Skip to main content

Full text of "Anzeiger für schweizerische Altertumskunde: Indicateur D'antiquités Suisses"

See other formats


Google 



This is a digital copy of a book that was preserved for generations on librai^y shelves before it was carefuUy scanned by Google as pait of a project 
to make the world's books discoverable online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover. 

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long joumey from the 
publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless. this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 

We also ask that you: 

+ Make non-commercial iise ofthe fiies We designed Google Book Search for use by individuals. and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's system: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you aie doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't offer guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 

About Google Book Search 

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web 



at http: //books .google . com/ 



Google 



über dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplai" eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibhotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffenthch zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugänghches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffenthch zugänghch ist, kami 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenaibeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wuhahen Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

-I- Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

-I- Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 



Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : / /books . google . com durchsuchen. 



(n^ 







, r 



.^ 



NEUE FOLGE 

BAND IX. JAHRGANG -1907 



ANZEIGER 

FÜR SCHWEIZERISCHE 

ALTERTUMSKUNDE 

INDICATEUR D'ANTIQUITfiS SUISSES 



AMTLICHES ORGAN DES SCHWEIZERISCHEN LANDESMUSEUMS, 

DES VERBANDES DER SCHWEIZERISCHEN ALTERTUMSMUSEEN 

UND DER SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT FÜR ERHALTUNG 

HISTORISCHER KUNS'IDENKMÄLER. 



HERAUSGEGEBEN VON DER DIRE|KTION DES 
SCHWEIZERISCHEN LANDESMUSEUMS IN ZÜRICH 



NEUE FOLGE 
BAND IX 

19Ü7 



ZÜRICH 

Verlag des Schweizerischen Landesmuseums 

Druck von Gebr. Leemann & Co. 

[908 




V'1 



Inhalt des Jahrganges 1907 
(Neue Folge, IX. Band) 



Seite 
Die goldene Schflssel von Zürich. Von Dr. J. Heierli. Taf. I u. II . i 

Etüde sur les ftbules de t*äge du ter trouv^es en Suisse. Par David VioU 

Her. Planches III ä XV 8. 73» '77» 279,- 

Die bronzezeitliche Quellfassung von St. Moritz. Von Dr. J. Heierli 265 



Das römische Kastell Burg bei Zurzach. Von Dr. J. Heierli ... 23, 83 
Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1906. Von C. Fels, 

L. Frölich und Edm. Fröhlich 33» 94 

Ueber römische Fußmaße. Von Direktor Dr. L. Fröüch .... 39 

Die Römerwarte beim Kleinen Laufen zu Koblenz. Von Dr. J. Heierli . 186 
Die Bauinschrift der Römerwarte beim Kleinen Laufen bei Koblenz. 

Von Otto Schulthefl 190 

Ein MOnzfund im st. gallischen Rheintal. Von J. EgU .... 198 
Le temple gallo-romain de la grange du Dirne ä Avenches. Par William 

Cart. Planches XX et XXI 293 

Römischer Kalkbrennofen bei Brugg. Von Prof. Dr. A. Gessner. Taf. XXII 313 



Die Heiligkreuz-Kapelle bei Mels und ihre neu entdeckten Wandgemälde 

Von Dr. K. Escher. Taf. XVI, XVII, XVIII 114 

Beiträge zum Holzschnittwerk des Urs Graf. Von Hans Koegler. Taf. XIX 43, 132, 213 

Hans Caspar Gallati in Wil, der Glasmaler monogrammist H C G. Von 

W. Wartmann 144 

Einiges Ober Tessiner Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts. Von Dr. 

Siegfried Weber 147 

Das ehemalige „Weierhaus" in Kaltbrunn Von E. Hahn ... 201 

Die Wandgemälde in der Kirche von Brütten. Von J. R. Rahn. Taf. XX 204 

Die Glasgemälde in den aargauischen Kirchen und öffentlichen Gebäu- 
den. Von Dr. H. Lehmann 230 

Der Seidensticker Hans Heinrich Engelhart kauft Perlen vom Rate zu 

Bern. Von Dr. Ad. Fluri 249 

Die Kreuzigung im Landesmuseum, wahrscheinlich ein Gemälde des 

Meisters DS. Von Hans Koegler. Taf XXIII und XXIV . . 314 

Andachtsbild des Klosters und Spitales zum hl. Geist in Bern, ein Holz- 
schnitt von Urs Graf. Von Hans Koegler 326 



Wandgemälde im ehemaligen Kloster Tänikon, Thurgau. Von J. v. 

Planta. Taf. XXV 

Schweizerische Glasscheiben im Auslande. Von Dr. C. v. Mandach 
Die ersten Feuerspritzen in Bern (1521 — 1708). Von Dr. A. Fluri . 



Seite 

330 
334 
341 



Notizen zur Geschichte des zürcherischen WafTenwesens. Zusammen 

gestellt von Dr. R. Wegeli 

Verding mit Meister Lienhard Loubercr 1495- Von Prof. Dr. H. Türler, 

Die alten Kachelrtten im Rathause zu Chur. Von F. v. Jecklin 

Patent zu gunsten einer venezianischen Glasfabrik in Locarno. Von Dr. 

R. Durrer 



58, 163, 253, 36a 
167 
168 



Nachrichten. 



Eidgenossenschaft 

Aargau 

Basel 

Bern . 

St. Gallen 

Genf . 

GraubQnden 

Neuenburg 

Schwyz 

Solothurn 

Tessin 

Thurgau 

Waadt 

Wallis 

Zürich 



258, 368 
63, 25B, 368 
63. 169, 258, 368, 369 
64, '69, 259» 369 
261, 372 

372 

64, 373 
64, 170, 260. 373 

375 

66, 170, 261, 375 
171 

261, 378 
67, 262, 378 

262, 379 
174; 379 



Literatur 



69, J74, 262, 380 



ANZEIGER 
FÜR SCHWEIZERISCHE 

ti ALTERTUMSKUNDE 
INDICATEUR D'ANTIQUITES SUISSES 



HKRAUSGKGKBKN VON DKK DIKKKTION DKS 
SCHWEIZEKISCMKN LANDtSMÜSKLJMS IN ZÜRICH 



NEUE FOLGE 



IX. BAND 



1907, I. HEFT 




Die goldene Schüssel von Zürich. 
Von Dr. / Heierlu 



Zwischen Zürich und Altstetten werden gegenwärtig Rt'paratur-Werk- 
Stätten der Schweizerischen Bundesbalinen gebaut. Als man nun südöstlich 
derselben einen Schlitz für ein Materialgeleise machte, stieß der Arbeiter 
Harri am 17. Oktober 1906 auf eine graue Masse, die er für einen Stein hielt. 
Er schlug mit seinem Pickel drauf, sah etwas blinken und löste das Ganze 
von der übrigen Erde ab, indem er es mit seinem Gerät von unten taßte. 
Da zerbrach die graue Masse, die er lür einen Stein gehalten, in Stücke und 
unter derselben erschien eine goldene Schüssel, die nach einigen Fährlich- 
keiten an die Direktion der Schweizerischen Bundesbahnen gelangte. 

Die Direktion sorgte sofort dalür, daß ein Fachmann den wertvollen 
Fund studierte, uml ließ den Fundort, der intakt blieb, geometrisch fixieren; 







/ 

i. Fuiidurt der goldenen SchQsscl von ZOrich. 



/ 



ein Goldschmied bestimmte den Metallwert der Schüssel auf rund 3ooo 
Franken (22karätig), der Rechtskonsulent der S. B. B. wurde über die Ent- 
schädigungs-Ansprüche des Finders interpelliert, die Goldschüssel selbst aber 
später als Geschenk der Bundesbahnen dem Schweizerischen Landesmuseum 
übergeben. 

Der F'undort (Abb. i) befindet sich in der Nähe des Letzigrabens, bei 
welchem schon anläßlich der Erstellung der Eisenbahnlinie Flachgräber der 
La Tänezeit zum Vorschein gekommen waren. *) 

Die Goidschüssel scheint ebenfalls einem Grabfund zu entstammen, 
wenn ich anders die Aussagen des Finders richtig verstanden, resp. interpre- 
tiert habe. Danach hat die Schüssel, mit der Öffnung nach unten, auf einem 
flachen Stein gelegen, Sie war mit einem grauen Topf überdeckt, von dem 
nur zwei unverzierte Scherben aufgehoben wurden und den der Arbeiter 
zuerst für einen Stein hielt. Im Innern der Schüssel sei eine weißliche, 
staubähnliche, kiesfreie Masse gelegen (Leichenbrand-Reste?), wie sie sich 
sonst bei den Grabungen nirgends zeigte. Von dieser Masse wurde nichts 
aufbewahrt, da die Arbeiter sie als „Erde" betrachteten. 

Bei meinem ersten Besuch der Fundstelle war das Loch an der Wand 
des Erdschlitzes, in welchem der Fund gelegen, noch erhalten ; zudem hatte 

der Ober-Ingenieur dafür gesorgt, daß 

* * ^^^^^T^^&S'riJ^fi^.V^V'^"'^"^ eine Profilzeichnung angefertigt wurde, 
^^^i^^'tc^-^^^-^ ^ ' die mir Herr Leeany freundlichst zur 
-. --^^=J^^g'"«pc''' Verfügung stellte. Zu oberst im Schlitz 
' ■ '^^*"^^ - '^''^^ befand sich zirka 30 cm Humus nebst 
eingepflügtem Material , dann folgte 
=9 eine ungefähr 70 cm dicke Schicht 

lehmiger Erde, die mit viel Kies ver- 

2. Goldene Schüsse! von Zürich. «:^„u*. ,„„.. ,.„j ..«»«^ ^«^^«lu«.« *.- 

n £1 j T- j . 11 mischt war und unter derselben er- 

Pronl der Fundstelle, , ,. ^ ,. ,, , . v-,, 

blickte man die wellenförmige Ober- 
fläche des reinen (Sihl-) Kieses (Abb. 2). In der lehmigen, mit Kies vermischten 
Erde, etwa 80 cm unter der Erdoberfläche, lag nun der Stein, auf wefchem 
die Goldschüssel gebettet war, die ihrerseits wieder mit dem grauen Topf 
zugedeckt wurde. Deutlich sah man, nachdem ich das Profil glatt hatte ab- 
stechen lassen, wie bei der Grablegung ein zirka 80 cm tiefer und etwa 
50 cm breiter Schacht in die Erde gegraben worden war, an dessen Grund 
der Stein mit Goldschüssel und Tontopf zu Hegen kam. Mit gütiger Be- 
willigung der Direktion, die allen meinen Wünschen in liebenswürdigster 
Weise entgegen kam, ließ ich noch einige Kubikmeter des umliegenden 
Terrains wegschaffen; es fanden sich aber nur neuere Objekte (in der 
Humusschicht), keine prähistorischen Dinge. Auch bei den spätem Arbeiten 
in der Nähe der Reparatur-Werkstätten kamen keine urgeschichtlichen 
Gegenstände mehr zum Vorschein. 

') Vgl, Heierli, Archäologische Karte des Kantons Zürich, S. 35. 




I 



Beim Auffinden der Goldschüssel zeigte dieselbe ein Loch, das voll 
"dem Pickelhieb herrührte. Sie war auch etwas zerdrückt, im übrigen aber 
tadellos erhalten. Durch sorgfaltiges Austreiben im Atelier des Landes- 
museums erhielt sie ihre ursprüngliche Form wieder. Ein kleines Loch auf 
der Bauchung der Schüssel zeigt, wo der fatale Eingriff des Arbeiters er- 
folgt ist. Schon vor der Reparatur sind mehrere große Photographien der 
Goldschüssel aufgenommen worden, um den damaligen Zustand für alle 
Zeiten zu fixieren. Unsere Tafel 1 zeigt dagegen das Gefäß in seiner 
jetzigen Gestalt, von der Seite und von unten. 

Der Boden ist nur klein, wenig stark abgesetzt, fast unmerklich in die 
Bauchung übergehend, über welcher ein kurzer, etwas eingezogener Hals 
sich erhebt. Dieser Hals ist glatt und schließt mit einer schmalen, rundum 
laufenden Rippe ab. Am Bauch befinden sich überall Buckelchen, welche 
auch am Boden nicht fehlen. Nur an der Grenze zwischen Hals und Bauch 
und zwischen letzterem und dem Boden fehlt je eine Reihe derselben. 
Außerdem aber fallen dem Beschauer sofort drei Reihen von Figuren auf, 
die in der gebuckelten Bauchung der Schüssel ausgespart sind und welche 
wir nachher genauer besprechen wollen. 

Die ganze Schüssel ist 12 cm hoch. Sie besitzt eine obere Weite von 
25 cm. Die Metalldicke am glatten Rande beträgt i ' 1 mm. Der Rand ist 
1,3cm hoch; vom Grat bis zur obersten Buckclreihe maßen wir 0,7 cm. 
Die ßuckelchen oder Warzen, auf der Innenseite der Schüssel gemessen, 
weisen einen Durchmesser von 4 mm auf. Der Boden hat einen Durch- 
messer von 8,2 cm. Das Gewicht des ganzen Stückes beträgt 910 gr. 

Die kleinen getriebenen Buckeln geben der Goldschüssel das Aus- 
sehen eines Igel- oder Warzengefaßes. Am Boden finden sich acht Reihen 
solcher Buckelchen, deren Mittelpunkte, auf der Außenseite der Schüssel 
geraessen, je 4,5 mm von einander entfernt sind. Der Mittelpunkt des Bodens 
ist nicht getrieben; demselben zunächst liegen zwei etwas unregelmäßige 
Kreise von Warzen; dann folgt ein schmaler glatter Streifen, als ob eine 
Buckeireihe fehlen würde und nachher kommen sechs regelmäßige Reihen 
von Buckelchen bis zum Rand des Bodens. 

Auch am Bauch unserer Schüssel zahlt man 33 Kreise von Buckeln, die 
nur an den Orten fehlen, wo Figuren ausgespart sind. Diese bilden drei 
ringsum laufende Kränze oder Reihen. 

In der obersten Reihe erblicken wir vier Kreisfiguren (Sonnen?! und 
vier mondsichelartigc Gebilde, gleichmäßig auf den ganzen Umfang der 
Schüssel verteilt und durch Buckelchen von einander getrennt. Der Durch- 
messer der sog. Sonnen beträgt 2 cm, die größte Höhe der Mondsicheln 
2,5 cm, die Entfernung der Hornspitzen der letztern von einander ca. 3,5 cm. 

Die unterste Figurenreihe weist sieben gleichmaßig auf den Umfang der 
Schüssel verteilte Mondsicheln auf. Zwischen ihnen und dem Boden des 
Gefäßes liegen sechs, resp. sieben Kreise von Buckelchen; zwischen dem 
glatten Rand und der obersten Figurenreihe sind es deren nur drei. 



Von besonderem Interesse ist die mittlere Figurenreihe, in welcher aus- 
nahmslos Tiere dargestellt sind. Man kann eigentlich nicht sagen, diese 
Tiere seien darj^csiellt worden, denn nuv selten sieht man einen Strich: sie 
sind vielmehr ausgespart. Die Buckelchcn bilden die Umrisse, der Tier- 
körper aber ist flach (Tafel II}. 

Das am besten erkennbare Tier ist ein Hirsch (Tafel IIa)- Kopf und 
Leib sind ausgespart, die Beine durch je zwei Striche angedeutet, das Geweih 
ist auch nur durch wenige Striche markiert. Interessanter Weise finden sich 
mitten im Geweih drei eingeschlagene Kreise mit Mittelpunkt. Es sind dies 
Stellen, wo man wahrscheinlich bei der Treibaibeit fchlerhafterweise das 
Instrument ansetzte. Rechts oben am Geweih sieht man einen andern Fehler: 
zwei Buckelchen liegen zumteil übereinander. 

Die ganze Figur des Hirsches ist verzeichnet, schematisiert. Die Vor- 
derbeine sind z. B. 1,7 cm, die Hinterbeine 2 cm lang. Die totale Länge 
des Körpers beträgt 7 cra ; der Leib aber ist dabei nur bis 1 cm dick. Der 
Kopf ist 3 cm lang, das Geweih ist 3 cm und an der breitesten Stelle 3,5 cm 
breit. Die Hirschfigur mit ihren schlechten Proportionen, besonders dem 
dünnen, langgestreckten Leib und den geraden Beinen, erinnert an einen 
Teil der aus Eisen gefertigten rohen V^oüvbildchen, die man an abgelegenen 
Wallfahrtsorten wohl heute noch findet und die sich fast unverändert aus 
der Hallstattzeit bis zur Gegenwart erhalten zu haben scheinen. 

Die zweite Figur, rechts vom Hirsch iTafel Hb), ist noch schlechter, 
sagen wir schematischer, gezeichnet. Der Körper ist lang und dünn, der 
Schwanz dick und kurz. An Stelle der Beine erkennen wir nur ein paar 
Striche. Die Ohren sind durch zwei Striche angedeutet. Die Körperlinien 
wurden durch Buckelchen bezeichnet; oberhalb der Rückenlinien hat man 
beim Treiben zwei kleine Stücke leer gelassen. Ob dies der Ungeschick- 
lichkeit des Arbeiters zuzuschreiben ist oder ob es einen andern Grund hat, 
ist schwer zu sagen. Noch schwieriger freilich wäre es, die Tierspezics, die 
hier repräsentiert ist, zu nennen. 

Ebenso schwierig ist dies bei der folgenden Figur (Tafel II c), bei 
welcher man, besonders aus der Form des Mundes, etwa auf ein Reh 
schließen möchte. Auch hier findet sich dieselbe Unbeholfenheit der Dar- 
stellung, wie bei allen andern Figuren, von welchen die fünfte (Tafel 11 e| 
möglicherweise einen Hund vorstellen soll. 

Auf das zulet/t gj^nannte folgen noch zwei Übereinander stehende 
Tiere (Tafel II f). von denen das linke, untere, gehörnt zusein scheint, denn 
Ober dem Kopf erblickt man nicht nur zwei, sondern drei Striche. Das Tier 
rechts ist sehr langgestreckt und mit einem langen Schwanz versehen. Es 
streckt den Kopf vor gegen den Hirsch; die Ohren sind schräg rückwärts 
gezeichnet. 

Es sind also im ganzen sieben Tiere, von denen nur eines nach rechts 
sieht, alle andern aber nach links schauen. Alle diese Tiere wurden in Ruhe- 



4 



Stellung gezeichnet, keines schreitet aus, alle stehen. Die F'orinen gehören, 
wie ein einziger Blick auf unsere Tafeln lehrt, in den Hallstätter Kuhurkreis. 

Von dem Gefäß, welches die Goldschüssel bedeckte, haben sich leider 
nur zwei unverzierte Scherben erhalten. Der Ton derselben erscheint 
schlecht gebrannt, mit Steinchen vermischt; die Masse ist 7-9 mm dick. 
Auf der äußern Seite erkennt man an einigen Stellen Fingerstrichc. 

Kehren wir zur Betrachtung der GoldschOsscl zurück und vergleichen 
wir zunächst deren allgemeine Form mit bekannten Funden, so müssen wir 
gestehen, daß wir in der Zürcher Schüssel keinen wohl differenzierten Typus 
vor uns haben. In der Tat finden sich ähnliche Formen in Ton und Metall 
fast überall. Man vergleiche nur die Gefäße aus Pfahlbauten der Bronzezeit, 
z. B. die reichverzierte Schüssel aus Cortaillod'i, ferner Gräberfunde der 
Bronze- und Eisenzeit der Schweiz, von Österreich-Ungarn, Deutschland, 
Dänemark u. s. w., an Schatz- und Depotfunde, sowie Objekte aus Ansied- 
lungcn cjer Bronze- und Eisenzeil. -'i 

Was die Buckelung unserer Goldschüsse] angeht, so finden sich ihre 
Analoga so zahlreich bei Gefäßen der genannten urpeschichtlichen Epochen, 
auf Schildbuckeln, Phaleren, Helmen etc., daß es ganz überflüssig ist, hier 
auch nur einen Augenblick weiter dabei zu verweilen. Weniger häufig sind 
dagegt n getriebene Buckelchen, welche Tierfiguren darstellen. Doch kommen 
sie z. B. auf Gürtelblechen der ilallstattperiode nicht selten vor und fehlen 
auch auf Situlen und Cisten Norditaliens nicht, wie Monlelius mehrmals 
nachgewiesen hat. Es sind besonders die Kulturkreise von Este und Bologna, 
in welchen derartige Bildungen angctrofl'en werden. Als Beispiele seien hier 
die Situlen von Bologna'^!, von Trezzo*j und Sesto Calende'; angeführt. Auch 
in Mittel-Italien findet sich diese Ornamentik, z, B. in Orvieto") und Corneto.^) 

Dieselbe Technik und Ornamentik laßt sich aber auch nordwärts der 
Alpen nachweisen. Aus Ünter-Glauheim bei Augsburg") stammt z. B. ein 



') MiUcilungen der Antiquarischen Gcsellschüft Zftrich XV, 7, Tafel XVI, 1. 

•) Um aus dem reichen Material aufs Geratewohl einige Beispiele herauszugreifen, 
erinnere ich an die Schalen und Schüsseln aus den Gräbern von HOngg bei Zürich (MitL 
d. Antiq. Gesellsch. Zürich III. II, 1, Taft! 11, 5), von Kretjzlingen bei Konstanz (ibid. Tafel 
IV, 6), von Kelsberg bei Chur (licrichtc der Antiq. Gesellsch. Zürich 1868, Taf. II, 3), etc.; 
ferner an Grabfunde von Gunzcnhausen in Nordbayern (Prähistorische Blätter 1889, Taf. I, 
4-6 und 8), an solche aus der Gegend des Starnbcrger- und Riegsees (Naue, Hügelgräber 
an mehreren Stellen, ebenso bei Naue, ßronzezeit). an die von Zimmer publizierten be- 
malten TongefaOc Schlesiens, an ungarische Gotdschalen (Hampcl, A bronzkor rml<^kci III, 
Tafel 246, I— 4I, an norddeutsche Gefäße alinlicher Form (2. B. Altertümer unserer heidn. 
Vorzeit V, 6, Tafel 39, 657 und V, 7, Tafel 43. 721 elc ), an die nordischen HängegelaHe und 
die danischen Goldschalen \z. B. M^m des Antiquaircs du Nord 1B7576 p. aoS) etc., etc. 

') Montclius, la Civilisation primitive en Italic I B PI. Bi, 6. 

*) ibidem PI. 46, 19. 

') ibidem PI. 6a. i. 

•) Montclius, Civil, primit. Italic centrale PI. 239, 5. 

ibidem HL 281. 26. 

*) AltcrlOmcr unserer heidn. Vorzeit IV, Tafel 19, i ; vergL auch Fig. 4 dcrs. Tafel. 



Bronzekessel, der mit Buckeln verziert ist. Ein Teil dieser getriebenen 
Buckelchen bildet Vogelköpfe. Ähnliche Funde sind aus Anklam bei Stettin, 
ferner aus Siem und Ronningen in Schleswig namhaft gemacht worden. 

Wenn die Zürcher Goldschüssel diesen Funden auch nah verwandt ist, 
so unterscheidet sie sich eben doch prinzipiell von ihnen durch den Umstand, 
daß bei ihr nicht die Buckelchen oder Warzen die Tierfiguren bilden, son- 
dern den Grund erfüllen, in welchem die Figuren als ausgesparte Stücke 
erscheinen. Einer der ausgezeichnetsten Kenner antiker Goldarbeiten, Pro- 
fessor Furtwängler in München, schrieb mir, daß er nichts Ähnliches kenne. 
Die Zürcher Goldschüssel ist also ein Unikum. 

Es bleibt noch übrig, auf die Frage einzugehen, welche chronologische 
Stellung unserer Goldschüssel angewiesen werden müsse. Schon aus dem 
oben Gesagten geht hervor, daß sie der Form und Technik nach dem Ende 
der Bronzezeit oder, vielleicht noch besser, der Hallstattperiode zugeschrieben 
werden dürfte. Um nun über diesen Punkt möglichste Klarheit zu gewinnen, 
sandte ich mehreren hervorragenden Forschern auf prähistorischem Gebiet 
große Photographien des Fundstückes zu und bat sie, mir ihre Ansicht be- 
treffend Alter und Herkunft desselben gütigst mitzuteilen. Alle haben geant- 
wortet und es drängt mich, diesen Forschern und Freunden hier meinen 
verbindlichsten Dank abzustatten. 

Wie nicht anders zu erwarten, stimmen die Ansichten sämtlicher Herren 
ziemlich genau überein. Die allgemeine Form der Schüssel wie die Technik 
derselben weisen sie, wie schon oben gesagt, dem Ende der Bronzezeit oder 
der altern Hallstattzeit zu. Offenbar gehört sie zu jener Gruppe von Ge- 
fäßen, die von Italien aus nach Norden gebracht wurden und später auch 
im Hallstätter Kulturkreis nachgebildet und weiter entwickelt worden sind. 
Gerade der Umstand, daß bei unserer Goldschüssel die echt hallstättischen 
Tierfiguren nicht getrieben, sondern im gebuckelten Grunde ausgespart sind, 
dürfte dafür sprechen, daß das Gefäß in Anlehnung an italische Vorbilder 
im Hallstattkreise entstanden ist. Dies ist auch der Grund, warum ich das- 
selbe in die Hallstattperiode setzen möchte und nicht ans Ende der Bronze- 
zeit. Ich freue mich, sagen zu können, daß auch die erwähnten Forscher 
damit einverstanden sind. 

Bis vor Kurzem wäre es schwierig gewesen, diese Ansicht mit den 
Kenntnissen in Einklang zu bringen, welche wir von andern Grabfunden der 
ersten Eisenzeit in der schweizerischen Hochebene gewonnen hatten. Diese 
Gräber fanden sich nämlich ausnahmslos in Grabhügeln, die nur im Gebirge 
und in der Südschweiz fehlen. Vor einigen Jahren sind aber in Schötz, 
Kanton Luzern, sichere Hallstattgräber zum Vorschein gekommen, welche 
nicht unter Grabhügeln, sondern in flacher Erde, in einem 'I'onlager ge- 
borgen lagen.') Damit ist nun der Nachweis geleistet, daß auch in der 
Schweiz, ähnlich wie in Süddeutschland und Österreich, die Hallstattgräber 

') Dieser unpubtizierte Fund gelangte zum größten Teil ins Schweiz. Landesmuseum. 



sowohl in Hügeln, wie in freier Erde vorkommen. Es hindert also der 
Leichenbrand in der Zürcher Goldschüssel und ihre Lage in freier Erde 
nicht, sie der altern Hallstattzeit zuzuweisen. 

Das ist ja auch die Zeit, aus der wir noch mehrere andere Goldvasen 
besitzen. Dr. Paul Reinecke in Mainz, der die Güte hatte, mir einen ein- 
läßlichen Bericht zu senden*', weist besonders auch darauf hin, daß der 
Depotfund von Unter-Glauheim (Hallstatt A) und die Goldvase von Werle 
an der Havel andeuten, daß wir neben den „nordischen" Goldgefäßen der 
zu Ende gehenden Bronzezeit „noch ganz anders geartete Stücke vorauszu- 
sehen haben". Er „möchte die Zürcher Schale als ein absonderliches Glied 
eines Kreises halten, den wir in der Zone nordwärts der Alpen mangels 
Denkmaler noch nicht recht zu überblicken vermögen". Auch ihm ist unsere 
Schüssel „sehr wohl verständlich als Erscheinung der frühen Hallstattzeit 
nebst ihren Grenzzeiträumen in dem süddeutsch-nordschweizerischen Anteil 
der Zone nordwärts der Alpen". . . . „In den Stufen A — C der Bronzezeit 
wäre sie mir absolut unverständlich, und in den Stufen Hallstatt C und D 
oder gar in La Tene A und B wüßte ich das Stück auch nicht unterzubringen." 
Wir werden also nicht fehlgehen, wenn wir die Zürcher GoldschüsseLder 
altern Hallstattperiode zuweisen und der Hoffnung leben, daß spätere Funde 
uns das Fremdartige an diesem Objekte nach und nach begreiflich machen 
werden. 

') Schreiben vom 3. März 1907. 




Etüde sur les fibules de Tage du fer trouvees en Suisse. 

Essai de typologie et de Chronologie.') 

Par David Viollier. 



En tete d*une etude ayant pour objet la fibule, il est ä peine besoin, 
pensons-nous, de rappeler longueraent rimportance de ce petit objet de toi- 
lette pour fixer Tage d'une trouvaille. C'est avec une parfaite justesse que 
Ton a pu comparer son röle ä celui joue en geologie par les fossiles-directeurs.^) 

La fibule ^tait aussi commune dans l'antiquite, que Test aujourd*hui le 
bouton dont eile tenait la place. Aussi a-t-elle subi au cours des sifecles des 
modifications trfes importantes, resultant de v^ritables modes, qui „presentent 
„assez de constance pour devenir un principe de Classification chronologique, 
„comme pour jeter quelque lumi^re sur ies mouvements ethnographiques, 
pSur les relations commerciales entre les peuples.""*) 

Les fouilies exöcut^es presque simultanement dans la grande necropole 
de Hallstatt, en Basse- Autriche (1846 — 1863) •; et dans la Station de La Tfene, 
sur le lac de Neuchätel (1857 — 1860) *\ avaient permis de reconnaitre dans Tage 
du fer deux grandes periodes, bien distinctes, qui regurent le nom des deux 
principaux gisements : l'öpoque de Hallstatt, ou preraier äge du fer, et Töpoque 
de La Tfene, ou deuxifeme äge du fer. 

Une 6tude de Faire de r^partition des objets appartenant ä, la seconde 
de ces pöriodes a permis de d^montrer que la civilisation de la T6ne devait 
€tre attribuöe aux Gaulois qui, au V^me siöcle avant J.-C. occupaient l'Europe 
centrale."} 

Quant ä la civilisation hallstattienne, il n'a pas encore et^ possible d'in- 
diquer d*une fa^on certaine ä quei peuple il fallait l'attribuer. De nombreuses 
hypothfeses, aujourd'hui abandonn^es, ont ^te emises ä ce sujet.') La seule 

') Cette ^tude a 6te pr^sent^e en 1906 comme thfese ä I'^cole du Louvre ä Paris pour 
robtention du diplöme. CVst un chapitr^ d*un tra\ail que nous prtparons depuis plusieurs 
anntes, et qui aura pour sujet les Periodes priromaints du fer en Suisse. 

■) Dictionnaire des antiquit^ grecques et roraaines de Saglio, ait. Fibula (S. Reinach), 

p. II01|'2. 

■) F. V. Sacken, Das Grabfeld von Hallstatt, Wien 1868. 

*) E. Vouga, Les Heivfetes ä La T^ne, Neuchätel 1885. — V. Gross, La Tcne, un oppi* 
dum helv^te, Paris 1886. 

') H. d'Arbois de Jubainville, Les premiers habitants de l'Europe, 2*^ ed., Tome II, 
livre III, chap. iii, Paris 1894. — H. d'Arbois, Les Celtcs jusqu'en l'an 100 avant notre fere 
Paris 1904. 

■) Voir S Reinach, cours profess^S ä I'EcoIe du Louvre en 1900—1, notes manuscrites. 



presentant quelques apparences de probabilite est Celle de Messieurs Bertrand 
et Reinach, qui considcrent cette civilisation comme celtoillyrienne. ') M"^ Dottin 
la regarde comme cultique.*) 

Chacune de ces deux civilisations a eu une duree de plusieurs siecles 
pendant Icsquels elles ont du forcement ^voluer. Une etude typologique 
des objets les plus caractcrisiiques, et principalement de la fibule, a ptnnis 
de reconnaitre et de d^terminer pour chacune d'eUes, plusieures phases ou 
periodes successives. 

C'est, croyons-nous, O. Montelius, le savant directeur du Musee de 
Stockholm, qui, dts 1884. a, le premier, donne une base süre aux etudes de 
typologie, en fixant les lois de cette nouvelle scicnce.*) Montelius a en effet 
constatd que, si Ton compare une serie de fibules. par exemple, avec une 
autre s^ne d'objeis contemporains, et si Ton designe chaque type de chacune 
des series par une lettre, A etant le type le plus ancien, B le suivant, etc., 
on obtient ce qu'il a appele des series paralleles.^ 

De l'examen de ces series, on a pu deduire la loi suivante: 

Etant donn6 deux series typologiques quelconques, les m^mes types 
se trouvent toujours ensemble, ou avec des types immediatement voisins, 
majs jamais avec des types distants ä plusieurs degr^s. 

C'est Tischler qui le premier, en 1885, a dcmontre que, dans l'Europe 
centrale, repoque de La T^ne se subdivise en trois pöriodes, developpement 
d'une meme civilisation.*) La division de Tischler est basee sur l'evolution 
de la fibule et de l'6pee. 

Demi^rement, un autre arch^ologue allemand a tente, sans succ6s, ä 
notre avis, d'ajouter une nouvelle division ä celles etablies precedemment par 
Tischler, en considerant comme taisant partie de la civilisation gauloise ia 
fibule appelee type de !a Certosa, du nom de la cclebre nccropule etrusque 
fouillöe prfes de la Certosa de Bologne.") 

') A. Bertrand et S. Reinach, Les Ccitcs dans Ics vallies du P^ et du Danube, ParU 
1894. p. 71.-, et S. Reinach, cours de I'ccolc du Louvrc, notes manuscritcs. 

') Dottin, Manuel de l'antiquit^ celtique p. 3. 

*) Montelius a cxpost ä nouveau et d*unc fa^on complcte sa methode dans aes Aclle- 
ren Kulturpcriodcn im Orient und Europa, I, die Methode, Stockholm igoS. 

*) Montelius I. c. p. 17 et SS. 

") Tischler, Über Gliederung der La Ten« Periode, dans Ic Korrespondenrblait der 
deutschen Ges. f. Anthrop. 1885, p. ihn, Cel articlc avait passe inaperi^ cn France jusqu'en 
1889, ^poque ä laqucllc S. Reinach Ic Signale pour la premiere fuis dans son Guide du 
Mustfe de St-Germain. Enfin au derniercongrös d'arch^ologiepr^historique, M"^ Reinach a pro- 
pos^d'adopter pour ceite civilisation Ic nom de (^ Töne, et les divtsions ctablics par Tischler. 

') Reineckc, Zur Kenntnis der La Tene Denkmaler, dans la »Festschrifl" du Mus<^e de 
Mayencc, Mayence 190a. Rcinecke pretend que la fibule ne prfeente aucnne surcl* pour 
datcr un milieu archdologiquc, et qu'elle entralne au contrairc ä des errcurs (page 54I II 
se base pour sa nouvelle Classification sur le style des objets; or le style est bien plus 
diflicile ä appr6:ier que ta forme d'une fibule, et par lä bien plus sujet ä erreur. Nouä ne 
croyona pas qu'une fibule seule permctte de dater une trouvaille; mais, en faisant cnirer 
en ligne de comptc d'autrcs elöments d'apprecialion, la fibule demcure ü nos yeux le prin- 
cipal auxiliaire de Tarcliäologue. 




lO 

De son cöte, Mon'elius a tente d'^tablir, ä Taide de la fibule, des divi- 
sions dans les differentes epoques qui se sont succedees depuis Tage du bronze.*; 

Jusqu'ä ce jour, et ä notre connaissance, les seuls travaux sur l'evolu- 
tion de la fibule sont: L'etude de Tischler parue dans les Beiträge zur Ur- 
geschichte Bayerns (1881), 6tude qui a servi de base aux travaux suivants; 
le trfes important articie FIBULA de S. Reinach dans le DüHonnaire des 
antiqxiites, de Saglio, et l'etude sur X Evolution de la fibule en Italie placke 
par Montelius en töte de sa Civilisation primitive en Italie. A ces travaux 
d'ensemble, on peut encore ajouter des ^tudes sur quelques fibules, en par- 
ticulier celle de M"" P. Castelfranco sur les fibules k arc et ä grandes cötes 
dont il a fixe la place dans la Chronologie.'') 

Dans les pages suivantes, nous allons tenter d'etabür une Chronologie 
semblable pour les fibules trouv^es en Suisse. 

En Suisse, plus que dans toute autre contree, la nature du pays a joue 
un röle conslderable dans la repartition des groupes ethnographiques et sur 
le d^veloppement des differentes civihsations. N*en pas tenir compte dans 
une etude comme celle que nous entreprenons, serait s'exposer ä des chances 
d'erreur consid^rables. 

Un coup d'oeil jete sur une carte suffit pour montrer que la Suisse se 
divise en deux r^gions d'aspects bien differents. Au N-O s'etend un vaste 
plateau, du lac de Constance au Leman, resserre entre le Jura et le Rhin 
d'une part, les Alpes d'autre part. Region montueuse, coupee de coUines, 
arrosee de larges ri vieres calmes, semee de grands lacs, couverte de champs 
et de foröts: c'est la region fertile et ouverte; eile sera de tous teraps 
habit^e et servira de passage ou d'^tape ä presque tous les peuples dont les 
migrations et les mouvements remplissent la prehistoire de TEurope centrale. 

Au S-E, c'est l'enorme massif des Alpes, region tourment^e, creus6e 
de profondes et etroites vallees, arrosee de torrents impötueux, couverte, 
en haut, par les neiges ^ternelles, en bas, par des foröts ou des pierriers. 
C'est la region imposante et sauvage qui ne nourrira Thomme qu'ä force de 
travail et d'industrie. Cette derni^re region se divise naturellement en quatre 
parties formees des quatre grandes vallees, qui, partant toutes d*un möme massif 
central, le St-Gotthard, rayonnent comme les alles d'un moulin gigantesque : les 
vallees du Rhin, de la Reuss, du Rhone et du Tessin. 

Au point de vue archeologique dont seul nous avons k nous occuper 
ici, nous pourrons adopter ces deux divisions naturelles*): 

') Montelius, Chronologie pr^historique en France et en d'autres pays celtiques, An- 
thropologie 1901, p. 609 

*) P. Castelfranco, Fibule a grandi coste e ad arco semplice, BuUettino di palet 
ital. 1878. 

') Nous montrerons dans un autre ötude actuellement en preparation que cette divi- 
sion bipartite correspond aussi, au point de vue funöraire ä deux modes de säpultures tres 
differents, du moins pendant le premier äge du fer: le plateau est la rdgion des tumuli; 
les valldes alpestres, celle des tombes souterraines. 



XI 



I. Les Valiees alpestres, comprenant les vallees du Tessin, du Rhin 
sup^rieur et du RhOne, en remarquant toutefois que cette derni^re vall^e, 
bicn qu'en relations etroites avec l'Italie, subit aussi tres fortement I'influence 
du nord. En outre sa position geographique en fait comme un petit monde 
separ6 ayani sur certains points sa civilisation propre et tres particuli^re. 

IL Le Plateau, largement ouvert ä toutes les influences, placö sur la 
grande voie comraerciale du Danube et du Rhin. A ce demier on peut 
joindre la vallee de la Reuss, corapletement nulle au point de vue archco- 
iogique. 

Nous commt^ncerons notre etude par les Vallt^es alpestres ; celles-ci 
ont livre un grand nombre de n^cropoles importantes presentant une civilisation 
remarquablement homogene, proche parente de celle qui florissait U. la möme 
^poque dans la vallee du Fö. 



Premiere Partie. 

Vallees alpestres. 

La grande route commerciale qui, parallele ä celle passant par le Grand- 
Saint-Bernard, conduisait d'ltalie vers le nord, ne franchissait pas, aux epoques 
prehistoriques» le SaintGotthard. Elle remontait la vallee du Tessin jusqu'un 
peu au-dessus de la peliie ville moderne de Bellinzona ; lä. eile lournait 
brusquement vers Test, et, par la vallee de la Mo^sa et le col de St. Bernardino, 
gagnait la vallee du Rhin superieur par le Rhcinwaldthal. 

C'est le passage de cette route qui permet d'expliquer la prcsence en 
un raerae point, au d^bouche du Val Mesolcina, de nombreuses et importantes 
n^cropoles: sur Tespace d'une lieue carree, on a dejä reconnu et fouill^ neuf 
cimetiöres, representant tout pr^s d'un millier de tombes.'j 

Tous ces cimetieres sont contemporains: ils ont 6te en usage des la fin 
du Premier äge du fer, et pendant le second; Tun d'eux (Giubiasco) se pro- 
longe m6me jusqu'au mÜieu du second sifecle de notre ere. Ces cimetieres 
repri^sentent une civilisation identique ä celle des cimetieres contemporains 
de la vallee du Pö, pour lesquels Montelius ä fait le möme travail de classe* 
ment que nous tentons de faire ici. Nous avons donc lä un riebe materiel 
qui va nous permettre de verifier si la Chronologie adoptee par ce savant 
peut s'appliquer aussi aux necropoles alpestres. 

Les Grisons, ou vall^ du Rhin superieur se rattachent etroitement 
comme civilisation ä la vallee du Tessin, Ils ont livr^ aux archdologues en 
dehors de quelques trouvailles de moindre importance deux riches necropoles, 
edle de Castaneda et celle de Misox, toutes deux dans la valJ^e de la Mo&sa, 



') Ces cimetifer» sont ceux de: Giubia3<:o, avec 534 tombes; Cerinasca, 164; MoLinazzo 
94; CasUone, 65; AUa-Monda, 36; Bergamo, 14; S. Paolo, la; Calbbo, 7 et Corduno, 6. 



13 

sur la route commerciale de l'Itaiie. Malheureusement ces deux cimetiferes 
n'ont Jamals ^te encore Tobjet de fouilles syst^matiques, et il nous serait ä 
l'heure actuelle impossible d'en reconstituer un seui mobilier funeraire complet. 
Nous devrons donc nous borner ä signaler les types de fibules qui y ont 6t6 
trouves sans attendre d'eux aucun secours pour nos recherches chronologiques. 

Quant ä la Vallöe du Rhone, c'est certainement au point de vue arch^- 
ologique, comme d'ailleurs ä tous les autres points de vue, la region la plus 
interessante de la Suisse. 

Cette longue vallöe, etroitement ferraee ä son debouche sur la plaine 
du Leman par le defile de St. Maurice, a toujours forme une region ä part, 
aux epoques prehistoriques, plus encore que de nos jours. Cette vall6e 
devait etre habitee par une population trfes dense, ainsi qu'en temoignent les 
nombreux lieux de sepultures qu'on y a döcouvert.'l Ces populations, bien 
qu*en contact assez frequent avec edles du nord de l'Italie, devaient cependant 
vivre tr^s isolees. Aussi assistons-nous dans cette vallee ä Teclosion et ä la 
floraison d'une civilisation trfes particuliere, et, dans certains de ses types, 
tout ä fait speciale ä cette contree, comme par exemple le developpement de 
ces bracelets si particuliers que Ton a appele „bracelets ä ornement valaisan".*) 

Aussi ne saurait-on trop deplorer que cette contree si riebe n'ait encore 
Jamals etö Tobjet de fouilles methodlques. Toutes les piöces qui enrichissent 
nos musees ont 6te trouvees par hasard, pendant les travaux des champs, 
par les paysans, achetees par des antiquaires, cette plaie du Valais, et revendues 
par eux aux coUectlons publiques. Aussi ne devons nous pas nous etonner 
si Toriglne de la plupart de ces objets demeure tres douteuse et si le nombre 
des fibules de cette provenance est relatlvement tr^s faible. 

I. Premier äge du fer. 

Presque tous les types de fibules que nous allons ttudier se rencontrent 
en Italie. Nous pouvons donc a priori adopter la Classification proposöe par 
Montelius, du molns dans ses grandes lignes. 

Nos fibules se divlseront naturellement en deux grands groupes: les 
fibules du Premier äge du fer, et Celles du second äge du fer. Les premiferes 
appartiennent en majeure partle au groupe que le savant suedois a appele 
etrusque: nous aurons donc un groupe 6trusque, et un groupe gaulois de 
fibules, en prdcisant bien d^s le debut que nous n'attachons pour le moment 
ä ces deux terraes 6'ctrus</ite et de gaulois aucune valeur ethnographique: 
nous n'y voyons qu*une fa^on rapide et claire de designer nos deux groupes. 

Un caractere g^neral ä chacun d'eux va nous permettre d'<^tablir une 
divlsion tres nette entre eux : 

1. groupe etrusque: fibules ä ressort unilateral, ou sans ressort; 

2. groupe gaulois: fibules ä ressort bilateral. 

') J. Heierli, Urgeschichte des Wallis, Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft 
Zürich XXIV, 3. 

•) J. Heierli 1. c. pl. VII. 



13 



Disons en passant, qu'ä ce sujet, nous ne sommes pas du tout d'accord 
avec Reinecke, qui dans le travaÜ prOcödemment citö'f tente de faire rcntrer 
la fibule de la Certosa dans Je groupe gaulois, et fait de celle-ci la caractö- 
ristique de la premifere de ses divisions de l'epoque de la Töne. Notre 
opinion se base precisement sur cette particularitc du ressort: loules les 
Ebules gauloises sont ä ressort bilateral, alors que la fibule de la Certosa est 
ä ressort unilateral. Nous verrons d'ailleurs plus tard, qu'il existe une fibule 
de la Certosa ä ressort bilateral identique au type unilateral, et trouv^e dans 
un milieu gaulois. Le m^me fait sc reproduit pour la fibule „ä timbale", oü 
ä c6t6 du type hallstattien ä ressort unilateral, on trouve un type ä ressort 
bilat^Tal, et gaulois. Si la fibule de la Certosa se rencontre souvent au 
debut de l'epoque gauloise, comme dautres types ^trusques (la fibule ä sangsue, 
en particuliert, eile se trouve en bien plus grand nombre dans des milieux 
pureinent etrusques. 

Monsieur Dechelette, le savant conservateur du Mus^e de Roanne, a 

•donn^ ce que Ton pourrait appeler la theorie 
de la fibule.^) Celie-ci sc compose d'un arc, i, 
et d'un ardillon, 2, r^unis par un ressort, 3. 
On appelle tctc de l'arc. 4, la partie voisine 
du ressort, et pied de l'arc, 5, la partie op- 
posde; ä celui-ci est fixe le porte-agrafe, 6, 
dont la partie terminale varie ä l'infini. Enfin, 
dans les fibules ä ressort bilateral, la corde, 7, 
est la partie rectiligne qui reunit les deux moities du ressort. 

Montelius a group^ les fibules itaüennes en deux grandes classes: 

A) les fibules ä un dis^iue, ou ä agrafe. 

B) les fibules ä deux ou quatre disques. 
De ces deux classes, la premitre seule va nous occuper; la seconde ne 

se rencontrant pas chez nous; eile se divise elle-möme en quatre groupes: 

aj fibules ä arc simple, non serpentant. disque, ressort unilateral ; 

b) fibules ä arc non serpentant. agrafe, ressort unilateral, ou bilateral; 

cj fibules ä arc serpentant, disque, ressort unilateral ; 

ä) fibules ä arc serpentant, agrafe, ressort unilateral; 

' Les fibules ä disque fönt d^faut en Suisse ; nous ne rencontrerons donc 
que des types rentrant dans les classes b et ä. 

a) Fthiites ä arc non serpentant^ agrafe^ ressort itnilatt'rai. 
Ce groupe renferme un grand nombre de types, qui presentenl de nom- 
breuses varietes; les types se retrouvent tous en Iialie, mais la plupart des 
Varietes sont particulieres ä notre region; nous pouvons donc admettre que 
nous assistons ä une floraison bien locale de cette civilisation. 



*) Voir page 9, note 6. 

*) J. D^helette, le HradJscht de Stradonic, dans Les Fouitles au Mont Beuvraj* de 
1897 -1901, Paris 1904, p. 138, 



H 

Croupe I. ') Le type le plus simple, et le plus ancien, est Celui dit „a arc 
simple**, (fig. i), form6 d'un fil de bronze d^crivant un arc de cercle; le fil 
est de section carröe, et une torsion qul lui a 6t6 itnprimee en compose 
toute la döcoration. L*une des extr^mitös de l'arc est applatie et repli^e pour 
former le porte-agrafe ; le ressort, plac^ ä l'autre extr^mite n*a qu'une spire. 

Dans ta fibule „ä grandes cötes", (fig. 2), l'arc decrit toujours un demi 
cercle, mais il est devenu tr^s 6pais, entaillö de profondes rainures döter- 
minant des cötes saillantes; le porte-agrafe est d'abord trfes grand, presque 
semi-circulaire, orn6 de traits gravis; l'arc part de son railieu; le ressort a 
deux spires. Dans une Variante de ce type, (fig. 3), le sommet des cötes est 
reliö entr'elles par un fil de bronze, et dans les boucles ainsi formöes sont 
pass6es des chainettes qui devaient se terminer par des pendeloques. 

Une autre vanet6 du mfime type est la fibule „ä petites cötes", (fig. 4), 
dont Tarc est plus mince, les rainures moins profondes et les cötes moins 
saillantes ; le porte-agrafe demeure disproportionnö. Puis ce dernier diminue 
de hauteur (fig. 5), s*allonge et fait saillie en avant. 

Croupe IL A ces fibules dont l'arc decrit un demi-cercle, nous pouvons 
rattacher trois types trfes curieux, dont l'arc n'est plus massif, mais fait d'ambre, 
ou d'os. 

L'arc est d'abord trfes haut, formö de neuf sections coniques en ambre, 
enfil^es ä un fil de bronze, et maintenues aux extrömites par deux culots 
coniques, massifs, aux quels s'attachent d'une part le porte-agrafe, d' autre part 
le ressort (fig. 6); le porte-agrafe est allongö, le ressort tr^s petit. Une autre 
fibule serablable, (fig. 7), malheureusement incompl^te, a le corps formö de 
sections d'une substance blanche, poreuse, non encore analys^e, mais qui 
parait etre de l'os ; ces sections sont passees dans un fil de bronze, et main- 
tenues aux deux extremites par des manchons; l'arc etait enti^rement recou- 
vert d'un fin fil de bronze enroule. Le troisifeme exemplaire, (fig. 8), est d'un 
type difF^rent: l'arc est plat, tr^s allongö, en forme de trapfeze; constitu^ 
par un corps rectangulaire en ambre, compl^t^ aux extrörait^s par des pris- 
mes de meme matifere formant les angles; le ressort, trfes petit, a trois 
spires; le porte-agrafe est saillant. Mais revenons aux fibules ä arc massif. 

Croupe IIL Dans la fibule „a boutons" l'arc, portant de chaque cöte 
une saillie (fig. 9) est moins epais, d^core de traits ; le porte-agrafe est tou- 
jours trfes long. 

Croupe IV. L'arc s'abaisse et s'applatit, (fig. 10); il est d6cor6 de traits 
graves. Le porte-agrafe s'allonge et se termine par une sorte de petit crochet 
relevö; le ressort a deux spires. 

Puis le porte-agrafe se termine par un bouton applati, (fig. 11); l'arc 
reste döcore de traits graves, mais il perd ses boutons lateraux. 

') Nous croyons devoir faire remarquer que cette r^partition par groupes est pure- 
ment typologique, mais non chronologique ; dans deux groupes cons6cutifs, les types initiaux 
peuvent 6tre contemporains, mais les types du premier groupe peuvent fitre demcurte en 
usage plus longtemps que ceux du second. 



IS 



Croupe V. L'arc devient alors trds volumineux, ouvert en dessous, 
donnant ä la fibule l'aspect d'une petite barque. d'oii son nom de „fibuie ä 
navicelie" (fig. i2|; l'arc est richement decore; le ressort devait etre ä une 
spire et le porteagraie de trfes petites dimensions. 

L'arc prend alors des proportions enormes, form^ d'une feuille de bronze 
mince decor^e au trait; il est ouvert en dessous par une fente allongöe, 
(fig' 23), 

Croupe VL Quelques fois l'arc, comnie dans la sörie pröcedente, s'orne 
de boutons lat^raux (fi.^. 13), Cet exemplaire est nialheureusement incomplet. 
Dans une autre fibule du m^me type, (tig. 14I le ressort ä trois spires et !e 
pied devait ötre trds allong6, 

Croupe VII. Une serie excessiveraent nombreuse est celle de la fibule 
dite „ä sangsue" . L'arc fortement renfle au niilieu presente l'aspect d'un 
Corps de sangsue, d'oü son nom. D'abord l'arc est peu volumineux, legfere- 
ment conique (fig. 15); le ressort n'a qu'une spire et le porte-agrafe est tr^s 
pelit, non saillant. Puis l'arc augmente de volume (fig, 161 et entin le porte- 
agrafe fait saillie en avant (fig. 171. 

Croupe VIII. L'arc devient alors plus petit, plus courbe, plus large, 
(fig. 18). Mais, detail important. la fibule cesse d'^tre d'une scule pi6ce: le 
ressort et l'ardillon sont fait d'un fit de bronze ins6re dans la t6te de l'arc; 
c'ctait la partie faible de ta fibule, et il est constant qua Ton rencontre des 
fibules dont le ressort, s'etant brise, a ete raccomod^ en fi.vant sur la tete 
de l'arc, ä laide d'un petit clou qui le traverse de part en part, son extr^mite 
applatie en forme de plaque concave. 

L*arc deraeure d'abord petit et large, mais le porte-agrafe dejä allonge, 
s*allonge encore, (fig. 20), il s'amincit et se termine par un bouton sphe'rique 
et une partie en forme de tronc de cöne renverse, ou par deux boutons 
sphöriques (fig. 21). L'arc conserve dans la suite cette mfime forme, mais il 
deviendra massil; le noyau est forme d'une substance dure, ressemblant ä de 
la terre cuite, revOtue d'une mince enveloppe de bronze. 

Le type le plus elegant a Tarc entierement recouvert de fincs cötes 
transversales, (fig. 24) ; le pied est droit, terraine par un bouton spheSrique 
et un cöne renverse: la fibule est bien proportionnöe. Le m^me type &e trouve 
avec une legere Variante, (fig. 25) oü le pied se termine par deux boutons 
sph^riques. 

Mais ces formes presques elegantes ne demeurent pas longtemps: Tarc 
devient uni ; les cötes ne sont plus rappelees que par un groupe de traits 
plac6 ä son pied et ä sa tt^te, enfin il prend des formes heurtdes, (fig. 26). 
Le porte agrafe s'allonge au ddpens de l'arc; le bouton terminal devient plus 
volumineux et la terminaison conique se complique; le long de ce porte- 
pagrafe glisse une bague qui a pour mission d'empöchcr l'ardillon de sortir 
de la goutti^re, trop peu prüfende et trop ouverte. 

Une vari^tö de cette forme se termine par un double bouton sph^rique 
(fig. 30. 



i6 



L'arc continue ä augmenter de proportions; il devient plus epais encore 
au milicu» {fig. 33); le porte-agrafe devient egalemcnt plus massif, le bouton 
terminal plus gros; ä ce dcrnier s'ajoute une partie doublc-conique. 

La fibule garde d^s alors ses proportions massives, Farc se d^ore de 
traits parall^lfs transversaux, recouvrant toute la surface, (fig. 35}; le purte 
agrafe se termine par deux gros boutons sph^riques. 

Cette forme nous conduit directement au t^^pe commun de la fibule ä 
sangsue, (fig. 37). L'arc est massif, uni, trfes renfl6 au centre, d^cor^ de 
traits ä ses deux extr(5mit<^s; le porte agrafe est relativement court, dpais, 
irapu, termine par un gros bouton au quel vient s'ajouter une partie evasee 
en forme d'entonnoir; le long du porte-agrafe glisse une large bague decor^e; 
le ressort a deux spires et vient s'inserer dans la tete de l'arc; celle-ci est 
ornee d*un gros anneau mobile creux, de section conique, qui a pour but 
d'empecher l'^toffe de passer au delä du ressort; de ce type il existe cepen- 
dant une Variante ä arc presque plat (fig. 36). 

Ce type presente encore deux autres variantes: dans l'une le bouton 
terminal est piriforme, (fig. 39); dans l'autre, (fig. 38), l'anneau de t^te est 
remplace par une bague d'arabre portant un chälon en forme de losange. 

A presque toutes les varieles que nous venons d'examiner correspond 
une sörie parallele, trfes curieuse, dans laquelle l'arc. et souvent le bouton 
terminal sont d6cores d'une quantite plus ou moins grande de petits points 
form^s d'une mati^re blanche, souvent rosee. d'aspect crayeux, incrusti^e 
dans le bronze. Cette mati^re, d'aprts les analyses faites au laboratoire du 
Polytechnicum fed^ral, est du coraliioi rubrum (corail) de Naples; eile ap- 
parait sous la forme de petits disques, ä peine de la grosseur d'une tete 
d'6pingie, inseres dans une alveole menag^e dans la masse de la fibule. 

A la fig. 18, correspond la variete (fig. 19), de formes identiques; l'arc 
est döcorö de petites incrustations assez espac^es. A la fig. 20, la variete 
(fig. 22) dans la quelle les incrustations sont plus grandes que dans les autres: 
sur l'arc sont dispos^s huit alveoles entourees chacune d'un petit cercle 
grave; sur le bouton terminal sont deux incrustations semblables. 

A la fig. 26 correspondent quatre vari^t^s: dans l'une, (fig. 27) l'arc 
et le bouton en sont decores. Un type un peu plus gros (fig. 29) a l'arc et 
le bouton terminal enti^rement recouvert d'une muttitude de toutes petites 
incrustations pressöes les unes contre les autres. Enfin dans une variete 
curieuse, non seulemenl l'arc, mais encore Tanneau qui garnit sa t^te sont 
ddcor^s de ces m^mes incrustations; autre particularite : le bouton terminal 
est remplac^ par une boule d'ambre, et le long du pied glisse un anneau de 
m^me mati^re (fig. 30). 

A la fig. 31 correspond une variete identique (fig. 32}, dont l'arc et le 
bouton sont d^corös. II en est de möme pour la fig. 33 ä la quelle correspond 
la fig. 34. 

Les deux varidtes suivantes n'ont pas de repr^sentant dans la sörie avec 
incrustation de corail. 



cxnu^ 



Planche HL 



Vall^es alpestres. — Fibules N«» 1 ä '^6. 

Group*- 1: I. AlU'Monda la (Teaßin). {Zürich]. - t. Ccrinasca 24 (Tessin). [ZurichJ. — 
8. Casciane (Tcsain). [Zarich]. — 4. Cerinasca 44 (Tessin). [Zürich]. — 6. Ceriuasca» 
88 (Tcssinl. (Zürich]. 

Group* ! rinasca 95 (Te5ffln|. [Zürich]. — 1, Molinazzo 87 (Tessin). [Zürich]. — 

b. -^-^ 85 (Tessin). [Zürich]. 

GrOMpi III: ». Cerinasca 6 (Teaain>, [ZurichJT 

Groupt ly,- 10. Alla-Mnnda 13 (Tessin). [Zürich]. - II. Cerinasca 6 (Tessin). [ZurichJ. ß 

GroMpt V: \%. Conthey (Valais). [Gentvej. 

Group* 17. I«. Castaneda (Grisonsl. [Zürich}. - U. Marügny (ValaU). [Gcn«ve]. 

Group* VII: 16. Castanedii {Grisona). [Coire].' — 1«. Conlhey (Valait). [Gentve]. - 17. 

Conthey (Valals). [Gen*ve», 
Croup* VIU' IS. AIIa-Monda aa (Tessin). [Zürich]. - 1». AUaMonda la (Tessin). (Zürich]. 

20. Cerinasca 101 (Tessin). [Zürich]. - 21. AUa-Monda 18 (Tessin). [Zürich], - 32. 

GiubiasGO 534 (Tessin). [Zürich]. - 

Group* K(»uite): £$. Cerinasca 13 (Tessin). [Zürich]. 
Groupt ^7//(5uiie): 24. 2ö. Bergamo 4 (Tessin). [Zürich]. - 2« Bergamo (Tessin). [ftrichj 



'".*t-. Ält»r^I 



C^r^W^ 




UrtHtmUil Mnt IMtHMB. IM 



.V'-ji 



■:\ 



/ -■•.;.! -i 



...rr,.;_- M '»;: - 



■. i,n:i. U ■■■■ 
I > ,- ; I 1, ■ 



u 



1* 



■ .; t 



\ 1 :. -^ ■ I t ;. fj'.- 
-:■■■■ \ 




Vall^es alpestres. Fibules 27 ä 44 



«tnMTMkM UM BtlHlMlM. Ulb 




Vallöes aJpestres. - Fibules 45 ä 60, 



*/t gr. nai 



«VHar*»*« Mrwl MtMH«. in*. 



.. ' -Jl. -■ 






-j!";t\ 1 I 



'.)";- !'ii... K")':\\v^ I 






-Nv -1 



'7 



Croupe IX. La ßbule „de ia Certosa'* appel^e ainsi du nom de la cöl^bre 

"n^cropole pr6s de Bologna, est issiie dt* la fibule i\ sangsue. L'arc conserve 
d'abord sa forme arquec et lenlltie en son centre; le porte-agrafe est recti- 
ligne ä section en equerre; ä son extremite, il se recourbe legörement et se 
termine par im bouton. L'anneau de la fibule pr^cd-dente est rappele par 
une bague placee ä la t^te de l'arc. Le ressort a deux spires. La fibule est 
de nouveaii faite d'une seule piece (fig. 40)". 

Puis Farc, tout en conservanl sa courbe en arc de cercle, s'amincit et 
s'applatit (fig. 411. Le porte-agrafe prend ixn^ forme legferement trapezolidale, 
et se termine par un bouton lenticulaire tortement d^jete en avant; la bague 
qui separe l'arc du ressort prend plus d'importance. Peu ä peu l'arc perd 
sa forme reguliere': il se brise en dos d'äne (fig. 42), et le portc agrafe sui- 
vani le mouvement de l'arc devient franchement trapezofdal; le bouton, tou- 
jüurs d^saxe, se decore de traits graves. Dans une variete du type 41 
(fig. 45), le porte-agrafe se tei*mine par une tige recourböe surmontt^e d'un 
gros bouton C(!)nique; la bague de töte d'arc est devt-nue un disque 6pais. 

De ia vanete fig. 42 est sortie, par une evolution naturelle la fibule de 
la Certosa de type comnmn. (fig. 431 dans Ia quelle l'arc dlegamment d^coup^ 
präsente une courbe moins brusque, le bouton terminal, lenticulaire, est bien 
ax6, döcoic d'un double losange curviligne ; la bague de tete d'arc bien pro- 
portionn^e est decoree; le ressort est ä double spire. 

Notons que le passage de 42 ä 43 se fait ir^s lentement, progressive- 
ment. La fibule de la Certosa se trouve dans des dimrnsions tres variees, 
depuis la tres grande taiUe, comme la fig. 43, jusqu'ä des pitces lout ü fait 
peiites comme la fig. 44. Ce type de fibule est le premier qui apparaisse fait 
de fer (fig. 46). Enfin notons deux varietes du type commun: dans Tun le 
bouton est decore d'un triangle curviligne ifig. 47) et l'arc d'une cr^te qui 
court de la bague au bouton; l'autre, (fig. 48) ne presente aucune espfece de 
decoration. 

b) Fibuies ä arc serpetitant, agrafe, ressort unilaieral. 

Ce groupe se diivdoppe parall6lement au groupe precedent. Ce qui 
caract^rise les fibules qui en fönt partie c'est la disparition du ressort unique, 
et son remplacement par deux ressorts, dont Tun se trouve sur l'arc, ou bien 
encore l'absence complete de tout ressort. 

Groupe XVL Dans le type qui parait ötre le plus ancien (fig. 49). le 
ressort de töte d'arc existe encore, mais pour augmentcr l'clasticite de Ia 
fibule, on y a ajoutä un second ressort sur Tarc, ä la suitc du quel Tarc sc 
recourbe en forme de S. Les fibules de ce groupe sont toujours laites 
d'une seule pifece. Le porte-agrafe est allonge, d'abord sans bouton terminal, 
C'est ce que Ton a appelö la fibule „serpenti fonue** . 

Dans un autre exemplaire, le ressort d'arc a disparu et seul le ressort 
de töte subsiste (fig. 501. Cette fibule porte les traces d'une ancienne röpa- 
ration Ir^'S naive : l'arc sVtait brisö et les deux extremit^s de la cassure ont 




i8 

6te applaties et fix^es Tun sur Tautre ä l'aide d'un clou; mais ces deux pifeces 
n*6tant pas absolument fixes, la fibule avait perdu de ce fait toute son 6lasti- 
cite primitive. 

Puls le ressort de tete d'arc disparait (fig. 51). II est remplace par une 
toute petita bague marquant la Separation de i'arc et du ressort, et ayant 
pour but d'empßcher l'^toffe de remonter sur Tarc. L*6lasticit6 de la fibule 
n'est obtenue que par le ressort et les möandres de Tarc. Puis le porte-agrafe 
s'ailonge encore (fig. 52); et se termine par un bouton et une partie conique. 
Par la suite la fibule est ramenöe ä des proportions plus rationneljes (fig. 53), 
le porte-agrafe diminue de longueur, mais augmente de grosseur ; il se ter- 
mine par un gros bouton ; la bague de tete d'arc est remplacee par ün disque, 
qui souvent prend des dimensions Enormes {Fig. 55); c'est la fibule serpenti- 
forme de type commun. Celle-ci presente une variet^ (fig. 54) dans la quelle 
le disque de tßte d'arc est double. A titre de curiositö nous signalons ici 
un exemplaire (fig. 56) dont les dimensions sont tout ä fait anormales. 

Croupe XVII. Parfois la fibule serpentiforme s'orne de chaque cöte 
de l'arc de deux petites antennes laterales terminees par un bouton: c*est 
ce que Ton a appel^ la fibule „comue". 

Dans le type le plus ancien que nous rencontrions (fig. 57) le ressort 
d*arc a dejä disparu : il est remplace par une toute petite bague. Cette fibule 
a et6 fondue d'une seule pifece: les courbes de l'arc sont reli^es entr'elles 
par des tenons qui leur enl^vent toute elasticite; la forme serpentante n'est 
plus dejä qu'un souvenir. Sur la derniere courbe est fix^e une paire d'an- 
tennes. Le porte-agrafe se termine par un bouton extrfemement petit. 

Puis toute trace de ressort disparait (fig. 58); la bague de töte d'arc 
devient un disque; Tarc forme une double courbe, et, pour lui donner plus 
d'6lasticite, a ete applati; ä la naissance de la prämiere courbe sont placös 
deux boutons latöraux; ä la naissance de la seconde, une paire d'antennes. 
C'est la fibule cornue de type commun. 

Croupe XVIII. Enfin cornes et meandres disparaissent (fig. 59); ces 
derniers ne sont plus rappeles que par une courbe brusque de l'arc applati; 
le disque de töte d'arc subsiste; le porte-agrafe se termine par un bouton. 

Puis la courbure elle-möme disparait (fig. 60). La fibule est alors formte 
par un fil de bronze recourbö, dont les deux extremites se reunissent dans 
le porte-agrafe. Un disque placö au sommet de la courbe indique seul la 
Separation de Tarc et de Tardiilon; l'arc est applati sur toute sa longueur; le 
porte-agrafe se raccourcit et se recourbe ä son extremitö : il se termine par 
un petit bouton; cette fibule n'a d'autre ölasticite que celle que lui donne 
le mötal. 

Cette forme de fibule correspond exactement, dans ce groupe, ä la fibule 
de la Certosa dans le groupe precödent. 

A quelles pöriodes appartiennent ces diflförents types de fibules? C'est 
ce que nous allons essayer de döterminer. 



»9 



Comparons d*abord nos fibules ä celles que Montelius a r^unies pour 
ritalie. Nous obtenons le tableau suivant: 

TABLEAU DES FIBULES D'APRES MONTELIUS ') 



Fig- 


Fig. de 


A^e du 


bronze 


Premier äge du fer 


Epoque 


Epoque 


Montelius 










^tnisque 


gauloiflc 


IV a 


IVb 

X 


1 U j 


m 


1 


40 


X 










3 


43 




X 


r 








3 


47 




X 


r 








9 


102 








X 


X 


(r) 




xo 


80 








X 


X 


(r) 


, 


23 


109 






1 


r 


X 


r 


33 


Itl 










r 


X 


r 


43 


M4 












X 


r 


57 


260 








r 


r 






58 


263 












X 




53 


»75 












X 




51 


272 












X 





D'apres ce tableau fjuelques-unes de nos fibules appartiendraient dejä 
ä la fin de I epoque du bronze, d'autres ä la deuxi^me et ä la trotsi^me 
phase du premier äge du fer; mals la plupart appartiennent ä ce que Mon- 
telius a dönomm^ epoque etrusque. NoCons ce fait interessant que les fibules 
du debul du premier äge du fer fönt presque eniiörenient defaut. 

Voyons maintenant ä quels resultats nous arnvons par l'ötude de nos 
fibules, et si ceux-ci concordent avec ceux aux quels Montelius est arrive 
pour ritalie. 

Nous avons entre les mains un materiel considerable, repr<^sentant plus 
de 300 tombes etrusques, que nous pouvons regarder comme parfaitement 
süres, et comme formant la presque totalit^ des tombes fouill^es jusqu a ce 
jour. En effet les Musees de Gen^ve, Berne, Bäle, Lugano, de Berlin et de 
Londres, ainsi que le gouverneraent du Tessin poss^ent quelques tombes, 
mais elles leur ont ete en general vendues par le Musee National et ne sont 
que des doubles de se-t colleclions. Aussi pouvons-nous, dans i'enquete que 
nous entreprenons, ne pas en tenir compte : elles ne changeront rien au 
groupement des fibules. 

Notre enquete sur les fibules etrusques ä deux bases fixes, bien deter- 
min^s, qui nous mdiquent le point de depart, et le point d'arrivi^e: ce sont 
d'une part, rintroduclion dans les cimeti^res tessinois des fibules gauloises, 
d'autre part la pr^sence dans nos tombes de fibules plus anciennes dont 
quelques-unes se renconlrent dejä dans les stations lacustres. 

') Une X signifie que la fibule est fr^uente; r, qu'elle est rare, et (r), qu'elle est tr^s rare. 



20 



Nous allons donc pouvoir röpondre aux deux questions suivantes : 
Quels types se trouvent.avec les fibules les plus anciennes? 
Queis types se rencontrent avec des fibules gauloises? 
Röpondons d'abord ä la premi^re. Dans le tableau que nous avons 
dresse d'apr^s Montelius, nous avons constate que les fibules de type le plus 
ancien, qui remontent jusqu'ä la fin de l'epoque du bronze sont les fibules ä 
grandes et petites cötes, la fibule ä arc simple, la fibule ä crochet et la 
fibule ä bouton (fig. i — lo). 

Avec ces fibules nous trouvons les types suivants: 

Types 53 lo fois 

„ 34, 41, 6 6 „ 

„ 20, 43, 52 2 „ 

» 57' 54» 40» 3^ 28. II . . I „ 
que nous pouvons consid^rer comme etant les fibules les plus anciennes de 
la s^rie ^tnisque. 

Si nous dressons maintenant le tableau des fibules qui se rencontrent 
en compagnie de fibules gauloises nous obtiendrons le tableau suivant: 

Type 37 46 fois type 31 6 fois 

n 43 29 » V 46. 33. ::ö, 18 . . . I „ 

» 53 *8 .» 
„ 42 ■ 10 „ 

«58 7 « 



TABLEAU DES FIBULES DE TYPES ETRUSQUES 



Types 




1 


II 


III 


1 a 3 4 5 9 10 




(r) 






18 40 




(r) 


X 




II 38 




r 


X 




28 




(r) 


X 


(r) 


31 




(r) 


X 


r 


a6 




r 


X 


r 


37 43 




r 


X 


X 


33 






X 


(r) 


20 46 






X 


r 


45 






X 


X 


19 23 24 27 29 30 34 35 39 38 45 44 


47 48 6 7 8 




V 




57 




(r) 






54 




(r) 


X 




58 




(r) 


X 


r 


53 




r 


X 


X 


49 52 54 60 






X 





21 



Ces deux tableaux nous permettent donc de reconnaitre quelles sont 
Ics varidtes de fibules qui ont ete en usagc les premiferes, et quelles sont 
Celles dont la vie s*est prolong^e au delä de la fio de la p^riode etrusque 
proprement dite. Si nous combinons niaintenant ces deux tableaux, nous 
obtiendrons le tableau d'ensemble suivant (voir ä la page 20), dans le 
quel la premiere colonne sc rapporte aux döbuts de !a pöriode (Etrusque, la 
deuxi^me ä la periode moyenne, et la troisi^me au passage de la Periode 
ölrusque ä la periode gauloise. 

Remarquons encore que si les fibules etrusques de la premiere periode 
sont assez nombreuses en tant que varietös, le nombre de chacune d'elles 
demeure trfes faible» tandis que pendant le d^but de la periode gauloise, le 
nombre des types est relativement restreint, mais en revanche certaines 
d'cntr'elles se retrouvent un nombre de fois considerable. 

Si nous voulons simplifier ce tableau et ie ramener, pour faciliter les 
comparaisons, ä celui que nous avons dresse d'aprts Montelius, nous obtien- 
drons le resultat suivant : 



TABLEAU DES FIBULES 



Fig. 


Fig de 
Uontelius 


Age du bronze Premier äge du fer 


Epoque 


Epoque 

fTfltili-tiKf* 


IVa 1 


IVb I 


II 


in 


* q . I 


I 


40 












a 


43 






(r) 






3 


17 






ir) 






9 


80 








(r) 






10 


202 








(r) 






43 


144 










r 


X 


r 


33 


III 












X 


(r) 


aa 


109 












X 




57 


260 










(r) 






58 


263 










(r) 


X 


r 


53 


275 










r 


X 


X 


5' 


270 












X 





En comparant ces deux tableaux nous pouvons faire quelques remarques 
Tnt^ressantes: 

i. Certains types ddjä en usage ä la fin de l'^poque du bronze ont 
la vie beaucoup plus longue dans le Tessin que dans Tltalie. 

2. La fibule de la Certosa apparait plus tot dans le Tessin. 

3. La fibule ä navicelle disparait plus tot. 

4. Les fibules cornues et serpentiformes apparaissent plus tot et durent 
plus longtemps. 



22 

Et maintenant quelles conclusions tirer de ces remarques quant ä Vage 
de nos cimeti^res tessinois? A quelle 6poque placer leurs debuts? 

La plus grande partie de nos tombes, avons-nous dit, appartiennent ä 
la Periode etrusque, qui forme la transition entre T^poque du premier äge 
du fer et I'epoque gauloise. Cependant quelques tombes contiennent des 
fibules de types beaucoup plus anciens. Les fibules ä grandes cötes en par- 
ticulier se retrouvent dejä dans les stations lacustres.') Mais d'autre part, 
elles se rencontrent ici en compagnie de fibules beaucoup plus jeunes, comme 
des fibules ä sangue et de la Certosa, que rien ne nous autorise ä faire 
remonter aussi haut. Nous sommes donc amen^s ä admettre que dans le 
Tessin ces fibules se sont conserv6es beaucoup plus long^emps, probablement 
jusqu*ä la fin de la periode du premier äge du fer. 

D'oü nous pouvons conclure que nos cimetiferes re^urent leurs premiferes 
tombes ä la fin du premier äge du fer. 



') Fibules ä arc simple: Wollishofen et Estavayer (M. National), Estavayer (M. Kri- 
bourg). Fibules ä grandes cötes: Mörigen (M. National, Berne et Fribourg); (voir Mittheil. 
Zürich XXU, I, pl. III, 35 et Pfahlbauten Bericht VIII, pl. VIII, i, 3). 




Das römische Kastell Burg bei Zurzach, 

untersucht im Auftrag der Kommission für römische Forschungen 

von 

Dr. J. Heierli, 



I. Aeltere Nachrichten und Funde vom römischen Zurzach. 

Nach der Okkupation der schweizerischen Hochebene durch die Römer 
bestimmte Kaiser Augustus Rhein und Donau als Nordgrenze seines Reiches. 
Die Grenzlinie zog von der Mündung des Rheinstroms demselben nach 
hinauf bis zum Bodensee, ging von dort zur Donau und folgte diesem 
Strome bis ins schwarze Meer. Diese Grenze wurde befestigt. 

Was die Strecke vom Bodensee bis Basel bctriHt, so wissen wir, daß 
dieselbe in römischer Zeit durch drei (resp, fünf) Kastelle und durch ca. 40 
Wachltürme geschützt war. Die Kastelle lagen bei den heuligen Orten 
Stein a Rh., Zurzach und Baselaugst (diejenigen von Konstanz und Basel 
sind wohl Jüngern Ursprungs) und zwischen ihnen zeigen sich die Reste 
der Wachltürme. 

Das mittlere jener drei Kastelle befand sich beim heutigen Zurzach 
auf einer natürlichen Terasse am Rhein und seine Reste werden gegen- 
wärtig noch „Burg" genannt. Kigentlich trifft man auf Burg bei Zurzach 
Ruinen von zwei römischen Festungen. Die einen Reste befinden sich auf 
dem sog. Kirchliimck, die andern auf Sidelen beim ehemaligen Schlößchen 
Mandach. Zwischen beiden Festungen führte die Römerstraße, die von 
Vindonissa nach der Donau zog, an den Rhein; und Im Rhein vor Burg 
draußen, zwischen diesem Weiler und dem badischen Dorfe Rheinheim, 
lassen sich bei niedrigem Wasserstande heute noch Spuren der römischen 
Brücke erkennen. 

Es ist merkwürdig, daß uns die römischen Schriftsteller fast gar nichts 
über die Befestigung der Rlieingrenze berichten. Der im 2. Jahrhundert lebende 
Geograph Ptolemäus spricht nur von zwei Übergängen über den Rhein 
zwischen Bodensee und Basel : Ganodurum und F"orum Tiberii. Ganodurura 
wollte man mit Stein aRh. identifizieren, Forum Tiberii wurde in Kaiser- 
siuhl, Zurzach und vielen andern Orten gesucht. Die Tabula Peutingeriana 
nennt den Ort, wo die Römerstraße von Vindonissa nach der Donau den 
Rhein übersetzt, Tenedo. Demnach hätte es den Anschein, als ob Zurzach 
in römischer Zeit zwei Namen gehabt hatte, ähnlich wie Martigny u. a. O. 

Wenn uns die römischen Nachrichten nichts Bestimmtes über Zurzach 
mitteilen, so sprechen um so deutlicher die daselbst stehenden Ruinen und die 



24 

bei denselben gemachten Funde. Schon Tschudi und Stumpf wissen davon 
zu berichten, war doch im Jahr 1517 die Inschrift des Certus in die Kirchen- 
mauer von Zurzach eingesetzt worden, wo sie sich noch jetzt befindet. 
Schon damals fielen die Mauerreste auf Burg in die Augen und wußte man, 
daß daselbst Münzen, Schmucksachen, Ziegel etc. gefunden worden waren. 
Selbst Gold und Silber fehlte nicht unter den Funden, Der Zurzacher 
Chorherr und Kantor Kaspar Schwertter erzählt in seinen „Denk windigen 
Sachen" nicht blos von Altertümern auf Burg; er behauptet auch, daß drei 
Brücken über den Rhein geführt hätten. Dasselbe berichtet auch der 1690 
verstorbene Stiftsverwalter Acklin. Dieser Altertumsfreund weiß aber noch 
andere interessante Dinge aus Zurzach: Er sah selbst, daß im Rebberglein 
Entwieser, nicht weit vom Stettbrunnen an der Landstraße, 1657 ein uraltes 
Grabfeld zum Vorschein kam, wie denn auch in Mizkilch, westlich von Burg, 
Totengebeine ausgeackert wurden. 

Im Jahr 1670 wurde in Rheinheim, wo der römische Brückenkopf ge- 
standen haben mtß, die Kirche neu gebaut. Beim Fundamentieren stießen 
die Arbeiter auf römische Reste. Im folgenden Jahr deckte Acklin eine 
Mauer auf, die vom Kastell Sidelen zum Rhein hinunter führte und grub 
aus der genannten Festung zwei römische Grabsteine mit Inschriften hervor 
(jetzt im Museum Aarau). 

Die drei Inschriften, wozu noch ein kleines Fragment einer vierten 
kam, wurden oft besprochen, ohne daß die Forschung wesentlichen Nutzen 
davon gehabt hätte. Dem 19. Jahrhundert war es vorbehalten, auch hier 
die Arbeit weiter zu führen. Das geschah durch Regierungsrat Schaufelbühl 
und den Zürcher Forscher Dr. F. Keller, welch letzterer alles bis zu seiner 
Zeit Bekanntgewordene zusammenfaßte und ein klares Bild des römischen 
Zurzach entwarf. Schade, daß er nicht systematische Untersuchungen 
begann. 

Im Jahr 1819 war ungefähr in der Mitte des Rheins zwischen Burg 
und Rheinheim eine römische Säule zum Vorschein gekommen. Sie wurde 
im Garten des Herrn Schaufelbühl, wo auch die 1671 entdeckten Inschrift- 
steine geborgen gewesen zu sein scheinen, aufgestellt. 1853 wurde ungefähr 
an der gleichen Stelle wieder eine Säule entdeckt und von badischen An- 
wohnern ans Ufer geschafft. Schaufelbühl sammelte zudem eine Menge von 
Kleinfunden: Ringe, Fibeln, Gemmen etc. 1857 erstellte Prof. Hagnauer in 
Zurzach einen Plan der römischen Anlagen daselbst und zeichnete, da der 
Wasserstand sehr niedrig war, auch die Brückenpfeiler ein. 1860 gab F. 
Keller seinen Bericht und diesen Plan zusammen heraus. *) 

Danach besteht das Kastell Burg bei Zurzach aus zwei Werken, die 
durch einen tiefen Graben, in welchem die Straße zur Brücke führte, ge- 
trennt und durch eine den Graben durchziehende Mauer verbunden wurden. 
Das westliche Kastell, auf dem Kirchlibuck, fällt gegen den Rhein steil ab 

') MiUeilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich XII, 7 p. 302 ttc. 



26 



bildet ein schräges Viereck, dessen Ecken allerdings unbekannt waren und 
das mit einer Mauer mit dem Rhein verbunden war. Nach dem Hagnauer'schen 
Plan sind um 1860 alle vier Seitenmauem bekannt gewesen. Der Eingang 
wurde an der Südwestfront konstatiert. 

Seither hat sich nun die Sachlage wesentlich verändert. Zwar die 
Feste auf dem Kirchlibuck dürfte noch so ziemlich gleich aussehen, wie vor 
einem Mcnschenalter, aber das Kastell aul Sidelen hat gelitten. Von den 
Umfassungsmauern sah man bei Beginn unserer Arbeiten keine Spur mehr. 
Noch schlimmer aber war. daß auf der Rheinseite eine gewaltige Kiesgrube 
angelegt worden war und man lürchtcn mußte, daß in absehbarer Zeit die 
allenfalls in der Erde noch vorhandenen Reste von Mauern und Türmen 
vollständig verschwinden werden. Die Verbindungsmauer mit dem Rheinufer 
ist denn auch bis auf einen kleinen Rest (bei a des Obersichtsplans, Abb. 3) 
total beseitigt. Die Nordostfront der Feste stürzte sukzessiv in die Tiefe 
und da, wo sich allere Leute von Zurzach als Kinder noch im Innern eines 
Rundturmes (an der nordöstlichen Ecke, rheinaufwärts ^ b des Übersichts- 
plans) dem Spiel hingegeben zu haben behaupten, gähnte die Kiesgrube, 
die immer weiter in den Abhang griff. 

Freilich sind seit den Tagen Schaufclbühls und Kellers unsere Kennt- 
nisse des römischen Zurzach erweitert worden. Beim Bau der Eisenbahn 
Winterthur-Basel kamen unfern Burg, zwischen dem römischen Doppel- 
kastell und dem Städtchen, mannigfache Römerreste zutage. Sie gelangten 
zum Teil m das Antiquarische Museum nach Aarau. Der Fundort heißt 
Himmelreich. Es scheinen da zur Zeit der Römer mehrere Häuser ge- 
standen zu haben. 

Ein anderer Fundort von römischen Antiquitäten, hauptsächlich von 
Münzen, liegt rheinwärts vom Bahnhof Zurzach. Das ist das sog. Mizkilch, 
wo, wie oben berichtet wurde, schon früher „Totengebein" zum Vorschein 
gekommen. Im westlichen Teil der Gegend Mizkilch hat Herr Zuberbühlcr 
seine Villa erbaut und einen Park angelegt. Bei diesen Arbeiten sind mehr- 
fach Münzen gefunden worden. 

Am II. Juni 18^ besuchte der Berichterstatter Zurzach und besah 
sich auch die ihm wohlbekannten Spuren der römischen Doppelfestung auf 
Burg. Er erschrack geradezu, als er sah, wie rasch die Arbeiten in der 
Kiesgrube vorrückten und wie viel von dem alten Kastell bereits ver- 
schwunden war. In der Kiesgrube waren zwei Mauerstücke zu bemerken, 
die ofienbar der ehemaligen Verbindungsmauer zwischen dem Kastell Sidelen 
und dem Rhein angehört hatten. Hoch oben in der Kiesgrube stießen zwei 
andere Mauerstücke in die Lult hinaus: das eine (b des Übersichtsplanes) 
gegen den Rhein, das andere (c) vom ehemaligen Schlölkrhen Mandach her, 
ungefähr rechtwinklig zum vorigen. Das erste gehörte der Südostfront des 
Kastells an, das andere d^r Nordost- oder Rheinfront. Es konnte nur die 
Frage ganz kurzer Zeit sein, wann beide Stücke abbrachen. 



«7 

Dieser Befund, einen so unangenehmen Eindruck er auch auf den Be- 
schauer machte, zeigte doch, daß die Erde wirklich noch Reste des römischen 
Kastells, von dem äußerlich nichts mehr sichtbar gewesen, barg. Also war 
die Hoffnung gerechtfertigt, daß man dasselbe durch eine Ausgrabung noch 
so weit bioslegen könnte, um einen Grundriß zn erkennen. Nachfragen 
ergaben denn auch, daß sogar der Rundturm an der Ostecke (rheinaufwärts) 
in seinen Fundamenten noch vorhanden gewesen und in die Kiesgrube 
abgestürzt sei (1). 

Der Berichterstatter erachtete es deshalb als seine Pflicht, der ^Römer- 
kommission" von dieser Sachlage Mitteilung zu machen und sie zu ersuchen, 
helfend und schützend einzugreifen. Diese beschloß denn auch sofort 
(Sitzung vom i6. September 1Ö99), einen Plan des gefährdeten römischen 
Mauerwerks aufnehmen zu lassen, da man nicht wohl auf die Erhallung der 
Ruinen rechnen konnte. Weil aber zur Aufnahme eines Planes die Ausgra- 
bung und Feststellung der Mauerzüge gehörte, wurde beschlossen (Sitzung 
vom 28'. Februar 1903I, eine Ausgrabung zu veranstalten und den Bericht- 
erstatter damit zu beauftragen. 



II. Das östliche Kastell, beim SchlOsschen Mandach auf Sideten gelegen. 

Die Wiese oberhalb des ehemaligen Schlößchens Mandach, Sidelen. 
gehörte im Jahre r903 dem Groß-Industriellen von Zurzach, Herrn Zuber- 
bühler. Er gab in freundlicher Weise die Erlaubnis, Grabungen in seinem 
Eigentum vorzunehmen und stellte nur die Bedingung, daß ihm das Land 
in ordentlichem Zustande wieder zurückgegeben werde. Sollten sich Ob- 
jekte von bedeutendem Werte finden, so wollte er selbst darüber verfügen, 
resp. sie einem Museum schenken. Er anerbot sich ferner, uns Arbeiter zu 
den von ihm selbst bezahlten Taglöhnen zur Verfügung zu stellen. Leider 
starb dieser Freund unserer Bestrebungen vor Beendigung der Ausgrabung. 

Am 20. Juli 1903 wurde auf Sidelen mit den Abdeckungsarbeiten be- 
gonnen und das Kastell bis Ende des folgenden Jahres vollständig unter- 
sucht (Abb. 4). Man begann bei der südlichen Ecke und stieß bald auf eine 
außerordentlich feste Mauer, die einem Rundturm angehörte, an welchen sich 
die Südost- und die Südwestfront der ehemaligen Feste anschlössen (siehe 
Spezialplan Abb. 4, IV). Die erstere, nämlich die Sodostmauer, zog sich in 
3,5 ra Dicke ca. 18 m weit in der Richtung gegen den Rhein, resp. gegen 
die Kiesgrube, Dann folgte ein nach dem Innern des KastelFs gerichteter Ab- 
satz, wohl ein Eingang (Abb. 4, V). Gleich nachher war die Mauer abge- 
brochen. Die Mauerdicke war von 3,5 auf 2,9 m hinuniergesunken; der 
Fundaraent-Vorsprung betrug 60 cm. 

Die Südwestmauer wurde wegen der in ihrer Nähe stehenden Obst- 
bäume nur durch Sondierlöcher in ihrem Verlaufe konstatiert. Ihre Dicke 
betrug oben 2 m, im Fundament aber 2,65 m. Ungefähr in der Mitte der 
Front stieß man auf einen Eingang. Auf der innern Seite desselben lag 



28 



eine 4,3 m lange und 2,9 m breite Mauerplatte (Abb. 4, g). Das war offen- 
bar der schon von den Chronisten erwähnte Eingang. In seiner Nähe muß 
die von Keller ') angeftihrte Grabkammer gelegen haben, bei der Acklin die 
beiden jetzt im Museum Aarau befindlichen Inschriftsteine einsetzen ließ. 



— ( 

s 




An der Westecke des Kasteiis befand sich ein gut erhaltenes Rondell (III). 
Der Hohlraum im Innern desselben war klein und hatte einen Durchmesser 
von 4 m. Das Fundament sprang 15 cm nach innen vor. Die eigentliche 
Rondellmauer war 1,85 m dick; das Fundament ragte auch nach außen 15 



29 



cm vor. Im Innern des Turmes zeigte sich eine Steinpflästerung und in 30 
cm Tiefe darunter eine gelbliche Lehmschicht. 

Merkwürdigerweise zog sich von diesem Rondell eine 2 ra dicke 
Mauer Ih) nach Westen und zwar so, daß das Rondell, also der stärkste 
Teil der Römer-Anlage, innerhalb dieser Mauer blieb. Letztere ist jedenfalls 
identisch mit dem Mauerzug, den F. Keller als V^erbindung der beiden 
Kastelle auffaßte. Sie läuft aber nicht, wie der Hagnauer'sche Plan angibt, 
direkt nach dem Kirchlibuck, sondern schräg nach Westen. Wenn sie 
wirklich die Verbindung der beiden Kastelle darstellt, warum ist denn das 
Kondel innerhalb und nicht außerhalb der Mauer? 

Dieses vom Kastell auf Sidelen abgehende Mauerstück konnte nur 
einige Meter weit verfolgt werden, da es unter das Sträßchcn tauchte und 
fernerhin in einem Garten gesucht werden müßte. Etwa 8,5 m von der 
Kastellmauer entfernt zeigte sich an der Südseite dieser cvcnt. Verbindungs- 
mauer in der Mauer selbst 14 röhrenförmige Aussparungen {siehe Abb. 4, h), 
die aussahen, wie aufrecht neben einander gestellte Zemenlröhren, welche 
von einer Mauer überlagert werden. Von ihnen ausgehend, ließ sich der 
Mauer nach ein schaufelbreiter Kanal mehrere Meter weit verfolgen. In den 
Röhren selbst kamen Reste vermoderten Holzes zum Vorschein. 

Die nordwestliche Mauerfront wurde zunächst durch Sundierlöcher 
verfolgt bis in nächste Nähe des Schlößchens Mandach, das wohl z. T. aus 
dem Material des Römerkastells erbaut worden. Auch die beiden von Acklin 
entdeckten und in die Mauer der Südwestfront eingelassenen Inschriftsteine 
lagen längere Zeit im obern Keller des Schlößchens, bis Dr. Schaufelbühl, 
Sohn des obgenannten Regierungsrates, sie ans Tageslicht zog. 

Die Nordwestmauer lag, wie die andern Mauern, nur 10—30 cm unter 
der Erdoberfläche. Sie war autTallend dünn. Ihre Dicke betrug beim Rondell 
1,3 m und nahm dann zu bis 1,75 m in der Nähe des Schlößchens {dessen 
oberster Teil als Stickereigebäude benutzt wurde). Das Fundament war 
auch hier etwas stärker als die Mauer; es stand auf der Seite gegen das 
Kastell-Innere vor. 

Gerade an der Stelle, wo das Stickereigebäude unsern Nachgrabungen 
ein Ende machte, scheint das Rondell der Nordecke des Kastells auf 
Sidelen (II) gestanden zu haben. Beim Abbruch des Schlößchens Mandach 
und der Planierung seiner nächsten Umgebung fand man keine Spur des 
Kastells mehr. 

Der größte Teil der Rhein- oder Nordostfront ist in die Kiesgrube ab- 
gestürzt und ebenso das Rondell an der Ostecke (I). Von der Verbindungs- 
maucr dieses Ostturms mif dem Rheinufer haben wir, wie oben erwähnt, 
nur einen kleinen Rest (a) angetroffen und auch dieser ist infolge der neuen 
Straßenbauten, die der Gegend, wo die Kiesgrube sich befand, ein ganz 
anderes Aussehen gaben, zugedeckt worden. 



') Mitten, der Antiq. Gesellsch. ZOrich XII, 7 (1860) p. 307. 



Im Innern des Kastells Sidelen stieß man zwischen dem Rondell der 
Westecke und der Mauerplatte beim Eingang an der Sttdwestfront auf einen 
Mauerzug (fe), der ungefähr parallel der Nordwestfront rheinwärts lief. In 
einer Entfernung von 32,5 m von der Südwestmauer bog dieser Mauerzug 
fast rechtwinklig gegen die Nordwestmauer ab, erreichte dieselbe jedoch 
nicht ganz (Türe? d). 

Alle Mauern bestanden aus stark verwittertem Kalkstein, der mit viel 
Kalkmörtel gemischt war. Ziegelmörtel kam nur in eingemauerten Stücken, 
die von einem altern Bau herrühren müssen, vor. Das östliche Kastell 
gehört demnach einer Jüngern Zeit an; auch seine Form (verschobenes 
Quadrat mit kleinen Ecktürmen) spricht deutlich dafür. 

Im Innern des Kastells lag auf der Rheinseite vom Sträßchen bis gegen 
die Mitte ein fester Estrichboden (Guß). Beim Durchschlagen desselben 
fanden sich ziemlich vor der Mitte der Nordostfront Tonscherben und eine 
Rollennadel aus Bronze (siehe Plan Abb. 4). Die Scherben gehörten zu zwei 



^S..- 



5. Buckelume aus Zurzach. 
(Schweiz. Landesmuseum). 



Gefäßen. Das eine derselben konnte fast ganz zusammengesetzt werden 
und erwies sich als eine große, wettbauchige Urne. Das andere Gefäß ist 
nur zu zwei Dritteln erhalten ; es ist eine in schweizerischen Funden bis jetzt 
noch nie vorgekommene sog. Buckelume (Abb. 5). 

Den südwestlichen Teil des Kastellraums ließ ich mit einigen Graben 
durchziehen Dabei kamen wieder römische Ziegel und Knochen zum Vor- 
schein. Nicht weit von der Mitte lagen zwei Platten aus Muschelsandstein 
(Bestimmung von Herrn Prof. Mühlberg). Die eine derselben war 1,15 m 
lang und 0,6 m breit, die andere 1,3 m lang und 0,92 m breit. Die erstere 
besaß einen 35 cm breiten, verdickten Rand und sah aus wie ein noch 
unbenutzter Inschriltstein, der entzwei gebrochen. Der Rest der vertieften 



3' 



6. Beinkamm aus Zurzach 
(Schweizerisches Landcsmuscum). 



Fläche, welche möglicherweise die Inschrift hätte tragen sollen, war 0,95 m 

lang und 0,25 m breit. 

Außer diesen Funden kamen im Mauerschiitt noch Ziegelslücke, Heiz- 

röhren-Fragmente, Teile eines 
Mühlsteins , eine Eisenlanze, 
Eisen- und Bronzebeschlage, 
ein Bronzeschlüssel, Tierkno- 
chen und Münzen zum Vor- 
schein, welche dem Schweize- 
rischen Landesmuseum und 
dem Museum in Aarau über- 
geben wurden. Das erstere 
erhielt auch einen merovingi- 
schen Beinkamm (Abb. 6), der 
im West - Rondell entdeckt 
wurde und einen Typus zeigt, 
der m. W. in der Schweiz noch 

nie konstatiert wurde. 

Unter den Tierknochen fand Herr Prof. Dr. Keller Reste vom wilden 

Bos primigenius und zugleich vom zahmen. Also hat der Ursiier noch zur 

Römerzeit in der Schweiz gelebt. 

Von den Münzen sind nur wenige gut erhalten, nämlich: 

1. Mark Aurcl 161 — 180 Cohen III 79 No. 807. 

I M. Aurel. Antoninus Aug. Arm. Parth. Max. 

I Tr. Pot XX Imp. IUI Cos. lil S.C [Victoria] 

3. Sevcrina 370—274. Cohen VI sio No. 7. 

( Severina P. F. Aug. 

I Concordiac Militum. 

3. Ucinius Pater 315—316. 
j Imp. Licintus P. F. Aug. 
I Genie Pop. Rom. 

4. Constantinus 307-337. 

6. Constantin d. Jüngere: 337—340. 
1 Constantinus jun. Nob. C. 
1 Gloria Exercitus. 

7. Valentinianus I: 364-375. 
Securitas Reipublicae 

B. Valens: 364—378 

Gloria Romanorum. 
9. Gratianus: 375—383- 

Gloria Romanorum. 
IG. Valentinian? 

(Bestimmungen von Herrn E. Hahn.) 

Sowohl vor der Südwest- als vor der Südostfront ließ ich einige Graben 
ausheben, um das eventuelle Vorhandensein von römischen Spitzgräben zu 
erforschen, aber ohne Erfolg. Übrigens scheint das Terrain um das Kastell 



[aufrechte Concordia]. 
Cohen VII 193 No. 49. 



Cohen Vllt 357 No. 350. 

. 303 - öaa'aa- 

> . 377 « "4- 



Cohen VIII 92 No. 37. 

[Victoria]. 

Cohen VIII 103 No. 11. 

Cohen VIII 139 No 23. 



32 

herum abgetragen worden zu sein, so daß nur eine dünne Humusschicht 
über dem Kiesuntergrund liegt. 

Das Kastell auf Sidelen bildet also ein verschobenes Quadrat mit vier 
kleinen Ecktürmen. Die stärkste Seite war die Südostfront, die schwächste 
die dem Kirchlibuck gegenüber liegende Nordwestmauer. Die Mittelpunkte 
des Süd- und des Westturms lagen rund 50 ra aus einander. Die Länge 
der Südostseite dürfte 48 m betragen haben, diejenige der Rheinfront eben- 
soviel und diejenige der Südwestseite wenig mehr. Der Winkel zwischen 
den Mauerrichtungen beim Südturm betrug 98 °, derjenige beim Westturm 
80 " (siehe Plan, Abb. 4). 

Gegenwärtig (Ende 1906) ist von dem östlichen Kastell bei Zurzach 
fast gar nichts mehr vorhanden, da die Mauersteine zum Bau der benach- 
barten Häuser benutzt wurden. Wie schon erwähnt, mußte das Schlößchen 
Mandach abgebrochen werden und die Kiesgrube wurde infolge der Straßen- 
bauten zum größten Teil eingedeckt. Für absehbare Zeit wird nun das 
römische Terrain auf Sidelen wieder zur Ruhe kommen, aber vom Kastell 
liegen kaum mehr Spuren im Erdboden. Es war höchste Zeit, wenigstens 
den Plan desselben aufzunehmen. (Fortsetzung folgt) 




Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1906. 

I. Römische Wasserleitung in Oberburg. 

Von C. Fe/ü. 

Anfangs März 1906 erwirkte die Gesellschaft Pro Vindonissa die Er- 
laubnis, Grabungen auf dem Grundstück von Frau Witwe Schatzmann in 
Oberburg vorzunehmen. Dieses Grundstück bot für uns ein besonderes 
Interesse, weil es in der direkten Verlängerung des bis jetzt bekannten Tetl- 
stQckes der römischen Wasserleitung Hausen-Königsfelden lag, welche bei 
der westlich von der Dorfstraße hegenden, ebenfalls römischen Brunnenstube 

nach Norden, der Anstalt Königsfelden zu, abbiegt. 
(Römische Wasserleitung, siehe Anzeiger für schwei- 
zerische Altertumskunde 1900.) In Anbetracht, daß 
die Bnmnenstube auch einen Ausfluß nach Osten 
aufwies, also gegen den Kahrrain, wo ebenfalls 
Überreste von römischen Gebäuden gefunden 
wurden, konnte angenommen werden, daß sich die 
Wasserleitung in östlicher Richtung fortsetzte, um 
auch dieses Quartier mit Wasser zu versorgen. 
Einige Schnitte in dem östlich von der Dorfstraße 
gelegenen Grundstück bestätigten unsere Vermu- 
tung; es wurden die Überreste einer romischen Wasserleitung auf die 
ganze Länge festgestellt. 

Die Leitung bestand aus einem gemauerten Fundament von 0,65 m 
Breite und 0,35 m Höhe. Darauf befand sich ein aus rotem Ziegelmörtel 
bestehender Boden mit 3 — 5 cm hohem Ansatz des Seitenwandverputzes aus 
gleichem Material; die Seitenwände selber waren abgebrochen, wie beige- 
gebene Skizze veranschaulicht. 

Der Kanal wurde auf eine Lunge von 50 m konstatiert; ihn weiter zu 
verfolgen, erlaubten die Verhältnisse nicht, indem mit der Grenze des Grund- 
stückes auch die Bewilligung zur Grabung aufhörte. 




7. Oberburg. 

Römische Wasst-rleitung. 

Qucrsehniit. 



3. Grabungen im Park von Königsfelden 

Von Z.. Frölick 

Im Sommer 1906 wurde im Spaziergarten der Abteilung für ruhige 
Frauen, der sich unmittelbar an die Ilauptfagade der Anstalt anschließt, ein 



34 



mit Rasen bepflanztes Stück Land umgearbeitet. Die Direktion ließ bei 
diesem Anbß in der zirka 400 m- großen Fläche auch einige Versuchsgraben 
ziehen. Man stieß hiebei in der Tiefe von etwa iio cm auf eine Schicht, 
die mit großen, runden Pflastersteinen belegt war. eine Art Steinbett von 
ungefähr 20 cm Höhe, das sich fast über die ganze durchsuchte Rasenfläche 
ausdehnte. Unter diesem Steinbett fand sich lehmhaltiger, rotgelber Kies, 
der hier überall die oberste Schicht des eigentlichen Kiesgeschiebes bildet. 
Die Erdschicht über dem Steinbett enthielt zerstreut, aber ziemlich zahlreich, 
Scherben von kleinen und großen Gefäßen aus grauem, schwarzem und 
rotem Ton, Terra sigillata- Scherben von der guten Qualität, wie wir sie hier 
überall finden, Knochen. Ziegelstücke, Asche und kohlehaltige Partien etc. 
Man sah deutlich, daß man sich in einer römischen Kulturschicht befand; 
doch waren die Funde nicht ermutigend, und wir waren schon entschlossen, 
weitere Grabungen einzustellen, als einer der dabei beschäftigten Kranken 
an der westlichen Grenze des Steinbettes auf große Mengen von römischen 
Dachziegelbruchstücken stieß. Das Steinbett hörte hier auf, und beim Weiter- 
graben zeigte es sich, daß die Kulturschicht sich in die Tiefe ausdehnte. 
Bald stießen wir auf zahlreiche Topfscherben. Der Umstand, daß einzelne 
davon sich zu ganzen Geschirren zusammensetzen ließen, veranlaßte immer 
tieferes Nachgraben, und wir fanden, daß westlich von dem erwähnten Slein- 
bett eine bis 3,5 Meter tiefe Schicht sich hinzog, die eine grabenartige Ver- 
tiefung ausfüllte und eine große Menge von Topfscherben aller Art ent- 
hielt. Leider hinderte die Rücksicht auf die Gartenanlage und die Bäume, 
diese Schicht, die sich zweifellos in nördlicher und südlicher Richtung weiter 
hinzog, zu verfolgen. Sie unterschied sich durch ihre sandig-lehmige, humus- 
arlige BeschafTenheit, sowie durch die darin enthaltenen Scherben deutlich 
von dem unter dem Sti'inbt^tt gelegenen kiesigen Terrain. Aus den kisten- 
weise gesammelten Scherben ließen sich zirka 60 Stück ganze oder fast 
ganze, kleinere und größere Getäße aller Art und Form zusammensetzen, 
und die Töpfereiwaren unserer Sammlung wurden in wenigen Wochen um 
eine schöne Kollekdon z. T. recht seltener und schöner Stücke vermehrt. 
Das Hauplkontingent lieferte die Terra sigillata, lauter feine, gallische Ware, 
glatt und verziert. An Töpferstempeln sind notiert: OF • BASSI, OF VIÄ, 
VIRTVS, OF yi\SCI, GENALIS F. SENOM^, RONIC, sowie einige un- 
leserliche Stempel. Es fand sich ferner eine Münzmeistermünze des Auguslus 
(Maecilius Tullus) mit Kontremarke IM* A^G. Von den zahlreichen Zicgel- 
stücken trug merkwürdigerweise auch nicht ein einziges einen Legionsstempel 
oder Bruchstücke eines solchen. Es fanden sich ferner Bruchstücke von Glas- 
geläßen aus bläulichem und grünlichem Glas. Henkel und Hälse, Bodenstücke, 
ein Stück grün und rot gefärbtes (millefiori) Glas, ein eiserner Stilus, mehrere 
kleinere Bronzcobjekte, 2 Messergriffe, 2 Scharnierfibeln, bearbeitete Knochen- 
stOcke, einige Austcrnschalen und Muscheln und zahlreiche Knochen. Be- 
merkenswert ist der untere Teil einer nackten weiblichen Figur aus weißem 
gebrannten Ton, zirka 11 cm hoch. 




35 



In der vordem südöstlichen Ecke des durchsuchten Grundstückes stieß 
man ferner, 115 cm unter der Erdoberfläche, auf einen Mauerkranz von 
170 cm innemi Durchmesser und die weitern Grabungen ergaben, daß wir 
hier wiederum auf ein Senkloch gestossen waren, wie wir schon mehrere 
gefunden hatten. Dasselbe war schön und regelmäßig rund aus rechteckigen, 
kleinen Kalksteinen gemauert, bis auf 240 cm unter Erdoberfläche überall 
gleich weit und von dort an bis zur Basis sich konisch verengernd. In der 
Tiefe von 470 cm hörte die Mauer auf, der innere Durchmesser betrug dort 
noch 80 cm, der Boden war reines Kies. Angefüllt war dieses Senkloch in 
den obern Schichten mit Mauerüberresten und vielen Kalkbruchsteinen; unten 
in der Tiefe fand sich lehmig sandige, schmutzig graugelbe Erde. Einge- 
bettet darin waren zahlreiche Scherben aller Art; darunter der Hals und 
mehrere Bruchstücke einer rot und weiß gestreiften, mittelgroßen Amphore, 
worauf das Wort NOVEMB in großen Lettern cingekritzt war. 

Ganz in der Tiefe lag eme große Terra sigillata-Scherbe, verziert mit 
springendem Eber und Blattwerk, mit dem Außenstempel ^'KECViNDVS 
und ferner in Bruchstücken eine ganze Schale aus demselben Material mit 
Blatt- und Rankenornamenten. Beide Stücke fallen auf durch die rohere 
Technik der Verzierungen, die gelbrote Farbe der Glasur, die zudem an der 
Scherbe viele defekte Stellen aufweist. Das Fabrikat unterscheidet sich auf 
den ersten Blick von den zahlreichen andern Terra sigillata-Geschtrren, die 
sich bei der gleichen Grabung vorfanden. 

Bei den Nachforschungen nach diesem Verecundusstempel wurden wir 
aufmerksam gemacht auf eine kurze Publikation von Rochholz in der Fern- 
schau 1887. Darin sagt dieser Autor» daß beim Bau der neuen Irrenanstalt, 
deren Hauptgebäude nur zirka 20 Meter von diesem Senkloch entfernt ist, 
man ,^die westliche Stadtmauer von Vindonissa und außerhalb derselben einen 
vollständigen Brennofen samt Geschirrniederlage des hier seßhaft gewesenen 
Töpfers VERECVNDVS gefunden habe". Er erwähnt namentlich fünf voll- 
ständige rote Tonlaiupen mit diesem Stempel. Eine dieser Lampen, ein 
prächtiges Stück, ist in der antiquarischen Sammlung in Aarau noch vor- 
handen. Sie trägt den Stempel VERECV>D. 

Genaue Erhebungen Ober die römischen Funde beim Bau der Irren- 
anstalt vom Jahre 1869 wurden nicht gemacht. Die Angaben von Rochholz 
sind aber, wenn auch 18 Jahre später geschrieben, doch so präzis, daß an 
ihrer Richtigkeit nicht gezweifelt werden kann. Wir müßten also in der 
oben genannten Terra sigillata-Scherbe wohl auch ein Fabrikat des gleichen 
Töpfers Verecundus erblicken, der in Vindonissa arbeitete und somit auch 
Terra sigillata-ähnliches Geschirr herstellte. Die Glasur scheint ihm aber 
nicht so gut und dauerhaft gelungen zu sein wie seinen gallischen Kollegen. 

Wozu der mit Geschirroberresten angefüllte Graben einst diente, scheint 
nicht ganz klar, und es konnte auch nicht sicher ergründet werden, weil 
aus Rücksicht auf die Gartenanlage die Grabung eingestellt werden mußte. 



Sicher ist, daß auf 12 Meter Distanz östlich von demselben keine Mauern 
vorhanden waren. 

Die bei dieser Grabung gewonnenen Fundgegenstände sind mit wenigen, 
aus dem SchuUhügel stammenden Ausnahmen, in den Nummern 2589 bis 
2738 der Sammlung unserer Gesellschaft enthalten. 



3. Grabungen beim Neubau des Herrn Lehrer Weiss 
am Retgässchen Windisch. 

Von Edm. Fröhlich. 



Mit HeiTn Lehrer Weiß, der einen Neubau aufzuführen beabsichtigte, 
wurden Vereinbarungen getroffen, die uns das Ausheben der Erde für die 
Fundamente gestatteten. 

Die Bausteile liegt in der Mitte des sogenannten Rebgäßchens, des 
Weges, der oben, am Rande der Böschung über der Reuß, vom Fahrrein zum 
Schulhaus Windisch führt. 

Die Arbeiten wurden vom 23. April bis tr. Mai 1906 ausgeführt und 
ergaben keine namhaften topographischen Resultate; wohl aber eine ziem- 
liche Zahl von Fundstücken. An römischem Mauerwerk kam in der südwest- 
lichen Ecke der Baustelle ein 10 cm dicker Boden aus Kalkguß, mit Ziegel- 
steinmehl gemischt, zu Tage. Wir deckten ein 3,2 m langes und zirka r' < m 
breites Stück davon ab Am nördlichen Ende zeigte sich als Einfassung ein 
kleines Wändchen aus dem gleichen Material wie der Boden. 

Eigentümlich sind drei große, behauene, z. Z, fassonierte Steine, die 
längs der Nordscite der Fundamentgrube sich befanden; sie tragen keine 
Spur von Buchstaben. In der südöstlichen Ecke dagegen lagen sechs Bruch- 
stücke von Inschriften ; leider zeigen die Buchstabenformen solche Verschie- 
denheiten, daß es Teile von verschiedenen Inschriften sein müssen und nicht 
zusammengehören können. 

t. Ein Stück Inschriftenstein aus Savonniöre 
von St. Ursanne, zirka 14 cm lang und 14 cm breit. 

2. Stein aus mariner Molasse zirka 15 cm 
breit und 19 cm hoch, mit folgenden Buchstaben 

3. Sandstein, zirka 34 cm lang und 19 cm hoch. 
Die Buchstaben sind nicht besonders sorgfältig 
ausgehauen, und außerdem noch ziemlich ver- 
wittert; ihre Größe ist nicht ganz gleich, weshalb 
die Lesung ebenfalls erschwert ist. 

4. Stein aus weißer Savonnifere. Die Buch- 
staben sind sehr schön und sorgfältig gemeißelt. 
Das Stück ist 25 cm lang und 19 cm hoch. 




%s 




RJ 



37 



A 



5. Ebenfalls weiße Savonni6re, zirka 23 cm hoch 
und 15 cm breit; hat Änlichkeit mit Nr. 4. 

6. Stein aus mariner Molasse (Mügenwiler), zirka 
15 cm hoch, 13 cm breit die Buchstaben sind sehr 
deutlich, aber nicht besonders fein ausgeführt; der 
untere Teil zeigt Reste der Umrahmungsleisten. 

Die unterste Linie weist deutlich mit Votum Solvit ^ 

lactus Itbens auf einen Votivstein; ob rapax gelesen 
und ein Zusammenhang mit der XXI. Legion erstellt werden darf? 

Außer diesen Inschriftenfragmenten fand sich ein Oberarm einer ge- 
panzerten Statue und ein Stück des Schuppenpanzers einer solchen, beide 
aus weißem Savonniärestein. 

Ferner lag im Mauerschutt ein Stück eines Hausaltares (Nr. 2521 des 
Museumskataloges). Vier Stücke vom Legionsstempel XXI mögen hier eben- 
falls erwähnt werden. 

Von Tongefäßen sind einige wenige Scherben von terra sigillata mit 
Stempel gefunden worden und der Fuß einer großen roten Räucherschale. 

Aus weißem gebranntem Ton ist ein Fragment einer Statuette (Diana?), 
die in der rechten Hand einen Bogen hält; ein Reh schmiegt sich an ihr Knie. 

An Glas kamen einige Scherben zum Vorschein, ohne besondere Wich- 
tigkeit, und einige Spielsteinchen aus Glasfluß. 

An Bronzesachen sind zu erwähnen: 
I flache Charnierfibel ; 
I Nadel, zirka 15 cm lang; 
I Stecknadel mit Knopf, 10 cm lang; 
I kleines Glöcklein; 
I Filochiernadel. 

Erwähnenswert ist ein zirka 5 cm langes und 2 cm breites Stück ver- 
zierten Silberbleches. 

Kigentümlich ist der Fund eines Steinbeiles aus Serpentin in mitten 
römischer Objekte; das Steininstrument war m 2 Hälften gebrochen und 
lag so, daß die eine HälUe durch die Hitze eines Brandes weiß geglüht 
worden ist und die andere Hälfte ihre grünliche Farbe behalten hat. Wie 
das Vorkommen dieses Stückes in der römischen Zeit zu erklären ist, darüber 
mögen verschiedene Meinungen herrschen. 

Als Produkt der Drehbank erweist sich eine Röhre von Bein, zirka 
2\:' cm Durchmesser und ri cm Länge; sie hat, mit drei seitlichen Löchern, 
das Aussehen einer P'löte. 

Hauptsächlich reich ist diese Ausgrabung an Münzfunden; im ganzen 
sind es 256 Stück; davon konnten 132 bestimmt werden. 124 sind entweder 
nicht mehr oder sehr schwer zu lesen; die große Mehrzahl dieser unbe- 
stimmbaren Münzen gehören dem Aussehen nach jn die spätere Kaiserzeil. 



38 



Wir lassen die Reihe der Münzen, die bestimmt worden sind, folgen: 
Halbierte Aßstücke 2 Expl. 



Augustus 

Tiberius 

Nero 



5 

I 
2 



Marcus Salvius Otho i 



Vespasian 



wovon 2 mit Contrestempel Imper. 

, wovon I Stück aus dem Jahr 66 

mit Janum clusit. 
mit 2 Contremarken 

a. Imp. aug. 

b. Tib. 



I 

3 
I 
I 
2 
2 

4 
I 

I 

13 
2 

I 

I 

10 

4 

2 

II 

6 

I 

16 

24 

4 

5 

2 



Expl. 



Marcus Aurelius Probus 

„ „ Claudius 

Cajus Claudius 
Diocletian 
Gallienus 
Maximian 
Maximus 
Jovian 

Maxim a Theodor a 
Valentinian I. 
Licinius 
Arcadius 
Crispus 
Valens 
Urbs roma 
Piauvonius Victorinus 
Gratian 

Constantin der Große 
Helena 
Constantius I 

n 

Constantin II 

Julian 

Theodosius 

Aus diesen Münzen ist zu schließen, daß an dieser Stelle ein Platz 
bloßgelegt worden, der bis gegen das Ende der römischen Herrschaft be- 
wohnt war. (Fortsetzung folgt.) 




40 

mächtigen Schutt- und Abraumhögel in der Nähe der Anstalt Königsfelden, 
der unserer Sammlung so überaus reiches Material an Kleinfunden aus dem 
Alltagsleben des römischen Soldaten liefert. 

Zwei dieser Maßstäbe bestehen ganz aus Bronze (Abb. 8, unten). Sie 
sind so schön und intakt, als ob sie erst vor kurzer Frist in die Erde gelangt 
wären, und das Metalt zeigt gar keine Patina, sondern ist so blank und 
glänzend wie vergoldet. Es ist, wie ich früher schon erwähnte, eine wert- 
volle Eigentümlichkeit dieses Hügels, daß die darin vorhandenen Objekte sich 
die vielen Jahrhunderte hindurch zum Tei! wunderbar konserviert haben. 
Einzelne Bronze- und Eisengegenstände könnten jederzeit wieder in Gebrauch 
genommen werden, und auch Dinge organischer Provenienz, wie Holz, Leder, 
Schalenfrüchte sind darin vor der Vermoderung bewahrt geblieben. 

Der dritte Maßstab ist aus Bein gearbeitet mit Bronzegarnituren {Abb. 8, 
oben). Er ist aber defekt. Am einen Ende ist ein zirka 4,8 cm langes 
Stück abgebrochen, und er hat auch sonst noch schadhafte Stellen. 

Alle drei Stücke sind zum Zusammenklappen eingerichtet, bestehen also 
aus zwei gleich langen, durch ein Scharnier verbundenen Schenkeln. An 
den bronzenen Stücken ist dasselbe zweiteilig, d. h. zwei Lamellen des einen 
Schenkels greifen in drei des andern ein; beim beinernen Instrument ist das 
Scharnier nur einteilig. Die beiden Bronzemaßstabe sind durchaus gleich 
gearbeitet und viereckig. Der eine, etwas kräftiger, ist 5 mm breit, 3^7 



AnMcbl von oben 



16 Teile [ digit- | 



Von der Seile 



12 Tetlf (poll.ces] 



Von inner. 




'.Teil*' lpalm<| 



9. Bronze*Ma5srab, Brugg. U, d. nat. Größe. 



mm dick und hat auf der ganzen Länge gleiche Dimensionen; der andere 
ist in der Mitte 3,4 mm breit und :i,5 mm dick und verjüngt sich etwas 
gegen die Enden. Beide tragen auf ihrer Oberseite eine Einrichtung, um 
das auseinandergeklappte Instrument in dieser Lage festzuhalten. Sie be- 
steht aus einem zirka 4,5 cm langem Bronzeplättchen, das am einen Ende 
durch ein rundliches Bronzeknöpfchen auf einem Schenkel belestigt und um 
diese Axe drehbar ist. Es trägt am andern Ende zwei viereckige Ein- 
kerbungen, die in zwei am zweiten Schenkel vorstehende Knöpfchen ein- 
greifen und so beide Teile zu einander immobilisieren {Abb. 9). 

Beide Maßstäbe sind an ihren Enden durchaus unversehrt, und die Schar- 
niere, wie die Stellvorrichtung, spielen noch wie vor beinahe 1900 Jahren. 




41 



Die ursprüngliche Lange hat sich daher gar nicht verändert und läßt sich 
ganz genau feststellen. Sie betrug beim dickern Maßstabe, mit einem Prä- 
zisionsinstrument gemessen, 294,8 mm, beim dünnern 292,8 mm. Sie diffe- 
rieren somit in der Länge um volle 2 mra. Beide tragen auf drei Seiten eine 
ganz deutliche Einteilung; auf der untern (beim zusammengeklappten In- 
strument innern) Seite in 4, oben in 16 und auf einer Außenseite in 12 
Teile, entsprechend den bekannten römischen Maßen: palmi, digiti poUices 
und digiti (Hand-, Daumen- und Fingerbreite). Die andere Außenseite ist 
leer. Die Markierpunkte sind viereckig, zirka ',1 mm* groß und ganz deut- 
licli mit einem sogenannten Körner in das Metall eingeschlagen. 

Es fällt auf, daß diese Einteilung eine sehr unexakte ist. Die Intervalle 
zwischen den einzelnen Punkten der gleichen Reihe differieren oft um mehrere 
Millimeter. So sind die Maße beim größern Stabe folgende: 



palmi 


pollices 


digiti 


72H 


26,0 


17,6 


75-0 


24,2 


17,6 


71,0 


25»2 


17.5 


76.4 


26,0 


20,3 




23-0 


19,0 




23,0 


17,0 




23.0 


73.0 




23.0 


19,0 




26 


21,0 




25'4 


18,0 




25»o 


18,0 




25,0 


17.0 
19-9 



4 zusammen, weil wegen der Bronze- 
luidpfe keine Punkte eingeschlagen 
sind (siehe ZcicKnung). 



Auch bei dem dünnern Maßstab finden sich Differenzen bis zu 3 mm. 

Der beinerne Maßstab ist, wie schon erwähnt, defekt. Das fehlende 
Stück läßt sich aber aus der Länge des andern Schenkels ziemlich genau 
berechnen, und er dürfte zirka 294 mm lang gewesen sein. Er ist ebenfalls 
viereckig, 6,5 mm breit und 4,6 mm dick. Der unversehrte Schenkel trügt am 
äußern Ende einen Bronzestiefel ; die beiden innern Enden sind beim Schar- 
nier ebenfalls mit Bronzegarnituren versehen Das Scharnier funktioniert 
auch an diesem Stück noch ganz gut; dagegen ist die Stellvorrichtung auf 
der Oberseite, deren IJberreste noch deutlich erkennbar sind, beschadigt- 
Im Gegensatz zu den Bronzestücken besaß er nur die Vierereinteilung auf 
der untern (innern) und die I2«r auf der obern Flache. Die bronzenen 
Stücke haben auf der obern Seite die i6er Maße. Aus dem Kehlen der 
letztem beim beinernen Stab darf man wohl schließen^ daß die Duodezimal- 
einteilung für die Praxis die gebräuchlichere war. Die beiden seitlichen 
Machen sind ohne Einteilung. Die Markierpunkte sind kreisrund, ziemlich 
groß, 2 mm im Durchmesser. Beim Abschaben einer leichten, sie bedecken 
den Kruste zeigt es sich, daß sie aus Blei oder Zinn bestehen. Es wurden 




42 

also an diesen Punkten erst Löcher in den Knochen gebohrt und das weiche 
Metall in dieselben hineingepreßt. 

Fußmaße wie die unserigen sind schon mehrfach beschrieben worden. 
In der mir zur Verfügung stehenden Literatur finde ich ein ähnliches In- 
strument erwähnt unter den Funden im Kastell Weißenburg in No. 72, 
Bd. VII der Publikation der Limeskommission: „Das Kastell Weißenburg", 
herausgegeben von Prof. Fabricius. 

In einer Arbeit über: „Outils d'artisans romains" (Bulletin et m6moires 
de la sociötö nationale des antiquaires, Vlle sörie, Tome troisifeme, 1902) 
beschreibt H^ron de Villefosse einen ganz gleichen Maßstab, der in Apt 
oder Vaison gefunden wurde und einen zweiten aus Roanne. Er erwähnt 
noch eine ganze Reihe anderer römischer Meßinstrumente. 

Unsere drei zusammenklappbaren Maße sind also zweifellos römische 
Fußmaße von 294,8 bezw. 292,^ mm Länge bei den bronzenen Stücken und 
zirka 294 mm bei dem beinernen. Die Länge des Instrumentes von Weißen- 
burg wird auf 294 — 295 mm angegeben; das von Apt mißt 294 mm, das von 
Roanne ist beschädigt; seine Länge wird (wohl etwas zu groß) auf 296 mm 
berechnet. Ein weiteres gleiches Maß befindet sieh in Landshut. Seine ge- 
naue Länge ist mir nicht bekannt. Hultsch (Metrologie) gibt die Länge des 
römischen Fußes auf 295,5 — 296 mm an, was, nach den Königsfeldener 
Exemplaren zu schließen, etwas zu viel wäre. 

Auffallend ist aber an allen drei Stücken die ganz ungenaue Einteilung, 
die bis zu 4 mm differiert. Auch das Weißenburger Instrument zeigt die 
gleiche Eigentümlichkeit, und bei genauem Messungen würde sie sich viel- 
leicht bei andern ebenfalls konstatieren lassen. 

Daß diese Ungenauigkeit auf mangelhaftem Können beruhe, ist wohl 
ganz ausgeschlossen. Die Römer standen in ihren technischen Fähigkeiten 
auf einer solchen Stufe, und unsere Maßstäbe sind überhaupt so sorgfältig 
und schön gearbeitet, daß es dem Handwerker wohl ein Leichtes ge- 
wesen wäre, eine genaue, wenigstens auf Vi mm genaue Einteilung herzu- 
stellen. Die Sache muß einen andern Grund haben. Ob dem Römer an 
der Exaktheit dieser kleinen Maße überhaupt nicht viel gelegen war, ob 
andere Motive mitspielten, werden weitere Untersuchungen vielleicht lehren. 
Wir hoffen, in unserem Schutthügel, von dem wir erst einen Bruchteil ab- 
getragen haben, noch ähnliche Funde zu machen, die möglicherweise Auf- 
klärung bringen. 




n 



1 



URS GRAF, N. 362. 

TITELBLATT UES MISSALE RRANDENBURGENSE. 
t>r. o,)lt7: h. c\a74 



Angelger flOr KhweU. Altertamtkunde, IJ07, a. Hrfl 



Ta»el XIX. 



Beiträge zum Holzschnittwerk des Urs Graf. 
Von Hans Koegier. ') 



I 



Literaturverzeichnis. 

1. d'Annone, Beiträge zur Geschichte der Formschneider und Holzschnitte tMurr's Journal 

zur Kunstgeschichte V. Bd. 1877, p. 24 ff. 

2. Bartsch Adam, Peintrc-Graveur, Wien 1808. 

3. Bcrnoulli C. Chr., Glarcans descriptio Helvctiae (Denkschrift der histor. und antiquar. 

Gesellschaft Basel zur Erinnerung an den Bund der Eidgenossen!, Basel 1891. 

4. BniUiot Fran<;ois, Dictionnatre des monogrammes^ München 1832. 

5. Butsch, Bücheromamentik der Renaissance, Leipzig 1878, 1. Bd. 

6. Christ Joh. Fricdr., Anzeige und Auslegung der Monogi"amme, Leipzig 1747. 

7. Dronkc, Zur Kunstgeschichte (Schorns Kunstblatt 1823, pag. 347, 349 ff.). 

8. Ganz Paul, Urs Graf (Im Schweizerischen K Dnstierlexikon, herausgegeben von Brun, 

l. Bd., Frauenfeld 1902). 

9. Günter Heinrich, Kaiser Heinrich II. der Heilige (Sammlung illustrierter Heiligenleben, 

München und Kempten, Köscl). 
10. Haendckc Berthold, Die Schweizerische Malerei im XVI. Jahrhundert, Aarau 1893. 
ir. Haendcke B, Urs Graf und seine Pannerträger (Völkerschau, herausgegeben von der 

geographisch-kommerziellen Gesellschaft in Aarau, III. Bd., Aarau 1894). 

12. Hcitz P. und Barack, Elsassische Büchermarken. 

13. Hcitz P. und Bcrnoulli C. Gh., Basler Büchermarken, Strallburg 1895. 

14. Heller Josef, Praktisches Handbuch llQr Kupferstichsammicr, Leipzig 1850. 

15. Hirth und Muther, Meisterholzschnitte aus vier Jahrhunderten, München 1888. 

16. His Eduard, Einiges über den Goldschmied, Zeichner und Furmschneider Urs Graf 

(Naumans Archiv XL 1B65), 

17. His Eduard, Urs Graf, Goldschmied, Münzstempelgraveur und Formschneider (Zahns 

Jahrbücher VI. 1873). 

18. Krisleller Paul, Die Straßburger Bücher-Illustration im XV. und Anfang des XVI. Jahr- 

hunderts, Leipzig 1888. 

19. Mantz Paul, Hans Holbein, Paris 1B79. 

2a Murr Christ. Gott, Journal zur Kunstgeschichte, II. Bd. 1776, p. 156. 

21. Muther Ilichard, Die deutsche Bücher-Illustration der Gotik und FrOhrenaissance, München 

1884. 

22. Naglcr, Neues allgemeines Künstlerlexikon, München i835'i852. 
33- Nagler C K., Die Monogram misten, München i858[79. 

24. Ottley, Collection. 

25. Passavant J. D., Le Peintre graveur, 186064. 

26. Schmid Heinrich Alfred, Recension der Basler Büchermarken im Rcpcrtorium f^r Kunst- 

wissenschaft XVIII. 1895. 

*) Das vollständige Manuskript dieser Untersuchungen ist uns am 13. Dezember 1906 
zugegangen. Inzwischen ist eine Arbeit von CampbtU Dodgson Ober die Holzschnitte des 
Basler Meisters D S erschienen (Jahrbuch der K. preuß. Kunstsammlungen, aS. Bd. i. Heft 
Berlin 1907), worin einige der von Hans Koeglcr am Schlosse seines Manuskriptes be< 
sprochenen Fragen ebenfalls erörtert werden. Die Redaktion, 




44 

27- Schniid H. A., Besprechung von Schnecli und Hcitz, Rcpertorium 1900 p. 479. 

a8. Schmid H. A., Ilolbeins Tätijkeit !Ur die Basler Verleger (Jahrbuch der K. Freuliischen 

KunstaammlunKen 1899^ 
29 Schneeli Gustav, Renaissance in der Schweiz, München 1896. 

30. Schnecli C, Niellun von L'rs Graf (Anzeiger f. Schweiz. Altertumskunde, 1896, p. 13 f.). 

31. Schneeli und HeiU P., Initialen von Hans liolbein, Straßburg 1900 

32. Sulz Joh., Schweizer Geschichte für das Volk, La Chaux-de- Fonds 1900. 

33. Vocgelin Sal., Der Kalender von 1508 (Neujahrsblatt der Stadtbibliothrk Zürich 1868). 

34. Voegelin S., Die Holzschneidekunst in Zürich im XVI. Jahrh. (Ncujahrsblatt der Stadt- 

bihliothck Zürich 187982). 

35. Vocgelin, Wer hat Holbein etc., Rcpertorium X 
36U Weigel R., Kunstlager-Kataloge, Leipzig 1840, 1850 ff. 

37. Weigel, Holzschniltc berühmter Meister, Leipzig 1851 54. 

38. Weller Emil, Repertorium lypngraficum, 1864. 

39. Woltmann A., Hans Holbein und seine Zeit L Auflage 1866. 11. Bd. 1668. 

40. Zcmp Josef, Die Schweizerischen Bilderchroniken etc., Zürich 1897. 



Abkürzungen. 

A6. = Abbildung, B. = Bartsch, BKS. = Basel OR'entlichc Kunstsammlung, E. = Exemplar, 
L. — Literaturverzeichnis, — Na. — Nagler Monogrammistcn, O. ■= Original, P. = 
Passavant, Z St. = Zürich Stadtbiblioihck. 

j4Ue Druckt, die hier oder in dem Verzeichnis von His genannt sind, finden sich, we 
nichts anderes angegeben, tu der Univcrsit&tsbibiliothek Basel. 



Es ist nicht meine Absicht, den StiJ Urs Grafs, wie er sich in seiner 
Graphik ausdrückt, eingehender zu erörtern, auch verzichte ich, die noch 
nicht festliegenden, meist ornamentalen Kupferstiche zu datieren, worüber in 
der im Erscheinen begriffenen Arbeit von Dr. E. Major ausführlich gehandelt 
wird.') Urs Grafs ornamentale und architektonische Phantasie enthalt keine 
Probleme; er hat sich sehr früh einige dankbare Motive geschaffen, die Höhe 
erreicht er bereits 151 1 und 1512 und kommt mit seinen Errungenschaiten 
ohne Betlürfnis nach Veränderung aus. Auch die Putten des Papsttitels 
von 151 1 (H. 281) sind nach meinem Geschmack das persönlichste und stil- 
vollste, was er in derartigen Kindern gab; das in der Bewegung momentan 
Erstarrte, was man mit schwirren bezeichnet, ist ihnen eigen. Wenn man 
an den großen Kinderfreund liolbein denkt, ist das, was die Kinder mit sich 
und ihren Gesellen anzulangen wissen, zwar nicht viel. Hierin sticht die 
wohl schon im Wettbewerb zu Hoibein entstandene Nielle (H. Kupf. 14) 
merklich ab; nicht daß Graf in solchem unfähig gewesen wäre, aber daß ihm 
der eigentlich liebevolle Ernst, den gerade die Dekoration verlangt, wenig eigen 
war, hat ihm auf diesem Gebiet rasch die Auftrüge entzogen. Dagegen hat er 
durch Holbeins Auftreten in der figürlichen Illustration weniger Boden verloren 

*) Inzwischen erschienen unter dem Titel : Urs Graf. Ein Beitrag zur Geschichte t 
Goldschmiedekunst im i6. Jahrhundert. Von £mi/ Major. Mit 35 Tafeln und 18 Abbildungen 
im Text. Studien zur deutschen Kunstgeschichte. 77. Heft. Straßburg, J. IL Eduard Heitz 
(Heiu Ä Mündel), 1907. 



45 



ab es scheinen kann. Kurz vor den zwanziger Jahren und während derselben 
wurden in Basel überhaupt wenig Bücher illustriert, auch Holbein hat wenig 
direkte Illustrationen gemacht, und dann darf man nicht vergessen, daß Graf 
mit dem Einzelholzschnitt, wie Satyrfamilie 1520, Fannerträger 1521, Tod im 
Baum 1524 seine volkstümlichste Wirkung ausübt, während er der Bücher- 
illustration nach schon für überwunden erschiene. Dazu kommt als äußerer 
Umstand das gewaltsame Ende seines Basler Aufenthaltes (siehe E. Major). 
Grafs Vorzug als Illustrator war vom Züricher Kalender an das einfache 
und frische Erfassen der Szenen, was ihn zu großer Produktion befähigte. 
Er hat \nel gearbeitet; seine gelegentliche Derbheit ist die Kehrseite seiner 
Vorzüge, sein ironischer Geist ist wahrhaft kein Fehler, sondern die geistige 
Würze, ohne die das Durchblättern seines Werkes bei dem formalen Einer- 
lei seiner Hand nicht lustig würe. Im Formalen strebt Graf nach der natür- 
lichen Ähnlichkeit, weshalb er auch heute noch volkstümlich ist; in die 
Tiefen des persönlichen Umbildens und Auswählens der Formen dringt er 
nicht, weshalb er nicht zu den führenden Meistern zu rechnen ist. Ein ein- 
ziges Detail, das malerische alte Gemäuer, behandelt er mit echter Künstler- 
liebe. Auf sein Voibild darin ist noch hinzuweisen, in den Leistungen ist Graf 
hier unübertrefl'Iich. Die Errungenschaften anderer zu benützen war ihm leicht 
gegeben; es ist ein Vergnügen zu sehen, mit welcher Lebhaftigkeit er in 
seiner Lehrzeit von Muster zu Muster greift. Schongauer war schon Trost 
der Schulen, auch Dürer keine persönliche Entdeckung mehr, wohl aber 
Wächtlin, vermittelt durch die Berührung in Straßburg.') Wächtlin stattete 
ihn zunächst mit der für seine Eigenart passenden Vorzeichen-Technik aus. 
In der Behandlung der Flächen, Gesicht oder Gewand, gab er ihm die so- 
zusagen schlagworthafte Einfachheit, in der Gruppierung die gefüllte Leere, 
die in Wüchtlins Jugendarbeiten herrschen; so erscheint Grafs Predigt von 
1508 (H. 26.) zunächst überraschend frei, gleichzeitig aber auch als Rück- 
gang im gewissenhaften Naturstudium, wenn man sie mit den kurz vorher 
entstandenenen großen Blättern H. 276, 275 und 277 vergleicht. Es war gut, 
daß Graf noch einen weitern Meister fand, den Meister der Holzschnitte im 
Buche „de fide Concubinarum* '}, der ihm noch beweglichere und freiere 
Ausdrucksmittel gab, dabei aber wieder die Hochachtung vor der studierten 
Form. Übrigens ist das, was der de fide- Meister Graf gab, hauptsäch- 
lich etwas geistiges, allgemeines, worauf das beste in Grafs Künstlerseelc 
horchen konnte. Mit dem Jahr 1513 ist Graf mit der Ätzung des badenden 
Mädchens (H. Kupf. 8) eine vollkommen ausgereifte Persönlichkeit, nach 
dieser Zeit sind keine wesentlichen Stilschwankungen und keine Probleme 
mehr zu suchen. Das ist genau zehn Jahre nach der ersten datierten Arbeit, 
fürwahr eine tatkräftige Entwicklung, und dann ein Stehenbleiben. Wir 
sehen einen beweglichen Geist seine möglichen Grenzen rasch durchlaufen, 



') Auf die Be/ieliungen zu Wächtlin hat Pttui Ganz hingewiesen (L. 8) 

•) Näheres Über diesen Meister bringe ich am Schlüsse vorliegender Arbeit. 



46 

wir hören dann von einem Lebenswandel, der den eignen Lebenswert wenig 
einschätzt und den Genuß des Lebens hoch, eine Ironie von der es eigent- 
lich merkwürdig ist, daß sie so selten tiefere Empfindungen im Werk des 
Künstlers auslöste. 



Das Holzschnittwerk des Urs Graf ist einigermaßen zögernd zusammen- 
getragen worden, wenn man die leicht kenntliche Ligenart des Künstlers 
bedenkt, und seine Gewohnheit, selbst geringfügige Arbeiten zu signieren, 
wozu ihn manchmal auch die wirklich dekorative Form seines verschlungenen 
Monogramms bewogen hat (His 313). 

Die folgenden Beiträge sind auch nicht in der Absicht entstanden, ein 
neues Verzeichnis zu bilden, sondern haben sich nur aus einer systematischen 
Durchsicht von etwa drei Vierteilen aller Basler Drucke bis 1550 ergeben.*) 

Die wissenschaftliche Grundlage über die graphischen Arbeiten des Urs 
Graf ist das Veizeichnis von Eduard His 1873 (L. 17); verläßlich gearbeitet, 
auch wichtige Neubeschreibungen enthaltend, umfaßt es 27 Kupferstich- und 
327 Holzschnittnummern, davon einige kollektiv. 

Bereits Christ kennt 1747 die Identität des Künstlers mit dem getrennten 
V. G., der für Knoblouch in Straßburg zuerst, und desjenigen der mit dem 
verschlungenen Monogramm später für Adam Petri in Basel arbeitet; ebenso 
zitiert Murr 1776 nach einem Paul Beheimschen Verzeichnis unter anderem 
die Knoblouch Passion (His 1./25) als ein Werk des Ursegraff, dem es in 
der Folge auch wieder abgesprochen wurde, sogar noch 1878 von ßutsch 
(p. 33). — Es sind im ganzen zwölf Vorarbeiten, worauf das Verzeichnis von 
His beruht*), dabei blieben anscheinend nur zwei berechtigte Zuweisungen 
der vorausgegangenen Literatur unberücksichtigt (N. 362. 412), viel falsches 
ist ausgeschieden und nur wenig anfechtbares darin gelassen. 

Ich werde im Folgenden meine Zusätze an das Verzeichnis von Eduard 
His anschließen. 



') Der Verfasser beabsichtigt tunlichst bald eine reichlich illustrierte Darstellung von 
Urs Grafs Holzschnitten zu geben, als Teil einer umfassenden Geschichte des gesamten 
Basier Holzschnittes, von Beginn dieser Kunsttatigkeit bis zum Jahr 1550, zu der ein nahezu 
vollständiger Katalog und an die 3000 photographische Aufnahmen bereits vorliegen. 

') d'Annone 1777 beschrieb: His 278I280. — Bartsch 1808: H Kupf 4. Holz 26, 35 ff, 
III fl, 224/229, 241» 265, 266, 270, 30a, 304, 315, 321. - Dronkc 1823: H 314 316. - Brul- 
liol 1832: H 269. 284299. 307. 315 - Nagler KOnstlerlexikon 1837: H Kupf 5, Holz 301. - 
Weigel Kataloge 1847: H 267. 1851: H 189202. 1852: H 325a. 1855: H 240. 1856: H 
325 '. h. — Heller 1850: H Kupf. a. — Passavant 1860: H Kupf 3. 7. g'ig; Holz 277. aSi. 
283. 300. 316. 320. 323. — Nagler Monograinmisten 1R63: H 34, 159. 268. 27a'274. 262. 305. 
306. 313. 317. 318. 325 c. d. - Weiler 1864: H 27/33 ""^ nicht nur diese, sondern aMe 52 
Holzachnille des Kalenders - His 1 1865: H Kupf 8, Holz 375. 276. - His II 1873 end- 
lich: H Kupf I, 2027, Holz 129/158, :6o/i88, 203^223, 242/364, 271, 301, 303, 308^313, 319, 
321. 322. 325 b. f. g ; 3a6. 327. 



A. Kupferstich und Niello. 
/. Bemerkungen zu His. 

H i, s» 7» <y. lolig im O. BKS. 

// J> 9* soll in Oxford sein, 9 auch im Kupferstichkabinett des Eidg. 
Pol^-technikums in Zürich. 

H 16, ly, 79. Ab. Schneeli {L. 30) Tfl. II. i, 4, 3. 

H 2. Ab. Haendcke iL. 10) p. 16. 

//. S. Ab. Haendcke {L. Ji). Dieser hatte (L. 10. p. 25» die Möglich- 
keit einer irrtümlichen Datierung erörtert und daß die Gestak einer spateren 
Entstehungszeit eher entspräche; dagegen erkennt Ganz die Datierung für 
richtig an und den Eisenschnitt für einen der frühesten Ätzversuche diesseits 
der Alpen. 

H ig. Fortsetzung davon N. 33 der Kupferstiche. 

H. 20. b. His 267 ist Gegensinn Copie danach. Alle Platten zur Bern- 
hard's-Legende verkleinert und nicht gerade gut ab. bei Major. 

H 2j. Ah. Haendcke (L 11). 

2. Fortsetzung dir Beschreibung der Kupferstiche und Niellen. 

2H. Geburt Christi, bez. mit verschlungenem Monogramm. O. in Köln, 
Museum Wallraf-Richartz. Von Haendcke (L. io| als gegenseitige Copie 
nach Schongauer (B. 5.) beschrieben. Aus Grafs Lehrzeit, br. 0,1275, h. 0,16 
(ohne Plattenrand). 

29. Knabe mit Spinnrocken und großem Schild auf einer Kugel, oval. 
O. Hamburg KunsthaSle. Verschlungenes Monogramm und »,1514". Von 
Haendcke (p. 25) beschrieben. Ab. davon sowie von H. Kupf. 10,13 bei 
Major Tfl. XVI. 

so. Dolchscheide, symmetrisches Kandelaberornament, oben Puttenkopf 
auf dessen Flügeln eine nackte Frau von vorn gesehen steht, Ober ihrem 
Kopf und seitlich leeres Spruchband. O. Berlin Kupfer C, Pass. IV. 244. 
Beschrieben und ab. bei Schneeli (L. 30) Tfl. I. i. 

St. J2. Zwei Teile einer Ornamentleiste, symmetrisch, Vasen, Delphin- 
paare, Puttenköpfe, oben Pfeil schießender Flügelknabe nach links. O. Berlin, 
Pass. IV. 263. 262., besch. u. ab. bei Schneeli Tfl. L 2. 3. 

jj. Ornamentale Leiste, Spiralranken mit Stengelumhüllungsblattern, 
unten Gewappneter mit gezücktem Schwert nach l, oben Bannerträger, 
Würfel, Karten und Feldflasche in der P'ahne. O. Berlin, Pass. IV. 264. 
(Fortsetzung von His Kupf. 19). Bcsch. u. rt/». Schneeli Tfl. IL 2. Die Niellen 
H. Kupf 141 19 ebenfalls ah, bei Major, 

B. Holzschnitte. 

/. Bemerkungen cu His. 

H i—2ß. 2. Wenn His findet, daß dieses Blatt in Zeichnung, Schnitt 

und Komposition viel vorzüglicher sei als die andern der Passion, so hat 

das nicht in späterer Entstehung, sondern darin seinen Grund, daß es voll 



4» 



kommen nach der Erweckung des Lazarus *) aus dem GrOninger'schcn Hei* 
ligenleben von 1502 kopiert ist, mit nur so geringen Änderungen, daß die 
Bezeichnung mit Grafs Monogramm durchaus unerlaubt ist. Das Heiligen- 
leben E. München, Gotha. Das vorbildliche Blatt ab, Kristeller Tfl. 16. Die 
Originalausgabe von Ringmanns Passion bei Knoblouch 1506 E. Berlin. 
Leben Jesu von 1508 E. Berlin, Straßburg. Wiederverwendung aller oder 
eines Teils der Holzschnitte siehe Kristeller N. 143. 307,309. 337. 341. 344. 
345- 354- 3^^' 39^- ^34- ~ -^^* von 4 faksimiliert bei His (L, 16), Muther 
(L. 21) 4, r5, 21 auf Tfl. 215, 2t6» 217. 

H. 26. Beispiel der stärksten Einwirkung von Wächtlin auf Graf, der 
Typus Christi aus dessen Leben Jesu entlehnt, man vergleiche den Kopf 
Christi auf dem Wächllinschen Blatt, wo Christus umgeben von Maria und 
Aposteln einer großen Menge sitzenden Volkes in einer Halle predigt; auch 
an die Haltung Christi, wie sie hier vorkommt, erinnert noch spater ein Graf- 
sches Blatt der Beat-Legende (H 226). Für die Stellung und das Gewand- 
motiv Christi vergleiche man die Wächtlinsche Christusgestalt auf dem Blatt 
des Fischzuges mit der Cana^Hochzeit im Hintergrund, man sieht das Maß 
der Abhängigkeit, nicht minder aber das der Selbständigkeit Grafs. Ab. von 
26 bei Muther Tfl. 218. 

H 2y—jj. Muther N. 1279 zählt diese sieben Illustrationen, ebenso 
Haendcke und Ganz, Voegelin (L. 34) nur 27.30, die anderen scheinen ihm 
von geringerer Hand. Ab. 29, 33 und alle Monatsbilder dieses Kalenders 
sind nicht genügend gut bei Voegelin {L. 33) faksimiliert. — E. Z St. kolo- 
riert, Luzern Bürgerbibl. etwas defekt, aber unkoloriert. 

H 34. Na. 41. His beschreibt das richtige Titelblatt, aber Haendcke 
(L. lo) eines, das weder Urs Graf ist, noch in diesem Buch vorkommt; es 
heißt p. 19: „In der oberen Leiste halten zwei rankenartig gebildete Men- 
schen ein Mondhaupt, die Seiten werden durch kandelaberartigc Aufbauten 
verziert, und in dem untern Streifen tummeln sich fünf spielende Kinder, von 
denen eins einen Fruchtkorb hält." Gemeint ist ein 0,122 br. und 0.169 h. 
Holzschnitt, der erst 10 Jahre später, 1519 zum erstenmal bei Adam Petri 
in Basel ei scheint. Arbeiten desselben Zeichners sind häufig bei Andreas 
Cratander in Basel, seit 1519, z. B. ein „1519" datierter Titel mit Kamelen. 
Elefanten, Storchengestalt und Indianerkindern, oder die bei H. u. B. (L. 13) 
als N, 89. und 90. abgebildeten Leisten, wahrscheinlich alles von Hans Franck. 
Übrigens passiert demselben Verfasser gleich darauf noch eine Verwechslung 
(p. 36), denn er läßt an zwei Stellen seines Buches die illustrierte Basler 
Ausgabe der Murnerschen Gäuchmat 1509 anstatt 1519 erscheinen und stützt 
sogar stilistische Behauptungen mit diesem frühen Datum. 

H jj — iio. 62 mit Monogramm, dagegen Sg ohne solches. Die Erst- 
ausgabe von 1509 enthält //. .fo. 42. j^. 62. und 7/. noch nicht, diese kom- 
men erst in der Ausgabe des Joh. Froben in Basel 1512 ans Licht. Diese 



') Kriatcller, der beide Holzschnitte verzeichnet, ist dies nicht aufgefallen. 



I 



■ 
■ 



Frobensche Ausgabe, sowie die weitern Petrischen von 1514 und 1516 (E. 
Z St.) enthalten die Originalslöcke beinahe vollzählig, das Neu-Plenarium 
Petris von 1514 eine größere Anzahl davon. Neun Gopten gleicher Größe 
von H. 63. 95. 96. 100. 103. 107/110 kommen in der Postille bei Michael 
Furter in Basel 1513 vor (E. BKS.), eine weitere Copie von H. 67. in der 
Petrischen Postille 1516, drei andere von H. 61. 102. 106. finden sich zuerst 
im Neu-Plenarium Petris 1518 (E. Genf Stadtb.). In dem letztgenannten 
Plenar und im Plenarium Petris von 1522 tauchen alle die dreizehn Copien 
mit neunzehn Copien von Urs Grafs kleinen Passions-Illustrationen {siehe 
unter H. 11 1. 128.) in buntem Durcheinander mk den Originalstöcken auf. 
doch sind 1522 wieder einige frühere Copien durch Originalstöcke ersetzt, 
andere Originale aber verschwunden und Copien an ihre Stelle gerürkt. 
Erwähnt seien noch die schönen Holbeinschen Umzeichnungen der Grafschen 
Postillen und Passions-Illustrationen, für die Postille des Thomas Wolff in 
Basel 1521 angefertigt. (E. Bamberg, Zürich Kant. Bibl.); siehe Schmid (L. 28). 

H ui — i2'H. B. 3, Na. g. 112. tragt außer Grafs Monogramm noch auf 
einem Stein links unten ein M, siehe darüber unten bei M. 268. Die Originalstückc 
sind wieder verwendet in den Ausgaben der Passion bei Petri 151 1, 1514 
und 1516 (E. Z St.), sowie bei Proben 1512. Copien gleicher Größe bei 
P'urter in Basel in seiner Ausgabe von 1511 und in Gerson ; sermo de do- 
minica passione, aus dem gleichen Verlag, 1515- 4" iE. Aarau Kant. Bibl.}. 
Ober weiteres V^orkommen der Originale und Copien siehe oben 35110. 

H 129. Schon 1510 in Gabriel Biel, sacri canonis missae, Basel bei 
Jac. v. Pfortzheim, fol. 

// ijo—zS6. Dieselben Illustrationen in Furters Postille von 1513 (E. 
BKS., Z St.; E. von 151 1 mir unbekannt). 159 — Na. 7. 

// iSy. tSS. Hierzu gehört N. 337. Das von His anläßlich 188. er- 
wähnte Titelblatt mit dem Reichsapfel kann ich nicht für Graf halten, siehe 
am Schlüsse die Ausführungen über Meister D. S. 

H iS^—202. E. des Drucks His A. in der Prinzlichen Secundogenitur- 
bibliothek in Dresden. Brühlscher Garten (Signat. 1906 J. 75). — Die Größen 
der Originalholzstöcke sind br. 0,097,0,0995 und h. 0,05490,0585. Das For- 
mat der Ausgabe A. ist ein mäßiges Quart, die Holzschnitte stehen über 
den Satz hinaus, es scheint, daß ein anderes Buchformat geplant war. Das 
Kürzen der Holzstöcke gesctiah übrigens nicht erst für die späteren Aus- 
gaben, wenigstens sind schon zwei in der Erstausgabe beschnittten (H. 191 
und 195.)/ die abgetrennten Enden aber daran gelegt und mit abgedruckt. 
Trotzdem die endgültige Drucklegung der Schrift nicht bekannt ist, wird 
man unterrichtet, wann der Auftrag an den Künstler zur Illustrierung er- 
gangen sein muß. Doktor Wernher, Prior des Rasier Predigerkonvents. 
verfaßte die ersten drei Teile im Sinne der Täuscher, darin die Ereignisse 
bis zum Sommer 1508 geschildert sind. Damals von Bern nach Basel zu- 
rückgekehrt sagt er selbst, daß er die Vorgänge um diese Zeit niederschrieb; 
er scheint am 21. September das Datum unter sein Manuskript gesetzt zu 




haben ; also erging der Auftrag an Graf offenbar im Spätsommer 1508. Graf 
hielt sich diesmal wie das auch ziemlich in der Sache lag, genau an die Vor- 
schriften des Textes. Daß er aber noch nach Pfingsten 1509 für diese 
Schrift zeichnete, ergibt sich aus H. 198; hier werden charakteristische 
Einzelheiten (z. B. das Einblasen des hinter dem Vorhang versteckten Mönches) 
dargestellt, die erst im vierten Teil der Schrift erwähnt sind. Der vierte Teil 
ist von unbekanntem Verfasser, der das vorbereitete lügenhafte Manuskript 
unverändert zum Abdruck brachte und nur die Flucht Doktor Wemhers 
und die traurige Wahrheit, die hinter den Vorgängen in Bern steckte, sowie 
den schlimmen Ausgang der Sache objektiv anschließt. Diese Schlußredak- 
tion kann nicht vor Pfingsten 1509 vorgenommen sein, sie brachte den Stoff 
für die vier letzten Illustrationen, His 198. 200. 201. 202, hinzu. Obwohl 
Graf für diesen Schlußteil noch die Illustration 198 zeichnete, können ihm 
die drei weiteren H. 200/202 kaum mehr zugeschrieben werden, jedenfalls 
geht es nicht an, sie für schlecht geschnitten zu erklären. Solche stilistische 
Unterschiede, wie sie z. B. zwischen S. Bärbels Erscheinung (H. 193) und 
der Verbrennung bestehen, erklären sich höchstens aus großer Flüchtigkeit 
der Vorzeichnung, eher aber aus ganz fremder Hand. — Ab. von 189 bei 
Sutz p. 341. 

H 20J. Ab. eines Details bei Sutz p. 42.*) 

H 20J—221. Es sind nur 15 verschiedene Halbfiguren von Päpsten. 

H 222. Nicht Urs Graf, wahrscheinlich Meister D. S. Ab. Stutz p. 36, 

H. 22J. Ab. Muther Tfl. 21g. 

H224—2J9. Die deutsche Ausgabe E. BKS., die häufigere lateinische 
von Daniel Agricola, ebenfalls bei Petri 151 1, enthält die gleichen Holzschnitte. 
Ab. 239 bei H. u. B. (L. 13) N. 61. a. 

H 242— 2jg. Muther und Haendcke weisen alle Illustrationen Urs Graf 
zu, Kristeller nur die zwei signierten und vermutet unter den neun guten 
(H. 251,259) Basler Arbeit, wozu er noch ein Fragezeichen setzt (p. 116). 
Alle Illustrationen und die Umrahmung des Titelblatts sind ab. in verjüngtem 
Maßstab in der von M. Spranier besorgten Neuausgabe (M. Niemeyer, Neu- 
drucke deutscher Literaturwerke des XV. u. XVI. Jahrhunderts, Halle 1894. 
N. 119 bis 124). — Exemplare in Straßburg (kol.) und Berlin, dagegen das 
in der Literatur auch aufgeführte Luzerner Exemplar nicht aufzufinden. 

Von den 18 bei His beschriebenen Holzschnitten sind 242. 244. 246.^^0. 
zu streichen, weil nicht von Graf; auch 24J. und 24^. sind trotz des Mono- 
grammes nicht ganz authentisch. His erklärt sich den übergroßen Unterschied 
der neun letzten von den neun ersten geringen mit der Eigenhändigkeit des 
Formschnitts, ein dem älteren Kunsthistoriker geläufiger Ausweg, wofür in 

') Im Kreuzgang der Basler Karthause war seit 1441 dieselbe Bruno-Legende in un- 
gefähr gleich viel Bildern gemalt. Graf schuf seine Kompositionen unabhängig davon, nur 
bei H. 203 mittlere Reihe c. ist das entsprechende Gemälde benutzt. (Zeichnungen nach 
den Gemälden BKS.) 



5T 



der neueren Literatur leider ebenso oft der sprüchwörtliche „schlechte Holz- 
schneider*' vorkommt. Schon die einfache Überlegung, daß die neun geringen 
Blätter im Schnitt ebenso einheitlich gleich sind, wie die neun guten unter 
sich, sollte davor bewahren, so grobe Unterschiede dem Handwerk zur Last 
zu legen. Ungezählte Beispiele beweisen, daß das Handwerk fähig war, den 
Charakter der Zeichnungen erkenntlich auszudrücken, und wenn Künstler 
und Holzschneider eingespielt waren, sogar treu bis zu feinen Nuancen. 
Unterschiede, die gleichwohl in Folgen von zusammengehörigen Holzschnitten 
nicht selten sind, rühren in den meisten Fällen von den verschiedenen Ge- 
nauigkeits-Graden der V^or- 
lagen her, vor allem ob 
Vorzeichnung aufdem Holz- 
stock oder nur Skizze auf 
dem Papier. Aber im vor- 
liegenden Fall handelt es 
sich ura so große Abwei- 
chungen, die nur in ver- 
schiedenen Zeichnern be- 
gründet sein können. Der 
Zeichner der neun geringen 
Blätter hat für 24s und 24J 
allerdings Skizzen Grafs be- 
nützt, und sie deshalb ehr- 
licherweise mit dessen Zei- 
chen versehen ') (analoge 
Fälle H. 267 und 303). Strich- 
echteVorzeichnungen Grafs 
waren es nicht, denn dieser war, wenn man ihn auch kritisch betrachten will, 
auf jeden Fall ein sicherer Zeichner, man sehe aber mit welch schlimmer 
Verzeichnung der linke Fuß des schlagenden Mannes in 245 gestellt ist, 
oder wie die Haube der Frau aus 254 unverstanden entlehnt ist. Üie sieben 
andern Illustrationen haben nicht einmal die Proportionen von Grafschen 
Figuren, auch nicht seine Laune, abgesehen von der gänzlich andern Bildung 
der Beine und ihrer allgemeinen Minderwertigkeit. 

H 264. Schon 1515 in Berthorius, morale reductorium super totam 
bibliam. Basel A. Petri, fol. - Ab. H. u. B. (L \^ N. 62. 

// 26^. In den Werken Poggio's, 1513 von Schott in Straßburg für 
Knoblouch gedruckt, iol. 

// 26J. Die Angabe 1513 ist ein Druckfehler, gemeint ist der Hortu- 
lus WolflTs von 1523 (E. Freiburg i. B., Berlin); bezeichnet »1519" und ver- 



rm 



<^i 



^^ 



10. Urs Graf His. 248; h. 0,064. 



') Schon der (Jmstand, daß die neun fraglos schönen Grafschen Holzschnitte nicht 
bezeichnet sind, und nur die zwei ausgesprochen mindern, hätte auflallen soUen« denn msui 
will sich doch nicht mit seinen schwächsten Leistungen bekannt machen. 



^ 



p 



schlungenes Monogramm. His kannte das Blatt nicht aus eigener Anschau- 
ung, es stellt sich als gegenseitige gering variierte Copie der Geburt Christi 
nach Grafs Silberplatte der Bernhards Legende dar (H. Kupf. 2ob'f, die ja 
teilweise mit Monogramm und 15 tg bezeichnet sind. Die meisten lUustra* 
tionen des Hortulus sind vom Meister J. F. hergestellt, mehrere davon be- 
zeichnet; dieser hat sich viel mit Metallschnitt abgegeben, ohne jemals 
den Kampf gegen dessen Schwierigkeiten ganz zu gewinnen; an den gra- 
vierten Platten Grafs hat er Studien gemacht und daher die Bekanntschaft 
mit diesen Kompositionen. Das Blatt ist also aus dem Verzeichnis von Grafs 
Arbeiten zu streichen, weil es vom Meister j. V. stammt; die Bezeichnung 

mit Grafs Monogramm mit 
der Jahreszahl 1519 ist hier 
gewiß aus ehrlicher und nicht 
aus täuschender Absicht ge- 
schehen. — br. 0,0616, h. 0,08. 
H 26S. E. Mainz Stadt- 
bibl — Der Holzschnitt ist 
mit Grafs Monogramm in gro- 
ßer Dimension und dem Zei- 
chen des Holzschneiders (?| F. 
M • S bezeichnet. Das S. etwa 
als .Sculptor' zu lesen, wird 
weniger ratsam sein, eher 
kann das F. .^Furmschnider" 
bedeuten, obwohl es in diesem 
Sinn gewöhnlich angehängt 
wird. Rechnet man hinzu, dalS 
1509 auf H. 112 schon ein M. 
neben Grafs Monogramm vorkam, so wird in obigem F. M. S wahrscheinlich 
das M. den eigentlichen Namen des Holzschneiders verbergen. Die Technik 
des Blattes von 1509 und des vorliegenden sind nicht stark unterschieden. 
Über einen andern mutmaßhchen Holzschneider Grafs siehe bei H. 325 1. 
- br. 0,0545, h. 0,0792. 

// 2yo, Vielleicht ist hiermit das von Haendcke (L. 10) p. 20 beschrie- 
bene Blatt identisch : ,,KrÖnung Mariae. umgeben von Heiligen in Halbfiguren, 
unbedeutender Holzschnitt, ungefähr von 1511." 

// 2yi. Im Breviarium Basiliense, Bas. J. v. Pfortzheim 1515. fol. Ab, 
Günter. (L. 9). 

H 2yj. Im Breviarium Augustanum, Bas. bei j. v. Pfortzheim 1512. 8" 
(E. München HB., kol.), auch in jacobus de Paradiso, tractatus de animabus, 
Bas. im gleichen Verlag s. a. 4". — Die Komposition und die Zeichnung 
wiederholen den nahezu gleichzeitigen Titel Urs Grafs N, 339 a, nur der 



I 



II. Urs Graf. His 359; br. 0,075; h. 0,063. 



') Abgebildet bei £". Major, Urs Graf. Straßburg [907 Taf. XXII. 



53 



obere Abschluß ist hier einfacher, die Putten und das Ornament weggelassen, 
im übrigen sind die Proportionen gedrungener. 

H 2ys- O. BKS. Ab. verkleinert aber gut faksimiliert bei His (L. i6), 
daselbst auf frühestens 1514 datiert, von Haendcke auf etwa 1508 zurück- 
versetzt, hier auch die Entlehnung von Köpfen aus Dürer, 2. B. der Soldat 
nach dem verlorenen Sohn, erwähnt. 

H 2y6. O. BKS. Haendcke : „Dürerisch wie 275, gleiche Entsteh- 
ungszeit. ** 

H 3jy. Ab. faksimiliert Weigel (L. 37} N. 41. Haendcke: „um 1508 
und nicht, wie His meint, an den Stil der Knoblouch Passion anzureihen ; 

starker Dürerischer Einfluß" (p. 18}. 
Ich vermute, daß die drei großen 
Blatter um 150607 entstanden sind. 

// 278, O. BKS. Haendcke sieht 
in der festen und eleganten Zeichnung 
unverkennbar einen gewissen I lol- 
beinschen Charakter und in diesem 
Holzschnitt eine sporadische Nacheife- 
rung Holbeins (p. 3i}. Wenn man Hol- 
bein nur zwei Jahre Zeit gäbe, um 
schon auf Graf eine solche Wirkung 
zu üben, so könnte das Blatt nicht 
vor 1518 entstanden sein ;'denkt man 
an den Stil des badenden Mädchens 
von 1513 (H. Kupf. 8) oder der Für- 
bitte von 1514 (H. 279), so erscheint 
mir diese Datierung recht unglücklich. 
Ich glaube, daß man mit diesem Blatt 
nicht weit über die drei großen H. 
275;277, die aber untereinander wieder 
durch keine großen Abstände getrennt sind, hinausgehen darf Einerseits 
weist in H. 276 die Gruppierung wie der Christustypus noch deuthch auf die 
Knoblouch Passion. Andrerseits ist die Zeichenkimst, z, B. der Hände schon 
so entwickeh wie auf H. 275 und 278. Die Art wie aber hier (278I wiederum 
Gott Vater und der Engel gezeichnet sind, machen es mir unmöglich, dieses 
Blatt erheblich nach der Aussendung der Jünger von 1508 (H. 26) einzu- 
reihen. Die drei anderen der großen Blatter sind ja auch immer ungefähr 
richtig angesetzt worden, nur die MönchskrOnung ist eine wirkliche Krage 
bei der Datierung von Grafs Blättern.') Vielleicht gab es für dieses Blatt 



^*fr] 



12. Urs Graf. His 267: br 0,0616; h 0,08. 



^) Nach dem Amcrbachschen Verzeichnis scheint man in dem Mönch den heiligen 
Franziskus geschtn zu haber. ; in diesem Fall krtniiten die drei Kronen seine drei Ordens* 
Stiftungen bedeuten, die in den Ecken kniccndcu GesUlten je einen Vertreter des Ordens 
der Minderbrüder und der Clarissen. Dagegen hat der Mönch keinen Strickgurt um, und 



54 

ein Vorbild, am ehesten ein Gemälde; auch dann bliebe die herbe und große 
Zeichnung noch zu bewundern. 

// 279. O. BKS. Ab. faksimiliert bei Waigel (L. 37) N. 14. Der Holz- 
schnitt, „De Trinitate" überschrieben, ist von vier Leisten umgeben, deren 
obere und untere Holbeinisch sind (nicht von Graf selbst, wie Weltmann p. 
432 angibt} und erst 1523 auftauchen, die seitlichen kenne ich sogar nicht 
vor 1540, jedenfalls ist der Abdruck erst bedeutend nach der Entsiehungs- 
zeit genommen. Die Leisten gehören sonst der Petrischen und Henric- 
petrischen Offizin in Basel an. 

H 2S0. O. BKS. Ab. Hirth u. Muthcr Tfl. 109. Faksimile Otüey N. 129. 

H 28t. Ab. Muther Tfl. 220. - Von den Vorbildern hat der, in dem 
gleichnamigen Werk wie hier, in Paris 1510 bei Berthold Rembold vorkom- 
mende Holzschnitt die eigentliche Vorlage für Urs Graf gebildet '), die er 
nach seiner Weise ziemlich ungeniert ausnützt. Ganz neu ist nur die orna- 
mentale seitliche und obere Umrahmung; die Anordnung des Bildes im all- 
gemeinen und besondern, bis zu einzelnen Kopf- und Handhaltiingen, sowie 
das Kostüm und die Ausstattung mit Gegenständen sind entlehnt. Graf hat 
zwar die Gruppen der hereintretenden Männer mit stärkerer Bewegung er- 
füllt, die einzelnen Personen miteinander noch mehr ins Gespräch verflochten, 
die ganze Gruppe im Raum enger aneinander gerückt, und diesen selbst in 
ein wirklicSi einheitliches Gemach umgestaltet, aber als sein künstlerisches 
Eigenverdienst bleibt gleichwohl nur das rein zeichnerische, nämlich die 
Gesichtsbildung und der Faltenwurf; das andere ist, abgesehen von der Um- 
rahmung, schon im Vorbild gegeben. Auch für 282 ist das, was His für 
Copie nach Graf hält, höchst wahrschemlich das Vorbild gewesen, wenn es 
mir auch noch nicht gelungen ist, das Vorkommen dieses Blattes in früherer 



auch die Bischöfe passen nicht recht, 'eher wenn es Päpste wären. Man könnte an den 
heiligen Kirchenvater Augustin denken, der im Bischofsstand nach Mönchsgewohnheit weiter- 
lebte, in den Eckfigurcn wäre er dann selbst mit seiner Mutter Monica zu erkennen, in den 
drei Kronen irgend welche Anspielung auf seine Weike (de trinitate). 

') Die von His erwähnte Darstellung von 1494 ist ein 0,1175 breiter und 0,114 hoher 
Holzschnitt, der zuerst in: Decretalium Bonifacii liber sextus et Clement., Basel Froben 1494, 
4' vorkommt, 1500 dann bei Amerbach und Frohen in: Gregor IX Decretalium libri, 4", 
Wenn auch hier ein Knieender nach links dem Papst ein Buch übergibt, von dem die fOnf 
Ringe mit kleinen Szenen ausgehen, und rechts hinten Mämiergruppcn zur Türe hcrein- 
treten, so besteht doch kein eigentlicher Zusammenhang zwisclien diesem und Grafs Holz- 
schnitt, ebensowenig zwischen H. a8a und dem Holzschnitt von 1493, der 0,1185 ^^eit und 
0,1125 hoch ist und zuerst bei Froben im Decretium Gratiani ed. Sebast. Brant in Basel 
erscheint, später 1499 bei Furter und 1500 bei Proben und Amerbach. Hingegen besteht 
zwischen den entsprechenden Holzschnitten der Constitutionen Clemens V. in Paris, bei 
Thielmann Kerver und Joh. Scabeller gen. Wattenschnee, 1509. 4* und zwischen H. 361. 
und N. 339 anderseits ein deutliches Abhängigkcits-Vcrhfilcnis, und noch etwas enger zu 
den Varianten der zwei Pariser Holzschnitte, wie sie 1510 in den Decretalen Gregors IX. 
bei Bcrthold Kembold, fol., vorkommen. — Der zu H. aßa ähnliche Hol/schnitt findet sich 
1523 in Paris bei Thielmann Kerver in der 4° Ausgabe der Clementinischcn Constitutionea 



55 



I 



I 



I 



t 



Zeit zu belegen. Die Art der Umformung ist zu analog mit der, die an der 
Vorlage für 281 vorgenommen wurde. 

H 2S2. Na: Gehört zu Grafs Hauptwerken, Haendcke dagegen, hier 
kritischer als beim „Mondgesicht" (H. 34.), möchte das Blatt nicht absolut 
sicher für Graf in Anspruch nehmen (p. 20). Es hieße das ganze Werk 
Grafs in Auflösung bringen, wenn man dieses Blatt bezweifelt. 

H 2Sj. Ab. Hirth u. Muther TO. 108. — Passavants Vermutung, Graf 
habe diese Zeichnung selbst auf den Stock getragen und geschnitten, hat 
bei all den Blättern, wo die Zeichnung weiß auf schwarzem Grund erscheint, 
sehr viel mögliches, weil die Zeichnungsstriche in diesem Fall in die glatte 
Fläche des Holzes eingegraben wurden und die eigentlich^ Fertigkeit des 
Holzschneiders dazu nicht nötig war. Der in der Basler Kunstsammlung 
erhaltene Holzstock zu His ^00. zeigt die Technik deutlich. Graf bevorzugt 
auch im folgenden Jahr diese Technik für die Bannerträger, wahrscheinlich 
um bei dieser Arbeit, in der er so recht sein Bestes geben konnte, die 
fremde Beihilfe auszuschalten. 

//2<i'y-^y9- ^* BKS. sind: 284. 290. 291. 292. 293. 296. 297. 298. 
299. — O. Aarau, Kantonale Sammlung sind nach L. 1 1 : 286/290. 292. 293. 
295. 296.298., diese letzteren alle a^. bei Haendcke {L. 11), Von 294 besitzt 
BKS. eine Photographie. — 288. 291 ab. bei Hirth und Muther Tfl. 99. 
100. — 293. bei Haendcke (L. 10) p. 32. — 291 auch als Postkarte der BKS. 

H joo. Man kann nicht sagen, daß die Zeichnung auf weißem Grund 
sei, der Molzstock ist den Umrissen nach abgeschnitten und daher auf den 
in moderner Zeit genommenen Abdrücken die Zeichnung von weiß umgeben. 
(Abzüge BKS.) 

H ßoj. Die obere Leiste mit den Löwen (B. 17, Pass. 133) ist ein be- 
sonderer Stock, ebenso sind die 16 Wappen auf kleinen Linzelholzstöcken. 
Ah. des Ganzen bei Bernoulli (L. 3I, der Wappen bei Major. Das Erscheinen 
der Glarean -Ausgabe soll aus urkundlichen Gründen gegen Ende 15 14 zu 
setzen sein, die Druckanzeige ist aber von 1515 datiert, eine mit der Da- 
tierung 1514 dürfte es nicht geben. Die Wappen br. 0,025, ^- Ot028. 

H J02. Titelblatt des neuen Testaments, deutsch, Basel bei Thomas 
Wulff 1523. 8*. Letzte nachweisbare Arbeit Grafs für den Basler Buchdruck. 

II SOS- In Sebastian Virdung's musica, Basel 1511. 4". Unter Na. 22 
ist nicht dieser Holzschnitt, sondern die ziemlich getreue Copie beschrieben, 
die mit Urs Grafs Monogramm und mit C. H. bezeichnet ist und die in dem 
s. I. e. a, 4" Druck (Weller Rep. N. 28): „Das ist jetzt der gemain und neu 
gebrauch" vorkommt. {Wahrscheinlich Augsburg um 1520, E. München H. B.) 
Siehe auch N. 338 a. — 

H J04. Entstehungszeit ganz kurz nach dem Züricher Kalender. Die 
beiden Kosmographie-Ausgaben F. Z St. 

H jo^. ist kein neuer Holzschnitt, sondern mit a6/. identisch, über 
welchem eben jenes: „In L. Valiant livoris et invidiae typus** steht. 




i. 



56 



// joS. In Jacobus de Paradiso, siehe bei H. 273. Ab, H. und B. 

(L. 13) N. 8. 

H jo^. jio. Schon 1515 im Hortulus animae, Basel bei M Furter, 8' 
(E. tinsiedeln, kol., Freiburg i. B.), worin auch andere signierte Arbeiten 
Grafs iN. 346. ff.); jio ist kein besonders zu zählendes Stück; der blasse 
Rest Grafscher Eigenart rührt von einem handwerklichen Gehilfen her. 

H Sil. Ärmliches Biattchen, das mit Graf und seinen Schülern nichts _ 
zu schaffen hat. 

H jij. Wird an allen vier Seiten stark beschnitten wieder verwendet ■ 
in: Ottonis Phrisingensis Rerum gestarum . . . Straßburg, Schürer 1515. 
fol. Die rechte und linke Seitenleiste allein in: Auli Gellii noctium attica- 
rum. Knoblouch 1517, lol., von Kristeller bei N. 395 erwähnt, ohne ihre Her- 
kunft zu erkennen. 

H ji^. Butsch wirft unserem Künstler vor, daß er hier einen Titel 
Springinklee's von 1516 \ab. Butsch Tfl. 36) copiert habe; das Verhältnis ist 
aber umgekehrt. Aber auch Graf soll nach Schneeli (L. 29. p. 87.) das 
Motiv des Auibaus einem italienischen Titel entnommen haben (Epistole di 
sancto Hieronymo, Ferrara 1497); Graf habe damit aber eine figurenreiche 
humanistische Darstellung verbunden; nach Voegelin (L. 35) sei dies die 
erste Arbeit Inr Frobens Offizin^ in der sich der humanistische Einfluß des 
lieatus Rhenanus kundgibt. Ähnliche Triumphdarstellung in N. 373. — 
Über die Allegorie des Kairos, Bernoulli (L. 131 p. XXV. — Ab, Schneeli 
(L. 29) Tfl. VII. 

H jij. Ab. der Seitenleisten H. und B. (L. 13I N. 63, des Ganzen 
bei Major Tfl. VL 2. — Na. zählt Teile dieses Blattes mehrmals unter 17. 
33. 36. 37., die untere Leiste allein Pass, 136, B. 13. 

H J16. Das Ganze ab. H. u. B. (L. 13) N. 63. — Na. unter 32, Pass. 
139. 140. 145. 

H jiy. Schon 1515 in: Erasmus, Encomion moriae, Froben 4". Na. 30. 
Ab. Butsch Tfl. 38. 

H J2S. Na. 29. - Ab. Butsch Tfl. 99, nach diesem auch in Drucken 
des Joh. Badius in Paris seit 1521, ebendaselbst auch über Copien. Das bei 
His genannte E. mir nicht bekannt, dagegen kommt der Titel auch 1530 
noch vor: „In omnes Plinii secundi naturalis historiae Stephani Aquaei Com- 
mentaria, Paris bei Petrus Vidoveus, (ol. br. 0,184, ^' o»26i. 

H ji^. Ab. bei Major, Umschlag. 

H J20. Ab. IL und B. (L. 13) N. 44. 

H J22. Schon 1519 im Hortulus animae, Tb. Wolff in Basel, 8" (E. 
Aarau Kantbibl, München U. B.) - Ab. H. u. B. (L, 13) N. 11. 

H J2^. B. 12, Pass. 135, 138. Copie in Hagenauer Drucken. 

H J2J a.,h. Na. 28. 39, Pass. T37. Ab. Butsch Tfl. 39 (b. t. f,), Tfl. 40' 
(a c h); H. u. B. (L. 13) c (Einleitung) und h N. 38. Vom Jahr 1515 sind: 
acifh; von 15 16 aber: b d g. Auf dem oberen Säulenscliaft der Leiste 




57 



325 «. steht unter einander „M V A*', wobei das A über der Spitze einen 
horizontalen Dachstrich hat. Weiter unten steht auf einem Schaflring 
„U R S". Die großen Buchstaben sind dekorativ angewendet, wie Graf sein 
eigenes Monogramm sonst anbringt, auch das Urs kommt noch zweimal so 
vor; gewöhnlich hingeschriebene Buchstaben, wie Signierungen meist vor- 
kommen, liebt er nicht. Deshalb vermute ich unter dem A (V) M die Sig- 
natur des Holzschneiders, zumal das Jahr früher <i5i4) ein Holzschneider 
M A in Basel auf einem Blatt mit Schäuffclins Monogramm vorkommt, wo- 
bei das A ganz gleich gebildet ist (Neu Plenar. Ad. Fetri). Die scharfe klare 
Technik feiner Linien entspricht sich auf beiden Holzschnitten. 

H J26. Ab. Majur TH. VI. i, Hier hat sich Graf ein direkt unanstän- 
diges Plagiat zu Schulden kommen lassen, denn er hat den Titel Strich für 
Strich nach einem römischen V'urbild abgezeichnet und trotzdem breitspurig 
mit seinem Monogramm versehen. Das Original kommt bei Mazochius in 
Rom 151 1 und 1512 mehrfach vor, z. B. in „Bulla intimationis generalis 
Concilii apud Lateranum per S. d. n. Julium Papam IL edita" 4 '. In einem 
anderen Mazochius-Druck von 1512, den die Basler Universitätsbibliothek 
besitzt, steht auf diesem Titel die alte Notiz: „gib daß mim Herrn zu dem 
Sessel" (Froben). Vermutlich hat Graf die Copie in Basel nach diesem 
Exemplar gemacht. Die Grafsche Copie kommt auch in Kristeiler N. 537 
und 543 vor. 

H J2y a./d. Schon 1513 in: Paulus Cortesius, Froben fol. und in Eras- 
mus Adagien, ebenfalls Froben, fol. Ab. von 327 b. bei Major, Vorwort, 
von 327 d. Seite 31. — ^ iFortsetzuog folgt.) 



Notizen zur Geschichte des zürcherischen Waffenwesens. 

Zusammengestellt von R, Wegeli. 

Auszüge aus den Seckelmeisterrechnungen. 

1337- 1798. 

1337' Item 2 ß vom einem funden arnprust. 

1396. Item 2 ff meister Klauss dem arnbroster ze der fronvasten ze fasnacht. 

Item 2 ff gab ich meister Klaus dem arnbruster ze der fronvasten ze pfingsten gab 
ich jakob Glentter. 
^397- 2 fl gab ich knechten von pfil zen uf den turn ze tragen. 

Item 4 ff 10 ß umb zwei tuseng pfil zein gab ich Heini Frodenberg am 22. tag homanotz. 

Item 10 ß ferzart min her von Sehen u. Kunbertantz do si der schützen wartoton. 

Item 5 ß 4 rV umb simlen wurden den schützen geschenkt. 

Item 5 ff den schützen do si waren gen Winriden umb die afentür. 

Item 4 ff den schützen do si waren gen Solotren. 

Item 35 ß Heinin Fröidenberg umb pfil zein. 

Item 12 ß von harnasch schön ze machen ze zwein malen. 

Item i7'/' ß Heinin Fröidenberg von fünf hunderten pil zein. 

Item 2 ff meister Klaws arnbruster von der fronfasten ze unser heren tag. 

Item 2 ff meister Niklaws arbruster von der fronfasten ze wienacht im 97 jar. 
1399, Item 2 ff 5 ß gab ich Heinin Fröidenberg umb zein gab ich im am balmtag im 99 iar 

Item 2 ff gab ich meister (. laws arenbruster von der fronvasten ze fasnacht. 

Item 2 ff gab ich meister Klawss arnbruster von der fronvasten ze pfingsten im 99 iar. 

Item 2 ß gab ich Berchtolt Stuckin do man die baner besäst am Renweg. 
1402. Item 3 ff gaben wir dem Fröidenberg von zeinen am 30 tag höimanot. 

Item 4 ff Heinin Fröidenberg am 13 tag ougsten. 

Item I ff dem Fröidenberg am 31 ougsten. 

Item i ff dein Fröidenberg am 9 tag des ersten herbstmanot. 

Item 1 ff dem Fröidenberg am 16 tag des ersten herbstmanot. 

Item 6 ff 5 ß gaben wir Heinin Fröidenberg gaben wir im am dritten tag des andren 
herbst im andren iar. 

Item 4 ff 10 ß gaben wir Heinin Fröidenberg am 29 tag des andren herbst im an- 
dren iar. 

Item 4 ff 10 ß gaben wir Heinin Fröidenberg am 16 tag des dritten herbst 

Item 2 ff 5 ß gaben wir Heinin Fröidenberg umb 1000 zein am fierden tag des ersten 
wintermanoz. 

Item 4 ff 10 ß gaben wir Heinin Fröidenberg umb 2000 zein am 20 tag mertzen. 

Item 7 ß gaben wir umb ein büchsen und ze beschlahen wart Hans Gerhart ze dem 
ungelt. 

Item a ff meister Klaws arnbruster von der fronvasten ze unser herren tult. 

Item 2 ff gaben wir meister Klawss arnbruster von der fronfasten ze fasnacht 

Item 2 ff Klawss arnbruster von der fronvasten ze pfingsten. 
1404. Item 2 ß 4 .' dem Fcderlin trug arnbrust und gezüg in den grimmen turn. 

Item 2 ß 4 A dem G;;bürlin ouch ze Ion des selben mals. 

Item 2 ff 4 ß meister Klawss arnbruster umb i inüt kernen. 



59 



Item 2 s 4 D lo 1^ gaben wir Hans FrftstUn (?) umb 51 ir smalz zc dien geserfen. 
Item 3 8 15 ß 10 '1 gaben wir meistcr Klawss umb ein ambrust, bies uns Heinrich 

Hagnouwer. 
Item 6 n gaben wir Hans von Fcltkilch macht geschmid an die spangürtel. 
Item 13 ß Hans Hagnouwer umb wis Jeder ze dien kochctren. 
Item 14 t gaben wir Kuenin Tanner von 110 geserfen und kocher ze machen. 
Item 8 ff i3 ß 4 i'" gaben wir meisler Hans von Vellkilch von krappfen und geschmid 

an du gescrf du Kueni Tanncr gemacht hat. 
Item a ß dem Blibnit von einem pancr sak. 

Itcra 4 fl gaben wir mcislcr Klawss arnbrusicr hießen unser berren. 
Item 6 ß Kuenin Tanncr umb 3 wissi cffer an die kocher. 

Item 2 G dem Hans Sprlmglin und dem Ratgcbcn truogen ambrust in den tum. 
Item 8 ** zwein knechten truogen pfil uf das hus us grimmen tum. 
Ilem 3 ff gaben wir der von Hoeng pfifTer als si ze Pfeffikon lagen bi der paner. 
Item 9 ß gaben wir zwein knechten und dem schif fuortan pBl gen PfetTikon. 
Item 3 IT mcister Klousen umb ein arnbrust. 
Item 12 ß gaben wir Ot Bilter selbdritt fuort Hans am Stat und Jeklin Bitziner und 

die büchsen herab von Pfeffikon. 
Item 4 ß dem Gcbürlin tniog brief ze dem sc hin uf von des harnesch wegen ze 

ferkQnden. 
Ilem 4 ff Jeklin Schenken umb ein ambrust hies Heinrizc Hagnouwer. 
item iB ^ gaben wir Ruedin Bitziner von eiin arnbrual in ze binden do er ze Pfef» 

ükon uf der fest! lag. 
Item 59 ff 6 ß 8 A gaben wir meister Klawsa ambruster als unser herren mit im 

gerechnet hatten & was der sum 34 II & 18 blaphart je 20 blaphart für i H 

und 6 ff 19 ß 8 A. 
Item 18 A gaben wir drüen knechten truogen ambrust in den tum. 
Item 3 ff gaben wir Hans Ernst dem achmit umb krubcn uf ambrusL 
Ilem I fl gaben wir der von Bern pfiffer. 

Item 2 ff meister Klawss arnbruster ze der fronvasten ze unser herren tult. 
Item 2 ff gaben wir meister Klawss arnbruster von der fronvasten zc wienacht. 
Item 2 ff meister Klawss arnbruster von der fronvasten ze fasnacht 
Unter den Einnahmen : 
Item 10 guldin gab uns der Kilchman von der von Zug wegen soltan si umb buch* 

scnbulfer. 

1406. Item 70 ff Meister Hans von Fcltkilch von zwentzig tusing prti isen zc machen. 

Ilem 50 ff lech man meister Claus arnbruster. 

Item 1 r Froci den berger von 2000 pfil anzeslachen. 
I413. Item 6 ST 6 schQtzzen fuorend gen Bassel. 

Item to ß umb brot den schützen an den blatz ze den afcntOrcn. 

Item a ß von der paner wis ze machen 

Item 6 S den schützen gan Lutzem. 

Item 6 U dem arnbruster die gend im min herren für den huszins. 

Item 8 ß Ober 1 kouf brantzwins in dz büchssen bulfer. 

Item 3 ff 15 ß ferzartcn die büchssen meister an Hans Bmnncr do man die büchs 
beschos. 

Item 10 ß dien knechten die dz isen an die wag dz die bOchs gewegen ward. 

Item 3 ß knechten die swcbcl salpcttcr in den turn truogen. 

Item 68 ff 7 ß 8 «> Claus von Strasburg umb sebel (sie) und aalpetter. 

Item 1 ff schankteo unser herren dien smiden von der büchssen. 

Item 6 ß dem FürOber von büchs stein ze fücren. 

Item 6'/a fl Siman EQngcr warend im die alten sekler schuldig von salpetcr. 



6o 

Item 2 IT minder i8 <> dem Elper umb zwo knfrin rocrcn xe bOdisscn bulfer. 

Item I S meister Lienhart von 5 tag bOchssen balfcr ec machen. 

Item 3 G umb spiesglas in dz bOchssen bnUer. 

Item 3 G heinin Sigfrit von i tag bOcfassen bulfer ze machen. 

Item 12 ß umb brot do man umb die afentOr schos. 

Item 2 G 8 Y umb brot als man die bOchs bescbos. 

lem 4 ß ir zwein die die büchs behuottcn über nacht uj dem platz. 

Item 3 ff umbTbranden win in dz bulfer. 

Item 4 ß umb holtz umb bOchssen kloetz. 

Item I ff I ß Eberlin Felix umb ein sekel zem bOchssen bulfer. 

Item 2 Merspurg von arbrost tregen. 

Item 3'.> S smit von Feldkilch umb arbrost schlOssel und von legeilen machen. 

(tem 4 G dem Rotter von arbrost tregen und von anderm ding hies Tanner. 

Item 3 G 4 >> Ruedin Tachs von eim leder sak zem bOchssen bulfer. 

Item 14 '1 von bOchssen tregen in tum. 

Item 4 G von hanf ze tregen in grimmen tum. 

Item 3 G Jecklin Froedenberg von pfil isen an ze schlahen 

Item 25 ff 4 £• dem Hedinger umb 8 zentner und 8 ff hanf. 

Item I ff Lottin Treger vcwi bOchsen kloetzen ze machen. 

Item 7 ff 16 G dem Schlafen von arbrost ze machen. 

Item 20 ff dem Schlafen umb 6 arbrost die kouft Heini Hagnouwer und Cuonrad 

Tanner von im 
Item 4 G dem Rotten von arbrost ze ftrschriben und ze tregen 
Item 10 G Heini Walen von arbrosten. 
Item 8 ff dem Plenninger umb 10 hüt ze den kochrennen. 
Item 4 ff umb ein zentner smaltz in die 10 hOt. 
Item 2 G 4 '> dem Sitzen truog arbrost in tum. 
Item 20 ff 10 ß Gilgen Kichmatter von arbrosten ze machen. 
Item 16 ti von arbrosten in turn tregen. 

Item 14 G dem Schlafen von arbrosten ze senwan ze machen und ze senwan. 
Item 4 G zwein knechten din die bOchssen behuoten ein nacht uf blatz. 
Item II .7 5 G Hans von Feltkilch von 60 zQg spangürteln hies Tanner. 
Item 13 ß 4 <> für Im tach von kloetz sagen. 
Item 13 G 4 A dem Fesman von kloetz sagen. 
Item 14 G dem Steinkelr von kloetzen ze sieden. 
Item 14 G dem Rallen von kloetzen sieden. 
Item 2 ^ 14 ß dem Kristen von 86 kloetz ze tregen. 
Item 2 // dem Folkensperg von 66 kloetz ze tregen. 
Item I (V 4 ß Fetter Treger von 40 kloetz ze tregen. 
Item 3 ß Weltin Blarer umb model ze den büchssen kloetz. 
Item I ^ Uoli Bader umb long ze den bOchssen kloetz ze sieden. 
Item I iZ 7 ß Lütin Treger von 42 kloetz ze tregen. 
Item 10 tt Hans von Feltkilch umb 2000 pfill. 
Item 6 <1 Imenstad von büchssen tregen. 

Item 5 ll meister Hans von Feltkilch umb kruken und schtOssel. 
Itcni 135 3 ß dem Tanner umb geserf und umb stegrif rieraen. 
Itcni 5 // Hans von Feltkilch umb 1000 pfil nani Heini Etter. 
It';ni 3 ß 4 A dien schützen umb win als si nüwi arbrost spienten. 
Itf:m I ß Hans Snorf um 16 adren . 
Item I guldin schankt man der von Switz pfiffer. 
Ilem 3 G dorn Kallen von kloetz zc machen. 
Ilcni 2 ß dem Brust von kloetz ze tregen in der grimen tum. 
Item 4 ii von arbrost tregen in turn. 



6i 



Item 12 ß Hans von Fcltkilch von einer zangen pfil us ziehen. 

Item 3 fl 14 ß 9 '> um adren. 

Item 56 guldin metster Lienhart von 112 bOchssen steinen ze machen. 

Item 7 ß 4 A meister Hans von 2 tag rosloD ritlon als man die bQchs beschos. 

Usgen dem bnchssenmelster meister Otten. 

Item 655 V'i guldin 10 ß gaben wir meister Otten ze Ion und uinb den züg ze der 
bOchssen und zuo den schiben zem krieg. 

Usgen gan Lanbarten am herbst hin in was. 

Item 6 guldin meister !-ienhari und sin gesellen von tum ze brechen. 

Item 3 ^ 12 f) meister Lienhart von 16 lag gan Tuom und von 2 tag hie heim 

Ilem 4 tf dem Schodcllcr von der paner gan Tuom ze tregeu. 

Item 3 ff Smit der dz bQchssen bulfer besorgt. 

Ilcm 2^40 dem Schlafen arbroster. 

Item 5*/. guldin 2 plaphart kost der hamasch und rfer blunder har us ze fOcrcn 
untz har in stat. 
Unter den Einnahmen : 

Item 14 Gf 10 ß ward uns von dem blunder der von Tuom kam. 
14 18. Item 10 ß umb brol den schützen schaiikt man uf die zil stad. 

Item 34 ß Ueiin von AUdorf bracht die büchsscn von Walistad. 

Item 32 a meister Lienhart umb i zenter 14 ff buchsen bulfer. 

Item 12 fl 12 ß Wolf Säger umb 89 a salbetter. 

Item r ß da von in den grimen turn ze tragen. 

Item 3 ff band min herren den ptifeni geschenkt. 

Item 4 ß umb linen sek ze dem bttchscn bulfer dz den von Zo\t geliehen ward. 

Item 18 ß umb lidrin sck ze dem bilohscn bulfer dz den von Zolr gesent ward. 

Item 4 Bf dem Froodcnberg umb ein luscnt eichen pfil zein. 

Item 5 fl umb ein sclzschilt koufl Tanncr. 

Item 2 U dem Frocidcnberg umb zwen hundert zcinen. 

Item 4 Ä 12 ß meister Lienhart als er by dem von Zolm war. 

Item 3 ß zwen knechten truogen arbrusl uf dz hus. 

Item 3 '/( ß dem Sizen von armbrusten ze tregen in turn. 

Item ro guldin dem armbruster hat er uf rechnung. 

Item 20 guldin meister Lienhart von sim iar. 
1503« 6 S' den armbrust Schützen uff unser herren tag. 

1 U den Schwestern im grimen turn. 

6 f( den bQchssenschQtzen uff unnser herren tag, 

40 ft Cunral Müller von KoOnacht, Heini Wolf, Heinrich Kienast und Heini SprQngli. 

als sy zu Valtkjlch für 20 gülden aftentOrcn gcwunnen band. 
16 K 13 ß 6 *> den bQchsenschOtzen für bulfer und Stein vom 3. iar. 

7 ß 6 >* Hans Kristen trinckgfllt als er schießbriel dz land nitsich trug. 

3 flf 6 ß M. Cuentzen bitchssenmeister um i nußbom zu einer bQchssen zc fassen 

hieß Gerold Meyer, 
r ff a ß Jacob Schwärtfflger von 4 richtschwilrlen ze fassen und scheyden daran zc 

machen. 
36 ff den Armbrustschützen um tuoch. 
36 ff den BflchssenschOtzen um tuch. 
'3 ff I ß dem Kantengießer umb zOg zun platten den Knaben zun afentttm. 

2 fl M. Hans Locwen umb dz panner zum hafen. 

15 ff 12 ß dem Rflgger umb 614 schützen bricfl ze trucken Wirt von einem brief 6 .V. 

3 fl?M. Hans Muttschallcr hamister. 
IG R Heinrich Cuntzen büchscnmeister. 
I Ü Felix Murcr armbruster. 



Kleinere Beiträge. 

Verding mit Maister Lienhari Louberer, Organist und Orgelmaoher In Berni 
aber die Erneuerung und Ergänzung der Orgei in Blei, 1495. 

„Anno Ixxxxv" uff domstag vor sant Peters tag ad Kathedram hant min Herren 
meister Lienharten Loubrer, dem Organisten von Bemn, verdinget, ir orgellen ze machen, 
wie hienacli gelütert stat: des ersten, so sol er machen ein nüwe laden, do die pfyfifenn 
innsteckend und die Verwechslung der stimmen, item sechs höltzin belg ungelimpt wie zu 
Solotorn, item darnach die registratur, besunder an ein eigen bret geslagen, item ouch vier 
stimmen, die es vor nit gehept hat, mit namen das groIB fa under dem gamut, item das 
grofB gamut, item das grolQ a re, item das grofß b moll, hij quatuor dicuntur graves; dar> 
nach ein nüw clavier und ein nüw pedal und alle canalia nüw und die teilung der stimmen, 
item ein lieplich flöutenwerck, darnach ein starck flöutenwerck gemert mit der octaf, dar* 
nach ein quint zimelwerck '), item darnach ein zimel mit octaven übersetzt und ein . . . tz 
starck werck. und was pfyffen dar zu notdQrftig werdent, sol er dar geben und alles in 
[sinem] costen und vast gut machen, und wenn s}' darnach ze stimmen bedarfT, sol er die 
ouch [in sinem cjosten stimmen und gut und gerecht wSten, inmassen minen herren nutz- 
lich und im [erlich]. Unnd söUent im min herren darumb geben hundert und zechen guldin, 
zw[oi pfun]t löufßger mOntz zu Biell für ein guldin, und sol man im den halbteil bezalenn, 
wenn er das werck usgemacht hat. Und ob er nit machte, daz die so sich daruff ver- 
stOndent und min herren selbs sprechent, daz er sy nit wol gewert bette, so sOllent sy Im 
umb den andern halbteil des geltz nützit schuldig noch verbunden sin. Ob aber min herren 
ein gevallen am werck hant, söllent sy im den andern halbteil bezalen in zweyen oder 
dryen jaren darnach kQnfTtig und daz also behalten mit sinen huldea. Doch sol man im 
geben biß zu pfingsten kOnfftig zwentzig und achthalben guldin, tund fQnf! und fÜnfTzig 
pfunt, und die andern fQnff und fünffzig pfunt so bald er daz werck het usgemacht und ob 
er es wol verdient, so wellcnt im min herren ir statt kleid ouch dar zu schenken. Und sind 
diser beyel schrifften zwo glich lutend ussereinandem geschnitten fOr ye den teil eine, des 
jares und tages als vor geschriben stät." 

Über die geleisteten Zahlungen enthält der Teilzettel oder die Beile folgende Angaben: 

„Anno Ixxxxv' uff mitwuchen nach Ülrici hant min herren burgermeistre, camrer der 
bruderschafft und Ülman Wytenbach, kilchmeiger, meister Lienharten dem Organisten ge- 
wert uff die erste bezalung Ix ff, jeder teil xx ff. 

Anno Ixxxxv*' uff mentag nach Nicolai hant min herren burgermeistre, camrer der 
bräderschaft und Ulman Wytenbach kilchmeiger meister Lienharten dem Organisten gewert 
uff die andre bezalung aber Ix ff, jeder teil xx ff; presentibus min herr meiger, Swartzo 
und ander vil miner herren. 

Anno Ixxxxv^ij uff fritag vigilia Martini hant min herren burgermeistre, camrer der 
brüderschaft und Ülman Wytenbach kilchmeiger meister Lienharten dem Organisten gewert 
uff die dritte bezalung aber Ix ff, jeder teil xx ff, presentibus Jeger burgermeister, Ülman 
Wyt[enbach], kilchmeiger und herr Peterhans camrer und ein barfuß von Solotorn. 

Anno xv° uff fritag [nach Simon] und Jude hant min herren burgermeistre herr 
Ha . . . Jeger, camrer und Heinrich Herins kilchmeiger meister Lienharten dem Organisten 
gewert uff die fierde bezalung xx guldin, jeder teil mit namen der camrer vij gl., der 
kilchmeiger vij gl., Ülman Witenbach vj gl,, und ist do mit gantz bezalt Und das difl be- 
zalung war und gewert sigen, so hab ich meister Lienhart obgenanter organist min eigen 
bitzet getrucket zu end diser bezalung, in dem jar als obstat." Das Siegel fehlt 

'j Zimttillwerk, t'.a bidarr tinc-s Facti niannes, um das Ciaiizi' zu kummentiercn 



63 

Das Original dieser Urkunde liegt im Stadtarchiv von BicI. Über Loubercr ist zu ver- 
gleichen die Schrift von Dr. Ad, Fluri „Orgel und Organisten in Bern vor der Reformation', 
Bern 1905 und die Ergänzung über I.ouberer von Dr. Ad. Lechner in den „Blättern für 
bemischc Geschichte, Kunst und Altertumskunde," Bd. II, S. 268f, H. Türitr, 



* 



Nachrichten. 

Aargau. AVh« Erwerbungen des banlonaUn Antiquariums in Aarau. FundstOcke aus 
den römischen Ruinen von Kirchberg: Mosaikfragmente; Sluckpfeiler; Hotz- und Leisten* 
Ziegel; Hypokauströhren und Plauen; Marmnrlragmenie; Wandbestich, bemalt; Gußboden* 
fragmente; steinerne Scherbe; Steinbeile; Wetzsteine; Fcucrstcinmcsser; Terrasigülata* 
fragmenie, darunter zwei mit Stempeln: HIILIVSFII und WH />/(!). ; Fragmente an* 
derer Tongefäfle; zwei Amphorenteile; eiserne Nägel und Messer; kleine Bronzcobjckte ; 
Mornschälchcn ; Tierknochen. — TrinkkrQge aus dem Suhren- und Wyncntal; Heimberger* 
geschirr; Ofenkacheln, darunter zwei gewundene Säulen; gläsenie Schnapsflasche ; Wirts* 
haustaftaire von 1796 aus Reitnau; Kräuierschachlel; bem.iltes und geschnitztes Joch aus 
Ruppcrswyi. - Pilum (?) aus einem Plattengrabe in Villnachcrn. A. G. 

— Schmtnacb. Im vergangenen Winter wurde im Steinbruch neben der Kapelle 
des Bades Schinznach eine KupIermQnzc des Nervo gefunden. Sie ging in Privatbesitz über; 
in der staatlichen Münzsammlung ist sie schon vertreten. (Argov. VII. pag. 121, Nr. 6.) A. G. 

— Aarbürg. Untersuchungen in der „SäUhühle". Ini Jahre 1901 wurde zufälliger- 
weise in der SälihOhle oberhalb des Kiscnbahndamms OUcn-Aarburg eine außerordentlich 
fein gearbeitete Pfeilspitze aus Feuerstein gefunden. Ks war dies der erste sichere neoli- 
thiächc Fund in der Gegend und er ließ von vornherein darauf schließen, daß diese Hohle 
in spät-neolithi scher Zeit bewohnt gewesen war. Sondierungen, die daraufhin vom histori- 
schen Museum von Ölten vorgenommen worden, hatten ein durchaus positives Resultat. 
Im April 1907 wurden daselbst unter Leitung von Henn Dr. Häfliger sysicmalischc Aus- 
grabungen ausgeführt. Wenn auch die dabei gewonnene Ausbeute keineswegs mit andern, 
namentlich im »Käsloch* bei Winznau gewonnenen, sich messen kann, so hat doch diese 
Forschung einen bedeutenden wissenschaftlichen Wert, indem sie den Nachweis liefert, daß 
auch diese H(>hle in spät*neolithischer Zeit vorübergehend bewohnt gewesen. Es wurde 
eine gut erhaltene Feuerstelle aufgedeckt, in deren nächster Umgetnmg eine 5 -30 cm dicke 
Schicht von Knochcnaschc vorhanden war. In dieser Schicht, zum Teil in der Feucrstcllc 
selbst, lagen zahlreiche Gcfäßschcrbcn aus grauschwarzem Ton, einige davon mit grad- 
linigen Ornamenten versehen, die wenig von denjenigen keltischer Kulturstufe abweichen. 
EHe Zahl der gefundenen Knochenstücke ist nicht sehr bctrfichtUch, noch weniger diejenige 
der Feuersteingerate und Nuclet, obschon auch diese in der Kulturschicht nicht fehlten. 
Von großer Bedeutung ist der Fund eines kleinen Fingerringes aus Bronze, der wie die 
übrigen FundstOcke unzweifelhaft darauf hindeutet, dat* die Höhlenbewohner einer späteren 
Fpoche angehören, die den Uebergang bildet von der ncolithischen Zeit zu einer jüngeren 
Epoche. Die Lösung der Frage, ob die in der ilöhle selbst aufgedeckte Schichte von 
hartem rotem Ton natürlich aufgelagert oder aber künstlich zur Nivcllierung der primitiven 
Lagerstätte hingebracht worden, bedarf noch einer genaueren Untersuchung; vorderhand 
scheint die letztere Annahme die wahrscheinlichere zu sein. Oltener Tagblatt. 

Dasei. Beim Fundamentieren eines Neubaues an der FreienstraBe in Base/ fün<\ man 
ßrandschutt, herrührend von dem durch das Erdbeben vom 18. Oktober 1356 verursachten 
großen Brande. Die dortigen alten Häuser, die jetzt Neubauten Platz machen mußten, 
datierten also aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. In derselben Gegend kam auch ein 
halbrunder Turm zum Vorschein, ein Llcberresi der Stadtbefestigung. Er war in die Häuser 
eingebaut und als Grenze im Grundbuch eingetragen. 

— In Kitmbasti ist man bei Erdarbeiten an verschiedenen Orten auf prähistorische 
Reste gestoßen. Beim Bahnbau, etwa in der Mitte zwischen Bäumlihof und Bierburg, fand 



64 



man in einer Tiefe von nur 0,60 m Skelcttgräber aus der sog. zweiten Eisenzeil. Die 
Leichen waren in Gruben gebettet, ohne jede Steinsetzung. Bei einem Skelett lagen noch 
Beigaben, ein kleiner Kiscnring und eine große bronzene Gewandnadcl, deren langge- 
streckter Bügel und der aufgebogene scheibenförmige Kußknopf mit linearem Ümament 
verziert sind. Dieser Fibeltypus {Früh La Tene) ist in der Schweiz nicht gerade häufig 
ist aber sehr stark vertreten in dem frühkeltischen Gräberfeld der Certosa bei Bologna. 
Es mag sich in unserm Fall um einen Importartikel aus dem Süden handeln. Klachgrdber 
dieser Periode sind in unserer unmittelbaren Nähe sonst noch keine gefunden worden; die 
nächsten liegen bei Muttciiz. 

In eine noch viel ältere Zeit führt uns ein Fund, der bei der Kanalisation an der 
Burgstraße in fiiehen gemacht wurde. In einer Tiefe von 1,70 m steckten im Kiesschotler 
ein langes Bronzeschwert und eine bronzene Lanzenspitze, dicht neben einander- Um ein 
Grab schien es sich nicht zu handeln; Knochen waren keine dabei. Die Schwertklinge hat 
eine spitz zulaufende Griffzunge und war mit Nieten in einem Heft von Holz oder Hörn 
befestigt; sie ist in merkwürdig verbogenem Zustande aufgefunden worden. Sämtliche 
Fundstücke sind in das Histo. ische Museum gekommen. Es ist sehr zu begrüßen, wenn 
sieb die prähistorischen Denkmäler im Gebiet unserer Stadt aUmählich mehren; vielleicht 
laßt sich so bald einmal versuchen, was in anderen Schweizerstädien längst und mit Erfolg 
geschehen kennte: ein deutliches Bild zu geben von der Dichtigkeit und der Folge vorge- 
schichtlicher Besiedlungen in unserer Gegend. A. S. Basler Nachr. 1907, Nr. 114, 

Bern. On vicnt de di^cuuvrir pr^s de Baunwyl xinc s^pulture allömannique. On a mis 
au jour jusqu'ici neuf squelettes ainsi qu'un couteau qui fixe I'origine de la sdpulture. Le 
directcur du musöe de Bcnie est all£ faire des constatations sur Ics lieux Lcs fouUlcs 
continuent. FeuiÜe d'Avis de Lausanne, 28 Janvier 1907. 

— Im sog. Aebnii bei Beip wurde eine bronzrne Armspange aus der reinen Bronze- 
zeit gefunden. Schon 1Ö98 kam auf der Ilohliebe ein ßrandgrab aus der nämlichen Periode 
zum Vorschein. Es ist wolil möglich, daß diese Gegenstände in irgend einer nähern Be- 
ziehung zu einander standen In letzter Zeit wurden hier häufig archäologische Funde, 
namentlich aus der La Tcne-Periode, gemacht. Der Bund, i. Februar 1907. 

— Burgäorf. Unter den im zweiten Halbjahr 1906 dem RiUtrsaal zugekommenen 
Objekten sind als Geschenke hervorzuheben: Von Herrn Hermann Aflblter, Frl. Flora und 
Bertha Affolter und Herrn und Frau Marti, alle in Koppigen: 2 Getäfersiücke, i Schrank, 
1 Truhe, I eiserner Feuerbock und 2 Ketten aus dem 17 Jahrh.; 1 Polsterstuhl, i Stabelle, 
1 Ruhbetigestell, i Bäriswiler Rasierschüssel und -Platte, i Langnauer GießfaO und i Feuer- 
eimer aus dem 18. Juhrh.; t Bcttliimniel, 1 Teigbreche, i Milchgebse, 5 Olenkacheln aus 
dem ersten Drittel des 19 Jahrb.; i Bibelbnichslück aus dem 16 Jahrhundert und i solches 
aus dem 17. Jahrh. in demselben Einband. — Von Herrn Sl Kelber in Liestal, IrQher Bäcker 
in Oberburg: 1 Ellenstab von 1840. — Von Herrn F. W. Tanner, Mechaniker und Nego- 
ciant in Oberburg: i bemalte Wiege von 1800. — Von Herrn Landjäger Kaiser, Burgdorl; 
1 Spulrädchen und i Sputengestell aus der ersten Hälfte des 18. Jahrh. — Der bedeutendste 
Ankauf aus derselben Zeit war der eines alten Webstuhls aus hiesiger Geg*?nd, großenteils 
von 1729. Da Burgdorf *chon in alter Zeit ein Hauptsitz der Leinwandindustric war, 
hat diese Erwerbung ein großes lokales Interesse. Zu cr^vähnen sind ferner zwei ältere 
silberne Haften der Bernertracht, zwei im hiesigen Mühlebach gefundene Bracteaten (der 
eine von Basel) und eine Mailänder SilbermOnzc. bei der ersten Fluh gefunden, wie früher 
schon andere 

Graubüiidan. S. Moritz. Ueber die prähistorischen Funde an der alten Quelle des 
Bades S. Moritz wird in dieser Zeitschrift ein Originalbe rieht von Dr. J. Heierli erscheinen. 

Neuch&tol. Musff Areheologique tt C'abmet dfs tuedailfis, Ann^e 1906. 

Notre coUcclion pröhistorique n'a pas re<;u de //u«.? pendant le courant de cetteanncc 
et un senl achat la conceme, savoir un bracclel, deux epingles et deux anncaux en bronze 
de la st.itiün de Corcelcltes. Nous nous cn consolons cn escomptant le produit des fouUles 



6s 



qui seront entreprise au prlntemps de 1907, ä la Station de la T^ne, avec Taide de la Con- 
f^dt^ration. 

Otbinet des metiailUs. Lea achals dans ce doiDaiiie ont cu poiir but, comme precÄ- 
demment, de compleler la serie des monnaies et m^ailles de nos mödaitleurs neuchätelois 
ou d'acqu^rir les picces concemant notrc pays. Nous avona encore r^ussi ä trouver, cn 
fail de pieces de ThUhauä qui nous manqualent : Chrisline de Stolberg 1749, second exem- 
plaire, — Baden, ducat de 1737. ^ St-Gall, prix d'ecole nfd et — Benediclubeuren Pest- 
amulett cn argent. — De Droz: Descente en Angletcrrc, — Jelon aux Armes de Cam* 
hrai, — Talleyraa, coquillc, — Rouvet, bois flotte, - Lev<*e d'une nouvcllc armöe. — De 
Brandt: Nous avions esp^re nous procurer la 4*^ variöle de la petite ni^daille de Nagler 
qui nous manquc; mais Tindication du cataloguc ^tait fausse et nous avons ainsi un doublet; 
par contre nous avons obtenu le m^daillon, attribu6 par nous ä Louise de Saxe, du mCme 
graveur. (Voir Musee Neuchätelois, 1904, p. 96,) — En fait de pieces concemant nolre pays, 
nous avons acquis: Inauguration du chemin de Ter NeuchäceUBesan^on, — Medaille, löge 
Amiti^, Chaux-de-Fonds, — Bijou, löge Egalit^, Fleurier, — Bijou, löge Bonne Harmonie, 
NcuchiUel, — une plaquette en bronze 9/14 cm: Emile Clottu par Musper. 

Dons. De Mr. Eug. Colomb, 25 ccnt. nickcl, France 1903, — de Mr. W. Wavre, id. 
1904, — de Mr. F. A. Wavre, 4 pifcces anglaises, 1901, 1905, — Mr. Paul de Coulon h re- 
trouve chcz lui, au domicile de l'ancien directeur des Mus6es, de F. Landry. a ex. Medaille 
Agassiz, — 2 ex. Coll^giale, — 16 ex. Statue de Farel, — i ex. College municipal, ~ i ex. 
David de Purry, — i ex. Eaux de Neuchatel, — i ex. Desor; de Brandt: 15 ex. Restau- 
ration de Neuchatel; de ISovy: 11 ex. Statue Purry. — De Mme. W. Wavre: Fete can- 
tonale de Gymnastique, Neuchatel 1902, ~ de Mlle. Cccile de Pur>': Medaille David de 
Purry, par Motta, — de Mr. Ed. WasscrfaÜen : ßanque de d*pöt et d'Ämission autoris6e 
par le gouvemcment provisoire, billet de 50 Irancs, id. de 25 francs. — De Mr. Angelo 
Calderini: ao soldi, Sardaigne 1794, — de Mr. Ferd. Beck: un pelit bronze de Probus, — 
de Mr. Ren6 Chödel: six monnaies ou jetons, — de Mme. Albert Elskess: une m^daille 
en laiton, Fr6d6ric I, roi de Prusse, 1707 — cnfin un beau don de MM. Huguenin frercs au 
Lade, qui, avec c; que nous poss^dons d^jil fnrmera le noyau de la s^ric des m^daillcs 
de ces artistes, que nous nous efforccrons de compl^ter: Zug Kantonal-Schfltzenfest, Haar 
1906, Ar. — Mexico, Socjtl^ suisse de tir, Br. — Dornbirn 1902, .Stadterhebung, Fest- 
schießen, cuivre, — Union velocipedique suisse, Ar. — Tir cantonal, NeuchAtel 1906, Ar. — 
Herne, 1906, Eidgen. Turnfest, Ar, — Flüelen, 1906. Urner Kantonal-Schützenfest, Ar. — 
Federazione Ticincse delle SocietA di Tiro, Concorso di Sezione, Br. — Winterthur, 190a, 
ZOrcher Kanton al-Sch ätzen fest, Br. — Hinningen, 1905, III. Eidgen. Flobcrt-SchOlzcnfest, Ar. 
Le conservatcur du Musöe Archeologique et du Cabinel des MödaÜles: IV. IVavrt, 

— La Chan x-dt- Fonds. Le comitö du Musbc historique a fait l'acquisition de la boi- 
serie et du fourncau d'une ancienne chambre de Boinod, uiix environs de La Chaux>de> 
Fonds. Cela lui permettra la rcconstitution authcntique d'un uppartement ncuchdtelois dans 
son futur bätiment. 

— Ntttchätei. Musee historique, Ensuite d'une dtfcision du Conscil d*Etal, on a remis 
ä titre de ipviA au Mus'^e historique de Neuchatel, les deux pieces de canon, dites de 
Valangin, qui ctaient jusqu'ici d<^posccs ä Tarsenal de Colombier. Ces pieces avec affüt et 
avant-train, du calibre de 4 cm, furcnt donn^cs en 1831 par le roi de Prusse; clles portcnt 
sur le haut de la culasse le texte suivaiit: ,Le Rui ä la ßd^Ütä, septembre, 1831.' 

La Suisse liberale, 6 Nov. 1906. 

— La TMe. Les fouilles de üt T^pu viennent d**lrc reprises d'aprös un plan mttho- 
dique. Trois ouvriers y travaillent depuis le 18 mars. Rappeions que les demi^res fouilles 
de la Ttne, qui ont donnä de si riches räsuttats, commenctfes cn 1884 par M. E. Vouga 
ont iti jnterrompues en 1Ö89, Taute de ressources sur^sanles. M. Vouga, avant de mourir, 
avait exprim6 le öisir de voir rcprendre Texploitation de cettc Station. En mai 1906, ta 



66 

SrxKt^ ffhisärnr« ck Ne^chäiel voa im credit poor la reprise des fooiDes dans la lHümi. 
KÄi'x: iEa:^.«!?^, L«s a-^'-v^anx traiaux n* foot que commc3>ccr. \ombrc d'objcts imörs- 
bSiics "js: ^A trximmts, ssais on n'a troave oi la sccoode mcötie dn ^ütw^tx tori]iKS gankns, 
G*>c:t <a ;>r<::s:>T^ moctit a ct£ trour^ cd ifl&i* Qi les moonaics d*«»- doot on soapQaonaxt 
iV2i«J:«ace. Gazette de I ansannc, 23 Mais 1907. 

— Stixnt-Blaiit. Le 6 avrü, M. Quincbe-Blandc a trouvc cd creusaot les Ibodalioos 
C'-^A scaisoü^ '^ui va s'^diner au Chemin de Crcuze; ä droite en moataEnt, jm-deasns de la 
xcaivjn'Ec 7 rib^^let, cn fragment d'msm/Ao« romame mesurant 30 an de largc; 45 can de 
haut, 16 an <f^paissei2r, et portaat sur trois Ugnes les caractercs suirants: 

NERIAXV- 

RONVS 
C 
Hautetir des lettres: 55 nnn; interiignes: 43 nun. — £n tenaiit compCe de U dis- 
po^tion d«s letZres, sur les trois lignes de l'inscriptioD qoi noos reszent, oa pent admcttre 
qu'elle avait primitit'emcnt 80 cm de largeur, 56 cm de haotear, qu*n y avah ä la prcmicre 
hgn« a gaucbe de NERIANVS encore six lettrcs; ä la secoode ligne 00 pent comi^etcr par 
iFATJKONVS; a la troisieme et derniere suppleer un F qui tomberah sous le T de 
FAT'RONVS, — Nous avons probablement les restes d'one ioscriptiMi fonäaire devee ä 
un aflranchi par son patron. Elle dcvait avoir la tcneur snivante: D-M (Ic ou les noms 
de ra/TranchJf — le nomen et le gentüice du patron, NERIAN\*S ^tant son samoni cntier, 
ou la fin de cclui-ci, puis PATRON VS enfin F— C. Aux dieux Manes de... N... N... 
NERIANVS, son patron, a fait äever ce monumenL — 11 est tres interessant d'avcMT re- 
trouv^ ce texte qui donne aux ^tabUssements romains de Saint-BIaise une importaoce plus 
consid^rablc qu'on ne le croyait jusqu'ä präsent. La pierre sc trouvait ä deox mitrcs da 
vjI dans un tenrain composö altemativeoient de plusieures couches de sable et de tof, et 
qui doit avoir et6 form^ postäieurement aux etablissements romains par les debordcmcots 
du ruisseau de 5>aint-Blaise. Pas de traces de construction; mais vie dalle rcmde en briqne 
«rt un fragment de vase, pareil ä ceux trouv^, il y a quelques anndes en crcusant les 
frindernents de la maison Tribolet qui Joüte cet emplacemenL — D^aptte les caracteres 
Pinscription serait du second siecle de l'cre cbr^tienne. — Des rechercbes seront faites pour 
tÄcher de d^couvrir le reste de I'inscription. IV, fVmrr*. 

Sototnurn. Museum der Staat Solothtm. Historiscßi-aniiquariscfu AbteiAmff- Aus 
dem Zuwachs der Sammlungen vom i. Oktober bis 31. Dezember 1906 ist henrcffzuheben : 
/f. Schenkungen: Herr Fürst, Tapezierermeister: Verschiedene wriße, Uaubemalten Ofen- 
kacheln aus der 2. HAlfte des 18. Jahrhunderts. — Herr Gaston von Sury: 14 grOnglasierte 
Ofenkacheln mit französischen Lilien. — Herr Burki, Ed, Vorsteher der Discheranstalt: 
Kinr; mittelalterliche Pfeilspitze, gefunden hinter der Discheranstalt. — Herr Zetter^CoUin, 
Kranz Anton: Eine viereckige, schwarzglasierte Ofenkachel mit einer größeren, grOnen, 
franz<><}iw:hen Lilie in der Mitte und vier kleineren schräggestellten Lilien in den Ecken. — 
IJ. Erwerbungen: Ein alter Fingerring von Messing mit eingraviertem Metzgerzeichra, ge- 
funden auf einem Feld bei Bonigen. 

— S. Pantakon. Die Kirche von S. Pantaleon im Oristal soll umgebaut werden. 
Nach einer aus Freiburg i. B. stammenden Notiz der «Basler Nachrichten* (26. April 1907) 
ist diese Kirche ein Werk des Jodok Friedrich Wilhelm, des letzten Meisters der bcrOhmten 
Vorarlberger Bauschule, der eine große Zahl von Dorfkirchen im deutschen Jura, im Elsaß, 
Baden und Württemberg ausgeführt bezw. ausgestattet hat. Eine Studie über den Meister 
wird voraussichtlich im diesjährigen Band des »Freiburger Diözesan-Archiv* erscheinen. 
Uebirr der Türe des Pfarrhauses befindet sich, nach Mitteilungen des t Dr. K. Meisterhans 
in Solothurn, ein Relief von 1756 mit dem Wappen des Hieronymus Altermatt, der 1745 
Abt von Maria-Stein wurde. Hinter dem Pfarrhaus steht die ehemalige Zehntscheune; 
Ober einem 1684 datierten Rundbogen sieht man hier das Wappen des Abtes Augustin 
Reuti aus Wyl (St. Gallen), der von 1655—1695 dem Kloster Maria-Stein vorstand. 



67 



I 



I 



Pantaleon hieß früher «Licla^, so X147 (Solothumer Wochenblatt 1824, S. 261; Trouil- 
lal, Mon. \, 307), 115a (S. W. 1824, S. 263; Trouillat I, 319), U93 (S. W. 1824, a68). Noch 
1298 scheint der Ort diesen Namen getragen zu haben (Urkundio ], 41). Aber zwölf Jahre 
nach dem Guglerkrieg, 7. Januar 1387, werden die Ueberrestc des Ortes nach der Kirche, 
resp. ihrem Patrone, benannt, wie bei S. Nikiaus bei Solothurn, das ursprünglich Wedels- 
wilc hieß (.Sant Pantlion*: Trouillat IV, S. 486, Note). Mitteilungen von Dr. K. Meister- 
hans, 14. April 1894. 

— Baislhni. Die Gemeindeversammlung bewilligte einen Beitrag an die auf laooFr. 
veranschlagten Kosten der Wiederherstellung der Kapelle zu S. Wolfgang. 

Basler Zeitung, 17. Mai 1907. 

— — In Bezug auf das von Dr. Th. Burckhardt-Biedcrmann untersuchte Kastell von 
S. Wolfgang (Anzeiger 1906, S. 279^ weist Prof. Dr. E. Talarinoff auf die Bauart der La 
Tene-Zeit hin, wie sie z. B. durch Hertlein In seinem Aufsatz »Der Burgstall bei Finster- 
lohr, ein gallisches Oppidum" iFundbcrichle aus Schwaben, 11. Jahrgang is?03t pag' 7) be- 
schrieben wird. Burckhardt ist geneigt, die Anlage als römische ins 4. nachchristliche Jahr- 
Imndert zu setzen. Wenn man indessen bedenkt, daß Balsthal so reich an Funden keltischer 
MOnzen ist, so laßt sich bei der Analogie der Bauweise doch auch die Vermutung wagen, 
daß wir es hier mit einer vorrömischen Wehrbautc zu tun haben könnten. Ein bestimmt 
römischer KIcinfund wurde ja nicht zu Tage gefördert. Weitere Untersuchungen in jener 
Gegend werden erst volle Klarheit in die Sache bringen. 

Vgl. Solothurner Tagblatt, 1907, Nr. 68. 

— In Niidergösgett, am Wege östlich der neuen Kirche, werden durch das Solo- 
thumer Museum, mit Unterstützung der Firma Bally Söhne, Ausgrabungen an einer römi- 
schm Villa veranstaltet, deren Elxistcnz schon im vergangenen Sommer durch eingehende 
Sondierungen gesichert war. Die jetzigen Grabungen eigaben eine zusammenhängende 
Flucht von vier Räumen, \'on denen zwei auf Hypokausten ruhten. Der zweite Raum von 
oben enthielt den Torso eines Mosaikbodens mit Tulpenmuster, gradlinig und mit Bogen 
eingefaßt. Der oberste Raum scheint ein Badcrauin gewesen zu sein; die sorgfältige Ver- 
kleidung mit Terracottaplatten, der Treppeneinstieg, ein Ablaufrohr und eine große Menge 
von Heiz röhren fragmenten weisen darauf hin. Die höher gelegenen Teile des Zimmers 
waren offenbar mit schönen Freskomalereien ausgeschmückt. Die Arbeiten werden fort- 
gesetzt. Solothumer Anzeiger, 10. April 1907. 

Waadt. YvtrdoH. Das Museum erhielt von Mme. Gagg in Morges eine wertvolle 
Sammlung von Plänen, Zeichnungen und Notizen zur Geschichte des alten Yverdon. 

— AvtHches. Depuis mon article du 16 Decembre 1906, mentionnant les fouillcs du 
Pro-Avenüco dans Ic plantage de rAmphitheAtrc, unc grande quantitt de gros blocs les 
uns avec des moulures, des cornichcs et des fragments de colonnes en marbre blanc ont 
ete sortis du sol. Nous avons Tintcnlion de les laisser sur cet emplacement cn les arran- 
geant de maniere ä attirer les regards des visiteurs de nos antiquit^s qiii d'annde cn ann^ 
devienncnt plus nombreux. Cette place scra ix I'avenir une succursale du hangar du Mus6e 
qui est presque enlitrement rcmpli. Pour le moment nos fouilles onl du ötre suspendues, 
car on avait quelques craintcs pour la soliditi du bätiment du Musce. Les ouvriers ont 
intcrrompu leur iravail au moment 011 tis ont ddcouvert ä unc profondeur de plus de 
trois mfetres, uru Oase avec deux moulures fuyantes d'une tongueur de M. 1,60 et d'une 
hauteur de 32 cm j cctic base repose sur unc grande dalle d'une longueur de plus de trois 
mdres. Ccs pierrcs lä n'ont pas 6tt rcmuöcs, cUes ötaient probabicment Ic scuil d'une 
grande porte d'entrde du bAtiment romain de rAmphith^aire. Pour le moment il ne m'esi 
pas possible de me prononcer exactement sur cc point lä avani la visile de notrc aichöo- 
logue cantonal Monsieur Albert Naef. 

Les fouilles du Permet n'ont pas H6 iatcrrompues depuis Tautomne 1906. L'ouvrier 
occup« ä ce travaü, qu'il poursuit avec un soin special, a rcncontrö un grand aqucduc sc 
dirigeant obliqucmcat du cöte de la grande route, dont le vide oiesurait unc targcur 




68 



de 95 cm et une profondeur de M. i,6o; la voütc 6tait forra6e de grandes pierrcs 
ixiclinees donl l'une formait la clef. Malheureusement, l'eau qui pourtant est tr^ bane 
maintenant, n'a pas permis d'enlever les murs de chaque c6t6 jusqu'au fond. L'aqueduc 
i^tait cntierenitrnt rcmpli de limon et de sable. De ce limon nuus avons sorti un paquet 
de noisettes qu'il esc tacile de reconnaltre, mais qu'U sera bien difücile de conserver. Aux 
objets iiidiqu^ pr^TÖdemment, je dois ajouter, do4x hachts enfer, sans doute oxyd^es, mus 
cependant asscz bien conserv^s pour qu'on puisse s'en »ervir, en y ajustant des manches; 
un Douveau fragment lU dalU en marbre blanc avcc trois moulures, äeax fragments ä'ms- 
criptioH, Tun avec une partie du jambage de R el trois autres lettres T V S, Tautre avec 
deux lettres I N et enfin un objct assez curieux en pottrie noire, dont j'ai recoli6 les frag- 
mcnts, c'csi un ustensile de menage ä trois pieds dont il ne m'est pas possible d'indiquer 
exactement le nom qu'i! portait chez les m^nageres romaines, peut-€tre ehytra, chytropus. 
J'ai l'intention de conlinuer des fouilles dans ce terrain qui mc parait oSfrir un intördt tout 
particulier. L^s Soci^tds d'hisioirc Suisse et romande, r^unies ä Morat le 2 Aoüt 1850, 
avaient visit<^ les fouilles que dirigeait dans le champ voisin Monsieur l'lnspecteur d'Oleyres 
qui ^tait alors conservatcur du Musee d'Avenches et en faveur dcsquelles TEtat de Vaud 
avait accordi un subside de 3 ä 400 Tranes. 

Un mot seulemcnt au sujct de l'articlc que mon coll^gue de Neuchdtel a fait insirer 
dans le Dum<iro 4 annce 1906 de l'Anzeiger. 11 est parfaitement exact que sans informcr 
personne, des que le momcnt m'a paru favorablc, j'ai fait cnlever la mosaique dteouverte 
dans ma propri<^tA du Perruct; c'est avcc le pr6cieux concours de Monsieur Rosset» le sur- 
veillant des fouilles du Pro-Aventico et sous ma surveillance que ce travail a &ii fait, je 
dois le dirc ä ma pleine satisfaction. £t Tun et l'autre nous avons bonne vue et malgrd 
cela il nous a öt^ impossible de decouvrir la moindre tracc d'unc troisicme lettre au bas 
de l'inscription. 

Monsieur Jomini recoimait volontiers qu*il n'est pas infaiUible et qu'il s'est peut-ttre 
trompö, en öcrivanl que L. C PATERNVS avail €it duuravir d'Avenlicum. Ce qui m'a 
induit en erreur, c'est un coup d'oeil jel6 dans le Dictionnaire Historique du canion de Vaud 
qui ^ Tarticle Payeme page 727, fait remonter la fondaüon de cette ville ä Marcus Dun- 
nius Patcrnus duumvir de la colonie flavienne d'Avenficum, c'est donc une erreur de prtnoms. 

Avenchcs, 37 Mars 1907. F. Jomini, conservatcur du Mus^ 

— Grandson. Lc Mus^ a re^u le don d'une guisarme, du XV^ siede sans doute; 
trouvee dans le pays oü s'est livr6e la bataille de Grandson; arme bien conservöe, sazis 
sa hampe. 

Le 15 Mars 1907. G, tU Bionay, Conservatcur. 

— Gtssmay, Une partie des ruines du Vanel s'est ccroulte en mai 1907. I-e Vanel 
6tait la ruinc d'un vicux ch^lteau construit sur un mont \so\t (altltude de 1016 m), entre 
Rougcmont et Gcsscnay. C'^tail la rfeidence des sires du Vanel, branche cadcttc de la 
maison de Gruytre, dont l'un des membrcs, Ulrich de Vanel, ötait, d6jä en 11 15, nomme 
comme bienfaiteur du pricurö de Rougemont. Le chateau fut ruinc selon les uns en 1359^ 
Selon d'autres, en 1406. C'euit un donjon ttanquÄ de tours, qui fermait la vallite du cötÄ 
de Gcsscnay. Le pan du mur surmont<i d'un sapin qui en restait en <^tait le pittoresque et 
demier dibris. 

— M. F.-A. Forel, professeur, vient d'explorer une nouvelle s^pulttu'e ä la n^cro- 
pole du Boiron, pres Morges. La tombe se prdsentait sous la forme d'un caveau forma de 
quatre grandes dalles vcrticales de pierres brutes, gneiss et gres, de 35 sur 60 cm, lc som- 
met des dalles ä 30 cm seulement de profondeur dans le sol; pas de dalles de couvermre; 
celle-ci a pcut-ötrc ^le enlevöe par la piochc d'un cultivateur. Lc caveau ctait plein de 
terre et de caillout^ L'appareil funÄraire consistait en un vaste foyer, cendres, d^bris d'os 
calcioös, tessons de poteries, charbon, formant plancher sur lc sable viferge. Sur ce loyer 
un groupe de six vascs divers, posds cöte ä cote, ä savoir deux urnes ä fond conique de 
13 ä 13 cm de diamctre« deux pots ä ventre paxisu de iSaaocm de diamctre^ om^ d'une 




69 



I 



I 



I 



tite ansc d'un seul cöt6; enfin deux petites dcuelles ou cuputcs coniques, de 14 cm de 
diam^tre» l'une d'elles avec im pied de type tres peu oomniun. Tous ees vases ätaient 
pleins de la terre de remplissage de la lombe; ils n'^laient pas comnie ime urne de In 
tombe n" VII Ic reccptacle des cendres du döfunt; ils n'<itaicnt donc pas des urncs cin^ 
raires; ils devaient probablement contenir des pr^enis fun^raires, des aliments olTerts aux 
mänes du dccedö. Ces vases sont en tres mauvais 6tat, fendus ou bris^ par le poids des 
terres susjacentes; deux ou trois seulement pourront etre reconstilu6s. Aucune trace de 
bronze ou d'autres metaux. D'apres la forme et la päte des vases, d'apres Ics analoKies 
avec les autres' tonibes dejä fouillees, M. F.-A. Forcl atiribue cette s^pullure de cremation 
ou incin^ration aux Palatilteurs, ou habitants des stalions lacustres de V&ge du bronze. 
[Vautres tombes du ßoiron ont donnd des squetettes enüers. Les mceurs luneraires d'alors 
admettaient donc, cöte ä cöle, l'inhumation et l'incineration. 

Gazelle de Lausanne, 24 Mai 1907. 

— Nyon. Dans les travaux pour les fondations du nouveau bätiment scolaire, au 
Prieur6 de Nyon, on a (ait ces jours derniera quelques interessantes trouvaillt^s. En crcu- 
sant un puits, Tcntrepreneur, M. J. Bidal, a rencontrd ä une petite profondeur un mur ira* 
vcrsant obliquement la promenade du Jura et aboutissant au talus trcs incline vers le pre 
Natthey ä la Combe. Ce niur d*unc duret^ cxtrOniu, d'un metre d'^paisseur, est ant^rieur 
a l'ancien mur d'enceinte de la vilk- auquel dtait adosse le bAtimcnt du Prieuri. 

Dans le tcrrain occupe par le Prieurö, 011 a tronv^, presque ä la minie place, divers 
objets datant de Tfipoque romaine, objcts qui seronl remis au musee de la ville. Une grande 
pierre sculptee; la partie supörieure d*unc lampc en terre sigillaire, 10 cm de longueur, 
portant en relief la tfite de Jupitcr-Ammon, d'une belle facture; un style en ivoirc de 
15 cm de longueur; un fort joli vase tres bicn consers'^ et deux autres passabicment en* 
dommagfe; tous trois sont recouverts d*un vernts plombeux tres caracteristique; ils pr£* 
sentent le meme aspect que ceux truuv6s en morceaux et restaurts aussi bien que possible 
il y a prfcs de quarantc ans. Citons encore un curieux objet en os, quelques mcnus objels 
en fer et des fragments d'un petit rccipienl en verrc. Le nom et la dcs'inatioti de ces 
demiers restent ä d^ierminer. (Jazctte de Lausanne^ 24 Mai 1907, 

I Bflch]«r. Emil: Die prähistorische Kulturstätte in der WildkirchliEbenalp-Möhle. St. Gallen, 
Buchdruckerci Zollilcofer & Cie., 1907. 

tBalll Artist! del casato B. in Boemia. Bollcttino stortco della Svizzera italiana. 1906. 
Ottobre-Dicembrc. 
Beaumont, Quslatfe de: Les fresques de la chapelle de la Viergc au temple de St-Gervais 
(ä Gcneve). Nos Ancicns et leurs ccuvrcs. Recucil genevois d'Art. Vll'' ann^ N'' 1. 
Geneve 1907. 
Dellinzono. II palazzo municipale di Bellinzona. II Dovere. No 73, 30. marzo 1907. 
Dcrihicr, J. J. : Une vie de !a Vierge, peinte daus le cloltre des cordcÜers Ä Fribourg. 

Fribourg artistique ä travers les ages. Janvicr 1907. 
ßefison, Marlus: Recherches sur les origines des Evöchds de Geneve, Lausanne, Sion et 

leurs Premiers titulaires jusqu'au d^clin du VIc siccle. Fribourg 1906. 
ß. F.: Die alte Mtlnsterkirchc St Leodcgar in Luzern. Vaterland Nr. 63—65 vom 13. ff. 

»März 1907. 
Brandftteltor, Joe. Leop.: Etwas aus der Geschichte von Ursem Vaterland Nr. 69-7: v. 

ai./a3. März 1907. 
Crosnler, Jules Portrait d'inconau, auteur inconnu. Nos Ancicns et leurs ceuvres Gcnive 
1907. i'^ Livr. 



Literatur. 




70 



©odgson, Campbell: Die Holzschnitte des Basler Meisters D S. Jahrbuch der könt] 
preulMschen Kiinstsammhmgen. a8. Bd. i. Heft. Berlin 1907. f, 
— Hans LützeJburger and the master N. H. Burlingion Magazine, february 1907, p. 319, 
Doebber, Adolph: Kunst- und Baudenkmäler im Tessin. Wochenschrift des Architekten- 
Vereins zu Berlin. I], Jahrg., 1907, Nr. 11 — 14, 
Domanig, Karl: Die deutsche Medaille in kunst- und kulturhistorischer Hinsicht, nachdem 
Bestände der Medaillensanimlung des allcrh, Kaiserhauses. 100 Tafeln Lichtdruck. 
Wien 1907. f*. Darin die Schweizer Medailleure: jakob Stampfer, J. C. Mörikofer, 
J. C. Hedlinger, Schwendimann etc. Verlag von A. Schroll & Cie. 
Eacher, Dr. Conrad: Leimbach. Kin Rückblick in die Vergangenheit. Zörcher Wochen- 

Chronik IX. Bd. Nr. 18, 19, ao. Zürich 1907, 4.— id Mai. 
E. Hr.: Die Kirche von Riva S. Viute. N. Z. Z. 1907. Nr. 115. II. M. 
Estermann, Melchior, Slirtsprt)pst: Topographie des Stiftes BeromOnstcr oder Notizen Ober 
die Chorhöfe, Häuser und Gcbaulichkeiten des Stiftes. Luxem, Buchdr. J. SchiU's 
Erben, 1907 
Felder, GoMIicb- Die Burgen der Kantone St Gallen und Appenzell. Herausgegeben vom 
historischen Verein des Kantons St. Gallen. Mit einer Karte und zahlreichen Illustra- 
trationcn. St. Gallen 1907. 4". 
Flgures du Christ moni(^ sur un Äjie, en btns sculpid et peint, XV^ et XVI^ sifeclc, musde 

hislorique de Bale. L'Art pour lous 1906 pl. 91. 
Gross, V: Uebcr das Gräberfeld von Münsingen. Zeitschrift für Ethnologie. 38. Jahrg. 

S. 996. Berlin 1906. 
Guyer, Somuel : Die christlichen Denkmäler des ersten Jahrtausends in der Schweiz. Studien 
über christliche Denkmäler, herausgegeben von Job. Fickcr, 4. Heft. Leipzig 1907. 
Handzelchnungen schweizerischer Meister des XV.- XVlll. Jahrhunderts im Auftrage 
der Kuustkommission unter Mitwirkung von Professor D. Burckhardt und Professor 
H. A. Schmid, herausgegeben von Dr. Paul Gana, Conser\'ator der öffcntl. Kunst- 
sammlung zu Basel. II. Serie, Lieferung 4. Verlag von Helbling & Lichtenhahn in 
Basel. 
Harms, Bernhard: Die Münz- und Geldpolitik der Stadt Basel im Mittelaller. 23. Ergän- 

zungsheft der Zeitschrift ftir die gesamte Staatswissenschaft. Tübingen 1907. 
Htlty, David Heinrich: Die Werdenbergischcn Gotteshäuser in Buchs und Werdenberg. 

Buchs 1906. Separatabdruck aus dem „Werdenbcrger". 
Jacklln, Frila: Materialien zur Standes- und Landesges hichte Gem. III Bünde (GraubOnden) 
1464— 1803. Mit Unterstützung von Bund, Kanton, Stadt Chur und Privaten heraus- 
gegeben. 1. Teil, Basel, Verlag der Basler Buch- und Antiquariatshandlung (vorm. 
Adolf Gecrung), 1907. 
J^ecklinl, F[ritz]: Ueber die Berufsbildung unter der Churcr Zunftverfassung. Chur 1906. 
Jomlni, F.: Avenches autrefois et Avenches aujourd'hiii. Feuilte d'avis du district 

d'Avenchcs, 9 Fdvrifcr 1907. 
Katalog der Ausstellung aus dem Archiv der Schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung 
historischer Kunstdenkmäler. Vom ai. April bis 2. Mai 1907 im Schwurgerichtssaale 
in Zürich. Der Text „Zur Einführung" von Prof. Dr. J. /?. Rahn, als Separatabzug 
aus der Neuen Zürcjier Zeitung. 
Katalog der Kunst-Abteilung des Museums der Stadt Solothurn, herausgegeben von der 

Kunst'Kommission. 5. Aufl. Solothurn 1906. 
Heiser, H. AI.: Meister Johann Brandcnbcrg, Maler und seine Schüler. Eine kunstgeschicht- 
liche Studie. Zuger Neujahrsblatl, herausgegeben von der GemeinnOlzigen Gesell- 
schaft des Kantons Zug. 4". 
Koegler, H.: Vorläuliger Bericht über neue Blätter des Meisters D. S. Kunslchronik 19, 
Lechner« t)r Ad : Ein Sturmhaubenspan. Blätter für Beroische Geschichte, Kunst und 
Altertumskunde. UL Jahrg. Heft i. 1907. Februar. 



71 



r 



» 






L«hmannf Hans: Erinnerungen an die Familie des Reformators Heinrich Bulltngcr im 

Schweizerischen Landesmuseum. Fortsetzung. Mit Tafel (Trinkglas und goldener 

Siegelring). Zwlngliana Bd. II. Nr. 5, Zürich 1907. 
Lissauer, A.: Dritter Bericht über die Tätigkeit der von der deutschen anthropologischen 

Gesellschaft gewählten Kommission fQr prähistorische Typenkarten. Zeitschrift für Eth- 
nologie. 38. Jahrgang, Heft 6 Beriin 1906. Schweizerische Funde S 8a6, 846, 853, 856. 
Loumyer, G. : Notizen über einige Skulpturen an der Münsterkirche zu Bern. Blatter für 

Bemische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. III. Jahrg. Heft i. 1907. Febr. 
Major, Emll: Urs Graf. Ein Beitrag zur Geschichte der Goldschmiedekunsl im 16. Jahrh. 

Mit 22 Tafeln und 18 Abbildungen. Studien zur deutschen Kunstgeschichte. 77. Eleft. 

Straßburg, J. H. Ed Heitz, 1907. 
Martini, Martin. Der BOndncr Goldschmid M. M. und seine Exlibrts*Blflttcr. Buchkunst 

1906. 4. 
Masslac, V. L. M. de: Caliccs anciens en argent (Chartreuse de la Valsainte). Fribourg 

artistique ä travers les äges. Janvier 1907. 
Merz, Wsllhor: Siegel und Wappen des Adels und der Städte des Kantons Aargau. 

Aarau, H. R. Sauerländer, 1907. 
MessUommer, H. : Einige Notizen Ober alte Oefen. Neue Z. Ztg. Nr. 83, a. Blatt, vom 

24. März 1907. 
Moltaa, Eugene: Le tir du papegay ä Yverdon. Revue historique vaudoise. 15«" ann^e. 

Mai 1907. Lausanne. 
Noef. A.: Lcs dates de construction de l'^glise de Romainmötier. Bulledn monumental 5. 6. 
Nardln, Lion: Jacques Foillet, imprimeur, libraire et papetier (1554— 1619), ses p6r6grina- 

tions ä Lyon, Gendve, Constance, Bale etc. Mömoires de la soci^t* d*6mu)ation du 

Doubs. 7« s^rie, 9« vol. 1905. Besan^'on [906, 
Pahud, Fran^ois: Saint-Maurice, reliquiaire de la colle^iale de Saint-Nicolas. Fribourg 

artistique ä travers lcs äges. Janvier 1907. 
Quadrio, 0. fiattista, architeito luganese a Posen. Bollettino storico della Svizzera italiana 

1906. Ottobrc-Diccmbre. 
Rlahnl, J. R. : Die Schweizerische Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler. 

N. Z. Ztg. Nr. 90. 3. Bl. V. 31 März 1907. 

— Eine Ausstellung aus dem Archive der Schweizerischen Gesellschaft für Erhallung histor. 

Kunstdenkmaler. N. Z. Ztg. Nr. 96 U; 100 II M; toi III M; 103 U; 106 UI. 
Rahn, J. R. s. Katalog. 
Rabat, B.: llistoire de la medicine et des sciences naturelles. Journal des cotlectionneurs. 

ni'' ann^e. N031. Genive 1907. 
Raiohlan, F.: Bellegardc, son village et son ^glise. Fribourg artistique ä travers les äges. 

Janvier 1907. 

— L'ossuaire, l'ob^lisque et la chapelle de St-Urbain, de Morat. Revue historique Vau- 

doise. Mlars et Avril 1907. 
Reyhar, V. de: Uniformes militaires Shakos d'infanterie du canton d'Appenzell vers 183a 

Journal des collcctionneurs. lU^ ann£e. N<' 31. Genevc 1907. 
Reymond, Maxime: Les origines de l'^glisc paroissiale d'Yverdon (suite et fin). Revue 

historique Vaudoise. F^vrier 1907. 
Reynold G. de; Ancien costume Fribourgeois. Fribourg artistique ä travers les äges. 

Janvier 1907. 
Ritter, F. Louis : Les nouvelles fouiücs de La Ttne, 1907. Feuille d'Avis de NeuchateL 

2 Mai 1907. 
Hupe. H. : Notiz Ober die chemische Untersuchung prähistorischer Gräberfunde von Casta- 

neda. Separatabdruck aus den Verhandlungen der natu rforschen den Gesellschaft in 

Basel. Bd. XVlll. Heft 1. 
Ruppan, Alois: Gerunden bei Siders. Blätter aus der Walliser-Geschichte, herausgegeben 

vom geschichtsforsch enden Verein von Oberwallis. III. Bd. Sitten 1907. 



J 



7* 



Sehaller, Romain de: I.a chapelle de Notre-Dame des neiges, paroisse de Lessoc. Fri- 

bourg artistique ä travers les äges. Janvier 1907, 
Stadlltit Ernal: Die Sl Oswaldakirche in Zug. „ Üie Schweiz*. XI. Jahrgang. 1907. 

S. 129—136. 
Stammler, Ur. J : Die ehemalige Predigerkirche in Bern und ihre Wandmalereien. Berner 

Kunstdcnkmaler. Bd. III. Lief. 3 und 3. Bern 1906. f". Tafeln 53—60. 
St|ichler], C[arl]: Zum Fingerhutpokal der Zunft zum Schaf in Zürich. (Mit Abbildung.) 

Zürcher Wochenchronik. IX. Bd. Nr. 66, i9':-'7, ao. April. 
St. John, Lady: The Gobeün factory and 3ome of its work (Alüance Gobelin in tlie Swiss 

National Museum). The Burlington magazine Nr. XLVII vol. X. London. Febr. 1907. 

P- 285. 
Slüchelberg, E. A.: Le d^or en plätre dans les *ghses carolingiennes et romanes de Suisse. 

Bulletin de la societe nationale des antiquaires de France. 1906. 4'' trim. p. 325 et s. 

— Die Ausgrabungen zu Discntis. Basier Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. , 

VL Band, a Heft Basel 1907. 

— Die Katakombenheiligen der Schweiz. Kempten und München 1907. 
Sllückelberg], E A.: Von schweizerischem Allertümerexport. N. Z. Ztg. Nr, 324. 3. M. 

Bl. V. 33. Nov. 1906. 
T., H. : Verleihung von Titel und Wappen der Grafen von Thierstein an den Bischof von 

Basel. Schweizerisches Archiv für Heraldik 1906. Heft 4. 
Tscharner, L. von: Die obersinimentalischc Herrschaft Mannenberg. Mit mehreren lllustra* 

tionen (des Sieinigen Hauses zu Häuäeni bei St. Steplian]i. Bern, Druck und Verlag 

von Gustav Grünau, 1907. 4*. Ncujahrsblatt des histor. Vereins des Kantons Bern 

för 1907. 

Wackernagel, Rudolf: Aus den Aufzeichnungen des Hans Menzmger (Pfarrer in Dießen* 
hofen, Verfertiger von Sonnenuhren und Fernrohren, Orgeln, Clavicorden» Zeichner von 
Ansichten von DicBenhofcn, Schaffhauscn, Stein a Rh., Neukirch, Schlattingen, der 
Kloster St. Catharincntal, Paradies, Rheinau, etc.|. Basler Jahrbuch 1907. 

Wartmonn, W : Zwei in Paris befindliche Churer Zunftscheiben aus der Werkstatte der 
Spengler. Schweizerisches Archiv fOr Heraldik 1906. Heft 4. 

Wavre, W.: Extrait des comptes de la Bourserie de la vitle de Neuchätcl (1550-1607). 
Mus6e Neuchätelois. Mars-Avril 1907. 

Wiedmer-Slern, J. : Schadelkuriosa im Bemischen 1 listorischen Museum. Blatter für 
Bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. III. Jahrg., 1. 1907, Februar. 

— Das Gräberfeld von Münsingen. N. Z. Ztg. Nr. 309. i M. Blatt vom 7. November 

1906. 

WUdosß. Chronik der Burg Wildegg von 1584- 1684. 1. Heft. Zürich und Brugg 1907. 

4** (illustriert). 
Zcsiger. Allred. Das Bieler Juliuspanncr. Blatter für Bemische Geschichte, Kunst und 

Altertuniskunde. Ul. Jahrg. Heft i. 1907. Februar. 



Preis jährlich 5 Fr. Man abonniert bei dem Schweizerischen Landesmuseum, den Post* 
bureaux und allen Buchhandlungen. Den Kommissionsverlag für das Ausland besorgt 
die Buchhandlung Fäsi & Beer in Zürich. 

Beitrage und Mitteilungen beliebe man unter der Aufschrift »Anzeiger" an die Dirtktitm 
äts xftweiBtrischen Lanäesmusettms in Zürich zu richten. 

Redaktionskommission: Dr. H. Akgst. Dr. H. Lermakiv. Prof. Dr. J. R» 

Prof. Dr. J. Zuw. 
Druck von Gebr. LEsyAMN & Co. in Zürich-Selnau. 






Piateau suisse. — Fibules Nos Ol ä t>4. 

OrOH^ IV: 61. Hauterivt: (Fribourg). [Zürich]. 

Croupe V: OÄ, Ipsachinoos (Beme). [BerntJ. - «t(. Stein (Schaffhou&c) argent. [ConsUnce). 

— tt4. Chatonnaye {FribourgK iKribourg]. 
_ Orotipt yil: üo. Ollon (Vaud). [Gcncve]. - 0«. Baulmes (Vaud). iLausannc]. 

Croupe X: 67. Zollikon iZurich). [Zürich], - 6S. Hennrigen (Bcmc) [Biennc]. - 6» 70. 

Hcmishofcn (Schaffhouse). [Schaffhousc], — 71. Zollikon (Zürich). [Zürich], — 7Ä. 

Hermrigen (Berne) [Biennc]. — 7:1 Wangen (Zürich). [Zürich]. 
Group* XI: T4. Thayngen (Schaffhouse). [Schaffhouse]. — 7ö. Murzelen (Bcrne). [Bcme]. 

76. Bulach (Zürich) [Zürich]. - 77. Trülhkon (Zürich). [Zürich]. 

Croupe XII: 78. Scrgey (Vaud|. [Lausanne] - 7». Aubonne (Vaud). [Lausanne]. - 80. 
Thayngen (Schaffhousc). 

Group* ÄIII: Hl. TrüUikon (Zürich). (Zürich]. - 82. Kilohberg (Zürich) [ZorichJ. - M. 

Limkhofen (Argovie). [Zürich]. - 84. Tschugg (Beme). [BicnneJ. - 8*. Rances fVaudJ. 

(Lausanne}. - Hfl. Ins (Beme). [Bcme]. - 87. Meikirch (Bemcj. [BcnieJ. 
roMpf Xiy.- 88. Murzelen (Bcrne). [BemeJ. - 80 Dörflingcn (Schafl bouse). (ZuricbJ. — 

»0. Muttenz (Bftlc). [Bftle]. - »I. Lunkhofen (Argovie). [Zürich]. 
Croup« XV: B2. TrQllikon (Zürich), [Zürich]. — 93. Kersau (Beme). [Beniej. 
Grompe X^I: »» Ossingcn (Zürich). [Zürich.] 




■'■J 



J ■:■ 



-. i 



. ■• ■..■■J 



o; it; 



■ ' ' t ' 



f: 



' :.\ <'••■■ . ;i 



' \ ' . »^ 




tsVt 



M 8Qh 



Plateau suisse. - Fibules 61 ä 94. 

t/t gr. naL 



•i»i»n»iitt «ifff« oiiitM«. Utt. 




I 



Grnttp9 Xlll: »5. Moliua/./o 58 (Tessin). [Zur. 

Grotipr l: Ü«. Bramois (Valais) |Beine]. 

Gtoupr //■ 97. Castioiu Hessin) [Zürich]. — B8. Sal^cscK (Valais). (GenMxJ — 99. Cfri- 

naaca 118 (Tpssiru. iZuriph], - 100. M'-lm;i7ro (Te--.iiii. i'/iiii,i!| - 101- Certnasca 

145 iTc^sin). [Ziirich]. 
^GroMp* iil: IM. M.tliriazzo .^ (Tessnil. [Zürich]. - 108. Castionc (Tessin) [Zürich]. - 

104. MoMdüzzo ( U'ssini. jZurirhj — 105. Casiiune ag (TesslnK [Zürich], — 100. Cas- 

tionr 56 (Tessin). IZurichj. — 107. Gm*na5co 19 l'I>55in). fZurichJ. 
ücouf^ It^: 10>*. MohrM/./.. ^ (T'-s^in). fZiinch|. - 109 i '-iiui.sca I31 (Tessin). fZurich]. 

- 110. Bergamo 18 | rc^^siui (.ZurichJ. '^ All* Giubu^co 154 (Tt.-S'^in). [Zürich]. 
Groupt yii 112. OririAsca 142 (Tessin). [Zürich]. — 118. Ca&tione 51 (Tessin). [Zürich]. — 

114. Ca.stioiu- 63 (Tessin). [Zurirhl — ITk Cipiione 61 (To-sin). [Znrich] — 114. Giu- 

biascu 3P9 (Tessin). [Zürich]. 





Vallecs alpestres. - Fibules 95 ä 116, 



>/1 CT. IMU 



•tnmiwMl Utm PltnMn, Wk 




allees alpestres. — Fibules N^e 117 a i^^^- 
ite); 117. Giubia^co 115 (Tj|sin). [ZuiichJ. - IIH. (.luti.i im 117 iT^inf 



^ , ^^. .cukerbad (Valais). \^mis\. 

rotipe /.V 1^0. Gmbiasco 95 ( Ir-^sin», fZuncli) - UI. Molinax/," >6 (TciSin). (j^uhchl- - 
Vi-: o (Tcssinl. [Zuridi] - lÄI. Giöbiasoo i.'(rcs^in). I^unchj. 1^4. 

Ciui,.. ^. ■• ^^v. ; 1 cssin). [Zuriel^. — lfl&. Giiibttsco 95 OV-^v-hhiI f^urichj. ^ 
CrnH^t -V; iSft. Orinawa iii (Tcssini. [Ziinch: 127. Molinazzo 3a (Tcssin) fWÄh — 

lÄ8. Beiganiu j.i ' ■ [Zurich|. - JA». -S. Tafplu 9 (Tessin), [ZurichJ. 

Gruiip" M: lÄO \U.!iii , 1 I essin». (Zürich}. ISl. Leukcrbad (Valaisl. (BorneJ. — 

l!*i: 6 (iessini iZurich). - I8Ä. Mohna^zo 54 iTcssin). |2urich|. — 1S4. 

.^^ Al:. ilais) ' S9ä- Orina««a 146 ilc^uiii^. [Zürich], -^^'OWt^MJMP (Tcs* 

sin). [Zürich.] 'y^* ^CTT 

/.* IS7. Ccrinaaca 149 (Tcssin) fZurich|. - ItM. S. Paffo 60 iTcssinl. |Zurichl, 















M:i 



'm.,A 



:.» ;»}; 



■- ,, 'r . ...1 :, , . I.K<-i ^Mk'A «II , ■. ■ ■'-.■ 

^. :. ■ ;. 111 .; ..\- . -■:-■• : : rV ' ■ '-:M'!-'l. ' .Otl ■ , 

' ; : ;u ..,,;..'■ ' .^Vl ■■ •- '- . ii'.i"' -l \ ir. • ■■■' .^-f.^-^ ' 

■.'■;.».;.■!.'- (»i-t :....■. ü^^-IiK! -itn.;^! -m .fi-i 

I .:■■.>, . ■ ! ■ I ■ .... ,1 ■ i.VA - i".i,!ii'/ ■ ■■ ; 

;.iJ-.;:u\: ■;:- 



I 



ANZEIGER 

FÜR SCHWEIZERISCHE 

ALTERTUMSKUNDE 

INDICATEUR D'ANTIQUITES SUISSES 

HERAUSGEGEBEN VON DER DIREKTION DES 
SCHWEIZERISCHEN LANDESMUSEUMS IN ZÜRICH 

NEUE FOLGE IX. BAND 1907, 2, HEFT 

Etüde sur les fibules de Tage du fer trouvees en Suisse. 

Essai de typologie et de Chronologie. 

Par David VioUier. 
(Suite.) 




I 
I 



II Epoque gauloise. 

L'^tudc typologique des fibules gauloiscs presenlc plus de dillicultcs que 
Celle du groupe precedent. Pendant le premier äge du fer le nombre des 
types est relativcment failile, t't chacun d'eux nc presente que quelques Va- 
rietes: la niOnie libule se retrouve souvent un nombre consid^rable de fois, 
toujours identique k elle-meme. 

A l'epoque gauloise il cn est tout autremcnl. Nous ne trouvons en 
r^alitc qu'un scul type de fibule, qui pendant plus de quatre siecics dvolue 
lentement, donnant les sous-types que Ton a designe sous le nom de Töne I, 
Töne II, Tcne III. Mais dans cliacun de ces groupes, quelle variete de 
formes et de decoration ! On peut presque dire que i*on ne retrouve pas 
deux fibules identiques. 

Pendant l'epoque etrusque, la fibule semble sortir de veritables fabriques, 
oü eile etait faitc par centaines, toujours pareilles. Avec l'epoque gauloise, 
nous p^netrons dans le domaine de la fantaisie : la fibule est l'ceuvre de vrais 
artistes qui donnent libre cours ä Icur imagination, tout en gardant les formes 
consacr^es par l'usage. La fibule devient un veritable objet d'art. 

Dts 18Ö8, Tischler avait reconnu la possibilite de subdiviser l'epoque 
gauloise en trois p6riodes d aprös les modifications apportöes au cours des 
siecles ä la fibule. Toutes celles-ci ont un caractörc commun: le ressort 
bilateral. Tischler dcmontra- que pendant la premiöre ptriode, le pied de la 
fibule se recourbe vers l'arc, du quel il demeure independant. Pendant le 
seconde pöriode, le pied de la fibule se relie ä l'arc par une agrafe, ou un 
anneau. Enfin pendant la troisiöme pdriode, le pied se soude ä Kare, avec 




74 




le quel il forme un ensemble massif; en Suisse ce dernier type se confond 
avec la fibule romaine. 

Nous diviserons notre 6lude de la fibule gauloise en deux parties, 
d'aprts [a mati^re dont elles sont faites: • 

a) ics fibules de bronze et d'argent. 

b) los fibules de fer. 



a) Fibuies de bronze et d'argent. 

Croupe XVII. Nous platjrons en tete de cette serie une fibule d'un ty|>e 
special, la seule qui ait ät6 trouvee de ce cöte des Alpes. C'est une fibule 
ä double timbales et ä arbalfete (fig. 95). Lorsque nous etudterons les fibules 
du Plateau, nous demontrerons que ce type forme la transition entre les 
fibules hallstattiennes et les fibules gauloises. Icl les timbales, qui sont en 
general des calottes hemispheriques, sont d'une forme assez corapltquee. 

La fibule gauloise, comme nous aurons Toccasion de le montrer plus 
lein, d^rive de la fibule de La Certosa. 

GroHf>e I. La forme de cette derni6re est encore reconnaissable ; la 
courbe de Tarc est la ra6me (fig. 96); le porte-agrafe pareil; seul le bouton 
fait defaut: il est reraplac^ par un petit reldvemcnt de I'extremite du pied. 
Mais la difl'erence essentielle r^side dans le ressort qui, d'unilateral, est devenu 
bilateral; la corde qui relie les deux parties passe ici ä Tintöneur de l'arc. 

Croupe II. La forme de l'arc s'est modifi^e: eile s'est surelevee et 
arrondie ifig. 97); en m6me temps le pied s'est allong^ et la courbure qui 
n'etait qu'indiquee dans la fibule precedente s'est atlirmee et transformee en 
une Sorte de trompe relevee. Elle s'allonge encore et se termine alors par 
un bouton form^ de deux calottes hemispheriques et creuses (fig. 98). Dans 
une autre fibule la section de l'arc est carrde avec angles arrondis; cette 
fibule porte un fin zig-zag en relief place le long de Tarc. 

De la fibule 97 derive une variete tr^s interessante, la fibuie a dragon: 
le pied a continu^ ä se rccourber, s'allongeant jusqu'ä la rencontre de Tarc 
(fig. 99). II se termine par un bouton repr^sentant sommairement une tete 
de dragon, oreilles dressöes et gueule ouverte. Cette fibule se transforme 
bientöt en une veritablc fibule zoomorphique : l'arc devient cylindrique, epais, 
orn<! de ligncs paralleles de points en relief; le bouton devient une tetc de 
dragon mena^ante, oreilles pointees, gueule arm^e de quatrc crocs recourb^, 
languc dardöe (fig. roo, 101} ; IVtil est indiquc par un bouton saillant entoure 
d'un cercle de petits points; un coIlier de traits graves represente une sorte 
de crini^re; une bague richement omee est placke ä la tete de Tarc. 

Croupe III. Mais, ä cöte de ces fibules de fantaisie, le type suit son 
developpement normal : le pied releve se termine par un leger ötanglement 
<fig. 102) qui devient un bouton (fig. 103), d'abord simple, puis plus volumi- 
neux (fig. 104, 105). En m^me temps le pied se rapproche de Tarc contre 
lequel il vient butter. L'arc est cylindrique, plus ou moins 6pais, d^cri- 
vant une courbe plus ou moins reguliere. Enfin le pied finit par se souder 



I 




75 



I'arc; le bouton disparait alors (fig. io6) et n*est plus rappele que par 
quelques cannelures profondcs. En mcme temps la fibulc est devenue massive ; 
i'arc s'est elargi et applati. De cettc mt>me fibule on trouve cependant un 
modele plus leger fait d'un bronze plus mince (fig. 107), seulcment le ressort, 
au Heu de deux spires en a quatre. 

Croupe /I\ Le pied recourbe vient s'appuyer contre I'arc et se termine 
par une serie de petiles rainures transversales (fig. 108) qui bientöt se changent 
en un bouton, d'abord peu accuse suivi d'une partie terminale (fig. 109), 
puis qui s'affirme de plus en plus (fig. 1 ro, iii); en mt^me temps se modifie 
peu ä peu la courbe du pied. Le fil fonnant Taj'c augmente en m(^me temps 
d'epaisseur et finit par ^tre orne de lignes longitudinaics en potntille. 

Croupe VI. L'appendice terminal qui forme l'extremite du bouton s'al- 
longe (fig. 112) et vient reposer sur I'arc oü il s'etale en forme de spatule 
ornce de traits. En m^me temps le bouton prend plus d'importance et I'arc 
augraente d'epaisseur (fig. 113 — 115). Cette fibule finit mfime par prendre 
des proportions excessivement lourdes et massives (fig. 116); dans ce dernier 
exemple la patte terminant le pied etait fix^e ä I'arc ä l'aide d'un eleu. Un 
autre exemplaire est absolumenC difforme (fig. 117): le bouton a pris des 
dimensions exagöröes qui ne sont plus en rapport avec Celles de la fibule. 
Enfin, dans le dernier modele (fig. ri8), I'arc s'orne de stries transversales 
et est sdpar^ du ressort par une bague mouluree. Le bouton terminal du 
pied est devenu double-conique et se termine par un manchon strie d'oü 
sort une houppe qui vient s'^taler sur I'arc. 

Croupe VU. L'arc est forme de Crois renflements, tandis que deux 
renfiements serablables terminent le pied (fig. 119). Cette fibule se rattache, 
comme nous le verrons plus loin, ä un groupe du nord des Alpes. 

Croupe IX. Dans \es fihu/es ä houclier, I'arc c'est applati jusqu'ä n'ötre 
plus forme que d'une mince feuille de bronze decoup<Je en forme de bouclier 
(fig. 120). Le bouton terminant le pied, plan en dessous, n'est modele qu'ä 
sa partie superieure; puis il devient completement en relief; en m^me temps 
le bouclier s'orne (fig. latl. 11 augmente alors d'epaisseur et le bouton de 
dimensions (fig. 122K Enfin^ le bouclier s'orne de reliefs tres marques (fig. 123, 
124). Dans un dernier exemple l'arc porte trois oves ddcoup6es en fort 
relief (fig. 125I. 

Nous abordons maintenant le grand groupe des fibules dont le pied 
est termine par un disque. 

Croupe X, D'abord le pied se termine par un bouton lenticulaire plan 
ä sa partie inferieure, muni d'un petit appendice rectiügne (fig. 126) qui donne 
ä la fibule un vague aspect de col de cygne; puis la lentille se modifie legöre- 
ment (fig. 127) ; enfin eile prend franchement I'aspect d'une lentille plan-con- 
vexe ornöe ä sa surface de quelques traits (fig. 128). Dans un demier exem- 
plaire. celle-ci est ornee d'une st^rie de disques concentriques en relief 
(fig. 129). En meme temps l'arc s'est elargi et orne de stries obliques. 



_76 .. 

Ces fibules sont les fihules ä disque masstf; mais un groupe beaucoup 
plus important est forme de fibules dont le disque s'orne d'un cabochon de 
matifere color^e. 

Groupe XI. Le disque apparait d'abord sous forme d'une petite cupule. 
autrefois probablement remplie de raatifere color^e, placee ä Textr^mitö du 
pied (fig. 130). Mais cette cupule est bientöt remplacöe par un disque portant 
ä son sommet une petite terminaison d^coupde (fig. 131J; sur ce disque etait 
fixe un pain tronc-conique d'une matidre coloree rougeätre ou brique qui ne 
semble pas etre un veritable email, mais dont Tanalyse est donc ä faire. 
Ce chaton leg^rement creus6 ä sa partie sup^rieure est fix6 au disque ä l'aide 
soit d'un, soit de cinq petits clous de bronze formant une etoile (fig. 132), 
soit enfin d'une petite plaque de metal sur la quelle est dessine aurepoussö 
un triangle (fig. 133). Dans toutes ces fibules Tarc est relativement peu ^pais; 
cependant dans quelques pifeces, il prend un aspect legferement sangsuiforme 
(fig. 134). Dans cette fibule, aujourd'hui perdue, le disque est fix6 sur le pied 
et le chaton parait ötre de mati^re coloree : le dessin n*en laisse pas juger 
suffisamment. 

Parfois toute la fibule, corps et disque, prend en aspect extrßmement 
massif (fig. 135) et le chaton peut alors 6tre retenu en haut et en bas du 
disque par deux griffes (fig. 136). Enfin dans une autre fibule, le disque est 
perfor^ de six petits trous dont quelques-uns sont encore garnis de petits 
clous (fig. 142); ce disque, comme nous le verrons plus loin devait ötre orne 
d'une rose de corail faite de cinq petales r^unies autour d'un centre. Notons 
encore que le pied est retenu k l'arc par un anneau. 

Groupe XI!. Les fibules que nous venons de passer en revue ont 
toutes l'arc lisse; dans la möme serie, on trouve tout un groupe dont l'arc 
est souvent richement döcore (fig. 137) ou ornä d'une rangee de renflements 
(fig. 138), ou bien cr^nel^ (fig. 139) et sur chacun des crenaux est un cercle 
pointe, gravö. Dans une fibule de taille plus considerable, l'arc est orne de 
volutes d'un joli effet (fig. 140). Enfin une autre fibule est identique ä une 
fibule dejä vue, (fig. 132) mais ici le pied au lieu de se terminer par un bouton, 
porte un disque (fig. 141). 

Groupe XIII. Ce groupe comprend les fibules dont l'arc est orn6 de 
forts reliefs : l'arc est d'abord forme d'une sörie de spheres massives lögfere- 
ment applaties, plac^es les unes ä cöte des autres (fig. 143) ; le disque est 
orne de deux cabochons en päte coloree, le second servant ä fixer le plus 
grand. Puis l'arc n'est plus orn6 qu'ä sa partie sup^rieure d'une sörie d'oves 
en haut relief (fig. 144). Le disque d'abord plat sur le quel etait fixe le 
chaton, se termine par un petit pedoncule relev^ qui prend l'aspect d'une 
tete casquee; puis le disque se garnit sur son pourtour d'un rebord saillant 
qui lui donne l'aspect d'un petit plateau ä l'interieur du quel vient s'insörer 
le chaton (fig. 145—147). 

A noter, en passant, sur I'une de ces fibules une particularitö dont nous 
avons dejä trouve la pareille dans le groupe III : le pied vient de souder 



77 



ä l'arc (fig. 145) en m^me teraps le bouton en forme de töte humaine sc 
modifie et devient une petita protubörance conique. 

Ce groupe conüent des libules tout ä fait exceptionnelles comrac taiile 
et comme ornemeniation: dan.-: rune, les oves formant l'arc se compliquent 
(fig. 146); le chaton trfes saillant et hemispherique est, detail d'un grand 
inter^t, en e'maif rottt^^e; sa surface est divisee en quatre quartiers par de 
minces bandes de bronze inserees dans d'email et partant des bras d'une 
croix centrale dont l'interieur est ome d'email de m€me couIeur. Le bouton 
enfin, qui lermine le disqiie, prend l'aspect d'une I6te d'homme barbae et 
casqu^e fortement modelee. Ce qui fait encore Tinteret particulier de cette 
piÄce, c*est que le casque qui couvre la töte est une copie ä peine stilisöe 
d'un casque de bronze dont deux exemplaires ont ^16 trouv^s sans la möme 
n^cropole d'oü provient cette fibule. Ce casque d'un type etrusque, c'est ren- 
contrc deux iois aux Grisons ; il est frequent en Etrurie, et aussi parait-il cn 
Autrichc. 

Dans une autrc fibule les oves se sont changees en trois spheres ap- 
platies en-dessous, separees les unes des autres par des ^tranglements raou- 
lurcs (fig. 147). 

Enfin mentionnons encore ici une autre place, bien qu'elle ne rentre 
pas ä propremenl parier dans cc groupe, ni dans aucun autre; l'arc est 
forme de deux segments reunis au milieu par un petit disque orne d'incrus- 
tations de corail ; le pied se termine par un chaton lenticulaire dans le quel 
sont inserees des larmes de corail d'un hcureux eHet. 

Groupe A'K; Ce groupe est caracteris*^ par une artte de raatifere co- 
loröe ornant le sommet de l'arc. 

L'arc est assez fort et porte ä son sommet une rainure allant du pied 
ä la töte, dans la quelle etait fix^e k l'aide d'un mastic une crÄte de sub- 
stance colori^e, email ou corail. D'abord ifig. 14g) le disque qui termine le 
ipied est massif sans chaton; il est simplement orne d'un cercle profondement 
(grave et termine par un bouton en forme de töte humaine. Sur les flancs 
de l'arc sont des stries disposöes en forme de rayons. Puis le disque plat 
s'orne d'un cabochon de pAte coloröe fixe ä l'aide d'un petit clou (fig. 150). 
Enfin le disque se garnit sur son pourtour d'un rebord qui enserre le chaton. 
L'arc d'abord lisse (fig. 152) se döcore plus ou moins richeraent (flg. 151, 
154) et porte raeme parfois deux crOtes paralleles (fig. 153I. Puis l'arc s'orne 
de stries verticales d'abord peu marquees (fig. 155I, puis plus accentuees 
(fig. 156-158); en meme teraps, U s'elargit en forme de bouclier. La fente 
mediane s'elargit en möme temps et revoit une crete de substance blanche 
et crayeuse que I'analyse a d^montr^ etre du corail rouge de Naples, deco- 
lor^. Cette crete est fixee soit ä l'aide de mastic, soit ä l'aide d'un clou 
(fig. 158), Le disque porte une rose de möme substance, formte de quatre 
feuilles disposees autour d'un centre. Enfin ces fibules portent aussi quelques 
fois des incrustations de möme substance dans le flanc de l'arc (fig. 157). 



78 



A ce groupe se rattachent deux types particuliers ; Tun porte sur la 
tete de l'arc, prts du ressort, un petit disque sur le quel etait fix^, ä 
l'aide d'uii clou, un chaton colore. 

Dans lautre exeraplaire, le pied, au lieu de se recourber normalement 
prend des formes heurt^es d'un aspect peu agrt^ablc. Tous deux ont une 
crete de substance coioree. 

Dans toutes ces fibules le ressort comprend d'abord une ou deux spires 
(fig. 96, 98, 120 etc.) puis trois (fig. 122, 127 etc.) enfin quatre^ disposees 
symetriquement de chaque c6te de l'arc (fig. 107, 124, 125 etc.}- 

Le fil qui forme le ressort est generalenient rond ; cependant dans quel- 
ques pieces ü est applati (fig, 107, 144, 145). 

La corde qui reunit les deux parties du ressort est presque toujours 
ext^rieure ä l'arc et placee ä la base du ressort (fig. 97, 98, 99 etc.) ou au 
sommet de celui-ci (fig. 100, loi etc.). Quelques fois cependant eile passe ä 
rinterieur de l'arc (fig. 96, 104, iio, 128). 11 est enfin ä noter que ces fibules 
La Töne 1 n'ont jamais plus de quatre spires au ressort. 

La fibule La Täne II n'est que le ddn'eloppement logique de la fibule 
La Tene L L'arc est devenu plus surbaisse et en raöme teraps le pied s'est 
allonge; il repose sur Tarc et s'y fixe ä l'aide d'une grÜfe ou d'un anneau. 
Les formes sont infiniment plus simples et pr^sentent moins de vari^tfe. 

Groupe X VI: Le pied porte, pres du point oü il se fixe ä l'arc, d'abord 
une petite lentille plan-convexe (fig. 161}, puis une sphere ou un bouton 
double-conique (fig. 162, 163). En outre l'extremite du pied est legtjrement 
canndöe ä sa partie superieure. 

On rencontre quelques fibules dans les quelles l'anneau qui fixe le pied 
ä l'arc est rt^pet^ comrae decoration deux ou trois fois sur la partie ante- 
rieure de l'arc (fig. 164K Parfois la fibule est faite d'une bände de bron/e 
streite (fig. 165), ou d'un fil de section carree {\^g. 166J, ou encore d'un fil 
rond (fig. 167) et n'a comme ornement que la bague qui fixe le pied ä l'arc. 
Dans ces deux fibules l'arc, au lieu d'^tre arrondi, prcnd des formes heurtees 
peu heureuses. D'autre fois l'arc s'elargit en forme de bouclier et le pied 
est orne d'un disque oval, portant deux mammelons, le tout en bronze (fig. 
168}. 

Dans ces fibules le ressort n'a d'abord que deux spires, puis d'avan- 
tage, jusqu'ä sept de chaque cöte de Tarc. Dans ces derniers cas, comme la 
corde qui relie les deux parties du ressort etait trop faible pour lui donner 
toute la rigiditc voulue, le ressort est renforc6 par une tige de metal passöe 
ä rinterieur de rhdice. La corde est toujours cxtöricure ä l'arc, sauf dans 
un seul exemple (fig. 166). 

Croupe XVII: Puis l'arc devient plus grand, plus haut, en möme temps 
le ressort comprend un nombre bien plus considerable de spires: jusqu'ä 
vingt de chaque cötö. C'est la fibttie ä arbaicte. D'abord le pied est retenu 
ä l'arc par un simple petit anneau (fig. 469), puis par un anneau plus orn^ 



79 



\ 



I 



(fig. 170, 172). Quelques fois cet anneau au lieu de se trouver place au som- 
met de l'arc, se rapproche sensiblement de la tete de l'arc (fig. 171). Enfin 
le pied s'orne d'un dlscjue dans le quel sont graves deux cercles concen- 
iriques assez langes et profonds qui etaient remplis d'^maii rouge (fig. 173). 

La fibule La T6ne 111 est un developpement naturel des fibules prec6- 
dente, et en particulier de la fibule 172. 

Croupe XVIII: La seule difTärence est que la fibule La Tfene III est 
coulee d'une seule pi6ce: le pied ne fait qu'un avec l'arc; la bague demeure, 
mais comme siraple ornement sans usage (fig. 174). Puis cette bague elle- 
m^me disparait et ä sa place sont fixees deux antennes ou cornes termin^es 
par une boule. La section de l'arc s'est applatie transversalement ce qui lui 
donne l'aspect d'un col de cheval (fig. 175). Cette fibule est falle de deux 
piöces, ce que nous n'avions plus constate depuis les fibules du premier äge 
du fer: le ressort est en efTet forme d'un fil de bronze cylindrique, qui vient 
s'inserer ä la tete de Tarc. Puis l'arc s'elargit et rei;oit une incrustation d'une 
matiere qui est probablement du corail pourri (fig. 176). Toutes ces fibules 
sont ä arbalete. 

Mais, k cOte de ces fibules pour ainsi dire exceptionnellcs, nous con- 
staions un developpement logique de la fibule La T^ne 11: 

Croupe XIX: Le type le plus simple est la fibule La Tfene III de type 
ordinaire: l'arc est plat orne de dessins geometriques et legerement decoupe; 
le pied vient se souder ä l'arc ; le ressort n'a que deux spires et la corde 
est int^rieurc (fig. 177). Puis la fibule s'allonge demesurement; le pied dimi- 
nue de proportions jusqu'ä ne plus 6tre qu'un simple porte-aiguille; en meme 
temps l'arc s'dargit et forme une sorte de coquUle qui vient recouvrir le res- 
sort (fig, 178). Ou bien encore l'arc est forme d'un simple fil rond applati 
transversalement et ornö de cercles pointös (fig. 179). Cette fibule parait etre 
particuli^re ä cette region et est connue sous le nom peu exacte de fibule 
de Misox.') Quelques fois l'arc porle trois renflements ä l'endroit ou le fil 
commence ä s'applatir (fig. 180). Enfin, Ton trouve un type dans le quel le 
fil formant l'arc demeure rond : une simple bague marque la Separation du 
ressort et de l'arc (fig. 181). Peut-6tre est-elle un souvenir de la fibule La 
Tene 11, d'oü ce type est soiti par evolution. 

Lorsque Ton parcourt la s^rie des fibules que nous venons de röunir, 
deux choses frappent plus particuli^rement ; nous pouvons les relever ici, 
nous röservant de rcvenir sur les conclusions que Ton peut en tirer. D'une 
pari, c'est le nombre vraiment incroyable de variet^s que presente un type 
en somme unique, la richesse d'invention des artistes qui les firent. D'autre 
partf c'est Tinegalite du nombre de fibules dans chacune des irois periodes 

') J. Heierli, Misoxer Fibeln, Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde, 1S92, p. 57. 

Ce nom nous parait peu hereux par le t'ait que cette fibule n'cst pas speciale ä cette 
n^ropole, et que ccl)e-ci n'cst qu'unc unite du groupe de cimetiäres tessinois. On devrait 
plutOt denommcr cette fibule: Type Ttssinois, 




8o 



de La Tene. Tandis que le La Töne I est represente par soixante vari6t6s, 
le La Tene II n'en compte que onze et le La T6ne III neuf seulement. 

Si maintenant nous essayons de les classer suivant leur ordre chrono- 
logique, comme nous Tavons fait pour les fibules ötrusques, nous obtiendrons 
le tableau suivant: 



TABLEAU DES FIBULES GAULOISES DE BRONZE 



Se rencontrant avec des fibules de type: 


Etrus- 
que 


T6ne 
I 


T6ne 
II 


Tene 
lU 


Ro- 
main 


fibules La Tene I: 






97 99 loo I02- 105 108 133 136 129 — 133 135 












141 143 160 


(r) 










138 15a 


(r) 


(r) 








133 


(r) 




(r) 






131 


(r) 


(r) 


(r) 






106 113 151 


(r) 


X 








ISO 154 


(r) 


X 


(r) 




(r) 


139 


r 










133 


r 


X 








ISS 1S6 


X 


X 








115 


X 


X 


r 




(r) 


95 103 104 109 110 112 114 128 136 137 












140 146 150 153 




(r) 








160 




(r) 


(r) 






1x6 117 135 




r 








107 134 157 




X 








144 




X 


(r) 






fibules La Tene II: 












164 165 167 169 






(r) 






^63 






(r) 


(r) 




172 
163 






(r) 

r 


X 


X 


170 






X 


(r) 


r 


173 






X 


r 


X 


166 








r 




172 








X 


r 


fibules La Tene Ül: 












175 








(r) 


(r) 


174 178 








X 


r 


179 181 








X 


X 


z66 180 










X 


176 










r 


177 










(r) 



Si 



b) Fibtiles de fer. 

Les fibules de fer sont d'une etude beaucoup plus difficile et moins 
interessante, car, sous l'influence de l'humidite et des agenis chimiques, elles 
se sont recouvertes d'une couche d'oxide plus ou moins epaisse qui en em- 
päte les formes et masque les d^tails de leur construction. 

Les formes sont beaucoup plus simples et le nonibre des variötes bien 
moins consid^rable. Si elles paraissent avoir ete introduites dans le Tessin en 
m6me temps que Celles de bronze, du moins elles semblent avoir cesse beau- 
coup plus tot d*dtre en usage, sans doute ä cause de leur facilite ä s'oxider. 
Elles sont abondantes pendant la premi^re periode de l'epoque gauloise, et 
deviennent beaucoup plus rares pendant les periodes suivantes, disparaissant 
presque completement ä l'epoque romaine. 

Nous pouvons etablir, comme pour les fibules de bronze deux classes: les 
fibules ä bouton et celles ä disque ; la premiere est de beaucoup la plus nombreuse. 

Croupe lU: L'arc est d'abord assez dev6 Ifig. 182); le pied se plie 
assez brusqueraent et vient s*arr6ter contre Tarc, ä mi-hauteur et n'est ter- 
min6 par aucun bouton ; le ressort est tres court. Parfois le pied, au lieu de 
s'arrondir (fig. 183} forme un angle assez accentue. Puis l'arc s'ölargit et le 
pied se termine par un petit bouton (fig. 184), ou s'allonge et le pied se ter- 
mine par un bouton plus ouvrag^ iflg. 185). Quelques fois enfin, c'est le pied 
qui prend des proportions plus allongees (fig. 186*. Le ressort peut avoir par- 
fois des dimensions exceptionnelles (fig. 1871, jusqu'ä depasser l'arc en hauteur. 

Croupe /K; Le pied s'allonge souvent de fa^on ä ce que le bouton 
qui le termine (fig. 1881, vienne se poser sur l'arc. Les dimensions de ce 
dernier peuvent augmenter considerablement |fig. 189) ; il se termine alors 
par une sorte de patte qui vient reposer sur Tarc ; ce type correspond exac- 
tement au type 114 de la serie en bronze. 

Quelques fois l'arc se developpe sans que le bouton suive le möme 
mouvement (fig. 190); on a alors une fibule aux formes disgracieuses. Mais 
generalemcnt l'arc et Ic bouton sont bien proportionncs (fig. 191». Cependant, 
dans un cxemplairc, c'est l'inverse qui se produit (fig. 192): le bouton est trop 
gros pour le corps de la fibule; le ressort a aussi des dimensions trop grandes. 

Ces fibules de fer atteignent parfois une taÜle tellement exageree (fig. 
193), que leur usage devait 6tre assez peu pratique. 

Dans toutes ces fibules le ressort n'a Jamals plus de deux spires. et 
la corde, quand on peut la dislinguer^ est toujours placöe ä la base du ressort. 

Croupe X: La fibule ä disque est rare parmi les exemplaires de fer. 
Elle est d'abord tr^s simple de formes (fig. 194): l'arc est fait d'un simple 
fil de fer, et le pied se termine par un disque lenticulaire; au centre est une 
petile saillie, corame une t^te de clou: peut-etre le disque etait-il orne d'un 
chaton de matiere coloree aujourd'hui meconnaissable sous la couche d'oxide. 

Puis l'arc s'applatit et s'^largit en forme de bouclier (fig. 195); le ressort 
est egalement plus large; l'oxide empeche de distinguer les details du_disque. 
Enfin l'arc de la fibule s'allonge considerablement {fig. 196I, tout en demeu 



82 



rant trfes plat. Le disque est forme par une calotte lenticulaire convexe, por- 
tant au centre une petite protuberance. 

GroHpe XIIJ: On rencontre aussi une variete dont l'arc est orne de 
plusieurs renflements; l'arc est en m^me temps assez ramasse et haut (fig. 
197), le pied se termine par un disque sur !e qiiel est fixe un chaton qui 
etait probablement d "une raatiöre colorec, mais qui est aujourd'hui comple- 
tement impregne d'oxide. 

Croupe XVI: Les fibules La Tene II ne sont representees que par un 
seul type dont on peut distinguer deux varietes: l'une est forraee d'un simple 
fil de fer (flg. 199) qui se recourbe suivant le modMe ordinaire des fibules 
de cetle ^poque; le pied forme un angle assez brusque et vient se fixer k 
Tarc vers son miÜeu. L'autre (fig. ig8) ne dilftre de la precedente que par 
des angJes plus arrondis. 

Croupe XIX: Pour la periode appelee La Tfene III, nous ne rencon- 
trons aussi que deux types : Tun (fig. 200) est le type courant avec le pied 
soude ä l'arc dont Ü continue la ligne, donnant ä toute la fibule un aspect 
Iriangulajre, heurte. peu agreable. L'autre i fig. 201) est la variete (fig, 179) 
que nous avons dejä vu parmi les fibules de bronze. 

Tels sont les fibules de fer que Ton rencontre dans les nöcropoles al- 
pestres. II faut cependant noter que le nombre des varietes est sans douie 
plus grand, mais la facilit^ avec la quelle s'oxidaient ces objets et le mauvais 
etat de conservation dans le que! ils nous sont parvenus, nous ont emp^ch^ 
den tenir compte: nous n'avons en effet considere que les exemplaires com- 
plets: or les tombes de Tessin nous ont livre un nombre considerable de 
fragments de fibules de fer, souvent möconnaissables et que nous avons du 
laisser de cöte. 

Quant ä la Chronologie de ces fibules nous pouvons dresser le tableau suivant: 
TABLEAU DES FIBULES GAULOISES DE FER 





Sc rencontrant avec des Hbulcs de type: 


Etrus- 


Tenc 


T^nc 


'IVnc 


Ro- 






que 


1 


H 


UI 


main 




Fibuks La Ttoc I: 












187 




(r) 










i8a 


189 190 195 


(••) 


(D 








188 




r 


r 








1Ö3 


184 185 


X 


X 








192 


194 196 




(r) 








186 


Fibulee U T^e U: 




X 








198 




(r) 


ir) 








199 


Fibules La Ttoe in : 






X 




(r) 


aoo 








X 




w 


aoi 












r 



Das römische Kastell Burg bei Zurzach, 

untersucht im Auftrag der Kommission für römische Forschungen 

von Dr. J, Heierli, 



I 



in. Das Kastell auf dem KircliHbuck bei Zurzach. 

In den Jahren 1903 und 1904 war das östliche der beiden Römerkastclle 
bei Zurzach, dasjenige beim Schlößchen Mandach auf Siedelen untersucht 
worden, in den folgenden zwei Jahren wurden die Ausgrabungen ins west- 
liche Kastell auf dem Kirchlibuck übertragen und die daselbst liegenden, z. T. 
noch stattlichen Mauerzüge verfolgt und in den Plan B eingezeichnet. 

Der Kirchlibuck ist von drei Seiten durch Steilabfälle geschützt; nur 
von Südwest ist er leicht zugänglich. Gerade auf dieser Seite sieht man 
schon von weitem hohe Mauern aufstreben, Ruinen der einstigen Feste. Auf 
den andern Seiten hofften wir im Boden noch Reste römischer Mauern 
zu finden. 

Eigentümer des kleinen Plateaus auf dem Kirchlibuck, welches die 
Kapelle umgibt und bis zu den römischen Kastellmauern reicht, ist die 
Verena-Genossenschaft, bez. die kathol. Kirchgemeinde Zurzach. Die außer- 
halb des Kastells liegenden Wiesen gehören Herrn L. Meier, Wirt „zur 
Glocke". Sowohl die genannte Genossenschaft, als Herr Meier gaben in 
liberalster Weise ihre Erlaubnis zu unsern Grabungen und verlangten nur, 
daß ihnen das Land wieder in anständigem Zustand zurückgegeben werde. 
• An der Ostecke des Kirchlibucks soll nach Aussage alter Leute 
ein runder Turm gestanden haben und abgestürzt sein (Punkt i des Über- 
sichtsplanes oben S. 25). Es ließ sich annehmen, daß die Kastellmauer etwas vor 
dem Beginn des Steilablalls, am Abhang zu finden sei, um so mehr, als unten 
am Abhang, bei m, Stücke römischen Ziegelmörtels und behauene Tuffsteine 
zum Vorschein kamen. Wir machten drei tiefe Schlitze, die ziemlich 
weit in den Abhang hineinreichten, aber weder da, noch auf der Terasse 
selbst fanden wir in der Richtung //w, wo von Hagnauer^) ein Graben ange- 
geben wird, der vielleicht durch das Ausbrechen des Mauerwerks entstanden ist, 
eine feste Mauer; nur bei k (des Übersichtsplanes) kam Mauerschutt zutage. 



*) Bdittcüungen der Antiquar. Geseltsch. Zürich XI], 7 (1860), Tafel V; vgl. dazu p. 305' 




84 



T3 



»1 

s 


;^ 




u 




CA 








rt 






M 


"" 


•• 


u 


C/l 


c 


? 




1 


n 


t 


3 


w 


S? 


=r 


■1 


s 


(% 




S 






rT 






CT 


> 


n 


6a 


TT 




CT 




2. 


>H 


N 


■§ 


c 

N 




Glücklicher waren wir auf der Südostseite, wo bei / MauerschuU, und 
bei der Södecke der Kapelle ein großer Mauerblock sich zeigten, an welch 
letzteren sich die gut erhaltene, allerdings im Erdboden verborgene Mauer 
anschloß. 

Die Nordwestfront fehlte ebenfalls; wohl aber fanden wir bei // in 
einem Schlitz Spuren einer Art Estrich und etwas weiter im Innern des 
Kastells eine von SSW nach NNO streichende Mauer. 

Beim Bau des Hauses zur Glocke sollen alte Mauern angetroffen und 
zerstört worden sein. Das waren offenbar der supponierte Turm « und die 
an denselben sich schließenden Mauerstücke. 

Oberhalb der Treppe, die vom Haus zur Glocke zum Nebengebäude 
p fuhrt, entdeckten wir den Rest eines Rundturmes mit dem 0,8 — i m 
breiten Eingang (siehe Plan, Abb. 13, VI), Die Mauer war 1,5 m dick. Gegen 



.%K- 



I 



14. Skulpturen vom Portal des KasteHs auf dem Kirchlibuck 
(Schweiz. Landcsmuscum) M 1:10. 

Norden war noch ein kleines Stück der Kastralmauer erhalten, gegen Süd- 
osten aber begann nun das zusammenhängende Mauerwerk. Dasselbe bildet 
zunächst noch die Rückwand des zur ^Glocke" gehörenden Gebäudes o (des 
Übersichtsplans) nachher aber folgt der Eingang VII ins Kastell. 

Die Mauer zwischen VI und VIl ist sehr fest. Sie zeigt uns, daß die 
römischen Maurer als Mauerfüllung Steine aller Art, z. B. Tuff. Findlinge, 
Flußgeschiebe, Ziegelbrocken etc. verwendeten und alles mit reichlichem Kalk- 
mörtel übergössen. Hie und da sehen wir die Steine schräg gestellt: an 
andern Stellen ist der Mörtelguß nicht überall hingedrungen und es blieben 
Locken übrig. 

Noch heute schreitet der Besucher des Kirchlibucks von der „Glocke" auf 
das Plateau über die Reste des alten römischen Tors (Plan, Abb. 13, VIl). Das- 




86 

selbe liegt im einspringenden Winkel der Festungsmauem. Seine Sohle befindet 
sich ca. 1,3 m unter der heutigen Oberfläche und bestand aus nebeneinander 
gelegten flachen Mägenwilersteinen. Der Durchschnitt (Abb. 13, Schnitt 
A-Bj zeigt die zierliche Profilierung des Ganzen. Zu beiden Seiten des 
Einganges befanden sich große Quader und am Fuß derselben Wasserrinnen. 
Deutlich erkennt man in den Bodenplatten auch die Löcher für die Türangeln 
und vor dem Eingang liegende größere Steine wiesen halbrunde Aushöh- 
lungen auf. Das Tor scheint zur Römerzeit mit figuralem Schmuck ver- 
sehen gewesen zu sein. Beim Ausheben des Schuttes stieß man nämlich 
auf eine Art Architrav- und zwei Quaderstücke, auf welchen menschliche 
Armteile und schöner Faltenwurf erkannt wurden (Abb. 14). 



\ 



,*'" 



i^ 



'--1 



15. Kastell auf dem Kirctilibuck bei Zurzach. 
Mauertürme VIU und IX. 



Auf der innem Seite des Tors ließ sich längs der nach Süden streichenden 
Umfassungsmauer eine Strecke weit ein Estrichboden erkennen. Die Mauer 
selbst hatte ihre Richtung verändert: statt von NW nach SO, strich sie 
jetzt fast genau von N nach S. Sie ist hier über der Erde sichtbar und 
hat eine Dicke von 3,5 m. 

Etwa II ra vom Eingang entfernt, trafen wir auf einen massiven Turtoj 
(VIII), Derselbe ist im Grundriß noch ganz erhalten, wenn auch der Ober] 



87 



I 



den Boden ragende Teil die Form nicht mehr erkennen läßt. Auf der 
Außenseite ist er nämlich rundlich^ d. h. mit halbkreisfürmiger Begrenzung; 
gegen das Innere des Kastells aber springt er auf 7,7 m Breite nur um 40, 
resp. 120 cm vor. 

Nochmals läßt sich eine kleine Richtungsänderung der Mauer gegen Süden 
erkennen. Äußerlich strebt das dem Erdboden entsteigende Gemäuer immer 
höher empor, 4 — 6 m hoch, bis es beim Eckturm IX die höchste Höhe erreicht. 

Dieser Eckturm ist ebenfalls massiv. Nach außen schließt er ab mit 
einem Halbrund von 7,2 m Durchmesser (Abb. 15I, nach innen dagegen wird 
er durch einen eckigen Mauervorsprung begrenzt. Er gleicht durchaus den 
ebenfalls massiven Türmen VHI und X^ von denen er je ca. 20 m entfernt 
ist (Maße von den Mittelpunkten der nach außen vorspringenden Halbrunde 
genommen). Die größte Dicke des Turmes IX beträgt 8,5 m. Das Mauer- 
werk ist sehr fest; bis heute blieb ein Teil der Verkleidung, die aus kleinen 
Quadern bestand, erhalten. 

Beim Turme IX wen- 
det sich die 3,5 m dicke 
Kastellmaucr plötzlich nach 
Ost, mit der frühern Rich- 
tung einen Winkel von 
ca. 115" bildend. Sic er. 
reicht Turm X, der eben- 
falls massiv gebaut ist und 
an den sich noch einige 
Bauten anlehnen. Er ist 
nach außen halbrund, nach 
innen rechteckig begrenzt, 
das letztere durch sorg- 
faltig behauene Quader- 
steine. 

Die südliche Ecke des 
Kastells auf dem Kirchli- 
buck bildet Turm XI. Er 
gleicht dem Turm bei der Glocke und ist auch hohl. Der Durchmesser 
des Hohlraumes, zu welchem vom Kastellhof ein 70—90 cm weiter Eingang 
führt, beträgt 3,7 m, die Mauerdicke 1,5 m (Abb. 16). 

Bei Turm XI beginnt die Südfront, die nur ein Stück weit erhalten ist. 
Von demselben Turm aber geht eine nach Süden streichende Mauer {s) quer 
über die neue Straße. Ob sie mit der vom Westturm des Kastells auf 
Sidelen ausgehenden Mauer {h) zusammentrifft, konnte nicht eruiert werden. 
Es wäre nicht undenkbar, daß die beiden von den Kastellen ausgehenden 
Mauern einen Torschutz gebildet hätten für die zum Rhein hinunter füh- 
rende Straße. 



16. 



Kastell auf dem Kirchlibuck. 
Kingang des Turmes XI, 



88 



Im Innern des Kastells auf dem Kirchlibuck ließ ich mehrere Graben auf- 
werfen, besonders auch bei der Kapelle, in deren Nahe Keller 'I Mauern 
signalisierte. Wir fanden an der Südwestseite der Kapelle eine kleine Strecke 
weit eine Art Estrich, Mauerwerk aber nur längs der Kastellmauern bei den 
Türmen IX und XI und beim Turm nächst dem Haus zur Glocke. 

Zwischen den Türmen IX und XI befand sich ein ummauerter recht- 
eckiger Kaum von 15 m Länge und 5,5 m Breite. Außen an der Nord- 
mauer dieses Gemaches wurde ein menschliches Skelet entdeckt, es hatte 
keine Beigaben bei sich; sein Alter blieb also unbestimmt. An der Stelle, 
wo die Westmauer des Raumes r an den Turm X stieß, erkannte man eine 
ausgehöhlte Stelle in der Mauer, eine Art Wasserablauf, der sich also an , 
der Ostecke des Turmes X befand. 

An der Nordecke dieses Turmes lehnte sich ebenfalls eine Innenmaucr 
an das Quaderwerk. Die Art wie sie sich anlehnte, zeigte deutlich, daß 
wir in den Mauern, die die Räume /> und t/ umschlossen, jüngere Bauten 
vor uns hatten, als in den Umfassungsmauern. Denn auch die West- 
mauer von -7 war mit der Kastralmauer nicht organisch verbunden ; diese 
Mauer war 1,3 m dick und trennte mit ihrer Verlängerung in der Anlage^ den 
Apsis-artigen Raum von dem viereckigen, in welchen man durch den auf 
der Nordostseite gelegenen Eingang gelangen konnte. Die Umfassungsmauern 
der Räume von / waren nur 0,7 — 1 m dick. 

Die vereinzelte Mauer z' in der Nähe des Hauses zur Glocke war 1,3 m 
dick und auf ca. 13 m erhalten ; sie scheint Wohnräume abgeschlossen zu 
haben, die sich an der Kastellmauer befanden. 

Eine Frage, die schon F. Keller beschäftigte, ist die, woher die Römer 
das Trink - Wasser für die Festungen auf Burg beschaften. In Hagnauers 
Plan sind beim Haus zur Glocke und am Nordfuß des Kirchlibuck oberhalb 
der Fähre zwei Punkte bezeichnet, die Sodbrunnen andeuten, welche mit 
römischem Material gefüllt waren.') Die Unterlage der beiden Kastelle be- 
steht aus Kies. In demselben versickern die Wasser. Etwas oberhalb 
des Rheinspiegels lassen sich aber Quellen nachweisen, wie auch neuere 
Untersuchungen wieder gezeigt haben. Die Römer konnten also sowohl auf 
dem Kirchlibuck, als auf Sidelen und noch bequemer zwischen den Kastellen 
durch Tiefgrabungen frisches Wasser erlangen. 

Das Kastell auf dem Kirchlibuck hat eine ganz andere Form, als das- 
jenige auf Sidelen. Das letztere weist einen Typus auf, den wir in der 
Schweiz in Stein a. Rh., Irgenhausen, Yverdon trefifen und der wohl der jün- 
geren Phase der römischen Kaiserzeit angehört. Das KirchlibuckKastcll ist 
von unregelmäßiger Form und diese Form ist nicht etwa durch die Boden- 
konfiguration bestimmt. Neben Rundtürmen erscheinen massive Halbtürme. 



'I Miitcil. der Antiquar. GcscILsch. ZOrich XII, 7 p. 305. 
'I MtUeil. der Anltqunr. Gtrsellsch. ZOrich XIl, 7 p. 306. 



89 



I 
I 



I 



Die Türme sind zaliireich und nicht blos an Ecken zu finden, der Ein- 
gang liegt in einem einspringenden Winkel, die Umfassungsmauern sind stark 
und dick. An manchen Stellen lassen sich deutlich zwei Bauperioden unter- 
scheiden. Vielleicht gehören auch die hohlen Rund- und die massiven Halb- 
lürmc verschiedenen Epochen an. Kurz, es macht den Eindruck, als wäre auf 
dem Kirchlibuck ein älterer Bau später restauriert und ergänzt worden. 

V^ielleicht dtlrfen wir uns die Sache folgendermaßen vorstellen : Bald 
nach der Okkupation unseres Landes durch die Römer wurde die heutige 
Burg bei Zurzach zum Schutz der den Rhein an dieser Stelle übersetzenden 
Straße von Vindonissa nach Juliomagus befestigt. Das feste Werk wurde auf dem 
schon durch die Natur auf drei Seiten geschützten Kirchlibuck errichtet. 
Nachdem die Nordgrenze Roms an den Limes verlegt worden war, wurde 
das Kastell nicht mehr instand gehalten. Es zerfiel. Da bot infolge des 
Druckes der Germanen der Limes nach und nach immer weniger Schutz 
und wurde schließlich ganz verlassen. Der Rhein ward zum zweiten Mal 
Grenze. In aller Eile setzten die Römer die alten Kastelle wieder in ver- 
teidigungsfähigen Zustand; neue feste Werke wurden erbaut. 

Ein so wichtiger Platz wie Zurzach mußte besonders gut geschützt 
werden. Der Kirchlibuck sah sein Kastell sich neu erheben. Zum Schutz 
der Straße und Brücke baute man auf Sidelen ein zweites Kastell, (nach 
jüngerem Typus), verband die beiden Kastelle durch Mauern und verstärkte 
auch den Brückenkopf Rheinheim. Aber es war umsonst! Die Germanen 
drangen trotzdem ein, besetzten unser Land, und warfen die Römer Über 
die Alpen zurück. 

Es ist schade, daß die Bemühungen, die Ruinen der Römerfesten auf 
Burg zu erhalten, in Zurzach keinen Anklang gefunden haben: Der Kirchli- 
buck hätte ein Attraktionspunkt werden können. 

Hier erübrigt nur noch, die spärlichen Funde von Einzelsachen zu er- 
wähnen, die bei unscni Grabungen zum Vorschein kamen. Sic bestanden 
in mittelalterlichen Radsporen, römischen Scherben, worunter Terra sigiliata, 
Fragmenten von Leisten und Hohlziegeln, HypokauststOcken, Heizröhren- 
fragmenten, Stücken eines Mühlsteins, Bronze- und Eisenware, Knochen 
und Münzen, welche Gegenstände wieder an die Museen von Zürich und 
Aarau übergingen. 

IV. Das sog römische Zollhaus. 

Als wir mit unsern Grabungen auf Burg Zurzach zu Ende gekommen 
zu sein glaubten, kam die überraschende Nachricht, daß beim Fundamentieren 
des neuen schweizerischen Zollgebäudes an der Straße zwischen den beiden 
Römerkastellen ein „ I'urm" zum Vorschein komme, der offenbar römischen 
Ursprungs sei. Ich eilte hin und ordnete weitere Ausgrabungen an. 

In der Tat haben wir da ein römisches Gebäude vor uns (Abb. 17). 
An den „Turm", d. h. den unter das neue Zollhaus ragenden nordwestlichsten 
Teil der Anlage, schlössen sich gegen Südost weitere Zimmer an. Der 




90 



„Turm* (w des Plans) besaß eine sehr harte, ca. i m dicke Mauer, die auf 
allen drei freistehenden Seiten mit Fundament-Vorsprung von 20—85 cm ver- 
sehen war. Im Innern befand sich ein rechteckiger Raum von 3 X 3,5 m 
Bodenfläche mit einer 2 m dicken Pflasterung von Ziegelmörtel, welche auf 
Kies ruhte. 

Hinter diesem „Turm", d. h. gegen Südost, folgte ein großer, auf beiden 

Seiten über das vordere Gemach hinausragender Raum x von 8,1 m Breite 

und 7 m Tiefe. Die ihn begrenzenden Mauern 
waren ungleich dick. Die Mauer gegen w 
besaß nur 65 cm Dicke, verdickte sich jedoch 
außen sofort auf 1,1 m. Die Mauer gegen SO, 
d. h. gegen Sidelen, war 80 cm dick mit 20 cm 
Fundamentvorsprung, diejenige gegen den 
Kirchlibuck 1,1 m. Gegen das Gemach y 
stand eine 85 cm dicke Mauer und diejenige 
gegen s war 1,8 m dick. In der Südecke des 
Zimmers x befand sich Ziegelmörtel, offenbar 
Reste des Fußbodens. 

Das kleine Gemach y maß nur 4,2X4 m. 
Es stand mit dem großen Zimmer x durch 
eine Türe in Verbindung, die 75 cm breit war. 
In den Ecken des Gemaches ließen sich Ziegel- 
mörtelfetzen nachweisen und an der Nordost- 
wand war neben der Türe noch der Kalk- 
verputz erhalten. Die Mauer gegen Sidelen, 
also die Umfassungsmauer des Gebäudes, war 
80 cm dick mit 20 cm Fundament- Vorsprung. 
Sie bog an der Südecke des Zimmers y recht- 
winklig ein, um nach 2,5 m wieder ungefähr 
die alte Richtung anzunehmen. 

In der Mitte der Südwestwand von y 
schloß sich eine 60 cm dicke Mauer an die 
Umfassungsmauer, brach aber bald ab, so daß 
unentschieden bliebe ob dort ein Türdurch- 
gang war oder nicht. Auch vom Zimmer z, 
dessen Estrichboden noch zu erkennen war 

ließ sich die Südwestmauer nicht mehr nachweisen. 

Die Funde im „römischen Zollhaus", wie wir das kleine Gebäude 

nannten, das ich eben besprochen habe, waren spärlich und bestanden in 

Knochen, römischen Ziegeln und Tonscherben. 

Welches war wohl der Zweck des Gebäudes ? Es lag an der wichtigen 
Straße von Vindonissa nach Juliomagus, an der zeitweiligen Grenze des 
Reiches und bei der Rheinbrücke. Diente es als Wächterhaus für die letztere, 




|, . I I . I i 1—1 I I ME.TCf\. 

17. Kastell in Zurzach. 
Das sog. Zollhaus. M. -1:300. 



91 



war es eine Art Verwalter-Wohnung der beiden 
Kastelle oder vielleicht doch ein römisches Zoll- 
haus? 

V. Römische Strasse und Brücke. 

Wer gegenwärtig (Ende igo6) von Burg bei 
Zurzach nach dem badischen Dorfe Rheinheim 
übersetzen will, muß die Fahre benvitzen. Das 
Fahrrecht gehörte früher dem Kloster Rheinau 
und ging bei der Verstaatlichung dieses Klosters 
an den Kanton Zürich über, der vom Inhaber 
der Fähre heute noch einen Fähre- oder Grund- 
zins bezieht.') Seit Jahrhunderten besteht diese 
Fähre und doch erkennt man bei niedrigem 
Wasserstand Spuren einer alten Brücke zwischen 
dem neuen Zollhaus und der Kirche von Rhein- 
heim. 

Die Chronisten sprechen von drei oder so- 
gar von vier Brücken bei Zurzach.'') Die oberste 
Brücke soll etwa i km oberhalb Burg beim Wart- 
bäum oder Warteich, also zwischen Zurzach und 
Rekingen gestanden haben. Die Reste der 
zweiten und dritten Brücke bctinden sich zwischen 
dem Schlößchen Mandach und der Kirche Rhein- 
heim ; die dritte Brücke aber überspannte den 
Rheinstrom gleich unterhalb der heutigen Fähre, 
in der sog. Tränke, wo noch jetzt l*fähie im 
Rhein sichtbar sind, die wohl zu diesem Ober- 
gang gehört haben. 

Ob alle diese Brücken römisch sind, mochte 
ich bezweifeln. Insbesondere erregt die oberste 
Brücke Bedenken, da am badischen Ufer eine 
Mühle gestanden haben soll. Für uns sind nun 
aber die zweite und dritte Brücke wichtig, da 
sie noch in deutlichen Resten vorhanden sind, 
wahrend man von den andern kaum mehr Spuren 
erkennt. Zudem liegen sie an einer Stelle, wo 
ein römisches Werk am ehesten gedacht wer- 
den kann. 

Von diesen Brücken besitzen wir auch einige 
genauere Nachrichten, deren wichtigste von 



') Vgl TiigbJatt der Stadt Zürich vom 13. X. 1906. 
•) Siehe Mitteil. d. Antiquar. Ges. Zürich XII, 7 p.307'3TO. 






^_ «STRÄiic-ic^rv 



\^^ 



yrv^^-Nic O^r* 1^05 



*-♦ 103 



9M' 



TVMC^M - 



ÄTT^or-i 



•..5^. 



•-sr 



5-5 



^^VZ^PZ^— 



18. Reste der rOniiädiun UrUckcn 

bei Zurzadi. Nach Aufnahme 

von Hanhart M. i : 1050. 



92 



F. Keller zusammengestellt wurden. ') An der Fastnacht 1580 z. B. seien 
7 Pfähle von g— 10' (ca. 3 m) Läng^e ausgezogen worden; einige derselben 
waren mit eisernen Schuhen versehen, 1783 berichtete Jobs. Scheuchzer, 
dali von der Brücke zwischen Burg und Rheinheim 6 Joch zu sehen seien. 
Jedes Joch bestehe aus 5 Trämen, die in den Fluß eingeschlagen seien: das 
mittlere senkrecht, die andern schräg gegen dasselbe: 

Regierungsrat Dr. Schaufelbühl nahm im 
Januar 1819 eine Untersuchung der beiden 
Brücken vor. Die eine derselben habe aus Holz bestanden, die andere sei 
aus Stein erbaut gewesen. Beide seien dicht nebeneinander zu erkennen 
Die untere, hölzerne Brücke wies acht Joche auf. \^om ersten Joch beim 
badischen Ufer seien nur drei Pfähle erhalten, vom zweiten Joch fünf, vom 
dritten mehrere, vom vierten vier, vom fünften mehrere, vom sechsten und 
siebenten ein Paar, vom achten Joche zwei Pfähle. 

Die obere, ältere Brücke hatte nach Schaufelbühl vier steinerne Joche 
die auf Pfählen ruhten. Die erste Pfahlgruppe fand sich bei der sog. Platte 
und bestand aus e8— 20 Pfithlen. die rautenförmig angeordnet waren. Die 
zweite Gruppe zählte nur noch wenige Pfahle und zwei horizontal liegende 
Balken. Die dritte Gruppe war durch zahlreiche Pfähle repräsentiert Die 
vierte Gruppe, ganz nahe dem badischen Ufer gelegen, zeigte deutlich Rauten- 
form ^) und zählte ca. 30 Pfähle. 

Der mehrfach erwähnte Hagnauer'sche Plan zeigt bei der obern (stei- 
nernen?) Brücke Reste von (ünf (nicht vier) Jochen, bei der untern (hölzernen) 
Brücke von sieben solchen. Auf diesem Plan ist auch unterhalb der Fähre 
die Stelle der Brücke zur Tränke angedeutet. 

Gegenwärtig liegen die Verhäknisse schlimmer. Ira Januar 1905 unter- 
nahm es der Inspektor des Brückenbaues, Hr. Ingenieur Hanhart, bei dem 
damals sehr niedrigen Wasserstande, die noch vorhandenen Reste der rö- 
mischen Brücken zwischen dem Schlößchen Mandach und dem Pfarrhaus 
Rheinheim planmäßig aufzunehmen, da sie gleich oberhalb der zu erstellen- 
den neuen Brücke lagen. Kine Kopie seiner Aufnahme, die Hr. Hanhart tms 
gütigst zur Verfügung stellte, legen wir in Abb. 18 vor. 

Danach existieren von der obern Brücke nur noch Reste von vier 
Jochen. Ursprünglich scheinen aber, aus den Zwischenräumen zu schließen, 
deren sechs vorhanden gewesen zu sein. Der Grundriß der Joche ist bei 
keinem klar genug : dagegen erinnere ich mich, wenige Jahre vorher bei 
dem dem Schlößchen Mandach zunächst gelegenen Joche noch mehr Pfähle 
gesehen zu haben, die mir in ihrer Anordnung die vorhin erwähnte Auf- 
fassung von Keller zu bestätigen schienen. 



') MiUcil. d. Antiquar. Gesellsch. Zürich XII, 7 p. 308—310. 

*) Keller glaubt, die Form der Joche sei folgende gewesen: < 
Vgl. a. a O. p. 309. 




93 



Von der untern Brücke, die, wie man annimmt, in gleicher Art gebaut 
war. wie Cäsars Rheinbrücken, fand Hanhart Spuren von 6 Jochen; es 
müssen aber deren mehr (mindestens acht) vorhanden gewesen sein. Vom 
ersten Joch, beim Schlößchen Mandach, konstatierte er zwei, vom zweiten 
und dritten Joch je drei, vom vierten Joch vier, vom fünften Joche fünf und 
vom sechsten Joch wieder vier Piähle. 

Beim Bau der Straßen, die zur neuen Brücke führen, stieß man leider 
nirgends auf den römischen Straßenkürper, dagegen kamen eine Anzahl 
römischer Funde zum Vorschein, die von den Bauleitungen wieder dem 
Schweizer. Landesmuseum und dem Museum Aarau zugewiesen wurden. 
Es wurden abgeliefert: Ffahlstücke von der Römerbrücke, 2 Mühlsteine, 
Bronzefragmente, ein Bronzestift, eiserae Pfeil- und Speerspitzen, GlasstOcke, 
Knochen und endlich Münzen von Diocletian. Constantin, Gratian, Valens, 
Valentinian u. a. Auch einige mittelalterliche Objekte fanden sich wie 
Schlüssel und besonders Münzen. 



Die Untersuchungen in Zurzach sind vorläufig zu Ende. Sie haben 
uns viel Neues gebracht und mancher Lichtstrahl hat die dunkle Zeit, der 
die Kastelle, die Brücken und das sog. Zollhaus angehören, erhellt, aber 
noch wissen wir nichts vom Lauf der Römerstraße, wenig über die Brücken 
beim Wartbaum und bei der Tränke und nicht viel mehr über den vicus 
Tenedo oder Forum Tiberii. Es bleibt auch hier zukünftiger Forschung ein 
großes Gebiet offen. 




Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1906. 



4. Grabungen am Nordtor des Lagers von Vindonissa. 

Herbst 1905 bis Juni 1907. 
Von S, Heuberger. 

Die Gesellschaft Pro Vindonissa ist heute in der glücklichen Lage, dem 
Anzeiger für Altertumskunde und dessen Lesern einen wichtigen und vor allem 
durchaus sichern Ausschnitt aus dem Standlager der römischen Legionen 
unseres helvetischen Landes in Wort und Bild vorzulegen: Den Nordaus- 
gang gegen die Aare hin, über dem Steilrande der Böschung, die gegen 
die Bahnlinie Brugg-Turgi abfällt. Es ist der erste Punkt, der auch von 
den vorsichtigsten Archäologen der Gegenwart als zweifelloser Bestandteil 
des Lagers anerkannt wird. Damit ist die schon längst aufgestellte An- 
nahme, daß die Breite von Windisch als Lagerplatz diente, zur wissenschaft- 
lichen Gewißheit erhoben. 




SchrJft-a 






Sc^T^JfG-H 



19. Nordtor des Lagers von Vindonissa. Nach Aufnahme von C. Fels, 



I 



I 



Schon seit mehreren Jahren verfolgte die Vindonissa-Gesellschaft die 
befestigte Linie und den parallel damit laufenden Wasserkanal längs des 
Randes der Breite/) So auch im Oktober 1905. Da stießen die Arbeiter auf 
eine nordsüdlich laufende starke Quermauer, in der sich ein großes vier- 
eckiges Loch zeigte. Lebhaft steht noch in meiner Erinnerung der Augen- 
blick, da am Schlüsse der Vorstandsitzung vom 21. Oktober 1905 Herr 
Direktor Frölich von dieser ganz neuartigen Entdeckung Mitteilung machte. 
Allgemeine Spannung: was mag das sein? Da gabs nichts anderes, als 
weiter suchen und graben. Die Versuche, das mit Schutt gefüllte Loch zu 
entleeren, erwiesen sich als unzulänglich, weil der Schutt nur löffelweise 
heraufgeholt werden konnte. Die weitern Grabungen förderten bald das 
Mauersystem zu Tage, wie es der hier wiedergegebene Plan darstellt (Abb. 19): 
die Fundamente zweier sechskantiger Türme, die durch eine Schwelle mit 
einander verbunden sind. In den Mauern jedes Turmes sind acht Löcher, 
deren Ausdehnung 45 v 50 cm beträgt und die unter sich die gleiche geo- 
metrische Figur bilden, wie die Mauern der beiden Türme. Ganz nahe lag 
die Vermutung: daß man beim Bau der Türme gewaltige senkrecht stehende 
Baumstamme einmauerte, deren über die Mauer ragende Teile einen hölzernen 
Oberbau zu tragen hatten. 

Als die Forschungsarbeit soweit gelangt war. wurde sie eingestellt. 
Denn unterdessen war die Erlaubnis eingetroffen, das Bauland der Anstalt 
Königsfelden, aul dem im Jahre 1907 Gebäude errichtet werden sollten, 
weiter zu durchforschen. Die Arbeiten am Doppelturm, den wir vorläufig 
als den nördlichen Lagerausgang bestimmten, sollten erst wieder forlgesetzt 
werden, wenn das Bauland erledigt war und die schweizerische archäo- 
logische Kommission die neue Entdeckung besichtigt hatte. Sodann war 
auch verabredet, daß die Archäologen des Verbandes sÜd- und westdeutscher 
Vereine für römisch-germanische Altertumsforschung, die aul den April 1906 
einen Verbandstag in Basel angesetzt hatten, von dort einen Abstecher nach 
Vindonissa machen wollten. 

Als in der Folge die genannten Autoritäten das interessante Gemäuer 
besichtigt hatten, kamen sie zu dem übereinstimmenden Schlüsse, daß hier 
eine römische, militärische Wehranlage in ihren Überresten vorliege. Hoch- 
erfreut über unsere Entdeckung waren besonders die Archäologen vom 
Limesgebiete, die den versprochenen Besuch am 22. April ausführten (vergl. 
Korrespondenzblatt des Gesanitvereins der deutschen Geschichts- und Alter- 
lumsvereine 1906: Bericht über den 7. Verbandstag der west- und süd- 
deutschen Vereine für römisch-germanische Altertumsforschung). 

Die deutschen Limesforscher hatten kurz zuvor ohne Kenntnis von 
unserm Lagertor ein römisches Lagertor in Haltern konstatiert, das ganz aus 
Holz gebaut war und dessen hölzerne Pfosten in den gleichen Linien standen, 
wie sie die Pfostenlöcher unseres Windischer Doppelturmes aufweisen. Da- 



') Vgl. Anzeiger (906,07 Nr. 1, S. 6flf. 




96 

mit war nun auch der letzte Zweifel über den Ursprung unseres Bauwerkes 
gehoben. 

Die Untersuchung der nächsten Umgebung des Lagertores wurde auf 
den Herbst 1906 angesetzt. Wegen der großen Wichtigkeit und Schwierigkeit 
dieser Grabung und weil keines der Vorstandsmitglieder unserer Vindonissa- 
Gesellschaft die Arbeiten ununterbrochen hätte überwachen können, baten wir 
Herrn Professor Dragendorft von Frankfurt a. M., der unsere Gesellschalt 
mit seinem Beitritt beehrte und für ihre Arbeiten das giößte Interesse be- 
kundete, er möchte uns bei den Arbeiten am Lagertor eine Zeit lang helfen. 
In zuvorkommender Weise sagte Dragendorff zu und leitete die Arbeiten 
vom 22. Oktober bis b. November 1906. Seinem ausführlichen Bericht, den 
er samt Zeichnungen unserer Gesellschaft für sie selbst und für die Vindo- 
nissa-Kommission übergab, entnehmen wir folgendes: 

Bericht Dragendorffs. 

ßBei der Grabung wurde das Tor von allen Seiten frei gelegt. E^ 
scheint» daß die beiden Tortüren auf zwei massiven Grundmauerklötzen 
stehen. Die Untermauerung für die verbindende Schwelle ist nicht so tief 
fundamentiert und gesondert zwischen die Türme gebaut, steht nicht im 
Verband mit dem Mauerwerk der Türme. Das Fundament zeigt, wo es frei- 
gelegt wurde, daß es gegen die Wände der ausgehobenen Fundamentgrube 
gemauert wurde. Es ist nirgends glatt gemauert. An der Nordwestecke 
wurde das Fundament vollkommen freigelegt. Es hat hier eine Tiefe von 
1,6 m. Das Fundament springt gegen die aufgehende Mauer bedeutend vor, 
meist 0,4 — 0,5 m. An der Westseite fehlt dieser Vorsprung. Dagegen ist 
das Fundament in den einspringenden Ecken der beiden Türme sehr viel 
breiter, läuft dem aufgehenden Mauerwerk auch nicht parallel, sondern un- 
regelmäßig. 

Ein Pfostenloch iam Westturm in der Nordwestecke) wurde vollständig 
ausgeräumt. Es zeichnete sich in dem reinen Kiesgeschiebe deutlich durch 
seine Lehmfüllung ab und führte ca. 50 cm tiefer als der Fundamentsockel 
hinab (bis 2,14 m unter die römische Oberfläche). Die ursprüngliche Annahme,'} 
daß ein bestehendes I lolztor einfach in ein Steintor „übersetzt" sei , muß 
wohl aufgegeben werden. Der massive Fundamentklotz spricht dagegen, 
den man unter einen bestehenden Turm schwerlich in dieser Weise fertig 
gebracht hätte, wozu auch kaum ein Grund vorlag. Vielmehr hat man wohl 
von Anfang an den Unterbau des Tores aus Stein hergestellt und in den- 
selben die Hauptpfosten, die einen hölzernen Oberbau tragen sollten, einge- 
fügt. Diese mußten natürlich zuerst gestellt werden. Man hat sie in die 
ausgehobene Fundamentgrube gesetzt und einen halben Meter tief in den 
Boden gesenkt, um ihnen einen provisorischen Halt zu geben. 

Die Kasfelifftauer. Bei den Grabungen fand sich sowohl westlich wie 
Ostlich vom Tor eine doppelte Mauer, Beiderseits war sie nur sehr schlecht 

') der deutschen Archäologen vom 22. April 1906 (S. H.}. 



97 



erhalten, meist nur die untersten lockern Fundamentschichten, an manchen 
kellen nur noch die Fundamentgrube, die mit dem Schutt der weggcbro- 
'chenen Mauer gefüllt war. Alle Maße sind daher nur ungefähre. An beiden 
Seilen ist vom Oberbau nur je ein kleines Stück der innern Mauer erhalten, 
welches 2eigt, daß diese recht schmächtig, bedeutend schmäler als das Fun- 
dament war (an der Westseite springt der Fundamentsacke! 0,40 m gegen 
die aulgehende Mauer vor, die nur ca. 0,60 m stark ist, allerdings aus ziem- 
lich großen Blöcken gebaut). Die Reste des Oberbaues zeigen, daß die 
einander zugekehrten Seiten der beiden Mauern nicht auf Ansicht berechnet 
waren; der Zwischenraum der beiden Mauern war mit Schutt und Frde 
gefüllt ; diese Füllung hob sich bei der Grabung auch stets sehr deutlich 
von dem umgebenden Erdreich ab. Wir haben also eine Anlage, welche 
die ältesten Erd- und Holzbefestigungen etwas weiter ausbildet. In Haltern 
z. B. zwei parallele Holzwünde, zwischen welche die Erde gefüllt ist ; hier 
zwei Steinwände mit Erdfüllung. Bei der älteren Anlage der Saalburg zwei 
Trockenmauern mit Holzeinlagen und Holzbindern, Erdfüllung dazwischen." 

Dragendorff spricht dann von der ungleichen Stärke und geringen Tiefe 
der Fundamente und von den Pfostenlöchern, die zuerst an der Westseite 
des Torgebäudes entdeckt wurden (vgl. den Plan). Er vermutete, daß 
eniprechend einer Anlage der Saalburg die Erdfüllung durch Holzvverk ver- 
stärkt worden sei, doch sei das noch nicht sicher. Wohl aber: ,,Aus allen 
Beobachtungen ergibt sich jedentalls eine Umfassung, gebildet aus zwei 
Mauern mit dazwischen gehäuftem Schutt und Erde, das Mauerwerk aussen 
glatt, mit viel Mörtel aüfgcmauert . . . Die Gesamtstärke der Umfassung 
beträgt am Tor im Fundament gemessen 4 ra; wenn man das aufgehende Mauer- 
werk nach Maßgabe des erhaltenen Stückes auch bei der Vordermauer um 
50 cm gegen den Fundamentsockel zurückspringen läßt, wäre die aufgehende 
Mauer insgesamt 3 m stark, also das übliche Maß der Erdmauer. Weit eher 
beträgt das Maß im Fundament blos 3',! m, was aber nicht notwendig auch 
ein geringeres Maß der aufgehenden Mauer bedingt. 

Die Mauer läuft unmittelbar am Abhang hin. Ein Graben wurde bis- 
her nicht konstatiert. Am Tor biegt sie beiderseits etwas einwärts. Man 
hat dadurch zweierlei erreicht. Erstens gewann man vor dem Tor, zwischen 
diesem und dem steilen Abhang, etwas Bewegungsraum ; zweitens konnte 
man so bei einem etwaigen Angriff den das Tor stürmenden Feind von drei 
Seiten fassen. Wenn die Ostmauer stärker vorspringt, so findet dies wohl 
darin seine Erklärung, daß der Abhang ursprünglich im östlichen Teile etwas 
weiter vorsprang und man sich bemühte, auch hier wieder an den Rand des 
Abhanges zu kommen. Die Nordfront wäre demnach nicht ganz geradlinig 
verlaufen. 

yerhaltnis von Mauer und Tor. Die Einbiegung der Mauer macht sicher, 
daß hier immer der Eingang war. Ob das im Unterbau erhaltene Tor das ur- 
sprüngliche war, ist eine andere Frage. Für die Annahme, daß ursprünglich 
ein anderes Tor vorhanden war, und der jetzt erhaltene Bau erst nachträg- 



98 



lieh hineingesetzt wurde, spricht folgendes : In der Technik sticht der solide 
massige FundamentbaiJ von dem lockeren Mauertundainent sehr ab. 

Die Mauern sind mit dem Torfundament nirgends bündig gemauert, Sie 
enden auch nicht mit einer ordentlichen Mauerendigung, sondern scheinen ab- 
gebrochen. Im Westen laufen sie gegen den vorspringenden Fundament- 
Sockel, im Osten fehlt ein solcher, so daß sie unmittelbar an die Turmmauer 
trafen. — Danach möchte man annehmen, daß ursprünglich die einwärts- 
gebogenen Mauerenden noch etwas weiter reichten. Dafür scheint eine An- 
deutung nun auch in dem Tumifundament zu liegen. Dieses läuft, wie der 
Plan zeigt, an der Innenseite keineswegs parallel dem aufgehenden Mauer- 
werk, sondern springt weit und in unregelmäßiger Form vor. Während 
aber sonst das Fundament annähernd senkrecht aufsteigt und sorgfältig 
lestes Mauerwerk zeigt, ist es hier sehr locker gemauert, zum Teil nur 
Packlage und ganz flach fundamentiert. Der feste Sockel beginnt erst viel 
weiter zurück. Da die flache Fundamentierung gerade in der Umfassungs- 
mauer liegt und dieser technisch ähnelt, liegt der Gedanke nahe, daß hier 
etwas nicht in Ordnung ist, vielleicht die Umfassung ursprünglich weiter 
ging, resp. gebrochen ist, die FundamentgJ'ube, soweit sie nicht von dem 
neuen Torfundament ausgefüllt wurde, notdürftig mit Steinen und Mörtel 
gefüllt ist oder ähnlich. Gerade dort, wo dieses flache, schlechte Fundament 
ist, setzt nun auch die flach fundamentierte Nordsüdmauer ein, die lager- 
einwärts bis zum Kanal läuft. Diese Mauer war bereits abgebrochen, als 
die Mörtelschicht, welche die Straße hinter dem Tor bezeichnet, entstand, 
gehört also auch einer altern Periode an. 

Damit ist die Frage der S/rfl/?^schichten berührt. Hier ist folgendes 
festgestellt : 

Vor dem Tor zeigten senkrechte Schnitte deutliche Schichtungen des 
Bodens. Auf dem reinen, lehmigen Boden lag zuunterst eine schwarze 
Schicht StraßenschmuLz, mit Kies durchsetzt, der weiter hinauf reiner wurde. 
Diese Schicht ist jedenfalls eine betretenes Niveau. Darauf lag eine Schicht 
Bauschutt mit sehr viel Mrirtel, der sich namentlich nach Westen in starken 
Bändern hinzog. Dann folgt eine starke, reine Kiesschicht, darüber liegt der 
Abbruch. Die zweite Kiesschicht ist sicher wieder eine Straßenschicht. Mit 
ihr planierte man den Boden und machte ihn gangbar nach einem Bau, dem 
schon eine Benutzung der Stelle als Weg vorausgegangen war. Auch das 
spricht wieder für eine getrennte Entstehung der Mauer und des jetzigen 
Tores. Die untere Straßenschicht würde dem altem Tore angehören, der 
Bauschutt röhrt vom Bau des jetzigen Tores her, wofür auch spricht, dafS 
er sich in der Ausdehnung mit dem Tore deckt. Die obere Kiesschicht ge- 
hört dem Wege der späteren Periode an. Ihre Höhe würde der des Tores 
entsprechen, wenn man auf der Schwelle noch einen SchweUstein ergänzte. 

Die Schichten sind auch durch einen Nordsüdschnitt in der Achse des 
Tores festgestellt. Die untere Straßenschicht ließ sich bis 6,80 m Breite, 
von der Schwelle des Tores gemessen, feststellen. Die obern Schichten 



99 

hörten früher auf; dabei, wie bei der Breite der untern Schicht, ist aber 
der scharfe Abfall des Terrains zu berücksichtigen, der die weiter außen 
liegenden Teile zerstört haben mag und für die obern Schichten natürlich 
mehr in Betracht kommt. 

Für die Schichtung vergleiche den Spezialplan (Abb. 20). 

Ein weiterer Nordsüdschnitt, der etwa 6 m von der westlichen Turm- 
ecke gemacht wurde, ergab die Mörtelschicht, die beim Tor unmittelbar an 
der Mauer beginnt, nicht nur in tieferem Niveau, sondern auch in einem 
Abstand von 2,50 m 
von der Mauer. Die 
Schicht ließ sich in 
einer Breite von 3,70m 
und ca. 0,10 m Stilrke 
verfolgen. Darüber 
lagen zirka 0,80 m 
Erde, Humus,darunter 
brauner.kiesigerSand. 
Also doch wohl die 
auch noch (absichtlich 
oder unabsichtlich ?) 
mit Mörtel belegte 
ObertlächedesWeges, 



M 



10 



40-- 



70- 



-''■^ _^ ^.e3^^"'^ — "^ «— ^r -=^ ■s^ ■ i — ".* 



20. ScKichtung vor dem Nordtore. 



lUuüchutt (Abbruch! 



KicH 



Bdiwcbuit 

Kic« 

Scliwari:!.- Schichl 

Lrlitii mit Ki«s 



der hier naturgera*ii> bereits etwas fiel und sich von der Mauer entfernte. 

An der Innenseite des Tores läßt sich in der Höhe der Fundamentoberkante 
auch eine durchgehende Schicht von Kies und Mörtel feststellen ; offenbar 
auch die Straßenschicht, Stärke 0,20—0,30 m. Über derselben keine weitere 
Straßenschicht. Diese Mörtelschicht überdeckt, wie gesagt, die vom West- 
turm ausgehende Nordsüdmauer, die zum Kanal läuft, ist also jünger als 
deren Abbruch. Vor dem Ostturm kann man sogar zwei Mörtelschichten 
scheiden, zwischen denen eine zirka 20 cm dicke reine Kiesschicht liegt. 
Hier ist auch besonders deutlich, daß die gleichmäßige Fläche erst durch 
Planierung entstanden ist. Der Boden ist noch zirka 0,5 m unter der 
Mörtelschicht verunreinigt. 

In der Linie der Turmmauer, die das Tor im Westen begrenzt, ist die 
Mörtelschicht deutlich -von einem mit reinem Boden gefüllten Gräbchen 
durchbrochen." (Letzteres erwies sich bei der spätem Grabung als ein zu- 
fälliges Loch in der Mörtelschicht, das sich mit nachgerutschter Erde ge- 
füllt hatte. S. H.) 



So weit die sehr lehrreichen und verdankenswerten Ausführungen 
Dragendorffs. 

Nach dem 22. November wurde die Arbeit am Tor noch bis Ende Dezember 
fortgesetzt, schon im Januar 1907 wieder aufgenommen und mit Unter 



brechungen bis in den Frühling- fortgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse 
folgen hier in möglichst gedrängter Darstellung: 

I. Die Pfosteftlöcher. Noch in di^r Anwesenheit Dragendorfifs traten 
auch an der Ostseite des Doppelturmes Pfostenlöcher zu Tage. Diese 
Löcher waren in der gewachsenen Erde merkwürdigerweise als Höhlungen 
übrig geblieben, nachdem die hölzernen Pfosten vermodert waren; die — 
feste — Erde war nicht nachgerutscht. In den Höhlungen befand sich nur 
bis zu einer geringen Höhe eine pulverige Masse. Die Wände enthielten 
Steine, die ersichtlich in die Erde getrieben worden waren, nachdem man 
die Pfosten eingerammt hatte, um diesen einen stärkern Halt zu geben. Als 
wir einige der Löcher entdeckt hatten, war das Aufsuchen der übrigen nicht 
schwer: sobald der Sondierstab die obere Erdhülle durchbohrt tiatte, fuhr 
er plötzlich in die Tiefe, und der, der ihn führte, mußte nur auf der Hut 
sein, daß er nicht vorüber fiel. Ganz regelmäßig waren allerdings nicht 
alle Wände der Pfostenlager erhalten; aber bei allen wies die Form deut- 
lich auf die Größe der vierkantigen Balken. — Herr Major Fels nahm sie 
geometrisch auf, und wir sicherten sie wegen ihrer Wichtigkeit auf dem 
Terrain für längere Zeit auch dadurch, daß wir sie mit entsprechend ge- 
schnittenen, vierkantigen tannenen Balken ausfüllten, deren oberes Ende um 
einen Meter aus der Oberfläche hervorragt, wie die beigegebenen Bilder 
zeigen (Abb. 2] u. 22). Weil sich auch Pfostenlocher außerhalb der Wallmauer 
fanden, fiel die erste Vermutung Dragendorfts '), diese Plostenlager seien die Reste 
einer Holxverstärkung der Erdfültung, außer Betracht. In Verfolgung der 
Linie, in der die Lücher inner- und außerhalb der Mauer liegen, fanden wir 
auch solche unter dem Mauerfundanient ; sie wurden ebenfalls sorgfällig 
aufgenommen und mit Balken besteckt. Die Erklärung dieses senkrechten 
Balkensystems war nun gegeben: sie sind der Rest des ursprünglich höl- 
zernen Lagerwailes. Beim Bau des Walles, dessen beide Seiten durch 
Steinmauern gebildet wurden, wie Dragendorflf oben ausführlich darstellt, 
hat man das Pfahlwerk der ersten Wehranlage an der Erdfiäche abge- 
schnitten, dann über und neben den noch in der Erde steckenden untern 
Balkenenden die steinerne Wallmauer aufgeführt. Der hölzerne Lagerwall 
bog hier ebenfalls einwärts, so daß schon bei der ersten Anlage das Nord- 
tor genau an der Stelle stand, an der später das in den untersten Teilen 
noch vorhandene steinerne Tor mit hölzernem Oberbau erstand. Es ist 
wahrscheinlicher, daß die großen Pfostenlöcher in den Mauern der zwei Tor- 
türme aus der gleichen Zeit stammen, wie die noch vorhandenen Mauern 
des Doppellurmes, also aus der Jüngern oder jüngsten Anlage; wie Dragen- 
dorff oben (S. 96) ausfuhrt. Diese großen Pfostenlöcher der Toranlage wären 
also jünger, als die im Plane eingezeichneten Löcher in und neben der 
Lagermauer. Aber dabei muß auch gesagt werden, daß man hier nur 
mutmaßen kann. Major Fels glaubt z. B.: die Holztürme und die hölzerne 



*) Vgl. Bericht Dragendorfifs« oben S. 97. 



lOI 



» 




■ -Mii«, '>»; 


^r M 


< 


1 




^^^- ^ i 


• T^^nr 


- — » 




^"i!:^ 


^ 


t 


li 




#i^fSrili -K 


1 




1 
ii 




^ 





ax. Wallmauer östlich vom Lagertor, mit dem erneuerten Pfahlwerk. 



^CX 






9^. Ostlicher Torturm und Pfahlwcrk der Östlichen Wallmauer. 



loa 

WiüJvcrIdddung gehörten derselben Zeit an, iind beiderorts wurde die 
Mauer spater hinzugefügt. »Das Unlermauem der Holztürme bot technisch 
gar keine Sdiwierigketten ; die Mauer konnte stückweise aufgeführt werden." ') 

Mit Erlaubnb At hohen Regierung des Kantons Aargau, dem das 
J^and gehört, konserviert die Gesellschaft Pro Vindonissa den Doppelturm 
und die anstoßenden Mauern, wie die beigegebene Aufnahme zeigt (Abb. 231. 

Dem Beobachter des Planes wird aufTallen, daß der Bogen des Pfosten- 
»ystems C/^tlich vom Tore) nicht dem des Stein-Erdwalles gleichkommt. 
D*-r - starker gekrümmte — Bogen des Pfahlwerkes hat seinen Mittel- 
punkt außerhalb, der der Doppelmauer innerhalb der Linie des Walles. 



^K^ 



^r^ 



:^^ ^ 



i.f.\ 






».-y 



83. Die zwei TortOrme (nach der Konservierung). 

Dr. Th. Burckhardt-Bicdermann in Basel halte die FreundÜchkeii, mich 
durch BrieJ vom 5. April 1907 auf das „Limesblatt" Nr. 115 (19. Juli 1895) 
hinzuweisen, wo über das Römerkastell in Theilenhofen (am ratischen 
I-imcs) berichtet und gezeigt wird, daß auch hier das Dekumaitor in rundem 
Bogen einwflrts springt, während allerdings die anstoßenden Wallmauem 
geradlinig ziehen. 

VtTmutlich gehört die dritte Mauer (Plan, Abb. 19, oberhalb des Buch- 
stabens G an der Schnittlinie G — H)» samt dem Stück zwischen den Wall- 



I 



') BHertiche Mitteilung von Major Fels vom 7. August 1907. 



IQ3 



mauern, der gleichen, altern Periode an, wie die Quermauer beim Schnitt 
C — D (siehe oben S. 98). 

U. Der IVasserkanai. Das Hauptergebnis der Grabungen südlich vom 
Lagertor war außer den Spuren des von Dragcndorff bereits besprochenen 
Straßenzuges der Verlauf des Kanales, dessen westliche Fortsetzung schon 
bei den früheren Grabungen angeschnitten worden war. ') Wie der Plan 
zeigt, biegt er gerade gegenüber der Toröflnung in schöner Kurve nach 
Süden ab: ersichtlich dem Straßenzug entsprechend. An der Stelle der Ab- 
biegung mündet ein von Osten kommender, schmälerer Kanalarm in den 
Hauptkanal ein. Dieser Seitenkanal kommt von der Kastralmauer her. die wir 
schon im Jahre 1897 aufdeckten *) und nachher konservierten. Auch hinter 
der letztern zeigte sich damals der genannte (Seiten-) Kanal. Der Boden des 
Hauplkanals, soweit er siidnördlich zieht, war mit r^imischen Dachziegeln be- 
legt (vgl. den Plan, Abb. 19, Schnitt E — F^ Die ursprüngliche Abdeckung des 
Kanales mit steinernen Platten war nur noch in wenigen Stücken vorhanden; 
aber eines davon ist sehr beachtenswert: dasjenige, durch das auf dem 
Plane der Schnitt Q~D geht. Diese Deckplatte aus Mägenwiler Stein hat 
in der Mitte, über der LichtöflTnung des Kanals, sechs sternförmig gi*uppierte 
Einschnitte (vgl. den Plan), ganz ersichtlich zur Ableitung des Regenwassers, 
das auf der Straße einlierfloß. Dieser Rinnstein muß demnach die Ober- 
fläche der römischen Straße angeben; d. h. „die Straße mußte etwas höher 
als der Rinnstein liegen, damit das Wasser dahin abfliel^en konnte. Die 
Fundamentoberfläche des Toreinganges liegt auf gleicher Höhe wie der 
Rinnstein; über jener aber lag zweifellos eine steinerne Torschwelle, deren 
Dicke erfahrungsgemäß 17 cm betrüg; man darf deshalb die Straßenober- 
Wölbung zirka 17 cm über dem 
Rmnstein annehmen." (Major 
Fels.) Wegen seiner Wichtig- 
keit ließen wir den Stein auf 
der ursprünglichen Stelle liegen 
und eine gemauerte Einfassung 
darum bauen, die ein eiserner 
Deckel abschließt, so daß der 
Besucher des Lagertores auc h 
diesen römischen Rinnstein an 
Ort und Stelle nebst einem Stück 
des Kanals beobachten kann. 

Ein zweites interessantes 
Objekt fand sich am 26, Februar 
1907 in dem süd - nördlichen 

Stücke des Kanales: ein menschliches Skelett (Abb. 24). Die Größe und Stärke 
der Knochen ließen darauf schließen, daß hier ein Mann begraben wurde. 

') Vgl. Anzeiger 1906/07 Nr. i S. a 
■) Vgl. Anrrigcr 1898 Nr. 1 S. 5. 




04. Skelett eines Alemannen (?) im Kanal beim 
Lagertor. 





I04 

Beigaben waren keine zu finden, außer zwei Pferdeschädeln, die in der Erde 
über dem Gerippe lagen ; jedenfalls nicht zufällig; hier verscharrt, sondern 
dem Toten zu Ehren. Das Gesicht des Toten schaute nicht nach oben, 
sondern seitwärts, gegen Osten ; wohl deshalb, weil die Lichtöflfnung des 
Kanals zu schmal war, um einen breitschulterigen Mann mit dem Gesicht 
nach üben aufzunehmen. — Ein zweites menschliches Skelett war schon 
vorher (20. November 1906) nordwärts von der äußern Mauer eines an die Tor- 
anlage anstoßenden Gebäudes aufgefunden worden; aber ohne jegliches Kr 
kennungszeichen. Eicide sind in der gefundenen I-age pholographisch auf- 
genommen worden. Die Knochen, sorgfältig gesammelt, liegen im Vindo- 
nissa-Museum (Königsfelden). 

Direktor Lehmann vom Landesmuseum teilte mit, daß man auch ander- 
wärts in römischem Gemäuer alemannische Gräber gefunden habe; so in 
Lunkhofen. Das gleiche sagt schon Ferdinand Keller („Die römischen An- 
siedelungen In der Ostschweiz" 11 S. 60 (22). Mitteilungen der Antiquar. 
Gesellschaft in Zürich. Bd. XV, Heft 2; Zürich 1864». 

Die Mauer, die nördlich von der oben besprochenen Kinnplaite am 
Kanal ansetzt und bis zum Vorfundaraent beim westlichen Torturm zieht, 
hat durch die Grabungen keine ausreichendere Erklärung gefunden, als sie 
Dragendorff oben gibt. Eine entsprechende Mauer auf der Ostseite fehlt. 



Wichtig Ist, daß nun die im Jahre 1897 entdeckte Befestigungsmauer 
durch die Untersuchungen von 1906 endgültig in das Lagersystem einbe- 
zogen wurde. Es walteten vorher immer noch Zweifel, ob sie vom Lager 
oder vom Vicus des römischen Platzes Vindonissa herrühre. Dieser Zweifel 
ist nun behoben. 

Dagegen ist für alle Zeiten der Punkt verloren, wo die eben genannte, 
zum Teil noch sehr schön erhaltene Kastralmauer mit der westöstlichen 
eine Ecke bildete. Denn der Teil des Plateaus, auf dem sich die Mauerecke 
befunden hatte und der um etwa 14 Meter weiter nordwärts sprang, als der 
jetzige obere Rand der Böschung, wurde beim Bau der Eisenbahnlinie 
Turgi-Brugg, samt dem römischen Gemäuer, weggeschnitten (1856I. Leider 
wurde das Mauerwerk, über dessen Vorhandensein mir Herr Schatzmann- 
Rauber in Brugg als Augenzeuge erzählte, nicht aufgenommen, während aller- 
dings ein Plan vom damaligen Terrain vorhanden ist. Herr Stamm, Ingenieur 
des Kreises III der Schweiz. Bundesbahnen hatte die Freundlichkeit, unserer 
Gesellschaft eine Kopie dieses Situaiionsplanes zu schenken. Es ergibt sich 
daraus mit aller Deutlichkeit, daß der oben genannte Eckpunkt seit 1856 
draußen in der freien Luft liegt. Da hören die Nachgrabungen auf. Da- 
gegen ist die Möglichkeit vorhanden, später den Kanal nach Süden weiter 
zu verfolgen und als sichern Wegweiser zu benutzen; denn er zeigt auf 
offenes Kulturland hin ; vermutlich gegen das südliche Lagertor. 



T05 



I 



Bei den Arbeiten am Lagertor sind auch Einzelfunde erhoben worden. 
Wir nennen hier folgende: 

1. Ein Stück Quadermauer, herrührend vom Mantel des Doppelturmes. 
Es besteht aus drei durch Mörtel verbundenen Quadersteinen; die Fugen 
sind von einem i cm breiten Mörtelstrich überdeckt. Dieser Fugenverputz 
zeigte sich sogar an Stellen, wo keine wirkliche Mauerfuge ist. Es wurden 
auch Quadersteine verwendet, die grfjßer waren, als die normalen ; aber der 
Fugenverputz wurde aus ästhetischem Grunde gleichmäßig gezogen. So 
an einer Stelle der Südseite des westlichen Turmes und an einem einzelnen 
losgebrochenen Steine. Leider vermauerten die Arbeiter in einem unbe- 
wachten Augenblick diesen letztern, charakteristischen Quaderstein mit dem 
falschen Fugenstrich bei den Restaurationsarbeiten, während das zuerst er- 
wähnte Mauerstück (aus drei Quadersteinen zusammengesetzt) in der Samm- 
lung aufbewahrt ist. 

2. Ein marmorener Salben-Reibstein, der in zwei Stücken aufgefunden 
wurde ; eines davon lag in einem der großen Pfostenlöcher der Turm- 
mauern. 

3. Ein Bruchstück von einer großen, polierten Marmorplatte. 

4. 5 Charnierfibeln, 4 mit stark gewölbtem, i mit flachem Bügel. 

5. r Fibel mit federartigem Drahtcharnler. 

6. Hälfte einer verzierten Gürtelschnalle; Hälfte eines Charniers, Bronze, 
mit Spuren von Versilberung. 

7. Ein Zierblech mit Niello-Einlage (Tauschierarbeit). 

8. Ein Bronze-Blech, dessen eine Seite vergoldet ist (einziges Stück 
mit Vergoldung in der Vindonissa-Sammlung). 

9. Eine lange Bronze-Nadel mit Öhr; eine andere mit schaufelförmigem 
Ende. 

10. Ein kleiner Dreifuß und ein Haken aus Bronze. 

11. Ein bronzener Fingerring mit einem Paar Verzierungen, die aus dem 
schneckenförmig gewundenen Draht des Ringes bestehen. 

12. Wenig Münzen: i Aug. Pater, 2 halbierte Münzen (unkennthch), 
I Münze (? in der Mitte ein kleines Loch) von Bronze, unbestimmbar. 

r3. Mehrere Ziegel mit Stempeln der XI. und der XXI. Legion; unter 
den let/tern einer mit S. C, VI. 



Östlich vom Lagertor entdeckten wir bei den Grabungen im Winter 
190607 ein großes Gebäude, dessen lange Seite 33,80 Meter, die schmale 
10,80 Meter maß. Die Mauern sind nur 50 cm dick, haben jedoch an der 
Innenseite gemauerte Vorsprünge von viereckigem Grundriß: offenbar die 
Untermauerung von hölzernen Pfeilern; auch der Ob.erbau war wohl 
von Holz; die Mauern dienten den hölzernen Wänden als Unterlage. 
Mit den Untermauerungen an der Innenseite des Baues gingen parallel zwei 
Reihen von Pfeilerfundamentcn inmitten des Baues ; ersichtlich für die 




io6 



Pfosten, die das Dach trugen. Die Lage hart am Torausgang und ein 
Pilum, das als einziger nennenswerter Fund hier erhoben wurde, weisen 
auf eine militärische Bestimmung des Baues hin. Er diente vielleicht als 
Unterkunftshalle für die Wachmannschaft. Vergl. den beigegebenen Plan, 
Abb. 25, mit den Schnitten J — K und G— H. 




J-K- G-H- 

25, Windisch, Lagertor und östliches Gebäude. Nach Aufnahme von J. Wehrli. 

Angelehnt an die Außenseite der Nordmauer dieses Gebäudes lag das 
oben erwähnte menschliche Skelett (ohne Beigaben). 



5. Die Grabungen am römischen Schutthügel. 

Von Direktor L. Frölich. 



Die Durchforschungs- und Abtragungsarbeiten an diesem einzigartigen 
Fundort gingen auch im letzten Jahr langsam aber stetig vorwärts, gefördert 
namentlich durch die unermüdliche Arbeit eines Anstaltsinsaßen. 

Schon in meinem ersten Bericht im „Anzeiger" (1906, i. Heft) hatte 
ich erwähnt, daß wir bei der Inangriffnahme des Hügels an seiner Basis auf 
zahlreiche Eichenpfähle und auf mächtige, vierkantig behauene Eichenbalken 
von 7 Meter Länge gestoßen waren, die in regelmäßigen Intervallen Zapfen- 
löcher aufwiesen. Auch zahlreiche tannene und eichene Bretterstocke kamen 
damals zum Vorschein. Da sie wenig tief unter der Erdoberfläche lagen, 
waren sie weniger als die weiter innen gelegenen Hölzer vor der Oxydation 
geschützt und auch der konstanten Durchfeuchtung weniger teilhaftig, welche 
die tiefer hegenden Holzgegenstände z. T. so wunderbar konserviert hat. Es 
waren darum nicht mehr ganze Bohlen, sondern angefaulte Stücke, und das 
gleiche war der Fall mit den oberflächlich gefundenen Eichenpfählen. Die 
Hoizteile waren auch durch Erdrutschungen verschoben, lagen ohne eine 



IQ? 

bestimmte Regelmassigkeit in der Schuttmasse und machten nicht den Ein- 
druck, daß sie in einer bestimmten konstruktiven Beziehung zu einander 
stehen. 

Die ungefähre Lage dieser f-Tähle und Balken ist bei E in dem Quer- 
schnitt durch den Schutthügel angedeutet (Abb. a6.) 

Mi« 



.0-. 



^^ 



^^ 



MON^t ■ 



„;d.rRUSCR^2iS 



'^ Q 3 t b ansTpHmdgQ Kies- 



a6. Querschnitt des römischen Schutthügels in Königafeldcn. 
Nach Aufnahme von C. Fels. 



■ I 



37. „Palissaden" des römischen SchutthQgcls in KOnigsfcldcn. 
Horizontal-Projektionen Nach Aufnahme von C. Fels. 



Im letztjährigen Berichte erwähnte ich ferner am Schlüsse, daß tiefer 
innen im Hügel mächtige Eichenpfähle mit darauf liegenden tannenen Bohlen 
zum Vorschein gekommen seien und daß weitere Nachgrabungen die Natur 
dieser Holzkonstruktionen feststellen müssen. Diese Grabungen sind nun 
weitergeführt worden, indem man einen viereckigen zirka 7 Meter langen 
und ebenso breiten Ausschnitt senkrecht durch den ganzen Schutthügel hinab 
führte, was eine große Erdbewegung erforderte. 

Es zeigte sich nun, daß in dem SchutthOgel drei Holzkonstruktionen, 
bestehend aus eichenen Pfählen und aus darüber gelagerten Bohlen fast senk- 
recht übereinander liegen; wir wollen dieselben vorläufig Palissaden nennen 
(Abb. 26 und 27, A, B, C). Von allen dreien haben wir nur das westliche 




m 



io8 



Endstück bloßgelegt, sie setzen sich alle ostwärts in den noch undurch- 
forschten Teil des HOgels hinein fort. Wie weit, wissen wir nicht und es 
wird noch mehrere Jahre dauern, bis die Abtragung weit genug fortge- 
schritten ist, um das Ganze übersehen zu können. 

Alle drei Palissadenwände lagen beinahe horizontal, die Pfähle mit der 
Spitze gegen die Bergseite, die Köpfe nach der Talscitc gerichtet und quer 
darüber lagerten, unter sich mehr oder weniger parallel, die hölzernen Bohlen, 
lannene Bretter von 25—40 cm Breite und verschiedener Dicke, die dünnsten 
mindestens 4, die dicksten bis 10 und mehr Centimeter dick. 

Die Pfahle sind alle aus Eichenholz, sehr gut erhalten, und haben zum 
Teil mächtige Dimensionen : der längste ist beinahe 6,5 Meter lang, der 
dickste hat am obern Ende einen Durchmesser von 40 cm. Alle sind am 
innem Ende mit einer Axt zugespitzt; der Stamm ist bei den einen roh 
vierseitig behauen, andere sind rund, wie sie gewachsen, aber entastet und 
ohne Rinde. Einzelne Pfähle haben auf ihrer untern Seite am dicken Ende 
einen schwalbenschwanzförmigen, ziemlich tiefen Einschnitt, und der mittlere 
P(ahl der zweiten Lage war mit einem starken Zapfenloch versehen. (Der 
ßalkenkopf war aber an dieser schwachen Stelle abgebrochen.) Es beweist dies, 
daß diese Pfähle durch starke Querhölzer unter sich verbunden waren, und 
zwar sowohl die einzelnen P(ähle der gleichen Reihe, als vielleicht auch die 
der zweiten mit einzelnen der ersten Schicht. Leider konnte von den ver- 
bindenden Querhölzern mit Sicherheit noch keines aufgefunden werden. 

Die quer über den Pfählen liegenden Dielen sind ausschließlich aus 
Weißtannenholz. Holz der Rottanne (Fichte) konnte bis jetzt unter den 
zahlreichen Holzobjekten nicht nachgewiesen werden. Im frischen, noch 
feuchten Zustande sehen diese Dielen sehr gut aus. An der Luft verlieren 
sie aber rasch ihren Wassergehalt und werden rissig. Leider ist es aus 
technischen Gründen unmöglich, die großen und zahlreichen Stücke so zu 
konservieren, daß sie sich nicht verändern. Sie lagen wohl ursprünglich 
alle unter sich parallel, dicht aneinander und unmittelbar auf den Pfählen. 
Bei der obersten Lage fanden sich in einzelnen Bohlen sogar eichene, vier- 
kantige, etwa fingerdicke Nägel, mit denen die Bretter an den Pfählen be- 
festigt waren. Durch das Umstürzen und das Verschieben der Wände wur- 
den dann natürlich diese Bohlen verschoben, die Verbindung mit den Pfählen 
gelockert, einzelne sind durch den Erddruck stark gebogen, andere gerissen 
und zerbrochen. Immerhin war die ursprüngliche Lagerung noch deutlich 
erkennbar. (Siehe die Horizontalprojektionen, Abb. 27; dazu die Ansichten 
Abb. 28 und 29.) 

Auf die erste Palissadenschicht (A) stießen wir zirka 3,5 Meter unter dem 
Niveau der kleinen Terrasse, welche die Obernache des Schutthügcls bildet. 
Sie bestand aus zwei mächtigen Pfählen und sechs Brettern und setzt sich 
nach Osten in den noch undurchforschten Teil des Hügels hinein fort. Die 
ganze Konstruktion lag horizontal mit schwacher Neigung vornüber. 




109 



I 



I 



-vAi. 



a8. SchutthQgcl in KOnigsfcIden, 
A und B. 



Palissadenschichten 



Etwa 170 cm tiefer land sich eine zweite Lage (B), bestehend aus drei 
Pfählen und einer großen Zahl von Bohlen. Auch sie lag horizontal mit 
noch etwas stärkerer Neigung nach vorn unten als die obere Lage. 

Noch 2,5 Meter tiefer 
zeigte sich eine dritte Bal- 
kenlage (C(, ebenfalls hori- 
zontal liegend aber nach 
vorn oben etwas anstei- 
gend. Von ihr liegen bis 
jetzt vier Pfähleund eine klei- 
nere Zahl von Bohlen bloß. 

Selbstverständlich muß- 
ten wir die beiden obern 
Wände wegnehmen , um 
weiter graben und die 
dritte Lage abdecken zu 
können. In ganz jüng- 
ster Zeit endlich stießen 
wir noch tieier unten, 
etwa 2,5 Meter unter 

der dritten Schicht und mehrere Meter weiter nach vom auf einen eichenen 
Pfahl und darauf quer liegende Dielen iD), wahrscheinlich eine vierte Palis- 
sadenwand. Sie ist bis jetzt nur zu einem kleinen Teil abgedeckt, denn die 
mächtigen Schuttmassen 
erfordern lange Zeit und 
große Arbeit. Sie liegt 
ziemlich im Zentrum des 
Hogels, etwa 12 Meter 
unter Niveau. Bis jetzt 
sind das vordere Ende eines 
Pfahles und sechs starke 
Bretter teilweise bloßge- 
legt. Diese letztem be- 
stehen aus Eichenholz, im 
Gegensatz zu den obern 
Wänden, die tannen sind. 

Über und unter diesen 
Palissadenwänden fand sich 
als Füllmaterial der gleiche 
Schutt, der den übrigen 
Hügel bildet und den ich in früheren Berichten geschildert habe. 

Eingestreut lagen überall zahlreiche Fundstücke. Wir haben diejenigen, 
die zwischen der zweiten und dritten Wand lagen, extra gesammelt und 
katalogisiert. Es sind folgende Gegenstände: 




»9 



Schutthügel in Königsfelden. Palissadeoschichtcn 
A und B. 





110 



Zahlreiche glatte und verzierte terra sigÜlata- und andere Tonscherben 

— Bruchstücke von Tonampeln (eine mit FORTIS) — mehrere schöne 
bronzene Scharnierfibeln - ein bronzenes Salbenlöifelchen — Bronzebleche 

— ein rundes Bleistück — ein Haken aus Blei — ein kleines eisernes Messer — 
ein Schlüssel — ein Meissel — ein sog. Durchschlag — eine große Eisen- 
nadel mit Öhr — große und kleine eiserne Nägel — drei eiserne Stilus — 
Bruchstücke von Glasgefässen — Spielsteinchen — eine halbe Münze der 
Colonia Nemausus — eine Bronzemünze des Caligula — zwei schöne Leder- 
sohlen mit Nägeln beschlagen — der hintere Teil einer Holzsandale — 
mehrere Töpferstempel auf terra sigillata-Böden (OFRONI, OFCALVI, 
OFCEN etc.) — ferner Schneckenhäuser, Austernschalen und zahlreiche 
Knochen. 

Beim Weitergraben nach der Bergseite hin stießen wir hinter dieser 
Kulturschicht auf sandig-lehmige Erde, die außer einigen Scherben keine 
Fundobjekte mehr enthielt, und dahinter auf das natürliche, gelagerte Kies 
der Flußterrasse, vor welcher der Schutthügel gelegen ist (siehe den Quer- 
schnitt). 

Die Spitzen der Eichenpfähle reichten nicht bis in diese Kiesschicht 
hinein, sondern lagen 30-40 cm von ihr entfernt, erstreckten sich aber bis 
in die vorerwähnte, sandig-lehmige Schicht. 

Erwähnenswert ist noch ein Konstruktionsholz, ein zirka 3 Meter langer, 
vierkantig behauener eichener Balken, der schief in den Schuttmassen vor 
der zweiten und dritten Palissadenschicht lag. Er weist am einen Ende eine 
Überplattung auf von 60 cm Länge, und diese trägt zwei viereckige Löcher, 
in denen starke, mit Köpfen versehene eichene Zapfen stecken; das andere 
Ende ist abgebrochen. 

Und nun die wichtige Frage: Wozu dienten diese Holzkonstruktionen, 
liegen sie da, wo sie immer waren, oder sind sie in den Schutthügel hin- 
eingerutscht oder absichtlich hinuntergestürzt worden? 

Wir sind zur Stunde nicht im Stande, diese Fragen sicher zu lösen. 
Ganz gewiss ist, daß die eichenen Pfähle einmal senkrecht gestanden haben 
und umgestürzt sind, daß diese Konstruktionen also ursprünglich nicht 
horizontal lagen ; denn es sind deutlich zugespitzte Pfähle , die sicher 
einmal eingerammt waren. Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß sie nicht 
ursprünglich in diesem Schutthügel lagen. Ich schließe dies daraus, daß 
die Enden der Pfähle nicht bis in den festen Kiesboden hineinragen. Solch 
mächtige, bis gegen 7 Meter lange Hölzer müssen, wenn sie aufgestellt wer- 
den, auf ein Dritteil ihrer Länge eingerammt sein, und die Römer waren 
zu vorsichtige und solide Baumeister, als daß sie ihre Blockwände in auf- 
geschüttetem, losem Terrain aufgestellt hätten. Die Pfähle waren also ganz 
sicher einst im festen Kiesboden eingerammt. Entweder ist dieser Kiesboden 
samt ihnen gerutscht, oder dann sind sie mit Absicht in den AbraumhOgel 
hinabgeworfen worden. 



in 



Einstweilen halte ich noch dafür, daß wir in diesen Blockwänden einen 
Teil des römischen Pfahlwalles erblicken müssen, der das alte befestigte 
Standlager umgab. 

f Unsere Grabungen am Lagertor, kaum loo Meter vom Schutthügel 

entfernt, haben das Vorhandensein von zwei verschiedenen Arten der Lager- 
umwallung zweifellos dargetan. Das ursprüngliche Lager war ein Pfahl- 
lager mit Holz- und Erdumwallung. Wohl wenige Dezennien später 
wurde es durch einen solideren Bau, bestehend aus einer steinernen Doppel- 
mauer mit dazwischen liegender Erdschicht ersetzt. Beide Konstruktionen 
sind am seitlichen Tor sehr schön und instruktiv nachgewiesen und kon- 
serviert (vgl. den Bericht über die Arbeiten am Lagertor). 

Es ist somit sehr wahrscheinlich, daß unsere Palissadenwände von der 
ersten Lagerurawallung herstammen. Ob sie absichtlich oder durch Zufall 
in den SchutthOgel hineingelangten, läßt sich vorläufig nicht, vielleicht über- 
haupt nie feststellen. 

■ Ich muß allerdings zugeben, daß mir dies zwar die naheliegendste 

Erklärung scheint , daß sie aber auch manche Tatsachen nicht erklärt, 
und daß manches sogar gegen diese Hypothese spricht. Es ist ja auch 
möglich , daß diese Wände einst weiter oben standen , umgestürzt und 
hinuntergerutscht sind und daß sie Teile einer besondern, dem Lager 
vorgebauten Befestigung waren. Es ist auch zu bedenken, daß vom 
Lagertor zweifellos ein Weg über den zirka 20 Meter hohen Abhang hin- 
unter führte. Dieser Weg war vielleicht extra gedeckt und befestigt, und 
unsere Konstruktionen sind möglicherweise so zu deuten. Etwa 120 Meter 
vom Fuß des Schutthügels fließt die Aare. Ihr Bett mag vor 1900 Jahren 
wesentlich näher an der Basis der Hochterrasse gelegen haben. Es kann 
hier, wenn er bis jetzt auch nicht nachgewiesen ist, ein Elußüberg^ng ge- 
wesen sein für die Straße, die nach dem Rhein, Koblenz und Zurzach führte. 
Möglicherweise lag da auch ein Landungsplatz für die vom Rhein her kom- 
menden Schiffe. Brücke oder Landungsplatz waren dann wohl auch einiger. 
maßen befestigt. 

So lassen unsere Blockwände mancherlei Deutung zu. Unter allen Um- 
ständen sind sie etwas Wichtiges und Einzigartiges, das zu Erklärungsver- 
suchen geradezu reizt, und da sie sich wohl weit in den Hügel hinein fort- 
setzen, werden wir noch einige Jahre an dieser Nuß zu knacken haben. 

Es erübrigt noch, der andern Funde aus dem Schutthügel zu gedenken. 
Sie sind stets sehr zahlreich und mehren unsere Vindonissa-Sammlung stetig 

tin erfreulicher Weise. 
Die nicht sehr häufigen Münzen bestätigen fortwährend, daß die Ent- 
stehungszeit des Hügels nicht über das erste Jahrhundert hinausreicht. Eine 
Spezialität sind die vielen Leder* und Holzobjekte, deren Kollektion sich 
stark vergrößert hat: Stücke einer Reisbürstc, Holzkämme, ein Pterdekamm, 
zahlreiche Schreibtäfelchen, darunter eines mit der eingekritzten Aufschrift 




112 



„Cassio", Spateln, Fassteile, Spunten, Keile, gedrehte Bochschen, ein Trag- 
holz für zwei Eimer, zahlreiche Stücke von Fensterrahmen, eigentümliche 
nindgedrehie Spitzhölzer, Holznadeln und zahlreiche andere bearbeitete Holz- 
stücke, deren Verwendung nicht bekannt ist. Wir waren vor einiger Zeit 
auch so glücklich, einige kleine Gewebestücke zu finden, nach denen wir 
bis anhin vergeblich gefahndet hatten. Stoffreste sind wohl reichlich in den 
Abraum gelangt, aber leider größtenteils vermodert. Die kürzlich gefundenen 
Stückchen verdankten ihre Konservierung wohl dem Umstand, daß sie mit 
einer harzigen, in Spiritus löslichen, pechartig riechenden Masse imprägniert 
waren. Herr Dr. phil. Neuvviler in Zürich, der in verdankenswerter Weise 
sich für die Pflanzenreste unseres Hügels interessiert und sie untersucht, 
teilt mir mit, daß das Gewebe aus gut erhaltener feiner Schafwolle bestehe. 

Reicliiich finden sich immer Messer aller Furm und Größe, eiserne 
Schreibgriffel besitzen wir nun über 200 Stück, zahlreich sind Bronze- und 
Eisennadeln aller Form und Größe bis hinab zur feinen Nähnadel, von denen 
mehrere Stücke vorzüglich erhalten sind. Ich erwähne ferner die drei im „An- 
zeiger" (1907, S. 39) beschriebenen Maßstäbe, eine Bronzelampe, ein Senklot 
aus gleichem Metall, zwei kleine bronzene Adler, zwei Haarnadeln mit einer 
Hand am einen Ende, zwei Eisenstücke ^Griffe?) mit zierlichen Silbereinlagen» 
Pinzette, Wagebalken, Votivblech, Zierblech u. s. w. 

An Werkzeugen fand sich eine dritte Maurerkelle, Stechbeutel, Hohl- 
raeissel, eine Feile, sog. Durchschläge. Bohrer und ein schön erhaltener 
Hammer mit Nagelzieher, genau wie sie heute noch hergestellt werden. 

Zahlreich sind ferner Bronzefibeln der verschiedensten Art, Schnallen, 
Haken. Bronzeknöpfe ähnlich unsern Polsterknöpfen, Ampelhaken, Ketten, 
Ringe. Schloßriegel, Schlüssel^ Lanzen- und Pfeilspitzen, viele Objekte aus 
llorn und Bein. 

Wichtig und interessant sind zwei Eisenblechstücke, offenbar Teile eines 
Panzers oder Harnisches, mit daraufgenieteten Bronzegarnituren. Erwähnens- 
wert sind auch zwei viereckige Stücke aus dickem Eisenblech, zirka 10,15 ^^ 
groß. In den vier Ecken tragen sie Löcher zum Aufnageln und in der Mitte 
eine handtellergrofie flache runde Vertiefung. E^ sind zweifellos die Pfannen 
eines Torflügels, in denen die Angeln einer schweren Türe sich drehten. 
In der einen Pfanne fand ich noch eine runde Eisenscheibe, wohl das Be- 
schlag des Holzstiefels, der in der Pfanne lief. 

Von Ziegelstempeln erwähne ich als neuen Fund einen solchen der 
dritten spanischen Kohorte. Derselbe fand sich ganz unten etwa 15 Meter 
tief in einem Probeloch des Hügels. Da die untersten Schichten sicher auch 
die ältesten sind, darf aus diesem Funde geschlossen werden, daß diese 
Kohorte schon recht früh, wohl in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts 
in Vindonissa lag. 

Die korbweise gesammelten Knochen werden von einem Fachmann 
untersucht und bearbeitet. 




Die nach Hunderten zahlenden Töpferstempel auf terra sigiüata-Gefasscn, 
Ampeln, Amphoren, Becken etc. werden von I lerrn Dr. Eckinger besonders 
publiziert werden. Es sind darunter einige schOne Tinteninschriften auf 
Amphoren. 

Erwähnen will ich nur eines kürzlich gefundenen Stempels auf einem 
Randstück einer großen Reibschale Der Stempel lautet: i- \\L- V^^EC. 
Er ist sehr schön geschnitten und erhalten, die Buchstaben sind 1 1 mm groß, 
der ganze Stempel 6 cm lang. 

Im „Anzeiger" (1907, S. 35I habe ich einen Stenipel VERECVNDVS 
beschrieben, der auf einer verzierten Scherbe unserer Sammlung und auf 
einer Ampel der Aarauer Sammlung sich findet und wahrscheinlich aus 
einer in Vindonissa befindlichen VVerkstätte stammt. Man darf wohl vor- 
aussetzen, daß die gewöhnhchen großen und schweren Töpferwaren nich^ 
von auswärts bezogen, sondern wenn immer möglich an Ort und Stelle 
fabriziert wurden, namentlich wenn wie in Vindonissa vorzüglicher Ton sieb 
in der Nahe vorfand. So darf ich auch annehmen, daß diese Rejbschal^ 
und der trwähnte Stempel in Vindonissa hergestellt wurden, zumal das Maj- 
terial ganz gut aus hiesiger Gegend stammen kann. Es ist somit mügjichj, 
sogar wahrscheinlich, daß alle diese Verecundusstempel aus der gleichen 
Töpferei stammen, und wir wissen nun, daß unser Hafnermeister mit seinen;) 
vollen Namen Cajus Valerius Verecundus hiess und daß sein Geschäft schon 
im ersten Jahrhundert nach Christus in Vindonissa existierte. 



^ 



Die Heilig-Kreuzkapelle bei Mels und ihre neu- 
entdeckten Wandgemälde, 

Von K. Escher. 



Der bekannte Bestand mittelalterlicher Wandgemälde in der Schweiz 
hat sich um einen stattlichen Zyklus vermehrt, der bei Anlaß einer Ende 

Oktober 1906 in genannter Kapelle 
vorgenommenen Restaurierung zu 
Tage trat. 

Die Kapelle stammt aus gotischer 
Periode, wie die zwei Spitzbogen- 
lenster in der geradlinigen Ostwand 
des Chores beweisen. Leider fehlen 
ij^erade aus dieser Zeit zur Stunde 
noch alle urkundlichen Notizen V), 
es sei denn, daß die schon 1420 
bestehende St. Magnusbrüderschaft ") 
damit in Beziehung zu setzen wäre. 
Ein Zinsbrief des Jahres 1535 er- 
wähnt bei der Kapelle zum Hl. Kreuz 
ein Haus für Aufnahme der armen 
Sondersiechen; aus dem Inhalt einer 
unten zu behandelnden Bildergruppe 
darf man aber schließen, daß das- 
selbe schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts bestand.*} Bei P, Laurenz 
Burgener*) findet sich die volkstümliche Tradition verzeichnet, es hätte einst 

') Die „Sammlung von historischen und statisti&chen, meist die Gemeinde Mels und die 
Landschaft Sargans belreflenden Schriftstücken", die sich, von Klaude Wächter verfertigt, 
als Manuskript im Gemeindearchiv zu Mels befindet, enthalt im 2. Uand bei Anlaß der ür* 
wahnung eines Kaufverslcherungsbriefs von 1539 zu. Gunsten des Sicchenhauses zu Heilig- 
Kreuz die Bemerkung: „Solcher der Spcnd und Kaptanei zugehtVigen Verschrcibungen aus 
dem 15. und 16. Jahrhundert befinden sich eine gröl>ere Anzahl im hiesigen Archiv der 
Ortsgemeinde." Die auf meine Veranlassung angestellten Kachforschungen blieben leider 
bis jetzt in dieser Hinsicht erfolglos. 

■) Ein Jahrzeitbuch aus dem 17. Jahrhundert, das Einträge eines altem übernommen 
zu hat>en scheint, enthält den Eintrag, daß die erwähnte Bruderschaft 1420 eine Jahrzcic 
in die Pfarrkirche gestiftet habe. Vom Jahr 1505 existiert eine Jahrzeit ebendahin, von der 
St. WttuUHnsbruäer Schaft gestiftet. 

■) A. Nüschcicr, SicchcnhAuser der Schweiz, erwähnt es nicht in ^Gotteshäuser der 
Schweiz", Diöcesc Chur, dagegen eine aul diesen Weiler Tscherviugcn bezügliche Urkunde 
des Jahres 1500. 

*) Die Wallfahrtsorte der katlmlischen Schweiz. Ingenbohl 1864 11. p. 42. 



30. Heilig-Kreuzkapelle bei Mels. 





HL. KREUZKAPKLLE BEf MELS. 
WANDGEMÄLDE AN DER OSTSEITE DES (.HüKES. 



Anxcigcr tar Schweiz. Ah«rtiim»kufi(Je ige?, a. HeO. 



Tafel XVI. 




HL. KREUZKAPELLE BEI MELS. 
WANDCEMALDK an der .WESTSEITE DES CHORES 



Aiit«l[[er for «chweu. Alldtuinxkunde, 1907, a. HefL 



Tafel XVIII. 



115 



anstelle der Heilig-Kreuzkapelle ein Heidentempel gestanden ; glaubwürdiger 
ist die Noti^, das christliche Gotteshaus sei zu Zeiten Wallfahrtskirche ge- 
wesen. 1862 fand sich im Hochaltar eine Weiheurkunde, datiert vom ig. 
Juni 1607 mit dem Siegel des Churer Bischofs Johannes (Flugi von Asper- 
mont), der damals die Kapelle wieder zu Ehren des Hl. Kreuzes weihte und 
Ablaß gewährte. In dieser Zeit, d. h. vor der Weihe, dürften die durch- 
greifenden Veränderungen am gotischen Bau vorgenommen worden sein. An 
Stelle der flachen Holzdecke traten gratige Kreuzgewölbe auf Konsolen 
bezw. Wandpfeilern, was eine Erhöhung der Mauern zur Folge hatte; die 
Chorstirnwände wurden durch einen Rundbogen verbunden und die alten 
Fenster zum Teil vermauert, zum Teil durch breite Stichbogenfenster ersetzt, 
wobei eine große Anzahl von Wandgemälden zu Grunde ging; Hand in 
Hand damit ging eine bedeutende Erhöhung des Bodens außen und innen 
und wohl auch die Errichtung von drei Altären, des Hochaltars und zweier Altäre 
im Langhaus an den Chorstirnwänden. 

Der Grundriß der Kirche (Abb. 31) bildet ein längliches Rechteck von 
6,90 m Breite und 15,26 m Lätige (außen gemessen); die Mauerdicke beträgt 
im Osten 0,85 m, im Westen 1,03 m, was 
auf die oben erwähnten Veränderungen zu- 
rückzuführen ist, denn wahrscheinlich fand 
eine Verlängerung nach Westen statt. Zwei 
Zungenmauern von r,zi bew. 1,26 m Länge 
scheiden den ungefähr quadratischen Chor 
vom Langhaus ab; der Grundriß des Chors 
ist ziemlich unregelmäßig. Innere Maße : 
O. 5,06, S.5,12, W. 5,09, N. 5,05. Die Ent- 
fernung vom jetzigen Boden bis zum deutlich 
nachweisbaren Ansatz der frühern Holzdecke 

beträgt nur 3,50 Meter (vergl. Abb. 32), diejenige bis zur Bank der gotischen 
Fenster V) bloß 0,84; daß der ursprüngliche Boden mindestens i m tiefer lag, 
ergaben die Nachgrabungen mit voDkommener Klarheit. Die Restaurierung 
der Kapelle wird den alten Bestand wenigstens an der Außenseite klarzu- 
legen haben. Auf Veranlassung des Verfassers wurden die zwei hübschen 
aus TufT gemauerten gotischen P'enster der Ostwand von der Vermauerung 
befreit; bei diesem Anlaß zeigte sich, daß der sehr flachen Fensterbank eine 
viel steilere aufgesetzt worden war, und daß man die äußere Wölbung wohl 
zu Anfang des 16. Jahrhunderts mit schwarzen Ranken bemalt hatte. 

Von dem überaus reichen Schmuck an Wandmalereien sind von ver- 
schiedenen Händen ansehnliche Reste zu Tage gefördert worden, Anderes 
hat sich ohne Übertünchung hinter den Altarblättern vortretTlich erhalten. 
Andererseits aber hat bei Anlaß des Umbaues im Anfang des 17. Jahrhunderts 
der Spitzhamraer sehr übel gehaust, und an den untersten Partien hat fast über- 



31. Heilig-Kreuzkapelle bei Mels. 
Grundriß 1 : 300- 



') die erst vom Verputz twrreit werden mußte. 



zwei Bilder an der Nordwand, zwei an der Südseite und eines an der West- 
wand der südlichen Zungenmaucr freigelegt wurden. Fast durchweg wird 
die Darstellung von einem breiten roten Rahmen als dem einfachsten Mittel 
der Bildtrennung umschlossen. 

1. Osizvanti (Abb. 32 u. Tafel XVIl. Zwischen beiden Fenstern, an zwei 
Stellen von Vertikalglicdern und am Fußende vom untern Rahmen des Hoch- 
altars überschnitten, der bethlehemitische Kindermord, Erhaltene Höhe incl. 
Borte 1, 88m, Gesamtbreite 2,35m. Die Mitte bezeichnet die verdrehteGeslalt eines 
baumlangen, vollständig gerüsteten Schergen, der, vom Rücken gesehen, Kopf 
und Arme im Profil nach links, die Beine nach rechts richtet. Mit dem rechten 
Arm halt er die Lanze umfaßt, an der ein aufgespießtes Kind zappelt. Rechts und 
links schließt sich je eine Figurengruppe an, dort Herodes mit einer Frau 
und den getöteten Kindern, hier ein Scherge und klagende Frauen. Der 
breite gotische Thron mit Baldachin ist ein ziemlich grobes und primitives 
Machwerk. Zur Erzeugung von Raumtiefe ist er in die Schrägansicht ge- 
stellt. Von Herodes hat sich nur ein Teil des Körpers erhalten, der Kopf 
ist leider zerstört. Der rechte Arm mit dem Szepter ist ausgestreckt, die 
linke Hand ruht auf dem Knie. Über blauem Rock trägt er eine rote 
Schaube. Neben dem Thron steht eine Frau in langem graulila Rock und 
weißem Kopftuch, ihr schmerzlich verzerrtes Gesicht und ihre Handbe- 
wegungen sagen, daß sie Erbarmen zu erflehen sucht. Zu Füssen des 
Herodes liegen die blutenden Kinderleichen übereinander, embryoncnhafte 
Gebilde. Links von der Mittelfigur durchbohrt ein bärtiger Scherge einen 
Knaben mit dem Schwert. Gelbe Jacke; vierfach geteilte Beinkleider. Hinter 
ihm erhebt eine Frau in rotem Rock und oifenem Haar jammernd die Arme, 
eine andere wendet sich zum Gehen, blickt aber weinend zurück. Graulila 
Unter- und grünes Oberkleid, weiße Haube. Von der nächsten Figur ist nur 
wenig zu sehen; die letzte ist durch den linken Altarpilaster abgetrennt; 
sie ist dem Vorgang zugewendet und scheint die gefühllosen Schergen um 
Mitleid anzuflehen. Mennigrotes Kleid mit grünen Ärmeln, weiße Schürze 
und Haube, gelbe Schuhe. — Hinter der sehr schmalen Bühne erhebt sich 
eine hohe graue Mauer; über die hinweg steht man auf einen Abhang, 
hinter dem sich drei graue und grüne Berge schroff in die Luft erheben. Viel- 
leicht schwebten dem Maler die Churfirsten vor Augen. 

2. NorHtvanti (hhh, 33 u. Tafel XVII). Es ist anzunehmen, daß diese früher 
von drei Bilderreihen bedeckt war, wie zur Rechten der Fensler noch deutlich 
sichtbar ist; die Reihen greifen bis zum gotischen Fenster auf die Ostwand 
über. Eine sehr empfindliche Lücke hat der Einbruch des breiten Fensters der 
Nordwand verursacht. Zur Linken desselben haben sich von der obersten 
Bitdzone nur zwei stark zerstörte Darstellungen erhalten, zur Rechten dagegen 
sieben in leidlich gutem Zustand, von einer achten noch eine Figur. In das 
einfache rote, schwarz gesäumte Rahmensystem war auch eine im Flachbogen 




Tl8 



gewölbte Mauernische in der Mitte der Wand einbezogen.'^ Der ganze Zyklus 
dürfte, so scheint es, ursprünglich aus etwa i6 Bildern bestanden haben, 
doch ist die Zahl keineswegs siciier zu ermitteln, da die einzelnen Darstel- 
lungen ziemlich verschiedene Breite- und Hühendimensionen aufweisen, auch 
bleibt durchaus unbekannt, ob auch die nördliche Zungenmauer zu diesem 
Zyklus herangezogen war; in diesem Fall müßte sich die Zahl der Bilder 
auf zirka 20 belaufen haben. Die Frage wird unten nochmals zu berühren sein. 
Die Darstellungen der rechten Wandhälfte setzen der Deutung keine 
Schwierigkeit entgegen: sie beziehen sich aufier der Enthauptung auf eine 
anscheinend nicht ganz seltene Legende des Hl. Jakobus maior, folgenden 
Inhalts*): Ein PÜgerpaar will mit seinem Sohn zum Grab des Apostels in 
San Jago di Campostella wallfahren. Sie steigen in einer Herberge ab. Der 
Wirt beschließt, die Pilger ins Verderben zu stürzen, weil der Jüngling die 
Liebe seiner Tochter verschmäht hatte. In der. Nacht steckt er einen wert- 
vollen Becher in eine der Pilgertaschen, eilt den Wallfahrern am nächsten 
Morgen nach, und verklagt sie wegen Diebstahls. Der Sohn wird auf die 
falsche Anklage hin gehenkt, sei es, daß sich der Becher in seiner Tasche 
gerunden, sei es, daß er sich für den Vater geopfert. Die Alten gehen nach 
Campostella, verrichten dort ihr Gebet, und finden, als sie auf demselben 
Weg zurückgekehrt waren, den Sohn noch lebend am Galgen hängen. Der 
Apostel hatte nämlich während der ganzen Zeit den Körper ein wenig unter- 
stützt. Die Eltern verlangen vom Richter den Sohn zurück; der Richter, 
der vor einer Schüssel gebratener Hühner sitzt, erklärt, er glaube eher, daß 
diese davonfliegen würden, als daß der Sohn noch lebend sei. Sofort flattern 
die Hühner davon, des Jünglings Unschuld ist erwiesen, er wird den Eltern 
zurückgegeben und der Wirt und seine Tochter werden zur Strafe an den 
Galgen gehängt. 

Erste Reihe,^) a) EfithaHph4fig des Apostels Jakobus. Der Heilige kniet 
in blauem Kleid und weißem, lila modelliertem Mantel mit gebundenen Händen, 
idas blondhaarige Haupt gesenkt. Vor ihm liegen Pilgerhut und Stab. Hinter 
hm schwingt ein gelb gekleideter Scherge mit roter Mütze mit beiden 
Händen das Schwert; gegenüber, d. h. zur Rechten, stehen zwei Männer, an- 
scheinend lebhaft erregt, der eine in roter Schaube und rotem Hut mit 
gelbem Aufschlag und grünen Beinkleidern, der andere ganz in Grün ge- 
kleidet. Die Scheiden der langen Schwerter sind rot. 



') Ihre Lage beweist, daß der Boden froher erheblich tiefer lag. Auch diese Nische 
wird bei AnlaÜ der Restaurierung wieder hergestellt werden. 

') Vergl. H, Deizel, Christliche Ikonographie II. Kreiburg 1896. p. 142. Weigel und 
Zestermann, Die Anfänge der Buchdruckerkunst in Bild und Schrift I. p. 88. Eb. pag. 89 
zitiert die ältesten Quellen zu dieser Legende; diese auch bei Boil. Acta Sanctorum. Julii VI. 
Nr. 182-198. 

') Daß diesem Bilde ein anderes vorangegangen, wie doch wohl anzunehmen ist, laßt 
sich nicht nachweisen. 



lao 



b) Die Pilger in der Herberge. Die Mitte der Komposition bildet ein 
Tisch, mit Broten belegt. Davor sitzt, im Profil nach links, eine Frau, die 
einen Gegenstand, wohl ein Brot, zum Mund hebt; weißer Rock und Kopf- 
tuch und graulila Mantel, der braune Pilgerhut hilngt auf dem Rücken. 
Hinter ihr steht, nur zum Teil erhalten, eine männliche Gestalt, der Wirt, 
in hellgelber Schaube und grünen Beinkleidern. Auf der andern Langseite 
des Tisches, der Frau gegenüber, steht ein alter Mann, in blau und lila; 
ebenso ist der gekleidet, der von links her zu ihr herantritt ; ihm folgt eine 
weißgekleidete Gestalt. Die Holzteile, Tisch und Wände, sind gelb mit 
brauner Schattierung. 

c) iOstwand, Abb. 32, links oben). Das Pilgerpaar schläft in einem Bett, 
rechts der Mann mit nacktem Oberkörper, links die Frau ins weiße Kopftuch 
und den Mantel gehüllt; die große faltige Bettdecke ist grün. Unter dem 
BL'tt stehen die Schuhe, in der Ecke links lehnen die Pilgerstäbe. Von rechts 
tritt der Wirt heran, einen Doppelbecher in der Hand. Er trägt über grünem 
Untergewand eine gelbe Schaube mit Hängeärmeln und flachen roten Hut. 



Zweite Reihe, Wo dieselbe ansetzt, ist nicht ganz klar, sicher aber, daß das 
gegenwärtige Fenster den größten Teil einer Darstellung zerstörte; für die 
Breitenausdehnung bestehen keine bestimmten Anhaltspunkte, da sich keine 
Spur eines altern gotischen Fensters wie auf der Südseite nachweisen ließ; 
die Mauernische schließt das Vorhandensein eines solchen nicht aus. Ein 
Indicium scheint mir aber doch zu bestehen. War kein Fenster vorhanden, 
so hatte entweder eine größere Darstellung, die in der Mitte der Wand ansetzte, 
Platz, oder es waren deren zwei ; daß die Reihe aber nicht am Anfang der linken 
Wandhälfte ansetzte, geht daraus hervor, daß die oberste Reihe der linken 
Wandhälfte tiefer herabreichte als die zur Rechten, auch wäre bei der übrigen 
Knappheit der Erzählung die Legende kaum auf mindestens drei, wahr- 
scheinlich aber vier Felder zu verteilen. 

a) Kimende Piigerfigur. Wafirscheinlich Überrest des Verhörs und der 
Verurteilung des Unschuldigen. 

b) Die Eltern verrichten in Campostella ihr Gebet (Tafel XVII). Die Räum- 
lichkeit ist unklar ; zur Linken erhebt sich eine Mauer mit Dach und ein schmales 
rundbogigcs Tor, das den Eingang ins Heiligtum vermittelt; hier thront auf 
stufenförmigem Aufbau der Hl. Jakobus, wohl als Kultusbild gedacht, aber 
wie ein Lebender dargestellt; über ihm hängen an roter Stange wächserne 
Votivzeichen: ein ganzes Figürchen, Hände, Füße etc. Der Heilige ist etwas 
nach links gewendet, hat die Rechte erhoben, die Linke, die den Stab um- 
faßt, auf das rote Buch gelegt. Am Hut ist die Muschel befestigt. Vorn zur 
Linken kniet im Profil nach rechts inbrünstig betend der Vater, der Hut und 
Stab auf die Erde gelegt hat. Hinter ihm steht die Mutter mit gefalteten 
Händen; der Hut, den sie auf dem vom weißen Tuch umhüllten Kopf ti*agt, 
ist mit vielen Muscheln verziert. 



lai 



c) (greift zum Teil auf die Ostwand Ober). Szenerie im Freien, was 
durch einen stark abfallenden g;rünen Hang und einen steilen Berg ausge- 
drückt wird. Die Komposition zerfällt in zwei Hälften. Zur Linken hängt der 
Pilger Jüngling am Galgen, rechts steht, mit wehendem Mantel, Jakobus, den 
Körper haltend, links knieen betend die Eltern Rechts lAbb. 32I eine Gruppe 
von vier Gestalten, von denen zwei als Pilger charakterisiert sind. Da die 
untern Partieen etwas zerstört sind, so könnte, da die Tracht sonst genau 
stimmt, die zweite Pilgerfigur eine Frau sein ; somit wären es die Litern, die 
Anwesende auf das Wunder aufmerksam machen. Der eine der Männer, 
bärtig, ist grün gekleidet; aus dem hohen Turban ragt eine Spitze hervor; 
der hintere trägt roten Rock und Hut. 

Dritte Reihe. Hebt ganz deutlich bei der Wandnische an; zwischen die 
letzte Begebenheit und das nun folgende Vögelwundcr läßt sich keine Epi- 
sode einschieben; somit fallt die linke Wandhälfte außer Betracht. 

rt) Vögelivuuder . Länglicher Streifen, in den untern Partieen zerstört. Die 
Mitte bildet ein in Perspektive gesehener gewölbter Raum mit zwei Fenstern, 
in dem an einer Kette ein Kessel hängt; durch den Raum (liegt ein Huhn, aller- 
dings nur am Kamm als solches kenntlich. Rechts und links reihen sich Gruppen 
erstaunter Personen an. Zunächst dem Raum ein Mann, den Kopf rück- 
wärts gewendet, die Arme lebhaft bewegt; das grüne Untergewand, die 
gelbe Schaubc und der rote Hut lassen in ihm den Wirt erkennen. Hinter 
ihm steht der Richter in Rot gekleidet, mit einem Stab; an ihn schließt sich 
eine Gruppe von drei Figuren, die wohl als die Pilgerfamilie zu deuten sind. 
Die Gruppe zur Rechten, bestehend aus drei Männern, zum Teil mit wahren 
Narrenkappen und einer Frau, wohl der Tochter des Wirts, ist weniger gut 
komponiert. 

b) Strafe des Verbrechens. Am breiten Galgen baumelt bereits die 
Tochter; links neben ihr hängt noch lebend der Vater, dem ein auf einer 
Leiter emporsteigender, ganz in Grün gekleideter Scherge den Strick um 
den Hals legt. Zur Linken des Galgens steht der Richter, zur Rechten vor 
einem grünen Abhang, der Szene abgewendet, der alte Pilger, ihm gegen- 
über drei Personen, davon eine, männlich, rote Schaube und Mütze trägt. Die 
zwei andern sind wohl Frau und Sohn des Alten. M 



') Zur Darstellung dieser Pilgerlegende vergl. den von Weigel und Zestermann a. a. 

O- beschriebenen farbigen Holzschnitt von 1460; auch dieser zeigt acht Darstellungen und zwar 

mit Ausnahme zweier dieselben : An Stelle der Wallfahrtskirche und des mutmaßlich ange* 

nommenen Verhörs bringt der Holzschnitt jedesmal die Wanderung der Pilger. Detzel a. 

a. O. führt an, daß die Legende von Spagna in der Kirche von San Giacomo bei Spoleto 

gemalt ist. Der Hochaltar der Schloßkirche von Winncnden (Anfang des 16. Jahrhunderts), der 

dem Hl. Jakobus geweiht ist, zeigt auf den rcliefierten Innenseiten der, Flügel auf^r der 

Predigt, Heilung (?), Enthauptung und Überfahrt des Leichnams in den untern Feldern das 

[Gastmahl der Pilger (der Wirt trägt Speisen auf), den Weggang, wobei der Wirt den 

[Becher aus dem Sack des Alten zieht, den erhängten jtingling, dessen Fuö Jakobus unicr* 

(itQtzt und die Eltern und schUeßlich das Wunder: Ober dem Herde flattert ein Huhn^ der 



122 



2. 
n 



TT 



3 

rt 



tt 

D. 



a. 

w 


D. 
W 

n 



Q. 

ft 

(0 

SP 
Q 







II II II 


l_ 1 1 1 1 _ 


1 II ir 




Aus zwei Bildern besteht die erste Reihe der linken Wandhälfte; sie sind 
aber so zerstört, daß mir eine genaue Deutung unmöglich ist. a) Der Apostei 
predigend (?). Daß die zur Linken stehende im Profil nach rechts gewandte 
männliche Figur Jakobus sei, dürfte aus der Übereinstimmung in der Tracht 
mit der auf den Bildern der rechten Wandhälfte hervorgehen. Der Apostel 
steht erhöht, vielleicht auf einer Kanzel oder Erdböschung; die Haltung der 
Arme bezeichnet einen Redegestus. Unmittelbar vor ihm sitzen oder knieen 
eine Frau und ein Mann, und hinten drängen sich, teils stark vorgeneigt, 
fünf(?) andere Figuren heran. Die Szenerie bildet ein grüner Abhang. 

b) Zur Linken steht der Apostel, wie oben im Profil nach rechts ge- 
wandt. Auf den linken Unterarm ist ein rotes Buch gelegt, die Rechte ist 
lehrend oder segnend erhoben. Vor ihm kniet eine Frau in blauem Kleid 
und weißem Kopftuch, und neben ihr ist schwach in wenigen Überresten die 
Gestalt eines Mannes mit Stab zu erkennen. Hinter dieser Gruppe steht 
ein baumlanger bärtiger Mann, ganz in Grün gekleidet, mit spitzem Hut. 
Leider bricht die Darstellung wegen des Fensters gerade an dieser Stelle 
ab. Die Szenerie bildet ein grüner Berg. 

Die Frage nach dem Inhalt dieser Bilder muß ich leider oRen lassen, 
nur soviel sei bemerkt, daß vielleicht in Anlehnung an den oben (S. 121 
Anm. i) zitierten Holzschnitt von 1460 an die Heilung von Lahmen und 
Blinden oder an eines der bei Bollandus, Acta Sanctorum, erzählten Wunder 
gedacht werden kann. 

j. Südwand (Abb. 34). Diese zerfällt hinsichtlich des Inhaltes und 
Formates der Bilder in zwei deutlich geschiedene Teile. Zur Linken des 
Fensters ließen sich sechs Darstellungen auf zwei Reihen verteilt linden, 
zur Rechten waren neben einander zwei große Szenen gemalt. Ein gotisches 
Fenster, das leider dem barocken weichen mußte, sich aber in seinem untersten 
Teil noch nachweisen ließ, trennte die zwei Gruppen 

Linke Hälfte. Es wurde oben erwähnt, daß früher bei der Kapelle ein 
Siechenhaus gestanden habe; auf dieses bezieht sich der Inhalt der Bilder, 
nur bleibt fraghch, ob die Werke der Barmherzigkeit (Matth. 25, 35 ff.) M oder 
überhaupt die Taten des Siechenhauses dargestellt waren.') Für die erste 
Deutung bestehen nämlich in einzelnen Wiederholungen Schwierigkeiten, so 
ist Speisen und Tränken doppelt dargestellt, allein aus der Beschreibung der 
Bilder wird sich ergeben, daß die Wiederholung als genrehafte Zutat zu 
einem andern Hauptzweck angesehen werden kann. 



Koch fährt erstaunt zurOck, die Pilger reden eindringlich zum Richter. Klassischer Skulp- 
turenschalz Nr. 413. Im dreiteiligen Schrein St. Jakobus thronend; St. Jodokus mit Paulus, 
Petrus mit St. Wcndelin. 

') Vergl. den TcrracoUafries des Giovanni della Robbia am Ospedale del Ceppo 
in Pistojfl. 

') Ehem. Hospital von Locamo. Anzeiger fOr Schweiz. Altertumskunde (Statistik des 
Kantons Tessin). XXIV. i8gi. p. 592. 



124 



a) Beherbergen der Pilger, In der Mitte steht eine Frau in weißem 
Kleid und Kopftuch und blauem Mantel; sie faßt mit der Linken einen von 
rechts herankommenden Pilger bei der Rechten, um ihn ins Haus, das 
den Hintergrund bildet, zu führen. Der Pilger trägt über blauem Rock 
emen lila Mantel, auf dem Kopf einen lila Hut; an beiden ist ein mennig- 
rotes Dreieck befestigt. Die Beine sind anscheinend nackt. Auf der 
linken Seite des Bildes steht eine männliche Figur mit betend erhobenen 
Händen. Über grünem Rock ein lila Mantel; auch die Beinkleider sind lila. 
Die Mauer von warmem Gelbbraun. Leuchtendrotes Ziegeldach. Leider haben 
zahlreiche Hammerhiebe, welche dem späteren Mörtel eine solide Unterlage 
schaffen sollten, dem Bild übel mitgespielt. 

b) Speisen imd Tränken der Pi/ger. Die Szenerie bildet ein Gemach 
mit Holzdecke und zwei Bogenfenstern an der Seitenwand mit Ausblick auf einen 
flachen Hügel mit Baum. In der Mitte des Gemaches steht ein Tisch, daraul 
sich drei Brote, drei Messer und ein grünes Becherglas befinden. Auf der gegen- 
überliegenden Seite des Tisches sitzt ein Greis in oben beschriebener Tracht 
mit den Abzeichen ; er ist nach links gewendet und läßt sich von einem 
jungen Mann in grünem Kleid aus einer Zinnkanne in ein Becherglas ein- 
gießen, das er mit der Rechten hinhält, während die Linke erhoben ist. Im 
Vordergrund links bringt eine Frau in blauem Unter- und mennigrotem Oberkleid 
und weißem Kopftuch eine Schüssel mit Speisen. Im Vordergrund rechts 
sitzt im Profil nach links gewendet ein Fremdling mit Stab und Tasche. 
Gelblicher Mantel, lila Kopftuch. 

cj Größtenteils zerstört. Nach Analogie des Evangelientextes müßte 
die Bekleidung der Nackten dargestellt gewesen sein, da keines der übrigen 
Bilder darauf paßt. Zur Linken ist eine Pilgergestall mit betend erhobenen 
Händen, weiter vorn das Bein einer zweiten zu erkennen. Zur Rechten er- 
scheint die schöne Halbfigur eines alten Mannes in rotem Rock und 
violettem Hut mit grüner Krempe. Das bärtige Haupt ist geneigt, der linke 
Arm zur Begleitung der Rede erhoben. 

Untere Reihe, d) Sitzender Mann in verwahrlostem Zustand, den Kopt 
mit dem elenden Gesicht und dem kurzen struppigen Bart mit einer großen 
Kappe bedeckt. Der Gegenstand, auf oder in dem er sitzt, ist unklar. Er 
ist nach links gewendet und streckt die nackten Arme einer Frau entgegen, 
die ihm auf einem Teller Speise und einen Krug bringt. Sie trägt lila Rock, 
blauen Mantel und weißes Kopftuch. Hinter ihr ist noch eine männliche 
Gestalt in Grün und Lila erkennbar. Ich möchte die Szene als Besuchen 
der Gefangenen deuten; vielleicht soll der dunkle Hintergrund die Dunkel- 
heit des Gefängnisses darstellen. 

e) Sehr schlecht erhalten. Die Komposition ist ähnlich: Zur Rechten 
ein Elender, hier anscheinend ein Kranker im Bett, den linken Arm in einer 
Schlinge, den rechten streckt er der Frau entgegen, die ihm aus einer Kanne in 
ein Becherglas eingießt. Ich möchte die Szene als Pflege der Kranken auslegen. 



I^ 



f) Bestattung der Toten, Zwei Männer sind im Begriff, einen in Tücher 
gebundenen Leichnam in die Erde zu versenken. Der Mann zu Füficn ist 
ganz in Lila, der zu Häupten in Braungelb, Blau und Lila gekleidet. Im 
'Hintergrund steht der Priester in weißem Chorhemd und gelbem [-"luviale; 
die Linke halt Kessel und Weihwedel» die Rechte ist segnend erhoben. An 
ihn scheinen sich nach rechts hin noch andere Figuren anzuschließen. 

Es wurde oben bemerkt, daß laut urkundlichen Notizen in Mels im 
15, Jahrhundert mindestens eine Brüderschait bestand. Man weiß, daß viele 
solcher Brüderschaften eine freie Vereinigung von Laien beiderlei Geschlechts 
für Andachtsübungen und Ausübung wohltätiger Werke, sowie Abhalten 
einer würdigen Feier in Sterbefällen darstellten. Dies ist z. B. für die arci- 
confratemitä del gonfalone maggiore di S. Marta di Roma bezeugt, die in 
Carona einen Sitz hatte. ' \ Eine dieser Melser-Brüderschaften wird das 
Siechenhaus bei Heilig-Krcuz gestiftet, wird dort Pilger und Kranke ver- 
pflegt und vielleicht auch diese Gemäldefolge erstellt haben. 

Rechte Wa*niluUftc. Wie aus dem zweiten Bild hervorgeht, wardie A*rr/^f^/ 
vom reichen Mann und dem armen Lazarus dargestellt (Lukas 16, 19-31}. 
a) Das Gasttnahi des Reichen. Gemach mit flacher Holzdecke, nach vorn 
durch einen Bogen abgeschlossen. Die Tafel ist mit Schüsseln und goldenen 
Trinkgefäßen versehen. Dem Beschauer gegenüber sitzt rechts in bequemer, 
lai^iger Haltung der Reiche, noch jugendlich 1?|, in gelber Schaube mit grünem 
Kragen. Neben ihm sitzt eine Dame in weitausgeschnittenem grünem Kleid 
und sehr hoher weißer Haube. Vorn links trägt ein Diener in kostbarer 
Kleidung Geräte auf. Daneben rechts eine Gestalt, sitzend oder knieend, 
mit gefalteten Händen und zurückgelegtem Kopf. Man wäre versucht ihn 
als den armen Lazarus zu deuten, wenn dem nicht der Evangelientext wider- 
spräche, der ausdrücklich sagt (Lukas 16, 20); „Es war aber ein Armer mit 
Namen Lazarus, der lag vor dessen Tür voller Geschwüre." Zur Linken 
neben dem grünen Rahmen hängt ein roter Beutel; die Fortsetzung ist zer- 
stört, so daß wir uns hier wohl den Armen denken können ; zudem fand 
eine einzige Figur zwischen dem Gastmahlsbild und dem ursprünglichen 
gotischen Fenster noch reichlich Platz. 

b) Begräbnis und Qual des Reichen. Die Szene bildet mit der letzten 
I gleichsam ein großes Bild, da beide Erzählungen nicht durch einen roten 
'Vertikalrahmen getrennt sind. Zur Linken erhebt sich grau und düster das 
Haus; aus dem hohen rundbogigen Tor bewegt sich ein Zug betrübter 
Frauen abwärts; die zwei vordersten tragen Fackeln. Der Sarg, dem sie 
folgen, ist leider nicht mehr erhalten, nur die Teufel, die niederfahren, um 
die Seele zu holen. Die Ungeheuer leiten zur Hauptdarstellung, dem Fege- 
feuer über. Von allen Seiten von höchst burlesken Teulelsfratzen gequält, 
von roten Flammen umlodert, bfickt der nackte Verdammte aufwärts und 
deutet mit der Rechten zum Munde. Weiter oben werden ein paar rote 



*) Mitteilungen der Antiquarischen CesetUchaft Znrich. XXI. p. 51. 



126 

Flecke sichtbar; es sind die Überreste vom Mantel Abrahams.^) Es ist die 
Darstellung der Worte Lukas 16, 23, 24. 

j. Südliche Zungenmauer (Tafel XVIII). Gruppe von drei Heiligen vor 
blauem Grund. In der Mitte thront auf breitem Sitz mit hoher Lehne ein 
Greis, in Halbprofil nach rechts gewendet. Die Linke hält den Reichsapfel, 
die Rechte das Szepter, dessen Ende aus drei Knöpfen besteht. Rotes Unter- 
gewand mit grüner Schaube, roter Kragen, roter Hut mit grünem ausge- 
zacktem Aufschlag. Da die Nimben ebenfalls grünliche Färbung zeigen, so 
kann angenommen werden, der Aufschlag stelle eine Krone dar, wobei die 
Zacken allerdings nichts weniger als sorgfältig gezeichnet sind. Der Greis 
könnte somit als Gott-Vater gedeutet werden. Zur Linken steht eine weib- 
liche Heilige. Im linken Arm hält sie eine brennende Kienfackel; über 
grünem Gewand ist der violette Mantel drapiert. Auf dem Kopf ruht eine 
Art Krone. Zur Rechten ist noch der Kopf eines jugendlichen männlichen 
Heiligen sichtbar. Rotes Gewand mit weißem Kragen. Auf dem vollen 
runden Kopf eine rote Mütze. Der vor seiner rechten Schulter sichtbare 
Oberteil eines Kelches deutet auf S. Johannes Ev. 

4. Langhaus, a) Nordwand. i. Christus und Petrus. Zur Linken 
steht Christus in kurzem wallendem roten Mantel. Im linken Arm ruht die 
Kreuzfahne, die Rechte ist zur Begleitung der Rede gegen Petrus erhoben, 
der in sehr demütiger Haltung vor dem Herrn steht. Über gelbem Kleid 
trägt er einen blauen Mantel. Oben erscheint, nach rechts herabschwebend, 
eine Halbfigur, die im Begriff ist, Petrus einen riesigen Schlüssel zu über- 
reichen. Als Hintergrund dienen einfache Architekturen. 2. Links vom 
Fenster Fragment einer größeren Darstellung. Vor grünem Hintergrund 
einer Landschaft steht, im Profil nach rechts gewendet, ein Schimmel. Vor 
ihm ein Nimbus und eine rote Kopfbedeckung. Tiefer die Beine einer knie- 
enden Figur, derselben, welcher der Nimbus angehört. . Fragmente eines 
Speers oder Stabes. 



') Dieselbe Parabel findet sich, weit ausfohrlicher dargestellt, auf einem Teppich im 
historischen Museum zu Basel. Ende des 15. Jahrhunderts. Zwei Streifen. Unten das gotische 
Schloß des Reichen. Zunächst der tafelnde Schlemmer, der sich mit Grausen von dem 
draußen stehenden Lazarus abwendet. Weiter nach rechts der Tod des Reichen. Mönche 
umstehen das Sterbebett, die Gattin ringt die Hände, ein Teufel holt die Seele. Schon be- 
mächtigen sich die Erben der Kleider, der Geldtruhen und kostbaren Gefäße, zweie suchen 
ihr Recht mit dem Dolch geltend zn machen. Im obern Streifen links die Kirche, auf 
welche hin sich der Leichenzug aus dem Hause bewegt. Den Zug eröffnen Chorknaben 
mit Kreuzen, vier Männer schleppen den Sarg, singende Geistliche folgen, an die sich Trau- 
ernde und die Klageweiber anschließen. Aber auch die Raben fehlen nicht. — Auf ein- 
samer Bergeshöhe stirbt Lazarus als greiser Pilger, ein Engel holt die Seele. — Den Ab- 
Schluß bildet das Fegefeuer, in dem sich Nackte winden, greuliche Teufelsgestalten stechen 
sie mit Gabeln. In der Mitte steht der Kessel, darin der Reiche sieden muß; er wendet 
sich zu dem in der Glorie erscheinenden Abraham, der wie ein POppchen die Seele des 
Lazarus im Schoß hält. 



127 



b) Südwand, Die Komposition ist nur in den Umrissen erkennbar. 
Aus dem Hintergrunde schreitet, fast en-face, ein Ritter, eine Speerfahne mit 
Wimpel in der ausgestreckten Rechten, über eine große Schlange hinweg. 
Das Haupt ist leicht geneigt, um die Stirne ist ein rotes Band geschlungen. 
Neben dem geringelten Schwanz der Schlange liegt ein Helm mit hellroter 
Feder. Zur Rechten steht, im Profil nach links gewendet, ein Schimmel, 
dessen rotes gelb verziertes Zaumzeug vortrefflich erhalten ist. Im Hinter- 
grund baut sich anscheinend eine Stadt mit roten Dächern auf. 

Zur Rechten des P'ensters wurden ganz undeulbare, höchst spärliche 
Fragmente bloßgelegt. 

e) Chorein^ang. Hinter dem Altarblatt des südlichen Seitenaltares hat 
sich, abgesehen von der Wirkung des Mauersalpeters und den Eingriffen, 
welcheauf beiden Seiten die Errichtung der Altare verursachte, ein Madonnen- 
bild völlig unberührt erhalten (Abb. 35). In einem Gemach thront die Hl. 
Jungfrau auf einer mit Kissen belegten Bank, fast en-face. Sie hält mit beiden 
Händen das auf ihrem Schöße stehende nackte Kind, das, nach rechts ge- 
wendet, mit den ausgestreckten Händen einen Blumenkranz hält. Der reizende 
Kopf der Madonna ist etwas nach rechts geneigt, lange blonde Locken be- 
gleiten in leichtem Fluli die 
Schulterlinien. Über dem 
blauen Rock ist ein weißer 
Mantel drapiert. Der Boden 
ist mit roten Platten belegt; 
die linke, in Verkürzung 
gesehene Wand, vor wel- 
cher die Madonna sitzt, 
öffnet sich mit zwei Fenstern 
gegen eine höchst beschei- 
dene Landschaft. Auf dem 
Fenslergesimse steht ein 
Krug mit Deckel. Die Rück- 
wand weist eine Säule mit 
spätgotischer Basis und zwei 
vergitterte Fenster mit grü- 
ner Verglasung auf. 



Auf die Trachten wurde 
bei Anlaß der Beschreibung 
hingewiesen. Bestimmend 
für die Datierung der Bilder 
ist bei Männern die Jacke 
mit Halsausschnitt, die 
Schaube mit Ärmeln, die 



i 






-Kc 



.35- 



Hcili^-Krcuzkapclic bei Mc U. WandgcmflldL- 
hinler deni südlichen ScUenaltar. 



128 



Schnabelschuhe, die mi-parti Teilung der Hosen, der „ICrebs" mit dem stark 
ausgebildeten Knieschlitz, die verschiedenen Arten vt>n Kopfbedeckungen von 
der einfachen konischen Mütze bis zum großen Hut mit aufgeschlagener 
Krempe und den phantastischen Formen, die da und dort bei der Jakobs- 
legende vorkommen; bei den Frauen die hohen Hauben sowie die großen 
Kopftücher; und zuletzt die Form der Geräte. Alles weist auf das letzte 
Viertel des 15. Jahrhunderts ; die nächsten kostümgeschichtlichcn Analogieen 
fand ich bei dem um 1480 tätigen Meister des Hausbuchs.'} 

Bei der künstlerischen Analyse ergibt sich sofort die Notwendigkeit, 
die Bilder auf verschiedene, einander teils sehr nahe stehende Hände zu 
verteilen. 

Meister A. Kindermord. 

Ahisler B. Jakobuslegende , Barmherzigkeitsbilder, Lazarusbilder, 
Heiligenbild. 

Meister C. Schlüsselübergabe an Petrus. 

Meister D, Madonna. 

Die übrigen Bilder vermag ich wegen ihres schlechten Zustandes nicht 
zu vindizieren. 

Meister A. Sehr schmale Bühne, die Landschaft etwas ausführlicher. 
In der Schrägstellung des Throns ofl'cnbart sich das ziemlich primitive Raum- 
gefühl des Meisters. Die Figurengruppen, die er zu bilden sucht, entbehren 
der Geschlossenheit, der Eindruck des Vereinzelten wiegt bei Weitem vor, 
und bei näherer Betrachtimg ergibt sich eine recht archaische Aufreihung 
der Figuren, von den übertriebenen Unterschieden in den Proportionen ganz 
abgesehen. Die Figurzeichnung spfziell ist in ihrer Vierschrötigkeit Arbeit 
eines ländlichen Malers, dem jedes Streben nach feinem Umriß abgeht. Die 
Gebärden sind leidenschaftlich gemeint, aber überaus lahm, bei komplizierten 
Problemen versagt das Können vollständig. Aber da und dort verrät der 
Maler nicht nur scharfe Naturbeobachtung, sondern auch eine sichere Hand, 
wie die Bewegung des aufgespießten Kindes beweist. Die Köpfe sind sehr 
voll und rundlich, die Gesichter bäurisch. Breite Nase mit starker Endi- 
gung, breiter Mund mit vollen Lippen, als spezifische Eigentümlichkeit muß 
die geschweifte Linie des breiten obern Augenlides angesprochen werden. 
Die langen Brauen sind stark ansteigend geführt. Von derselben Derbheit 
sind auch die Hände, die Finger meist kurz, ab und zu aber auch sehr lang, 
mit deutlicher Trennung der Glieder und Angabe des Fingernagels. Das 
Kolorit ist stumpf und entbehrt jeder eingehenden Modellierung. 

Meister B. Er verhält sich zum ersten wie der Meister zum Ge- 
sellen, was angesichts der unmittelbaren räumlichen und zeitlichen Nähe und 



') Das Hausbuch des Fürsten von Wolfegg ist publiziert von Essenwein, Franklutt 
1887. Zahlreiche Illustrationen bei Alwin Schultz, „Deutsches Leben im 14. und 15. Jahr- 
hundert", Vcrgl. außerdem v. Hcfner-AIteneck. Taf. 394, 315, 361, aowic Weiß, Kosltim- 
kunde 11. und HoUenroth, llandbuch der deutschen Tracht. Auch Israel von Meckenem 
zeigt Analogieen. 



129 



gewisser Stilverwandtschaft durchaus angenommen werden darf. Das Raum- 
geiühl ist bedeutend stärker ausgebildet ; statt der Andeutung die wirkliche, 
perspektivisch richtig durchgeführte Innenansicht, statt der mittelalterlich 
archaischen Aulreihung von Gestalten eine weitgehende Ausnützung der 
Tiefe, eine sehr geschickte Gruppenbildung mit einfachen wirkungsvollen 
Linien; man beachte die Pilgergruppc in San Jago, das erste und letzte 
der Barmherzigkeitsbilder, die Enthauptung des Jakobus, wo derselbe so 
wirkungsvoll isoliert ist. Noch günstiger als die Jakobus- präsentieren sich 
die Rarmherzigkeitsbilder wegen ihres größern Formates, so daß die Figuren 
noch mehr zur Geltung kommen. 

Beim Fegefeuerbild der Lazarusparabel griff der Maler auf die syn- 
chronistische Darstellungsweise des hohen Mittelalters zurück; aber zugleich 
offenbarte er ein eminentes Raumgefühl, wenn er den Zug der Klageweiber 
beim Heraustreten aus dem Tor um die Ecke biegen und dann die Treppe 
niedersteigen ließ, und beim Heiligenbild leitete ihn darin eine feine künst- 
lerische Empfindung, daß er die Hauptfigur seitlich richtete. Auch als Figuren- 
zeichner unterscheidet sich der zweite Meister vorteilhaft vom ersten ; seine Ge- 
stalten sind schlanker gebaut, beweglicher; ihre Züge sind belebt; nicht nur 
die Gebärden, sondern auch die Mienen geben die seelischen Vorgänge kund. 
Dem flüssigen Körperumriß entspricht das Spiel der feiner gebildeten Hände. 
So gelingt ihm die Schilderung verschiedenartiger Situationen mit über- 
zeugender Wahrheit: man betrachte daraufhin nur die Zi^ge der Schlafen- 
den, deren Atem man zu hören glaubt, die Inbrunst der Pilger-Andacht, die 
emsige Geschäftigkeit des Henkers, wo es gilt, den Wirt zu strafen, dann 
die Müdigkeit des alten Pilgers, den eine Frau bei der Hand faßt, um ihn 
ins Haus zu führen, die ruhige Sicherheit, mit welcher im Siechenhaus die 
gewohnten Werke der Barmherzigkeit als alltägliche Geschäfte besorgt wer- 
den; so 'sind beim zweiten Hospitalbild der Pilger und der Diener durch ver- 
schiedene Neigung des Kopfes aufs feinste unterschieden; mit welcher Sorg- 
falt tragen die zwei Männer auf dem letzten Bild den Leichnam, wo die ver- 
schiedene Körperhaltung genau der Verschiedenheit der Aufgabe entspricht. 
Ein ähnlicher feiner Zug läßt sich am Gastmahlsbild nachweisen; der Herr 
sitzt breit und behaglich wie nach einer langen Mahlzeit an der Tafel, die 
Dame aufrecht in der Empfindung, daß sich ein solches Sichgehenlassen für 
sie nicht schicke. 

Daß einer primitiven Kunstperiode männliche Charakterköpfe immer 
am besten gelangen, sehen wir auch hier; die weibfichcn Typen müssen 
sich mit allgemeiner Lieblichkeit begnügen, die aber bei diesem Maler nichts 
Seelenloses hat; wie überzeugend weiß er die Betrübnis auf den gesenkten 
Köpfchen der Klagefrauen zu malen! Es entspricht dem ganzen Streben 
dieses Malers, die Köpfe in Umriß und Details zart und fein'zu bilden ; alle 
Linien, besonders die der Nase, der Brauen und des Mundes, verraten einen 
sorgfältigen Strich; der Mund besteht aus einem breiten schwarzen Strich 
in den hellroten Lippen, aber dies Alles ist mit der Sicherheit eines Impres- 



I30 

sionisten hingesetzt. Das Auge ist mandel-, die Lider halbmondförmig, aber 
doch ist die Hand so von künstlerischer Intuition geleitet, daß kein starres 
Schema entsteht. — Hinsichtlich der Ausstattung der Räume befleißt sich 
der Maler noch großer Einfachheit, obschon die Räume als solche vollständig 
da sind; es kommt der Wirkung des Ganzen sehr zu Gute, daß mit An- 
bringen von allerlei Hausrat Maß gehalten ist. Auch in der Landschafts- 
schilderung begnügt er sich, um den Beschauer nicht von der Hauptsache 
abzulenken, mit den einfachsten Mitteln : ansteigendes Terrain und ein klum- 
piger Baum, das ist Alles. Als Kolorist sieht er das höchste Ziel in ein- 
gehender Durchmodellierung, die sich aber angesichts des kleinen Formats 
auf den Lokal-, einen Zwischen- und den .tiefsten Schattenton beschränkt. 
Natürlich besteht der Stil der kolorierten Zeichnung vollauf zurecht, das 
farbige Ensemble ist das einer geographischen Karte. Em zarter Fleischton 
mit leichten grauen Schatten und rötlichen Tönen ist für die Köpfe gewählt; 
weiße Lichter und einzelne schwarze Striche spezialisieren die Haare. Für 
die Prunkgeräte verwendete der Maler dünnes Blattgold auf dunkelm Grund. 
Sofern nicht besondere Architekturhintergründe da sind, heben sich die 
Figuren von der grünen Landschaft und dem blauen Himmel ab. 

Meister C. Im Gegensatz zu allen andern arbeitet er im Großen, 
malt dekorativ für die Wirkung und die Ferne. Seine Komposition ist in 
sehr derben, wegen ihrer Dauerhaftigkeit al fresco aufgetragenen schwarzen 
Strichen vorgezeichnet, die nachher zum Teil mit Farbe bedeckt wurden. 
Der Umriß der Nimben ist in die Mauer eingerissen. Sehr ungleich haben 
die wohl al secco aufgetragenen Farben der Tünche widerstanden, an ein- 
zelnen Stellen noch fest haftend, wurden sie an andern vollständig von der 
Tünche aufgesogen, so namentlich Blau, Rot und die graue Modellierung, so 
daß wir uns wieder eines Urteils über den Farbenstil des Malers enthalten 
müssen. 

Meister D. Man kann sich nicht verhehlen, daß dem Maler mit 
seiner Madonna in der Zeichnung ein großer Wurf gelungen ist; die stolze 
sichere Haltung der aufrecht sitzenden Mutter, die süße Innigkeit in dem zur 
Seite geneigten Kopf, die großzügige Drapierung des Mantels und die frische 
Heiterkeit des Kindes lassen leicht zahlreiche Proportionsfehler, die verzeich- 
neten Füße des Kindes, seine unnatürliche Kopfhaltung, die schematischen 
Ohren, die unförmlich langen Hände der Madonna und die eckigen harten 
Faltenzüge übersehen. Aber in der Zeichnung des Madonnengesichts offen- 
bart sich doch wieder eine Künstlerindividualität im Streben nach malerischer 
Wirkung, das sich in weicher Modellierung und der Wahl verschiedener 
Farben für die Binnenzeichnung kundgibt ; rote Linien umreissen auch die 
Hände der hig. Jungfrau und den Körper des Kindes. 

Es liegt am nächsten, nach etwaiger stilistischer Verwandtschaft mit den 
Malereien im Schlosse Sargans zu suchen, allein selbst dem besten unserer 
vier Maler geht jene bewegliche, miniaturmäßige Strichführung, jenes 
prickelnde Leben im Umriß ab, und wenn man auch glaubt, bei einer Figur 



i3i 



des Jakobuszyklus das für den Sargansermeisier so charakteristische runde 
Fischauge zu treffen '), so ist es doch keineswegs charakteristisch für den 
zweiten Meister von Mels. V'erwandtschaft in Komposition und Kaumgefühl ist 
aus zeitlicher Nähe zu erklären; die genaue Archilekturdarstelhjng erinnert 
aber schon an die Werke des Meisters mit den Nelken, die Figurenzeichnung 
und der F'arbenstil an die Fassionsbilder aus St. Michael in Zug (jetzt im 
Landesrauseum). Als Künstler zweiten Ranges treten unsere Meister in die 
Nahe des Malers, der im Kirchlein zu Waltalingen den Antoniuszyklus ge- 
schaffen hat; das Verhältnis desselben zur Natur ist dasselbe wie auf den 
Melserbildern, so daß wir nicht irren, wenn wir letztere gleich jenen um 
1490 ansetzen.'') 

Am Schluß der Abhandlung erfüllt der Verfasser die angenehme Pflicht, 
allen denjenigen, die ihn bei Freilegung der Gemälde und seinen Nach- 
forschungen über die Kapelle freundlichst unterstützt haben, seinen Dank 
auszusprechen. Mit Anerkennung sei hervorgehoben, daß sich die Gemeinde 
Mels dem Rat des Verfassers zufolge entschlossen hat, den alten Zustand 
der Kapelle, soweit möglich, wieder herzustellen und die vorab inhaltlich so 
eminent wertvolle Gemäldefolge unrestauriert an Ort und Stelle zu erhatten. 



*) Viel engere Verwandtschaft mit dem Stil des Meisters von Sargans konstatierte 
ich bei den bis jetzt freigelegten Wandgemälden im Chor der Kirche von Saancn. 

') Vergl. die betreffenden Abschnitte in meinen Untersuchungen zur Geschichte der 
mittelalterlichen Wand- und Deckenmalerei in der Schweiz u. 9. i. StraJJburg 1906. 



Beiträge zuni Holzschnittwerk des Urs Graf. 
Von Hans Koegler, 

(Fortsetzung,) 

2. Fortsetzittig des Verzeichnisses der Holzschiütc 
J36\ Tartsche mit Baselstab, von zwei Profil nach innen stehenden 
Basilisken gehalten, oben leeres Band. In: Hiblia cum pleno apparatu, Basel, 
Petri u. Proben 1509. fol. — br. 0,0686, h. 0.0787. 

J2^fjj6. Die Holzschnitte des 



Züricher Kalenders von 1508, wovon 
die Fachliteratur bisher nur vier oder 
sieben dem Urs Graf zuwies, während 
allein der Bibliograph Weiler (Rep. 
Nr. 439) alle für ihn in Anspruch 
nahm, was mit Ausnahme von ein paar 
Kleinigkeiten richtig ist. Urs Graf 
hat nur vier der bestgelungenen sig- 
niert, doch sind unter den unbezeich- 
neten zweifellos gleich gute (H. 31 
und 32), einige andere, die wohl 
etwas geringer aussehen, sind, wenn 
man sie genau vergleicht, nicht so 
sehr abweichend ; zwei Umstände, 
die verschieden genaue Vorzeich- 
nung und das mehr oder minder 
feste Anschließen an Vorbilder, 
bringen die nicht so bedeutenden 
Unterschiede in die Arbeit. An 
Gehülfen darf man nicht denken. Graf war selber noch Geselle und 
erst kurze Zeit am Ort. Auf den Holzstock vorgezeichnet waren wohl 
His 27 32, alle Tierkreiszeichen und die Monatsbilder; das Übrige war 
wohl sehr verschieden genau skizziert. Dabei ist H. 30 nach der Illustration 
de fide concubinarum 6) copiert (unter Mitbenützung der entsprechenden 
Gestalt aus 1) und 3). — Wie Graf gewisse Einzelheiten aus diesen Illustra- 
tionen vorschweben, zeigt ein Vergleich der Frauenoberkörper aus H. 31 
mit den entsprechenden von de fide 4) und 8). 

j2^. i.'i2. Die Tierkreiszeichen. Man vergleiche z. B. die Jungfrau 
mit H. 30, 28 und 31, oder die Art, wie die über den Rand des Leibchens 



36. Urs üraf.Nr.;3i8 (1509t; br. 0,0686 ; h 0,0787. 



133 



quellende Brust gezeichnet ist <auch hier wieder de fide i) und 4). — Man 
vergleiche ferner das Gesicht des rechten Zwillings mit dem der Frau aus 
H. 28, oder die Landschaftsdarstellungen mit H. 30. — hr. 0,0530,0565, h. 
0,0235/0,024. 

jjo. r./i2. Die Monatsbilder. Ob diese von Graf selbständig erfunden 
sind, scheint mir fraglich; es liegt in ihnen beinahe noch mehr vom Meister 
D. S., doch kenne ich keine direkten Vorbilder desselben. — br. 0,0685/0,0698, 
h. 0,035/0,0355. 

jsr. 1.4. Die vier Temperamente, i) Colericus. junger Mann und Frau 
stehen disputierend im Feuer. Die Gestalten sind nach de fide 7) copiert, mit 
Verlust der künstlerischen Wirkung, aber in der Frauengestalt beinahe ganz 
genau, bis auf den häßlich scharfen Mund. Das Blatt ist nur etwas flüchtiger 
schralllert, sonst vollständig auf der Höhe der vier signierten Kalenderillustra- 
tionen. Wenn man hier aus 1} und 3) die Männerköpfe mit dem Arzt (H. 29) 
vergleicht, muß man den gleichen Zeichner zugeben. — 2) Flegmalicus, 
knabenhaft dicker Mann und Jungfer mit Harfe stehen im Wasser. — 3) Me- 
lancolicus, Jüngling liegt schlafend vorn 1.. r. sitzt Mädchen, Gesicht in Hand 
geschmiegt. — 4) Sanguinicus, Liebespaar steht sich an Händen fassend in 
der Luft über Landschaft. Zwei dieser Temperamente sind geringer, doch 
laufen in dem ganzen Buch von einer Gruppe zur andern Brücken, die die 
Annahme verschiedener Hände unmöglich machen. Auch muß man immer 
alle Umstände betrachten; so sieht das Flegmatiker-Pärchen zunächst recht 
kindisch gezeichnet aus, hört man aber was der Text dazu sagt, daß sie 
langsam sind, unsauber, in Zornes Not er kein Mann, Schwächling und 
doch liebesbegehrlich, Fresser und ungeschickten Leibes, dann erscheint der 
dickköpfige Kapaun als eine gar nicht üble Karrikatur. — br. 0,0838/0,0845, 
h. 0,062/0,0645. 

JJ2. Die vier Naturen den Elementen nach in Halbfiguren. Einzeln 
br. 0,0396, h. 0,0225. 

jjj. 1./8. Ein Astronom nach halblinks vorn, zur Mondsichel visierend 
und sieben Planeten. Die meist lächerlichen Schrittstellungen der Planeten 
sind ikonographisch; abgesehen davon stehen sie nicht tiefer, man vergleiche 
Luna mit der Maria von H. 33 oder der Wöchnerin von H. 31 und 30. — 
Der Astronom ist genaue gegenseitige Copie nach einem Holzschnitt des 
Meislers D. S. (siehe am Schluß). — br. 0,045, h. 0,0650,067, breiter weiß- 
punktierter Rand. 

JJ^j SJS> SS6- Madonna auf Mondsichel, Christus am Kreuz zwischen 
Maria und Johannes (br. 0,101, h. 0,0612). Aderlaßmann, auf dessen Körper- 
teile die Tierkreiszeichen verteilt sind (br. 0,0505, h. 0,09). Dabei stützt 
sich 355 auf den Vergleich der Maria mit H. 30 und N. 331. i. — Bei 336 
muß man wieder die Altertümlichkeit des traditionellen Motivs anrechnen. 

jjy, 1.19. Die Folge der mittelgroßen Postillen -Illustrationen, von 
welchen His (187, 188) nur zwei kannte, es gibt aber neun. — 337. \. und 
2 - His 187, 188 kommen zuerst in der Postilla Guillermi, Basel bei Mich 



134 

Furter 1511 vor (E, Aarau, Kantonsbibl.)- — 337. 3 erscheint dann 1518 im 
Neu Plenar Petrins (E. Genf, Stadtbibl.), die ganze Folge, mit Ausnahme 
von 337. 2, findet sich in der Postille A. Petri's von 1518, 4", vor (E. Aarau. 
Kantonsbibl.) — br. 0,03510,037, h. 0,045:0,046. 

1. Christus zu zwei Aposteln sprechend = His 187. 

2. Christus zu den Schriftgelehrten sprechend = His 188, 

3. Flucht nach Ägypten links, r. der Kindermord. 

4. Christi Einritt nach Jerusalem. 

5. Johannes der Täufer r. im Gefängnis, 1. zwei Jünger. 

6. Beschneidung. 

7. Anbetung der Könige, nach r. gerichtet. 

8. Hochzeit zu Cana. 

9. Zwei Juden kommen von 1. aus einer Stadtgasse zu Johannes dem 
Täufer, der r. unter einem Tor steht. 

Keines der Blättchen ist signiert. Die feine Schattierung geht meist 
auf malerische Wirkung aus, die Holzschnitte sind zeichnerisch auf ihrem 
kleinen Raum emsiger ausgeführt, als das sonst bei Graf üblich ist, sie 
wirken daher weniger keck. Die ganze Folge scheint 151 1 schon fertig 
gewesen zu sein und es sieht so aus, als hätte sie der Formschneider F. 
M.- S. geschnitten; dabei ist dieser Gehilfe Grafs wohl nicht so gebunden 
gewesen, daß nicht manches von seinem Eigenen, teils zaghaft, teils un- 
sicher, in die Arbeit hinein kam, die ich aber alles in allem für echten Urs 
Graf anspreche. Zum Vergleich mögen dessen große Postillen-lUustrationen 
(His 130.1186.) dienen, besonders die sämtlich bezeichneten 131, 137, 147, 
155 und 183. 

j^j. a. Die eherne Schlange, ein von His übersehener Holzschnitt aus 
der Folge der kleinen Postillen-lUustrationen {H. 35 ff.), der in der zweiten 
Petri'schen Ausgabe dieses Buches 151 1 zum erstenmal erscheint, zusammen 
mit H. 40. und 62., welche beide nicht erst 1512 bei Froben auftauchen, wie 
oben p. 48 irrtümlich angegeben worden war. 

jjS. Geharnischter steht barhaupt in einem Kreis, halbrechts nach vorn. 
In : Parvulus philosophiae naturalis cum expositione Barthol. de Usigen, Basel 
J. V. Pfortzheim 1511. 4". br. 0,0915. 

jj^, a, b, c. Die Illustrationen in Sebastian Virdungs musica, Basel 151 1, 
quer 4"; E. Berlin, Basel (defekt), faksimilierter Neudruck mit Ab. als 11. 
Band der Publikation älterer Musikwerke des 15. und 16. Jahrhunderts, her- 
ausgegeben von der Gesellschaft für Musikforschung, Berlin bei Trautwein. 
Außer dem von His 303. beschriebenen Lautenschläger sind auch alle übri- 
gen Illustrationen dieses Buches von Urs Graf, nämlich: 

a) Wappen auf der Titelrückseite, ohne Linieneinfassung, von zwei 
Helmen bekrönt, auf dem linken das Brustbild eines Madchens, auf dem 
rechten Hirschgeweih. 0,132 br., 0,096 h. 

b) Zwiegespräch der beiden Musiker „Andreas Silvanus" und „Sebastia- 
nus", auf schwarzem Grund, äußerst keck und charakteristisch. Den Musik- 



135 



Theoretiker Sebastian Virdung als Strauchrauber mit verbundenem Kopf, 
Messer und Spieß darzustellen, ist wieder einer von den bekannten Urs 
Graf sehen Witzen. 0,15 br., 0,0975 h. 

c) Eine größere Anzahl, ungeüüir 85, trefHicher Abbildungen von Musik- 
instrumenten. Der Vergleich mit den Zierleisten der Narrenbeschwörung 
(N. 376) und der liier abgebildeten N. 386 beweist die Urheberschaft Grafs. 

jj^. Arbor consanguinitatis. Hinter einem stammbaumartigen Schema 
breitet sich ein Weinstock aus, in dem die mächtige Gestalt eines bartigen 
Königs von vorn steht. Das Motiv ist aus Pariser Drucken von 1509 und 
15 10 entnommen (s. p. 54 Anm. i), aber die künstlerische Durcharbeitung 
ist ganz Grafs Verdienst. Dem großen Format entsprechend hat er sich 
von den paralellen Schraflen frei gemacht, die sonst, fast seine ausschließliche 
Modellierung, wie Strichregen über die Flächen gehen, und hat zu der herben 
Zeichenweise zurückgegriffen (z. B. H. 278), wo die Gesichtspaitieen mit um- 
laufenden Umrandungen gesondert werden, so daß das Ganze etwas ge- 
gesprungen aussieht. Kommt 151 1 vor wie H. 28 t — br. 0,195, ^* O12365. 

jjg. a. Trottende Madonna, 1. steht S. Ulrich, r. S. Afra, in den oberen 
Ecken Delphinornament, in der Mitte ganz oben durch ein sehr charakte- 
ristisches Feston mit Engelskopf verbunden; auf den Delphinen und der 
Tronlehne vier teils geigende, teils blasende Putten. Dies wichtige Blatt, 
worin sich Graf wieder sichtlich vom Meister D. S. berührt zeigt, kommt 
zuerst als Titel des Augsburger Missales,') gedruckt in Basel bei J. v. Ptortz- 
heim, 1510, foL, vor. (E. Augsburg, Stadtbibl.J; dann bei dem gleichen Ver- 
leger im Graduale ecciesie Augustensis, 151 1, fol. und 1519 im Missale spe- 
ziale, fol. {beide E. München, H. B.). br, 0,166; h. 0,2565. 

j^o. Signet Gengenbachs in Basel. Zwei Tartschen, in der 1. Basel- 
stab, in der r. Gengenbachs Marke ; links gehalten von einem ReisliUifer mit 
Hellebarde, r. von einer Jungfrau, diese Profi! nach links; zwischen beiden 
Spruchband. In Gcngenbachschen Drucken seit 1513, von Schmid (L. 26I 
als Graf beschrieben. Ab, H. u. B. (L. 13) N. 25. br. 0,063, h* 0,0485. 

)4o. a. Ein in Landschaft nach vorn links gerichteter Bischof segnet 
einen knieenden Beter, oben leeres (?) Spruchband, rechts auf einem Meilen- 
stein bezeichnet: „/ -^ /BASJLJEA;", darunter Basler Wappenschildchen, zu 
Unterst Grafs verschlungenes Monogramm. Vermutlich Titelillustration zu einem 
laut Schlußzeile wohl von Pamphilus Gengenbach verfaßten (gedruckten?) 
Büchlein, in dessen Titel vermutlich das Wort , Spiegel" vorkam ; bekannt 
sind mir nur drei in ein Missale der Basler Bibliothek (AN VIII. 7) einge- 
klebte Fragmente, von denen die beiden anderen Holzschnitte des Ölbergs 
und der Fußwaschung zeigen, die ich ebenfalls für Urs Graf halte, aber für 
früher entstanden als den Bischof. Letzterer (0,055 breit) mag um 151 1 bis 
1513 anzusetzen sein, die Passionsblattchen (0,0575/0,058 br.) um 150B bis 
1510^ 

') Diesen Holzschni« wei-^t auch C Dodgson in der S. 43, Anmerkung, erwähnten 
Studie dem Urs Graf zu. 



136 



J4T^ ffS. Thamian. 1513." Der jugendliche Heilige steht vor dem 
Krankenbett eines Mannes, nach halbrechts vorn, besieht das Wasser, br. 
0,0g i, h. 0,105. 

J42, „S. Kosraam." Ein nackter Mann mit Stirnwunde sitzt nach halb 
r. V., der Heilige kommt mit Salblöffel von r. her. br. 0,0927, h. 0,105. 

S^S' Aderlaßmann, r. und l. von je fünf Tierkreiszeichen in kleinen 
Kreisen umgeben, br. 0,0968, h. 0.1048. 

J44. I./12. Dieselben Tierkreiszeichen und zwei weitere als Einzel- 
holzschnitte, br. 0,02. 34i-'343 kommen in dem offenbar bei Gengenbach 
um 1513 gedruckten Büchlein der Underwisung für Cyrurgici vor. (Autor Lan- 
franc, E. Luzern Kantonsbibl.) — 341, 343, 344 auch in dem Gengenbach'schen 
Kalender aufs Jahr 1514. Da die Bogenumrahmungen der drei größeren 
Blätter durchlaufen, so muß das erste V^orkommen derselben nebeneinander 
gereiht gewesen sein, ziemlich bestimmt als Kopf eines Kalenders. In dieser 
Anordnung kommen sie tatsächlich in einem von Gengenbach gedruckten 
Kalender auf das Jahr 1524 vor, von dem Herr Paul Heitz in Straßburg ein 
Fragment besitzt'»; hier ist zwar das mittlere Blatt, der Aderlaßmann, her- 
ausgeschnitten, die wenigen Reste und die verfügbare Breite machen die Anord- 
nung jedoch gewiß. Die Zahl „1513" ist hier getilgt. In wie weit diese Holz- 
schnitte mit denjenigen des Gengenbach-Kalenders von 1521 übereinstimmen, 
kann ich leider nicht angeben, weil das einzige in der Literatur genannte 
Exemplar auf wiederholte Bemühung in Bern nicht auffindbar war, Haendcke 
aber sagt davon: „Eine Anzahl der Holzschnitte im Kalender von 1521, der 
Aderlaßmann, das Bad (?), das Wappen, sind von einem Schüler Urs Grafs, 
da sie mir für den letzteren zu schwach dünken". (L. 10, p. 36.) — Auch 
der vorher genannte Kalender von 1514 (E. Z. St.) enthält einige Schüler- 
arbeiten, die zwar nicht an die Zeichenweise Urs Grafs, aber doch an die 
allgemeine Auffassung desselben erinnern, so daß sie sich mit seinem Werk 
an der äußeren Grenze berühren ; am ähnlichsten ist noch der Barbier, wie 
er in einem mit Butzenscheiben versehenen Raum einem Mann zur Ader 
Iflsst (br. 0,081, h. 0,0525, auch in der Chirurgie vorkommend), oder das 
melancholische Temperament (br. 0,059 ^), h. 0.055, ein Mann schlaft am Tisch, 
eine P'rau mit Kunkel dabei. Weniger die anderen Temperamente und eine 
Schröpfszene in der Badstube (br. 0,082, h. 0,0745). 

J4J. Predigt und Beichte in einem Raum. Links der Prediger, zwei 
Frauen sitzen vor seiner Kanzel an der Erde, hinten steht eine Gruppe von 
Männern (vier in ganzer Gestalt, von dreien nur Gesichter). Rechts Priester 
im Pelzkragen, auf einem Stein kniet der Beichtiger. Titel des: Parochiale 
Curatorum von Michael Lachmayer, Basel, M. Furter, 1514. 4^, br. 0,121, 
h. 0,17 (siehe N. 381}. 

') FOr die liebenswürdige Überlassung dieses Blaues sage ich dem Herrn Besitzer 
^hier meinen besonderen Dank 

•) Dies Kopte nach einem alteren bei Muther (L. ai) abgebildeten Motiv. 



'37 



S-fS- <*• Jugendliche Heilige mit Pfeil steht auf einem Stück Grasboden 
nach links vorn, liinter dem Nimbus gehen radiale Strahlen aus, die fast 
den ganzen Grund füllen. Der 0,042 breite und 0,057 '"»o'i*^ Holzschnitt 
stimmt in Stil und Format mit der anschließend beschriebenen Folge von 
Einzelhciligen des Furtcrschen Hortulus von 1515 Obcrcin, er kommt auch 
zusammen mit Nr. 347. St. Philipp aul der Titelrückscite des Ritters vom 
Turn, bei Furter, 1513, fol., vor. (E Aarau, Kantonsbihl.t — Vermutlich war 
demnach die ganze HortulusF'olge (Nr. 347556) schon 1513 fertig. - 

J~f6.'jj6, Illustrationen in Ftirters Hortulus anim^, Basel, 1515, 8". (E. 
Einsiedeln, Fr. i. R.) 

^^6. Verkündung an Maria, von Kandelaber- 
ornamenl seitlich und im Bogen oben eingefaßt, 
Maria r. von vorn, der Engel 1. Profil nach r. 
br. 0,063, h. 0,089. 

J4'j. St. Philipp, bezeichnet mit Grafs Mono- 
gramm ; der Heilige geht nach halb r. vorn, 
Kopf von vorn, ein wenig nach I., hat Buch in 
der Rechten und Kreuzstab in der Linken, 
br. 0,0425, h. 0,057. 

j^iS. Andreas, nach halb 1. v., Kopf nach I. 
Profil. Bei höchst einfachen Mitteln sind Licht 
und Schatten so kraftig und klar gesondert und 
in Umriß und Gewandung eine so maßvolle 
Schönheit entwickelt, daß dies malerisch weiche 
Blatt für mein Empfinden von keinem anderen 
Holzschnitt Grafs darin übertrofTen wird. br. 
0,042, h. 0,0575. 

j^g, S. Matihis der Zwölfbote steht unter Torbogen mit Hellebarde 
beinah Profil nach 1. — Bei ähnlicher Absicht wie vorher ins derbe geraten, 
br. 0,042, h. 0,0565. 

jjo, S. Thomas nach halb I. v.. Kopf nach halb r., die Lanze bis in 
die I. obere Ecke. br. 0,0415, h. 0,0565. 

jji. S. Jacob „der merer" als Pilger, von vorn, Kopf nach halb r. v. 
br. 0,041, ^- 0,0562. Dies und 850 auch in Petris Neu Plenar 1518. 

JJ2. Martyrium des Evangelisten Matheus. Der Heilige kniet nach 
halb r. v., wird von dem I. stehenden Knecht ins Genick gestochen, br. 
0,0413, h. 0,0565. 

jjj. Anbetung der Könige. Maria sitzt L, ein König kniet r. im Profil 
nach 1., die beiden andern stehen hinler ihm, der 1, zeigt zum Stern hinauf, 
br. 0,0545, h. 00675. 

jj^. Auferstehung Christi, br. 0,0428, h. 0,0563. 

JXT, S. Bartholomäus, nach halb r. v., lesend ; Hinlergrund Wasser, 
r. ein Turm, in den oberen Ecken gotische Krabben. Etwas flüchtig aber 
noch echt. br. 0,042. h. 0,0575. 



1%, 



37. Urs Graf N. 348; 
br. 0,042; h. 0,0575. 



138 



}j6. S. Agnes stebt von vorn gesehen unter Tonnenwölbung, Kopf 
nach halb L, Palme und geschlossenes Buch. br. 0,0-^3, h. 0,0505- 

Zu dieser Reihe gehört auch4^is 309. — Das Buch enthält noch einige 
andere, Graf nicht ganz fremde Illustrationen, die auf einen Gehilien oder 
auf einen nach dem Meister geschulten und auch selbständig ausführenden 
Holzschneider weisen, so die Beschneidung, Pfingsten und Ohrenbeichte in 
enger Hauskapelle (auch 1520 von Petri in dem bei H. 311 zitierten Druck). 
In diese Nachbarschaft gehört dann ferner die Auferstehung aus dem Graber- 
feld «« H. 310, so ziemlich das geringste von allen. 

jfj. S. Brigitta kniet in Kapelle nach halb r. v.V, betet ein aus dem 
Boden wachsendes großes Kruzifix an; I. hinten eine hässliche Säule. Be- 
zeichnet mit Grafs Monogramm, ohne welches man die Zuweisung nicht 
wagen würde. In : Sant Brigitten gebettly, s. 1. e. a. 8 ^, ziemlich sicher 
ein Anhang zu Furters Hortulus von 1515. iE. Einsiedeln.) br. 0,062, h. o,oö8. 

//<y. Eine kleine Illustration des von Sebastian Brant herausgegebenen 
niederdeutschen Passionais, Basel, Petri, 1517 (E. Berlin), die Geschichte des 
heiligen Kindes Symon, von drei Männern an einen Pfahl gebunden und 
seines Blutes beraubt, vorstellend. (Ein Kitualmord, der steh 1475 in Trient 
zugetragen habe). Eine andere Illustration ist Gehillenarbeit, zeigt einen 
knieenden Geigenspieler vor dem merkwürdigen Kruzifix zu Lucca und be- 
handelt die rührende Geschichte von dem verarmten, durch neue Kunst 
längst überholten allen Spietmann, der heimlich dem Kreuz in der Kirche 
vorspielt, weil die Menschen seiner nicht mehr begehren, br. 0,032, h. 0,0438 
(beziehungsweise 0,0423 h.). 

jj-g, j6o. Zwei Illustrationen im Hortulus anim^, Basel bei Nicolaus 
Lamparter 1518. 8". (E. Tübingen. 1 Dreifaltigkeit, br. 0,0438, h, 0,0695. 
— Absolution nach vollbrachter Beichte, der Priester 1., der Beichtende kniet 
vor ihm Profil nach 1., rechts steht eine Nonne mit Rosenkranz. Dieses Blatt 
ist nicht so ganz authentisch wie das vorige, aber Graf noch recht nah. 
br. 0,0455, h. 0.068. 

In Stil und Format gehört zu 359 ein weiterer Holzschnitt, der erst 
nach der Jahrhundert-Mitte auftaucht in: „Die figuren von Christi laben 
und lyden", Basel bei Jacob Kündig s. a. 8" (E. BKS), in welchem Büch- 
lein neben anderen alten Basler Holzschnitten auch 359 wieder vorkommt. 
Man sieht Christus mit der Weltkugel zwischen zwei Engeln stehen und 
segnen, der l. Engel Profil nach r., der rechte nach halb 1. vorn. Die Zeich- 
nung sehr flüchtig, der Schnitt derb, wahrscheinlich stammt die Vorzeichnung 
von anderer Hand, die Erfindung aber gehört unbedingt Urs Graf. Zu der 
Zeichnung gehören die Worte : da verließ ihn der Teuicl und die Engel des 
Herrn traten zu ihm. br. 0,0436, h. 0,0686. 

361. St. Vincentius sieht unter einem Torbogen, der oben und r. von 
Kandelaberornament eingefaßt ist, nach r. vorn als Jugendlicher Heiliger, in 
de n Händen Mühlstein, Palmzweig und gesclilossencs Buch. Im Ornament 

') Die Brigitta mit deutlicher Anlehnung an die Fruu eng estalt H. 378. 



'39 



r. Grafs Monogramm. Die Schattierung ist kräftig und klar, die Zeichnung 
mit N. 346 ff. verwandt, wohl etwas ausführender. Im Officium Sancti 
Vincentii, Basel, bei A. I'etri, 1517. 8". (E. Bern, Stadtbibi.) br. 0,068, 
h. 0,0582. 

J62. Feter und Paul als Schildhalter, bezeichnet mit Monogramm und 
,1518". Titelblatt des Missale Brandenburgense, Basel bei J. v. Pfortzheim, 
1518. fol. {E. Brandenburg a. FI. Gotthardskirchcnbibliothek, im Berliner E. 
fehlt das Titelblatt.) Bereits von Na. III. p. 128 N. 5 als Graf erwähnt, 
näher beschrieben von Ernst Wessely in einer E. W. gezeichneten Notiz 
der Kunstchronik 1877. Herrn liaendcke (L. 10) passierte damit der fröh- 
liche Irrtum, daß er das Blatt von einem Meister E. W. gezeichnet sein 
laßt, den er unter den Schülern Grafs vermutei ; es erscheint dann auch 
p, 402 der Kunstgelehrte Wessely als Monogrammist E. W. im Verzeichnis 
der Schweizer Künstler. Übrigens ist dies im vorliegenden Fall deshalb 
nicht harmlos, weil auf Scheibenrissen Grafs neben seiner Signatur tatsäch- 
lich auch E. W. vorkommt, worunter man, wie bereits bekannt, den Glas- 
maler zu verstehen haben wird. (Abb siehe Tafel XIX.) br. o,[87; h. 0,27-1. 

j6j. „S. Thamian" vor Krankenbett nach I., Ilarnglas hochhebend, in 
den oberen Ecken einfaches Ornament aus Blatlkelchen, r. ein Spruchband. 
In ; Reccpt von einem holtz zu brauchen lür die kranckheit der frantzosen. 
Basel, Laraparter 1519. 4". \ii. Z St.) br. 00652, h. 0,075. (Nicht zu ver- 
wechseln mit N. 341.) 

j6./, Kaiser SigJsmund, er steht mit Szepter nach halb 1. vorn, Nimbus. 
In: Die Reformation, so der aller Durchleuchtigest . . . Sigismund in dem 
Concilio zu Constentz fürgenummcn het. Basel, Th. Wollf 1521. 4". Der 
Stil ist aber der Beat Legende von 151 1 (H. 224 ff.) am nächsten, br. 0,072, 
h. 0,107. 

j6j. Die Lutherisch Strebkatz.') Links kniet Luther, ein mächtiges Kreuz 
hallend. Ein Tuch spannt seinen Nacken mit dem des arg karrikierten 
Papstes zusammen; der letztere, umgerissen, verliert seine Krone und ver- 
liert Boden, trotzdem ihm eine ganze Schar Papisten ziehen hilft, zum Teil 
an einer hölzernen Gebiß-Stange, die ihm quer durch den Mund geht. Die 
herkömmlichen Schweinsfiguren, der Leipziger Bock und die Murnerkatze 
fehlen nicht. Der Stil ist noch freier als etwa in den Illustrationen des Hand- 
büchleins (H. 260 ff,}, die Charakterisierung gleichzeitig eingehender; hier 
muß man sich hauptsächlich an Grafs Handzeichnungen erinnern. Der Holz- 
schnitt erscheint in: Die luterisch Strebkatz, s. l. e. a. 4'. ^vielleicht Basel, 
Anfang der zwanziger Jahre), br. 0.114, h. o.ii. 

') Das Kraftspiel des Ziehens zweier durch ein Band um die Nacken verbundener 
Gestalten zeigt schon eine Randleiste der ältesten Basier Narrcnschifl-Ausgabcn in lacherlicher 
Auffassung. Luther als Gegner der Papisten im Ziehspiel kommt auch in der Literatur 
vor; so heiOt es 2. H. in dem Schriftchen: „lEin groOc dag der armen / Lcyen . ." (Weiler 
3384}, daß die Pfaffen umsonst versucht hatten, die Laien gegen Luther aufzubringen : 
f ^ie wollen uns in das spil hetzen / dorffent doch nit ire zcen wetten 1 mit dem Luther 
unib ein zipfel rissen /..." — 



^fifi. '\ itdhlatt des Rorrans vv- 0;-A\er u.'?t: Artus, ins Deutsche über- 
traKrn von Wilficlm Zic-Iy von B-rn. Basel i>e: A. Petri 1521. foL iE. Aarau 
Kiintonsbl.) Mit dem verschlung'mer* Monozramin mit Dolch und ,152t* be- 
Zfic'linijt. Vai bfüdcn Seilen in drei Stockwerken spielende Bflren, unten drei 
M.'U**;n mit 3 Schilden, oben Bogen mit Feston und Engelskopf. Der untere 
Tril auf besrindcrem Stock, der in den dreißiger Jahren in der Wolffschen 
Olli/in in Basel einigemale wieder verwendet wird. br. 0,165, h. 0,2505. 

^5/. 1.7, Die Illustrationen obigen Buches in Breitformat. br.o.i32 0,1345, 
h. 0,06780,0695. Ilaendcke, der diese Illustrationen flüchtig erv^'ähnt* weist 
si(r sozusagen mit schwebender Betonung dem Urs Graf zu, indem ,ihm ein 
(irhilfc (irafs nebst diesem selbst an den Zeichnungen tätig gewesen zu sein 
Miiciiu". Abgesehen von der Bezeichnung des Titelblattes und dessen höchst 
charakteristischem ornamentalen Abschluß, weisen sich die Illustrationen 
durtii Vergleich mit Gruppen der Bernhards Platten von 1519 (z. B. H. Kupf 
a^l und der Fackelgruppe des Pyramustitels, ebenfalls von 1519(1^.318) 
als vollsinndige (Jriginalarbeiten Grafs aus, dazu noch die Verwandtschaft 
mit einigen llandzeichnungen. 

\. L. Frau zu Pferd, r. König in Reitertrupp nach rechts, 
a. Zwei Kitter beim Lanzenrennen, 1. und r. Männer an den Schranken 
lehnend, dabei r. ein König. 

3. Die lliilfte eines mit Kricgsvolk überladenen Schiffes, rechts über- 
lageiid der keck giveiclincte Stcuercr, weiter zwei Inselschlösser. 

.(. Landsknechte um Fahne geschart kämpfen gegen Reiterheer, das 
vtin r. ansprenjit. Hinten I. Wasser und Stadt. Ziemlich genau nach einer 
packenden Si^hlaelitschilderung des Textes entworfen. Eine Reihe von Einzel- 
heilen sind mit (.irafs großer Schlachtzeichnung von 1521 gemein (BKS. 
U. 10. oO. Gegenseitige lltlchtige Kopie des Holzschnitts in der Münster- 
selten rosnu^grafie, Basel 1550. 

5. In einer Halle stehen ein König und fünf Männer beratend. 
(V Vorne sehr malerisches Städtchen, r. und I. hinten anmarschierende 
I leere mit einem Wald von Spießen, bei dem linken Zelt und Kanone. Copie 
in »ler i'osmojjralie von 1545. 

;. L. bekran/tes Sänlenportal. auf dessen Stufen ein Herold steht, einer 
Gruppe von vier Männern vuul zwei Frauen etwas verkündend. Es handelt 
Mv'h \un ihe Verkündung euier Siegesbotschaft, Beispiel einer glücklich ge- 
w;lhhen Illustration. 

;.vV. i..v|. Hio übrigen tMwier- Illustrationen, br. 0,06380,0695, h. 
^v^\;> *v*^*^>- Sohmale V"^rn.\nuMUstreifen trennen die paarweise angeordneten 
iMMei. wo^Uitoh di<' Schwerfälligkeit des Fi^rmats aufgehoben wird. 

I Niedetkunti a\»l \lor StraiSe. eine .'weite Frau kniet 1. dabei das Kind 
\\\\ \\\\\ l\»s I^^U^ paiM .*u keiner Textstelle der beiden Romane genau; 
\\\\\ \\x\ y\c\\ Text veisoluedeu nen.ui durohj^elosen. doch steckt auch etwas 
;»llv:t ir»-;;N :o>» i;.;^.:':^-; . »s w.t: r.av.lu-h r.e:i \'e;\et;ein. wie man an vielen 



141 



Beispielen sehen kann, ganz recht, wenn die liilder müglichst aUgeraein ge- 
halten waren, so daß sie sich einer Reihe von Stellen aufzwangen ließen. 

2. Unter Torbogen steigt Reiter aufs Pferd, r. begrüßen zwei Männer 
eine fürstliche Person. Es handelt hier von einer Botschaft, Graf greift ein 
lebendiges Detail heraus, das Abreiten des Boten. 

3. König in Mitte troncnd, r. und 1. je zwei Männer. 

4. Rechts sitzt gut gekleidete Frau auf der Straße, ein Mann kommt 
grüßend auf sie zu, 1. halt ein anderer. Es lohnt sich hier einmal als Bei- 
spiel den Text dazu genau anzusehen, denn er ist für das kurz vorher ge- 
sagte so charakteristisch wie für Grafs oberflächliches Wesen. Line Ver- 
führungsszene, mit wirkungsvollster Kunstfertigkeit geschildert. Die Königin, 
liebeskrank, benutzt den Besuch ihres Stiefsohns Olwier an ihrem Kranken- 
bett, ihm Geständnisse zu machen, die allmählich unverblümt werden, während 
dessen geht ihr leiblicher Sohn Artus im Hintergrund des Gemaches auf 
und nieder; endlich gelingt es dem taktvollen Jüngling Olwier, durch ein 
Zeichen seinen Bruder heranzuziehen und so der peinlichen Unterredung ein 
Ende zu bereiten. Und was ist das Bild dazu; eine untersetzte Bürgersfrau 
sitzt auf der blanken Gasse nieder und ein Herr kommt von seinem Kame- 
raden weg ihr guten Tag sagen. 

5. Liebespaar auf Söller sitzend. 

6. Reiter mit großem Federhut reitet nach rechts auf einen Wegweiser 
zu. Die Handzeichnung BKS. U. 9. 32 kann nahezu als Verzeichnung zu 
diesem Holzschnitt gelten, abgesehen von dem Wegfall einer zweiten Figur, 
stimmen Reiter und Pferd teilweise sogar in den Strichlagen der Schraffie- 
rung überein. 

7. Die Hälfte eines Schiffes nach r., Bewaffnete darin, der r. mit F"ederhut. 

8. Gemach von einer Säule gestützt, ein Mann, der links nach halb r. 
vorn steht, liest einer Gruppe von Männern ihm gegenüber eine Urkunde 
vor. Der Führer der Gruppe steht Profil nach I. 

9. L. liegt einer im Bett, r. daneben steht ein Bärtiger in Frauenkleidung. 

10. Ein Reiter streitet gegen drei Männer zu F'uss, die zwischen zwei 
Bäumen nach r. hervorbrechen. 

11. Ein Mann geht im Wald allein nach 1., hinten Kapelle. 

12. Fünf Reiter, einer davon voraus, reiten nach r. 

13. Stadtmauer mit Zuschauern besetzt. 

14. Zwei Paare tanzen, r. Zuschauer, hinten Trommler und Pfeiler; 
diese zwei Gestalten kehren etwas ähnlich auf einer Schülerzeichnung aus 
dem Grafschen Kreis (BKS. U. 2. 25) wieder. 

15. Fünf Männer bei Tisch, r. Jüngling als Mundschenk, Profil nach i. 

16. Aufzug nach r. gerichtet, in Mitte ein König. Während des Fest- 
mahls bildet sich ein Zug von Fackchrägern, Herrn, Frauen und dem König, 
um Olwier die Siegerkette zu überreichen. Man darf sich^hier wohl erinnern, 
was Holbein aus so einem Vorwurf gemacht hätte; Grafs Stärke sind Szenen 
von innerer Ausgeglichenheit, die dekorative Behandlung verlangen, eben nicht. 



142 

ly. Malerisches Schlößchen, das drei Paar Männer in Gesprächen um- 
wandern. 

i8. Zweirädriger Karren, auf dem ein Sarg, gefolgt von zwei Mannern 
und einer Frau in bäurischer Tracht, Profil nach 1. Dies als Bild zu dem 
Tod des allbeliebten König Valentin und seiner Gattin, die am selben Tag 
starben, vom ganzen Lande tief betrauert! 

19. L. Ritter zu Fuß, einen auf dem Rücken liegenden Drachen er- 
schlagend. 

30. L. Ritter mit eingelegter Lanze, r. gestürztes Pferd. 

21. Zwei Männer lassen einen ins Verließ hinab. 

22. Wilder Mann schlägt einen Nackten mit der Keule zu Boden. 

23. Drei Gehängte an einem Baum. 

24. Ein Herr und hinter ihm ein Bärtiger in Frauenkleidern fliegen auf 
einem Pferd durch die Luft nach r. Durch den Mann in Frauenkleidung soll 
jeweils das Komische und Besondere eines Zwergen und Zauberers, Paccolet 
geheißen, ausgedrückt werden. — 

3^9- J7^- S. Judas mit Keule in beinah hochmütiger Haltung nach r. 
schreitend, aus Gengenbachs Testament von 1522 (E. Z. St.), und zu der- 
selben Illustrationsfolge gehörend S. Hieronyraus in Gengenbachs: Ein 
christlich biechlin des durchlüchtigsten Ußlegers sancti Hieronymi, Basel, 
Gengenbach um 1520. 4" (vergleiche N. 348). br. 0,028, h. 0,034. 

j-ji. S73- Zwei kleine Holzschnitte, St. Peter nach vorn rechts und 
St. Paul nach vorn links, 1524 im neuen Testament, deutsch, bei Knobloch 
in Straßburg. fol. Der Stil wie bei N. 348 ff. und N. 369/372; man vergleiche 
auch die Gebäude des Hintergrundes mit entsprechenden auf den Bernhards- 
platten |IL Kupf. 20 ff.). o,03i;o.O32 br., 0,0425/0,043 h. — 

ijS. Titelumrahmung mit Pallas und Artemis seitlich, unten Triumph, 
im Gegensinn und verändert nach H. 314, oben zwei Putten auf Feslon einen 
Schild mit dem Zeichen des Druckers Ulrich Morhard haltend. In: Oeco- 
lampad quod expediar Epistola; et Evangelij lectionem in Missa, 8'^ sa (Text 
datiert Ebernburg Juni 1522I und in: Joh. Eck, De pornitentia et confessionc 
secreta. 4", datiert November 1522 iZürich Kantonsbibl.}. Nach L. 12 druckt 
Morhard 1522 noch in Straßburg. br. 0,093, ^* °'J335- 



Ausgehend von His 268, Opfer der Maria im Tempel, muß man Grafs 
besondem Einfluß bei einigen Holzschnitten hervorheben, deren Zeichnung 
der Formschneider F. M. S. besorgte, der ziemlich sicher ein Schüler Grafs 
in der Zeichenkunst war.') Solche sind in Gengenbachs sieben Altern der 
Maria von 1521 (siehe bei H. 268J unter anderm: Josef bei der Zimmermanns- 
arbeit, Hochzeit zu Kana, Maria an der Pilger Spitze, Maria und Jesus in 
den heiligen Schriften lesend, Erweckung des Lazarus, Bergpredigt; oder 
im Testamentum novum ex versione Erasmi, Basel bei Gengenbach 1522- 
12 '. (E, Z St.): St, Paulus und Jacobus. 



Hans Caspar Gallati in Wil, 

der Glasmaler -Monogrammist 

HCG. 

Voft W. IVarimanPK 

Nicht eben selten begegnet auf Glasgemälden aus der zweiten Hälfte 
des 17. Jahrhunderts, zu einer Zeit, wo sonst die Konstanzer Spengler in 
der ganzen östlichen Schweiz das Feld zu beherrschen scheinen, neben ihnen 
der Meister mit dem Zeichen HCGr. 

Nach vorhandenen und aus Aufzeichnungen bekannten Stiftungen mit 
seinem Monogramm arbeitet er für eine Kundschaft im Toggenburg, in Appen- 
zell, Wil, Bischofzell und dazwischen liegenden Teilen des äbtisch-S. Galli- 
schen „Fürstenlandes", und zwar sind es vorzugsweise katholische Amts- 
personen, deren Aufträge er ausführt; Stadt-S.Gallische Besteller erscheinen 
nicht. 

Man erinnert sich, dass ähnliche Verhältnisse zu Beginn des 17. Jahr- 
hunderts bestanden, da in Wil Hans Melchior Schmitter „genannt Hug" für 
Toggenburg, Thurgau und Abtei St. Gallen tätig war, während die Stadt 
und ihre Bürger über Wil hinweg mit Zürich — der Murerschen Werkstätte 
oder später mit Felix Schärer — verkehrten, wahrscheinlich, weil die konfessio- 
nell-politischen Gegensätze es ihnen zu verlangen schienen, vielleicht auch, 
weil ihnen die bäurisch einfache Wiler Kunst weniger zusagte, als die mehr 
akademische zürcherische Richtung. Früher, im 16. Jahrhundert, ist Nikiaus 
Wirt der fürstenländische und äbtische Hof-Glasmaler, und auch er wohnt 
in Wil. 

Der Monogrammist HCG konnte schliesslich ebenfalls nur dort ge- 
sucht werden und darf auch wohl auf Grund der beistehenden Angaben als 
Nachfolger der zwei genannten und weiterer, bis jetzt noch nicht sicher nach- 
gewiesener, Wiler Meister gelten; die beiden Notizen beziehen sich augen- 
scheinlich auf ihn; es sind Zusätze bei der Rechnungsablage des Korn- und 
Garnzolles von Wil, in den Jahren 1660 und 1673'): 

(Wil, 1660.) Dem Hanß Caspar Gallati, schiltbrenner, ist uf sein 
underthänig pitten und anhalten gnedig bewilliget worden, das er 
möge einen durchs jähr gehenden zapfen haben und wein aus- 
schenken, so lange es der oberkeit gefellig sein und er sich diser 
Ordnung gemäs und voll verhalten wirth, 

') Nach freundl. Mitteilung von Herrn Stiftsarchivar Jos Malier in St. Gallen. 



(Wil, 1673.) Ist auch vorgebracht worden, daß die junge leuth dem 
spilen gar underworfen, wie dann erst in deß schiltbrenners hauß 
etliche befunden worden ; deswegen der schJItbrenner solle tie- 
schickt werden und zuogesprochen, iedoch wolle man disniahl noch 
mit der straf zuosehen, wo sie aber merers werden belunden, 
sollen selbige gebürent gestraft werden. 

Ohne dass man in dem „undeithänig pitten und anhalten" mehr als 
eine Kanzleiformel sehen und auf eine besonders schlimme Lage des Bitt- 
stellers schliessen müsste, bildet das Gesuch an sich ein neues Zeugnis für 
den Niedergang des Glasmalergewerbes im Laufe des 17. Jahrhunderts; in 
einem andern Sinne sprechen dafür allerdings auch deutlich genug die er- 
haltenen Arbeiten des Hans Caspar Gallati, wohlgemeinte, aber ungeschickt 
und grob ausgeführte Darstellungen in Schmelziarben oder in Grisaille. 

Einige der Inschriften, die in seinem Werk erscheinen, können genügen, 
um dessen zeitliche Grenzen und landschaftliche Verbreitung in den unge- 
fähren Umrissen hervortreten zu lassen : 

(1641, Cai. Vincent, N-^ 397 '). Eine blosse Insclinft auf weisser Rautenscheibe mit 
dem StifternamcJi Christianiis Avcgott, ohne DrLsbezeichnung, und einem Vers, 
dessen spractUichc Färbung keineswegs auf die st. gallische Landschaft weist, 
aber immerhin mit dem Monogramm II C G. 
1667, Cat. Vinc, N" 406 llr Johan Sutter, Landt-Amcn vnd Pancrherr zu Appen* 
zell, Fr. Anna Catharina Scheubin, sein Ehegcmahel 

1672, Cat. Vinc, N* 407. Carli Christoph Dothckher dcä Kleinen Raths Löbl. Statt 
Lucern Vnd der Zeit der 4 orlhen Uaubtmann des Fürst Gottshaus St. Gallen. 

— CaL Vinc., N" 408, 409, 410 - Johan Ruodolfl' Grafi", R;tt-i(c)hriber zu VViU 
- Johan Rudolff Wirth, Fürst St GaUis(c)hcr Raths vnd Vogt zuo S(c)hwartzen- 
bach — V. Flacidus Bridlcr, ss. con. d. conventual deß Kürst-Gottsh-St Gall, 
Vnd Stathaltt-r zu Wyl 

1673, Cat. Vinc, N" 411 Hans Keller, Statt Haubtman Vnd desgerichu in Bi3(c)hof- 
zell. 

1675, Cat Vinc, N« 412. Aberham L6üwerer, Burger und des alten Raths zu 
Bischoflfzcl vnd Frauw Sussana Kellerin sein Ehe-Fr. 

— Werdenberg, N" 3'). Wendel Lasscr zu KrOnetschweil, des Gerichts und 
Schatzer im Thurtal und Anna Klauserin seine Ehefrau 

— Hist. Museum St. Gallen, Jo Kuodol Kuontz, Bürger zu Lichtensteig, Vorge- 
8(c)hlagncr S(c)huldhcis, des Raths vnd grichts, diser zeit sichcnpflcgcr, alter 
Pfruondenpileger, Spitelm : Statt Leutenampt, Comisari, mit(-)Zeughcr, Wachtm. 
der Reutcrei der Grof*(c)haftl Toggenburg. F. Salome glclzcndanerin und 
K. Bärbel Ambtiel seine Ehefrauwen. 

1676, Werdenberg, N" 54. Valentin Läser Und Fr. Barbara Grebin von Spreiten 
bach sein Ehegeinachel. 

') Nach der Ausgabe in den «Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich* 
(Bd. XXil, H. 6 1690). 

*) Beschreibung alter Glasgemaldc, welche an den Fenstern des Schlosses Werden- 
berg vorhanden sind; Trogen, bei Joh. Schlapfer, 1834. - Die Sammhmg besteht nicht 
mehr. 



1 46 

x679f Paris, Hotel de Cluny, N» 3104. Jos am Büoll (AmbOel) zu Walters(c)hwiil, 

Seckhellmeister deren Gotshausleuten, der Zeit Kirchenpfleger, auch Richter 

zu Wattwill, Fr. Susanen an der Egg sein Ehefr. 
1680, Paris, Hotel de Cluny, N» 2106. Johanes Magion, Leutenambt zu Wattwyl 

vnd Fr Maria Lisabetha Ruotzin sein Ehefr. 
— Sfevres, Mustfe de la Manufacture, N" 13175. H. Jo. Jacob S(c)hmiter genant 

Hug, der Zeit pfarher zu Henauw. 

Diese kurzfe Liste ist eine Auswahl, bedingt durch die Beschaffenheit 
des Materials, wie es eben zufällig zur Verfügung stand ; sie kann unschwer 
vervollständigt werden, da der Wiler Monogrammist in den meisten grösseren 
Auktions- und Sammlungskatalogen vertreten ist, und macht ebensowenig 
Anspruch auf Endgültigkeit, als die urkundlichen Nachweise auf den Titel 
einer Biographie: es sollen damit nur einige erste und allgemeine Anhalts- 
punkte gegeben werden. 




Einiges über Tessinef Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts. 

Ko« Dr. Siegfried Weber. 



Zw der reichen künstlerischen Kultur Italiens in den vergangenen Jahr- 
hunderten hat auch der Tcssin das Seinige beigetragen. Freilich ist diese 
Landschaft am Fuße der Alpen nicht so reich an bedeutenden Kunstwerken, 
als die Städte des benachbarten Italien, doch hat dies seinen Grund aus- 
schliesslich in den politischen und ökonomischen Verhältnissen. Es fehlten 
im Tessin eben reiche und große Städte, welche der Kunst zur Vermehrung 
ihres Ruhmes bedurften. Ktlnstlerische Begabung aber war den Tessinern 
von jeher in gleichem Maße eigen, wie den übrigen Volksstämmen Italiens, 
ja, es ist sogar eine verhältnismäßig große Anzahl von Meistern aus jenem 
Landstrich hervorgegangen, welche in der Fremde arbeiteten und großen 
Ruhm erlangten Es sei nur an die Campionesen erinnert, welche im Mittel- 
alter überall in Italien als Bildhauer und Steinmetzen wirkten und gewisser- 
maßen die Begründer der italienischen Bildhauerschule genannt werden 
können. Aber nicht nur in so frühen Zeiten, sondern selbst noch im 17. und 
18. Jahrhundert, als schon die Blütezeit der strengen Renaissance-Kunst ver- 
strichen war, gab es im Tessin noch gute Meister, welche die Forderungen 
ernster, würdiger Kunst für ihre Zeit verhältnismäßig gut erfüllen. Dies ist 
sicher in den Perioden des Verfalles ein fast ebenso grosses Verdienst, wie 
in den primitiven Anfängen das Hindurchdringen eines Künstlers zu höherem 
Fortschritt und künstlerischer Befreiung. Ein solcher, an der Scheidegrenze 
zweier Epochen stehender Meisler, der, zwar mit der Zeit fortschreitend, 
doch nicht ins Virtuosentum verfiel, sondern an ernster Kunst und guter 
Zeichnung festhielt, war Giovanni Serodiuo. 

Dieser hervorragende Künstler war gleichzeitig Maler, Architekt und 
Bildhauer. Er hat zwar in der Fachliteratur und bei denjenigen, die sich 
speziell mit dem Tessin und seiner Kunst beschäftigt haben die gebührende 
Beachtung gefunden'), ist aber trotzdem in weiteren Kreisen noch unbekannt 
geblieben. 

Giovamii Seroiiino wurde 1595 zu Ascona bei Locarno geboren, als 
der Sohn des Cristoforo Serodino, welcher ebenfalls Maler und Architekt 
gewesen sein soll, von dem aber keine Werke mehr erhalten sind. Wohl 

') Rahti, Repertorium für Kunstwissenschaft Bd. XII, sowie Bollettino Storico dclla 
Svizzera lialiiina 1885 S. 185; Kiinsl- und Wanderstndien S. 163, Mitteilungen der Schweiz. 
Gesetlschall für Erhaltung historischer Kunstdcnkmfllcr, VII; Bianchi, Artisti Ticioest S. 179; 
De Vit, tl Lago Maggiorc Bd. II. 5.304; Borrani, im Feuilleton der „Liberia di I-ocamo." 
Oktober 1891. Außerdem in den Künstler-Lexiken von FOssli, Nagler und Oldclli. 



14Ö 



mag Giovanni die eisten Unterweisungen in der Kunst von seinem Vater 
erhalten haben, seine eigenthchen Studien aber machte er in Rom. Hier 
scheint er besonders die Malereien Caravaggios sich zum Vorbilde genommen 
zu haben, da er gerade in seinen frühesten Werken wesentlich von diesem 
beeinHufit erscheint. Schon mit 22 Jahren hatte er seine Lehrzeit vollendet 
und malte als selbständiger Meister zunächst in seiner Heimat Ascona, wohin 
er von Rom krankheitshalber zurückgekehrt war. Unter den wenigen Werken, 
welche von Giovanni auf uns gekommen sind, befindet sich glücklicherweise 
gerade sein frühestes Bild, welches er im Alter von nur 22 Jahren malte, 
also im Jahre 1618. Es befindet sich heutigen Tages noch in der Pfarr- 
kirche von Ascona, in einer Seitenkapelle rechter Hand, aber nicht über dem 
Altar aufgehängt, sondern an der rechten Seitenwand. üargestelU ist oRenbar 
ein Heilwunder Christi, doch ist die Scene bis jetzt noch nicht näher 
erklärt; auch die Pfarrer des Ortes Vermögen keine befriedigende Deu- 
tung zu geben. Zur Linken steht Christus mit erhobener Rechten. 
während \or ihm mehrere Münner knicen. Im Hintergründe stehen einige 
Jünger. Was den Stil anbelangt, so sind aul dem Gemälde noch manche 
Härten und Schwächen, die der Meister in seinen späteren Werken 
abgelegt hat. Gerade die Kirche von Ascona biftet ja eine gute Über- 
sicht über seine Entwicklung, da sich hinter . dem Hochaltar, nur wenige 
Schritte von dem eben beschriebenen Bilde, sein letztes, schönstes Gemälde 
befindet, das <.\ev Künstler im Jahre seines nur allzulrüh erfolgten Todes 
gemalt hat. In dem Frühwerke sind es besonders die allzuscharfen und grellen 
Lichter, welche unerfreulich wirken, zumal sie mit sehr dunkeln Schalten 
kontrastieren, Hierin lälH sich am deutlichsten der Einllufi Caravaggios 
erkennen, der an diesem Frühwtrke natürlich noch augenfälliger ist, als an 
den späteren Arbeiten. Übrigens ist das Bild stark nachgedunkelt und nicht 
in sehr gutem Zustande erhalten. Links unten befindet sich eine Inschrift, 
welche besagt, daß Giovanni Serodino das Gemälde im 22. Lebensjahre 
gemalt, und daß der päpstliche Protonotar Christoforus das Bild in die Kirche 
gestiftet habe; darunter befindet sich die Jahreszahl 1633. Diese Inschrift 
ist üfTenbar nicht vom Künstler selbst darauf gesetzt, sondern erst spater 
von dem Stifter, jenem Dominus Christoforus (vielleicht dem Vater Serodinos» 
hinzugefügt, denn sie bezieht sich ganz offenbar im Wesentlichen auf die 
Stiftung des Bildes, wie der Wortlaut beweist: 

EQVES lOANES FIL^ D. X. PHORI SLRüDINI SCVLPTOR ET ARCHI- 
TECTVS PARITER EGREGIVS /KT AN XXIU PINXIT IDEM DOMINVS 
XRISTOFURVS ET ANDREAS FILIVS IVR V. D. PROTONüT APOST^ 

ET ARCHIPR. AD. ORNAKDVM HOC ALTARE DONAKVNT 
ANNO MDCXXXIll. ') 

') Der genannte Andreas ist wahrscheinlich ein Bruder von Giovanni Serodino^ Andrea 
Serodino, der von 1627— 1661 Arciprctc von Locarno war. Dies geht hervor aus. IJr Vit, 
11 Lago Maggtore in Opere Varic Bd. 111. S. 307. 



r49 



Durch die Jahreszahl 1633 wurden schon beiden älteren Schriftstellern 
Knde des 18. Jahrhunderts MilSvcrständnfsse hervurgerufen, welche noch bis 
heutigen Tages andauern. Schon Oldelli behauptet, Serodino habe alle Bilder 
in der Kirche mit 23 Jahren gemalt. Verführt wurde Oldelli dadurch, daß 
allerdings beide Bilder die gleiche Jahreszahl 1633 tragen. Er bezog dies 
Datum auf dem Jugendbilde eben auch auf die Herstellung des Bildes, und 
so entstand der Irrtum. Es ist aber unmöglich, daß Serodino 1633 erst 23 
Jahre alt war, da er nach übereinstiramenden Nachrichten 1595 geboren 
wurde, und auch die Fa^ade des Palazzo Borrani, von 1620 datiert, schon 
inschriftlich als sein Werk bezeichnet ist. Die Fa(,'ade würde er als elfjähriger 
Knabe gezeichnet haben, was jedenfalls als ausgeschlossen zu betrachten ist. — 
An der Inschrift auf dem Jugendbilde laßt sich nun aber auch deutlich 
erkennen, daß sie in zwei Teile zerfüllt : die erste Hillfte bezieht sich offenbar 
auf den Maler und die Enistehungszeit des Bildes ; der zweite Teil dagegen 
nur aut den Stifter und die Zeit der Stiftung des Bildes. Somit ist dies 
Gemälde meiner Überzeugung gemilß ein Jugendwerk, ein erstes Frühwerk 
des Kunstlers, das in seinem 23. Jahre, also 1617/1618 entstanden ist. Zu. 
dieser Zeit weilte er auch der Überlieferung gemäß in Ascona und zwar 
von 1616—1621 '), 

Während dieses gleichen Aufenthaltes betätigte sich der Künstler auch 
als Bildhauer, indem er die F'a^ade des väterhchen Hauses mit Stukkaturen 
schmückte. Es ist dies das einzigste Beispiel, das wir von der Bildhauer- 
kunst Serodinos besitzen. Es zeigt in manchen Teilen, wie der Meister offen- 
bar von Michelangelo beeinflußt war, doch verwertete er die von dem großen 
Florentiner empfangenen Eindrücke in durchaus freier und selbständiger 
Weise. Dies Haus mutet den Beschauer wie ein Nachwehen aus der Blüte- 
zeit der italienischen Renaissance-Kunst an. Da Kahn eine eingehende Be- 
schreibung dieses Hauses gegeben hat^t, so will ich mich darauf beschränken, 
nur noch kurz auf die Inschrift, welche oberhalb des Portales angebracht 
ist, hinzuweisen. Sie lautet : 

CHKISTOFORVS SERODINVS 

RESTAVRAVIT ET AMPLIAVIT 

10 BAPTISTA EIVS FILIVS FECIT 

ANNO MDCXX. 

Aus dieser Inschrift geht deutlich hervor, daß Giovanni Serodino hier 
als Architekt und Bildhauer tätig war, und zwar schon im Jahre 1620, was 
also ausschließt, daß er im Jahre 1633 erst 23 Jahre alt war. Während des- 
selben Aufenthaltes in Ascona hat der Meister sich, wie es scheint, auch 
noch anderweitig als Architekt betätigt, indem er die Zeichnung und den 
Plan der Kirche Sta. Maria della Fontana bei Ascona lieferte. Der Grund- 



') Borrani, in dein Artikel der .Liberia di t^ocarno*. Okt. 1897 

•) Rahn, Mitteilungen der schweizerischen Gesellschaft für Erhflitunp historischer 
Kunsldenknialer VII. 



I50 



stein wurde 1617 gelegt, wie inschriftÜch bezeugt ist. Die Kirche wird als 
Bauwerk dem Giovanni Serodino zugeschrieben '). wogegen ja jedenfalls 
zeitliche Bedenken nicht obwalten, da der Künstler erst 1621 wieder nach 
Rom zurückkehrte. — 

Doch wenden wir uns nun wieder demjenigen zu, was Serodino als 
Maler hinterlassen hat. Aut diesem Gebiete seines künstlerischen Schaffens 
folgt unter den erhaltenen Werken ein Gemälde, das sich in der Privat- 
sammlung der Villa Luvini bei Lugano befindet, und welches er laut Inschrift 
in seinem 28. Lebensjahre gemalt hat. also fünf Jahre spater als das Früh- 
werk in Ascona, demnach 1623. Die Inschrift lautet: 

EQVKS lOANNE SERODENVS 
HINXrr JET AN XXVIII. 

Das Bild ist bis jetzt in der Literatur noch gar nicht erwähnt, weshalb 
ich sehr überrascht war, in dieser Galerie ganz unerwartet ein Bild des 
großen Asconesen zu finden. Dargestellt ist ein sitzender Greis, offenbar 
das Porträt eines Gelehrten. Er sitzt aut einem Sessel in ein Buch vertieft, 
das auf seinem Schofte liegt. In der rechten Hand hält er die Pergament- 
schnüre mit denen das Buch umbunden war. Auf dem rechts neben ihm 
stehenden Tisch, der mit einer dunkelroten Decke bedeckt ist, liegen noch 
einige Bücher. Der Hintergrund ist dunkel schwarzgrünhch. Das Licht ist 
ausschließlich aLf die Gestalt des Alten konzentriert; da dessen Gelehrten- 
Habit auch schwarz ist, so treten Kopf und Hände durch die Lichtwirkung 
stark hervor. Wunderbar ist der ernste, nachsinnende Ausdruck in dem 
alten, gefurchten Antlitze wiedergegeben. Das Gemälde ist sehr breit und 
großzügig gemalt und bedeutet einen gewaltigen Fortschritt gegenüber dem 
Jugendwerke in Ascona; es zeigt den Künstler bereits vollkommen auf der 
Hohe seines künstlerischen Könnens In der Lichtwirkung läßt sich auch 
hier noch der Einfluß des Caravaggio erkennen. Daneben aber mögen auch 
die Werke der Caracci nicht ohne Einwirkung auf den Meister geblieben 
sein. Besonders der Kopf des Greises und die sehr breite Behandlung lassen 
auf Anregungen schließen, die Serodino durch die Kunst der Caracci bekommen 
hat. Das Bild ist oficnbar in Rom gemall. Der große Unterschied mit dem 
Jugendwerk hinsichtlich der künstlerischen Vollendung zeigt am deutlichsten 
den raschen Entwicklungsgang des begabten Malers. Nur fünf Jahre liegen 
zwischen der Entstehung dieses Gemäldes und seines Jugend werkes in Ascona, 
aber in diesen Jahren ist er zum vollendeten Meister herangereift, und zeigt 
eine Vollkommenheit in Technik und Stil, die ihn den ersten Meistern der] 
damßligen Zck ebenbürtig erscheinen läßt. Es ist daher wohl begreiflichJ 
daß der Papst ihm seiner vollendeten Kunst wegen offenbar schon damals^ 
den Titel eines „Cavaliere* verliehen hat, wie aus der Inschrift auf diesem 
Bilde hervorgeht. Daneben mag allerdings auch die Empfehlung seines 



'; Borrani, II Tidno Sacro. Lugano 1896. S. 213. 



151 



Bruders Andreas, des papstlichen Protonotars \ auch das ihrige zur rascheren 
Erlangpjng des Titels beigetragen haben. Jedenlalls war es eine für ein so 
jugendhches Alter hohe Auszeichnung. 

Während dieser Lebensepoche dürften auch verschiedene andere Werke 
von Giovanni Serodino in Rom entstanden sein» welche von den alteren 
Schriftstellern angeführt werden. Trotzdem der Künstler nach allem zuschließen 
eine sehr reiche und fruchtbare Tätigkeit entfaltet haben muß, sind diese 
genannten Werke nur verhältnismäßig wenige. Sämtliche sollen sich nach 
Angabe der Schriftsteller-) in Römischen Kirchen befinden'!, aber selbst 
von diesen wenigen angeführten Gemälden ist heule kein einziges mehr an 
Ort und Stelle vorhanden *) ; sie sind sämtlich verschollen. So müssen wir 
uns denn wieder nach des Künstlers Heimat Ascona wenden, wo nicht nur 
das früheste, sondern auch das letzte Bild seiner Hand zu sehen ist, nämlich 
das große Gemälde hinter dem Hochaltar der Hauptkirche, welches mit des 
Künstlers Namen und der Jahreszahl 1633 von ihm selbst bezeichnet ist (Abb. 38). 
Dargestellt ist oben in den Wolken die Krönung Maria, unten Heilige unter 
denen Petrus und Paulus das Schweißtuch der Veronika halten. Vorne knieen 
der heilige Karl Borromäus und Antonius Abbas, unter denen die Gestalt des 
ersteren und deren Bewegungsmotiv dem Künstler besonders gut gelungen 
ist. Im allgemeinen zeigt dies Gemälde noch wieder einen weiteren Fort- 
schritt gegenüber dem Bilde in der Villa Luvini. Die Farbe ist hier mit 
einem gewissen weichen Schmelz behandelt, der an die spanischen Meister 
erinnert. Füssli schreibt, daß Serodino in seinen späteren Lebensjahren nicht 
mehr Caravaggio sich zum Vorbild genommen habe, sondern Rubens. '^ In 
der Tat zeigt dies Gemälde seiner letzten SchafTensperiode kaum noch eine 
nennenswerte Beeinflussung durch Caravaggio, von einer Nachahmung des 
Rubens kann ich jedoch auch nicht viel entdecken; höchstens, daß in dem 
schönen, tiefen Colorit die niederländische Schule und Rubens im besonderen 
eine geringe Einwirkung ausgeübt haben. Man kann wohl sagen, daß Serodino 
überhaupt keinen bestimmten Maler nachgeahmt hat, sondern sich frei und 
selbständig entwickelt. Die Eigenart und Selbständigkeit des durchgereiften 



*) Siehe oben S. 148, Anm. i. 

*) Oidtili, Dizionario degli uomini Ulustri de) Canton Ticino; Joh. Casp. FüssH, Ge 
schichte der besten KUnstJer in der Schweiz Bd. IV. S. 27 ff.; Btrtohtti, Bolletino Storico 
della Svizzera Iialiana S. 185 (Artist! Svizzcri in Roma). FOssli, Künstler Lrxikon (Ausg. 1779) 
Teil I. S 6ps u a. 

•) Die in den genannten Werken erwähnten Bilder sind folgende: In S. Lorenao fuori 
le mura» am ersten Altar links: S. Lorenz den Armen vom Kirchengut austeilend; am 
letzten Altar links Enthauptung Johannes d. T. (beides Ölgemälde). In S, Sah'aforr dcl 
Lauro auf dem Hochaltar: Verklarung Christi aul dem Berge Tobor; in S. Pii/ro in MoU' 
torio. Erzengel Michael der Lucifer besiegt (Olgemfllde). 

*) Merzario, maestri Comacini U, S. 50t sagt bereits, dal> Serodinos Bilder in Rom 
verloren >eicn 

*( Fussli, Künstler-Lexikon a.a.O. 



J5f_ 

Meisters ist es, die uns voll und ganz in diesem seinem letzten Werke ent- 
gegentritt. Die Künstler-Inschrift befindet sich rechts unten und lautet ; 

Gio"C. BETTATINO EQVES. 
D'ASCONA ED ANTONI A 
SVA MOGLIE F. F. j^ LORO 
DIVOXIO N - L'Äb 1633. 
GIÖV. SERODINE DE ASCONA 
PINSE.- 

In dieser Inschrift ist demnach deutlich gesagt, daß das Bild im Jahre 
1633 gemalt wurde. Auch läßt sich aus der ganzen Art der Abfassung 
sowohl, als auch im Original an der technischen Auslühiung derselben er- 
kennen, daß dies eine richtige, vom Maler selbst nach Vollendung des Bildes 
daraufgesetzte Künstlerinschrift ist. 

In demselben Jahre 1633 ist der Künstler der Überlieferung nach in 
Rom 38 Jahre alt gestorben. Er soll aus Neid vergiftet worden sein. Nicht 
genug kann man diesen seinen frühen Tod bedauern, besonders bei Betrach 
tung seines letzten Werkes, das ihn als großen Künstler erscheinen läßt. 
Sehr bedauerlich ist auch, daß uns nicht mehr von seinem Lebenswerk 
erhalten ist. Die drei vorhandenen Bilder aber reichen aus, um seinen 
raschen und steten Entwicklungsgang kennen zu lernen, zumal ein glücklicher 
Zutal! es gefügt hat, daß gerade sein frühestes und sein spätestes Werk uns 
erhalten ist, und das dritte in der VMlla Luvini, der Entstehungszeit nach 
ungefähr die mittlere Epoche seiner Künstler-Laufbahn darstellt. 

Endlich sei noch erwähnt, daß die älteren Schriften stets von drei Bildern 
Serodinos sprechen, welche die Pfarrkirche von Ascona geziert haben sollen. 
Heutigen Tages sind in der Kirche nur die beiden besprochenen Gemälde 
vorhanden, jedoch zeigte mir der liebenswürdige Pfarrer des Ortes im Depot 
unter dem Dach der Kirche ein altes Gemälde, welches das dritte Bild Sero- 
dinos sein sollte. Allerdings stach es vorteilhaft von den andern zahlreichen 
wertlosen Heiligenbildern ab, durch einen tieferen Ton und merkwürdigen 
BeleuchtungscITekt, aber an Serodinos beglaubigte Gemälde reichte es doch 
an künstlerischem Wert nicht entfernt heran, wohl aber könnte es eine Arbeit 
aus Serodinos Werkstatt sein, und wohl tatsächlich das dritte von den älteren 
Schrittstellern angeführte Bild. Dargestellt ist auch auf diesem Gemälde 
eine schwer zu deutende Szene aus dem Leben Christi. Eine Inschrift war 
nicht vorhanden; die Erhaltung des Werkes eine sehr schlechte, vor allem 
ist es stark nachgedunkelt. Immerhin haben wir an den drei beglaubigten 
Werken einen guten Maßstab für seine künstlerische Entwicklung während- 
der kurzen Zeit seines Lebens. Diese rasche Entwicklung von dem noch 
harten und übertrieben naturalistischen Stil seiner ersten Jugend zur vollen- 
deten Meisterschaft, wie sie uns in seinem letzten Werke entgegentritt, be- 
weist, daß er ein echter, nie rastender, stets vorwärts strebender Künstler 



153 



war, dem wahrschein- 
lich großer Ruhm be- 
schicdcn gewesen wäre, 
wenn durch ein tra- 
gisches Los er nicht ein 
so frühes Ende gefun- 
den hätte. Giovanni 
Serodino hat gelebt und 
gewirkt am Ende einer 
großen Kpoche der ita- 
lienischen Kunst. Schon 
brechen der Eklektizis- 
mus und der Manieris- 
mus herein, aber das 
Lebenswerk Serodinos 
erscheint noch als das 
letzte Nachwehen, als 
die letzte schöne Blüte 
der großen Zeit. Wenig 
berechtigt erscheint un- 
ter diesen Umständen 
das scharfe Urteil, das 
Baglioni über den 
Künstler füllte, indem 
er ihm u, a. vorwirft, 
die Zeichnung vernach- 
lässigt zu haben. ') Ge- 
rade dieser Vorwurf 
scheint mir bei Giovanni 
Serodino wenig ange- 
bracht. Alle übrigen 
Schriftsteller, die sich 
mit dem Meister be- 
schäftigt haben, sind 
aber voll des Lobes 
über ihn. Gerade der 
Umstand, daß sein 

Wirken bereits in die Zeit des hereinbrechenden Verfalles fällt, läßt sein 
Verdienst, die echte und wahre Kunst hochgehalten zu haben, um so größer 
erscheinen. • • 



;^ 



' ^**'*ww%#« 



38. Giovanni Serodino. Ölgeni&lde in der Kirche von Ascona 



') ßaglioni, Le vite de'piUori, scullori elc. del 1573-1642 (Napoli 1733). S. 199. 
Baglioni selbst schwAcht Qbrigens den Vorwurf der schlechten Zeichnung bei Serodino ab, 
indem er meint: „WQrde der Künstler langer gelebt haben, hatte er seine Zeichnung noch 
verbessert" 



'54 

Giovanni Serodino hatte außer dem oben erwähnten Andrea offenbar 
noch einen Bruder oder Verwandten, der ebenfalls Maler war. Diese Tat- 
sache war bis vor kurzem völlig unbekannt. Erst igo6 erschien im ßollettino 
Storico della Svizzera Italiana eine Notiz, daß ein Bcntarditw Serodino als 
Maler von Ascona urkundlich erwähnt wird. Eis ist gesagt, daß im Jahre 
1645 Bemardino Serodino in der CoUegiat-Kirche S. Vittore ira Val Misox 
geraalt hat. Aus dem Ausgaben-Verzeichnis dieser Kirche Jvonjiözö — 1695 
ersieht man nämlich u. a., daß er fverschiedene Zahlungen für [Malereien 
erhielt. ") Es ist aber gleichzeitig in dieser Notiz gesagt, daß nichts mehr 
von den Arbeiten dieses Malers in genannter Kirche vorhandenlsei. Somit 



r.jt 



39, Bemardino Serodino. Fresko in S. Maria della Fontana bei Ascona (1637) 



war zwar der Name des Meisters ans Licht gezogen, jedoch war noch kein 
Werk, das von seiner Kunstweise Zeugnis gab, bis jetzt bekannt. Da hatte 
ich das Glück, geführt von dem liebenswürdigen Pfarrer von Ascona, Don 
Filippo Vacchino, in der Kirche Sta. Maria della Fontana bei Ascona ein 
großes bezeichnetes Fresko von Bemardino Serodino zu finden (Abb. 39). Es ist 
ein umfangreiches Werk, welches sich am Gewölbebogen des Chores befindet 

') Es wurden ihm L. 90 bewilligt für zwei Heilige, sowie fQr Vergoldungen und Ver- 
schönerungen des Altares von S. Stefano. Ein anderes Mal filr ähnliche Arbeiten 67a L. 
und 10 Soldi (Bollettino Storico della Svizxera Italiana 1906, I. Heft, Januarjuni, S, 17.) 



I 
I 



und eine Himmelfahrt Maria darstellt. Etwas tiefer zu beiden Seiten der 
Apsis ist die Verkündigung gemalt, und zwar der Engel auf der einen Seite, 
die knieende Maria auf der andern. Beiderseits unter dieser Verkündigung 
stehen auch die Inschriften wie folgt. Auf der linken Seite unter dem Engel: 
JOANNES BETTETINVS FF., unter Maria am Fuße des Betpultes: 
BERNARDINV5 SERODINVS PINGEBAT 1637. 

In der Literatur wurde dies Wandbild vereinzelt und unter Vorbehalt 
dem Giovanni Serodino zugeschrieben, ') aber eben dem Giovanni; daß Her- 
nardino jedoch der Urheber des Fresko ist, war bis jetzt ganz unbekannt 
geblieben.*) Die Güte und der Stil dieses Fresko stehen entschieden den 
Werken des Giovanni Serodino nach. Die Figuren sind steif, die Gesichter 
süßlich, ohne schön zu sein, die Fältelung der Gewänder schematisch, die 
Komposition steif. Auch die Farben sind bei diesem großen Bilde ziemlich 
hart, die Gebärdensprache konventionell. Das Fresko ist aber gut erhalten, 
nur scheint der Maler für das Rot der Wangen eine nicht haltbare Farbe 
genommen zu haben, denn es ist auffällig, wie durchweg beim Inkarnat 
dieses aufgesetzte Rot schwarz geworden ist ; es wirkt dies natürlich sehr 
störend, besonders bei den weiblichen und jugendlichen Gesichtern. 

Aber nicht nur dieses große Fresko hat Bernardino in der Kirche Sta. 
Maria della Fontana geschaffen, sondern meiner Überzeugung nach sind 
sicher auch die beiden Seitenaltäre hinsiclitlich ihres dekorativen Schmuckes 
und der Malereien sein Werk. Hier sind kleine Bildchen teils in Medaillonform 
teils achteckig al fresco zwischen reichem, vergoldetem Stuckornament hinein- 
gemalt. Diese Bildchen stellen am Altar rechter Hand Szenen aus der Legende 
des Hl. Antonius von Padua dar; am Altar der linken Seite die Haupttatsachen 
der Heilsgeschichte von der Verkündigung bis zur Ausgießung des Hl. Geistes. 
Der Stil hinsichtlich der Gewandbt-handlung, der Bewegungsmotive und dem 
nichtssagenden Ausdruck in den Gesichtern gleicht demjenigen der Lünette Ober 
dem Chor, und auch die Technik ist die gleiche; auch hier ist das Rot der 
Wangen und Lippen durchweg schwarz geworden. Trotzdem wirken diese 
kleinen Bildchen im Allgemeinen glücklicher als das große Fresko. Die 
kleinen Darstellungen zwischen architektonischen Zieraten sollten eben wesent- 
lich dekorativ wirken und dafür reichte die Begabung des Künstlers aus. 
Man merkt ihnen zudem an, daß der Maler mit Lust und Liebe die Szenen 
aus der Legende und den heiligen Geschichten komponiert hat. Endlich ist 
ih diesen Malereien auch das Kolorit sehr fein getönt und gestimmt, was 

') So von Borrani, in dem genannten Aufsatz der -Ubcrtä di Locarno*. Oktober 1891. 

*) Daß Giovanni Bettetino die Malerei gestiftet habe, erwähnt auch Borrani in dem 
Buche „tl Ticino" S 313. Doch erwähnt er an dieser Stelle nicht die Insolirirt und daß 
Bernardino Serodino das Bild gemalt habe. Wie mir Emilio Motta privatim mitteilt, hat Bor- 
rani die Inschriften in einem Buche aber Sta. Maria della Fontana veröffentlicht, also auch 
den Namen Bernardino. Trotzdem ist der Name voDkommcn unbeachtet geblieben, indem 
Borrani selbst das Fresko an anderer Stelle (Biographie in „Libertä di Locamo") wieder 
dem Giovanni zuschreibt! Eine kurze Notiz Ober dies bezeichnete Werk Bernardino Sero- 
dinos veroften dichte ich selbst im ßolletttnn Storico della Svizzcra Italiana 1906, S. 139, 




sich von dem großen Fresko nicht sagen laßt. Der Maler bevorzuge ein 
helles Lila, welches dann oft sehr harmonisch zu Rot oder Gelb abgetönt 
ist. Desgleichen sind die nicht mit Bildern ausgefüllten Felder der Archi- 
tektur ebenfalls lila getönt, was zusammen mit dem Gold und Weiß eine 
feine Gesamtwirkung hervorruft. Vergleicht man die Beschreibung der Ar- 
beit, die Bernardino laut der im Bollettino veröffentlichten Urkunde für die 
Kirche S. Vittore in der Valle Mesolcina geschafifen hat, mit dem dekorativen 
Schmuck dieser beiden Altäre, so wird man in der Meinung bestärkt, daß 
offenbar derselbe Meister, also Bernardino Serodino, auch die Stuckaturen 
geschaffen hat, welche auch hier mit Gold bemalt sind, ganz so, wie es die 
Urkunde für jenen andern Altar beschreibt. Sie sind ungemein fein gear- 
beitet und besonders die reizenden Putten auf den Gesimsen von vollendeter 
Bildung. Fast möchte ich demnach glauben, daß Bernardino eine größere 
Begabung ftlr die Bildhauer- und Dekorationskunst besaß, als für die Malerei. 
Zeigt er doch auch auf dem großen Fresko, durch den besonders fein ge- 
zeichneten Sarkophag Marias, der in der Mitte merkwürdig auffällig wirkt, 
seine Vorliebe für die Skulptur. Wie dem auch sei, jedenfalls beweisen die 
beiden Seitenaltäre in Sta. Maria della Fontana, daß Bernardino Serodino 
zwar nicht an Bedeutung und Begabung an Giovanni heranreicht, aber doch 
auch ein feines künstlerisches Verständnis besaß und daher wohl verdient, 
den Tcssiner Künstlern zugezählt zu werden. 

* « 

• 

Überspringen wir nun hundert Jahre, so werden wir finden, daß die Gegend 
von Locarno auch selbst dann, in der Epoche des Verfalles der italienischen 
Kunst, noch tüchtige Maler hervorgebracht hat. welche nicht nur in ihrer 
Heimat, sondern auch auswärts für die Zeit charakteristische und tüchtige 
Werke schufen. Es ist in Locarno vor allem die Faraihe Oreili, welche im 
i8. Jahrhundert, dem Zeitalter Tiepolos, mehrere gute Maler hervorgebracht 
hat. Unter diesen werden auch in der bisherigen Literatur Baldassare Ore//i *) 
und sein Sohn Giatt Antonio Feiice Oreili^) erwähnt. Ersterer lebte noch 
im T7. Jahrhundert, während Gian Antonio 1700 geboren wurde und daher 
ausschließlich dem 18. Jahrhundert angehört. Diesen beiden bisher bekannten 
Malern Oreili kann ich nun noch einen dritten beifügen, welcher bis jetzt 
ganz unbekannt geblieben ist, Giuseppe Oreili, der ebenfalls im 18. Jahr- 
hundert lebte und wirkte. 

Von den drei Meistern war, wie gesagt Baldassare der älteste und wahr- 
scheinlich der Vater der beiden andern. Geburts- und Todesjahr des Baldassare 
sind unbekannt, wie man überhaupt wenig über ihn weiß. Die Malereien, 



') Oldelli, Dizionario dcgli uomini illustri del Canton Ticino S. 130; Boll. Stör, della 
Svixzera Italiana 1880 S. 61 -62. 

') Jöli. Casp. Füssli. die besten KOnsUer der Schweiz Bd. IV. S. 125; Boll. Stör, della 
Svizzcra Italiana f88o, S. 61 u. 1887 S 72; ßtanchi, artisti Ticinesi, sowie in den KOnstler- 
Lcxilten von Nagier und KOssli. 



I 



welche ihm zugeschrieben werden, sind höchst unbedeutend, unerfreulich und 
handwerksmäßig. Es sind dies ein Abendmahl und eine Hochzeit zu Cana 
im Refektorium des ehemaligen Klosters S. Francesco in Locarno. das jetzt 
als Knaben-Schule dient. Beide Bilder sind sehr gespreizt und manieriert in 
den Gestalten und haben nur hinsichtlich des warmen und kräftigen Colorits 
einiges Verdienst. Noch handwerksmäßiger sind einige Putten am Plafond 
eines Raumes in einem alten Hause, das ehemals der Familie Orelli gehört 
haben soll. (Jetzt Sitz der „Banca della Svizzera Italiana".) Endlich wird 
ihm noch ein Fresco in der Auferstehungskapelle des calvario zu Domo- 
dossola zugeschrieben. Baldassare scheint mir, nach diesen Werken zu 
urteilen, nur ein besserer Handwerker und Dekorateur gewesen zu sein. 

Zu einem wirklichen Künstler brachte es dagegen sein Sohn Gian 
Aniom'o Feiice Orelli, der am 14. Februar 1700 zu Locarno geboren wurde. 
Dieser zeigt in seinen Werken eine gewisse Genialität und künstlerische 
Begabung. Der Überlieferung nach lernte er die Anfangsgründe seiner Kunst 
bei seinem Vater Baldassare in Locarno, zog dann aber bald nach Mailand, 
woselbst er seine Studien unter Giovanni Battista Sassi, einem Schüler von 
Solimena, vervollständigte. Etwa acht Jahre blieb er in Mailand, während 
welcher Zeit er viel die Gemälde der alten Meister kopierte. Damals kam 
auch Giovanni Battista Tiepolo nach Mailand. Der junge strebsame Maler 
hatte das Glück, diesem größten italienischen Künstler des 18. Jahrhunderts 
so zu gefallen, daß er ihn mit sich nach Venedig" nahm. Den selbständig 
geschaffenen Werken Gian Antonio Orellis merkt man daher auch durchweg 
die Schülerschaft bei Tiepolo an; von diesem großen Venezianer übernahm 
er den Stil und die geniale Mache. Der Überlieferung nach soll er seine 
ersten selbständigen Arbeiten in Lugano im Falazzo Riva geschatlen haben.') 
Bei der jetzigen Familie Riva sind der Künstler und seine Werke vollkommen 
in Vergessenheit geraten. Ich glaube jedoch ihm die Dekoration am Fries 
und an der Decke eines größeren Zimmers **) des genannten Palastes zuschreiben 
zu können. Es sind die vier Jahreszeiten in Medaillons grau in grau dar- 
gestellt, und dazwischen sehr niedliche, hübsch gezeichnete Putten, welche 
Früchte und Embleme tragen, die zu der an der betreffenden Seite dar- 
gestellten Jahreszeit passen. Die Putten und das Beiwerk sind farbig gemalt. 
Sie zeigen im Stil viel Verwandschaft mit den übrigen, dem Künstler 
zugeschriebenen Werken und sind sehr viel vollendeter als das, was Baldassare 
(dem Vater) zugeschrieben wird. Von Lugano zog der Künstler nach Ber- 
gamo. In dieser Stadt und in deren Umgebung hat er eine sehr reiche Tätig- 
keit entfaltet. Zahlreiche Deckengemälde, die nach Art des Barockstiles in 
die Barock- und Rococo-Architektur hincingemalt sind, sieht man in verschie- 



') BolL SCor. delU Svizzera Italiana 1680 S. 61—60. 

'; Der Raum befindet sich im ersten Stockwerk und dient jetzt als Bureau des Herrn 



Advokaten Riva. 



X58 

denen Kirchen in und um Bergamo *). Alle diese Fresken zeigen deutlich 
den Stil Tiepolos in ihrer Auffassung und Behandlung, sowie in ihrem hellen 
Kolorit. Im Kolorit liegt überhaupt der größte Wert dieser Darstellungen. 
Die Farben sind sehr fein zu einander gestimmt und von frischer, schöner 
Wirkung. Deshalb glaube ich, daß Füssli *} und De Vit ^) Recht haben mit 
ihrer Angabe, daß Tiepolo der Lehrer Orcllis gewesen sei, während ich 
mich der Ansicht, welcher man anderweitig (u. a. bei Nagler) begegnet, Orelli 



40, Gian Antonio Feiice OrclU. Deckenfreslco in, S.Antonio zu Locamo. 

habe bei Piazzetta gelernt, nicht anzuschliessen vermag. Piazzetta hat stets 
ein dunkles und schweres Kolorit. Auch die Gestaltung der Figuren, sowie 
die Komposition, gleichen vollkommen derjenigen Tiepolos, weshalb ich glaube 
rait Bestimmtheit annehmen zu können, daß Tiepolo den hauptsächlichsten 

*) So in der Pfarrkirche S*" Catarina ein Decken-Gemälde m der Sakristei, ferner in 
S. Bcmardino ebenfalls ein Deckengemälde, das den Sieg des Christentums Ober das Heiden- 
tum darstcllu Die Kirche S. Benedetio ist ganz von dem Künstler ausgemalt mit riesen- 
haften Deckenfresken, welche die Glorie des Hl. Benedikt, Evangelisten u a. darstellen. 
In der Umgegend ist u. a. der Chor der Kirche von Ncmbro von Orelli ausgemalt. Anderes 
an anderen Orten {s. FOssli, Die besten Künstler der Schweiz IV). 

•( Joh. Casp. FQssü, Die besten Künstler der Schweiz Bd. IV. S. ia6. 

*) Vincenzo De Vit, II Lago Magglore Bd. II parte I, S. 511. 



i6o 



und Kolorit, wie die Werke in Bergamo, weshalb diese Arbeiten, soweit 
eigenhändig, offenbar auch von G/an Antonio Oreili geschaffen wurden. 
Desgleichen eine Glorie des Hl. Augustin in der Kirche S"' Catarina zu 
Locarno. Anders aber verhält es sich mit einem großen Deckengemälde, 
welches ein Urteil des Paris darstellt und sich im großen Saale des Palazzo 
Rusca befindet, der ehedem der Familie Oreili gehörte (Abb. 41). Es war die 
Wohnung eines Zweiges der Familie, welche den Beinamen degli Emilii oder 
Aifieri führte. Dieses Gemälde wird im Bollettino Storico della Svizzera Italiana 
1880 den Oreili zugeschrieben, die Frage aber offen gelassen, ob es von 
Baldassare oder Gian Antonio stamme. Das Gemälde ist aber bezeichnet; 
deutlich habe ich auf ihm die Inschrift gelesen: 

JOSEPH ORELLIVS 
in* et pin* A° 17/3. 

Also ein ganz neuer Maler der FamiÜL" Oreili, der bis jetzt noch nirgends 
erwähnt ist, und auch in Locarno selbst noch völlig unbekannt ist. Der Stil 
dieses in Ol gemalten Bildes weicht auch ganz entschieden von den dem 
Gian Antonio zugeschriebenen Werken ab. Es sind dunkle schwere Töne 
und auch die Komposition ist ruhiger, gedrungener. Auch die Physiogno- 
mien der Figuren, sowie die ganze Gestaltung erinnern keineswegs an Tiepolo, 
wohl aber wäre es dem Stil nach möglich, daß dieser bisher unbekannte 
Oreili Piazzettas Schüler war, und so die Verwechslung in der Überlieferung, 
welche, wie oben erwähnt, Gian Antonio als Schüler Piazzettas ausgibt, 
entstanden ist. 

Noch zwei andere Bilder habe ich als beglaubigte Arbeiten des Giu- 
seppe Oreili gefunden, welche von Füßli dem Gian Antonio zugeschrieben 
werden 'I. Sie befinden sich in der Pfarrkirche von Verscio, in der Gegend, 
die den Gesamtnamen Pedemonte trägt, an der Strasse ins Vigezzo Tal. 
Das eine dieser Bilder, das den Hochaltar ziert, stellt das Martyrium eines 
Heiligen im Harnisch dar, der mit der Axt niedergeschlagen wird. Das Bild 
ist lebensvoll aulgefaßt, aber ebenfalls dunkel im Ton gehalten. Das andere 
ist ein Fresko und befindet sich über dem Taulstein in einer als Taufkapelle 
dienenden Nische (Abb 42). Es stellt die Taufe Christi durch Johannes den Täufer 
dar. In sehr liebenswürdiger Weise kam mir der Geistliche, an welchen 
ich mich um nähere Auskunft über die Malereien wandte, entgegen. Er sagte 
mir, es seien noch die Quittungen des Malers im Kirchcnarchiv vorhanden, 
über für die Bilder empfangene Bezahlungen, und bemühte sich sofort die- 
selben hervorzusuchen. Es waren zwei Quittungen, welche zum Vorschein 
kamen, beide ausgestellt von Giuseppe Oreili und beide vom Jahre 1769. 
Die eine, datiert 11. Januar 1769, bescheinigt den Empfang von 50 Zecchini für 
das gro(Se Gemälde am Hochaltar. Die andere, vom 30. Juni 1769, lautet auf 
817 Mailänder Lire, für das große Bild und auch für die Malerei der Tauf- 



') Joh. Casp. FOssli, Die besten KOnstler der Schweiz LV. S. ta6. 



i6i 



kapelle. Somit also sind das Hochaltarbild und das Fresko der Taule Christi 
in der Kirche zu Verscio beglaubigte Arbeiten von Giuseppe OrelH und 
1768" 1769 gemalt. 

Was den Stil anbelangt, so ist besonders die Taufe Christi ein schönes, 
und für diese späte Zeit noch recht ruhiges und edles Werk. F'reilich die 
Obertrieben zum Ausdruck gebrachte Bewegung von Johannes und auch von 
Christus zeigt, daß wir unc im Zeitalter des Barock bcHndcn. Die Gesichter 
aber sind durchaus edel und 
fein empCunden, weit entfernt 
von übertriebener Süßlichkeit, ja 
das Gesicht des Engels neben 
Christus erscheint fast herbe 
und wie ein Portrat nach dem 
Leben. Auch das Kolorit ist satt 
und schön, ohne allzu dunkel zu 
sein. Es liegt hier ein Ernst 
und eine Würde in der Auf- 
fassung, wie sie Gian Antonio 
stets vollkommen Iremd ge- 
blieben ist. Giuseppe aber hat 
noch eine echt künstlerische 
und tiefe Empfindung, die wie 
ein letzter Nachklang aus der 
Blütezeit der Malerei im 16. Jahr- 
hundert uns anmutet. Während 
Gian Antonio Feiice der geniale 
Meister war, der flüchtig ohne 
viel inneres Gefühl mächtige 
Fresken an die Wände und 
Decken von Palästen und Kirchen 
hinwarf, der echte Schüler Tie- 
polos, ist Giuseppe Orelli zwar 
hausbackener, aber auch desto 
gediegener und sorgfaltiger in 
seinen Arbeiten. Beide Künstler 
siml grundverschieden und daher 
ihre Werke dem Stil nach leicht 
zu unterscheiden. Gian Anto- 
nios Gestalten sind bei näherer 

Betrachtung süßlich und manieriert, die Gesichter Giuseppes edel und ein- 
fach. Deshalb bin ich geneigt Giuseppe Orelli, außer diesen beglaubigten 
Bildern, noch die sehr schöne Verlobung der 111. Catharina in S'* Catarina in 
Locarno zuzuschreiben, welche für ein Werk von einem Orelli ausge- 
geben wird. 



vOi 



'^/ 



42. Giuseppe Orelli. Fresko Ober dem Taufetein 
der Kirche von Vcrscio (1769). 



i6a 

Gerne hätte ich noch mehr über diesen von mir wieder entdeckten, 
bisher unverdientermaßen vollkommen vergessenen Giuseppe Orelli erfahren, 
vor allem sein Geburts- und Todesjahr. Erkundigungen, welche ich nach 
dem Familienarchiv^der Orelli einzog, blieben für meine Zwecke resultatlos ')• 
Somit kann ich bis jetzt Über Giuseppe Orelli mit Bestimmtheit nur sagen, 
daß er in der zweiten Hälfte des i8. Jahrhunderts in Locarno tätig war, 
woselbst beglaubigte Werke seiner Hand von 1768— 1769 und 1773 vorhanden 
sind. Möge es gelingen, das Dunkel, das bis jetzt noch über diesem von mir 
entdeckten Künstler ruht, noch weiterhin zu lichten. 

') Man sagte mir in Locarno, das Familienarchiv der Orelli befände sich in Zürich. 
In Zürich aber erfuhr ich, daß sich in dem Archiv nur Dokumente befinden, welche sich 
auf den in der Reformationszeit des Glaubens wegen in diese Stadt übergesiedelten Zweig 
der Familie Orelli-Muralt beziehen, während die Künstler Orelli dem in Locarno verbliebenen 
Familienzweig angehören, der den Beinamen «dei Capitani" trägt. 




Notizen zur Geschichte des zürcherischen WafFenwesens. 

Zusammengestellt von R. IVegcli. 



Auszüge aus den Seckelmeisterrechnungen. 

1337- 1798. 

(Fortsetzung.) 

2 ff M. Hans MAnner armbruster, 
4 U Hans Muttschällcr hämischer. 

10 U Heinrich Kuntzen bnchssenrncJster. 
X ff Felix Murer annbrustcr, 

3 ff M. Hans Manher armbruster. 
10 ff M. Cuntzen bOcIissenmcistcr. 

4 U M. Hans Mutschäller hämischer. 
[ ff Felix Murer armbruster. 

a f7 M. Mcnhcr armbruster. 

4 ii M. Hans Mutschäller hämischer. 

1 it Felix Murer armbruster. 

10 ff M. Cuntzen büchsscnineister. 

2 ff M. Menher Armbruster. 

1504. 4 ff den arnibrustschutzcn für hollz die stubcn ze heitzcn ein jar. 
I ff den schwöstcrn im grimen ihurn ufl' unser hcrrcn tag. 

1 ff" 10 Q als wir inschribent und die Rechnot vom bOchaen und armbrustschieOcn 
lind schoZder machotend. 

baffen und Schießen. 

2 ff 10 ß Undcrstatschribcr umb die Ramen in gaden da man in haflen uflgenoin- 
men hatt. 

33 ff Jacob Ascher und Cunraten von Chünsen als sy die unsern hüetter wider heim 

fcrtigotend. 
37 ff 10 Jacob i^schcr hatt er den knechten in der Statt gen 10 tag. 
15 ff Jacob Äscher als er die knecht zum letsten im armbnistschießen bezalt. 

5 ff 5 ß II '^ nam Wick band die armbrustschutzen zum Roden zum morgenbrod 
verzert an dem win. 

3a Sf 15 ß den armbrustschOtzen umb brod und birren zer abend Qrten. 

X ^ 10 ß Hanss Cunrat Grebel umb ein Risen bapir nam Jacob Hab. 

I /7 10 fl Hans Cunratt Grebel aber umb ein Risen bappir. 

54 u M. Hans Löwen umb 121 affentür fenly von schützen ze malen den Kein und 

zil und die schilt an die legeilen. 
91 ff" Jacob Ascher & Cunraten von Chünsen als sy uff unser herrcn tag die knecht 

in und vor der stat aber zalten. 
8 // I ß band die buchsenschutzcn zum morgen uff dem Raden verzertt an dem win, 
33 ^ 10 Jacob Ascher ze letst den hüttern als das bOchsenschießen ußgieng. 
218 /7 6 ß nam Wick unib schenkwin in die legcllcn so den bQehscn & armbrust* 

schützen uff den blatz geschenkt ward. 
99 ii 10 ß Nam Wick umb brod und birren den buchsenschutzcn ufl den blatz zum 

abentbrod. 



104 

6 /7 Hans Cunrat Grebel umb 4 Risen bappir. 
4 ß 6 A dem Ringler umb bappir. 

1 '/ 10 fl Hans Cunrat Grebel umb i Risen bapir. 

II // 10 ß Mathe StoU umb 11 stück höltzin geschir zu beiden schießen. 

4/7 18 ß 2 ^ band die so man den hafien Qß rüflt an win und an brod gehan. 

a ft Nam Wick band sy ufif der Schützen stuben verzert. 

63 9f II ß 6 ^ dem Bumeister umb die fenly zun affenthüren ouch seket und macher- 

lon und anders. 
914 fl ist am Toppel hinder gewesen dz er minder bracht hatt dan die afientüren 

in beiden schießen die man hatt müssen bezallen gewessen sind. 

7 fl ußgen löffem Springern und steinstoßern. *) 

34 S 15 ß Felix armbruster hieß Gerold Meyer und Meister Fry uff sant Kathrinen tag. 
33 Qf 6 ß 6 tf nam Cunrat Wust den bOchsenschützen umb bulfer und bly. 

72 ff den armbrust und buchsen schützen umb tuch zu affenthüren. 

IG S den Zügmeistern umb 17 handbüchsen kouffend sy uß Hanß Tungers plunder. 

73 fl 13 ß 6 (V umb 8 Zentner 89 ff salbetter hießend zügmeister. 

9 ff M. herrich Kuntzen von 18 handbüchsen ze fassen hießend zügmeister. 
4 S dem jungen Binder von der schützen stuben ze heitzen i jar. 
69 ff 2 Vi ß M. Aberlin was man im bin besen schuldig bliben so man im schießen 
verbracht hatt. 

2 eim frömden Büchsenmeister von Nflrenberg. 

24 8 dem Cunrat Rechberg umb schüßlen den knaben zu affentüren. 

4 ff Felix Murer armbruster. 

40 ff herrik Kuntzen bQchsenme ister. 

16 ff M. hans Mutscheller hämischer. 

8 ff M. hans Männer armbruster. 
Unter den Einnahmen: 

461 ff 7 ß ist am haffen fQrgeschossen Ober das so die affentüren bezalt worden sind. 
334 ff 5 ß TO ^ hat der Scholder bracht über allen costen. 
130 ff 13 ß II (V hatt dz Keglen bracht über allen costen. 

7 ff 2 ß gab Hans Keller uff wächsel uff" 208 fl als die schützen müntz an toppel 
gabent. 

24 fl I ff 7 ß ist fQrgeschossen an aff"entüren über dz so schriber zeiger und ander 

davon ußgericht worden sind. 
1505. II ff den buschen schützen für bulffer und stein ein jar. 

25 fl 7 ß 8 i> um 304 ff salbetter hießend zug meisten 

aofliff8ß2'tum 249 pfund salbetter und da von in tum zu tragen hiescnd züg- 
meister. 

40 fl I ff 13 ß um 492 '/i pfund salbetter und davon in turn zu tragen hießend die 

zügmeister. 
37 fl 13 ß 4 iV um 4 Zentner 31 // salbetter ein zentner um 8 fl 10 ß. 

3 ß von dem salbetter in den tum zu füren. 

1 ff gen dem Velix armbruster von einem armbnist inzfassen von. 

96 // 2 ß ) ist man dem vogt Löwenberg bi rechnung schuldig bliben um a'/t 

23 fl 17 ß 4 iV I Zentner und 16 'ja // salbetter kost ein zentner 8 fl ein ort. 

2 ß 6 t> vom salbetter in thum zu tregen. 

43 fl I ^7 17 gen um 5 zentner und 19 (f salbetter kost i zentner 8 fl 1 ort. 
6 ß gen von salbetter in thurn zu ftlren. 

24 U Felix Murer armbruster hiesend zügmeister. 

4 ff uff* der schützen stub für dz holtz. 

') Die Summe der hier verzeichneten Ausgaben für das große Freischießen betragt 
920 fl und 713 ff I ß 13 i>. 



i65 



36 fl den buschen und armbrustschotzen um tuch zu affentOren 
59 fl I U u ß 4 A gen um 7 Zentner und 25 pfund salbetter jeg ein zencner "um 

8 n ein ort. 
6 ß gen da von In thurn zu fOren. 

28 // 3 ü gen um blalen dun knaben um aflTenthÜren wz 70 ff i '/« fierling. 

29 (V 4 ß 10 «V gen um 1 % Zentner und »7 « 3 fierling ein Zentner um 8 fl i ort 

salbetter. 

2 ß davon in thurn zu Olren, 

16 a Hans MutschcUer der harnischer. 

4 U Felix Murer armbruster. 

8 fC mcister Hans Mencr armbruster. 
40 E heinrifh Kunt^cn buschenmeister. 
1507. 6 B den armbrustschützen uö unser Herren lag. 

24 V* fl den Schützen so zu Villingen gewesen warent und als vil gewunnen hatten. 

10 ß dem Sigersten von büchsenliuß zins. 

1 ff" dem kramer Muller umb ein Ulman hießcnt die zügmcister. 

5 ß von der Ulmen zu sagen so die zügnieister ko .11^ halten 

6 U den bOchsen schützen uff unser herren tag. 

11 S^ 17 ß den Büchse nschotzcn umb bulffer. 

10 ß Felix Brenwald vor der buchsen so Heiny Freyensleln hat zu bessern. 

37 fl I03 a 13 ß 7 ** umb 9 zentzner 48 u Salbetter den von Sidwald cost der zentner 

8 fl I ont und davon m tum zu tun. 
27 tf 2 ß 6 <> Cunratt Recliberger um 73 7« ft ziny schQsseln den Knaben zu aben- 

turen zu schiessen. 
18 (I den Armbrustschützen umb tuch natu Heinrich WIO. 

18 n den büchsenschützcn umb lud» nameni der Haberschmid imd Bernharll Schmid, 
la /Y Wolffgang Birensti] Ringharnischer ') 
8 fC meibter Hans Menncr. 

40 S^ meister Heintzen Kuntzen büchsenmeister. 
4 ff Felix Murer armbruster. 
'50Ö* 3 fl den Büchsenschütxen uff unser Hei ren tag. 

3 fl den armbrusischützen ufl" unser Heren tag nam Heini Tig. 
10 /7 19 n 6 1I' den büchsenschUtzen für bulfl'er und stein. 

30 fl 39 ß \o ü umb dry zentner und 75 '/« & salbetcr, i zenlner umb 8 fl \ ort. 

3 '/i ß davon in tum zc füren. 

4 U umb holtz ufl die schützen stuben. 

2 ü7 4 ß 7 ■> umb den umbhang ufl die schützen stuben. 

42 ii Ulin Schcppin von Oberrieden umb 140 spieß, ein spieß um 6 ß. 

90 B Hansen Aman umb 300 spieß. 

90 ff Hansen Horner umb 300 spieß. 

81 ff Hanü Wisen umb 270 spieß. 

32 ff II ß Hanß Horner, Hanß Wisen, Aman und Gimper umb 451 schafl'ellinen. 

18 fl den Büchsenschützcn umb tuch zu aflenthurcn. 

18 ff 16 ß Cunrat Rcchbcrgcr umb schußlen den Knaben zu affenthOren und von 

zweyen schcnkkanlen ze besscni. 
18 fl den armbrustschüuen umb tuch. 

4 S dem jungen Pröpstly von der schOtzenstuben ein jar ze heitzen. 
15 ';■ fl 18 ß 8 ■* umb 3 zentner und 72 ff schwebel und dem Stumppcn Furlon von 

Costentz har ze ftlren, 
146 n 1 /? um 36 zentner und 64 ff schwebel dem Hübe von Augspurg umb t 

Zentner 4 fl. 



^ Bh'ensti] bezieht nur drei Quartalsrntrn seiner Besoldung. 



i66 



4 t Felix Murer armbruster. 
8 flf M. Hanß Manner. 
40 c H. Heinrich Kflntzea bQchsenmcister. 
510. I ff eim frömden BDchscnm eiste r. 

13 ff den armbrustschOtzcn und bQchsenschatzen uf) unser Herren tag. 

14 ff den bUclisenschüLzen i jar fOr bulPer. 

34 ff ta ß Pettcr FOßli um Ba zQg in die nabcn zu den büchscn. 
90 ff 10 fl von zweyen Karren die Reder von den büchsen ze beschlachen. 
30 ß Pettcr Graffen hatt spieß ufl dem Rathuß zu recht gelcit 
13 ff Herrich Kuntzen von zweycn bQchsen ze fassen. 
IG H dem wagner um 4 Reder zun bOcHsen. 
4 ff 6 ß von Spangen und behenck an die büchß. 
4 ff dennen uff der schützen Stuben ein jar für holtz. 
4 ff der Junckfrowen uff der schützen stuben alß mit den knechten zum babst waß 

zogen. 

13 ff M. Herrich Kuntzen hießend zugmeister. 

33 ff II ß Kunrat Rechberger umb 63 ff blatten den Knaben zu aflenthCtrcn. 
36 n den armbrust und bQchsen schützen umb tuch zu aBenthOren. 

2 ff dem wagner umb 2 böm zu den bflchsen. 

3 ff 2 6 A M. Winkier von einer alten Buchß zu beschlachen. 
30 ü Cunral Sloller umb i Nußboum, Nament ZOgmeister. 

3 ff 15 ß M. Herrich Kuntzen büchsennicister hießcnt ZQgmeister. 
j ff dem Fabian, maler von den buchsen rot an ze strichen. 

4 ff Felix Murer armbrustcr. 
40 ff M. Herrich Kuntzen buchsenmelst^r. 

8 ff M. Hans Männer. 
Unter den Einnahmen: 

14 ß 6 t^ ist mir worden von dennen bdchscnsvliutzcn so dz bulffcr nit gnomen band. 
39/7 7 ß 6 if gab meister Wick hatt er gctäst ab 105 spießen ein umb 7 '/• ß. 
30 ß gab M. Wick umb 4 spieß. 

5 ff 5 ß gab meister Wick hatt er glöst ab spießen umb ein 7 */■ ß< 
15H. 4a ff 5 ß Pettern Füßhn umb ein Stein und mndel darin ze gießen hießend zugmeister, 

6 11 den Armbrust und Buchßenschützcn uft' unser Herren tag. 
16 ff 7 V* ß den BüchßenschQtzen i jar für bulfer. 

5 ff 13 ß M. Heinrich Cuntzen Buch ßen meister hießend zQgmeister. 
36 ff 10 6 r)( dem Rudolf Sengen, Hans FOßU, Hans Frommen und Rudolf Hoffman, 

als sy zu Bremgartten im büchßenschießen gwunnen hand. 
30 ff 5 ß dem Lutschgen von den Büchßen und von trucken zcbeschlachcn, hießend 
zugmeister. 

6 ff 7 Vt ß I Icrr Velix Grebcl und Caspar Goldli haltend sy gen umb tuch zun ladungen 

7 ff 15 ß Meister Heinrich Büchflenmcister umb tuch zun ladungen hießend zflgmcister 

4 ff 3 ß 8 iV Lienhart Zeiner Vom Stflngly zum vftnly und von Schütten an die piachen 
an die legclen und pOdißcn zcmachen. 

7 ff 15 ß Herr Velix Grebel haltend die zugmeister ussgen umb allerley so sy zun 
Büchßen prucht haltend. 

5 ß Lienhartten vom Bulffcr und vom zOg in dz Schiff zethun. 
18 fl dem Fryen umb Zündseil zum Bulffer. 

9 ff 5 ß 6 r> M. Huwelman umb Ariß Scharttcrnaysiden dem Sidcomayer umb a Schilt 
umb wiß gmangt tuch und umb bendel vom meßgwand und zur Scheid 
zum paner und darvon zemachen. 

4 ff Pettern Studcr vom SchOtzcnvanli ze malen und zegülden. 

(Schluß folgt) 



Kleinere Beitrage. 



Die allen Kachelöfen Im Rathouso zu Chur. 

_ Nachfolgende Mitteilungen von F. von Jecklin wiederholen wir aus dem »Freien 

Rätier" (4. April 1907). 

Kür das Rathaus bestellt wurde der Ofen in der Bürgerratskan^lei, der mit dem 
schönen Rcnaissance-GetAfcl aus dem Menhard'schen Zimmer ein harmonisches, stimmungs* 
Voltes Ganzes bildet. Über die Entstehung dieses Winterthurer Ofens unterrichtet uns ein 
Brief des Hafners selbst, der auf den Abschluß dieses Geschäftes ein Streiflicht wirft. 

Das Schreiben datiert vom 27. September 1632 und hat folgenden Wortlaut: 

Min grutz, sanipt willige dienst seye euwcr ehrsame wyßheit jederzeit zuvor. 

Dem nach ich euwer jüngst an mich gcthancs schriben zu recht empfangen und den 
Inhalt, wegen deü offcns, wollvcrstanden, so sey zu wüßen, daß ich ungevar vor 3 wuchen 
ein schreiben an hcrrcn buwmeisters Cazins sl. erben zwar an in selbs, wie ich aber ver- 
standen, daß er gstorbcn sey, nach Chur geschickt» darin ich dann vermeldet, daß der offen 
in 3 oder 4 wuchen werde fcrttig werden. Nun aber ich in cQwerem schriben mag 
mercken, daß euch min schriben nit zukommen, wil ir deß selben nil gedänkend, so sey 
zu wQßen, daß der offen von hüt Über 14 tag, so sin wirt der 4. tag Wymonat allts callen- 
ders, nach ZOrich kommen und so dann die gclegenhcit und fuor uGT dem waßer vor- 
handen, wil ich selbs verschaffen, daß er ingladen und fort komme. Und so bald er fort, 
will ich alsbalt dem offen nach und in ufrichten. Wollend dann verschaffen, daß wann er 
zu Wallenstat ankörnt und widerum uff die wägen oder achs ufgeladen wirt, so muß man 
deß Zeichens achten, daß ufl" tien faßen gemacht oder geschriben ist, welches also ist 
(OBEN). Also daß daO zeichen, wann die faß gladcn, uf den faßen zu oberist seye; dann 
die arbeit darnach ingcmacht ist. Wollend auch verschaffen, daß mann im füren gut 
sorg habe. 

Diß habend Ir von mir zu cwcr nachrichtung. Wollend euch auch mit leim und 
anderem, waß man bcdarfl, versehen. — Was die kelte antriflt, ist es noch allwil 
noch nit zu spat. Ich hab im min lezten schriben eines paß zedels begert, so ich 
eines bedOrflig werc wegen der reiß, daß ich dcßtcr eh fort keme. Und so ihr meindtcnd, 
daß ich eines bcdörfne, wer min bitt, wollend mir einen laßen zukommen. Bit derwegcn 
wollend verschaffen, daß der ofen nit lang uff der straö bleibe, sonder angentz fortkomme 
und bi cOch an ein gwarsam ort gelegt werde. Wollend auch die faß bcschloßen laßen 
ligen, bis ich selbs komme und dieselben uf thüe, damit als bi ein anderen hübe und nOt 
verzogen werden. 

Sind hiemit nochmallen von mir grüz tmd gottlicher allmacht woU befoUen. Geben 
den 27, tag Herbstmunat anno 163a. 

E. E. W. dienstwilliger 

Hanß Heinrich Pfauw, haffner in Windterthur. 

Adrcßc: Dem frommen, vesten ehrcnvcsten, fftrsichtigcn, ehrsamen und wyßen herrcn, 
hcrren burgermeister Meyer der statt Chur, bi dem wilden mann, günstig zu handen. 

Chur. 

Original, Papier, Stadtarchiv Chur, Ratsakten; das Siegel (Pfau Qberm Hcnkelkrug, 
daneben die Initialen: MH-P) hinten aufgedrückt. 

Ende November 1633 scheint der sehnlichst erwartete Ofen gesetzt gewesen zu sein. 



i6B 



MMli dmi .VcncidMDns ös mrs f rin ^ So m 
Olwrtc«il TiAdi ttf doB TtharAirf i*pA 
Jakn mä aocfc recbanc woAr aolcfas weani kU 
bfvdK w«rda**, bcziMe der Scadtadvciber >oh. Ta 
fl» Galdea 36 Kr, 

Da «es ä taMJvea Geldwert —ifi ii lit wefAr 450 Fr. 
Frace oSea Mrfcm, cb danic die gssze KMihmi B e oder as* «■ 
wwde. 

2wQ ^f/ fwTnpmi' r OfeBn mb KsOMsse von Qmt komhmb is9 
waf CMifcB jafancknica noch ein driner fwtwdm ww^ 90 fics^ Ae VeraifldBg mbep 
hMen ■npr«m[Sdi dk AtafZtefte m Sieckbara Öfaa bkIkb Immb; «ie mcb aleZOnfte 
leiaencit ta Kii—Tit GlaigenUlde bd der Firaia Spengler beaceütea. 

Der akeau iHeaer Sceckboreer Öfen, «0 der Scfaneidcmaifk fl Um mend, trflgt die 
JflferaM 17m Er befindet lidi oiefal mehr a Orar, aoodera ist »tf ScUoft FttrsceMttjj 
«rifwtrtir 

Voo 1734 datiert der Zunft-Oleii auf der Qnircr Stadrfranrlei ; dk 
erhielt ent 1753 einen genalten Ofea; deraefiic steht jetzt anf dem StadH w J i i ei aai l e . 



Patent zu Gunsten einer venezianl&chen Glasfabrik In Lacamo. 

*D^ landamann Wasers von Underwalden bewilUgung, venediscbe glcser remaciien 
jbensyt gcbtrga. 

Wir etc. thund khund hicmit, -das lonamen und von wägen des Edlen gestrengen 
Herrn Johans Wasers RiUhers, panncr-Herrcn und alt Land-Amans zu Under Waiden, zu 
gunat und von wägen Johans Peters de Badis und siner mitthaff\en, an uns gelangt ist» 
wie bicn ein khunstrychcr vencdischer glasniacher an die Hand gesto&cn dermaßen er gc- 
ahmet gantzer Hoch loblicher Eydgnosschafft zu Lob. Eer and nutz im FlAckcn Luggaris 
ein brcnofcn uffzcrichicn und darzu artlidie gicser uff vencdische gatung, Es sig von 
schyben, trink oder sonst gschirren oder andcriey geferbte oder ungeferbte glcser zu 
brennen lassen, Diewyl aber er und sine mitihafften solUcbs nit anc großen merklichen 
coatcii nihoy und Arbcyt mögen zu wagen phngen und zu gwin und veriusest erwarten 
mOOen, wie »icl) der gwärb erzoigen werde, und khcjn zw\'fcl haben, so die sach miß- 
riethe mcngklichcm Qt>er den schaden Erst zu spott und zur fabel wurden, dargflgcn wann 
der gwOib ein nützlich forgang gcwunnc, das andere meer ufl nyd oder gyih ouch brönn- 
Oflcn wurden uflriclitcn und unbetrachtet das söUichs inen selbes grad so wol, als gesagten 
Johan I'etern de Badis und sinen mithalten zu nachteil reichen mochte, diewyl sovil waar 
ungrzwifclt nit wurde kouftihth Oberkkonimcn. Derhalbcn sin diemDiig pitt wäre Innamen 
vnrstat das uns gcvallen wolt, inen u(f zwcnzig oder zum wcnigoslcn fOnfzacben jar lang 
Privilegium zcgcbcn, und zustellen, sollich werk in gang, Qbung und nutz zebringen und 
by hochcr pecn und straff zeverpictten, das innerthalb obcrzclten jaren khciner dhein glaa- 
offcD wftder im (l&cken noch sonst uff der Herschafft Luggaris uftrichten, solle noch möge. 
So syend ay zuversichtlicher trostlicher Hoffnung mit Hüft Gottes ein Überfluß und wolfeile 
an glas in das Land zcpringen, sigcnd ouch des Vorhabens, sOlliche kunst dermaßen anze* 
richten, daß die dhcinem Eydgnossen der selbige zcicrnen beging, verhalten werden solle 
etc. So wir nun diß vorbcrürt anbringen und werbunge der notturfft nach gnugsamlich 
verstanden, da so haben wir zu f&rderung des gmeinen nutzes und damit andere meer sich 
guttcr kOnstcn und gwärben zu woffart des gmeinen vaterlandts zeundemämen, deß williger 
imd gcvliOncr syend, zu demselben irem nit unzimlichen anbringen (sover es mit gmciner 
4tiin und Zulassung der Übrigen orthcn Loblicher Eydgnosschaft zugan und beschächen 
mag) göttlich bcwilligot und inen das begflrt Privilegium fOnflzachen jar lang zuglassen 
und bestflttigott, doch alsover und mit dem Anhang, wann ettwar in der Eydgnosschafi 
wArc der sölliche kunsC von inen zcUmen begaren würde, das selbige inen nit voi^ehalten, 



i69 



i 
I 



* 



noch verborgen, sonders der anwärbcren erpieten nach, uff gepürliche gnugthQyung cnt* 
deckt und geoffenbart und dißvals nOtt verhalten werden solle ... * «Dat. 7a Decem- 
bris 1569" 

»Teutsch Spruch-Buch der Stall Bern* X X 

pag- 344 ^' istaatsarch. Bern, 
Wir wissen über das Zustandekommen und weitere Schicksal dieses Unternehmens 
nichts mehr. Die eidgenössischen Tagsatzungsabschiede schweigen davon ganzlich. Joh. Peter 
de Badis gehört einer sehr angesehenen Locarner Familie an. Der Gesuchsteller Landamtnann 
Johannes Waser, der wohl selber Antcithaber war, ist auch anderweitig als ein industrieller 
Mann bekannt. Kr kaufte so weit möglich alle Kischenzcii im Lande zusammen und trieb 
rationelle Fischzucht und großen Fischhandcl. — Elr scheint Zinngießereien und Ofncreicn 
eingerichtet zu haben, worüber ich ein andermal berichten werde. Waser, der aus kleinen 
Anfangen hervorgegangen, neben Ritter Lussi der bedeutendste Staatsmann Unterwaldens 
im XVI. Jahrhundert wurde, besaf* einen ausgesprochenen Hang zum Luxus und hervor- 
ragenden Kunstsinn. Nachdem er sich, um die Mangel seiner Herkunft zu verwischen, 
15Ö6 auf dem Reichstage zu Augsburg von Maximilian 11 hatte adeln lassen, baute er dJe 
Ruine des alten Meierturmes von Stans zu einem prächtigen Palaste um, aus dem das 
Landesmuseum das schöne „Rosenburgzimmer" besitzt. Da der deutsche Adcisbricf offen* 
bar nicht die beabsichtigte Wirkung hatte, Heß er sich zehn Jahre später von Heinrich III 
von Frankreich neuerdings adeln mit der Begründung «parce qu'il ne soyt pas rccunnu 
dans Ic paya de sa patrie cumme yssu de noble rage". Waser starb kinderlos löii und 
hinterließ sein Vermögen in sehr ungeordneten Verhaltnissen. 



Nachrichten. 

Basel. Augsl. Seit dem Monat April sind Ausgrabungsarbeiten im Gang. Der 
Hauptbau der bisher aufgedeckten Reste des sog. „Tempels* besteht aus einem länglichen 
Maucrrechleck von 30 v 40 Meter, Der Unterbau, ein mflchtiger Sockel von 3 Meter Höhe, 
ist noch vorhanden, vom Obergeschoß hingegen vorläufig nichts mehr. Dagegen wurden 
unter dem Schijtt verstreut zahlreiche Säulentrümmer gefunden. Die bis jetzt freigelegten 
Reste des offenbar durch Feuer zerstörten mächtigen Gebäudes sind nur Teile des Unter- 
baues, der ursprünglich nicht sichtbar gewesen ist. Die Außenfassade der Umfassungs- 
mauer war durch kleine vorspringende VVandpfeücr gegliedert. Diese, wahrscheinlich noch 
aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Geb. stammende Anlage wird durch einen langen Ver- 
suchsgraben mit dum einer andern Bauperiode angehörenden Bad am Fuß des Schönen- 
bohl verbunden. Neue Zürcher Zeitung, ai. Juni 1907. 

Bern. Bief. Die sogen, alte Mühle unterhalb des Technikumgcbäudcs wird abge- 
tragen; an ihre Stelle soll ein Neubau treten. Die MOhle war Jahrhunderte lang Lehen 
des Bischofs von Basel und fnhrte deshalb den Namen LehenmOhtc. 1653 wurde sie 
Lehen des adeligen Geschlechtes Theltung. 1663 kommt sie urkundlich als .Mühle im 
Hirzengrabeu* und 1772 als „Lochmühle** vor. Seit einem Vierleljahrhunderle diente sie 
bloß niich als Wohnhaus. Zwei Mohlesteinc, die noch neben dem Eingange zum früheren 
Mühlcraum liegen, verraten heule noch die ursprüngliche Bestimmung des alten Gebäudes. 
Durch den Neubau wird ein mächtiger viereckiger Turm, der sog. Stadtturm, zum großen 
Teile verdeckt werden. Der Turm, der zur Stadtbefestigung gehörte, hieß im 15, und 16. 
Jahrhundert Urschincnturm; im 18. Jahrhundert wurde er Schelmenlurm genannt. Kr ist 
aus Hartsteim|uadem aufgeführt mit Ausnahme des obem Teiles, der aus Tuffquadcm be- 
sldit. Das Innere tat in lOnf Stockwerke eingeteilt. 

Basler Nachrichten, 1907, Nr. 177. 





170 

KeuchAfel. Landeron. Les travaux de restauration de l'hötel de ville du Landeron, 
subventionn^s en grande partie par la Confödöration, sont conduits par M. I'architecte 
Colomb, de Neuchätel. Au mois de Juillet, lorsqu'on eut enleve l'enduit blanchätre re- 
couvrant le plafond de la salle de justice, on d6couvrit de forts jolis dessins polychromes, 
espÄces d'arabesques, qui seront conserves et soigneusement restaur^. — Ensuite, on d^- 
couvrit sous te badigeon qui recouvrait les parois de la grande salle et de la petite salle 
contigue, d'anciennes fresques assez intdressantes, datant probablement du XVl"»^ ou XVII"": 
si^cle. Ces fresques reprdsentent, sur Tune des parois, un sujet guerrier, — on yoit un 
combattant succombant sous les coups de la lance d'un adversaire, — et sur l'autre, un 
sujet glorifiant Tagriculture: un agriculteur conduit une charrue, de forme assez primitive, 
tirde par un cheval que guide un jeune adolescent. Ces fresques aussi seront restaurdes 
et contribueront certainement ä rehausser l'intörÄt que prdsentera au point de vue des 
monuments historiques I'hötel de ville du Landeron. — Ajoutons qu'une salle sera sp6- 
cialement destinäe ä servir de musäe, pour recevoir toutes les antiquitds interessantes con- 
serv6es au Landeron: coupes des confrdries, chaire de Farel, armes diverses, etc. 

Le Neuchatelois, 20 juillet 1907. 

Solothurn. Niedergösgen. Über die im ersten Hefte, S. 67, angezeigten Ausgrabungen 
macht Prof. Dr. E. Tatarinoff im „Solothurner Tagblatt" noch folgende Mitteilungen: 

»Die römische Villa in Niedergösgen präsentiert sich nach Beendigung der Arbeiten 
als eine kleinere Wohnung besserer Leute. Es sind sechs Räume bloßgelegt, von denen die 
drei untern durch Hypokauste heizbar waren. Der oberste, am besten erhaltene, bildete 
einen Vorsprung aus dem Hausgeviert und scheint zu Badezwecken gedient zu haben; 
daß auch dieser Raum heizbar war, beweisen die vielen Heizröhren-Fragmente, die darin 
gefunden wurden. Eine breite, sorgsam angelegte Treppe führte auf den mit Terracotta- 
platten belegten Boden hinab. Oftenbar war ein älterer, ebenfalls mit Backsteinplatten be- 
legter Boden schadhaft geworden Darüber war dann ein zweiter, analog konstruierter 
Boden angebracht, so daß der ganze, außerordentlich sorgfältig gearbeitete Grund etwa 80 
Centimeter dick war. Alle Winkel des Zimmers waren sorgfältig mit Leisten ausgekleidet 
Eine rings in Ziegelbeton eingefaßte Bleiröhre führte das Badwasser nach außen. Auf der 
äußern Seite befindet sich das Fundament der Mauer fast 3 Meter unter dem gewachsenen 
Boden. Das Traufwasser wurde durch einen besondern, mit Kalksteinplatten bedeckten 
Kanal abgeleitet. Im südlich an den Baderaum angrenzenden Zimmer war der schon be- 
rührte Mosaikboden. Der östliche Heizraum war sehr gut erhalten und wies noch alle, 
etwa 50, Heizsäulchen auf; darüber muß ein schönes Zimmer gestanden haben, wie die 
köstliche Wandbemalung, von der sich einige Spuren fanden, schließen läßt. Der Grund 
war weiß, mit roten Blumenornamenten bedeckt. Auf einigen Heizsäulchenplatten fanden 
wir einen eingeritzten Hirsch als Fabrikmarke. Auch große Tragplatten mit dem Stempel 
DVN. PATR. (Dunius Paternus) (vergl. „Anzeiger* N. F. VIIIJ S. 253) kamen hier wieder 
zum Vorschein, sowie Reste von Wagenbestandteilen, Nägel, Scherben, eine Fibel aus 
Bronze, eine Angel aus Bronze etc. Im Räume westlich davon ließ sich das Heizloch 
(praefumium) noch deutlich erkennen. Epigraphisch ist außer dem oben genannten Dunius 
Patemus noch interessant der bisher bei uns noch nicht bekannte Töpfer Toccinus und 
der schon von Mommsen in seinen Inscriptiones Confoederationis Helveticae Latinae zitierte 
und auch sonst noch bekannte Gemelianus, der, wie in Avenches, auf einer durchbrochenen 
und verzierten Bronzeplatte erscheint: THECA GEMELIAN (Theca Gemeliani?). Ich ver- 
mute, daß unser Gemelianus ein Waffenfabrikant war, der Scheiden fabrizierte; theca heißt 
Scheide, und die Zierart scheint ein Scheidenbeschläg gewesen zu sein. — Ein genauer 
Fundbericht wird im einzelnen den Nachweis zu liefern haben, daß diese Ausgrabung, die 
von der Leitung der archäologischen Abteilung des Solothurner Museums und mit der 
Unterstützung der Firma F. C. Bally Söhne in Schönenwerd durchgeführt wurde, ganz er 
freuliche und für die Kenntnis unserer engeren Heimat recht ersprießliche Resultate ge- 
zeitigt hat. Da einige Münzen des Kaisers Konstantinus II. (337—340 nach Christus) ge- 



lyi 



* 



funden wurden, so läßt sich vurlAufig sagen, daß das Haus in der schönen Lage über der 
Aare mit dem weiten Blick aber das liebliche GeUnde der Umgebung Aaraus in der Mitte 
des 4. nachchristlichen Jahrhunderts von behäbigen, kunstsitmigen Leuten bewohnt war/' 

— Auf der Frohburg werden unter der Leitung von Herrn Mcycr-Zschokke, Direktor 
des Gewerberauseums Aarau, Grabungen vorgenommen. Wo vom Schloßgraben her der 
jetzige Zugang zur Ruine führt, sind die Fundamente des Turmes bloßgelegt worden. Die 
Dicke der Mauern betragt 1,50 Meter. Die äußere Mauer gegen den Schloßgraben hin, an 
die sich der Turm anlehnt, hat einen Durchmesser von 2,50 Meter. Ein kleines Fenster in der 
Mauer bot Ausblick auf die Vorburg über der nördlichen Seile des Grabens. McrkwQrdig 
ist der Umstand, daß sich im Turme keine Stockwerke nachweisen ließen, dagegen zwei 
TQren zu ebener Erde hineinlührlen. Der große Burghof war rechts und links von Mauern 
eingefaßt, woran die verschiedenen Gebäude stießen. Der Grundriß eines solchen ist be- 
reits festgestellt. Die Distanz von der Vorburg bis zum südlichen Ende des Burghofes be- 
trägt 130 Meter, also ohne Burggraben ^irka xoo Meter. Einzelfundc, wie sie besonders 
in der Schuttmassc beim jetzigen Emgang gemacht werden, haben mit Sicherheit ergeben, 
daß die Frohburg schon zu keltischer Zeit als Refugiuni benutzt wurde, wie der Eppen 
berg. Wertvolle mittelalterliche Funde sind bis jetzt nicht gemacht worden; dagegen stieß 
man da und dort auf Spuren IrQhcrer Schalzgräberei. An zahlreichen Stellen der Mauer 
erkennt tiian auch noch die vernichtende Tätigkeit des Erdbebens von 1356, das die 
Burg in Trümmer legte. Nach Oütner Tagbhtt. 

— Wangtn. Im Juni d J. sind Kirche und Turm von Wangen bei Oltcn gefalleui 
deren Beschreibung in der Veröffentlichung »Die mittelalterlichen Kunstdenkmäler des 
Kantons Solothurn" (Rahn, „Zur Statistik Schweiz Kunstdenkmäler") S. 233 u. f. enthalten 
ist Eine im Auftrag der schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunst, 
dcnkmäler ausgeführte Sammlung von Aufnahmen des Inneren und v\uOeren und ein von 
Herrn Stadtbaumeister Schlatter in Solothum aufgenommener Grundriß geben im Bild diese 
charakteristische Landkirche in allen ihren Teilen wieder. R. 

Tössin. Mohnaszo. Bei Gelegenheit von Grabungen in dem Hause des Herrn Mino- 
letti (ehemals im Besitze des Herrn Migliorati) wurde im Monat Februar ein Grab ge 
Oflfnet, welches außer einigen Resten des Skelettes, wovon sich der Gesichtsteil des 
Schädels noch erhalten hatte, Broiucringe mit Bernsteinpcrlen und zwei Golasccca-Fibeln 
enthielt. 

— /Mtttino. Hier wurde am 9. März im Rebberge des Herrn Giulio Degottardi ein 
gemauertes und mit drei Steinplatten bedecktes Grab geöffnet 

ßollettino storico della S\nzzera italiana, 1907^ No. i —5. 

— St. AntoniHO, Richiamiamo qui un nostro articulo: La chiesa di St. An/otiino td 
ii litpinto ivi ora scoperto pubblicato nel giomale it Dovtrt del 33 settembre 1905 {Anzeiger 
1905, p. 257), neir intento di meglio sviluppare con qualche allra nota, c complctare la 
descrizione di qucl dipinto tratto alla tuce della pubbllca attenzione. A tanto ci inducono 
i lavori stati eseguiti per la conservazione del dipinto e aicune infurmazioni picne d'interessc 
che il M. R. Parroco Cavalli Don Gottardo ebbe la cortesia di fomirci, in occasione di una 
nostra visita lassü. — Si trattava die trasportare per divcrsi niclri una mensa d'allare in 
muro massiccio, davanti della quäle si era rinvenuto un'antico affresco, rappresentante la 
tigura di Cristo colle braccia aperte, dopo il grande sagriticio. 11 lod. Dipartimento dl 
Pubblica Educazione, prcvie le constatazioni opportune di una commissione di compeienti 
(dl cui faceva parle anche l'esimio professor Francesco Chiesa) consentiva ed assumeva 
il trasloco dell'afiresco prezioso, allo scopo di assicurame la conservazione. Con sommo 
piacere abbiamo potiito constatare, come il trasloco abbia avuto luogo con criteri razionali 
e con ingegnoso procedimento. Onde nessun inconveniente si ebbe. Anzi ottimo, lusinghiero 
fu il risultato dcl trasloco del pregevote dipinto. Qtiesto, protetto ora da una grande 
lastra di cristallo con adeguata cornice spiega sptendidamcnt'.' airocchio tutti i suoi amnii- 




lya 



rabili eflctti. j- Nessuna pictra sacra. aveva la itiensa, all'incontro : sotto la medesima, fu 
scoperta una piccola uma contcnente un vaso di vetro sottilissimo, in forma di bicchierc 
depresso, nel quäle sj trovavano reliquie, avvolte in pannoüni di seta. QuclJ'urna coUc 
reliquie, fu nunvamenle deposla sutto la iiiensa rimossa, dovc fu dcposto anche un docu. 
mcnto a ricordo deU'avvenuta cerinionia. - Non possiamo non altaniente apprezzare la 
saggia disposizionc prcsa dal lod. ConsigUo di Stato, grazie alla quäle fu salvato dalla 
disiruzione uji 'interessante cimelio d'artc antica nel nostro Ticinu. 

CoL Giorgio Simona (Popolo e Liberia, 8 gingno 1907I. 

— Vtrscio. Aflreschi nella chiesa parrocchiaie. Quando, nel 1891, vennero in lucc 
i dipinti medioevali nell'ancora esistente coro dell'antica chiesa parrocchiaie di Verscio, it 
professore Rahn vi accorreva da Zurigo, e piii tardi vi ritomava per rivedcre le nole che 
ne avcva presc e pubblicate poi nei MiUtlaUerhcheH Kunsidenkmäter des Cnnfons Ttssi» 
(monumenti artistici del medinevo nel Ticino — Craduzione di K. Pometta). Nessuno allora 
avrebbe detto che, dopo 16 anni. si sarebbero ritrovali, dietro quelli, altri dipinti piü an- 
tichi e piü intercssanli per la storia dell'arle e di quella chiesa, che non solo era centro 
delle Ire terre di Fedemonte, ma estendeva la sua giurisdizione a (utto il territorio di 
Auressio, in Vallc Ünscrnone. — II buon esilo delle nostre ricerche dobbiamo special-j 
mente al fine accorgimenlo del M. R. Curato Meneghelü Don Pio ed alta sua cortese coop 
razionc. — Sccondo gli aiinah della Parrocchta scritti solo nel XVIII secolo, la chi^a veniva 
consacrata nel 1214 (?) da Mons. Agostino Visconti vescovo di Vercelli. Essa aveva una 
lunghezza di mctri 33 (porticato, navata c coro, ossia presbiterio, compresi) per melri 7 di 
larghezza, comc gU avanzi dci fondamcnti danno ancor oggi indizio. Ora non rimanc 
che il coro, coU'arco trionfalc e circa due nietri di navata. Era rivolta come di rito ad 
Oriente, mentre !a chiesa in bei barocco terminata nel 1748, guarda a settentrione. 
parte esistente della navata antica si uniscc alla parcte ad Oriente, vicinu alla facciata öeXU 
nuova chiesa. Secondo le deduzioni che ora si possono fare, la navata cd il coro dovevano 
avcre il sofütto di travi a tavole. 

Per conoscere la presente situazione topografica dobbiamo premcttere, che la volt 
a crocicra, lardo gotieo, del coro c l'arco trionfale sono di costruzione posteriore. Difatti, 
a mcriggio, la volta a crociera basa sopra un muro speciale appoggiato alle paretc; un 
cedimento di queäta paretc niostra una larga tcasura che passa ollre I'attacco dcH'arco 
trionfale. Queslo poi fu chiuso durante i lavori della nuova chiesa per formare col coro 
la prcsentc capclla della Cotifraternita dtit Immacolafa che ha l'cntrata separau. Pero, ap- 
poggiata SU quel muro di chiusa e su quello della nuova chiesa, si costruäse anche una 
volta a botte ondc ottcnere un piccolo locale dctto 1/ ^egmto per riporvi arredi sacri, nel 
quäle si entra daJIa chiesa per una portictna dissimulata. — I dipinti ad aflresco, ora sco- 
perli, si trovano suUa paretc a meriggio dietro il muru ed una calotta della volta a cro- 
ciera, nonch^ sulle parti ancor visibili della facciata dell'arco irionfale. Chiudono quella 
parete un comicione alto metri 0,65 con ornato a foglio d'acanto verde, una larga fascia 
rosso pallido con fregio ad intreccio bianco, un bordino color giallo fra diversi filetiamcnti 
bianco'grigi. Questo comicione st ripele sulla slessa paretc che si allunga nella navatsbj 
Di sotto al comicione si ammira una graziosa Madonna, ta tcsta soavemente piegata,. 
Id sguardo espressivo; pare seduta sopra un trono, vcste e manto dl porpora, e ticne in 
grembo il divin ftgtio ponendogli la mano sulla spalla. A destra della medesima, ctnque 
santi, fra cui Sant'Antonio di Padova che e il piü vicino alla Madonna. A sinistra altrc 
«ante ignote, I'una in vcsle rossa. I'altra verde e manto rosso, ambcdue con una mano al 
petto. Tutte le figure sono circondate da aurcola d'oro. Si direbbc che tutta la parete 
ftno oltrc l'arco fossc dipinta. Questi aHreschi possono risalire alla fine del XIV secolu. Sulla 
sommitä dclKarco trionfale esistono resti dicornice; segue poi tutta la linca dell'arco stesso 
un bordo largo mctri o,ai con ornato ad intreccio color rosso ombrcggiato bianco con hlcttamenü 
a chiaro oscuro. La facciata dell'arco si divide in qualtro campi. I due superioii racchiuduno, 
sccondo l'usoj 11 tcma dell'anaunztazione di Maria. A sinistra di chi guarda, TAngcIo, a dritia 



m 



I 
I 



Mdria. Sopra la volta del sigrtto si vede ancora, un loggiato color rossiccio e in un cantiiccio 
rinscrizione minuscola: Ave Moria — gratia pUnn — Dominus^ hram — , il Santo Padrc 
ciiTondnio da dne teste di angioli in chiarooscuro, che colla desira benedice, mcnlrc col- 
Taltra soätiene un piccolo mondo — c la bianca colomba che posa sopra piccoli raggi rossi 
asfondo giallo.— Sottola mcdesima volta c nelsf^r^/ostesso, si vede parte della veste deirangelo 
— un bei damasco rosso su fondo giallo — e una parte della camera di Maria, ove questa 
sta genuflessa innanzi ad un leggio Ambo i pavinienti sono a scacchi nero e bianco. — 
[ due canipi inferiori sono due nicchie. In qiiella a sinistra, si presenta ia figura 
maestosa dt S. Antonio Abbatc — bella tesfa circundata da un aureola — bianchi capelli 
gli sccndono sulle tcmpia, lunga barba, abito con rtsvoUo al collo, camlce bianco, manto 
nero; tienc in mano il pastoralc a carnpanelloi porta zoccoli arrutondati. — Nella nicchia a 
destra e rappresenlato San Lucio che laglia un cacio Non ha aureola p«rche sanlo non ancora 
prociamato ma solo riconosciuto per tradizionc. Un sanCo simtlc fu giä trovato fra i dipinii 
medioevali scoperti alcuni anni fa nella chicsa coUegiale d'Ascoiia, purtante cpoca di pocci an- 
teriore a questa. — II dipintoraffigura un vero tipo di buon alpigiano, la tcstaela fronte com picla- 
mcntc copcrtc da un cappcUo grigio a larghc lalde rivolte in basso, il viso rotundo circundato da 
poche ciocchc di capelli biondi, senza barba; veste tunica color Celeste a maniche streite, 
giubba fino al ginoLchio nudi gli stinchi c bassi i calzari. 11 fodero del coltello appeso 
alla cintola. — Termina la iacciata deH'arco trionfale una bnse a riquadro con fascio iras- 
versalc. 1 dipinti di questa devoiio essere di un'epoca poco lontana da quelli dclla volta a 
crociera che il prof. Raliii descrive colla sua abitualc csattezza c saggio apprczzamento; 
egii, il Rahn, (issa l'epoca intorno al 1480. — Gli affreschi in genere sono forti; si dircbbcro 
degli cncauati, talmentc alcuni colori sono vivaci. Le carnagioiii uttenute su fondo bruno- 
chiaro, per sä stesse, non sono di grande efTetlo: ma lo ricevono dai contorni scpnati con 
ccrta maestria, le estreiniiä e la composizione sono in complcsso bcn discgnatc. Se si 
paragonano tutti qucsti dipinti alla pittura dclla piena dccadeiiza si sentc bciisi rinfluenza 
d'un risveglio dell'arte, ma st pensa subita che gli artistl, ptuttosto mestieranti, non potevano 
subirc tale inHuenza che molto dcbolmcnte. — 11 S. Lucio, di cui csistc la tradizione special* 
mente diffusa nel Luganese, non e da confondersi cd S. Lucio, uno dei primi vescovi della 
diocesi di Coira. Lra un alpigiano di Val Cavargna (fra la Val Colla ed il lago di Como) 
molto carilalcvole. Dopo aver falto burro, formaggio e ricotta, dal siero cavava ancora prodigiosa* 
mente formaggio che dislribuiva ai poveri. La picta del Santo era cosi premiata e nel 
medcsimo tempo suddisfatta Tavarizia e Pcsigenza del padrone. In un viaggio da Lugano 
all'alpe venne inscguito da alcuni malandrini e ferito presso Sonvico, ove si conserva una 
cappella in suo onorc, u 5anco ad una piccola fönte delta il Jonlanino di S Lucio, Fu pot 
assassinato sulla cima della montagna, che d'allora in poi si chiamo passo di S. Lucio, 
dove sta ancora un'oratorio in memoria delTawcnimcnlo. S. Carlo lo visilo nel 158a ai 
35 di luglio (Giussano, memoric scrlttc a Sonvicu). 

Nel coro a Crociero tarda gotico, alla parcte Orientale, dove ancora si possono 
vedere traccic d'altri dipinti, si scorge facilmente il poälo ove stava f'aUare di Icgno tutto 
dorato, che ora si trova nella nuova chiesa alla cappella detta del StpolcrOj beltissimo c 
ricco lavoro d'intagtio dclla fine del XVI sccolo: t un tempietto o santuario a niezzo otta- 
gono B divers! piani con due corpi che si allargano ai lati, sostenuti da angiolctti gcnuflcäsi 
appoggiati a sostegni adatti: gli scompartimenti del medisimo sono di diverse dimensioni 
e separati da colonne attortigliate; leggiadrc colonncttc che racchiudono nicchi d*ogni sorta, 
con santi ed cmblemi, allici, mensole, comici, frcgi, omati, riaizi e suiralto Ire staluelie che 
dccorano la sommitä cun ahbondanza di motivi che sono un complesso arnionico in ogni 
parte, c ricordano ancora l'epoca buona dcirarte. Qucsto altare e fra i pochi che rimaii' 
gono ancora di quel tetupo; sarebbe da deplorarsi sc venisse venduto, come pare sc ne 
abbia la intenzionc, molto piu a dcplorare sc dovease, come tanli altri rimarchevoU oggetti 
di chiesa, prcnderc la via dcIlVstero. Ci lusinghiamo intanto di vederlo un giorno brillare 
nel musco storico di Locarno, che si dovra iastallarc nel Castello mcdiocvate a ristaun 
compiuti. Col. Giorgio Simona (Fopolo e Libcrtä, 3 luglio 1907). 




«74 



Zürich. Zürich. Schon im Januar 1883 halle der Berichterstatter in einer Kingabc an 
die kantonale Direktion der öffentlichen Arbeiten auf den bedcnkUchcn Zustand hingewiesen, 
in dem sich das Hanpiportal t/is Großmiinsters befaiid. Dieser Eingabe folgte eine Zeich- 
nung, auf welcher die Teile hervorgehoben waren, welche der Auswechshnig bedürften 
und der Hinweis, wie sehr es Zürich anstünde, denen, die aus allen Teilen der Schweiz 
zur Landesausstellung sich einfinden würden, dieses hervorragende Denkmal in würdiger 
Wiederherstellung zu zeigen Allein erst vor wenigen Jahren haben Dank der Initiative 
des Herrn Kantonabauincisters H. Fietz die Vorbereitungen zu den Wiederherstellungs- 
arbeiten begonnen. Von sämtlichen Teilen, deren manche durch Verwitterung fast unkennt- 
lieh geworden waren, wurden Gipsabgüsse gemacht und auf Grund derselben durch Herrn 
Professor Josef Regl die Modelle ausgearbeitet, nach denen die neuen Skulpturen kopiert 
werden sollten. Als Vorlagen für die Ergänzungen haben alte Aufnahmen gedient aus 
einer Zeit, wo die Skulpturen noch viel besser erhalten waren, Zeichnungen des Kupferstechers 
Franz Hcgi, die sich im Besitze der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich befinden und 
1857 in ihren «Mitteilungen** veröffentlicht worden sind. Jedes fertiggestellte Modell wurde 
von dem Referenten mit den Abgüssen verglichen und aufs Eingehendste geprüft. Seit 
dem Mai dieses Jahres haben nun unter Aufsicht und Leitung des Herrn Kantonsbau- 
meisters die Arbeiten an dem I'ortale selber begonnen : Entfernung der vermorschten und 
verwitterten Teile und Ersatz durch neue in St. Margartrthener Stein, die in Blöcken ver- 
setzt und an Ort und Stelle von dem Bildhauer ausgearbeitet werden. Bei diesem Ao- 
lasse stellte sich heraus, daß die äußersten Matbsaulcn und erhebliche Teile der dahinter 
betindlichcD Halbpfciler schon 1844 erneuert worden sind Sorgfältige Zeichnungen und 
Photographien des bisherigen Bestandes und solche mit Angabe der neuesten Ergänzungen 
wurden von dem kantonalen llochbauamte aufgenommen Sie wurden im Schweizerischen' 
Landcsmuscum deponiert und diesem auch die fälligen Skulpturen zur Aufbewahrung 
übergeben. Rahtt, 

— Zürich. Vom 31 April bis 2. Mai 1907 war im Schwurgerichtssaale in Zürich 
eine Auslese aus den Schätzen des Archive* der schweizerischen Gesellschaft für ErhaltungJ 
historischer Kunstdenkmäler öffentlich ausgestellt Die dem Katalog beigegebene, von ProC^ 
Dr. J. R. Rahn verfaßte „Einführung" ließ den Reichtum und die Vielseitigkeit dieser Auf- 
nahmen tretHich hervortreten Dcv weitere Ausbau dieser mit eidgenössischer Unterstützung 
angelegten, im Landesmuscum deponierten Sammlung von Plänen, Kopien und photo- 
grahischcn Aufnahmen wird das Archiv der schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung 
historischer Kunstdenkmälcr zu einer eigentlichen Zentralstelle wissenschaftlichen Studien 
materiaics gestalten. Z 



Literatur. 



Bouerngeschirr, AUbernIschcs: Der Bund. 35. und a6. Juli 1907. 

Blondel, Augusle: Nicolas Soret, peintre en 6mail. Nos Ancicns et leurs oeuvrcs» Genfrve 
1907. N" a. 

Bulletin N*» IX de 1" Association Pro Aventico. Avec huit ptanches hors texte et deux plans. 
Lausanne, Imprimcrie Georges Bridcl & Cie., 1907. 

Burckhardt, Daniel: Matthäus Merians Jugendjahre, 1593—1625. Berichterstattung des 
Basier Kunstvereins Ober das Jahr 1906 Basel 1907. 
— Dürer und der Meister der Bcrgmann'schen Oftiztn (Dürers Basler Tätigkeit). Jahr- 
buch der Königl. PrcuGischen Kunstsammlungen. 38. Bd., 3. Heft. Berlin 1907. 

flurckhardl, l^r. RudoU: Hans Wydyz the eider (t=in in Basel zu Anfang des 16 Jahr- 
hunderts tätiger Holzschnitzer). The Burlington Magazine, Vol. XI, Nr. LH, Juli 1907. 

Charri&re de S^very, W : Notes sur quelques maisons de la nie de Bourg et leurs pro- 
prittaires au XVIIK et XI.X' sit^cles. Revue historique vaudoise^ 15« annec, livr. 
juin 1907, Lausanne. 



■ 



175 



Crosnler, Jul«s: Frainjois^G^d^on Revcrdin, dessinateur et pcintre. Nos Anciens et leurs 

CLUvros. Genfcve 1907, N" a. 
Echinger, Dr. Th : P. Pomponius Sccundus. Eiude annex^c au rapport du Gymnase de la 

Chaux- de- Fonds. La Chaux-de-Fonds, Imprimcrie du National Suisse, 1907. 
Egger: P. Bonaventura, O. S. B. Geschichte der Cluninccnscrklöster in der VVestschweiz 

bis zum Aulircten der Cister/ienser. Kreiburger historische Studien, III. Freiburg, 

Verlag der L'nivcrsitätsbuchhandlung (Otto Gschwend), 1907. 
Eisler. Robert; Die illuminierten Handschriften in K.irnten. Beschreibendes Verzeichnis 

der illummierten Handschriften in Usterreich, herausgegeben von Franz Wickhoff. 

Band II!. Leipzig, Karl W. Hieräcmiinn, 1907, f". Darin. Nr. 32 Seite 72 Liber 

precum cum calendario 1516, geschrieben im Kloster Gnadental an der ReuD. — Nr. 94 

S. 123: Drei BlÄtter mit altdeutschen Glossen, tat -deutsch, f", IX. 'X. Jahrhundert, aus 

einer vermutlich in St. Gallen geschriebenen Bibelhaiidschrift. 
Escher, Dr. Conrad: Leinibach. Ein Rückblick in die Vergangenheit. Zürcher VVtichen- 

chronik Nr. 21—26. Zürich 1907. 
Eicher-Hiriel. Dr. C : Mitteilungen über die Zürcher Bogenschrttzengesellschaft Ottiziellc 

Fcstzeilung für das eidgen. Schützenfest, Zürich 1907 
Forrcr, L.: Mörikofer, Johann Kaspar, Medailleur und Müiizgraveur Biographical notices 

of medallists etc- in Spink Ä son's monthly Numismalic circular. Vol. XV, No. 175. 

London 1907, June. 
Führer durch das Schweizerische Landesmuseum in Zürich, herausgegeben von der Direktion. 

Zürich, Verlag des Schweizerischen Landesmuseums. Druck von J. Spalti in Gtarus, 

1907. Mit j6 Lichtdruck tafeln. 
Qauthler,, Louis: Association pour 1a restauration du chateau de Chillon. Vingt ans d'exis- 

tcncc. Lausanne, iniprimeries reunies, 1907. 
Gtuasani, A.: Due nuove iscrizioni del Cantone Ticino. BoUettino storico detia Svizzera 

italiana, anno XXIX, N" 1 — 5. Bellinzona 1907. 
Hahn, E. : Schweizerische Schüuenfestmedaillen. Otliztelle Festzeitung für das eidgen. 

Schützenfest, Zürich 1907. 
HlegiJ, F[rdr.l: Zwei Trinkschalen zur Erinnerung an die Zürcher J lirsebrcifahrl 1576 nach 

Strabburg. Oftizielle Festzeitung für das eidgen. Schützenfest, Zürich 1907. 
Hinderer, Rudolf: Alte Schweizer Bauweise. Frankfun a M., Verlag von Heinrich Keller, 

1907- 36 Tafeln in Lichtdruck. 
HoUach, F : Der Feerenleppich im Historischen Museum zu Bascä Jahresberichte und 

Rechnungen des Vereins für das Histor. Museum. Basel 1907. 
Jahresberlchla und Rechnungen des Vereins für das Historische Museum und tOr Erhaltung 

baslerisoher Altertümer, Jahr 1906 Basel 1907. 4". 
Koegler, Hont: Zu Dürers Aufenthalt in Ba-sel Rcpeilormm für Kunstwissenschaft, Bd. 

XXX. S. 195 u. f. 
Lahmann, Dr. H.: Die schweizerische Sitte der Fenster- und Wappensclienkungen und die 

alten SchOtzenhfluser. Otlizielle Festzeiiung für das eidgen. Schützenfest, Zürich 1907. 
Martin, Alfred, Dr. med : Die militärischen Verhältnisse der Züricher Scherer und Nach- 
richt Über Felix Wirtz. S.A. aus der Medizinischen Klmik. Berlin 1907. Nr. t8. 
Mera, Dr. W. ; s. Shaw. 
Meyer von Knonau, Q : Die Gesellschaft der Schildner zum Schneggcn in Zürich. - Oberst 

Eduard Ziegler von Zürich Offizielle Festzeiiung für das eidgen. Schützenfest, 

Zürich 1907. 
Meyer, Fror. Dr. Johanne«: Über die von Prinz Napoleon dem thurgauischen Schützen- 
vercine geschenkte Vereinsfahne. Oflizielle FeaLzeitung für das eidgen. Schützenfest, 
Zürich 1907, 
Morell, Karl: Das Zürcher Freischießen von 1504. Offixielle Festzeiiung für das eidgen. 

Sciiützcnfest, Zürich 1907. 



176 

Moffaz, E.: Le tir du papegay ä Yverdon (suite et fin). Revue historique vaudoise, 

15« annde, 6« livraison, Juin 1907, Lausanne. 
Nabholz, Dr. Hans: Zur Vorgeschichte der eidgenössischen Schützenfeste. Die Sorge der 

Zürcher Regierung für das Schießwesen auf dem Lande in den alten Zeiten. Vom 

Gesellenschießen zu Zürich im Jahr 1504. Offizielle Festzeitung für das eidgen. 

Schützenfest, Zürich 1907. 
Peter, G. J. : Zum zürcherischen Schießwesen im XVII. Jahrhundert. Offizielle Festzeitung 

für das eidgen. Schützenfest, Zürich 1907. 
Pochon, A. und Zesiger, A. : Schweizer Militär, 2. und 3. Lieferung. Druck und Verlag 

von Scheitlin, Spring & Cie. Bern 1907. 4". 
Rambai, Joaoph: L'Horlogerie ä Genfeve (3- et dernier article). Nos Anciens et leurs 

Oeuvres. Genfeve 1907. »". 
Reber, ß.: Une pharmacie portative d'un medecin romain (au musöe de Sion). Journal 

des collectionneurs Ul, 35. Geneve 1907. 
Ritter, Ls. : Les nouvelles fouilles de la Tfene, 1907. Feuiile d'avis de Neuchätel, 2 mai 1907. 
Schmarsow; Über Konrad Witz und die Biblia Pauperum Weigel-Felix. Zeitschrift für 

christliche Kunst, herausgeg. von A. Schnütgen, XX. Jahrg., Heft 3. Düsseldorf 1907. 
Shaw, William A., Litt. D.: Lenzburg Castle. Printcd by H. R. Sauerländer & Co., Aarau, 

1907. {Das Historische nach Dr. W. Merz bearbeitet, das Bau- und Kunstgeschichtliche 

von Prof. Dr. J. Zcmp.) . 

St[ichler], Clarl]: Vom Glückshafen des großen eidgen. Freischießens zu Zürich im Jahre 

1504. — Das Lavaterhaus und die Kapelle des Bischofs von Chur, Untere Zäune 19 

Zürich I. Zürcher Wochenchronik vom 22. Juni 1907. ' 

— Ein Zürcher Gesellenschützenfest im Herbst 1472. Offizielle Festzeitung für das eidg. 

Schützenfest, Zürich 1907. 
Stroehlin, P.-Chr. : Une m^daille m6dicale genevoise. Journal des Collectionneurs, III« ann6e, 
No 34. Genfeve 1907. 

— Les m^dailles de la Monnaie f^dörale a Berne. Journal des Collectionneurs, III. 35. 

Genfeve 1907. 
Stücfcelberg, E. A.: Mittelalterliche Ornamentik im Bistum Chur. - Liturgische Glocken. - 

Schweizerisches Archiv für Volkskunde. 11. Jahrg., Heft i u 2. Basel 1907. 
WftllY, a. Ffr. J. J.: SchüUenwesen der Landgrafschaft Thurgau im 16. Jahrhundert. Offi- 
zielle Festzeitung für das eidgen. Schützenfest, Zürich 1907. 
Wegeli, Dr. R.: Zwei Zürcher Schützenpanner aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. — 

Schützengaben aus Zinn. Offizielle Festzeitung für das eidgen. Schützenfest, Zürich 1907. 
Wiedmer-Stern, J.: Petinesca. Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. 

III. Jahrg., Heft 2. Bern, Mai 1907. 
Wymann, Eduard: Die Schützengaben des Landes Uri 1794. Offizielle Festzeitung für das 

eidgen. Schützenfest, Zürich 1907. 
Zemp, J. : siehe Shaw. 
Zeslger, A.: Das Zürcher Heerwesen im XVIII. Jahrhundert. Offizielle Festzeitung filr 

das eidgen. Schützenfest, Zürich 1907 

— Siehe A. Pochon. 

Preis jährlich 5 Fr. Man abonniert bei dem Schweizerischen Landesmuseum, den Post- 
bureaux und allen Buchhandlungen. Den Kommissionsverlag für das Ausland besorgt 
die Buchhandlung Fäsi & Beer in Zürich. 

Beiträge und Mitteilungen beliebe man unter der Aufschrift „Anzeiger" an die Direktion 
des schweizerischen Landesmuseums in Zürich zu richten. 



Redahtlonshommlssion: Dr. H. Angst. Dr. H. Lehmann. Prof. Dr. J. R Rahn. 
» Prof. Dr. J. Zemp. 

Druck von Gebr. Leehann & Co. in Zürich-Selnau. 



/I .. n!, I : 



71 r - ■ ■■ ...\ 



.;: ':■ ' «I* I . i-.. ■■'■ .. ,.- M 1 ■-, .vM.'i, ■.,[/: M\:\ y .!,;,-i \\ ' ■..^. 

,.: .i!;-\' 1 1 r- . 1 ' .v \-.:. .:■■!/ !:M .Pi, ■ "l .^ 
■■■■; -/-i,'.!-,..! .U-t :. ■■-.._ .n-, .;,.;..; ,-.,,i,,:.) f:U :\\\/. -■■■ 

. r- ■ ' ,-, -■.-.,'■:.■,; .an ■■'■.,...' -V. i) '.: .,'.ct..^;;.i.) i'.\ i 

■■ '[ ■■' ■.. / , ,. >'/ ^X r :■.!■ v- .;,.. ;' 1 ,,._.,,. , .. . 

■'.-.- :.,., 1 >.-;..;:.. J .tU'.l r-. "• .ci;i,r;,.l| -.■-', !.^ .*'M »' 

., I' ^j ; :\ , -1 ■ - ■ ' ■ - -,:■..» l'i'.t ., (^ .. :. \ 'i-v^'. ! i i»i.>i ■ ■' >.,i' ■ ■ 

'■)!■ ^\ ,..'-■-•. I .'<. ■..-;■,!, * tü\ ■- ■ r .1 . > i M--. . ; I 



i.i . -.'I 



-iii. 



i ;i- 






•-i; 



.«;.■> I ; 



-1/. . ■ '-.l'l 






'II 



,ir'? 



1 1]'- '■ ilf. '. > liii.V 



ll'»lII/\' <.)>-- : 1 ■ ?(i, 






ANZEIGER 

FÜR SCHWEIZERISCHE 

ALTERTUMSKUNDE 

INDICATEUR D'ANTIQUITES SUISSES 

HERAUSGEGEBEN VON DER DIREKTION DES 

SCHWEIZERISCHEN LANDESMUSEUMS IN ZÜRICH 

NEUE FOLGE IX. BAND 1907, 3. HEFT 

Etüde sur les fibules de Tage du fer trouvees en Suisse. 

Essai de typologie et de Chronologie. 

Rar David Violiier. 
{Suite.) 

Concluslocs. 

Avec les fibules gauloises de fer. nous sommes arriv^s au terme de cettc 
premiere partie de noire etude. Avant de quitter cette region, il nous faut 
indiquer quelles conclusions nous pouvons en tirer. Au cours de ces pages 
nous avons dejä eu plusieurs fois l'üccasion d'en formuler quelqucs-unes; 
mais il reste certains poinls sur lesquels il est necessaire de revenir. Pour 
plus de clarte nous examinerons ensenible le Tessin et les Grisons, puis, ä 
part, le Valais. 

Un preraier point ä noter, c'est la presence dans des tombes remonlant 
tout au plus ä la fin de la premiere epoque du fer, de fibules en usage de- 
ja k la fin de l'epoquc du bronze, comme la fibule ä arc simple, Celles ä 
grandes et petites c(*)tes. La möme survivance se pr^sentera aux ^poques 
suivantes, oü nous constaterons par trois fois la presence d'une fibule ä sangsue, 
ou de la Certosa, dans des tombes contenant des fibules La T^ne iL A ce 
sujet. nous devons cependant faire remarquer que ces trois tombes ne präsen- 
tem pas toutes les garanties desirabics: dies furent tbuillees par le proprio 
taire du terrain, mais en dehors de tout contröle. On peut donc admettre que 
ces fibules etrusques dans des tombes» La T6ne II sont dues ä un melangc, 
ce qui n'est pas le cas pour les tombes dans lesquelles ont ete trouvees 
les fibules de l'epoque du bronze. 

Pendant la periode suivante nous rencontrons la möme particularit<* : 
dans des tombes contenant des fibules romaines parfaitement caracterisees, 
nous trouvcrons des fibules de la premiere p^riode de La Tene, 




178 

Nous pouvons donc, croyons nous, admettre comme une des caract^ris- 
tiques des cimeti^res de cette rögion, le fait que Ton peut trouver des fibules 
d'une ^poque antörieure encore en usage pendant une p^riode beaucoup plus 
r^cente. 

Que des fibules 6trusques se rencontrent dans des tombes, en compagnie 
de fibules gauloises du type La Tfene I, rien de plus naturel. Les populations 
gauloises, en s*6tablissant dans la vall^e, apportaient avec elles une civilisation 
qui leur ^tait propre; mais pendant longtemps encore les anciennes popu- 
lations qui n'avaient pas €16 extermin^es, et qui continuaient ä vivre ä cöt6 
des nouveaux arrivants, durent conserver leur civilisation particulifere. 

Nous avons d6jä attirö Tattention sur le petit nombre de fibules La 
Tdne II et III trouvees dans ces ciraetiferes. II faut d*abord remarquer que 
la plupart de ceux-ci appartiennent ä la p^riode etrusque, et cessent de rece- 
voir de nouvelles depouilles au commencement de l'^poque gauloise. Un seul 
d'entr'eux, celui de Giubiasco, commence ä 6tre en usage ä la fin de Töpoque 
etrusque, mais servait encore de Heu de sepulture au milieu du IP"" sifecle de 
notre fere.') 

Nous pouvons donc tirer de ces differentes constatations les conclusions 
suivantes : 

Les deux vall^es du Tessin et du Rhin sup^rieur furent habitees par une 
population stable dfes la fin de la prerai^re periode du fer ; population tr^s nom- 
breuse, groupee, au Tessin, surtout autour de la petite ville moderne de ßellin- 
zone, et dans les vallees voisines. Nous avons d^jä montre pourquoi, et 
quel röle joue dans ce groupement le passage en ce point de la grande route 
commerciale. Cette premifere pöriode dut etre assez longue et tr6s prospfere, 
ä en juger par le nombre et la vari^t^ des fibules d^couvertes. Cette popu- 
lation n'^tait pas guerriöre : du moins nous ne connaissons aucune tombe con- 
tenant des armes. Ces tribus devaient principalement vivre de l'agriculture : c'est 
pourquoi elles ^taient ötablies dans la plaine; mais elles devaient aussi vivre 
du transit des marchandises ; peut-^tre se chargeaient-elles de les transporter 
de la plaine du Pö jusqu*au Rhin; cette hypothfese expliquerait l'emplacement 
qu'elles avaient choisi pour y fonder leurs deraeures. En tous les cas c'ötait 
une population riebe, ä en juger par le nombre et la valeur des objets que 
contenaient la majeure partie de leurs tombes. 

C'est au döbut du VII''™*^ sifecle vraisemblablement que ces populations 
p6n6tr6rent dans la vallee. En effet, ä cöt^ des fibules datant de I'^poque 
du bronze, nous trouvons des fibules de la Certosa d'un type tr6s primitif. 
Or, d'apres les d^couvertes faites en Italie, on peut placer au V*""* si^cle la 
belle epoque de ce type.**) 

Qui etaient ces habitants? et d'oü venaient-ils ? 

Nous avons d^jä dömontre, en nous appuyant sur les beaux travaux 
d'Arbois de Jubainville et sur la survivance jusqu'ä notre 6poque de noms 

') Tombe 515, avec une monnaie de Lucille, fille de Marc-Aurfele. 
*) Montetius, Civilisation primitive de l'Italie, introduction. 



179 



lelieux termines en ASCO, en tres grand nombre dans la vallee, que cette 
population etait vraisemblablement d'origine ligure. On sait en effet que les 
Ligures occuptrent toute la vallee du Pö. Mais cette Hypothese pourrait, nous 
semblet-il, etre appuy^e par un argument tire d*un autre ordre de faits. Mr. 
d'Arbois admet que les Ligures avaient primitivement habitc les bords de la 
Baltique. 'I Dans cc pays, ils durent connaitre l'ambre; et en firent vraisem- 
blablement le commerce. II serait donc tout naturel qu'ils alent attache une 
certaine valeur ä cette substance, et qu'ils aieat aime ä s'en parer. Or les 
cimetieres tessinois sont d'une richesse incroyable en ambre. I*as de tombe 
qui n'en contienne quelques perles, seit sous forme de boucles d'oreilles, soit 
sous forme de grands et lourds Colliers. Cet ambre est rouge et doit pro- 
venir selon toute vraisemblance de Sicile. Mais serait-il trop temcraire d'ad- 
metlre que les Ligures ayant quitte leur pays du nord, et dans l'impossi- 
biliie de se procurer la belle substance doröe, gardant cependant leur pr6- 
dilection pour les parures d'ambre, soient devenus des clients du commerce 
sicilien? Notons qu'ils tiraient le corail qui orne leurs fibules de la m^me 
region: de Naples. 

Quant ä la directlon du mouvement qui peupla le Tessin, il semble bien 
qu*il s'opöra du sud vers le nord. Les Ligures durent penetrcr en Italic par 
l'Autriche, aprfes avoir suivi la voie du Danube. C'est de la vallte du Pö, 
en reraontant le cours du Tessin. qu'ils penetrerent jusqu'au Heu oü nous 
retrouvons Icurs nccropoles. Ce qui doone toute apparence de verite ä cette 
hypothesc, c'est que Ton ne retrouvc pas trace de cette civilisation au delä 
de la barri^re des Alpes, dans ce qui forme actuellement le canton des 
Grisons. Nous avons. il est vrai, rattachc les Grisons au point de vue archeo- 
logique ä la vallee du Tessin, mais les deux cimetieres qui nous ont engage 
ä röunir ces deux r^gions se trouvent dans la vall6e de la Moösa, sur le 
versant sud des Alpes, dans une vallee qui» si aujourd'hui eile dopend politi- 
quement des Grisons, dopend geographiquement de la vallöe du Tessin. 

Le Tessin fut donc ä l'origine habitö par une population ligxire qui 
occupa toute la vallee jusqu'au pied du massif du St-Gotthard; cette popu- 
lation avait du sejourner longtemps dans la vallee du Pö, oü eile s'eiait irouvöe 
en contact avec la civilisation que, avecMontelius, nous avons appel^e etrusque. 
Au d^but du IV-""" sifecle, une des tribus gauloises, qui devaient prendre 
Rome en 390, remontant egalement le Tessin, p^netra dans le terriioire habitc 
par les Ligures. Ces bandes guerridres, comme nous le prouve le grand 
nombre d'cpöes et de casques trouves dans leurs tombes, s'install^rent au milieu 
de l'ancienne population (il ne semble pas qu'il y eut lutte), et finirent par 
lui iraposer leur civilisation. 

Cette cohabitation pacifique des deux races et les progr^s des moeurs 
gauloises sont tres nettement marquds par les nombreuses tombes dans les 
quelles on trouve des fibules de types etrusqucs mdöes "aux fibules gauloises. 

') S. Rcinach, Comptr rendu des Premiers Habitants de TEurope de A, de Jubainville^ 
Revue Critiquc 1894, p. 361. 



i8o 



Les Gaulois de la valMe du Pö furent vaincus une premifere fois par les 
Romains en 222 avant J.-C, mais ce ne tut guere qu'aprfes la conqu^te defini- 
tive de la Cisalpine, de 201 - 176, que i'influence romaine se fit vraiment sentir 
dans la vallee du Pö. Ce n*est probablement qu'un peu plus tard qu>lle 
penötra dans la vallee du Tessin. Le grand nombre de fibules La T^ne I, 
le nombre considerable de tombes appartenant ä cette periode, tout montre 
que celle-ci dut etre longue et prosp^re. 

La seconde periode du La Tene dut y commencer plus tard que dans 
le reste du domaine celtique, et eile ne dura pas longtemps, ainsi que le 
prouve le petit nombre de tombes remontanl ä cette ^poque. C'est ä ce 
moment, vraisemblablement ä la fin du IP"" si^cle, que Tinfluence romaine 
penetra dans la vallee du Tesstn. Dös lors nous ne trouvons plus dans les 
tombes que des fibules romaines associees assez souvent ä des fibules La 
Tfene IL 

La troisieme periode de l'epoque gauloise n'existe donc pas ä proprement 
parier, du moins comme periode independante; mais malgre la presence de 
cet dement romain, la civilisation gauloise continua ä se developper: toujours 
les fibules caract(iristiques de cette epoque se trouvent en corapagnie de 
fibules ou de vases romains, souvent möme de monnaies. Un fait parti- 
culierement interessant, c'est de constater combien longtemps cette civilisa- 
tion gauloise se prolongea ä ci'tt^ de la civilisation romaine: nous rencon- 
trons encore, avec des monnaies de l'empereur Vespasien, des fibules La 
T6ne 111, et pendant longtemps encore, sans doute, les Gaulois romanises 
continuörent ä se servir d'objets dont l'origine gauloise est indeniable. Nous 
avons constat6 le möme fait en Valais oü, dans une construction romaine du 
jytmc sifecle, nous avons rencontre des döbris de vases, que, n'etait !e milieu 
dans lequel nous les trouvnons, nous n'aurions pas h^site ä attribuer aux 
Gaulois. 

Dans la vallee du Rhone, ce qui frappe au premier abord, c*est le petit 
nombre de fibules que cette contr^e a livrc. Mais la chose s'explique d'elle- 
m6rae si Ton considere de quelle fa^on ccs objets nous sont parvenus: nous 
avons dejä insist^ sur ce (ait que jamais, jusqu'ä ce jour, le Valais n'a 6t6 
l'objet de fouilles scientifiques pour la p^node preromaine. Dös lors on 
comprend irös bien que les fibules qui sont generalement de petite taille et 
d^licates aient ^t^, soit perdues, soit brisöes par les fouilleurs. 

Aussi les conclusions que nous pouvons tirer de quelques piöces qui 
nous sont conservees ne pr^sentenl-clles pas une certitude aussi grande que 
Celles que nous avons pu formuler pour le Tessin, et des decouvertes sub- 
scqucntes pourront les modifier en grande partie. 

Le Valais a vu une premiöre dpoque du fer trös florissante. ce dont 
t^moignent de nombreux cimetiöres; cette periode fut ^troitement li^ ä la 
periode correspondante du Nord de l'ltalie ; cependant il semble que le Valais 
ait rei;u quelques influences venant du Nord des Alpes. Ce fait s'explique de 



i8i 



lui-mfeme: des ces epoques recul^es les Alpes n'dtaient plus une barriere, 
ainsi qu'en tdmoignent les nombreuses decouvertes faites sur les cols, cn 
particulier au Grand-Saint-Bernard. Les relations entre ces contröes devaient 
donc ^tre d^jä frequentes, et la presence de nombreuses fibules de types 
Italiens permet de supposer que, si le Valais ne re<,:ut pas sa population de 
ritalie, du moins en re<;ul-il sa civiÜsation. Durant cette preraiere pöriode, 
les rapports avec le nord durent etre beaucoup moins nombreux. 

Puis arrivent les populations gauloises. D'oü venaient ces peuples? 
Arrivaient-ils direciement du nord, ou, comme pour le Tessin, etaient-ils 
remont^ depuis la vallee du Pö? C*est ce qu'il est pour le momcnt impossible 
ä dire. Constatons seulement que^ seule, la premicre periode de Tepoque 
gauloise est richement repr^sent^e dans la vallee du Rhfme. La periode 
suivante ne Test que pauvrement et par des types tardifs. De cela nous pou- 
vons en conclure que la premicre periode dut se prolonger plus longtemps 
dans la vallee du Rhone. 

En effet, dejä en 57, Tannee apr^s avüir vaincu les Helvetes pres de 
Bibracte, Cesar envoya Servius chez les habitants du Valais afin d'ouvrir 
des Communications entre l'Italie et la Gaule, par le St*Bernard. Ce fut le 
Premier contact des peuples de la vallee avec les armdes romaines. Mais il 
ne dut pas avoir grandt- influence sur leurs moeurs, car le Heutenanl de 
Cesar ne put se maintenir longtemps dans ie Valais, et dut, au boul de peu 
de jours, se retirer avec ses troupes. ') 

Ce n'est qu'en 15 avant J. C, sous Auguste, que le Valais fut defini- 
tivement conquis. Si donc la deuxieme periode de l'epoque gauloise est si 
peu representee, c'est qu'elle se developpa fort tard dans le Valais, ce qui 
n'a rien de surprenant dans une vallee aussi ferm^e que Petait alors la vallöe 
du Rhone; c'est sans doute peu apr^s Tintroduction de cette nouvelle phase 
de la civilisation gauloise que survint h conquiite romaine qui apportait avec 
eile une civilisation nouvelle. 

Quant au La Töne III, il n'existc pas. ou plutöt il se confond avec la 
civilisation romaine, car bien qnc romains de nom, les habitants du Valais 
ne perdirent pas leur civilisation gauloise. Celle-ci se maintient pendant long- 
temps sous le vernis de la civilisation des vainqueurs. 

') Napol^n, Histoire de Jules Ctear 11, p. 104. 



l82 

Deuxieme Partie. 
Le Plateau Sulsse. 

Le plateau suisse cotnprend la plus grande partie de la Suisse, nous 
pourrions möme dire la Suisse entifere, car au point de vue göographique, 
comme au point de vue archöologique, le Tessin dopend plutöt de Tltalie. 

Le Plateau suisse est limite au nord par un fleuve, le Rhin, ä l'est et 
au sud par les hautes chaines des Alpes, ä i'ouest par Celles du Jura, toutes 
ne Präsentant que de rares passes; au sud il est m6me presque complfetement 
isole de Tltalie, ne coramuniquant avec celle-ci que par quelques cols tres 
eleves, praticables en 6t6, mais infranchissables pendant la plus grande partie 
de rannte. II est au contraire largement ouvert du cöte du nord, un fleuve 
n*ayant jamais 6te, mfime pendant ces epoques reculees, une barri^re. Nous 
devons donc nous attendre ä trouver sur le Plateau suisse une civilisation 
bien diffi^rente de celle que nous avons rencontröe jusqu'ä present: l'influence 
du sud devra y 6tre presque nulle, et pr^ponderante celle du nord. 

Cette diff^rence dans les civilisations se marque d'une fagon tr^s nette, 
non seulement dans les types de fibules que nous allons avoir ä examiner, 
mais surtout dans les rites funäraires: dans le Tessin, comme dans le Valais, 
la tombe est toujours souterraine, sans signe exterieur; sur le Plateau, la 
tombe de l'öpoque de Hallstatt est le tumulus, et cette forme se conserve 
jusque pendant la premifere pöriode de l'epoque suivante, et tandis que l'in- 
cinöration au delä des Alpes est rare, au nord eile est frequente pendant le 
premier äge du fer. 

I. Premier äge du fer. 

Les fibules que nous avons designees comme types etrusques sont ici 
Texception. Constatons d'abord l'absence complfete de la fibule ä sangsue, du 
moins du type ä pied droit: eile est remplacee par un type ä porte-agrafe 
court que nous avons rencontr^ en Valais. 

La fibule ä arc plat (fig. 59) ne se rencontre qu'une seule fois, ä Mels, 
dans le canton de St-Gall. Cette Station se trouvant sur le passage de la 
route commerciale, non loin de Coire, la presence de cette fibule en ce lieu 
n*est donc pas pour nous surprendre. 

Les fibules comues ne sont representees que par deux exemplaires: l'une 
fiit trouv^e aux portes de Zürich, dans un des tumuli du Burghölzli, et Tautre 
dans un tumulus au Jaberg (canton de Berne). En somme, ce sont deux 
pifeces isol^es, probablement apportees par le commerce, 

II n'en est pas de meme de deux autres fibules, la fibule serpentiforme 
et Celle de la Certosa. Ces deux types que nous avons trouves en grand 
nombre dans le Tessin, sont relativement trfes fr^quents sur le Plateau. 

La fibule serpentiforme se trouve dans le canton de Zürich: dans Tun 
des tumuli du Burghölzli, dans celui de Wangen, et dans Tim de ceux de 
Mönchhof, pres de Kilchberg; puis tout ä fait au nord de la Suisse, au delä du 



■83 



Rhin, dans les tumuli de Gennersbrunnen et de Stellen (canton de Schafi- 
house). Si nous descendons le Rhin, nous rencontrons une autre fibule dans 
un des tumuli de Muttenz (Bälei. Enfin, au centre du canton de Beme nous 
en trouvons deux: l'une provient du tumulus qui a livre le cel^bre vase dit 
fde Grächwil, de style grec archaTque; la seconde fut trouvee non loin de 
lä, dans le tumulus de Neunegg. Knfin, un dernier exemplaire sur lequel 
nous ne possedons aucun renseignement provicnl de Villeneuve, ä l'extr^mitö 
du lac Leman. Nolons que la fibule serpentiforme prend souvent un aspecl 
un peu different de celui qu*elle a au sud des Alpes: le pied devient plus 
massif et court; la bague prend l'aspect d'un cöne (groupe XVI, fig. 94). 

Nous reviendrons sous peu sur cette r^partition desfibules serpentiformes, 
et verrons quelles conclusions nous pouvons en tirer. 

Voyons maintenant quelle est l'aire de röpartition de la fibule de la 
Certosa. 

Signaions d'abord pour memoire une fibule qui fut trouvöe dans le lit 
du Rhin ä Widnau (St-Gall). Trois exemplaires proviennent de Zürich, et 
ont ^te trouv<^s dans les tombes sur la croupe de l'Uetliberg, coUine sur la- 
quelle elait un refuge fortifi^. Elles elaient en compagnie de fibules gauloises 
d'un type tr^s primitif. 

Le tumulus de Wangen en a fourni une. Dans le canton de Bflie, une 
fibule aurait ete trouvee dans la n^cropole gauloise de Mutlenz: maiheureu- 
sement la trouvaille n'esl pas süre, et il se pourrait que cette fibule provienne 
d*une autre localit^. 

En remontant le cours de l'Aar, dans le groupe de tumuli d'Aarwangen, 
nous en trouvons une de bronze et une autre en fer. Plus au sud, toujours 
dans la m^me vall^e, ä Vechingen, et dans la necropole gauloise de Spiez, 
sur le bord du lac de Thoune, nous en constatons deux exemples. Une fibule 
semblable provicnl d'une tombe de Grandson (Vaud). Enfin, tout ä r^xtr^mite 
du Leraan, ä Gen^ve, ont etö trouvdes trois fibules de ce type, l'une dans 
la ville m^me, la seconde dans une torabe aux Arquilli^res et la troisi^me 
dans une tombe gauloise ä Corsier, 

Ce qui fait l'interet de cette statiscique, c'est que l'on voit que toutes 
ces fibules, sauf peut-etre deux, ont etö trouv6es dans des railieux nettement 
gaulois. 

Devons-nous dire avec Reinecke,') que la fibule de la Certosa est un 
type gaulois, et en faire ta caracti^nstique d'une premi6re pc^riode de la civili- 
sali on de La Tfene? Nous ne le croyons pas. 

Dans le Tessin, corame sur Ic Plateau, la prösence de fibules de la 
Certosa dans des milieux gaulois ne doit pas nous engager ä consid^rer 
cette fibule comme gauloise. Un fait semblable se constate dans le Tessin, 
ä propos d'une autre fibule, celle dite ä sangsue. Dirons-nous que celle-ci 
est gauloise parce qu'elle a ete trouvöe dans des tombes contentant des fibules 

') Keincckc op. cit. 



.84 

La Tene? cette idee ne viendrait ä personne. Nous pensons donc que la 
pr^sence des fibules de la Certosa dans des milieux gaulois est due unique; 
ment ä une survivance. Cette opinion semble d'ailleurs confirmee par la 
presence, comme nous le verrons bientöt, d'une fibule du type de la Certosa, 
mais gauloise celle-ci, c'est-ä-dire munie d'un ressort bilateral, dans un tumulus 
de la premifere epoque de La Tfene. 

Croupe IK' Un nouveau type hallstattien qui ne se rencontre que sur 
le Plateau, est une fibule dont l'arc, le ressort et l'ardillon sont faits d\in 
möme fil de bronze; le porte-agrafe est droit, assez long, termine par un 
petit bouton (fig. 6i). 

Croupe V: La fibule ä navicelle, que nous avons trouvee en Valais, se 
rencontre aussi sur le Plateau suisse. Elle se compose d'une coque de bronze, 
targement ouverte ä sa partie införieure; le ressort n'a que deux spires. et 
le porte-agrafe est trfes court. Gön^ralement le canot s'elargit ä sa partie 
mediane, ce qui lui donne une forme en losange. L'arc est presque toujours 
döcorö, mais toujours geom^triquement : ce sont des cercles point^s alternant 
avec des traits gravis (Conthey, fig. 12; Orpund, Basel-Augst), ou un decor 
purement lineaire (Basel-Augst), ou bien encore la surface de Tarc est enti^re- 
ment couverte de stries longitudinales (Ipsachmoos, fig. 62 . Ces fibules 
atteignent souvent des dimensions considerables. 

Parfois enfin la forme en losange s'accentue jusqu'ä donner ä la fibule 
un aspect franchement carre ; l'arc alors s'abaisse jusqu'ä n'avoir qu'unc 
faible courbure (fig. 63). 

Croupe VII: La fibule ä sangsue de type primitif que nous avons aussi 
rencontröe en Valais (fig. 16), se trouve une fois sur le Plateau : ä Ollon 
(flg. 65); ce fait n'a pas Heu de nous surprendre, cette Station se trouvant 
dans la grande plaine du Rhone aux portes du Valais. Cette fibule se distingue 
de la pröcedente en ce que son arc est decore de legers canaux transversaux. 
qui rappellent encore la fibule de l'epoque precedente, la fibule ä cötes. 

Une forme de fibule ä navicelle, qui est speciale ä la region que nous 
etudions, a son arc large, concave, formö dune mince feuille de bronze, le 
plus souvent ornee au trait; le pied est rectiligne, assez long, et termine par 
un bouton (fig. 64). 

Comme forme entifereraent nouvelle, nous n'en avons qu'une seule 
ä mentionner, qui, bien que trouvee dans le nord du canton de Vaud. ä 
Baulmes, est italienne d'origine ; c'est une fibule ä corps sangsuiforme, ä pied 
rectiligne, sans bouton terminal ; ce qui fait l'interet de cette pi^ce, c'est que 
l'arc est surmonte d'un oiseau soramairement Silhouette. Arc et oiseau sont 
couverts de fines stries (fig. 66). 

Mais toutes les fibules que nous venons de passer en revue ne se ren- 
contrent que sporadiquement ä deux, trois exemplaires au plus. La fibule 
typique pour la p^riode hallstattienne sur le Plateau est la fibule ä timbale. 
avec toutes les varietes qui en derivent. 



■85 



Croupe X: La „fibule ä timbale" est issue de ta fibule ä navicelle donl 
l'arc s'enfle ä sa partie mediane, prenant une forme leg^rement spherique 
(fig. 67! : un exemplaire de cette tibule de transition entre la fibule ä navicelle 
et la fibule a tirabale, a l'extremite du pied treffle; en outre son ressor 
est bilateral (fig. 68;. 

Puis I'arc se u^ansforme bientöt en une calotte spherique (tig. 69—70); 
le pied, assez court, est termine par un peiit bouton. quelques fois finement 
cannele. Puis Ic bouton dcvicnt plus volumincux (fig. 71) et bientöt la timbale 
elle-mCme prend des proportiuns plus cunsiderables (fig. 72); quelques fois 
le bouton terminal se creuse d'une alveole dans laquelle est inserree une 
parcelle de corail ifig. 73). 

Les fibules que nous venons d'examiner unt toutes Tardillon faisanl 
Corps avec la timbale; l'ardillon decrit d*abord une uu deux spires, puis ce 
ressort disparait. 



Die Römerwarte beim kleinen Laufen zu Koblenz. 

Von Dr. /. Heierli. 

Als die Römer den Rhein zwischen Konstanz und Basel, also ein Stück 
der Nordgrenze ihres Reiches, befestigten, konnte ihnen die Wichtigkeit 
eines Platzes wie Koblenz nicht entgehen. Da mündet die Aare in den 
Rhein, der etwas weiter oben auch die Wutach aufgenommen. Kein Wunder, 
daß schon Stumpf bei Koblenz einen römischen Wachtturm vermutet. In- 
dessen waren keine Reste eines solchen nachweisbar. 

In den zwanziger Jahren des XIX. Jahrhunderts kamen eine kleine halbe 
Stunde stldöstlich von Koblenz Spuren einer römischen Villa zum Vorschein, 
die dann von Dr. Schaufelbühl in Zurzach ausgegraben wurde. ') Sie wies 
mehrere Zimmer auf, worunter zwei mit Hypokaust-Anlagen. Im Schutt ent- 
deckte man Ziegel der XI. und XXI. Legion '^) und Eisensachen. Wahrschein- 
lich rührt auch die im Schweizerischen Landesmuseum liegende römische 
Schale aus Koblenz^) von diesem Fundort her. Im Jahre 1904 wurde an 
derselben Stelle von dem sich für die Vorzeit seiner Gegend lebhaft in- 
teressierenden Gemeinde-Ammann E. Kalt wieder gegraben und nicht bloß 
der Bauschutt jener Anlage, sondern auch eine Art Pflasterung, wie von 
einer Straße, gefunden, die sich weithin verfolgen ließ^). 

Dr. F. Keller, der zuerst systematisch den römischen Festungswerken 
am Schweizer Rhein nachging, glaubte bei Koblenz zwei Warten annehmen 
zu sollen : die eine beim kleinen Laufen, die andere aber unterhalb des 
untersten Hauses des Dorfes, an welch beiden Orten sich altes Gemäuer 
zeigte. Von andern Funden wird nichts berichtet **). 

Was nun zunächst den letztern Fundort angeht, so hätte jenes alte 
Gemäuer größtenteils am und im Rhein gestanden. In der Nähe sei, meint 
Keller"), schon zur Römerzeit eine Fähre eingerichtet worden, und er weiß 
auch von Münzen, die bei Koblenz gefunden wurden. ') Leider ist das alte 
Gemäuer heute nicht mehr nachweisbar. Zieht man aber die Lage desselben 
(in der Tiefe, am Rhein) in Betracht, so zweifelt man, ob da unten ein 

') Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich XV, 3 (1864), p. 134—135. 

•) ibid. VII, 6 (1853), p. 138. 

") Katalog Zürich II, p. 66; vgl. auch p. 35. 

*\ Schreiben vom i. XII 1904. 

') Anzeiger für schweizer. Altertumskunde I (1871) p. 245. 

') Vgl. auch Keller, Archäologische Karte der Ostschweiz (1874) p. 26, »7, 30, 3a. 

') Herichte der Antiquarisch n Gesellschaft Zürich IX (18523) p. 4. 



•87 



Wachtturm gestanden. Vielleicht zum Schutz der Fähre? Viel wahrschein- 
licher wäre es, wenn die Warte auf der Terrasse des heutigen Bahnhofes 
und Ober dem Dorfe erbaut worden wäre, wo man die ganze Gegend und 
besonders den Zusammenfluß von Aare und Rhein übersehen und be- 
herrschen kann. 

In der Tat sind da oben Funde gemacht worden! Im Gütsrh, d. h. 
am Nordrand des Fritternhölzli, zeigte* mir Herr Gemeinde Ammann Kalt 
eine Stelle, wo römische Ziegel, Mftrtel und Mauersteine zum Vorschein 
kamen. Der Platz ist von der Eisenbahnlinie Koblenz-Zurzach durchschnitten 
worden und es wird schwer halten, allfällige Reste der römischen Specula zu 
finden. Dagegen muß man sagen, daß von da aus der Zusammenfluß von 
Rhein und Aare besonders gut sichtbar ist und daß man daselbst die ganze 
Umgebung übersieht. 

Noch ein anderer Umstand beweist, daß dieser Platz schon lange bewohnt 
war. In nächster Nähe desselben fanden sich nämlich beim Bahnbau (vier?) 
Alamannengräber. aus denen drei Skramasaxe als Geschenk ins Schweizerische 

Landesmuseum gelangten 
'^ und zwei Calvarien dem 

Anthropologischen Institut 
der Universität Zürich über- 
geben wurden. Etwa süd- 
lich des Fundortes zieht 
sich der „Kaibengraben" 
hin. 

Aui der eben erwähnten 

Terrasse, aber östlich des 

Dorfes, liegt der andere* 

Römer - Wachtturm. Die 

Stelle befindet sich etwa 

1,5 km von Koblenz, an der 

Straße nach Rietheim, unmittelbar bevor Straße und Bahnlinie sich kreuzen, 

oberhalb der Gipsmühle beim sogen. |kleinen) Laufen, schräg gegenüber der 

Mündung der Wutach. iAbb. 43.1 

Schon Dr. F. Keller kannte den Platz und hielt das dort im Boden 
steckende, zum Teil jedoch sichtbare Gemäuer aus Kalk- und Tuffsteinen 
für eine römische Warte 'I, aber eine Untersuchung derselben wurde nicht 
gemacht. Wahrscheinlich ist auch diese Stelle geraeint, wenn Pfarrer Urech 
1827 von römischen Gebäuden in der Nähe von Koblenz, gegen Rietheim 
gelegen, spricht *■). 



Jt^- 



^y 



Koblenz 

»0 



fkm. 



43, . Römerwarte bei Koblenz. 
X =-. Warte. G = Gipsmühlc. 



') Anzeiger fOr schweizer. AUertumstcund« I (1871J p. 215. 

•) Keller. Archäologische Karte der Ostsrhwriz (1874» p. »7. Vgl. auch Heierli, Ar. 
chflotugischc Karte des Kantons Aargau (1899I p. 54. 



z88 



Da ich von der Kommission für römische Forschungen den Auftrag 
erhalten, das römische Grenzwehrsystem am Schweizer Rhein zu unter- 
suchen, so unternahm ich im juIi 1906 die Ausgrabung dieses mit Gebüsch 
überwachsenen Platzes. Die Aufsicht führte Herr Gemeinde-Ammann Kalt, 
dem ich dafür sehr zu Dank verpflichtet bin, und der auch die Planaufnahme 
durch den Bautechniker Winklcr besorgen lielV 

Die Warte beim kleinen Laufen liegt am Rand der Terrasse auf 
einem ebenen Platze. Westlich des Gemäuers zieht sich vom Steilabfall 
gegen den Rhein ein Graben nach der heutigen Straße, welcher Graben 
früher wohl den Wachtturm rechtwinklig umschloß, von dem aber weder 



ANSICHT 

VON 

SÜDEN 



2.B55 



»t-1^5 



t 



■50 



:i 






K- 



44- 



Römerwarte bei Koblenz. Aufnahme von O. Winkler. 
J X = Fundslelle der Bauinschrift- 



auf der Süd-, noch auf der Ostseite des Turmes Spuren erhalten 
sind. Zwischen dem vorhandenen Stück des Grabens und der westlichen 
Mauer des Wachtturmes scheint ein Wall bestanden zu haben. Südlich 
vom Turm, auf der andern Seite der Straße, sollen bei Erstellung der 
Bahnlinie nach Aussage alter Leute ebenfalls Baureste zum Vorschein ge- 
kommen sein. 

Der Wachtturm selbst bildet ein ziemlich genau nach den vier Himmels- 
gegenden orientiertes Quadrat von 8 m Seitenlänge 1 siehe Plan von O. 



iBg 



Winkler Abb. 44). Die Mauerdicke beträgt 1,6 m. Die Fundamente stehen 
nach innen und außen je 10 cm vor. Sie sind nur 60 cm hoch und ruhen aut 
Jurakalk. Die Mauern dagegen erheben sich heute noch 2,5 bis 4 m Ober 
die Fundamente und stehen 1,5 bis 3 m über den Erdboden vor. Sie be- 
stehen aus mehr oder weniger regelmäßigen Quaderchen von Tuffstein und 
Kalk. Tuff kommt in der Nähe nicht in abbauwürdigen Lagern vor. Die 
Tuffsteine sind also auf den Platz transportiert worden, während die zum 
Teil recht ungleich großen Kalksteine ganz in der Nähe gebrochen werden 
konnten; befindet sich doch ein Steinbruch gerade unterhalb der Specula 
am Steilabfall gegen den Rhein. Nur auf der Südseite des Turmes erkennt 
man ein Stück weit schräggestellte Mauersteine (siehe Ansicht von Süden), 
wahrend das übrige Mauerwerk in ungefähr parallelen Horizontal-Lagen ge- 
schichtet ist jvgl. Schnitt AB). 

Der Eingang in den 4,85 m langen und breiten Innenraum des Turmes 
befindet sich auf der nördlichen, d. h. der Rheinseite. In der Sandstein- 
platte, die als Schwelle diente, erkennt man noch das Loch, in welchem die 
Türe sich drehte. Diese Platte ist 1,55 m lang und 90 cm breit. Nachher 
verengt sich der Eingang auf 1,2 m Türweite. 

Eine nur wenig tief unter der Erdoberfläche liegende Brandschicht 
deutete an, daß der Wachtturm beim kleinen I-aufen durch Feuer zerstört 
worden ist. Sein Alter läßt sich aus der gleich zu erwähnenden Inschrift 
einigermaßen bestimmen. Offenbar gehört auch diese Specula in die Zeit 
Valentinians. 

Die Einzelfunde waren sehr wenig zahlreich. Sie bestanden in einigen 
Knochen, Fragmenten von Leistenziegeln, bearbeiteten Tuflstücken, profi- 
lierten Sandsteinen und besonders in einer Inschriftptatte, die im Folgenden 
von Prof. Dr. Otto Schultheß besprochen wird. 



Die Bauinschrift der Römerwarte beim 
Kleinen Laufen bei Koblenz. 

Von Otto Schultheß. 

Bei der Ausgrabung der von J. Heierli oben beschriebenen Römer- 
warte beim sogen. Kleinen Laufen unterhalb der Gipsmühle bei Koblenz 
wurde, nach der Aussage von Gemeindeammann Kalt, gleich am ersten 
Tage in den Trümmern auf der Südseite des Turmes ') die Bauinschrift ge- 
funden, die sich jetzt im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich befindet*). 

Die Inschrift steht auf einem Block Quellentuff, der oben und, wie es 
scheint, links unten vollständig erhalten ist. Seine Höhe beträgt 0,36 m, 
die Breite unten 0,34 m, oben 0,20 m. Auf der Rückseite hat der Stein 
ein schwalbenschwanzförmiges Dübelloch von 12,5 cm Länge und je 3 cm 
Breite und Tiefe. Die Buchstabenhöhe beträgt 0,045, in Zeile 7 nur 0,025 ^' 
Die Schrift ist unregelmäßig und ziemlich flüchtig eingehauen. Die Ober- 
fläche ist nur teilweise geglättet und stark korrodiert, die Inschrift infolge- 
dessen ziemlich schwer lesbar. Ich lese: 

Die Lesung ist sicher außer in Zeile 4. 

^ l\ / \l I Der im Folgenden verzeichnete Befund beruht 

VA 1 F IX T ^^^ °^^ "*^^ unter verschiedener Beleuchtung 

A /A I r N. T r wiederholtem Studium des Originals, von Ab- 

VvA k t I \ I \*\ klatschen und Photographien. Für wertvolle 

P F RT R C F i\,l D Hülfe danke ich auch hier E. Fabricius in Frei- 

I '- n i j\oCI\| Y bürg i. B. und E. Ritterling in Wiesbaden. In 

-SV/^/^ARÄ PI da ^^^ vierten Zeile ist der erste Buchstabe sicher 

r r/^ j Tq \ y n ^ \ rp' P, sicher ist auch der zweite E, unsicher da- 

I k^l 10 V DL« Vfv gegen, der dritte. Er scheint P zu sein; doch 

CONSVC'O-N-GRATIAN »st es möglich, daß ein schräger Strich rechts 

unten, über dem zweiten M von SVMMA der 
folgenden Zeile damit zusammengehört als Rest des Abstriches eines R. 
Mit Bestimmtheit wage ich das nicht zu behaupten, da sich nicht sicher 

') Wenn die Inschrift an der Stelle lag, wo sie abgestürzt ist, so war sie der Land- 
seitc zugekehrt und nicht über dem Eingange angebracht, der auf der Rheinseite liegt. Der 
Eingang der Warten auf ^chweizerboden ist nur noch selten festzustellen. — Beim Turm 
in der Hardt bei Ba^el befindet er sich auf der Südseite (F. Keller, Anzeiger 1871, S. 247). 

') Die beigegebene Abbildung 45 ist nach einer vorzüglichen Photographie des Schwei- 
zerischen Landesmuseums hergestellt. 



igi 



1' 



\^ 



*«,% 



entscheiden läßt, ob dieser Strich ein Metßelhieb "oder lediglich ein*-Tutt- 
streifen ist. Ganz unsicher ist der vierte Buchstabe, der in der beigegebenen 
Photographie infolge einer falschen Schattenwirkung wie ein E aussieht, von 
dem aber tatsächlich nur die vertikale Hasta erhalten ist. Am wahrschein- 
lichsten ist mir wegen der Spuren einer horizontalen Hasta T, doch wäre 
auch P nicht ausgeschlossen. Die räumliche Anordnung der Buchstaben, 

die in dieser Inschrift 
nicht ganz gleichmä- 
ßig ist, laßt an sich 
ebenso wohl die Er- 
gänzung zu T als zu 
P zu; denn der Ab- 
stand der Vertikal- 
hasta von den Verti- 
kalhasten links und 
rechts beträgt, wie bei 
den übrigen Buchsta- 
ben, 2,5 cm. Sicher 
ist der fünfte Buch- 
stabe, nämlich R. Wir 
erhalten demnach als 
wahrscheinlichste Le- 
sung des Anfanges 
von Zeile 4 PER FR. 
Ob hinter einzelnen 
dieser Buchstaben, z. 
B. hinter dem ersten 
P, ein ▼ als Abkür- 
zungszeichen stehe, ist 
bei dem nicht sorgfältig geglätteten Tufistein, der von Natur zahlreiche kleine 
Löcher hat, nicht zu entscheiden. 

Trotz dieser Unsicherheit der Lesung von Zeile 4 und der Zerstörung 
der rechten Seite ist die Ergänzung der Inschrift nicht schwierig, wenn wir 
die teilweise identische Inschrift von Etzgen ') zu Hülfe nehmen, die B. Pick, 
Anzeiger 1893, S, 296 ff., publiziert hat, sowie die aus dem gleichen Jahr 
stammende Inschrift von Umm-el-Djemäl in Arabien, CIL III n, 88 (= Dessau, 



sl' 






J 



'U- 



m 



T\l 



45. Baiiinscbrift der Röraerwarte bei Koblenz. 



') Pick bezeichnet diese Inschrift unrichtigerweise als «Inschrift von Schwaderloch". 
Sic wurde aber nicht, wie Pick auf Grund der ihm zuteil gewordenen Mitteilungen an- 
nehmen mußte, „oberhalb Schwadeiloch* gefunden^ sondern fast 2 Kilometer sironiabwärls 
von Schwaderloch ,in der Roten Waag*, auf dem Territorium der Gemeinde Etzgen. 
Daraus ergibt sich dann auch, daO das „BUrgli", '/^ Kilometer nordöstlich von Schwader- 
loch mit dem Fundort der Inschrift nichts zu tun hat. Vgl. Ing. Julius Stizcnberger, An- 
zeiger 1895 S. 44! (. Der Stein von Etzgen befindet sich jetzt im Kantonalen Antiquarium 
in Aarau. 



19^ 

Inscr. I.at. sei. n. 773), die schon Pick zur Ergänzung der Inschrift von 
Etzgen verwenden konnte. Die Inschrift ist so zu lesen und zu ergänzen: 

salvi(.s ciiid tinn\ Valenti|mß/;o| Valente e[/ (irafmno] pcripetuis) |,t]r(iüm- 
fatoribus) senp(cri [Angfustis) . . .J summa rapida . . . tecit sub cur(a) . - • 
consuliibus) tHominol n(ostro) Gratian(o) [iterum et Fi(avioj Ptoho v(iro) 

r(iarissimoJ\. a. Syi. 

Schade, daß auch diesmal wieder, wie bei der Inschrift von Etzgen, 
der Name der Truppenabteiliing, der vvolil Z. 6 hinter summa rapida stand 'I 
und der des Kommandanten dieser Abteilung, der Z. 7 hinter awä cura ge- 
nannt sein mußte, nicht erhalten ist. 

Im einzelnen bemerke ich noch folgendes. Die Auflösung der teilweise 
unsicheren Buchstaben von Z. 4 per(pettas) ft/r(iumfafon'bus} wird bei Kennern 
Bedenken erregen teils wegen der Abkürzung TR für tnamphator'^), teils 
weil dieses da, wo es vorkommt, ohne adjektivisches Attribut steht. Doch 
wird, die Richtigkeit der Lesung PER vorausgesetzt und bessere Belehrung 
vorbehalten, kaum eine andere Ergänzung als entweder perfpetiUs} oder 
perfetmibiis) möglich sein. Für die Abkürzung TR ~ triutnphator, die 
Cagnat, Cours depigraphie latine*, S. 439, ohne Angabe von Belegen an- 
ftlhrt, vermag ich wenigstens ein Beispiel beizubringen, einen Meilenstein 
Julians aus Nemausus (NimesJ CIL Xll 5648: 

JMP CAES KL CLAVDIO IVLIANO VICT AC TR PIO FELICI 

SEMP AVG. 

Ich weiß, daß die Verbindung perfpehus) tr(iumphatoribiis) sich sonst 
nicht belegen läßt, komme aber, da I^ER.K so ziemlich sicher und für den 
vierten Buchstaben T am wahrscheinlichsten ist, wenn ich der Lesung nicht 
Gewalt antue, nicht um diese Auflösung herum. Höchstens penennibus) 
statt per(petuis) wäre möglich , wenn auch nicht gerade wahrscheinlich. 
Nimmt man die ganze I-esung als unsicher an, was ich freilich nicht zu- 
geben kann, und betrachtet man das kleine Dreieck hinter dem ersten P als 
Zeichen der Abkürzung, so kann man auch P* F' PER- lesen und auflösen 
pHis) ßeii'ibus) peHpehiisi seu(per) Aug(usfis), wie auf den beiden Meilen- 
steinen CIL V. 2 n. 8031, 8032, wo wir für V'alentinian, Valens und Gratian 
nur die Reihenfolge der Titel verändert finden perpeiuis piis feliabus semper 
Augustis, Sonst finde ich unter den Epitheta der drei Kaiser Valentinian, 
Valens und Gratian, die sich auch in der Zusammenstellung von Dessau n. 
758 — 779 gut überblicken lassen, ;JfrrM;^,v Augnsfi \\\ ^6-]o\ \'\ W]6,per(pftui) 
Aug(usH) III s. 12518, 13755. Wü dagegen zu diesen Titeln triumpkatorts 

') Auf das Schluß-A von mpiiia folgt, auf dem Steine deutlich sichtbar, noch 
linke schräg gestellte FO/khcn eines A oder M. Wenn ea ^i ist, ho konnte man mit 
bricius Q(la) erganzen. 

") GcwöhnHch ist TR Abkürzung von tribumts oder trierarcha. 



hinzukommt, ist es regelmäßig durch ac mit dem vorhergehenden Titel ver- 
bunden, 2. ^. fratres roncordissimi victores maximi ac friumphahres semperquc 
Augusti III s. 2 n. 10596 I- Dessau 76a]; l^alentiniatii victoris ac /n'utn- 
fatoris semper Aug. X 1656 [ = Dessau 764]. Ähnlich sind Dessau 768, 
769. 777 und besonders 771 [— CIL VI i»75l. die Bauinschrift des Ponte 
San Bartolomeo in Rom, mit dreimaligem victor ac triumf(ator) semper 
Augfusttts). In der Formulierung stehen der Inschrift von Koblenz am 
nächsten CIL III n. 213 und III s. 2 n. 6730 mit perpeiui ac triumfatores 
semper Atigusti; doch auch für das Asyndeton vermag ich ein Beispiel 
beizubringen CIL HI s. n. 7494 [ - Dessau 770). Fi. y\alens victor maximus 
trium/aior. 

Wenn Zeile 4 SENPk'') nicht ausgeschrieben war, so dürfte hinter 
AVG noch genügend Raum gewesen sein etwa für BVRGVM. das man 
nicht gern vermissen wird. Unbedingt nötig ist ja allerdings das Wort 
nicht, da der Inschriftträger für sich selber deutlich genug spricht. Jeden- 
falls aber stand am Ende von Z. 4 noch die Präposition /;/ zur Ortsbe- 
zeichnung Summa Rapida, und möglicherweise hinter diesem wegen des 
erhaltenen linken Füßchens «//«/ mit näherer Angabe. Das alles läßt sich 
freilich nicht entscheiden, sondern nur vermuten. Sicher aber ist, daß wir 
es in dem Turm beim Kleinen Laufen mit seinen 8 Metern Seitenlange 
wiederum mit einem hurgus zu tun haben. Das bezeugt die mutatis mutandis 
identische Inschrift von Etzgen, in welcher Z. 4 die Bezeichnung hurgus 
erhalten ist. Es ist hier nicht der Ort und auch nicht mehr nötig, den Be- 
gr\f^ burgus naher zu erörtern; es genüge der Hinweis auf Vegetius IV 10 
castellum parvulum, t/uem burgum imcani und auf Pick, Anzeiger 1893, S. 
272, sowie auf den Artikel burgus von Seeck in Pauty-Wissowa, Realencycl. 
IJI, 1066 f. Zu beiden ist nachzutragen die im Korrespondenzblatt d. Westd. 
Zeitschr. Hl (i88^), S. 85 publizierte Weihinschrift vom Kastell Schlossau, 
gestiftet von einer vexii(iatio) coh(ortis) l Setj uauorum) ei Raur(acorum) 
eq iiiiaiae) und zwar ob httrg(umf explicfitum}. Dieser burgus kann nicht, 
wie in der ersten Publikation angenommen war, das Kastell Schlossau selber 
sein, ein Rechteck von 75 v 79 m, das zudem 17J0 m von der Fundstelle 
entfernt liegt, sondern ist der östliche von drei dort in Trümmern vor- 
handenen burgi und von Schuhmacher gefunden. Vgl. über diese Inschrift, 
die nunmehr im CIL XllI, 2, i n. 6509 steht, E. Anthes. Korrespondenzblatt 
d. Westd. Zeitschr. XVI (1897), S. 210 f. Außerdem verweise ich auf die 
großzügigen Ausführungen von A. Schulten, Jahreshefte d, österr. arch. 
Inst. IX (1906), S. 58 IT. über die Befestigungsbauten und die gesamte Bau- 
tätigkeit von Valentinian und Valens. 

Das Interessanteste an unserer Inschrift ist die Ortsbezeichnung [In] 
Summa Rapida, womit nur der sogenannte Kleine Laufen bei Koblenz be- 
zeichnet sein kann. Die Warte befindet sich schrflg gegenüber der Ein* 
mündung der Wutach in den Rhein, ein wenig rheinabwärts von der Gips- 
mühle beim Kleinen Laufen. Jetzt ist zwar dieser selber von der Stelle der 



Warte aus nicht zu sehen, doch konnte er einst von einer Warte mit Ober- 
bau aus ganz wohl erblickt werden. Daß der Kleine Laufen, diese auf eine 
ziemlich lange Strecke sich ausdehnende Stromschnelle, gut geeignet war, 
dem Platz den Namen zu geben, wird jeder bestätigen, dem an der Stelle 
der Warte trotz der nicht unerheblichen Entiernung das Rauschen dieser 
Stromschnelle einmal kräftig ans Ohr gedrungen ist. 

Die Bezeichnung dieser Stromschnelle als summa rapida (sc. aqua) 
setzt noch zwei Stromschnellen voraus, eine infima und eine media. Diese 
sind nun in der Tat vorhanden. Wenn die summa rapida der Kleine Laufen 
bei Koblenz ist, so ist der Große Laufen bei Laufenburg die media rapida 
und „das Gewild" mit dem ^,HölIenhaken" bei der Saline Kheinfelden die 
infima rapi^la. Daß diese Stromschnellen in der antiken Literatur nicht er- 
wähnt sind, auch nicht in der bekannten Beschreibung des Rheines bei 
Aramianus Marcellinus XV, 4, 2 ff., braucht uns nicht stutzig zu machen : 
ist doch sogar A^r imposante Rhemfall bei Schaffhausen, „einer der mach- 
tigsten und prächtigsten Wasserstürze Europas" (Egli), von den Alten 
nirgends erwähnt. ') Auch in den alteren Quellen zur Geschichte und Geo- 
graphie der Schweiz sind, soweit ich gesehen habe, diese Stromschnellen 
nicht erwähnt, *) 

Ein lateinisches Wort rapida, Stromschnelle, ist allerdings sonst nicht 
zu belegen; doch weisen die romanischen Sprachen auf ein solches latei- 
nisches Substrat hin. Ich verdanke hierüber meinem Freunde Herrn Prof. 
K. Jaberg in Bern folgende Mitteilung 1 Französisch le rapide fällt zwar als 
erst im 17. Jahrhundert belegtes Lehnwort außer Betracht; it. le rapide wird 
von Petrocchi als wissenschaftlicher Terminus bezeichnet, volkstümlich aber 
ist arbed. rävia {— la rapida del fiume) und für das Fortleben des Adjektivs 
rapidus zeugen zahlreiche romanische Formen, vgl. Körting ' 7763 und 
Pu^cariu, Etym. Wörterbuch der rumänischen Sprache 1432 und 1455. 

Die Bezeichnung der obersten von drei Stromschnellen als Summa 
Rapida ist, wie mir scheint, sprachlich durchaus korrekt und unanfechtbar. 
Es sei erinnert an die ähnliche Benennung von Stationen wie Summo ioco, 
Sumeiocenna (Rottenburg, vgl. CIL XIII, 2, i p. 214 ff.), Summo Pemtino 
(resp. Poem'fio), Summo Pyrenaeo j. Sumport, Summo lacu, heute Samolaco 
nicht weit von Chiavenna gegen den Comersee (Itin. Anton, p. 277; CIL V, 
2 p. 5581, vor allem aber an den ganz analogen Ortsnamen Summus l^tcus, 
Somvix im Kanton Graubünden, der das Vorhandensein von mindestens drei 



') Den Versuch von J. Oeri, „Oberrheinisches bei Horaz*, Philologus fig (1906), S. 
464 f., die Stelle des Hör. ars poet. 14 ff. auf den Rheinfall zu beziehen, kann ich nicht 
als gelungen betrachten. Es fehlt an überzeugenden Argumenten. 

■) Es wäre eine nicht undankbare Aufgabe ftlr einen Historiker, die Geschichte des 
Rheiniaufes in der Mteren histonsch-geographischcn Literatur zu verfolgen. — Auch von 
den schweizerischen Nebenflüssen des Rheins erscheint nur die Aare f Antra) in alten, die 
Thur (Duregus) in mittelalterlichen Quellen; vgl. Dcsjardin, G6ogr. de la Gaule romaine 
I, ta8, Anm. 1. 




vict voraussetzt, wie Smwww« Rapida das Vorhandensein von mindestens drei 
Stromschnellen. 

Für die Verwendung von rapidtis für eine Ortsbezeichnung verdanke 
ich Ritterling den Hinweis auf die Station Rapidum (j. Sdr Djuäb] an der 
Straße von Auzia nach Caesarea in Mauretania Caesariensis (CIL VIH, p. 
1971 f.; Uin. Anton, p. 30. 31). Während wir im Jahre 167 n. Chr. unter 
Mark Aurel als Erbauer der Stadtmauer veferatti ei pagani apud Rapidum 
consistentes erwähnt finden (CIL VIII 20834, 20835I ""^ ^"*^^ ^"^ ^^^ 
Meilensteine n. 22548 (p 2159) Rapidum steht, ist die Station unter Dio- 
kletian zum Municipium geworden und heißt nunmehr numicipium Rapidense 
(n. 20836, Z. 6 ff.) 



Der Inschriftfund von Koblenz hat aber auch, wie mir scheint, in ar- 
chäologisch-historischer Minsicht eine prinzipielle Bedeutung, die hier zum 
Schlüsse kurz dargelegt werden soll. 

Die genaue Untersuchung des immerhin bis zu betrachtlicher Höhe, 
bis 3 Meter, erhaltenen Mauerwerkes hat keinerlei Spuren von zwei Bau- 
perioden ergeben. Der Salz von Ferd. Keller lAnz. 1871, S. 241): „eine 
wiederholte Herstellung aller römischen Gebäude in der nördlichen Schweiz 
tritt bei näherer Untersuchung ihrer Trümmer unzweifelhaft zutage," ist also 
in dieser Allgemeinheit nicht richdg. Wir dürfen mit Sicherheit behaupten, 
daß die Warte beim Kleinen Laufen nicht /u den durch Valentinian ledig- 
lich wiederhergestellten Bauwerken gehört, sondern zu den durch ihn neu 
errichteten 'J. Das beweist außer dem Zustand der erhaltenen Reste auch 
die Formulierung der Inschrift; denn fecit sub cura bezeugt, wenn man 
nicht annehmen will, daß die Inschrift offiziell gelogen habe, die Neuer- 
richtung einer Baute, nicht eine Wiederherstellung. Diese wäre durch re- 
fecit oder restitnit bezeichnet worden. Aus dem gleichen Grunde kann auch 
die uns unbekannte Warte, an der einst die Inschrift von Etzgen angebracht 
war. nicht bloß die Wiederherstellung einer älteren Baute gewesen sein. 
Beide sind vielmehr im Jahre 371 n. Chr. neu errichtet worden. 

Immerhin war es von mir unvorsichtig "), aus diesen beiden sicher 
datierten Warten von Etzgen und Koblenz als Zeit der Errichtung der 
ganzen Rheinbefestigung nun die Zeit Valentinians anzunehmen. Vorläufig 
zwingt uns nichts, so vollständig von der hergebrachten, auch von Ferd. 



') Wir sind durch unsere beiden Inschriften und den Zustand der Überreste befugt 
anzunehmen, daß der Grundsatz, den Valentinian und Valens an der Donaulinie nachweis- 
lich anwendeten, TOrme teils wiederherzustellen, teils neu zu errichten, von ihnen auch 
bei der Rheinbefestigung festgehalten wurde. FOr die DonauHnic ist er bezeugt durch ihren 
schon von Pick. Anz. 1893, S. 271, Anm 3 angeführten Erlaß an den Statthalter von Dada 
rifiensis im Cod. Theod. 15, i, 13 in itmite . . praeter tos Utrres quas reßci oportet (si fortt 
inäigiant refecliottej, turres aämtnistrationis tempore quotannis tocis opportuuis extru«. 

*) In einer vorlaufigen Mitteilung Über den Fund der Inschrilt von Koblenz in der 
Neuen Zürcher Zeitung, 1906, No. 229, erstes Blatt. 



Keller (Anz. 1871, 5. 240 f.) vertretenen Auflassung abzugehen, daß die 
Rheinbefestigung, so weit sie nicht schon in augusteischer Zeit angelegt 
wurde, im wesentlichen das Werk Diokletians ist '). Hingegen ist die An- 
sicht, daß die diokletianischen Anlagen unter Valentinian lediglich erneuert 
worden seien, nicht mehr haltbar, sondern in dem Sinne zu modifizieren, 
daß gewiß eine ganze Anzahl '1 dieser burgi erst durch Valentinian neu er- 
richtet wurde. 

Ich will der im Gange befindlichen Erforschung der Rheinbefestigung;en 
nicht vorgreifen, erlaube mir aber doch gerade im Hinblick auf unsere 
beiden Inschriften hier das eine zu betonen, daß bei der Bloßleg^ng weiterer 
Wachttümie aufs sorgfältigste zu beobachten ist, ob sich keine Spuren von 
Restaurationen oder Reparaturen finden, ob wir es mit einem Neubau oder 
der Wiederberste lung einer alteren Baute zu tun haben. 

Eine weitere Frage, die hier nur angedeutet werden kann, ist die, ob wir 
nicht ein doppeltes Verteidigungssystem an der schweizerischen Rheingrenze 
anzunehmen haben, ein erstes aus diokletianischer Zeit, daneben eine zweite 
Reihe von burgi aus valentinianischer Zeit. Die Zahl der noch sichtbaren 
burgi längs des Rheines ist so erheblich, daß, wenn sie einmal alle ausge- 
graben und beschrieben sind, auch diese Frage, wie wir hoffen dürfen, mit 
annähernder Sicherheit sich sollte beantworten lassen. Die Hauptrolle bei 
der Entscheidung dieser Frage wird die auf dem Terrain leicht festzustellende 
MögUchkeit, von einer Warte zur andern zu signalisieren, spielen. Denn 
das Wichtigste war auch am Rhein das Signalisieren längs der Grenze, 
nicht nach den zurückliegenden Kastellen oder den Garnisonen des Binnen- 
landes. '» 

Vielleicht darf als eine Eigentümlichkeit der valentinianischen Bauten 
in Anspruch genommen werden die \'erwendung von viel Tuff, einem 
Material, das sich sehr leicht bearbeiten ließ und daher bei rasch auszu- 
fahrenden Bauten gern verwendet wurde. Außerordentlich viel Tufl hat 
z. B. auch der von S. Burkart. Anzeiger 190304, S. 263 ff., beschriebene 
Turm im Pferichgraben. Er erwähnt unter dem Bauschutt , mehrere Fuder 
gehauene Tuffsteine, die durch das Einsinken einer Wand den steinsuchenden 
Bewohnern der Gegend entgangen sein mögen" (S. 265). 

') In neuester Zeit aufs sorg&ltigste und unter Anföhning aller Argumente nach- 
gewiesen von Th. Burckhardt-Biedermann, .Römische Kastelle am Oberrhein aus der Zeit 
Diodetians*, Westd. Zeitschr. XXV (1906), S. 139-178; vgl. auch den Auszug aus dem 
Vortrag de -selben Verfassers »Die römische Grenz wehr in der Schweiz" im Bericht Ober 
den 7. Verbandstag der west- und süddeutschen Vereine für römisch-gennanische Alter- 
tumsforschung in Basel. S. 5t— 5-| des Sonderabdnickes aus dem , Korrespondenzblatt des 
Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altert umsvercine* 1906. 

•) Ich wage nicht zu sagen ,die meisten", wie Pick, der übrigens seinerzeit auf 
Grund der Inschrift von Eugen die Frage des Anteils Valentinians an der Rheinbefestigung 
durchaus zutreffend und klar erörtert hat im Anzeiger 1893, S. 271. 

•) Vgl. E. Fabricius, Die Besitznahme Badens durch die Römer (Neujahrsblatt der 
Badischen histor. Kommission N. F. 8. 1905), S. 70. 



197 

Gelingt es, die hier bloß angedeuteten Fragen zu beantworten, so darf 
die Forschung dabei nicht stehen bleiben, sondern muß gleichzeitig der 
weiteren Frage näher treten, wie die Rhtingrenze früher, vor Anlage des 
Limes, also im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, geschützt war. 
Bis jetzt haben sich mit Sicherheit keine frührömischen Befestigungen am 
Rhein nachweisen lassen '), und es ist meiner Ansicht nach auch wenig 
Aussicht vorhanden, solche zu finden. Aber immerhin ist bei der Bloßlegung 
der biir/^t und spuulae sorgfältig darauf zu achten, ob nicht irgendwo noch 
Spuren früherer, doch wohl Erdkastelle, vorhanden seien. Diesen Teil der 
Aufgabe der Forschung hat klar skizziert H. Üragendorff, Bericht über die 
Fortschritte der römisch-germanischen Forschung im Jahre 1905, S. 66. 

Vielleicht ist es nicht ganz überflüssig, zum Schluß noch ein Wort über 
die römische Rheinbefestigung auf Schweizerboden überhaupt beizufügen. 
Die Auffindung und Bloßlegung zahlreicher speculae und hurgi dar! uns 
nicht verleiten, die Verteidigungsfähigkeit des einzelnen Objektes und die 
Bedeutung des ganzen Systems zu überschätzen. Die schweizerische „Rhein* 
befestigung" ist, wie bereits Ferdinand Keller (.Anz. 187 1, S. 238 und 241) 
durchaus richtig ausgeführt hat, nicht eine Verteidigungs-, sondern eine Beob- 
achtungslinie. *| Die Verteidigung der Rheinlinie wäre nicht am Flusse, 
sondern im Binnenlande erfolgt. Der Rheinlimes ist also eine Grenzsperre 
lediglich in dem Sinne, wie es der obergermanische Limes seit Hadrian war, 
als die Kästelt im Binnenlande geräumt und die Truppen an die lange Linie 
des vorgeschobenen Limes hinaus verlegt wurden. ^) 



') Der einen Aiigustus-Münze, die im Turm in der Hardt bei Basel gefunden wurde, 
vermag ich nicht soviel ßeweiskrafi beizumessen, wie Ferd. Keller, Anz. 1871, S 241 und 
248. Mit diestr Bemerkung soll übrigens an der vortrefflichen Beschreibung, die Daniel 
Brückner von dem 1751 von ihm blolSgelegtcn Turme gab, nicht im mindesten gerOttelt 
werden. Die »»rneute Freilegung des Turmes im Jahr 1891 hat ja die Zuverlässigkeit aller 
Angaben Brückners bestätigt nach Th Burckhardi-Biedermann, Anzeiger 1893, S. 235. 

') Die bekannte Auffassung des Tacitus iGerm. 28), der Rhein habe den Völkerbe- 
wegungen kein wirkliches Hindernis entgegengesetzt O/wwtulum emm amms obstabat) ist 
gewissermaßen rhetorisch potenziert in den Worten des Eumenius, Panegyr. Consl. Magn. 
1 1 : magis ornant Hmitem castella quam protegunt. 

') Vgl. hierüber Fabricius a. a. Ü. S. 75 f. 




Ein Münzfund im st. gallischen Rheintal 
Von J. Egii, 



Am 24. November 1906 stiessen Arbeiter, welche damit beschäftigt 
waren, in Widen, Gemeinde Balgach, für eine Zweigleitung der Wasserver- 
sorgung Erde auszuheben, auf eine bedeutende Anzahl römischer Kupfer- 
münzen. Die Fundstelle liegt am Fusse eines steil abfallenden Tannenwaldes, 
etwa 5 — 7 Minuten von der Anstalt Widen entfernt Auf der Südseite zieht 
sich ein Bachbett von verschiedener Tiefe hin, das jetzt trocken liegt, da 
das Wasser an seiner Quelle gefasst und dem bereits bestehenden Reservoir 
der Gemeinde zugeleitet wurde. — Die Münzen lagen in einer Tiefe von 
50 — 60 cm ohne jegliche Umhüllung und Betgabe in der Erde. Der Boden 
ist ringsum von Kurzholz bewachsen und zeigt unter der Grasnarbe eine 
sandige Schicht. Seine Beschaffenheit ist derart, dass die Annahme einer 
menschlichen Niederlassung an dieser Stelle ausgeschlossen zu sein scheint. 
— Sofort nach Entdeckung der Münzen wurde Hr. Stadtarchivar F. v. Jecklin 
aus Chur an Ort und Stelle gerufen, der sie im Auftrage des Ortsverwal- 
tungsrates von Balgach verifizierte. Auf seinen Angaben und eigenen Be- 
obachtungen beruhen die folgenden Ausführungen: 

Der Fund enthielt im ganzen etwa 400 Stück. Zirka 100 Stück fallen 
wegen Zerstörung des Gepräges durch Bodenfeuchtigkeit ausser Betracht; 
eine bedeutende Anzahl ging bei der Aufdeckung verloren oder kam in 
andere Hände. 232 gut erhaltene Stücke gelangten durch Kauf in das histo- 
rische Museum von St. Gallen. 

Die Gegend von Balgach war, soweit unsere Kenntnis reicht, in römi- 
scher Zeit nicht bewohnt. Für die Anwesenheit des Menschen in praehisto 
rischer Zeit spricht der Fund eines Bronzebeiles, das vor Jahren ira so- 
gen. Nonnenbummert, unweit der Stelle unseres Münzfundes zum Vorschein 
kam. Ein fein gearbeiteter Serpentinhammer stammt aus dem nahen Au, 
ein ahnliches Stück aus St. Margreten.') In Bernegg, dessen milde und ge- 
schützte Lage zur Ansiedelung einlud, vermutet Immler einen römischen 
Wachtturm*); Funde aus prähistorischer und römischer Zeit sprechen fOr 
eine frühe Besiedelung der Gegend von Altstätten ^|. Diese Stationen ver- 
band — nach Immlers Annahme — ein römischer Handelsweg, der sich 

') Im histomchen Museum von St. Gallen. 

■) St Galler Mitteilungen, Bd. IV, p. 188. 

*| Anzeiger f. Schweiz. Altertumskunde, N. V Bd. IV, p. 352 



199 



dicsseit des Rheines an der Berglehne hinzog, und die streckenweise sumpfige 
und Überschwemmungen ausgesetzte Rheinebene vermied,') 

Balgach wird im Jahre 890 als Palgaa in einer St. Galier Urkunde zum 
ersten Mal genannt. Grosse Walder bedeckten damals die Gegend, aus 
denen das Kloster St. Gallen das Eichenholz für Bauzwecke, sowie die Eicheln 
für die Schweinemast bezog.*! 

Die Münzen unseres Fundes gehören sämtlich der römischen Kaiserzeit 
an und umfassen die Zeit von 259 bis 286 nach Chr. Die Kaiser sind in 
fast lückenloser Reihe, einige mit ihren Frauen, vertreten. Von sechs Re- 
genten ist je eine Münze vorhanden, von den übrigen mehrere Stücke; die 
meisten sind von Gallicnus (41), von Claudius Gothicus (39), von Probus (40) 
und von Diokletian (53) erhalten. Im übrigen ist das Ergebnis (nach Legen- 
den, bezw. Reversinschriften geordnet) folgendes: 

1. Vaterianus Saloninus H- 259 (Av.: Djvo Caesari Valeriano, Rev.; Consecratio). 

2. P. Lic. Galiiettus -f- a68 (RR : Abundantia Aug — Apollini Cons Aug — Dianae 
Cons Aug — Fides Militum - Fortuna Redux — lovi Cons Aug - [luno conja Aug — 
Laetitia Aug — Liberias Aug — Neptuno Cons Aug - Fax Aug — Securit Perp — Soli 
Cons Aug — Virtus Aug). 

3. Cornelia Sahnma, Gemahlin des Gallicnus, + a68 (RR : Fecunditas Aug — lunoni 
Cons Aug — Pudicitia) 

4. M, Anr. Claudius Goihicus -f- »70 (RR-: Aequitas Aug — Annona Aug — Felici 
Tempo (?) — Felicitas Aug — Fides Milit — Genius Aug — Genius Exerci — lovi Statori 

— Ilovi Vi]ctOri — Lariitia Aug — Pax Aug — Provident Aug — Victoria Aug — Virtus 
Aug — P. M. TR. P. II Cos. P. P. (269 n. Chr ) - Av. : Divo Claudio, Rev. : Consecratio -). 

5. M. Aur. Claudius Quinfil/us f 270 (RR.; Fides Militum — Marti Pacif — Provi- 
dent Aug — Virtus Aug — ). 

6. L. Dom. Aurelianus + 275 (RR.: Concordia Militum — Fortuna Redux — Oriens 
Aug — Restitut Orbis — Virt Militum - Victoria Aug — Genius Excrciti — lovi Conscr- 
vatori — Restitut orbis - ) 

7 Ulffia Srveriua, Gtmahlin äi^ Aitrtlian (Av. : Severina Aug — Rev : Concordiae 
Militum). 

8. M. Ci. Tacitus ^- 276 Rev.: Provide Aug). 

9. M. Ann, Florimms -t- 276 (RR : Virtus Aug — Temporum Felicitas). 

10. M. Aur. Probus 4* 282 (RR. Adventus Aug — Concord Milit — Conservat Aug 
lovi Cons Prob Aug — Marti Pacif — Provident Aug — Romae Aclcrnae — Salus Aug 

— Securit Perp — Soli invicto — Victoria Germ - Adventus Prob Aug — Mars Victor 

— Fides Militum - Salus Public - Victoria Germ Virtus Probi Aug — Victoria Aug). 

11. M. Aur. C-tirus 4- 28^ (R.- Spes Publica) 
la. Af. Aur. Numerutnus + 284 (R : Prineipi luventnt*. 

13. M Aur. Carinus + 285 (RR : Pietas Aug — Fclicit Publica — Fortuna Redux — 
Oriens Auu — Prineipi luvcnluti — Provident Augg — Victoria Aug). 

14. Magma Urbica, Gema/i/in dts Carimts (Rev. : Venus Viclrii). 

15. ('. t^altr. DiocUtiamts, abdic. joj, 4- 3'3 (Rev.; lovi Conaervat — HercuÜ Con- 
servat — Mars Nictor (I) — Marti Pacif — Provident Aug). 

16. M. A$tr. Val. Ma.nmianui, abdic. joj, i- 310 (R. : Hcrculi Conservat). 

An MUnzzeichen habe ich folgendes notiert: Gallicnus: A, C, H. MS, N, S, T, V; 
Cornelia Salonina- Q; Claudius Gothicus: B, L, '/, XII; Claudius Quintillus: (, X; Aure- 



') Immler, a. a. O., p. 187 ft 

*) Wartniann, Urkunden 11, 680. 



200 

lianus: A, BC, P • P, Q, R, T, JXXI; Uipia Severina: XXI R: Tacitus: Q; Florianus: 
AA, XXIS; Probus: CM, R-A, R-/; R-J, R-C, KZ, REB, RTS, XXI, AXXl, XXIB, JXXI, 
XXIP, SXXI, XXIT, VI. XXI; Carus: SXXI; Numerianus: VI XXI; Carinus: PRZ, RA/; 
QXXI, TXXI, V. XXI; Magnia Urbica: SXXIT; Diocletianus . PXXIT, QXXI7; SXXI7; 
TXXI/; /-XXI, V. XXI, VI. XXI; Maximianus: QXXI7', SXXI/; 7XXI7'. 

Die Münzen bestehen, wie bereits bemerkt, aus Kupfer und sind ver- 
zinnt.') So wurde der Silberdenar, dessen Feingehalt seit der Zeit der An- 
tonine immer mehr zurückgegangen war, endlich zur Kupfermünze. Die 
rapide Verschlechterung der Münzwerte in der zweiten Hälfte des 3. Jahr- 
hunderts n. Chr. ging mit dem Niedergange des öffentlichen Wohlstandes 
und mit der wirtschaftlichen Zerrüttung, welche diese dunkelste Periode der 
römischen Geschichte kennzeichnet, Hand in Hand.*) 

Da die Münzen ohne weitere Beigaben gefunden worden sind und eine 
römische Wohnstätte an Ort und Stelle nicht nachzuweisen ist, so dürfen 
wir annehmen, dass sie vergraben worden sind. Was die Zeit anlangt, so 
ist mit dem Jahre 286, wo Maximin, der letzte unter den auf den Münzen 
vertretenen Herrschern den Tron bestieg, der Terminus a quo gegeben. Der 
Eigentümer mag ein Mann aus dem Volke, ein Soldat oder reisender Händ- 
ler, gewesen sein, der seinen Besitz, vielleicht vor den alamannischen Horden 
fliehend, in der Nähe des Weges versteckte, um ihn für bessere Tage zu 
sichern. 



') Nach der chemischen Untersuchung des Herrn Prof. Dr. Nussberger in Chur. 
■) Vgl. Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens, p. 831 



Das ehemalige „Weierhaus" in Kaltbrunn. 
Kow E. Hahn, 



yfeAsu 



Mitten in der weilen, vom ünthkanal durchschnittenen Rietebene 
zwischen den Dörfern Kaltbrunn und BtnUen des st. gallischen Bezirkes 
Gaster läßt sich von den urnliej^enden H^jhen gegenwärtig noch eine in der 
Linie zwischen der Häusergruppe (jrafenau und der Eisenbahnstation Kalt- 
brunn-Benken kaum merkliche Bodenerhöhung erkennen, die durch etliches 
kGestrÜpp und junge Bäume Überwachsen ist. Hier findet sich noch ein ganz 
kleiner Rest einer Mauer, welcher sich etwa bis i m über die Bodenfläche 
erhebt. Das Landvolk nennt das um- 
hegende Grundstück die „Burgwiese", 
der Katasterplan der Gemeinde Kalt- 
brunn „Schloßwiese" ; im staatlichen 
Penmeterplan der Wildbachverbauung 
ist es unter „Alt Schloß" eingetragen, 
während eine benachbarte Rietwiese \ \ a^aä/m 

„Bibertenwiese" heißt (Abb. 46). Ein 
Name für diesen Ruinenrest scheint^ 
demnach ganz in Vergessenheit ge 
raten zu sein. Und doch wurden die 
Ruinenmauern von ihrem Besitzer nach 
mündlicher Überlieferung älterer Ein- 
wohner von Kaltbrunn erst zu An- 
fang der 1860"' Jahre bis auf den 
Grund abgetragen. Offenbar gehören 
diese Mavicrreste dem von v. Arx 
in seinen Geschichten des Kantons 

St. Gallen I 549 erwähnten „Weiherhaus" an, „das wahrscheinlich im Besitze 
der Edlen von Brürhi stand." Hiezu würde die Notiz In Stumpfs Chronik, Aus- 
gabe von 1548, Icil II, f 328 stimmen: „Es habend amb im Gastal gewonetdie 
Bruchlin P'delknecht, habend jren sitz gehebt auffBibenten vnd zu Windegk, 
sind abgestorben. Arnold Bruchli zu Windegk labt Anno do. 1387 vnd 1393." 
Es gelang bis jetzt leider nicht, einen urkundlichen Beleg dafür aufzufinden, 
daß dieses Weiherhaus im Besitz der Edlen von Brüchi stand, obschon das 
Geschlecht Bruhin oder Bruchi in der dortigen Gegend, besonders in der 
schwyzerischcn March, Tuggen etc., sehr verbreitet ist. Dagegen scheint 
dieses Haus Bibiton nach dem ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts im Be- 






46. Lagcplanskizzc des Weierhauscs in 
Kaltbrunn 



202 



H 







w 

>( 



sitze eines Oswald von St. Johann gewesen zu sein. *) Der Turm auf der 
alten Breite ist nicht mit dem VVeiherh3US zu verwechseln. Noch P. Immler, 
der erste Konservator der Sammlungen des historischen Vereins des Kantons 
St. Gallen, konnte im Jahre 1864, allerdings nur nach fremden Angaben, eine 
kleine Skizze der „Bibentenburg, genannt das Weierhaus zu Kaltbrunn" in 
seine handschriftlichen Notizen aufnehmen. Seither ist die ungefähre Aus- 
dehnung des ehemaligen Gebäudes nur in ausnahmsweise trockenen Sommern 

an dem über den Grundmauern liegenden und 
^mmJSSSmmk_ abgestorbenen Rietgrase zu bemerken. 

Im Auftrage des historischen Vereins von 
St. Gallen und unter werktätiger Mithilfe des 
Herrn Dr. med. Steiner in Kaltbrunn wurde in 
den Tagen vom 14. bis 19. November 1897 
eine Ausgrabung auf der Burgsteüe durch den 
Schreiber dieser Zeilen vorgenommen, soweit 
es die gebotene Schonung des Baumwuchses 
und das Sumpfland zuließ. Dabei kamen die 
Fundamente eines quadratischen Gebäudes von 
12,20 m Seitenlänge in einer Tiefe von wenigen 
Zentimetern unter dem Boden zu Tage, deren 
Mauersiärke gleichmäßig 1,60 m betrug lAbb.47), 
und zwar mit der Diagonale BD ungefähr in 
S-N- Richtung orientiert, in der südöstlichen 
Mauer A B war ein größeres Stück entweder 
ausgebrochen oder in den sehr nachgiebigen 
Boden, in welchem sich das Grundwasser 0,40 m 
unter der Oberfläche befand (Schnitt A B bei 
„ I^l^"), eingestürzt. Innerhalb des einzigen noch über den Rasenboden sich 
erhebenden Mauerrestes M war ein wagrecht liegender, nahezu halbzylin- 
drischer Kanal mit Wurzel werk des an dieser Stelle befindlichen Baum- 
und Strauchwuchses ausgefüllt. Offenbar war 
dieser Kanal ursprünglich von einem eingelassenen 
halbierten Baumstämme aus|;efül!t, welcher zur 
Verstärkung und Sicherunj< des Mauerverbandes 
wegen des hier vorhandenen schlechten Bau- 
grundes dienen sollte und zwar in der Weise, 
daß der Stamm entschält und an derjenigen Fläche, 
welche nach unten zu liegen kam, eben gehauen 
wurde (Abb. 4b). Solche HoLzeinlagen sowohl ^q Querschnitt bei H. 



47. Grundriss des Wcierhauses 
und Schnitte durch die Funda- 
menie AB (unten), CO (oben). 
M — I : 300 



,M(m 



,37c«.. 



') Der Einsiedler Abt Burkhard von Krenkingen-Weibenburg 1418 — i438^vcrleiht am 
6. April 1419 dem Ulrich Windeggcr die alte Breite, wo ein Turm steht, im Dorfe Kalt- 
brunnen, imd »n demselben Tage dem Oswald von St Johann, ansässigCzut^i^i/on^ das 
Meicramt zu Kaltbrunnen. P. Odilo Ringholz, Geschichte des Stiftes Einsiedeln p. 338* 

Das Meieramt folgte nach Oswalds Tode 1438 auf dessen Sohn Heinrich. 



go3 

in Fundamenten als in den Mauern von mittelalterlichen Bauten erwähnen 
A. V. Cohausen, das Befestigungswesen der Vorzeit, S. i6i, und Piper, 
Burgenkunde, 1. HMfte, S. 140. Das Mauerwerk selbst bestand aus rohen 
unbehauenen Bachkieseln verschiedener Größe, so wie sie heute noch 
aus dem nahe vorbeiftießenden KaUbrunnerbach zu Weganlagen im Riete 
entnommen werden, und einem sehr harten, weißen, wenig Sand enthalten- 
den Mörtel, welcher an seltenen Stellen etwa noch eine Ziegelscherbe ein- 
schloß. Im Innern des Gebäudes stieß man in der Ecke B sowie bei F auf 
Steinschutt ohne Verband, während Spuren vermeintlicher Quermauern von 
geringerer Stärke und sehr schlechtem Verband bei E und G (zirka 0,80 m 
dick) in der dunklen Riet- und Schlammerde lagen. 

Letzlere unterschied sich nicht von derjenigen des umliegenden Rietes. 
Alle Außenkanten, namentlich aber die Ecke D hatten durch das Abtragen 
der Ruine sehr gelitten, wobei die Steine nach mündlicher Aussage eines 
alten Landmannes meist für die Rietwege in der nächsten Umgegend ver- 
wendet wurden. Das Suchen nach einem eventuell vorhandenen Boden 
mittels Einstecken von langen Stäben blieb gänzlich erfolglos, auch wurden 
keinerlei kleinere Gegenstände gelunden. Um eine Ansicht des Gefüges des 
Mauerwerkes zu gewinnen, versuchte man, das Wasser aus dem Innern zu 
entfernen, doch wurde nach mehrstündiger Arbeit mittels einer Jauchepumpe 
kein nennenswertes Resultat erzielt, da offenbar das äußere Grundwasser 
durch schadhafte Stellen der Mauern nachdrang. 



fr 



Die Wandgemälde in der Kirche von Brütten (Zürich). 

Von / A\ Rahr 



Zahlreich sind Funde von Wandgemälden, die im Verlauf der letzten 
Jahrzehnte in zürcherischen Landkirchtfn eriolgten. Zu dem neuesten hat 



Ende Mai 1907 der Abbruch 
876 wird des Ortes Pritta 
gedacht, der seit dem X. Jahr- 
hundert zu den Besitzungen 
von Einsiedeln zählte '(. Von 
diesem Stifte mag die Ka- 
pelle erbaut worden sein, 
vielleicht schon zu Anfang 
des X!L Jahrhunderts, wie 
sich aus der ßecchaffenheit 
des Mauerwerkes an den 
ältesten Bestandteilen ergibt, 
einer Bruchsteinkonstruktion 
mit breitem Mörtel ver- 
strichen, in welchen die Stoß- 
und Lagerfugen mit der Kelle 
gerissen sind *). Dieser Kern 
des Kirchleins ist der mitt- 
lere Teil des einschiffigen 
Langhauses gewesen. 

5,35 m betrug die Breite 
im Innern, und zirka 11,50 m 
lang waren die seitlichen 
Mauern erhalten. Später 
fand eine Verlängerung nach 
hüben und drüben statt mit 
Ausbruch neuer P'enster, wo- 



des Kirchleins von Brütten geführt. Schon 



/i 



# 



1»»* 



■h 



l^^ 



% 



»*f. 



/> 



ttil* 



49. Brütten. Reste einer Apostelfolge an der 
Nordwand der Kirche. 



') Nüscheltr, Gotteshauser II 232, und der Bericht von Herrn Sekundarlehrer £. 
Rauher in Töß im ql^ndboten* vom 29. Mai 1907. 

*) Die gleiche Behandlung in der Kirche von St. Sulpicc (Waadt) XI. bis XII. Jahrh. 
N D. de Valfere bei Sitten. Hauicrive bei Freiburg, XII. Jahrh. und Münster in GraubOnden, 
XI. i?) Jahrh. 




ST. GEORG 
WANDGEMÄLDE IN DER KIRCHE ZU BROTTEN. 



AoMiser tat Kliwcis. AlLertuntkunde, 1907, 3 Heft 



•\^Vt\ ^>w. 



ao6 



bei erhebliche Teile der Bilder zerstört worden sind. 1728 wurde laut 
Kirchenrechnung der Dachreiter errichtet, der sich vor dem östlichen Dritte, 
des Firstes erhob. Das deutet darauf, da5 damals der dreiseitig geschlossene* 
Chor hinzugefügt worden ist, und von einem zweiten Unternehmen, der Ver- 
längerung nach Westen (?) im Jahre 1774 meldet NOscheler. 

Eine oft wahrgenommene Erscheinung wiederholt sich auch hier, der 
Wechsel des Bildschmuckes, wie eine Serie die andere ersetzte. Während 
nicht viel mehr als hundert Jahren ist dies dreimal erfolgt. Die ältesten 
Reste, die einer Apostel folge, wurden an der Nonhvand gefunden (Abb. 49I. 
Von den Figuren war allein noch der iNimbus der zweiten vorhanden. Die 
Buchstaben^orm der Namen (MA)THEVS und PAV(LVS), das Voluten- 
kapital und die ebenso charakteristische gedrückte Führung der unteren 
Bogenschenkel deuten auf die Zeit um 1290 hin. 

Indessen kaum angefangen, trat eine Änderung in der Wahl des Stoffes 
ein, von Schilderungen aus Chrisli Jugend und Passion, wobei das Ver- 
kündigungsbild an Stelle der genannten Apostel trat. Mit ihren Namen 
stimmen die Charaktere des GRACIA PLENA überein. Der Engel, wie 
Maria in Rol gekleidet, ist eine hochgotische Glasmalerfigur; an Glasmalerei 
erinnern auch die rundlich aufgetriebenen Fingerspitzen. 

Stilistisch verwandt sind auch die übrigen Bilder; sie mögen um 1300 
gemalt worden sein. In zwei Folgen sind sie über einander geordnet, un- 
unterbrochen, denn die Nordwand war fensterlos i Abb. 50) Spuren einer Sockel- 
dekoration waren nicht mehr zu sehen. 1,60 m Über dem Hoden hatte die 
untere Reihe gestanden. Ihre Bilder waren innerhalb des Rahmens zirka 
1,30 m, die oberen 1,12 m hoch. Rote Doppelstriche ohne Zwischenfüllung 
umrahmten den weißen Grund. Beide Reihen begannen im Westen, die 
obere mit der bis auf wenige Teile zerstörten Darstellung des Jüngsten 
Gerichtes» In der Mitte thronte die große Figur des Weltenrichters mit er- 
hobener Rechten; neben ihm, links vom Beschauer, ein schwebender Engel, 
der mit beiden Händen das Kugelende eines gelben Schaftes (Passionsin- 
strumentes?) hielt, s. Verkündigung. 3. Darstellung im Tempel. Links steht 
Simeon hinter dem mit einem gemusterten Behänge bekleideten Altar. Er 
streckt die Arme aus, um das mit einem Lendenschurz bekleidete Knablein 
zu empfangen, das ihm die gegenüber stehende Mutter darbringt. Maria 
folgt, mit zwei Tauben in der Rechten und einer brennenden Kerze in der 
verkehrt gezeichneten Linken, eine heilige Frau, vermutlich die Mutter Anna. 

4. ülberg. Dicht vor den Jüngern, wobei sein Gewand das des vordersten 
überschneidet, kniet mit erhobenen Händen <jer Heiland. Er trägt weißen 
Rock und roten Mantel. Gegen ihn schwebt von oben herab ein Engel mit 
rotem Gewand und grünen Fittigen, Kr weist mit der Linken auf ein lang- 
wallendes Spruchband, das die Rechte hält. Die Inschrift ist erloschen. 
Unten sitzen dicht gedrängt mit geschlossenen Augen drei Jünger, deren 
vordersten sein bartloses Antlitz als den Evangelist Johannes kennzeichnet. 

5. Gefangennehmnng. Links St. Petrus in blauem Mantel. Er faßt am 



ao7 



Schopf den kleinen vor ihm knieenden Malchus und holt mit der Rechten 
zum Schwertstreiche aus, wahrend Christus, dem sich der rot gekleidete 
Verrater naht) mit beschwörender Geberde die Rechte gegen St. Petrus 
streckt. Hinter dem Heilande, abgewendet und, wie es scheint, ihn am Arme 
fassend, steht ein Krieger in gelbem Waffenrock und Ringelpanzerkapuze. 
Wie die Bedeckung des Schädels — ob gleichfalls Ringelpanzer, oder 
Beckenhaube — war, ist nicht mehr zu erkennen. 

Es folgen in der unteren Reihe: 6. Die Darstellung Christi vor dem 
Volke (?). Zu äußerst beiderseits zwei Gruppen bartloser, ausgesprochen 
jugendlicher Figuren, die, nur noch in ihren oberen Partien erhalten, nach 
der jetzt leeren Mitte schauen. 

7. Dornenkrönmtg. Die rechte Hälfte des Bildes ist bis auf die lilien- 
förmige Szepterspitze des Richters durch Ausbruch eines Fensters zerstört. 
Daneben, in der Mitte, thront en-tace der Heiland in weißem (?) Mantel und 
die Augen mit einer gleichfalls weißen Binde verhüllt. Zwei Schergen (nur 
noch der links stehende erhalten) pressen vermittelst eines Stabes die Dornen- 
krone auf. Der Scherge trägt gelben Rock mit knapp anliegenden Ärmeln 
und auf dem bärtigen Fratzenkopf einen Judenhut. 

8. Kreuzigung, Zur Linken Christi steht anbetend in gelbem Rock und 
rotem Mantel der jugendliche Johannes. Das Haupt des Gekreuzigten ist 
tief gesenkt, der Körper über und über mit blutigen Striemen und Tupfen 
bedeckt. Von Brustwunde, Ellbogen und Hand fließt das Blut in Strömen 
herab. Marias Figur ist zerstört. 

9. Erscheinung des Auferstandenen. Links steht Christus, der einen 
roten Mantel trägt. Die Geberde der Rechten ist nicht mehr zu erkennen. 
Die erhobene Linke stützt sich auf einen gelben Stab (Schaufel?). Von 
rechts nahen sich unter einem roten Bogen, vermutlich dem Grabgewölbe, 

drei Frauen, von denen aber nur die Oberkörper samt 
den Köpfen erhalten sind. 

10. Kreuzabnahme. Christus mit weißem Lenden- 
schurze bekleidet und ganz mit Wundmalen bedeckt 
ruht sitzend auf dem Schoß der Mutter, die ihn mit 
der Rechten umfängt. Des Toten Arme sind ausge- 
streckt; Johannes hält dessen Linke, die Rechte eine 
Frau mit Matronenschleier. Hinter ihr steht ein bart- 
■.^ , ^ . loser Jude mit rotem Rock und Spitzhut von gleicher 

f *y '^ Farbe (Abb. 51). Vor dem Apostel kniet eine hl. Frau, 

^-A^*T vermutlich Magdalena, im Begriftej Christi Füße zu 

küssen. Hinter ihr steht ein Jüngling in gelbem Ge- 
wand ohne Nimbus. 

Die Auffassung der Szenen entspricht dem Ab- 
breviaturstil der Zeit, eine Zusammenstellung weniger 
meist isolierter Gestalten mit einfachen Geberden, 
und was die Köpfe auszudrücken haben, ist mit der 




ao8 



Bewegung der Brauen und Mundwinkel abgetan. Indessen, wie beschränkt diese 
Mittel sind, sie reichten hin, um auszudrücken» was der Künstler wollte. Bis zum 
Pathos ist die Bewegung gesteigert bei der Kreuzabnahme, wo Zweie dt 
Toten Hände ergreiferf und Magdalena sich herniederbückt, um dessen Fq£ 
zu küssen. Bei der Darstellung Christi vor dem Volke fallen einige recht 
brave jugendliche Köpfe auf; treffend sind Verehrung in dem Aufblick der 
Frauen bei der Darstellung im Tempel (Abb. 52!, die Betrübnis des Lieb- 
lingsjüngers und überstandenes Weh in dem Antlitz Christi bei der Kreuz- 
abnahme geschildert. Hinwiederum — bei der Gefangennehmung und der 
Dornenkrönung — wo es Böse und Schlechte zu schildern galt, ist das 
ofienkundig Fratzenhafte herausgekehrt. 



< 



^ 



=v;^l|A, 



c. 



'<^-. 



>. 



%]ii>:% 



52. BrQtten. Detail aus der Darstellung im Tempel; 
Nordwand der Kirche. 



Die Zeichnung mit derben braunroten Zügen ist durchaus auf die 
Fernwirkung berechnet. An den Köpfen fallen die langen, geraden Nasen 
mit eckiger, stark unterschnittener Kuppe auf. Die Haare sind kompakt 
wellenförmig geordnet, die Augen mit wagrechter Unterlinie gezeichnet, die 
Gewandmassen einfach und groli geworfen. Einzelne Gestalten — so Mahaj 
bei der Darstellung im Tempel — zeichnen sich durch elegant geschwungcnf 
Haltung aus. Die einzige Figur eines Gewappneten erscheint auf dem Bilde 
der Gefangennehmung. Seine Ausrüstung mit WafFenrock und Kingelpanzer, 



209 



• u 



f> '-^ f^^ 



( 



welch letzterer seit Anfang des XIV. Jahrhunderts verschwindet, erinnert 
an Erscheinungen in der St. Galler Chronik des Rudolf von Ems. 

Die Benialung ist auf wenige glatte Töne beschränkt. In den Ge- 
wändern überwiegt das Rot, selten sind Blau und Gelb. Haare sind meisten- 
teils gelb, mitunter auch rotgelb bis rot, die nackten Teile jetzt weiß, nur 
auf dem Bilde der Gefangennehmung sind starke Partien von Fleischrot er- 
halten. Die meisten Nimben sind gelb, wenige rot; derjenige Christi ist 
weiß mit rot konturiertem Kreuz. 

Mit gleichzeitigen Bildern mag auch die Südwattd geschmückt gewesen 
sein. Ihre letzte Ausstattung jedoch war jüngeren Stils. Auf die Wende 

des XUI. und XIV. Jahr- 
hunderts wies nur noch das 
Bild des ///. Chrisiophorus am 
Äußern hin (Abb. 53!. Der 
Riese mit rotem Nimbus war 
dargestellt, wie er nach älterer 
Auffassung das Christkind auf 
dem linken Arme trug und 
mit der erhobenen Rechten 
einen Baumstamm umfa(ke. 
Des Heiligen Kopf, Teile des 
Oberkörpers und solche des 
Knäbleins traten allein noch 
zu Tage. 

Um 1400, kaum viel spater, 
muß der Schmuck der Innen- 
seiie erneuert worden sein 
lAbb, 54). Diese Malereien 
waren ungefähr in gleicher 
Ausdehnung wie die an der 
Nordwand erhalten und ihre 
Anordnung in zwei Ober ein- 
ander befindlichen Reihen ist 
die nämliche gewesen. Auch 
hier keine Anzeichen einer 
Sockeldekoration und weißer 
Grund für die Bilder, den 
aber ein Zierat von sparsam 
verteilten Sternen belebte, sechstrahlig und schwarz mit langen scharfen 
Zacken. 

Zur oberen Reihe hatte der Schmuck eines Fensters gehört, das sich 
am Ostende des alten Teiles befand. Seine westliche Leibung hatte das 
wohl erhaltene Bild St. Georgs geschmückt iTafel XX(, auf weißem Grund 
mit abwechselnd schwarzen und gelben Sternen. Einfache rote Striche 



V^ 



\\ 



V", 



/ 



53. BrOtten. S. Christophorus, am Außem 
der Südwand. 




2IO 



umrahmten das 1,273 m hohe Feld, unter dem ein leichtes grünes Ranken 
gewinde den weißen Rest des Gewändes füllte. Links oben das lieb- 
liche Figürchen der ungekrönten Königstochter in grauem Gewand mit 
gelben Haaren. Der Sieger steht auf dem prächtig stilisierten Drachen, 




dessen Kopf das Muster eines gothischen Wasserspeiers wäre. St. Georgs 
Gurt und ein senkrechter Streifen auf der Brust und dem gefältelten Schoß 
bilden ein schwarzes Kreuz. Nimbus, Lanze, Schwert, einzelne Rüstungs- 
teile und der Drache sind buchsgelb, die Konturen rot, sonst alles weiß. 



StI 



«'^ 



l 



^^i 



■^ 



Zweifellos von gleicher Hand sind die westlich unmittelbar folgenden 
Bilder: 

I. Anbetnng der Könige. Unter einem mit Stroh gedeckten Giebel- 
dache, das auf vier dünnen Pfosten ruht, sitzt zu äußerst links der hl. 
oseph, eine zwerghaft gedrungene Figur. Ein gelber Nimbus umgibt den 
unverhältnismäßig großen Kopf mit weißen Haaren und Bart. Der grüne 
Armelrock hat einen Kapuzenkragen von gleicher Farbe. Die Rechte ist 

vorgestreckt; die Linke umfaßt das obere 
Ende des Krückenstabes. Vor dem Nähr- 
vater, von ihm abgewendet, thront Maria. 
Ihr Kopf ist zerstört. Der weite Mantel- 
saura breitet sich mit eleganten Über- 
schlägen auf einer gelben runden Matte 
aus. Mit beiden Händen umfängt Maria 

^jC ^^ '^ ^\ das nackte Knäblein, das auf ihrem Schöße 

p-^iM^ iH^^» ^^ steht und hastig nach dem Geschenke, 

vermutlich einer Schale mit Gold, begehrt, 
die ihm der greise König überreicht. Von 
dem Gürtel des Knienden hängt ein 
kurzes Bauernmesser herab. In der Tiefe 
der Hütte, über dem Christusknäblein 
recken sich Ochs und Esel über die 
Krippe. Dem greisen Monarchen folgen 
stehend seine Gefährten, der eine, mit 
hellbraunem Schnurr- und Spitzbart und 
buckeiförmigen Haarbauschen, trägt ein 
Kästchen (Abb. 55), der dritte, ein Jüng- 
ling mit ausgesprochener Mohrenphysiog- 
nomie, in der Rechten einen hohen, 
schlanken Krug. Die Könige haben keine 
Nimben. 

2. DarsUilung x'm Tempel (?). Durch 
Ausbruch eines Fensters zerstört bis auf 
die zu äußerst links stehende Fig^r einer 
hl. Frau mit grünem Untergewand, weitem 
Mantel und Maironenschleier. 
Auch von dem folgenden Bilde 3 des Kinder ttionüs ist aus gleicher Ur- 
sache nur die Hälfte rechts erhalten : der Oberkörper des thronenden Herodes. 
Die Rechte mit erhobenem Zeigefinger halt er befehlend vorgestreckt, in 
der Linken ein Lilienszepter. Vor ihm, links vom Beschauer, steht ein 
Geharnischter mit Schwert, auf dem ein aufgespießtes nacktes Knäblein 
zappelt. 

4. Flucht nach Ägypten. Bis auf wenige Reste zerstört. Zu erkennen 
sind das Gesicht Mariae und der Kopf des Kindleins, das sie auf dem Schöße 




55. Brtttten. Detail aus der Anbetung 
der Könige; Südwand der Kirche. 



aia 



trug. In einen grünen Mantel gehüllt, reitet sie auf einem Eselchen, vor 
welchem das Krückenende von Josephs Stab erscheint. 

Die senkrechte Trennung der Bilder geschieht durch rote Doppelstriche, 
die wagrechte durch einfache. Die Zeichnung mit roten Linien ist sorgfältig 
und detailliert, besonders d't der Köpfe und der Hände mit ihren sprechenden 
Geberden. Erstere sind ausgesprochen individuell mit stark knolliger Nasen- 
spitze. Die Gewandungen sind ohne Knickfalten groß und klar geworfen, 
Gesichter und Hände farblos, ebenso öfters die Haare; andere hellbraun 
und braun. Manche Erscheinungen stimmen frappant mit den Bildern der 
Toggenburger Bibel im Kupferstichkabinet des Berliner Museums überein: 
Die gedrungenen Proportionen der schulternlosen Figuren, die zweiteiligen 
Spitzbärte und die seitwärts stark ausladenden Lockenbauschen; die Zaddel- 
borten an Ärmeln und Gevvandsäumen und bis aufs Detail St. Georgs 
Rüstung. 

Bei gleichen Darstellungsmitteln verraten die unteren Bilder eine andere 
Hand. Köpfe und tlande sind weniger geistvoll gezeichnet, auch fehlt es 
an Energie in Haltung und Bewegungen. Die Umrahmung der beiden 
Felder geschieht durch einfache gelbe Striche, wobei schwarze Linien die 
wagrechten begleiten. Der Grund ist weiß und wieder mit schwarzen 
Sternen dünn besät, die aber kleiner als die oberen sind. Keine Historien, 
nur Einzelfiguren waren in dieser unteren Reihe gemalt, östlich beginnend: 
I. In einem besonderen Feld der fast erloschene Kopf einer hl. Frau, über 
welcher von der oberen Borte acht roh gezeichnete Augen senkrecht herunter- 
hängen, vielleicht ex votos an die ehedem hier dargestellte hl. Lucia oder 
Ottilia. 2. Vier hl. Frauen stehen paarweise einander zugewendet : St. Agata 
mit brennender Kerze, ihr gegenüber St. Dorothea; in ihrer Linken ein 
dünner Stab (Szepter ? Blumenstengel ?), in der erhobenen Rechten ein 
Blumenkorb. Vor der Heiligen Kopf und Hand des Knäbleins. St. Marga- 
retha mit Kreuzstab; zu Füßen Spuren des Drachen. Das Bild der vierten 
Heiligen ist bis auf Weniges zerstört. 

Im Auftrage der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich wurden farbige 
Durchzeichnungen sämtlicher Bilder angefertigt unter der bewährten Leitung 
des Herrn Dekorationsmalers Chr. Schmidt, der zudem einiges von den Ori- 
ginalen, die Darstellung der Kreuzabnahme und die Figur des hL Josef aus 
der Anbetung der Könige auf Leinwand übertrug. 



Beiträge zum Holzschnittwerk des Urs Graf. 

Von Hans Koegler. 
rSchluO). 

ST4. 1.8. Acht Illustrationen aus einem Gebetbuch, lose, auf der Röck- 
seite bedruckte Blätter im Berliner Kupferstich-Kabinett, sämtlich mit Grafs 
verschlungenem Monogramm und der Signatur des Holzschneiders ,F. M. 
S." bezeichnet, i. außerdem mit „Basiliea", 8. noch mit der Boraxbüchse ver- 
sehen. Entstehungszeit etwa 1511 — 1513 br. 0,054, h. 0,078. 

I. — 340. a. (Seite 135) hier mit „S. Augusti" im Spruchband oben 

^und dem Zeichen F. M. S. unten in der Mitte. 
2. „Monika". Links Anna selbdritt, r. Monika und der knieende Augustin. 
3. Drei jugendliche Heilige stehen unter einem Feston, in Mitte Sebas- 
tian, I. Steplianus. 
4. David knieend mit der Harfe nach I. unter einem Bogen, geringer. 
5. Verkündigung an Maria, 1. der Engel im Profil nach rechts, r. Maria 
von vorn. Das F. M. S. im Ring der Vase. 
6, Links Petrus, r. Paulus unter einem Astbogen mit Blattwerk in den 
Ecken, 
i 7. Ein Abt und Priester weihen eine Kirche, die den Hintergrund bildet. 
8. Der Tod, einen Sarg auf dtr linken Schulter, einen Pfeil in der 
rechten Hand, eilt über einen Kirchhof nach rechts; flüchtig und gering. 
^7/. Die Verkündigung an Maria in reicher, mit Säulen geschmückter 
Architektur, der obere Rundbogenabschluß mit gereihten Gegenständen, 
Schild, Laute, Helm und so weiter genau wie die Zierleisten der Narren- 
beschwörung {N. 376) gefüllt. Auch hier kommt der Engel von 1., streng in 
Profil nach r.. Maria kniet r. von vorn gesehen, Kopf ein wenig nach links. 
Das Blatt von prachtiger Wirkung ist nur mit den Buchstaben des Holz- 
schneiders M. S. bezeichnet, was die Vermutung bestätigen würde, daß das 
F. in der Signatur F. M. S. nur so viel wie Formschneider bedeutet (Seite 

152 bei His 268». 
Der 0,077 breite und 0,1225 ^^^^ Holzschnitt kommt im Breviarium 
secundum ritum almae ecclesiae Arosiensis, Basel Februar 1513 bei Jac. v, 
Pforzheim vor (8', E. Berlin Kupferstich-Kabinett) und zwar zusammen mit 
den zwei Holzschnitten gleichen Stiles und Formates His 274, der gar nicht 
signiert ist, und His 302, der nur Urs Grafs Zeichen trägt. Da His 274 
schon 1512 erschienen war, wird man dieses Jahr schon als Entstehungszeit 
aller drei Blatter annehmen müssen. 




Sys ^- Heiligenbild von Signau, „Signo-sancti-spiritus" überschrieben. 
Der tronende Gott Vater hält das Kruzifix vor sich, über welchem die Taube 
schwebt, links unten Berner Wappen. Gott hat den unverkennbar Grafschen 
Typus, wie man ihn von Kaiser Heinrich aus His 271. und besonders von 
Gott Vater aus der Fürbitte (His 279.) kennt, beide vom Jahr 1514, was 
auch die richtige Datierung des Heiliggeistblattes sein wird. O, Berlin. 
Anonyme des XVI. Jahrh., br. 0,085, ^- 0.1325. 

C. Omamentales. 

3j6. a. h. Acht Leisten zur Murner'schen Narrenbeschwörung von 
1512, von His bei 259 als in Zeichnung und Laune Graf zugehörend er- 
wähnt; die bei H. 242 genannte Umrahmung des Titelblattes ist dagegen 
zu verwerfen, sie stammt vom Zeichner der neun geringen Illustrationen. 

al Sieben Köpte mit Narrenkappen. Ab, Kristeller, p. 62, sowie von 
c. und e. 

b) Sieben Gläser, Kannen und Flaschen übereinander. 

c) Löffel und Pritsche im Knoten verschlungen, darüber Putte, Filzhut, 
Narrenkappe. 

d) Drei geflügelte Puttenköpfe nebeneinander. 

e) Wellenband, gotisch gezackt, oben Eselskopf mit Maulkorb. 

f) „Fris dz" mit Anspielung auf die höchst unflatige Textstelle in dem 
Kapitel, das mit Dreck versiegeln heißt. In der oberen Hälfte Narrenkopf, 
Sichel und Blasebalg. 

g) Unten Mehlsack, Kartenspiel, Narrenkopf und unanständiges Zeug. 
h) Kandelaberornament, in mitten Delphinpaar aufrecht, o. Vase mit 

geschupptem Bauch, br. 0,0136, h. 0,14550,1485, Grund schwarz. 

jj'j. Schematischer „Arbor aflinitatis", in den oberen Ecken Ast mit 
schön geschwungenem Krabbenblatt. In: Gregor IX, Decretalium Über, 
Basel, Amerbach, Petri, Frohen 151 1. fol. — br. 0,194, h. 0,235. 

j-jS. a. d. Vier Leisten des Brevlarium Augustanum von 1512, von 
His bei 274 schon erwähnt. Doppelte Einfassung, Grund weiß. 

a) Seiten Leisten, o. und u. Zylinder, der untere mit gedrehter Kanal- 
lierung in mitten Delphinpaar aufrecht, br. 0.0226, h. 0.097. 

b) Horizontale Leiste. Zwei Füllhörner mit Mündungen nach außen. 
br, 0,023, h. 0,1049. 

c) H. L. Gewelltes Band von fünf Bogen, r, in Wurzelwerk endend, 
br. 0,012, h. 0,097. 

d) H. L. Zwei Füllhörner mit Mündungen nach außen, r. Täfelchen mit 
Grafs Monogramm, br. 0.0115, ^' 0.1048. 

jjg. a.b. Zwei hör. Leisten aus: Paulus Cortesius in Sententias, Basel, 
Froben, 1513. fol. Doppelte Einfass., Gr. weiß. br. 0,0173, h. 0,106. — 
a} Drei Hasen in gewelltem Ast, r, hockt ein vierter. — b) Zwei im wesent- 
lichen S-förmige Astranken kreuzen sich in Mitte, außen steht je ein Vogel, 
1. mit gespreizten Flügeln. 



/<?o. Hör. Leiste, zwei Delphine an eine Tafel „Basilea" gebunden. Ab, 
L. 13. Einleitung. In: Erasmus Adagien, Bas., Froben, 1513. fol. Doppelte 
Einf., Gr. weiß. br. 0,0165, h. 0,1485. 

j8i. Oberer Teil des Titelblattes N. 345, drei Leisten auf einem Stock. 
Üben zweigeteilter Zweig mit je großem Urahüllungsblatt und einer Beere 
oder Fruchtkapsel als Ende, die in gleicher Art sehr oft bei Graf vorkommt 
und auf Grundlage von DoUwurtz (Aconitum Pardalianches) gebildet ist. 
Seitlich Kandelaberornament, br. 0,0155, 0,025, 0,026, 

jS2. Ornamentale Umrahmung eines rechteckigen Titels, nur nach 
außen konturiert, seitlich aus großen Delphinpaaren gebildet. Gr. schräg 
schraff. Unten in Mitte bezeichnet mit Grafs Monogramm und viS^^S"- Diese 
Umrahmung, ira Stil der Titelbordüre His 323 vom gleichen Jahre aufs 
nächste verwandt, kommt zuerst als Titelblatt der zweiten Basler Ausgabe 
des Ritters vom Turn bei Mich. Furter 1513 vor (E. Aarau), später seit 
1521 mehrfach bei A. Petri in Basel, aber immer ohne Monog7*amm und 
Jahreszahl, z. B. 1522 in Luthers Ußlegung der Episteln und Evangelien. 
Eine genaue Kopie (Vorbild?) bei Mazochius in Rom in: Magni Basilii 
Hexameron, 1515, fol. — br. 0,172, h. 0,27. 

j8j. a.,b. Kandelaberornament aus Furters Ritter vom Turn, Basel, 
1513. 4'\ Gr. weilV - a) u. Schild, Mitte Puttenkopf, o. Zylinder (ge- 
dreht), br. 0,01, h. 0,125. — ^) Mitte Balluster mit Quastengehänge, o. Delphin- 
paar, u. kleine geschuppte Kuppel, br. 0,0122, h. 0,131. 

j8^. a.b. Zwei hör. Leisten des gleichen Buches. Doppelte Einfass., Gr. 
weiß. br. 0,0115, h. 0,108. — a) Astwelle mit vier Blättern und zwei runden 
Blüten auf Grundlage von weißen Kamillen fchamasmelum leucantheraon) stili- 
siert, die eine davon mit centrifugalen Blättern der Blumenkrone wie ein 




56. Urs Grat. N. 386; br 0,146, h. 0,017. 



Windrädchen, etwa wie die Ringelblume (caltha). - b) ähnlich der vorigen 
Leiste, aber mit zwei Blüten, wo aus radial gestellten und in den horizon- 
talen etwas gedrehten Blumenblättern ein starker, zapfenartiger Stempel 
wachst; diese Graf sehr geläufige Blüte ist ganz nach der kleinen blauen 
und nach der weißen Mertzenblume gebildet. (Hyacinthus ccerulus minor und 
Hyac. niveus.) ') 

*) Die natürlichen Grundlagen für Grafs ßlütenformea suchte ich in dem Pflanzen- 
buch von Lconhard Fuchs (Basel, bei Isingrin, 154a, fol.;, weil es bei relativ Iioher Natur- 
treue doch noch etwas ornamental gezeichnet ist und weil es das damals Geläufige enthält. 
Nach diesem Buch sind auch die Benennungen zitiert. 



jSy. a.b. Hör. Leisten, a) Zwei Delphine, mit Enden eine Vase in der 
Mitte berührend, Gr. weiß, br. o,ot8, h. 0,063. 

b> Zwei walzenförmige Delphinleiber, die außen in nach innen schau- 
ende Vogelköpfe übergehen. Einlache Einf., Gr. weiß, br. 0,0115, ^' 0,061 — 
Vorkommen beider wie N. 383. 

sS6. Hör. Leiste. Laute, Narrenkappe, Schild mit Baselstab, Dudelsack 
und Würfel. Die Anordnung schließt an die Leisten der Narrenbeschwerung 
an. In: Philipp Engelbrecht, Friburgica, Proben, 1515. 4 ', später in Pariser 
Drucken, wie auch N. 387 und 380, z. B. 1530 (siehe H. 318). Doppelte Einf., 
Gr. weiß. br. 0,017, h. 0,146. (Abb. 56). 

j8y. Hör. Leiste, gotischer Ast, von der Mitte nach r. gehend, ein Seilen- 
zweig geht in die linke Hälfte hinüber, in mitten festgebunden. Große Um- 
hüllungsblätter und 1. Fruchtkapsel wie N. 381. — In: Biblia cum pleno ap- 
paratu, Frohen, 15J4. fol. br, 0,017, ^- 0''4Ö5- Doppelte Einf, Gr. weiß 

j88. /a.b. Zwei hör. Leisten desselben Druckes, Gr. weiß, br. o,or, h. 0.188, 
a) Bandrollc, in mitten geflügelter Kinderkopf. — b| Tafel mit „Basilea". 
ein Delphinpaar dagegen, außen Vase. 

j8g. Hör. Leiste, gleiches Vorkommen und Beschatfenheit. Von der 
Mitte nach beiden Seiten laufende gotisch gezackte Welle, br. 0,0088. h. 0,187. 

j^o. Stammbaum mit hör. Ästen mit je einem Umhüllungsblatt; ist 
nur eine untergeordnete Zeichnung. In : Expositio Petri Tartareti in Petrum 
Hispanum, Frühen, 1514- fol. br. 0,0675, h. 0,131. 

j^x. a.d. Vier Leisten aus Petris Passional von 1517 (siehe N. 358!. 
Gr. weiß, br. 0,0060,0068. h. 0,072^0,074. - a) Kandelabcrornament, Kind- 
kopf ira untern Drittel, b) Wellenband, gotisch gezackt, c) Halbleiste. Kan- 
delaberorn. mit Kindkopf über Mitte, Profil nach 1. d) Halbleiste, Kontur 
rechts, Kandelaberornament. 

J92. Frobens Signet vor weißem Grund, unter Bogen, r. und 1. zwei 
Säulen, auf den inneren die Füße von Gestalten. In den Ornamentlormen 
ganz wie H. 315, 317. - Vielfach seit 1517 verwendet. Ab. L. 13. N. 31 
und L. 19. — br. 0,077, ^' o.io95- Dadurch bestimmen sich auch die beiden 
einfachen Frohen Signete Ab. L. 13, N. 28 und 29, beide seit 1515, als Urs 
Graf, wie sie H. A. Schmid (L. 26) bereits alle drei zugewiesen hat. 

jgj. Auch das Signet Nicolaus Laraparters in Basel {Ab. L. 13I N. 24 a 
kann, wie Schmid vermutet, Graf sein. Kommt zuerst 1518 im Hortulus 
vor (Nr. 359). br. 0.031. h. 0,048. 

/py. Hör. Leiste, Vase in Mitte, mit Mündung dagegen liegen zwei Foll- 
hömer, Früchte aus dem r. — Doppelte Einf., Gr. weiß. In: Fabritii Capt- 
tonis Hebraicarum institulionum. Frohen, 1518, 4 ', auch bei Adam und Henric 
Petri. br. 0,017, ^' o-MQ* 

J9J. a./b. Seiten Leisten, Putto nach halblinks auf großer gelber Kamillen 
blute (chamasmelum chrysanthemon) stehend. — b) Bärtiger Flügelkopt, o. 
und u. eine Vase. Vorkommen 1521, wie N. 366. Doppelte Einf., Gr. 
schwarz br. 0,015, h- °/*^5- 



aty 

j^. Titelblau. ii. zwei nackte Putten, der r. mit Windrädchen, sie 
halten Schild mit Laraparters Zeichen, seitlich sehr derbe Ornamente, oben 
hockt in Spiralranken ein ziemlich verzeichneter Knabe mit Blatlarmen. Von 
Schmid iL. 26) als Graf beschrieben, die Zeichnung der zwei unteren Putten 
verbürgt die Echtheit, die flüchtige und derbe Behandlung des Übrigen ist 
für die Zuweisung anderer Arbeiten 3us dem Beginn der zwanziger Jahre 
sehr zu beachten. Ab, L. 13, N. 246. — Seit 1521 bei Lamparter in Basel, 
z. B. in : Prophetia simplicis militis ad Status Ecclesie (per Federn von 
Landeck) 4'', seit 1523 in Straßburger Drucken (Wolf Köpfel). br. 0,116, 
h. 0,16. 



D. Initialen. 

Die einzelnen Buchstaben sind in lolgenden Drucken zu finden: 

I. Polyanthea, per Nanum Mirabcllium, A. Petri, 1512. fol. Druckort wie bei allen lolgen- 

den Basel. 

II. Ambrosius Calepinus, Dictionum latinarum, A. Petri, 1513 fol. 
HI. Doctrinale totius granimaiices artis, A Petri, 1515- 8*. 

IV. Marci Maruli, benc vivendi instituta, A. Petri, 1513. 4". 

V. Berthorius, morale reductorium super totam bibliam. Petri, 1515. lol. 

VI. Erasmus, ein fast nützlich Ußlegung des ersten Psalmen. Petri. i5aa 4^ 

VII. Luther, Lucubrationcs. Petri, 1520. fol. 

VIII Erasmus, Encomium moriae, Proben, 1515. 4"*. 

IX. L. An. Sencca, lucubrationcs omnes, ed. Erasmi, Proben, 1515. fol. 

X. Erasmus, Proverbiorum chiliades, Kroh<^n, 1515. fol. 

XI. Erasmus, Anotationcs novi testamenti, Proben, 1516. iol. 

XII. Erasmus, de duptici copia verborum, Frohen, 1517. 4*. 

XIII. Aencse Platonici de immortalitatc animce, Proben» 1516. 4". 

XIV Theodorus Gaza, gfammaticie inslitutionis. Frohen, 1516. 4*. 

XV Erasmus, Institntio principis chrisliani. Frohen, 1516. 4". 

XVI. Henricus Glarearms, Isagoge in musiccm, Frohen, I5i6{?(. 4". 

XVII. Altes Testament, deutsch, Petri, Christmond 1523, II. Teil 1524. fol. 

XVIII. Vucsselus Groningensis, Farrago rerum theologicarum, Petri, 152a. 4*. 

XIX Gerson Johann, Operuni pars 1./4. Petri, tsiß. fol. 

XX Casper Sasgcr, Scrutinium divtnac scripturae, Petri, 1522. 4*. 

XXI (Cyrillus'. Spiegel der Wyßheil, Petri, 1520. 

XXII. Luther, Üpcrationes in duas psalrnorum decades, Petri, 1521. fol. 

XXIII. (Judas Nazarci) Das Wolfsgesang. s. I, e. a. 4'. (Wcllcr, Rep. 2225.) £. Z. St. 

XXIV. Plntonis Axiochus de oontemnenda morte iRudoll Agricola;, Petri, 1518. 4*, 

XXV. Henricus Glareanus, de ratione syllabarum, Petri, 1516. 4*. 
X.WI. Neu-Plenarium oder Evangelihuch, Petri, 1522. fol, 
XXVII- Amedeus, de Maria virginea matre homilie octo, Petri, 1517. 4°. 
XXVIll Engelbrccht Anton, ein andcchtige leer von dem Sacran ent. Petri, 1518. 4*. 

XXIX. Luther, Ursach und Antwort daß Jungfrawcnklöster, 1523. 

XXX. Luther, Evangelium von den zehn Aussätzigen, s. 1. c. a. (Petri) 4^ 
XXXL Simon de Cassia, Augustini opus de religione Christiana, Petri. 1517. fol. 

XXXII. Gcorgius Valla, compcndiaria dissercndi ratio, Petri, 152a. 8". 

XXXIII. Summa johannis, gezogen aus den Evangelien, Petri, 1518. fol. 

XXXIV. Bcrihorius, morale reductorium super totam hibliani, Petri, 1517. fol. 

XXXV. Caecil. Cypriani opera, cd. Erasmi, Frohen, 1521 fol. (£. Basel» Frey-Grynaeische 
Bibl.) 




2l8 



XXXVI Veterum aliquot de arte Rhetorica traditiones, Jo. Maria Cataneo interprete, Froben 

1521- 4*- 

XXXVII. Ciceronis oflicia rursus ab Erasmo, Froben, 1520. 4". 

XXXVIII. Neues Testament, deutsch, Pctri, Hornung 1525. fol- 

XXXIX. Tauler, Predigten, PctrI, 1521. fol. 
XL. Evangelium secundum MatCheunij Sebastiani Munsteri, Henricpetri, 1537* fol. 



jgj. Alphabet mit Stengelumhilllungsbiättern, Beerenfrüchten der be- 
kannten Art, Blüten wie N. 384 a, auch Wurzelranken, Bandwerk, Cherubs- 
köpfe. Seit 1512 bei Petri, 1514 bei Froben und Furter. 27 Buchstaben: 
A. El, F, G in I. B, C, E.. H«, J, K, U M. N, 0. P, Qi, Q^ R, S. Ti. 
V, X, Z\ in II, Hl in III, Tr in IV. — Doppelte Quadrat-Einfass.. Gr. 
schwarz, weiß getüpfelt, br. 0,025, ^- 0,028. 

jgS, Wurzelartige Ranken, Ümhüllblätter, Frucht in Art der Atropa- 
Beere. 1512 bei Petri, ein Buchstabe A in IL Gr. schwarz und getüpfelL 
br. 0,0325, h. 0,044. 

jg(^. Pilger nach r. schreitend, hinten 1. Turm. r. Bäume. Doppelte 
Einfass., Gr. schwarz. — 1512 bei Petri, ein Buchstabe D., Vorkommen wie 
His 241. — br. 0,0345, h. 0,0445. 

^00. Halbfiguren von Päpsten, heiligen Männern und Frauen, auch 
ganze Szenen (Christi Himmelfahrt); die Letter selbst ornamental geschmückt. 
Seit 1512 bei Jac. v. Pfortzheim, 5 Buchstaben, B, D, G, H, V, alle zuerst 
wie His 274. br. 0,030,0305, h. 0,03450,035. Doppelte Einf., Gr. weiß. 

./(?/. Spiralartig gewundene Delphine mit Umhüllungsblättern als_ Flößen, 
bei Froben 1513, Petri 1515, seit 1524 bei Froschauer in Zürich. Drei Buch- 
staben, P. 1513 wie His 314, D in V., S in VI. Doppelte Einf, Gr. schwarz, 
br. 0,035, h- 0'034- 

^02. Spiralige Ranken, auch schnurartig geschlungen, Krabben, auch 
Einzelgestalten (geigender Putte, nackter Mann mit Humpen). Seit 1513 bei 
Froben, 1537 bei Hervagen, in den zwanziger Jahren auch bei Froschauer in 
Zürich. — 7 Buchstaben, H, i', T, 1513 wie His 314, A, O, M wie Nr, 887. 
L in VII. — Doppelte Einf., Gr. schwarz. Größe 0,0345 im Quadrat. 

40J. Einzelkinder, nackt und bekleidet, auch geflügelt in Bandwerk 
und Blumen, auch rein Ornamentales, große Umhüllungsblätter und Blüten 
nach Nr. 384. a., dann Kapselfrucht mit kleinem Dreiblatt als Butzen und 
langem Dorn daraus wie Storchenschnabel, ferner Gehänge, aus aufgereihten 
kleinen Kelchen und Fruchtknoten bestehend. Seit 1513 bei Froben, später 
bei Froschauer in Zürich. 7 Buchstaben: C, N wie Nr. 379, E, F, H, J, L 
wie Nr. 387. — Doppelte Einf., Gr. schwarz, br. 0,0330,035, h. 0,0320,0345, 

^o/f. Einzelne große Blüten nach Nr. 384. a, Krabben, Wurzelranken, 
Delphinpaare, Pokal in Renaissanceformen, dann große Scheibenblüte, deren 
Rand in volutenartigen Lappen aulgerollt ist, dann Blüten mit großem Stachel, 
wie die falsche Hundszung (Lycopsis). Seit 1513 bei Froben. 37 Buch- 
staben: Ai, As, Di, H, Jt, J/, Ml, Ni, Qi. Qi, S., S2, Vi. V» wie Nr. 379. 
D.. E, in VIII, Ci, L. N., O.. P<, R, S. in IX, C.', M->, T.. T- in X, Fi, 



319 



Gl, G» in XI, P*, Ta in XII, O: in XIII, E. in XIV, C. in XV, F* in XVI, 
O» 1513 wie His 314. — Doppelte Einf., Gr. schwarz, teilweise getüpfelt. 
br. 0,0205. ^- 0.0215. 

yt>/. Sehr dekorative Krabbenranken. Eisblumenmuster, Stengelumhüll- 
blatter mit Blüten nach Nr. '^84 di und b, paarweis gebrauchte S-förmige 
Ranken, auch Renaissance- Vasen und Kannen, Putten (z. B. Flügelknabe das 
L ziehend). Seit 1316 bei Petri, 31 Buchstaben: Ai, Bi, Cs, E?, F, H. Ji, 
Jf, K, M. S wie Nr. 358, Ja, V,, V* in XVII, Ci, Q in XVllI, D, Ei, N, 
P, R, T in XIX, A., D. m XX, Z in XXI, G in XXII, Et, W in XXIII, 
L in XXIV, O in XXV. B.- in XXVI. Doppelte Einf.. Gr, schwarz, br. 
o,oa8, h. 0,025. 

406, Einzelne Putten nackt und bekleidet, auch auf Ungeheuern reitend, 
Renaissance- Vasen. Krabbenmuster, schöne Ranken mit vielfachen Blüten 

nach Nr. 384. a. (z. B. das Initial B), 
ferner garbenartig gebundene dünne 
Ranken, (z. B. das H), auch Delphine 
mit Puttenköpfen, symmetrische, paar- 
weise zusammengebundene Krabben, 
teilweise noch gotisch, teilweise mehr 
der Renaissance genähert (z. B, Ji und 
J4I. Seit 1516 bei Petri, seit 1521 bei 
Froben. 34 Buchstaben: A«, Ei, Hi, 
J., O... W in XXI, C, Dl, M, O. P 
in XXVIl, K in XXIV, Ct, V in XXV, 
Si in XVIII, I. in XIX, J4, N in 
XXVI. Z in XXIII, Si, T wie Nr. 
358, Da in XXVIII, G in XXIX, D^ 
in XXX, A., J«, V. in XXXI. B., Dt 
1522 wie Nr. 382, Djin XXXII, B«, 
Hl, K in XXXIII, R in VII. Doppelte 
Einf., Gr. schwarz, br. 0,034/0,035, h. 0,034. 

4oy. Krabben und ein Schwan, nach 1. gehend, seit 1516 bei Petri, ein 
Buchstabe F wie N. 408. — Doppelte Einf., Gr. schwarz. Nach freundlicher 
Mitteilung von Dr. E. Major ist das Urs Grafs für sich erfundenes Wappen- 
tier. — br. 0,032, h. 0,033. 

40S, Ren. -Vase, Tollkirschenbceren in den oberen Ecken, doppelte 
Einf., Gr. weiß, auch in der Letter. Ein Buchstabe M, 1516 bei Petri im 
Neu Plenarium (E. Berlin, Kunstgewerbemuseum). — br. 0,0355, ^- 0.034. 

40^. Meist einzelne Putten , auch auf Ungeheuern , dann Sirenen, 
Gnomen, Tiere. Doppelte Einf., Gr. schwarz mit kleinen weißen Kleeblatt- 
Punzen, bei Froben seit 1520. — 18 Buchstaben, ab. sind A, B, C, D, E, 
H, J, M, N bei Schneeli (L. 31) als Nr. V. Hier, sowie von Schmid (L. 27 
u. 28) als Urs Graf bestimmt. Es gehörte ferner dazu das P, S und Ti von 
Schneeli Tafel XVII. und sechs neue Buchstaben: F eine Eule auf Schnecke, 



57. Urs Graf, N.'4io br. 0,058, h. 0,061, 



220 



Q Skorpion, X Atfe an Schnur, sowie die charakteristischen Initialen G. und 
R. mit Gnomen und O. mit Sirenenoberkörper aus zwei Delphinköpfen. 
Die neuen Initialen sind bei weitem die besten des ganzen Alphabetes, ihr 
Stil steht dem Wappentier von Nr. 362 sehr nah. Vorkommen in XXXV, 
XXXVI, und XXXVII. br. 0,02950,03, h. 0,030,0305. 

^10. Schöner großer Buchstabe E, vereinigt die drei hauptsachlichsten 
Blütenformen Urs Grafs '|, die Tollkirschbeere und das Stengelumhüllungs- 
blatt in höchst geschmackvoller Anordnung, ist somit für des Künstlers 
Ornamentik so wichtig, wie es für die beste Probe seines dekorativen Ge- 
schmackes gelten kann. 1517 in Missale Numburgense, Basel bei Jac. v. 
Pforzheim, (E. Dresden). — br. 0,058, h. 0,061. (Abb. 57). 

^11. Durch Vergleich mit dem genannten Initial E bestimmt sich dann 
ein ebenfalls prächtiges großes R als Urs Grat. Schmid (L. 28, p. 25U zählt 
zehn große gotische Initialen des Graduale speziale von Thom. Woltf in 
Basel, 1521, als Arbeiten Holbeins; unter diesen zehn Initialen ist dies-R 
mitgerechnet, es kommt aber schon 1517 wie N. 410 vor, während die an- 
dern Holbeinschen Buchstaben wirklich erst 1521 erschienen. Doppelte 
Einf., Gr. überall weiß. br. 0,053, h. 0,068. Das Muster ist aus zwei Stengeln 
mit Umhüllungsblättern, einer vierteiligen Blüte in linker und der bekannten 
Beere in rechter oberer Ecke gebildet. 

^12. Einige Buchstaben des bei Schneeli (L. 31} also Nr. II aS. Alphabetes, 
wo es gänzlich dem Urs Graf zugeschrieben wird, nach Vorgang von Na. 43 
und Naumann-Weigel im Archiv f. d. zeichn. Künste IL - Schmid (L. 27J 
tral dagegen die richtige Auswahl, von Graf sind nur: Ai, Bi. Di, E^, Pi. 
Neu kommen hinzu : C u. G. Putten mit Spinnrocken, H. ein schwebender 
Putte mit wirklichen und Blatiflügeln trägt das H, dann F. Kind mit Brust- 
harnisch versucht den Handstand, oben Feston, dieser Buchstabe gehört im 
Stil ganz zu Ai, obwohl er erst 1537 ans Licht kommt. Die neuen Buch- 
staben erscheinen der r<eihe nach in XXII. XXXVIII, XXXIX. XU die 
meisten andern sind von 1521, vor 1520 dürfte wohl keiner vorkommen. 
Doppelte Einf., Gr. schwarz, teilweise weiß getüpfelt. Größe 0,047 ^"^ 
Quadrat. — 

Schheßlich ist noch ein Alphabet doppelter Einfassung, auf schwarzem 
Grund, br. 0,0350,0885, h, 0,0350,037 zu erwähnen, das in Zürich 1523 und 
1524 viel gebraucht wird'); es zeigt einzelne Putten, Panisken, auch reine 



') Übngens ist damit nicht gesagt, daß Grat diese Stilisierungen selbst vorgenommen 

habe. 

*| Das Alphabet Icommt bei Froschauer und bei Hager vor» ich kenne la Buchstaben 

(D = G, E, F, G,, Hl, Hl, J, L, Q, S, V, Z) Z. B. in: Ludwig Häixer, Acta oder ge- 
schieht des Cesprechs zu Zürich, Froschauer, 1523, 4", oder: Zwingli, Antwort eins 
Schwytzer Purens . . . Joh Hager, I5a4, 4", (K. Z, St.), oder: Zwingli, Apologeticus archc- 
teles adpellatus, ohne OlBzin, nach 152a (E, Z. St.), oder: Zwingli, Von dem Nachtmal, 
Frosch., M&rz 1525 4", oder: Das gyrcn rujiden, Frosch., s a. 4' (iSa3), oder: justus Jonas, 
Adversus Joannern Fabrum Constantiefi- 1523. 4*. In diesen Drucken findet sich auch eine 
Reihe der berührten Zierleisten. 



221 



Pflanzenmotive. Es bekundet das genaueste Studium von Grafs Werken, 
steht im Stil Nr. 406 am nächsten, sieht in manchen Buchstaben {z. B. dem 
D — G F*lögelknabc gegrätscht von vorn gesehen odtfr V hockende Pa- 
niske mit zwei Kugelfrüchten} verführerisch nach dem Meister selbst aus. 
Man könnte sich leichter entschließen, das Alphabet wirklich Graf zu geben, 
wenn nicht von gleicher Hand gleichzeitig eine Reihe Zierleisten in denselben 
Drucken vorkämen, die in der Erfindung selbständiger sind und dabei gleicher- 
maßen von Graf weiter abweichen, besonders im Ornament. Die Schräglagen 
und Grätschungen der Putten des Alphabetes sind etwas übertriebener als 
bei Graf, die Zeichnung etwas weicher. Das Q z. B. (Flügelknabe stark 
nach r. vorgelegt) ist nach N. 406 G. gebildet, das G = D nach N. 406 C« 
unter Mitbenutzung des Putten von His 325 b, das V endlich mit Anlehnung 
an Nr. 409 ü. Auch in den angeführten Leisten finden sich Einzelheiten aus 
Graf wieder, man vergleiche z. B, die Leiste mit dem unten hockenden 
Teufel und das Alphabet 409, besonders das G mit dem oval geschnittenen 
Auge, das wie ein eingeklemmtes Monokel aussieht. Es genügt, den Zeichner 
des Alphabetes durchaus an Graf geschult zu finden; es bleibt der subjektiven 
Betrachtung überlassen, ob man einige der besten Buchstaben auf Grafs eigene 
Hand zurückführen will; die Grenzen mit absoluter Bestimmtheit festzulegen, 
ist ja öfters nicht möglich und selten nötig. 



Ich lasse noch einige Zuweisungen der neueren Literatur folgen, die 
ich nicht nachprüfen konnte. 

Butsch (L. 5, p. 33) erwähnt Initialen in Straßburger Drucken. Bernoulli 
(L. 13, p. XII IIi Arbeiten für die Schott sehe Offizin, Kristeller, p. 16 und 99, 
einige Illustrationen für Schürer. Ferner p. 99 die Holzschnitte zu: ein kurtz- 
wcilig lesen von Dyl ülenspiegel, Straßburg 1515 bei Grüninger, 4" (E. 
Brit. Mus.) „Zeichnung wohl sicher von Urs Graf, im Stil ganz analog den 
neuen Holzschnitten in Murners Narrenbeschwerung, 1512, HupfuflT". — 



Die Fortführung des Verzeichnisses, wie sie oben gegeben wurde, hat 
auch die Pflicht mehrfacher Abweisung in sich geschlossen. Kristeiler (L. 18) 
beschreibt Seite 145 unter Nr. 574 eine Titelumrahmung für den bei Bal- 
tasar Beck 1529 in fol. erschienenen Spiegel der artzney von Laurentius 
Phiers (E. Berlini als im Stil Urs Grafs; ich halte dieses Urteil für gänzlich 
unbegründet. Herr Paul Heitz, kein Fachmann, hat drei unrichtige Zuwei- 
sungen vorgenommen, nämlich in L. 13 die Titelblätter N. 12 und 48a, sowie 
in L. 31 das Alphabet N. IV. — Heinrich Alfred Schmid hat in den Rezen- 
sionen der genannten zwei Werke N. 12 als Frank, N. 48 a als Ambrosius Hol* 



222 



bein bereits berichtigt. Dagegen hat dieser Forscher in L. 28, einer Arbeit, 
deren Resultate ich sonst durchaus hochhalte, einen Titel mit neun Putten 
in Festons') und der Jahreszahl ,,1523" als unverkennbar im Stil Urs Grafs 
angesprochen {^ö. p. 244), während er der Holbein-Schule angehört und 
zwar, wie man deutlich belegen kann, dem Metallschneider C. V., oder um 
sich vorsichtiger auszudrücken, jenem an Holbeinschen Variationen sich 
nährenden Zeichner, den wir aus den Schnitten des C. V. kennen. In erster 
Linie sind die mit C. V. getrennt und „1523" sowie die mit dem verschlun- 
genen C. V^ und »1524* bezeichneten Variationen des Holbeinschen Cleo- 
patra-Titels zum Vergleich zu nennen. Die Anordnung des Ganzen und 
die Ornamentik mit ihren rundlichen, fleischigen Renaissanceformen smd 
sonst nicht im Entlerntesten bei Graf zu linden, die eingehende Verflechtung 
der Putten in das Feston und ihre viel intimer gesehenen Stellungen, das 
natüriichere ErfüUtsein von ihren Spielen, die kürzeren Rücken und dickeren 
Bäuche und anderes mehr verbieten an Graf zu denken, finden aber an ob- 
genannten Arbeiten des C. V. und anderen von Holbein und seiner Schule 
vollkommene Analogien. 

Wäre durch dieses Blatt nur Grafs Ornamentik um einiges bereichert 
worden, so würde hingegen die neueste Zuweisung durch P. Ganz im 
Künstlcrlexikon (L. 8) die Auffassung von Grafs Stil, und vor allem von 
der Entwicklung dieses Stils bedeutend ändern; gemeint ist »das Titel- 
blatt und drei Illustrationen" der von Petermann Etterlin 1507 in Basel bei 
Furter herausgegebenen Schweizer Chronik. Dieses Buch zeigt auf der 
Titelrückseite eine figurenreiche Buch-Übergabe, als zweiten Titel das Reichs- 
wappen, umgeben von Wappen der Schweizerkantone ; nur dieses kann ge- 
roeint sein; die fünf neuen Illustrationen des Buches sind: i. Ansicht von 
Luzern; 2. Verleihung der Freiheiten an die Waldstätte (drei Männer stehen 
zusammen, ein vierter mit Lanze Übergibt einen Brief); 3. Der Tellschuß; 
4. offene Schlacht; 5. Berennung einer Stadt. Wahrscheinlich sind bei obi- 
ger Zuweisung die drei ersten gemeint *"), übrigens sind die zwei weiteren 
von derselben Hand. Alle diese Holzschnitte können nicht von Graf sein, 
weil dieser in den Illustrationen zum Jetzerhandel (H. i8g fT.|, die nur von 
Sommer 150Ö auf Sommer 1509 entstanden sein können, mit seinen Gestalten, 
die er unverbunden nebencinandersetzt, dem Raum noch befangen gegen- 
übersteht, während sich die genannten Etlerlin-IUustrationen durch natürliche, 
vertieft gesehene Gruppen und durch die Sicherheit, wie sie im Raum stehen, 



') Der l'uttentitel (Pass. Urs Graf, N. 141), leicht kenntlich durch einen in der linken 
Leiste an der Schnur des Täfelchens mit ^'5=^3" sich herablassenden Putten, ist br. 0,0665 
und h. 0,1395, hat doppelte Strichumrahmung und horizontal schraffierten Grund. Er kommt 
erst 1540 in Henricpetris Ftolcmäus (E. Zürich, Kantbl.) vor; auch die mit 1534 bezeichnete 
Cieopaira-Kopic erscheint erst 1536 bei Walder in Basel in: Spherae atque astrarum ratio, 
während die andere 1533 bezeichnete Variation mir nur aus dem Probedruck der B R S 
bekannt ist. 

*) Warum überhaupt solche Wortkargheit bei einer sachlichen Angabe? 



223 



auszeichnen. Ein derartiger Rückschritt in dem schwerst zu erobernden 
Gebiet der darstellenden Kunst ist undenkbar. Und doch hat dem genannten 
Verfasser etwas bedingt richtiges bei seiner Zuweisung vorgeschwebt, denn 
die genannten Illustrationen sind von dem eigentlichen Lehrmeister Grafs, 
dem Meister D. S., dem Illustrator von de fide concubinarum, über den am 
Schlüsse noch näher gesprochen wird. Diesem hat sich Graf, nachdem er 
in Straßburg, wie Ganz richtig erkannt hat, von Wächtlin sehr viel ange- 
nommen hatte, mit Eifer hingegeben, hat sich in überraschend kurzer Zeit 
mit dessen Anschauungsweise erfüllt, und gelangt auf Grund von diesem 
überragenden Vorbild bald zu seinem definitiven persönlichen Stil, den er 
durch sein weiteres Leben, man kann wohl sagen wenig veränderlich beibe- 
hielt. Es ist hier nicht der Ort, die Eigenart des Meisters D. S. zu ana- 
lysieren, was mit ein paar Worten schlechterdings nicht abgemacht werden 
kann, jedoch wird es nicht unnütz sein, einige Einzelheiten zu nennen, die 
die Vergleichung unterstützen können. 

Zunächst die eigentümlichen Schräglagen von Ober- und Unterkörper beim Vorwärts- 
schreiten, die ungelahr gleichviel von der Senkrechten abweichen und miteinander Winkel 
von etwa lao Graden bilden. Siehe de fide i. der Mann mit dem Krummschwerl und der 
Kleriker im Pelzkragen, dazu Ettcrlin-Titel die Wappenhalter von Uri, Freiburg, Zug und 
zahlreiche Figuren der beiden Schlachten. Dann das starke nach rückwärts Durchdrücken 
der Kniee bei den weiter vorgesetzten Beinen, so daü der vordere Schenkelkontur und der 
des Schienbeins eine fast durchlaufende, nachkonkave Biegung erhalten; siehe de fide 5. 
und die Etterlin-Scblachten. Die ganz charakteristische Bildung femer der rückwärts ge- 
bliebenen und dabei entlasteten Beine, die nur in den Oberschenkeln Muskelkrafl zu haben 
scheinen und mit den Unterschenkeln wie lahm nachgezogen werden; de fide 5. der über 
den Steg schreitende, 4. der nach links enteilende, i. der mit dem Krumm seh wert. Dazu 
Etterlintitel, der Freiburger und die Sotothurner Wappen trägerin, Tellschuß ') der Mann 
links, und mehrfach auf den Schlachten. Überhaupt das ungewöhnlich sorgfältige Durch- 
schaffen der Beine, vor allem beim ruhigen Stehen, und das tadellose, natürlich sichere 
Stehen überhaupt; dabei das geflissentliche Vermeiden von einfachen Profil- oder Viertel- 
drehungen, meist fein erwogene Achteldrehungcn ; so de fide 8. und Elterlin a, hier sogar 
ein absolut gleiches Motiv. Die gegenseitige Freiheit, mit der all diese Dinge zwar be- 
achtet aber nicht nachgeleiert sind, schließt den Nachahmer von vornherein aus. Gesichts- 
typen sind nicht weniger wichtig; de fide i. der mehrfach erwähnte Mann mit dem krum- 
men Schwert, dazu Etterlintitel, der Uri-Träger, Tellschuß, der Mann links (auch die Haar* 
tracht); de fide 5. der ansteigende Jüngling und Etterün z. der Briefempfänger; de fide 7. 
der ideal schöne Knabenkopf und Etterlintitel der Freiburger-Trtger, oder Etterlin 4. der 
im Profil stehende Bannerträger. Ganz charakteristisch für die Zeiehenkunst des de fide- 
Mcisters ist der leicht geöffnete Mund und wie die Lippen bei den primitiven Ausdrucks- 
mitteln, die der Holzschnitt nur hat, lebendig schweben; siehe de fide t. der schOne junge 
MOnch links und noch so manche andere, dazu Etterlin, der Wappenhalter von Freiburg 
und der mehrfach genannte Mann vom Tellschuß. Stark verkürzt gesehene Wangen z. B. 
in de fide 6. und Etterlin 3 ; dieselbe Gestalt von vorn gesehen erscheint aber als mittlerer 
Mann auf Etterlin 3. — Einzelheiten der Tracht, wie die Anschoppung der weichen Lein- 
wand-Armel bei den Handgelenken, de fide 7. die Frau, 8. der Lautenspieler, s. der Kanzel- 
redner und beinahe alle auf i., dazu Etterlintitel, die Glariscrin und zwei auf dem Tell- 
schuß. Zu beachten sind die &rters nur vom Gelenk ab über Schulter- oder BrustumriO 



*) Tellschuß aö. U. 40, p. 93, Tellsdiuß'und Luzemer Ansicht bei Sutz, p. 97 u. 109. 



224 

dffs eigenen Körpers vorschauenden Hflndc, daneben Details der Landschaft, z. B. die kur- 
vierten Bruchflächen der Felsen, de fide 5. rechte Seite und Etterlin a. bei der Drachen- 
hrthle; oder die Erdschicht auf den Felsplateau x mit dem überstehenden Rand, auf den 
gleichen Holzschnitten zu beobachten. Die im höchsten malerischen Häuser und Schlösser, 
die ja Urs Grafs Empfinden ganz und gar einnahmen, findet man de fide 5., 8., 6., bei 
Etterlin die Luzerner Ansicht und die Schlachten. Das 5trolidachhÄU'*chen von Etterlin 2, 
kommt nahezu gleich bei de fide 3. vor. Weitere aullallende Vergleichspunkte sind der 
Körper d^-s Abgestürzten ') aus de fide 5. mit den angezogenen Knieen und dem verkürzt 
gesehenen Gesicht, sowie das abgeschlagene Haupt aus 10., dazu der Gefallene und der 
einzelne Kopf von Etterlin 4. — Eins kann man mit Worten natürlich nicht klar machen, daß 
alle diese Übereinstimmungen nicht nachgemacht sind, sondern aus gleicher Erfindung stam- 
men, und ein anderes will ich nicht verschweigen, da5 die EtCerlin-Bilder um einen leichten 
Grad an allgemeiner Frische hinter den besten aus der Schrift de fide concubinarum zurOck- 
bleiben, doch enthalt diese selbst einige geringere und die Eltcrlir-Chronik wieder einzelne 
Gestalten von so Überzeugender Güte, daß sie Pfeiler meiner Zuweisung sind, ich nenne 
etwa den Briefempfänger aus 2. und den Fähnrich und Hellebarden-Schwinger der Feld- 
schlacht 4. — 

Nun glaube ich genugsam hervorgehoben zu haben, welche Kunst- 
fertigkeit in diesen Illustrationen lebt, die etwa ein Jahr vor Grafs Züricher 
Kalender liegen, worin er noch im Anfangertum steckt und den Meister D. 
S. studiert und kopiert, wie bei N. 329 bis 336 erwähnt wurde. Gestützt 
auf die Ablehnung des Etteriin-Titels kann ich auch die zwei großartigen 
Basilisken, die 151 1 von den drei vereinigten Basler Buchdruckern Amer- 
bach, Petri und Frohen als Signet gebraucht werden (H. u. B. [L. 13] A6. 
4 und 5), nicht für Urs Graf halten, wie Bernoulli und nach ihm H. A. Schmid 
für wahrscheinlich nehmen iL. 13 u. a6). Vor allem der mit „D. S." und 
„Basilea 151 1" bezeichnete kommt hier in Betracht, denn die Stellung sowie 
die packende höchst realistische Bildung der Haut, Krallen und Flügel, vor 
allem die Halswendung und der schmerzvolle, wütende Blick dieses Tieres 
sind bereits in dem Basilisken des EtterUntitels geschöpft. Man beachte außer- 
dem die Hals- und Kopfwendung von de fide 2. Mann hinter Sarg, 8. Lauten- 
Spieler, i. Mönch und 7. Jüngling, hier sogar der Blick, die in jenem Basi- 
lisken nur auf die tierischen Formen übertragen sind. Grafs Basilisken, die 
er 1509, 1510 und 1515 schuf iN. 328, IL 312. 264I sind von ganzlich anderer 
Bildung und Haltung, ihrem Temperament nach zahme Vögel, wenn man 
sie mit diesem dämonischen Untier vergleicht. Daß Graf eine solche Leistung 
der Chiffre eines Holzschneiders allein überlassen haben sollte, wo er sonst 
seinen Namen auch unter Geringes setzt, tragt für mich, nicht zur Glaub- 
haftigkeit bei. 

9 



Über den bisher oft genannten Meister D. S. der Holzschnitte „de fide 
concubinarum" mögen zum Schluß noch einige Bemerkungen folgen. 



^ Dieser Körper, ganz gleich gezeichnet, schon vor den Illustrationen zu de fide 
concubinarum auf dem Doniacher Schlachtholzschniti desselben Künstlers- 



Der Kern für die Kenntnis dieses Meisters sind die Illustrationen des 
4 '-Druckes, der oft auch unter dem Autornamen Wimpfelings angeführt wird 
und dessen Titel lautet: „De fide concubinarum in sacerdotes Questio ac- 
cessoria causa ioci & urbanitatis in quodhbeto Heidelbcrgensi determinata a 
raagistro Paulo oleario heidelbcrgensi", der zweite Teil : de fide merclicum . , ., 
ohne Ort und Jahr. Am Ende des Textes steht, schon äulSerlich nicht wie 
sonst eine Druckanzeige gesondert : „Ludovicus Hohenwang Elchingensis 
capitibus de mereticum fide ... summarium indidit". Summarium heißt ein 
kurzes Verzeichnis auf deutsch, diese rein auf eine Text-Redaktion sich be- 
ziehende Notiz hat genügt, den Druck für einen Ulmer zu erklaren, von 
weitergehenden Folgerungen, die man bei Muther (L. 21) finden kann, ab- 
gesehen. Es ist schon im Cenlralblatt für Bibliothekwesen die wahrschein- 
lich baslerische Herkunft dieses Buches ausgesprochen worden, was voll- 
kommen richtig ist. Der Druck enthält ein Zierinitial T eines Alphabetes, 
das in vielen Basler Ofllzinen vor und nach 1500 gebraucht wird, und auch 
sonst mehrfach kopiert wurde. Das genau gleiche V begegnet mir zum 
erstenmal 1501 bei Jac. v. Ptortzheim in Basel in dessen von Seb. Brant 
herausgegebenem Asop, fol. (E. Karlsruhe). 0er Druck enthält, abgesehen 
von dem größeren Anfangs-D des Titels zweierlei Typen; die größere, nur 
für einzelne Überschriftsworte und Anfänge gebraucht, findet sich bei Jac. 
V. Pfortzheim 1498, 1499, 1501, 1502, 1504 und wohl auch sonst, z. B. 1498 
in Alexandri doctrinale pars I. u. IL, 4", oder 1459 in Grammatica Francisci 
Nigri 4", oder 1504 in Johann Mauburns Rosetum exercitorium spiritualium 
meditationum, fol.; die kleinere, gewöhnliche Satztype findet sich ebenfalls 
bei Jac. von Pfortzheim, z. B. in den Jahren 1498, 149S und 1506, in andern 
Jahren allerdings nicht, doch wurde nur ein Drittel aller Drucke eigens 
darauf durchgesehen, z. B. 1498 in: Serniones de Sanctis Francisci Maronis 
(Hain 10532) 4" (die sechs Zeilen auf dem Titel), oder im Alexander wie 
oben in den 11 Zeilen der Druckanzeige am Schluß. Da die Jahrzahl 1499 
im Text vorkommt, 1505 bei Froschauer in Augsburg bereits die Kopie des 
Titels zu treflfen ist (Muther, Nr. 239). so ist der Druck auf Basel bei Jac. 
V. Pfortzheim zwischen 1499 und 1505 festgelegt. Die Illustrationen sind 
bei Muther (L. 21) ab,, Proben auch in L. 15. Die Illustrationen sind fol- 
gende: 1. ritel, hinten schreitet eine Frau in ein Felsentor, aus dem Flammen 
züngeln, I. Geistlicher, Mönch und Mann mit Augenglas, r. ein Mann, sein 
krummes Schwert entblößt, dahinter einer, seine Wehr zückend, und einer 
mit Dreschilegel ; 2. Pfarrer predigt von Außenkanzel, vor der ein Sarg 
steht, hinten Volk, I. ein Geistlicher, eine Frau prügelnd ; 3. von 1. kommt 
junge und alte Frau, r. im Keller eine Frau am Faß knieend, und eine Alte 
aus diesem Raum herausgehend; 4. in enger Gasse Prozession, 1, in einem 
Hause Frau am Trog und ein enteilender Mann ; 5. Schlucht, von gebroche- 
nem Steg überbrückt, über den gerade nackter Mann mit verbundenen Augen 
schreitet, 1. in Felsen ansteigender, r. abgestürzter Mann, r. o. nacktes Weib; 
6. Mann und Frau stehen im Gespräch, Esel keilt gegen den Mann aus, 



226 

Affe wird von der Frau an Kette gehalten; 7. Jüngling und Frau in er- 
regtem Gespräch, zerrissene Schlinge um des Jünglings Fuß; 8. Ständchen 
und Ausgießen von Kammerlauge; 9. der Esel als Schulmeister anderer 
Tiere; 10. Mädchen sitzt im Garten, vor ihr Gewappneter mit abgeschlagenem 
Haupt liegend, weiter r. hinten rennt einer in sein eigenes Schwert. — 
Spuren aus früheren Jahren, die in Basel auf diesen Meister weisen, sind 
nicht viele. Die erste sichere Arbeit in Basel ist der große Holzschnitt der 
Dornacher Schlacht '), bezeichnet 1499, und wohl sehr bald nach dem Ereignis 
entstanden. {Ab. bei Sutz, p. 306, verkleinert, in Originalgröße im Basler 
Neujahrsblatt von 1865, beide nicht photomechanisch.) Ebenfalls vor den de 
fidelllustrationen dürfte eine wunderschöne Madonna sein, die r. von knie- 
endem Abt und dem stehenden Hieronymus und einer Heiligen mit Salbgetäß 
verehrt wird, in den oberen Ecken Krabben und je eine Blüte; kommt bei 
Amerbach in: Statuta synodalia Episcopatus Basiliensis, fol., vor, s.a. um 1503 (?). 
Die Ornamentik des Blattes kommt 1504 schon kopiert vor. Dann die de fide- 
lllustrationen. Ferner 1506 der ebenfalls wunderschöne Heilige Ambrosius im 
Gemach nach r. schreibend in : D. Ambrosii opera omnia bei Joh. Petri, 4°. Im 
gleichen Jahr Madonna zwischen Mönch und Kardinal, die 1. und r. knieen, der 
Kardinal übergibt ein geschlossenes Buch, in den o. Ecken Pflanzenornament, in 
Bonaventura, speculum Mariae, bei M. Furter, B''. — St. Augustin und das löffelnde 
Christkind, in : Ludwig Moser, St. Augustins Tractat von der Welt Üppig- 
keit gedeutscht, Furter, um 1507, 8". — Dann das Titelblatt der Etterlinchronik 
und die fünf neuen Illustrationen. Zemp hat, wenn auch noch sehr vorsichtig, 
auf den Zusammenhang der Schlachtenbilder mit dem Dornacher Holzschnitt 
hingewiesen, die beiden andern figürlichen Illustrationen sind ebenda, p. 92» 
künstlerisch richtig gewürdigt; wer glaubt, daß Urs Graf diese Zeichnungen 
ein Jahr vor dem Züricher Kalender und zwei Jahre vor den Jetzerillustra- 
tionen gemacht habe, ist auf das Lesen dieser Ausführungen zu verweisen. 
Ob, wie Zemp andeutet, die Entstehung der Schlachten der Etterlinchronik 
früher zu setzen sei, ist zu erwägen; viel früher jedenfalls nicht, weil das 
Titelblatt die Brücke zwischen den Schlachten und den anderen Holzschnitten 
bildet. — Sehr wahrscheinlich ist auch das Titelblatt der Furter-Schott-Aus- 
gabe der Margarita philosophica des Georg Reisch von 1508 von diesem 
Meister. Bestimmt ein nach halbrechts vorn stehender und zur Mondsichel 
hinauf visierender Astronom, den ich nur aus der Ausgabe des gleichen 
Buches von 1535 bei Henricpetri in Basel kenne, der aber schon vor 1508 
erschienen sein muß, weil ihn Urs Graf im Züricher Kalender (siehe Nr. 333) 
kopiert hat. Weiters das Blatt „Guilhelmus rainaldi" aus den Karthäuser 
Statuten von 1510, das His und nach ihm alle anderen für Urs Graf hielten 
{= H. 222J. Man könnte zwar den Vergleich nicht schöner beisammen 
haben als hier mit H. 223, ein Blick auf die Gesichter-Bildung und vor allem 

') Nach Zemp, p. 77, ist dem E. des German. Mus. das Schlachtlied und die Bezeich- 
nung „Zu Basel by Görg Erne" beigedruckt. Ich kenne kein von diesem gedrucktes Buch, 
er scheint also bloß Flugblatter verlegt zu haben. 



I 



auf die Hände (I), auch auf die Architektur des Thronstuhls ; aber das Neben- 
einandervorkommen in einem Buch konnte das alles verwischen. Ein anderes 
Blatt, das wenigstens in den Kreis des Meisters gehört, ist der Titel mit 
dem Reichsapfel, 1511 bei Furter in der Passio domini in 4" (von His bei 
188 erwähnt, dort aber nicht mit Sicherheit für Graf in Anspruch genommen). 
Wenn der Titel nicht vor 1511 nachzuweisen ist, so stellt er sich als in der 
Anlage nach Urs Graf (H. 34I entlehnt dar, und wäre dann ein wertvoller 
Beweis, daß die Beziehungen zwischen dem Meister D. S, und Graf wech- 
selseitig, gelegentlich auch empfangend waren. Daniel und Paulus gehören 
ganz nah zu Etterlin 3. und 2., ein Vergleich der beiden Engelshalbfiguren 
von hier und H. 34 zeigt schlagend den Unterschied des Künstlergeistes 
von dem Urs Grafs; man sehe auch, wie bei Beibehalt der eigendichen 
Bildung der Adler hier temperamentvoller geworden ist und wieder die 
charakteristische llalsdrehung. Ein zweifelloses Hauptwerk des Meisters D. 
S. sind dann die beiden großen Basilisken, H. u. B. (L. 13) ah. N 4 und 5, 
besonders der mit „Basilea 151 1" und „D. S." bezeichnete. Zuletzt das wohl 
schon früher entstandene Kanonbild des Missale speziale von Th. WoKT, 
1521 (E. in Pruntrut). — Jetzt die Frage nach dem Namen des Meisters. 
Zemp vermutet, daß der Dornacher Holzschnitt vom Basler Maler Rudoll 
Herrin stamme 1p. 82), weil man weiß, daß dieser 1500 ein Dornacher 
Schlachtbild für das Rathaus in Solothurn malte und weil es gelungen ist, 
Übereinstimmungen zwischen Holzschnitt und Gemälde, wenn auch etwas 
auf Umwegen, nachzuweisen. Diese Nachweise scheinen mir glaubwürdig, 
leider führen sie aber nicht über das hinaus, daß Beziehungen bestanden, 
und es bleibt die andere Möglichkeit noch offen, daß das Gemälde von dem 
benannten kleineren Meister gänzlich auf Grundlage des Holzschnittes von 
dem anonymen führenden Meister gemacht sei. Ich glaube eher, daß man 
auf dem Dornacher Schlachtholzschnitt, den ich bestimmt für den Meister 
D. S. in Anspruch nehme, sogar dessen Signatur entdecken kann. 

Rechts vorwärts des Reitertrupps in Mitte des Blattes hält nämlich ein 
Gestürzter eine Fahne, verkehrt, der Stiel nach oben zeigend, so daß die 
Buchstaben der Fahne logischer Weise vom obern Rand des Blattes aus 
zu lesen sind; tut man dies, so erscheint links ein Gegensinn-S, dann ein 
Gegenstand, in dem man einen Pilgerstab erblicken kann (vielleicht Hausmarke) 
imd rechts ein G, dieses im rechten Sinn. Liest man die Fahneninschrilt 
im Spiegel, so erscheint der linke Buchstabe als D, dann der Pilgerstab 
aufrecht und rechts das leserechte S, - Der Umstand, daß die Fahne verkehrt 
und außerdem noch auf dem Holzstock im Gegensinn zu beschreiben war, 
kann leicht den kleinen Fehler hervorgerufen haben, den man jetzt mit 
Anwendung des Spiegels ausgleichen muß. 

Leider haben wir noch immer keinen gesicherten Anhalt, irgend eine 
Künstlerpersönlichkeit des damaligen Basel mit dem Meister D. S. in Zu- 
sammenhang bringen zu können. Wenn es aber bisher hieß, daß sich auch 
kein Künstlername zu den Initialen D. S. finden laßt, so darf man wohl auf 



2a8 

den seit den letzten zwei Dezennien des XV. Jahrhunderts bis zu seinem 
1516 erfolgten Tod in Basel nachweisbaren Karten- und Meiligenmaler 
Thotnan Swartz hinweisen, der wenigstens in einer Urkunde deutlich auch 
Z^oma geschrieben wird. Ausdrücklich will ich mich aber dagegen ver- 
wahren, etwa den Meister D. S. schon mit Doman Swartz identifiziert zu 
haben; nur ein beobachtendes Interesse verdient dieser merkwürdige Mann, 
der bald Weinsticher war, baki um alle möglichen Ämter sich bewarb, da- 
neben aber, wie große Rechnungen für Papier zeigen, doch auch sein künst- 
lerisches Handwerk weiter getrieben haben muß. — 

Nachträge zu den Kupferstichen Urs Grafs (siehe Seite 47). 

His 4. O. Berlin. 

His 9. Das Basler und Berliner Kabinet besitzen einen zu der Beschrei- 
bung von His passenden, fast gleich großen offenbar echt Graf sehen Kupfer- 
stich, der aber weder Jahreszahl noch Monogramm trägt, br. 0,076, h. 0,1035. 
In Berlin ist ferner derselbe Kupferstich im Gegensinn, Richtung des Sol- 
daten nach links, mit „1523" bezeichnet, den Bartsch X. pag. 149 Nr. 16 
für Kopie nach Graf hält. Em zwingender Grund für diese Annahme dürfte 
nicht vorhanden sein, der vollständig echt ansprechende Stich kann auch 
die spätere Wiederholung des älteren Motivs durch Graf selbst sein. br. 
0,074, h. 0,102. 

Kupferstich N. J4. a.ld. Vier Putten, je einzeln in einem Kreisrund von 
0,031 Durchmesser; reizvolle und leicht kenntliche Arbeit wohl aus der 
frischen Schaffenszeit von 15131514 — O. Berlin, von Pass. IV. pag. 283 
Nr. 191,194 merkwürdigerweise unter den Anonymen aufgeführt und seither 
von der Literatur über Graf übersehen. — a.) Bogenschütz nach 1. — b.) 
Knabe mit Dolch am Band und Kugel in der Rechten steigt nach I. über 
einen Becher, außen je eine Vase. — c.) Flötenblaser mit Federhut auf einem 
Kissen sitzend. — d ) Nach r. laufender Knabe mit Federhut auf dem Rücken 
und Tasche am Band hebt den Deckel einer Schale ab. 



Nachträge zu den Holzschnitten Urs Grafs. 

Zu His ijo 186. Ein Exemplar der Postilla Guillermi des Mich. Furter 
von 151 1 in Aarau, Kantons-Bibliothek. 

Zu His 281 und 2S2, Die auf Seite 54 ausgesprochene Vermutung, daß es 
auch für His 282 ein französisches Vorbild geben müsse, bestätigt sich. 
Vorbild ist der große Holzschnitt des Decretum Gratiani in Lyon bei Fradin 
1510, fol. (E. Aarau). Graf hat sich hier sogar noch enger an die Vorlage 
gehalten als bei His 281; sowohl die Hauptdarstellung wie der Rahmen rait 
den Halbfiguren sind nachgezeichnet, neu ist nur der Putte der unteren 
Leiste, Ob die anderen französischen Varianten des Gratiantitels, die von 
His genannte Lyoner von 15 19 und die Seite 54 unten erwähnte Pariser 



239 

von 1522 ihrerseits auf das Lyoner Vorbild von 1510 oder auf Grafs Holz- 
schnitt zurückgehen, ist nunmehr belanglos. 

Zu His S02, Kommt nicht erst 1523, sondern schon 1513 vor, siehe 

bei N. 375- 

Zu j^o. fl. auf Seite 135 siehe N. 374. 

Zu ^44. Der Gengenbach'sche Kalender von 1521, den Weiler (Nr. 
1774) irrtümlich als in Bern vorhanden angibt, befindet sich in der Kgl. 
Bibliothek in Berlin. Derselbe enthält von Grafs Holzschnitten N. 342, 343 
und 344. Das von Haendcke erwähnte Bad ist mit der Schröpfszene des 
Kalenders von 1514 identisch, der genannte Verfasser hatte somit recht» die 
Badstube nur für schwache Schülerarbeit zu halten; dagegen ist der von 
ihm gleich gering eingeschätzte A.derlaßmann (N. 343) ein echter Graf 
Holzschnitt. Das schließlich in gleichem Zusammenhang noch genannte 
Wappen ist aber von Ambrosius Holbein, nämlich das bekannte Titelwappen 
zum NoUhart. {Woltmann 22). 

Berichtigungen. ') 

Seite 51 und 53 sollte es unter den Abbildungen 10 und 12 gerade 
nicht Urs Graf heißen, weil im Text diese Blätter aus dem Werk zu streichen 
versucht wurden. 

Seite 55 unterste Zeile lies: Vallam. 

Auf Seite 133 ist Nr, jjy. i.,9., die Folge der mittelgroßen Postillen- 
Illustrationen samt His 187. und 188 aus dem Werk Grafs zu streichen. 
Durch bösen Zufall waren mir nur diejenigen neun Blatter bekannt geworden, 
die unter den vorgenommenen Einschränkungen noch für Grafs Werk im 
weiteren Sinn gelten konnten. Seitdem ich aber in einer Postillen-Ausgabe 
ohne Ort und Jahr, wohl ebenfalls von Furter um 151 1 <E. Aarau, Signatur 
Inc. 99 q) noch neun weitere Holzschnitte dieser Folge gefunden habe, die 
für Graf entschieden zu lahm sind, kann das Ganze nur noch als eine von 
Graf beeinnußte Schülerarbeit gelten. 

*\ Durch mehrfache seit der Abfassung erst gemachte Funde wurde es nötig, die 
ursprüngliche Nummernfolge mehrfach mit Zusätzen wie z. B. 375 und 375 a. zu durch* 
brechen, ohne daß damit ein innerer Zusammenhang zwischen solchen Nummern ausgc* 
drflckt werden soll; anders natürlich, wenn es z. B. 376. a.yh. heiOt. 



Die Glasgemälde in den aargauischen Kirchen und 
öffentlichen Gebäuden. 

Von Hans Lehmann. 

(Fortsetzung ) 

Thalheim. 

Im Jahre 1543 wurde die Kirche zu Thalheim erweitert und erneuert. 
Aus der früheren Zeit blieben nach der Mitteilung von Pfarrer Müller in 
Thalheim an Dr. A. Nüscheler noch der oberste Teil eines spitzbogigen 
Fensters mit Maßwerk übrig, eingemauert im Giebel eines benachbarten 
Bauernhauses^). Außerdem aber, wie wir vermuten, auch die zwei Glasge- 
mäldefragmente im Mittelfenster des Chores, Sonne und Mond darstellend, 
die wahrscheinlich aus einer Darstellung der Kreuzigung stammen. 

Rain. 

Im Jahre 1863 wurde die alte Kirche zu Rain auf dem weithin sicht- 
baren Felsvorsprunge über der Aare, unweit der Einmündung der Limmat, 
abgebrochen. Wie uns Prof. Dr. J. R. Rahn in seiner Statistik schweizerischer 
Kunstdenkmäler meldet, sollen sich im Jahre 1880 noch Reste von Glas- 
gemälden aus derselben im Pfarrhause befunden haben *). Auch berichtete 
Bezirkslehrer Stäbli in Brugg an Dr. A. Nüscheler, daß ein Glasgemälde, 
welches sich 1439 in einem Fenster der Kirche zu Rain befunden habe, jetzt 
im Münster zu Bern sei *). Erkundigungen im Pfarrhause zu Rain ergaben, daß 
diese Fragmente nur in einigen Bruchstücken von lilafarbigem Glase ohne Zeich- 
nung bestanden, die einem Glasgemälde angehört hatten, das bei Abtragung 
der Kirche im Jahre 1863 schon seit längerer Zeit aus dem Blei gefallen war. 
Sie gingen seither als wertlos verloren *). Was die Mitteilung von Bezirks- 
lehrer Stäbli in Brugg anbelangt, so dürfte sie nicht ganz aus der Luft ge- 
griffen sein. Denn in der Tat schmücken zurzeit vier Fragmente von Kirchen- 
scheiben aus dem 15. Jahrhundert ein Fenster der Erlach-Kapelle im Berner 
Münster, die Dr. Stantz in seinem 1865 erschienenen Münsterbuche noch 

') Argovia, Bd. XXIII, S. 160. 

') Anzeiger für schweizerische AltertumslEunde 1880, S. 40. 

•) Argovia, Bd. XXIII, S. 155. 

*) Gütige Mitteilung von Herrn Pfarrer E. Haller in Rain vom 13. Juni 1907. 



331 

nicht aufführt '). Leider gelang es uns bis jetzt noch nicht, über deren Her- 
kunft etwas Zuverlässiges zu erfahren -). Ebensowenig führten auch die 
Nachforschungen in Brugg und Bern über die Richtigkeit der Mitteilung 
Stäblis zu einem Resultate. 

Bolzen 

Ober den Abgang der alten Kirche in Elfingen und den sagenhaften 
Bau derjenigen von Bötzen berichtet ausführlich A. Nüscheler (Argovia 
XXIII, S. 151 ff.). Dagegen ist über den Zeitpunkt, in welchem dieser Neu- 
bau begonnen wurde, keine urkundliche Aufzeichnung erhalten geblieben. 
Llber dem Haupteingang der gegenwartigen Kirche in Bötzen steht die 
jahrzahl 1667. Dieselbe fand sich auch auf der mittleren der drei Glocken, 
von denen die kleinste und älteste wahrscheinlich noch aus der abgebrochenen 
Kirche in Elfingen herübergenommen, die jüngste und größte aber erst 1698 
gegossen wurde. Dagegen trägt ein Grabmal an der Kirchhofmauer das 
Datum 1646. Nach einer Mitteilung von Pfarrer Vögdin tn Bötzen an Dr. 
A. Nüscheler soll seinerzeit in einem Kirchenfenster auch ein Glasgemalde 
mit Namen und Wappen des Nikiaus Dachselhofer, Hofmeister zu Königs- 
felden, eingesetzt gewesen sein, das bei einer Neubefensterung der Kirche 
im Jahre 1Ö82 nach Aarau gesandt wurde und über dessen terneren Auf- 
bewahrungsort man lange Zeit keine bestimmten Angaben mehr erhalten 
konnte. Nun befindet sich unter den vier großen Wappenscheiben im Treppen- 
hause des Kantonalen Museums in Aarau, die angeblich alle aus dem ehe- 
maligen Kloster Olsberg stammen sollen, eine Berner Standesscheibe als 
Geschenk des Nikiaus Dachselhofer, Hofmeister zu Königsfcldcn, datiert 
1668. Sie unterscheidet sich von den drei andern nicht nur durch Zeichnung, 
Technik und Format, sondern auch durch das Alter. Von diesen tragen 
noch zwei die ursprüngliche Jahrzahl 1649, die dritte das unrichtig ergänzte 
Datum 1648*1. 

Daß Bern, respektive sein Hofmeister zu Königslelden, zu jener Zeit 
ein so großes Standeswappen in das katholische, von Solothurn begünstigte 
Frauenkloster im Österreichischen Fricktal stiftete, ist nicht wahrscheinlich. 
Dazu kommt, daß in der Beschreibung der Klosterkirche von A. Nüscheler 
der drei Solothurner Glasgemälde gedacht wird, während der Berner Standes- 
scheibe keine Erwähnung geschieht*). Dagegen enthält der Baurodel der Kirche 
zu Bötzen als Beilage zu den Königsfelder Jahresrechnungen im Jahre 1668 folgen- 



') Dr. Stantz, Müiistcrbuch, eine artisL hisL Beschreibung des St. Vincenzeo-MOnsters 
in Bern, S. 139. 

*) H. I.ehmann, 2ur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. Mitteilungen 
der antiquarischen Gesellschaft in /Zürich, Bd. XXVI, S. 350. 

') Argovia, Bd. XXlIi, S. 225. 11. Lehmann, Die Glasgemftlde im Kantonalen Museum 
in Aarau, Aarau 1897, S. 56157, 

*) Argovia, Bd. XXIII, S. 234'235. 




232 

den Eintrag: Für m. h. fi;. Herren vnd oberen ehrenschüt in ein fenster dort- 
hin dem glassmahler von Zürich entricht ann d. 33 ff" 6 ß 8 (1 '). Diese Notiz 
stimmt mit dem Datum auf unserer Standesscheibe überein und da Bern 
laut den Königslelder Rechnungen durch seinen Hofmeister 1668 keine 
weitern Glasgemälde verschenken ließ, so muß das im Museum in Aarau 
aufbewahrte Standeswappen von Bern mit dem aus der Kirche von Bötzen 
verschollenen identisch sein. Es handelt sich demnach hier, damaliger Sitte 
gemäß, um ein Geschenk des Landesherren in ein neuerbautes oder neu 
renoviertes Gotteshaus, womit auch die Jahrzahl 1667 über dem Hauptein- 
gange stimmt. 

Unter dem Glasmaler von Zürich aber kann nur Meister Hans Wilhelm 
Wolf verstanden sein, bei dem der Hofmeister zu Königsfelden auch in den 
Jahren 167980 Bestellungen machte, und der unter den drei damals in jener 
Stadt tätigen Meistern weitaus der bedeutendste und vielbeschäftigtste war. 
Slandesscheibe von Sern. 166B. 

Auf farblosem Hiiitfirgnnide stohen vor einem weißen Portal, das aus iwei 

massigen PfeilerTi mit geradem Oebiilke gebildet wird, zwei Ijowen zu »Seiten 

der Standeswappen vod Bern und des Heichsschildes mit der Krone darüber. 

Am Gebälke hängt eine große Kartusche mit der Inschrift: 

Die St<ät Bef-n. 
Am Fuße eine große einfache Tafel mit einem ovalen Hlattkranze in der 

Mitte, welcher das Wappen des Donators auf blauem Grunde umrankt Zu 

dessen beiden Seiten die Inschrift: 

Herr Niclaus J>aehssel Iloff'er Der 

Xeit Hoff tncistcr gu Königs Felden 

1608. 
Out erhalten. w : sj «n. 

Glasmaler: Ihtns Wilhelm Wölfin Zürich. 

M ö n t h al. 
Schon im 13. und 14. Jahrhundert sollen Verhandlungen zwischen dem 
Hause Habsburg und der Stadt ßrugg über die Abtretung des Kirchen- 
satzes in Mönthal an letztere gepflogen worden sein. Aber erst 1517 wurde 
nach langen Unterhandlungen das Dorfkirchlcin St. Georg infolge Mangels 
emes Geistlichen eine Filiale von Brugg und nach der Reformation über- 
trug man dem Provisor dieses Städtchens den Gottesdienst in dem zwei 
Stunden entfernten Orte, wozu ihm der Lehenträger der Goppenbrunner 



') W. Merz, Kunst- und Kulturgeschichtliche Notizen aus den Königsfclder Jahres- 
rechnungen, Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, Jahrgang 1896, S. 34. 1581 halle 
Bern auch durch den Glasmaler Jakob Brunncr in Brugg sein Ehrenwappen in das Wirts- 
haus in 130tzen gestiftet, Merz, a. a. O., S. 93. 



333 



Mühle jeden Sonn- und Feiertag ein Reitpferd zu stellen und der Sigrisl aus 
den Erträgnissen eines Vermächtnisses eine Stube zu heizen und das Pferd 
zu füttern hatte. Unter solchen Verhältnissen kann es nicht befremden, wenn 
der Rat von Brugg oder seine Mitglieder bei passender Gelegenheit ihr 
Wappen in das Kirchlein stifteten. Erhalten blieb im Chore eine 

GroBSfl Rundsoheibe mit Wappen dar Rattherren der SladI Brugg. 1590. 

Den Mittel|mnkt dieses eigenartig komfHiniprteti Ula^gemäldes bildet ein 
Agnus Dei auf gelbem Damaste, umrahmt von Walken und einem grünen 
Blattkranze. Über dieser Darstellung tat eine Wajipengruppe angebracht: über 
den beiden gegen einander geneigten VVappenscbildcheii von Bern das Reichs- 
wappen, unter denselben das Stadtwappen von Brugg. Daran reihen sich dem 
Rande der Scheibe entlang die Familieriwapppn der Donatoren mit deren Namen. 
Es sind : 

Ur. Jacob Jfauw, Hr. Hans fO Stapfer, Ilr. Sfo/fd BurcJcaft, Hr. 

Hans TruHwi^T, Hr. Hans Holtmgasser, S<'huUhesa, Hr. l'hilipus 

Zuejfer, Er, Lienhurtt Huijicr, H. Rmiolff VölckU, Hr, Hans 

Balfiser Wiss, //. LorenU Folcki, Staftschriber. 

Datum 1590.») 

Teilweise restauriert Dorehm. «3 cm. 

Glasmaler: Jakob Brunner, zu Bntgg (?)*^ 

Zwei Fenster im Schiffe enthalten noch je eine Gruppe von fünf kleinen, ovalen 
Wappenscheibchen, bei denen allen das Wappen des Donators von einem grünen 
Blattkranze umrahmt wird. Sie tragen das Datum 1600 und die Namen 
folgender Donatoren (links von der Kanzel): 

1. Hans Uuilolf Brugger, des klehicfi Bafs tfcr Stattt Brugg» 

2. David Frdlich^ d. Zr\i Schultheisa » . % 

3. Johann Sjnehnann des kleinen Rat^ «nd Staithaiter etc, 

4. Nildatts Kuoni, des kl. Bats etc. 

5. Hs. Jak. Buchenstein, des kl. Rats etc. 
(rechts von der Kanzel): 

6\ Hs. Jak, Diniß, des kl Rats etc. 
7. Hs. Jak. Zimmermann, des kl. Rats etc. 
S. Loreni Vnfldin, des kl. Rats und ^adtschreiher etc. 
y. Joh. Kasp. Riff, des kl. Rats etc. 
^ö. Name fehU. «) ^„^ ,^ ^ „_s ,„, 

') Vgl. auch die Wappenscheiben der Stadt Brugg von 1586 (?) in der historischen 
Sammlung des stAdtischen Museums in Zofingen, wo zum Teil die gleichen Ratsmitglieder 
vorkommen. Anz. f. schw. Altertumskunde, N. F. Bd. IV, S. 84 f. 

') Bestimmte Werke dieses von ca. 1570 bis ca. 1596 in Brugg ziemlich stark De- 
schaftigten Glasmalers sind zwar nicht bekannt, doch ist anzunehmen, daß der Rat seinen 
Auftrag in diesem Falle keinem auswärtigen Meister erteilte. Vgl, Anz f. schw. Aller* 
tumskunde, 1896, S. 22 ff. 

*) Gotige Mitteilungen von Herrn Pfarrer C. Blum in MonthaL 



«34 

Da um diese Zeit Brugg keinen eigenen Glasmaler mehr besaß, dürften 
diese Scheibeben in einer benachbarten Stadt enstanden sein. 

Königsfelden. 
Das Doppelkloster vom Orden der hl. Klara und des hl. Franziskus zu 
Königsfelden stiftete die Königinwitwe Elisabeth, Gemahlin König Albrechts I., 
im Jahre 131 1, wahrscheinlich auf der Stelle, wo ihr Gemahl am i. Mai 1308 
ermordet worden war. Da Elisabeth schon 1313 starb, leitete ihre Tochter, 
die verwitwete Königin Agnes von Ungarn, den vollständigen Ausbau der 
ersten Klostergebäulichkeiten und führte die Aufsicht über die Stiftung bis 
zu ihrem Tode (1364). Schon von Anfang an wurde das Gotteshaus mit 
Vergabungen und Schenkungen fürstlich bedacht und seine Chorfrauen ent- 
stammten den angesehensten Adelsfamilien der heutigen Schweiz und 
Schwabens. Mit der Eroberung des Aargaus kam Königsfelden im Jahre 
1415 unter die Oberhoheit Berns. Schon vor der staatlichen Einführung 
der Reformation hatte die neue Lehre um so mehr Anklang bei einem Teile 
der Klosterfrauen gefunden, als viele unter ihnen ihren Beruf als einen un- 
freiwilligen empfanden. Es scheint auch, daß die Berner Regierung diese 
Strömung begünstigte, denn schon zu Ende des Jahres 1523 stellte sie in 
einem Schreiben an Äbtissin und Konvent es den Nonnen frei, ob sie noch 
weiter den Klosterinsassen angehören oder aber das Kloster verlassen wollen. 
Infolgedessen traten in den folgenden Jahren die meisten aus, sodaß es bei 
seiner Aufhebung im Jahre 1528 beinahe ganz entvölkert war. Nach seiner 
Säkularisation wurden die Güter in Schwaben und im Elsaß meistenteils 
verkauft, die beträchtlichen Einkünfte im Aargau dagegen durch einen ber- 
nischen Oberamtmann, der den Namen Hofmeister führte und von sechs zu sechs 
Jahren aus den patrizischen Familien der Stadt Bern ernannt wurde, ver- 
waltet. Die umfangreichen Gebäulichkeiten verwandelte man bei diesem An- 
lasse teils zu Wohnungen für die neuen Beamten, teils zu einer wohl- 
tätigen Anstalt und sogar zu Kommagazinen; die Kirche dagegen blieb bis 
zum Beginn der französischen Revolution in gutem Zustande. Daß nun auch 
an den Hofmeister zu Königsfelden von Überall her, wo das Kloster Be- 
ziehungen hatte und darüber hinaus, bei gegebenen Anlässen Gesuche um 
Schenkung von Fenster und Wappen erfolgten, gerade so wie an die Land- 
vögte, kann nicht befremden. Nach der Gründung des Kantons Aargau g^ng 
im Jahre 1804 das Kloster an diesen über. Seine Behörden wandelten es 
mit der Zeit in eine Kranken- und Irrenanstalt um. Leider hatte man schon 
während der Revolutions- und Kriegsjahre zu Ende des 18. und Anfang des 
19. Jahrhunderts die Kirche zu einem Salzmagazin und Güterschuppen er- 
niedrigt, was natürlich auf die Erhaltung der Glasmalereien von sehr nach- 
teiligem Einflüsse war. Erst seit den 1870*="^ Jahren nahmen sich^dann kunst- 
sinnige Männer dieses ehrwürdigen Denkmals wieder an. Eine durchgreifende 



235 



I 



Restauration aber erfolgte erst seit dem Jahre 1891. Sie fand mit einer 
Restauration der Glasgemälde im Jahre 1900 ihren Abschluß. Letztere Arbeit 
besorgte mit großem Verständnis und Geschick Glasmaler R. A. Nüscheler 
von Zürich, zur Zeit in Paris, 

A. Ehemalige Klosterkirche. 

Eine ausfllhrliche Bearbeitung der schönsten aller monumentalen Glasgemätde in 
oberdeutschen Landen aus der ersten Hfllftc des T4. Jahrhunderts, welche heute noch, 
wenigstens in tcilwciscr Erhaltung, den Chor und einige Fenster in den Schiffen der ehe- 
maligen Klosterkirche zu Königsfelden zieren, ist an dieser Stelle in Anbetracht des zur 
Verfllgung stehenden Raumes nicht möglich. Wir können ihrer auch um so eher entraten, 
als Ober diese Kunstwerke bereits eine kleine Literatur existiert und sie, wenigstens mit 
Bezug auf ihre Entstehungszeit, erst kürzlich wieder von dem Verfasser dieser Statistik 
untersucht und veröffentlicht wurden. Auch hegt er immer noch die Hoffnung, sie ge- 
legentlich nach den vortrefflichen Aufnahmen, die anläßlich ihrer Restauration gemacht 
wurden, weiteren Interessenkreisen als Einzelpublikation in Wort und Bild vorführen zu 
können und beschränkt sich darum an diesem Orte auf ein Literaturverzeichnis und eine 
knappe Inhaltsangabc der Darstellungen in den einzelnen Fenstern. 

Literatur. Denkmäler des Hauses Habsburg. Das Kloster Königsfelden, geschichtlich 
dargestellt von Theodor van Liebenau, kunstgeschichtiich von Prof. W. LObkc. Die Glas- 
gemälde im Chor daselbst. Lieferung 1—6 mit 6 Bog. Text, 25 Blätter in Farbendruck, 16 
Lithographien. Zürich 1867. Verlag der Antiquar. Gesellschaft. LQbke, Kunsthistorische 
Studien, S, 407. Theodor v. Liebenau, Geschichte des Klosters Königsfelden, S. 63. J. R. 
Rahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S 600 ff. H. Fenner, Das Kloster 
Königsfelden und seine Glasgemäldc, Programm der städtischen Schulen zu Aarau, Aarau 
1875- J. Stammler, Die Pflege der Kunst im Aargau, Aarau 1903, S. lao AT. Führer durch 
die Klosterkirche zu Königsfelden, Reiiiach 1903, S. 16 fl. H. Oidtmann, Die Glasmalerei, 
I. Teil, Geschichte der Glasmalerei, I. Bd., S. 267 R". H. Lehmann, Zur Geschichte der 
Glasmalerei in der Schweiz, I. Teil: Ihre Entwicklung bis zum Schlüsse des 14. Jahr- 
hunderts. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXVI, S. 193—303 
(mit Abbildungen). 

G. Kinkel, Augsburger Allgemeine Zeitung, Beilagen vom 13, 14., 16, 3o und 21. 
Oktober 1868. R. A. Nüscheler, Die Heraldik auf den Glasgemälden von Königsfelden, 
Schweiz. Archiv für Heraldik 1898, S. 20 f und 45 f. 

Einen ausführlichen Bericht Ober ihren Zustand im August 1767 gibt Joh. Martin 
Usten, Art. Kollektaneen, Manuskript auf der Bibliothek der KunstgeselUchad in Zürich, 
Bd. L. 46, No. 4, S. 15. 

Ein Bericht über deren Zustand zu Ende der i86o<=^ Jahre und ihre Restauration 
I1870) unter Leitung von Oberst Rothpletz durch Glasmaler Möller in Bern im aargauischen 
Staatsarchiv. Gutachten über die Erhaltung der Glasgemfllde im Chore der Kirche zu 
Königsfelden vor ihrer letzten Restauration im Anz. f schw. Altertumskunde 1894, S. 389 ff. 
Vcrgl. auch J. R, Rahn, Bericht über die Glasgemälde in der Klosterkirche zii Königsfelden 
vom 4. Januar 1897, Basel 1897. 

Ein ganz detaillierter Befund Ober den Zustand jedes einzelnen Fensterfeldes wurde 
samt Zeichnungen und Photographien der Details vor der Restauration aufgenommen. 
Manuskript im Archiv der Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmälcr, deponiert 
im schweizer. Landesmuseum. Daß auch in früheren Jahrhunderten schon Restaurationen 
stattfanden, beweisen unter anderem einige Einträge in den Jahresrechungcn der Königs- 
fetder Hofmeister von 1596 und 1614. (Anz. f schw. Altertumskunde 1896, S. a3 und 34.) 

Photograpfüscht Aufnahmen Vor ihrer letzten Restauration auf Veranlassung von 
K. Bührer durch die Mittetschwciz. geograph. kommerz. Gesellschaft in Aarau, nach der 
Restauration unter Aufsicht von Glasmaler R. A. Nüscheler von Zürich in Paris. Von 




236 



beiden Aurnahtnen befinden sich vollständige Abzüge im Kantonalen Gewerbemuscum in 
Aarau, in der Kantonsbibliothek in Aarau und im Archiv der Gesellschaft für Erhaltung 
historischer Kunstdenkmäler, deponiert im Landesmuseum in Zürich, von den renovierten 
Glasgemälden auch in der phoiographischen Sammlung schweizerischer Glasgemälde in 
der Bibliothek des Landcsmuscums. 

Als Geschenke der Stifterin und ihrer Kinder entstanden die Glas- 
gemälde im Nonnenchore nach und nach in den Jahren 1313 bis c. 1337, worauf 
die Ausschmückung der Fenster im Schiffe erfolgte und zwar teils durch 
einfache Teppichmotive, teils durch figürliche Darstellungen von verstorbenen 
Mitgliedern des habsburgischen Königshauses und ihrer nächsten Anver- 
wandten, nach A rt der Kenotaphien, als würdige Umgebung tür die FamiliengrufL 

Von den 1 1 Chorfenstern blieben 8 verhältnismäßig gut erhalten, 3 
dagegen sind bis auf einige größere Fragmente zerstört worden. Von den 
Fenstern in den Schiffen sind nur noch größere und kleinere Fragmente 
vorhanden. 

a) Nonnenchor. 

Bei der Erstellung dieses wunderbaren Fensterschmuckes begann die 
Stifterin zweifellos, alter Tradition gemäß, mit der Darstellung der Passions- 
geschichte im Mittelfenster des Chorpolygons hinter dem Hochaltar. Daran 
reihten sich beidseitig im Verlaufe der nächsten 20 Jahre die Geschenke 
ihrer Kinder. In dieser Reihenfolge fügen wir auch die kurze Inhaltsangabe 
der einzelnen Fenster hier an. 

Die Chorfenster sind dreiteilig; jedes enthält 10 übereinander liegende 
Felderreihen und endet in reiches Maßwerk. Die Höhe des einzelnen Fenstcr- 
feldes betragt 85 cm, die Breite 53 cm. 

Die Damasthintergründe der gegenüber liegenden Fenster wechseln 
regelmäßig zwischen Blau und Rot. 

I. Fenster (Mittclfenstcr des Chorpol ygona). 
rarslstlungvn aus der Passionsgeschfchle. c. 1313. 

Auf feinem, mit kleinen geometrischen Ornamenten gemustertem blauet 
Hintergründe werden uns in vier großen Kreisen ebensoviele Darstellungen 
aus der Passionsgesehichte vorgefülirt. nämlith: a) die Geißelung; bj Christus 
am Kreuze zwischen Maria und Magdalena, Johannes und einem bärtigen 
Krieger (vermutlich dem römischen Hauptmann); e) die Kreuzahnahme; d) die 
Grablegung. Der iinttTste DreiviLTtelskreis ist mit (restaurierten) Ornamenten 
gefüllt. Wahrscheinlich enthielt er die Bildnisse der Stilterin EÜsabäh und 
ihres Gemahles, König Aibrvcht, samt ihren Wappen. Die Zwickel zwischeo 
diefeu großen Kreisen wenJfn beidseitig durch kleinere Kreise mit einge- 
zeichneten Vierpässon ausgelüilt. Sie enthalten Dreiviertelsfiguren von Pro- 
pheten mit Sprucfabäniern, deren Schrift stark verÜickt und darum nur teil- 
weise noch verständlich ist. Die oberste Felderreihe wird durch gothiache 
ßlendarkaden ausgefüllt, hinter denen zwei Engel Kaucht^sser schwingeD. 

Stark restauriert. 



a. Fenster (Nordscite). 
Darstellungen aus der Jugendgeschlchte Christi. 1316—1320. 

Sie wird uns in tünf über einander stehenden Bilderreihen erzilhU, deren 
jede, der OreiteiluDg der Fenster entsprechend, ihre Figuren in symmetrischer 
Anordnung unter große Spitzgiebel stellt. Den Hiotergrund bildet ein leiner 
roter Damast aus geometrischen Ornamenten. 

a) (von unten beginnend) Verkfindigung, zwei Feosterabschnitte füllend; der 
dritte enthielt vermutlich das Bild oder Wappen der Stitterin, der verwitweten 
Königin Agnes von Ungarn. Er wurde ergünzt durch ein Ornan)entrau8ter 
mit Inschrift: Renovatum MDCCCXl^^VUl und das Reichswappen, b) Links 
erscheint der Kngel dem Üirten aut dem Felde; in der Mitte sitzt Maria mit 
dem Jesuskinde auf einem Lager vor der Krippe, aus welcher Ochs und Esel 
fressen, rechts der greise Joseph in einem Lehnstuhl, c) Die hl. drei Könige 
überreichen Geschenke, d) Darbringung im Tempel, e) Taufe Christi iru 
Jordan, wobei ein Engel dem Heiland das Gewand hält. 

Auf ßalkoneu hinter den Spitzgiebeln der mittleren Darstellungen stehen je 
zwei kleinere Prophetengestalten. 

Nur wenig restauriert. 

3. Fenster (Südseite, Pendant zu No. 2). 
rarstellungen aus dem Leben Christi nach der Kreuzigung. 1315—1380. 

In entsprechender Komposition, wie No. 2, enthält daa Fenster fünf Bilder- 
reihen, darstellend Ereignisse nach der Passion. 

aj Auferstehung Christi, b) Christus mit der Kreuzesfahne erscheint als 
Gärtner der vor ihm knienden Magdalena (rechts), während von der andern 
Seite die beiden Marien herantreten. Alle drei Frauen tragen SalbengefäÜe. 
c) Der ungläubige Thomas untersucht die Brustwunde Christi (Mittelbild) 
zwischen zwei Apostelpaaren, d) Christus fährt in der Mandorla gen Himmel. 
Zu beiden Seiten kniet je eine Gruppe von vier Aposteln, e) Im Mittelbilde 
sitzt die Madonna auf einer Rank, während der heilige Geist in Gestalt einer 
Taube auf sie herabschwebl. Zu beiden Seiten kniet je eine Gruppe von sechs 
Aposteln, zu je dreien hinter einander gestellt. 

Da am Fuße des Glasgemäldes der Raum zur Anbringung eines Sliftor- 
bildes oder -wappens lehlt und wohl immer gefehlt hat, ist mit um so 
größerer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, duß auch dieses Fenster gemeinsam 
mit No. 2 von der Königin Agnes, als der zweiten Gründerin des Klosters, 
gestiftet wurde. 

Stark restauriert. 

4. Fenster (Nordseitc). 
Darstellungen aus dem Martyrium der hl. Katharina und dem Leben Johannes des 
TAulers. Um 1320. 

Vier Aber Eck gestellte Quadrate mit halbkTeisförmig ausgebauchten Seiten 
umrahmen die ügürlichen Darstellungen, deren Hintergrund ein blauer, rauten- 
artig gemusterter Damast bildet. 




238 



a) Dem neben einem Altare stehenden, das Rauchfaß schwingenden Zacharias 
verkündet ein Engel die Gehurt eines Sohnes, b) Vor seinem Geßngnis.-te 
kniet der enthauptete Johannes, während im Felde rechts die Herodias dessen 
Haupt auf einer Schüssel trägt, in dem links der Henker sein Schwert in die 
Scheide steckt, c) Im Mittelfelde kniet betend als königliche Heilige Katharina 
von Älexandrien, während Flanimf-n aus geöttnetera Hin>üiel das Rad zer- 
stören, worauf sie geflochten werden sollte, da sie sich weigerte, die Götzen 
an7.ubeten. Große Hagelkörner prasseln auf ihre Peiniger herab und ver- 
schonen selbst den rechts neben ihr stehenden Kaisernicbt. d) Im Mittelfelde holt 
über der knienden Katharina der Henker mit dem Schwerte mm Todesstreiche 
aus, während zu beiden Seiten gestikulierend der Kaiser und ein voruehmer 
Mann stehen. Zwei schwebende Engel tragen die Seele der Hingerichteten gen 
Himmel. 

In einem Zwoidrittels-Quadrate am Fufie des Glasgemäldes knien neb^n 
der hl. Elisabeth die vermutlichen Donatoren, Herzog Alhrechi VII. ww Osler- 
ri'ich und seine Gemahlin Johanna von Pßrf. 

Die Zwischenräume zwischen den Vierpässen füllen stilisierte Ranken mit 
weißem Eichenlaub auf rotem Grund. 

Mit AusnahniH der untersten Felderreihen nur wenig restauriert 

5. Fenster (Südseite). 
Fragmente aus dem Leben des Apostels Paulus und der Maria. Um 1320. 

Ursprünglich von entsprechender Komposition, wie No. 4, nur mit dem 
Unterschiede, daß stilisierte Rehlauhranken die Zwickel füllten, und wahr- 
scheinlich auch vom gleichen Kliepaare gestiftet, wurde dieses Fenster im Ver- 
laufe der Zeit bis auf wenige Fragmente zersti^rt und war vor der Restauration 
durchsetzt mit Teppich leidem und Fragmenten ans den Fenstern der Schiffe. 
Erhalten blieben: a) (Zweite Felderrcihe von unten) ein ju^^endlicher Manu, auf 
Gewändern stehend. Es ist Saulus, der später© Apostel Paulus, der als Ifing- 
ling der Steinigung des hl. Stephanus beiwohnte, wobei er die Kleider der 
Mörder hütete, h) (Vierte Ffilderreihe von unten.) Bekehrung des Saulus. c) (Sechste 
Felderreihe von nuten.) Ein Muun in langem Gewände mit Schwert, vermutlich 
ein Zeuge der Hinrichtung des Apostels Paulus, dessen Martyrium wahr- 
scheinlich an dieser Stelle dargestellt war (vergleiche das Martyrium der hl. 
Katbarina, 4. Fenster), d) (Ächte Felderreihe von unten.) Tod der Maria im 
Kreise der Apostel, von denen noch zwei Gruppen erhalten blieben. Die Seele 
der Verstorbenen schwebt als kleines Figflrchen bereits gen Himmel und wird 
von zwei musizierenden Engeln empfangen. Wahrscheinlich enthielt das oberste 
Medaillon eine Darstellung der Krönung Mariae, was die schwebenden Eogel 
zwischen den Nasen der Teilbögen anzudeuten scheinen. 

Die Texte in den renovierten Partien, welche sich auf die früheren Dar- 
stellungen beziehen, wurden von Mons. Dr. J. Stammler, dem gegenwärtigen 
Bischof von Basel, ausgewählt. Das unterste Medaillon enthält den N^amea des 
Restaurators der Glasgemftlde: K. A. Nüecheler und das Datum der Reno- 
vatioD dieses Fensters: 1900. 



239 



6. Fenster (Nordscite). ^«-«»^ - 
AposteUensfer "Vor 1327. 

Unter niächligeii Baldaiihiiien, deren schlankes Fialenwerk zwei übereinander 
liegende Feider füllt, stehen, der Dreiteilung der Fenster entsprechend, zwei 
Reihen ApostelgestalleTi alti in sich geschlossene Roiupositionen, voll- 
ständig von einander getrennt durch eine Felderreihe mit Vierpässen^ aus 
denen uns die Drehlertelsbilder der Propheten Habaknk, Zacharias und Jesaias 
entgegentreten. Die Apostel Thomas, Paulus, Jacobus major (untere Beihe) 
und JudiiiJ, Matthäus, Simon (obere Reihe) sind ernste, würdige Männer, Lehrer 
des Volkes und leuchtende Vorbilder eines frommen Lebenswandels. Paulus, 
als Streiter der Kirche, trägt das einporgenchtete Schwert, Matthäus hält sein 
aufgeschlagenes EvangeHenbucli den andächtigen Kirchenbesucberii entgegen. 
Die andern Vier tragen als Lehrer des Volkes in den Armen mächtige Foli- 
anten. Der rote Hintergrund besteht aus feinen geometriscbea Ornamenten 
im Wechsel mit solchen aus stilisiertem Blattwerk. 

In dor untersten Kt'ihe enthält Feld links die (stark renovierte) Darstellung 
des knienden Donators» Ilrreofj Uc'mrkh von (hUrnich; die beiden andern 
Felder mit dem österreichischen Wappenschild und dem Datum der Fenster- 
renovation (1897) sind neu. Wahrscheinlicli waren in dem Felde rechts das 
Bild seiner Gemahlin, hlisniH'th von Finuhurg, angebracht und im mittleren 
beider Wappen. Denn da das zweite Apostelfenster trotz seiner übrigens 
durchaus entsprechenden Komposition der Anbringung eines Stifterpaares keinen 
Platz einräumt, so hal)en wir es auch hier vermutlich mit einer Doppelstiftung 
zu tun. — Mit Ausnahme der drei untersten Felderreihen gut erhalteu. 

7. Fenster (Sodseite). 

Apoatelfenster. Vor 1327. 

Im allgemeinen entspricht die Gesamlkomposition der des Fensters No. 6, 
nur mit dem Unterschiede, dal^ infolge Wegfalles der zwei Felderreihen ftir 
Stifter und Propheten den krönenden Baldachinen je drei übereinander liegende 
Felderreihen eingeräumt wurden. Teilweise erhalten blieben nur die Apostel- 
liguren von Jacobus d. J. (?) und Bartholomäus (untere Keiho), Philippus 
und Andreas (obere Reibe), zwei erkennbar an ihren Attributen. Vermutlich 
war das mittlere Feasterdrittel oben dem Evangelisten Johannes, unten dem 
Apostel fürsten Petrus eingeräumt. 

Bis auf wenige alte Fragmente neu, wobei sich die großen Inschriltfin 
etwas unangenehm dem Beschauer aufdrängen. 

8. Fenster (Nordscite). 
Sarittllungen aus dem Leben des hl. Frans von Assiti. Ordenspatron des Klosters zu 
Königsfcldcn. 1324-1330. 

In f&nf Medaillons, gebildet aus Quadraten mit halbkreisförmig ausge- 
bauchten Seiten, werden uns ebenso viele Episoden aus dem Leben des Heiligen 
vorgeführt. 

a) In dürftiger Kleidung bittet Giovanni (Franciscus war nur der Beiname), 
der Sohn des reichen Seiden- und Wollenhändlers Bernardone Moricoui zu 



240 

Ässisi, den auf dem Thron sitzeuden Bischof, sein Leben ganz der Armut und 
völliger Kntsagung widmen zu dürfen. Vergebens sucht ihn .sein Vater abzuhalten, 
wobei er selbst wieder von einem Manne zurückgezogen wird, der mit dem Vor- 
liaben des Sohnes einverstanden ^u sein scheint. Diesen gegenüber schauen zwei 
Geistliche dem Vorgange mit Wohlgefallen zu. b) Mit Gleichgesinnten vereinigt, 
bittet Franciscus in Rom Pjipst Innocenz II 1. um die Bestätigung seiner Ordens- 
regel, die ihm erst zugestanden wurde, nachdem der zögernde Papst im Traume 
den wankenden Lateran von Franz gestützt gesehen hatte, c) Er predigt in 
der Einsamkeit den Vögeln, wobei zwei seiner Ordensbruder Ihm zuhören, 
d) Stigmatisierung. Nach vierzigtägigera Fasten in seiner Zelle am Monte 
Alverno erscheint Franciscus (hier vor einer Felsenhöhle) ein Seraph mit sechs 
Flügeln, zwischen denen er die Gestalt des Gekreuzigten trägt. Nachdem 
Franz aus seiner Verzückung erwacht, trägt er dessen (iQnf Wundmale. Hintor 
dem Heiligen ein lesender Mönch, vor ihm eine Kirche, e) Der durch den 
Tod endlich von seinen körperlichen Leiden erlöste Heilige liegt auf einet 
Matte mitten unter seinen Brüdern. Leute von Assisi kommen herbei, um 
ihn nochmals zu sehen und seine Stigmata zu betrachten. Einer davon, als 
kleines Männchen dargestellt, kniet vor ihm und hält, um sich von der 
Kicbtigkeit zu überzeugen, seine Hand an die Öffnung in der Brust des 
Heiligen, dessen Seele in einem St^rn gen Himmel schwebt. 

Die auf Eonsolen ruhenden Holzdielen, auf denen sich die einzelnen Epi- 
soden abspielen, werden je von einem Manne getragen. Die Zwickel sind 
mit Rosetten und Löwen ausgefüllt, in welch' letzteren man das Wappentier 
der Hiibsburger, eine heraldische Zierde oder ein Symbol erblicken kann. 

Am Fuße des Glasgemäldes kniet links Herzog Otto von Österreich. Das 
vermutlich auf der gegenüberliegenden Seite angebrachte Bild seiner Gemahlin, 
Elisabeth von Nit'derhaiem, fehlt. Dafür das Datum der Reuovation 1897. 

Bis auf die beiden untersten Felderreihen im allgemeinen gut erhalten. 

, 9. Fenster (Südseite). 

Fragmente aue der Legende der beiden hl. Antonius von Padua und von Alexandria. 

Um 1330. 

Das Fenster, welches als Pendant zu No. 8 komponiert war, ist bis auf 
wenige Fragmente zerstört, a) (Zweite Felderreihe.) Darstellung eines hl. Bischofa, 
Im Damaste eingefügt noch zwei Fragmente von Fischen als letzte Reste einer 
Darstellung der Fredigt, welche der Heilige Antonius v. Padaa, auf seiner 
Rückkehr von Maroceo vom Sturme an die italienische Küste getrieben, den 
Fischen in Rimini hielt, b) (Vierte Fclderreihc.) Dem in der Wüste schlafenden 
Antonius, dem Einsiedler von Aleiandrien, naht sich als Versuchcrin ein Weib 
mit Speise, c) (Sechste und achte Feldcrrcihe.) Architekturbild und sitzender 
König, anläßlich der Restauration an diese Stellen versetzt. 

Die Zwickel werden durch stilisiertüs Laubwerk, das je aus dem Munde 
eines Männerbopfes wächst, ausgefüllt. Die aufdringlichen Inschriften sind nea. 

In der untersten Felderreihe die Darstellung des Stifters, Rudolf von 
Lothringen, — Beinahe ganz neu. 



aix 



to. Fenster (Nordseite). 
Darstellungen aua dem Leben der ht. Anna. 1328—1337. 

Am Kutie des Fensters schläft der Stammvater Jesse. Links daneben wird 
der betrunkene Noah von seinen Söhnen Japhet und Sem bekleidet (beinahe 
ganz restauriert). Hechts die Erschaffung der Eva. Darüber folgeu fünf große 
Kreise mit Darstellungen aus dem Leben der hL Anna, begleitet von je zwei 
Heiligetitiguren iir den Zwiukehi. 

a) Je ein Engel verkündet Joarhiiu auf dem F^'lJe und der betenden Anna 
vor ihrer Wohnung die bevnrstehende fieburt rlor Maria. Dariiher St. Ursula 
und St. Christina. b) Der heimgekehrte .loachim begegnet seiner Gattin 
unter der goldeneo Pforte. Neben dem Elternpaare stehen die hi. Antonius 
V. I'adua und Ludwig; darüber in den Zwickeln St. Agatha und St. Caecilia. 
c) Geburt der Maria. Auf einem Himmelbette ruht die Mutter Anna; links 
neben ihr baden zwei Mägde die kleine Maria, lechts .steht die hl. Verena. 
Darüber in den Zwickeln St. Lucia und St. Otilia. d) Die dreijährige Maria 
kniet auf den (15) Treppenstufen zum Tempel in Jerusalem, wo sie von 
ihrer Mutter, die hinter ihr steht, dem Herrn dargebracht werden solL Links 
St. Martin. Darüber in den Zwickeln St. Margaretha und St. Agnes, e) St. 
Anna selb dritt Auf einem prächtigen Throne sitzt St. Anna, ihre Tochter 
Maria mit dem kleinen Jesu^kimben auf ihrem Schöße. Zu beiden Seiten St. 
Laurenz und St. Christoph. Darüber zwischen den Naden der Teilbögen kleine 
Engel. — Mit Ausnahme der beiden untersten Felderreihen gut erhalten. 

II. Fenster (Südseite). 
SarilellunBcn aus dem Leben der hl. Clara. Patronin des Fraueokl osters zu Königs* 
felden. 1328-1337. 

Als Gegenstück zu Fenster No. U) zeigt es auch eine entsprechende Kom- 
position, mit dem Unterschiede, daß statt der Heiligen in den Zwickeln hier 
Engel, die auf den unteren Kreisen stehen, die oberen tragen. 

a) Clara, aus vornehmer Familie, erscheint mit ihrer Schwester Agnes und 
einigen vornehmen Freundinnen vor dem Bischöfe im Dom zu Assisi, um sich, 
dem Ileispiele des hl. Franciscun folgend, fortan der Armut und Entsagung zu 
weihen. Sii' empfangen von ihm die Palme, b) Sie wird mit ihren Freundinnen 
von Franciscus als Nonne eingekleidet, der ihr selbst die Zöpfe abschneidet, 
c» Ihr Vater versucht umsonst, sie mit HQlfe einiger anderer Vornehmer aus 
der Klosterkirche zu entrei&en, wo sie vor dem Altare betet, d) Saraceuen 
Dberfallen das Klostet. Auf die Meldung der geängstigten Nonnen erliebt sieb 
Clara vom Krankenlager, schreitet mit der geweihten Hostie in der Monstranz 
auf die Schwelle des Klosters und kniet zum Gebete nieder, worauT die Heiden 
entsetzt die Flucht ergreifen. Der oberste Kreis war zerstört und wurde er- 
gänzt durch eine stilisierte Rebe mit dem Datum der Renovation 1899. 

Am Fuße die Stifter, Leopold I. von ÖsierrcicJt und seine Gemahlin Katha- 
rina von Savoyen, neben zwei musizierenden Engeln. Vermutlich verdanken 
wir ihnen auch das St. Annafenster als Doppelstiltung. 

Zum größeren Teile gut erhalten. 



242 

b) Schiff. 

Schon die vielen vor der Renovation in die Chorfenster verflickten 
Felder mit Teppichmotiven bewiesen, daß sie andern Fenstern der Kirche 
entnommen worden waren, um an dieser Stelle entstandene Lücken auszu- 
füllen. Dazu kamen noch einige Fragmente von figürlichen Darstellungen, 
welche sich denen im Chore nirgends harmonisch angliedern ließen, imd 
schließlich sogar zwei Stifterbildnisse. Das alles deutet darauf hin, daß einst- 
mals auch die Schiffe eines farbigen Fensterschmuckes nicht entbehrt hatten. 
Die Stifterbildnisse stellen zwei Brüder der Königin Agnes, Rudolf VI., 
König von Böhmen (f 1307), und Albrecht VII., Herzog von Österreich ') 
(t 1358)1 <iar. Letzteren nannten wir mit seiner Gemahlin, Johanna von 
Pfirt, schon als vermutlichen Stifter des Johannes- und Katharinenfensters. 
Es läßt sich dafür vielleicht am ehesten eine zutreffende Erklärung finden, 
wenn wir in diesen Fenstern Nachstiftungen zur Erinnerung an verstorbene 
Familienmitglieder erblicken. Darauf deutet auch ihre Komposition. Denn 
so viel sich heute noch aus den Fragmenten schließen läßt, umfaßten die 
Gesamtkompositionen wenigstens vier Fensterfelder. Dabei enthielt das eine der 
beiden untern das Bildnis des auf den Knien betenden Verstorbenen, das andere 
vermutlich dessen volles Wappen, beide bekrönt von überreichen Baldachinen, 
die sich in den beiden obern Fensterfeldern fortsetzten, und das Ganze ein- 
gerahmt von einer Inschrift mit Namen, Stand, Würden und Todestag des 
Verstorbenen, wie auf Kenotaphien und Grabplatten. 

Zwei weitere Fragmente mit etwas einfacherer Architektur enthalten 
Szenen aus der Passionsgeschichte. Daß dieser wichtigste aller religiösen 
Bildercyklen den Laien, welche dem Gottesdienste in den Kirchenschiffen 
beiwohnten, nicht vorenthalten wurde, versteht sich von selbst 

Die Ornamentfenster belegen die Entwicklung der Formen von der 
streng geometrischen Konstruktion bis zur frei komponierten Ranke. 

Westfront. 

Mittleres Fenster. Es enthält in 33 Feldern sechs verschiedene Teppich- 
muster und im Mittelfelde der untersten Reihe eine hierher versetzte Dar- 
stellung der hl. Clara. 

Höhe der einzelnen Felder 80 cm, Breite 49 cm. 

Südliches Fenster. Vier ungleiche geometrische Teppichmuster. (Das obere 
Feld links stark verflickt.) 

Nördliches Fenster. Vier gleiche geometrische Teppichmuster. 

Sadllohea Settenschm. 

1. Fenster (von Westen). Unteres Feld links: Kniender Köpig in reichem 
Qevrande vor Damast aus kleinen geometrischen Ornamenten. Darüber ein 

') In den Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich, Bd. XXVI, S. aoa 
wird von mir unrichtigerweise König Andreas III., Gemahl der Königin Agnes, als Donator 
genannt. 



Schriftband in got. Minuskeln: dorainvs ■ ruodolfus ■ rex ■ boheniie • ora . . . . . 
Über dem König der unterste Toil eines Baldacbios. Haudinschrift in got. 
Majuskeln: (unten) RRVOM. (links) ANO - DOMINI • MCCCIlll.») 

unteres Feld rechts: Kniender Mann in lockigem Haar vor feinem geo- 
metrischem Damastrauster. Darüber ein Schriftl.iand in gotischen iMimiskylii ; 
domin' ■ alberchtus ■ dux ■ avstrie. Oben eine Halustradf. Rundinschrift: 
(unten) KNANN (links) LENDAS ■ AVGVST. 

Oberes Feld \'mkn: Oberes Stockwerk eines sechseckigen Turmes auf feinem 
geometrischem Damast. Kandinschrift in gotischen Majuskeln: (oben) [UVDj 
OI.KVS. (rechts) HEX • BOHEMIE - AOMN, 

Oberes Feld rechty: Oberster Teil eines Tabernakels, auslautend in drei 
Fialen. Kandinschrift in gotischen Majuski^ln: (oben) REX ■ VG (rechte) 
^lE • COTH<KALIS - Cl.^. 

2. Fenshr, Un'eres Feld links: Christus mit .Johannes, vermutlich aus 
einer Darstellung des hl. Abendmahls, vor feinem geometrischem Rautendamast. 
Darüber verflickte Fragmente von Tepjjiclifenstern. 

Unteres Feld rechts: Uetender hl. Mann, vermutlich Christus im Garten 
Oetbseroaae, unter einem Wimperge. Als Hintergrund kleiner geometrischer 
Kautendamast. 

Oberes Feld links: Oberster Teil eines Tabernakels, auslaufend in drei 
Fialen, entsprechend dem oberen Feld rechts im ersten Fenster. Kandinschrill 
in gotischen Majuskeln: (oben) OlillT D; (links)V XIII ■ NON ANVAUII. 

Oberes Feld rechts: Oberster Teil eines Turmes mit perspektivischem Durch- 
blick. Handinschritt: (ohen) [LEO] POLDV^ (rechts) DVX • AVSTRIE FILE. 

3. Fenster, Aus Fragmenten von tigörlichen Diirstellungen, Architektur und 
Damast zusammengeMickt. 

NArdllchas SeltansohKI. 

1. Fensttr ("von Westen). Drei gleiche und ein ungleiches Feld mit Ornament- 
mustern aus stilisiertem Blattwerk. In Jeu beiden untern Feldern die Wappen 
des Reiches und des Klosters Königsfelden (resp. Ungarn). 

^. Fetistir. Vier gleiche Felder mit stilisiertem Blütterdamast und zwei 
Füllungen für das Maßwerk. 

.9. Fenster. Je zwei gleiche Felder Über einander mit stilisiertem Blatter- 
damast. 



') Alle Inechriflen waren stark beschädigt Sie wurden darum ergänzt und da, wo 
sich der vermutlich urapronglichc Text nicht mehr rekonstruieren ließ, die einzelnen 
noch vorhandenen Lettern einfach nebeneinander eingesetzt 



4. Fenster. Vier gleiche Felder mit ^ilisiertem Bankendamaat. Im untereu 
Felde linke das Wappeu von Königsfelden (Ungarn). 

5. Fetister. Vier ungleiche, zum Teil stark verllickte Felder mit stilisierten 
Dlattoruatneuten. 

B. Verwaltungsgebäude. 

Dem ehemaligen Fensterschmucke der Verwaltungsgebäude des Hof- 
raeisterarates gehören zweifellos die sechs Glasgeraälde an, welche man 
seinerzeit wohlverwahrt in einer Schachtel fand, und die zurzeit ein Fenster 
des Sitzungssaales im Hauptgebäude der Heilanstalt Königsfelden zieren, 
nachdem sie vorher restauriert worden waren. 

Seit dem Jahre 1599 wurden an den Verwaltungsgebäuden in Königs- 
felden einige eingreifende Umbauten vorgenommen, worunter ein „Schnäggen" 
(Treppenturm) und ein „Ergel" (Erker). Wahrscheinlich gaben diese Ver- 
anlassung zu einem Gesuche um Glasgemälde in die Fenster des neuen 
Raumes, von denen sich noch sechs Stück aus dem Jahre 1600 erhalten 
haben. Stifter derselben waren der Hofmeister und sein Schreiber, drei 
von den vier Vennern der Stadt Bern und der Seckelmetster für die welschen 
Lande. Gewiß fehlten auch die andern hohen Beamten der Stadt Bern nicht 
unter den Gebern. Darauf scheinen einige große Fhckstücke zu weisen, mit 
denen in späterer Zeit die schadhaft gewordenen Glasgemälde ausgebessert 
wurden. 

Ihrer Komposition nach könnten sie in Bern entstanden sein. Doch 
weist die ziemlich geringe Technik eher auf einen Meister auf der Land- 
schaft und, da Königsfelden damals namentlich den Glasmaler in Brugg 
beschäftigte, auf diesen. Die Amtsrechnungen nennen uns seit dem Jahre 
1597 einen Meister Simon als Glasmaler zu Brugg. Er war der Nachfolger 
des jedenfalls geschickteren Jakob Brunner. Offenbar wurden ihm nur ein- 
fachere Arbeiten zugewiesen und die bedeutenderen, wie die großen Wappen- 
scheiben aus dem Chor der Kirche, in Bern oder bei Peter Balduin in Zofingen 
bestellt.') 

1. Wappenscheibe Stettier. 1600. 

Auf einfarbigem, mit Schnurornamenten verziertem Hintergrunde steht das 

volle Wapi>pn, umrahmt von reicher Uenaissance- Architektur, noch ganz 

im Stile der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Am Fuße eine Tafel mit 

Inschrift : 

H. Jeronimus SteäUr der eyt 

Hoffnieister ffii Küngsfelden. 1600. 
Qut erhalten. ii.s cm il : 10,5 cm br. 

Glasmaler: Meister Simon gu Brtttfp (?), 



') Vgl Anzeiger f. schweizer. Altertumskunde 1896^ S. 13. 



245 



2. Woppenscheiba Sehmellaar. 1000. 

Vor einfarbigem Hintt-rgrunde mit Scbiiurornamenteß steht das volle Wappen 
und daneben ein Dar als Musketier. Die einfache seitliche Architektur wird 
oben durch einen geraden Balken verbunden, über dem zwei kleine Bären durch 
Reifen springen. Arn Fuße eine Tafel mit Inschrift: 

Jacob Schneit zer Hoff'schnjber 1600, 

Helm mit Kleinod und Zierde zerstört. Im Hintergrunde ein größeres, 
nicht zugehöriges Flickütüi^k. nfi cm h. : )0,5 cm br. 

Glasmaler: Meister Simon eu Brwfg (?), 



3. Wapp«iischeibe Wlllading. 



1600. 



Vor einem Portikus steht das volle Wappen. Daneben die allegorischen 
Figuren von Hoffnung und Glaube. In den Zwickeln des oberen Teiles St. 
Georg im Kampfe mit dem Drachen. Am Fuße zwischen den allegorischen 
Figuren der (jereehtigkeit und Stärke eine Tafel mit Inschrift. 

//. Christian Willading Venner vnd des 

üaihs der Statt Bern. 7600. 
Gut erhallen. 3U an h. : tt.s cm br. 

Glasmaler: Meister Simon im Brtigg (?). 



4. Wappenscheibe Graleitried. 



1600. 



L 



In ßinem ovalen Rahmen aus Fruchtgewinden und Putten steht das volle 
Wappen auf einfarbigem Hintergiuride mit Schnurornamonten. Am Fuße eine 
große Tafel mit Inschrift: 



H. Anthony von (rrnffetirielt. 
VennfT imd des Roths der 
St<ät Bemn. 1600. 

Gut erhalten. 

Glasmaler: Meister Sinwn eu Brngg (?). 



5. Wappen&chelbe Gassftr. 



llrS cm h. : %>fi cm br. 



1600. 



lo einem ovalen Rahmen, geschmückt mit kleinen Kartuschen und Putten 
steht das volle Wappen, dessen Helmzier zerstört und durch ein großes Flick- 
stück ersetzt ist. Oben iu Wolken die kleinen allegorischen Figuren von 
Glaube und Barmherzigkeit. Am Fuße zwischen einem FlickstOck mit einem 
kleinen Heiligentigürchen und einem Putto eine kleine Tafel mit Inschrift: 

Ä Anthony Gasser Venner vnd rf« 
Raths der Statt Bern 1600. 




Bis auf die beiden Flicke gut erhalten. 
Glasmaler: Meister Simon gu Bntgg ('/). 



Ufi cm h. : tu.S cm br. 



246 

6. Wappensohelbe Saohselhofer. 1600. 

In einem ovalen Kranze steht das gänzlich zerstörte Wappen, flankiert von 
zwei Säulen mit großen Kartuschen. Darauf als Abschluß fin gerader Balken 
und darüber König David und die Bathseba. Am Fuße zwischen zwei Putten 
eine kleine Tafel mit Inschrift: 

H. Vincente Dachsd-Hoffer welscher Seckd- 
meister vnd des Baths der Statt Bemn 1600. 

Bis auf das Wappen gut erhalten. si^ cm h. : «,5 cm br. 

Glasmaler: Meister Simon eu Brugg (Y). 

C- Kabinetscheiben aus dem Nonnenchore. 
(Gewerbemuseum in Aarau.) 

Bei Anlaß der Renovation fanden sich, in den Chorfenstern eingesetzt, 
auch vier Kabinetscheiben aus späterer Zeit und zwar drei große Wappen- 
scheiben in der untersten Felderreihe des Passionsfensters (No. i) und eine 
Figurenscheibe mit Darstellung des hl. Sebastian im Paulusfenster (No. 5). 
Nach ihrer Restauration durch Glasmaler R. A. Nüscheler wurden sie den 
Sammlungen des Gewerbemuseums in Aarau einverleibt. 

1. FigurensGhelbe mit Sarsfellung des hl. SebasUan. 0. 1520. 

In prächtiger Landschaft wandelt der Heilige auf grünem Rasen. FCr trägt 
ein Reisekleid und Stiefel, in der Linken hält er einen Büschel Pfeile. Die Um- 
rahmung bilden weisse Säulen aus Blattwerk, von gelben Guirlanden umwunden. 

Stark restauriert. 

Vermutlich Bemer- Arbeit. 

Die folgenden drei stark restaurierten Wappenscheiben sind unter sich von 
ähnlicher Komposition : das große volle Wappen auf damastartigem oder mit 
Schnurornamenten verziertem, einfarbigem Hintergrunde, der von zwei schlanken 
Säulen gegliedert wird, umrahmt ein spitzovaler Ornamentstreifen mit einge- 
streuten Frucht gewin den und Kartuschen. Die vier Zwickel füllen entweder 
kleine Putten oder allegorische Figuren oder Rollwerk mit Architekturmotiven. 
Am Fuße trügt eine große Tafel den Namen des Donators. (Abgebildet und 
beschrieben von R. A. Nüscheler im Schweizer Archiv für Heraldik, 1903, S. 
40 ff. u. Tafel V.) 

S. Wappensohelbe von Mflllnen. (1505.) 

Inschrift: V. Beat Ludwig vö Miilinen [diser Zytt^)] 
Schultheiss der Statt Bern [1595]') 

Stark restauriert. 8«.5 cm : 5»,5 cm. 

Glasmaler: Jlans Jacob Plepp in Bern. 

') Unrichtig ergänzt, sollte heißen „Alt". 

■) Über Beat Ludwig von Mülinen vgl Leu, Lex. Bd. XIII, S. 383. 



^47 

3. Htfappensehelb« Graffonrled. 1606. 

Inschrift: Hr. Aherkam vou Graffcn-Biedt AU 
SchuUheiss der Statt Bern 1595. ^) 
Stark restauriert. su cm : so^ cm. 

Glasmaler: H. J. Bhpp in Bern. 

4. Wappenscheibe Megger. 1696. 

Inschrift: H. Ulrich Megger (der ZU*)) Teutscher 
Seckdmeister umi des Roths der Statt 
Bern 1595.') 

Ordentlich erhalten. 8S.0 cm : st j( cm. 

Glasmaler: H. J. BJrpp in Bern. 

Über die Stiftungen dürfte folgender Eintrag in den Jahresrechnungen 
von Königsfelden (A. a. O. S. 23I Aufschluß geben: „1596. Item meister 
Daniels Dochtcrmann dem glassmaller zu Bern vonn wägen sechs Wappen, 
so er etlichen ruynen gnedigen herren in die Kilchen zu Küngsfelden ge- 
machet hat, vonn jedem 20 pfund. thun an pf. j*^ XX tf.^ Schon dieser 
hohe Preis deutet auf große Stücke, wie die in Frage kommenden, ange- 
messen der Würde des Ortes und der Schenker. 

„Meister Daniel" kann kaum ein anderer sein als Daniel Heintz 1, aus 
Basel, gebürtig von Reißmäl, der seit Anfang des Jahres 1588 als Werk- 
leister am Münster angestellt wurde und 1591 aut sein dringendes Ansuchen 
'samt seinen gegenwärtigen und künftigen Kindern das Bürgerrecht der Stadt 
erhielt. Er starb wahrscheinlich zu Ende des Jahres 1597 oder anfangs 
1598. *) Nach den gütigen Ermittlungen von Herrn Staatsarchivar Dr. Türler 
in Bern ist sein Tochtermann Hans Jakob Blepp, der Glasmaler. Gebürtig 
aus ßiel, war er 1576 nach Basel gekommen, wo er die Arbeiten Hans 
Holbeins kennen lernte, die nicht ohne EinHuß auf seine eigenen Entwürfe 
blieben. Er heiratete 1581 (?) Salome Heintz*), ging später nach Bern, ar- 

') Abraham von Grafenried wurde 1556 Gubernator zu Aden, 1564 Landvogt zu 
Frienisbcrg, 1574 Landvogt zu Aarwangcn, 1577 des kl. Rats zu Bern, 1582 Venncr, 1589 
Statthalter des Schultheißen Amtes und 1590 Schultheiß zu Bern. Er resignierte 1600 und 
starb t6oi, 39. XII. Leu, Lex., Bd IX, S. 89. Schweiz. Geschlechterbuch, 1905, S. 153. 

') »der Zyt* wurde wahrscheinlich von J. MOlIcr unrichtig ergflnzt und sollte heißen 
p alter". 

•) Hans Ulrich Mcggcr ward 1554 des groüen Rats zu Bern, 1569 Unter Spitalmcister, 
J576 des kleinen Rats und Bauherr und 1581 Seckelmeister. Er starb 1599. Leu, Lex. 
Bd. XIU, S. 13. 

*) Vgl. Stanu, Münsterbuch, S. 56'57 und 287 ft'. 

') Vgl. Handzeichnungen Schweiz. Meister, I- Serie, Blatt 37 und Text dazu. Wenn 
dort behauptet wird, II. J. Blepp habe 1581 Salome Heintz „von Bern" geheiratet, so ist 
dies unrichtig. Denn erstens kam ihr Vater erst 1588 nach Bern, und zweitens erhielt er 
erst 1591 das Borgerrecht, 



248 

beitete vorübergehend (1592) in Zürich^ dann 1593 wieder in Bern, 1594 im 
Auslande und scheint dann von 1595 an bleibenden Wohnsitz in Bern ge- 
nommen zu haben. Am i8. Juli dieses Jahres wurde er zum Bürger ange- 
nommen und am 5. Oktober taufte man ihm einen Sohn Joseph, den nach- 
maUgen trefflichen Zeichner, Maler und Architekten. In Bern scheint Meister 
Hans Jakob Blepp wenigstens vom Rate nie stark als Glasmaler beschäftigt 
worden zu sein. Daraus erklärt sich auch, daß in den Königsfelder Jahres- 
rechnungen an seiner Stelle der Name seines Schwiegervaters aufgeführt 
wurde. Vielleicht war er mehr Zeichner von Entwürfen, deren noch sehr 
viele von ihm vorhanden sind, als Glasmaler. Dabei scheint er sich rasch 
der am Orte üblichen Kompositionsart angepaßt und auf eigene Manier ver- 
zichtet zu haben. Dies veranlaßte R. A. Nüscheler, die drei Glasgemälde 
dem vielbeschäftigten Berner Glasmaler Thüring Walther zuzuschreiben. 
In der Tat zeigen sie durchaus die Formengebung, wie sie in Bern in der 
zweiten Hälfte des j6. Jahrhunderts üblich war. 




Der Seidensticker Hans Heinrich Engelhart 
kauft Perlen vom Rate zu Bern. 

Von ^ä. Fiuri, 

Im Gewölbe des Rathauses zu Bern wurden nach der Reformation und 
namentlich nach der Eroberung der Waadt allerlei wertvolle Gegenstände 
aufgespeichert. Zu den aus früherer Zeit stammenden kostbaren Burgunder- 
Tapeten und den in den Mailänderzügen in nicht besonders ruhmvoller 
Weise erbeuteten Schätzen') kamen silberne und goldene Kirchenzierden, 
daraus der Münzmeister Batzen und Goldgulden schlagen mußte *)^ Heiligen- 
bilder, die ihres Goldüberzuges entledigt werden so\i\^'c\^), Meßgeivändcr, die 
wegen ihrer Silber- und Goldfäden durchs Feuer zu gehen hatten, Seiden- 
sloffe, die feilzubieten und per Elle auszumessen waren*), Kleider, die für 



') Anshelms Berner Chronik HI, 331. Vgl. dazu Seckclmeister* Rechnung 15x3 (II): 
»Denne einem, so die guldin tOcher von dem gewelb in der kilchen zu Meyland harab ge- 
nommen und die dann Rüdolfi Nageli harus gebracht hat 5 ff 17 ß 4 ■■^. 1513 (i) Dcnnc meistcr 
Heinrichen von Rinlelden von den guldin massachei und leviten rOck ouch einem fOr altar 
zc machen, tut mit der knechten trinckgelt 16 ff 13 ß 4 •'^. 

'J Ratsbf^ahluß vom 18. Nov. 1528: ^.Soll das silber und golt von kilchenzierden un4 
gaben geschmelzt und gemüntzct werden." VgJ. Anshelms Chronik 1528; »Do wurden 
verschmelzt die kunstlichen, köstlichen brustbilder St. Vincentz und Achatius, deren das ein 
zu ehren der statt Bern Palron, das ander zur gedechtnus des strylis zCi Louppen und 
Murten gemacht was. Item eine cöstliche monstraiiz von der edlen, gottsgebigen wit* 
frouwen von Krauchtal, iren carthQsern zu cöstlich angesehen; aber St. Vinccntzen kost 
1400 ff. Item Unser Frauw und St. PeUer und Paul, den Burgundern abgewunncn. Jesus 
und die andren zechen botten zun Eidgenossen kommen, mit vi! andren kleinotren, Icelchen, 
palen, gcfcsscn &c und darus batzen, hiithbaczen und haller &c, item gülden gemQntzet . . .* 
(Diese und andere bis jetzt unbekannten Stellen aus Anshelms Chronilc sind von Dr. Th. de 
Quer\'ain aufgerunden worden und abgedruckt in seinem Werke Ober kirchliche und soziale 
Zustande in Bern unminclbar nach der EinfQhrung der Reformation. Bern 1906. S. 250.). 

') Felix Platter erzählt in seinen Erinnerungen (herausgegeben von Rud. Heman, 
Gütersloh, i88a, S. 37): „Der Schreiber Rust von Drub aus dem Emmenthal war ein Al- 
chimist und Poet, könnt' eine Kunst, so ihm viel genützt als man die Götzen im Berner 
Gebiet abthat, macht' er ein Pulver, welches, so ers an vergoldete Bilder spritzte, fiel das 
Gold davon, so sonst die Goldschmiede müssen abschaben.* 

*) Ratsbeschluß vom 37. Nov. 1528: ,Die sidinen gwender in allen gotshOsren by der 
eil verkouflrt werden". Vgl. Anshelm (ed. de Quervain a. a. Ü.) .Item die sydcn by der 
eilen uhs zeschnyden, und ouchs edelgestein und parlin ze verkoufien, da ist ein grosser 
schätz geschetzt worden; jedoch von KOngsfelden, kUniglichen und forstlichen gaben, von 
syden, gold, edelgstcin und perlin. Item zu St. Vincentzen, von der Burgundischen und 
Meilendischen pQtt vast köstliche mässkleider, von lutrem gold, sammet und gestickt; 'kein 
kilch, kein kloster ist lär gewesen, sunder wol ziert, aber gelärt worden; aber mit was 
eilen und mAss diser unbcnempter schätz ußgetheilt, wtlssend sine Verwalter und pfleger, 
ouch sydensticker, töchtren und wybcr.** 




350 

öffentliche Aufführungen und Aufzüge bestimmt wurden ') und Edelsteine 
und Perlen, die auf irgend einen kauflustigen Juden oder Christen warteten. 

Wir befassen uns mit den Perlen. Auch diese haben ihre Geschichte 
und lieferten der Stadtkasse einen nicht unbedeutenden Zuschuß. Zuerst 
vernehmen wir, daß der Rat am 6. Januar 1533 beschloß, dem „sidensticker 
bärli zekoufTen gen" und daß er am 20. Februar — offenbar, um noch mehr 
Perlen zu gewinnen — die Weisung gab: „Die gestickte Stück söllent alle 
getränndt werden". Wer der ungenannte Seidensticker war und wie viel 
Perlen ihm verkaiift wurden, falls der Handel zum Abschluß kam, ist einst- 
weilen noch unbekannt; es fehlen die beiden Seckelmeister-Rechnungen für 
das Jahr 1533. Wir sind ohne Kunde über die Perlen des Staatsschatzes bis 
zum Jahr 1538. Unter den in der Seckelmeister- Rechnung (1538, erste 
Jahreshälfte) verzeichneten Einnahmen lesen wir: 

„Denne von dem Juden von Engen vmb die per!e(n)» die min herm 
jme zu kouffen geben 634 U. 

Denne von Heinrich Engelhart, dem .sidensficker, vmb perli empfangen 
am i3. tag meyen 765 H". 

Denne vff dem i3. tag brachraonatt hatt mir aber Heinrich Engelhart 
geben vff den anderen kouff der perÜnen 299 S" 16 ß." 

In der Rechnung 1539, zweite Jahreshälfte, steht ferner unter den Ein-^ 
nahmen : 

„Denne von Hans Heinrich Engelhart vmb sin schuld der berlini sampt 
2o3 U 14 ß, dafür er zelest hatt pfand geleit becher und ring, so in das 
gewelb kommen, 512 flf 14 ß." 

Demnach hatte der Jude Perlen im Werte von 634 ff, der Christ für 
1577 S" lo ß erhalten, was zusammengezählt, 2211 % 10 ß ergibt. Das von 
Engelhart hinterlegte Pfand notierte der Seckelmeister im „Ausgeben" der 
erwähnten Rechnung folgendermaßen: „Denne uff den 23. tag houwmonat 
im 39 jar han ich in das gewelb minen g. herren Uberantwurt 6 silberi 
becher und 32 guldin und vergult ring und ettlich geschmeltz, so von 
Heinrich Engelhart, dem sidensticker, ze pfand hinder min Herrn für sin 
schuld urab die berli, so er minen g. herrn noch schuldig ist 2o3 U 14 ß." 

Das Geschäft mit den Perlen hatte sein Nachspiel. Von Zürich aus, 
wohin er sich begeben hatte, beschwerte sich Engelhart, er sei übervorteilt 
worden. Ein Brief Berns an Zürich gibt uns sowohl über den Perlen-Handel 
als über die Person des Käufers nähern Aufschluß. Er lautet: 

„Unser &c . . Üwer schriben sampstag vor michaells an uns, Heinrich Engelfaardts 
wegen ußgangen, haben wir hatt für ougen genommen, verläsen lassen und alles inhallts 
darnaben ouch das verstanden, danif wir Och fOgen ze wQssen. 

Ersüich des kouOs halb der plirlinen hatt es die gstallt, das wir den Juden von 
Schaffhusen söUiche ze kouffen geben hatten, jeckllche gattung in sinem wärtt. Des ge< 
mcldtcr Engelhart gewar worden und daruf uns pittlich ofhmalen ankert, ime dcnselbigen 

'. Den spillQten ist vergönt, ettliche kleider und tbücher zu irem spyl uQ dem gewelb 
zegcbcn. (Katsmanual 39736. 1579, NUrz 19; vgl. auch R. M. 2291267, 436.113; 




»5^ 

kouff, als unserm hintersäßen, ze vergönnen und als billtch wie gedachten Juden ze lassen, 
darin wir imc gewiltfaret und daruf ime alle abgctränte pärlin. die wir gedachten Juden 
verkoufft, hinuO ufl burgschaflt und beschächne bezalung geben, allein das er daran huo* 
dert guldin schuldig bUben, darumb stn burgechaf^ bliben. Welliche restantz der hundert 
guldin unser seckelmeyster ime mermaln gchöuschcn, so wyt, das er einmal vor uns er- 
schinen und gesprochen, er hette die hundert guldin im bäsen und wellte uns bezalen, 
das er aber nitt erslatiet, sonders uns damit gc. falzet, je das gsagtcr unser seckelmeyster 
ime obgchallen und doch uff des bürgen pilt ime etwan me(n)gs zyl geben, das alles er 
verachtet und zu letst gesprochen, wann er sine roß verkouffte, wellte er die hundert guldin be- 
zalcn. Zu letst als sin bOrg vernommen, wie er, gedachter Engethart, sin gut und Hab 
zusammen trüge, Vorhabens ein abtrit ze tliund, ist er für uns kert und uns umb fürsächung 
gebattcn, die wir also getan, das wir ime sagen lassen, er sollte die hundert guldin bezalen 
oder aber in gfängknus gan, welliches er überstehen und demnach er uns ettlich ring und 
silberkrams geschickt, sich geQssert, volgends von uns eins gleits begärt, das wir imc geben, 
und er daruf har in unser statt kommen, aber wider uns umbegrüst abträtten, uns mit 
Schriften tratzUch und schmachlich angetastet mit Worten allenthalben ußgan lassen fbr* 
gebende» wir ime gewalt gethan und den kouff der pärlinen. wie er den von uns bestanden, 
nilt betten gevolgen lassen und daQ wir ime alle parlin ze kouffen geben bettend, daran 
aber nOt ist, dann, wie obgehört, wir ime allein die pärlin ze kouffen geben, die die obge- 
dachten Juden kouflt haltend, die ime ouch alle worden und derselbigen abgetrännten gar 
nOlzit hindcrhalten Zu dem so haben %vir nit mer dann dry blatzli mit pärlinen gestickt, 
die in obgemeldtem kouff nitl vergriffen, dero gar wenig sind zu unsern banden behallten, 
deshalb er uns ungtltlich thftt, fUrgebende, das ime tntrag am kouff* beschäche. 

Wir wellend ouch üch nit verhallten, das er wider unser mandaten mit inzug arg- 
wäniger personen, die unser chorgricht gestrafft hatt, gehalten, das er zum teyl darumb 
gewichen, dann als wir in obgemeldtem gleit ine nit vor söUicher straf! fristen, hat er sich 
nit har steilen wflilcn. Sodann hatt er darvor ouch, als wir einen widertöuffcr richten wellen, 
steh so ungeschicklich geparet» das schier große unrAw dai^ß entstanden, geschwigen was 
er vomacher gehandtet. 

Uß oberzelltcn und 'anderen Ursachen mögend ir lichttich abnemmen, wie billich er 
sich erclagt und uns urigiHtlich thüt, harumb an Och unser frÜntHch pitt und begar, ine ab« 
zewysen und mit imc verschaffen, uns ungcschmQtzt und rüwig zelassen, darby imc ze 
sagen, wann er uns die hundert guldin, die er uns schuldig ußricht, das wir ime sin silber« 
gschmid, so wir pfandswyß hinder uns haben, zustellen werden. 
I>atum 15 novcmbris anno &c. XXXIX. 

Schultheiß und Rat zu Bern/") 

Nach diesem Schreiben hätten Juden von Schaifhausen die Perlen zu 
kaufen begehrt. Wir finden auch in der Rechnung als ersten Käufer den 
Juden von Engen. Als aber Fngflhart als „Hintersasse" darum bat, seien 
sie ihm alle tiberlassen worden bis auf drei „Blätzli". Heinrich Engelhart 
hatte sich 1530 oder noch früher in Bern niedergelassen. Es wurden ihm 
hier mehrere Kinder geboren und getauft; Conrad, 19. IX. 1530; Catherin, 
8. IX. 1532; Jost, 9. XII. 1533; Elsbeth 14. IV 1585; Jacob, 3o. X. 1536. 
Aus dem Taufrodel, dem diese Angaben entnommen sind, erfahren wir, 
daß er auch Silberkrämer war. 

Bern erwähnt am Schlüsse seines Schreibens, daß Engelhart mit arg- 
wöhnischen Personen, die vom Chorgericht bestraft worden waren, Umgang 
gepflogen und sich bei der Hinrichtung eines Wiedertäufers so gebärdet, 



•) Teutsch Missivenbuch X, 159. 



a5g 

daß beinahe g^roße Unruhe entstanden. Die Ratsprotokolle sind über Hin- 
richtungen von Wiedertäufern äußerst schweigsam. Was die hier erwähnte 
Exekution betrifft, läßt sich bloß ermitteln, daß am 9. Oktober 1538 — das 
Jahr 1538 war ein Schreckensjahr für die Täufer, wurden ja in demselben 
12 Täufer hingerichtet — nach nicht näher bezeichneten Maßregelungen von 
Täufern, gesagt worden sei, „daß in lesten gricht dar zu kommen werde, daß 
uflf die unrechten berg fallen werde." Derjenige, der dies gehört, „wüsse 
aber nit, daß es solle uff min herren von Bern fallen." Es wurden Zeugen 
vernommen in der Anwesenheit des Praedikanten Herrn Peter Cuntz. 
Auf eine seiner Bemerkungen „do sye der sidestecker kon und gesagt: Wen 
ir zu mir söliches gredt, er weite wider luogen." Ein anderer habe dann 
gesagt; „Es stecke ouch ein gifft in dem sidensticker sinem bösen." Es ist 
unmöglich, aus den abgerissenen Notizen des Ratsprotokolls den Sachver- 
halt klarzulegen. Sei dem wie ihm wolle, am 10. Oktober fällte der Rat 
folgenden Spruch: „Ze end des spans zwüschen herren Petern Cuntzen und 
dem sydensticker habend m. g. geratten, daß er in Statthalters band säge, 
daß er von her Peter Cuntz nüt wüsse, dan von eim frommen eeren man 
und nachdem beid zu friden sye. — Sidesticker zestraff statt.und land rumen 
in monats frist.* iR. M. 26542, 481. 

Engelhart mußte demnach Bern verlassen. Er zog nach Zürich. Wenn er 
laut Seckelmeister-Rechnung noch im Jahr 1539 Perlen bezogen haben soll, 
so ist wohl anzunehmen, daß der Kauf ins Jahr 1538 zurückgeht. Mehrmals 
begehrte er einen Geleitsbrief, um seine Geschäfte in Ordnung zu bringen, 
(3o. April 1539, 17. Mai 1589 — R. M. 2671 178, 244.) Zürich verwendete sich 
nochmals für seinen „Bürger" ; allein ohne Erfolg. „Zurych, dem syden- 
sticker gleyt abgeschlagen ; min herrn hienach darmitt rüwig lassen", lautete 
die lakonische Antwort des Ratsmanuals vom 2. Oktober 1540, und in dem 
an Zürich gerichteten Schreiben stand zu lesen, daß „gemeldter Engelhardt, 
üwer burger, sich dermaß mit wort und wercken, wie ir durch unser vor 
drig schriben verstanden, gehalten, das wir üch in disem val nit wülfaren 
könnend." (Teutsch Missivenbuch X, 480.) 





\ 



(Fortsctrung.) 
t fi 6 fl 8 'Y Baschyan Kupferschmid dem tischmacher um a Stangen zum pancr. 
ao « 8 ß Eberlin Trumetter um 51 H zund bulffer i h umb 8 ß. 

16 ß Petler Graffeit umb i Stangen zum väniy und umb 2 yßen zum paner und 

zum vänly. 
a Ä 3 ß Herr Felix Grebel hatt er ußgen von der BUchßen wegen. 
33 ß M. Hans Hüwelman umb taffat SchnOr naysiden zum pancr und zum krfltz 
und vom Kasten zerüsten. 

17 k Beden büchüenmeistern so mitt Jacob Stapffem im fflld gesin sind. 

40 ft 13 ß 6 A Gen M. Fabyan bOchßcnschmid hicßcnd zQgmeister. 

3 S la ß 6 «' Gen M. Wyßen umb acht Schyn yßen und 10 w Stachel Messend zQg- 
meister. 

IX K Gen M. Cuntzea bOchOenmeister von einer bOchs ze fassen hieß Herr Felix 
Grebel. 

7 ß 6 '1 Gen M. Niclas Müller von Radegs bOchs ze machen. 

3 H 8 A Gen M. Setzstab von M. Fabyans wegen hießend zQgmeister. 

3 i Gen Hans Ulrich gotdschmid von den bOchßen zeichnen hießend zügmeister. 

4^70 Gen Cunrat Rechberger von Büchßenstein zegleßen und von FOrhoranen ze 
machen. 

10 Ü Gen M. Tratzen vom SchOtzenmAnJy. 

41 fl I f2^ Gen Enderlin Kramer umb Schwäbel hießend zQgmeister. 
23 flf 14 ß Gen M. Rechberger umb 60 schQßlen den Knaben. 

3 S 8 <' Gen M. Setzstab umb yscn zun böchßcnmödlen hießend zOgmeister. 

11 fl und 5 Ü Gen vom Seckcl zegleßen hießend zQgmeister. 

13 V 15 ß M. Heinrich Cuntzen von 2 schlangen zefassen und 4 bock zemachen und 
von Seckcn. 

9 dem von Ägri goldschmid hat gmerk Qfi die bQchßen gmacht 

13 V 8 <V Herr Felix Grebel und Caspar Goldly hatten sy an bQchßen verbuwen. 
316 s M. Fabyan bQchßcnschmid umb 9 HaggcnbQchßen. 
7 ß 6 (> Fetter Studcr vom venly Stängly. 

2 ff M. Fabyans knecht zu trinckgett. 

30 c Aberlin trumetter von büchOenbuIffer ze machen hießend zQgmeister. 

4 « Ein jar von der Schützen Stuben zcheitzen nam Heini Pröpstly. 
36 fl den Armbrust und BüchßcnschQtzen umb thuch. 

10 fl I ^ Äberlin trumeter dem zQgmcistei- halt er Bulffer gmacht. 
7 ß 6 i> Gab meister Hans Menner und i Hcrting thuch. 

3 r 7 ß 6 A Herr Felix Grebel hatt er ußgen von dem geschQtz. 
IG ß Baschyan tischmacher vom stAngly zum vänly. 




254 

7 ß 6 5 Petter Grafen umb i Stengli und ^en darzu zum vcnly. 

8 ff Hans Eygenher von Andelfingen als er ein venly zu Baffy gewunnen hatt 

8 ff 5 ß den Schiflüten von Walistatt von S6men und bOchßen widerumb erheim ze 

füren. 
40 ff M. Heinrich BOchßenmeister. 

5 ff Felix Murer Armbruster. 

8 ff M. Hans Mennher Armbruster. 

Unter den Einnahmen: 

X ff a Vi ß Wurdent in des Riemen Seckel funden alß man inn rieht und ab sinem 

tegen glöist. 
22 ff Gab M. Wick wz glöist ab Spießen. 
53 ff Gab M. Wick hat er ab Spießen glöist. 
62 ff Gab M. Wick hatt er ab Spießen glöist. 
4 ff IG ß Ward glöist ab 3 ein tuch nam Bertschi Seyler und Fabian bOchßenschmid 

und M. Heinrich Pluom wärchmeister. 
30 ff Gab M. Wick was glöist ab Spießen. 

1531. 6 ff Gen Jacob Sprflngli von gmeiner armbrustschOtzen wegen uß geheiß unnser 
Herren uff die Kilwichi zu verschießen uff den 11. September Anno 31. 

6 ff gen Klein Hanssen Kambli schfitzenmeister am blatz den bfichsen schützen zu 

verschießen uff unnser Herren tag. 
15 fi aber im gen den frömbden zu einer vererung so dann by inen zartenn uf ge 

melten tag. 
36 ff gen den armbrustschOtzen ein gantz Jar lang zu verschießenn. Nam J. Hanns 

Petter Wellenberg fQr das 30 Jar, 
I ff 2 ß Gen Groß Hanns Dumisen als er 11 nQwe ysen ufigeschlagenn als houbtman 

Hanns Äscher hinweg sölt sin, ouch was die furlOt band ufgeschlagen. 
165 ff 6 ß Gen Hanns Wyssen und Hansen in der Hub ouch Hansen Homer und den 

zwey Ammann und dem Schepli band gemacht 551 spieß von eim jeden 6 ß 

zu machen uff den aS tag September Anno etc. 31. 
4 ff Gmeiner armbrustschOtzen als sy damit einem frömbden armbruster begerten, 

nam J. Hanns Petter Wellennberg. 
34 ff IG ß Gen M. Jannen des Lanndgrafs von Hessen bOchsenmeister den er unsem 

Herrenn hat zugschickt zu einer vererung uß erkantnuß unnser Herrenn. 
3 ff beyden bulfermachern zum guten Jar. 
33 ff 5 ß den büchsensch atzen uff dem Blatz für das bulfer uff das 31 Jar nam Hans 

Cambli uf! 30 tag December anno etc. 31. 
8 U Felixen WerdmQller von der büchsen schliffi als der Brem bOchsenmeister da 

schleiff wie dann buwmeister Reyg J. Jörg Göldli unnd Ulrich Stoll die 

empfiengen. 
23 ff 14 ß gen Burkarten Gimper umb 97 spieß, ein spieß umb 6 ß, bracht am a tag 

Homung. 
23 ff gen M. Ludwig Scherer genant Hamascher uß erkantnuß miner Herren artzet 

Ion eynem von Zug. 

3 ff 7 ß 6 iV nachgetan und geschenkt Petter Rissli an sin schuld wz der alt armbruster. 

4 ff aber im (Heinrich Bremen dem Sattler) umb ein Sattel M. Ulrichen Zwinglin. 

6 ff gen M. Hanns Bramen bOchsen schmid als man lut sines annemens die sach nit 
glich fOr rat bracht und inn dem die fronvasten gefiel dar in er nit stat. 

60 ff den BQchsen schützen zu verschießen uff das 32 Jar, nam Adam SprOngli, actum 
sambstag nach pfingstenn. 

4 ff 6 ß 8 d gen Eucharius Setzstabenn umb ein dotzet schies blettli, actum 6 tag 
Aprellen im 32 Jar. 

4 ff 4 ß Hannsen Wisen umb ein dotzet schieß blettli. 



255 



4 ff 4 C Jacoben Schmid umb ein totzct schieß blcttll 

4 ff 4 ß aber dem Setzstaben ein totzet. 

4 ff 6 ß aber ime umb ein totzet schieß blettli. 

4 ff 7 ß 6 (> aber ime umb totzet schieß blettli. 

2 ff 9 ß aber Hanns Wyßen umb 7 schieß blettli. 

8 ff Feliien WerdmüUer zinO von des Brämen schlicffe. 
33 fl den armbnistschützen vom 3a Jar zu verschießen, nam Cunrat Rollenbutz, actunT 

13 tag Julij. 
x6 ß Carius Setzstaben umb 2 schieß Blettli. 
Ußgeben im krieg handtwerchs lUten: 
96 ff 14 ß 10 <V Cunratt Ritter der Blatt Haniischers seligen frowenn so ir man unnd 
die knecht verdient verloren unnd allerlcy. 
UÖgebenn im krieg allerley gellts: 
38 12 ß 6 <■» Hanna Scholtheß von Basel als er ettlich tag uü einer haggen schoß. 
4ff 5 Ö Annderes Hartman mcsscrschmid von 3 schwertenn. 

15 ß M. Setzstaben umb sechs schlößli zun bOchsenn inn das veld. 

6 8 Hanns Schlechenn messerschmid umb 3 schwert sind inn krieg kamen. 
18 ff 7 ß Symon Messcrschmids frow umb 5 schwert 

5 ß Heinrichen Geßler von einer büchß zu besseren. 

3 H 8 ß Pettem Studer umb a axen und 4 tagen. 

5 S Houptman Äscher umb 4 schwert. 

1 ft um im (Jörgen Zollinger) gen umb ein hallenbarten. 

2 w 17 G 6 A dem paner her Schmid umb ein rapier. 

32 iv M. Michel des buchscnschmids seligen firowen für sin Ion und kleid uß erkantnuD 
unnser Herrcnn. 

6 « 10 ß Hannsen Aspcr umb ein schwärt, rapier, halbartenn unnd ein spieß, 
la Ä 10 ß dem Schwitzer Messerschmid umb 7 Schwerter. 

a k TOni Frygen von Keißerstut umb a ßlßlin mit bulfer. 

4 ä Heinrich Schmiden umb 2 schwärt. 

3 « M. Hannsen Zicgler umb a ritt schwert 
a h Felixen Lindincr umb ein rappier. 

16 H Hanns Bremen dem buchsenmeister umb sin werchzQg den er zu Capell hat 

verlorenn. 

17 U Hannsen Meyer Messerschmid umb la schwert 30 Hanns Asper bin im in den 

krieg genommen hat 

5 ü dem wirt zum schwert umb a hallenbarten und ein sdiwin spieß. 

3 ü 15 ß M. Cuniat Harnascher fQr 3 ein tuch zu sinem reiß kleid. 

9 S 10 D dem Schwambcrger messerschmid umb 6 schwert die er im stürm darge* 

lichenn hat. 
a H Hannsen Ulinger umb ein Rappier ouch im krieg dar gelichenn. 
5 ft M. Ulrichen Trinklcr umb 4 schwert im krieg dargelichenn. 
5 iL Benedict Großen umb a schwert 
I ü Pfafi Wyssenn umb 1 schwert. 

z H Hanns Ammans seligen kinden umb ein hallenbarten. 
12 ß 6 A M. Joß von Kusen seligen frowen umb ein spieß. 
15 ß Prantzi Winkicrs seligen frowenn umb ein hallenbarten. 

7 H Rudolfen Landtmüller von Toess als er 39 tag bQchsen meister ist gesin fQr sin 

ansprach. 

4 i aber sinem knecht Ulrich Habsen als er by der bQchs ouch was. 

3 a Gebhart Herrenn weybel von Thoess als er im krieg by etlichenn bUchsenn 

knecht unnd meister was. 

4 I 17 ß 6 A Cunraten Stuber als er 39 tag Caspar Stegers knecht by der paner was 

zu einer bOchß. 



i 



256 

xo 5 Jörgen Bomgarter vogt von Groningen knecht als er 5 wuchen mit einer haggen 
schoß und uß sinem seckel zart, was anfangs zu Caltbnmnen, stand dem- 
nach gen Borgen an Hirsel. 

16 & Hannsen Mttüer von Goßow, Hansen Blatz, Jacob ZoUiken, Jacoben Karpfis, 
Knecht Hans« Hans Fauch, Cappeller Wild und Hansen Heiniman, jedem 
a ff als sy zur haggen sind bescheiden gesin zu knecht und meister. 

4 ä 15 ß Felix Hasen als er im krieg knecht zu einer haggen was uß und uß. 

3 ft 18 ß Heini Habersaten als er im krieg ein haggen hat versechenn, weyßt H. 
Tumisen. 

3 S aber Heini Habersatten ufi sin Ion der haggen. 

7 & 16 ß Heini Gugeltzen als er nit uß genommen unnd im krieg uff ein bOchsen 
gewarttet. 

80 S den beden bulfer machern. 

34 & ') M. Micheln bachsenmeister. 

16 tt Jacoben dem Sarwürcker. 

6 ä ') M. Petter Rissli armbruster. 

6 tt'jJHanns Bremen bOchsen schmid. 

1533- 7 S 8 ß Uly Bogen erben als er im krieg ein haggen gefertiget jedes tags 4 ß. 
6 t den armbrustschützen zu verschießen uff die Kilchwichi. 
6 r den BQchseaschOtzen zu verschießen. 

a ff 17 ß 6 «y M. Beringer Leman umb daffat so er zu der Statt paner koufft hat, 
actum a8 Septembris anno etc. 33. 

1 ff 5 ß aber atzung und thurn loßung von Baltisser Spießmacher von Fridbruchs 

wegen. 
XX ff Othmar MQller von der polier mOlj so der Harnascher brucht zins uff Martin 

im 3a Jar. 
aaa a 18 ß Sind umb spieß gen am 15 wintermanot namen Homer, Uli Aman, 

Burekart Gimper von 743 spießen, von jedem 6 ß zu machen. 
417 M 6 ß Gen Petter FOeßli, was im nach und nach worden lut des denckbüchlis 

und den zQg meisteren, uß ir rechnung zogenn, an sin schuld, actum lo'tag 

woLfma. anno etc. 32. 

2 & den zweyeo bulfer machern zum guten jar. 

60 ü Erharten Steinbrüche! umb sechs haggen, actum lut des zeichen buchs. 

33 ft 2 6 ^ Hannsen Huber von Ougspurg so im die zügmeister by Kupfer schuldig 

sind bliben lut des Zeichenbuchs, actum 13 januarj anno 33. 
41 h Hannsen Nadler vonCostannz umb 400 spieß ysen, stund ouch im denk bOchli, 

hannd die zQgmeister wol inn wOssenn. 
598 U Ist den zügmeisteren gen nach und nach uß dem seckel und denck bOchli ge* 

rechnot, actum 13 januarij anno etc. 33 lut des zeichen buchs, beschach in by 

sin M. Haben unnd M. Stollen. 
14 & 17 ß den schätzen an blatz umb ein venster mit miner Herren wapen. 

3 ä einem frömbden büchsenmeister. 

ao H Schanckt man Adam Nafen als er das paner hat gehulffen da von bringenxL 
aa K 15 ß umb siden zum nOwen paner, vendlj, Schützen venlj etc. zu machen und 

zu malen. 
37 tt 10 ß den büchsenschotzen für das bulver gelt ein Jar lang nam Adam SprOnglj 

am 22 Marcij anno etc. 33. 
28 » denen von Meyla als min Herren inen 14 ft am abbt von Murj ingezogenn, ouch 

inen an spießen nach gelassenn. 

') I Quartalsbezug. 
■) 3 QuartalsbezOge. 
') I Quartalsbezug. 



257 



»533- 



8 S 8 fl Carius Setzstaben umb a totzct schieß blelllj. 

8 Ä 8 ü dem Wyöcn ouch umb a totzet. 

4 Ä 4 ß Jacob Schmiden umb la schieß blettlj für jedes 7 ß. 

137 & 7 ft 6 1^ Erhart Steinbi üchel umb die haggenn so er gemacht hat lut eins zcdel; 

4^46 Hanns Wyßen aber umb la schicGblcttU. 

las Ä 12 ß 6 ili umb 10 zentner Salbeter einem von Kolmar nam er und Hans Ulrich 

Stampfer ZQ^eher. actum 19 May anno etc. 33. 
1 n 10 ß umb die gschrifl^lich bQchsen Ordnung an blatz nam Hanns Schön. 
aBo H Pettern Foßlj umb 32 haggrn büchsen so er minen Herren gemacht hat uß 

bevelch der zügherren. 
4*50 einem hotten von Ougspurg der den brief von des angesechnen Schießens 

wegen bracht. 
aa M 10 ß 6 (^ Sind dem nQwen armbruster gen zu einer uf rOatung uß erkaritnuß 

eins ratz 
36 A den armbrust schützen zu verschießend nam Benedict Gross. 
51 S 5 ß Cunrat RoUenbutz umb Bapir unnd dinten uff das rathuß ouch fQr gwer inn 

krieg und von uf genommen gelt von Zurzach harzufüren und umb ein 

venster dem Feystcn gen Zug, actum 15 Höwma. anno etc. 33. 
III Ä 7 ß aber Cunraten Rollenbutzen umb 34 barchat und 16 ein Bibracher, cost ein 

jeder barchat 4 S 10 ß. sind den schützen ufl das land von disem Jar und 

3 vom andern jar zu verschiessen gebcnn. actum 15 Julj. 

8 S Fetixen WerdmQlIer an Syl zins von des bflchsen schmids schliffe uff pfingsten 

im 33 jar. 
4 ff von im von der bulvcr stampfe wegen. 
4 ff 4 ß Hanns Wyßen umb 12 schießbicttlj. 
80 ff^ beiden bulfer machcrn. 
24 ff Hans Brämen büchscnschmid. 
ao ff Wolff Buwman armbrustcr. 
16 S Jacoben SjrwQrckcr. 

Unter den Einnahmen: 
I ff 3 ß 6 iT ist ab einem schwert gclößt. hat man einen mit rutcn uß gschlagen- 

bracht bettelvogt. 

9 ff 14 ß bracht M. Cristen Meyer was uß spießen glOßt. actum 14 januarij anno etc. 33. 
130 S M. Hannsen von Kandel dem bOchsenstein gießer umb a8 zentner 87 // bQchsen- 

stein, actum am 2 tag ougstcns anno etc. 33. 
ao ff Adam SprQngli und sinen gesellen so zu Bern uff dem schießen stnd gsin zu 

einer vererung, crkantcnd min Herenn. 
60 8 den schützen am Blatz zu verschießen ein jar lang, nam Hans Schön schätzen 

meister. 
13a ff Symon Schelldenhamcr um 11 haggen yede umb la ff. 
t U sinen knechten zu trinckgelt. 

6 ff Benedict Großen den schützen ufF dem hnf zu verschießen an der Kilchwichi. 
6 ff den schützen am Blatz zu verschießen nam Hanns Schön, uf! die Kilchwichi. 
15 ff aber im sind am Blatz verzert von den frömbden ouch bangleren und businen, 
a ff M. Cunraten des Hameschers seligen wittwcn jarlon für das sy den gewerb 

gefürt hat nach sinem abgang. 
57 n 17 ß 6 .^ Thoma Kurtzen von Brisach als er s'i» zentner und 10 // Salbeter zu 

kouffen gab in by sin Hanns Ulrichen Sumpfer des zOgmeiaters. 
ao ff I Ü erkant ein rat dem nüwen Hamescher umb die zunßt zu geben. 

(Fortsetzung folgt.) 



Nachrichten. 

Schweiz. Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte und Ethnographie. Die 
erste, konstituierende Versammlung dieser neugegründeten Gesellschaft fand am 6. Ok- 
tober zu Brugg statt. Der Vorstand wurde bestellt aus den HH. Wie dm er (Direktor des 
historischen Museums in Bern) als Präsident, Professor Dr. Tatar inoff (Solothum), Dr. 
J. Heierli (Zürich), Konservator E. Bachler (St. Gallen), Dr. Paul Sarasin (Basel). 
Es haben sich 56 Mitglieder der neuen wissenschaftlichen Unternehmung angeschlossen- 

Aargau. Aarburg. Der S. 63 erwähnte, in der „Sälihöhle" zwischen Aarburg und 
Ölten gefundene kleine Ring besteht aus Kupfer, nicht, wie das Oltner Tagblatt irrtümlich 
gemeldet, aus Bronze. M, v. Arx. 

— Das Schloß Kastelen bei Oberflachs, das seit 1855 als Erziehungsanstalt für ver- 
wahrloste Kinder diente, ist in der Nacht vom 24. auf den 25. August abgebrannt Von der 
ganzen Anlage blieben nur die Außenmauern stehen; sie bilden jetzt eine sehr malerische, 
der weiteren Erhaltung würdige Ruine. Außer einigen spätgotischen Bauteilen enthielt das 
Schloß eine gute Ausstattung mit Kassetten decken und Stukkaturen aus der Zeit von 
1643 — ca. 1650, und zwei bemalte Öfen von 1733 und 1736, Diese jetzt verlorenen Alter- 
tümer sind aufgezeichnet bei Merz, Die mittelalterlichen Burganlagen und Wehrbauten des 
Kantons Aargau. 

Dasei. Bei der Anlage einer neuen Heizung stieß man im Chore des Münsters auf 
verschiedene Gräber. „Außer den paar Gräbern von Chorherren vor dem Marienaltar des 
Chorumgangs (jetzt hintere Krypta) wurden acht Gräber von Basler Bischöfen gefunden. 
Notieren wir die wichtigsten: im Juli wurde in der Kapelle des Bischofs von Neuenburg 
(zweite Kapelle des nördlichen äußeren Seitenschiffes) die Gruft des Stifters Heinrich von 
Neuenburg, t 1274, gefunden. Das Grab bestand aus einem Backsteingewölbe, und enthielt 
u. a. den wohlerhaltenen Schädel des Prälaten. Er ist leider sofort vom Bestattungsamt 
zur Hand genommen worden. Im August entdeckte man in der hinteren Krypta vier 
Steinsärge; nur der eine konnte untersucht werden, wobei festgestellt wurde, daß seine 
Höhlung anthropoide Gestalt hatte. Die bedeutendsten Funde ergab das sechste Grab. 
Es enthielt, gebildet aus Steinplatten, den wohlerhaltenen Leichnam eines Bischofs in 
vollem Ornat, mit Goldring an der Rechten, Handschutz an der Linken, seidenen Pontifikal- 
strOmpfen, ledernen, goldgesch muckten Sandalen; ein hölzerner Krummstab lag mit der 
Spitze beim linken Fuß, mit dem Oberende auf der rechten Schulter. Die seidene Casula 
besaß interessante Borten mit eingewobenen Papageien, die Dalmatik darunter war mit 
vielen, ausgezeichnet konservierten Borten aus Goldbrokat, mit Sternen und Zickzackdessins 
dekoriert, in vertikaler Richtung versehen. Der Steinsarg bezw, die sieben Platten der 
Umrandung gelangten ins Museum; eine Bodenplatte existierte nicht, vielmehr lag die Leiche 
auf dem Kiesboden. Gerade hinter diesem Grabe, ebenfalls in der Mittelachse der hintern 
Krypta, fand sich eine siebente Bischofsgruft; bemerkenswert in ihr ist nur die eiserne 
Zwinge bezw. der Stachel des Bischfstabes, sowie die Spuren der Inful auf der Stirn des 
Schädels, die als Goldniederschlag einige Stunden sichtbar waren. Das achte Grab, eine 
sorgfältig ausgemauerte Kammer, war schon bei Installation der alten Heizung teilweise 
zerstört und entleert worden. Erwähnung aber verdient die Dekoration des Verputzes, 
in welchem altertümliche Linienornamente, rohem Netzwerk oder primitiver Marmorierung 
ähnelnd, eingegraben war." E. A, S. Neue Zürcher Zeitung 4. Okt 1907. 

— Auf dem Plateau südlich vor den Mauern der alten Basilea befand sich ein 
römischer Begräbnisplatz; an diesen stößt ein großes alemannisch>fränkisches Gräberfeld. 



259 



Etwas weiter sOdOstlich wurde im Spatmittelalter ein jüdischer Friedhof angelegt. In den 
alemannischen Reih^ngräbern, die fa«t alle orientiert sind, wurden Schwerter, Lanzenspitzen, 
Skramasaxe, Gürtelschnallen, größere und kleinere Messer gefunden. Zwanzig Gräber sind 
methodisch freigelegt worden; die Gebeine waren indes meist durch die Wurzeln von 
Kastanienbäumen in Unordnung gebracht, die tOnemen Betgaben größtenteils durch den 
I>ruck des Erdreichs, sowie durch Anlagen von Mauern, K Öhrenleitungen und Kanalisation 
zerstört. Der Schutt entliiclt Kleinigkeiten aus Bronze und antikem Glas, auch eine Münze 
von Kaiser Tiberius, eine in Lyon geprägte Mittelbronze. Die Ausgrabungen, unter- 
nommen von der Basler Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, dauern an und 
lassen noch weitere Ausbeute erwarten. 

E. A. S., Neue Zürcher Zeitung, 1907, Nr. 308. 

— Die ehemals Wassermannische, jetzt Krebsische Buchdrucfcerei auf dem Fisch- 
markt wird niedergelegt. Man machte dabei die Entdeckung, daß der Bau, den wir kennen. 
wie eine Schale um ein früheres viel kleineres und älteres Haus hcrumgelcgt wurde. 
Dieses alte Haus mag etwa 7'^ ni hoch gewesen sein, die Front gegen das TanzgäOchen 
betrug 5'/«, die Tiefe 8 Meter. Im 1. wie im 2. Stockwerk befanden sich je a kleine 
Zimmer und eine kleine Küche. Eines der Zimmer des a. Stockwerkes hatte eine golhcke 
Deckt mit Flachschnitzerei, die in den Besitz eines hiesigen Antiquitätenhändlers über- 
gegangen ist. In dem Zimmer, aus dem die Decke stammt, wurden auch im Innern eines 
Wandschrankes defekte Schriften mit der Jahrzahl 1437 gefunden. 

Basler Nachrichten, 1907, Nr. 310, Beilage. 
Barn. Rickigen. An der gleichen Stelle, die vor bald zwei Jahren bereits Gräber 
aus der zweiten Eisenzeil ergab (s Jahresbericht d Histor. Museums pro 1906 und Blätter 
für bern. Geschichte Nr. i, 1906) kamen am 10. August bei weitcrem Abdecken der Kies- 
grube wiederum drei Bestattungen zum Vorschein, die nach den Beigaben in das zweite 
vorchristliche Jahrhundert zu setzen sind. Alle drei waren von Norden nach Süden ge- 
richtet und zeigten deutliche Spuren von, allerdings vollständig vermoderten, Holzsärgen. 
Bei den ziemlich zersetzten Skeletten fanden sich: Im ersten Grabe; Zwei einfache /Vw^w- 
ringe aus Bronze. Auf der Brust drei eiserne Sicherheitsnadeln mit breiter Spirale und 
eine vierte, gleiche unter dem Kinn. Am linken Ellenbugen ein Armring aus doppelt 
aufgewundenem Bronzedraht. Im zweiten Grabe Ein Klumpen Eisenrost auf dem Brust- 
bein. Im dritten Grabe: Neben der linken Schläfe ein aus drei gerippten GolddrähteM 
kabeiförmig verfertigtes kleines Ringkin, wohl ein Ohrgehänge, das im Grabe eines Kriegers 
freilich nicht zu erwarten gewesen war. Daß wir es aber mit einem solchen zu tun haben, 
beweisen Schwert und Lanze, welche wie in vielen Gräbern von Münsingen, rechts 
neben dem Überkörper des Toten lagen. Die Brust dagegen war mit dem Schild bedeckt 
gewesen, von dessen Eiscnbescbläge noch deutlich erkennbare Überreste \-orhanden waren, 
leider schlecht erhalten in dem schweren steinigen Lehmboden. Im Becken fand sich zum 
Schluß noch eine eiserne Heftnade!. — Wie bereits die froheren Funde von dieser Stelle 
durch die Herren Bautneister Riesen in Worb und Gebr. BOrki in Richigen dem histo- 
rischen Museum in Bern übermittelt worden waren, so geschah es auch mit dem Ergebnis 
dieser neuen, durch den Zufall herbeigeführten Untersuchung. 

F. Wiedmer-Stern, im „Bund*, la, August 1907. 

— Leimiswil. Ein Fund von Fragmenten römischer Ziegel am FuOc des Schöpfern- 
hubeis westlich vom Weiler Lindenholz läßt auf jenem Hügel eine römische Anlage ver- 
muten; nach der VolksObcr lieferung soll dort eine Burg gestanden haben. 

Vgl. „Bund*, 10. September 1907. 

— Spits. Das Schloß mit der Kirche und dem Pfarrhaus ist von Frau R. M. Gemu- 
seus-Riggenbach an Dr. W SchieO in Spiez verkauft worden. 

Journal de Genfcvc, 4. September 1907. 

— Ktrchlmdach. Im Chor der Pfarrkirche wurden im Oktober Wandgemälde ent- 
deckt. Es wurden fClnf verschiedene 1 ünc beschichten konstatiert, wovon die zwei obersten 



26o 



weiß waren, wahrend die zweit- und drittiinterste eine Dekoration mit Bibelsprüchen und 
Ornamcnteo zeigten; dort wurden auch zwei Wappen gefunden das der F'amilie von Stürler, 
und ein Bauernwappen mit den Initialen S H. — Die erste Malschicht zeigte Bilder aus 
dem 14. Jahrhundert, die, wie es scheint, im 15. Jahrhundert zürn Teil erneuert wurden, 
Ea kamen folgende Darstellungen zum Vorschein: Martyrium des hl Sebastian, S. Ehgius 
einen abgenommenen Plerdeluß beschlagcnd, Christus und die zwölf Apostel, das jüngste 
Gericht; Ober dem ßrusUäfcr des Chors treten noch die Köpfe weiblicher Heiliger hervor. 
An einer Stelle findet sich das Wappen der Buwii, denen von 1290-1400 der Kirchcnsaiz 
von Kirchlindach zu *6 gehörte. 

Nach Mitteilungen von Pfarrer Hans Bürgt im „Bund", 38. Oktober 1907. 

Neuenbürg. Lamitron. Im letzten Hefke (S 170) wurde die Entdeckung von farbigen 
Dekorationen und Wandgemälden im Rathause von Landeron angezeigt. Wir geben hier 
noch einen ergänzenden Bericht von Philippe Godet wieder (nach Gazette de Lausanne, 
2. Aug. 1907), und können nicht genug betonen, wie freudig wir dem beistimmen, was 
Godet ober die Frage der künftigen Behandlung dieser Malereien sagt: 

„L'Hötel de-Ville est un ^difice interessant, qui mtrite d'fitre restaur*, — lr*5 discrc- 
temcnt restaur^! La salle de justice est digne d'une visitc, avec son ptafond en bcrceau, 
sa bolserie scutptee en 1647, son beau poele bleu et blanc du xviiir- sj^le, d^cor^ de sujets 
chinois, alors si lort ä la mode, — specimcn remarquablc d'un art qui fleurissait ä la 
Neuvcvillc avec les Landolt et les RAcle. — En nettoyant le plafond de ccite salle, on a 
mis ä jour unc jolie decoration en rinceaux, que sans deute on conscrvera. On a dccou- 
vert aussi, sous Ic badigcon d'un des angles de la salic, les vcstiges d'une peinture qui a 
tout Tair de reprÄsenter un Jugement de Satomon. Ce qu'il en resle est bien pru de 
chose, et si on s'applique ä la restaurer, on courra risque de taire de la fantaisie pure. A 
quoi bon? — La pellte salle voisine est d^cori^e de peinturcs sur les deux parois prmci 
pales. D'un cötö on distingue une scene — trcs m^diocre d'execution ^ qui est 6videm- 
ment lesonge de Jacob. — L'autrc cötö est plus interessant. II semble qu'on soit cn 
präsente d*une composition symboUque en deux seines: ä gauche du spectaleur, ur 
sarcophage sur lequcl git un Chevalier revt^lu de son armure; a droite, un lat)Oureur teaonl 
les comes de sa chairue, que tralnent deux chevaux, Tun gris, l'autre noir, Hanquäs d'un 
enfant tenant raiguillon et conduits par un personnage d'une taille Ätrangement dispro- 
portionnde avec celle des chcvauxXes custumes scrablcnl etrc du commencemcnt de XV1= 
si^cle. Encore que tr^s mal dessln^e et d'une perspective tres imparfaite, cette peinture 
ne manque pas d'un certain caracterc. — Les deux scenes sont rcli^es Tunc ä l'autre par. 
un personnage vu de face, en robe rouge, coiffd d'un haut bonnet noir, portant une escar 
celle, et qui paratt indiqucr d'un geate bienveiUant la sccne du Eabour. Kaul-il admettre 
que c'est lä une manierc d'all^gorie. destinee ä affirmer la preferencc due ä la vic rustique 
et paisible sur la vie guerriere et conquörante? Est-ce une alidgorie paciHstc qui nous 
est propos^ par le vieux peintrc? Ce qui me le ferait conjecturcr, c'est le nom 
d'Alexandre*lc-Grand inscrit sur le tombeau. Ce nom est irfcs lisible; et lorsqu'on senge 
ä Timportance, dans la litlörature du moyen-äge, du personnage d'Alexandre et ä tout ce 
que reprÄscntait son nom, l'on n'est point surpris de le renconlrer lä. On a prttendu, il est 
vrai, lire Alexandre Legnand, et voir dans ce nom la signature de l'auteur des fresques: 
nous ne saurions, apri!^ examen, admettre cette lecture. 

tci encore, nous aurions souhaitä qu'on restaurät te moins possible. Malgr^ toule la 
conliance que nous inspirc l'habiletö des peintres, nous nc voyons pas bien ce qu'ils pour 
ront faire d'utile. Comnient suppiger par l'imaginatlon ä ce qui n'est plus? Rafralchir 
aeulcment ces peinturcs; dont le grand Agc fait tout l'inter^t, c'est d6jä leur oter Icur 
valeur documentaire. Tout ce qu'on devrait faire, c'est de les conservcr, c'est-ä-dirc n'y 
pas toacher. Mais c'est peut-£tre trop simple". 

— Li^mir<s, Gräce a l'obligeance de deux propri6taires, MM. Aim^ ChiftcUe 
et Emile Boujour, a Lignicrcs, des fouiUcs ont öle cnueprises ce prinlcmps par 




a6x 



M. P. Rollic 



I 

I 



pasicur, au licu dit le „Ruz de PIAnc", el onl mis au jour Ics restes d'une 
viUa romaine de la bassc öpoque. Jusqu'ä prcscnt, de nombreux fragrnents de poterie, 
donC quclquesuns en terrc sigillt^e, ont it6 mis au jour, ainsi qu'une quantitd de niorcraux 
de briques, de tuiles, de cious etc. Les murs de fondation, larges de 70 ä 90 ccntimetres, 
sont bien conscrväs. Dans udc piccc, on peut voir cncore l'dpais rev6tcmcnt de ciment 
rose qui servait de planchcr. Des photographies ont 6lfi prises et le plan des fouillcs Iev6 
par M. Maurice Borel, cartographe. Le National Suisse, 4 sept 1907. 

Solothurn. Baistßial. AntäDlich der Renovation wurde an der Außenseile des Chores 
der Kapelle Si. Woifgang das Bild des hl. Christophorus blosgelcgt. Eis ist der Patron 
der dortigen Furt, d. h. des dortigen BachQberganges, vor Erbauung der jetzigen Brücke, 
welche erst im jähre 1721 erfolgte. Das Bild ist geziert mit dem Wappen der Familie 
Glutz und einem Spruchband. Basler Nachrichten, 25. September 1907. 

St. Qall«n. Der Gemeinderat von St. Galkn nahm Jüngst ein von einer Spezial* 
kommission aurgestelltes Verzeichnis von Gebäuden und Gebäudeteilen mit historischer 
und kanstlerischer Bedeutung im Gebiete der Stadt St, Gallen entgegen, die dem Schutze 
von Art. 3 der Bauordnung unterstellt werden sollen. Es wurde außerdem vorlaufig ein 
Kredit von 1000 Fr. fOr deren zeichnerische und photographischc Aufnahme bewilligt, 
während die Frage, in welcher Weise für die Erhaltung solcher Baudenkmäler gesorgt 
werden kann, spaterer Beschlußfassung überlassen wurde. 

Neue ZOrcher Zeitung» Nr. 309. 1907. 

Thurgau. In Ärbon sind beim Abgraben eines Rebhflgels, zirka aoo Meter von 
der Stelle, wo 1892 eine Menge römischer Münzen und Gefäßscherben gefunden wurden, 
ausgedehnte Mauerreste zum Vorschein gekommen. Die Mauern sind 83 Zentimeter unter 
dem Humus, 85 Zentimeter dick und aus Bollensteinen ausgeführt. Die Vermutung, daß 
es römische Bauten seien, wird durch den Fund einiger römischer Ziegel bestätigt, wie 
man sie an der früheren Fundstelle auch gefunden hat. 

Tagblatt der Stadt St Gallen, 34. August 1907. 

— In den Aufzeichnungen „Die mittelalterlichen Architektur- und Kunsidenkmäler 
des Kantons Thurgau" (Rahn, Statistik Schweiz. Kunstdenkmäler) blieb das Kirchlein von Land- 
Schlacht bei MQnsterlingen unerwähnt. Herr Hermann Burk in Konstanz, dem wir auch 
den Fund der Wandgemälde in der Kirche von Waltalingen verdanken, hat es gewisser- 
maßen entdeckt. I>er einschiffige Bau ist ein Rechteck von 17*20 Meter innerer Länge 
und 5,40 Meter Breite, tr besteht aus zwei ungleichen Hälften. Die größere rührt ver- 
mutlich aus dem XII. Jahrhundert her, die andere ist ein Zusatz aus spätgothischer Zeit, 
gleich breit wie Jene und östlich geradlinig geschlossen l'berall im Innern finden sich Reste 
von Watuigemätäin vor, die eine vollständige Ausmalung und zwar aus verschiedenen 
Epochen belegen. Romanisch ist das Bruchstück eines bunten in die Perspektive gezogenen 
Mäanderfrieses, der sich an der Südseite hart unter der ursprünglichen Balkendiele befindet. 
Sodann, in diesen mit ihrem Kopfe eingreifend, erscheint eine Gewandfigur, die mit er- 
hobener Rechten vor einem Ovale steht. Beides erinnert an die Schöpfungsbilder in der 
Galluskapelle von Stammhcim Ob zu diesem zweiten, oder erst zu einem folgenden Etat 
auch die Friese gehörten, welche diese Zone begrenzen, oben ein Rollfrics, der untere mit 
weißen Ranken auf Schwarz geschmückt, ist fraglich. Sicher einen dritten Etat stellen die 
Passionsbilder an der Südwand dar: Geißelung, Domenkrönung, Kreuztragung und Kreuz- 
abnahme. Alle sind mit gelben Architekturen umrahmt: dünne Pfosten mit frOhgoth sehen 
Blattkapitälcn tragen einen leichtgeschweiften Kielbugcn, der mit einem Halbkreise unter- 
fangen ist. Der Charakter dieser Baulichkeiten, die Bewegung der ungemein schlanken 
Figuren, ihre Köpfe und das in Kapitalen geschriebene vere vcrc bei der Kreuzabnahme 
weisen ungefähr auf die Mitte des XIV Jahrhunderts hin. Fndlich steht der Fund einer 
vollständigen Bilderserie aus dem Anfang des XVI. Jahrhunderts in dem Jüngern Ostlichen 
Teile bevor. Sic besteht aus dem Sokcl, den ein Umbehängc schmückt und zwei überein- 
ander bettndlichen Feldcrreihen. Die Folge der untern an der Südwand eröffnet das Bild 




262 

des ht. Antonius Eremita in einer schmucken Kapelle. Andere Bilder, darunter die Auf* 
erweckung der königlichen Wöchnerin von ihrem Sterbeliette durch den St, Leonhard 
lassen auf Schilderungen aus der Legende dieses Heiligen raten. Der gleiche Cyklus setzte 
sich an der Schlußwand und wahrscheinlich auch an der Sfldseite des Chores fort; dorl^ zu 
Oberst nördlich, ist ein Kreuzigungsbild von der Tünche befreit Rahn. 

Woadt. Les travaux de dämolition de la tour du Fan#/^ ä la fronti^re bemoise, ont 
commenc^ sous la direction de TEtat de Vaud. Cette dämolition ^tait devenue nteeasaire 
pour la stfcuritä des passants sur la reute de la voie du M.-0.*B. 

Journal de Gen^ve, xo sept 1907. 

— Avenchts. On vient de d^couvrir ä Avenches toute une s^rie d'amphores ä la 
pointe cassäe et enfiläes les unes dans les autres de fa^on ä former une sorte de conduite. 
EUes se trouvaient au Perruet, ä une profondeur de 2 mfetres. Une seule de ces amphores, 
— dont la forme diflföre un peu des autres, soit par la terre qui est brune (les autres sont 
grises), soit par la pause, — n'avait plus ses anses. Elles ont toutes une hauteur de 90 ä 
95 centimÄtres et une circonförence, dans la partie inferieure, de i m. ao. Les anses ont 
une longueur de aa centim^tres. L'amphore brune a, sur toute sa longueur, un mätre de 
circonf<£rence. Gazette de Lausanne, 18 sept 1907. 

Wallis. St. Maurice. La precieuse döcouverte des demi^res annäes a €t€ celle de 
la chapelle souterraine construite k la fa^on des catacombes de Rome, au UI""« et au IV"« 
siäcles, possödant sous un „arcosolium" un tombeau „a mensa" oü a reposÄ pendant de 
longs siecles le corps de saint-Maurice. Devant „rarcosolium" ont voit la niche dans laquelle 
6tait la lampe qui brOlait devant le corps du martyr. La däcouverte de l'entr^e de cette 
crypte restait un stimulant pour la continuation des travaux. Cette entr^e fut une sur- 
prise. Au lieu de trouver ä l'ouest une porte, nous ätions en presence d'un grand corridor 
semi'Ciculaire. La partie gauche a €Xt entiferement d^gagee Tannöe derni^re, avec son 
escalier d'entr^e et ses marches en matäriaux romains, en mabre jurassique, aux angles 
us^slet arrondis par les pas des p^lerins. 

Cette ann^e, nous venons de degager la partie droite du corridor de la crypte. 
Malheureusement, de ce cötä, Pescalier d'entröe a ^t^ rasa par le mur de la reconstruction 
de l'Abbaye en 1707. 

Nous avons exposd ailleurs notre opinion sur Tage de cette crypte. Ce qu'il a de 
certain, c'est que i'ann^e i-<25 fut funeste pour eile. Le corps de saint-Maurice fut relev^ 
du tombeau en pierre que Ton voit maintenant vide et il fut place dans une belle chässe 
conservfie au tr6sor de l'Abbaye. 

Cbanoine P. Bourban, Nouvelliste Valaisan, xo sept. 1907. 



Literatur. 

B[aer], Dr. C. H. : Der Seehof zu Meilen. Neue Zürcher Zeitung. 18. August 1907. 

firaun, Joseph : Pontifikalstrünipfe in Delsberg aus dem 11.— 12. Jahrhundert; in seinem Auf- 
satze „Mittelalterliche Maschen arbeiten". Zeitschrift für christliche Kunst, heraus- 
gegeben von Dr. Alex. Schnütgen. XX. Jahrg. Heft 8 Düsseldorf X907. 

Bflrgl, Jost, Mathematiker 1552—1632: Litterarischer „Gruß" an den histor. Verein des 
Kantons St Gallen zu seiner Jahresversammlung in Lichtensteig 1907. 

Gart, William: Le Castel romain d'Irgenhausen, Feuilleton der „Gazette de Lausanne*. 
1907. No. 263. 



a63 



I 



Cieboldar, Paul: Daa schweizerische Landesmuseum in Zürich, ein Spiegelbild der Kultur- 
Entwicklung der katholischen Kirche in der Schweiz. Schweizer. Kirchenzeltung^ 
August— September 1907. 

Cletbaeh, Max de: Saint Pierre et Saint Paul (Bustes de Hans Geiler). Fribourg artistique 
ä travcrs Ics äges. Avril 1907. 
— La ville de Morat et ses remparts. i^Heimatschutz", Ligue pour la beaut£. Bern, 
Mars 1907. 

Cucrest, F.: Sceaux de la ville et r^publique de Fribourg. Fribourg artistique ä travers 
les ägea. Avril 1907. 

Erb, Tr. A.: Geschichtliches über den Bau der St. Urse nie athedrale in Solothurn. ^Vater- 
land", Luzem, 6, Aug. bis 7. Sept. 1907. 13 Nummern. 

Eschcr, K.: Bilder aus Zorichs kQnsüerischem Leben bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts 
S.-A. aus dem BBundesblatt" der Studentenverbindung Schwizerhüsli Basel, 1907. 

Frey, Frlla ; Führer durch die Ruinen von Augusta Raurica. Herausgegeben unter Mit- 
wirkung der historischen und antiquarischen Gesellschaft zu Basel. Mit 3 Tafeln und 
ai Abbildungen. Liestal, Druck und Verlag von Gebr. LQdin. 1907. 

G&llet, Georges: Une midaille d'Isabelle de Challant. Musäe NeuchAtelois, Sept. — Oct. 1907. 

OanSf Poul: Die Entstehung des Amerbachschen Kunstkabinets, LIX. Jahresbericht (Neue 
Folge IH) der öffentlichen Kunstsammlung in Basel. 

GeBchfiftfiberlcht der Gesellschaft Pro Vindonissa, 1906/07, zu Händen der Mitglieder. 
Brugg, Buchdruckerei Effingerhof. 1907. 

Qlussanl, A. : Nuove iscrizioni preromane, romanc e cristiane del territorio Comasco [Ma* 
roggia, Rovio nel Cantone Ticino]. Rivista archeologica deila provincia e antica 
diocesi di Como. fasc. 53—55. Anno 1907. Milane. 

Qremaud, .Amäd^e: Pont couvert sur la Sarine ä Fribourg. Pont dit «De Berne*. Fribourg 
artistique ä travers les äges. Avril 1907. 

Handzetchnungen echwolzerlscher Mel&lcr dcB XV. XVIH. Jahrhunderts, im Auftrage 
der Kunstkommission unter Mitwirkung von verschiedenen Fachgenossen heraus- 
gegeben von Dr. Paul Ganz. Basel. Verlag von Helbing & Lichtenhahn. 111. Serie. 
Lief. I und a. f*. Text von Prof. Dr. P. Ganz und Dr. E. Major. 

Koegler, Hans: Ergänzungen zum Holz schnitt werk des Hans und Ambrosius Holbein. 
Beiheft zum 28. Band des Jahrbuchs der Kgl. preußischen Kunstsammlungen. Berlin. 
G. Grotcsche Verlagsbuchhandlung. 1907. f". 

Landry, John: Une rcstauration utilitaire au ch^teau d'Yverdon. Revue historique Vaudois«. 
Septembrc 1907. 

Magnl, Antonio: La necropoli ligure-gallica di Pianezzo nel Canton Ticino, con 46 in- 
cisioni e 14 lavole. Rivista archeologica della provincia e antica diocesi di Como, 
fasc. 53—55. Anno 1907. Milano. 

Martin, Paul Edmond: .Castrum Argentariense." Anzeiger ftlr schweizerische Geschichte. 
1907. No. 3. 

Massiae, T>. L.-M. de: Calices anciens en m^tal dor£ (Chartreuse de la Valsainte). Fri- 
bourg artistique ä travers Ics dges. Avril 1907. 

Peter, Dr. Q. J.: Zur Geschichte des zürcherischen Wehrwesens im XVH. Jahrhundert. 
Ein kulturgeschichtlicher Beitrag, qucllenmässig dargestellt auf Grund von Original- 
kortcn Hans Konrad Gygers. Mit a Karten und diversen Beilagen. Zürich. Druck 
und Verlag von SchultheQ & Co. 1907. 

Pochon, A. und A. Zeslger: Schweizer Militär. IV. Lieferung [Das bernische Heerwesen 
im XVIII, Jahrhundert]. Bern, Scheitlin, Spring & Co. 

Pury, Paul d«: Bahut, datant de la fin du XVI'»« siicle. Fribourg, artistique ä. travers 
les Agcs. Avril 1907. 

Rabar, J3. : La Station pal^olithique de Veyrier. 11. Journal des coUectionneurs UI« ann^e. 
No 36. Genftve 1907, 



264 

Reufferf L.: Quelques anciens fers ä repasscr d'origine suisse. Avec planches. Mus^ 

Neuchfltelois. Neuchätel. Juillet— AoOt 1907. 
Roynold, Q. de: £z-voto du XV!™« stiele. Peinture sur bois. Fribourg artisdque ä travers 

ies äges. Avril 1907. 
RUfer, Fernand-LouiB: Les nouvelles fouilles de La Ttoe de 1907. [Le Rameau de 

Sapin, Neuchätel i^*^ Juin 1907.] 
RuBca, Rodolfo : La chiesa di San Gaudenzio in Casaccia e la strada romana del Sepdmer. 

Rivista archeologica della provincia e antica diocesi di ComO| fasc. 53—55» anno 1907. 

Mihino. 
Schmaraow, A. : Die Biblia Pauperum Weigel-Feliz und der Maler Konrad Witz. Zeit- 

Schrift fOr christliche Kunst. XX. Jahrgang. 5. Düsseldorf 1907. 
Siegfried, Frlta: Zotingen zur Zeit der Helvetik 1798-1803; darin Bauwesen S. 46 u. ff. 

samt zwei Prospekten vom Jahr 1758. Argovia, Jahresschrift der historischen Ge- 
sellschaft des Kantons Aargau. XXXII. Band, Aarau, H. R. Sauerländer. 1907. 
Simona, Qlorgio : Note d'arte antica. Popolo e Liberia, Lugano, 25 ottobre 1907, N. 244. 

(Flogelaltar von 1553 in Foroglio, valle Bavona; Kapelle und Altar in Gannariente 

bei Solerto; Fresken von 1524 in Presa bei S. Carlo.) 
St[ichler], C[arl]: Zum Bauriß fOr den Ausbau des Nordturmes der Fraumünsterkirche 

1731 — 1732. Zürcher Wochenchronik, 24. August 1907. 
Stflcbelberg, E. A. : Denkmaler zur Basler Geschichte. 33 Tafeln Lichtdrucke mit Text 

Basel, Lichtdruckanstalt von Schärer & Zimmermann. 1907 

— Die Ausgrabungen zu Disentis. Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. 

VII. Band i. Heft. 

— Die Gräber der Basler Bischöfe. Basler Nachrichten, 3. Okt. 1907. 

— Frühmittelalterliches aus Disentis. Neue Zürcher Zeitung, 13. Sept 1907. 

Tesein: Stazione palustre di Coldrerio. Scavi a Rovio. Tomba ligure ad Arbedo. Tombe 
romane a Mendrisio. Tomba cristiana a Lumino. Scavi archeologici a Locamo, 
Affreschi nella chiesa di S. Ambrogio presso Cademario. Aftresco nella chiesa a 
Prato Leveniina. La chiesa di S. Maria degli Angioli in Lugano. — II palazzo Muni- 
cipale di BelHnzona. Dott. Antonio Magni. Rivista archeologica della provincia e 
antica diocesi di Como 53'55. 1907. 

Wavre, W.: Extrait des comptes de la bourserie de la ville de Neuchätel (1608 — i6ia). 
Mus6e Neuchatelois. Sept.— Oct. 1907. 

Wattelet, Vr. Hans: Zur Geschichte der Murtner Ringmauern. .Heimatschutz *, Jahrgang 
II, Heft 3. März 1907. Bern-Bümplitz. 

W[eber], A. : Zur Wirtschaftsgeschichte früherer Zeit im Zugerlande. Ein kulturhistoHscher 
Beitrag. Zuger Kalender. 53. Jahrgang. 1908. 

Wilhelm, Julius: Der Stuccator Jodok Friedrich Wilhelm (1797— 1843). Freiburger Diözesan- 
archiv. 1907. 

Zempf Prof. IDr. J.: Das Restaurieren. Schweiz. Bauzeitung, Zürich, September 1907* 

Zlntgraff, H.: La Tfene. Notes archfeologiques. No. i. Mars 1907. Saint-Blaise 1907. 

Preis jährlich 5 Fr. Man abonniert bei dem Schweizerischen Landesmuseum, den Poa^ 
bureaux und allen Buchhandlungen. Den Kommissionsverlag ftir das Ausland besorgt 
die Buchhandlung Fäsi & Beer in Zürich. 

Beiträge und Mitteilungen beliebe man unter der Aufschrift „Anzeiger* an die DtrtkHon 
des schweizerischtM Landesmuseums in Zürich zu richten. 



RadakUcnstiommission: Dr. H. Angst. Dr. H. Lehmann. Prof. Dr. J. R. Rahh. 

Prof. Dr. J. Zehp. 
Druck von Gebr. Leehann & Co. in Zürich-Selnau. 



ANZEIGER 

FÜR SCHWEIZERISCHE 

ALTERTUMSKUNDE 

INDICATEUR D'ANTIQUITES SUISSES 

HERAUSGEGEBEN VON DER DIREKTION DES 
SCHWEIZERISCHEN LANDESMUSEUMS IN ZÜRICH 



NEUE FOLGE 



IX. BAND 



1907, 4. HEFT 



Die bronzezeitliche Quellfassung von St. Moritz. 

Von Dr. ./. Heierti. 



I 



Die Südostecke des Schweizerlandes wird gebildet durch das herrliche 
Engadin mit seinen Nebjntälern, mit seinen Bergen und Gletschern, seinen 
Seen und Wasserfällen, seinem grünen Wiesenteppich und seinen weltbe- 
rühmten Kurorten. Dort suchen t.iusende von Kranken Heilung und tausende 
von Gesunden besuchen das Hochtal des ausgezeichneten Klimas, der frischen 
Luft oder des Sportes wegen. 

Unter den Engadiner Kurorten nimmt St. Moritz die erste Stelle ein. 
Seine Heilquellen sind allbekannt und in neuester Zeit hat es auch als 
Winterkurort eine große Anziehungskraft zu entfalten begonnen. 

Das am längsten bekannte Heilwasser von St. Moritz liefert die sog. 
alte oder Mauritiusquelle, ein Slahlwasser, welches am Fuß des Piz Rosatsch 
entspringt. Es wurde schon im XV. und XVI. Jahrhundert, besonders von 
Italien aus besucht. Im Jahr 1519 verlieh Papst Leo X. den Pilgern, die 
zur Stätte des hl. Mauritius zogen, befreienden Ablaß; die Vermutung liegt 
nahe, daß die Heilquelle dem Orte zu solcher Würde verholfen habe. ') 

Nur etwa 200 m. von der alten, wurde 1815 eine neue Quelle nutzbar 
gemacht. Sie entsprang an einer Stelle, über welche der Inn daherfloß. 
Als es sich darum handelte, der neuen, oder wie man sie auch nennt, der 
Paracelsus-Quelle habhaft zu werden, wollte die Jungmannschaft von St. 
Moritz einfach den Inn ableiten ; aber die Alten gaben das nicht zu. Als 
jedoch diese einst auf dem Viehmarkt von Tirano abwesend waren, hielten 
die Jungen rasch eine Gemeindeversammlung ab und beschlossen, dem Inn 
ein neues Bett zu schaffen. Unter der Anführung Conradins v. Flugi ging 



*) C. Hoflfmann, St Moritz-Bad. Europ. Wanderbilder 236 u. 337, p. 15. 




266 

man sofort ans Werk. ') Heute dient die Paracelsus-Quelle vorzugsweise 
als Trinkquelle, während die alte mehr zum Baden benutzt wird. 

Die dritte große Quelle wurde im Jahr 1886 entdeckt. Sie liegt zirka 
200 m. von der neuen entfernt, und wurde die Veranlassung zum Bau des 
„Neuen Stahlbades". Der Entdecker dieser sog. Surpunt-Quelle ist a. Kreis- 
präsident Gartmann. Dieser fand bei einer Drainierarbeit in seinen Wiesen 
Eisenocker. Darauf bat er Prof. Alb. Heim, das Gebiet auf die Frage des 
Vorhandenseins einer Eisenquelle zu prüfen. Nachdem mehrere Sondierungs- 
graben gezogen waren, bezeichnete Prof. Heim die Stelle, wo ein Schacht 
anzulegen sei. In einigen Metern unter der Oberfläche stieß man auf ein 
mächtiges Lager von Lehm ohne Wasser. Gartmann gab die Hoffnung 
auf Erfolg auf, aber Prof. Heim telegraphierte auf diesen Bericht: ,,Sehr 
gut, unten zugespitztes und durchbohrtes eisernes Rohr durch den Lehm 
hinabschlagen". Als das Rohr 7 m. unter der Bodenoberfläche erreicht 
hatte, spritzte aus demselben plötzlich in mächtigem Strahl das Sauerwasser 
hervor. 

Außer den genannten drei großen birgt St. Moritz noch einige kleinere 
Heilquellen. Eine derselben ist die funtauna dalla Maria Huotter zwischen 
Kurhaus und See; eme andere sprudelt im St. Moritzer See hervor und ist 
noch nicht gefaßt.*') Endlich soll sich im Hof des alten Bades noch eine 
sechste Quelle gezeigt haben. 

Die Geschichte der Quellen von St. Moritz reicht nicht sehr weit zu- 
rück, wird doch der Ort ad sanctura Mauritium selbst erst 1139 urkundlich 
genannt.^) Im 16. Kap. seines tractatus de morbis tartareis erwähnt Para- 
celsus (nach welchem die neue Quelle genannt wird) die alte Heilquelle. Er 
sagt von derselben: „Ich setze ihn allen Sauerbrunnen, so mir in Europa 
bekannt sind, vor .... Der, welcher dieses Wasser als eine Arznei trinkt, 
erlangt seine Gesundheit und wird niemals weder einigen Stein, noch das 
Podagra, noch einige Gelenksucht verspüren." *) 

Im XVII. Jahrhundert wurde das Heilwasser von St. Moritz in Prosa 
und Poesie gefeiert und erhielt Besucher aus Italien, Frankreich und Deutsch- 
land. Da ließ die Gemeinde {1667—70) Maurer-Arbeiten um die Quelle vor- 
nehmen. Dazumal soll St. Moritzer Wasser, das im Piemonteser Arzte 
Cesali 1674 einen neuen Lobredner gefunden hatte, sogar in Fässern ex- 
portiert worden sein. Aus dem Jahr 1674 stammt auch eine im frühem 
Quellenraum eingemauerte Marmortafel mit lateinischer Inschrift, welche 
sagt, wie die Natur jedem Land eigene Schätze gewähre und so. im Hoch- 
tal dem rauhen Geklüfte heilbringendes Wasser entströme.^) 

') Hoffmann, a. a. O., pag. 17 — 18. 

') Gefl. Mitteilungen von Pfr. C. Hoffmann in St. Moritz. 

■) A. Nüscheler, Gotteshäuser 1, lao nach v. Mohr, Codex dipl. R I No. 117. 

*) Vgl. Husemann, Der Kurort St. Moritz. ZOrich 1874 p. 80 und Hoffmann, a. a. O. 

') C. HoÖmann, a. a. O. p. 16. 



2^7 



Vom Jahr 1740 datiert eine neue Quellfassung, die mittelst vier Granit- 
platten erstellt wurde und bis »853 funktionierte. Ein Kurhaus (mit Bade- 
zimmern) entstand erst, nachdem im Jahr 1831 eine Aktiengesellschaft mit 
8000 fl. Kapital gegründet worden war, welcher die Gemeinde die (alte) 
Quelle auf 20 Jahre verpachtete.') 

Bei der Neufassung der Quelle 1853 fand sich oben eine zwei Fuß 
dicke Schicht von Sand, Kies und Lehm, in welcher Scherben, Münzen, 
Korke etc. zum Vorschein kamen, fn größerer Tiefe entdeckte man den 
Rand eines ausgehöhlten Stammstückes aus Lärchenholz und 8' tiefer ein 
kleineres „Faß" aus demselben Holz. Beide Kasser lagen in einer Art 
Kasten, der ebttnfalJs aus Lärchenholz bestand. Die Zwischenräume waren 
mit Lehm ausgefüllt. Diese Fassung wurde .:^^ereinigl. blieb aber bestehen''); 
man erhöhte sie einfach um i\i' über die Erdobernäche. 

In den erwähnten „Fässern" (genauer: Holzröhren) hatte man einen 
Stock aus Laubholz, Piähle und em ledernes Fläschchen gefunden. Letzteres 
gehörte nach der Ansicht Ferdinand Kellers dem XVI. Jahrhundert an. Im 
Stock sei die Zahl 1040 eingeschnitten gewesen. 

1854 begann man mit dem Bau eines neuen Kurhauses, das 80 Zimmer 
enthalten sollte (gegenwärtig das „alte Kurhaus* genannt) und im Jahr 1866 
wurde das heutige Kurhaus fertig.") 

Da im Laufe der Zeit die .,alte Quelle" immer weniger Wasser lieferte, 
entschloß sich die Gemeinde St. Moritz, eine durchgreifend neue Quellfassung 
vorzunehmen. Die Arbeilen begannen unter der Leitung von Prof. Dr. Albert 
Heim anfangs 1907. Nachdem oberflächlich die 1853^" Fassung weggenommen 
worden war, fand man ein Stück Bleiröhre mit zwei Nähten oder Seiten- 
wülsten. Sie Stack teilweise noch in Mörtel, der römischem Ziegelmörtel 
nicht unähnlich sah. Die Röhre selbst, an der außen etwas Kalksinter haf- 
tete, besteht nach der chemischen Untersuchung von Prof. Dr. C. Hartwich 
in Zürich aus 98,9 \. Blei mit Spuren von Eisen (vom Stahlwasser her- 
rührend}, Arsen und vielleicht noch Kupfer.*) 

In einer Tiefe von i,3o resp. 1,45 m. unter der Erdoberfläche kamen 
die obern Ränder der schon 1853 angetroffenen Holzröhren /um Vorschein. 
Die eine war abgesägt worden. Da sich sonst an diesen Röhren nirgends 
Sägespuren zeigten, im Gegenteil dte Arbeit an denselben, wie wir sehen 
werden, auf eine ganz andere Technik hinweist, so kann diese Sägearbcit 
nicht bei der Erstellung der Röhren gemacht worden sein, sondern muß 
den neuern F'assungsversuchen, vielleicht den Arbeiten im Jahr 1853, zu- 
geschrieben werden.*) 

') Huscmann, a. a. O. p. 89—90. 

•) ibid. p. 93-94. 

') Husemonn, a. a. O. p. 9& 

*) Gefl. MiUcilung vom aa. X 1907. 

') Die gegenwärtig am obern Rand der Im Engadiner Museum liegenden beiden 
Röhren befindlichen Locher sind neu. Sie wurden gemacht, um die Stocke aus der Tiefe 
heraufheben zu können. 



k 



269 



Die beiden Holzröhren wurden ausgeräumt (Abb. 58). Sie waren zumteil 
mit Schlamm gefüllt und ganz mit festgestampftem Lehm umgeben. Am Grund 
der weiteren (abgesägten) Röhre reichte der Schlamm zirka 28 cm. hoch in 
die Röhre hinauf; bei der andern engern, längern Röhre aber begann 
er schon 40 cm. unter dem obem Rand, erfüllte also nahezu die ganze 
Röhre (vgl. Abb. 58). 

Die Innenseiten beider Röhren waren von Eisenoxyd rot gefärbt. Das 
war besonders im schlammfreien obern Teil der weitern, aber kurzem (ab- 
gesägten) Röhre der Fall. Außerhalb der Röhren zogen sich zwei durch 
eine Lehmschicht von einander getrennte und von einer solchen umgebene 
hölzerne Einfassungen herum, eine Art Gehege bildend. Außen an dem- 
selben kam noch eine dritte, teilweise vermorschte Holzröhre zum Vorschein, 
durch welche aber kein Wasser mehr aufstieg. Diese Röhre wurde offen- 
bar schon seit alter Zeit nicht mehr benutzt und war daher der Vergessen- 
heit anheimgefallen. 

Beim Ausräumen der wettern Holzröhre (Abb. 58, A) ') stieß man 
am Grund auf mehrere Bronzen in auftauender Lage. Zwei derselben, 
wohlerhaltene Schwerter mit massiven Bronzegriffen , lagen, oder viel- 
mehr sie standen vollkommen vertikal da. Die andern Stücke dagegen: 
ein Schwertfragment mit kurzer Grifizunge, ein Dolch und eine Reifennadel 
aber waren genau horizontal gelagert. Die Bronzen konnten also nicht etwa 
zufällig in die Röhre hineingefallen sein; sie waren auch nicht hinein ge- 
worfen oder gar hinein geschwemmt worden, sondern mußten absichtlich 
hinein gelegt, resp. gestellt worden sein. Offenbar waren es Weihe- oder 
Voti Vgaben. 

Glücklicherweise waren bei der Untersuchung der Röhren gleich eine 
Anzahl gebildeter Leute zur Steile, um den Tatbestand zu konstatieren. 
Der Archäologe M. Lienau, der als Kurgast in St. Moritz weilte, zeichnete 
das Ganze'; Pfarrer C. iloffmann teilte mir den Fund telegraphisch mit; 
der Direktor des Engadiner Museums, R. Campell, ließ Photographien auf- 
nehmen und besorgte mit dem Architekten Gartmann die weitere Unter- 
suchung; der Präsident der Gemeinde, Dr, Gartmann, ließ mich durch Prof. 
Heim ersuchen, den merkwürdigen Fund zu studieren und monographisch 
zu behandeln. 

Als ich an die Fundstelle kam, hatte Architekt Gartmann bereits ein 
Modell der ganzen Anlage begonnen. Die beiden Röhren lagen im Enga- 
diner Museum und sollten konserviert werden, ebenso ein Teil des Holzes 
der beiden Einfassungen. Noch stak die dritte Röhre im Boden. Sie wurde 
später auch noch ausgeräumt und erwies sich als mit Steinen gefüllt. Leider 
ließ ihr Erhaltungszustand eine Konservierung nicht zu.*) 

') Ich verdanke die Aufnahme (Abb. 58) dem bauleitenden Architekten Chr. Gart- 
mann in. St. Moriiz. 

') Die folgenden Angaben stützen sich, soweit nicht meine eigenen Untersuchungen 
maßgebend sind, auf die Angaben der genannten Herren. Mit meinem verbindlichen Danke. 



Wenn wir nun die alte Quellfassung und die Funde genauer ins Auge 
..r„8en, so können wir von der außerhalb der hölzernen Einfassungen ge- 
legenen Höhre vorläufig absehen, da sie, soweit sie überhaupt untersucht 



-4. 



59. Quellfassung von St. Moritz. Modell. 

werden konnte, keine Besonderheiten aufwies und keine Funde enthielt. 

Wenden wir uns also gleich den Einfassungen 
oder Gehegen zu! 

Die äußere Einfassung war ein Blockbau. 
Sie bestand aus Rundhölzern von 2,5—4 *"• 
Lange und einem Durchmesser von 0,15—0,20 m. 
Diese Rundhölzerwaren einfach über einander 
gelegt und mittelst Einschnitten verbunden wor- 
den (Abb. 58, 59 u. 60). Die Arbeit an denselben 
muß mit einem wenig scharfen Beil (Bronze- 
beil?! ausgetührt worden sein. Die Form der 
äußern Einfassung glich einem schiefen Recht- 
eck, das außen 3,5 — 4 m. lang und 2,5-3,2 m. 
breit war, innen aber zirka 3,4 x zirka 2,2 m. 
maß. Die Höhe betrug a,i m. (siehe Abb. 58 
und 59|. 
Die innere Einfassung, von der äußern 0,2—0,3 "™' entfernt, maß auf 

der Innenseite 2,6 ( — 2,7) X 1,5 (- 1,6) m. Sie bestand nicht aus Rundholz, 

ßSr die Unterstützung, welche dieselben meiner Arbeit angedeihen ließen, verbinde ich das 
Geständnis, daß mir bei meinen Untersuchungen noch selten in dieser ausgezeichneten 
Weise vorgearbeitet worden ist, wie in St Moritz. 



60. QueUfassung von St. Moritz, 

Blockhölzer 

von der äussern Umfassung. 




271 



sondern aus starken Planken von 10—15 cm. Dicke und 30—50 cm. Höhe, 
die mit eigentümlich behauenen Enden (Abb. 61 und 621 versehen und in 
einander verzapft waren. Die Breitseiten 
dieser Planken zeigten in der Längsrich- 
tung besonders deuthch die kurzen Axt- 
hiebe, die wahrscheinlich mit einem Bronze- 
Instrument erzeugt worden waren. 

Innerhalb der Planken-Einfassung be- 
fanden sich nun zwei Holzröhren, durch 

welche das Mineralwasser aufstieg. Die- ^^^E^S^' "^ 

selben standen dicht nebeneinander und ^^^^^BB1^21^ -u ',^ 

berührten auch die Einfassung an mehreren 
Stellen. Die Zwischenräume waren hier, 
wie zwischen den Gehegen, mit Lehm aus- 
gefüllt. Die Röhren standen über dem 

Schutt des Talgrundes; auch unter ihnen 61. Innere Umfassung der Röhren, 
lag Schlamm. Detail. 

Die weitere Röhre A, deren oberer Rand (1853) abgesägt worden war, 
ist r,Ö3 m. hoch. Ihre obere Weite betrug zirka 1,12 m., die untere zirka 
1,40 m Die Wanddicke maßen wir zu 4-6 ein. Der Schlamm reichte nur 

wenig hoch in die Röhre hinauf. Wenige Zenti- 
meter unter der Oberfläche des Schlammes lag 
das obere Ende des einen VoUgriff-Schwertes, 
viel liefer der horizontal gelagerte Bronzedolch. 
Westlich unter der Mitte der^untern Röhren- 
Öffnung befand sich ein Stein, über welchem 
die horizontal liegende Reifennadel zum Vor- 
schein kam ; etwas tiefer, ungefähr in der Mitte 
der Röhren-Öffnung, lag horizontal das Schwert- 
fragment; unter dem Stein zeigte sich das senk- 
recht stehende zweite Vollgriff-Schwerl. Das 
letztere stak mit seiner Spitze im Gehänge- 
schutt, aus dem die Heilquelle aufsprudelt. 

Die Röhre B ragte 15 cm. höher hinauf 
und reichte zirka 35 cm. tieler hinunter als A. 
Sie hat eine Länge von 2,35 m. Ihre Wand- 
dicke beträgt 6 — 7 cm. Die obere Weite wurde 
zu 0,78 m., die untere zu 1,07 m. gemessen.') 
Der Schlamm lag in der Röhre 1,92 m. hoch und nur 38 cm. hoch befand 
sich Raum für das Wasser. Am untern Ende dieser Röhre fand ich eine 




6a. Innere Umfassung der 
Rohren. Detail. 



') Nach dem Herausheben der Rohren schmonten dieselben rasch etwas ein. Nach* 
dem aber die Konservierung brgonnen hatte, hörte das auf. Unsere Ma&e, die im Plan 
nur mit Annahcrunj^swcrtcii bestimmt sind, beziehen sich alle auf die ursprünglichen Ver* 
haltnisse. 



272 



Art Filz, der nach der Untersuchung von Dr. Neuweiler in Zürich aus 
Schafwolle besteht. Spuren solchen Filzes konnten auch in der Röhre A 
nachgewiesen werden. Der Füz scheint zum Schutz der untern Rander 
gedient zu haben. 

Die Untersuchung des Holzes wurde ebenfalls von Dr. Neuweiler be- 
sorgt. Er erhielt Proben von allen drei Röhren und von beiden Einfassungen 
und schreibt: „Alle sechs Holzproben von St. Moritz, bezeichnet mit No, 1, 
II, III, 1, 2, 3» gehören der Lärche, Larix europaea, an. Kiefer, Fichte, Tanne 
sind ausgeschlossen. Die Zugehörigkeit zu dem sommergrünen Nadelholze 
wird durch eine Reihe charakteristischer Eigenschaften dokumentiert Es 
läßt sich deutlich Kernholz mit rotbrauner Farbe erkennen. Die Jahrringe 
heben sich durch die breite, scharf abgegrenzte Sommerholzzone sehr deut- 
lich ab ; sie sind feinwellig. Ebenso sind die zahlreich vorhandenen Harz- 
kanäle recht gut ausgebildet. Sie sind kleiner als bei der Fichte und nicht 
selten in Gruppen angeordnet. Häufig ist Verharzung der Markstrahl-Leit- 
zellen zu beobachten, infolgedessen die Harzgänge im Querschnitt bei 
schwacher Vergrößerung sich nicht sehr gut abheben ; besser sind sie im 
tangentialen Längsschnitt zu erkennen. Der histologische Aufbau der Ge- 
webe scheint ziemlich derb; die Tüpfel sind groß und häufig in zwei Reihen 
an den Längswänden der Frühlingstracheiden entwickelt." 

Von ganz besonderem Interesse sind die Arbeitsspuren an den Röhren 
und an den Hölzern der Einfassungen. Sie bestehen in kleinen Abspliß- 
flächen, die man nicht etwa blos an den Nieten oder an den Enden, sondern 
überall, sogar im Innern der Röhren bemerkt. Die Rundhölzer der äußern 
Einfassung weisen in den Einschnitten diese Absplisse ebenfalls auf (Abb. 6o|. 
Die Planken der zweiten Einfassung wurden nicht etwa durch Spalten von 
Baumstämmen erstellt, sondern zurechi gehackt. An Breit- und Schmal- 
seiten, in den Nieten und an den Enden, überall lassen sich diese kleinen 
Hiebspuren nachweisen (Abb. 61, 62). An den Röhren sieht man dieselben 
Absplisse sogar auf den innern Seiten ringsum laufen. 

Um nun zu einer richtigen Deutung dieser Technik zu gelangen, haben 
wir nicht blos andere prähistorische Hölzer, die bearbeitet waren, damit ver- 
glichen, sondern auch selbst Versuche mit Bronzebeilen gemacht. 

Der auch in technischen Fragen vorzüglich bewanderte Direktor des 
altnordischen Museums in Kopenhagen, Dr. Sophus Müller, sandte mir vier 
Abklatsche von einem der bronzezeitlichen Eichensärge, die im genannten 
Museum aulbewahrt werden und zumteil sehr deudiche Hiebspuren erkennen 
lassen, welche denjenigen von St. Moritz ganz ähnlich sind. Der geringe 
Unterschied in der Größe der Hiebflächen erklärt sich aus den verschiedenen 
Holzarten : Die Kopenhagener Stücke bestehen aus dem Holz der Eiche, die 
St. Moritzer Proben aus Lärchenholz. 

Meine eigenen Versuche bezogen sich auf Tannen- und Buchenholz. 
Ich ließ ein Schaftlappenbeil aus Bronze mit einem Holzgriff verschen. Die 




373 

Schneide der Axt wurde durch Feilen scharf schneidend gemacht und nach 
vielfältigem Gebrauch entweder gedengelt oder geschliffen. '1 Die Hiebspuren, 
die ich nun nach einiger Übung zustande brachte, sahen so aus, daß ein 
Holzarbeiter, dem ich die Originale und meine Proben vorwies, sagte, er 
könne keinen Unterschied erkennen, nur merke man, daß es eben keine 
Eisenaxt gewesen sein könne, mit der die St. Moritzcr Hölzer bearbeitet 
worden waren. 

Eine eigentümliche Art der Holzbearbeitung zeigt sich, wie schon er- 
Avühnt, auf der Innenseite der Röhren von St. Moritz, die nicht von oben 
nach unten, sondern m ungefähr horizontaler Richtung behauen wurden. 




^^^^H 6^ Bronzefunde aas der Qucllfassung von St. Moritz. 

Nach der Ansicht eines Technikers muß diese Arbeit mit einem Querbeil 
oder einem hackenartigen fvielleicht sogar krummgestielten) Instrument aus- 
geführt worden sein. Beiläufig bemerke ich nochf daß die Hiebspuren auf 
den Breitsfiten der Planken der zweiten Einfassung ebenfalls nicht „gerade", 
sondern schräg von oben nach unten laufen. 

Betrachten wir nun die Bronzen, die [im Grund der Röhre A zum 
Vorschein kamen! Das eine der beiden Vollgriff-Schwerter hat eine Länge 
H von 6o,5 cm. (Abb. 63). Der Griff, vom Knopf bis zu den Grif!spitzen ge- 
messen, ist 11,2 cm. lang. Die Klingenbreile beträgt in 5 cm. Entfernung 
»von der Schwertspitze 2,3 cm., in der Mitte 3 cm.jiund vor den Griffspitzen 
2,7 cm. Dann verbreitert sich die Klinge und erreicht beim Griffansatz 
5,8 cm. Breite. Ihr Durchschnitt zeigt nebenstehende Form und Dimensionen, 
^^g-n»-^^ Der Griff scheint mittelst fünf Nietnägeln mit der 

•^^ ^^^^^ ^^ Klinge verbunden zu sein. Er besitzt unten (hinten) 
H einen Knopt, dann lolgt eine Scheibe und erst nach- 

her der eigentliche Griff, dessen Durchschnitt achteckig ist und der in 
scharfe Spitzen ausläuft. Das Gewicht des ganzen Schwertes beträgt 551 

') Man hAite den gleichen tSekt auch mit Keilen erzielen können. 




274 



gr. Es mag ursprünglich etwas schwerer gewesen sein trol2 des im All- 
gemeinen guten Erhaltungszustandes. Das Schwert ist mit einer dunkeln 
Patina großenteils bedeckt, nur stellenweise zeigt sich grüne sekundäre Patina. 
Die Schneide ist an einigen Orten schartig, oft wie zerfressen. Der Griff 
zeigt einen Riß. Von Verziemngen bemerkt man nur noch Spuren rundum 
laufender Kreise. 

Das eben beschriebene Schwert gehört zu dem Typus der süddeutschen 
Schwerter '), dessen Verbreitungsbezirk bis nach OesterreichUngarn sich 
ausdehnt und dessen Verbreitungszentrum etwa in Bayern liegen dürfte. 
Prof. Naue schreibt diese Formen der Jüngern Bronzezeit zu. 

Das zweite Vollgriffschwert von St. Moritz erinnert noch mehr an öst- 
liche, speziell ungarische Formen. Es ist, vom Knopf bis zur Spitze ge- 
messen, 58 cm. lang und wiegt 700 gr. Die Klinge mißt in 10 cm. Ent- 
fernung von der Spitze der Breite nach 2,6 cm., in der Mitte nahezu 4 cm., 
vor den Griffspitzen 3,5 cm. und beim Griff- 
ansatz 5,6 cm. Das Profil ist kompliziert, aber 
iein ausgeführt. 

Der Griff I Abb, 64) endigt auch wieder in scharfe Spitzen. Er ist durch' 
zwei deutlich sichtbare und vier weniger gut erkennbare Nietnägel mit der 

Ktinge verbunden. Die 
ersleren äußersten Niet- 
nägel sind von einem 
Kreis von Punkten um- 
geben und an sie lehnen 
sich je zwei mit dem 
Spitzenrande parallel 
lauiende Zierlinien. Der 
eigentliche Griff ist 11,5 
cm. lang, rundlich und 
war mit ringsum laufen- 
den Parallelen und kon- 
zentrischen Kreisen ver- 
ziert, die nicht mehr 
alle sichtbar sind. Von 
den untersten ") (hinter- 
stem Parallelen, die sich 
64. Griffplatte des zweiten ßronzesch wertes von St. Moritz, um den Griff herum- 
ziehen, gehen Gruppen 
von je vier und fünf kurzen, auf die ebengenannten senkrecht stehenden 
Parallelen zur Griffplatte hinunter. Diese selbst weist auf der untern Seite 
vierzehn Gruppen von je vier oder fünf Kreisbogen auf, die vom Knopf 
durch drei um denselben laufende Parallelen getrennt sind (Abb. 64). 

') J. Naue, Die vorröniischen Schwerter, Tafel XXV, 6-^8, und XXVI, i und a. 
•j Die Schwertspilze ist oben gedacht, der Knopf unten. 



275 

Das ganze Schwert ist sehr gut erhalten und fast Oberall mit einer 
dunkeln Patina bedeckt. Beiläufig mag bemerkt werden, daß dieses Schwert 
am tiefsten lag und mit der Spitze im Bergschutt steckte. Diesem Umstände, 

■ fast völliger Luftabschluß durch die Schlammasse, mag auch die gute Er- 
haltung teilweise zuzuschreiben sein. 

_^ Das Schwertfragmenl ist 16 cm. lang (Abb. 63). Die 4 cm. lange Griff- 

B zunge hat die Form eines Trapezes und weist vier 
Nietnägel auf. Die Klinge zeigt beim Bruch das 
folgende Profil : 

Als ich das Fragment zum ersten Mal sah, war es mit grtlnem Edelrost 
bedeckt, auch an der Bruchstelle, und darüber erst breitete sich stellenweise 
die braune Patina aus. Seither hat sich dieses Bronzeslück stellenweise mit 
einer sekundären grünlichen Schicht versehen. 

Das eben besprochene Schwertfragment ist, wie die alte Patina lehrt, 
schon in zerbrochenem Zustande an seinen Fundort gekommen. Daß es 
unter der dunkeln eine ältere grüne Patina zeigt, spricht dafür, daß es zur 
Zeit der Deponierung schon wenigstens teilweise patiniert war. Es war 
also damals schon ein altes Stück, wie es ja auch seine Form beweist und 
wurde vielleicht gerade deswegen den Quellgöttern geopfert. 

Unter den St. Moritzer Funden liegt auch ein sehr mteressanter Dolch 
(Abb. 63). Er ist 13,75 cm. lang und in der Mitte 2,25 cm. breit. Das Ge- 
wicht desselben beträgt 39,5 gr. Der Grifl" fehlt. Der untere Teil des 

' Dolches sieht aus wie abgeschmolzen. Eine Patina fehlt. Statt des Grates 

f findet sich in der Miite der Längsausdehnung ein kleiner Wulst, der sich 
nach oben und unten *} ausspitzt, in der [Mitte am breitesten ist <i cm.). Von 
demselben zweigt oberhalb des (hier fehlenden) Griffes jederseits eine Zier- 
linie zum Grund der Schneide ab. Diese Dolchforra ist selten ; indessen fand 
sich ein mit dem Flachgriff versehenes, sehr gut erhaltenes Exemplar im 
Schanzengraben in Zürich^), bei welchem sogar noch mehrere Nietnägel 
vorhanden sind. 

Die Nadel (Abb. 63) aus dem Quellfund von St. Moritz ist 21,5 cm. lang. 
Sie gehört zu den Keulenkopfnadeln mit Reifen am Hals. Verzierungen 
fehlen. Die Nadel ist stilrund und sieht an einigen Stellen aus, wie ange- 
schmolzen. Sie besitzt acht Reifen. Nur an wenigen Stellen zeigt sie Anflüge 
von grüner sekundärer Patina, sonst tritt überall die gelbrote Bronze hervor. 
Derartige Schmucknadeln finden sich in ganz Mitteleuropa in der Jüngern 
Bronzezeit und zu Anfang der Eisenzeit. In der Schweiz fanden sich z. B. 
einige dem St. Moritzer Stück typisch verwandte Reifennadeln bei Zürich.") 
Andere ähnliche Stücke sind besonders in Ostfrankreich häufig. 

') Die Spitze des Dolches ist oben gedacht. 

*) MitteiJungen der Antiquar. Gesetlschafl ZOrich Bd. XXII, 3 (Heierli, Neunter 
Pfahlbauberichi), Taf. H, 6. 

") ibidem Tafel VI, 13 Siehe femer Zeitschrift für Ethnologie. Bd. XX (1888). Taf. 
V, 36 und 43 tRaihausbrUcke Zürich^ 




276 

Soviel über die Bronzefunde in der alten St, Moritzer Quellfassung! 

Wie läßt sich nun die ganze Anlage erklären? Offenbar ist manschen 
in der frühern Bronzezeit (oder gar in der Steinzeit) auf das Stahlwasser 
von St. Moritz aufmerksam geworden und hat dessen heilende Kraft er- 
kannt. Man badete in der „allen* Quelle, bis schließlich der Wunsch auf- 
tauchte, das wunderbare Wasser zu fassen, um es bequemer benutzen zu 
können. Nun stellte man eine machtige Holzröhre in den Felsschutt, aus 
welchem die Heilquelle hervordrang. Das war die abseits stehende Einzel- 
röhre, die nur teilweise erhalten blieb. 

Nach und nach aber fand die Quelle andere Wege. Immer weniger 
Wasser stieg durch die Röhre empor und endlich wurde eine neue Fassung 
nötig. Diese Neufassung geschah gleich neben der alten. Man grub in die 
Tiefe, fand reichlich lleilwasser und setzte zwei Röhren hinein, die mit zwei 
Einfassungen umgeben und mit Lehm gedichtet wurden. Diese Anlage hat 
ihren Dienst zirka 3000 Jahre lang versehen. In ihrem Grunde fanden sich 
die Weihegaben.') 

Alte Quelltunde sind auch anderwärts gemacht worden ; ich erinnere nur 
an diejenigen von Leukerbad, Pyrmont und Dux. Was aber den St. Moritzer 
Funden ihre Bedeutung verleiht, das ist in erster Linie die Lage des Fund- 
orts, der in einem Tal des Hochgebirges in 1775 m. Meerhöhe zu suchen 
ist; zweitens aber haben wir hier nicht blos Opfer- oder Weihegaben, son- 
dern auch noch die ganze Quellfassung aus der Bronzezeit in ausgezeich- 
neter Erhaltung vor uns. 

Wenn schon in der Bronzeperiode die Mineralquelle von St. Moritz so 
gut bekannt war und so häufig benutzt wurde, daß es sich lohnte, eine kunst- 
reiche Fassung für dieselbe zu erstellen, so müssen wenigstens zeitweise, 
sagen wir im Sommer, Menschen im obern Engadin gewohnt haben. Man 
nahm bisher an, das Oberengadin sei in prähistorischer Zeit nur von Jägern 
besucht worden, höchstens daß etwa ein Händler über die Gebirgspässe ge- 
zogen wäre. Der Quellfund läßt uns nun die Frage aufwerfen : Gibt es noch 
andere Spuren einer prähistorischen Bevölkerung in der Gegend von St. Moritz? 

Schon im Jahr 1857 glaubte ein Zürcher Kurgast, Herr Tobler, bei 
St. Moritz einen Dolmen entdeckt zu haben. '^) Es war der sogen. Druiden- 
stein (Abb. 65I, der auf einem bewaldeten Felskopf in Tschavaretschas, 1873 
m. ü. M., liegt und auf drei Unterlagssteinen ruht. Urgeschichtliche Funde 
sind in seiner nächsten Umgebung nicht gemacht worden. 



'1 Erst wahrend des Druckes dieser Arbeit erhielt ich Bericht, daß in einer Ecke def 
Röhrenfassung eine Blockicilcr, bestehend aus einem Baumstamm mit lunschniltcn und beim 
Ausräumen der EinzelrOhre vier hölzerne Hacken zum Vorschein gekommen waren. 

') Protokoll der Antiquar. Gesellschaft Zürich dl» 119 und iso I7. und ai. Nov. 1857^ 
Zeichnungsbücher derselben Gesellschaft III, 104—5. 



277 



Im Jahre 1887 aber kam bei St Moritz eine Bronzeaxl mit vier Schaft- 
Klappen zutage (Abb. 66), die im Keltischen Museum in Chur liegt.') Der 
Fundort lag gleich oberhalb der Pension Steffani in Quadrellas. Bei Anlage 
einer Wasserleitung wurde eine alte, sehr primitive hölzerne (Soßwasser-) 
Leitung entdeckt und bei der- 



selben lag, 4 m. tief in der Erde, 
die Bronzeaxt.'l Die Holzkanäle 
seien derart roh zubehauen ge- 
wesen , daß ihre Herstellung 
durch Bronzegeräte wohl ange- 
nommen werden könne. Schade, 
daß dieser so wichtige Fund 
nicht auch sorgfältig untersucht 
werden konnte. '') 

Am 5. Oktober 1902 schickte 
mir Hotelbesitzer Steffani-Stop- 
pani auf Anregung von Pfarrer 
C. HofTmann eine Anzahl durch- 
lochter und zugespitzter Hölzer, 
die unter 2 — 3 m. Torf in Sala- 
Strains (2030 m. ü. M.) ob St. 
Moritz gefunden worden waren. 
Der Fundort befand sich ober- 
halb der heutigen Waldgrenze. 
Aber die Bearbeitung der Hölzer 
zeigte nichts Prähistorisches ; 
alle Schnitte waren mit Eisen- 
geräten gemacht worden. 

Auch die weitere Umgebung von St. Moritz ist bis jetzt arm an ur- 
geschichtlichen Funden. ■'1 Die Münze der gens Curiata, die in Saraaden zum 
Vorschein kam, beweist nichts^ da sie mit römischen Münzen ins Engadin ge- 
kommen sein dürfte. Die Grabhügel 
bei Celerina, die Prof. Schreiber 
erwähnii sind nicht untersucht 
worden. Die Lanzenspitze vom 
Vai Saluver scheint ein Einzel- 
fund zu sein. Wohin die prä- 
historischen Bronzen von Pontresina 



65. Sog. Druidenstein in Tschavaret^chas 
bei St. Moriiz 




66. Bronzeaxt von Quadrcllas. 
Rfltischcs Museum, Chur. 



'} Katalog des Rdt Mus. i8qi, p, 15. Mitteilungen der Antiquar. Gesellschaft ZOrkh 
XXVI, I, p. 18. 

") Caviezel in .Antiqua" 1887, p. 74. 

*) Bei Anlage eines Neubaues in St. Moritz wurde ein Bronzedolch gefunden, der ins 
Museum St GaHcn gelangte. Jahresbericht des Mus. St. Gallen 1906/7. 

*) Heierli in MiltcÜ. der Antiquar. Gesellschaft Zürich XXVI, i, p. 18 



27Ö 

gelangten, weiß man nicht. Kurz, die urgeschichtlichen Funde aus dem 
Oberengadin sind noch sehr wenig zahlreich. An dieser Tatsache ändert 
auch das schöne Bronzemesser aus Scanfs nichts, welches im Schwei- 
zerischen Landesmuseum liegt. 

Nun kommt plötzlich der Quellfund von St. Moritz und beweist, daß 
man .in der mittlem Bronzezeit das Oberengadin nicht blos eilenden Fußes 
betrat, um es baldmöglichst wieder zu verlassen, sondern daß man es ganz 
gut kannte, eine seiner Heilquellen fleißig benutzte und sie sogar sorgfältig 
gefaßt hatte. Es müssen Kranke da oben untergebracht und verpflegt worden 
sein; die Gegend war bewohnt. Wo abec sind die Wohnungen der Bronze- 
zeit-Leute von St. Moritz? Wo haben sie ihre Toten bestattet? Wie haben 
sie ihr Leben gestaltet? Auf diese und andere Fragen kann erst die Forschung 
der Zukunft Antwort geben. 




Etüde sur les fibules de Tage du fer trouvees en Suisse, 
Essai de typologie et de Chronologie. 

Par David Viollier. 
(Fin.) 



Croupe XI A cetle s^rie en correspond une aulre, caract^risee par 
l'absence compl^te du ressort; celui-ci est remplacc par un petit manchon 
supportant un disque. Cette sdrie coramence aussi avec la fibule ä navicelle 
modifiee (fig. 74); l'arc et le pied sont finement ornes. Puis vient la timbale 
proprement dite, d'abord avec un bouton terminal petit (fig. 75I, puis pius 
volumineux; la timbale elle-meme prend des dimensions plus considerables 
(fig. 76); enfin le bouton terminal s'orne d'une petile pifece de corail fix^e 
ä son extremite (fig. 77). 

Croupe XII: La fibule ä double timbale est sortie de la precödente sörie, 
de la fibule ä timbale avec ressort, par transformation du bouton terminal 
en une timbale supplementaire, qui recouvre et protfege le porte-ardillon ifig. 
78). Puis les deux timbales deviennent de meme taille (fig. 79) et parfois 
celles-ci se soudent ensemble, donnant ainsi plus de rösistance ä la fibule 
(fig. 8o|. 

Ces fibules appartiennent ä la derni^re p^riode du premier äge du fer, 
et se irouvent toujours dans des tumuli. 

Croupe XIII: Probablement sous Tinfluence de la civilisalion gauloise, 
Ic ressort unilateral se transforma en un ressort bilateral, formant un nombre 
considerable de tours: c'est ce que Ton peut appeler la „fibule ä double 
timbale a arbaletc." 

D'abord les deux timbales egales sont hemisph^riques, mdcpendantes, 
l'une formant l'arc, Tautre placke au-dessus du pied qu'elle recouvre; les 
deux parties du ressort, comme dans la fibule gauloise, sont reliees entr'elles 
par une corde (fig. 8i); quelques fois, au centre de la timbale, se creuse une 
petite cupule (fig. 82) ; ou bien, au centre de la timbale, est m^nagöe une 
alvf^ole dans laquelle est enchasse un fragment de 'corail (fig. 83I. 

Avec le temps les timbales augment^rent de dimensions, et, tandis que 
la timbale d'arc demeurait sph^rique, la timbale de pied s'applatissait (fig. 84) ; 
bientöt les deux timbales se trouvent ^tre deux dtsques plats munis d*un 
rebord torabanl (fig. 85). 

Dans une autre fibule, tandis que la timbale d'arc demeure sph^rique, 
la seconde est remplacee par un bouton qui surmonte le pied, recourb^ 



28o 

comme dans la fibule La T^ne I (fig. 86) ; le ressort manque malheureusement, 
mais il est ä supposer qu'il ^tait ä arbal^te. 

Dans un type voisin, la timbale d*arc eile-meme disparait et est rem- 
piac^e par un disque place sur un arc trapezoidal (fig. 87); le bouton est 
alors fixö directement sur le pied. II est perfore en son centre, et devait 
porter une petite pi^ce de corail. Le ressort manque. 

Croupe XIV: Le disque qui garnissait l'arc disparait ä son tour et ce 
dernier n*est plus alors formö que d*un simple fil de bronze; le bouton est 
fixe directement sur le pied et se dresse verticalement ; celui-ci est d'abord 
assez petit, et Tarbaldte n'a que peu de spires (fig. 88), puis le bouton de- 
vient plus volumineux (fig. 89) ; la corde qui Joint les deux parties du ressort 
est extörieure. Une fibule du möme type se distingue par un bouton plus 
orne, avec incrustation de corail (fig. 90). 

Enfin dans un dernier exemplaire le bouton est fixe sur un pied re- 
courbe et, en-dessous du ressort, court une spirale decorative (fig. 91). 

Croupe XV: A ces fibules ä bouton correspond une serie dans laquelle 
le bouton est remplace par une petite timbale qui recouvre le pied. La 
corde est, soit ext^rieure (fig. 92), soit int^rieure (fig. 93). 

Une chose frappe au premier abord : c'est, si nous faisons abstraction 
des fibules ä timbales, le petit nombre de fibules hallstattiennes proprement 
dites trouv^es sur le Plateau suisse, et surtout le peu de variet6 parmi celles-ci. 

Une autre constatation n'a pas moins d'int^ret : toutes ces fibules appar- 
tiennent ä la derni^re periode de l'epoque de Hallstatt; une seule fait ex- 
ception : trouvee ä OUon (fig. 56), eile appartiendrait ä un type qui se ren- 
contre, d'aprfes Montelius, en Italie, dans la premi^re et la seconde pöriode 
de cette epoque. Nous avons dejä constat^ pour le Tessin que toutes les 
fibules du premier äge du fer, qui n'appartenaient pas ä ce que nous avons 
appelö la periode etrusque, appartenaient ä la derniere periode hallstattienne.') 
II est interessant de trouver le möme resultat dans toute la Suisse, car une 
exception n'est pas süffisante pour infirmer cette constatation, et nous pouvons 
admettre que cette unique fibule est une survivance, comme nous avons dejä 
eu roccasion d'en constater plusieurs. 

Nous pouvons donc dire que la civilisation hallstattienne ne p6n6tra en 
Suisse que lorsqu*elle etait dejä arrivee tout ä la fin de son developpement. 

Nous avons dejä dit que la fibule-type pour cette periode est la fibule 
ä timbale, au developpement de laquelle nous assistons jusqu'au moment oü 
eile est absorbee par une nouvelle civilisation. 

Un autre fait est particulier ä cette epoque : c'est sa pauvrete en fibules : 
chaque tombeau ne contient qu'une seule fibule, rarement deux, et cette 
pauvrete contraste etrangement avec l'abondance de fibules, souvent de types 
varies, que nous avons rencontree dans le Tessin. Et lorsque un tombeau 

') Nous rappelons que la periode Etrusque forme la transition entre la derniere 
phase du hallstaUien proprement dit et la premiere du gaulois. 



im- 



. ! ,■ ■■■ .. .. »; 

. ;. ■■ - ■ '. i: I ■. --f..': ' '•' 

■ .. ■'.■■■ ■'■ .*t*'i 



;•'■■■: \ ■■■--■■ »- ■ 



' : "(tl ■ i.\ 



-, ■ ; ■ .-.. >i; . .1/ '■ :/ ■ ^»»l " . . 
.-N - . ■ ; ■ i--.-ri. ■ tiifl 

( v.X . .',■■■ I ' .r ■.>.».;.... ..■ 




Vallöcs aipestres. Fibules 182 ä 201. 



l)r*l*l'***<" *''>*) DilfMI«, Ukt, 



[Laiisaiiiiel. — 208. Zxirkh (Zurichl |Zjpjri>'h1. — £09. Murgcnthj 




jr/A'lsmtc). 202. Travcrs (Neuchätel» (Npuchüte!). - 20». Mels {Si GallMSl. Galll. 

- 304. Miiltcnr TBalo) [Licstalj. 
^0fWfi4 i. '-205 Muttetiz iüMel \B&le\ - 20«. äp>rz (Bcrne) [Beme]. - 207. Ollon fVaud) 
C [Laiisaiiiie». — 208. Ziirich (Zurichl I2ari< 

21«. VVindisch fAre yy^cf iZuiicIil. - '*% Olk 

that (fteriie)^to|fl^^Allli-4^lmont «Vai. 

^Gftfn*p^ n^ 2IÖ. Spiez (Berne) (Berm-]. - 9lft. BdaMLtVaud) [Uur 217 21». 

Vcvcy (Vturf) IVcvrvl - ''■> T ^ , , ' ■ , :?2I. VcVtt- (Vaudl 

^ [Vei-cyJ- - ---■ lielni-iit . ^- - 

Grotip« y 5!2Ä. Kpuzitngci» ( I hurgovic» [constanccl. — 'l'l\ '!• i 'tirich 

|7ini.ii '^'V. WiM.ii iZuricht |/?"rifii i 

Otnupi i il^r^Kl .^ [Zürich] 

±|JR. ößcii"''*!! li-uti 'f"ii-m?| --'i;' (wjrsKr rii^r^vti [».irtuAcj. - 2310 

^StfiS^i tZunolii \Zi. -;:ll 282 K-rne tiVrncL ^ JÄB. KanreÄ(Vaud| 1 Lau- 

sanne). — 234, iVrrK |l-tti 

yfeo lidijtf (Lüccrnc)' iJ-iiteirif. j - *l^ 
iiinrh'. - tJ40. Vevey lVau<l> '\'.a. . 
^ aJtorf (Zürich) | Zürich t. 
<^oup€ VUl: 248-M2. Vevcy (Vindl |Vevey|. 



•»■-. 




Plateau suisse. Fibules 202 ä 247. 

*/» gr. UL 



»niwian AHfM ntiiiMt«, •Ulk 




Plateau suisse. - Fibules Nos 24« a 292. 

Groufn IX: 248. OlJon (Vaud) [BerneJ. - 249. Mettmcnstetteo (Zürich) (Zurichf - 2*0. 
llochdorf (Luccrne) |Luccrne]. - 2fil. 2ö2. Stcinhausrn (Zug). — ii5S. Monlrcua, 
(Vaud) (Beme|. - 264. 255. Vcvey (Vaud) |Vevcyl. - 'iSt. «57. Beimont (Vaud) 
I Lausanne]. - 2&H. Altstetten (Zürich) [Zürich]. — :^ 2tf<^cve> ^Vaud) [VeveyJ. 

- -idl, VVindisch (.Argoviej [Zürich]. *^ 

Groupt X}: 202. 26». Ollon (Vaud) (UusaiiiK-], - 264. Kilchbrrg (Zürich) [Zuhch). — 
266. Vcvry (Vüiid) (Vt-vey]. - 266.267. AltsieUcn (Zürich) [Zürich I. - 2<lS. Bcrnc 
(Bcriie) [Zürich]. - 269. Vt-vc-y (Vaud) [Vcvey]. - 270. Öbcr-Ebcn*ol (Luccmc) 
^^ [LucenicJ. - 271. Vcvey (Vaud) | Vcvey] - 272. Riohigm (Bcrnr) |beme|. - 

Croup* XII: 27S. Spicz (Beme) iBeme). - 874. AUsietten (Zürich) [Zürich]. - S7*. Spicz 
(Bcnir) fRenor). - 276. Multcnz (BaIc) [Bernel. - 277- Yverdon *Vaudl (Beme|. 

- 278. Muttrnz (BAIc) iBemcl- 

Groufii XIII: 279. Lausanne (Vaud) [Zurirh] - 2H0. Relmont (Vaud) ( LausanneJ. — Ä8K 

Mettmcnalrtten (Zürich) [Zurtch]. 
Croupe Xn\' 282. Langenthai (Beme) (Bcmel. - 288. Rances (Vaud) [Beme]. 284. Mui- 

tcnr (Bftle) [Bcrne|, - 28i. Yverdon (Vaud) IBemcl. - 286, Bcrnc |Berne|. 
Graupe XV: «87. Spicz (Bcnie) (Beme). - 288. Vcvey (Vaud) [Vevey]. - 28». MuKenz 

(min fBcrnel, - «»0. 291. AUstetten (Zürich) [Zürich). - 292. Beme IBcPncV 







»^"^% 



./. 



!»<'.' 



1 :: '-r ■■ /. 






-.: r *-*■ 



■■■■ ,i' ''i\\ 



t'.i.i »■»■'. 



''«■.' 



t«tt 



,.!' .'i.'i':' 



::7.' i-y. 



.1'.'. : 






> ;:"*■ 



;ii^:- 



-^".V 



,:;t!" . ..■i.\ 



'■'•'■ 
.>V r ;! .-Vi..: ■ 

■ ■ •: .■: ■ . ..- ;«!: . / 



* .:!.;:,:■! 



0»" I .j;.;\' ■■ 






; i.)j>;lM 



. ., : ..-1 l .,, ..-I .K iMiJi J:«fi- ; . > 

• ■: ^ /■ /•■;..' .f'.iii ■ hl ,ui.p\' :ii-';. 
■ ::■;! ..,:;>; ^ ;.;/. VOl. .(0(: - ^- N. i!i-r;:(\i ü .11 .J^.i -r-'i-i/ »or 

■■■!;.;.' A.»l: , ■ ■■/ :;ii..7. .■'■-.' UH: ,^. ■■;! -m -M .ciMi-«.;:!^ J;»I: 

'^•■. ..!■■-> .:..■.:-/ .. ■ ; .. ' iru:-4i:i; ..'','......■;' /-.v ■/ .ttoc -,. . 

. ■•»;; '„I -I ' ■ /.v..'-.l .1*:»: .::,\ .t ., • -..x, .\ ■ .a-. ■■ - L' Ol-j: \\\ W 



2di 



renferme plusieurs fibules, celles-ci sont generalement semblables. Cette 
pauvrete en fibules ne nous permettra pas de dresscr de tableau comme 
nous avions pu le faire pour le Tessin; cependant la typologie ne sera pas 
notre seul guide pour le classement de ces fibules, et quelques laits isoles 
viendront nous aider ä les dater. 

A Wangen (Zürich}, dans un grand tumulus contenant plusieurs tombes^ 
ont 6tft trouvees des fibules ä timbales, serpentiforme et de la Certosa. Si 
nous ne pouvons pas affirraer que tous ces tombeaux furent plac^s en ra^me 
temps sous la butte artific'ielle qui les recouvrait, du nioins la grande homo- 
gen^ite dans leur mobilier permet d"aftirmer qu'Üs sont contemporains. 
D'oü nous pouvons döduire le synchronisme des trois types de fibules 
mentionnes. 

D'autre part, un tumulus de Trüllikon renfermait des fibules ä timbale 
et ä double timbaie ä arbalete ; ce dernicr type appartenant au döbut de la 
Periode gauloise, nous sommes amenes ä en conclurc que la fibuie ä timbale, 
contemporaine de la fibulc serpentiforme, le fut aussi au d^but de I'^re gau- 
loise. C'est donc une fibuie de transition appartenant surtout ä la fin de la 
Periode de Hallstatt. 

II. Epoque gauloise- 

Les fibules communes aux deux versants des Alpes sont peu nom- 
breuscs; cependant nous en trouvons quelques-unes qui nous montrent que 
si, dans chacune des deux rcgions» la civilisation gauioise s'est developpee 
sans subir l'infiuenct^ de la region voisine, il existait nt^anmoins quelques 
relations commerciales entre les habitants du Plateau Suisse et ceux des 
vallees alpestres. 

Dans les cantons de BAle nous trouvons la fibuie 132; de Herne, les 
fibules 109, 115 et 156; de Fribourg, la fibuie 140; de St.-Gall, la fibuie 144 
et de Zürich, les fibules 114, 115 et 135. 

Le nombre des types nouveaux est trfes considerable. Ainsi que nous 
l'avons d^jä constate pour le Tessin, l'artisan gaulois fait preuve d'une in- 
croyable fertility d'Invention. Aussi, s'ü est possible de donner dans ses 
grandes lignes la filliation des differents types, il est ä peu pr^s impossible 
d'etablir une filliation semblable pour chaque variet^, si grande est la fan- 
taisie de l'ouvrier qui les a ex^cutös. 

Avant de passer en revue les differents groupes que nous avons pu etablir, 
nous devons menlionner trois fibules de types uniques en Suisse: l'une 
ifig. 202) est une magnifique piece dont l'arc se termine de chaque cöt€ par 
une tige recourbee qui vient se fixer ä son somraet; chacune de ces branches 
est ornee d'un cabochon de corail; un disque de meme nature est fixö au 
sommet de l'arc, entre les deux branches ; une pendeloque ajour^c, ornee de 
corail, ötait fix6e ä une tige traversani le ressort. Par comparaison avec 
des fibules analoques trouv^es hors de Suisse, ont peut placer ce magnifique 
^chantiüon au dt^but de la pöriode gauloise. 



282 

Une autre fibute appartenant aussi ä la m£me 6poque est caractäris^e 
par l'absence de ressort : rardillon s'applatit ä sa partie antörieure, et la tete 
de Tarc appointie vient s'inserrer dans un trou qui y est m^nag6 : l'ardillon 
n'a ainsi aucune dasticitö, et peut seulement tourner autour de son pivot 
{flg. 2o3). Cette fibule, trouvee dans le canton de St-Gall, est semble-t-il de 
type Italien. *) 

La troisi^me fibule fut trouvee dans le canton de Bäle. Elle est omöe 
de trois grands cabochons de corail, Tun placd sur Textr^mitö du pied, le 
second est fix6 au sommet de Tarc, et le troisi^me port6 par le ressort (fig. 204.) 

Croupe I: Le type le plus ancien que Ton puisse attribuer aux Gaulois 
fut trouvö dans un tumulus ä Muttenz (Bäle): c'est une fibule de la Certosa, 
en tout point identique ä Celles que nous avons rencontröes ä l'^poque pre- 
cödente, seulement celle-ci a un ressort bilateral (fig. 205). Une autre pi^ce 
lui est semblable comme forme generale, mais Tarc döcrit une courbe plus 
accentuöe (fig. 206), enfin, dans un troisi^me exemplaire, cette courbure de 
Tarc s'accentue encore plus (fig. 207). Dans les types suivants, l'arc, tout en 
demeurant trfes haut, s*arrondit, tandis que le pied s'allonge et se relfeve pour 
venir s'arröter au niveau de Tarc (fig. 208), ou se recourber I6g6rement en 
forme de trompe (fig. 209). Quelques fois le bouton terminal se creuse d'al- 
v6oles dans lesquelles devait ötre fixe une substance color6e (fig. 210, 211), 
ou bien le sommet de Tarc se d^core d'une cr^te plus ou moins compliqu^ 
(fig. 212—214). 

Croupe IV: Dans ce groupe, la fibule est formee d'un fil de 
bronze plus ou moins 6pais; d'abord l'extremite du pied se terraine par une 
simple pointe (fig. 215), puis il s'orne d'un petit bouton plus ou moins com- 
pliqu^ (fig. 2i6--2i8), et parfois l'arc est döcorö d'une sörie de petites stries 
transversales (fig. 219—221); dans un type plus degant le bouton terminal 
est ornö de volutes grav^es (fig. 222). 

Croupe V: Quelques fois le pied se termine par un bouton massif avec 
une Sorte de pistil terminal (fig. 223) ; Tarc peut 6tre finement striö (fig. 224) 
ou prendre Taspect d'un jonc (fig. 225). 

Croupe Vi: Une serie trfes nombreuse est celle dans laquelle Tarc, 
d'abord legferement sangsuiforme, finit par devenir d'une möme ^paisseur sur 
toute sa longueur ; le pied est termind par un bouton sphörique avec p6don- 
cule assez long reposant sur l'arc. La forme en est d'abord trfes simple 
(fig. 226), puis de plus en plus ornöe (fig. 227—230), et le bouton finit par 
se terminer par une partie en forme de massue (fig. 231—232) ou de balustre 
(fig. 233) et, dans un dernier type, il prend la forme d'un petit cylindre orne 
de cercles point^s (fig. 234). 

Jusqu'ä präsent les fibules que nous avons examintfes avaient l'arc uni, 
ou ornö quelques fois d'une petite crfite; une nouvelle sörie est caract^ris^e 
par les ornements qui d^corent Tarc. 

') NSoiitetius, Civilisation primitive de Fltalie pl. XI, fig. 155. 



a83 



Croupe VI!: La plus simple est formee par un fil de bronze Mgerement 
orn^ sur l'arc ä l'aide de le lime; quelques rainures ornent egalement Tex- 
tremite du pied (fig. 235), Simulant un bouton; le d^cor s'accentue par la 
suJte (fig. 236), puis l'arc s'orne de trois oves plus ou moins travaillees; le 
bouton terminal deraeure pctit (fig. 237, 238I; enfin l'arc porte des renflements, 
d'abord peu marqu^s, puis de plus en plus accuses et compliques ; le bouton 
terminal suit la m^me progression (fig. 239 — 242), 

Croupe Vlll: Dans un autre groupe, l'arc l^gerement sangsuiforme est 
d'abord orn^ d'un decor grave; puis celui-ci forme de legeres saillies; enfin 
il devient plus coraplique, souvent tr6s elegant, donnant ä ces fibules la 
valeur de veriiables objets d*art ifig. 243 — 247). 

Croupe IX: Une derniere serie comprend les fibules dont l'arc s'dargit 
en forme de boucÜer; dans le type le plus ancien (Ilg. 248) Tarc n*a pas 
encore cette forme ovale qn'il prendra plus tard: il est forme d'un ruban de 
bronze de largeur ögale et le pied se relfeve en crochet. Plus tard l'arc 
prend l'aspect d'un bouclier; le pied s'allonge et se termine, d'abord par un 
bouton plat cn dessous, pais par un bauten complet termine par une spatule 
reposant sur l'arc (fig. 249 252). L'une de ces fibules (fig. 251) est in- 
teressante, car eile porte gravös sur l'arc plusieurs cercles dans Tun desquels 
est place un triskeie. 

Puis le bouton devient entierement libre (fig. 253). Enfin l'arc se couvre 
d'omements graves (fig. 254, 255) ou en relief (fig. 256-258); quelques fois 
on retrouve une dccoration identique ä celle qui ornait certaines fibules de 
la Serie prec^dente (fig. 259, 260). Enfin une fibule que i'on peut rattacher 
ä cette s^rie, a son arc formö d'une large bände decor^e d'oves en relief 
entre deux bordures; le bouton est assez volumineux et ornö lui-merae de 
spirales (fig. 261). 

Toutes les fibules que nous venons de passer en revue ont le ressort 
bilateral, k deux ou trois spires; la corde est tantöt int^rieure, tantöt ex- 
t^rieure. 

Groupe XI: Les fibules a disques forment ^galement quelques s^ries 
interessantes. La forme la plus primitive se präsente sous Taspect d*une 
fibule de fil de bronze, dont Textremrt^ du pied est applatie en forme de 
disque, echancr^ ä Textr^mit^ du diamfetre, pour donner passage ä l'arc (fig. 
262). Puis le pied se continue au delä du disque, formant un petit pedon- 
cule (fig. 263) qui peut se relever legferement (fig. 264). 

Ce disque nc tarde pas ä se decorer d'un chaton de matifere coloree; 
celuici est d'abord fix^ au centre du disque par un petit clou de bronze 
(fig. 265), puis par une rosette de metal que maintient un clou (fig. 266), ou 
par un second chaton de m^me matitre coloree (fig. 267). Ces chatons sont 
lenliculaires, mais on en trouve aussi en forme de ironc de cöne fixfe ^gale- 
ment par une rosette de m^tal (fig. 268), mais par la suite la matifere color^ 
fut remplac^e par du coraÜ; dans ce cas le chaton n'est jamais fait d'une 
seule pifece, mais de quatre morceaux occupant chacun un quart de la sur- 



284 



face (fig. 264); ceux-ci sont retenus par une piöce centrale de m€me sub- 
stance (fig. 270). 

Dans une fibule ornee, le chaton se compose de deux rondelles de corail 
s^^parees par un disque de bronze, maintenues par ua clou central (fig. 271). 
Toutes ces fibules ont larc cylindrique, mais on en trouve aussi avec l'arc 
en forme de bouclier (fig. 272). 

Croupe XU: Frequemment Tarc lui-merae est d^corÖ; dans le type le 
plus simple, il porte une scrie de cötes qui le fönt ressembler ä un jonc 
(fig. 273}, ou des cerclcs pointes (fig. 274), ou bien encore le decor plus com- 
pliqu^ forme des rubans entrecroises (fig. 275—277). Une de ces fibules 
est de la möme famille que le No. 247, mais avec disque au Heu d'etre ä 
bouton (fig. 278}. 

Groupe XIII- Un groupe tres homogene est celui donc Tarc se com- 
pose d'une Serie de renflements (fig. 279 — 281). 

Groupe XIV: Le groupe des fibules ä arc plat, elargi, n'est pas moins 
interessant; d'abord Tarc est orn6 de traits et le bouton n'a comme ornement 
que des cercles pointes (fig. 282); puls au centre du disque apparait une 
petite incrustation de corail, et sur l'arc une trete de bronze (fig. 283). Cette 
derniere fibule presente deux particularites: d'abord, sur le ressort, est fixe 
un pettt bouton de bronze ; ensuite, le ressort s'enroule une fois autour de 
la tete de l'arc. 

Puis l'arc se decore plus richement (fig. 284, 285) ; une piece de cette 
s^rie est d'une finesse extraordinaire (fig. 286). 

Groupe XV: Un groupe non moins riebe est caractörisö par une cröte 
de matiere color^e enchAssee au milieu de Tarc. Cette crete dont nous avons 
vu d^jä quelques prototypes, commence par etre en bronze (fig. 287», puis 
eile cede la place ä une crete de m<^me substance que le chaton, enchässee 
Sans une rainure menag^e ä cet effet au sommet de l'arc. Cette crete est 
d'abord lisse (fig. 288) puis finement cOtelee (fig. 289I. Le chaton est fixe 
par cinq petits clous formant etoile au centre, ou par une rosette de mental 
(fig. 290I; quelques fois celle-ci est remplacee par un double chaton (fig. 291), 
puis la päte coloree fait place au corail (fig. 292). 

La fibule La Töne ü que nous avons trouvee en nombre assez restreint 
dans le Tessin, est en abondance sur le Plateau ; mais, tandis que la fibule 
La Tene I y est remarquable par la variete des formes, la fibule La Tene II 
est beaucoup plus uniforme. 

Groupe XVI: Le type le plus simple a son pied fixe ä l'arc par une 
petite griffe. L*arc est tantöl tres haut, et la griffe placee ä son sommet 
(fig. 293, 294); tantöt bas, et la griffe se trouve pres du ressort (fig. 
295); celle-ci est parfois ornee (fig. 296} ; le meme type se trouve en argent 
(fig. 297). Dans un exemplaire de ler, cette griffe est surmontee d'une spinale 
reproduisant les dispositions du ressort (fig. 298). Quelques fois le pied s'ornc 
de trois perles et de fines moulures (fig. 299), et souvent un groupe de mou- 
lures semblables vient orner l'extremite du pied en avant de la griflfe (fig. 300); 



285 

ces moulures diff^rent pour chaque fibule, et elles se reproduisent aussi sur 
l'arc, de l'autre cöt^ de la griffe <fig. 301). 

Dans quelques fibules, le pied, au lieu de se recourber pour venir se 
fixer ä l'arc, forme deux coudes brusques, reiies par une partie droite |fig. 302). 

Dans de nombreux cxemplaires, les perles du pied sont remplacöes 
par des globules plus ou moins volumineux (fig. 303, 304), par un disque 
orne du triskele (fig. 305) ou par une tabletie carree portant deux baguettes 
incrustees (fig. 306). 

Dans de nombreux exemples, la piece qui fixe le pied ä l'arc, au lieu 
d'^tre un anneau complet, est une vraie griffe enserrant i'arc, sans l'en- 
fermer compl^temcnt Ifig. 307). L'arc s'^largit quelques fois en forme de 
bouclier (fig. 308) et, parfois sur le disque que porte le pied, est fix^ un 
chaton en os(?) (fig. 309). 

Toutes les fibules que nous venons de passer en revue sont en bronze, 
sauf une ou deux exceptions. Ce n'est pas que la fibule de fer soit inconnue 
ä r<^poque gauloise sur le Plateau, mais generalement les fouilles ont etö 
pratiquees avec peu de soins, et ces pi^ces, toutes fortement oxidees par 
l'humiditö, ont 6te brisöes. Pour trouver des fibules de fer bien conservees, 
il nous faut aller jusqu'ä la Station meme de La Tdne. La, on a Irouvö 
plusieurs centaines de ces objcts, tous en fer, et prcsque tous parfaitement 
conservtis. Toutes ces fibules apparticnncnt ä la m6me p^riode, au La T^ne II, 
et elles ne präsentem que peu de vari^t^s; cependant presque toutes diff^rent 
les unes des autres par quelques details. Nous n'en donnerons ici qu*un choix 
pernifttant de se rendre compte des principales variantes Ifig. 310—319). 

Quant ä la fibule La T^ne III, eile apparait ä une ^poque oü notre 
pays etait dejä soumis ä Pinfluence romaine, et eile se confond avec les 
formes apportees par les vainqueurs. 

On en rencontre cependant quelques-unes de bien caracterisöes; Tune 
est tormde d'un fil de fer (fig. 320), et deux autres sont en bronze. 

Dans I'une, la bague qui, dans la periode pr^cödente, fixait le pied ä 
l'arc, demeure ä l'etat de survivance (fig. 321I, tandis que dans l'autre eile 
a disparu, et l'arc ne pr^ente aucune esp^ce de decoration ifig. 322}. 



Conclusions. 

Une chose trappe au premier abord, lorsque Ton parcourt les planches 
oü sont groupöes les fibules gauloises: c'est la difference de dimensions entre 
Celles trouvees au sud des Alpes, et celles trouvöes au nord. Ces derniöres, 
ä part quelques exceptions, sont de taille generalement plus pelite, et meme. 
ä longueur ögale, n'ont jaraais la m6me grosseur que celles du Tessin. II 
semble donc que Ton retrouve döjä, pour ces epoques reculees, le goCit que 
manifcstent encore aujourd'hui les populations du sud pour les bijoux voyants 
et de forte taille. 

La plupart des ressorts de nos fibules du nord sont ä deux ou trois 
spires avec corde int^rieure ou exterieure. Or, si i'on fait le pointage de 



286 

Celles dont la corde est intörieure, on constate que Timmense majorit^ de 
celles-ci se rencontre dans la rögion comprise entre d'Aar et le L^man, dans 
la Suisse occidentale, et que cette disposition du ressort est surtout frequente 
dans le cimetifere de Vevey. II semble donc que nous soyons en prösence 
d'une mode particulifere ä une region d^terminee, mode creee probablement 
par un atelier qui travaillait dans Touest de notre pays. 

Cette mode fut surtout florissante pendant la premifere periode de l'öpoque 
de la Tfene ; eile se retrouve aussi pendant les pöriodes suivantes, mais plutöt 
ä r^tat de survivance. 

Un autre fait est encore digne d'attirer l'attention: nous savons par 
Cesar que les Helv^tes, au moment d'ömigrer, brülferent douze villes et quatre 
Cents villages. On croit reconnaitre plusieurs de ces centres, dans des lo- 
calit^s modernes dont les noms sont vraisemblablement d'origine celtique. 
Or, il est particuliferement curieux de noter qu*aucune de ces localit^s n*a 
fourni d*antiqutt^s gauloises, ou du moins en quantit^ permettant de supposer 
qu'il y eut lä un centre important; une seule fait exception : Vevey, Tancienne 
Viviscum, dans le voisinage de la quelle on a trouve un cimetifere.') Toutes 
les autres, comme Vindonissa, Eburodunum etc. n'ont donn^ ä l'arch^ologie 
gauloise que quelques objets isol^s. En revanche, il devait y avoir aux en- 
virons de la ville de ßerne un centre important dont le nom gaulois s'est 
perdu. On a en effet trouv6, soit sur la presqu'üe que forme en cet endroit 
l'Aar, soit dans les environs de la vilie moderne, un nombre considerable 
de tombes gauloises, soit isol^es, soit group^es par deux ou trois, soit röunies 
en de v6ritables cimetiferes. On peut donc en conclure que le principal 
centre ä Töpoque gauloise ind^pendante se trouvait aux environs de Berne. 

Une autre question merite que nous nous y arr^tions quelques instants: 
c*est Celle de la d^coration en corail. 

Dans un mämoire d'une grande importance, notre maitre, Mr. S. Reinach, 
a demontre, qu'en Gaule, le corail ne sert ä l'ornementation des objets que 
pendant la premifere periode de l'^poque de la T6ne, et disparait pendant 
la periode suivante, absorbe par le commerce avec les Indes, et qu'il est 
remplac6 par l'^mail rouge.^) 

En Suisse, le corail fait son apparition ä la fin de T^poque de Hallstatt. 
Dans le Tessin, nous trouvons de nombreuses fibules ä sangsue decorees 
d'incrustations de cette substance; celles-ci, nous l'avons vu, appartiennent 
aux VI— V^""= si^cles. Sur le Plateau, ä la meme öpoque, nous trouvons 
dans un tumulus ä Trüllikon (Zürich), une branche de corail brut, et des 
incrustations de möme matifere ornent le bouton de fibules ä timbales. 

Puis, pendant un certain temps le corail disparait; les premiferes fibules 
de La Tfene ä decoration de couleur, sont ornees de erstes ou de cabochons 
d'une substance non encore analysee, de couleur rouge brique, d'aspect 



') Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 1901 et 1902. 

*) S. Reinach, le corail dans l'industrie celtique, Revue celtique, Tome XX. 



287 

poreux. qui parait etre une sorte de päte cuite; les chatons ont I*air plutöt 
moul^s ([ue lailles. 

Le corail ne fait sa röapparition que pendant ce que nous pourrions 
appeler la belle epoque de la premi^re p^riode du La Tfene, et seulement 
dans des fibules d'une cerlaino richesse; il forme alors des rosettes de 
plusieurs pieces ornant le pied des fibules. 

11 disparail avec la deuxieme pöriode; alors les fibules ne portent plus 
de d(^coration de couleur. Cependant quelques unes de celles-ci, trouv^es 
dans le Tessin, ont leur disque orn^ de cercles d'^mail rouge. Nous croyons 
donc que ce qui est vrai pour la Gaule, Test aussi pour la Suisse, et que 
la thöoric 6mise par Mr. Reinach est exacte pour les deux contr^es. 

Encore une derni6re remarquc. Si Ton examine nos planches de 
fibules, on constatera que trfes souvent les fibules trouvees dans une m&me 
tombe, ou un möme cimetiere, appartiennent ä des vari6t6s voisines, sans 
qu'il y ait parti pris de notre part dans leur groupement. Le fait se re- 
produit trop souvent pour quon puisse l'atlribuer au hasard. C'est donc 
que ces fibules devaient provenir d'un meme atelier; l'ouvrier s'attachait ä 
varier autant que possible sa production. cout en conservant ä chaque pi^ce 
un meme air de famille. Ces aieliers devaient Ctre assez nombreux, et pro- 
bablement^ il y en avait un ou plusieurs dans chaque region. 

Conclusfons gen4rales. 

Nous sommes arriv^s au terme de cette etude sur les fibules de la Suisse. 
Au cours de notre travail nous avons dejä eu l'occasion d'indiquer, pour 
chacune des divisions territoriales que nous avons adopt^es, les principales 
conclusions qui nous elaient suggcrces par nos recherches. Nous voulons 
maintenant rcsumer brievement ces conclusions, et, en les groupant, essayer 
de tracer un bref tableau de l'histoire de notre pays depuis rintroduclion 
de fer, jusqu'ä Tarriv^e des Romains. 

La Periode qui preceda immediatement celle que nous etudions, est 
Celle que Ton est convenu d'appeler l'äge du bronze, caract(5ris^ en Suisse 
par la prösence sur les rives des lacs de nombreux villages, parfois assez 
importants, dont les constructions portöes sur pilotis s'elevaient au-dessus 
de la surface des eaux. 

Le fait que plusieurs de ces villages avaient 6t6 d^truits par le feu a 
fait emettre l'hypothese que ceux-ci avaient p6ri lors d'une lutte, probable- 
ment au moment de Tarrivee des bandes apportant avec elles la connaissance 
des armes de fer. ') 

Cette hypoth^se, si seduisante qu'elle puisse ötre» soul^ve cependant 
de norabreuses objections. 

II est certain que de nombreuses bourgades lacustres perirent par le 
feu; mais toutes ne furent pas dötruites violemment et Ton en renconire 



') S. Reiitach, Cours de l'Ecole du Louvre (1900). 



288 



bon nombre qui durent leur ruine ä rinfluenceseuledesagentsatmosph^riques. 
Ce!Ies-ci ont du certainement etre abandonnees volontairement, et cela bien 
avant l'arrivee des tribus hallstattiennes, car, dans Thypothöse oü Tincendte 
des stations lacustres leur serait imputable, elles n'auraient certainement pas 
manque de piller aussi les villages abandonnes Nous devons donc ad- 
mettre que ceux-ci iurent delaisses ä une epoque suffisamment recul^e pour 
que le temps ait eu la latitude d'exercer son oeuvre: ces stations ne devaient 
plus exister qu'ä Tetat de ruines ä l'arrivee des nouveaux envahisseurs. 

Que de nombreuses stations aient peri par le feu, cc-la n'a d'autre part 
rien de surprenant, ä une epoque oü le feu devait jouer un röle important 
dans la vie journalifere. Les habitations lacustres etaient tr^s leg^rement 
construites, en pise, en clayonnage, en rondins, et couvertes en chaume. 
Or, dans les debris de ces habitations, on relrouve des restes de foyers, 
preuvc quell'on faisait du feu dans ces legeres demeures. peut-ötre pour se 
chaufier en hiver, en tous cas pour preparer les aüments de chaque 
jour. Bien plus, on a retrouve dans les restes de ces villages des creusets, 
des moules de bronze et de pierre, des residus de fönte: c'est donc que les 
habiles iondeurs accomplissaient leurs travaux sur les esplanades qui pro- 
bablement entouraient les demeures. Des lors, quoi d'etonnant ä ce que le 
feu se soit communique frequemment aux habitations elles-mfimes? Et il est 
facile de concevoir que lorsque le feu prenait ä une de ces huttes, toul le 
village devait y passer. Ces quelques remarques expliquent suffisamment, 
croyons nous, la decouverte de stations incendiees. 

Mais, ä ces raisons. s'en ajoutent d'autres qui militcnt en faveur d*un 
abandon voiontaire des villages lacustres. S'il y avait eu lutie. si les 
lacustres avaient du defendre leurs demeures contre un envahisseur. beaucoup 
d'entr'eux auraient certainement perdu la vie pendant le combat, et leurs os 
se retrouveraient parmi les ruines de leurs habitations; or tous ceux qui ont 
etudie les debris de ces villages savent combien les restes humains y sont 
rares. Bien plus, pendant le combat, non seulement des lacustres auraient 
p6ri, mais on doit admettre que quelquesuns de leurs assaillants auraient 
du aussi succomber. On devrait donc retrouver, non seulement leurs corps, 
mais encore leurs armes, difierentes des armes de leurs advcrsaires, et des 
objets de toilettes, fibules ou bracelets. Ce n'est pas le cas. De toutes les 
stations qui ont eX6 fouillees jusqu'ä ce joür, on n'a sorti qu'une seule epee 
de fer, celle trouvee ä Mörigen '), et les ornements qui peuvent etre attribues 
ä la civilisation hallstattienne se bornent ä une demidouzaine de fibules. 

Enfin, ä ces arguments tires de Tetude des stations elles-m^mes. nous 
pouvons en ajouter un autre, d'ordre chronologique. On admet comme 
dömontrö ^que la civilisation du premier äge du fer se developpa enire 800 
et 400 avant J.-C, et que l'epoqut du bronze prit fin vers 800. Mais ainsi 
que nous l'avons vu, ce n'est que la dernifere phase de la civilisation hall- 



*) V. Gross, Les Protohelvtics, pl. XU, 4. 




s>89 



stattienne qui p^nfetra en Suisse, et on ne saurait la faire remonter plus 
haut que 550 ä 600 au plus avant J.-C. 

De plus, on ne saurait admettre qu'en Suisse cette dernifere civilisation 
soit sortie de celle de l'^poque du bronze; 11 est au contraire indubitable 
qu'il y a une rupture, et une rupture brusque entre les deux epoques; or, 
möme si Ton admet. ce qui nous parait lr6s probable, que la civilisation du 
bronze se prolongea en Suisse bicn au delä de l'^poque oü eile disparut dans 
les autres pays voisins, on ne saurait cependant la faire descendre plus bas 
que le commencement du VII*^^""^^ siede avant J.-C, car, si eile s'etait pro- 
longee audelä de cette date, il est probable que des formes hallstattiennes 
typiques se seraient glissees parmi les formes particuiiferes ä Tepoque du 
bronze; tout nous prouve en effet que les habilants des palafitles t-ntretenaient 
des relations commerciales suivtes avec les peuples voisins. Meme donc, 
dans l'hypothese le plus favorable, il y aurait encore entre les deux epoques 
un hiatus le plus d'un sifecle. 

En Tan 58 avant J.-C. nous voyons les Helvetes brüler leui-s douzc 
villes et 400 villages, et pariir ä la recherche d'une nouvelle pairie. Ne 
pourrions nous pas admettre que le meme fait se soit produit antörieuremenl, 
ä 7U0 ans de distance. Pourquoi, pour une raison qui nous t^chappe, les 
lacustres n'auraient-ils pas pu aussi quitter leur pays? Les bandes hall- 
stattiennes, penetrant dans nos contröes, les auraient trouvees desertes. 

Cette hypothtse, nous ne nous dissimulons pas tout ce qu'elle a de 
hasarde, aurait, nous semble-t-il, l'avantage d'expliquer la superposition de 
ces deux civilisation consecutives, entre lesquelles on ne irouve jamais 
irinfiltrations de l'une dans Tautre. ') 

C'est Ä la fin de l'epoque de Hallstatt, avons nous dit, que ces nou- 
velles populations penetrerent en Suisse II ne semble pas que le pays ait 
alors ettJ habit^ par une population tr^s dense, ni stable. 

Ces nouveaux arrivants incint-raient ou inhumaient leurs morts, et les 
deposaient sous un tumulus, t^levation artificielle de terre. Ces tombeaux 
sont disperses sur lout le plateau, gßneralemenl isol6s, quelquefois groupes; 
les seules necropoles un peu importantes sont Celles de Lunkhofen (Argovic), 
oü Ton a fouillc plus de 60 turauli, cellc d'Anet (Berne) et quelques groupes 
du canton de Schaffhousc. 

De cette dispersion des tombes, il semble que l'on puisse en dedutre 
que la Suisse fut alors habit^e par des bandes peu nombreuses, errantes, 
vivant probablement de l'el^ve des troupeaux, de la chasse et peul-eire du 
pillage. Cette nouvellt^ population parait cependent avoir ete surtout paci- 
fique, car les armes sont excessivement rares dans leurs tombeaux. 

') On trouve dan^ les stutions tacustrcs des 6pees ä votutes qui apparticnncnt h la 
traiisition du bronze au hallstaUien, preuvc que les statjons lacustres tlorissaicnt encore a 
cette ^poquc. D'autrc part, on trouve cn Suit^se quelques rares tuinuli appartenant ä \h 
premiöre phasc du hallstaitien; mais oeux-ci se rencontrcnt ea dchors de la r^gion des 
lacs: c'est donc que le nord de notre pays fut alors parcouru par quelques bandes avant- 
coureuses de Tinvasion des peiiplades arnidcs de fer. 



390 

Nous nous repr^sentons voiontiers les Hallstattiens comme vivant par 
petits groupes de quelques familles, sous Tautorite d'un chef, habitant dans 
leurs chariots, suivant leurs troupeaux, se d^plagant constamment pour changer 
d'herbage, ou de chasse, ou suivant les Saisons. On n'a en effet jamais encore 
retrouv^ trace de leurs demeures. Cet argument, nous la savons, n*est cependant 
que de peu de valeur : on n*a jamais non plus trouve de döbris des demeures des 
Helvfetes, et cependant nous savons qu'ils poss^daient des villages et möme 
des villös. Mais en revanche nous connaissons pour Tepoque gauloise de 
nombreux cimetiäres, signe certain d'une population stable. 

Ce tableau que nous venons d'esquisser ä grands traits du premier 
äge du fer, n*est vrai que pour le Plateau. Nous avons dejä vu en effet que 
le Tessin 6tait habit6 dfes cette dpoque par une population nombreuse et stable. 

Cette difference entre les moeurs des habitants des deux versants des 
Alpes vient de ce qu'ils appartenaient ä deux peuples diff'^rents. Le Tessin, 
nous croyons l'avoir demontrö suffisamment clairement, 6tait habite par des 
tribus ligures. A quel peuple appartenaient les bandes qui occupaient le 
Plateau? D'oü venaient-ils? 

A la premiere question, nous ne croyons pas que la science soit encore 
en etat de r^pondre, et plutöt que d'ömettre d'hasardeuses hypoth^ses, 
ötayöes sur les vagues rensei gnements que peuvent nous fournir les auteurs 
anciens, nous croyons pr^ferable d'avouer franchament notre ignorance. 

II est plus facile de r^pondre ä la seconde de ces questions, et de 
fixer avec une certaine vraisemblance la region d'ou venaient les tribus du 
premier äge du fer. 

Un fait va nous y aider. 

Nous avons en effet constate que certaines fibules, les fibules serpenti- 
formes et celles de la Certosa, se retrouvaient en grand nombre des deux 
cötes des Alpes, en trop grand nombre pour que Ton puisse songer ä attri- 
buer au commerce seul leur presence, soit de Tun, soit de lautre cöte de 
la barrifere infranchissable. 

Nous devons donc chercher une contree qui, du cöt6 de Test, soitsituee 
de teile fapon que la civilisation hallstattienne ait pu facilement se repandre 
des deux cötes de la chaine des Alpes. Cette region est le bassin du 
Danube. Ce fleuve a jou6 dans toute l'antiquite pr^historique une röle 
important comme voie de migration et comme route commerciale. 

C'est de lä que durent partir les bandes ligures qui, apr^s avoir traverse 
l'Autriche, p^netrferent en Italie par la Ven^tie, s'etablirent sur le bassin du 
Fö, et de lä, remontant le cours du Tessin, vinrent se fixer au pied du 
massif du Gotthard. En Italie, ces tribus se trouverent en contact avec un 
autre peuple, les Etrusques, dont la civilisation plus avancee supplanta presque 
compldtement leur propre civilisation. 

C'est aussi des bords du Danube que durent partir les bandes qui, 
aprfes s*6tre etablies dans le sud de l'AlIemagne, passant le Rhin, p6n6tr6rent 
sur notre territoire. 



A9X 



CVst en effet, sans nul doute possible, par le Rhin que piinetra en Suisse 
la civilisation de Hallstau. Fointons sur une carte les localit^s oü furent 
trouv^es les diff*^rentes fibulcs : la fibule de la Certosa se trouve, dans le 
canton de Zürich, dans deux vallces arrosees par des afiluents du Rhin; 
dans le canton de Berne, c'est le long de I'Aar, un des principaux aftluents 
du Rhin, qu'ont ete (aites les principales decouvertes ; de lä ce type de fibule 
se repandit jusqu'ä Textrcmite du Leman en longeant le Jura. M^me marche 
en ce qui concerne la fibule serpentÜorme, et les autres Hbules du premier 
äge du fer. 

Dressons encore la carte des fibules ä timbales: le flot a pour point de 
depart le coude du Rhin ä Schaffhouse, un peu avant les celebres chutes 
que fait en cet endroit le fleuve. De lä, il se r^pand de proche en proche, 
de vall^e en vallee, pour venir aboutir egalement sur les rives du Leman. 

Mais ces bandes hallstattiennes ne lurent pas longteraps maitre de ces 
contr^es: bientöt s'opera en Europe un des principaux mouvements de peuples 
qui devait donner ä notre continent sa physionomie actuelle; nous voulons 
parier de l'arrivee des Gaulois» apportant avec eux une nouvelle civilisation. 

D'oü arrivaient ces nouveaux venus? c'est une des questions les plus 
d6battues de Tarch^ologie prehistorique. 

Monsieur Reinach a emis Thypothtse que la civilisation gauloise 6tait 
n^ dans I'Europe centrale, ä Test de la Gaule *). 

Nous sommes heureux de pouvoir confirmer Thypoth^se de notre savant 
maitre. La civilisation gauloise est nee et s'est developpöe sur le cours 
moyen du Rhin, et si Ton veut pr^iser encore plus, on peut affirmer qu'elle 
est n€e dans la petite r^gion comprise entre le lac de Constance et le coude 
du Rhin ä Bäle, enlre la foröt Noire et les ramifications des chaines du 
Jura, et eile est sortie, par une lente evolution de la civilisation du premier 
äge du fer. 

C'est en etfet pres de Bäle, ä Muttenz, dans un tumulus, que nous 
rencontrons le plus ancien type de la fibule gauloise: c'est une fibule de la 
Certosa ä peine modifiee, et la seule difference qu'elle präsente avec ses 
soeurs de r^poque pr<^c6dente. c'est un ressort bilateral ; c'est encore dans 
cette region que nous trouvons les premicrcs modifications de cclte fibule, 
et que nous assistons ä sa transformation graduelle, jusqu'ä ce que de cette 
Evolution Sorte le type que Ton d^signe sous le nom de fibule de La Töne. 

C'est aussi dans cette m^me region que nous pouvons suivre la trans- 
lormation de la fibule ä timbale en une fibule ä ressort bilateral. 

Une preuvc encore plus tnarquante nous en est Iburnie par les tombes. 
Chacun sait combien les rites fun^raires sont persistants. avec quelle peine 
une population abandonne ses coutumes seculaires. Or, c'est encore dans 
cette meme region que nous voyons peu ä peu le tumulus, forme du tombeau 
chez le peuple prec^dent, faire place ä la tombe souterraine, sans signe ex- 



') S. Reinach, Le corail dans l'industrie celtiquCf Revue celtiquc 1899. p. lai» 



393 

terieur; suivanl un meme mouvement, nous voyons rincinöration faire place 
ä rinhumation. 

A que! moment s'accomplit cette Evolution? C'est ce que nous pouvons 
fixer avec une certaine precision. 

Les Gaulois prirent Roma en 390; ils durent donc apparaitre en Italic 
quelques annees avant, apportant avec eux la civilisation de La T^ne. Nous 
ne pensons pas faire erreur en pla^ant leur arrivce dans les plaines du Pö 
aux environs de 400. probablement entre 420 et 400 avant J.-C. Si nous 
nous rappelons que dans les cimeti^res tessinois nous avons trouve des 
formes de fibules relativement primitives, nous devrons adraettre que les 
Gaulois pön^tr^rent en Iialie peu de temps apres que la civilisation gauloise 
^tait sortie de la p^riode d'evolution. Nous pouvons donc dire qu*en 420 
environ ce mouvement venait de s'achever. 

D'autre part nous avons constate que la fibule gauloise (^tajt issue de 
la fibule de la Certosa. Celle-ci a pu etre datee avec precision gräce aux 
vases grecs peints trouves avec eile dans It^s lombes etrusques de l'ltalie. 
Cette fibule est caractcristique pour le V""*^ siede avant J.-C. : on ne saurait 
donc placer les debuts de l'evolution d'ou sortit la fibule gauloise anterieure- 
ment ä cette date. 

Nous pouvons dune placer cette Evolution dans les cinquante annees 
comprises entre le second et le iroisieme quari du V*^'"* sitcle, dans la 
region comprise entre ie lac de Constance, le coude du Rhin, la Foröt Noire 
et le Jura. 

Cette nouvelie civilisation etait issue de la civilisation l lalstattienne et 
portee par les tribus gauloises ; eile se repandit rapidement dans toute TEurope 
centrale et occidentale. 

D^s lors, eile se developpa normalement dans notre pays, donnanl 
naissance ä un art rafBne, souvent admirable. 

Ce developpement se poursuivit jusqu'au jour oü les Helvetes, quittanl 
leur pays, furent vaincus par Cesar et soumis ä Tinfluence romaine. 

Teiles sont les conclusions que nous croyons pouvoir tirer de notre 
etude des fibules pendant les periodes preromaines du fer Conclusions que 
nous avons pu preciser encore sur ceriains points en nous appuyant sur 
d'autres faits archeologiques connexes. II est cependant une remarque qu'il 
faut encore que nous fassions en finissant: les präsentes conclusions sont 
tiröes presque uniquement de Tetude de la fibule; c'est une chose que le. 
lecteur ne devra pas oublicr. Nous croyons que dans leurs grandes lignes 
elles sont justes; cependant, il estpossible quune etude plus detaillöe des 
tombeaux, et de la civilisation en general de ces deux epoques, dont nou5 
navons pas tenu compte ici, en modifie quelques details. 



_aiäl 



Le Temple Gallo-Romain de la < Orange du Dirne » k Avenches, 

Par IVilliam Cari. 



Les fouilles de l'Association Pro Aventico ex^cut^es pendant les deux 
dcrniers hivers ont eu un retentissement inaccoutume. A plusieurs reprises 
les journaux en ont port6 les rösultats, encore tout provisoires, jusque dans 
la Suisse allemande et au delä du Rhin. Le public a paru s'y intöresser plus 
que d'habitude, et avec raison, car ces travaux ont 6t^ fructueux et ont 
amen^ des d<^couvertes qu'il n'est pas trop ambitieux de qualifier de consi- 
derables. Les lecteurs de V Anzeiger s'attendent evidemment ä 6tre in- 
formes, avec quelques dötails, de ce qui a ete mis au jour et Studie. C'est 
ce que nous nous efforcerons de faire dans les pages qui suivent. 

Quand le comit6 intercantonal decida, en octobre 1905, de fouiller le 
terrain formant l'extremit^ SE du parchet appele „Derri6re la Tour", situe 
en face de la „Orange du Dirne", le long de la grande route de Moral (pro- 
prietes de MM. Doleyres-Bessat et Delessert), il fut guido non seulement par 
le desir de retrouver si posstble les restes de la chapelle consacröe ä Saint- 
Symphorien, mais aussi par la conviction que cet emplacemeni n'avait pas 
encore €\.€ sdrieusement explore, malgrd tous les bouleversements dont il a 
tit l'objet. 

M. Maxime Reymond avait stabil, appuy^ sur de nombreux documents *), 
que la chapelle de Saint-Symphorien. fond^e par l'eveque Marius, se trouvait 
»ä la hauteur de la Orange du Dime". 11 y avait donc intör^t ä rechercher 
s*il restait quelque chose de ce sanctuaire, important dans l'histoire religieuse 
du „vieux bourg" d'Avenches. 

D'autre part on pouvait esperer que le terrain en question, plac^ non 
loin de l'amphithcätre, non lein du Forum, donc dans un des quartiers brillants 
d'Aventicum, contenait encore quelques vestiges des splendeurs passees. 



Les fouilles. 

Les fouilles commencferent le 4 d^cembre 1905, comme d'habitude sous la 
surveillance de nolre fidele contröleur, M. AugusteRosset. Les tranchees creusees 
les Premiers jours ne donnferent que peu de satisfaction : quelques vestiges de 
ma^onneries, des pierres provenant de murs d^truits, des debris de poleries, un 
denier de Severe Alexandre (n** 1812; 30) ; en somme, rien de valeur. Les esprits 



') Pagts ttkisioire aviu/tcienm (1905) p. 34 et suiv. 



294 



timor^s se demandaient ddjä si l'on n'avait pas fait fausse route, lorsque le 15 
decembre au soir unc decouverte vint ranimer les courages ddfaillants. C*etait, 
gisant dans un monceau de debris de marbres, une pi^ce en bronze, doree sur une 
de' ses faces, haute d'environ o"'95 ä 1 m., large ä sa base de 0*^45 äo^'so 
(fig. 67). Eile se compose de quatre voluies dcgantes, ajourees dans une plaque 
de metal de i ä 2 cm d'epaisseur, Partant d'une base commune, les volutes se 
superposent; la premiere est horizontale, les suivantes se redressenl et leurs 
tiges forment avec la base un angle de plus en plus aigu. Des restes de 

soudure montrent clairement qu'une autre 
pi^ce de bronze semblabEe devait etre atte- 
nante ä la nötre, ä angle droit. L'architecte 
du Pro/lvefttico,y[. Th. van Muyden. recon- 
nut imm^diatementque cet orneraent, unique 
dans son genre ä. Avenches, n'ötait autre 
chose que l'acrotere d'angle d'un ^ifice.'l 
On voit l'importance de cette trou- 
vaille. Nous <^tions, sans qu'aucun doute 
püt subsister, dans le voisinage d'une con- 
struction de marque. Les acrotferes, on le 
sait, sont les ornements qui couronnent les 
st&les funeraires, les extremitös et les 
sommets des frontons. Ils peuvent avoir 
les formes les plus diverses. Dans les grands 
temples, des statues de divinites ou d'ani- 
maux fantastiques sont employ^es comme 
acroteres; souvent ce sont des tröpieds, 
des palmes. La forme de notre acrotere, en 
dcmi-palme, indique suffisammcnt qu'il ne 
pouvait pas avoir et^ placö ailleurs qu*ä 
un angle ; ses proportions prouvent que 
l'tdifice auquel il appartenait ne devait pas 
6tre de tr^s grandes dimensions. C'etait 
dejä un point acquis. 

Des lors, mal gre le tem ps affreux 
et le froid penetrant, les fouilles furenl 
continuees avec ardeur. et les decouvcrtes interessantes se suivlrent coup sur 
coup. Ce ful d'abord un mur, extraordinairement solide, de T^paisseur de 
I "' 20. allant du SO au NE sur une aendue de 21 m, tout pr^s de la route, 
et se continuant jusquc sous le troiloir actuel. Puis, ä Textr^mite occidentale 
de ce mur, ä la profondeur d'environ i"* 50, un amas «Enorme de grosses 
piöces d'architecture, de style corinthien, en calcaire jaunätre: fragments de 

') Un acroltre ü-frs scmblabic. mais en pierre, a 6l<* trouv* dans les fouiUcs de So 
Pierre, ä Genfeve, et public par Emile Dunant dans VAnzeiger, 189B t. VIÜ^ p. 14. 



67. Acrottre en bronze dor^. 
Hauteur de Toriginal: o«'95 — i m. 




295 



corniches, d'architrave et de frise, de colonnes engag^es; puis des debris de 
statues en rnarbre blanc, ir^s mutilees; une touLe de menus morceaux de marbre, 
de porphyre rouge, de Serpentine, de bronze; enfin, en plusieurs fragments. 
un grand reÜef, reprösentant une löte de jeune horarae, vue de face, encadrec 
de feuillages. Maintenant, nous pouvions affirraer que nous etions en pr6- 
sence d'un temple. II s'agissait d'en ^tablir le plan (Planche XX). 

Le probi^rae etait interessant au premier chef, car, si Ton r^ussissait ä 
le r^soudre, ce serait le premier teraple ä Avenches dont on aurait ä la fois 
exactement la posilion et les dimensions. II y avait un temple au Perruef); 
il y en avait plusieurs prt^s du Cigognier: c'est un fait connu depuis long- 
temps et les corniches trouvees pres de lä en fönt foi. Cependant il n'a pas 
ete possible, jusqu'ici, d'en d^terminer Templacement avec quelque exactitude. 
Mais cette fois nous nous trouvions sur les ruines d'un temple, c'^tait certain. 
En revanche, si cette täche ätait attrayante, eile n'^tait pas aisce, puisque les 
travaux ätaient arrötös tout net par la route de Berne. On put cependant 
constater que le premier mur d^couvert formait le cöte N d'une construction 
qui sY'tendait, sous la route actuelle, jusque dans la propriete dite „la Grange 
du Dirne" (appartenant ä MM. Borcard et Ryser) et dans celle de M. Fornerod- 
Bessat. Les deux angles droits au NO et au NE etaient encore bicn con* 
serv6s et montraient que [es deux murs allant vers le Sud avaient IVpaisseur 
de 2'"io. Le mur occidental, grAce ä l'obligeante autorisation des proprietaires, 
put ^tre retrouv^ entre la maison Borcard et la maison Fomerod, ä i'"8o 
de profondeur. 11 mesurait une longueur de 20 m. Lä aussi il y avait sous 
le sol de nombreux fragments d'architecture. Le mur sud du bätiment git 
sous la „Grange du Dirne", de Sorte qu'il n'cst pas question de le rechercher. 
En revanche, entre cette maison et la route, on decouvrit un angle de mur, 
resCe d'un edifice situ^ au milieu de l'enceinte carree. La paroi Orientale de 
ce nouvcau mur 6tait ä 14 m de la fa^ade exterieure du mur d'enceinte occi- 
dental, exactement reconnu; l'angle etait renforc6 au S et ä l'E par un gros 
massif de ma(;onnerie; les murs qui formaient cet angle devaient donc se 
prolonger sous la route au N et ä l'O, 

On n'en pouvait plus douter; dans l'enceinte de forme ä peu prfes carree 
(20 m X 21 raj se trouvait un autre bätimeni, recouvert par la route de Berne 
actuelle. 

C'est ce bätiment qui ä ete recherch^ du 22 au 29 novembre 190b. 
Les autoritds competentes rairent la plus grande obligeance ä nous faciliter 
les fouilles. EUes ne furent pas aisees. II s'agissait d'ouvrir une route dure, 
r^cemment erapierree au roulcau compresseur, et goudronnee. II fallait se 
häter, afin de ne pas entraver trop longtemps la circulalion, vu que ce tron^on 
de la route de Berne ötaitalorslechemin menant de la villeälagared'Avenches/) 
Enfin, le tetnps ^tait aussi peu favorable que possible. Neanmoins les travaux 



*) E. Secretan, Avtntiamt, p. 67; BuHetiii Pro Avtntico, n* II, p. 34. 

') Unt route direcle de la vüle ä la gare vicnt d'etre conslruitc tout r^ccmmenl. 



296 

furent rapidement men6s et termin^s sans accident. Naturellement toutes les 
tranchees (trois dans la route, une devant la maison Ryser) durenl 6tre 
recomblees, le sol nivel(5 au plus vite ; mais les mavonneries constat^es ont 
^te soigneusement mesurees et le plan dresse par M. Rosset, dont nous 
connaissons Texactitude. 

Les resultats de ces fouillcs sous la route furent ceux qu'on pouvail 
espörer. 11 ne s'est plus rencontre une seule pi^ce sculptee, mais, — et c est 
bien autrement important, le bätiment recherch^ a 6te retrouve; il etait, 
lui aussi, de forme ä peu pres carree, les cötes NS mesurant 8 m, les cötes 
EO 9m; les murs ont environ o"'90 d'epaisseur; ils sont formds de bonne 
raa^onnerie romaine. comme ceux de l'enceinte exterieure, si dure qu*il est 
presque impossible de les „soriir". Le mur N a ete constatö en entier, les 
murs S et Ouest presque enti^rement, en outre l'angle NE, de sorte que la 
Position et les dimensions de l'^difice sont rigoureusement ^tabues. 

Nous avons donc un petit 6difice, de forme ä peu pr^s carröe, silu6 au 
centre d'une enceinte de nn^me forme. Disons-Ie tout de suite, cette disposition 
est speciale aux tempies gaulois ') de l'epoque romaine. Ajoutons toutefois 
que Tancien temple etrusque etait aussi de plan carr^. Mais il ne nous parait 
pas possible d'admettre ä Avenches, sous l'Empire, une tradition etrusque; 
c'est donc bien un type galio-romain que nous avons devant nous. 



Les trouvailles. 

Nous avons rapidement mentionne les raorceaux d'architecture mis au 
jour par les fouilles de Thiver 1905— 1906. Ils sont tous aujourd'hui au Mus^e 
d'Avenches ; malheureuscment Ic peu de place dont on y dispose n'a pas permis 
de ies laisser r^unis ; ils sont repartis sur plusieurs emplacements, ce qui ne 
facilite pas l'examen attenlif et comparatif dont ils sont dignes. 

Commenpons par ceux qui se Irouvenl actuellement sur la Terrassedtt Muset, 

Fragments de coRNiaiES d'entablement, de style romano-corinthien. 
(N'* 4402 ä 4406; denticules 4483; ä gauche, avant d'arriver ä la marquis« 
d'enlree.) Le morceau principal (n" 4403, fig. 68) est plac^ dans sa positionl 
normale, mais bcaucoup trop bas. II ne faut pas oublier que la corniche etait 
ä la hauteur de 5 ou 6 m, de sorte que toutes ces sculptures, aujourd'hui 
au niveau de Toeil, etaient vues d'cn bas, ce qui change compl^tement leur 
eflfet. Esperons qu'un jour un Mecene, ne ou ä naitre, tiendra ä honneur de 
doter Avenches du Musee que merile notre caput genfis. Alors on pourra 
placer ces cornichcs. ainsi que les magnifiques morceaux provenant du Eorum, 
dans la position et ä la hauteur qui leur est due. 



') On sait que les tempies romains ont regulifercmenl la forme d'un parallälogramme. 
Souvent, mais pas toujours, ils sont entour^s d'une eiiceinle sacr^e. C'cst le cas du scul 
templc jusqu'ici bien constatä en Suisse. cclui du Schönenbühl, ä AugsL Voir la belle ötudc 
de M. Th, Burckhardt-Biedermann, Amti^tr, 1893, t. VII, p. 236. 




69> Angle de corniche. — Hauteur de roriginal: o*"4X. 



Nos comiches prösentent la s^rie d'^^ments ordinaires dans le style 
corinthien, oii de nombreuses variantes sont d'ailleurs perraises: rais de cceur, 
oves ou quarts de rond, denticules ; puis viennent les modillons, faisant une 
saillie de 1 1 ä 12 cm ; enire les modillons, les caissons, larges de 10 ä 11 cm, 
qui occupent les soffites, sont ornes de rosaces. En general, le haut du larmier 
est d^cor^ d'ornements en forme d'^cailles, de palmes ou de feuilles de roseaux.^ 
Ici il est agremente de baguettes en demi-cylindre qui ne sont nullemeni ele- 
gantes. Une large bände de feuilles d'acanthe, surraont^e d'une plinthe en ^ 
forte saillie, couronne le tout. ■ 

L'ensemble de la corniche mesure en hauteur 41 cm et fait une saillie 
de 44 cm, ce qui est assez conforme aux preceptes de Vitruve.') 

Com DE MtDArLl-ON, EN RELtKF, n" 4481. 

Fragment de frise, n" 4482. 

De archifectura IM, 5, 81. (cd V. Rose.) 



Grosse rosace sculptee n" 4409, hauteur 43 cm. 

Fragments de colonnes engagees; n** 4396 ä 4399, 4401. Le diamttre 
inf^rieur de ces colonnes devait etre envlron de 45 ä 50 cm. 

PiLASTRE d'anole (s. n.), gros bloc triangulaire aux coins un peu arrondis; 
cannelures sur trois faces. 

11 est ä remarquer que tous les d^bris de colonnes appartiennent ä 
des colonnes dites rudentees; c'est ä dire ont cette particularite que le 
creux des cannelures est renipli par une baguette derai-cylindrique assez 
forte pour arriver ä peu pr6s dans ralignemeiU des c6tes qui s^parent les 
cannelures. Cctte disposition est frt^quente dans l'architecture romaine, aussi 
bien en Italic que dans les provinces, pour la partie inferieure de colonnes, 
jusqu'au tiers de leur hauteur. II est plus rare de la voir appHquee dans toute 
l'elövation du föt. Ccpcndant le tronyon n" 4401 pourrait avoir etö un sommet 
de colonne, le creux qu'on y rcmarque paraissant avoir ^X.6 destin^ ä recevoir 
un tenon (fer, plorab, bois) pour y fixer le chapiteau. Sous le hangar du Musee 
on trouve aussi un sommet de colonne du möme genre.') Ce modfeie de 
cannelures, qu'on ne saurait gu^re (juaÜfier d'heureux. n'est d'ailleurs pas une 
nouveaut^ ä Avenches. La presque totalil^ des colonnes qui y ont €i€ 
d^couvertes presente ce möme type.*) C'est aussi le cas ä Äugst. Sauf 
erreur, la cannelure classique n'est reprösent^e au Mus<5e de Avenches que 
par un seul exemplaire. 

Vesiihttle du Miisee (paroi de gauche). Töte de jeune femme (n** 4417), 
marbre d'une belle allure, malgre la cnielle mutilation. Hauteur: 30cm. 

Solle des marbres (rayon de gauche en entrant). Torse de jeune garten 
n" 4115, bras cass^ en dessous de l'öpaule. Hauteur: 27 cm. Marbre blanc. 

Torse de jeune gar^on, marbre blanc, n" 4116, encore plus abimtf; 
hauteur : 23 cm. 

Sous le hatignr. Reijef, n" 4367. trouv^ en face de Tanglc NO du temple, 
bris^ en six fragments, mais reconstitue ä peu pr^s complfetement (Planche 
XXI). Le centre du grand bloc quadrangulaire (hauteur: r"24; largeur ä la 
base; i'"7o), est occupe par une töte de jeune homme imberbe, vue de face, 
encadröe d'un cercle d'astragales (hauteur: o"'52i. Pas trace de coiffure. Les 
cheveux boucles descendent sur le front, tres bas; un peu au-dessus de reell 
se reraarque une corne naissante, bcaucoup plus visible du cöt^ droit (de la 
töte) qu'ä gauche. Les pupilles sont marquces en creux, la bouche trfes 
legerement entr'ouverte, Ic mcnton a une tossette accentuee. Le trou un peu 
au-dessous de la racine du nez n'est evidemment qu'un accidcnt. 



') Voyez aussi Dunii, Römisch* AyrhUfkfur^ fig- 43i( "" exemplaire romain. 

*) Une colonne de cc genre sc vuit sur nutrc fig. 71, ä gauche du tragmcnt de fHae 

dt^crii plus bas. 



I.e cordon d'astrag-ales est encerd^ d'une coiironne de feuÜles d*acanlhe, 
celle-ci d'un nouveau cercle d'astragales. Un cadre d'oves et de rais de cceur 
(diam^tre interieur: o"'95, diam^tre ext^rieur: i^iö) enserre le tout. Les 
dcoini^ons et les bords entre ce m^daillon circulaire et les extr^mit(?s du bloc 
quadrangülaire sont om^s de feuilles d'acanthe, d'enroulements et de fleurs 
qui ne manquent pas d'^legance. Le travail en est tr^s supörieur ä celui de 
la figure centrale, Evidemment, la sculpture grossifere de cette t€le ^tait 
calcul^e pour €tre vue de loin, probablement ä une certaine hauteur; ainsi 
eile produirait un tout autre effet que maintenant, pos^e presque sur le sol, 

On pourrait etre tente de voir dans cette t€te une repr^sentation du 
dieu gaulois, cornu, appele Cernunnos; mais les cornes de ce dernier ont 
une forme toute diFferente.') D'autre pari, comme on a trouvö plusieurs 
medaillons de ce genre, ainsi qu'on le verra plus loin. il faudrait admettre 
que plusieurs divinit^s aient ete ador^es ä la fois dans le meme temple, ce 
qui ne parait gu&re possible. Enfin, ce m^daillon etait destin<^ ä figurer ä 
Texterieur du temple. tout le travail en fait preuve. Or, ce n'est pas lä la 
place de la divinite tutelaire du sanctuaire. 11 semble donc qu'il ne faille lui 
attribuer qu'un röle simplement d^coratif. 

Lors d'une recente visite ä Avenches, le regrett6 Ad. Furtwängler, a 
reconnu dans cette löte le type du dieu fluvial Acheloüs; il y voit, en efiet, 
une figure purement d^corative, sans rapport avec la divinite ä laquelle le 
temple pouvait etre consacr6, 

Tout prfes de cet imposant morceau, on voit les restes d'un second 
MEDAU-i-ON, de meme genre et de raemes dimensions: cadres d'oves et d'astra- 
gales, entourant une double couronne de rayons ; seules, les pointes du rang 
inferieur sont visibles entre celles de la rangee de dessus. 

Le Mus^e poss^de d^jä trois totes analogues, mais de dimensions et de 
pierres differentes: i ' ApoUon nimb^. salle des marbres, 201 ; Bursian, p. 36; 
pl. X ; Dunanl. Guide, p. !6; pl. H, 1. — 3 Jupiter Ammon; Bursian, p. 40, 
pl. XlII; Dunant, p. 13; pl. II, 5. Hauteur: 0*^45. — 3" Dieu cornu et barbu 
d*' ^tage, n"2i4, marbre blanc). Bursian. p. 36; pl. X. 2; Dunant, pl. 32; 
pl. il, 2. Hauteur; o"'26. 

Le cadre du Jupiter Amnion orire beaucoup de ressemblance avcc ceux 
trouv^s ä la Orange du Dirne. 

Angle de frise (n ■ 4368 fig. 71). Longueur, face: ©""gö; petit cötö ; o'"5i). 
Comme c*esx frequemment le cas, l'architrave ihauteur: o"'33i est taillö dans 
le möme bloc que la frise (hauteur: o"' 46). Selon l'habitude aussi, l'architrave 
est divisä en trois parties inegales par deux cordons de perles. La frise, 
separte de l'architrave par des rais de cceur et faisant sur celui ci une legere 
saillie, est ornee de rinceaux et de feuilles tout ä fait semblables ä celles qui 



') S- Reinnch, Reptrtoirt. de la staiuatre, t II, p. 35. 



3o3 

garnissent les bords du grand m^daillon d^crlt ci-dessus. Ces ornements v^g^ 
taux sont d'un effet charmant ; on se plait ä y retrouver une lointaine sur- 
vivance de ces exquis rinceaux de la belle epoque romaine, tels que ceux de 
/'Ära Paa's d'Auguste. qui ont inspire, ä travers tant de sifecles, tant de 
däcorateurs. 



Döcouvertes au Mus^e. 



La döcouverte de ces pi6ces d'architecture, tout particuli&rement des 
fragments de comiches, devait avoir des consequences inattendues. 

Alors que ces blocs de calcaire elaient encore dans les tranch6es, ä 
moiti^ enfouis et recouverts de boue, je lus frappe, d^ le premier coup d'oeil, 
de leur ressemblance extraordinaire avec des morceaux conserv^s au Musöc. 
Je veux parier des quatre fragments de corniche, dont Tun iormant pifece 
d'angle ilongs de o"'72, ©"'73, i'"i3, o"'87. ensemble 3"" 45) qui se trouvent 
au rez-de-chauss^e du Musee, paroi du cöle de lamphitheätre, plac^s sur le sol, 
mais ä rebours, le larmier tourne en haut et la cymaise en bas. Bursian, p. 30; 
pl. V, 2; Dunant, paroi B, p. 11 ; pl. II, 4; Martin, BuUeiin P. A., n" IV, p. 8.) 
Ces imposants morceaux existent au Musee d^s sa fondation (vers 1830} et figiirent 
dans les inventaires avec la mcntion „provenance inconnue". Un examen attentif 
me prouva qu*il ne s'agit pas seulement de ressemblance, mais d'une parfaite 
identit^. La pierre est le m6me calcaire jaunätre du Jura; les diraensions, 
Tornementation , absolument pareilles jusque dans les plus pelits details. 
Autrement dit, les corniches du Musee proviennent du bAtiment m^mc que 
nos fouilles venaient de r^veler {fig. 69). 

11 est visible que les corniches du Musee, mises en lieu sCir depuis plus 
d'un sifecie et demi, sont en meilleur etat que Celles qui viennent de sortir 
du sol. La feuille d'acanthe qui termine la face des modillons y est bien 
mieux conserv^e. On remarquera que dans un des soffites la rosacc centrale 
n'est qu'amorcee par les trous faits ä la vrille; le sculpteur a oublie de terminer 
Äon omement. Heureux oubli, puisqu'il nous permet de toucher du doigt la 
manitre de proceder de l'ouvrier d'AventicumI 

Mon attention ^tant mise en £veil, je trouvai sans trop de peine au 
Musee encore d'autres fragments dont rorigine est C'videmment la merac. 
D'abord, au-dessus de ces grandes corniches, un morceau qui parait avoir 
fait parlie de {difrise (n** 173; hauteur: 58 cm, largeur: 60 cm), orne d'enroule- 
ments de feuilles et de fleurs. Puis, dans le tas de marbres qui occupe le 
centre de la mßme salle, deux fragments de cadres drcuiatres tout ä fait 
pareils ä celui qui entoure l'^norme töte sous le hangar; Tun, roesurant 42 cm, 
porte des oves et des astragales; la cassure suit la ligne circulairc. Lautre 
(n" 175» fig. 70; hauteur: 56 cm; largeur: 90 cm) formait l'angle d'un cadrc 
de ra^me genre, compose cgalenient d'oves et d'astragales, puis d'une cou- 
ronne de feuilles (vigne? acanthe?), Dans les ccoin^ons on voit de grandes 



feuilles stylisees. II ne peut pas y avoir de doute: tous ces debris d'un seul 
et m^me edifice proviennent du temple de la Orange du Dirne. 



Travaux bemois. 

Mais comment ces morceaux sont-ils entr^s au Musee? On peut repondre 
ä cette question ä coup sür. je crois, en tout cas sans se lancer dans des 
hypothfeses trop hasardees. 

Le tracö actuel de la chauss^e qui sort d'Avenches pour mener ä Morat 
et de lä ä Berne ne daie que du rtiilicu du dixhuiti^me sifecle. Jusqu'alors 
la grande route Payerne-Morai longeait, ä plal, le pied SE de la colline et 
rejoignait le trac6 aciuel un peu au NE de Ja Orange du Dirne: „la ville etait 
reli^e ä cette route par le chemin qui, de la porte de Berne, descendail en 
Saint-Etiennc." '} En 1750 et 1751 LL. EE. firent construire un chemin direcl 
de la porte de Berne ä la Orange du Dime. Pour cela on abattit ce qui sub- 
sistait encore de contreforts au S et au SE de Tamphith^atre ; puis, Iraversant 
le Rafour, le nouveau chemin arrivait ä I'extr^mitö SE des terrains appelesj 
Derri^re la Tour; lä, le sol aait maröcageux et il fallut fonder solidement 
la route. En creusant, les ouvriers renconlrerent n^cessairemcnt les restcs de 
I'cdifice que nos fouilles ont retrouv^ en 1905— 1906; les murs de fondaiion 
ne les gönant nullement, ils se bornerent ä les recouvrir, mais mirent de 
cöte les debris d'architecture : comiches, pierres sculpt^es, etc. Ces morceaux 
furent deposes on ne sait oü et formerent le premier noyau du Musee lors 
de sa fondation entre 1825 et 1830. Peut-^tre les papiers du premier conser- 
vateur, M. de Dompierre, donneraient-ils quelques renseignements quant ä 
l'emplacement oü il retrouva ces gros biocs, si curieusemenl sculptt^s et fouilles. 

L'^tablissement de la route en 1751 avait nöcessitö des travaux consi- 
d^rables; il avait fallu dt^molir et creuser, combler et niveler; le sol de toute 
la r^-gion avait ete bouleversd sur une vasie ^tendue. Ce n'est pas etonnant 
si ä cette occasion bon nombre de restes antiques, hypocaustes, mosaXques, irag- 
ments d'architecture etc , furent mis au jour. Ce n'est pas etonnant non plus 
si les magistrats bernois s'occup^rent de ces d^couvertes. Dans son memoire 
intitule Die aiten Bertter und die römischen Altertümer *), qui est tout plein 
de faits (ort interessanls, M. le professeur H. Dübi a raconte (p. 34 et suiv.; 
p, 37, les documents originauxt les deltberations que lint le Conseil pour 
assurer la conservation de ces objets, attendu que -diese decouverte attention 
meritiere" (textuel), Ce qui int^ressait le plus LL. EE., bien plus que les pierres 
scuipt<5es, c'est le «pave ä la mosalique" trouve Derriere la Tour. Cette mosaique, 

M Eug. Secretan. AventicutH, a<^ t<^., p 49; Maxime Reymond, Pages aventicittiHäs, p. 33. 
Voir la gravure de Mehan. 

*) ßcm, 1888. M. Dübi a conciiiuc ces ^tudes dans un second memoire qui porte le 
liü"c StuäuH zur Ge^chichtt der r6f4nschtM AiUrtümtr in der Schweiz. Bern, 1891 



üb^dl 



305 

dont le panneau central representait Bacchus et Ariane, avait d6jä Ate 
vu en 1708, mais eile ne fut completement deblay^e qu*en 1751 et 
dessinöe par le g^om^tre Fornerod. D'apres les Manuaux de la Cham- 
bre des Bannerets '), une commission, composee du „Heimlicher" Steiger, 
de P'red^ric de Mtllinen et du professeur Altmann, proposa Tachat du 
champ oü se trouvait celte mosaVque; les Bannereis et le Welschseckel- 
meister appuyerent cette proposition aupr^s du Conseil, en falsant re- 
marquer que les decombres que renfermait tout le parchet pourraient 
servir ä am^liorer le sol mar^cageux d'une prairie appartcnant au Chäteau 
d'Avenches, et que les nombreux cailloux pourraient etre utilement employes 
ä empierrer le nouveau chemin, ce qui serait une sensible economie pour 
LL. EE. Les bannerets recommandaient en outre, corame „absolument neces- 
saire", la construction d'une maison pour abriter la mosalque^ pour y loger 
un gardien et pour y creer une „chambre ä pari" qui servirait ä conserver 
les „curiosen pifeces" qu*on pourrait encore trouver si LL. EE. se decidaient 
ä continuer les fouilles, puisqu'on avait toutes les chances de trouver encore 
des „choses admirables". Malheureuseniejit, pour motifs d'economje, le Con- 
seil n'accepta pas dans son ensemble la sage proposition des Bannerets. Le 
champ fut bien achetö, un „engard" construit pour proteger la mosaique, 
sous la surveillance de Schmid de Rossans; mais il n'y eut ni gardien, ni 
mus^e. Ritter, qui s'int^ressait ä ce projet, eut beaucoup de peine ä se con- 
soler de le voir tomber dans I'eau.*) Quant au „grand pave", il lut peu ä peu 
dötruit par les visiteurs et les collectionneurs et acheve par la cavalerie fran- 
^aise en 1798.') 

Le temple. 

II est temps de revenir ä notre edifice de la Orange du Dirne. La dis- 
position qui comporte une rc/Za de plan carrc dans une enceinte egalement 
carree est propre, avons-nous vu, aux temples gaulois de r<>poque romaine. 

Les templcs construits sur ce plan sont loin d'^tre rares, mais ils n'ont 
pas encore fait l'objet d'une etude d'enserable, quoique ayant attire ä plusieurs 
reprises l'attention des archeologues. Dejä M. de Caumont ') en signale un 
certain nombre, tout en faisant des reserves et en se demandant si ces 
edifices etaient rdelleraent des temples. Le premier qui ait reconnu dans ce 
plan carr^ „la forme lyt>ique* pour cerlaines regions est Hettner, directeur 
du Mu-see de Treves, dans une magistrale eiude sur les temples des environs 
de cette ville.*) E. aus'm Weerth *) en a signale plusieurs (au moins six) dans 



') Venntrkammcr. — Archivca de Lausanne. 

■) Ritter, RfcMt'l d'fmtiquitts, p. 33. 

*) fiursian, p.33; Dübi, p. 39; E. Secretan, AitHtittiM, p. 109. 

•) Abeciäairt ^archeoiogit, ^ edition, Caen 1870; p. 241. 

■) Wtsideuische Zeiischri/t, 1892. XI, Korr. Bhtt n' 33. 

') Bonner Jahrbücher 57 (1876), p. 56 sqq 



3o6 

TEifel, pr6s de la route qui reliait Augusta Treverorum ä la Colonia Agrippina. 
Le plus petit de tous est celui de Nietaltdorf, pr^s Saarlouis.*) En France 
il y en a un peu partout. C'est M. Camille Jullian qui a eu le m^ritei dans 
un articie röcent *), de reprendre Vid6e de Hettner, aprfes la mort de celui-ci, 
de la faire connaitre en pays de langue fran9aise, et de l'ötendre ä rensemble 
des Gaules. Le plus cel^bre de tous ces sanctuaires est celui qui couronne 
encore le sommet du Puy de Dome, un des lieux les plus saints de la terre 
gauloise, consacr^ ä Mercure Dumias. M. A. Nsef a pubüä, ü y a une douzaine 
d'ann^es dejä, le resultat de ses fouilles prfes d'Harfleur, oü il d^couvrit les 
restes d'un petit temple de forme pareille.®) II cite comme comparaison un 
double temple, retrouve ä Champigny-lfes-Langres *), de möme plan, et dont 
les dimensions se rapprochent sensiblement de celui d'Avenches. II y en a 
un, particuli^rement curieux, ä Halatte prfes Senüs.^) M. L^n de Vesly a 
explore toute une s6rie de cgs fana dans la foröt de Rouvray (Seine-införieure).') 
II y en a, nous ecrit M. Camille Jullian, chez les Pictons, chez les Eduens, 
chez les Völiocasses ; mais Textröme difficulte, pour ne pas dire l'impossibilitö, 
qu'il y a pour nous ä Lausanne ä se procurer les revues oü ont et^ publikes 
ces d^couvertes, ne nous permet pas encore une etude d'ensemble de ces 
temples gallo-romains^,) Notons cependant un temple pareil au Mont Beuvray 
prfes Autun, puis un autre pres Rueyres (Fribourg) decouvert par feu 
l'abbe Gremaud. Le temple presque entidrement detruit du Perruet, ä 
Avenches, que nous avons mentionne p. 294, etait aussi construit sur plan 
carre, d*apr6s les notes prises par M. Rosset, dont l'exactitude nous est connue; 
mais il etait de dimensions tout ä fait insolites, T^difice interieur mesurant 
environ 30 ä 31 m. Nous y reviendrons peut etre une autre fois. 

De la comparaison de ces divers sanctuaires, quoique la liste en soit 
bien incompl^te, il ressort dores et dejä, nous semble-t il, un certain nombre 
de faits. 

1. Ce plan comporte de nombreuses variantes quant aux dimensions et 
aux proportions entre les deux enceintes. Cependant les temples de petites 
dimensions sont de beaucoup les plus nombreux. Parfois l'enceinte ext^rieure 
fait defaut. 

2. Les temples de dimensions relativement consid(^rables devaient se 
composer de deux ddificts distincts; d'abord la cei/a, periptfere ou pseudo- 
periptere, ou simplement entouree de murs; puis l'enceinte, qui pouvait ttre 

■) H^estdeitische Zeitschrift XXII, Korr. Blatt n« 84. 

') "Revue des Etttdes anciettneK, Bordeaux 1906, livr. 4, p. 342. 

■) Societe havraise d'etttdes diverses, Le Havre, 1894. 

*) BiiUetin de la Soc. des antiquaires de France, 1892, p. ai6. 

') Congres archeol. de Frottee d Beauvais (1905), p. 362. 

•) Builetin archeologique, Paris 1902, 1903. — Bulletin de la societe Itbre ffemulaiion 
de la Seine inf., Rouen 1903. 

^) II nous sera permis de remercier ici M. le X>^ ßemoulli, de Bäle, de robligeance 
avec laquelle i) nous a t'acilite Tusage des richesses de la biblioth^que qu'il dinge. 



307 



une muraille orn^e de colonnes engag^es, ou formant portique avec une 
rangle Interieure de colonnes libres, ou siraple colonnade. 

3. Dans les petits teraples la celta et i'enceinte (colonnade) extörieure 
devaient etre sous le mtme toit. Parfois ces minuscules sanctuaires peuvent 
se comparer aux chapelles placees le long des routes et qui ne sont gutre 
que des niches ma^onnees destinees ä abriter une image sacree, ä moins 
qu'elles ne soient pri^cedees d'un porche qui invite le passant ä quelques 
minutes de recueillement ou stmplement de repos. Ainsi le stemple* ^sii 
venia verbo fi de Mercure et Rosmerta, ä Nietaltdorf, qui mesurait 2"" 20 X 2*" 30, 
cn oeuvre i'" X i^'io! 

4. Souvent ces temples sont groupes par deux, parfois m^me par trois ; 
souvent aussi ils sont flanques d'autres edifices, magasins ou habitations des 
gardiens ou des prötres ; generalement on retrouve encore, ä des distances 
variables, une muraille exterieure qui isolait tout le territoire sacr6, parfois 
de vasle (^tendue. 

5. Les divinites auxquelles sont consacröes ces temples gallo-romains 
varient infiniment. M. Löon de Vesly emet riiypothöse que les fana de la 
forfit de Rouvray <5taient tous dedies ä une sorte de Diane ccitique, dt^esse 
des bois et de la chasse. Celui du Puy de Dome etait consacre ä Mercure 
Dumias, celui de Nieialtdorf ä Mercure et ä sa paredre Rosmerta; ceux de 
l'Eifel ä Mercure, ä Minerve, ä Diane, ä ApoUon, au dieu Caprio, ä la Dea 
Calva, peut-ötre aussi ä Jupiter O. M. et ä Junon Regina. On remarquera 
la preponderance de Mercure. 

6. L'orientation de ces temples n'est pas toujours la möme. 

II serait bien desirable que ces temples gallororaains fissent l'objet d'une 
^tude complete et apprufondie, car ils sont d'un grand inter^t archeologique, 
et pour l'etude de Thistoire des religions, et pour ceile de l'architecture. 

Examinons maintenant de plus prös notre saccUum de la .^Grange du 
Dinie" et cherchons ä nous representer quel aspect il pouvait offrir. Et, tout 
d'abord, soulignons l'etrange Hasard qui a voulu que le premier temple düment 
relev6 ä Avenches ne soit qu'une humble chapelle celtique et non un sanc- 
tuaire pompeux, c^ldbrant (e triomphe des divinites conquerantes de la Rome 
etemelle (Planche XX)',K 

Les fondations des murs de la cella, qui forment un carr6 de 8 x9m. 
n'ont pas möme un mfctre d'epaisseur (o'"9o). Cette base ^troite ne pouvait 
naiurelleraent pas recevoir ä la fois un mur et des colonnes d^gag^es, for- 
mant p^ristyle. On n'en a d'ailleurs pas constate la moindre trace. En 
revanche, il s'est trouvö dans les fouilles bon nombre de colonnes engagees, 
ce qui permet d'adraettre que le sanctuaire etait pmt-etre ce que les archi- 
tectes anciens appelaient un pscudopöriptörc. Attenant ä l'angle SE on voit 
un gros raassif de mat^onnerie, faisant saillie, et que nous ne pouvons gutre 
nous expliquer que comme fondation d'une sorte d'ante» ä moins qu'il n'ait 

*) Ce plan a txt etabli dans le bureau de Tarchitecte M. Th. van Muydcn, par süm 
dessinaieur. M. G. Trivelli, d'aprts les croquis de M. Rosset. 



3o8 

Supporte une statue (?), un tröpied ou quelque chose d'analogue. Le pendant, 
ä l'angle SO, fait döfaut. Serait-ce peut-ötre ä cette „ante" qu'appartenait 
le pilastre d'angle, de forme bizarre, cannele sur trois faces, qua nous avons 
Signale sur la terrasse du Mus^e ? C'est une simple question que nous hasar- 
dons, Sans autrement insister. 

Le traditionnalisme des architectes romains qui, sans toutefois s'en faire 
une norme absolument mathematique, ne changeaient pas volontiers les pro- 
portions admises pour les ditft^rentes parties d'un temple, nous permet de 
reconstituer ä peu prös les dimensions de notre sacellutn. 

La rfegle dans le style corinthien-romain 6tait que Tentablement (archi- 
trave, frise, corniche) avait le quart de la hauteur totale de la colonne, y 
compris ia base et le chapiteau Nous avons vu que les seules pifeces com- 
plfetes de notre edifice, par consequent les seules que nous puissions prendre 
comme base de notre calcul, Tarchitrave (©"'33), la frise (o''46), la corniche 
(o™4i) mesurent ensemble i"2o de hauteur. Par consequent les colonnes 
devaient avoir 4"'8o, soit un diamdtre inferieur d*environ o'°48, ce qui corre- 
spond assez exactement aux fragments de colonnes engagees que nous avons 
retrouves. 

D'autre part nous savons que I'architrave mesurait en göneral 1,4 ou 
1,5 fois le demi-diametre inferieur. ') En multipliant 24 cm par 1,4 nous ob- 
tenons 33,6 cm; or notre architrave mesure 33 cm. La corniche") comptait 
i'^/s ä 2';^ demi-diam^tres de colonne; en multipliant 24 cm par iVa, nous 
obtenons 40 cm, et notre corniche, avons-nous vu, a 41 cm de hauteur. Ainsi 
nous pouvons affirraer la justesse approximative des chiffres que nous avons 
avanc6s. 

Le fronton est la partle du temple romanocorinthien pour laquelle les 
proportions sont le moins rigoureusement etablies. Entre des temples ä 
Taspect grele. parce que le fronton est trop haut, et ceux qui ont Tair 6crase 
par leur tympan, nojs avons de la marge. Si nous supposons que le nOtre 
avait une hauteur de ©'"öo ä i m, nous restons, croyons-nous, dans de sages 
iimites. Sans compter les marches qui peut-etre precedaient le sanctuaire, 
celui-ci aurait donc eu une hauteur totale de ö'^öo ä 7 m, ce qui s'accorde 
avec les cötes de 8 et de 9 m^tres. Dejä les dimensions de Tacrotfere, trouv^ 
au debut des fouilles, et mesurant ä peine i m, nous avaient annonc^ que 
nous dtions en pr^sence o'un petit saceiium, puisque, d'aprfes Vitruve '), les 
acrot^res d'angle dnjvent avoir la mfime hauteur que le maximum d'elevation 
du fronton. Les quatre angles devaient porter un acrot^re pareil. 



') Vitruve tiearchiiectura,\ll, 5, 60. Dyirm, Römische Archiieklur, p^^. Durm,l.I. p.400. 

■) Les soffites entre les modillons de notre temple sont larges d'environ o^" 10; ceux 
des corniches provenant des environs du Cigognier (sous le hangar et ä cöt6 de la marquise) 
mesurent o'"34 ä c^ss- Cela suppose donc des temples 3 ou 3';9 fois plus grands que notre 
modeste chapelle. 

') De archUecttira, III, 4, 8a. 



309 



On peut hdsiter quant ä la place ä assigner, dans notre temple ainsi 
reconstituö, aux gros medaillons sculptes. On se souvient qur! en reste les 
traces d*au moins trois. S'il n'y en avait eu que deux, nous pourrions sup. 
poser qu'Us servaient d'acrot^res couronnant le faite des frontons, d'autant 
plus que les anciens attribuaient ä ces t^tes des fonctions proteclrices, des 
vertus d'amulette contre le mauvais oeil et autres disgräces. II est plus pro- 
bable que les acrot^res de faite Ktaient aussi en bronze dor^. formant palme 
compifete, et naturellement de dimensions plus considdrables (d*';8) que ceux 
des angles. Les medaillons peuvent avoir cte encastres, ä une bonne hauteur, 
dans la muraille des deux cötös des portes, s'il y en avait une sur chacune 
des fa^ades. 11 peuvent aussi, et c'est ce qui nous parait le plus probable, 
vu la place oü fut trouvee la grosse töte d.Acheloüs, avoir scrvi d'acrotferes 
ornant les angles de l'enceinte exterieure. 

Quant aux tympans, ils dtaient peut-etre ornös de ^roupes de statues 
en pierre plus fine et plus claire que le reste de l'ödifice, et c'est lä qu*il 
faudrait placer les pauvres restes (torses et t^te) que nous avons mentionnes 
p. 299. (N^'^ 4415 ä 4417.) 

L'entree du sanctuaire doit avoir €it du cötö du midi ; eile semble avoir 
6t6 pr^cedee d'un portique, — ou colonnade, — allant rejoindre l'enceinte 
exterieure. C'est ainsi que s'expliqueratt la raa^onnerie retrouvce sous la 
route et penetrant sous la Orange du Dirne. 

Le parvis, peu spacieux d'ailleurs, qui s'ötendait entre Fenceinte ex- 
lärieure et le temple proprement dit, servait ä abriter les fid^les qui ne pou- 
vaient pas penetrer dans le sanctuaire. II s'y trouvait probablement aussi 
des autels et des emplacements sp^ciaux destinds ä recevoir les ex-voto, 
C'est ce qu'indiquent les analogies. 

Dans les templcs de Champigny-I^s-Langres, Tenceinte exterieure formait 
colonnade. 11 sc peut qu'il en ait ete de raöme ä Avenches. II se peut aussi 
qu'ä cctte sortc de portique aient appartenu les nombreux fragments de co- 
lonnes que possfede le Muscc dcpuis longtcmps, de m^me calcaire que les 
trouvailles röcentes, pr^scntant le m6me type de cannclures, mais d'un calibre 
sensiblement plus (ort, cadrant avec l'^paisseur des raurs (i"'20 et 2'"io). 
Mais tout ceci est du domaine de l'hypothtse. 

Tous les fragments d'architecture qui nous restent de ce temple prou- 
vent, — et ceci n'est plus de Thypothese, — qu'il date d'une ^poque assez 
tardive. Que Ton compare nos corniches avec Celles qui ont dtö sorties du 
sol pr^s du Cigognier et Ton s'en convaincra ais^ment. Style, travail, toul 
fait croire que notre sacelium gallo-romain ne doit pas 6trc anterieur au 
rtgne de Septime Severe, soit au commencement du iroisidme si6cle de notre 
fcre, alors que les grands temples du Forum sont certainement encore du 
premier si^cle. 

Divinit^ du temple. 

II nous reste maintenant ä examiner une dcrnlöre question: ä quelle 
divinitö ce sacelhmt a-t-il et6 consacre? 



310 

Mais lä nous rentrons de nouveau dans le domaine des suppositions. 
M. Naef, archeologue cantonal, nous exprimait lidöe que ce serait peut-ötre 
le sanctuaire de la döesse Aventia. C'est en effet 1a preraifere id^e qui vient 
ä l'esprit. Le culte de cette d^esse est attest6 par plusieurs inscriptions ') pro- 
venant d*Avenches, mais sans qu on sache exactement ä quelle place elles 
ont et^ trouv^es. Bon nombre de villes gauloises portaient le nom de leur 
divinite protectrice^), ainsi Nemausus (Nimes), Divona (Cahors), Vesunna 
(Perigueux)j et cette divinite etait Celle de la source principale qui alimentait 
la cit6. La source sacr^e qui portait le nom d'Aventia aurait-elle 616 celie 
qui, amenöe du Bois de Chätel, est recueillie sous Donatyre, au Buderou, 
et dont l'eau passe en effet assez prfes de la Orange du Dirne? C'est pos- 
sible, bien qu'on puisse objecter ä cette hypoth^se que la principale d^esse 
locale aurait du, dans ce cas, se contenter d'un bien modeste sanctuaire. 

Du moment que le champ est ouvert aux conjectures, nous sera-t-il 
perrais d'en emettre une autre? 

A quelques pas de nos fouilles, sur la propri^tö de M. Delessert, on 
a trouv6 le joli petit autel dont parle M. Wavre dans VAnzeigert iqo6, 
p. 276, et dans le Bulletin IX Pro Aventico et qui porte Tinscription Deo 
Mercur \ Cisso. L. C. I Patern \ ex, voto. Cissonius, dit-on genöralenient, 
est un surnom du Mercure gaulois. II serait plus exact de dire que Cissonius 
est un de ces nombreux dieux gaulois qui, sous l'etnpire, ont 6\.6 peu ä peu 
assimil^s ä un dieu romain^J. Serait-ce Mercurius Cissonius qui aurait ^te la 
divinite adoree dans notre temple? On objectera, non sans raison, que la 
place QU fut trouv^ l'autel n'est pas attenante au temple. A quoi nous re- 
pondrons en citant encore l'exemple du temple du Puy-de-Dörae qui montre, 
une fois de plus, qu'autour du sanctuaire principal se groupaient des sanctuaires 
secondaires, consacres ä la m€me divinite. 

Le minuscule autel offert par Paternus au dieu Cissonius 6tait entoure 
d'une quanlit^ Enorme de poteries, godets, petits flacons ä deux anses, qui 
ont ceci de particulier que le goulot n'en est pas perfore et que par cons^ 
quent la fiole ne pouvait servir ä rien du tout: vrais „objets votifs" et non 

') Mommsen, I. H. 154, 155, 156 -= C. I. L. XIII. 5071 ä 5074. 

■) Camille Jullian, Galiia, p. 209. 

') Ch. Renel: Les religions de la Gaule «Paris, 1906), dit qu'une vingtaine .de petits 
dieux celtiques" ont iXt absorb^s dans le culte de Mercure, mais il ne cite pas Cissonius 
G. Dottin, Manuel de Vantiquite celtique (Paris, 1906) 6numfere dix-neuf surnoms de Mercure, 
entre autres Cissonius; Holder, Altceltiscker Sprachschatz, L I, c. 1033, ** '^^^ aussi, de möme 
Röscher, Lexikon der Mythologie I, 1^900, de meme Pauly-Wissowa ; R. E., III, c. 3591 mais 
personne n'a encore expliqu^ le sens de ce surnom. Aurait-il quelque rapport avec le bouc, 
ou le bölier si souvent associ^ ä Mercure? Aux celtisants de se prononcer. Le nom de 
Cissonius se rencontre assez fröquemment comme gentilicmm, Comme surnom de Mer- 
cure, il s'est trouvö jusqu'ici exclusivement dans la Gaule Orientale et en Germanie des 
deux cöt6s du Rhln. Aux inscriptions citees dans j^ Anzeiger'* il faut ajouter celle C. \. L 
XIII. 3659 iTreves) et celle de Miltenberg sur le Main, ä moins qu*au lieu de CIsso NIO 
il ne faille Hre ClmbriANO Brambach n" 1739; Pauly-Wissowa 1. c. 



3" 

destin^s ä Yusage röeL C'est aussi un Paternus qui ofFre en ex-voio ä Cisonius 
(sie) (on remarquera l'absence du nora de Mercure) l'autel trouv^ ä Rupperts- 
berg, dans le Palatinat, aujourd'hui au Mus6e de Spire, C. I. L. XIII, 2, i, 
n" 61 19. Or, il existe un tabricant de poteries du nom de Paternus, connu 
d'un bout des Gaules k Tautre; ses produits se rencontrent des P^Tdrw^es aux 
bouches du Rhin; en Suisse on en a recueilli ä l'Enge prfes Berne et ä Äugst 
(C. I. L. X1II,3. I, looio, n" 1508; 10002, n" 394; 10006, n" 66) Le c^ra- 
miste, reconnaissant envers le dieu du commerce qui aurait prot^ge sa fragile 
marchandise, serait-il le donateur de Taute! trouve pr^s du temple du dieu 
ä Avenches, ainsi que de celui du Palatinat? Disons seulemcnt que c'est 
possible, et rien de plus, et quittons definitivement ce domaine dangereux 
de l'hypothese; il est trop voisin de celui de la fantaisie. Mais constatons 
combien les cultes gaulois avaient d'adherents k Aventicum : la deesse Aventia, 
Cissonius, sans oublier les niysterieux Lugoves, Ledifice consacre ä ces 
derniers devait etre infiniment plus grand et plus brillant que notre modeste 
saceilum; le seul chapiteau subsistant Tatteste suffisamment. 

Saint-Symphorien. 

Nous revenons maintenant ä notre point de döpart. C'^tait, on s'en 
souvient, le desir de rccherchcr les traces de la chapclle de Saint-Symphorien, 
fondöe par Tevöque Marius vers la fin du sixidme sifecle. Les fouilles ont- 
elles donnö quelque r^sultat ä ce sujet? Nous croyons pouvoir repondre 
afflrmativement. 

D'abord on a rencontre sur le cöt6 N du mur d'enceinle une quantit^ 
considdrabie d'ossements humains, „les uns ptle-möle comme dans un terrain 
ddjä bouleversä, d'autres dans la position naturelle d'inhumation, mais entre 
les döbris du mur romain demoli," ce qui prouve qu'ils ont 6t6 apportes lä 
aprös la destruction du mur. Puis, de l'autre c6t6 de la route, sur la pro- 
priete Ryser, on a constat^ des s^pultures, „m^me deux l'une au-dessus de 
lautre, ä 30 cm. d'intervalle." Ces faits importants ont ötc soigneusement 
consignes par notre surveillant, M. Rosset. Un sarcophage avait d^jä 6le trouvö 
ä cette place et transporte au Musee (fouilles de 1894 et 1900). Comme au 
moyen äge on ne creait de cimeti^res que dans le voisinage immediat des 
lieux saints, la conclusion s'impose qu'il y avait lä un sanctuaire, quand m£me 
cn n'en voil plus rien. On sait que. longtemps encore aprfes la vicioire de- 
finitive du christianisme, en avait l'habitude de construire les eglises et les 
chapelles sur les ruines des temples palens. A la place d'un sacelltftn con- 
sacrä ä une divinit(5 gautoise, Marius aurait donc örig6 une chapelle en 
Thonneur d'un martyr particulierement r^v^r^ dans les Gaules et conduit au 
supplice dans cette ville d'Autun d'oü lui-mt^me 6tait originaire. 

Un tout petit detail nous confirme encore dans l'idöe que. sur les ruines 
et avec les mat^riaux mOmes du temple paTen, fiic constniit un nouveau 
sanctuaire. 



312 



Le fragmenl de frise que nous avons decrit (p. 301, fig. 71) oflfre ä beaucoup 
de places des restes de badigeon de couleur bleue, et cela non seulemenl 
dans les fonds, mais aussi sur les parties saillantes des rinceaux. Une poly- 
chromie de ce genre serait dejä surprenante dans un edifice de lepoque 
romaine, oü les effeis de couleur etaient obtenus genäralement par des mar- 
bres multicolores ; on a vu du reste que des debris de marbre et de porph^re 
rouge avaient ete trouves dans les fouillcs. Surtout, on ne comprend pas 
pourquoi le d^corateur rornain aurait enfoui son travail si soign^ sous une 
couche monotone de couleur, oblit^rant ainsi les (ins d^tails de sa sculpturc. 
En revanche, ce badigeon uniforme s'explique si Ton admet que l'architecte 
de Marius a employe pour sa construction les dt^bris du temple paien. en 
faisant disparaitre tout ornement qui pouvait rappeler les anciennes croyances. 
Le badigeon moralisateur n'est pas, comme on l'entend si souvent dire chez 
nous, d'invention bernoise. L'Eglise triomphante et les rausulmans Tont prati- 
que avec une ^gale ferveur, longtemps avant LL. EE. Les miettes de sluc 
bleu qui restent encore ne seraient pas ii elles seules, cela va sans dire, une 
preuve de l'existence d'une chapelle, mais elies viennent corroborer les indi- 
cations donnees par la decouverte du sarcophage et des ossements. 

Si inaintenant on demande pourquoi il reste si peu et du saceilum 
gallo-romain et de la chapelle chr^lienne, la reponse ne se fera pas attendre 
longtemps. D'abord, tout le monde le sait, nous nous trouvons ä Avenches 
partout en presence d'une destruction effroyablement systematique. Puls il 
ne faut pas oublier qu'ä deux pas de la Grange du Dirne se trouve le Rafour. 
c'est-a-dire le four ä chaux. Cetait lä l'antre du Moloch qui a, pendant des 
sifecles, englouti toute pierre qu'il dtait possible ö't4f>iiser une dernitre fois. 



ROMISCHER KALKBRENNOFEN - 

flurcEDCCKT «urotR 
UNTERN KLOSURZCLC ZU ßKUGC ^t^^- 











AaselKcr iu h:I)wcu. Ahenanikund«, tgo7, 4. Hcit. 



Römischer Kalkbrennofen bei Brugg. 
Von A. Geßner. 

(Tafel XXII.) 



Im Laufe des Jahres 1906 wurden in der Nähe des Bahnhofs Brugg, 
an der nördlichen Böschung der Klosterszelg beim Abbau einer Kiesgrube 
die Überreste eines römischen Kalkofens abgedeckt. Üa die Krhaltung des 
Objekts an Ort und Stelle so wenig wie der Transport und die Aufstellung 
an einem andern Orte möglich war, mußte man sich begnügen, den inte- 
ressanten Fund durch genaue Aufnahmen zu fixieren. Der Verein Schweize- 
rischer Zement-, Kalk- und Gypsfabrikanten hat die in der Beilage reprodu- 
zierten Pläne und ein Gypsmodell durch das Gewerbemuseum in Aarau 
herstellen lassen; das Modell befindet sich im Museum in Königsfelden. 

Erhalten war ungefähr die Hälfte des kreisrunden Bauwerkes. Die 
bauchig ausladenden Wände des an die Böschung gelehnten Ofens bestanden 
aus Ziegeln und waren in der Art des sog. opus reticulatum oder spicatum 
hergestellt, wobei die Backsteine auf die Kante gestellt in ährenartiger An- 
ordnung senkrecht aufeinander stehen. Auf einzelnen Ziegeln fanden sich 
Stempel von dem bekannten Typus L. XXI. S. C VI. Der Boden des Ofens 
sowie das Schürloch bestanden aus Bruchsleinen; die Überwölbung des nach 
Nord orientierten Schürlochs war nicht mehr vorhanden. Der Durchmesser 
des Ofens beträgt ca. 3 m ; die ursprüngliche Höhe mag ungefähr 4 m be- 
tragen haben. 

Über an andern Orten gefundene Kalköfen vgl. Limesblatt 1893 Nr. 4 
p. 115, wo zwei ovale und zwei runde Öfen im und beim Kastell Osterburken 
erwähnt sind. Über Catos Vorschriften zur Erbauung von Kalköfen vgl. 
Blümner, Technologie Bd. 111. p. 103. 




Die Kreuzigung im Landesmuseum, wahrscheinlich ein 
Gemälde des Meisters D S. 

von 
Hans Koegler. 

(Tafel XXIII und XXIV). 



Das Bild, welches ich hier als Werk des Meisters D S ') zu begründen 
versuchen will, hängt jetzt in der Ratsstube aus Mellingen im Landesmuseum 
in Zürich; es trägt keine Künstlerbezeichnung und ist meines Wissens in 
der Literatur noch nirgends erwähnt worden. In das Landesmuseum kam das 
Gemälde aus dem Besitz der antiquarischen Gesellschaft in Zürich ; in den 
Inventaren der Kunstkammer, die ehemals zur Stadtbibliothek in Zürich 
gehörte, wird dasselbe aber nicht erwähnt (Vergl. S, Vögeün im Neujahrs- 
blatt d. Stadtbibl. 1872 u. 1873): somit entbehrt das Bild leider jeglicher 
Ueberlieferung, woher es stamme, denn die Zugehörigkeit zu den Samm- 
lungen der antiquarischen Gesellschaft läßt keinen Schluß über die Provenienz 
zu, es wäre, wie mir Herr Professor Dr. J. R. Rahn freundlichst mitteilte, 
immerhin denkbar, daß es von auswärts erworben worden wäre. Im Katalog 
der Sammlungen der antiquarischen Gesellschaft, Ilf. Teil, Zürich 1890, wird 
die mehrfach zersprungene und auch sonst hart mitgenommene Tafel folgen- 
de^mal^en beschrieben : „Nr. 28. Mittelstück eines Altars, Anfang des 16. 
Jahrhunderts. Die Umrahmung ist Original, doch fehlt Ober dem gepreßten 
Goldgrund das geschnitzte Füllwerk, das unter dem Kielbogen den oberen 



") Die bis jetzt noch kleine Literatur findet man bei C. Dodgson in seiner zusammen- 
fassenden Studie über den Meister D S erwähnt, die im Jahrb. d. K. Preuß. Kunstsamml. 
1907 mit mehreren wichtigen Abbildungen erschienen ist. Außerdem vergleiche des Ver- 
fassers Notizen über Werke des Meisters D S in Nr. 19 der Kunstchronik 1906,1907 und 
in dem Aufsatz Ober Urs Graf im Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 1907. 

Die zum Vergleich mit dem Gemälde wichtigsten Holzschnitte des Meisters Hndet 
man an folgenden Orten abgebildet: Die Illustrationen des Büchleins de ßde concubinarum 
bei Muther, Bücherillustration der Gotik und Renaissance. — Die Illustrationen der Etterlin* 
Chronik, nämlich Tellschuß und sogenannter Eidgenossenbund in Lippmanns großem Werks 
Kupferstiche und Holzschnitte (VII. 37. 37 a) j den Tellschuß auch bei J. Zemp, die Schwei- 
zerischen Bilderchroniken. — Bei Dodgson die einzelnen Blätter des H. Kirchenvaters Am- 
brosius, der zwei Sterbebetten, des Pilgers (rechts abgeschnitten), des Kanonbildcs von 
1510 Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes und der Messe Gregors, — Bei 
Lippmann endlich die vier Hauptblättcr: Christus und Maria in Nischen (X. 41. 41a), die 
H. Anna scibdritt (VI. 33) und die große Kreuzigung aus der Sammlung Lanna (HI. 36). 
Auf diese Abbildungen sei ausdrücklich hingewiesen. 




MtisTEK D S, Kreuzigung i>£r Sammllnu La.nna. 

OriKiDAl|cT0rt<- 0,303 br. und o^3< h. |N«ch Lipimiaim.) 



Atudfcr fOr wtiwcu. AltrrUiin*kun«l«, 1907. 4. ticrt. 



Tafel XXUL 









^'^^^^^'^'^^^^r ''^ ^^^^^^^^^^^^^fc^ ^^^^B 




^ ^^^^^^^^^^H^^^B^^^^v;_^ ' ' ' ' ~ "^^^^IHH^^^^^^^^W^* ^^H 




£* ■■ .^ÄtS^^^^ 'P^^ ■ ' "" ^^^^.^W «..^^H 




1 ffJ^Kß'-^ 


^^ ,ai^J^>^;vV 






^nili^-miir-ii- '^«c^ 


SBÜR-.-- ^ 1 


1 




j*^ 




1 
1 
1 






1 /•'^ »^Vj. 


"A 




1 




1 wLm /ilETr^a^M 


*"'^ '■• ■ -3 


91 






■ 




' ■k'ViJw^U^HV'^i^iUS^^H ) 1 












y-^^^. 






»1 i*": *" a 






. ^^ 




^V ^ :5f' 1 






^^ ^«yfv 




1 ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^Ki^B^^k^0IC^^^H 




iiH^I^^HHI. 


. 


MEISTER D5, KKEU21(iÜNG CHKISTl ^^1 


SdiWcl» Laxtdcsmiueuin ^^^^| 


Aiuei|0 Akr KhwcU. Altert unMkundc, tW7. 4. HeA Tafcl XXIV ^^B 


ÜMHniHaniKI AHM ttktiB, «mM. I. K. Umh, «mm. ^^^^I 



3IS 



Abschluß machte. Das sorgfältig durchgeführte Gemälde stellt vor einer 
weiten Landschaft den Gekreuzigten zwischen den zwei Schachern dar, dem 
Longinus die Wunde beibringt. Im Vordergrund links die in Ohnmacht 
sinkende Maria, St. Johannes und die klagenden Frauen, gegenüber raufen 
sich die Kriegsknechte um den Mantel. Höhe i.38 m, Breite 0.93 m* (Taf.XXIV). 

Unsere Kenntnis des Meisters D S gründet allein auf einer beschränkten 
Zahl bezeichneter Holzschnitte, die aber so bedeutend und so persönlich sind, 
daß sich um diesen Kern ein Kreis anderer sicherer Arbeiten ziehen ließ ; 
aber alle sind nur in Holz geschnittene Strichzeichnungen, keine einzige ge- 
sicherte Studie von der Hand des Meisters, kein Gemälde, und was schwer 
ins Gewicht fällt, gar keine Ueberlieferung über seine Person unterstützen 
die Beurteilung seiner Leistungen. Und doch mag sich die Frage aufdrängen, 
wenn man sein Hauptblatt, die in Holz geschnittene Kreuzigung der Samm- 
lung Lanna (Tafel XXIII) betrachtet, ob solche Sicherheit der räumlichen Ver- 
tiefung, ob die ungekünstelte, frei verteilte aber ruhig wirkende Anordnung, 
ob schließlich diese überzeugend klare Zeichnung aller Einzelformen Ober- 
haupt ohne malerische Tätigkeit erreicht werden konnte, nur durch die zeich- 
nerische Uebung auf den relativ kleinen Papierftüchen. Da auch die graphische 
Tätigkeit des Meisters immerhin noch einen beschränkten Umfang hat, so ist 
die Umschau nach Zwischengliedern, an denen er jene Reife seiner Künstler- 
schatt erwarb, ein begründetes Bestreben. Schwierig wird der Versuch 
immer bleiben, die Zuweisung eines Gemäldes nur auf Grund von Holz- 
schnitten vorzunehmen, besonders wenn, wie hier, die leicht faßbaren und 
schlagend wirkenden Aehnlichkeiten ganzer Gruppen spärlich sind und fast 
alles auf vertrautes Empfinden für die Formgebung ankommt, für jene kleinen 
Unterschiede, die den künstlerischen Charakter ausmachen, denen der sprach- 
liche Ausdruck aber nur mit einer gewissen Uebertreibung des tatsächlich 
Geschauten beikommen kann. — 

Sehr wichtig ist es von vornherein, die vermutliche Entstehungszeit 
des Gemäldes zu erörtern. Wenn es gelingt, das Bild als Arbeit des Meisters 
D S wahrscheinlich za machen, so kann es im Werk desselben wohl kaum 
nach dem Jahr 1508 angesetzt werden, jedenfalls ersichtlich vor dem großen 
Holzschnitt der Kreuzigung, der seinerseits wohl um 1514 zu datieren sein 
wird. *) Was zur Zeit der jüngeren Generation, als ein Hans Baidung 

*) Um die Jahre 1509, 1510 und 151 1 drängen sich die wichtigen Titel- und Kanon- 
bilder, die der Meister for die MeßbQcher des Jacob WolfT von Pfortzheiin in Basel ent* 
warf. Die Drucklegungen der BDcher, sowie ihre Vorreden mit Erlässen der Bischöfe etc. 
sind datiert, woraus man ungefähr ersehen mag, daO der Dnick in dem für Missalien spenell 
eingerichteten Geschäft nicht lange dauern mochte, so daß man die Hntstehungszelt der 
zugehörigen Holzschnitte ungefähr mit der Drucklegung wird gleich setzen dQrfen. Die 
wichtigsten Blatter derart sind das Titelblatt des Missalc Herbipolcnse von 1509, das des 
Saltzeburgense von 1510 sowie dessen Kanonbild (abgeb. bei Dodgson) und der Titel des 
Brixener Missales von 1511. In diese Jahre gehört jedenfalls auch die bei Dodgson abge* 
bildete Messe Gregors. Vergleicht man die große Holzschnitt-Kreuzigung (Tfl. XXIII) mit 
diesen Blättern so wird größere Sicherheit des Aufb'etens und sorg&ltig fortgeführtes Zeichen* 



ST 



oder gar der- junge Holbein oder der Meister von Meßkirch blühten,* 
schon als ängstlich und unbeholfen gelten müßte, wird um diese wenigen 
Jahre früher anders zu werten sein, denn die oberdeutsche Malerei wird 
in jenen Jahren in ihrer Darstellung rasch beweglicher, ganz abgesehen 
von der koloristischen Entwicklung, an welcher der Maler der Züricher 
Kreuzigung noch nicht teilnimmt, der in Hinsicht der Farbe entschieden alter- 
tümlicher erscheint als etwa Hans Baidung. Ist das Bild in seiner koloris- 
tischen Gesamthaltung uninteressant, so stehen dem Maler doch zarte Farben 
für die Einzelausraalung zu Gebot, beispielsweise links bei der äußersten 
der klagenden Frauen, bei dem Kopf Christi oder des rechten Schachers^ 
Auffallend aber tut sich das Gemälde durch den zeichnerischen Teil der 
Pinselarbeit hervor; Köpfe und Hände sind von starker Ausdrucksfähigkeit, 
wobei das geistige und seelische Leben der Personen weniger absichtlich 
hervorgehoben wird, als etwa bei Hans Baidung, der mit mehr Temperament 
aber auch mit mehr Rücksicht auf Effekt schildert, wie man es einem weni- 

studium nicht zu verkennen sein; man vergleiche etwa die Maria der Kreuzigung mit jener 
des sonst mustergültigen Kanonbildes von 1510, der Fortsclirilt ist einleuchtend. Anderseits 
gehören die vier bei Lippmann abgebildeten Hauptblatter, Christus und Maria in Nischen» 
Anna selbdritt und eben die große Kreuzigung zeitlich gcwiö nahe zusammen. Für die 
Anna selbdritt ist ts mir aber gelimgen, Anhalte für die Drucklegung zu gewinnen, zugleich 
ein immerhin erwünschter Beleg, daß wenigstens eines der großen Einzelblütler auch aus 
einer Basler Presse hervorging, nämlich aus der des Pamphilus Gengenbach und kaum vor 
1514. Unter dem Holzschnitt stehen nSmlich 5 Druckzeilen, die mittlere davon ist Gengen- 
bachs Devise S. R. F., und vor den Zeilen ein kalligraphisches Initial D, die ganze Höhe ein- 
oehmend. Die Typen sind Gengenbachisch und kommen sonst in dessen mit Namen aber ohne 
Jahr bezeichnetem Druck vom „Regimert der Gesuniheit" vor, der nicht vor 1513 sein kann 
(Weiler Rep. 796)» sowie in dem Gengenbachschen Kalender, der vom Montag vor Matthic 
im I5i4ten Jahr datiert ist (W^eller Rep. 833), der zwar nicht ausdrücklich Gengenbachs 
Dnickcmamen, aber am Schluß dessen Devise S. R. F. enthalt. Im Kalender kommen alle 
Typen des Anna-Blattes vor, z. B alle drei Formen des großen M, ferner das kalligraphische 
Initial D , das zu einem Zieralphabet von fünf derartigen Buchstaben (A D J S W) gehört, 
das nur Gengenbach und nicht vor isis'ish führt. Nur die eigentümlich gequetschte Type 
des kleinen d aus den fftnf Zeilen kommt in den angefülirten Gengenbach Drucken, deren 
Exemplare in der Züricher Stadtbibliothek vorhanden sind, nicht vor. 

Auch ein in der Basler Kunstsammlung vorhandenes Blatt niil dem Pilgerholzschnitt 
ist nachweislich tn Basel gedruckt worden, denn die Type und die kleinen schwarzen 
BUttchen der Überschrift sind gleicli wie auf dem Holzschnitt mit der Fürliitte des Urs 
Graf (His 279), welches Blatt wegen der hinzugefügten Zierleisten auf die Druckerei des 
Henricpctri In Basel weist und nicht vor Ende der isao-er Jahre gedruckt sein kann, wohl 
noch einiges spater. Also war der Holzstock des Pilgers um diese Zeit im Besitz der- 
selben Basler Oftuin« die auch den Astronomen des D S besaß und 1535 zum Abdruck 
brachte. 

Bei dieser Gelegenheit sei auch das Werk des Meisters um einen kleinen Holzschnitt 
bereichert, dessen Stil zwar an Urs Graf grenzt, dem D S aber doch naher steht, besonders 
in der Landschaft; es ist ein Bad im Freien von drei Männern und zwei Frauen mit Musik 
und Trank, in der Furtcr-Schott Ausgabe der Margarita philosophica von Georg lieisch 
Basel 1508 erschienen (Exemplar in Basel, 0,092 breit und 0,07 hoch). In demselben Buch 
wird dann auch der nach einem Turmfenster visierende Ober Rücken gesehene Mann nach 
einer Skizze des D S sein (0,037 hr., 0,096 h.). 




72 Detail aus der Kreuzigung im Schweiz 
Lan d esm useu m. 



ger gebildeten Publikum gegenüber nötig hätte; auf der Züricher Kreuzigung 
herrscht mehr Zurückhaltung, die Natürlichkeit ist nicht weniger sprechend, 

aber der Realismus 
ist nobler, und dies 
letztere ist gerade die 
wichtigste Eigenschaft 
des Meisters D S, 
sonst bei den ober- 
deutschen Künstlern 
eine der seltenen, die 
darin meist keine rech- 
ten Nachfolger Schon- 
gau ers waren. 

Auf dem mit D 
S oder S D bezeich- 
neten großen Kreu- 
zigungsholzschnitt 
sieht man rechts weit 

herausgeschoben 
zwei Reiter dicht hin- 
tereinander halten, 
die samt ihren Pferden 
ziemlich im Profil nach links gerichtet sind, knapp hinter ihrem Rücken 
schneidet der Bildrand die Fortsetzung der Pferdekörper ab. Ein Reiter 
blickt ruhig auf den gekreuzigten König der Juden, der andere deutet, man 
könnte fast sagen sticht äußerst interessiert mit seinem Zeigefinger hinauf, 
es ist wohl der Centurio, der glaubige Hauptmann und einer von der 
jüdischen Obrigkeit, kaum einer der spottenden Juden. Diese Rolle fällt 
eher der zwergartigen Ungestalt mit dem Kinde zu, während hinten 
der langbehaarte Geselle zweifellos lästert und nach einer nie ganz ein- 
geschlafenen Tradition seinen Unflat scheints auf Maria Magdalena aus- 
leert. Die zwei Reiter nun kehren auf unserem Gemälde an gleicher Stelle 
in einer Weise wieder, die nicht Zufall ist, besonders da das Motiv der 
Reiter in seiner Beschränkung auf nur zwei Personen, die sich ausschließlich 
dem Heiland zuwenden und nicht etwa als kommandoführende Personen 
tätig sind, auf deutschen und niederländischen Kreuzigungsdarstellungen gar 
nicht so häufig ist ; so an den Rand geschoben und sonst übereinstimmend 
wie hier gelang mir überhaupt kein zweites Beispiel zu finden und kaum 
würde durch ein weiteres Beispiel die gegenseitige Abhängigkeit unserer 
Reitergruppen ernstlich in Zweilel gebracht werden.') Aber abgesehen von 

') Über Reiter auf Kreuzigungsbildern. In den allermeisten Falten ist eine grO&cre 
Anzahl Reiter, deren Pferde ganz zu sehen sind, hinter dem Kreuz Christi oder auf t'incr 
Seite desselben im Halbkreis versammelt, in letzterem Fall sind die Hauptfiguren vom 
meist gßsa oder teilweise über Rtlcken gesehen und zeigen, oft auch zum Nachbar ge- 



318 



der gleichen Verwendung tnneihalb der Komposition sind auch Tracht 
und Typen') der zwei verglichenen Reiterpaare (Abb. 72) sehr ähnlich; 
für den Reiter mit seinem Stoppelkinn ist wohl dasselbe Modell benutzt 
wie auf dem Holzschnitt für den zweiten Reiter und den stoppelbärtigen 
Knecht hinter dem Kreuz. Bei der Tatsache dieser Uebercinstimmungen 
bleibt nur zu erwägen, ob das Gemälde nicht den Holzschnitt kopiert. Es 
ist aber unwahrscheinlich, daii ein Maler, wenn er den Holzschnitt benützen 

wendet, zum Kreuz hinauf. Oft sind die am nächsten beim Kreuz Christi haltenden zwei 
Reiter als ein vornehm bärtiger und ein mehr orientalisch pfäffischer charakterisiert, es 
zeigt bald der eine, bald der andere, wie das auch zwischen unserem Bild und dem Holz* 
schnitt des D S gewechselt hat Als markante Beispiele kann man nennen: I Schule des 
Meister Wilhelm, Aldenhoven Kölner Malerschule Tfl. a6. — II. Meister des Marienlcbens, 
ebenda Tfl. 63. - 111. Meister der h. Sippe, ebenda Tfl. 70. — IV. Nachfolger des Lie* 
borner Meisters, Meisterwerke westdeutscher Malerei auf der DtJsscIdorfer Ausstellung 
Tfl. 34. — V. Meister des Marienlebens, ebenda Tfl 10. — VI. Schule von Tours 1485, 
Bouchot. L'cxposition des primiiifs Fran^ais Tfl. 6g. — VII, Memling, H Mcmling par 
Nieuwbam, Harlem, Tfl. 72. — VIII. Hans Pleydcnwurl, Thodc Malerschutc von Nnrnberg 
Seite 104. — IX. Cranach, Flechsig Tafelbilder von Cranach Tfl 27. — X. Conrad Laib, Jahr- 
buch der kunstliist. Sammlungen des Kaiserhauses, Wien 24. Jahrgang Tfl. 8. — XI. Kunst* 
dcnkmale in Bayern, Atlas 2. u. 3. Teil Tfl. 043. 

Sehr oft findet man die Reiter aber nur als kommandofilhrende Personen, als Über- 
wacher oder Ausführer des Lanzenstichs, als Trenner der balgenden Knechte u. s. w. Ge- 
rade in der nAheren Umgebung des D S findet man den oben angedeuteten Doppeltypus 
und das zum Kreuz zeigen seltener. Beispiele. XII. Dürer, Holzschnitt um I5ce, Dürer 
Society 1906 Tfl. 3a. — XIII. Dürer, grOnc Passion, Albertina werk Tfl 101. — XIV. Kreu- 
zigungszeichnung des Basier Museums. — XV, Hans Baidung, Terey, Gemälde Hans Bai- 
dungs Tfl. 16. — XVI. Ulrich Apt, Kreuzigung in der Augsburger Galerie. XVII. Hol- 
bein d. J Basler F'assionstafel. — XVIU Ecole du Centrc 1483, siehe oben Nr. VI. Tfl. 66. 
— XIX. Meister J. B. mit dem Vogel, Chalkograpli. Ges. 1894. — XX. Maso Finigucrra 
Delaborde Gravüre cn Italie, Seite 7. — 

{Einigermaßen ähnlich wie tn der Kompusition unseres Bildes fand ich die zwei 
Reiter nur bei dem Meister H W von 14S3 verwendet (Chalkograph. Ges. i8S8). Die Fassung 
in DDrers großer Passion ist schon wieder entfernter und zeitlich wohl spater als das Ge- 
mälde. 

') Herrn Professor Daniel Burckhardt verdanke ich den Hinweis, daß der Typus de» 
bartlosen Reiters eigentlich Schongauensch ist, derselbe findet sich an dem auffallenden 
Reiter in dessen großem Blatt mit der Kreuztragung. Auch der Typus, wie ihn der Pilger 
des Meisters D S und der bärtige Reiter des 2oricher Gemäldes zeigen, wurzelt wohl in 
demjenigen des christlichen Führers von Schongauers großer Rciteradilacht. Ferner sind 
die leicht geschlossenen Hände des Gekreuzigten, sowie die Neigung zu dem edlen Oval 
der Madonnenkopfe im Grund aus Schongauers Kunst geschöpft. Alle diese Vergleiche 
bestätigen nur den allgemeinen Eünfluß Schongauers auf die Kunst des I> S, dienen aber 
sonst, wie ich glaube» nur dazu, den Blick gerade für die feineren Uebereinstimmungei 
zwischen der Züricher Kreuzigung und der Zeichenweise des D S, auch in den speziell^ 
genannten Typen, zu schärfen. Schongauerisch sind auch die wellenförmigen Konturen und 
die dreieckigen Zipfel ausfliegender TuchstOcke, aber nicht leicht wird ein anderer Künstler 
diese Gewohnheit so durchgehends beibehalten haben, wie der Meister D S; man ver- 
gleiche das Lendentueh Christi auf dem Kanonbild von 1510 (Abb. bei Dodgson) mit der 
Gemälde und mit dem großen Kreuzigungsholzschnitt, sowie den Johannesmanttl daselt 
mit dem Johannes des Gemäldes, mit dem Kreuzschauer und mit dem untersten Kriegs- 
knech^ dessen zerschlissene Ärmel übrigens auf dem großen Holzschnitt wiederkehren. — 



319 



konnte, sich bei dieser einen Kntlehniing begnügt und nicht auch die anderen 
so dankbaren und eigenartigen Gruppen desselben kopiert hätte, anderseits 

sieht die Gruppe der zwei Reiter auf dem 
Holzschnitt sehr nach einer verbesserten Va- 
riante des Gemäldes aus, denn durch Vor- 
neigen der einen Gestalt ist dem teilweisen 
Verdecken abgeholfen worden, und das Zu- 
rückdrehen des hinteren Pferdekopfes in die 
Bildtiefe zeigt reiferes Raumerapfinden als das 
Senken eines der parallelen Pferdeköpfe in 
dem Gemälde. Wollte man dieses daher für 
nachgemacht halten, so wären die Aenderungen 
Verschlimmerungen, die man eher einem ge- 
dankenlosen Mann von geringer Kunst zu- 
trauen möchte, aber nicht einem, der so tüchtig 
zu zeichnen und modellieren verstand, wie es 
der Maler durch die übrigen selbständigen 
Partien seines Bildes beweist. Bei dieser Sach- 
lage kommt nun alles darauf an, für diese übrigen Partien selbständig den 
Nachweis zu versuchen, daß sie sich mit der Kunsthöhe des Meislers D S 
und mit seiner Formanschauung decken. Dies halte ich durch folgende Ver- 
gleiche im Einzelnen, denen die wichtigsten Köpfe und Gestalten als Detail- 



73. Maria des Krciuigungs- 
bildes in ZQrich. 




um 1513. 1501. um 1505. 1506. 

74. KrauenkOple aus Holzschnitten des Meisters D S. 



«5". 



bilden beigegeben sind, für erweisbar, wobei immer zu bedenken ist, daß 
die zum Vergleich wichtigsten Holzschnitte wahrscheinlich später zu da- 
tieren sind als das Bild. 

In erster Linie ist die Frauengruppe neben diejenige des Kreuzigungs- 
holzschnittes zu halten; in ihrer Anordnung schließen sie sich ja ganz aus, 
aber die Forraanschauung des D S finde ich in den beiden Madonnen doch 
ganz übereinstimmend (Abb. 73), man vergleiche auch, wie das Kopftuch 
ein Dreieck aus der Stirn schneidend die Augenbrauen tangiert und sich 
bei beiden dasselbe edle Oval des Gesichtes zeigt, das aus weicher Fülle 
gebildet durch Vorziehen eines feinen Kinns, wie es die Altniederländer 
lieben, das Allzurunde vermeidet. Aus Abbildung 74 kann man sich an einer 
Reihe seiner Frauenköpfe mit dem Gesichlsoval, der Stellung der Augen- 



3» 



P- 



brauenbogen zu diesem, mit den geraden, schmalen Nasen sowie dem weilen 
Abctand zwischen Mund und unterem Stirnrand vertraut machen. — 

Auch die Hände der Maria auf 
unserem Bild mit ihren vorsichtig ausge- 
führten Fingernägehn lassen sich recht 
gvi mit denen vom Holzschnitt der hei- 
hgen Anna vergSeichen ; oder die um 
den Lanzenschaft gelegte Hand des 
Kriegsknechtes rechts vom Kreuz mit 
der um den Pilgerslab gelegten des 
Pilgerholzschnitts (Abb. 75, Aehnliches 
auch in Abb. 79 und 80) ; oder des 
gleichen Kriegsknechts schmerzlich ge- 
krümmte Rechte, die er wie um Licht 
abzublenden erhoben hat, mit der ent- 
sprechenden Hand des Johannes '1 
im Kreuzigungsholzschnilt. (Aehnliches 
in Abb. 83 A.) - 

Durch die zweifellos etwas ängsl- 



S 



75. 



Aus dem Pilgerholzschnitl 
des Meisters D S. 



') Zwischen dem Johannes des Kreuzlgungsholzschnittcs und dem in Abb, 76 bei- 

gegebenen so auflallenden und ungewöhnlichen Johannes 

des Meisters von Fl^malle besteht Übereinstimmung, die 
ich nicht für Zufall halte. Über eine eventuelle Verbreitung 
dieser Gestalt des Flömallers durch Slecherarbeil ist nach 
Jahrbuch der Preuß. Kunstsammlungen 19. Seite 110. und 
nach Anfrage bei Herrn Geheimrat H. von Tschudi an- 
scheinend^ nichts bekannt geworden. Zwar ist mir die 
Übereinstimmung der beiden Gestalten selbst bezweifelt 
wordeHj ich habe aber sonst trotz langen Suchens nichts 
Ähnliches linden können. Allgemein läßt sich feststellen, 
daß bei Bewegungen wie Tränen wischen, Brillen aufsetzen, 
Hut abnehmen in damaliger Kunst die Ellenbogen gerade 
so oft tief bleiben wie sie in Schultt-rhöhe erhoben werden. 
Ein bezeichnendes Beispiel eines hochgehobenen und in 
den Falten ähnlichen Armes gibt der iräncnwischcnde Engel 
des Hans Multscher in Schleißheim, kunsthist Ges. für 
photog. Publikation 1898 Tfl. 11; Beispiel fOr tiefgehaltene 
Ellbogen einige der törichten Jungfrauen Schongauers, Aber 
niemals gelang es mir eine über Rücken gesehene Gestalt 
zu tinden, die so die Augen wischt, daß die Finger noch 
über das Gesichtsprofil Vorschauen; übrigens ist das bei* 
nahe gradlinige Profil selbst, die Fußstellung und der Um- 
stand, daß die nackte Hand wischt, während die andere 
ein Tuch hSdl, fflr bloßen Zulall doch recht viel. Außerdcn) 
ist Johannes auf Kreuzigimgsdarstellungen höchstens im 
Profil gegen das Kreuz gerichtet, Ober Röcken gesehen fand 
ich ihn nur einmal auf einem Kanonholzschnitt Jörg Hreus 
von 1504 (Preuß. Jahrb. 31. S 193). 



76. Johannes aus der 

Berliner [ Kreuzigung des 

Meislers von Ficmalle. 



321 



liehe Komposition, bei welcher der Frauengruppe links die balgenden 
Knechte') rechts gesondert gegenübergesetn sind, blieb die Mitte allzu 

leer; die Lücke hatte wenigstens nach 
markanten Figuren um den mittleren 
Kreuzstamm verlangt. Von den drei 
Kriegsleuten, die aber da herum- 
stehen, gehen zwei für die Wirkung 
verloren, nur der Hinaufschauende 
dicht rechts neben dem Kreuz, der 
kurzweg als der Kreuzschauer be- 
zeichnet sei, ist als Hauptfigur des 

ganzen Bildes herausgearbeitet. 
Gleichwohl geben Longinus, der den 
Speerstich führt, und der andere 
vom Kreuz überschnittene Knecht*) 
iji ihren Beinstellungen und den 
Formen der Waden und Vorfüße 
wertvolle Parallelen zu der Art. wie 
der D S so etwas in den zwei Etter- 
linillustrationen und in de fide con- 
cubinarum gibt, beispielsweise unter 
letzteren die Beine des Mannes, der 
die Felskluft ersteigt oder desjenigen, 
der beim Herannahen der Prozession 
nach links enteilt (Abb. Muther(. Die Kniebohrerstellung des Kreuzschauers 
aber sitzt dem Meister D S tief in der Gewohnheit, er hat sie von den 

Im flbrigen seien zu weiterer Beurteilung der Frage hier noch einige Gestalten aus 
Krcuztgiingsbildem genannt, die mit dem Motiv Flemallers einige allgemeine Beziehungen 
gemein haben: I Jan van Eyck, Cliristus am Kreuz in Berlin, Jahrbuch der kunsthist. 
Sammlungen des Kaiserhauses, Wien, 24. Seite 234. — H Soester Schule, Meisterwerke 
westdeutscher Malerei auf der Dosseldorfcr Ausstellung, Tfl. 31. — III. und IV. Petrus 
Christus, Friedlander, Meisterwerke niederländischer Malerei auf der Ausstellung zu BrOgge 
in 8 und Tfl. la — V. Meister von Frankfurt, MOnchen Pinakothek (Bruckinann Photo, 
öo) — VI. Jan Gossaert, Museum Antwerpen. 

') Die Gruppe der balgenden Knechte folgt der Anordnung, die man schon auf der 
Kreuzigung des Meisters der heil. Sippe im Brüssler Museum findet | Aldenhoven, Kölner 
Malcrschulc Tfl, 70). Man sieht einen niedergedrückten Knecht, gegen den ein halb er- 
hobener das Schwert schwingt, welchem wieder der atn meisten aufgerichtete dazwischen 
fährt, während der unterste den Stich gegen den mittleren fohrc. 

') Auch die hinter dem Kreuz vorbcilaufenden und von diesem übcrschnittcncn 
Figuren sind nicht sehr hAufig und weist das Vorkommen einer solchen Gestalt ebenfalls 
auf den Meister OS; bei Hans Baidung findet siih das Motiv 2. B. nicht ausgeprägt. 
Einige Beispiele fOr vor oder hinter dem Krfuz vorbcilaufcnde Gestalten wären die Kreu- 
zigung der Marienkirche in LQbeck von 1501 (Goldschmidt, Lübecker Malerei und Plastik 
Tß. 18) oder die oben S. 318, in Anmerkung 1 als Beispiel 111. und XIX. genannten Dar- 
stellungen. Sehr charakteristisch, aber schon später als der Meister I> S aul der Bartho- 
lomeus Bruyn zugeschriebeocn Kreuzigung (Burlington fine art magazine 9, 5. 363). — 



77- 



Detail des Krcuzigungsbildcs 
in Zürich. 



3aa 

de fide Illustrationen (Jüngling mit Fußfesseln, Räuber des Titelblattes) bis 
zur Etterlin-ChronJk (linker Mann des Tellschusses) und bis zum Einblatt 
des Pilgers nicht ablegen können (Abb. bei Muther, Lippraann und Dodgson), 



TÄ^ 



a 



um 1505. um 1505. 1510, 

78. Bezeichnende Kopfdrehung aus Holzschnitten des Meisters D S. 

Und nun der Kopf des Kreuzschauers (Abb. 77I. Seilen ist eine 
Künsllerphantasie so von einer Lieblingsbewe^ung durchdrungen ge- 
wesen, wie die unseres Meisters von jenen seitlich geneigten und gleich- 
zeitig zur Unteransicht gedrehten Köpfen, wie sie die Abbildungsreihen 
78 und Abbildung 79 und 80 /t-igen, darüber hinaus aber noch zahl- 
reiche andere Proben. ^) Man beachte dabei, wie durch die Modellierung 
sozusagen kleine Platten 
unter dem Kinn gebildet 
werden, beachte die Kiefer- 
linien und die mächtigen 
Halsmuskulaturen oder den 
Hügel am Kontur der ver- 
kürzten Backen (Abb. 77, 
78, 79, 80.) Dazu stets der 
Blick aus blinzelnden, oft 
mehr wie halb geschlos- 
senen Augen, was zusam- 
men mit der charakteristi- 
schen Kopfdrehung oft den 
unnachahmlichen Reiz ver- 
leiht, als wären die Gesich- 



.H' 




79. Meister D S, aus den 
zwei Sterbebetten. 



80. Detail des 

Astronomen des Meisters 

D S vor 1508. 

ter von grellstem Licht bestrahlt, und was, je nachdem die Augen, Augen- 
brauen und die oberen Backenwölbungen parallele Bogen oder Winkel mit 
einander bilden, zu einem selig blöden oder verhalten schmerzlichen Aus- 
druck führt ■■'l- Ersteres in der Abbildungsreihe 77, 78, 79. 80, letzteres in 

') Solche Proben sind noch : De fide concubinarum der Lautenschläger des Standchens, 
Maria des Kanonbltdes von 1510, Christkind und Engel des Annablattcs, Magdalena und 
Ldsterer des Kreuzigungsliolzschnittes. 

*) Ahnlich schmal mandelförmig gebildete Augen wie die des Meisters D S und des 
Kreuzigungsgcmäldcs finden sich in ober- und niederdeutscher Kunst auch sonst natürlich 
Öfters, aber wegen der scharten Ränder der Augenlider und wegen der schwer lastenden 
Deckel scheint mir der Blick stets stumpfer, trOber und nicht blinzelnd wie beim D S. Als. 



73 und 8i. Die Abbildungsreihc 78 gibt gleichzeitig das Vergleichsmaterial 

für den Johanneskopf des Züricher Gemäldes, wenn man von dessen schräger 

Augenstellung absieht, — 

Einen sehr gewichtigen 
Beweis für die Autorschaft 
des Meisters D S sehe ich dann 
in der Gestalt des gekreuzig- 
ten Christus. Es ist ein leich- 
tes, sich durch beliebige Bei- 
spiele aus anderen Künst- 
lern , ' ) deutlich zu machen, 
wie nahe der Gekreuzigte 
des Züricher Bildes den an- 
deren Cruzifixen des D S 

steht. Mit dem Kanonbiid von 1510 (Abb. bei Dodgson und Detail Abb. 

82 A.) stimmen besonders die mit gespreizten Zehen übereinander ge- 



«509- 151 1. 

81. Köpf« aus Holzschnitten des Meisters D S. 






/ß 



,*»%' 






/■ 



A. 151a B. C. um 1513. 

Sa. Christuskorpcr aus Holzschnitten des Meisters D S. 

nagelten Vorfüße und die Art, wie die durchbohrten Hände sich leicht 
mit aufgelegten Daumen schließen. Neben solchen Einzelheiten, zu denen 
die scharfrandige Schwingung des Lendentuches in zwei oder drei Bogen 

charakteristische Proben seien nur genannt der Magdalenenaltar des Lucas Moser in Tiden- 
bronn (Kunsthist. Ges. f. photog. Publikation 1B99) und die im 26. Band des Preuß, Jahr- 
buchs farbig wiedergegebene niederländische Miniatur eines Rciscaltarchens. — 

'I Das Verwandteste ist wohl der Gekreuzigte auf Burgkmairs Basilica Santa Crocc 
(Wcis-Liebersdorf, Jubeljahr 1500 in der Augsburger Kunst, Seite 206 u. 207). Ein bezeich- 
nendes Detail kann die Vergleichungen unterstützen; der Meister D S gibt nflinüch bei dem 
Gekreuzigten nicht den schrägen Muskrlslrang vom Hals zur Schulter, sondern Ußi die 
Linie horizontal durchlaufen; das findet sich auf dem ZOricher Gemflide genau so wieder, 
ist sonst aber recht selten und auch bei Schongauer nicht so ausgesprochen zu ßnden. 



und das Auslaufen in blecherne dreieckige Zipfel nicht zu mindest ge- 
hört (Til. XXIII, Abb. 82) ist zu beachten, wie der D S an der unver 
drehten Vorderansicht des ganzen Körpers festhält. Zu seiner Formgebung 
stimmen die schlanken Fußgelenke und Beine, die leicht krampfigen Waden, 
sowie der schmale Raum, welcher zwischen den Füßen frei bleibt (Tfl. XXII! 
und der Christus in der Nische), alles Dinge, die sich ähnlich auch bei 
andern Künstlern finden, in ihrem Zusammentreffen aber wohl schwerlich 
so genau. Das Entscheidende ist der mächtige Oberkörper, der nicht durch 
Einziehen in den Weichen, sondern durch den bedeutenden Wuchs des 
langen Brustkastens erreicht wird, demgegenüber der Unterkörper eher 
kurz erscheint. Dazu kommt noch die Aehnlichkeit des Gesichtstypus, be- 
sonders mit Abb. 82 B. Genaues Zusehen ergibt, daß der Gekreuzigte 
des Gemäldes direkt 
aus denjenigen der Ab- 
bildungen Tfl. XXIIl, 
82 A und B zusam- 
mengesetzt ist, das 
heißt natürlich nicht 
aus den drei Holz- 
schnitten kompiliert, 
sondern aus gleicher 
Vorstellung erwach- 
sen. — 




A. 1507. B. um 1505. 

83. A. Detail aus dem Tellschuß, B. aus dem Titel 
von de fide concubinarum. 



Auch zu den übrigen Figuren des Gemäldes kann man noch ein paar 
Züge beibringen, wobei man aber vom Kopf des Longinus und dem Reiter, 
der ihm den Speer führen hilft, absehen muß, weil sie übermalt sind. Dasi 
Gesicht des rechten Schachers gleicht einem jungen Mann des Tellschusses' 
(Abb. 83 A Mitte), der Geßler dieses Schnittes (gleiche Abb. rechts) hat in 
seinem ruhigen Blick Verwandtes mit dem ein Sceptcr haltenden Reiter 
des Bildes, dessen Kopf sich wieder unschwer aus dem des Pilgers 
(Abb. 75) entwickeln laßt. Von den drei balgenden Henkersknechten mag 
der linke aus dem Typus des Bruders aus den Sterbebetten (Abb. 79 rechts 
unten) abgeleitet sein, die beiden rechten sind nach dem Schema gebildet,: 
das der Meister nach Schongauerschem Vorgang zur Charakterisierung ge-' 
meiner Kerle anwendet, nämlich abgeplattete Knollennase und viereckig 
geöffneter Mund. Man vergleiche das Detail aus dem Titelblatt von de fide 
concubinarum (Abb. 83 B und etwa das Teufcichen Abb. 78 rechts). - 

Schließlich bietet auch die Landschaft der gemalten Kreuzigung mit 
ihrem hohen Horizont in der F'orm der buchtenreichen Seeflache und der 
Straße, die am Fuß der Felswand links vom See vorbeiführt, Parallelen zu 
dem Kreuzigungsholzschnitt. Der Feldweg, welcher links vom Kreuz des 
Unken Schachers über eine Bodenwelle in eine baumreiche Mulde hinab- 
führt, ist ein geschickter Uebergang des Mittelgrundes in die Hintergrunds- 
landschaft, der sich gleichmaßig auf dem Pilgerholzschnilt (Abb. 75) findet. 



325 



Durch die bisher genannten Uebereinstimmungen, die sich aus gleicher 
Anschauung entstanden und nicht nach Einzelheiten des Holzschnittwerkes 
kopiert erwiesen, scheint es mir möglich, die Kreuzigung des Landes- 
museum dem bisher bekannten Werk des Meisters D S anzureihen und 
ich wäre gespannt, ob man sonst einen oberdeutschen Künstler namhaft 
machen kann, zu dem das Gemälde nur ähnlich wichtige Beziehungen auf- 
wiese. Nach den Mängeln der Konipüsilion und der künstlerischen Gesamt- 
haltung würde ich das Gemälde annähernd auf das Jahr 1507 oder 1508 
datieren. 

Zum Schluß seien noch einige Worte über die Farbenwirkung ') des 
Bildes beigefügt. V^on der Landschaft kommt nur das ruhige Silberweiß 
der Seeflache und das durchscheinende Rosa des Kastells zu fühlbarer 
Wirkung. Im rechten Schacher wird darauf der Ton des Kastells mit 
etwas durchscheinender Fleischfarbe fortgesetzt , die nach oben matter 
wird, aber die goldblonden Haare fließen dort malerisch fein auf Nacken 
und Brust. Im Christuskörper herrscht dagegen nur gelblich trübe Lei- 
chenfarbe, der Oberkörper vermag sich damit nicht recht vom Goldgrund 
abzuheben , die Beine erscheinen aber recht plastisch vor der Land- 
schaft. Das weiße Pferd des Unken Reiters legt die grüßte Bresche In die 
ohnehin geringe koloristische Geschlossenheit des Bildes ; denn es bleibt ohne 
genügendes Gegengewicht, weil der rote Mantel des Kreuzschauers, der 
offenbar als solches dienen sollte, nicht hinreichend groß und nicht benach- 
bart genug ist. Der Kreuzschauer ist übrigens koloristisch so gut wie in 
der Zeichnung die Hauptfigur des Bildes ; auf seinen Aermeln prangt ein 
reines, lichterfüllces Gelb, die schönste Farbe des Meisters, und auf seinem 
Harnisch und Eisenhut findet sich das einzige kühnere Lichtspiel. Diese 
Hauptfigur und die silberne Seefläche sind wohl befähigt, in diesen Teil des 
Gemäldes lebhafte Tiefenwirkung zu bringen. Dem gegenüber wirkt die 
Frauengruppe in lichtlosen Stoffen von olivgrüner, blauer und roter Färbung 
leider sehr flächenmäßig unplastisch; auch die zwei Reiter rechts erscheinen 
in gleichem, von keinem Licht getroffenem Blau und Rot, nur etwas belebt 
durch den schön lichtgelben Turban. Die Gruppe der balgenden Knechte 
interessiert durch den rechts knieenden, an dem der Meister anscheinend 
ein moderneres Verfahren versucht hat; dort sind nämlich die vom Licht 
getrofienen Büge des Gewandes nicht etwa im Lokalton heller gehalten, 
sondern direkt mit einer anderen Farbe gegeben ; auf dem Orangerot der 
Fläche sitzen die Lichtstellen als kräftiges Gelb. Alles in allem erscheint 
der Künstler als Kolorist im Detail wohl zart, im Ganzen zurückhaltend 
und altertümlich, aber in seiner Entwicklung eben dabei, sich an einzelnen 
Proben mit Glück in neuerer Richtung zu versuchen. 

') Das Genmide soll demnächst restauriert werden; es wflre möglich, daD eich die 
koloristische Haltung nachher etwas anders zeigte. 



Andachtsbild des Klosters und Spitals zum heiligen Geist in 
Bern, ein Holzschnitt von Urs Graf. 

Von Ha$is Koegler, 

In dem von L. Gerster herausgegebenen Werk Ober die Schweizerischen 
Bibliothekszeichen eröffnet die Reihe der Abbildungen die farbige Wieder- 
gabe eines interessanten Holzschnittes aus dem XV. Jahrhundert, von dem 
L. Gerster im Vit. Jahrgang der Zeitschrift lür Bücherzeichen '), besonders 
durch Beibringen des alten Spitalsiegels zweifellos nachgewiesen hat, daß er 
für das Kloster und Spital zum heiligen Geist in Bern angefertigt sein muß. 
Der Holzschnitt, eine Trinitäts-Darstellung, zeigt Gott Vater auf einer altar- 
artigen Bank sitzend, wie er den Gekreuzigten vor sich hält, die Taube des 
heiligen Geistes, zwei Wappenschilde mit dem doppelten Kreuz auf schwarzem 
Grund, einen Schild mit dem Berner Bären und die Oberschrilt: Signu sancti 
Spiritus. Das Blatt scheint Schreiber entgangen zu sein, ich konnte es 
wenigstens im ^Manuel" nicht finden; von den vielen dort verzeichneten 
Trinitatsholzschnitten hat nur Nr. 738 mit dem Berner Blatt die oben zu 
beiden Seiten angeordneten schwarzen Schilde mit Doppelkreuz gemein, ob 
sich aber auch dieser mit „1464" datierte Holzschnitt, den man bei Weigel- 
Zestermann *) als Nr. 50 abgebildet findet, auf das Berner Spital beziehe, ist 
doch sehr fraglich, denn es fehlt der Berner Bär und es läßt sich nicht er- 
weisen, daß das Jahr 1464 irgend eine besondere Rolle in der Geschichte 
des Bemer Spitals ') einnimmt. Der Stil des Schnittes von 1464 scheint 
Weigel und Schreiber nach Schwaben zu weisen, tatsächlich hatten laut 
Heimbucher*) die Brüder (Hospitaliter) vom heiligen Geist Ansiediungen in 
Wimpfen. Pfortzheim und Memmingen. Das bei Gerster wiedergegebene 
alte Berner Heiligenbild hat auch keine künstlerischen Beziehungen zu 

*) Zeitschrift für BOchcrzeichen, Biblioihekenkunde und Gclehrtcngeschichtc, Organ 
des Ex-Iibris- Vereins zu Berlin, Görlitz, C. A. Stafkc, VII. Jgg. 1897. S. 4 ff., daselbst auch 
sehr gute farbige Abbildung. 

Schreiber, Manuel de I'amateur de la gravure sur bois, I. Bd. 1891. S. 209 ff. 

•) Der HotzsehniU von 1464 jetzt im Brit. Mus > 0,231 hoch, 0,169 breit. — Literatur 
darOber: Weigel und Zestermann, die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift, Leipzig 
1866, 1. Bd. Nr 50 mit farbiger, original großer Abbildung - Willshire 145 Nr. i und Tfl. VL — 
Schreiber, Manuel Nr. 738. — C. Üodgson, Catalogue of early german and flemish wood- 
cuts, London 1903. S, 59, Nr. A. 25. 

■) Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Staatsarchivar Prof. TOrler in Bern. 

*) Max Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Pader- 
born 1896, 1. Bd. S. 405. 




3*7 



cSi%uo{j^ti-tt>mtir; 



dem Blatt von 1464, denn da ist Gott Vater vor allem anderen mit einem 
gewaltigen, von Locken umflossenen Zeuskopf') ganz von vom gegeben, 
im alten Berner Blatt aber schmal, schmächtig und etwas nach links gewendet. 
Jedenfalls ist es beachtenswert, daß das jüngere Berner Heiliggeistbild, von 

der Hand Urs Grafs 

m 



(Abb. 84), an der An- 
ordnung des älteren fest- 
hielt, denn es sucht sich 
m Gewandung und Hal- 
tiang Gott Vaters sowie 
in den Formen der Thron- 
bank an seinen Vor- 
;^;!nj^er anzuschließen. 
I >!_T Holzschnitt von 
Urs Graf befindet sich 
im Berliner Kupferstich- 
kabinett^) und war meines 
Wissens noch nicht in 
der Literatur erwähnt, 
als ich ihn in einer Studie 
über das Holzschnittwerk 
des Urs Graf i Anzeiger, 
1907) als Nr. 375 a für 
diesen Künstler in An- 
spruch nahm. Leider ist 
dabei durch einen Lese- 
fehler der Überschrift 
eine fehlerhafte Lokali- 
sierung unterlaufen, die 
nun hier verbessert wer- 
den konnte. An der Ur- 
heberschaft Urs Grafs, 
auf die es in erster Linie 
ankam, ist nicht zu zwei- 
feln, auch hat Gott Vater 
den ausgesprochen glei- 
chen Typus wie Kaiser 

'} Der Aunassung dieses Kopfes liegt gewiß spätgotische Bildhauerarbeit zu Grunde; 
als Beispiel sei die nicht unähnliche Trinitatsgruppe von Wartenberg in Oberbayern genannt, 
die in dem Atlas zu den Kunstdenkmalen des Königreichs Bayern (München 1905) auf 
Tfl. 201 abgebildet ist. 

•) Deutsche Srhulc, Holzschnitte, Anonyme des XVI. Jhdts, erworben 19*16, Jahrbuch 
27, S. LXXUI. — Den Hinweis, daß sich der von mir beschriebene Holzschnitt des Urs Graf 
auf das Kloster zum heiligen Geist in Bern bezieht, verdanke ich Herni Professor Faul Ganz 
inBasel FQr Literaturnachweise bin ich auch Herrn Pfarrer L. Gerster in Kappelen verpflichtet. 



V 



\ 



.>d<^$sx>NyiS>*^x^'. . 



84. Urs Graf, Heiligenbild des Spitals in Bern. 



328 



Heinrich auf dem signierten Graf-Holzschnitt His 271 {Detail-Abb. 86) und 
wie der thronende Gott Vater aus der ebenfalls bezeichneten Fürbitte (His 279. 
Detail-Abb. 85*, beides Arbeiten des Jahres 1514, was auch die ungefähr richtige 
Datierung des Berner Heiligenbildes sein wird, obwohl verwandte Köpfe auf 
Grafs gravierten Bernhard-Platten von 1519 
eine Ausdehnung der Zeitgrenze bis dahin 
noch rechtfertigen würden. In der zeichner- 
ischen Einzelausführung unseres Blattes ist 
Graf teilweise flüchtig, wenigstens hat ihn der 
Kruzifixus nicht besonders interessiert, den 
würdevollen Kopf für Gott Vater hatte er, wie 
man sah, schon vorrätig. Trefflich gelungen 
ist ihm aber, dem Ganzen eine steh sofort ein- 
prägende Haltung zu geben, die trotz ziem- 
licher Bewegung in Körper und Gewand 
Gottes ruhig ist, fast möchte man sagen monu- 
mental, jedenfalls dem alten mageren Blatt 
gegenüber, obwohl er dessen glückliche Grund- 
konstruktion beibehalten hat. In beiden Fallen 
treffen die Verlängerungen der Fluchtlinien 
der Thronbank die Mittelaxe der Haupfigur 
ein wenig unterhalb der Bartspitze, aber Graf 
gibt dem Körper stärkere Ausbiegung nach 
rückwärts, legt so den erwähnten Schnittpunkt 
etwas tiefer, erhält dadurch die Fluchtlinien der 

Bank und die mit diesen streng parallelen Schultedinien weniger steil 
erhöht den so gewonnenen Eindruck der Breite noch recht geschickt durch 
das Heranziehen der vertikalen Umrahmungslinien bis an die Bankecken. 
Alles in allem ist der Vergleich der zwei nach gleicher Formel aufgebauten 
Gruppen ein sehr lehrreiches Beispiel für das Reicherwerden der graphischen 
Kunst in jenen Zeiten, denn mehr wie vierzig Jahre liegen nicht zwischen 
beiden. 



) 



\y\ 



fr<\ 



85 



Urs Graf, li 
FOrbitte (His 379;. 



der 



und 



y 



\<rl 



86. Urs Graf, Detail aus His 371. 



32$ 



ANHANG. 



Weil es mir hier noch einmal ermöglicht ist, über das Werk des Urs 
Graf zu Wort zu kommen, so sei dazu noch nachgetragen, daß His 26g 
die Berufung Petri (Nagler Nr. 8) nicht, wie es His für möglich hielt, zu einer 
der Poütillen-Folgen Grafs gehört, sondern ein selbständiger Einzelholzschnitt 
ist, der sich in der Sammlung Friedrich August IL in Dresden befindet, 
wie ich der gütigen Mitteilung des Herrn Dr. M. Geisberg in Dresden ver- 
danke. Die Komposition hat ziemliche Ähnlichkeit mit der gleichen Szene 
eines Augsburger Künstlers im Brevianum Constantiense, Augsburg bei 
Erhart Ratolt 1516. — br. 0,077, ^- 0)'25- — 

Dann hat L. Gerster im II Jahrgang der Schweizerischen Blatter für 
Ex-libris-Sammler den prächtigen Holzschnitt mit dem vor Sanct Augustin 
knieenden Basier Weihbischof Tillmanus als Arbeit emes unbekannten Künst- 
lers abgebildet, der Anspruch hat, als Werk Urs Grafs zu gelten. Das Blatt 
gehörte im Stil zu der Reihe der großen Einzelholzschnitte His 276, 277 und 
278. jedenfalls vor der Mönchskrönung (278) und vielleicht nach Pyramus 
und Thisbe (277). 




Wandgemälde im ehemaligen Kloster Taenikon, Thurgatu 

Von /. von Planta. 
(Taf. XXV.» 



Anlaßlich der Ausstellung aus dem Archiv der schweizerischen Gesell- 
schaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler vom 2[- April bis 2. Mai 
1907 im Schwurgerichtssaale in Zürich, wurden auch einige Wandgemälde 
aus dem ehemaligen Zisterzienserinncn-Kloster Taenikon bei Aadorf, (Kanton 
Thurgau) ausgestellt. 

Diese Malereien sind im Herbst 1906 durch Herrn Stuckateur Kar! 
Schmidt-Frey aus Zürich in dem sog. Sommer-Refektorium zu Taenikon 
von ihrem ursprünglichen Standort abgelöst und auf Leinwand übertragen 
worden. 

Das Sommer-Refektorium, auch Soramer-Convent genannt, ein Ostlich 
vom Kern der Klosteranlage gelegenes, jedoch mit dieser verbundenes Ge- 
bäude wurde nach Angabe der Kloster-Chronik im Jahre 1508 erbaut und 
1627 erneuert. Der Ober-Stock hatte bis 1627 als Kornschütte gedient; 
alsdann fand der Umbau desselben in das neue Dormitorium statt: ein Mittel- 
gang mit reich verzierter Stuckdecke trennte die beiden Zellenreihen von 
je sechs nach Norden und Süden gelegenen Zellen. 

Das zu ebener Erde gelegene Refektorium wurde wohl noch vor Auf- 
hebung des Klosters (1848) der Wandbekleidungen, Glasgemälde und des 
sonstigen Schmuckes beraubt. Ks dürlte dies in den dreissiger Jahren des 
vorigen Jahrhunderts geschehen sein, zur Zeit da die bekannten Glasgemälde 
im Kreuzgang ') durch den Klosterverwalter um ein Spottgeld veräußert 
wurden. 

Jedenfalls war das Gebäude beim Uebergang des Klostergutes in Privat- 
besitz (1850) nur noch in seinem Mauerwerk erhalten und diente zunächst 
als Maschinen- und Ofenraum für eine Drainröhrenfabrik. In den 70er Jahren 
des 19. Jahrhunderts wurden die beiden alten Brennöfen wieder abgebrochen 
und an anderer Stelle durch einen großen Ringofen für Kohlenheizung er- 
setzt. Damals wird auch die Nordwand des Gebäudes neu errichtet worden 
sein. 



') Das ehemalige Frauenkloster Taenikon im Thurgau von Prof. Dr. /. R. Rahn und 
Joh. Nattr, Zor ich 1906, pag. 17 18 und 426 — 3g — J. R. Rahn: Anzeiger für Schweiierischc 
Altertumskunde 1869 pag. 98 f. H. Meyer: Die Schweizerische Sitte der Fenster- und 
Wappenschenkung — Rahn: Die Schweizerischen Glasgemälde der Vinceniischen Sammlung 
in Konstanz (MiUeilungen der antiquar. Gesellschaft in Zürich, Bd. XXII. Heft 6 etc.) 




Ol 



331 

Das Refektorium ist ein 16,25 m langer, 11,60 m breiter und 3,9501 
hoher Raum. Er dient nunmehr als Magazin der anstoßenden mechanischen 
Ziegelei. 

An der Südfront des Gebäudes ist die originelle Fensteranlage noch 
sichtbar : zwei dreiteilige Fenster in flachbogigen Kammern und einfache Schraal- 
Fenstcr, die zu dreien zwischen jenen und je eines am Ost- und Westende 
sich öffnen. Die Zwischcnptosten sind ungegliederte Mauerpfeiler. Die 
Fensterprofiiierung wird innerhalb des Falzes durch eine Schräge gebildet. 
Die flache Holzdiele, die ein einfaches Leistenwerk in rechteckige Felder 
teilt, stammt von 1627. ') 

An der Ostwand befinden sich noch zwei Fenster, die durch eine ver- 
mutlich 1627 an Stelle eines Dreierlensters ausgebrochene Türe, getrennt 
sind. 

Die Wandmalereien bedeckten die ganze, dem Eingang gegenüber- 
liegende Ostwand des Refektoriums, während Süd- und Westwand nichts 
derartiges aufweisen. Die Malereien reichten von der Decke bis auf das 
ni 2.70 hohe Brusttäfer herab; ca. 30 cm. ragen noch über die Flachdccke 
hinauf: ein Zeichen, daß die ursprüngliche Decke des Raumes sich etwas 
höher befand. 

Die bemalte Wandfläche wurde auf eine Länge von 4,98 m leider 
durch den Einbau der Brennöfen zerstört, so daß nur noch 6 Meter 60 über- 
malt waren; einzelne Teile der Malerei sind durch ausgebrochene Maueröff- 
nungen weggeschlagen worden. 

Die Anordnung der Wandgemälde war folgende: lieber der jetzigen 
Mitteltüre erschien die Halbfigur der Madonna, neben welcher das Datum: 
Anno MCCCCCXIX steht. Zur Linken war eine figurenreiche „Heilige Sippe" 
gemalt, in deren Mitte unter der kleinen, in den Wolken schwebenden Halb- 
figur Gott Vaters die heilige Anna selbdritt erscheint. Die nach links an- 
schließenden Gemälde, eben jene 4,98 Meter sind leider bei den Umbauten 
gänzlich zerstört worden ; auch an der „Heiligen Sippe" fehlt links oben ein 
Stück. Rechts neben der Madonna folgte die Anbetung der drei Könige, dann 
ein schmales Feld, das auf weißem Grunde die Figur des Hl. Onofrius ent- 
hält, weiter der Gekreuzigte, der den Hl. Bernhard umfängt, und zuäußersl 
in der Südost-Ecke in einem besonderen Schmalletde eine heilige F'rau mit 
Kerze, vermutlich S. Agatha. 

Jedes dieser fünf Wandgemälde ist von einem breiten rotbraunen Rand 
eingefaßt. Sowohl diese Farbe wie die andern alle, insbesondere das Gelb 
der Gewänder, der Heiligenscheine, das Grün etc. sind von einer Frische, 
die der Technik des Künstlers und seinen Malmitteln das beste Zeugnis gibt. 

Aber auch in künstlerischer Hinsicht werden wir bei näherer Besichti- 
gung neben mancher schwerfällig gezeichneten Figur einzelne ganz tüchtig 
dargestellte Köpfe und Gewandpartien treffen. Ebenso zeigt die Anordnung 



') Beschreibung von Prof. Dr. J. H. Rahn. 



332 



der Bilder ein künstlerisches Streben, insbesondere bei dem figuren reichen 
Bilde der „Heiligen Sippe.** 

Dieses Gemälde» 262X124 cm. messend, hat leider durch Uebertünchung 
und bauliche Eingriffe am meisten gelitten; so sind z. B. die in gotischen 
Lettern über jedem Kopf angebrachten Namen der dargestellten Personen 
fast ganz verwischt und der schön gezeichnete Kopf Gott Vaters nur un- 
deutlich zu erkennen. 

In den Farben besser erhalten, jedoch durch den neu aufgeniauerten 
Tür-Bogen in den untern Partien beschädigt, ist die Anbetung der drei 
Könige, 153- 115 cm., wovon der Eine seine Krone bescheiden in der Linken 
hult, während er mit der Rechten ein Gefäß mit Myrrhen darreicht. Von 
Maria, dem Jesus Kinde und dem vor diesem knienden König sind die oberen 
Teile erhalten. Etwas steif schließt sich als dritter mit seiner Gabe der 
Mohrenkönig an. Ein ansprechendes Motiv ist die Architektur des Hinter- 
grundes mit dem Ausblick in eine bewaldete Landschaft. 

Der durch Inschrift bezeichnete Sanctus Onophrius, ii8><46 cm., ist eine 
alle, nur mit kurzem Schurz umgürtete Gestalt auf weißem Grund. Die-ses 
Bild gestattet eine Beobachtung über das technische Verfahren des Künstlers. 
Die Hauptumrisse der Figur sind nämlich in den Malgrund mit einem scharfen 
Stift eingekratzt. Bei der Ausführung mit dem Pinsel hielt sich aber der 
rasch und sicher arbeitende Künstler keineswegs ängstlich an diese Vor- 
zeichnung. 

Besonders gelungen ist das Bild des Gekreuzigten, der den hl. Bern- 
hardus umfängt. Der Heiland, mit den Füßen noch am Kreuz haftend, neigt 
sich dem vor ihm knienden hl. Bernhardus entgegen und umfängt ihn mit 
den Armen. Links unten das Wappen von Citeaux. Im Hintergrunde eine 
Bogentüre und ein gekuppeltes Rundbogenfenster, zu dem einige Stufen hinauf- 
führen. Durch die OefTnungen der Ausblick auf eine hügelreiche Gegend. 

Ziemlich gut erhalten, wie dieses Bild, ist die „Heilige Frau mit Kerze*. 
Diese beiden Bilder messen 179-132 cm. zusammen. 

Wenn auch diesen Malereien ein eigentlich künstlerischer Wert abgeht, 
so sind sie immerhin ein kunsthistorisches Denkmal aus der Blütezeit des 
Frauenklosters Taenikon. Darum wurde deren Erhaltung schon lange an- 
gestrebt, zumal sie größtenteils übertüncht und vielfach mit Ruß und Staub 
bedeckt waren. In dem offenen, feuchten Raum mußten sie mit der Zeit 
gänzlich zu Grunde gehen. 

Das einzige Mittel, diese Wandmalereien zu erhalten, war deren Ver- 
setzung. Früher war das ein umständliches, schwerfälliges Verfahren» weil 
mit der Malerei auch ein Teil der Wand entfernt werden mußte. Erst in 
neuerer Zeit gelingt es, Wandgemälde als dünne Faxbenschicht auf Leinwand 
zu übertragen. Die Firma Steffanoni in Bergamo hat dieses Vedahren in 
der Schweiz zuerst mit den großen Bildern aus der St. Michaelskirche in 
Zug durchgeführt; diese hängen jetzt im Schweizerischen l^ndesmuseum. 
Nun ist das gleiche Verfahren auch Herrn Stuckateur Karl Schmidt-Frey in 



_333 

Zürich gelungen ; sein erstes Werk wurde im Auftrage des Verfassers dieser 
Mitteilung ausgeführt; es bestand in der Ablösung der hier beschriebenen 
Wandgemälde aus dem Refektorium des ehemaligen Klosters Tänikon '). 

Herr Stuckateur Schmidt, der früher mit seinem Bruder, Herrn 
Dekorationsmaler Schmidt-Erni schon Ablösungen von Wandmalereien, jedoch 
mit Lostrennung der Verputzschicht vorgenommen hatte, konstatierte im 
Sommer 1906 bei einem Augenschein, daß dieses Verfahren bei der ziemlich 
unebenen Kieselsteinmauer aussichtslos wäre; nach verschiedenen Versuchen 
in seinem Atelier erklärte er sich im Oktober bereit, die Ablösung der 
Wandgemälde in gleicher Weise wie die Steffanoiii übernehmen zu wollen. 

Nach der gründlichen Reinigung der Bilder wurde zunächst ein Versuch 
mit dem Schmalbild des hl. Onophrius gemacht. — Das Bild wurde unter 
Anwendung einer Flüssigkeit, die Herrn Schmidts Geheimnis ist, mit einer 
mehrfachen Leinwandlage überklebt, und dann mittelst eines unterstellten 
Coaks-Korbes 24 Stunden lang erhitzt, bis der Ueberzug trocken und die 
Mauer durchwärmt war. Nun ließ sich die Leinwand mitsammt der Farben- 
schicht wie ein Abziehbild ablösen. Im Atelier folgte dann der schwierigere 
Teil der Arbeit : die Rückübertragung des abgelösten Bildes auf eine frische 
Leinwand und die sorgfältige Entfernung der über der Malerei klebenden 
Leinwand läge. Auch diese Operation gelang vollkommen, so daß der 
„Onophrius" schon nach vier Tagen auf einem neuen Chassis prangte I 

Die Ablösung ist so vollkommen, daß die vorerwähnten, vom Maler in 
den Verputz eingetragenen Konturen der Figuren auf dem Leinwandbild 
ebenfalls deutlich sichtbar sind. 

In gleicher Weise wurden auch die andern Bilder abgelöst und aui 
Leinwand übertragen. 

Es ist also einer bekannten Schweizer Firma gelungen, die bisher nur 
von Ausländern vorgenommene Ablösung von Wandmalereien und deren 
Uebrrtragung auf Leinwand in tadelloser Weise durchzuführen. Mögen 
künftighin solche Arbeiten, welche die Erhaltung alter Wandgemälde in 
zuverlaßiger Art verbürgen, dank der gebotenen Leichtigkeit, auch bei uns 
öfters als bisher vorgenommen werden. 

') Vgl. J R. Rahn : Katalog der Ausstellung aus dem Archiv der Schweizerischen 
Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmälcr, vom ao. April bis a. Mai 1907 im 
Schwurgcrichissaa) in ZOrich. 




Schweizerische Glasscheiben im Auslande. 

von Dr, C. v. Mandach. 

Lyon. 

Musäe historique des lissus. 

Dr. E. A. Stückelberg hat im Anzeiger (1891, p. 582) ein Verzeichnis 
der schweizerischen Glasscheiben gegeben, welche sich im städtischen Museum 
in Lyon befinden. Diese Aufzählung muss durch folgende Angaben betreffend 
die im Musee des tissus aufgestellten Glasscheiben ergänzt werden. 

1. Nieder-Simmentaler Wappenscheibe, datiert 1585. GeharnischterKrieger 
mit Federhut, hält in der Rechten eine Standarte, welche das Siramentaler 
Wappen (w. Burg in r. Feld) enthält. Das Ganze auf g. Grund, umrahmt 
von einer Architektur. Darunter die Inschrift: „Nyder sybenthal 1585" 
(restauriert). 

2. St. Galler Wappenscheibe, datiert 1572. - Schild: Schw. Doppel- 
adler g. bewehrt auf g. Feld. Helmzier: bl. Mitra mit zwei Hirtenstäben. 
Schildhalter links : St. Gallus mit schw. Rock und r. Mantel, davor ein aut- 
rechtstehender Bär. Schildhalter rechts : St. Othmar mit w. Rock und violettem 
Mantel. Über dem ganzen drei Bildchen. In der Mitte St. Benedikt sitzend 
mit Hirtenstab und Becher; links: Taufe Christi; rechts: Johannes auf Patmos 
mit dem Adler. Unten die Inschrift : „Othmar von Gottes Gnaden Abbt des 
wirdige Gotzhus Sant Gallen 1572". ') 

3. Undatierte Scheibe. XVI. Jht Die Sündflut. G. Arche Noahs aut 
bl. Wasser, Dahinter Schneeberge. Flüchtende Menschen. Die einen 
schwimmen (unter diesen hält sich einer an einem Fass). Die anderen er- 
klimmen die Felshöhen. Eine Taube fliegt vom Himmel herunter mit einem 
g. Zweig. Am Himmel Gottvater segnend, das Kreuz in der Hand. — 
Architekturumrahmung. 

Unten Wappenschild: schw. Hirsch über g. Dreiberg auf g. Grund um- 
geben von einer Rolle mit Inschrift: „Znoach (Noah) Wöllflly Seckelmeister 
zu Bern*'. 

Darüber zwei Szenen auf Landschaften. Links: Noah und seine Söhne 
vor dem Regenbogen. Rechts : die Schande Noahs. 

') Diese Scheibe stimmt dem Stile nach mit denjenigen des Nikiaus Wirt Qberein. 
Siehe J. Egli, „Die Glasgemälde des Monogrammisten N. W. im historischen Museum zu 
St. Gallen", „in Beitrage zur st. gallischen Geschichte, der allg. geschieh tsforschenden Ge- 
sellschaft d. Schweiz vom hist. Verein St. Gallen gewidmet*, 1904 p. 269ff. 



335 

4. Allianzwappen datiert 1603. Linker Schild: Zwei gekreuzte g. Brot- 
schaufeln auf r. Feld. Darüber: g. Stern. Darunter: w. Dreiberg. Daneben 
rechts: w. Fflugeisen. Daneben links: w. Mühleisen. Helm: Mohr w, be- 
kleidet. Auf dessen Brust die Embleme des Schildes. Rechter Schild : 
Schw. Mühleiscn auf g. Feld. Darüber: w. Malteserkreuz. Darunter: w. Drei- 
berg. Helm: schw. Federbusch mit Emblemen wie unten (Wappen der Huser 
von Bern). 

Das Ganze in emer Architekturumrahmung. Unten die Aufschrift: „Herr 
Lienhart Diß Burger zu Bern: und diser Z'ii Landtvogtt zu Inderlaken. 
Anno 1603". Oben: eine Rehjagd. 

5. Drei kleine Rundscheiben, XVII. und XVIII. Jht. 

a) Schild: w. Ente auf bl. Streifen in g. Feld. Darunter: Dreiberg. 
Unten Aufschrift: Claude Deleseue anno 1708*. Oben: „De aquis 
ad astra, De terra ad aquas. Der Schild umgeben von einer See- 
landschaft. 

bl Doppelschild. Links: Löwe aulrecht und Füllhorn. Rechts : Schaufel 
und 3 Rosen. Aufschrift: „Hr. Marti Fatrü Odet und Elisabeth 
Roginet seine Frau Gemahlin. Anno 1708.* 

c) Schild : Zuckerslempel, oben : zwei w. Sterne, unten : w. Dreiberg. 
Helm : Löwe. Landschaft in Architekturrahmen. Aufschrift: „Herr 
Albrecht Wachse] der Burgeren in BurgdorfT, und Fr. Maria Stäli 
seine Gemahlin, Anno 1684". 

6. Zwei längliche Streifen, XVIII, Jht. Schiffe (Böcke), beladen mit Holz 
und Steinen, geführt von je 6 Schiffern in Tracht. Seelandschaft ('1 hunersce). 

7. Rundscheibe: Mann mit Gewehr und Frau mit Becher halten einen 
Schild mit Aufschrift A. D. — Darunter: „Abraham Dönen, alt Kirchmeyer, 
von Reuttigen, und Anna Stucki, s. h. fr. 1704. 

Diese Rundscheibe gehört unzweifelhaft zu den unter No. 6 aufgezahlten 
länglichen Seeansichlen, welche übrigens die noch heutzutage in der Schweiz 
allein auf dem Thunersee fahrenden Schiffböcke wiedergeben. 

8. Kleine farbige Rundscheibe. Jakob und die Himmelsleiter. Inschrift: 
Hans Hostetter Stadtschryber zu Undesewen (Unterseen) und Cunradt Studer 
1650. Schild mit Monogramm. 

9. Walliser Wappenscheibe, 1668. Christus schläft im Kahn, während 
dem Sturm. Petrus weckt ihn. Hübsche Seelandschaft, Architektureinrah- 
mung Darunter Wappenschild: g. Taube aul w. Grund. „H. Johannes 
Herentier alt Castlan und Hauptmann in Wallis der Gmeind Saussi (Saas) 
1668". Oben: „Matthäi 8. Gap.". 

Wann und durch wen diese Glasscheiben in das Lyoner Mus6e des 
tissus gelangten, konnte ich nicht ermitteln. 



Im Besitze von M'"' Gerard de Watteville: 

I. Allianzscheibe von Sankt-Michael — von Wattenwyl, datiert 1562. 

Schild links: geteilt. Oben: schw. Adler, g. bewehrt auf g. Grund, unten: 



33Ö 



^ \ 



zwei w. ilalbflügel gegeneinander auf schw. Grund. Helm; Schw. Greif g. 
bewehrt, wachsend. Schild rechts: drei w. Halbflügel auf r. Grund. Helra: 
ein w. Halbflügel. 

Das ganze auf bl. Grund mit Architekturumrahmung. 

Unten Jahreszahl 1562. 

Inschrift: ,,Anthonius von Sancte Michael, Herr zu Aweillier. Madalena 
von Wattenwyl" (Tochter des Hs. Jakob v. Wattenwyl und der Rose de 
Chauvirey). Aus dem Schloßhof Ilabstetten bei Bern, ttwas restauriert 
Prachtvolle Farbenharmonie. 

2. Kleines Wfippen v. Erlach» datiert 1602. Inschrift: ^Fz. Samuel von 
Erlach Mither zu Bümplitz. Anno Üomini 1602." 

3. Kleines Wappen v. Wat- 
tenwyl. datiert 160 r. Inschrift: 
„H- Johans v, Wailenwyl, alt 
Schultheiß der Stadt Bern 1601-" 
(Stimmt mit Nr. 2 in der Gröfie 
überein). 

4. Allianzscheibe v. Erlach- 
v. Wattenwyl. Inschrift: „F. An- 
thony von Frlach, diser Zit Landt- 
vogt zu Lenzburg und F. Agatha 
vonDießbach.sin eelich Gemahel 
1597." <Aus Schloß Mindelbank.t 

5. Scheibe V- Krlach. (Abb. 
87). Inschrift: „Herr Frantz Lud- 
wig von Fhrlach Schultheiß der 
löblichen Stadt Bern und Herr 
zu Spielz, anno 1631." Oben: 
Landschaft mit Schloß und Dorf 
Spiez am Thunersee (idealisiert). 
Adler auf einem Baum mit der 
sonst von der Familie v. Watten- 
wyl geführten Devise: „Sui um- 
bra alarum luarum". Zeichnung 
und Farbe zeugen von echter 
Künstlerhand. 

6. Zwei Rundscheiben grau 
auf weiß. 

a| Scheibe v. Wattenwyl, datiert 1707. Mit Aufschrift: , Hr. Johann 
Frantz von Wattenwyl, diser Zit Salz-Camerer der Stadt Bern. 
Anno 1707." 

b) Allianzscheibe v. StOrler — v. Wattenwyl, datiert 1710 mit der 
Aufschrift: „Herr Daniel Stürler des großen Hahts der Statt Bern 
und Fr. Catharma v. Wattenwyl s. Ehgm. 1710." 



-^^liü 



#. n *• 



87. Scheibe im Besitz von M""^ G^rard 
de WatteviUe in Lyon. 



337 



. Zwanzig Schliffscheiben, i8. Jhi. : 

a) »Benedikt Lederach der Zeit Chorrichter /u Niederwichtrach und 
Anna Krebs sein Ehgl. 1790." Darüber Wappen iBIuraen in 
einer Hand). 

b) „Felix Güntter von Meiniswil wohnhaft zu Reichenbach Dragoner 
und Anna Denser sein Ehegemahl 176$/' Darüber reitender 
Dragoner. 

c) „Ulrich Christen von Leinißwil Dragoner wohnhaft zu Reichen- 
bach und Barbara Schneeberger sein Ehgemahl 1763." Darüber 
Dragoner wie bei b. 

d) „Andreas Rupp Dragoner und Anna Schartz sein Ehgem. 1768.* 
Darüber Dragoner wie bei b und c. 

e) „Hans Marti, Gerichtsäß und Dragoner zu Betenhüsen und Anna 
Barbara Kesser sein Ehgem. 1763." Darüber Wappen (Schild 
mit Hauszeichen) und Dragoner wie bei b, c und d. 

1) ,, Johannes Zimmermann der Zeit Wiert im Thalgut. 1790". Da- 
rüber Wappen (Lilie, zwei Sterne, Dreiberg auf g. Feld). 

g) „Hans Schar von Schmidingen und Barbara Leuenberger sein 
Ehgemahl 1756." Links und rechts Wappen (links: Bärentatze, 
zw. 2 Sternen, rechts; Löwe aufrecht). Oben: .^ Alles mit Hülf 
Gottes". 

h) „Ich Verena Leuenberger wünsche meinem Bruder und seiner 
Ehfrau vil Glück ins Hauss den Edle Frida auch vorauss und dass 
in Gottes Name durch Jesum Christum, Amen.** In der Mitte ein 
Wappen iLöwe aufrecht), üben: eine Frau reicht eine Blume. 

i) „Hans Flückiger zu Aebnit und Verena Aeschlimann sein Ehgemahl 
1784," Darüber ein Wappen (ein Halbtlügel, Blumen). 

k) „Job. Ferrier Artillerie Lieutn. u. Handelsmann in Bern 1790". 
Darüber ein Wappen (Schwan mit Fisch im Schnabel. Darüber 
zwei Lilien^ 

I) „Hr. Franz Studer, Helfer zum Trubschachcn 1776." Darüber 
Wappen (zwei Palmzweige, ein Pferd). 

ml „Christen Murgenthaler und Anna Gammeter sein Ehgm. 1776*'. 
Darüber ein Wappen (Balken und Rose). 

n) ^Niclaus Slämpfli zu Habstetten, Ammann der Kirchhörig Bolingen, 
und Madlena Lehman sein Ehgemahl. 1751.* Darüber Wappen 
(Zuckerstanipfel mit Brett), Oben: Christi Blut und Gerechtigkeit, 
sei dieses Hauses Herrlichkeit*'. 

o) „Johannes Kunz, auf dem Underberg Kilchhöre Graftenricd, und 
Maria Pauli sein Ehegemahl 17/3." Darüber Wappen (Lanzen- 
spitze mit zwei Sternen). Oben: „Ich hebe meine Augen auf zu 
den Bergen, von welchen mir Hülle kommt. Meine Hülfe kommt 
von dem Herren, der Himmel und Erden gemacht hat. Psalm 121." 
(Anspielung auf die prachtvolle Alpenansicht von Unterberg. Die 



338 

Jahreszahl 1773 gibt dieser Gesinnung einer bernischen Bauem- 
familie besonderes Interesse). 

p) Hans Uhii Ryff, Metzger zu BoUigen und Margareta Bürcki, sein 
Ehgem. 1774. Wappen (Oben : zwei Wilde um einen Tannenbaum. 
Unten: ein Metzger erschlägt eine Kuh). 

q) Meistr. Benedikt Kindler und Elsbeth Kindler, sein Ehgemahl. 
Meister Daniel Landolff und Anna Schänk, sein Ehgemahl 1774. 
Darüber Wappen (zwei Äxte und zwei Winkel). Oben : „Wie fein 
und lustig ist zu sähen, wann Brüder eins sind und sich wol- 
begehen." 

r) „Wer Gottes Hülf zum Beistand immer hat, dem gehet all sein 
Thun ganz glücklich wohl von Statt. Christen Jörg, von Lützel- 
flüh u. Elsbeth Ritter 1776." Darüber Wappen (Lilie). 

s) „Ehre dem Arzt mit gebührlicher Verehrung, aui daß du ihn ge- 
brauchen mögest zur Notdurft. Christian Küffer, der Jünger 1776.* 
Darüber Wappen (Mondsichel, darüber Kreuz, unten Dreiberg auf 
r. Grund). 

t) Michael Wälti von Biglen, dißmahlen Bärenwirth zu Signau und 
Elisabeth Heilang sein Ehegl. 1781. Darüber Wappen (drei 
Bäume auf r. Grund). 

u) Johannes Häberli, Chorrichter und Gerichtssäß zu Buchsee. Frau 
Elisabeth Zingg 1812. Darüber Wappen (drei Sterne, Sonnen- 
scheibe, bl. Grund). 

Aix en Provence. 
Museum. 

Fünf schweizerische Glasscheiben. Vermächtnis des Malers Granet 1849 
(siehe Honore Gibert, Cataiogue du Musce d'Aix, i'^partie, Aix 1882, in-12, 
p. 49T. In diesem Katalog sind unter den schweizerischen drei Stücke auf- 
gezählt, denen der schweizerische Charakter völlig abgeht. Auch weisen 
die abgedruckten Inschriften Irrtümer auO- 

I. (Nr. 1639.) Allianzscheibe, datiert 1581. Linker Schild: drei goldene 
Wecken schräg auf bl. Feld. Rechter Schild : s. Kugel auf schw. Feld. Helm 
mit gleichen Emblemen wie auf dem Schild. Architekturumrahmung. Oben: 
David auf einer Laube sieht Bathseba umgeben von ihren Dienerinnen. 
Inschrift unten : „Jakob Zollikofer (Bu)rger zu Sant Gallen und Anna Heu- 
russin sin Eegemahel 1581* Unten rechts das Monogramm D L [Daniel 
Lindtmeyer]. i Restauriert.) 

Herrn W. Wartmann verdanke ich in Bezug auf diese Scheibe eine freund- 
liche Mitteilung nachstehenden Inhaltes: Die Inschrift gehört nicht hieher imd 
ist einer andern Scheibe entnommen. Dargestellt sind die Wappen der Peyer 
von Schaff hausen, und der Schmid. Heinrich Peyer (z. Weggen), geb. 1529, 
Sohn des Alexander Peyer und der Anna Schmid, trat 157 1 in die Kauf- 



339 



^ 



iA^' 






l 



leuten-Stube ein. Er heiratete, wir wissen nicht wann, Maria Schmid, von 
Zürich, Tochter des Andreas Schmid und der Anna Scherer. Er starb 1574 
(mitgeteilt von Prof. Dr. Lang, in Schaffhausen. nach der Genealogie der 
Peyer z. Weggen, im Besitze der hist. Ges. Schaffhausen). Da nun keine 

andere Allianz Peyer-Schmid aus 
eben der Zeit bekannt ist und der 
Stil des Glasgeinäldes in Aix auf 
die 1570er Jahre paßt, so besteht 
kein Zweifel, daß wir es hier mit 
der von obgenanntem Ehepaar ge- 
stifteten Scheibe zu tun haben. 

Was die Inschrift anbetrifft, so 
hat nach W. Wartmann das Ehe- 
paar Zollikofer, von St. Gallen, und 
llyrus iHeurussin) im Jahre 1581 
tatsachlich gelebt. Dem Zufall ver- 
danken wir die Möglichkeit, der Be- 
zeichnung ihren richtigen Platz an- 
weisen zu können. Sie gehört 
wahrscheinlich einer Scheibe, welche 
durch Messikommer, in Zürich, in 
den Handel kam und uns in zwei- 
maliger Abbildung zugänglich ist. ') 
Die Inschrift fehlt unter letzterem 
Wappen, weil sie eben in das Peyer- 
sehe verset?t wurde. Es mag eine 
Zeit gegeben haben, wo die beiden 
Glasscheiben näher bei einander 
standen als heute und die wahr- 
heiiswidrige Operation leicht bewerkstelligt werden konnte. 

Wo sich die Peyer-Schmid Scheibe heute befindet, wissen wir nicht. 
Zu wünschen aber wäre es, daß sich der Besitzer bekannt gebe und die 
Prüfung unserer Aussagen an Hand des Originals zuließe. 

2. (Nr. 1640.) lAbb. 88.) Musketier, dem seine Frau einen Becher 
reicht. Unten Wappen (w. Pflugeisen und Bretzel auf g. Grund». Inschrift: 
„Lorentz Tanner des Raihs zu HeriseJ und Anna Schüssin syn Ehliche Hus* 
frow. 1606.* Oben : Blick in das Innere einer Käserei 

3. (Nr. 1641.) (Abb. 89.» Wilhelm Teil. Datiert 1624. Unten Wappen 
(Schild: g. Armbrust auf bl. Feld. Engel als Schildhalter. Beischrift: ..llanß 

') Katalog der ..Auktion der Glasgemaldesammlung der Baronin de Trötaignr in Parts 
und von Glasgemfllden aus der ehem Vincent-Sammlung in Konstanz", 3.-4. Mai 1904. 
//. Messikommer, Zürich, in-8\Nr. 43. Das Wappen ist fälschlich ZoIlikofer-^Tur benannt. - 
Dr. H. OitilmaHn, Geschichte der Schweizerischen Glasmalerei, Leipzig 1905, 8'. Tafel II. 



NillUl 



^ 



5i>iV? 



ri« 



,-ptr 



88. Scheibe im Mu»eum zu Aix. 



34° 



Uudolff Wirtz Schaffner zu Cappel. Anno 1624." Über dem Ganzen fol- 
gender Spruch: 

^Landvogt GrytMer ufi Übermutt 

„Legt ob ein Stecken einen Hutt, 

„Gebot daß man in Ehren solt 

,Der Wilhelm Thell solchs nit thun wolt." (Restauriert.)' 
4. iNr. 1642.) Die Rache der 



., t.^: 



■*^ 



m 



r ^i 



1.1'^ 



^m^4k V 



Chiorama, XVII. Jht. Zwei Bilder 
getrennt durch einen Pilaster, auf dem 
ein Atlante sich abhebt. Anspielung 
auf folgendes Ereignis aus der Röiner- 
geschichte: Wahrend des Feldzuges 
des Manlius Vulso gegen die Galater 
in Kleinasien (189), war Chiorama, die 
Frau des Tetrarchen Ortiagon, dem 
Feinde anheimgefallen und von einem 
römischen Centurio entehrt worden. 
Sie erhielt das Versprechen, gegen 
eine Loskaufssumme, welche ein gal- 
lischer Sklave nachts am Flußufer 
abergeben sollte, in Freiheit gesetzt 
zu werden. Folgende Szene ist hier 
dargestellt ; Rechts enthauptet der 
Sklave den Centurio auf Befehl Chio- 
ramas, links übergibt Chiorama den 
Kopf des Römers ihrem Gatten Or- 
tiagon. Der Name des letzteren ist 
auf dem Sockel seines Throns ge- 
schrieben. Den Namen des Künstlers 
„Gottfried Stadler" ') liest man auf 
den Stufen rechts. Der untere Teil 
besteht aus Arkaden, worin zwei 
Schtltzen Platz gefunden haben. 

5. jNr. 1643.) Allegorie der Geduld. XVII. jht. Mitten in einer reiche? 
Architektur sitzt unten das Symbol der Geduld, eine Frau, ein Lamm auf 
ihrem Schöße haltend. Darüber Hiob und seine Freunde. Oben die Inschrift: 
„Nulla fuit talis patientia qualis Hiobi. Vere vis patiens esse, ut Hiobus eris.* 
Tiefe, warme Färbung. 

•) Siehe Dr. Herrn. Meyer, „Die schweizerische Sitte der Fenster- und Wapp^o- 
Schenkung vom XV. bis XVII. Jht" Frauenfcld 1884, p. 248. Bisher ist von diesem Glas- 
maler keine bezeichnete Scheibe zum Vorschein gekommen und die unsrige ist umi>o wert- 
voller, alä der dargfslfllte Gegenstand die Gclchrsamkei: des „Schulmeisters*' beweist. 






m 



1l^It)-l^^.; 



89. Scheibe im Museum zu Aix. 




Die ersten Feuerspritzen in Bern. 
(1531 1708) 

Von Ad. Fluri. 



Die Feuerspritze, die Kanone und die Sturmglocke, die die beiden zur 
Aktion ruft, sind alle drei aus dem gleichen Erz gegossen. Aber welche 
Verschiedenheit in ihren Aufgaben und welche Gegensätze in ihren Wir- 
kungen! Ebenso verschieden ist die Würdigung, welche ihnen zu Teil ge- 
worden. Die Glocke hat ihren Sänger, die Kanone ihren König. Bezeich- 
nend ist es, daß die Redensarten, die der Feuerspritze gedenken, mehr 
den Spott als die Anerkennung ausdrücken.') 

Es sind die Beiträge zu einer Geschichte der Feuerspritze nicht gerade 
zahlreich. Grundlegend ist die historische Darstellung, die C. D. Magirus 
in seinem großen Werke über das Feuerlöschwesen in allen seinen Teilen, 
Ulm 1877. gibt. Darauf fußen L, Falier (Das Feuer- und Rettungswesen in 
Elsaß-Lothringen. Rappoltsweiler 1893) und alle spätem Autoren, die sich 
mit dem Gegenstand befaßten. Für uns sind von besonderm Interesse noch 
die zwei Arbeiten von A. Schneüür: Das Löschwesen in Basel (1895) und 
JeckUn 6- Sprecher: Das Churer Feuerwehrwesen in älterer und neuerer 
Zeit (Chur 1901). Sehr verdienstlich ist die von Stadtarchivar F. v, Jecklin 
in letzterer Broschüre gegebene Zusammenstellung der Notizen über die 
Anschaffungen der ersten Feuerspritzen in den Schweizer Städten.") 

1. Die messingenen Handfeuerspritzen. 

Die älteste Form der Feuerspritzen tritt uns im Mittelalter in den 
messingenen Handspritzen entgegen, die zuerst in Nürnberg erwähnt werden. 

Nach der Nürnberger Feuerordnung von 1449 sollten in einem jeden 
der acht Quartiere der Stadt „vier messing sprützen" vorhanden sein; „und in 
welichem vierteil fewer außkumpt, so Süllen die viertelmeister sölich sprutzen 

') «Wenn es brennt vermiOt man die Spritzen. — Die Spritzen kommen, wenn das 
Haus abgebrannt ist" Immerhin hcilH «bei der Spritze bleiben', soviel als in der Not 
aosharren. 

') Erst während des Druckes erhielt ich durch die Gfttc des Verfassers Kenntnis von 
folgender Arbeit: ,Üie Entwicklung des Feuerlöschwesens der Stadt Nürnberg von frühester 
Zeit an bis heute. Als Denkschrift herausgegeben zur 5o|flhrigen Stiftungsfeier der NOm- 
bcrgcr freiwilligen Feuerwehr, Abt I, von Franz Wtüftrmann, atadt. Branddirektor. Nürn- 
berg 1903" Durch ihre bündige Darstellung und ihren lehrreichen Bilderschmuck kann 
diese Gedenkschrift als Muster dienen. — Eine Geschichte der Berner Feuerwehr bereitet 
Herr Feuerwehrhaupimann J. Lülhi vor. 



343 



dartzu bringen und an die end teilen, do sein am nötesten ist.* Näheres 
erfahren wir aus dem Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg, welches der Bau- 
meister Endres Tucher in den Jahren 1464 — 1475 schrieb.') In dem Ab- 
schnitte „Von den viertelmeistern" lesen wir, daß bald nach der Neuein- 
teilung der Stadt in acht Viertel, im Jahr 1449, zu jedem Quartier zwei Viertel- 
meister gesetzt und jedem „funftzehen Üderein eimer und zwue groß messcin 
sprutzen" übergeben wurden. „Soliche eimer sein alle gezeichent mit einem 
N, des gleichen die sprutzen auch gezeichent mit der slat wopen ; der eimer 
einer kost funfthalbs plunt alt und ettlich vier pfunt alt und achtzehen pfen- 
ning. der sprutzen eine acht pfunt." Bei der Aufzählung der 16 Viertel- 
meister steht jeweilen zu lesen : „Jeder hat in seinem haus funitzehen liderein 
eimer und zwu groß messen sprutzen in einem Hderen sacke." Auch die sechs 
„fewermeister" waren mit Eimern und Spritzen versehen, und ,^wo feur auß 

kern in der stat. sullcn 
solich fewermeister 
darzu komen mit iren 
cimern und sprutzen, 
do helfen das volck 
anschicken zu arbeil- 
ten, auch hocken und 
feurleiltern zu weisen 
den leutten und retten 
helfen, so si inamer 
pest mugen." Zum 
Nutzen der Stadt war 
ferner vom Rate be- 
fohlen worden, den 



9a Messingene Ha ndfeuersp ritzen von NQmbcrg, 1499 
Ldngc: 60 und 65 cm. Germanisches Nationalmuseiim Nürnberg. 



Müllern 



-schleiffen 



und wasserkuffen zu 
geben und ir jedem 
zwu sprutzen, also wenn feur auß kern, das sie dann furderlich ir pfert an 
dieselben schleifen setzen und wasser darauf zu füren zu dem fewer. Auch 
soll man alle vierteil jars pei den müllerern die sprutzen suchen, ob die vor- 
handen sein pei der pueß, die darauf gesetzt ist, wo man der nit vindt. ein 
pfund newer haller." 

Zwei dieser alten, mit dem Nürnbergerwappen und der Jahrzahl 1499 
versehenen Spritzen sind im Germanischen Museum, dessen gütigen Ver- 
mittlung wir ihre Reproduktion zu verdanken haben »Abb. 90 und 91). Die 
Form und die Dimensionen dieser wohl ältesten noch vorhandenen Handfeuer- 
spritzen blieben in der Folgezeit ungefähr gleich. Die Gesamtlänge schwankt 
zwischen 60 und 80 cm. .Da der Zylinder durchschnittlich 50 cm lang war. 



'} Herausgegeben von M. Lexer in der BiWioihrk des liter. Vereins in Stuttgart. 
LXIV. 1862. 



343 



so fassten sie bei einem innern Durchmesser von 6,5 bis 7,5 cm nicht viel 
mehr als i\; bis 2 Liter. 

Nach allem, was wir wissen, scheinen die Handfeuerspritzen eine Nürn- 
berger Erfindung zu sein; 
schon 1439 soll die Stadt 
Frankfurt 11 Spritzen aus 
Nürnberg bezogen haben. 
(Magirus, S. 31.) Vermut- 
lich sind die 12 Feuer- 
spritzen, die der Rat von 
Ludern im Jahr 1499 anzu- 
schaffen beschloß, auch hier 
bestellt worden. (Jecklin, 
S. 8.) 

Die erste Nachricht 
von dem Vorhandensein 
solcher Spritzen in Bern 
liefert uns die Staatsrech- 
nung des Jahres 1521, in 
der folgende Posten ver- 
zeichnet sind: 

„Jacob Gasser von 
dryen spritzen, so von Nürn- 
berg kamen, zu bessern 18 
ß 8 fV (Gasser war Kannen- 
gießer.) 

Um zwülff möschin 
spriczenn von Nüremberg, 
kosten mit der für byß gan 
Schaffhusen 26 f? 8 ß. — 
Einem fuhrman , bracht 
spriczen von Schaffhusen, 
17 ß 4 'l* 

Die Feuerordnung 
vom 3o. September 154a 
(Polizeibuch I, 308) erwähnt 
Spritzen in folgendem Pas- 
sus: 

^Es ist ouch geordnet 

und angesachen, noch zwey 

totzen farsprützen zehaben 

venner vorhin band, und 

ußgetheyllt werden: namüch 

von Inderlappcn dry und uff 



'. - -.-•H^9 



91. Nflrnbergcr Löschgeraie : Kupferne Wasserkufe, 300 

Liier fassend, auf Schleife; messingene Handfc-iierspritzen 

1499 und 1544; Ledereimer; Ilarzringc zur Beleuchtung 

de» Brandpintzcs. (Aus Woifcrinann S. 7, mit gdtigcr 

Erlaubnis des Stadrntagi»trates Nürnberg.) 

ZU denen, die min hern seckelmeister und 
soll ir jeder dry haben, die andern (sollen] also 
in das Frienispcrger hus dry und in das huß 



344 

die Stuben zun schützen vier gleytt werden." Demnach wären in obrigkeit- 
lichem Auftrage aÖ Spritzen deponiert gewesen: i8 bei den zwei Seckel- 
meistern und den vier Vennern und lo in den genannten Häusern. 

Die ersten Städte 
auf dem Lande, die, so- 
weit nachweisbar, Feuer- 
spritzen erhielten, sind 
Nidau undBurgdorf. Am 
12. Dezember 1561 be 
zahlte der Rat dem 
krämer „urab vier 

spritzen gan Nydow und 92. Messingene Handfeuersprilzen. Hislorisches Museum Bern 
Burgdorff umb jede 36 Nr. i Gesamllänge 76,5, Zylinder 54 cm, innerer 

bätzen bringt lO^dß". Durchmesser 7,1 cm. — Nr.2Gesamtlaage 78,5 cm, Zylinder 48.5 
^ . V c > u ^^t innerer Durchmesser 6,4 cm. Bei Nr. 1 fehlen die seitlichen 

AUCn Üiese ^apntzen ka- Handhaben; bei Nr. 2 fehlt der ursprüngliche Kolben, 
men vermuthch von Gießermarken: Posthorn und Schwan. 

Nürnberg ; denn der Ei- 

senkramer Hans Hätschelet begab sich häufig dorthin, um im Auftrage des 
Rates Einkaufe zu besorgen. 

Das Berner historische Museum besitzt fünfmessingene Handfeuerspritzen, 
die bis jetzt irrtümlich als Ölspritzen bezeichnet waren. Drei haben als Gießer- 



501 t>e' ^^__A^ 
n Eisen- CZ^^^^^^^Ö I 

ier für- ^ 



>- 



>%■* ' 44tiah««" 



«4 #>.« ' i'i t I t M • 



i 



93. Messingene Handleuerspritze, 1557. Histurischea Museum Basel. 
Gesamtlänge 70 cm, Innerer Durchmesser 6,8 cm. 

marke (Abb. 95) ein Posthörnchen über einem Schwan ; die vierte zeigt die Inkia- 
len P S über einem Hufeisen, wahrend die fünfte keine Marke tragt. Auf 
diesem Exemplar ist ein Wappen eingraviert, ein Greif mit Schwert (nach 
dem Museums-Katalog das Wappen der Ortschaft Leuk im Wallis). In einem 
andern Exemplar ist das Wort ZUG . HVS eingegraben (Abb. 92). 

Im Basler Hist. Museum befinden sich noch elf messingene Handfeuer- 
spritzen. Das seltenste und schönste Exemplar ist wohl dasjenige, das die 
Jahrzahl 1557 und zwei Wappen trägt: Baselstab mit Lilie (Safranzunft) und 
zwei Halbmonde (Familie Seevogel) (Abb. 93). Eine zweite datierte Handspritzc 
ist aus dem Jahr 1650 und gehörte dem Wappen nach der Bäckerzunft. Sieben 
Exemplare haben als Gießermarke das Posthorn über dem Schwan; eines 




davon ist bemerkenswert durch zwei in der Mitte des Zylinders angebrachte 
Handgriffe. Zwei Spritzen sind ohne jegliches Zeichen.') 

Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich hat eine messingene Hand- 
feuerspritze mit dem eingravierten Wappen Steiger (wachsender Steinbock 




94. Messingene Handfeuerspritze, 1576. Schweizerisches Landesmuäeum, Zürich. 
GcsamtUnge 73 cm, innerer Durchmesser 6,6 em. 

auf Dreiberg) und darüber die Bezeichnung: 15 I A S -^ö. Sie trägt als 
Marke zwei gekreuzte Spritzen und die Initiaten H L^) 1 Abb. 94 und 95I. Dieses 
aus Langnau erworbene F'euerlöschgerilt gehörte ohne Zweifel einst dem be- 
kannten bernischen Schukheißen Johannes Steiger (1519— 1581). 

Wahrend des ganzen 16. Jahrhunderts kannte man in Bern keine andern 
Feuerspritzen als die Handspritzen. 

Ein Uatsbefehl vom 23. März 1616 läßt uns erkennen, daß damals die 
Feuerlöschausrüstungen noch auf der gleichen Stufe waren, wie hundert 

Jahre früher, „Zö bewahrung der statt" war 
/.-.. m& nämlicfi notwendig erfunden worden, eine Anzahl 

v5*y s/' heuereimer herstellen zu lassen, wozu „tübelshut" 

,,. „ , (Ochsenleder) verwendet werden sollte. Zu den 

95. Oießermarken mes- ,, r- \ ■ n r • . ■ j - 1 

singcner Handfeuerspritzen, großen reuerleitern sollten noch kleme und raittel- 

OriginalgröOe große gemacht werden, ebenso „furgken und für- 

häggen". Ferner wurde der Deutschseckelmeister 

von Graffenried beauftragt, „ufs mindest ein par totzet fürsprOtzen zu kouffen: 

ein totzet ins rhathus, das übrig ins züghus und etwan ein par uf zyttgloggen 

thurm." (Ratsmanual 31 164.) 

In den Inventarien der obrigkeitlichen Schlösser') begegnen uns noch 

im 17. Jahrhundert keine andern Spritzen als die Handspritzen, die in jener 

Zeit den Dienst unserer Extinkteure versahen. 

') Ich verdanke diese Nachrichten, sowie die Abbildung der alten Spritze von 1557 
der LiebrnswQrdigkett meines Freundes Herrn Lehrer )l. König in Basel. 

•) Dem Schweiz. Landcsmuscum bin ich ebenfalls sehr zu Dank verpflichtet für 
die Beitrage, die es mir in zuvorkommendster Weise namentlich zur Illustration meiner 
Arbeit lieferte. 

*) So z. B. Yverdon 1613, Lenzburg 1627, Thun 1668: In dem Cabinet ist ein 
niOschinc fQrfipritzen. 



346 

Von der Wirksamkeit jener Spritzen zur Bekämpfung des Feuers 
werden wir nicht übertrieben hoch denken. Indessen darf doch nicht ver- 
gessen werden, daß sie zur Dämpfung von Kleinfeuern unter Umständen 
wesentliche Dienste erweisen konnten; daher blieben sie noch lange nach 
der Einführung der großen Spritzen im Gebrauche. Eine Feuerordnung der 
Stadt Leipzig von 1616 sagt, daß „mit solchen Wassersprützen sonderlich 
in den inneren Gebewden große Rettung zu thun" sei.*) 

2. !Die hölzernen Handspritzen und die sog. Qelenbsprifzen. 

Die hölzernen Handfeuerspritzen scheinen später aufgekommen zu 
sein, als die messingenen. Wir finden sie erst im 17. Jahrhundert erwähnt. 
Im Jahr 1624 erhält Meister Philipp Kolberger, der Drechsler, laut Staats- 
Rechnung „umb zwo füwrsprOtzen und zwo zugschyben, so er uff die [Bau] 
hütten gemacht", 10 Pfund. Das Inventar des Schlosses Lenzburg verzeich- 
net 1627 „eine nüwe höltzine feüwrsprützen und zwo möschin sprützen". 

„Ein gar bequeme gattung höltzener feür sprützen" wurde 1690 „umb 
einen leidenlichen pfenning" zu Bern feilgeboten. Der Rat, der für gut fand, 
daß „zu möglichster Vermeidung aller fürws gefahr dergleichen sprQtzen 
hin und här in der statt nicht nur von particular personen, sondern auch 
auf den gesellschaften" angeschafft werden, ersuchte am 27. Mai 1690 die 
Zünfte, ausgenommen die Gesellschaften zu Gerbern und zum Distelzwang, 
die offenbar mit Spritzen schon versehen waren, „etwelche stück derglichen 
feüwr sprützen" zu kaufen und auf alle Notfälle aufzubehalten. (Venner- 
Manual 41/3.) 

Wir sind Über das Aussehen dieser Spritzen nicht unterrichtet; ebenso 
ist uns unbekannt, wie die Spritzen beschaffen waren, die im Zeughaus- 
Inventar von 1687 als „kleine, in einem eichigen kästen, an Stangen in die 
hüser under die camin zutragen* bezeichnet sind. Aus dem Umstand, daß 
sie in einen Kasten gestellt waren, geht hervor, daß das Spritzenrohr nicht 
mehr Saugrohr zugleich war und infolgedessen das Wasser von anders 
woher in den Zylinder gelangen mußte, was dann die Anbringung von 
Klappen oder Ventilen voraussetzt. 

Wir kennen zwei Spritzen, die in dieser Weise funktionierten, d. h. 
wenn sie in ein mit Wasser gefülltes Gefäß gestellt wurden, einen schräg 
aufwärts gerichteten Strahl lieferten. Die eine, aus dem Jahre 1599, im Be- 
sitze des Germanischen Museums zu Nürnberg, verrät deutlich ihre Ab- 
stammung von der alten messingenen Handspritze (Abb. 96). Die andere 
befindet sich nebst zwei defekten Exemplaren im Schweizerischen Landes- 
museum zu Zürich (Abb. 97). Die wohlgelungene Reproduktion, die wir der 
Direktion des Museums zu verdanken haben, enthebt uns der Mühe eine 

^) Berichtswerk über die internationale Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungs- 
wesen. Berlin 190X. S. 4. 



347_ 

weitläufige Beschreibung dieses merkwürdigen Löschgerätes zu geben, das 
als GeUnkspritze bezeichnet wird.*) 

3. Die neu erfundenen wunderbaren Sprützen. 
Im Jahr 1602 wurde dem Rate der Stadt Nürnberg „eine neue wunder- 
bare sprützen, damit in teuersnöten grosse rettung geschehen und die höhe 
eines Hauses, so hoch das immer sein mag, erreicht werden könne", zum 
Kaufe angeboten und im Beisein des Stadtbaumeisters probiert. Das In- 
strument konnte „von zweyen mansspersonen getrieben, auch hin und her, 



\\ 



^ 



9& NOmberger Feuei-apriUc, 1599. 
Germanisches Nadunalmuseum. 



97. Holzeme Gelenkspritzcn aus dem KL Zürich. 
Schweizerisches Landesmuseum. 
Höhe der Zylinder 96 und 93 cm. 



wohin man wollte, gar leicht gewendet, und dazu von emem ainigen ross 
gezogen werden". Die Spritze, die von ihren Erfindern, „dem von Asch- 
hausen und seiner compagnia", zuerst auf 2000 Gulden geschätzt worden 
war, wurde um 600 Gulden angekauft und den Fremden, die nach Nürnberg 
kamen, als besondere Merkwürdigkeil gezeigt.') 

*) Nach gütiger Mittteilung des Herrn Museumsdirektor Dr. H. v. Niederhfluscm, der 
sich um diese Arbeit sehr interessierte, beHnden sich solche Spritzen auch noch in Rappolts- 
Weiler (ElsaO). Sonderbarerweise erwähnt sie Faller nichL 

*\ Magirus, a. a. O., 33 und Wolfermann, S. 10, 



348 



Die Erfindung wurde bald ausgebeutet; 1608 empfahl ein Georg Rieger 
in Nürnberg dem Magistrat zu Hagenau seine Feuerspritzen: „Mein künst- 
lich Wasserwerk ist also beschaffen, daß wo man sunst mit großer Gefahr 
Feuerleitern anleunen muß, kann solches durch dieß werkh auf ebnen bodten 
geschehen, und das wasser in die Höhe kann gebracht werden, so hoch als 
ein gemein Wohnhaus sein mach und man kann durch dieß werg mit 5 
Personen mehr verrichten, als do sunst 3o oder mehr vorhanden weren, 
dan solch werck in einem augenbiick kan gerichtet werden hinder sich oder 
vor sich, wo hin man es zu treiben begert . . . man kan auch dergleichen 
kleine werk machen, die ein Bürger im Fall der Noth in seinem haus kann 
brauchen." ') Magirus gibt die Abbildung einer alten Feuerspritze aus Hein- 
rich Zeisigs Theatrum machinarum, Leipzig 1614. Die „schöne neue In- 
vention. also daß ihres gleichen zuvor noch nie erfunden gewesen", ist, wenn 
das von Zeisig gegebene Bild getreu ist, eine Spritze mit zwei Zylindern, 
einer Druckstange und einem Wendrohr. Ein Windkessel ist nicht vorhanden. 
Von der neuen Invention scheint man in Bern Kunde erhalten zu haben, 
bald nachdem am 23. März 1616 (s. oben S. 345) beschlossen worden war, 
zwei Dutzend Handfeuerspritzen zu kaufen. Von der Anschaff"ung solcher 
Spritzen vernehmen wir nichts, hingegen erfahren wir, daß Meister Nikiaus 
Wyermann, der Gießer, im Februar 1617 dem Rate „ein künstlich waßer- 
werck, so in füwers not gantz nutzlich zugebruchen" präsentierte. Für dieses 
^künstlich waßeriverck und füwr sprütseti" erhielt er am 14. Februar 40 
Kronen — 133 8^ 6 ß 8 <>.*) Wie die Feuerspritze des Berner Gießer- 
meisters aussah, wissen wir nicht; soviel ist jedoch sicher, daß sie weder 
in Bezug auf ihre Größe, noch in Bezug auf ihre Leistungen und Wirkungen 
mit den Nürnberger Spritzen hätte konkurrieren können. Immerhin ist 
Wyermanns Wasser kunsi,^) wie jetzt der terminus technicus für die Feuer- 
oder Wasserspritzen lautete, erwähnenswert. 

Im Juli desselben Jahres langte in Bern die erste große Nürnberger 
Feuerspritze an. Sie wurde im Zeughaus untergebracht. Für das „künstlich 
werckh und fttwrspritzen" bezahlte der Seckelmeister am 23. Juli 1617 dem 
Nürnberger Handelsmann Michel Schreckh 323 gut Gulden und 31 Kreuzer 
(nach Bemer Wahrung 215 Kronen 17 ',i Batzen oder 728 flf 17 ß 4 A), 

Am 17. Sept. 1640 ersuchten die Kriegsrate den Zeugherm Zehender, 
die „im züghof stehenden grollten feüwrsprützen, wylen sie nun ein gute zeit 
an dem wätter gestanden und übel gescheut und also verderbt seyen, . . . 



•) Magirus, S. 34. 

•) Vcnnermaniial sb, S. 114 und S. R. 1617, Februar 14. Drei Tage vorher bezahlte 
der S eck elm eisler dem Meister Hans Seebach „umb 63 l^wr cimer umb jeden 4 i zu banden 
mgh. 348 A". 

•) Ein WasserkOnstter ist ein Fcuerspritzcnmacher. In der Mitte des XVI Jahr 
hundcrts nannte man MoltzkQnsiler die Erfinder eines Ofens, dessen Heizung weniger Hob 
forderte (vgl. B. Haller, Bern, in seinen Ratsmanuaien I, 156). Ähnlich verhall es sich mü 
den MQhlekQnstlem (s. Ratsmanual 403/303 = 1582 April S7). 



349 

fleißigst zu besichtigen und, wo nötig, unverwylt zuo reparieren, damit sie 
zuo nötigem gebrauch bequem gefunden werdint".') 

Erneuerte Vorschriften zur Verhütung des Feuers und bessere Ein- 
richtungen zur Bekämpfung des verheerenden Elementes lassen meist auf 
eine vorausgegangene Feuersbrunsl schließen. Das Calendarium chrono- 
logicum des Proiessors Berchtold Haller*) hat unter dem 9. Mürz 1650 
folgende Eintragung; „Morgens umb ein uhr ist eine große brunst entstanden 
am Staiden. und ist h. Petermann Rouys hus, darin Samuel Schnyder, der 
schryber, zhus gsyn, wie ouch hrn. Ragoren s, erben schür und ein theil 
von h. Dingnawers hus verbrunnen, liegt alles nechst an dem Interlacker 
hus. Soll in Samuel Schnyders hus angangen syn." Auf diese Feuers- 
brunst nehmen folgende Beschlüsse des Rates Bezug: 

1650, März II. Zedel an mhr. die kriegsrhät. Dieweilen bey letst ver- 
gangner brunst durch nit haltung der fcührordnung alle confusion gspürt 
worden, habind ir gnaden ihnen den befelch geben, selbige dahin zu revidieren, 
daß in künftigen fahlen selbige bas observiert und darob gehalten werde. 

1650, März iz. Zedel un hrn. venner und zeugherrn von Wattenwyl. 
Es habind ir gnaden bey letst fürgangner brunst die nutzbarkeit der großen 
feührsprützen gnugsam ersehen, dahar ir gn. notwendig findend, daß noch 
vieren construiert werden söllmd, dieselbige also abzutheilen, daß zwo oben, 
zwo unden und zwo mitten in der statt gehalten werden söllind, maßen ir 
gn. ime befelch gebind, selbige machen zu laßen. ^) 

Aus diesem Ralsbeschluß geht hervor, daß Bern damals zwei große 
Feuerspritzen besaß, offenbar diejenige, welche 1617 aus Nürnberg bezogen 
wurde, und eine andere, Ober deren Anschaffung wir nicht unterrichtet sind. 
Zu diesen zwei sollten noch vier kommen, worüber in der Ratssitzung vom 
23. März beschlossen wurde, daß „zwo in rhathof, in ein darzu machendes 
gehalt, darzu dem herrn amman die schlOssel übergeben werden und der 
cronenwirt sein züg gerQst haben soll, und eine zum undern thor an ein 
bequemes ort, darzu der schlüsselhalter den Schlüssel haben soll, gestellt 
werdint *.*) 

Für die Herstellung einer dieser neuen Spritzen wurde mit den Meistern 
des Rütgicßerhandwerks in Bern verhandelt; zwei wollte man nach dem 
Modell der hiesigen in Nürnberg konstruieren lassen, das Pfund zu 9 Batzen.') 
Über die Lieferung und die Kosten einer aus Nürnberg bezogenen Spritze 
gibt uns folgende Stelle der Seckelmeister-Rcchnung 1650 Auskunft: „Den 8. 
christmonat hrn Hans Jacob Morellen wegen einer feühr sprützen, so er uß 
mgh. bevelch machen und alhar ßhren laßen, thut mit metal, gießerlohn 
und umbcosten 548 ff 6 ß 8 r'." 



') Kriegsratsmanual No. 7, S. 53. 

") Bern. Stadtbiblioihck Mss. Hisl. Hclv. I, 85. 

'j Rats-Manual No. 105, S. 16a, 163. 

') R. M. isolaii. 

') R. M. iQ5'2i6, 221, 10634. 



350 

Aus der Feuer-Ordnung vom ii. Dezember 1651 *) erfahren wir» daß 
damals nicht, wie aus den vorausgegangenen Verhandlungen des Rats zu 
erwarten gewesen wäre, sechs, sondern bloß vier Feuerspritzen zur VeriOgning 
standen. Wir lesen nämlich: „Ks ist ouch für gut angesehen und geordnet, 
daß in einem nohtfahl iden Gott gnedigklich verhüten welle) umb besserer 
Ordnung willen und dem feüwr desto eher zu begegnen, zu abholung feüwr- 
leiteren und feüwrsprützen (deren zwo im zeüghauß und zwo im rahthauß- 
hoR stehen sollen) beider spilälen zog ordentlich eingeschirrt sich finden 



\2*^ \. 



98. Hautschsche Feuerspritzen voa i"a und Vi zOlligem Wasserstrahl. Man beachte aul 

dem Bildchen oben links die brennende Harzpfanne und unten die auf Schleifen 

gezogenen Wasserkufen. (Aus Wolfermann, S. 13.) 

und by dem ztOg hau6 einstellen söllind; der falckenzug zum zeughauß und 
der cronenzug zum rahthauß verpflichtet und bestellt sein söllind." 

Der bekannteste Spritzenmacher aus jener Zeit ist der Nürnberger 
Zirkelschmied J-/ans Hautsch, der es auch verstand, durch illustrierte Preis- 
listen für seine Spritzen Propaganda zu machen. Magirus hat einen der Pro- 
spekte aus dem Jahre 1655 in seinem grundlegenden Werke, S. 35, wieder- 
gegeben, und Wolfermann bringt in seiner reichhaltigen Denkschrift drei 
wohlgelungene Reproduktionen der Originalien, S. 12, 13 (Abb. 9Ö) und 15. 



') Polizeibuch 6, 338. 



35' 

4. Die Sprifzen des Markus Späth aus 51. Gallen. 

Der erste Schweizer, von dem wir vernehmen, daß er große Feuer- 
spritzen verfertigte, Ist Meister Miirkus Späth von St. Gallen. Über diesen 
„Sprützenmacher oder Wasserkünstler" geben die dortigen RatsprotokoUe 
folgende Auskunft.') 

Markus Späth ist der Sohn des Heinrich Späth, der am 31. August 
164 1 mit seinen zwei Kindern, „weilen er denselben nit kan abwarten," in 
den Spittel aufgenommen wurde. Am 1 1- Dezember 1645 bat der Vater 
um Handreichung, damit sein Knabe „möchte zum hiesigen brunnenmeister 
Elias Müller, umb selbige kunst neben dem dreyerhandwerkh zelernen, ver- 
dingt werden, mit dem anerbieten, da ihm diese gnad von meinen herren 
widerführ, weite er Verschaffung thun, da er übernacht ohne mannliche leibs* 
erben abstürbe, daß seine schöne buchen (darinnen er jedermann aufschreibt, 
imd was sich erlaufft in ein history bringt), die er habe, der oberkeit sollen 
heimfallen. " Dem bittlichen Anhalten Heinrich Späths wurde entsprochen; 
der Knabe kam zu Elias Müller, um von ihm „die Kunst des Wasserwerkhs 
und Dreyerhandwerkhs" zu lernen. Für die dreijährige Lehrzeit erhielt der 
Meister aus dem Stadtseckel 100 Gulden. 

Als diese beendigt war, bescherte man am i. März 1649 „Heinrich 
Späthen sei. knab, Marx, den dreyer, mit io Gulden zu seinen kleidern auf 
die Wanderschaft". Er solle »jetzo ußi züchen und drü jar lang auf das 
minste drußen bleiben, auch im jar einmahl herschreiben, damit man wüssc, 
wo er sich jederzeit aufhalte und da man seines diensts bedürftig, er be- 
schickt werden möge. Die allhie von seinem vatter sei. hinderlaßne bücher *) 



') Alle diese Mitteilungen verdanice ich der großen Zuvorkommenheit des Herrn 
Ralsschreiber Dr. Bodcmer in St. Gallen. 

') Über diese Bücher, oflfcnbar die schon crwfthnten Aufzeichnungen, ist in den Rats- 
protokollen folgendes zu lesen: 1644, Januar 5. Heinrich Spatten und seinem vettren Daniel 
Hanimann, Salomonen Sohn, ist bei ihrem bürgerlichen Aidt aufferlegt worden, alle histo- 
rische Manuscripta angehends in die Canzley zu hinterlegen. 

1646, Sept. 2. .Heinrich SpAthen und Daniel Hanimann, Salomons Sohn, so ihre ge* 
schribcn chronickcn, die nun mehr in dritthalb Jar in der Canzley umb gwüsser ursach 
willen sind verwahrlich uflTbehaitcn worden, widerum gehorsam zu ihren Händen zu stellen, 
angehalten, ist diß mal dißer Bescheid erfolget* : man habe sie noch nicht alle durgangen, 
sie sollten sich noch .ein par Monat" gedulden und dann wieder melden. 

Am 14. Januar 1647 wird ihnen aus demselben Grund noch ein par Monate Geduld 
empfohlen; „wegen viler anderer gcschcften* hat man sie nicht durchsehen hönnen. 

Auf ein erneutes Begehren betr. Daniel Hanimanns und Heinrich Späthen selig Bücher 
und Historien ward am 31. Aug. 1647 ersterem sein Eigentum zurDckziigcben beschlossen, 
außer denjenigen HistorienbOchern, ,so gmeine Statt und Bürgerschaft"! anbetreffe*, dem 
Vogt des Kindes Späth aber folgender Bescheid gegeben: .Was des Späthen Bücher an- 
treffe, wellen m. H. dieselben bei ihren Händen behalten in ansehen sie die Knaben nichts 
nutzen und m. H. den Elltcm ein ansehnlich gelt zu erlcrnung seines Dreyerhandwcrkhs 
und Brunnenkunst aus gmeiner statt sckhel vorgeschossen. So erhalte der Spitahl den 
Jüngeren Knaben desgleichen.* 



352_ 

soll der vogt trachten, dieselben den beiden knaben nach ihrem besten 
nutzen zevcrkaufTen und aus dem crlößten ein zinßlin zemachen." 

Nach siebenjähriger Abwesenheit kehrte Marx Späth, der Drechsler, 
mit einer „frömbden frouwen und kind" in seine Vaterstadt zurück und bat 
am 29. Mai 1656, man möchte seine Frau, eine geborne Straßburgerin, die 
zwar im Papsttum erzogen, aber sich doch zum evangelischen Glauben be- 
kenne, ins Bürgerrecht aufnehmen. Seine „erlernte kunst und wüssenschaft 
im bronnenwesen und kunstreichen treyen" stelle er gerne in den Dienst 
der Stadt und ihrer Bürgerschaft. Die Gunst des Rats, der längere Zeit 
Bedenken trug, dem Begehren zu entsprechen, da die von Straßburg ein- 
gelangten Atteste ihn nicht befriedigten, wußte sich Späth zu erwerben durch 
das Geschenk eines „von seiner Hand gemachten künstlich marmolierten 
Tisches". Am 15. September 1657 wurden Marx Späth und seine Frau zu 
Burger und Bürgerin angenommen. Fflr sein Geschenk erhielt er eine 
Gegengabe von 20 Dukaten. Das Ratsprotokoll meldet ferner, daß Späth 
sich anerboten, „ein FeürsprUzen semachen, die bei jedem Zug einen voll- 
koninen Wasser ( Strahl} in die Höhe treiben solle," 

So kurz diese Notiz ist, so ist sie doch sehr bemerkenswert; denn die 
Konstruktion einer Spritze, die einen ununterbrochenen Wasserstrahl geben 
soll, setzt die Anwendung eines Windkessels voraus, und nach gewöhnlicher 
Annahme ist dieser erst gegen Ende des XVH. Jahrhunderts an Feuerspritzen 
angebracht worden.') 

Die Feuerspritze kam zur Ausführung. Am 28. August 1660 erhielt 
Späth „für sein begert trinckgelt an dem gemachten wasserwerkh zu Bürglen 
(Schloßbesitzung der Stadt), auch zvegen der großen f euer sprützen uß gemeiner 
statt seckel oder bauw ambt 100 thaler". 

Mittlerweile war Späth mit seinem ehemaligen Lehrmeister Elias Müller 
zum „Bronnenmeister" gewählt worden. Allein schon nach einem Jahre, am 
27. November i66o, wurde ihm der Dienst gekündet, ,,alldiweil er sich mehr 
in ander und frömbder Icüten, dann in ra. h. diensten und geschefften hat 
gebrauchen lassen". Auf das Wartgeld, das er beanspruchen wollte, mußte 
er verzichten ; hingegen gab man ihm „uß gnaden, als einem armen gesellen" 
12 Gulden aus dem Stadtseckel. 

Im November des Jahres 1661 treffen wir den armen Gesellen als 
Wasserkihi stier in Bern in Unterhandlung mit dem Rate wegen der Her- 
stellung einer Feuerspritze. Er hatte drei Zeichnungen (Risse) vorgelegt. 
Am 4. November wurde der Seckelmeister beauftragt, „mit dem anwesenden 
waßer künstler Marx Specht {1. Späth) umb ein wasser sprOtzen nach dem 



') Maginis a. a. O., 37. Hingegen liest man in dem Berichtswerk Ober die inter- 
nationale Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrcltungswesen in Berlin 190 1, S. 5; »Der 
Windkessel wurde zuerst im Jahre 1654 oder 1655 durch den Zirkclschmied Hans Hautsch 
in Nürnberg an einer Feuerspritze angebracht. Das gehl aus einem Briefwechsel zwischen 
Leibnitz und Pagin hervor, worin erwAhnt ist, daO sie einen ununterbrochenen Strahl gab.* 
Leider ist diese Angabc nicht genauer bcIcgL 




355 

mittleren riß ze tractieren und das wort zegeben, auch zeverschaffen, daß 
nach seiner wider ankunffi, das gießhus ihme ingerumbt und sein under- 
haltunj^ beschaffet werde" (R. M. I^2/22)^ Am 31. Juli 1662 erhielt „Herr 
Marx Späth, der waßerkOnstler, auf rechnung der ihme anverdingten großen 
feüwrsprülzen" 70 Kronen — 233 ff^ 6 ß 8 1^; ausbezahlt wurde er am 20. 
September mit 460 ß' 13 ß 4 <\ Rechnet man dazu die 1 14 R* jo ß 8 (l', die 
Meister Andres Sprünglin, dem Kupferschmied, und 3Ö4 ?7', die Meister 
Abraham Zeender, dem Rotgießer, am 20. und 25. Dezember ebenfalls iür 
Arbeit und Metall an dieser Feuerspritze entrichtet wurden, so ergibt das 
die beträchtliche Summe von 1192 ff 10 ß 8 (l für die nach dem „mittleren 
riß" verfertigten Feuerspritze. Noch größer muß diejenige gewesen sein, 
die er im Jahr 1663 herstellte und für die ihm am 14. und 29. Oktober 480 
Kronen - 1600 fl* ausbezahlt wurden. Nachdem er am Anfang des folgenden 
Jahres noch eine kleine Feuerspritze um den Preis von 500 Sf geliefert,') 
zog er von Bern mit folgender Empfehlung des Rates fort:') 

Attestation zu Gunsten Mr. Marci Spätten, 
dess Sprützen machers. 
Wir Schultheiß und rhat der Stadt Bern thundt kundt hiemit, demnach 
der chrenhaffte und kunst erfahrne Marcus Späth, burger der statt Sant 
Gallen, von seiner wasser künsten wegen mit unserem wüssen und begehren 
sich bey zwey jähren in unser statt auRgehalten, weil er aber gewinnet ist, 
seine kllnst änderst wo auch zebrauchen und deßhalben uns demüettgst er- 
sucht, daß wir ihme umb seine uns verfertigte und zugestellte arbeit und 
bey uns gehabten lebwesens einen schein ertheilen wöllind, so habend wir 
ihme auff diß sein biüich begehren disere attestation also gönstiglich gewill- 
fahret. Urkundent hiemit, daß gemelter Marcus Spätt uns vilerley gattung 
füwersprtUzen von seinen neüwen inventionen zu unserem satten vernüegen 
in unser zeug haus auffgestellt, auch die haubt sprütz in unserem gießhaus 
Selbsten gegossen; also dali wir ein gnädig gefallen daran habend und ihne 
darumb befriediget und hieneben von seines getrOwen wohlverhaltens und 
ehrlichen wandeis halben ihne in recommandation wol befohlen allen denen 
dise attestation vorkommen wirt, steht gegen einen jeden nach standts ge- 
bühr zu erkennen. Dessen zu urkundt habend wir ihme solche, mit unserer 
statt Bern auffgedrucktem secret einsigel verwahrt, zustellen lassen. Geben 
montags den zwey und zwentzigsten tag februarii deß ein ihauscnd sechs 
hundert vier und sechzigsten jahrs. (Spruchbuch T T. 380.) 

Bern war jetzt mit Feuerspritzen versehen, wie keine andere Stadt in 
der Eidgenossenschaft. Zu jeder Spritze, die mit besonderen Nummern und 
Zeichen versehen werden sollte, wurden am 22. Juni 1665 zwei Feuer spräsett- 
tneisUr ernannt. 



') S. R. 1664, Jan. 15 u. Febr. 21. Vcnncr Manual 192 = 1664, Jan. 4. 

') Von seinen spatern Erlebnissen wissen wir bloß, daß er 1676—76 in Turin war. 



354 

„Zu der ersten, so mit No. i und einem Bären gezeichnet werden soll, 
sind verordnet: 

Mr. Michel Müller, der Windenmacher, und 
Mr. Michel Lehmann, der Seiler. 
Zu der andern, mit No. 2 und einem Hirtz gezeichnet 
Mr. Abraham Zeender, der Rotgießer, 
Mr. Frantz Ludwig Güntisperger, der Messer Schmid. 
Zur dritten, mit No. 3 und einem Löuwen gezeichnet 
Mr. Jacob Weiß, der Kantengießer, 
Mr. Hans Gerber, der Rotgießer. 
Zur vierten, so mit No. 4 und einem Gryff bezeichnet 
Mr. Abraham Bachmann, der Messerschmid, 
Mr. Caspar Kachelhoffer, der Schlosser. 
Zur fünften, so mit No. 5 und einem Schwan gezeichnet werden soll 
Mr. Rudolflf Dick, der Büchsenschmid, 
Mr. Anthoni Rantz, der Schlosser. 
Zur sechsten, mit No. 6 und einem Steinbock 
Mr. Heinrich Stammherr, der Metzger, 
Mr. Samuel Han, der Schlosser." (Polizeibuch VII, 300.) 
Das an die „geordneten feüwr sprützenmeister" gerichtete Schreiben 
lautet, mutatis mutandis : 

„Es findend mein gnedige herren gut und des notwendig zue sein, daß 
ufF allen nothfahl einer brunst zue jeder feür sprützen gewüße meister be- 
stell und verordnet werdindt, die damit umbzegehen und sorg darzue ze- 
tragen und ufif den gächlingen nohtfahl sich allsobald dazue zubegeben haben 
sollend; welchem nach ihr beide meister zue der ersten großen, so mit No, 
I und den baren soll und wirt gezeichnet werden und im zeüghauß stehet. 
verordnet sind, deßen ihr zue Üwerem nachrichtlichen verhalt uß ir gn. be- 
felch verstendiget werdend. Actum 22. Juni 1665.* ') 

Wir finden die 6 Feuerspritzen mit 6 andern, kleinern Spritzen im 
Zeughausinventar von 1687 verzeichnet. Diesem Aktenstück entnehmen wir 
folgende Stelle: 

„In dem zeug hooff, under dem schöpf, befinden sich an feüwr sprützen: 
Erstlich ein gar große, der Bär genandt, uff vier rederen; item sechs 
stuck mittelmäßige, darvon zwo mit Löuw und Hirtz bezeichnet, die andern 
aber ohne zeichen, jede mit zwei armen, und stehen ouch uff vier rederen. 
Denne eine kleine in einem eichenen kästen, an Stangen in die heüßer under 
die camin zu tragen ; dennoch ein stück, etwas kleiner, in einem bücki, auch 
an Stangen zutragen ; endtlichen sindt noch in dem bschlossenen erg-gel oder 
thurn uff dem großen kirchhooff drey stuck, genandt der Greiff, Steinbock 
und Pelican, machen sambtlich — stück 12. 

') Polizeibuch VII, 299 und R. M. 150/591. 



An fcüwr eimer hangen underem schöpf« oben an der Tihle. darvon 
aber etwelche in dem haus heruinb gebraucht worden, stück 50.*' 

5. Cie holländischen Schlaiichspritzen des Jan van der Heyde. 

Wenn auch die gut konstruierten alten Feuerspritzen einen mächtigen 
haushohen Wasserstrahl lieferten, so haltete ihnen doch ein bedeutender 
Mangel an. Wohl konnte das direkt am Ausgußrohr befestigte Spritzrohr 
nach allen Richtungen gewendet werden (daher der Name Wettderohr) ; 
allein in den wenigsten Fällen traf der von der Straße aus hoch im Bogen 
auf gut Glück entsandte Strahl den eigentlichen Feuerherd. Bezeichnend 
äußert sich die Feuerordnung von Dortmund aus dem Jahre 1677: „XVIII. 
Die gegen den Brandt verfertigte, am Zmiraerhof vorhandene Wassersprützen 
sollen zwar auch bey des Feurs Noth gebraucht werden. Aber es soll sich 
die Bürgerschaft nicht zu viel darauf verlassen, weniger auf dieselbe warten, 
sondern gestrack daran seyn, wie dem Feuer sonst am besten zu steuern." ') 

Um dem verzehrenden Elemente „auf den Leib zu rücken", und es 
unmittelbar mit dem Wasserstrahl angreifen und ersticken zu können, be- 
durfte die Feuerspritze noch einer Vervollkommnung. Der Mann, der sie 
zum wirksamen Löschgerät, wie wir es jetzt besitzen, machte, ist der ge- 
niale Holländer Jan van der Heyde. 

Bei einem am 25. September 167 1 in Amsterdam ausgebrochenen 
Brande, der drei Tage währte, überzeugte sich van der Heyde von der Un- 
zulänglichkeit der vorhandenen Löschmittel. In Verbindung mit seinem 
Bruder Nicolaas — die beiden hatten bereits am 31. Juli 1671 ein Patent aul 
ein nicht näher bekanntes Feuerlöschgerät erhalten — stellte er die erste 
Spritze mit Schläuchen her. Die städtische Behörde erkannte sofort die 
große Bedeutung der Erfindung, ernannte van der Heyde im Oktober 1672 
zum städtischen Brandmeister und erwarb die neue Spritze. Nachdem van 
der Heyde am 21. September 1677 von den Generalstaaten em Patent für 
seine Schlangenspritzen, wie er sie nannte, erhalten hatte, errichtete er eine 
Spritzenfabrik in Amsterdam.') 

Jan von der Heyde verstand es auch, für seine Erfindung Propaganda 
zu machen. In seinem 1690 erschienenen reich illustrierten Werke ') schildert 
er zuerst die Unzulänglichkeit der alten Löscheinrichtungen in der Zeit, da 
der Eimer das einzige Löschmittel war, und in der Zeit der unvollkommenen 
Spritzen, mit dem bloßem Wenderohr. Dann iolgt eine begeisterte Schilde- 
rung des Nutzens der neuen Schlauchspritzen, die alle bisherigen Requisiten 
(Leitern. Hacken, Seile etc.) überflüssig machen werden. „Dies kann man 



') Berichtswerk etc. a. a. O-, pag. 4. 

•) Nach Magirus a. a. O., wo in Wort und Bild die Erfindung des J van der Heyde 
gewQrdigt und veranschaulicht ist. 

') «Beachriving der niculyks vitgcwonden en geoctroyerden Slangc Brand Spuiten 
door derzelven Inventeur Jan van der Heyde en Jan van der Heyde de Jonge, Generale 
Brandmaester der stad Amsterdam.* 




356 

dem verdienten Erfinder zu gut halten ; denn wenn er auch damit die 
Wirkungen der Schläuche überschätzt hat, so ist sein Verdienst doch ein 
großartiges und sichert ihm für alle Zeiten einen Platz unter den Männern, 
welche durch ihre Erfindungen zu Wohltätern der Menschheit geworden 
sind." (Magirus.) 

Man sollte nun glauben, daß eine solche nutzbringende Erfindung sich 
rasch Bahn gebrochen hätte. Allein aus einer von Magirus gegebenen Zu- 
sammenstellung, die allerdings noch der Ergänzung bedarf, sehen wir, daß 
es ziemlich lange ging, bis die wichtigsten Städte mit Schlauchspritzen ver- 
sehen waren : Amsterdam 1672, Dresden 1686, Kopenhagen 1697, Paris 1699, 
Freiburg i. B. 1725, Ulm 1725, Berlin 1727, Augsburg 1731, London 1751. 

Bern ist jedenfalls die erste Schweizerstadt, die im Besitze einer 
Schlauchspritze war. Bei Anlaß der im November 1699 in Mr. Schweitzer, 
des Küfers, Haus aufgegangenen Feuersbrunst zeigte es sich, daß die Feuer- 
ordnung revisionsbedürftig und die Feuerspritzen „nit vollkommen zulänglich" 
seien. Der Zeugherr von Dießbach erhielt am 27. November den Auftrag, 
„eine von derjenigen gattung fei'iwrsprüizen, so letsthin uß Holland kofntnen, 
verfertigen zu lassen und nach der prob, m. g. h. von dem effect 2Ü be- 
richten." ') Die Revision der Feuerordnung ging rasch von statten. Schon 
am 29. Dezember 1699 lag das von den Kriegsräten aufgestellte Projekt 
dem Rate vor, der es guthieß und beschloß, daß die Feuerordnung- „ge- 
truckt und jedem haußvatter in der statt für zu seinem verhalt zugeschicket 
werde." Diese erste gedruckte „Feur-Ordnung der Statt Bern" trägt auf 
dem Titelblatt die Jahrzahl 1700. 

Die neue Feuerspritze ließ etwas länger auf sich warten. Am 26 April 
eröffnete der Zeugherr von Dießbach den Kriegsräten, die ihm am 3. Januar 
den Auftrag erteilt hatten, die „feüwrspritzen, so in seiner inspection sind, 
nach nohtdurfft reparieren zu lassen", er habe die Feuerspritzen „gengig' 
machen lassen, „in erwartung man sechen könne, wie die nüwe invention 
uff die hoUendische art ußfallen werde." *") Im August 1700 war die Spritze 
noch nicht fertig; denn wir finden sie erst in der Zeughaus-Rechnung er- 
wähnt, die vom September 1700 bis zum August 1701 geht. Leider erfahren 
wir nicht, von wem sie hergestellt und wann sie abgeliefert worden ist. E^ 
geht aus der Rechnung blos hervor, daß die „auß befelch mgh. der kriegs 
rähten sub dato 27. novemb. 1699 fabricierte feur sprütze auf holländische 
manier mit schlättchen'* im Zeughause selbst verfertigt worden ist und daß 
zu dieser Arbeit noch „äußere" Handwerksmeister beigezogen wurden. ^) 

In dem am 11. Dezember 1702 aufgenommenen „Inventarium des 
Zeughauses und Magasinen der Statt Bern" finden wir an „Brunst-Zeüs^ 
angeführt : 

') Kriegsratsmanual 27/281. 

•) Kriegsratsmanual 27319, 28,64. 

') An .äußere Meisler und für materialien" wurden bezahlt 91 ^ ai bz. 



357 



Ein große Fcür SprQtze i 

Dito kleinere 6 

Dito noch kleinere, under Kamin zu gebrauchen 2 

HollAndische KeÖr-SprQtze mit Schlauchen 1 

Möschene Hand Feür-Sprütze aa 

H&lzerne dito 14 

Große kupferne Waßer-Samler i 

Wasser Büttenen, mit eisernen Reißen gebunden 10 

Feür-Eymer, darunder 6 nicht vil nutz 61 

Dieser reichhaltige Bestand weist nun sämtliche im Laufe der Jahr- 
hunderte gebrauchten Feuerlöschgerätschaflen in ihren verschiedenen Stadien 
der Entwicklung auf, von dem einfachen Feuer-Eimer bis zur jQngst er- 
fundenen Schlauchsprilze. 

6. Tie „feiiersprühenden** Spritzen des Meisters Füchslin von Brugs. 

Die epochemachende Erfindung des Jan van der ficyde wäre beinahe 
übertroffen worden durch Meister Fuchshn, einen Drechsler von Brugg, der 
auf die sinnreiche Idee kam, der Feuerspritze eine ihrem Namen ent- 
sprechende Verwendung zu geben und sie als feuerspeiende Maschine auf- 
fahren zu lassen. Am ri. Januar 1704 erschien er vor den Herren des 
Kriegsrates zu Bern und anerbot sich, ihnen zu zeigen, wie ein aus einer 
Spritze getriebener Feuerregen zur Defension einer Bresche verwendet 
werden könne. Die Kriegsräte landen zwar, daß „wann derglichen in- 
vention, so nutz- und practicierlich wäre, als er vorgibt, er solche in Holland, 
da er sich lang aufgehalten, besser als hier hätte zu gelten machen ki^nnen". 
Indessen gestatteten sie ihm, sich mit dem Weibel ins Zeughaus zu begeben, 
um nachzusehen, ob eine der Feuerspritzen zu seinem Experiment brauchbar 
sei. Es scheint, daß keine dazu taugte ; denn am rH. Januar beschlossen die 
Kriegsräte, „den Künstler Füchslin mit 6 krönen abzufertigen." ') 

7. Cie „ledernen** Spritzen des Henri Lombard von Lausanne. 

Jan van der Heyde soll die Schlauche seiner Spritzen aus zusammen- 
genähtem Segeltuch hergestellt haben. Sicher ist, daß die Lederschlauche 
erst später aufkamen. Die ersten Spritzen mit ledernen Schlauchen wurden 
in Bern schlechtweg , lederne Feuerspritzen" genannt. Am 19. April des 
Jahres 1708 bot der Keßler Lombard aus Lausanne dem Rate von Bern 
eine derartige Spritze zum Kaufe an. Eine Kommission erhielt den Auftrag, 
„disere schlauch wohl zu erdauern und in alle weg auf prob setzen zelaßen.* 
Schon am folgenden Tage konnte dem Rate berichtet werden, „daß die 
jenige läderne fürsprützen, so raeister Lombard von Losanne gemachet und 
deßen gestern eine prob gethan, ein gut, nohtwendige und anständige sach 
ist** Daraufhin wurde beschlossen, die Spriue um 150 Taler (— 600 flf) 
zu erwerben. Von dieser Summe sollten 50 Taler zurückbehalten werden 
für den Keßler-Tribut, den Lombard zu bezahlen noch schuldig war. Da- 

') Kriegsratsmaniial 371189, 20T. 



_358_ 

gegen erhielt der Seckelschreiber den Auftrag, dem Lombard für Reiseaus- 
lagen und Taglohn 50 Thaler auszubezahlen und zu verrechnen. ') Ende 
Juni wurde die Spritze ins Zeughaus abgeliefert, 

Henri Lombard — der Vorname ist das einzige, was wir noch über 
seine Personalien ausfindig machen konnten — war vermutlich ein fran- 
zösischer Refugie, der sich in Lausanne niedergelassen hatte.*) Die „sonder- 
bare gute gattung feürsprützen, die er inventiert", und deren Probe zu 
„mäniglichs vernüegen" ausgefallen war, veranlaßten die Kriegsräte in einem 
Memoriale dem kleinen Rat darzulegen, daß es hoch notwendig wäre, die 
Schlösser deutschen und welschen Landes mit dergleichen Spritzen zu ver- 
sehen. Am 15. August 1708 erklärten sich der kleine und der große Rat 
damit einverstanden und beauftragten den Kriegsrat, die Sache an die Hand 
zu nehmen und zugleich Vorkehrungen zu treffen, daß „disere feür sprützen 
vor besorgender verderbnus bewahrt und zu dem and von zeit zu zeit visi- 
tiert werden." ^) 

Lombard wurde wieder nach Bern beschickt. Die Kriegsräte betrauten 
ihn mit der Herstellung von sechs Feuerspritzen auf Grund eines am 11. Sept. 
1708 unterzeichneten Akkords, der glücklicherweise noch erhalten ist und 
den wir als Beilage abdrucken lassen. Der Vertrag wurde von dem Zeug- 
hausbuchhalter Stürler aufgesetzt. Mit Hilfe dieses Aktenstückes und der 
dem Zeughausbuchhaiter gegebenen Instruktionen ^) erhalten wir ein ziem- 
lich deutliches Bild von dem Äußern einer Lombardschen Feuerspritze. Von 
dem Pump- oder Spritzenwerk vernehmen wir allerdings nichts ; indessen 
ist wohl anzunehmen, daß dieses aus zwei Zylindern und einem Windkessel 
bestand. 

Der aus Tannenholz verfertigte Kasten war geteert und inwendig mit 
Kupferblech überzogen. Seine Länge betrug 90 cm, seine Breite 45 cm und 
seine Höhe 60 cm.*) Die vier Kanten waren mit Eisen beschlagen. An 
zwei Eisenbändern, die den Kasten einfaßten, waren auf zwei Seiten je 
zwei Ringe. 

') R. M. 32/75, 80. Der Keßler-Tribut war die alljährlich zu entrichtende PatentgebQhr 
der Keßler. Die Keßler-Patente waren zum Schutze der Meister des Kupferschmied- und 
Rotgie(>erhandwerks errichtet worden und sollten ihnen verhelfen, des alten Kupfers und 
Metalls wieder habhatt zu werden. S. R. 1708 (Einnahmen). Den 21. Mai ward (ür den 
Mr. Lombard von Lausanne an seine schuldige Tributgelder geliefert 200 U. 

Warum Lombard ein so außerordentlich hohes Tributgeld bezahlen mußte, wissen 
wir nicht. War es in Rücksicht auf die Berner Meister? Jedenfalls ist es nicht zufällig, 
daß seine Reiseentschädigungen ebenso hoch festgesetzt wurden. 

■) Herrn Bibliothekar Andr6 Langie bin ich für die Nachforschungen, die er in 
Lausanne angestellt, sehr zu Dank verbunden. Er teilte mir mit, daß nach der „Franct 
protestante" Lombard nach Genf und auch Lausanne sich geflüchtet haben sollen. 

') K. R. M. 32272 und R. M. 33.'348. 

•) K. R. M. 32'3i8, 321 = I7"8, Sept. 3 u. 7. 

*) Es sind dies ungefähr die Dimensionen der alten Nidauer Spritze von 1730, die 
im Historischen Museum in Bern aufbewahrt wird. Länge 89 cm, Breite 50 cm, Höhe 
52 cm. 



Das Schlauchmatcrial bestand aus i6o Fuß Druckschlauchen von Juchten- 
leder und dem 40 Fuß langen Kommunikationsschlauch aus Wachstuch mit 
einem sogen. Wassersack. Die Druckschläuche waren je 20 Fuß lang und 
hatten an ihren Enden Messingschrauben. Sie waren genäht und gut ein- 
gefettet. 

Gegenüber der Seite, an welcher die Druckschläuche angebracht waren, 
befand sich die mit einem Messinggewinüe eingefaßte Öffnung von 10 cm 
Durchmesser zur Aufnahme des durch den Kommunikalionsschlauch zuge- 
leiteten Wassers. Dieses wurde in den auf einem bockähnlichen Gestelle 
in passender Höhe befestigten Wassersack oder Zubringer mit Eimern ein- 
geschüttet. {Siehe die Abbildungen bei Jan van der Heyde, bezw. Magirus.) 

Lombard hatte sich verpflichtet, die Spritzen zu liefern an den Ort, 
den man ihm bezeichnen werde, und „die handgriffen, sowohl für den ge- 
brauch derselben, als deren conservation in guten trüwen zu zeigen". Auf 
einmal soll er nicht mehr als zwei liefern, „auf daß er desto bessere und 
sichere arbeit mache und die arbeit desto beßer visitiert und probiert werden 
könne". Für jede zum Gebrauch fertig hergestellte Spritze versprach man 
ihm 160 Kronen. Die sechs Spritzen kamen nach Lausanne, Morges, Yverdon, 
Romainmötier, Aarburg und Lenzburg.') 

Nun machte sich die Konkurrenz auf die Füße. Es offerierten „allhiesige 
Burger, dergleichen Sprützen in einem wohlfeileren Preis zu machen", und 
Herr Beat Rudolf Fischer, der eine Straßburger-Spritze besaß, anerbot sich, 
„Feürspritzen, so denen, welche der Lombard gelifert. gleichförmig sein 
sollen, in weit geringerem Preiß zu liefern." ') 

Man sollte meinen, die Schlauchspritzen, deren Überlegenheit anerkannt 
wurde, hätten jetzt überall Eingang gefunden und es seien keine Wende- 
rohrspritzen mehr hergestellt worden. In Bern gings allerdings rascher als 
anderswo. In Deutschland bildeten noch in der ersten Hälfte des 19. Jahr- 
hunderts in den kleinen Orten, namentlich aul dem Lande, noch immer 
Schöpfspritzen mit Wenderohr die Regel. Auch Stoßspritzen (ohne Wind- 
kessel) fanden sich noch zur Genüge. So lesen wir in dem schon ange- 
führten E^richtswerk Ober die internationale Ausstellung für Feuerschutz 
und Feuerrettungswesen in Berlin, 1901. Besser sah es in Zürich aus. Der 
Verfasser einer im Schweiz. Museum 1790, pag. 685-694, besprochenen 
Schrill über den Gebrauch der Feuerspritze sagt: „Die Feuerspritzen werden 



*) K. R M. 33473. — In Aarburg sollte Lombard die «wQrklich dnindcn stehende 
feQrsprOUen berichtigen, ob dieselt>en auch mit schlauchen accommodiert werden könnten*. 
K. R. M. 33401. 

") K. K. M. 33565, 33131, a8o. Von 170B an geben die Manuale des Knegsrats, die 
Rechnungen und Inventarien des Zeughauses erwünschten Aufschluß Über die Ncuan- 
Schaffungen von Feuerspritzen. Seit bald einem Jahrhundert sind bei uns die Feuerspritzen 
mit dem Namen Schenk verbunden; im Jahr 181 1 verfertigte der Mechaniker Christian 
Schenk seine ersten Feuerspritzen. (Bemer Taschenbuch i868, p. 39.) 




Schlagspritze von 1707. Schweiz. Landesmuseum, ZOrich. 

wollen (Abb. 99). Die wohlgelungene Reproduktion, die wir der Direktion des 
Landesmuseums zu verdanken haben, erspart uns eine umständliche Be- 
schreibung dfS Äußern dieser Spritze ; eine kleine 
Skizze soll das Innere veranschaulichen (Abb. ioo|. 
Die tragbare kastenförmige Feuerspritze 
stammt aus Ossingen, Kanton Zürich. Außen auf 
eint-r der Längsseilen befindet sich eine gemalte 
allegorische Darstellung auf »daß waßer" (Neptun^, 
auf der andern ist das Feuer mit Jupiter symbolisiert. 
Kine der Schmalseiten trägt den Spruch : „Man 
braucht Mich in der Noth Dar Vor behüett Euch 
Gott 1707." Der Kasten, inwendig mit Kupferblech 
ausgeschlagen, mißt in der Länge 0.Ö2 m. in der 
Breite 0,52 m und in der Tiefe o,32 ni. Die eigent- 
liche Spritze besteht bloß aus einem Zylinder von 
zirka 14 cm Durchmesser mit einem Kolben, der 
mit zwei Druckstangen auf- und abwärts bewegt 
wird, und einem Ausgußrohr mit Schwanenhals (Wenderohr). Zylinder und 
Ausflußrohr durchbrechen den Boden des Kastens. Ist der Kolben gehoben, 
so dringt das Wasser durch den siebartig durchlöcherten untern Teil des 



loa Querschnitt zu Abb. 99. 




3^1 

Zylinders ein. Da nur ein kleiner Teil der Wassersäule dem Druck aus- 
gesetzt ist, so kann die VV' irkang des Wasserstrahles keine sehr große sein. 
Der VerfertigLT dieser Spritze tat also gut, sie mit einem schtlnen Spruch 
zu versehen. 



Beilage. 



Accord 
avec m' Henry Lombard pour 6 seringues a boyaux. 

1. n ä'engage de les fournir aussi boncs et aussi biea conditiones que celle qu'il a 
livr£ dans l'Arsenal de LL. ££. (Leurs Excellences) au mois de juillet pass^. 

2. La caisse sera de bois de sapin gauderonnc, garnie en dedans de cuivre, de trois 
pieds de longueur^ d'un pied et demy de largcur en dedans et dciix pied(s) de hauteur y 
compris Ic fond qui doit etre d'iine double planche de sapin passant un pied de la caisse 
devant et derriere. 

3. Cette caisse sera garnie de deiix bones espares de fer qui feront le tour, pas 
tout a fait jusqu'au desua avec dcux boucics de chaque cot^, et Ics quatres coins de la 
caisse seront aussl gamies de fer, dehaut jusqu'au bas. 

4 Les boyaux seront de 160 pieds de longueur, de bun culr de Russie, avec des 
bons avis de lotton (de bonnes vis de laiton) de la meme grandeur et rai;on que ccux d'icy 
de 20 a 20 pieds de distance. Les boyaux seront aussi cousu et de la grosseur et de la 
maniere qu'on luy en a don6 l'cschantillon, et bien engraisse avec de la graisse de poisson 
et autrcs Ingrediens nccessaircs. 

5. Vis ä vis de l'endrnit 011 ces boyaux seront attachds il y aura une ouverturc de 
lotton de 3 pouccs de diametre pour y faire enlrer de l'eaux dans la caisse par le inoyen 
d*un tuyaux de toile ciree qui seront aussi de 3 pouces de diametre et quarante pied de 
long sans coroter le sac ou on versc Teau dedans. 

6. I.e dit sieur Lombard livrera luy meme les dites seringues et boyaux aux chataux 
et cndroits qui luy seront indiqud cl a chaque endroit il montrera la maniere de s'en servir 
et laissera un memoire coment on doit conserver ces seringues et boyaux. 

Enfin LL. EE. feront payer pour chaque serringue et boyaux quil (I. qui) sera en 
bon etat el condition^ comme est specific cy dessus ccnt soixante escus de Beme, au dit 
sieur Lombard, 11 en fera six en vertu de cet accord et quand il en aura achevö une ou 
dcux, il en advertira LL. EE. du Conseil de gucrre qui les feront visiter et ^prouvcr par 
qui il leur plaira. 

Fait a Berne ce 11 septembre 1708 

signd Sturler, controleur de l'arcenal et par ordre de LL- EE. 
Henry Lombard. 

(Archiv des Kriegsralcs. Tractat uud Accordenbuch No. t, pag. 14.) 



L^ 



Notizen zur Geschichte des zürcherischen Waffenwesens. 

Zusammengestellt von R. Wegeli. 

Auszüge aus den Seckelmeisterrechnungen. 

1337-1798. 

(Fortsetzung.) 

28 ff 14 ß Burgkarten Gymper dem spießmacher von 89 spießen zu machen und umb 
II ladstecken zum großen gschOtz 

45 ff 15 ß zweyen wällschen umb 175 Spieß und i fl inn kouff so die zOgmeister 
koufltennd. 

II ff Othmam Müller von der pollier mQli so der Harnescher brucht uff Martini 
gfallenn. 

88 0f 10 ß Hannsen Widmer, Hannsen Schäri und Hannsen Amann umb 290 Spieß 
ouch ettlich ladstecken zum grossen gschOtz lut eins zedels von Hanns 
Ulrich Stampfer ußgangen. 

15 U Schankten min Herren Adam SprQnglin und Hans Schönen zu einer vererung 
als sy zu Tann uff dem schießen sind gsin. 

35 ff 14 ß Ruedi Horner umb spieß in by sin Hans Ulrich Stampfer des zQgmeisters. 

30 ff 18 ß aber umb spieß Ruedi Ammann, ouch in Stampfers bi sin. 

7 ff IG ß M. Hanns RQter dem Harnescher für 5 ein thuch als min Heren inn band 
angenommen. 

2 u beiden bulfer macheren zum guten Jar. 

30 u Hanns Schönen in namen gmeiner schieß gesellen so min Heren die verord- 
neten am schießen die 4 tag mit den frömbden verzartend, actum 20 decembris. 
1534.') 2790 6 <Y Costennd die 4 bOchsen uff rederen und 13 haggen so die gotzhußlüt von 
Sant Gallen hie hand lassen machen unnd aber sidher den selben nimmer 
nachgefragt sonnders Fetter Füessli deßglich Schmid, Wagner, Tischmacher 
unnd ander so daran gewerchet, min Heren irer belonung halb angestrengt 
deßhalb habend wir die sekler mit den zügmeistern dieselben abgefertiget 
und altso sollich büchsen zu der Statt banden gelößt wie dann das von 
stück zu Stück an einem rodel hinder den zügmeistern ligend geschribenn 
stat. Noch ist ein buchs hie daruf ein beren stat die man nit bar in hat 
gerechnet, sonders hat man sy an miner Heren büchsen der Low genant 
so zu Roschach stat, behalten, actum 8 Januarii anno etc. 34. 

7 B II ß M. Cunrat des Harneschers seligen frowen umb 5 ein thuch so man tro 
noch schuldig was. 

34 ^ 4 ß 6 (> den bOchsenschützen für das bulfer gelt ein Jar lang, nam Hanns 
Schön. 



') In der Rechnung von 1533 ist zum ersten Male der Jahreswechsel erwähnt, ohne 
daß indessen der Rechnungsabschluß dadurch beeinflußt wird. 



3^ 



934 ^ a ß 6 J den zflgmeistern : nämlich Buwmeister Kellern und Hanns Ulrichen 
Stampfer nach und nach lut der rcchnung mit inen inn bi sin miner roit- 
gcsellcn bcschcchcnn actum si Marci. 

7 tt Daviden so hie die fächtschul zu einer vcrcrung hielt umb ein schilt nam Caspar 

Voller, erkant ein rat. 

8 S 8 ß Carius Setzstaben umb zwey tützet schieß blattll cosl jedes 7 Ö. 

115 f/ 5 ß drygen waJchen umb 445 spieß jeden umb 5 und 3 fl in kouff lut eins 

zedcis. 
18 n 18 ß Hannsen Wyüen umb 4'/» totzet schießblattU cost jedes 7 ß. 
4 5* 4 ß Wyßcn dem Itannengießer umb ein totzet schicßblcttli, 
36 ii den armbrustschützen ein jar lang zu verschicßenn. 

15 ff den beiden bulfcr muchern umb und für das tuch so man inen schuldig ist. 
27 fi den büchsenschützen so zu Arnw ufT dem schießen sind gsin erkant ein rat 

nain Hanns Ulrich Stampf und Adam SprQiigti. actum 9 Brächet anno etc. 34. 
8 S Felixen WerdmQller ab der Syl zins von des bQchsenschmids schliffe ufl 

pfingsten gfallenn. 
4 S me im von der bulter stampfe wegen. 
ai6 fl Hannsen Huber von Ougspurg umb a vaß kupfer so den zügmeistem Ober- 

antunirt sind. 

80 ^ 5 ß den Walchen umb 313 spieß lut Hanns Ulrich Stampfers handgschrifift 
299 ff 5 ß Cunrat Rollcnbutzen umb 63 barchet costet jeder 4 S 15 ß geferwt unnd 

imgeferwt, so er den schützen ufl da^ land im 33 Jar in namen miner 

Heren zu verschießen gcbcnn haL 
1 fi einem hessischen büchscnmachcr zu einem zcrpfanning, erkant ein rat. 
313 Ä 7 ß 6 A Gen Buwmeistcr Kellern unnd Hanns Ulrichenn Stampfern ufl das 

zügmeistcr ambt, lut der Rechnung mit inenn beschechenn in by sin Her 

bflrgt'rnieister Rfiistenn, actum 1 ougstenn anno etc. 34. 
80 S beiden bulferniacheren. 
34 "h Bram bdchsenschmid. 
ao « Wolf Buman armbruster. 

16 a Jacoben SarwQrcker. 

Unter den Einnahmen (1533) 
18 U Gaben die von Elgöw und M. Cambli umb spieß lut eins alten rodels so M 

Cristan Mcyger gehepL — 
38 U umb 400 spieß ysen dem Rugeensperg von Sant Gallen weyst Hanns Ulrich 

Stampf. 
60 h den bUchsenschQtzen am blatz ein Jar lang zu verschießen nam Hans Schön am 

29 tag Ougsten anno etc. 34. 
la H Adam SprOngli als er im Elsis 6 fl mit schießen gwunnen und im ein rat ouch 

so vyl gab. 
310 S Hanns Ulrichen Stampfer als zQgmeister so er Petlern Pflflli gab ye ein zentner 

umb 8 fl was glaggcn zQg so bropst Brenwald inen hat gen warend 19 

Zentner 31 ü on als ysen werch, tut in summa, nit zum genAwisten 155 fl. 
6 k den armbrustschOtzcn zu verschießen ufl* unnser hercn tag. 
3 k verzen an der kilchwichi by den frOmbden Armbrustschfltzen uff der Schätzen 

Stuben 
6 k den bOchscnschützen am blatz zu verschießen, nam Hanns Schön, 
ao t aber inen ao unnser Herren mit cttlichen frOmbden verzert band. 
399 S 5 ß Cunrat Rollcnbutzen umb 63 barchet C03I jeder 4 rt 15 ß geferwt und un- 

geferwt, so er den schätzen ufl' das land in namen mincr heren im 34 jar 

zu verschießen geben hat. 



364 

3 ft lo ß den annbrustschützen an der nach kilchwichi zu verschießen uß gheiß miner 

Heren, nam Rollenbutz. actum octobris anno etc. 34. 

10 ä Adam SprQngli an sin costen als er im Lebertal uff dem schießen gewesenn 

erkant, ein rat lut eins zedels. 
20 i( M. Hannsen Rater dem hamascher fQr sin jar Ion uff Michaeli. 

11 S Othmar Müller von der pollier müli so der harnascher brucht zins vom 34 Jar 

uff Martini. 
75 S 6 ß zweyen weltschen umb 251 spieß cost jeder 6 ß band die zOgherren koufift. 

2 S beiden bulfermachern zum guten Jar. 

1535* 32 % 10 ß 6 ^ für das bulfer gelt am blatz den schützenn ein Jar lang nam Hanns 
Schön. 

12 % 12 ß Hanns Wyßen umb 36 schieß blättli cost yedes 7 ß. 

6 ft 6 ß Jacob Schmiden umb 18 blättli cost yedes 7 ß actum 2 aprilis anno etc. 35 

4 ä 12 ü 6 i^' Charius Setzstaben umb 12 blättli costennd me dann die anderen, actum 

3 aprilis anno etc. 35. 
12 Tt 12 ß Hanns Wyßen umb 36 schieß blättli cost yedes 7. ß. 

36 U den armbrustschützen zu verschießen ein Jar lang, nam Cunrat Rollenbutz. 

12 % Adam SprüngU und sinen gsellen uß erkantnuß eins ratz als sy uff dem schiessen 

gsin waren dt. 
8 h Felixen Werdmüller zinß von des büchsenschmids schliffe uff pfingsten anno etc. 35. 
4 ft me im vom bulfer stampf zins. 
35 % eim hamescher von Sant Gallen umb 7 harnasch cost yeder 5 ft koufltennd die 

zOgherenn uß bevelch eins rats. 
927 fi 2 ß IG S Gen buwmeistem Kellern und Hanns Ulrichen Stampf ufi das zQg- 

meister ampt ein Jar lang lut der rechnung mit inen beschechen in bisin 

her burgermeister Röisten und landtvogt Edlibachs, actum 7 augsten. 
80 Ä beyden bulfer macheren. 
24 ii Bräm büchsenschmid. 
20 tt armbruster. 
16 ft Sarwürcker. 
IG h 10 ß der Beringerin umb 6 fläschen warend liderin sind im züghuß hielten 15 

köpf und zwo in der seckelmeisteren huß, erkant ein rat 
299 ft 5 ß Cunrat RoUenbutzen umb 63 barchat cost ein jeder 4 » 15 ß geferwt und 

ungeferwt, so er den schützenn uff dem land im 35 jar von miner Heren 

wegen zu verschießenn gebenn hat. 
6 rt den armbrustschützen zu verschießen uff unser herren tag nam Hans Heinrich 

Sproß. 
60 ft den schützen am blatz für das tuch ein Jar lang zu verschießen nam Schön. 
6 ft aber inen uff unnser heren tag zu verschießenn. 

10 H me inen für allen uncosten so sy mit den frOmbden und sunst gehept band an 

der Kilbi, hieß ein rat. actum 15 tag Septembris anno etc. 35. 

3 ft umb ein par hosen den armbrust schützenn mit den frOmbden an der nach kilwe 

zu verschießen, nam Rollenbutz. 
20 ft Hannsen Rüter dem hamascher für sin Jarlon uff Michaeli anno etc. 35 gfallen. 

11 ft Othmar Müller von der palier müli so der hamascher bmcht uff Martini anno 

etc. 35 gfallenn. 
2 ft beden bulfer macheren zum guten Jar. 

37 ft für das bulfer gelt den schützen am blatz ein gantz Jar lang. 

^S3ß- 92 ft IG ß Carius Bruchli und sinen gesellen uß dem Brättigöuw umb 4 Zentner 4'/» « 
salbeter den zügherrenn in bi sin Hanns Ulrich Stampfers, cost eini jeder 
Zentner io'/a fl. 



365 



'537 



13 M 13 ß Jacob Schmiden umb 3 doUet schieß bUttli, kost jedes bicttli 7 ß^ actum 

17 aprellenn aiino etc. 36. 
ai « dem Hanns Wyßen kanlengieöer von 5 totzet schieß blftttli zu machen, cost 

jedes 7 ß. 
36 n den armbrustschQtzen für das tuch ein Jar lang zu verschießeni nam Hans Goldli. 
4 « zwcyen salbctter machem zu einer vcrcrung damit ay wider gen Basel kommen 

möchtcnn. erkant ein rat. 

7 ß 6 A Hannsen Vogel als er 1 V» tag acht hat gehept uff ein Zimbcr knecht der inn 

krieg wolt, dem er die büchs nam. 

I rx 7 G 6 *> Fetter Mattiscn als er bim türli bim bOchsen huO s'li lag gewachet. 

actum 5 tag brächet anno etc. 36. 

3 w 3 ft Jacoben Schmid dem Kanncnglcßer umb 9 schieß hiettli, cost jedes 7 ß. 

8 « Felixen WerdmOller von des bftchsenschmida schliffe uff pfingstcn anno etc. 36 

gfatlen zins. 

4 M me im vom bulfcr stampf zins. 

361 II Hanns Baltisser Keller buwmeister und Hans Ulrichen Stampf beid zügherren 
in das Zag huß ein Jar lang lut der rcchnung mit inen beschcchen. actum 
34 julij anno etc. 36. 

80 H beiden bulfer machem. 

24 u Bram Büchscnschmid. 

so t dem armbruster. 

16 H Sai^ürcker. 

60 k den Schützen am platz für das tuch ein Jar lang zu verschicOen» nam Sch5n. 

5 Ä 4 ß verzerrt zum Saffran als man den Armbrustschülzen daselbs schannckt. 

6 N ächannckten min herren den armbrustschützen zuverschießen^nam Göldli. actum 

am II tag September anno etc. 36. 
6 M den BOchsenschülzen an der Kilbe zu verschießen, nam Schön. 
12 N aber inen als sy frömbden £r anthan unnd geschannckt band. 
299 if 5 ß Cunrat Rollenbutzen umb 63 barchat, cost ein jeder 4 /' 15 geferwt und 

ungcferwt den schützen ufl dem Lannd im 36 Jar zuverschießen von miner 

Herren wAgen. 
8 H Heinrichen Holtzhalb von dem gemach so der armbruster im Barenndis innhat. 

I I it Othmar MQllern Zins von der poUiermQti so der harnischer brucht uff Martini 

im 36 gfallen, was der letst Zins. 
20 'I Hannsen Kottcr dem hämischer für sin JargelU ufl Michaeli Anno etc. 36 ge- 

fallenn. 
a A beiden bulffermachern zum Gutten jar. 
40 N II ß 6 «^ umb und für das bulfer gelt den ß Ochsen schützen für ein Jar lang, 

nam Hans Schön. 
284 » Hannsen Brflmen dem bOchssenschmid als er den zOgherren 3a ys« buchssen 

inn das ZQghus gemacht hatt, Jede umb 7 » unnd 32 H für a bQchsscn uff 

rederen zu fassen, ouch 34 m für allerley so er inn a Jaren inn das ZQghus 

macht, luth eins Zedels. 

14 w 18 ß Jacoben Schmid umb .-^6 scliießblettli, cost jedes 7 ß und wagend 1 '/■ & 

für deßgclich was er ein Jar lang mit der Statt Kanten verdient hatt 
33 M 3 ß Hanns Wyßen umb 66 st'hicOblettli cost jedes 7 ß. 
4 ft 4 ß aber im um la bletth. 
3 A t5 ß Rudolff Rordorff umb la blettÜ. 
a « a ß aber und 6 bleltli gab 2 der Wyß. 
X üi 1 ß me umb 3 blettli. 

36 k den Armbrustschützen umb tuch zuverschießen ein Jar lang, nam Rollenbutz. 
60 ü I ß Pettem FüßU umb allerley inn das ZOghus zu machen hießen die ZOgherren« 

Actum 6 Juuy anuu etc 37. 



366 

a8s h Meister Cuonratt RoIIenbutzen umb 60 barcheti, cost ein jeder 4 S 15 ß geferwt 
und ungeferwt, so er den schützen uff dem Land im 36 jar von miner Herren 
wägen zuverschießen hatt gebenn. 

8 Ä 7 ß Kippenhan dem Sporer umb piß, stägerich und anders so er ein jar lanng 

inn Marchstall gemachett hatt. Actum den 27 tag Augusti anno etc. 37. 
60 U den Schützen am platz für das thuch ein jar lang zuverschießen, oam Hans Schön. 
6 « den Armbrustschützen uff unser herren tag zu verschießen, nam Hans Gölldli. 

6 k den Schützen am platz an der Killwy zuverschießen. 

11 tt Heinrich Holtzhalben zins von dem hus darlnn der armbruster sitzt uf unser 

herren tag im 37 jar verfallen. Actum den 27 tag November Anno etc. 37. 

2 k den beiden Bulffermachern zum gutten jar. 

20 Ä Hannsen Rotter dem Harnischer für sin Jar gelt uff Michaelis im 37 Jar ver- 
fall enn. 

175 « 15 ß Hannsen Böller von Candell umb 36 Vi Cenntner Büchßenstein, cost jeder 
Cenntner 486'/« batzen, hießent die ZOgherren. 

35 ft 5 ß umb und für das Bullfergelt den büchßenschützen am platz, nam Hanns 

Schön. Actum den 28 tag JanuarÜ anno etc. 38. 

3 w hatt der undervogt und ettlich mer zu Meilen in der haab verzert als der uff- 

bnich vor eim jar beschach und sy lugtent das jederman inn hämisch und 
gewer, weißt M. Caspar Nasal 

12 ft 12 ß Hanns Wyßen dem kantengießer umb 3 totzet Schieß Blättli. 

13 H 6 ß Jacob Schmid dem kantengießer umb 3 totzet sc hießbiet tli, wagent 3 ff mer 

dann der bruch ist. 
13 fi 18 ß Hanns Wyßenn umb 47t totzet Schieß Blettli. 

9 « 9 ß Rudolffen Rordorf umb 24 Schieß Blettli, cost jedes 7 ß. 

36 « den Armbrustschützen umb thuch ein jar lanng zuverschießen, nam ROmbeli. 

10 h den Schießgcsellen zu Grüningen an ir Schießhütten zu Stür, erkhant ein Ratt, 

nam vogt Plüwler. 
66 « 17 ß 5 h. M. Thumysen und Hans Ulrich Stampffer beid Zügherren, uß dem 
Seckellampt inn das Züghus ein Jar lang, sampt allem uncosten, luth der 
Rechnung. Actum den 28 tag Julü Anno etc. 38. 

4 ii Felixen WerdmOller BuUfer Stampff Zins. 
80 ff beiden Bulffermacheren. 

24 ff Bräm Büchßen schmid. 
ao ff dem Armbruster. 
16 ff dem Sarwürcker. 
1538. 6 Ä den Armbrustschützen uff unser Herren tag zu verschießen, nam Mathis Leeman. 
60 fi den Büchßen Schützen am platz umb thuoch für ein Jar lang, nam Cristoffel 

Murer. 
15 U Hans Brämen dem Büchßenschmid als er 7'/i fl zu Basell mitt Schießenn ge- 
wunnen hat 

7 tt 10 ß mer im für sin cleid, actum den 19 tag September anno etc. 38. 

5 « 10 ß Wellti Meiger von Sellenbürenn als er zu Basell 2 fl 3 ort mit der Buchs 

gewunnen. Actum den 19 tag September anno etc. 38 
285 U Hanns RoIIenbutzen umb 60 barchet, cost jeder 4 ff 15 ß geferwt und unge- 

ferwt, so er den schützen uff dem land im 38 jar zu verschießen geben hat 
2 « beidenn Bulfiermacheren zum gutten Jar. 

26 rt 13 ß 2 «y umb 4','i Cennttner Salbeter, nam Hanns Huber, luth eins zedels. 
32 « 12 ß 6 ^ den Büchßenschützen am platz umb unnd für das Bulffergelt ein Jar 

lang, nam Stofiel Murer. 
ao fl Hannsen Rütter dem Hamister für sin jargelt uff Michaelis im 38 jar gefallen. 
9 » 6 ß Jacob Schmid dem kantengießer umb 24 schieß blättli, wagent a'/t ff f&r den 

jungen Knaben zu verschießen. 



36; 



23 ^ 3 D 6 A Stoffel Schmid kantengicßer umb 37 Schießbldltli, wigt jedes i S, was 

"1 ff für. 
21 Kl 14 ß Rudolfl' Rordorfif umb 6s schieß BlettH, cost jedes 7 D. 
u H Heinrich HolUhalben Zins voni Hus dar inn der armbrusler sitzt, uff unser 

herren tag im 38 Jar verfallen 

59 H 10 ß umb 370 B Salbetter in das ZOghus luth eins zedels von Ztlgherren, nam 

Hans Blasi von Chur. 
36 Ä den ArmbrustschOtzen umb thuch ein Jar lang, nam Mathys Lceman. 

36 « 15 ß 6 i> war der hertzog von Wirtenberg vor langist vom Buiflcr zuoftlren 

schulldig, und im SeckelbQchli gestannden, erkhandt ein ratt durchzuthun 
und inn diß ußgeben allerlei gcltz zustellen. 

37 N gabent die ZOgherren inn das ZQghus umb 100 Spieß. 

60 « den BOchßen Schützen am platz umb thuch zuverschießen ein Jar lang, nara 

Eesayas Rouchli. 
4 & 4 ß Stoffel Schmid umb i3 Schieß Bletli dann man der vorigen nlt gnuog hat. 

4 H Fellxen Werdmüller zins vom ßulflcrstampff 

7 « 7 ß 6 (> dem Kippenban so er zwcy jar lang mit Sporren, piß unnd anderem im 

Marchstall verdiennt hat. 
961 Ä 3 ß 6 i> M. Thumysen und Hans Uolrich Stampffcr beiden ZOgherren so sy ein 

Jar lang in das ZOghus genommen, mitsarapt den 606 ff so sy M. Fetter 
Poßli uff kup6er geben band. Actum den 31 tag Julii Anno etc. 39. 
80 ft beiden Bulftermacheren. 
34 H Bram Büchßenschmid. 
30 H dem Armbruster. 
16 H dem Sarwörcker. 
'539' 6 ** den armbrust schützen uff unser herren tag zuverschießen, nam Mathiß Lcman 
II >i dem armpruster an sin huß zins so man im schuldig ist, lulh eines urteil brieffs, 

so die schützen band. Actum den 15 tag herpätmanut im 39. 
6 H den büchsen schützen am platz uff unser herren tag zuverschießen, uam Yaayas 

RoQchli. Actum ut supra. 
370 H Hannß Rollenbutzcn um 60 Barchot, cost jeder 4 ff 10 ß gefcrwt und ungeferwt. 

so er von miner herren wagen den schützen uff dem land im 39 jar zu* 

vcrschicOen geben hatt, 
30 'M Meister Hannßen dem Harnister sin jargellt. 

8 Ä Jörg Brunner dem treger, alß er uff dem schyeßen zu Winterthur 4 fl mit schießen 

gewunen, crkant ein Rat luth eins Zedclß. 

5 Ä IC ß Michel Baumgarter alß er 5 8 10 ß auch daselbs zu Winterthur gewunnen hatt 
3 H Hannß Luteter dem urenmarher, alß er 3 ff gewunnen hatt. 

1 N 10 ß Jacoben Stampfer alß er i ff 10 ß gewunnen hatt. 

I M Hannsen Meyger dem Messerschmid alß er 1 ff gewunnen hatt. 

3 H Heini Meyger von ScIcnnbOren alß er zu Winterthur i n mit «chießen gcwuncn. 

I « 5 ß Steffa Pur von Wcttischwil als er auch daselbs 10 batzenn gewunen 

1 fl a ß 6 «^ Hanß Schumacher von Esch alß er 9 batzcn gewunen. 

2 ii den beidenn Bulffermacheren zum guten Jar. Actum ut supra. 

37 n 13 ß den Büchsen schützen für das Bulffer gellt daß verschinnen jar, nam Isayaß 

KoQchli. Actum ut supra. 
8 8 II 6 <) den Bflchscnnschützenn 3 Cronen zuverschießetm, daß Übrig ward ver* 

zert, auch von dero von Stein wflgenn. 

61 A 10 ß umb II Banntzcr inn daß zDghuß, kaufftennt die ZOgherren, erkhanni ein 

Ratt, cost jedeß 5 ff 10 ß und 1 fl In kauff. 
a9 h 15 ß Jacob Schmid dem kanntengießcr unnd sincm sun Stoffel umb 7 totzet 

schießblettli, cost je ein Bleltly 7 ß und wagennd i 6. 
8 M 8 ß Rudolff Rordorff umb 3 toizcit Schießblettli, cost jedeß -; ß. 



Nachrichten. 

EidgenosMnschafl. Zu der Ntiaeilung über die Gründung der Schwtizerischen Ge- 
seilschaß für Vrgeschkkie und Eifmograpkie (oben S. 258) ist nachzutragen, dab dem Vor- 
stande außer den HH. Direktor J. Wiedmer-Stern, Dr. E, Tatarinoff Dr. J. Heierli, 
E Bächler und Dr. Paul Sarasin noch die Heren Landesmuseumsdirektor Dr. H. 
Lehmann in Zarich und Professor \V Wavre in Neuenburg angehören. 

iUirgau. Zofingen. Die Verwaltung des Museums hat einen \ier Jahre umfassenden 
Bericht herausgegeben. Unter den Vermehrungen der Sammlung sind her\-orzuheben : eine 
Sdieibe des SchnltheiOen Urs Siegfried (gest. 1657), eine Ringier-Scheibe, mehrere Arbeiten 
(Stadtansichten) des Malers und Kupferstechers Gränicher, der 1758 — 1813 in Zofingen lebte. 

Basel, historisches Museum. Dem Jahresbericht über das Jahr 1906 entnehmen wir 
folgende Angaben über die Vermehrung der Sammlungen. Für Anschaffungen wurden im 
Ganzen Fr. 15*796. — aufgewendet Nach erfolgter Abzahlung des Feerenteppiches wurden 
meistens kleinere Objekte erworben, welche den verschiedensten Epochen und Zweigen 
des Kunstgewerbes angehören. E)ie hauptsächlichsten sind : Eine Lanzeospitze aus Bronze 
von feiner Arbeit, ausgegraben bei Port am Bielersee; einige originelle Gefässe aus Bemer 
Fayence mit Sinnsprüchen und Daten, meist dem 17. Jahrhundert angehörend; Gläser von 
FlQhli im Entlebuch; eine vollständig erhaltene Markgräßertracht aus der Mitte des i8. Jahr- 
hunderts; eine Anzahl Textilien mit Klöppel- und Knüpfarbeit und bunter Leinen^tickerei 
aus dem Unterengadin, 18. Jahriiundert ^ Zinnhumpen mit Karyatidenhenkel und Reliefdar- 
stellung von drei allegorischen Frauengestalten der Patientia, der Sollertia und der Nonvi, 
Arbeit von Enderlin nach Briot. Besonders zahlreich waren die Geschenke Darunter sind 
zu nennen: Eine Sammlung von Fundstücken aus dem Theater in Äugst; 52 römische 
Gegenstände, gefunden auf Kastelen bei Äugst; zwei hölzerne BOstenreliquiare. eines davon 
datiert 1633, aus Sedrun in Graubünden; zwei hölzerne Abendmahlskelche mit Patene aus 
dem Kanton Zürich; ein gotischer Tisch mit Kerbschnittomamenten aus dem Prättigau 
und zwei originelle hölzerne Kerzenträger aus dem Kanton Unterwaiden — Vom Abbruche 
oder Umbau älterer baslerischer Gebäude stammen : eine interessante gotische Wandver- 
kleidung aus dem Hause der Kilchmann; bemaltes Zimmer mit Decke und Täfer und ein 
steinerner Türaufsatz aus dem Hause zum Wilhelm Teil, 18. Jahrhundert; Abfälle einer 
mittelalterlichen Töplen\'erkstätte aus der Aeschenvorstadt (publiziert in Basler Zeitschrift 
für Geschichte und Altertumskunde, Bd. VI, S. 160 f.). Das Museum erhielt wertvolle De- 
positen von Zünften und Gesellschaften, so Becher. Handwerkslade, Siegelstempel u. dgl. 
Von einem Privaten wurden vier Ofenmodelle übergeben, deren eines von H. H Graf in 
Winterthur gefertigt wurde. Der Gesamtzuwachs betrug 926 Nummern, wovon 837 Geschenke, 
77 Ankäufe und 11 Depositen. 

— Basier Münster itrypta. Nach langen Bemühungen ist es gelungen, die bisher in 
unwürdigem Zustand befindliche Gruft des Basler Münsters auszuräumen und von all den 
häßlichen Verschlagen, Kohlenhaufen und herumliegendem Gerflmpel zu befreien. So ist 
ihr die einstige schöne Wirkung als Raum zurückgegeben. Fünf Grabplatten und Epitaphien 
sind aufgestellt und vor weiterer Zerstörung geschützt; die Deckengemälde scheinen indes 
durch die Austrocknung der Gewölbe völligem Untergang geweiht; bei der leisesten Er- 
schütterung fallen sie in papierdünnen Blättern ab. Die Kredenzen, die zum ehemaligen 
Margareten-, zum Marien- und zum Annenaltar gehören und großenteils vermauert waren, 
sind freigelegt Als Ganzes bereichert die Krypta Basel nunmehr um eine beachtensw^erte 
Sehenswürdigkeit. E. A. S., Neue Zürcher Zeitung^ '908, Nr. 6. 



369 



— Ausgrabuttgen in Angst. An der Nordostseite des Plateaas von Casteln bei Äugst 
zieht sich gegen das l'al des Violenbachs hin eine rötuisc/if Mauer. Sie ist durch zwei 
Ziegclbandcr ausgezeichnet, die je drei Lagen Ziegel hoch sind. Lange galt sie für die 
Stadtmauer. Doch der Umstand, daß sie allen Ein- und Ausbuchtungen des Abhanges folgt 
und daß sie vielfach von Strebepteilern gestützt war, lAßt Zwecke der Verteidigung als 
ausgeschlossen erscheinen. Neuerdings haben Ausgrabungen zweilellos bewiesen, daß sie 
als Slnlzmauer äes Plateaus gedacht war. Über einer vorspringenden Rundung dieser 
Mauer wurde ein sehr merkwürdiges Gebfludc entdeckt. Es handelt sich um einen mit 
weilkn Marmorplaticn ausgelegten Rundbau, in dem vier konzeutrische Sitzreihen amphi- 
theatralisch angeordnet waren. Der Boden war gleichfalls mit Marmorplaticn belegt. Die 
Stufen, ungefähr zum Sitzen in der richtigen Höhe angelegt und für 80— loo Mann bequem 
Sitzgelegenheit bietend, nehmen drei Viertel des Kreises ein. In der Mittelachse des Baues steht 
eine Art gemauerter lisch, der auch Marmorverkleidung trug, dahinter folgt ein geradliniger 
Abschluß in der Flucht der Terrassenmauer, eine 3 m starke Mauer. Unterhalb der An- 
lage im Schutt fand sich eine heruntergesttlrzte Säule. Sie liegt jetzt im historischen Mu- 
seum; sie hat dort einen Kameraden getroffen in dem aus der Schmidischcn Sammlung 
stammenden Stocke, das an der Spitze des Rasenplatzes im Museumhofe steht. Es ist 
wohl denkbar, daß sich um die oberste Sitzreihe ein Kranz solcher Säulen zog. Leider 
herrscht über den Zweck des Baues keinerlei Klarheit. Daß es eine Öffentliche Anlage watj 
ist wahrscheinlich. Ein Privatbau von solcher Monumentalität darf in der nicht sehr großen 
Provinzstadt kaum angenommen werden. Auch der Umstand, daß die Achse des Baues 
ziemlich genau mit der Verlängerung der Achse des nahen Theaters zusammenfällt, scheint 
auf öffentliche Bestimmung zu deuten Nach Basler Nachrichten» 19. Nov. 1907. 

Daselland. Aesch, Auf dem „Kftpflifels" in der Nähe des „Tschäpperli* bei Aesch 
wurde ein wohlerhaltenes Steingrab entdeckt, das eine groi c Anzahl von menschlichen 
Knochen enthielt. Das Grab heßndet sich auf eim-m niedern, künstlich aufgeworfenen 
Hügel im Walde, Es hat Rechtt-ckforin. GroOe senkrecht stehende Steinplatten aus Jura- 
kalk bildeten die seitlichen Wände. Die Lange des Grabes beträgt zirka 3,6 m und die 
Breiie zirka 3 m. Eine geneigte Stt-inplalte von zirka 1,65 ni LAnge ragte etwa i m aus 
dem Boden heraus. Sic war offenbar ursprünglich senkrecht gestellt und ein Stück der 
Einfassung des Grabes. Die Herren P. und F. Sarasiii aus Basel nahmen eine genauere 
Unlprüuchung des Grabes vor Sie kamen zu der Ansicht, daß hier mindestens 25 Menschen, 
Männer, Frauen und Kinder begraben worden seien. Die Nachgrabungen förderten die zur 
Altersbe-stimmung notwendigen Steinwerkzeuge zu Tage, l feifspilzen, Messer, sowie durch- 
bohrte Bären* und WoU'zähnc. Das Grab soll der Jüngern Stein»tit angehören und stellt 
das erste Vorkommnis eines Massengrabes aus dieser Zcilcpoche in der Umgebung von 
Basel dar. Basellandschaftlichcr Zeitung, 16. Dez. 1907. 

- Orma/ingeu. Die Basler historische und antiquarische Gesellschaft hat Au^ra- 
biingen auf Buchs bei Ormalingen vcranstah rt. Es wurden die Grundmauern einer rö- 
mischen -Villa von ungefähr 700 m' Bodenfläche aufgedtckt. 

Bern. His/orisc/ies Museum. Aus dem Jahresbericht für 1906 Archäologische Ab- 
teilung. Funde aus vier FIa*hgräben> de^ Früh- und Mitlcl-La-Tenczcit in Richigen Ihn 
Worb. - Funde aus zwei Gräbern der Völkerwanderungszeit in Vübringen bei Worb. — 
Funde aus einem Grabhügel der Hallstat^zeit in Obereiberg bei Hegidorn, — A«.<ibeute 
aus ai7 Grabern der La-Tönezeit zu Münsingen (worüber Direktor Wiedmcr-Stem im 
Jahresbericht ausführlich handelt). — Einbaum, ausgegraben in GerolHngen am Bielcrsee. 
— Weitere Funde gingen dem Museum zu aus Matten bei tnirrlaken, Müntschemier, Or 
pund, Concisc, worunter besonders bemerkenswert zehn Amulette aus menschlichem 
Schädeldach, aus Bevaix etc. 

Die Vermehrung der bernisch historischen Abteilung besteht in der Hauptsache 
aus lolgenden Gegenständen: Zwei Ehrengeschenke der Berner Regierung an Beamte, eine 
große goldene Verdienstmedaille samt goldener Kette für David Rudoll Bay 1798 und eine 
große ovale Silber seh Osscl mit Platte und Deckel für den MUnzmeister Christian Fueter» 



U 



370 

1798 — Neugotischer silberner Deckelpokal mit Wappen der Familie Neuhaus, 1840. — 
Amtsschärpe und Prunksäbel des Regierungsstatthalters bezw. helvet Direktors Bay; zwei 
Ratsherren-Degen, Damenkleid der Directorialzeit. — Fenstereinfassungen einer gotischen 
Fassade an der Marktgasse; Teile des Sterngewölbes aus dem Glockentflrmchen der alten 
Kantonsschule, 1578; Steininschriften ebendaher. — Zwei Wappen Scheiben des Schultheißen 
Albrecht Manuel, 1613 und 1626; zwei runde SchliflFscheiben, datiert 1694 — Renaissance* 
schrank mit architektonischer Gliederung; geschnitztes und bemaltes Bauern mobiliar, 
Schränke und Tröge des 17 und 18. Jahrhunderts aus dem Emmental und Oberland. 
— Glas-, Ton- und Zinngeräte aus bernischen Bauernhäusern, besonders zwei große 
mit figürlichen Szenen bemalte Heimberger MilchtOpfe und eine von J. J. Rousseau im 
Jahre 1764 geschenkte Schützen-Zinnplatte. — Waffeleisen mit Wappen Tillier und Jenner, 
1581, ein solches mit Wappen Küchberger und Zeender, 1633, und ein drittes mit Wappen 
Straßer und Nötzlin, 1674. — Ein harfenförmiges kleines Hammerklavier, kleine Baßgeige 
mit drei Saiten, gefertigt von Hans Krauchthaler auf der Leimen in der Kirchhöri Obcr- 
balm, 1696. — Spindeluhr mit gravierten Silberschalen und emailliertem goldenem Zifferblatt 
angefertigt vom Bernischen Uhrenmacher Johann Jakob Wild, geb. 1670. — Messingver- 
silberte Monstranz, seidener Chormantel mit Blumenstickerei, zwei Holzstatuetten der Maria 
mit dem Kinde und der hl. Katharina, 16. Jahrhundert, aus dem Aargau. — Bemaltes Holz- 
relief der Auferstehung Christi, von 1500. 

Die Münz- und Medaillensammlung erhielt einen Zuwachs von 68 Schweizermünzen, 
eine Kleinbronze des römischen Kaisers Laelianus (Coh. Nr. 3) und eine goldene Medaille 
auf den Bund zwischen Venedig, Zürich und Bern aus dem Jahre 1706. 

— Auf der Abbruchstätte des ehemaligen Polizeigebäudes wurden Anfangs Februar 
1908 einige Funde gemacht. Ein besonders interessantes und schön gearbeitetes Kapital 
eines Brunnenstockes, sowie eine Anzahl gemalter Ofenkacheln, welche ausgegraben wur- 
den, sind dem historischen Museum zugeführt worden. Auch ziemlich viele Schädel sind 
zum Vorschein gekommen. Man vermutet, daß diese Funde ursprünglich nicht an dieser 
Stelle waren, sondern bei der Auflüllung eines Teils des Gerberngrabens mit dem Aufitlll- 
material hineingekommen sind. Berner Tngblatt, 7. Feb. 1908. 

— Burgdorf. Historische Sammlung im „Rittersaar. Hauptsächlichster Zuwachs 
im zweiten Halbjahr 1906: a) durch Geschenke, ein seidenes Frauenkleid, Bernertracht» 
aus dem Anfang der iBsoer Jahre; ein Mieder mit Sammteinsätzen und eine seidene 
Schürze aus der gleichen und einige Trachten«itücke aus jüngerer Zeit. Ein Plan der Schlacht 
von Vilmergen bald nach derselben erschienen. Ein Paar rote Kniehosen, von 1780. 
Zwei Getäferstücke, einige Möbel, Langnauer und Bäriswiler Geschirre, einige Urkunden 
und Uniformenzubehör. — b) Depositen: Zwei Ölgemälde, Burgdorfer Porträte von 1690; 
Zinnsoldaten und 2 Kaufbriefe. — c) Angekauft wurde ein alter Webstuhl, großenteib 
aus dem Jahre 1729 und aus Burgdorf «stammend — Im ersten Halbjahr 1907 er- 
hielt die Sammlung mancherlei Zuwachs durch Geschenke, die einzeln im „Bemer Volks- 
freund", 8. Dezember 1907, veröffentlicht wurden. Unter den Depositen sind 17. Bronze- 
Artefakte von Mörigen (Bielersee), die Dr. M. Fankhauser der Sammlung übergab, hervor- 
zuheben; Nationalrat Dr. Müller in Sumiswald deponierte eine Anzahl KostümstQcke, und 
Manfred DOr in Burgdorf eine größere Sammlung, zu welcher namentlich Gläser, Bemcr 
Fayencen, fünf geschliffene Scheiben, ein Türschloß aus der Ruine Grasburg und einige 
Waffen hervorzuheben sind. Unter den Ankäufen ist eine Anzahl wertvoller Gegenstände 
hervorzuheben, die bislang der Sammlung als Depositen zugewiesen waren: Zwei Truhen, 
eine sog Spanischsuppen-Schüssei aus dem 17. Jahrhundert, ein Glas mit den Wappen der 
alten Orte, eine plastisch reich verzierte Langnauer Suppenschüssel von 1803, ein Schwert 
in Scheide aus dem 16 Jahrhundert. Dazu kam der Ankauf von 48 im Jahre 1905 in 
Burgdorf gefundenen Bracteaten, einer Simmentaler Frauentracht, eines Meißels, eines 
Messers und einer Lanzenspitze aus Bronze von Mörigen (Bielersee), einer Truhe aus dem 
16 Jahrhundert, eines ehernen Mörsers aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, eines Heim- 



bcrgcr (?) Henkeltopfrs, einer Simmcntaler Plane, eines Langnatier SchQsselchens und 
eines farbigen geschniirten Rococospicgcis aus dem i8. Jahrhundert. Für diese Ankäufe 
erhielt der Ritlersaalvcrein einen Bundesbeitrag. 

— Jtgmsiorf. Zwischen Jcgcnstorf und Kcrncnricd liegen im freien Felde neun 
durch den Pflug fast gan7 verebnete kleine ErdhQgel; ein zehnter steht weithin sichtbar 
und noch wohlcrhalien im anstoßenden Eichwald. Allerdings zeigt er einen Einschnitt, der 
von einer Ausgrabung in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts herrührt. Da die 
freiliegenden IlOgel in Gefahr standen, durch die Landbearbeilung völlig verwischt zu 
werden, unternahm das bernische historische Museum im Spätherbst eine Untersuchung. 
In fast dreiwöchiger Arbeit wurden acht Hügel bis auf den Grund ausgegraben Bis auf 
einen Meter Tiefe unter der Oberflache fand sich feiner Lchmsand, mit Asche und Kohlen- 
spuren vermengt. Auf dem Naturboden zeigte sich dann zuweilen eine Gruppe grOf>erer. 
Steine, neben denen, oft in beträchtlichem Abstand, die Tolenbeigaben eingebettet lagen. 
Diese bestanden aus mannigfaltigen GcfaPcn, vom winzigen Schlichen bis zur großen Urne 
Einige der Geschirre zeigten hübsche rote und schwarze Bemalung, eingeschnittene und 
mit Farbstüflen ausgefüllte Verzierungen oder auch regelmäßige, zu Dreiecken geordnete 
Eindrücke. Alle diese Geschirre waren in viele Scherben zerbrochen und werden nun 
wieder zusammengesetzt Auf einem sehr schön rot gefärbten Teller, der mit schwarzen 
Dreiecken bemalt ist, lag querüber ein Eisendolch; zwei weitere ähnliche WaRenstücke 
fanden sich in andern Hügeln. Außerdem kam der obere Teil eines Schwertes zum Vor- 
schein, dessen Griff ebenfalls aus massivem Eisen besteht und am obern Ende mit zwei 
halbmondförmigen Bügeln verziert ist. Zu den Waflen gehören auch zehn eiserne Pfeil- 
spitzen, die auf einem Häufchen beisamnientagen. Das Hauptstück aber bildet ein kleiner 
Goldschmuck von sehr feiner Filigranarbeit: Eine Brosche, mit zehn winzigen Ringlein be- 
hängt, und eine kaum hasclnußgroße hohle Kugel aus dünnem Gnldblech, die ringsum mit 
aufgelöteten POnktlein verziert ist. Dabei lag ein winziges Rmglein aus Pechkohle. Nicht 
weniger überraschend war die Aufdeckung eines vollständigen Wagenrades, dessen Holz- 
teile allerdings völlig verwest, aber in den Umrissen noch deutlich erkennbar waren, so 
daß sie vollständig bloßgelegt und photographiert werden konnten. Die breiten Felgen sind 
mit guten eisernen Reifen eingefaßt, auch die Nabe trug einen vollständigen Überzug aus 
Schmiedeisen. - iJer größte Hügel zeigte, Ober den Naturboden hin sich erstreckend, eine 
mächtige Aschen- und Brandschicht, und vielfach ließen sich noch unverbrannt gebliebene 
Baumästc am Rande dieser gewaltigen Fcuerstelle erkennen. Beigaben fanden sich hier 
keine, was die Vermutung nahelegt, es sei hier überhaupt die Verbrennungsstätte für eine 
ganze Anzahl Leichen, nicht aber der eigentliche Beisetzungsort gewesen Denn nicht etwa 
um die Bestattung von Leichen handelt es sich bei die«en Hügeln, sondern mehr um 
Denkmale. Die Toten wurden verbrannt und über ihrer Asche die Hügel aufgeschüttet, 
in deren Mantel dann gruppenweise die Beigaben eingelegt wurden • Speise-Geschirre. 
Waflen, bchmuck und Geräte Die Grabhügel von Jcgcnstorf stammen etwa aus dem 7. 
und 6 Jahrhundert vor Christus Nach einem Bericht von Direktor Wiedmer-Slern, 

im „Emmenlhaler Blatt*, 11. Dez 1907. 

— KaHdgrsUg. Das 1756 erbaute, unter dem Namen »Ruedihaus* bekannte Holzhaus, 
das durch farbigen 5>chmuck der Fassade und durch geschliflcnc Scheiben in den Fenstern 
ausgezeichnet war, ist im Januar 1908 durch einen Brand beschädigt worden. 

Nach Bund, 13. Jan. 1908. 

— NtiweviUe. Les fouilles enlrcprises rann«*e demifere dans les vignes phyUox(tr<Ses, 
sous le chäteau, ont tit rcpriaes en 1907. Plusieurs squclettcs ont encore tKt ddcou 
verts, seulement leur <^tat de conservation laissait beaucoup ä dteirer En rcvanchc on a 
trouvtf quelques objets qui Hxcnt exactement h T^poque burgondc Tage de ccs s^pultures, 
Pamii les objets n-cucillis nous citons un scramaauxe, un petit couteau en fer, une pointe 
de javelüt et une plaque de ceinture. Journal du Jura, 18 d*c. 1907 

— Thu». Ein wertvolles Geschenk ist dem Historischen Museum von Thun durch 
Herrn Baumeister Bettler in Thierachcm Übermacht worden. Es ist die im Sommer 1903 



in der Nahe der Kirche von Thieraohern aufgefundene Vase mit etwa loo romischen MQD<i^ 
zcn. Die meisten tragen die Bilder der römischca Kaiser Vespasian, Titu5 und Domitiaa.J 

Der Bund, 27. Dez. 1907 
St. Oollon. Historische SaHiiulungett im stadtischen Museum am Brühl. Dem Jaiircs- 
bericht i9o6'i907, verfaßt von Prof. Dr. J. Kgli, Konservator, entnehmen wir folgende Angaben. 
Die Vermehrung der Sammlungen belief sich auf 227 Nummern mit 45b Gegenständen, wovon 
laB geschenkt, 95 gekauft und 4 deponiert wurden. Ein Bronzedolch, gefunden bei Anlage 
eines Neubaues in St. Moritz im Engadin; eine Kollektion Tonscherben und Knuchenreste 
aus Corcelettes am Neuenburgcrsee; eine römische Opferschale aus schwarzem Marmor, 
gefunden in einem Bachbett bei Sargans. — Eine Erkerplalie und einige Fensterpfosten 
mit gotischen Profilen vom Hause zum Schaf in St. Gallen, Anfang des 17. Jahrhundert».. 
Gemalte Decke und Taferwerk aus dem sogenannten Steigerhause zu Flawil, zweite Hälfte 
des 18, Jalirhunderts; zwei gotische Truhen aus dem 16. Jahrhundert; WaschbOffet vom 
Jahr 1634; Ausziehtisch aus Nußbaumholz mit Schiclereinlagc und reicher Schnitzerei, 1670; 
Gepolsterter Armstuhl mit reichgeschnitzter Lehne, 2 Hallte des 17. Jahrhunderts; iwei 
Tische aus dem Kanton Appenzell, drei Stabellen, eine davon mit reich geschnitzter Lehne, 
aus dem Toggenburg, eine Anzahl geschnitzter Truhen aus dem St. Gatter Oberland ; 
Kastchen mit Wismutmalerci und zisclirtcm Messingbeschtage. — Zinngeschirr, worunter 
eine Kanne mit der Aufschrift ,Hof ßemang" 1743, mehrere Kannen mit den Marken der 
Sl. Gallcr Zinngießer 1 R (eich), I G etc. Kleiner silberner Becher des eidg. Schötzenfeslcs 
vom Jahre 1838. — Tintenfaß von Winterthurcr Fayence 1679; zwei Blumenvasen von 
Berncgger Fayence in F«»nn von Mann und Frau rheintalischer Bauern vom Anfang drs 
19. Jahrhundeits. Eine RasierschOssei, bunt bemalt, Bernegg, 1840. Eine Serie bemalter 
und mit Sinnsprüchen versehener Appenzeller Teller von Bartholomäus Thälcr in Herisau« 
1831, 1833 und 1837. — Drei Glasgemaide: Rauernscheibe Forrcr-Althcer i6ao, Wappeo- 
schcibc Schlumpf-Reyner 1618, Wappenscheibe Schlappritzi-Schlumpf 1648. — GroOe seidene 
Fahne mit Wappen des Stiftes St. Gallen unter Abt lieda Angehrn und dem Bilde des 
hl. Othmar. — Einzelne TrachtenstQcke, Pa radelt int uch, Filetstickereien, bekleidete Wachs- 
puppe vom Jahre 1810, verschiedene Kindcrartikel Zwei Holzfiguren, den hl. Gallus 
xväi dem Bftrcn und die hl. Anna selbdritt darstellend; eine silberne Platte für Mcßkännchcn, 
von Appenzell 1669. Fjn Fagol und eine Hausorgcl vom Jahre 1798 aus Walenstadt. Ein 
Choralbuch für die Kirche in Masellrangen, geschrieben 1798 von Georg Anton Zweif«! in 
Kaltbrunn. Musikatienlade mit eingelegten Architekturen und Jagdszenen. — Zwei Holz- 
marken, Zollstabc von 1751 und 178a, Saumpfcrdgeiöll, Wirtshaus5child pAllhie zum Trauben 
1781" von Ncsslau; Treichelglockcn, Viehzugjoehc, eines datiert 1681; geschnitzte Buiter- 
mödel, Weberkamme, Zettelrahmen von 1744 etc. - 231 Münzen und Medaillen, worunter 
besonders ein zahlreicher Fund römischer Münzen von Balgach, (s. Anzeiger N. F. IX, Heft 3). 
Urkunden und Papierakten, Sl Gallische Häuser belreftcnd, Ansichten, Stiche und GemAlde^ 
darunter drei Porträte St. Gallischer Ratsherren aus dem r8. Jahrhundert. 

Genf. Am 4. März 1908 starb hier im Alter von 44 Jahren Herr Paul-Chr. StP^ehlin, 
seil 1890 Präsident der schweizerischen numismatischen Gesellschaft und Rrdaktor der 
von ihr herausgegebenen Revue suissc de numismatique. Der Verstorbene gab seil Juni 1904 
auch das Journal des coUcclioneurs heraus und war, außer vielen kleineren Arbeiten, Ver- 
fasser des Repertoire gcnäral de m<idaillistique, einer genauen Beschreibung von Medaillen 
auf berühmte Personen, von welcher 1700 Nummem erschienen, des Guide de l^ducation 
cn Suisse, des Annuaire numismatique suisse I. ann^e. Er bekleidete ferner die Stelle 
als Directcur du Mus^e cantonal epigraphiquc in Genf und war Mitarbeiter am Muste 
suisse de photographics docuinentaires. Dem schweizerischen Landesmuscum widmete er 
seine ausgebreiteten Kenntnisse als Numismatiker anlAI^lich der Auktion von Dubletten 
schweizerischer MOnzen und Medaillen (s. Jahresbericht 1899 p. 70), welche unter seiner 
Leitung «ilattfand. E. Hahn 

— Chancy. En novembrc 1907, on a d^couvcrt un tombeau, dans le lerrain de 
M- Cocquio, cnlrcprcncur. M. B. kcber en donne Ics renscignemeats suivanis. Le 



_^^ 



373 



tombeau qu'on vient de meltre au jour apparticnt ä celte cat6gorie de s^pulturcs, con- 
struites en dallcs de molas-se que j'ai constati^ dans im grand nnrnbre d'cndroits de notrc 
pays Situe sur la seconde terrasse, au dessous de la maison, ä environ 15a pa» au-dessiH 
du Rht'jne, ä 40 cenlimetres de profondeur, il avait la directjoii d'est-uuest. Seulemenl ce 
tombeau, qui n'avait quc 1 m. 65 de long et 60 ccntimttrcs de largc, avait d^jä <5tc derangä, 
soit par la glissement du terrain, soit par des travaux d'agriculturc. N^iimoin». on a ob* 
servö quc cettc söpulture contcnait deux corps, placts en sens inverse, de sorle qu'une 
tfile sc trouvait cn haut, unc cn bas. Aucun objct n'accompagnait ccs morts. mais le ter- 
rain tout autour du tombeau contient beaucoup de debrls de construction, tuilea de difft- 
rcntcs lormcs, mortier, ctc, de I'epoque romaine, et surtoul des ossementa humains dis- 
perses. S'agit-il d*un viritable cimelitre? C'cst possiblc. II faut attcndre la continuation 
des travaux pour etrc fixe. II semble bicn qu'ä gauche de ce tombeau il 3'en trouve c.v 
core un autrc de la möme forme. Comparez aussi le iivre de M. B. Reber: Recherc'ics 
arch^ologiqucs ä Genfeve et aux cnvirons. Gcnevc 1901, p. 36 ä 46. 

QraubQnden. C/rur. Rätiscfus MitSfum. Erwerbungen Im Jahre 1906. Auszug aus 
dem XXXVl. Jahresbericht der Historisch antiquarischen Gesellschaft von Graubünden, 
Jahrgang 1906. Gotische Holzstatuette der Maria mit dem Kinde, Rococo-Holzslatue des 
hl. Michael (?), geschnitzte Wappcntafel von einer iÜmmerdecke mit Allianzwappen Walser 
und Zoya; Feuerspritze samt Schlauchen und Wassereimem von Maicnfeld, 18. Jahrhundert; 
die Einrichtung einer ScnncreikOche in einem Maiensäß im SchanHgg, bestehend aus 31 
Geräten. Verschiedenes Kupfer- und Bronzegeschirr, etwas Silberschmuck und ein groftes 
HaustOrschloß aus der Burg Rcams. Eine alle Trommel mit Stadtfarben aus Maicnfeld. 
Zwei FaslentOcher aus Brigels mit gemalten Darstellungen aus dem alten und neuen 
Testament, das eine derselben gemalt von Joannes Jacobus Rigeg 1695. Eine Anzahl Tex- 
tilien und KostQmtcile; Weihwassergefäß, Fayence etc. Die Münzsammlung vermehrte 
sich um 80 keltische Gold-, Silber- und Potinmtlnzen, drei römische BronzcmOnzen der 
Kaiser Diocietian, Constantin l und Constantln II, ausgegraben im sog. BUndte*Gut bei Chur, 
3 unbestimmbare römische Bronzemünzen, ausgegraben bei der Färberei Pedotin in Chur, 
14 kleinere Münzen diverser graubündncnschcr Münzherren, vier dem ladinischen Dichter 
0. F. Caderas verliehene Medaillen und andere meist fremde Stücke. 

Neuohfltdl. Crtssier. Sepulturcs romaines On a trouv^ le 28 novembre 1907 ä 
Cressier en d^fongant une vigne atteinte de phylloxera ä mi-cötc dans Ic quartier tr^s en 
pente dit ,au bois" cn dessous de la routc conduisant de Cressier Ä Combes trois sepul- 
turcs distinctes ä 50 cm. de profondeur. Le banc de rochcr afflcure au fond de la s^pul- 
ture qui est rcmpHe de terre tendre et marneuse. Les corps en mauvais i^tat ätalcnt dis- 
tants les uns des aiitres de a m environ et placds de l'Ouest ä l'Est. — Les objcts rctrou- 
vfis pres des Corps sont: 3 monnaies monyensbronzrs, dont Tunc d'Auguste; AVGVSTVS 
PATER, l'autre n'csl pas reconnaissable, mais parait *tre de la m6mc epoque, une pctJtc 
baguc en bronzc qui pouvait avoir un chaton, djsparu, un petit coulcau et un instrument 
de mßme aspect dont la soie et recourb«§e ä l'extr^mite. — II est assez curieux de retrou- 
ver ces corps loin des habitations. ä l'^art de tout chemin possiblc en cct endroit — celui 
qui passe plus haut est disiant de 50 pas au moins - et dans un terrain si cn pcnte. Si 
le phylloxera l'exige tes fouilles seront conünu6es une aulre annöe. — Nous rcmcrcions 
Mr. Gustave Jeannercl, peinlrc, qui a eu l'obligeance de nmis aviser de suite de la trou- 
vaille. IV. l^'avrg. 

— Musf4 ä'archfoiogie et mtäaiUio'. Achats: La moiti* d'une inscription funi^raire 
romaine trouvee dans les fondations de la maison Quinche-Blanck Ä Saint-Blaise. Don: Une 
Serpentine ayant la forme d'un cassc-tftte, lrouv<fe devant Pröfargier. 

Les fouilles faites pendant l'ann^' 1907 ä la T^ne ont mis au jour un grand nombre 
d'objets en Icr, ep^es, fragments de fourreaux d'^p-.'cs, marteau, fers de lances, talons de 
lances, couteaux, mors declievaux, libulcs, hachcs, gouges, ciscaux, aiguille, bandcs, anncauxj 
boucles, boutons, etc.; objets en bronze : phaleres plates, piaques. tibules, bracciet, boutons, 
anneaux; et une quantlti^ de fragments de toute espece de poteries, la moitiö d'un presaotr 



374_ 

ä fruits en pierre. Un rapport special sur ces fomlles paraltra dans le «Musäe Neuchätelois" 
de Mars-Avril 1908. 

Pour le mödaillier on cherche toujours ä compldter la särie des oeuvres des graveurs 
neuchätelois. En 1907 on a pu acheter deux m^dailles de Samuel Lambelet, graveur des 
ducs de Brunswick de 1689 — 1729, dat^es 1699 et 1701. De Brandt, le jubilä de 25 ans 
d'Henri LXII j. L ; de Droz : Blocus d'Angleterre. Deux varietds de la pifece de ao Creutzer 
de Marie de Nemours 1695; la särie des jetons de la Society suisse de numismatique, 
Berne 1906, etc. 

Dons au m^daillier: plaquette argent du: „Dtner de Heidelberg", jubilä de 25 ans 
d'une räunion annuelle d*6tudiants suisses 1879 — 1906. 4 petites pifeces suisses; 5 diverses 
mädaitles modernes; 9 monnaies romaines trouv6es dans le vignoble des Tuile£ ä Saint<Blaise. 

Extrait d'un bulletin de M. tV. IVavrt. 

— Chaux-de- Fonds. Musöe d'Horlogerie. Nous lenons ä constater de prime abord, 
que notre musäe s'est accru, et s'accroit de fa9on fort rejouissante, tant par les nombreux 
dons qui nous sont parvenus, que par les achats que nous avons pu faire, gräce au subside 
annuel que nous alloue le Conseil communai, ainsi que par le don gracieux de aoo francs 
que nous a fait le Comitä du contröle, pour une partle de l'achat de deux montres anciennes, 
auxquelles nous aurions probablement du renoncer, sans son gönöreux concours; et gräce 
aussi ä la coUecte annuelle que nous faisons faire, ä chaque fin d'ann^e, auprös des per- 
sonnes, qui s'int^ressent ä nos efForts. — C'est ainsi que toutes les difförentes phases de 
l'horlogerie sont reprdsent^es dans nos collections, et forment ainsi un enseignement utile 
et visible, non seulement pour les difeves de notre Ecole d'horlogerie, mais aussi pour nos 
fabricants. Les uns et les autres peuvent ainsi suivre pas ä pas les progräs r^alises dans 
notre Industrie principale, depuis que Pierre Heinlein ä Nureraberg fit la premifere montre 
de poche, au commencement du XV!""; siecle. ~ Notre coUection renferme des chefs d'oeuvres 
remarquables de l'art horloger, depuis la premifere Periode de l*invention de la montre 
jusqu'ä nos jours. Nous avons tenu aussi ä former, ä cöt6 de notre coUection de montres 
anciennes, une coUection de pifeces modernes, et c'est, avec le plus grand plaisir, que nous 
constatons avoir re^u le meilleur accueil aupr^s des fabricants d'horlogerie auxqucls nous 
nous sommes adressäs. — Puisse leur exemple fitre suivi, et imit^ par d'autres encore, qui 
tiendroiit ä augmenter et ä enrichir notre musöe; tous les dons seront les bienvenus. — A 
part les donf. 6num6r6s ci haut, nous avons fait les acquisitions suivantes en 1907. — Deux 
montres XYI""«^ sifecle ä sonnerie, mouvement en fer avec corde ä boyau, l'une avec boUe 
ornementöe, Pautre avec boUe cuivre ornementde et reperc^e. — 4 pendulettes fer. — i 
pendule ancienne. — 2 montres L. XIII. l'une, avec boite argent et quanti6me, fabriquie ä 
Genfeve, Tautre avec holte reperc6e ä jours en cuivre dor6, mouvement fer et laiton avec 
corde ä boyau. — i holte de montre de table en cuivre dord et grav6 XVI< sifecle. — a 
montres L. XV, l'une avec double boite or repoussee, I'autre ä r^p^tition avec boite argent 
repercöe. — 4 montres L XVI., dont l'une en or, une avec boite ömaUl^e et une avec peinture 
email sur la holte. — 2 montres Lupine; Tune or emaUlee, style L. XVI., I'autre roue de rencon- 
tre cadran peint avec chevaux tournants. — 2 cartels L. XVI avec colonnettes albätre. 

Notre comit6 s'est occupö activement cette ann^e ä l'^laboration d'un nouveau cata- 
logue, indiquant le classement par vitrine des dons et achats, ceci afln de faciliter les re- 
cherches. Nous tenons en outre, pour finir, ä recommander encore vivement notre oeuvre; 
puisse notre trfes modeste budget ötre augment^ d'une fa^on sensible, car il devient tou- 
jours plus difficile de se procurer des montres anciennes, dont l'acquisition ne peut se faire 
qu'ä des prix Kleves, montres auxquelles nous renoncerions difficÜement, ceci afin de com* 
pleter nos collections. - Nous serons toujours heureux aussi, de recevoir des montres de 
fabrication moderne, et dont la coUection aura sa raison d'dtre, dans un certain nombre 
d'ann^es, en montrant ä nos aprös venants, tout en formant une histoire de Thorlogerie, ce 
qui se fabrique actuellement 

Le mus6e d'horlogerie est ouvert gratuitement au public, chaque Dimanche de 10 
heures ä midi, pour les autres jours, il sera per^u une finance d'entrÄe d*un franc pour 



375 



une personne seule et de 50 cts. pour plus d'un visitcur. 11 scra, par contrr, ferm^ Ic 
I" Janvier, le i«' Mars, le vendredi saim, Ic Dimanche et le Lundi de Päqucs, le Di- 
manche de PentecOte, le i«>" Aoüt, le jour de Jeone fidäral et le 25 Dfcembre. 

RiuUtTj ArchiUcte. 

— CirtaiUod. Au connmencemenc de d6cembre, trois jeunes gens de Cortaillod eurent 
la surprisc, en relevant des filets de pfiche tendus en plcige eaii, de ramener ime supcrbe 
äpöe, remarquable par sa poign^e d^licieusement ciselce et son bon 6tat de conservation 

FeuUle d'Avis, Le Locie, 19 ddc. 1907. 

— /ji TiMe. La premiÄre partie des fouilles que la commune de Neuchätel entre- 
prend k ta T^ne, avcc E'appui de la Confddäration, vient d'dtre achevöe- [1 s'agit, on se 
le rappelle, de fouiller systdmatiquement la cd^bre Station; c'est lä un travail de longuc 
haieine et dont on ne pourra tirer les conclusions. capitaleä pour l'histoire de nolrc pays 
dans les quatrc demiers siccies avant notrc &re, que dans quelques annees, si les cr^its 
accordtfs sont maintenus. Le public, ä matntes reprises, a manifeste son ötonnement dc- 
vant le silence gard6 par la commission des fouilles; si cetle-ci s'est tue jusqu'ä maintenant 
c'esi pour la raison toutc simple qu'elle n'avait ricn d'importanl ä communiquer. — Au- 
jourd'hui la Situation est quelque peu moditide et voici, ä grands traits, les rd'SuItats ob 
tenus. Comme ces nouvelles fouilles — oa ne saurait trop le röp^ter — ont moins en vuc 
la ddcouvcrte d'objets que relablissemcnt cxact de la topographie de la Station, cette prc- 
mi^re ann£e a tit consacr^e presque cxdusjvement ä des exploradons. Ccs explorations 
ont amenä ix la dtcouverte d'un ancien lit de rivi^re qui a ^t6 suivi d&s lors sur une qua- 
rantaine de metres et sur lequcl on a rclcvö les vestigcs d'une babitation, en partie pr6- 
c^emment exploröe. Gelte riviere *tait fraiichie par un pont de 5 — 6 möires de largeur 
qui se poursuJvait au sudlest et au nord-ouest sur une longueur de too m environ, et quI 
devait reller la Station au grand marais d'une part et ä ce que de nouvelles fouilles r^vMe- 
ront d'autre part — A parlir de ce pont la rive nord eat jalonnöe par une double s4rie 
de pilotiä destin^s ä empficher tout glissement de terrain. Pour des raisons techniquca la 
rive sud n'a pas encore ölt explorte; ce scra la lache de l'annöe prochaine. — Les objets 
trouvös au cours de ces fouilles sont nombreux: souveiit, hdas! ü n'y reale presque plus 
tracc du mttal pnmitif, tant üs ont €\.t oxydts par l'air qui^ depuis le dessechement de 
la Station, a lentenient penttr^ jusqu'ä la couche arch^ologique. II faut signaler cependant 
quelques haches, plusieurs coutcaiix - dont un supcrbe — deux öpies, plusieurs fers de 
lances et enfin une espfece de petit marteau de 25 cm. de longueur avec manche eo corne, 
objet unique cn son genre et fort elegant qui constituera un des joyaux de nolre collcction 
lacustre. — Les r^sultats obtenus sont d'auiant plus satisfaisants que les fouilles de 1907 
ont €x€ faites ä Tcndroit qui avait ^l^ Ic plus bouleverse lors des fouilles pr^ccdeiites 
(1880— 1885K Mais, si satisfaisanis qu'ils solenl, il est impossible, pour le momenl, d'en 
tirer la molndrc conclusion definitive, et tous ceux que la question Interesse ne peuvent 
que prendre patiencc. Feuille d'Avis de Neuchätel, 16. XII. 1907. — P. l^uu^'a. 

Schwyz Küssttachi. Die Ruine der sog. Geßlcrburg, die in Gefahr stand, abgetragen 
zu werden, wurde von der Eidgenossenschaft erworben. 

Sololhurn. NutmuigeH Beim Ausgraben des Fundanientes zu einem Neubau wurden 
vier Grflber bloßgelegt. Nach den Feststellungen von Prof. Tatarinoß in Solothurn handelt 
es sich um eine Grabstatte von Alemannen Die Skelette lagen alle in der gleichen Rich- 
tung nach Sonnenaufgang in Steine eingebettet. Schon im Jahre 1845 wurden beim Straßen- 
bau 70 bis 80 m. östlich von der heutigen Fundstätte entfernt, sechs Grflber aufgedeckt, 
denen man aber damals wenig Beachtung schenkte. 

Basier Nachrichten, 35. April 1907. 

— Soiothurn. Ein Werk des aus Solothurn stammenden Malers J. Rudoll Byß wurde 
jOngst in Prag entdeckt, wo Byß von 1685 bis 1698 im Dienste des Grafen Czernin tätig 
war. Bei Entfernung der Decke eines Saales im ehenTaligen graflich Strakaschen Paläste 
auf der Präger Kleinseilc wurde eine Stuckdecke mit fünf schonen GcmalUc» entdeckt. Die 



376 

Bilder stellen mythologische Vorgftngc dar. In der Mitte ist die Apotheose ,VitIlcnn schmiede 
Waffen zum Kriege". Die Bilder sind signiert mit dem Namen J. Rudolf Bys. 

Nach Münchner Neueste Nachrichten, 23 Jan. 1908. 

— Historisch-at$tiquarische AbteihiMg des siätitischat Mustums. Im Jahre 1907 wurden 
von verschiedenen Gönnern- u. a. gescfmnkl: Kinige Schlösser; ein Kochkessel samt 
Kette zum Aufhängen; ein tönernes GebAckmodcl mit reich kostümiertem Paar; eine 
Schachtel mit farbiger Seidenstickerei, fünf Jetonkörbchen in bunter Papier-Roliarbeil und 
Boston-Spielkarten; gravierte Schöpfkelle X760; Sammlung von Teuerste in Werkzeugen aus 
der neolithischen Höhle von Winznau; Silberbarren, am Fusse der Erlinsburg gefunden; 
eine gravierte kupferne Bettpfanne mit durchbrochenen Verzierungen, 18. Jahrhundert; ovale 
Zinnplatte mit graviertem Schwaller- Wappen )749; c'" Anerkennungsdiplom für den Schan- 
zendirektor wegen dessen heldenmütiger Handlung beim großen Eisgang der Aare 1789; 
verschiedene römische FundstQcke von l'riniibach und Äugst; ein Bettüberzug mit Spitzen- 
cinsatz; verschiedene kleinere Münzen. — Deponiert wurden: Sechs Glaser bezw. Glas 
flaschen aus dem 17. Jahrhundert; eine geschnitzte Truhe aus der a. Hälfte des 16. Jahr- 
hunderts; Münzen und Medaillen. — Ankäufe: eine Glocke aus der Kapelle von Allrcu mit 
Ornamenten, 166a; vier Zunfttafelchen aus dem Tugginer-Nai-hlali aut Königshof, 1774-1809. 

— Der Knnstabteiiung des städtischen Museums wurden im Jahre unter andern neueren 
Gemälden auch folgende vier ältere Gemälde als Geschenke zugewiesen: Zwei Ölbilder 
des Luzemers Josef Reinhnrt, 1749—1834, darstellend „Josef Schwaller auf einer Eisscholle", 
Episode vom großen Eisbruch der Aare im Jahr 1789, und das Porträt des Nicolaus Ludwig 
Viktor Schwaller, Chorherr von 1785 — 1798, gemall 1795. Xwei Aquarelle des französischen 
Porträtmalers C. Dcbilj, darstellend den Landvogt Josef Schwaller von Falkenstein 1789 
bis 1795 mit Familie in Ammannsegg, datiert 1796, und den eben genannten als Ar* 
tili er ie- Major. 

— Olien. Bei Anlegung einer Dohle an der Trimbacherstraße stieß man auf zahl- 
reiche römische und zum Teil auch keltische Ueberreste. Gegen die Krohburg3tral>c hin 
fand man in einer Tiefe von 3,30 m eine römische Mühle aus rotem Sandstein. Allmählich 
stieg nach der Stadtkirche hin die Kuhurschicht an und nahm an Dicke zu, so daß sie 
schließlich gegen i m breit war. Schon 30 — 40 cm unter dem Straßenniveau kamen rOmiäche 
Funde zu Tage. Man stieß auch auf einzelne Mauerreste und auf römische Böden, von 
denen zwei in einer Entfernung von 20 cm aufeinander lagen. Schon letztes Jahr hatte 
man bei dem Neubau des Herrn Architekten Ehrensperger an der Trimbacherstraße zahl* 
reiche römische Funde gemacht, außer Frag itientcn von Ziegel und Heizröhren fand man 
eine Münze des Tibcnus, eine Tonscherbe, die von Kennern als keltisch erklärt wird und 
zahlreiche Ueberreste von Wandmalereien, einige dat unter mit grafitti. Deutlich erkennbar 
war z. B. HS, an einem andern Orte zwei D >>, und an einem dritten eine Aufschrift 
IRAM <?). In der unmittelbaren Nahe dieses Hauses war vor 70 Jahren eine gut erhaltene 
Schale mit erotischen Darstellungen gefunden worden, die jetzt den „geheimen" Stolz des 
Oltencr Museums ausmacht. Wie uns Herr Prof Tatarinoff aufmerksam machte, ist ein 
ähnliches Stück am Limes gefunden worden (Lieferung 29, Kastell Gnotzheim 18 Fig. 16 
und 19 Fig. 17) und stammt aus Gallien und zwar aus domiüanischer Zeit 

Die diesjährigen Funde brachten leider kein Gefäß hervor, das sich ganz zusammen- 
setzen ließ; dagegen kam eine Menge vortrefiflicher Ware zum Vorschein. Neben zahl- 
reichen Stücken aus terra sigillata, darunter 7 mit Töpferstempeln und mehrere mit figOr* 
liehen Darstellungen, fanden sich auch einige bemalte Scherben und solche aus vorzüg- 
lichem schwarzem und grauem Ton. Die Aufschrift einer Scherbe ließ sich nach Dechc- 
icttc ergänzen zu Cinami; auf einer Amphora fand sich mit Atramentum aufgeschrieben 
die Bezeichnung „INFERIOR". 

Münzen wurden acht gefunden, umfassend die Zeit von Augustus bis Septimius Sc- 
verus, femer eine Bronzeketie, i Stilus aus Bronze, i Bronzering, a mächtige und 3 kleinere 
Hufeisen, i Messer und i silljerner, tadellos erhaltener Löffel, eine Austernschalc und ein 
längliches Stück Elfenbein. Neben römischen Münzen fanden sich nun auch zwei gallische 




in 



die von Herrn Heierli als SequanermQnzen erkannt wurden; die eine trägt den Kopf eines 
bewaffneten Mannes, die andere ein Einhorn. Von der einen Münze ist es sicher, daß sie 
mit einem Augu«tu3 zusammengefunden wurde. Von den kelti'schen Tonscherben wur- 
den zwei bei der Kirche in einer Tiefe von 1,50 m gefunden, nicht weit von der Stelle 
entfernt, wo schon 1904 ein prachtvolles Serpcntinbcit in derselben Tiefe gefunden wurden 
war Alle die^ie Funde, die ein neues Licht werfen auf die Frühgeschichte OUens, werden 
im hiesigen Museum aul bewahrt. 

— FroÖHrg Ober die Resultate der Ausgrabungen auf der Ruine Froburg veröftent- 
licht Dr. W. Merz im ^Aargauer Tagblatl" (8. Sept. 19^7) einen ausHlhrlichen Bericht, dem 
wir folgendes entnehmen : 

Der Burgweg zweigte beim unteren Erlimoos ab, bog um die Fluh herum und er- 
erreichte Ostlich das Tor, Der Burghügel ist durch einen künstlichen Einschnitt, einen so 
genannten Halsgraben, in zwei ungleiche Teile zerlegt, einen kleinen nördlichen und einen 
großen südlichen. Der nördliche trug ein Vorwerk; deutliche Maucrspuren zeigen, daß es 
Dreieckform hatte mit der Basis, dem Graben und der Spitze, die mit einem Türmchen 
bewehrt war, dem Steilhange zu. Jenseits des tiefen Grabens, der die Steine zum Burg- 
bau spendete, war bis vor kurzem nur ein kleines Mauerslück sichtbar; auch der mit Wald 
bestandene Burghügel ließ kaum mehr als allgemeine Umrisse einzelner Gebftude erkennen. 
Ein Versuch, durch kleinere Grabungen den Grundriss festzustellen, förderte ein so interes- 
santes Ergebnis zu Tage, daß der Wunsch lebendig ward, die Grabungen ausgiebiger und 
systematisch durchzuführen, bis der Grundriß der gewaltigen Burg mit Sicherheit ermittelt 
wäre, dies um so mehr, als die Froburg im großen Erdbeben des Jahres 1356, dem Basel 
zum Opfer fiel, zusammenstürzte und sich nicht mehr aus den Trümmern erhob, daher 
eine rein mittelalterliche Anlage ohne spätere Umbauten bieten mußte. Dank dem Ent- 
gegenkommen derOrtsbürgcrgemcindc Olten, der das Burgareal gehört, und des historischen 
Museums in Olten, die einen Teil der Kosten übernahmen, während die Historische und 
Antiquarische Gesellschaft in Basel, die ein Werk über die Burgen des Sisgaues entsprechend 
demjenigen über die Burgen des Aargaus vorbereiten läßt» für den anderen Teil einstand, 
konnte am 22. Juli mit den Arbeiten begonnen und die Aufgabe bis zum i. August durch* 
gefttUrt werden. Funde von Gegenstanden sind dabei nicht in erheblichem Umfange 
gemacht worden: ein mittelalterliches Hufeisen, Topfscherben, Knochen ein halber 
Mühlstein einer E4andmOhle, sowie früher schon eine Bodenlliese aus St Urban mit dem 
Bilde dcsBa^ilisks; dagegen stammten einige Scherben u. dergl offenbar aus prähistorischer 
2eit und taten somit dar, daß die Burgstelle damals als Refugium benutzt wurde, wie ja 
oft auf ehemaligen Refugien sich später Burgen erhoben vermöge der durch die Natur 
dem Orte gewährten Sicherheit und leichten Verteidigungsmöglichkeit. Daß in römischer 
Zeit aber hier ein Wachtturm gestanden habe, ist mit aller Schärfe zurückzuweisen. Ueb- 
rigens hat sich gezeigt, daß schon verschiedentlich die Froburg für Schatzgräber ein Ar 
beitsfeld bot; damit mag vielleicht teilweise der Mangel an Funden erklärt werden. — Die 
Burgstelle gehört zu den größten unserer Gegend; von aargauischen Burgen kann nur die 
Lenzburg an Ausdehnung mit ihr verglichen werden. Sic war auch von Natur außerordent- 
lich fest, von drei Seiten sturmfrei. Die Ringmauer, bezw. die daran gebauten Gebäude 
setzten unmittelbar auf der Felskante auf. Südlich, wo der Berghang sich mit der über- 
bauten Ebene verschneidet, hatte die Natur beiderseits mächtige Felsen aufgetürmt, von 
denen der sOdwcatliche eine kleine Warte trug. Ein Mauerrest gibt heute noch Zeugnis 
davon. Drei MauerzQgc gingen von hier zum gegenüberliegenden Felsen und schlössen 
die Burgätelle südlich ab; der Steilhang machte die Anlage eines Grabens vor der äußeren 
Mauer unnötig. Der Zwinger an dieser Südseite gehört zweifellos zur ursprünglichen Burg- 
anlage und reicht in die Zeit vor den Kreuzzügen zurück Auf der Ostseite schloß die 
südliche Zwingermauer an den südöstlichen Fciskopf an, den eine Lücke vom östlichen Grate 
trennte ; am Grat selbst endigte der andere Mauerzug, und in der Lücke befand sich das 
Burgtor, dessen unterste Pfosten aus Sandstein beiderseits blosgelegt worden sind. Vom 
Burgwege ist außen nichts mehr zu erkennen, das Erdbeben hat hier andere Verhältnisse 



^78_ 

geschaffen, zumal zahlreiche Blöcke aus dem Felskamm losgelöst und herunterj^estürzt und 
damit auch den viereckigen Turm auf dem Grate zur Rechten des Eintretenden, der die 
Toranlage überhöhte und schützte, zur Hälfte vernichtet Vom Tore aus mußte der Zwin^r 
zum größeren Teile durchschritten werden, bis die nördliche Abschlußmauer den Eingang 
in den Burghof gestattete; und dieser Zugang war links von einem viereckigen Turme und 
rechts von einem anderen Bauwerk flankiert, ging sogar möglicherweise unter demselben 
durch. Im Burghofe war der Raum ziemlich beschränkt, da östlich und westlich sich Wohn- 
und Wehrbauten erhoben. Auf der Ostseite sind die Grundrisse mehrerer Gebäude fest- 
gestellt; sie lagen teilweise entsprechend der Bodengestaltung höher als der Burghof aui 
dem Felsen und sind wahrscheinlich als Oekonomiegebäude zu deuten; westlich erhob sich 
der große Palas, das eigentliche Wohngebäude, und auf dem südlich davon gelegenen 
Räume, an den Felskopf gelehnt, wo die Bodenfliese gefunden wurde, wohl die Kapelle 
All' diese Gebäude weisen nicht besonders starke Mauern auf, das war der festen Lage 
wegen nicht nötig. Überall sind die an Ort und Stelle aus dünnen Schichten gebrochenen 
Kalksteine für das Mauerwerk verwendet. Dagegen schließt eine mehr als zuret Meter 
dicke Mauer die Front ob dem Graben. Rechts, d. h. nordöstlich ist ein deutlicher Ab- 
schluß derselben blosgelegt, nachher beginnt sie, dem Fels sich anschließend, w^ieder und 
fiihrt zu den Ökonomiegebäuden. Diese Lücke kann nur als kleines Törchen gedeutet 
werden, und dessen Zweck war offensichtlich die Verbindung der Burg mit dem Vorwert 
jenseits des tiefen und breiten Grabens. Links von diesem Pförtchen in der Mitte des 
Mauerzuges erhob sich der viereckige Bergfried, der Hauptturm der Burg. Seine Bios- 
legung führte zu einer großen Überraschung. Mit seltenen Ausnahmen hat nämlich der 
Bergfried seinen Eingang im zweiten Geschoß z*:» bis lo Meter über dem Boden ; Eingänge 
zu ebener Erde sind meist neueren Ursprungs und als ursprüngliche Anlage überhaupt 
nur in ganz wenigen Fällen nachgewiesen. Der Bergfried der Froburg aber hat sogar 
zwei solcher Zugänge, einen in der Nordwestecke längs der Frontmauer ob dem Graboi, 
wo diese Mauer eine Scharte zum Ausguck nach dem Vorwerk aufweist, und einen zweiten 
besonders gut erhaltenen in der Südmauer. Um ja sicher zu sein, daß dieser Eingang ur- 
sprünglich ebenerdig gelegen habe, wurde von dessen Sohle an das Erdreich noch weiter 
ausgehoben ; nach zwei Steinlagen stieß man dabei auf das breit ausladende Fundament 
Auf beiden Seiten ist der Falz deutlich erhalten. Aehnlich ist die zweite Öffnung. Wer 
sich in der Nordwestecke der Burg, wo das höchste erhaltene Mauerstück biosliegt, etwas 
hinauswagt, bemerkt die Überreste eines schräg aufsteigenden Stützpfeilers. — So erweist 
sich die bis vor kurzem im Schutte versteckte Ruine als eine reich gegliederte große An- 
lage, wehrhaft umsperrt von Graben, Türmen und Mauern, die stolz und fest an der Grenze 
des Sisgaues und Buchsgaues sich erhob. 

Thurgau. Frauen/eld. Von den in den Jahren 1906 und 1907 dem historisch-anti- 
quarischen Museum zugegangenen Geschenken sei eine Sammlung römischer Gefäf^scherben 
aus Arbon und ein Waffeleisen der Sophia von Grütt, Äbtissin des Klosters Tänikon 
(1548— 1579) erwähnt. Das vollständige Verzeichnis der Geschenke ist veröffentlicht in der 
„Thurgauer Zeitung*, 12. Okt. 1907. 

Waadt. Lausanne, Das Comit6 der „Association du Vieux Lausanne* richtete am 
30. April 1907 an den Staatsrat einen von Ch. Vuülermet und A. Bonard verfaßten w^armen 
Appell für die Erhaltung des historischen Baubestandes in der Citd Die Eingabe, die eine 
interessante Übersicht über die im 19. Jahrhundert erfolgten Abbruchs-Arbeiten enthält, ist 
abgedruckt im Jahresbericht der genannten Gesellschaft. 

— Yverdon. Les autorites municipales d'Yverdon ont install^, vers 1840, les *coles 
publiques dans le vieux Chäteau bäti par Pierre de Savoie. Dfeirant utUiser certains em* 
placenients vacants, elles ont fait Studier par M. Tarchitecte Isoz un projet pr^voyant les 
nouveiles salles qui devenaient n^cessaires. Toute id6e de restauration Ätait restöe ätran- 
g^rc k ce projet, qui fut soumis ä rapprobation du Service des monum'ents historiques, le 
Chäteau d'Yverdon etant un ^difice class6. M. l'archeologue Naef demanda que les murs 
du Chäteau fussent pr^alahlement explor^s et piqu^s au vif Cette exploration fit dicouvrir 



379 



une sörie d'anciennea baies, de cr6neaux, etc., et, cntre autres, Ics restcs d'une fen^trc 
ogivale ^clairant jadis la chapelle du Chdteau. Sur les indications de M. Naef, la fa^ade 
cnticre tut restauree et la fciittre ordinaire, prdvue au projet, reniplacic par une fcnfttre 
gothique, moitiä neuve, moitiä anciennc, reconstitu^e par M. Isoz d'apres les restes de 
l'ancicnnc fendtre. John Landry, Bulletin technique de la Suisse romandc, scpt. 1906 

— AveMc/Ks. Au commenccmcnt de scptcmbrc 1907, les fouilles du Pcrruct ont rais 
au jour loule une sdrie d'amphores de forme allongee et fort 6\6gnnte, placöes ä une pro- 
fondcur de dcux m^rcs formanl une cspcce de canalisation; toutes les pointcs, en partie 
cassees, etaiont ptacecs dans le col de Tamphore suivante pour permettre, serable-t-tl, ä 
I'cau de s'ecouler comme dans des drains. Tout Strange que puisse paraltre au premier 
abord cette cxplication, eile se justific par le fait qu'ä rcxtremit^ de la dcmierc se trouve 
un aqueduc plein d'eau, qui arrCtcra forcöment nos travaux dans cctte direction. Une 
senle de ces huit amphores dont la forme difffere un peii des aulrcs, soit par la terrc qu 
est brune, \}es autres sont grises) soit par la panse. n'avait plus ses anses. Elles ont tou* 
tes une hauteur de 90 ä 95 centim^tres et une circonf^rence, dans la partie införieure, de 
1 ni. ao, les anses ont une longueur de 23 centimetres. La circonf^rence de raniphore 
brune est de un mttre sur toute la longueur. J. JoHtmi, conservateur du Mus^e d'Avenches. 

Woltis Aus Macon (Frankreich) wird der zu Anfang Januar erfolgte Hinschied des 
Abbä Barth. Htitueatt gemeldet. Von Geburt Franzose, war der Dahingegangene als junger 
Kleriker Professor am Seminar in Scmur (Depirt. Cöte d'Or), dann Pfarrer der kleinen 
Gemeinde Varellle in der Diözese Autun, llüchtcte wahrend des Krieges von 1870/71 aber 
ia die Schweiz und heO sich dauei-nd in Saint-Maurice nieder. Von dort aus besorgte er 
ange Jahre die Seelsorge unter den D'asporakalholiken im nahen Bex und hat sich alsi 
Administrator dieser Missionspfarrei große Verdienste erworben- 

Ein großer Freund der Geschichte — er war u. a. korres|X>ndierendes Mitglied der 
Soci6t6 historique et litteraire du dtparten.ent de l'Ain — hat sich R. mit rühmlicher Hin- 
gebung mit der Vergangenheit seines neuen Wirkungskreises beschäftigt und als Frucht 
dieser Studien eine größere, auf Urkunden basierende recht brauchbare Arbeit, betitelt 
„Le Valais historifjue ; Chuttaux et Stigneurtes" im Jahre 1886 in Sitten veröffentlicht, ru 
der der verstorbene Freiburgcr Professor Jean Gremaud die Vorrede lieferte. Schon früher 
erschien von ihm .Histoire de Saint Sigismond, roi de Bourgogne et Martyr* (Genfeve 1877) 

H. //. 
ZQrißh. Stammheim. Erst 56 Jahre alt, starb am 7. Januar 1908 in seiner Heimatsgemein de 
Unlcr-Stammheim AI/red Farner, Pfarrer daselbst seit 1880, ein um die lokale Altertums- 
und Geschichtsforschung sehr verdienter Mann. Geboren den 17. März 1851, besuchte der 
Verstorbene die heimatliche Primär- und Sekundärschule, dann das Gymnasium in Frauen- 
feld, widmete sich in der Folge an den Hochschulen Zürich und Jena dem Studium der 
Theologie und ward am 3i. Oktober 1875 zum Geistlichen ordiniert. Nach kurzem Vikariat 
in Außersihl, als Pfarrer nach Mohlehorn (Kanton Glarus) berufen, vertauschte er schon 
nach vier Jahren diese Pfarrei mit der seiner Heimat Hier hat er bis an sein Ende 
gewirkt 

Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit fand F. Zeit und MuOe, historischen Studien 
obzuliegen, und da fesselte ihn vor allem die Vergangenheit des schönen Stammheimer- 
tales. In den dortigen Lokalarchiven war er zu Hause, wie kaum ein zweiter. Besondere 
Aufmersamkeit schenkte er aber auch den allen Baudenkmälern. Nicht nur gelang es ihm, 
zusammen mit seinem Freunde Robert Durrer, in der St. Galluskapelle zu Über-Stamm- 
heim einen höchst wertvollen, aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts stammenden Ge- 
maldezyklus von der Tünche zu befreien und in der St. Antoniuskapelle in Waltalingen 
alte Wandmalereien bloßzulegen, wobei auch der damalige Besitzer des Schlosses Girsberg, 
Bnrk-von Orelii, eifrig mithall — t>eidc Cyclen wurden in den Mitteilungen der Antiqua* 
fischen Gesellschaft in Zflrich publiziert — , auch auf der sogen. »Burghald^n*, oberhalb de» 
Dorfes Stammheim, nahm er in Gemeinschaft mit dem verstorbenen Dr, Zeller-WerdmOller 
'896/97 umfassende Ausgrabungen vor an der Stelle, da sich cinslens die Kammerboten- 



38o 

bürg erhoben, und legte deren Fundamente zutage. Nicht am wenigsten Farners Einfluß 
tat es zu dank**n, daß die erwähnten Fresken der Nachwelt erhalten geblieben sind. 

Seit 1896 gehörte F. der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, seit 1901 deren er- 
weitertem Vorstande an. Eine Übersicht der von ihm veröffentlichten historischen Arbeiten 
wird die „Totenschau schiveiserischer Historiker'* im ^Anseigtr für Schweistr. Gtsthichit^ 
bringen. Erwähnt werden mag hier vorlaufig bloß der Aufsalz Ober „Die Si. Attrta- 
Köpe/ie'* in „A/fes und Neues; ein Beitrag zur Stammheimer Reformationsgtsckichie'* (Andel- 
fingen 1899). 

Seine Arbeiten über die Geschichte von Stammheini vereinigle Famer in einem 
umfassenden Werke, dessen Erscheinen er nicht mehr erleben sollte; denn nachdem er 
das Manuskript an die Stiftung Schnyder von Warlensee, die den Druck Dbemimmt^ abge- 
liefert hatte, erlag der bescheidene und mit größter Hingebung seiner Arbeit sich widmende 
Forscher einer langwierigen Krankheit Dr. Rohert Hoppeier. 

— Slammheim. Entgegen einem Angebote, das ihr für die im Gemeindehaus befind- 
lichen Glasgcmälde und den Pfau'schen Ofen gemacht worden war, faßte am 2. Januar 
die Bürgergemeinde von Un/er-Stammheim den einhelligen Beschluß, daß diese Zierden 
fernerhin an Ort und Stelle erhalten und unverkäuflich bleiben sollen. Sie hat sich damit 
ein Zeugnis ausgestellt, das ihr zur hohen Ehre gereicht Vgl N. Z-Z. 1907 Nr. 360, 2. Bl. 
1908, Nr. 3, 1. A. Winterthurer Tagblatt 1907, Nr. 306. Volksblati a d Bezirk Andel* 
fingen Nr. 104. 

— Rheiftau. Am 8. Februar 190B vormittags wurde aus noch unermiilelter Ursache der 
nördlich vor dem Chorgitler der Kloslerkirche von Rheinau gelegene Kreuzattar durch Brand 
zerstört. (Neue Zürcher Nachr. Nr. 39 A.) Über den 1707 geschlossenen Verding dieses 
Altares mit dem Bildhauer Franz Xaver Widerkehr von Mellingen und den Malern Joh. 
Balthasar Widerkehr und Joh Heinrich Hagenwiler cf E. Roi/tcn/nfusier, Baugeschichle 
des Klosters Rheinau. Freiburg i. Br. 190a S. 112 u- f. 

— In Konstanz starb am 6. Januar 1908 Herr Hermann Bnrk, geb. in Schorndorf 
(Württemberg) 1841. Bis vor wenigen Jahren Besitzer des Schlölichcns Girsberg bei Stamm- 
heim, ist er ein eifriger Freund und Hotcr auch unserer schweizerischen Denkmäler ge- 
wesen. Ihm ist vornehmlich die Entdeckung der Wandgemälde in dem Kirchlein von 
WaltaUngen zu verdanken und lebhaftes Interesse brachte er auch anderen Funden ent- 
gegen, denen in der S. GsUuskapcIle bei Stammheim, im Haus zur Zinne und dem Ober- 
hof in Dicßenhofen. Im Turme von Girsberg, den er mit gotischen Fenstern aus einer ab- 
gebrochenen Kirche in Engen geschmückt hatte, barg seine Sammlung von Altertümern 
auch namhalte Stücke schweizerischer Provenienz. In Konstanz wandte er mit besonderer 
Wärme seine Fürsorge dem Rosgartenmuseum zu. Eine groDe Freude hatte ihm kurz vor 
dem Hinschiede seine Entdeckung der Wandgemälde in dem Kirchlein von Landschlacht 
bei Münslerlingen bereitet Als Mann ohne Wank^ von guldlauterem Charakter und hin- 
gebender Treue an den Freund, wird er allen, die ihn kannten, im Andenken bleiben. Ä. 



Literatur. 

Bfihler Eduard : Die Kirche von Einigen. Bemer Kunstdenkmäler, Bd. lU^ Lieferung 4. 

Boer, Tr C. H. : Siehe: Zürich, Zunft zur Meisen. 

Basal. Katalog der öffentlichen Kunstsammlung in Basel Basel 1907. Buchdrackerci 

Emil Birkhäuser. 
Stnaplanl, Lorenao; 11 palazzo Vertcmate in Piuro [Ville e casteUi dUtalia Milano, 

ipTccnografica*, 1907]. 
Sesson, Marius: La chartreusc du Val de la Paix. Archives de la soci6t^ d*histoire dn 

canton de Fribourg. Tome VIII y livr. Fribourg 1907. 



38t 



Blanchet, Adrien: Les enceintes romaincs de da Gaule. Paris, Ernest Lcroux 1907, con- 

tcnant Nyon, Avenches, Äugst, p. 139 -143. 
Born, Karl L.: Joseph Werner , Die Gerechtigkeit bestraft das Laster". Ölgemälde. Berner 

KunstdenkniSlcr. Band IH Lieferung 4. 
ßossens. Luden Lfi chapcllc de Sainte-Anne, ä Fribourg. Statues de ia chnpelle de 

Saintc-Annc. Fribourg artistique ä travcrs les äges- Üctobre 1907. 
Broillet, FrÄdÄrIc: Fermc ä Middcs. Fribourg arlistique ä travcrs les Äges 1907. Nr. 3, 
Buttin, Ch,: Le guet de Gcntve au XV« sÜcle. Revue Savoisienne 48* annöe 2« trim. 

iVnnccy, 1907, 
Burcbhordt-Bledermann, Th.: Römische KastuUe am Oberrhein aus der Zeit Diocleüans. 

Westdeutsche Zcit:ächrift f. Geschichte und Kunst. XXV. a. 
Burcbhardt'Flnslor. Alb. : Ueschreibungen der Stadt Basel aus dem 15. und x6. Jahr- 
hundert, Basler Jahrbuch 1908 
Cameniach, Cr. Carl; Das Engadincr Museum, mit 10 Abbildungen. Die Schweiz, XII. 

Jalirg. Nr. 4. ZOrich 1908, Febr. 
Cartier, AKrad: Notice sur quelques sepultures d^couvertes ä Ccssy prfcs Gex et sur Ics 

tombcs en dallcs dans le canton de Geneve. Bulletin de Ia Societe d'histoire et 

d'arch6>logic de Geneve. Tome III. livr. 2. Gencvc 1908. 
Csmole, Eugöne: Nuniismatique de l'Evt'-ch^ de Geneve au XI« et XII« si^cles. Bulletin 

de Ia soci6t6 d'histoire et d'archöologie de Geneve. Tome HI. livr. a. Geneve 1908. 
Caonna, Honry: Une famille de londeurs de canons ä Geneve, au XYIU'"«" sicclc, com- 

munication. Bulletin de Ia soei6t£ d'histoire et d'arch^ologie de Genöve. Tome III. 

livr. 3. Geneve 1908. (Jean et Samuel Maritz). 
riebolder, Paul: Das schweizerische Landesmuseum in Zarich, ein Spiegelbild der Kul- 
turen twictdung der katholischen Kirche in der Schweiz. Fortsetzung XI XII. Schweiz. 

Kirchenzeitung, Luzern 12. '19. Dez. 1907. 
Siesbach, Max de: Chateau et donjon du Petit- Vivy. Fribourg artistique ä travers les 

ägcs 1907. 3 
— Un poOle historique. Fribourg artistique ä travers les Ages. Octobre 1907. 
Durrer, Roberf: Die Geschenke Papst Julius II. an die Eidgenossen. Wissen und Leben, 

I. Jahrgang. Heft 7—10. Zürich, Kommissionsverlag von Rascher ä: Cie. 1908. 
Eggenschwiler, Ferdinand: Zur Geschichte der Freiherren von Bechburg. 2. Teil. Darin 

Geschichte des Schlosses Neu -Falken stein. Mitteilungen des histor. Vereins des Kts. 

Solothurn. Heft 3. Solothurn, Verlag der Buchdruckerei C. Gaßmann. 1907. 
Egii. Prof. Dr. J.: Bericht Ober die historischen Sammlungen. Berichte Ober die oBfent- 

lichen Sammlungen, Beilage zum Bericht des Verwaltungsrales der Genossengemeinde 

der Stadt St. Gallen vom 1. Juli 1906 bis 30. Juni 1907. 4**. St. Gallen, Buchdruckerei 

Zollikofer & Co. 1907 
Engadln. Das Engadincr Haus. Herausgegeben von der bündnerischcn Vereinigung für 

Hcimatschuiz. 48 Tafeln nach Aufnahmen von J. Feuerstein, Schulz; Llchidruck- 

anslalt Alf. Ditisheim, Basel. Chur 1907, 

Falle, Gulllaumt: Jardins d'autrefois (pavillons). Nos Anciens et leur« oeuvrcs, VIII« ami6e 
No. I. Genäve 1908. 

Favre, CamlU«: Les vitraux de l'^glise de Vandocuvrcs, communication Bulletin de Ia 

soci6t^ d'histoire et d'archdologic de Gen^Ve. Tome III, livr. 2. Geneve 1908. 
Forrer, L. : Ochs, Bcrnhurd, Johann Rudolf, Vater und Sohn. Gemmen und Stempel« 

Schneider. Biographical noticcs of medalHsts etc. in Spinck and son's monlhly numis- 

matic circular, London, March 1908, 
Friedländer, M. J. : Ein neuerworbencs Bild von Konrat Witz. Amtliche Berichte aus 

den königl. Kunstsammlungen. XXIX. Jahrg. Nr. 4 Berlin, Januar 1908. 
Furrer, Dr. K., Dekan: Geschichte der Kirche und Gemeinde St. Peter, Ztlrich Zürich 

1906. Druck von Fritz Amberger, vorm David BQrkli. 



382 

Ganz, Prof. Dr. Paul und Sr. E. Major: Die Entstehung des Amerbachschen Kunst- 
kabinets und die Amerbachschen Inventare. Festgabe der öfientlichen Kunstsamm* 
lung zur 49. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Basel, 23—38. 
September 1907. Basel, Emil Birkhäuser, 1907. 

Gauthiez, Pierre : Holbein. Les grands artistes. Paris, H. Laurenz, 1907. 

Glgneux, Pierre: Divers ouvrages de serrurerie . . . invent6s, fait et gravis. Geneve 1713. 
(Reproductions.) Nos Anciens et leurs oeuvres. VIII« ann^e no. 1. Genfeve 1908. 

Gull« F.; Das Wappenbild der Abtei und der Stadt St. Gallen in älteren Bannern und 
Siegeln. Vortrag. Schweizer Archiv für Heraldik. Jahrg. XXI. 1907. Heft 23. 

Hardegger, August: Mariazeil zu Wurmsbach, herausgegeben vom historischen Verein des 
Kantons St. Gallen. Mit zwei Tafeln und zahlreichen Textillustrationen, St. Gallen 
Buchdruckerei Zollikofer & Cie. 1908. 4". 

Kaaser, P. : Die Herren von Aarwangen (mit baugeschichtl. Notizen Ober Schloß und 
Kirche Aarwangen). Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1908, herausgeg. von 
Prof. Dr. Heinrich TOrier, Bern, Druck und Verlag von K. J. Wyß, 1907. 

KautzBch, Rudolf, Prof. Sr. : Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Malerei in der 
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. [Kunstwissenschaftliche Beiträge, August 
Schmarsow gewidmet. Leipzig 1907, Verlag von K. W. Hiersemann]. Darin: Besprech- 
ung der Handschrift der Weltchronik des Rudolf von Ems in der Stittsbibliothek 
St. Gallen, S. 82 flf. 

Keller, Dr. A. : Der Reiterharnisch im historischen Museum in Bern, von Lorenz Colmann, 
ca. 1510. ßerner Kunstdenkmäler. Bd. IIl. Lieferung 4. 

KfinsflerlextkoHf Schweizerisches: Herausgegeben vom schweizer. Kunstverein, redigiert 
von Dr. Carl Brun. 7. Lieferung. Manz-Noyel. Frauenfeld, Huber & Co. 1907. 

Lausanne. Association du vieux Lausanne. Rapport du Comit6 sur sa gestion pendant 
les annees 1905 et 1906. Lausanne, imprimerie Charles Fache, 1907. 

Lehmann, Hans: Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. IL Teil. Die monu- 
mentale Glasmalerei im 15. Jahrhundert. 2. Hälfte, i. Abschnitt: St Gallen, Schafl- 
hausen und Basel. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. LXXII. 
Bd. XXVI. Heft 6. Zürich 1908. 4". 

Mafor, Emil: Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der öffentlichen Kunstsamm- 
lung zu Basel. Mit 20 Tafeln, wovon 13 handkoloriert. Einblattdrucke des 15. Jahr- 
hunderts, herausgegeben von Paul Heitz. Straßburg 1908. f". 

Mandach, C. de: Conrad Witz et son retable ä Geneve (Gazette des Beaux-arts. ymc 
periode I. 38, Novembre 1907). 

Merteaux, Ch.: Voies romaines de la Haute-Savoie: Etüde sur )a voie romaine de Boutae 
ä Genava (avec figures). Revue Savoisienne. 48c ann^e 3« trim. 1907. Annecy. 

Mayer, Dr. Joh. Georg: Geschichte des Bistums Chur. i. Lieferung. Stans, H. von 
Matt & Co. 1907. 

Mera, Dr. Walf her : Schloß Kasteln. Aarau, Druck und Verlag von H. R. Sauerländer & Co. 1908. 

Monfenach, G. de: Groupe de paysans fribourgeois. Fribourg artistique ä travers les 
äges. 1907. 3. 

Niederhflusern, Dr. H. von: Über den sogenannten Zeltrock Karls des Kühnen im bem- 
ischen historischen Museum. Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertums- 
kunde, herausgegeben von Dr. Gustav Grünau. III. Jahrgang. 4. Hefl. Bern 1907. 

Pahud, Fran^ois: Initiales de l'antiphonaire d'Estavayer. Fribourg artistique ä travers 
les äges. Octobre 1907. 

PIQss, Dr. A:: Huttwil bis zum Übergang an Bern im Jahr 1408 (mit baugeschichtlichen 
Notizen). Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1908, herausgegeben von Prof. 
Dr. Heinrich Türler, Bern. Druck und Verlag von K. J. Wyß. Bern 1907. 

De Praefere, Direktor der städt. Kunstgewerbeschule etc. Zürich: Schweizerische Volks- 
kunst. Die Töpferei in Heimberg und Langnau. Heimatschutz^ Zeitschrift der 
Schweizer. Vereinigung für Heimatschutz. Heft 11. November 1907. 



Pury, Paul do: FrAddric de Diesbach, prince de Saintc -Agathe. MausoMe de Fr^d de D. 
Fribourg artistique ä travers les äges 1907, No. 3. 

— Jacques Wallicr, fondateur du couvenc de Montorge, Archives de la Soci^6 d'histoire 
du Canlon de Fribourg. Tome VIII, 3""^ livraison. Fribourg 1907. 

Rahn, J. R ; Die Ausgrabungen im Kloster Disentis. Vortrag gehalten in der Antiqua- 
rischen Gesellschaft in Zürich am 7. Dezember 1907. Feuilleton der Neuen ZOrcher 
Zeitung. Morgenblatt Nr. 349— 351- 17.— 19. Dez. 1907. 

— Ein gefUhrdetes Denkmal (Die Gcmclndestubc in Unler-Stammhcim). N. Z.*Z. tgorj^ 
Nr. 390, II. Blatt. 

Raber, B.: La Station palt^lithique de Veyrien IIL Journal des CoUectioneurs. 111' ann£e 
Nr. 39. Gdi^ve 1907. 

Ruegg, M. A : Drei Totenschilde im Historischen Museum lu Basel. Schweizer Archiv 
ftlr Heraldik. XXI. Jahrg. 1907 Heft a'3. 

Saraain, Paul: Ein seltener Grabfund (in Asch, Basclland). Sonntagsblatt der Basler 
Nachrichten Nr. 55. 15. Dezember 1907. 

Schaller, Rom. de: Portes de maisons ä la Grand' ruc ä Fribourg. Fribourg artistique ä 
travers les Äges. Octobre 1907 

Schenk, Dr. Alexandra Etudc sur l'anthropologie de la -Suissc. Bulletin de la Soci6t6 
NeuchÄteloise de gcographic, tome XVIII. 1907. 

SchlApfer, C: La ruelle des Augustins (Quartier de TAugc ä Fribourg). Fribourg artis- 
tique ä travers les äges. Octobre 1907. 

Sohulthes», Prof. Dr. Otto: Archäologische Funde im Jahre 1906: Schweiz. Archäo- 
logischer Anzeiger. Jahrbuch des kaiserlich deutschen archäologischen Instituts. 1907, 2 

Simon« Jules (f), Encore quelques pages. Lausanne. Impr. Georges ßridel & Co. 1908. 

Slmona, Q. : Note d'arte antica üna casa di giustizia con afTreschi ä Bignasco in Valle- 
maggia (Popolo e libertä, 9 agosto 1907}. — Altra casa di giustizia a Bignasco. — 
Chiesa parrocchiale di Menzonio e affreschi ivi scoperti. — Ristaun di Chicse (ibid. 
26 sett. 1907). — Locarno: Chiesa di S. Francesco; Monumcnlo Orelli. — Muralto: 
Collegiata di S. Vittorc; ASreschi ; Ossario; Frammcnto della demolita chiesa di 
S. Stefano (ibid. 4 u. 5 Dez. 1907). — Maggia Casa tipica — Tomba romana — 
Aflresco |,La noltc di natale" (aS. Dez.). — Losone — Una torre mcdioevale (ibid. 
39. Jan. 1908) 

Stehler, Dr. F. Q. : Die Hauszeichen und Tesslen der Schweiz. Schweizerisches Archiv 
für Volkskunde XI. Jahrg. Heft 3 und 4. Basel 1907. 

Stichler, C: Siehe Zürich, Zunft zur Meisen. 

Stücketberg, E. A.: Denkmäler zur Basler Geschichte. 33 Tafeln mit begleitendem Text 
und ro Abbildungen. Basel, Verlag von B. Wepf & Co. 1907, 4". 

— Alte Galgen. Mit 2 Tafeln. Schweizerisches Archiv für Volkskunde. XI Jahrg. 
Heft 3 und 4. Basel 1907. 

— Das älteste Basier Bischof sie gel. Schweizer Archiv für Heraldik. XXI. Jahrgang 
1907. Heft a'3. 

Tatarinoff, E. : Wintersonnenwendzeit auf dem Wildkirchli; ein Besuch bei den Trog- 
loriytrn. K. priv. Berlinische (Vossische) Zeitung 1908, 19. Jan. 

Tessin. Gli artisti ticinesi alla mostra „Gli italiani airestcro' (csposizione di Milano 1906). 
Bollettino storico della Svizzera ttaliana. Anno 39. No. 6—9. Giugno-setlcmbre 1907. 

Tüflar, ©r. H : Orgelbauvcrtrag für die Süftskirche von Zotingen von 1497. Blatter für 
bcrnische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. I[[. Jahrgang, Hcfl 3. Aug. 1907. 

— Verding mit Meister Lienhard Loubcrcr, Organist und Orgelmacher in Bern, Ober 
die Erneuerung und Ergänzung der Orgel in Biel, 1495. Blätter für bernische Ge- 
schichte, Kunst und Altertumskunde, herausgegeben von Dr. Gustav Grünau, III. Jahrg 
4. Heft. Bern 1907. 

Voss, Hermann: Einige unbeachtete Bilder alldeutscher Meister im Museo Civico zu 
Venedig. Zeitschrift für bildende Kunst N. F. XIX. Bd. 43. Jahrgang. Nr. 4, Januar 



384 

1908, Leipzig, C. A. Seemann. (Besprechung eines Altarbildes des Malers Hans 
Fries.) 

WAHIf J.: Schloß Wel'enberg, Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte. 47. 
Heft. Frauenfeld 1907. 

Walter, G.: Das MUitärwesen im alten Scha6f hausen. 15. Neujahrsblatt des histor.-antiq. 
Vereins und des Kunstvereins Schaflfhausen. 1908. 

Wartmann, W.; Cluny Nr. 2097. Eine Wappenscheibe aus zwei Jahrhunderten. Schweizer 
Archiv für Heraldik. Jahrg. XXI. 1907. Heft a'3. 

Wavre, W.: Extrait des comptes de la Bourseric de la ville de Neuchätel (suite, i6[5— 
1628). Musäe Neuchätelois 44* ^nn6e, Nov.-D6cembre 1907. 

Wegeli, Cr. Rud.: Die Truchsessen von Dießenhofen (Forts.), darin in Beilage 5 Be- 
schreibung der Burg zu Herblingen, Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Ge- 
schichte, herausgegeben vom Historischen Verein des Kts. Thurgau. 47. Heft Frauen- 
feld 1907. 

Wledmef'Stern, J.: Ein neuer Gräberfund in Richigen bei Worb. Blätter fQr bemische 
Geschichte, Kunst und Altertumskunde. II L Jahrg. Heft 3. August 1907. 

— Zur Erinnerung an die Ausstellung in Langnau (alte bemische Töpferindustrie). 
Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. III. Jahrg. 3. Heft. 
August 1907. 

— Ein vorgeschichtlicher Goldschmuck (bei Jegenstorf, Kt. Bern). Der Tag, illustrierte 
Unterhaltungsbeilage. Berlin No. 641. 18 Dez. 1907. 

— Das La T^ne-Gräberfeld bei Münsingen (Kt. Bern). Archiv' des historischen Vereins 
des Kantons Bern. XVIII. Band. 3. Heft. Bern, Buchdruckerei Gustav Grünau 1908. 
Auch als Separat-Abdruck. 

Wita, Konrad, und die Biblia Pauperum. (Mit 13 Abbildungen auf Doppeltafel) von A. H. 

Zeitschrift für christliche Kunst. XX. Jahrg. Heft 10. Düsseldorf 1907. 
Zemp, Josef: Die Kirche von Romainmötier. Zeitschrift für Geschichte der Architektur. 

1. Jahrgang. Heft 4. Heidelberg. 1908. 
Zesiger, A.: Die bernische Beute vom Zwölferkrieg. Blätter ftlr bemische Geschichte, 

Kunst und Altertumskunde. III. Jahrgang. Heft 3. August 1907. 

— Die Gesellschaft zum Mittelleuen (mit zahlreichen baugeschichtlichen und kunstge- 
werblichen Notizen Ober das Zunfthaus und den Silberschatz der Gesellschaft) und 
vielen Tafeln. Neues Bemer Taschenbuch auf das Jahr 1908, herausgegeben von 
Prof. Dr Heinrich Türler. Bern, Druck und Verlag von K. J. Wyß. 1907. 

— Die sogenannten Fahnen der „Legion fidfele". Schweizer Archiv für Heraldik. 
XXI. Jahrgang. 1907. Heft 23. 

Zgraggen, Martin: Über den Bau der Pfarrkirche in Schattdorf 1728—1734, XIV. his- 
torisches Neujahrs-Blatt, herausgegeben vom Verein für Geschichte und Altertümer 
von Uri auf das Jahr 1908. Buchdruckerei Gisler, Altdorf. 4*. 

Zürich, Zunft „Zur Meisen". Festschrift, herausgegeben von der Vorsteherschaft zur 
Feier des 150jährigen Hausjubiläums Zürich 1907. (Text von C. H. Baer und C. 
Stichler. Druck und Illustr. Art. Inst. Orell Füssli. Photographie von Ph. und E. 
Link, Zürich.) 

Preis Jährlich 5 Fr. Man abonniert bei dem Schweizerischen Landesmuscum, den Post. 

bureaux und allen Buchhandtungen. Den Kommissionsverlag für das Ausland besorgt 

die Buchhandlung Fäsi 8c Beer in Zürich. 
Beiträge und Mitteilungen beliebe man unter der Aufschrift »Anzeiger* an die Direktion 

des schweizerischen Lattdesmuseums in Zürich zu richten. 



Redahtionshommission: Dr. H. Angst. Dr. H. Lehmann. Prof. Dr. J. R. Kahn. 

Prof. Dr. J. Zemp. 
Druck von Gebr. Leemann & Co. in Zorich-Selnau. 




ART LIBRARY 



1 



Stanford üniversRy Libraries 
Staoford, California 



lUtam thü book on or before date due. 



X