überlieferuni;-  erlaubte 

Die  Tyranney  der  Befehlshaber  in  Hambur.y:  soll  ,t,^anz  außerordentlich  seyn. 
Aller  Handel  hat  aufgehört.  Die  Börse  ist  ganz  mit  Brettern  zugeschlagen,.  Dk 
g  a  n  z  e  Bank,  nicht  blos  700  000  Mark,  ist  in  Beschlag  genommen  worden  mit  allem 
geprägten  und  ungeprägten  Silber  und  Gold;  um  die  Wegnahme  des  letzteren  zu 
bemänteln,  sind  die  Silberbarren  mit  Stempeln  vom  Jahr  1809  zu  Gelde  geprägt 
worden.  —  Die  Brücke,  welche  von  Hamburg  nach  Harburg  führt,  soll  ein  ganz  vor- 
treffliches Werk  der  Baukunst  seyn;  ein  vollkommener  Steindamm  läuft  in  der 
Mitte  längs  derselben  hin;  allein  auch  dieses  Werk  verdankt  seine  Hntstehung  der 
Erpressung,  alles  Holz  ist  dazu  in  Hamburg  in  Beschlag  und  einem  Privatmann 
wurden  allein  für  300000  Mark  Holz  weg  genommen.  Jetzt  ist  das  Holz,  beson- 
ders Brennholz  in  H.—  sehr  rar;  was  sagen  Sie  nun  zu  folgender  Handlung  der 
Befehlshaber,  welche  mir  ein  Ausgewanderter  erzählte.  Um  die  Befehlshaber  zu 
erwärmen  und  ihnen  Speise  zu  kochen,  müssen  jetzt  die  Holzstäbe  abgeliefert  werden, 
deren  Gebrauch  ist,  Reife  um  große  Tonnen  zu  machen;  ein  jeder  solcher  Stab 
kostet  dem  Besitzer  2—3  Mark  (d.  i.  18  Gr.  —  1  Rth.  3  Gr.  Courr:).  als  Brenn- 
holz geschätzt  hat  jedoch  jeder  derselben  blos  6  i^  Werth.  Beym  Herausgehen 
des  gedachten  Auswanderers  wurden  3  Wagen  voll  derselben  vor  dem  Hause 
des  Kommandanten  abgeladen  und  zum  Brennen  zerschnitten.  Daß  bey  einer 
solchen  Behandlung  die  Hamburger  sich  sehr  nach  unserer  Gegenwart  sehnen,  ist 
wohl  sehr  natürlich.  Ein  Hamburger,  ein  Handwerker  mittlerer  Klasse,  sagte 
zu  den  Leuten  auf  meinem  Picket:  wir  haben  schon  viel  für  die  Deutschen  zu- 
sammengeschossen, wir  sind  jetzt  sehr  arm,  allein  seyn  sie  versichert,  rücken  sie 
bey  uns  ein,  wir  werden  noch  so  viel  für  sie  zusammen  bringen,  daß  sie  damit 
zufrieden  seyn  werden. 

Die  Franzosen  haben  vor  uns,  etwas  links,  Epsdorf  [Eppendorf]  besetzt;  Nachts 
senden  sie  ihre  Patrouillen  bis  Lockdorf  (Lokstedt  ?],  vor  welchem  des  Tages  unser 
Picket  steht,  das  sich  des  Nachts  hinter  dasselbe  zurückzieht.  Die  Besatzung  von 
Hamburg  soll  nach  aller  Aussage  20—25  000  Mann  stark  seyn,  die  Besatzung  von 
Haarburg  7000  Mann. 


VON   AUGUST   NEUHAUS.  157 


Hoffentlich  haben  Sie  meinen  jün,t;sten  Brief  aus  Mellin.s^städt  vom  IHten  d.M., 
welchen  icli  den  20sten  daselbst  auf  die  Feldpost  ,uab,  erhalten,  wenn  Sie  diesen  er- 
halten haben  werden,  ehe  Herr  Eiselen  wieder  von  Berlin  abgereist  sein  wird;  deßhalb 
beziehe  ich  mich  in  Rücksicht  der  Lage  unseres  Korps  ganz  auf  denselben,  und  den 
aus  Lüttgensee  durch  den  Oberjäger  Bellermann  an  Sie  abgesandten  Brief. 

Durch  einen  Parolebefehl  vom  Kronprinzen  ist,  dem  Himmel  sey  Dank,  den 
freywilligen  Requisitionen,  Plünderungen,  eigentlich  wirklich  Räubereien  zum  großen 
Theil  Einhalt  gethan  worden;  es  war  aber  auch  hohe  Zeit,  sonst  würde,  bey  dem 
uiü^estimmten,  charakterlosen  schwachen  Betragen  vieler  Obern  dabey,  bald  bis  auf 
leise  Spuren,  die  Subordination  aus  dem  Korps  verschwunden  seyn.  —  Das  Handeln 
nach  dem  einmal  bestimmten  positiven  Gesetz  als  unbedingt  von  dem  Verstand 
bedingt,  was  mir  das  militärische  Leben  so  lieb  und  selbst  dem  strebenden  Manne 
würdig  zeigte,  dieses  Handeln,  was  in  der  militärischen  Sprache  Apell  (Handeln  nach 
dem  Wort,  Gehorsam  aufs  Wort  als  unbedingten  Ausspruch  des  absoluten  Gesetzes) 
heißt,  fehlt  leider  bey  unserm  Korps  in  hohem  Grade,  und  scheint,  weil  so  wenig 
in  demselben  von  dem  militärischen  Geiste  durchdrungen  sind,  ja  ihn  nicht  einmal 
kennen,  noch  weniger  also  durch  That  darzustellen  wissen  und  wollen,  immer  mehr 
zu  verschwinden.  Dagegen  tritt  bis  in  Einzelne  herunter  Willkühr,  der  Feind  alles 
ächten  militärischen  Lebens  ein.  — 

Lützow  soll  neuerdings  den  Wladimirorden  erhalten  haben. 

Eben  erhalten  wir  den  Parolebefehl,  daß  alle  als  Salvegarden  Kommandirten 
schleunigst  abgerufen  werden  sollen,  weil  wir  nächsten  von  hier  abmarschiren  werden; 
vielleicht  bestimmt  sich  vor  Abreise  des  Herrn  Dr.  Eiselen  noch  mehr  darüber, 
was  er  mündlich  sagen  wird. 

Über  meine  die  letzteren  Briete  enthaltene  Bitte  erlaube  ich  mir  nichts  mehr 
zu  sagen;  wünschen  Sie  es,  so  kann  vielleicht  mein  Freund,  der  Herr  Dr.  Eiselen, 
ihnen  einiges  zur  Erläuterung  meiner  Gründe  sagen 


Bl.  M  a  r  s  c  h  k  a  1  e  n  d  e  r. 

25.  Dec.    Auf  dem  äußersten  Dorfpicket  mit  12  Mann. 

26.  —    Dienstlos  in  Niendorf,  schlechtes  trauriges  Christtagsleben. 

27.  — .     Nachmittags  Abmarsch  nach  Quickborn. 

28.  Dec.     Nachts  1   Uhr  Marsch  von  Quickborn  nach  Barmstädt.    Ankunft  in  B. 

Morgens  6—7  Uhr  —  einer  der  ermüdendsten  und  anstrengendsten  Nacht- 
märsche, viele  verlieren  ihre  Sohlen  —  (Lehm  oder  Kleiboden).  In  Barm- 
städt kommen  des  Morgens  von  der  ganzen  Kompagnie  nur  wenige  an,  sie 
hat  sich  gn'ißtenteils  durch  eigene  Einquartierung  zerstreut:  In  Barmstädt 
selbst  bekamen  wir  fast  kein  Quartier. 


G.  N.  B  a  r  m  s  t  a  e  d  t  links  der  Straße  von  Hamburg  nach  Kiel  1  M. 
von  Elmshorn  ^  M.  \on  Glücksstadt  (nicht  zu  verwechseln  mit  Bramstaedt,  welches 
an  der  Landstraße  liegt;  auf  den  Landkarten  sind  oft  die  beiden  Namen  verwechselt) 
am  N  e  u  j  a  h  r  s  t  a  g  A  b  e  n  d  1814. 


158       AUSZÜGE   AUS  DEN   BRIEFEN   DES   LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH   WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

Zwar  sind,  seit  icli.  bester  Herr  Professor  und  verehrter  Freund,  den  bei- 
liegenden Brief  sciirieb.  nur  einige  Tage  verflossen,  dennoch  haben  wir  unser  Ziel 
schon  wieder  verändert,  seit  gestern  sind  wir  hier,  und  unsL'r  morgender  Marsch  soll 
nach  Glückstadt  gehen.  Wie  es  scheint,  sollen  wir  also  wieder  so  glücklich  sein, 
auf  den  äußersten  Posten  Dienst  zu  tun.  Dies  ist  nun  freilich  kein  angenehmer  Um- 
tausch inil  der  uns  gemachten  sicheren  lloflnung,  daß  wir  nun  ein  paar  Wochen 
Erholungsquartier  beziehen  würden,  in  welchem  die  Wiederbekleidung  des  Korps 
stattfinden  würde,  doch  dafür  ist  man  Krieger,  allein  dies  scheint  wieder  zu  bestätigen, 
daß  wir  immer  schweren  Dienst  haben,  daß  uns  aber  dennoch  nicht  vergönnt  sein 
soll,  auch  nur  ein  Blatt  zu  einem  f:ichenkranz  uns  zu  verdienen. 

Über  unser  Corps,  über  unsere  nächste  und  fernere  Bestimnumg  gehen  so  viele 
Sagen,  allein  alle  so  unbestimmt  und  unverbürgt  unter  uns,  daß  ich  es  nicht  wage, 
auf  diese  gestützt  irgend  etwas  in  den  beiliegenden  und  früher  geschriebenen  Briefen 
in  Bezug  auf  mein  künftiges  Verhältnis  abzuändern. 

Man  spricht  jetzt,  daß  unser  Korps  in  ein  Linienregiment  und  zwar  in  das 
3.  Brandenburgische  umgeändert,  und  daß  das  erste  Bataillon  ein  Grenadierbataillon 
werden  soll.  Man  sprach  noch  mehr;  es  sollte  unserm  Korps  als  neuem  Regiment 
ein  bestimmtes  Cantonnement  und  zwar  Berg  zur  Rekrutierung  angewiesen  sein; 
man  sagte,  wir  würden,  so  bald  die  Bekleidung  geschehen  sein  würde,  mit  Woranzow 
und  dem  Kronprinzen  nach  Düsseldorf,  wohin  schon  Lützow  mit  2  Eskadrons  Reutern 
abgegangen  sein  soll,  abgehen  —  man  redet  schon  von  der  Art  unserer  Bekleidung, 
allein  niemand  mag  einige  von  diesen  Sagen,  geschweige  alle  verbürgen;  deshalb 
erlaube  ich  mir  nicht,  etwas  von  dem  in  Bezug  auf  meine  künftigen  militärischen 
Verhältnisse  in  beiliegendem  und  letzterem  Briefen  Gesagten  zurück  zu  nehmen, 
um  mich  nicht  vielleicht  doppelt  zu  täuschen. 

Sollte  unser  Korps  ein  vollkommenes  Linienregiment  werden,  so  kennen  Sie, 
teuerster  Herr  Professor,  meine  Ansichten  und  Grundsätze  über  den  Dienst  im  regu- 
lären Militär  aus  den  letzten  Briefen,  und  was  noch  über  und  wegen  der  Stelle,  in 
welcher  ich  in  dem  neuen  Regiment  und  Bataillon  wirken  würde,  zu  berücksichtigen 
wäre,  darüber  bitte  ich  Sie,  meinen  Freund,  den  Herrn  Dr.  Eiselen,  mündlich  mit 
Ihnen  sprechen  zu  lassen,  welcher  meine  Gesinnungen  darüber  ganz  kennt;  deshalb 
überlasse  ich  Ihnen  in  Hinsicht  des  früher  in  Bezug  auf  die  Landwehr  geäußerten 
Wunsches,  ganz  so  zu  handeln,  wie  Sie  es  nur  immer  für  gut  finden.  —  Was  ich  in  den 
letzteren  Briefen  in  Rücksicht  auf  einstigen  Abschied  vom  Militär  schrieb,  nehme 
ich  ganz  zurück,  und  bitte  Sie  wegen  jener  Äußerungen  um  gütevolle  Verzeihung. 
Ich  so  wenig  als  meine  Freunde  wußten  dortmals,  wie  es  eigentlich  in  Frankreich 
und  [am]  Rheine  aussah;  wir  glaubten  den  Kampf  schon  weit  mehr  beendigt,  als 
er  es  ist;  dies  dürfen  Sie  uns  nicht  übel  deuten,  da  sich  so  selten  ein  Zeitunsgblatt 
auf  unsern  Vorpsoten  und  dann  immer  ein  so  altes  dahin  verirrt,  daß  wir  von  den 
allgemeinen  und  großen  Welthändeln,  die  jetzt  doch  die  Handlung  auch  des  un- 
bedeutenden Einzelnen  bestimmen,  so  wenig  als  nichts  wissen. 

Halten  Sie,  ich  bitte  Sie  sehr  innig,  hochverehrter  Herr  und  Freund,  meinen 
Kriegsmut,  meine  Ausdauer  nicht  erkaltet,  nur  sind  Sie  gewiß  so  billig,  daß  ein  langer, 
unrechter  und  halber  Gebrauch,  eine  lange  Beschränkung  und  Zur  ü  c  k- 
drängung  unserer  Kraft  uns  endlich  mißmutig  —  ja  ich  gestehe  es  gerne  offen  — 


VON   AUGUST  NEUHAUS.  159 


soffar  schlaff  niaclit.  Was  ich  so  oft  bestätigt  fand,  daß  die  pliysikahschen  Gesetze 
auch  beim  Geiste  ihre  Aii\veiidiin,t(  finden,  erscheint  mir  auch  hier  wieder  als  wahr.  — 
Zurückhaltung,  Beschränkung  der  Kraft  wirkt  endlich  Tötung  derselben.  Aber  wie 
lebt  sie  wieder  auf,  wenn  ein  Lichtstrahl  die  Hoffnung  erleuchtet,  daß  sie  bald  wieder 
sich  wirksam  zeigen,  daß  sie  in  Taten  heraus  treten  könne. 

Nehmen  sie  also  die  Versicherung,  daß  wir  3  Freunde  und  namentlich  ich  den 
Kriegsschauplatz  nicht  früher  verlassen  werden,  ehe  wenigstens  der  entscheidende 
Feldzug  am  Rhein  beendigt  ist;  möge  Sie  dies  mit  einem  meiner  letzten  Briefe  wieder 
aussöhnen ! 

Freund  Bercht,  der  Sie  herzlich  grüßt,  und  der  mir  erlaubt  hat,  sein  jüngstes 
Gedicht  beilegen  zu  dürfen,  verläßt  unser  Corps  und  geht  als  Offizier  zu  dem  kobur- 
gischen  Regiment,  so  wie  mehrere  Oberjäger  und  Offiziere  von  dem  Korps.  —  Mich 
konnte  Koburg  nicht  anziehen,  Berlin  lag  mir  zu  sehr  am  Herzen.  Bercht  hätte 
Ihnen  gerne  heute  geschrieben,  allein  unsere  unerwartete  Marschordre  hielt  ihn 
davon  ab. 

Ich  erlaube  mir,  Ihnen  ein  Packetchen  mit  Büchern  zu  überschicken,  die  ich 
vor  Hamburg  vor  der  Vernichtung  bewahrte.  An  sich  sind  sie,  Krusensterns  Reise 
ausgenommen,  unbedeutend,  doch  wollte  ich  gern  ein  Andenken  an  jene  Tage 
haben 

[Folgt  ein  Neujahrswunsch.] 


Kiel    den    13  t  e  n  J  a  n  u  a  r  1814. 

Endlich  nach  dreivierteljährigem  Umherkreuzen  habe  ich  einen  Sitze  der 
Wissenschaften  erreicht;  allein  mein  Wunsch  ihn  zu  erreichen  war  auch,  nachdem 
wir  einmal  so  weit  nördlich  vorgerückt  waren,  sehr  groß,  und  er  wurde  mir  von  meinem 
gütigen  Geschick  erfüllt,  obgleich  unser  Korps  nicht  weiter  als  in  die  Nähe  von  Krempe 
und  von  dort  nach  der  Übergabe  von  Barmstädt  zurück  ging;  ich  wurde  nämlich 
in  Korpsangelegenheiten  hierher  kommandiert  und  befinde  mich  nun  schon  seit 
4  Tagen  hier 

[Folgen  Schilderungen  seiner  Besuche  bei  Prof.  Pfaff  und  des  Besuchs  seiner 
Sammlungen,  des  Museums  und  der  Bibliothek.] 

Vom  Frieden  mit  Dänen  [Dänemark]  ist  hier  noch  nichts  officiell  bekannt, 
doch  sagt  man  es  allgemein;  man  sagt  sogar,  daß  Dänemark  schwedisch  Pommern 
zum  Ersatz  für  Norwegen  erhalten  solle;  manche  wollen  dies  und  den  Beitritt  Däne- 
marks zu  den  Aliierten  als  gewiß  behaupten,  andere  zweifeln  noch  daran.  —  Die  Hol- 
steiner sind  durchgehends  mit  ihrem  König  sehr  unzufrieden,  keiner  mag  ihn  wieder 
sehen;  einige  wünschen  den  Herzog  von  Oldenburg,  hier  wünschen  sie  schwedisch 
zu  sein.  Der  König  von  Dänemark  hat  das  Land  ungeheuer  ausgezogen  und  hätte 
es  noch  mehr  getan,  wären  nicht  die  Alliierten  gekommen. 

Den  15  t  e  n  J  e  n  n  e  r.  Der  Friede  mit  Dänemark  soll,  so  höre  ich  aus  einer 
ziemlich  gewissen  Quelle  (dem  Geh.  Rat  Beuth,  welcher  bei  dem  Kronprinzen  Or- 
donanz-Offizier  ist)  unterzeichnet  sein.  —  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  das  ganze 
Kommando,  welches  wegen  der  Montierung  des  Korps  hier  ist,  in  dieser  Hinsicht 
nach  Berlin  geht,  und  daß  auch  ich  daher  vielleicht  dahin  komme.  Die  Entscheidung 


160      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH   WILHELM  AUCUST  FRÖBEL. 

hoffen  wir  Ixild.  ■-  Der  Kronprin/..  hiefi  es.  wird  nächstens  Non  liier  n.ieh  Lübeck 
und  vi>n  du  i^erad  nach  lloHcUid  ,i;elien.  und  so  bestätiul  sieh  denn  auch  vielleicht 
die  Uuii^'e  Sage  von  unserin  Korps.  Petersdorf  soll  schon  über  die  lilbe  .i;e,i;an,^en 
sein,  um  in  Hessen  Werbungsgeschäfte  zu  besorgen. 

[In  die  Zeit  von  Mitte  Januar  bis  Ende  Februar  fällt    der  im   letzten  Briefe 
angekündigte  Aufenthalt  in  Berlin.] 

B1.     f:  1  z  e  a  u  f  d  e  m  W  e  g  e  v  o  n  B  r  a  u  n  s  c  h  w  e  i  g  n  a  c  h  M  a  m  e  1  n 
am    y  111.   14. 

[Besuch  bei  Prof.  Knoch  in  Braunschweigj   

In  llildesheim  war  ich  nur  auf  sehr  kurze  Zeit 


Münster  D  i  e  n  s  t  a  g   den  1 S  t  e  n  März. 

Seit  ich  das  Vorstehende  schrieb,  haben  wir  ohne  Aufenthalt  unsern  Marsch 

hieher  fortgesetzt Das  Depot  haben  wir  nicht  mehr  hier  getroffen,  sondern 

soll  sich  in  Elberfeld  befinden.  So  scheint  denn  das  Schicksal  unerbittlich  beschlossen 
zu  haben,  daß  wir  nie  unmittelbar  thätigen  Antheil  an  den  Welthändeln  nehmen 
und  unmittelbar  mit  in  das  Rad  des  Schicksals  eingreifen  sollen.  Da  ich  einmal 
das  Schwert  ergriffen,  ist  es  mir  wohl  zu  verargen,  daß  ich  es  wünsche.''  —  Ich  fühle 
wohl  und  wirklich  mit  einem  tiefen  trauernden  Gefühle,  daß  ich  leider  selbst  in 
meinem  Denken  jetzt  mehr  Soldat  als  Studirender  bin,  aber  dieß  hebt  nicht  das  eben- 
falls bestimmte  und  tiefe  Bewußtsein  auf,  daß  ich,  giebt  das  Schicksal  mich  dem 
Studium  zurück,  nur  einzig  in  diesem  leben  und  mich  ihnen  ganz  hingeben  werde. 
Möge  mein  Geschick  geben,  daß  dieser  Zeitpunkt  nicht  gar  zu  entfernt  ist.  —  Beym 
Korps  scheinen,  seit  ich  davon  entfernt  bin  —  was  freylich  nun  bald  ^/j  Jahr  ist, 
bedeutende  Veränderungen  vorgegangen  zuseyn,  doch  nicht  zum  Vortheil  desselben.  — 
Mehrere,  worunter  auch  einige  meiner  Bekannten,  sind  vom  Korps  abgegangen  und 
zur  westphälisch-preußischen  Landwehr  als  Offiziere  versetzt  worden.  Selbst  von 
unserm  kleinen  Commando  bleibt  ein  Oberjäger  als  solcher  hier.  So  verläßt  einer 
der  besseren  nach  dem  andern  das  Korps,  und  so  wird,  wenigstens  in  der  Reihe  der 
Oberjäger  und  vielleicht  jetzt  schon  Unteroffiziers  (denn  das  Corps  soll  wirklich 
jetzt  schon  Feldregiment  seyn)  —  in  der  nächsten  Zukunft  wenig  Gebildetes 
bleiben.  —  

[Folgen  lange  geognostische  Ausführungen  die  die  Marschroute  enthalten.] 
Marschroute:  Tangermünde  —  Angern  —  Neuhaldensleben  —  Barisleben  —  Groß- 
Bartensleben  —  Helmstädt  —  Wolsdorf  —  Königslutter  —  Elpern  bei  Braunschweig  — 
Salzgitter  —  Bokenem  —  Ocker-  und  Innerstetal  trennende  Anhöhe  —  Rügelheim  — 
(Schloß  Woldenberg  — )  Nette  —  Hildesheim,  bei  Popenburg  über  die  Leine  —  Elze  — 
Hameln  —  rechtes  Weserufer  über  Fischbeck  —  bis  Steinberge,  Porta-Westphalica  — 
Schloß  Arensberg  —  Bükkeburg  —  Minden  — .  Ein  schmerzliches  Gefühl  durch- 
drang uns  alle,  als  wir  die  sehr  schöne,  wenn  auch  nur  zum  kleinsten  Theile  von  den 
Franzosen  gesprengte  Weserbrücke  passirten.  —  Porta-Westphalica  —  über  die  Werra 
[Weser]  —  Herford  —  Salzwerk  Rethem  —  Bielefeld  (beim  Salzwerk  Zusammen- 
treffen mit  der  Artillerie)  —  Gütersloh  —  Warendorf  —  Telgte  —  Münster. 


VON   AUGUST  NEUHAUS.  161 


Heute  besuchte  ich  hier  die  Kirche  Unserer  1.  Frau,  in  derselben  fand  icli  an 
den  Seitenaltären  Architektur  von  schwarzem  und  buntem  Marmor,  aus  welcher  Gegend 
dieser  geholt  seyn  mochte,  konnte  mir  niemand  sagen.  Überhaupt  kann  man  hier 
durch  Fragen  wenig  erfahren,  die  Menschen  sind  wenig  unterrichtet 

Der  hiesige  Kommandant  weiß  gar  nicht,  wo  das  Depot  unseres  Korps  jetzt 
steht ;  zuletzt  stand  es  in  Crefeld,  ob  noch  ?  —  kann  er  nicht  bestimmen,  wir  gehen 
also  zunächst  über  viele  kleine  Orte  nach  Crefeld.  Das  Depot  soll  auf  seinem  Marsche 
von  Boizenburg  nach  Münster  viele  Ausschweifungen  begangen  haben,  deßhalb  hat 
man  es  nicht  mehr  auf  dem  dießseitigen  Rheinufer,  so  sagt  man,  geduldet.  In  gutem 
Ruf  stehen  wenigstens  die  Lützower  hier  nicht.  —  Die  hiesige  Landwehr  zeichnet 
sich  außerordentlich  durch  ihre  Erfüllung  der  militärischen  Forderungen  aus.  Heute 
sah  ich  einige  Bataillons  exerciren,  und  sie  leisteten  viel.  Ein  noch  unbewaffnetes 
aber  schon  geübtes  Bataillon  geht  von  hier  nach  Frankfurt  a.  M.,  wo  es  Gewehre 
erhält,  um  sich  vor  Mainz  völlig  zu  üben.  —  in  der  Grafschaft  Ravensberg  herrscht 
ein  herrlicher  Enthusiasmus  für  Preußens  König;  in  Herford  glaubte  ich  mich  wieder 
nach  Berlin  versetzt,  wie  es  zu  Anfang  v.  J.  daselbst  aussähe.  Hier  im  Münsterschen 
soll  der  Enthusiasmus  nicht  so  groß  seyn,  doch  zeigt  mir  die  Landwehr,  daß  die  Be- 
wohner ihre  Pflicht  thun. 

Die  neuerrichteten  Braunschweigischen  Jägerbataillone,  wovon  ich  3  Bat: 
sah,  sehen  vortrefflich  aus;  sie  sind  wörtlich  Schwarze,  denn  ausgenommen  den  bunten 
Kragen,  der  entweder  blau,  orange  oder  gelb  ist,  haben  sie  nichts  Farbiges  an  sich. 
Knöpfe  so  wie  Gewehre,  ja  sogar  Bajonette  sind  schwarz  angelaufen.  Ihre  Kleidung 
ist  kurz,  bey  der  leichten  Infanterie  kurze  runde  Jacken  mit  schwarzen  Schnüren. 
Es  sieht  sehr  gut  aus,  doch  dünken  mich  die  Kutkas  im  Felde  zweckmäßiger.  Die 
eigentlichen  gelernten  Jäger  (die  Detaschements)  haben  ganz  die  Uniform  der  preu- 
ßischen Tyroler. 

Daß  jene  ganz  schwarzen  Bat:  aus  den  kernhaften  braunschweigischen  Bauern- 
burschen einen  sehr  guten  Eindruck  machen  müssen,  bedarf  keiner  Versicherung. 
Der  Herzog  ist  unglaublich  streng  besonders  in  Hinsicht  auf  die  militärischen  Übungen, 
sogar  Majors  sind  schon  zur  Landwehr  versetzt  worden.  Eben  erfahre  ich  unsere 
Marschroute,  wir  gehen  über  Dülmen,  Ricklinghausen  [Recklinghausen],  Essen,  Mündel- 
heim am  Rhein  nach  Crefeld.  Werden  wir  am  Rhein  nicht  aufgehalten,  so  hoffen 
wir  nächsten  Sonntag  in  Crefeld  zu  seyn.  Übrigens  soll  unser  Corps  bestimmt  vor 
Jülich  stehen;  dahin  sehnen  wir  uns  aber  nicht  sehr,  dagegen  würde  die  Nachricht, 
in  wenigen  Tagen  auf  dem  Schlachtfelde  erscheinen  zu  müssen,  unsere  Schritte  be- 
flügeln  


G.  N.     Dülmen    auf    dem  Wege  von  Münster    nach   R  e  c  k- 
1  i  n  g  hause  n,  den  löten  März  1814. 

Der  Weg  ging  durcli  die  Dörfer  Achthalben  und  Abemüssen 

[Folgen  längere  geognostische  Ausführungen  über  die  Gegend  zwischen  Münster 
und  Dülmen.] 

Mitteilunjjen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseuni.     1913.  12 


162      AUSZÜGE  AUS  DEN   BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS   FRIEDRICH   WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 


Re  L  k  1  i  ii.i;- h  ;i  US  0  n.  den  IJleii  März.  Marschroute:  Üülnien— 
Haltern— Fährort  an  der  IJppe. 

In  Haltern  unter  dem  Rathaiise  an  Ketten  einige  kolossale  fossile  Knochen; 
es  sind  Röhren,  eine  davon  ist  zerbrochen  und  durch  eiserne  Khunmern  wieder  ver- 
bunden. 


C  r  e  f  e  1  d  AI  o  n  d  t  a  g    a  ni    21  s  t  e  n  M  ä  r  z  1814. 

Wie  ich  in  meinem  vorigen  Briefe  aus  Münster,  welchen  Sie,  hochverehrter 
Herr  Professor,  hoffentlich  erhalten  haben  werden,  vermutete,  sind  wir  gestern  hier 
angekommen.  Wir  gingen  bei  Ördingen  [Ürdingen]  über  den  Rhein.  Wir  haben 
ganz  den  W^eg  verfolgt,  welchen  ich  im  vorigen  Brief  als  unsere  Route  angab,  nur  daß 
wir  noch  das  Vergnügen  hatten,  nach  Duisburg  zu  kommen  und  eine  Nacht  daselbst 
zu  bleiben,  welches  ich  nicht  hoffte.  —  Das  von  Lützowsche  Korps  steht  leider  noch 
vor  Jülich,  wohin  ich  morgen  mit  dem  Transport  abgehen  werde.  Das  Hauptquartier 
ist  in  Hambach  zwischen  Jülich  und  dem  Rhein.  Aus  diesem  Orte  lösen  sich  die  Ba- 
taillons wechselsetig  von  ihren  Bivouaks  ab.  —  Bei  dem  Korps  und,  was  mich  zu- 
nächst betrifft,  bei  meiner  Kompagnie  sind  seit  meiner  Abwesenheit  mehrere  Ver- 
änderungen vorgegangen.  Der  Feldwebel  derselben  ist  Bataillonsadjutant  ge- 
worden, und,  weil  ich  abwesend  war,  Oberjäger  Bauer  Feldwebel.  —  Oberjäger 
Dr.  Eiselen  ist,  wie  ich  höre,  als  Offizier  vom  Korps  al^gegangen.  Und  so  sind  noch 
verschiedene  Veränderungen,  leider  aber  nichts  weniger  als  zum  Vorteil  meines  künf- 
tigen Verhältnisses  in  der  Kompagnie  bei  derselben  vorgefallen.  Ich  kann  daher 
unmöglich  den  Wunsch  unterdrücken,  daß  des  Herrn  Berghauptmanns  gütevolle 
Verwendung  für  mich  nicht  ohne  Frucht  bleiben  möge.  Ich  habe  auf  meinem  letzten 
Marsch  das  Leben  mid  die  Lebensverhältnisse  wieder  sehr  hochschätzen  und  lieben 
lernen,  weil  ich  viele  herrliche  Menschen  getroffen  habe,  aber  dennoch  wünschte  ich, 
daß  meine  Laufbahn  mich  gerades  Weges  dorthin  führte,  wo  nur  in  heißer  Schlacht 
das  Glück  künftiger  Geschlechter  erkauft  wird.  Ich  fühle  tief,  daß  ich  jetzt  in  dem 
Verhältnisse,  wo  ich  eigentlich  weder  Krieger  noch  Civilist  bin,  l^ei  dem  was  und  wie 
ich  bin,  in  dem  ungünstigsten,  widrigsten  Verhältnisse  lebe,  denn  ich  sehe  gar  kein 
Mittel  und  keinen  Weg  vor  mir,  auf  welchem  Kraft  zur  Tat  werden  kann,  und  dieses 
Erkennen  ist  das  niederbeugendste,  was  sich  denken  läßt ;  man  sieht  und  empfindet 
tief  trauernd,  wie  die  nicht  zu  übende  Denk-  und  Geisteskraft  in  sich,  wie  die  Kraft 
des  nichts  tragenden  Magnets  schwindet,  und  mit  dem  Bewußtsein,  etwas  —  seiner 
früher  geahndet  und  empfundenen  Geisteskraft  —  Ungemessenes  getan  zu  haben, 
wünscht  man  doch  gerne  aus  diesem  Leben  zu  gehen. 

Hier  in  Crefeld  ist  eine  ganz  vortreffliche  teutsche,  besonders  aber  preußische 
Stimmung.  Der  König  kann  wohl  kaum  in  seinem  doch  bedeutenden  Reiche  Unter- 
tanen haben,  welche  mit  mehr  Enthusiasmus  an  ihm  hängen  als  die  der  hiesigen 
Gegend,  der  hiesigen  Stadt.  Als  ich  es  bald  nach  meinem  Übergang  über  den  Rhein 
wahrnahm,  so  gestehe  ich  gerne,  daß  ich  fast  den  König  um  das  Gefühl  und  Bewußt- 
sein beneidete,  diese  Menschen  von  ihren  Fesseln,  aus  ihrer  Sklaverei  befreit  zu  haben. 
Die  hiesigen  Bewohner  trugen  Fesseln,  waren  in  Sklaverei,  denn  sie  fühlte  n. 
e  m  pfände  n    sie.     Manches  teutsche  Volk  trug  sie  wohl  auch,  aber  fühlte  sie 


VON  AUGUST  NEU  HAUS.  163 

nicht.  ~  Wie  groß  nuiß  sich  ein  Kcniig  tiihlen,  der  dus  Bewußtsein  halien  l>;iuin,  diesen 
Menschen  Retter  gewesen  zu  sein.  Mit  walirer  Achtung  gedenkt  man  iiherall  des  Königs 
und  nennt  ihn,  —  nur  mit  Ruhm  spricht  man  von  seinen  Kriegern,  und  wir,  die  wir, 
wenn  auch  leider  noch  nicht  durch  unmittelbare  Tat,  zu  ihnen  gehören  und  hier  sind, 
werden  mit  der  bestimmtesten  Auszeichnung  l^iehandelt;  achtend  —  was  ich  in  dem 
Maße  noch  nirgends  getunden  habe,  grüßt  uns  der  Bürger,  selbst  der  sich  sonst  tühlende, 
wohlhabendere,  ein  froher  treudiger  Blick  begleitet  den  wirklich  herzlichen  Gruß. 
r3ie  freudigen,  jubelnden  Kinder  laufen  laut  vivat  der  König  von  l^reußen.  vivant  die 
Preußen,  wenn  man  vor  ihnen  vorübergeht,  sie  singen  Lieder  zum  Lobe  der  Preußen; 
es  sind  Kinder,  aber  Sie  sollten  das  Freude  glänzende  Gesicht,  die  jubelnden  Be- 
wegungen des  ganzen  Körpers  dabei  sehen,  um  sich  zu  überzeugen,  daß  diese  Erschei- 
nung tief  in  der  allgemeinen  (3emütsstimmung  begründet  ist.  Alles  trägt  hier  an  <)ffent- 
lichen  Plätzen  die  schwarz  und  weiße  Farbe,  kein  Brunnenständer  ohne  diese  und 
keiner  ohne  den  preußischen  Adler  mit  FR  geziert.  Von  der  Hauptkirche  weht 
die  schwarz  und  weiße  Fahne  zum  Zeichen  und  als  Zeuge  des  die  ganze  christliche 
Gemeine  belebenden  preußischen  Sinnes.  —  Ich  habe  hier  noch  kein  Wort  französisch 
sprechen  hören  und  doch  war  ich  in  Societate.  wo  die  größte  Ungezwungenheit  herrschte. 
Eines  ergriff  mich  besonders:  Sie  finden  hier  in  dem  ganzen,  bedeutenden  Städtchen, 
was  doch  so  viel  Kauf-  und  handelnde  Leute  enthält,  nirgends  ein  französisches  Schild, 
alles  ist  rein  teutscli.  man  hat  allgemein  schon  vor  mehreren  Wochen  die  alten  Schilder 
abgenommen.  Ich  finde  in  dieser  Kleinigkeit  sehr  viel,  es  spricht  sich  mir  ein  so  frohes 
Zurückkehren  aus.  —  In  Duisburg  und  Essen,  im  letzteren  Orte  bei  den  Protestanten 
eigentlich,  fand  ich  es  fast  ganz  so.  An  beiden  Orten  prangten  noch  die  hölzernen 
Teile  der  Kirchtürme  mit  den  preußischen  Farben  seit  Jahren  her,  was  mich  sehr 
erfreute,  man  hatte  nicht  die  ernsten  Farben  gegen  gefälligere  bunte  vertauscht. 
Es  ist  doch  ein  großer  Gedanke,  König,  Befreier  so  treuer  Untertanen  zu  sein.  — 
Aber  mit  Bedauern  muß  ich  auch  sagen,  daß  jüngst  preußische  Soldaten  (pommersche 
Landwehr)  durch  diese  gutgesinnten  Städte  gekommen  sind,  welche  die  Bürger  in 
ihrem  Frohsinn  etc.  durch  ihr  Betragen  sehr  gestiirt  haben.  Das  Klagen  über  ihr 
brutales  Betragen  war  und  ist  so  allgemein,  daß  der  Magistrat  zu  Essen  sich  ge- 
nötigt gesehen  hat,  es  dem  General-Gouvernement  zu  melden 


A  a  c  h  e  n  d  e  n  2()  s  t  e  n  März  1814. 
Sie  freuen  sich,  so  herzlich  teilnehmender  Herr  und  Freund,  gewiß  innig  mit 
mir,  daß  ich  Ihnen  endlich  aucli  einmal  schreiben  kann,  daß  auch  wir  zu  der  großen 
Armee  stoßen  und  an  ihren  Taten  Anteil  nehmen  werden.  Von  Jülich  sind  wir,  dem 
Himmel  sei  Dank,  endlich  weg  und  schon  in  Aachen;  morgen  treten  wir  unsern  Marsch 
nach  Laon  an,  wo  wir,  wie  ich  iK'ire,  schon  den  Z-ten  f.  M.  sein  sollen.  Laon  ist 
55  Stunden  von  hier.  Von  morgen  an  begrüßt  uns  auf  unsern  Märschen  nicht  mehr 
teutsche  Sprache,  allein  eben  sowenig  wird  auch  französisch  gesprochen,  welches 
erst  in  Reims  beginnt.  Heute  ist  der  Kronprinz  v.  Seh.  aus  Lüttich  hierher  zurück- 
gekehrt, welcher,  wie  es  heißt,  nach  Schweden  mit  seinen  12  000  Mann  zurückkehrt, 
woran  er  auch  wohl,  da  er  doch  nicht  tätigen  Anteil  nimmt,  am  besten  tut.    Man 

12* 


164      AUSZÜGE  AUS  DEN  BRIEFEN  DES  LÜTZOWER  JÄGERS  FRIEDRICH  WILHELM  AUGUST  FRÖBEL. 

sagt  hier,  Unruhen  in  Norwegen  ruten  ihn  zuniLk.  (.eslcrn  hin  icli  zum  Korps  ge- 
kommen;  es  war  sclion  vor  Jülich  ahgelösl.  als  wir  dahin  kamen 

[Folgen  geognostische  Ausführungen.] 

Das  Korps  wird  unter  Bül(n\s  (Oberkommando  kommen.    - 

Vielleicht  haben  Sie  sich  doch  nicht  umsonst  die  Mühe  genommen,  mir  Adresse 
nach  Paris  zu  geben. 

Hs  wird  mich  sehr  glücklich  machen,  wenn  mir  im  Innern  Frankreichs  das 
Geschenk  eines  freundschaftlichen  Briefes  von  Ihnen  wird,  welchen  ich  gewiß  erhalte, 
wenn  Sie  gefälligst  bemerken,  daß  das  Lützowsche  Korps  unter  Bülows  Ober- 
kommando steht. 


Bl.  H  a  m  a  u  f  d  e  r  S  t  r  a  ß  e  v  o  n  B  r  ü  s  s  e  1  n  a  c  h  P  a  r  i  s  de  n 
12en  Apr  i  1  1814. 

Das  Vergnügen  Paris  zu  sehen,  welches  uns  gestern  morgen  noch  so  lebhaft 
und  gewiß  vor  Augen  stand,  werden  wir  nun  nicht  haben.  Seit  Namur  verfolgten 
wir  direkt  den  Weg  nach  Paris,  und  vorgestern  erhielten  wir  den  Parolebefehl,  in  4  Tagen 
dort  einzutreffen,  und  wir  hielten  uns  nun  der  Erfüllung  unserer  Hoffnung  für  gewiß, 
doch  zwischen  La  Fere  und  Chauny  erhielten  wir  Contre-Ordre  und  schon  befinden 
wir  uns  auf  dem  Wege  nach  den  Niederlanden,  wohin  wir  nun,  wie  es  heißt,  gehen 
werden.  Man  spricht  von  Brüssel.  Doch  bald  darüber  mehr,  jetzt  nur  das  Wesent- 
lichste, daß  uns  heute  der  Friede  mit  Frankreich  bekannt  gemacht  worden  ist 

Krieger  war  ich  gerne,  und  ich  darf  sagen,  mit  voller  Seele,  Soldat  möchte  ich  nicht 

gerne  noch  lange  bleiben Abschied  zu  erhalten  möchte  vor  der  Hand,  vor 

Herbst  vielleicht  nicht  leicht  möglich  seyn,  könnten  Sie  mir  doch  Urlaub  einige  Wochen. 
Monate  verschaffen,  das  andere  würde  sich  schon  finden.  —  Briefe  addressiren  Sie 
gütigst  in  das  Bülowsche  Hauptquartier. 

[Marschroute:  Lüttich— Namur  längs  der  Maas— Fleurus— Nivelles,  Binche, 
La  Fere.] 


Bl.  F  s  t  a  i  r  e  s  a  m  L  i  s  f  1  u  ß  i  m  D  e  p  a  r  1  e  m  e  n  t  d  u  P  a  s  C  a  1  a  i  s 
den  21  sten  April    1814. 

[Längere  Ausführungen   über  seine   Stellung  zum   Militär]    

Zunächst  bin  ich  bey  einer  dem  General  Bülow  überreichten  Eingabe  für  den  König 
wenigstens  bey  zwey  Vorfällen  des  letzten  Feldzuges  verf.  Jahres  zum  eisernen 
Kreuze  vorgeschlagen,  ob  ich  es  erhalte,  ist  freylich  noch  eine  große  Frage,  wenig- 
stens will  mir  der  Chef  und  Cap:  des  Bat:  H.  Hauptm.  Staak  wohl,  und  ich  habe 
nun  doch  die  Überzeugung,  daß  ich  dessen  für  würdig  erkannt  worden  bin;  freylich 
ist  die  Zahl  der  Expectanten  groß,  und  es  ist  leicht  möglich,  daß  ich  unter  die  Zahl 
derer  komme,  welche  der  General,  das  Gouvernement  oder  der  König  streicht. 

Ferner  befinde  ich  mich  unter  der  Zahl  derer,  welche  in  Bezug  auf  eine  Cabinetts- 
ordre  des  Königs  vom  5-  d.  M.  heute  von  meinem  Bataillon  zu  Offiziren  vorgeschlagen 
worden  sind;   es  kommt  nun  freylich  noch  darauf  an,  ob  von  der  großen  Zahl  von 


VON   AUGUST  NEUHAUS.  165 


Expectanten.  welche  ,t;'estrichen  werden,  und  oli  icli  unter  der  Zahl  dieser  seyn  werde, 
das  all,i;'enieine  Militür,i;()uvernenient.  un  welches  die  Vorschlä.e^e  von  hier  .y^eiangen, 
le.ü't,  wie  ich  höre,  dem  K()ni^'  solche  zur  letzten  Hntscheidun.t:.'  vor. 

Diel?  sind  die  Blüthen  meiner  neuen  Campa,t,nie,  es  ist  wohl  natürlich,  daB  ich 
nun  das  Korps  nicht  früher  zu  verlassen  wünsche,  bis  die  neuen  Avancements  heraus 
sind,  und  bis  ich  sehe,  ob  diese  Blüthen  Früchte  tra,i;en  oder  taub  abfallen.  Avan- 
cire ich  zum  offizier,  so  wiuischte  ich,  daß  ich  beym  Korps  bliebe  und  nicht  versetzt 
würde.  si)wohl  in  ökonomischer  als  anderer  Hinsicht.  —  Ob  wohl  Brauschitz  Mit- 
,i;lied  des  Militärgouvernements  oder  Kriegsministeriums  ist,  welches  dem  Könige 
die  Vorschläge  zur  Entscheidung  vorlegt.^ 

Nach  einer  der  neuesten  Cabinetsordre  entläLU  der  Köniig  die  Freywilligen 
vor  dem    a  1  1  g  e  m  einen  Frieden  nicht ;   

Marschroute:  Ham— Perrone  [PeronneJ  — Arras— Lens— La  Bassee— Armen- 
tiers [Armentieres]  

Bey  Peronne  musterte  das  v.  L— sehe  Korps  Bülow.  —  Der  Brigadier  Oberst 
von  Sydow  ist  es.  unter  dessen  unmittelbarem  Befehl  wir  jetzt  stehen 

....  Das[s]  V.  Helden  und  Friesen  seit  der  letzten  häßlichen  Af faire  Lülzows 
Vermißte  sind,  wissen  Sie  sicher  schon 


G.  N.  M  e  n  i  r    a  n    d  e  r  L  y  s    d  e  n  ]  e  n  M  a  y  1814. 

Von  Aachen  war  unsere  nächtse  Station  H  e  r  v  e 

[Folgen  geognostische  Ausführungen.] 

Von  Herve  ging  es  nach  Lüttich Kurz  vor  Lüttich,  Lüttich 

gegenüber,  ^  Stunde  davon  entfernt,  liegt  auf  einer  Anhöhe  ein  Dörfchen,  von  welchem 
man  einen  großen  Teil  von  Lüttich  und  nicht  nur  das  Maastal,  sondern  auch  östlich 
in  das  Tal  der  Ourthe  sieht.  Die  Aussicht  von  diesem  Punkte  auf  das  zum  großen 
Teil  vor  den  Augen  [sich]  ausbreitende,  zu  mehr  als  Hälfte  von  dem  blauen  Bande 
der  Maas  umschlungene  Lüttich  ist  sehr  angenehm  und  überraschend.  Die  Stadt 
selbst  liegt  bis  auf  wenige  Gebäude  auf  dem  linken  Ufer  der  Maas,  über  welche  eine 
vortreffliche  Brücke  führt.  Ein  nicht  unbedeutender  Theil  der  Stadt  liegt  auf  einer 
sich  bedeutend  über  die  übrige  Stadt  erhebenden  Anhöhe,  v/elche  noch  durch  eine 
der  schönsten  Kirchen  der  Stadt  geziert  wird.  Lüttich  mag  als  nicht  kleine  Stadt 
nicht  viel  Preisenswertes  wegen  der  Enge  ihrer  Gassen  haben,  mir  hat  sie  wegen  dem 
öfteren  Durchschnittenwerden  vom  Wasser  und  den  mannigfaltigen  Ansichten,  die 
dieses  und  die  Aussicht  auf  die  eben  erwähnte  Anhöhe  gewährt,  sehr  gefallen 

[Folgen  geognostische  Ausführungen.] 

Von  Lüttich  aus  ging  unser  Marsch  nach  Huy.  Der  Marsch  längs  der  Maas 
bis  Namur  ist  der  interessanteste 

[Folgen  sehr  lange  geognostische  Ausführungen.] 


166       AUSZÜGE   AUS  DEN   BRIEFEN   DES  I.ÜTZOWER  JÄGERS   rRlEDRICll    Wll.llEl.M  AUGUST   rRolilBL. 

H  e  s  1  c'  r  n  oder  H  e  s  1  r  u  d  a  u  I"  de  in  W  e  u"  e  v  o  n  C  o  u  r  1  r  a  y 
11  a  c  li  ( )  u  d  e  11  a  I  a  I  r  d  e  ii  r  e  l  li  1  s  \  o  ii  d  er  11  a  ii  p  1  s  1  r  a  Li  e ;  a  iii 
7  e  n  A  p  r  i  1    |  .Mai  |. 

Wir  haben  schon  wieder,  wie  Sie  sehen,  unser  Slaiidquarlier  verändert,  zu 
meiner  Freude  rücken  wir  dem  ,i;eliebien  Deutschland  immer  näher,  hol'lenilicli  werden 
wir  es  zu  Ant'ani;'  des  künfti.^en  Monats  erreicht  haben.  Man  sa,i;t,  daß  wir  nach  Brüssel 
gehen,  und  daß  dann  weiter  dem  Bülowschen  Korps  das  Münstersche  zum  Stand- 
quartier angewiesen  werden  würde,  lis  wird  für  mich  ein  Festtag  sein,  wenn  ich  den 
Rhein  überschifft  und  ihn  im  Rücken  habe,  denn  dieser  Tag  gibt  mir  Hoffnung,  auch 
bald  das  Soldatenleben  im  Rücken  zu  bekommen.  In  unserm  mehrtägigen  bisherigen 
Standquartiere  habe  ich  nun  auch  das  Leben  des  Soldaten  in  Kantonierung  kennen 
lernen.  Garnisondienst,  Garnisonleben,  teuerster  Herr  und  Freund,  dieß  ist  für  den 
Mann,  der  gewohnt  ist,  sein  Leben  einer  würdigen  Tätigkeit  zu  widmen,  gewiß  das 
drückendste  Leben,  was  sich  denken  läßt.  Es  ist  ein  geschäftiger,  Zeit  und  Geist 
tötender  Müßigang.  Der  Zweck  unserer  jetzigen  soldatischen  Wirksamkeit  ist : 
„Dressur  zu  bekommen",  „den  Leuten  Dressur  zu  geben".  Diesem  Zweck  wird  der 
schönste  Teil  des  Tages  geopfert,  und  was  kann  auf  den  einen  höhern  geistigen  Zweck 
kennenden  und  bedürfenden  Mann  ein  solches  Leben  anders  wirken  als  Geisteskraft 
abstumpfend  und  somit  Körperkraft  lähmend,  und  so  verfließt  denn  die  andere  Hälfte 
des  Tages  auf  eine  traurige  Weise.  Sie  wissen,  daß  jetzt  bei  uns  alles  auf  Regimentsfuß 
eingerichtet  wird ;  was  bedarf  es  also  mehr  als  der  beiden  Worte :  Kamaschendienst, 
Wachparaden.  Sie  sind  gewiß  Zeuge  gewesen,  wie  man  bei  den  letzteren  Stunden 
lang  und  länger  auf  dem  offenen  Markte  stehen,  andere  begaffen  und  sich  von  anderen 
begaffen  lassen  muß;  ahnden  können  Sie,  wie  eine  solche  Beschäftigung  auf  den 
Geist  wirken  muß.  Führt  man  diese  Tagesordnung  jetzt  schon  auf  dem  Marsche  ein, 
was  mag  erst  werden,  wenn  wir  wochenlang  in  Standquartier  kommen  ?  —  Ich  kann 
mich  nicht  überzeugen,  daß  es  nötig  ist,  daß  der  Mann,  der  sich  dem  subalternen 
Soldatendienst  hingibt,  so  ganz  Maschine  sein  muß,  aber  daß  ist  wahr,  daß  man  es 
verlangt,  daß  er  es  sei,  daß  man  dahin  arbeitet,  daß  er  es  werde.  Es  ist  merkwürdig, 
wie  Offiziere  es  hassen  und  dagegen  wirken,  seinem  Geiste,  wenn  es  die  Gelegenheit 
darbietet,  einige  andere  als  jene  geistestötende  Beschäftigung  zu  geben.  Denken  Sie 
sich,  schon  über  die  wenigen  nur  im  Fluge  während  des  Gehens  gemachten  Bemer- 
kungen im  Maastale,  wovon  ich  einen  Teil  Ihnen  mitteilte,  sagte  mein  Kompagniechef 
zu  mir,  daß  er  froh  gewesen  wäre,  wie  wir  aus  dem  Maastal  in  die  Ebene  gekommen 
wären,  weil  ich  nun  weniger  von  der  Kompagnie  abgezogen  worden  wäre. 

Da  ein  einen  höheren  Lebenszweck  kennender  Mann  nicht  nur  seine  Geistes- 
kraft zu  erhalten  sondern  sie  zu  steigern  suchen  muß,  da  dem  ein  wissenschaftliches 
Ziel  sich  gesetzten  Manne  die  Zeit  unschätzbar  sein  muß,  da  leider  mir  bei  jenem 
Lebenszweck  im  steten  Kampfe  mit  dem  ungünstigen  Geschick  schon  so  viele  Lebens- 
jahre verflossen  sind,  ohne  einen  sicheren  Punkt  des  Erkennens  errungen  zu  haben,  so 
können  Sie,  edler  Freund,  wohl  ermessen,  wie  stark  der  W^unsch  in  mir  sein  muß, 
nicht  noch  viel  von  der  verhältnismäßig  wenigen  Zeit  zu  verlieren,  die  mir  noch  für 
Erreichung  meines  Lebenszweckes  übrig  ist.  Sie  dürfen  mir  diese  wiederkehrende 
Äußerung  meines  Wunsches  ja  nicht  mißdeuten ;  Sie  sehen  die  Sache  vielleicht  klarer, 
als  sie  mir  zu  sehen  vergönnt  ist;  wir  sehen  nichts  als  das  Bestreben,  uns  in  unserm 


I 


VON   AUGUST  NEUHAUS.  167 

freiwilli^i;'  für  die  Zeit  der  all,t;enieinen  Not  freudig'  überiioiiiiiieiieii  militärischen  Ver- 
hältnisse auch  jetzt  nach  dem  Frieden  mit  Frankreich  fest  zu  halten,  und  man  ver- 
schließt uns  jede  Aussicht.  \\eni.i!:stens  in  eini,t;en  Monaten  loszukommen. 

Es  ist  wahr,  ich  habe  ihnen  in  meinem  letzten  Briefe  aus  Estaires  und  Frelin.s^hien 
am  Lysfluß  hinter  Armentiers  meine  Freude  aus.i^esprochen  als  Offizier  vorM'eschla,i,^en 
zu  sein;  wenn  ich  aber  darinne  nach  der  Meinung'  beim  Korps  ein  Mittel  finde,  mich 
für  den  Soldatendienst  fest  zu  halten,  so  will  ich  den  Offizier  etc.  gerne  schwinden 
lassen,  wenn  nur  der  Krmig  mich  freigäbe.  ich  läugne  es  nicht,  ich  wäre  gerne  mit 
jener  militärischen  (Charge  aus  dem  militärisclien  Verhältnis  herausgetreten,  um  für 
die  bürgerlichen  Verhältnisse,  die  auch  ihre  Rechte  und  F^orderungen  haben,  etwas 
errungen  zu  haben.  Bedenke  ich  aber,  daß  dieses  Avancement  die  Forderung  macht, 
mich  abermals  in  ein  ganz  neues,  mu'  auf  etwas  Äußerem  beruhendes  gehaltloses  Ver- 
hältnis zu  modeln  und  bei  dem  jetzigen  Streben  der  Offiziere,  den  äußeren  Schein- 
glanz wieder  herzustellen,  noch  über  dies  sehr  bedeutenden  Kostenaufwand  zu  modeln. 
so  muß  es  mir  sehr  leid  tun.  jene  Aufwallung  empfunden  zu  haben 


Bl.  n  e  s  t  r  u  d  o  d  e  r  H  e  s  t  e  r  n.  Auf  d.  M.  v  o  n  C  o  u  r  t  r  a  y  n  a  c  h 
O  u  d  e  n  a  r  d  e  d  e  n  <S  e  n  May  1814. 

[Lange  geognostische  Ausführungen.] 

Namur — Fleurus — Nivelles— Brüssel. 

Nivelles— Roeulx— Binche  (Vor  Binche  kehrte  Lützow  seit  langer  Abwesen- 
heit wieder  zu  uns  zurück,  in  Binche,  wo  es  viele  Royalisten  giebt.  feyerten  wir 
den  Übertritt  von  Paris.  Unter  den  Bürgern  herrschte  großer  Jubel)  — Beaumont — 
Barbangon — Arguenne — Sorle  le  Chateau — George  Saint  Gris  ( ?)  — Beugnus — Avesnes 
a.  d.  Eppe — Etroeungt — Flamenry — Foi  d'Etres —  bei  Chapelle  (.'')  über  die  Oise  — 
Vervins — St.  Gobert— Leugny— Cressy  [Crecy]— Creusy  sur  Chere — Eremit  Mon- 
ceau  les  Leups — Marie  (halblinks  südöstl.  Laon)— Monceaux — Chauny  durch  Tanicy — 
la  Fere — Varinier — Viry  (.^).  Von  hier  gingen  wir  wegen  erhaltener  Ordre  zum  Rück- 
marsch rechts  von  der  Straße  ab  nach  Genlis.  über  einen  Kanal,  wieder  bei  Ham 
vorltei  —  Beaumont— Perronne  (Musterung  durch  Bülow.).  —  Bapaume — Arras — 
Famboux  —  Lens  —  Wingle  —  La  Bassee — Estaires — Armentieres — Frelinghien  a.  d. 
Lys— Deulen —  bei  Warwick  [WerwickJ  über  die  Lys— Meenen[Menin]  Cortray 
[Kortryk.  0)urtray]  —  Hestrud. 

*  * 

* 

Bl.                                             D  e  n   1 1.  M  a  y  1.S14  n  o  c  h    i  n  H  e  s  t  r  u  d. 
I  Lange  geognostische  Ausführungen] 


Bl.           Oudenarde,    den    IS.  May    1814. 
[Nur  geognostische  Ausführungen.]  


168       AUSZÜGE   AUS  DEN   BRIEFEN   DES   LÜTZÜWER  JÄGERS   FRIEDRICH    WILHELM  AUGUST    FROBEL. 

0  u  d  e  n  :i  r  den,    a  m  l  S .  M  a  y  1  <S 1 4. 

Man  will  jetzt  als  gewiß  sagen,  daß   uiisenn   K(»rps  1:  r  f  11  r  t  h    als 

Cantonierung  angewiesen  wurde.  Ich  sage  Ihnen  dieß  Mos,  um  im  Alldem:  den  Strich 
zu  bezeichnen,  durch  welchen  unser  Korps  ohngefähr  in  den  nächsten  Monden  ziehen 
kann,  im  Fall  Sie  mir  über  irgend  einen  Punkt  in  demselben  etwas  Besonderes  sagen 
wollten.  Daß  wir  vimi  hier  nach  Brüssel  gehen,  scheint  bestimmt  zu  seyn.  lünige 
sagen,  wir  gingen  bis  Colin  oder  Düsseldorf  über  den  Rhein,  was  wenigstens  mit  der 
ersten  Rede  übereinstimmt. 

Heute  habe  ich  Herrn  w  d.  Helden  bey  der  Parade  seit  Langem  wieder  zum 
erstenmale  gesehen.     Er  scheint  alles  verlohren  zu  haben,  denn  er  war  in  ('ivil- 

kleidern. 

*  * 
* 

Bl.                                                0  u  d  e  n  a  r  d  e,  d  e  n  16  t  e  n  May  1814. 
[Nur  geognostische  Ausführungen.]  

den  1  8  t  e  n  May  [Nur  geognostische  Ausführungen.] 

Bl.                                                  Melde  n.  den   27  t  e  n  May  1814. 
[Sehr  lange  geognostische  Ausführungen.]  

*  * 
* 

Bl.  Melden  1  S  t  d  e  v  0  n  0  u  d  e  n  a  r  d  e  a  u  f  der  St  r  a  ß  e  n  a  c  h 
Berken  [Berchem]  den  25.  May  1814. 

Sie,  theuerster  Herr  und  Freund,  wissen  zwar  sicher  sclion  seit  Wochen,  was 
ich  erst  seit  gestern  offiziell  w^eis,  daß  den  Freywilligen  sehr  bald  die  förmliche  Ent- 
lassung von  ihren  übernommenen  Verbiniliciikeiten  gegeben  werden  wird;  allein 
ich  säume  nicht,  Ihnen  zu  sagen,  daß  sich  diese  Ordre  des  Königs  Majestät  aucli  auf 
das  L — sehe  Korps  erstreckt,  und  daß  ich  daher  auch  nun  bald  so  glücklich  seyn 
werde,  mit  den  übrigen  Fre3^illigen  nach  Deutschland  direkt  zurückzugehen.  Ich 
hoffe,  daß  dieß  längstens  in  8  Tagen  geschehen  wird;  die  Detaschements  unsers 
Korps  werden  sich  wie  andere  in  Berlin  auflösen,  und  bis  dahin  werden  sie  durch 
Offiziere  nach  Art  der  militärischen  Märsche  und  mit  den  Voitheilen  derselben  ge- 
führt werden,  doch  höre  ich.  daß  jedem,  der  drüftige  Gründe  anzugeben  weiß,  der 

Abschied  früher  als  in  Berlin  eingehändigt  werden  soll Da  ich  hoffe,  daß 

unser  Marsch  über  Colin  oder  Düsseldorf  geht,  so  wünsche  ich  schon  in  einer  dieser 
Städte  meine  völlige  Entlassung  von  allen  militärischen  Verbindlichkeiten  zu  er- 
halten  

Ich  könnte  mit  dem  Avancement  zum  Offizier  Militär  lileiben:  allein  lieber 
ein  Handarbeiter  als  ein  Seconde-Lieut.  in  Friedenzeiten. 

Einer  baldigen  Antwort  von  Ihnen  sieht  sehnend  entgegen 

Ihr  nun  bald  wieder  freyer 
Freund 

A.  Fröl'iel. 


VON  AUGUST  NEUHAUS.  160 


Bl.  Melde  n  (Mio  n  n  e)  den  3I  s  t  e  n  J  u  11  y  [May !]  1814. 

[Eine  Wieiieriioliini;'  des  v.)i'i,i;'en  Briefes.] 

Naclischrifl:    Bis  jetzt  wissen  wir  leider  nocli  immer  nicht,  wann  uns  erlaubt 
werden  wird  abzugehen;   wir  erwarten  die  Ordre  dazu  tä,i;licli. 


Berlin,  d  e  n  16  t  e  n  S  e  p  t  b  r  1814. 

Vor  eini.uen  Ta.i^en  traf  ich  H.  Jahn,  welcher  seit  Kurzem  verheyrathet 

ist,  er  tru,i;'  mir  auf,  Sie  zur  Theilnahme  an  einem  Feste  einzuladen,  welches  die  in 
Berlin  ansässi.s^en  Sachsen  bey  der  Vereinigung'  Sachsens  mit  Preußen  geben  werden. 

Es  heißt,  daß  der  König  in  wenigen  Tagen  nach  Wien  abgehen  werde,  die 

Vorspannpferde  stehen  schon  im  Lustgarten  bereit 


Bl.  In    B  1  a  n  k  e  n  b  u  r  g    b  e  f  i  n  d  e  n    s  i  c  h    n  o  c  h  : 

Das  Entlassungszeugnis  Lützows  für  Frobel:  Kantonierungsquartier  Etichore, 
den  3.  Juni  1814. 

Ein  Empfehlungsschreiben  Lützow  f;ir  Fröbel  der  eine  Anstellung  als  Offizier 
bei  der  Landwehr  in  dem  neuen  Kriege  gegen  Napoleon  wünscht:  Vorpostenquartier 
Jamignon  bei  Charleroy.  am  1.  Juni  1815. 

Mitteilung  der  Ernennung  zum  Sekondeleutnant  und  Einberufung  zum  1.  Neu- 
märkischen Landwehr-infanterie-Regiment.     Berlin.     12.  Juni  181 S. 


-oOo- 


Inhaltsverzeichnis  zum  Jahrgang  1913 

der 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum. 


Seite 
Der  Nürnberger  Wachsbossierer  Georg  Holdermann.      Von  Dr.  Gustav  von    Bezold. 

(Mit  1   Tafel  und  16  Textabbildungen) 3 

Zwei  Briefe  Johann  Neudörfers   des  Älteren.      Mitgeteilt  von  Dr.  T  h  e  o  d  o  r  H  a  m  p  e         15 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses.    Deutschland.    Von  Dr.  Gustav  von  Bezold. 

(Mit  10  Tafeln) 19 

Eine  gotische  Replik  des  Mutter-Anna-Zeugdrucks  mit  den  Seraphim.    Von  Dr.  R.  Forrer 

(Straßburg)  (mit  3  Te.xtabbildungen) 36 

Die    historisch-pharmazeutische   und    chemische    Sammlung   des  Germanischen  National- 
museums.   Von  Hermann  P  eters  (Hannover-Kleefeld)  (mit  39  Textabbildungen)         44 
lieber    eine    mit    Brettchen   gewebte    Borte    aus    dem   15- — 16.  Jahrhundert.     Von  Prof. 

Dr.  A.  van  Gennep  (Neuchätel)  (mit  4  Textabbildungen) 96 

Auszüge  aus  den  Briefen  des  Lützower  Jiigers  Friedrich  Wilhelm  August  Fröbel  aus  dem 
Feldzuge  von  1813/14  an  Prof.  Christian  Samuel  Weiß.  Mitgeteilt  von  Dr.  August 
N  e  u  h  a  u  s 99 


-000- 


Für  die  30  Jahrgänge  der  „Mitteilungen  aus  dem  Germanischen 
Nationalmuseum",    die   mit    dem   gegenwärtigen  Hefte   ab- 
geschlossen vorliegen,  wird  in  der  nächsten  Zeit  ein 

ausführliches  Namen-,  Orts-  und  Sachregister 

zur  Ausgabe  gelangen,  das  für  die  Mitglieder  des  Museums  und 
für  unsere  Tauschvereine  zum  Preise  von  5.—  Mark,  im  übrigen 
für  10.—  Mark  (für  Buchhändler  mit  337.  "/u  Rabatt)  erhält- 
lich sein  wird.  Wir  bitten,  sich  bei  Bestellung  des 
Registerbandes  der  diesem  Hefte  beigefügten  Karte 
zu  bedienen. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 

U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckeiei,  Nürnberg. 


AM  Nureraberg.     Germanisches 

101  Nationalmuseura 

N84A5  1911-13 
1911-13 


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