liilfli?:;:;;'::':;;;^;::'::'!:^^^
«I
"IHh J. h\LiL (jhi li iviL'^^hLiiXi UHK.\ki
ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
Neue Folge.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Zwanzigster Band.
Jahrgang 1873.
Nürnberg, im Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums.
TLIC: t DA MI ^LTTW f
Redaction des Anzeigers.
Augiist Essenwein, Dr. pbil., I. Direktor des germanischen Museums.
Georg Karl Fromm ann, Dr. pliil., II. Direktor und Vorstand der Bibliothek.
August V. Eye, Dr. phil., Vorstand der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen.
Beiträge
zu -vorliegendem Bande haben geliefert:
Anemuücr, B., Dr., geb. Archivar u. Professor, in Rudolstadt.
Baader, J., k. Archivrath, in München.
Bartsch, K., Dr., Hofrath u. Professor a. d. Universitiit zu Heidelberg.
Crecelius, W., Gymnasiallehrer, in Elberfeld.
Flegler, A., Dr., Archivvorstand des gernian. Museums.
Friedlaender, Ernst, Dr., Staatsarchivar, in .\urich.
Gengier, H. ü., Dr., Professor an der Universitiit zu Erlangen.
Hartmann, Hermann, Dr., in Lintorf.
Heinemann, Otto von, herzogl. Bibliothekar, in Wolfenbüttel.
Hektar, Enno, Sekretür des german. Museums.
Hofmann, Konr., Dr., Professor a. d. Universität zu München.
Hohenlohe-Waldenburg, Fürst Friedrich Karl, Durchl., in Kupferzell.
Hg, Albert, Dr., Custos u. Docent des k. k. österr. Museums, in
^Vien.
Irmisch, Th., in Sondershausen.
Jacobs, Ed., Dr., gräfl. Stolbergischer Bibliothekar u. Archivar, in
Wernigerode.
Kern, Theodor v., Dr., Professor a. d. Universität zu Freiburg i. Br. (f )
Köhler, Karl, Historienmaler, in Nürnberg.
König, Julius, k. Stadtgerichtsrath, in Breslau.
Latendorf, Friedrich, Dr., Gymnasiallehrer, in Schwerin.
Lexer, M., Dr., Professor an der Universität zu Würzburg.
Lochner, G. AV. K., Dr., Stadtarchivar, in ]\'ürnberg.
Lodtmann, J., Pastor, in Osnabrück.
Lämmer, Bürgermeister u. Advokat, in Orlamiinde.
Mantels, Willi., Dr., Stadtbibliothekar, in Lübeck.
Mehlis, Chr., Studienlehrer, in Zweibrücken.'
Mörath, A., fürsll. schwarzenberg'scher -Vrchivbeamter, in Schwar-
zenberg.
Mothes, 0., Dr., Baurath, in Leipzig.
Oefele, Edmund Frhr. v., Reichsarchivpraktikant, in München.
Peiper, Rudolf, Gymnasiallehrer, in Breslau.
Riezler, S., fürstl. fürstenberg'scher Archivar, in Donaueschingen.
Schnaase, C, Obertribunalrath, in Wiesbaden.
Schneider, Friedrich, Dompräbendat, in Mainz.
Schnell, E.,Dr., fürstl. hohenzollern'scher Archivar, in Sigmaringen.
Schnell, J., Dr., Civilgerichtspräsident, in Basel.
Schultz, Alwin, Dr., Professor an der Universität zu Breslau.
Steffenhagen , Emil , Dr. , Sekretär der kgl. Universitätsbibliothek
zu Göttingen.
Vogt, Wilh., Studienlehrer, in AVeifsenburg im Nordgau.
Wattenhach, W'., Dr., Professor an der Universität zu Berlin.
Will, C, Dr., fürstl. Thurn- u. Taxis'scher wirkl. Rath u. Archivar,
in Regensburg.
Wilrdinger, J., k. b. Major a. D., in München.
Zahn, J., Dr., Archivar des landschaftl. Johanneums zu Graz.
Alpliaiictisches ßcgistcr
zum
zwanzigsten Baude des Anzeigers für Ennde der deutschen Torzeit.
I. /Aufsätze und IVotizoii.
63 f.
64.
259 «.,
Agnus Lei, s. Zauberkraft.
Alterthümer, s. Funde.
Anfrage : den Bischof v. Siebeneich betr. 152.
Anfrage: die Oertbchkeiten Furstinawe u. C'husenrein betr.
Atifrage: Ritterrecht in Schlesien u. der Oberlausitz betr.
Anfrage: das schweizerische „runen-' betr. 151 f.
Anfrage : Sophie, Tochter Heinrichs I. v. Anhalt betr. 64
Aphorismen, sphragistitische (mit Abbild.) 36 ff., 94 fl'.
324 fl'., .357 ff.
Appellation, an das kaiserl. Kammergericht. 295 fl'.
Archiv, fürstl. Hohenzollern'sches in Sigmaringen. 311 f.
Augsburg : Reichstag im J. 1530, s. Geschichte," s. 'Volksbelustigung.
Bamberg, s. Kunstsammlung.
Beschreibung der Stadt Lindau von 1602: Auszüge aus ders. 8 ff.
Bohlsen, s. Leiehenfeld.
Breslau, s. Handschriften.
Brief, auf einem alten Bücherdeckel gefunden. 237 f.
Brief, König Erichs XI'7. t. Schweden an den Grafen Günther XLL
von Schwarzburg. 230 fi'.
Brief des Grafen Robert von Leicester an den Grafen Günther XLI.
von Schwarzburg. 89 ff.
Briefbuch des Meister Simon von Homburg: Auszüce aus dems.
6 ff, 33 ft"., 70 fi'.
Briefe, zwei, des Bischofs Christoph Bernhard von Münster. 46 f.
Bruchstück einer Schusterordnung. 328.
Bruchstücke einer Evangelienhandschrift das VL Jahrb. im germ.
Museum. 301 f.
Bruchstücke v. Jacob van Maerlant's Rymbybel. 196 f.
Büdingen: Schlolskapelle, s. Holzschnitzarbeiten.
CJirismon. 254 f.
Chronik der Reichsstadt Nürnberg : Beiträge zu ders. 47 f., 79 f.,
103 f., 135 f.
Chusenrein, s. Anfrage.
Commission, historische, bei der k. b. Akademie der W^issenschaf-
ten: 14. Plenar- Versammlung. 341 ft'.
Congrefs, erster kunstwissenschaftlicher, in Wien. 180. 277 f.
Darstellung der heil. Walburg in der Kunst des 16. Jahrh. 221 f.
Epitaph Luthers. 240.
Erzgu/'swerke, s. Modelle.
Evangelienhandschrift, s. Bruchstück.
Feuerprobe an einer Hexe 1485. 77 f.
Feuerwaffe im Besitze Sr. Durchl. des Fürsten Georg von Schwarz-
burg-Rudolstadt (mit Abbild.). 184.
Findlinge. 136. 304. 328.
Flurnamen, orlamündisohe. 232 ff.
Flurnamen in der Rheinpfalz. 291 ff.
Frauen : gegen dies. 134.
Funde v. Alterthümern im Hannover'schen. 149.
Funde, neue, römischer Münzen im Osnabrück'schen. 148 f.
Furierzettel. 238 fi'.
Furstinawe, s. Anfrage.
Futterale, zwei, zu den deutschen Reichskleinodien (mit Abb.). 1 ff.
St. Gallen : Stiftsbibliothek, s. Wachstafeln.
Gandersheim, s. Kirohenschatz.
Gedicht, dem Kaiser Maximilian L gewidmet. 130 f.
Gedichte, kirchlich-politische, des 12. Jahrh. 99 fi'.
Geschichte des Hauses Hohenlohe : Beitrag zu ders. 194 fi".
Geschichte des Schürstab'schen Hauses S. 526 in Nürnberg: Bei-
trag zu ders. 42 f.
Geschichte der Künstlerfamilie Lindenast : Beitrag zu ders. 304.
Geschichte Ludwigs des Bayers: Beitrag zu ders. 303 f.
Geschichte des Reichstags von Augsburg, 1530 : Beitrag zu ders.
299 ff.
Geschichte des Schlosses Schwarzenberg : Beitrag zu ders. 230.
Geschichte der Nürnberger Stadtbibliothek : Beitrag zu ders. 161 f.
Handbüchse, Tannenberger, im german. Museum (mit Abb.) 119 f.
Alphabetisches Kegister zum Anzeiger inr Kuude der deutscheu Vorzeit.
Handschriften der k. u. Universitäsbibliothek zu Breslau ; Aus-
züge aus dens. 14 S., 39 ff.
Hannover, s. Funde.
Heil- und Segenssprüche, mittelalterliche. 226 ff.
Hohenlohe, s. Geschichte.
Hohsehnitzarheiten in der Schiofskapelle zu Büdingen. 303.
Interim, das Augsburger von 1548, s. Weilsenburg.
Jamnitser, Wenzel, s. Tafelaufsatz.
Kammergericht, kaiserl. , s. Appellation.
Kirchenschatz, der Gandersheiraer. 345 ff.
Klage über das Alter. 131 ff.
Kienkok, Johannes, wider den Sachsenspiegel. 288 ff.
Kohlenbecken, messingenes, v. 16. Jahrh. (m. Abbild.) 347 ff.
Krieg, der bayerische, 1504 : Beitrag zu dems. 191 If.
Kunstsammlung, die städtische, zu Bamberg. 353 ff.
Leicester, Graf Robert, s. Brief.
Leichenfeld aus vorchristlicher Zeit bei ßohlsen. 245 f.
Liebesbrief, burlesker. 133 f.
Lindau, s. Beschreibung.
Lindenast, Künstlerfamilie, s. Geschichte,
Lösung des Räthsels auf Sp. 74. 133.
Lübeck, s. Todtentanz.
Ludwig der Bayer, s. Geschichte.
Lüneburg, s. Silberschatz.
Luther, s. Epitaph.
Maerlant, Jacob van: Rymbybel, s. Bruchstücke.
Mag, Arnold, u. seine Tochter, Peter Vischer's Schwiegertöchter.
127 ff, 165 ff., 187 ff.
Maximilian I., Kaiser, s. Gedicht.
Mefskclch, romanischer, nebst Patene im german. Museum (mit
Abbild.). 162 ff.
Modelle alter Erzgul'swerke in Nürnberg. 302.
Mülich, Peter, Stückgielser in Nürnberg. 222.
Münster: Bischof Christoph Bernhard, s. Briefe.
Münzen, romische, s. Funde.
Museum, germanisches, s. Bruchstücke, s. Handbüchse, s. Koh-
lenbecken, 8. Mel'skelch, s. Seidenstoff, s. Sündenwäsche, s.
Thonwaaren.
Nürnberg, s. Chronik, s. Modelle.
Nürnberg: kgl. Archiv. 62 ff., 215 f.
Nürnberg: Schürstab'sches Haus S. 526, s. Geschichte.
Nürnberg: Stadtbibliothek, s. Geschichte.
Orakel fragen u. Wassersegen. 262 ff.
Ordnung die man haldet so man ainen kunig gesegent vnd krö-
net etc. 313 ff.
Orlamündc, s. Flurnamen.
Osnabrück, s. Funde.
Eäthsel, arithmetische. 249 ff.
Eäthsel, drei lateinische, des Mittelalters.. 360.
Reichskleinodicn, s. Futterale.
Heime, lateinische, des Mittelalters. 96 ff.
Bheinpfals, s. Flurnamen.
Runen, s. Anfrage.
Sachsenspiegel, s. Kienkok.
Schtvarsburg : Graf Günther XLI., s. Brief
Schwarsenberg : Schlofs, s. Geschichte.
Schweden: König Erich XIV., s. Brief.
Schweine- und Hundesegen. 43 ff'.
Seidenstoff des 15. Jahrh. im german. Museum (mit Abbild.) 264.
Siebeneich, Bischof v. : s. Anfrage.
Sigmaringen, s. Archiv.
Silberschatz in Lüneburg. 72 ff.
Simon v. Homburg, s. Briefbuch.
Sphragistik, s. Aphorismen.
Sprichwörter. 217 ff.
Sprichwörterkunde : Beitrag zu ders. 352 f.
Sprüche, alte. 16.
Stadtrecht, Wiener. 153 ff.
Stofsseufzer eines humanistischen Theologen des 16. Jahrh. 193 f.
Sündenwäsche, die (mit Abbild.). 359.
Tafelaufsatz, verschollener, von Wenzel Jamnitzer. 318 fl".
Thonwaaren, buntglasierte, des 15. — 18. Jahrh. im german. Mu-
seum (mit Abbild.). 121 ff., 185 ff'., 222 ff., 281 ff., 321 ff".
Todtentanz, Lübecker, vor seiner Erneuerung im J. 1701. 158 ff.
Trachtenbücher , fünf der ältesten, u. ihr Verhältnil's zu einan-
der. 197 ff'.
Verse gegen die Weiber. 255 ff.
Vischer, Peter, s. Mag.
Volksbelustigung während des Reichstages zu Augsburg 1530. 45 f.
Wachstafeln in der St. Galler Stiftsbibliothek. 78 f.
Walburg, die heilige, als deutsche Gaugöttin in der Kunst des
16. Jahrh. (mit Abbild.). 65 ff.
Walburg, die heilige, s. Darstellung.
Wassersegen, s. Orakelfragen.
Weiber, s. Verse.
Weidel, Caspar, Buchführer zu Nürnberg. 285 ff.
Weifsenburg im Nordgau u. das Augsburger Interim 1548. 91 ff.
Weltausstellung in Wien. 275 ff.
Wien, s. Congrefs, s. Stadtrecht, s. Weltausstellung.
Zauberkraft des Agnus Dei. 199 f.
II. I<iteratur - .^nzpigfon.
Bach, Max, Musterbuch für Zeichner etc. 371 f.
Blätter für Kunstgewerbe, redig. v. V. Teirich. 369 ff.
Cramer, J. , die Grafschaft Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher
Volkszustände, 1400—1850. 115 f.
Dammann, C. , anthropologisch-ethnographisches Album in Photo-
graphien. 335 f.
Ueber den Einfiufs der Feuerwaffen auf die Taktik. 86.
Ellger, Carl von, Kriegswesen u. Kriegskunst der schweizerischen
Eidgenossen im XIV., XV. u. XVI. Jahrh. 309.
Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Ge-
biete. 53 fl'.
Gfrörer , Aug. Fr., Geschichte Venedigs von seiner Gründung bis
zum Jahre 1084. 115.
Crrotefend, H., Handbuch der historischen Chronologie des deut-
schen Mittelalters u. der Neuzeit. 141 ff.
Handelmann, Heinrich, die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt 1870,
18il u. 1872. 272 f.
Heusler, Andr., der Ursprung der deutschen Stadtverfassung. 273 f.
Janssen, Johannes, Frankfurts Reichscorrespondenz nebst anderen
verwandten Aktenstücken von 1376 — 1519. 145 ff.
Kraus, F. X., die christliche Kunst in ihren frühesten Anfängen. 57 f.
Kreyfsig, F. A. Th., unsere Nordostmark. 116 f.
Kugler, Bernhard, Christoph, Herzog zu Wirtemberg. 113 f
Die Kunst im Gewerbe, redig. v. E. Oppler. 369 ff.
Das Kunsthandwerk, hgg. v. Bucher u. Gnauth. 309 ff.
Lochner, Georg VVoIfg. Karl. Geschichte der Reichsstadt Nürnberg
zur Zeit Kaiser Karl's IV. 1347—1378. 273.
Luchs, Hermann, schlesische Fürstenbilder des Mittelalters. 211.
Mantels, W., s. Milde, C. J.
Meyer, Christian, das Stadtbuch von Augsburg, insbesondere das
Stadtrecht vom J. 1276. 29.
Milde, C. J., u. W. Mantels, der Todtentanz in der Marienkapelle
zu Lübeck. 144 f.
Müllenhoff, K. , u. W. Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und
Prosa aus dem VHI.— XII. Jahrh. 209 ff.
Quitzmann, E. A., Die älteste Geschichte der Baiern bis zum
Jahre 911. 372 f.
Bedtenb acher, Rudolf, Beiträge zur Kenntnifs der Architectur des
Mittelalters in Deutschland. 28 f.
Billiet, Albert, der Ursprung der schweizerischen Eidgenossen-
schaft. 2. Aufl. 27 f.
Bitter, L., malerische .Ansichten von Nürnberg. 178 f.
Stieve, Felix, die Reichsstadt Kaufbeuren und die baierische Re-
staurationspolitik. 177 f
Thausing, Moriz, Dürer's Briefe, Tagebücher u. Reime nebst ei-
nem Anhange von Zuschriften an u. für Dürer. 56 f.
Vionnet, Paul, les monuments prehistoriques de la Suisse oociden-
tale et de la Savoie. 56.
Vischer-Hezifsler, W., das Karthäuserkloster und die Bürgerschaft
von Basel. 85 f.
Wegelc, Franz X., Friedrich der Freidige, Markgraf v. Meifsen,
Landgraf v. Thüringen, u. die Wettiner seiner Zeit (1247 —
l;i25). 269 ff.
Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. 61 f
Nürnberg". Das Abonnement des lUat-
tes, welches alle Monate ereclieint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Postconveution bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreicha 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuls
oder 2 Tlür. preuis.
Für Frankreu-h abonniert man in
Paris bei der deutscheu Buchhandlung von
F. Küncksieck, Nr. 11 rue de Lille; für
km
m yHDE DEK
Nene Folge.
r
England bei WiUiams & Norgate, 1-s Hen -
rietta-Street Covent - Garden in London ;
für Xurd-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege dos
Buchhandels werden durch den Commis-
sionUr der literar.-artiet. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
w
fil}]
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1873.
j\n.
Jaunar.
Wissenschartliclie Mttheilungeii.
Zwei zu den deutschen Reicliskleinodieu gehörige
Futter.ale.
Kaiser Karl IV. war ein sorgsamer, ordnungsliebender
Fürst. Wie er durch die goldene Bulle die Verfassung des
Reiches und die Kaiserwahl ordnete und das Ceremoniale fest-
stellte, so sorgte er auch für die Aufbewahrung der Reichs-
kleinodien, für die er lederne Futterale machen liefs, welche
die einzelnen Stücke einschlössen. Die Mehrzahl dieser Fut-
terale ist heute noch bei den Kleinodien in der Wiener Schatz-
kammer. Wie aber bei deren Flucht aus Nürnberg einzelne
Stücke der Kleinodien verloren gegangen sind, so offenbar auch
einige Futterale. Das germanische Museum war vor nunmehr
etwa drei Jahren so glücklich, in München eine grofse vier-
eckige Schachtel nebst Deckel zu finden, deren Besitzer sie
längst verschiedenen deutschen Museen zum Kaufe ange-
boten hatte, ohne dafs bei dem etwas defecten Zustande eines
sich hätte entschliefsen können, das Stück zu kaufen, für wel-
ches die Summe von 80 fl. allerdings hoch erscheinen mufste,
wenn man die Bedeutung des Stückes nicht kannte. Wer aber
die bei den Reichskleinodien befindlichen Futterale Karl's IV.,
sowie das übereinstimmende Futteral zur böhmischen Krone ge-
sehen, konnte keinen Augenblick im Zweifel sein, dafs hier eine
Reliquie des deutschen Reichs feilgeboten werde. Somit war das
Stück eine würdige Acquisition für das germanische Museum. Es
ist eine rechteckige Schachtel von 44 cm. Breite und jetzt noch
63 cm. Länge, nachdem von der Schachtel sammt Deckel ein
Ö^
Ende abgesägt ist, das ungefähr 10 cm. betragen haben mag; sie
hat sammt dem Deckel eine Höhe von ungefähr 10 cm *). Die
Schachtel wie der Deckel ist aus dünnen Holzbrettchen zu-
sammengefügt, innerlich mit weichem, rothgefärbtem Kalbleder
ausgefüttert, äurserlich mit sprödem, rothbraunem Leder be-
klebt, in welches ringsum an den Seiten der Schachtel wie
des Deckels je eine einfache Reihe schräg gestellter, grofser Blät-
ter eingeschnitten ist, die verschiedenen Charakter zeigen, bald
an Lorbeer, bald an Eiche erinnern, bald so in Reminiscenzen an
den romanischen Stil stilisiert sind, dafs sie einer bestimmten
Gattung nicht mehr zugezählt werden können. Die Oberseite des
Deckels ist reich geschnitten. Ihre Darstellung geben wir in
Fig. 1. Ein senkrechter Streifen t heilt sie in zwei Theile;
man sieht jedoch noch, dafs das zum gröfsten Theile abgesägte
obere Ende einen breiten Fries bildete, der über beide Ab-
theilungen weggieng. Unmittelbar unter diesem Friese sind
sechs ZeUen Schrift in Majuskeln eingeschnitten, die, über beide
Abtheilungen weggelesen, folgendermafsen lauten :
* SALVATOR • MVNDI • SALVA • NOS
QVIA • PER • CRVCEM • ET • SANGÜVINEM
REDEMISTI • NOS • AUXILLiRE • NOBIS • TE
CAMUR • DEUS • NOSTER •
Darunter sind zwei glatte Wappenschilde eingeschnitten;
OMNES •
TÜVM •
DEPRE-
*) Die Formen sind nicht scharf, die Kanten abgerundet, die
Bretter geworfen, so dafs die Dimensionen nicht ganz genau ange-
geben werden können.
y-^
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Fig. 1.
nnter jedem ein phantastisches Thier mit zwei Beinen, aus
dessen Kachen eine Laubranke sich schlingt. Das Ornament
des Deckels ist bemalt;
die Randeinfassung roth
zwischen zwei lichtblau-
en Streifen; die Thiere
lichtblaugrün, das Laub-
werk grün; gelbe und
rothe Linien geben noch
eine weitere Zeichnung
in den Thier- und Laub-
werken. Die zwei Rän-
der des mittleren Strei-
fens sind hellblau, ebenso
das Rankenwerk in die-
sem aufsteigenden Frie-
se; die Blätter sind roth.
Dieselbe Farbe zeigen
die Buchstaben der In-
schrift. Auf den beiden
Wappenschilden ist (he-
raldisch) rechts : der ein-
köpfige schwarze Adler
mit rother Zunge, auf
schwefelgelben Grund
aufgemalt , links : weil's
mit schwarzen Conturen
der böhmische Löwe auf
rothem Grunde. DieBe-
malnng hat schon stark
gelitten, so dafs z. B.
vom Adler nur mit Mühe
sich mehr als der Kopf,
der Schwanz und die
Füfse erkennen lassen.
Der Grund hinter Schrift
und Ornament zeigt die
dunkle Farbe des Le-
ders. Das Leder ist da-
selbst gerauht und zwar
im Mittelfriese und hin-
ter der Schrift durch
gekreuzte Strichlagen,
die mit dem Messer ein-
geschnitten sind , hinter
den Thieren und dem
Ornament durch unend-
lich viele, mit der Bunze
gehauene Punkte. Von
dem obern Friese sind noch die Fufsspitzen zweier ähnlicher
Thiere erhalten, wie sie unten sind, aus denen deren Stellung
sich ergibt, sowie die Ausläufe von Ornamenten, Interessant
ist die Andeutung der kleinen Pflänzchen zwischen den Füfsen
dieser beiden Bestien. Der Deckel liel's sich ganz von der
Schachtel abheben, wur-
de jedoch .später durch
zwei ziemlich rohe, ei-
serne Bänder und ein
Schlols daran befestigt;
das obere Band trägt
die Jahreszahl 1497.
Bänder und Schlofs mufs-
ten abgenommen werden,
da erstere die Zeichnung
des Deckels beeinträch-
tigten ; doch läfst sich
daraus, dafs wol beide
in ziemlich gleicher Ent-
fernung von beiden En-
den befestigt worden
sind, und das Schlofs
jedenfalls etwa die
Mitte bildete, erkennen,
wie lange ungefähr das
Stück gewesen sein mufs,
das abgeschnitten wor-
den ist. Wir sind da-
her gewifs nicht wesent-
lich ine gegangen bei
der Ergänzung, die wir
an unserer Zeichnung,
(Tig. 1) vorgenommen
haben.
Nachforschungen über
die Schicksale , welche
das Stück erfahren und
wie es von den Reichs-
kleinodien weggekom-
men ist, haben uns we-
nig Aufldärung gegeben.
Der Grofsvater eines
Vorbesitzers soll aus
Nürnberg nach München
übergesiedelt sein und
diese Reliquie wahr-
scheinlich mitgebracht
haben. Durch die Bän-
der zusammengehalten
und das Schlofs ver-
schlossen, diente der Ka-
sten, nachdem sein Ende
abgesägt war, einem Drechsler, um, neben der Drelibank ste-
hend, die herabfallenden, noch brauchbaren Beinabfälle aufzu-
nehmen; dort will ihn der letzte Verkäufer gefunden und als
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Alterthura erworben haben, ohne die Bedeutung des Stückes zu
erkennen, bis er von uns aufmerksam gemacht wurde. Er hielt
es aber für „byzantinisch" (in süddeutschen Künstlcrkreisen
noch immer den romanischen Stil bezeichnend) und deshalb
für „uralt" und setzte den Preis für das schon stark mitge-
nommene Stück so hoch an. Ob die Erzählung richtig, kün-
Fig
nen wir nicht prüfen. Welches Stück der Eeichskleinodien
aber sollte die Schachtel ursprünglich umfassen ? Wohl jeden-
falls eines der Gewänder, und da scheint uns der Gröfse nach
nur etwa die dunkelpurpurne Tunica mit den goldgestickten,
rothen Rändern, höchstens etwa die Alba hinein zu passen ; die
sogen. Adlerdalmatica oder gar das Pluviale mochte zu grofs
sein. Vielleicht auch sollten die kleinen Stücke, wie Strümpfe,
Gürtel, Stola u. A. in die Schachtel gelegt werden, die, wie
oben angedeutet, erst am Schlüsse des 15. Jhdts. verschliefs-
bar gemacht wurde.
Das in Fig. 2 abgebildete Futteral umschlofs, wie das
Aeul'sere zeigt, einen Reichsapfel. Es befanden sich deren meh-
rere bei den Reichskleinodien, so dafs sich nicht angeben läfst,
für welchen es ursprünglich bestimmt wurde. Es war, als die
Reichskleinodien aus Nürnberg gcHüchtct wurden, in der hie-
sigen heiligen Geistkirche zurückgeblieben und wurde vor eini-
gen Jahren von der Kirchenverwaltung dem Museum über-
geben. Es besteht aus einer etwas in die Höhe gezogenen
Kugel auf niedrigem Fufs, die sich in der Mitte öffnet. Die
den Deckel bildende Hälfte hat einen hohen, schmalen Aufsatz,
in welchen das Kreuz eingeschoben wurde. ' Gehre rings um
beide Theile gestatten das Durchschieben eines Riemens, der,
zugebunden, das Futteral verschlofs. Das ganze Futteral hat
eine Höhe von 27 cm., die Kugel einen Durchmesser von
10,5 cm. Es ist mit eingeschnittenen Ornamentranken bedeckt.
Auf jeder Seite des Deckels ist ein Wappenschild auf die Ku-
gel geschnitten. Die Ranken sind offenbar ohne Vorzeichnung,
sehr frei, skizzenartig angeschnitten, ohne dafs sich die Linien
stets berühren und schliefsen; der Grund hinter den Ranken
ist gepunzt. Auf der Fufsfläche ist die Jahreszahl 1457 ein-
geschnitten. Die Anfertigung fällt also in die Zeit Fried-
rich's IV. Das Leder ist glatt, schwarz gefärbt. Das Innere
ist auch hier mit weichem, rothem Leder gefüttert.
Nürnberg. A. Essenwein.
Aus dem Srief buche des 3Ielster Simou vou Homburg.
L
Diese Handschrift, Cod. 152 der Lübecker Stadtbibliothek,
hat mir schon zu mehreren Mittheilungen Stoff gewährt: 1851
im Notizeublatt der Wiener Akademie, S. 382—384, 185i in
der Abhandlung über Briefsteller des Mittelalters im Archiv
der Wiener Akademie, Band XIV, und 1872 in der Germania
XVII, 181 — 190. Der sehr reiche Inhalt ist aber dadurch nur
wenig berührt worden. Eine Handschrift, welche sich früher
in der Amploniana zu Erfurt befand (Pertz' Arch. VIII, 270)
hat fast denselben Inhalt gehabt, und da auch diese aus Erfurt
stammt, habe ich sie früher für identisch gehalten; doch ist
wol nur die eine aus der andern abgeschrieben. Den Anfang
bildet die Briefsammluug Trausmunds von Clairvaux aus dem
12. Jahrb. (vgl. Rockinger über Formelbücher S. 148), welche
jedoch mit vielen späteren Stücken gemischt ist. Aus dieser
theile ich hier, wo auf den geschichtlichen Gehalt der Hand-
schrift einzugehen kein Raum ist, einen Brief mit (f. 30), der
wol noch in unserer Zeit manchen verwandten Anklang wecken
kann, nämlich die Klage über späte Wiedergabe eines entlie-
henen und obendrein auch noch schlecht behandelten Buches.
Der Wunsch, ein zweites Buch geliehen zu erhalten, findet ver-
dienter Weise keine Berücksichtigung ; im Gegentheil wird ein
noch zurückbehaltenes Buch eingefordert.
Anzeiger für Kunde der dentscheu Vorzeit.
Invectiva ad amicum qiii male custodivit librum
sibi accomodatiim.
Gravis iactura est et pluribus honusta dispendiis, cam ea-
tenus dampnum rei temporalis incurritur, ut et ipsa caritatis
simplicitas deludatur; quod ideo dicimus, quia librum quem
remisistis, nimio neglectu pessumdatum et stillicidii alluvione
complutum, cum incaute servassetis, cautissime remisistis. Pro-
curantes videlicet cum portatore ipsius, ut eum noctu tradeiet,
et ipse ante lucem in crastinum causa nondum cognita pertrans-
iret : quasi non ßufficeret, quod iniuriam dampni dati seroti-
nns hospes obtulit, nisi denuo confidentiam nostram fuga red-
deret improvise festinacionis illusam; querens adhuc ille alium
a nobis recipere librum, qui priorem dimiserat sub tali ludifi-
cacione confusum, Licet ergo pro illa que omuia sustinet cari-
tate, preteritam ad presens dissimularemus offensam, similia
tamen a simili formidantes, librum alium quem habetis ex nostris,
confestim nobis voluraus resignari. Scientes eura pocius in se
retorquere periculum, qui experiencia precedentis, futuri non
declinat infortunia detrimenti.
II.
Für die Geschichte der Musik und ihrer Pflege erscheint
die Einladung nicht unwichtig, welche in einer als „Epistole
Gruningers" bezeichneten Sammlung (f. 59 v.) ein Schulmeister
an einen Collagen richtet, das bevorstehende Fest der h. Ka-
tharina durch eine gemeinsame musikalische Aufführung zu
feiern. Die h. Katharina galt ja als die Schützerin der christ-
lichen Gelehrsamkeit ; ich erinnere nur an den von Stephan in
den Neuen Stofflieferungen 1846 aus Mühlhausen mitgetheilten
Ludus de b. Katerina. Unsere Sammlung scheint aus Erfurt
zu stammen, und vielleicht lassen sich auch die constabiles aus
dortigen Verhältnissen erklären.
J. regens scole istius vel istius, quem scientifica recommen-
dat industria, viro multura honorando, rectori tali vel tali, in-
tegerrime vinculum dilectionis una cum constantis fidelitatis
obsequio sedule prelibatis (sie). Tunc amicicie, virtutis claris-
sime, robur invalescit, cum alterutrum se diligcncium alter al-
terius condignis peticionibus äcquiescit. Hinc est, fautor ac
amice mi humilius honorande, (quod) vestre dilectioni presen-
cium serie innotesco, quia ogo una cum ceteris mcis conbur-
salibus ob eximie virginis Katherine ac celestis rosigere festi-
vitatem solempnem, eciam ex quorundam constabilium auxilio,
convivium ordinavi, proponens predictam festivitatem solem-
pnizare cantibus ac organis amorem ob ipsius. Quare, fautor
ac amice mi sincerius diligende, vestre honorabilitati humilimo
rogatu supplico predevote, quatenus una cum vestris mclioribus
quos habere potestis cantoribus, predicte solempnitati velitis In-
teresse, ut tamen velud ipsa apud Cristum suis meritis in celis
iam triumphans, a nobis suis precibus paupertatis molem, falsi
quoquc criminis abiectionem potest ammovere, ita nos terrigene
condecentes ei laudes persolvamus. Hoc agentes me vestris
beneplacitis firmiori nexu kathenatis.
III.
Zwischen verschiedenen fingierten und wirklichen Briefen
findet sich in unserer Handschrift f. 79 v. ein Bittgedicht von
armen Schülern an einen vornehmen Herrn eingetragen, wie
sich dergleichen nicht selten finden. Die ersten beiden Zeilen
machen offenbar einen Anspruch, Hexameter zu sein, welche
denn freilich aller Metrik Hohn sprechen. Es lautet:
Scolares pauperes supplicantes elemosinam
a quodam domino ricmatice
Salve flos florum, virtutis culmeu bonorum !
Dat vobis hoc scriptum conventus scole sociorum.
Prout advenistis, eorum spem valde auxistis.
Ad vos miserunt, pro deo munera querunt,
In scolis iacentes, magnum defectum pacieutes.
Ordo quorum durus, nam paupertas murus.
Habent enim claustrum super boream et austrum,
Et licet detestabile, tamen inexpugnabile.
Aliis est durior, et omnibus securior.
Primo quam Bernardinus, secundo quam Celestinus,
Ymmo si phas est dicere, plus quam Franciscinus.
Nam ipsi carent pane, vespere que de mane :
Sic fames atque sitis eos valde cruciat, ut credo bene scitis.
Hinc petunt instanter vestrum donum gratulanter,
Ut aperiatis bursara, eorum tollende miseriam.
In sacris enim scribitur : date nunc et dabitur,
Nobis hie in terra, vobis in cell curia.
Sigillo credatis, ut eos in memoria habeatis,
Dantes eis munus, quod vobis retribuat, qui trinus est et unns.
Socii scolastici paupertati dediti petentes relevari.
Heidelberg. W. Wattenbach.
(Schlula folgt.)
Aus einer Besclireibiiug der Stadt Lindau von 1603
im III. Theile Roenich's, Seite 11*).
Nun möcht jetzt einer gern mit Wunder
Wissen wie es gestalt jetztunder
Mit der Stadt ganz durch überall
Von jetzund laufender Jahrzahl
5 Da man zählt also fürwahr
Sechszehnhundert und zwei Jahr
Von Gebäuden, Thürn, Vesten, Pastei
Und sonst noch anders mehr dabei
Ist folgendermassen zu vernehmen
10 Wie man zuerst in die Stadt thut kommen
Erstlich der Stadt Eingang thut sein
üeber vorgemelt lang Brugg') herein
*) S. Anzeiger 1872, Sp. 304.
•) Diese alte, steinerne Brücke, welche 74 Joche hatte, wurde
1663 abgebrochen und dafür eine hölzerne mit 85 Jochen erbaut.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
10
Zu Fufs mit Wagen auch mit Rossen
Vier gewaltig Thor hats da beschlossen
15 In der Mitt ein starker Thurm'^) zur Hand
Daselb wird das Burgthor genannt
Auf welchem der Schutzgatter''') fest
Verwahret ist aufs aller best.
Der Trumeter halt darauf gut Wacht
20 Schaut was sich zuträgt Tag und Nacht
Auch unter diesem Thurm mit Namen
Sind geteilt zwei grofse Stuck Cartaunen
Gleich so man thut in die Stat neiugehen
Sieht man gleich die Heiden mauer stehen
25 Daselbst wird es zu Schmieden genannt
Da Schlosser, Schmied, Kefsler, Wagner Häuser han
So man dann weiter geht fürbafs
Da folgt das Ort der Maurerstaad.
Daselbst thut das Zeughaus*) stehn.
30 An vielen Orten sagt man davon
Wer daselbst hinein wird geführt
Sieht er es ganz lustig geziert
Thut man noch weiter fürbafs gehen
Da thut das kaiserlich Posthaus stehen
35 Nach diesem folgt die Fisch ergassen
Der Kalchhütten Thans nicht zu vergessen
Dann folgt die Barfüfser Kirch*)
Der Brettermarkt ist da zunächst
Dabei thut das Gerichtshaus^) stehen
40 Das heifst zur neuen Brugg im Eck.
Darauf folgt die Binderzunft gar schön
Solche beede grofse Häuser bekannt
Werden die Salzstädel") genannt
Dabei die Rofsmühl thut stehen.
45 Von dannen thut man weiter sehen
Die Schiefshütten^) und Burg^) dastehen
Nicht weit davon das Kronenthor
Und noch fürbafs das Wachthausthor
Im See da steht das Jagdschiffhaus
') Erbaut 1253: extructa est turris alta. illa est quadrata, quae
civiuin fit, das Burgthor vulgo dicitur, in quo 1479 horologium
primum positum est, quae in Ao. 1546 via relicta quarta altitu-
dinis suae destructa est.
') 1255 errichtet.
') Wurde 1509 erbaut, verbrannte 1720, worauf man 1721
dasselbe wieder aufbaute.
^) An der Stelle des Wagenschupfens der Aebtissin Euphemia
erbaut 1241—1250.
«) 1589—90 erbaut. ') 1590—91 gebaut.
°) Kommt bereits 1424 vor.
') Die Grundmauern aus Römerzeit, die spätere Befestigung
von 1620; sie hieng mit der Stadt durch einen 100 Schritt langen
Steg zusammen. Auf ihr stand die älteste Kirche, die Aurelien-
kajjelle, später Jakobskirche.
50 Darnach weiter ins Wasser hinein
Ist eine schöne Burg ummauert fein
Lustig gepflanzt mit grünen Linden
Mit spazieren läfst man sich da finden
Gemelte Burg ist stark und fest
55 Wie ein Pastei aufs allerbest
Und da ein Veind herzu wollt rucken
Da kann man ihn mit grofsen Stucken
Ins Wasser naus mit solcher Gwalt
Begegnen und abtreiben bald
60 Dann wann ein Schiff damit wird troffen
So wird dasselb alsbald zerbrochen
Davon mufs es zu Boden sinken
Und alles was darin ertrinken
Von dieser Burg wieder herum
65 Geht man den neuen Tham hiuum.
Bis zu dem Lurkenhaus genannt
Die Schiff stellt man allda zu Hand
Die Schiffahrt an diesem Ort thut sein
Da fährt man stettig aus und ein.
70 Und weiters übers Wasser nüber
Sieht man allda zugleich auch wieder
Ein hohen Thurm alt und bekannt
Der Mangenthurm*) ist er benannt
Darauf thut stets ein Wächter sein
75 Wann man will fahren zur Stadt hinein
Und sieht die Schiff im Wasser leiden
Mit der Trommet giebt er ein Kreiden ^)
Von diesem Thurm besser hinan
Thut das untere Inselthor stahn
80 Und alsdann besser fürhin
Thut das obere Inselthor sin
Von diesen zwei Thoren ich sag
Dafs jedes ein aufziehend Brugg hab
Da der Stadtgraben hart herum
85 Das Wasser drein vom See herkummt.
Noch fürbafs an der Stadtmauer entlang
Kommt man zu einem festen Thamra
Allda ein runder Thurm bekannt*)
Da wirds auf der Neue genannt
90 Gleichbald und noch besser hinummen
Thut man zu Kaisers Zeughaus'*) kummen
Geht man dennoch fürbafs mit Fleifs
Kommt man zum Thamm im Paradeis
Gleichsam an einem Eck der Stadt.
') Mangenthurm, von dem auf ihm befindlichen Wurfzeug. Seine
Erbauung fällt wol in die der ersten Stadtmauer 1272, ebenso die
des Diebsthurms (^). ') Signal ; Schmeller P p. 1363.
*) Kaiser Maximilian I. erbaute dieses Zeughaus in den Jah-
ren 1508 — 1526. Sein anfänglicher Wunsch, es auf der Burg zu
errichten, wurde vom Rathe abgeschlagen.
11
Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.
12
95 Ein festen Thurm es allda hat')
Ganz ruud im Wasser steht er gar
Mit starkem Geschütz ganz wohl verwahrt
Geht man noch weiter hinum
Allda sieht man wiederum
100 Einen gemauerten starken Thurm iioch-j
Und dann fürbal's sieht man auch noch
Ein starkes Blockhaus und Wasserthor
Die lateinisch Schul steht gleich davor
Geht mau dann auch noch weiter fort
105 Ist der Spital wie ihr mich hört.
Darnach auch der Fledermausthamra
Woher er nur hab diesen Xam
Vielleicht wegen eines Thurms dabei
Der sich vergleicht einer Pastei,
110 In welchem Thurm man strafen thut
Die so leben im Uebermuth
Derselbe ist Fledermausthurm») genannt
Den unuuzen Gesellen wohlbekannt
Darnach, wenn ich noch fürbal's gang
115 Folgt wieder ein langer fester Thamm
Bis hinan zu einem Eck der Stadt
Allda ein vesten Thurn es hat*)
Angehängt vast an der Pastej^
Darauf kann man sich wehren frei
120 Beiderseits zu Land und Wasser
Mit grofsem Geschütz allermassen
Dafs nicht der Feind bald mit Gwalt
Etwas von diesem Ort erhalt
Allda heifst mans den Zeughaus Thamm
125 Das sind die Vesten allesamm
Ringsweis um diese Stadt herumm
Noch weiter ich jetzt fürbafs komm
Da in der Stadt und gar darinnen
Viel steinerne Brunnen darinn entspringen
130 Der füruehinst Brunn in dieser Stadt
Einundzwanzig Springrühren hat-'')
Derselbe steht am Baumgarten z'Hand
Auch da die zwo Pfarrkirchen stand.
Noch besser zu der Stadt hinein
135 Am Brodplatz thut das Rathhaus^) sein
') Losersthui'm. *) Krattlersthurin.
') Abgetragen 1614, neu errichtet 1617. Stoffel Werkeisen
war der erste Gefangene in ihm.
*) Siegelsthurm, vielleicht verderbt aus sinwel = rund.
') Errichtet 1601 an Stelle des unter den Bauherren Johann
Bensperg und Adam Mittler 1538 gebauten.
*j Von dem am 7. März 1264 die Stadt verheerenden Brande
an scheint ein Rathhaus nicht vorhanden gewesen zu sein, und
wurden die Rathsverhandlungen im Barfüfserkloster abgehalten.
Erst acht Tage nach St. Urban 1422 wurde auf dem Brodplatz,
an der Stelle eines dem Ulrich Gäi'sler gehörigen Weingartens der
Darin ein ehrsam weiser Eath
Der ganzen Stadt A^erwaltung hat
Allda mit Weisheit und Verstand
Z'regieren über Stadt und Land
140 Mit Gricht sammt einem grofsen Rath
Auch ist die Stadt noch mehr begabt
Mit Kirchen, Schulen, Policey
Auch hats eine schöne Liberey
Doctores und gelehrte Leut
145 Findt mau allda zu jeder Zeit
Gottshäuser Spital und andre Stift
Ist alles in guter Ordnung gricht
Zu spenden aus in Mangels Noth
Giebt man aus dem ersparten Vorrath.
150 Auch Bürgerschaft und ganz Gemein
Ist ordentlich ausgetheilet fein
In neun Theil in ganzer Summen
Wan sie sulleu zusammen kumen
Jeder an sein gewifs Ort bekannt
155 Die werden die Neun Zunft benant
Die Gfreyte Gsellschaft die Ersten seyu
Aus diesen nimmt man allweg Ein
Zum Bürgermeister in den Rath
Allzeit es diese Ordnung hat
160 Und wann ihr Zusammenkunft thut sein
Kehren sie zu dem Süfzen ein')
Darnach ein ander Zunft bekant
Wird die Schneiderzuuft genant
Die dritt ich auch erzähl ingmein
165 Dieselb thut der Becken zunft sein
Die vierte thu ich auch bekennen
Die Binderzunft thut man sie nennen
Und dann als die fünft bekant
Wird wohl der Seh mieden zunft benannt
170 Die sechste sag ich auch mit Namen
Die Fischerzunft kommt da zusammen
Die siebente sieht man noch darl)ei
Sag, dafs der Schuhmacherzunft es sei
Noch eine drin kommt man zusammen
175 Die Metzgerzunft ist sie mit Namen
Die letzte Rebleutzuuft mit Nam
Da kommt die ganze Baurscbaft zusam
W^tnn solche alle zusammen kommen
Macht es der Zahl eine grofse Summen
Bau des jetzt ebenfalls aufser Gebrauch gesetzten Rathhauses be-
gonnen. 1540 wurde es mit Gemälden geziert, 1618 durch Nico-
laus Lindner von Nürnberg die Malereien renoviert.
') Gebaut 1358, nachdem 1357 in Lindau eine neue Zunft-
ordnung eingeführt worden. Der Befehl Kaiser Karl's V. (1551),
die Zünfte aufzuheben, ihre Häuser zu verkaufen, kam hier nicht
zur Durchführung, indem die Binderzunft 1595, die Fischer 1562
neue Zunfthäuser bauten.
13
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
14
180 Noch mehr kann ich nicht unterlassen
Wie es noch mehr folgendermasscn
Beschaffen sei mit der Stadt
Da es noch viel der Häuser hat.
Aufserhalb dem Stadtgraben weit
185 Hat es noch mehr zu dieser Zeit
Ein Insel, so ist der Ort genannt
Die Fischer drinnen ihr Wohnung hand
Auch Schiffmacher und Schiffuhrleut
Die z'Wasser fahren jede Zeit
190 Solche Insel ist soweit umgeben
Mit Gärten und mit viel Weinreben
Ist auch ummauert auf das best
Mit Pasteien und Tbürmen fest
Wie die verzeichnet folgen fein
195 Der erste Thurm das Thor') thut sein
Und wie maus nennt das Lurkenhans
Da fährt man mit den Schiften naus
Darnach so ist es bafs gesterkt
Mit dem Huenlischen Bollwerk'').
200 So man weiter hinum thuet gehen
Da thuet des Bönels Bollwerk^) stehen
Geht man dan noch weiter hinumen
Thut man zu einem festen Thurm kommen
Ganz rund, hoch, unbeweglich fest
205 Mit grofsem Geschütz verwalirt aufs best
Wo man die Insel wollt verletzen
Kann man sie aus dem Thurm entsetzen
Drum dieser gewaltig Thurn bekannt
Wird der grüne Thurn-*) genant
210 Von diesem TImrn noch bafs hinan
Thut wieder ein starkes Bollwerk stau
Doch etwas nieder aber fest
Frei, offen, rund verwahrt aufs best
Drauf schiefst man mit grofsen Stucken
215 Wenn der Feind wollt nach zu herrucken
In Schiffen auf dem Wasser her
Mit Schiefsen ist man ihm gefähr
Wie man denn nennt diesen Ort
Der Krollen Bollwerk^) heifst das Wort
220 Darnach von dannen noch hinfür
225
') Feuchtbastion.
') Fischerthor, erbaut 1564 ; vor ihm war eine 50 Schritte
lange hölzerne Brücke ; vor dieser auf 150 Schritte die Pallisaden.
^) Später Fuchsloch.
*) Erbaut 1508 ; „ist der äufserst Thurm bei dem Rondell oder
Pastei (Honi)", er diente zum AVachtthurm und zum Schutze des
Fischerthores am Insel -Hörn (1562). *) Dieses Bollwerk wurde,
nachdem es sehr iu Verfall gerathen, 1614 durch Esaias Gruber
um 400 fl. wieder hergestellt. Den Plan dazu machte der Stadt-
hauptmann Matthias Polan ; das Werk fafste 200 Schützen und
5 Geschütze; jetzt Carlsbastion.
Hat es der Streichwehrenen vier
Die eine heifst der Schwedlisch Garten
Darin thut man der Feiude auch warten
Noch drei übrig Wehrenen es hat
Die langen nächsthin zu der Stadt
An den Stadtgraben daselbst hinan
Gleich da das Paradies Thanim thut stahn
Von dannen die Insel hat ihr Endt.
München. Würdinger.
Aus Handschriften der k. und Universitätsbibliothek
zu Breslau.
1. II. F. 23. Formulare Epistolarum Officialium.
Die folgende Anrede bezieht sich auf die Schwangerschaft
der Königin Hedwig von Polen, Tochter Ludwig's des Grofsen
von Ungarn und Gemahlin Wladislaw's II. Jagello. Sie gebar
übrigens eine Tochter und starb im Wochenbett 1401.
F. 1 *. Malus dei gracia princeps veris. florum domi-
nus et heres ac nature minister Vniuersis et singulis principi-
bus Ecclesiasticis et secularibus, Comitibus, Baronibus, nobili-
brs et plebeijs cuiuscur.que status, dignitatis uel eminencie
fuerunt, hominibus vbicunque ambitu regni Polonie contentis,
ad quos presentes peruenerint, fidelibus suis dilectis Graciam
et benignitatis continuum incrementum. Jam prata viridi
amicta vestitu, jam arua ameiiitate fauent
Jamque philomena noue celebrat tripudia lucis
odas mellici carminis ore canens
et libens ac grata sui gutturis Organa pulsat
sie proprio proprium prcdicat ore deum
jam vniuersarum condicio reruni quasi renata iocunda leticie
sollempnitate munda hilariter blandiuntur, hora eciam est vos
iam de sompno surgere, Jeo gracias agere et quanta vobis
diuinitus quasi prodigiose missa sunt, conspicua meditacione
pensate. Serenissima itaque princeps domina Hedwigis, dei
gracia ludwici quondam reuis Vngarie nata, Polonie Re-
gina, tot annis existens sterilis, quasi labrusca in florem exu-
berans et velut Oleaster pro desiderande prolis coucepte mas-
culine videlicet ut arbitror iam turgescit in florem. Que dei
cum adiuforio ad regni vestri pallacia vobis taliter expedit in-
vitare vniuersaliter singulis et singulariter vniuersis: 0 regia
proles , decus polonorum, metus paganorum , multarum expec-
tacio nacionum, o incomparabile donum cur faciem tuam ab-
scondis, cur vtero delitescis? an aera spernis? veni desidera-
bilis quem expectabamus in tenebris desideriorum , veni coro-
naberis. Intende suauiter procede fortiter veni vtiliter, Suaui-
ter inquam absque materni corporis detrimento, fortiter hosti-
bus in terrorem, vtiliter rei publice in comodum et tutelam.
Tempus tue natiuitatis aduenit: veni coronaberis, veni ut in-
tueamur te, vt per te noue consolacionis pociamur vberibus, vt
te peculiarem nostrum dominum et possessorem, quem interno
15
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
16
prestolamur affectu, sensibiliter agnoscamus, vt per te iusticia
quasi niortificata resurgat et edipsati juris suppleatur defectus.
diem tue natiuitatis precedens antieipa, vt consolacionis bene-
ficijs preuenias mentes nostras ; leges limitum nature transgre-
dere egrediens quam in orto tuo sompnolentam esse putamus.
Te itaque dudum nostra vocabant suspiria et esuriencium re-
quirebant lamenta. Te ergo insigne dyadoma polonorum ex-
pecta(t), Te sapremus litwauie invitat principatus, Te vugaria
manu turcarum perfida lacessita in dominum naturalem anhe-
lat, Te principes in dominum, barones in regem, populus in
preceptorcm et eciam invitat in tutorem. Tanto etenim dies
tuos et gloriam vvltus tui videre desiderat subiectorum numero-
sitas nacionum, quanto te de fönte regio venustatis, de radice
generöse propaginis, de semine parcntum mire virtutis progres-
surum agnoscunt. Ad nostrorum quippe nemo potest addere
plenitudinera gaudiorum, si te iam audiremus in cunabulis va-
gientem, si denique loquentem, Si taudem regni thabernacula
cerneremus te feliciter disponentem. Porro gloria et honore
(1 ^) coronabit te dominus et constituet te principem super
terras multas dabitque tibi gentes, Lereditatem tuam et pos-
sessionem terminos paganorum. Tunc reges eos iu virga fer-
rea et tamquam vas lictilo confringes eos. Ipse enim dominus
regni tui felicis gubernacula disponet, actus tuos in bono com-
ponat. Coronam regni tui sublimabit et bracbio tuo fortitudi-
nem dabit, cordi tuo intellectum sapiencio infundet, ori tuo
legem veritatis adiciet, cunctis te amicabilem reddet, Multarum
tibi gencium colla substernet. Süd o naturarum (?) omnium
originale principium, o rerum omnium speciale presidium, 0
mundane regionis regina, 0 summi principis fidelis victoria,
cunctarum monctaria (!) rerum domina, mater nostra
Que tuis [mundis] mundi moderas habenis,
Cui celum seruit, famulatur aer,
quem colit tcllus, veneratur vnda
Cui velut mundi domine*) tributum
singula soluunt.
Cur moraris? an dormisV cur torpes? an pondere pressa?
vel nequis, uel non vis, uel nescis V ymmo potes, quia potens ;
vis quia bona; scis quia sagax. operis incepti protinus consu-
mare processum. Numquid circa utilitatem eius deliberas,
cuius concepcionis operam nasceris adbibere V Magnura etenim
inconstancie vicium tuam deuenustare videretur constanciam,
Si iniciale bonum., si opus inconceptum conseruare spreueris
nemine refragante. Nichil siquidem expectancium ita concul-
cat animos, nichil adeo desiderancium mentes perturbat, Nichil
tociens spem desperare facit, nisi dilacio promissorum. Hec
enim humane cupiditatis semper inest affectui, hoc commutat,
habet sibi proprium, quod in desideratis quibuscunque moras
non patitur, ymmo celeritatem ipsam refutat tarditatem. Da-
tum in floridis pratis Cracouie.
Aus demselben Formclbuche theile ich folgenden Brief
eines Krakauer Professors mit, der wahrscheinlich bestimmt
war, am schwarzen Brette angesclilagen zu werden.
F. 12 a. Georgius ad Studentes excusat se de exercicio
rethoricali offerens se ad queuis beneplacita eorum.
Vuiuersis et singulis alme vniuersitatis studij Cracouiensis
studentibus, ad quos presentes perueuerunt uel quibus expedit,
G. Notarius dominis, obsequij amicis, amicicie socijs vero sin-
cere dileccionis continuum incrementum. Hcet alias quorundam
ex vobis crebris excitatus hortameutis propter varias, quibus
tunc implicatus extiti, curas Eethoricalibus non potuissem exer-
cicijs insudaro, jam vero eisdem in aliqua parte curis exutus
ad exequenda huiusmodi desideria vestra nie promptum exhi-
beo, si tantum mee inest potencie, quantum conceditur yolun-
tati. Voluntas quidem prompta est, potestas autem infirma.
Scitis itaque, quia duo sunt in quibus humanarum accionum
omnis consistit perfeccio, voluntas scilicet et potestas, quorum
si alterius desit, nichil est, quod perfici possit. Porro quia
circa huius rci magnitudinem mens langwet animus, intellectus
obtunditur, racio deuiat et voluntatis desideria contremiscunt,
Imperfectum ergo queso meum videant et intelligaut oculi ve-
stri et in libro memorie vestro scribatur, si qua inueueritis
congruencia votis vestris, Si vero incougrua, extunc non igno-
rancie sed obliuioni pocius asscribatur. Datum.
Breslau. A. Schultz.
(Schlufs folgt.)
Alte S p r ü c li e .
Man kennt den "Wolf am Gange,
Die Glock am Klange,
Den Franziscaner am Strange,
Den Bauern an der Gabel,
Den Advokaten am Schnabel.
*) Handschr. : domine mundi.
Verlafs dich auf die Leute nicht,
Sie sind wie eine Wiege ;
Wer heute Hosianna ! spricht,
Schreit morgen : crucifige !
(Miscellanhandschr. im german. Mus. 28,670.)
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM MZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. JW I. Jannar.
Chronik des germanischen IHuseums.
Nürnberg, den 15. Januar 1873.
Die Mittheilungen des Jahres 1873 können wir mit der Nach-
richt eröffnen, dals die Abtragung der dem Museum übergebenen
interessanten Bautheile des Augustinerklosters noch vor Schlufs
des Jahres 1872 beendet worden ist, und dafs die günstige "Wit-
terung es gestattet hat, unausgesetzt auch in dem Wiederaufbau
derselben fortzufahren. DerBaucomplex, der zur Wiederaufstellung
gelangt, ist der Kreuzgang, der einen nahezu quadratischen Hof von
ca. 20 Meter Länge und Breite umschliefst ; an denselben anstofsend
im Erdgeschofs drei Säle, der mittlere der ehemalige Kapitelsaal,
dessen Gewölbe auf zwei dünnen Säulen ruht, mit der sich an-
schliefsenden Leonhardskapelle. lieber einem Flügel des Kreuz-
ganges und den erwähnten drei Sälen enthält das erste Stock-
werk einen grofsen Saal von ca. 25 Met. Länge und 12 Met. Breite,
das alte Dormitorium, dessen schöne Balkendecke von einem reich-
profilierten, gewaltigen Durchzug getragen wird, der auf zwei
mächtigen hölzernen Säulen ruht. Eine Kapelle mit zierlichem
Netzgewölbe, über der Leonhardskapelle stehend, schliefst sich
diesem Saale als Ausbau an. Ein zweites Stockwerk enthält einen
zweiten grofsen, jedoch sehr niedrigen Saal mit Balkendecke. Die
architektonische Bedeutung wie die malerische Erscheinung der
Bauten werden jeden Besucher überzeugen, dafs es eine nicht zu
unterschätzende That des Museums ist, dieselben der Nachwelt in
der ursprünglichen Gestalt zu erhalten, wenn auch vielleicht nur
das grofse Dormitorium sich für die Ausstellungszwecke des Mu-
seums vollständig eignet.
Die Zahl der Künstler, welche an der Beschaffung von Mitteln
für diesen Wiederaulbau durch Ueberlassung zu verwerthender Kunst-
werke sich zu betheiligen zugesagt haben, ist auf c. 100 gestiegen.
Bereits sind einige werthvolle Gemälde sowie interessante Zeichnun-
gen abgeliefert worden. Wir versparen die Aufzählung jener Namen
bis zum vollständigen Abschlüsse der Sache. Einer der Künstler,
der auch ein sehr hübsches Bild zu besagtem Zwecke gespendet,
Herr Historienmaler A. v. Heyden in Berlin , hat dem Museum
gleichzeitig zur Aufstellung in seinen Sammlungen ein grofses
historisches Gemälde, die Begegnung Luthers und Frundsbergs auf
der Treppe vor dem Reichstagssaal zu Worms, das Vielen von der
letzten grofsen Ausstellung zu München her noch im Gedächtnisse
sein wird, zum Geschenke gemacht.
Eine Vermehrung der Waffensammlung verdanken wir dem
kgl. sächsischen Kriegsministerium, welches eine Reihe von Ge-
wehren und sonstigen Waffen , die in der sächsischen Armee in
Gebrauch waren, dem Museum überlassen hat.
Ebenso freuen wir uns, mittheilen zu können, dafs die Stadt
München ihren seither geleisteten Jahresbeitrag von 50 fl. auf
100 fl. erhöht hat.
Herr Reg.-Rath Frhr. von Holzschuher in Augsburg hat das
ihm gehörige Archiv der Veit Holzschuher'schen Linie im Anschlufs
an das von der Gesammtfamilie im Museum bereits deponierte Fa-
milienarchiv unserm Archive mit Eigenthurasvorbehalt überlassen.
Ein für unsere Sache besonders thätiges Mitglied des Gelehr-
tenausschusses, P. Gall Morel, Rektor des Stifts Maria Einsiedeln
(Schweiz), ist uns leider im December v. J. durch den Tod entris-
sen worden.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
A'^on Gemeinden : Blankenburg. Stadtgemeinde 1 fl. 10 kr.
Höchstadt a A. Disti iktsgemeinde 15 fl. Landau (Pfalz). Distrikts-
gemeinde 10 fl. Miesbach. Distriktsgemeinde 15 fl. Saalfeld. Stadt-
gemeinde 5 fl. Schweinfurt. Distriktsgemeinde 30 fl. — Werneck.
Distriktsgemeinde 30 fl. Wörth. Distriktsgemeinde 5 fl.
Von Vereinen : Fiirstenfeld (Steiermark). Deutscher Ver-
ein 1 fl. 10 kr. Obermoschel. Casinogesellschaft 1 fl.
Von Privaten : Aachen. Oskar v. Forkenbeck, Gutsbesitzer,
1 fl. 45 kr. Ansbach. Faber, k. Bezirksamtmann u. Reg.-Rath, Ifl.;
Hartwig, k. Post- u. Bahninspektor, Ifl.; Jordan, Rechnungskom-
missär, 1 fl. ; Nonnenmacher, Rechnungskommissär, 1 fl. 12 kr. ; Jos.
Röder, Kaufmann, 2 fl. ; Schmid, IL Staatsanwalt, Ifl. 12 kr. Bell-
then. Nowak, Hauptrendant , Ifl. 45 kr. Bremen. Dr. Dünzel-
mann, Lehrer, 1 fl. 45 kr. ; Dr. H. A. Müller, ordentl. Lehrer a. d.
Hauptschule, Ifl. 45 kr. Brussa. Carl Schwaab, kais. deutscher
Viceconsul, Ifl. 45 kr. Burtscheid. Rhön, Baumeister, Ifl. 45 kr.
Cassel. Weber, Forstmeister, Ifl. 45 kr. Dresden. Leuckartt, kgl.
sächs. Oberamtsrath u. Gutsbesitzer, 1 fl. 45 kr. Fiirstenfeld (Steier-
mark). M. Glock, Bürgeischuldirektor, 35 kr. ; M. Helft', Bürger-
schullehrer, 35 kr.. J. Holler, Gemeinderath, 21kr. ; Dr. Leop. Hun-
degger, Advokat, 2 fl. 20 kr. ; L. Pferschy , Gemeinderath, 14kr. ;
Pichlhöfer, Bezirksschulinspektor, 14 kr. ; E. Riedl, Bürgerschul-
lehrer, 35 kr. ; J. Sutter, Gemeinderath, 14 kr. ; Dr. R. Werle, k. k.
Fabrikarzt, 14 kr. Hersfeld. Wiskemann, Professor, Ifl. 45 kr.
Kempten. Durst, Buchdruckereibesitzer, 1 fl. Leipzig. Dr. C. Lampe,
senior, Kaufmann, 3 fl. 30kr. : H. Rigann, Kaufmann, 3 fl. 30kr. ;
Hugo Scharf. Kaufmann, 3 fl. 30 kr. ; C. C. Tauchnitz, Privatmann,
3fl. 30kr. : Dr. Wold. Wenck, Professor, Ifl. 45 kr. — Nürnberg.
J. Deibler, Assistent a. d. k. Industrieschule, Ifl.; Robert Pöhl-
mann, Stud. bist., 2 fl. Prag. Phil. Reach Ifl. 10 kr. Rom. Graf
V. Taufi'kirchen, k. b. Gesandter, 9 fl. 40 kr. Saalfeld. Fils, Geo-
meter, 1 fl. ; Keller, Professor, 1 fl. ; Gg. Schad, Braumeister, äOkr. ;
Albin Scheler, Diakonus, 30 kr. Salzburg. Joh. Lohe, Hotelbesitzer,
Ifl. 45 kr. Schlelz. Baumann, Lehrer, in Oberböhrasdorf , 35 kr.
(statt früher 17'/2kr.); Brofsmann, Kaufmann u. Stadtrath, 35 kr. ;
Pobig, Kammerregistrator, 17'/5kr.; Dr. Schwenke, 17'/ikr.; Wend-
ler, Justizamtmann, 35 kr. Sonthofen. Haitinger, k. Bezirksamt-
mann, 2 fl. Staufen. Schädler, Oekonom, 2fl. Stuttgart. Schlotter-
beck, Privatier, 30 kr.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten : Gross-Gischow. Drost Freiherr v. Meerheimb,
8fl. 45 kr. Hersfeld. Beerlein, Rechtsanwalt, Ifl. 45kr. ; Gleim,
Rechtsanwalt, Ifl. 45 kr. ; Herz Heis 52Vi kr. ; v. Müldner, Rechts-
anwalt, 52'/ikr. Innsbruck. A. Mages, 2fl. 20 kr. Rom. Dr. W.
Erhardt, 2 fl. 20 kr. Saalfeld. Ungenannter 30 kr. Wiesbaden.
Jul. Müller, Gerichtsassessor a. D., 8fl. 45 kr.
ünsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
19
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
20
I. Für die kunst- und kulturgeschiclitlicheii Samm-
lungen.
(Nr. 6794—6805.)
Berlin. A. von Heyden, Historienmaler: Luthers Be^regnung
mit Frundsberg auf dem Reichstage zu Worms , Oelgemälde des
Hrn. Geschenkgebers. — Mannheim. Alterthums verein: Ab-
drücke eines Holzstockes vom IG. Jhdt. — München. Kgl. Kriegs-
ministerium : Sogen. Todtenorgel, Bronzegeschol's mit fünf
Röhren, 16. Jhdt. — Nürnberg. Magistrat: Bronzeepitaph des
Büttners Ulrich Reinhart, 16. Jhdt. Dr. A. von Eye: Karl
d. Gr. Kupferstich von .\. Reindel nach Dürer's Gemälde zu Nürn-
berg. Gosche I, Schreinermeister: Eiserner Steinbohrer von al-
terthümlicher Construction. Frau Hummer: Thürklopfer von
Messinggufs in Gestalt eines Löwenkopfes, 17. Jhdt. — Redwitz.
Low, Apotheker: 9 Silbermünzen vom 13. Jhdt. aus dem Red-
witzer Funde. — Triglitz. Ragotzky, Pfarrer: Heraldisches Kar-
tenspiel, 18. Jhdt. — Wien. Se. Durchl. Fürst Johann Adolf
zu Schwarzenberg : Photograph. Aufnahme des Sterbehauses
des Freiherrn Johann zu Schwarzenberg in Nürnberg.
IL Für die Bibliothek,
(Nr. 29,323—29,521.)
Amsterdam. Academie royale des sciences: Dies., Ver-
handelingen etc.; Afd. Letterkunde, 7. Deel. 1872. 4. Verslagen
en Mededeelingen etc. ; Afd. Letterk., H. Reeks, 2. Deel. 1872. 8.
Esseiva, ad juvenem satira. 1872. 8. — Basel. Gesellschaft zur
Beförderung des Guten und Gemeinnützigen: Vischer-
Heufsler, das Karthäuserkloster und die Bürgerschaft v. Basel. 51.
Neujabrsblatt etc. 1873. 4. Universität: Vischer-IIeufsler, d.
Karthäuserkloster u. die Bürgerschaft v. Basel. 1873. 4. — Bay-
reuth. Histor. Verein v. Ob er franken: Ders. , Archiv etc.;
Bnd. XII, 1. Heft. 1872. 8. — Berlin. K. Akademie d. Wissen-
schaften: Dies., philolog. u. histor. Abhandlungen aus d. Jahre
1871. 1872. 4. Gustav H empel , Verlh. : Wolff, fortlaufende Ge-
schichte der Gegenwart; Bnd. I. II. 1871 u. 72. 8. v. Tiedemann,
der Festungskrieg im Feldzuge gegen Frankreich 1870 — 71. 1872.
8. Gebrüder Pätel, Verlh.: Pierson, Bilder aus Preufsens Vor-
zeit. 1872. 8. V. Quast, k. pr. geh. Reg.-Rath u. Generaloonser-
vator : Die Burgwälle der Insel Rügen. 8. Sonderabdr. — Bern.
J. Dalp'sche Buch- u. Kunsthdl. (K. Schmid) : Blösch, Ed. Blösch u.
30 Jahre bernischer Geschichte ; VII. u. VIII. Lief. (Schlufs). 1872. 8.
v. Wattenwyl, Geschichte der Stadt u. Landschaft Bern; II. Bnd.,
3. Heft (Schluls). 1872. 8. — Breslau. Schlesische Gesell-
schaft f. vaterl. Gultur: Dies., 49- Jahres-Bericht, 1871. 1872.
8. Dies., Abhandinngen etc., philos.-histor. Abtheil. 1871. 8. Dies.,
Abhandlungen, Abtheil. f. Naturwissensch. u. Medicin, 1869—72.
1872. 8. — Brunn. Moriz Trapp, Gustos des Franzens-Museums :
Ders., Beiträge zum bürgerl. Slilitärwesen Brünn's der alten bis
Jetztzeit. 1873. 8. — Corbach, Histor. Verein der Fürsten-
thümer Waldeck u. Pyrmont: Ders., Beiträge; Bnd. III, 3.
Heft. 1872. 8. v. Rauchbar, Leben u. Thaten des Fürsten Georg
Friedrich v. Waldeck ; Bnd. H, 2. 1872. 8. — Darmstadt. G. Jong-
haus'sche Hofbuchh. : Maurer, in Frankreich, 1870—1871. 1872. 8.
— Dorpat. Kaiserl. Uni versität : 11 akademische Gelegenheits-
schriften. 1872. 4. 8. — Dresden. Kgl. sächsischer Verein
für Erforschung und Erhaltung vaterländische Ge-
schichts- u. Kun st d enkmal e : Ders., Mittheilungen etc.: 17.
19. u. 20. Heft. 18GT. 18«9. 1870. 8. — Düsseldorf. Dr. Jacob
Schneider, k. Professor: Ders., neue Beiträge zur alten Ge-
schichte U.Geographie der Rheinlande; IV. Folge 1873. 8. — Ein-
Siedeln. Gebr. Carl u. Nie. Benziger, Verlh.: Zimmermann,
d. heil. Bonifacius, Apostel Deutschlands. i872. 8. — Emden. Na-
turforschende Gesellschaft: Dies., kleine Schriften ; XVI.
1872. 8. — Frauenfeld. J. Huber, Buchhndl.: Häberlin-Schalteg-
ger, Geschichte des Kantons Thurgau v. 1798 — 1849. 1872. 8. —
Genf. Jules-G. Fick, Buchdruckerei: See, mcmoires der RR.
PF. Jesuites du College de Colmar (1698—1750). 1872. 8. — fela-
rus. Histor. Verein des Kantons Glarus: Ders., Jahrbuch;
9. Heft. 1873. 8. — Göttingen. Dieterich'sche Buchh. : Wolf,
Beiträge zur deutschen Mythologie; II. Abth. 1857. 8. Stern, üb.
den Werth einiger Summen. 1872. 4. Sonderabdr. — Graz. Aka-
dem. Leseverein an d. k. k. Universität: Ders., fünfter
Jahresbericht. 1872. S. Direktor Dr. Rieh. Peinlich, k. k. Schul-
rath : Ders., Geschichte d. Gymnasiums in Graz; II. Periode. Iö72. 4.
Progr. — Gütersloh. C. Bertelsmann, Verlh.: Eickhofi', Dr. Mar-
tin Luther 1872. 8. — Hannover. Hahn'sche Hofbuchh.: v. Münch-
hausen, Geschlechts -Historie des Hauses derer von Münchhausen.
1872. 8. Grotefend, Handbuch der historischen Chronologie. 1872.
8. Beiche, vollständiger Blütenkalender der deutschen Phaneroga-
men-Flora; 2 Ende. 1872. 8. H. Wilh. H. Mithoff, Ober-Bau-
rath a. D. : Ders., Kunstdenkmale u. Alterthümer im Hannover'-
schen; 2. Bnd. 1873. 4. — Jena. Universität: 37 akademische
Gelegenheitsschriften. 1872. 4. 8. — Kiel. Schwers'sche Buchh.:
Lipsius, die Quellen der römischen Petrussage. 1872. 8. Dr. Karl
Wein hold, Univers. - Professor : Ders., üb. die Bruchstücke eines
fränkischen Gesprächbüchleins. 1872. 8. Sonderabdr. — Köln. L.
Schwann'sche Verlagsbuchh. : Ditges, Grol's St. Martin in Köln.
8. Bock, Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters; II. Serie, 2.
— 12. Lief. u. III. Serie, 1. — 3. Lief 8. Barbier de Montault, die
Mosaiken im Münster zu Aachen ; übers, v. Körner. 1872- 8. En-
nen, Geschichte der Stadt Köln; Bnd. II. IH. 1865 u. 1869. 8. —
Langensalza. G. F. L. Grefsler's Schulbuchh.: Mauer, Ge-
schichts-Bilder ; 5. Aufl. 1871. 8. — Leipzig. F. A. Brockhaus,
Verlh. : Zur Erinnerung an die Feier des hundertjährigen Ge-
burtstages von F. A. Brockhaus. 1872. 8. Stern, Stein u. sein
Zeitalter. 1855. 8. Mauritius, Heinrich Friedrich Karl v. u. zum
Stein. 1856. 8. Vollert, die interessantesten Criminalgeschichten
aller Länder; 6 Bnde. 1867—72. 8. Hermann, Bruder Ludwig der
Wasgauer. 1872. 8. Varnhagen v. Ense, ausgewählte Schriften;
X. Bnd. 1872. 8. Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts; 7.
Bnd. 1872. 8. Fefsler, Geschichte von Ungarn; 12. Liefer. 1872.
8. E. Julius Günther, Verlh.: Ramshorn, Kaiser Joseph II.
u. seine Zeit; 2. Aufl. 8. J. C. Hinrich'sche Buchh.: Brachelli,
Statist. Skizze der österreichisch -ungarischen Monarchie; 3. Aufl.
1872. 8. Mor. Schäfer, Buchhandl. : Drivok, ältere Geschichte
der deutschen Reichsstadt Eger ; 5. Lief. 1872. 8. E, A. See-
mann, Verlagsh. : Zeitschrift f. bildende Kunst; Bnd. VI, 10. —
12. VII, I. 2. Heft. Kunstchronik 1. 3 — 8. 10—12. 1871—72. 8.
Ortwein, deutsche Renaissance; Lief. 1. — 12. 1871 — 72. 2. Peyer
im Hof, die Renaissance -.Architektur Italiens; I. Samml. 1870. 8.
Kraus, d. christliche Kunst in ihren frühesten Anfängen. 1873. 8.
C. F. Winter'sche Verlagsh.: v. Smitt, Denkwürdigkeiten eines
Livländers ; 2 Bnde. 1858. 8. Ilanser, Deutschland nach dem
dreifsigjährigen Kriege. 1862. 8. Blum, Graf Jakob Johann v. Sie-
vers u. Ruisland zu dessen Zeit. 1864. 8. Thiersch, Friedr. Thiersch's
Leben: 2 Bnde. 1866. 8. Rüge, Junius' Briefe. 3. Aufl. 1867. 8.
Sharpe, Geschichte des hebräischen Volkes u. seiner Literatur.
1869. 8. Beta, d. neue deutsche Reich. 1871. 8. — Lindau. J. Th.
Stettner, Buchh.: Boulan, Lindau vor Altem u. jetzt. 1870. 8.
Verein für Geschichte des Bodensee's und seiner Um-
gebung: Ders., Schriften etc.; IH. Heft. 1872. 4. — Lübeck. Se-
nat der freien Hansestadt: Codex diplomaticus Lubecensis ;
I. Abth., 4. Theil. 1873. 4. — Magdeburg. L. Schäfer's Buchh.:
Geifsler, Album v. Magdeburg. 8. Verein f. Geschichte und
AI t erthu mskunde des Herzogth. u. Erzstifts Magde-
burg : Ders., Geschichtsblätter etc. ; 7. Jahrg, 1872, 3. Heft. 1872.^8.
— Marburg. Universität: 6 akadom. Gelegenheitsschriften. 1872.
4. 8. — München. H. Manz'scho Buchh.: Punkes, Papst Vigilius
u. der Dreikapitelstreit. 1865. 8. Losch, Churfürst Max I. von
Bayern. 1867. 8. Hartmann. Entwioklungs-Geschichte der Posten.
1868. 8. V. Döllinger, d. Universitäten sonst u. jetzt; 2. A. 1871. 8.
Mayer, statist. Beschreibung dos Erzbisth. Münehen-Freysing ; 5.
u. 6. Lief. 1872. 8. Freiherr Edmund v. Oefele: Ders., zur
Geschichte des Hausengaues. .Anfzciclinungen des 11. u. 12. Jahrh.
1872. 8. Sonderabdr. — Neuburg a. D. Histor. Filial-Ver-
ein: Ders., Jahresbericht f. d. J. 1H72. 8. f'ollektaneen-Blatt eto.
36. Jahrg. 1872. 8. - Nürnberg. Herrn. Ballhorn (v. Ebner'-
sche Buchh.): Priem, Konrad Grübel und seine Nachfolger in d.
21
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
a2
nürnberg. mundartl. Dichtung. 1873. 8. Bauer, Oberlehrer: Gut-
achten d. Schiedsgerichts über d. eingesandten Entwürfe zu einem
Nationaldenkmal f. König Maximilian II. 1866. 8. Lise tte Minck :
Schmidt, alter u. neuer Schreib-Calender aufl' d. J. 1682. 32. An-
dächtige Morgen - und Abendsegen etc. 32. \yünsche zum Bey-
lager. 1767. — Pest. Gustav Heckenast, Verlagshandl. : Ro-
segger , Geschichten aus Steiermark. 1871. 8. Rosegger, Wander-
leben. 1871. 8. Rosegger, Gestalten aus dem Volke der Österreich.
Alpenwelt. 1872. 8. Kuh, zwei Dichter Oesterreichs : Franz Grill-
parzer. A. Stifter. 1872. 8. — Prag. Verein f. Geschichte der
Deutschen in Böhmen: Ders., 10. Jahresbericht, 1871—72.
1872. 8. Ders., Mittheilungen etc.; Jhg. XI, 1—3. 1872. 8. —
Riga. II. Brutzer & Co., Verlagsh. : Ulmann, leitisches Wörter-
buch; I. Th. 1872. 8. — Rostock. E. Kuhn's Verlag: Muther,
zur Geschichte des römisch-canonischen Prozesses in Deutschland.
1872. 8. Schirrmacher, Beiträge zur Geschichte Mecklenburgs,
vornehmlich im 13. Jahrh. 1872. 8. — Teschen. K. Prochaska,
Verlh. : Abani, Geschichte des deutsch -franz. Krieges; II. Abth.
1871. 8. — Tübingen. Dr. Adelb. von Keller, Univers.-Profes-
sor : Müller, Anti Rudolf Gottschall u. Jul. Frauenstädt. 1871. 8.
H. Laupp'sche Buchh. : Werfer, Ubald der Landsknecht; 2. Aufl.
1872.8. Universität: 25 akdemische Gelegenheitssehriften. 1866
—71. 4. 8. — Weimar. Herm. Böhlau, Verlagsh.: Zeitschrift f.
Rechtsgeschichte; Bnd. XI, 1. H. 1872. 8. — Wien. Wilh. Brau-
müller, k. k. Hof- u. Universitätsbuchh. : Carus, Göthe, dessen
Bedeutung f. unsere u. die kommende Zeit. 1863. 8. Bratranek,
Briefwechsel zwischen Göthe u. Kaspar Graf v. Sternberg. 1866. 8.
Gräfse, Jägerbrevier ; 2. Aufl. 1869. 8. Pohl, d. Gesellschaft der
Musikfreunde des Österreich. Kaiserstaates. 1871. 8. Wolf, d. Auf-
hebung der Klöster in Innerösterreich. 1871. 8. Brunner, d. Hu-
mor in der Dij>loniatie u. Regierungskunde des 18. Jahrh. ; 2 Bnde.
1872. 8. Gervinus, hinterlassene Scliriften. 1872. 8. Thurnwald,
Dichter, Kaiser u. Papst. Walther v. d. Vogelweide als politischer
Dichter. 1872. 8. Weifs, Lehrbuch der Weltgeschichte. Bnd. V,
1. 2. 1872. 8. Quellenschriften für Kunstgeschichte etc., herausg.
V. Eitelberger v. Edelberg ; III. IV. 1872 u. 73. 8. Jos. Klein,
Historienmaler u. Professor : Bauernfeld , Franz v. Sickingen. 8.
Ders., d. Geschwister v. Nürnberg. 8. Ders. , Ernst u. Humor. 8.
Ders., ein deutscher Krieger. 8. Ders., d. Zugvögel. 8. Ders., der
Vater. 1840. 8. Ders., Industrie u. Herz. 1847. 8. Ders., d. Ge-
schwister v. Nürnberg. 1847. 8. Ders.,d. Bauern v. Weinsberg. 1864.
8. Ders., Exellenz, oder : der Backfisch. 1865. 8. Ders. , Frauen-
freundschaft. 1865. 8. Ders., aus der Gesellschaft. 1867. 8. Ders.,
moderne Jugend. 1870. 8. Ders., Landfrieden. 1870. 8. Verlag
V. L. W. Seidel u. Sohn: v. Cornaro , strategische Betrachtun-
gen über den Krieg im J. 1812. 1870. 8. Hoffmann, der Kampf
lim feste Plätze (Festungskrieg) und dessen Geschichte. 1872.
8. — Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde:
Ders., Jahrbücher; Jhg. XXV u. XXVI. 1871 u. 72. 8.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4288.)
Wien. Ungenannter: Achtzehn Erlasse und Schreiben ver-
schiedener Aebte und Herren von Adel im Namen der Verordne-
ten einer löblichen Landschaft in Wien an den Buchhalter dieser
letzteren, besonders die Führung der Geschäfte und das Rech-
nungswesen betr. 1645—1673. Akten. 1 Fasz.
Chronik der historischen Vereine.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deut-
schen in Böhmen. XL Jahrg. Nr. I— IIL Prag, 1872. 8.*)
Das Urkundenbuch von Saaz. Von Dr. Ludw. Schlesinger. —
Beiträge zur Geschichte von Arnau. Von Dr. Carl Leeder. — Zur
Geschichte der Belagerung Egers durch die Schweden 1647. Von
Dr. Franz Kürschner. — Aus Joachimsthals Vergangenheit. Von
Dr. Gustav C. Laube. — Böhmisches Privatgeld im Jahre 1848
und 1849. Von Dr. Anton Tobias. — Kleinere Mittheilungen.
Zehnter Jajhresbericht desselben Vereins. Für das Jahr
1871—72. Prag, 1872. 8.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der B audenkmale. XVII.
Jahrg. — Novbr.— Decbr. Wien, 1872. 4.
Die Feste Klingenberg (Zvikov) in Böhmen. Notizen von
Franz Rudolph Bezdeka. (Mit 5 Holzschnitten.) — Ein gothisches
Vortragekreuz in der k. k. Ambraser Sammlung. Von Eduard
Freiherrn von Sacken. (Mit 1 Tafel und 3 Holzschnitten.) —
Passau. I. (Dr. K. Lind.) — Kirchliche Baudenkmale in Ober-
Oesterreich. (Dr. K. Fronner.) (Mit 3 Holzschnitten). — Die mit-
telalterlichen Baudenkmale der Stadt Laa und deren Umgebung.
(Jos. Gradt.) (Mit 1 Tafel und 24 Holzschnitten.) — Die ältesten
Siegel der Stadt Wiener-Neustadt. (Dr. A. Luschin.) (Mit 2 Holz-
schnitten.) — Wenzel Erzherzog von Oesterreich, Johanniter -Or-
dens-Prior in Castilien. (Dr. Hönisch.) — Die inneren Stadtthore
*) Vom Jahrg. IX ist nur Heft 1—6 dem Mnsenm zugegangen; Jahrg. X,
»owie der 9. Jahresber. sind gänzlich ausgeblieben.
zu Königgrätz. — Aeltere Grabdenkmale in Nieder - Oesterreich.
(Dr. K. Lind.) (Mit 1 Holzschn.) — Das Grabmal (oder der Grab-
stein) Leutold's von Wildon in der Stiftskirche zu Stainz und die
Siegel der Wildoner. (Dr. K. Lind.) (Mit 1 Tafel und 13 Holz-
schnitten.) — Zur Kunde der St. Stephanskirche in Wien. (Dr. K.
Lind.) (Mit 1 Holzschnitt.) — Aus Heiligenkreuz in Nieder-Oester-
reich. (Prof. W. Neumann.) — Aus St. Pauls in Kärnten. — Bü-
cherschau.
Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft
in Wien. IL Band, 1872. Nr. 10. 8.
Die Höhlen bei Villach. (Felix Luschan.) — Erklärung einiger
Gegenstände aus dem Pfahlbau im Mondsee. (Dr. M. Much.) —
Der angebliche slavische Apiscult in der Byciskäla-Höhle. (Dr. Jo-
sef Karabacek.) — Mittheilung an die anthropologische Gesellschaft
über einen (vorhistorischen) Fund bei Stettenhof. (August Graf
Brenner-Enkevoirth.)
Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
II. Jahrg. Nr. 12. — III. Jahrg. Nr. 1. Wien, December 1872.
Jan. 1873. 4.
Protokoll der ersten Monatsversammlung vom 20. Novbr. —
Zum Wappen der schwäbischen Grafen von Montfort. — Die Schil-
ler von Herdem in Tirol. Von Hugo von Goldegg. — Die Schweigger.
— Einige heraldische Monumente des XV. Jahrh. zu Wiener-
Neustadt. Besprochen von Friedr. R.-Frhm. v. Waldbott-Bassen-
heim. — Die Lilie in der Heraldik. Von Alfred Grenser. — Die
Hackher zu Hart. Dieses Geschlechtes Geschichte und Genealogie
23
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
24
von Moriz Marie Edlen von Weittenliiller. — Die Kaiserstein (Be-
merkungen zu Pusikan's Werk).
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines der Diözese Seckau. 1872. III. Jahrg.
Nr. 12. Graz. 8.
Glockeninschriften.
Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger
Landeskunde. XII. Vereinsjahr 1872. Salzburg. 8.
Die Thannhausen. Ein Beitrag zur Kunde von Salzburgs
Adelsgeschlechtern. (Mit einer Stammtafel.) Von Robert Ritter
von Raab. — Die ältesten Original-Urkunden des f. e. Consistorial-
Archives zu Salzburg, mitg. von Archivar Adam Doppler. — Ver-
ordnungen K. Karls des Grofsen und Beschlüsse der Reisbacher
Synode c. a. 800. Von dems. — Kunstschätze und Alterthümer.
Von Friedrich Pirckmayer. — Salzburgischer Hoffstath meiner
Wolff Diethrichen von Raithnau Erzbisehoven daselbst : So anno
1590 in dp Werkh gericht ist worden. (Nach des Erzbischofs
eigenhändig geschriebenem Entwürfe.) Von dems. — Chronologie
der General - Steuereinnehmer der erzstiftl. salzburgischen Land-
schaft. Von dems. — Urtheilspruch in Zaubereisachen (Conoept).
Von Dr. Zillner. — Verzeichnifs der Decane der Universität zu
Salzburg vom Jahre 1652—1811. Von Dr. Leopold Spatzenegger.
— Gesellschaftsangelegenheiten.
Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu Mün-
chen. XXIL Jahrgang. Heft 9— 12. München 1872. Theodor
Ackermann. 2.
Der Erzgul's und seine Bearbeitung von Prof. Fritz Miller.
Verhandlungen deshistorischen Vereines von Ober-
pfalz und Regensburg. 28. Band der gesammten Verhand-
lungen und 20. Band der neuen Folge. Mit Illustrationen. Stadt-
amhof, 1872. 8.
Die drei Dombaumeister Roritzer und ihr Wohnhaus, die äl-
teste bekannte Buchdruokstätte in Regensburg. (C. W. Neumann
und Graf v. Walderdorff.) — Ein noch ungedrucktes Gedicht des
Conrad Celtes ; metrisch übersetzt und erläutert von Dr. J. Reber.
— Der sog. Eselsthurm am Dome zu Regensburg ; mit 2 autogr.
Beilagen. (Fr. J. Denzinger.) — Johann Andreas Schmeller und
seine Bearbeitung der baierischeu Mundarten mit Bezugnahme auf
das Oberpfälzische. (Fr. X. v. Schönwerth und Graf v. Walder-
dorff.) — Miscellen. — Vereinsangelegenheiten.
In der Versammlung des genannten Vereins vom 9. Januar
hielt der Ordinariatsass. Jacob einen Vortrag über zwei von ihm
aufgefundene Fragmente des Gedichts Tristan und Isolde von Eil-
hart von Oberge. Der Vorsitzende, Graf von Walderdorff, machte
sodann aufmerksam auf ein seltenes Druckwerk der Regensburger
Kreisbibliothek, eine kroatische Ueborsetzung der Postillen des
württemb. Landessuperintendenten Johann Brenz von 1568. Es
ist das einzige noch vorhandene Exemplar dieses Werkes.
Collektaneen-Blalt für die Geschichte Bayerns,
insbesondere für die Geschichte der Stadt Neuburg a. d. D. und
des ehemaligen Herzogthums Neuburg, bearbeitet von Mitgliedern
des historischen Filial-Vereines zu Neuburg. Sechsund-
dreifsigster Jahrgang 1872. Neuburg 1872. 8.
Die Honoratioren der Stadt Neuburg im 19. Jahrh. Zweiter
Theil. Von A. Förch. — Die Franzosen in Deutschland im Jahre
1796, mitg. von Jos. Wolfg. Holl. — Uebersfeld, Altesheim, Tai-
ting ; Monographien von C. A. Böhaimb. — Ein in der Pfarrkirche
zu Zell befindliches artistisches Monument, mitg. von A. Geist. —
Zur Reise der Prinzessin Maria Anna nach Spanien, von v. Ren-
ner. — Das Schützenbuch der Stadt Neuburg, mitg. von H. Lo§.
— Pobenhausen und der Calvarienberg , Monographie von Max
Strobl.
Archiv für Geschichte und AI terthumskunde von
Ober franken. Zwölften Bandes erstes Heft. Bayreuth 1872. 8.
Ansprache des Vereinsvorstandes. — Das Gefecht bei Rochlitz.
— Der Zapfenorden. — Fragen des historischen Vereins von Ober-
bayern. — Jahresbericht.
Mittheilungen des historischen Vereines der Pfalz,
in. Speier, 1872. 8.
Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falken-
stein am Donnersberge in der Pfalz. Entworfen von J. G. Leh-
mann, Pfarrer. — Vereinsangelegenheiten.
Neunundvierzigster Jahre s-B ericht der Schlesi-
schen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Enthält
den Generalbericbt über die Arbeiten und Veränderungen der Ge-
sellschaft im Jahre 1871. Breslau, 1872. Bei Josef Max und
Comp. 8.
Historische Section : Ueber Christian Thomasius, von Dr. Schuck.
— Ueber den historischen Johann von Nepomuk, von Dr. Rei-
mann. — Ueber die oberschlesischen Holzkirchen und Verwandtes,
von Dr. Luchs. — Ueber die Kriegslasten Schlesiens in den Jah-
ren 1806—13, von Dr. Grünhagen. — Ueber das politische Witz-
wort unter Ludwig XIV., Ludwig XV. und Ludwig XVI., von
Dr. Maafs. — Ueber die Schlacht von Striegau oder Hohenfriede-
berg und über das Manuscript eines preufsischen Officiers aus
jener Zeit. Bericht über die Excursion auf das Schlachtfeld und
zu den Striegauer Baudenkmälern. Von Dr. Kutzen. — Ueber
den Streit Paul's IV. mit Ferdinand I., von Dr. Reimann. — Ueber
das südwestliche Gebiet der Grafschaft Glatz, von Dr. Kutzen. —
Ueber die bei der Beschiefsung Strafsburgs vernichteten öffentli-
chen Bibliotheken.
Abhandlungen derselben Gesellschaft. Philosophisch-histo-
rische Abtheilung. 1871. Breslau, 1871. Bei Josef Max und
Komp. 8.
Neue Beiträge zur Lebensgeschichte von Martin Opitz nebst
4 ungedruckten Briefen desselben. Von H. Palm. — Papst Paul IV.
und das Kaiserthum. Von Ed. Reimann. — Nachtrag zum Lieg-
nitzer Lehnsstreit 1449 — 69. Von Herm. Markgraf.
Philologische und historische Abhandlungen der
Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Aus dem Jahre 1871. Berlin, 1872. 4. (Ohne deutschgeschicht-
lichen Inhalt.)
Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragi-
stik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und
Wappenkunde zu Berlin. IH. Jahrg. Berlin, 1872. Nr. 12. —
IV. Jahrg. 1873. Nr. 1, 4.
Zur Familie de Graeff. — Die Grafen von Almesloe-Tappe.
(von Fock.) — Mittheilungen über die von Heister. — Abbildung
eines wirklichen Kampfschildes mit Wappen aus dem Ende des
XIII. Jahrh. Vom Fürsten F.-K. zu Hohenlohe- Waidenburg. —
Hat es zwei Geschlechter v. Leipzig(er) gegeben? (G. A. v. M.)
— Noch einige Worte über die von Schlatheim. (Tilesius v. Ti-
lenau.) — Noch einmal das Almesloe-Tappe'sche Wappen. (0. Sga.)
Monatshefte für Musik-Geschichte herausgegeben von
25
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
26
der Gesellachaft für Musikforschung. IV. Jahrg. 1872,
Nr. 12 u. V. Jahrg. 1873, Nr. 1. Berlin. 8.
Berichtigungen zu dem „Locheimer Liederbuche" von 1450
(Ausgabe Bellermann- Arnold -Chrysander im 2. Bande der Jahr-
bücher. Leipzig, 1867) von 0. Kade. — Ob Druck, ob Schrift?
(Pergament-Graduale betr.) (R. Schlecht.) — Le Nozze d'Ercole e
d'Ebe von Gluck. (Moritz Fürstenau.) — Beilage : Hans Leo von
Hassler (Hasler oder Haszier). Geboren 1564 zu Nürnberg, ge-
storben den 8. Juni 1612 zu Frankfurt a. M. Chronologisches Ver-
zeichnifs seiner gedruckten Werke, nebst alphabetisch geordnetem
Inhaltsanzeiger. Verfasst von Rob. Eitner. (S. I— VIII.)
Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg.
Mittheilungen des Vereins fürGeschichte und Alterthums-
kuude des Heriogthums und Erzstifts Magdeburg.
7. Jahrg. 1872. 3. Heft. Mit 2 Tafeln Abbildungen. Hrsg. von
Dr. F. Geisheim. Magdeburg , 1872. Verlag der Schäfer'schen
Buchhandlung (A. Rüdiger). 8.
Ueber das Kaufhaus der Stadt Burg in Magdeburg und den
Begriff und die Bedeutung von Kauf- und Spielhäusern (theatra)
im Allgemeinen. Von Dr. F. Geisheim. — Zur Kenntnifs der
Magdeburger Gesangbücher des 16. Jahrh. Von Superint. A. Fi-
scher und Dr. L. Götze. — Die Magdeburger Raths-Aj^otheke im
16. Jahrh. Von Dr. L. Götze. — Beiträge zur Geschichte der
Stadtkirche zu Egeln etc. Vom Rector A. Engeln. — Ein Mag-
deburger Druck des 15. Jahrh. über die Zerstörung von Troja.
Von Dr. L. Götze. — Das angebliche Schlol's der Stadt Burg, seine
Lage und vermeintliche Entstehung. Von v. Mülverstedt. — Klei-
nere Beiträge.
Hamburgs Bürgerbewaffnung. Ein geschichtlicher
Rückblick von C. F. Gädechens. Hrsg. vom Verein für ham-
burgische Geschichte. Mit 4 Tafeln Abbildungen in Farben-
druck. Hamburg. Wilhelm Mauke. 1872. gr. 8. 60 Stn.
Zeitschrift des Architekt en- und Ingenieur-Ver-
eins zu Han n over. BandXVm. Heft 3. (Jahrg. 1872.) Han-
nover. Schmorl & von Seefeld. 1872. 2.
Urkunden-Buch der Stadt Lübeck. Hrsg. von dem
Vereine für Lübeckische Geschichte und Alterthums-
kunde. Vierter Theil. Lübeck, Ferdinand Grautoff. 1873. 4.
928 Stn.
Beiträge zur Geschichte der Fürstenthümer Wald-
eck und Pyrmont. Im Namen des wal decki s chen hist.
Vereins herausg. von A. Hahn. Dritten Bandes drittes Heft.
Arolsen, 1872. 8.
Die Dalwiger Kirche bei Corbach ; die Siechenhäuser irn Wald-
eckischen. (Dr. L. Curtze.)
Schriften des Vereins für Geschichte des Boden-
see's und s einer Umgebung. Drittes Heft. Mit einer Pfahl-
bautenkarte des Bodensees und einer Abbildung der Schlacht von
Dornach. Lindau. Commissionsverlag von Joh. Thom. Stettner.
1872. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Das Kaufhaus in Konstanz und die
darin abgehaltene Papstwahl. Von J. Marmor. — Vortrag über
Sitten und Gebräuche am Bodensee. Von Oberstaatsanwalt Haager.
— Vortrag über die Pfahlbauten. Mit einer Karte. Von DiaconuB
A. Steudel. — Kämpfe des Patriciats und der Zünfte zu Lindau
im 14. Jahrh. Von Major J. Würdinger. — Zur Ethnologie der
Bodenseegegend. Von Dr. Buok. — Die jerusalemitanische Grab-
kapelle in Konstanz. Von Dr. T. Tobler. — Ein alter Holzschnitt
mit Volkslied über die Schlacht von Dornach 1499. Mitg. von
Dr. Frhrn. H. v. u. z. Aufsefs. — Hans Conrad Werdmüller aus
Zürich, gewesener Commandant der freien Reichsstadt Lindau.
Von H. Werdmüller von Elgg. — Urkundenauszüge zur Geschichte
der Stadt Lindau. (Forts.)
Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons
Glarus. Neuntes Heft. Zürich & Glarus , Meyer & Zeller.
1878. 8.
Die Reformation im Lande Glarus. Von Dr. J. J. Blumer. —
Keltische Spuren in den Orts-, Berg- und Flufsnamen des Cant.
Glarus. Von J. H. Heer. — Aus dem Tagebuch eines glarnerischen
Statthalters vom Jahr 1725. Von Dr. F. Schuler. — Urkunden-
sammlung. (Forts.)
L'Investigateur. Journal de la Societe des Etudes
Historiques — Ancien Institut Historique — reconue etablis-
sement d'utilite publique par decret du 3. Mai 1872. Trente-
huitieme Annee. Livraisons de Juillet ä Octobre 1872. Paris
1872. 8.
Etienne Marcel et Jean Caboche. £pisodes des XIV. et XV.
Sieoles. (A. Vavasseur.) — Rapport sur une etude de M. I'Abbe
J. Corblet. (Les tombes en bronze des deux eveques , fondateurs
de la cathedrale d'Amiens.) (Louis Lucas.) — Monographie de
l'eglise de Caraux de Larboust. — Fouilles dans un cimetiere Gallo-
Romain ä Garin (Haute -Garonne).
Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Aka-
demie van Wetenschappen. Afdeeling Letterkunde. Tweede
Reeks. Tweede Deel. Amsterdam, C. G. van der Post. 1872. 8.
Nehalennia-altaar onlangs te Domburg ontdekt. Besehreven
en toegelicht. (Met eene Plaat.) (C. Leemans.) — Over potten
met kinderbeenderen, bij het kerkhof te Harich in Friesland ont-
dekt. (Ders.) — Het middelnederlandsch gedieht van Sinte Bran-
dane. (E. Verwijs.) — Germaansche woorden in latijnsche op-
schriften aan den Beneden -Rijn. (H. Kern.) — Over de zending
van graaf Willem Bentinck -Rhoon naar Weenen in 1740. Naar
aanleiding der uitgave zijner aanteekeningen door A. Beer, Wee-
nen, 1871. (W. G. Brill.)
Verhandelingen der K. Akademie. Afdeeling Letterkunde.
Zevende Deel. Amsterdam, C. G. van der Post. 1872. 4.
Een actio spolii van 1229 en eene inleiding in erfgrond van
1243. (L. A. J. W. Sloet.) — Oude muurschilderingen van de
kerk te Bathmen in Overijsel. (Mit Abbildungen in einer Mappe,
qu. 2.) (C. Leemans.)
Publications extraordinaires du Cercle Archeo-
logique du Pays de Waes. Nr. 9. Livre des Feudataires
des Comtes de Flandre au Pays de Waes aux XIV., XV. et XVI.
Siecles, d'apres les manuscrits de la Chambre des Comptes ä Bru-
xelles, avec Table onomastique et Introduction par le Chevalier de
Schoutheete de Tervarent. Saint-Nicolaas, 1873. 8. X et 653 pp.
27
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
28
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
1) Der Ursprung der schweizerischen Eidgenossen-
schaft. Geschichte und Sage von Albert Rilliet. Zweite
. . . Auflage. Aus dem Französischen in's Deutsche über-
tragen . . . von Carl Brunner. Mit einer Karte der Urkan-
tone. Aarau, H. R. Sauerländer. 1873. 8.
Noch auf lange Zeit hin wird für den Geschichtsforscher die
Bestimmung der Grenzscheide zwischen Sage und Geschichte eines
der interessantesten Probleme bilden, trotzdem, dafs die Frage als
bereits entschieden betrachtet werden kann, wol um so eher, als
die Skeptik der heutigen Wissenschaft selbst von seither als ver-
bürgtest gegoltenen Geschichtserzählungen unerbittlich mit dem
scharfen Messer der Kritik ein Stück nach dem andern hinwegschnei-
det. Die Teilsage (darüber, dal's nur eine Sage, aber keine Ge-
schichte von einem Teil besteht, herrscht in der Wissenschaft kein
Zweifel mehr) bietet für die Lösung jener Frage einen der ergiebig-
sten Stoffe, der eine erhöhte Bedeutung dadurch erworben hat, dafs
er, mit Hamlet und Faust das gleiche Schicksal theilend, zur dich-
terischen Apotheose gelangte, und so den Kärrnern unendlich zu
thun gab. Was über Teil irgend gesagt werden konnte, ist, möchte
man behaupten, bereits gesagt worden. Gleichwol sind wir Rilliet
und seinem Uebersetzer zu Dank verbunden dafür, dals sie in
einem einzigen , mit vollster Sachkenntnil's geschriebenen Werke
uns rund und nett die Ergebnisse der bisher gepflogenen Unter-
suchungen in erschöpfender Weise darbieten. Namentlich mufs der-
jenige, der für die Teilsage sich lebhaft interessiert, ohne dafs ihm
Gelegenheit zu eingehendem Studien geboten wäre, hoch erfreut
sein, hier beisammen zu finden , was bisher nur zerstreut in weni-
ger umfänglichen, oder doch weniger auf den fraglichen Gegenstand
speciell bezüglichen Schriften vorhanden war. — Dem Titel entspre-
chend , beginnt der Verf. mit der Geschichte, und erst nachdem er
an der Hand authentischer Quellen den Leser mit der Entstehung
der schweizerischen Eidgenossenschaft, die Geschichte des Schweizer-
volkes, insbesondere aber der Waldstätte von den Uranfängen bis
zum Jahre 1315 verfolgend, vollkommen vertraut gemacht hat,
(dafs für diesen Theil Kopp der Bahnbrecher war, ist jedem Ein-
geweihten bekannt ; doch verdient sein Name immer und immer
wieder auf den Schild gehoben zu werden), und nun der bisher nicht
unterrichtet gewesene Leser verwundert fragt : wo bleibt denn aber
Teil? wo der Rütlischwur?, bringt er in einem zweiten Theile
die Sage, deren Anfänge, Weiterentwicklung, Bedeutung und Kri-
tik. Beigegebene erläuternde Anmerkungen und Urkundentexte
werden auch dem Fachgelehrten willkommen sein. — Eines ist
ausgemacht: Teil ist keine historische, sondern eine sagenhafte
Persönlichkeit, die nicht einmal der Schweiz ausschliefslich ange-
hört. Unaufgeklärt aber bleibt immer noch, wann und wie die
Sage in der Schweiz zuerst aufkam und an die Geschichte sich
anlehnte ; ob sie auch dort ursprünglich schon heimisch war, oder
von aulsen her importiert und vielleicht nur von Gelehrten der
heimischen Geschichte aufgepfropft wurde. Der Uebersetzer läfst
sich in einem Nachwort, in welchem er mit Grund dem Verf.
wegen theilweise unrichtiger Auffassung der Mythentradition ent-
gegentritt, auch auf diese Frage ein, ohne sie jedoch zu lösen. Hr.
2) Beiträge zur Kenntnifs der Architectur des Mit-
telalters in Deutschland. Originalaufnahmen gröfs-
tentheils noch nicht veröffentlichter Architeoturmotive von
Denkmälern deutscher Baukunst von Rudolf Redten-
bacher, Architect. Carlsruhe, 1872. J. Veith. Fol. 3 Ab-
theilungen zu je 4 Heften a 1 Thlr.
Sammlungen von Architekturmotiven, Reiseaufnahmen u. s. w.
wurden in der jüngsten Zeit mehrfach zur Veröfi'cntlichung ge-
bracht. Allen diesen Arbeiten haftet jedoch die Zufälligkeit ihres Zu-
standekommens als ein gewisser Mangel an; oft sind es lose Blätter,
die ohne festgegliederten Plan mehr oder weniger zahlreich inner-
halb eines sehr dehnbaren Titels zusammengefai'st sind. Ohne die
mannigfachen Verdienste solcher Arbeit im geringsten in Zweifel
stellen zu wollen, läfst sich eben der Anlage von Werken dieser
Art eine gewisse Unvollkommenheit nicht abläugnen. Geht doch
dabei der wichtige Zweck gänzlich verloren, dafs der innere Ent-
wiokelungsgang, welchen die Kunst auf einzelnen Gebieten genom-
men hat, ganz aufser Acht gelassen werden mufs. Und gerade in
dieser Beziehung schlägt das vorliegende Werk eine Richtung ein,
welche bisher bei den Publikationen unserer deutschen Kunstwerke
nicht oder doch nur ungenügend vertreten war. Zwar handelt es
sich hier zur Zeit noch nicht um eine streng systematische, umfas-
sende Darstellung des Entwickelungsganges unserer gesammten
deutsch -mittelalterlichen Architektur, wie sie z. B. von Viollet-le-
Duc für Frankreich geschaflen worden ; indefs ist doch in Anord-
nung des gebotenen Stoffes ein verwandter Gedanke festgehal-
ten, welcher die gegebenen Einzelheiten zu einem organischen
Ganzen verbindet. Es sind nämlich die gleichartigen Gegenstände
chronologisch und genetisch zu Gruppenbildern zusammengeord-
net, und gerade durch diese systematische Anordnung ist das Werk
Redtenbacher's von ganz entschiedenem Werth. Die vergleichende
Uebersicht der dargestellten Objecto, welche der Prospectus be-
sonders betont, wird durch Angabe der Entstehungszeit wesentlich
unterstützt. Anderseits erleichtert die Durchführung eines einheit-
lichen Mafsstabes die rasche und sichere Beurtheilung der Auf-
nahmen und ist für die praktische Verwendung der Motive von
Belang. Der in drei Gruppen zerlegte Stoff enthält eine Fülle
von Materialien, welche sowohl dem constructiven als dem pla-
stisch- wie malerisch-ornamentalen Gebiete entnommen sind. Ein
streng systematischer Plan ist dabei in der Ausgabe nicht einge-
halten. Es steht nach den vorliegenden beiden Lieferungen in
der That zu hofl'en, dafs das Unternehmen sowohl „der Kunst-
forschung , wie der Bauprazis , sei dieselbe nun der Restauration
alter Baudenkmäler oder neuen Schöpfungen zugewandt", eine will-
kommene Hilfsquelle sein werde. Eine recht günstige Aufnahme
ist um so mehr zu wünschen, als der Verfasser, mit so grofser
Liebe und Begeisterung für unsere heimische Kunst selbst erfüllt,
die Theilnahme dafür auch in weiteren Kreisen zu wecken bestrebt
ist. Nicht mit Unrecht spricht er in seinem Vorworte sich darü-
ber aus, dafs das glänzende Bild, welches VioUet-le-Duc von der
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
»9
Architektur Frankreichs der Welt vorgeführt hat, bei manchen
„das Gefühl der Enttäuschung über den Werth unserer deutschen
Monumente" hervorgerufen habe, ganz mit Unrecht jedoch, da
eine eingehende Prüfung derselben den Beweis liefert, „dal's sie
trotz des bescheidenen Gewandes, in dem sie oft genug erscheinen,
an Frische und Originalität der Composition, an Schönheit der
Verhältnisse imd in der Detailbildung keineswegs den meist opu-
lenter gekleideten französischen Verwandten nachstehen." „Wenn
Deutschlands Werke in so prächtiger Ausstattung wie Viollet-le-
Duc's Werk im Zusammenhang uns vor Augen geführt würden, so
dürfte wol kein Mensch Zweifel hegen, dals sich dieselben mit
vollem Rechte an Kunstwerth den Bauten in Frankreich an die
Seite stellen lassen." Mit anerkennenswerthem Eifer und glück-
lichem Erfolge hat der Verfasser gestrebt, diesem seinem Ideale
nahe zu kommen. In glücklicher Wahl ist eine Fülle von Mo-
tiven, welche bisher entweder gar nicht, oder nur sehr ungenügend
veröffentlicht worden waren, gleich in den ersten Lieferungen ver-
einii^t ; mit der richtigen Wahl steht die musterhafte Darstellungs-
weise in glücklichem Einklänge, so dal's das begonnene Werk sich
den besten Leistungen auf diesem Gebiete der Kunstliteratur an
die Seite stellen darf. Hoffentlich wird eine rege, vielseitige
Theilnahme den raschen Fortgang eines so verdienstlichen Unter-
nehmens fördern helfen. F. S.
3) Das Stadtbuch von Augsburg, insbesondere das
Stadtrecht vom Jahre 1276, nach der Originalhand-
schrift zum ersten Male herausgegeben und erläutert von
Dr. Christian Meyer, Archivar der Stadt Augsburg.
Verlag von F. Butsch Sohn. 1872. 8. 363 Stn. Mit einem
lithographierten Facsimile der Handschrift.
In der That werden wenige Archivare in der Lage sein, durch
eine Arbeit, wie die vorliegende, für ihr Amt sich zu legitimieren,
die eine gelehrte im ausgiebigsten Sinne des Wortes genannt zu
werden verdient. Der Hauptgegenstand der Abhandlung, das 1276
abgefafste Stadtrecht von Augsburg, ist nicht nur eines der um-
fassendsten, welche überhaupt existieren — es enthält nicht weni-
ger als 150 paragraphenreiche Artikel — sondern ist auch als
notho-edrungene Bereinigung und Feststellung äul'serst verwirrter
Rechtszustände in seinem Zusammenhange wie in Einzelheiten kei-
neswegs eine leicht zu handhabende Materie. Der Verfasser erle-
digt seine Aufgabe, indem er in gedrängter Uebersicht die frühe-
ste Geschichte der Stadt wie des Bischofssitzes, besonders in Rück-
sicht der gegenseitigen Rechtsverhältnisse wie derer zum Reiche,
sodann die Geschichte des Stadtbuches gibt und dessen Text un-
ter fortgesetzter kritischer Beleuchtung mittheilt, unter Hinzufü-
o-uno- eines Glossars und eines Sachregisters, welche die weitere
Verwerthung des Werkes aul'serordentlich unterstützen. In glei-
cher Weise sind die späteren Einträge in das Stadtbuch, wie an-
dere Verfassungsurkunden, namentlich das kurze, lateinisch abge-
fafste Stadtrecht vom J. 1104, behandelt. Die Erläuterungen sind
mit Einschlufs nothwendiger Verweisungen auf Urkunden und spä-
tere Literatur in Anmerkungen unter dem Texte angefügt. Ein
eigenes Verzeichnifs gibt für die angewandten Abkürzungen die
erforderlichen Anhaltspunkte. v. E.
30
Aufsätze in Zeitschriften.
Aus allen Welttheilen: Nov. Westpreufsen vor 100 Jahren.
(G. Jaquet.) — Dec. Die Seemacht und der überseeische Han-
del unter dem Grofsen Kurfürsten und den Königen Fried-
rich I. und Friedrich Wilhelm L (Jul. Bacher.)
Militär. Blätter (von v. Held): 28. Bd., 4. Hft. Zur Geschichte
der Kavallerie-Ausbildung unter König Friedrich II.
Gewerbehalle: Lf. 1 ff. Faiencen des sechszehnten Jahrhunderts ;
Henri-Deux-Arbeiten ; Palissy. Von Jak. Falke.
Die Grenzboten: Nr. 51, S. 441. Moritz von Sachsen. (Wilh.
Maureubrecher.)
Die Gegenwart (von P. Lindau): 2. Bd., Nr. 45. Hans Sachs
als Streiter in Kirche und Staat. 1. (K. Blind.)
Im neuen Reich: Nr. 2. Die Entwicklung der niederländischen
Malerei. (J. A. Crowe.) — Gassen- und Häusernamen zu Frank-
furt und Strafsburg. (W. Stricker.)
Jagd Zeitung: Nr. 23, S. 660. Eine neue Sage vom Schützen
Teil. (Vgl. Köln. Ztg. vom Anf. Oktbr.)
Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 8. Judengasse und Wunder-
burg in Nürnberg.
Rhein. Kurier: Nr. 301. Die Stufen der Thonindustrie. (v. Co-
hausen.) — Nr. 307. Die Akustik im Alterthum.
Organ f. chri stl. Kunst : Nr. 21. Der Hahn und der Hase
(zur christlichen Symbolik). Von Giefers.
Norddeutsches Protestantenblatt: Nr. 45. Der 9. No-
vember 1522 in Bremen. (A. Walte.)
Deutscher Reichs- Anzeiger: Beil. Nr. 44. Lucas Cranach,
Maler zu Wittenberg 1472—1553. — Nr. 45. Frankfurt a. M.
in seiner geschichtlichen Entwickelung. — Zur Geschichte
der deutschen Literatur. — Ueber Schlesiens Kunstleben vom
15.— 18. Jahrh. 1. — Nr. 46. Das Kg!. Schlol's zu Coblenz.
1. — Häuser mit Denktafeln in Berlin. 1. — Nr. 47. Die
Jagd in der altdeutschen Sage und Dichtung. — Nr. 48. Eine
höfisch-ritterliche Tafelgesellschaft im Mittelalter. — Nr. 49.
Das Grabmal des Königs Rudolf von Schwaben im Dome zu
Merseburg. — Nr. 51. Mittelalterliche Kirchen in der Provinz
Posen. — Das Schlofs Sigmaringen und seine Kunstschätze.
— Nr. 52. Inschriften Halberstädter Bauten.
Revue generale de l'ar chi tecture etc.: Nr. 7—8. Chemi-
nees (XIV. et XV. siecles), par M. F. Huguelin.
Sonntagsblatt (v. Fr. Duncker) : Nr. 46. 47. Die letzten Raub-
ritter und ihre Nachkommen. (Th. Bodin.) — Zur Geschichte
des Blitzableiters. (H. Meier.) — Plattdeutsch in Brasilien.
(J. Engell-Günther.)
Theolog. Studien und Kritiken: 1873, 1. Hft. Die ge-
schichtlichen Zeugnisse über Luther's Geburtsjahr. (Köstlin.)
Deutsche Turnzeitung: Nr. 45 ff. Joachim Camerarius' Ge-
spräch über Leibesübungen vom Jahr 1544. Aus dem Latei-
nischen übersetzt von K. Wassmannsdorff.
Ueber Land und Meer: Nr. 15. Aus der Grafschaft Henne-
berg. (K. Seifert.)
Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg.:Nr. 51. Der
Nähres^e (Fürst Ludwig von Anhalt, f 1650). — 1873, Nr. 1.
Hohen-Schönhausen. Eine Erinnerung an die Röbels. (Oscar
Schwebel.) — Der Adel des Herzogthums Lothringen. (Aug.
Lersenberg.) — Nr. 2. Wahlsprüche deutscher Fürsten.
31
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
32
Oesterr. Wochenschrift: N. F. 2. Bd., 46. Hft. Deutsche Re-
naissance. (Fr. Lippmann.) — Projectirte und begonnene Aus-
grabungen.
Illustr. Zeitung: Nr. 1542. Ausgrabung eines 600jährigen
Wracks am Ostseestrand bei Danzig. (M. Bischof.)
Vermischte Nachrichten.
1) Der Limburger Dom, dieses prachtvolle Denkmal deut-
scher Baukunst, stand lange unvollendet da, bis durch die von
einem Dombau verein herbeigeschafften Mittel 1863 und 1864 die
fehlenden Thürmchen am südlichen Querschiff aufgesetzt und in
den letzten Jahren durch die vom Staat geleisteten Zuschüsse der
Chorbau mit Sakristei , die beiden Querschiffe oder Kreuzarme
nebst den vier Thürmen der Querschiffe und der Mittelthurm
äufserlich wiederhergestellt und verputzt wurden. Der dürftigen
Ausstattung im Innern soll nun in den folgenden Jahren abgehol-
fen werden, und es sind hiezu 15,00'J Thaler bewilligt. Bildhauer-
arbeit und Malerei werden die Wände schmücken; Altar, Kanzel
und Kirchenstühle dem erhabenen Bau entsprechend hergestellt.
Die jetzigen, gewöhnlichen Fenster will man durch Glasmalereien
ersetzen. Für die beabsichtigten Arbeiten sind im Ganzen 36 —
40,000 Thaler ausgeworfen. Die Pläne für die Restauration wur-
den vom Baumeister Stier in Berlin angefertigt.
(111. Ztg., Nr. 1541.)
2) Die Hauptkirche zu St. Bartholomäi in Alten-
burg soll nach einem Beschluls des dortigen Stadtraths einer um-
fassenden Restauration im ursprünglichen (spätgothischen) Stil
des Bauwerks unterzogen werden. Mit Rücksicht darauf, dal's zu-
gleich eine Heizung der Kirche hergestellt werden soll, sind die
Kosten dieser Restauration vorläufig auf 22,000 Thlr. veranschlagt.
(Dies., Nr. 1542.)
3) Bei dem gegenwärtig sich vollziehenden Neubau des Flü-
gels des königlichen Schlosses in Stettin, in welchem sich
der Remter befindet, wird wegen der historischen Bedeutung
dieses alterthümlichen Saales derselbe auf Anregung des deutschen
Kronprinzen im obersten Geschol's in seiner frühern Gestalt wie-
derhergestellt werden. Sämmtliche Theile des alten Saals, auch
die schon halb zerstörten Balken, werden daher sorgfältig ausein-
ander genommen, um später bei dem Neubau wieder eingesetzt zu
werden. (Dies., Nr. 1542.)
4) Ein sog. Küchenabfallplatz (Kjökkenmödding) , der
erste in Norwegen, ist im Drontheim-District entdeckt worden.
(Dies., Nr. 1539.)
5) In Entfernung von etwa '/« Stunden Wegs von Leipzig,
bei Plagnitz, in der Elstermündung, sind bei Gelegenheit der
Grundlegung eines Theils des Elsterflufsbettes in Tiefe von 2,3 Me-
ter unter der Wiesenfläche, an der Grenze zwischen einer die ge-
nannte Höhe habenden Schicht von gelbbraunem Lehm und einer
1 Meter starken Schicht von blaugrünem plastischen Thon, eine
Anzahl liegende Eichenstämme und eine gröl'sere Anzahl kleine,
zu beiden Seiten der Stämme als Halt derselben eingeschlagene
Pfähle gefunden worden. Da zwei der Stämme beinahe einen rech-
ten Winkel bilden , da sich ferner in der Nähe 1 Hirschkrone,
1 Unterkiefer von einem Wiederkäuer, einige sehr unvollkommene
Steingeräthe, eine gute Steinaxt ohne Loch, eine dergleichen kleinere
mit Stielloch, Kohlenreste, Scherben, eine Kesselurne etc., gefun-
den haben, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dal's wir es hier
mit einem Pfahlbau zu thun| haben. Diese Vermuthung erhält
noch dadurch weitere Kraft, dafs in der ganzen Elstermündung
Bronzebeile, Steinbeile, Eisenbeile etc. in derselben Bodenschicht
vorkommen. Der Besitzer des Terrains, Dr. Heine, hat mir augen-
blicklich beim ersten Entdecken Mittheilung gemacht; die Fund-
gegentsände kommen alle in die Sammlung des Vereins für die
Geschichte Leipzigs und mit den Ausgrabungen, die sehr sorgfäl-
tig betlieben werden, bleibe ich in stetem Zusammenhang.
Leipzig. Baurath Dr. 0. Mothes.
6) In Ahrweiler wurden in der Nähe des Apollonarisbrunnens
bei Ausgrabungen zu Neubauten, 14 Fufs tief unter der Oberfläche,
römische Alterthümer gefunden, worunter Thon- und Glas-
gefälse und gut erhaltene römische Münzen von Kaiser Valerianus
(253 - 259 n. Chr.) und Cäsar Salonius Valerianus (250—268 n. Chr.).
Aehnliche Ausgrabungen wurden im Jahre 1583 bei Anlage des
Abflul'sgrabens für den Apollonarisbrunnen gemacht. Damals ent-
deckte man, dal's in einer Tiefe von ebenfalls 14 Fufs ganze Rei-
hen regelmäl'sig gepflanzter Weinstöcke in der Erde standen, wo-
raus sich ein Schlafs auf das Alter des Weinbaus im Ahrthal ma-
chen läl'st. (111. Ztg., Nr. 1537.)
7) Bei den Erdarbeiten der Bebra-Friedl ander Bahn
wurde eine irdene Urne aufgefunden, welche eine grofse Anzahl
altfranzösischer Silbermünzen enthielt. Dieselben stam-
men anscheinend aus der Zeit Philipp's des Schönen (1285 — 1314).
(Dies., Nr. 1542.)
8) Soeben ist erschienen: Bibliotheca typographica:
Manuscripte (c. 80 Nummern, vom 8. Jahrh. an) ; Incunabeln (von
Gutenberg an) ; Bücher mit Holzschnitten und Kupfern ; Perga-
nientdrucke ; Reformationeschriften (zum Theil mit .\utographen
der Reformatoren) ; werthvolle bibliographische und paläographi-
sche Werke etc. aus dem Nachlasse von Barnheim in Inster-
burg, der sie im Laufe von 50 Jahren meist aus Klosterbibüothe-
ken erworben. Diese schätzbare Sammlung wird am 8. Mai d. J.
durch Lepke in Berlin versteigert.
(Vgl. Anzeiger 1872, Nr. 12, Beilage: Vermischte Nachrich-
ten, Nr. 138.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. £. Sebald in Narnberg.
Neunzehnter
Jahres-
Nürnberg.
Bericht
(?uniö.
1. Januar 1873.
D.
'as Jahr 1872 war das zwanzigste, seit jene
Versammlung von Geschichts - und Altertlmma-
forschern, welche zu Dresden unter Vorsitz Sr.
Maj. des jetzt regierenden Königs von Sachsen
tagte, die Gründung unserer Nationalanstalt be-
schlossen. Unter wechselnden Schicksalen hat sie
sich in dieser Zwischenzeit so günstig entwi-
ckelt, dafs wir heute mit Befriedigung auf den
Weg, welcher uns, wenn auch unter mancherlei
Hindernissen, auf den heutigen Stand geführt,
zurückblicken und ohne Bangen auf die weite
Bahn vorwärts schauen können, welche die An-
stalt noch zu durchlaufen hat, ehe sie das ihr
gesteckte grofse Ziel erreicht. Auch das eben ab-
gelaufene Jahr hat uns diesem Ziele um ein gutes
Stück näher geführt.
Sehen wir zuvörderst auf die finanzielle Seite,
so hat das Jahr 1872 eine grofse Reihe neuer,
regelmäfsig fortzusetzender Jahresbeiträge ge-
bracht. Zunächst hat Se. Maj. König Ludwig II.
von Bayern den jährlichen Beitrag von 600 fl.
auf 720 fl. erhöht und uns denselben für fernere
5 Jahre zugesagt; ebenso hat Se. Durchl. der
Fürst Johann von Liechtenstein den seither ge-
leisteten, zuletzt 1867 auf 5 Jahre bewilligten
Beitrag von 50 fl. auf fernere 5 Jahre erstreckt.
Bei Feststellung des Etats des deutschen Rei-
ches für 1873 im Reichstage haben Graf Fran-
kenberg, der schon wiederholt für unsere Anstalt
eingetreten war, und Fürst Hermann von Hohen-
lohe-Langenburg nebst 81 anderen Abgeordneten
den Antrag gestellt, von 1873 ab den jährlichen
Beitrag des deutschen Reiches für das german.
Museum auf 16000 Thlr. festzustellen, ein An-
trag, der angenommen wurde und auch die Zu-
stimmung des Bundesrathes erhielt.
Eine grofse Reihe deutscher Städte hat auch
im abgelaufenen Jahre regelmäfsige Jahresbei-
träge für die Anstalt bewilligt, theilo auf unbe-
stimmte Zeit, theüs auf eine gewisse Reihe von
Jahren, darunter Wien mit 1 1 6 fl. 40 kr . auf 3 Jahre.
Die Stadt München hat ihren Beitrag von 50 fl.
auf 100 fl. erhöht und Dresden einen solchen von
43 fl. 45 kr. bewilligt. Neben den Städten hat eine
Reihe bayerischer Distriktsgemeinden dem Museum
in gleicher Weise ihre Förderung angedeihen las-
sen. Sehr reich ist auch wieder das Verzeichnifs
der neuen Jahresbeiträge von Privaten.
Nicht minder wurde eine Reihe einmaliger
Geldgaben, theils zu allgemeinen, theils zu be-
stimmten Zwecken, dem Museum übergeben. Un-
ter ersteren haben wir zunächst ein Geschenk
von 200 fl. von Ihrer Majestät der deutschen
Kaiserin Augusta dankbarst zu vermelden , so-
dann ein Geschenk von 88 fl. 20 kr. von Herrn
L. V. Löfsl, kaiserl. deutschem Konsul in Rio
Grande do Sul, ferner von 42 fl. von Herrn Prof.
E. Dümmler in Halle und 42 fl. 20 kr. von Herrn
C. Grytzell in San Jose (Costa Rica).
Unter den Geschenken für besondere Zwecke
erwähnen wir: für Herstellung und Einrichtung
eines „Hanseatischen Saales" je 87 fl. 30 kr. von
Herrn Bürgemeister Dr. KeUinghusen und Herrn
Otto Westphal, sowie je 43 fl. 45 kr. von den Her-
ren Joh. Bade, Dr. A. Lappenberg, Arnold Otto
Meyer u. a. m. in Hamburg.
Für die Baukasse erhielten wir ein Ge-
schenk von 500 fl. von Sr. kgl. Hoheit dem Grols-
herzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin,
sodann 875 fl. von Herrn Dr. Oetker in Cassel,
100 fl. von Herrn Hofbuchhändler Sigm. Soldan
in Nürnberg. Zu den Kosten der Herstellung
eines Brunnens zum Andenken an den Gründer des
Museums hat Herr Freiherr von Seefried 100 fl.
gespendet; zu den Kosten für Uebertragung des
Augustinerklosters sind 600 fl. 50 kr. von Seite
des Magistrates der Stadt Nürnberg , 150 fl. vom
Salzunger Kirchenchor, als Theil des Ertrages
eines Concertes dahier, von Herrn Privatier Dau-
mer 25 fl. übergeben worden. Um die nöthigen
Mittel vollends zu beschaffen, haben über 100
deutsche Künstler dem Museum Gemälde, Skizzen,
Zeichnungen , Skulptui'en u. A. theils zugesagt,
theils schon übergeben, die verwerthet werden
sollen und voraussichtlich eine namhafte Summe
einbringen werden. Hinsichtlich der übrigen
Geldgaben verweisen wir auf die unten stehenden
Verzeichnisse.
Die Vermehrung unserer Sammlungen war
sehr bedeutend , und zwar theils durch gütige
Geschenke, theils durch gröfsere Ankäufe. Eine
bedeutendere Accjuisition von Antiquar Pickert
dahier, die um die Wende der Jahre 1871 und 72
bewirkt wurde, brachte dem Museum eine Reilie
kostbarer Stücke für alle Abtheilungen, nament-
lich: 3 geschnitzte Altäre des 15.— 16. Jhdts., eine
Reihe romanischer Kirchengeräthe , eine grofse
Zahl seltener Fayencen imd Gläser u. A. m.
Grofse Vermehrung erhielt auch unsere Waffen-
sammlung sowohl aus diesem Kaufe, als durch
Geschenke Ihrer Majestäten des Kaisers, der Kö-
nige von Bayern, Würtemberg und Sachsen, Sr.
Hob. des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha, der
Fürsten von Schwarzburg- Rudolstadt und Son-
dershausen, der Stadt Amberg.
Auch unsere Sammlung von Möbeln hat durch
Ankauf eines grofsen gothischen Prachtschrankes
und durch Ueberlassung einer überaus kostbaren
Bettstätte vom Beginne des 17. Jhdts., sowie
durch Ankauf von 2 grofsen Puppenhäusern u. A.
reichen Zuwachs erhalten. Unsere Gemäldesamm-
lung wurde durch Erwerbung von 6 sehr werth-
vollen Gemälden des 15. Jhdts. bereichert. Ein
grol'ses, neueres historisches Gemälde : Luther und
Frundsberg, erhielten wir vom Künstler selbst,
Herrn A. v. Heyden in Berlin, zum Geschenke.
Einige Oefen und eine Reihe von einzelnen
Ofenkacheln wurde gekauft ; sehr schöne Kacheln
schenkte Se. kgl. Hoheit der Fürst Carl Anton
von HohenzoUern-Sigmaringen.
Auch für unsere Sammlung von Musikinstru-
menten fanden sich noch manche Stücke.
Von hervorragendster Bedeutung jedoch sind
die Erwerbungen, welche wir für die Geschichte der
ältesten Drucke und des Holzschnittes sowohl
durch die Weigel'sche Auction zu Leipzig, als
durch Ankauf der Hafsler'schen Sammlung und
manche Einzelkäufe gemacht haben.
Ein Theil der ebengenannten Gegenstände
wurde der Bibliothek eingereiht, die auch sonst
noch manchen schätzbaren Zuwachs durch An-
kauf erhielt, darunter mehrere interessante Hand-
schriften. Vor Allem aber war es wieder der
deutsche Buchhandel, der dieselbe so wesentlich
bereicherte.
Dem Archiv wurde manche werthvoUe Ver-
mehrung durch Ankäufe, sowie durch Schenkung
mehrerer Centner Akten aus dem ehemals v. Krefs'-
schen Archive, einer gröfseren Partie Archivalien
von Seite des Herrn Sigm. v. Fürer und durch
Ueberlassung mit Eigenthumsvorbehalt sowohl
des Archives der Veit-Holzschuher'schen Linie
von Seite des Herrn Reg.-Rathes Frhrn. v. Holz-
schuher in Augsburg, als auch von ungefähr 100
Urkundenbüchern aus dem v. Krefs'-schen Archiv
durch die Erben der verstorbenen Frau Kauf-
mannswittwe Rhau dahier, denen auch das vor-
hin genannte Geschenk zu verdanken ist.
Was unsere Bauten betrifft, so sind im Laufe
des Jahres zwei neue Säle eröffnet worden. Für
das Augustinerkloster wurden die bedeutenden
Unterbauten hergestellt, 2 Kreuzgangflügel unter
Dach gebracht und an dem Wiederaufbau der
übrigen Theile ununterbrochen fortgearbeitet.
An Publikationen erschien im vergangenen
Jahre der 19. Jahrgang des Anzeigers für Kunde
der deutschen Vorzeit, eine neue Ausgabe des
Wegweisers durch die Sammlungen, diesmal der
Kürze, Handlichkeit und BilUgkeit wegen ohne
Illustrationen ; sodann die 2. Lieferung der Quel-
len zur Geschichte der Feuerwaffen, letztere wie-
der im Verlage von F. A. Brockhaus, endlich
eine Broschüre: Die Aufgabe und die Mittel des
germanischen Museums.
Eine Ausstellung interessanter älterer Kunst-
werke fand auch im vergangenen Jahre statt,
über die gleichfalls ein Katalog erschienen ist.
Solch grofse Fortschritte aber, insbesondere
die bedeutenden Ankäufe, lielsen sich trotz der
reichen Zuflüsse nur dadurch bewirken, dal's ein
Theil der für 1873 bestimmten Mittel in An-
spruch genommen wurde, so dals in diesem Jahre
Manches noch zur Zahlung und in Rechnung
kommen wird, was schon 1872 ins Museum auf-
genommen wurde, darum aber auf eine namhafte
Fortbildung verzichtet werden mufs.
Mit innigem Schmerze hat die Anstalt am
Schlüsse dieses Berichtes noch den Tod ihres
Gründers, des Freiherrn v. u. zu Aufsefs, zu ver-
zeichnen, der am 6. Mai v. J. aus dem Leben ge-
schieden. Wenn er auch schon vor 10 Jahren
die Leitung der Anstalt niedergelegt, hatte er
doch als Ehrenvorstand noch stets im Verwal-
tungsausschusse mitberathen. Einen anderen Ver-
lust hat dieser Ausschufs durch den Austritt des
Herrn Reg.-Rathes Th. v. Karajan in Wien erlitten.
Seit Veröffentlichung des Jahresberichts für 1871 sind zu den Unterstützungen des germanischen Museums folgende, und zwar als Jahresbeiträge
neu hinzugekommen:
Von Staatskassen.
fl. kr.
Deutsches Reich (früher 14000) 28,000 —
Von regierenden Häusern.
Bayern, König Ludwig IL, Majestät
(auf weitere 5 Jahre) 720 —
Liechtenstein, Fürst Johann, Durch-
laucht (auf weitere 10 Jahre) 50 —
Sachsen, König Johann, Majestät
(auf weitere 3 Jahre) 350 —
Von öffentlichen Kassen, Städten etc.
Altenburg, Stadtgemeinde 8
Anklam, Stadigemeinde 8
Aussee, Marktgemeinde 1
Baden (Baden), Stadtgemeinde 10
Ballenstedt a. Harz, Sladtgemeinde 3
Bautzen, Stadtgenieinde 8
Bayreuth, Distiiktsgemeinde 10
Blankenburg, Stadtgemeinde 1
Brüx, Stadlgi-meinde 5
Bückeburg, Stadtgenieinde 8
Bunzlau, Stadtgemeinde 5
Burgsteinfurt, Stadtgemeind© 3
Calbe a. S., Stadigemeiude 5
Crailsheim, Stadtgemeinde 3
Diez, Stadtgemeinde 1
Dingolting, Stadtgemeinde 1
Dresden, Stadtgenieinde 43
Duisburg, Stadtgeraeinde 1
Durlach, Stadtgemeinde 5
Eisfeld, Stadtgemeinde 3
Enns, Stadtgenieinde 5
Friedberg i. W., Stadtgemeinde 5
Gardelegen, Stadtgemeinde 1
Germersheim, Distriktsgemeinde 25
Gielsen. Stadtgemeinde 5
Glpiwitz, Stadigemeinde 5
Glückstadt. Stadtgemeinde 7
Goslar, Stadtgemeinde 8
Grein a. D., Stadtgemeinde 1
Graudenz, Stadtgenieinde 3
Hechingen, Stadtgemeinde 2
Herford, Stadtgemeinde 5
Höchstadt a. A., Distriktsgemeinde l5
45
45
10
30
45
10
50
45
15
30
15
45
45
45
45
45
10
30
40
15
45
16
45
40
Jever, Stadtgenieinde 5
Ilmenau, Staütgemeinde 1
Immenstadt, Stadtgemeinde 2
Kaiserslautern, Stadtgemeinde 10
Handel. Distrikt.^geineinde 25
Klagenfurt, Stadtgemeinde 11
Kreuznach, Stadigemeinde 5
Lahr, Stadtgemeinde 8
Landau (Pfalz), Distriktsgemeinde 10
Langensalza, Stadtgemeinde 5
Lennep, Stadtgemeinde 7
Liegnitz, Stadtgemeinde 8
Linz, Stadtgemeinde 11
Lohr. Stadtgemeinde 5 —
Ludwif^sbalen, Stadtgemeinde 5 —
Lüneburg, Stadtgemeinde 17 30
Mainbeiniicim. Sladtgemeinde 8 45
Mainz, Stadtgemeinde 20 —
Michelstadt, Stadtgemeinde 1 —
Miesbach, Distriktsgemeinde 16 —
Minden, Stadtgemeinde 3 30
Monheim, Stadtgemeinde 1 45
Moosburg, Stadtgemeinde 2 —
Neckarsulm, Oberamtscorporation 10 —
Neubrandenburg. Stadtgemeinde 5 15
Neuburg a. D.. Stadtgemeinde 10 —
NeuÖtting, Stadtgenieinde 2 —
Neusalza, Stadtgemi inde 2 20
Neustadt a. S., Stadtgemeinde 2 —
Ochsenfurt, Stadtgemeinde 3 —
Olmütz, Stadtgenieinde 11 40
Oels, Stadtgemeinde 5 15
Oelsnitz, Stadtgemeinde 1 45
Oettingen, Stadtgemeinde 2 —
Parchim, Stadtgemeinde 8 45
Plauen, Sladtgemeinde 8 45
Posen, Stadtgemeinde 26 15
Rastatt. Stadtgemeinde 10 —
Regensburg, Distriktsgemeinde 15 —
Reiehenbach i. V'., Stadtgemeinde 3 30
Ribnilz, Stadtgemeinde 3 30
Rostock. Stadtgemeinde 17 30
Roth. Stadtgemeinde 3 30
Rndolstadt, Stadtgemeinde 2 —
Saalt'eld, Stadtgemeinde 5 —
Saarbrücken. Sladtgemeinde 7 —
Schleswig, Stadigemeinde 7 —
Schongau, Stadtgemeinde 1 30
Schweinfurt, Distriktsgemeinde 30 —
Schwetz. Stadtgemeinde 3 30
Soest, Stadtgemeinde 8 45
Spandow, Stadtgemeinde 8 45
Spremberg, Stadtgemeinde 8 45
Stavenhagen, Stadtgemeinde 5 50
Strehlen, Stadtgemeinde 3 30
Suhl, Stadtgemeinde 3 30
Teplitz, Stadtgenieinde 23 20
Tölz, Distriktsgemeinde 10 —
Töl?, Markt gemeinde 8 —
40
30
30
50
15
45
45
15
35
fl. kr.
Tuttlingen, Stadtgemeinde 3 30
Uffenbeim, Distriktsgemeinde 10 —
Vlllach, Stadtgemeinde 5 50
Villingen, Stadtgemeinde 5 —
Weiden, Stadtgemeinde 3 —
Weidenberg, Distriktsgemeinde 5 —
Weinheim, Stadtgemeinde 3 30
Werneck, Distriktsgemeinde 30 —
Wesel, Sladtgemeinde 7 —
Wien, Stadigemeinde 116
Wiesbaden, Stadtgemeinde 17
Wismar, Stadtgemeinde, (auf wei-
tere lu Jahre) 17
Wolfenbüitel, Stadtgemeinde 5
Wolgast. Stadtgemeinde 5
Wönh. Distriktsgemeinde 5
Zeitz, Stadtgemeinde 8
Zschoppau, Stadtgemeinde 8
ZüUichau, Stadtgemeinde 5
Von Stiftungen.
Nürnberg, J. C. v. Schlüsselfelder-
sche Familien-Stiftung (statt frü-
her 15 fl. — kr.) 25 —
Von Vereinen, Gesellschaften etc.
Alsenz, Casinogesellschaft 3 —
Chur, histor.-antiquar. Gesellschaft
Fürstenfeld (Steiermark), Deut-
scher Verein
Göppingen, Handels- u. Gewerbe-
verein
Obermoschel, Casinogesellschaft
Heilbronn a. N., Aktiengarten-
verein
Von Privaten.
Aign, Pfarrer, in Mimbach (Pfalz)
Albers, Heinr.. in Damburg
Albrecht, Oberamtsaktuar, in Gail-
dorf
Alippi, Polizeikommissär, in Ars
Andre, G. , in San Jos6 (Costa
Rica)
Arendt, Felix, Zahnarzt, in War-
schau
Arnthal, J., in Hamburg
Arntbal, Rudolph, Banquier, in
Cassel
Aschrott, Fabrikant, in Cassel
Asimont, Eduard, k- Landgerichts-
assessor, in Brück
Bacher, Alexander, Dr. in Stutt-
gart
Back, Elkan, Fabrikant, in Profs-
nitz
Ballerstedt, Hofprediger,in Bücke-
burg
Barth, B., Rechtsanwalt, in Augs-
burg
Barth, Julius, Inspektor, in Mor-
genroth
Barthelmefs, Reichard, Dr. med.,
in Nürnberg
Bauer, Gottl.., Korbhändler, i. Lich-
tenfels
Baumann, Lehrer, in OberbÖhms-
dorf (statt früher iT'hkr.)
Baumüller,Lieutenant imk. bayr.
4. Inf.-Reg., in Metz
Beck, Adolf, Kaufm., in Schwein-
furt
Becker, A., Fabrikdirektor, in
Nordhausen
Becker, E., in San Jo=i6
Becker, H. . Kaufmann, in Heil-
bronn a. N.
Beer, Eduard, in Profsnitz
Beez, Dr., Gymnasiallehrer, in
Plauen
Bender, Dr., Gymnasiallehrer, in
Büdingen
Berend, Moritz, Kaufm., in War-
schau
Bergbeimer, Isidor, Kaufmann,
in Nürnberg
Bergleiter, Heinr., Professor a. ev.
Obergymnasium Ä. B. , in Her-
mannstadt
Berlage. Domvikar, in Osnabrück
Bernhardt, L., Oberpfavrer, in
Schmalkalden
Beughem, v., Hauptmann, in Det-
mold
Beyer, Gg., Veterinärarzt, in Wer-
neck
BeyersdorflF jun., in Beuthen
Bezold, V., k. Bez.-Ger.-Rath, in
Augsburg
BezzenUerger, Dr., Reg.- u. Schul-
rath, in Merseburg
Bieder, Dr., Arzt, in Worms
Bier, Fabrikant, in Büdingen
BierhaU, A, , Conditor, in Nürn-
berg
1
45
1
1
45
10
40
3
52
30
1
3
45
30
1
—
1
45
1
10
1
45
1 45
1
—
-
35
45
-
10
45
40
10
10
-
52
30
10
45
45
10
10
-
45
Bischoff", Assistent a. d. k.Remon-
teansialt in Fürstenfeld
Bischoflshausen, L. v., Direktor,
in Cassel
Bitthäuser, F. J., k. Forstgehilfe,
in Werneck
Blefsmann, Carl, in Fürth
Bockenheimer, Dr., gr. Bez.-Ger.-
Rath, in Mainz (statt früher l fl.
4.^ kr.)
Bodelschwingh v., Oberpräsident,
in Cassel
Bomhard, Domänenamtmann, in
Caslell
Borger, k. Advokat, in Straubing
Boyneburgk, Almar, Reichsfrei-
herr V., in Eisenach
Brandl, Dr., in Klagenfurt
Brassert, Dr., k. Berghauptraann,
in Bonn
Braun, Rechtsanwalt, in Augsburg
Breland, Carl, Kaufmann, in War-
schau
Brendel, Dr. med., in Montevideo
Brenkmann, k. Rentbeamter, in
Beilngries
Brettel, Dr. med., in Büdingen
Brofsmann, Kaufmann u. Stadt-
rath. in Schleiz
Buchmann, A. C, in Hamburg
Buchner, D. Ludw. , k. Rentbe-
amter, in Eichstätt
Buchoitz, Regierungspräsident, in
Eutin
Buhl, Apotheker, in Gaildorf
Bullheller, Casp., Funktionär, in
Werneck
Bulln heimer, Moritz, Braumeister,
in Nürnberg
Burger, COnimissär, in Cahla
Burhenne, Jul.,Bürgerm., Rechts-
anwaltu. Notar, in Schmalkalden
Busch sen., in Aselage
Cahen, T., Kaufm., in Warschau
Cagesius, Gust., Prof. a. d. evang.
Oberreaisch. in Hermannstadt
Calmus, Paul, Fabrikbesitzer, in
Berlin
Chapeaurouge, de, Dr., Oberge-
richtsraih, in Hamburg
Clason, Dr.. in Rostock
Claul's, Kaufmann, in Hohenstein
Cnopf, A., Dr., Bez. -Ger. -Accessist,
in Nürnberg
Cornizelius, Gg., Maler, in Hanau
Cösfeld, Ed., in Bielefeld
Crämer, Assistent a. d. k. Remon-
teanstalt, in Fürstenfeld
Crull, Fr., Dr., in Wismar
Culmbacher, Heinr., Hotelbesitzer,
in Meiiiingen
Czepelak, Job., k. k. Gymnasial-
professor, in Leitnieritz
Däche, Wilh., Stadtschreiber, in
Schmalkalden
Dauer, Rechtsanw., in Reutlingen
Deibler, J., Assistent a. d. k. In-
dustrieschule, in Nürnberg
Deimling, C, Dr., Professor, in
Mannheim
Dessauer, Direktor, inÄschaÖ'en-
burg
Dethen, v., Kreisrichter, in Hamm
Detzel, Heinr., Vikar, in Zipplingen
Develey, J. C, Fabrikbesitzer, in
München
Dimmling, Edelsteingraveur, in
Berlin
Dingler, Jul., Fabrikbesitzer, in
Zweibrücken
DÖbner, Baumeister, in Meiningen
Döbner, Rechtsanw., in Sonneberg
Doli, P. J., k. Notar, in Werneck
DÖmling, Landger -Rath, in Metz
Dörschlag, Prof. a, d. ev. Ober-
real-schule in Heimannstadt
Dreclisel, Gg., Rittergutsbesitzer,
in Isigau
Drzezga, Controleur, in Pauls-
grube
Dünzelmann, Dr., Lehrer, in
Bremen
Durst, Buchdruckereibesitzer, in
Kempten
Ebel, Eugen, in Berlin
Eberhard, Reallehrer, in Tauber-
bisehof^lieim
Ebner. Jak., Dr., in Olmütz
Eckart, Friedr., k. Gerichtsvoll-
zieher, in Weineck
Eckhard, Heinr., k. Notar, in Pir-
masens
Eckholtt, Seminardirekt., in Oster-
burg
Eichel, Friedr-, Kaufm., in Schmal-
kalden
fl. kr.
1 —
1 45
1 —
2 —
1
1
30
3
1
30
10
1
1
45
9
2
20
1
1
—
10
35
30
1
—
1
1
45
1 45
1
45
1
45
3
44
-
35
1
45
8
45
1
45
1
45
3
1
—
1
—
1
3
30
1 10
1 45
1 —
45
45
—
-
45
—
10
45
-
35
45
10
45
—
10
-
-
45
45
Eichleiter, Buchdruckereibes., in
Brück
Einaigl, Alois, k.k. Notar, in Prols-
nitz
Eisner, isidor, in Beuthen
Elfner, Oberamtsrichter, in Tau-
berbischofsheiiTi
Eliason, Kaufmann, in Beuthen
Engel, M., in Berlin
Eschwege, A., Kaufm., in Berlin
Ettwfcin, Friedr., Geometer, in
Freudenstadt
Ewald, Ernst, Maler, in Berlin
Eyrich, Th , Architekt, in Nürn-
berg
Faber, k. Bezirk-samtmann und
Eeg.-Rath, in Ansbach
Feiler, Pfarrer, i. Reichenschwand
Ferber, Regier.-Accessist, iuNürn-
berg-
Ferber, R. H., Dr., in Hainburg
Fils, Geometer, in SaaU'eld
FJschbach, Friedr., Lehrer a. d.
k. Akademie in Hanau
Fischer, k. Pfarrer, in Roth a. S.
Fleischner, Oskar, Kaufmann, in
Dinkelsbühl
Fleraisch, Rechtsanw., in Augsburg
Forkenbeck, Oskar v., Gutsbesi-
tzer, in Aachen
Forster, Jak,, k. Stadtpfarrer, in
Greding
Freudenberg , Maschinenmeister,
in Lipine
Freyberg, Freiherr v., Ritterguts-
besitzer, in Wittenberg
Friedrich, Dr., Professor, in Reut-
lingen
Fries, Friedensrichter, in Verny
Fritsch, P., Rechtsanwaltswittwe,
in Erlangen
Fugger- Babenhausen, Carl Graf,
k. k. Oberst, in Klagenfurt
Fulda, R., Hüttenbes., in Schmal-
kalden
Furtenbach, von, k. Stadtrichter,
in Nürnberg
Gabler, Präsident der General-
Commission, in Merseburg
Gäiisler. Eduard, Apotheker, in
Dmkelsbühl
Gaf>maiin, Leop., k. k. Bezirks-Ad-
junkt, in Aussig a. E.
Gebhardt, k. Staatsanwalt, in
Fürth
Gehring. Dr., rechtskund. Burger-
meist-r, in Landshut
Geissen, Heinr., Bijouteriefabri-
kant, in Hanau
Glaser, Bez. -Ger.- Assessor, in
Hamburg
Gläfsner. Apotheker, in Cassel
Glock, Zeichnenlehrer, in Nürn-
berg
Glock , M., Bürgerschuldirektor,
in Fürstenfeld (Steiermark)
Godefi'roy, Ad., in Hamburg
Gödsciie, Otto, Vorlagsbuchhänd-
ler, in Berlin
Golcher, V. H., in San Jos6
Goldseheider, Sigm., Kaufmann,
in Profsnitz
Goldsehmidt, R. E., Kaufmann,
in Cassel
Goldsehmidt, S. S., Rentier, in
Cassel
Goldstein, Restaurateur, in Mor-
genroth
Gomperz, Jul., Handelskammer-
präsident, in Brunn
Görgens, Dr., Professor, in Metz
Göring, Hugo, Dr. phil., in Nürn-
berg
Golser, Arnold, Korbhändler, in
Liehtenfels
Gottschalk. Conr., Gastwirth und
Brauereibesitzer, in Brand
Götz, Gg., Kaufm., in Nürnberg
Götz, Gust., Commis, in Nürnberg
Götzersdorfer. Jos., Prof. a. d. k.
k. Oberrealschule Schottenfeld
in Wien
Graf, k. Landrichter, in Greding
Greuner, Heinr, Rechtsanwalt u.
Notar, in Lobenstein
Gries, H., Dr., in Hamburg
Griesheim, v., Oberstlieutenant,
in Detmold
Griesheim, Arthur v., Fabrikant,
in Cassel
Gritzner, Dienten, a. D., in Berlin
Gros, Dr.,prakt. Arzt, in Werneck
Grün, Obergerichtsschreiber, in
Augsburg
Grünewald, Friedensrichter, in
Metz
fl. kr.
2
1
20
10
45
45
45
45
30
45
45
30
45
-
10
45
10
45
—
20
45
45
45
-
10
-
10
—
45
45
35
45
8
10
45
45
45
50
45
—
—
30
45
12
10
10
45
10
30
45
-
45
Grützner, Bergverwalter, in Sa-
niU('lsf;lüek
GiifsetVki, E., in Hamburg:
Guterinann, v., Rechtsanwalt, in
groJsh. Notar, in Op-
rt. kr.
Augsburg
i, H. X,
Haas,
penbeim
Habenicht, Dr., Gymnasiallehrer,
in Flauen
Habersang, Postdirektor, in Son-
neberg
Habich, Bauunternehmer, in Beu-
then
Haitinger, k. Bezirksamtmann, in
Sonthofca
Hamm, Friedensrichter, in Metz
Uänschke, Rechtsanw., in Brom-
berg
Hartlfnberg, v., Regierungspräsi-
dent, in Cassel
Harnier, A^lo'p'i' ^^■■> Arzt, in
Cassel
Harnier, Wilhelm, Dr., Arzt, in
Casisel
Hartenstein, G., Firma, in Cann-
statt
Hartmann, Fr. S. , k. Gerichts-
schreiber, in Briick
Hartwig, k. Post- u. Bahninspek-
tor, in Ansbach
Hattemer, Roman, k. Bezirksamts-
assessor, in Dinkelsbühl
Hauck, Bezirksgeomter, in Son-
neberg
Hecht, E., Ingenieur, in Nüniberg
Heehtel, k. Rentbeamter, in VVer-
neck
Heehtel, Heinr., k. Postexpeditor,
in Werneck
Heck , Lehramtspraktikant , in
Tauberbischofsheim
Hegel, Gymnasiast, in Erlangen
Heinel, Carl, Etuistabrikant, in
Hanau
Heine, v., Geh.Hofrath, in Cann-
statt
Heitniann, Hauptm., in Detmold
Helflf, M. , Bürgerschullehrer, in
Fürstenfeld (Steiermark)
Heller, Sigm. , Rechtseoncipient,
in Nürnberg
Hennighausen, Wilh., Fabrikbe-
sitzer, in Nürnberg
Henschel , Commerzienrath , in
Cassel
Hentze, F., Particulier. in Cassel
Hennann, Dr., in Aschaffenburg
Herrings, E. J. , Guts- und Berg-
werksbebitzer, in Rattelsdorf
Hertling, v., Regierungsaccessist,
in Büdingen
Herzfelder, Rechtsanw., inAschaf-
fenburg
Hefs , W. , k. Rentbeamter , in
Hersbruck
Hettig, Lorenz, k. Maschinenmei-
ster, in Nürnberg
Heyden, F. v., Maler, in Berlin
Heyroth, C, Kassendirektor, in
Zwickau
Hildebrandt, Pastor, in Mieste
Hildebrandt, A. M., Heraldiker,
in Mieste
Hirschmann, Job., Gastwirth, in
Nürnberg
Hotfmann, Pfarrer, in Feucht
Hoffmann, A., Justizrath, in Lo-
bensteiu
Hofmann, Herrn., Turnlehrer, in
Brunn
Hofmann, Nikolaus, Fabrikant, in
Nürnberg
Holler, J., Gemeinderath, in Für-
stenfeld (Steierm.)
Holtzmann, Professor, in Heidel-
berg
Holzer, Carl, Ziegeleibesitzer, in
Brück
Hopf, Steph., Kaufm., in Nürnberg
Homburg, Dr., Prof., in Metz
Horschütz, Kaufmann, in Cassel
Hoverden, Graf, in Berlin
Hübbe, W., Dr., in Hamburg
Huber, H., Kaufm., in Nürnberg
Hübner, Rechnungsführer, in
Werneck
Hübsch, Gg., Oberschreiber, in
Werneck
Hundegger, Leop., Advokat, in
Fürstenfeld (Steierm.)
Imme, J., Buchhändler, in Berlin
Jacob, Louis, Kaufmann, in Son-
neberg
Jacobson, Ferd., in Hamburg
Jahn, K., Gerichtsrath, in Bautzen
Janik, Bergverwalter, in Morgen-
roth
Jantzen, Eduard, Kaufmann, in
Warschau
Jantzen, William, Kaufmann, in
Warschau
45
-
-
10
10
45
45
-
30
45
45
15
~
-
-
10
45
-
-
-
-
10
85
12
30
30
45
-
-
30
-
3
30
1 45
1 —
1 —
2 —
1 45
1 45
1 45
1 45
1 45
30
20
45
10
45
45
52
52
Janas, Fräulein, in Eutin (statt
frülier i 11. -I.^))
Joel, Rethtsanwalt, in Bromberg
Johanning. Carlo, in San Jo86
Johns, F... Senator, in Hanilnirg
Jordan, Kechiuingskommissar, in
Ansbach
Joescbe , Oskar, Kaufmann, in
Warschau
Joseph, Banquier, in Michelstadt
(statt früher 30 kr.)
Jung, Ingenieur, in Noveant
Jusczyk, Rentier, in Beuthen
Just, Markscheider, in Beuthen
Kalkmann, H. 1). in Hamburg
Kappesser, Pfarrer, in Alscnz
Karl, Zahnkünstler, in Bozen
(Dieser Beitrag wurde bereits seit
iHGlt geleistet,)
Kataenberger. Dr., k. Bezirksarzt,
in Werneck
Kelber, Pfarrer, in Forenbach
Keller, Professor, in Saalfeld
Kellinghusen, A. H., Dr, in Ham-
burg
Kefsler, Lieutenant im k. bayer.
4. Inf.-Reg., in Metz
Kiefsling, Professor, in Hamburg
Kilian, Bezirksgeoineter, in Lich-
tenfels
Klein, E., in Fürth
Klein, Karl, Pfarrer, in Frösch-
weiler
Klinger, Franz, Redakteur der
Zeitschr. d. allg.österr. Apothe-
kervereins, in Wien
Knauch, Edmund, Fabrikant, in
Orlamünde
KnÖhr, Adolto, in San Josö
Koch, Dr., in Berlin
Koch, Konsul, in Berlin
Koch, Otto, Kaufmann, in Stendal
Kolecka, Rentamtsassistent, in
Scbeinfeld
Konnerth, Prof. a. d. ev. Ober-
realschule in Hermannstadt
Kopf, Hauptmann im k. bayer. 4.
Inf.-Reg., in Metz
Kopp , Amtmann , in Tauberbi-
schofsheim
Kopper, Arturo, in San Jos6
Krause, Rentner, in Alsfeld
Krause . Ludw. Chrn. Maler u.
Zeichnenlehrer a. Gymnasium
zu Torgau
Kretschniayer, Dr., Direktor der
höhern Töchterschule und des
k. k. Lehrerinnenseminars in
Brunn
Kreufsler, Dr., Rektor u. Profes-
sor, in Bautzen
Krichel, Dr., Professor, in Metz
(statt früher i fl.)
Kröber, Karl, Kaufmann, in Nürn-
berg
Krom, Privatier, in Nürnberg
Krömer, Kreisrichter, in Beuthen
Kropff, Baron von, auf Zeutsch
Krug, Gg., Rechtsanwalt, in Gla-
deubach
Kublan , Heinr., k. Gerichtsvoll-
zieher, in Staffelstein
Küchler, Pfarrer, in Braunsdorf
Kuhlgatz, Dr., in Bückeburg
Kühlniann , Hauptmann im k.
bayex'. 4. Inf.-Reg., in Metz
Kuhn, Dismas, Dr., k. k. Professor
der Geburtshilfe, in Salzburg
Kuntze, Fr., Stadtrath, in Nord-
hausen
Lampe, C. , Dr., sen., Kaufmann,
in Leipzig
Landau, Heinrich, Kaufmann, in
Coblenz
Langfeldt, Landbaumeister, in Ro-
stock
Lappenberg, A., Dr., in Hamburg
Larcke-Starckenfels, v., Major, in
Berlin
Leipold, J., Pharmazeut, in Höch-
stadt a. A.
Lenz, Pet. , Bildhauer, in Nürn-
berg
Leopold, Administrator d. k. Re-
monteanstalt in Fürstenfeld
Leuckardt, k. sächs.Oberamtsrath
u. Gutsbesitzer, in Dresden
Lewin, Phil., in Olmütz
Libas. Adolf, Banquier, in War-
schau
Liebich, B., in Nürnberg
Limmer, Bauinspektor, in Reut-
lingen
Linke, Bauinspektor, in Beuthen
Lippert. D., in Hamburg
Lips, Mitprediger, in Giefsen
Lochbühler, Amtsrichter, in Tau-
berbischofsheim
Lo6, k. Studienlehrer, in Neu-
burg a. D.
Löffelholz, Frhr. y., Premierlieu-
kr.
80
16
—
45
10
45
30
1
—
5
50
10
40
45
45
10
35
45
1 10
1 10
1 45
1 45
10
45
45
10
35
45
45
10
45
30
45
45
30
1 45
1 SC
1
45
1
10
46
40
1
—
1
_
1
45
8
45
tenant im k. bayer. 4. Inf.-Reg.,
in Metz
Lohe, Hütclhesitzer, in Salzburg
Lommer, Advokat, in Orlamündo
Luntz, Vikt.. Architekt am Rath-
hausbau in Wien
Lutz, H., in San Jos6
Lützenberger, Wilb. v., in Wüst-
pbül
Lnx, Buchhalter, in Werneck
Maier, Pet., Mechaniker, in Nürn-
berg
Mandel, Frau, in Berlin
Marckhart, Pet. Paul, Kaufmann,
in Inimenstadt
Martens, J. F., in Hamburg
Masucb, Major, in Worms
Matsen, O., Dr., in Hamburg
Manch, F., Dr., in Güpjnngen
May, Dr., Arzt, in Wuims
Mayrhofer, Rechtsanw., in Augs-
burg
Meding, II. v., Rittergutsbesitzer
auf Horst (Altmark)
Meinecke, Gustav A., in San Jos6
Mendel-Steinfels, H., Reichsritter
V., in Wüstphül
Merkel, Oskar, in Efslingen
Merkle, K., Geometer, in Greding
Metsch, E. D., Weiuhändler, in
Kitzingen
Mettenleitner, Staatsanwaltssub-
stitut, in Augsburg
Meyei*, v., Minister, in Cassel
Meyer, A. O., in Hamburg
Meyer, F. Max, in Hamburg
Meyer, Karl, Kaulmann in Nürn-
berg
Michahelles, Bez.-Ger.-Rath, in
Augsburg
Michitsch, Kaufmann, in Leit-
meritz
Minnigerode, Baron v., Premier-
lieutenant der Gardes du Corps,
in Berlin
Möckel, Baumeister, in Zwickau
Möller, Heinr., k. Landrichter, in
Staöelsiein
Möratb, Ant. , fürstl. schwarzen-
berg. Archivbeamter, inSchwar-
zenberg
MörbitK , Jul., Fabrikbesitzer, in
Bautzen
Mühlbacher, Paul, Gewerkschafts-
u. Gutsbesitzer, in Klagenfurt
Müller, Rechtsanw., in Augsburg
Müller, Dr., Pastor, in Lobsdorf
Müller, Ad., Oberförster, in Gla-
denbach
Müller, A., k. Notar, in Greding
Müller, H. A., Dr., ordentl. Leh-
rer a. d. Haupt^chule in Bremen
Müllner, G., iu San Jos6
Nädelin, Dr.^ in Cannstatt
Nagell, Hofapotheker, iu Cassel
Nebe, Rechtsanwalt, in Zeitz
Nebelthau, Oberbürgermeister, in
Cassel
Netzle, A-, Studienlehrer, in Zwei-
brücken
Neubert, Bergdirektor, iu Schmal-
kalden
Noll, Rentner, in Giefsen
Nonnenmaeher , Reclinungskom-
missär, in Ansbach
Nowak, Hauptreudant, in Beutben
Oeynhausen, (iraf von, in Berlin
Opacher, Ludwig, Kaufmann, in
Salzburg (f)
Ostwald, Moritz, Kaufmann, in
Nürnberg
Otto, Edelsteingraveur, in Berlin
Pabst. Geh. Reg.-Rath, in Cassel
Papellier, Heinr., k. Stadtger.-As-
sessor, in Nürnberg
Parrot, Dr., in Castell
Parthe, J.. Dr., Direktor des k. k.
Realgymnasiums.in Brunn (statt
früher 1 fl. 10 kr.)
Partowitz, Otto, Kaufmann, in
W'arschau
Paul, J. E.. in Hamburg
Pereira , Viktor Baron von, in
Bergheim bei Linz
Peritzhoff, v. , Hauptmann im k.
bayer. 4. Inf.-Reg., in Metz
Peters, Justizrath, in Cassel
Pfaff, Finanzassessor, in Stuttgart
Pfeiffer, Gust., Baiiquier,in Cassel
Pfeiffer, L., Banquier, in Cassel
Pferschy , L., Gemeinderath, in
Fürstenfeld (Steierm.)
Pflaum, Alexander, in Stuttgart
Pflaum, Moritz, in Stuttgart
PichlhÖfer, Bezirksschulinspektor,
in Fürstenfeld (Steierm.)
Pobig, Kammerregistr., in Schleiz
Pochhammer, k. pr. Hauptmann u.
Compagnie-Kommand. im ost-
preufs. Pionn.-Bataill. Nr. 1, in
Danzig
fl. kr.
Föhlmann, Rechtsanw., in Angs-
1 45 bwg
1 45 Pöhlmann, Robert, Stud. bist., in
1 45 Nürnberg
Prätorius, L. Chr., Dr., prakt. Arzt
5 50 u. ChefRedakt. d. UR-diz.-chirur.
2 8 Centralblattes, in Wien
Preyer, Professor, in Jena
1 — Prinstner, Job., Gutsbesitzer, in
l — Beiingrics
Probst, Adolf, Fabrikbesitzer, in
1 — Immenstadt
1 45 Proniber, Ad-, Dr., Advokat, in
Brunn
1 — Putz, Rechtseoncipient, in Augs-
10 30 bürg
1 — Quaas, Buchhändler, in Berlin
3 30 Rappold, Pfarrer, in Rüdcnhausen
1 — Rascher, Dr., Medizinalrath , in
1 — Zwickau
Raven6, Geh. Commerzienrath, in
1 30 Berlin
Reach, Phil., in Prag
1 45 Rehm, A., Dr., Kreisphysikus, in
4 16 Schmalkalden
Reiche, Dr. , Consistorialrath , in
1 — Bückeburg
3 30 Reifl", Kaufmann, in Hohenstein
l —. Renner, k. Post- u. Bahnexpedi-
tor, in Waigoldshausen
1 45 Renner, Friedr. , Dr., Rechtsan-
walt, in Cassel
1 — Renz, Dr., in Wildbad
1 45 Reyscher, Professor, in Cannstatt
17 30 Rhön, Baumeister, in Burtscbeid
5 15 Richter, Ferd., Assessor, in Lo-
benstein
1 45 Richter, J. F., in Hamburg
Riedl, E., Bürgersehullehrer , in
1 — Fürstenfeld (Steierm.)
Rigann, H., Kaufm., in Leipzig
1 10 Riotie, Walter C, in San Jos^
Rittelmeier, Pfarrvikar, iu Hap-
purg
1 45 Ritter, G., Pfarrer, in Hamburg
1 45 Rittershausen, A., Kaufmann, in
Cassel
1 — Rittmann, Alex., Dr., prakt. Arzt,
in Brunn
Rochelt, A., Dr., k. k- Notar, in
2 — Leitmeritz
RÖder, Jos., Kaufmann, in Ans-
1 45 bach
Rödiger, Friedr., Bijouteriefabri-
kant, in Hanau
Rohrmoser, Erno., in San Jose
Romberg, Kaufm., in Meiningen
Romeis, k. Studienrektor, in Neu-
burg a. D.
Rönsch, Herrn., Diakonus u. Pfar-
rer, in Lobenstein
Roosen, H., in Hamburg
Röscher, Dr., Oberlehrer zu St
Afra in Meilsen
Roth, E., Kaufm., in Meiningen
Rothfels, Jeremias, Partikulier,
in Cassel
Rottberger, Ign., Buchdrucker, in
Prolsnitz
Ruhle, F. G., Dr., in Hamburg
Rümelin , Caraeralverwalter, in
Gaildorf
Rummel, Frau Kriegsrath, in
Mergentheim
Rummel. Frhr. v., k. Rittmeister,
in Nürnberg
Runde, Justizrath, in Eutin
Rupprecht, Materialienverwalter,
iu Morgenroth
Sack. Regiernngssekr. , in Augs-
burg
Sand, O., Pröfess., in Zweibrücken
Sattler, Dr.. Assistenzarzt im kgl.
bayer. 4. Inf.-Reg., in Metz
Sauer, Valentin, Pfarrcuratus, in
Werneck
Schad, Gg., Braumeister, in Saal-
feld
2 20 Schade, Herm. , Hütten- u. Gru-
benbesitzer, in Zeitz
1 52 Schädler, Oekonom, in Staufen
7 _ Scharf, Hugo, Kaufm., in Leipzig
Scharnberger, Maschinenmeister
3 30 a. d. Ostbahn, in Nürnberg
Schaubach,Archidiakonus,in Mei-
1 45 ningen
1 45 Schäzler, Gg. E. , Feinblattgold-
1 _ fabrikant, in Nürnberg
1 45 Scheel, Buchdruckereibesitzer, in
1 45 Cassel
Scheitele, C. F. G., in Hamburg
_ 21 Scheler, Alb., Diakonus, in Öaal-
1 45 feld
1 45 Scherer, Pfarrer, in Fürth (statt
früher i fl.)
_ 14 Schieck, R., Justizamtmann , in
— 171/2 Lobenstein
schiele, Dr., Collegienrath, in Jena
Schierenberg, G. A. B., in Detmold
Schiffmann, Albin, Rechtsanwalt
5 — u. Notar, in Lobenstein
fl. kr.
1 10
2
20
30
45
__
—
45
32
—
45
45
45
-
30
45
45
12
45
45
10
45
45
12
—
2
20
45
1
45
5
—
1
10
1
1
1
45
1
45
3
1
30
10
1
45
1
1
45
45
1
45
1
1
1
1
45
45
8
52>/j
45
3
10
35
30
40
3
30
30
45
20
10
-
24
45
14
521b
45
45
10
30
-
-
45
—
12
45
-
-
30
3
2
3
30
30
2
-
1
—
1
30
1
3
45
30
-
SO
1
30
1
1
1
10
45
10
Schiffmann, Jobst, Direktor des
Stadt. Mus. Carol. - Augusteum
in Salzburg
Schilling, Albert, Weinhändler,
in Sulzburg
Schimmelpfennig, Th., Amtsricht.,
in Schmalkalden
Schindler, Advokat, in Cahla
SchleÜ'sner, Aug., Silberwaaren-
fabrikant, in Hanau
Schlosser, Gg., Diakonus, in Gerns-
heim
Schlotterbeck, Privatier, in Stutt-
gart
Schmid, U. Staatsan w., in Ansbach
Schmidt, Jul., Kaufmann, in War-
schau
Schmitz, H., Postsekretär, in Gla-
dcnbach
Schneider, Gust., Pfarrvikar, in
Weiboldshausen
Schneidewind, Fritz, in Nieder-
rossen
Schöniger, Fr., Apotheker, in
Nürnberg
Schöninger, Staatsanw., in Augs-
burg
Schott, Pfarrverweser , in Tau-
berbischofsheim
Schott , Pia rrverweser , in Hers-
bruck
Schotten, Dr., Obermedlzinalrath,
in Cassel
Schröter, L. O. von, in San Jose
Schubart, Dr., in Berlin
Schubart, Dr. med., in Cahla
Schubart, Julius, in Berlin
Schultze, Geh. Reg.-Rath, in Mer-
seburg
Schulz, Gustav, in Nürnberg
Schur, F., evang. Pfarrer, in Brunn
Schwaab, Carl, kais. deutscher
Vii^econsul, in Brussa
Schweigger, Dr. phil.. in Werneck
Schwenk, Reallehrer, inliaildorf
Schwenke, Dr., in Scbleiz
Sedlmayr, k. Appell. -Ger. Direkt.,
in Nürnberg
Seeliger. Emil, Prof. a. d. k. k.
Oberrealschule Schottenfeld in
Wien
Sehn, Vincent, in Konstanz
Semper, Otto, Fabrik., in Altena
Severinus, Rud., Professor a. d.
ev. Oberrealschule, in Her-
mannstadt
Seyler, Redakteur des Herold, in
Berlin
fl. kr.
10
-
45
—
-
30
30
12
44
-
-
-
30
-
-
-
30
45
10
40
45
45
45
45
—
20
45
—
52
—
—
17 V;
1
10
1
—
1
45
35
5
15
Siebert, Assessor, in Michelstadt
(stutt früher 30 kr.)
Sie^'er, ; rakt. Arzt, in Steinfeld
Siewczj'iisii., F.. Kaufm., in War-
schau
Sillem, R., Dr., Haniburp:
Simon, IL, Reallehrer, iu Schmal-
kalden
Skrzeczek, Spediteur, in Morgen-
roth
Sommerfeld, Hermann, in War-
schau
Spängier, Leop., k. k. Staatsan-
waltssubstitut, in Salzburg
Spear, Fabrikbesitzer, in Sonne-
berg
Stahel, Joseph, Prokurist, in Im-
menstadt
Stanley Booth, in Hamburg
Staudt, C. V., Privat., in Nürnberg
Steiner, Fridolin, Historienmaler,
in Nürnberg
Steinhäulsler, Eduard, Weinhänd-
ler, in Salzburg
Stein-Liebenstein , Frau Oberst
Freifrau v., geb. Freiin v. Schlot-
heim, in Schmalkalden
Steinmeier, k. Präparandenlehrer,
in Staffelstein
Stettiner, Moriz, Kaufmann, in Kö-
nigsberg i. Pr.
Stettner, Christoph, in Dresden
Stockfleth, A., Ur., in Hamburg
Streng, Direktor des Zellenge-
fangnisses in Nürnberg
Striedinger, Dr., Notar, in Krum-
bach
Sturm, Ed., Dr., Landesadvokat,
in Brunn
Sturm, Jak., Dr., prakt. Arzt, in
Lonnerstatt
Sutter, J., Gemeinderath, in Für-
stenfeld (Steierm.)
Taets von Ameiongen, Baron, in
Bonn
Tauchnitz, C. C, Privatmann, in
Leipzig
TauBkirchen, Graf, k. h. Ge-
sandter, in Rom
Teicbmann , -J. G. , Gürtlermei-
ster, in Nürnberg
Tesdorpf, A., Senator, in Hamburg
Theil, Rud., Dr., Gymnasialleh-
rer, in Mediasch (statt früher
35 kr.)
Thelemann, Frjedr., k. Bezirks-
amtsassessor, in Forchheim
Theobald, A., Dr., in Hamburg
fl. kr.
1
1
—
1
8
62
45
1
45
1
45
1
52
1
10
1
10
5
3
1
30
1
-
1
-
1
45
1
—
3
1
3
30
30
1
45
1
30
5
50
1
-
-
14
1
45
3
30
9
40
1
8.
45
45
1 —
3 30
Thorbecke, G., Lehrer, in Detmold
Thost, Gustav, Bergingenieur, in
Zwickau
Tbyriot, Friedr., Stadtbaumeister,
in Hanau
Trauttenbergcr , G. , Dr., evang.
Pfarrer u. Consenior, in Brunn
Trazberp:, Willi. Papjius v., Freih.
V. iiauehenzcll u. Laubenheri^,
k. b. Premierlieut. ä la Suite
U.Rittergutsbesitzer, in Immen-
stadt
Trenkle, Th., Vikar, in Eschenau
Tretzel. Rittmeister, in Nürnberg
Trieschet, Alb., Dr., Advokat, in
Prolsnitz
Troost, Frau Math., in A>etmold
Ulex, G. L-, Dr., in Hamburg
Ulrich, Eduard, Apotheker, in
Werneck
Ulrici, A., Kaufmann, in Berlin
Uttenhoven, JPreiherr v., Berg-
rath, in Sonneberg
Valette, Henri, in Berlin
Vogel, Kaufmann, in Nürnberg
Voigt, C, Hofgraveur, in Berlin
Voigt, J. F., Dr., in Hamburg
Volkart, Jul., in Berlin
Voltz, Adam, Bijouteriefabrikant,
in Hanau
Wachenfeld. E., Dr., prakt. Arzt,
in Schmalkalden
Waitz, Sif;ui. Fieih. v., in Cassel
Walter, Chrn., Stadtvikar, in
Nürnberg
Walter, Gg., Kaufmann, in Nürn-
berg
Warburg, Albert, in Altena
Warburg, J. R-, in Hamburg
Warburg, Sigm., in Hamburg
Warburg, S. R., in Hamburg
Warnecke, F., geh. exp. Sekretär,
in Berlin
Weber, Forstmeister, in Cassel
Weese, Ernst, Kaufmann, in War-
schau
Wegener, Theod., in Berlin
Wehrenbüld,J.D., Hüttenbesitzer,
in Gladenbach
Weiffenbach, Dr., Gymnasialleh-
rer, in Gladenbach
Weinmann, Rechtsconcipient, in
Augsburg
Weishaupt, Heinr., Bijouteriefa-
brikani, in Hanau
Weil's, k. Bezirksamtmann, in
Beiliigries
Weilershaus, Pfarrer, in Cleve
fl.
1
kr.
10
1
45
1
—
2
20
1 45
3 30
1 30
1 —
1 45
3 30
3 SO
3 30
1 45
1 45
1 52
1 45
1 45
1 —
1 —
1 —
1 —
1 45
Wenck, Wold.. Dr., Professor, in
Leipzig
Wendler, Justizamtm., in Schleiz
Wentzler, Reisender, in Nürnberg
Werkmann, Stadtpfarrer, in Uei-
tersheim
Werte. R., Dr. , k. k. Fabrikarzt,
in FUrstenl'eld (Steicrm.)
Werner, li., Realschuiie'arer, in
Schwerin
Wernicke, V. F., Kaufmann, in
Stendal
Wichmann, N. D., in Hamburg
Wieprecht. Alfr., in Nürnberg
Wild, Richard, Kaufmann, in
Warschau
Wilke, O., in Nürnberg
Willisch, Feodor, Buchhändler,
in Schmalkalden
Winckel, Dr. med., Univers.-Prof.,
in Rostock
Winkelsesser, B., Gymnasialleh-
rer, in Guben
Winkler, Cantor, in Bockwa
Wiskemann, Professor, in Hers-
feld
Wittich, Stadtrath, in Cassel
Wittioh, Assessor, in Berlin
Woletz, Flitz, Kaufm., inProfsnitz
Wolf, Sigm., Kaufm., in Profsnitz
Woltr, Kanzleidirektor, in Castell
Wolff, qu. Appell.-Ger.-Assess., in
Castell
Woltf, Fabrikant, in Nürnberg
Woermann, C , in Hamburg
Würz, Bezirksamtsassessor, in
Scheinfeld
Zaeharias, A. N., in Hamburg
Zacharias, J., Fabrikant, inNord-
hausen
Zajiczeck, Job., Bürgermeister, in
Prolsnitz
Zapf, Pfar.er, in Pirmasens
Zeller, Ludw., Kaufmann, in Salz-
burg
Zellfelder, Pfarrvikar, in Forch-
heim
Zellfelder, Vikar, in Werneck
Zenker, Professor, in Erlangen
Ziegler, k. Post- u. Bahnexpeditor,
in Stalfelstein
Zierer, Jak., k. Posthalter, in Gre-
ding
Zink, J., Rentier, in Nürnberg
Zuschlag, Oberlinanzrath a. D.,
in Cassel
Zweig, Markus, Bürgermeister d.
Uraelitengemeinde in Prolsnitz
fl. kr.
1
45
—
35
1
—
1
-
—
14
1
45
1
45
7
—
1
—
1
52
1
—
1
45
1
45
1
45
1
45
1
45
1
45
1
45
1
10
1
10
I
—
1
2
—
17
30
1
8
45
3
30
1
10
1
—
1
10
1
45
1
—
1
45
1
-
30
1
12
1
45
1
10
An einmaligen B eiträgen, untc-r denen manche von Freunden herrühren, die solche neben ihren regelmäfsigen Jahresbeiträgen gespendet, oder die
schon früher, theil weise Tftiederholt, solche Beiträge geleistet haben, winden seit Drucklegung des letzten Jahresberichtes folgende gegeben:
Von regierenden Häusern.
fl. kr.
Deutschland, Kaiserin Augusta,
Königin v. Preulsen, Majestät 200 —
Von Städten.
Clausthal, Stadtgemeinde 3 30
Friedrichstadt, Stadigemeinde 10 30
Gmunden, Stadtgemeinde 11 40
Graslitz, Stadtgemeinde 2 —
Eeichenberg (Böhmen), Stadtge-
meinde 5 50
Thiengen, Stadtgemeinde 15 —
Von Vereinen, Gesellschaften etc.
Eisenach, Gewerbeverein 5 15
Erfurt, Lesekränzehen der Real-
schule
Fürth. Gewerbeverein
Ulm, Bürgergesellschaft
Ulm, Verein f. Kunst u. Alter-
thum in Oberschwaben
Von Privaten.
A. P in Warschau
Agatz, J-, Stadtkaplan, in Forch-
heim
DArredt, Dr., Oberstabsarzt, iu
Metz
Bade, Johannes, in Hamburg
Bauer, v., in Aar baffen bürg
Baumeister, k. Rentbeamter, in
Forehhelm
Beerlein, Rechtsanw., in Rersfeld
45
1 45
43 45
5 —
45
Beyrut, kais. otromanische Bank 17 30
Bleyl, ßetriebsingen., in Zwickau 1 45
Bückeburg, Ungenannter 1 45
Buhr, Job., Stadtkaplan, in Forch-
hoim 1 —
Buschmann, A- C, in Hamburg lO 30
Caistenn, Dr., Stabsarzt, in Metz 1 45
Christmann, Xen. F., kais. Bank-
beamter, in Beyrut
Deuerling, Egid, k. Bezirksamt-
mann, in Forchheim
Dümmler, Ernst. Dr., Professor
a. d. Universität zu Halle
Ejirieh, Dr., Assistenzarzt, in Metz
Endres, in San Jos6
Engelhard. Dr., Stabsarzt, in Metz
Erdmann, Dr., Oberstabsarzt, in
Metz
Erhardt, W., Dr., in Rom
Fiescbe, Dr., Oberlehrer, in Dres-
den
Friedländer, Commerzienrath, in
Beuthen
Geifsler, E., Apotheker, in Jena
Gleim, Rechtsanwalt, in Hersfeld
Greve, L., in San Jos6
Gries, H., Dr., in Hamburg
Grytzell, C, in San Josö
Guttenhöfer, Dr., Oberstabsarzt,
in Metz
Haas, J. v., kais. Bankdirektor,
in Beyrut
Haltrich, Josef, Pfarrer, in Schaas
Hafaelwander, Dr., Assistenzarzt,
in Metz
Haugwitz, V., auf Rnsenthal bei
Breslau
Hausinger, Steuerkommissär, in
Gladenbach
Hefs, Herz, in Ilersfeld
Holst, Gmo., in San Jos6
Hoppe. Wilh., k. Oberförster, in
Forchheim
Hülse, Guido, Kaufm., in Beyrut
Käswurm, A., Gutsbesitzer, in So-
denen
Käswurm. A., Frau, geb. Ammon,
in Darkemen
Keller, Buchdruckereibesitzer, in
Gardelegen
fl.
l£r.
5
-
1
45
42
14
1
45
66
45
1
2
45
20
1
-
8
1
1
10
43
42
45
45
40
45
40
1
45
9
15
49
1
45
5
-
1
10
45
521/j
40
1
9
15
-
26 1/«
-
261/1
1
45
Kellinghusen, H., Dr., Bürgerm.,
in Hamburg
Kirsten, Dr.. Stabsarzt, in Metz
Koch, Fabrikant, in Cahla
Krapp , Pet. , k. Stadtpfarrer und
Dechant, in Forchheim
Küstermann, Franz, in Hamburg
Kwisda, Ferd., Apotheker z. heil.
Markus, in Wien
Lappenberg, Alfr., Dr., in Ham-
burg
La Roche- Starkenfels , Freiherr
V., in Potsdam
Leithe, Ferd., Kaufm., in Beyrut
Lippert, D., in Hamburg
Lorange, Dr., Arzt, in Beyrut
LÖfsl, L. V., kais. deutscher Con-
sul, in Rio Grande do Sul
Loth, B., Kaufmann, in Warschau
Luthmer, C. W.. in San Jos6
Lütticke und Co. , Kaufleute , in
Beyrut
Lützelburg, Ernst Freiherr v., k.
b. Premierlieutenant, in Rethel
Lützelburg, Ernst Baron v., k.
qu. Hauptmann, nebst Gemah-
lin, geb. V. Forster, in München
M., V., in Bückeburg
Mages, A., in Innsbruck
Maison, F., in San Josö
Markdorf, drei Ungenannte
Massad, Michel, kais. Bankcom-
mis, in Beyrut
MeerheimbjDroat Freiherr V., auf
Grofs-Giscbow
Meyer, Arnold Otto, in Hamburg
Mönckeberg, J.G., Dr., in Hamburg
Müldner, v., Rechtsanw., in Hers-
feld
Müller, Jul., Gerichtsassessor, in
Wiesbaden
Oefele, Freih. Edmund v., Reichs-
archivspraktikant, in München
87
30
1
45
7
—
1
45
17
30
4
29'/l
43
45
1
45
9
15
8
45
3
—
88
20
1
62
10
40
9
15
2
20
5
1
45
2
20
6
24
—
42
2
20
8
45
43
45
8
45
-
b2'l2
8
45
1
45
Oertel, Karl, Kaufmann, in Forch-
heim
Ortenburger, Betriebsinspektor, in
Morgenroth
Petersen, die Kinder des verstor-
benen Herrn Professors, in Ham-
burg
Pfeiffer, E., in Cannstatt
Reisner, Revierförster, in Forst-
haus Rothenburg (Schlesien)
Reye, D. W., Dr., in Hamburg
Rogge , A., Pfarrer, in Darke-
men
Roosen, B.C., Pastor, in Hamburg
Rosenberg, Betriebsinspektor, in
Beuthen
Saalfeld; Ungenannter
San Jost* : Ungenannter
Schäfsburg : von den Gymnasiasten
Schiele, Dr., CoUegienrath, in Jena
Schmidt, Herm., Advokat u. No-
tar, in Cahla
Schmidt, Ottmar, Dr., Apotheker,
in Forchhrim
Steindorth, Guillo., in San Jos6
Stribel , F., Schneidereibesitzer,
in Beyrut
Suaya, Selim, kais. Bankkassier,
in Beyrut
Thalwitzer, Dr., Oberstabsarzt, in
Metz
Tiburtius, Dr., Oberstabsarzt, in
Metz
Ulex. G. L., in Hamburg
Vanne, Gmo., in San Jos6
Veitl, V., Hofrath, in Cannstatt
Voigt, J. F., Dr., in Hamburg
Waljen, O., in San Jos6
Weber, Th. , kais. deutscher Ge-
neralkonsul, in Beyrut
Wesiphal, Otto, in Uauiburg
Zacharias, J., Fabrikant, in Mord-
hausen
a.'
kr.
1
-
1
45
5
15
5
—
—
35
7
—
1
45
26
15
1
45
—
30
16
5
.50
3
SO
2
8
2
20
2
20
1
45
i
45
17
30
42
40
5
—
17
30
10
40
9
15
87
SO
17 30
Aufserdem giengen im Laufe des Jahres zur Baukasse und zu den Kosten der TJebertragung des Augustinerklosters folgende Beiträge ein :
Mpkienburcr-Schwcrin, (Jrorsherzoff Friedrich Franz, Königl. Hoheit . . .
DaniiH^r, PriviUier, in Nürnberg;
LütVelbotz , VVilh., Frbr. v., Ur., fiirstl. Arcbivar u. DüinaitiHlkai.zlciralb,
in Wallerstoin
Nürnberg, Stadtmagistrat ,
II.
500
kr.
10
600
fl. kr.
Oetker, Fr., Dr., in Cassel 875
Sa!zunfi;( n, I\irchciiclior j.^o
Soldan, Sigm., Ilol-Buch- u. Kunsthiindlor, in Nürnberg loo
Zehlei-, Dr., in X Urnberg 5
Summarischer Auszug: aus der Rccimuns: des ffcrmanischen Xationalmuseums
für die Zeit vom 1. Januar bis 31. December 1871.
A. Ueberträge aus voriger Rechnung.
B. Unterstützungsbeiträge.
fl.
1. Zinspn aus dem Aktienfond
2. Zinsen aus angelegten Baarsuramen
S. Jahresbeiträge (von 31,185 fl. 3ä'|4 kr.)
4. Geschenke und einmalige Beiträge
5. Beiträge für besondere Zwecke
I. Einnahmen.
fl. kr.
1. Kassebestand 254 48
2. Rechnungsdefekte und Ersatzposten — —
S. Eingegangene Aktivausstäude 148-1 15
kr.
fl. kr.
29
30
22
36
28832
18Va
2841
481/2
2491
—
34,277 13
Latus, 36,016 16
Transport
C. Eigene Erträgnisse.
fl. kr.
1. Erlös der literarisch-artistischen Anstalt 1581 16'h
2. Eintrittsgelder 4842 24
3. Ertrag der Realitäten 207 30
4. Aufserordentliche Einnahmen 99 17'|4
D. Capitalbewegungen.
fl. kr.
1. Aufgenommene Passivvorschiisse 1063 413/4
2. Heimbezahlte Aktivkapitalien — —
3. Rückerstattete Aktivvorschüsse 409 10'/2
4. Aufgenommene Passivkapitalicn 4050 —
fl. kr.
36,016 16
E. Zuschüsse aus anderen Kassen . . . .
Summa aller Einnahmen
6730 281/4
5522 521/4
4300 —
52,569 36'/i
II. Ausgaben.
A. Ueberträge aus vorjähriger Rechnung.
1. Zahlungsrückstände
2. RechnuDgsdefekte und Ersatzposten
fl.
4234
kr.
401/1
B. Administrationsicosten.
fl.
1. Be.«!0ldungen für die Administration 6099
2. Remunerationen für besondere Dienstleistungen . . . 714
3. Diäten und Reisekosten 736
4. Regio, als: Sehreibmaterialien, Inserate, Kalender,
Circulare, Formularien, Heizung, Reinigung und
Beleuchtung
6. Oeffentliche Lasten, Feuerversicherung ....
6. Postporto, Fuhr- und Botenlöhne
7. Miethzinse und Pachtgelder
kr.
24
fl. kr.
4234 401/2
878
361/2
862
201/4
1154
33'/4
16
-
10461
413/
C. Gebäude und Einrichtungsgegenstände.
1. Bankosten
2. Inventarstücke und Einrichtnngsgegenstände
fl. kr.
9670 531/2
478 2"/2
10,148 56
Latus 24,845 181/4
fl. kr.
Transport 24,845 I81/4
D. Publikationen ...-.•.. i387 391/2
E. Vermehrung der Sammlungen.
1. Kunst- und kultargcschichtliche Sammlungen: fl. kr.
a) Besoldungen für wissenschaftliche u. künst-
lerische Arbeiten 1700 —
b) Ankäufe 4117 23/4
e) Materialbedürfnisse 188 20
d) Arbeiten des Buchbinders, Gypsformators,
Vergoldera u. dergl 8:9 I61/2
e) Porto für Geschenke und Ankäufe .... 503 553/4 fl. kr.
7338 S5
2. Bibliothek: fl. kr.
a) Besoldungen für wissenschaftliche Arbeiten 2200 —
b) Ankäufe 126 36
c) Buchbindjrlöhne und Materialbedürfnisse . 182 1
d) Porto für Geschenke und Ankäufe .... 48 64
2557 31
3. Archiv : fl. kr.
a) Besoldungen für wissenschaftliche Arbeiten 1000 —
b) Ankäufe 60 50
c) Materialbedürfnisse und Buchhinderarbeiten 3 18
d) Porto für Geschenke und Ankäufe .... 2 36
1066 44
10,962 50
Latus 37,195 473/4
fl. kr.
Transpoct 37,105 il^U
F. Capitalbewegungen.
fl. kr.
1. Rückzahlung von Passiveapitalien '8"0 —
2. Zinsen von Passiveapitalien SG96 4
3. Kückzahlung von Passivvorschüssen — —
4. Geleistete Aktivvorschüsse 2366 — '/
5. Angelegte Kapitalien — —
13,932 i'h
Latus 51,127 621(4
6. Verschiedene Ausgaben
1. Coursverluste
2. Taxen, Stempel
3. Zuscliüsse an andere Kassen
4. Aulserordentliehe, unvorhergesehene Ausgaben . . .
fl.
kr.
Transport
61,127
621/4
fl. kr.
32'J SH,
13 371/2
1072 20
1415
5'/4
Summa aller Ausgaben 62,542 58
Abschlags.
Summa aller Einnahmen .
Summa aller Ausgaben
fl. kr.
52,669 361/j
52,542 58
Eassabestand .
26 381/,
Zur Erläuterung des in den Einnahmen unter A. 1 vorgetragenen Kassabeetandes von 254 fl. 48 kr. , gegenüber der nach dem KechnuBgsabschlnsse pro 1870 verblie-
benen Mehrausgabe von 3787 fl. 33^/4 kr., sei bemerkt :
Bei der Veröffentlichung der Rechnungsergebnisse werden die einseinen Äusgabeposten der Haupt- und Spezialkassen nach den einschlägigen Titeln zusammengeworfen.
Die Hauptkasse hatte nun am Schlüsse des Jahres 1870 eine Mehrausgabe von 4042 fl. 21'li kr.
Hievon geht der obige Bestand einer Spezialkasse mit _. 264 „ 48 „
ab, es verbleibt sonaeh die in dem 18. Jahresberichte erwähnte wirkliche Mehrausgabe von 3787 fl. 33'/4 kr.
Diese Mehrausgabe ist unter der Summe von 4234 fl. 401/2 kr. inbegriffen, welche oben unter den Ausgaben A. 1 vorgetragen ist.
Gedruckt bei U. E. SEBALD in Nürnberg.
Nürnberg. Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erechemt, wird
ganzjährig angenommen und betrugt nach
der neuesten Postcouvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreicha 3 fl. 36 kr. im 24 Ü. -Puls
oder 2 Thlr. preufa.
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutschen Buchhandlung von
F, Klinckaieck, Nr. 11 rue de Lille; für
m KiiiE
Neue Folge.
AniZEIGER
England bei WilliamB &. Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord- Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchliandela werden durch don Commia-
sioiiar der literar. -artiat. Anatalt des Mu-
seuras, F. A. Brock haus in Leipzig, be-
fördert.
\m
ZAvanzigster Jahrgang.
ORGM DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1873.
JW2.
Februar.
Wissenschaftliche MittheiluDgen.
Aus dem Brief buche des Meister Simon Ton Homburg.
(Fortsetzung.)
IV.
Meister Simon Baczch ist als Syndicus der Stadt Lübeck
1464 gestorben; eine Beziehung auf seine Heimat hat f. 198
die Abschrift einer Urkunde des Bischofs Dietrich von Metz
für das Stift Homburg, Metzer Sprengeis, worin wegen unzu-
reichender Einkünfte dem Decan und den Canonikern verstat-
tet wird, ihre Pfarrkirchen durch Coadjutoren versehen zu las-
sen, ohne Verpflichtung zur Residenz. „Datum et actum in
Castro nostro de Vico, a. d. 1380, die vicesimo septimo men-
sis Novembris." Es scheint aber, dafs M. Simon auch andere
Landsleute nach Lübeck gezogen und für sie Briefe geschrie-
ben hat. Denn der folgende Brief (f. 87 v.) ist von einem
Arzt, der einer Einladung nach Metz, wo er seine Kindheit ver-
lebt hat, wo seine Heimat ist, gerne folgen würde, der aber
doch den Beruf als Arzt mit der gesicherten Einnahme, welche
er in Lübeck gefunden, nicht aufgeben will.
Quod libenter repatriaret, si haberet statum.
Optarem tandem, amici carissimi, optarem utique, si ce-
tera forent paria, post longum apud exteras naciones incolatum
ad aeris nativi redire dulcedinem, et vobis aliisque consagwi-
neis conversacione coniungi. Magnipenderem quippe per vos
ita rem agi et disponi, ut Metensis illa preclara civitas senera
foveret, que me nutrivit infantem. Vincit in hoc scribentis ani-
mum et diuturnitas et yite securitas, que in nativi aeris et nu-
trimenti asswetia cunabulis vegetacione plurimum conservatur
et viget. Trahit nichilominns ad hoc amor patrie, nature lex
allicit, et consagwineorum innata dilectio. 0 viri et cognati
carissimi, quid ne huiusque tantum elongaverit ab amicis et
proximis, ipsi scitis. Nam cum familiarium rerum penuria
multum opprimerer, cogebar nimirum apud exteros labore pln-
rimo, que vite exigit necessitas, querere, et deinde ad illius
sciencie conscendere solium, que hodie annuente domino cuncta
copiose ministrat. Per illam quidem, phisicam dico, apud Lu-
bicenses redditibus annuis competentibus fruor, et eure mee
eottidie satis uberes reporto fructus. Quamobrem conflicta
quodam animus in se quatitur, cum neture (lies : native) desi-
derium patrie reditum swadeat, quem certum hoc, quod apud
Lubicenses possideo, plurimum vetat ; presertim cum minus con-
sultum videatur, certum pro incerto derelinquere, ac rem cer-
tam in dubiam commutare. Ad vos igitur michi reversus est
pro hac animi dissensione sedanda, qui michi forte de aliqao
certo poteritis providere etc.
Ganz ähnlicher Art ist der folgende Brief (f. 191), dessen
persönliche Beziehungen, die Verbindung mit dem Ermeländer
Bisthum, und des angebotenen Amtes Art und Localität, dun-
kel sind ; dagegen ist hier nicht nur der sichere Erwerb in
Lübeck hervorgehoben, sondern auch ein solches ausführliches
Lob dieser Stadt hinzugefügt, dafs auch den heutigen Bewoh-
nern dieser edlen Stadt es Freude machen mufs, dasselbe zu
lesen.
35
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
36
Secundam omnibus in rebus fortunam pro salute. Vene-
rabilis domine ac fautor mi perpeculiarissime. Ex litteris
quippe vestris michi nuperrime transmissis omni ambignitate
semota luculenter conspicio, vestrum ac aliorum preclarissimo-
rum doctorum erga me inmensum favorem amoremque integer-
rimum: cum michi profecto non parvum, ymmo grande munus
mera Jiberalitatc oifertis, quod plerique viri utique spectabiles,
Uli haut dubito, summopere conantur adipisci. Quautas igi-
tar pro tantis beneficiis graciarum actiones oiferre teneor, ego
ipse vix cognosco. Sane, vir spectatissirae, huiusmodi genero-
sam oblacionem michi nitro factam in preseuciarum acceptare
congruura non existit, partim propter medicine practicara cui ope-
ram do, que quidem michi nunc hie ac in nostra equidem patria
fructuosior erit, quam iuris pontificii sciencia eciam ingentis-
sima, partim quia novitates nostra de patria dietim expecto
quibus habitis forsitan necessarium erit ut patriam quantocius
revisitem, si privilegia ac bona nostre Warmiensis ecclesie de-
beant recuperari. Sic itaque tarn propter bona ecclesie quam
propria de mea mora aliquo in loco penitus dubius existo.
Verumptamen dulcis amor patrie me sicuti quamphrrimos crebro
compellit. Virgilius nempe sie suis modulatur carminibus;
Omnia vincit amor et nos cedamus amori. Quamobrem, vir do-
ctissime, hoc in loco insignitissimo aliquantisper morari decrevi,
quousque cunctipotens de fönte sue innumere pietatis ymbrem
pacis super nos misericorditer effundet. Scribitis quoque, vir
amantissime, vestro de bono aerc optimaque gente etc. Verum
fateor me vestre planctacionis viridarium, cui omnium rerum
pius sator salubre det incrementum, numquam oculis conspe-
xisse et idcirco de hoc iudicare non valeo. Set hercle unum
scio, ut hie locus egregius a divina terrenaque imperiali maie-
state plerisque dodatus est muneribus. Hie sunt Üuenta lirapi-
dissima, aer Serenissimus, terra opima, nemora iocundissima,
pomeria florentissima, edificia pulcherrima, platee fecibus sem-
per purgate, presul devotissimus, clerus disciplinatus, beneficia
grassa, templa politissima, in quibus divine laudes perpetim
sumrno cultu peraguntur, turres altissime que suis aureis fulgori-
bus intuencium oculis erainus choruscant, cenobia preclara omni
religione fulgencia, bibliotece numero librorum ditissime, di-
vini verbi precones*) disertissimi, mercatores in negociacioni-
bus studiosissimi, cives omnium rerum opulentissimi: Et quod
superest, policia reipublice ornatissima, civitas omnibus defen-
sionibus munitissima, totaque gens apprime pacifica. Set taceo
de pulchro femineo sexu, cuius delcctabilis intuitus lassata in-
genia vires cogit recuperare. Venus enim ac Dyana nostras
Lubicenses in pulchritudine antecedunt ; illas enim vcro morum
venustas, personarum proceritas, molliflua eloquia, roseus lilia-
lisque aspectus opulentissime decorant. Sagax quippe natura in
earundem nobili creacione penitus in nuUo erravit. Porro ut
summarie proferam ; quidquid boni ac pulchri est hie splendi-
dius copiosiusque quam in ceteris invenitur locis. Alter quo-
que paradisus non inmerito poterit appellari. Hiis dictis sat
est, ne videar calamum nimium protelare. Demum aecuratis-
sime precor, quatenus preclaros doctores, videlicet dominum
Her. et Petrum, vires utique omni sciencia et probitate lau-
reatos, mei ex parte sinceriter salutetis, vobisque omnibus gra-
ciarum actiones, non quas debeo, set quas valeo, iterum atque
iterum devotissime impendo. Valete dyu fauste. Datum in
civitate Lubiccnsi.
Heidelberg. W. Wattenbach.
(Schlufs folgt.)
Sphragistische Aphorismen.
LXV. LXVI.
*) pretores, Codex.
Diese beiden Siegelstempel, aus der Sammlung des Ver-
eins für Geschichte und Naturgeschichte in Donaueschingen,
theilen wir hier hauptsächlich wegen der Bezeichnungen „vice
plebani" und „incurati" in ihren Legenden mit, welche beide auf
mittelalterlichen Siegeln ziemlich ungewöhnlich sind.
Beide Stempel sind von geringer Bronze und haben auf
der Rückseite einen Ring zum Anhängen, aber ohne den Grat,
wie bei andern Stempeln. Der erstere (Nr. LXV) mit der
Legende: * aVICQ • PL0BANI ■ DB l?VVmöni ist das
Amtssiegel des Kaplans von Hüfingen, mit dem leidenden, kreuz-
tragenden Heilande im Siegelfelde. Er scheint noch aus dem 13.,
spätestens 14. Jahrh. zu stammen. Das S am Anfang der Le-
gende ist verkehrt graviert; auch das L scheint es zu sein.
Das zweite ist das Siegel eines Incurati C. von Fridingen,
wol aus derselben Zeit wie das vorige. Im Siegelfelde ist die
bekannte Legende des h. Martin abgebildet. Unter incuratus
wird nach einer gütigen Mittheilung meines gelehrten Freundes
von Scbreckenstein ein in curam animarum eingewiesener Prie-
ster verstanden, oftmals im Gegensatze zum eigentlichen Pfarr-
herrn, Kirehherrn (Rector ecclesiae), der unter Umständen
nur die niedere Weibe erbalten hatte. So besiegelt z. B. eine
Urkunde vom Jahre 1301 ein „incuratus in Dingeltftorf'' (Din-
gelädorf, Ueberlingen gegenüber). Nach Ducange's glossarium
(ed. Henschel) III, 805 b bedeutet incurare : ,,paroclium facere,
ecclesiae curam conferre," und incuratus : „cui cura ecclesiae
data est, curatus." Diefenbach gibt in seinem glossarium la-
tino-germanicum das Wort incuratus durch „besteter Lütprie-
37
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
38
ster". Man kann gewisscrmafsen dieses Wort auch mit Pfarr-
verweser übersetzen.
LXVII.
Wir theilen dieses Eücksiegel des Erzbischofs von Köln,
Engelbert II. von Falkenberg (v. 1265) wegen der zwei Fah-
nen*) hier mit. Fahne, Schwert und Scepter, als Zeichen
weltlicher Hoheit und Gerichtsbarkeit, kommen im Mittelalter,
wie bei allen Dj-nasteu, so auch bei den geistlichen Fürsten
neben dem Bischofsstabe, dem Zeichen ihres geistlichen Amtes,
auf Münzen, Denkmälern und Bildern, ebenso wie auf Siegeln
nicht selten vor, und namentlich führen die Bischöfe von Würz-
burg schon seit dem 12. Jahrh. auf ihren Siegeln und Münzen
— mit oder ohne Stab — Fahne, Schwert oder Scepter.
Solche symbolische Bilder und Embleme sind aber mit
den heraldischen Wappenbildern nicht zu verwechseln, und
namentlich ist dies auch bei den Fahnen der Fall. Eine he-
raldische Fahne, im Gegensatz zu den symbolischen Fah-
nen, wie z. B. auf obigem Siegel, finden wir auf dem früher,
unter Nr. VIII**) abgebildeten Siegel Graf Albrecht's von
Hohenberg, als des vom Papste im J. 1348 ernannten Bischofs
von Würzburg. C. Hcffner in seinem neuesten, interessanten
Werke: „Fränkisch-Würzburgische Siegel" hat zwar die Frage,
ob die Fahne oder der sog. „fränkische Kechen", die be-
kannten drei silbernen Spitzen im rothen Felde ***), das Wap-
pen des Bisthums Würzburg waren, dahin beantwortet: „dafs
die Fahne dem Herzogthume gebührt," im Widerspruch mit
der von uns vertretenen Ansicht f). Allein wir können von
unserer ursprünglichen Ansicht nicht abgehen und halten die
Fahne immer noch für das Wappen des Bisthums, und die
Spitzen füi- das des Herzogthums Franken.
*) Auch auf den Siegeln seiner Nachfolger, Siegfried's von
Westernburg und Wigbold's von Holte, kommen die beiden Fah-
nen vor.
**) Vgl. Anz. 1867, Nr. 11, Sp. 341.
***) Heffner blasoniert dieses Wappen, a. a. 0. S. 154, als drei
rothe Spitzen im silbernen Felde, was aber jedenfalls unrichtig
ist, da der untere Theil, die drei aufsteigenden Spitzen, von Sil-
ber tingiert sind.
t) Vergl. unsere Abhandlung „das Wappen der Reichsschenken
von Limpurg" im Correspoudenzblatt von 1861, Beil. zu Nr. 5;
Erwiderung von H. Bauer in der Zeitschrift „Wirtembergisch
Franken", V, S. 468 ff. ; unsere Erwiderung und Bauer's Bemer-
kungen a. a. 0. VI, S. 17 ff.
Auf dem, von Heffner a. a. 0. auf Taf. XVII unter Nr. 2
abgebildeten Siegel, welches am meisten für seine Ansicht zu
sprechen scheint, halten wir das Wappen mit der Fahne ent-
schieden für das Würzburger Stadtwappen. Wenn Heffner (S. 153)
behauptet: „die Fahne dagegen ist bekanntlich schon an und
für sich das Zeichen des Herzogthums, da die Belehnungen
damit von dem Kaiser nicht allein für Würzburg, sondern für
jedes Herzogthum mit der Fahne vorgenommen wurden," und
daraus den Schlufs zieht: „War die Fahne aber überhaupt der
Repräsentant des Herzogthums *), so wurde sie dann hier (bei
Würzburg) bei einem geistlichen Fürsten als Träger weltlicher
Gewalt zum speciellen Sinnbild**) derselben gewählt," so er-
lauben wir uns, zur Widerlegung dieser Behauptung anzufüh-
ren, dafs die Belehnung der geistlichen Fürsten nach dem Gon-
cordate von 1122 mit dem Scepter geschehen sollte, und dafs
das Fahnenlehen nicht blos einen Gegensatz zu den kleineren,
ohne Fahne geliehenen Lehen bezeichnet, sondern auch einen
Unterschied zwischen weltlichen (Fahnen-) Fürstenlehen und
geistlichen (Scepter-) Fürsteulehen ***).
Was die Berufung Heffner's auf die Autorität des Chroni-
sten Lorenz Fries betrifft, der die Fahne für das herzog-
liche Wappenbild erklärt, so kann derselben eine gewifs nicht
geringere Autorität in heraldischen Dingen entgegengesetzt
werden, die des bekannten Grafen Wilhelm Wernher von Zim-
mern, welcher in seiner „Chronik des Erzstiftes Mainz und
dessen Suffragan - Bischöfen", vom Jahre 1550, die Fahne als
das Wappen des Bisthums Würzburg und die Spitzen als
das herzoglich fränkische Wappen angibt.
Für unsere Ansicht in Betreff der Fahne erlauben wir
uns, ganz besonders noch daran zu erinnern, dafs sämmtliche
geistliche Wappen in der Züricher Wappenrolle in der Form
von solchen Fahnen abgebildet sind ; ferner : dafs von den vie-
len Inhabern von Fahnenlehen im Mittelalter kein einziger
deshalb eine Fahne im Wappen geführt hat, und dafs auf meh-
reren Landgerichts -Siegeln aus dem 16. und 17. Jahrh. nur
der Wappenschild mit den drei Spitzen unter der Büste des
Erzbischofs (in der rechten Hand das Schwert, in der linken
Hand den Bischofsstab haltend) erscheint, und schon die be-
kannte Legende dieser Siegel: „Herbipolis sola judicat ense
Stola", spricht dafür, dafs hier das Wappen des Herzogthums
abgebildet war.
Wenn Heffner in seiner Schrift, S. 157, bemerkt: „Bei
den bischöflichen Siegeln finden wir nie die Spitzen allein,
sondern nur im Vereine mit der Fahne und dem Familien-
*) Das war keineswegs der Fall. Auch führten alle Dynasten,
die Grafen und freien Herren, eben so gut wie die Herzoge, ihre
eigenen Fahnen.
**) Es handelt sich aber hier nicht um ein Sinnbild, son-
dern um ein Wappenbild.
***) Vgl. meine Erwiderung in „Wirtembergisch Franken VI,
1 (1862), S. 33 u. 34, Note *, wo die Frage durch Ficker ausführ-
licher besprochen ist.
39
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
40
Tvappen", so scheint uns das ganz entschieden für unsere An-
sicht zu sprechen; übrigens gibt er selbst Taf. VIII, Fig. 3
eine Ausnahme von dieser Regel, allerdings nur nach einer
Zeichnung, die jedenfalls unrichtig datiert war, wie er selbst
S. 51 bemerkt. Die beiden Beispiele, welche Heffner für sich
anführt, S. 157 u. 158, nämlich das Siegel Hermann's von Lich-
tenberg und Albrecht's von Hohenberg, scheinen uns eher das
Gegentheil zu beweisen.
Auch die Tinktur der Fahne — von Weifs und Roth
quadriert — spricht für ihren Charakter als heraldische Fi-
gur. Auf den Umstand, dafs, wo die Spitzen und die Fahne
zusammen erscheinen, erstere stets den ersten Platz einnehmen,
mnfs doch ebenfalls einiges Gewicht gelegt werden, indem auf
das Herzogthum von bischöflich würzburgischer Seite immer ein
grofses Gewicht gelegt wurde. Zudem steht es urkundlich fest,
dafs im Jahre 1760 das fürstliche Hochstift die „drey silberne
Spitzen im Rothenfeld ... für das eigentliche Wappen des
Herzogthums Franken" gehalten hat, wobei es sich auf Spener
und die Reichskundigkeit beruft, und die „drey im Rothenfeld
aufsteigenden Spitzen" ausdrücklich als die eigentlichen „Tes-
sera und notae characteristicae" des Herzogthums Franken be-
zeichnet; wie dieses Wappen bekannter Mafsen auch später
für das Herzogthum Franken in das königl. bayerische Wap-
pen übergegangen ist *) F. - K.
dik,
*) S. 0. T. V. Hefner, Handbuch der theor. u. prakt. Heral-
S. 232, Nr. 7, u. Taf. LVni, Fig. 1784.
Aus Handschriften der k. und Universitätsbibliothek
zu Breslau.
(Schlufs.)
I. 0. 3. Anselmi meditationes.
Oracio dominice passionis singula ad breue contexens
a quodam nostri ordinis Carthusiensis monacho nomine Hin-
ricus compilata dasei prope Hildensem.
Jhesus ortum ingreditur
turbatum se conqueritur
ex morte propinquante
orat transferri calicem
sudando fundit sanguinem
angelo confortante.
Osculum iude sustulit
turbe se sponte obtulit
hinc captus vinculatur
Ad Annam primo ducitur
a sernis rcdarguitur
et dire alapatur.
Accusat testis pcrfidus
adiurat preses inuidus
plebs cepit condempnare
sputatur et percutitur
velatur et illuditur
iubetur prophetare.
4. Coram pylato iudice
multo delatus crimine
inmunis iudicatur
Missus herodi placuit
sed dum ad cuncta tacuit
illusus refutatur.
5. De Christo datur opcio
iuncto latrone noxio
quis herum redimatur
Barrabe vitam fiagitant
vniuersi conclamitant
Ihesus crucifigatur.
6. Nudatur nudos vestiens
ligatur vinctos redimens
ut sufferat flagella
Quibus totus conscinditur
sanumque nil relinquitur
in carne tarn tenella.
7. Cristus veste coccinea
sceptro Corona splnea
instar regis aptatus
Salutando deluditur
consputando polluitur
multimode plagatus.
8. Hüne crucifige replicant
nouam querelam agitant
ac minas addiderunt
Sic contra conscienciam
mortis ferro sentenciam
Pylatum compulerunt.
9. Genus mortis turpissimum
lignura crucis grauissimum
saluator baiulauit
Nudatnr et distenditur
clauatur et suspenditur
blasphemos tollerauit.
10. Tunc iuxta uaticinium
pertransit cor virgineum
gladius symeonis
Christus matri corapatitur
super omne quod patitur
externe lesionis
11. Hely hely vociferat
ad patrem qui reliquerat
se totum in tormentis
0 vocis efficacia
resoluens corda saxea
flebilibus lamentis.
12. Föns sitit indeficiens
fei gustat mella tribuens
ut lingua puniatur
Nee solura corporaliter
plus ymmo spiritaliter
sitisse comprobatur.
13. Validis hinc clamoribus
cum lacrimis et precibus
capite inclinato.
Expirans Christus moritur
vnde Salus exoritur
genitis ex peccato.
14. Fractis latronum cruribus
miles vnus ex pluribus
defunctum lauceauit
Educens sacra flumina
quorum contactu lumina
fuscata reparauit.
15. Cum multa reuerencia
ac luctus vehemencia
Flet mater dolentissime
mortem prolis dignissime
*)•
De Allexandro versus egregius.
Quouiam friuola gaudia mundi, Quoniam rerum fugitiuus
honor, quam nomen inane.
Magnus in exordio**) cui non suffecerat orbis
Sufficit exciso de fossa marmore petra
Quinque pedum fabricata doraus qua nobile corpus
Exigua requievit humo.
Si possent homines bona mundi perpetuare
Tunc homo perpetuo mundum deberet amare
Sed quia nullus homo sibi mundum perpetuabit
Propterea mundum sapiens homo nullus amabit.
Sic homo quid speres quod mundo totus inheres
Tecum nuUa feres licet omnia solus haberes
Si tu sentires quid esses et vnde venires
Nunquam rideres sed cuncto tempore fleres
Quid sis quid fueris quid eris semper mediteris
Quidquid agas prudenter agas et respice finem
*) radiert. **) ex"
41
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
42
Te benefactorem manifestat fama tuorum
Inuenies penam laudem querens alicnam.
(Nosce?) qui plorans orans modo crimine mundas
Vndas diuino vino miscere laboras
Ores et lacrirais yrais suspiria iunge
Vnge manus oleo Ico sie fugiat stupefactus
Actus compescas escas digitis pietate
A te des munus vnus a virgiiie partus
Artus extendens tendens supra astra redire
Ire dat inustos onustos vocas liic satis vstos.
Quando sacerdotes dotes cessant viciare
Are congaudent audent frenare pusillas
lUas ex villis illis ubi sunt maculate
Lata dispergunt pergunt anime sine morbis.
Orbis delictum lictum post terga reponunt
Ponunt frementes mentes committere fletum
Letum solamen amen hijs ut conterat amen.
Mente proba pura mors est super omnia dura
Vincere pro cura medici dant optima iura
Morbos pulsura tardant a morte futura
Hec horaines multi male seruant dum quasi stulti
Non medicos curant sie pauco tempore durant.
Fraudem celatam tege per speciem simulatam
Ve foris albatis qui vos tumulis simulatis.
De Breuitate vite.
Vir bone quid curas res viles res perituras
Nil profuturas dampno quandoque futuras
Nemo diu mansit in culmine et cito transit
Est breuis atque leuis in mundo gloria queuis.
Qui fuit hie ymus illic erit ordine primus.
Virtus iustieia elerus mammon symonia
calcatur . errat . regnat dominatur
Virtutem fugias vicium cole celica sperne
Quere malum contempne bonum sectare reatum.
Esurit ars . decreta tument . leges dominantur
Pontificat moyses . talamos medicina subintrat.
Koma manum rodit . quam rodere non valet odit
Dantes exaudit . non dantibus hostia claudit.
Res est grata senem pueriliter esse ioeosum
Gratius est iuuenem moribus esse senem.
Aus derselben Handschrift (Vorsetzblatt) :
Sit potus tenuis. Cibus aridus. Aspera vestis
Dorso virga. Brevis sompnus durumque cubile.
Fleete genu. Tonde pectus nuda caput orans
Hereat os terre mens celo lingwa loquatur
Cor dictet . sit larga manus Jejunia crebra.
Mens humilis . Simplex oculus . caro munda purum cor
Rceta fides . spes firma . duplex dilectio semper
Ferueat assidiuus . precibus iustis tamen oret.
Religiosorum dicta.
Sperans contcmptum . conteranit omnia mundi
Perfidus inspiciat Petrum . latroque latronem
Zacheum cupidus . quem pungit cura matheum.
Crudelis Paulum . non mundus earne Mariam
Hos deus exemplum mundo eoncessit habendum
Vt post delictum vadat peccator ad ipsum.
Est nostre sortis transire per hostia mortis
Est graue transire vbi transitus sine redire
Et non est scire quis prior debet abire
Quando placet Christo de mundo tollimur isto.
Sit dominus terre nolens obprobria ferre
Constans legalis audax nemini specialis.
Religio te non sapio si mundus amatur
Religio nisi corde pio non appreciatur.
Religio non principio sed fine probatur.
Breslau.
A. Schultz.
Zur Geschichte des Schürstab'schen Hauses S. 526
iu Nürnberg.
Item Her seyttfrytt schürstab hett ein moflSin der kauffett
das hau(J am mylchmarckt pey sant maurycen gelegen von
heinnrichtt vnhulder alz man zaltt nach cristus gepurtt m.'ccc."
xxviii jare vnd er hett es x jar vnd er starb nach xpus ge-
purtt m''eec''xxxviii jare do lyß er das haujj seynnem son ley-
poltt schürstab.
Item Here leypoltt schürstab sein son mein vranherr bette
ein Nützlin mein anfraw vnd hette darnach ein streyttpergeriu
einß rittherjj tochter der erbett das hauß von Hern seyttfrydt
seinem vater seligen als man zalt von cristus gepurtt m^ccc"
vnd xxxviii jare der hett das hauß xlii jar vnd er starbe als
man zalt von cristus gepurtt m"ccc''lxxx jare do li(3 er das
hauß seinem son erhartt schürstabe.
Item Here erhart schürstab meinß anhern leypollt schür-
stab seligen prüder der hette ein pfintzigin vnd der erbett das
hauß von Hern leypolt schürstab seiligen seinem vater meinem
vranberrn Noch cristus gepurtt m^ccc^lxxx jare vnd ez ver-
pron ym aber er pawett ez wiJer von gruntt auff vnd pesaß
ez vnd hett ez jnnen Ixiiii iar do starb er nach xps gepurtt
m''cecc''xxxviiii jare vnd lyß ez seynem son leypolt schürstab.
Item leypolt schürstab Hern erhartt schürstab son hette
ein hallerin vnd erbett das hauß von seinem vater als man
zalt von cristus gepurtt m''cccc''xxxviiii jare vnd hette ez jnnen
vnd pesaß ez xx jar do starb er noch cristus gepurtt m'cccc"
Iviiij jare vnd liß ez seynem son leypolt schürstabe.
43
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
44
Here leypollt schürstab der junge bette ein zinglin vnd
erbett das hawß von seynem vatter leytpolt scbürstab seiligen
alz man zalt von cristus gepurtt m''cccc''lyiiij jare vnd er hette
ez xi jar do verkaufft er das hau [5 mir erasm schürstabe als
man zaUt von cristus gepurtt mOcccc" vnd Ixx jare an sant do-
rythea tag was VI tag febrario vnd da(3 selbig jar pawett ich
das hawß vnd pessert ez also.
Item Ich erasm schürstabe kaufft das hauß von leypolt
schürstab meynnem vettern als man zalt von cristus gepurtt m"
ccccoks jare an sant dorothea tag was VI tag febrario vnd ich
pawett vnd pessert das hawß das selbig jare vnd ich zog in
das hawß vnd pesaß ez alz man zallt von cristi gepurtt m"
cccc''lxxi jar VI tag jm Mayen das war am montag nach wal-
purgen. Aber mir starb dorothea mein liebe hawsfraw selige
dar for ee jch in das hawß zog an sant ambrosius tag das
was IUI tag abbryllis nach cristus gepurtt m^cccc" vnd Ixxi
jar der got genedick sey.
Aus dem zum kgl. Archivconservatorium — hactenus —
zu Nürnberg gehörenden Codex, überschrieben: Nürnberger
Krieg betreffende, von Sebald Schürstab im Anno 1511 er-
kaufl't (Mspt. Nr. 251).
Der eigenhändige Schreiber ist, wie aus der Aufzeichnung
selbst hervorgeht, Erasraus Scbürstab, bekannt durch sein Ge-
schlechterbuch, von dem im Jahresbericht des histor. Vereins
von Mittelfranken vom J. 1863 ein Abdruck gegeben ist, zu
welchem das Vorstehende ein Anhang sein mag. Dafs der
Irrthum, Seifrid Schürstab, der Kaufer des Hauses S. 526, sei
1338 gestorben, während er noch 1350 urkundlich über das
Seinige verfügt (s. Urk. Nr. 3 im Anhang zur Geschichte d.
Eeichst. Nürnb. zur Zeit K. Karl's IV.), sowohl hier als auch
in dem erwähnten Abdruck zu finden ist, gibt zunächst nur
die Warnung, diesen, herkömmlich als unanfechtbare Autoritä-
ten angesehenen, Aufzeichnungen doch nur mit Vorbehalt zu
trauen, da sie sammt und sonders, sie mögen herrühren von
wem sie wollen, doch nur aus dem Gedächtnifs und der münd-
lichen Ueherlieferung, beides unsichere Quellen, erflossen sind.
Nürnberg. Lochner.
Schweine- und Hundesegen.
Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts gerieth
der Rath der Reichsstadt Weifsenburg am Nordgau häufig mit
den Geistlichen der Stadt in Zwist wegen allzu grofscr Strenge,
die sie in ihren Predigten übten. In den darüber noch vor-
liegenden Acten im Archive dieser Stadt befindet sich auch
unter Nr. 1321 das Bruchstück einer Predigt über Math. VI,
24 — 34, am XV. Sonntage nach Trinitatis gehalten gegen den
sog. „Sew- und Hundsegen". Eine Jahreszahl und der Name
des Predigers ist zwar nicht angegeben, indefs weisen Schrift
und Sprache auf die bezeichnete Zeit. Die Veranlassung zu
derselben ist folgende : ein wüthender Hund war in den Wald
gerathen, wo die Schweine gehütet wurden. Aus Furcht, es
möchten dieselben gebissen worden sein, und in der Absicht,
sie vor der Wuth zu bewahren, trieb mau sie nicht nur in die
Schwemme, sondern nahm auch zum „Brauchen" seine Zuflucht.
Dagegen predigte der Geistliche, der uns den ganzen Vorgang
im Nachfolgenden schildert, zog sich aber die Mifsbilliguug des
Rathes zu. Jener entschuldigt sich nun wegen seiner Strenge
und gibt zu, dafs der Aberglaube seine Geburtsstätte extra mu-
ros der Reichsstadt habe. Jedenfalls haben wir hier vor uns
einen jener, den Aberglauben erzeugenden und fortpflanzenden
Gebräuche, welche die Volkssprache mit dem Worte „Sympa-
thie" benennt, und die heute noch nicht ausgestorben sind.
„Ew. L. haben sich noch zu erinnern, wolcher mafsen
heut 8 tag zur frühester mit guter gelegenheit, nach anlafs des
Evang. bey so mildreichen segen, so der Allmechtige, dises
Jar über, an allerley fruchten uns bescheert, Chrliche Zuhörer
zu gebüreuder gratias angewisen, auch derwegen gemeine offen-
liche dancksagung angestellet worden.
Es hat sich aber eben selben tags auch begeben, dz ein
wütender hund under die aichelschwein geraten in wald, dauon
villeicht auch etliche beschediget, da dann folgenden morgens,
zu einer nutzlichen inn dergleichen fällen üblichen mitel der
schwemme ufi wafsers gegriffen worden. Bey solchen natür-
lichen mitel aber ist es nit gebliben, sondern do hat man noch
selben abendes eine ander Kunst auf Zetteln geschriben, ufi
haus zu haus geschickt, darauf etliche f uii besondere wort
verzeichnet gewesen, die man den Schweinen, als ein Curatif,
oder praeservatif arzney in brot eingeben, ufi zum rüfsel ein-
stofsen soll.
Difs mittel wirdt nun Zweifelson vilen gutherzig, als die
bisher solcher zauberischer mitel ungewonet, seltzam uii frembd
furkommen sein: wie zwar Ich für mein person, sobald mir
solcher Zettel zuhanden kommen, un waz man damit thun soll,
verstanden, denselben in stück zerrifsen ....
Wir zwar aus Ministerio wollten gern für unser person
solcher hafsiger, ärgerlicher Sachen gcschweigen, auch wo müg-
lich helffen zudecken : wo wir uns dann auch von hertzen zu
schämen haben, für eine Ersame, christliche gemein, do ie-
mands fremtdes solches von uns hören un erfaren soll: Aber
es ist notori, uii numer publicum worden, lest sich nicht ver-
tuschen , das gespünst ist zu grob : Selten wir Lerer darzu
stillschweigen, möchte man uns dann erst wol stume hund schel-
ten, die nit bellen können, ufi müstcn ehe die stummen götzen
uü die stein reden ufi schreien ....
Damit aber nit iemand gedenke, weil iu solchen verfluch-
ten Segen, ja etwas stehe, dz in heutigen Evang. zu finden,
derwegen es sogar unrecht nicht sein könne, als wollen wir
für difsmal (ferner deductio uü auffürung diser Sachen, krafft
Amts zu ander gelegheit vorbehalten) nur ein wenig hieuon
etwas melden : mit der protestation inn höchster uü bester
form, dz solche anzeig uü rechtmefsige beschuldiguug, niemands
45
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
46
wefs Stands nh wesens der ist, oder sein möchte, zu schraach
injuri oder Verkleinerung seiner gebürenden reputation, son-
dern inn krafft des hohen befohlen ambts allein Gottes ehre
Uli widerbringung der irrenden geraeint ufi gesuchet werde.
Demnach gesetzet erstlich, es wercn iun solchen Gergese-
nisch Sew nh hundssegen lauter heilige gute wort ufi zeichen :
so were uü ist es doch unrecht, aberglaubig abgöttisch : Dann
die wort nit darzu gegeben, haben auch die kraift von gott
nit empfangen, demnach auch dahin nit zu gebrauchen, dz man
kranckheiten an menschen oder vihe damit heilen soll : Und die-
weil ia aberglaubige , den segen so vil halten wollen, möchten
sie sich erinnern, dz sonderlich solch vermeintes heiltumb für
die Sew nit gehöret inn ansehung dz der herr bei Matth. bald
nach disen Evangelio spricht, Ir solt Ewere perlein nit für die
sew werften.
Über dz ist es mit solchen undergleichen zauberischen
segen also beschaffen, dz der weniger teil wort seind, signifi-
cativa, vn etwas bedeuten, sondern merntells seind es frembde
unbekante, ungereumbto wort, die kein mensch (one der zum
Teufel ein weil in die Sghul gangen) verstehen, ufi was sie be-
deuten sagen kann, sondern mit solchen barbarischen unteutschen
wortten spottet der Teufel gleich seiner selbsten, un aller die
sich dadurch äffen un betrügen lafsen : Zuvörderst aber honet
er hiemit gott im himel und vorab dz teuere Verdienst Jesu
Christi, inn dem sonderlich auch dz zeichen des f in solchen
segen zu 8 underschidlichen malen stehet, ufi zu merklicher
lesterung des f Christi der Saw in rüfsel gestofsen werden
soll. Und solte dz den wütend hund nit dz genente leid an-
thun? solte es nit ein krefftig bewertes mitel besonders für
die sew sein ! Irim ; Kirim : Irion : Kirion : avgiov : Gott af-
frion: Soes; ufi dises alles fein mit f illuminirt?"
Weifsenburg im Nordgau.
Wilhelm Vogt.
Yolksbelustiguiig während des Reichstags zu Augs-
burg 1530.
In einer eigenen Nachschrift zu dem vom St. Johannistag
datierten Berichte, den die beiden Gesandten der Reichsstadt
Weifsenburg am Nordgau an den Rafh daselbst abschickten,
findet sich folgende Begebenheit erzählt:
„An sant Johanes Abent hat der kayser ein gros sibendt
feyr*) gehabtt pey ij fuder holtz und in der mit ein grossen
hochen paum gemacht. Darauff ein krantz, daz fewr undt an
zintt. Welcher den krantz herab nemb ee und daz fewr recht
yber sich kum dem wole man 8 krönen schenken, Aber etlich
welchen haben hinauff wollen steygen haben sy sorg gehabtt
*) Sihent feyr, d. i. Sonnenwendfeuer am Johannisabend
(23. Juni) ; vgl. Schmeller III , 260 ff. (2. Ausg. , Bnd. II , 297 ff.) :
Sunnwent, Süwent-, Süwent-, Simmet- Feuer. Dr. Fr.
daz fewr werde sy yber eylen sind wider rab gestigen. Da ist
kumen ein armer tewffel, etlich sagen ein stal knecht hatt den
krantz geholt ist wider rab kumen ee daz fewr in ale hech
prunen hat den hat man von stund an zum Kayser gefurt sagt
mau er hab im 12 krönen geschenkt etlich sagen im ein pfrönt
zw gesagtt oder am hoff zw behalten."
Weil'senburg am Nordgau.
Wilhelm Vogt.
Zwei Briefe des Bischofs Christoph Bernliard von
Münster.
Die nachstehenden beiden Briefe des Bischofs Christoph
Bernhard von Münster sind für die Kulturgeschichte seiner Zeit
sehr interessant. Es ist zu bedauern, dafs der zweite undatiert
ist;*) doch wird man nicht irren, wenn man annimmt, er sei
etwa ein Jahr später als der erste gesclirieben worden. Zur
Orientierung theilen wir mit, dafs das Herzogthum Mirandola,
früher eine Grafschaft, 1619 zum Herzogthum erhoben wurde.
Die Herzoge waren aus dem Hause Pico und Lehnsleute des
heil, römischen Reichs. Als der letzte Herzog Franz Maria
in dem spanischen Erbfolgekriege nach Spanien gegangen und
vom Kaiser in die Acht erklärt war, wurde das Herzogthum
als ein Reichslehen im Jahre 1711 dem Herzog von Modena
für eine Million Gulden überlassen. An diesem Hofe lebte
also der münsterische Arzt Lorenz Wolf, dessen Ruf bedeutend
gewesen sein mufs, da sich der ferne Fürstbischof so sehr be-
müht, ihn in sein Vaterland wiederkehren zu sehen.
C(hristophorus) B(ernardus). Honorabilis, devote, nobis
sincere dilecte. Eximia te medendi peritia ac felicitate pollere
accepimus, et virum ex hac nostra dioecesi genitum ex laude
in Italia florere laetamur. Cum itaque pro amplitudine hujus
nostrae regionis pauci admodum insignes medici hie reperian-
tur, juri naturae consonum existimamus, ut popularibus tnis
potius, quam exteris opituleris. Quamobrem ea potestate, quam
in te tuaque bona nobis subjecta habemus, tibi serio praeci-
pinius, ut quamprimum huc revertaris, et in hac vel alia nostra
civitate medicinam exerceas. Quod uti te pro tua prudentia
non detrectaturum neque indignationem nostram ulla tergiver-
satione provocaturum esse confidimus, ita cum, cui nunc inser-
vis, Magnatem non solum ülustris familiae claritudine sed
etiam egregia virtute praestantem ac celebrem suisque majo-
ribus dignum , visis hisce literis perhonorifice te dimissurum
esse non dubitamus. Tuam Interim proraptam obedienliam prae-
stolantes gratioso te afi'ectu complectimur. Dat. in civitate
nostra Monasteriensi, 26. Febr. Anno 1668.
Tit : Honorabili ac devoto, nobis sincere dilecto Laureutio
Wolf, Medicinae doctori j.
Miraudulam.
C(hristophorus B(ernardus). Honorabilis, docte, nobis sin-
cere dilecte. Cum valde miraremur, te mandato nostro avo-
*) Es lagen mir nur die Concepte vor.
47
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
48
catorio nondum obtemperare , et in patriam tuani, praestauti-
bus Medicis indigentem, reverti, a propinquis tuis intelleximus,
lUustrissimum et Excellentissimum Dominum Ducem Mirandu-
lanum epistolam nostram ad te scriptam, quasi a nobis non cxa-
rata sed falsa ac supposititia esset, suspectam babuisse, ideoque
tibi facultatem abeundi denegasse. Quamobrem, ut eidem Hl.
atque Exe. Duci haec opinio exiraatur tibique nulla relinquatur
excusatio, basce literas nostras ad intinmm Sanctissimi Doraini
Nostri cubicularium, et ecclesiae nostrae cathedralis praepositum
et arcanornm consiliorum nostrorum participera, Dominum Wil-
helmum Baronem de Fürstenbergk Romam misimus, ut bic eas
tibi reddi curaret, et 111. atque Exe. Duci testaretur, manda-
tum nostrum antehac ad te missum ac praesens scriptum revera
a nobis profectum esse, atque omni falsitatis ac fraudis sus-
picione carere oportere. Quapropter iterum tibi districte et
sub poena gravissimae nostrae offensae et confiscationis bono-
rum tuorum praecipimus atque mandamus, ut quamprimum tibi
per byemem lieebit, ad nos iter arripias, atque ad opitulan-
dum patriae tuae hue redeas et concivibus tuis imposterum
operam impendas. Quod si ulterius id faeere neglexeris nos
infallibiter procedemus ad paenara, quam tibi comminati sumus,
nee ullam admittemus excusationem, quippe 111. et Exe. Ducem
Mirandulanum ejusmodi principem esse confidimus, ut te con-
tra debitum patriae tuae officium atque obsequium, quod no-
bis exbibere teneris, invitum retinere non velit, quo circa ad-
ventum tuum proximo vere expectantes benevolo tibi affectu
manemus addicti.
Aurich. Ernst Friedlaender.
Zur Chronik der Reichsstadt Nürnberg.
1433. Der Kath gibt 65 fi. le'/ifj in gold und 49 a
3 ß 4 hl. „das das groTs schiessen mit armprost der gest vnd
der vnsern , das man hie tet in Ebdomada post Bartholomei
vnd fünff tag weret, mit allen sachen gekost hat vmb kleined,
der waren das pest ein pferd, kostet 14 guidein, ein pecher
von 9fl., ein ochs 6fl., ein armprost 4fl., ein guldeiner ring
3fl., ein parchant 2 fl. 1 Ort, vnd der verrsten stat ein vng-
riseher guidein, vnd das man auch vmb wein, prot, obs vnd
ander Ding gab vnd daz man auch den Schreibern, pfeiffern,
trometern vnd andern amptleuten, die darob waren, zu liebung
gab."
Die Fahrt, die Erhart Haller und Virich Truchsefs, Stadt-
schreiber, nach Rom zum neugekrönten Kaiser thaten, um die
kaiserliche Bestätigung der Stadtprivilegien nachzusuchen, kostet
dem Rath 2296 fl. 1 Ort und 8% neuer Haller. Davon gaben
Haller und Truchsefs 600 Ducaten in die Kanzlei um 8 goldene
Bullen und um 14 Brief unter dem kaiserlichen Maiestätssiegel,
200 Ducaten um Gold zu den 8 Bullen, und 40 Ducaten dem
Goldschmied, um die Bullen zu machen.
Sodann zahlt der Rath in diesem Jahre 97 "ft 17 (3 hl.
für 26 Eimer Waizcnbier und Gerstenbier, das eine böhmische
Jungfrau zu Nürnberg braute. Das Bier schickt der Rath dem
Kaiser nach Basel, wie es derselbe verlangte, und dazu 1000 fl.
und 100 fl. für ein Kleinod.
Zwei Zigeuner werden auf einen Tag in's Loch gelegt.
1434. Kaiser Sigmund hatte der Stadt die Kaiserkrone
versetzt. Im Jahre 1434 in der Osterwoche läfst sie der Rath
nach Buchhoru führen, wahrscheinlich, um sie dem Kaiser aus-
zuhändigen.
Am 31. August wird Turnier gehalten an des Rieter's
Haus. Hauptmann desselben ist Jörg von Ehcnheim. Auf
dem Rathhaus wird ein Tanz gehalten und dasselbe durch
einen Gang über die Scherergasse erweitert. Auf dem Tur-
niere sind 353 Helme und darunter 60 Ritter.
Einer, der „dreien töehtern" die Ehe versprochen, wird
in's Loch gelegt und vom Züchtiger durch die Stirn gebrannt.
1435. Die Büchsensehützen erhalten vom Rath 26 % hl.
zum Ankauf von Kleinoden, um die sie alle Monate schiefsen,
und die Trompeter und Pfeifer, die ihnen aufblasen, werden
mit Geld beschenkt.
Der Rath zahlt 5 U 18 (J hl. für die Zehrung des H,
Pül und Anderer, als man dem bösen Werwolf nachstellet, der
in der Gegend um Nürnberg, Lauf und Eschenau umlief und
grofsen Schaden that an Leuten, Kindern und Vieh.
Die vorzüglichsten Beamten der Stadt sind : Leupold Pan-
wolf, Stadtschreiber, mit 32 fl., Bartholomes Neythart, Rath-
schreiber, mit 50 fl., Görg Madach, Losungsschreiber, mit
21 fl., Ulrich Truchsefs, Schreiber, mit 32 fl., Jobs Kapfer,
Schreiber, mit 13 fl., Johann Dum, Schreiber, mit 10 fl., Mei-
ster Johann Schintel und Meister Peter von Berkt, die Innern
Aerzte, mit je 25 fl., Magister Johann Marquardi, Stadtsyndi-
kus, mit 13 fl., die drey Stadtpfeiffer mit je G'/^fl. , Dr. Gre-
gor Haymburger, Jurist, mit 50 fl., Meister Erhart, der Wund-
arzt, mit 13 fl., der Trompeter mit 10 fl., Hanns Ott, der Lau-
tenschläger, mit 3 fl., Paul der Büchsenmeister, mit 12 fl., Demut
Weinsteinin, die Hebamme etc. mit 2 fl. vierteljähriger Besol-
dung, die ihnen zu Pfingsten, Kreuzerhöhung, St. Lucia und am
Sonntag Invocavit ausbezahlt wurde.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUOTE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. JW 2. Februar.
Chronik des gcrnianisclien Museums.
Nürnberg, den 15. P'ebruar 1873.
Das wachsende Interesse an der Uebertragung des Augustiner-
klosters hat wieder neue Zusagen verschiedener Künstler, zu dem
angegebenen Zwecke Beiträge zu leisten , hervorgerufen. Aufser
den versprochenen Kunstwerken haben wir auch in diesem Mo-
nate wieder eine Geldgabe von 100 fl. zu gleichem Zwecke zu
verzeichnen, mit der uns Herr Oberbaurath Ziebland in München
erfreute.
Durch den fortwährenden Zuwachs der Sammlungeu gestaltet
sich jedoch das Bedürfnifs, auch weitere Lokale zu beschaffen, die
für die Ausstellung des Museums geeignet sind, immer dringender.
Bereits sind wir nicht mehr in der Lage, einige grofse Gypsab-
güsse unterzubringen, welche in Brüssel für das Museum gefertigt
wurden. Ebenso erwarten wir in kurzer Zeit die Abgüsse der
Korssen'schen Bronzethüren zu Nowgorod, welche auf unsere Ver-
anlassung geformt worden sind, wie der Skulpturen der goldenen
Pforte zu Freiberg, deren Nachbildung gleichfalls durch die kgl.
sächsische Regierung auf unsere Veranlassung geschehen ist ; auch
die Abformung der Thüren an St. Maria auf dem Capitol in Köln
ist nahezu beendet, ohne dafs wir sofort alle diese grofsen Ab-
güsse aufstellen könnten.
Manche Erwerbungen, die in jüngster Zeit gemacht wurden,
werden wir glücklicherweise noch zur Aufstellung bringen können.
Wir erwähnen davon : zwei reichgeschnitzte, gothische Tische, einen
prachtvollen, romanischen silbernen Kelch nebst Patene, mit Niel-
len und Filigran geschmückt, eine Reihe italienischer Majoliken,
zum Theil mit Wappen nürnbergischer Patrizier verziert, welche
diese ehedem in Urbino und Venedig hatten fertigen lassen, einige
Waffenstücke, interessante Helme, einen romanischen Bronzeleuch-
ter, eine Serie alter niirnbergischer Drechslerarbeiten in Holz,
Hörn und Elfenbein.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Cemeinden : Friedberg (Bayern). Distriktsgemeinde,
20fl. Germersheim. Distriktsgemeinde, 25 fl. Immenstadt. Stadt-
gemeinde, 2 fl. Kandel. Distriktsgemeinde, 25 fl. Ludwigshafen.
Distriktsgemeinde, 15 fl. München. Stadtgemeinde (statt friiher 50 fl.),
100 fl. Neustadt a. d. Haardt. Distriktsgemeinde, 25 fl. Nördlingen.
Distriktsgemeinde, 15 fl. Oettingen. Distriktsgemeinde, 15 fl. Speyer,
Distriktsgemeinde, 15 fl.
Von Privaten: Ars a. d. IMosel. Alippi, Polizeikommissär,
Ifl. 45 kr. Augsburg. B. Barth, Rechtsanwalt, 1 fl. ; v. Bezold,
Bez.-Ger.-Rath , Ifl.; Braun, Rechtsanwalt, Ifl. 30 kr. ; Flemisch,
Rechtsanwalt, 1 fl. 30 kr. ; Grün, Obergerichtsschreiber, Ifl.; v. Gu-
termann, Rechtsanwalt, 1 fl. ; Mayrhofer , Rechtsanwalt, 1 fl. 30 kr.,
Mettenleitner, Staatsanwaltschaftssubstitut, Ifl.; Michahelles, Bez.-
Ger.-Rath, Ifl.; Müller, Rechtsanwalt, Ifl. 30 kr. ; Pöhlmann,
Rechtsanwalt, Ifl. 10 kr. ; Putz, Rechtsooncipient, Ifl.; Sack, Re-
gierungssekretär, Ifl.; Schöniger, Staatsanwalt, Ifl.; Weinmann,
Rechtsconcipient, 1 fl. Basel. Dr. phil. Ad. Böckmann 2 fl. 20 kr. ;
Dr. phil. Fr. Geiger 2 fl. 20 kr. ; Karl Geldner Ifl. lOkr. ; Adal-
bert Mylius, Consul des deutschen Reiches, 2 fl. 20 kr. ; Dr. jur.
Julius Neumann, Professor, 4 fl. 40 kr. ; Karl Opitz, Kaufmann,
Ifl. 45kr. ; J. Rode 2fl. 20kr. ; J. Rupe, Kaufmann, 2 fl. 20 kr. ;
Philipp Trüdinger, Fabrikant, 2 fl. 20 kr. Briinn. Hermann Hof-
mann, Turnlehrer, Ifl. 10 kr. Friedberg i. W. K. Trapp, Gru-
bendirektor, Ifl. 45 kr, Immenstadt. Peter Paul Marckhart, Kauf-
mann, Ifl.; Adolf Probst, Falnikbesitzer, 5 fl. ; Wilhelm Pap-
pus V. Trazberg, Freiherr von Rauchenzell u. Laubenberg, k. b.
Premierlieutenant k la Suite und Rittergutsbesitzer, Ifl. 45 kr.
Joseph Stahel, Prokurist, 5 fl. Jena. Ad. Schmidt, Professor, Ifl.
45kr. ; Dr. Karl Schulz, Referendar, Ifl. 45 kr. Lörrach. Math.
Preiser , Kaufmann , 1 fl. Metz. Domling , Landgerichtsrath , 1 fl.
45kr. ; Dr. Görgens, Professor, Ifl. 45 kr. ; Grünewald, Friedens-
richter, 1 fl. 45 kr. ; Hamm, Friedensrichter, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Hom-
burg, Professor, Ifl. 45 kr. ; Dr. Krichel, Professor (statt früher
Ifl.) Ifl. 45 kr. Mieste. Hildebrandt, Pastor, Ifl. 45 kr. Nörd-
lingen. Müller, Senior, 24 kr. Noveant (Lothringen). Jung, Inge-
nieur, Ifl. 45 kr. Nürnberg. Dr. Lessing, Fabrikant, 2 fl. Pest.
Robert Lampl Ifl. 45 kr. Schlüchtern. Anacker, Kantor, 30 kr.;
Leimbaoh, Seminarlehrer, Ifl.; Lotz, Seminarlehrer, Ifl.; Hubert
Zinkhan 30kr. ; Zintgraff, Apotheker, Ifl. 45 kr. Vemy bei Metz.
Fries, Friedensrichter, 1 fl. 45 kr. Wien. Dr. Rieh. Godeffroy, Vor-
stand des ehem. Laboratoriums des allg. österr. Apothekervereins,
Ifl. lOkr. ; Leop. Simoni, priv. Apotheker, Ifl. 10 kr. Zweibrü-
cken. Joh. Jak. Heck, Fabrikant, 1 fl. 45 kr. ; Frau Elise Roth, Fa-
brikantenwittwe, 1 fl. 45 kr. ; Georg Roth, Fabrikant, 1 fl. 45 kr.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Vereinen: Erfurt. Lesekränzchen der Realschule, Ifl.
45 kr.
Von Privaten : Bärn (Mähren). Hans Lichtblau, Freigutsbe-
sitzer, 2 fl. 20 kr. Dorpat. Weihrauch , Dozent , 1 fl. 52 kr. Garde-
legen. Keller, Buchdruckereibesitzer, Ifl. 45 kr. München. Frhr.
Edm. V. Oefele, Reichsarohivpraktikant, Ifl. 45 kr. Rethel. Frhr.
Ernst V. Lützelburg, k. b. Premierlieutenant, 2 fl. 20 kr.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I, Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 6806-6859.)
Dresden. Kgl. sächs. Kriegsministerium: 6 Gewehre,
3 Karabiner, 1 Pistol, 11 Stück blanke Waffen und 1 Kürafs von
1821. C. Andrea, Maler: 5 Photographien nach Architekturen.
Köhler, kgl. sächs. Generalmajor: Stück Holz aus der Kajüte der
Gefion. Zinnerner Schraubthaler mit Abbildungen der Schlachten
Napoleon's I. Ankleidepuppe, Wassermalerei. — Eger. H. Gradl,
Kassier: 44 Holzstöcke mit astrologischen Zeichen und Schriften.
Magischer Schutzbrief von 1718. 2 Orignalsiegel vom 14. und 18.
Jhdt. 16 Gypsabgüsse von Medaillen u. s. w. — Frankfurt a. M.
J. B. Baumeister: Ein Convolut Kujjferstiche von Amiing u. A.
— Fürth. Dr. med. Fronmüller sen. : Würfel von Serpentin-
stein mit 32 Kanten. — • Hannover. Br ebner, Medailleur: Ver-
goldete Medaille auf Beethoven, 1870. Desgl. auf die Siege von
1870, 1871. Dr. Grotefend, geh. Archivrath : 5 lippische Spann-
dienstzeichen. 18. Jhdt. Siegesthaler von 1871. Dr. Hahn, Me-
dicinalrath : Sjiencerkarabiner. Silberne Dose vom 18. Jhdt. 3
seltene Thaler von 1862, 1868 und 1872, 10 neuere kleinere Sil-
ber- und 12 Kupfermünzen. — Nürnberg. K. Daumer, Privatier:
2 eiserne Gewichte vom 16. Jhdt. Messingstempel vom 18. Jhdt.
Medaille vom Grafen Th. v. Tolstoy, 1817. Stadtmagistrat:
Bronzene Handspritze von 1547. S. Pickert, Antiquar: Sogen.
Pilgerei, aus Achat gedreht. Photographie nach einem Gobelin.
51
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
52
M. Pickert, Antiquar: 2 buntbemalte persische Fayenoetassen.
Probst, Photograph: 2 sculptierte Schlulssteine vom 15. Jhdt.
Zur Strassen, Professor an der Kunstgewerbsohule : 2 antike
Thonbildnereien. — Regensburg. Dr. C. Will, wirkl. fürstl. Rath
u. Archivar: Photogr. Abbildung einer Hausorgel vom 18. Jhdt.
— Rudolstadt. Se. Durchl. Fürst G eorg vo n Sohwarzburg-
Kudolstadt: 8 Photographien nach Ausgrabungen und Pracht-
waffen im Besitze Sr. Durchlaucht. — Seehausen. D r. G ö t z e :
Kabbalistisches Petschaft aus Messing, 17. Jhdt. — Sigmaringen.
Se. kgl. Hoheit Fürst Anton zu Hohcnzollern-Sigma-
ringen: Gerade B-Trompete.
IL Pur die Bibliothek,
(Nr. 29,522—29,6^1.)
Ansbach. Andr. Rück, Redakteur: Ders. , der Zöpfe Ende.
1870. 8. Ders., Wiedergegeben. 1870. 8. Ders., ein Dominospiel.
1872. 8. Ders., d. Schwindel in der Falle. 1873. 8. — Berlin. Dr.
T. Märcker, k. pr. geh. Archivrath : Ders., die Wanderungen
der deutschen Reichskleinodien. 1872. 8. Sonderabz. Redaktion
des „Herold": Nachrichten über die Familie de Graeff. 8. Son-
derabdr. v. Ahlefeld, zur Geschichte der Familie von Rantzau. 8.
Sonderabdr. v. Mülverstedt, der heraldische „Schachroche." 8.
Sonderabdr. Dr. C. F. Trachsel: Ders., Glossarium der Berli-
nischen Wörter U.Redensarten. 1873. 8. — Bern. v. Scheel, Pro-
fessor : Wappen der Mitglieder des Reichskammergerichts (um
1785). Titelbl. fehlt. 8. — Bonn. Universität: Bluhme, z. Textes-
kritik des Westgothenrechts. 1872. 8. v. Doornick , de Alberto
duce. 1872. 8. Rubel, de fontibus quatuor priorum historiae Au-
gustae scriptorum ; pars I. 1872. 8. Woker, de Erasmi Rotterdami
studiis irenicis. ]872. 8. Kebät 47 anderen akadem. Gelegenheits-
schriften. 1872. 4. 8. — Brunn. Moriz Trapp, Gustos des P'ran-
zens-Museums : Ders., der Spielberg in Brunn. 1873. 8. — Darm-
Stadt. Dr. Liidw. Baur, grolsh. hess. Geh. -Rath u. Archivdirek-
tor: Ders., hessische Urkunden; V. Bnd. 1873. 8. — Eger. Heinr.
Gradl, Kassier: Bodenehr, anderer Theil des Tractats, so betitelt
Force de l'Europe. qu. 4. Jos. Hollub, k. k. Gymnasialprofes-
sor : Haupt-Bericht der Handels- und Gewerbekammer zu Eger . . .
im J. 1863. 8. Frind, histor. Analecten über Eger u. d. Egerland.
1864. 8. Progr. Kittel, Kursachsen u. die Gegenreformation in
Eger. 1869. 8. Progr. — Frankfurt a. M. Unirekannter : Yer-
zeichnil's der Abgeordneten zur ersten deutschen Reichsversamm-
lung in Frankfurt a. M. 1849. 8. Sammlung von Plakaten u. Zei-
tungsblättern, die Stadt Frankfurt betreffend; 1835—60 (58 Stück).
2. 4. 8. — Freiburg i. Br. Herder'sche Verlagshdl. : Janfsen,
Frankfurts Reichscorrespondenz; Bnd. II, 2. 1873. 8. — Genf. Edu-
ard Fick, Buchdruckereibesitzer: Baum, Proces de Batidichon
accuse d'heresie ä Lyon. 1873. 8. — Greifswald. Dr. Theod. Pyl,
Univers.-Professor : Ders., Pommer'sche Genealogien; Bnd. II, 2.
1873.8. — Hannover. Architecten- u. Ingenieur-Verein:
Ders., die Kunst im Gewerbe. Bnd. I, 1. 1872. 2. Dr. Grote-
fend, geh. Archivrath: Verordnung des fürstl. Braunschw. Consi-
storiums. 1591. 2. — Heidelberg. Dr. K. Walsmannsdorff, Turn-
anstaltsvorsteher : Ders., die militärischen Frei- u. Geräthübungen
in Bayern u. Prenfsen. 1873. 8. — Hermannstadt. Verein f. sle-
benbürgische Landeskunde: Ders., Jahresbericht für 1863
—64. 1865. 8. — Komotau. Nie. v. Urbanstadt, jub. k. k. Fi-
nanz-Bezirkscommissär : Mehler, ursprüngl. chronolog. Geschichte
Böhmens ; Th. I. II. 1806. 8. Der Cardinal Hut, oder Bericht von
den Cardinälen. 1667. 12. Geschichte des Königreichs Böheim.
1783. 8. Militairisches Taschenbuch. 1783. 8. Friedrieh's v. Knaufs
selbstschreibende Wundermaschine. 1780. 8. v. Engel, Geschichte
des Freistaats Ragusa. 1807. 8. Geschichte des Klosters der Ur-
sulinerinnen zu Kuttenberg. 1843. 8. Universal-Acois-Ordnung im
Königr. Böheimb. 1709. 4. Artickeln des allgem. Landtatrs Schlus-
ses auff dem Kön. Prager-Sohlosse. 16,52, 1671, 1684, 170.5. 1716,
1728 u. 1788. 4. Sommer, kurze Geschichte der Stadt Schlacken-
werth. 1866. 8. 36 Stück kais. Mandate, meist das Königr. Böh-
men betreffend; 1625—1762. 2. 4. 97 Stück kais. Verordnungen
etc., meist das Königr. Böhmen betr.; 1541—1810 2. 4. 24 Stück
Ordnungen von Zünften des Königr. Böhmen ; 1739—78. 2. Nebst
45 anderen Schriften verschiedenen Inhalts. 1548—1865. 2. 4. 8. —
Königsberg i. Pr. Universität: 16 akademische Gelegenheitsschrif-
ten. Iö72. 4. 8. — Leipzig. J. C. Hinrich'sche Buohhandl. : All-
gemeine Bibliographie für Deutschland; Jhg. 1871. 1872. 8. Dr.
Schröder: Ders., Griseldis. Apollonius v. Tyrus. 1872. 8. Son-
derabdr. W. Violet, Buchhandl. : Moser, d. Belagerung v. Leip-
zig im J. 1547 (Sonntags -Beil. d. Leipz. Nachr.) 2. — München.
K. Akademie der Wissenschaften: Dies., Sitzungsberichte
der philos.-philolog. Classe ; 1872, Heft II u. III. 8. Dies., Sitzungs-
berichte der mathemat. -physikal. GL; 1872, H. II. 8. Dies., In-
haltsverzeichnifs zu Jhg. 1860 — 70 der Sitzungsberichte. 1872. 8.
— St. Nicolas. Cercle archeol ogique du pays des Waes:
Ders. , Publications extraordinaires etc. ; Nr. 9. 8. — Nürnberg.
Lorenz Ritter, Kupferstecher: Ders., malerische Ansichten aus
Nürnberg; Bl. 1 — 12. 1871. 2. — Paris. Ministerium des öf-
fentl. Unterrichts: Revue des societes savantes des departe-
ments; V. serie, t.LII.(anneel870). 1871.8.— Prag. F.Tempsky,
Verlagshandl. : Bayer, die Historia Friderici III. Imperatoris des
Enea Silvio de' Piccolomini. 1872. 8. — Quedlinburg. Gustav
Brecht, Bürgermeister: Janicke, Urkundenbuch der Stadt Qued-
linburg; L Abth. 1873. 8. — Regensburg. Dr. C. Will, wirk!,
fürstl. Rath u. Archivar: 2 Mandate Kaiser Karl's V. 1525 u. 1529.
2. — Salzburg. Gesellschaft für Salzburg. Landeskunde:
Dies., Mittheilungen etc.; XII. Vereinsjahr, 18i2. 8. — Schaffhau-
sen. Friedr. Hurter'sche Buchh. : Schöppner, Charakterbilder
der allgem. Geschichte; 3. Aufl. Bnd. 1-3. 1871—73. 8. — See-
hausen. Dr. Lud w. Götze, Gymnasial-Oberlehrer : Ders., urkundl.
Geschichte d. Stadt Stendal ; 10. Lief. 1872. 8. — Sigmaringen. Hofrath
Dr. F. A. Lehner, fürstl. Bibliothekar und Conservator : Ders.,
fürstl. Hohenzollern'sches Museum zu Sigmaringen: Verzeichnifs
der in dem Kleinodienschrank befindlichen Gegenstände. 1872. 8.
Ders., fürstl. Hohenzollern'sches Museum: Verzeichnifs der Hand-
schriften. 1872.8. A. Lichtschlag, Gymnasial-Oberlehrer : Ders.,
Beiträge zur Hohenzollern'schcn Ortsgeschichte. 1872. 4. Progr. —
Wien. Se. Maj. Franz Joseph I., Kaiser v. Oesterreich:
Leitner , d. hervorragendsten Kunstwerke der Schatzkammer des
Österreich. Kaiserhauses; Lief. 17 u. 18. Imp. 2. Dr. Matthias
Pangerl, Archivar: Ders., Urkundenbuch des ehemal. Cistercien-
serstiftes Goldenkron in Böhmen. 1872. 8.
III. Für das Arohiv.
(Nr. 4289—4311.)
Nürnberg. Eckert, Lehrer: Zeugnifs Joh. Friedrieh's zu PjT-
baum, als Lehrprinzen, für Andreas Eckert von Wolkersdorf, dafs
er nach nunmehr vollendeter Lehrzeit als „hirschgerechter Jäger
und Weidmann" zu betrachten sei. 1769. Pgm. Ungenannter:
Kaufbrief der Vormünder des „Geschefl'ts" der Katharina Wirsin-
ger zu Nürnberg an Peter Hochsteter daselbst, über die Erbschaft
an der Behausung in der Derrersgasse. 1513. Pgm. Kaufbrief Hans
Gutschmieds, Messerers in Nürnberg, an Hans Prünsterer, des grö-
l'sern Rathes, über die Eigenschaft und zehn Gulden jährlichen
Zinses aus seiner Behausung in der Derrersgasse. 1557. Pgm. Brief
der Wittwe Hans Gutschmids in Nürnberg zurUebergabe ihres Hau-
ses in der Derrersgasse an Ruprecht Erdinger, Genannten des grö-
fseren Rathes, wegen Rückstandes in der .\btragung der schuldi-
gen Zinsen. 1576. Pgm. Kaufbrief des Ruprecht Schlunpf, Bür-
gers zu Nürnberg, an Lienhard Spat, Barchentweber, über eine
Behausung am Schwabenberge, dem Fröschthurm gegenüber. 1606.
Pgm. Kaufbrief der Geschwister Bürckhner an Mathäus Frey,
Barchentweber, über eine Behausung auf dem Schwabenberge,
nahe dem Fröschthurme. 1694. Pgm. Bescheinigung der Maria
Rosina Kohler, Tochter des verstorbenen Georg Seyfried Kohler
von Neunhof, an Mathäus Frey, über hundert Gulden als Ablösung
der Eigenschaft an dem Hause auf dem Schwabenberge. 1694.
Pgm. Letzter Wille des Mathäus Frey, Tuch- und Leinwandhänd-
lers, auch verordneten Lieutenants unter der Bürgerschaft zu Nürn-
berg 1727. Pgm. Beizettel des Hieron. Willi. Ebner von Eschen-
bach, als Kirchenpflegers, zu dem von der Frau Christina, Joh.
Georg Wiedmann's, Beckers, Wittwe, unterm 7. Mai 1706 einge-
53
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
54
lösten Grabzettel auf St. Rochuskirchhof', worin die betheiligten
Erben aufgeführt werden. 1731. Pgm. Zwölf Kaufl)riefe und ge-
richtliche Entscheidungen, ein Haus in der Derrersgasse betr. 1554
— 1790. Akten. Zwei stadtgerichtliche Bescheide über die vormals
dem Joh. Mich. Mes.serer zugehörige Behausung in der äufseren
Laufergasse. 1785. Akten.
Chronik der historischen Vereine.
Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft
in Wien. III. Band, 1873. Nr. 1. 8.
Eine Opferstätte bei Pulkau in Niederösterreich. Vortrag, von
Prof. Dr. J. Wodrich. (Mit 4 lithogr. Tafeln.)
Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
III. Jahrg. Nr. 2. Wien, Februar 1873. 4.
Ki^s-^'ärda. — Fortsetzungen.
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines der Diözese Seckau. 1872. IV. Jahrg.
Nr. 1. Graz. 8.
Glasmalerei. (Dr. Alb. Ilg.) — Ein Muster wahrer Kirchen-
musik. — Studien über die christliche Malerei. — Ueber die Mi-
tra der Bischöfe und Aebte. Von P. Ludw. Findeys.
Sitzungsberichte der philosophisch - philologi-
schen und historischen Classe der k. b. Akademie der
Wissenschaften zu München. Heft IL III. München. 1872. 8.
Ueber fränkisch-wirzburgische Zentbücher, von Rockinger. —
Quellenbeiträge zur Geschichte des Kaiser's Rudolf IL, von Ritter.
— Ueber die in der letzten Zeit gemachten Ausgrabungen römi-
scher Antiquitäten in Regensburg, von Ohlenschlager. — Ueber
die lateinischen Sequenzen. Von Hofmann. — Nachtrag zu den
Clermonter Runen. Von dems. — Ueber die von Kaiser Ludwig
gewonnene Schlacht bei Mühldorf, von Würdinger. — Valentin
Feruandez Aleman, von Heyd.
In der Versammlung des historischen Vereins von Ob er-
pfalz und Regensburg vom 13. Febi'uar wurde über die Fort-
setzung der Ausgrabungen römischer Alterthümer berichtet. Auch
wurden über ein jüngst aufgedecktes Leichenfeld bei Schelleneck
(a. d. Altmühl) Mittheilungen gemacht; es fanden sich ein eisernes
Schwert, Armringe von Bronze, Thonperlen und Goldmünzen mit
Oehren ; die Gräber dürften mit denen von Nordendorf derselben
Zeit angehören.
Pommersche Genealogien. Nach urkundlichen Quellen
und den Sammlungen von A. Balthasar, J. A. Dinnies und C. Ge-
sterding herausgeg. von Dr. Theod. Pyl. Zweiter Band. Genea-
logien der Familien Wakenitz, Lübeck und Smiterlow nebst Bei-
trägen zur Geschichte von Greifswald und Stralsund als Ergän-
zung zu 0. Focks Rüg.-Pomm. Geschichte, sowie Stammtafeln der
Familien Bere, Semlow, Schulow, Ferber, Wulflam, Darne, Holt-
husen, Krüdener, Voge, Letzenitz, Below, Wampen, Vredekow,
Lange, Bokholt und Lowe, mit Abbildungen der Wappen und
eines Grabsteins der Familie Letzenitz. Greifswald. Vereinsschrift
der Rügisch - Pommerschen Abtheilung der Gesellschaft für
P ommersche Geschieht e und Alterthumskunde in Stral-
sund und Greifswald. 1873. 8.
Monatshefte für Musik-Geschichte herausgegeben von
der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg. 1873.
Nr. 2. Berlin. 8.
Ein altes Piano-Forte.
In der am 28. Januar stattgefundenen Versammlung des Ver-
eins für Geschichte und Alterthumskunde zu Erfurt
hielt Archivrath Dr. Burkhardt aus Weimar den ersten Theil eines
Vortrages über das sog. tolle Jahr in Erfurt 1509. Näheres über
den Inhalt bringt die Erfurter Zeitung, Nr. 32.
Bibliothek deslitterarischen Vereins in Stuttgart.
CX. Hans Sachs. Herausgeg. von Adelbert von Keller. Sechs-
ster Band. — CXI. Die ersten deutschen Zeitungen hrsg. mit
einer Bibliographie (1505—1599) von Emil Weller. — CXII. Hi-
storia del Cavallero Cifar hrsg. von Dr. Heinr. Michelant. — CXIII.
Friedrich's von Logau sämmtliche Sinngedichte hrsg. von Gustav
Eitner. Tübingen, 1872. 8.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
4) Gesohichtsquellen der Provinz Sachsen und an-
grenzenderGebiete. Herausgegeben von den geschicht-
lichen Vereinen der Provinz. Erster Band. Erfurter Denk-
mäler. Herausgegeben von dem Thüringisch - Sächsischen
Alterthumsverein zu Halle. Halle. Verlag der Buchhand-
lung des Waisenhauses. 1870. VII, 231 u. 174 Stn.
Das vorliegende Werk, dessen Stellung und Verhältnifs zu
den anderweitigen Arbeiten der sächsischen Vereine Prof. Ernst
Dümmler zu Halle in einem Vorworte erläutert hat, bildet gewis-
sermassen eine Ergänzung zu dem gleichzeitig erschienenen Buche :
„Die ältesten Weisthümer der Stadt Erfurt über ihre Stellung zum
Erzstift Mainz," welches bereits in unserem Blatte (s. Anzeiger
für Kunde der deutschen Vorzeit, 1872, Sp. 327 — 329) besprochen
worden ist. Dasselbe gibt nämlich in der einen Hälfte nach chro-
nologischer Reihenfolge geordnete Beiträge zur äufseren Geschichte
Erfurts und der umliegenden Lande, in der andern ein satirisches
Gedicht, welches einen sehr anziehenden Blick in die allgemeine
Geistesrichtung überhaupt und in die Stimmung der thüringischen
Lande ganz insbesondere gewährt. Diese beiden Schriften „Er-
55
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
56
flirter Denkmäler" und „die ältesten Weisthiimer der Stadt Er-
furt" erhellen und erläutern sich vielfältig , obgleich die in ihnen
enthaltenen Quellen nicht ausdrücklich auf einander Bezug nehmen.
Wir begegnen zunächst dem Chronicon Sampetrinum, welches
von 1036 bis 1355 die gesammte, aus dem Erfurter Benediktiner-
stift St. Peter hervorgegangene Geschichtschreibung umfafst. Es
ist naeh der Göttinger Handschrift bearbeitet. Der Herausgeber,
Bruno Stübel, legte gerade diese letztere zu Grunde, nachdem er
sich überzeugt hatte, dafs die Dresdener Handschrift, nach wel-
cher Mencken in seiner Sammlung das Chronicon herausgegeben
hat, nur als eine mangelhafte Abschrift der ersteren betrachtet
■werden darf Die Chronik schickt nach mittelalterlicher Sitte eine
Aufzählung nackter Thatsachen aus früherer Zeit als Einleitung
voraus und beginnt so mit der Predigt des Erlösers zu Kaper-
naum. Die Nachrichten werden erst mit dem zwölften Jahrhun-
derte zusammenhängender und ausführlicher. Sie nehmen zwar
fortwährend auf die grofsen Weltereignisse Rücksicht ; doch bil-
den diese gleichsam nur den Rahmen, innerhalb welches sich die
auf Erfurt und Umgegend bezüglichen Ereignisse fortbewegen.
Dafs die Mitarbeiter des Chronikon meistens Zeitgenossen waren,
welche das aus eigner Anschauung Ei-lebte, oder wenigstens die
frischen Berichte darüber mit lebendigem Eindruck wiederzugeben
vermochten, erhöht den Werth ihrer Mittheilungen.
Dem Chronicon Sampetrinum folgen die von Ottokar Lorenz
herausgegebenen Annales Reinhardsbrunnenses, von 1015 bis 1259,
welche vermuthlich von einem in der ersten Hälfte des vierzehn-
ten Jahrhunderts in Erfurt lebenden Dominikaner verfafst sind.
Sie haben zunächst eine kritische Bedeutung. Es ergibt sich näm-
lich aus den hierüber angestellten Untersuchungen, dafs denselben
die alten, aber jetzt verloren gegangenen Reinhardsbrunner Anna-
len zu Grunde liegen. Der Erfurter Dominikaner steht daher ganz
unabhängig neben dem Compilator der von Wegele veröffentlich-
ten grofsen Annales Reinhardsbrunnenses; aber beide haben aus
einer gemeinsamen und ursprünglichen Quelle geschöpft.
Von unschätzbarem Werthe ist das letzte der in diesem Bande
enthaltenen Stücke, das von Theobald Fischer herausgegebene
Carmen satiricum Nicolai de Bibera occulti Erfordensis. Der Ver-
fasser ist, trotz der scheinbaren äufseren Uebereinstimmung des
Namens, kein Spröfsling der Familie, welcher der spätere Hermann
von Bibra, der Aufzeichner der Erfurter Bischofsrechte, angehörte.
Der Beiname scheint davon entstanden zu sein , dafs derselbe die
Stelle eines Custos der Kirche von Bibra bekleidete; sicher aber
ist, dafs er als Geistlicher in Erfurt lebte. Das von ihm geschrie-
bene Carmen satiricum zerfällt in drei Abtheilungeu, welche er
selber Distinctionen genannt hat. In der ersten derselben ergiefst
sich die bittere Lauge des Verfassers über die öffentliche Wirk-
samkeit und das Privatleben Heinrichs von Kirchberg, des berühm-
ten Vertreters römischer Rechtsgelehrsamkeit in Erfurt, dessen
zweideutiges Benehmen auch von Kirchhoff in der Einleitung zu
dem Weisthum von 1289 angedeutet ist. Die zweite Distinction
geht zu den allgemeinen Zeitverhältnissen über. Sie schildert die
überall verbreitete Sittenverderbnil's, den gesunkenen Zustand der
Geistlichkeit, die Habsucht und Schwelgerei des päpstlichen Hofes;
sie verbreitet sich dann über die damalige traurige Lage des thü-
ringischen Landes, und scheut sich nicht, sogar den Landgrafen
selber wegen seines anstöfsigen Lebenswandels zur Rechenschaft
zu ziehen. Die dritte Distinction verweilt bei der Lage der "Stadt
nach Aufhebung des Interdiktes und wiederhergestelltem Frieden.
Sie entwirft ein sehr genaues Bild von dem damaligen bürgerli-
chen Treiben und wird auf diese Weise höchst belehrend für die
Kenntnil's der Sitten und Zustände der ganzen Zeit. Mögen die
Pinselstriche des Verfassers vielfach an Uebertreibung leiden,
nimmt er auch nicht selten einen verbitterten und einseitigen Par-
teistandpunkt ein, — immerhin erhöhen diese Eigenthümlichkeiten
noch den Werth des Buches. Es wurde späterhin in Mähren und
Böhmen viel gelesen, und namentlich auch von Johannes Hufs be-
nützt. In ihm wirkten schon unbewufst die ersten Keime der
reformatorischen Ideen. A. F.
5) Les monuments prehistoriques de la Suisse oc-
cidentale et de laSavoie. Album de photographies
avec texte par Paul Vionnet. Lausanne. Imprimerie
Georges Bridel. 1872. Fol. 35 photograph. Tfln. 28 Stn.
Text mit eingedruckten Lithographien.
In der westlichen Schweiz und Savoyen finden sich Dolmen,
Menhirs und Cromlechs, welche den Hünenbetten der norddeut-
schen Ebene wie den Denkmälern in Frankreich und England im
Wesentlichen gleichen , wenn auch an Grofsartigkeit nachstehen.
Daneben kommen aber ähnliche vor, welche in die andern Orts
als Opferaltäre bezeichnete Kategorie fallen, jedoch als charakteri-
sierendes Merkmal statt der sonst gefundenen streifenförmigen
Vertiefungen, der sogen. Blutrinnen, napfartige, auch unregel-
mälsige Löcher, oft in grolser Anzahl und unregelmäfsiger Zusam-
menstellung enthalten. Diese Löcher rühren offenbar von Men-
schenhand her ; ihre ursprüngliche Bestimmung wird aber schwer
zu entdecken sein. Der Verfasser sucht auch nicht, sie schlufs-
gültig zu erklären. Seine Absicht geht mehr dahin, darauf auf-
merksam zu machen, vor allem aber, diese der Zerstörung preis-
gegebeneu Denkmäler wenigstens in treuen Abbildungen zu er-
halten. So hat er dieselben bis auf einige wenige , welche der
Photographie unzugänglich sich erwiesen , säramtlich auf diesem,
keinen Zweifel übrig lassenden AVege reproduoieren lassen. Zur
Erhöhung der Deutlichkeit sind Abbildungen in Steindruck dem
Texte eingefügt. Aehnliche Steine, wie die oben hervorgehobe-
nen, welche sich im Riesengebirge befinden, sind im Jahrgang
1857 , Sp. 153 dieses Anzeigers besprochen. Andere sollen im
Harz, im Fichtelgebirge, in der Gegend von Heidelberg vorkom-
men. Ohne Zweifel würden deren auch sonst wo sich entdecken
lassen, wenn kenntnilsreiche Beobachter ihr Augenmerk darauf
richteten. Die Hauptsache wäre aber, dafs sie auch bei uns durch
genügende Abbildungen nicht nur bekannt gemacht, sondern gänz-
licher Vergessenheit entrissen würden. Denn die moderne Indu-
strie legt ihre gefräfsigen Zähne auch an diese harten Granitblöcke
und dürfte sie über kurz oder lang ganz verschlungen haben.
Das oben genannte Werk könnte als Muster gelten. v. E.
6)Dürer'3 Briefe, Tagebücher und Reime nebst
einem Anhange von Zuschriften an und für Dü-
rer, übersetzt und mit Einleitung, Anmerkungen, Personen-
verzeichnif's und einer Reisekarte versehen von Moriz
Th au sing. Wien, 1872. Wilhelm Braumüller. 8. 250 Stn.
Wer sich je mit wissenschaftlichen Forschungen abgegeben,
weifs, dafs es kein gröfseres Hemmnifs derselben gibt, als unge-
löste Vorfragen, und dafs es selbst als Erleichterung angesehen
57
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
58
■werden kann, wenn dargethan ist, bis zu welchem Punkte oder
ob sie überhaupt gar nicht zu erledigen sind. Als solche Vorfrage
standeö dem seit der vor etwa einem Jahrzehend gegebenen neuen
Anregung sich immer mehr vertiefenden Studium der Werke Dü-
rer's dessen eigene oben genannte Schriften — man könnte sagen
fast so hinderlich entgegen, wie sie förderten. Wenigstens haben
sie den auf diesem Gebiete arbeitenden Gelehrten so viel Kopf-
brechen verursacht, wie der Gegenstand ihres Forschens selbst,
und den Genul's desselben durch unmittelbar sich anknüpfende
Zweifel mannigfach gestört. Die häufigen, oft nur gelegentlich
oder theilweise unternommenen Versuche, das in diesen Schriften
niedergelegte wissenschaftliche Material zu bewältigen, können
■wir mit der vorliegenden Thausing'schen Bearbeitung wenigstens
so lange für abgeschlossen erklären, bis vielleicht einmal durch
günstigen Zufall ganz unbekannte Ergänzungen an das Licht ge-
bracht ■werden. Es ist in dieser Bearbeitung nicht nur das voll-
ständige Material, neben der schriftlichen Hinterlassenschaft des
Künstlers — mit Ausnahme seiner wissenschaftlichen Arbeiten
— auch dasjenige seiner Zeitgenossen, welches auf ihn Bezug hat,
zusammengestellt, sondern von den bisherigen Erklärungsversuchen
mit grofsem Scharfsinn auch das Werthvolle benutzt, mancher
Gesichtspunkt neu eröffnet und das Ganze zu einem erfreulichen
Bilde vereinigt. Auf einen weiteren Kreis Theilnehmender berech-
net, sind die mitgetheilten Documente aus der alten Sprache und
Schreibweise in die neueren übertragen und hierin vor allem be-
kundet sich die Vertrautheit des Verfassers des Bearbeiters mit
seinem Stoffe und der feine Takt, der ihn nicht nur in den all-
zuhäufigen zweifelhaften Fällen zum Richtigen, sondern überall
zum rechten, treffenden Ausdrucke führt. Um diese Arbeit voll-
kommen zu würdigen, muls man die früher gemachten ähnlichen
Versuche, namentlich die ungeheuerlichen Arbeiten der Engländer
vergleichen. Das Werk bildet den dritten Band der von R. von
Eitelberger herausgegebenen Quellenschriften für Kunst, v. E.
7) Die christliche Kunst in ihren frühesten Anfän-
gen. Mit besonderer Berücksichtigung der neuesten Re-
sultate der Katakomben-Forschung populär dargestellt von
Dr. F. X. Kraus, Professor der Geschichte und der christ-
lichen Kunstarchäologie an der Universität Strafsburg. Leip-
zig, Verlag von E. A. Seemann. 1872. 8. 218 Stn. mit
53 Holzschnitten.
Seit lange gewohnt, die Kunst der Katakomben als spärlichen
Anfang der christlichen Kunst überhaupt anzusehen, hat man sie
zu sehr von ihrer technischen Seite betrachtet und ihren Gehalt,
■wenn auch im allgemeinen gewürdigt, doch zu wenig präoisiert.
Erst da die genauere Untersuchung der sjjäteren Kunst darauf
führte, für die verschiedenen darin vereinigten Elemente die Her-
kunft zu prüfen und nach einem Mafsstab für ihre Beurtheilung
zu suchen, konnte die Bedeutung der Katakomben- zur Genüge
hervortreten. Denn dafs der letztere nirgend anderswo liegt, als
dort, wird schwerlich mit Gründen bestritten werden können.
Wird nun diese Ansicht, namentlich bei der Gefahr der Mifsdeu-
tung, wol kaum bald eine durchgreifende werden, so ist es inte-
ressant zu bemerken, wie sie bei jeder neuen Bearbeitung des
Gegenstandes, oft unwillkürlich, zum Durchbruch kommt. Im oben
genannten Werke hat der Verfasser die gründlichen historischen
Forschungen der letzten Jahre zu einem anschaulichen Gesammt-
bilde vereinigt und so, bei einer freieren Uebersicht über die Ein-
zelheiten des Materials, den Totaleindruck des Gegenstandes ent-
schiedener vermittelt. Eine Ergänzung findet das Buch in der
gleichzeitig erschienenen Roma sotterranea desselben Autors,
welche die Details behandelt. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 4. Der Stevin'sche Wind wagen (um 1600). —
Nr. 5, S. 100. Die Nachgrabungen auf den Pfahlbauten Ro-
benhausen und Niederweil. In den Jahren 1870 bis und mit
1872. (Jakob Messikomer.)
Das neue Blatt: Nr. 19 ff. Kalendergeschichten. Kulturhistori-
sche Skizze von Dr. A. E. Müller.
Die Gegen^wart (von P. Lindau): Nr. 2. Zur Statistik des Klo-
sterwesens in Elsafs-Lothringen. (A. Schreiber.)
Deutsche Gemeindezeitung: Nr. 3. Das Archiv der Stadt
Erfurt.
Die Grenzboten: Nr. 2, S. 53. Das Grabmal des heiligen Se-
bald zu Nürnberg. (R. Bergau.)
Literar. Hand weiser : Nr. 180. Nicolaus Copernicus. (Mit einem
Ueberblick der Schriften, die sein Leben betreffen). (Franz
Hülskamp.)
Im neuen Reich: Nr. 5. Reim u. Rhythmus im Deutschen und
Romanischen. (H. Schuchardt.)
Jahrbuch des deutschen Prot estanteu -Vereins : 1872.
Das Strafverfahren nach dem Hexenspiegel. (Rassow.) — Jo-
hann Amos Comenius. (Seyffarth.)
Der Katholik: Decbr. Die Inclusen und Inclusinen des Mittel-
alters am Mittelrhein. — In Sachen der Canonisation Alberts
d. Gr.
Neue Evangel. Kirchenzeitung: Nr. 7. Zur 400jährigen Ge-
burtsfeier des Kopernikus.
Korrespondent v. u. f. Deutschland: Nr. 64ff. Studien zur
Kunstgeschichte von Nürnberg. VIII. Eine alte Werkzeichnung.
(R. Bergau.) — Nr. 85. Der Bernsteinhandel im Alterthum.
(Schw. M.) — • Nr. 92. Regiomontanus und Kopernikus.
Kunst u. Gewerbe: Nr. 1 ff. Wendclin Dietterlin. Ein Strafs-
burger Künstler des 16. Jahrh. (0. v. Schorn.)
Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 4 (196), S. 438. Seba-
stian Bach's Lebenslauf und Künstlerart. (Louis Köhler.)
Organ f. christl. Kunst: Nr. 23 ff. Die hervorragendsten Sce-
nen aus dem Leben der allerseligsten Jungfrau, welche durch
die Kunst (Sculptur u. Malerei) ganz besonders verherrlicht
•wurden. I. Die Eltern der h. Jungfrau Joachim und Anna. — ■
1873, Nr. 1 ff. Auch etwas über den Dom zu Köln am Rhein.
Norddeutsches Protestantenblatt: Nr. 51. Wohin gehört
der Altar in christlichen Kirchen ?
Deutscher Reichs- Anzeiger : Beil. Nr. 3. Friedrich Heinrich
Johann von Farenheid. (Nekrolog.)
Oester reich. Viertel Jahresschrift f. kathol. Theologie:
11. Jahrg., 3. Heft, 1872. Die Protestantisirung des Tullnerfel-
des. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte. (A. Kerschbauer.)
Die illustr. Welt: 1873, S. 314. Kunigunde von Orlamünde.
(Wilhelm Petsch.)
Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg.: Nr. 4 f. Ein
59
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
60
romäisches geistliches Schauspiel. Auszug aus einer hand-
schriftlichen Abhandlung über dasselbe und ein Lustspiel in
derselben Sprache. — Der Sichelorden.
Siebenbiirg.-deutsches Wochenblatt: Nr. 1. Bericht über
kirchliche Alterthümer. (L. Reissenberger.)
Oesterr. Wochenschrift: 52. Heft (1872). Die Herkunft der
Seiler. 1. 2. (W. Obermüller.) — Oesterreichs Wafl'enfabrika-
tion im Mittelalter.
Zeitschr. f. bild. Kunst: Heft 4, S. 126. Kunstgeschichtliche
Miscellen aus deutschen Historikern. I. (A. Horawitz.)
Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 26. Haus Holhein d. J. ein gebor-
ner Augsburger. (Wilh. Schmidt.)
Illustr. Zeitung: Nr. 1545. Aus dem alten München. (Karl
Albert Regnet.) — Nr. 1546. Zur vierten Säcularfeier , der
Geburt des Nik. Kopernicus.
Vermischte Nachrichteu.
9) Bei Gelegenheit der vierten Säcularfeier des Ge-
burtstages von Copernicus wird u. A. auch die früher schon
vielfach erörterte Frage nach seiner nationalen Herkunft neuerdings
ventiliert. Nach dem Korr. v. u. f. D., Nr. 77, führt die Schles.
Ztg. den Nachweis, dafs der grofse Astronom nicht polnischer Her-
kunft sei, sondern aus dem schlesisohen Eulengebirge, und zwar
aus dem hinter Silberberg belegenen Orte Köppriohe stamme, der
ehedem nach einer vom Jahre 1369 datierten Urkunde Koppernik
geheiCsen und in dessen Nähe ein Kupferbergwerk betrieben wor-
den. Die in Frankenstein ansässig gewesenen Vorfahren des berühm-
ten Astronomen schrieben sich „Koppirnick, Koppernigk und Kop-
pernick" und waren nachweislich Kupferschmiede ; auch sein Vater
trieb einen Kupferhandel. Die in Böhmen seit Ottokar II. einge-
wanderten Bergleute waren Deutsche und erhielten das Glatzer
Land überwiesen, wo sich seitdem fast rur deutsche Ortsnamen
bildeten. — Nr. 90 des Korr. bringt die Inschrift, welche Coper-
nicus auf sein Grabmal in der Johanniskirche zu Thorn setzen liefs,
wie folgt :
Non parem Pauli gratiam requiro,
Veniam Petri non posco, sed quam
In crucis ligno dederas latroni
Sedulus ore,
nebst einer Hervorhebung der Verstölse gegen Prosodie und Me-
trum in der ersten und zweiten Zeile.
10) Auf Befehl des Fürsten Georg von Schwarzburg-
Rudol Stadt ist der Anfang gemacht worden, die in dessen Be-
sitz befindliehen, grol'sen Theils äufserst kostbaren Alterthums-
denkmäler auf photo graphischem Wege zu verviel-
fältigen und so gröfsereu Kreisen zugänglich zu machen. Die
herausgekommenen ersten acht Blätter bringen Abbildungen von
Grabfunden und einzelner Stücke der reichen Gewehrsammlung zu
Rudolstadt und Schwarzburg. Unter den ersteren ist ein Theil
eines interessanten Fundes von Bronzegegenständen , welche zu
GöUingen bei Frankenhausen in einer grol'sen Urne beim Ackern
aufgedeckt wurden ; unter den anderen eine der hübschen kleinen
Kanonen mit der Eidechse, vom J. 1537, sowie mehrere pracht-
voll eingelegte Gewehre vom Ende des 16. und dem Anfang des
17. Jahrhunderts.
11) Gelegentlich der Erdarbeiten für den beiBalingen(Würt-
temberg) zu erbauenden Bahnhof fand man unweit der Eyach, an
einem Hügel, in einer Tiefe von vier bis fünf Ful's 8 — 9 wohl un-
terscheidbare Grabstätten mit menschlichen Skeletten. Die
einzelnen Individuen zeigen nach ihrem Knochenbau männliches
Geschlecht, sind über mittlerer Grofse, und liegen mit dem Gesicht
gegen Osten gekehrt, jedes für sich in besonderer Ruhestätte.
Bei den meisten dieser Krieger finden wir noch deutlich erkenn-
bar, wenn auch stark oxydiert, das kurze Schwert, eine Lanze mit
langer Spitze, wol auch noch einen Dolch. Bei einem Individuum,
dessen ungewöhnlich starkes Knochengerüste einem besonders statt-
lichen Mann angehören mufste, traf man unterhalb des zerspalte-
nen Schädels desselben, aul'ser den schon erwähnten Waffen, in der
Gegend der Halswirbel eine Agraffe oder Broche, deren goldene
Schmuckplatte mit feiner Filigranarbeit versehen und mit farbigen
Steinen besetzt ist ; auf der silbernen Rückseite läfst sich die Art
und Weise, mit welcher die Broche das betreffende Kleidungsstück
zusammengehalten hatte , deutlich erkennen ; an der Hüfte des
Skeletts liegen Schnallen und andere Ueberbleibsel vom Wehrge-
hänge. Am Fusse des Grabes fand man eine Reihe von Schmuck-
gegenständen, Lasurpei'len , Fingerringe in der Form sich in den
Schwanz beifsender Schlangen, Rosetten mit feiner Arbeit und
zierlichen Arabesken, sämmtlich von Bronze und stark oxydiert.
Ein kleines Kreuz von demselben Metall , ein silbernes Beschlag,
ohne Zweifel zu einem Buche gehörig, ebenfalls mit dem Zeichen
des Kreuzes versehen, deuten auf christliches Zeitalter. Aehnliche
Schmuckgegenstände , welche seinerzeit in Rottweil ausgegraben
wurden , hat man von sachverständiger Seite als aus dem 5. und
6. Jahrhundert herrührend bezeichnet.
(Kunst u. Gewerbe, Nr. 2.)
12) Am 13. Februar deckten Arbeiter im westlichen Flügel
des Kreuzganges von St. Paul in Worms eine Reihe älterer
Gräber auf. Zu oberst fand sich ein aus Backsteinen leicht ge-
mauertes Gewölbe, jedenfalls aus der letzten Zeit des Stifts, wo-
rauf die Bauweise und die hohe Lage deuten. Der darinnen be-
findliche Ilolzsarg war leer. In einer Tiefe von drei Ful's unter
der gegenwärtigen Bodenoberfläche stiefs man auf einen regellos
und schief über die im Folgenden besprochenen Särge gelegten
Grabstein von grölster Form. Ein zu demselben gehöriges Grab
war nicht bemerkbar. Noch tiefer (sieben Ful's unter der Ober-
fläche) lagen in gleicher Höhe und geordnet neben einander Stein-
särge, Steinkisten, wovon der eine noch seinen Deckel hatte. Bis
jetzt sind 8 Särge ausgegraben. Auch fand sich noch ein Schä-
del sammt Hauptknochen. Die Särge, von roher Arbeit, gut er-
halten, laufen nach unten schmäler zu; sie gehören der ältesten
Zeit des im Anfange des elften Jahrhunderts vom grofsen Bischof
Burkard I. gegründeten Stifts an. Beim Weiterführen der Arbei-
ten werden wohl noch andere Funde zu Tage kommen.
Was im Besonderen St. Paul betrifft, so diene zu wissen, dal's
dieser Ort zu den geschichtlich merkwürdigsten der Stadt gehört.
Dort stand das Schlofs der rheinfränkischen Herzoge. Es war wahr-
scheinlich die Geburtsstätte, sicher aber die Wohnstätte Herzogs
Konrad, der in der Ungarschlacht 955 fiel und mit grol'sem Pomp
im Dome begraben wurde, desgleichen Bruno's, der als 24jähriger
Jüngling unter dem Namen Gregor V. den päpstlichen Thron be-
stieg und die Kirche glorreich regierte. Noch zeigt man in den
vaticanischen Grotten unter dem St. Petersdom zu Rom die Grab-
61
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
62
platte, die da berichtet, dafs dieser Gregor der Domschule zu
Worms seine glänzende Ausbildung verdankte, und dafs er in drei
Sprachen das Volk zu belehren verstand. Dieselbe Domschule be-
suchte sein Neffe, Kaiser Konrad II., der erste Erbauer des Kaiser-
doms zu Speier nnd ein Zögling des Bischofs Burkard, der den
sanftmüthigen Knaben aus dem Schlosse auf dem Paulusplatze zu
sich nahm, um ihn auszubilden.
Kaiser Heinrich II. schenkte das Herzogsschlofs dem Bischof
der Stadt. Dieser wandelte es in ein Stift um. Welche berühmte
Männer die Geschichte dieses Stifts verherrlichen, erlaubt der Raum
nicht, hier anzuführen. (Neue Worms. Ztg., Nr. 39.)
13) Auf einem Bauplatze an der Biebricher Chaussee wurden
vor Kurzem 3 Fufs tief, umgeben von Kalksteinen, 43 Stück alte
Silbermünzen ausgegraben. Es sind durchgängig Mainzer
Münzen, der Mehrzahl nach unter Erzbischof .\dolf IL, Grafen
von Nassau, 1461 — 1475, geprägt und bestehen gröfstentheils in
einseitigen Pfennigen, welche in einem gespaltenen Schilde das
Mainzer Rad und den nassauischen Löwen mit darüberstehendem
A führen. Andere Pfennige dieses Fundes sind mit dem Wappen
von Trier, Mainz und Churpfalz versehen und auf Grund gemein-
schaftlicher Münzverträge ausgeprägt worden. Einige der Münzen
sind von der Stadt Mainz geprägt; es sind einseitige Heller und
zeigen in einem Perlenkranze einen Schild mit dem Rade und da-
runter im Bogen drei Kronen als das Wappen der Stadt Köln,
mit welcher die betreffenden Stücke in Gemeinschaft geschlagen
wurden ; endlich Heller mit dem Rade und darüberstehendem B,
welche im Vereine mit der Stadt Bingen geschlagen wurden.
(Numismat. Ztg., Nr. 1.)
14) Auf dem hohen Chore der Neuwerker Kirche in Goslar
wurden vor einiger Zeit übertünchte Wandmal ereien entdeckt.
Der Magistrat veranlafste nähere Untersuchung und, wie das dor-
tige Kreisblatt berichtet, ist schon jetzt, nachdem erst ein Theil
des Ueberstrichs und der Staubablagerung vorsichtig entfernt wor-
den, nach dem Urtheile Sachverständiger festgestellt, dafs der
Kunstwerth jener Malereien ein ganz aufserordentlicher ist. Ober-
baurath Salzendorf, bekannt durch seine vom König Friedrich
Wilhelm IV. angeordnete künstlerische Mission nach Konstantino-
pel, war bei seiner, durch die Restauration des Kaiserhauses ver-
anlafsten, Anwesenheit in Goslar ersucht, die Malerei in der Neu-
werker Kirche in Augenschein zu nehmen. Er äufserte sich nach
kurzer Prüfung dahin, dafs hier Kunstschätze so seltener Art ver-
borgen seien, wie vielleicht in keiner anderen Kirche Deutschlands.
Zu der vom Magistrate beabsichtigten Restauration schlug er Pro-
fessor Welter vor, und wie das gen. Blatt mittheilt, würde die
Herstellung der Malereien, die eine weit gröfsere Ausdehnung ha-
ben, als man anfänglich vermuthete, sich mit Sicherheit ausführen
lassen. (Korr. v. u. f. D., Nr. 87.)
15) Der zweite Jahrgang der neuen Folge der von Dr. J. H.
Müller herausgegebenen „Zeitschrift für deutsche Kultur-
geschichte" wird u. a. folgende Mittheilungen bringen: Würz-
burg im 12. Jahrh. , von Prof. Wegele ; die Frauen in der deut-
schen Geschichte, von W. v. Giesebrecht; die politische und so-
cial-politische deutsche Lyrik in unserm Jahrhundert, von Prof.
Honegger ; drei Jahre aus dem Leben einer deutschen Reichsstadt
(Nürnberg), von Dr. A. v. Eye; die alten Brüderschaften in Bre-
men, von J. G. Kohl; deutsche Soldtruppen im Dienst der Re-
publik Venedig, von Archivrath Kaufmann ; Pasquille des 17. Jahrb.,
v. Prof. Zahn; die Entwicklung der deutschen Volkswirthschaft,
und : die Verhandlungen des sächsischen Kurfürsten Christian II.
mit seinen Landständen 1601 — 1609, von Staatsarchivar Dr. Falke;
zur Geschichte der Klosterwirthschaft, von Prof. Horawitz.
IG) Bei der Vornahme von Bodenuntersuchungen in der auf
der Nordseite des Doms zu Worms angebauten Aegydienkapelle
fand sich zunächst das Epitaph des Bischofs Reinhard
von Sickingen (gest. 1482). Der ehemalige Messinggufs, wel-
cher den Bischof im bischöflichen Ornate darstellt, ist schon längst,
wahrscheinlich seit 1689, verschwunden. Die Platte verdeckt die
gewölbte Gruft des Bischofs. Mehrere Stufen führen in dieselbe.
Die sehr vermoderte Leiche liegt in einem sehr einfachen Holz-
sarge, der keine Spur von Bemalung oder Ornament zeigt. Aus
dieser Einfachheit, sowie aus der geschichtlich überlieferten That-
sache, dafs die Leiche aus dem Sterbeorte Ladenburg, der bischöf-
lich-wormsischen Stadt am Neckar, nach Worms überführt werden
mul'ste, läfst sich schliefsen, dafs eine bedeutende Aenderung statt-
fand. Entweder ist der gegenwärtige Holzsarg ein schlechter Er-
satz für den altern bessern, oder der gegenwärtige war der Innen-
sarg, den ein besserer, vermuthlich Metallsarg umgab. Bei der
ersten Eröffnung liefs sich sofort eine frühere unbefugte Eröff-
nung, wenigstens der Gruft, constatieren. Die Treppen lagen im
Schutt und Geröll verdeckt, welches sich sogar bis in die Hälfte
des Bodens der Gruft fortgearbeitet hatte. Das Kopfende des
Sarges lag in diesem Schutte, damit auch Kopf und Oberkörper
der Leiche. Das deckende Brett war verrückt. Der Verstorbene
trug ein seidenes Mefsgewand, rothseidene Handschuhe. Der Schä-
del allein ist gut erhalten. Der Bischof Reinhard, ein tüchtiger
Mann seiner Kirche, ist Erbauer der Kapelle, wie er auch testa-
mentarisch eine Summe Geldes für den neuprojectierten und un-
ter seinem Nachfolger Joh. v. Dalberg begonnenen Kreuzgang aus-
warf. Die Fenster der Kapelle enthielten Glasmalereien.
17) Mit Bezug auf den Aufsatz in Nr. 12 d. vor. .Jahrgangs
dieses Blattes (vermischte Nachrichten, Nr. 140, Sp. 399 f.) sind
wir in der angenehmen Lage, melden zu können, dafs die dort
behandelte Frage vielseitige Beachtung gefunden. Die Presse er-
örterte dieselbe, und insbesondere besprach sie ein Artikel in der
Augsburger Allgem. Zeitung von Prof. Hegel in Erlangen auf's
Eingehendste. Eine Petition des hiesigen Patriziates und eine
zweite aus dem Kreise der hiesigen Bürgerschaft giengen nach
München ab, um für Belassung des Archives in Nürnberg zu wir-
ken. Sicher wäre die Agitation noch viel lebhafter geworden,
wenn nicht die seitherige Abgeschlossenheit des Archives das-
selbe so ganz aufser Beziehung zum grofsen Publikum gehalten
hätte. Se. Excellenz der Herr Minister des Innern kam dieser
Bewegung freundlichst entgegen, gab sofort Befehl, die Ueber-
siedelungsarbeiteu zu sistieren und trat mit der Stadt in Unter-
handlung, indem er anbot, das Archiv dort zu belassen, wenn die
Stadt unentgeltlich Lokale dafür bestelle. Von Seite der Stadt-
behörden wurde eine Commission eingesetzt, um die Verhandlun-
gen zu leiten und zu ermessen, bis zu welchem Grade die Stadt
Opfer bringen könne.
So ist denn Hoffnung gegeben, dafs diese wichtige Quelle für
geschichtliche Forschungen Nürnberg erhalten bleibt , da ohne
Zweifel die Stadt bereit sein wird, ein Opfer für das Denkmal
ihrer alten Herrlichkeit zu bringen. Immerhin jedoch kann man
in dieser Beziehung ein über gewisse Grenzen gehendes Ojjfer von
63
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
64
der Stadt nicht verlangen ; es bleibt daher auch für den Staat die
Pflicht eines solchen bestehen. Das Archiv enthält nicht ausschliefs-
lich das Material für die Geschichte der Stadt, sondern es sind
damit einige andere Archive seiner Zeit vereinigt worden , deren
Material im engsten Zusammenhange mit dem nürnbergischen
steht, und dies Archiv ist einmal Eigenthum des Staates, nicht
mehr der Stadt. Wenn nun jene Lokalitäten, die das Archiv bis-
her im Rathhause inne hatte, beschränkt und in sonstiger Weise
unpassend waren, so ist es nur billig, dal's der Staat, aul'ser jenen
20,000 fl., die ihm für Räumung des Rathhauses zukommen, noch
mehr aufwende, wenn er statt derselben gröfsere und passendere
erhält.
Die leerstehenden Räume in Eichstädt können nicht in Be-
tracht kommen. Wenn man sie durchaus verwenden will, so mö-
gen sie zu Anderem dienen. Warum verlegt man nicht das kgl.
Reichsarchiv aus München dahin, warum nicht die Glyptothek oder
Pinakothek? Weil das eben nicht geht. Aber ebensowenig geht
es an, das Nürnberger Archiv dahin zu verlegen, welches in Nürn-
berg bleiben mufs, weil es dahin gehört. Das germanische Mu-
seum hat ein lebhaftes Interesse an dieser Frage ; schon als erörtert
wurde , wo es seinen Sitz nehmen solle , war gerade das reiche
kulturgeschichtliche Material des kgl. Archivs einer der ausschlag-
gebenden Gründe für Nürnberg. Aus diesem Grunde hat auch das
Direktorium des germanischen Museums an Se. Excellenz den Herrn
Minister die Bitte gestellt, selbst wenn er jene Opfer, welche die
Stadt zu bringen im Laufe der Verhandlungen sich bereit zeigt,
für zu gering halten sollte, nicht die Wiederaufnahme der Ueber-
tragungsarbeiten befehlen, sondern mit dem Museum in Unter-
handlung treten zu wollen, welches vielleicht die Lokalfrage in
Verbindung mit seiner eigenen Lokalfrage bringen und so die
Lösuug ermöglichen könne, da sicherlich Patriziat und andere
Pi'ivate auch einige Opfer zu bringen bereit sein werden. In letz-
ter Linie mülste das Museum selbst auf Kosten seiner eigenen
Entwicklung für die Sache eintreten, damit nicht einer der Fak-
toren, welche der Stadt die Berechtigung des Besitzes unserer
nationalen Anstalt geben, der Stadt und damit dem Museum ent-
zogen werde.
A. Essenwein.
Anfragen.
1) Der Unterzeichnete bittet um Nachweisung folgender, ver-
muthlichin Mittel- oderSüdostdeutschland gelegener Oertlichkeiten :
a. Furstinawe. Otto Herzog von Meran und Pfalzgraf von
Burgund stellt 25. Dec. 1243 für seinen Vasallen Eberhart von
Widdersberg eine Urkunde aus : „Datum apud Furstinawe castrum
nostrum" (Monum. Boica VIII, 182 — 83). Da in dieser Urkunde
mit Bezug auf die Ammerseegegend gesagt wird : „secundum ydi-
oma terre illius", so scheint der Ausstellungsort weit davon
entfernt, denn sonst würde es wol „istius" heil'sen. Die Zeugen
gehören den fränkischen Geschlechtern der Förtsch fvon Thurnau),
von Plassenburg, Streitberg und Schaumberg (letzteres in Sachsen-
Meiningen, westlich von Schalkau) an. Hormayr (sämmtliche
Werke III, 370) erklärt Furstinawe als Füi-stenau im Voigtlande,
doch will sich mit diesem Namen dortselbst weder ein bestehen-
der Ort, noch (vgl. Eisel, Sagenbuch des Voigtlandes, 1871) eine
ehemalige Burg finden. Die sonst in Deutschland vorkommenden
Oertlichkeiten dieses Namens liegen weit aufserhalb des Bereiches
der andechsischen Besitzungen.
b. Chusenrein. Nach einer ungedruckten, mir in neuerer
Abschrift vorliegenden, undatierten Urkunde des Bischofes Eber-
hart von Bamberg verpfändet an denselben beim Auszuge des
Kreuzheeres 1147 ein Graf Poppo, zweifelsohne der Andechser,
seine Grafschaft — wahrscheinlich die vom Hochstifte Bamberg
zu Lehen rührende Grafschaft im Rednitzgau mit dem Ilauptsitze
Plassenburg — , dann er und sein Bruder Bertold ihre „infra ter-
minos Chusenrein" gelegenen Allodien. Letzterer Name scheint
am ehesten einen Höhenzug zu bezeichnen.
c. Was ist die Quelle der von Cohn in den Stammtafeln z.
Gesch. d. europ. Staaten, Taf. 150, und von Reitzenstein in den
Regesten der Grafen von Orlamünde, Taf. 6, gemachten Angabe,
Sophie, die Tochter des Fürsten Heinrich I. von Anhalt, sei mit
dem (1231 Wittwer gewordenen) Herzog Otto I. von Meran (f 1234),
dann mit Graf Siegfried von Regenstein (f 1248 ?) verheirathet
gewesen ?
München. Freiherr Edmund Oefele,
Reichsarchivpraktikant.
2) Mit einer Abhandlung über das im 14. bis 17. Jahrh. in
Schlesien und der Oberlausitz üblich gewesenen Ritt errecht
(jus equestre), auch Ehrentafel oder Ritterbank genannt, beschäf-
tigt, wünscht der Unterzeichnete Aufschlufs zu bekommen dar-
über:
ob aufser in Schlesien und der Oberlausitz auch auch in an-
deren Theilen Deutschlands das Ritterrecht und die Ehren-
tafel zu Recht bestanden haben.
In den hier in Breslau zu Gebote stehenden Quellen ist nicht ein-
mal eine Andeutung hierüber zu finden.
Breslau. Julius König,
kgl. Stadtgerichtsrath.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. E. Sebald In Nürnberg.
DfürnbeTi^. Baa Abonnemont des Blat-
tes, welches alle Mouate erscheint, wird
gaDZJiihrig angenommen und beträgt nach
der neuesten Poatconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhaudlungou DcutsiMands
incl. Oesterreichs 3ti. 36kr. im 24 ti.-Fuls
oder 2 Tiür. preufs.
Für Frankreifh abonniert man iri
Paria bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klincksieck, Nr. 11 tue de Lille; für
m Kllie MW
Neue Folge.
England bei Williams A Norgate, H Heu-
rietta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle fllr das gorman. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commia-
Bionar der literar.-artibt. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaua in Leipzig be-
fördert.
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERMÄMSCflEN MUSEUMS.
1873.
JMd.
März.
Wissenschaftliche Mittheilungen.
Die heilige Walburg als deutsche Gaugöttin in der
Kunst des 16. Jahrhunderts.
E. L. Eochholz weist in seiner interessanten Schrift:
„Drei Gaugöttinnen als deutsche Kirchenheilige"
nach, wie der Verehrung der heil. Walburg, Verena und
Getraud ursprünglich ein heidnischer Kult zu Grunde lag und
im Aberglauben und den Sitten des Volljes sich lebendig er-
halten hat, nachdem längst das Christenthum die heidnische
Ueberlieferung geläutert und die Kunst den alten Vorstellun-
gen eine durchaus veränderte Gestalt verliehen. In besonde-
rem Bezug auf Walburg findet sich über dem Steinthore zu
Antwerpen ein Reliefbild eingemauert, das zwar verstümmelt,
aber die heidnische Göttin noch mit Sicherheit erkennen läfst
und dessen Verehrung von Seiten der Frauen als Patronin des
Ehesegens aus den verschiedensten Zeiten bezeugt wird. Be-
kannter ist noch der Stein im Dorfe Emmetsheim im bayeri-
schen Franken, der das Bild der genannten in zweifacher Auf-
fassung zeigt und für das Landvolk bis in das vorige Jahrhun-
dert dieselbe Bedeutung behielt, wie der erst erwähnte. Einen
Anklang an die Mythe in Darstellungen späterer Zeit will Roch-
holz auf der in M. Rader's Bavaria sancta befindlichen,
von Sadeler ausgeführten Abbildung des Grabmales der h. Wal-
burgis zu Eichstätt erkennen, wo unter den Andächtigen an
den Stufen des Steinsarges ein grofser Hofhund schlafend an-
gebracht ist. Allerdings war, wie nachgewiesen, der Hund
der heidnischen Göttin der Fruchtbarkeit geweiht ; wer indefs
bei längerem Verweilen unter den Werken der älteren Kunst
sich überzeugt hat, welche Stellung der Hund in der früheren
Gesellschaft überhaupt einnahm, wie er in steter Begleitung
bei Hoch und Niedrig, zu Hause und auf der Strafse vor-
kommt, bei Gastmählern der Fürsten heimisch, bei Rathsver-
sammlungen und selbst in der Kirche zugelassen war, kann
nichts Auffallendes darin sehen, wenn er in einem Haufen Be-
tender schlafend sich findet. Am wenigsten können wir von
einem Münchener Hofliupferstecher von fremder Herkunft er-
warten, dafs er die geheimen Ueberlieferungen eines damals
dem bayerischen Herrscherhause noch fern stehenden Volks-
stammes gekannt und in seinen Arbeiten berücksichtigt habe.
Dafs gleichwohl die heidnischen Vorstellungen sich hinreichend
wach erhielten, um auch noch in der späteren Kunst hervor-
zutreten, und mit dieser selbst in die Kirche sich drängten ,
beweist die im unten eingefügten Holzschnitte verkleinert wie-
dergebene Malerei aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts,
welche seit längerer Zeit sich in den Sammlungen des germani-
schen Museums befindet. Das Bild ist neben einem Seiten-
stücke von gleicher Gröfse ein Altarflügel ans dem aufgehobe-
nen Cisterzienser - Nonnenkloster Seligenpforten im Bisthum
Eichstätt. Lange Zeit im Besitz eines Bauern dortiger Ge-
gend, der die eine — hier nicht abgebildete — Tafel sogar
als Thür vor einem Hühnerstall benutzt, hatten sie sehr gelit-
ten, waren in der Zeichnung indefs vollkommen kenntlich ge-
blieben. Das Seitenstück stellt den Ritter Georg zu Pferd
dar, in welchem der Maler einfach den bekannten Holzschnitt
von Dürer B. Nr. 111 copiert hat. Der in unserer Abbildung
wiedergegebene Gegenstand müfste völlig unverständlich bleiben,
67
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
68
•wenn nicht die oben bezeichneten mythologischen Untersuchun-
gen ein Licht darauf würfen. Schon die Nebeneinanderstel-
lung einer durch den Goldschein hinreichend als solche be-
zeichneten Heiligen mit einer Frau in weltlicher Tracht, die,
weit entfernt, die gewöhn-
liche Stelle und Stellung der
Stifter einzunehmen, wie eine
Gleichberechtigte neben der
ersteren Platz genommen, ist
in der älteren Kunst ohne
Parallele und liegt so wenig
im Begriff der kirchlichen
Kunst überliaupt, dafs wir
nach einem besonderen Grund
suchen müssen, um es zu er-
klären. Welche Heilige ist
sodann durch das Attribut
einer Gans bezeichnet? Sie
kommt in Begleitung des Bi-
schofs Martin von Tours vor ;
im Rachen eines Wolfes ne-
ben dem Bischof Vedastus
von Arras. Oder nehmen wir
an, dafs die Gänse auf un-
serem Bilde verunglückte
Schwäne seien, zu welchen
der Künstler das Modell et-
wa aus nächster Nähe nahm,
so finden sich diese wieder-
um nur neben den Bischöfen
Hugo, Ludgerus und Cuth-
bert. Dazu kommt der abge-
schnittene Gänsefufs in der
Hand der Heiligen, der durch
nichts in der christlichen Le-
gende gerechtfertigt ist.
In der heidnischen My-
the aber ist Walburg als Früh-
lingsgöttin Herrin der Wild-
gänse. Auch kommt sie un-
ter den Walkyren vor und
wird so, wie geflügelt, auch
schwanenfüfsig gedacht. Der
einer solchen Götterjungfrau
im Kampfe von einem ihrer
Helden abgehauene Fufs, den
dieser unversehens traf, als
er zum Hiebe gegen seinen Feind ausholte, und der im Verlaufe
der Volksüberlieferung zum GänsefuTs zusammengeschrumpft
und in den zaubcrkräfligen Drudenfufs verwandelt wurde, findet
auch in der Hand der Walburg seine Bedeutung. Sie ver-
richtet noch als kirchliche Heilige wunderbare Heilungen, na-
mentlich von Lahmen und Klumpfüfsigen, die sonst nach dem
Volksglauben im Morgen- und Frühlingsthau Hülfe fanden, der
beim Ritt der Walkyren den Mähnen ihrer Rosse entträufelt
und aus dessen Berührung der Fufs derselben so gut wohl-
thätige Kräfte in sich auf-
nehmen konnte, wie Unholde
ihn mit dem Ful's vom Grase
streiften, um seine segenbrin-
genden Wirkungen fern zu
halten. Dem Gänsebein knüpf-
ten sich auch noch im spä-
teren Aberglauben geheim-
nifsvolle Eigenschaften an ;
es wurde aus demselben, wie
aus der Gänseleber, geweis-
sagt (vergl. Jac. Grimm, d.
Mythologie '^ 1067 f. J. W.
Wolf, Beiträge zur deutschen
Mythologie, S. 48).
Auch in den sonstigen
Darstellungen der heil. Wal-
burg kommen Andeutungen
vor, welche an deren heid-
nische Vergangenheit erin-
nern, wenn bereits auch mehr
in das Gewand christlicher
Legendenbildung gehüllt. Auf
ihrem Grabstein in der Klo-
sterkirche zu Heidenheim am
Hahnenkaram v. J. 1484 er-
scheint sie zwar rein als Aeb-
tissin, in der rechten Hand
den Stab, in der linken ein
Buch haltend. Zwei zu bei-
den Seiten über ihr schwe-
bende Engel setzen eine Krone
auf ihr Haupt. Unter ihren
Füfsen windet sich, so weit
sich noch erkennen läfst, eine
Schlange. Ueber dieser liegt
das dänische Wappen, das
ohne Zweifel die der Heili-
gen von der Legende zuge-
theilte angelsächsische Ab-
kunft festhalten soll. Das
gewöhnliche Attribut der
Heiligen aber ist das Fläsch-
chen mit dem wunderthätigen Oele, welches ihren Gebeinen
nach ihrem Tode entströmte und an den theils von ihr gespende-
ten, jedenfalls unter ihrer Obhut stehenden heilkräftigen Thau
erinnert. Doch kommt sie auch mit dem Abzeichen dreier Aehren
vor, und diese hängen mit ihrer ehemaligen Bedeutung als Bringe-
69
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
70
rin des Sommers näher zusammen. Nicht nur steht das Frucht-
korn ursprünglich unter ihrer Vorsorge, sondern die spätere
Sage weiset ihr auch iu einem Achrenfelde Zuflucht an, vor dem
sie verfolgenden wilden Heere, wozu die Beobachtung Anlafs
gegeben haben mochte, dafs die nach Beginn des Mai oft noch
mit winterlichem Ungestüm wieder hervorbrechenden Schnce-
und Regenstürme iu den Saaten doch eine Grenze ihres feind-
lichen Auftretens finden und hier durch Tränkung des Erd-
bodens vortheilhaft wirken müssen. Doch sind die Aebren als
Zeichen der gewährten menschlichen Nothdurft überhaupt auch
in die Hände der heilspendenden Gottesmutter übergegangen
(s. Rochholz, im angegebenen Werke, S. 25 ff.), und die Mar-
tinsgänse haben auch ursprünglich mit dem Bischöfe von Tours
nichts zu tlmu, sondern giengen auf diesen ebenfalls aus dem
Heidenthum über, wenn auch auf anderem und nicht so di-
rectem Wege wie bei der heil. Walburg. Diese dürfte indefs
in der Kunst kaum zum zweiten Male in •deren Gesellschaft
anzutreffen sein.
Dem Verfertiger unseres Altares sind offenbar die sonsti-
gen Darstellungen dieser Heiligen nicht unbekannt gewesen;
wahrscheinlich hat ihm der in seiner Nähe befindliche Grab-
stein vorgeschwebt; denn die Kleidung ist im Wesentlichen
dieselbe, aus Weihel, Wimpel und Mantel zusammengesetzt.
Nur das Scapulier ist nicht deutlich zu erkennen. Aber die
einer Benedictinerin zukommende schwarze Farbe ist so ent-
schieden verläugnet, dafs wir diesen Umstand unmöglich aus
einem Irrthum erklären können. Kopf- und Halsbedeckung
sind weifs, das Unterkleid dunkelgrün, der Mantel blafsroth.
Es kann wol keinem Zweifel unterliegen, dafs der Künstler
die eigentliche christliche Heilige nicht hat darstellen wollen,
wenigstens nicht in der Eigenschaft, in der sie in der kirch-
lichen Legende auftritt. Die Lösung des Räthsels, vor wel-
chem wir uns befinden, kann nur der ganzen Darstellung ent-
nommen werden. Wir sehen zwischen beiden dargestellten
Personen einen Baum mit zum Theil dürren, zum Theil be-
laubten, fruchttragenden Zweigen. Die Früchte gleichen Kir-
schen, das Laub ist weidenblattförmig. Vielleicht vermied der
Zeichner absichtlich, eine bestimmte Gattung Bäume zu cha-
rakterisieren, um die Bedeutung eines Symboles prägnanter aus-
zudrücken. Die Frau hat, indem sie die Heilige bedeutungs-
voll anblickt, die liuke Hand an eine Frucht gelegt und ist er-
sichtlich im Begriff, sie zu pflücken, während die rechte auf
dem scheinbar gesegneten Leibe ruht.
Ein spät oder unter auffallenden Umständen tragender
Fruchtbaum hat aber bekanntlich im Volksaberglauben die Be-
deutung, dafs das Haus, zu welchem er gehört, durch Zuwachs
seiner Bewohner erfreut werden soll. Nehmen wir nun hinzu,
in welcher Eigenschaft gerade in der Gegend, in welcher un-
ser Gemälde entstanden, das Andenken an die altheidnische
Walburg sich erhalten, wie noch im vorigen Jahrhundert kin-
derlose Frauen zum Emmetsheimer Steine wallfahrteten , um
dort Erfüllung ihrer Wünsche zu erflehen, so ergibt sich die
Deutung des räthselhaften Bildes ganz ungezwungen. Die Frau
neben dem Baume, der Tracht und dem reichen Schmucke
nach einem vornehmen Stande angehörend, war vielleicht auch
in Emmetsheim geweseu, ihre Bitte erhört worden, und nach
alter Sitte hatte sie eine Stiftung gelobt. Auf dieser mufste
die wunderthätige Segenspenderin um so mehr hervortreten,
als sie ja durch die That ihre fortdauernde Macht bekundet.
In die Kirche konnte sie natürlich nur als Heilige Eintritt fin-
den, und sie so auszustatten, gieng um so leichter an, je mehr
in der Vorstellung der Zeit der Unterschied zwischen der ur-
sprünglichen Gaugöttin und der späteren Heidenheimcr Aebtis-
sin sich verwischt haben mochte. Zwar sollte bei dieser Ge-
legenheit die eigentliche Heilige nicht in Betracht kom.men.
An deren Vermittlung hätte man sich ja nur um das ewige
Seelenheil wenden können. In diesem Falle würde ohne Zwei-
fel die fromme Stifterin, wie es Gebrauch, sich in kleinerer
Figur und betender Stellung zu Füfsen ihrer Patronin haben
darstellen lassen. Unter gegebenen Verhältnissen durfte sie
schon in traulicherer Nähe zu ihrer Helferin sich gesellen. So
konnte diese auch mit Abzeichen ihrer ehemaligen Würde, dem
rothen Mantel, wie mit Attributen abgebildet werden, die sie
von der kirchlichen Heiligen wenigstens in soweit unterschie-
den, dafs mehr die Walburg des Volksglaubens als der Legende
in den Vordergrund trat. Es konnte diese ganze Auffassung
um so mehr durchgeführt werden, als früher ja auch die letz-
tere den heidnischen Glauben nicht schlechtweg verworfen, son-
dern demselben nur christliche Begriffe untergeschoben hatte.
Wie früher die Kirche mit dem Volke, so haben wir nun den
merkwürdigen Fall, dafs das Volk mit der Kirche accordiert.
Beide haben, wie ersichtlich, in früher und später Zeit sich
wohl geeinigt, bis ganz andere Epochen über den Fall hinge-
gangen und der Wissenschaft überliefert haben, was bis dahin
als Sache des Glaubens immer einen Rest des Zweifels übrig
gelassen.
Nürnberg. v. Eye.
Aus dem Brief buche des Meister Simon TonHomburg*).
(Schlufs.)
V.
Dem Preise der Stadt Lübeck in dem vorhergehenden
Briefe wollen wir gleich ein Lied folgen lassen (f. 267 v.), in
welchem ebenfalls von der Herrlichkeit dieser, damals in vol-
ler Blüthe strahlenden Stadt die Rede ist, zugleich aber
auch dieselbe zur Frömmigkeit und anderen Tugenden ermahnt
wird, welche in der bösen Welt sonst nicht mehr zu finden
seien.
*) In Nr. 1 des Anzeigers, Sp. 7, Z. 3 v. u. ist obiectionem
zu lesen.
71
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
72
Verschiedene offenbare Fehler der Handschrift habe ich
zu verbessern versucht, die ursprüngliche Lesung unten hin-
gesetzt.
1 Ventorum multis flatibus pro criminum reatibus
Lex iuris fatigatur.
2 Emarcet iam iusticia, prefulget avaricia,
Favorque iudicatur.
3 Nautarum heu naufragium in terrisve incendium
A nullo relevatur.
4 Invadit strages varia mox terras atque maria:
Gwerris fomentum datur.
5 Rapina, furtum, spolia, vix reputantur vicia:
Sic regna depravantur.
6 Usura, sacrilegla, negocia nepharia
Per orbem principantur.
7 Emenda tu pericula, lucerna Lübeck fulgida,
Ne tua lux fuscetur.
8 Ne sol in te deficiat, cruorem lune incidat,
Ne in te ve creetur.
9 Ne aurum tuum defluat, aquila neve corruat,
Ne iubar pallietur.
10 Set deus in te scateat, ne fons salutis lateat,
Justicia sectetur.
11 Tua precelsa gloria ne vibret spurca scoria,
Ne sceptrum auferatur.
12 Insignis fama aurea illustret orbis climata,
Laus honor augeatur.
13 Condoleat raagnifica sublimis tua gracia
Iniuriam perpessis.
14 Lux tua cunctis cernitur, umbratile cum speruitur,
Quietis meta fessis.
15 Extende Signum federis, nimis cum ventis lederis,
Ne turbine mergaris.
16 Non tantum transitoria, set querito celestia,
Ut sanctis uniaris.
17 Tu Lübeck lux virtutum, extende arma, scutum:
Pugna pro patria.
VL
Die Verse, welche den letzten Theil des Briefbuches fül-
len, gewähren die bunteste Mischung von Scherz und Ernst.
Auf die schon im Anzeiger 1871, Sp. 307 erwähnten Schmäh-
verse auf die Weiber: „Noscere qui quaeris" (f. 236) folgt die
ernsthaft gehaltene, weit verbreitete und in vielen Handschrif-
ten erhaltene Mahnung: „Viri vencrabiles, sacerdotes dei" ;
dann ein weit roheres, in der Form verkünsteltes Klagelied
über das Concil zu Basel und die durch dasselbe erfolgte Ab-
setzung des Papstes Eugen. Als charakteristisch für die Zeit,
möge demselben hier ein Plätzchen gegönnt sein, obgleich es
zum Theil kaum verständlich ist.
1, 2 relatibus. — 2, 3 Fauor. — 3, 1 Nautorum. — 3, 2 ter-
ris ne. — 4, 1 stragis. — 4, 2 terris. — 9, 2 ne. — 11, 2 scorea.
— 11, 3 ceptrum auferetur. — 15, 2 minus ventis.
Anno Christi
M C quater
Basilea
Extat clare,
Clericorum
Fluunt treni,
Dividitiir
Velud lignum
2 En tantus
Instat mundo
Falsitatis
Jam est bellum
Galeata
Vincit prima,
Hie est nummns
Decretista
3 Justos punit,
Dignos sternit
Kathedratur,
Jam ignarus
Litterati
Non curantur,
Moniales
Heremite
4 Non est fides,
In prelatis
Omnes errant,
Petri sedem
Participes,
Non (vos) sitis,
Qui commendas
Querunt pigwes
quo scripsisti
XL, pater
mundi impugnatur.
in hoc rea
quod amare
iustus sie dampnatur.
nunc proborum
Nazareni
yestis laceratur.
succiditur
capud dignura,
a membris detruncatur.
luctus planctus
gemibundo
scismatis errore.
veritatis
et duellum
magno cum furore.
et armata
iacet yma
prostrata cum merore.
iudex suramus,
et legista
abs omni pudore.
reos munit
et prosternit
et indignos prehonorat.
infulatur
et avarus,
deum quoque (qui) ignorat.
graduati
postergantur,
Eama quod deplorat.
sunt hostiles (sociales?)
urbanite,
monachus non orat.
uti vides,
exaltatis,
neque in subiectis.
ut pro;ternant
infra pedem
iuribus neglectis.
0 principes
hiis, set lis sit
vobis cum non rectis ;
et prebendas
et biligwes
sunt in suis sectis :
73
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
74
5 Reprobantes
Quem rex cell
Sedem Cristi,
Bene rexit
Tractatores
Convenite,
Unara partem,
Eligatis,
6 Cristianus
Executor
Ymmo rogo
Ne declines
Zelum zela:
Deus gratum
Et coronam
Tibi gratis
et dampnantes
pro fideli
eligit succedere.
ut legisti,
et protexit
magno cum honore.
electores,
diftinite
mundi pro decore.
rectam artem
presentatis
dei pro amore.
rex Romanus
sis et tutor
partis sanioris.
te, non cogo,
ad affines,
set semper melioris.
hac cautela
tuum statum
facit cunctis horis.
dabit bonam
cum beatis
in vinculo amoris.
Hierauf folgen die im Anzeiger, Jbg. 1870, Nr. 1, Sp. 10 f.
mitgetheilten Verse : „Fuge coetum ferainarum", aber mit dem
sonst fehlenden Scblufs :
Ego oranes bas probavi, Ergo ut predixi cave ;
Breves laudes reportavi, Licet dulce dicant ave,
Bursam quoque vacuavi. Impingunt tarnen maculam.
Die folgenden deutschen Stücke sind von mir in der Ger-
mania 17, 181 — 18G, das Lied der Wallfahrer nach Mont-
Saint-Michel von Mantels herausgegeben. Dann folgen f. 240
Denkverse auf die Schlacht bei Plowcze am 27. Sept. 1331,
welche freilich siegreich für den deutschen Orden war, aber
viele Opfer gekostet hatte, und auf den Judenmord von 1349.
Qui versus legeris hos, cum luctu memoreris,
Suspira, plange, pulsu precordia tange,
Quod cruce signati magna sunt heu nece strati
In luce sive die Cosrae: tunc terra Prusie
Amisit multos fratres, iuvenes et adultos,
Quos tu virgo pia dignare iuvare Maria,
Et per te, Criste, salvemur, eique resiste,
Qui dictus Luckod rex est, perimens dominos tot,
Fratres in Cristo, quod in anno contigit isto :
Post M post tria C post X (tria) Ique sequente.
Anno milleno tria C XLque noveno
Cuspidibus, gladiis, dampnatur et igne crematur
Turpis ebrayca gens, quo tot mala tunc opei-atur,
Partibus in mundi cunctis spargendo venenum
In fontes et aquas, ob quod perdatur in evum,
Ecclesiam Cristi quia sie delere studebat,
Disponente deo quod non complere valebat.
VII.
Die Mischverse zu Ehren des Schülerbischofs sind in der
Germania 17,186 abgedruckt. Weiterhin stofsen wir f. 242 auf
eine jener Parodieen der h. Schrift, an welchen das Mittelalter
weniger Anstofs nahm, als die Gegenwart. Die jedem Geist-
lichen stets gegenwärtigen Psalmenverse und anderen Sprüche
eigneten sich vortrefflich zu solcher Verwendung, und so fin-
den wir sie hier, wechselnd mit Hexametern, in einem Spottge-
dicht auf die Mönche, d. h. die Bettelmönche, dessen Ausfälle
anderen gegenüber noch zu den sanfteren gehören. Der Samm-
ler dieser Handschrift hat verschiedene von grofser Derbheit
aufgenommen und scheint den Bettelraönchen besonders gram
gewesen zu sein ; diese aber werden wol hier erscheinen dürfen.
Quis *) nescit quid sit monachus ? (est) mobile vulgus.
In omnem terram exivit sonus eorura. (Rom. 10, 18)
Statim post primam solent intrare coquinam.
Sepulchrum patens est guttur eorum. (Rom. 3, 13)
5 Omnia devorant, nee eos possunt saciare
Volucres cell et pisces maris. (Ps. 8, 9)
Fercula multa petunt et longum tempus edendi :
Si vero non fuerint saturati, murmurabunt. (Ps. 58, 16)
Vix psalmos discunt, tunc mox carnalia gliscunt,
10 Sicud equus et mulus, in quibus non est intellectus.
(Tob. 6, 17)
Dicit gaudenter (monachus) cum plurima cernit:
Letatus sum in hiis que dicta sunt michi. (Ps. 121, 1)
Set cum pauca videt, replicat niiserabile Carmen :
Heu michi, quia incolatus meus prolongatus. (Ps. 119, 5)
15 Ut bene pascatur monachus nil aliud optat :
Superbo oculo et insaciabili corde. (Ps. 100, 5)
Utque habeat vestes omnis cetus monachorum;
Moab, Agareni, Jebal et Amon [hü fuerunt illic].
(Ps. 82, 8)
Sic igitur sperant celestia regna mereri:
20 Non sie impii, non sie! (Ps. 1, 4)
Obgleich hiermit zusammengeschrieben , scheint doch die
folgende Strophe nicht unmittelbar dazu zu gehören :
Fratribus congandeo minoribus,
Nam humanis florent in honoribus.
Dicunt quod sint homines
Propter deum pauperes.
vni.
Ein Räthsel, welches ich nicht zu lösen vermag, bietet uns
f. 246 der Lübecker Handschrift in folgendem Distichon:
NuUus hie introeat qui sumere vult alimentum.
Quin prius exponat quid sit pluripladrimentum.
*) Qui in der Handschrift. Die eingeklammerten Worte habe
ich zugesetzt.
75
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
76
Eine eigcnthümliche Art der Poesie besteht in der Nach-
ahmung des halbgebildeten Kauderwelschs verdorbener Schola-
ren. Diese werden uns f. 249 vorgeführt, wie sie, mit ihrem
Lehrer, der sie bei den Elementen festhält, unzufrieden, einen
höheren Meister suchen , von diesem aber abgewiesen, der Mei-
nung sind, sie seien auch für ihn schon viel zu gelehrt, und
nun selbst als Eehrer aufzutreten beschliel'sen. Das ergötzliche
Stückchen ist hin und wieder fehlerhaft: ich habe es lesbar
zu machen und die Verse einigermafsen herzustellen gesucht.
1. Scolaris dixit sociis : Si velleremus studcre,
,,Hic sumus correctus. Nos sibi ipsi concludere
Magister nil pronuuctiat, vellemus argumentum.
Set semper nos examinat:
hie sumus neglectus.
2. „Si eirca textum dubia
multa pronuncciaret,
Et pulchra notabilia,
Per marginem subtilia,
sie nobis informaret.
9. „Hie dielt nos ut pueris.
Quid nos est addiscendura.
Cum sumus satis sapiens
Et ipsimet intelligens.
Quid nobis est studendum.
10. „Libcllos textualiter
hie nobis (semper) legit,
3. „Textum per multas glosulas Et dicit notabilia
deberet nos glozare, Quod nobis non utilia.
Per cyfrasque, nee tociens sie certe male regit."
Deberet, seiet quociens, ^^ ^^^^ ^.jjptjg gj^c^is cursitant
nos exammare. j^g^ possunt perraanere,
4. „Dicit quod nos grammaticam Set ceutum scolas queritant,
studere deberemus. Peunis papirum maculant :
Studere methaphisicam sie credunt se studere.
Ac loycam et phisicam ,„ ^ ' • . • <.
•' ,, 12. Sacram scnpturam cupiunt
libenter velleremus. , •, • i ■
ad pennam sibi üari.
5. „Nos credit puerilia Scribunt coramenta varia,
velimus quod studere, ge credunt et per talia
Cum sumus magnus socius sie posse magistrari.
Et iam in baccalarius
debemus promovere. 13. Librorum in principi.s
se monstrant diligentes.
6. „Latinum mandat loquere
debcamus nt minores,
Ac metras extra discerc,
Voces per casus flectere,
parvus ut leccatores. 14. Librorum primo folio
finito pbilosophorum,
Mox spernunt (hanc) ma-
teriam,
Psalmorum volunt gloriam
(et) ewangeliorum.
Platcas statim queritant,
Quibus frequenter ambulant,
tinem raro videntes.
7. „Vult nos ut in examine
parvus ut studeamus,
Primam partem vigesies,
Secundam et quindecies,
cum bene studeramus.
8. „Habemus circa parvulum 15. Dum audiunt alicubi
triplex bene commentum. magister quod regiscit,
4, 1. 2 lautet in der Handschrift so : Dicit grammaticam stu-
dere Quod deberemus. — 5, 5 debermus. — 8, 2 triplicem. 5 Vel-
leremus. — 14, 4 glosam, gegen den Reim. — 15, 1 alicui.
Dicuiit: „Curramus propere, 23. „Scicnciarum scandere
Nos ille debet legere si vultis summitates,
quidquid cor nostrum gli- Tunc primo partes discite,
seit. Hinc consequenter gliscite
^^ T,, . ^ , , . vobis congiuitates."
16. „Magister, bona doraine,
velletis nos habere. 24. „Magister, nos non venimus
Libenter in theoloyca ob declinacionem
Et natural! phisica Quam si vellemus discere,
vellemus nos docere. Bene vellemus mauere
, ,. . , . . ,. nostram in regionem.
17. „Audivinms hic Studium °
bonum quod haberetis. 25. „Vos forte multa legere
Kemote cucursivimus, velletis, si sciretis,
Douec vos invenivimus, Set cum nescitis alia,
ut nos informaretis. Dixistis nobis talia,
vos sie ut excusetis.
18. „Libros bonos colleximus,
libenter studeremus, 26. „Vadamus hinc ad partibus,
Si nos bona hospicia magister vos valete.
Cum vestra adiuvancia Scolares nostros azinus
habere poteremus. Quos scitis, et non socius
scientes nos docete.
19. „Nos propriis in partibus
vellemus studuisse, 27. „Sciatis fratres, quare nos
Magistri si potuerant, non voluit habere :
T ° ., . c i. Plus quam (magister) ipse seit
In partibus qui fuerant, nus^u (. o y r
,., , . „„ Quod scivimus, hinc nescivit
libros magnos legisse. ^ ' ,
quid nos vellet docere.
20. „Albertum ter didiscimus ^g. ^^^udivit quod in omnibus
Boeciique solamen, ^^^ ^^^^^^^ esseremus:
Cum parvis naturalibus g. ^^^^^ ^^^ ^^-^ j^gg^g
Deberet, hunc corrigere
timct quod velleremus.
21. Quibus refert discrecio gg. „Nam longas bonas pallias
magistri reverendi: „Qg ipgjs ordiremus.
„Vestra testantur verbula, Sciencior quam optimus
Quod estis in grammatica q^q^j s^J^ug baccalarius;
non paruin dirigendi. j^Qg optime videmus.
22. „Librorum novi copiam, 30. „Nos volumus in partibus
ut forsitan audistis : scolares informare.
Set nichil in puerilibus Nos scimus scolas regere
Silesco de subtilibus, Librosque magnos legere,
vos certe didicistis. quos et pronuncciare."
IX.
Von dem übrigen Inhalt unserer Sammlung ist Manches
nicht mittheilbar. Vieles auch des Raumes nicht würdig; ich
beschränke mich daher auf folgende Schulmeisterklage, f. 264 :
1. En quamvis honorabilis a multis et amabilis
Sit Status rectoratus, sit satis reputatus,
24, 3 u. 4 velleremus , gegen den Vers. — 25,5 excusaretis.
— 27, 2 volunt. 5 velleret. — 30, 2 nunc scolares. 3 scolares.
1, 4 et satis.
Cunctisque loycalibus
formare dictamen."
77
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
78
2. Ac intiimesccns loculura
argento cum florenis,
propinans dulce poculum
cum epulis amenis:
3. A quo tarnen amplectitur,
hie raro iocuiidatur,
ob onus quod annectitur,
quo iocis spoliatur.
4. Hie spargitur vermiculis,
catharro maeulatur,
ac borabis de clericulis
persepe molestatur.
5. Hie genas videt humidas
ac anum maculatum,
Heidelberg.
manus quandoquo tumidas,
et audit ullulatum.
6. Ac sedens (in) clamoribus
et strepitu gravatus,
hlc iacet in fetoribus,
ut sus invetcratus :
7. Cum posset cum coralibus
in choro famulari
hie raagis quam in talibus
abiectis dominari.
8. Hinc propter hec et alia
tu vale rectoratus:
quem delectabunt talia,
sit tibi sociatus.
W. Watteubach.
6, 3 vetoribus. — 7, 1 Cur. — 8, 3 delectant.
Feuerprobe an einer Hexe 14S5.
Der Hexenprozefs, von dem die folgende Urfehde aus dem
fiirstl. Fürstenbergischei! Archive zu Donaueschingen berichtet,
ist in mehrfacher Beziehung beachtenswerth. Einmal sind Ver-
folgungen von Hexen in so früher Zeit überhaupt noch nicht
sehr häufig ; gerade um die Zeit, von der unsere Urkunde da-
tiert, haben bekanntlich die Hexenprozesse in Deutschland zu-
folge der Bulle des Papstes Innocenz VHI. vom Dez. 148-1 : „Sum-
mis desiderantes affectibus", und der Mission der drei berüchtig-
ten Dominikaner eine gröfsere Verbreitung zu gewinnen erst
begonnen ; doch fehlt aller Anhalt dafür, auch unsern Fall schon
mit diesen Ereignissen in Verbindung zu bringen.
Noch eigenthümlicher aber als ein Hexenprozefs in so
früher, ist das Vorkommen von Gottesurtheil in so später Zeit,
und hier ist wieder die Feuerprobe in der Anwendung gegen
Hexen ein ungleich selteneres Beweismittel als die für diese
Fälle sprichwörtlich gewordene Wasserprobe. Bezüglich des
glücklichen Ausgangs vergleiche man das in Grimm's Rechts-
alterthümern II, 916 angeführte Gedicht des 13. Jahrhunderts,
wo ein heimlich in den Aermel gestecker Span das glühende
Eisen aufheben und die Probe schadlos bestehen hilft.
Ich Anna Henni von Rotembach (Rüthenbach bei Neustadt
im Schwarzwald) bekenn offenlich mit disem brieff vnd tun
kunt aller mengklichem , das ich ain langy zit im lümdcn vnd
ain verlümdotten frow hexxen werck halb gewest, darum mich
dann der wolgeborn graue Hainrich grauif zu Fürstemberg der
iung, lantgrauff im Bare etc. min gne'diger herr, darum venglich
angenomcn vnd vmb sölichs an mym Hb mit recht gestrauft
wolt haben. Wann ich nu vmb sölichs der Sachen halb, dero
vnscliuldig, das haiß ysen zetragen betten, haut die wirdig
müter magt Maria nach mym tragen ir gnaud mit mir tailt,
das es mich nit gebrandt, sunder vnschuldig geben nach erkant-
nü(i, vnd haut mich also min egeraelter gnediger herr miner
vengknü(5 vff ain statt vrfecht, das by miner wiblichen trUw
Zu loben vnd zeschweren, ledig zeit vnd gelausen, also das ich
by mincr wiblichen trüw mit vfgchabnen vingern vnd gelertten
wortten lob vnd schwer zu gott vnd den bälgen (sie) die be-
dachtten vengknüß der sach halb niemer mer ewigklich an mi-
nen gnedigen herrn von Fürstemberg allen vnd yeden, den irn
vnd den, so iren gnauden zügehören vnd zu versprechen stond,
noch an den, so raut, daut oder hilff zu sölicher miner vengk-
nüß tän, noch sust an dhainen andern menschen nit sol rechen,
efferen noch anden, weder mit wortten, wergken, rätten, ge-
dätten, haimlich noch oifenlich, weder durch mich selbs, die
minen, noch die, so mir zugehörig, verwandt vnd verdacht sint,
noch sust durch yemans vberal in dhainen weg, ouch wider
die benanten mine gnedigen herren von Fürstemberg, die irn,
noch die, so iren gnauden zu versprechen stond, nit zelünd
noch schaffen geton werden in kainen weg, sunder ob ich ichtzig
mit ainichem irer gnauden oder dero verpflichttem zetünd hett
oder gewun, vmb was sach das were, recht zenemen vnd zege-
ben hinder irem stab lut irer loblichen fryhait von küngen vnd
kaisern begaubot. Wo ich aber das, so obgeschriben stautt,
nit hielt vnd daruon redte vnd sich des yemant anneme in ai-
nem oder mer puncten vberfiire, das doch der billichait vnd
miner gelüpt nach nit sin sol, ouch was sich der sach halb
mit zerung vnd anderer ding erloffen, zu betzalen, wo das al-
les nit beschech, haben vor ab mine gnedigen herren von Für-
stemberg, die irn, die inn zu versprechen stond, vnd wer inn
des helffen weit, vollen gewalt vnd gut erlangt recht oder, ob
sy wellen, mit gewalt on recht, wo sy mich betretten vnd an-
kämen, niendert vsgenomen, mit mir als ainem vbeltädigen, bös-
sen, trüwlosen wib vnd frowen zu gefarn, vnd wie sy also mit
mir handeln vnd tünd, es sye rechtlich oder gewalttigklich, da-
ran haben sy nit gefreuelt, sunder alweg recht geton, vor dem
allem mich vberal nütz sol schirman, so yetzo war ist oder
furo hin erdacht werden mecht, dann ich mich des alles vnd
yedes entzieh vnd begib, gantz vnd gar, mit vrkünd vnd in
craft di(i briefs ; vnd des ze offem waurem vrkünd hab ich
mit vliß erbetten die erbern Biirgkhartten Tierberger vnd Cläwi
Hennßlern von Fürstemberg, das ir yetwederer sin aigen insi-
gel , doch im vnd sin erben onschedlich für mich offenlich an
disen bricfi" gehengkt hond, der geben ist an mentag nach Le-
tare mituasten als man zalt von Cristus gepurt 1485 iaure.
(März 14.)
Perg. Orig. mit den zwei angezeigten, hangenden Siegeln.
Donaueschingen. Riezler.
Wachstiifelu in der St. dialler Stiftsbibliotheli.
In den Catalogi librorum von Hänel findet sich Col. 724
die Notiz, dafs der Cod. Sangall. 1091 aus sechs Wachstafeln
mit Wirthschaftsrechnungen des 14. Jahrb. bestehe. Nach einer
freundlichen Mittheilung des Herrn Dr. Wartmann sind sie
79
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
80
in neuer Zeit ungeschickt zusammengebunden ; nur die erste
ist auf der oberen Seite ohne Wachs; die letzte fehlt also.
Mit Zurechnung des schmalen Randes beträgt die Höhe der
Täfelchen 14,6, die Breite 8,1 Centimeter. Das Wachs ist
ganz schwarz, und die Tafeln, deren vertiefte Fläche damit
ganz ausgefüllt ist, haben ganz das Ansehen von Schiefertafeln.
Hin und wieder sind Stücke des Wachses abgesprungen, und
die Lesung ist dadurch noch mehr erschwert, scheint aber
auch kaum der Mühe werth. Nach einigen lesbaren deutschen
Worten scheinen die 6 Tafeln Bruchstücke des Taschenbuchs
eines Klosterbeamten aus dem 15. Jahrh. zu sein.
Man hatte also auch in St. Gallen diesen, von vielen Or-
ten nachgerade zur Genüge bekannten Gebrauch, der sich für
dieses Kloster auch aus verschiedeneu älteren Stellen nachweisen
läfst. Auffallend ist daher, dafs sich in dem Cod. 242 saec.
XI, p. 28 zu dem bekannten Eäthsel von Aldhelm über die
Pugillares folgende, schon von Ild. von Arx (Berichtigungen
und Zusätze, S. 29), doch ohne genauere Angabe, angeführte
Glosse findet, nämlich zu der Zeile : Calciamenta mihi trade-
bant tergora dura (hier steht freilich tergore, mit der Glosse
seil, a): ,,Sicut videtur in tabulis Scotorum." Die Irländer
oder Schottenmonche gebrauchten allerdings Wachstafeln, wel-
che sie ceracula nannten; aber hier mufs doch eine besondere
Eigenthümlichkeit gemeint sein, welche diese Tafeln von ande-
ren unterschied, und nach dem glossierten Vers mufs man
schliefsen, dafs es ein sonst ungewöhnlicher Einband von star-
kem Leder gewesen ist.
Heidelberg. W. Wattenbach.
Zur Chronik der Reichsstadt Nürnberg.
1435. Am 23. März wird Dr. Gregor Haymburg als Ju-
rist der Stadt aufgenommen.
Die Einnahmen der Stadt betrugen in diesem Jahre
104897 a 2 ß 11 hl., die Ausgaben 62544 ft 7 ß hl.
1437. Hanns Ulmer wird nach Oesterreich geschickt, um
für die Stadt Getreide einzukaufen. Der Herzog von Oester-
reich erlaubt ihm 6 Schiffsladungen und gibt ihm einen Brief,
wofür Ulmer 16 fl. vnger. in die herzogliche Kanzlei bezahlt.
Markgraf Fridrich von Brandenburg und Herzog Johann (Pfalz-
graf) aber erlauben die Ausfuhr von Getreide nach Nürnberg
nicht.
Das Opfer beim Begängniß des Kaisers Sigmund sei. und
die Zehrung der Aebte von Castell, Heilsbronn, Aurach und
St. Aegidien, die dazu berufen worden, kostet dem Rath 97 %
10 p hl. /
Der Rath schickt dem Herzog von Sachsen und dem Herrn
von Plauen Wälsch- und Frankeiiwein, Brod und Obst auf das
Rathhaus, wo sie vor Markgraf Fridrich von Brandenburg als
kaiserlichem Commissarius miteinander rechten. Dies und die
Hüter unter den Thoren und die Wächter auf der Stiege und
bei den Ketten verursachen dem Rath eine Auslage von 80 "ü.
10 ß 2 hl.*)
Für die Gemahlin des Caspar Schlick, obersten kaiserli-
chen Kanzlers, werden zu Nürnberg ein köstlicher Kammer-
wagen und ein hangender Wagen gemacht; beide kosten 130 fl.
Rein., die der Rath bezahlt.
1438. Die Judenschaft zu Nürnberg leiht dem Rath 5000 fl.
und erhält dafür einen Schuldbrief; bald darauf aber läfst sie
dem Rath und der Stadt zu Ehren und zu Steuer an den
schweren Gebäuden**), die aufgeführt werden, die ganze
Schuld nach.
An Judenzins von den Juden in der Stadt und zu Wörth
und von den Judenhäusern nimmt der Rath zu Walburgis und
Michaelis 2171 S novi oder 956 fl. ein.
Der Otterfaher***) erhält als Salarium für die Wintermo-
nate 3fl.
Der Rath zahlt 10 fl. in Gold an Herzog Otten's Boten
„als er das potenbrot an vns gewan, als der new Romisch ku-
nig erweit was worden." Zwei Stunden später kann mit der-
selben Nachricht auch Hanns Ulraer aus Frankfurt mit eignen
Knechten und Pferden; der Rath schenkte ihm auch 10 fl.
Mehrere Bräuer werden gestraft, weil sie zum Brauen
Wasser aus dem Fischbach genommen.
Ein Fräulein, das mit St. Valentins Plagf) beschwert war
und aus der Stadt hinweg geschickt wurde, erhält 2 U zur
Liebung.
Paul Vörchtel und Sebald Pömer werden nach Wien ge-
schickt, um dem neugewählten Römischen König Glück zu wün-
schen und die städtischen Privilegien bestätigen zulassen; ihre
Reise kostet 896 fl. lö'/i |5 in Gold und 5 % 15'/'i ß novi,
einschlüsslich der 300 fl., die dem Caspar Schlick geschenkt
werden.
*) Jm Januar 1438 rechteten sie abermals auf dem Rathhaus ;
der Rath schickte ihnen dazu um 52 ft hl. Wein, Brod, Obst etc.
**) Stadtgraben und P^estungswerke etc.
***) Vgl. Schmeller, bayer. Wörterbuch, Bnd. I ^ Sp. 177 : Otter.
Dr. Fr.
t) Veitstanz ; s. Zeitschrift f. d. d. Mundarten VI, 2 — 5. Dr. Fr.
(Mit einer B.eilage.)
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. JM 3. März.
Chronik des germaiiischcii Museums.
Nürnberg, den 19. März 1873.
Die Sammlungen des germanischen Museums haben in neuerer
Zeit zu mehreren Publikationen Anlais gegeben. So liegt bereits
eine Folge von 18 Blättern Photographieen nach Kunstwerken aus
dem Museum uns vor, die der hiesige Buchhändler Sigm. Soldan
durch den Photographen Hahn hat anfertigen lassen, und die sich
auf etwa 60 Blätter erstrecken und mustergültige Vorbilder für
verschiedene Gewerbe bieten sollen. Das Werk ist vom Verleger
Ihrer Majestät der deutschen Kaiserin gewidmet.
Ein gröfseres , reich mit Holzschnitten , Farbendrucken und
Stichen illustriertes Werk soll in zwei Quartbänden die Sammlun-
gen des Museums besprechen. Dasselbe wird unter dem Titel :
„Die kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen des Germani-
schen Nationalmuseums zu Nürnberg, als Uebersicht über die Ent-
wiokelung der deutschen Kultur im Ganzen und Einzelnen" dem-
nächst bei E. A. Seemann in Leipzig erscheinen.
An der Wiener Weltausstellung wird sich das Museum durch
Vorführung seiner sämmtlichen Publikationen betheiligen.
Die Arbeiten für die Einrichtung einer Luftheizung und Ven-
tilation in den Ausstellungsräumen des Museums werden in den
nächsten Tagen begonnen und im Laufe des Frühjahres durchge-
führt werden, so dafs es möglich sein wird, schon den nächsten
Winter ohne die vielseitigen Gefahren für die Sammlungsgegen-
stände zu überdauern, wie sie sich ganz besonders im letzten
feuchten Winter und im jetzigen Frühlinge geltend machten, wo
die Feuchtigkeit derart überhand genommen, dafs Besucher, die
nicht mit den Verhältnissen vertraut sind, kaum werden geglaubt
haben , dal's wir den Schätzen des Museums die gebührende Auf-
merksamkeit schenken.
Der hiesigen protestantischen Kirchenverwaltung sind wir auf's
Neue zu Dank verpflichtet worden, da siß unter Eigenthumsvor-
behalt eine prachtvolle grolse Zinnschüssel mit Kanne von Caspar
Enderlein dem Museum überlassen hat.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet :
Von Distriktsgemeindeu : Münchberg 10 fl. Pirmasens
10 fl. Schongau 10 fl. Sulzbach 10 fl.
Von Privaten: Bamberg. M. Klee, Privatier, 1 fl. 45kr. ;
Schober, k. Archivsekretär, 1 fl. 45 kr. Oanzig. Const. Ziemszen
1 fl. 45 kr. Nürnberg. Feuchter, Mitglied des ötadttheaters, 1 fl. ;
Christ. Gramer, k. Appellrath, 3 fl.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Distriktsgemeinden : Aichach 10 fl.
Von Privaten : Landau (Pfalz). Franck, Subrektor, 1 fl.
Unsern Sammlungen giengen femer folgende Geschenke zu :
L Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 6860—6869.)
Berlin. Sturm, Armeezahlmeister: Bronzenes Dintenfafs aus
dem Mittelalter. — Nürnberg. Freiherr von Andrian: 4 äl-
tere Nürnberger Kartenspiele. Clement, Hausdiener am german.
Museum: Brandenburger Kupferzeichen von 16iJ2. Göschel,
Sohreinermeister : Schraubeiibock von Holz. Kr aufs, Kaufmann:
Sdbermünze von König Philipp II. von Spanien mit Gegenstempel.
G.Magnus: Sti'alsburger Sdbermünze vom 16. Jhdt. Schmidt,
Drechslermeister : Emailierte Dose und Porzellanpfeife mit künst-
lich gedrechseltem Beinrohr. Ungenannter: 4 ältere Nürnber-
ger Kartenspiele. Halber Bogen buntes Papier, 18. Jhdt. Wenz-
1er, Kaufmann; 3 Wachssiegel vom 15. u. 16. Jhdt.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 29,6.-2—29,721.)
Aarau. H. R. Sauerländer, Verlagshndl. : Zschokke, der
heilige Gral. 1872. 8. — Alsenz. Ivappesser, Pfarrer: Brevia-
rium latinum cum calendario. Pgm.-Hs. 15. Jahrb. 8. — Berlin.
R. Lesser's internationale Buchhndl. : Killisch, „Berlin", der
Name der deutschen Kaiserstadt, sprachl., geogr. u. gesch. erklärt.
1872. 8. Fr. Lobeck's Verlag (P. Anders): Schmidt, d. sieben-
jährige Krieg; 4. Aufl. 1865. 8. — Braunschweig. Fr. Krähe,
Baurath : Ders. , d. Klosterruinen zu Walkenried ; (Sonntags-
Beil, zur Braunschw. Zeitg., 1873, Nr. 6— 8.) 4. — Breslau. Verein
f. das Museum schlesisoher Alterthümer: Schlesiens Vor-
zeit in Bild u. Schrift; 17. u. 18. Bericht etc., Bnd. II, 5. 6. 1872.
4. — Colmar. L. v. Cuny, Appellrath: Revue d'Alsace ; II. An-
nee, Janv.— Mars. 1873. 8. — Emden. Gesellschaft f. bildende
Kunst u. vaterl. Alterthümer: Dies., Jahrbuch etc., Heft I.
1872.8. — Erlangen. Phy sicalisch-medicinisohe Societät:
Dies., Sitzungsberichte; 4. Heft. 1872. 8. — Frauenfeld. J. H.
Thalmann: Ders.. Ernstes u. Heiteres aus d. Kriegsjahre 1870 —
71. 1872. 8. — Göttingen. K. Gesellschaft der Wissenschaf-
ten: Dies., Nachrichten etc. aus d. J. 1872. 8. Göttingische gelehrte
Anzeigen; 2 Bude. 1872. 8. — Greifswald. Universität: Dies., in-
dex scholarum etc. 1873. 4. Dies., Verzeichnifs der Vorlesungen.
1873. 4. — Hamburg. Agentur des Rauhen Hauses: Baur,
Ernst Moritz Arndt's Leben . Thaten u. Meinungen. 3. Aufl. 8.
Scholz, Hans Sachs. 8. Schloss Jägersburg bei Forchheim. v. Göl-
del, Privatier: Seutter, Atlas novus etc. Imp. 2. — Krakau. J.
Wildt, Buchhndl.: Rocznik dia archeologow numizmatikuw i bi-
bliografüw Polskich, rok 1870. 1873. 8. — Magdeburg. Verein f.
Geschichte u. AI ter thumskunde des Herzogth. u. Erz-
stifts Magdeburg: Ders., Geschichts -Blätter etc. ; 7. Jahrg.
1872, 4. Heft. 8. — MUnchen. Histor. Commission bei d. k.
Akademie d. Wiss en seh. : Schmeller, bayerisches Wörterbuch ;
2. Ausg., VIH. Lief. 1872. 8. Dr. G. M. Thomas, Bibliothekar:
Ders., d. ältesten Verordnungen der Venezianer für auswärtige An-
gelegenheiten. 1873. 4. Sonderabdr. — Nördlingen. C. H. Beck'-
sche Buchndl. : v. Querfurth, kritisches Wörterbuch der heraldi-
schen Terminologie. 1872. 8. Stein, Geschichte des Königs Kon-
rad I. v. Franken u. seines Hauses. 1872. 8. — Nürnberg. Friedr.
Korn'sche Verlagshndl.: Die Volksschule des XIX. Jahrh. in Bio-
graphieen ; 6. Lief. 1873. 8. Rob. Lu ckmey er, Bürstenfabrikant:
Geschichts-, Geschlechts- u. Wappen-Calender auf d. J. 1741. 8. —
Prag. Deutscher Verein zur Verbreitung gemeinnützi-
ger Kenntnisse: Ders., IV. Jahres-Bericht etc. 8. — Pressburg.
Stefan v. Rakovszky: Ders., das Prefsburger Rathhaus u. der
Stadirath. 1872. 8. Sonderabdr. — Sigmaringen. Seb. Locher,
Lehrer: Ders., Regesten zur Geschichte der Grafen von Veringen.
8. Eugen Schnei I, fürstl. hohenzoll. Archivar: Ders., d. Reichs-
Erzkämmereramt der Markgrafen u. Kurfürsten v. Brandenburg.
1873. 8. Sonderabdr. — Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchhandl. :
83
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
84
Stölzel, die Entwicklung des gelehrten Richterthums in deutschen
Territorien. 2 Ende. 1872. 8. Schiller's sämmtliche Werke. Mit
Einleitungen von Gödeke ; 4 Ende. 1871. 8. — Tübingen. Ludw.
Friedr. Fues'sche Buchhndl. : Ofterdintrer, ein Manuscript Kepp-
ler's. 1872. 4. — Turin. Guido Cora: Cosmos. Comunicazioni sui
progressi püi recenti e notevoli della geografia e scienze affini ;
I. 1873. 8. — Weimar. Bernh. Friedr. Voigt, Verlagshndl. :
Händel, die Schablonenmalerei d. Mittelalters. 1873. qu. 2. Blüth-
ner u. Gretschel, Lehrbuch d. Pianofortebaues in seiner Geschichte,
Theorie u. Technik. 1872. 8. NebstAtlas. 4. — Wernigerode. Harz-
Verein für Geschichte u. Alterthumskunde: Ders., Zeit-
Bchrift etc.; V. Jhrg., 3. u. 4. Heft. 1872. 8. — Wien. Dr. Adalb.
Horawitz, Professor: Ders., Beatus Rlienanus literar. Thätigkeit
in den Jahren 1530—47. 1873. 8. Sonderabdr. Dr. Jos. Kara-
bacek, Privatdozent: Ders., d. angebl. slavische Apiscult in der
Byciskala-Höhle. 8. Sonderabdr. Verlag v. R. v. Waldheim:
Blätter für Kunstgewerbe, redig. v. V. Teirich ; I. Bd. 1872. gr. 4.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4312-4314.)
Koburg. R. Ludloff: Erklärung des J. Michellet in französ.
Sprache; (unleserlich). 1638. Pap. Brevet d'adjutant commandant
pour le citoyen Alexis Catherine Victor Grillon confere par ordre
de Bonaparte, premier consul de la republique fran(;aise. Paris,
le deuxieme jour du mois floreal , l'an sixieme de la republique.
1799. Pgni. Acht Formularien für Erlasse der Commission de Com-
mandant d'armes und für Brevets aus der Zeit des französischen
Konsulats, s. d. Pgm.
Chronik der historischen Vereine.
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg.
Nr. 3. Graz. 8.
Die Votivkirche in Passau.
Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis in's
16. Jahrh. Zehnter Band. (Die Chroniken der fränkischen Städte.
Nürnberg. Vierter Band.) Hrsg. durch die histor. Commis-
sion bei der kgl. Academie der Wissenschaften. Leip-
zig, S. Hirzel. 1872. 8. VIU u. 440 Stn.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 17. Bericht
des . . . Vereins für das Museum schlesischer Alter-
thümer, hrsg. von Dr. Hermann Luchs. Mit 2 Bildtafeln und
mehreren Holzschnitten. Band H. Heft 5. 6. Breslau, Druck von
Robert Nischkowsky. 1872. 4.
Abbildungen (zu einem später zu bringenden Aufsatz) : Der
Pfarrthurm zu St. Jacobus in Neifse 1477 — 1512; St. Vincenz-
statue am Dom zu Breslau von 1470 ; Archivalmer des Breslauer
Domkapitels von 1455. — Zur schlesischen Kunsttopographie. Von
E. Wernicke. — Die Burg Zeiskenberg. Von P. Kerber. — El-
fenbein-Diptychon aus der Neifser Gegend (14. Jahrh.). Von F.
Heinelt. — Ueber Conservierung aus alter Zeit stammender Gegen-
stände in evangelischen Kirchen. Von Dr. H. Luchs. — Allerlei :
Altschlesische Glasmalerei, u. s. w.
Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urge-
schichte. Vierter Jahrg. 1872. Heft VL Berlin. Verlag von
Wiegandt u. Hempel. 8.
Zu Nicolaus Federmann's erster Reise in Venezuela (1530 —
1531). Von A. Ernst in Caracas. — Die Verehrung der Himmels-
körper.
Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magde-
burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumskunde des Herzogthums u. Erzstifts Magde-
burg. 7. Jahrg. 1872. 4. Heft. Hrsg. von Dr. F. Geisheim.
Magdeburg, 1872. Verlag der Schäfer'schen Buchhandlung (A. Rü-
diger). 8.
Von der Brüderschaft der Ackerknechte auf den Magdeburgi-
schen Dörfern und vom Hänseln. Von Dr. F. Danneil. — Ueber
den Ursprung der Stadt Burg. Vom Stadtrath Wolter. — Das
Schlofs Gloworp bei Aken. Vom Archivrath v. Mülverstedt. —
Früheste Erwähnung der noch bestehenden Ortschaften des Her-
zogthums Magdeburg mit Ausschlufs des Saalkreises. Von Dr.
Ed. Jacobs. — Zur Charakteristik des Erzbischofs Dietrich von
Magdeburg 1361 bis 67. Von Dr. Geisheim. Die Amtshauptleute
des Amtes Egeln. Von A. Engeln, Rector. — Kleinere Mitthei-
lungen.
Göttingische gelehrte Anzeigen. Unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wiss enschaften. 1872. Göt-
tingen. Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1872. 8. 2079
Stn., nebst Register.
Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der Georg-Augusts-Universität aus dem
Jahre 1872. Göttingen. Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung.
1872. 8.
Ueber einen bisher unbeachteten Brief Spinoza's und die Cor-
respondenz Spinoza's und Oldenburg's im J. 1665. (A. Stern.)
Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und
Alterthumskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jacobs. Fünf-
ter Jahrgang. 1872. Drittes u. viertes Heft. Wernigerode, 1872. 8.
Henning Kemde, Stadtvogt zu Wernigerode 1439 — 40, nebst
Untersuchungen über gleichartige Namen und über Amt und Stand
der Stadt- und Landvögte zu W^ernigerode. Mit zwei in den Text
gedruckten Holzschnitten. Von Ed. Jacobs. — Die Diöcesansyno-
den des Halberstädter Sprengeis im 12. Jahrh. Von F. Winter.
— Henning Calvör, geb. 1686 zu Silstedt, f 1766 zu Altenau. Von
Ed. Jacobs. — Mittheilungen aus dem Archive der Stadt Goslar.
Von G. Bode. — Ueber Ursprung und Namen des Hauses Stolberg.
Von Botho, Grafen zu Stolberg-Wernigerode. — Kleinere Mitthei-
lungen.
Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und
vaterländische Alterthümer in Emden. Heft I nebst ei-
ner Karte zur Entstehungsgeschichte des Dollart. Emden und
Aurich. Verlag von W. Haynel. 1872. 8.
Vorträge : Ubbo Emmius, Möhlmann und die Entstehung des
Dollart. Von Generalsuperint. Bartels. — Ueber die Graburnen
der heidnischen Vorzeit, anknüpfend an Harkenroht's Bericht über
die im Jahre 1720 bei Larrelt ausgegrabenen Urnen. Von Kirchen-
rath N. Vietor. — Kurze Geschichte der französisch -reformirten
Kirche in Emden. Von Pastor Pleines.
85
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Nachrichten.
86
Literatur.
Neu erschienene Werke.
8) Das Karthäusei'-Kloster und die Bürgerschaft
vonBasel. Von Prof. W. Vischer-Heul'sler. 51. Neu-
jahrsblatt, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beför-
derung des Guten und Gemeinnützigen. 1873. Basel, Schweig-
hauserische Buchdruckerei. 1873. 4. 35 Stn.
Die Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützi-
gen in Basel hat seit 1821 ohne Unterbrechung an der Sitte fest-
gehalten, jährlich ein Neujahrsblatt herauszugeben, welches irgend
einen Gegenstand aus der Geschichte der Stadt behandelt. So
befafst sich denn die jüngste dieser Art von Publikationen mit
dem Karthäuserkloster zu Basel, und wir halten es für angezeigt,
bei dieser Arbeit einen Augenblick zu verweilen, da sie einem
Spröfsling des Klosters gewidmet ist, in dessen Räumen jetzt die
Erinnerung an die Vorzeit sorgsame Pflege findet.
Die Baseler Karthause wurde gestiftet im Jahre 1401 von dem
Oberzunftmeister Jacob Zibol, welcher einer der reichsten Familien
der Stadt angehörte. Derselbe ward oftmals mit Gesandtschaften
an Fürsten und Städte betraut, und auf einer solchen Reise kam
er mit anderen Boten nach Nürnberg. Daselbst liel's ihnen der
Rath einen freundlichen Empfang zu Theil werden und die Sehens-
würdigkeiten der Stadt zeigen. Man führte die Fremden auch in
das noch nicht lange vollendete, von dem reichen Bürger Mar-
quard Mendel gestiftete Karthäuserkloster. Dasselbe erregte die
besondere Aufmerksamkeit Zibol's, welcher schon viel von der
frommen Lebensweise der Karthäuser gehört ; er bat deshalb die
Rathsherren , dafs sie ihm zu einer Unterhaltung mit den Mön-
chen vei-helfen möchten. Der Prior zeigte sich willfährig, berief
den Convent, und die ganze Haltung der Väter, die erbaulichen
und gehaltvollen Reden, die sie führten, machten einen solchen
Eindruck auf Zibol, dafs er sich in der Stille vornahm, seine Be-
mühungen darauf zu richten, dafs auch Basel ein Kloster dieses
Ordens erhalte.
Nach Hause zurückgekehrt, setzte sich Zibol mit dem Prior
Wynand in Stral'sburg in Verbindung, und da derselbe auf das an
ihn gerichtete Ansinnen eingieng, konnten bereits im Jahre 1402
die ersten Karthäuser in Basel einziehen. Zu ihrer Aufnahme war
der käuflich erworbene Bischofshof in Klein -Basel eingerichtet
worden, und im Jahre 1403 wurde die neue Stiftung durch den
Bischof von Constanz bestätigt.
Der Verfasser unserer Schrift gibt eine lebendige Schilderung
des Lebens in den Karthäuserklöstern, von welcher wir einen Theil
reproducieren wollen, da es gewifs nicht unerwünscht sein kann,
an die Reste der Gebäulichkeiten, in welchen die überlebenden
Zeugen der grauen Vergangenheit eine Stätte der Aufbewahrung
gefunden haben, das Andenken an die Bestimmung zu knüpfen,
welcher sie ursprünglich gedient haben. „Die Zellen der Kar-
thäuser bilden jede ein kleines Gebäude für sich, dem ein kleines,
abgeschlossenes Gärtchen beigegeben ist; in diesen Zellen, die in
der Regel den gröfsern der beiden Kreuzgänge, die sich an die
Kirche anschliefsen, umgeben, verbringen die Mönche den gröfs-
ten Theil ihrer Zeit einsam, theils mit vorgeschriebenen Andachts-
übungen, theils in nachdenklicher Beschaulichkeit, theils mit an-
gemessener Arbeit ; doch sehen sie sich täglich mehrmals bei ge-
meinschaftlichem Gottesdienste in der Kirche, sie sehen sich im
Capitelsaal, wo ihnen an gewissen hohen Festtagen gepredigt wird,
wo der Prior wichtige Mittheilungen eröifnet, und wenn er im
Namen des Convents einen Entschlufs zu fassen hat, dessen Rath
einholt, wo auch allwöchentlich eine öffentliche Beichte abgehal-
ten wird, ferner an Sonn- und Festtagen bei gemeinschaftlichen
Mahlzeiten im Refectorium, bei denen aber nicht gesprochen wer-
den darf, sondern Abschnitte aus der heiligen Schrift vorgelesen
werden. Eine gemeinsame Unterhaltung, ein Colloquium, das aber
nicht zu unnöthigem Geschwätz mifsbraucht werden soll, wird an
Sonn- und Festtagen im kleinen Kreuzgang abgehalten. Im Uebri-
gen ist den Mönchen strenges Stillschweigen auferlegt, das sie
nur brechen dürfen, um etwas Nothweudiges zu begehren mit
möglichst wenig Worten." q ■yy^
9) Ueber denEinflufs der Feuerwaffen aufdieTak-
tik. Historisch-kritische Untersuchungen von einem höhe-
ren Officier. Berlin, 1873. E. S. Mittler u. Sohn. 106
Stn. 8.
So sehr auch die Waffen der Vorzeit den Sammler interes-
sieren, so vielseitig ihre Geschichte behandelt ist, so hat doch die
Taktik in nichtmilitärischen Kreisen sehr wenig Interesse erregt,
obwohl die Ausbildung des Waffenwesens in steter Wechselbe-
ziehung zur Geschichte der Taktik gestanden. Aber selbst in mi-
litärischen Kreisen scheint stets mehr die jeweils geltende Theorie
als geschichtlicher Vergleich Gegenstand des Studiums gewesen
zu sein. Und doch müssen gerade auf diesem Felde vergleichende
historische Studien die Bedeutung so vieler Momente darlegen
hier, wo steter Fortschritt der Bewaffnung und die Erfahruno-en
jedes Krieges neue Umgestaltungen mit sich brachten, aber auch
stets alte Reminiscenzen nachwirkten, bis abermals neue Erfahrun-
gen ihre Beseitigung veranlafsten. Wie oft mufste ein Motiv wie-
der aufgenommen werden und hatte die überraschendsten Erfolge,
welches sie früher schon einmal gehabt, aber bei stetem Wechsel
des Schwerpunktes Neuem hatte weichen müssen. So kurz auch
in den vorliegenden Blättern das Einzelne gehalten ist, so sehr
die alte Zeit der Gegenwart gegenüber zurücktritt, so ist doch
dieses Sehriftchen durch Klarheit der Anlage, Schärfe des Blickes
für das Wichtige vollständig geeignet, auch Nichtmilitären einen
Ueberblick über die Geschichte der Taktik vom 14. Jahrh. bis auf
die Gegenwart zu gewähren. Wenn der Verfasser im Vorworte
darauf hindeutet, dafs die militärische Literatur bis jetzt die Ge-
schichte der fernen Vorzeit zu sehr vernachlässigt habe, so mag
dies wol daran liegen, dafs für diese denn doch nur der Histori-
ker das Material an's Tageslicht schaffen kann , sich aber vie-
len Fragen gegenüber als Laie betrachten mufs, so dafs eine
Schrift, die, wie die vorliegende, dem Historiker zeigt, welche
Fragen dem Militär für das Studium der Kriegsgeschichte von
Wichtigkeit sind, dem ersteren gewifs willkommen sein und ihm
Fingerzeige für Beschaffung des dem Militär wichtigen histori-
schen Materiales geben muls. A. E.
87
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
88
Aufsätze in Zeitschriften.
Aus allen Welttheilen: 4. Jahrg., Febr. Die Pfahlbauten der
Schweiz. (J. B. Thiessing.)
Das Neue Blatt: Nr. 22. Der vierhundertjährige Geburtstag
des Copernicus. Mit Illustrationen und einem Faosimile. (Adolf
Prowe.)
Daheim: Nr. 21. Zum Andenken an Nikolaus Kopernikus. (W.
Pierson.) — Historische Stätten des deutschen Reiches. I. Ein
Gang durch das Zeughaus zu Berlin. (Georg Hiltl.) — Nr. 23.
Schiida (zur Geschichte der Stadt, mit Abbild, des Geburts-
hauses Gneisenau's). (Richard Andree.)
Im neuen Reich: Nr. 9. Deutschland und der gothische Stil.
(M. Tausing.) — Virgil im Mittelalter. (H. Schuchardt.)
Der Katholik: Janr. Johannes Hul's und die böhmische Com-
mune im 15. Jahrh.
Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 6 (198), S. 654. Wil-
helm Heinse's Grabstätte in Aschaffung. (Ludw. Herrmann.)
S. 686. Die Singgesellschaft „zum Antlitz" in St. Gallen (ge-
gründet 1620). (Bernhard Schols.)
Deutscher Reichsanzeiger: Nr. 7. Das Kaiserhaus zu Gos-
lar. — Zur Geschichte des brandenb.-preufsischen Staatshaus-
halts. 1. — Nr. 8. Die Bergschlösser des Bayer. Hochlandes. 1.
Revue critique: 1872, Nr. 51. Sixte-Quint. (De Hübner.) —
Carte des etats de l'Europe centrale dans leurs rajjports avec
l'ancien empire romain-germanique.
(Grazer) Tagespost: Nr. 51, Abendbl. Zeughaus oder Waffen-
museum ? (Dr. Franz Ilwof.)
Ueber Land und Meer: Nr. 22. Das alte Konstanz und seine
merkwürdigsten Gebäude. (J. Marmor.) — Nr. 24. Eine alte
Reichsstadt (Elslingen).
Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg.: Nr. 8 f. Ein
Denkstein deutscher Treue (die Johannitercapelle zu Frank-
furt a. M.). (Ludw. Graf Uetterodt.) — L'Ordre de la Palme
d'or. Ein Damenorden aus dem 17. Jahrh. — Nr. 10. Ueber
die früheren Besitzthümer des Johanniterordens zu Frank-
furt a. M.
Zeit sehr, für bild. Kunst: Nr. 21. Eine Holbein-Zeichnung.
(Alfred Woltmann.)
All gem. Zeitung: Beil. Nr. 56. 63. Die Schimmelkirchen der
Holledau. Wodan als Rofsdieb und die Schimmelkapellen der
Holledau. (Dr. Sepp.) L U. — Nr. 75. Das Geburtsjahr Hol-
beins. (L. Pezold.)
Illustr. Zeitung: Nr. 1547. Das Pflugfest in Hollstadt, ein al-
tes Fest der Deutschen. (H. Vocke.)
Termischte Nachrichten.
18) Verschiedene keltische und römische Gräber sind
bei dem Ort Muraz, oberhalb der Stadt Siders im Canton Wal-
lis, beim Umgraben eines Weinbergs entdeckt worden. Unter den
in denselben aufgefundenen Gegenständen befinden sich mehrere
Statuetten heidnischer Gottheiten, die in das cantonale Museum
nach Sitten abgeliefert wurden. (111. Ztg., 1550.)
19) In Zwickau wurde jüngst unter dem Fufsboden eines
Hauses ein Kästchen mit 80 Stück wohlerhaltener Silber mün-
zen aus dem 16. und 17. Jahrh., theils von Speciesthaler-, theila
von Thaler- und Guldengröfse, gefunden. Meist sind es kursäch-
sische von 1560 an, ferner braunschw. -lüneburg. und Reichsmün-
zen von verschiedenen Kaisern. Es fanden sich auch 3 spanische
Piaster von Philipp IL, 1 schwedischer Reichsthaler von Gustav
Adolf, 1 dänischer von 1624, 1 hohenlohischer l'/s von 1615, 1
stolberg-wernigerod. von 1624, 1 Salzburger, reichsstädtische von
Bremen, Nürnberg, Basel, Schaffhausen, auch 3 sächsische Jubel-
species auf die Augsburgische Confession (1630) und 1 sächsischer
Vicariatsspec. von 1619 u. s. w. Wenn nun die jüngste dieser
Münzen, 1 braunschw. -lüneberg. oder sog. Harzspecies, von 1633
ist, so lälst sich vermuthen, dafs der Schatz in diesem Zwickauer
Kreuz- oder Elendsjahre verborgen worden ist.
(Num. Ztg., Nr. 3.)
20) Eine Urne mit über 100 Stück Silbermünzen (Brak-
teaten) wurde beim Fällen von Bäumen in der Nähe des Dorfes
Weltwitz bei Neustadt a. d. Orla gefunden. Es zeigen sich auf
denselben mindestens sechserlei verschiedene Stempel , zum Theil
sehr gut erhalten. Die Münzen sind, mit Ausnahme eines Stücks,
welches eine Inschrift zeigt, sog. stumme, d. h. nur mit Bildnissen
und Emblemen versehene. Von der Urne sind nur Bruchstücke
erhalten. (111. Ztg., 1548.)
21) In Braunsberg, in der Vorstadt Köslin, wurde eine
Anzahl alter kufischer (arabischer) Münzen aus der Zeit des
Kalifen Harun al Raschid gefunden. Dieselben sind von dünnem
Silber und der Gröfse eines Fünfgroschenstücks. (Dies., 1550.)
22) Eine Marmorstatue des Nikolaus Kopernicus,
von Victor Bradzki in Rom gefertigt, wurde in der katholischen
St. Johanniskirche in Thorn aufgestellt. (Dies., 1548.)
23) Bei der Seltenheit von Tafelgemälden des Hauj^tbegründers
der monumentalen Malerei des 19. Jahrh. ist es gewifs für viele
Gemäldesammler und Galerien von Interesse zu erfahren, dal's ein
Oelgemälde von Peter v. Cornelius, vielleicht das Einzige
in Privatbesitz um 2400 Thaler zu verkaufen ist. Es ist die Er-
findung der Weberei, aus des Meisters erster Epoche, worin
noch die David'sche Schule durchklingt. Nähere Mittheilungen
sind durch Herrn Professor Aus'm Weerth in Kessenioh bei Bonn
zu erhalten.
24) Im Verlage von Friedrich Wreden in Braunschweig ist
vor Kurzem das nachstehend verzeichnete Werk erschienen: „Die
Landgrafschaften des heiligen römischen Reichs. Eine
rechtsgeschichtliche Studie nach urkundlichem Material von Dr.
Wilhelm Franck." Der Preis ist auf l'/a Thlr. festgesetzt.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
Nüruberg'. Das Abonnemont des Blat-
tes, welches alle Monate orachoiut, wird
ganzjälirig angenommen und betrugt nach
der neuesten Postconvention bei allen Foat-
fimtorn und Buchhandlungen Deulschlaitds
incl. Üesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 li.-FuIs
oder 2 Thlr. preul'a.
Für Frankreich abonniert man in
Paria bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klinckaieck, Nr. 11 rue de Lille; für
ARIZEIGER
riiii um m
Neue Folge.
England bei Williamfl «k Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covent- Garden in London;
für Nord-Amerika bei den Poatümtem Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum bo-
etimmten Sendungen auf dem Wege doa
Buchhandels werden durch den Commia-
sionar der literar. -artiet. Anatalt des Mu-
seums, F. A. BrockhauB in Leipzig, be-
fördert.
Zwanzigster Jahrgang.
1873.
ORGAN DES «ERMANIStllEN MSEÜMS.
JW4.
April.
Wissenschafüiclie Mittheilungen.
Ein Brief des Grafen Robert Ton Leicester an den
Grafen Günther XLI. tou Schwarzburg.
Monsieur le Conte, Encores que le peu de cognoissance
& familiarite que nous auons par le passe eu ensemble soit
(par faulte de bonne occasion de sentreuisiter par lettres) quasi
esteinete et mise en oubly : Si ne veulx ie de raon coste (pour
ne la perdre du tout) lalsser passer ceste occasiou qui s'offre
de vous escripre ce mot de lettre en faueur d'ung geutilhomrae
Anglois nomme Preston qui est votre prisonnier. Or ma le
dict gentilhomme puis-nagueres escripte quil ya entre vous et
luy quelque comraencement d'accord pour sa ran^on, Mais que
la somme qne vous luy demandez est si grande que uy luy ny
tous ses parens ne le scauroient payer. Ce que peult estre
vous faictes le peusant autre quil est : surquoy je me suis auise
de vous faire entendre au vray son estat et qualite, qui nest
autre ie vous promectz que celle düng simple gentilhomme
puisne de sa maison. Ses parens sont pouures, et tous ses
fröres sont escolliers. Quant a luy il a este aultresfois page
de mons'' le Marquis de Northampton et lorsque le Duc Jehan
de Finland vint pardeca son maitre le luy douna pour le ser-
uir de page. Par le moyen duquel il est venu puis apres au
Service du Roy de Suede. De biens je pense veritablement
quil n'a autre en ce monde que ce quon luy osta quand il
f'ust prins prisonnier. Je vous laisse donques mons* a penser
comment il est possible que se pouure bomme puisse payer
les deux mil escuz quil dict que vous luy demandez. Car je
vous asseure sur mon honneur quil nest rien plus vray que ce
que ie vous dis. Et serois marry de vous faire perdre ou di-
minuer vng seul denier de ce que par droict et raison vous
appartient. Si ie pensois en ma conscience quil fust honime
pour vous satisfaire. Mais puis quil ne lest pas jl fault que
ie vous supplie en son endroict de luy faire quelque grace
pour lamour de moy. Et sil vous piaist de luy donner conge
pour sept ou huict mois ponr aller veoir ses amis il regardera
dans le dict teraps par quelque moyen ou de vous payer ce
que raissounablement vous luy demanderez pour sa ran^ou, ou
de se rendre de rechief prisonnier entre voz mains. Ce fai-
sant Vous mobligerez beaucoup enuers vous, et nefauldray de
le recognoistre par tous les moyens dont ie me pourray aui-
ser quant loccasion se presentera pour ce faire. Qui sera
lendroict ou je feray fin en me recommandant de bien bon
cueur a Vre. bonne grace. Suppliant le createur quil vous
doint. Mons^ le Conte en sante tres longue et bonne vie. De
Londres le xxvj™!^ de juing 1565.
Vre. entierement bien afl'ectionne
a Vous faire plaisir & seruice
R. Leycester.
Aufschrift: Monsieur Mons^ le conte de Suartzburch.
Vorstehendes Schreiben fand sich in einer gröfseren Brief-
sammlung des hiesigen fürstl. Archivs, über welche ich später
zu berichten gedenke. Zu bequemerem Verständnifs desselben
mögen folgende Bemerkungen dienen. Der Graf von Schwarz-
burg Günther XLI (auch der Streitbare, Bellicosus, genannt), ein
Freund und Schwager Wilhelm's I. von Oranien, war Ende 1554
91
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
92
und zu Anfang des folgenden Jahres mit dem König Philipp von
Spanien am Hofe zu London (cf. Jovius, chronicon Scliwarzb.
bei Schüttgen et Kre)-sig, diplomataria et scriptores histor.
Germ, medii »vi I, p. 678). Damals wird die Bekanntschaft
zwischen ihm und dem Grafen Leicester stattgefunden haben,
auf welche der Eingang obigen Briefes sich bezieht. Graf
Günther nahm in den Jahren 15(53 — 65 an dem Kriege des
Dilnenkünigs B'riedrich gegen König Erich XIV. von Schweden
als Befehlshaber einer ansehnlichen Reiterschaar thätigen und
ruhmreichen Antheil. In diesem Kriege wurde der englische
Adelige Preston sein Gefangener. Letzterer hatte seinen Die-
ner nach London geschickt, dafs er Mittel und Wege zu sei-
nes Herrn Losgabe aufsuchen sollte. In dem hiesigen fürstl.
Archive findet sich nämlich ein zweiter, diese Anlegenheit be-
treffender Brief, datiert London 25. Juni 1565, an den Gra-
fen von Schwarzburg gerichtet, gleichfalls in französischer
Sprache. Leider ist die Unterschrift durch Feuchtigkeit aus-
gelöscht; der Briefschreiber bezeichnet sich aber als den ehe-
maligen Herrn des Gefangenen und war also aller Wahrschein-
lichkeit nach der Marquis von Northampton *). Leicesters
Brief stimmt in manchen Stellen wörtlich mit diesem Briefe
vom 25. Juni überein. Wahrscheinlich war Leicester ersucht
worden, seine Fürsprache mit der Northamptons zu vereinigen,
und hatte den Sachverhalt aus des Letzteren Brief in den sei-
nigen mit herübergenommen, oder durch seinen Sekretär her-
übernehmen lassen. Die kleineren Schriftzüge des Brieftextes
scheinen von den grofsen Schriftzügen der Unterschrift Lei-
cesters verschieden.
Sondershausen. Th. Irmisch.
*) Das Siegel zeigt einen Frauenkopf oder vielmehr das Brust-
bild einer Frau ; ein Barett bedeckt den Kopf, desses langes , auf-
gelöstes Haar auf die Schultern herabfällt. Wie das Siegel an
Leicesters Brief, so hat auch das Siegel dieses Briefes den Spruch
des Hosenbandordens als Umschrift : HONJ * SOIT * QVI * MAL
* Y » PENSE.
Weisseuliurg am Nordgau und das Augsburger lu-
terim 154:8.
Als im Jahre 1547 durch die Unschlüssigkeit der schmal-
kaldischen Verbündeten der Kaiser rasch die Oberhand wieder
gewonnen und besonders die oberdeutschen Städte, welche die
Confessio Augustana angenommen und dem schmalkaldischen
Bunde sich angeschlossen hatten, seine Ungnade fühlen liefs,
mufste auch die kleine Reichsstadt Weifsenburg am Nordgau zur
Strafe eine kaiserliche Abtheilung unter dem Commando des
„Leutten Ambts" Carabal einnehmen. Ein Chronist des vorigen
Jahrhunderts bemerkt dazu: „1547 Mufste WeiTscnburg zur
Züchtigung wegen Religions Aenderung 700 Neapolitanische
Reutter einnehmen , welche den ganzen Winter hier gewesen
nnd die Stadt sehr beängstiget und drangsaliret."
Im folgenden Jahr wurden zu Augsburg im bekannten In-
terim Festsetzungen in Bezug auf das Bekenntnifs getroffen,
welche die evangelische Lehre wieder in die Pfade der alten
Kirche allmählich überleiten sollten. So hoft'te der Kaiser jetzt
den Lieblingsgedanken seines Lebens, die WiederhersteOung der
Einheit der Kirche, sich endlich verwirklichen zu sehen. Die Bi-
schöfe verstanden seine Absicht. Man konnte die Abgefallenen
unter der Gunst der Verhältnisse wieder in den Diöcesanverband
zurückbringen. Wie das der Bischof Moriz von Eichstätt mit
der erwähnten Reichsstadt anfieng, das bekunden folgende beide
Briefe, von denen der erste auch der Pfarrgeistlichkeit zuge-
stellt wurde, der andere den Rath der Stadt sehr eindringlich
an seine Pflichten erinnerte. Sie können wol als ein Zeichen
der Zeit dienen.
I.
Mauritius dei gratia Episcopus Aystetensis . . . Venerabi-
libus salutem in Domino. Quum pro Episcopali digni-
tate, qua deo anuente, licet indigni, fungimur, hae nobis par-
tes incumbant, ut omnium nostrorum saluti diligentia quanta
possimus maxima consulamus , idque potissimum hoc pertur-
batissimo seculo, quo (proh dolor et nephas) neque clerus, qui
sal terre, lux mundi, et forma gregis esse, neque populus, qui
parere potius et subsequi quam precedere, atque illius offitium
sibi petulanter usurpare debebat, suo satis officio faciunt. Nos-
que eam lunctionem agnoscentes, nihil tarn desideravimus sem-
per, quam ijs maus pro gloria dei et animarum salute mederi,
obstiterunt tamen hucusque ardentibus Votis nostris et pijs co-
natibus adversa multa. Ea vero quia nunc divina dementia
maiori ex parte sopita atque sublata videantur, magna sana
diuque exoptata, restituendi pristino suo nitori ecclesias et pra-
Yos hominum mores emendandi commoditas adfulsit que qui-
dem precipue in synodis, cum Episcoi)alibus, tum provinciali-
bus rite celebrandis (prout eas in ecclesiam revocandas et re-
novandas ad instantiam sacre Caes. Maj. in conventu Augu-
stano proxime preterito Archiepiscopi nostri et nos Episcopi
unaniniiter conclusimus) posita est. Ilis enim precipua agri do-
niinici eultura constat, las spinc et tribuli heresium schisma-
tumque eradicantur, suppululantes errores extirpantur, defor-
mata subinde reformantur et vinea domini Sabeoth ad frugem
uberrimam prcparatur, Ins demum sancti patres olim in eccle-
sijs synceram doctrinam et incorruptam disciplinam conserva-
runt, quorum vestigiis pie inserentcs, nos quoque synodum Epi-
scopalem ex authoritate nostra ordinaria, accedente mandato
etiara imperatorio, die lune post festum S. Catharine Virginis
et martyris, Vicesiraa sexta nimirum raensis novembris proxime
futura celebrare, maturo consilio decrevimus. Proinde ad eam
vos omnes et singulos, quos vel de jure vel de consuetudinc
vocare debemus, ea lege que despecta obedientia est, rcquiri-
mus et peremptorio citamus, mandantes ut dicto die mane hora
septima, per vosmetipsos aut alios ex unoquoque collegio, aut
decanatu rurali ad minus tres vel quatuor, eosque idoneos cum
suficicntj et pleno mandato, habitibus Vestris, Ecclesiastiacis,
93
Anzeiger für Kuude der deutschen Vorzeit.
94
sive supellicijs ut vocant. Prelati autem cum suis iiontificali-
bus ornamentis induti in civitate nostra Aysictcnsi ad cainpa-
narum pulsum conveniatis audituri et reccpturi quo juxta for-
mulam reformationis a S. Caesaiia May. uobis prescriptam et
Vobis jam antca exhibitam ad correctionem Cleri & populi
Vestro etiam consilio accedente salubiitcr cooperaute spiritus
sancti gratia, nihil tarnen interea sedi Äpostolicae vel concilio
generali prejudicantes statueraus. Hocque Vos ita facturos
plane confidimus. datum in civitate nostra Aystetensi sub sigillo
uostro pontificali 29. Octobris Anno Domini M.D.XLVIIl.
11.
Moritz von gottes gnaden. Bischove zu Eystet uund Thumb-
probst zu Wurtzbnrg.
Unnsern Gunnstlichen grues zuvor. Ersam unnd wei(5
liebenn Besondern. Aufl" Unnser jüngst schreiben *) haben Wir
heut dato, Eur Antwurt*) empfangenn, Auch Innhalts vernu-
men. Und betten Unß gentzlich versehenn. Ir soltet euch
auf der Römischenn kayen. Jlat. Unnsers Allergnedigstenn Her-
ren gnedigist Begeren. so Ir Mat. auif Jüngst gehaltnen Reichs-
tag an die Stende, der Neuen Religion getbun, auch Unußer
jüngst vätterlich unnd treulich Anzaigen erjnnern unnd ersue-
chen widrumb zu der Allgemeinen Christenlichen Kirchen her-
gebrachten Ordnungen unnd Ainigkait on verner Weigerung ge-
thuu, und euch mit- derselben, obberürten Unsern vorigen Ver-
manen und schreiben nach allerdings verglichen haben. Die-
weil wir aber aus berurter eur Antwurt vermerkben, das so-
lichs noch nit beschehen, so ermanen und ersuechen Wir euch
hiemit nochmals zum väterlichsten und gantz treulich. Ir wol-
let zu der Ainigkait obvermelter Allgemeinen Christenlichen
Kirchen Unnserra hievorigen schreiben nach trotten, darzue
wir euch mit Unserer muglichen Hilffe furderlich zusein aber-
mals urbuttig, oder doch zum wenigsten bey euch unnd den
eurn höchstgedachter Rom. kayen. Mat. Ratschlag und Ordnung
durchaus gelebenn, unnd es jun allen dingen derselben gemeß
halten, wo unnd wormit auch jnn solchem bey euch und den eurn
Mangel und Ungleicbait (wie Wir aus obberurter eur Antwurt
zum theil vermergken) befunden und vor Augenn wern, das
selbig on lengern Verzug gentzlich abstellen und damit wir
eurnthalben der kayen. May. dester bessern Bericht thun mu-
gen. Daran beweist Ir zuvorderst dem Almechtigen got lob
und ehr, der Römischen kayen. Mat. schuldige billiche gehor-
sam, unnd Uns als eur geistlichen Obrigkeit wohlgevallen , ge-
gen euch (denen Wir solichs nochmals nit verhalten mugen)
mit gunstlichem Willen zu beschulden. Datum in Unserm
Schloß auif sanndt Willibalts Berg zu Eystet Donnderstags den
20. Decembris 1548.
Weifsenburg am Nordgau.
Wilhelm Vogt.
*) Beide Anschreiben, sowohl das des Bischofs, als das des
Raths, finden sich niclit im städtischen Archiv zu Weil'senburo;.
Sphragistische Aphorismen.
LXVIII.
Der kürzlich in unseren Besitz gelangte Stempel mit dem
Wappen der Haggen oder Hauggen und der Legende : >i S. Mar-
garete dicte Haeggin, welcher noch aus dem 14. Jahrb. zu
stammen scheint, ist dadurch besonders merkwürdig, dafs der-
selbe aus einer Legierung von weichen Metallen, Zinn, Blei
u. dgl., besteht*), deren specifiscbes Gewicht sich zu dem
des Eisens wie 5,9 zu 7,7 verhält. Die meisten mittelalter-
lichen Siegelstempel waren bekanntlich aus Bronze oder Mes-
sing, ausnahmsweise aus Silber und Blei, und später aus Eisen.
Von silbernen Siegelsterapeln haben wir bereits zwei erwähnt:
den Gottfried's von Hohenlobe, Grafen von Romaniola**), und
den des Herzogs Mestwin I. von Ostpommern***).
Schulthefs in seinem Werke über schweizerische Städte-
und Landessiegel beschreibt auch mehrere silberne, zum Theil
vergoldete Stempel, wovon der älteste, von Schaffhausen, noch
aus dem Ende des 14. Jahrb. stammt. Ueber Siegelsterapel
von Gold und Silber ist auch zu vergleichen : Neues Lehrge-
bäude der Diplomatik, II. Buch, 5. Hauptstück : „Von den Sie-
geln", I. Abschnitt, §. 438 — 448, wo übrigens wiederholt die
Siegelstempel mit ihren Abdrücken, den Siegeln selbst, resp.
den Bullen, auf bedauerliche Weise verwechselt sind. Von
*) Somit sind die Angaber über das Metall dieses Siegelstem-
pels und über den Geschlechtsnamen der Sieglerin in der „Bitte
um Auskunft, in der Beilage zum Anzeiger, Jhrg. 1872, Nr. 6,
Sp. 207 (Nr. 8 der Mittheilungen), als berichtigt zu betrachten.
**) Vgl. Anzeiger 1866, Nr. 8 : Sphragist. Apborism. I und 1867,
Nr. 11, Sp. 342, Notizen: 8, auch 1871, Nr. 9, Notizen: 17. Es
wäre hier noch nachzutragen, dals auf der Rückseite eines silbernen
Siegelstempels der Stadt Freiburg i. Ü. die Jahrzahl
eingraviert ist, also auch die Zahl 4 verkehrt, wie auf dem Siegel
Gottfried's, und die 3 so ziemlich von derselben Form. Wenn Mär-
cker im Anzeiger von 1859, Sp. 374 bemerkt : „Bei den Jahrzahlsie-
geln ist übrigens auch ihrehistoris che Bedeutsamkeit noch beson-
ders zu beachten, indem die Jahrzahl in der Regel auf ein epoche-
machendes Ereignifs in der Geschichte des Sieglers hindeutet", so
dürfte sich dieselbe bei dem Siegel Gottfried's auf seine Ernennung
zum Grafen von Romaniola beziehen.
***) Vgl. Anzeiger 1871, Nr. 9, Sp. 261.
95
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
96
bleiernen Siegelstempeln haben wir bereits einen öttingcn'schen
erwähnt *) ; ein solcher ist uns aber bis jetzt nicht zu Gesicht
gekommen. Im 18. Jahrh. wurden auch Petschafte von Perl-
mutter graviert, welche sehr schöne Abdrücke liefern.
Der Umstand, dafs schon im 13. Jahrb., wo gewifs ein
Siegelstempel noch etwas Kostbares war**), von manchen Her-
ren mehrere, oft von einander sehr verschiedene und mitunter
höchst primitiv gestochene Siegel vorkommen, macht es wahr-
scheinlich, dafs in augenblicklicher Ermangelung des eigentlichen
Siegelstempels bei Ausfertigung wichtiger Urkunden ein Inte-
rimsstempel in der Eile gefertigt werden mufste, und da ein
solcher wahrscheinlich nach gemachtem Gebrauche gewöhnlich
wieder vernichtet wurde, jedenfalls nicht für die Dauer be-
stimmt war, so empfahl sich natürlich dazu ein weicheres Me-
tall oder sogar ein anderes passendes Material. Ueber das
Wappen obiger Sieglerin wurde ich zuerst durch Mauch in
Gaildorf belehrt, welcher die Güte hatte, mir mehrere Haugge'-
sche und Lichtenberg'sche Siegel mit demselben Wappen aus
der Mitte des 14. Jahrh. mitzutheilen, sowie genealogische
Notizen über beide Familien***), welche das gleiche Wap-
pen führten, woraus um so mehr auf eine Verwandtschaft zu
schliefsen ist, als auch in der Lichtenberg'schen Familie der
Zuname ,,Humel" erblich war.
Wir besitzen ein sehr schönes, grofses Siegel IV. A. 2.
(von 7 Cm. im Durchmesser) Heinrich's von Lichtenberg, des
Kanzlers K. Ludwig's des Bayern, mit der in zwei Reihen ge-
stellten, abgekürzten Legende: * S. Hermani de Lichtenberch
illustrissimi domini Ludovici Romanorum imperatoris cancella-
rii, scolastici Spir. ac prepositi S!l Germani extra muros ei'
de . . . (?f), v. J. 1330, auf welchem sich in der oberen rech-
ten Scheibe des Wappens ein Schwan (?) befindet, wahrschein-
lich als Beizeichen. In dem abwechselnd mit vier Spitz- und
vier Rundbogen und Laubwerk verzierten Siegelfelde sind zu
beiden Seiten und oberhalb des eingebogenen Wappenschildes
drei phantastische Thiergestalten.
Da der Name Margarete urkundlich sonst nicht in der
Familie bekannt ist, so wäre es möglich, dafs unser Siegel-
stempel der Margarete von Helmstadt, Gemahlin des Hans
Hagg von Hoheneck, gehört hat. Wie Margarete sich auf ih-
rem Siegel „Haeggin" (von Hagg) nennt, so nannte sich die
Gemahlin Johann's von Rechberg, Anna „die Hauggin", (von
Haugge).
*) Vgl. Anzeiger, a. a. 0.
**) Nach einer eigenhändigen Aufzeichnung des Reichs- Erb-
kämmerers Conrad von Weinsberg aus Basel vom J. 1440 liefs
derselbe dort drei Siegelstempel „graben, mir zwei und meiner
Husfrow eins", wofür er drei Gulden (Goldgulden) bezahlte.
***) Vgl. die von dem k. wUrttemb. statistisch -topograph. Bu-
reau herausgegebene Beschreibung des Oberamts Aalen, S. 151,
und Sattler's histor. Beschreibung des Herzogthums Württemberg
II, 73.
t) Wol : einsdem (civitatis). D. Redact.
Der Stempel ist für ein Frauensiegel des niedern Adels,
namentlich im Verhältnifs zu den andern bekannten Siegeln
dieses Geschlechts, von auffallender Grüfse. Er war ursprüng-
lich zum Anhängen gerichtet ; doch ist an der schmalen Platte,
welche sich auf der Rückseite desselben angelöthet befindet,
das Oebr abgebrochen. F.-K.
Lateinische Reime des Mittelalters.
In dem Cod. membr. in 8'*'<' Nr. 2 der v. Derschau'schen
Bibliothek zu Aurich, welcher Abhandlungen über die Regel
des Benediktinerordeus enthält, befinden sich zwischen zwei
Hauptabtheilungen des Buches nachstehende Verse, von einer
Hand des 15. Jahrhunderts eingetragen. Für die Anschauungs-
weise eines Benediktinermönchs damaliger Zeit ist das Gedicht
immerhin charakteristisch, wenn auch die Muse dem dichten-
den Bruder fern genug geblieben ist: man lese nur z. B. den
achten Vers; kann man sich wol geringschätziger über die
Laienwelt ausdrücken? Die metrischen Härten und Fehler
und die grammatischen Unklarheiten dürfen den Leser nicht
stören; auf gute Verse kam es gewifs dem Benediktiner weni-
ger an, als das, was er zu sagen sich vorgenommen hatte,
möglichst scharf auszudrücken. Uebrigens war er ein Freund
der Gelehrsamkeit; denn er verkündet Vers 32 unverhohlen,
die Lektüre sei die Amme der Mönche.
1. Si vis esse cenobita 5. Juvenes clyopoleos
Huius vite viam vita, Sed et principes nympheos
Ut sis re et nomine Prostravit arbitrio.
Tue mentis sordes munda, Morhus iste captivavit
Ut sis Deo laus iocunda Omnem clerum et potavlt
In utroque homine. Amaro absyntheo.
2. Solus Dens diligatur, ß. Non tam facile honores
Cui soll rclinquatur gi sentirent et Labores
Omnis laus et gloria. Aftectarent clerici
Honor, virtus et potestas Qu, preesse non prodesse
Ipsi Sit, cuius majestas Perdit suum esse (sie)
Replet, regit omnia. pcna dignus duplici.
3. Non est tuum honorari
Velle, homo vel laudari ^- ^'^ ^°"°"^ ^""' P^-"^«
Cum sis vite misere. ^°"'' °" '"°^ ^"^^''^ti
Quitquit bic honoris captas, •^""'^""^ ""™ ''^"*''"'-
Si non Deo totum aptas ^°^""^ '^^'"'^ "^'snitati,
Perdis tuum vivere. ^^""""^ ^"' "" ^^x^c^Ü^Ü
Hiis nostris temporibus.
4. Mundus gaudet quod dolen-
dum 8. Sic et vita laycorura
Docet se non diligendura Parum distat a porcorum
Cum amicos decipit. Consuetudinibus.
Fleret quidem in presenti, Super modum cpulantur
Sed non heret bone menti Intus, foris obsecantur
Nee a morte eripit. Pleni malis omnibus.
97
9. De saliite animarum
Rarus sermo, sed terrarum
Amplitudo queritur.
Qui nunc potest plus ditari
Vel in altum sublimari,
Hie beatus dicitur.
10. Mundus finem jam minatur 18.
Qui tot malis inquinatur
Quod predixit veritas.
Civitas jam refrigescit,
Oranis sanctus obmutescit,
Habundat iniquitas.
ll.Potens ridet impotentem, 19
Sic astutus innocentem,
Adolescens veterem.
Vir a fratre supplantatur,
Puer matri advevsatur,
Dives spernit pauperem.
12. Sanctus hodie putatur 20.
Qui non nimis inquinatur
Malis crirainalibus.
Formam vite si requiris
/ Non hanc queras jam in viris
Sed in voluminibus.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
98
17. In hoc tarnen consolatur
25. Temet ipsum roprehende 31. Primus eris ad laborem,
Vere sanctus et letatur
Qui mundus transiet.
De hoc casu flere mundi
Debetur peccatis mundi
Quorum dolor veniet.
, Ad te ergo revertere
Hoc prostratus miserere
Cur sis factus considera. (sie)
Sibi te fecit similem
Deus, cui dissimilem
Te facis augens scelera.
Consors quondara angelorum
Legem tenes jumcntorum
Ipsis factus similis.
Esca ventri venter escis,
Hunc et has frenare nescis,
Propter quod es fragilis.
Surge miser, quid dormitas ?
Imitare cenobitas
Antiquorum temporum.
Qui teuei.tes viam vite
Contempserunt non invite
Opes, vires corporum.
i3. Perit lex a sacerdote, 21.Erant mundo crucifixi,
Pereunt virtutes tote
A sene consilium.
Multos habemus doctores
Sed paucissiraos factores
In terra mortalium.
14. Hanc jure captivitatem
Si manentem civitatem
Hie haberem plangere.
Dura plane captivitas
In qua nescitur veritas.
Ve si semper viverem.
Et hie ipsis sed transfixi
Caritatis gladio.
Vitam hanc parvi pendebant,
Nam celesti adherebant
Magno desiderio.
22. Corpus satis castigabant,
Lectionibus vacabant,
Et orabant jugiter.
Nunquara erant otiosi,
Omnibus affectuosi ;
Vade fac similiter.
15. Heu homo, cur creatur 23. Ut conserves te devotum,
Qui tot raalis captivatur
Velit nolit, moritur.
Quid sit malum hie vitare,
Vel quid bonum hie amare,
Vix iiifelix cogitur.
Quidquid vides, fuge totum,
Paupertatem elige.
Non te locus vilitatis
Angat, vel extremitatis,
Sed nesciri dilige.
16. Unde nemo jam mirari 24. Te prelato subjugabis,
Debet, si hie consolari
Omnis justus redimit.
Immo satis est dolendus,
Et a Deo respuendus
Qui non muiidum respuit.
Quidquid jubet observabis
Et hoc voluntarie.
Noli facta judicare
Prelatorum, sed vitare
Debes fei invidie.
F]t diligcnter attcnde,
Ne quid umquam judices.
Pro te reddes rationcm
Nunquam proferas sermonem,
Ut te ipsum vindicos.
26. Erit tibi salutare
Si amari et amare
Omni hora studeas.
Quitquit facis, reprobatur
Apud Deum, nee laudatur
Nisi pacem teneas.
27. Diligantur juniores,
Venerentur et priores,
Este carus omnibus.
Non accipies personam,
Sed amabis vitam bonam
In cunctis hominibus.
28. Sic gaudere cum gaudente
Bonum est, paulo dieente.
Et flere cum flentibus.
Ordinatus ordinatis,
Patiens inordinatis
Eris tuis fratribus.
29. Corporum infirmitates,
Sed et morum paupertates
Pacienter tollera.
Neque velis apparere
Magnus, nee laudem habere
In hae vita misera.
30. Cave ne sis singularis,
Sed quidcunque operaris
In commune facias.
Lege, canta, psalle, ora,
Sicut omnes, et labora,
Vive et non alias.
Tardus autem ad honorem
Sed ad iram uitimus.
Omnibus subiciaris,
Nunquam aliud loquaris.
Quam quod habet animus.
32. Omnem horam occupabis
Ympnis, psalmis, et amabis
Tenere süentium.
Super hoc orationem
Diliges, et lectionem,
Nutricem claustralium.
33. Habens victum et vestitum
Quäle fuerit largitum,
Nichil queras araplius.
De colore non causeris,
Quod si vile, tune leferis
Et sie eris sobrius.
34. Cave ne sis euriosus
In vestitu, vel gulosus
In diversis epulis.
Sic non eris sompnolentus.
Nee in potu vinolentus
Nee vacabis fabulis.
35. Nirais est periculorum
Esse monaehum verborum,
Cum silere debeat.
Joci quidem sunt ferendi,
Nunquam tarnen referendi,
Quos proferre pudeat.
36. Omnem fugies peecatum,
Si videre vis pacatum
Salvatorem omnium.
Ipsum corde, ore, ora,
Ut in tue mortis hora,
Sit tibi in auxilium. Amen.
Auf einzelnen Blättern am Anfange und zum Schlüsse des
Codex stehen folgende Wortspiele :
1. Religio te non cupio si mundus amatur
2.
0 quam felis
religiosi vita,
cui talis inest
obedieneia
te non sapio
sine corde pio
non principio
( prompta
devota
voluntaria
Simplex
huniilis
ordinata
jocunda
strenua
universalis
perseverans
si lingua vagatur
non appreciatur
sed fine probatur.
, dilatione
sme
dedignatione
contradietione
discussione
Actione
deviatione
turbatione
trepidatione
exceptione
eessatione.
99
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
100
Bonum est,
nos hie esse
in monasterio, '
quia homo
hie
; US.
vivit puri
quiescit securi
cadit rari
surgit veloci
incedit cauti
irroratur devoti
coutemplatur hmpidi
moritur fiduei
purgatur citi
\ premiatur copiosi
4. Fuge mundum quia vanitas est.
Fuge peecatum quia iniquitas est.
Attende carnem quia fragilis est.
Deprecare Deum quia misericors est.
Aurich. Ernst Friedlaender.
Kirchlich -politische Gedichte des zwölften Jahr-
hunderts.
Im früheren Mittelalter hildete die Uehung im Verse-
machen einen sehr wesentlichen Theil des Schulunterrichts :
eine Sitte, die sich wohl noch unmittelbar aus dem alten Reiche
fortgepflanzt hatte. Blieb man nun anfänglich den alten Re-
geln treu, versuchte sich auch noch in verschiedenen Metren,
so gewann doch immer mehr der Hexameter, allenfalls noch
mit dem Pentameter verbunden, die Alleinherrschaft, und seine
Eintönigkeit suchte man durch die vielerlei Spielereien zu
beleben, zu welchen noch erhaltene Lehrbücher förmliche An-
weisung gaben. Die Verse wurden nicht nur in sich gereimt,
leouinisch, sondern auch untereinander, und wieder in ihren
einzelneu Gliedern. Im zwölften Jahrhundert tritt uns das in
voller Ausbildung entgegen. Natürlich litt bei diesem Bestre-
hen, bei der oft schwierigen Künstelei, der Inhalt; der Sinn
ist häufig schwer zu euträthseln, besonders wenn noch dazu
persönliche oder politische Rücksichten den Verfasser hinder-
ten, sich frei auszusprechen, und Beziehungen herührt werden,
die uns unbekannt sind. Das ist auch der Fall bei den fol-
genden Versen, welche ich in einer Münchener Handschrift des
12. Jahrh. (Clm. 17212, Scheftl. 212) fand, die aber doch zur
Charakteristik der Zeit von Werth sind.
Der Verfasser des ersten Stücks ist ein eifriger Verehrer
Lothar's des Sachsen, den er Kaiser nennt; er schrieb also
nach dem 4. Juni 1133. Heftig erbittert ist er gegen, die
Römer, welche allein ihm Widerstand leisten und an dem Ge-
genpapst Anaclet oder Petrus Leonis festhalten, aus Habsucht ;
aber Lothar wird sie bändigen, und die Römer, was vielleicht
V. 14 bedeuten soll, an ihm keinen Käufer finden. Man wird
dadurch an die Worte Anselms von Gembloux zum Jabre 1133
erinnert : Sed Romanorum avaritiara a discidio partium ne-
quiens revocare, dissimulato negotio inefficax rediit. Petrus
vero pseudopapa in domo Crescentis regnat, et alter in alte-
rum praedis, rapinis, incendiis et homicidiis desaevit."
Vit
ora
oris
atur
ator
eris
atan
era
ustura
edes
Die Verse lauten fol. 7 :
Presul amabilis et venerabilis, ut vide
Carmina metrica, dicta poetica respici
Ut patet Omnibus, imperialibus Afl'rica ser
Jura dat Anglia, Gallia, Grecia, Roma proter
5 Hec Caput exerit, et furit, et ferit interi
Interioribus acta furoribus exerit
Ora minatia, laxa capatia, plena cru
Quod minus expedit, omne malum dedit omnibus
Roma timentibus, immo furentibus, insidi
10 Arma petentibus, arma volentibus, arma min
Set quasi Marius, iste Lotharius induper
Arma minantibus, et dominantibus est domin
Post mala plurima, summa set infiraa, destitu
Nee sibi comparat his*) quibus imperat ambitus
15 Roma quid afficit '? omne quod aspicit, et quasi S
Non eito respuit, omne quod influit os Levi
Iste Petrus Leo," quem minus audeo dicere i
Quid nisi despicit omne quod aspicit esse ven
Hie Petrus incola, respicit idola, respicit
20 Respicit orania spirituaüa flaute Meg
Roma volubilis, est modo mobilis, hec sacra s
Est modo sordida facta perhorrida Simonis
Simo quis est? magus ille, quid est? vagus ille nialignus.
Cum via Simonis et via demonis equa ten
25 Cur mala talia, tam temeraria, nemo ver
Set sapientia, que regit omuia, cousili
Sit moderatio, sit reparatio, sit medi
Es folgen darauf einige zusammengeschriebene, aber nicht
zusammengehörende Epigramme und Spottverse, vorzüglich ge-
gen die römische Curie. Früh schon war der Scherz verbrei-
tet von den Gebeinen der Märtyrer Albinus und Rufinus, d. h.
Silber und Gold, welche in der ganzen Welt zerstreut sind
und von den Römern gesammelt werden. Schon bei Landulf
von Mailand ist eine Anspielung darauf (MG. SS. VIII, 98)
und der Zeitgenosse Lothar's, Berthold von Zwifalten, hat das
Epigramm in etwas abweichender Form (ib. X, 119). Zin-
gerle gibt es aus seiner Sterzinger Handschrift (SB. d. Wiener
Ak. LIV, 314), und die Carmina Burana enthalten p. 15 eine
Anspielung.
Sehr häufig kommt 2 vor, oft der erste Vers allein, wie
Bur. p. 23. Auch der Scherz mit den Namen der Casus in
3 begegnet häufig in vielfach wechselnder Form, z. B. Bur.
p. 19, Zingerle p. 315.
Dagegen ist 4 mir sonst nicht bekannt, und wol ohne
Zweifel französischen Ursprungs: die schöne Königin Eleonore
war ja sehr leichtfertig, und mochte zu diesem Epigramm An-
lafs geben, dessen specieller Gegenstand dunkel bleibt. Merk-
würdig ist das folgende 5., in welchem augenscheinlich ein eif-
riger Anhänger der eifrigsten kirchlichen Partei redet, welcher
etur
atrix
*) vielleicht für is, wo dann eos zu ergänzen wäre.
101
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
102
Innocenz II. noch viel zu nachgiebig war : liier wird er mit
dem früheren Gegenpapst Wibert, Lothar mit Heinrich IV.
verglichen, vor der Kaiserkrönung, wie es scheint; denn auf
andere Personen kann es doch schwerlich bezogen werden.
Unumwunden wird ihnen mit der, Fanatikern aller Zeiten eige-
nen Rücksichtslosigkeit der Gehorsam aufgekündigt.
Das letzte Stück hat keine Beziehung auf die Ereignisse
der Zeit und keine Spitze. Wir lassen jetzt diesen Abschnitt
folgen.
1. Martiris Albini seu martiris ossa Rnfini,
Rome si quis habet, vertere cuncta valet.
2. Roma manum rodit: si rodere non valet, odit.
Dantes exaudit, non dantibus ostia claudit.
3. Accusativus si venerit ante tribunal,
Aut accusetur aut accusaverit ipse,
Proficit in vanum*), si venerit absque dativo.
4. Abbatissarum reginarumque subactor,
Ob stupri pretium sumpsit episcopium.
Mundi Roma caput, si non ulciscitur illud,
' Que caput orbis erat, cauda sit et pereat.
5. Papa wipertizas, regem heinrizare videmus:
Nee te pro papa, nee eum pro rege tenemus.
6. Cur cecidisse deus grave permisit Salomonen! ? ,
Sicut ego credo, duplicem propter rationem :
Scilicet ut sit homo pavidus, cum tam sapi
Esse cadendo **) legit factum velud insipi
Aut ne messiam Judeus eum celebr
Quem tam perfectum super omnes esse prob
Ergo si queris ***) messiam, sancta Soph .
Est quem concepit, genuit pia virgo Mar
Den Schlufs bildet endlich ein längeres Gedicht gegen die
Simonie von einem Magister Petrus, augenscheinlich einem Fran-
zosen. Es ist in demselben künstlichen Metrum geschrieben, wie
das erste Stück, welches daher vielleicht denselben Verfasser hat,
wenn man einem Franzosen damaliger Zeit eine solche Verherr-
lichung des Kaisers beimessen darf; in dieser Sachlage, wo er
den von der französischen Kirche anerkannten Papst nach Rom
zurückführen wollte, wäre es vielleicht möglich.
Von abweichender metrischer Form ist das Stück V. 13
— 45, welches ich, obgleich es in der Handschrift nicht unter-
schieden wird, abgesetzt habe; nach einer, wie mir scheint,
treffenden Vermuthung von W. v. Giesebrecht ist dieses Stück
eben der V. 12 erwähnte Aratus. Diese Strafpredigt wen-
det sich nur gegen den römischen Hof; im Verfolg, wo nun
das frühere Metrum wiederkehrt, richtet Petrus sich gegen
die Gallier. Anstöfsig ist in V. 52 dem Metrum und dem Sinne
nach das nee; man möchte mit naheliegender Verbesserung
*) inventus cod.
**) canendo cod. ***) qr cod.
entern
aret
nunc leseu, und vielleicht hat Petrus sich von seinem Eifer
fortreifsen lassen, nur Gallien den Vorwurf der Simonie zu
machen, obgleich ja eben vorher Rom ganz vorzüglich ange-
griffen worden ist. Im nächsten Verse 53 ist, wie Giesebrecht
richtig bemerkt hat, das Wort Idolatria nach mittelalter-
licher Unsitte zertheilt, und dem Sinne nach wieder zu ver-
binden.
Das letzte Stück, in welchem auch das Metrum wieder
ein anderes wird, halte ich, obgleich es in der Handschrift
nicht unterschieden ist, für ein ganz abgesondertes, selbstän-
diges Gedicht.
Versus magistri Petri contra symoniacos.
Signat Musa Petri vario uarramine metri,
Quam sit feralis contagio simonialis.
Undique mundi stagna profundi turbine m
Exagitantur, dampna minantur, pace rem
5 Grex viciorum corda virorum pulsat
Undique terror, luctus et error multus
Ira, libido, ceca cupido, cuncta
Et sceleratis impietatis arma
Aurea pestis, sevior istis, sevius
10 Ingruit orbi vis mala morbi, cunctaque t ^
Quamque potenter, quam violenter secula v
Nuper aratus subtitulatus sermo ret
ota
ubique
ministrat
exit
ura
urbe
aurum
Jam tütam Romam sibi vendicat arabitus
Denarium Romam fer, qui veualia qu
15 Hie pro denario donatur pontificatus,
Hie abbatia prostat cum preposit
Hie et renalis iacet ecclesiastica c
Hie omnis sacer ordo iacet venalis in
Ut vendant et eraant, stant hie cum Simone t
20 Venditor omnis habet merccs hie simoniales.
Signa Petrus quondam faciens sacra respuit
Signa modo faciens cum Simone postiüat
Sic magus in Petrum transit vice simoniali.
Roma potens fit vile forum, fit Simonis
25 Et fit avaricie templum Petri sacra s
Nee solam Romam gravat huius lesio m
Que Caput est orbis, set toti iam nocet
Nimirum capitis dolor omnia merabra repl
Deque malo sie principio sanies mala er
30 Simon in urbe furit, amor auri fervet ubi
Pontifices per eum populis dominantur ini
Argenti precio venundatur unctio s
Reliquie sacre venduntur ut simul
Lingua sacerdotis parvo venalis hab
35 Cui si nil dederis, divinus sermo tac
Si multum reus es, reus illi porrige m
Quidquid peccaris, totum diraittit in
Nee gratis recipit, que gratis protulit, ^^^
Terra parens : homini precio datur aut prece f
edes
orbi
evit
acra
etur
ultum
103
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
104
40 Solvitur argento nodus consanguinit
Discidiumque malum fit iure sacro soci
Venditur ere sacra benedictio crismaque s
Sacra columba datur precio fideique lav
Expulit a templo quondam deus lioc faci
50
55
60
65
acrum
45 Perfert in templo similem modo rem faci
entes
atur
oris
era
Omnis episcopus hoc faciens opus abici
Nee memorabilis, imrao notabilis, bic tene
Crimina talia sunt capitalia plena pud
Que deus obruet et cito destruet igne für
Gallicus incola sie colit idola mente sev
Principe demone, presule Simone, qui colit
Solaque Gallia symonialia nee oper
Ydola nam tria cuncta per atria thuriiic
Proh dolor omnia crimina turpia prava lic
Ut maledictio, sie benedictio venditur
Venditur altaris cibus, hostia sanctific
Indignis sua mors, set dignis vita be
Improbitas illum vendit male presbiter
Nunc etenim alta fides salvat, spes pura bon
Est cibus iste deus qui vite panis hab
Quisquis eum vendit, pro vita morte fru
Suspensus laqueo Judas non totus ob
Altera pars eins crepuit, pars altera v
Servus adbuc dominum mutato nomine ven
Non animum mutat, quia nuitua premia pren
Ergo ferat meritas Judas cum Simone pe
Tartareas subeat dampnatus utcrque cate
Heidelberg. W. Wattenbach.
ata
orum
etur
ivit
dit
nas
Zur Chronik der Reichsstadt Ntirnherg.
1438. Dem kaiserlichen Kanzler Caspar Schlick werden
wegen einer Generalbestätigung der städtischen Privilegien
300 fl. vnger., und einige Tage später abermals 910 fl. geschenkt.
Herr Hanns von Wallenrod und Herr Michel von Ehen-
heim rennen zu Nürnberg mit scharfen Glefen (Lanzen) ; es wird
ihnen ein Tanz gehalten.
Der Eath schickt des Rümiscben Königs Botschaft, näm-
lich Herrn Caspar Schlick, dem von Weinsberg und Haupt
Marschalk und den Abgeordneten des Concils, der Churfürsten,
der Ritterschaft von St. Georgen Schild und der Reichsstädte,
als sie um St. Margarethen Tage auf dem Eathhause und in
Endres Hallers Hause tagten, um 69 ?i 5 ß 8 hl. Wein, Brod,
Käs und Obst zur Labung.
Der Hirt auf St. Sebalder Seite leistet den Diensteid und
erhält, wie ge^Yöhnlich, 2 tt. neuer Haller als Beisteuer zu einem
Ochsen.
Den Gästen, die vor dem Sterben nach Nürnberg geflohen
waren, wird ein Tanz gehalten; derselbe kostet 27'/'2 Ä hl.
Ein gewöhnlicher Ril's Papier kostet V/i ft hl., ein Rifs
grofses Papier 4 tS 15 ß hl.
Für Wolfe, i. e. für eingelieferte Wolfs -Ohren, zahlt der
Rath 4 a 4 ß hl. *)
1439. Heinrich Faust kommt in's Lochgefängnifs ; der
Lochhüter, der Löwe und Züchtiger erhalten für ihre Atzung
und Arbeit, die sie mit Faust und Eberhart Has gehabt, 4 %
6 ß hl.
Der Hausknecht im Rathhaus erhält für ein gewichstes
Tuch 1 « 3 ß.
Henslein Ofenseul „eyn freihait"**) wird wegen gefährlichen
Kartens auf 6'/j Tage in's. Loch gelegt und auf ein Jahr aus
der Stadt verwiesen.
Die Herzogin von Sachsen verkündet dem Rath, dafs sie
eines jungen Herrn genesen sei. Der Bote erhält 2 fl.
Das innere Spitalerthor erhält eine Uhrglocke, die 174 fl.
1 Ort kostet.
Markgraf Friedrich von Brandenburg und die von Din-
kelshühl rechten auf dem Rathhaus; der Rath schickt ihnen
dazu Wein, Brod, Obst und Licht.
Fünf silberne vergoldete Gäbelein zu gebratenen Birnen
kosten 4fl. 17 ß; sie wiegen 5 Loth, 3 Quint.
Die Hausfrau des Caspar Schlick beschaut die Teste und
wird dabei mit Wein und Confect bewirthet ***).
Zwei Buben, die sich auf St. Sebalds-Kirchhof blutrünstig
geschlagen, werden in's Loch gelegt und vom Züchtiger mit
Gerten gehauen.
l
Zwei Personen aus Wührd, die das Sacrament durch spött-
liches Oclen verschmähen, werden in's Gefangnifs gelegt.
Herr Hanns von Egloffstein , Herr Jörg von Ehenheim
einer- und Hinschuk Pflug und Christan Frauenberger anderseits
halten zu Nürnberg ein Gerenn mit scharfen Glefen.
München. Baader.
*) Ist eine der ständig wiederkehrenden Ausgaben.
**) Vagabund, Lump. Schmeller P, p. 815.
***) Es geschah öfter, dafs angesehene Gäste die Veste besich-
tigten und bei dieser Gelegenheit bewirthet wurden.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. JV? 4. April.
Chronik des germaiiisclicii Museums.
Nürnberg, den 15. April 1873.
Das so oft bewährte, huldvolle Interesse Sr. Majestät des deut-
schen Kaisers an unserer Anstalt hat einen neuen erlreulichen Aus-
druck dadurch erhalten, dafs allerhöchst derselbe den jährlichen
Betrag von 500 Thalern aus der Kabinetsschatulle , der zuletzt für
1870 — 72 bewilligt war, nunmehr auch auf 1873—75 zugesagt
hat. Zugleich hat Se. Majestät für die seiner Zeit von aller-
höchst demselben begründete Hohenzollernstiftung, der wir schon
die Nachbildung so manches interessanten, auf das hohenzollern'-
sche Haus bezüglichen Denkmales zu danken haben, für dieselben
Jahre je 200 Thaler zugesagt, damit diese Stiftung nunmehr auch
einen Abguls der Schlüter'schen Statue des grofsen Kurfürsten für
das germanische Museum herstellen lassen kann.
Sr. kgl. Hoheit dem Grofsherzog Ludwig HI. von Hessen-
Darmstadt hat die Sammlung unserer Feuerwaffen eine Bereiche-
rung zu danken, die nicht hoch genug zu schätzen ist, indem Se.
kgl. Hoheit die bisher im allerhöchsten Privatbesitze befindliche
Handbüchse, welche mit so vielen anderen interessanten Gegen-
ständen im Jahre 1849 aus dem 1399 zerstörten Schlosse Tannen-
berg ausgegraben wurde, dem Museum zum Geschenke gemacht
hat. Wenn auch äufserlich unscheinbar, ist dieses Stück doch
deshalb von unschätzbarem Werthe , weil es vielleicht das einzige
ist, das unzweifelhaft noch in's 14. Jahrh. gehört, und somit eine
Bereicherung unserer Sammlung, die ihr von gar keiner anderen
Seite hätte werden können.
Unlängst hatten wir Gelegenheit eines freundlichen Geldge-
schenkes Erwähnung zu thun, durch welches Herr Oberbaurath
V. Ziebland in München unsere Anstalt erfreut hat. Heute haben wir
die Genugthuung, mittheilen zu können, dafs derselbe unserer An-
stalt eine schätzenswerthe Sammlung kunstgeschichtlicher Werke,
die mehrere Collis Frachtgut umfafste, zum Geschenke gemacht hat.
Unter den Geldgeschenken, die heute in's Verzeichnifs aufzu-
nehmen sind, haben wir die besondere Freude, 100 Thaler von
Herrn H. Achenbach in Moskau, nebst einigen kleinen von ihm
gesammelten Beträgen zu verzeichnen, welche, für Herstellung
eines Brunnens bestimmt, von dem lebhaften Interesse zeugen sol-
len, das Deutsche in Moskau an unserer nationalen Anstalt neh-
men. Der Brunnen wird im künftigen Augustinerhofe aufgestellt
werden, und Herr S. Pickert dahier hat die Güte gehabt, uns für
denselben eine kleine Bronzestatue zu überlassen, einen Dudelsack-
pfeifer, nach einem Originalmodell des 15. Jahrh. von hervorragen-
der Schönheit gegossen, das, wie die Anordnung für Wasserröhren
zeigt, offenbar schon ursprünglich für einen Brunnen bestimmt war.
Die Zahl der Künstler, welche für die Uebortragung des Au-
gustinerklosters künstlerische, zur Veräufserung bestimmte Bei-
träge zugesagt haben, ist fortwährend im Steigen; auch werden
nach und nach die Zusagen erfüllt, und so entsteht eine Sammlung,
bei der wir nur zu bedauern haben, dafs sie zur Veräufserung be-
stimmt ist, während in derselben eine herrliche Grundlage für eine
Gallerie moderner Gemälde gegeben wäre.
Wie alljährlich, so soll auch demnächst eine kleine Ausstel-
lung hervorragender kunstgewerblicher Erzeugrisse in den Mona-
ten Mai und Juni im Museum stattfinden, für welche bereits sehr
schöne Beiträge, namentlich mit Genehmigung Sr. Maj. des Kö-
nigs von Sachsen einige kostbare Werke aus dem historischen Mu-
seum zu Dresden, zugesagt sind.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Oemeindeo : Hemau. Distriktsgemeinde, 10 fl. Hers-
bruck. Distnktsgemeinde, 10 tl. Ingolstadt. Distriktsgem., 15 fl.
Landsberg. Distriktsgem., 10 11. Leutershausen. Distriktsgem., 10 fl.
Neuburg a.D. Distriktsgem., 10 fl. Riedenburg. Distriktsgem., 10 fl.
Seligenstadt. Stadtgem., 1 fl. 45 kr. Vilshofen. Distriktsgem., 10 fl.
Waldmohr. Distriktsgem., 10 fl.
Von Privaten : Bückeburg. Dr. Ermisch, 1 fl. 45 kr. ; von
Meding, Hofmarschall, 1 fl. 45 kr. Erlangen. Dr. Hugo Meyer,
Univ. -Professor. 1 fl. München. Th. Ackermann, Buchhändler, 2fl. ;
Merzbacher, Banquier, 2 fl.; Münich, Major, 7 fl. Nürnberg. D. Seut-
ter, Kaufmann, 1 fl. ; Sulzbeck, Artilleriehauptmann, 2 fl. ; v. Wal-
ther, Premierlieutenant u. Adjutant im k. 14. Inf.-Reg., 1 fl. 30 kr.
Schmalkalden. Dr. Hasselbach, Realschulinspektor, 1 fl. 45 kr.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privateo; Bückeburg. v. Landesberg, Obristlieutenant
a.D., 19 fl. IG kr. Erlangen. Dr. Kerler, Univers. -Bibliothekar,
Ifl. Moskau. Achenbach, Kaufmann, 175 fl.; von einigen Deutschen
21 fl. München. Stud. jur. Ludw. Bauer 2fl. Singapore. Von den
dortigen Deutschen , gesammelt durch den Pfleger Kaufmann J.
Brüssel, 104 fl. 57 fl.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Pur die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 6870—6889.)
Darmstadt. Se. kgl. Hoheit Ludwig HL, Grofsherzog
von Hessen: Bronzegeschütz vom 14. Jhdt., ausgegraben auf der
Ruine Tannenberg. — Malland. Reichmann, Cavaliere : Eiserne
Stirnschiene für ein Pferd, 16. Jhdt. Ein Paar verzierte Steig-
bügel, 16. Jhdt. 2 verzierte Pferdegebisse, 16. Jhdt. Darstellung
des Christkindes, Oelgemälde vom 17. Jhdt. — München. Dr. K.
Förster, herzogl. Sachsen - Meining. Rath : Gypsabgufs eines ver-
zierten Helmes vom lO.Jhdt. R. v. Ziebland, Oberbaurath: 118
Photographieen nach älteren und neueren Architekturen u. a. Kunst-
werken. Luthe^'s Zelle in Erfurt, Radierung von G. C. Wilder.
59 Bl. Autographieen der Wiener Bauhütte. — Nürnberg. L. Ale-
xander, Rentier: Ornamentierter, grünglasierter Kachelofen vom
17. Jhdt. Fiegler, Beutler: Journaleinband vom J. 1741. — Ol-
denburg. Dr. Merzdorf, Oberbibliothekar: 10 Schriftproben auf
Pergament und Papier. 6 Holzschnitte, Kupferstiche und Radie-
rungen vom IG. u. 17. Jhdt. 2 Klostermalereien vom 18. Jhdt. —
Schmalkalden. Dr. Rehm, Kreisphysikus : 2 Bleimedaillen auf die
Theuerung von 1771 und 1847. Bleiabgufs eines jüdischen Silber-
lings. — Stuttgart. M, Rommel's photograph. Druck - Anstalt :
25 Photographiedrucke nach seltenen Kupferstichen und Niellen.
IL Für die Bibliothek.
. (Nr. 29,722—29,820.)
Berlin. Gropius'sche Buchh. (Ernst u. Korn): Minutoli,_^ Ca-
talog der Sammlungen von Musterweiken der Industrie u. Kunst
des Instituts Minutoli ; I. II. Th. 1^72 u. 73. 8. Brinckmann, Er-
läuterungen zur Sammlung Minutoli. 1872. 8. Mitscher u. Rö-
107
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
108
stell, Verlagshndl. : Hildebrandt, herald. Musterbuch; V. Lief.
(Schlufs.) 4. G. van Muyden, Verlagshandl. : Weifische Regen-
ten in den Krisen des letzten Jahrhunderts. 18(i8. 8. Koscher, zur
Gründungsgeschichte des Zollverein?. 1870. 8. Deutschland. Eine
periodische Schrift, hgg. v. W. Hoifmann ; I. Jhg. , 1. u. 2. Bnd.
1870. 8. Gebr. Pätel, Verlagshndl.: Wernicke, d. Geschichte d.
Welt ; Lief. 61—72 (Schlufs). 1873. 8. Weltmann, d. Baugeschichte
Berlins bis auf die Gegenwart. 1872. 8. Redaktion des Deut-
schen Reichsanzeigers etc.: Deutsche Monatshefte; L Jhg.
1. u. 2. Heft. 1873. 8. Jul. Spring er 's Verlag: Müller, politi-
sche Geschichte der Gegenwart ; V. 1872. 8. Bernhardt, Geschichte
der Waldeigenthums, der Waldwirthschaft u. Forstwissenschaft in
Deutschland; L Bnd. 1872. 8. Klüpfel, Geschichte der deutschen
Einheitsbestrebungen; I. Bnd. 1872. 8. Franz Vahlen, Verlags-
buchh. : Sickel, monumenta Germaniae historica : diplomatum im-
perii tom. L, besprochen. 1873. 8. — Bonn. Dr. Birlinger,
Univers.-Prof. : v. Arnim u. Brentano , des Knaben Wunderhorn ;
I. u. 2. Lief. 1873. 8. Universität: Catalogus chirographorum in
bibliotheca acad. Bonnensi servatorum ; part. I — HL 1858 — 60. 4.
— Braunschweig. C. A. Schwetschke & Sohn (M. Bruhn),
Verlh. : Urkundenbuch der Stadt Braunschweig; Bnd. I, 3. Abth.
1873. 4. Friedr. Wreden, Verlh.: Franek, d. Landgrafsohaften
des heil. röm. Reichs. 1873. 8. — Bremen. C. Ed. Müller, Ver-
lagshandl.: Die Frage v. der Todesstrafe. 1869. 8. Schnitze, die
augsb. Confession als Gesammtbekenntnifs unserer evangel. Lan-
deskirche. 1869. 8. — Breslau. Wilh. Gottl. Korn, Verlagsh. :
Solger, der Kreis Beuthen in Oberschlesicn. 1860. 8. Triest, to-
pograph. Handbuch v. Oberschlesien ; I u. H. 1864 u. 65. 8. —
Danzig. A. W. Kafemann, Verlagsh.: v. Neitzschütz, Studien
zur Entwickelungs - Geschichte des Schafes ; H. Heft. 1873. 8. —
Darmstadt. Verein f. Erdkunde: Ders., Notizblatt; III. Folge,
II. Heft. 1872. 8. — Detmold. Meyer'sche Hofbuchhndl. : Mafs-
mann, Arminius, Cheruscorum dux. 1839. 8. Mafsmann, Armin,
Fürst der Cherusker. 1839. 8. Pott, etyraolog. Forschungen auf d.
Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen; Th. H, 2, 3. u. 4. Abth.
III u. IV. Th. 1867—73. 8. v. d. Horst, Geschichte der deutschen
Literatur; 3 Thle. 1869 — 70. 8. Brandes, d. deutschen AVörter
aus der Fremde. 1868. 8. Brandes, der Name des Badeortes Pyr-
mont. 1870. 8. — Dresden. Dr. K. v. W'eber, Ministerialrath, Di-
rektor des Haupt - Staatsarchivs : Archiv f. d. sächs. Geschichte ;
XI. Bnd. 1872. 8. — Frankfurt a. M. Verein f. Geschichte u.
Alterthumskunde : Ders., Archiv etc., n. Folge, V.Band. 1872.
8. Mittheilungen etc., Bnd. IV, 3. 1872. 8. Neujahrsblatt etc. f.
d. J. 1872. 4. Freiburg I. Br. Gesellschaft f. Beförder. der
Geschiohts-, Alterthums- u. Volkskunde: Dies., Zeit-
schrift etc.; Bnd. II, 4. 1872. 8. — Fulda. J. Gegenbaur, Gym-
nasial-Oberlehrer : Ders., d. Kloster Fulda im Karolinger Zeital-
ter; 2. Bdcb. 1873. 8. — Görlitz. Oberlausitz. Gesellschaft
der Wissensch. : Dies., neues Lausitzisches Magazin ; Bnd. 49, 2.
1872. 8. — Göttingen. Dieterich'sohe Buchhandl. : Forschungen
zur deutschen Geschichte. Bnd. XIII, 1. 1872. 8. Vandenhoeck
u. Ruprecht, Verlagshandl.: Müldener, bibliotheca historica;
Jhrg. 20, 1. 1872. 8. Ders., bibliotheca geographica; Jhg. 20, 1.
1872. 8. — Gütersloh. C. Bertelsmann, Verlagsh.: Strack, Ge-
schichte des deutschen Volkschulwesens. 1872. 8. — Halle. Buch-
handlung des Waisenhauses: Ev.'ald, d. Eroberung Preu-
fsens durch die Deutschen ; I. Buch. 1872. 8. Geschichtsquellen
der Provinz Sachsen; II. Bnd. 1. Abth. 1873. 8. — Hamburg.
Otto Meifsner, Verlagshandl.: Burmester, Arm un Riek. 1872.
8. — Hannover. Hahn 'sehe Hofbuchh. : Leunis, Synopsis der
drei Naturreiche; 2. Aufl., H. Th., 2. Hälfte, 6. H. 1873. 8. —
Hersbruck. Th. W. Ulmer, Pfarrer: Ders., Chronik der k. baieri-
schen Stadt Hersbruck. 1872. 8. — Hildeshelm. Gebr. Gersten-
berg, Verlagshandl.: Ortschafts-Verzeichnils für d. Provinz Han-
nover etc. 1872. 4. — Karlsruhe. G. Braun' sehe Hofbuchh. : Zeit-
schrift f. d. Geschichte des Oberrheins. Bnd. XXIV, 4. II. 1872. 8.
Karlsruhe im Jahre 1870. 8. — Köln. Histor. Verein f. den
Niederrhein: Ders., Annalen etc.; 24. Heft. 1872. 8. — Langen-
salza. F. G. L. Grefsler, Schulbuchh. : Wunderlich, die Reforma-
toren des 14., 15. u. 16. Jahth. 1873. 8. Dröse, pädagogische Cha-
rakterbilder; 4. Aufl. 1872. 8. — Lausanne. Societe d'histoire
de la Suisse romande: Dies., Memoires et documents ; tome
XXVII. 1872. 8. — Leipzig. F. A. Bro ckhaus, Verlagshndl.: Gott-
schall, Porträts u. Studien: Bnd. I— IV. 1870—7]. 8. Straufs, Ul-
rich V. Hütten; 2. Aufl. 1871. 8. Deutsche Dichter des 16. Jahrb.;
VL Bnd. 1871. 8. Deutsche Dichter des 17. Jahrb. ; V. Bnd. 1873.
8. Varnhagen v. Ense, ausgewählte Schriften; XI. Bnd. 1873. 8.
Wander, deutsches Sprichworter - Lexikon ; Lief. 42 u. 43. 1873.
8. J. C. Hinr ichs'sche Buchhandl.: v. Zezschwitz, zur Apolo-
gie des Christenthums. 1865. 8. v. Zeschwitz, über d. wesentl.
Verfassungsziele der luther. Reformation. 1867. 8. Luokhardt'-
sche Verlagsbuchh. : v. Glasenapp, der Feldzug von 1871. 1872. 8.
Verlag von E. A. Seemann: Deutsche Renaissance ; 13. — 17. Lief.
1873. 2. Otto Wigand, Verlagshndl.: Schneider, Pariser Briefe;
4 Thle. 1872. 8. — München. Theod. Ackermann, Buchhandl.:
Brunn, Beschreibung der Glyptothek zu München; 2. Aufl. 1870.
8. Hundt, d. Edelgeschlecht der Waldecker. 1871. 8. Sonderabdr.
V. Retberg, Dürer's Kupferstiche u. Holzschnitte. 1871. 8. K. b.
Akademie der Wissenschaf ten : Dies., monumenta Boica;
vol. XLI. 1872. 4. Histor. Coramission bei d. k. Akademie
d. Wissenschaften: Dies., Geschichte der Wissenschaften in
Deutschland; 13. Bnd.: Zeller, Geschichte der deutschen Philoso-
phie. 1873. 8. — St. Nicolaas. Oudheidskundige Kring van
hetLand vanWaes: Ders., publications extraordinaires ; nro. 10.
1873. 8. — Nürnberg. Friedr. Töpfer, Direktor: Ders., Urkun-
denbuch für die Geschichte des gräfl. u. freiherrl. Hauses der Vögte
V. Hunolstein; III. Bnd. 1872. 4. — Oldenburg. Dr. J. L. F. Th.
Merzdorf, grol'sh. Oberbibliothekar: Schillenana : 11 Stück, die
Schillerfeier zu Leipzig am 10. Nov. 1859 betr. 4. u. 8. — Prag.
Verein f. Geschichte der Deutschen in Böhmen: Ders.,
Mittheilungen etc.; Jhrg. IX, 7. 8. X, 1 — 6. XI, 4. 8. Ders., 7.
8. 9. u. 10. Jahresbericht. 1869—72. 8. Ders., Mitglieder-Verzeich-
nifs. 1871. 8. Ders., Beiträge zur Geschichte Böhmens; III. Abth.,
Bnd. 2. 1871. 8. Ders., Festschrift zur Erinnerung an die Feier
des 10. Gründungtages. 1871. 8. Grueber, die Hauptperioden der
mittelalterlichen Kunstentwicklung in Böhmen, Mähren, Schlesien.
1871. 8. Sonderabdr. Hallwich, zur Geschichte des Teplitzer Tha-
ies. 1871. 8. Schlesinger, d. Urkundenbuch von Saaz. 1872. 8.
Leeder, Beiträge zur Geschichte v. Arnau ; I. 1873. 8. Sonderabdr.
Tobias, Andreas Hammerschmidt. 8. Sonderabdr. — Rathsberg b.
Erlangen. Dr. Hermann Beckh, Gutsbesitzer: Bayle, histori-
sches u. critisches Wörterbuch, übersetzt v. Gottsched; 4 Thle.
1741 — 44. 2. Hyde , catalogus impressorum librorum bibliothecae
Bodlejanae. 1674. 2. — Rostock. Direktorium der Grofsen
Stadtschule: Krause, über den 1. u. 2. Theil der Rostocker
Chronik. Eine Kinderlehre des 15. Jahrh. 1873. 4. Progr. Ernst
Kuhn's Verlag: Rösler, über d. geschichtl. Entwickelg. d. volks-
wirthschaftl. Ideen der neueren Zeit. 1872. 8. Bechstein, das Spiel
von den zehn Jungfrauen. 1872. 8. — Saarbrücken. H. Siebert,
Verlagshndl.: Köllner, Geschichte der Städte Saarbrücken u. St. Jo-
hann. 2 Bnde. 1865. 8. — Schwerin. Dr. Friedr. Latendorf,
Gymnasial - Oberlehrer : Ders., L. v. Passavant gegen Agricola's
Sprichwörter. 1873. 4. Progr. Verein f. meklen burgische
Geschichte u. Alterthumskunde: Ders., Jahrbücher u. Jah-
resbericht; 37. Jhrg. 1872. 8. — Utrecht. Historisch Genoot-
schap: Dies., Kroniek ; 27. Jaarg., 1871. 1872. 8. Werken etc.;
nieuwe Serie, Nr. 17. 1872. 8. Katalogus der Boekerij etc. 3.
Ausg. 1872. 8. — Veitshöchheim. G. Karch, Dechant u. Pfarrer:
Ders., das Portal der Schottenkirche zu Regensburg. 1872. 4. —
Wien. K. k. statistische Central-Commission: Dies., Mitthei-
lungen etc.; Bnd. XIX, 3. 4. Heft. 1872. 8. Programm zur Verfas-
sungeiner internationalen Statistik d. Unterrichts-Anstalten. 1872. 4.
Programme d'organisation d'une statistique internationale des etablis-
sements d'enseignement. 1872. 4. Verein f. Landeskunde v.
Niederösterreich: Ders., Blätter etc., VI. Jahrg. Nr. 1—12.
1872. 8. Topographie v. Niederösterreioh ; IV. Heft. 1871. 4.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4315.)
Nürnberg. Harscher, Kupferschmied: Zeugnifs der Altgesel-
len des Schlütfegerhandwerks für J. G. Guttenberger aus V/öhrd
bei Nürnberg über seine Aufnahme in die Zahl der ehrlichen Ge-
sellen. 1791. Pgm.
109
Anzeigei" für Kunde der deutschen Vorzeit.
110
Chronik der historischen Vereine.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der
Deutschen in Böhmen. XL Jahrg. Nr. IV. Prag, 1873. 8.
Moritz Hartmanu. Von Carl Victor Ilansgirg. — Dr. Carl An-
ton Tobias. Necrolog. Von Dr. Hallwich. — Die Holzweberei in
Altehrenberg bei Numburg in Böhmen. Von Dr. Friedr. Klein-
wächter. — Das Kaadner Copialbuch. Von Dr. Ludw. Schlesin-
ger. — Miscellen.
Beiträge zur Geschichte Böhmens. Hrsg. von dems.
Vereine. Abth. HI. Geschichte der Stadt Leitmeritz. Bearbeitet
von Jul. Lippert. Mit zwei Karten. Prag, 1871. 8. G64 Stn.
Festschrift zur Erinnerung an die Feier des 10. Gründungs-
tages im Jahre 1871. Hrsg. vom Ausschusse dess. Vereins. Prag,
1871. 8.
Deutsches Leben. Vortrag von B. Grueber. — Geschichte des
Kummerner See's bei Brüx. Mit 10 urkundlichen Beilagen. Von
Dr. L. Schlesinger. — Festbericht.
Mittheilungen der k. k. Central-Commis sion zur
Erforschung und Erhaltung der B audenkmale. XVIU.
Jahrg. — Jänner — Februar. Wien, 1873. 4.
Ein Haus-Altärchen von altspanischer Lederarbeit. Von Albert
Hg. (Mit einer Tafel.) — Der angebliche Votiv- Altar des Tribu-
nen Scudilo. Von Dr. N. Kohn. — Ein vergessenes Grab zu Strafs-
burg im Elsafs. Von Dr. A. Luschin. — Die Kunst des Mittelalters
in Böhmen u. Mähren. Von Beruh. Grueber. (Mit 33 Holzschn.)
— Zur Oswaldlegende. Von A. R. v. Perger. — Funde aus prä-
historischer Zeit. Von Dr. St. v. Krzyzanowsky. (Mit 13 Holz-
schn.) — Neueste Funde zu Carnuntum. Von Ed. Frh. v. Sacken.
(Mit 1 Holzschn.) — Kömisches aus Kärnten. Von dems. — Ar-
chäologisches aus Vorarlberg. Von dems. (Mit 3 Holzschn.) —
Der Kreis ober dem Manhartsberge in Nieder -Oesterreich. Von
Karl Rosner. (Mit 1 Tafel und 9 Holzsohn.) — Das Landschafts-
Zeughaus in Grätz. Von Dr. Fritz Pichler. — Spragistische Bei-
träge zur Geschichte von Tyroler Geschlechtern. Von Dr. Arnold
Luschin. (Mit 10 Holzschn.) — Beiträge zur mittelalterlichen Sphra-
gistik. Von Dr. Karl Lind. (Mit 4 Holzschn.) — Ein byzantini-
sches Madonnenbild. Von Alb. Hg. — Aeltere Grabmale in Nie-
der-Oesterreich. Von Dr. Karl Lind. (Mit 3 Holzschn.) — Noti-
zen und Correspondenz. — Bücherschau.
Mittheilungen der anthropologischen Gesell schaff
in Wien. HL Band. 1873. Nr. 2. 8.
Die Funde .von Brüx. Von Felix Luschan. — Ueber Ver-
wendbarkeit des Löfs zur Altersbestimmung anthropologischer
Funde. Von 0. Frhr. v. Petrinö.
Blätter desVereines für Landeskunde vonNieder-
österreich. Neue Folge. VL Jahrg. Wien, 1872. 8.
Ueber Ortsnamen in Niederösterreich. Vortrag von Dr. M.
Much. — Der Wildbann in Nieder-Oesterreich im 17. Jahrh. Ein
urkundlicher Beitrag zur Geschichte des landesfürstlichen Jagdre-
gale. Von V. Reuterer. — Aus dem österreichischen Volksleben.
Eine Bauernhochzeit in Oberhöflein. — Die ehemaligen Einsiedler
in Niederösterreich. Von Dr. Anton Kerschbaumer. — Zur Ab-
wehr (gegen den zu Anfang erwähnten Aufsatz : Ueber Ortsnamen
in N.-Ö). Von Dr. V. Goehlert. — Aus dem geschichtlichen und
socialen Leben der Stadt Retz. Vortrag von J. K. Puntschert.
Topographie von Niederösterreich. Hrsg. von dems.
Verein. Viertes Heft. (Bogen 25—32.) Wien, 1871. 4.
Volks-Charakter, Volks-Leben (Bräuche und Sitten), u. A.
Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
HL Jahrg. Nr. 3. Wien, März 1873. 4.
Zu den Grabdenkmälern von St. Peter und Nonnberg zu Salz-
burg. Von Ed. G. Frhr. v. Pettenegg. — Denkmünze auf Andreas
von Oesterreich, Kardinal -Fürstbischof von Brixen und Konstanz,
vom Jahre 1600. — Die Ratz von Eismannsberg. Von Gustav
Seyler.
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg.
Nr. 4. Graz. 8.
Pfarrkirche St. J.Iaria zu Fernitz bei Graz. Von Joh. Graus.
Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausg.
von der historischen Commission bei der Kgl. Bayer.
Akademie der Wissenschaften. Dreizehnten Bandes erstes
Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1872. 8.
Zur Anordnung der Bonifazischen Briefe und der Fränkischen
Synoden. Von Dr. E. Dünzelmann. — Papst Hadrian I. und das
Fürstenthum Benevent. Von Dr. F. Hirsch. — Zur älteren ala-
mannischen Geschlechtskunde. Von Prof. G. Meyer von Knonau.
— Die Würzburger Immunitäten und das Herzogthum Ostfranken.
Von Dr. H. Brefslau. — Erzbischof Wichraann von Magdeburg.
Von Pastor F. Winter. — Zur Quellenkritik der Sachsenchronik.
Von Dr. L. Weiland. — Die Reichstage zu Frankfurt und Würz-
burg 1208 und 1209 und die Kurfürsten. Von Prof. G. Waitz. —
Bericht über die 13. Plenarversammlung.
Monumentorum Boicorum collectio nova. Edidit Academia
Scientiarum Boica. VolumenXIV. — Monumenta Boica.
Volumen quadragesimum primum. Monachii, MDCCCLXXII. 4.
Monumenta episcopatus Wirziburgensis, 1344^51 (207 Urkun-
den).
Geschichte der Wissenschaften in Deutschland.
Neuere Zeit. Dreizehnter Band. Geschichte der deutschen Philo-
sophie seit Leibniz. Von Dr. Eduard Zeller. Herausgegeben
durch dieselbe Commission. München, 1873. R. Oldenbourg. 8.
XVin u. 924 Stn.
Zeitschrift des Kuns t-G e werbe- Vereins zu Mün-
chen. XXm. Jahrg. 1 - 4. Heft. München, 1873. Theodor Acker-
mann. 2.
Die Kunsttischlerei im 16., 17. und 18. Jahrh. Von Dr. Geh-
ring. — Aus der frühern Blüthezeit der Münchener Kunst. (Briefe
des Herzogs Maximilian von Bayern, mitg. durch Prof. Mefsmer.)
— Technisches aus der Vorzeit.
In der Monatsversammlung des historischen Vereins
von Oberpfalz und Regensburg vom 3. April berichtete
Pfarrer Dahlem über interessante Funde aus der Römerzeit,
welche beim Graben des Grundes zu einem Neubau bei Kumpf-
mühl zu Tage kamen. Der Eigenthümer des Grundstückes, Karl
111
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
112
Mufsgnug, hat sämmtliche Gegenstände, bestehend in 10 Urnen,
einer Haarzange von Bronze, einigen Lampen u. s. w., dem histo-
rischen Verein überlassen. Bekannt ist die Gestalt des liegenden
Pförtners in der heil. Jakobskirche zu Regensburg, deren Restau-
ration, wie schliefslich mitgetheilt wurde, jetzt rüstig fortschreitet.
Bei Entfernung der Tünche hat sich am Kopfe dieses schottischen
Mönches der Name RYDAN gefunden.
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der
Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde von Frei-
burg, dem Breisgau und den angränzendenLandschaf-
ten. Zweiten Bandes drittes Heft. Freiburg im Breisgau, Franz
Jos. Scheuble. 1872. 8.
Graf Friedrich H. von Fürstenberg als Stifter eines kathol.
Schutzbündnisses, von Dr. S. Riezler. — Freiburg im Jahre 1644,
von K. Mendelssohn-Bartholdy. — Kleinere Mittheilungen. — Die
geschichtliche Literatur des Breisgaues und der angrenzenden
Landschaften, 1869—71, von Th. v. Kern.
Freiburger Diöcesan-Archi v. Organ des kirchlich-
lich-historischen Vereins für Geschichte, Alterthums-
kunde und christliche Kunst der Erzdiöcese Freiburg
mit Berücksichtigung der angrenzenden Bisthüraer. Siebenter
Band. Freiburg im Breisgau. Herder'sche Verlagshandlung. 1873. 8.
Das Thal Simonswald unter dem St. Margarethenstifte zu
Waldkirch. Von Archivrath Dr. J. Bader. — Zur Geschichte der
Abtswahl des Friedr. v. Keppenbach zu Gengenbach im J. 1540.
Mit 4 Beilagen. Von Dr. W. Franck. — Rudolph von Zähringen,
Bischof von Lüttich. Von Dr. K. Zell. — Ulrich von Richendal
und seine Concilschronik. Von Stadtarchivar J. Marmor. — Wei-
terer Beitrag zur Geschichte des Johann IV., Bischofs zu Constanz
(1351—56). Von Dr. Fr. Mone. — Reisebüchlein des M. Stürtzel
zu Buchheim aus dem J. 1616. Herausg. von Prof. Dr. König. —
Die Constanzer Weihbischöfe (1076 — 1548). Von Decan Haid. —
Die ehemalige Benedictiner- u. Reichsabtei Petershausen bei Con-
stanz. Von F. X. Staiger. — Aus dem literar. Nachlafs des Ar-
chivdir. Dr. F. J. Mone : Bereitung und Behandlung der Maler-
farben im 15. Jahrb., u. A. — Kleinere Mittheilungen.
Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Neue
Folge. Herausgegeben von dem Vereine für Geschichte u.
Alterthumskunde zu Frankfurt am Main. Fünfter Band.
Frankfurt a.M. 1872. 8.
Dr. Gerhard Westerburg, der Leiter des Bürgeraufstandes zu
Frankfurt a. M. im Jahre 1525. Von Dr. th. G. E. Steitz. — Des
Rector Micyllus Abzug von Frankfurt 1533, nach seinen bisher
unermittelt gebliebenen Ursachen dargestellt von deras. — Lu-
ther's Warnungsschrift an Rath und Gemeinde zu Frankfurt 1533
und Dionysius Melander's Abschied von seinem Amte 1535. Zwei
Tirkundliche Beiträge zu Frankfurts Reformations-Geschichte. Von
dems. — Die Grafschaft Bornheimerberg. Von Dr. Friedr. Scharff.
— Mittelrheinische Chronisten am Ende des Mittelalters. Von
Dr. J. Falck. — Meister Eckhart in Frankfurt. Von Justizrath
Dr. Euler.
Mittheilungen an die Mitglieder dess. Vereins. Vierter
Band, Nr. 3. Ausgegeben im October 1872. Frankfurt a. M. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Miscellen : Die Sammlung der
Schlosserzunft. — Das Grab des Kurfürsten Albrecht Achilles von
Brandenburg. — Frankfurter Familiennamen. Von Dr. W. Stricker.
— Herr von Reineck. Von dems. — Zur Geschichte des Hauses
„zum ewigen Rüstenberg" (Prinz Karl), J. 199, alte Mainzergasse
32. Von dems. Von der Grafsch. Gleichen. Von Euler. Kleine
Notizen.
Neujahrs-Blatt dess. Vereins für das Jahr 1872. Frank-
furt am Main. 1872. 4.
Das erste städtische Theater zu Frankfurt a. M. Ein Beitrag
zur äufseren Geschichte des Frankfurter Theaters. 1751 — 1872.
Nach den Acten bearbeitet von Dr. A. H. E. von Oven. Mit einer
Ansicht des Junghofs und des dortigen Theatersaals.
Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober -
lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften heraus-
geg. von Prof. Dr. E. E. Struve. 49. Bd., 2. Hälfte. Göriitz.
1872. 8.
Die von Metzrade in der Oberlausitz. Von Dr. Hermann
Knothe. — Bisher nicht bekannte Oberlausitzer Urkunden. Mitg.
von dems. — Eine antike, in Schlesien gefundene Bronzefigur des
Jupiter. Von Dr. Alfred von Sallet. — Zur Presbyterologie des
Zittauer Weichbildes vor der Reformation. Von Dr. H. Knothe.
— Nachträge zu den Ortsnamen der Görlitzer Haide. Von Pastor
Ender. — Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums in Zittau.
Von Prof. Kämmel. — Epigramme aus dem 16. Jahrb. Von Dr. Al-
fred V. Sallet. — Miscellen. — Nachrichten aus der Gesellschaft.
Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragi-
stik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und
Wappenkunde („Herold") zu Berlin. IV. Jahrg. 1873.
Nr. 2. 3. 4.
Schack Carl Graf zu Rantzau- Ascheberg. Eine biographische
Skizze. Von Louis von Ahlefeldt. — Die von Druchtleben. Von
J. Graf von Oeynhausen. — Mittheilungen über die im Herzog-
thum Jülich früher ansässig gewesene Familie von Hückelhoven
und einen Theil ihrer Verwandten. — Das Damenstift zur heiligen
Anna in Würzburg. Von Oscar v. Scheuerer. — Die f v. Fock
in Lübeck. (Mit 2 Illustr.) — Eine Ahnenprobe des Mittelalters.
— Von Lellich. — Die Tappen im Lande Hadeln in Fehde mit
Hamburg. — Ahnenproben alter Zeit. — Findlinge (aus den Ar-
chiven der Stadt Warburg). Von Dr. Krömecke. — Die Dynasten von
Greifenstein u. Lichtenstein. Von Pfarrer Allmenröder u. G. Seyler.
Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genea-
logie. Redigirt von G. A. Seyler. Hrsg. von dems. Verein. 1872.
2. Heft. Berlin, 1873. 8.
Die heraldische „Schachroohe". Mit besonderer Beziehung auf
das Rochow'sche Wappen. Vom Archivrath v. Mülverstedt. Mit
2 Holzschnitten und 2 Steindrucktafeln. — Die Grafen von Pa-
penheim und von Canstein, von J. Grafen von Oeynhausen. —
Der Landherr Albert von Seeberg, ein Burggraf von Leisnig ; seine
Vorfahren und Nachfolger. Von Chi. C. Frhrn. v. Reitzenstein.
Mit 1 Stammtafel.
Monatshefte für Musik-Geschichte, herausgegeben von
der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg. 1873.
Nr. 3. Berlin. 8.
Biographische Mittheilungen über Anton Cajetan Adlgasser, von
P. Sigismund Keller.
Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Ge-
schichte und Alterthumskunde, aus den Arbeiten des Ver-
eins herausg. von Dr. G. C. Frdr. Lisch. 37. Jahrg. *) Mit Quar-
talbericht vom October 1872. Schwerin, 1872. 8.
*) Der 36. Jahrg. ist dem g. M. nicht zugekommen.
113
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
lU
Wallenetein's Kirchen- und Schulregiment in Meklenburg, von
Dr. Lisch. — Die Landwehren und die Grenzheiligthümer des Lan-
des der Redarier, von Dr. Beyer. (Mit 3 Steindrucktafeln.) — Die
Hauptgottheiten der westwendischen Völkerschaften, von dems. —
Echte wendische Götzen, von Frhrn. v. Hammerstein. (Mit 2 Stein-
drucktaf.) — üeber den wendischen Gott Zuarasici, von dems. —
Aufdeckung von Alterthümern zu Ruchow, von Director v. Bülow.
— Grab- und andere Alterthümer.
Annalen des historischen Vereins für den Nieder-
rhein, insbesondere die al te Erzdiöces e Köln. Vierund-
zwanzigstes Heft. Köln, 1872. M. Du Mont-Schauberg'sche Buch-
handlung. 8.
Landaufenthalt des Cölnischen Churfürsten Joseph Clemens
auf dem Schlosse Raimes bei Valenciennes im Sommer 1712, von
L. Kaufmann. — Die Freiherren von Breidbach zu Bürresheim,
von Hofrath Weidenbach. — Ueber die villa regia Flamersheim und
die daraus entstandene Pfarrei und Gemeinde Kirchheim, von Ever-
hard Decker, Pfarrer. — Das Amtsrecht in der Düffel, von Prof.
Dr. Richard Schröder. — Hagiologisches, von Dr. Mooren. — Hi-
storisch-kritische Untersuchungen über die Grafen und Dynasten-
geschlechter am Niederrhein im 11. und 12. Jahrh., von Pfarrer
Müller. — Das Hospital zum h. Geist in Neufs und das damit
verbundene Rectorat, von Hermann Hüffer. — Die Familie von
der Lippe gen. Hüne, von Anselm Frh. v. Hoiningen-Huene. —
Die ältere Geschichte des Klosters Steinfeld, von Dr. Ennen. —
Urkunden, Stadt und Erzstift Köln nebst den angräuzenden Terri-
torien betreffend, von J. J. Merlo. — Nachtrag zu Aegidius Ge-
lenius, seine Reise von Rom nach Köln. — Miscellen, von Ri-
chard Pick.
Organ für christliche Kunst hrsg. u. redigirt von J.
van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kunstvereins
für Deutschland. Nr. 3 u. 4. — Köln, 1. u. 15. Febr. 1873.
XXHL Jahrg. 4.
Die Stylgesetze der Glasmalerei. — Ueber alte und neue
christliche Kunst in Italien. (Dr. de Waal.) — Ungedruckter Brief
des f Magisters Cornelius an •}• Professor Christian Heller. — Das
Kloster Beuron und die St. Mauruskirche in HohenzoUern. — Zur
Erklärung der Domthüren in Augsburg. Von Prof. Dr. Stock-
bauer. — Das Triptychon der Maria Stuart in der reichen Capelle
der k. Residenz in München. — Die Restauration des Münsters
in Ulm.
L'investigateur. Journal de la Societe des Etudes
Historiques — ancien Institut Historique — reconnue ctablis-
sement d'utilite publique par decret du 3. Mai 1872. Trente-hui-
tieme Annee. Livraisons de Novembre 1872 ä Janvier 1873. Paris
1873. 8.
Resume historique sur l'instruction primaire consideree au
point de vue religieux, par M. Nigon de Berty. — Le livre des
faicts d'armes et de chevalerie de Christienne de Pisan, par M. De-
poisier.
Revue des Societes savantes des departements,
publiee sous les auspices de l'instruction publique. Cinquieme Se-
rie. Tome I et IL Paris, 1870. 1871. 8.
Memoires et documents publies par la Societe d'hi-
stoire de la Suisse romande Tome XXVII: Chartes com-
munales du Pays de Vaud des Fan 1214 ä l'an 1527, par Frangois
Forel. Lausanne, Georges Bridel, editeur. 1872. 8. LXXIII u. 366 p.
Bulletin du Comite Flamand de France. Tome VI,
Nos 3 et 4*). Lille et Dunkerque, 1873. 8.
Confiscations dans la Flandre maritime sous Philii3pe-le-Bel,
par E. de Coussemaker. — Bribes heraldiques et geuealogiques,
par A. Bonvarlet.
Publications extraordinaires du Cercle Archeolo-
gique du Pays de Waas. Nr. 10.
Notice historique des etablissements de bienfaisance de la ville
de St. Nicolas. Deuxieme partie. Les hospices des orphelins et
des orphelines, par le Dr. J. Van Raemdonck. St. Nicolas. 1873.
gr. 8.
Kroniok van het Historisch Genootschap, gevestigd
te Utrecht. Zeven en twintigste Jaargang, 1871. Zesde Serie.
Tweede Deel. Utrecht, Kemink en Zoon. a872. 8.
Aanteekeningen betrekkelijk het gebeurde te Utrecht in 1786
en 1787. — Stukken rakende de quadruple alliantie van 1718. —
Diploma van 1541 als bijdrage tot de kennis der zeden van de
toenmalige geestelijkheid.
Werkenuitgegeven door het Historisch Genootschap. Nieuwe
Reeks, N. 17 : Brieven en onuitgegeven stukken von Johannes
Wtenbogaert. Verzameld en met aanteekeningen uitgegeven door
H. C. Rogge. Derde deel. Eerste afdeeling. 1626, 1627. Ut-
recht, Kemink en Zoon. 1872. 8.
Katalogus der Boekerij van het Histor. Genootschap.
Derde uitgave. 1872. Utrecht, Kemink en Zoon. 8.
*) Nr. 2 (nach einer Bemerkung auf dem umschlage der obigen Doppel-
nummer aus Verseben mit der Ziffer 3 bezeichnet) ist nicht gekommen.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
10) Christoph, Herzog zu Wirtemberg von Dr. Bern-
hard Kugler, Professor der Geschichte an der Universi-
tät zu Tübingen. Zweiter Band. Stuttgart. Verlag von
Ebner und Seubert. 1872. 8. 640 Stn.
Es kann für den Geschichtsschreiber kaum eine unerquick-
lichere Aufgabe geben , als die zweite Hälfte der Reformations-
epoche zu erzählen, denn es gibt nur von Halbheiten und Erbärm-
lichkeiten zu berichten ; zumal wenn eine bestimmte Fassung sei-
nes Themas ihn hindert, in jene Tiefen der Zeitläufte hinabzustei-
gen, wo die grofsen Impulse des Jahrhunderts verborgen, aber
unverändert nachwirkten. Mit dem Fleifse und der Gewissenhaf-
tigkeit, welche wir aus dem ersten Bande schon kennen, hat der
Verfasser durch die Wirrnisse seinen Weg gebahnt, welche zu
schaffen der Schwäche immer besser gelingt als der Thatkraft,
und zwar in fortwährendem Anschlufs an den Haupthelden seines
115
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
116
Berichtes, der, fast einzig im Stande, unser Interesse wach zu er-
balten, in diesem Abschnitte seines Lebens vor der Charakter-
losigkeit seiner Zeitgenossen doch selbst erlahmt. Wir sehen den
Herzog, im vergeblichen Kampfe mit dem Zwiespalt der Theologen
und der Selbstsucht der Fürsten, auf verschiedenen Reichs- und
Fürstentagen, in wiederholten Religionsgesprächen erfolglos sich
bemühen , Einheit in dem Gange der Politik und der kirchlichen
Bewegung zu erhalten, fast eben so unnütz für die Hugenotten
in Frankreich und die Niederländer unter den Spaniern sich ver-
wenden, um endlich in der Besserung und Regelung der Zustände
seines eigenen Landes Befriedigung zu suchen. Wir haben in die-
sem Bande nicht weniger als achtundfünfzig Abtheilungen, deren
Scheidung durch veränderten Ort oder besondere Ziele der oft
unterbrochenen Handlung gerechtfertigt ist. Ein kurzer Nachtrag
bringt einige Berichtigungen und Ergänzungen. v. E.
11) Geschichte Venedigs von seiner Gründung bis
zum Jahre 1084. Von Aug. Fr. Gfrörer. Graz,Ver-
lag der Vereins-Buchdruckerei. 1872. 8. 608 Stn.
Kaum eine andere Stadt erregt in ihrem Besucher solches
Verlangen, ihre Geschichte kennen zu lernen, wie Venedig. Die deut-
sche Literatur bot bisher kein Werk, das in geniefsbarer Weise
eine Uebersicht derselben gewährt hätte, und auch das vorliegende
wird, wie der Herausgeber in der Vorrede bemerkt, den Erwar-
tungen derjenigen nicht entsprechen, welche in einer wissenschaft-
lichen Arbeit die romantischen Erzählungen bestätigt sehen wol-
len, welche die Sage so reichlich bietet. Der Staat Venedig war
ein Ergebnifs der Noth, sein Wachsthum ein Erfolg kühler Be-
rechnung und anhaltender Arbeit ; die Pracht und Schönheit der
Stadt erhob sich nur auf einer materiellen Unterlage , die an die-
ser Stelle schon bedeutend wurde, als noch ein guter Geschmack
die Zeit im Allgemeinen beherrschte. Freilich reicht unsere Ge-
schichte nur bis ungefähr zu dem Zeitpunkte, wo die ältesten
Baudenkmäler des heutigen Venedig ihr Entstehen fanden, und
eine Fortsetzung haben wir leider nicht zu erwarten, da sie aus
dem Nachlasse des Verfassers herausgegeben und schon vom Her-
ausgeber, Prof. J. B. Weil's zu Graz, ergänzt worden ist. Gleich-
wohl bildet das Buch nur den ersten Band eines gröl'seren Wer-
kes, welches im Ganzen unter dem Titel : „Byzantinische Geschich-
ten" erscheint und dessen zweiter Band Byzanz selbst, sowie die
südlich der Donau gesessenen Stämme, Kroaten, Serben und Ma-
gyaren, behandeln wird. v. E.
12) Die Grafschaft Hohenzollern. Ein Bild süddeutscher
Volkszustände. 1400 — 1850. Von J. Gramer, Kreisrich-
ter zu Hechingen. Stuttgart. Verlag von Karl Kirn. 1873.
8. 479 Stn. Mit 4 Tabellen und 1 Karte.
Eins jener trefflichen Werke, die durch vollständige Ausschö-
pfung eines begrenzten Gebietes die wichtigsten Ergebnisse für
die allgemeinen Verhältnisse zu Tage fördern. Den Hauptinhalt
des Buches bildet der durch Jahrhunderte sich hinziehende Kampf
zwischen Herren- und Bürgerrecht, den zufälligen Gestaltungen
und rücksichtslosen Consequenzen der Geschichte mit den unab-
weisbaren Anforderungen menschlichen Bewufstseins, die sich ge-
genseitig zu Extremen treiben, aufreiben und endlich, einem ge-
meinsamen Schicksale unterliegend, nur Rohmaterial für weitere
geschichtliche Bildungen abgeben. Einerseits zwischen dem allen
Ernstes und mit grofser Beharrlichkeit durchgeführten Versuche,
das ganze Land in ein Jagdrevier und die Unterthanen in eine
Art höherer Meute zu verwandeln, und den Phantastereien der
neuereu Revolutionen andererseits, spielt auf dem fünf Quadratmei-
len grofsen Gebiete ein ernstes Drama sich ab, welches wiederholt
blutige Aufstände beleben und worin, aufser den Hauptparteien
Gesandtschaften von und zum Kaiser, das Wetzlarer Reichskammer-
gericht und der Wiener Reichshofrath , Executionstruppen u. s. w.
die Nebenrollen innehaben. Vor allem ist die rechtliche Seite al-
ler Zustände und Vorgänge in's Auge gefafst, und die Verhältnisse
der Territorialgewalt und Leibeigenschaft, des Heimatrechtes im
Hof- und Gemeindeschutz, ferner Handel und Verkehr, kirchliches
und gesellschaftliches Leben finden eingehende Erörterung, v. E.
13) Unsere Nordostmark. Erinnerungen und Betrachtun-
gen bei Gelegenheit der hundertjährigen Jubelfeier der
Wiedervereinigung Westpreufsens mit Deutschland von F.
A. Th. Kreyfsig. Danzig. Verlag und Druck von A. W.
Kafemann. 1872. 8. 144 Stn.
Den Gegenstand, welchen die leidenschaftliche Erörterung der
Tagespresse nicht zur Klarheit zu bringen vermochte, sehen wir
hier auf das Gebiet wissenschaftlicher Betrachtung versetzt, und
wir nehmen nicht ohne Verwunderung wahr, wie sehr sich die
theoretische Construction der Frage und der geschichtliche Ver-
lauf der Sache unterscheiden; ja, wir sind überrascht, zu sehen,
wie weit und tief die im fernen Osten sich abspielenden Ereignisse
in das ganze, nicht allein staatliche, sondern auch geistige Leben
unseres Volkes eingegriffen haben. In sechs Abtheilungen führt
der Verfasser zunächst die Berührungen der Slaven und Deutschen
zwischen Elbe und Pregel aus ältester Zeit vor und leitet aus den
geschichtlichen Vermittelungen die bis auf den heutigen Tag be-
bemerkbaren kulturhistorischen Niederschläge ab, verfolgt sodann
die auf Grund der letzteren mit erhöhter Energie und viel weiter
gesteckten Zielen sich erhebenden politischen Machinationen Sei-
tens der ersteren und zeigt, wie endlich, nachdem der keinen
Augenblick still gestandene Kampf das blos staatliche Gebiet
längst verlassen, es ein Act der Nothwehr von Seite Preufsens
war, die in Rede stehenden Länder an sich zu ziehen. Wie der
Gegenstand von allgemeinstem Interesse, ist die Darstellung äufserst
anziehend, die Auffassung überzeugend. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 13. Zur Geschichte der Feuerzeuge. (Auch
in „Nbgr. Presse", Nr. 95 f.) — Prof. Woldrich's Entdeckung
einer prähistorischen Opferstätte bei Pulkau in Niederöster-
reich. — Nr. 16, S. 318. Römische Funde in Skandinavien.
(Aus dem Correspondenzbl. der deutschen anthrop. Gesell-
schaft.)
Allgemeine Bauzeitung: 27. Jahrg., S. 330. Glockengiefser-
kunst. (Eduard Rau.)
Deutsche Blätter: März. Die Uroffenbarung in der altnordi-
schen Götterlehre. Eine mythologische Studie. 1. (v. Göler.)
Daheim: Nr. 28. Im Siebenbürger Sachsenland. (Dr. Lotz.)
Die Gegenwart: Nr. 10. Ueber Mundarten. (Kl. Groth.)
Die Grenzboten: Nr. 14, S. 1. Die Belagerung von Leipzig im
117
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
118
Jahre 1547. (C. A. II. Burkhardt.) — Nr. 15, S. 63. Social-
demokratisches aus der deutschen Vergangenheit. 1. Die
Bauernschaft. (M. Allihn.)
Im neuen Reich: Nr. 17, S. 656. Aus dem Leben der Sieben-
bürger Sachsen.
Der Kunstfreund: Nr. 1. Die alten Wandgemälde in den Fi-
lialkirchen der Pfarre St. Andrä bei Brixen.
Deutsche Kunstzeitung: Nr. 14. Einiges über die Bedeutung
das „historischen Styles."
Magazin f. d. Literatur des Auslandes: Nr. 11. Zum Ab-
schlufs der Frage vom Wilhelm Teil. (F. A. Leo.)
Nürnberger Presse: Nr. 91. Wilhelm Heinse's Grabstätte in
Aschaffenburg. Von Ludw. Hermann.
Theologische Quartalschrift: 1873, 1. Die speculative Got-
teslehre des Nioolaus von Cusa. ' Von Dr. Storz.
Deutscher Reichsanzeiger: Nr. 7. 8. Zur Geschichte des
brandenburgisch-preufsischen Staatshaushalts. 1. 2. — Nr. 8.
Die Bergschlösser des bayerischen Hochlandes. 1. — Nr. 9.
10. Zur Geschichte der Norpolexpeditionen. 1.2. (1497-1858.)
— Nr. 11. Zur Geschichte des forstlichen Unterrichtswesens in
Deutschland. 1.
Revue des deux Mondes: 15. Mars 1873, p. 437 ff. ^ßtudes
nouvelles sur Gregoire VII. et son temps. (Charles Giraud.)
Der Salon: Heft VII, S. 877. Vun den Lüttenheid. (Klaus Groth.)
Sonntagsblatt (von Fr. Duncker) : Nr. 7. Nikolaus Copernikus.
(W. Buchner.) — Nr. 8. Die Hünengräber. (C. Müller-Fürsten-
walde.)
Ueber Land und Meer: Nr. 27, S. 522. Das äufsere Schlofs-
thor in Tübingen.
Volksblatt f. Stadt u. Land: Nr. 10. Linguistische Studien
(Mundartliches').
Wochenblatt d. Joh. -Ord.-Balley Brdbg.: Nr. 13. Die Ober-
kirche zu Frankfurt a. d. 0.
Zeit sehr, für bild. Kunst: Beibl. Nr. 23. Das Parisurtheil
in der Kunst des Mittelalters. (Dr. Adolf Rosenberg.)
Allgera. Zeitung: Beil. Nr. 96. Von Joseph IL (G. Wolf) —
Nr. 110. Margareta von Sohwangau.
Illuatr. Zeitung: Nr. 1552. Die Gräber der Grafen von Wettin
in der wiederhergestellten Klosterkirche auf dem Petersberg.
(G. Stillfried.) — Nr. 1554. Rembrandt's „Hundertguldenblatt".
— Der Hochalter im Kloster von Blaubeuren. — Nr. 1555.
Das Volksschauspiel in Gersau. (Aug. Feierabend.) — Altrö-
mische Funde zu Alzei.
Vermischte NachricMen.
25) Bei einer Versteigerung im Hotel Drouot zu Paris hat B.
Suermondt für seine Sammlung in Aachen kürzlich eine der Kunst-
geschichte noch unbekannte Zeichnung von Holbein für die
Summe von 7050 Frcs. erstanden. Sie zeigt den Kopf eines Blan-
nes, drei Viertel lebensgrofs, das Gesicht zu drei Vierteln, gegen
rechts blickend, mit ziemlich plumper Nase, blauen Augen, kasta-
nienbraunem Haar und hellem braunen Bart.
(Deutsche Kunstztg., Nr. 14.)
2G) L. Pezold in Riga berichtet der A. Z., dafs sich auf einem
estländischen Gute ein Selbstporträt Hans Holbein's des
Jüngern befinde, welches die Angabe trägt: aetate 45 anno 1542.
Hans Ilülbein ist somit erst im Jahre 1542 in das 45. Lebensjahr
getreten, da ein anderes vorhandenes Porträt des Malers Hans
Holbein vom Jahre 1543 demselben gleichfalls ein Alter von
45 Jahren gibt. Wie hieraus hervorgeht, fällt der bisher streitig
gewesene Geburtstag Holbein's in die zweite Hälfte des Jahres
1497. (Korr. v. u. f. D., Nr. 148.)
27) Die Nachricht über die Auffindung eines bisher un-
bekannten Manuscriptes von Kopernikus in Thorn ist
richtig und von da brieflich aber sehr unvollständig nach Brauns-
berg gelangt. Es ist nicht sowohl ein selbständiges Werk von
Kopernikus, als vielmehr Randbemerkungen und Zusätze von seiner
Hand, die er den 1531 erschienenen Ephemeriden von Johann
Stöfler beigefügt hat, gefunden worden. Das gedruckte Buch
enthält 84 Seiten, und das mit den Randglossen von Kopernikus
versehene Exemplar befindet sich zur Zeit in der Bibliothek der
kais. russischen Sternwarte zu Bulkowa bei Petersburg; der Di-
rektor der Sternwarte , Dr. Strawe , gab auf Anlafs des kürzlich
gefeierten Jubelfestes dem Vorsitzenden des Kopernikus- Vereins,
Prof. Dr. L. Prowe, Nachricht von der Existenz dieses werthvollen
Buches und hatte die Güte, gleich einige Auskunft über den In-
halt desselben beizufügen. Danach enthalten die schriftlichen
Randbemerkungen theils Angaben aus dem Leben des Kopernikus,
theils Notizen zur Geschichte seiner Zeit, theils Aufzeichnungen
über astronomische Beobachtungen. Aufser diesen, an den Rand
der bedruckten Blätter geschriebenen einzelnen Anmerkungen be-
finden sich in dem Bande noch zusammenhängende Zusätze astro-
logischen Inhalts und zwar Auszüge aus älteren oder wenigstens
anderen astrologischen Schriften , dann aber auch eigene astrolo-
gische Bemerkungen. Die Randglossen wie die grösseren Beifü-
gungen stammen aus den Jahren 1532 — 1539; als Urheber derselben
nennt sich zwar Kopernikus nicht, doch weist die Handschrift ihn
als solchen aus ; auch zeigt der Inhalt, dafs der Urheber in Frauen-
burg gelebt und sich viel mit Astronomie beschäftigt haben niufs:
beides trifft für Kopernikus zu : ein anderer Astronom aufser
ihm hat in jenen Jahren in Fi-auenburg nicht gelebt. 1539 ist
das Buch in anderen Besitz übergegangen, aller Wahrscheinlichkeit
nach in die Hände des Domherrn Fabian Emmerich. Nach Pul-
kowa ist es aus Kasan gelangt, es hat es nämlich der Vater eines
Professors in Kasan im vorigen Jahrhundert bei einer Reise nach
Deutschland, auf welcher er auch den damals berühmten Mathe-
matiker Euler besuchte, in Preufsen aufgefunden und — auf welche
Art, ist ungewifs — erworben und seinem Sohne hinterlassen . aus
dessen Besitz es dann nach Pulkowa übergegangen ist.
(Danz. Ztg., Nr. 7814, a. d. Brb. Z.)
28) Die Sturmfluth vom 13. November v. J. hat zu einem in-
teressanten und materiell werthvollen Funde geführt. In einem
von der Ueberfluthung betrofleneu Garten aufHiddensee wurde
von Besitzern desselben am folgenden Tage ein glänzendes Stück
Metall gefunden, welches sich bei näherer Untersuchung als Gold
erwies und jetzt in den Besitz des Regierungspräsidenten Grafen
V. Behr gekommen ist. Der Gegenstand, 10 Dukaten schwer, von
reinem Golde, ist der Strals. Ztg. zufolge ein Schmuckstück,
zum Tragen vor der Brust oder am Halse bestimmt, worauf ein
zur Aufnahme eines Bandes geeignetes zylinderartiges Oehr hin-
deutet. Stil und Technik weisen dem Werke ein hohes Alter zu,
und es wird sich auch bei weiterer Untersuchung und Vergleichung
wol die Vermuthung rechtfertigen lassen, dafs der Fund in jene
119
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
120
Reihe von Kucstgegenständen gehört, welche, im skandinavischen
Norden nicht selten gefunden, von den dänischen Archäologen in
die Zeit vom 5. bis 8. Jahrh. unserer Zeitrechnung, in die sog.
zweite Eisenzeit, gesetzt werden und die theils unter byzantini-
schem oder vielmehr orientalischem Einflufs im Norden entstanden,
theils auch wol in jener Zeit unmittelbar aus dem Morgenlande
eingeführt sind. Zahlreiche Funde der Art aus Gräbern und
Mooren in den Museen von Kopenhagen und Stockholm
zeigen ein reich ornamentiertes Mittelstück und zu bei-
den Seiten desselben zum Aufreihen an einer Schnur
kleinere Goldbrakteaten, d. h. Scheiben, mit Oehren ver-
sehen, das Ganze zu einem prächtigen Halsgeschmeide
gestaltend. Wahrscheinlich hat auch der Hiddenseer
Fund, vielleicht in gleicher Anordnung als Mittelstück,
zu demselben Zweck gedient. (Korr. v.u. f.D., Nr. 172.)
29) Der Verwaltungsrath der Wedekind'schen
Preisstiftung für Deutsche Geschichte macht
unterm 14. März d. J. wiederholt die Aufgaben bekannt,
welche für den dritten Verwaltungszeitraum, d. h. für
die Zeit vom 14. März 1866 bis zum 14. März 1876, von
ihm gestellt worden sind. Hier seien nur die Aufgaben
selbst wieder namhaft gemacht. Es wird verlangt : für
den ersten Preis „eine Ausgabe der verschiedenen Texte
der lateinischen Chronik des Hermann Korner" ; für den
zweiten Preis „eine Geschichte des jüngeren Hauses
der Weifen von 1055 — 1235 (von dem ersten Auftreten
Welfs IV. in Deutschland bis zur Errichtung des Her-
zogthums Braunschweig -Lüneburg)". Was den dritten
Preis betrifft, so bleibt hier die Wahl des Stoffs den
Bewerbern nach Mal'sgabe gewisser Bestimmungen über-
lassen.
30) Unter den von der „Societe Dunkerquoise
pour l'encourageraent des sciences , des lettres et des
arts" für 1873 ausgeschriebenen Preisaufgaben befin-
det sich folgende aus der Kunstgeschichte : Eine Lebens-
beschreibung des flandrischen Malers Jean de Reyn, im
17. Jahrb. zu Dünkirchen geboren, nebst einem ausführ-
lichen („raisonnierenden") Katalog seiner Werke. Der
Preis besteht in einer goldnen Medaille zum Werthe von
200 Frcs. Die Einsendungen müssen vor dem 1. Okto-
ber erfolgen.
31) Die Tannenberger Handbüchse, welche
jüngst als Geschenk Sr. kgl. Hoheit des Grofsherzogs von
Darmstadt in's germanische Museum gekommen, ist
vorzüglich deshalb von so grofser Wichtigkeit, weil sie wol die
einzige ist, die mit Sicherheit dem 14. Jhdt. zugewiesen werden
kann, da das Schlofs 1399 zerstört und nie wieder, nicht einmal
vorübergehend, wohnbar gemacht wurde. Sie läfst uns also auf.
den Stand der Handfeuerwaffen im 14. Jhdt. schliefsen. Obwohl
V. Hefner - Alteneck in seiner Schrift über die Tannenberger Aus-
grabungen eine äufsere Ansicht dieser Büchse gegeben, so enthält
doch diese Mittheilung über das Wesentliche, das Innere, keine
Auskunft. Wir bringen daher nochmals nebenstehende Abbil-
dungen : in '/, wirklicher Gröl'se die ganze Büchse mit Andeutung
eines Stieles (dessen Länge freilich sehr problematisch ist), in
'/j den Durchschnitt, welcher zeigt, dal's aulser der äufseren Ver-
stärkung auch innen eine solche des unteren Theiles eine engere
Kammer für das Pulver bildete, deren «beträchtliche
Länge auf geringe Kraft des Pulvers hindeutet (ähnlich
wie bei der Steinbüchse aus dem ersten Drittel des 15.
Jahrh. im german. Museum; Anzeiger 1870, Sp. 147 — 48.)
Das Rohr von Bronze hat ein Gewicht von 1,235 Kilogr.,
eine Länge (mit der Kammer zur Aufnahme des Stie-
les) von 33 cm. Die innere Tiefe beträgt im Ganzen
27,2 cm., wovon 11,7 auf die Kammer, 15,5 auf die
weitere Röhre kommen. Die Röhre ist nicht genau in
der Mitte des Metalles, jedoch schön rund und offenbar
ausgedreht, und hat eine Weite von 1,7 cm. Die Kam-
mer ist, so weit durch die Mündung der Röhre deren
Mündung sichtbar wird , nicht genau rund und hat zwi-
schen 0,9 und 1,1 cm. Durchmesser. Das ganze Aeufsere
ist achteckig. Ob das dabei gefundene Eisenstängchen
als Ladstock zu betrachten sei, scheint zweifelhaft.
A. Essenwein.
32) Die so vielseitig interessante Geschichte des
Domes zu Trier, wol des ältesten Kirchengebäudes
in Deutschland, das, wenn auch vielfach umgebaut, doch
noch Reste der ursprünglichen Anlage, und zwar aus rö-
mischer Periode hat, konnte nie so genau studiert wer-
den , wie dies bei Gelegenheit der Restauration in den
Jahren 1843 — 58 der Fall war, wo alle Tünche und Mör-
tel entfernt, so dafs innen und aulsen das Mauerwerk
sichtbar war, welches durch seine verschiedene Technik
die Geschichte des Baues selbst erzählen konnte. Dom-
kapitular v. Wilmowsky verfolgte damals mit ängstlicher
Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt alle diese Spuren und
zeichnete sie auf, wodurch ein Album entstand , das die
Geschichte des Domes in der römischen , fränkischen
und romanischen Periode wiedergab. Die Veröffentli-
chung dieses .\lbum3 war längst ein Wunsch aller, die
sich mit Kunstgeschichte beschäftigen ; allein 26 Tafeln,
von denen über die Hälfte in Farbendruck ausgeführt
werden müssen, sind nicht billig herzustellen, und so
blieb die Veröffentlichung frommer Wunsch, bis endlich
eine reiche Subvention das Erscheinen möglich machte.
Nunmehr wird das Werk erscheinen können, und zwar
im Verlage der Fr. Lintz'-schen Buchhandlung in Trier ;
es werden die 26 Tafeln in Folio , von umfassendem Texte in 4°
begleitet, im Subscriptionswege auf 25 Thlr. zu stehen kommen.
Bestellungen nehmen jetzt schon alle Buchhandlungen an.
Berichtigung. In Nr. 2 des Anzeigers, Sp. 34, Z. 1 v. o. lies ;
assweti a und Z. 4: quid me hucusque ; Sp. 35, Z. 31 v. o. lies:
dotatus, u. Z. 6 v. u. ist wol ein non einzuschalten.
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sabal d in Nürnberg:.
Xürnberg'. Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig an({enonimeu und botrügt nach
dernouesten Postconveution bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Dtnitschlands
incl. Oesterreichs 3ti. 36kr. im 24 fl.-Fuls
oder 2 Tlilr. preufs.
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutschen Buchhandlung tod
F. Klinckaieck, Nr. 11 rue de Lille; für
Neue Folge.
ANZEIGER
m WM m
England bei Williama & Norgate, 14 Hen-
netta-Street Covent- Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Uumburg.
Alle ftlr diiB german. Museum be-
ßtimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commia-
ßionar der literar.-artist. Anstalt dea Mu-
seums, F.A. BrockhauB in Leipzig, be-
fördert.
^
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERMAMSCHEN MÜSEMS.
1873.
JW5.
Mai.
Wissenschaftliche Mttheilangen.
Buntglasierte Tlionwiiareu des 15. —18. Jahrhunderts
im germanischen Museum.
I.
Von allen Gebieten der Gewerbsthätigkeit haben wol we-
nige für die gesammte menschliche Kultur gröfsere Wichtig-
keit als die Herstellung der Gefäfse aus gebranntem- Thon, die,
mit dem Gesammtnamen Keramik bezeichnet, auch noch auf
andere Gebiete, so auf das der Architektur und Skulptur
hinübergreift. Die Funde von Gefäfsscherben in den ältesten
Pfahlbauten, von Gefäfsen in den ältesten Gräbern beweisen,
dafs schon an der Schwelle der Kultur die Gefäfsbilduerei ge-
standen und die rohen Formen den Anfängen der Kunstbildung
angehören. Welche mannigfaltige Ausbildung nun, welch hohe
künstleriche Vollendung tritt uns in den Gefäfsen der klassi-
schen Antike entgegen ! Welche Feinheit hat das kostbarste
Porzellan !
So vfichtig und bedeutsam der ganze Gewerbszweig ge-
nannt werden mufs, so grofs sind die Schwierigkeiten, die sich
der Bearbeitung einer bis in's Einzelne zuverlässigen Geschichte
desselben entgegenstellen. Wer hätte auch über einen Topf
oder einen Teller urkundliche Nachrichten aufbewahrt? Und
wo Nachrichten vorhanden, wie läfst sich beweisen, dafs gerade
dieses oder jenes Gefäfs, das uns noch erhalten, dasjenige ist,
auf welches sich die Mittheilung bezieht. Unbestreitbare Da-
ten geben nur diejenigen Stücke, auf denen sich der Name der
Stadt und des Verfertigers, sowie Jahreszahlen befinden. Alles
Andere mufs im Wege der Gombination gefunden werden.
Da läfst sich nun freilich mancher Schlufs ziehen, der
fast ebenso unanfechtbar ist, als zuverlässige, urkundliche Quel-
len. Die durch Inschriften bestimmten Stücke tragen Formen,
die auf andern wiederkehren, deren innige Verwandtschaft also
für denjenigen klar liegt, der die Sprache der Formen ver-
steht. Bruchstücke lassen eine Untersuchung des Thones zu,
und gleicher Thon weist auf gleiche Fabrikationsstätte. Es
finden sich Wappen, deren bestimmte Familien auf den Stücken
ihre Beziehungen zu gewissen Fabrikationsorten verfolgen las-
sen und so wieder Anhaltspunkte geben. Diese und eine Reihe
anderer Vergleichspunkte, mit den überlieferten Nachrichten
über die Fabrikation überhaupt, über die Eigenschaften aller
Stücke bestimmter Zeiten und Orte zusammengehalten, geben
einen Faden, der durch das scheinbare Labyrinth mit gewisser
Sicherheit den Weg zeigt. Immerhin aber ist es wünschens-
werth, dafs Schlüsse nicht zu rasch gezogen werden, dafs die
Gombination sich an möglichst vielen Stücken versuche, und
dafs durch die Zusammenstellung möglichst vieler solcher Com-
binationen die Richtigkeit jeder einzelnen geprüft werde.
Um dies zu ermöglichen, ist die Veröffentlichung recht
vieler Stücke wünschenswerth ; denn jede solche Prüfung zeigt,
dafs heute noch manche, auf dem Weg der Gombination ent-
standene und unbedingt geglaubte Annahme der Berichtigung
bedarf. Um nun auch das Material des germanischen Museums
dafür nutzbar zu machen, soll in diesen Blättern nach und
nach eine ganze Reihe solcher Gegenstände zur Kenntnifs ge-
bracht werden. Es ist dabei in erster Linie darauf abgesehen,
Abbildungen zu geben und dadurch Vergleiche zu ermöglichen.
123
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
124
Der Text soll nur das enthalten, was aus der Abbildung nicht
hervorgeht, sowie Mittheilungen über die Herkunft, die Inhaber
der Wappen, Andeutungen, welche aus den Darstellungen, ins-
besondere durch Vergleich mit andern Kunstgebieten, sich er-
geben. Wenn wir hierbei nicht auf deutsche Fabrikate uns
beschränken, ja sogar mit fernliegenden beginnen, so hat dies
darin seinen Grund,
dafs für die Thatig-
keit in Deutschland
auf dem Gebiete
der buntglasierten
Thonwaaren der
Ausgangspunkt aii-
fserhalb liegt und
erst klar gestellt
werden mufs, ehe
manche Annahme
über die deutschen
Arbeiten als fest-
stehend betrachtet
werden kann; so-
dann aber auch,
weil nachweislich
schon in alter Zeit
nicht blos sehr viele
solche Fabrikate in
Deutschland einge-
führt, sondern, wie
die Wappen bewei-
sen, auf deutsche;
Bestellung gefertigt ,
sind, so dafs gerade?
die deutschen Be-i
Ziehungen viel zur
Aufklärung der Ge-
schichte des frem-
den Fabrikat es bei
tragen. i
Dafs wir uns an seither angenommene Bezeichnungen so
viel als möglich halten, sei dadurch begründet, dafs wir nicht
durch neue Bezeichnungen die Verwirrung, die, wie wir bald
zeigen werden , da und dort schon besteht , noch mehren
wollen.
Als Ausgangspunkt des ganzen Industriezweiges der bunt-
glasierten Thonarbeiten des Mittelalters und unserer Zeit darf
wol der Orient, speziell die maurische und persische Industrie,
betrachtet werden. Deshalb hat auch das Werk von Darcel
und Delange *), das wol bis jetzt als der sicherste Führer be-
*) Recueil de faiences italiennes des XV e, XVIe et XVIIe si-
eeles dessine par M. M. Carle Delangc et C. Borneman et accom-
pagne d'un texte par M. A. Darcel et M. Henri Delange. Paris 1869.
zeichnet werden kann, die Betrachtang der orientalischen, na-
mentlich persischen, Fayencen an die Spitze gestellt. Wir ha-
ben geglaubt, hier den Rath des Dr. Karabacek in Wien, eines
Mitgliedes unseres Gelehrtenausschusses, einholen zu sollen,
der über alle Beziehungen der abendländischen Kultur, spe-
ziell Industrie, zur morgenländischen seine Studien ausgedehnt
und uns schon in
mancher Beziehung
durch seine freund-
lichen Mittheilun-
gen auf die richtige
Spur geleitet hat.
Wir verzichten auf
die Erforschung der
Quellen, aus de-
nen die Araber ge-
schöpft haben, und
begnügen uns mit
der durch Karaba-
cek nachgewiesenen
Thatsache, dafs im
Mittelalter in ver-
schiedenen Städten
Spaniens Fabriken
blühten, welche
Thongeschirre mit
metallglänzendem
Reflexe verfertig-
ten. Ihn Batütä
und der spanische
Araber Ibn-el-Chä-
tib (Mitte des 14.
Jhdts.) bezeichnen
Malaga als einen
Hauptfabrik- und
Exportplatz für
Thongeschirre mit
metaliischemReflex.
Der Handel in's Abendland wurde durch die Insel Majorka
vermittelt, die ebenso ihren Namen diesen Erzeugnissen gab,
wie die Insel Cypern den von dort in's Abendland gelangten
cyprischen Tüchern , d. h. wirklich maurischen Seidengeweben
Egyptens. Von Majorka kamen sie nach Italien, wo man noch
in der Mitte des 16. Jhdts. ausschliefslich die metallglänzen-
den Arbeiten als Majoliken bezeichnete. Die Bezeichnung „spa-
nisch-maurisch", welche allen solchen metallglänzenden Thon-
waaren gegeben wird, hat demgemäfs eine feste Basis; allein
nur die wenigsten Stücke, die sich erhalten haben, gehören
dieser maurischen Industrie selbst an. Ob sie auch in Sicilien
unter den Arabern betrieben wurde und also der Ausdruck
sicilisch - arabisch Berechtigung hat, scheint mindestens nicht
nachgewiesen, wenn auch wahrscheinlich. Von allen, die bei
125
Anzeiger für Kunde der deutsclien Vorzeit.
126
Darcel-Delange als spanisch-maurisch aufgeführt sind, sowie von
der Mehrzahl der sonst veröffentlichten, kann nach Karabacek
nur die Vase aus Stockholm als wirklich arabisch bezeichnet
werden ; alle andern sind entweder Nachahmungen , die von
der christlichen Industrie Spaniens, nach Unterdrückung der
Maureu, oder in Italien gefertigt sind. Unter den ähnlichen
Erzeugnissen, die
im germanischen
Museum sich befin-
den, bietet eine
Platte mit scharf
profilierter Vertie-
fung und glattem
Rande einiges In-
teresse , von der
wir hier in Fig. 1
die innere Seite, in
Fig. 2 die äufsere
abbilden. Auf glat-
tem, der Fleisch-
farbe im Tone nahe-
stehendem Grunde
sind im Innern in
zweierlei Metallre-
flex, reingelbem und
etwas röthlichem,
lineare Verzierun-
gen aufgemalt. Wir
haben versucht,
durch dicke uud
dünnere Linien die
beiden Töne auf
der Zeichnung wie-
derzugeben. In der
That zeigt sich aber,
dafs sie nur einem
Farbetopf entstam-
men, dafs nur stär-
keres Auftragen die
röthlichere Farbe bewirkt hat. In der Mitte ist ein Wap-
penschild, der einen Löwen und ein zierliches b trägt, auf-
gemalt. Die Rückseite zeigt ein Thier in röthlichem und leicht
gezeichnete Ranken in gelbem Reflex. Die frühere Herkunft
des Stückes läfst sich nicht ermitteln ; es war in verschiedenen
Sammlungen und kam zuletzt aus der des hiesigen Hofantiquars
Pickert in's germanische Museum. Dafs es nicht arabisch sein
kann, zeigt sofort der Wappenschild und das zierliche b. Letz-
teres ist wol als eine Marke zu betrachten. Die Form des
Schildes deutet auf das 14. Jahrb., kann jedoch auch dem Be-
ginne des 15. Jahrb. angehören, während das b in seiner orna-
mentalen Haltung schon auf das 15. deutet. Das Thier der Rück-
seite zeigt sich sofort denen verwandt, welche in der Formen-
welt der Seidengewcbe des 14. Jhdts. eine so grofse Rolle spie-
len, die ebenfalls unter arabischem Einflüsse entstanden sind und
Italien zur Heimat haben, deren Muster aber noch in das
15. Jhdt. hereingehen. Dafs in den linearen Verzierungen des
Tellers auch noch maurisches Element sich zeigt, möchte dar-
auf deuten, dafs die Entstehung dieser Majolikaschüssel noch
2. unter nicht zu sehr
zurückgetretenem
Einflüsse der ara-
bischen Kunst zu
suchen ist, sie so-
mit zu den älteren
Erzeugnissen der
Imitation gehört.
Als Zeit der Ent-
stehung läfst sich
etwa der Beginn
des 15. Jhdts. an-
nehmen; über den
Ort , ob Spanien
oder Italien, kann
uns die Aehnlich-
keit des Thieres
mit italienischen
Seidengeweben be-
lehren , indem sie
für letzteres Land
spricht.
Unter denPho-
tographieen nach
Kunstwerken des
britischen Museums,
die wir durchzublät-
tern Gelegenheit
hatten, fanden wir
eine Schale , die
mit einem Thie-
re und Ornamen-
ten geschmückt ist,
welche genau demselben Formenkreis angehören, wie die Rück-
seite unseres Tellers. Sie ist dort als sicilianisch und der
Mitte des 15. Jhdts. angehörig bezeichnet. Sie trägt eine In-
schrift mit lateinischen Buchstaben, eine Anrufung der heil.
Katharina. Dr. Karabacek glaubt nun auf den Umstand hin,
dafs die heil. Katharina die Schutzpatronin von Bologna ist,
in Verbindung mit der Marke b unserer Platte die Hypothese
bauen zu können, dafs die beiden Stücke Fabrikat von Bo-
logna seien, so dafs also auch bei Untersuchung anderer ähn-
licher Schüsseln geprüft werden müfste, ob Beziehungen zu
Bologna sich ergeben, und ob vielleicht Bologna ein Sitz
war, wo im 14. und 15. Jhdt. solche spanisch -maurische Ma-
joliken imitiert wurden, in der Mitte der Orte Ferrara, Ra-
127
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
128
venna, Faenza, Forli und Caffagiolo, wo sehr frühe selbständig
italienisch arbeitende Fabriken sich befanden.
Nürnberg. A. Essenwein.
Arnold Mag und seine Töchter, Peter Yischer's
Schwiegertöchter.
Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert findet sich
in Nürnberg eine nicht geringe Zahl von solchen Kaufleuten,
die unter dem Namen Faktor oder Diener die Geschäfte eines
auswärtigen Hauses besorgten, dabei auch auf eigene Rechnung
handelten und zu diesem Ende sich das Bürgerrecht erwarben.
Dafs vor Allem die Fugger so vertreten waren, versteht sich;
Wolf Hofmann, der Fugger und ihrer Gesellschaft Diener, wird
schon am 6. Nov. 1494 genannt, am 12. Dec. 1495 wurde er
zum Bürger aufgenommmen , und später (3. Aug. 1500) heifst
er vollmächtiger Faktor Jörgen Fuggers. Engelhart Schauer,
der Fugger Faktor zu Rom, war mit Anna, Christof Tetzels
und der Clara Gärtnerin Tochter, verheiratet; in einem Briefe
von 1508 an Pirkheimer heifst er: Angelus Sauer, concivis
noster, qui negotiationibus Fuggerorum Romae praepositus est.
Auch die Hochstetter zu Augsburg waren durch einen eigenen
Faktor vertreten. Stefan Gabler von hier wird als solcher
bis 1516 öfter genannt, worauf er, im Besitz eines bedeuten-
den, von seinem reichen Oheim Conrad Lindner ererbten Ver-
mögens, seinen Posten aufgab und 1518 Sophia Gärtnerin hei-
ratete. An seine Stelle kam Heinrich Kittlinger, der am
5. Dec. 1524 der Ambrosius und Hanns der Hochstetter zu
Augsburg Faktor heifst; und auf diesen folgte Heinrich Her-
mann von Wimpfen, der am 9. Oct. 1528 Bürger zu Nürnberg,
Faktor der Ambrosi und Hannsen der Hochstetter zu Augs-
burg genannt wird. Er ist der Stammvater eines angesehenen
Geschlechts, das sich zuletzt mit Weglassung des Familienna-
mens blos „von Wimpfen" schrieb, aber nach dem Sturze und
mysteriösen, im Gefängnifs erfolgten Tode des Losungamtmanns
Johann Friedrich von Wimpfen (13. Dec. 1688) von hier weg-
zog, jedoch auswärts noch fortbestehen soll (Wald. Beitr. 2, 369).
Von andern Augsburger Häusern sei zunächst Endres Rera's
gedacht, dessen Gesellschafter und Faktor Martin Franz war,
seit 13. Dec. 1521 mit Cordula, Sebald Linken und der Ur-
sula Imhöfin Tochter, veräeiratet, 1522 Genannter und später
Pfleger des gemeinen Almosens. Auch Mathes Mannlich zu
Augsburg hatte 1519 hier seinen Faktor an Michel Hitzler,
die Pjrael ebendaselbst 1520 an Ulrich Wagner. Wol der
namhafteste von diesen Augsburger Faktoren ist der fast zu
einer Person der Sage gewordene Bernhard Walther, dem,
nachdem er am 11. März 1469 durch Hanns und Erhart die
Vöhlin, Gebrüder zu Memmingen, ausgedehnte Vollmacht, in
ihrem Namen zu handeln, bekommen und am 13. Dec. 1494
Diener und Faktor Hannsen Vöhlins, Bürgers zu Memmin-
gen, heifst, am 12. Sept. 1499 von Anthoni Welser zu Augsburg
und Conrad Vöhlin zu Memmingen als ihrem und ihrer Ge-
sellschaft Faktor, Respoadenten, Anwalt, Buchfülirer und Han-
tierer umfassende Vollmacht ertheilt wird. Bald nachher, als
seine Frau starb, begab er sich dieser Verbindlichkeit, kaufte
sich ein für seine astronomischen Studien gelegenes Haus S. 376,
baute sich auf demselben ein Observatorium und starb im Ge-
nüsse wissenschaftlichen Dilettantismus 1504. Schon am 13. Juli
1505 kommt Jacob Sattler als Faktor der Welser und Vöhlin
vor. Ein anderer Weiserischer Faktor war Hanns Pfann, der,
ebenso wie sein Nachfolger Bartholomäus Nittinger, als Christoph
Welsers Faktor das Kaltenhauserische Haus am Markt, S. 875,
innehatte. Dieser letztere war auch Bürger und Genannter.
Aber auch die Handlungshäuser anderer Städte waren vertre-
ten; so die Rorer in Ulm 1521 durch Marx Pflaum, die Eot-
tengatter ebendaselbst 1524 durch Hanns Korn; Heinrich Ker-
stenz zu Lübeck 1525 durch Endres Steffan, der das jetzt ab-
getragene Haus L. 313 kaufte und dessen Tochter Veronika
den Lazarus Harsdorflfer heiratete. Dieser übernahm das Haus
1575 von Wolf Furter, seinem Schwager, und bei seinem Sohn
Christoph Harsdorffer logierte am 16. Juli 1624 Kurfürst Mar
ximilian von Bayern, als er hieher gekommen war, um durch
den Kurfürsten Erzbischof von Mainz, der im deutschen Or-
denshause abgestiegen war, in das kurfürstliche Kollegium auf-
genommen zu werden. Die Engel zu Leipzig hatten Jobst
Memminger zum Faktor, der aber, weil er mit ihrem Gut be-
trügerisch umgegangen war, sich auch deshalb in's Prediger-
kloster geflüchtet hatte, vom Rath 1521 seines Genanntenamts
entsetzt wurde. Ein damals sehr bedeutendes Haus müssen
die Hundtpifs zu Ravensburg gewesen sein, die schon 1481
genannt werden. Ihr mehrjähriger Faktor Jörg Bader — er
kommt schon 1503 vor — wurde 1516 durch einen andern
Diener der Hundtpifs- Gesellschaft, Wolf Plarer, trünnig (so
viel als: treulos durchgegangen) gesagt; doch gab ihm der
Rath 1517 ein halb Jahr Geleit, ein Zeichen, dafs seine Sache
nicht ganz schlecht stand. Joachim Weyermann erscheint 1524
als Faktor der Hundtpifs, Stifter eines erst etwa 100 Jahre
später erloschenen, wohl angesehenen Kaufmanngesuhlechts. Der
letzte desselben, Joachim geheifsen, mit Ursula Nützlin ver-
heiratet, starb 1622 kinderlos.
Von mehreren andern, die, weil sie nur einmal vorkom-
men, hier füglich übergangen werden mögen, sei nur noch einer
genannt, Arnold Mag, der Gesellschaft Fuchsjäger von Gent
Diener, der am 18. Jan. 1492 die Erlaubnifs erhielt, sein We-
sen bis Martini hier zu haben. Darauf wurde ihm, der jetzt
Arnold Mag von Auersdorf genannt wird, am 8. Nov. dess.
Jrs. zugegeben, dafs er hie sein und hantieren möge als ein
Bürger, zwischen hie und der kommenden Heiligthumsweisung,
doch soll ihm dieser Aufschlag an der Losung nicht zu Gute
kommen oder abgerechnet werden. Er mag sein Dienstver-
hältnifs gelöst und beschlossen haben, sich in Nürnberg häus-
lich niederzulassen. Möglich, dafs ein zärtliches Band, ver-
eint mit andern Vortheilen, ihn hier festhielt. Er war ohne
129
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
130
Zweifel aus den Rheinlanden gebürtig, und wie auf der einen
Seite die melodische rheinische Mundart, wie sie der Dichter
nennt, sich gewinnend in die Herzen der Frauen einschmeichelt,
so hat es auch damals nicht an holdseligen Frauen gefehlt,
deren Liebenswürdigkeit einen Auswärtigen hier festzuhalten
im Stande war. Denn es scheint nicht, dafs er schon ver-
heiratet war, als er sich in Nürnberg niederliefs, obgleich man
über seine Frau ohne alle und jede Auskunft ist. Nicht ein-
mal ihr Taufname kommt in den Urkunden vor. Das Alter
der Töchter aber, die noch sehr jung heirateten, läfst kaum
annehmen, dafs er als Wittwer mit den Kindern hieher gezo-
gen sei. Er kaufte am 3. Febr. 1495 von Jacob Groland ein
Haus am Sand um 265 fl. rhu., mit einem darauf lastenden, an
Lazarus Holzschuher fälligen Eigengeld von 8fl. rhn., worüber
am 16. Febr. ein von Sebald Schürstab und Hanns Rieter be-
zeugter Gerichtsbrief ausgestellt wurde. Dieses Haus scheint
er auch bewohnt zu haben; aber, obgleich die Nachbarn zu
beiden Seiten, ja selbst nach hinten zu angegeben sind, so dürfte
es doch unmöglich sein, die Lage für jetzt zu bestimmen. In
demselben Jahre kaufte er um 200 fl. ein Gattergeld von 10 fl.
aus einem Hause auf dem Neuenbau, wahrscheinlich Lorenzer
Seite, worüber am 29. Juli 1495 ein von Jacob Groland und
Niclas Grofs bezeugter Gerichtsbrief gegeben wurde. Dann
gab der Schultheifs Wolf von Parsberg zu Parsberg, lütter, am
Montag 14. Aug. 1497 einen mit Zeugnifs Ulrich Grundherrs
und Sebald Schürstabs ausgestellten Brief darüber, dafs Arnold
Mag ein bisher von Wolfgang Löffelholz besessenes Eigengeld
aus dem Hause Heinrich Heinsheuns, des Pfragners, im Betrag
von 10 fl. rhn. um 260 fl. gekauft habe. Das Haus lag zwischen
zwei Beckenhäusern, dem Conz Ofners, der zunächst an dem
ehemaligen Wirthshaus zu den Sieben Thürmen wohnte, und
dem Hermann Füllsacks, und dürfte sich vielleicht als S. .321
bezeichnen lassen. Dann findet sich sein Name in einem Ge-
richtserkenntnifs vom 25. Juni 1505, indem in der Sache Ar-
nold Mags gegen Jobsten Stettberger und Conrad Schmittner,
als Vormünder Sebald Wagners sei. Geschäfts, um 10 fl. ver-
fallenes Gattergeld, zu Recht erkannt wurde, die Beklagten
hätten diese Summe dem Kläger, unverhindert ihrer Einrede,
billig zu entrichten. Aus Hanns Fürlegers beiden, aneinander
gelegenen Häusern auf dem Rofsmarkt kaufte er das Eigengeld
von 24 fl., also mit 600 fl., wofür weiter unten die Beweise fol-
gen werden. Aus diesen Kapitalanlagen geht zwar kein grofs-
artiger Reichthum hervor, aber doch ein gesichertes Vermögen,
wozu auch noch auswärtige Renten kamen, von denen später die
Rede sein wird, und es mufs immer noch bedacht werden, dafs
die hier gegebenen Anführungen zwar vorläufig die einzigen
sind, die gegeben werden können, dafs aber nicht geschlossen
werden darf, dafs es nicht noch andere, unbekannt gebliebene,
gegeben hat. Arnold Mag scheint eine mit dem ruhigen Port,
den er hier endlich gefunden hatte, sich begnügende Natur
gewesen zu sein, den die stille Zurückgezogenheit seiner Häus-
lichkeit mehr beglückte, als das unruhige Getreibe des öffent-
lichen Lebens, und den man daher auch nicht als Genannten
findet, was er so gut wie mancher andere hätte werden kön-
nen. Nach dem auf jeden Fall frühen Tod seiner Ehefrau, sei
er nun erst hier Wittwer geworden, oder schon als solcher
nach Nürnberg gekommen, hielt ihn nichts mehr am Leben
fest; die Zukunft seiner beiden, allerdings noch unversorgten
Töchter durfte durch das ihnen zufallende Vermögen als ge-
sichert angesehen werden; und so mag er ruhig aus dieser
Welt geschieden sein, vielleicht 1512, vielleicht dafs er die
Verehelichung seiner ältesten Tochter noch erlebt hatte ; denn
schon 1513 war Ursula, seine älteste Tochter, mit Hermann
Vischer, ältestem Sohne des berühmten Rothschmieds Peter
Vischer, verheiratet.
Nürnberg. Lochner.
(Schlufs folgt.)
Ein dem Kaiser Maximilian I. gewidmetes Gedicht.
Der durch seine Schrift de ortu et fine romani imperii
bekannte Abt Engelbert von Admont (1297—1327) stand aucj
in näheren Beziehungen zu dem österreichischen Hofe und ver-
fafste für die jungen Herzoge Albert und Otto eine Schrift
pädagogischen Inhalts, welche de regimine principum betitelt
ist. Eine Handschrift dieser Abhandlung befindet sich auch
in der k. k. Hofbibliothek zu Wien, (Codex Nr. 5158). Die-
selbe stammt aus der Carthause Gamnitz, ist 1495 geschrieben
und enthält als Einleitung ein deutsches Gedieht, welches wir
hier folgen lassen :
Audi rex Maximiliane
quid agas cogita sane.
Du hast wenig in deiner taschen
und wilt teglich lären grofs flaschen ;
das hat dein reicher vater nit getan,
des chlueghait soltu sehen an
und weislich ordinieren dein herschaft und leben,
recht einnemen und nuczlich guet ausgeben,
Von den dingen wil ich nit mer schreiben,
kürtzlich sunder rat ich dir
das puech zuo lesen vleissiglich,
so magstu ein solcher seliger fürst werden
das dein geleich nit ist auf aller erden.
Unrechtlich einnemen guet und unbeislich verschbenten
pringt grofsen schaden und grofs herzen scheuten.
Du solt pey dir haben gotforchtig rät zwey oder drey,
geistlich wolgelert, die allzeit dir wonen pey,
wan dy weltlichen raten imer in ir aigne taschen
und als dy swein aus dem acker dein guet naschen,
sy erzaigent mit Worten sich frewntlich dir,
aber ir herz ist verr hin dan, das gelaub mir,
sy haben nuer lieb dein guet und suechen deinen nutz nicht,
alain auf aygen gewin erget all ir zueversicht,
und möchten sy all dein gut in iren gewalt pringen.
131
Anzeiger für Eimde der deutschen Vorzeit.
133
sy wurden dir benedicamus frölich singen.
Ad hortea vacua non tendit prudens formica.
Dyweil du reichlich gibst so hastu frewnt vil,
so du emprist ') guet, nyemant mer dein achten wil.
Von smaickern soltu dich allzeit huetten -wol,
wayl sy sind falschhait und poshait vol,
sy guffen'') und geyden^) und loben dich ser,
aber du dein leib und hertz von in ker
und volg ainem gotforchtigen weysen man,
der dich und dein sei versorgen kan,
so magstu regiren dein volch weislich mit lieb
und wesizen das ewig hymclrich.
Das schenck ich dir Maximilian
wan ander gab ich enhan,
für all schätz ist weishait,
nym das von mir in danckparkait.
Schwarzenberg. A. Mörath.
') bresten, entbresten, empresten, Mangel leiden, entbebren.
Schmeller P, Sp. 367. D. Red.
') guofen, übermüthig schreien, prahlen. Schmeller, P, Sp. 875.
') geuden, rühmen, prahlen. Schmeller P, Sp. 872. D. Red.
10
15
20
25
Klage über das Alter.
Kumm grimger tod und holle mich,
Mich alten man, des bitt ich dich.
Wie nun meuchlich geren wird alt,
So wirt er doch allso gestalt.
Ich was weidelich und chlug:
Nun bin ich worden niemantz füg.
Ich siez ald lig, stand oder wo ich bin,
So mä|k ich brüder übrigß sin.
0 iunge weit ! sich an mich :
Du wirst geschaffen glich als ich.
Ich was iung und fröwden vol.
Mit aller üppicheit was mir wol:
Nun hon ich vor alter cheinen mut.
Und fröwt mich weder üb noch gut.
Dencz und üppicheit vieng ich an,
Und was den frowen ein werder man.
Ich rachsen, husten und spij uj5.
Das nieman rue bot in dem huß.
Ich bin kranch und und (sie) an mecht.
Mich versmechen nun mäde und knechL
In iugend was ich lieb und werd :
Im alter nun min nieman hegerd.
Die iugend bot ein solich end.
Das sechend an mir, ob ir wend.
Was man mir nun sett von got,
Das ducbt mich alles gar ein spot,
Ich spott dick der alten wibe :
Den spott mfi(J ich nun selb liden.
An dem dancz trüg ich bievor
30 Den schedel frövvlich hoch enbor:
Nun gon ich krum an einem stab,
Und fall des nechsten in das grab.
Chein frowd was aun laugen.
So ich nitt was under ögen.
35 Ich für menchlich frisch und lustig was :
Nun trieffen mir die ougen und die nas.
Aun mich kund nieman nichtz geschaffen :
Nun bot man mich für einen äffen.
Aun sponczieren mocht ich nitt gesin :
40 Das wer mir nun zemol ein grossi pin.
Wer alt wirt, der wirt min gelich,
Ungestalt und wunderlich.
Ich bin an minen sinnen tob.
Und zittern als ein espin lob.
45 Min fruiud achten min gar dein,
Und bin ir aller Überbein.
Ich gebor nitt wol und bin blind,
Dorumb spotten min die kind.
Mir trieffen och die oren,
50 Das man lutt mu(3 schrien, sol ichz hören,
Und bin ein verschmechter man :
Von nieman ich chein lieb hon.
Der weit fröwd in disser zitt
Menchlich sölich ende gitt.
Diese Klage steht im Cod. lat. Monac. 641, f. 69. Es fol-
gen noch einige Verse, welche denselben Gedanken in gröberer
Weise Ausdruck geben und nicht zu jeuer gehören. Dann
aber schliefsen sich noch zehn Gebote an, welchen hier eine
Stelle vergönnt sein mag. Was dann auf f. 72 zunächst folgt
habe ich in der Germania 17, 185 mitgetheilt.
Nota decem precepta Sibille, et essent
scribenda aureis litteris.
Daz send die zechen gebot und ler,
Die Sibilla natürlich schribet her.
Das erst : chein gesellschaft soltu haben
Mit underchanten noch gemeine tragen (sie).
Das ander: pi(J nicht zesagen einem yetlichem bereit
Dines herczen heimlicheit.
Das dritt: wildu guten mute tragen,
Geloub nicht allen die dir sagen.
Das fierd : versontem veint gelobe nicht,
Wann sin trüu bot nides pflicht.
Das funfft : was du host, das behüt mit sinnen ;
Nicht mer verzer denn du mügst gewinnen.
Das sechst : nitt drur umb verloren gut,
Das doch chein wider pringen tut.
133
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
134
Das sibend: mit (nit?) yedem soll du sin bereit,
Ze chosen nach siner gelegenheit.
Das acht: mit dinem mechtiger hab chein zorn,
Und lieh im nichtz: es wer verlorn.
Das nfint : nitt fröw dich in trübsal vast
Noch tod dines nechsten : du wirst gehast.
Das zechend : hab rot in allen dingen,
Wilt dus zu gutem anefanch und ende pringen.
Heidelberg. W. "Wattenbach.
Die Lösung des Räthsels,
welches sich in Nr. 3, Sp. 74 unten abgedruckt findet, ist uns
bereits durch freundliche Mittheilung des Herrn Dr. Lorenz
Diefenbach geworden, in dessen überaus nützlichem Glossarium
latino-germanicum, Sp. 443 a, s. v. pluripla sich auch die Form
pluriplarimentum findet, zu welcher in unserer Stelle nur noch
ein d hinzugekommen ist. Es bedeutet Gansgekröse und ge-
hört nach Diefenbach's Ansicht zu den vielen Wortfabrikaten,
die seit dem 15. Jahrhundert auftauchen und grofsentheils
von Frankreich und den Niederlanden rheinaufwärts gekommen
zu sein scheinen.
Heidelberg. Wattenbach.
Burlesker Liebesbrief.
Mein willig dienst als der krebs gat und mein emssigz
übrigs gebet zwischen mitter nacht und mettin zeit das sy ewr
gnad gehonam und berait alß ein zamloses wildes ros seinem
herrenn Wissend liebe fraw das mich als übel nach iw belanget
als ein alten esel nach seiner lieben muoter und wenn ich pey
iwr gnad pin so han ich frewd als ein hund pey einem pfeyf-
fer und han auch dar zuo hohen muot als ein leo der gefan-
gen leit Auch sind ir mein höchster tag Das sagt mir unser
müller Auch wissend das ich nötigs mit juch het zuo reden von
der stat wegen darumb so beschaident mir ein tag zwisch
pfingsten und esslingen auff der gruenen hayde Da hin will
ich zuo juch elyen (1. eylen) und gauchen als ein schlegel auff
einer dillen weder reytend noch gand und mit jw zuo vall
werden wesenlichen als ein haß mit einem paugker wie die
sach versorg" werde Das die katz hew hab und der esel schmaltz
wann mir ist vil tugent von iw gesagt worden in der wochen
die da her ein gat und besunder das ir sunst mit aller weit
unbekümert wellend sein als ein bilgrein mit muschelen so er
von sant Jacob gat und meniclichs ledig stan als der hund
der flöch in aügsten und haben auch dar umb ein gerugs aings
leben außervvelt als der new bader an dem cristabend Ir habend
auch ein senlichs belangen nach mir als nach dem tod dar
umb han ich ewr fröutscbafft als geren als der wolf den ygel
und der rebman den reififen zwischen sand Jörgen und sand ur-
bans tag Ich han auch ewr mit dem löffel nit vergessen den
will ich ew auff der nöchsten feyr schicken wann in kainer
zuo roß gefören mag und halten das als in ainer gehaim als
ir mir verhaissen habent Anders ich schreib ewr gnad für-
baß nymmer mer Nut mer zuo disenn zelten Ich hiett ew mer
geschriben als ewr tugend wol zw gehört So han ich die gros-
sen zechen verhawen mit ainem pfülgen dar umb ich den
ckainen vinger verbunden han mit ainem alten goltcr diser brief
ist geschriben da die rewsen auß dem wasser gand under zal
als die schuoler pickel gießen etc. Iwr gnedig antwürt land
mich wissen in amergkaim wider wissen.
0 startalin
Iwr williger diner wenn die gennß
mit dem creien gand.
Aus der Münchner Handschrift Cod. germ. 379, Bl. 95 1».
Heidelberg. K. Bartsch.
Gegen die Frauen.
In dem Cod. Vindob. 5512 findet sich auf der Innenseite
des hinteren Einbanddeckels folgendes Gedicht.
1 Hec tria subuertunt sensum: affectio rerum,
Multus thezaurus et stultus amor mulierum.
Cessas quando dare mulier cessabit amare.
Nee hodie nee beri nee cras credas mulieri.
5 Nil loquitur veri fallax wlt semper haberi.
Crede mihi, si credis ei. tu decipieris.
Ffallere. flere. nere statuit deus in muliere
Ffallere dum videt. quem potest, femina ridet
Fforet si licitum, falleret ipsa deum.
10 Sermo beginalis, infans et amor monialis,
Scurra, iurista, sathan, meretrix, medicus quoque caffer*)
Ac owum molle permerdant quemlibet orbe.
Causidicus, medicus, meretrix semper meditantur
Vt, qui plus dederit, illum falleudo sequautur.
15 Si canis applaudit, meretrix hylarem tibi wltum
Prebeat, inclinat monachus (?), aut femina plorat.
Principis amplexus aut oscula dat monialis,
Mercator iurat, hijs nulJus credere curet.
Est res formosa mulier, quam tangere noli ;
20 Si fugis, ipsa fugit; si tangis fugere nescit.
Ergo fuge tactum, ne tactus transeat actum.
Adam, sampsonem, david regem et salomonem
Decepit mulier ; quis modo tutus erit ?
Pisces, perdices, vicium simul et meretrices
30 Purgant de cista nummos bene quatuor ista.
Breslau. Alwin Schultz.
*) Hdschr. tasser oder casser; ich glaube caffer = caper lesen
zu müssen. — „Sollte nicht tasser (= tessera; Diefenbach, glos-
sar. 574) passender erscheinen ?" D. Eed.
135
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
136
Zur Chronik der Reichsstadt Nürnberg.
1439. Im newen Spital wird des Römischen Königs Be-
gräbnifs gehalten ; es kostet 33 fl. 5 ft hl. und 12 (J.
Herzogs Otten und des von Weinsberg zwei Boten erhal-
ten 20 fl. zu Botenbrot, als sie die Nachricht von der Wahl
des neuen Königs brachten; H. Gräfenöder, der Stadt Diener,
dem die vorgemeldeten Boten, obwohl er Tag und Nacht ge-
ritten, um 3 Stund zuvorgekommen, erhält nur 6 fl.
Die Königin von Ungarn läfst dem Rath verkünden, dafs
Gott sie erfreut habe und dafs sie eines jungen Herrn Königs,
genannt Lasla, genesen sei. Der Bote erhält 10 fl.
1440. Am Fest Corporis Christi erhalten die Amtleute,
wie gewöhnlich, neue Röcke, die 87 fb 7 (J und 4 hl. kosten.
Die Hebammen schneiden einer im Kindbett gestorbenen
Frau das Kind lebend aus dem Leibe, so dafs es zur Taufe
kam ; sie erhalten dafür vom Rath 5 fl. zu einer Liebung *).
1441. Der Sohulklopfer der Juden wird von gefährlicher
Alchemie wegen in's Loch gelegt und vom Züchtiger durch die
Stirn gebrannt.
Herr Wigeleus vom Wolfstein fällt auf dem Rathhause in
ein „abtrafft"**) und stirbt.
Michel Wiener wird wegen eines Maulstreichs (Maulschelle)
um 5 U novi gestraft.
Markgraf Albrecht von Brandenburg hält zu Nürnberg
am Sonntag nach Martini ein Turnier, auf dem 231 Helm,
darunter drei Fürsten, und 33 Ritter erscheinen. Die Wachen,
Söldner, der Tanz auf dem Ratbhaus, das Gestühl an des Rie-
ters Haus, die Schranken, die Erweiterung des Rathhauses über
die Scheerergasse, Wein, Brod etc. verursachen dem Rath eine
Auslage von 235 U 16 [5 8 hl.
Einen Edelmann Namens Weinmar Mugkentaler läfst der
Eath zu Eichenhofen aus dem Hause nehmen und seiner Rau-
berei und anderer Verhandlung wegen mit dem Schwerte
rechtfertigen. Unter andern hatte er dem Paul Gruntherr und
dem Rathsschreiber Meister Hanns, als sie zum Römischen Kö-
nig geschickt wurden, ihre Kleider, und dem Ratbe etliche sil-
berne Becher aus einem Felleisen genommen. Seine 2 Knechte,
die mit ihm verhaftet wurden, liefs man frei.
1442. Ein Badknecht schneidet einer Frau die Zöpfe
ab und wird deshalb „hindan'' beruft (i. e. öfi'entiich ausge-
stellt unter Angabe seines Verbrechens).
*) Aehnliche Geschenke an die Hebammen aus derselben Ver-
anlassung kommen öfter vor.
**) Es ist wol „abkraft" (Entkräftung, Ohnmacht) zu lesen.
Vgl. Grimm, Wbch. I, 46- Schmeller P, Sp. 1364. D. Red.
Ein Schlosserknecht wird auch „hindan" beruft von eines
Lieds wegen, das er über etliche Meister der Stadt gemacht
hat.
Meister Conrad, ein Zimmermann, erhält vom Rath 15 fl.
für 2 Muster zu einer werfenden Bleiden*) und einer schieben-
den Leiter.
Der Rath läfst 3 heimliche Kundschafter sieben Wochen
lang in den Häusern der Stadt umgehen, „wahrzunehmen als
ihnen befohlen ist." Jeder erhält wöchentlich 7 'S alt.
1458. Der Sittich (Papagei), den der Rath dem Erz-
bischofe von Mainz verehrt und nach Aschaffenburg schickt,
kostet 50 U 12 (5 2 hl., und zwar der Sittich, den man von
Antoni Paumgartner kaufte, 25 fl., die Vergoldung des Hauses
7 fl., der Bote, der den Vogel trug, 1 fl., das Tuch um das
Vogelhaus 9 ß 4 hl., das Fafs, in das das Haus gestellt wurde,
4 p 8 hl. und das Fuhrlohn 8 ß 2 hl. **).
1482. Für die Rathsstube und die Kanzlei werden fünf
Augenspiegel***) angeschafft, „wann die Herrn der bedurffen,
sie da zu finden." Sie kosten 8 (3 4 hl.
München. Baader.
*) Steinschleuder, Wurfmaschine. Schmeller I^, Sp. 312.
D. Red.
**) Im Jahre 1460 verehrte der Rath auch der Königin von
Böhmen einen Sittich, den man gleichfalls von Antoni Paumgart-
ner um 25 fl. kaufte und der mit aller Zugehörung auf 65 <ft, novi
1 ß 11 hl. zu stehen kam. Unter den Gescheuken, die Kaiser
Friedrich bei seiner Anwesenheit zu Nürnberg im J. 1471 von der
Stadt erhielt, war auch ein Vogelhaus.
***) Brille. Grimm, Wörterb. I, 812. D. Red.
Findling.
Roma jacet : Treviris cecidit : declinat Agrippa :
Nutant Quadratae*) moenia, tecta ruunt.
At Noriberga tibi dedit aurea Juppiter aeva,
Imperii stas arx, urbibus incl3'ta spes.
1525.
Aus einem Actenbande des Nürnberger Stadtarchivs.
Lochner.
*) Quadrata, d. i. Regensburg ; s. Schmeller IP, Sp. 71.
D. Red.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. J^ 5. Mai.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Mai 1873.
Unsere Sammlungen haben in jüngster Zeit eine hübsche Be-
reicherung dadurch erhalten, dafs aus der Modellkammer der ehe-
maligen polytechnischen Schule zu München über 100 ältere Mo-
delle von Wägen, Schiffen, landwirthschaftlichen Geräthen und tech-
nischen Anlagen verschiedener Art vom kgl. bayer. Kultusministe-
rium, unter Vorbehalt des Eigenthums für die Nachfolgerin jener
Anstalt, uns übergeben worden sind.
Das Comite, welches im Herbste vorigen Jahres eine so glän-
zende Ausstellung älterer kunstgewerblicher Arbeiten im kgl. Zeug-
hause zu Berlin voranstaltet hatte, hat mit einem sehr ehrenden
Schreiben 2G0 Blätter damals aufgenommener Photographieen zu
bleibender Erinnerung an jene Ausstellung unserer Anstalt als Ge-
schenk übersandt.
Aus dem kgl. Zeughause zu Berlin ist uns im Tausche gegen
ein älteres Gewehr, das wir doppelt hatten, ein solches des 15.
Jhdts,, vom historischen Verein zu Würzburg auf ähnlichem Wege
ein solches vom Jahre 1534 überlassen worden. Der Gemeinde-
rath der Stadt Wien hat uns einen Bürgerharnisch des 16. Jhdts.
und einen Aalspiefs aus dem dortigen städtischen Zeughause zum
Geschenke gemacht.
Der unerbittliche Tod hat aus der Mitte des Verwaltungs-
ausschusses unserer nationalen Anstalt, eben während wir die letzte
Mittheilung niederschrieben, am 15. v. M. einen Mann gerissen,
dessen Verdienste um dieselbe nicht hoch genug angeschlagen
werden können. Oberstudienrath Dr. Hafsler in Ulm, der uner-
müdet Thätige , hatte einen grofsen Theil seiner Zeit und Kraft
dem germanischen Museum gewidmet, dessen Gründung er mit
betrieben und das er vom Anfang an durch seinen Rath wie durch
mannigfaches Eintreten für dasselbe, so lange der Gedanke noch
nicht allgemeine Anerkennung gefunden, wesentlich gefördert.
Insbesondere war seine Thätigkeit bei den verschiedenen Bera-
thungen zur Aenderung der Satzungen in Anspruch genommen,
deren endliche Durchführung zu allgemeiner Befriedigung und zu
allseitigem Einverständnil's in hohem Grade seinem vermittelnden
Einflüsse zu danken war.
Auch V. Karajan, k. k. Regierungsrath und I. Gustos der
k. k. Hofbibliothek zu Wien, der vor Kurzem erst aus dem Ver-
waltungsaussohusse geschieden, innerhalb dessen er sich so aner-
kennenswerthe Verdienste um Förderung des Museums erworben,
ist, in jüngster Zeit vom Tode abgerufen, unserem Gelehrtenaus-
schusse entrissen worden, wie auch früher Prof. W. Menzel in
Stuttgart, dem gleichfalls manche Förderung des Museums zu
danken war.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Distriktsgemeinden : Altdorf. 10 fl. Griesbach. 10 fl.
Kempten. 20 Ü. Kulmbach. loa. Ochsenfurt. 10 fl. Rotthalmünster.
10 fl.
Von Privaten: Betzingen. W. Gminder, Fabrikant, 1 fl. ;
E. Knapp, Fabrikant, 1 fl. Cleve. Frhr. Adolph von Wittgen-
stein, Oberförster, 1 fl. 45 kr. Dachau. Ed. Horhammer, Malz-
fabrikant, 1 fl. ; Gust. Medicus, k. Hauptmann ä la suite u. Fabrik-
besitzer, in Deutenhofen 3fl. ; Mich. Scharl, Kaufmann, 1 fl. Det-
mold. Böhmer, Pastor, 1 fl. 10 kr. ; Heinrichs, Consistorialrath, 1 fl.
lOkr. ; Quentin, Medizinal-Assessor, 1 fl.45kr. ; Dr. med. Rohden,
1 fl. 10 kr. Hermannstadt. Friedr. Czekelius, Professor, 1 fl. 10 kr.;
Pauline Herbert, Professorsgattin, 1 fl. lOkr. ; Dr. Karl Reifsenber-
ger, Lehrer an der evang. Mädchenschule A. B., 1 fl. 10 kr. Krum"
bach. Jaud, k. Landrichter, 1 fl. 30 kr. Metz. Prinz Philipp von
Arenberg, Durchl., 1 fl. 45 kr. ; Friedhoff, Bankvorstand, 1 fl.
45kr. ; Goldschmidt, Oberpostinspektor, 1 fl. 45 kr. ; Kleber, kais.
Landgerichtsrath , 1 fl. 45 kr. ; Meurer, Polizeidirektions- Assessor,
1 fl. 45 kr. ; Dr. Rogg, Oberstabsarzt, 1 fl. 45kr. ; Schmidt, Kreis-
direktor, Ifl. 45kr. ; Ströser, Advokat-Anwalt, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Wolf,
Lycealprofessor, 1 fl. 45 kr. Nürnberg. Ferd. Ebentheuer, Farben-
fabiikant, Ifl. 30 kr. ; F. W. Langenbach, Graveur, Ifl. Reutlin-
gen. A. Harter, Bankdirektor, 2 fl. ; W. Kampe, Bankdirektor, 2 fl.
Werneck. Jacobi, k. Oberförster, 1 fl. ; Ferd. Adalb. Reindel, k. Ver-
walter, Ifl.; Kilian Schneider, Apotheker, 30 kr. ; Wunderlich,
Buchhalter, 30 kr. Worms. Dr. Bender, Mitprediger, Ifl.; Max
Heyl, Rittmeister a. D. , 5 fl. ; Landmesser, Lehrer, Ifl.; Friedr.
Schön, Fabrikant, 5 fl.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten: Hannover. Graf von Eulenburg, Oberpräsi-
dent der Prov. Hannover, Exe, 17 fl. 30 kr.
ünsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 6890—6899.)
Cöln. Voigtl, Dombaumeister: Krappe von Sandstein vom
Cölner Dom. — Ellingen. Schneider, Pfarrverweser: 1 ägypti-
sche und 3 römische Kupfermünzen, gefunden bei Ellingen. —
München. Gedon, Bildliauer : Ornamentierter Dachziegel vom Be-
ginn des 19. Jhdts. — Nürnberg. R. Bergan, Professor: Glocken-
zug von alter Posamentierarbeit. S. Pickert, Antiquar: 7 per-
sische Silbermünzen ältei-er Zeit. 31 kleinere Silbermünzen vom
13.— 16. Jhdt. L. H. Riefle, Installateur: 3 grünglasierte ver-
zierte Ofenkacheln vom 17. Jhdt. — Würzburg. F. Kneis: St. Bar-
bara, Holzfigur von T. Riemenschneider.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 29,821—29,958.)
Admont. P. Jak. Wichner, Stiftsarchivar: Ders., d. Biblio-
thek d. Abtei Admont. 8. — Basel. Universität: Bernoulli, d. Lu-
zernerchronik des Melchior Ruls. 1872. 8. Frey, d. heil. Severinus.
1872. 8. Progr. Kinkelin, d. Bevölkerung des Kantons Basel-Stadt
am 1. Dez. 1870. 1872. 4. Berichte des Sanitäts-Collegiums von
Basel-Stadt v. J. 1870. 1872. 8. Nebst 17 weitern akademischen
Gelegenheitsschriften. 1871 u. 1872. 4. 8. — Berlin. M. Pereis:
Die deutsche Schaubühne; 13. Jhg., H. 1 u. 2. 1873. 8. Dr. F.
Piper, Univers. -Professor : Ders., das christl. Museum der Univers,
zu Berlin, sein Zuwachs in den J. 1871, 1872. 4. — Detmold. H.
von Donop, Hauptmann: Oudart, catalogue des montres ancien-
nes et curieuses etc. 1866. 8. — Dresden. K. sächs. Staatsre-
gierung: Codex dipliimaticus Saxoniae regiae ; II. Haupttheil,
4. Bnd. 1873. 4. — Freiburg I. Br. Kirchlich -histor. Verein
der Erzdiöcese Freiburg : Ders., Freiburger Diöcesan-Ar-
139
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
140
chiv; 7. Bnd. 1873. 8. — Graz. L. Beckh-Widmans tetter,
k. k. Oberlieutenant: Ders., d. Grabmal Leutold's von Wildon in
d. Stiftskirche zu Stainz u. d. Siegel der Wildoner. 4. Sonderabdr.
Dr. N. Kohn: Ders., der angebliche Yotiv- Altar des Tribunen
Scudilo. 1873. 8. S teiermärkischer Verein zur Förde-
rung der Kunst-Industrie: Ders, Rechenschafts-Bericht über
d. Vereinsjahr 1872. 1873. 4. — Halle a. S. Dr. E. Dümmler,
Univers.-Professor : Ermenrici epistola ad Grimoldum archicapella-
num, ed. Duemmler. 1873. 4. — Hanau. Direktion des k. Gym-
nasiums: Duncker, d. Freiherr vom Stein u. d. deutsche Frage
auf d. Wiener Congresse. 1873. 8. — Magdeburg. Verein f. Ge-
schichte u. Alterthumskunde des Herzogth. und Erz-
stifts Magdeburg: Ders., Geschichts - Blätter ; 8. Jahrg., 1873,
1. Heft. 1873. 8. — München. R. v. Ziebland, k. Olierbaurath :
Zeiller, itinerarium Italiae. 16-10. 2. Britton, the history and anti-
quities of the metropolitical church of York. 1819. 4. Britton, the
history and antiquities of the metropolitical church of Canter-
bury. 1821. 4. Pugin, specimens of Gothic architecture ; vol. I. II.
4. Pugin, details of ancient timber houses. 1836. 4. Pugin, de-
signs for iron and brass work, 1836. 4. Pugin, Gothic furniture in
the style of the 15. Century. 1835. 4. Pugin, designs for gold and
silversmiths. 1836. 4. Transactions of the royal Institute of Bri-
tish architects ; vol. I, p. 2. 1842. 4. Britton, the history and an-
tiquities of the see and cathedral church of Norwich. 1816. 4.
Britton, the history and antiquities of the cathedral church of Ox-
ford. 1821. 4. Winkles, Frcnch cathedrals. 1837. 4. Winkles, ar-
ehitectural and picturesque illustrations of the cathedral churches
of England and Wales; vol. I. II. 1836 u. 38. 8. Ingram, memo-
rials of Oxford ; vol. I. II. Heideloff, d. Ornamentik des Mittel-
alters ; 3 Bnde. 4. Heideloff, d. kleine Altdeutsche; I.— III. Curs.
lt:49 — 52. 8. Heider, Eitelberger u. Hieser, mittelalterl. Kunst-
denkmale d. österr. Kaiserstaates; 2 Bnde. 1858 — 60. 4. Boisseree,
Denkmale d. Baukunst vom 7. bis zum 13. Jahrh. am Nieder-Rhein.
1833. Iinp. 2. Springer u. v. Waldheim, Oesterreichs kirchl. Kunstdenk-
male der Vorzeit; Lief. 1 u. 2. 1856. 2. Puttrich, Denkmale der
Baukunst des Mittelalters in Sachsen ; Abth. I u. II. 1^41. 2.
Schimmel, die Cistercienser- Abtei Altenberg bei Cöln. Imp. 2.
Denkmale deutscher Baukunst des Mittelalters am Ober- Rhein;
1. — 3. Lief. 1825. gr. 2. Kopp, Beitrag zur speziellen Darstellung
des spitzbogigen Baustyls ; 1. u. 2. Heft. 2. Aufl. 1839. gr. 2. Pe-
zolt, Schätze der mittelalterl. Kunst aus Salzburg. Imp. 2. Eggert,
Sammlung gothischer Verzierungen, gr. 2. Schmidt, römische,
byzantin. u. german. Baudenkmale in Trier u. seiner Umgebung;
1.— 4. Lief. 1836 — 43. Imp. 2. u. 4. Thrän, Denkmale altdeut-
scher Baukunst, Stein- u. Holzsculptur aus Schwaben ; 1. — 3. Heft.
1846. Imp. 2. Geier u. Görz, Denkmale romanischer Baukunst am
Rhein; 1.— 3. Lief. 1846. Imp. 2. Zur Architektur u. Ornamentik
des deutschen Mittelalters. Imp. 2. Barthol. Zeitblom u. seine Al-
tarbilder auf dem Heerberge. 1845. Imp. 2. Bock, d. monumen-
tale Rheinland; Lief. 1 — 4. 1867 — 69. Imp. 2. Eggert, d. Glas-
gemälde der neuerbauten Mariahilf-Kirche in d. Vorstadt Au zu
München. Imp. 2. Jobst u. Leimer, Sammlung mittelalterl. Kunst-
werke aus Ocsterreich; Bnd. I, 1.— 8. Heft. 1861. Imp. 2. Atlas
kirchlicher Denkmäler des Mittelalters im Österreich. Kaiserstaate.
Imp. 2. V. Minutoli, Denkmäler mittelalterl. Kunst in den bran-
denburg. Marken ; I. Th. 1. u. 2. Lief. 1836. gr. 2. Iloff'stadt, Gothi-
sches A.B.C.Buch; 1 — 7. Lief. 1840-63. Imp. 2. Mittelalterliche
Baudenkmale in Schwaben; Heft 1 — 7. 1856—67. gr. 2. Moller,
Denkmäler der deutschen Baukunst, fortges. v. Gladbach; III. Th.
2. Moller, Denkmäler der deutschen Baukunst; I. Theil. gr. 2.
Moller, die Kirche der heil. Elisabeth zu Marburg, gr. 2. Moller,
die Kirchen des heil. Georg zu Limburg u. des heil. Paulus zu
Worms, gr. 2. Moller, der Münster zu Freiburg i. Br. gr. 2.
Kunst-Denkmäler in Deutschland; 1. — 6. Heft. 1814 — 45. 4. Die
mittelalterl. Baudenkmäler Niedersachsens; 1. — 15. Heft. 1856 — 69.
4. Cantian, ehernes Grabmal des Erzbischofs Ernst v. Magdeburg
in d. Domkirche zu Magdeburg. 1822. qu. 2. Döbner, d. ehernen
Denkmale Hennebergischer Grafen von P. Vischer. 1840. 2. Roth-
bart, das Luther- Zimmer auf der Veste Coburg. 1845. qu. 2.
Schulcz, Denkmäler der Baukunst; I. Heft. 1869. 2. Heideloff,
architektonische Entwürfe; 1. u. 2. Heft. 1850. qu. 2. u. 8. Hei-
deloff, die Bauhütte des Mittelalters in Deutschland. 1844. 4. Hei-
deloff u. Wrankmore, Abbildung der kathol. Kirche zu Leipzig.
1847. 8. Ghillany u. Heideloff, d. deutsche Adler u. die deutsehen
Farben. 4. Hensoldt, die neue Stadt-Pfarr-Kirche in Sonneberg.
1845. 8. Hundeshagen, Kaiser Friedrioh's I. Palast in der Burg
zu Gelnhausen. 1832. 2. Ungewitter, Vorlegeblätter fiir Ziegel-
u. Steinarbeiten, gr. 2. Kallenbach, Atlas zur Geschichte d. deutsch-
mittelalterlichen Baukunst. 1847. qu. 2. Ungewitter, Vorlegeblät-
ter für Holzarbeiten, gr. 2. Bötticher, die Holzarchitectur des
Mittelalters. 1837. 2. Grueber, vergleichende Sammlungen für
christl.-mittelalterl. Baukunst; 2 Thle. 18:J9— 41. 2. Grueber, die
Kaiserburg zu Eger. 1864. 4. v. Hefner, Trachten des christlichen
Mittelalters; 1. — 3. Abth. 4. Murphy, über die Grundregeln der
gothischen Bauart. 4. Heideloff, d. Kunst d. Mittelalters in Schwa-
ben; 1.-8. Lief 1855—64. 4. Heideloff, Muster- Werke für den
Drechsler; I. Heft. 1851. 4. Heideloff, Muster-Werke für den Haf-
ner, Töpfer etc.; 1. Heft. 1851. 4. Heideloff, Muster-Werke für
den Zimmermann; Heft 1. 2. 1851. 4. Kallenbach u. Schmidt, d.
christliche Kirchen -Baukunst des Abendlandes. 1850. 4. Müller,
Beiträge zur teutschen Kunst- u. Geschichtskunde. 2 Aufl. 1837. 4.
Mithoff, Kirchen u. Kapellen im Königr. Hannover; 1. Heft. 1865.
4. Roriczer, d. Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit. 1845. 4.
Büsching, das Schlos der deutschen Ritter zu Marienburg. 1823.
4. Veihandlungen des Vereines f. Kunst u. Alterthum in Ulm;
1. 2. Bericht. 1843—46. 4. Harrer, Chorgestühl der Kathedrale
zu Freising ; 1.— 3. Heft. 1847—48. kl. 4. Kallenbach, Album mit-
telalterl. Kunst; 2. u. 3. Heft. 1847. qu. 4. Mittelalterliche Ver-
zierungen Englands u. Frankreichs. 1842. qu. 4. Knight, über d.
Entwickelung der Architektur vom 10. — 14. Jahrh. unter den Nor-
mannen. 1841. 8. Kallenbach, chronolog. Formenfolge der altdeut-
schen Baukunst. 1847. 8. Eberlein u. Grünewald, d. Werkzeichner.
8. Bock, Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters. 8. Mothes,
Geschichte der Baukunst und Bildhauerei Venedigs ; 2 Bde. 1859
u. 60. 8. Caveda, Geschichte der Baukunst in Spanien. 1858. 8.
Kugler, Geschichte der Baukunst; Bnd. IV, 1. 2. 1867. 8. Beyer
im Hof, die Renaissance- Architektur Italiens ; 'I. Samml. 1870. 8.
Krieg v. Ilochfelden, Geschichte der Militär-Architektur in Deutsch-
land. 1859. 8. Nohl, Tagebuch einer italienischen Reise. 1866. 8.
Ansichten v. Spanien ; I— IV. 1835—38. 8. Busch, Vorschule der
darstellenden Geometrie. 1846. 8. — Nürnberg. Engelhardt,
Rechtsrath: Wir sind frey ! 1814. 8. Acht deutsche Lieder. 1841.
8. — Strassburg. Societe pour la conservation des mo-
numents historiques d'Alsace: .Dies., bulletin ; II. ser., VIII.
tome, 2. livr. 1S72. 8. — Tübingen. Dr. A. v. Keller, Univers.-
Professor: Verzeichnis der Vorlesungen etc. 1873. 4. — Veitshöch-
helm. Georg Karch, Pfarrer u. Dechant : Ders., d. Legende der
heil. Bilhildis. 1870. 4. Ders., d. Räthselbilder an der Bronzethüre
zu Aucsburg. 1870. 4. Ders., d. Portale der alten Sigisraund-Ka-
pelle zu Oberwittighausen. 1872. 4. — Venedig. Istituto Veneto
di scienze, lettere ed arti: Dass., raemorie etc., vol. XVII,
2. 4. — Wien. Dr. Ernst Edler von Hartmann-Franzens-
huld: Ders., Sonnenblumen. 1868. 8. Dr. Joh. von Hoffin-
ger: Ders., Prinz Eugen, d. edle Ritter. 8. v. Helfert, der Wiener
Congrefs. 8. v. Hoffinger, Österreich. Ehrenhalle ; (I.). 8. v. Hof-
finger, d. fürstl. u. gräfl. Haus Dietrichstein. 1866. 8. v. Hoffin-
ger, Dr. Joh. Nep. Ehrlich. 1S66. 4. v. Hoffinger, zur Erinnerung
an Wilh. R. v. Ilaidinger. 1873. 8. v. Iloffinger, von der Univer-
sität. 1869. 8. Jacob Klier. 8. Sonderabdr. D r. Fr anz K ü rsc h -
ner: Ders., Herzog Rudolph's IV. Schriftdenkmale. 4. Sonderabdr.
— Winzingen (Pfalz). Ungenannter: Heideloff, die Ornamentik
des Mittelalters; Bnd. 1 — 4. 4. Lange, der Rhein u. die Rhein-
lande; 2 Bnde. 1845 u. 47. 8. — Zwicitau. Ottomar Fiedler,
Stadtrath; Ders., Geschichte d. deutsch. Feuerlösch- u. Rettungs-
Anstalten. 1873. 8.
III. Für das Arcliiv.
(Nr. 4316—4321.)
Detmold. Hugo Freih. v. Donop, Flügeladjutant Sr. Durch-
laucht, des Fürsten v. Detmold: Verzeichnifs von Briefen, welche
141
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
142
von Jörg Meminger, Pfleger zu Dobra, an Hans Wolfsperger, Pfle-
ger zu Hachsperg, und an Wolf Temp auf Befehl Nikiaus Rau-
bers aus der Truhe zu Dobra herausgegeben worden sind. 1521.
Urkundenb. Entscheid Kaiser Ferdinand's III. an Ernst, Grafen
zu Ysenburg, und Friedrich Kasimir, Grafen zu Hanau, die Klagen
der Unterthanen des Spielberger und Grünauer Gerichts betr.
1656. Pap.-Abschr. Brief Peter Philipps, Bischofs zu Bamberg und
Würzburg, und Christian Ernsts, Markgrafen zu Brandenburg, an
Friedrich, Herzog zu Sachsen, die Angelegenheiten des Herzogs
von Lothringen betr. 1676. Pap.-Orig. Etat der kurfürstlich näch-
sischen Armee, wie selbige mense Junii 1786 effective besteht.
Akten. — Framersheim (Rheinhessen): Wilhelm Flegler, Pfarr-
vikar: Kaufbrief des Jocelinus de Urnavasio an Johannes, den Kir-
chenvorstand zu Narres im Kant. Wallis, und dessen Erben, (iber
drei Mahd Wiesen. 13i7. Perg. von Gemming, Obrist : Regi-
ster über den Verkauf der hinterlassenen Habe der Frau Magda-
lena, Hektor Pömer's ehelichen Hausfrau, von den Vormündern
zum Besten der vier Pömer'schen Kinder veranstaltet. 1629. Akten.
Chronili der historischen Vereine.
Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
III. Jahrg. Nr. 4. Wien, April 1873. 4.
Regesten, Grabschriften und Notizen zur Genealogie und Ge-
schichte der Herren von Zelking, gesammelt von Friedrich Kern.
— Fortsetzungen.
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereins der DiözeseSeckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 5.
Graz. 8.
Planeta plicata. — Kirohenfenster.
Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft
in Wien. III. Band. Nr. 3 u. 4. Wien, 1873. 8.
Geologischer Bericht über den Brüxer Schädel und über wei-
tere Funde der Brüxer Gegend. Vortrag von Dr. J. Woldrich.
— Eine Opferstätte bei Raigern in Mähren. Von Dr. Heinrich
Wankel.
Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urge-
schichte. Fünfter Jahrg. 1873. — Heft I. Berlin. Verlag von
Wiegandt u. Hempel. 8.
Ueber niederländische Alterthümer. Von E. Friedel. (Mit 1
Taf. Abb.)
Ge schi cht s-Blätt er für Stadt und Land Magde-
burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Mag-
deburg. 8. Jahrg. 1873. 1. Heft. Hrsg. von Dr. F. Geisheim.
Magdeburg , 1873. Verlag der Schäfer'schen Buchhandlung (A.
Rüdiger). 8.
Die Entstehung der Stadt Burg. Von Pastor F. Winter. —
Zur Frage über die Abkunft des Erzbischofs Dietrich von Magde-
burg (1361 — 67). Von Dr. Ludw. Götze. — Beiträge zur Ge-
schichte des Altstädtischen Gymnasiums zu Magdeburg. Von Dr.
Holstein. — Die Willküren der Stadt Schönebeck. Von Pastor
F. Winter. — Die Französische und die Pfälzer-Colonie in Mag-
deburg zu Anfang des 18. Jahrh. Von Dr. Götze. — Zwei bis-
her ungedruckte Handschriften zu der Geschichte der Neustadt bei
Magdeburg etc.
Organ für christliche Kunst, hrsg. u. redigirt von J.
van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kunstvereins
für Deutschland. Nr. 7 u. 8. — Köln, 1. u. 15. April 1873.
XXIII. Jahrg. 4.
Die heilige Familie. Von B. Eckl. — Fortsetzungen.
Bulletin de la Societe pour la conservation des
Monuments historiques d'Alsace. Ile Serie. — T. VIII.
— 2e livraison. Strasbourg. 1872. gr. 8.
La Chronique strasbourgeoise de Jean-Jacques Meyer, par M.
Rodolphe Reuss.
Vorgeschichtliche Steindenkmäler in Schleswig-Holstein. Zwei-
tes Heft. Als XXXIII. Bericht der vormaligen Schleswig-
Holstein-Lauenburg ischen Gesellschaft für die Samm-
lung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer. Mit
3 lithogr. Tafeln und 3 Holzschnitten. Kiel, 1873. 4.
Die Hauptversammlung des Hansischen Geschichts-
vereins und des Harzvereins für Geschichte und Alter-
thumskunde zu Braunschweig findet am 3., 4. u. 5. Juni d. J.
statt; (wenn unsere Leser dieses Blatt erhalten, wird freilich die Ver-
sammlung sehr wahrscheinlich bereits der Vergangenheit ange-
hören). Auf den 3. Juni ist gemeinschaftliche Sitzung beider Ver-
eine angesetzt. In derselben hält Stadtarchivar Hänselmann einen
Vortrag über Braunschweigs Beziehungen zu den Harz- und See-
gebieten und wird die Anlage eines Generalrepertoriums der ge-
sammten Geschichtsliteratur des Harzes besprochen. In einer wei-
tern Sitzung vom 4. Juni bringt Prof. Constantin Uhde einen Vor-
trag über die Geschichte des Profanbaus in Braunschweig.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
14) Handbuch der historischen Chronologie des deut-
Hannover, Hahn'sche Hofbuchhandlung. 1872. IV und
200 Stn. gr. 8.
Seit Mabillon, welcher die Vorbedingungen des Urkundenstu-
schen Mittelalters und der Neuzeit von Dr. H. Grotefend. diums nach allen Seiten hin feststellte, sind insbesondere auch auf
143
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
144
dem Gebiete der geschichtlichen Zeitrechnung eine Reihe von
Werken veröffentlicht worden. Obschon jener grofse Forscher in
dem zweiten Buche seines berühmten Werkes „De re diplomatica",
den nächsten praktischen Zweck im Auge behaltend, seine Unter-
suchungen auf die beiden ersten fränkischen Monarchieen und den
Anfang des kapetingischen Königshauses beschränkte, so sah er
sich dennoch genöthigt, dieselben auf wissenschaftliche Thatsachen
der mathematischen Chronologie zurückzufuhren. Nur so war es
möglich, die verschiedenen Zeitrechnungen, welche sich während
der genannten Epoche unausgesetzt durchkreuzten, unter sich aus-
zugleichen und in gegenseitige üebereinstimmung zu bringen.
Die späteren Bearbeiter des Faches mufsten nothwendig auf
dem vorgezeichneten Wege beharren und dahin trachten die all-
gemeinen Gesetze auf die Chronologie einzelner Zeiträume und
Länder in praktischer Weise anzuwenden. In Frankreich dehnten
die fleifsigen Benediktiner, den Spuren ihres Meisters folgend,
ihre Forschungen und Sammlungen weiter aus und bereiteten so
das grofse Werk vor, welches unter dem Titel : L'art de verifier
les dates des faits historiques etc. schon in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts zum ersten Male erschien, aber erst in der vierten
Ausgabe, zu Anfang des gegenwärtigen, zum Abschlüsse gelangte.
Die deutschen Forscher giengen zunächst darauf aus, je nach
ihrem Standpunkte, einzelne Zweige des reichen Materials für den
Gebrauch zugänglich zu machen. Zunächst erläuterte der um die
Aufhellung des deutschen Alterthums hochverdiente Haltaus in
seinem Calendarium medii aevi praecipue germanicum die Geschichte
des Jahres, der Monate und ihrer einzelnen Tage in vortrefflicher
Weise. Er wufste zugleich sein kleines, aber inhaltreiches Buch
durch die Verflechtung zahlreicher Notizen aus dem kirchlichen
und bürgerlichen Leben des Volkes eben so anziehend als lehr-
reich zu machen. Nach ihm bearbeiteten Rabe, Bellandi und Hell
chronologische Hülfsmittel, die auf längere oder kürzere Zeit in
Gebrauch blieben ; Gatterer schrieb einen Abrifs der Chronologie,
Heinrich Waser ein sehr gründlich angelegtes, aber unbequem ein-
gerichtetes „historisch-diplomatisches Jahrzeitbuch". Erst dem ver-
dienstvollen Anton Pilgram indessen gelang es, in seinem Calen-
darium chronologicum medii potissimum aevi monumentis acco-
modatum ein Buch zu liefern, in welchem die wissenschaftlichen
und praktischen Anforderungen in eine fal'sliche Verbindung ge-
bracht waren. Indem er die damals bekannten wissenschaftlichen
Ergebnisse und insbesondere das in der Art de verifier les dates
und bei Haltaus gesammelte Material sorgfältig benutzte , wul'ste
er neben genügender Vollständigkeit zugleich eine verhältnifs-
mäfsige Begrenzung der einzelnen Theile zu erreichen, wie sie
kaum in irgend einem Werke vor ihm zu finden war.
Pilgram's Buch war für seine Zeit das chronologische Haupt-
werk, das in alle Archive Eingang fand, und ist, seiner ganzen
Anlage nach, noch bis jetzt ein höchst brauchbares Hülfsmittel
geblieben, obgleich genauere Forschung und Erfahrung Berichti-
gungen und Ergänzungen nothwendig gemacht haben. Helwig,
obschon er sich unabhängig von ihm zu stellen suchte, konnte ihn
gleichwohl nicht erreichen ; die übrigen Bearbeiter der auf das
deutsche Mittelalter angewendeten Zeitrechnung aber von Zinker-
nagel bis auf Weidenbach haben ihn mehr oder weniger zu ihrem
Vorbilde genommen. Mittlerweile ist der chronologische Stoff'
durch gründliche Forschungen über einzelne Länder und Völker
in hohem Grade angewachsen ; wir besitzen aul'serdem neben
Brinkmeier's „praktischem Handbuch der historischen Chronologie
aller Zeiten und Völker" in der neuesten Ausgabe der „Art de
verifier les dates", in Ideler's „Handbuch der mathematischen und
technischen Chronologie", sowie in Matzka's „Chronologie in ihrem
ganzen Umfange" allgemein wissenschaftliche Werke des gediegen-
sten Inhalts, welche dem Forscher für einzelne Fälle stets zur
Aushülfe und Belehrung dienen können.
Wenn nun nach so vielfacher Behandlung des Gegenstandes
und bei reichlich angewachsenem Stoffe ein neues Handbuch der
Chronologie für unmittelbar praktische Zwecke hervortritt, so sind
ihm die Grundlinien seines Verfahrens ziemlich bestimmt vorge-
zeichnet. Es darf sich nicht mehr mit weitläufigen Erörterungen
und Untersuchungen befassen. Die allgemeinen Grundformen
müssen als feststehende Thatsachen behandelt, die Regeln ihrer
Anwendung aber zu durchsichtigem Verständnifs gebracht sein.
Ueberall ist möglichste Kürze mit Genauigkeit und Schärfe der
Begriffe und Bestimmungen festzuhalten. Wir haben anzuerken-
nen, dafs der Verfasser des vorliegenden Buches sich dieser Auf-
gabe vollkommen bewul'st gewesen ist.
Sein Inhalt zerfällt zunächst in die Berechnungen des alten
und in diejenigen des neuen Stils. In dem ersteren Theile wer-
den der Reihe nach behandelt: das julianische Jahr, Ostercyclus,
Sonnencyclus und Sonntagsbuchstabe, Mondcyclus und goldene
Zahl, Ostern, Epakten, claves terminorum u. s. w., Indiction, die
wichtigsten Acren, Jahresanfang, Tagesbezeichnung und Tagesein-
theilung, und zwar die letzteren Abschnitte in sehr einläl'slicher
und erschöpfender Weise. Die auf den neuen Stil bezüglichen
Unterabtheilungen sind: Vorgeschichte, Reform der Nachtgleichen
und Ausschaltung, Reform der Mondberechnungen und Epakten,
Einführung des gregorianischen Kalenders und Revolutionskalen-
der. Daran reihen sich auf eilf Tafeln die sorgfältig und zweck-
mäfsig ausgearbeiteten Berechnungen über die wichtigsten der
in den vorausgegangenen Abschnitten behandelten Zeiteintheilun-
gen, beginnend mit den Sonntagsbuchstaben alten Stils u. s. w.
Zwei nachfolgende Tafeln enthalten die Regierungsjahre der Kai-
ser und Päpste. Es folgen sodann ein lateinisches und ein deut-
sches Glossar, ein Heiligenverzeichnifs, ein Verzeiohnifs von Bis-
thümern, eine Uebersicht der beweglichen Feste, die Osterfeste
von 500 bis 2000 und der römische Kalender.
Wenn wir nun die in Behandlung des allgemeinen Thciles
beobachtete Sparsamkeit vollkommen billigen, wenn wir nament-
lich die ebenmälsige Verhältnifsmäfsigkeit der einzelnen Gliede-
rungen als besonders gelungen hervorzuheben haben, so möge
an diesem Orte die Bemerkung gestattet sein, dafs wir nur in
den beiden Glossarien hie und da die wünschenswerthe Bestimmt-
heit und auch diejenige Ausführlichkeit vermifst haben, die ohne
ungebührliche Anschwellung des Materials nach unserer Meinung
immerhin stattfinden könnte.
Das Buch des Herrn Verfassers hat bereits den Weg in viele
Hände gefunden und wird sich noch weiterer Verbreitung zu er-
freuen haben. Die übersichtliche Anlage des Ganzen, die treffliche
Behandlung einzelner Abschnitte, die Leichtigkeit der Zurechtfin-
dung und selbst die Bequemlichkeit des gewählten Formates las-
sen dieses erwarten. A. F.
15) DerTodtentanz in derMarienkapelle zu Lübeck.
Nach einer Zeichnung von C. J. Milde, mit erläuterndem
145
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
146
Text von Prof. W. Mantels. Lübeck. 1866. H. G. Raht-
gens. qu. 2.
Der „Anzeiger" pflegt, entsprechend seiner Bestimmung, nur
die neuesten Erscheinungen der deutsch-historischen Literatur zur
Besprechung zu bringen, und die Redaktion wäre froh genug,
wenn sie nur für die werthvollsten dieser Erscheinungen immer
Besprecher fände. Um so mehr bedarf sie der Entschuldigung,
wenn sie diesmal eine aus dem Jahre 1866 datierende Schrift jetzt
noch zur Anzeige gelangen läfst.
Zwei Gründe sind es, die zu dieser Ausnahme uns veranlafs-
ten. Der eine, dafs die Milde-Mantels'sche Schrift, bei unverkenn-
barem Werthe, öffentliche Beachtung kaum gefunden hat, und der
andere, dafs dieselbe durch eine Gegenschrift: „Der Lübecker Todten-
tanz. Ein Versuch zur Herstellung des alten niederdeutschen Tex-
tes von Dr. Herrn. Baethcke. Berlin, Calvary 1873." neue Bedeu-
tung erlangt hat. Die letztgenannte Schrift steht uns leider nicht
zur Verfügung, und wir müssen uns daher beim Besprechen des
Milde'schen Todtentanzes, auf einfache Berichterstattung uns be-
schränkend, der Führung des Hrn. Prof. Mantels, insbesondere
seiner Ausführung in den Gott. gel. Anz. vom 7. Mai d. J., über-
lassen.
Was die allgemeine Bedeutung des Todtentanzes betrifft, so
genügt eine Hinweisung auf die Schriften von Lübke , Malsmann
und Wackernagel. Der Lübecker Todtentanz stammt einer unver-
bürgten (obwohl nicht unglaubhaften) Tradition zufolge aus dem
Jahre 1463. Das Kostüm deutet eher auf ältere als auf jüngere
t Zeit. Nach verschiedenen Restaurationen , die das Bild erfah-
ren, wurde es 1701 von einem Maler Wortraann auf Leinwand
übertragen, und dieses Gemälde ist das noch jetzt existierende.
Was aus dem frühern geworden, ist unbekannt. Wenn Hr. Pro-
fessor Mantels glaubt, dieses sei kein Mauer-, sondern ein Holz-
tafelgemälde gewesen, so können wir seiner Ansicht nicht beistim-
men, um so weniger, als die beigebrachten Beweise doch kaum
in's Gewicht fallen.
Zur altern Geschichte des Gemäldes dienen als Hauptquelle
von Melle's „Gründliche Nachrichten von Lübeck" (1713). Dieser
theilt auch die ursprünglich unter den Figuren angebracht gewe-
senen niederdeutschen Verse mit, während die jetzigen hochdeutsch
sind. Um die Herstellung des richtigen Textes nun handelt sich
der Streit, der sich zwischen Mantels und Baethcke entsponnen
hat. Doch ist nicht vom Wortlaut die Rede, sondern nur von
der Strophenfolge. Wir dürfen uns über diesen Punkt ein Urtheil
nicht erlauben, da das nöthige Material uns nicht vorliegt, und
enthalten uns um so lieber eines solchen, als Prof. Mantels Aus-
sicht gegeben hat, zur Aufklärung über die Geschichte des Lü-
becker Todtentanzes und zur Richtigstellung des ursprünglichen
Textes zu demselben für unsere Zeitschrift nächstens neue Bei-
träge zu liefern. H.
16) Frankfurts Reichscorresp ondenz nebst anderen ver-
verwandten Aktenstücken von 1376—1519. Herausgegeben
von Dr. Johannes Janssen, Professor der Geschichte
zu Frankfurt am Main. Zweiter Band. Aus der Zeit Kai-
ser Friedrich's IIL bis zum Tode Kaiser Maximilian's I.
1440—1519. Erste Abtheilung. Aus der Zeit Kaiser Fried-
rich's III. bis zur Wahl König Maximilian's I. 1440 — 1486.
Freiburg im Breisgau. Herder'sche Verlagshandlung. 1866.
XL. 446 Stn. Zweite Abtheilung. Aus der Zeit Kaiser
Maximilian's I. 1486—1519. Freiburg u. s. w. 1872. Seite
447 bis 1002.
Auf die Wichtigkeit des vorliegenden Werkes ist in unserem
Blatte schon bei der Anzeige des im Jahre 1863 erschienenen
ersten Bandes, der die Zeit König Wenzel's bis zum Tode König
Albrecht's II., 1376 — 1439, behandelt, genügend hingewiesen wor-
den (Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit X, 1863, S. 273 —
74). Indem wir getiau an das dort abgegebene Urtheil anknüpfen,
erübrigt uns nur, unsern Lesern den in dem zweiten Bande hinzu-
gekommenen Stoff in einem, nach der Zeitfolge geordneten Ueber-
blicke vorzuführen. Sie mögen daraus ermessen, welcher Reich-
thum von geschichtlichen Thatsachen ihnen durch das ganze Werk
überhaupt dargeboten ist.
Der zweite Band beginnt mit verschiedenen Aktenstücken,
welche sich auf die Wahl Kaiser Friedrich's III. im Jahre 1440
und seine spätere Anwesenheit in Frankfurt beziehen. Unter den-
selben sind die „ausführliche Archivnote über die Wahl König
Friedrich's III. und die derselben vorausgegangenen Verhandlun-
gen des Raths zu Frankfurt mit den Kurfürsten, insbesondere dem
Burggrafen Heinrich von Plauen als Abgeordneten Böhmens betr.,"
sowie die „polizeilichen Verordnungen und Sicherheitsmafsregeln
des Raths zu Frankfurt bei der Ankunft des Königs Friedrich
und der Fürsten u. s. w." besonders anziehend. Ein anderer Kreis
von Briefen dreht sich um die K^rönung zu Aachen. Aehnliche
Mittheilungen erfolgen über den Tag zu Nürnberg im Jahre 1444.
Ganz besonders reichhaltig und belehrend aber ist der Briefwech-
sel, welcher sich entspann , als im Jahre 1461 das Streben Georg
Podiebrad's von Böhmen nach der deutsch -römischen Kaiserkrone
deutlich hervorgetreten war. Er nimmt seinen Anfang mit dem
Schreiben Dietrich's von Mainz, Friedrich's von der Pfalz und Fried-
rich's von Brandenburg an Friedrich III., worin sich diese Fürsten
offen und rücksichtslos über die erbärmliche Lage des Reichs und
die Fahrlässigkeit des Kaisers beklagen. Als wichtige Zwischen-
ereignisse spielen einestheils die Verwickelungen, welche die Ent-
setzung Dietrich's von Mainz herbeiführten, anderntheils die Reichs-
fehde wider Ludwig von Bayern. Die Verhandlungen über die
letztere, an welcher namentlich der Markgraf Albrecht Achilles
von Brandenburg eifrig schürte, gehen noch in die folgenden Jahre
hinüber. Es ist das Bedeutsame dieser Zeit, und zeugt nament-
lich von der grofsen politischen Bedeutung der Städte, dafs ihre
Schreiben, Bittgesuche und Erlasse sich nicht blos auf die beson-
deren örtlichen Angelegenheiten beschränken, sondern auf die
grofsen Weltbegebenheiten und alle wichtige Ereignisse des Vater-*
landes Bezug nehmen. Auf solche Weise erhalten uns die städti-
schen Urkunden in lebendiger Verbindung mit den Vorkommnissen
der ganzen Zeit, und die erste Abtheilung des zweiten Bandes
schliefst mit der Erwählung Maximilian's I. zum römischen Könige
im Jahre 1486 , über welche ein ausführlicher Bericht Johannes
Kremer's, Dieners des Stadtschreibers von Frankfurt, mitgetheilt
wird.
Die zweite Abtheilung des zweiten Bandes zerfällt in zwei
grofse Zeitabschnitte : die Regierungszeit Kaiser Friedrich's III.
seit der Königswahl Maximilian's I., von 1486 bis 1493, und die
Regierungszeit Maximilian's I., von 1493 bis 1519. Die Lage Fried-
rich's III. war eine höchst schwierige geworden. Aus seiner eige-
147
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
148
nen Hauptstadt Wien vertrieben, suchte er die Hülfe der Reichs-
etände gegen den ungarischen König Mathias Hunyadi zu gewin-
nen, und die deshalb auf dem Reichstage zu Nürnberg im Jahre
1487 gepflogenen Unterhandlungen werden ausführlich mitgetheilt.
Neue Schwierigkeiten kamen hinzu, als um dieselbe Zeit Maximi-
lian in den Niederlanden gefangen gehalten wurde. Auch dieses
Ereignifs, obschon es nur mittelbar in die deutschen Angelegenhei-
ten eingriff, tritt in den städtischen Aufzeichnungen zu Tage.
Beide Angelegenheiten gehen sodann in die Streitigkeiten mit Kö-
nio- Wladislaw von Ungarn und Karl VHI. von Frankreich über.
Auffallend ist, dafs der so vielfach wichtige Schwabenkrieg in ei-
nigen wenigen Urkunden nur beiläufig berührt wird und ei-
nen Nachklang blos noch in den Verhandlungen auf dem Reichs-
tatfe zu Augsburg über das Verhältnifs der Stadt Constanz zu den
Eidgenossen findet. Besonders zahlreich werden in den folgenden
Jahren die kaiserlichen Erlasse, welche sich auf die Hülfe wider
die Türken und die Romfahrt beziehen. Höchst erfinderisch ist
der Kaiser in dem Bestreben, die deutschen Reichsstände in die
überall von ihm angezettelten Händel zu verwickeln, und charak-
teristisch in dieser Hinsicht besonders ein Schreiben aus Augsburg
vom 6. März 1510. Die durch die vielseitigste Mannigfaltigkeit
fesselnden Mittheilungen werden bis zu dem Tode Maximilian's I.
fortgeführt, und das lezte Aktenstück ist die Verkündigung des
Todes des Kaisers durch den Rath von Frankfurt und in Folge
dessen das Verbot aller Fastnachtsbelustigungen vom 6. Februar
1519.
Wie in dem ersten Bande sind die Aktenstücke theils nach
ihrem vollständigen Texte, theils in Auszügen mitgetheilt. Ueber-
all werden die Fundorte angegeben, und zugleich, wo eine Veröffent-
Kchung stattgefunden hat, die Erläuterungen über die Art und
Weise derselben hinzugefügt. A. F.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 19. Entstehung mythischer Personen aus dem
Ei in estnischen und finnischen Märchen. (Dr. M. Weske.)
Mainzer Journal: Nr. 101, Beil. Antiquitätenfunde (in Mainz).
Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 213. Vom römischen Leichen-
felde.
Die Grenzboten: Nr. 17. Die Verdeutschung der Ortsnamen in
Westpreufsen und Posen. (Edw. Kattner.)
Nürnberger Presse: Nr. 126. Das Osterfest und die Verbren-
nung der Juden. (Beitrag zur german. Mythologie, von Karl
Blind.)
Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg. : Nr. 13. Der Hol-
bicksche Tanz und die Priesterehe. — Nr. 19. Regiment Prinz
Ferdinand. 1740 — 1806. — Der Pfingsttag zu Nienburg. —
Nr. 20. Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge aus orientali-
schen Historikern. Von Prof Dr. Petermann.
Zeitschr. für bild. Kunst: Heft 7, S. 193. Frans Hals-Galle-
rie von W. Unger und C. Vosmaer.
Illustr. Zeitung: Nr. 1558. Schlol's Auerbach (an der Berg-
strafse).
Wiener Zeitung: April. (1. Hälfte.) Meistersinger in Oester-
reich. Von Dr. K. J. Schröer. (Abgedruckt auch in der Neu-
titscheiner „Biene", Nr. 12.)
Vermischte Nachrichten.
33) Neue Funde römischer Münzen im Osnabrück'-
schen. Im Augusthefte des Anzeigers vom Jahre 1868 habe ich
versucht, die Römerspuren im Osnabrück'schen zu verfolgen, und
dabei hervorgehoben, dafs wol nirgends römische Münzen, welche
das Zeitalter des Augustus nicht überschreiten, in solcher Anzahl
gefunden worden sind und noch immer gefunden werden, als im
Amte Vörden in der Nähe des Gutes Barenau. Neuerdings ist
dort wieder eine römische Silbermünze, Denar, gefunden worden.
Avers : Jugendlicher behelmter Kopf. Marcus POPLICIus LEGatur
PROPRaetore — Revers : Ein Krieger, auf dem Vordertheil eines
Schiffes stehend, empfängt von einer weiblichen Figur mit zwei
Lanzen einen Palmzweig. CNejus MAGNUS IMPerator. Der De-
nar ist dem Cnejus Pompejus zuzuschreiben und stellt denselben
dar, wie er nach der Schlacht bei Thapsus in Spanien an's Land
steigt und von der Schutzgöttin des Landes , Hispania, empfangen
wird, welche ihm einen Palmzweig darreicht. Diese Münze ist in
die Münzsammlung des Rathsgymnasiums zu Osnabrück überge-
gangen.
Durchblättert man nun die ganze reichhaltige Literatur über
die vermuthlichen Züge und Schlachtfelder des Varus und Ger-
manicus, so mufs auffallen, dafs den scharfsinnigsten Combinationen
nirgends ein namenswerther Fund von römischen Münzen zur
Hülfe kommt. Clostermeier in seinem Werke : Wo Hermann den
Varus schlug, kann nur zwei römische Münzen, eine silberne
und eine kupferne, die in der Nähe des Winfeldes gefunden wor-
den sind, und welche er selbst gesehen hat, namhaft machen.
Auch die verschiedenfach versuchten Localisierungen des Schlacht-
feldes Idisiavisus sind durch keine irgendwie nennenswerthen Funde
weder ober- noch unterhalb der Weserscharte unterstützt worden.
Um so auffallender mufs es sein, dafs gerade da, wo man kein
Schlachtfeld sucht, eine solche Masse von Römermünzen, welche
auf die Zeit der römischen Feldzüge unter Augustus hinweisen,
— schon zu J. Möser's Zeiten wurden 130 solcher, die in der
Nähe von Barenau gefunden worden waren, hier aufbewahrt —
aufgehoben worden ist und immer noch aufgehoben wird. Wenn
es mir nun auch nicht einfällt, zu den vielen Hypothesen über die
Lage der Schlachtfelder und die Richtung der Römerzüge eine
neue hinzuzufügen, so möchte ich dennoch immer wieder darauf
hinweisen, dal's die Ansicht, welche auch Dr. Bömers : Campus Idi-
siavisus vertritt, Germanicus habe auf seinem Zuge nach der We-
ser den südlichen Theil des Fürstenthums Osnabrück berührt,
sehr viel für sich hat. Bömers lälst Germanicus bei Lingen eine
Brücke über die Ems schlagen, um auf das rechte Ufer überzu-
setzen, dann auf die Hase zu marschieren, am linken Ufer dersel-
ben zwischen dem Grofsen Moor (Kalkrieser und Venner Moor,
woran Barenau liegt) und den Osnabrück'schen Waldungen hin-
durch an die Hunte gelangen , letztere bei Bohmte überschreiten
und dann den Weg über Lübbecke, immer den Westsuntel zur
Rechten, nach der Weser ziehen und ihn so den Eintritt in die
aus früheren Erfahrungen gefürchteten waldigen Berge vermeiden.
Allerdings wird von anderer Seite, von J. G. Kohl und H. Guthe,
die neuentdeckten pontes longi in der Tinner Dose im Amte
Hümmling, Lathen gegenüber, als Fortsetzung der pontes longi
zwischen Valte und Terapel, und die, welche das Moor nördlich
vom Dümmer durchlängen, zu Hülfe nehmend, der Weg des Ger-
149
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
150
manicus durch den Hümmling über Cloppenburg, durch die Gar-
ther Heide nach Biihren und von da auf dem alten Folkwege nach
der Weser gesucht, eine Abzweigung aber dennoch über Veohte
in die pontes longi nördlich vom Dümmer angenommen, wo denn
dieser Weg auf den von Bömers angegebenen , über Lübbecke
führenden einmündet. Nebenbei murs auch die Bedeutung der
Namen Damme und Verden , welche Ortschaften zwischen diesen
Linien liegen , in's Gewicht fallen. Hertzberg : Feldzüge der Rö-
mer in Deutschland , gebraucht wiederholt den Ausdruck Damm-
chaussee, wenn er von den Knüppeldämmen und Aufschüttungen
des Domitius spricht, und Vörden sind nach J. Moser Wege, die
zuerst mit Holz belegt gewesen. Jedenfalls gewinnt durch
die bedeutenden Funde römischer Münzen, welche im Amte Vörden
an der Südseite des Grol'sen Moores gemacht worden sind, die
Ansicht, dafs das Schlachtfeld Idisiavisus unterhalb der Weser-
schanze zu suchen sei, an Boden.
Eine andere römische Münze, eine Goldmünze des Kaisers
Theodosius I., von Cohen mit Nr. 19 bezeichnet, ist im vorigen
Jahr in der Nähe von Wittlage an der alten Heerstrasse, welche
von Osnabrück nach Minden führt, gefunden worden. Da sie aber
für die oben verfolgten Zwecke keinen Anhaltspunkt gibt, so ist
der Fundort von keiner Wichtigkeit.
Lintorf. Dr. Hermann Hartmann.
34) Im vergangenen Jahre sind im Hanno ver'schen ver-
schiedene werthvolle Funde von Alterthümern gemacht,
welche fast ausnahmslos dem Provinzial- Museum überwiesen wur-
den. Den bedeutensten Fund ergab der von Dr. Hoffmann in
Celle ausgebeutete Friedhof bei Darzau an der Elbe, Amts Dan-
nenberg. Von den zahlreichen Urnen, zum Theil von glänzend
schwarzem Thon mit Mäander-Ornament, welches damit in hiesiger
Provinz zum ersten Male vorgekommen, wurden etwa 60 Stück
erhalten. Aul'serdem sind verschiedene Bronzespangen, zum Theil
mit Silber, ferner Silberspangen, Emailspangen und Eisenspan-
gen, ein Berloque von Silber, ein dergl. mit Filigran von Gold,
Armbänder von Silber, von Silberdraht und von Bronze und son-
stige kleinere Schmucksachen und Geräthe vorgefunden worden. Der
Fund umfal'st gegen 1180 Gegenstände, welche dadurch meist be-
merklich sind, dafs sie in Technik und Ornament entschieden rö-
mischen Einflufs nachweisen. Ferner sind aufgefunden in der
Nähe von Terheide bei Esens zwei kleine Gefäfse von Gold und
zwei Urnen; in der Nähe von Quekhorn bei Ottersberg Theile
eines Gürtelbeschlages von Bronze und ein Bronzemosser von sel-
tener Form; in der Nähe von Leer ein römischer Feldkessel von
Bronze, der aber beim Herausheben zerbrochen ist; in der Nähe
von Wustrow bei Rebenstorff zahlreiche Urnen und Kleiderhaf-
ten von Bronze und Silber; am Gallherge bei Hildesheim eine
Bronzemünze, die Faustina junior ; in einem Grabhügel bei Bre-
selenz, Amts Dannenberg, ein Sporn von Bronze mit sehr kurzem
Stachel und in Barnstorf bei Diepholz mehrere Münzen aus dem
Mittelalter, welche in den Besitz verschiedener Privatpersonen über-
gegangen sind.
Osnabrück. Pastor J. Lodtmann.
35) Vom 15. bis 20. April fanden im kleinen Brauns-Hain
bei Hohenkirchen, unweit Pölzig im Altenburgischen , gröfsere
Ausgrabungen von Hünengräbern statt. Dieselben wurden
im Auftrag des preufsischen Ministeriums durch den Professor
Dr. Klopfleisch in Jena ausgeführt. Der Cantor Hugo Thärmann
in Hohenkirchen hatte dieselben, 16 an der Zahl, entdeckt, und
nachdem er an umwohnende Alterthumsforscher in Gera und
Altenburg kleinere Versuchsstationen zur Eröffnung abgegeben
und sich ein vollstrndigeres Urtheil über die Wichtigkeit des
Fundes verschafft, dem Ministerium Anzeige von diesem Funde auf
preufsischem Gebiete gemacht. Zunächst wurden passende Hü-
gel ausgewählt und dieselben in Kreisform ausgearbeitet. Es
wurde ein 4' breiter Graben unweit der Peripherie eingeschlagen.
Bei 2' Tiefe trafen die Arbeiter auf eine dicke Kohlenschicht,
Asche und gebrannten Lehm, so dafs die Verbrennung von Holz
constatiert wurde. Bald kamen Steinmeifsel zum Vorschein. Die-
selben sind flachbehauen, wie Holzkeile aussehend, aus Grünstein,
resp. Serpentin, manchmal sogar aus Achat oder Feuerstein bear-
beitet. Es fanden sich 10 Stück vor. Aul'ser diesen Steinmeilseln
fand man Messer aus Feuerstein. Es mögen gegen 30 Stück ge-
funden sein. Ferner fanden sich Reibsteine vor. Dieselben glei-
chen einem Backstein, sind aus buntem Sandstein und haben auf
der einen Seite eine muldenförmige Vertiefung. Es fanden sich
ca. 5 — 6 Stück vor. Das Hauptinteresse boten die Urnen dar.
Dieselben waren nicht durch Steine geschützt, sondern lagen von
der Erde umschlossen, zum Theil arg zerdrückt. Sie waren oval,
mit Henkeln und zum Theil mit 4 Füfsen versehen. Die Verzie-
rungen waren wie mit einem Rädchen mit 2 Drückern gemacht
und glichen dem Eindruck eines Bindfadens. — Die Fom der
Urnen ist sehr verschieden. Einige sehen wie eine Schüssel, an-
dere wie ein Bierseidel, andere wie ein Vase aus. Sie waren roh
gearbeitet, schwach gebrannt und bestanden aus Gementthon und
sandigem Lehm. (Sachs. Prov.-Ztg., N. 95.)
36) Während (so schreibt man aus Regensburg unterm 8.
Mai) beim Eisenbahnbau fortwährend Urnen, Lämpchen etc. auf
dem römischen Leichenfelde ausgegraben werden, hat man vor
einigen Tagen bei Gelegenheit der Legung des Fundamentes zur
südlichen Mauer des Karmeliterbrauhauses, welches nach dieser
Seite hin erweitert wird, die Unterbauten des östlichen Thores
der alten Römerstadt, der Porta Orientalis, in ihren mächtigen
Quadern blofsgelegt. Auch fand man die das Castrum umgebende
Mauer und die mit Mörtel äbergufs bedeckte Röraerstralse. Lei-
der kann diesen Nachgrabungen nicht weiter Folge gegeben wer-
den. (Augsb. Postztg., N. 111.)
37) In den jüngsten Tagen (Ausgang Aprils) erlebten die
Alterthumsfreunde Regensburgs eine besondere Freude, da,
wie früher Stücke der alten Römermauer, so diesmal der Grund-
bau des östlichen Thores der urbs quatlrata zum Vorschein kam.
Die mächtigen Quader liegen so dicht gefügt neben und auf ein-
ander, dafs sie aller Wahrscheinlichkeit nach trotz des Wechsels,
der neben und auf ihnen im Laufe vieler Jahrhunderte vor sich
gegangen ist, nie aus ihrer ursprünglichen Lage gerückt worden
sind. Der Fundort liegt nämlich ganz in der Nähe des Platzes,
wo das ehemalige St. Klarakloster mit der im Jahre 1809 bei der
Beschiefsung der Stadt zu Grunde gegangenen Kirche, die ohne
Zweifel auch einen Theil ihrer Fundamente auf die Römermauer
aufgebaut hatte, stand. Das Grundstück, auf welchem sich die
jetzt in ihrem Unterbau blofsgelegte forla principalis befindet, ge-
hört zu dem jetzigen Karmeliterbrauhaus.
(Korr. V. u. f. D., Nr. 232.)
151
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
152
38) Am 18. April wurde auf dem römischen Leichenfelde ne-
ben der Herbst'schen Ziegelei {Regensburg) ein Steinsarg aus-
gegraben, der auf ein christliches Begräbnifs, wie es zur
Zeit Constantin's des Grofsen und seiner Söhne im Gebrauche
war, hindeutet. Ein Kreuz mit der Fahne ist auf demselben an-
gebracht anstatt des heidnischen D. M. (diis manibus). Das Denk-
mal enthält folgende, gut lesbare Inschrift: C. L. RETICVS. VET.
EX. LEG. III. ITAL. AVR. LVCINAE. QVONDAM. CONIVGI.
CARISSIMAE. VIXIT. AN. XXXV. ET VRSTONI. FILIO. VIX.
AN. XII. ET. REGVLAE. FILIAE. VIX. AN. V. ET. LVCIAE.
FILIAE. F. VIX. AN. 111. C. (Augsb. Postz., Nr. 99.)
39) Eine 150 Meter lange und VU Meter breite Pfahlbrücke
ist von einem Colonisten zu Wrismerhamrich, Amts Aurich,
beim Torfgraben gefunden worden. Die Beilhiebe an den Pfählen
6ind noch sichtbar. Für das hohe Alter der Brücke zeugt, dafs
sich dieselbe unter einer etwa sechs Fufs mächtigen Torflage
fand. (111. Ztg., Nr. 1558.)
40) Im Arbogawald in Westermannland (Schweden) hat
man einen alten Grenzstein mit einer in Runenzeichen
eingehaueuen Inschrift gefunden. Da dieselbe ein Spruch aus
Gustav Wasa's Bibel ist : „Siehe, dieser Stein soll sein ein Zei-
chen zwischen uns," so mul's man schliefsen, dafs Runenschrift noch
Mitte des 16. Jahrh. dann und wann gebraucht wurde.
(Dies., Nr. 1556.)
41) Von dem Remb randt'sch en „Hundertgulden-
blatt" hat C. Flameny einen neuen Stich vollendet, der von Levy
in Paris für den Preis von 200 fl. (Abzug vor der Schrift) und
100 fl. zu beziehen ist. Derselbe Künstler hat zu dem im gleichen
Verlag erschienenen Werk Blanc's „L'Oeuvre complet de Rem-
brand" 75 vortreffliche Kupferstiche angefertigt. (Das.)
Mittheilungen.
Anfrage. In Fehraltorf (Cant. Zürich) und der Umgebung
besteht unter den Bauern der Gebrauch, dafs, wenn sie Grund-
stücke theilen und sich nicht sofort verständigen können, sie ab-
reden, sie wollen „runen." Alsdann theilen sie das Grundstück
in so viele Theile, als Theilha'jer sind, bezeichnen jeden Theil mit
einem Buchstaben, und jeder wählt sich nun einen Buchstaben,
Treffen sie zusammen in der Wahl, so ist damit bewiesen, dafs die
Theile nicht gleich grols sind, und die Grenze wird genauer ge-
zogen. So fahren sie fort, bis die Wahl verschiedene Buchstaben
trifft, als womit der Beweis geleistet ist, dafs gleich getheilt wurde.
Aus welchem Wortstamme läfst sich dieses runen erklären?
Oberlin hat ein runen = judicare, und Zarncke (mittelhoohd. Wbch.
II, 794) führt eine Stelle aus Servatius 3493 an, die hierauf einiges
Licht werfen könnte; aber volles Licht doch nicht.
Basel. J. Schnell.
Unzweifelhaft ist dieses schweizerische runen kein anderes
Wort als das noch im neuhochd. raunen (heimlich sagen) fort-
lebende mittelhochd. Verbum rünen, althochd. rünön, rünen (heim-
lich sprechen, sich heimlich berathen ; Graff II, 526. Benecke-
MüUer II, 793. Schmeller IP, 106 f), das in seiner ursprünglichen
Bedeutung noch mit dem Substantiv diu rüne (ahd. rüna, goth.
rüna, altnord. rün), Geheimnil's, Geflüster, geheime Berathung, und
der daraus entwickelten eines geheiranilsvoUen, auf ein Stäbchen
(Runenstab) eingeschnittenen Schriftzeichens zusammenhängt. Eben-
so weist auch der damit benannte, in obiger Anfrage beschriebene
Brauch deutlich auf jene urgermanische Sitte des Loosens vermit-
telst Runenstäbchen und der später aus diesen entstandenen Haus-
marken zurück, wie ja dieselbe in Skandinavien und hie und da
im nördlichen Deutschland auch heute noch fortlebt. Vergl. Ho-
meyer's Abhandlung : über das germanische Loosen (1854) und
den Nachtrag dazu: die Loosstäbehen ;1858); auch v. Liliencron
und Müllenhoff : zur Runenlehre (1852) und neuerdin^'S Höfer's Mit-
theilung über „Marken und Lose" in der Germania XVIII, S. 8 f.
In dem Erscheinen dieser mit dem uralten Namen verbunde-
nen Sitte auf schweizerischem Boden liefse sich ein neues Zeujrnifs
für die auch sonst, namentlich durch die Sage, unterstützte An-
nahme einer frühen Einwanderung vom hohen Norden her in die-
ses Alpenland erkennen.
Für das ältere Vorkommen eines schweizerischen rünen (rau-
nen) in der verwandten Bedeutung des geheimen Abstimmens und
Wählens wäre folgende schon öfter citierte Stelle aus Wurstisen's
Baseler Chronik (beim Jahr 1460) über die Wahl eines Rectors
der Universität anzuziehen : „Diese sechs Kieser name der Rector
(bei der Wahl seines Nachfolgers im Amte) durch den Notarium
in Eydtspflichte, giengeu darnach in ein besonder Gemach, da jhe
einer auff des andern abtritt durch die raun ihre Stimmen ga-
ben." Stalder (Schweiz. Idiotikon II, 264), der diese Worte nach
Frisch (II, 93b) und Scherz-Oberlin (p. 1271) anführt, erklärt die
Raune als das Stimmgeben in das Ohr einer beeidigten Magi-
stratsperson", wie letzere durch „submissa vox ad aurem alicujus",
entsprechend dem ahd. rüna, mittelhochd. rüne. Ebenso finde
ich in einem handschriftlichen schweizerischen Idiotikon aus dem
17. Jahrh. (in meinem Besitze) den Eintrag „Runa: erwehlen durch
die Runa a runen susurrare, runa mysterium" etc. Doch dürfte
man bei dem Ausdrucke „durch die Rüne" wohl auch an den frü-
heren Gebrauch von Runenstäbchen oder der späteren Hausmar-
ken denken, aus welchem ich ebenfalls die Worte des Lischauers,
eines österreichischen Dichters des 13. Jahrh. (v. d. Hagen's Min-
nes. II, 3S6a, 2): „Durch den stap rünet man verholn", erklären
möchte. Dr. Fromraann.
Anfrage. Auf dem Frankfurter Wahltage 1486 erschien in
Begleitung des Erzherzogs Maximilian u. a. (neben dem Bischof
von Cambray) der Bischof von Siebeneich (Sibeneich, Sibeneck,
ep. Sibinicensis). Den Namen, welcher bei der Uebereinstimmung
aller Handschriften und alten Drucke nicht wol corrumpiert sein
kann, haben nicht blos die älteren Herausgeber der Reichstags-
acten , sondern auch neuerdings wieder Job. Janssen, Frankfurts
Reichscorrespondenz II, 418 unerklärt gelassen. Ich weifs eben-
falls keine Deutung zu finden und wäre jedem Fachgenossen, der
eine solche kennt, für deren gefällige Mittheilung zu Dank ver-
pflichtet.
Freiburg i. Br. Professor Dr. v. Kern.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. F rem mann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
Iffürnbers;. Das Abonnement dea Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjähriR augenommen und beträgt nach
der neuesten Postconveution bei allen Post-
Ämtorn und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs 3 Ü. 30 kr. im 24 fl.-Fufs
oder 2 Tldr. preufs.
Für Frankreich abonniert man in
Paria bei der deutachen Buchhandlung von
F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille; für
ANZEIGER
mit mm m
Nene Folge.
England bei WilliamB A Norgate, 14 Hen-
netta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord- Amtrika bei den Poatümtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be>
ßtimmteu Sendungen auf dem Wege doa
Buchhandels werden durch den Commig-
eionär der literar. - artiat. Anstalt des Mu-
seums, F.A. BrockhauB in Leipzig, be-
fördert.
IEi\'
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GEUIHANISCHEN MUSEUMS.
1873.
JW 6.
Juni.
Wissenschaftliclie Mttheilunsen.
Wiener Stadtrecht.
Die Bibliothek des germanischen Museums besitzt unter
Nr. 28,909 eine Papierhandschrift, welche in ähnlicher Weise,
•wie die von H. Siegel beschriebenen „zwei Eechtshandschrif-
ten des Wiener Stadtarchives" (Wien, 1858. 8".) und der in
V. Hasenöhrl's „Oesterreichischem Landesrecht" (Wien, 1867.
8".), S. 8 — 12 nach seinem Inhalte genau geschilderte Codex
der Wiener Hofbibliothek, eine Verbindung des Schwabenspie-
gels mit wiener -stadtrechtlichen und österreichisch -landrecht-
lichen Quellen enthält. Als rechtshistorisch beachtenswerth
möge dieselbe hier einer kurzen Betrachtung unterzogen wer-
den, und sollen hiebei die drei erwähnten Wiener Manuscripte
mit der Bezeichnung A, B, C in Vergleichung kommen.
Die, leider! an zwei Stellen defecte Museums -Handschrift,
in geprefstes braunes Leder gebunden und mit Messingbeschlä-
gen und Schliefsen versehen, begreift 201 ungezählte beschrie-
bene, sowie am Anfange 6 und am Ende 7 leere Blätter star-
ken, weifsen, mit dem Wasserzeichen einer von einem Cirkel
umgebenen Wage und eines darüber schwebenden Sterns (gleich
A) signierten Papiers in Mittel-Folio. Die von einer und der-
selben Hand herrührende, durchaus gleichmäfsige Schrift stellt
sich als eine in Cursiv übergehende Minuskel dar und zeigt
zahlreiche, leicht lösliche Abkürzungen. Die Ueberschriften
sind roth, die Initialen der einzelnen Abschnitte und Kapitel
sauber und zierlich mit verschiedenen Farben gemalt. Da sich
Urkunden aus den Jahren 1457 und 1458 als Belege der ein-
gerückten Appellations-Ordnung in dem Codex finden, so kann
die Entstehung desselben nicht früher als in die zweite Hälfte
des 15. Jahrhunderts gesetzt werden. Als früheren Eigenthü-
mer desselben bezeichnet eine, auf dem am Schlüsse eingekleb-
ten, mit lateinischen Versen beschriebenen Pergamentblatte be-
findliche Notiz mit der beigefügten Jahrzahl 1610 den „Edlen
viid vefsten Herrn Wolfif Prämer Burger, des Innern Statt
Kaths vnd Handismann in Wienn".
Der Codex beginnt mit zwei Registern, einem zu dem „kai-
serlichen Recht" mit 457 Kapiteln (Bl. 1 — 9) und einem zu
den „Stat Rechten zu Wienn", die Kapitel von 458 — 813 fort-
zählend (Bl. 10— 18 a).
Hierauf folgt das Landrecht des Schwabenspie-
gels, wovon jedoch der Anfang fehlt, so dafs die Hdschr. erst
im Kap. 3 mit den Worten : „ist dem Babst geseczt, zebe-
schaid'' zeit ze Richtn (1. Ritn) auf aim plannkchii pherd"
etc. anhebt. Es schliefst sich nun der in den Codex aufge-
genomraene Schwabenspiegels -Text zu 456 Kapiteln in deren
Reihenfolge ziemlich genau der durch v. Lafsberg edierten
Form an, nur dafs nicht selten aus einem einzigen Kapitel der
letzteren im Museums- Codex mehrere gemacht wurden und
umgekehrt. Auch begegnen hier zahlreiche Satzverkürzungen,
sowie selbst einige Kapitel des v. Lafsberg'schen Textes völlig
weggelassen worden sind. Angehängt erscheint, wie in A, B,
C, die „saczung des lanndfrids von dem Romischen kuuig Ru-
dolffii zu Wirtrpurg in dem Concilio aufgesaczt" von 1287 (Mon.
Germ. bist. Legum T. I, p. 448) in deutscher Uebertragung.
Den zweiten Haupttheil des Museums-Codex bildet aber
155
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
156
die Sammlung österreichischer und insbesondere Wie-
ner Rechtsquellen. Sie enthält folgende Stücke:
1) Das jetzt sog. Wiener Weichbildrecht (A, B, C),
gewöhnlich in das Jahr 1435 verlegt, in jüngster Zeit aber
für eine Privatarbeit aus der Mitte oder mindestens dem Ende
des 14. Jahrh. erklärt (G. Sandhaas, zur Gesch. des Wiener
Weichbildrechtes, 1863, S. 12, 13). Es beginnt, da wieder im
Codex das Anfangsblatt mangelt, welches die Artikel 1 — 3
(458—60) umfafste, mit Art. 4 (461) : „Von den Rechten der
vorsprechen zu Wienn" und schliefst mit Art. 155 (612) : „Wer
kamergut auf aifi Wechsel fürt vnd des beraubt wirt." Der
Text stimmt im Ganzen mit dem bei Rauch, Rer. Austr. Scriptt.
T. III, p. 144 — 248 gedruckten, weniger mit dem von Fr.
Stark, das Wiener Weichbildrecht, 1861, S. 5—10, 15—22
beschriebenen und auszüglich mitgetheilten, soweit hier eine
Vergleichung möglich ist, überein.
2) In den Artikeln 613 — 700 „ain Bestellung von herczog
Albrechtfi (II.) vber die Rechten der Stat Wienn" von 1340
(Ä, B, C), gedruckt bei Rauch 1. c. p. 37—60. Vgl. Bischoff,
Oesterreich. Stadtrechte u. Privilegien, S. 195—99.
3) Im Art. 701 „ain Hanntvefst vber Erbrecht zu Wien
auch nach dem lanndesrechtü ze Osterreich," d. i. die Satzung
Herzog Albrecht's III. und des Rathes über die Erbfolge von
1381 (C), gedruckt bei Rauch 1. c. p. 256—58.
4) In den Artikeln 702 — 7 sechs Rathsschlüsse, nämlich:
a) über Heirasteuer von 1351, b) über Sonntagsknechte von
1353, c) „von dem Stand des Glaswerchs" von 1354, d) „von
dem stannd des Wachs" von 1360, e) „von dem stand der
Tuchberaitter vnd der Lodwurcher" von 1357 und f) „das
kain Burger oder Burgerinn dem andern sein diener oder die-
neriü vber seinen willen aufenthalden sei" von 1356 (sämmtlich
auch in G; dagegen in A nur a, b, f, e und in B nur b — f).
Gedruckt findet man a, b, e, f bei Rauch 1. c. p. 72, 77, 82,
81, sowie c, d in v. Hormayr's Wien, seine Geschicke und
Denkwürdigkeiten, Abthl. I, Bd. V, Urkk. Nr. 162, 63, S. CXLlIf. ;
a allein auch bei Bisch off a. a. 0. S. 199.
5) In den Artikeln 708—43 „ain bestettung von herczog
Albrechtn (I.) vber die alten Rechtn der Stat Wienn" v. 1296
(A, C), gedruckt, jedoch ohne Zerlegung in Artikel mit Rubri-
ken, bei de Senkenberg, Visiones p. 283 sq. und v. Hor-
mayr a. a. 0. Bd. II, Urk. Nr. 55, S. XL— XLIX. Vgl. Bi-
schoff a. a. 0. S. 194.
6) In den Artikeln 744 — 52 „ain hanntvefst von kaiser
Fridreichfi das er die Stat in des Reichs gewalt nymbt" (A,
B, C), Verdeutschung des Privilegs Kaiser Friedrich's IL v.
1237 (wiederholt 1247), gedruckt bei v. Hormayr a. a. 0.
Bd. II, Urk. Nr. 50, S. XXX f. Ueber die Abdrücke des la-
teinischen Urtextes s. Bischoff a. a. 0., S. 174, 176.
7) In den Artikeln 753—85 „ain hanntvefst das Wienn ain
Eeichstat ist" (A, 0), d. i. eine deutsche Ucbersetzung des von
0. Lorenz (Ueber die beiden Wiener Stadtrecbtsprivilegien
K. Rudolfs I., Wien, 1864. 8».) als „Rechtsentwurf" zur Vor-
lage bei Herzog Albrecht bezeichneten sog. Rudolfinnm b, ge-
druckt bei Rauch 1. c. p. 3 — 14.
8) In Art. 786 eine, vermuthlich auf einem Rathsschlüsse
beruhende Satzung „welich vngesessen lewt haissent vnd wie
offt man da fürbietn sol" (C) nebst einigen kurzen uurubri-
zierten, zum Theil strafrechtlichen Sätzen in Art. 787.
9) Im Art. 788 „das ist von Purckrecht" (A; „von purk-
recht vnd gruntrecht", B : „von Gruut Recht", C : „das ist
gruntrecht"), ein Auszug aus einer Verordnung Herzog Ru-
dolfs IV, von 1360, gedruckt bei v. Hormayr, a.a.O. Bd. V,
Urk. Nr. 142, S. XXXIV. Vgl., Bischoff a. a. 0., S. 200.
10) Im Art. 789 die Handfeste Herzog Friedrich's I. „vber
der kauflewt Recht vnd Ir^ wag" von 1312 (A, C, vielleicht
auch B), in der späteren Confirmation Herzog Albrecht's III.
von 1375, gedruckt bei Rauch 1. c. p. 121 sq.
11) Im Art. 790 die Handfeste der Herzoge Albrecht IIL
und Leopold III. „vber die gewöndlich Strafs der kauflewt"
von 1369 (A, B, C), gedruckt bei Rauch 1. c. p. 110, 111.
12) Im Art. 791 die Handfeste Herzog Rudolfs IV. „von
purkchrecht abczulösen" von 1360 im Auszuge (A, B, C), voll-
ständig bei Rauch 1. c. p. 86 — 90.
13) Im Art. 792 u. d. T. „ain Gemechtbrief von dem
kaiser vnd dem kunig zu Behem ains tails vnd den von Oster-
reich des andern vmb lannde" (B : „Tayll priff der lannd", C),
die Erbverbrüderung zwischen Kaiser Karl IV., Wenzel und
Johann auf der einen und den Herzogen Rudolf IV., Albrecht IIL,
Leopold IIL, sowie der Herzogin Margaretlia Maultasch auf
der anderen Seite vom J. 1364. Vgl. Lichnowsky, Gesch.
des Hauses Habsburg, Tbl. III (Regesten), S. DCXXVIII, Nr. 549.
14) Im Art. 793 die Handfeste der Herzoge Albrecht IIL
und Leopold III. „von der Tauern zu Wienn" von 1360 aus-
zugsweise (A,B,C), ganz gedruckt bei Rauch l.c.j). 113 — 15.
15) Im Art. 794 die Handfeste des Grafen Albrecht von
Habsburg als Verwesers der österreichischen Lande über die
„Niderleg der kauflewt zu Wienn" vom Mai 1281 (A, B, ,0),
gedruckt bei v. Hormayr a. a. 0. Bd. V, Urk. Nr. 133,
S. XIV f.
16) Im Art. 795 „von frömbden Weinn" das Weinhan-
dels-Privileg Herzog Albrecht's III. von 1369 (A, B, C), wel-
ches Rauch 1. c. p. 111 — 13 vollständig mittlieilt.
17) Im Art. 796 das Ungeld's Privileg Herzog Rudolf s IV.
von 1359 (A, B, C), gedruckt bei Fr. Kurz, Oesterreich un-
ter Rudolph dem Vierten (1821), S. 321 f.
18) Im Art. 797 „von der Fuetrer Recht" (A, B, C) einen
Extract der Handfeste Albrecht's III. und Lcopold's III. von
1308 bei Rauch I. c. p. 105 sq.
19) Im Art. 798 „ain Hanntvefst das all ainigung vnd ge-
sellschafft vnd auch ir Aufsetz So sy vnder In gemacht haben
ab suUen sein vnd von den vleischakchern die Recht", Ver-
ordnung Herzog Rudolfs IV. vom Aug. 1364, gedruckt bei
V. Hormayr a. a. 0. Bd., V Urk. Nr. 145, S. XLII f.
20) Im Art. 799 „ain Hanntvefst vber die Rechtn in der
157
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
158
Schefstrassen" (B, C), d. i. Satzung Herzog Albrecht's III. für
die seiner Gemahlin Beatrix von Nürnberg gericLts- und dienst-
hörigen „Amman Burger vnd lewt gemainlichen gesessen in
der Schefstrafs vnd ze Erdpurgk" (jetzt einer der "Wiener Vor-
städte), gedruckt bei de Senkenberg, Selecta T. IV, p. 454 sq.
21) Im Art. 800 Satzungen „von den vnderkewffehl" (A,
C) , entnommen aus der Handfeste Herzog Friedrich's IL von
1348, bei Rauch 1. c. p. 68—70.
22) In dem Art. 801 eine umfassende Verordnung „von
Heyratt" sammt „arbor consangwinitatis" (Art. 802) und Aus-
legung dazu (Art. 803), sowie „ain Notabile in Erbschaft vnd
ist ain Exempel von drein Brüdern" in Artt. 804, 805. Die
Stücke 801 (gedruckt bei Rauch 1. c. p. 248—56), 802 und
803 finden sich auch in C.
23) Im Art. 806 u. d. T. „Bestettbrief vber Hawsgenos-
schafft" das Münzer-Privileg Herzog Rudolff's IV. von 1362 in
seiner Confirmation durch Herzog Albrecht III. vom J. 1368
(A, B, C), gedruckt bei Rauch 1. c. p. 102—5.
24) In dem Art. 807 Satzungen „von dem wegen des
prats" und „von holcz vnd flössen" (1359), sowie Bäckerord-
nung des Raths von 1392. Sie stehen sämmtlich in C, die
Brodwag -Raitung und die Bestimmungen Herzog Rudolfs IV.
über Holz und Flöfse von 1359 (vollständig gedruckt bei
Rauch 1. c. p. 85 sq.) auch in B., die letzteren allein in A.
25) In einem unrichtig mit 809 numerierten Artikel, über-
schrieben „Nota des Gerichts zuuall" (A, C) ein kurzes Ver-
zeichnifs von Gerichtsgefällen.
Den dritten Haupttheil des Museums- Codex macht, wie
dies auch bei C der Fall ist, das sog. österreichische
Landesrecht („des lanndes Rechtfi in Österreich") aus, und
zwar in einer Form, welche der Fassung des von Hasenöhrl,
a. a. 0., S. 263 f. veröflFentlichten Wiener Codex sehr nahe
kommt. Es ist unter dem einzigen Art. 808 aufgenommen und
füllt 8 Blätter. Der Text hat keine Kapitelabtheilung. An-
gehängt sind, ebenfalls wie in C, in den Artikeln 809 — 10 die
dem J. 1412 angehörigen Ordnungen „der vafsczieher" und
„von der Mawrer vnd Zimerlewt taglon", letztere vollständig
gedruckt bei v. Hormayr a. a. 0., Bd. V, Urk. Nr. 153,
S. CXVIIf.), sowie im Art. 811 Bestimmungen „von den leg-
rem vnd gesstn die zu Wien handelii."
Endlich den Schlufs der Museums-Handschrift bilden zwei
gröfsere Aufsätze, nämlich :
a) „Nota wie man mit Appellacion handln sol
vor kay°. kamergricht" (Art. 812) in 22 kurzen, ungezähl-
ten §§. mit 3 inserierten Geriehtsbriefen Kaiser Friedrich's III.
von 1457 und 1458, im Ganzen drei Blätter füllend;
b) „Ordniig die man haldet so man aifi kunig
gesegent vnd krönet etc." (Art. 813), 2V4Blätter füllend,
23 §§. ohne Numerierung begreifend.
Beide Aufsätze fehlen in den drei verglichenen Wiener
Manuscripten und scheinen auch noch ungedruckt zu sein.
Auf einem Blatte des Museums-Codex werden dann noch
einige seltsame Notizen über Orakelfragen und Wassersegen
angetroffen.
Das Gesammtresultat der Vcrgleichung desselben mit den
Handschriften A, B, C kann nun schliefslich dahin zusammen-
gefafst werden, dafs der erstere in der Zahl der aufgenomme-
nen Stücke und in der Aufeinanderfolge derselben mit dem jeden-
falls älteren C fast durchgehends harmoniert, wogegen die Co-
dices A, B zwar ebenfalls die im Museums-Codex enthaltenen
Bestandtheile zum gröTseren Theile enthalten, aber in einer
vielfach abweichenden Ordnung.
Erlangen. Prof. Dr. Gengier.
Der Lübecker Todtentanz vor seiner Erneuerung im
Jahre 1701.
Durch die in der Beilage zu Nr. 5 des Anzeigers f. K.
d. d. V. enthaltene Besprechung meiner Ausgabe des Lübecker
Todtentanzes fühle ich mich veranlafst, folgende, auf neuerer
Untersuchung beruhende Ergänzung und Berichtigung zu geben.
Angeregt durch eine Vertheidigung meiner Auffassung des
alten, niedersächsischen Textes gegen die jüngste Schrift des
Dr. Herm. Baethcke : Der Lübecker Todtentanz, Berl. 1873
(Gott. Gel. Anz. Nr. 19), und besonders aufgefordert durch eine
Frage des bewährten Kenners der Todtentänze, Professors Mafs-
mann (Spen. Zeitg. Nr. 148), ob nicht unter der heutigen Leine-
wand noch Spuren eines alten Wandgemäldes zu finden seien,
habe ich die Wände der Kapelle untersuchen lassen. Folgen-
des ist das Resultat.
Der jetzige Todtentanz, nach meiner früheren Beweisfüh-
rung 1701 neu auf die Leiuewand copiert, ist auf grofse Holz-
rahmen gespannt. Hinter demselben ist die Wand mit unab-
gehobelten Föhrenbrettern verschalt, welche, horizontal auf ein-
ander gefügt, mit leichter Schrägung so gegen die Mauer hin
abfallen, dafs der hinter dem Gemälde sich sammelnde Staub
und Schmutz, ohne dem Bilde zu schaden, zwischen den Bret-
tern und der Mauer hinabgleitet. Biegt man die Bretter aus-
einander, so kommen die unabgeputzten und ungefugten Steine
des Mauerwerks zu Gesichte, welche den unahweislichen Be-
leg liefern, dafs hier nie auch nur das Geringste von Malerei
auf der Wand gewesen sein kann.
Damit war also Mafsmann's Frage nach einem Frescoge-
mälde erledigt. Aber auch meine bisherige Annahme, dafs das
Bild vor 1701 auf Holz gemalt gewesen sei, hat sich nicht
stichhaltig erwiesen. Ich fand nämlich unter der von oben
her das Bild in seinem ganzen Umlauf begrenzenden wulstarti-
gen Holzkröiiung alte Leinwandreste hervorragend, welche na-
mentlich an der Westseite ununterbrochen fortlaufen, Farben-
spuren tragen und den deutlichen Beweis liefern, dafs das vo-
rige Leinewandbild herausgeschnitten ist, um es zu entfernen,
und wol auch um vom Maler bequemer copiert werden za
können. Dafs man die Reste hat sitzen lassen, erklärt sich
159
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
160
daraas, dafs unter der ziemlich plumpen modernen Krönung
die alte geschmackvollere, mindestens zum Theil, geblieben ist,
welche, wie ich es 1866 vermuthete, nicht bauchig gegen die
Kapelle auslagert, sondern als Hohlkehlung vertieft ist, nach
der Weise von Bilderrahraen des 16. Jahrhunderts, und wahr-
scheinlich mit einer gothischen Verzierung abschlofs, zu deren
Behuf sich oben an der Kehle noch eine Leiste aufgenagelt fin-
det. In der Kehlung sind blaue Farbenspuren, und in be-
stimmten Entfernungen ganz ungleich ausgeschnittene vergol-
dete sechseckige Papier sterne daraufgesetzt, denen durch
eine kleine, hineingedrückte Masse die nöthige Befestigung und
in der Mitte die erforderliche plastische Erhöhung gegeben ist.
Führte nun diese Entdeckung einerseits zu dem bestimm-
ten Zeugnifs, dafs auch vor 1701 der Todtentanz auf Leinewand
gemalt war, so enthielt sie anderseits den deutlichen Hinweis
auf die Worte, mit denen in denen Wochenbüchern der Kirche
der Eestauration von 1588 gedacht ist:
Ao. 1588 in der 10. weken na Mychaelis uthgegeven : Item
erstlich up 1 son dach gekofft IV2 hundert fyn geslagen
golt tho behoff des dodendantz bawen in 1 blawen velde
myt Sternen tho bemaken. Dar vor gegeven 3 ^ 12 /3.
Noch na halen laten Vi hundert golt tho behoff der Ster-
nen tho dem dodendantz, is 1 ^ 4 /ß
Es kam also darauf au, über die Restauration von 1588
noch Näheres zu erkunden, um so mehr, als ich vor 7 Jahren
die betreffenden Wochenbuchauszüge auf Grund einer übrigens
sehr sorgfältigen Zusammenstellung alles Details der Wochen-
bücher, soweit sie das Aeufsere und Innere der Kirche betref-
fen, in einer vom gegenwärtigen Werkmeister und Organisten
Jimmerthal angefertigten Geschichte der Marienkirche vergli-
chen hatte. Eine vollständige Durchsicht sämratlicher Ausgabe-
posten lieferte zu den zwei 1866 veröffentlichten Inscriptionen,
der eben angeführten und der Bezahlung des Malers Silvester
noch folgende :
Ao. 1588 in der 6. weken na Paschen: Noch up 1 frydach
gekofft 10 brede ein lennewant to behoff des doden-
dantz, de ein tho 3 /!, is l ¥ 14= A
In der 14. weken na ostern : Noch dem maier Sylvester ge-
kofft tho behoff des dodendantz 3 smale ein lennewant
under tho fodern — -K4/Ö64;
In der 7. weken na Mychaelis: Noch uthgegeven vor 2 fü-
ren brede tho sagen, so tho her Jochim Schelen (Pre-
diger) in synen staven (geheizte Stube) unde tho dem do-
dendantze tho bekleden unde uth tho flycken — V 4: ß
In der 11. weken na Mychaelis: Noch den sagers vor 8
schulp snede (Blattschnitte) dorch 2 eken brede tho
bchoff lysten urame den dodendantz van tho maken
— ¥ Q /2
Ao. 1589 in der 8. weken na dem iiyen jare : Noch uthge-
geven vor penninck unde scharff-negell myt kienen kop-
pen tho behoff der lysten im dodendantze an tho ne-
gelen, is .' ' . . . —^9/36^^
In der 12. weken na dem Nyen jare, was Palmdach: Noch
Johan Bremer (Kirchenvorsteher) vor 1 lanck dycke
droge eken bret van 36 scho lanck dre vote bret tho
behoff der lysten im dodendantz tho maken 2 daler
4 ^' 2 /3
Diese Ausgaben beweisen, dafs 1588 die Holzeinfassung
des Todtentanzes so erneut ist, wie sich noch jetzt die Reste
vorfinden, und dafs der innerhalb derselben gemalte Todten-
tanz auf Leinwand war. Ja, er scheint damals nicht auf die
Leinewand erst gebracht zu sein, sondern auf derselben nur
ausgebessert; denn die Bezahlung an den Maler lautet für Auf-
frischung des Bildes und wird nur nebenbei für diese, haupt-
sächlich für andere Arbeiten, geleistet. Die Inscription heifst
nämlich genau so :
Ao. 1588 in der Nyen jars weken : Noch hebben dit mall
Johan Bremer, Jürgen van Stiteu gerekent myt Silvester
dem maier van wegen des, so he by der karcken unde
Karckenwanynge dat 88. jar hefft gemalet — hyr myt
in gerekent de dodendantz, so he up dat nye dyt jar
upgeluchtet — beffynt syck yn syner rekenynge an
gelde 93 ¥ i A
dar up ehme myne heren affgedynget, dat ehme noch tho
quam, so ick betalet 69 ¥ — /5
Auch die geringe Ellenzahl der angeschafften Leinewand
spricht gegen eine völlig neue üebertragung des Bildes auf
dieselbe im J. 1588.
Nach dem Ergebnifs unserer Untersuchung behält also von
Melle Recht, wenn er über die Bilder von 1701 sagt, „sie
sähen annoch ebenso aus, wie sie vordem gestalt gewesen wä-
ren." Antoni Wortmann ist der getreue Copist, als den wir
ihn noch im Bilde erkennen; weder ihn, noch von Melle trifft
ein Vorwurf für die im alten, niedersächsischen Texte (und
vielleicht auch im Bild) eingetretene Störung. Wir müssen
den Urheber derselben weiter zurück suchen, vor 1588 oder
vielleicht gerade 1588. Eben bei dieser theilweisen Restaura-
tion läfst sich eine Textverschiebung um so füglicher anneh-
men. Ein Theil der Leinewand ward ergänzt, ein Theil un-
terfüttert. Wenn das namentlich die letzere Texthälfte war,
so erklärt sich ohne Zwang, weshalb von Melle diese 1701
noch entziffern, von der nicht ausgebesserten ersteren nichts
mehr lesen konnte.
Eine Schwierigkeit bleibt noch unerledigt. Wann ist die-
ser schon 1588 „upgeluchtede" Todtentanz entstanden, und
wie war sein Vorgänger beschaffen ? Denn dafs der ursprüng-
liche Todtentanz gleich auf Leinewand 1463 gemalt sein sollte,
ist gegen alle bisherige Erfahrung, und jedenfalls weisen die
heute noch erhaltenen Leinwandfetzen frühestens auf das 16.
Jahrhundert. Wir müssen also im Anfange desselben doch
eine Üebertragung von Holz auf Leinewand annehmen, durch
welche möglicherweise die mehrerwähnten Störungen auch
veranlafst sein können, und die aus uns unbekannten Gründen
schon 1588 einer Aufbesserung bedurfte.
161
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
163
Die Kapelle selbst bewahrt noch heute ein Zeugnifs für
die älteste Gestalt des Todtentanzes, das weder zu der jetzi-
gen Copie, noch zu deren Original vor 1588 pafst. An der
Ostwand befindet sich unter der in das alte Aufsenfenster der
Kapelle hineiiigebauten Orgel ein Kopf, der so tief in die
Krönung des Todtentanzes hineinragt, dafs diese deshalb einen
Ausschnitt erhalten hat. Ich hielt ihn bisher für eine Schlufs-
verzierung des Orgelfufses. Eine Besichtigung nahebei hat aber
gezeigt, dafs er mit der Orgel gar nicht zusammenhangt. Er
ist von einer schmalen Leiste eingefafst, von Holz, an den Ex-
tremitäten unten mit Leinewand überzogen , auf dieser Kreide-
grund aufgetragen, über dem Spuren von Vergoldung erkennt-
lich sind. Zu diesem ausdrucksvollen, plastischen Kopf stimmt
nur ein entsprechend auf Holz ausgeführtes Gemälde. Der
Kopf, welcher heute, abgesehen von der durchschnittenen Krö-
nung, hinter der sich die von 1588 birgt, an einer ganz gleich-
gültigen Stelle, zwischen Kaufmann und Tod überschaut, mufs
früher einen Ausgangs- oder Mittelpunkt des- Bildes abgegeben
haben, und mag er nun an seiner alten Stelle geblieben sein,
oder nicht — jedenfalls wird dadurch eine andere Anordnung
des Todtentanzes an den Wänden bedingt. Ueber diese sich
zu entscheiden, bedarf es näherer Erkundigung nach den Ein-
zelheiten des Revaler Todtentanzes, der, dem Lübecker im
Texte und in den Bildern, wie ich Gott. Gel. Anz. S. 738 ff.
schon angab, so enge verwandt, von einer ähnlichen Figur
ausgeht. Es bedarf aber auch einer gründlicheren Erwägung der
allmählichen Umgestaltung der Kapelle, welche z. B. nicht spä-
ter, als ihre östlichen Fortsetzungen, wie ich 1866 annahm,
sondern früher entstanden ist, wie sich noch an dem erwähn-
ten Aufsenfenster der Ostwand nachweisen läfst, da eine durch
dasselbe laufende Stange die Aussprünge zur Befestigung der
Bleifenster nach Osten hat. Auch scheint die in die Kapelle
hineinspringende alte Sakristei, welche den Todtentanz jetzt an
der Südseite ganz unterbricht und um die Ecke herumzulaufen
zwingt, nicht von Anfang des Gemäldes an existiert zu haben.
Vorläufig glaubte ich die bisherigen Ergebnisse meiner
Untersuchung mittheilen zu sollen, um so mehr, als ich, selbst
ein Laie, über manche der hier aufgeworfenen Fragen mir
von Kundigeren Kath und Auskunft erbitten möchte.
Lübeck. Wilh. Mantels.
Zur Geschichte der Nürnberger Stadtbibliothek.
Dafs bereits vor der im Reformationszeitalter geschehenen
Vereinigung der verschiedenen Klosterbibliotheken in dem ver-
lassenen Predigerkloster eine Stadtbibliothek zu Nürnberg vor-
handen war, findet sich zwar selten erwähnt, ist aber doch
schon bisher nicht unbekannt gewesen. Zuverlässige Aufschlüsse
hierüber dürften sich aus einer genaueren Durchforschung der
verschiedenartigen amtlichen Aufzeichnungen des Nürnberger
kgl. Archivs, besonders der dort aufbewahrten Stadtrechnungen
des 15. Jahrh. ergeben. Hier sei nur auf zwei Einträge der
letzteren hingewiesen, welche ein doppeltes Interesse zu er-
regen im Stande sind. Wir sehen, dafs der Rath unter An-
weisung verhältnifsmäfsig nicht unbedeutender Summen Bücher
für der Stadt „Liberei" in grofserer Anzahl aufkaufen liefs,
und dafs er den Auftrag dazu einem Mitgliede gab, dessen
literarische Bildung uns hinlänglich bezeugt ist, und von dem
wol auch die Anregung zu jenen Bücherkäufen ausgegangen
war. Hans Tücher (am Milchraarkt) *), durch die noch wäh-
rend seines Lebens in Druck gegebene Beschreibung seiner
Palästinareise allgemein bekannt, hat sich, wie ich im V. Bde.
der Nürnberger Chroniken zu zeigen hoffe , auch um die Ge-
schichte seiner Vaterstadt verdient gemacht. Ein jüngerer
Bruder des Baumeisters Endres Tucher, erreichte er kein so
hohes Alter wie dieser. Schon im J. 1491 ist er verstorben**).
In der Stadtrechnung des J. 1488 (gleichzeitige Copie
im Jahresreg. IV. d. Nbg. Arch.) heifst es in der am 22. Octo-
ber beginnenden IX. Frag :
Item 483 guldin lannd(5. 9 (3 2 hir. costen mit allen dingen
179 bucher durch Hannsen Tucher den eitern gemeiner statt
in ir liebere}- erkaufft nach innhalt desselben Tuchers rechnung
uns am mitwochen ante Leonardi (5. November) uberantwort
und in der scattel ligend.
Und in der XIII. Frag :
It. 12 guldin lanndß. für ainen codice auf pirgamen ge-
druckt durch H. Tucher erkaufft und in gmeiner statt liberey
getan.
Freiburg i. Br. Theodor v. Kern.
*) Vergl. über ihn Nürnb. Chron. IV, 34, nn.
**) Vergl. die im V. Bde. der Nürnb. Chronik erscheinende
Tucher'sche Fortsetzung der Jahrbücher des 15. Jahrh. beim an-
geführten Jahre.
Ein romanischer Merskelcli nebst Patene im germa-
nischen Museum.
In der Sammlung kirchlicher Geräthe des germanischen
Museums befindet sich ein silberner, vergoldeter und mit Niel-
len geschmückter Kelch nebst Patene, der, aus dem 1215 ge-
gründeten Kloster Mariensee bei Hannover stammend, eine Ar-
beit des 13. Jahrh. und ein Glied jener Reihe kostbarer, nieder-
sächsischer kirchlicher Goldschmiedarbeiten ist, deren Schule dem
heil. Bernward von Hildesheim ihre erste Blüthe dankt, und die
uns noch in so vielen Werken erhalten ist, welche wir im Dom-
schatze zu Hildesheim, dem Weifenmuseum in Hannover, dem be-
rühmten Weifenschatze (jetzt in Wien), in dem Museum zu
Braunschweig u. a. 0. bewundern. Historische Nachrichten über
den Kelch selbst sind uns leider nicht überliefert. Vor etwa 20
^30 Jahren brachte ihn eine Aebtissin des adelichen Frauenstif-
tes, das an Stelle des Klosters getreten ist, einem Goldschmiede
in Hannover zum Tausche gegen einen neuen. Die Zwischenkunft
163
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
164
eines Künstlers hat ihn vom Schmelztiegel gerettet, und nach-
dem er erst in die Hände eines andern Künstlers übergegan-
gen war, kam er in's germanische Museum, wo er jetzt der
älteste einer stattlichen Reihe mittelalterlicher Originalkelche
ist.
Die schalenförmige, flache, am obern Rande ein klein we-
nig ausgebogene Cupa
ist vollstäudig glatt ; der
kreisrunde Fufs geht in
leichtem Schwung in den
Ständer über. Vier grö-
fsere, ein wenig über
die Fläche hervorgetrie-
bene, kreisrunde Medail-
lons sind mit Niellen ge-
schmückt, von denen eine
Christus am Kreuze mit
Maria und Johannes dar-
stellt , die drei anderen
Typen des Opfertodes,
nämlich: Abraham, im
Begriffe den Isaac zu
opfern , gerade gegen-
über; dazwischen einer-
seits: Abel, sein Opfer
tragend, anderseits:
Melchisedek, Brod und
Wein bringend. Letz-
tere beide Figuren wen-
den sich mit dem Ge-
sichte der zwischen ih-
nen befindlichen Kreu-
zesgruppe zu. Am fla-
chen unteren Theile des
Fufses sind vier kleine
Niellomedaillons zwi-
schen die grül'seren ein-
geschoben : vier Prophe-
tenbrustbilder, die gleich-
falls sämmtlich das Ge-
sicht der Kreuzigung zu-
kehren. Von ihnen ge-
hen längs des Kelchfufs-
randes vier Sprüche aus,
die unmittelbar unter
der Kreuzigung zusammenlaufen und von denen zwei von der
Rechten zur Linken mit umgekehrten Buchstabenzeichen (wie
für den Druck) geschrieben sind, um auch ihre Beziehung zur
Kreuzigung anzudeuten. Der eine der Propheten ist nicht blos
mit einer Krone versehen, sondern auch als DaC(id) bezeich-
net. Der Reihenfolge nach laufen die zwei Sprüche
links : Sic"'(ut) ovis ad occisionem ducit"'(ur) (Jesaias LIII, 7.)
Fig. 1.
Foderunt manus (Ps. XXI, 17).
rechts: X?C (Christus) factus est obediens
Ecce quom''(do) morit"(ur).
Den Uebergang in den Ständer vermitteln von oben nach
abwärts laufende Ornamente. Um den Ständer, der in der
Mitte von einem grofsen Knauf unterbrochen ist, legt sich
ober- und unterhalb die-
ses Knaufes eine kleine,
aus Filigrandrähten ge-
bildete Arkadenreihe,
die frei vor dem Grunde
steht. Auch der Knauf
ist mit einem Filigran-
ornament überzogen,
das eine durchbrochene
Hülse um denselben bil-
det. Diese Hülse ist
am Rande von sechs
Kreisen durchbrochen,
welche Medaillons aus
dem Grunde hervortre-
ten lassen, die nielliert
sind. Das eine stellt
Christus segnend dar
(die Hände mit Wunden-
malen) ; ihm gegenüber
das Lamra mit der Fahne,
dazwischen die vier Sym-
bole der Evangelisten.
Die zu dem Kelche
gehörige Patene zeigt in
der vertieften Mitte ei-
nen Vierpafs, dessen vier
Ecken mit gravierten
(wol ehemals niellier-
ten ?) Engelbrustbiidern
ausgefüllt sind. Rings
um den Rand läuft die
Inschrift: En panis sa-
cer et fidei laudabile
munus Omnibus omnis
adest et sufficit oninibus
unus. Fig. 1 gibt die
Ansicht des Kelches,
Fig. 2 — 5 auf der fol-
genden Seite die vier grofsen Medaillons. Die Höhe des Kel-
ches beträgt 14,7 cm., der Durchmesser der Cupa 12 cm.
Nürnberg. A. Essenwein.
165
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
166
Arnold Mag und seine Töchter, Peter Vischer's
Schwiegertöchter.
(Fortsetzung.)
Es möge verstattet sein, hier einige Beiträge zur Kennt-
nirs der Familienverhältnisse des berühmten Meisters zu ge-
ben, die auch nach dem, was Mayer in „des alten Nürnbergs
Sitten und Gebräuche" gegeben hat, nicht überflüssig sein
möchten. Der alte Hermann Vischer, Peters Vater, eingewan-
dert und Bürger geworden, wie Mayer gezeigt hat, 1453, hatte
von seiner ersten Ehe-
frau Felicitas aufser die-
sem Sohn eine Tochter
Martha, die mit Peter
Mülich, von unbekann-
ter Lebensstellung, ver-
heiratet war. Nach dem
Tode der Felicitas nahm
Hermann Vischer eine
zweite Frau, Namens
Anna, die ihm drei Kna-
ben gebar und ihn über-
lebte. Schon am Dinstag,
29. Jan. 1488 erklärte
Anna, Hermann Vischer's
des Rothschmieds Witt-
we, mit Zeugnifs von
Niclas Köler, Endres
von Watt und Sebald
Schreier, dafs ihre Stief-
und rechten Kinder (be-
ziehungsweise der letz-
tern Vormünder) ihr für
alle ihre Ansprüche 29 fl.
rh. ausgezahlt haben, wo-
mit sie auf Alles ver-
zichtet, ausgenommen
auf das, was von den
Erbfällen ihrer eigenen Kinder ihr zustehen würde. Am folgen-
den Tage, 30. Jan., erklärten Peter Vischer, Rothschmied, und
Martha, Peter Jlülichs eheliche Wirthin, an einem, und Hanns
Gerstuer und Hanns Gutbier, als Vormünder Bartholomes, Hänns-
leins und Enderleins, Hermann Vischer's seligen Kinder von
seiner zweiten Frau, am andern Theil, dafs sie sich über den
Nachlafs Hermann Vischer's dahin vertragen haben, dafs Peter
Vischer und Martha, seine Schwester, den Vormündern für jedes
Kind 75 fl. geben sollen, wobei Peter Nützel und Sebald Schreier
Zeugen waren. Sodann erklärt am Montag, 4. Febr. Peter Vi-
scher an einem, Peter Mülich und Martha, seine eheliche Wir-
thin, am andern Theile, dafs sie sich um allen Hermann Vi-
scher's und Felicitas, seiner Wirthin, ihrer Eltern seligen, Nach-
lafs so vertragen haben, dafs Peter Vischer seiner Schwester
noch 240 fl. herausgeben soll, wofür sie sich aller Ansprüche
begibt, und er übernimmt auch, ohne Entgelt seiner Schwester,
die Zahlung der den Stiefgeschwistern bedungenen dreimal 75 fl.
Hiebei sind Wilhelm Hegnein und Sebald Schreier Zeugen.
Ob Peter Vischer damals schon verheiratet war, ist nicht ge-
wifs, da nirgends seine Frau genannt ist, auch da nicht, als
er am 9. Febr. den Vormündern der Stiefkinder für die rich-
tige Bezahlung der dreimal 75 fl., die in Fristen erfolgen sollte,
sein ganzes Hab und Gut verpfändet, bei welcher Handlung
die Zustimmung der Frau, da sie eventuell einstehen mufste,
Fig. 2—5.
jedenfalls erforderlich
war; doch dürfte es
wahrscheinlich sein, da
der Ansäfsigmachung
und dem Meisterwerden
die Verehelichung in der
Regel vorausgieng. Eben-
so läfst sich der Name
der Frau nicht mit Ge-
wifsheit bestimmen. Nach
einem vom 12. Aug. da-
tierten, jedenfalls nach-
träglichen Vertrag we-
gen der Zuschätze —
welches Dokument aber
auch einen andern Peter
Vischer, da seine Le-
bensstellung darin nicht
angegeben ist, betreffen
kann, — hiefs sie Do-
rothea ; in einem von
Peter Vischer eigenhän-
dig an Peter Harfsdorf-
fer den Jüngern vom 17.
Nov. 1493 gerichteten
Briefe spricht er von
dem „Abgang seiner lie-
ben Hausfrauen, der Gott
gnädig sei", so dafs er jedenfalls Wittwer war, als er die
Margaretha, die 1522 auf St. Rochus begraben wurde und
vermuthlich die Mutter aller seiner Kinder war, heiratete. Ob
er nachher noch einmal geheiratet habe, ist wenigstens nicht
unwahrscheinlich.
Das älteste dieser Kinder war nun ohne Zweifel der den
Namen des Ahnherrn tragende Hermann, der mit Ursula, Ar-
nold Mag's Tochter, verheiratet war. Von dieser Verheiratung
und zugleich von Arnold Mag's Hingang erfährt mau aus einer
Urkunde vom Freitag, 18. Nov. 1513, worin Ursula, Hermann
Vischer's eheliche Wirthin, mit Wissen und Willen Peter Vi-
scher's, ihres Curators und Schwähers, „auch in Beiseyn jeztge-
melts ihres Ehevogts", vor Gericht erklärt, dafs sie in Willen
stünde, ihre Behausung am Sand, welche sie von Arnold Mag,
167
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
168
ihrem Vater, geerbt hat, zu verkaufen. Weil sie aber noch
minderjährig, so wäre ihre Bitte, in diesen Verkauf von Ge-
richts wegen zu willigen, und da dieses geschehen, so verkauft
sie das Haus an Jörg Felles um 425 fl. Da die übrigen Be-
stimmungen des Hauses mit denen des Kaufs vom 16. Febr.
1495 übereinstimmen, so ist kein Zweifel, dafs es das von Ar-
nold Mag erkaufte Haus ist, und der Unterschied des Kauf-
preises erklärt sich daraus, dafs das jetzt als frei und eigen
verkaufte Haus damals mit einem mittlerweile abgelösten Ei-
genzins belastet gewesen war. Im folgenden Jahr erschienen
vor Gericht Hanns Schneider und Sobald Behaim, für sich
und Heinrich Flücken, ihren Mitvormund, als weiland Arnolden
Mag's seligen Geschäfts und Kinder Vormünder, und mit ihnen
Ursula, Hermann Vischer's eheliche Wirthin, obgedachts Magen
Tochter, mit Wissen und Willen ihres ehelichen Hauswirths
und ihr hierzu von Gericht gegebenen Curators, und brachten
vor, dafs sie um ihrer Pflegekinder und Geschwister Nutzen
willen im Willen stünden, die 20 fl. rh., die Arnold Mag seli-
ger auf der Stadt Cöln vergangener Zeit um 500 fl. rh. erkauft,
zu verkaufen. Weil sie aber niemand hätten, der mehr dar-
auf gelegt, als Wolf Hofmann, von wegen Agnesen, Gott-
schalk Hurts, Bürgers zu Cöln ehelicher Wirthin, und die ge-
meinen geschriebenen Rechte, auch dieser Stadt Statut und
Keformation ausdrücklich verbieten, der Pflegekinder Hab und
Gut ohne Erlaubnifs der Obrigkeit zu verkaufen, und es ihnen
beschwerlich wäre, jährlich die Zinsen so fern ein- und herzu-
bringen, und sie um diese Kaufsumme die Zinsen hie wohl er-
langen und zu Wegen bringen könnten, wofern ihnen die Er-
laubnifs gegeben würde, gedachte jährliche Zinsen anzugreifen
und zu verkaufen: so bäten sie, ihnen diese Veränderung zu
bewilligen, auch gemelten Wolf Hofmann anstatt Agnes Gott-
schalk Hurtin zu erlauben , das also gerichtlich zu thun ; wo-
rauf ihnen die Erlaubnifs ertheilt wurde, und sie diese 20 fl.
rh. Ewiggeld dem Wolf Hofmann um 470 fl. verkauften, wovon
70 fl. verfallene Zinsen, die er ihnen baar (d. h. sogleich) ent-
richtet und bezahlt habe, worüber die Verkäufer quittierten;
die 400 fl. aber solle Hofmann zu den vier folgenden Frank-
furter Herbst- und Fasten-Messen mit je 100 fl. bezahlen.
Geschehen am Freitag, 21. Juli 1514. Obgleich in dem hier
so, dafs nichts Wesentliches übergegangen ist, regestierten
Briefe von Pflegekindern und Geschwistern geredet wird, so ist
doch nur eine, damals noch unvermählte Tochter, der Ursula
jüngere Schwester, bekannt. Wolf Hofmann ist der Eingangs
genannte Faktor der Fugger. Die eigentliche Käuferin aber,
Agnes Hurtin, war auch ein Nürnberger Stadtkind, Erhart Ro-
ten und der Barbara Gerungin Tochter, die in Urk. v. 29.
Juli 1495 Jungfrau Agnes Eotin genannt wird und in Urk. v.
12. Mai 1514: Agnes, Gottschalk Hurts zu Cöln eheliche Haus-
frau, Bartholomäus Vischer's des alten Stieftochter. Dieser Vi-
scher, ein seiner Zeit berühmter Goldschlager, hatte ihre Mut-
ter, seine erste Frau, als Wittwe geheiratet. Er starb 1518
(Kiefh. Nachr. I. 151) und hat mit dem Rothschmied und den
Seinen nichts gemein als den Namen.
Nun hört man erst, nach ungefähr anderthalb Jahren, et-
was urkundlich Gewisses über Hermann Vischer, als er er sich
nämlich ein Haus kaufte. Am Mittwoch, 2. Jan. 1516 bekannte
Hanns Rot vor Hanns Koburger und Mathes Jorian, als erbe-
tenen Zeugen, dafs er Hermann Vischern, dem Rothschmied, ver-
kauft habe die Erbschaft der sechs Häuser, die aneinander in
St. Lorenzeu Pfarr, vornen im Eingang gegen Mitternacht sehend,
auf der einen Seite, gegen Aufgang der Sonne, an der Zwölf-
Brüder-Behausung, und an der andern Seite, gegen Untergang
der Sonne, an Seizen Bicdermann's Hof gelegen, und dazu die
zwei eigenen Häuser an einander hinten an den vordem sechs
Gemachen im Hof liegend, mit der freien Ein- und Durchfahrt,
unten und zwischen denselben sechs Gemachen stehend, auch
dem Hof, Brunnen, Garten und dem Lusthäuslein im Garten,
alles hinten gegen Mittag, an Peter Wernhers Garten stofsend.
Er gelobte auch, den Käufer der sechs Behausungen und dazu
die frei eigenen Behausungen, Durchfahrt, Hof und Garten für
frei eigen, und die Erbhäuser für Erbe zu währen und zu ver-
treten, da er ihm 757 fl. rh. dafür bezahlt habe. In diesen
Kauf willigte Ludwig Imhof, der die Eigenschaft mit 6 fl. rh.
und dazu 1 fl. Gatterzins auf den sechs Behausungen hatte.
Jakob Grimmen, des nicht unbekannten Steinmetzen, Baumei-
sters der ersten steinernen Brücke (jetzt Maxbrücke) und des
Chors von St. Lorenzen Pfarrkirche, und seiner Ebefrau Clara
beider seligen Erben hatten 1512 das Anwesen an Hanns Rot,
Michel Roten zu Lauf Sohn, verkauft, der eine Tochter des
jüngeren Hanns Behaim, des Landbaunieistcrs, zur Frau hatte.
Auch damals wird die Lage ebenso wie hier bezeichnet.
Durch das Mendlische Zwölfbrüderhaus, das am Eck der vor-
dem Kartbäusergasse und dem jetzigen Kornmarkt, ehedem
Steig, gelegen, noch vor Aller Augen steht, wird man wohl
nicht irren, wenn man das gekaufte Anwesen als L. 980 be-
zeichnet. Im Uebrigen hat die Zeit alle andern Verhältnisse
wesentlich unkenntlich gemacht ; namentlich ist es wahrschein-
lich, dafs der Besitz sich über den Umfang dieses gegenwärtigen
Hauses hinaus erstreckt habe. Denn, selbst die geringste Breite
der sechs Gemächer oder Behausungen zugegeben, wie man
noch hie und da einzelne, die nur ein Fenster breit sind, se-
hen kann und in früherer Zeit unstreitig noch mehr sehen
konnte, so würde das ebengenannte Haus, das eine Breite von
drei Fenstern hat, doch nicht genügen, und das gekaufte An-
wesen mufs sich noch weiterhin erstreckt haben.
Nürnberg.
(Schluls folgt.)
Lochner.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEM VORZEIT.
1873. Xs 6. Juni.
Chrouik des germanischen Museums.
Nürnberg, 15. Juni 1873.
Ihre Majestät die deutsche Kaiserin Augusta, Königin von
Preul'sen, hat auch in diesem Jahre die Gnade gehabt, unsere von
ihr so oft unterstützte, so gnädig ermunterte und wohlwollend ge-
förderte Anstalt mit einer Gabe von 200 fl. zu erfreuen, für welche
wir hier aufrichtigsten Dank darzubringen haben.
Nachdem die Schätze, welche uns im Laufe des Winters und
Frühjahrs zu zeitweiliger Ausstellung zugesagt wurden, nunmehr
eingetroffen, sind solche in dem dafür bestimmten Saale I seit eini-
gen Tagen dem Publikum vorgeführt. Schon früher haben wir er-
wähnt, dafs Se. Maj. der König von Sachsen zu diesem Zwecke
die Darleihung einiger Prachtschwerter aus dem kgl. historischen
Museum zu Dresden bewilligt hat. Ebenso hat uns Se. Maj. Kai-
ser Wilhelm den kostbaren Pokal, der früher als eine Arbeit Ben-
venuto Cellini's galt, nunmehr aber, seit die Forschung nachge-
wiesen, dafs Deutschlands Meister jener Zeit hinter den Italienern
nicht zurückstanden, als eine Nürnberger Arbeit betrachtet wer-
den kann, zur Ausstellung, doch leider nur auf wenige Tage über-
lassen. Von Sr. Erlaucht, Herrn Grafen v. Giech sind einige
schöne Sachen eingesandt, ebenso von Herrn S. Pickert hier, von
Herrn v. Humbracht in Rudolstadt und dem histor. Vereine zu
Würzburg. Die gröfste Zahl kostbarer Schätze hat aber Se. Durch-
laucht, Fürst Georg von Schwarzburg- Rudolstadt dem germani-
schen Museum für seine Ausstellung zugewiesen. Es ist dies eine
Reihe von Prachtwaffen, besonders eingelegte Gewehre und Pisto-
len aus dem Zeughause des Schlosses zu Schwarzburg, eine An-
zahl Limousiner Emaillen, Goldschmiedarbeiten, Elfenbeinschnitz-
werke, sowie einige sehr interessante Bronzegegenstände, der ger-
manischen Periode angehörig, an verschiedenen Orten des Fürsten-
thums ausgegraben. Se. Durchlaucht hat aber nicht nur die Gnade
gehabt, solche herrliche Werke zur Ausstellung zu leihen, sondern
auch vier Schwerter aus der Mitte des 16. Jhdts. mit zierlich ge-
gliederten Griffen und einen Sattel, mit Sammt- und Seidenstoff
überzogen aus derselben Zeit, dem Museum zum Geschenke ge-
macht.
In dem am 13. d. M. zu Berlin erfolgten Tode des k. preufsi-
schen geh. Regierungsraths und Universitätsprofessors Dr. Fried-
rich von Raumer, des Nestors der deutschen Historiker, hat auch
der Gelehrtenausschufs des german. Museums den Verlust eines
seiner geehrtesten Glieder zu beklagen.
Im Anschlüsse an die in Nr. 12 des Jahrgangs 1872 des An-
zeigers gebrachten Pflegschaftsveränderungen haben wir folgende
nachzutragen :
Eine neue Pflegschaft wurde errichtet in Strafsburg. Pfle-
ger: Dr. Aug. Schricker, Senats -Sekretär der Universität, s.
1. Januar d. J. Folgende Pflegschaften wurden neu besetzt: Co-
burg. Pfleger: Moriz Brand, herzogl. Rentkommissär, s. 18.
Mai d. J. Düsseldorf. Pfleger: v. Schaumburg, Oberst z.
Disp., und Grot Johann, Maler, s. 1. Juni d. J. München.
Pfleger: Theod. Ackermann, Buchhändler, u. A. Merzba-
cher, Banquier, s. ]. Januar d. J. Neuburg a. D. Pfleger:
Fr. Xav. Seidl, Lehrer a. d. k. Gewerbschule, s. 20. April d. J.
Oppenheim. Pfleger: P. Steiner, Realschuldirektor, s. G.Juni
d. J. Pegnitz. Pfleger: Ferd. Wöckel, k. Pfarrer, s. 18.
April d. J. Rudolstadt. Pfleger: Dr. B. AnemüUer, geh.
Archivar u. Professor, s. 1. Juni d. J. S c hönb er g (Hessen). Pfle-
ger: Dr. med. Beruh. Jos. Kraufs in Bensheim, s. 13. Juni
d. J. Stargard. Pfleger: Dr. Herrn. Ziemer, Gymnasialleh-
rer, s. 4. Mai d. J. Windsheim. Pfleger : E. Pohlmey, k. Stu-
dienlehrer, s. 26. Januar d. J.
Seit Veröfl'entlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Distriktsgeuieinden : Annweiler. 10 fl. Bergzabern.
10 fl. Illertissen. 10 H. Kastl. 10 fl. Mallersdorf. 10 fl. Parsberg.
10 fl. Zusmarshausen. 10 tl.
Von Vereinen : Reutlingen. Verein f. Natur- u. Alterthums-
kunde 10 fl.
Von Privaten: Annaberg. Georg Schmidt, 1 fl. 10 kr. Buch-
holz. Adler, Commerzienrath, (statt früher 1 fl. 10 kr.) 1 fl. 45 kr.
Büdingen. Prinzefs Adelheid zu Ysenburg u. Büdingen, Durchl., 2fl. ;
Schwarz, Lehrer, 1 fl. ; M. Wertheimer, Kaufmann, 1 fl. Cleve. Frei-
herr Adolph v. Wittgenstein, Oberförster, 3 fl. 30 kr. (nicht 1 fl.
45 kr. , wie irrthümlich in der vor. Nr. des Anzeigers mitg^etheilt
wurde). Erlangen. Stud. phil. Heinrich Tillraann, 1 fl. Göttingen.
Ringe, Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. Lauf. Einfalt, Vikar, 30kr. ;
Mehlis, Studienlehrer, 1 fl. Merseburg. Fräulein Antonie Berger, 1 fl.
45 kr. Metz. Löwenthal, Kaufmann, 2 kr. 20 kr. ; Pauli, Landge-
richtsrath, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Vix, Regierungs- u. Medizinalrath, 1 fl.
45 kr. Michelstadt. Löwer, Sekretär, (statt früher 1 fl.) 1 fl. 12kr. ;
Marguth, Pfarrverwalter, 1 fl. Neuburg a. D. Hans Gronen, k. Pre-
mierlieutenant, 1 fl. 45 kr. ; Dr. Kugler, k. Assistenzarzt, 1 fl. 45 kr. ;
Aug. Prechter. Buchhändler, 1 fl. 45 kr. ; C. Schilcher, k. Ingenieur,
Ifl. 45 kr. Flinken (Ostpreulsen). Freiherr v. Printz, Ritterguts-
besitzer, 1 fl. 45 kr. Reutlingen. Egmont Fehleisen, Buchhändler,
2 fl. ; Carl Pöppel, Fabrikant, 2 fl. Soest. Rademacher, Geriohts-
rath, 1 fl. 45 kr.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten: Auerbach. Ernst Meltzer, Superintendent,
35 kr. Dresden. Dr. Otto Meltzer 35 kr. Frankenberg. Theodor
Gnanck, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. ; Karl Friedr. Jeschke 35 kr. ; Mel-
tzer, Bürgermeister, 35 kr. ; Karl Friedr. Rüdiger 35 kr. ; Gustav
Schiebler, Kaufmann, 1 fl. 45 kr., Clemens Schieck, Kaufmann, 1 fl.
45 kr. Landau. Franck, Subrektor, Ifl. Soest. E. Beltmann, Ifl.
45 kr. ; von der Crone, Pastor, 1 fl. 45 kr. ; Dörrenberg, Rathmann,
Ifl. 45 kr. ; Fix, Seminardirektor, Ifl. 45kr. ; Fritsch, Landratb,
Ifl. 45 kr. ; Jordan, Gymnasialdirektor, Ifl. 45 kr. ; Josephson, Pa-
stor, Ifl. 45kr. ; Dr. Legerlotz, Prorektor, Ifl. 45 kr. ; Lentze,
Rechtsanwalt, 1 fl. 45 kr. ; von Michels, Geh. Justizrath, Ifl. 45kr. ;
W. von Koppen Ifl. 45 kr. ; Schütte, Rentner, Ifl. 45 kr. ; E.Vor-
werck, Oberlehrer, 1 fl. 45 kr. ; Ziegler, Buchhändler, 1 fl. 45 kr.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 6900-6916.)
Berlin. Comite für die Ausstellung im Zeughause:
171
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
172
261 Photographieen aus der Ausstellung älterer kunstgewerblicher
Gegenstände im k. Zeugliause im Herbst 1872. — Dresden. L. Grü-
ner, Direktor des k. Kupferstiehkabinets : 6 Kupferstiche von der
Hand des Hrn. Geschenkgebers. — Nürnberg. Buhl, Schneider-
meister : Ein auf Leinwand gezogenes histori ches Blatt von 1673.
Frau Rösch, Drechslers-Wittwe : Fayence.'^ciiiissel, 18. — 19. Jhdt.
Schmidel, pens. Feldwebel: Kupfermedaille auf die Beschwö-
rung der französ. Verfassung von 1790. Zirk, Kaufmann: 10
Stck. Abdrücke von Münzen des 17. u. 18. Jhdts. — Regensburg.
Ziegler, k. Bauamtsassessor: Gypsabgul's des romanischen Löwen-
kopfes au der KirchenthUre zu Reichenbach. Verzierter Urnen-
deckel, gefunden zu Regensburg. Bruchstück einer Thonfliese aus
St. Emmeran in Regensburg. 'S römische Kupfermünzen, 3 Thon-
gefäise u. Bruchstück eines Glases, gefunden unter dem Fundament
des Gymnnsiums zu Regensburg. Bruchstücke römischer Glas- und
Thongefälse , kleine Urne und Löwenkopf von Thon, gefunden zu
Regensburg. Löwenmaske von Thon, ebendaselbst gefunden. Ei-
serne Votivfigur aus der Kirche zu Penk. — Rudolstadt. Se. Durch-
laucht Fürst Georg von Schwarzburg - Rud ol Stadt :
Schwarzbedruckte Leinwandflagge von 1741. 4 Schwerter und
Prunksattel vom 16. Jhdt. 2 Photographieen nach alterlhümlichen
Trinkgefälsen, im Besitze des durchlaucht. Herrn Schenkers. —
Wien. Graf Crenneville, k. k. Oberstkämmerer : Silbermedaille
auf die Vermählung des Herzogs Leopold Maximilian von Bayern
und der Erzherzogin Gisela, von Tautenhayn.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 29,959-30,956.)
Aarau. H. R. Sauerländer's Verlagshndl. : Sutermeister,
Kinder- u. Hausmärchen aus d. Schweiz. 1873. 8. — Arnstadt. Di-
rektion des Gymnasiums: Uhlworm, Arnstadt im zweiten
Jahrzehent des 16. Jahrhunderts. 1873. 4. — Basel. Direktion
der Gewerbeschule: Becker, d. deutschen Satznamen. 1873. 4.
— Berlin. Dr. J. Friedländer, Direktor des k. Münzkabinets :
Ders., Geschichte des k. Münzkabinets zu Berlin. 1873. 8. Sonder-
abdr. C. G. Lüderitz 'sehe Verlagsbuchh. (C. Habel) : Pfleiderer,
Theorie des Aberglaubens. 1873. 8. Fraas, d. alten Höhlenbewoh-
ner. 1873. 8. Naumann, Deutschlands musikalische Heroen. 18'i3.
8. Rösch, d. Wesen und die Geschichte der Sprache. 1873. 8.
V. Schulte, über Kirchenstrafen. 1872. 8. Dr. R. Graf Still-
fried, k. Oberceremonienmeister , Excel I. : Ders., zum urkundli-
chen Beweise üb. die Abstammung des preuls. Königshauses von
den Grafen von Hohenzollern. 1873. 4. Sonderabdr. — Branden-
burg. Adolph Müller, Buchh. : Wirth, Jean Paul Friedr. Richter
als Pädagoge. 2. Aufl. 1872. 8. — Braunschwelg. Friedr. Vie-
weg U.Sohn, Verlagsh. : Globus, hg. v. Andree ; Bnd. 21 u. 22.
1872. 4. Sonnenburg, die Heroen der deutschen Literatur; 1. Bd.
1872. 8. — Brüssel. Academie royale des sciences, des
lettres et des beaux-arts de Belgique: Dies., memoires
etc. t. XX.XIX. 1872. 4. Memoires couronnes et autres memoi-
res; t. XXH. 1872. 8. Bulletins etc. t. XXXI — XXXIV. 1871 u.
72. 8. Annuaire etc. ; 38. et 39. annee. 1872. 1873. 8. Compte
rendu des seances de la commission royale d'histoire ; 3'"e ser.,
t. XII, 4. 5. XIH. XIV. 4nie ser. t. I, 1. 1871-73. 8. Centieme
anniversaire de fondation ; 1. 1. II. 1872. 8. Bormans , ouddietsche
Fragmenten van den Parthonopeus van Bloys. 1871. 8. Praet,
speghel der wijsheit of leeringhe der zalichede. 1872. 8. A d. Que-
telet, secretaire perpetuel de l'academie royale: Ders., tables de
mortalite et leur develöppement. 1872. 4. Ders., de l'homme cou-
sidere dans le Systeme social etc. 8. — Colmar. v. Cuny, k. Ap-
pellrath : Revue d'Alsace ; II. annee, avril — juin. 1873. 8. — Cur.
Conradin von Moor: Ders., Geschichte von Currätien ; XHI.
Heft. 1873. 8.— Dillingen. Kauf fmann, gräfl. Fugger'scher Do-
mäneninspektor : Frick , Ulmisches Münster. 4. — Dorpat. Kais.
Universität: 13 akademische Gelegenheitsschriften. 1872 — 73.
4. 8. — Epfenbach (Baden). E. Michel, Pfarrer: Wilhelmi, Is-
land, Ilvitramannaland, Grönland u. Vinland. Prospectus. Hs. 4.
— Feil (Rheinpfalz). Wilh. Reichhold, Pfarrer: Münch v. Bel-
linghausen , Protocoll der Reichs-Friedens-Deputation zu Rastatt ;
1 — 6. Bnd. 1800. 4. — Freiburg I. Br. Wagner'sche Buchh.:
Schinzinger, d. Reserve-Lazarelh Schwetzingen im Kriege 1870 u.
1871. 1873- 8. — Genf. Ed. Fick, Buchdruckereibesitzer: Com-
plaincte et cantiques de l'eglise fidele. 1551. 8. — Gotha. Justus
Perthes, Verlagshudl. : Gothaisches genealogisches Taschenbuch.
1873. 16. Almanach de Gotha. 1873. IG. Gothaisches genealog.
Taschenbuch der gräfl. Häuser. 1873. 16. Gothaisches genealog.
Taschenbuch der freiherrl. Häuser. 1873. 16. v. Spruner's Hand-
Atlas f. die Geschichte des Mittelalters u. der neuern Zeit. 3. Aufl.
1.— 9. Lief. 1871 — 73. qu. Imp. 2. — Hannover. Schmorl u.
V. See fei d, Verlagshndl.: Seinecke, Lehrbuch der Geschichte d.
deutschen National-Literatur ; 2. Aufl. 1873. 8. — Kiel. Schlesw.-
Hol st.-Lauenb. Gesellschaft f. d. Samml. u. Erhaltung
vaterländischer Alterthümer: Dies., XXXIII. Bericht: vor-
geschichtl. Steindenkmäler in Schleswig - Holstein ; 2. Heft. 1873.
4. Dr. K. Weinhold, Univers. -Professor : Ders., die deutsche
geistige Bewegung vor hundert Jahren. 1873. 4. — Köln. Histor.
Verein für den Nieder r li ein : Ders., Annaleu etc.; 25. Heft.
1873.8.— Landsberg a. d. W. Fr. Seh äff er u. Co., Buchh.: En-
gel, Geschichte aus der niederen Volksklasse. 1872. 8. — Lands-
hdt. Verein f. Förderung der Kunstindustrie in Nie-
derbayern: Ders., der Kunsthandwerker; I. Jhrg. Nr. 1. 1873.
8. — Leipzig. Otto Spam er, Verlagshndl.: Engelmann, Ge-
schichte des Handels u. Weltverkehrs; 3. Aufl. 1873. 8. Klencke,
Alex. v. Humboldt's Leben u. Wirken, Reisen u. Wissen ; 6. Aufl.
1870. 8. Otto, deutsche Dichter- u. Wissensfürsten im 18. u. 19.
Jahrh. 1873. 8. Grosse u. Otto, vor fünfzig Jahren. 1863. 8. Mo-
thes, illustrirtes Baulexikon; 3. Aufl. 1. Thir.-Lief. 1873. 8. F. C.
W. Vogel, Verlagsh.: Jonckbloet's Geschichte der niederländi-
schen Literatur; 2 Bndc. 1870, u. 72. 8. Otto Wigand, Ver-
lagsh. : Feuerbach , Anselm Ritter von Feuerbach's Leben u. Wir-
ken; 2 Bnde. 1852. 8. — Linz. Museum Francisco-Caroli-
num: Dass. , 31. Bericht etc. nebst Beiträge; Lief. 26. 1873. 8.
Dass., Urkundenbuch etc.; Bnd. VI. 1872. 8. Das oberösterr. Mu-
seum Fraucisco-Carolinum. 1873. 8. — Lübeck. Wilh. Mantels,
Professor, u. C. J. Milde: Dies., der Todtentanz in der Marien-
kirche zu Lübeck. 1866. qu. 2. — Mainz. Dr. K. G. Bocken-
heimer, Bezirksgerichtsrath : Ders., die Mainzer Patrioten in den
Jahren 1793—1798. 1873. 8.— Mannheim. Beck, Oberhofgerichts-
registrator: Jongelinus, notitia abliatiarum ordinis Cistertiensis
per orbem Universum; X libri. 1640. 2. Heesius, manipulus re-
rum memorabilium claustri Hemraenrodensis. 1641. 2. Henriquez,
lilia Cistercii. I(i33. 2. — Marburg. D r. Fried r. M uns ch er, Gym-
nasialdirektor: Braun, d. Tage v. Canossa unter Heinrich IV. 1873.
4. Progr. — München. K. Hof- u. Staatsbibliothek: Catalo-
gus codicum latinnrum bibliothecae regiae Monacensis ; tom. I,
p.m. 1873. 8. — Nürnberg. Carl Kohl er, Historienmaler: Ders.,
d. Trachten der Völker; 7. Lief. 1872. 8. Friedr. Korn'sche
Buchhndl. : Die Volksschule des XIX. Jahrh. ; 7. Lief 1873. 8.
Maximilians-Heilungs- A nstalt : Dies., 59. Jahres -Bericht
auf d. J. 1872. 1873. 4. — Prag. Lese- u. Redehalle der deut-
schen Studenten: Dies., Jahres-Bericht, 1872 — 73. 1873. 8. —
Riga. N. Kymmel, Verlagsh.: v. Bunge, liv-, est- u. curländ. Ur-
kundenbuch ; VL Bnd., 7. u. 8. Heft. 1873. 4. — Seehausen (Alt-
mark). Dr. Lud w. G ö tze, Gymnasialoberlehrer: Ders., urkundl.
Geschichte der Stadt Stendal; 11. Lief. 1872. 8. — Strassburg.
Moritz Schauenburg, Verlagsh.: lUustrirte Dorfzeitung; 8.
u. 9. Bnd. 1870 u. 71. 4. — Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchh.:
Grimminoer, Lug-in's-Land. Gedichte in sehwäb. Mundart. 1873.
12. — Turin. Guido Cora: Cosmos ; vol. I, 2. 1873. 8. — Vene-
dig. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti: Dass.,
meraorie etc.; vol. XVI, 2. 4. — Wake bei Göttingen. Friedr.
Herrn. Alb. v. W angenh eim : Ders., Regesten u. Urkunden zur
Geschichte des Geschlechts Wangenheim ; II. 1872. 8. — Weimar.
Geographisches Institut: Kiepert, Gallia u. Britania. 4. Kie-
pert, d. röm. Donau-Provinzen, Germania u. Sarmatia. 4. — Wer-
nigerode. Dr. Ed. Jacobs, gräfl. Stolb. Archivar u. Bibliothekar :
Ders., früheste Erwähnung der noch bestehenden Ortschaften des
Herzogth. Magdeburg. 8. — Wien. Se. Majestät Franz Jo-
seph I., Kaiser v. Oesterreich: Leitner, die hervorragend-
sten Kunstwerke der Schatzkammer des Österreich. Kaiserhauses ;
173
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
174
Text. 1873. Imp. 2. Kais. Akademie der Wissenschaften :
Dies., Sitzungsberichte etc.; Bnd. 70, 1. — 3. H. u. 71, 1. — 4. H.,
nebst Kefjister. 1872. 8. Denlischril'ten etc.; phihis.-liistor. Cl.,
21. Bd. 1»72. 4. Archiv für Österreich. Geschichte ; ßd. 48, 1. 1872. 8.
Fontes rerum Austriacarum; 2. Abth., 36. Bnd. 1871. 8. Almanach;
22. Jahrg. 1872. 8. Fürstl. S ch vvarz en b erg'sch es Cen-
tralarchiv: Die Archive des fürstl. Hauses Schwarzenberg ä. L.
1873. 8. Katalog zur Collectiv-Ausstelliing der Fürsten Job. Adolf
u. Adolf Josef zu Schwarzenberg. 1873. 8. K. k. geographi-
sche Gesellschaft: Dies., Mittheilungen etc.; XV. (n. F. V.)
Bnd. 1873. 8. Dr. Adalb. Horawitz, Ünivers.-Professor : Ders.,
zur Geschichte der Klosterwirthschaft; I. u. II. 1872 u. 73. 8. Son-
derabdr. Dr. Franz Kürschner: Ders., die Urkunden Herzog
Rudol's IV. von Oesterreich. 1873. 8. — Wiirzburg. A. Stuber's
Buohh. : Kofsbach, Geschichte der Gesellschaft ; Th. VI. 1873. 8.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4322-4323.)
Dillingen. Kauffmann, gräfl. Fugger'scher Domäneninspektor:
Aussage des Adam LeinsaiitTI von Derndorf vor dem Gerichte zu
Mindelheira über die von ihm verübten Verbrechen und Uebel-
thaten. lül.'j. Akten. — Nürnberg. C. Zirk, Kaufmann: Papiere,
welche sich auf die Begrälmilsfeierlichkeiten der Frau Susanna
Helena, Wittwe des Wolf Adam Friedrich Stromer von Reichen-
bach, geb. Lüfi'elholz von Colberg, in Nürnberg beziehen. 1764.
Akten.
Chronik der historischen Vereine.
Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. LXX. Band.
Heft I— III. Jahrg. 1872. — Jänner, Februar, März. 1872. 8.
Beiträge zur Kenntnifs der Rom-Sprache. II. Von Dr. Friedr.
Müller. — Ueber das mittelhochdeutsche Buch der Härterer. Von
Josef Haupt. — Beatus Rhenanus. Von Ad. Horawitz. — Der Ordo
iudiciarius des Codex Bambergensis P. I. 11. aufgefunden und zu-
erst publicirt durch Dr. Joh. Friedr. Ritter von Schulte.
LXXI. Band. 1. — 4. Heft. Bibliotheca Patrum Latinorum Ita-
lica. Von Aug. Reifferscheid. V. — IX. Die Bibliotheken von Ve-
nedig, Florenz, Neapel, La Cava und Monte Cassino. — Eutropius
und Paulus Diaoonus. Von Prof. Dr. W. Harteh — Ueber die rö-
mische Reichsstrafse von Virunum nach Ovilaba und über die Aus-
grabungen in Windisch-Garsten. Von Dr. Frdr. Kenner. — Ueber
das md. Arzneibuch des Meisters Bartholomaeus. Von Jos. Haupt.
— Des Beatus Rhenanus literarische Thätigkeit in den Jahren 1508
— 31. Von Ad. Horawitz. — Die Wohnsitze der Kelten auf der
pyrenäischen Halbinsel. Von Hofrath G. Phillips. — Ueber die
Bruchstücke eines fränkischen Gesprächbüchleins. Von Dr. K.
Weinhold. — Ueber Entstehung und Bedeutung der Formel : „Salva
sedis apostolicae auctoritate" in den päpstlichen Privilegien von
Dr. Frdr. Thaner.
Register zu den Bänden 61 bis 70 der Sitzungsberichte der
philos.-histor. Classe der kais. Akad. d. Wiss. VII. Wien, 1872.
Archiv für österreichische Geschieh te. Herausgege-
ben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten
Commission der kais. Akad. der Wiss. Achtundvierzigster Band.
Erste Hälfte. Wien, 1872. 8.
Denkschriften des Fürsten Kaunitz-Rittberg. Von Adolf Beer.
— Das Tagebuch des Grafen Ferdinand Bonaventura von Harrach
während seines Aufenthaltes am spanischen Hofe in den Jahren
1697 und 1698. Nebst zwei geheimen Instructionen. Von Dr. A.
Gaedeke.
Fontes rerum Austriacarum. Oesterreichische Geschichts-
quellen. Herausg. von der histor. Comm. der kais. Akad. d. Wiss.
in Wien. Zweite Abtheilung. Diplomataria et acta. XXXVI. Band.
Sammlung von Urkunden zur Geschichte der ehemals freisingischen
Besitzungen in Oesterreich. Hrsg. von J. Zahn. III. Band. Wien,
1871. 8.
Denkschriften der kais. Akad. d. Wiss. Philosophisch-
historische Classe. Einundzwanzigster Band. Wien, 1872. 4.
Ueber die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Eu-
ropa's. I. Von Dr. Franz Miklosich. — Die Glosse zum Decret
Gratians von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. Von
Frdr. v. Schulte.
Almanach der kais. Akad. d. Wiss. Zweiundzwanzigster Jahr-
gang. 1872. Wien. 8.
Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
III. Jahrg. Nr. 5. Wien, Mai, 1873. 4.
Ein heraldisches Musterblatt vom Jahre 1486, mitgetheilt von
Friedr. Heyer von Rosenfeld. — Erloschene gräfliche Familien in
Mähren. — Wappen aus dem Saale des Schlosses Dorfheim beim
Markte Saalfelden im Mitter-Pinzgau. (Gustav Mayrhofer.)
Einunddreifsigster Bericht über das Museum Fran-
cisco-Caroli num. Nebst der sechsundzwanzigsten Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob derEns. Linz,
1873. 8.
Angelegenheiten des Museums. — Bemerkungen über die mit-
getheilten Fundgegenstände in römischen Gebäuden zu Windisch-
garsten bei Spital am Pyhrn. Von Dr. L. Lindenschmit. — Ein
Dokument für das Vorkommen der Einmauerung Lebendiger in
Oberösterreich, mitgetheilt von Albin Czerny. — Ein Raubmord
zu Freizeil im Jahre 1659. Von Franz Vanderbank. — Ein Mis-
sale mit Miniaturen in der Bibliothek des Chorherrenstiftes St. Flo-
rian.
Urkundenbuch des Landes ob der Ens. Herausgege-
ben vom Verwaltungs-Ausschufs des genannten Museums. Sechs-
ter Band. Wien, 1872. 8. 721 Stn.
Das oberösterreichische Museum Francisco-Caro-
linum in Linz. Linz, 1873. 8.
Darstellung der Wirksamkeit, Sammlungen und Publicationen
während der 40 Jahre seines Bestehens (1833 — 73).
Der Verein für die Geschichte der Provinz Preu-
fsen, gegründet im Dezember v. J. , hat seine erste öffentliche
Sitzung am 8. April in Königsberg abgehalten. Direktor Teppen
hielt einen Vortrag über die Geschichte der Stände Preufsens,
durch welchen die Versammlung unmittelbar in die in Aussicht
genommene Hauptarbeit des Vereins, die Herausgabe der Akten der
Ständetage, eingeführt wurde. De-r zweite Vortrag, von Dr. M.
Perlbach behandelte die erste Eroberung Samlands. Die weiteren
Mittheilnngen betrafen geschäftliche Angelegenheiten.
175
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
176
Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragi-
Btik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und
Wappenkunde („Herold") zu Berlin. IV. Jahrg. 1873.
Nr. 4. 4.
Der „Lilienhaspel" und dessen Entstehung. Mit einer artisti-
schen Beilage. (Tilesius von Tilenau.) — Zwei preul'sische Wap-
penverleihungen für englische Edelleute. (J. Graf v. Oeynhausen.)
— Mittheilungen über adeliche Familien, welche in der freien
Reichsstadt Aachen das Bürgerrecht hatten. — Bemerkungen über
gleichnamige Geschlechter Hoyningen u. Huene. — Von Maltitz.
(H. V. Goldegg.)
Nr. 5. Siegel der Abtei Waltham in England. (Tilesius v. Ti-
lenau.) — Der heraldische „Scbachroche". (C. Chi. Frhr. v. Rei-
tzenstein.) — • Eine Helmstreitigkeit zwischen den Herren zu Ha-
nau und den Grafen zu Rieneck. (Seyler.) — Wappen der Fami-
lie von Goeckingk. (H. v. Goeckingk.)
Monatshefte für Musik -Geschichte, herausgegeben von
der Gesellschaft für Musikforscbung. V. Jahrg. 1873.
Nr. 4. 8.
Drucke von Ottaviano Petrucci auf der Bibliothek des Lioeo
filarmonico in Bologna. Ein bibliographischer Beitrag zu Ant.
Schmid's Ottaviano dei Petrucci (Wien, 1845) von Fr. X. Haberl.
— Die Kirchenmelodien Johann Crüger's. Von Bode.
Nordhausens mittelalterliche Kuns t denkmäler
gez. von Eugen Duval. Im Auftrage der Nordhäuser Section
des Harz -Vereins herausgegeben von Dr. Theodor Perschmann.
Heft II mit 3 Steindrucktafeln. Nordhausen, 1872. 8.
Annalen des historischen Vereins für den Nieder-
rhein, insbesondere die alte Erzdiöcese Köln. Fünfundzwanzig-
stes Heft. Köln, 1873. M. Du Mont-Schauberg'sche Buchhand-
lung. 8.
Die Kunstgilde der Töpfer in der abteilichen Stadt Siegburg
und ihre Fabricate. Von J. B. Dornbusch. — Der Reichsvicekanz-
ler Dr. Matthias Held. Von Dr. Ennen. — Die sogenannten Per-
sonate in einigen Pfarrkirchen am Niederrhein. Von Dr. Mooren.
— Schlofs Bensberg. Von Dr. Harlefs. — Der Meister des Schrei-
nes am Hauptaltare in der Pfarrkirche zu Kempen. Von Dr. H.
Keufsen. — Die Kreuzigung Petri, von P. P. Rubens, in der Kir-
che St. Peter zu Köln. Von Dr. Ennen. — VVeisthum des Dorfes
Heerdt. Von C. F. Strauven. — Weisthümer von Richard Pick.
— Die Wurzeln „snu" und „lag" in deutschen Flufs- und Orts-
namen. Von Dr. Mieck.
Organ für christliche Kunst, hrsg. u. redigirt von J.
van Endert in Köln. Organ des christlichen Kunstvereins
für Deutschland. Nr. 9. 10. — Köln, 1873. — XXIII. Jahrg. 4.
Die Darstellung des Bösen in der mittelalterlichen Kunst. —
Zwei dreigewölbige Bauten in Worms. — Antiquitätenfunde. —
Aelteste Darstellungen der heiligen Jungfrau. — Walafridi Strabi
(t 849) picturae historiarum novi testamenti.
.jj|.j, L'investigateur. Journal de la Societe des Etudes
^ii,&^<yr4gjUji5.3j,|— ancien Institut Ilistorique — . Trente-neuvieme
^|y3^,^,n.^jiY|iT?,i9,qps de, Ja?Lvi?.i^.et Fevrier 1873. Paris, 1873. 8.
hhi-^PMJi^^W idiea,gran(fe,,4nvent:e(^rs 4ap? les sciences, les arts
ly .,^n,j:)^uair,e|de^/l'A,c^de«i;ie Boyale dßa Sioienc^'Sl, de-s
^e.pj\.ifjfa.jif[t 4|?,p,.[^je.au.^,-a.rt?.;,d,ft Relgjque. ,,-1872 .et 1873.
Trente-huitiepji^i^tiffjeHili^-i^fflvi^fggiAjin^Ci. Briw^He«, Ü8.72. 1873^ '8.
Bulletin de l'Aeademie .... de Belgique. 40°'e Annee,
2me Ser., T. XXXI. 1871. Bruxelles, 1871. 8.
Episodes des relations exterieures de la Flandre : Guillaume
De Deken, le bourgeois negociateur; notice par M. Varenbergh. —
Ce qua l'on appelait en Brabant les Treves du comte (Treugae co-
mitis), et, ä ce propros, de la Paix instituee par l'eveque de Liege
Henri ler, notice par Alph. Wauters.
T. XXXII. La sauveraineto hereditaire du prince d'Orange
dans les provinces de Hollande , de Zelande et d'Utrecht (1580),
par M. le baron Kervyn de Lettenhove. — Nouveaux documenta
pour la tradition iconographique des Neuf Preux, notice par M.
fi. Fetis.
T. XXXIII. Jeanne la Folie et Charles Quint (2™e partie), par
M. Gachard. — Voyage de Paul ler en Belgique, en 1782, notice
par M. Gachard. — Une lettre de Symier au duc d'Anjou, par M.
le baron Kervyn de Lettenhove.
T. XXXIV. Un voyage au treizieme siecle, notice par M. Va-
renbergh. — Messire Henri Kerens, eveque de Ruremonde, note
par M. Wauters. — Marie Stuart d'apres les doouments conserves
au chäteau d'Hatfield, par M. le baron Kervyn de Lettenhove. —
Declaration de la reine Elisabeth contre le prince d'Orange et ses
adherents (1575), par le meme.
Compte rendu des seances de la commission royale d'his-
toire, ou recueil de ses buUetins. Troisieme Serie. Tome dou-
zieme. IVme et Vme Bulletins. Bruxelles, 1871. 8.
Notice sur un cartulaire de la tresorerie des comtes de Hai-
naut. Par M. Leop. Devillers.
T. treizieme. Analectes historiques, 17ine et derniere Serie.
Par M. Gachard. — Comptes de l'expedition d'Edouard ler en
Flandre. Par M. le baron Kervyn de Lettenhove. — Inventaire
des joyaux, ornements d'eglise, vaisselle, tapisseries , livres,ta-
bleaux, etc., de Charles-Quint, dresse ä Bruxelles au mois de mal
1536. Par M. Michelant. — Les Seigneuries et les Seigneurs en
Brabant au dix-huitieme siecle. Par M. Gachard.
T. quatorzieme. Lettres de Joseph II. sur les troubles des
Pays-Bas en 1787 et la rcivolution de 1789. Par M. Gachard. —
Notice des cartulaires de la collegiale de Saint -Denis, ä Liege.
Par M. Stanislas Bormans. — Inventaire des bagnes, ornements
d'eglise, pierres, vaiselles, tapisseries, livres, etc., de Philippe II,
fait a, Bruxelles au mois de mars 1589. Par M. Michelant. —
Analyse des documents relatifs au projet de mariage d'Elisabeth et
du duc d'Alengon, qui sont conserves au chäteau d'Hatfield. Par
M. le baron Kervyn de Lettenhove. — La vente publique, ä Bru-
xelles, du mobilier de la cour et des eglises et eouvents en 1580
et 1581. Par M. L. Galesloot. — Notice d'un cartulaire du clerge
secondaire de Liege. Par M. Stanislas Bormans.
Quatriemc Serie. T. premier. I^r Bulletin. Notice des raa-
nuscrits concernant l'histoire de la Belgique qui existent ä la Bi-
bliotheque royale, ä Berlin. Par M. Gachard. — Recueil de let-
tres de Viglius ä ses amis, de janvier 1576 ä avril 1577. Par M.
le baron Kervyn de Lettenhove.
Meraoires couronnes et autres memoires, publies par
l'Akademie .... de Belgique. CoUection in -8. — Tome XXII,
Bruxelles, Avril 1872.
Het geslacht der Artevelden in te veertiende eeuw en de Na-
-Ifetensobajl van Philip Van Artevelde; door Frans De Potter. —
L'art dans- la societe .btiidanal'etat; par ^fedouard P'etis.
177
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
178
Academie etc. Centieme Anniversaire de Fondation
(1772—1872). Tome premier et second. Bnixelles, 1872. 8.
Ouddietsche Fragmenten van den Parthonopeus
van Bloys, grootendeels bijeenverzameld door wijlen profcssor
Ferdinandus Deycks , en verder in orde geschikt en kritisch uit-
gegeven op last van de k. Akademie van Belgie, door J.-H. Bor-
mans. Brüssel, 1871. 8. XXXIV u. 420 Stn.
Speghel der wij sheit of leeringhe derzalichede, van Jan
Praet, westvlaemscben dichter van 't einde der Xllle eeuw, voor
de eerste mael uitgegeven van wege de k. Akademie van Belgie,
door J.-H. Bormans. Brüssel. 1872. 8. XV u. 208 Stn.
Memoires derAkademieetc. T.XXIX. Bruxelles, 1872. 4.
Memoire historique et statistique sur les Quatre Metiers et
les iles occidentales de la Zelande ; par M. J.-J. De Smet.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
17) Die Reichsstadt Kaufbeuren und die baierische
Restaurationspolitik. Ein Beitrag zur Vorgeschichte
des dreifsigjährigen Krieges von Felix Stieve. München,
1870. M. Rieger'sche Universitätsbuchhandlung (Gustav
Himmer). 102 Stn. 8.
Ein kleines, aber gehaltvolles und lehrreiches Buch! Die
grofse Bewegung einer ganzen Zeit spiegelt sich in dem Leben
einer kleinen Stadt ab und gewinnt aus den scheinbar unbedeu-
tenden Vorgängen in derselben mannigfache Aufhellung. Wir
werden zugleich belehrt, wie ein neuer Gedanke, oft mit ent-
scheidendem Uebergewicht durchgeführt und eben so oft wieder
zurückgedrängt und unterdrückt, nach mühsamen Umwegen
und Wechselfällen endlich doch zu dauernder Verwirklichung ge-
langt.
In Kaufbeuren wurde im Jahre 1524 der erste thatkräftige
Versuch zur Einführung der kirchlichen Reformation unternom-
men. Er scheiterte indel's bald ; denn da gleichzeitig auch der
Aufruhr der schwäbischen Landleute ausgebrochen war, den man
sich mit der Wirksamkeit der religiösen Neuerer in enger Verbin-
dung dachte, so benützten dies die Gegner zur Verdächtigung.
Die Bewegung wurde daher auf Befehl des schwäbischen Bundes
strenge unterdrückt, und in den folgenden achtzehn Jahren be-
hauptete in Kaufbeuren die katholische Kirche ihre frühere Herr-
schaft.
Im Jahre 1543 traten plötzlich unter der Mehrheit der gerin-
geren Bürger entschieden feindselige Gesinnungen gegen dieselbe
hervor. Sie mochten durch die religiösen Zusammenkünfte, welche
damals im Sinne Kaspar Schwenkfelds, des schlesischen Mysti-
kers, durch ganz Schwaben hin veranstaltet wurden und auch in
Kaufbeuren Eingang fanden, angeregt worden sein. Die ersten
Mafsnahmen des Rathes im reformatorischen Sinne trugen wenig-
stens ganz das Gepräge derselben. Dieser Umstand beschäftigte
bald die öffentliche Meinung und erregte insbesondere die Auf-
merksamkeit der protestantischen Stände, denen die angeblichen
Schwärmereien eines Schwenkfeld wie die Wiedertäuferei ebenso
verhafst waren , als die Einrichtungen der römischen Kirche. Sie
"sorgten dafür, dafs im Jahre 1546 der evangelischen Gemeinde von
Kaufbeuren in der Person des Thomas Kirchmair (Naogeorgus) ein
regelrechter Prediger vorgesetzt wurde. Seine Wirksamkeit sollte
indessen nicht von langer Dauer sein. Gerade um diese Zeit er-
focht der Kaiser seine Siege über den schmalkaldischen Bund.
Das Interim wurde erlassen, und in Folge dessen der Protestantis-
mus in Kaufbeuren zum zweiten Male unterdrückt.
Aber auch dieser Rückschlag hatte keinen Bestand. Kaum
dafs die kaiserliche Uebermaoht durch den Passauer Vertrag
und die darauf folgenden Ereignisse ihre Endschaft erreicht
hatte, so wurden die katholischen Mitglieder aus der städtischen
Verwaltung wieder entfernt und durch Männer von entschieden
protestantischer Gesinnung ersetzt. Dies geschah im Jahre 1554.
Der neue Rath, durch die bisherigen Erfahrungen gewitzigt, gieng
übrigens mit grofser Vorsicht zu Werke. Er liefs sich nur Schritt
für Schritt, und nur wenn die öffentliche Meinung unaufhaltsam
dazu drängte, zur Einführung der einzelnen protestantischen Ein-
richtungen bewegen. Dieser langsame Prozels vollzog sich bis zum
Jahre 1584. Damals war die Zahl der Katholiken bis auf ein
Zehntel der gesammten Bevölkerung herabgesunken.
Gleichwohl hatte auch damit der Streit seine Endschaft noch
keineswegs erreicht. Er entzündete sich theils an dem Kalender-
streite, der in dem kleinen Gemeinwesen eine lange Verwirrung
anrichtete, theils an der Frage über Benützung der Kirchen. Den
von aufsen her aufgestachelten Katholiken gelang es, ihre Ange-
legenheit vor den Kaiser Rudolf II. zu bringen, und eine von die-
sem eingesetzte Commission entschied, nach lange hin und herge-
zogenen Verhandlungen, kurz vor dem Ausbruche des dreifsigjäh-
rigen Krieges im Wesentlichen zu ihren Gunsten. Was diesen an
sich unerquicklichen Händeln eine besondere Bedeutung verlieh,
war der Umstand, dafs die bayerischen Herzoge Wilhelm und sein
Sohn Maximilian I. ihre Hand dabei fortwährend im Spiele hatten.
Damit endigt die Erzählung der Schrift. Sie deutet nur noch
an, dals im Jahre 1627 der Protestantismus mit rüclcsichtsloser
Gewaltsamkeit vollständig unterdrückt, während des dreifsigjähri-
gen Krieges aber von der schwedischen Besatzung regelmälsig wie-
derhergestellt, und von der kaiserlichen eben so oft aufs neue be-
seitigt wurde bis der westfälische Friede die Zustände vor 1624
zurückführte. Aber auch nach diesem Abschlüsse dauerten die
Reibungen zwischen den beiden kirchlichen Parteien noch lange
Zeit fort.
Die Darstellung ist unparteiisch, klar und übersichtlich. An
einzelnen Stellen hätten wir ausführlichere Mittheilungen aus Ak-
ten und Urkunden gewünscht. A. F.
18) Malerische Ansichten aus Nürnberg. Original-
radirungen von L. Ritter. Mit erläuternden Beraerkun-
179
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
180
gen von R. Bergau. I.— III. Lief. Nürnberg. 1871-1873.
S. Soldan's Hof-Buch- und Musikalienhandlung. 2.
Seit den ersten bildlichen Darstellungen der Stadt Nürnberg
aus dem 15. Jahrhundert hat dieselbe im Ganzen wie in ihren
Einzelheiten unzählige Male einen Stoff künstlerischer Behandlung
abgegeben. C. G. Müller in seinem Verzeichnil's von nürnbergi-
schen topographisch -historischen Kupferstichen und Holzschnitten
zählt bis zum Jahre 1801 mehr als 2000 in diesen Bereich fallen-
der Blätter auf. Wie viel ist seitdem noch geliefert worden !
Alles Frühere charakterisiert sich durch eine auffallende Nüchtern-
heit der Auffassung, für die wir keineswegs durch Genauigkeit der
Darstellung entschädigt werden. Man sieht deutlich, wie es den
früheren Darstellern weniger um den Gegenstand an und für sich,
als um dessen Beziehungen zur Stadt oder deren Bewohnerschaft
zu thun gewesen, und wie ihnen oft wenig mehr als ein Hinweis
auf seinen Zweck, seine Geschichte u. s. w. genügte. Die oben
genannten malerischen Ansichten gehen von entgegengesetztem
Prinzipe aus. Sie fassen das bestimmte Motiv ausschliefslich in
seiner augenblicklichen Erscheinung auf und geben, indem sie sich
aufs innigste dessen EigenthUmlichkeiten anschmiegen, nicht nur
einen wahrhaft historischen Abdruck, sondern auch, was sie zu-
nächst bezwecken, ein echt poetisches Bild, dem eine vollendete
Meisterschaft der Ausführung den letzten Werth verleiht. Diese
Ansichten übertreffen somit Alles, was auf diesem Gebiete ihnen
vorausgegangen ; als Radierungen stehen sie dem Besten an der
Seite, was die Neuzeit geliefert. Zu den schönsten Blättern gehö-
ren die Aussicht vom Burgzvi'inger, die Ansicht des Einflusses der
Pegnitz durch die Stadtmauer, der sogen. Kaiserhof, Ansicht der
Westseite der Stadt, der schöne Brunnen, der Prunksaal im Rupp-
recht'schen Hause u. s. w. Der Text gibt in gedrungenster Kürze
die nöthigen Anhaltspunkte zur Erklärung. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Die Gartenlaube: Nr. 23. Die Zeidler im Nürnberger Reichs-
wald. (V. J. M. Lotter.)
Im neuen Reich: Nr. 24. Die Papstwahl von 1159 und ihre
Folgen. (W. Lang.)
Preufs. Jahrbücher: April, S. 431. Die Sage von der Bestat-
tung Karl'a des Gr. (Theodor Lindner.)
Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 303 ff. Schlols Runkelstein bei
Bozen.
Mittheilungen des k. k. Oesterr. Museums f. Kunst und
Industrie: Nr. 93. Ausstellung einer Anzahl Druckwerke,
darstellend die Entwicklung der älteren Buchdruckerkunst in
Mähren. Zusammengest. von Dr. B. Dudik.
Illustr. deutsche Monatshefte: Mai, S. 151. Geschichte
des Kupfers. Von Jakob Nöggerath. — Juni, S. 280. Ursprung
des deutschen Volksaberglaubens, besonders in Bezug aufpflan-
zen. (M. J. Schieiden.)
Revue des deux mondes: 15. Mai, S. 436. Les origines du
regime feodal. (Fustel de Coulanges.)
Sonntagsblatt (v. Fr. Duncker) : Nr. 16. Die Tafelrunden des
Mittelalters. (C. Müller-Fürstenwalde.)
(Grazer) Tagespost: Nr. 123 (Mgbl.). Das älteste Metallfab-
rikat Steierraarks (vorröm.) in der Weltausstellung. {Dr. Frdr.
Pichler.)
Wochenblatt d. Joh.-Or d.-Balley B rdbg. : Nr. 23. DieStädte
Königsberg und Bahn im Streite mit Johannitern. (Oskar
Schwebel.) — Nr. 24 f. Die deutschen Kaiser in der Volks-
sage. (Ders.) — Zur Geschichte der Johanniter -Commende
Lietzen. (Ders.)
Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 157. Pfingsten in Gunzele. (Johs.
Schrott.)
Frank. Zeitung: Sonnt.-Beig., Nr. 20. Von der Altmühl : Die
Fossa Carolina oder der Karlsgraben.
Vermischte Nachrichten.
42) Zum ,.ersten kunstwissenschaftlichen Congrefs
in Wien" ladet ein Coniite, dessen Vorsitzender Hr. R. Eitel-
berger v. Edelberg ist, durch gedrucktes Schreiben ein. Der Con-
grefs findet in den Tagen vom 1. bis 3. September im k. k. öster-
reichischen Museum zu Wien, Stubenring Nr. 5, statt und wird
sich mit der Erörterung nachstehend bezeichneter kunstwissen-
schaftlicher Gegenstände beschäftigen: Die Anforderungen der
Kunstwissenschaft an die Anordnung, Katalogisierung und Ver-
waltung der Museen ; die Conservierung von Kunstwerken (Ge-
mälden, öffentlichen Denkmälern, kirchlichen Miniaturen, Hand-
zeichnungen u. s. w.) ; der kunstgeschichtliche Unterricht an Hoch-
und Mittelschulen; Gründung eines Repertoriums der Kunstwissen-
schaft und Anlage eines kunstgeschichtlichen Regestenwerkes ; Re-
productionen von Kunstwerken und deren Verbreitung im Interesse
der Museen und des Kunstunterrichtes. Anträge, die zu einer
Discussion Anlafs zu geben sich eignen, sind bis 1. August einzu-
reichen. Das Comite macht gleichzeitig bekannt, dafs aufser der
den Werken alter Kunst und Kunstindustrie gewidmeten Gruppe
der Weltausstellung auch noch eine besondere Ausstellung alter
Bilder aus dem Wiener Privatbesitz während der Monate August
und September d. J. im k. k. österreichischen Museum stattfin-
den wird.
43) In den Tagen vom 8.— 14. Mai wurde eine Sammlung
seltner Hand- und Druckschriften aus der Verlassenschaft
des Justizraths Barnheim in Insterburg in Berlin versteigert.
Der Verewigte hatte im Laufe von fast 50 Jahren Gelegenheit,
zum Theil aus aufgelösten Klosterbibliotheken, wie der von Oliva
bei Danzig, St. Petri in Erfurt u. s. w. , manche Kostbarkeit zu
erwerben, und so ist es erklärlich, dals Pergament -Manuscripte
bis zu 151 Thalern bezahlt wurden. Dieselben waren allerdings
mit in schönster Farbenpracht prangenden Initialen, Miniaturen
und Randverzierungen versehen. Von Manuscripten auf Papier
kam Jacobus de Theramo's Belial von 1448 auf 101 Thaler und
alte Mainzer Drucke — J. Guttenberg ante 1460 — wurden bis
151 Thaler bezahlt und aufserdem mit sehr guten Preisen Nürn-
berger aus der Officin von Regiomontanus und Römische aus der
von Conr. Sweynheim und Arn. Pornartz. Der Gesammtertrag der
Versteigerung stieg über 5000 Thlr. (Dzgr. Ztg.)
44) Bei einer unlängst in England stattgefundenen Verstei-
gerung von seltenen alten Büchern und Manuscripten
kam ein Exemplar der ersten gedruckten lateinischen Bibel (Moguu-
tiae, per Fust et Schötfer) mit einem Datum, auf Pergament ge-
181
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
182
druckt, aus der La Valliere-Bibliothek unter den Hammer, die mit
780 Pfd. St. bezahlt wurde. „Bible historiee", ein prächtiges Ma-
nuscript auf Pergament, mit 130 Miniaturbildern, 2 Bände, erzielte
490 Pfd. St. ; „Biblia Germanica", die erste Ausgabe der deutschen
Bibel, 80 Pfd. St.; eine von Milles Corerdale in 1535 übersetzte
Bibel, die erste Ausgabe der heil. Schrift in englischer Sprache,
400 Pfd. St. Die von Thomas Matthew 1537 übersetzte Bibel, ein
äufserst rares Werk, aus welchem jedoch zwei Blätter fehlen,
190 Pfd. St.; eine zweibändige lateinische Bibel (Venetiis , per J.
Jenson, 1476), auf Pergament gedruckt, ein prachtvolles Buch,
299 Pfd. St., u. s. w. _ (Frk. Kur., Nr. 285.)
45) Bei dem vor ein paar Monaten in Joachimsthal (Böh-
men) stattgefundenen Brande sind auch die herrlichen Kirchen-
gemälde von Lucas Cranach und Albrecht Dürer ver-
nichtet, ferner die prächtigen Holzschnitzereien, die in ihrer
Vollendung an die Kunstwerke eines Veit Stofs erinnerten. Ueber-
dies hatte die Kirche einen bedeutenden Reichthum an kostbaren
Gefäfsen etc., die sämmtlich zu Grunde gegangen sind.
(Dr. Kunstztg., Nr. 16, 20. Apr.)
46) Jeder Besucher Bambergs erinnert sich der imposanten
Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters Michaelsberg, welche
auf einem vorspringenden Hügel Stadt und Umgegend beherrschen.
In ihnen befindet sich das Bürger-Hospital, und in einigen nicht
sonderlich geeigneten Zimmern desselben war bis vor Kurzem
die städtische Bildersammlung aufgestellt. Als nun vor einiger
Zeit ein getrennter Flügel, der s. g. Kanzleibau, frei geworden,
wurde er sofort zur Aufnahme der städtischen Kunstsamm-
lungen bestimmt. Der derzeitige Bürgermeister Dr. Schneider
fand in dem Hofmaler Hauser den richtigen Mann zum Konserva-
tor, und so ist jetzt ein städtisches Museum geschaffen worden,
auf das die Bamberger mit voller Befriedigung blicken können.
Die städtischen Kunstsammlungen entstanden zunächst durch die
Schenkung der Galerie des Domvikars Hämmerlein, welcher die für
Sammler so günstige Zeit kurz nach der Säkularisation zum billi-
gen Erwerbe manches werthvoUen Bildes zu benutzen verstanden
hatte ; mit ihr wurden dann die früher schon testierten Bilder der
Geistlichen Betz und Schellenberger vereinigt. Vor einigen Jah-
ren erwarb die Stadt auch die Sammlung des Inspektors Heunisch,
und in der letzten Zeit erhielt sie noch vom Staate eine Reihe
werthvoller Bilder aus der Schleifsheimer Galerie zur Aufstellung
überlassen. Demnächst wird auch die bekannte grofse Kupfer-
stich- und Holzschnittsammlung des verstorbenen Kunstschriftstel-
lers Joseph Heller, welche ebenfalls Eigenthum der Stadt ist und
zur Zeit noch in der öffentlichen Bibliothek sich befindet, hier zur
Aufstellung kommen. Die Gemälde selbst sind jetzt, streng histo-
risch geordnet, in 12 Zimmern und einem Saal aufgehängt; in ei-
nem zweiten Saale werden Gegenstände des Kunstgewerbes aufbe-
wahrt. Am zahlreichsten vertreten sind die deutschen und die
niederländischen Schulen, weniger die italienischen, französischen
und spanischen. Unter den Werken der Kleinkunst ist besonders
ein herrlicher Teppich mit neun Passions -Bildern aus dem Jahre
1480 und eine Sammlung kunstvoller alter Schlösser beachtens-
werth. (Beibl. z. Ztschr. f. bild. Kunst, Nr. 30.)
47) Je mehr die Reste des zu Anfang Mais zu Regensburg
ausgegrabenen römischen Propugnaculums hervortreten, um so
mehr steigert sich das Interesse an diesem so seltenen Werke rö-
mischer Befestigungskunst. Der ausgehobene Grundstein hat aller
Wahrscheinlichkeit nach schon bei dem Einlassen an den Rändern
Schaden gelitten, so dafs die Inschrift etwas defect ist. Dieselbe
erscheint in Buchstaben von etwa 6 Cm. Höhe auf einer Platte
von 2 M. Länge, 90 Cm. Br. und 12 Cm. Dicke, und dürfte fol-
gendermalsen zu lesen sein :
DRIANI. NEPOS. DlVl TR.^IANI P
RIMVS. TRIB. POTESTATIS. XXXVI. 1
VS. MAXIMVS. ANTONINI. IMP.
COM, PORTIS. ET TVRRIBVS. EF6.
MENTE DEXTRIANO. LEGAV.
(Allg. Ztg., Beil. Nr. 136.)
48) Vor einiger Zeit wurden in Kärnten römische Stein-
denkmale aufgefunden: ein Meilenstein bei Oberdrauburg aus
dem Jahre 304, ein Sarkophag aus den Ruinen von Teurnia, ei-
ner römischen Stadt, welche auf dem Hügel ob dem Marktflecken
Spittel in Oberkärnten lag, wo sich jetzt die Ortschaft St. Peter
im Holz befindet, zwei Steinreliefs an der Pfarrkirche zu Tiffen
bei Feldkirchen, ein Sarkophagdeckel nächst der Schlofsruine
Strafsfried und eine Inschrift zu St. Martin, Filialkirche der Pfarre
Klein St. Veit, welche u. ar. zwei Namen, Capitor und Atimeria,
enthält, die keltischen Ursprungs zu sein scheinen.
(Das Ausl., Nr. 21 ; a. d. Carinthia.)
49) Gelegentlich einiger Taucherarbeiten auf dem Meeres-
gründe der Kjöge-Bucht stiels man auf einen S cb iffsrurapf,
den man seiner Lage nach sogleich für die Reste des dänischen
Linienschiffes „Danebrog" annahm, dessen Untergang eines der
schönsten Blätter der dänischen Kriegsgeschichte ist. Während
des Treffens in der Kiöge-Bucht am 4. Oktober 1710 zwischen ei-
ner dänischen Flotte unter A. Chr. Güldenlöwe und einer schwe-
dischen Flotte unter dem Admiral Wachtmeister gerieth das Li-
nienschiff „Danebrog", das erste Kriegsschiff, welches vom jetzigen
dänischen Kriegswerfte vom Stapel gelaufen, in Brand. Der Chef,
Ivar Huitfeld, machte zuerst Versuche, das Feuer zu löschen, je-
doch ohne Erfolg; er konnte jetzt die Mannschaft nur dadurch
retten, dafs er das Schiff auf seichten Grund segelte ; um dieses
aber möglich zu machen, mufste er durch die ganze dänische
Flotte hindurch auf die Gefahr hin, dieselbe durch sein brennen-
des Schiff in Brand zu stecken. Er zog daher vor, sein eigenes
und der Mannschaft Leben aufzuopfern, warf den Anker aus und
gab dem Feinde Schufs auf Schufs, bis das Feuer die Pulverkam-
mer erreichte und das Schiff mit ihm und seiner heldenmüthigen
Mannschaft von 500 Mann, von denen nur einige wenige gerettet
wurden , in die Luft sprang. Die angestellten näheren Untersu- .
chungen haben vollständig erwiesen, dafs es der Rumpf dieses
Schiffes ist, auf den man gestofsen ; in demselben hat man einige
Skelette jener tapfern Seekrieger gefunden, und durch Hülfe der
Taucher hat man etwas Tauwerk geborgen, das sich im Lehm-
grunde vollständig gehalten hat, nebst 11 metallenen Kanonen,
die alle vor 1710 gegossen sind und deutliche Spuren des Feuers
und der feindlichen Kugeln tragen. Einige dieser Kanonen schei-
nen in der Schlacht in der Kjögen-Bucht 1677 den Schweden ge-
nommen zu sein, und mehrere darunter sind für die Waffenge-
geschichte von besonderm Interesse. Wahrscheinlicher Weise wer-
den diese der in vielen Beziehungen vorzüglichen geschichtlichen
Waffensammlung des dänischen Zeughauses einverleibt werden.
(Frk. Kur., Nr. 279.),
183
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
184
50) Braunsbergr, 14. April. Am 8. d. wurde auf den Län-
dereien des benachbarten Gutes Hammersdorf von einer Instfrau
ein stark mit Rost überzogener Metallklumpen im Gewicht von
ca. 2 Pfund bemerkt und aufgenommen. Dieselbe hielt den Fund
für altes Eisen und verkaufte solchen an einen hiesigen Händler
für 2 Sgr., der wiederum mit einigen Silbergroschen Gewinn den
gefundenen Gegenstand an einen zweiten Händler veräul'serte.
Dieser untersuchte den Gegenstand näher und fand unter dem
Koste nicht Eisen, sondern feines Silber, wonach der Fund
einen reellen Werth von etwa 40 Thlr. repräsentiert. Der Händler
beseitigte den Rost ; es stellte sich nunmehr der Gegenstand als
ein Theil eines silbernen antiken Geräthes heraus, anscheinend von
einer grofsen Schale herrührend. Durch das Reinigen war das
ursprünglich zusammengebogene Stück in mehrere Theile zerlegt
worden, und liefsen einzelne davon, namentlich ein Randstück, recht
saubere Gravierungen, ein Jagdstück darstellend, erkennen, welche
einstens vergoldet gewesen. (Dzgr. Ztg. Nr. 7854.)
51) Unter den jüngst bekannt gemachten Preis aufgaben
der fürstlich Jablonowski'schen Gesell schaft zuLeip-
zig befinden sich folgende aus der Geschichte und Nationalökono-
mik: Für das Jahr 1873 : eine Darlegung der nationalökonomischen
Ansichten, welche die vornehmsten Handelsrechts-Schriftsteller des
16. und 17. Jahrhunderts, zumal vor Colbert, ausgesprochen haben.
(Preis 60 Ducaten.) Für das Jahr 1873 (vom vorigen Jahre pro-
longiert) : eine quellenmäfsige Geschichte des polnischen Getreide-
handels mit dem Auslande. (Preis 60 Ducaten.) Für das Jahr
1874: eine eingehende Erforschung des besonderu Verhältnisses,
in welchem innerhalb der indogermanischen Gemeinschaft die Spra-
chen der littauisch-slawischen Gruppe zu den germanischen stehen.
(Preis 60 Ducaten.) Für das Jahr 1875: eine Geschichte der Aus-
breitung und Weiterentwickelung der deutschen Sprache in Ost-
und Westpreusfen bis zum Ende des jl5. Jahrhunderts, mit be-
sonderer Rücksicht auf die Betheiligung der beiden deutschen
Hauptdialekte an
derselben. Der Preis
beträgt 60 Ducaten ;
doch würde die Ge-
sellschaft mit Rück-
sicht auf die bei der
Bearbeitung wahr-
scheinlich nöthig
werdenden Reisen
und Corresponden-
zen nicht abgeneigt
sein , bei Eingang
einer besonders aus-
gezeichneten Lösung
den Preis angemes-
sen zu erhöhen. Für
das Jahr 1876: Eine
(wenn auch nur begrenzte) Geschichte des Häringsfangs und Härings-
handels im Gebiete der Nord- und Ostsee. (Preis 700 Mrk.) Die Preis-
bewerbungsschriften sind in deutscher, lateinischer oder
französischer Sprache zu verfassen, müssen deutlich geschrie-
ben und paginiert, ferner mit einem Motto versehen und von
einem versiegeltenZettel begleitet sein, der auswendig dasselbe Motto
trägt, inwendig den Namen und Wohnort des Verfassers angibt.
Die gekrönten ßewerbungsschriften bleiben Eigenthum der Gesell-
schaft. Die Zeit der Einsendung endet für das Jahr der Preis-
frage mit dem Monat November; die Adresse ist an den Secre-
tär der Gesellschaft (für das Jahr 1873) den Prof. Dr. F. Zarncke
zu richten. Die Resultate der Prüfung der eingegangenen Schrif-
ten werden jederzeit durch die Leipziger Zeitung im März oder
April bekannt gemacht.
52) Unter den Gegenständen, die aus dem Besitze Sr. Durch-
laucht des Fürsten Georg von Schwarzburg-Rudolstadt gegenwär-
tig im germanischen Museum ausgestellt sind und die, theilweise
durch hohen Kunstwerth ausgezeichnet, das Augenmerk der Be-
sucher auf sich ziehen, befindet sich auch ein Stück, dessen wir
trotz seiner Unscheinbarkeit doch hier besondere Erwähnung thun
wollen, weil es für die Geschichte der Feuerwaffen einiges Inter-
esse hat. Das Stück, dessen Abbildung hier unten folgt, hat nebst
einem zweiten, ganz gleichen seinen Platz im alten fürstlichen Zeug-
hause zu Schwarzburg, das so manche schöne und seltene Waffe
birgt. Es ist von Eisen geschmiedet und besteht aus drei Thei-
len: zunächst einem langen, massiven, spitzulaufenden Stiel, an des-
sen starkem Ende die Kammer, aus einem einzigen Stück geschmie-
det, angeschweifst ist. An die Kammer ist die weitere Röhre an-
geschmiedet, aus einer Eisenplatte hergestellt, welche um einen
Dorn herumgelegt und der Länge nach geschweil'st ist. Fünf Ringe
aus schmiedeisernen Streifen sind um diese kreisrund zusammen-
geschweilste Platte gelegt ; am hintersten sind die längeren Enden
unten zusammengeschmiedet, so dals ein Haken gebildet ist. Eine
rohe Gliederung bildet ein Mundstück. An der Kammer ist seit-
wärts oben durch einige Schläge in das heifse Eisen eine Pfanne
herausgetrieben, die mit dem Zündloche in Verbindung steht. Die
Länge der Röhre milst 0,50 Met., die der Kammer 0,26, die
des Steiles 0,77. Der Durchmesser der Kammer ist nicht genau
festzustellen; er beträgt etwa 0,06 Met., der der Röhre 0,12; das
Gewicht ist 40 Kilo. Das ganze Stück hat einen rothen Mennig-
anstrich. A. E.
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sobald in Nürnberg.
Nürnberg". Das Abonuement des Blat-
tes, welches alle Monate erbcheiut, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Poatconveutiou bei allen Po st-
ftmteru und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreicha 3 0. 36 kr. im 24 fl.-Ful'B
oder 2 Tldr. preul's.
Für Frankreich abouulert man in
Paria bei der deutschen Buchhandlung \on
F. KlinckBieck, Nr. 11 rue de Lille; fUr
AMZEIOER
m mn dh
Neue Folge.
EiKjland bei WüJiam» & Norgate, 14 Hen-
netta-Street Covent - Garden in London ;
für Nord-Ameriha bei den Poatlimtem Bre-
men und Hamburg.
AUe für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commis-
Bionitr der litorar. - art ist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaua in Leipzig, be-
fördert.
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1873.
J^7.
Jnli.
Wlssenschaftliclic Mitthellungen.
Buntglasierte Thonwaareu des 15.— 18. Jahrhunderts
im germanischen Museum.
IL
Das halbe Dutzend jener Platten im germanischen Museum,
die unter der Bezeichnung spanisch- oder sicilianisch-maurische
nach der allgemeinen technischen Benennung sich einfuhren
würden, von denen wir ein Stück, wol das älteste, unter Nr. I *)
abgebildet haben, zeigt in der Verzierungsweise ebenso viele
verschiedene Formeukreise. Chronologische Feststellung der-
selben soll nicht versucht werden. Eine dieser Platten hat
ein Ornament, das jener Platte ähnelt, die als dritte in der
Serie Delange's abgebildet und der Sammlung des Herrn Jo-
seph Fau in Paris entnommen ist. Unser Stück ist jedoch nur
in dem gelblichen Metallreflex gezeichnet, während jenes auch
theilweise blaue Zeichnung hat.
Das Blau findet sich bei uns, verbunden mit dem gelb-
lichen Metallglanze, auf einer anderen Platte, deren Innenseite
wir umstehend in V4 der natürlichen Gröfse abbilden. Es ist
eine streng symmetrische Vertheilung der blauen Hauptdekora-
tion, welche, wie ersichtlich, auch zuerst aufgetragen und dann
gebrannt ist. Erst nach diesem Brande ist die gelbe Metallfarbe
aufgetragen, theils Flächen füllend, theils ein leichtes, freies
Rankenwerk über die freibleibende Fläche des Grundes gie-
fsend. Dieses Ornament zeigt genau denselben Stil, wie die
Ornamente der Rückseite auf der Platte I. Es deutet also
auf das 14.— 15. Jhdt. Die strenge Haupteintheilung, die Form
*) Vgl. Anzeiger, Jhg. 1873, Nr. 5, Sp. 121 — 127.
der Blätter, die in der blauen Zeichnung erscheinen, weist
gleichfalls auf diese, vielleicht auch auf ältere Zeit zurück. Der
Wappenschild dagegen scheint der Form nach dem Schlüsse
des 15. Jhdts. anzugehören.
Die deutsche Heraldik des 15. Jhdts. stellt nur ausnahms-
weise, und zwar bei königlichen Wappen, die Krone direkt
und unmittelbar auf den Schild. Obwohl wir hier kein deut-
sches Fabrikat vor uns haben, läfst sich doch vielleicht anneh-
men, dafs das Wappen ein königliches ist; — doch welches?
Die königlichen Wappen sind so ziemlich bekannt; auch die
fremden. Ob die Farbe der Rauten, hier gelblichmetallen,
auf weifslichen Grund aufgetragen, direkt zu nehmen ist, oder
ob sie blos die Zeichnung des Wappens wiedergeben soll, mag
dahingestellt bleiben. (Letzteres ist das Wahrscheinlichere.)
Es ist uns nicht gelungen, das Wappen zu bestimmen, da un-
ser Material hinsichtlich der italienischen und spanischen Wap-
pen nicht vollständig genug ist. Vielleicht gelingt es einem
andern, und er kann dadurch den Entstehungsort erkennen
und so einen wichtigen Beitrag zur Geschichte dieser Fabrika-
tion liefern. Dies der Zweck der Mittheilung umstehender
Zeichnung. Die Aufsenseite ist vollständig mit leichtem Orna-
ment in der Weise, wie es innen zu der blauen Zeichnung
hinzutritt, bedeckt. Es läfst sich im Ganzen wol annehmen,
dafs auch dieses Stück nicht maurisch, dafs es vielmehr christ-
liche Imitation des 15. Jhdts. ist.
Nürnberg. A. Essenwein.
187
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
188
Arnold Mag und seiue Töchter, Peter Vischer's
Schwiegertöchter.
(Schlufs.)
Aber nicht lange sollte sich Hermann Vischer des Glücks
erfreuen, eigenes Haus und Huf zu besitzen, wo er, aus dem
Gewühl und Getreibe des väterlichen Hauses und der Giefs-
hütte heimgekehrt, sich in Ruhe der Häuslichkeit laben und
erholen konnte. Schon am Mittwoch 11. Febr. 1517 bekannte
Heinrich
Heinsheim,
dafs er Kun-
zen Gerzner
sein Haus um
146fl., die
dieser auf St.
Walburgen
Tag zu be-
zahlen ver-
sprach und
sich auch
durch Zeug-
nifs von Cas-
par Schmut-
terherr und
Hanns Kle-
berger über
die am Eri-
tag, 12. Mai
geschehene
Zahlung aus-
wies,verkauft
habe, in wel-
chen Ver-
kauf auch
Jakob Am-
man und Pe-
ter Vischer
willigten, de-
nen die Ei-
genschaft mit
10 fl. rh. von
wegen Her-
mann Vi-
scher's nach-
gelassner Tochter, deren Vormünder sie seien, zustand, nebst 5 fl.
Gattergeld, die der Agnes Stamlerin gehören. Zeugen des vom
Gericht am Samstag 4. Juli 1517 gegebenen Briefes waren
Hanns Ebner und Leo Schürstab. Das Haus wird selbst bis
aufs Einzelnste genau so bezeichnet, wie am 14. August 1497,
als Arnold Mag zuerst die 10 fl. Eigengcld gekauft hatte, welche
nach seinem Tode an seine Tochter und nach derselben und
ihres Mannes Tode an die Enkeltochter gefallen waren. Dafs
die kleine Ursula ganz elternlos war, sieht man nicht nur aus
der Urkunde selbst, da die Mutter, wenn sie noch lebte, irgend-
wie genannt würde, sondern auch aus Johann Neudorffer's No-
tiz, „Hermann Vischer sei, als ihm seiue Hausfrau mit Tod
abgieng, Kunst halb auf seinen eigenen Kosten gen Rom ge-
zogen, und habe viel köstliche Ding, das er aufgerissen und
gemacht habe, mitgebracht, welches seinem alten Vater wohl-
gefiel und seinen Brüdern zu grofser Uebung kam. Er ist —
fügtNeudorf-
fer bei — in
seinen besten
Tagen bei
Nachts in St.
Gilgen Gas-
sen unter ei-
nem Schlit-
ten elendig-
lich und er-
bärmlich um-
gekommen."
Heller, in den
Beiträgenvon
1822, setzt
als Jahr des
Todes 1540
hinzu, was
bei Campe im
Abdruck
Neudorffer's
von 1828sich
nicht findet,
doch nur,
weil es in
dem Mspt.,
das er zu
Grund seiner
Ausgabe leg-
te, auch nicht
stand. Für
die Art und
Weise , wie
Hermann Vi-
scher ums Le-
bcH gekom-
men, mufs man sich an Neudorffer's Gewähr genügen lassen.
Ebenso beruht die Reise nach Rom lediglich auf seiner An-
gabe; hier ist es genug, zu sehen, dafs des Kindes beide El-
tern todt waren, und die kleine Ursula nun unter der Vor-
mundschaft ihres väterlichen Ahnherrn, Peter -Vischer's des
altern, und Jakob Amman's, Stadtschreiners, eines auch sonst
zu der Vischer'schen Familie in freundschaftlichen Beziehun-
189
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
190
gen erscheinenden Mannes, s'and. Da Ursula bei dem Ver-
kauf des Cölnisclieu Ewiggelds am 21. Juli 1514 uocli per-
sönlich, also lebend erscheint, den Kauf des Hauses am Steig
2. Jan. 1516 aber Hermann Vischer allein handelnd abschlicfst,
ohne seiner Ehefrau zu gedenken, so mufs ihr Tod und seine
Keise nach Rom in die Zwischenzeit fallen, wofür aber freilich
alle und jede andere Beweise gänzlich abgehen. Auch in einem
am Freitag 15. April 1519 mit Zeugnifs Niclas Haller's und
Sigmund Fürer's gegebenen Gerichtsbrief darüber, dafs Hanns
Sorgenfrey der Sporer vor Caspar Schmutterherrn und Laza-
rus Spenglern, als erbetenen Zeugen, am 29. Nov. 1518 seine
Behausung in St. Loreuzen Pfarr (es werden wol die Nach-
barn, aber Iseine Gasse oder Platz genannt) an Wilibald Reit-
hofer und Katherina, seine eheliche Hausfrau, um 45 fl. ver-
kauft habe, finden sich wieder Jakob Amman, Schreiner, und
Peter Vischer als Vormünder Ursula Vischerin, Hermann Vi-
scher's seligen Töchterleins, genannt, der 1 fl. Ewig- und 1 fl.
Gattergeld, beides rheinisch, aus besagter Behausung gehören.
Ueber die weitern Geschicke des Kindes und der Jungfrau
liegt nichts vor; sie wird nicht eher wieder genannt, als nach
dem Tode des alten Meisters Peter Vischer, wo sie am 2.
Aug. 1529 in dem mit den Fuggern des Gitters wegen abge-
schlossenen Vergleich (s. Anzeig. f. K. d. d. V. 1870, Febr.) als
Ursula Vischerin, weiland Hermann Vischer's verlassene Toch-
ter, jetzt Paulus Behaim's Ehefrau, genannt wird. Dieser Pau-
lus Beliaim war bekanntlich ein Sohn des alten, damals noch
lebenden Hanns Behaim, Stadtbaumeisters und Anschickers in
der Peunt. Ebenso wird sie in der vom 3. August 1530 da-
tierten Erbtheilung über des alten Peter Vischer's Nachlafs unter
den Erben als „Ursula, Meister Paulusen Behaim's Ehewirtin, Her-
mann Vischer's seligen Tochter , des alten Peter Vischer's Enik-
lein", aufgeführt. Ueber ihr weiteres Geschick und ihr ehe-
liches Leben gebricht es zur Zeit — und vielleicht für immer
— an Angaben.
Aber auch Barbara, Arnold Mag's zweite Tochter, sollte
einem Sohn des alten Peter Vischer als Ehefrau zu Theil wer-
den. Ungenannt, jedoch inbegriffen, ist sie bereits beim Verkauf
des Cölnischen Ewiggelds; ausdrücklich genannt aber wird sie
in Folgendem. Hanns Schneider, Gewandschneider, erschien
vor Gericht für sich und Sebald Behaim, seinen Mitvormund,
als weiland Arnold Magen seligen Geschäfts und Barbara, sei-
ner Tochter, Vormund, und erwies mit dem Gerichtsbuch, dafs
Ulrich Trolling am vergangenen Pfinztag, 14. Dec. 1514, vor
Ludwig Imhof und Jeronimus Guldi,nmund, als erbetenen Zeu-
gen, bekannt habe, dafs er ihnen, den Vormündern, anstatt der
Barbara Magin, ihrer Pflegetochter, verkauft habe die Eigen-
schaft und 6 fl. Stadtwährung Ewig- und 10 fl. Gattergeld,
ans dem Haus in St. Laurenzen Pfarr, hinter St. Jacob, zwi-
schen Hannsen Reraer's und Hanusen Taschner's Häusern gele-
gen, wovon das Erb dieser Zeit Michel Geisbart's und Chri-
stina, seiner Ehewirthin, ist, weil ihm Hanns Schneider von sei-
ner und seines Mitvormunds wegen, anstatt ihrer Pflegetochter,
für die 6 fl. Stadtwährung 168 fl. und für die 10 fl. Gatterzins
200 fl., alles in rheinischer Währung, gegeben habe, darum er
auch die Vormünder und ihre Pflegetochter Barbara ledig und
los sagt, ihnen vier über die Eigenschaft und die Behausung
verlautende Briefe überantwortet und sich aller Ansprüche da-
ran begibt. Den am Mittwoch, 20. Dec. 1514 ausgefertigten
Gerichtsbrief bezeugten Niclas Grofs und Niclas Haller. Das
in Frage stehende Haus näher zu bestimmen, dürfte ein vergeb-
liches Unterfangen sein ; übrigens mag es wol dem Bierbrauer
Michel Geisbart noch gehört haben; er hatte aber schon 1494 das
Haus am Kornmarkt L. 293 a. gekauft, das er auch bewohnt
haben wird. Der Mangel des dritten Vormunds erklärt sich
aus dem in der folgenden Urkunde erwähnten tödlichen Ab-
gang desselben, an dessen Stelle bei der nahezu eingetretenen
Grofsjährigkeit der Barbara, man nicht für nöthig fand, einen
neuen zu substituieren. Darauf bekannte im Gericht am Frei-
tag 9. Mai 1516 Barbara, Arnold Magen eheliche Tochter, jetzt
Peter Vischer's eheliche Hausfrau, mit Wissen und Willen ih-
res Ehevogts und hiezu gerichtlich gegebenen C'urators, dafs
ihr Hanns Gewandschneider und Sebald Behaim, ihre Vormün-
der, redliche Rechnung ihrer Vormundschaft gethan und alles,
was sie von ihren wegen innegehabt, zu ihren Händen über-
antwortet haben, sagt darum benannte ihre Vormünder, desglei-
chen Conraden (es wird aber Heinrich heifsen müssen, wie er
im Brief v. 21. Juli 1514 heifst) Flücken Erben, der auch ih-
rer Vormunde einer gewesen, der Vormundschaft in bester
Form ledig und los, begibt sich aller Ansprüche und leistet,
dies alles fest zu halten, einen leiblichen Eid zu Gott und den
Heiligen. Peter Vischer trat nun sofort in den Besitz ihres
Vermögens. Als am 20. April 1517 Hanns Fürleger seine
Behausung am Rofsmarkt, die neben seiner andern Behausung
lag, an Niclas Lochmair verkaufte, gab Peter Vischer der
junge, Rothschmied, dem die Eigenschaft mit 12 fl. rh. zustand,
seine Einwilligung. Diese Eigenschaft war von Arnold Mag
erkauft worden und nun an seine Tochter und mit ihr an ih-
ren Mann gekommen. Ursprünglich waren es 24 fl., auf jedem
Haus 12 fl. Als Barbara bereits wieder geheiratet hatte, trat
sie am 9. Mai 1533 die Hälfte, also 12 fl., ihren Kindern, be-
ziehungsweise den Vormündern derselben ab und gedenkt da-
bei, dafs sie von Arnold Mag, ihrem lieben Vater, der Kinder
mütterlichem Ahnherrn, hergekommen seien.
Man wird wol annehmen dürfen, dafs die Ehe des Jün-
gern Peter Vischer mit Barbara Magin nicht lange vor der
Vormundschaftseuthebung geschlossen worden sei, und dafs sie
also 12 bis 13 Jahre gedauert habe. Denn dafs Peter Vischer
der jüngere 1528, also noch vor dem Vater, starb, sagt der
schon genannte Joseph Heller, der den Tod Hermann's irrig
in 1540 gesetzt hatte, hier aber ganz korrekt ist, da er das
Necrologium Sebaldinum besafs, jetzt Eigenthum des germani-
schen Museums. Murr hatte in Kiefhab. Beitr. 1. einen Aus-
zug davon gegeben, diesen Todesfall aber nicht beachtet. Er
ist jedoch auf der zweiten Seite von Fol. 28, auf deren erster
191
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
192
„Albrecht Dürer Maler an der Zystelgassen" steht, als ..Peter
Fischer Rotbschmid der jünger" eingetragen.
Von den Kindern, welche Barbara ihrem Mann geboren
hatte, werden bei der Theilung vom 3. Aug. 1530 sechs ge-
nannt: Barbara, Margaretha, Joseph, Ursula, Martha, Anna.
Ebendaselbst wird auch Margareth, Jörg Ringler's Ehefrau, des
alten Peter Vischer's Tochter, erwähnt. Ob diejenige Barbara,
welche nebst Ilannsen Vischer über das Testament Sebastian
Lindenast's, das der verstorbene alte Meister in Verwahrung
gehabt hatte, das aber abhanden gekommen war, befragt wurde,
die jüngere Barbara war, scheint zweifelhaft; sie möchte wol
eher die Wittwe des alten Meisters sein. Die jüngere Wittwe
heiratete ziemlich bald den Goldschmied Georg Schott. Ihre
weiteren Geschicke zu verfolgen, liegt aufser dem Zwecke dieser
Darstellung. Von den fünf Söhnen des alten Meisters waren
die zwei begabtesten vor dem Vater gestorben, von den drei
überlebenden führte Hanns das Handwerk fort, wird namentlich
nebst seinem Sohn Georg bei der Unterhandlung wegen des
Gitters erwähnt; Jakob verschwindet oder verkommt; Paulus
starb zu Mainz, wenige Jahre nach dem Vater. Auch das Haus
L. 761 kam ziemlich bald in andere Hände.
Nürnberg. Lochner.
Zum bayerischen Ki-ieg, 1504.
Als nach Georg's des Reichen Tod Albrecht IV. von Mün-
chen und der junge Pfalzgraf Ruprecht sich um das Erbe des
Verstorbenen stritten, war fast ganz Deutschland durch die
eigenthümlichen Verhältnisse in den Kampf verwickelt worden.
Des Kaisers zweizüngiges Verhalten trug nicht wenig dazu bei.
Als indessen auch dieser Partei für Albrecht genommen und
den Pfalzgrafen Ruprecht wegen seines Angriffes auf Landshut
in die Acht erklärt hatte, standen die Parteigänger in wilder
Fehde gegen einander auf. Nürnberg und Brandenburg mit
seinem Markgrafen waren auf kaiserlicher Seite. Allein dem
ritterlichen Ruprecht fehlte es nicht an Freunden, die seiner
Sache Vorschub leisteten. Die kleine Reichsstadt Weifsenburg
— diesmal auffallender Weise nicht im Einverständnisse mit
Nürnberg — stellte zwar keine Soldaten, half aber durch Le-
bensmittel und zog sich dadurch Tadel und Feindschaft, be-
sonders vom Markgrafen Friedrich, zu, wie aus folgenden Brie-
fen aus dem städtischen Archive zu Weifsenburg ersichtlich ist.
6. Juni 1504.
Unser frenntlich dienst zuvor e. w. 1. f. inn namenn und
statt des durchleuchtigenn hochgebornenn fursten ufisers gnedi-
genn h., h. fridrichs marggraven zu Branndenburg etc. hat ann
uns gelangt, das ewre verwante denjhenen gegenn denn itzge-
melter unser gn. h. marggraf Fridrich inn offner vhed unnd ver-
warung steet alls zum Neuenmarckt Freyenstat Haydeck unnd
anndern mit profiant und anderm zufur thun, so dann dassel-
big kuntlich und offenbar ist wider der röm. kön. mai. u. aller
gnedig. h. und des heiligen reichs acht über dem durchleuch-
tigenn h. f. u. h. hern Ruprechtern pfaltzgraven bey Rein her-
tzogenn in Baiern alle seine verwantten und diejhenen, so im
des hilff unnd beystanndt thenn, inn was wirdenn und Stands
die sein, aufsgangen,Jietten wir uns versehenn, das desselbenn
acht billieh wer verschont wordenn ; so das aber bifsher nit ist
gescheenn, thon wir des bey euch guter maynung erinnerung,
ungezwevelt ir wist dasselbig aufs gehorsam gegenn der römi-
schenn kön. mai. und dem heyligenn reich unverlengt abzustel-
lenn, dann wo das nit geschieht , so wurdet gegenn den uber-
farrern auff solch aufsgangen acht wie sich gehurt gehanndelt,
datum am heyligenn fronleichnamstag a". quarto.
unnsers gnedigen hern rethe itzo zum Hilpoltsteln.
5. Sept. 1504.
Friderich vonn gots gnaden marggrave zu Brandenburg
zu Stetin Pomern etc. hertzog, burggrave zn Nurraberg unnd
fürst zu Rügen, ünsern g. grus zuvor, e. w. lieben wir thun
euch zuwissen das ytzo die rom. kon. mai. mit ainem merck-
lichen volck zu rofs unnd fufs zum stain einkomen und wur-
det defshalben mercklicher brafiand not sein, darurab begern
wir gütlich bitend, ir wollet bey den ewern ernstlich verfugen,
das sie des orts zum Stain brafiannd von habernn prot wein
unnd anndern essennden unnd gebreuchlichen dingen unnd son-
derlich habern zufüren das sie damit auff morgen freytag zeit-
lich zum Stain sein da die kön. mai. sein würdt da soll ire
freyer fayler kauff' gehalten und das jhen ebergklich*) bezalt
werden inn gentzlicher Zuversicht ir werdet euch zu gut und eren
der röm. kön. (mai.) gutwillig unnd furderlich halten, wollen wir
für unsselbs inn gnedigem willen gunstlich gein euch erkennen,
datura Schwabach am donerstag nach Egidi a". quarto.
15. Oct. 1504.
(Ueberschrift wie oben.)
.... Wir haben ewer schreiben mit innligennder Ulrich
Macken vermainter underricht angezaigter seiner überfarung
halben vernomen und waist zuvorderst die röm. kon. raay. unn-
ser allergnedigster herr der gleich wir auch für unsselbs wissen
das vonn den ewern gein Haydeck Newburg unnd andere ort
denjhenen, so inn des heiligen reichs acht unnd unser feind
sind, zufur und bcgünstigung ist gescheen und noch geschieht,
das müssen wir gedulden bis zu seiner zeit ; defshalben will
uns auch nicht fugen diesem ewerm gesinnen stat zuthon sonn-
der lassen es bey dem wie die sach ytzo steet pleiben. datum
Schwabach am dinstag nach Calixti. a". etc. quarto.
8. Nov. 1504.
.... Unser gnediger lier marggraf Fridrich zu Branden-
burg etc. hat des zufurens halben, das von profiant und anderm
»den feinden und achtarn teglichs geschieht, ein Ordnung fur-
genommen und defshalb ain aufsschreiben inn seiner gn. stet
und ambt thon lassen laut inligenden zetel, haben wir euch zu-
zeschicken nit wollen underlassen, das ir bey den ewern habt
zuverfugen sich dermafs mit dem farn und den Strassen wissen
*) Lies: erbergklich =: ehrbarlich, ehrlich. Schmellor P Sp. 125.
193
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
194
zu halten, wie die vermelt Ordnung anzaigt. dann wo sie das-
selbig wie sich gehurt furgenomen, wo aher die ewren so sie
der ort komen gewifs machen mvgen, das, sie Ire wäre inn ewre
flecken furn wollen und den feinden nit, werden sie von den
unsers gnedigen herrn zymlich und geburlich antwurt und be-
schaid vernemen. datum am Freitag nach Leonhardi a». etc.
quarto.
Unsers gnedigen hern marggraf Fridrichs zu Bran-
denburg etc. rete zu Schwabach.
Weifsenhurg am Nordgau. Wilhelm Vogt.
Stofsseufzer eines humanistischen Theologen des
l(j. Jahrhunderts.
Das Schlofs zu Büdingen unfern Gelnhausen, bekanntlich
der Stammsitz des alten Dvnastengcschlechtes der Grafen
(jetzt Fürsten) von Ysenburg-Büdingen ist auch archtitektonisch
interessant. Nicht, wie die meisten Burgen des Mittelalters,
auf der Höhe eines Berges, wo das Terrain den Umfang des
Gebäudes bestimmte, sondern im breiten, feuchten Wiesenthaie
gelegen, hat es kreisförmige Gestalt und innerhalb dieses kreis-
förmigen Mauerwerkes, ohne Zweifel als ältesten Theil, einen
hoch hinaufsteigenden, ebenfalls runden Thurm. An charakte-
ristischen Theilen aus früherer Zeit ist nur ein, im Schlofshofe
sichtbares, schmuckreiches Portal des 12. Jahrhunderts zu er-
wähnen, das jetzt blos als Zugang zu Souterrains dient. Ob
CS ursprünglich zu einer Schlofskirche führte, mufs dahinge-
stellt bleiben ; jedenfalls liegt die gegenwärtige Schlofskapelle
nicht hier. Auch finden sich in den Archiven des Hauses Docu-
mente aus dem 15. Jahrhundert, nach welchen die Anlegung
einer solchen erst in dieser Zeit gestattet worden, und über-
dies gibt sie sich selbst als eine spätere, den fertigen Aufsen-
mauern eingebaute Anlage zu erkennen. Sie besteht nämlich
aus einem unregelmäfsigen, durch zwei Stockwerke reichenden
Saale, in welchem das eine, schmalere Ende den Chor reprä-
sentiert und daher Altar und Kanzel enthält. Der herrschaft-
liche Sitz befindet sich nicht, wie gewöhnlich, auf der Empore,
sondern in dem eben bezeichneten Chor, in welchem zwei Chor-
stühle von je fünf Sitzen mit vortrefflichem Schnitzwerk ange-
bracht sind, Laubornamente von kühnstem Schwünge der Linie
und tiefster Unterarbeitung, Figürliches, Propheten und Heilige,
theils in Relief, theils als Halbfiguren, in nicht unwürdigem,
wenn auch nicht ausgezeichnetem StUe. Nach Simon's Ge-
schichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen
(Frankfurt a. M., 1865) sollen dieselben von einem Meister
aus Worms gefertigt sein, der dafür 62 Goldgülden nebst Ver-
köstigung und 40 Goldgülden als Geschenk erhalten habe.
Quittungen desselben aus den Jahren 1497 — 99 sollen noch
im Archive des Gesammthauses vorhanden sein. Der gegen-
wärtige Archivar versicherte zwar, diese Urkunden, deren nä-
here Einsicht ohne Zweifel kunstgeschichtliches Interesse dar-
bieten würde, bisher nicht gefunden zu haben, die angegebe-
nen Jahreszahlen entsprechen aber dem Stile des Rankenwer-
kes sehr wohl, und dies läl'st hoffen, dafs jene Angabe richtig
ist und die Documente vorhanden sein werden. An einem die-
ser Stühle, und zwar an demjenigen, welcher noch jetzt nicht
für die Familie, sondern für die Hausofficianten dient, findet
sich nun jener Stofsseufzer, dessen ich in der Ueberschrift ge-
dacht habe. An der Rückwand nämlich, auf einer unverziert
gebliebenen Stelle, entdeckte ich folgende Verse in wohlgebil-
deten lateinischen Lettern, aber nicht mit dem energischen Mei-
fsel des Wormser Meisters eingeschnitten, sondern nur in di-
lettantischer Weise eingeritzt :
Feci quod potui ; potui quod Christe dedisti,
Tu mihi principium, tu mihi finis eras.
At quis succedes felicibus utere ventis ;
Quae perages nostris sint potiora. Vale.
Form und Inhalt dieser Verse ergeben deutlich, dafs der
Verfasser classisch humanistische Bi'dung besafs. Die fromme
Wendung, dafs die Kraft zur Lösung seiner Aufgabe ihm von
Christus verliehen sei, läfst auf einen Theologen schliefsen. Die
Anrede an seinen Nachfolger zeigt, dafs er ein Amt bekleidet,
welches nach seinem Abgange nicht unbesetzt blieb. Die Schwie-
rigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte, machen es wahr-
scheinlich, dafs er Erzieher und vielleicht zugleich SchloTsgeist-
licher gewesen. Es wäre interessant, Näheres über ihn zu er-
fahren. In dem oben erwähnten Buche von Simon findet sich
eine beiläufige Erwähnung, dafs einer der Grafen wegen Be-
setzung der Stelle eines Erziehers mit Melanchthon correspon-
diert habe. Vielleicht läfst sich auch diese Correspondenz noch
im Archive auffinden und daraus weitere Aufklärung schöpfen.
Wiesbaden. C. Schnaase.
Zur Geschichte des Hauses Hohenlohe.
Nachstehendes Testament Konrad's von Hohenlohe wurde
jüngst von Hrn. Professor Wilh. Meyer aus Speyer beim Ka-
talogisieren der lateinischen Handschiüften der k. Hof- u. Staats-
bibliothek dahier am Cod. lat. Monac. 10,269, welcher ehedem
„genn Teuchern ■) gehorigk" w^ar, aufgefunden und von dem-
selben abgelöst. Dasselbe mag als Beitrag zur Geschichte des
Hauses Hohenlohe des Abdruckes im Anzeiger nicht unwerth
erscheinen. Leider ist das Pergament an der rechten Seite
etwas beschnitten und dadurch die Urkunde am Ausgang der
einzelnen Zeilen lückenhaft geworden.
Nos Cvnr(adus) nobilis de Hohinloch ad noticiam tam
presentivm quam futurorum omnivm cupimus pervenire, quod
de consilio et consensu. . | anime nostre, testamentum viuus et
sanus, de consilio decani in Rotingen-) nostri plebani, et
confessoris nostri fratris Cvnr | in hunc modum, ita
videlicet, quod duo milia librarum hallensium, de veris nostris
redditibus in Rottingen legauimus in . . | soluta, Hanc igitur
summam ita distinximus, quod pro restitucione locorum siue
19.')
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
196
personarum, quecumque damna euidenter pro | sivm et .C.
libre hallensivm dabuntur pro passagio vnivs militis siue duo-
rum, alias vero quingentas libras hallensium in re [fters-
lieim*) .C. libras hallensium in quo loco elegimus sepelliri,
predicatoribus in Herpiboli*) .L. libras hallensivm, fratribus
minori^).... | pmam predicatoribus .X. Brunnebach^) .X.
Agiam') .X. Selegental») .X. ad Celiportara^) .X. Hal-
lis") fratribus minoribus .X. inMerg") | rinb. . . domi-
nabus .X. Michelnvelt >*) sororibus .X. Megedebrunen")
.X. Wechterswinkel") .X. ad sanctum Marcum"*) .XX.
ad parad'G). . . | fratribus .V. Marpurgehuseu >') .V. ad
sanctam Agnetam»s) .X. sacerdotibus .X. Eber ach'*) .X.
decem reclusoriis .X. super hanc igitur .... | lern dominum
nostrum Herbipolensem Episcopum .- B(ertholdum™) post
cuius obitura suvm quemlibet successorem, Congregatores vero
huius summes .... ] Ottonem et Rudegerum fratres de Rot-
tingen, Heinr(icum) de .Schoploch, qui vna cum sculteto
dicte ciuitatis qui tum . . | enda promiserunt, obedire decano
in Rotingdn nostro plebano et post ipsum suo successori nee
non priori ordinis . . i missus, vt IV fratres vna cum plebano
istius ciuitatis, adhibita discretione et prouidentia liberam ha-
beant potestatem summ. . . j istorum militum quos ad congre-
gandam hanc summam statuimus vnvm ipsorum mori contiagerit,
alii alterum loco sui eliger ... | et omnivm predecessorum
nostrorum, quod dicti milites vna cum plebano istius ciuitatis
et fratribus prenotatis singulis ann | libris hallensium
fuerint e.xspediti cum quibus nonaginta libris hallensium pro-
uidebitur in prebenda.. cappellano bone conuersation... | muros
Rottingen sitam .. Testes vero huius nostri testamenti viri
providi et honesti . . K( ) frater noster. Gotfridus et Fri-
dericus .... | noster confessor ordinis predicatorum frater
Friderious de Tunegersheim socius suus, Albertus sa-
cerdos noster notarius milite .... | fratres de Rottingen,
Heinr(icus) de Schoploch, Cvnradus scultetus noster dictus
de Riet heim Cvnr(adus) cellerarius noster d, . . | stabilitatem
presentes literas conscribi fecimus et sigillo venerabilis domini
nostri . B(ertholdi) Herbipolensis Episcopi et nostro, n....
commvniri, actum et da tum in Rotingen, anno domini .M.
CC.L.XX. quinto quartodecirao, Kalendas Janvarij.
Die Löcher zu drei Siegeln sind vorhanden.
München. Konr. Hofmann.
*) Stadt im Regierungsbezirk Merseburg. ') Röttingen, Städt-
chen im Landgericht Aub in Unterfranken. ') Wol Schäftersheim,
Frauenkloster, bei Weikersheim und Mergentheim. Ussermann,
episcopatus Wirceburg. p. 496. *) Das Dominikanerkloster in Würz-
burg. Heffner, Würzburg u. seine Umgebungen, S. 140 ff. ^) Das
Franziskaner-Minoritenkloster daselbst. Heffner, S. 316 ff. *J Klo-
ster Brombach, Bronnbaoh bei Wertheim. Ussermann, p. 353.
') Wol für Augiam, d. i. Aub (Auw, Au], Stadt in Unterfranken.
») Seligenthai, Nonnenkloster, im Odenwald. Usserm. p. 473.
') Himmelspforten, Cisterzienser-Nonnenkloster, in der Schottenau
am Main, aufserhalb Würzburgs. Heffner S. 525 f. üsserm. p.
372. '") Schwäbisch Hall. Usserm. p. 415. ") Wol Mergentheim.
Usserm. p. 404. 413. ") Michelfeld, Nonnenkloster, bei Kitzin-
gen. Usserm. p. 493. ") Maidbrunn, Kloster, bei Würzburg, Us-
serm. p. 471. '*) Wächterswinkel, Cisterz.-Nonnenkloster bei Mell-
richstadt. Usserm. p. 480. ") Das Dominikanerinnenkloster zu
St. Marcus in Würzburg. Heffner S. 33. '*) Monasterium ad Paradi-
sum, Nonnenkloster, in Heidingsfeld bei Würzburg. Usserm. p. 457 s.
") Marburghausen, Mariäburghausen , Cisterz.-Nonnenkloster, bei
Hafsfurt. Usserm. p. 482. '°] Clarissen-Frauenkloster zu St. Agnes
in Würzburg; Usserm. p. 511—512. Heffner S. 338. ") Ebracb,
Cisterzienserabtei , am Steigerwald. Usserm. p. 334 sqq. "} Ber-
thold II. (v. Sternberg), Bischof v. Würzburg, 1267 — 1287. Us-
serm. p. 93 — 96. Dr. Frran.
Bruchstücke von Jacob ran Maerlaiit's Rymbybel.
Herr Dr. Keussen in Crefeld fand beim Ordnen des Ar-
chivs von Kempen eine bedeutende Anzahl Falze, einer Perga-
menthandschrift angehörig, welche zum Zweck des Einbindens
eines Augustinus zerschnitten worden. Sie gehören, wie mich
M. de Vries aufmerksam machte, Maerlant's Rymbybel an. Die
Handschrift ist aus dem 14. Jahrhundert*). Da von dem ge-
nannten Werke es mehrere gute Handschriften gibt, so ist eine
Mittheilung der Fragmente nicht nöthig; ich beschränke mich
daher auf den Abdruck eines kleinen Stückes, auf Mittheilung
einiger Lesarten und Angabe der Theile des Gedichtes, wel-
che die Fragmente bieten, soweit dieselben bestimmbar sind;
denn oft sind nur ein paar Buchstaben auf den einzelnen Per-
gamentstücken erhalten. Gleich vom ersten Blatte der Hs. ha-
ben sich zwei an einander sich anschliefsende Streifen erhal-
ten, mit V. 22—34, auf der Rückseite V. 147—158. Das erste
Stück will ich als Probe mittheilen.
In dietsche w
Vrouwe nu moeti u bewijnden
Troest te sine in mire pine
iVu merct ghi die hier in seit lesen
wat nutscap hier in sei wesen
Hier in envindi fauele no borde
Noch ghen trufe noch falorde
Mer vraye rime ende wäre woeri
Hoe die tijt is comen voert
Sint de werelt erst begonde
Toter wilen dat quam ter ston^e
Z>at ihc' kerst te hemel clam
Eil onse menscheit au kern nam.
Das nächste Blatt umfafst V. 2191—2358; es fehlen aber,
abgesehen von beschnittenen "Versen, 2262 — 74 und 2304 — 16.
Die Hs. liest 2191 f. ooc (= D). 2194 als die (für alse).
2203 minste (= BDE). 20 hadden. 22 voort fehlt. 23 d'>om
(für ledi). 37 iams (= ABDE). 41 waren. 45 coninc (= BD).
50 voort meer. 51 . . s een gode poer(t). 78 hi doe h. 82
*) Zweispaltig geschrieben, mit 42 Zeilen auf der Spalte.
197
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
198
die fehlt. 85 w'>scap. 86 M d^ al di (= BD). 88 dat al (—
BD). 90 dus ist. 91 Sint. 98 omcn. 2300 iacu{s = ABDE).
02 eure. 17 sire. 39 en stic(hte), wol die richtige Lesart,
Stifte = Pfeile. 46 al fehlt. 47 = BD. 52 . . ten dat had
hega . . ■
Das dritte Blatt enthält 3201—3868, aher stark heschnit-
ten. 3206 Eh die. 08 hi fehlt. 49 ..r waer (Reim). 71 eh
fehlt. 74 ie fehlt. 76 ..an alrehande vleis reine. 78 tvas nie-
ment el {^ BD). 3313 = CF. 15.16 sine m(an) Eh gheboren
was van dan (Reim). 17 so fehlt. 19 = BD. 20 hode. 24
Jeghen die. 25 Asser. 26 Bat la . . 38 eraclit. 50 ict.
Das vierte Blatt umfafst 4079 — 4244, ebenfalls stark be-
schnitten. 4081 Niet ensouden. 83 = BD. 84 = BDF. 85 =
BD. 93 so fehlt. 98 danen] zvecJi. 99 leende. 4102 vier. Nach
4130 folgten zwei Verse, die die Ausgabe nicht hat; erhalten
sind nur die Endsilben dat is und is. 4204 al fehlt. 09 wech]
loel. 18 dat fehlt. 21 = BD.
Von dem fünften Blatt ist nur ein kleiner Theil erhalten,
V. 4439-46, 4475—4501, 4517—43, 4565—72. 4444 iva-
ren. 46 dine] die. 77 die] hi. 83 gheruumt — tlant. 4520
swV leet rtiz. 21 hereh eh groe . . . . 32 seldi mz hören. 68
tfolc d'> onff. . .
Das sechste umfafst V. 4624 — 27, 4666 — 69, 4708—11,
4750 — 53. — 4666 Dann sidsi alle. Das siebente und achte
folgen unmittelbar aufeinander, und enthalten von 5112 — 5419
einen ziemlichen Theil. 5132 hier fehlt. 5143 aldaer. 56
aensicht. 59 doghen. 58 Battet ivas. 62 tot hem 64 mit-
ten. 73 eh tsiiixten. 74 = BD. 87 = B. 98 om ivH. 5211
soo fehlt. 61. 62 = BD. 78 = CF. 84 dan fehlt. 90 ist.
91 die fehlt. 92 qicamen] iva(ren). 93 alle fehlt. 5319 II.]
in. 20 hären mate. 21 = BD. 24 Aaron fehlt. 30 noch
fehlt. 35 = ABDE. 36 = CD. 63 = BC. 66 = BDEF.
74 W'^ dat man mz man ivorde v. 79 andern minde. 80 droch.
81 no ivikelen fehlt. 84 = C. 86 alle fehlt. 93 dat fehlt.
5401 so fehlt. Nach 5406 folgen zwei Verse :
(wa)nt hz sijn d^ beide sed(en)
(en) die den duuel oec a(nebeden)
5412 quaet wich ... 16 ew] tot. 19 aZ die ghene diet.
Bl. 9 enthält auf zwei Streifen 31817 — 31968 zum klei-
nereu Theil. 31879 Te. 83 wilde sonder strijt. 31902 wa-
ren heringhet daere. 43 duereii. 62 = B. 66 die men dei-
len doet. BI. 10 einen kleinen Theil von 32674—32814.
32682 = BD. 32718 = BD. 20 hal^J ter stede. 21 = ED.
58 = BD. 65 = C. 803 tvant dit g. 05 Sitie ontsien no pine
no doot. 06 was groot. 14 . . nisse gheheert.
Heidelberg. Bartsch.
weisen enthalten sind, stammen aus der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts und verdanken ihr Entstehen wol hauptsächlich
dem Bestreben, die manchfachen Kleiderformen der verschiede-
nen Völker den wifsbegierigen Leuten als etwas höchst Inte-
ressantes vor Augen zu führen ; denn jedenfalls war bei den gro-
fsen Begebenheiten damaliger Zeit — den bedeutenden Ent-
deckungen in fremden Erdtheilen und den in Europa tobenden,
zumal gegen die Türken gefülirten Kriegen — das Verlangen
sehr rege, sowohl die gefürchteten Feinde, als auch die neuent-
deckten Völkerchaften, wie überhaupt fremde Nationen, im
Bilde zu schauen, um sich von denselben eine möglichst klare
Vorstellung machen zu können. Dieses Begehren sollte durch die
Trachteubücher möglichst vollkommen befriediget werden, und
daher heifst es auf dem Titel sowohl der späteren, als auch
bei dem am frühesten erschienenen — von Ferdinande Ber-
telli (Venetia, 1563): „Omnium fere gentium nostrae aetatis
habitiis." —
Die Quellen, aus denen die Verfasser oder Verfertiger der
Trachtenbücher, ihre Kostümbilder bezogen, waren gewifs höchst
manchfach, wol meist direct und jedenfalls zuverlässig. Fehl-
ten jedoch directe Quellen, so zeichneten spätere Verfasser das
ihnen Nöthige aus schon früher erschienenen Trachtenhüchern
ab. — So finden sich z. B. dem eben angeführten Werke ent-
nommene Abbildungen zahlreich in dem 1570 zu Antwerpen
verlegten Trachtenbuche von Johann Beller*) und in dem 1579
zu Nürnberg herausgekommenen Werke von Hans Weigel**),
welch letzteres wieder von Cesare Vecellio für sein 1590 in
Venedig erschienenes Buch : „Degli Habiti antichi et moderni
di diverse parti del monde," sehr stark ausgebeutet wurde.
Auffallend ist aber bei dieser Benützung früher erschiene-
ner Trachtenbücher, dafs bisweilen ganz genau cop'erte Figuren
von dem späteren Verfasser eine andere Bezeichnung bekamen,
als sie von dem früheren erhalten hatten. So führt z. B. Bel-
ler eine weibliche Figur als „Helvetia mulier-' vor, welche bei
Bertelli mit „Germania" bezeichnet ist. Völlig unbegreiflich
erscheint es aber, wie Vecellio dazu kommt, eine aus dem
Werke von H. Niclas Nicolai : ..Von der Schiifart viid Rais
in die Türkey vnd gegen Osten" (Nürnberg, 1572) entlehnte,
dort als „Frau von der Insel Chio" bezeichnete Figur als „Jü-
din aus Syrien" (Hebrea in Soria) vorzuführen ; oder dafs Ab-
raham Bruyn in seinem 1577 herausgegebenen Trachtenbuche***),
wofür er sehr Vieles aus dem genannten Reisewerk entlehnte,
eine dort als „Griechin" angegebene Figur als „Judaea mulier
commorans in Hadrianopoli" hinstellt. Weit erklärlicher ist
es dagegen, wenn Vecellio eine aus WeigeFs Werke entnom-
mene Figur, welche in diesem als „Weib aus Hispanien" aufge-
führt ist, mit „Habito delle Matrone Portoghesi" bezeichnet. —
Ueber fünf der ältesten Trachtenbticlier nnd ihr Ver-
hiiltniss zu einander.
Die ältesten bekannten Trachtcnbücber, in welchen Dar-
stellungen der bemerkenswerthesten, damals üblichen Bekleidungs-
*) Omnium fere gentium nostraeque aetatis Nationum Habitus
et Effigies.
**) Habitus praecipuorum populorum.
***) Omnium paene gentium imagines.
199
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
200
Unter den genannten fünf Trachtenbüchern enthält das äl-
teste, das von Bertelli (v.J. 1563), die wenigsten, hingegen das
späteste, das von Vecellio (v. J. 1590), die meisten Abbildun-
gen; und in demselben Verhältnifs steht die Anzahl der Völker-
schaften, welche in diesen Büchern dargestellt sind. Denn
während wir bei Bertelli nur die allerhervorragendsten Nationen
vertreten finden, hat Vecellio — und vor ihm schon Weigel
(1579) — fast die sämmtlichen damals bekannten Volker abge-
bildet. Von Vecellio sind jedoch die Italiener dermafsen bevor-
zugt worden, dafs sie allein beinahe die Hälfte seines Werkes
ausmachen. — Bei Beller sind die Italiener nur sehr schwach,
bei Bruyn gar nicht vertreten ; ebenso fehlen bei Bertelli die
Engländer und die Niederländer. In sämmtlichen Trachtenbü-
chern finden wir aber die Spanier mit grofser Sorgfalt behan-
delt und bei Bertelli, Beller, Weigel und Vecellio auch die in
den einzelnen Provinzen Spaniens üblichen Trachten dargestellt ;
bei dem Erstgenannten sind aber die Gegenden nicht angegeben,
aus denen sie stammen. Orientalische Trachten haben Bruyn,
Weigel und Vecellio in grofser Anzahl abgebildet und dabei
vorzugsweise das bereits erwähnte Reisewerk von H. N. Nicolai
benützt.
Eine eigenthümliche Erscheinung zeigt sich bei den Trach-
ten der Ungarn, welche Bertelli, Beller, Bruyn und Vecellio
vorführen, indem dieselben bei entfernter allgemeiner Aehnlich-
keit dennoch auffallend verschieden sind. Dies läfst sich nur
dadurch erklären, dafs jeder der genannten Verfasser seine
Trachtenbilder aus einem anderen Theile dieses grofsen Landes
bezog.
Unter den hier besprochenen Trachtenbüchern ist nur dem
von Vecellio ein erklärender Text beigegeben ; aufserdem zeich-
net sich dieses Trachtenbuch noch dadurch sehr vortheilhaft
vor den übrigen aus, dafs es auch Trachten aus früheren Zei-
ten (leider fast nur bei den Italienern und höchstens 80 Jahre
zurückreichend) enthält und die Nationen des Nordens, sowie
die der neuentdeckten Länder Amerikas, Asiens und Afrikas
darstellt.
Nürnberg. Carl Köhler.
Ton der Zauberkraft des Aguus Bei.
Von baisam vnde von reinem was|i >)
vnd von dem helgen crisem, so jch lasfJ,
da macht man ab das agnus dei —
du hailig lamb, miserere mei —
dar zu och van brunnen dar
mitt hailigen worten fir war
die der papest selber pfligt ze sprechen —
der arbeit latt er jm*) nit enprechen^)
er macht es mitt siner band,
desjj ist er selber wol bekant.
das verdribet plixen*) vnde tonren,
ander poes(3 verdript es 6'ch darzu,
vnd wielich frawe das by jr hatt
die eines kindes swanger gatt,
das ^) tut es sunder we genesen,
als ich vormals och hab gelesen ;
vnü wer daz mitt rainekait bewart
jn Wasser jm kein vbels widerfart
vnd och in keines füres nott,
wenn*) es daz füre löschen tütt;
daz kurapt van siner hailikeit zu :
war lamp, behüt vns vor allem laide do ! ')
das öch die sunde tilgen tut,
als ob es were gottes plüt,
den tiifel tut es vertriben
vnde alle grosse süude verraiden
dar zu den gechen^) tod:
war lanip, hilf vns vs(3 aller nott !
vnde wer das anruffen wirt
so er wider sinen figent fert,
dem hilft das war lamp ze stund
das er sin figent vber kumpt^).
War lamp gottes, beware mich,
wenne ich an werde raffen dich ;
wenn du ob nimest der weite sünde,
so behüte mich zu allen stunden.
Dise war wort die sind gesprochen
van dem beigen papst Vrbano,
die tette er senden ferre
dem kayser fir ain grosse ere
mitt einem agnus dei.
War lamp, miserere mei !
die hat er in latin gesatz,
daz tett er allesjj sunder hasß ;
dar ist dis vs^genomen,
las(5 herre allesß gut zu vns komen.
Das dis an vns werde war
Helf vns Maria, die Cristum gebar.
Amen.
Ein Blatt in 8" von einer Handschrift des 15. Jahrb. im
gräfl. Archiv zu Stolberg im Harz.
Wernigerode. Jacobs.
') Wafs, niederd. Form für Wachs.
') jm — so in der Hs. statt des ursprünglichen sich geändert,
') sich entbrechen lassen , sich entgehen, entziehen lassen.
*) lilixen, blickzen, blitzen. ') Lies : des.
*) wenn^ mhd. wände, wan : denn.
'j Wol zu bessern : Das k. v. s. hailikeite . . . leide.
°J gäben, jähen T. ') überkommt, überwindet. Dr. Frmn.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Qedruckt bei U. E Sebaldin Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜOT)E DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. JW 7. Juli.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Juli 1873.
Die Sammlung von Kunstwerken, aus deren Erlös die Kosten
für Uebertragung des Augustinerklosters bestritten werden sollen,
ist bereits zu einer hübschen kleinen Gallerie angewachsen, und
täglich geht noch Weiteres zu. Wir veröffentlichen heute unten
die erste Liste derjenigen Künstler, die ihr Versprechen bereits
erfüllt haben. Mehrere Kunstfreunde, welche gleichfalls in dieser
Liste stehen, wie auch einige Künstler, haben mehrere, zum Theil
auch Kunstwerke von fremder Hand gespendet, so dafs der Ka-
talog der Kunstwerke noch einige treffliche Namen verstorbener
Künstler aufweist.
Der Bau selbst ist bereits bis zur Gleiche des ersten Stock-
werkes, dessen altes Deckengebälke soeben wieder eingelegt wird,
gediehen.
Unsere Sammlungen haben in jüngster Zeit vielseitige Berei-
cherung durch Ankauf erhalten. Wir können nicht jedes Stück
einzeln aufführen, erwähnen daher hier zunächst nur eine Samm-
lung von Bleireliefs, Goldschmiedemodellen des 16. Jahrh., von
ungefähr 900 Nummern, die aus dem Besitze des hiesigen Samm-
lers und Kunstfreundes G. Arnold in's Museum gekommen sind.
Die kleine, aber glänzende Ausstellung, die im vorigen Mo-
nate eröffnet wurde, ist wieder geschlossen.
Erstes Verzeichnifs
derjenigen Künstler und Kunstfreunde, welche künstlerische Gaben
für eine Versteigerung zu Gunsten - des Wiederaufbaus des hiesi-
gen Augustinerklosters gespendet haben.
Achenbach, Andreas, Professor, in Düsseldorf ; Achenbach,
Oswald, Professor, in Düsseldorf; v. Alvensleben, Maler, in Dres-
den ; Becker, A., Professor, in Düsseldorf ; Becker, C, Professor,
in Berlin; Bergau, R., Professor, in Nürnberg ; Braith, Thierma-
ler, in München ; Braun, L., Schlachtenmaler, in München ; Chou-
lant, Hofmaler, in Dresden; Deger, Professor, in Düsseldorf;
Echter, Professor, in München; Ebert, Landschaftsmaler, in
München; Engelhardt, Professor, in Hannover; Essenwein,
A., Direktor, in Nürnberg; Eyrich, Architekt, in Nürnberg; Fei-
sing, Professor, in Darmstadt; Flüggen, Historienmaler, in
München; Förster, C, Dr., sachs. -meining. Eath, in München;
Funk, Professor, in Stuttgart; Gnauth, Professor, in Stuttgart;
Grützner, Genremaler, in München; Hähnel, E., Professor, in
Dresden; Hanfstängel, Hofrath, in München; Hartmann,
Thiermaler, in München; v. Heyden, Historienmaler, in Berlin
Hofmann, H., Professor, in Dresden; Hübner, J., Dr., Gallerie-
direktor, in Dresden; v. Kameke, Professor, in Dresden ; Käppis,
Genremaler, in München; Kaufmann, H. , Genremaler, in Mün-
chen; Knaus, Professor, in Düsseldorf; v. Kreling, Direktor,
in Nürnberg ; Kuhn, Dr., Conservator, in München; Kundmüller,
Genremaler, in Bamberg; Lang, H., Schlachtenmaler, in München;
Lessing, C. F., Direktor, in Carlsruhe ; Mali, Thiermaler, in Mün-
chen; Metz, Landschaftsmaler, in München; Mefszöly, Land-
schaftsmaler, in München; Meyer, F. C, Hofrath und Professor,
in Nürnberg; Meyerheim, F., Genremaler, in Berlin; Niefsen,
Conservator, in Köln; Noack, Hofmaler und Professor, in Darm-
stadt; Ortwein, Professor, in Nürnberg ; Oesterley, Professor
und Hofmaler, in Hannover; Pickert, S., Kunsthändler, in Nürn-
berg; V. Pocci, Graf, kgl. Oberstkämmerer, in München; Raab,
Professor, in München ; Raupp, Professor, in Nürnberg ; Ritter, L.
u. P., Architekturmaler, in Nürnberg; Rohde, C, Genremaler, in
München; Rüstige, Professor, in Stuttgart; Schleich, E., Pro-
fessor, in München; Schmidt, M. , Genremaler, in München;
Schraudolph, Professor, in München; Spitzweg, Genremaler,
in München; Steffan, Landschaftsmaler, in München; Thal-
meyer, Porzellanmaler, in München; Thumann, P., Professor, in
Dresden; Voltz, Fr., Thiermaler, in München; Voltz,L., Thier-
maler, in München; Vofsberg, Landschaftsmaler, in Hannover;
Walther, C, Architekt, in Nürnberg; Weber, C, Landschafts-
maler, in München; Weber, P., Landschaftsmaler, in München;
Weber, Ph. , Landschaftsmaler, in München; Wislicenus, Pro-
fessor, in Düsseldorf; Zettler, Glasmaler, in München.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Distriktsräthen : Mindelhelm 10 ff. Türkheim 10 ff.
Von Privaten: Bautzen, v. Salza u. Lichtenau. Amtshaupt-
mann, 1 fl. 45kr. ; Wolf, Kreissteuerrath, 1 fl. 45 kr. Gr. Glogau.
Heymanu, Kaufmann, 1 fl. Hamburg, L. H. Lichtenhein 3 fl. 30 kr.
Marktbreit. Bernh. Kühorn, Kaufmann, 1 fl. 30 kr. Nürnberg. Chri-
stoph Link, Kaufmann, 2 fl. ; H. Rothamel, Industrieschüler, 1 fl.
12 kr. ; v. Schallern, k. Appellrath, 1 fl. 45 kr. St. Petersburg. Ed.
V. Lemm, wirkl. Staatsrath, und dessen Sohn Oskar v. Lemm,
2fl. Rohrdorff. Schärft', Pfarrer, 1 fl. Schwarzenberg. Brockard,
fürstl. Rechnungskontroleur, 1 fl. Staffelstein. Paul Finzel, Magi-
stratsrath, 1 fl. ; Hafner, k. Pfarrer, in Herreth, 1 fl. ; Herrings,
Gutsbesitzer, in Rattelsdorf, (statt früher 1 fl.) 4fi. ; Dr. Hepp,
k. Bezirksarzt, 1 fl. ; Rndhart, k. Bezirksamtmaun , 1 fl. ; Vervier,
k. Bezirksamtsassessor, 1 fl. Tauberbischofsheim. Hönninger, Refe-
rendar, 1 fl. ; Ribstein, Referendar, 1 fl.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten: Hannover. K. Kraut, Professor, 3 fl. 30 kr.
Pforzheim. Carl Schwickert 1 fl. 45 kr. Tauberbischofsheim. Gaifser,
Obereinnehmer, Ifl.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 6917—6938.)
Cassel. Dr. Oetker: Abbildung des Altares in der Grevera-
denkapelle des Domes zu Lübeck, Steindruck. — Dresden. Adolf
Meyer: 3 Bruchstücke persischer Stickereien. — Fürth. Dr. Al-
dinger, prakt. Arzt: 5 Gewandstücke von Leinen, schwarz gestickt,
und 2 weifs gestickte Borten, 18. Jhdt. — Jena. Fr. Ried, Hof-
rath : Photographie nach dem schwarzburgischen Wappen vom 14.
Jhdt. am Rathhause zu Blankenburg. — IHünchen. Dr. J. H. von
Hefner-Alteneck, Direktor des bayer. Nationalmuseums: Borte
aus dem Grabe eines Abtes von Seeon. Spiefs, Professor: Neuere
203
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
204
Nachbildung eines alten in Glas sremalteu Wappens. — Nürnberg.
K. Freih. v. Wels er, als Administrator der Schlüsselfelder'sohen
Stiftung: 2 Oefen aus d. 17. u. 18. Jhdt., 2 Bockgestelle für Wall-
büchsen, 17. Jhdt., ein Regenschirm ältester Construction. Bur-
ger. Lehrer: Neuer Abdruck eines Holzschnittes von H. Burgk-
mair. M. Dünckelsbühler, Banquier : Krönungsmilnze Ferdi-
nand's III. als Königs von Böhmen, 1627 ; Thaler Kaiser Leopold's I.,
1693. 4 kleinere Silbermünzen vom 16. u. 17. Jhdt. Müller, Kupfer-
stecher : Graviertes Pulverhorn, 17. Jhdt. H. Petersen, Kupfer-
stecher: Verzierter Thürgriff von Eisen. Schüfsler, Officiant:
Kleiner Kupferstich von I S. Ulrich, Postbediensteter: Türkische
Kupfermünze. — Paris. E. Trofs, Anti(juar : Messingene Sonnen-
uhr von Georg Hartmann, 1549. — Pesth. Dr. Romer: 5 Gyps-
abgüsse vom Beschläge des Einbandes eines Antiphonariums zu
Raab. — Stuttgart. M. Rommel's photograph. Druckanstalt:
19 Photographiedrucke nach seltenen Kupferstichen des 15. und
16. Jhdts" — Tann a. d. Rh. Dr. med. Neuroth, prakt. Arzt:
Plan einer Wagenburg, Federzchg. vom 17. Jhdt. — Thorn. Di-
rektion des Copernicus-Vereins. 13 Gyps- und Gelatinab-
drücke von Siegeln und Medaillen. — Wien. Gemeinderath der
Stadt: Wiener Bürgerharnisch v. J. 1546. Sogen. Aalspiefs, aus
dem städt. WafTenmuseum.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 30,058—30,233.)
Agram. Gesellschaft für südslav. Geschichte u. Alter-
thümer: Dies., Arkiv etc., Kn. XI. 1872. 8. - Ansbacil. Histor.
Verein für Mittelfranken: Ders., 38. Jahresbericht, 1871 u.
1872. 4. — Berlin. Königl. statist. Bureau (Dr. Engel): Engel,
d. Verluste der deutschen Armeen im Kriege gegen Frankreich
1870 u. 1871. 1872. 2. Friedrich-Wilhelms-Universität:
6 akademische Gelegenheitsschriften. 1872 u. 73. 4. Rud. Gärt-
ner, Verlagshndl. : Haym, d. romantische Schule. 1870. 8. Boltz,
d. Fremdwort in s. kulturhistor. Entstehung u. Bedeutung. 1870.
8. Mittheilungen aus d. histor. Literatur, hgg. v. Fofs ; Jhg. I, 1.
1873. 8. G. Grote'sche Veidagsbuchh. : v. Arnim u. Brentano,
des Knaben Wunderhorn : 1. Lief. 1873. 8. Fechner, d. deutsch-
französ. Krieg v. 1870—71. 1872. 8. K. geh. Ober-Hofbuch-
druckerei (R. V. Decker): Schneidawind, Prinz AVilhelm v. Preu-
fsen in den Kriegen seiner Zeit. 1856. 8. v. Westphalen, Geschichte
der Feldzüge des Herzogs Ferdinand v. Braunschweig- Lüneburg ;
2 Bde. 1859. 8. v. Wittken, Geschichte des k. preufs. Garde-
Schützen-Bataillons. 1864. 8. V. Westphalen, Westphalen der Se-
cretär des Herzogs Ferdinand v. Braunschweig-Ijüneburg. 1866. 8.
V. Langermann, Geschichte des Thüring. Uhlanen-Regiments Nr. 6.
1872. 8. Gebr. Pätel, Verlb, : Strodtmann, d. geistige Leben in
Dänemark. 1873. 8. Verein f. d. Geschichte Berlins: Berli-
sche Chronik. Urkunden-Buch, Bgn. 50— 60. 1872. 4. — Bern. All-
gem. Schweiz, gesohichtsforschende Gesellschaft: Mat-
thiae Neoburgensis Chronica etc., hg. v. Studer. 1866. 8. Justin-
ger, d. Berner-Chronik, hg. v. Studer. 1871. 8. — Bielefeld. Vel-
hagen u. Klasing. Verlh. : Hiltl, d. französ. Krieg v. 1870 u.
1871; 2 Bnde. 1873.' 8. Petsch, unser Fritz. 1873. 8. Petsch, d.
eiserne Prinz. 1873. 8. König, d. alte Nettelbeck. 1873. 8. —
Darmstadt. Histor. Verein für das Grol'sherzogth. Hessen:
Ders., Archiv etc.; Bnd. XIII, 1. H. 1872. 8. — Eisenach. J. Bac-
meister, Verlh.: Köhler. Luther's Reisen. 8. — Elberfeld. R. L.
Friederichs Verlh.: Merle d',A.ubigne, Geschichte der Reforma-
tion des 16. Jahrh. : L u. H. Bnd. 2. Aufl. 1863. 8. — Emden. W.
Haynel, Verlh.: v. Busse, Erinnerungen des ostfries. Infanterie-
Regiments Nr. 78; 1. Abth. 1872. 8. — Erfurt. W. J. A. Freih.
V. Tettau, Oberregierungsrath : Ders., über d. epischen Dichtun-
gen der finnischen Völker besonders die Kalewala. 1873. 8. — Er-
langen. Dr. Rud. V. Raumer, Univers. -Professor : Ders., der Un-
terricht im Deutschen: 4. Aufl. 1873. 8. Physical.-medicin.
Societät: Dies.. Verhandlungen etc. 1. u. 2. Heft. 1867 u. 70. 8.
— Frankfurt a. M. J. D. Sauerländer's Verlag: Gistel, Carolus
Linnaeus. Ein Lebensbild. 1873. 8- Henkel, Leben u. Wirken v.
Dr. Aloys Schmitt. 1873. 8. — Frauenfeld. Histor. Verein des
Kantons Thurgau: Ders., thurgauische Beiträge: 13. Heft.
1873. 8. — Freiburg i. Br. Herder'sche Verlh.: Lindemann,
Geschichte d. deutschen Literatur. 3. Aufl. 1873. 8. Fr. Jos.
Scheuble, Verlh.: Zeitschrift der Gesellschaft f. Beförd. der Ge-
schichts-, Alterth. u. Volkskunde v. Freiburg etc. Bnd. I. II. 1869
u. 72. 8. Ludw. Schmidt's Buchh. : Kifsling, polit.-statist.-to-
pogr. Ortslexikon des Grofsh. Baden. 8. Villingen unter den Gra-
fen von Fürstenberg. 1872. 8. — St. Gallen. Histor. Verein:
Ders., Mittheilungen etc.; n. F., 3. Heft. 1872. 8. Joachim v.
Watt als Geschichtschreiber. 1873. 4. — Genf. Jul. Fick, Buch-
druokereibesitzer : Isabeau Menet , prisonniere ä la tour de Con-
stance, 1735—50. 1873. 8. — Gera. C. B. Griesbach's Verlag:
Berends , d. reufsischen Kirchenliederdiohter. 1872. 8. — Giessen.
Oberhess. Gesellschaft f. Natur- u. Heilkunde: Dies., 14.
Berichtete. 1873. 8. J. Ricker, Buch- U.Kunsthändler: Flcisch-
u. Marktpreise zu Giefsen, am 11. Januar 1783. 2. — Göttingen.
Dieterich'scho Buchh.: Forschungen zur deutschen Geschichte;
Bnd. XIII, 2. 1873. 8. Waitz, die Formeln der deutschen Königs-
u. der röm. Kaiser- Krönung v. 10. — 12. Jahrh. 1873. 4. Sonder-
abdr. Augusti rerum a se gestarum indicem ed. Theod. Bergk.
1873. 8. — Graz. Histor. Verein f. Steiermark: Ders., Mit-
theilungen etc., 20. Heft. 1873. 8. Beiträge etc. ; 9. Jhg. 1873. 8.
Halle. Thüring.-sächs. Verein f. Erforschung des Vater-
land. Alterthums etc: Ders., neue Mittheilungen etc.; Bnd.
Xm, 2 u. 3. 1871 u. 73. 8. — Hamburg. Rob. Kittler, Verlagsh.
Schönwald u. Peist, Geschichte des Thalia -Theaters in Hamburg.
1868. 8. Schreyer, im Lande der Gallier. 1872. 8. — Hannover.
Cohen u. Risch, Verlagsh.: Die Kunst im Gewerbe; Bnd. I,
H. 2. 3. 1872. 2. Histor. Verein f. Niedersachsen: Ders.,
Zeitschrift etc.; Jhrg. 1871 u. 34. Nachricht etc. 1872. 8. — Hei-
delberg. K. Groos, Verlh.: Führer durch Elsafs u. Lothringen;
2. Aufl. 1873. 8. Woll, pfälzische Gedichte; 2. Aufl. 1873. 8. J. C.
B. Mohr, akadem. Verlagsbuchh. : Bahr zur Geschichte der Weg-
führung der Heidelberger Bibliothek nach Rom im J. 1623. 8.
Sonderabdr. Universität: Kolbe, Erzbischof Adalbert I. von
Mainz u. Heinrich V. 1872. 8. Nebst 9 weiteren akademischen Ge-
legenheitsschriften. 1872 u. 73. 4. 8. — Hermannstadt. Verein f.
siebenbürg. Landeskunde: Ders., Archiv etc.; Bnd. X, 2. 3.
Heft. 1872. 8. Jahresbericht f. 1871-72. 8. Schuster, Beitrag z.
Geschichte des evangel. Gymnasiums zu Hermannstadt. 1872. 4.
Progr. Hoch, Geschichte des Schälsburger Gymnasiums; Forts.
1872. 4. Progr. — Innsbruck. Ferdinandeum für Tirol und
Vorarlberg: Dass., Zeitschrift etc.; 3. Folge, 17. Heft. 1872. 8.
— Karlsruhe. G. Braun'sche Hofl3uchh. : Oncken, eine authenti-
sche Erzählung von d. Zerstörung der Stadt Worms im J. 1689.
1871. 8. Sonderabdr. Roth v. Schreckenstein, d. Insel Mainau.
1873. 8. Eichrodt, Rheinschwäbisch; 2. Aufl. 1873. 8. Mack-
lot'sehe Buchh.: Magg, Kriegs-Kalender des deutsch-französ. Feld-
zugs 1870 — 71. 1872. 8. — Kiel. Gesell chaft für die Ge-
schichte der Herzogth. Schleswig, Holstein u. Lauen-
burg: Dies., Zeitschrift etc.; Bnd. HI, Schlufsheft. 1873. 8. Al-
berti. Register über die Zeitschriften u. Sammelwerke f. Schlesw.-
Holst.-Lauenb. Geschichte; II. Heft. 1873. 8. Schwers'sche
Buchh.: Handelmann, d. amtlichen Ausgrabungen auf Sylt, 1870
— 72. 1873. 8. — Leeuwarden. Friesch Genootschap: Dies.,
de vrije Fries. 12. Deel, (n. R. VI. Deel, 3. Stuk). 1872. 8. 44.
Verslag etc. ; 1871 — 72. 8. Friesche Oudheden ; 3. Aflevering.
1872. 2. — Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlh.: Supplement zur
elften Auflage des Conservations - Lexikon ; Bnd. I u. H. 1872 u.
73. 8. Deutsche Dichtungen des Mittelalters, hg. v. Bartsch; Bnd.
1. 2. 1872. 8. Fefsler, Geschichte v. Ungarn; 13. Lief. 18J3. 8.
Wander, deutsches Sprichwörter-Lexikon ; 44. Lief. 1873. 8. Ernst
Fleischer, Verlagsh.: Schäling, Sagen u. Märchen aus preufs.
Landen. 8. Lehrerverein: Statuten der pädag. Zentralbiblio-
thek zu Leipzig. 1872. 8. Luckhardt'sche Verlagsh.: Erlecke,
systemat. Verzeichnis v. Büchern etc., welche zu ermäfsigten Prei-
sen zu beziehen sind; 1. Jhrg. 1871. 8. Kurze Geschichte der
röm. - deutschen Kaiser u. der preufs. Könige. 1871. 8. Kreyfsig,
Shakespeare -Fragen. 1871. 8. Stompor, Bazaine u. die Rhein- Ar-
mee. 1872. 8. Contzen, d. sociale Frage, ihre Geschichte, Litera-
tur u. ihre Bedeutung in der Gegenwart; 2. Aufl. 1872. 8. König,
Shakespeare als Dichter, Weltweiser u. Christ. 1873. 8. E. A.
205
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
206
Seemann, Verlagsh. : Deutsche Renaissance ; 18. — 20. Lief. 1873.
4. B. G. Teubner, Verlagshndl. : Rühl, die Verbrcituno^ des
Justinus im Mittelalter. 1871. 8. Gosche, über d. Lieder u. Reime
V. Stralsburg. 1872. 8. Holstein, gesta alibatum Bergensium ab
a. 936 1495. 1871. 8. Holtzmann, germanische Alterthuraer, mit
Text, Uebersetzung u. Erklärung v. Tacitus Germania. 1873. 8.
Veit u. Comp., Verlagshndl.: Droysen, Geschichte der preul's.
Politik; 2. AuÜ. Th. II, 1. 2. III, 1. 2. IV, 1. 1869-72. 8. C. F.
Winter'sche Verlagsh. : Lecky, Geschichte des Ursprungs u. Ein-
flusses der Aufklärung in Europa; 2 Ende. 1868. 8. St. Leonhard
bei Nürnberg. Dr. Ad. Hart mann, cv. Pfarrer: Gebott vnd Ver-
bott Herrn Hansen Rieters von vnd zu Kornburg etc. Die ein
Pfarrer daselbst alle Jar verkünden soll. Pgm.-Hs. 1601. 4. — Lin-
dau. J. T. Stettner, Verlagshndl.: Steudel, über die Pfahlbau-
.bauten. 1872. 8. Sonderabdr. — Luxemburg. Sectio nhistorique
derinstitutLuxembourgeois: Dies., Publications etc. ; an-
nee 1872. XXVII. 1873. 4. — Lucern. Doleschal's Buchhndl. :
v. Elo-o-er, Kriegswesen u. Kriegskunst d. Schweiz. Eidgenossen
im 14.° 15. u. 16. Jahrb. 1873. 8. — Mainz. Friedr. Schnei-
der. Dompräbendat : Aerdig leven van Thyl-Uleuspiegel. 8. Ver-
makelyken Klucht-Vertelder. 8. Schoone Historie van den edelen
Jan van Paris, Koning van Frankryk. 8. 11 Stück fliegende Blät-
ter, Lieder in hoUänd. Sprache. 2. — München. Friedr. Bruck-
mann's Verlag: Bayersdorfer, der Holliein-Streit. 8. Mit 6 Bll.
Photoo-raphieen. Imp. 2. Herrn. Manz'sche Hofkunsthndl. u.
Buchht: V. Hafselholdt-Stockheim, Herzog Albrecht IV. v. Bayern
u. seine Zeit; I. Bnd., 1. Abth.. nebst ürkundenbuch. 1865. 8.
Histor. Verein v. u. f. Oberbavern: Ders., oberbaverisohes
Archiv; Bnd. XXXII, 1. 8. 32. Jahresbericht f. 1869 u. 70. 1871.
8. — Nordhausen. Dr. Th. Perschmann, Oberlehrer: Ders.,
Nordhausens mittelalterliche Kunstdenkmäler; Heft IL 1872. 8. —
Nürnberg. Nidermaier, k. Advokat: Zeitschrift des Anwaltver-
eins f. Bayern; Bnd. HI— XIH, Nr. 11. 1863—73. 8. Stenograph.
Protokoll des IX. bayer. Anwaltstages in Nürnberg. 1868. 8. Ste-
nograph. Bericht über die Verhandl. des X. Anwaltstages zu Mün-
chen. 1870. 8. v. Tröltsch, üb. die Stellung der Frage über Frei-
gabe der Anwaltschaft zu der Advocaten-Wittwen - u. Waisenpen-
sions-Anstalt. 1869. 8. — Oldenburg. Schulze'sche Buchh. : Evers,
Deutschlands Siegesjahr 1870— 71. 1872. 8. Jansen, Rochus Friedr.
Graf zu Lynar. 1873. 8. Krohne, d. Denkmal der Oldenburger bei
Vionville. 1873. 8. Poppe, Deutschlands Heldenkampf, 1870 u.
1871. 2. Aufl. 1873. 8. — Pest. J. A. Magyar Tudomänyos
Akaderaia: Almanach ; 1872. 8. Ertesitö ; V. Evfol., 10.-17.
VI. Evfol., 1.— 8. 1871—72. 8. Ertekezesek a törteneti tud. köre-
büi ; 1872, L IL 8. Magyar törtenelmi tar ; köt. XV— XVIIL 1871
—72. 8. Török-magyarkori tört. emlekek ; VII. köt. 1871. 8. Mo-
numenta Hungariae historica : Diplomataria, XVII. 1871. 8. Archi-
vum Rakoczianum ; II. oszt. : diplom. I. 1871. 8. Statist, es ne-
mezetgzd. közlemenyek ; k. VHL 1.2. 1871—72. 8. A. m. t. Akad.
Evkönyvei: K. XIII, 3. 6.-9. 1871—72. 4. Archaeologiai közle-
menyek; VIII, 3. 1871. 4. — Potsdam. J. K. F. Knaake, Ca-
dettenprediger : Luther, Ordenung eyns gemeinen kastens. 1523. 4.
Lutheri Judicium de votis monasticis. 4. Luther, ob man für dem
sterben fliehen muge. 1527. 4. Luther, ob kriegs leutte auch ynn
seligem stände seyn künden. 1527. 4. Luther, an die Herren
Teutschordcns, daß sy falsch keuschait myden. 1524. 4. Lutlier,
Offinbarung des Endchrists. 1524. 4. Lutherus, rationis Latomia-
nae pro incendiariis Lovaniensis scholae sophistis redditae confu-
tatio. 1521. 4. Luther, ein vnterricht der beychtkinder : vbir die
vorpotten bucher. 1521. 4. Lutherus, epistola ad Leonem X. sum-
mum pontifioem. 1521. 4. Luther, Ordenung vnd Bericht, wie es
furterhin (mit ihenen so das Hochwürdige Sacrament empfahen wol-
len) gehalten sol werden. 1523. 4. — Prag. F. Tempsky, Vcrlh.:
Eusebii eoclesiasticae historiae libri X, ed. Zimmermannus. 1822.
8. Deycks, Friedr. Heinrich Jacobi. 1848. 8. Verein für Ge-
schichte der Deutschen in Böhmen: Ders., Mittheilungen
etc. XI. Jahrg., Nr. V u. VL 1873. 8. Mitglieder-Verzeichnifs etc.
1873. 8. — Regensburg. Friedr. Pustet, Verlagsh.: Klenk, d.
heil. Monika. 1870. 8. Falloux, Leben des Papstes Pins V. 1873.
8. — Rostock. Stiller'sche Hof- u. Univ.-Buchh. (H. Schmidt):
Böhlau u. Dugge, einheimischer u. fremder Rechtsgang. 1873. 8.
— Rudoistadt. G. Fröbel, Verlagsbuchh. : Sommer, Bilder und
Klänge aus Rudoistadt; I— V. 6. Aufl. 1872. 8. — Saarbrüclien.
Heinrich Siebert, Buchh.: Die Vorpostengefechte bei Saar-
brücken u. d. Schlacht bei Spichern; 2. Aufl. 8. — Stuttgart. A.
Krön er, Verlh. : Bopp, Beiträge zur Beurkundung der deutschen
Strafrechtspflege; 1. Heft. 1861. 8. Pfeiffer, die Staatseinnahmen;
2 Bnde. 1866. 8. Scherr, Bildersaal der Weltliteratur; 2. Aufl.
2 Bnde: 1869. 8. Menzel, Geschichte der Deutschen; 3 Bnde. 6.
Aufl. 1872. 8. Menzel, Geschichte der neuesten Jesuitenumtriebe
in Deutschland. 1873. 8. Höfer, wie das Volk spricht. 7. Aufl. 1873.
8. Schraid u. Stieler, aus deutschen Bergen. 1873. 4. — Tau-
berbischofsheim. Dr. Johann Heinrich Schlegel, Gymnasial-
direktor: Ders., die tragische Ironie bei Sophokles; I. u. II, 1. 2.
1869 — 72. 8. — Teschen. K. Prochaska. Verlh.: Der Krieg,
1870—71; IIL 1873. 8. — Utrecht. Pro vinciaal Utrechtsch
Genootschap: Dies., Verslag etc.; 1872. 8. Aanteekeniugen etc.;
1871. 1872. 8. — Weimar. Herrn. Böhlau, Verlh.: Bleek, Rei-
neke Fuchs in Afrika. 1870. 8. Koch, histor. Grammatik der eng-
lischen Sprache ; I. Bnd. 1863. 8. v. Bojanowski, Geschehenes u.
Geschriebenes. 1871. 8. Schirrmaoher, Albert v. Possemünster ge-
nannt der Böhme. 1871. 8. Schmidt, d. Verwantschaftsverhält-
nisse der indogermanischen Sprachen. 1872. 8. — Wien. Brau-
müller, k. k. Hof- u. Universitäts-Buchhandl. : v. Helfert, Maria
Louise, Erzherzogin v. Oesterreich, Kaiserin der Franzosen. 1873.
8. Pusikan, die Kaiserstein. 1873. S. Dörfler, Geschichte der ka-
tholischen Kirche. 1873. 8. R. V. Waldheim, Verlh.: Geschichte
des deutschen Reiches; 6. — 19. Heft. 8. Reschauer u. Smets, Ge-
schichte des Jahres 1848; Heft 43 (Schlu(s). 8. — Würzburg. Hi-
stor. Verein für Unterfranken u. Aschaffenburg: Ders.,
Archiv etc.; Bnd. XXH, 1. Heft. 1873. 8. — Zittau. G. Kor-
schelt. Bürgerschullehrer: Bericht der Handels- u. Gewerbekam-
mer zu Zittau, 1870. 8.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4324.)
Nürnberg. Ludwig Rösel, Kaufmann: Abschiedsbrief Robert
Blum's an seine Gattin. Wien, 1848. Autogr. Facsim.
Chronik der historischen Vereine.
Archiv des Vereines für siebenbürgische Landes-
kunde. Neue Folge. Zehnter Band. H. u. III. Heft. Hermann-
stadt. 1872. 8.
Ein Marienlied. Mitg. von Heinr. Wittstock. — Siebenbürger
Studirende auf der Hochschule in Wien im 14., 15. und 16. Jahrh.
Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Siebenbürgens. Von Dr. G. D.
Teutsch. — Die Studirenden aus Ungarn und Siebenbürgen auf
der Hochschule in Heidelberg von der Gründung derselben bis
1810. Von Fr. Teutsch. — Ueber die ältesten Schulanfänge und
damit gleichzeitige Bildungszustände in Hermannstadt. Von Dr.
G. D. Teutsch. — Das Religionsgespräch zu Schäfsburg im Jahre
1538 und des Weifsenburger Propstes, nachherigen Graner Erz-
bischofs Anton Verantius Briefe an Siebenbürger Sachsen. Von
Karl Fabritius. — Die Brüderschaft des heiligen Leichnams in
Hermannstadt. Von Gustav Seivert. — Eine neu aufgefundene
Urkunde (von 1394). Von dems. — Aus alten Mefsbüchern und
207
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
208
Brevieren. Von Karl Fabritius. — Die Studirenden aus Ungarn
und Siebenbürgen auf der Universität Leipzig von der Gründung
derselben 1409 bis 1872. Von Th. Fabini und Fr. Teutsch. —
Nachträge zur Abhandlung „Ueber die ältesten Schulanfänge und
damit gleichzeitige Bildungszustände in Hermannstadt." — Laut-
und Formenlehren der starken Verba imSiebenbürgisch-Sächsischen.
Ein Beitrag zur Grammatik dieses Idioms. Von Johann Roth. —
Diarium itineris ex Provinciae Bohemiae Conventu Glacensi ad
Transylvaniam. A" 1738.
Jahresbericht desselben Vereins für das Vereinsjahr 1871/72.
Hermannstadt. 8.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deut-
schen in Böhmen. XI. Jahrg. Nr. V. u. VI. Prag, 1873. 8.
Die Stiftung von Goldenkron und ihre Bedeutung für die Ge-
schichte der Deutschen in Böhmen. Von Matthias Pangerl. —
Das Sprachgebiet der Lausitzer Wenden vom 16. Jahrh. bis zur
Gegenwart. (Mit einer Karte.) Von Dr. Richard Andree. — Bei-
träge zur Geschichte von Arnau. III. Periode. Dynastie Warten-
berg-Waldstein. Von Dr. C. Leeder. — Die Herrenmühle von
Graslitz. Von Karl Renner. — Bruchstücke aus der Geschichte
des Cistercienserstiftes Ossegg. (Nach Quellen.) Von Prof. Beruh.
Scheinpflug. — Notizen über Böhmen.
Mitglieder-Verzeichnifs desselben Vereins. 1873. Prag. 8.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XVIII.
Jahrg. — März — Juni. Wien, 1873. 4.
Die altchristliche Grabkammer in Fünfkirchen. Von Dr Eme-
rich Henszlmann. (Mit 2 Tafeln u. 12 Holzschnitten.) — Fund in
Grado. Von Alb. Ilg. — Aus Anlafs der vollendeten Renovirung
des Stephansthurmes. Von dems. • — Die gothische Kirche in Ter-
lan und ihre Wandgemälde. Von Karl Atz. (Mit 5 Holzschn.) —
Archäologische Reise-Notizen. Von Dr. Karl Lind. (Mit 23
Holzschn.) — Mittelalterliche Grabdenkmale. Von dems. (Mit 2
Holzschn.) — Ein Nürnberger Gobelin aus dem XV. Jahrh. Von
Alb. Ilg. (Mit 1 Holzschn.) — Beiträge zur mittelalterlichen Sphra-
gistik. Von Dr. Karl Lind. (Mit 4 Holzschn.) — Inländische
Glasgemälde mit Bildnissen von Mitgliedern des Hauses Habsburg.
Von dems. (Mit 2 Taf. u. 2 Holzschn.) — Das Epitaph des Abtes
Johann Zollner zu Leoben. (Von J. Graus.) — Donatello, seine
Zeit und Schule. Von Dr. Hans Semper. — Bericht über die im
Laufe des Sommers 1872 vorgenommene Restaurirung des schwar-
zen Thurmes am Hradcin zu Prag. (F. J. Benes.) — Bücherschau.
Heraldisch - geneal ogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
HI. Jahrg. Nr. 6. Wien, April 1873. 4.
Ueber unrichtige Abbildungen mittelalterlicher Siegel. Von
F. K. Fürsten zu Hohenlohe-Waldenburg. — Fortsetzungen.
Mittheilungen des historisch en Vereins für Steier-
mark, Zwanzigstes Heft. Graz, 1873. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Ueber das bestrittene und wirkliche
Zeitalter, in welchem der Staatsmann Titus Varius Clemens gelebt
hat ; von Dr. Richard Knabl. — Kleine Beiträge zur Kenntnifs
des Volksglaubens und Brauches in der wendischen Steiermark ;
von Prof. Rud. Reichel. — Graf Waldo von Renn und der Gau
oder die Grafschaft Runa ; von P. Anton Weifs. — Graz oder
Graz ? Von Adalbert Jeitteles. — Die Bibliothek der Abtei Ad-
mont: von P. Jakob Wichner. — Kleinere Mittheilungen.
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichts-
quellen. Hrsg. von dems. Vereine. 9. Jahrg. Graz, 1872. 8.
Steiermark im Zeiträume vom 8. bis 12. Jahrh. Von M. Fe-
licetti V. Liebenfels. — Mittheilungen aus dem Markt - Archive zu
Aflenz. Von Dr. Ferd. Bischoff. — Archivalisohe Untersuchungen
in Friaul. (2. Art.) Von Prof. Zahn. — Die steierischen Land-
handfesten. Von Dr. Arnold Luschin.
Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vor-
arlberg. Herausgegeben von dem Verwaltungsausschusse dessel-
ben. Dritte Folge. Siebenzehntes Heft. Innsbruck, 1872. 8.
Die Vögte von Matsch später auch Grafen von Kirchberg, von
P. Justinian Ladurner. 2. Abtheilung — Naturwissenschaftliches.
Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausg.
von der historischen Commission bei der Kgl. Bayer.
Akademie der Wissenschaften. Dreizehnten Bandes zweites
Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1873. 8.
Magister Guntherus und seine Schriften. Von Dr. A. Pannen-
borg. — Spuren eines verlornen gröfseren Chronicon Sampetrinum.
Von Dr. 0. Posse. — Friedrich von Wied. Von Prof. E. Rei-
mann. — Kleinere Mittheilungen.
Oberbayerisches Archiv für vaterländische Ge-
schichte, hrsg. von dem historischen Vereine von und
für Oberbayern. 32. Band. 1. Heft. (München.) 8.
Zur Geschichte des Hausengaues. Aufzeichnungen des 11. u.
12. Jahrh., mitg. u. erörtert von Frhrn. Edm. Oefele. — Urkund-
liche Geschichte von Flinsbach, im Bezirksamte Rosenheim. Von
Dr. Anton Quitzmann.
32. und 33. Jahres-Bericht desselben Vereines. Für die
Jahre 1869 u. 1870. München, 1871. 8.
38. Jahresbericht des historischen Vereins von
Mittel franken. 1871 und 1872. (Mit einer xylograph. Bei-
lage.) Ansbach. 8.
Urkunden und Nachweise zur Geschichte Heinrich Topler's,
von S. Hänle. — Volkssagen aus Rothenburg und Umgebung, von
A. Merz. — Nürnberg's Handel und Gewerbe im Mittelalter, von
J. Baader. — Ueber einen Staatsbrief des Dogen Johann Mocenigo
von Venedig an Kurfürst Albrecht von Brandenburg v. 22. Febr.
1479, von Dr. G. M. Thomas. — Zur geschichthchen Entwickelung
der Kirchenbaulast im Ansbachischen, von S. Hänle. — Drei Ur-
kunden über Deutschordensche Besitzungen in Mittelfranken, mitg.
von Dr Ch. Hutzelmann. — Der Bauernkrieg v. J. 1525 nach dem
Stadtbuch v. Roth a. S., mitg. von Hein. Vooke. — Ein wieder-
erstandener Mönch von Heilsbronn, von W. Caselmann.
Archiv des historischen Vereines von Unter fran-
ken und Aschaffenburg. Zweiundzwanzigster Band. Erstes
Heft. Würzburg. 1873. 8.
Die „hoho Registratur" des Magisters Lorenz Fries. Eine Ein-
leitung zu Publicationen aus derselben, von Dr. Aug. Schäffler. —
Erste Publication aus der „hohen Registratur" : Magister Lorenz
Fries zum fränkisch - würzburgischen Münzwesen , von dems. —
Regesta Franconica aus der Zeit der ostfränkischen echten Karo-
linger mit einleitenden Bemerkungen über Herstellung einer Ge-
schichte des bayerischen Frankens. Von Dr. F. Stein. — Die
Gaue Gofsfeld, Waldsassen- und Badenachgau. Von dems. — Graf
Otto von Rinek und der Riuek-Lon'sche Stammbaum des Alberi-
cus. Von dems.
Archiv für Hessische Geschichte und Alterthums-
209
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
210
künde. Herausgegeben aus den Schriften des historischen
Vereins für das Grof sherzogthum Hessen. Dreizehnter
Band. Erstes Heft. Darmstadt, 1872. 8.
Geschichte der Ganerbschaft Staden. Von Dr. Friedr. Zim-
mermann. — Ueber den angeblichen früheren Lauf des Neckars
durch die Bergstrasse. Von Ernst Wörner. — Die Pfarrkirche
zu Seligenstadt vor der Restauration im Jahre 1868. Von Ed.
Braden. — Einige eigenthümliche Ausdrücke im vordem Oden-
wald. Von Pfarrer Diehl. — Kleinere Mittheilungen.
Neue Mittheilungen aus dem Gebiet histor.-an-
tiquar. Forschungen. Im Namen des . . . Thüringisch-
Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterlän-
dischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale
hrsg. von Dr. 0. Opel. Dreizehnter Band. 2. u. 3. Heft. Halle u.
Nordhausen, 1871. 1873. 8.
Ein Wandertag an den beiden Mansfelder Seen. Heimatsstu-
die aus der Grafschaft Mansfeld, von Pastor H. Heine. — Bauer
in Merseburg (1641). Von J. 0. Opel. — Die ersten Statuten der
Wittenberger Artisten - Facultät v. J. 1504. Von Dr. Th. Mu-
ther. — Zeitz im drei fsigj ährigen Kriege. Von Kreisgerichtsrath
Kothe. — Die Entwickelungs - Geschichte der Reichsstadt Mühl-
hausen im 13. Jahrh. Von Dr. Herquet. — Chronicon Ammens-
lebiense. Hrsg. von Franz Winter. — Die Kaiser Friedrich- und
Kiffhäusersagen. Von Dr. Jul. Schmidt. — Spottlieder auf die
Evangelischen. Mitg. von Dr. Alfred Kirchhoff. — Christian von
Mühlhausen der zweite Bischof von Samland (1276 — 95). Von Dr.
M. Perlbach. — Eine Flugschrift über die Zertörung Magdeburgs.
Mitg. von J. 0. Opel. — Kleinere Mittheilungen.
Monatshefte für Musik -Geschichte, herausgegeben
von der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg.
1873. Nr. 6 u. 8. Berlin. 8.
Ueber den eigentlichen Melodiekörper zu dem Liede: „Ins-
pruck , ich mufs dich lassen", von Heinr. Isaac. — Cod. Mscr. Nr.
98 th. (in hoch 4.) Bibliothek Proske in Regensburg. (Fr. X.
Haberl.) — Johann Gottfried Walther (theoret. Werk dess. über
Musik, 1708). (Rob. Eitner.)
Zeitschrift der Gesellschaft für die Geschichte
der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauen-
burg. Dritter Band. (Schlufs-Heft.) Kiel, 1873. 8.
Einige Dingswenden aus Nordschleswig. Mitg. von Rechts-
anwalt A. Ipsen. Mit mehreren Holzschnitten. — Beiträge zur
Adelsgeschichte. Die Familie Breide. Von Präs. v. Stemann. —
Actenstücke zur Geschichte des Steuerwesens im Amte Tondern
unter der Fürstl. Gottorfischen Regierung. Mitg. von Rath L.
Petersen. — Actenstücke zur Geschichte des Südertheils von Dith-
marschen. Mitg. v. Georg Rille. — Uwe Jens Lornsen. Von Ru-
dolf Usinger. — Kleinere Mittheilungen. — Nachrichten über die
Gesellschaft.
Register über die Zeitschriften und Sammelwerke fUrSchlesw.-
Holst. - Lauenburg. Geschichte. Im Auftrage der vorgenannten
Gesellschaft . . . angefertigt von Dr Eduard Alberti. Zweites
(Schlufs-) Heft. Kiel, 1873. 8.
Zeitschrift des bis to rischen Vereins für Nieder-
sachsen. Herausgegeben unter Leitung des Vereins-Ausschusses.
Jahrgang 1871. Mit drei lithograph. Tafeln u. einer Stammtafel.
Hannover, 1872. In der Hahn'schen Hofbuchhandlung. 8.
Der Streit zwischen dem Erzbischof Gerhard II. von Bremen
und dem Bischof Iso von Verden wegen der geistlichen Gerichts-
barkeit über das Schlofs Ottersberg im Jahre 1226. Von Archivr.
C. L. Grotefend. — Geschichte des Klosters Steina. Vom Pastor
D. Heidemann. — Urkunden und Nachrichten, Stiftung und Doti-
rung der Capelle und nachmaligen Pfarrkirche zu Bordenau be-
treffend. Mitg. vom Pastor Fromme. — Ergebnisse aus mittelal-
terlichen Lohnregistern der Stadt Hannover. Mitg. vom Oberbau-
rath Mithoff. — Einige bisher unbekannte Aktenstücke zur Ge-
schichte des Fleckens Stolzenau i. d. J. 1582 — 1643. Von E. Bo-
demann. — Bericht über Alterthümer im Hannoverschen. Vom
Studienrath Dr. Müller. (Mit 3 lithogr. Tafeln.) — Miscellen. —
Verzeichnisse und Register zu 1857 — 71 der Zeitschrift.
Organ für christliche Kunst, hrsg. und redigirt von J.
van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kuustvereins
für Deutschland. Nr. 11. 12. — Köln, 1. u. 15. Juni 1873.
XXHI. Jahrg. 4.
Kunst und Christenthum. Verhältnil's der altchristlichen Kunst
zur Antike. SjTubolik und Mythologie der christlichen Kunst.
(Dr F. X. Kraus.) — Ein Kunstwerk aus der Zeit Kaiser Hein-
rich's des Heiligen. (Nebst einer artist. Beilage.) (Prof. Dr. Stock-
bauer.) — Die antike Innendecoratiou und die Ausschmückung
christlicher Kirchen. — Ein Verzeichnil's von Kirchenschätzen der
Abtei St. Salvator zu Prüm im 11. und 12. Jahrh,
Thurgauische Beiträge z ur vat erländis chen Ge-
schichte. Herausgeg. vom historischen Vereine des Kan-
tons Thurgau. Dreizehntes Heft. Frauenfeld, 1873. 8.
Bericht über die Verrichtungen und peinlichen Aussagen Ki-
lian Kesselrings, Generalwachtmeisters der Landgrafschaft Thurgau,
betreffend den Einbruch des Generals Gustav Hörn und die Be-
lagerung der Stadt Konstanz, im September 1633.
Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte.
Herausgeg. vom historischen Verein in St. Gallen. Neue
Folge. 3. Heft. (Der ganzen Folge XHI.) Mit zwei Karten.
St. Gallen, Huber & Comp. 1872. 8.
St. Gallische Geschichtsquellen. Neu herausg. durch G. Meyer
von Knonau. H. Ratperti casus s. Galli.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
19) Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem
VIII, — XII. Jahrhundert, herausgegeben von K. Mül-
le nhoff und W. Seh er er. Zweite, vermehrte und verbes-
serte Auflage. Berlin, 1873. XXXIX u. 649 Stn. (gegen
XXXIV u. 548 der ersten Auflage). 8.
Es ist ein erfreuliches Zeichen für den Aufschwung der ger-
211
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
212
manistischen Studien, dafs dieses in vieler Beziehung bahnbre-
chende Werk schon nach verhältnil'smäfsig kurzer Zeit in neuer
Auflage erscheinen konnte ; aber auch ein Zeichen dafür , dafs
die in der Vorrede ausgesprochene Erwartung, „dafs die Samm-
lung wol auf einiges Interesse auch aufserhalb des Kreises der
eigentlichen Fachgenossen, namentlich bei Theologen und Histori-
iern, rechnen dürfe", in Erfüllung gegangen ist.
Was die „Vermehrung" der neuen Auflage betrifft, so sind
neu hinzugekommen die Nrr. XVI Lorscher Bienensegen, XXIII de
Lantfrido et Cobbone, XXVIII Liebesgrufs, LEQ baierische Glau-
bensfragen, LXXI Stücke eines Psalmencommentars, LXXIIb Lor-
scher Beichte und LXXIV b Pfälzer Beichte ; (hingegen ist Nr. XXV
der ersten Auflage : sacerdos et lui:ius, nun fortgelassen). Die „Ver-
besserungen erstrecken sich auf den Text (manche Handschriften
sind neu verglichen worden) , besonders aber auf die Einleitung
und Anmerkungen, durch die der Weg augebahnt ist, zu einer
methodischen Erforschung der hier nicht behandelten gröfseren
und kleineren Stücke des genannten Zeitraumes. Im Uebrigen
verweisen wir auf das im XI. Bande des Anzeigers (1864) Sp. 107 f.
über dieses Buch Gesagte, dasselbe nur noch schliefslioh auf's neue
und wärmste empfehlend.
20) Schlesische Fürstenbilder des Mittelalters. Na-
mens des Vereins für das Museum schlesischer Alterthümer
in Breslau nach Originalaufnahmen von Theodor Blätter-
bauer, Karl Bräuer, Albrecht Bräuer, Bernhard Mannfeld
und Adalbert WöWl herausgegeben von Dr. Hermann
Luchs. Mit 47 Bildtafeln. Breslau, Verlag von Eduard
Trewendt. 1872. 4.
Der Verfasser bezeichnet sein Werk in der Vorrede als Er-
gebnifs von MuFsestunden und zahlreichen Ferienreisen eines Schul-
mannes, dem das Amt in erster Linie steht. Wir haben in dem-
selben also keine Arbeit im heutigen, eminent gelehrten Sinne,
d. h. der Historiker zieht seinen Gegenstand nicht blos heran,
weil er für sein kritisches Messer ein neues Schlachtopfer In-aucht,
er steht vielmehr mit Hingabe und gutem Vertrauen seinem Vor-
wurf gegenüber und betont in der Behandlung mehr den künst-
lerischen Aufbau als die einseitig verstandesmäfsige Zersetzung des
Stoffes. Die von ihm geschilderten Gestalten heben sich warm und
lebenskräftig vom Hintergrunde ihres Zeitalters ab, und die ge-
wählte biographische Form der Erzählung vermittelt sehr wohl
den wissenachaftUohen Gehalt mit der angenehmen Fassung. Der
Umstand, dafs die lange Folge schlesischer Fürsten durch eine
selten so vollständig vorkommende Reihe von ausgezeichneten
Grabdenkmälern begleitet wird, welcher der nächste Anlafs zur
Abfassung der vorliegenden „Bilder" gewesen zu sein scheint,
gibt dem Werke auch ein hohes Interesse nach kunst- und kultur-
geschichtlicher Seite hin. Zu bedauern ist nur, dafs dem Heraus-
geber nicht überall die künstlerischen Kräfte zu Diensten gewesen,
um beim Aufwände aller technischen Mittel auch den archäologi-
schen Anforderungen Genüge zu thun. Eine allgemeine histori-
sche Tabelle für die Geschichte Schlesiens im Mittelalter, mehrere
genealogische Tafeln, übersichtliche Zusammenstellungen und ein
sorgfältig ausgeführtes Register machen das Werk zugleich zu
einem werthvollen Handbuche. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 27. Die Eklipsen des Mondes in der Volks-
sage. (Dr. R. Hassencamp.) — Nr. 28. Der Name Berlin.
Blätter für Münzfreunde: Nr. 35. Sächsische Ehrenzeichen
des 17. Jahrh.
Daheim: Nr. 40. Aus alten Städten. V. Gent in Flandern.
Die Gartenlaube: Nr. 27. Ein mitteldeutsches Volkstrachtenfest
(zu Altenburg). (Kurt Grefs.) — Nr. 28. Agnes Bernauer. (Dr.
Chr. Meyer.)
Die Gegenwart (von P. Lindau): Nr. 21. Schriftsteller u. Ver-
leger vor 100 Jahren. (D. F. Straufs.)
Die Grenzboten: Nr. 25, S. 441. Nordeuropäische Volksart u.
Volkspoesie. (Heinr. Rückert.)
Im neuen Reich: Nr. 27, S. 18. Der Ueberfall der Reichsstadt
Frankfurt durch die Franzosen am 2. Jan. 1759. (W. Stricker.)
Preufs. Jahrbücher: Juni, S. 653. Entstehung des deutschen
Königthums. (G. Kaufmann.)
Der Katholik: Mai. Walther's von der Vogelweide Klagelieder
gegen die Päpste Innocenz III. und Gregor IX.
Protest. Kirchenzeitung: Nr. 18 u. 19. 24. Die „christliche
Kirchenordnung" des Kurfürstenthums Brandenburg, von dem
Kurfürsten Johann Georg im Jahre 1572 erlassen.
Die Deutsche Predigt: 3. Hft. Ein Predigteingang aus dem
13. Jahrh.
Der Salon: Hft. 10, S. 1217. Ein Gang durch die Gemäldegale-
rie im Belvedere zu Wien. (Gottfried Kinkel.)
Sonntagsblatt (v. Fr. Duncker) : Nr. 19. Plattdeutsche Sprich-
wöi-ter. — Nr. 22. Die Moosweibchen, Lohjungfern und IIolz-
fräulein der deutschen Volkssage. (Th. Bodin.) — Nr. 24.
Die Göttersagen unserer Altvordern. 1. (Ders.)
Theolog. Studien u. Kritiken: 3. Hft. Luther's Abendmahls-
lehre bis 1522. (Mücke.)
Deutsche Turn-Zeitung: Nr. 21. Eine Klage vom Jahre 1591
über Abnahme von Jugend- und Turnspielen in der Schweiz.
— Nr. 22. Die Leibesübungen an dem 1696 gegründeten Pä-
dagogium zu Halle.
Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg. : Nr. 27. DieRitter-
fahrt Wilhelm's von Geldern. (Oskar Schwebel.) — Nr. 28.
Die Mark Brandenburg um 1630.
Zeitschrift f. bildende Kunst: Hft. 9, S. 284 ff. Dürerstudien.
(Adolf Rosenberg.)
Allgeni. Zeitung: Beil. Nr. 180f. Die französischen Wörter im
Nibelungenliede. (Dr. Alb. Wittstock.)
Vermischte Nachrichten.
53) In dem einen Theil des neuen Elster flufsbettes zwi-
schen Plagwitz und Kleinzschocher bei Leipzig ist man neuester
Zeit in einer Tiefe von 3 M. in weichem Lettenboden wieder auf
eine gröfsere Anzahl von eingerammten, 12 Cm. starken Pfäh-
len gestofsen, welche offenbar mit einem scharfen Instrument zu-
gespitzt sind. Oft stehen solche Pfähle zu Dutzenden nahe bei-
sammen, dazwischen liegen in Unordnung, aber immer in einem
und demselben Niveau, mächtige, '/« bis l'/i M. starke Eichen-
stämme, welche gleichfalls gefällt sind; die Stöcke mit Wurzeln
213
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
214
stehen noch daneben. Noch tiefer in dem Lettenboden wurden
Wurfspiofse und Stücke von thönernen Gefafsen, auch eine Urne
mit Knochenüberresten gefunden, aufserdem verschiedene einzelne
Knochen, namentlich von Wiederkäuern herrührend. Da und dort
zerstreut findet man ferner einzelne Steine , die eine regelmäfsige
Schlifffläche zeigen, jedenfalls also Stücke von Steinwafi'en, Platten
etc. sind. (ni. Ztg., Nr. 1565.)
54) Einwol mehr als 1000 Jahre alter Goldsohmuck ist am
22. Juni von einem Segelmachergehülfen auf der Insel Hiddensee
gefunden worden. Der Fund besteht aus drei Kreuzen, von wel-
chen jedes aufser andern Verzierungen am obern Theil ein Eulen-
gesicht trägt; aus einem 3 Zoll im Durchmesser grofsen, 1 Zoll
hoch gewölbten, schön verzierten Schild, welcher offenbar den
Mittelpunkt eines Halsschmuckes gebildet hat, und in dessen Mitte
sich eine kreuzförmige Oeffnung zeigt, deren Füllung, wahrschein-
lich ein Edelstein, ausgebrochen ist; aus 2 kleinen Kreuzen und
aus einem Armband, das von dreidrähtigem Golddraht gearbeitet
und mit Verzierungen versehen ist. Das Gewicht aller dieser
Schmuckstücke mag zusammen 1 Pfund betragen.
(Dies., Nr. 1568).
55) Ein mit alten Münzen gefülltes Geschirr wurde vor
einiger Zeit zuVinkoroze in Kroatien ausgegraben. Die Anzahl
der Münzen war an 300 Stück ; unter ihnen befand sich ein gol-
denes Kettchen. Die Stücke sind fast alle aus Silber und nur 17
davon aus Kupfer geprägt ; sie stammen aus der Zeit der ungari-
schen Könige Sigmund Maria und Albert her und wurden unter
dem letztern aus Anlafs der Einfälle der Türken in Syrmien ver-
graben. Das k. k. Generalcommando hat den Fund dem Pester
Nationalmuseum überlassen. (Dies., Nr. 1564.)
56) Der bekannte Münzsammler Hauptmann a. D. Wuerst
in Bonn beabsichtigt seine aus mehr als 1900 Stück bestehende
rheinische Münz- und Medaillensammlung zu verkau-
fen. Es wäre sehr zu wünschen, dafs sie für die Rheinlande er-
halten würde, wo kaum eine zweite so vollständige Sammlung über
das eigene Gebiet sich finden dürfte. Aus Städten und Ortschaf-
ten enthält sie 465, von weltlichen Fürsten und Herren 624. von
geistlichen Fürsten 822 Stück. Besonders zahlreich sind Kur-Köln
(586), Kur -Trier (202), Jülich, Cleve und Berg (370), Stadt Köln
(270 Stück) .vertreten.
57) Das Waffenmuseum der Stadt Wien. Die Welt-
ausstellung gab dem Wiener Gemeinderath Anlafs, zwei für die
Localgeschichte wichtige Unternehmungen in's Leben zu rufen,
nämlich die Umgestaltung des bürgerlichen Zeughauses in ein
städtisches Waffenmuseum und die Veranstaltung einer historischen
Ausstellung. Ersteres wurde am 15. Mai eröffnet.
Die wissenschaftliche Leitung der Umgestaltung des Museums
war Quirin Leitner übertragen, der durch seine Specialstudien
und Leistungen vor Allen dazu berufen war ; einer ihm zur Seite
stehenden Konunission fiel hauptsächlich Ordnung und Lösung
der bezüglichen administrativen Fragen zu. Bei der Unordnung
im alten Zeughaus war die Aufgabe durchaus keine leichte. Für
die Neuaufstellung gab es keinen richtigeren Standpunkt, als aus
dem bürgerlichen Zeughause den gröfseren Theil der werthlosen
und nicht dahin gehörigen Waffen wegzuschaffen und dann die
werthvollen Bestandtheile der Sammlung in chronologischer Folge
zu ordnen, eine Aufgabe, der nur mit genauester Kenntnifs der
Geschichte des Waffen- und Harnischwesens gerecht zu werden
war, die zugleich auf imponierende oder dem Auge gefällige Grup-
pierung erst in zweiter Linie Bedacht nehmen konnte. Die ältesten
Theile der Sammlung reichen noch in das 15. Jahrhundert zurück ;
darunter ein vollständiger Reiterharnisch, ein Bild der ersten vol-
lendeten Plattonharnische, vielleicht aus dem Besitze eines der
Bürgermeister dieser Zeit. An der Wand sind drei Gruppen von
Waffen aus der Zeit der Kaiser Friedrich IV. und Max I. aufge-
stellt; geriffelte Mailänder Harnische, Beiderhänder (zweihändige
Schwerter, welche von den auserlesensten Leuten des Ful'svolkes
getragen wurden), Aalspiclse, Helmbarten und Reislanzen sind be-
sonders bemerkenswerth. Eine Specialität des Museums sind fer-
ner bemalte Tartschen, hölzerne Schilde, die, anderwärts eine
grofse Seltenheit, hier in beträchtlicher Zahl vorhanden sind und
sich ^^elfach durch reiche, fein ausgeführte Bemalung auszeichnen.
Die schönste derselben, mit der Darstellung des heil. Georg, wird
eben durch die Restaurierschule des Belvedere's in guten Stand ge-
setzt ; sie bietet einen interessanten Einblick in die Leistungsfähig-
keit der Wiener Maler des 15. Jahrhunderts. Unter den folgen-
den Rüstungen ist im 4. Felde ein vollständiger Reiterharnisch
mit schwarzgeätzten Strichen bemerkenswerth, dessen Helm zu je-
ner Gattung von Kopfbedeckungen gehört, welche Max I. erfun-
den. Im 5. Felde beginnt dann die Reihe der „Bürgerharnische",
welche bis zum 16. Felde reichen. Sie führen diese Bezeichnung,
weil auf der Brust das Wiener Stadtwappen eingeätzt ist; sie wur-
den in den Jahren 1546 und 1571 von dem Stadtrathe in Nürnberg
angekauft. Die Felder 16 — 29 zeigen dann die ganze Formen ent-
wickelung der Bürgerbewaffnung von der Mitte des 16. Jahrhun-
dei'ts bis zum Ausgange des 30jährigen Kriegs. Eine Ausnahme
bilden nur die Felder 11 und 12, eingeschlossen von drei Ruhmes-
tempeln mit den Büsten des Grafen Niclas Salm, des Herzogs Karl
von Lothringen und Rüdiger's von Stahremberg, zur Bezeichnung
der beiden Epochen der glänzendsten Thaten der wehrhaften Bür-
ger Wien's ; unter den Siegestrophäen finden sich 16 türkische
Fahnen und Inschriften. Auch sehr werthvolle türkische Waffen
sind zahlreich vertreten ; der Kopf des Kara Mustapha wird noch
in einem Glaskasten bewahrt, eine Reliquie, deren Echtheit zwar
Hammer in seiner Geschichte des osmanischen Reiches bezwei-
felte, die aber neuerdings von Sachkundigen erwiesen worden ist.
Weniger glänzend als das 16. und 17. Jahrhundert ist die neuere
Zeit vertreten ; es finden sich zwar fast alle Specialitäten der Bür-
gerwaffen vor, doch den reichsten Schmuck dieser Epoche bilden
die Fahnen und Standarten der alten Bürgercompagnien. Erst in
der Epoche der grofsen französischen Kriege mehren sich in den
Denkmalen des Aufgebots und der Freiwilligen-Fahnen die Zeugen
der Thaten und Ereignisse imseres Jahrhunderts, welche sich bis
zu den Erinnerungen an die Wiener Freiwilligen-Bataillone in den
Jahren 1848 und 1859 fortsetzen. Dieser flüchtige Umrifs dürfte
genügen , einen Einblick in die ungewöhnliche Bedeutung dieser
neu geordneten Sammlung zu gewinnen: wenige andere werden
sich an historischem Werthe mit ihr messen können , und diese
seltene Mannigfaltigkeit klar gestellt zu haben, ist lediglich Leit-
ner's hervorragendes Verdienst. (Wien. Zeitg.)
58) Zu Leipzig kommt im Laufe des nächsten Herbstes in
dem Kunstauctions-Institute von C. G. Börner die werthvolle Samm-
lung deutscher Kupfers tiche und Malerradierungen sammt
215
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
216
Kunstbibliothek aus dem Nachlasse des Dr. Andreas Andresen
zur Versteigerung. Der Katalog ist in Vorbereitung.
(Anz. V. Petzholdt, Hft. 7, S. 242.)
59) Der „.Anzeiger fiir Schweizerische Geschichte" veröffentlicht
in Nr. 1. seines 4. Jahrg. folgende historische Preisaufgabe.
Eine der unterzeichneten Commission zur Verwaltung übergebene
Stiftung hat möglich gemacht, deren Ertrag u. A. zur Aufmunte-
rung ausgezeichneter wissenschaftlicher Arbeiten zu verwenden,
und es wird in Ausführung dieses Zweckes folgende Preisaufgabe
ausgeschrieben: Geschichtliche Darstellung der Entwick-
lung des Handels in den östlichen und nördlichen
Gebieten der Schweiz bis zur festen Gestaltung amt-
licher oder corporativer kaufmännischer Directorien
in den Städten Cur, St. Gallen, Schaffhausen, Zürich
und Basel. Es wird dabei vorausgesetzt, dafs diese Darstellung
auf den ursprünglichen Quellen und deren sorgfältiger Kritik und
Combination ruhe, unter stetem Nachweis derselben in übersicht-
licher Kürze ihre Ergebnisse zusammenfasse und an den allgemei-
nen Gang der Ereignisse anknüpfe. Die Aufgabe richtet sich vor-
züglich auf: 1) die Ermittlung der altern und spätem Handelswege
zu Wasser und zu Land und deren Verbindung mit den Handels-
wegen des Auslandes und damit auf das ganze Transportwesen ;
2) die Entwicklung der Gewerbe, soweit der Handel in sie ein-
greift, die gewerblichen Verbindungen, die Messen und die Märkte;
3) das Geldwesen, die Verbreitung des Wechsels und die verschie-
denen Gestaltungen des Bankgeschäftes in dessen privatem und
öffentlichem Betriebe ; 4) das Handelsrecht ; 5) die ganze Handels-
politik, wie sie in den Sammel- und Mittelpunkten der genannten
Gebiete zur Geltung kam und zu Erfolgen führte, an welche der
Handel in seinem jetzigen Bestände noch anknüpft. Bei der Aus-
dehnung der Studien, welche eine solche Untersuchung voraussetzt,
^vird als Zeitpunkt für deren Vollendung und Einlieferung der 31.
Dezember 1877 bezeichnet und als Preis für die beste, bzw. die
den oben entwickelten Aufgaben entsprechende Arbeit die Summe
von dreitausend Franken in Gold festgesetzt.
60) Als wir im Februar d. J. unsere Mittheilung über das hiesige
Archiv (Verm. Nachr. Nr. 17 , Sp. 62 — 64, des Anzeigers) nieder-
schrieben, gaben wir uns der angenehmen Hoffnung hin, dals der
Gedanke einer Verlegung des Archivs der ehemaligen Reichsstadt
Nürnberg aus dieser Stadt nicht wieder ernstlich auftauchen könne,
um so mehr, als der Herr Minister des Innern selbst, dem Ver-
fasser gegenüber, lebhaftes Interesse für das Verbleiben äufserte.
Wie sehr wurden wir daher überrascht, zu vernehmen, dafs die
Uebersiedelungsarbeiten wieder aufgenommen werden sollen, und
dafs in der Sitzung des hiesigen Magistrates vom 11. Juli ein Mini-
sterialerlafs mitgetheilt worden sei , des Inhaltes , dafs diese Ver-
legung erfolgen müsse, weil die Beschaffung eines entsprechenden
Lokales in Nürnberg zu theuer komme.
Die Stadt hatte angeboten einen Beitrag von 10,000 fl. zu ge-
ben. 20,000 fl. hat der Staat für die (wie ja als Grund des Ver-
kaufes angegeben wird) ungenügenden Lokalitäten, die er seither
innehatte, erhalten. Die Gründe, welche das Belassen des Ar-
chives in Nürnberg zu einer Ehrenpflicht für den Staat ma-
chen, sind in unseren früheren Aufsätzen erörtert. Ihnen gegen-
über kann ein einfacher Hinweis auf die Kosten nicht in die Wag-
schale fallen. Es kostet Manches Geld und mufs doch geschehen.
Weshalb ist die menschliche Gesellschaft im Staate zu einer gro-
fsen Körperschaft vereinigt, wenn nicht der Staat die hohen Auf-
gaben löst , die der Einzelne nicht lösen kann. Zu ihnen gehört
die Pflege und Förderung der Wissenschaft, die Verbreituu'^ der
Bildung und Bildungsmittel; und wenn das auch Geld kostet, so
mufs es doch geschehen. Die Staatsmaschine ist nicht blos als
Rechenmaschine da, um zu erfahren, wie Geld zu ersparen ist;
je materieller heute der Zug ist, der die Einzelnen leitet, um so
mehr müssen die idealen Fragen von Seite der Gesammtheit in's
Auge gefalst und von dort aus dafür Fürsorge getroffen werden.
Diese Anschauung hat sich heute bei allen deutschen Volks-
vertretungen geltend gemacht, und wo ist eine, die nicht mit Freu-
den für alles, was das ideale Gebiet berührt, Geld bewilligte?
Dieser Zug hat sich bei den jüngsten Verhandlungen des bayer.
Landtages in umfassender Weise kundgegeben. Wie kann man
zweifeln , dafs er auch in dieser Frage bereit zu finden wäre ?
Weshalb hält man es nicht der Mühe werth, demselben eine Vor-
lage zu machen? Etwa aus Kurzsichtigkeit, welche die Wichtig-
keit und Tragweite der Bedeutung einer wissenschaftlichen Anstalt
nicht erkennt? Ist nicht mehr die Wissenschaft einer der mäch-
tigsten Faktoren im Kulturleben ? Ist sie nicht mehr eine Zierde
des Staates? Das Opfer, welches die Stadt Nürnberg zu bringen
bereit ist, ist anerkennenswerth und um so erfreulicher, als in an-
deren Fällen die Stadtvertretung für Pflege historischen Sinnes
keineswegs den so erwünschten und so nothwendigen Eifer ge-
zeigt hat. Wie kann ihr mehr zugemuthet werden, wenn die
Pflicht, an dem Eigenthumsrechto haftend, dem Staate obliegt?
War es nur überhaupt würdig, für eine dem Staate obliegende
Pflicht von der Stadt Opfer zu verlangen? Kann man mehr ver-
langen ? Wenn der Staat das Archiv selbst und damit die Pflicht
der Obsorge für dasselbe, die Pflicht, es der Wissenschaft nutzbar
zu machen, der Stadt übergeben wollte, dann läge ihr es ob, die
Mittel dafür aufzubringen. So ist es Sache des Staates, eine Pflicht,
der die Staatsregierung und die Stände ebenso nachkommen müs-
sen, wie der Pflicht, die Steuerkraft des Volkes nicht unnöthig in
Anspruch zu nehmen. Wenn wir bedauern müssen, dafs Se. Ex-
cellenz der Herr Minister nicht diese Pflicht erkannt hat, so freuen
wir uns dagegen, dafs das Collegium der Gemeindebevollmächtigten
den Magistrat der Stadt Nürnberg ersucht hat, Se. Excellenz um eine
Vorlage an die Kammern zu bitten, und dafs gleichzeitig ein der
Universität Erlangen angehöriges Mitglied der zweiten Kammer
eine Anregung dieser Frage in der Kammer in Aussicht gestellt
hat. Wir hoffen, dafs die Kammern die Pflicht des Staats besser
wahren werden, als der Minister. A. Essenwein.
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Fromm ann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
Nürnberg'. Das Abonnoiuont dee Blat-
tea, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und betragt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fula
oder 2 Tlilr. preufa.
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutschen Buchhandlung von
F. KJinckaieck, Nr. 11 tue de Lille; für
AWZEICiER
FÜR KIIIBt DER
Neue Folge.
f'n//land bei Williama & Norgato, 14 Hen-
rietta-Street Covent- Garden in London;
für NorJ-Amerika bei den Poatämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
ßtimniten Sendungen auf dem Wege dOB
BuchbandolB werden durch den Commie-
Bionur der literar.-artist. Anstalt des Mu-
seums, F, A. Brockhaufl in Leipzig, be-
fördert.
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES fiERMANISCflEN MÜSECMS.
1873.
MH,
Angnst.
Wissenschaftliche Mittheilungen.
Sprichwörter.
Im elften Jahrhundert tritt uns ein besonders lebhafter
Eifer entgegen, deutsche Sprichwörter in lateinischer Form
wiederzugeben; ich erinnere nur an Wipo, an Othloh, dessen
Sammlung einen mehr kirchlichen Charakter trägt, an die Zu-
sammenstellung in den Denkmälern von Müllenhoff und Sche-
rer, Nr. XXVII. Eine dem Bischof Adalbold von Utrecht ge-
widmete Sammlung wird demnächst veröffentlicht werden. Hier
gebe ich eine Reihe solcher Sprüche aus dem Cod. lat. Monac.
17142 aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts, von Scheftlarn
stammend, dessen überaus buntscheckig gemischter Inhalt an
anderm Orte eingehender besprochen werden soll. Auf Fol. 92 v.
findet sich eine eigenthümliche Erklärung des Regens, an Ari-
stophanes erinnernd :
Cum pluit et ningit, Jovis uxor ut ebria mingit.
Unklar ist mir der Fol. 95 v. einzeln stehende Vers :
Somate dilecti. sunt rome semate tecti.
Auch in den folgenden bleibt oft etwas dunkel :
Fol. 96 V. Extant equivoci servi, non legibus equi.
Empta fides nummis fit sepe remissa periclis.
Est nulli carus, quicunque videtur avarus.
Ornetur vetulus : sibi det (1. dat) decus ipsa iuventus.
Stirps trahit ad fluvium, sed non dimergit in imum.
Suspendens catulum : Vorat, inquid, opus coriorum.
Fol. 107. Procax et stultus donat quod spernit et odit.
Quantum fert humali (sie) sonipes et femina duri.
Est vilis studio, qui saccum consuit ostro.
Inveniens seit avem, cupiens (1. capiens) potietnr eadem.
Fol. 107 v. Consumit fiatum flans in fornicis hiatum.
Bos mugiens raultum dat lactis ab ubere parum.
Qui favum lingunt, apis illos spicula pungunt.
Qui sepe rixantur, a paucis semper amantur.
Ein so grober Verstofs, wie die Verkürzung von saepe,
ist dem Verfasser wol kaum zuzutrauen ; aber in der Ueber-
lieferung schlichen sich viele Fehler ein, wie auch im vorher-
gehenden Verse durch Umstellung von apis und illos in der
Handschrift das Metrum verdorben ist.
Fol. 108. Quod fiel Urtica, prius assentitur in herba.
Pacificus homo triumphal in domino.
Quolibet in pomo sentitur stirpis origo.
Cum sus turbat aquam, mox porcellus bibit illam.
Cattae progeuies discit comprendere mures.
Inducias longat, qui dicere falsa recusat.
Mitls edit ripam, vehemens quam (1. aqua) transiet illam.
Veste nova melius ludit venter saturatus.
Est contra stimulum calcare nimis tibi durum.
Qui multum reticet, meditando plura revolvit.
Non lupus ad Studium, sed mentem vertit ad agnum.
Omne quod est carum, vertetur post in amarum.
Omne quod est carum, finem sortitur amarum.
Adducit in fluvium, non mergit amicus in illum.
Criminis ingrato sit laudis plurima grato.
Inprudens vulpis est sibi non prendens mures.
Dieser Spruch ist, wie schon einer der vorhergehenden, in
219
Anzeiger für
Kunde der deutschen Vorzeit.
220
Prosa. Am Rande nachgetragen und nur theilwelse lesbar
ist der folgende :
Antea qu caro lupus la figit an
Der Schlafs wird wol lauten : „lupus oscula figit amara",
wo dann auch für das vorhergehende Wort ,,cara" zu ver-
muthen ist.
Ante fluens munda raro diffunditur unda.
Quam male pugnare, iocundius est fugitare.
Aus den folgenden habe ich nur noch einzelne ausge-
schrieben :
Iuvenil ad vites callcm sibi callida vulpis.
Eripit ex agnis persepe lupus numeratis.
Pre noctis preda dormit sub lumine catta.
Quod cras servatur, a catta sepe voratur.
Desiliunt rari sine fisso robore spani.
Fol. 108 v. Quod caper in sese seit, capram credit habere.
Vgl. hiezu Haupt's Zeitschrift XIII, 324. Anklänge an
diese Sprüche finden sich überall, aber doch fast nirgends volle
Uebereinstimmung.
Fol. 109. Ad mel deductus ruptis est auribus ursus :
Non nisi p/erupta voluit discedere cauda.
Auffallend und merkwürdig ist der folgende Spruch :
Quid mirum, tibiam si gestat harundine factam
Demon, harundineis solitus consistere silvis '?
Ore trahens predam, replicet vulpecula caudam.
Gutture clausa lupi raro solet esca relabi.
Quando canis cecinit, lupus aures subdolus abdit.
Ut placeat potus, suadet pincorna decorus.
Ut panis detur: hiuc vir iocularis habetur.
Weiterhin kommen nur noch vereinzelte Sprüche vor :
Fol. 109 V. Hister amat Renum, qui dat commercia rerum.
Commovet arboreos venti_violentia ramos.
Decoriat mures saturato corpore vulpes.
Fol. 110. Qui tacite currit fluvius sua litora solvit.
Fol. 110 V. Litigium mulier famosa frequentat et anser.
Fol. 111. Sic nitar in te, ne si titubes ego labar.
Fol. 111 V. Rote parat nuramis, qui piscem capit (1. captat)
in undis.
Fol. 112 V. Sit pax huic domui, (noceat) nihil hie habitanti.
Fol. 114. Vinea culta fuit, cultores prcraia querunt :
Non labor equalis, equalia dona fuerunt.
Das soll wol ein Räthsel sein; gemeint ist natürlich der
Weinberg im Evang. Matthäi XX.
Vas obsoletum de vino gignit acetum.
Luceat in studiis simplex intentio vestris,
Ut dura corde sonat, vox impetret omne quod erat.
Fol. 114 v. Affectum (1. Affectus) mentis pateat tibi multa
volentis,
Nam dantis votum modico censu valet amplum.
Jure lepos rapitnr (1. capitur), qui retia nuUa veretur.
Fol. 96 V. enthält auch folgendes Epigramm :
Non Jovis ad Danaen venit, sed dives adulter:
Aurum quisquis habet, Jupiter esse potest.
Fol. 103 steht eiu bitteres Epigramm auf einen Arzt, den
dasselbe Geschick betroifen hatte, welchem später Abälard ver-
fiel :
Willhehnus medicus faciens quod rector iniquus,
Ex muliere virum, fit merito neutrura.
Nunc appareret, sua si mcdiciua valeret,
Vertere si neutrum posset in alterutrum.
Fol. 103 V. folgt ein Epigramm gegen einen Angreifer
geistlicher Güter :
Si bona suscipimus, mala cur non sustineamus?
Cur egre ferimus, bona si recipit sua Christus ?
Nara res ecclesiae, cupidus quas exigis a me,
Cetus amicorum Christi portavit ad ipsum.
Ein Epigramm auf den Liebesgott Fol. 107 ergänzt, wenn
auch mangelhaft überliefert, doch das Stück der Carmina Bu-
rana S. 192. Die fünfte Stufe, welche dort fehlt, ist mit
einer Deutlichkeit, welche nichts vermissen läfst, bezeichnet;
aber vorher bringe ich doch nicht mehr als drei zusammen.
Es wird vielleicht im achten Verse „quartum" zu lesen sein.
Abgesehen hievon, zeigen die bedeutenden Abweichungen, wie
diese ganze Art der Poesie, wesentlich doch eine verbotene
Frucht, mündlicli und deshalb in fortwährender Wandelung
fortgepflanzt wurde. Hier lauten die Verse :
Est puer alatus, puer est etiam pharetratus.
Etas amentem probat et ratione carentem.
Vulnificus pharetra Signatur, mobilis ala,
Insipicus, fugitans, tolo (1. telo ) crueutans,
5 Mittit pentagonas nervo strideute sagittas.
Hi sunt quinque modi, quibus associatur (1. -mur) amori :
Visus, alloquium, tactus compar labiorum.
In lecto quintum tacite Venus exprimit actum.
Nectaris alterni permixtio comnioda fini.
Ein zierlicher Scherz begegnet Fol. 111 v.:
Quisque cucullatus posset satis esse beatus,
Si biberet flumen, si vellet amare legumen.
Est hodiernorum domus infernus mouachorum.
Sed dico, quare ? quia dicunt posse volare
Porcorum scapulas : sed quis deus his dedit alas ?
Es scheint also, dafs die Schinken, um das Verbot des
Fleischgenusses zu umgehen, für Geflügel ausgegeben wurden.
Auf Fol. 114 findet sich ein Räthsel, dem gleich die Er-
klärung folgt :
Arbor inest silvis quae pingitur octo figuris :
His tribus abiectis, vix unam in niille videbis.
Castania scribitur VII (1. VIII) literis. si tres abieceris, vix
unam castam mulierem invenies.
Auf der folgenden Seite steht noch folgendes Fragment :
Gerhard hac vita pauper fuit anacherita (sie)
221
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
222
Nil canens (sie) solidum, nil bcnc proficuum.
Hinc homo tu monitus, cultum
Das Ende fehlt, und es folgen nach der Gewohnheit dieser
Handschrift ganz andere Dinge.
Heidelberg. W. Wattenbach.
Zur Darstellung der heil. Walburg in der Kunst des
16. Jahrhunderts.
Das Pastoralblatt des Bisthuras Eichstätt, Jhrgg. 1873,
Nr. 18 ff., weist in Bezug auf den oben genannten Gegenstand
in längerer Abhandlung auf Urkunden des 15. Jahrhunderts
hin, welche ein neues Licht auf die Frage werfen und die-
selbe, wenn im Allgemeinen auch nicht schlufsgültig , so doch
für den bestimmten, in Nr. 3 unseres diesjährigen Anzeigers
zur Sprache gebrachten Fall in so eigenthüralicher Weise ent-
scheiden, dafs wir zur Ergänzung dieser Besprechung den
Hauptinhalt jener Abhandlung hier wiedergeben. Im Jahre
1447 liefs nämlich Bischof Johann HI. von Eichstätt Untersu-
chung anstellen über eine Lokalheilige des zu seiner Diöcese
gehörigen fränkischen Marktes Wendelstein, Achahildis, vom
Yolke St. Atzin genannt, welche einen kirchlich approbierten
Cult nie erhalten, unter den Leuten aber wegen angeblicher
wunderbarer Gebetserhörungen grofsen Zulauf besafs. Die zu
dem Zweck berufene Commission bestand aus den Pfarrern von
Wendelstein und zweier benachbarter Orte. Man öffnete einen
Sarkophag am äufsersten Ende der Kirche, dessen alterthüm-
liche Inschrift ihn als Grabstätte der h. Atzin, der Stifterin
des Gotteshauses, bezeichnete. Auskunft über ihr Leben gaben
nur sechs in der Nähe an der Wand aufgehängte Bilder, von
welchen das zweite und sechste in folgender Weise beschrieben
werden :
„Item das ander pylt helt wye die selige fraw von einem
peyn eyner wilden genfs erkücket eyn ganze gans. die gestoln
waz von jrem gesynd vnd getötet".
„Item das sechst vnd letzt mirakel ist. da ez mitten ym
wynter kalt waz, vnd dy selig fraw ging swanger vnd waz ge-
lüstig nach amerellen , vnd hifs jr töchterleyn geen in garten,
ob sye fünd , von stund an ward ein Amerellen pawm vol vnd
pracht jr mutter zu essen".
Ein Blick auf den unserem Aufsatz beigegebenen Holz-
schnitt genügt, um zu überzeugen, dafs die beiden eben be-
schriebenen Scenen, zu einem Bilde vereinigt, vom Maler des
16. Jahrhunderts wiederholt sind und auf dem in Kede stehen-
den Altarflügel nicht Walburg, sondern St. Atzin dargestellt
ist. Die Sache gewinnt noch an Augenscheinlichkeit, nachdem
sich im Verfolg der Herkunft des Bildes herausgestellt, dafs
es ursprünglich aus Wendelstein stammt. — Aber wer war
jene h. Achahildis? Obwohl bei der angestellten Untersuchung
von einer nicht geringen Zahl von Zeugen augenfällige Wun-
der beschworen und protokolliert wurden, scheint der Bischof
sich doch nicht bewogen gefunden zu haben, höheren Orts die
factische Canonisicrung der „seligen Frau" zu beantragen. Schon
der erste Veröffentlicher des betreffenden „Instruments" (s.
Historisch-diplomatisches Magazin, Nürnberg 1781, I, S. 295,
und vgl. Anzeiger f. K. d. d. V., Jhrg. 1853, Sp. 125 ff.)
offenbart seine Zweifel über die historische Existenz der h.
Atzin, und es scheint alles dafür zu sprechen, dafs sie vom
Volke, wenn auch in näherer oder fernerer Anlehnung an eine
wirkliche Persönlichkeit, eingeschoben worden sei. Sollte viel-
leicht dennoch die heidnische Walburg im Hintergründe stehen?
Wir können hier die Frage dahingestellt sein lassen. Es ist
kein Zweifel, dafs für den Verfertiger unseres Altares St. Atzin
existierte, und dafs er sie darstellen wollte.
Nürnberg. A. v. Eye.
Peter Mülich, Stückgiefser in Nürnberg. *)
Mit Bezug auf die in der vorigen Nummer des Anzeigers,
Sp. 165 enthaltene Notiz, dafs eine Tochter des alten Her-
mann Vischer, also Schwester Peter Vischers, an einen Peter
Mülich „von unbekannter Lebensstellung" verheiratet gewesen,
sei hier darauf aufmerksam gemacht, dafs im ersten Drittel
des 16. Jhdts., also gleichzeitig mit P. Vischer, in Nürnberg
ein Giefser Peter Mülich thätig war, von dem drei grofse Stein-
büchsen, die er für den Herzog von Sachsen gegossen und
welche später K. Karl V. in Gotha eroberte, in des Letzteren
Geschützbuch in Abbildung erhalten sind. Eine derselben, der
„Löwe", vom Jahre 1523 ist noch im Original im Artillerie-
museum zu Paris vorhanden, nachdem die Franzosen dieses
Geschütz 1830 in Algier erbeutet. Dieser P. Mülich, der uns
nur aus diesen drei Geschützen bekannt geworden, ist ohne
Zweifel der erwähnte Schwager P. Vischers oder etwa dessen
Sohn, wobei immerhin die Vermuthung, dafs auch der Vater
Giefser war, nicht zu gewagt scheint. (Vgl. Quellen zur Ge-
schichte der Feuerwaffen, herausgegeben vom germ. Museum,
S. 67, 68.)
Nürnberg. A. Essenwein.
*) Wenn in voriger Nummer, Sp. 165 bei Peter Mülich ge-
sagt ist: „von unbekannter Lebensstellung", so mufa dies nach-
träglich dahin berichtigt werden, dafs derselbe in der Quittung,
die er am 7. Mai 1522 seinem Schwager Peter Vischer über 260 fl.
väterliches und mütterliches Erbe seiner verstorbenen Hausfrau
Martha sei. ausstellt, sich „Peter MüHch Eothschmid" nennt.
Lochner.
Buntglasierte Thonwaaren des 15.— 18. Jahrhunderts
im germanischen Museum.
m.
Die übrigen an den maurischen Stil anklingenden Gefäfse
des Museums bieten mannigfaltiges Interesse und zeigen so
viele verschiedene Formenkreise des Ornaments als es Stücke
223
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
224
sind; zum Theil sind sie ziemlicli verwildert und der rothe
Metallscliimmer ist zu einer Ornamentation verwendet, die er-
sichtlich spät ist.^ So interessant sie sind, bieten sie doch keiner-
lei Merkmale, aus denen weder für sie selbst, noch für andere
die Zeit und der Ort ihrer Entstehung bestimmt werden könnte.
Auf ein Stück müssen wir jedoch aufmerksam machen, wenn
wir es auch nicht
abbilden. Es ist
eine tiefe Schüs-
sel, scharf pro-
filiert, mit theil-
weise in Relief
aufgetragenen
Buckeln, wie sie
das deutsche
Passigwerk des
16. Jahrh. auf-
zuweisen hat, die
sowohl in der
Tiefe der Schüs-
sel, als auf dem
Rande derselben
aneinanderge-
reiht sind. Den
Rand des inne-
ren Bodens bil-
det eine Reihe
stets sich wie-
derholender la-
teinischer Ma-
juskelbuchsta-
ben , die zwar
keinen Sinn ge-
ben (YIERB)
aber doch offen-
bar verdorben
sind aus dem
Spruche: „Ver-
bum domini ma-
net inaeternum."
Die ganze Schüs-
sel zeigt sich als eine Nachbildung eines jener Messingbecken,
wie sie, in grofser Zahl in Nürnberg gefertigt, ihren Weg durch
die weite Welt genommen und mit ihren gleichfalls unlesbaren
Inschriften schon so manchen Sammler und Liebhaber geplagt
haben. Dafs das Stück also erst dem 16. Jahrh. angehören
kann, ist klar. Ein Wappenschild von italienischer, noch an
die frühere Zeit erinnernder Form, in der Mitte angebracht,
zeigt einen schreitenden Löwen.
IV.
Ein unzweifelhaft italienisches Fabrikat ist die Majolika-
schüssel, die wir hier unter Fig. 1 abbilden. Das mittlere
Feld rundlich vertieft, den Rand flach, hat sie auf einem,
gleich den sogen, spanisch -maurischen, ebenfalls der Fleisch-
farbe sich nähernden, weifsen Grunde eine Zeichnung in dun-
kelm Blau, das durch Schwarz auf unserer Abbildung wieder-
gegeben ist. Sie stellt in der Mitte den heil. Llieronymus in
der Wüste vor einem Crucifixe dar, im Hintergrund eine Ge-
Fig. ]. birgslandschaft
und eine Stadt.
Die Fleischtheile
der Figur haben
in licht aufgetra-
genem Blau eine
Schattierung
und Modellier-
ung. Der Grund
istmitflotterPiu-
sclführung durch
breite Striche
abgetont. Nach
dem Blau ist
ein gelblich re-
flectierender Me-
tallton aufgetra-
gen, der in der
Zeichnung durch
glatte Schraffie-
rung wiederge-
geben ist. Von
besonderem In-
teresse ist der
Umstand, dafs
sowohl an der
Figur, als am
Kreuz einSehlag-
schatten auf den
Grund gemalt
ist. Daraus kann
mit Sicherheit
angenommen
werden, dafs
dem Gesellen,
der das Bild auf die Platte malte, kein Stich, kein gemaltes,
sondern ein plastisches Original vorlag. Der Reichthum Ita-
liens an glasierten Terracotten seit Luca della Robbia ist
grofs genug. Sicher findet sich auch einmal das Original, das
unserem Maler vorgeschwebt, und damit ein Hinweis, wo der
Teller entstanden ist.
Der Rand des Tellers ist in vier Theile gothcilt, von de-
nen zwei mit symmetrischem Rankenwerk, zwei mit schuppen-
artiger Bildung verziert sind. E)s spricht nicht gerade für be-
sonderen Sinn des (jrnamentisten, dafs er die Eintheilungslinien
des Tellers nicht in bessere Beziehung zur Mitte gebracht ;
235
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
226
es ist dies übrigens eine Eigenthümlichlieit, die niciit aus-
scliliefslicli bei ihm vorkommt, sondern auf alle verwandten
Stücke sich erstreckt. Auch im Rande ist dieselbe Farben-
ordnung festgehalten, wie im Innern: es ist zunächst Blau ver-
wendet und nach dessen Auftrag eine gelbmetallisch -glänzende
Farbe zugegeben. Das Werk Delange's gibt ähnliche Teller
mit Metallreflex
auf Tafel 15, 37
und 38, die der
Fabrik von Caf-
fagiolo im Texte
DarceFs zuge-
schrieben sind.
Ein verwand-
ter Teller ist der
in Fig. 2 hier
abgebildete, der
indessen nicht
als Majolika be-
zeichnet werden
kann, da die Ver-
zierung durch
raetallglänzende
Farbe ihm fehlt.
Der Mitteltheil
zeigt einen weib-
lichen Kopf und
ein Spruchband
mit der Inschrift:
„In te domine
speravi." Der
Eand ist in sechs
Theile getheilt,
von denen drei
ein Rankenorna-
ment , drei an-
dere ein Schup-
penmuster zei-
gen. Das dunkle
Indigoblau bildet auch hier die Grundlage des Ganzen ; es ist
ein starker Auftrag zur Herstellung der Zeichnung, sowie zur
Deckung des Hintergrundes beim Mittelbild angewandt. Ein
leicht aufgetragenes, theilweise verwaschenes Blau gibt die
Schattierung. Als Ersatz für das gelbe Metall beim vorigen
Teller ist ein bräunliches Orangegelb verwendet, das insbeson-
dere auch als Färbung der Lippen , Haare, Wangen über die
blaue Schattierung aufgetragen ist. Was jedoch dem Teller
ein besonderes Gepräge gibt, ist die Verwendung weiterer Far-
ben. So erscheint neben jener gelblichen Orangefarbe noch ein
leuchtendes, helles Chromgelb und ein scharfes, saftiges Grün.
Dieses Grün kommt in der Sammlung von Darcel-Delange
bei Arbiteen, die Caffagiolo zuzuschreiben sind, häufig vor. Es
Fig. 2.
findet sich jedoch dort auf Taf. 67 ein von Maestro Giorgio
in Gubbio berruiirender Teller, der eine nicht zu leugnende
Verwandtschaft hat, wenn auch der ihm eigenthümlichc Metall-
reflex ihn von dem unsrigen unterscheidet. Es ist ein Frauen-
kopf in ganz ähnlicliem Kostüm, als „Giovonna Bella'' auf dem
Spruchbande bezeichnet.
Darcel hat je-
doch keinerlei
Beweise beige-
bracht, die un-
vpiderleglich
darthun würden,
dafs alle die
Werke , welche
er der Fabrik
von Caffagiolo
zuschreibt, wirk-
lich dort ent-
standen sind;
vielmehr theilt
er diesen Ur-
sprung allen
Werken zu, die
älteren Charak-
ter zeigen und
für die andere
Entstehung nicht
nachgewiesen ist.
Insbesondere
aber begründet
er keineswegs,
dafs die oben-
erwähnten , auf
Taf. 15, 37 u.
38 seines Wer-
kes gegebenen
Stücke wirklich
dieser Fabrik
entstammen
müssen. Die Zeit der Entstehung aller derselben, sowohl der
bei Delange abgebildeten, als der unsrigen, fällt ganz in den
Beginn des IG. Jahrb., in eine Zeit, von der wir wol anneh-
men dürfen, dafs sämmtliche italienische Werkstätten einen ge-
raeinsamen Typus hatten.
Nürnberg. A. Essenwein.
Mittelalterliche Heil- und Segenssprüche.
Folgende Segenssprüche finde ich an verschiedenen Stellen
eingetragen in einem Pergamentbande, dessen Hauptinhalt ich
demnächst an anderem Orte besprechen werde. Es ist ein Schach-
227
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
228
zabelbuch der fürstlich Dietrichstein'schen Bibliothek zu Ni-
kolsburg in Mähren, an das sich aber auch noch Gebete und
ein Kalender etc. anschliefsen. Ich theile die Sprüche (sowie
auch das Fragment eines Testamentes) hier mit, weil dieselben
wol kulturgeschichtlich interessant sind. Das Manuscript stammt
in seinen Haupttheilen aus dem 14. Jahrhundert. Als Schmutz-
blatt ist vorne ein Theil, vielleicht die Hälfte, einer Testa-
mentsurkunde gebraucht, die mitten auseinander geschnitten ist.
Es ist ein „Geschäft", welches uns namentlich deshalb inte-
ressiert, weil die Urkunde von Wien datiert ist. Der Inhalt
läfst sich nur combiniereu und errathen, da leider die andere
Hähte des Blattes verloren gieng. Das Fragment beginnt mit
den Worten: „vnd hernach chunftig sind das ich mit guetem
willen", was also der Anfang der ganzen Urkunde gewesen zu
sein scheint. Zunächst wird etwas, vielleicht irgend ein See-
lengeräthe, auf einen Weingarten geschafft; dann erscheint: mei-
ner Tochter Schwester und „meiner Junkchfrown Annen". Fer-
ner wird geschafft: ,. meiner Jungen diern", dann „den vier Gra-
zianern (?) vier phunt", eine andere Stiftung „auf den Newn
Charner", ferner „armen priestern vmb hundert Schuessel",
dann „den w-eizzenpruedern in ygleich Chloster ain phunt phin-
nig"; dann wieder : „hincz sand larencz ze wienn in igleich Chlo-
ster auch ain ... . das si got für michpiten." Gegen Ende heifst
es: „meinem Sun meinen Weingarten an dem Chalnperg." Die
Zeugen werden aufgeführt : „Vnd das das gescheit .... ainem
warn vrchund der sach versiegelten mit meiner (Alb)rechts
ze Oesterreich etc. Chamerer, vnd Ulrichs des .... (i)nsigeln.
Der brief ist geben zu wienn nach kristi der zwelif-
potten."
Am Schlüsse de? Schachzabelbuches steht mit blasserer
Dinte und späterer Schrift, wol schon des 15. — 16. Jahrh. :
Für daz vyeber. Do Jesus zv dem chrawcz gieng daz kräwcz
das swizat Jesus der tzyträt, do sprach Judas siechstu wie
Jesus czytert als in daz vieber schütt. do sprach vnser her
wer dise wort chan den kom daz vieber nymer an vnd sprich
drey pater noster vnd drew aue m. vnd tue dy drey morgen
vor sunen schein all morgen drey stund vnd gee wider sune
vmb ain pawm vnd verred daz du das obz nicht ezzest daz
auf dem pawm stet. Amen.
Hierauf folgt mit derselben Schrift :
Das ist wasser segen. f Caro f crux f Emanuel f for-
tis. In dem namen des vaters vnd des suns vnd des heiligen
geysts amen, f das wasser vnd die wunden muessn als wol
gesegnt sein als der heilig Jordan was da got selb inne ge-
taufft ward das was vnser lieber herre Jesus Christus das ist
war in gottes namen. Amen, f Ich gesegen dich hewtt du
vermayltew wunden mit den warn karakchtern vnsers liebn
Hern Jesu christi das du dein fawlen dein swern vnd sinckchen
(wol stinken?) vnd all vntugend lassest. Es sey peyn fliegen
oder spynn oder welherlay vntngent dis scy das discr wunden
oder dem wasser schad sey das muess von diesen wartten alles tod
sein die ich hie gesegent han das ist war in gottes namen amen f
Du verwuuter her Jesu christe dein heilig funff wunnden enfaul-
ten nye ersawrten nye noch ersmekchten noch erroten nye noch
geswuUen noch kayn vnglükch chom darzue also muess zu di-
sem wasser vnd zu diser wunden chain vngelukch chomen es
sey gesegnet oder vngesegnet vngenant fawl oder welherlay vn-
tugent das sey das diser wunden oder dem wasser schad sey
das muefs mit disen wartten tod sein die ich hie gesegnet
han mit dem waren got das ist war in gottes namen amen. f.
Vnsers lieben herrn Jesu Christi heiligen funff wunden die
hallten vil vest vnd Stent vncz auf den hewtigen tag vnd da
slueg nye chain vngelukh zue also müezz zu disem wazzer vnd
zu diser wunden (nächstes Wort unleserlich) hewt vnd ymmer
ewikchlich daz ich hie gesegnet han mit dem waren got daz
ist war in gotes namen. amen. Ward ye chain wasser paz
gesegnet dan das wasser so komm daz wasser zu disem was-
ser das sy paitew alswol gesegnet sein als das heilig wasser
daz got aus seiner heiligen seyten ran vnd flozz die wunden
wurden nye rot noch vngestalt noch chain vngelukch chom
darzu also muefs zu disem wasser vnd zu diser wunden vm
die ich hie gesegnet hab mit dem waren got daz ist war in
gotes namen. amen.
Item man sol daz wasser droystund nach einander geseg-
nen vnd als ofl't ain paternoster vnd ain Ave maria sprechen
ist es ein stich so sol man ainen wayczl nemen vnd sol den
in das wasser dunchen vnd in den stich drukchen Ist es aber
ain pruch oder ain slag oder ain geswer oder ain drues so
schol man ain warm tüch nemen vnd mach daraus ain phlaster
vnd mach daz mit dem wasser vnd leg das autf die wunden
es heilt dir schir vnd Ist es ain pruch ains pherdts so sol
man Im das wasser darin sprengen alle tag dreystund oder
vierstund Ist daz ain menschs ain drüs Inwendig hat der sol
daz wasser trinkchen so wirt er gesunt das ist war. Amen.
Daran schliefst sich, mit derselben Schrift, ein Segen,
offenbar für Schatzsucher :
Ich beswer ewch ruettn pey der macht des vaters vnd
pey der chraft des suns pey der warhait des heiligen geysts
daz Ir mich firt vnd kittet an die rechten warew stat wer
das hat Amen.
Am Schlüsse des Bandes, drittletzte Seite, von ebendieser
Hand:
Longinus ain Jud was das ist war, der vusern herren
dwrch sein rechtn seyttn stach, das ist war, daraus ran wasser
vnd plut auss seinem herczen ran, das ist war damit er under
sein äugen graiff das ist war. Er was plint vnd ward gescheut
daz ist war, als war dicz alles ist als war czeuch ich dysen
pheyl aus in dem nam des vater vnd des suns vnd des heili-
gen geysts, damit segne vber die wunden als du den phej'l
ausgezeuchest drey nagl wurden vnserm herren geslagen durch
sein hendt vnd durch sein fuefs daz was noch gefuvllid noch
stuend chain vngelukch darzu also muefs die wunden sein in
dem namen f des vater f vnd des sun f vnd des heiligen
geysts amen f.
229
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
230
Auf der Vorderseite des vorletzten, unten verschnittenen
Blattes (dieselbe Hand):
Aus den heiligen funff wunden vnsers herrn Jesu christi
ran nicht anders denn wasser vnd pluet das sey dir swartz
pherdt für daz swachen gut amen cum pat. nostr. et credo.
Vnser herr gieng hewt als heyndt durch all sein feyndt
durch sein heiligs plut das sey dir swartz oder rotes ros für
das anmichcu ') gut. Amen vnd ain pr. nr.
Die heiligen funff wunden gesegnen mir mein viech vor
den holcz hunden des helff mir die weych, mein fraw sand
marey die werd die gut des ewigen chuniges rauetter darzue
der man der sein tod von der pitter martter nara Amen pr.
nr. et credo.
Das ist ein wolfsegen. (Andere Hand, schwärzere Dinte.)
Die weg vnd all weg die sein vns heut tirlos vud wolflos
allso krist von himel genas. Vnser fraw für In egipten laut
Ir wid(er)fur weder schem noch schant. allso beschirm vns
heut got der vater got der sun got der heilige geist amen ain
pr. nr. ain aue maria.
Auf der Rückseite desselben Blattes, frühere Hand:
Wann dir ain ros Angeraicht hat So still ain sachkpant
das das gar Niemant Sech vnd knie .... in vnser frawn nam
n3der für das ros vnd leg dy daum vber einander chreuzling
vber in die stat da es hin geraicht hat vnd sprich also fvmf
pater noster vnd fvmf aue maria vnd nach yedem pr. nr. Aue
maria heb die daum naher vnd leg sy hiubider. Als vor das
tue in denn eren der heiligen fumf wunden vnssers herren als
war hail das mail vnd geswell Nosch (sie) geswer dir furwar
nimermer vnd gepind das Gestoln sakchpand darumb vnd
mache es das Eos wol Tragen lafsen vncz es selber ab velt
vnd lern auch das Chamen sund nicht. (?)
Auf der Innenseite des Deckels, am Schlüsse des Bandes,
mit bedeutend älteren Schriftzeichen :
Hie ist vermerkcht wann gut holcz oder pawm nyder ze
slachen sey als die (weisen?) sprechent
Item die letzten selben phincztag Septembr. in dem ers-
ten herbst moneid
Item in den lesten . . . tegen des Mertzen derselben mo-
neids wann man in denselben tegen holcz oder pawm nyder-
slecht dafselb holcz das vawl nicht noch chain wurn mag sein
nicht geniefsen vnd welherlay was aus demselben holcz wirt
gemacht in Jaren getan wirt weyn oder chost das sey behalten
an alle mayl.
Folgen noch zwei kurze, kaum lesbare Vorschriften für
Zufälle des Pferdes und drgl.
Wien. Albert Ilg.
Zur (Jeschiclite des Schlosses Scliwarzenbcrg.
Das Schlofs Schwarzonberg in Mittelfranken, das Stamm-
haus der Fürsten zu Schwarzonberg, wurde in seiner heutigen
Gestalt, nachdem es zu Anfang des Jahres 1607 abgebrannt
war, unter der Regierung des Grafen Wolfgang Jacob zu
Schwarzonberg (1590 — 1618) nach den Plänen und Entwürfen
des berühmten Augsburger Baumeisters Elias Hol! wieder auf-
gebaut. Elias Holl sagt (nach einer Mittheilung des Augsburger
Stadtarchivars Dr. Gh. Meyer) in seinem Tagebuche darüber
Folgendes: „A" 1607 Hr. Graf von Schwarzenburg liefs mich von
meinem Herrn in das Frankenland begehren wegen seines ab-
gebronnenen Schlofs, und wohnt der Graf, weilen das Schlofs
verbronnen, herunter in Markt Schönfeld ; hatte viel Mühe mit
Visieren zu machen neben seinen Bauleuthen, wie das Schlofs
wieder mit schöner Manier zu bauen, brachte 14 Tag damit
zu ; ward mir hernach über mein Zehrung noch 75 fl. verehrt."
Schwarzenberg. A. Mörath.
') Vgl. mhd. müche , eine Krankheit der Pferde ; Ben.-Müller,
mhd. Wboh. II, 226. Schmeller, P, Sp. 1560. Dr. Fr.
Ein Brief Köuig Erich's XIV. v. Schweden an den
Grafen Günther XLI. von Schwarzhnrg.
In Nr. 4 dieses Jahrganges des Anzeigers, Sp. 91 wird
des Verhältnisses des Grafen Günther XLI. von Schwarzburg zu
König Erich XIV. von Schweden gedacht. Es darf hierauf bezüglich
wol daran erinnert werden, dafs der „sonderbare Briefwechsel
zwischen Erich XIV. von Schweden und dem dänischen Feld-
obersten, Grafen Günther von Schwarzburg" zum Theil abge-
druckt ist in E. L. Posselfs wissenschaftlichem Magazin für
Aufklärung, I. Bd., 3. Heft (Kehl, 1785), S. 341 ff., und zwar:
1) ein Schreiben des Königs vom 25. Nov. 1563; 2) die Ant-
wort des Grafen vom 14. Sept. 1564. In des Letzteren Schrei-
ben werden (S. 345) vom Grafen Günther mehrere Briefe
erwähnt, von denen der Graf vermeint, „dafs vielleicht von
andern Leuten solche Briefe geschrieben, das Siegel falsch und
das Handzeichen nachgemalet, auch dergleichen Briefe von ei-
nem verständigen und aufrichtigen Könige, als Ew. Köuigl.
Würde sein will, an einen ehrliebenden Mann niemals ge-
schrieben". — Der „unter den zween in Neulichkeit gleichlau-
tend nach einander gekommenen Briefe" vom 15. Juni, bei
Posselt nur dem Inhalte nach angegeben, findet sich in unse-
rem schwarzburgischen Archive vollständig. Er lautet:
„ünsern grus vnd geneigten willen zuvor Wolgeborner
Graf, Euch ist ohn Zweifiel wol bewust, welcher gestaldt wir
vnd unsere Konigkreich zu dieser Zeit von dem Konigk zu
Dennemarck zum erzsten angefochten vnd bekriget worden,
Vnd wiewol, das er viel Vrsachen vorgibt vnd vorwendt, dai-
durch er seine Sachen schmüchet vnd uns bei Ider mennigklich
zu vorvnglimpffen gedenkt, gleich als sollten wir des Krigs ein
Vrsach seyn. So können wir nicht desto weniger mit guten
gewifsen vnd genugsamn gezeugknus, wie in vnserm ausschrei-
ben sol genugsam dargethan werden, beweisen, das wir ihm
231
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
232
kein vrsach, zum wenigsten zu einiger widerwerdigkeit wieder
mit wortten noch wercken gegeben haben, sondern das es al-
lein aus alten Neid vnd eigenem franck vnd fürsatz daher ge-
flofsen, vnd das er mit den seinen nicht zufriden, sondern das
er vns das Jenige, das vns von Gott vnd den Menschen ge-
gendt, nicht wil in ruhen besitzen vnd geniefsen lafsen, Der-
halben er itzt all sein Vormugen schier dargethan vnd ange-
leget, euch vnd andere Grauen Hern vnd Kitterraäfsige leuthe,
sambt andern vffrichtigen Krigsleuthen mit losen wortten dahin
bewogen, das sie ihm seindt zugethan gewest vnd in disem
Krige gedienet. Dieweil wir aber wifsen, das er euch grofse
Zusage gethan, vnd wenig gehaltten, desgleichen er nicht viel
glück vnd forteU in seinen vnbilligen sachen noch zur zeit ha-
ben mtigen. So kennen wir nicht anders erachten, wie ihr
selbst mit der Zeit ermefsen vnd bewogen worden, wie vnbil-
lig vnd schedlich es sein wirdt, ihm fürder grofse bülff vnd
fürderung zu erzeigen, Vornemlich aus Vrsachen des Vnbilligen
fürhabens, das es wider Gott, Erbarkeit vnd billigkeit sey,
desgleichen der nichts halttung der Zusage, so euch geschehen,
haben wir derhalben nicht vnterlafsen kunnen, euch mit vnserm
schreiben zu besuchen , euch so wol , als vns vnd vnsern Rei-
chen zum besten, do ihr mit Vns eine Handlung treffen wollet,
dergestaldt, da euch das eure genugsam vom Konige von Den-
nemarck, so kondte bezalt vnd wir das Vnsere, wie Ob Gott
wil, ohne das geschehen wirdt, von ihm vnbeschedigt vnd Vn-
belestigt besitzen werden. Wir haben wol mehrmal euch Vn-
ser gemüth erkleret aber kcinmahl solche billige vnd liedliche*)
Contraction, als itzunder vorgestelt, vnd ist ditz Vnser ge-
müth vnd meinung, das wir einen genügsamen Contract, wan
er euch bewilliget, auffzurichten gedencken. Vornemlich die-
weil der Konig von Dennemarcken nur ein erweiter kouigk,
vnd durch des Reichs Rath vnd Stende, nachdem er sie in
höchste Noth, gefahr vnd schulde, ohn alles bedencken vnd
Vrsachen gesetzt, haben mit guthem fug vom Reich widerurab
magk gesetzt vfid gesondert werden So erachten wirs darfür,
das sie leichtlich darzu zu bewegen wehren, einen andern vor-
stendigen vnd ansehenlicben Hern Vor Ihre Obrigkeit zu er-
kennen, der sie mit Vornunft vnd geschichlichkeit, auch guther
Policey vnd tugend erhalten vnd regieren mochte. In welchen
wir eure person wol so düchtigk, vorstendigk, vnd geschieht
erachten, als ihnen. Wenn ihr diesem vnterstehen wollet, kundt
ihr wol mit Vnscrer Hülfl' vnd seinen eigenen Vnterthauen die
sach so weit bringen, das ihr alles, was vf Jenseit des Sundes
ist müget in ewiger possefsion besitzen vnd erhalten, dan wir
keine andere Zusprüche zu Dennemarcken haben, als zu Hol-
land vnd Schona vnd alleine, was vf diesseit des Sundes ge-
legen, so vfir das versichert werden, wollen wir euch sladtliche
Zuschub vnd certification des anderen theils . . . . , euch auch in
keinem wege verlafsen, sondern mit rath, Ihat, Hiilff vnd be-
fürderung erzeigen, wie dieser Both ferner kan müudtlich be-
richt thun. Den wir verhoffen von euch einen viel befsern vnd
bestendigern nachbarn zu haben, als den konig von Denne-
marcken. Es ist euch wohl von vnserm Hern Vatter ehmals
vom kunig von Dennemarcken verordnet vnd gesetzt worden,
wie wol wir verhoffen, das es itzt besser angelegt werden sol,
als domals geschehen. Gelanget derwegen an euch vnser gne-
diges gesinnen vnd gütiges begehren, ihr wollet vns zum we-
nigsten ein andtwort, was ihr zu thun gesinnet, hierauf wer-
den lafsen, vnd do es euch gelegen, einen geheimbten Bothen
an vns verschieben, der einen volkomenen Contract mit Vns
aufrichte, den es euch mehr, den vns zum besten gereicht, Vnd
das wir die Sachen ohne das wol so anzugreiffen bedacht, das
wir. Ob Gott wil, frembder Hülff nicht gros begehren, Wir
meynen es guth, wen es nur recht vnd wie sich gebührt, ver-
standen mochte werden , Euch gnedigen Willen zuerzeigen,
seindt wir geneiget, datum den 15. Junij Ao. 64.
Ex mandato regiae Msfit proprio
Georgius Solomontanus.
Dem Wolgebornen Hern Günthern, Grauen zu Schwartz-
burg.
Das Antwortschreiben hierauf (Posselt, a. a. 0., S. 346 ff.)
ist höchst bezeichnend für Günther's Charakter.
Rudolstadt. Dr. B. Anemüller.
*) liedlich, soll wol leidlich heifsen?
Dr. Fr.
Oiiamündische Fluruamen.
Auf das hohe Alter der Flurnamen und die Benutzung
derselben bei Forschung nach Alterthümern macht das Corre-
spondenzblatt 1860, Nr. 10, S. 78, sowie der Anzeiger für
Kunde der deutschen Vorzeit 1860, Sp. 359, auch Riehl, Wan-
derbuch (Stuttgart, 1869) S. 198 aufmerksam. Ueber die Ent-
stehung der Namen einzelner Waldplätze enthält der Anzeiger
1858, Sp. 300 und 1860, Sp. 207 Andeutungen. Das Nach-
stehende mag hiezu einen weiteren Beitrag liefern.
Die Flurordnung von Orlamünde, einer ursprünglich deut-
schen Ansiedelung an der slavischen Grenze, gehört der ältes-
ten Periode an. Die Auslassung des gräflichen Allodes an die
Ansiedler erfolgte unter Vorbehalt eines Grundzinses und war
mit Uebernahme der Rechte und Pflichten eines Bürgergutes
verknüpft. Die zu der Hofstatt gehörige Liegenschaft besteht
aus einzelnen Flurstücken, die durch die ganze Feldflur zerstreut
liegen. Die Flur breitet sich theils im Saalthale aus und be-
steht hier aus drei grofsen, durch die Krümmungen des Flusses
gebildeten, meist mit Wieswachs bestandenen Flächen (Aue,
Scheibe und Insel genannt); der gröfsere Theil wird jedoch
durch den ersten Terrainabschnitt eines sich von der Saale
steil erhebenden Höhenzuges gebildet, und die Beschaffenheit
des sich bald hebenden, bald senkenden Bodens ist so wechselnd,
dafs nicht selten fast alle Klassen der Bonitierung in der ein-
zelnen Terrainfalte sich vereinigt finden. Die möglichst gleich-
mäfsige Vertbeilung der Flur nach ihrer Bodenbeschaffenheit
233
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
234
scheint der Gedanke der alten Flurorduung gewesen zu siüii.
(Vergl. Landau, der Hausbau, Beil. zum Correspoudeuzblatt
18^'hs, I.)
Die ältere Verfassung der, wie Jena, wesentlich auf Acker-
und Weinbau fundierten Stadt stellt sich dar als die der alten
Landgemeinde in städtischer Form. Die Flur war und ist noch
heutzutage die Quelle des Lebens und der Stolz der Bürger-
schaft; eifersüchtig wachte der Rath über die Unversehrtheit
der Flurgrenzen, und derartige Streitigkeiten mit Nachbar-
gemeinden waren häutig. Forum rei sitae in districtu Orlamun-
dano war das zu Pfingsten unter einer Birkenhütte auf dem
Marktplatze abgehaltene, erst in neuester Zeit aufgehobene
Burggericht, zuletzt mehr nur ein Flur- und Rügegericht, wel-
ches, wie das der Gewerkschaft Barkhausen, sich dem Charakter
eines Festes der Landbaueriunung stark zuneigte. Auch die
BesichtigiHig der Flurmarken (Flurumritt, Flurumgang, Flurzug)
ist ein Fest dieser Gewerkschaft. 1495 wird der Pfarrer nach
Wortlaut der Rathsweinrechnung zu Ostern bestellt, mit um die
Flur zu reiten (um ihr die Weihe zu ertheilen), und bezieht
dafür ein Stübchen Wein, facit 1 gl. Der Burgrichter bezog
für seine Betbeiligung einen lesten Naturaliensatz an Fleisch,
Brod und Häringen. War die Flur „ohne Widerspruch um-
gangen" worden, so sammelte sich der Festzug unter den Lin-
den, und es wurde nach der Scheibe „um Gewinnste" geschos-
sen. Zum Freitrunk schüttete der Bürger eine Metze, die
Wittfrau eine halbe Metze Gerste ein.
Der naheliegende Zweck der Flurnamen war die Unter-
scheidung der einzelnen Flurtheile zu einer Zeit, wo Fruchtbänrae
(der infolge klimatischer Verhältnisse aUmählich aussterbende
Wallnufsbaum begrenzte namentlich die Weingärten), Kreuz-
steine etc. zur Markierung dienten und geometrische Ueber-
sichtskarten nicht vorhanden waren. Der Name des Flurstü-
ckes schliefst sich häufig an die Eigenthümlichkeit desselben
an, oft an die nächste bekannte Oertlichkeit oder an den Na-
men des Besitzers; in vielen Fällen ist jedoch die Namensab-
leitung dunkel. Die spätere Kartierung behielt die Flurnamen
bei, die heutigen Uebersichtskarten ersetzen diese Flurnamen
durch Nummern. Diese Karten bilden die Unterlagen der
heutigen Flurbücher; letztere sind Zubehör der Grund- und
Hypothekenbücher ; in diesen Büchern sind die Flurnamen nicht
verzeichnet. Sie existieren noch in den städtischen Geschofs-
büchern und werden in den Veräufserungsurkundea neben den
Nummern der Uebersichtskarte lediglich zur Orientierung der
Erwerber aufgeführt. Die Nummern der Uebersichtskarte sind
dagegen den Flurstücksbesitzern nicht geläufig, und bedienen
sich letztere noch gegenwärtig der vielhundertjährigen Flur-
namen. Sie mögen anderwärts durch die Zusammenlegung der
Grundstücke ihre Bedeutung verloren haben und verschwunden
sein; hier würde eine Zusammenlegung kaum ausführbar sein
oder den totalen Umschwung der örtlichen Nahrungsverhältrisse
zur Voraussetzung haben. Zwar ist mit Einführung der Grund-
und Hypothekenbücher ein Theil der Flurstücke den Hofstätten
in Zubchörungseigenschaft hinzugeschlagen worden, doch wird
damit das geschlossene Gutssystem nicht angestrebt und der
nachgesuchten Abtrennung des einzelnen Flurstücks ohne Schwie-
rigkeiten Folge gegeben. Die zahlreichen walzenden Grund-
stücke bilden die Ausstattung der Haussöhne, welche neben der
Landwirthschaft ein Gewerbe betreiben, und die Mitgube der sich
verheiratenden Töchter Der Fortbestand unserer Flurnamen
dürfte sonach bis auf Weiteres als gesichert zu betrachten sein.
In den orlaraündischen Urkunden über Güterwechsel (vergl.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde
zu Kahla, S. 96 ff.) erscheinen folgende Flur-, vielfach Wein-
gartennamen :
1383 verleiht Markgraf Friedrich der Adelheid, Heinrichs
von Blankenberg Gattin, 8 Aecker im Forst bei Schlofs Or-
lamünde, 4 Aecker im Erlich etc.; in demselben Jahre be-
witthumen die Herzöge Friedrich und Wilhelm zu Sachsen die
Wittwe Ottos von Urbach mit einem Weinberg in Heilingen
und 8 Stein Hafer im Bern dal, „quae omnia situata sunt in
districtu Orlamunde." 1411 schenkt Jungfrau Thele Growels
einen Weingarten, der Crowel genannt, der Kirche U. L.
Frauen zu Orlamunde. 1433 wird dem Kloster Neustadt der
Besitz eines Weingartens in der Orlamündischen Pflege, der
Flens er genannt, bestätigt. (Der Name rührt vermuthlich von
dem Geschlechtsnamen Flans her. Bewaldete oder sterile Flä-
chen, die durch Roden und Anpflanzen der Land- und Wein-
wirthschaft dienstbar und so gewissermafsen erst zu Grund-
stücken gemacht wurden, erhielten den Namen ihres Schöpfers
nicht selten dauernd beigelegt, so z. B. Bernhardsrode.) 1442
umfafst das von dem städtischen Geschofse freigemachte Erbgut
des Hans Schütz folgende Flurstücke: V-j Hufe und eine Wiese
mit einem kleinen Teich bei St. Jacob (die Kirche St. Ja-
cob in foro tritt 1194 zuerst urkundlich auf), 2 Aecker auf
dem Knouffreyne, 2 Aecker im Brotschenkel, 10 Aecker
hinter Winzerla (die villa winzurle tritt 1194 ebenfalls ur-
kundlich zuerst auf: „decima omnium uinearum in territorio
uille winzurle sitarum." Aus dem Namen und der Beschreibung
läfst sich vermuthen, dafs Winzerla, jetzt ein Rittergut, Mittel-
punkt des Weinbaues und wahrscheinlich ein gräfliches Vor-
werk der Weinwirthschaft war. In der Nähe von Winzerla
liegt das Dorf Röbschütz (Rebenschütz?). Eine ähnliche Be-
stimmung hat vermuthlich auch die jetzige Ortschaft Winzerla
bei Jena gehabt), 13 Aecker in dem Galgktale, 4 Aecker
am Stiege zen Putzilsdorf (Beutelsdorf bei Orlamunde),
8 Aecker auf der Haardt (die Haardt wird eine Hochebene
genannt, die in mehrere Fluren sich erstreckt), Hopfengarten
und Aecker bei dem Haine am Schützengraben (der Hain,
vulgo Hahn, umsäumt den nördlichen Theil der orlamündischen
Grafenburg. Der Hain an Schlofs Gleisberg, s. Beier, Geogr.
Jen. 248, an der Heldburg, das Hainthal bei Pöfsneck etc.),
eine Wiese in der Aue, einen Weingarten, genannt der Fle-
gel, einen Weingarten, genannt der Scheerer etc. 1447
wird Heinrich von Blankenberg unter andern mit einer Wiese
235
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
236
in dem Orlich (jedenfalls identisch mit dem obigen Erlicb)
und einer Wiese und Weidicht bei Freienorla, genannt Blan-
kenwertswert (wol Blankenbcrgkswert), belebiit. 1450
werden in einem Lehiibriefe Herzogs Wilhelm folgende Flur-
namen aufgeführt: Unter der Eichen, in dem üehege, in
der Dene, am Burgwege etc. 1458 wird ein Weingarten
bei U. L. Frauen Weingarten, Rote genannt, den; Wilhelms-
kloster zu Orlamünde zu einem Seelgeräth übergeben. 1489
wird beurkundet, dafs die Doberau dem Rathe zu Orlamünde
geschofspflichtig ist, ferner, dafs die von Biandenstein von ei-
nem Weinberg, die Zange genannt, Geschofs zu entrichten
haben. 1492 werden Zinsen, zahlbar von einem Fleck, der
Fei 1er zu Winzerla (s. unten voyller), verkauft.
In den Heberegistern zur städtischen Grundsteuer (Ge-
schofs), welche den Rathsrechnungen als Belege angefügt sind,
finden sich vollständige Flurverzeichnisse. In der Rathsrech-
nung von 1486 wird ein Weinberg, der pollytzer genannt,
aufgeführt. In der Rathsrechnung des folgenden Jahres er-
scheinen im Besitze des Bürgermeisters Wolfgang Fingerlin,
des gröfsten Grundbesitzers, folgende Flurstücke: Wiesen und
Aecker über der Mühle, Weingarten und Aecker bei witzlen-
burg (?), Aecker im studier, im meyentall (Maie oder Birke),
uff dem nassen gebreche, uff der harth, im kochborn , hoff-
acker, uff der kalkhütte, am brotschenkel. Im Besitze anderer
Bürger befindliche Flurstücke heifsen: im langen acker, uff
der leymgrube, litten an der harth, im hayne, im strumphelen
(Strümpfel heifst die mit der Stadtflur vereinigte Flur des
ehemaligen Weilers Strumphilde, welcher in unmittelbarer Nähe
der Stadt lag. Diese Flurzusammenlegung erfolgte jedenfalls
aus rein praktischen Gründen, schwerlich infolge einer Ver-
wüstung des Ortes durch Kriegsgewalt. Der Geschlechtsname
Strümpfel existiert seit Jahrhunderten in dem nahen Dienstädt,
und halten sich die Strümpfel für Nachkömmlinge der letzten
Bewohner jener Wüstung. Hier entspringt die Strümpfelquelle,
die Ursache der alten Ansiedelung. Tacitus, Germ. 16), am
anger. der hussberg, hinder der aue, holtzmarke im wirtzebach
(Würzbach heifst gegenwärtig ein von dem Würzbach durch-
flossener Walddistrict. Die wenigen Reste der Kirche des
verschwundenen Dorfes Würzbach sind von dichtem Wald um-
geben), by bechtall (das jetzige Pechthal, eine Holzmarke
aufserhalb der orLunündischen Flur), weiiibergk am brotschen-
kel, acker uff dem ritterssbüU (Weide der Ritterpferde?), eyn
gelenge uff der harth, ein fleck im kesscl (das Geschlecht von
Kessel erscheint um diese Zeit im Besitze des Rittergutes
Winzerla, doch dürfte die Ableitung fraglich sein), weinbergk
am kogelberg, garten am liarthwege, weinbergk am voyller, fleck
am rothen mantel, weinbergk im crandl.
In der Rathsrechnung von 1489 finden sich folgende Flur-
namen: der Drehbach, der Seh wansee, der Mordgraben.
(Ein Mordthal findet sich bei Ziegenrück und hat nach der
Volkssage den Namen von der Druidenschlacht, die hier statt-
gefunden. Eisel, Sagenbuch des Voigtlandes, S. £82.)
Die aus 5 Tracten bestehende Flurkarte von Orlamünde
führt folgende Flurnamen, wie sie noch jetzt gebräuchlich sind,
auf: Tract. 1. die Kemenate, die Schlofslaiten, der Anger, der
Hahn, der Galgenberg, der Heidelberg, die Nicolaiwiesen, das
Weidicht, die Aue, der Wehrwinkel, die Laiten, die Mauer-
Aecker. (Eine ältere Flurkarte aus dem 18. Jahrhundert führt
aufserdem noch auf: den Nicolai- Anger, den langen Anger,
Ochsenwiese und Anger, den alten Saalberg und die Klinge.)
Tract. 2. Der Forst, die Löcher, der Kehriehtswinkel,
der Köhlersberg, die Gelänger, die Schutzäcker, das Weidicht.
Tract. 3. Das nasse Gebrüge (richtiger Gebräche), hinter
dem Rathhause, der Kalkofen, die Lehm -Grube, das Maien-
Thal, die untere Strümpfel, die Hufe, die langen Aecker, die
sieben Aecker, die drei Aecker, die oberen Thonäcker, der
Brodschenkel, die obere Strümpfel, der Goldberg (ein Gold-
berg kommt auch unter den Flurnamen von Vierzehnheiligeu
bei Jena vor; Ed. Bohn, Vierzehnheiligen in Thüringen, Apolda
1858, S. 39), das Galgenthal, die vier Aecker, der krumme
See (in Vierzehnheiligen existiert eiu Pferdesee und ein Ge-
meindesee, d. i. Sumpf; Ed. Bohn, a. a. 0. S. 37), das Ritters-
bühl, hinter St. Jacob. (Die Flurkarte des 18. Jahrhunderts
verzeichnet zwischen den sieben und den drei Aeckern einen
(den letzten) Weinberg.)
Tract. 4. Die Haarth, die Butterkammer, das Himmel-
reich (der Name Himmelreich erinnert nach den Mittheilungen
des Erfurter Vereins für Geschichtsforschung 5. Hft., S. 6
an das hier herrschende, durch Annahme der christlichen Lehre
verdrängte Heidenthum etc.), die Wintermulde, die Sommer-
mulde, die Quermulde, die lederne Brücke, das Flöfschen , das
Burgholz, der Lindig, die Lämmerlaiten, der Hausberg, die
Scheibe. (Die Flurkarte des 18. Jahrhunderts führt aufserdem
auf: im Petzold, Petzolds Graben, im Petzlar, bei dem Stein-
bruch.)
Tract. 5. Der untere Thonäcker, der Schlägel, der Buch-
berg, der rothe Mantel, die Gebind, das Kohlholz, der Erbs-
grund, der Hirtenacker. (Die Flurkarte des 18. Jahrhunderts
führt noch auf: Im Kuckuk, wüste Berge in der Rötho, das
Kastenfeld, den Gebindsgraben, das Brückenfeld.)
Durch das Umwandein wüster Flächen in Weingärten
wurde Gartenrecht, Triftfreiheit des bebauten Flurstückes, ge-
wonnen. Dies mag die frühere Weinkultur gefördert haben.
Durch den dreifsigjährigen Krieg wurde der hiesige Weinbau,
der noch zu Karlstadts Zeiten sehr florierte, total vernichtet,
nach Riehl wol mit Recht eine der wenigen Segnungen des
grofsen Krieges, Der neue Aufschwung der Landwirthschaft
datiert freilich erst von dem Jahre 1848. (Vernichtung der
hohen Jagd und Aufhebung der Frohnc.)
Die zu der orlamündischcn Brückenstiftung gehörigen
Holzmarken führen unter andern folgende Namen : das Bocken-
thrl, der Würzbach, der weifse Hirsch, das Pechthal, der El-
rich (Elch, Elchreich?), der Kunzenwinkel (wol Kunigswinkel),
das Tiefthal, Bernhardsrode, der Sandweg etc.
237
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
238
Das mit Wieswachs und Gebüsch bestandene Terrain
der ehemahgen Grafenburg von OrLiinündc, von der nur die
Kemenate, ein Thor und Muuerreste vorhanden sind, hat fol-
gende Namen, an die sich vielfache Sagen heften: der Him-
melsgarten, der Turnierhof, die Teufelskanzel (die Teufelsküche
bei Neuhaldensleben : Heinrich Ralhmann, Geschichte der Stadt
Magdeburg I, 26 ; die Teufelslöclier im Uexengrunde bei Orla-
müride), die Kapelle, der Kindelbrunnen , der Tanzplatz. Der
verschüttete Schlofsbrunnen führt den Namen Luthersbrunnen.
(Vgl. 0. Schmeifser, lieber die Grafenburg in Orlamünde :
Altenburger Zeitung, 18G6, Nr. 136 ff.)
Die orlamündischen Flurnamen sind sämmtlieh deutsch;
slavische Ortsnamen (z. B. Zeutsch, Wendischen-Eutersdorf)
und Flurnamen (die Barnitz bei Kahla) finden sich im Thale.
Aus welcher Gegend die Ansiedler stammten, darüber gibt be-
reits Michelsen in seinen Rechtsdenkmilen aus Thüringen (der
orlamündische Kirchgang und die flämischen Rechtsgewohn-
heiten in der güldenen Aue) Andeutungen. Ist der Weinbau
der Vorzeit als Mitgift der Ansiedler aus der Heimat zu be-
trachten? In Golmsdorf bei Jena, wo der alte Weinbau auch
jetzt noch floriert, feiert mau noch heutzutage ein Fest, welches
Eiehl. Wauderbnch S. 208, als ein eigenthümliches Fest eines
Weinbauerlandes schüdert, die Brunnenfege.
Orlamünde. Lommer.
Was man auf alten Bücherdeckeln findet.
um Pfingsten, nach einer Angabe am 27. Juni, 1278 ver-
liefs König Otakar seine Hauptstadt, um noch einmal im
Kampfe gegen König Rudolf sein Glück zu versuchen. Am
26. August war die entscheidende Niederlage, welche ihm den
Tod brachte. Aus den zwei Monaten , welche dazwischen lie-
gen, haben wir nur wenig Nachrichten; doch wissen wir, dafs
er zunächst nach Brunn zog, um dort die Truppen seiner
Landherren und der ihm verbündeten schlesischen Heri.oge zu
sammeln. Es wird, denke ich, nicht unwillkommen sein, einen
Brief zu lesen, welchen er von dort an seine Gemahlin Chuni-
gunde geschrieben hat. Er meldet ihr, dafs er am 16. Juli
mit seinem Heere aufbrechen wolle; der römische König sei
in Wien und habe keinerlei Hülfe zu erwarten. Dagegen er-
halte er sichere Kunde, dafs alle Städte Oesterreichs ihm zu-
fallen würden, sobald er sich nur zeige, und er hoffe sicher,
nicht allein über König Rudolf, sondern über alle seine Feinde
zu triumphieren.
Der Brief ist auf den Rand einer Handschrift eingetragen,
und durch Beschneidung des Randes sind einige Zeilen am
Ende unvollständig; auch ist nicht alles sicher lesbar. Ergänzte
Worte habe ich in Klammern gesetzt. Der Brief lautet:
0. dei gratia Rex Boemie, karissime consorti sue do-
raine Ch. Inclite Regine Boemie, Salutem in pleiiitudine gaudiorum.
Ad mentis exultacionem vobis tenore prcsencium nunciamus,
quod sumus Brunne f(eliciter cum) so(spitate) corporis per
dei graciam constituti, indeque feria sexta post (fest)um beate
Margarete proxime venturum una cum omni ex(ercitu nostro)
in Aiistriam progressus nostri tramitem diiigemus
laboi'is intermissi proculmota segnicie, quiniino (cum) progres-
sionis festinancia processuri. Et ut eo festi(vius vestra di)
lectio omniumque nostrorum corda fidelium iocunditatis (vota
soljlempiiizcnt, harum serie notum vobis facimus, quod rex
(Romanorum) est Winne, et nuUum ei potest venire sabsidium
ista vice, (quare fir)miter speramus, quod de ipso prosperos
ad Vota successus consequi (valebimus), nee solum in eo, verum
eciam in nostris inimicis et emulis universis. (Nam) firma datur
nobis fiducia, quod civitates Austrie, postquam illuc vene(rimus),
omnes mandatum nostrum facient, et voluntate spontanea nostro
(se) dominio subiugabunt.
Am Schlüsse fehlt iu der Abschrift nichts; im Original
wird vielleicht noch etwas mehr, sicher ein Datum gestanden
haben. Ueber die Beschaffenheit und Herkunft dieser Frag-
mente und ihren sonstigen Inhalt werde ich an aaderra Orte
Mittheilungen machen.
Heidelberg. W. Wattenbach.
„Furierzettel"
finden sich nicht selten in den „Korrespondenzen-' herrschaft-
licher Personen im 16. und im Anfange des 17. Jabrh. Sie
bieten einen nicht uninteressanten Beitrag zur Geschichte dei
damaligen Höfe auf Reisen. Man erstaunt, mit welch zahlrei-
chem Gefolge man sich auf Reisen begab und welche Räum-
lichkeiten nöthig waren, um Menschen und Pferde unterzu-
bringen. Der der Keisegesellschaft vorauseilende Furier war
daher sehr nothwendig, um pünktlich und mit genauer An-
gabe von Personen und Pferden seiner ihm folgenden Herrschaft
Herberge zu beschaft'en und sie zeitig an dem zum Reiseziele
ausersehenen Hofe anzumelden. Ein solcher Furierzettel wurde
1586 dem damaligen Grafen Albert VH. von Schwarzb.-Rudol-
stadt von dem Landgrafen Ludwig, dem Jüngern von Hessen,
der einen kurzen Aufenthalt in Rudolstadt nehmen wollte, über-
sandt. Wir theüen ihn dem Wortlaute nach mit.
„Forir-Zettel-'
des Durcbl. Hochgeb. Fürsten u. Herrn Herrn Ludwigen des
Jüngern, Landgrauen zu Hefsen, Grauen zu Cazenelupogen,
meines gn. F. und Herrn, naher Rudolstadt.
Personen:
1 Jetzt Hochgedachter mein gnediger fürst u. Herr
1 Landgraue Friedrich zu Hefsen etc.
1 Mein gn. F. und Fraue, frau Magdalena Landtgr. zu
Hefsen etc.
1 die fürstl. Wiiibe zu Darmstadt fraw Eleonora, Landtgr.
zu Hefsen etc.
1 Frewlein Eleonora Herczogin zu Hollstein etc.
1 Graue Heinrich Wilhelm zu Solmfs,
1 Frewlein Elisabeth Gräuin zu Mansfeldt
239 Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 240
1 Frewlein Ursula Maria v. Westerburg 6 vor der Silberkutschen.
2 Hoffmeisterin 12 vor 2 Pachwagen.
0 1 c 2 Forirer.
^ J""Sfraweu ^ Trommeter.
6 Kammermegde .
1 Jobannes Pistorius Niddanus Canzlar Summa 103 Pferde.
1 Arnold Schwarz Hoffmeister . Ein anderer
1 Bernhard v. Berbisdorff, Hauptmann zu Rüselsheimb „Furier Zettel auff der reise der Hochgebornen Fürstin vnd
1 Bernd Siemon von Oinbausen Stallmeister Frawen, Frawen Anna, Fürstin zu Anhaldt, Grävin zu Ascanien,
1 Georg Bernd von Hartingsbaufsen Jägermeister Frawen zu Berenburg vnd Zerbst etc., üebornen Grävin zu
1 Cascer von Berlipsch Bentheim, Tecklcnburg, Steinfurt vnd Leinpurg etc. von Am-
„■^^ „ ^- . , ^erg aufs nach Harzgeroda, den 1. Septembr. A. 1620.
1 Hans Georg iSeiprecht
1 Hans Georg v. Beihtolsheim Personen
1 Wilhelm Scherzen (?) ] Meine gnedige Fürstin vnd Fraw
^ ^ ■' 1 Herr 1^ riedrich Fürst zu Anhaldt
1 Monsieur Pnntzla 8 Fürst). Frewlein.
1 Quirin Schucz 1 Herr Friedrich Ludwig Fürst zu Anhalt
11 Cammerjungen 1 Hofmeisterin
1 Caramersecretarius l i^^'"}"^ Jungfrawen „.,,,.,,.
_ „ ,. 2 Juncker Christoph von Bischofsheim, Hofmeister u. sein
2 Cammerdiener Diener 2 Pferde
2 Scribenten U Mägde
5 Lakeyen 2 praeceptores 1
1 Mundkoch 2 der Junge Burchart Erlach und sein Junge
,,,,,, 2 Edelknaben.
1 Mundschenk i t\t 1 1
1 Mailler.
1 Silberknecbt 1 Schneider.
1 Barbierer 2 Becher und Koch.
1 Schneider 1 Furierer 1
1 Des H. Grafen Solms Kammerjunge ^ l^^. }■ ^- }^"^S';^en • • ■ 6
2 bei Herr Friedrichs gutschen 4
1 tammerdicner 3 ^^^ j^,. pijj,gjj_ pj-cwlein gutschen 6
2 Sr. E. Lakeyen 2 beym Guttgeswagen, darin die kleinsten Kinder 4
2 Trabanten 2 beym Mägdewagen 4
2 Hofmeisterdiencr ^ beym Pachwagen 4
7 Junkerndiener 54 Personen Summa Summa 32 Pferde
Zusammen 74 Personen. Rudolstadt. Dr. B. AnemüUer.
Reisige Kutschen- und Wagenpferde:
21 Aus meines gn. H. Marstall.
2 Gr. Heinrich Wilhelm zu Solms. E»" Epitaph Luthers.
2 Joachim von Walspurgk Fraweuzimmcrs Hofimeister. ^"f «l^m letzten Blatt eines Exemplares des 1538 in Ba-
n P T,.. j sei erschienenen Polyhistor des Grammatikers C. Julius Solinus
° ■ finden sich nachfolgende handschriftliche Distieha, für deren
2 Mospach. Verfasser wol der auf der vorderen Eiiibandseite sich nennende
1 Kammerjungen. Besitzer des Buches: „Joannes Pistor ex Firstenfeldt abbas"
6 vor Sr. F. Gn. Leibkutschen anzusehen sein wird,
6 vor Sr. Fstl. Gemahlin Leibkutschen. Epitaphium M. Luthrei (sie!)
6 vor der Fstl. Wittiben Kutschen. Nunc postquam inanes defunctus Lutlhri adivit,
12 vor 2 Jungfrauenkutschen. , ^."" ^"'^'^' ^'"[.o l""''^^ «»crata loqui :
„° . Tr . , Juppiter liunc caeli dignatus parte fuisset,
4 vor des H. Grafen Kutschen. Censorem verbi sed timet iUe sui.
6 vor's Kanzler's Kutschen. „r -,. t >t , ,tt xt .
, ,, , . , rr , , Weifsenburg am Nordgau. W. Vogt.
6 vors Hofmeisters Kutschen.
6 vor der Junkern Kutschen. (Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Kedaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM MZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. JVf 8.
iugnst.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. August 1873.
Während das Augustinerkloster sich täglich höher neben un-
serer Karthause wieder erhebt, und wir hoffen können, dafs schon
in der Mitte des kommenden Monats der Dachstuhl aufgeschlagen
wird, haben sich auch die Gaben für die Beschaffung der Mittel
zu diesem Bau neuerdings gemehrt. Zu den Künstlern, welche Zu-
sagen gegeben, treten fortwährend neu sich anmeldende hinzu ; von
denen, welche ihre Zusage erfüllt haben, sind seit der letzten Ver-
öffentlichung noch folgende zu verzeichnen: Direktor E. B ende-
mann in Düsseldorf, Landschaftsmaler G. Gleim in München,
Professor 0. Peschel und Professor Dr. L. Richter in Dresden.
Auch Herr Fabrikbesitzer J. Zeltner hier, der, wie ihm un-
ser Museum schon so Manches verdankt, bereits früher hundert
Gulden für diesen Uebertragungsbau gespendet, hat neuerdings
als Ausdruck der Freude über das Gelingen dieses Werkes noch-
mals die gleiche Summe angewiesen.
Leider sind wieder neue Lücken in die Reihen unseres Gelehr-
tenausschusses gerissen ; nämlich schon vor einiger Zeit durch den
Tod des französischen Archäologen A. de Caumont in Caen,
welcher, wie er nach allen Seiten hin anregend und befruchtend
gewirkt, auch unserm Museum ein besonderes Interesse zugewen-
det hatte, und in jüngsten Tagen durch das Hinscheiden des Dr. A.
v. Zahn, des verdienten Herausgebers der „Jahrbücher f. Kunst-
wissenschaft", und (am 13. August) des Oberbibliothekars und Ober-
studienrathes Dr. Chr. Fr. v. Stalin in Stuttgart, in welchem
unsere Anstalt einen treuen Förderer, der Gelehrtenausschufs eine
Zierde verloren.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses vnirden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Distriktsgemeinden : Baunach. 10 fl. Erlangen. 15 fl.
Von Privaten : Aalesund (Norwegen). Carl Rönneberg, 1 fl.
Cassel. Raab, Baumeister, 1 fl. 45 kr. Erlangen. Dr. M. Rees, Pro-
fessor, 1 fl. 45 kr. Eupen. Andr. v. Grand Ry , Regierungsreferen-
dar, (statt früher 1 fl. 45 kr.) 2 fl. 37'/ikr. Fürth. Sigm. Büchen-
baoher, Kaufmann, 1 fl. yO kr. ; Langhans, rechtskund. Bürgermei-
ster, 1 fl. GUntersbUhl bei Lauf. Ernst Bolz, k. Förster, 1 fl. Haag
(Holland). Fr. J. Schill, 1 fl. 45 kr. Hamburg. Dr. Rud. Johns, 1 fl.
45 kr. Ilsfeld (Württemberg). Dr. Karl Vollmüller, 1 fl. 45 kr. Lon-
don. Walther Matthews, 1 fl. Mannhelm. C. F. Muff, grofsh. bad.
Oberzollinspektor, 1 fl. 45 kr. Mitau (Curland). Karl Dannenberg,
Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. Neapel. Dr. M. G. Conrad, (statt frü-
her 1 fl.) 1 fl. 45 kr. Nürnberg. Dr. Ullmann, Oberstabsarzt, 2 fl.
Pforzheim. C. Krieger, Estamperiebesitzer, 2 fl. Prato (Italien). Odo-
ardo Vannucchi, 1 fl. Strassburg. Dr. J. Euting, Bibliothekar, 1 fl.
45kr. ; L. Klincksieck, 1 fl.; Dr. E. Kölbing, Bibliothekar, 1 fl. ; F.
Reulsner, Bibliothekar, 1 fl. 45kr. ; Rullmann 1 fl. ; Dr. von Schwarz-
kopf, Professor, 1 fl. Stuttgart. Alfred de NeufviUe, 1 fl. ; Wilh.
Röhrich, Lehrer a. d. höh. Handelsschule, 1 fl.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Distriktsgemeinden: Naila. 5fl.
Von Privaten: Bremen. W. F. Meyerkort, Ifl. 45kr. Cöln.
G. Adolf Hardt, 1 ti. 45 kr.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst- und kialturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. (,939—6948.)
Danzig. Verein der Schlesier: Photographie nach einem
Porträt des Dichters Martin Opitz. — Hildeshelm. Fr. Küsthardt,
Bildhauer : Photographie nach einem Theile der Chorwand in der
St. Michaeliskirohe zu Hildesheim. — Nürnberg. Scbüfsler, Offi-
ciant : 6 Radierungen von J.A. Klein. Seidel, Pflasterermeister:
Wanduhr mit hölzernem Werke; 1630. 0. Soldan, Kaufmann:
180 falsche Münzen. Zur Strafsen, Professor: Bruchstück einer
kleinen röra. Thonbüste. KarlFreih. von Welser, Administra-
tor der Schlüfselfeld. Stiftung: Ein Stück Tapete von Goldbrokat.
IL Für die Bibliothek,
(Nr. 30,234—30,275.)
Berlin. Dr. Herm. Bäthcke: Ders., der Lübecker Todtentanz.
1873. 8. — Bückeburg. M. H. Wolper's Buchh. (G. Frommhold):
Geilsler, Album v. Buokeburg. qu. 8. — Chemnitz. Statistisches
Bureau: Dass., Mittheilungen etc.; I.Heft. 1873.4. — Darmstadt.
Ludw. Brill, Verlagsh. : Walther, die „grol'se Landgräfin", Land-
gräfin Caroline V. Hessen. 1873. 8. Unbekannter: Lerch, über d.
alte Befestigung v. Darmstadt. 8. Sonderabdr. — Dillenburg. C.
Seel, Buchhandl.: Spiefs, eine Episode aus dem Leben der Eltern
P. P. Rubens. 1873. 8. — Donaueschingen. Direktion des grofsh.
Progymnasiums: Schneyder, über mikroskopische Uuterrichts-
objekte. 1873. 8. Progr. . — Genf. Alexandre Lombard: Isabeau
Menet, prisonniere a la tour de Constance, 1735 — 50. 1873. 8. —
Graz. Dr. Friedr. Pichler, Professor: Ders., Jahres-Bericht des
Münzen- u. Antiken -Cabinetes im Joanneum zu Grätz. 1873. 4.
Sonderabdr. Dr. H. v. Zwiedineck-Südenhorst, Professor
a. d. Oberrealschule: Ders., Zeitungen u. Flugschriften aus der
ersten Hälfte des XVII. Jahrh : I. Samml. 1873. 8. Sonderabdr. —
Greifswald. Universität: Dies., index scholarum etc., 1873 — 74.
1873. 4. Verzeichnil's der Vorlesungen etc., 1873 — 74. 1873. 4.
— Grimma. Karl Grofsmann, Superintendent: Ders., die Vi-
sitations - Acten der Diöces Grimma aus d. 1. Jahrh. seit der
Reformation; 1. Heft. 1873. 8. — Hermannstadt. Joh. Ziegler,
Direktor des Gymnasiums : Albert, die „Ruinae Pannonicae" des
Christian Schesäus. 1873. 8. Progr. — Hohenleuben. Voigtlän-
discher alterthumsforsch ender Verein: Ders., Mittheilun-
gen etc., nebst 41. — 43. Jahresbericht. 8. — Karlsruhe. Vorstand
des badischen Frauenvereins: Ders., 13. Jahresbericht etc.
1873.4. — Kassel. Gewerbehalle: Dies., Monatsblätter; I. Jahrg.
Nr. 1. 2. 1873. 4. Th. Kay's k. Hof-Kunst- u. Buchhndl. : Mer-
kel, Album der Casseler Gallerie. 4. Richter, deutsche Dichter
des Mittelalters im Kampfe für den Kaiser wider den Papst. 1873.
8. — Kitzingen. K. Rektorat der Gewerbschule: Dass., Jah-
resbericht etc., 1872 — 73. 1873. 4. — La Borde pres Lausanne. E.
Chavannes, membre de la Societe d'histoire de la Suisse Ro-
mande: Ders., le tresor de l'eglise cathedrale de Lausanne. 1873.
8. — Magdeburg. Schaf er'sche Buchh. (A. Rüdiger): Geschichts-
Blätter für Stadt u. Land Magdeburg ; 8. Jahrg. 2. Heft. 1873. 8.
— Marburg. Hermann Suchier: Ders., über die Quelle Ulrich's v.
d. Türlin. 1873. 8. — Nürnberg. Nidermaier, k. Advokat: Zeit-
schrift des Anwaltvereins für Bayern; Bnd. I. II. 1861 u. 62. 8.
Lor. Ritter, Kupferstecher: Ders., malerische Ansichten aus Nürn-
berg; IH. Heft. Imp. 2. J. A. Stein'sche Buch- u. Kunsthndl. (A.
Köllner) : Nürnberg, seine Baudenkmale u. Kunstwerke. 1873. 8. —
Prag. Richard Ritter von Dotzauer: Renner, die Herrenmühle
243
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
244
in Graslitz. 1873. 8. Sontlerabdr. — Reval. Ehstländ. literär.
Gesellschaft: Dies., Beiträge etc.; Bnd. 1. Heft 4. 1873. 8. —
Riga. H. Brutzer u. Comp., Verlagshndl.: Baltische Monatsschrift;
22. Bnd. (n. F. 4. Bnd.), März u. April. 1S73, 8. Dr. Aug. Buch-
holtz: Ders., Verzeichnifs der Bibliothek der livländ. Ritterschaft.
1872. 8. — Stade. A. Krakau, Buchh. : Aeolsklänge. 12. — Stutt-
gart. Dr. V. Holder, Obermedizinalrath : Röfslin, der kindbaren
Frawen Rosengarten. 1561. 8. Hellwig, Hundert-Jähriger Calender.
1701. 8. Liberias, vollk. Historie u. Lebens-Beschreibung des . . .
Jos. Süfs Oppenheimer. 1738. 8. Das Schoofshündchen. 1748. 8.
Knauer, immerwährendes Haus-Buch. 1799. 8. Taschenbuch zum
geselligen Vergnügen ; 4. AuH. 1792. 8. Standhaftes Kriegs-, Dienst-
u. Exercier-Keglement der Reichsstadt Riblingen. 1815. 8. — Wer-
nigerode. Harz-Verein f. Geschichte u. Alter thumskunde:
Ders., Zeitschrift etc.; YL Jahrg. 1. u. 2. H. 1873. 8. — Wien. Se.
Maj. Franz Joseph L, Kaiser v. Oesterreich : Becker, die Samm-
lungen der vereinten Familien- u. Privat-Bibliothek Sr. M. des Kai-
sers. I. Bnd. 1873. 2. Fürstl. Schwarzenberg'sches Cen-
tralarchiv: Katalog zur CoUeetiv Ausstellung der Fürsten Job.
Adolf u. Adolf Josef zu Schwarzenberg. 1873. 8. Pangerl, die
Stiftung von Goldenkron u. deren Bedeutung f. d. Geschichte der
Deutschen in Böhmen. 1873. 8. Sonderabdr. Beschreibung der
frstl. Schwarzenberg'schen Domäne Wittingau in Böhmen. 1873. 8.
Jos. M. Wagner. Prof: Archiv f. d. Gesch. deutscher Sprache
u. Dichtung. Heft 1—4. 1873. 8.
III. Für das Archiv,
(Xr. 4325.)
Nürnberg. Wentzler, Kaufmann: Urkunde Bruder Johanns,
des Abtes, sammt dem Konvente von Kappel, an den Schultheifs,
den Rath und die Bürger von Zug über die Leistungen, zu denen
sich das Gotteshaus gegen die Aufnahme in das Burgrecht von
Zug seinerseits verpflichtet hat. 1844. Perg.
Chronik der historischen Vereine.
Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft
in Wien. IIL Band. Nr. 5 u. 6. 1873. 8.
Fund-Notizen. Von Gundaker Graf Wurmbrand. — Prähisto-
rische Ansiedelungen im Nikolsburger Bezirk. Von Job. Lieder-
mann.
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunst vereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 7.
Graz. 8.
Bildnisse Maria aus der frühchristlichen Kunstperiode. — Die
Pfarrkirche zu Kirclibach und ihre Restaurirung. — Der gothische
Votiv-Kelch des Stiftes Admont aus dem 14. Jahrh.
Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragi-
stik und Genealogie. Organ des Vereins „Herold" zu Ber-
lin. IV. Jahrg. 1873. Nr. 6 u. 7. 4.
Der „Liiienhaspeb' und dessen Entstehung. — Nobiles, Liberi,
Vasalli, Ministeriales. Von J. Grafen von Oeynhausen. — Excerpte
aus Wappen- und Adelsbriefen. — Die von Merrettich. — Heral-
dische Fragen. — Einiges über die Adelsverhältnisse des ehemali-
gen Kirchenstaates. (Friedrich Heyer von Rosenfeld.) — Ahnen-
proben des Mittelalters. — Beiträge zur Geschichte Elsässischer
Geschlechter. (Kindler von Knobloch ) — Die Familie von Weiden-
feld (Wiedenfeld) im Rheinlande. — Eine bayerische Künstlerfa-
milie (Seitz). (Dr. Carl Ritter von Mayerfels.)
Monatshefte für Musik - Geschichte herausgegeben
von der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg.
1873. Nr. 7. Berlin. 8.
Johannis Boemi Liber Heroicus de Musicae laudibus. Augustae
Vindel. apud Jo. Miller. Anno 1515. Ins Deutsche metrisch über-
tragen von P. Gall Morel.
Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums-
kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 8.
Jahrg. 1873. 2. Heft. Magdeburg, 1873. Verlag der Schäfer'chen
Buchhandlung (A. Rüdiger). 8.
Die Willküren der Stadt Salze. Mitg. vom Pred. F. Winter. —
Zur Geschichte der Seiler -Innung im Erzstift Magdeburg. Von
Dr. Holstein. — Der alte und der neue Vogelgesang bei Magde-
burg. Vom Oberpred. Scheffer. — ■ Miscellen.
Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und
Alterthumskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jakobs. Sechs-
ter Jahrgang. 1873. Erstes u. zweites Heft. Wernigerode, 1873. 8.
Die Wüstungen Kieselhausen und Almensieben vor Sangerhau-
sen. Von Cl. Menzel. — Die beweglichen Feste und die Synoden
der Halberstädter Diöcese. Von G. Schmidt. — Der Dompropst
Martin von Halberstadt. Von F. Winter. — Ueber den Dorapropst
Johannes von Halberstadt (1341 — 67] und zur Syhragistik der Dom-
propstei und Dompröpste daselbst. Vom Archiv-Rath G. A. von
Mulverstedt. — Die Grafschaft Stolberg zu Ausgang des Schmal-
kalder Krieges. Von G. Schmidt. — Die Feste Hoohseoburg, Hocse-
burg, Oscioburg, Saochseburg, Heseburg, Onseburg, wo lag sie?
Von Hilmar von Strombeck. — Uebersichtliche Geschichte des
Schriftthums und des Bücherwesens in der Grafschaft Wernigerode.
1. bis zum Abschlufs der Reformation. 877 — 1554. Von Ed. Ja-
kobs. — Das alte Schlofs zu Sangerhausen. Von Cl. Menzel. —
Zur Geschichte einiger Wüstungen in der nächsten Umgegend von
Harzburg. Von Hilmar von Strombeck. — Die Kaiserstätten zu
Goslar. Von Ed. Jakobs. — Aeltere Nachrichten über das Post-
wesen in der Grafschaft Wernigerode. Zusammengestellt von A.
Seeger. — Zur harzischen Münzkunde. — Vermischtes.
Nachrichten.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 29 f Zur Geschichte des Haushuhns.
Carinthia: Nr. 6. Komthure, Ritter- und Priesterbrüder der
deutschen Ordenskommende zu Friesach. (Hönisch.)
Daheim: Nr. 44. Aus der Geschichte der Spielkarten.
Im neuen Reich: Nr. 31, S. 181. Naturgeschichte im 15.
Jahrh. (Dr. A. v. Sallet.) — Nr. 32, S. 211. Frauen und
Frauenschönheit in der Poesie des Mittelalters.
M6
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
246
Preufs. Jahrbucher: Juli, S. 1. Papstwahl uud Kaiserthum.
Eine kirchengeschichtliohe Abhandlung.
Der Katholik: Juni. Bilder aus dem Zeitalter der Reforma-
tion.
Protest. Kirchenzeitung: Nr. 25. Kurfürst Johann Sigis-
mnnd.
Deutsche Kunst-Zeitung: Nr. 27 f. Darstellungen aus der
christlichen Legende.
Illustr. Deutsche Monatshefte: Nr. 11 (203), S. 502. Ueber
Recht und Rechtsentwicklung in Deutschland.
Deutscher Reichs- Anzeiger : Beil. Nr. 29. Der Waffeneid
der germanischen Stämme. 1.
Sonntagsblatt (von Fr. Duncker) : Nr. 30. Die Mansfelder in
Ostfriesland. (Mathilde Raven.)
Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brandbg.: Nr. 31. Die
Gänse von Puttlitz. — Nr. 32. Mythologisches aus der Mark
Brandenburg. 1. Die „weil'sen Frauen" in der Mark. (Oskar
Schwebel. — Nr. 33. Der Minnegesang in Pommern. (Ders.)
Siebenbürg.-d eutsches Wochenblatt: Nr. 29. Die Spra-
chenfrage und die Sachsen.
Zeitschrift f. bild. Kunst: Beibl. Nr. 40. Ausstellung alter
Bilder in Wien.
Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 205. Das mittelalterliche Drama
in den Niederlanden. — Nr. 217 f. Virgil im Mittelalter. —
Nr. 219. Das Fürstenthum Liechtenstein. — Ein Karolinger-
Bau im Odenwalde (von Einhart gegründete Basilika in Mi-
chelstadt). (Dr. Wilh. Francke.)
Leipziger Zeitung: Wissenschaftl. Beil. Nr. 57 und 58. Die
geschichtliche Statistik. (Joh. Falke.)
Vermischte Nachrichten.
61) Hannover, den 27. Juli. Uelzen. (Leichenfeld aus
vorchristlicher Zeit.) Gestern fand hier in der Nähe des
Dorfes Bohlsen die Ausgrabung eines grofsen Leichenfeldes statt.
Schon vor einigen Wochen waren auf einem flach gewölbten, zwi-
schen den Dörfern Bohlsen und Gerdau liegenden halbrunden Haid-
hügel bei der Ausschachtung von Kies durch Zufall eine gröfsere
Anzahl Leichen gefunden, und hatte dann das Amt Oldenstadt die
Arbeiten auf jenem Hügel, nachdem inzwischen schon gegen 30 — 40
Gerippe zu Tage gefördert waren, einstweilen sistiert und den Con-
servator des Provinzial-Museums in Hannover, Dr. Müller, von dem
Funde benachrichtigt. Dieser war auch sofort bereit gewesen, die
weitere Prüfung der Fundstätte selbst zu übernehmen, und so fand
denn gestern unter Leitung des Dr. Müller und unter lebhafter
Theilnahme einer Anzahl Alterthumsfreunde aus Uelzen und Ol-
denstadt die systematische Aufdeckung des Leichenfeldes statt.
Zunächst wurde durch Nachgraben an verschiedenen Stellen des
— theilweise durch offenbar künstlich gelegte Steine bezeichneten
— Hügelrandes das Vorkommen von Leichen auf der ganzen Hiigel-
fläche constatiert und dann der Umfang des Leichenfeldes zu 320
Schritt ermittelt, in welchem Kreise jedenfalls weit über 400
Leichen sich befinden. Dann wurden mit besonderer Sorgfalt an
verschiedenen Punkten des Kreises gröfsere Flächen offen gelegt,
und es fanden sich überall in regelrechten Reihen , ziemlich dicht
neben einander, in der stets gleichen Richtung von Osten nach We-
sten, in der Tiefe von 4 — 5, stellenweise auch 7 Fufs meist sehr
wohl erhaltene Gerippe. Die Messung ergab fast ausnahmslos 6
Ful's Länge ; die Schädel waren schön gewölbt und zum Theil
wunderbar gut erhalten ; ein besonders kräftig gewölbter Schädel
wurde gefunden, in welchem auch nicht ein einziger Zahn fehlte,
der aber an der Seite zwei offenbar von äul'serer Gewalt herrüh-
rende schwere Verletzungen zeigte, die dessen Träger offenbar
schon bei Lebzeiten empfangen haben mufste. An einer Stelle
lagen auch mehre Leichen unter einander, und zwar in derselben
Richtung von Osten nach Westen. Bei jeder Leiche fand sich zu
Fülsen ein Häufchen Kohle mit verbrannten Thierknochen vor, und
war zum Theil die Holzkohle so wunderbar schön erhalten , dafs
die Struktur des Holzes noch auf das deutlichste zu erkennen
war. An sonstigen Gegenständen wurden leider nur vier, aufser-
dem stark verletzte, Stücke von zweischneidigen Bronze- Schwer-
tern, ein roh bearbeiteter Granitstein und ein kolossaler Pferde-
zahn aufgefunden. Wegen vorgerückter Zeit mufste die weitere
Arbeit aufgegeben werden, und ist die Fortsetzung für gelegenere
Zeit aufgeschoben, da es augenblicklich der Ernte wegen so schon
kaum möglich war, auch nur für den einen Tag gestern eine aus-
reichende Zahl Ai'beiter zu bekommen, überdies die gewonne-
nen Resultate zu einem sicheren Schufs auf die Zeit, aus der
die Leichen stammen, genügen. Dr. Müller setzt diese bestimmt
in die vorchristliche Zeit, wie die zweifellos von Brandopfern
herrührenden Kohlenhaufen mit Thierknochen beweisen nnd in den
Anfang der Bronze-Zeit, wie der Umstand zeigt, dafs, obwohl ein-
zelne Bronzewaffen gefunden worden, diese doch noch nicht als
Regel den Leichen mit in das Grab gegeben seien. Dr. Müller
erklärt den Fund für einen höchst interessanten und das Bohlser
Leichenfeld für das bislang grölste Leichenfeld aus vorchristlicher
Zeit mit unverbrannten Leichen. Die Waffen, sowie eine Anzahl
besonders gut erhaltener Gerippe, namentlich Schädel, sowie ein
Quantum der Holzkohlen nebst Thierknochen hat Dr. Müller für
das Provinzial-Museum in Hannover mitgenommen.
62) In der Sitzung der philosophisch -historischen Klasse der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vom 25. Juni
legte Dr. Kenner den zweiten Theil seiner Untersuchung über die
römische Reichsstrafse von Virunum nach Ovilaba und
über die Ausgrabungen von Windischgars ten vor; es wer-
den darin die letzteren selbst geprüft. Sie betreffen zwei Tracte
eines im Viereck erbauten Hauses ; die beiden anderen Tracte sind
in Folge älterer Devastationen der Fundslelle verloren. Die erhal-
tenen Theile lassen zwei gesonderte Badeanlagen (für Männer und
Frauen), ferner wahrscheinlich eine Schmiede und drei dazwischen
vertbeilte Gruppen von kleinen Wohnungen für Leute unteren
Standes erkennen: Jeder dieser einzelnen Theile hat einen beson-
deren Zugang. Im Nordwesten sind ausgedehnte Wirthschaftsge-
bäude, Stallungen und Scheunen angebaut; mehrere Geräthe und
zahlreiche Knochenreste zeigen den Aufenthalt einer gröfseren
Menge von Pferden und Saumthieren an. Das Gebäude kann nach
seiner Eintheilung kein Castell, und da es von Soldatenhänden,
also auf öffentliche Kosten erbaut wurde, keine Villa, sondern
mul's ein Staatsgebäude gewesen sein. In Ernolatia, dem alten
Windischgarsten, das, abgesehen von der hier nicht in Betracht
kommenden strategischen Bedeutung, nur als Station der Reichs-
post einige Wichtigkeit hatte, kann ein weitläufig angelegtes öf-
fentliches Gebäude auch nur mit dieser in Verbindung gebracht
werden. Da es nun für eine blofse Mutatio zu grofs ist, mufs es
247
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
248
als eine Nachtherbergestelle (mansio) betrachtet werden ; es läfst
sich daraus Anlage und Eintheilung der Räume sehr gut erklären.
Das Vorhandnnsein einer doppelten Culturschicht, sowie die Ver-
schiedenheit des verwendeten Baumateriales und der Bauweise
deuten auf zwei durch eine Zerstörung des Gebäudes getrennte
Bauperioden hin. Auch die datierbaren Fundobjecte (Münzen, Zie-
gel, Gefäfse, Metallgeräthe) theilen sich durchaus in zwei Reihen
verschiedenen Charakters, eine ältere reichere aus verhältnifsmä-
fsig guter Zeit und eine jüngere ärmere, auf entschiedenen Ver-
fall hindeutende. Nach den Merkmalen dieser Objekte, zumal der
zahlreichen Fundmüuzen, läfst sich die erste Erbauung auf die
Epoche des K. Alexander Severus (222 — 235), die erste Zerstö-
rung auf den Einfall der Juthungen (zw. 269 und 271), eine zweite,
gleichfalls nachweisbare Zerstörung auf den Beginn des V. Jahr-
hunderts, am wahrscheinlichsten auf den Einfall germanischer
Stämme unter Rhadagais (404) zurückführen. Möglicherweise wurde
die Herberge unter dem umsichtigen und thatkräftigen Feldherrn
Generidus nach Abzug der Westgothen nothdürftig noch einmal
hergestellt und durch ein kleines Bollwerk, von dem schwache
Spuren vorhanden sind, geschützt; in dieser Gestalt mag sie bis
zum Abzüge der Römer aus Noricum bestanden haben.
63) Im DorfeRetzney bei Ehrenhausen wird gegenwärtig, wie
„Wiener Blätter- melden, eine römische Villa ausgegraben, wel-
che vor 3600 Jahren hier gestanden. In der Länge von 50 Me-
tern zeigten sich Mauerzüge in gerader und gebogener Linie,
gröfsere und kleinere Gemächer, Wasserleitungen, Steinstufen,
Bau-, Deck- und Wärmeleitziegel, Bruchstücke von Thongefäfsen
und Gläsern, Mosaikböden, insbesondere eine erhebliche Masse von
Wandmalereien, welche durch ihr intensives Roth, Braun, Gelb,
Blau, Grau, mit mancherlei Liniierungen, Bogen, Arabesken, leb-
haft an die pompejanischen Fresco- Farbwände erinnern. Eine
Reihe dieser Wand- und Pilasterstücke, Thongeräthe (eines mit Na-
men Firmianus), Bronzeschlüsseln etc. und eine Münze des Kaisers
Aurelianus (270 — 275 n. Chr.), welche das Alter dieser Ruinen
bestimmen hilft, sind im Antiken-Kabinete dos Joanneums (1. Stock,
Zimmer 1 und 2) zur allgemeinen Besichtigung aufgestellt. An-
geregt von dem Interesse dieses seit Jahrzehnten wichtigsten an-
tiken Baufundes im Umkreise der alten Römerstadt Flavium Sol-
vense (Leibnitz), hat Graf Meran eine Summe für den Ausgrabungs-
fonds zur Verfügung gestellt und die k. k. Centralcommission in
Wien mit Zusage eines Beitrages den Leiter der Ausgrabungsar-
beiten, Professor Dr. Friedrich Pichler, aufgefordert, die Theil-
nahme für dieses baugeschichtliche Unternehmen im Lande zu er-
wecken.
64) Regensburg, 6. Juli. (Römische Inschrift.) Die
fortschreitenden Grundarbeiten am Carmeliten-Brauhaus schenkten
uns zu dem früher erhobenen Stücke der greisen Thorinschrift der
porta princ. dextra ein zweites, welches sich dem ersteren unmit-
telbar vorlegt, und das Ganze lautet jetzt:
.... FRATER . DIVI . HADRIANI . NEPOS . DIVI.TRAIANI. PR. .
. . .TICVS.PONTIFEX.MAXIMVS.TRIB.POTESTATIS.XXXVI.I . . .
. . . rcVS . GERMANICVS . MAXIMVS . ANTONINI . IMP ....
MP.ii.COS.II.VALLVM.GVM.PORTIS.ET.TVRRIBVS.EFCI. ..
M.HELVIO. CLEMENTS. DEXTRIANO. LEG. AV...
Daraus ergibt sich nun unzweifelhaft, dafs Kaiser Marc Aurel
Antoninus , obgleich der erste Theil, der den Namen selbst ent-
halten muls, noch fehlt, Erbauer der Umwallung, der Thore und
Thürme des hiesigen Römercastells ist, während Marcus Helvius
Clemens Dextrianus als Legat von Augsburg hier fungierte. Die
Gesammtlänge des bereits erhobenen Inschriftstückes beträgt S'/i
Meter. Es fehlt das Anfang- und Endstück, die zusammen gleich-
falls mindestens zwei Meter messen dürften. Ob sie sich vorfin-
den, läfst sich noch nicht bestimmen. Nach sorgfältiger Beob-
achtung können wir nunmehr als sicher constatieren , dafs der er-
stere schönere Antoninische Thorbau bald mul'ste zerstört, jedoch
von den Römern selbst auf Grundlage des ersten, und weit schlechter
als jener, wieder hergestellt worden sein. Man verwendete auch
die besseren constructiven Theile des früheren Thores als einfache
Bausteine ; das rettete sie uns. Der Mörtel des zweiten Baues ist
der mit Ziegcistücken gemischte Kalk, das sicherste Kennzeichen
römischen Ursprungs, wie sich zur Zeit jeder an Ort und Stelle
überzeugen kann. Von den constructiven Theilen fanden sich bis-
her Sockeltheile und ein Ecksockel für Säulenstellung (in ursprüng-
licher Lage und dem ersten Bau angehörig), 2 Stücke Säulensohaft
mit Capital, ein 170 Centimeter langes, 130 Centimeter breites,
44 Centimeter dickes Gesimsstück. Nimmt man die umrahmte In-
schriftfläche hinzu , deren Stellung bei ihrer Ausdehnung kaum
zweifelhaft sein kann, so läfst sich, mit Berücksichtigung der sich
vorfindenden Grundmauern und unter Zuhülfenahme der üblichen
Hauptform römischer Thore, aus diesen Elementen unschwer und
annähernd sicher das ältere Antoninische Thor construieren, wel-
ches sehr wohl gebaut und reich geziert gewesen sein mufs. Lei-
der fehlt es im Augenblick an disponiblen Mitteln zur Rettung
dieser werthvollen historischen Documente, doch wird es hoffent-
lich gelingen, die erforderliche kleine Summe von aufsen zu be-
schaffen, da es der Stadt an einem Fonds für den fraglichen Zweck
gebricht. (Allg. Ztg., Beil. Nr. 190.)
Bekanntmachung.
Montag den 29. Septemter d. J. findet die diesjährige Sitzung des Verwaltungsausschusses statt,
zu der alle zur Theilnalime Berechtigten hiemit freundlichst eingeladen werden.
Nürnberg, 15. August 1873. Das Direktorium des germanischen Museums.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald In Nürnberg:.
Nürnberg. "Dab Abonnement des Blat-
tes, weiches alle Monate erscheint, wird
ganzjülirig augenommen und botragt nach
der neuesten Pobtcouvention bei allen Post-
ämtorn und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs 3fl. 36kr. im 24 ä.-Ful's
oder 2 Thlr. preuTs.
Ftlr Frankreich abonniert man in
Paria bei der deutschen Buchhandlung von
F. Elincksieck, Nr. 11 rue de Lille; fUr
ANZEIGER
FÜR KlBt DE»
Nene Folge.
England bei 'WilliamB & Norgate, 14 Hen-
rietta-Btreet Covent - Garden m Loudon;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bro-
men und Hamburg.
Alle für daa german. Museum bs-
stimmton Sendungen auf dem Wege de«
iJuchliandela werden durcli den Commis-
Bionür der literar. - artist, Anstalt des Mu-
seums, F. A. BrockhauB in Leipzig, be-
fördert.
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERIIAMSCnEN MUSECMS.
1873.
JW 9.
September.
Wissenschaftliche Mittheilunsen.
Arithmetische Räthsel.
I. Die Berner Handsclirift 299 (sec. IX. — X.) enthält
f. 29 u vier in Distichen verfafste Gedichte eines Acbrannus,
deren Abschrift ich Hermann Hagen verdanke. Auch die im
Folgenden versuchte Erklärung gehört grofsentheils dem-
selben an.
Von diesen vier Gedichten geben je zwei die Lösung ei-
ner arithmetischen Aufgabe, ohne dafs diese Aufgabe selbst
näher bezeichnet wäre; aus der Vergleichung aber der beige-
setzten Figuren mit dem Inhalt der Verse läfst sich dieselbe
reconstruieren. Sie lautete für das erste Problem etwa so:
1. Auf die vier Seiten eines Vierecks sind 36 Mann so
vertheilt, dafs auf jede Seite 9 Personen kommen. Also, neh-
men wir an, auf einem viereckigen Lagerwalle sollten 36 Mann
Schildwache stehen, so dafs je neun auf jeder Seite den Dienst
verrichten ; der patrouillierende Offizier könne aber immer nur
eine Seite überblicken; das wollten sich nun einige der Sol-
daten zu Nutze machen und sich, ohne von dem Offizier ver-
mifst zu werden, hin und wieder der Wache entziehen. Der
Offizier mufs dann auf jeder Seite neun Mann erblicken ; diese
aber müssen eine solche Stellung einnehmen, dafs in der That
alle vier Seiten zusammengerechnet nicht 36, sondern nur 24
Mann ergeben, 12 also sich dem Dienst unbemerkt und unbe-
straft entziehen. Wie das nun zu machen, das gibt das erste
Gedicht an, indem es räth, auf den beiden Langseiten des
länglichen Vierecks je neun Mann in drei Haufen so aufzu-
stellen, dafs die beiden äufsersten sich an den Ecken befinden
und, wenn es noth thut, mit den in der Mitte der beiden
kurzen Seiten aufgestellten drei Mann zur Neunzahl sich ver-
binden können. Das dritte Gedicht gibt das Ganze kürzer
und deutet in seinem ersten Verse (Vers 41) durch die Zahl
3 X 12 etwas von der Aufgabe an.
2. Aehnlich, aber etwas complicierter, ist die zweite Auf-
gabe. Vorausgesetzt wird hier das Resultat der ersten, dafs
nämlich 24 Mann im Viereck so aufgestellt sind, dafs jede
Seite neun Mann aufweist, in Haufen von je dreien. Nur soU
jetzt auf den beiden Langseiten jede der drei Dreiergrup-
pen noch durch einen einzelnen Mann von der andern ge-
trennt sein, also die Zahl von 24 auf 28 Mann wachsen. Die
Aufgabe besteht nun darin, diese 28 Mann so aufzustellen,
dafs auf jede Seite wieder neun kommen. Verbindet man zu-
nächst diese Einer mit den Eckdreiern zu Vierergruppen, so
ergeben sich elf Mann für jede Seite , indem eine Gruppe von
drei Mann je von zwei Gruppen zu vieren eingeschlossen ist.
Das ist aber noch nicht das Gewünschte, welches sich erst
dann ergibt, wenn diese Vierergruppen je zwei an die mitt-
leren Dreiergruppen abliefern, so dafs nun an den Ecken Grup-
pen von zweien, in der Mitte je Gruppen von fünfen stehen:
dann zählt wirklich jede Seite neun. Löst man nun die drei
Gruppen von 2, 5, 2 wieder in Dreiergruppen auf, so ergeben
sich vier zu viel , ohne dafs die Neunzahl der einzelnen Seiten
vermindert wird. Das vierte Gedicht bespricht nochmals die
Zahlenverhältnisse dieses Gedichts in, wo möglich, noch dunk-
lerem Ausdruck als die vorausgehenden Distichen. Diese Dun-
kelheit besteht zunächst in dem vom klassischen abweichenden
251
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
252
Gebrauch der Zahlwörter und in dem Wechsel der Ausdrücke
für dieselben: die Dreizahl wird durch tres, tria, triplus,
triplum, trigonus, ternus ausgedrückt; bis und duo, ter und
tres werden in ganz gleicher Bedeutung gebraucht; „duo tres''
in Vers 8 ist gerade so viel, wie „bis trigonos" in Vers 7; —
ferner darin , dafs Aebrannus, was für die gegenüberliegenden
Seiten des Vierecks gilt, nicht einmal, sondern gegen Erwar-
ten des Lesers für jede Seite besonders auseinandersetzt.
VERSVS äCBRHANNI DE LVDO TABVLARVM SECVNDVM
NVMERVM
Ludis qui piano tabulis de stipite sectis,
Hoc, docet Aebrannus, disce locare modo.
EXPLICIT PRAEFATIO . INCIPIT DE PRIMO LVDO
Primo tres impono loco totidemque i" m in
secundo
Et sede tripla Sterne cubare tria,
5 Ordine quo subtus distinctira linea rursus
Altera disponat tres habitare triplos.
Inter bis trigonos dextra considere ternos,
Laeua inter duo tres stare iubeto tria.
Ter tripla summo imo dextra laeuaque recense,
10 Angulus in quadro finis eritque caput.
Ter singillatim quadruplex dat linea ternos,
Bis fingit duplex fronsque latusque
nouem.
Liter bis triplices trigonatus pullulat lu < ui
unus,
Ter geminus geminos. Hinc uidet inde triplos
15 Dorso quaeque suo simplum fert linea ternum,
Summo ipsius utro dupla sedentque tria.
VERSVS DE SEC^^NDO LVDO
Tres inter primos unum mediosque
repone,
Extremis unum sie mediisque loca.
Alter et ordo triura, sparsim qui subiaeet infra,
20 Simplum bis capiat, ceu tulit ordo prior.
Vnus qui quater appositus subterque
superque
Climata per statuat quattuor esse
neuem.
Ad se ex bis binis rapiat quisque angulus unum
Et mediis numeri pondere maior erit.
25 Binos euique aufer, duplo ferat angulus unum,
Cuique duos medio post quater adde ii 'in
triplo.
In medio quadra congestat mox
regula quinos,
III
III
III
!|
UI
III
m
ni
I
III
I
m
'1
II
I
UI
I
UI
UI
III
III
III
1 1
UI
UI
UI
lU
um
HUI
Hin
PR.\EF.] PF Die erste Figur steht unverändert dreimal hin-
ter einander. 1 dextrisiZds.; Aexiis. Hagen. 8 Leuno Hds.; Laeua
Hagen. 1.3 puUat in fuUat verändert Hds. ; pullulat Hagen. 18 Ex-
treinus Hds.; Extremis Peiper.
V
III
UI
UI
UI
m
Initio primos fine duosque parit.
Stringe latus quadrum, ternas ibi coUige sedes:
30 Fronte quadro nouies inueniesque n v
quater.
Semita producat confeslim prima
nouenos
Totque secunda geret, tercia quarta neuem.
Quinque cubant laterum tergo sedile quaterno,
Calce et principio tot residentque duo.
35 Bis quinos inter duplex consurgit ab i" _ i'i
uno,
Inter bis duplos aspice quinque semel. jjj
Hoc ita conexum ludi dispere columbar,
Quarte ut primum ter tramite iunge triplos.
Extemplo remouenda foras duo bina supersunt,
40 At uia parturiet quadruplicata nouem.
VERSVS DE NVMERO PRIMI LVDI.
Tres primo occurrunt duo deni pergere ludo,
Sectim bis terni quattuor esse probant.
Primus bis seno uultu par ludit adesse.
Bis duo denum se conuocat unus ibi.
VERSVS DE NVMERO SECVNDI LVDL
45 Septenos quater iutrorsum locus implicat alter:
Hinc pede septeno forma quadrata labat.
Est quater et decies inibi par nomine primus,
Vnus bis decies bis patealque quater.
Structi bis gemina ludis ex parte quadrata
50 Vndique perfectos inseruere nouem.
Septem nimirum latere ex utroque quaterni
Sic peperere pares ludificando nouem.
Versifico passu ludura memorare docentis
Acbranni mente uoceque uale.
II. VoJksthüralichor, jedenfalls noch heute beliebt, ist das
Errathen einer von einem Anderen gedachten Zahl oder eines
Wochentages. Ich gebe drei Anweisungen im Folgenden, die
den Tegernseer Codex der consolatio dos Boetius (Monac. lat.
nr. 18765, Teg. 765), von derselben Hand wie die letztere
geschrieben, eröffnen.
Assumatur numerus quislibet ac tripücetur, triplicatus
dinidatur in duos partes, et si ambe aequales extiterint, qua-
lem uolueris, absque ulla differentia iterum triplicabis. Quod
si inaequales fuerint, quae maior est triplicetur, quotiesque
in ea .Villi, inueniri possint, consideretur. Quia quoties
.Villi, habuerit, totics duo sumendi sunt. Si autem usquc ad
33 quarto] Hagen icill quadro | triplo Hds., triplos Hagen.
42 esse] sese vermuthet Hagen. 43 für conuocat will Hagen con-
probat. 45 intorsum Hds. ; in dorsum Hagen ; introrsum Peiper.
51 Septem mirum Hds- ; scpteni mirum Hagen ; septein Bimirum
Peiper. 54 menteque uoceque Hds.; das erste que tilgt Hagen,
vielleicht ist besser das zweite zu tilgen.
253
Anzeiger für Kunde der deutscheu Vorzeit.
234
.Villi, non peruenerit, scnario nuinoro summa conduilitur, do
quo unus sumenclus est . ut uerbi gratia, si uiium fuerit mente
conceptum et triplicatum, tres efficiuntur. Qui diuisi in duos
et unum resohiuntur, duo uero, quae buius diuisionis maiorera
obtiiieut portionem, iteruni triplicati .VI. taiitum efticiunt nee
: remanet aliquid . unum ergo fuit, quod primis mente conce-
ptum est. Item si duo fiieriat animo conccpti, cum triplican-
. tur, .VI. tiunt. VI diuisi in tres et tres resoluuntur, tres uero
triplicati. Villi tantum efficiunt nee superest aliquid. Duo
igitur fuerunt, qui prius mente conprchensi sunt. Ideo scien-
dum est, quod in hac supputatioue unitas, quae est inparitatis
exordium, senarium procreat et biuarius, qui est paritatis prin-
cipium, nouenarium generat. Ac propter boc quoties neuem
couceptor numeri se babere responderit, toties duo a diuinante
colligcudi sunt, et si supra Villi aliquid superesse responde-
rit, VI esse non dubiura est, de quibus unitas, quae ipsos ge-
nerare solet, sumenda est. [II] Adsumatur numerus quis
libet ac triplicetur, triplicatus diuidatur in duas partes
et tunc ille, qui numerum mente concepit, interrogetur si ipsius
numeri sit aequa diuisio. quod si pares ambas esse partes re-
sponderit, niliil suraatur. Si autem inpares esse dixerit, unum
sumat iu hac prima diuisione ad memoriam diuinantis. atque
iterum una pars diuisionis, quando ambae aequales fuerint abs-
que differcntia, triplicetur. Si uero inpares fuerint, maior
pars triplicanda est atque diuidenda sicut supcrius in duas
partes. Iterumque interrogandum , si aequalis aut inaequalis
Sit facta diuisio. Et si aequalis quidem facta est, nibil su-
mendum est. Si autem inaequalis, duo sumendi sunt in secunda
diuisione et in medietate diuisionis, si aequalis fuit absque ulla
partium differentia, quot nouenarii contineanlur interrogandum.
Quod si inaequalis fuit in maiori parte quaerendum est, quia
quot nouenarii iu ea inueniuntur, tot quaternos diuinator su-
mere debet. Ut uerbi gratia si VI fuerint mente concepti,
cum triplicati fuerint, X et VIU faciunt. XVIII diuisi in Villi
et Villi partiuntur. et quia aequalis est diuisio nihil ibi su-
mendum est. Villi. Iterum quae est medietas huius diuisio-
nis . triplicati faciunt XXVII . XXVII . et suprascr. pr. m.
diuisi in XIII (Im) et XIIII resoluuntur. et quia ista est se-
cunda diuisio et inaequa, duo sumendi sunt tum in maiori
parte ipsius diuisionis, hoc est in XIIII, Quaerendum est, quo-
ties Villi possint inueniri, in XIIII semel Villi sunt, de bis
Villi. IUI a diuinante colligendi sunt, qui duobus , qui in se-
cunda diuisione coUecti sunt, adiuncti VI faciunt: senarius
ergo numerus primis mente conprehensus est et hoc in hac
ratione notandum est. Quod si ambae diuisiones paritati re-
sponderiut, nihil ex eis sumendum est. Si uero prima inpar
fuerit, unus sumendus est, si secunda, duo sumendi sunt. Noue-
narius uero quaternarii significationem continet, quod ideo in
hac supputatione aliter quam superiori accidere uidetur. Quia
haec bis triplicatur et bis diuiditur, illa uero bis triplicatur et
semel diuiditur. Quapropter in hac nouenarius quateruarium,
in illa uero binarium significat. [III] quo modo diuinan-
dum sit, qua feria septimanae quislibet homo rem
quamlibet fecisset quemcumque jiumerum cuius libet feriae
nomen continentem animo conccperit, prirao debet duplicare.
Deinde illi numero duplicato V. adiungere ipsamque summam,
quae de bis collecta est, quinquies multiplicare. deinde totum de-
cies ducere. Posthaec ex tote cctos Ita tollere et hoc, quod re-
manet, pro feriae numero teuere, ut uerbi gratia si de prima fe-
ria ratio babeatur, unum duplicetur: fiuut .IL, bis V adiungan-
tur : fiunt VII., qui VII quinquies multiplicati fiunt XXXV. Qui
XXXV. decies ducti fiunt cccl. de quibus si ccl. toUantur, re-
manent c, qui pro monade, id est uno, qui primara feriam signi-
ficat, sumendi sunt. Hoc quoque iu ista supputatione seruandnm
est, ut semper ccl de totius summae collectione auferantur, et
quot centenarii remanserint, diligenter consideretur. quia sicat
praedictum est, semel centeni primam feriam significant.
bis centeni secundam,
ter centeni tertiam,
quater centeni quartam,
quinquies centeni quintam,
sexies centeni sextam,'
septies centeni septimam.
Ein artiges Buchstabenräthsel möge hier noch Platz fin-
den, da Mone, der in seinen Forschungen es mitgetheilt, eine
ganz verkehrte Lösung gibt. Es steht im Brüsseler Waltha-
rius-Codex, Fol. 91 u. von einer Hand des 12. Jahrhdts.
Prima triangula sit.
tripedem praepone rotunde.
et conuerte: scies quis sit
mihi morbus et vnde.
Darüber steht von einer Hand, wie es scheint:
Poue . primam . tripodam . Prepone rotunde:
Et conuerte . scies . quis . sit . mihi . morbus . et . unde :
Me miserum . quod . amo . sum . tanquam . pissis . in amo :
Deprensus . nee amor . me . tamen . urit . amor.
Die Lösung ist nicht AMO, wie Mone meint; denn amo
umgedreht gibt ein sinnloses oma und beantwortet nicht die
Fragen: „quis morbus et vnde". Der Witz liegt darin, dafs
das unscheinbare et nicht Verbindung zwischen praepone und
conuerte, sondern Object zu letzterem ist; es ergibt sich also:
AMO TE.
Breslau. Kudolf Peiper.
C h r i s lu 0 n .
Ueber dieses Zeichen, welches dem Text der Urkunden
vorangestellt zu werden pflegt, handelt Sickel: Die Urkunden
der Karolinger I, 211 u. 295. Aber weder hier noch an an-
dern Orten finde ich eine genügende Erklärung des Namens,
welcher doch durch die alten Urkundenlehren festgestellt ist.
Alberich von Monte Cassino sagt (Quellen zur bayer. u. deut-
schen Gesch. IX, 37): „Crismon autem huiusmodi conficit spe-
ciem, ut in hoc monogrammate Christi nomen appareat." We-
255
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
256
gen des Anklanges au diesen Namen hat man auch darin den
Ursprung der Benennung gesucht, welche sich doch so nicht
erklären läfst. Die Form ist sehr verschieden ; zuweilen, aher
nur selten, die Ligatur von X und P, das bekannte Mono-
gramm für Christus. Dieses Zeichen nun findet sich auch, aber
mit ganz anderer Bedeutung und Ableitung, bei Isidor I, 20.
22, in der Beschreibung der kritischen Zeichen, welche aus
älteren Quellen entnommen ist. Die Erklärung lautet: „Chre-
simon. Haec sola ex voluntate uniuscuiusque ad aliquid notan-
dum ponitur." Andere Handschriften geben nach der damali-
gen Aussprache Crissimon. Dieses Zeichen nun findet sich in
sehr alten Handschriften häufig am Rande, wo man in späterer
Zeit das Monogramm für Nota setzte ; z. B. in dem Cod.
Colon. 212, olim Darmstad. 2326, einer Canonensammlung
saec. Vir. Dieser Handschrift aber sind noch zwei Blätter
einer älteren Sammlung angebunden, vor welchen ein Inhalts-
Terzeichnifs steht, welches bei Maassen, Geschichte der Quellen
des kanonischen Rechts, S. 967 abgedruckt ist. Maassen hat
aber nicht bemerkt, dafs am Anfang des Registers, und vor
einem von ihm übersehenen Nachtrag, genau dasselbe Zeichen
steht, welches hier kaum eine andere Bedeutung haben kann,
als dem Gebot Coloss. 3, 17 zu genügen: „Omne quodcunque
facitis in verbo aut in opere, omnia in nomine domini Jesu."
Hier sehen wir also den Uebergang vor Augen. Das Zeichen
verlor seine ursprüngliche Bedeutung und Anwendung die man
bald gar nicht mehr kannte, und deren man nicht bedurfte,
weil man dafür das Zeichen von Nota hatte. Dagegen erhielt
sich der unverstandene Name mit geringer Veränderung und
wurde auch auf andere Zeichen gleicher Bedeutung übertragen,
ohne alle Rücksicht darauf, ob X und P darin enthalten waren,
oder nicht.
Heidelberg. W. Wattenbach.
Yerse gegen die Weiber.
Da die Geistlichkeit gewöhnlich bei dem weiblichen Ge-
schlechte am leichtesten Anhänglichkeit und Folgsamkeit findet,
da in den Legenden viele Frauen und Jungfrauen verherrlicht,
viele als heilig verehrt werden, da in dem Marienkult die Ver-
ehrung der reinen Weiblichkeit auf die höchste Spitze getrie-
ben erscheint, so ist es auf den ersten Blick sehr auffallend,
in der geistlichen Poesie des Mittelalters überall die ärgsten
Schmähungen gegen die Weiber zu finden. Erklärlich wird es
jedoch durch die Verhältnisse des wirklichen Lebens: von
keiner anderen Seite sah die zum Cölibat verpflichtete Geist-
lichkeit sich so fortwährend, so unausgesetzt und so gefährlich
in ihrer Tugend bedroht, und war sie einmal der Versuchung
erlegen, so traten begreiflicher Weise bei denen, welche ur-
sprünglich das Opfer der Verführung gewesen waren, bald und
in immer zunehmender Weise unwillkommene Eigenschaften
hervor. Wer nun dergleichen Erfahrungen gemacht hatte,
fühlte sich berufen, andere zu warnen. Zuweilen wird ein
Vorbehalt in Betreff tugendhafter Frauen gemacht; im allge-
meinen gilt als selbstverständlich, dafs von diesen nicht die
Rede ist.
Da auch diese Poesie für die Kulturgeschichte des Mittel-
alters nicht ohne Bedeutung ist, geben wir ein solches Pro-
duct aus dem Cod. lat. Mon. 19488 aus Tegernsee, saec. XII;
es findet sich auch in der Sterzinger Handschrift, aus welcher
Zingerle in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie LIV,
312 den Anfang mitgetheilt hat. In unserer Handschrift heifst
es auf S. 136:
Femina formosa, scelus et pestis viciosa,
Oscula fert ore, transfigit corda dolore.
Femina fraudatrix, mors et virosa cicatrix,
Ambulat in portis, propinat pocula mortis.
5 Femina lasciva semper dat verba nociva,
Verba dat impura, labefactat corpora plura.
Femina fraudatrix, fraus mortis, noctis amatrix,
Gestu letatur, dum mente malum meditatur.
Femina nugatrix et amatoris iugulatrix,
10 Verbula dat blanda, seducit corde nefanda.
Femina subtilis, incasti (incesti ?) morte virUis,
Vincit robustum, fallit pietate coruscum.
Femlna virosa, petulans et luxuriosa,
Decipit attactu, verbo pervertit et actu.
15 Femina bellatrix, castorum ludificatrix,
Incitat ardorem, simulat dum cordis amorem.
Femina fraus legis et contumelia regis,
Mendax sermone verbosior atque Piatone.
Femina potatrix et garrula concionatrix,
20 Numquam desistit, iusto pro posse resistit:
Dat labiis pacem, mortem fert mente rapacem.
Femina mens vana, pallens ceu turgida rana,
Viscera vulpina gestat, simul ora lupina.
Femina res vilis, turbatrix, promptaque bilis,
25 Exercet litem, transfigit euspide mitem.
Femina palpatrix, fraus mortis, nox adulatrix,
Pungit ceu spina, fit magnaque sepe ruina.
Femina frons dura, vivens anime sine cura,
Sic est secura, veluti sit non moritura.
30 Femina versuta, mentis subcelat acuta:
Omnibus ignota vult ut sua sint mala vota.
Femina mens dira, mortem propinat in ira:
Propinat mortem, deicit sepissime fortem.
Forma puellarum deceptrix est animarum :
35 Ut fervens febris, sie aspectus mulieris.
Femineum crimen, oris prorumpere limen,
Lingua desistat, hoc puncto pennaque sistat.
Nicht minder derbe Sprüche folgen etwas später, doch
gegen das Ende mit einem Gegengewicht durch den Hinweis
auf die Jungfrau Maria:
Femina vile forum, res publica, fallere nata,
Sternit nocte thorum donis quasi vix superata.
257
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
258
Femineos mores sapiens fugiat et amores.
Femina temptavit superare vires: superavit.
5 Femineos astus sensit primo protoplastus.
Femina ') marti: sie ars se protulit arti.
Femina Samsonem vicit, vicit Salomonem.
Femina prostravit nos, femina (sancta) levavit.
Femina peccavit, quod femina sancta piavit.
10 Femina carnalis, sie femina spiritualis.
Est pia femina res bona, res sacra, res preciosa :
Impia femina res mala, res fera, (res) vitiosa.
Ob diese Sprüche ursprünglich so zusammgehören, bleibe
dahingestellt; sie sind nur sehr lose an einander gereiht.
Sehr grimmig ist der Verfasser der folgenden Verse, welche
sich auch in der Londoner Handschrift Harl. 3222 befinden,
wie ich im Anz. XIV, 4 mitgetheilt, wovon ich aber keine Ab-
schrift habe.
Femina sordida, femina fetida, digna catenis;
Gens male conscia, mobilis, impia, plena venenis.
Horrida noctua, publica ianua, semita (trita),
Igne rapacior, aspide sevior, est tota (tibi?) vita.
5 Vipera pessima, fossa novissima, mota lacuna :
Omnia suscipis, omnia decipis, omnibus una.
0 miserabilis, insaciabilis, insaciata:
Nil tibi credere, nil tibi mittere, disposui me.
Credere qui tibi vult, mala sunt sibi multa parata:
10 Nil tibi iam volo, nil tua (iam) colo, reddo tibi te.
Kein Freund der Weiber, doch ein Verehrer der Jungfrau
Maria, war der Cleriker Adam, dessen Ergufs S. 137 zu lesen
ist, nachdem schon auf der vorhergehenden Seite die Verse
3 — 16 geschrieben waren. Die vielen Abweichungen sind cha-
rakteristisch für die schwankende mündliche Ueberlieferung die-
ser Scherze. Eine andere Abschrift findet sich nach Bethmann
in Pertz' Archiv XII, 341 in dem 1429 geschriebenen Cod.
pal. 719 des Joh. Volprecht von Wimpfen. Der Schlufs lautet
„misereris" und mufs also etwas abweichend sein, doch ver-
muthlich auch an die Jungfrau Maria gerichtet. Ein Theil
dieser Verse, mit andern t,emischt, steht mit deutscher Ueber-
setzung im Cod. germ. Mon. 379, der 1454 in Augsburg ge-
schrieben ist.
Arbore sub quadam dictavit clericus Adam,
Quomodo primus Adam peccavit in arbore quadam.
Omnia vicit Adam: victus fuit arbore quadam^).
Femina serpenti mox credidit alta loquenti.
5 Femina serpentis est fiscus (1. viscus) nos capientis^).
Femina te, David, et te, Salemon, superavit.
Femina victorem fecit victum per amorem*).
') i ars, was ich nicht verstehe.
') Die vorhergehende Abschrift beginnt mit dem Vers : Femina
vicit Adam, victus fuit arbore quadam.
^) Statt dessen steht vorher: Femina deceptos sapientes reddit
ineptos.
*) Vorher : Femina victorem vicit motum per amorem.
10
15
20
Femina
Femina
Femina
Femina,
Femina
Femina
Femina
Femilla
Femina
Femina
Femina
Femina
Femina
Femina
Femina,
Femina
Femina,
25 Femina,
Femina,
Femina,
Femina,
Femina,
30 Femina,
Femina,
Femina,
Femina
Femina,
35 Femina,
Femina,
Femina,
Femina
Femina,
40 Femina,
Femina,
Femina
Femina
dciocit te, Samson, et hoc tua fecit.
Loth vicit, Gencsys que quomodo dicit*).
dampnari Naboth facit et lapidari.
tu Cliristi baptistae colla petisti.
cuncta regit, iuvenum sibi colla subegit'').
corda senum necat inspirando venenum.
prelatis adimit nomen probitatis.
ditatur, cum prcspiteris dominatur.
multorum claustrum subigit monachorum.
tunc gaudet, cum peifidt omne quod audet.
ditavit ac infernum (1. d. infernum, nee) saciavit.
bella gerit, vix pacis federa querit.
se nescit, quia femina nuUa senescit.
vel raro vel numquam credit avaro.
multa licet promittas, „nil amo" dicet.
pro dote nummorum dicit : ,,amo te".
donare cessa, cessabit amare.
dum plorat, lacrimarum fraude laborat.
mors iuvenum, portat sub melle venenum.
multorum flammas extinguis amorum.
te quare multi nequeunt sociare (1. saciare) ?
tu iuras, sed non periuria curas.
nee curas, quod mortis iura figuras.
te pulcra superant sub pelle sepulcra.
tu leporem facis aptum propter amorem.
vir mutus loquentia Signa secutus (sie).
mutescit per te lupus, agna tumescit.
te flaute mox cera fit ex adamante.
vir certe fit amaudo femina per te.
pro questu quasi portus publicus es tu.
venalis, portus tuus exicialis.
nullus ita gladius nocet ut tua vita.
Trola satis dat signa tuae pravitatis (1. probitatis).
pro tristi cera mediata fuisti (sie).
sola vale, quae nomen habes speciale,
Stella maris: sie virgo Maria vocaris.
Im Nachtrage zu den in Nr. 8 mitgetheilten „Sprichwör-
tern" sei hier zu der vorletzten Zeile auf Sp. 218 bemerkt,
was mir noch während des Druckes jener Nummer entgegen-
trat : dafs der Vers leicht durch Umsetzung des sibi herzustel-
len ist, nämlich : Inprudens vulpis est non prendens sibi mures,
sowie ferner zu Sp. 219, dafs das auf Fol. 114 des Cod. lat.
Monac. 17142 angefangene „Vinea culta fuit, cultores premia
querunt" vollständig im Codex Udalrici sich findet, in Jaffe's
Bibliotheca V, 460.
Heidelberg. W. Wattenbach.
') Besser vorher : Femina Loht vicit, Genesis illud quoque dicit.
') Vorher : Femina corda regit iuvenum , quos ipsa subegit.
259
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
260
Spliragistische Aphorisiiieu.
LXIX.
Dieses Siegel der Stadt Wolfhagen aus dem 13. Jahrh.
theilen wir hier unter a. als Beispiel mit der bereits im Ein-
gang unserer spbragistischen Aphorismen *) erwähnten Städte-
siegel, auf weichen ein Ritter zu Pferd erscheint, wie auf den
D)'nastensiegeln III. B. 3. unseres sphraglstischen Systems,
während die fraglichen Städtesiegel unter die Bildsiegel IL B.
gehören. Das Siegel der Stadt Wolfhagen zeichnet sich aber
vor den angeführten übrigen ähnlichen Städtesiegeln dadurch
aus, dafs, während auf den letzteren das Wappen des betreffen-
b.
den Landesherrn erscheint, hier ein Theil des redenden Wappen-
■bildes der Stadt auf dem Rücksiegel (Fig. b) im Schild und
*) Vgl. Anzeiger 1866, Nr. 7, Sp. 239. Von den dort ange-
führten Städtesiegeln ist das von Giefsen auf Taf. II, Fig. 5, a un-
serer „Siegel der Pfalzgrafen von Tübingen", im Correspendenz-
blatt 1863, Beilage zu Nr. 5, abgebildet ; ebenso die beiden von
Schwerin auf Taf. XIX, Fig. 48 u. 49 der „Meklenburgisohen Städte-
siegel" von C. J. Milde (Lübeck, 1857). Beizufügen sind noch die
Siegel von Grüneberg v. 1346 und von Vöklabruck v. 14.51 ; letz-
teres mit den beiden Herzogen Albert und Rudolf von Oesterreich
auf den Pferdedecken abgebildet ist. Die Ansicht L3'nker's*),
dal's das Bild einen Löwen — das Wappen der Landesherrn,
der Landgrafen von Thüringen — darstellen soll, ist ofi'enbar
unrichtig, wie der erste Blick auf unsere ganz genaue Zeich-
nung erkennen läfst. Die natürlichste Erklärung dieses Siegel-
bildes ist wol die, dafs der Künstler den Ritter andern ähn-
lichen Städtesiegeln entnommen und dagegen, aus poetischer
Lizenz und allerdings gegen die Gewohnheit, statt des Wap-
pens des Landesherrn den Wolf aus dem redenden Stadtwap-
pen aufgenommen hat, wodurch dieses Siegel bis jetzt als Uni-
cum, oder doch jedenfalls als Curiosum erscheint.
LXX.
Auf diesem spitzovalen Siegel (II. B.) der Anna Schlüssel-
felder aus dem 15. Jahrh. mit dem Bilde Maria Verkündigung
und der Legende : „Sigillum prepositure : . . . anne. : schlussel-
felderin : . . .", findet sich in der oberen Spitze eine plastische
Darstellung natürlicher Wolken, wie sie im Mittelalter bis-
weilen, auf Siegeln aber höchst selten vorkommt. Allerdings
a. wurde das ursprüngliche heraldische
Pelzmuster**) in späterer Zeit auch zur
Darstellung natürlicher Wolken in der
Heraldik und Plastik verwendet, z. B.
im Wappen der Donnersberg: im schwar-
zen Felde über drei goldenen Bergen
drei goldene Blitze aus weifs und blauen
Wolken, wie hier in Figur a. abgebildet ;
(vgl. Sibmacher II, 44).
Auf einem sächsischen Geschützrohr v. J. 1523 im ger-
zu Pferde und der ungewöhnlichen Legende : „Sigillum quod . fe-
cit . de . Feclepruckhe . Albert . pater, Rudolfus filius" (die letzteren
vier Worte im Siegelfelde) ist abgebildet Taf. X bei E. Melly:
Beiträge zur Siegelkunde des Mittelalters. Wien, 1846.
*) Vergl. dessen Geschichte der Stadt Wolfliagen, Kassel, 1855;
(6. Supplement der Zeitschrift des Vereins für bess. Gescliiohte etc.)
**) Vgl. Nr. LXII der sphragist. Aphorismen im Anzeiger 1872,
Nr. 10, Sp. 317—320, und unsere Monographie: „Das heraldische
Pelzwerk", als Manuscript gedruckt 1867.
261
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
262
b.
manischen Museum findet sich die Darstdlungswcisc von Blitz
und Donner, wie in dem Donnersbergischen Wai)pen, und auch
hier ist die Bedeutung des altcu heraldischen Pelzmusters für
Wolken selbstverständlich. Auf alten Tcppichen kommt dieses
Motiv ziemlich hautig war, tlieils unverkennbar für Wolken bei
bildlichen Darstellungen, theils aber auch, namentlich als Bor-
düre, von zweifelhafter Bedeutung, aber doch ^vahrscbeinlicher
für Pelz.
Bei ganz oder theilweise redenden
Wappen ist dieses Motiv leicht erklär-
lich, wie z. B. bei Wolkenstein: von
r. und w. Wolken, oder im Wolken-
schnitt, Schrägrechts getheilt (vgl. Sib-
macher I, 26.); bei andern aber, wie
z. B. bei Krätzel, Fig. b., ist es immer-
hin zweifelhaft, ob diese Theilung als
Pelz oder als Wolkenschnitt zu blaso-
nieren sei*); in dubio ist aber wol das Erstere die Kegel,
namentlich bei allen Wappen aus dem früheren Mittelalter.
Dafs der Schildrand des Fürstenbergischen Wappens ur-
sprünglich von weifs und blauem Kürsch **), später gewöhnlich
als sog. heraldische Doppelwolken gezeichnet***) und blasoniert
worden ist, thut nichts zur Sache und ist nur Folge fehlerhaf-
ter Auffassung des ursprünglichen mittelalterlichen Motives.
In der Publication der alten Züricher Wappenrolle sehen
wir das heraldische Pelzweric
a) nur zweimal in natürlicher Form: Nr. 127 Bregenz,
Hermelin und Kürsch; Nr. 248 NN. drei Kürsch -Fell-
chen ; dagegen häufig
b) inderconventionellenheraldischenForm: Nr. 28
Froburg, Nr. 29 Oettingen, Nr. 37 Fürstenberg, Nr. 60
Sulzberg (?), Nr. 91 Gutenberg, Nr. 109 Belsholz (?),
Nr. 113 Wile p), Nr. 143 Röteln, Nr. 147 Blumenberg,
Nr. 508 Schauenstein, sowie bei Nr. 470, 532 und 556.
Wenn Sibmacher I, 45 das erste und vierte Feld im Wap-
pen der „Senus von Freudenberg aus Kärndten" als blauen
Balken mit 3 schwarzen Schilden blasdniert, so ist nach seiner
Zeichnung zu vermuthen, dafs dieses Wappen ursprünglich f)
*) Vgl. Nr. II der sphragist. Aphorismen im Anzeiger 1866'
Nf. 8, Sp. 269. Die älteste Form spricht also auch bei diesem
Wappen gegen die Annahme von „Wolken" oder „Wolkenschnitt."
**) Vgl. unsere heraldische Monographie „Zur Geschichte des
fürstenberg. Wappens", als Manuscript gedruckt 1860.
***) Als natürliche Wolken, mit mehr oder weniger unbestimm-
ten Conturen, finden wir den fürstenberg'schen Schildrand ab-
gebildet in Ulrich's von Richenthal Chronik des Constanzer Con-
ciliums (gedruckt 1483), in Sigm. Feyerabend's Turnierbuch (von
1579) und in Mart. Schrot's Wappenbuch des h. Römischen Reichs
(gedruckt bei Ad. Berk, 1581).
t) Sollten Siegel mit diesem Wappen aus dem 13. oder 14.
Jahrb. vorhanden sein, so würden dieselben sicher hierüber Auf-
schlufs geben.
ein Schild von weifs und schwarzem Kürsch mit einem blauen
Querstreifen war. p, . j^
t
Orakelfragen und Wassersegen.
Die vor Kurzem für die Bibliothek des germanischen Mu-
seums käuflich erworbene, von Hrn. Professor Gengier in Nr. 6
des Anzeigers, Sp. 153 ff. ausführlich beschriebene Papierhand-
schrift (Nr. 28909, 2») aus der zweiten Hälfte des 16. Jalirh.
enthält auf Bl. 201, von der gleichen Hand wie der ganze üb-
rige Band geschrieben, folgende Anweisung zu Orakelfragen und
einen Wassersegen.
„Nota von Eelewten welichs ee sterb oder gestorben sey
patet per alphabetum infra. Si par, so stirbt der Man, Si
jmpar, die Fraw, vltimo zeuch alle 9 ab vucz») das es nicht
mer 9 tragen mag.
2. 13. 15. 16. 6. 4. 1. 21. 12. 22. 11. 19. 9.
"• ^- c. b. e. f. g. l). i. l I. m. n.
15. 20. 7. 5. 10. 14. 8. 17. 23. 3.
0. p. q. r. f. t. V. j. t). ä.
Nota wer das Man oder weib vmb ain Erb kriegten, wil-
du wissen wem das Erb beleibt So nym aber jr baider Tauf-
nam vnd Raitt') yetwedern besunder nach dem Abc vud we-
lich zal dann orf^) ist, dem geschieht pruch*). Sagend dann
die nöra^) geleich So nym jr baider zunömS) vnd tu aber das-
selb, Sagent dann jr baider zunem geleich So nym jr baider
vaterTaufnam vnd raitt ») es aber nach dem Abc. Auf welich
dann ort leif) dem geschieht pruch^). Wer aber das zwen
miteinander vmb wett Rennen weiten, wildu wissen wer vor
Rennen werd So nym jr baider taufnem vud raitt yetwedern
besunder, als du die zal vindest in dem obgenanten Abc auf
welhem dann ort leit dem geschieht pruch.
Das ist nu der wasser Segen Als siecht vnd als gerecht
als man jn ymer gehaben mag vnd damit man all wunden
oder ander geprechen viechen oder lewteu an all Erczt vnd
an alles wee vnuerpunden wol gehaillen mag. Nym ain New-
geschephts lautters wasser in ain Rains vas") vnd sprich also.
Das wasser müs alswol gesegent sein als der heilig Jordan da
Got selbe jnne getaufft ward, in dem nam des vaters, des
Suns, des heiligen geists Amen, pater noster Aue maria | Also
gesegeu das wasser dreystund') nacheinander so ist es heilig
vnd wol berait. Darnach gesegen die wunden oder den ge-
prechen mit den drin hernachgeschriben segen vnd sprich also.
Ich gesegen dich hewt die vnuermailigte^) wunden mit den
heiligen vnd gerechten karactern, das du dein sweren vnd dein
') raüen, rechnen, berechnen; Sohmeller IP, Sp. 170 f. ^) ort,
ungleich, ungrad (der Zahl nach); das. P, Sp. 150. ') nem, d. i.
Namen, Namen; sunäm, Zunamen; das. P, Sp. 1738. *) leit, liegt.
*) pruch, Abbruch, Nachtheil, Verlust; mir geschieht bruch, ich bin
der verlierende Theil. Schmeller P, Sp. 342. «) vas, Gefäfs ; das.
Sp. 766. ') dreijstund, dreimal; Schmeller III, 647. °) vnuer-
mailigt, unbefleckt, unbeschädigt, unverletzt. Schmeller, IP, Sp.
1585.
263
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
264
swellen lassest, vnd dein nessen vnd dein fliessen lassest, vnd
dorren vnd dein vntugent lassest. Es seien fliegen würm oder
spynnen oder welherlay vnflat das sey das der wunden
schad sey, das müfs von disen werten tod sein die jch
hie gesegent lian, das ist war, in nomine patris et filij et
Spiritus saucti Amen. Du gebenedicter Jesu xpe (christe)
in dem nam gots des waren Jhü xpi dein heilig wunden
die enswuren noch enfaulten noch enflussen noch ensmekch-
ten noch citroten (lies: eitroten), dageslüg nie kain vn-
gelükch zu also mus heut der wunden geschehen die jch
hie gesegent han mit dem waren got vnd in sein nam
das ist war Amen, in nomine patris et filij et Spiritus
sancti. Du gebenedicter Jhü crist die (din) heilig wunden
die hallten stet vnd vest vcnzt") an den grünt, da geslüg
nie kain vnglukch zu Also müss heut vnd ymer der wun-
den geschehen die ich hie gesegent hab mit dem waren
got das ist war Amen ju nomine patris et lilij et Spiritus
sancti Also gesegen die wunden all tag zwir") oder des
morgens vnd des abents alsofft du sprichst nach den vor-
geschriben drein segen In nomine patris et filij et Spiri-
tus sancti So wirff des gesegenten wassers dreystund')
in die wunden Ain lay mag wol in gots namen drey tag
die wunden gesegenn vnd nicht mer."
Dr. Frommann.
') sülen, brennen ; vgl. Sohm. IP, Sp. 340 ; oder sollte
besser süren, schwären, zu lesen sein ; s. Schm. IP, Sp. 322
11. vgl. unten: eitroten. '") smekchen, schmecken, riechen;
das.' III, 464. ") vncit, unz, bis ; Schm. P, Sp. 118. ") wir,
zweimal ; Schm. IV, 307 f.
dein faullen, dein siiten^) vnd smekchen'") lassest, vnd dein
Ein Seidenstoff des 15. Jahrhunderts im germa-
nischen Museum.
Dem grofsen Formenkreise, welcher sich in den
Geweben ausspricht, die auf Grundlage der Muster ara-
bischer Industrie im Abendlande ausgeführt wurden, ge-
hört auch das Gewebe an, dessen Muster nebenstehend
in '/3 wirklicher Gröfse abgebildet ist. Die Spruchbänder
beweisen durch ihre Gestalt, dafs das Gewebe den spä-
teren Zeiten entstammt. Die scheinbar arabischen Schrift-
zeichen haben keinen Sinn. Die Thiere, besonders die
zwei verschiedenen Drachen, sind ebenso energisch in der
Zeichnung als phantastisch. Die Grundfarbe des Ge-
webes scheint ehemals ein kräftiges Roth gewesen zu
sein, das jedoch jetzt so verschossen ist, dafs das schmu-
tzig gewordene und nachgedunkelte Gold der Zeichnung
sich dunkel vom Grund abhebt, während ehemals der
Grund dunkel war und die Zeichnung, d. h. die Thiere,
liell vortreten liefs. Das Gewebe soll aus Lüneburg stam-
men, wo der Künstler, aus dessen Besitz es ins germani-
sche Museum gekommen, es vor längeren Jahrzehnden
erworben zu haben angibt.
Nürnberg. A. Essenwein.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM AMEIGER FÜR KÜTOE DER DEUTSCHE!^ VORZEIT.
1873. JW 9. September.
(liroiiili des fiiermaiiisclieu Museums.
Nürnberg, den 15. September 1873.
Die bevorstehende Jahresconferenz veranlafst einen Abschlul's
in der Aufstellung und Einreihung der in den letzten Monaten
neu hinzugekommenen Gegenstände, soweit solche in die Abthei-
lungen treffen, die dem allgemeinen Besuche zugänglich sind.
Wenn schon nicht gerade Vieles in neuerer Zeit erworben werden
konnte, so ist doch auch für manches, wegen Mangels an Raum
früher Zurückgestellte nunmehr durch neue Einrichtung Platz ge-
funden worden. So hat die Abtheilung der Oefen und Ofen-
kacheln eine neue Aufstellung erhalten, zugleich mit einer ein-
fach künstlerischen Ausstattung der Eäume selbst, und sie ist nun-
mehr eine unserer schönsten Abtheilungen, die drei kleine Säle
füllt. Auch die Arnold'schen Bleireliefs gelangen nunmehr zur Auf-
stellung.
In einem neuen, reichgeschnitzten Schranke im gothischen Stil,
welchen Herr Fabrikant Ammersdörfer, der ihn bei der Londoner
Weltausstellung benützt hatte, dem Museum schenkte, ist die Samm-
lung der Drechslerarbeiten vereinigt zu passender Aufstellung ge-
langt. Ebenso sind bei der Gewehrsammlung die neuen Zugänge
eingereiht.
Herr Oberst Köhler in Sprottau hat die von ihm vor meh-
reren Jahren unter Eigenthumsvorbehalt im Museum aufgestellte
mittelalterliche, höchst merkwürdige Lothbüchse nunmehr als
Geschenk überlassen.
Auf Veranlassung der Generaldirektion der Wiener Weltaus-
stellung hatte das Museum je ein Exemplar seiner verschiedenen
Publicationen dahin gesendet und ist nun dafür von der Jury durch
eine Medaille ausgezeichnet worden.
Zu dem Verzeichnisse der Kunstfreunde und Künstler, welche
Kunstwerke zu Gunsten der Uebertragung des Augustinerklosters
gespendet haben, sind jüngst hinzugekommen: die Herreu Ehr-
hardt, Professor, in Dresden, Dr.E.Förster in München, Frey-
tag, Professor, in Gotha, E. Gleim, Landschaftsmaler, in Mün-
chen, Jäger, Professor, in Nürnberg, Thiersch, Professor, in
München.
Als ein freudiges Ereignifs darf das Museum auch den Besuch
Sr. kais. Hoheit des Kronprinzen des deutschen Kelches in seiner
Chronik nicht unerwähnt lassen.
Durch den Tod des Vicedirektors des k. geh. Haus- und Staats-
archivs in Stuttgart, Dr. Ed. Kausler, hat unser Gelehrtenaus-
schufs einen neuen Verlust erlitten.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Distriktsgemeinden : Bruck 15 fl. Greding 10 fl.
Würzburg 10 H. Zweibriicken 10 tl.
Von Privaten: Berlin. Dr. Piper, Professor, 5fl. 15 kr. ;
Dr. phil. Theod. Wagner 7 fl. Duisburg. Wagner, Gymnasiallehrer,
1 fl. 45 kr. (zahlt schon seit 1871). Hamburg. Sigmund Heinrich-
sen, Bankdirektor, 3 fl. 30 kr. Meersburg (Baden). Kreuz, grofsh.
Domänenverwalter, 1 fl. ; A. Müller, Seminaroberlehrer, 1 fl. Nürn-
berg. Frau C. Burkhardt, Institutsvorsteherin, 3 fl. ; Frau Bertha
Rosenfelder 2 fl. Sesslach. Dr. Voltz, Notar, 1 fl. Sonneberg. Dr.
jur. Ortloft', Rechtsanwalt, 1 fl. 10 kr. ; Saurhammer, Kaufmann, 1 fl.
10 kr.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten : Ansbach. Dr. Hänle, k. Advokat, 2 fl. Wis-
mar. Frege, Advokat, 8 fl. 45 kr.
Im Jahresberichte pro 1872 ist der Beitrag der Stadt Duis-
burg, der mit 1 fl. 45 kr. aufgeführt ist, auf 8 fl. 45 kr. zu berichti-
gen ; s. auch Beil. Nr. 2 des Anzeigers, Jhg. 1872.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
Ii Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen,
(Nr. 6949—6964.)
dessen. Dr. Buchner, Reallehrer: 2 Photographieen nach
Ausgrabungen bei GieCsen. 2 eiserne Siegelstöcke vom 18. Jhdt.
— Hannover. P'reifräulein von Uslar-Gleichen : Bronzeme-
daille auf die Feier der silbernen Hochzeit des Königs Georg von
Hannover. — Nürnberg. Oberst von Gemming: Gipsabgufs
einer Gemme mit hebräischer Inschrift. G euder, Antiquar : Schach-
tel mit Zinnhusaren aus der Zeit des siebenjährigen Krieges. Lü-
tzelberger, Stadtbibliothekar: Prager Groschen vom 14. Jhdt.
Dr. med. Zeh 1er: Bayerischer und Brandenburger halber Gul-
den von 1719 und 1733. Zöpfl, Fabrikant: Gothisches Thür-
schlofs. — Oberbürg bei Nürnberg. Freih. von Andrian: Eine
mit Papiermosaik verzierte Schachtel, 18. Jhdt. — St. Petersburg.
Lemm: Grol'se Bronzemedaille auf das 25jähr. Bestehen des Ale-
xander-Lyceums zu Petersburg. — Stuttgart. Dr. med. Holder,
Geh. Medicinalrath : Porträt des J. G. Scheicher, Oelgemälde von
L. Strauch. — Wiesbaden. E. Zais: Photographie und Farben-
druck nach einem Teppich mit Darstellung der Jungfrau von Or-
leans im Museum daselbst.
II. Für die Bibliothek,
(Nr. 30,276-30,314.)
Aarau. H. R. Sauerländer, Verlagsh.: Hebel, alemannische
Gedichte, herausg. u. erläutert v. Götzinger. 1873. 8. — Ansbach.
S.Hänle, k. Advokat: Ders., Erinnerungen an die HohenzoUern in
Ansbach. 1873. 4. — Berlin. H. Dannenberg, Stadtgerichtsrath :
Ders., die Aachener u. Kölner Münzen der Hohenstaufen-Kaiser u.
ihrer Gegner. 8. Sonderabz. Ders., Mittelaltermünzen von Hoorn.
Unedirte Thaler. 8. Sonderabz. — Bremen. Archiv der freien
Hansestadt: Ehmck u. v. Bippen, Bremisches Urkundenbuch.
Bnd. I, 7 u. H, 1. Lief. 1873. 4. — Brunn. Histor.-statist. Sec-
tion der mähr.-schles. Gesellschaft etc.: Dies., Schriften
etc. ; XXI. Bnd. : d'Elvert, Geschichte der Musik in Mähren u.
österr. Schlesien. 1873. 8. — Colmar. C. Alexi, Conrector des
kais. Gymnasiums: Ders., der Tod des Herzogs Bernhard v. Wei-
mar. 1873. 8. Sonderabdr. v. Cuny, k. Appellrath ; Pievue d'Al-
sace; II. annee, juil.-sept. 1873. 8. — Dresden. K. sächs. Mini-
sterium des Innern: Kalender u. statist. Jahrbuch auf d. J. 1874.
8. — Dürkheim a. d. H. Rektorat der k. b. latein. Schule:
Dass., Jahresbericht, 1872—73. 4. — Erlangen. Ferd. Enke, Ver-
lagsh.: Müller, die venerischen Krankheiten im Alterthum. 1873.
8. — Landshut. Histor. Verein f. Niederbayern: Ders., Ver-
handlungen etc.; Bnd. XVII, 1. 1873. 8. — Leipzig. F. A. Brock-
haus, Verlagshndl. : Wander, Sprichwörter-Lexikon ; 45. Lief. 1873.
8. Wilh. Violet, Verlagshndl.: Freund, dreiTafeln der griech.,
267
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
268
röm. u. deutschen Literaturgeschichte; Taf. III. 1873. — Lübeck.
Gesammtausschu fs des deutschen Sängerbundes: Ders.,
Protokoll über die 7. Sitzung. 1873.8. — Münchberg. Ludw.Zapf,
Stadtschreiber: Ders., der Sagenkreis des Fichtelgebirges. 1873. 8.
— Münnerstadt. K. Rektorat der Studienanstalt: Dass., Jah-
resbericht etc. 1872—73. 4. — Münster. K.Akademie: Enck, de
S. Adalhardo abbate Corbeiae antiquae et novae. 1873. 8. Theis-
sing'sche Buchhandl. : Teipel, Wiftekind, Bruno, Egbert. 1860. 8.
— St. Nikolaas. Oudheidskundige Kring van het Land van
Waas: Ders., Annalen ; IV'. Deel. 4. Avlev. 1873. 8. — Nördlingen.
C. H. Beck'sche Buchh. : Schultheis, europäischer Geschichtskalen-
der; 13. Jhg. 1872. 1873. 8. — Nürnbern. Friedr. Korn'sche
Buchh. : Die Volksschule des XIX. Jahrh. in Biographieen ; 8. Lief.
1873. 8. — Strassburg. Dr. Friedr. Wilh. Bergmann, Univers.-
Professor : Ders., Strafsburger volksgespräche, in ihrer mundart
vorgetragen. 1873. 8. — Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchh.:
Riehl, culturgeschichtliche Novellen. 3. Aufl. 1864. 8. Steub, klei-
nere Schriften; I.Band. 1873. 8. — Turin. Guido Cora: Cosmos
etc.; vol. I, 3. 4. 1873. 8. — Ulm. Verein f. Kunst u. Alter-
thum in Ulm und Oberschwaben: Ders., Verhandlungen;
neue Reihe, 5. Heft. 1873. 4. — Venedig. Deputazione Veneta
sopra gli studi di storia patria: Fulin, Relazione della
giunta etc. 1873. 8. — Weimar. B. F. Voigt, Verlagshandl. : Die be-
sten und beliebtesten Zimmerraannssprilche ; 6. Aufl. 8. — Wien.
Wilh. Braumüller, k. k. Hof- u. Univers. -Buchhändler: Beer,
Joseph II. , Leopold II. und Kaunitz. Ihr Briefwechsel. 1873. 8.
V. Vivenot, Quellen zur Geschichte der deutschen Kaiserpolitik
Oesterreichs während der französ. Revolutionskriege ; I. Bnd. 1873.
8. Spiels, die fränkisch-henneberg. Mundart. 1873. 8. A. Conze,
Univers.-Professor : Ders., il ritorno di Ulisse. 1872. 8. Sonderabdr.
Alfred Grenser: Pusikan, die Kaiserstein. 1873. 8. Franz
Ritter von Hauslab, k. k. Feldzeugmeister: Ders., über die
charakteristischen Kennzeichen der geschichtl. Entwickelungs-Ab-
schnitte der Kriegertracht v. Beginn des 16. bis zu jenem des 19.
Jahrh. 1864. 8. Sonderabdr. Schneider, Zusammenstellung u. In-
halts-Angabe der artillerist. Schriften u. Werke in d. Bibliothek
Sr. Exe. des Herrn Feldzeugmeisters Ritter v. Hauslab. 8. Schnei-
der, die Handgranaten. 1864. 8. Sonderabdr. Schneider, der all-
gemeine u. der Krieger-Aberglaube im 16., 17. u. 18. Jahrh. 1865.
S. Sonderabdr. Schneider, über die Rolle einiger Thiergattungen
in dem Kriegswesen der Vergangenheit. 1860. 8. Sonderabdr.
III, Für das Archiv.
(Nr. 4326—4327.)
dessen. Dr. Buchner, Reallehrer: Lehenbrief Johann Georgs,
Kurfürsten und Herzogs zu Sachsen, an August Hefsling, über das
Gut Leinpach ohnweit Meifsen. 1654. Perg. — Sesslach. Salb,
stud, jur. : Aufforderung Kaiser Leopold's I. an Bürgermeister und
Rath der Stadt Windsheim, zur Vertheidigung des Vaterlandes
deutscher Nation die Werbung einer Anzahl Kriegsvolkes in ihrem
Gebiete zu verstatten. 1677. Pap. Orig.
Chronik der historischen Vereine.
Geschichte der Musik in Mähren u. Oesterr.-Sohle-
sien mit Rücksicht auf die allgemeine, böhmische und österreichi-
sche Musik - Geschichte. Von Christian Ritter d'Elvert. (Bildet
auch den 5. Band seiner Beiträge zur Culturgeschichte Mährens
und Oesterr.- Schlesiens und den 21. Band der Schriften der
histor, Sektion.) Brunn, 1873. 8. VI, 258 u. 252 Stn.
Eilfter Jahresbericht des Vereins für Geschichte der
Deutschen in Böhmen. Für das Vereinsjahr 1872 — 1873-
(Vom 16. Mai 1872 bis 15. Mai 1873.) Prag 1873. 8.
Heraldisch - genealogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
m. Jahrg. Nr. 7. 8. Wien, Juli. 1873. 4.
Original -Prunkhelme und Schilde aus dem 15. Jahrhunderte.
Besprochen von Friedrich Freiherrn AValdbott von Bassenheim. —
Kleine Bemerkungen zur Wappenkunde. Von Ralph von Retberg-
Wettbergen. — Ueber die persönlichen Verhältnisse und das Wap-
pen des Freiherren Niklas von Jurischitz. Von Geza Csergheö
de Nemes - Tacskänd. — Zur heraldischen National - Charakteristik
von Dr. C. 0. von Querfurth. — Die Aufnahme des Fürsten Oc-
tavio II. Piccolomini als Ehren -Prior in den militärischen Orden
des heiligen Stefan zu Pisa am 14. Februar 1744. Nach lateini-
schen und italienischen Urkunden aus dem Nachoder Schlofs- Ar-
chive von Arnold Freiherrn von Weyhe-Eimke. — Kleine Mitthei-
lungen aus den reiehsgräflichen Abensperg-Traun'schen Archiven
von Friedrich Kern. — Ein Ortenburg'sches Siegel. — ,,Das Wap-
pen der Mendoza." Ein spanisches Schauspiel des 17. Jahrh. (Al-
fred Grenser.) — Die möglichen Beziehungen mancher älterer bür-
gerlicher Wappen zu den Zunftschilden städt. Gewerks-Innungen.
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 8.
Graz. 8.
Die kirchlichen Neubauten Wien's. — Ueber das Pastorale der
Bischöfe und Aebte. Mitgetheilt von P. Ludwig Findeys. — Ein
Wort über gothische Kelche.
Verhandlungen des historischen Vereines für Nie-
derbayern. XVH. Band. 1. Heft. Landshut, 1873. 8.
Der Natternberg. Mitg. von P. Bened. Braunmüller, 0. S. B.
— Geschichte der Grafen von Roning- Rottenburg und Moosburg.
Vom Beneficiaten Georg Heinrich.
Organ für christliche Kunst, hrsg. und redigirt von J.
van Endert in Cöln. Organ des christlichen Kunst Vereins
fürDeutschland. Nr. 13*). 15. 16. — Köln, 1. Juh 1873. XXIII.
Jahrg. 4.
Diverse Alterthümer aus den Katakomben. — Die St. Marcus-
Capelle in Altenburg. — Ueber die kirchliche Kunst zu Trier. —
Fortsetzungen.
Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte.
Herausgeg. vom historischen Verein in St. Gallen. Neue
Folge. 3. Heft. (Der ganzen Folge XIII.) Mit zwei Karten.
St. Gallen, Huber & Comp. 1872. 8.
Joachim von Watt als Geschichtschreiber. Von
anfang, gelegenheit, regiment und handlung der weiterkannten
frommen statt zu Sant Gallen. Hrsg. von dems. Verein. Mit einer
Tafel. St. Gallen. Huber & Comp. 1873. 4.
Publication de la Section historique de l'Institut
Royal Grand-D ucal deLuxembourg. Annee 1872. XXVII
(V). Luxembourg, V. Bück. 1873. 4.
Angelegenheiten der Gesellschaft. — Table chronologique des
chartes et diplomes relatifs ä Thistoire de l'ancien pays de Luxem-
bourg (8. decembre 1437 — 23. decembre 1439). Par M. Wurth-
*) Kr. 14 ist ansgcblleben.
269
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
270
Paquet. — Coup-d'oeil lüstorique et analytique sur les oonflits et
las anciennes hostilites entre Luxembourg et Trives, entre Luxera-
bourg et Bar et entre Luxembourg et la Lorraine. Par M. J. Ul-
veling. — • Renseignements au sujet de la destruction de l'abba3-e
d'Altmunster, sur le plateau de ce nom. Par le meme. — Die drei-
dämmigen Römerstrassen. Von H. Job. Engling. — Deux chartes
inedites relatives ä Marange. — Notice sur l'ancien couvent des
freres mineurs ä Luxembourg. Par P. Pruvost. — Das Obitua-
rium der Abtei Echternach. Bevorwortet u. herausgeg. von Prof.
Dr. Peters. — Chartes Luxembourgeoises inedites qui se trouvent
aux archives de Coblence. — Melanges historiques..
Annales du cercle archeologique du Pays de Waas.
Tome quatrieme. Quatrieme Livraison. Juin 1873. Sint-Nikolaas. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Nekrologe. — L'ancien abbaye des
chanoinesses regulieres de l'Ordre de Saint Victor et de la Regie
de Saint- Augustin, dit abbaye de la Tres-Sainte Vierge Marie de
Roosenberg, ä Waasmunster (avec planches), par le Dr. J. van
Raemdonck.
Verslag van het Verhandeide in de Algemeene
Vergadering van het Provinciaal Utrechtsch Genoot-
schaiJ van Künsten an Wetenschapp en, gehenden den
10. en 25. Juni 1872. Utrecht, Gebr. van der Post. 1872. 8.
Aanteekeningen van het Verhandeide in de Sectie-
Vergaderingen van het Provinoiaal Utrechtsch Genootschap
etc. ter gelegenheid van de algemeene vergadering, gehouden 1871
en 1872. Utrecht, C. van der Post jr. 1871. 8.
De Vrije Fries. Mengelingen, uitgegeven door het Friesch
Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde.
Twaalfde Deel. Nieuwe Reeks. Zesde Deel. Derde Stuk. Leeu-
warden, H. Kuipers, 1872. 8.
De Angel- Saksen en hunne Oudste Munten (sceattas). Eene
verhandeling van Mr. J. Dirks. Met platen. — De verdediging
van Friesland in 1672. Eene voorlezing door M. Bloemberger Ez.
FriesoheOudheden. Af beeldingen van merkwaardige voor-
werpen van wetenschap en kunst, gevonden in de archieven, ker-
ken, kasteelen, terpen enz. van Friesland. Namens het Friesch
Genootschap etc. afgebeeld en historisch toeglicht. Derde afleve-
ring. Leeuwarden, H. Kuipers. 1872. 2.
Vier - en - veertigste Verslag der Handelingen van het
Friesch Genootschap enz. over het jaar 1871—72. Leeuwarden. 8.
Memoires de la Sooiete royale des Antiquaires du
Nord. Nouvolle Serie. — 1872. Copenhague. 8.
Recherches sur les restes du premier äge de fer dans l'ile de
Bornholm. Par E. Vedel. Avec 15 planches. — Statuettes romai-
nes et autres objets d'art du premier äge de fer. Par C. Engel-
hardt. Avec 12 planches.
Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie,
udgivne af det Kongelige Nordiske Oldskrift-Selskab.
1872. Andet, tredie og fjerde Hefte. Kjöbenhavn. 8.
Tillaeg til den aeldre Jernalders Begravelser paa Bornholm.
Af Amtmand E. Vedel. — Runebjerget ved Veblungsnaes. Af B.
E. Bendixen. — Veblungsnaes-Indskriften. Af Sophus Bugge. —
Ora Sprogformen i de saellandske Love. Af Viggo Saby. — Lod-
bössen fra Vedelspang. Et Bidrag til Haandskydevaabnenes Hi-
storie i det 15de Aarhundrede. Af Artillerikapitain Otto Blom.
— Det aeldste Köbenhavn. Af A. D. Jörgensen. — Bemaerknin-
ger i Anledning af N. Nicolaysen : Noget om Skaalebygningen etc.
Af Hannibal Hoff. — Bidrag til Oplysning af Middelalderens Love
og Samfundsforhold. Af A. D. Jörgensen. — Ruslands og det skan-
dinaviske Nordens Bebyggalse og aeldste Kulturforhold. Bidrag
til sammenlignende forhistorisk Archaeologie. Af J. J. A. Worsaae.
1873. Forste Hefte. Bemaerkninger om den i Skotland fundne
latinske Norges Krönike. Af Sophus Bugge. — Tre „barbarisk-
classiske" Gemmer, fundne i Danmark. Af Prof. George Stephens.
— Harald Hardrade i Limfjorden. Af Kr. Erslev. — OmForhoI-
det mellem den saellandske og den skanske Kirkelov. Af A. D.
Jörgensen. — Den oldnordiske Bebyggelse af ArsukQorden. Af
G. Fanöe.
Beiträge zur Kunde Ehst-, Liv- und Kurlands,
herausgegeben von der Ehstländischen Literarischen Ge-
sellschaf t durch Eduard Pabst. Band L Heft IV. Reval, 1873.
Verlag von Lindfors' Erben. 8.
Die alt-livländischen Städtetage. — Recefs des Städtetages zu
Bernau, 1527. — Alter Schrägen der Bruderschaft der Schmiede-
gesellen zu Reval. Der rigischen Schmiedeknechte Schrägen. —
Die Russenschlacht bei Maholm im Jahre 1268. — Bericht über
die Gesellschaft für 1868 — 71.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
21) Friedrich der Freidige, Markgraf von Meifsen,
Landgraf von Thüringen, und die Wettiner sei-
ner Zeit (1247 — 1325). Ein Beitrag zur Geschichte des
deutschen Reiches und der wettinischen Länder. Von Dr.
Franz X. Wegele, Professor der Geschichte zu Würz-
burg. Nördlingen. Druck und Verlag der C. H. Beck'-
schen Buchhandlung. 1870. VII, 466 Stn. Mit 2 genealo-
gischen Tafeln.
Die Aufgabe, welche sich der Verfasser in der vorliegenden
Schrift gesetzt hat , ist ; an einem einzelnen Beispiele die innerli-
che Zähigkeit der Kämpfe zu veranschaulichen, welche auf deut-
schem Boden um dynastische und territoriale Selbständigkeit ge-
führt worden sind. Er sieht in denselben nichts ZufälHges und
Willkürliches, sondern eine ursprüngliche Richtung in den natio-
nalen Anlagen, die jederzeit nur mit grofser Mühe durch den ent-
gegenstehenden Grundsatz der Reichseinheit gemäfsigt und be-
schränkt werden konnte.
Der Inhalt knüpft zunächst an den im Februar 1247 erfolgten
Tod Heinrich Raspe's an, des letzten, ohne Hinterlassung männli-
cher Sprossen dahingeschiedenen Landgrafen von Thüringen und
Gegenkaisers Friedrich's II. von Hohenstaufen. Es begann der
271
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
272
lange Kampf zwischen den Erbansprecheru, welche sich die reiche
thüringische Verlassenschaft streitig machten. Erst am 27. Octo-
ber 1261 brachte das Treffen von Besenstedt die Entscheidung.
Der Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meil'sen behauptete
die eigentliche Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft
Sachsen, während die bisher mit Thüringen verbundenen hessi-
schen Gegenden Heinrich dem Kinde, dem Sohne Heinrich's von
Brabant und der Sophie, Nichte Heinrich ßaspe's, als erbliches
Stammland zufielen.
Der Verfasser verweilt längere Zeit bei der Regierung des
erstgenannten dieser Fürsten, seinen Familienverhältnissen und
vor allem der Stellung zu seinen Söhnen. Er verdeutlicht uns die
enge Verbindung des wettinischen Hauses mit dem Könige von Böh-
men und die schwankende Zurückhaltung, welche dasselbe in den
Kämpfen König Rudolfs gegen Ottokar einnahm. Er führt uns auf
diesem Wege in die verwirrenden und für den Bestand des fürst-
lichen Hauses höchst bedenklichen Händel ein, welche durch das
leichtfertige, verschwenderische und unwürdige Benehmen Albrecht's,
des ältesten Sohnes Heinrich's des Erlauchten, noch bei Lebzeiten
des Vaters veranlafst wurden und bei dem Tode desselben zum
vollen Ausbruche kamen.
Schon Kaiser Rudolf L hatte die aufstrebende Macht der Wet-
tiner nicht ohne Mifstrauen betrachtet; er beschränkte sich indes-
sen während seines einjährigen Aufenthaltes in Erfurt darauf, im
Norden seines Reiches, gerade wie im Süden, zunächst die unwi- '
derstreitbar kaiserlichen Gerechtsamen mit Festigkeit geltend zu
machen, im übrigen aber den Landfrieden ki-äftig zu schirmen.
Als aber seit 1292 Kaiser Adolf den Thron bestiegen hatte, än-
derten sich die Verhältnisse. Dieser Fürst, eifrig darauf bedacht,
seine geringe Hausmacht durch die Einziehung gröfserer Reichs-
lehen möglichst zu vermehren, suchte die gewissenlose Fahrlässig-
keit des Landgrafen Albrecht und die damit zusammenhängenden,
beständigen Geldverlegenheiten desselben zu seinem Vortheile zu
benutzen. Der letztere liefs sich herbei, in einem besonderen Ver-
trage dem Kaiser Adolph die Landschaft Thüringen um die Summe
von 12000 Mark Silbers käuflich zu überlassen. Mit diesem Er-
eignisse beginnt die eigentliche Wirksamkeit Friedrich's des Frei-
digen. Er stellt sich der Ausführung der von seinem Vater ein-
gegangenen Abtretung des Landes aus allen Kräften entgegen
und vertheidigt sein Recht selbst gegen den Kaiser, welcher an
der Spitze eines Kriegsheeres in Thüringen eindringt, mit bewaff-
neter Hand. Er unterliegt ; die angeknüpften Unterhandlungen
scheitern und Friedrich, der in keiner Weise seinen Ansprüchen
zu entsagen gedenkt, ist zur Flucht aus der Heimat genöthigt.
Während seines Aufenthalts in Kärnten und Böhmen nimmt er
an der von Albrecht von Habsburg gegen Kaiser Adolph geleite-
ten Gegenbew'egung eifrigen Antheil.
Der Untergang dieses letzteren gestattete Friedrichen zwar, in
seiner Heimat, und namentbch in Thüringen, wieder festeren Fufs
zu fassen; aber in der Hoffnung, seine Ansprüche durch Kaiser
Albrecht unbedingt anerkannt zu sehen, täuschte er sich. Dieser
Kaiser hatte zwar nicht nöthig, w'ie sein Vorgänger, gewaltsam nach
Vergröfserung seines Familiengutes zu jagen, aber den Grundsatz,
die kaiserliche Gewalt zur Stärkung seiner Hausmacht zu benutzen
und beide in einander aufgehen zu lassen, beobachtete auch er.
Er verfügte nicht blos über Meifsen, das Osterland und das Plei-
fsener Gebiet als Lehen des Reiches zu Gunsten Böhmens, sondern
hielt auch die von Landgraf Albrecht zugetandene Abtretung Thü-
ringens an das Reich mit allen ihren rechtlichen Folgen aufrecht.
Friedrich der Freidige bewährte auch hier seinen hartnäckigen
Sinn und ordnete den Widerstand. Gleichwohl würde der Sieg
sehr zweifelhaft gewesen sein, wenn Kaiser Albrecht nicht auch
auf andern Seiten in seiner Staatskunst empfindliche Rückschläge
erfahren hätte. Als seine Truppen unter dem Fcldhauptmann Hein-
rich von Nortenberg bei Lucka in der Nähe von Altenburg eine
Niederlage erlitten, bereitete er einen neuen Feldzug vor; aber an-
derweitige Sorgen lenkten ihu auch diesmal wieder ab, und der
schon in dem folgenden Jahre 1308 erfolgte Tod machte allen wei-
teren Versuchen wider Thüringen ein Ende.
Kaiser Heinrich VH. von Luxemburg befolgte eine von der sei-
ner Vorgänger gänzlich verschiedene Politik und betrachtete daher
auch die meifsnisch-thüringische Frage aus einem andern Gesichts-
punkte. Nach Beseitigung einiger Schwierigkeiten, denen nicht
auszuweichen war, entschied er sie durch den Vertrag von Prag
vom 18. Dezember 1310 zu Gunsten des wettinischen Hauses. Fried-
rich der Freidige hatte durch zähe Ausdauer, aber auch durch Bei-
seitesetzung aller Rücksichten auf die allgemeinen Interessen des
Reichs dieses Ziel erreicht. Seine dynastische Selbstsucht ver-
wickelte ihn auch nach dem Prager Vertrage in neue Streitigkei-
ten, welche seine bisherigen Errungenschaften in hohem Grade ge-
fährdeten. Seit 1320 verfiel er in ein unheilbares körperliches und
geistiges Siechthum, welches ihn nöthigte, seiner Gemahlin die
Regierungsgeschäfte zu überlassen , und starb 1324.
Dies der Inhalt des vorliegenden Buches. Es wird durch Ver-
flechtung zahlreicher Bemerkungen über die öffentlichen Zustände,
durch Aufhellung der treibenden Beweggründe in den Fürsten
und Grofsen damaliger Zeit, sowie durch die klare Zeichnung ein-
zelner Persönlichkeiten ganz besonders lehrreich und anziehend.
Dem Texte sind drei erläuternde Abhandlungen und siebenund-
neunzig nach dem Original abgedruckte Urkunden beicfesreben.
A. F.
22) Die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt 1870, 1871
und 1872. Von Heinrich Handelmann, königl. Conser-
vator der vaterländischen Alterthümer in Schleswig-Holstein.
Kiel, Schwers'sche Buchhandlung. 1873. gr. 8. 39 Stn.
Mit zwei Steindrucktafeln und drei Holzschnitten.
Der Verfasser weist darauf hin, wie von den Grabräubereien
der ältesten Zeit, gegen welche schon die lex Salica mit der
strengsten Strafbestimraung einschreiten mufste, bis zu den Schatz-
gräbereien über das Mittelalter hinaus und den Verschleppungen
forschender Dilettanten und müssiger Badegäste späterer Zeit das
Schicksal der zahlreichen Grabhügel der genannten Insel beschallen
gewesen sein mufs, die im Hinblick auf die noch immer sich er-
gebenden Funde ursprünglich die Bedeutung wahrer Schatzkam-
mern beanspruchen durften. Um so anerkennenswerther ist, dafs
in der letzten Stunde noch die preufsische Regierung sich der
Sache angenommen und die systematische Durchforschung der noch
erhaltenen Denkmäler in die Hände eines bewährten Kenners
gelegt hat. Mit verschiedenem Erfolg sind dreifsig Gräber un-
tersucht und die darüber aufgenommenen Protokolle bilden den
Inhalt der vorliegenden kleinen Schrift. Die wichtigsten Fund-
stücke in Abbildung beigefügt. Anmerkungen unter dem Texte
ziehen Parallelen, oder eröffnen die nöthigen wissenschaftlichen
273
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
274
Gesichtspunkte. Die nachgewiesene Mannigfaltigkeit innerhalb ei-
nes bestimmt umgrenzten Kreises vorgeschichtlicher Todtenbestat-
tung ist als Hauptergebnifs des Unternehmens sowohl wie der Be-
schreibung zu betrachten. v. E.
23) Geschichte der Reichsstadt Nürnberg zur Zeit
Kaiser Karl's IV. 1347 — 1378. Verfafst von Dr. Georg
Wolfgang Karl Lochner, Stadt -Archivar zu Nürnberg.
Berlin. Fr. Lobeck's Verlag. 1873. 8. 212 Stn.
Die vorliegende Schrift erscheint zunächst als Bruchstück einer
umfangreichen vollständigen Geschichte der Stadt Nürnberg, welche
der Verfasser in Aussicht stellt, sodann in ihrer bestimmten Um-
grenzung auch als selbständiges Werk, indem sie in dem Kampfe
des städtischen Bürgerthums gegen das Patriziat und anderen so-
cialen Umwälzungen des 14. Jahrhunderts einen Gegenstand zur
Sprache bringt, der nicht allein der Reichsstadt eigenthümlich
war, als charakteristisches Merkmal der Epoche aber, an welchem
Orte immer betrachtet, belehrende Reflexe auf die Sache im All-
gemeinen werfen mufs. Die Geschichte der Stadt Nürnberg bietet
selbstverständlich Anhaltspunkte, wie kaum eine zweite. Eine
Darstellung der daselbst vorgekommenen Ereignisse auf Grund
ausschliefslicher, sorgfältiger Urkundenforschung mufs einen Mafs-
stab für die Behandlung der wichtigen Frage überhaupt abgeben.
Das aber ist der eigentliche Vorzug dieser wie bekanntlich aller
Arbeiten des Verfassers, dafs er im Fortgange derselben Schritt
vor Schritt die Beglaubigung der von ihm gegebenen Thatsachen
mit sich führt und überall nicht allein die grölste Gewissenhaftig-
keit, sondern auch ein unübertreffliches Geschick in Benutzung ur-
kundlicher Belege erweist. Möchte die vorgelegte Probe sich bald
zum vollständigen Werke erweitern ! v. E.
24) Der Ursprung der deutschen Stadt Verfassung.
Von AndreasHeusler. Weimar, Hermann Böhlau. 1872.
8. 252 Stn.
Dal's nach Bearbeitung desselben Gegenstandes durch Autori-
täten ersten Ranges, wie Eichhorn, Arnold, Nitzsch, von Maurer
u. a., die Frage noch in Mitte eines brennenden Streites steht, ist
ein Umstand, der die unausgesetzte Wiederaufnahme derselben
rechtfertigt, um so mehr, wenn es, wie im vorliegenden Falle, in
dem Sinne geschieht, den durch vielfach unberufene Einmischung
entstandenen Tumult zu beschwichtigen und zunächst die klare
Uebersicht wiederherzustellen. Der Verfasser hat, obwohl er in
der Einleitung seine Aufgabe nur als vermittelnde hinstellen zu
wollen scheint, seine bestimmte Ansicht über die verhandelte
Sache und legt sie kurz und bündig dar; doch führt die stete
und allseitige Bezugnahme auf seine Vorgänger ihn schon dahin
die Ausschliefslichkeit seiner Theorie weniger zu betonen, als dies
bis dahin Sitte gewesen, und neben dem Aufbau derselben dem
Gedanken Raum zu lassen, dafs bei dem unzulänglichen Mafse
des zur Verfügung stehenden Quellenmaterials bis jetzt die schlufs-
gültige Entscheidung der Frage überhaupt nicht möglich ist. Wir
folgen seinen Auseinandersetzungen so mit dem wohlthätigen Ge-
fühle, dafs wir es noch mit der Forschung, nicht mit dem abge-
schlossenen System zu thun haben. Seine Ansicht ist in Kurzem
folgende. Weder die Immunität, noch die Ottonischen Privilegien,
weder das Burggrafenamt, noch die Ständegliederung in den Städten
bildeten einzeln oder insgesammt den Ausgangspunkt der späteren
Stadtverfassung; sie waren vielmehr nur Vehikel, unter Begün-
stigung von Umständen, welche dem Lande nicht zu statten kom-
men konnten, den viel älteren und mächtigeren Trieb zur Ent-
faltung zu bringen, der in jener Form einst so bedeutungsvoll
werden sollte. In Wahrheit erklärt sich die deutsche Stadtver-
fassung wie das Bürgerthum nur aus der Anknüpfung an die alte
fränkische Volksverfassung, insbesondere die freien Volksgerichts-
genossenschaften. Der spätere Rath der Städte setzte sich zusam-
men aus den ursprünglichen Gerichtsbeisitzern, welche bei steigen-
der Consolidierung und Machtentfaltung der Stadtbewohner die
Reichsbeamten verdrängen und die Gerichtsbarkeit sich aneignen,
in ihrer eigenen Ueberhebung zum Patriziat aber den Unterschied
der Stände verwischen, bis sie nach Auflehnung der letzteren gegen
die Privilegien der Olygarchie einen Theil ihrer Obergewalt ab-
geben und so im einfachen Bürgerstande die altgermanische Frei-
heit und Gleichheit nach und nach herstellen helfen. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Grenzboten: Nr. 25, S. 321. Die Malertechnik u. Kunstübung
alter Meister. (Max Allihn.)
Im neuen Reich: Nr. 33, S. 241. Guelfen u. Ghibellinen; eine
Mobilmachung in Florenz. Die Schlacht bei Montaparti, 1260.
(0. Hartwig.) — Nr. 36, S. 364. Das Kaufhaus in Strafsburg
u. der Transithandel des Elsafses in früherer Zeit. — Nr. 37,
S. 395. Das Weltbuch Sebastian Franck's. (J. Löwenberg.)
Frank. Kurier: Nr. 460 fl". Das Nürnberger Findel- und Wai-
senhaus. (Lotter.)
Augsb. Postzeitung: Beil. Nr. 56. Balde's Noviziat in Lands-
berg. (Fred. Westermayer von Tölz.)
Nürnb. Presse: Nr. 230. Der Fürstbischof Konrad IH. zu Würz-
burg. — Nr. 232. Zur Geschichte der Cholera.
Sonntagsblatt: Nr. .31. Die Halloren. (R. Wellnau.)
Wochenblatt d.Joh.-Ord.-B alley Br dbg. : Nr. 35. Gernrode.
(Oskar Schwebel.) — Nr. 36. Das Testament Witzlaff's H. von
Rügen. — Mythologisches aus der Mark Brandenburg. 2. Die
Riesen. — Zur Geschichte der Blindeninstitute.
Zeitschrift f. bildende Kunst: Hft. 11, S. 321. Streifzüge im
Elsafs. Von Alfr. Weltmann. V. Der deutsche Correggio
(Mathias Grünewald).
Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 235. Ausstellung von Gemälden äl-
terer Meister aus Wiener Privatbesitz. (Alfr. Woltmann.) —
Nr. 248 f. Ueber den sogen. Nymphenburger Tractat. (Dr. K.
Th. Heigel.)
Yerinischte Nachrichten.
65) Von Oppenheim a. Rh. aus ergeht ein Aufruf „an alle
Deutsche in der Heimat und im Auslande" zur Sammlung und Ein-
sendung von Beiträgen für die vollständige Ausbauung der dor-
tigen Katharinenkirche. Dieser Spitzbogenbau entstand in
den Jahren 1262 bis 1317 und wurde unter Melac im Jahre 1689
zerstört. Den Anstrengungen der Bevölkerung und Unterstützung
der grofsherzoglichen Regierung ist es noch nicht gelungen, die-
ses erhabene Gotteshaus, ein „religiös-nationales Baudenkmal deut-
schen Wissens, Wollens und Könnens", in seinem alten Glänze
275
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
276
wiederherzustellen. Unter landesherrlichem Schutz hat sich des-
halb ein Verein gebildet, welcher neben der Unterstützung vom
Staate auch durch Sammlung freiwilliger Gaben seinen Plan aus-
zuführen gedenkt, die Kirche, welche namentlich im westlichen
Chor eine reine Ruine ist und deren Mittel- und Seitenschiff eines
neuen Daches, deren östlicher Chor der gründlichsten Wiederher-
stellung und deren Pfarrthurm eines gänzlichen Umbaues bedarf,
vollständig auszubauen. (Deutsche Kunstztg., Nr. 27.)
66) Der verstorbene Bischof von Ilildesheim besafs eine
sehr zahlreiche Sammlung von Oelgemälden, Antiquitä-
ten aller Art, ferner einige Manuscripte und eine Anzahl von
Incunabeln. Die überwiegende Anzahl der Gemälde hat nur ge-
ringen Werth; es befinden sich darunter aber auch einige seltene
Kunstwerke, besonders einige Kiederländer und ein echter Fiesole.
Das Domkapitel, dem die Ausführung des Testaments übertragen
ist, wünscht womöglich diese ganze Hinterlassenschaft an einen
Käufer zu veräufsern, soll indessen auch bereit sein, gewisse leicht
sich ausscheidende Gruppen von Gemälden zu verkaufen, und würde
auch auf den Fiesole allein Gebote annnehmen.
(III. Ztg., Nr. 1575.)
67) Die Gesellschaft der Künste und Wissenschaften zu Ut-
recht macht neben andern Preisfragen folgende historische
wiederholt bekannt : Versuch einer Geschichte der religiösen Brü-
derschaften in den Niederlanden bis zum 16. Jahrb., mit Angabe
der noch bestehenden Anstalten, welche daraus hervorgegangen
sind; historische Untersuchungen über den Handel der Niederlande,
vom Tode Karl's des Grofsen bis zum Ende der Kreuzzüge. Die
Beantwortungen dieser Fragen sind gegen den 30. November 1874
einzusenden.
68) Die Wiener Weltausstellung hatte den Wunsch nahe
gelegt, bei den innigen Beziehungen, in welchen die heutige Kunst-
industrie zu den Denkmälern der Vorzeit steht, eine möglichst reich-
haltige Ausstellung zu veranstalten, in welcher die Schätze der
Vorzeit dem Publikum zugleich neben denen der Neuzeit vor Au-
gen geführt würden. Leider hat die Generaldirektion der Aus-
stellung sich nicht bewegen lassen, die Sache von einem grofsen,
wissenschaftlichen Standpunkte aus aufzufassen und der Ausstellung
eine systematische Einheit zu geben. Es blieb also dem Zufall
überlassen, was eben sich finden würde. Eine Anstrengung des
deutschen Reiches, wenigstens für Deutschland eine systematische
Ausstellung zu Stande zu bringen, wurde gleichfalls durch Zaudern
der Generaldirektion vereitelt. Nichtsdestoweniger ist überrachend
viel Seltenes und Lehrreiches nach Wien gelangt, und wenn
auch nur Weniges für den Laien übersichtlich sich darstellt, so
findet doch der Forscher unendlich viel Material zu Studien. Wie
wenige unserer Alterthumsfreunde haben z. B. den angeblichen
„Schatz des Atbanarich," die zu Petrosa gefundenen Goldgefäfse
aus der Zeit der Völkerwanderung, je nur in Abbildung gesehen.
Die rumänische Abtheilung der Ausstellung bringt ihn im Original
zur Anschauung und macht dessen Studium und Prüfung möglich.
Die Schweiz, Dänemark und Ungarn geben ein übersichtliches
Bild der Funde aus vorhistorischer und römischer Zeit, die in je-
nen Ländern gemacht wurden, wobei besonders Ungarn höchst
merkwürdige Gegenstände, sowohl klassischen als barbarischen Ur-
sprunges, zeigt. Auch die Sachen aus der burgundischen Zeit in
der Schweizer Ausstellung interessieren in hohem Grade als Gegen-
stück zu den alemannischen und fränkischen die in Schwaben und
am Rhein sich finden. Leider hat Dänemark sich auf die Steinzeit
beschränkt, die auch in der italienischen Abtheilung ihre Vertre-
tung gefunden hat. Auch die anthropologische Gesellschaft in
Wien hat eine entsprechende Collectivausstellung gebracht.
Das Mittelalter ist nur in der österreichischen und ungari-
schen Abtheilung entsprechend vertreten; einiges Interessante bie-
tet auch die spanische. Die österreichischen und die ungarischen
Kirchenschätze sind ziemlich vollständig ausgestellt ; das National-
museum zu Pesth und Privatsammler haben Vieles gesendet. Der
Schatz des deutschen Ordens und der der österreichischen Abthei-
lung eingefügte alte Weifenschatz enthalten viel Kostbares. Die
Periode der Renaissance ist durch die Schätze des Barons Anselm
von Rothschild, sowie vieler Privatsammler dargestellt. Auch der
Herzog von Nassau und König Georg von Hannover haben in die
österreichische Abtheilung Schönes geliefert. Ebenso findet sich
aus Spanien, der Schweiz und Ungarn viel Bemerkenswerthes.
Doch kann natürlich nicht erwartet werden, dafs Alles was für
die Kultur jener Zeiten wichtig ist, auch nur durch wenige Bei-
spiele vertreten wäre. Der Mangel an Systematik macht sich eben-
sosehr hinsichtlich der Wahl der Objekte, als der Anordnung der
Ausstellung bemerklich. Nur einige Münzfreunde haben gesucht,
in der österreichischen und ungarischen Abtheilung wenigstens ein-
zelne lehrreiche Serien zusammenzustellen.
Haben wir hier auch nur die Kunstgewerbe der Vergangenheit,
so ist in einer andern Abtheilung, derjenigen für die Geschichte der
Erfindungen und der Gewerbe, reiches Material für die Entwick-
lung der übrigen Industriezvreige, vorzugsweise im 18. und Beginn
des 19. Jahrb., gegeben.
Leider ist der grofse Eindruck der Weltaustellung nicht ge-
eignet, zum Studium besonders zu ermuntern, wenn man die Ge-
genstände auch in gar keiner, nur annähernd systematischen Weise
geordnet findet, wenn man sie vielmehr in allen Theilen des wei-
ten Raumes zerstreut suchen mufs, und wir fürchten, dafs deshalb
für die kunst- und kulturgeschichtliche Forschung die Anregung
umsomehr verloren geht, als gewifs niemand wird behaupten kön-
nen, dafs er nur Alles gesehen und gefunden habe, was für ihn
von Interesse ist. E.
69) Im ersten Stockwerke des k. k. österr. Museums für Kunst
und Industrio ist auf die Dauer von einigen Wochen eine Aus-
stellung älterer Gemälde aus AViener Privatbesitz veranstaltet, die
gewissermafsen eine Ergänzung der archäologischen Abtheilung der
Weltausstellung bildet, weil dort Gemälde grundsätzlich ausge-
schlossen waren. Es sind im Ganzen 206 Nummern von 30 Be-
sitzern ausgestellt und so über 100 Künstler, vornehmlich der ita-
lienischen, spanischen, niederländischen und verschiedener deut-
schen Schulen, trefflich vertreten. Eine systematische Aufstellung
konnte aus äul'seren Gründen nicht stattfinden, da es unmöglich
gewesen wäre, in den zufällig zu Gebote stehenden Räumen jedes
Bild so zu hängen, dafs es die richtige Beleuchtung und passende
Umgebung bekommen hätte. Dagegen verdient die Sorgfalt, mit
welcher der Katalog verfafst wurde, sowohl hinsichtlich der Prüfung
der Meisternamen und der Angaben über die Meister, als auch
in Betreff der Geschichte und Literatur der einzelnen Gemälde
alle Anerkennung. Was die Benennung der nicht durch Mono-
gramme und Urkunden nachgewiesenen Bilder betrifft, so wurde
im Allgemeinen diejenige beibehalten, welche die Besitzer ihnen
gegeben hatten, wenn nicht mit Sicherheit ein anderer Nachweis
277
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
278
geführt werden konnte. Wo die Angaben der Besitzer zu sehr von
der Wahrscheinlichkeit abwichen, und mit ihnen ein Uebereinkom-
men nicht getroffen werden konnte, wurde lieber auf die Ausstel-
lung solcher offenbar falsch bezeichneter Werke verzichtet.
70) Zugleich mit der Weltausstellung ist in Wien eine Aus-
stellung veranstaltet worden, welche die Geschichte dieser Stadt
zu vertreten bestimmt ist, wenn auch vorläufig blos vorüber-
gehend. Es ist jedoch die Aussicht gewonnen, im neuen Rathhause,
das soeben in Bau begriffen ist, einige Säle dafür zu verwenden
und dort die Gegenstände in ganz ähnlicher Weise dauernd auf-
zustellen, um fremden Besuchern wie Einheimischen ein treues
Bild der Entwicklung Wiens zu geben. Diese Ausstellung ist in
einer Weise gedacht, dafs nur zu wünschen wäre, eine jede
Stadt, welche eine Geschichte hinter sich hat, möchte solche in
gleicher Weise veranschaulichen. Kachdem die geognostischen Ver-
hältnisse als Grundlage der ganzen Darstellung vorgeführt sind, er-
scheinen zwei Rekonstruktionsversuche der römischen Stadt Wien
von Kenner und von Hauslab. Kenner gründet seine Hypothesen
auf die Funde und deren Stellen ; Hauslab versucht an der Hand
der Theorie auf Grund des Terrains, der noch in den späteren
Plänen sichtbaren Eintheilung der Grundstücke, sowie in Verbin-
dung mit jenen Funden, die für den Fundort charakteristisch sind,
sein Resultat zu erhalten. Eine Entscheidung zwischen beiden Re-
sultaten so bewährter Männer dürfte schwer fallen, und selbst
für eine Meinungsäufserung genügt oberflächliche Betrachtung
nicht. Daran schliefsen sich in Original oder getreuen Copieen alle
Pläne der Stadt von der ältesten Zeit an , sowie alle bekannten
Ansichten, die sich auf Gemälden, in Zeichnung, Stich und Holz-
schnitt erhalten haben. Eine weitere Abtheilung enthält die ver-
schiedenen Ansichten der hauptsächlichsten Strafsen und Plätze,
wie solche in früherer Zeit ausgesehen, die verschiedenen hervor-
ragenden Gebäude, Gärten u. s. w. , die zum grofsen Theil heute
nicht mehr stehen, oder eine andere Gestalt bekommen haben.
Eine Abtheilung enthält die Trachten, Uniformen u. s. w. der
Wiener Bürger, des Bürgermilitärs, sowie besonderer Stände.
Eine Reihe von Bildern führt uns dann die Geschichte Wiens
in Freud und Leid vor; eine andere bringt Porträte von Wiener
Persönlichkeiten bis auf die jüngst vferstorbenen. An diese Bilder
schliefsen sich an : Wiener Münzen und Siegel ; die Zunftladen, Po-
kale, Meistertafeln und sonstige Denkmäler der Zünfte ; Urkunden
und Manuscripte, welche sich auf die Stadtgeschichte beziehen;
Kichtschwerter und sonstige Denkmäler der Justiz.
Wie aus Vorstehendem ersichtlich, bedarf es zur Zusammen-
stellung eines solchen Bildes der Geschichte einer Stadt keiner
gerade grofsen Summen ; es erfordert nur Fleifs und Hingabe Ein-
zelner. Wien gehört freilich nicht zu den begünstigtsten Städten
— welche allgemeine kulturgeschichtliche Bedeutung müfste eine
solche Sammlung für die Geschichte Nürnbergs haben ! — und
es ist manches Stück bereits sehr selten geworden , so dafs nur
eben die Hingebung und der Bienenfleifs des Reg.-Rathes A. v. Ca-
mesina, dem die Literatur die treue Wiedergabe schon so manches
Unicums und selten gewordenen Blattes dankt , und der Eifer des
städt. Archivars K. Weifs eine relativ so vollständige, im Plane
so musterhafte Ausstellung und damit die Gi'undlage zu einem
echt städtischen Museum schaffen konnte.
71) Der in Wien vom 1. — 4. September tagende kunstwissen-
schaftliche Congrefs hat eine ziemliche Reihe von Fragen erörtert
und theilweise durch Resolutionen praktisch gemacht, die das Prä-
sidium den Regierungen mit der Bitte um Berücksichtigung über-
geben soll. Als solche sei besonders die Art und Weise der Kata-
logisierung der Gcmäldegallerien genannt, sowie die Nothwendigkeit,
der Conservierung der Gemälde die entsprechende Aufmerksamkeit
zu schenken und die Restauration auf wissenschaftlicher Grundlage
durch gewissenhafte Restaurateure zu besorgen, zu deren Heran-
bildung Restaurationsschulen zu errichten seien. Wenn auch in
jeder der genannten Beziehungen anerkennenswerthe Thatsachen
aus einzelnen Ländern und Städten angeführt werden konnten, so
wurde doch constatiert, dal's diesen drei Punkten noch im All-
gemeinen an sehr vielen Orten nicht genügende Aufmerksamkeit
geschenkt werde.
Ein weiterer Gegenstand der Verhandlungen betraf den
kunstwissenschaftlichen Unterricht an Mittelschulen, durch den
allein der Sinn für die Kunst und deren Geschichte in das Volk,
speciell in die gebildeten Kreise, eingeführt werden könne. Man
erkannte, dafs neue Lehrstudien und neue Disciplinen unmöglich
mehr eingeführt werden können, empfahl aber beim Geschichts-
unterrichte, wie auf alle Zweige der Kulturgeschichte, auch auf
Kunstgeschichte Rücksicht zu nehmen, wie sich diese ja auch mit
dem Vortrage der älteren und neueren Klassiker verbinde. Es
wurde empfohlen, zum Anschauungsunterricht einen Apparat, in
Abgüssen und Photographieen, sowie sonstigen Nachbildungen zu
beschaffen, die theilweise auch als Vorlagen beim Zeichenunter-
richt verwendet werden können.
Eine weitere Frage betraf die Nachbildungen, speciell Gips-
abgüsse, und wurde da der Wunsch laut, dafs die Abformung der-
art systematisch betrieben werden möge, dafs man wohlgeordnete
und dem Bedürfnisse der Wissenschaft vollständig entsprechende
Sammlungen, daneben aber auch solche, die für Schulen als Vor-
lagen, für Gewerbetreibende u. s. w. dienen, daraus zusammenstel-
len könne. Da es sich darum handelt, dals vielseitig die seither
versagte Bewilligung zur Nachbildung der Originale durch die Be-
sitzer gegeben, sowie, dafs solche Abgüsse um geringere Preise
hergestellt werden, als sie bis jetzt meist gezahlt werden müssen,
so wurde auch hier darauf hingewiesen, dal's die Regierungen diese
Angelegenheit in die Hand nehmen müssen. LTm aber auch bis
dahin praktisch vorzugehen, und besonders allgemein bekannt zu
machen, was bis jetzt schon geformt und zu haben sei, werden alle
Museumsvorstände, sowie alle für die Sache sich Interessierenden
gebeten, an das k. k. Museum für Kunst und Industrie in Wien
Verzeichnisse der von den Museen selbst oder von den in ihrem
Bereiche wohnenden Privatformern hergestellten Abgüsse zu sen-
den, das sie zusammenstellen und zum Abdrucke für alle bringen
\vird.
Zum Zwecke der Vervielfältigung von Handzeichnungen und
verwandten Kunstwerken wurde die Gründung einer Gesellschaft
mit dem Namen „Albertina" beschlossen.
Ebenso wurde der Beschlul's gefalst, ein kunstgeschichtliches
Regestenwerk zu bearbeiten, und das Präsidium ermächtigt, auf
den angenommenen Grundlagen die Bearbeitung zu veranlassen.
Der nächste Congrefs soll 1875 in Berlin stattfinden..
72) Je mehr einerseits das allgemeine Interesse aller Gebildeten
an den Denkmälern der Vorzeit steigt, je mehr sie gesucht und
je theuerer sie deshalb gezahlt werden, um so mehr sind viele
bewegliche unter ihnen der Gefahr ausgesetzt, aus Gewinnsucht
279
Anzeiger fiii- Kunde der deutschen Vorzeit.
280
den Platz räumen zu müssen. Es war nichts Auffallendes, dafs
alte Familien sich ihrer Schätze entledigten, um dafür zinsbringende
Kapitalien zu erhalten ; bei mehreren mag es aus Noth, bei anderen
aus Mangel an Kunstsinn oder Pietät geschehen sein. Man kann
solche Eigenschaften nicht von jedem verlangen. Wenn man des-
halb auch Familien, die ihre alten Traditionen und ihre ererbten
Kunstschätze hoch in Ehren halten, doppelt preist, so kann man
doch selten anderen das Gegentheil zum direkten Vorwurf machen.
AYas soll man aber sagen , wenn Gegenstände aus öfl'entlichem Be-
sitze deshalb gefährdet sind, weil sie nach und nach werthvoU
geworden ?
So läuft jetzt die Nachricht durch alle Zeitungen , dafs die
Stadt Lüneburg den kostbaren Silberschatz ihres Rathhauses
verkaufen wolle. Das germanische Museum hat deshalb Veranlas-
sung genommen, nachstehendes Schreiben an den dortigen Magistrat
zu richten.
Hochlöblicher Magistrat!
AVenn von deutschen Städten die Rede war, auf die mit Stolz
der Blick der Nation gerichtet sein konnte, weil sie die Denkmale
der Vorzeit, das köstliche Erbe, welches die Väter den Nachkom-
men hinterlassen haben, die Erinnerungen an alte Gröfse und
Glanz, an bürgerliche Macht und Wohlstand pietätvoll aufbewahr-
ten ; wenn von Städten die Rede war, auf die unsere Nation stolz
sein kann, weil sie an Kunstschätzen mit manchen gepriesenen
Städten des Auslandes wetteifern können, weil sie aber auch durch
pietätvolle Erhaltung zeigen, dafs sie das Glück zu würdigen wis-
sen, solche Schätze zu besitzen, welche als nationale Denkmäler
geistiges Gemeingut der ganzen deutschen Nation sind, so wurde
in erster Linie Lüneburg genannt, dessen stolze Kirchen, dessen
mächtige, ehrwürdige alte Bürgerhäuser Zeugnifs von der Gröfse
vergangener Geschlechter geben. Es wurde Lüneburg genannt, des-
sen Rathhaus jenen bekannten Schatz von silbernen Prunkgefäfsen
aufbewahrt, der ein so glänzender Beweis des Kunstsinnes und
der Kunstfertigkeit deutscher Vorzeit ist.
Da läuft plötzlich durch die Zeitungen die jeden Patrioten er-
schreckende Nachricht, dafs die Stadt jene alten Silbergefäfse als ein
„todtes Kapital" betrachtet und deshalb verkaufen wolle. Ist diese
Nachricht wirklich wahr? Ist niemand in Lüneburg, für den die
Erinnerung an die Väter , für den die Freude an veredelndem
Kunstgenüsse, für den der Ruhm der Stadt, das Gefühl für die
einstige Gröfse und den Glanz deutscher Kultur ein zur Nach-
eiferung reizendes, lebendiges, fruchtbringendes Kapital ist? Ist
jeder ideale Sinn geschwunden? Oder ist die Stadt finanziell be-
reits derart ruiniert, dafs sie auf demselben Standpunkte steht,
wie der arme Teufel, der das letzte theure Andenken des ver-
storbenen Vaters, die Uhr, aus der Tasche verkaufen mufs ?
Im Namen aller patriotischen Kunstfreunde Deutschlands rich-
ten wir die ergebenste Bitte an den hochlöblichen Magistrat, dafür
sorgen zu wollen, dafs die Bürgerschaft Lüneburgs noch einmal
jenen Schritt erwäge, dafs sie in Betracht ziehe, was die öffent-
liche Meinung Deutschlands dazu sage !
Sollte aber wirklich traurige finanzielle Lage der Stadt je-
nen Schritt unabwendbar machen, so wolle mindestens die Rück-
sicht genommen werden, welche auch der rechtliche und gesetz-
liche Eigenthümer Dingen schuldet, an welchen die Nation ein
geistiges Mitbesitzrecht hat. Es wolle dafür gesorgt werden,
dafs sie nur einem öftentlichen deutschen Institute zufallen, nicht
aber in's Ausland oder auch an inländische Händler verkauft wer-
den, die zur Schande der Nation mit deren Denkmälern Schacher
treiben und die Blicke des Auslandes auf die Sache lenken, das
dann mit Fingern auf Deutschland weist, das seine Schätze nicht
zu halten weifs.
Sollte eine andere Anstalt nicht in der Lage sein, so bitten
wir, mit dem germanischen Nationalmuseum in ^Verhandlung treten
zu wollen, das vielleicht, wenn billige Forderungen gestellt wer-
den, einen Weg finden kann, diese Schätze Deutschland zu erhal-
ten. Wir würden um genaues Verzeichnifs , sowie Preisforderung
für jedes einzelne Stück, wenn möglich von Photographieen mit
Nummern begleitet, ersuchen und würden sodann den Versuch ma-
chen, die nöthigen Mittel zu beschaffen, in der Erwartung, dafs
die deutsche Nation den gleichen Patriotismus wie die deutschen
Kunstfreunde habe, so dafs eine Geldverlegenheit der Stadt Lüne-
burg nicht dem deutschen Namen einen Makel anhefte.
HocKachtungsvollst
Das Direktorium des germanischen Nationalmuseums.
Nürnberg, 11. Sept. 1873. A. Essenwein.
Der Magistrat der Stadt Lüneburg hat das Schreiben in Ori-
ginal zurückgesendet mit der Bemerkung, dals es in einem Tone
gehalten sei, in welchem Correspondenzen zu empfangen und Ver-
handlungen zu fuhren er nicht gewohnt sei.
Einer solchen Impietät gegenüber wissen wir aber keinen an-
dern Ton zu treffen, müssen uns also vorläufig mit dem Gefühl
begnügen, dals wir unsere Pflicht gethan haben.
Weshalb soll sich eine ganze Generation bemühen, Museen zu
gründen , weshalb sollen so viele Gelehrte und eifrige Dilettanten
ihre Kräfte der Erforschung und Beschreibung der Schätze der Vor-
zeit widmen , weshalb sollen sie kunstgeschichtliche Studien trei-
ben, wenn dieselben so wenig tief in das Volk eindringen, dafs
in einer Stadt wie Lüneburg nicht einmal unter den Gebildeten
Leute genug sind, die auch nur so nebenher von diesen Studien
gestreift wären, um den Werth eines solchen Besitzes für ihre
Stadt zu erkennen, wenn im Rathe der Stadt, der ja der Ausdruck
des geistigen Niveaus sein soll, auf dem dieselbe steht, so gar
keine Einsicht vorhanden ist, dafs die enormen Anstrengungen,
welche anderwärts zur Gründung von Museen gemacht werden,
die ja kaum eine Stadt mehr entbehren will, doch auch für Lüneburg
die Erhaltung eines alten Besitzes wünschenswerth machen müssen,
dafs Kunstwerke ein lebendiges Kapital für Vermehrung der allge-
meinen Bildung der Bevölkerung, für Hebung des Patriotismus,
sowie sie Künstlern und Gewerbetreibenden würdige Vorbilder sind,
dals denn doch unsere Gegenwart auch wieder die Gröfse der
Vergangenheit erstreben mul's, dafs unsere deutschen Kunstschätze
wenn sie Engländern und Franzosen Hunderttausende werth sind,
uns Millionen werth sein müssen, weil sie für uns auch noch ruhm-
volle Denkmäler eigener Gröfse sind ?
Nürnberg. A. E.
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gednickt bei ü. E. Sebald in Nürnberg.
Nürnberg;. Das Abonuemeut dos Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und betrügt nach
der neuesten Postcouvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oeaterreichs 3 0. SGkr. im 24 fl.-Fuls
oder 2 Tlür. preufs.
Für Frankreich abonniert man in
Paria bei der deutschen BuchhandUiug von
F, KKncksieck, Nr. 11 rue de Lille; für
m RiiiE
Neue Folge.
England bei "WilliamB & Norgato, 14 Ilen-
netta-Streot Covcnt - Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den Poatämtorn Bre-
men und Hamburg.
Alle für das gcrman. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Uuchhandela werden durch den Commia-
eionür der literar.-artlst. Anstalt des Mu-
Boums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be-
fürdert.
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1873.
J\?
October.
Wissenschaftliche Mittheilungen.
Buutglasierte Thouwaaren des 15.— 18. Jahrliimderts
im germauisclieu Museum.
V.
Nur zwei Arten von Fayencen sind in dem Werke De-
lange's durcli Monogramme und Inscliriften als sichere Erzeug-
nisse von Caflagiolo nachgewiesen; die auf Taf. 25 gegebene
Platte, mit einem durchstrichenen P als Monogramm bezeich-
net, trägt die Umschrift „in chafagguiolo". Dasselbe P findet
sich, verbunden mit einem K, auch auf Taf. 29, 30 u. 32. Da
das P bei allen drei Stücken eine obere Endigung hat, die an
ein S erinnert, und das Monogramm somit aus E. S. P. zu-
sammengesetzt sein kann, so wurde, ehe jener mit Caffagiolo
bezeichnete Teller Taf. 25 bekannt war, der Teller Taf. 29
dem Rafael Sanzio von Urbino zugeschrieben, weil mau lesen
konnte : Rafael Sanctius Pictor. Mit Ausnahme dieses Tellers,
der nur ein Bild ohne Umrahmung gibt, nämlich einen Maler,
der einen Teller bemalt, und zwei vor ihm sitzende, zuschau-
ende Personen, von denen vielleicht die weibliche als Mo-
dell für ein in der Mitte anzubringendes Porträt sitzt, haben
die drei Teller ein groteskes Ornament als Schmuck des Ran-
des. Der Teller auf Taf. 25 hat in diesem Ornament Motive,
so insbesondere glockenartige Blumenkelche, die mit einem
Fratzengesicht en face versehen sind, wie sie auch auf andern
Werken wieder vorkommen, namentlich auf Taf. 17 — 22, allein
in Verbindung mit andern Motiven, die nur eben den alter-
thümlichen Charakter der früheren Renaissance mit ihnen thei-
len. Diese Motive können allerdings eine gewisse Berechti-
gung gehen, auch die erwähnten Stücke der Fabrik von Caffa-
giolo zuzuschreiben ; allein als nachgewiesen kann dies nicht
gelten. Wir finden sie wieder auf einem Teller des germani-
schen Museums, der umstehend in Fig. 1 abgebildet ist. Die
Ornamentmotive zeigen nicht blos frühen Charakter, sie stim-
men auch so sehr mit gewissen datierten überein, dafs die Zeit
von etwa 1500 — 1520 als Entstehungszeit für den Teller be-
trachtet werden kann. Dabei mufs es auffallen, dafs schon in
dieser frühen Zeit keine Rücksicht auf die Gestalt des Tellers
genommen ist, sondern das Ornament rücksichtslos über Rand
und Mitte weggeht. Aufser dem Indigoblau als Grund und
Schattierung zeigt dieser Teller noch einen gelben Ton, sowie
weniges stumpfes Grün verwendet. Das Wappen ist uns leider
nicht bekannt geworden ; doch kann gerade daraus vielleicht
eine Beziehung zu Caffagiolo gefunden werden.
« Die zweite Art der Verzierung von Fayencetellern, welche
für Caffagiolo nachgewiesen ist, besteht in einer einfachen blauen
Zeichnung auf weifsem Grunde. Der Teller, welcher bei De-
lange auf Taf. 26 abgebildet ist, zeigt dasselbe Monogramm
P R S, was schon vorhin erwähnt wurde, und auf einem Spruch-
bande die Inschrift „Cafagioli". Diese Art der Verzierung
nannte Piccolo Passo, ein Schriftsteller des 16. Jahrb., „Porcel-
lana." Es fällt auf, dafs einzelne vorkommende Ornament-
motive eine gewisse Aehnlichkeit mit chinesischen, sowie mit
solchen zeigen, die in Persien als Imitation chinesischen Fabri-
kates gemacht wurden. Schon Marco Polo erwähnt des cbine-
schen Porzellans unter diesem Namen und im Jahre 1570 sagt
M. T. Alfons Ciacon in einem Briefe über Merkwürdigkeiten,
283
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
284
die von Ostindien nach Lissabon geführt wurden*) : „Taceo
vasa Murrliyna ex China tot generum, qnae porcel-
lanae patrio sermone appellantur " Man Icannte also
das Porzellan lange, und es unterliegt wol keinem Zweifel, dafs
die so bezeichneten Arbeiten Caflfagiolo's Nachahmungen chine-
sischen und wol mehr noch persischen und indischen Porzellans
sein sollten. Wir kennen die von Delange publicierten Stücke
nicht aus eigener Anschauung, können also nicht versichern,
ob auch die Feinheit der Farbe und der Glanz an das Porzel-
lan erinnern, oder
nur eben die Zeich-
nung. Das germa-
nische Museum be-
sitzt jedoch ein sehr
interessantes, ähn-
liches Stück, das
hier in Fig. 2 wie-
dergegeben ist und
an Glanz und Fein-
heit der Glasur we-
nig hinter dem Por-
zellan zurücksteht.
Es zeigt das Wap-
pen der nürnbergi-
schen Familie Im-
hof in Verbindung
mit dem der Sclilau-
dersbach; es kann
sich also nur auf
Andreas Imhof be-
ziehen, der (1491
geboren) 1518 sich
mit Ursula Schlau-
dersbach verheira-
tete. Die Famihe
Imhof hatte ausge-
dehnte Handelsbe-
ziehungen zu Ita-
lien und besafs dort
mehrere Faktorei-
en, insbesondere
eine solche in Florenz. Andreas wurde schon 1504, also 13
Jahre alt, zur Erlernung der Sprache nach Italien, und zwar nach
Venedig geschickt, von wo er 1509 nach Hause zurückkehrte, je-
doch noch im selben Jahre wieder nach Italien gieng, wo er auch
1510,11 und 12 sich aufhielt, namentlich in Padua, Mailand,
Florenz, Aquila inApulien; 1513 kam er auch nach Rom. Im
September 1521 gieng er wieder nach Italien und kehrte im
Februar 1522, nach Besuch einer Reihe von Städten, wieder
in die Heimat zurück; ebenso 1524. Seine Frau starb 1525,
Fig. 1.
worauf er schon 1526 Magdalena Reich heiratete. Der frag-
liche Teller wurde von ihm also wol im Jahre 1521 oder 24
mit andern in Italien bestellt und von dort nach Hause ge-
bracht, wenn man es nicht näher liegend findet, anzunehmen,
dafs zu irgend einer Zeit, vielleicht schon bei seiner Verheira-
tung (1518), derselbe im Correspondenzwege bestellt und durch
die Faktorei des Hauses in Florenz bezogen wurde.
Er starb 1579. In dem Inventar, welches über seinen
Nachlafs aufgenommen wurde, heifst es auf Blatt 26 v.:
„Geschmelzte
Schaalen undGläser.
Item die Magoli-
ka, darunter etliche
Porcellana, desglei-
chen sonst alle
andere venedische
Schaalen auch
Schüsseln undKrueg
sein zusammen ge-
schätzt worden umb
120 Goldgulden
Ehensch."
Unser Teller ist
schüsselfürmig,ohne
flachen Rand ver-
tieft , in der Ver-
zierung jedoch ein
Rand angedeutet.
Der Grund, welcher
den gebrannten
Thon vollständigauf
Vorder- und Rück-
seite bedeckt, ist ge-
genüber den andern
erwähnten fast rei-
nes(nichtgelbliches,
sondern eher in's
bläuliche stechen-
des) Weifs. Darauf
sind mit Blau die
Verzierungen leicht
mit sicherer Hand aufgetragen. Das sechsmal wiederkehrende
Hauptmotiv des Randes ist specifisch orientalisch, ebenso einige
kleinere sonst wiederkehrende. Das Wappen ist offenbar von
einem deutschen Zeichner erfunden und als Vorlage nach Ita-
lien gesendet. Es ist ebenfalls in Blau gezeichnet und schattiert.
Das Blau, dunkel aufgetragen, ersetzt zugleich das heraldische
Schwarz. Das Gelb ist ziemlich hell und grell aufgetragen;
statt des Roths dient hier wie sonst ein kräftiges Orange, da
das heraldische Roth nicht im Besitze der Töpfer war.
Nürnberg. A. Essenwein.
*) Marlene et Durand, Amplissima collectio, III. Bd. , p. 1324.
285
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
280
Caspar Weidel, Biichführer zu Nürnberg.
Unter den der Zeit nach ersten Buchhändlern in Nürn-
berg oder, wie man damals sagte, Buchführern, die nicht mit
eigener Presse arbeiteten, sondern anderswo, liier oder aus-
wärts, drucken liefsen, also Verlagsbuchhändlcr, und da sie
auch anderer Verleger Werke verkauften, Sortimentsbuchhänd-
ler waren, wird von Siebenkees (Mat. I, 303) und Roth (Ilan-
delsgesch. III, 30) Caspar Weidel, alias (aber weniger richtig)
Weidler, genannt. Siebenkees macht auch ein von ihm ver-
legtes Buch namhaft.
Ob dieses, vom Ge-
brauch des Astrolabi-
ums handelnde Werk
eines Dr. med. Johann
Copy, Astronomi, eine
vom dringenden Zeit-
bedürfnifs hervorgeru-
fene und durch ihren
Ertrag die Kosten de-
ckende Unternehmung
gewesen, ist hier eben
so wenig Gegenstand
einer Untersuchung, als
die Frage nach andern,
unter der Firma Ca-
spar Weidel's erschie-
nenen Artikeln ; es ge-
nügt vielmehr, an der
Hand der, wenn auch
nur wenigen, Urkun-
den, die über Caspar
Weidel etwas ausspre-
chen, eine Einsicht in
seine buchhändlerische
Thätigkeit und Bedeu-
tung zu gewinnen. Ob
der Ausspruch Dr.
Scheurl's (5. Nov. 1517
an Johann Eck) : „li-
brarii nostri pauperes sunt", von Caspar Weidel gilt, werden
wol, ohne ein vorgreifendes Urtheil zu fällen, die folgenden
Zeugnisse am ersten darthun. Das erste greift auf 1524 zurück.
Am Donnerstag nach Dorothea, 9. Febr. 1525, bekennt Marg-
retha, Caspar Weidel's, Buchführers unterm Rathhaus, eheliche
Hausfrau, „Bartholraes Kobolt sechzig Gulden in Münz hinter-
stelligs Rests an hundert Gulden Wechselgelds, so sie ihm,
dem Kobolt, vor einem Jahr bezahlt sollt haben, solche sechzig
Gulden zu bezahlen, nemlich 20 fl. in den nächsten drei Wo-
chen, mehr 20 fl. auf St. Walburgen Tag und die übrigen
20 fl. auf St. Johanns Tag Sunwenden, alles nach dato nach-
einander kommend, ohn allen Verzug, Alles als in erklagtem,
ervolgtem und unverneutem Rechten. Auch wo sie eiue oder
Fisr. 2.
mehr Fristen nit halten würde, so soll die ganz ausständig
Suma zu bezahlcu verfallen se3n, in ehegeschribnem Rechten.
Auch soll er, Kobolt, solcher Schuld vor Männiglich habend
und gewartend seyn, auf allen ihren Habe und Gütern in be-
ster Form." Zeugen sind Bartholmes Haller und Hanns Groland,
Cous. 22, Fol. 21. Aber ungeachtet dieser so bündig ausge-
stellten Verschrcibung wurde die Schuld nicht völlig abgetra-
gen, und am Mittwoch nach Aegidi, 5. Sept. 1526, wurde im
Gerichtbuch eingetragen : Bartholmesen Kobolt ist gegen Marg-
rethen Caspar Weidlin
um 10 fl. Rests, in der
Bekenntnifs im Cons.
22, Fol. 21 eingeschrie-
ben, auf die ihr ange-
sagte Verkündung Exe-
cution ertheilt, doch
soll er mit Vollziehung
derselben 10 Tag still
stehen, dafs mittler
Zeit der Motscbidler
seiner Tlieile Gerech-
tigkeit des Vorgangs
(Priorität) halben auch
suchen und einbringen
möge und dann ferner
geschehe, was Recht
ist. Ersichtlich war
auch eine oder mehr
andere Klagen , die
Leonbard Motscbidler,
ein damals oft genann-
ter Fronbote, zu ver-
treten hatte, anhängig,
bei denen man die äl-
teren Forderungen eher
berücksichtigen wollte.
In diese Zeit hinein
fällt eine andere, theils
wegen der dabei be-
theiligten Personen, theils wegen der stipulierten Zahlungs-
fristen besonders merkwürdige Urkunde, die nach ihrem gan-
zen Wortlaut hier folgt: Margretha Weidlin bekennt, für sich
und ihren Hauswirt, Caspar Weidein, sammtlich und unver-
scheideulich, dafs sie bede auf geschehene Rechnung den Er-
bern Lucassen von Cronach und Cristanen Düring, Gesellschaf-
tern, 300 fl. 3 Schill. 6 Pfg. und Joseph Klugen, allen Burgern
und Buchdruckerherren zu Wittenberg, 30 fl. in Münz für Bü-
cher, die sie von ihnen empfangen, schuldig worden seien.
Solche Summa versprechen sie ihnen auf geschehene gütliche
Unterhandlung eines erbern Raths dieser Stadt Verordneten zu
Fristen zu bezalen, als nemlich Jede Woche drei Ort eines Gulden
so lang bis die ganz Summa zahlt wird, und wo sie eine Frist
287
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
288
nit hielten, dafs die ganz Summa verfallen seyn sollt, doch vor-
tebaltlich , ob sie aus eliehaften Ursachen je zu Zeiten mit der
Bezahlung eine oder zwo Wochen und nit mehr säumig würden,
dafs sie Macht haben sollen, das verfallen Wochengeld ahbald zu
ergänzen und bezahlen, und zu mehrer Sicherheit verpfänden sie
bede Eheleat ernannten ihren Gläubigern alle und jede ihre
Habe und Güter, liegend und fahrend, und sonderlich alle und
jede ihre Bücher, welche Güter sie jetzo haben und künftig
überkommen, also dafs sie, bemelte ihre Gläubiger, von dem
allen erste Bezahler se3-n und vor allen andern ihren Gläubi-
gern und mänuiglich den Vorgang haben sollen, Alles als in
erklagtem, ervolgtem und unverneutem Rechten. Sie, die ge-
dacht Weidlin, verspricht auch, dafs ernannter ihr Hauswirt,
so schierst er anheims kommt, diesen Vertrag auch in Gericht
ansagen und bewilligen solle. So bekennen ernannter Christa-
nus Düring für sich und gedachten seinen Mitgesellschafter Lu-
casen von Cronach, und Joseph Klug für sich selbst, dafs sie
diesen Vertrag einem erbern Eath zu Wolgefallen also ange-
nommen und bewilligt, welchen Vertrag die berürten Theil alle
festiglich zu halten bei ihren Treuen hernachbenannten Zeugen
an Eidesstatt zugesagt und angelobt haben. Defs sind Zeugen
Doctor Christoff Scheurl und Sebastian Grofs. Geschehen am
Samstag nach Ostern, 22. April 1525. — Caspar Weidel hat
diesen Vertrag und Bekenntnifs ratificiert und Solches wie ob-
lant zu halten zugesagt und gelobt in Gericht Montag nach
Georgi, 24. April 1525. — Uebcr den Inhalt der Urkunde et-
was zu sagen, ist ganz überflüssig, sie spricht für sich selbst
deutlich genug. Wegen des Gebrauchs des Wortes „Bezahler"
im passiven Sinne, s. Anzeig. f. K. d. d. V. 1870, April. — Ob
der hier als Buchdruckerherr zu Wittenberg und als Gesell-
schafter von Christian Düring erscheinende Lucas von Cronach
ein und dieselbe Person ist mit dem berühmten Maler dieses
Namens, sei denen zu entscheiden anheimgegeben, die sich mit
solchen Untersuchungen zu befassen besonders berufen sind.
Möglich ist, dafs auf dieselbe Person auch folgende Urkunde
eine Beziehung hat: Lucas Müllner und Erhart Rupp, von we-
gen Margreth seiner Hausfrau von Cronach, bekennen, nachdem
Endres Müllner, ihr Bruder und Schwager, Heinrichen MüUner's,
Seins Bruders, Hab und Güter auf sein Absterben zu sich genom-
men, dafs er jedem seinen gebürenden Erbteil zugestellt hat.
Freitag, den 25. Oct. 1521. Jedenfalls sind Lucas, Endres und
Heinrich, die Müllner, und Margareth, Erhart Ruppcn Hausfrau,
ihre Schwester, alle von Kronach. — Eine dritte, auch in das
Jahr 1525 fallende Schuld wird durch Folgendes dargethan :
Caspar Weidler, Buchführer, und Margret, seine Ehewirtin,
bekennen sammtlich und unverscheidenlich, Jörgen Rucken und
Clara, seiner Ehewirtin, 32 fl. in Münz, Wechselgeld, von Chri-
stoffen Froschauer, Buchdrucker zu Zürich, herrührend, schul-
dig zu seyn zu bezahlen, nemlich 16 fl. auf nächste Martini und
die andern 16 fl. auch auf kommende Lichtmefs, Alles in er-
klagtem, ervolgtem und unverneutem Rechten, und wenn eine
Frist nit gehalten würde, dafs dann die ganz unbezahlt Summa
verfallen seyn soll. Alles bei Verpfändung aller ihrer Habe und
Güter, in ehegeschriebnem Rechten. Geschehen in Gericht,
Mittwoch Francisci, 4. Oct. 1525. Mit diesen Passivschulden
verträgt sich recht wohl, dafs Caspar Weidel auch Aktivschul-
den hatte: Am Freitag nach Anthonii, 19. Jan. 1526, wurde
in Sachen Friedrichen Peypus, Hanns von Frankfurts und
Caspar Weydel's, Jeronimus Hölzel's Gläubiger, eines, und Mi-
cheln Kaller, anders Theils, erkannt, dafs das angezogene,
durch den Kaller erlangte, Verbot geöffnet seyn und alle Gläu-
biger an Eids statt anrühren sollen, die Bücher von Eichstätt
nit von sich zu geben, dann (aufser) auf Bezahlung ihrer Schul-
den, wo aber solches Geld die Summa ihrer Schulden nit er-
reichen würde, dafs sie es hinter dieses Gericht zu jedes Theils
Gerechtigkeit erlegen und um den Vorgang erkennen lassen
wollen. Darauf haben sie angelobt. Wie der wohlbekannte
Friedrich Peypus, Caspar Weidel und Jeronimus Hölzel dem
Stande der Buchdrucker und Buchführer angehörten, so mag
es auch mit Hanns von Frankfurt sich verhalten, wenn er
nicht ein Wundarzt war; über Michel Kaller gebricht es an
Auskunft.
Nun dauerte es nicht mehr allzulang, bis die Wasser der
Trübsal, gegen die die Weidlischen Eheleute so lange man von
ihnen wcifs, gekämpft hatten, über ihnen zusammenschlugen.
Am 18. Oct. 1527 wurde dem schon genannten Motschidler
ein Verbot zu Recht zu Caspars, des Buchführers unterm Rath-
haus, Hab und Gütern vergönnt. Hiemit verschwindet der Name
Caspar Weidel's. Sein Verlag war so gering — es müfsten denn,
woran aber billig za zweifeln, noch mehr Artikel, die er ver-
legte, aufgefunden werden — dafs er als reiner Sortiments-
buchhändler zu betrachten ist, und das Wort Dr. Christoph
Schcurl's wenigstens für seine Person vollkommen rechtfertigt.
Er verschwindet, wie er gekommen, ohne dafs zu sagen wäre,
woher er kam, und verläfst Nürnberg, ohne dafs zu sagen
wäre, wohin er sich gewendet.
Nürnberg. W. Lochner.
Johannes Kienkok wider den Sachsenspiegel*).
Die Drucke des Sächsischen Landrechts seit 1517 enthal-
ten bekanntlich hinter der Bulle Gregor's XL noch eine Be-
kämpfung von 22 Artikeln des Sachsenspiegels unter der Ueber-
schrift: ,.Articuli iuris Saxonici reprobati ex typo Doctoris
Bocksdorffs collecti sub hac forma". Homeyer in den Abhand-
*) Die früheren Nachrichten über diesen Gegenstand sind ge-
sammelt von Homeyer in den Abhandlungen der Berliner Akade-
mie der Wissenschaften aus dem J. 1855, S. 377 ff. Nachträge
lieferten Stobbe, Geschichte der deutschen Rechtsquellen I, 372 ff.,
Steffenhagen in der Zeitschrift für Rechtsgeschichte IV, 202 f. und
im Anzeiger für Kunde d. d. Vorz. 1872, Nr. 9, sowie Wattenbach
ebenda 1866, Nr. 10; 1871, Nr. 7; 1872, Nr. 5.
289
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
290
lungcn der Berliner Akademie (1855, S. 407 IT.) hat diese Ar-
beit, welche handschriftlich hisher nicht nachgewiesen war, aus
inneren Gründen Joh. Klcnkok beigelegt. Erwünschte Be-
stätigung hiefür gewährt eine Handschrift der Göttinger Uni-
versitätsbibliothek, Cod. MS. jurid. 90 in Folio.
Auf Papier im 15. Jahrh. geschrieben und 23 Blätter um-
fassend, in modernem Einbände, beginnt die Handschrift mit
dem Ordo iudiciarius: „Antequam dicam" (Stintzing, Gesch.
der populär. Literatur d. römisch.-kanon. Rechts, S. 202 ff.),
dem jedoch Zeit- und Ortsangaben fehlen. Aufser verschiede-
nen anderen Stücken folgt dann die Bulle Gregor's >'!., la-
teinisch (Horaeyer, a. a. 0., S. 396 ff.), aber ohne den Tenor
der reprobierten Artikel und ohne die Schlufsformel, mit den
Worten abbrechend: „Tenor vero scriptorum siue legum ojj-
probatorum (sie) eft'ectus talis est". Hieran schliefst sich ohne
Unterbrechung mit den Anfangsworten : „Beatissimo pape Gre-
gorio vndecimo frater Johannes klinckock, sacre theologie
Professor", das Schreiben au Gregor mit dem Briefe an den
Cardinal Vernio in derselben Gestalt, wie vor dem Decadicon
in den beiden zur Zeit bekannten Handschriften (Homeyer
S. 388, 394 ff. Scheidt, Bibliotheca historica Goettingensis I,
63 ff., 65 ff.). Auch der Uebergang „Hijs premissis" bis ,,ec-
clesie sacrosancte" lautet bis auf eine unbedeutende Abweichung
ebenso wie im Decadicon (Scheidt p. 67). Dagegen hat unser
Text hier den bemerkenswerthen Zusatz: „et primo ponam
articulos sine reprobacionibus suis, assignans quotam articulo-
rum libri videlicet speculi saxonum, sicut in eo ponuntur ar-
ticuli prelibati, et sequitur articulus primus capittuli xix'."
Während also im Decadicon die Widerlegung mit jedem
Artikel unmittelbar verbunden ist, scheidet die Göttinger Hand-
schrift, in Uebereinstimmung mit der oben erwähnten Arbeit,
Aufzählung und Widerlegung. Demzufolge gibt sie zuerst eine
Aufzählung von 22 Artikeln des Sachsenspiegels, die sich in
der Eeihenfolge identisch erweist mit den sog. Bocksdorfischen
Artikeln, in der Fassung aber dem Decadicon entspricht. Was
in den Sachsenspiegel- Ausgaben den Eingang zu den Bocks-
dorfischen Artikeln bildet, ist in unserem Texte hinter die
Aufzählung gestellt. Alsdann beginnt die Widerlegung der
22 Artikel, die jedoch nur bis zum elften Artikel einschlicfs-
lich fortgeführt wird, womit die Göttinger Handschrift abbricht.
Von besonderem Interesse ist die A''crgleichung des Wort-
lauts der Widerlegung. Der Wortlaut stimmt nicht, wie man
erwarten möchte, mit dem Bocksdorfischen Texte, sondern ist
ausführlicher und nähert sich wieder dem Decadicon, ohne in-
dessen vollkommen damit übereinzutreffen. Es finden sich
einerseits Weglassungen und Abänderungen, andererseits eigen-
thümliche Zusätze. So fehlt in der Widerlegung des ersten
Artikels (= Decad. art. 6) die Stelle des Hostiensis, welche
im Decadicon in extenso mitgetheilt wird (Scheidt p. 73 mit
Note tttt)- ^'^^ „Item hoc statutum et alia iuri naturali re-
pugnantia tenentes" (p. 75) wird der Zusatz eingeschaltet :
„Este, quod princeps cum mille uel araplius videat, quod vnus
spoliat uel inlerficiat proxinium suum, qui sie jnficiens incuse-
tur secundo die corain i)rincipe tali : tunc secuuduin istum ar-
ticulum incusatus poterit se liberale per juramentum, et per
consequens princeps manifestum et publicum debet admittere
perjurium et per consequens non diligit ibi ex corde dcum,
cuius admittit blasphemiara, dum deus uocatur in testem fal-
sum, nee diligit proximum, cui non respondetur q. de hoc,
quod iniuste sicut publicum est illatum dampnum, et ibi pec-
catur contra pietatem et equitatom , quarum oiipositum dedu-
citur etc. secundum philosophos non deducitur, quia dicit lac-
tantius in libro de vera iusticia, quod dissoluit omnem religio-
nem et humanam societatem". Nach dieser Einschaltung stimmt
unser Text nur noch bis an „Contigit enim" (p. 75) mit dem
Decadicon. Alles Uebrige bis zum Schlüsse wird übergangen
und durch folgende Ausführungen ersetzt : „Dicitur de quihus-
dam, qui tenent regulam beati augustini, si qui tales essent,
regulam beati augustini tenerent in archa forsan, non in vita,
certe oppositum super ewangclia fundata docet regula preli-
bata. Quidam vero illud statutum corrigere uolentes alium
errorem inducunt, scilicet quod iudicijs eorum eines sue ciui-
tatis et nullus alius perhibere possit testimonium. per hunc
modum eines eorum extra ciuitates eorum, vel vbi conciues sue
[ciuitatis] presentes non essent, committere possent omne ma-
lificium et contrahere quodlibet mutuum, nee aliquis coram
iudicio talis ciuitatis per quantumlibet ydoneos testes non inibi
eines conuincere posset ipsos. hoc statutum dissoluit utique in-
ter xpianos amorem mutuum. quis enim ciui ciuitatis talis mu-
tuaret scieus hoc statutum, cum talis ciuis ibi remotus ageret !
Item vidctur repugnare juri naturali, quod alienigena tenetur
in testes producere conciues aduersarii sui."
Die Widerlegung des zweiten und dritten Artikels
(;= Dec. 7, 8) lautet wörtlich, wie im Decadicon. Bei dem
vierten Artikel fehlt die zweite Hälfte der Ausführungen des
Decad. art. 9 von „Item pono" (p. 78). Bei Art. fünf (Dec. 10)
findet sich vor „quia duellum" (p. 79) die Einschaltung: „et
dicit ostiensis in rubrica in clerico offereute duellum, quod
eciam ad preceptum iudicis, ut euadatur mors, duellum non
excusat in toto a peccato," und vor „Item iudex" (p. 80) der
Zusatz : ,,Item hie refutatur error ille, quod aliquis agat contra
honorem, non agens contra iusticiam. arguitur sie: talis agit
contra honorem, ergo male agit ; sed sequitur : agit male, ergo
agit iniuste. Aliter de dauid respondent canones et sancti,
quod ex instinctu Spiritus sancti" etc. Von da an zeigt sich
wieder wörtliche Uebereinstimmung mit dem Decadicon bis an
„Probatur, quod" (p. 80) ; das Uebrige ist ausgelassen. Zu
Art. sechs ist nur der erste Satz des Dec. art. 11 bis „pec-
catum" (p. 81) aufgenommen. Zu Art. sieben wird unter
Uebergehung des Schlusses der Satz des Dec. art. 12 „Argui-
tur" u. s. w. (p. 82) folgendermafsen abgeändert: „Item contra
racionem est, quod duelletur cum ipso, qui prius iure priuatus
est et honore, quoniam, si talis esset diues et fortis, iuuari
possit semper". Bei Art. acht wird der Schlufs von „quia
291
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
293
secundum" (Dec. art. 3. p. 69) in die Mitte vor „Ideni palet"
(p. 68) gestellt, und zwar mit folgenden Abänderungen: „sed
ex legitime matrimonio non procrcantur nisi legitirai pueri.
patet: qui filii sint legitimi [X. 4, 17] per to[tum]. ymmo ex
illegitime matrimonio legitimi procreantur in casu, quo sufficit
fides alterius parentis ad legittimam communionem prolis et
geniti ante matrimonium, et per consequens per raatrimonium
redduntur Icgittimi. videtis, vtrum error sit in fide aliter sa-
pere de sacramentis ecclesie, quam ecclesia sancta dei-'. Die
Widerlegung des neunten Artikels stimmt mit dem Dec. art.
14 (p. 84 f.) bis auf den letzten Satz „Et idem probatur"
u. s. w., welcher weggelassen ist.
Was die Ausführungen zu Art. zehn betrifft, welcher, aus
der Deutschen Yertheidigungsschrift gegen die Magdeburger
(art. 9, Homeyer S. 418) entnommen, im Decadicon fehlt,
so bietet unsere Handschrift den Bocksdorfischen Text in aus-
führlicherem Wortlaut : „Decimus articulus falsus et repugnans
sacramento matrimonii, quoniam nulluni impcdimentum positum
per ecclesiam impedit, quod talis possit geuerare prolem le-
gitimam, et per consequens per ecclesiam, cuius est iadicare
de legitimaie prolis, talis legitimus censetur. sie in his tribus
casibus et articulis Speculum saxonum aliter sapit de sacra-
mento matrimonij, quam sapit ecclesia sancta dei."
Die Widerlegung des elften Artikels endlich, bei welcher
die Göttinger Handschrift aufhört, schliefst unvollständig mit
den Worten: „quilibet hoc statutum diceret esse preiudiciale"
(Dec. art. 15. p. So).
Es liegt hier also eine Arbeit vor, welche auf Grundlage
der Eeihenfolge der Bocksdorfischen Artikel im Wesentlichen
den Inhalt des Decadicon wiedergibt, indem sie sich sowohl in
der Formulierung der bekämpften Artikel, als auch in der
Begründung des Angriffs an das letztere anschliefst. Wie die
Bocksdorfischen Artikel, vermehrt sie die Zahl der im Deca-
dicon bekämpften Sätze um denjenigen Artikel, welcher der
deutschen Schrift gegen die Magdeburger eigenthümlich ist.
Die Arbeit über die Bocksdorfischen Artikel, wie sie die Sach-
senspiegel-Ausgaben darbieten, erscheint als eine verkürzte Re-
daction des Göttinger Aufsatzes. Wenn der Göttinger Aufsatz
nach Ausweis der Handschrift von Joh. Kienkok verfafst ist,
so mag die kürzende Bearbeitung auf die Thätigkcit eines
Bocksdorf zurückzuführen sein. Ob die Priorität der Ab-
fassung dem Decadicon oder dem Gottinger Aufsatz, resp. der
Bocksdorfischen Bearbeitung, zuzusprechen sei, bleibe dahinge-
stellt. Jedenfalls ist nicht mehr die Bocksdorfische Arbeit als
ein „dem Decadicon vorangehender Entwurf" (Homeyer S. 410)
anzusehen, da sie auf dem Göttinger Aufsatz beruht.
Göttingen. Dr. Emil Steffenhagen.
Flurnamen in der Rheinpfalz.
Auf einer der jüngsten Philologcnversammlungen in Hei-
delberg wurde Anregung gegeben zur Bearbeitung eines bis
jetzt vernachlässigten Gebietes, der Sammlung deutscher Flur-
namen, die in sprachlicher, archäologischer und ethnologischer
Beziehung noch manches Material bergen. Der Verfasser sam-
melte während seines Aufenthaltes in Zweibrücken Flurnamen,
allerdings speziell in der Absicht, das Gefundene archäologisch
für die Bestimmung römischer Niederlassungen und Strafsen zu
verwenden. Da er jedoch alle ihm bemerkenswerthen Namen
hiebei verzeichnete, so glaubt er mit Veröffentlichung dersel-
ben überhaupt auch der deutschen Alterthumskunde einen klei-
nen Dienst erweisen zu können. Zusammengestellt sind sie
aus den offiziellen Katasterplänen ; doch hat sich Schreiber die-
ser Zeilen hinlänglich davon überzeugt, dafs diese Flurbenen-
nungen heutzutage noch im Munde des Volkes fortleben, wenn
dasselbe auch manche Bezeichnungen nicht zu erklären weifs.
Die kleine Sammlung nimmt aufserdem eine gewisse Ab-
rundung für sich in Anspruch, da sie die Flurnamen zweier
vollständiger Kautone der Rheinpfalz, des Kantons Zweibrücken
imd des Kantons Hornbach, urafafst. Die lokalen Verhältnisse
betreffend, bildet die bezügliche Gegend ein von schmalen Thä-
lern durchschnittenes Plateau, das zum Westrich*) gerechnet
wird ; Getreidebau ist vorherrschend. Die Einwohnerschaft ge-
hört wol ursprünglich dem alemannischen Stamm an , der im
4. und 5. Jahrhundert bis in diese Gegenden vordrang (s. Häu-
fser, Geschichte der Pfalz, I. Th.)
Am besten glaubte der Verfasser zu thun, die Namen ohne
etymologisclie Bemerkungen zu geben. Die Orthographie ist
die auf den offiziellen Plänen.
1) Schwarzenacker : Heidenhübel.
2) Altheim: Osterfeld, heiliger Berg, heilige Gärten, Hei-
denhübel, Brandstätt, Welschberg.
3) Riesweiler: zu der Burg und der Königsstrafse, hin-
ter der Burg, auf der Burg, am Westerfeld, unten an
der Burg hinter dem Westerfeld, am Delltrich, kleiner
Steinhübcl, grofscr Steinhübel.
4) Brenschelbach : Osterfeld, Heidenkopf, heilige Ahnung,
an der heiligen Wiese, grofser Steinhübel, auf dem La-
ger, Pfaffenberg, Pfaffenkehl.
5) Utt Weiler: Schlofshübel, Burggärten, Herrngärten, Krem-
pentrisch, Herschberg, Herschbach.
6) Peppenkum: auf dem Duplen, in den Heidenäckern,
Hohrechsklamm, Krempentrisch, auf dem Gostersberg,
Teufelsdell, am Ostergarten.
7) Althornbach: am Lagerberg, am hohen Gericht,
Mauergärten, Zingeltbal, im Walstell (wahrscheinlich ver-
schrieben = dell), am 5. Bannstein, am Heidenkopf, am
Wallerschcid.
8) Bottenbach: auf der Heiligwiese, auf dem Osterberg,
am Osterwald (Entenbühl), Blümlesberg, Hengstlöchel,
Harschbach.
*) speziell zum Bliesgau.
293
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
294
9) Dietricbingen: Hermersberg, Ofsweilerliof, an der
alten Strafse, am alten Weg, 40 Morgen.
10) Grofssteinhausen : am Gewehrkopf, auf dem Ge-
wehrskopf, Gewehrberg, Witzsäule.
11) Klcinsteinhausen : auf dem Frankenfeld, am heiligen
Häus'chen, bei der Landstrafse (ist keine mehr dort),
Hirschelbach, Marzlüchelkopf.
12) Walshausen: Urtelswiese, Heidenborner Dell.
13) Stambach: Richwald bei Dellfeld.
14) Contwig: auf dem Tempel, am Tempel, Gödelstein.
15) M aus b ach: imPlomb, beim grofsen Bannstein, Heiden-
berg, am Drusenborn, Hochgericht.
16) Hornbach: Bingweiler, Burgerhöhe, Burgerwald, La-
gerberg, Heidenberg.
17) Rimsweiler: am Wallerscheid'chen , am Heidenkopf,
an der Hemsch, an der Althöhj, an dem Geifsenrech (eine
Hohe), Steinberg, am 5. Bannstein.
18) Riedelberg: am Trinzengärtel, Gemehrberg, auf dem
Humerick, Pirmanstein.
19) Vinningen: Pitt-sitters.
20) Rieschweiler : am Teufelspfuhl, am Heidenberg, 1. Hei-
denberg, 2. Heidenberg, am Seiters, auf dem heiligen
Feld am Weinstein, auf dem heiligen Grund, Pfaflfenberg.
21) Mafsweiler: Fausterfeld, um den Hausgiebel, im gu-
ten Tempel, Molet.
22) Dellfeld: am Aeltriesch, Seiterswald, im Heidengarten,
Seiterswiesen, hinter dem heiligen Häus'chen.
23) Knopp-Labach : am Heidenkopf, Hermersbach, im hei-
ligen Wald, Seiterswald.
24) Biedershausen : Götzenmogerhübel, Götzenmogerfeld,
Götzenmogerdell, Götzenmogergrund, Elzenmog.
25) Oberhausen: Hermersbach.
26) S climitthaus en.
27) Winterbach: Klosterwald, am heiligen Wald.
28) Niederhausen : Taschenwald.
29) Reifenberg: Allseiters, im Gehain, am Geringelten.
30) Battweiler: in den Pfaffenwiesen.
31) Oberauerbach: auf dem Tempel (noch 5 Namen mit
Tempel), Fröhnstrafse , am Kirchenwald, in den heiligen
Wiesen, Heidenköpfchen.
32) Niederauerbachram Erzpriestergut, Heidenkopf, Sei-
terswald, auf dem Münchel.
33) Mittelbach: auf dem Heidenhübel , Wallersbach, am
Seiters.
34) Zweibrücken : Wallerscheid'chen, Rinstel, Mutsch-
grund, in der Achen.
35) Ixheim : am heiligen Häus'chen, auf dem grofsen Hei-
ligenberg, am Heiligenthal.
36) Bubenhausen: Spraulberg.
37) Webenheim: Schelwiesen, am Trisch, auf dem Schar-
len, hohen Stein, am Burrech, Badstube.
38) Watt Weiler: im Tempel, Pfaffenäcker, Raulstein, am
Kasticr-busch, im Weingarten, am Nünchen.
39) Hengstbach: Heidenhübel, Kemmling, Lauunter (?).
40) Mimbach: Pfaffenäcker, am wüsten Etzel, Sitterswald,
am Trisch, auf dem hintern Hart.
41) Breitfurt: im untersten Pumpert, bei den langen Stein-
machers, Rebenberg, Schlofswäldchen, Seitersallmend.
42) Böckweiler: Kammersrech, Waldersacker, am Letz,
Duserstrafse, Klostertrisch, Hohrech.
43) Blicsdahlhei m : Heizwiesen, Eebenberg.
44) Sey Weiler: Kipprieb, Etzel,
45) Neualtheim: am Beileist.
46) Medelsheim: am Erzenthal und Etzenthal, Hunan,
Schelmengruberweg, Annelfcld, Schwefelspfuhl, kleiner
Wüler, Rebenberg, Herschbach, Weinberg, Krempen-
trisch.
47) Walsheim: grofse, rohe Verschanzungen, Osthofen,
Todtengang, am Etzel, Weingarten, Mürschwingcrt.
48) Niedergailbach : Heidenhübel, Gräbenstrich, Todten-
kopf, Hemerich, Osterwiese, Reben weg, in den Reben.
Horres, Metschfurt, Litzelbach, Teschenbrunnen.
Alemannische Bevölkerung wird durch die Namen Diet-
richingen, Blümlesberg, Märzlöchelkopf bewiesen. Dies
Grenzland war übrigens von jeher der Tummelplatz verschie-
dener Völker, und Römer und Kelten scheinen hier, wie aus
manchen Namen hervorgeht, mit deutschen Stämmen zusara-
mengestofsen zu sein ; deshalb möchte vorliegendes Material an
Interesse gewinnen. Kapellen, Haine, den Göttern geheiligte
Fluren scheint es in Masse gegeben zu haben. Auch römische
Kultusgebäude latinisierter Provinzialen werden sich hier er-
hoben haben ; wenigstens deutet dies die Häufung der mit
„Tempel" zusamniengetzten Namen in Oberauerbach (Nr. 31)
an, einem Orte, an dem hart eine theilweise noch erkennbare,
auch auf Spezialkarten angegebene Römerstrafse nach Zwei-
brücken lief. Erhöhung und Steine sind weithin Zeugen des
Strafsenzugs. Auch über Altheim und Peppenkum lief eine
römische Verbindungsstrafse, die in Schwarzenacker, einem be-
deutenden Römerorte, endigte. Von dort aus lief die grofse
Bliesstrafse über Webeuheim, Breitfurt, Medelsheim, Walsheim
zur Saar, anderseits nach Homburg, um in die grofse Metz-
Mainzer Strafse einzumünden.
Namen wie Königsstrafse (Nr. 3), Landstrafse (Nr. 11),
Schelmengruberweg (Nr. 46) sind Bezeichnungen im Volks-
munde für solche, von Römern angelegte Verkehrswege. (Vgl.
Mone, Urgeschichte von Baden 1. Th.) Schlüsse für die ger-
manischen Alterthümer, sowie etymologische Untersuchungen
über die vorliegenden Flurnamen will Verfasser Befugteren
überlassen; ihm soll es genügen, damit vielleicht Anstofs zu
weiteren Sammlungen gegeben zu haben.
Nürnberg. Chr. Mehlis.
295
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
296
Appellation an das kaiserliche Kanimergericlit.
In seiner Beschreibung der das Laiidrecbt des Schwa-
benspiegels und das Wiener Stadtrecht enthaltenden Papier-
handschrift Nr. 28,909 des german. Museums (s. Anzeiger f. K.
d. d. Y. 1873, Nr. 6, Sp. 153 ff.) hat Hr. Prof Gcngler auf
zwei am Schlüsse derselben befindliche, wahrscheinlich noch un-
gedruckte Stücke hingewiesen und uns deren Veröffentlichung
im Anzeiger als wünschenswerth bezeichnet. Wir theilen da-
her nachstehend vorläufig eines derselben nach getreuer Ab-
schrift mit.
Nota wie man mit Appellacion handeln sol vor kay"- ka-
mergricht
Item wer der ist der vor ainem weltlichen Gericht Es sey
hofgericht oder ander gericht oder vor Commissarj mit ainer
entheben vrtail beswcrt wirt, der sol sich von stundan ofl'eu-
lichen vor Gericht vor dem Richter vnd den Beysitzern vnd
in gegenburtikait seins widertail durch sein selbs person mit
lautterr Stym offenlich berufl'en Er sey der vrtail beswijrt vnd
sol dauon offenlich Appelliren für vnd an vnserun Allergenedi-
gisten herrn den Romischen kaiscr vnd von allen den beswer-
nüssen die sich der sachenhalben yetz oder hinnach vinden
oder aischen mugeut auf die Allerpesten form vnd sol darauf
von dem Richter appostel die man nennet Zeuguussbrif eruor-
dernn nach Ordnung des Rechtens zum Ersten, zum andern
vnd zum dritten
It. vnd ist dafs er ainen offenn Notarj bey jm hat So sol
er den ermonn von seins Ambts wegen das er jm das betzewge
nach dem Recht vnd darvmb jnstrument geh ains oder mer,
vnd dieselben jnstrument zu pessern zu mynnern vnd zu me-
ren mit weiser lewt Rat, geistlicher vnd weltlicher vnd damit
sol er von dem Gericht gan vnd vor darauf ainen vrtailbrif
begern, aller Gerichtshanndlung vnd die offenlich berüffung vnd
Appelirung in dem vrtailbrif begriffen
It. wer sach aber das er ainen offenn Notarj nicht mocht
bey jm gehaben daselbs vor offera Gericht, darnach so sol er
vor zwain oder vor drein zewgen vnd sunder vor den die bey
solher offenner berfiffung gewesen weren vor ainem offenn Notarj
ynner zehen tagen als Recht ist von derselben vermainter vnd
vnrechtlicher entlicher vrtail vor demselben offenn Notarj in
geschrift mit solhen fürwarten als vorgeschriben stat offenlich
vor dem Notarj vnd den Zeugen Appelliren vnd darauf von
dem Notarj Appotel (sie !) ainen Zeuguussbrif begern nach Ord-
nung des Rechtens vnd das jn betzeugen lassen vnd jn darauf
ermon von seins Ambts wegen jnstrument zegeben nach allen
notdurfften vnd dabey melden dieselben jnstrument ze pessern
ze mynnern vnd ze meren nach weiser lewt Rat geistlicher
vnd weltlicher vnd albeg das dy offenlich berfiffung in dem jn-
strument gemeldet sey vnd sein beswürnuss mit Redlichen vr-
sachen vnd mit Worten iu das Instrument stymmen vnd setzen
lassen vnd jm darauf das jnstrument volfuren lassen auf die
pessten form nach Ordnung des Rechtens
It. vnd sol darnach gedennkchen das dieselb Appellacion
anuertziehen vor dreyssig tagen als Recht ist, dem Richter vnd
seim widertail durch den offenn Notarj verkündt vnd furbracht
werd, vnd sol der Notarj ain offen vrkund geben der verkuu-
dung der Appellacion vnd sol die verkundung auf die Appel-
lacion schreiben oder ain sunder jnstrument solher verkündung
darumb geben
It. der Notarius sol ain abgeschrift der Appellacion ge-
ben Ob der Antwurtter Sy an jn begert doch an des Clager
schaden.
It. wer aber das die offenlich berüffung vnd appellirung
vor offem Gericht geschech in gegenburtikait des Notarj So
dorfft der Clager seim Richter vnd seim widertail die Appella-
cion nicht verkünden
It. vnd der Clager vnd zecher der dann die Appellirung
getan hat der sol dieselb Appellacion Sechs wochen vnd drey
tag vor dem Jar für vnsern genedigistcn hern den Romischen
Kaiser bringen oder bringen lassen oder für seiner gnaden kantz-
ier vnd da vmb Recht anruffen die Appellacion auf Recht aus-
nemen vnd darauf ladung auf seinen widertaU
It. vnd jnibicion an den Richter von dem geappellirt wor-
den wer, dem zugebieten das er nicht verner in der sach pro-
cidiren solt Sunder was nach solher Appellacion nu furbaser
ausgieng, oder ausgangen wer, durch die jnibicion vnd potbrif
zu Recht aufgebebt wurd, bis zu ausgang des Rechtens
It. vnd der Clager sol dem Antwurtter die kaiserlich la-
dung Sechs Wochen vnd drey tag vor dem Jar verkünden zu
ha WS vnd zu hof, oder vnder äugen jm in sein hannd durch
den Notarj antwurtten lassen vnd des ain jnstrument nemmen
von dem Notarj
It. Ob er den Notarj nicht gehaben mücht So mag er die
ladung durch ainen geswornen poten mit der püchsen oder
sust durch ainen poten mit dem lewft'el püchsen antwurtten
lassen, doch das derselb pot dem clager der jm die ladung
aufgeben hat ain vrkund geb vor zwain Erbern Mannen die
wappensgenos seien oder sust vor ainem Gericht vor einem
gelaublichen Richter ainen aid zu Got vnd zu den heiligen
swcrn mit aufgerakten vingern swcren sol, das er die kaiserlich
ladung seim widertail geantwurtt hab zu haws vnd zu hof oder
vnder äugen vnd die stund nennen vor mittag oder darnach
vngeuerlich geantwurtt hab,
It. vnd das dem Clager ain besigelter brif von dem, oder
von den, vor dem er den aid getan, geben werd, vnd das die
ladung darjnn begriffen werd
It. vnd wenn der Clager solh vrkund also hat, darnach lafs
Sechs wochen vnd drey tag So sol der Clager sich oder sein
Anwalt ju dem kaiserlichen hof vinden lassen vnd seinem Rech-
ten nachgeen
It. vnd wer sach das sein widertail noch nyemant von sei-
nen wegen in dem kaiserlichen hof wer, dem Rechten nachze-
geen So mag er seim widertail rüffen lassen nach Ordnung des
Rechtens, vnd die Berüffung in das kaiserlich Gerichtbuch
297
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
298
schreiben lassen vnd darauf begern aincn tag zusetzen, seim
Rechten nach zegeen So kumbt er am aller kurtzisten aus dem
Rechten vnd hütt sich vor Conmissial
It. wer aber sach das der Clager ynner Jarsfrist als Recht
ist sein Appellacion in dem kaiserlichen hof nicht furbringen
möcht vmb Rechtlich vrsach des zu Recht genüg wer so mag
er dieselb Rechtlich vrsach, durch sein selbs person oder durch
seinen volmechtigen Anwalt in dem kaiserlichen hof vor dem
Romischen kantzier melden vnd darauf begeren auf sein Recht-
lich vrsach ain fatal auf das ander Jar als Hernach von wort
zu wort geschriben stet
Wir Fridreich von gots gnaden Romischer Kaiser zu al-
len Zeiten merer des Reichs Ilertzog zu Österreich vnd ze
Steyr etc. Bekennen dafs vns die Erber Anna Maderinn Hannsen
Zürchers eliche hausfraw hat furbringen lassen Als sy sich von
ainer vrtail So durch vnser vnd des Reichs lieb getrewn Bur-
germaister vnd Rate der Stat zu Rauenspurg all vnser Com-
missarian wider Sy vnd Marttin Jacoben Conratcn vnd Bartho-
lomeen gebruder die Greken gesprochen sein sol, als beswert
an vns berufft vnd geappellirt hau, nach laut ains jnstruments
derselben Appellation vns darumb fürgebracht als sy auf dem
wege gewesen würe Sich mit derselben Appellation zu vns ze-
fugen vnd ferre jrn gebürlichen vleis darjnne zetunde were Sy
durch solh Kriegslewffe so vns von den veinden datzemal ver-
hindert worden zustunden das sy solhem in der zeit des er-
sten fatals nicht bette nachkomen mügen, dadurch jr dietzeit
derselben ersten Appellacion verschinen were, vnd hat vns die-
mütigklichen anrüffea vnd bitten lassen , das wir ir das ander
fatal der gemelten appellation zuzegeben vnd zeuerleichen ge-
nediclich geruchten Solhs angesehen So haben wir der ege-
nanten frawen das ander fatal der vorgenannten jrer Appella-
cion zuzegeben Geben jr das auch hintzu von Romischer kai-
serlicher macht volkomenhait wissentlich mit dem brif der mit
unserm kaiserlichen Insigel besigelt vnd geben ist zu Villach
am ainundzwaintzigisten tag des Moneids Juny Nach kristi ge-
purd virtzeheuhundert vnd jn dem Syben vndfunftzigisten vn-
sers Reichs jm achtzehenden, vnd des kaisertumbs jm Sechsten
Jaren
Ad mandatum dnj Imperatoris
vlricus weltzly vicecancellarius.
R. Ob yemand ain kaiserliche ladung der ain Clager wer,
seim widertail dem Antwurtter von vnwissenhait wegen die la-
dung seim widertail nicht genugsamlichen verkündt wurd, da-
rumb er von seiner gerechtikait komen mücht, darumb das er
in seim Rechten nicht verhindert vnd verkürtzt würd so mag
er in dem kaiserlichen hof ainen Genadbrif erwerben als dann
hernach geschriben stet
Wir Fridreich von gots gnaden Romischer Kaiser zu al-
len Zeiten merer des Reichs Hertzog zu Österreich zu Steyr
zu kernden vnd zu krain Graue zu Tirol etc. Bekennen Als
sich Anna Maderinn Hansen Zürchers eliche hausfraw von einer
vrtail so durch vnser vnd des Reichs lieben getrewn Burger-
maister vnd Rat der Stat zu Rauenspurg in der sach als vn-
ser Conmissary wider Sy vnd für Martein Jacoben Conraten
vnd Bertelmen gebruder Greken gesprochen sein sol als be-
swert an vns gerüfft vnd geappellirt hat Darumb wir dann vn-
ser kaiserlich ladung auf die benanten gebruder haben aus-
geen lassen, vnd aber dieselb ladung nit in allen, sunder Gre-
ken alain verkündet worden ist, als wir vnderricht seinn. Vnd
wann wir nicht wellen das yemant vnpillichen in seinem Rech-
ten vberoylet noch darjnne verkürtzt werden sol, vnd so auch
das nicht die haubtsach Sunder nur verkündung der ladung be-
rürt So haben wir nach Rate vnsers Camergerichts von Romi-
scher kaiserlichen macht vnd von gnaden die vorgemelt ladung
abgetan vnd der benanten Anna Maderiun ain andre ladung auf
die gemelt jr Appellation an die vorgenanten gebruder geschafft
zugeben, und wellen auch von egemelter vnserr kaiserlichen
macht volkomenhait das der benanten Anna Maderinn solhs
an jrm Rechten der egemelten jrer Appellacion vnuergriffenlich
vnd vnscbedlich sein sulle. Tun jr auch vorgemelt gnad wie
vorgeschriben stet wissenlich mit vnd in kraft des brifs der
geben ist zu Wienn mit vnserm kaiserlichen jnsigel versigelt am
Newnten tag des Moneids Nouerabris Nach kristi gepurd vir-
tzeheuhundert vnd in dem Achtundfunftzigisten, vnsers Reichs jm
Newntzehenden vnd des kaisertumbs im Sybenden Jaren
Ad mandatum dnj imperatoris in gP"
vlricus weltzly vicecancellarius.
It. wer der ist der vor ainem Gericht oder vor ainem
Conmissarj mit ainer vnderredunden vrtail die man nennet in
latein Sentencia interlocutoria beswert wirt vnd sich besorgt
mit der enntlichen vrtail noch verrer beswert werden
It. der mag sich von der vnderredunden vrtail offenlich in
gericht vor ainem Notar j beruffen vnd Appelliren, oder ob er
nicht einen Notarj gehaben mag So sol er darnach jnner zehen
tagen vor ainem offenn Notarj mit solhen furwarten in geschrift
setzen vnd durch dieselb geschrift zedel vor dem Notarj mit
solhen furwarten Appellirn als dann vormallen geschriben stet
als von ainer enntlichen vrtail
It. doch so sol er die Appellacion ynner dreissig tagen
dem Richter vnd seim widertail durch ainen offenn Notarj ver-
künden vnd die verkündung durch den Notarj auf die Appel-
lacion schreiben lassen etc.
It. desgleichen wo ainer für ainen Richter furgeladen wirt
der jm verdechtlich ist vnd vmb Redlich vrsachen der mag
dauon Appelliren in der mafs als vorgeschriben stet, doch das
er die vrsach in die Appellacion setz vnd die Appellacion dem
Richter vnd seim widertail verkünde als vorgeschriben steet
It. wer der ist der vor aira Rechten oder Richter ain
euntliche vrtail mit Recht behalt der sol ainen Gerichtsbrif
nach klag vnd antwurt wie das in das Recht tragen ist mit
vrtail eruodern vnd nemen
It. vnd ob sein widertail dauon in den kaiserlichen hof
Appellirt darumb das er dem sein behabt Recht verlengern
wil
299
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
300
It. So sol der seinen vrtailbrif seins behabten Rechtens
von stundan in den kaiserlichen hof für den Romischen kantz-
ler bringen ynd darauf ainen kaiserlichen brif vnd ladung an
seinen widertail nemenn alsdann hernach an dem dasigen plat
von Worten zu werten geschriben stet
Wir Fridreich von gots gnaden Römischer kaiser zu allen
Zeiten merer des Reichs Hertzog zu Osterreich vnd zu Steyr
etc. Embieten Hainriclien Entzberger von Eyningen vnser gnad
vnd alles gut, Vns haben Conrat vnd vrsel Mantzen von Stain
geswisstreid furbringen lassen ettlich vrtail vnd bchabnüfs so
sy vor vnscrm vnd des Reichs lieben getrewn Scbulthaisen vnd
Eat zu diseuhofen als unsernn Conmissarien wider dich behabt
vnd erwunncn haben vnd begerten das wir jn die als Romi-
sclier kaiser zubestetten vnd zu confirmiren genediclich geruch-
ten Solhs verkünden wir dir, haischen vnd laden dich auch
darczu ernstlich gebietend das du auf den fünfunduierczigisten
tag den nügsten nach dem tag vnd dir diser vnser brif geantwurtt
oder verkundt wirt, derselben teg wir dir, funfczehen für den
ersten, funfczehen für den andern, vnd funfczehen für den dritten
vnd leczten Rechttag seczen vnd benennen peremptorie, oder ob
derselb tag nicht ain Gerichttag sein wurde auf den nagsten Ge-
richttag darnach vor vns, oder dem, dem wir das an vnserr stat
bephelhen, wo wir denn zumal jm Reich sein werden Selbs oder
durch deinen volmüchtigen Anwalt kernest vnd Rechtlich erschei-
nest zusehen vnd zu hören solh vorgemelt vrtail vnd behabnüfs
auf begerung der vorgemelten geswisstreid oder jrs volmechtigen
Anwalts zubestetten vnd zu Confirmiren mit Recht zuerkennen
vnd zuerklern oder aber Redlich vrsach Rechtlich dawider zu-
sagen vnd furczubringen warumb das nicht sein solle, Wann du
kernest vnd erscheinest alsdann also oder nit, nichts destmyn-
ner wirdet auf des gehorsamen tails oder seins Anwalts an-
ruffen vnd eruordrung jm Rechten volfarn vnd procedirt als
sich das nach seiner Ordnung gebürt, Darnach wisse dich zu
richten Geben in der Newnstat am funfundzwainczigisten tag
des Moneids Nouembris Nach kristi gepurd virczehenhundert
vnd in dem achtuudfunfcigisten vnsers Reichs im Newnczehen-
teu vnd des kaisertumbs jm Sybenten Jaren.
Admandatum domj Imperatoris
vlricus welczly vicecancellarius.
Dr, Frommann.
Zur Geschichte des Reichstags Ton Augsburg, 1530.
Christoph Krefs, geboren 1484 zu Nürnberg, gehört zu
jenen Männern, welche in der Reformationsgeschichte sich einen
bleibenden Namen erworben haben. Dies geschah hauptsäch-
lich in seiner Stellung als Abgeordneter Nürnbergs zum Reichs-
tag von Augsburg (1530), wo er sich namentlich durch seine
persönliche Ucberzeugungstreue und durch die Geschicklichkeit
in Verhandlung mit den Ständen auszeichnete. Wir finden ihn
bald in Unterhandlung mit dem Kurfürsten von Sachsen und
dem Landgrafen von Hessen, bald mit den Reichsstädten, bald
auch mit dem kaiserlichen Hofe selbst. (Vgl. die Nürnberger
Gesandtschafts -Berichte im Corpus Reformatorum, vol. IL).
Wie hoch ihn der Kaiser schätzte, ersieht man schon daraus,
dafs er zu Augsburg sein Wappen vermehrte, ihm eine statt-
liche Adelsconfirmation gab und ihm und seiner Familie das
Prädicat „von Kressenstein" zulegte. (Will, Nürnberger Ge-
lehrten-Lexicon I. Theil, p. 36L) Die lange Dauer der Reichs-
tagsverhandlungen beweg Krefs, im August um einen Urlaub
beim Nürnberger Rath nachzusuchen; allein dieser verweigerte
ihm denselben noch vorerst in Anbetracht der damals gerade
aufgenommenen Vermittelungsversuche und wegen der plötz-
lichen Entweicbung des Landgrafen Philipp vom Reichstag, der
den Kaiser nicht gefragt hatte. Die vorsichtigen Nürnberger
wollten jeden falschen Schein vermeiden.
Nürnberger Briefbuch Nr. 101, Bl. 177 a u. b.
Cristoffen Kressen.
Lieber Krefs. wiewol wir der maynung gewest, dir auch
sollichs zugeschryben haben, deiner person nach wider abferti-
gung unnsers rats freunds dementen Volckmers von Augspurg
anhaims zuraysen zubegönnstigen, so bedenncken wir doch in
was undterhanndlung des glaubens Sachen yetzo auff disem
reychstag steen unnd das vermutlich und wie sich alle umb-
stennde sollicher sachen ereugen'), nun mer alle tag ain ennt-
licher beschluss aus not darynn gemacht werden muefs, das du
auch vor anndern der reychs stet gesanndten bey den chur-
fürsten und anndern reychsstennden got lob in ainem sonndern
ansehen gewest und bifshere zu den aufsschüssen gepraucht
pisst. zu dem so wayst du das unnser gnediger herr der lanndt-
graf seinen abschied mit ainem sonndern uiilust unnd ennt-
setzen der anndern reychs stennde von Augspurg genomen und
damit bey dem geraainen hauffen allerlay nachrede unbillicher
flucht vom evangelio desfsgleichen vorhabender auffrur und
haimlicher pündtnus so er zu practiciren in furnemen steen soll
erweckt hat. nun können wir wol ermessen das dir nit wenig
beschwerlich sein mag so lanng von haufs zusein und selbs zu
deinen Sachen zusehen, dagegen erkennen wir dich aber des
erbern gerauets, wo du geraainen unnser stat nutz und frommen
mit deinem nachtayl wesst zufürdern, das du an deinem fleyfs
nichzif^) wurdest erwynnden») lassen, zu geschweygen in diser
aller wichtigisten gemainer christenhait Sachen, darynn ain yeder
crisst all sein vermugen darzustrecken schuldig, ist darumb
an dich unnser guetlich gesynnen, du wollest dich noch ainer
klaincn zeit nit betauren lassen*) von unnsern wegen unns zu
gut und gefallen noch lennger zu Augspurg zuverharren, doch
■) ereugen, eräugen, niittelhochd. erougen, eröugen, vor Augen
stellen, darstellen, zeigen, woraus neuhochd. ereignen. Schmeller,
P, Sp. 50 f. — ') nichzit, d. i. nichtsit, aus mittelhochd. nihtes
niht, gar nichts. Schm. P, Sp. 1719. — ') erwinden, abstehen,
ablassen; fehlen, mangeln. Schm. IV, 107. — ^) sich betauern
(mittelhochd. betiuren, betüren, von tiure, theuer, werth, kostbar)
lassen, sich schwer fallen lassen, leid sein lassen. Daraus neuhochd.
bedauern umgebildet. Schm. P, Sp. 618.
301
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
302
nit lennger dann bifs dise ainige des glaubens sachcn zu aiiiem
enntlichen beschluss gelanngt. alsdann scy wir dür enntlichen
niaynung dir ungeachtet annder schwebender noch unvertrag-
ner hanndlungen dises reychstags gutwillig anhaims zuerlauben,
deinen sachcn zur notturfft aufszuvvartten. dan ob wol der nutz
und vortayl den du mit deiner gegenwertigkait furdern magst
nit vor äugen were, so ist doch in sollichem der nachtayl der
unns und deiner person selbs daraus gewifslich wurde ervolgen
nit gering zubedcnnckeu unnd unsers achtens nit unzeitlich zu
furkomen : nemlich das man unns und sonndurlich dein personn
allennthalben verdenncken wurde, alls ob wir unnsers gn. herrn
des laundtgraven abschieds und vorhabennden hanndlung wissen
unnd mit demselben haimlichen verstanndt gcliabt, dieweyl wir
dich alls den vordersten von unnscru gesanndten yetzo vor
enndung und beschluss des glaubens Sachen, daran sovil gelegen
und nun am treffen ist von Augspurg anhaims gevordert betten.
darumb wollest dich, bitten wir guetlich, diser klainen zeit noch-
malen nit beschweru unnd allennthalben wie bifshere das pesst
thun. das wollen wir mit aller freuntschafl't gegen dir bedenncken
und zu gutem nit vergessen, datum unndter unnsers elltern
burgermaisters Cristoff Kolers petschir, Erichtags*) 16. Au-
gusti anno etc. 1530.
Weissenburg am Nordgau. Wilhelm Vogt.
') Erichtag, auch Erchtag, Eritag, Ertag, mundartlich noch
Erts', larta', der Tag des Erich, dies Martis, Dienstag. Schm. P,
Sp. 127f. Grimm's Mythol. ^ p. 182— 185. Dr. Frommann.
Bruchstücke einer Evangelienhaudschi-ift des Tl.
Jahrhunderts im gernian. Museum.
In dem Prachtwerke von Libri, den Monuments inedits
(1864) findet sich auf pl. LVIII eine Seite aus einer Evange-
lienhandschrift facsimiliert, in üncialschrift von ganz ungewöhn-
licher Reinheit und Schönheit, welche von ihm dem sechsten
Jahrhundert zugeschrieben wird. Kam mir schon früher die
Schrift nicht unbekannt vor, so war ich doch erst kürzlich in
der Lage, genauere Nachricht über die Handschrift zu erhal-
ten ; die Beschreibung befindet sich in dem Catalogue de la
partie reservee de la Collection Libri (1862) S. 45, Nr. 226.
Wir erfahren daraus, dafs es nur einzelne Blätter sind, welche
der bekannte Buchhändler Trofs in Paris aus Einbänden von
Büchern gesammelt, die er beim Verkauf der Irahofschen Bi-
bliothek und bei andern Gelegenheiten in Nürnberg erworben
habe, was jedoch insofern nicht genau ist, als sie nach Trofs'
eigener Angabe aus der Krefs'schen Sammlung stammen. Nach
dieser Aufklärung kann es nicht mehr zweifelhaft sein, dafs die
unlängst vom german. Museum erworbenen Blätter (Nr. 27,932),
welche dieses von den Einbänden Krefs'scher Salbücher des
16. und 17. Jahrb. selbst ablöste, und die ganz genau zu den
Libri' sehen passen, derselben Handschrift angehörten. Es ist
Pflicht, diejenigen Gelehrten, welche etwa zu kritischen Zwecken
von diesen Fragmenten Gebrauch machen wollen, auf diesen
Umstand hinzuweisen.
Die Blätter des Museums, 24 an der Zahl, enthalten zu-
meist Theile des Evangeliums Lucä, und zwar Bl. 1 : Luc. V,
19—33; Bl. 2 u. 3: Luc. VI, 7—35; Bl. 4 u. 5: Luc. VI,
45 — VII, 21; Bl. 6 u. 7 : Luc. VII, 34 — VIII, 9 ; Bl. 8 u.
9: Luc. Vni, 21— 41; Bl. 10 u. 11: Luc. VIH, 54 — IX,
22; Bl. 12 u. 13: Luc. IX, 33 — 59; Bl. 14 u. 15: Luc. X,
12—35; Bl. 16: Luc. XI, 5—17; Bl. 17: Luc. XI, 52 — XII,
10; Bl. 18 u. 19: Luc. XII, 24 — 49; Bl. 20: Luc. XIII, 4
—16; Bl. 21: Luc. XXü, 40 — 53; BL 22: Luc. XXIV, 17
— 31 ; Bl. 23 enthält den Schlufs des ,.Prologus" und Anfang
des „Elenchus breuis euangelii secundum Johannera" und Bl. 24 :
Job. I, 19—33. Die Hand des Buchbinders hat leider an der obe-
ren Ecke von Bl. 1 — 20 und an der unteren von Bl. 21—24
kleine Stücke abgeschnitten, wodurch etliche Buchstaben des
Textes verloren gegangen sind. Ebenso sind auch Bl. 6 u. 7,
10 u. 11, 14 u. 15 oben verkürzt.
Heidelberg. W. Wattenbach.
Modelle alter Erzgufswerke in Nürnberg.
In der städtischen Kunstsammlung zu Nürnberg befand
sich, in einem Winkel stehend, die halblehensgrofse, bronzierte
Holzfigur eines Ritters in einer sogen. Mailänder Rüstung, auf
dem Haupte eine Herzogskrone, die Linke auf einen Ovalschild
gestützt, mit den Buchstaben S. P. bezeichnet, in der Rechten
eine (offenbar jüngere) Lanze mit einer Fahne. Ich glaubte
in dieser Figur ein für Bronzegufs bestimmtes Modell erken-
nen zu müssen, und zwar jenes der Wenzel- Figur an dem
grofsen Leuchter in der Wenzelskapelle des Prager Domes, der
als eine Arbeit Peter Vischer's gilt. Eine auf meine Veran-
lassung nach Prag geschickte Photographie stellte die Gewifs-
heit dieser Vermuthung fest. Nur der, nicht mit der Statue
aus einem Gusse herrührende, Schild und die Fahne weichen ab.
Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, dafs vor
nicht sehr langer Zeit das Modell des Gänsemännchens sich
wiedergefunden hat und nun im Rathhause dahier steht ; dafs
ferner vom german. Museum das bisher in Privatbesitz gewe-
sene Modell des Knaben auf dem Brunnen im Rathhause er-
worben wurde. Das Modell der Münzer'schen Grabplatte auf
dem St. Johanniskirchhofe wurde vor noch nicht langer Zeit
an den Fürsten von Liechtenstein für Schlofs Eisgrub in Mäh-
ren verkauft. Im Besitze des hiesigen Hofantiquars S. Pickert
befindet sich noch ein Holzmodell, einen Dudelsackpfeifer vor-
stellend, für eine Brunnenfigur, die leider nicht erhalten zu
sein scheint. Dasselbe ist von hoher künstlerischer Vollen-
dung und dürfte der Grenzscheide des 15. und 16. Jhdts. an-
gehören.
Nürnberg. A. Essenwein.
303
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
304
Holzschnitzarbeiteu iu der Sclilosskapelle zu
Büdingen*).
Die vermifste Quittung der Künstler, welche die Holz-
schnitzarbeiten in der Schlofskapelle zu Büdingen gemacht ha-
ben, ist von mir bereits im Anzeiger von 1856, Sp. 369 f. ver-
öffentlicht. Ich fand sie in dem Erdgeschofs des grofsen Thur-
mes, dem s. g. alten Archive, wo von früherer Zeit her eine
Anzahl Archivalien in wüster Unordnung zurückgeblieben war.
Sie wurde damals, nebst anderen werthvoUeren Stücken aus
jenem Haufen, in die Privatsammlung des Fürsten aufgenommen,
wo sie wahrscheinlich noch jetzt sich befindet. Die von Schnaase
mitgetheilten lateinischen Verse an den Chorstühlen können
sehr wohl durch die Künstler selbst dort eingeritzt sein ; ich
sehe wenigstens nicht ein, wie ein anderer dazu hätte kommen
sollen, Verse dieses Inhaltes an jener Stelle anzubringen. Sie
brauchen darum nicht von den Künstlern gemacht zu sein; bei
ihrem ganz allgemein gehaltenen Inhalt könnte es sehr wohl
einer der vielen lateinischen Sprüche sein, welche damals
umliefen.
Elberfeld. Crecelius.
*) Zu Nr. 7 des Anzeigers von 1873, Sp. 193 f.
Zur Oeschiclite Ludwigs des Bayers.
In den Protokollen des Eusebius von Romagnano, Notars
und Kanzlers des Patriarchen Paganus von Aquileja, die im
Notariatsarchive zu Udine aufbewahrt sind, findet sich folgen-
der, auf Ludwig den Bayer und seine Stellung zu Italien be-
züglicher Akt (der übrigens auch in dem auf nichtitalienischem
Boden sehr seltenen Werke von J. Bianchi, Docum. per la
storia del Friuli II, 280 abgedruckt ist):
„Die XXVI. Aprilis, Aquilegie, in patriarchali palatio,
presentibus testibus vcnerabilibus viris fratre Johanne abbate
monastcrii Rosacensis vicario et fratre Bernardo de Novate
monacho monastcrii Clarevallensis de Mediolano. Constitutus
in presentia venerabilis patris domini Pagani dei gratia sancte
sedis Aquilegensis patriarche dominus Johannes de Padua or-
dinis Minorum de conuentu Vtini confessus fuit quod pridie
in Parasceve domini cum missam conuentualem celebraret, in
ecclesia ipsorum fratrum , Minorum de Vtino , astantibus
ipsorum fi-atrum conuentu et populi multitudine, inter alias
orationes illam que de imperatore Komanorum mentionem
facit, dixit clara et alta voce dicendo, Oremus etiam pro
christianissimo imperatore etc., et cum fratres et populus
murmurarentpropter Bauarum qui sc facit imperatorem et perse-
quitur ecclesiam dei et ab ea reprobatus et excommunicatus
est ac de heresi condemnatus, attonitus fuit valde, et ut asse-
ruit, in semetipso fremuit et recognouit se male dixisse.
M. CCC. XXIX., indictione XII."
Graz. Zahn.
Zur Geschichte der Küustlerfamilie Lindenast.
Jos. Baader hat in den Beiträgen zur Kunstgeschichte
Nürnbergs II, 55 auf die Conflicte hingewiesen, in welche die
berühmten Kupferschmiede Sebastian und Sebald Lindenast,
Vater und Sohn, 1511 und 1526 f mit dem Handwerk der
Goldschmiede geriethen. Aus nachfolgendem Eintrag der Raths-
protokoUe ersieht man, dafs Sebastian bereits im J.- 1500 sich
das Recht erwerben wollte, Goldschmiedarbeit zu machen, wo-
mit offenbar etwaigen Beschwerden über Eingriffe in ein frem-
des Gewerbe sollte vorgebeugt werden. Aufserdem ergibt
sich, dafs schon Sebastians Vater (wie Baader a. a. 0. ver-
muthet: Kunz Lindenast) die gleiche Kunst wie dieser betrieb.
"Was ihm gestattet war und jetzt auch dem Sohne erlaubt
wurde, war wol die feinere Arbeit, vielleicht auch die Vergol-
dung derselben.
Nürnberger Rathsmanuale, 1500, April 2.: „Dem Linden-
ast ist abgeleynt, das er meyster stuck auff dem goldschmid
hantwerck mach; her J. Grolant. doch wie sein vater gearbeyt
hat, mag er auch arbeyten un verhindert."
Freiburg i. Br. Th. v. Kern.
Findlinge.
Hie liber est mein,
Ideo nomen meum scripsi drein.
Si vis hunc librum stehlen,
Pendebis an der Kehlen ;
Tunc veniunt die Raben
Et volunt tibi oculos ausgraben ;
Tunc clamabis ach ! ach ! ach !
Ubique tibi recte geschach.
Otto tenet mappara madidam mappam tenet Otto.
(German. Mus., Pap.-Hs. 28,670.)
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei D. E Sebald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM MZEIGER FÜR inJNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. J^ 10. October.
Cliroiiili des scrmaiiisclicn Museums.
Nürnberg, den 15. October 1873.
Die Jahresconferenz des Verwaltungsausschusses, welche durch
eine gewählte Siebenercommission am 29. v. M. abgehalten wurde,
hat die Sammlungen des Museums sowie die Arbeiten in guter
Ordnung und stetem , wenn auch der Finaiizverhältnisse wegen
sehr langsamem, Fortschritte gefunden und die Rechnung für 1872
genehmigt. Ein Auszug der letzteren wird mit dem nächsten Jah-
resberichte zur Veröffentlichung gelangen.
Aus dem Nachlasse unseres verdienten Pflegers in Wolfenbüttel,
des Obergerichtsraths Rohde, der unlängst gestorben ist, wurde
uns ein Legat von 50 Thlrn. ausgezahlt.
Unsere Münzsammlung hat eine ansehnliche Bereicherung er-
halten. Im Hinblicke auf die bevorstehende Münzänderung, wel-
che die jetzt in Deutschland bestehenden Münzsysteme sämmtlich
aufhebt, schien es uns wichtig, unzweifelhafte und gut erhaltene
Exemplare der letzten Prägung jeder Münzsorte der einzelnen
Staaten zu erhalten. Wir haben deshalb ein, von der Reichsre-
gierung gütigst unterstütztes Gesuch an alle deutschen Regierun-
gen gestellt, uns solche sowie alle seit 1806 auf besondere Ereig-
nisse geprägte Münzen zugehen zu lassen, und hatten bisher die
Freude, von den Regierungen von Anhalt, Bremen, Mecklenburg-
Schwerin, Reufs jüngere Linie, Königreich Sachsen, Sachsen-Coburg-
Gotha, Sohwarzburg- Sondershausen, Waldeck und Württemberg,
die gewünschten Stücke sofort als Geschenke zugesandt zu erhal-
ten, während Sachsen -Weimar sie gütigst in Ausstausch gegen
Kassamünzen zur Verfügung stellte. Von Seite der übrigen Re-
gierungen hoffen wir gleichfalls freundliche Berücksichtigung un-
seres Gesuches.
Zu den Künstlern und Kunstfreunden, welche Gaben für das
Augustinerkloster gespendet, sind im Laufe des Monats hinzuge-
kommen: M. Bach, Zeichner, in Stuttgart; W. Camphausen,
Professor, in Düsseldorf; Dr. A. v. Eye in Nürnberg; E. Ille,
Professor in München, Ph. Rorich, Maler, in Nürnberg; Röm-
hild, Kaufmann, in Nürnberg; C. Scheuren, Professor, in Düs-
seldorf; Seiler, IL Bürgermeister, in Nürnberg.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Gemeinden: Burgau. Distriktsgemeinde, 5 fl. Dillin-
gen. Distriktsgem., 10 fl. — GUnzburg. Distriktsgem., 5 fl. Hofheim.
Distriktsgem., 15 fl. Karlsbad. Stadtgemeinde (auf weitere 3 Jahre),
Hfl. 40 kr. Kemnath. Distriktsgem., 10 fl. Marburg. Stadtgem.,
5 fl. 15 kr.
Von Vereinen : Eisenach. Gewerbverein 5 fl. 15 kr.
Von Privaten : Brück (Oberbayern). Theodor Riederer, k. Be-
zirksamtsassessor, 1 fl. Elsenach. Dr. Voigt, Generalstabsarzt,
1 fl. 45 kr. Ellwangen. E. Gramling, Zeichnenlehrer (statt früher
2 fl.) 3 fl. ; Fräulein Wilhelmine Rottenmaier (zahlt schon seit 1872}
Ifl. 10 kr. Landshut. AinmüUer, Gastwirth, 1 fl. lOkr. Meiningen.
Bernhardt, Kreisgerichtsrath , Ifl. Meissen. Dr. Ackermann, Pa-
stor, 1 fl. 10 kr. ; Dr. Angermann, Oberlehrer, 1 fl. 10 kr. ; Dr. Busch,
Professor, Ifl. 45 kr. ; Crasso, Oberinspektor d. k. Porzellaumanu-
faktur, 2 fl. 55 kr. ; Dr. Flathe , Professor, (statt früher 1 fl. 10 kr.)
Ifl. 45 kr. ; Hallbauer, Finanzprokurator, Ifl. 45kr. ; Dr. Höhne
Professor, 1 fl. 10 kr. ; Dr. Köhler, Professor, 1 fl. 10 kr. ; Dr. Kunze,
Superintendent, Ifl. 45 kr. ; Dr. jur. Loth, Rentbeamter, 1 fl. 10 kr.
Meutzner. Oberlehrer, Ifl. 45 kr. ; Dr. Milberg, Professor, Ifl
45kr. ; Raithel, Direktor der k. Porzellanmanufaktur, Ifl. 45 kr.
Dr. Wörner, Professor, 1 fl. 10 kr. MUhltroff i. V. Frau Agnes Ilütt
ner, auf Pirk, 3 fl. 30kr. ; Hüttner, auf Pirk, 3 fl. 30kr. ; Kammer
herr v. Nauendorfl", Ritter etc., auf Geilsdorf, 8 fl. 45 kr. ; Stein-
häuser, Pastor, in Geilsdorf, Ifl. 45 kr. Müllheim (Baden). Dr. Öf-
finger, prakt. Arzt, 1 fl. 45 kr. : Otto von Stockhorn, grofsh. Amts-
richter, 2fl. 20 kr. — Nürnberg, v. Hohenadel, k. Oberstaatsanwalt,
2fl. , Joseph Hopf, Kaufmann, 2fl., Theod. v. Huber- Liebenau,
k. Appell. -Ger. -Rath, 1 fl. 45 kr. ; lUing, Secondlieutenant im k. 1).
14. luf.-Regt., 1 fl. Ulm. Dr. Wacker, Apotheker u. Gemeinderath,
1 fl. 45 kr. Wasungen. Storandt, Landrichter, 1 fl.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten: Ellwangen. Weils jr. , Hutmacher, 30 kr.
Mühltroff i. V. Vieweg, Pastor, in Kloschnitz Ifl. 45 kr. Pforz-
heim. Kieger, Kaufmann, Ifl. San Jose (Costa Rica). Sam. Gat-
schengis, 9 fl. 4 kr. ; N. N. 8 fl. Wolfenbüttel. W. Rohde, Oberge-
richtsrath (f), 87 fl. 30 kr. Ungenannter 35 kr.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:
I, Für die kunst- und kulturgesoliichtlichen Samm-
lungen,
(Nr. 6965—6992.)
Arolsen. Staatsregierung der Fürstenthümer Wald-
eck und Pyrmont: 3 grölsere und 3 kleinere Silbermünzen
nebst 2 Kupfermünzen vom jeweiligen letzten Waldecker Ge-
präge. — Bremen. Senat der freien Stadt: 9 Silber- und 2
Kupfermünzen bremischen Gepräges. — Bückeburg. G. Fromm-
hold, Buchhändler: Photographie bückeburgischer Volkstrach-
ten. — Coburg. Staatsregierung des Herzogthums Sach-
sen-Coburg-Gotha: 8 Sachsen -cob.-goth. Silber- u. 2 Kupfer-
münzen neueren Gepräges. — ■ Dessau. Herzog 1. auhaltische
Staatsregiernng: 14 Silber- und 2 Kupfermünzen anhält. Ge-
präges. — Dresden. Staatsregierung des Königreichs Sach-
sen: 24 Silber- und 5 Kupfermünzen neueren sächsischen Geprä-
ges. — Freudenstadt. Walde, Stadtbaumeister: Photographie nach
dem Murgthalthor in Freudenstadt. — Fürth. Sigm. Büchen-
b ach er: Glasperle und Zahn aus einem fränkischen Grabe. —
Gera. Staatsregierung des Fürstenthums Reufs j. L. : 7
Silber - und 8 Kupfermünzen neueren reufsischen Gepräges. —
Hannover. Dr. Grotefend, Geh. Archivrath : Silbermünze König
Sigismund's III. von Polen. — Heidelberg. Prof. Wattenbach:
Rechenpfennig von 1580. — London. J. G. Pfister, Beamter am
brit. Museum : 3 Abdrücke von mittelalterl. Siegeln des Bisthums
und der Stadt Durham. — Metz. Jacob AVinterscheidt: 2
lothring. Silbermünzen vom 16. Jhdt. — München. Freiherr von
Mettiugh: 2 Glasmalereien von 1.590 und 1649. — Nürnberg.
Freiherr von Bibra: 2 römische Bronzemünzen, 9 neuere Sil-
-ber- und drgl. Kupfermünzen. Dr. von Eye, Vorstand der kunst-
und kulturgeschiehtl. Abtheilung des german. Museums : Grable-
gung Christi, Kreidezeichnung von H. Petri. E. Hektor, Sekre-
tär am german. Museum: 2 Silber- und 5 Kupfermünzen, 19.
Jhdt. — Schwabach. G. Adler, Bezirksgeoraeter : Eine Folge von
religiös - emblematischen Darstellungen in Kupferstich und Tusch-
zeichnung, 18. Jhdt. Diamantwage von J. Lindenman in Amster-
dam, 18. Jhdt. — Schwerin. Grofsherzogl. Mecklenburg.
307
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
308
StaatsregieruTig: 3 Gold-, 6 Silber- und 3 Kupfermünzen
mecklenburg. Gepräges neuerer Zeit. — Sondershausen. Fürstl.
Schwarzburg. Ministerium: 5 Silber- und 2 Kupfermünzen
Schwarzburg. Gepräges. — Sprottau. Köhler, k. pr. General:
Photopraiih. Aufnahme eines Theiles derSprottauer Stadtmauer. —
Wallerstein. Freiherr von Löffelholz, frstl. öttingen'soher Ar-
chivar und Domänendirektor: 2 Petschafte vom 17. Jhdt. Ver-
ziertes Kistenschlofs nebst Eisenbeschlägen vom 17. Jhdt. Pferde-
gebil's vom 17. Jhdt. Sonnenuhr von Messing, 1592. 17 Stempel-
bogen und Papierproben vom 17. und 18. Jhdt.
IL Für die Bibliothek,
(Nr. 30,315—30,376.)
Amberg. Dr. E. A. Quitzmann, k. Oberstabsarzt: Ders., d.
älteste Geschichte der Baiern bis zum J. 911. 1873. 8. — Ans-
bach. Schnizlein, k. Bezirksgerichtsrath : Ursinus, bonae causae
triumphus etc. 1688. 2. Müller, der vor dem Herrn stehende Höhe-
Priester Josua. 1691. 2. Müller, die alleinige Weisheit u. Wort
Evangelischer Lehrer von Jesu Christo. 1G92. 2. — Basel. Bahn-
maier's Verlag (C. Detloff): Rouvrois, voyage pittoresque en Al-
sace. 1844. 8. de Lasabliere, histoire de la ville de Mulhouse.
1856. 8. Coste, l'Alsace Romaine. 1859. 8. Stoeber, Tecole mili-
litaire de Colmar pendant les annees 1776 — 79. 1859. 8. Coste,
notice historique et topographique sur la ville de Vieux-Brisaoh.
1860. 8. Stöber, d. vordere Illthal ; 2. Aufl. 186). 8. Stöber, Jörg
Wickram; 2. Aufl. 1866. 8. Stöber, Alsatia ; 2. Abth., 1862—67.
1868. 8. — Erlangen. Dr. Rudolf v. Raumer, Univers.-Professor :
Ders. , 4. Fortsetzung der Untersuchungen über die Urverwandt-
schaft der semitischen u. indoeuropäischen Sprachen. 1873. 8. —
Glogau. C. Flemming, Verlagshandl. : Nohl u. Bogler, d. Chor-
stühle im Kapitelsaale des Domes- zu Mainz. 1863. 2. — Göttingen.
Dieterich'sche Buchh. : Forschungen zur deutschen Geschichte;
Bnd. XHI, 3. 1873. 8. — Köln. H. Lempertz, Antiqu.-Buch- u.
Kunsth. : Bocharti hierozoicon recens. Rosenmüller; tom. I — HI.
1793—96. 4. — Kronach. H. Glaser, Bez.-Ger.-Assessor: Ders.,
Gedächtnifsrede bei d. vierhundertjährigen Geburtstagsfeier Lukas
Cranachs des Aelteren. 1873. 8. — Leipzig. Fürstl. Jablonow-
skische Gesellschaft: Zeifsberg, die polnische Geschichtschrei-
bung des Mittelalters. 1873. 8. Otto Spamer, Verlagshdl. : Mo-
thes, illustrirtes Baulexikon; IIL Aufl., 2. Lief. 1873.^8. — Mün-
chen. K. Akademie der Wissenschaften: Dies., Verzeichnifs
der Mitglieder etc. 1873. 4. Sitzungsberichte der philos.-philolog.
u. histor. Classe; 1872, Heft IV u. V; 1873, H. I— HL 1872—73.
8. Sitzungsberichte der mathemat. -physikal. Classe; 1872, H. HL
u. 1873, H. L 1872—73. 8. v. Prantl, Gedächtnifsrede auf Friedr.
Adolph Trendelenburg. 1873. 4. v. DöUinger, Rede zur Vorfeier
des allerh. Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs. 1873. 4. Beez, d.
Antheil der k. b. Akademie der W. an d. Entwickelung der Elec-
tricitätslehre. 1873. 4. Freih. von Mettingh: v. Fouilloux,
new Jägerbuch. 1590. 2. v. Ciamorgan, Wolffsjagt. 2. — Nürn-
berg. Dr. V. Eye, Vorstand der kunst- u. kulturgeschich. Samml.
d. g. M. : Hartmann, Geschichte des Rathsgymnasiums zu Osna-
brück; L Abth. 1865. 4. Dr. C. Stegmann, Direktor des bayer.
Gewerbemuseums : Kunst u. Gewerbe etc. ; VL Jhg. Nr. 8. 38. 39.
43 — 52. VIT. Jhg. Nr. 1 — 39. 1872 u. 73. 8. Friedr. Töpfer,
Direktor: d'Hunolstein, correspondance inedite de Marie Antoinette;
3. ed. 1864. 8. Windschügl, Bauassistent: Sibmacher, newes
Modelbuch. 1604. qu. 4. — Schweinfurt. Dr. F. Stein, kgl. Ad-
vokat: Ders,, Graf Otto v. Rinek u. der Rinek -Lon'sche Stamm-
baum des Albericus. 1873. 8. Sonderabdr. Ders., Regesta Franco-
nica aus d. Zeit der ostfränk. echten Karolinger. 1873. 8. Sonder-
abdr. — Stuttgart. Württembergischer Alterthumsverein :
Ders., Jahreshefte; Bnd. II, Heft 1. 1873. Imp. 2. K. statist.-
topograph. Bureau: Württembergische Jalirbücher ; Jhg. 1871.
1873. 8. Statistik des Unterrichts - und Erziehungswesens im K.
Württemberg, 1869—70 u. 1870—71, 1871—72. 1872. 73. 8. Ueber-
sicht über d. Verwaltung d. Rechtspflege, 1871, 1872. 1872, 73. 8.
Nebst 20 weiteren Beilagen. Wilh Nitzschke, Verlagsbuchhndl. :
V. Schulte Lehrbuch der deutschen Reichs - u. Reohtsgeschichte ;
3. Aufl. 1873. 8. W. Spemann, Verlagshandl.: Das Kunsthaiid-
werk; herausgeg. v. Bucher u. Gnauth; 1 Lief. 1874. 2. — War-
schau. Stan. Jos. Siennicki: Ders., de typographia in Claro
Monte Czenstochoviensi etc. 1873. 8. — Weinsberg. G. Reuis,
Apotheker: Gäbelkhouer, Artzneybuch; 1. u. 2. Theil. 1594. 4.
Koschwitz, vollständige und nutzreiche Apotheke. 1693. 2. Medi-
cinisch-chymisch u. alchemistisches Oraculum. 1772. 8. Reufs, dis-
pensatorium universale. 1786. 8. — Wien. Leseverein der deut-
schen Studenten: Ders., Jahresbericht, 1872 — 73. 1873. 8.
Jos. Mar. Wagner, Professor: Archiv f. d. Geschichte deutscher
Sprache u. Dichtung; 1873, Maiheft. 8. — Wiesbaden. C. W. Krei-
del's Verlag: Fresenius, Geschichte des chemischen Laboratoriums
in Wiesbaden. 1873. 8. Verein für nassauische Alter-
thumskunde: Ders., Annalen, Bnd. XII. 1873. 8. — Würzburg.
Polytechnischer Central verein : Ders., Jahresbericht etc.
1872 — 73. 1873. 4. Universität: Verzeichnifs der Vorlesungen
etc.; 1872, 1872—73, 1873 u. 1873—74. 8. Personalbestand etc.;
1871—72, 1872, 1872—73, 1873. 8. Dahn, westgothische Studien.
1872. 4. Urlichs, d. Anfänge der griech. Künstlergeschichte ; 2.
Heft. 1872. 4. Urlichs, Verzeichnifs der Antikensammlung der
Univers. Würzburg; 3 Heft. 1872. 8. Sachs, über den gegenwär-
wärtigen Znstand der Botanik in Deutschland. 1872. 4. Riscb,
zur Geschichte der Juristen - Facultät an d. Univers. Würzburg.
1873. 4. Leitner, der heil. Thomas von Aquin über das unfehl-
bare Lehramt des Papstes. 1872. 8. von Reinhardstöttner, Bei-
träge zur Textkritik der Lusiadas des Camoes. 1872. 8. Berteis,
Studien über die Constitutions- Verhältnisse basischer Salze. 1872.
8. v. Balsch, Beiträge zur Lehre der Ueberwälzung der Consum-
tions-Steucrn. 1872. 8. Schalch, Beiträge zur Kenntnil's der Trias.
1873. 8. — Zürich. GrafLadislasPlater: Curti, d. Einweihung
des polnisch-histor. Museums zu Rapperswyl, 23 Oct. 1870. 1870. 8.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4328—4330.)
Detmold. Hugo Freih. von Donop, Hauptmann und Flügel-
adjutant Sr. Durchl. des Fürsten von Lippe-Detmold : Mahnschrei-
ben Philipp Valentins, Bischofs zu Bamberg, und Christian Ernsts,
Markgrafen zu Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, an Herzog Ernst
von Sachsen zu Gotha, die noch rückständigen Beiträge an die
Kasse des fränkischen Kreises möglichst schnell einzusenden. 1669.
Pap. Orig. — Nürnberg. Ungenannter: Rechnung über Einnahme
und Ausgabe bei dem Handwerke der Schneider in der Ilochfürst-
lich Brandenburg-Onolzbachisohen Hauptstadt Schwabach. 1737 —
1738. Akten. Kaspar Zirk, Kaufmann: Aus den Jahresrechnun-
gen der Gemeinden Pottenstein und Weischenfeld. 1645. (Bruch-
stücke.) Akten.
Chronik der historischen Vereine.
Heraldisch-genealogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
III. Jahrg. Nr. 9. Wien, September. 1873. 4.
Die Ilael in Tirol. (Ed. Gaston Frhr. von Pettenegg.) —
Sphragistik Mährens, nach Siegeln der Bischöfe von Olmütz und
der mährischen Markgrafen. Von Dr. B. Dudik. — Ueber Grund
und Bedeutung der heraldischen Lilie. Von Dr. C. 0. v. Qner-
furth. — Ueber das Wappenwesen und den Adel in Italien. Von
dems.
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
309
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
310
Kunstvereines der Diözese Seckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 9.
Graz. 8.
Bildnisse Maria aus der Zeit des romanischen Styles.
Sitzungsberichte der philosophisch - philologi-
schen und historischen Classe der Akademie der Wis-
senschaften zu München. 1872. Heft IV. V. München. 8.
Ein poetischer Briefsteller von Matthäus von Vendume. Von
Wattenbach. — Ein neuer Palästinafahrer (Johannes Poloner). Von
Thomas.
1873. Heft I— IIT. Radewin's Gedicht über Theophilus. Von
W. Meyer. — Ueber Arnold von Brescia. Von v. Giesebrecht. —
lieber die handschriftliche Sammlung der Camerarii und ihre Schick-
sale. Von V. Halm. — Bruchstücke eines altfranzösischen Lieder-
buches (Chansonnier) mit Noten aus dem 13. Jahrh. Von Hof-
mann. — Philologische Bemerkungen zum AValtharius. Von W.
Meyer. — Ueber die Handschrift von Kaiser Ludwig's altem ober-
baierischen Landrechte in der fürstlich Starhemlierg'schen Biblio-
thek, früher zu Riedegg, jetzt zu Eflerding. Von Rockinger.
Verzeichnifs der Mitglieder ders. Akademie. 1873. 4.
Festschriften der Akademie von 1873. 4.: Von Dr. Karl
von Prantl (Gedächtnifsrede auf Friedr. Ad. Trendelenburg) ; von
I. V. Döllinger ; von W. Beetz (der Antheil der Akademie an der
Entwickelung der Electricitätslehre).
Nachrichten.
Literatur.
Keu erschienene Werke.
25) Kriegswesen und Kriegskunst der schweizeri-
schen Eidgenossen im XIV., XV. und XVI. Jahrhundert,
von Carl von Ellger. Mit 10 Figurentafeln. Luzern,
militärisches Verlagsbureau. 1873. 8. XIX u. 438 Stn.
Der Verfasser führt sich in der Vorrede als „Soldat und nicht
Geschichtsforscher" auf, der, weil er glaubt, dafs das geschicht-
liche Studium auch für die heutige Kriegskunst noch von Nutzen
sei, sich der mühevollen Arbeit, bei der ihn wenige Geschichts-
forscher unterstützt haben, unterzogen. Den Techniker erkennt
man auch sofort an dem Systeme der Eintheilung des Buches, das
einen Rahmen gibt, in welchen auch eine Abhandlung über heu-
tiges Kriegswesen eingeschlossen werden konnte ; man erkennt
ihn daran, dafs er eine Anzahl Fragen erörtert, die bei einem
blos gelehrten Geschichtsforscher sicher nicht aufgetaucht wären.
Wenn auch nicht Geschichtsforscher, hat er doch eine so grofse
Zahl von Quellen benützt, dafs auch der Geschichtschreiber aus
diesem Material Nutzen ziehen kann, wobei freilich Kritik nöthig
sein wird, da der Verfasser doch auch bei seinem reichen Material
nicht für jede Behauptung die Originalquelle, sondern vielfach
theils spätere, theils neue Schriftsteller als Quellen anführt. Da
der Verfasser für jede Specialität die historische Entwickelung ver-
folgt, so ist das Buch, insbesondere bei Specialfragen, als bequemes
Nachschlagebuoh werthvoU ; freilich liefse sich auch da für manche
einzelne Aufstellung der historische Beweis erst verlangen, für
manche gewifs nicht erbringen. Die Zeichnungen, welche Vieles
erläutern, sind theilweise, namentlich wo es sich um Nachbildung
alter Zeichnungen handelt, zu sehr in's Moderne übersetzt und
haben dadurch die Glaubwürdigkeit der vielleicht mangelhaften
ursprünglichen Origiualzeichnung eingebüfst. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Aus allen Welttheilen: Aug. Sagentypen aus Thüringen. (C.
F. Lauckhard.)
Das Ausland: Nr. 36. Unser heutiges Wissen über dieZigeuner.
Die Grenzboten: Nr. 36. Zur Geschichte der Schrift und des
Schriftthums. (G. Tybusch.)
Im neuen Reich: Nr. 39. Der kursächs. Kammerpräsident von
Hoym. Sittenbild aus dem 17. Jahrh. (K. G. Plelbig.)
Der Katholik: Aug. Ueber ein Breve des Papstes Hadrian VI.
an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen im J. 1522.
Protest. Kirchenzeitung: Nr. 33. Deutschland in den Jahren
1517—25.
Korresp. v. u. f. Deutschland: Nr. 473. 476. Wer ist der Ver-
fertiger der sog. Jamnitzer- Becher in der städtischen Kunst-
sammlung zu Nürnberg? (R. Bergan.) — Nr. 511 f. Ein neuer
Nürnberger Maler (Erhard Schön). (Chr. Mehlis.)
Deutsche Kunst-Zeitung: Nr. 32f. Ein kostbarer, seither
noch nicht bekannter Sammelband mit Mustern für Gold-
schmiede und andern Ornamenten aus dem sechszehnten Jahrh.
Baltische Monatsschrift: März. April. Herzog Friedrich Wil-
helm. (Th. Schiemann.)
Die Deutsche Predigt: 5. Heft. Bilder aus dem Predigtwe-
sen zur Reformationszeit. 1.
Nürnb. Presse: Nr. 253 f. Deutsche Meistersirger- u. Trinklie-
der. (Karl Blind.)
Schles. Provinzialblätter (Rübezahl): VIIL Heft. Girge und
Hons, Gedicht in schles. Mundart vom Jahre 1741, mitg. von
Prof. Dr. H. Palm. — IX. Heft. Die evangelische Pfarrkirche
zu Oppeln OS. (Nach einer Urkunde.) Von M. Ueberschär.
— Schlesische Märchen und Sagen. — Heidnische Begräbnifs-
stätten bei Kanigen. (B. Wiehle.) — Mundartliche Proben.
Von Cantor Lehfeld. — Die „alte Hacke."
Deutscher Reichs-Anzeiger: Beil. Nr. 32. Der schöne Brun-
nen zu Nürnberg. — Nr. 34. Zur Geschichte der deutsehen
Rechtschreibung. — Nr. 35. Vorhistorische Denkmale. 1. —
Nr. 38. Zur Geschichte der Postkarten.
Sonntagsblatt (von Fr. Duncker) : Nr. 32. Nordische Königs-
gräber. (J. V. Sydow.) — Die Namen der Frauen bei den Ger-
manen. (H. Meyer-Emden.) — Nr. 34. Die Göttersagen unse-
rer Altvordern. 4. Frau Holda. (Th. Bodin.) — Etwas zur
Geschichte der Pfeifen.
Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg. : Nr. 41. Kloster
Friedland in der Mark. (Oskar Schwebel.)
Zeitschrift f. bildende Kunst: Hft. 12. Zur Biographie und
Charakteristik Jan Steen's. Mit zwei Radirungen. (W. Bode.)
— Streifzüge im Elsal's. Von Alfred Weltmann. Mit Illustra-
311
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
312
tlonen. VI. Colraar, Kaisersberg. — Die Stiftskirche von
St. Gereon in Köln. (Dr. Ennen.) — Beibl. Nr. 49. Ein Denk-
mal mittelalterlicher Plastik (zu Frauenrode).
Zeitschrift f. d. g. luther. Theologie: 4. Quart. -Heft. Die
neuesten Untersuchungen über Luther's Geburtsjahr. (J. K.
F. Knaake.)
AI Ige m. Zeitung: Beil. Nr. 2G6 f. Antiquarische Funde als Ge-
genstand des Expropriationsrechtes.
Leipziger Zeitung: AYissenschaftl. Beil. Nr. 75 u. 76. Zur Poe-
tik des Märchens. (R. Treitschke.)
Yermischte Nachrichten.
73) Sigmaringen. Zu den vielen Schöpfungen, mit denen der
Kunstsinn und die Munificenz Seiner königlichen Hoheit des Für-
sten Karl Anton zu Hoheuzollern nach langer Abwesenheit von
hier in kurzer Zeit die Stadt Sigmaringen bereichert und verschö-
nert hat, ist auch das in der Karlsstrasse neu erbaute und jetzt
vollendete fürstliche Archiv zu rechnen. Dieses, im soliden und
eleganten Style der modernen Renaissance gehaltene, in der un-
mittelbaren Nähe der höchsten königlichen und fürstlichen Dica-
sterien belegene Gebäude enthält zu ebener Erde zwei grofse ge-
wölbte Säle und die erforderlichen Arbeitszimmer, im ersten Stocke
drei kleinere Säle und die Dienstwohnung des fürstlichen Archivars.
Keller und Dachraum sind so eingerichtet, dafs sie ebenfalls zur
Aufbewahrung von minder wichtigen Akten benutzt werden kön-
nen. Aufser den Haus- und Staatsarohivalien, auch Klosterarchiven,
der früheren souveränen Fürstenthümer HohenzoUern-Heohingen
und Sigmaringen, soweit deren Inhalt nicht für das neu gegrün-
dete königliche Rogierungsarchiv dahier ausgeschieden wurde, und
aufser dem ältesten Stamraarchiv der Burg HohenzoUern, begreift
das fürstliche Archiv auch alte Documente über Erwerb und Be-
sitz des fürstlich hohenzoUern'schen Haus- und Farailieufideicom-
misses. Dieses umfafst in HohenzoUern einen grofsen Besitz von
Cameralhöfen und bedeutenden Waldungen, welche von den drei
Rentämtern Sigmaringen, Hechingen und Haigerloch verwaltet
werden. Das nicht unbedeutende Hüttenwerk Laucherthal mit
Giefsereien, Hammer- und Walzwerken ist ein Bestandtheil dieses
Besitzes. Ferner besitzt die fürstliche Verwaltung, nachdem die
Herrschaft Bassenheim in der Rheinprovinz wieder verkauft ist,
in der Provinz Schlesien die Herrschaften Beutniz, Cunersdorf und
Hohlstein mit einzelnen Zugehorden in der Provinz Brandenburg,
als Bestandtheile des früheren Herzogthums Sagan, in der Provinz
Pommern, Kreis Cöslin, die Rittergüter Manovv, Rol'snow, Grünhof
und Seydel, in der Provinz Posen, Kreis Czarnikau, die früher
polnische Herrschaft Drascow, in verschiedenen Gegenden des Kö-
nigreiches Böhmen die Herrschaften Bistriz, Descheniz, Eisenstein,
Hurkenthal, Schrittenz imd Zerekwe, im Königreiche Baiern die
Herrschaft Baierisch-Eisenstein, welche an die böhmische Herrschaft
Eisenstein angrenzt, in Oberbaiern die neu angekaufte Herrschaft
Hohenasehau in der Nähe des Chiemsee's. In Württemberg ge-
hört zum fürstlich hohenzoUern'schen Besitze das Rittergut Fell-
dorf, Oberamtes Horb, in Baden die Herrschaft Umkirch bei Frei-
burg, in Holland, Provinz Geldern, die grofse Grafschaft Bergh,
endlich als Allodialbesitz das schön gelegene Landgut Weiuburg
bei Rheineck am Bodensee.
74) Das Dürer'sche Gemälde der h. Dreifaltigkeit, das sich
jetzt im k. k. Belvedere zu Wien befindet, war ehedem von ei-
nem reichen, geschnitzten Rahmen, einem förmlichen Altaraufsatze,
umfafst und befand sich im Landauerkloster zu Nürnberg. Die-
ser Altaraufsatz ist, seines Bildes beraubt, heute noch im Rathhause
zu Nürnberg. Er wurde in den ersten Decennien des laufenden
Jahrhunderts restauriert, d. h. mit grauer Oelfarbe bemalt ; an
mehreren Stellen konnte man jedoch in letzter Zeit finden, dafs
die ganze alte Bemalung und Vergoldung noch ziemlich wohl-
erhalten unter der Oelfarbe zu finden sei, und dafs man wol, blos
um die abgebrochenen Theile der Ornamente nicht ergänzen zu
müssen und die Bruchflächen zu verdecken, vielleicht auch, um
den Staub und den Niederschlag der Dünste von der dadurch
schmutzig gewordenen Vergoldung nicht abwaschen zu müssen,
den Oelanstrich angebracht habe. Dafs der Entwurf zu diesem
Altaraufsatze von A. Dürer selbst herrührt, war nicht blos durch
die Formen, sondern auch durch eine, leider in England befindli-
che Handzeichnung A. Dürer's bezeugt, die den Entwurf dieses
Rahmens enthält. Die jetzt sich neu belebende Vorliebe für Re-
naissance-Formen hat auch diesem lange vergessenen Werke Dü-
rer's, das gothische Formen in reicher Fülle mit den phantasti-
schen der Renaissance gemischt zeigt, neue Aufmerksamkeit zuge-
wendet, und dasselbe wurde wiederholt für Publikationen (wir
nennen A. Ortwein's deutsche Renaissance, Gnauth und Bucher's
Kunsthandwerk, Lützow's Zeitschrift f. bild. Kunst; — keine der-
selben ist aber bis heute erschienen) gezeichnet. Es fiel auf, dafs
der Architrav der Dürer'schen Zeichnung die Auferstehung der
Todten und die Abführung in Himmel und Hölle darstellt, wäh-
rend der Rahmen selbst ein blol'ses, oii'enbar erst bei der Restau-
ration dazu gekommenes Mal'swerk enthielt. Jüngst wurde nun
ein Relief in Regensburg gefunden, das in seiner Uebereinstim-
mung mit der erwähnten Zeichnung wie in seinen Mafsen sofort
als ehedem am Rahmen befindlich zu erkennen war. Um es nicht
dem Zufalle preiszugeben und in fremde Hände zu bringen, wurde
es sofort um 200 3. vom germanischen Museum erworben und von
demselben dem Magistrate der Stadt Nürnberg zur Anbringung
am Rahmen um den Ankaufspreis zur Verfügung gestellt. A. E.
75) Wir freuen uns, mittheilen zu können, dafs die so mu-
sterhaft angeordnete Ausstellung für die Geschichte der Stadt
Wien, die unter Nr. 7:) der vermischten Nachrichten in voriger
Nummer d. Bl. besprochen wurde, bereits nach anderen Seiten An-
regung gegeben hat. Ebenso wie Wien diese Sammlung als städti-
sches Museum dauernd im neuen Rathhause zur Belehrung für
Einheimische und Fremde aufstellen wird, haben auch die städti-
schen Collegien von München die Anlage eines solchen Museums
beschlossen und sofort zur Durchführung der Vorarbeiten einen
Credit bewilligt. Wir emjifehlen auch andern Städten diesen Vor-
gang; und gewifs wird bald der Verein für Geschichte der Stadt
Berlin, sowie andere speciell für die Geschichte einer Stadt ge-
gründete Vereine (z. B. Leipzigs, Brandenburgs u. s. w.), den betref-
fenden Stadtbehörden Anträge zur Aufstellung ähnlicher Samm-
lungen unterbreiten.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Niiniberg.
Nürnberg. Das Abonnement des Blat-
tes, welchea alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und botragt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
Ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs 3ti. 36kr. im 24 ti.-Fula
oder 2 Tlilr. preufs.
Für Frankreich abonniert man in
Paria bei der deutschen Buchhandlung von
F. EüuckBieck, Nr. 11 rue de Lillei ftür
Neue Folge.
ANZEIGER
FÜR KOOe DE
rii
Eiigland bei Williams 4 Norgate, 14 Hen-
rietta-Street Covont- Garden in London;
für Nord- Amerika bei den PostÄmtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Cummts-
Bionür der literar. -artist. Anstalt des Mu-
eeums, F, A. Brockbaus in Leipzig, be-
fördert.
^
ZAYanzigster Jahrgang.
ORGAN »ES GEILIIANISCJIEN MSEUMS.
1873.
JSi 11.
NoTcmber.
Wisseiiscliaftliclie Mittliellunsen.
Ö^
„Oi'dnung die man haldet so man ainen kunig gesegeut
Tnd krönet etc.
Wenn ain kunig sol gesegent vüd gekrönt werden So
koment all Bischof des kunigreichs zesamen in des Ertzbischofs
Stat oder in ain kunigkliche Stat darjnn das vor gewönlicli ist
beschehen
Der kunig der gesegent vnd gekrönt sol werden Sol ee ')
in der vordem'^) wochen andechticlich drey tag vassten, am
Mittichen^) freitag vnd Sambstag
An dem Suntag daran der kunig sol gesegent vud gekrönt
werden komen all Bischof frue zusammen in die kirichen da
das beschehen sol
Der Ertzbischof beraitt sich hochtzeitlich*) zue mit seinen
dienern als er mefs sol haben
die Bischofen beraittent sich mit jrn korrökcben Stulln
korkappen vnd jnfellen ^)
Der kunig sol gantz gerainigt sein an dem leib vnd auch
an dem gemut, Darnach die vördristen zwen Bischof fürent jn
für den Altar für den Ertzbischof der da sitzt vor dem Altar
vnd die andern Bischofen stennd dabey an ainem zirckel vnd
der kunig in der mitt vnder jn Dann so spricht ainer vnder
jn mit lautterr stymm Erwirdiger vater die heilig Muter der
kirichen vordert den gegenburtigen <*) strenngen Ritter zu ku-
nigklicher wirdikait zu erhöhen
Darnach fragt der Ertzbischof wisst jr jn wirdigen vnd
nutzen zu der wirdikait, darauf antwurtten sy, wir haben er-
kannt vnd gclauben jn wirdigen vnd nutzen der kirichen gots
vnd zuuerwesung des kunigreichs Darnach antwurtten sy all Deo
gratias
Darnach wirt er von stunden') offenbar vnderweiset vnd
vleissiclich geniont an den gelauben vnd an die lieb gots, an
ain hailbertige ®) Verwesung des kunigkreichs vnd des volkchs
an die beschirmung der kirichen vnd dürftiger person vnd an-
derr solher ding, vnd legt jni aus den Stand seiner wirdikhait
die gelegenhait seiner wirdikait vnd kunigklichs stannds
vnd so das nu geschehen ist so tut er die gelüb
Ich albrecht vergich^) vnd verhaifs vor Got vnd seinen
Engeln, hinfür gesetze vnd gereehtikait vnd fride der heiligen
kirichen gots vnd dem volkch mir vnder getan nach meim ver-
mügen vnd verstentnüfs zetun vnd zehalten Doch vorbehalten
zinilich zuuersicht zu gots parmhertzikait als jch mit Rat mei-
ner getrewn am pessten mag erfinnden Auch den Bischofen der
kirchen Gots zimlich vnd Recht ere zebeweisen vnd was den
kirichen von kaisern vnd kunigen verlihen vnd gegeben ist
vnuerseret zehalten, den Ebbten Grauen vnd lehenslewten zim-
lich ere nach Rat meiner getrewn getün i") vnd die ding alle
swer jch auf die heiligen Ewangelj vntzerütt ") warlich ze-
halten
') ee, e, vorher, zuvor; Schmeller I', 4,4. ') vorausgehenden.
') Schmeüer I', 1691. *) hochfesttäglioh. Scbm. I', 1044. *J Infuln.
*) gegenwärtigen.
') von Stund an. °j hailweriig, heilsam, heilbringend. Schm. I',
1079. 'j ic7i vergich, ich bekenne, Praes. von verjehen. Schm. P,
1205 f. '"J lies: ze tun. ") unzerrüttet, unversehrt, unzerstört.
Schm. IP, 191.
315
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
316
Darnach naigt er sich vasst vnd der ErtzBischof spricht
das gebet
Allmechtiger ewiger Gott, Schepher aller ding, gepieter
der Engel, kunig der kunigen herr der heren, dem ") abraham
deira getrewn diener sig hast gegeben wider sein veindt, Moysi
vnd Josue verwesernn deins volkchs manigueltigen sig, vnd den
diemütigeu dauid dein kiud zu wirdigkait des Reichs erhört"')
hast, vnd Salomonen! mit vnsäglicher gab der weishait vnd des
frids gereihet hast, Siech an die pet vnserr diemütikait vnd
auf den gegenburtigen *) deinen diener Albrechten den wir mit
gantzer andacht ainen Maistcr der krisstenbait in deiner gab,
ern, vnd zu aim künig erwellen, mere die gab deiner segen,
vnd vmbgib jn allzeit hie vnd vberal mit der Rechten hannd
deiner möchtikait, das er besterkhund mit der trew des vor-
genanten Abrahe vnd niessund die senftikait Moysi (erhöhet),
erhöhet in der diemütikait Dauid, getzirt mit der weishait Sa-
loraonis, dir in allen dingen geuallen vnd durch den weg der
gerechtikait albeg vngejrret gee, vnd fursehen mit dem helem
deiner beschirmung vnd hedekchet stütlich mit dem vnvber-
wintlichen schilt vnd vmbgeben mit den himlischen wafifen be-
schirlich (sie!) Sig, von den veinden des krewtz kristi trew-
lich behab vnd seligklichen nem, vnd jn ertzaig erschrekchung
seiner macht, vnd den Gotsdieneren frid dauon bring durch
dich Cristum vnsernn hern der in zaichen des krewtzes die vor-
hell zeprochen hat, vnd nach vberwindung des Reichs des Tew-
fels aufgestigen hast in die himel in dem der gewalt vnd sig
alles Reichs ist, der da ist ain zir aller diemütigen das leben
vnd auch hailwertikait Qui tecum viuit etc.
Darnach so der kunig vor dem Altar auf dem Erdtreich
ligt vnd der Ertzbischof vnd die Bischof mit den jnfelen auf
den Stain rürent hebt man an ze singen die leteney
Vnd wann man singt vt obsequiura etc. so hebt sich der
Ertzbischof auf vnd tut das krewtz vber den kunig vnd spricht
das gepet
Das du geruhest gesogen den Erweiten kunig etc. vnd
dasselb tunt auch also die Bischof vnd Cantores, vnd so die
leteney für ist So stet der Ertzbischof vnd der kunig auf, vnd
die Bischof ligent still vnd spricht pater noster etc. vnd dar-
nach ettlich versigkel vnd darnach das gepet
Herr wir bitten, henng dem gegenburtigen") deim diener
die Recht band himlischer hilf das er die such mit gantzem
hertzen, vnd was er zimlich bitt das er des gewert werde per
dominum nostrum etc.
Darnach spricht der Ertzbischof aber ain pet, vnd so das
für ist So salbet der Ertzbischof den Rechten arem des kuuigs
vnd zwischen den Schultern mit dem heiligen Ül vnd krowtz-
weise vnd spricht das gepet
Got gots Sun jhesus cristus vnser herr der von dem vater
mit dem Ol der frolokchung gesalbet ist, für die andern, der
giefs mit der gegenburtigen^) heiligen Salben auf dich den
segen des jnflus des heiligen geists vnd lafs die juwenndig in
dein hertz geen
So das nu geschehen ist So hebt man das Ambt an, dann
so wirt der kunig in dem Sagrcr ") oder an ainer andern stat
dartzu geschikcht angelegt mit liünigklichem gewannt vnd vber
sein gewondlich gewannt legt er an von erst ain leyneiuo Al-
bam etc.
Darnach so geet der kunig mit seinen prelaten vnd hern an
die stat in der kirchen die jm zugericht ist So singet man verrer
vulz'**) auf das alleluja. Darnach fürt man den kunig für den
Altar vnd der Ertzbischof gibt jm ain ploss Swert das er ab
dem Altar nymbt vnd in der gab des Swerts gibt er jm die
Verwesung des gantzen kunig Reichs vnd spricht das gebet
Nym das Swert, genomen von dem Altar vnd dir durch
vnser hennd vnwirdig, doch an stat vnd von gewalt der heili-
gen zwelfpoten gesegent, dir kunigkleich verlihen vnd mit dem
Ambt vnsers Segens dir zubeschirmung der heiligen kirichen
gots göttlich beraittet zustrafl'ung der pösen vnd zu Rachung
der vbelteter, vnd lob der guten vnd bis gedechtig'^) des von
dem der psallmisst geweissagt hat Gürtt vmb dich das Swert
gewalticlich das du damit vbest die macht der gerechtikait vnd
möchticlich zerüttest") vbeltetung, vnd die heiligen kirichen
vnd jr getrew beschirmest, vnd auch die veint des namens
kristi vnder dem schein des gelaubens zestörest vnd ausrewt-
test, witiben vnd waisen gütlich bchelffest vnd beschirmest, die
zerstörten ding widerbriugest, die widerprachten ding behabest,
vnrechte ding straffest, vnd wolgeordente ding bestettest, das
du in solher würchung der tugent ain lobsamer vberwinnder
vnd ain bewerter vber der gerechtikait mit dem haylund der
wellet des vigur du tregst an end herschepht '") etc.
Darnach setzt man jm die krön auf in der weis all Bi-
schof die dabey sint haltent die krön die der Ertzbischof von
dem Altar genomen hat vnd die er auf des kuniges haubt setzt
Sprechund, Nj-m hin die krön des Reichs die von den vnwir-
digen hennden der Bischof auf dein haubt gesetzt wirt in dem
namen des vaters, des Suns, vnd des heiligen geists, Dabey
verstee das Sy bedewtt die Eer der heiligkait vnd die zir, vnd
werch der sterkch vnd solt wissen durch die tailhefftig ze wer-
den vnser dinstperkait Also als wir jnwcnndigklich verweser vnd
Regirer der Seein verstannden werden, dcsgeleicheu solt du
pe3'gestenndig sein der kirichen kristi wider aUe widerwertikait
vnd des Reichs dir von Got gegeben durch das Ambt vnsers
Segnes an stat der zwelfpoten vnd aller heiligen deiner Verwe-
sung bepholhen ain nutzer volfürer, ain fursichtiger Regirer
alltzeit erscheinest, also das du vnder den lobsamen Rittern
mit zirhait der tugent getziret, vnd mit dem Ion der ewigen
selikait gekrönet mit vnserm erlediger vnd heiliger Jhesu Gristo
des namen vnd stat du verwesest, an ennd geert werdest, der
") lies : der du dem. ''"j lies : erhöhet.
") Sagrer, sacrarium, Sacristei. Schm. IV, 235. '*) bis. Schm.
P, 118. '5) sei eingedenk. Schm. P, 291 f. u. 485. '«j lies : herr-
schest.
317
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
318
da lebt vnd gepewtt mit Got dem vater ain Got ymmer vnd
ewigklich Amen
Darnach gibt mau jm daselbs das Zeppter sprecbund vber
jn IvDyeund Nyra bin die Gertten der kraft vnd der warbait
dabey du versteen solt dich schuldig zusein waikchen ") die
gütigen vnd schrekchen die pösen die jrrunden den weg zelern,
den geuallen die bennd ze Raicben, die hochuertigen zuuertrei-
ben, vnd die diemütigen zu erhüben, vnd öffne dir die Tür Je-
sus kristus vnser herr der von jm selbs spricht, Ich bin die Tür,
wer durch mich jngeet der wirt bailbertig ^), der da ist der Slüs-
sel dauids, vnd das zeppter des hawfs jsrabel der da öffnet vnd
nyemant zuslewsst, der da zuslewsst vnd nyemant öffnet, vnd sey
dir ain anweiser der da ausfürt dj gfangen aus dem haws der
kercher '*) sitzunden in den vinstern vnd in dem schatten des
todes vnd in allen dingen verdinst nach zeuolgen jn von dem
dauid der weissag spricht Dein Stfil Got ymmer vnd ewigldich
die gertten der gerecbtikait, die gertten deins Reichs, vnd das
du jm nacbvolgund, lieb babst die gerecbtikait vnd hassest die
vngerechtikait wann '*) darumb bat dich gesalbt Got, dein Got
zu Ebenpild dem den er vor anfanug der Welt gesalbt hat,
mit dem öl der frolokcbung vber sein mittailhefftig jhesum cri-
stum vnsern berrn der mit jm lebt vnd herscht Amen
Nach dem der Ertzbiscbof vnd ainer aus den Bischofen
fürent den kunig an die stat die dartzu geordent ist vnd jn
setzent jn daselbs Spreebund stee vnd halt hinfur die stat, die
dir von Got gegeben ist durch gewalt des AUmechtigen gots
vnd durch die gegenburtigen *) gab aller Bischof vnd der an-
dern diener gots, vnd so du die Briesterschafft ye nehenter^")
bey den heiligen Elternn siechst, ye grösser Eer du ju an zim-
lichen steten zubeweisen gedennkhest, dadurch das dich der
Mittler Gots vnd der menschen, ain mittler zwischen der Brie-
sterschafft vnd des volkcbs in dem Sold ditz Reichs bestetigi
\Tid in dem ewigen Reich mit jm mach herschund Jesus cri-
stus vnser herr, kunig der kunig, herr der herrn der mit Got
dem vater vnd dem heiligen geist lebt vnd herscht Amen
Darnach bebt an der Ertzbiscbof das die Briesterschafft
darnach volenndt Te deum laudamus
Ais das volenndt ist Spricht der Ertzbiscbof vber jn den
versikel Dein hannd werd besterkcbt, vnd dein Rechte baond
werde erhöcht, Rieht die gerecbtikait, vnd das Gericht sey zu
Richtung deins Stüls etc.
Darnach spricht der Bischof zway gepet die der kunig
sol hören vnd nach besliessung der Mefs sol er den Bischöfli-
chen Segen wirdigklichen nemenn."
Aus der Papierhandscbrift Nr. 28,909 in der Bibliothek
des germanischen Museums, welche in Nr. 6 des diesjährigen
Anzeigers, Sp. 153 — 158 ausführlich besclirieben ist. Vgl. auch
Sp. 262 ff. u. 295 ff.
Dr. Frommann.
") sie! wol „wecken" zu lesen. ") Kerker. Schm. P, 1287.
■9) denn, weil. Schm. IV, 79, d. ") näher. Schm. I', 1735 f.
Ein verschollener Tafelaufsatz von Wenzel Jamnitzer.
In M. M. Mayer's Nürnberger Geschiebt-, Kunst-
und Altertbumsfreund, I, S. 244ff. ist sehr mangelhaft
eine alte Beschreibung eines Meisterwerkes der Goldschmiede-
kunst des 16. Jahrb. abgedruckt, welches selbst verschollen, aber
auch in dieser Mittheilung für die Kunstgeschichte verloren
ist. Dieselbe befindet sich auch in einer Art Album (Biblio-
thek des german. Museums Nr. 28,722), in welches gegen die
Mitte des 17. Jahrb. (1640—42) ein Altdorfer Student, wahr-
scheinlich aus der Patrizierfamilie der Krefs zu Nürnberg, u. A.
eingetragen hat, was ihm auf einer Reise nach Regensburg, Pas-
sau, Wien und Prag Interessantes aufgestofsen. Derselbe sah
auf der kaiserlichen Burg der letztgenannten Stadt einen Tafel-
aufsatz von seltener Gröfse und Pracht und widmete solchem
jene ausführliche, mit vielen erbaulichen Betrachtungen unter-
mischte Schilderung, deren Hauptinhalt wir in Folgendem wie-
dergeben. Der „Brunnen", wie er in der Handschrift genannt
wird, war vom Kaiser Maximilian II. bei Wenzel Jamnitzer —
der Verfasser schreibt „Jamizer" — bestellt, aber erst an Ru-
dolf IL abgeliefert worden. Er bestand nicht blos aus ed-
len Metallen, wahrscheinlich um demselben bei seiner Gröfse
die nöthige Festigkeit zu geben, und soll im Ganzen die Ge-
stalt der kaiserlichen Krone gehabt haben, welche sich freilich
aus der Angabe der Einzelnheiten schwer herauskennen läfst.
Seine Höhe wird auf 10 Fufs angegeben, somit also, da wir
den alten Nürnberger Stadtschub diesem Mafse zu Grunde le-
gen dürfen, auf 3,07 m. Die Breite betrug die Hälfte. Der
Richtung der Zeit entsprechend, war dem Werke ein allegori-
scher Gedanke zu Grunde gelegt; die durchgehende Gestalt
der Krone sollte die Idee der höchsten Macht auf Erden ver-
gegenwärtigen. Nebenbei wurden aber auch noch „nit allein
Physica und Metapbysica, sondtern auch Politica mit vielen
schön Philosophischen vndt Poetischen Geheimnusen" vor Au-
gen gestellt, und zwar in folgender sinnreicher Weise. Vier
allegorische Figuren von Erz trugen den Aufsatz, die vier Jah-
reszeiten repräsentierend. Den Frühling vertrat eine Flora,
den Sommer die Ceres, den Herbst Bacchus und den Winter
Vulkan. Erstere war durch Blumen, die zweite durch ein Füll-
horn mit Aehren, Bacchus durch Trauben und Vulkan durch
eine Pflugschar gekennzeichnet, die einzelnen aber in Bezug zu
einander gesetzt, indem je die nächste Figur der vorhergehen-
den darzureichen schien, was sie in den Händen trug. Zwi-
schen den vier Göttern stand — ob ebenfalls in vierfacher Wie-
derholung, ist nicht gesagt — ein Löwe mit dem österreichisch-
burgundischcn Wappenscbilde. Sodann folgte als Basis des
Ganzen eine Plattform, welche in ihrer Bestimmung, Land und
Wasser zu repräsentieren, durch die Figuren der Cybele und
des Neptuu nebst umfassenden Attributen geziert war. Der
Rand herum zeigte sich mit Gold- und Silberstufen belegt, und
auf dem Boden wuchsen natürliche Kräuter und Blumen vom
selben Metall, ohne Zweifel jene reizenden Gebilde, wie wir
319
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
320
sie noch am Jamnitzer'schen Pokal im Besitz
kel zu Nürnberg bewundern.
Zwisclien diesen ergossen sich
nach den Himmelsgegenden
die vier Hauptflüsse Europas:
Donau, Rhein, Elbe und Ti-
ber, deren Quellen von Nym-
phen bewacht wurden, wäh-
rend an den Ausflüssen ver-
schiedene Mühlen, und zwar
eine Schleifmühle , Stampf-
mühle, Säge- und Hammer-
mühle aufgestellt waren. Nep-
tun stand auf einer Muschel,
führte in der Hand den Drei-
zack und auf dem Haupte,
wie die Cybele eine Krone
schmückte, ein Schiff mit al-
ler Zubehör. Seine Muschel
wurde stets von Nilpferden
herumgeführt, während er
mit allerlei beweglichen Meer-
ungeheuern stritt. Zu diesen
beiden gesellte sich — in
welcher Anordnung, bleibt
unklar — Merkur als Ver-
treter der Luft. Er schwebte,
an einem goldenen Stern hän-
gend, zwischen zwei Gewül-
ken ; auf einem von ihm vor-
gehaltenen Bande war die In-
schrift zu lesen :
Auspice me Rex arma
capis, facis auspice
pacem.
An einem unterhalb an-
gebrachten Gewölk waren die
vier Winde sichtbar und dar-
über eben so viele Engelfigu-
ren, welche Lorbeerkränze
und weitere Spruchbander in
den Händen hielten. Um die
Luft noch weiter zu bezeich-
nen, war allerlei Geflügel
angebracht, welches den Raum
zwischen den Wolken füllte.
Das Element des Feuers fand
sich weiter oben in der Ge-
stalt des Jupiter mit dem
Blitzstrahl.
Wie es scheint, waren
diese Figuren, mit Ausnahme der letzteren,
der Familie Mer- | der Krone angebracht.
Fiff. 1.
Fie- 2-
im inneren Raum | Markgrafen u. s.
Denn über dem Schlnfs derselben,
gibt der Verfasser an, be-
fand sich eine Himmels-
sphäre, die den Lauf der
Sonne und des Mondes ver-
gegenwärtigte. Sie war um-
geben von den vier Erzen-
geln : Michael als Streiter
Gottes mit Krone und Schwert,
Gabriel als Bote mit Scep-
tcr und Credenzbrief, Uriel
mit der Sonnenscheibe und
Raphael mit Fisch und Brat-
rost für dessen Leber. Zwi-
schen diesen Engeln schweb-
ten vier junge Adler mit
Sceptern, als Hinweis auf das
heranwachsende Fürstenge-
schlecht, und mit besonderer
Beziehung und Deutung auf
das Haus Oesterreich. Ein
grofser Adler auf der Sphäre
selbst bedeutete sodann die
Monarchen und obersten Po-
tentaten und charakterisierte
diese durch die Erwürgung
eines Basilisken mit der ei-
nen Klaue als diejenigen,
welche Schande und Laster
auf Erden bestrafen und ab-
wenden, während die Per-
son des Herrschers in der
erwähnten Figur des Jupiter,
die auf dem Rücken des Ad-
lers safs, ein entsprechendes
Symbol fand.
Eine dritte Abtheilung
des Brunnens vergegenwär-
tigte das kaiserliche Regiment
mehr in seiner vor Augen lie-
genden Gestalt; doch scheint
dieselbe räumlich nicht über
die Sphäre mit ihren Figu-
ren, sondern aufsen um die
Bügel der Krone angeordnet
gewesen zu sein. Die vier
Monarchieen waren personifi-
ciert durch Ninus, Cyrus,
Alexander d. Gr. und Maxi-
milian n., die sieben Chur-
fürsten, vier Herzoge, vier
w. durch alle Stände des Reichs bis zu den
321
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
322
Städten, Dörfern und Bauern, durch ihre Ketten, Orden und
Wappen. Vier Sterne hcwegtcn sich um die Häupter der
eben genannten Monarchen, und es ist kein Zweifel, dafs im
Werke ein Mechanismus vorhanden war, der nicht nur diese,
sondern auch die Sphäre unitrieb. Ja, die Bezeichnung des
Brunnens wird gerechtfertigt, wenn wir am Ende der Beschrei-
bung lesen, dal's, als Zu-
gabe des Künstlers, bei
aufgezogenem „Register",
durch den Trieb des Was-
sers zwei weltliche Stücke
oder Tänze, nämlich „Ro-
landt und Pickelhering",
von Cymbeln ausgeführt
wurden.
Bei Jedem, der die Be-
schreibung dieses interes-
santen Werkes liest, wird
gewifs die Frage entstehen,
wo dasselbe geblieben sei.
Sein Verschwinden ist um
so räthelhafter , als es in
Händen sich befand, die
nicht so leicht in die Noth-
wendigkeit geriethen , es
loszulassen, als es ander-
seits wegen seiner Gröfse
nicht wol verloren gehen
konnte. Oder hat vielleicht,
was im österreichischen
Hause mehrfach vorkommt,
ein späterer Kaiser ein Ge-
schenk mit diesem Pracht-
nur italienische, sondern auch deutsche, französische und nie-
derländische Fayencen aus fast jedem Fabrikationsorte, der
nur geblüht hat, im Museum vorhanden, und selbst auf dem
Lande in der Umgebung Nürnbergs findet man da und dort in
Bauernhäusern italienische und französische Fayencen, meist des
17. und 18. Jhdts., die offenbar aus den Herrensitzen derXürn-
Fig. 3. berger Patrizier erst in die
Hände der Landleute ge-
kommen sind.
Es ist daher für die
Geschichte der italienischen
Fayencen von Wichtigkeit,
das, was in Nürnberg sich
vorfindet, genauer in's Auge
zu fassen. Unter den Schä-
tzen des germanischen Mu-
seums sind einige Stücke,
die dafür neue Belege geben.
Besonders häufig scheint
ein Fabrikat verbreitet ge-
wesen zu sein, das auf hell-
blauer Glasur (Berettino
nannten sie die alten Ita-
liener) von besonders leuch-
tendem Glänze, Ornamente
von dunkelblauer Farbe ge-
malt erscheinen, deren Lich-
ter mit reinem Weifs auf-
gesetzt sind. Die Tradi-
tion schreibt ihnen venetia-
niscben Ursprung zu. Das
Werk Delange's enthält
keine ähnlichen ; das häu-
stück gemacht, so dafs es noch anderswo zu finden wäre?
Vielleicht gibt dieser Hinweis Anlafs, seinen Spuren nachzu-
gehen.
Nürnberg. A. v. Eye.
Bnntglasierte Thonwaareii des 15.-18. Jalirlninderts
im germaiiischeu Museum.
VL
Wir sehen aus dem Imhof'schen Inventare, dafs die italie-
nischen Majoliken im 16. Jahrh. in Nürnberg eine nicht unbe-
deutende Rolle bei der Ausstattung der Patrizierbäuser spiel-
ten, und es ist deshalb kein Wunder, dafs heute noch so man-
che in dieser Stadt erhalten sind. Wenn auch tlieilweise durch
Vermittlung hiesiger Antiquitätenhändler, kann doch gesagt
werden, dafs die Sammlung des germanischen Museums von ita-
lienischen Majoliken zum grofsen Theile aus Nürnberg selbst
stammt und nur zum Theile von aufsen in die Hände der
Händler gekommen ist. Es sind übrigens auf diese Weise nicht
fige Vorkommen derselben in Nürnberg, das so viele Beziehun-
gen zu Venedig hatte, mehr als zu irgend andern Städten,
scheint diese Tradition zu bestätigen. Tbeils in der Sammlung
des Museums, theils anderwärts in Nürnberg finden sich welche,
die mit Waffeutrophäen, sowie solchen von Musikinstrumenten
geschmückt sind. Ein solcher Teller, den wir hier (Fig. 1)
abbilden, trägt auf einer Tafel die Jahreszahl 1545, zeigt also,
dafs die Fabrik gegen Mitte des IC. Jahrh. in Thätigkeit war.
Die Abkürzung der Worte Respublica Venetiana (Rep. ven.)
auf einem Schriftbande eines zweiten kann etwa als Bestätigung
für die Tradition venetianischen Ursprunges angenommen wer-
den, obwohl die Anklänge der Trophäen an manche Rafaef-
sche Arabesken in den Loggien zu Rom auch einen Einflufs
von dorther, also römischen Ursprung, bekunden könnten. Eine
Inschrift oder Marke, die als sicherer Führer dienen würde
findet sich nirgends. Die Mehrzahl der Schüsseln hat jedoch
einen Schmuck durch freies Rankenwerk, das mit Blättern ver-
bunden ist, die tbeilweise der Natur entlehnt scheinen und doch
strenge stilisiert sind, wie sie in der Ornamentik der Architek-
323
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
324
tur Venedigs und anderer Städte Oberitalicns ganz ähnlich
vorkommen. Einzelne derselben haben Wappen nürnbergischer
Patrizier und zeigen also, dafs sie direkt auf dortige Bestel-
lung für Nürnberg gefertigt sind. Die in das Ornament ein-
geschobenen Wappen sind jedoch alle offenbar von hiesigen
Zeichnern durch die Besteller der italienischen Fabrik geliefert
worden , da sie nicht nur mit den hier gebräuchlichen Wap-
penzeichnungen im Stile vollkommen übereinstimmen, sondern
auch wesentlich von dem der Arabesken abweichen. Wir geben
in Fig. 2 einen solchen Teller mit dem Wappen der Lochinger
und Imhof , bei dem der Band, durch Linien besonders einge-
fafst, sein eigenes Ornament und die Mitte ebenfalls das ihrige
hat. Der Teller mufs sich beziehen auf Jobst Lochinger (geb.
1519, f 1584), der sich im Jahre 1548 mit Helena, verwitt-
weten Koler, geb. Imhof, verheiratete. Die Lochinger oder Loch-
ner gehörten zu den rathsfähigen Geschlechtern, dem sog. nie-
dern Patriziate.
Ein anderer , ganz ähnlich verzierter Teller zeigt das
Wappen der Familien Behaim und Közler ; das erstere rechts.
Er bezieht sich also auf Paul L Behaim (geb. 1519, f 1568),
der sich 1549 mit Barbara Közler verheiratete, die schon
1552 starb. In diese drei Jahre fällt also der Teller, und
es kann auch hier wol am sichersten die Zeit der Vermählung,
als die der Ausstattung des Hauswesens, als Entstehungszeit
betrachtet werden. Bei der Verwandtschaft mit dem unter
Fig. 2 abgebildeten Teller düi'fte die Erwähnung ohne beson-
dere Abbildung genügen. Dagegen bilden wir unter Fig. 3
einen andern hierher gehörigen Teller ab, der das Wappen
der Scheurl trägt, unterhalb dessen das der Dörrer sich findet.
Hier ist das Wappen so grofs, dafs das übrige Ornament nahezu
verdrängt wurde. Auch nimmt die Verzierung auf den Band
keine Rücksicht, sondern geht unbehindert über Rand und Boden
hinweg. Es mufs sich auf Georg Scheurl (1532 geboren), einen
Sohn des bekannten Staatsmannes und Wittenberger Profes-
sors, beziehen, der sich 1554 mit Elisabeth Dörrer verheiratete,
welche 1586 starb, während er ihr erst 1602 folgte. Obwohl
somit die ganze zweite Hälfte des 16. Jhdts. für die Entste-
hungszeit offen bleibt, kann doch auch hier wol die Zeit der
Ausstattung des Hauswesens (1554) als mafsgebend angenom-
men werden.
Verwandtes Fabrikat, aber andern Stil der Verzierungs-
weise, zeigt eine Schüssel, die in der Mitte das Wappen der
Imhof, darunter das der Tucher und Letscher enthält. Die
Verzierung, welche aus geometrisch verschlungenen Ranken
streng stilisierten Laubornamentes besteht, das fast an die ro-
manische Periode erinnert, ist von hervorragender Schönheit
und grofsem Reize. Engelköpfe sind dawischen sichtbar. Auf
die Abbildung müssen wir jedoch verzichten, weil leider der
Rand der Schüssel , auf welchen sich die Ornamentranken hin-
überzogen, abgeschlagen und glatt abgeschliffen ist, so dafs wir
nur ein Bruchstück bieten könnten. Die Zeit der Entstehung
bestimmt sich daraus, dafs Ilieronymus Imhof, (geb. 1518, gest.
1578) sich 1543 mit Magdalena Tucher verheiratete, und nach-
dem diese 1544 gestorben war, 1548 die Barbara Letscher
heimführte. Nach deren 1558 erfolgten Tode nahm er noch
im selben Jahre die dritte Frau, deren Wappen nicht mehr
auf dem Teller ist, welcher also zwischen 1548 und 1558, wahr-
scheinlich 1548, entstanden ist.
Nürnberg. A. Essenwein.
Sphragistische Aphorismen.
LXXL
Wir theilen hier die Abbildung des interessanten Siegels
des Grafen Wilhelm von Hcunburg vom J. 1239 mit, dessen
wir schon im Anzeiger von 1865, Nr. 1, Sp. 9, erwähnt haben.
Dasselbe trägt zwischen den fünf, über den Rand nach innen
gestellten, ganz ungewöhnlich erhabenen Spitzen die Legende:
* S. comitis Willehelmi de Hevnbvrch. Um den sechsspitzi-
gen Stern in der Mitte des Siegelfeldes stehen fünf Heunburg'-
sche Wappenschilde von der Form*) und Stellung der Blätter
der gewöhnlichen heraldischen fünfblätterigen Rose.
Zu den, am angeführten Orte abgebildeten und beschriebe-
nen, beiden ähnlichen Siegeln ist Folgendes zu berichtigen und
nachzutragen :
1) Hugo, Herr von Velthurns, Stein am Ritter und Trofs-
burg, dessen Siegel von 1286 wir dort, unter Nr. II abgebildet,
mitgetheilt haben, war ein Tiroler, und seine Besitzungen lagen
zwischen den Städten Brixen und Klausen.
2) Aufser dem dort, unter Nr. III abgebildeten Siegel ül-
rich's von Lichtenstein vom J. 1250 ist noch eines weiteren
Siegels des Minnesängers von 1232 mit der Legende : * Sigill
* vm ulri * ei de li * ehtens * taine zu erwähnen, welches
*) Diese Schildform aus dem 12. Jahrh. findet sich aber auch
später noch auf einzelnen Siegeln, z. B. auf dem Siegel IV. A. 2.
Rapoto's von Wildeck von 12G7.
325
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
326
Beckh-Widmannstetter in seiner höchst interessanten Schrift:
„Ulrich's von Lichtenstein des Minnesängers Grabmal auf der
Frauenbnrg (Graz 1871)" unter Fig. 4 abgebildet hat, und das
sich von dem ersteren dadurch unterscheidet, dafs sich in der
Mitte der Rose, statt der kleineren Rose, eine sitzende, ge-
krönte männliche Gestalt (Kniestück) mit Scepter und Welt-
kugel (?) befindet, in einem kreisrunden Schilde, wie gewöhn-
lich der Samen bei den heraldischen Rosen.
Bei der sj-mbolischen Bedeutung der Rose ist es begreif-
lich, dafs diese Form auf mittelalterlichen Siegeln nicht selten
vorkommt. Aufser den obengenannten und den früher schon
angeführten Siegeln des Grafen Bernhard von Wolpe von 1215
mit verschiedenen Wappen, erinnern wir noch an den bei
Nr. LIX der sphragistischen Aphorismen erwähnten Seebach'-
schen Denkstein und das dort in Note ** mitgetheilte Frauen-
siegel*). Auf dem weltlichen Gerichtssiegel von Coblenz (si-
gillum judicii secularis conflvensis) steht in Mitte einer dop-
pelten sechsblätterigen Rose, in einem runden Perlrand mit
vier einwärts gebogenen Spitzen, ein Kreuz.
LXXII.
Dieses Siegel des Marschalls Heinrich von Heckhartsberg
von 1295 theilen wir hauptsächlich wegen des Wappenbildes
mit. Die Schafscheere spielt eine Rolle in unserer deutschen
mittelalterlichen Heraldik und kommt in manchen Wappen des
hohen und niedern Adels vor. Wir erwähnen hier nur u. a.
der Wappensiegel der Herren von Gich und Sonnenberg, von
Eisenhofen **) , Lupnitz, Malesleben, Nihla, Schauenburg (in
Frauken), Schlatheim, Schrotzberg aus dem 13. und 14. Jahrh.
Auch die Grafen von Dillingen führten nach dem Donaueschin-
ger Wappenbuche von 1433 als Helmschmuck auf dem gekrön-
ten Helme eine Schafscheere vor einem Pfauenbusch. An der
Südseite der St. Johannes -Kirche in Gmünd befindet sich eine
Schafscheere, was die Ansicht bestätigt, dafs diese Kirche (ganz
oder wenigstens theilweise) eine Stiftung des letzten Grafen von
Dillingen sei, des Bischofs Hartmann von Augsburg (f 1286) ***).
*) Vgl. Anzeiger 1872, Nr. 8, Sp. 251.
**) Hier könnten wol die Schafscheeren als theilweise reden-
des Wappen gelten.
***) Gmünd gehörte in das Bisthum Augsburg und Hartmann
Es ist nun kaum anzunehmen, dafs ein so triviales Bild
mit besonderer Vorliebe in den Wappenschild aufgenommen
worden wäre, wenn es nicht eine besondere symbolische Be-
deutung gehabt hätte, etwa als Zeichen eines besonderen, werth-
vollen Rechtes, wie einer Schäfereigerechtigkeit oder derglei-
chen.
Dafs die Bischofsmützen auf geistliche Vogteigerechtsame,
der Bracke auf das Jagdrecht etc. sich bezogen, wenigstens in
einzelnen Fällen, ist zwar nicht erwiesen, aber immerhin wahr-
Scheinlich.
Bei bisher mangelndem urkundlichen Beweise sind diese
Annahmen freilich nur Hypothesen ; sie stützen sich aber auf
die allgemeine symbolisierende Richtung jener Zeit, namentlich
im Wappenwesen.
Die Frage über den ursprünglichen Grund der Wahl der
Wappenbilder ist allerdings eine der interessantesten im gan-
zen Wappenwesen ; sie wird aber leider in den wenigsten Fäl-
len mit einiger Sicherheit zu beantworten sein, wenn man von
den poetischen Wappensagen absieht, die meist keinen histori-
schen Grund haben. Dafs aber ein bestimmter Grund bei der
Wahl eines Wappenbildes stets vorhanden war, ist wol mit
Sicherheit anzunehmen. Ernst und Scherz, Eitelkeit und Witz,
überhaupt die Individualität des Erfinders, werden bestimmend
darauf eingewirkt haben, ebenso wie der Name bei den ganz
oder theilweise redenden Wappen. Auch war sicherlich in
manchen Fällen die Verewigung eines historischen Ereignisses
oder einer persönlichen That die Ursache zur Annahme eines
Wappenbildes.
Lxxni.
Dieses Siegel des Grafen Albrecht von Eichelberg vom
J. 1333 ist eines der ziemlich selte-
nen Siegel IV. B. 2. unseres Systems,
auf welchem der Wappenhelm wieder
in einem eigenen Schilde erscheint,
was bisweilen zu dessen unrichtiger
Blasonierung als Wappenbild Veran-
lassung gegeben hat. Gleichartige Sie-
gel führten Conrad von Falkenstein
(1294) mit einem Wappenhelm mit
mit zwei Falkenfängen (Füfsen) und
vermachte seine ganze Hinterlassenschaft seinem Sprengel zu kirch-
lichen Zwecken gerade um die Zeit der Vollendung dieser Kirche.
327
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
328
Ulrich von Wetzikon (1252) mit einem Keim, dessen Schmuck
rechts ein Adicrbals, links ein Adlerfliigel.
Aehnliche Siegel führten u. a. auch im 14. Jahrh., die Her-
ren von Rothenburg, von Geiseldt, von Aorusberg, von Milze,
die Preysen und die Ratgehe.
LXXIV.
Eine ähnliche Darstellung zeigt das Siegel Heinrich's von
Ehrenberg von 1336, welches wir aber wegen des Kopfes zwi-
schen dem Helmschmuck, welchen wir für den des Sieglers hal-
ten, unter die Siegel HI. B. 1. einreihen müssen, und zwar
bis jetzt als Unicum, da auf demselben nur der Wappenbelm
allein neben dem Porträt erscheint statt, wie gewöhnlich, der
Wappenschild allein oder das ganze V/'appen.
LXXV.
Das hier unter Nr. LXXV abgebildete Siegel Albrecht's
von Stoffeln (von 1300) gehört gleichfalls zu den seltenen Por-
trätsiegeln HI. B. 1. und zeichnet sich durch den obern Theil
der breiten Schwertklinge aus. Wir haben bereits unter Xr.
LXVII ein ähnliches geistliches Siegel III. A. 1. mitgetbeilt;
aber auch mit Wappen kommen solche Siegel geistlicher Her-
ren vor, theils mit ihrem Amtswappen, wie z. B. vom Erzbi-
schof von Cöln, Witbold von Holde (von 1299), theils mit dem
eigenen Wappen, z. B. auf dem spitzovalen Siegel Hartung's
von Nordhofen, Kanonikus von St. Maria in Erfurt, von 1339.
Wir erinnern auch noch an das gleichartige Siegel der
Wittwe des Burggrafen Conrad von Nürnberg, Irmengard von
Hohenlohe, von 1334*). P.-K.
*) Vgl. Albreoht a. a. 0., Taf. V, Nr. 35. Die Abbildung in
Monum. Zoll. 111, 17, welche die ganze Figur der Sieglerin an-
gibt und das unter den Schilden befindliche Dreiblattornament
mit den Fülsen verwechselt, ist, nach sorgfältiger Vergleichung
mit einem wol erhaltenen Originale, als falsch zu bezeichnen und
demnach zu berichtigen.
Bruchstück einer Schusterordnung.
Abgelöstes Pergamentblatt, 4", Ende 14. Jahrb., im Besitze
des Gefertigten.
„Es sol niemant sich nider setzen zu maister, er pring
denn e vrchünde von dann er chömen ist, das er sich daselbs
schon vnd erleich enthalten hab, oder daz eresweiz') hie mit
erbern lewten, vnd das er auch ein eleich hausfrown hab ob
er sey gehaben mag von natur, vnd das er purgerrecht ge-
winne mit einem halben phunt phennig. In süllen auch die
maister versuchen ob er maister müg gesein auf dem hannt-
werck oder nicht. Si sullen auch ir arbeit, das main wir new
schieb, nindert alswo^) vail haben, denn auf dem schüchhaws hie
es sein gest oder purger. Wurd aber yemant darüber begrif-
fen das er si anderswo vail biet, dem sullen die vir die erbelt
werdent aus in vnd von dem rat bestet, dieselben schieb ne-
men vnd dem purgermaister die anttwurtten, darczu wil si der
rat dannoch pessern swerleich^j vnd die behalten der stat ze
nuez vnd dem richter sein wanndel*) dauon geben, wann*) wir vns
versunnen haben vnd wol webeist*) sein, das von dem posen
schüchwerch das man macht vnd haimleich vail hat, der stat,
lannt vnd lewten grozzer schad geschieht vnd dem vorgenanten
hanntwerch nicht guten lewnf) pring vnd grozzen schaden zue-
czewcht."
Graz. Zahn.
') Verstehe : ez weis, es beweise. ') nirgend anderswo. Schm.
P, 1750 u. 58. ^) schwer hülsen, strafen. Schm. P, 289,4. *) Er-
satz, Bufse. Schm. IV, 97. =) denn. Schm. IV, 79, d. ^} d. i. be-
weist, bewiesen, überzeugt. ') d. i. Leumde, Leumund. Schm. P,
1472. Dr. Frommann.
Findling.
Trau nicht, ob man schon vil von Christi Nachfolg sagt.
Von Creuzigung des Fleischs, vom wahren Christen Orden;
Und ob man vom Verfall gleich zehen Stunden klagt,
Trau nicht, dann solch Geschwäz ist schier zur Mode worden.
(Pgra.-Blatt des 18. Jahrh. im german. Museum.)
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei ü. £ Sebald in Kürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜME DER I)EÜTS( HEX VORZEIT.
1873. JW 11. November.
Chronik des scrmaiiisclieu Museums.
Nürnberg, den 15. November 1873.
Die Mittheilungen, welche wir heute zu geben haben, bezie-
hen sich hauptsächlich auf unsern Bau. In der künstlerischen Aus-
stattung der einzelnen Räume ist zunächst ein weiterer Schritt ge-
schehen, indem der Saal I, dessen Umfassungswände ehemals die
Zelle des Klosterstifters Marquard Mendel umschlossen, mit rei-
cher ornamentaler Malerei der Decke und an den Wänden mit
einem Fries mit Wappen und Inschriften versehen ist, welche den
Spendern, durch deren Gaben zur Baukasse die Restauration der
Karthause soweit ermöglicht wurde, als sie jetzt gediehen ist,
Dank ausspricht.
Se. Erlaucht, Herr Botho Graf zu Stolberg hat nun die Ge-
wogenheit gehabt, auf die Mittheilung hin, dafs auch sein Wappen
und 'Name in Erinnerung der seinerzeit gespendeten Gabe dort
angebracht sei, neuerdings die Summe von 100 Thalern einzusen-
den, um sein fortdauerndes Interesse an dem Restaurationswerke
der Karthause zu bethätigen.
Einen neuen Gönner hat der Ausbau unserer Karthause in
Herrn Oberst B. von Cosel erhalten, der auf die Rückzahlung
einer verloosteu Bauanlehens-Obligation im Betrage von 500 fl. zu
Gunsten der Karthause gütigst Verzicht geleistet hat, was wir mit
besonderer Freude und freundlichem Danke hier verzeichnen.
Das Dach des wieder aufgestellten Augustinerklosters ist nun-
mehr nicht blos aufgeschlagen, sondern auch gedeckt, und dieser
Bau ragt jetzt, an Höhe mit der Kirche der Karthause wetteifernd,
stolz über die ganze Umgebung empor.
Zu den Künstlern und Kunstfreunden, welche Gaben zum Be-
sten des Uebertragungsfondes gespendet haben, sind im Laufe des
verflossenen Monats folgende hinzugekommen: Audenrieth,
Drahtzieher, in Nürnberg, Dr. E. Freih. von Bibra in Nürnberg,
W. Freih. von Bibra in Würzburg, Boshart, Landschaftsmaler,
in München, Faber duFaur, Historienmaler, in München, Geifs-
1er, Professor, in Nürnberg, Hendschel, Genremaler, in Frank-
furt a. M., Köckert, Genremaler, in München, Lenz, Professor,
in Nürnberg, Lindenschmit, Historienmaler, in München, Ro-
bock, Landschaftsmaler, in Nürnberg, A. Seitz, Genremaler, in
München.
Für den in der Mitte des Hofes zu errichtenden Brunnen hat
Herr Hofantiquar S. Pickert die Bronzefigur eines Dudelsackpfei-
fers, ein Pendant des bekannten Gänseraännohens, gestiftet, der
von Prof. Lenz nach dem alten Originalmodelle gegossen und ci-
seliert ist.
Im Anschlüsse an die in voriger Nummer angeführte Mitthei-
lung über Gaben für unsere Münzsammlung haben wir nunmehr
zu melden, dafs auch die Regierungen von Hessen-Darmstadt, Meck-
lenburg-Strelitz, Reufs ältere Linie, Schaumburg-Lippe und Schwarz-
burg-Rudolstadt Exemplare von Geschichtsmünzen, wie von der
letzten Prägung jeder Sorte Currentmünzen eingesandt haben.
Dem Gelehrtenausschusse wurden durch den Tod entrissen :
Dr. Ernst Hauschild in Basel ,und der geh. Archivrath Dr.
Adolf Bube in Gotha.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Geiueiiideii: Aub. Distriktsgeraeinde 25(1. Beilngries.
Distriktsgem. 10 ti. Erbendorf. Distriktsgem. 10 fl. Gunzenhausen.
Distriktsgem. 15 fl. Heidenheim. Distriktsgem. 10 fl. Leipzig.
Stadtgem. 43 fl. 45 kr. Meirichstadt. Distriktsgem. 10 fl. Behau.
Distriktsgem. 5 fl. Selb. Distriktsgem. 5 fl. Stendal. Stadtgem. 7 ü.
Von Privaten: Augsburg. Dr. Würth, Oberstabsarzt, (statt
früher 1 fl.) 1 fl. 45 kr. Basel. Wilh. Burckhardt-Preiswerk, Band-
fabrikant, 9 fl. 40 kr. Benshelm. Dr. Geyer, Gj'mnasialdirektor, 1 fl.
Bozen. Andler, Ingenieur der k. k. priv. Südbahn, 5 fl. 50 kr.
Bruchsal. Schleyer, Professor, 1 fl. Forchhelm. Friedr. C'ollorio,
k. Bezirksgeometer, 1 fl. 30 kr. Fürth. Louis Denk, 30kr. ; Paul
Rupprecht, 30 kr. Gardelegen. A. Keller, Buchdruckereibesitzer, 1 fl.
45 kr. Gr. Glogau. BertholJt, Brauereibesitzer, 1 fl. Heidelberg. Dr.
Landgrafl', ö tl. 45 kr. Leipzig. Mackroth, Buchhändler, Ifl. 45kr.;
Franz Schneider, Bildhauer, 1 fl. 45 kr. Metz. Dr. Held, Stabsarzt,
1 fl. 45 kr. ; Längenfelder, Buchhalter, Ifl. 45 kr. Nürnberg, v. Schab,
k. Appell.-Ger.-Präsident, 2 fl. Reichenbach i. Odenw. Zentgraf,
Pfarrer, Ifl. Rossleben. Benecke, Adjunkt, Ifl. 45 kr. ; Scheibe,
Adjunkt, Ifl. 45 kr. Sonneberg. Ortel, Commerzienrath, in Lehe-
sten, (statt früher Ifl. 45 kr.) 3 fl. 30 kr. Stargard. Colin, Kreis-
riohter, Ifl. 10 kr. ; Dr. p'ul. R. Dorschel, Gymnasiallehrer, Ifl.
10 kr. ; v. Eisenhart-Rothe, Justizratb, 1 fl. 10 kr. ; Freyer, Kreisge-
richtsrath, 35 kr. ; Keck , Gymnasiallehrer u. Maler, 1 fl. ; Mertens,
Staatsanwalt, Ifl. 10 kr. ; Dr. phil. Quidde, Oberlehrer, Ifl. 10 kr.;
Rohleder, Gymnasiallehrer, ifl.; Schüler, Kreisgerichtsrath , Ifl.
lOkr. ; Dr. phil. Wiggert, Oberlehrer, Ifl. 45 kr.; AVilsing. Hof-
prediger, 35 kr. Steinau. Zimmermann, Prokurator, Ifl. Strass-
burg. Schneider, Oberlieuteuant, 1 fl. Wien. Franz Storno, 5 fl. 50 kr.
Woinzach. Joh. Bsqit. Ecker, Kaufmann, 1 fl. 45 kr.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten : Cälln bei Meissen. Ernst Teichert, Töpfer,
1 fl. 45 kr. Forchheim. Karl Örtel, Kaufmann, 1 fl. : Dr. B. F. Over-
beck, Privatier, Ifl. 45 kr. ; Sigm. Zeiller, Kaufmann, Ifl. Star-
gard. Dr. Grofsmann, prakt. Arzt, Ifl. 45 kr. : Havenstein, Kreisge-
richtsdirektor, Ifl. 10 kr.; Dr. Wilde, prakt. Arzt, Ifl. 45 kr. Woln-
zach. AI. Kistler, Kaufmann u. Bürgermeister, 5 fl. 15 kr.
Zur Baukassc : Ilsenburg. Graf Botho zu Stolberg -Werni-
gerode, Eraucht, 175 fl. Pforzheim. B. v. Cosel, Oberst, 500 fl.
Berichtigung. Der im letzten Jahresberichte unter dem
Namen Karl, Zahnkünstler, in Bozen, aufgeführte Beitragende (Jah-
resbeitr. 5 fl. 50 kr.) heilst Karl Rudolph.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen.
(Nr. 6993—7015.)
Bückeburg. Fürstl. Schaumburg -Lippesche Staats-
regierung: 6 Silber- und 4 Kupfermünzen Lippeschen Gei^rä-
ges. — Coburg. Staatsregierung des Herzogthums Sach-
sen-Coburg-Gotha: 2 sachsen-cob.-goth. Scheidemünzen von
1838. — Darmstadt. Grofsherzogl. Hessische Staatsregie-
rung: 2 Landesmünzen in Gold, 9 desgl. in Silber und 4 in Ku-
pfer, in Geprägen von 1833 — 1872. — Greiz. Fürstl. Reufs-
Plauen'sche Staatsregierung: 5 Silber- und 2 Kupfermün-
331
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
333
zen, fürstl. reufs'scben Gepräges. — Mainz, Dr. L. Linden-
schmit, Director des röm.-german. Centralmuseums : 3 Gypsab-
güsse von ornamentierten Fufsplatten des 12. u. 13. Jahrh. ini
Museum zu Speier. — Neustrelitz. Grol'sherzogl. Mecklen-
burg-Strelitzsche Staatsregierung: 10 Silbermünzeu und 4
Kupt'erschillinge von Mecklenburg - Strelitz, 18. u. 19. Jhdt. —
Nürnberg. Falkenstörfer, Kaufmann: 2 Messingjetous vom 16.
Jhdt. von Gemming, Oberst: 3 Bruchstücke röm. Thonwaaren.
von Grundherr u. Hertel, Grol'shandhing : Verzierte Brun-
nennische, 18. Jhdt. 2 Deckengemälde, 18. Jhdt, Ostindischer
Krug. H. Hermann, Kaufmann: Miinsterische Silbermunze von
1755. Ferd. Lösch, Pfarrer: Ansicht des Augustinerklosters zu
Nürnberg, radiert von demselben. Lös er, Faktor der Campe'-
schen Druckerei : 3 Druckproben und 1 fliegendes Blatt von 11)70.
H. Petersen: Kupferstecher: Betende Maria in der städt. Samm-
lung, Bleistiftzchg. von A. Keindel. S. Pickert, Hofantiquar:
Modell des Farvler'schen Kunstwagens, 17. Jhdt. Engel mit Wap-
penschild, buntglasiertes Kranzstück eines Kachelofens, 17. Jhdt.
— Pössneck, J. Stichling: Wanduhr von 1568. — Schloss Reuth.
Freiherr von Reitz enstein : Bruchstücke eines Altares vom
15. Jhdt. — Rudolstadt. Fürstl. Schwarzburg-Rudol städt.
Staatsregierung: 8 Silber- u. 3 Kupfermünzen, fstl. schwarzb.-
rudolstädt. Landesmünze. — Stuttgart, von Wagner, Professur:
Gj-psabgufs des württemb. Wappens vom alten königl. Sohlofs in
Stuttgart. — Weinsherg. Reufs, Apotheker: 5 Apothekerbüohsen
von Holz, 1719.
II. Für die Bibliothek.
(Xr. 30,377—30,587.)
Altona. Verlags-Bureau: Müller, Preufsens [leerführer in
d. Feldzügen 186Ö u. 1870/71 ; 1. Heft. 8. — Augsburg. Dr. Chri-
stian !Me}'er, Stadtarchivar: Ders., die Selbstbiographie des
Ehas Holl, Baumeisters der Stadt Augsburg. 1873. 8. Schmid'-
sche Verlagsbuchh. (A. Manz) : Steichele, das Bisthum Augsburg,
histor. u. Statist.; Heft 1. — 21. 1861 — 73. 8. — Berlin. R. Lesser,
Verlagshndl. : Album von Berlin, qu. 8. G. van Muyden, Ver-
lagsb. : Kopp, d. Krieg Kaiser Wilhelms 1870 — 71. 8. Verein f.
d. Geschichte der Stadt Berlin: Ders., Schriften; Heft VIT.
VHI. 1873. 8. Berlinische Chronik, Bgn. 25 u. 26 ; Urkunden-Buch,
Bgn. 61—64. 2. Berlinische Bauwerke, Taf. 4 u. 5. 2. Berliner
Medaillen, Taf. 4—8. 2. Berliner Geschlechter, Taf. 3—5. 2. Ber-
liner Denkmäler, Taf. 1. 2. Verein f. d. Geschichte Berlins ; Nr. 6.
1873. 8. Dr. W. Wattenbach, Universitäts -Professor: Ders.,
Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter ; 3. Ausgabe, 1 Bnd.
1873. 8. — Bielefeld. Velhagen u. Klasing, Verlagsh. : Hiltl, d.
höhmische Krieg u. der Main-Feldzug; 4. Aufl. 1873. 8. Reichard,
aus den Tagen der Belagerung Strafsburgs. 1873. 8. Hesekiel, das
Buch vom Fürsten Bismark; 3. Aufl. 1873. 8. — Bonn. Freih.
V. Hoiningeu-IIuene , k. Bergrath : Verhandlungen des natur-
histor. Vereins der preufs. Rheinlande u. Westphalens ; 23. — 28.
Jahrg. 1866 — 71. 8. — Brunn, Buschak u. Irrgang, Verlagsh.:
Vollständiges Orts-Verzeichnils des Markgrafthumes Mähren. 1872.
8. — Celle. Literarische Anstalt (A. Schulze): Blüthen der
Jesuiten-Moral. 1873. 8. Hugues, d. C'onföderation der reform.
Kirchen in Niedersachsen. 1873. 8. — Christianla. Foreningen
til norske fortidsmindesmerkers bevaring: Ders., Aars-
beretning for 1871. 1872. 8. — Danzig. A. W. Kafemann, Ver-
lagsh.: Prutz, Radewins Fortsetzung der Gesta Friderici imp. des
Otto V. Freising. 1873. 8. v. Neitzschütz, Studien zur Entwick-
lungs- Geschichte des Schafes; Heft L III. 1869 u. 74. 8. Prutz,
Kaiser Friedrich L; III. Bnd. 1874. 8. — Dessau. Emil Barth,
Verlagsh. : v. Heinemann, codex diplomaticus ; Th. I, 3. Abth. 1873.
4. — Detmold. Mey er'sche Ilofbuchh. ; Clostermeier,, wo Hermann
den Varus schlug. 1822. 8. Brandes, Ausflug durch das Salzkam-
mergut etc. 1857, 8. Brandes, Ausflug nach Schweden. 1859. 8.
Brandes, Ausflug v. Memel nach Muskau. 1860. 8. Brandes, d.
Wörter deutschen Stammes in der französ. Sprache. 1867. 8. Clo-
stermeier, der Eggesterstein ; 2. Aufl. v. Helwing. 1848. 8. —
Dorpat. Gelehrte esthnische Gesellschaft: Dies., Sitzungs-
berichte etc.; 1872. 1873. 8. Dies., Verhandlungen etc.; Bnd. VII,
3. u. 4. Heft. 1873. 8. — Dresden. Rud. Kuntze's Verlagsbuchh. :
Kohl, Skizzen aus Natur- u. Völkericben. 2 Thie. 1851. 8. Fore-
ster , Norwegen u. sein Volk. 1852. 8. Charras , Geschichte des
Feldzuges v. 1815. 1858. 8. v. Montbe, d. chursächs. Truppen im
Feldzuge 1806 ; 2 Ende. 1860. 8. Lubojatzky, der Untergang der
Protestanten in Ober - Oesterreich ; 2 Thle. 1864. 8. Krüger u.
Hübner, Landschafts-Album der Dresdener Gallerie. qu. 4. — Dün-
kirchen. Societe Dunkerquoise pour l'encouragement
des seien ces etc.: Dies., memoires etc.; XV. vol., 1869 — 70.
1870. 8. — Eichstädt. KrüU'sche Buchh. (H. Ilugendubel) : v. Eye,
Erläuterungen zu A. Dürer's kleiner Passion. 1872. 8. — Eisenach.
J. Bacmeister, Verlagshndl.: Wollschläger, die Zeitreiho der
Päpste. 8. — Elberfeld. Sam. Lucas, A'erlagsh. : v. Waldbrühl u.
Montanus, die Vorzeit; 2 Bnde. 1870 — 71. 8. D.at Verzällchen
vam Fuls un vam Wolf. 1873. 8. — Emden. Natur forschende
Gesellschaft: Dies., 58. Jahresbericht, 1872. 1873. 8. — Frei-
berg. Heinr. Ger lach, Buchdruckereibcs.: Freiberger Stadt-,
Land- u. Berg-Kalender auf d. J. 1^74. 4. — Freiburg i. Br. Ge-
sellschaft f. Beförderung der Geschichts-, Alterthums-
u. Volkskunde: Dies,, Zeitschrift etc. ; Bnd. HI, 1. u 2. H. 1873.
8. Herder'sche Verlagsbuchh.: Acta et decreta sacrorum conci-
liorum recentiorum ; tom IV. 1873. 4. — Glessen- Ludewigs-
Universität: 12 akademische Gelegenheitsschriften. 1871 — 73.
4. 8. J. Ricker'sche Verlagshandl. : Weigand, deutsches Wör-
terbuch; Bnd. I, 2. 1873. 8. — Görlitz. Oberlausitz. Gesell-
schaft derW'issenschaften: Dies., neues lausitzisches Magazin ;
Bnd. 50, 1. 1873. 8. — Göttingen. Dietcrich'sche Buchh.: Marx,
zur Beurtheilung des Arztes Chrn. Franz Pauliini. 1872. 4. Sonder-
abdr. Marx, zur Erinnerung d. ärztl. Wirksamkeit Herm. Conring's. .
1872. 4. Sonderabdr. Wüstenfeld, d. Gebiet von Medina. 1873. 4.
Sonderabdr. Kleifsner, die Quellen zur Sempacher Schlacht und die
Winkelriedsage. 1873. 8. Vandenhoeck u. Ruprecht, Ver-
lagsh.: Müldener, bibliotheca geographica; Jhg. 20, 2. 1872. 8.
Müldener, Viibliotheca historica ; Jhg. 20, 2. 1872. 8. — Hanau.
Hanauischer Bezirks verein f. hess. Geschichte u. Lan-
deskunde: Ders., Mittheilungen, Nr. 4: Das Römereastell und
das Todtenfeld in der Kinzigniederung bei Rückingen. 1873. 4.
— Hannover. Hahn'sche Hofbuchh.: Düntzer, zwei Bekehrte. 1873.
8. — Heidelberg. C. Winter, Univers. -Buchh.: Werber, d. Ent-
stehung der menschl. Sprache. 1871. 8. Bauer, Erinnerungen eines
Feldgeistlichen aus den badischen Feldlazarethen im Kriege 1870
— 71. 1872. 8. Abicht, Geschichte des deutsch -französ. Krieges.
1873. 8. Hoffmann, d. Zustand des weibl. Geschlechts in d. Hei-
denwelt ; 3. Aufl. 1873. 8. Zell, über die Zeitungen der alten Rö-
mer. 1873. 8. — Jena. Ed. Frommann, Buchh.: Snell, Nioolaus
Copernicus. 1873. 8. Fr. Frommann, Verlagsh.: Ortlofl', Ge-
schichte der Grumbachischen Händel; HI. u. IV. Th. 1869. 8. —
Karlsruhe. G. Braun 'sehe Hofbuchh.: Zeitschrift f. die Geschichte
des Oberrheins; Bnd. 25, 1. 2. 1873. 8. — Kiel. Ernst Homann,
Verlagsh.: Jensen, schlesw. -holst. Kirchengeschicbte, hgg. v. Mi-
chelsen ; 1. Bnd. 1873. 8. Ministerial-Ko mmission für die
Untersuchung der deutschen M e ere : Dies., die Expedition
zur physikal, -chemischen u. biologischen Untersuchung der Ostsee
im Sommer 1871. 1873. 4. Universität: Dies., Schriften aus d.
1872. Bnd. XIX. 1873. 4. Naturwissenschaft!. Verein für
Schleswig-Holstein: Ders., Schriften etc.; I. Heft. 1873. 8.
Mittheilungen des Vereins nördl. der Elbe zur Verbreitung natur-
wissenschaftlicher Kenntnisse; Heft 1—8. 1858—68. 8. — Königs-
berg. K. physikal. -Ökonom. Gesellschaft: Dies., Schriften
etc.; 1. — 13. Jahrg. 1860—72. 4. — Kreuznach. Antiquar.-histo-
rischer Verein für Nahe u. Hunsrücken: Ders., 12. Bericht
etc. 1873. 4. — Lausanne. Societe d'histoire de la Suisse
romande: Dies., memoires et documents ; t. XXVIII. 1873. 8.
— Leipzig. Breitkopf u. Härtel, Verlagsh.: Chrysander, G. F.
Händel; Bd. I. II u. HI. 1. 1858—67. 8. Jahn, W. A. Mozart;
2. Aufl., Th. I u. H. 1867. 8. Spitta, Johann Sebastian Bach;
I. Bnd. 1873. 8. F. A. Brockhaus, Verlagsh.: Historisches Ta-
schenbuch, begründet v. Fr. v. Raumer, hgg. v. Riehl; 5. Folge,
3. Jhg. 1873. 8. A. Seemann, Verlagshndl.: deutsche Renais-
sance; 2L— 23. Lief. 1873. 2. B. G. Teubner, Veriagsb.: Kurz,
Geschichte der deutschen Literatur ; Bnd. IV, 8.— 20. Lief. (Schlufs).
333
Anzeiger für Kunde der deutsclieii Vorzeit.
334
1869—72. 8. Veit u. Comp., Verlagsli. : Droyscn, Gescliiclite d.
preufs. Politik; Tli. IV, 2—4. 1869—70. 8. Verein für die Ge-
scbiclite Leipzigs: Ders., Schriften; I. Bnd. 1872. 8. — Mag-
deburg. Emil Bans eil, k. Hofbuchh. : Verzeichniis siimmtl. Ort-
schaften der Provinz Sachsen etc. 1873. 4. — Marburg. Ur. Ernst
Ranke, Consistorialrath u. Univers.-Prof. : Ders., an das deutsche
Volk. 8. Ders., Gedichte, dem Vaterland gewidmet. 184S. 8. Ders.,
d. Buch Tobias, metr. übersetzt. 1847. S. Ders., d. Marburger Ge-
sangbuch von 1549. 1862. 8. Ders. , carmina academica. 1806. 8.
Ders., Lieder aus grolser Zeit. 1872. 8. — Meiningen. Henneber-
gisc h er AI terthu ms forschender Verein: Brückner, henne-
bergischesUrkundenbuch; VL Theil. 1873. 4.— München. Fried r.
Hektor Graf Hundt, k. b. Kämmerer und Miuisterialrath :
Ders., über die bayrischen Urkunden aus der Zeit der Agil^inger.
1873. 4. Sonderabdr. — Nürnberg. II. Ballhorn, Buchhndlr. :
Ballhorn, Alphabete orientalischer u. occidentalischer Sprachen.
1873. 8. Dr. Reichard Barthelmels: 103. Jahresbericht der
deutschen Gesellschaft von Pennsylvauien f. d. J. 1872. 1873. 8.
Cnopf, Banquier: Patent des Vereins Georgen-Schild der schwäb.
Reichs-Ritterschaft von 30. Juni 1780. gr. 2. Carl Köhler, Hi-
storienmaler: Ders., d. Trachten der Völker in Bild u. Schnitt;
Heft 8 u. 9. 1873. 8. Friedr. Korn'sche Buchh.: Die Volks-
schule des XIX. Jahrh. ; 9, Lief. 1873. 8. Freih. v. Mettingh,
k. Kämmerer u. Assessor: Die hystori Troyana. Augsb. 1488. 2.
PubUkation älterer praktischer u. theoret. Musik-Werke : Jhrg. I,
Lief. 1. 1873. 4. Sigm. Soldan's Hof-Buch- u. Kunsth. : Gedenk-
buch des Krieges 1870 — 71; II. 1874. 4. Unbekannter: Gyar-
mati, istenes eneki. 1730. 16. — Paris. H. Gaidoz, Professor:
Revue celtique ; vol. II, Nr. ]. 1873. 8. — Prag. F. Tempsky,
Verlagsh. : Cornova, Briefe an einen kleinen Liebhaber der vaterl.
Geschichte; 3 Bndchn. 1796 — 97. 8. Cornova, Unterhaltungen mit
jungen Freunden der Vaterlandsgeschicute; 4 Bdchn. 1799 —
1803. 8. Cornova, Jaroslaw v. Sternberg. 1813. 8. Becker, d.
deutsche Wortbildung. 1824. 8. Becker, d. Wort in seiner orga-
nischen Verwandlung. 1833. 8. Deycks, Göthe's Faust; 2. Ausg.
1870. 8. Anton Frind, Metropolitan -Domkapitular: Scriptum
super Apocalypsim Wenceslai doctoris. 1873. 4. Frind, d. ge-
schieht!^ Johannes v. Kepomuk ; 2. Aufl. 1871. 8. Friud, die Ge-
schichte der Bischöfe u. Erzbischöfe v. Prag. 1873. 8. Frind, Ur-
kunden über die Bewilligung des Laienkelchs in Böhmen unter
Kaiser Ferdinand I. 1873. 4. Sonderabdr. — Riga. H. Brutzer u.
Co., Verlagshandl. : Baltische Monatsschrift ; 22. Bnd. (n. F. 4. Bnd.),
Mai u. Juni 1873. 8. Gesellschaft f. Geschichte u. Alter-
thumsk. der Ostsee-Provinzen Rufslands: Dies., Mitthei-
lungen etc.; Bnd. X, 3. u. XI, I.— 3. Heft. 1805—68. 8. Luther
an die Christen in Livland. 1866. 4. N. Kymmel, Verlan'sh. :
v. Sivers, Smilten. 1872. 8. — Rostock. Stiller'sche Hofbuchh.
(Herrn. Schmidt) : Aubcrt, Shakespeare als Mediciner. 1873. 8. Mer-
kel, Deutschlands Ureinwohner. 1873. 8. Universität: 79 aka-
demische Gelegenheitsschriften. 1872 u. 73. 4. 8. — Schwerin.
Verein für mecklenb. Geschichte: Ders., mecklenburg. Ur-
kundenbuch; VIII. Bnd. 1873. 4. — Sigmaringen. Verein f. Ge-
schichte u. Alterthumskundev. Hohen zollern: Ders., Mit-
theilungen etc. ; VI. Jhg., 1872 — 73. 8. — Stendal. Franz en u.
Grosse, Verlagsh.: Henke, Beiträge zur Geschichte der Leiire v.
d. Sonntagsfeier; (L— XVIII. Jahrb.). 1873. 4. - Stuttgart. H. G.
Gutekunst, Antiquariatsh. : Ders., Catalog der Kupferstich-Samm-
lung der Marchese Jac. Durazzo in Genua ; 2. Hälfte. 1873. 8. —
Traunstein. II. Peetz, k. Rentbeamter: Zeitschrift des laudwirth-
schaftl. Vereins in Bayern ; 63. Jhrg., Juli, Aug., Sept. 1873. 8. —
Tübingen. H. Laupp'sche Buchh.: Theolog. Quartalschrift; 55.
Jhrg., 3. H. 1873. 8. — Wien. G. J. Manz'sohe Buchh.: Spetau,
Wien. Fremdenführer durch d. Kaiserstadt u. Umgebung. 1873. 8.
Heinr. Reifs, Verlagsh.: Sammlung gothisclier Initiale aus dem
14. u. 15. Jahrh. qu. 2. AVallishauser'sche Buehhandl. : Jao-d-
Zeitung; IG. Jhrg., Nr. 1 — 15. 1873. 8. — Zeitz. Fedor Bech,
Gymnasiallehrer: Ders., Spenden zur Altersbestimmung neuhochd.
Wortformen. 8. Sonderabz.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4331—4336.)
Wallerstein. W. Freih. v. Löffelholz, fürstl. öttingen-wal-
lersteinischer Archivar und Domänendirektor : Oeffentliclie Urkun-
den, Erlasse und Zuschriften, verschiedene Angelegenheiten der
Grafschaft Oettingen betr. 1322 — 1805. Drei Abschiedsbriefe aus
kaiserlichen Kriegsdiensten. 1649 — 1743. Akten. Verhandlungen,
zwischen Bürgermeister und Rath der Stadt Lauingen und dem
kurpfälzischen Hofrath zu Neuburg, die Klagesache zwischen Leo-
pold Cordon von Neresheim und Hans Kaspar Melchior von Lau-
ingen betr. 1721. Akten. Leuraundszeugnifs des hochgräflich Fug-
ger-Wellenbergisohen Pflegamts für Jakob Hillebrandt, über dessen
Aufenthalt in Gabiingen. 1762. Pap.-Orig. Zeugnifs des Kapuci-
ners Emauuel Wisensteig für Sebastian Anger, über dessen in der
Kirche zu Dürnau in Schwaben mit Anna Margaretha Keuter voll-
zogene Trauung. 1722. Pap. Orig. — Weinsberg. G.Reufs, .Apo-
theker: Vier ärztliche Reeepte von Justinus Kerner. 1841 — 1860.
Autograph.
Ciironik der Iiistorisclien Vereine.
Mittlieilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der B audenkmale. XYIII.
Jahrg. — Juni — Ootober. Wien, 1873. 4.
Die österreichische kunsthistorische Abtheilung der Wiener-
Weltausstellung. (Eposition des amateurs.) Von Dr. K. Lind.
(Mit 8 Tafeln und 100 Holzsehn.) — Die Siegel der steierischen
Abteien und Convente des Mittelalters. A^on Dr. Arnold Luschin.
(Mit 5 Holzsclm.) — Denkstein Sigmund's von Wildenstein im
Schlosse Wildbach in Steiermark. Von L. Beckh-Widmanstetter.
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines der DiözeseSeckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 10.
Graz. 8.
Die Kirchthüren. — Fortsetzungen. — Kleinere Mittheilungen.
Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausg.
von der historischen Commission bei der Kgl. Bayer.
Akademie der Wissenschaften. Dreizehnten Bandes drittes
Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1873. 8.
Die Fränkischen Reichsannalen von 741 bis 829 und ihre Um-
arbeitung. Von Dr. Fr. Ebrard. — Ueber Ermenrioh von Ellwan-
gen und seine Schriften. Von Prof E. Dümmler. — Kleine kri-
tische Erörterungen von Prof. G. Waitz. — Beiträge zum Itinerar
Kaiser Ludwig des Bayern. Von Reiohsarchivrath Chr. Häutle. —
Ueber Johann von Victring als Historiker. — Von Dr. R. Mahren-
holtz. — Kleinere ÜNIittheilungen.
Württembergis che Jahrbücher für Statistik und
Landeskunde. Herausgegeben von dem k. statistisch-topo-
graphischen Bureau. Jahrgang 1871. Stuttgart. H. Linde-
mann. 1873. 8.
Die Universität Tübingen im Jahr 1577. Von Prof. Dr. Roth.
— Schreiben Friedrich's des Fromm.en Kurfürsten von der Pfalz
an den Herzog Christoph von Württemberg vom 17. Juni 1563.
Mitg. von Kreisgerichtsratli v. Hufnagel.
Jahreshefte des Wirtenbergischen Alterthums-
Vereins. Zweiter Band. — I. Heft. Die Cisterzienser-Abtei Maul-
335
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
336
bronn, bearbeitet von Dr. E. Paulus. Stuttgart. 1873. Imp. 2.
(Text u. Abbild.)
Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alter-
thum in Ulm und Oberschwaben. Neue Keihe. Fünftes
Heft. Mit 3 Holzschnitten und 4 Steindrücken. Ulm, 1873. 4.
Vereinsangelegenheiten. — Der Antheil der Truppen des Ul-
mer Städtebundes an dem Feldzug gegen die Hussiten im Herbst
1426. Von Dr. Kerler. — Das Kriegsbuch von Leonhardt Frons-
perger, Bürger zu Ulm. Von Oberstlieut. v. Löffler. — Die ehe-
malige Bergfeste Helfeustein. Von Prof. E. Manch. — Bausteine
zu Ulm's Kunstgeschichte. Von dems. — Ueber die frühere Stra-
fsenbezeichnuug Ulms, insbesondere im 16. Jahrh. Von C. A. Korn-
beck. — Ueber den Ortsnamen Hart. Von Justizrath Hugo Ba-
ziug. — Stammschlofs Württemberg. Von Prof. Dr. L. F. Ofter-
dinger. — Andere Stimmen über den Namen Ruhethal. Mitg.
von Justizrath Hugo Bazing. — Ueber oberschwäbische Orts- und
Familiennamen. Von Dr. Bück. — Ueber Mals und Gewicht der
Reichsstadt Ulm. Von Dr. Ofterdinger.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumskuude in Hohenzollern. VI. Jahrg. 1872/73. Sig-
maringen. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Urkunden zur Geschichte der Herr-
schaft Haigerloch im 14. und 15. Jahrh. Von Gymn.-Oberlehrer
A. Lichtschlag. — Schicksale des Klosters Inzigkofen während des
Schwedenkrieges. Aus der Chronik des Klosters mitgeth. von
dems. — Das Haigerlocher Statutarrecht. 15. Jahrh. Von Prof.
Dr. A. Birlinger.
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der
Geschichts-, .\lterthums- und Volkskunde von Frei-
burg, dem Breisgau und den angränzenden Landschaf-
ten. Dritten Bandes erstes u. zweites Heft. Freiburg im Breis-
gau, F. J. Soheuble. 1873. 8.
Freiburger Passionsspiele des 16. Jahrh., hrsg. von E. Martin.
— Nachträge zur Lebensgeschichte der Erzherzogin Mechtild,
von dems. — Heinrich Schreiher, ein Lebensabrifs von J. Rauch.
— Kleinere Mittheilungen von W. Franck.
Ntichrlclitcn.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
26) Anthropologisch - ethnographisches Album in
Photographien von C. Dammann in Hamburg. Her-
ausgegeben mit Unterstützung aus den Sammlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte. Verlag von "Wiegandt und Hempel in Berlin.
Die seit einem Jahrzehend einen ungeahnten Aufschwung neh-
mende wissenschaftliche Beschäftigung mit der Urgeschichte der
Menschheit hat auch der Ethnographie neue Grundlagen ver-
liehen oder vielmehr Anforderungen an sie gestellt, welche sie nö-
thigt, ihre Forschungen ebenso zu vertiefen, wie ihnen ein hö-
heres Ziel zu stecken. Denn in den Zuständen der sogen.
wilden Völker haben wir in gewisser Weise die Ausgangspunkte
und Anfänge unserer eigenen Kultur gegenwärtig, und je mehr
■wir erkennen, wie ununterbrochen die Entwicklung der letz-
teren von den ältesten Epochen bis zur Gegenwart hinanreicht,
desto wichtiger werden für uns jene Racen, welche bisher nur zu
gern als durch eine unübersteigliche Kluft von uns geschieden und
als blofser Gegenstand der Neugier betrachtet wurden. Für ein
Studium der Ethnographie in diesem Sinn fehlte es aber bis jetzt
fast gänzlich am nöthigen Material; denn was gelegentlich in Be-
schreibung oder Abbildung in Reise- oder anderen Werken ge-
geben wurde, drang kaum in das Wesen der Sache und war zu
sehr durch die individuelle Anschauung der einzelnen Beobachter
gefärbt. Da man aber, wie der über das obengenannte Werk her-
ausgegebene Prospekt hervorhebt, nicht, wie es in Menagerien und
zoologischen Gärten mit Thieren geschieht, eine Zusammenstellung
der verschiedenen Menschenragen in lebenden Exemplaren bewerk-
stelligen kann, bietet die Photographie das einzige Auskunftsmittel,
und zwar hier mit gleichem Erfolge wie auf dem Gebiete der
Archäologie und der Kunstgeschichte insbesondere. Das Album er-
scheint in Lieferungen zu je fünf Blätter von 48 cm. Höhe und 64 cm:
Breite mit 10 bis 20 Photographieen auf jeder Tafel. Der Preis
der Lieferung ist zwölf Thlr. Bereits sind mehrere Lieferungen er-
schienen und gewähren einen nicht gerade anziehenden, aber über-
aus lehrreichen Anblick. In der ersten z. B. behandeln zwei
Tafeln mit 32 Photographieen die Ostküste von Afrika, eine Tafel
das östliche Sibirien, eine andere Japan und wieder eine Persien
und Slam. Es liegt in der Natur der Sache, dafs die Photogra-
phieen, die oft unter den schwierigsten Verhältnissen aufgenommen
sind, nicht sämmtlich gleichen Werth haben können ; in überwie-
gend grofser Zahl aber sind sie vollkommen befriedigend, zum
Theil vorzüglich. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 38. Die ältere Entwicklungsgeschichte der
deutschen Landwirthschaft. — Nr. 39. Die Steinzeit in Eng-
land.
Daheim: 1874, Nr. 1. Aus Dr. Martin Luther's Schulleben. —
Nr. 3. Deutsche Kaiserstätten. 1. Karolingerzeit. (Osk. Schwe-
bel.)
AUgem. Familienzeitung: 1874, Nr. 5. Der Kaisersaal zu
AVorms.
Im neuen Reich: Nr. 42. Deutsche Sinnsprüche auf Medaillen
des 16. Jahrh. (A. v. Sallet.) — Nr. 44. Ein ungedruckter
Brief Lucas Cranach's, mitgeth. von E. Friedländer.
Allgem. evang.-luther. Kirchenzeitung: Nr. 39. Zur frü-
heren Geschichte der preufs. Kirchenpolitik.
Protest. Kirchonzeitung: Nr. 37. Kurfürst Friedrich Wil-
337
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
338
heim I. in seinem Kampfe gegen lutherischen Fanatismus.
(Mandat vom 2. Juni 1662 u. Edict vom 21. Aug. 1662.)
Nürnberger Presse: Nr. 320. Die deutschen Tagelieder des
Mittelalters. (A. Seh.)
Schles. ProvinzialbUtter (Rübezahl): X, S. 484. Bei-
träge aus Reinerz zu den Haus-, Namen- u. Innung -Marken,
von Th. Oelsner. — S. 493. Parochie Klutschau und ihre
Holzkirchen. — S. 494. Striegauer Terra Sigillata. (Dr. B.
Rölsler.) — S. 496. Sagen aus der Frankensteiner Gegend.
(Alois Fuhrmann.)
Sonntagsblatt (v. Fr. Duncker) : Nr. 38. Der letzte Vorläufer
der Reformation. (G. Jaquet.)
Oesterr. Vierteljahrs'schrift f. kathol. Theologie: 12. Jg.,
2. Hft. Beitrag zur Geschichte der Reformation in Nieder-
Oesterreich. (B. Gsell.)
Zeitschrift f. bild. Kunst: IX, 1, S. 12. Johan Josefszon van
Goyen. Von Dr. G. Vosmaer. Mit Illustrationen. — S. 28.
Die Ausstellung von Gemälden alter Meister aus dem Wiener
Privatbesitz. I. (Dr. 0. Eisemann.) — Beibl. Nr. 1. Die hi-
storische Ausstellung der Stadt Wien. — Mitth. II, Nr. 1.
Der Altar des h. Ildefonso. Oelgemälde von P. P. Rubens
in der Gemäldegallerie des k. k. Belvedere zu Wien. Radirt
von William Ungar.
AUgem. Zeitung: Beil. Nr. 268. Aufdeckung mittelalterlicher
Fresken in Constanz.
Illustr. Zeitung: Nr. 1579. Die Kathedrale von Metz. (.\d.
Ebeling.) — Nr. 1581. Die Alte Feste bei Nürnberg.
Termischte Nachrichten.
76) Das vor einiger Zeit zu Mühlberg (Regbz. Erfurt) auf-
gefundene, in Stein verwandelte menschliche Skelett, dessen noch
vorhandene üeberreste in der Sitzung des Erfurter Alterthums-
vereins am 16. September vorgezeigt wurden, hat so vielfach In-
teresse erregt, dafs es gerechtfertigt erscheint, darüber nähere
Mittheilung in weiteren Kreisen zu machen. Die Fundstelle ist
ein Steinbruch, der sich mitten im Dorfe Mühlberg, in dem zu dem
Gehöfte des Landwirths Christ. Friedr. Beck gehörigen Baumgar-
ten befindet. Das Terrain besteht zunächst der Oberfläche aus
einer 0,75 bis 1 Meter starken Lage Dammerde. Unter dieser
liegt eine 1 bis l"/4 Meter mächtige Bank von einem sehr "wenig
porösen Tuffstein, der eine solche Festigkeit hat, dafs er nur mit
dem gröfsten Kraftaufwande gebrochen werden kann und wegen
seiner Härte und Schwere sich nur zu Massivbauten, nicht aber
zum Ausmauern von Fachwerk eignet. Er besteht aus ungleich
grol'sen Klotzen, die durch schmale Spalten getrennt sind, in wel-
chen beim Brechen Keile eingetrieben werden. Unter ihm befindet
sich, meist durch eine Lage gelber, griesiger Erde, der sog. Tufl-
erde, hin und wieder aber auch durch leere Räume von ihm ge-
trennt, eine gleichfalls etwa 1 bis I7, Meter dicke Schicht von
einem leicht brechbaren, sehr porösen Tuffstein, welcher vielfach
zu baulichen Zwecken verwendet wird. Unter dieser Bank nun
stiefs man in den ersten Tagen des August d. J. beim Brechen in
einer Tiefe von ca. 5 Meter unter der Bodenoberfläche auf das
Gerippe eines Mannes, noch so vollkommen erhalten, dafs selbst
die Extremitäten vorhanden waren, aber von dem Kalksinter, dem
der Tuffstein seine Entstehung verdankt, so imprägniert, dafs die
Gebeine steinähnlich geworden waren. Es befand sich in horizon-
taler Lage, den Kopf nach Norden, die Füfse nach Süden. Seine
Länge betrug mehr als 2 Meter, deutete also auf einen Mann von
einer wenigstens jetzt nicht mehr gewöhnlichen Gröfse. Die Stein-
masse hatte sich derartig um den Körper herumgelegt, dafs der-
selbe auf das Genaueste darin abgeformt war. Am Kopfende stand
eine irdene Urne, welche, da man nicht mit der nöthigen Vorsicht
zu Werke gieng, beim Aufnehmen zerbrach und dann ein Spielwerk
der Kinder wurde, von der aber noch eine ziemliche Anzahl Scher-
ben vorhanden ist, die auf eine nicht unerhebliche Gröfse schliel'sen
lassen, und welche ergeben, dafs das Gefäfs weder in einem Ofen,
noch überhaupt im Feuer gebrannt, sondern nur an der Luft ge-
trocknet ist. Werkzeuge und Zierrathen hat man nicht gefunden.
— Sobald dieser Fund in der Gegend bekannt wurde, fanden sich
viele Besucher ein, welche den versteinerten Menschen in Augen-
schein nehmen wollten. Viele brachen sich ein Knöchelchen ab,
um es zum Andenken mitzunehmen. Eine öffentliche Aufforde-
rung zur Rückgabe ist erfolglos geblieben. So besteht denn der
durch die Güte des Herrn Beck als Geschenk nunmehr in den
Besitz des Alterthumsvereins gelangte Rest nur aus Fragmenten ;
doch befindet sich darunter glücklicherweise der noch leidlich er-
haltene Schädel, aus dem sich ergibt, dafs der einstige Träger
desselben zu den Dolichocephalen gehört hat. — Es ist Sorge ge-
tragen, dafs wenn, was nicht gerade unwahrscheinlich ist, bei
weiterer Ausnutzung des Steinbruchs auf ähnliche Funde gestofsen
werden sollte, davon unverzüglich Mittheilung gemacht und bis
zur stattgefundenen Untersuchung Alles möglichst in statu quo
belassen wird. — Noch verdient erwähnt zu werden, dafs in dem-
selben Steinbruch frülier mehrfach in Stein verwandelte Blätter
gefunden sind, die einer Baumart angehört haben müssen, welche
sich jetzt nicht in jener Gegend findet und überhaupt daselbst
durchaus unbekannt ist. Es scheint dieser Umstand fast darauf
zu deuten, dafs das in Rede stehende Skelett derselben Zeit ent-
stammen möge, wie das Mammuth, dessen jetzt im Museum zu
Gotha befindliches Gerippe unter ganz gleichen geognostischen
Verhältnissen in dem Sülswasserkalk von Burgtonna gefunden
worden ist. — Hierbei mag noch mitgetheilt werden, dafs in dem
jetzt als Lehmgrube benutzten Todtenfelde vor dem Andreasthore
neuerdings wieder einige Gerippe und eine Urne gefunden sind,
in derselben Lage wie die früher gefundenen, in mit Dammerde
angefüllten Nischen, welche horizontal unter der aus sehr festem
Lehm bestehenden Decke sich erstrecken. Leider waren, als ich
von dem Funde Kenntnifs erhielt, nur noch zwei Todtenköpfe
vorhanden, die dann in den Besitz des Vereins gelangt sind und
von denen wenigstens der eine recht gut erhalten ist. — Eine
sehr werthvolle Bereicherung ist durch Herrn Sanitätsrath .Axmann
der Sammlung des Vereins zu Theil geworden und zwar durch
einen treffliich gearbeiteten und bis auf eine fehlende hintere Ecke
sehr gut erhaltenen sog. Kelt von Nephrit, welcher neuerdings
bei den fortgesetzten Nachgrabungen in dem Leichenfelde auf dem
Rothenberge gefunden worden ist. (Erf. Ztg., Nr. 226.)
77) Der langjährige Pro cefs üb er die Madonna von Hol-
bein, die von Franz Zetter als altes Gemälde in der Kapelle von
Allerheiligen oberhalb Grenchen aufgefunden, von Eigner in Augs-
burg restauriert wurde und darauf in den Besitz des Kunstvereins
von Solothurn übergieng, ist endlich vom Amtsgericht Solothurn-
339
Anzeiger füi* Kunde der deutschen Vorzeit.
340
Lebern zu Gunsten des Kunstvereins entschieden worden. Gren-
chen, das entweder die Madonna oder 30,000 Fros. Entschädigung
verlangte, wurde mit seinem Begehr abgewiesen.
(111. Ztg., 1577.)
78) Ein holländischer Gemäldeliebhaber hat in Brüssel ein
Bildchen für 120,000 Francs angekauft, darstellend die Vermäh-
lung Henri IV. mit der Mai-ia von Medicis. Kenner erklären es
für die Originalskizze von Rubens zu jenem grofsen Ge-
mälde im Louvre, welches mit das schönste ist der so berühmten,
von Rubens und seinen Schülern ausgeführten „Galerie de Lu-
xembourg", welche bekanntlich das Leben der Maria von Medicis
in seinen Hauptmomenten schildert.
(Deutsche Kunst-Ztg., Nr. 32.)
79) Per Universitäts - Bibliotheksekretär Dr. H. Oesterley in
Breslau ist mit der Herausgabe der ^%rke Simon Dachs be-
schäftigt. Das ihm bis jetzt zu Gebote stehende Material umfafst
etwa llOü einzelne Dichtungen ; aber es existieren aufserdem min-
destens noch hundert, die noch nicht haben nachgewiesen werden
können, obgleich sie im vorigen Jahrhundert aller Wahrscheinlich-
keit nach in Königsberg noch vorhanden gewesen sind, und den
Literaturhistorikern vorgelegen haben. In den öffentlichen Königs-
berger Bibliotheken befinden sich indessen die vermilsten Stücke
nicht mehr, und es ist nur anzunehmen, dafs sie zerstreut oder
gesammelt in anderen öffentlichen oder Privatbibliotheken Preu-
fsens aufbewahrt werden. Dr. Oesterley richtet daher an diejeni-
gen, welche im Besitze solcher Gedichte sind, oder Kenntnils da-
von haben, die Bitte um Mittheilung derselben.
(Deutsch. Reichs-Auzeiger, I\r. 179.)
80) Keine Gegend der Pfalz ist wol nebst ihrer geologischen
Wichtigkeit reicher an römischen und anderen Antiquitäten , die
aus dem Schutte der Vergangenheit herausgegraben wurden und
noch werden durch Pflug und Hacke, als das Gebiet des Potzber-
ges und des Königsberges, wo aufserdem noch viele Kamen an
Kelten und Römer erinnern. So wurde kürzlich am Abhänge des
Königsbergs, auf der Efsweiler Gemarkung, da, wo auch Steine
und Ziegel deutlich genug von römischer Niederlassung zeugen
und schon früher allerlei antike Gegenstände gefunden wurden,
ein zierlich gearbeitetes silbernes Löflfelchen aus der Erde gescharrt.
Es ist etwas gröfser als unsere Kaffelöfifel, der Griff spitz auslau-
fend und 13 Centm. lang. Die Höhlung, rein oval, hat Arabesken
zum Schmuck, an welchen Trauben hängen und in welchen Täub-
chen sitzen, je eines auf beiden Seiten. Diese Verzierungen um-
geben den in der Mitte stehenden Segensspruch : LA'CILIANE
VIVAS. Die Höhlung schliefst sich nicht steif, wie bei unsern
Löffeln, an den Stiel oder Griff an, sondern vei-mittelst einer ge-
fälligen , dem Auge angenehmen Biegung eines kleinen Bügels.
Das Ganze macht den Eindruck jenes Sinnes für das Schöne, der
auch den kleinsten, geringsten Hausgeräthen der Römer etwa in
der pompejanischen Zeit aufgeprägt war, weshalb dieselben noch
heute den Kunstwerken zum Muster dienen können. Denn auch
das Geringste, was zum täglichen Gebrauche nothwendig ist, soll
über die Prosa des blos Praktischen hinaus durch edle Form zur
Veredlung des Geschmacks und zur Verschönerung des Lebens
beitragen. (Pf. Z.)
81) Breslau. Einen interessanten Fund hat in Schalkau der
Freigärtner Wilh. Wolff bei Umlegung des Zaunes zwischen seinem
Gehöfte und dem Garten gemacht. Beim Graben eines Loches zu
einer Kopfsäule hat derselbe etwa 10 bis 15 Zoll tief unter der
Erdoberfläche zwei irdene Töpfe gefunden, welche 2501 Stück
Münzen enthielten, wovon 81 Stück die Gröfse von preufs. Ein-
uud Zweithalerstücken, 287 Stück die Gröfse von '/s-Thalerstücken,
906 von '/ii-Thalerstücken, 1227 von ganzen und halben Silber-
groschen haben, und wovon ein Theil im letzten Drittheil des
16., ein Theil im ersten Drittheil des 17. Jahrhunderts, wie die da-
rauf befindlichen Ziffern entnehmen lassen, geprägt ist.
(Numism. Ztg., Nr. 15.)
82) Burg. Ein sehr interessanter Münzfund ist hier neulich
auf dem Gehöft des Kaufmanns Nuthmann bei Gelegenheit der
Räumung eines Brunnens gemacht worden. 152 Stück gröfsere
und kleinere Silbermünzen fanden sich in einem Gefäfse, dessen
im Innern mit einem Gewinde versehener metallener Deckel nebst
den Münzen selbst und einer kleinen, anscheinend silbernen Kette
der Polizeibehörde abgeliefert sind, während das Gefäl's nicht wie-
der zum Vorschein gekommen ist. Die Münzen, soweit sie nach
einer oberflächlichen Besichtigung zu erkennen waren, gehören fast
alle dem 17. Jahrhundert an, nur einige wenige dem 16., darunter
eine namentlich mit dem Bildnifs des Kurfürsten Moritz von Sach-
sen aus dem Jahre 1549 (wenn anders die sehr undeutlichen Zif-
fern richtig gelesen sind). Bei weitem die meisten tragen kur-
brandenburgisches Gepräge und rühren vom Grofsen Kurfürsten
her; aufserdem sind ein paar schwedische, einige österreichische,
sächsische und polnische Stücke vorhanden, sowie zwei gröfsere
und zwei kleinere Stadt-Magdeburgische Münzen, die ersteren in
der Gröfse der jetzigen Drittelthaler, auf der einen Seite das Stadt-
wappen, auf der andern den städtischen Wahrspruch : Verbum do-
mini manet in aeternum ; die kleineren Stücke, von der Gröfse
eines Zwölftelthalers, zeigen auf der einen Seite das Stadtwappen,
auf der andern ein sehr verwischtes Gepräge, jenen Wahrspruch
aber als Umschrift. Von der Stadt Einbeck sind einige kleinere
Münzen, von den Städten Hannover und Ilildesheim je ein Stück
von der Gröfse unserer jetzigen Thalor. Eine Erfurter Münze
vom Jahre 1622 zeigt auf der einen Seite die Umschrift : Schroot
und Korn nach den Alten. Ein grofser Theil ist übrigens ganz
unkenntlich und bedarf zu seiner Entzifferung der Prüfung durch
einen Sachverständigen. Referent vermuthet, dal's das Geld im
brandenburg - schwedischen Kriege vor den feindlichen Schweden
geflüchtet und verborgen worden ist, da, soweit die Jahreszahlen
erkenntlich, nur eine Münze aus dem Jahre 1675, dem Jahre der
Schlacht von Fehrbellin, alle übrigen aber aus früheren Jahren
herrühren. Der ganze Fund ist dem hiesigen Kreisgerichte zur
weiteren zuständigen Veranlassung übergeben worden.
(Numism. Ztg., Nr. IG.)
341
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
342
Vierzeliiiic Plpiiar-Vorsaniiiiluiig
der historischen Commission bei der l<önlgl. bayer. Al<ademie der
Wissenschaften.
JMu neben im October 1873. Die diesjährige Plenarversamm-
lung der histor. Commission wurde in den Tagen vom 20. bis 23.
October abgehalten. Von den auswärtigen Mitgliedern nahmen
aufser dem Vorsitzenden, Geheimen Regierungsrath v. Ranke aus
Berlin, die Professoren Dümml er aus Halle, Hegel aus Erlangen,
V. Sybel aus Bonn, Waitz aus Güttingen, Wegele aus AVürz-
burg und Weizsäcker aus Strasburg an den Verhandlungen
Antheil; von den einheimischen Mitgliedern betheiligten sich der
Vorstand der k. Akademie der Wissenschaften, Reiehsrath v. D ö 1-
linger, Oberbibliothekar Föring er, die Professoren Cornelius
und Kluckliohn, Geheimer Cabinetsrath a. D. Freiherr v. Lili-
encron, Reichsarchivdirector v.Löher, Reichsarchivrath Muffat
und der ständige Seoretär der Commission, Geheimrath v. Giese-
brecht.
Der Vorsitzende gedachte in der Rede, mit welcher er die
Versammlung eröfi'nete, der grofsen Verluste, welche die deutsche
Geschichtswissenschaft in den letzten Jahren durch das Abscheiden
Georg Ludwigs v. Maurer und Friedrichs v. Räumer er-
litten hat, indem er beide in ihrer politischen und literarischen
Thätigkeit charakterisierte. Worte dankbarer Erinnerung widmete
er Justu SV. Liebig und Wilhelm v. Dönniges, die sich um
die Begründung der Commission besondere Verdienste erworben
hatten, und schlofs mit einer eingehenden Würdigung Chri-
stoph Friedrichs v. Stalin, dessen kürzlich erfolgter Tod in
der Commission, zu deren thätigsten Mitgliedern er zählte, eine
schwer auszufüllende Lücke gelassen hat.
Ueber die Geschäfte des abgelaufenen Jahres erstattete darauf
der Secretär den statutenmäfsigen Bericht. Es sind abermals für
die Zwecke der Commission zahlreiche Archive und Bibliotheken
durchforscht worden, und sind diese Arbeiten von den hiesigen
und auswärtigen Personen mit derselben Zuvorkommenheit und
Liberalität unterstützt worden, welche die Commission schon so
oft dankbar anzuerkennen hatte. Alle Unternehmungen sind in
ununterbrochenem Fortgang, und die Hemmnisse, welche einzelne
Publicationen durch die Arbeitseinstellung in den Druckereien er-
fuhren, jetzt beseitigt. Trotz jener Hemmnisse haben seit der vor-
jährigen Plenarversammlung im Druck vollendet und dem Buch-
handel übergeben werden können:
1) Geschichte der Wissenschaften in Deutsehland. Bd. XHI.
Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibnitz von Dr.
Eduard Zeller.
2) Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahr-
hundert. Bd. X. Die Chroniken der fränkischen Städte.
Nürnberg. Bd. IV.
3) Briefe und Akten zur Geschichte des sechzehnten Jahrhun-
derts mit besonderer Rücksicht auf Bayerns Fürstenhaus.
Bd. I. Beiträge zur Reichsgeschichte 154(3 — 1551. Bearbei-
tet von August V. Druffel.
4) Bayerisches Wörterbuch von J. A n d r e s S c h m e 1 1 e r. Zweite,
mit des Verfassers Nachträgen vermehrte Ausgabe, bearbei-
tet von G. Karl Frommann. Lieferung VHI. und IX.
5) Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. XIII.
Weit vorgeschritten sind im Druck, so dafs baldige Publica-
tion zu erwarten steht, folgende Werke :
1) Deutsche Rcichstagsakten. Band II, herausgegeben von Pro-
fessor J. Weizsäcker.
2) Briefe und Akten zur Geschichte des dreifsigjährigen Krie-
ges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Witteis-
bacher. Bd. II, bearbeitet von Professor M. Ritter in Bonn.
3) Geschichte der Wissenschaften. Bd. II. Abthl. 2. Die zweite
Hälfte der Geschichte der Chemie in der neuern Zeit vom
Geheimen Ilofrath H. Kopp in Heidelberg.
4) Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256 bis
1430. Bd. II, herausgegeben von Dr. K. Koppmann in
Hamburg.
5) Jahrljücher der deutschen Geschichte. Die Geschichte Kai-
ser Heinrich's III., bearbeitet von Dr. E. Steindorff in
Güttingen. Erster Band.
Die Berichte, welche von den Leitern der einzelnen Unter-
nehmungen im Verlaufe der A^erhandlungen erstattet wurden, ga-
ben von dem Fortschritt der Arbeiten nach allen Seiten erwünschte
Kunde.
Die Geschichte der Wissenschaften wird zunächst eine sehr er-
freuliche Erweiterung erhalten, da die Geschichte der Xational-
öconomie vom Geheimen Rath W. Röscher in Leipzig jetzt der
Presse übergeben werden kann.
Von der grofsen, unter Professor Hegel' s Leitung veranstal-
teten Sammlung der deutschen Stadtchroniken hatte der Druck
des fünften Bandes der Nürnberger Geschichten, gleich dem vier-
ten von Professor v. Kern in Freiburg bearbeitet, schon vor län-
gerer Zeit begonnen, mufste aber wegen schwerer Erkrankung des
Bearbeiters unterbrochen werden. Auf diesen Band werden zwei
Bände Cölnischer Chroniken folgen, von denen der erste, von
Dr. H. Cardauns und Dr. C. Schröder bearbeitet, im nächsten
Jahre gedruckt werden soll. Vfenn die seit langer Zeit erwartete
neue Ausgabe der Lübeckischen Chroniken noch immer nicht der
Presse übergeben werden konnte, so liegt der Grund in den vie-
len Amtsgeschäften des Herausgebers, Professor Mantels in Lü-
beck; doch ist zu hofi'en, dafs. ihm die Mul'se zum Abschlufs sei-
ner Arbeit jetzt gewährt werden wird.
Dem im Druck fast vollendeten zweiten Band der deutschen
Reichstagsakten wird sich der dritte alsbald anschliefsen ; derselbe,
wird die Anfänge König Ruprecht's betreffen , auf dessen spätere
Zeiten sich der vierte Band beziehen wird. Die Arbeiten für die
Regierungen Kaiser Sigmund's und Albrecht's 11. sind durch Bib-
liothekar Dr. Kerl er in Erlangen so weit gediehen, dafs auch
der Druck der Akten dieser Periode für die nächsten Jahre in
Aussicht genommen werden kann. Inzwischen werden durch Dr.
Fr. Ebrard in Strafsburg die Vorarbeiten für die Akten in der
Zeit Kaiser Friedrich's III. gemacht, um sich künftig unmittelbar
an den Abdruck der Akten Albrecht's II. anzuschliefsen. Nach
den Mittheilungen des Leiters dieser grofsen L'nternehmung , Pro-
fessor J. Weizsäcker, stehen dem rascheren Fortgange dessel-
ben keine Hindernisse mehr im Wege.
Die Sammlung der Hanserecesse ist durch die von Dr. K. Kopp-
mann im vorigen Spätjahre unternommene Reise nach den russi-
schen Ostseeprovinzen erheblieh bereichert worden ; augenblicklich
befindet sich Dr. Koppmann auf einer archivalischen Reise in
den Niederlanden. Die Bearbeitung des vorhandenen Materials
343
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
344
\yird ununterbrochen fortgesetzt und wird sich an den Druck des
dritten Bandes sogleich der des vierten anschliefsen.
Die Jahrbücher der deutschen Geschichte werden demnächst
um mehrere Bände vermehrt werden. Von der Geschichte Lud-
wig's des Frommen, bearbeitet von Dr. B. Simson in Berlin, hat
der Druck des ersten Bandes begonnen. Der Schlufsband der
Geschichte Heinrich's IL, bearbeitet von Dr. H. Brel'slau in Ber-
lin, ist zum gröfsern Theil vollendet und wird bald dem Druck
übergeben werden können. Die Geschichte der Regierungen Lo-
thar's und Konrad's III. hat Dr. W. Bernhardi in Berlin über-
nommen. Zu besonderer Freude gereicht es der Commission, dals
Professor Dümmler die durch den Tod Rud. Köpke's unter-
brochenen Arbeiten für die Geschichte Otto's des Grol'sen wieder
aufgenommen hat und der Bearbeitung dieser wichtigen Periode
für die Jahrbücher zunächst seine Kraft widmen wird.
Auch die Arbeiten für die Wittelsbach'sche Correspondenz sind
wieder nach allen Seiten gefördert worden. Für die ältere pfäl-
zische Abtheilung ist Dr. Fr. v. Bezold unter Beihülfe des Pro-
fessors Kluckhohn thätig gewesen und hat aus dem hiesigen
Staatsarchiv und der hiesigen Hof- und Staatsbibliothek bereits
ein sehr reiches Material für die Correspondenz Johann Kasimir's
gewonnen. Für die ältere bayerische Abtheilung, welche unter
Leitung des Reichsarchivdirectors v. Löher steht, wird Herr Dr.
A. V. D ruf fei die begonnenen Arbeiten ohne Unterbrechung fort-
setzen. Für den zweiten Band, welcher die Beiträge zur Reichs-
geschichte 1552 — 1555 enthalten soll, liegt das Material reichlichst
vor und wird von demnächst zu unternehmenden archivalischen
Reisen noch weitere Ausbeute erwartet. Inzwischen haben sich
zahlreiche ^Nachträge zum ersten Bande theils aus den hiesigen
Archiven, theils durch Nachforschungen in Trient und Cassel er-
geben: auch haben wegen des Umfangs, welchen der erste Band
gewonnen hat, die früher für einen Anhang dieses Bandes bestimm-
ten gröfseren Aktenstücke, Protokolle, Memoires u. s. w. vorläu-
fig zurückgelegt werden müssen. Es ist die Absicht, diese Ergän-
zungen im dritten Bande mit den gleichartigen Stücken für die
Zeit von 1552 bis 1555 zu publicieren, und wird der Druck der
ersten Abtheilung dieses Bandes schon im nächsten Jahre erfolgen
können. Die Arbeiten der älteren pfälzischen Abtheilung, von
Professor Cornelius geleitet, sind durch Veränderungen der amt-
lichen Thätlgkeit des Professors M. Ritter mehrfach beeinträch-
tigt worden , doch sind die Arbeiten für den dritten Band soweit ge-
fördert, dafs der Druck desselben fast unmittelbar naohVollendung des
zweiten Bandes wird beginnen können. Die dem Dr. Baumann
übertragenen Arbeiten sind durch dessen Berufung an das fürstl.
Fürstenbergische Archiv zu Donaueschingen unterbrochen worden.
Für die jüngere bayerische Abtheilung, ebenfalls von Professor Cor-
nelius geleitet, war Dr. F. Stieve auch in diesem Jahre unausge-
setzt thätig. Das bereits angesammelte Material wurde vermehrt
und geordnet; nach Ausfuhrung einiger archivalischen Reisen soll
•der erste Band dieser Abtheilung zum Druck fertig gestellt werden.
Die Hoffnung, mit dem Register die grolse Sammlung der
deutschen Weisthümer schon in diesem Jahre abzuschliefsen, hat
sich nicht erfüllt. Zur Richtigstellung der Texte mufsten mehrere
Reisen unternommen werden , welche die Vollendung aufhielten.
Doch ist gegründete Aussicht vorhanden, dafs der Druck des Re-
gisterbandes, von Professor R. Schröder in Würzburg unter
Mitwirkung des Professors Birliuger in Bonn bearbeitet, im näch-
sten Jahre ausgeführt werden und damit dieses Untesnehmen zum
AbschliUs gelangen wird. Auch die neue Ausgabe des Schmeller-
schen Wörterbuchs wird voraussichtlich im nächsten Jahre vollen-
det werden können.
In der Redaction der Zeitschrift: „Forschungen zur deutschen
Geschichte" ist durch Stälin's Tod eine Lücke entstanden, welche
durch Professor Dümmler ausgefüllt wurde. Die Redaction wird
demnach in Zukunft aus den Professoren Waitz, Wegele und
Dümmler bestehen.
Der Druck des ersten Bandes der allgemeinen deutschen Bio-
graphie wurde im Anfange dieses Jahres begonnen, mul'ste aber
theils wegen der Arbeitseinstellung in der Druckerei, theils wegen
einer schweren Erkrankung des Redacteurs, Freiherrn v. Lilien-
cron, bald unterbrochen werden. Diese Unterbrechung war in-
sofern dem Unternehmen förderlich, als noch einmal das ebenso
umfangreiche wie schwiei'ige Werk nach allen Seiten bin in reif-
liche Erwägung gezogen werden konnte. Es stellte sich dabei
heraus, dafs die bisher dem Redacteur aufliegende Geschäftslast
eine übermäfsige sei, und es trat deshalb nach dem Beschlul's der
Commission Professor AVegele in die Redaction ein, um die der
politischen Geschichte angehörigen Artikel zu redigieren.
Je weiter sich die Unternehmungen der Commission ausge-
dehnt haben, desto mehr mufste sich ihr das Bedürfnifs aufdrän-
gen, sich nach den schweren Verlusten, die sie in letzter Zeit zu
beklagen hatte, wieder von Neuem zu ergänzen. In der vorge-
schriebenen Weise wurden deshalb mehrere deutsche Geschichts-
forscher von anerkannten Verdiensten g^ählt und Seiner Majes-
tät dem Könige zur Ernennung zu Mitgliedern der Commission
in Vorschlag gebracht.
Bekanntlich werden im Augenblick über die zukünftige Lei-
tung der Monumenta Germaniae historica Verhandlungen gepflo-
gen. Die Direction derselben wird, welche Gestalt sie auch ge-
winnen mag, vielfach auf ein Zusammenwirken mit der historischen
Commission sich hingewiesen sehen, deren Aufgaben zwar zum
Theil andere sind, sich aber auch vielfach mit denen berühren,
welche jener Direction gestellt werden müssen. Auch in diesem
Betracht stellt sich der Fortbestand der Commission, welche so
viele und so grofse Interessen der deutschen Geschichtswissen-
schaft vertritt, über die ihr zunächst gesetzte Frist hinaus als
höchst wünschenswerth dar, und die Commission selbst glaubte
der Hoffnung Raum geben zu dürfen, dafs es an den Mitteln nicht
fehlen werde, um der Schöpfung König Maximilians IL,
welche seines königlichen Sohnes Iluld und Freigebigkeit gepflegt
und die sich bisher für die deutsche Wissenschaft so segensreich
erwiesen hat, dauernden Bestand zu sichern.
Verantwortliche Redaction: Dr. A. Essen wein. Dr. G. K. Frommaun. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des gennanischen Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E. Sobald in Nürnberg.
Nürnberg^. Das Abonnomeut des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und botriifrt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs 3ti. 36kr. im 24 fl.-Fula
oder 2 Thlr. preule.
Für Frankreich abonniert man in
Paris bei der deutacheu Buchhandlung -von
F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille; filr
AWZEIGEK
lA-
m KülE ÖER
Neue Folge,
IJ1.J
England bot Wüliania A Norgato, 14 Hff
rietta-Street Covont - Garden in London ;
für Nord-Amerika bei den Postämtern Bre-
men und Hamburg.
Alle für das gcrman. Museum ba-
etimniten Sendungen auf dem Woge dos
Buchhandels werden durch den Commlt-
ßioniir der litorar.-artiat. Anstalt des Mu-
seums, F.A. Brockhaua in Loipsig, be*
fördert.
}^ vm'imi
Zwanzigster Jahrgang.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1873.
JV? 12.
Deceniber.
Wissenschaftliche Mittheilungcn.
Der Gandersheimer KirchenscUatz.
Schon lange habe ich dem Plenarium nachgetrachtet, wel-
ches Harenborg in seiner Geschichte von Gandersheim S. 125
beschreibt. Er macht weiterhin auf S. 596 gar verwunderliche
Mittheiluugen aus einer darin befindliehen Beschreibung des
Kirchenschatzes, in welcher die alten päpstlichen Bullen auf
Papyrus bezeichnet sein sollen als bambatii quinque serici.
Noch auffallender ist seine Angabe ebenda, dafs ein Notar
Heinrichs IL, Namens Apel Peransex Angul Saxo, 1007 ein
Privileg in eben diesen Codex eingetragen habe. Dafs Ha-
renberg nicht viel zu trauen sei, ist bekannt; daher wünschte
ich um so mehr, diese verschollene Handschrift einsehen zu
können. Da führte mich zufällig mein Weg nach Koburg, und,
siehe da! in meinem Bädeker lese ich von einem Plenarium
aus dem Kloster Gandersheim, Pergament-Handschrift aus dem
11. Jahrhundert, mit schon geschnitztem Elfenbeindeckel.
Meine Vermuthung war richtig; es war die gesuchte Hand-
schrift, welche ich durch die Freundlichkeit des Herrn Bauratlis
Eothbart benutzen konnte. Sie ist aufserordentlich schön ge-
schrieben. Der Elfenbeindeckel stellt allerdings nicht, wie Ha-
renberg S. 125 angibt, die Thaten der Ottonen dar, sondern
die Himmelfahrt Christi. Die Fassung ist jünger und zeigt auf
dem Goldrand die Jahrszabl 1555.
Auf dieses Plenarium, welches, wie Harenberg richtig an-
gibt, vorne eingeheftet die Statuten des Stifts enthält, wurden
die Aebtissinnen und Conventualinnen verpflichtet, und in der
letzten Zeit auch ihre Namen dort eingetragen. Dagegen habe ich
©^
von jener k. Bestätigung von 1007 nichts finden können, ge-
schweige denn den abenteuerlichen Namen des Notars; nur
eine Aufzählung der dem Stifte verliehenen Zehnten ist am
Schlüsse angereiht. Unmittelbar vorher geht ein Inventar
des Kirchenschatzes, welches mir nach der Schrift dem 12.
Jahrh. anzugehören scheint. Die oben erwähnten Worte aber
sind eine offenbare Fälschung; nur ein barabatius sericus kommt
vor, und augenscheinlich ist das ein Gewand, was auch zu den
bei Du Gange angeführten Stellen pafst.
Wir lassen das Verzeichnifs folgen, welches mehrere unge-
wöhnliche Ausdrücke enthält. Die vier übergeschriebenen Glos-
sen sind hier im Druck mit Cursivschrift hinter das betreffende
Wort in Parenthese gestellt. Die Glosse ibocade war, so viel
ich mich erinnere, deutlich zu lesen, wenn ich sie auch nicht
zu erklären weifs.
Hoc breuiario totum ecclesie thesaurum inuenies titulatum.
Sunt enim in hac ecciesia octo cruces maiores et minores, crax
in qua habetur de ligno domiui una cristallina. vii. de auro
et gemmis ornate. crux lignea habens reliquias sancti Nicolai.
Vndecira scrinea plena reliquiis sanctorum. unum sullum ma-
gnum aureum in quo coucluditur sanguis domini. vi. ornamenta
super ciborium ponenda. x. sulla cum pectene sancti Fridolini.
iii. cruces ante pendcntes. Vas cristallinum cum scrinio ar-
geuteo. manus deaurata cum reliquiis sanctorum innocentum.
ii. scrinea .i. cristallinum aliud auro et ebore ornatum. vii.
candelabra super magnum candelabrum ponenda. et .viii. alia.
cifus argenteus sine operculo. ii. argentee pelues. ii. fiscelle
argentee. Argentee scutelle .iiii. Turibula argentea .iiii. et .L
347
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
348
anrenm. Vasculum in quo thus tenetur. Oriola (idest opjjeruanan)
.xüi. .X. stole auro texte, xi. stole albe. dolmatice .vii. Supti-
les .vi. iii. casule per totum auro intexte. viiii. alie auro Or-
nate, sed Don per totum. Sine auro serice .xüi. Sex lanee.
Cingula .xüi. ante pendentia. Caüces aurei .vi. cum patenis.
nnus onichinus cum pateua eiusdem generis .ü. cristalüni cum
patenis .i. peraliuus cum patena. Sex argentei cum patenis.
Bambatius .i. sericus. Cappe .xxx et i. et lena serica. Stragule
.viiii. i. ex illis auro texta. Peplum sericum. AJbe .x. xiiii.
velamina aurea ad cultnm altaris pertinentia et .vüi. serica.
Velamina linea .viü. Sindones .ii. Manuteria .vii. et unum
auro textum. Psalterium auro politum. Missalis siraiüter orna-
tus argento .iiü. plenaria metallo ornata .vi. sine metallo .i.
in üü»"" partes diuisum. v. lectionarü. ü. feriales. vi. missales. i.
antiphouarius cum libro matutinali .iü. grathalarü .ü.baptisteria.
cum Omnibus ad unctioneni et sepulturara pertinentibus .ii. ve-
lamina ünea et .ii. se-
rica. ad cancellas per-
tinentia .i. lineum ad
crucem. et aliud aurea
pelle paratum. Crumena
(hudil) per totum auro
texta. Ampula cristallina.
Dorsalia .v. auro ornata
.ii. aurea pelle ornata.
Viginti octo alia serica.
Ceruicalia .v. serica ma-
gna, tria parua. v. seri-
cia (pelleles). Lineae cor-
tinae .iii. Index argenteus
cum tistulis duabus qui-
bus sanguis dominicus
datur accipientibus. Ta-
petia tria. Plumaria (ibo-
cade) uelamina .iiü. Cla-
uis cum qua datur abbatia.
Ich darf nicht versäumen, zu erwähnen, dafs schon 1843
Herr Prof. Waitz in Pertz' Archiv VIII, 266 Nachricht von
dieser Handschrift gegeben hat, ohne sie jedoch genauer zu
beschreiben. Durch die Prinzessin Caroüne von Sachsen-Ko-
burg (geb. 1753, gest. 1829), welche Dechantin dos Klosters
(seit 1795) gewesen war, ist die kostbare Handschrift nach
Koburg gekommen. Nach der ebenda erwähnten Abschrift des
Gedichts der Hrotsuit über die Geschichte des Klosters forschte
ich vergeblich.
Berlin. W. Watteubach.
Fig. 1.
Messingenes Kohlenbecken vom 16. JalirhiiiKlert.
Seit Gründung unseres Museums befindet sich in dessen
Sammlungen das oben abgebildete messingene Kohlenbecken
(Fig. 1), mit welchem wir die Wiedergabe einer Reihe von Haus-
geräthen früherer Zeit zu eröffnen denken. Während man noch
vor einem Jahrzehend derartige Gegenstände höchstens aus
Pietät vor ihrem Alter aufhob, ist man seitdem, ganz abge-
sehen von der Annahme, dafs in ihnen Muster für unsere heu-
tige gewerbliche Thätigkeit gegeben sind, zu der Erkenntnifs
gelangt, dafs sie kulturhistorisch oft von nicht geringerer Be-
deutung sind, als manche weit anspruchsvoller auftretende Denk-
mäler. Wir dürfen hier nicht erst wiederholen, wie Gestalt
und Schmuck des Hausraths am besten Auskunft über die Ge-
müthslage derjenigen geben, welche täglich mit demselben ver-
kehrten, wie der Stil, der au den Erzeugnissen dieses Berei-
ches sich ausspricht, nach gewisser Seite einen Mafsstab bie-
tet, um zu beurtheilen, wie tief die ideellen Regungen einer
Zeit in das Volk gedrungen waren, und was man sonst noch
diesen oft betonten Auslassungen hinzufügen könnte.
Das Becken selbst ist 14,6 cm. hoch und raifst 24,4 cm.
im oberen Durchmesser,
der dazu gehörige Ring
(Fig. 2) 27 cm. Der Auf-
bau des Ganzen wie die
durchbrochenen und ein-
gravierten Ornamente
zeigen den ausgebildeten
Renaissancestil, die tech-
nische Herstellung eine
tüchtige Handfertigkeit.
Im Original ist der eine
Griff abgebrochen und
durch eine weniger ge-
schickte Hand ersetzt
worden. Im oberen
Theile des Ständers se-
hen wir den Namen der
früheren Besitzerin Bla-
riaBrinsteri ausgeschnit-
ten. Die Zeichnung auf den Verzierungen der durchbrochenen
Streifen ist eingegraben, nicht im Relief herausgebildet, mit
Ausnahme des Ringes, wo das letztere schon im Gufs an-
gelegt und durch Ciselierung mehr verschärft ist. Auf dem
Grunde des Gefäfses selbst findet sich, um den nöthigen Zug
für die glimmenden Kohlen herzustellen, ein Durchbruch von
vier kreisförmigen, je mit einem Stern ausgelegten Oeffnun-
gen nebst kleineren, die zw-ischen eingestreut sind. Der
Fufs ist augeschraubt ; die Halter der Handgriffe sind genietet.
Für eine nähere Zeitbestimmung des Gefäfses, dessen erwähnte
Stilverhältnisse es sofort dem 16. Jahrhundert zuweisen, geben
die Ornamente einige Anhaltspunkte. Während der obere,
zierlich geschwungene Blättorkranz noch an gothische Motive
erinnert, der im Fufse befindliche dieselben bereits in symme-
trisch gegliederte Schnörkel verschränkt , weist der Ring Ver-
zierungen auf, wie sie nur einer bestimmten Periode und einem
abgegrenzten Kreise im 16. Jahrhundert angehörten. Wer sieb
349
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
350
unter den Denkmälern der Kleinkunst, namentlidi des Kupfer-
stiches dieser Zeit umgesclien, wird zugeben, dal's die hier in
Anwendung gebrachten Motive : Medaillons mit antiquisierenden
Köpfen, zwischen abenteuerlichen Figuren, Männern, Weibern,
Leoparden und Einhörnern mit Fischschwänzen, den Hnupt-
vertretern der deutschen Frührenaissance, Peter Vischer, Al-
brecht Dürer u. a. noch ziemlich fremd sind, dagegen ganz
gewöhnlich bei ei- Fig. 2.
nem Kreise von
Künstlern niederer
Gattung, die ihre
Zeitgenossen waren,
aber, wie aus der
Verschiedenheit des
von ihnen verarbei-
teten Künstlerischen
Materials hervor-
geht, andere Quel-
len haben mufften,
aus welchen sie
schöpften. Wir
brauchen nur die
Namen der Ho-
pfer zu nennen,
um für Kenner so-
gleich den Bereich,
auf welchen wir
hindeuten, näher zu
charakterisieren.
So tief diese als Ku-
pferstecher standen,
so hoch waren sie
zu ihrer Zeit gewifs
als das geachtet,
was eigentlich ihres
Handwerks war, als
Harnisch - Aetzer.
Ganz ähnliche Kö-
pfe und Figuren,
wie sie auf unserem Ringe vorkommen, erscheinen auf deren
Radierungen; sie wandten dieselben ohne Zweifel auch bei Aus-
schmückung der ihnen anvertrauten Waffenstücke an. Ihre Stu-
dien machten sie, dem Zuge der ganzen Zeit folgend, bei den
italienischen Aetzmalern, wie die Vertreter dieses Betriebes
genannt wurden. Von ihnen entlehnten andere Gewerke; und
es dürfte, da die nächste Zeit schon wieder neue Unterlagen
des Geschmackes brachte, nicht zu gewagt erscheinen, wenn
wir unser Becken, sei es auch nur der Zeit nach, in Verbin-
dung mit jenen Künstlern bringen. Es würde somit seine Ent-
stehung in die dreifsiger, höchstens die vierziger Jahre des
genannten Jahrhunderts fallen.
Nürnberg. von Eye.
Die Sündenwäsche.
Die reinigende Kraft des Wassers, die im Sakrament der
Taufe ihren Ausdruck gefunden, ist auch wiederholt in der
Bibel selbst und in Predigten aller Zeiten als Bild gebraucht,
indem die Taufe eine Ab waschung der Sünde genannt wird.
(Apostelgesch. 22, 16: „Lafs dich taufen und abwaschen deine
Sünden".) So heifst es in Grieshabers Predigten dos 13. Jhdts.
n, 24: „Swenne
der mensch wirt
getoufet in dem hei-
ligen toufe, wirt er
geweschen unde ge-
reinet von allen si-
nen Sünden"; dann
das. S. 26: „Der
zarte got von hi-
mel der hat den
heiligen touf mit si-
nem rosenvarwen
bluot geheiliget un-
de in dem so hat
er uns geweschen
von allen unsern
Sünden".
Andere Stellen
nennen das Erlö-
sungswerk selbst,
an dem wir durch
die Taufe Theil ha-
ben, ein Abwaschen
(in Uebereinstim-
mung mit Offenb.
Job. 1,5: „Und von
Jesu Christo
der uns gewaschen
hat von den Sünden
mit seinem Blut") ;
so Hartmann vom
Glauben 1040:
„Bluot unde wazzer wosch der werilde laster." Ebenso wird
das Bild des Abwaschens auch übertragen auf Reue und Beichte.
So bei Freidank 35, 5: ,,Swer mit Sünden si geladen, der
sol in herzeriuwe baden"; bei Nithart (Haupt p. 87, 13):
„Woene ich sündehafter in den riuwen baden"; in Diemer's
Genesis 30, 22: Die riuwigen za?here gebeut uns die toufe
wiedere, daz helleviar si leschent, von Sünden si uns waschen!",
und in einer Predigt des 14. Jahi'hunderts: „Der burne (Brun-
nen) daz ist eine lüter bihte, mit der soltu alle dine sünde
abe weschen".
So lag es denn nahe, dafs das Bild des Abwaschens der
Sünde auch in Beziehung auf das, für das weibliche Geschlecht
so wichtige Geschäft in der Waschküche gebracht wurde.
351
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
352
Gleichwie dieses in regelniäfsigen Zeiträumen betrieben wird,
soll auch die Beichte regelniüfsig geschehen. Es ist daher für
ein Frauenkloster nichts Befremdliches, dafs daselbst die Beichte
geradezu unter dem Bilde einer grofsen Hauswäschc dargestellt
■wurde; und so befindet sich denn im germanischen Museum
ein alter Holzstock, der aus dem schwäbischen Frauenkloster
Süflingen stammt und, wie der Äugenschein lehrt, einst viel
gebraucht war, wenn auch bis jetzt kein Abdruck davon be-
kannt geworden zu sein scheint. Da uns eine grofse Zahl al-
ter Ilolzstöcke, aus jenem Kloster stammend, mit der Hafsler'-
schen Sammlung zugegangen, so ist es sehr wahrscheinlich,
dafs dort die Nonnen selbst den Bedarf an Heiligenbildern
für die Vertheilung an Kinder und Erwachsene druckten ; und
so mag auch jenes Bild mancher Hausfrau als Ermahnung zu-
gekommen, aber, wie fast alle solche Blätter, auch das letzte
Exemplar desselben vom Winde verweht worden sein. Wir
bringen den Holzschnitt zum Abdruck; er zeigt, wie das
Christkind und die Nonne geraeinsam waschen. Das Christ-
kind ist, dem Kerne des Bildes entsprechend, der eigentlich
thätige Theil. Es wäscht und hat noch einen grofsen Bottich
Wäsche hinter sich. Die Nonne hält nur noch ihre eigene
schmutzige Wäsche zum Auswinden hin. Der Stil der Zeich-
nung zeigt, dafs das Bild dem eigentlichen Mittelalter nicht
mehr angehört, vielmehr in das 16. Jhdt. fällt, das sich neben
Behandlung der ernstesten Fragen auch viel mit theologischen
Spielereien beschäftigte.
Dieses Bild ist kulturgeschichtlich nicht blos deshalb wich-
tig, weil es zeigt, in welcher Weise solche theologische Spie-
lereien aufgefafst wurden; es ist auch für die Geschichte des
Hauswesens nicht ohne Bedeutung. Gerade so, wie hier im
Bilde das Christkind, behandelten in Wirklichkeit die Hausfrau
und ihre Magd die Wäsche; wir haben also auch einen nicht
genug zu sehätzenden Beitrag zur Geschichte des Hauswesens
in dem Bilde zu sehen.
Nürnberg. A. Essenwein.
Zur Spriehwörterkunde.
Eine Mitth eilung und Anfrage.
Eine beiläutige Anführung Luthers in seiner Schrift „Wi-
derruf vom Fegfeuer, 1530' scheint für die Kenntnifs der
Sprichwörter in genereller, wie in specieller Beziehung Beach-
tung zu verdienen. Luther führt dort u. a. aus, dafs die Kir-
chenväter gelegentlich in guter Meinung Gedanken in den bibli-
schen Text hineingetragen, die der ursprünglichen Bedeutung
desselben fern ablägen, dafs sie aber auch für diese ihre Ein-
fälle die Verbindlichkeit von Glaubensartikeln nicht beansprucht
hätten. „Solche Weise die Schrift zu führen, heilst catachre-
sis, abusivus modus loquendi, ein Mifsverstand, dafs man der
Schrift zuweilen einen Spruch abborget, und reifset damit ei-
nen Possen (wie wirs nennen), doch ohn Schaden dem Text
und dem rechten Verstand, welcher den Ernst ohn alle Possen
haben soll. Wie man aus dem Alexandro solcher Possen
sehr viel gemacht hat, als: U non mutabis, donec plu-
ralc videbis: man soll alt schuch nicht wegwerfen,
man habe denn neue. Indeclinabile vulgus: derPo-
fel ist ein ungezogen ding. Wiewohl es wäre besser, man
liefse mit solchen Possen die heilige Schrift unverworren"
u. s. w. (Erlanger Ausg. Bnd. XXXI, S. 202).
Es handelt sich hier also um die weniger zugänglichen
Commentarc zu der Grammatik des Alexander von Dole, die
nach Luther „sehr viele" deutsche Sprichwörter bieten müfsten.
Ich will diese Hoffnung von vorne herein nicht abschneiden;
die Pietät aber gegen den grofsen Mann hält mich nicht zu-
rück, dieser Aussicht gegenüber einen vorsichtigen Zweifel zu
äufsern. Des geistesverwandte und dankbare Zögling des Re-
formators, der ehrwürdige Rector des Klosters Ilfeld, Mich.
Neander, hat für seine Sammlung leoninischer Verse, die den
dritten Theil seiner Ethice vetus 1585 füllt, nach seinem eige-
nen Geständnifs den ganzen Wust scholastischer und gramma-
tischer Commentatoren des Mittelalters durchgeackert und
nennt unter diesen auch die Glossatoren des Alexander ; (siehe
die vollständige, auch biographisch wichtige Vorrede in meinem
Abdruck in den Jahrb. f. PhiL u. Päd. 1864, S. 169 if. und
den hierher gehörenden Abschnitt in Suringar's neuem und nicht
blos wegen der Neuheit fesselnden und schönen Werke Eras-
mus over nederl. Spreekw. etc., Utrecht 1873, S. LXX). In
meiner Ausgabe Neander's (Schwerin, 1864) habe ich nun
sämmtliche deutsche Sprichwörter, die N. gelegentlich zu den
leoninischen anzieht, zu verzeichnen gesucht, finde aber nur
das einzige, was hierher gehören könnte (S. 45 meiner Ausg.) :
V. non mutabis, donec plurale videbis. Man soll den alten
Rock nicht hin werffen, biss man einen newen habe.
Daraus ziehe ich nun den Schlufs: entweder, was un-
wahrscheinlich, Neander hat das vorhandene Material wenig
ausgebeutet, oder , was nicht ganz unwahrscheinlich , der treff-
liche Luther hat in seinem religiösen Eifer die vereinzelten
Fälle zu rasch verdoppelt oder verallgemeinert. Damit wir
353
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
354
aber nicht blos negativ verfahren, damit unsere Frage nicht
in ein kahles Entweder — Oder auslaufe, wo ein sicheres
Drittes möglich sein mufs: so bitte ich geradezu sachkundige
Forscher, vor allen meinen theuren, an Eifer wie an Mitthei-
lungslust uns alle beschämenden Freund J. Franck in Landau,
aus der Fülle seiner Belesenheit uns eine kleine vorläufige Be-
lehrung nicht vorenthalten zu wollen. — So viel über diese
wenig bekannte neue Quelle zur deutschen Sprichwörterfor-
schuug.
Im Speziellen bemerke ich noch, dafs ich nach Luther
den lateinischen Spruch, den ich in meiner Ausgabe Neander's
noch mit einem Fragezeichen begleitet, mit Recht auf die
Flexion der Neutra der 4. Declination zu beziehen glaube.
Diese behalten ihr ?{ im Numerus singularis. Die Deutung,
die Saudvofs (s. Wander, Sprichwörter- Lexikon , Bnd. III,
S, 1703: Rock, Nr. 58) gibt, wonach an die römischen Zahl-
zeichen V und X zu denken wäre, erweist sich demnach als
eine unzulässige Hypothese. In der Ausgabe des Daniel von
Soest durch v. Schmitz S. 30 steht, gleichfalls mit Bezug auf
Alexander: vestem non mutabis etc. Hat die Originalaus-
gabe, was ich nicht zu entscheiden weifs, auch schon diese
Lesart, so gibt dieselbe den Spruch doch nicht in der ur-
sprünglichen, sondern in einer der augenblicklichen Situation
accommodierten Fassung. Auch hierüber hätte ich gerne Ge-
wifsheit von einem autoptischen Kenner der Editio princeps.
Schwerin. Friedr. Latendorf.
Die städtische Kuustsammlimg zu Eamberg.
In einer Zeit, wo aller Orten Unbildung sich verheerend
über unser altes wie neues Kulturerbe wirft, müssen die Fälle
begrüfst werden, wo einmal Macht mit besserer Einsicht sich
paart. Zwar steht die Frage nach Kunst und "Wissenschaft,
die man sonst voranstellen durfte, jetzt erst in zweiter und
dritter Reihe, aber an dieser Stelle kann von nichts Anderem
die Rede sein. So begrüfsen wir mit Freuden das Aufblühen
eines Institutes, das mit Recht zu den guten Zeichen unserer
Tage gezählt werden darf, nämlich das der städtischen Kunst-
sammlung zu Bamberg, welche, erst seit Kurzem an das Licht
gerufen, in so achtungswerther Gestalt dasteht, dafs Laien und
Kenner daran Genugthuung finden müssen. Ihre Geschichte
ist kurz folgende. In der ersten Restaurationsepoche die-
ses Jahrhunderts, als man gleichfalls eine neue Zeit nicht
besser heraufführen zu können glaubte, als indem man die alte
rücksichtslos über Bord werfe, hatte auch Bamberg das Glück,
einige Männer zu besitzen, welche, wie die Gebrüder Boisseree
am Rhein, von den vergeudeten Kunstschätzen früherer Jahr-
hunderte mit stillem Eifer so viel retteten, wie ihre leider all-
zu bescheiden zugemessenen Mittel es erlaubten. Der vorzüg-
lichste unter diesen Sammlern war der 1776 geborene Dom-
vikar Joseph Hemmerlein, dem es gelang, indem er alle
übrigen Ansprüche seines Lebens auf das geringste Mafs zu-
rückführte, eine Gallerie von 116 durchweg guten Gemälden
zusammenzubringen. Ein anderer war der Stadtpfarrcr Schel-
len berger, w^elcher 39, gröfstentlicils altdeutsche Bilder, so-
wie CO Nummern kleiner Holz- und Elfenbeinschnitzereien hin-
terliefs. Einige Gemälde hatte der Domcapitular Betz erwor-
ben. Alle drei waren mit zu groFter Liebe ihren Kunst-
schätzen zugethan, als dafs sie nicht gewünscht hätten, nach
ihrem Tode dieselben dem gemeinen Nutzen zu Gute kommen
zu lassen. Leider giengen sie auf dem Wege in Verfolgung
ihres Zieles auseinander. Schellenberger, welcher 1832 starb,
vermachte seine Sammlung dem Krankenliause, Betz seine Bil-
der dem Armeninstitut, Hcmmerlein die seinigen der Stadt als
solcher. Wer aber Gelegenheit hatte, Erfahrungen auf diesem
Gebiete zu sammeln, weifs, dafs mit solchen Vermächtnissen
noch bei weitem keine öffentlichen Anstalten begründet wer-
den. Nicht selten wird das Erbe unwillig aufgenommen, als
Last in die Ecke geschoben und geht der Gemeinde verloren,
wie es gewonnen worden. Und wo auch die Verhältnisse sich
günstiger gestalten, ist bis zur wirklichen Hebung des Schatzes
und seiner Vermittelung an das Verständnifs des Publikums
noch ein weiter Schritt. Auf Anordnung des Bamberger Ma-
gistrats wurden die drei Sammlungen vereinigt, in einem Lo-
kal des Bürgerspitales auf dem Michelsberge aufgestellt und
ihnen sogar in der Person des bekannten Malers Joseph
Dorn ein Gallerieinspektor gegeben, dessen Wittwe, die selbst
als Künstlerin nicht verdienstlose Rosalie Dorn, i. J. 1842
die Sammlung durch ein Geschenk von 31 Gemälden, gröfsten-
theils Arbeiten ihres Mannes, bereicherte. Seitdem sank die-
selbe in Vergessenheit. Das Verdienst, sie wieder hervorge-
zogen und zu einem den gesteigerten Ansprüchen der Gegen-
wart entsprechenden Stande erhohen zu haben, gebührt dem
Bürgermeister Dr. Schneider, der, nicht ohne von widerstre-
benden Elementen aufs heftigste bekämpft zu werden, mit hin-
reichender Unterstützung der Stadtverordneten es durchsetzte,
dafs statt der bisherigen, durchaus ungeeigneten Lokalitäten
sehr günstige im sog. Kanzleigebäude des ehemaligen Klosters
Michelsberg mit 2 Sälen, 13 Zimmern und einem langen Cor-
ridor erworben wurden. Zugleich ward die Gelegenheit be-
nutzt, eine vom Seminarinspektor Heunisch hinterlassene
Sammlung von 86 Gemälden, unter welchen mehrere von her-
vorragender Bedeutung, unter günstigen Bedingungen zu er-
stehen. Das rasch sich herausstellende würdigere Aussehen
der Gallerie ermuthigte sodann auch Andere, durch Geschenke
deren Bestand zu vermehren, unter welchen vier grofse Car-
tODS des Malers Deckelmann, von welchen drei als Fresken
im Nationalmuseum zu München ausgeführt sind, und zwei an-
dere des 1872 zu Olevano verstorbenen Malers A. Krens her-
vorzuheben sind. Die vorzüglichste Bereicherung erfuhr die
Sammlung aber durch einen Beitrag von 156 Gemälden aus
dem Depot der bayerischen Staatssammlungen, darunter sehr
schätzbare Bilder der niederländischen und deutschen Schulen
355
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
356
des 17. und 18. Jahrhunderts. — Zur Durchführung des gan-
zen Unternehmens bot sich eine geeignete Kraft in dem als
Gemälderestaurateur rühmlichst bekannten Hofmaler A. Hau-
ser, der mit Kenntnifs und aufopfernder Hingabe das vorhan-
dene Material gesichtet, geordnet und in den hochgelegenen,
hellen Räumen aufgestellt hat. Derselbe steht nunmehr auch
als Conservator der so iu's Leben gerufenen städtischen Gal-
lerie und Kunstsammlung vor und wird demnächst einen Kata-
log über deren Inhalt herausgeben.
Erstere besteht gegenwärtig aus 550 Gemälden, die zweite
aus 119 Nummern verschiedener Art. Unter jenen sind die
älteren deutschen wie niederländischen Schulen mit 64 Stücken,
die Italiener mit 62, die Spanier mit 11 vertreten; die übrigen
sind spätere Deutsche und Niederländer nebst einigen Franzosen.
Drei vorzügliche Arbeiten des Michael Wohlgemuth — so-
weit der Gesammtbcgriff seiner Werkstätte und Schule auf
den einen Namen sich zurückführen läfst — ■ zusammengehörende
Stiftungen der Familie Volkamer zu Nürnberg, erst jüngst
käuflich erworben, sind es, was in der ersten Abtheilung vor-
züglich den Blick des Kenners anf sich zieht. Sie stellen eine
Kreuzigung Christi, die Beweinung seines Leichnams und die
Krönung der Maria dar. Die Familienglieder, zu deren Ge-
dächtnifs die Bilder ausgeführt worden, sind zwar 1483, 1494
und 1521 gestorben; allein es kommt zu jener Zeit so häufig
vor, dafs fromme Stiftungen nicht nur lange nach dem Ab-
scheiden derjenigen, zu deren Andenken sie bestimmt waren,
sondern auch vor dem Tode des Stifters in der Art gemacht
wurden, dafs er sich darin wie einen Verstorbenen bedachte
und die Jahreszahl seines Todes zu späterer Ausfüllung offen
liefs, dafs wir keinen Anstand nehmen dürfen, jene als gleich-
zeitig und noch während des Lebens des genannten Künstlers
entstanden zu betrachten. Hat man aber Recht, indem man
aus dem weiten Bereiche der Wohlgemuth'schen Kunst dieje-
nigen Arbeiten dem Meister selbst zuschreibt, welche bei et-
was matterer Färbung durch tiefere psychologische Motivierung
sich auszeichnen , so gehören die in Rede stehenden Bilder
einem hervorragenden, in Nürnberg und der Umgegend viel-
fach vertretenen Gehidfen oder Zeitgenossen an, der durch rei-
chere Compositionen und eine weit glühendere Farbe sich
kenntlich macht. Erwähnenswerth sind aufserdem: zwei Male-
reien der älteren schwäbischen Schule, Vorder- und Rückseite
einer Tafel, jene den Bufsprediger Johannes Capistran darstel-
lend, vor dessen Kanzel reumüthige Seelen die Zeugnisse der
Hoffahrt in"s Feuer werfen, diese verschiedene alt- und neu-
testamentliche Scenen in verjüngtem Mafsstabe : ferner eine
Predella derselben Schule , eine figurenreiche Sündfluth von
Hans Baidung Grün, bezeichnet mit Monogramm und der Jah-
reszahl 1516; ein dem Matthias Grünewald zugeschriebener
heil. Willibald, Stiftung des Eichstätter Bischofs Gabriel von
Eyb, von 1522; endlich ein merkwürdiges, an den Meister des
Marientüdes erinnerndes Bild, das Porträt eines vornehmen
Mannes in schwarzer und rother Kleidung darstellend, aber
mit 1545 datiert. Auch die Italiener und Spanier enthalten
manches Treffliche; der Schwerpunkt der Sammlung beruht
aber in den späteren Meistern, und an dieser Stelle mit vollem
Recht, da es die Absicht einer städtischen Gallcrie zunächst
nicht sein kann , Material für die Forschung im engeren Sinne
zusammenzutragen, sondern Interesse und Verständnifs in der
Bürgerschaft zu beleben, welcher die Leistungen des 17. und
18. Jahrhunderts jedenfalls näher stehen, als die des 15. und
16. Unter diesen finden wir bezeichnete Arbeiten von Roland
Savery, Ambrosius Franck, Jan von Goyen, Abraham van
Borsum, Jakob de Bray, Cornelis Poelenburg, David Teniers
d. ä., Joost Cornelifs Droogsloot, Joachim Beukelaer, Karl
van Hffick, Jakob Backer, Joris van Son, Clara und Bonaven-
tura Peeters, Salomon Ruysdael, Peter van Kessel, Samuel
van Hoogstraaten, Gerbrand van den Eeckhout, Nikolaus
Berghem, Nikolaus Molenaer, Thomas Wyk, Aldert van Ever-
dingen, Quirin Brekelenkamp, Cornelis de Heem, Ludolph Back-
huysen, Jan van Hugtenburg, Dirk Maas u. A. Vorzügliche
Bilder sind: ein niederländisches Volksfest mit einem Ringel-
rennen, unbezeichnet, doch unzweifelhaft dem David Vinken-
boms zuzuschreiben ; eine Dornenkrönung von Hoogstraaten,
die Einschiffung König Wilhelm's III. von England am hol-
ländischen Strande von Backhnysen, eine Felsenlandschaft von
W. de Heusch, eine Kanallandschaft von Ruysdal, die Darstel-
lung einer ebenen Gegend mit Fuhrwerken und einem stürmi-
schen See von van Goyen, eine Familienseene von Poelenburg
u. a., die jede Gallerie zieren würden. Nicht ganz in Ueberein-
stimmung stehen wir mit der Bezeichnung eines Apostelkopfes,
der A. Dürer zugeschrieben ist, in welchem aber offenbar die
Arbeit eines seiner bekannten Nachahmer vorliegt, der den
Kopf des berühmten Holzschuherischen Porträts, hie und da
in genauer Kopierung in den eines heil. Paulus umgesetzt hat.
Das Bild stammt aus dem Nachlasse von J. Heller, der es in-
defs in seinem Werke über Dürer nicht erwähnt. Eine beson-
dere Abtheilung von etwa 60 Nummern umfafst Arbeiten von
Künstlern, welche in Bamberg geboren sind, oder dort lebten.
Unter den übrigen Gegenständen heben wir nur einen ge-
wehten Teppich vom Ende des 15. Jahrhunderts hervor, der
wegen seiner Ausführung und untadelhaften Erhaltung als eine
seltene Kostbarkeit zu schätzen ist. Er enthält innerhalb einer
Einfassung von reichen Blumen- und Blattgewinden neun Dar-
stellungen aus der Passionsgeschichte, die, zu je dreien über
einander geordnet, ein fast quadratisches Format abgeben.
Auch die einzelnen Scenen sind durch schmale verzierte Leisten
geschieden, so dal's der ornamentale Charakter des Ganzen, in-
dem die zwar räumlich beschränkten, aber durch Farbenpracht
überwiegenden Verzierungen im Gleichgewicht zu den figürli-
chen Darstellungen bleiben, wohl bewahrt wird. Der Teppich
ist Eigenthum der Marianischen Bürgersodalität zu Bamberg
und mufs zu praktischen Zwecken kaum je verwendet worden
sein; denn seine Farben sind frisch, als wäre er eben erst aus
dem Webstuhl gekommen, und er entfaltet noch die ganze
357
Anzeiger für Kunde der deutsclien Vorzeit.
358
Pracht der Gobelins, von welcher man sonst so selten einen
Begriff erhält. Besonders interessant wird er aber noch da-
durch, dafs die Verfertigerin desselben, eine Nonne, sich
selbst, wie sie am Webstuhl arbeitet, in der unteren Bordüre
dargestellt hat — ein nicht unwichtiger Beleg dafür, dafs der
Ursprung dieser Teppiche nicht allein in den Brabanter Fabri-
ken zu suchen ist.
Eine bedeutende Bereicherung steht dem Institute in näch-
ster Zeit bevor, indem der Beschlufs gefafst ist, mit ihm die
vom Biographen Dürer's, Joseph Heller, der Stadt vermachte
und bisher in der öffentlichen Bibliothek niedergelegte Samm-
lung der Kupferstiche, Holzschnitte und Handzeichnungen jenes
Meiäters zu vereinigen, nachdem eine Anzahl dieser Stiftung
angehörender Oelgemälde derselben bereits einverleibt wor-
den ist.
Nürnberg. A. von Eye.
Spliragistische Aphorisineu.
LXXVI.
Wir theilen hier das schöne und interessante Siegel III.
A. 3. der Gräfin Hedwig von Ravensberg , geb. Edlen von der
Lippe (1270 — 1315) mit, und zwar nach einem abgeschnittenen
Original von grünem Wachs, an weifsleinenen Schnüren, in der
k. Kunstkammer in Berlin. Ganz ähnliche Siegel der Grä-
fin Hedwig hängen an Urkunden von 1278, 1283 und 1291
im k. Staatsarchiv zu Münster; aber von einem anderen Stem-
pel. Auf diesen letzteren zeigt sich u. A. das Gesiebt der
Sieglerin en face*).
*) Auf einem Gypsabgufs des Siegels von 1283 in meiner
Sammlung ist deutlich auf dem Hut ein Busch oder Bruch zu se-
hen, welcher nach genauer Vergleichung mit dem Original, welche
Dr. Wilmans für mich vorzunehmen die Güte hatte, auf letzterem
sich nicht befindet ; es mufs sich also auch hier beim Abgiefsen
Wir sehen die Gräfin, mit einem ganz eigenthümlichen
Hute bedeckt, mit zwei Falken, deren einer bereits im Weg-
fliegen. Offenbar reitet sie auf einem Maulthier, dessen ge-
streifte Decke abwechselnd die Kavensbcrgischen Sparren und
die Lippe'sche Rose zeigt, nach Art der Alliance- Wappen im
heraldischen Gcschmacke jener Zeit.
Ein ähnliches Siegel der Gräfin Adelheid von Cleve (nur
mit dem Unterschiede, dafs hier die Gräfin auf einem Pferde
reitet und die damals gewöhnliche Kopfbedeckung der Damen,
eine gerade, runde Ilanbe, trägt) vom
J. 1265 haben wir in der Beilage
zu Nr. 2 des Correspondenzblattes
von 1864 unter Nr. 51 unserer mit-
telalterlichen Frauensiegel mitge-
theilt und dabei bemerkt, dafs des-
sen hier neben abgebildetes Rücksie-
gel mit dem Cleve'schen Wappen
den Beweis liefert, dafs auch schon
in den ältesten Wappen dieses her-
zoglichen Geschlechtes mitunter acht Lilienstäbe vorkom-
men*).
Weitere derartige Siegel (IIL A. 3.), alle mit einem Fal-
ken auf der Hand**), führten u. A. — im Widerspruch mit
Gercken, welcher behauptet, dafs die „Sigilla equestria bei
dem deutschen Frauenzimmer nur sparsam im Gebrauch gewe-
sen" seien, — Gräfin Elisabeth von Spümont, verwittwete Cleve,
1259; Gräfin Ricardis von Jülich, 1278 (mit Rücksiegel); die
Tochter der h. Elisabeth von Thüringen, Sophie (f 1284), Ge-
mahlin Heinrich's III. von Brabaut ; die Gräfinnen Adelheid
und Margarethe von Kazzeuelebogen und die Gräfin Margarethe
von Kyburg, (letztere drei aus dem 13. und 14. Jahrhundert) ;
ferner, und zwar in spitz-ovaler Form: Agnes von Eberstein,
Gemahlin des Grafen Heinrich von Zweibrücken und Salm (von
1279), Mathilde Gräfin von Waldeck von 1290; (letzteres ziem-
lich klein, etwa in der Gröfse des im Anzeiger 1870, Sp. 274,
abgebildeten Siegels des Propstes Nicolaus von Mecklenburg,
aber etwas schmäler als dieses).
Diese beiden letztern Frauensiegel, sowie viele andere
spitz-ovale Porträtsiegel***) vonHerren und Frauen, sollten doch
ein fremder Körper in die Form eingeschlichen haben , ein Um-
stand, der bisweilen vorkommt und zur gröfsten Vorsicht beim
Abformen auffordert, da sonst leicht falsche Nachbildungen echter
Originale entstehen.
*) Vgl. L. von Ledebur's Streifzüge, S. 47.
**) Auch auf den Damensiegeln III. A. und B. 2. a. hält sehr
häufig die Sieglerin einen Falken auf der Hand ; auch Hunde kom-
men oft vor. Eine ungewöhnliche Beigabe auf dem Siegel
HI. B. 2. a. der Gräfin Imagina von Truhendingen ist das Eich-
horn, welches am rechten Arm der Gräfin, welchen sie auf den
Wappenschild stützt, hinaufläuft.
***) Bei Porträtsiegeln zu Pferde ist die runde Form die bei wei-
tem gewöhnlichste, und die spitz-ovalen, sowie die schildfor-
359
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
360
endlich die Gelehrten überzeugt haben, dal's diese Siegelform
durchaus nicht blos von geistlichen Personen geführt ^Yurde;
es war reine Geschmackssache.
Auch Maria, die Tochter Karl's des Kühnen von Burgund,
die nachmalige Gemahlin Kaiser Maximilian's I., ist auf ihrem
grofsen Siegel (12 cm. im Durchmesser) von 147G zu Pferd,
mit dem Falken in der Linken abgebildet*).
Auch bei der Bezeichnung solcher Siegel, auf welchen
eine Frau zu Pferd dargestellt ist, bewährt sich unser Classi-
ficatious-System. Die Bilder dieser Siegel sind ganz von der-
selben Art, wie die der Portriltsiegel der Herren zu Pferd,
und gehören daher in dieselbe Glasse III. A. oder B. 3. der
Porträtsiegel, ohne oder mit Wappen, zu Pferd; aber mau
kann sie deshalb doch nicht, wie letztere, einfach „Reitersie-
gel" nennen, von der ganz unrichtigen Bezeichnung „Pferd-
siegel" oder gar „Maultliiersiegel", wie im obigen Falle , ganz
zu geschweigen.
LXXVII.
Wie bei den Porträtsiegeln der Herren zu Pferd, na-
mentlich seit dem 13. Jahrb., die mit Wappen (III. B. 3.)
mio-en dieser Gattung (III. A. u. B. 3.) gehören immerhin zu den
Seltenheiten. Derartige spitz-ovale Siegel, (III. A. 3.) führten
u. A. die Markgrafen von Meifsen Otto (llTOj und Dieterich (vor
1222), sowie Graf Wilhelm von Glitz'oerg (1141); schildförmige
(III. 13. 3.) führten u. A. Philipp von Hohenfels (1262), Graf Wit-
tekind von Battenburg (1265) und Arnd Frysack, 138G; (auf letz-
teres, sehr kleine Siegel, auf welchem der Reiter auf der Jagd und
in ein Hifthorn stol'send abgebildet ist (vgl. v. Ledebur, Archiv
Taf. I. Fig. 8), werden wir wegen dieser ganz ungewöhnli-
chen Darstellungsweise, welche uns bis jetzt nur noch auf drei
weiteren mittelalterlichen Siegeln begegnet ist, später zurückkom-
men).
*) Das bei v. Eye : „Kunst und Leben der Vorzeit", Bnd. I.,
Heft IV, Taf. V abgebildete Siegel enthält dasselbe Bild, nur ist hin-
ter dem Falken ein kleines Andreas-Kieuz oder X angebracht, wel-
ches auf unserem Siegelabguls fehlt, der überdies in dem breiten
Kande der in zwei Linien geschriebenen Legende, oben nebenein-
ander drei Wappenschilde: Burgund, Brabant und Flandern,
enthält, welche noch etwas in das Siegelfeld hereinragen.
die gewöhnlichsten sind, so kommen bei den Porträtsiegelu
der Frauen zu Pferd, umgekehrt, die ohne Wappen (III. A.
3.), schon der Natur der Sache nach, am häufigsten vor.
Obiges Siegel ist daher schon wegen der beiden Wappen-
schilde, sowie durch seine Kleinheit*) sehr selten; besonders
interessant ist es auch noch durch die Peitsche mit drei Schnü-
ren, welche die Sieglerin in der linken Hand trägt. Dasselbe
gehörte der Frau Kunignnde von Dann , geborenen Gräfin von
Virneburg, wie die beiden Wappen anzeigen, und kommt in
den Jahren 1326 — 1353 vor. Die Legende, die nur noch theil-
weise erhalten ist, lautete: Sigillum Kunigundis domine de
Dune.
Auf einem Siegel der Gräfin Johanne von Katzenellenbogen,
geborenen von Montbelliard (1342 — 49), mit der Legende:
* S' IOl?AKfl. D'. MOT0B0LIG'. COMITISSa. D'. KATZß-
ÖLflBOÖfl. ist die Sieglerin zu Pferd dargestellt, auf der
Linken den Falken und einen Hund unter dem Pferd. Im Sie-
gelfeld steht über der rechten Hand ein Dreieckschild mit ei-
nem Adler, und unter der linken Hand ein solcher mit dem
Wappen der Grafen von Katzenellenbogen, dem aufrechten
Leoparden (ob gekrönt, ist nicht zu erkennen). F.-K.
*) Das kleinste Porträtsiegel zu Pferde dürfte wol das Siegel
III. B. 3. des Grafen Hugo von Montfort von 1337 sein, mit nur
2Vi cm. Durchmesser.
Drei lateinische Räthsel des Mittelalters.
I.
Edificor saxis, nie sustinet in pede niarmor :
P mihi si dcmas, colo pascua, cornibus armor:
ToUatur duplex mihi sillaba, fio metallum:
E quoque si demas, Trojanum destruo vallum.
(Paries).
II.
Est quoddam flumen, quod habet mirabile nomen :
Si Caput, est miles, si caudam dempseris, ales:
Si medium tuleris, manat de vulnere sanguis.
(Vulturnus.)
III.
A genetrice mea quendam pucrum scio natum,
Qui mihi nee fratcr nee soror esse potest.
(Inventur enigmatis ipse.)
Aus einer Wolfenbüttler Handschrift des 13. Jahrh. (82.
10. Aug. 8. f. 128).
Wolfenbüttel. 0. von Heinemann.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Piedaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Fromraann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischeu Museums in Nürnberg.
Gedruckt bei U. E Sobald in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1873. JVf 12. December.
Clirouik des Äcrnianisclicu Miiscunis.
Nürnberg, den 15. December 1873.
Den Mittheilungen, welche wir im verflossenen Monate an
dieser Stelle gegeben, haben wir weitere erfreuliche Nachrich-
ten beizufügen. Kaiser Wilhelm, AUerhöchstwelchem wir so oft
schon in der Chronik des Museums unseren Dank abzustatten hat-
ten, hat einen neuen Beweis unausgesetzter Fürsorge für unsere
Anstalt und warmer Theilnahme an allen Angelegenheiten des
Museums dadurch gegeben, dafs Se. Majestät eine Gabe von 1000 fl.
zu den Kosten der Uebertragung des Augustinerklosters zu sen-
den geruhte. Auch Ihre kaiserl. Hoheit, die Frau Kronprinzessin
des deutschen Reiches hat als Zeichen warmer Theilnahme an die-
ser Angelegenheit das so erfreuliche Versprechen gegeben, ein
Kunstwerk eigener Hand zu der Gabenreihe zu spenden, welche
die deutschen Künstler uns zu diesem Zwecke zugehen lassen.
Eine Gabe von 500 fl. zu gleichem Zwecke von Herrn Reichsrath
V. Cramer-Klett und eine solche von 50 fl. von Herrn Julius Schil-
ling beweisen lebhaft, dafs auch Nürnberg dieser Angelegenheit
sein Interesse zuwendet.
Aber auch die Restauration und der Ausbau der Karthause
selbst, die ja so grofse Summen noch erfordern werden und be-
reits erfordert haben, so dafs ein namhafter Theil der Anstalts-
schulden daher seine Entstehung gefunden hat, ist insofern in den
letzten Wochen reich bedacht worden, als zu Gunsten der Bau-
kasse Se. kgl. Hoheit der Grofsherzog Peter von Oldenburg, Se.
Hoheit der Herzog Leopold von Anhalt und Se. Erlaucht der re-
gierende Graf Otto von Stolberg -Wernigerode auf Ruckzahlung
des Betrages für je 2 Obligationen des Museums ä 500 fl. verzich-
tet haben, und Ihre Durchlauchten die Fürsten Hermann vonHohen-
lohe- Schillingsfürst und Otto von Oettingen- Spielberg je 100 fl.
gedachtem Zwecke zuwandten.
Unsere Bitte um Ueberlassung neuer Münzen für die Münz-
sammlung hat freundliche Gewährung gefunden von Seite der kgl.
bayrischen, der herzoglich Sachsen - altenburg'schen , Sachsen -mei-
ningen'schen und hamburgischen Staatsregierung, so dafs nunmehr
nur noch wenige deutsche Regierungen fehlen.
Zu den Kunstfreunden und Künstlern , welche Gaben für den
Ausbau des Augustinerklosters gegeben, sind hinzugetreten: die
Herren Bez. -Ger. -Rat h Dammer in Nürnberg, Hoftheatermaler
Otto Jank und Genremaler H. Schauraann in München.
Durch den Tod des Dr. Th. v. Kern, Univ. -Professors in
Freiburg, erlitt auch unser Gelehrtenausschufs einen grofsen Verlust.
Im Anschlüsse an die in Nr. 6 dieses Jahrgangs des Anzeigers
gebrachten Pflegsohaftsveränderungen haben wir folgende nachzu-
tragen: Neue Pflegschaften wurden errichtet in : Kremsier. Pfleger:
KarlKandler, k. k. Bez.-Ger.-Adjunkt u. Gemeinderath, s. 1. Aug.
Roth. Pfleger: Ed. Feuerlein, Maler, s. I.Januar 1874. Wals-
rode. Pfleger: Grütter, Bürgermeister a. D., s. 1. Januar 1874.
Folgende Pflegschaften wurden neu besetzt : Amberg. Pfleger: Dr.
G.Rapp, k. Archivar, s. 1. Aug. d. J. Bückeburg. Pfleger: Dr.
Hub. Ermisch, Erzieher I.I. Durchl. der Prinzen v. Schaum-
burg-Lippe u. fürstl. Hofbibliothekar, s. 15. Sept. d. J. Cilli
(Steierm). Pfleger: Dr. Paul Wagner, k. k. Bezirks-Commissär,
s. 8. Aug. d. J. Eger. Pfleger: Gg. Schmid, Stadtarchivar,
s. 15. Aug. d. J. Eisfeld. Pfleger: Max Brodführer, Diako-
nus u. Rektor, s. 1. Sept. d. J. Hersfeld. Pfleger: Dr. Stei-
ger, Gymnasiallehrer, s. 9. Nov. d. J. Lauf. Pfleger: Dr. med.
W. Schmidt, s. 1. Nov. d. J. Meifsen. Pfleger: Dr. Theod.
Flathe, Professor, s. 15. Juni d. J. Neustadt a. d. H. Pfleger:
Carl Dreher, Kaufmann, s. 12. Nov. d. J. Seehausen (Alt-
mark). Pfleger: C. Hey, Rektor, s. S.Juli d. J. Speyer. Pfleger:
Ed. Heydenreich, s. 15. Nov. d. J. Stargard i. P. Pfleger:
Dr. Reinhold Dorschel, k. Gymnassiallehrer, s. 8. Okt. d. J.
Zeulenroda. Pfleger: Armin Bach, Kaufmann, s. 1. Dez. d. J.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Standesherren : Braunfels. Fürst Ernst zu Solms-
Braunfels, Durchl., 20 fl.
Von Distriktskassen : Bischofsheim. Distriktsarmenkasse
10 fl. Brückenau. Distnktsgemeinde 10 ri. Ebern. Distriktsgem.
10 fl. Kissingen. Distriktsgem. 15 Ü. Landshut. Distriktsgem. 15 fl.
Marktheidenfeld Distriktsgem. 10 fl. Münnerstadt. Distriktsgem.
15 fl. Neustadt a, d. A. Distriktsgem. 10 fl. Stadtamhof. Distrikts-
gem. 10 ü.
Von Gesellschaften für Wissenschaft und Kunst :
Ulm. Verein f. Kunst u. Aiterthum in Ulm u. Oberschvvaben 14 fl.
Von geselligen Vereinen: Ulm. Bürgergesellsohaft , 2fl.
42 kr.
Von Privaten : Beuthen 0. S. Beyersdorff, Buchhalter, (statt
früher 1 fl. 10 kr.) 1 fl. 45 kr.; Brauer, Disponent, (zahlt schon seit
1872) 1 fl. 45 kr. ; Freudenberg, Maschineninspektor (statt früher
1 fl. 10 kr.) 1 fl. 45 kr. ; Dr. Otto Friedländer, Commerzienrath, 8 fl.
45 kr.; Grolsmann, Inspektor, 1 fl. lOkr. ; Edm. Hänsch, Güter-
expedient, 1 fl. 10 kr. ; Herrraann, Maurermeister, 1 fl. 45 kr. ; Holz-
heimer, Obersteiger, in Hubertushütte, 1 fl. 45 kr. ; Köhler, Berg-
direktor, Ifl. 45kr. ; Köhler, Sekretär, 1 fl. 45 kr. ; Menzel, Hüt-
tendirektor, in Antonienhutte 1 fl. 45kr. ; Nagel, Kreisrichter, Ifl.
10 kr. ; Ritter, Maurermeister, Ifl. 45 kr. ; Rosenberg, Betriebsin-
spektor, Ifl. 45 kr. ; Rzychon, Hüttenfaktor, in GuduUahiitte, Ifl.
45 kr. ; Schneider, Bergmeister, 1 fl. 45 kr. Breslau. Maschke, Oberst
a. D., 3 fl. 30 kr.; von Prittwitz, Regierungsreferendar a. D., Ifl.
45 kr. Cannstatt. C. Gaupp jr. ifl. 45 kr. Cöln. Classen-Kappel-
mann, Stadtverordneter, Ifl. 45kr. ; Cloen , Stadtverordneter, 3 fl.
30kr. ; Cramer, Baumeister, 5fl. 15kr. ; Deichraann, Banquier, 17 fl.
30kr. ; H. Essingh, Kaufmann, 3 fl. 30kr. ; E. Heustadt, Rentner,
1 fl. 45 kr. ; Hospelt, Stadtverordneter, 1 fl. 45 kr. ; von Kaufmann-
Asser, Consul, 5 fl. 15kr. ; Königs, Commerzienrath, 8 fl. 45 kr. ;
Fr. Leiden, Consul, 5 fl. 15 kr. ; Aug. Loest, Direktor, 8fl. 45kr. ;
Justizrath Mayer, Advokat-Anwalt, 8 fl. 45 kr. ; Mevissen, Geh. Com-
merzienrath, "l7 fl. 30kr. ; M. Neven, Kaufmann, 3 fl. 30 kr. ; E.
Pfeifi'er, Stadtverordneter, 3fl. 30 kr. ; Pflaume, Bauinspektor, Ifl.
45 kr. ; A. Rantenstrauch, Vice-Consul, 3 fl. 30 kr. ; Wendelstadt,
Commerzienrath, 8fl. 45kr. ; Weyer, Stadtbaumeister, Ifl. 45kr. ;
Fritz V. Wittgenstein, Kaufmann, 3 fl. 30 kr. Crefeld. C. W. Crous jr.
Ifl.; Joh. Hermes Ifl. 45 kr.; Alfr. Molenaar Ifl. 45 kr. ; Heinr.
te Neues Ifl. 45 kr. ; Adolf v. Randow Ifl. 45 kr. ; Roos, Ober-
bürgermeister u. Regierungsrath, Ifl. 45 kr. ; A. Schmidt, Predi-
363
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
364
ger, 1 fl. 45 kr. ; Dr. med. Schneider 1 fl. 45 kr. ; Ernst Seyffardt
Ifl. 45 kr.; Heinrich Seyffardt 1 fl. 45 kr. Dinkelsbühl. Carl Ey-
ber, Stadt. Baurath, Ifl.; Gg. Ganser, k. Rentbeamter, Ifl.; LamiD-
recht, k. Bezirksgeometer, Ifl.; Alfons Maier, k.' Sprachlehrer,
Ifl.; Georg Meyer, k. Verificator, Ifl.; Dr. Pürkhauer, protest.
Dekan, Ifl.; Ludw. Rauschert, Maurermeister, Ifl.; Norbert Wag-
ner, k. Studienlehrer, Ifl.; Karl Zimmerer, Maurermeister, Ifl.
Feucht. Föttinger, Oberförster, in Behringersdorf 1 fl. ; Singer,
Oberförster, in Fischbach 1 fl. Fürstenfeld (Steiermark). Böser,
Bürgerschullehrer, 2 fl. 20 kr. ; Dr. Alois Yill, Advokat, Ifl. lOkr.
Hamburg. Dr. ^Yilhelm Stockfleth 3 fl. 30 kr. Heilbronn a. N. C.
Ackermann, Kaufmann, 1 fl. 45 kr.; Emil Baumann, Fabrikant,
Ifl. 45 kr. ; Heinrich Becker, Kaufmann, Ifl.; v. Brackenhammer,
Prälat, (statt früher Ifl.) Ifl. 45 kr. ; Adolf Feyerabend , Fabri-
kant, Ifl. 45 kr. ; Gustav Flaxland, Polizeiamtmann, Ifl. 45 kr.;
Walter Focke, Agent, Ifl. 45 kr. ; Adolf Hahn, Kaufmann, Ifl.;
Robert Köber, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. ; Ludw. Lichtenberger, Fabri-
kant, 1 fl. 45 kr.: A. v. Marchthaler jr., Kaufmann, Ifl. 45 kr. ;
Theodor Mertz, Fabrikant, Ifl. 45kr. ; Moriz v. Rauch, Fabrikant,
Ifl. 45 kr. ; Ernst Rümelin, Banquier, 1 fl. 45 kr. Hersfeld. Be-
cker, Apotheker, 1 fl. 45 kr. ; Berlit, Gymnasiallehrer, Ifl. 45kr. ;
Braun, Gutsbesitzer, Ifl. 45 kr. ; Braun, Rentier, Ifl. 45kr. ; Crafs,
Rechtsanwalt, Ifl. 45kr. ; Dallwig, Amtsrichter, 1 fl. 45 kr. ; Diete-
rich, Gvmnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. : Engelhardt, Bierbrauer, Ifl.
45kr. ; Eysell, Direktor, 1 fl. 45 kr.; Höhl, Buchhändler, 1 fl. 45 kr. ;
Rechberg, Tuchfabrikant, Ifl. 45 kr. ; Schaub, Pfarrer, Ifl, lOkr. ;
Steiger, Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. ; Zimmermann, Posthalter, 1 fl.
45 kr. Klagenfurt. Dr. Jos. Suggin, k. k. Hof- u. Gerichtsadvokat,
2fl. 20 kr. Leitmerltz. P. Anton Demuth, Direktor d. Taubstum-
meninstituts , Ifl. lOkr. ; Dr. Wenzel Katzerowsky, k. k. Gyra-
nas. - Professor , 1 fl. 10 kr. Lobensteln. Reichenbacher, Pastor, in
Harra, 52V2kr. Mainz. Ludw. Schön, Staatsprocurator, Ifl. 12 kr.
Mergentheim. Günther, Kaufmann, lli. ; Maurer, Bauunternehmer,
Ifl. MUncheberg. Dr. med. Max Wiedemann, Arzt, Ifl. 45 kr.
Naumburg a. S. Kichter,Domsyndikusu. Stadtrath, Ifl. 45 kr. Nidda.
Pfannmüller, grol'sh. Steuerkommissär, 1 fl. 30 kr. ; Störger, grofsh.
Landger.-Assessor, 1 fl. 30 kr. Nördlingen. Ludw. Keck, Mathema-
tiklehrer, Ifl. Nürnbei'g. Freiherr v. Leonrod, k. Generalmajor,
4fl. Olmiitz. Dr. Aug. Werber, Advokat, 2 fl. 20 kr. Prossnltz.
Job. Natter, k. k. Bez.-Ger.-Adjunkt, Ifl. 40 kr. Ravensburg. Bre-
genzer, Kaufmann, Ifl.; Hehl, Cafetier, Ifl.; Wilhelm, Reallehrer,
Ifl. Rudolstadt. v. Bärenstein, Hauptmann, lfi.45kr. ; A.Bianchi,
Kaufmann, 1 fl. 45 kr. ; Rud. Blofs, Töpfermeister, Ifl.; Dr. Gehrke,
Gj'mnasiallehrer, Ifl.; Koppen, Apotheker, Ifl.; Dr. Lincke, Kreis-
gerichtsrath, Ifl. 45 kr.; B. Müller, Buchhändler, Ifl. Salzburg.
Dr. Pillwax, k.k. Regimentsarzt, Ifl. 10 kr. Salzungen. Gust. Lom-
1er, Oberlehrer, 30 kr. Schleiz. Rudolph, Lehrer in Tegau (statt frü-
her 17 '/j kr.) 35 kr; Schults, Gymnasiallehrer, 35 kr. Schmalkalden.
Adolf Lehr, Maschinenfabrikant, Ifl. 45 kr. Weissenburg. Wilhelm
Henninger, k. Rentbeamter, 1 fl. ; Gust. v. Lacher, k. Major a. D.,
1 fl. 45 kr. ; Friedr, Pflaumer, Bierbrauereibesitzer, Ifl.; H. Cb. Rit-
ter V. Stettner-Grabenhofen, k. Stadt- und Landrichter, 1 fl. Wien.
Ad. Beer, Hofrath, Ifl. 10 kr. Zwickau. Hertwig, Bergdirektor,
1 fl. 45 kr. ; Bruno Wolfg. Jahn, Advokat, 1 fl. 45 kr. ; Teufer, Pastor,
in Bockwa 1 fl. 45 kr.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten: Cannstatt. v. Veiel, Hofrath, 5fl. Cöln. Heu-
ser, Stadtverordneter, 8 fl. 45kr. ; Marcus, Stadtverordneter, 17 fl.
SO kr. Rottenburg (Hessen). Sammlung durch Rechtsanwalt Gleim
21 fl. Schässburg. Von den Gymnasiasten 7 fl. Schönbrunn. Benno
Frhr. v. Seefried, k. Kämmerer u. Rittmeister a. D., 10 fl.
Unsern Sammlungen giengen'ferner folgende Geschenke zu :
I. Für die kunst- und kulturgeschiclitliclien Samm-
lungen.
(Nr. 7017-7038.)
Altenburg. Herzogl. Sachsen-Altenburgische Staats-
regierung: 7 sachsen-altenburgische Silber- u. 2 Kupfermünzen
neueren Gepräges. — Fürsfenfeld. Dr. Hundegg er, Advokat:
2 Lackabdrucke von Siegelstücken der Huf- und Waff'enschmiede
zu Fürstenfeld. — Hamburg. Freie Stadt: l Gold- und 8 Sil-
bermünzen Hamburger Gepräges. — Kupferzell. S e. Durch 1. F.
K. Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Kupferzell: 5 An-
sichten des Schlosses Neuenstein, Photographieen. — Meiningen.
Herzogl. Sachsen-Meining en'sche Staatsregierung: 8
Sachsen -meiningen'sche Silber- und 3 Kupfermünzen neuesten Ge-
präges. — München. Kgl. Bayrische Staatsregierung: 43
bayrische Geschichtsthaler und silberne Currentmünzen neueren
Gepräges, 1 Ducaten von 1856 und 3 Kupfermünzen. — Nürnberg.
Friedrich, Oekonom: Steinhammer, in der Nähe von Nürnberg
gefunden. Albert Frommann, Gewerbschüler: Augsburger Sil-
bermünze von 1624. V. Gemming, Oberst: Handzeichnung von
1532. Radierung mit 2 Schifien vom lö. Jhdt. Geuder, Anti-
quar: Schächtelchen und birnformiger Behälter mit Miniaturdrech-
seleien von Elfenbein. Gol dbeck'sche Familie: Geschliffener
Glaspokal und bemaltes Trinkglas, vom heil. Geistspital zu Nürn-
berg dessen Pfleger Zwinge! gestiftet; verzierte Laterne vom 18.
Jhdt. 2 Perlmuttermedaillons mit den Brustbildern Christi und
Moses. Nürnberger Wachssiegel. Eine Partie Kostümstücke, Toi-
lettegegenstände u. dgl. vom 18. und Anfang des 19. Jhdts. Frhr.
von Hall er, rechtskundiger Magistratsrath : Jülich'scher Gold-
gulden vom 14. Jhdt. Heerdegen, Grofshändler: 19 Ofenka-
cheln vom 18. Jhdt. Walther, Professor: Gothisch verzierter
Thürgriff mit Unterlage. — Rastatt. Oberst von Quistorp, Com-
mandeur des oberschlesischen Inf.-Regts. Nr. 22: Silbermünze des
Kurfürstenthums Hessen von 1829; Hannover'sche Silbermünze von
1844. — Regensburg. G. W. Neumann, Hauptmann: Sonnenuhr
von Blei, 17. Jhdt. Verzierte Holzschachtel in Herzform, 17. Jhdt.
— Riga. Dr. A. Buchholz: Sammlung von Einzelblättern, ca.
2000 Stück: Prospecte, Karten, Porträte' u. dgl. in Kupferstich,
Holzschnitt u. Steindruck. — Salzungen. G. Lomler, Oberlehrer:
Ein Stück Ledertapete aus dem alten Schlosse zu Schm^kalden.
IL Für die Bibliothek,
(Nr. 30,590—30,(538.)
Amberg. Fedor Pohl, Buohh. : Giehl, Neumarkt i. d. Oberpf.
1873. 8. Dr. E. A. Quitzmann, Oberstabsarzt; Ders., Isomara,
die Priesterin der Cisa ; 2 Bnde. 1874. 8. — Beerfelden i. 0. K. L.
Netz, ev. Oberpfarrer u. Dekan: Ders., Deutschlands Kampf u.
Sieg. 1873. 8. — Berlin. Verein „Herold": Vierteljahrsschrift
für Heraldik, Sphragistik u. Genealogie ; Jhg. 1872, 4. Heft. 1873. 8.
— Bern. J. Dalp'sche Buchh. (K. Schmid) : Roth, Thun u. seine
Umgebungen. 1873. 8. — Bregenz. Vorarlberger Museums-
Verein: Ders., XIH. Rechenschafts -Bericht 1871 — 72. 1873. 4.
Colmar. v. Cuny, k. Appellrath: Revue d'Alsace ; 1873, Oct. —
Dec. 8. — Dresden. K. sächs. statistisch esBureau: Zeitschrift
etc.; Jhg. 1871 u. 1872. 4. Bruhns, Resultate der meteorolog. Be-
obachtungen etc. 1873. 4. Dritter Jahresbericht über d. Medicinal-
wesen im Königr. Sachsen auf d. J. 1869. 1872. 8. Petermann, d.
Bevölkerung der Stadt Dresden am 1. Dec. 1871. 8. Mittheilungen
etc., Heft VI u. VH. 1872 u. 73. 4. Flinzer, d. i3ewegung der
Bevölkerung in Chemnitz v. 1730—1870. 1872. 4. — Elberfeid.
Bergischer Geschichtsverein: Ders., Zeitschrift etc.; VIII.
Bnd. 1872. 8. — Jever. C. B. Mettcker u. Söhne, Verlagshndl. :
De plattdütsche Kienner up dat Jahr 1871. 8. — Köln. J. P. Ba-
chern, Verlagsh. : Zeitbilder in Erzählungen; 2. Aufl., 12 Bnde.
1868 — 73. 8. — Kronstadt (Siebenbürgen). Carl Jos. Trausch,
Grundbesitzer u. emer. Magistrats-Secretär : Ders., Lebensskizze
des Franz Joseph Trausch. 1873. 8. — Leipzig. B. G. Teubner,
Verlagsbchh. : Archiv f. Litteraturgeschichte, hg. v. Gosche u.
Schnon- V. Carolsfeld ; Bnd. II, 3. u. 4. H., Bnd. HI, 1. u. 2. H. 1872.
73. 8. T. 0. W ei gel, Verlagsbchh.: Siegel, Handbuch der kirch-
lichen Alterthümer; 4 Bnde. 1836 — 38. 8. Hoffmeister, histor.-
kritische Beschreibung aller bis jetzt bekannt gewordenen hessi-
schen Münzen, Medaillen u. Marken . 2 Bnde. 1862. 4. — Lucern.
Histor. Verein der fünf Orte: Ders., der Geschiehtsfreund ;
XXVin. Band. 1873. 8. — Magdeburg. Verein f. Geschichte
und Altert h ums künde des Herzog thums und Erzstifts
Magdeburg: Ders., Geschichts-BUitter etc. ; 8. Jahrg., 1873, 3.
Heft. 8. — Meiningen. Hennebergischer alterthumsfor-
365
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
366
sehender Verein, Ders., hennelicrrjisches Urkundenbuch, hg.
V. Brückner; VI. Th. 1873. 4. — München. Theodor Acker-
mann, Verlagsh. : v. Bezold, König Sigmund u. die Reicliskriege
o-eo-en die Hussiten. 1872. 8. Jolly, Geschichte des Infinitives im
Indogermanischen. 1873.8. Historisch o Commi ssion bei der
k. Akademie der Wissenschaften: Schmeller, ba)'erisches
Wörterbuch.; 2. Ausg. 9. Lief. 1873. 8. — St. Nikolaas. Oud-
heits kundige Kring van het Land van Waas: Ders.,
Annalen etc.; V. Deel, 1. Afl. 1873. 8. — Nürnberg. Familie
Goldbeck: Nürnbergisches Kinderlehr-Büclilein. 1761. 8. Hert-
ling, erste Amtspredigt. 1800. 8. Schüfsler, Oftiziant : Zwei
Mandate des Markgrafen Chrn. Friedr. Carl Alexander zu Branden-
burg u. des Königs Friedr. Wilhelm v. Preul'sen, die Abtretung
der Fürstenthümer Ansbach u. Baireuth betreffend. 1791 u. 92. 2.
— Prag. Verein für Geschichte der Deutschen in Böh-
men: Ders., Mittheilungen etc. Xü. Jahrg., Nr. I. u. II. 1873. 8. —
Regensburg. Jos. Baumann, Hausmeister im Krankenhause: Re-
geln des Minchiatta-Siiiels. 1798. 8. — Saint-Brieux. P.-L. Le-,
miere: Ders., examen eritique des expeditions Gauloises en Italie.
1873. 8. Sonderabdr. — Salzungen. G. Lomler, Oberlehrer: Feuer-
Ordnung f. die Stadt Meiningen. 1684. 4. Jahres-Bericht des Haupt-
vereins der Gustav -Adolf-Stiftung im Herzogth. S. -Meiningen,
1870—71. 8. Dr. 0. Rückert, Rektor der Stadtschule: Ders.,
Georg Ernst, der letzte Graf zu Henneberg. 1873. 8. 0. Witz-
mann, Hofbuchh. : Salzunger Tageblatt. 1873. Kr. 2. 3. 5 — 14.
16. 18. 20. 21. 50-52. 55. 56. 8. — Stuttgart. Max Bach, Maler
u. Zeichenlehrer: Ders., Musterbuch für /eichner, Lithograjjhen,
Graveure u. Kunst-Gewerbe. 4. J. G. Cotta'sche Buchh. : Riehl,
sämmtl. Geschichten u. Novellen; 2 ,Bnde. 1871. 8. Riehl, freie
Vorträge ; 1. Samml. 1873. 8. Pecht, Kunst u. Kunstindustrie auf
d. Wiener Weltausteilung 1873. 1873. 8. Gregorovius, Geschichte
der Stadt Rom im Mittelalter ; Bnd. 7 u. 8. 1872. 73. 8. K. w.
Ministerium des Innern: Staats-Anzeiger für Württemberg ;
Jhrg. 1872. 2. — Tübingen. H. Laupp'sche Buchh.: Probst, kirch-
liche Disciplin in den drei ersten christl. Jahrhunderten. 1873. 8.
— Utrecht. Historisch Genootschap: Dies., Kroniek etc.; 28.
Jaarg., 1872. 1873. 8. Dies., Werken etc. ; n. S. Nr. 18. 19. 1873.
8. — Wien. G. J. M an z' sehe Buchh.: v. Jhering, der Kampf ums
Recht; 2. Aufl. 1872. 8.
III. Für das Archiv.
(Nr. 4337.)
Salzungen. Ludwig Wucke: Aktenstücke, die der Stadt
Salzungen während des dreil'sigjährigen Krieges durch eine kaiser-
liche Besatzung auferlegten Lasten und Drangsale betr. 1635 — 1638.
Akten.
Chronili der historischen Vereine.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deut-
schen in Böhmen. XIL Jahrg. Nr. L u. II. Prag, 1873. 8.
Materialien zu einer Geschichte von Plafs und seiner Umge-
bung. Von Prof. Beruh. Scheinpflug. — Miscellen.
Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft
in Wien. lU. Band. Nr. 8 u. 9. 1873. 8.
Einheit oder Mehrheit des Ursprunges der menschlichen Spra-
chen. Von Prof. Friedr. Müller.
Heraldisch - genealogische Zeitschrift. Organ des
heraldisch-genealogischen Vereines „Adler" in Wien.
m. Jahrg. Nr. 10. Wien, October. 1873. 4.
Zur Retberg'schen Terminologie. (Dr. von Querfurth.) — Dü-
rer's Wappen mit den 3 Löwenbäuptern. (v. Retberg-Wettbergen.)
— Ueber das Studium der Heraldik. Von Dr. Ernst Edlen von
Hartmann - Franzenshuld. • — Die Lavergne von Pequilhem, von
Alexander Grafen Bathory-Simolin. — Unedirte Quellen. Die Rit-
ter Hantken von Prudnick. — Genealogische Streifzüge (Bukuwky,
Lazanski, §kobek).
Der Kirchen-Schmuck. Blätter des christlichen
Kunstvereines derDiözeseSeckau. 1873. IV. Jahrg. Nr. 11.
Graz. 8.
Die Gewölbe-Malerei zu Haimburg in Kärnten. — Die Canon-
tafeln.
XIII. Rechenschafts-Bericht des Ausschusses des
Vorarlberger Museums-Vereins in Bregenz über den
Vereins-Jahrgang 1871/72. Bregenz 1873. 4.
Des Hannl's Joachimen von Loubenbergs Vertragsbrief umb
etliche Leibaigene Leut. 1558.
Annalen des Vereins für Nassauische Alterthums-
kunde und Geschichtsforschung. Zwölfter Band. 1873.
(Mit 9 lithographirten Tafeln.) Wiesbaden, gr. 8.
Das erste Jahrtausend christlicher Bau- und Kunstthätigkeit
in Mainz. Von Dr. V. A. Franz Falk. — Beiträge zur Geschichte
des deutschen Bauernkriegs, 1525. Von Dr. Fr. X. Kraus. — Ur-
kundliche Mittheilungen zur Geschichte des Erzstiftes Mainz wäh-
rend der ersten Regierung Diether's vonisenburg, 1459 — 63. Von
Dr. K. Menzel. — Römischer Schmelzschmuck. Von A. v. Cohau-
sen. — Die Gräber im Kammerforst zwischen Lorch und Rüdes-
heim. Von dems. — Eine Episode aus dem Leben der Eltern
P. P. Rubens. Von Prof. A. Sjiiers. — Zu Goethe's Aufenthalt in
Ems im Sommer 1774. Von dems. — Ueber die Gründung Ein-
hart's zu Seligenstadt. Von Fr. Schneider. — Ein Portal in Lorch
am Rhein, ob römisch, ob karolingisch. Von A. v. Cohausen. —
Miscellen. Vereinsnachrichten.
Das Römercastell und das Todtenfeld in der Kinzigniederung
bei Rückingen. Vom hanauischen Bezirksverein für hes-
sische Geschichte und Landeskunde herausgegeben. (Mit-
theilungen Nr. 4.) Mit fünf lithograph. Tafeln Abbildungen,
einer Kartenskizze und einer Anzahl Holzschnitte. Hanau. 1873. 4.
Hennebergisches Urkundenbuch. ImNamen des Hen-
nebergischen alterthumsforschenden Vereins herausge-
geben von Georg Brückner. VI. Theil. Meiningen. Verlag der
Herzog]. Hofbuchhandlung von Brückner u. Renner. 1873. 4.
VI u. 251 Stn.
Preisschrift eu gekrönt und herausgegeben von der Fürst-
lich J ablono wskischen Gesellschaft zu Leipzig. XVII.
H. Zeifsberg. Die polnische Geschichtschreibung des Mittelalters.
Leipzig, bei S. Hirzel. 1873. 8. X u. 439 Stn.
Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs.
L Band. Leipzig 1872. 8.
Das Schulwesen der Stadt Leipzig. Von Dr. H. 0. Zimmer-
mann. — Geschichte Leipzigs bis zum Ende des 13. Jahrh. Von
Dr. H. Wuttke.
Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober-
lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften herausgeg.
von Prof. Dr. E. E. Struve. 50. Bd., 1. Heft. Görlitz. 1873. 8.
367
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
368
Dreifsig lateinische Hymnen, nach zwei in der Milich'schen
Bibliothek zu Görlitz aufgefundenen Pergament-Handschriften ver-
öffentlicht von Dr. Robert Joachim. — Ueber den deutschen und
den italienischen Werther. Von Dr. Theod. Paur. — P^in Reise-
pafs (von 1670). Von Rudolph v. Kyau. — Etymologische Erläute-
rung des Dorfnamens Zinnitz in der Nieder-Lausitz. Von P. Bro-
nisch. — Was sind Hünen ? Von dems. — Das Verhältnifs der
Oberlausitz zur Krone Böhmen. Von Dr. jur. Julius Pfeiffer. —
Zur Geschichte der evangelischen Gesangbücher der Xiederlausitz.
Von Dr. Jentsch.
Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt
Berlin. Heft VH. Geschichte eines patriotischen Kaufmanns. —
Helt VIII. Berlinische Nachrichten. Von L. Schneider. 16. Jahrh.
Berlin, 1873. 8.
Berlinische Chronik. Forts., nebst Beigaben: Berliner Bau-
werke, Denkmäler, Medaillen.
Der Deutsche Herold, Zeitschrift für, Heraldik, Sphragi-
stik und Genealogie. Organ des Vereins „Herold" zu Ber-
lin. IV. Jahrg. 1873. Nr. 8—11. 4.
Sendschreiben über ein Siegel der Stadt und sieben Siegel
der Burggrafen von Meifsen. (Mit 8 Holzschnitten.) (Tilesius von
Tilenau.) — Die Wappen der Schweigger. (Mit Abb.) (Seyler.) —
St. Moriz oder Otto der Grofse ? (Tilesius von Tilenau.) — Ordens-
und Gesellschaftszeichen, (v. Retberg-Wettbergcn.) — Decret Lud-
wigs XV. über den Freiherrnstand des Elsasser Adels. Mitg. von
Jul. Grafen v. Oeynhausen. — Die Voge in Pommern. (Mit 2 Holz-
schn.) (v. Fock.) — Titel und Wappen des Königreichs Preufsen
nach dem Allerhöchsten Erlasse vom 16. August 1873. — Adels- u.
Wappenbriefe. (Seyler.) — Die freiherrliche Familie der Prin(t)z.
V. Buchau. — Die Abstammung der Grafen Platen-Hallermund.
(J. Graf von Oeynhausen). — Kleine Beiträge zur Familienkunde:
von Fuhrlohn, von Schmeerheim, die von Rengershausen. (Ders.)
— Wanderungen durch deutsche Kirchen. (Ders.) — Die Familie
Hoengen bei Grevenbroich. (Graf von Mirbach).
Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und
Genealogie. Redigirt von Gustav Adelbert Seyler. Hrsg. vom
Vereine „Herold". 1872. 4. Heft. Berlin, 1873. Verlag von
Mitscher u. Röstell. 8.
Der Roch. Zur wissenschaftlichen Entscheidung einer heral-
dischen Streitfrage von Dr. A. v. der Linde aus Haarlera.
Monatshefte für Musik - Geschichte, herausgegeben
von der Gesellschaft für Musikforschung. V. Jahrg.
1873. Nr. 8. 9. Berlin. 8.
Ein Liedercodex aus dem Anfange des 16. Jahrh. (Robert
Eitner.) — Micrologus: Guidonis de disciplina artis musicae. In
deutscher Uebersetzung von Raym. Schlecht.
Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums-
kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 8.
Jahrg. 1873. 3. Heft. Magdeburg, 1873. Verlag der Schäfer'chen
Buchhandlung (A. Rüdigor). 8.
Die Französische und die Pfälzer Colonie in Magdeburg zu
Anfang des 18. Jahrh. (Schlufs.) Vom Oberlehrer Dr. Götze. —
Das Sieversthor in der Alten Neustadt bei Magdeburg. Vom Ober-
pred. Scheffer. — Dat blicken und käkwien. Beitrag zur Erklä-
rung einer Stelle der Magdeburger Schöppenchronik. Vom Ober-
lehrer Dr. Holstein. — Statuten und Verträge der Pfännerschaft
zu Salze. Vom Pastor Winter. — Die Bauwerke der deutschen Re-
naissance in Magdeburg. Vom Oberlehrer Müller. — Zweiter
Nachtrag zu der „.kelteren Geschichte der Buchdruckerkunst in
Magdeburg". Vom Oberlehrer Dr. Götze. — Miscellen.
Meklenburgisches Urkundenbuch herausgegeben von
dem Verein für meklenburgische Geschichte und Alter-
thumskunde. VIIL Band. 1329 — 1336. Schwerin, 1873. 4.
2 Bll. u. 654 Stn.
Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Im
Auftrage des Vereins hrsg. von Dr. Wilh. Crecelius. Achter Band.
Bonn, 1872. 8.
Johann Wilhelm, Erbprinz und Pfalzgraf zu Neuburg, Regent
der Herzogthümer Jülich und Berg. 1679 — 90. Von Oberst E. v.
Schaumburg. — Miscellen : Waldemene. Ackermasse. Von Fr.
Woeste. — Ernrt Moriz Arndt und das Rheinland. Von W. Cre-
celius. — Die Herren von Hardenberg. Von dems.
Organ für christliche Kunst, hrsg. u. redigirt von J. van
Endert in Cöln. Organ des christlichen Kunstvereins für
Deutschland. Nr. 17—19. Köln, 1873. XXIIL Jahrg. 4.
Die Gothik jenseit des Oceans. — Bildnisse Maria aus der
frühchristlichen Kunstiieriode. Mosaik.
Zwölfter Bericht des antiquarisch-historischen Ver-
eins für Nahe und Hunsrücken, im Sommer 1873. Kreuz-
nach. 4.
Die älteste St. Martinskirche zu Kreuznach. (Major Schmidt.)
Memoires et documents publies par la Societe d'hi-
stoire de la Suisse romande. Tome XXVIII: Les dynastes
de Mont soit des Monts seconde maison par M. L. de Charriere.
Georges Bride] editeur. 1873. 8. 522 p.
L'investigateur. Journal de la Societe des Etudes
Historiques — ancien Institut Historique — . Trente-ueuvieme
Annee. Livraisons de Juillet — Aoüt — Septembre 1873. Paris, Er-
nest Thorin. 1873. 8.
Etudes sur les antiquites de la France, par M. Nigon de
Berty.
Annales du cercle archeologique du Pays de Waas.
Tome cinquieme. Premiere Livraison. Decembre 1873. Sint-Ni-
kolaas. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Cimetiere Celto- ou Germano-Belge
ä Saint-Gilles, par le docteur J. Van Raemdonck. — Puits en bois
de l'epoque Gallo -Romaine, decouverte au hameau Steendorp ä
Basele (avec trois planches), par le meme. — Toestand der kerk
te Belcele, door deszelfs pastoor Bieter de Mey in 1641 beschre-
ven, par le meme. — Belcele, deszelfs oudheid, naamoorsprong,
grensbepaling, voormalig bestuur, Wappenschild en zegel, fragment
par F. Gerard, publie et annote par le docteur Van Raemdonck.
— Keure, rechten, wetten ende liberteijten der stede, poorte ende
vrijheijt van Rupelmonde, par le meme.
Kroniek van het Historisch Genootschap, geve-
stigd te Utrecht. Acht en twintigste Jaargang, 1872. Zesde
Serie. Derde Deel. Utrecht, Kemink en Zoon. 1873. 8.
(Von den zahlreichen Mittheilungen dieses Bandes können
hier nur einige der allgemeiner interessierenden Erwähnung finden.)
Het Geuzen Liedboek. Aanhangsel op de Kroniek van 1871
bl. 219 en 518. — Redenen van de trefves jegens d'oorloge, ge-
369
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
370
concipieert in de Vergaderinge van de Staten van Ilollandt. —
Wederlegging van de redenen van de trefves, geconcipieert in de
Vergaderinge van de Staaten van Ilollandt door den Pensionairis
van Arastelredamrae. — Brief van Pr. Maurits aan de Provincien
over het Bestand, 1608. — Consideratien van Prins Maurits an
Graaf Maurits van Nassau op de redenen van de Ambassadeurs,
1608. — Twee brieven van Prins Maurits over het Bestand. —
Remonstrantie door de Contra- Rem onstranten ingediend bij de
Staten vaÄ Utrecht. — Schrijven van de Erste twee Leder der
Staten van Utrecht aan den Prins Stadhouder Fred. Hendr. over
hun verschil met de Stad (1646). — Doleantien over misbruiken
in de Regering van Friesland, 1627.
Werken van het Histor. Genootschap. — Nieuwe Serie Nr. 18.
Onderzoek van 's Konings wege ingesteld omtrent de middel-
burgsche beroerten van 1566 en 1567; naar 't oorsproukelijke
handschrift uitgegeven door Dr. J. Van Vloten. — N. S. Nr. 19.
Brieven en onuitgegeven stukkeu van Johannes Wtenbogaert. Ver-
zameld en met aanteekeningen uitgegeven door H. 0. Rogge.
Derde deel. Tweede afdeeling. 1628, 1629. Utrecht, Kemink en
Zoon. 1873. 8.
Foreningen til Norsko Fortidsmindesmerkers Be-
varing. Aarsberetning for 1871. Kristiania, 1872. 8.
Reins Kloster af 0. Krefting. — Oni Affaldsdyngen ved Sten-
kjaer af 0. Rygh. — Fund af romersk Mynt i Norge af den sarame.
Verhandlungen der gelehrten Estnischen Gesell-
schaft zu Dorpat. Siebenter Band. — 3. u. 4. Heft. Dorpat,
1873. 8.
Ein Abschnitt aus dem arabischen Geographen Idrisi. (Mit 1
lith. Tafel.) — Inhalts -Uebersicht zu Paul Hunfalvy's Reise in den
Ostseeländern. Aus dem Ungar, übersetzt. — Beiträge zur Quel-
lenkunde Alt-Livlands. Von Dr. Konst. Höhlbaum. — Siebenzehn
Capitel aus Bartholomäus Anglicus' Werke de proprietatibus rerum.
— Bericht über die Gräberaufdeckungen bei Stirniau im Herbst
1872. Von Dr. Eduard Lehmann. — Ueber eine in Livland ent-
deckte Runeninschrift. — Archivstudien zur livländischen Ge-
schichte von Richard Hausmann. I. Das dörptsche Rathsarchiv.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
27) Blätter für Kunstgewerbe, unter Mitwirkung bewähr-
ter Fachmänner herausgegeben und redigirt von Valentin
Teirich, etc. I. Band. Wien, Verlag von R. v. Waldheim.
1872. gr. 4.
28) Die Kunst im Gewerbe. Darstellung ausgeführter Ar-
beiten, als : Möbel, Decorationen etc. nebst Original-Aufnah-
men kunstgewerblicher Erzeugnisse aus der Blüthezeit des
Mittelalters, herausgegeben vom Hannover'schen Arohiteoten-
und Ingenieur-Verein, redigirt von Edwin Oppler. I.Band.
Hannover, Cohen u. Risch. 1872. 2.
29) Das Kunsthandwerk. Sammlung mustergültiger kunst-
gewerblicher Gegenstände aller Zeiten, herausgegeben von
Br. Bucher u. A. Gnauth. Stuttgart, W. Spemann. 1874-
gr. 2.
Der Zusammenhang zwischen den historischen Studien auf
dem Gebiete des Kunstgewerbes und, davon weitergehend, auf
einer ganzen Reihe kulturgeschichtlicher Gebiete mit den Bestrebun-
gen zur Hebung des modernen Kunstgewerbes ist längst erkannt,
und wie die gelehrten Forschungen reiches Material zu Tage brach-
ten, das für das Kunstgewerbe sich sehr förderlich erwies, so ha-
ben die Künstler, die oft ausschliefslich im Interesse der Belebung
guten Geschmackes im Publikum, und um den Gewerben gute Vor-
bilder zu bieten, arbeiteten, selbst ohne sonderliche Verehrung für
historische Studien, doch auch diesen einen wesentlichen Vorschub
geleistet, indem sie gute, richtige, verständnifsvoU aufgefafste
Zeichnungen publicierten, wie sie für blos wissenschaftliche Zwecke
vielleicht nie gemacht worden wären.
Selbst die Bestrebungen, Neues im alten Stile zu schaffen,
stehen der rein wissenschaftlichen Forschung nicht so ferne, als es
auf den- ersten Blick erscheinen möchte, weil gewifs nur der Künst-
ler wirklich Gediegenes in' irgend einem bestimmten Stile wird
componieren können, der durch ernstliches Studium des Entwick-
lungsganges die Bedeutung und den Werth der Formen hat er-
kennen lernen, und so das Gesetz gefunden, nach welchem sich
dieselben gebildet haben, und nach welchem sie wieder gebildet
werden müssen, wenn sie den Geist des Stiles wiedergeben, wenn
sie harmonisch sein sollen. Wenn talentvolle Künstler mitunter
glauben, ihrem Talente und Kunstgefühle allein vertrauen zu kön-
nen, so machen, wenn nicht sie selbst, doch andere die Erfahrung,
dafs das Talent allein, ohne Studium nicht ausreicht. Aber auch
auf der anderen Seite ist für die gelehrten Forscher auf diesem
Gebiete künstlerisches Gefühl unerläfslich, weil es sich hier um
eine Sprache handelt, deren Grammatik nicht so klar zu Tage liegt,
wie die, welche uns das Verständnifs der Schriftsteller ermöglicht,
weil die Formenspraohe eine Grammatik hat, die oft nur dann ver-
standen werden kann, wenn sie gefühlt wird, und weil ohne Ver-
ständnifs der tiefstliegenden Feinheiten der Formensprache die
richtige Würdigung eines Gegenstandes, das Wichtigste für die
historische Forschung, unmöglich ist. In eigenem Schaffen inner-
halb eines Formenkreises liegt aber der Prüfstein, wie weit jemand
in diesen Formenkreis bereits eingedrungen ist. Nur das selb-
ständige Sprechen einer solchen Formensprache im Leben zeigt,
ob einer sie vollständig innehat.
Bei diesem Ineinandergreifen sind für den kunst- und kultur-
geschichtlichen Forscher auch alle literarischen Erscheinungen von
Wichtigkeit, die sich ausschliefslich an das Gewerbe wenden. Die
unter Bäumer und Schnorr's Redaktion erscheinende „Gewerbe-
halle" hat daher seit Jahren nicht blos den Künstler und Gewerbe-
treibenden befriedigt, sie hat der gelehrten Forschung viel Mate-
rial zugeführt, sie hat aber auch den Sinn für die Kunst der Vor-
zeit im Publikum und den Kunst- und Gewerbekreisen aufs dan-
kenswertheste gemehrt. Stegmann's „Kunst und Gewerbe" hat in
371
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
372
manchem Aufsatze Fingerzeige für die Forschung gegeben, in man-
cher Abbildung ihr Stoff zugeführt. Wie weitgehend der Sinn in
dieser Richtung geweckt ist, ergibt sich daraus, dafs fast gleich-
zeitig drei neue Zeitschriften, die wir in der Ueberschrift genannt
haben, aufgetaucht sind.
Die erste, Teirich's Blätter für Kunstgewerbe, schliefst bald
ihren zweiten Jahresband. Neben guten Aufsätzen, die theilweise
geradezu bestimmt sind, den historischen Studien Eingang in die
kunstgewerblichen Kreise zu schaffen, bringt sie viele treffliche
Zeichnungen, sowohl neue Compositionen, als Abbildungen alter
Werke. Es ist vorzugsweise das Gebiet der italienischen, theil-
weise auch der deutschen Renaissance auf dem sich die Mittheilun-
gen bewegen. Doch ist auch das Mittelalter nicht ganz leer aus-
gegangen. ICs ist im Allgemeinen der Standpunkt, den das Kunst-
gewerbe in Wien einnimmt, und auf dem es unter Führung be-
gabter Künstler neuerdings so grofse Anerkennung erworben.
Wenn in Wien vorzugsweise die italienische Renaissance ihre
Triumphe feiert, so ist Hannover der Ort, wo, in Deutschland we-
nigstens, die Gothik am tiefsten in das Leben eingedrungen ist.
Dieselben Künstler, als deren begabtester einer Ed. Oppler anzu-
sehen ist, welche der Gothik den Weg bereitet, haben auch für die
von ihm redigierte Zeitschrift Beiträge geliefert ; und so ist es
die Gothik, die in alten und neuen Mustern vorzugsweise vertre-
ten ist ; neben ihr die deutsche Renaissance.
Von dem dritten Werke liegen nur wenige Blätter erst vor ; sie
deuten aber vorzugsweise darauf hin, dafs die alte Zeit mehr, als
in beiden vorgenannten Zeitchriften, wo neue Compositionen über-
wiegen, vertreten sein soll; und so sind manche, seither noch nicht
veröffentlichte, treffliche Werke des 16. und 17. Jhdts. in muster-
giltigen Zeichnungen zur Darstellung gelangt, und besonders für
die wissenschaftliche Forschung läfst sich wol eine reiche Ernte
an neuem Materialzuwachs voraussehen. Da dies der Standpunkt
unserer Zeitschrift ist, so können wir das neueste Unternehmen
nicht warm genug begrüfsen. Wenn aber leider noch in kunst-
gewerblichen Kreisen, da und dort eine gewisse Furcht herrscht,
als ob durch zu strenge Wissenschaftlichkeit, durch zu archäolo-
gische Haltung der Geist und die künstlerische Frische der Schö-
pfung erdrückt, oder mindestens beengt werde; wenn man Besorg-
nifs hegt, der Geist unserer Zeit habe nicht Spielraum genug: so
mufs gerade die gegenwärtige Zeitschrift dies Vorurtheil aufs si-
cherste und wirksamste bekämpfen, und sie wird gewil's den Bund
befestigen den das „Können" und das „Wissen", Kunst und Wis-
senschaft, geschlossen haben. A. E.
30) Musterbuch für Zeichner, Lithographen, Gra-
veure und Kunst-Gewerbe etc. gesammelt und auto-
graphirt von Max Bach. Carlsruhe, Verlag von J. Veith. 2.
„Wer Vieles bringt, wird Manchem etwas bringen;" dieser
Spruch müfste dem oben angezeigten Werke, dessen I. Abtheilung
(86 Blatt, in 6 Lieferungen erschienen) vor uns liegt, als Motto
dienen. Es hat sich die Aufgabe gestellt, alte Muster nicht blos,
wie das „Kunsthandwerk" thun wird, in die oberen Schichten
derer zu bringen, die dem Kunstgewerbe ihre Aufmerksamkeit
schenken, sondern in die untern, denen es durch seine einfache
Behandlung und den billigen Preis näher steht, als die eben be-
sprochene, splendid ausgestattete Zeitschrift. Obwohl das Werk
sich nicht als Zeitschrift einführt, so ist es doch derselben gleich-
zustellen, da es in zwanglosen Heften erscheint und die verschie-
denartigsten, mehr oder minder guten und passenden alten Muster
nachbildet. A. E.
31) Die älteste Geschichte der Baiern bis zum Jahre
911. Von Dr. E. A. Quitzmann, k. Oberstabs -Arzte,
Mitglied des historischen Vereins für Oberbaiern etc. Mit
einer Geschichtskarte und einer Stammtafel der Agilulfinger.
Braunschweig, Verlag von Friedrich Wreden. 1873. 8.
VHI u. 400 Stn.
Der Verfasser der vorliegenden Schrift hat sich seit einer
längeren Reihe von Jahren mit Studien über die älteste Geschichte
des bayerischen Stammes beschäftigt und sich auf diesem Gebiet
durch mehrere Schriften (Abstammung der Baiwaren, Heidnische Re-
ligion der Baiwaren, Aelteste Rechtsverfassung der Baiwaren) einen
geachteten Namen erworben. Aufs beste vorbereitet gieng er also
an die Lösung der schwierigen Aufgabe, die bayerische Geschichte
in ihren Anfängen und ihrer frühesten Entwickelung nach allen
Seiten zu behandeln. Dies geschah theils auf dem Wege eingehen-
der Quellenforschung, theils durch Herbeiziehung der älteren und
neueren Literatur, welche einer gewissenhaften und theilweise
scharfen Kritik unterworfen wurde. Es wird uns demgemäfs nicht
eine kalte Zusammenfügung festgestellter Resultate geboten , son-
dern wir können deren Entwickelung folgen und gewinnen einen
Einblick in den zur Verwendung herbeigezogenen Apparat.
Da die Baiern (Baiuuari, Paiwari, Baivarii , später durch Um-
laut Baiowarii, Bajuvarii, endlich Bavarii; althochdeutsch Paigira,
mittelhochdeutsch Beigern) nicht eingeboren in ihren gegenwärtigen
Wohnsitzen sind, sondern eingewandert, so mufste natürlich nach
deren ursprünglicher Heimat zunächst geforscht werden. Der
Verfasser beginnt mit einer Widerlegung der Ansicht, dafs die
Baiern in verwandtschaftlicher Beziehung zu den Kelten gestanden,
und betont, dafs sich in den monumentalen Ueberresten der kelto-
romanischen Periode in Vindelikien, Norikum und Rätien auch
nicht die geringsten Beziehungen zu den ältesten Traditionen der
Baiern fänden. Dann wird die „Bojerfabel" in ihrer Unhaltbarkeit
dargethan und besonders die Sucht nach etymologischen Namens-
verwandtschaften gegeiselt. Hierauf wird in dem Abschnitt „That-
sächlicher Beweis für die Abstammung der Baiern" gezeigt, dafs
die Baiwaren höchst wahrscheinlich zu den Donausueven in der
Gegend der March, AVaag und Gran gehören. Hierauf weisen Tra-
dition und Kult, Rechtsverfassung und Sprache mit groiser Klarheit
hin, wie in überzeugender Weise ausgeführt wird. Auch der vielfach
zur Annahme gekommenen „Zeufsischen Hypothese", nach welcher
die Markomannen als muthmafsliche Stammväter der Baiern gelten,
wird ein besonderer Abschnitt gewidmet, der den Nachweis liefert,
dafs das Baias des Anonymus von Ravenna, auf welches Zeufs seine
Muthmafsung stützte, im östlichen Karpathenlande zu suchen ist,
in welchem sich ein Volk von suevisch-herminonischem Stamme
findet, dessen Entstehungsgeschichte uns durch unverwerfliche,
gleichzeitige Zeugnisse so sicher dargelegt vfird , wie die keines
anderen deutschen Volkes.
Die älteste Geschichte dieses Volkes durchwandert nun der
Verfasser von Jahrhundert zu Jahrhundert bis in das sechste und
macht dann den „Zusammenhang der Baiwaras mit den Baiern"
zum Gegenstand der Untersuchung. Hier begegnen wir einer An-
zahl interessanter Themata: Abstammung der Baiern von Gothen
373
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
374
und Langobarden. Die Urheimat der Baiern. Die Volksraebrung.
Baiwarenreste im Karpatenlande. Gleichung in der Staats- und
Rechtsverfassung. Die Suevi im obern Donaulande. Der Volks-
name.
Die zweite Hauptabtheilung enthält : 1) die baierisohe Wander-
sage, 2) die ersten Agilulfinger , 3) Geschichte der christlichen Mis-
sion in Baiwarien unter Herzog Theodo I. und seinen Söhnen:
Thundebert, Grimwald, Theudebald und Tassilo H., 4) die letzten
Agilulfinger, in deren Periode das grol'se Ereignifs der Organisa-
tion der baierischen Kirche Killt.
Die dritte Hauptabtheilung behandelt Baiern unter den Karo-
lingern. Dann folgt ein Schlufskapitel, das Register und ein Ver-
zeichnifs der Abkürzungen. Endlich ist ein Kärtchen, das die
Völker an der mittleren Donau v. J. 454 — 506 enthält, hinzuge-
fügt. C. W.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 42. Der neueste Versuch über die Einheit des
Ursprungs der menschlichen Sprachen. 2. — Nr. 45. Etymolo-
gien des Volks. (R. Kleinpaul.)
Nordhauser Courier: Nr. 289. Das Hünengrab bei Uthleben.
Daheim: Nr. 5. Deutsthe Kaiserstätten. 2. Saehsenzeit. (0. Schwe-
bel.) — Die Krypta in der Schlofskirche zu Quedlinburg. (P.
Graeb jun.) — Nr. 7. Luther und sein Freund Johann Walther.
Die Grenzboten: Nr. 44. Die Malertechnik und Kunstübung
alter Meister. 2. (Max Allihn.) — Nr. 47. Im Kampfe gegen
Frankreich 1792—93 (C. A. H. Burkhardt.)
Im neuen Reich: Nr. 46. Aus deutschen Memoiren des 16. Jahrb.
(J. Schmolke.) — Nr. 48. Die Studien über Preisgeschichte in
Oesterreich. (A. Horawitz.)
Der Katholik: Oct. Bilder aus dem Zeitalter der Reformation.
Korresp. v. u. f. D.: Nr. 597 f. Der Aufruhr von 1348/49 in
Nürnberg.
Die Literatur: Nr. 15. Ueber die Entwickelung der Sprachen.
(Frz. Jäger.) — Hutten's letzte Tage. (P. Wislicenus.)
Augsb. Postzeitung: Beil. Nr. 81 ff. Das grol'se elegische Ge-
dicht Urania Victrix von Jakob Bälde. Uebersetzt von Pfar-
rer Dr. J. Zinsler.
Nürnberger Presse: Nr. 324. Philippine Welser. (J. M. Frhr.
V. Welser.)
Deutsches Protestantenblatt : Nr. 44. Das Heidenthum in
der urchristlichen Kunst. (Holtzmann.)
Sonntagsblatt (v. Fr. Dunoker) : Nr. 43. Das nordische Museum
in Kopenhagen. (J. Grunde- Vierling.) — Nr. 44. Aus zwei-
hundertjährigen Stammbüchern.
Siebenbürg.-deutsches Wochenblatt: Nr. 44 ff. Eine Vor-
stellung der sächsischen Nation an weiland Kaiser Joseph II.
Ällgem. Zeitung : Beil. Nr. 297 f Schlol's Hohenaschau. 1. (Fr.
Trautmann.) — Nr. 312. Das Strafsburger Archiv. (C. Hegel.)
Illustr. Zeitung: Nr. 1585. Das Lutherhaus mit der Luther-
stube in Wittenberg.
Leipz. Zeitung: Wissensch. Beil. Nr. 88. Entwickelung Leip-
zig's und seines Handels mit Hinblick auf die Buchdrucker-
kunst und den Buchhandel. Nach urkundlichen Quellen mit-
getheilt. (0. Moser.)
Vermischte Nachrichten.
83) Die Angelegenheit des Lüneburger Silberschatzes,
über welche wir in Nr. 9 dieses Blattes (Vermischte Nachrichten
Nr. 72) eine so unerfreuliche Mittheilung zu geben hatten, ist nun
glücklicher Weise in ein besseres Stadium getreten, indem die Ge-
fahr beseitigt ist, diese Kostbarkeiten vereinzelt und in Privatbe-
sitz oder in das Ausland wandern zu sehen. Die öffentliche Mei-
nung hatte sich so deutlich ausgesprochen, dafs die städtischen Be-
hörden von einer Versteigerung, die schon anberaumt war, absehen
mui&ten und mit der kgl. preufs. Regierung über den Gesammt-
verkauf in Unterhandlung traten. So wurde der Schatz vorbehalt-
lich der Zustimmung des Landtages um 220,000 Thlr. für das
Berliner Gewerbemuseum angekauft. Wenn wir in unserer Mit-
theilung vom September glaubten annehmen zu müssen, dafs unter
den Gebildeten Lüneburgs nicht einmal viele seien, die an der
Erhaltung des Schatzes für die Stadt selbst ein Interesse hätten,
so belehrt uns nun in der That eine Eingabe an das Abgeordneten-
haus eines Bessern, aus welcher wir ersehen, dafs, als der Magis-
trat wünschte, die Bürgerschaft möge sich aussprechen, 800 Stim-
men für Erhaltung des Schatzes und nur 300 für den Verkauf sich
ergaben, und dafs auch jetzt noch diese das Abgeordnetenhaus
ersuchen, die Genehmigung zu versagen, damit der Stadt ihr Be-
sitz gewahrt werde, deren Einwohner in der Mehrzahl gerne ge-
neigt sind, die finanziellen Opfer zu bringen, wegen deren der
Schatz verkaifft werden sollte. ,
Wir glauben davon hier anerkennende Notiz nehmen zu sol-
len, und wünschen solcher Opferwilligkeit umsomehr günstigen Er-
folg, als ja die historische Bedeutung der Gegenstände vor Al-
lem gewahrt wird, wenn sie am Ort ihrer ursprünglichen Bestim-
mung bleiben.
Nach einer Richtung freilich fehlt uns an jenem Ort die Ga-
rantie, ob nicht die nächste Generation sie wieder in Gefahr brin-
gen wird, und nur durch ein Gesetz, welches solch moralisches
Eigenthum der Gesammtnation gegen ihre augenblicklichen juridi-
schen Eigenthüraer sichert, würden Vfir gänzlich beruhigt sein.
84) Es ist in diesen Blättern dem Fortschritte der Restau-
rationsarbeiten am Mainzer Dome stets Aufmerksamkeit ge-
schenkt worden ; so mögen also auch über diese Thätigkeit im
Jahre 1873 einige Notizen hier gegeben werden. Zunächst mufs
die Bemerkung vorangehen, dafs im Dombaumeisteramte eine Aen-
derung stattgefunden hat, indem Wessiken seine Stelle nieder-
legte und der holländische Architekt Cuypers in dieselbe eintrat.
Er wendete zunächst den schweren Schäden der Vierungsmauer
und der Wände des Ostchores, sowie dem Baue der Krypta seine
Aufmerksamkeit zu und gieng sodann an den technisch schwierig-
sten, bei dem angenommenen Projekte wichtigsten Theil der Re-
stauration, an die Auswechslung des Triumphbogens und Beseitigung
des im 15. Jhrh. als Stütze für den damals schon gefahrdrohenden
Bogen eingesetzten Mittelpfeilers. Mit Schlufs des Baujahres war
die Hälfte der Erneuerung des Thriumphbogens und der denselben
verstärkenden Theile beendet. Im kommenden soll diese Arbeit
fertig werden und sodann der AViederaufbau der abgetragenen Ost-
kuppel beginnen, für die der neue Dombaumeister ein Projekt
nebst begleitenden Ueberschlägen und Erläuterungsbericht dem
Domkapitel in Vorlage gebracht hat.
85) Während der Pavillon des Fürsten Schwarzenberg auf
375
Anzeiger für Kunde der deutscheu Vorzeit.
376
dem Weltausstellungsplatze dem Publikum die schwarzenbergische
Gegenwart vor Augeu führte, gewährte die gleichzeitig im fiirstl.
Sommerpalaste am Rennweg veranstaltete Ausstellung von Ar-
chi Valien aus dem Wiener Centralarchive und aus den fiirstl. Ar-
chiven zu Schwarzenberg in Bayern und zu Murau in Steiermark
einen Einblick in die schwarzenbergische Vergangenheit. Hier
wurde durch die zweckmälsige Aufstellung einer Reihe von Ur-
kunden, Correspondenzen, Handschriften, Stammbäumen, Wappen,
Bildern, Münzen (von den Schwarzenbergen geprägt) und Medail-
len das Werden des Fürstenhauses von den ältesten Zeiten bis
auf die Gegenwart und zugleich der Einflufs, den die Mitglieder
desselben auf die Zeitereignisse ausübten, veranschaulicht. So ent-
rollte sich hier z. B. ein Bild über das thatenreiche Leben und
Wirken des so berühmten Freiherrn Johann U. zu Schwarzenberg
(t 1528). Seine Wirksamkeit als Jurist charakterisierte der unter
seiner Mitwirkung vorfafste und hier ausgestellte Entwurf der
Carolina, seine Beziehungen zur Reformation das von ihm mit
eigenhändigen Correcturen versehene Manuscript der Bekenntnifs-
schrift des ansbachisohen Pfarrers Johann Rurer. Durch die Ori-
ginalhandschrift seines religiös -didaktischen Gedichtes „Kummer-
trost" und durch die gedruckten Ausgaben seiner Uebersetzungen
der Schriften Ciceros wurde er uns als Dichter und Schriftsteller
vorgeführt, als welcher vor allem auf die Hebung des sittlichen
Bewufstseins im Volke hinzuwirken suchte. Die Briefe, die er
während des Bauernkrieges an seinen Sohn Friedrich schrieb,
liefsen ihn uns als einen gerechten und edlen Vater seiner Unter-
thanen erkennen. Bei der reichen Fülle des hier ausgestellten
archivalischen Materials mufsten wir es uns versagen , näher in's
Detail einzugehen. Wir wollen nur noch bemerken, dafs neben
anderen paläographischen und historischen Merkwürdigkeiten der
obengenannten Archive auch eine illustrierte Handschrift der wür-
tembergischen Reimchronik des Jacob Frischlin aus dem Ende des
16. Jahrhunderts, eine aus demselben Jahrhundert stammende
werthvolle handschriftliche Geschichte Karl's V. und Philipp's II.
(beide aus der Handschriftensammlung des Centralarchives) und die
älteste, dem Jahre 1152 angehörigo, Urkunde des Murauer Archi-
ves, die zugleich die älteste Urkunde aller 46 fürstlich schwarzen-
bergischeu Archive ist, ausgestellt waren. Die letztgenannte Ur-
kunde ist ein Bestätigungsbrief der Schenkungen der Gräfin Emma
in Babindorf an das Cistercienserkloster Sittich in Krain durch
den Patriarchen Peregrin von Aquileja. Die instructive und ge-
schmackvolle Inscenesetzung dieser Ausstellung, welche im Auf-
trage des regierenden Fürsten vom fürstl. Centralarchivar Herrn
Adolf Berger veranstaltet worden war, fand allseitige Anerken-
nung. Dieselbe bildete in intensiver Hinsicht ein würdiges Seiten-
stück zur historischen Ausstellung der Stadt Wien. Denjenigen,
welcher sich über die fürstl. schwarzenbergischen Archive näher
belehren will, verweisen wir auf das im heurigen Jahre vom fürstl.
Centralarchive herausgegebene Buch: „Die Archive des fürstl. Hau-
ses Schwarzenberg ä. L., Beiträge zur Geschichte und Statistik
derselben".
Schwarzenberg. A. Mörath.
86) Im Dorfe Retzney bei Ehrenhausen wird gegenvyär-
tig eine römische Villa ausgegraben, welche vor 1600 Jahren
hier gestanden. In der Länge von 50 Metern zeigten sich Mauer-
züge in gerader und gebogener Linie, gröfsere und kleinere Ge-
mächer, Wasserleitungen, Steinstufen, Bau-, Deck- und Wärme-
leitziegel, Bruchstücke von Thongefäfsen und Gläsern, Mosaikboden,
insbesondere eine erhebliche Masse von Wandmalereien, welche
durch ihr intensives Roth, Braun, Gelb, Blau, Grau mit mancher-
lei Liniierungen, Bogen, Arabesken lebhaft an die pompejanischen
Fresco- Farbwände erinnern. Eine Reihe dieser W'and- und Pila-
sterstücke, Thongeräthe (darunter eines mit dem Namen Firmia-
nus) , Bronzeschüsseln u. s. f. und eine Münze des Kaisers Aure-
lianus, welche das Alter dieser Ruine bestimmen hilft, sind im
Antiken-Kabinet des Joanneums zur allgemeinen Besichtigung aus-
gestellt. Angeregt von dem Interesse dieses seit Jahrzehndea
wichtigsten antiken Baufundes im Umkreise der alten Römerstadt
Flavium Solvense (Leibnitz), hat Graf Merane eine Summe für den
Ausgrabungsfonds zur Verfügung gestellt, und die k. k. Central-
kommissiou in Wien mit Zusage eines Beitrags den Leiter der
Ausgrabuugsarbeiten, Prof. Dr. Friedrich Pichler, aufgefordert,
die Theilnahme für dieses baugeschichtliohe Unternehmen im Lande
zu erwecken. (D. Kunst-Ztg.)
87) In der Sitzung der philosophisch -historischen Clafse der
k. Akademie der Wissenschaften in Wien, vom 19. Novbr. d. J.,
legte Prof. Mussafia eine Untersuchung unter dem Titel: „Zur
Katharinen legende I." vor, worin derselbe, anschliel'send an
ein Leben der heil. Katharina in paarweise reimenden Alexandri-
nern, in einer Handschrift der Maixusbibliothek zu Venedig ent-
halten, die sprachliche Seite dieses, besonders für die Forschung
älterer italienischer Mundarten interessanten Denkmals eingehend
beleuchtete, während er die literarhistorische Betrachtung der Le-
gende selbst für eine spätere Abhandlung sich vorbehielt.
(Anzeiger d. k. Akad. d. W.)
Da mit dieser Nummer der Jahrgang 1873 des Anzeigers geschlossen ist, so wird die gütige Bestellung der
Fortsetzung desselben hiedurch in Erinnerung gebracht. Halbjähriges Abonnement wird nicht angenommen.
Verantwortliche Redaction : Dr. A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag .der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Ntlmberg.
Gedruckt bei U. E. Sebald in Nürnberg.
GETTY CENTER LIBRARY
in lJlJJ.,I,IJiii
3 3125 00455 4180
il;