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Full text of "Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit"

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ANZEIGER 


FÜR  KUNDE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 


Neue  Folge. 


ORGAN  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Zwanzigster  Band. 


Jahrgang  1873. 


Nürnberg,  im  Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums. 


TLIC:     t     DA  MI     ^LTTW   f 


Redaction  des  Anzeigers. 


Augiist  Essenwein,  Dr.  pbil.,  I.  Direktor  des  germanischen  Museums. 
Georg  Karl  Fromm ann,  Dr.  pliil.,  II.  Direktor  und  Vorstand  der  Bibliothek. 
August  V.  Eye,  Dr.  phil.,  Vorstand  der  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Sammlungen. 


Beiträge 

zu  -vorliegendem  Bande  haben  geliefert: 


Anemuücr,  B.,  Dr.,  geb.  Archivar  u.  Professor,  in  Rudolstadt. 

Baader,  J.,  k.  Archivrath,  in  München. 

Bartsch,  K.,  Dr.,  Hofrath  u.  Professor  a.  d.  Universitiit  zu  Heidelberg. 

Crecelius,  W.,  Gymnasiallehrer,  in  Elberfeld. 

Flegler,  A.,  Dr.,  Archivvorstand  des  gernian.  Museums. 

Friedlaender,  Ernst,  Dr.,  Staatsarchivar,  in  .\urich. 

Gengier,  H.  ü.,  Dr.,  Professor  an  der  Universitiit  zu  Erlangen. 

Hartmann,  Hermann,  Dr.,  in  Lintorf. 

Heinemann,  Otto  von,  herzogl.  Bibliothekar,  in  Wolfenbüttel. 

Hektar,  Enno,  Sekretür  des  german.  Museums. 

Hofmann,  Konr.,  Dr.,  Professor  a.  d.  Universität  zu  München. 

Hohenlohe-Waldenburg,  Fürst  Friedrich  Karl,  Durchl.,  in  Kupferzell. 

Hg,  Albert,  Dr.,   Custos  u.  Docent  des  k.  k.  österr.  Museums,  in 

^Vien. 
Irmisch,  Th.,  in  Sondershausen. 
Jacobs,  Ed.,  Dr.,  gräfl.  Stolbergischer  Bibliothekar  u.  Archivar,  in 

Wernigerode. 
Kern,  Theodor  v.,  Dr.,  Professor  a.  d.  Universität  zu  Freiburg  i.  Br.  (f ) 
Köhler,  Karl,  Historienmaler,  in  Nürnberg. 
König,  Julius,  k.  Stadtgerichtsrath,  in  Breslau. 
Latendorf,  Friedrich,  Dr.,  Gymnasiallehrer,  in  Schwerin. 
Lexer,  M.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  zu  Würzburg. 
Lochner,  G.  AV.  K.,  Dr.,  Stadtarchivar,  in  ]\'ürnberg. 


Lodtmann,  J.,  Pastor,  in  Osnabrück. 

Lämmer,  Bürgermeister  u.  Advokat,  in  Orlamiinde. 

Mantels,  Willi.,  Dr.,  Stadtbibliothekar,  in  Lübeck. 

Mehlis,  Chr.,  Studienlehrer,  in  Zweibrücken.' 

Mörath,  A.,  fürsll.  schwarzenberg'scher  -Vrchivbeamter,  in  Schwar- 

zenberg. 
Mothes,  0.,  Dr.,  Baurath,  in  Leipzig. 

Oefele,  Edmund  Frhr.  v.,  Reichsarchivpraktikant,  in  München. 
Peiper,  Rudolf,  Gymnasiallehrer,  in  Breslau. 

Riezler,  S.,  fürstl.  fürstenberg'scher  Archivar,  in  Donaueschingen. 
Schnaase,  C,  Obertribunalrath,  in  Wiesbaden. 
Schneider,  Friedrich,  Dompräbendat,  in  Mainz. 
Schnell,  E.,Dr.,  fürstl.  hohenzollern'scher  Archivar,  in  Sigmaringen. 
Schnell,  J.,  Dr.,  Civilgerichtspräsident,  in  Basel. 
Schultz,  Alwin,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  zu  Breslau. 
Steffenhagen ,  Emil ,   Dr. ,  Sekretär  der  kgl.  Universitätsbibliothek 

zu  Göttingen. 
Vogt,  Wilh.,  Studienlehrer,  in  AVeifsenburg  im  Nordgau. 
Wattenhach,  W'.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  zu  Berlin. 
Will,  C,  Dr.,  fürstl.  Thurn-  u.  Taxis'scher  wirkl.  Rath  u.  Archivar, 

in  Regensburg. 
Wilrdinger,  J.,  k.  b.  Major  a.  D.,  in  München. 
Zahn,  J.,  Dr.,  Archivar  des  landschaftl.  Johanneums  zu  Graz. 


Alpliaiictisches  ßcgistcr 

zum 

zwanzigsten  Baude  des  Anzeigers  für  Ennde  der  deutschen  Torzeit. 


I.    /Aufsätze  und  IVotizoii. 


63  f. 
64. 


259  «., 


Agnus  Lei,  s.  Zauberkraft. 

Alterthümer,  s.  Funde. 

Anfrage :  den  Bischof  v.  Siebeneich  betr.     152. 

Anfrage:  die  Oertbchkeiten  Furstinawe  u.  C'husenrein  betr. 

Atifrage:  Ritterrecht  in  Schlesien  u.  der  Oberlausitz  betr. 

Anfrage:  das  schweizerische  „runen-'  betr.     151  f. 

Anfrage :  Sophie,  Tochter  Heinrichs  I.  v.  Anhalt  betr.     64 

Aphorismen,    sphragistitische    (mit   Abbild.)     36  ff.,    94  fl'. 

324  fl'.,  .357  ff. 
Appellation,  an  das  kaiserl.  Kammergericht.     295  fl'. 
Archiv,  fürstl.  Hohenzollern'sches  in  Sigmaringen.     311  f. 
Augsburg :  Reichstag  im  J.  1530,  s.  Geschichte," s. 'Volksbelustigung. 
Bamberg,  s.  Kunstsammlung. 

Beschreibung  der  Stadt  Lindau  von  1602:  Auszüge  aus  ders.     8  ff. 
Bohlsen,  s.  Leiehenfeld. 
Breslau,  s.  Handschriften. 

Brief,  auf  einem  alten  Bücherdeckel  gefunden.     237  f. 
Brief,  König  Erichs  XI'7.  t.  Schweden  an  den  Grafen  Günther  XLL 

von  Schwarzburg.     230  fi'. 
Brief  des  Grafen  Robert  von  Leicester  an  den  Grafen  Günther  XLI. 

von  Schwarzburg.     89  ff. 
Briefbuch  des  Meister  Simon   von  Homburg:  Auszüce   aus   dems. 

6  ff,  33  ft".,  70  fi'. 
Briefe,  zwei,  des  Bischofs  Christoph  Bernhard  von  Münster.    46  f. 
Bruchstück  einer  Schusterordnung.     328. 
Bruchstücke  einer  Evangelienhandschrift  das  VL  Jahrb.  im  germ. 

Museum.     301  f. 
Bruchstücke  v.  Jacob  van  Maerlant's  Rymbybel.     196  f. 
Büdingen:  Schlolskapelle,  s.  Holzschnitzarbeiten. 
CJirismon.     254  f. 
Chronik  der  Reichsstadt  Nürnberg :  Beiträge  zu  ders.     47  f.,  79  f., 

103  f.,  135  f. 
Chusenrein,  s.  Anfrage. 


Commission,  historische,  bei  der  k.  b.  Akademie  der  W^issenschaf- 
ten:  14.  Plenar- Versammlung.     341  ft'. 

Congrefs,  erster  kunstwissenschaftlicher,  in  Wien.     180.     277  f. 

Darstellung  der  heil.  Walburg  in  der  Kunst  des  16.  Jahrh.    221  f. 

Epitaph  Luthers.     240. 

Erzgu/'swerke,  s.  Modelle. 

Evangelienhandschrift,  s.  Bruchstück. 

Feuerprobe  an  einer  Hexe  1485.     77  f. 

Feuerwaffe  im  Besitze  Sr.  Durchl.  des  Fürsten  Georg  von  Schwarz- 
burg-Rudolstadt  (mit  Abbild.).    184. 

Findlinge.     136.     304.     328. 

Flurnamen,  orlamündisohe.     232  ff. 

Flurnamen  in  der  Rheinpfalz.     291  ff. 

Frauen  :  gegen  dies.     134. 

Funde  v.  Alterthümern  im  Hannover'schen.     149. 

Funde,  neue,  römischer  Münzen  im  Osnabrück'schen.     148  f. 

Furierzettel.    238  fi'. 

Furstinawe,  s.  Anfrage. 

Futterale,  zwei,  zu  den  deutschen  Reichskleinodien  (mit  Abb.).  1  ff. 

St.  Gallen :  Stiftsbibliothek,  s.  Wachstafeln. 

Gandersheim,  s.  Kirohenschatz. 

Gedicht,  dem  Kaiser  Maximilian  L  gewidmet.     130  f. 

Gedichte,  kirchlich-politische,  des  12.  Jahrh.     99  fi'. 

Geschichte  des  Hauses  Hohenlohe :  Beitrag  zu  ders.     194  fi". 

Geschichte  des  Schürstab'schen  Hauses  S.  526  in  Nürnberg:  Bei- 
trag zu  ders.     42  f. 

Geschichte  der  Künstlerfamilie  Lindenast :  Beitrag  zu  ders.    304. 

Geschichte  Ludwigs  des  Bayers:  Beitrag  zu  ders.     303 f. 

Geschichte  des  Reichstags  von  Augsburg,  1530 :  Beitrag  zu  ders. 
299  ff. 

Geschichte  des  Schlosses  Schwarzenberg  :  Beitrag  zu  ders.     230. 

Geschichte  der  Nürnberger  Stadtbibliothek  :  Beitrag  zu  ders.    161  f. 

Handbüchse,  Tannenberger,  im  german.  Museum  (mit  Abb.)   119  f. 


Alphabetisches  Kegister  zum  Anzeiger  inr  Kuude  der  deutscheu  Vorzeit. 


Handschriften  der  k.  u.  Universitäsbibliothek  zu  Breslau ;  Aus- 
züge aus  dens.     14  S.,  39  ff. 

Hannover,  s.  Funde. 

Heil-  und  Segenssprüche,  mittelalterliche.     226  ff. 

Hohenlohe,  s.  Geschichte. 

Hohsehnitzarheiten  in  der  Schiofskapelle  zu  Büdingen.     303. 

Interim,  das  Augsburger  von  1548,  s.  Weilsenburg. 

Jamnitser,  Wenzel,  s.  Tafelaufsatz. 

Kammergericht,  kaiserl. ,  s.  Appellation. 

Kirchenschatz,  der  Gandersheiraer.     345  ff. 

Klage  über  das  Alter.     131  ff. 

Kienkok,  Johannes,  wider  den  Sachsenspiegel.     288  ff. 

Kohlenbecken,  messingenes,  v.  16.  Jahrh.  (m.  Abbild.)     347  ff. 

Krieg,  der  bayerische,  1504  :  Beitrag  zu  dems.     191  If. 

Kunstsammlung,  die  städtische,  zu  Bamberg.     353  ff. 

Leicester,  Graf  Robert,  s.  Brief. 

Leichenfeld  aus  vorchristlicher  Zeit  bei  ßohlsen.     245  f. 

Liebesbrief,  burlesker.     133  f. 

Lindau,  s.  Beschreibung. 

Lindenast,  Künstlerfamilie,  s.  Geschichte, 

Lösung  des  Räthsels  auf  Sp.  74.     133. 

Lübeck,  s.  Todtentanz. 

Ludwig  der  Bayer,  s.  Geschichte. 

Lüneburg,  s.  Silberschatz. 

Luther,  s.  Epitaph. 

Maerlant,  Jacob  van:  Rymbybel,  s.  Bruchstücke. 

Mag,  Arnold,  u.  seine  Tochter,  Peter  Vischer's  Schwiegertöchter. 
127  ff,  165  ff.,  187  ff. 

Maximilian  I.,  Kaiser,  s.  Gedicht. 

Mefskclch,  romanischer,  nebst  Patene  im  german.  Museum  (mit 
Abbild.).     162  ff. 

Modelle  alter  Erzgul'swerke  in  Nürnberg.     302. 

Mülich,  Peter,  Stückgielser  in  Nürnberg.     222. 

Münster:  Bischof  Christoph  Bernhard,  s.  Briefe. 

Münzen,  romische,  s.  Funde. 

Museum,  germanisches,  s.  Bruchstücke,  s.  Handbüchse,  s.  Koh- 
lenbecken, 8.  Mel'skelch,  s.  Seidenstoff,  s.  Sündenwäsche,  s. 
Thonwaaren. 

Nürnberg,  s.  Chronik,  s.  Modelle. 

Nürnberg:  kgl.  Archiv.     62  ff.,  215  f. 

Nürnberg:  Schürstab'sches  Haus  S.  526,  s.  Geschichte. 

Nürnberg:  Stadtbibliothek,  s.  Geschichte. 

Orakel  fragen  u.  Wassersegen.     262  ff. 

Ordnung  die  man  haldet  so  man  ainen  kunig  gesegent  vnd  krö- 
net etc.     313  ff. 


Orlamündc,  s.  Flurnamen. 

Osnabrück,  s.  Funde. 

Eäthsel,  arithmetische.     249  ff. 

Eäthsel,  drei  lateinische,  des  Mittelalters..    360. 

Reichskleinodicn,  s.  Futterale. 

Heime,  lateinische,  des  Mittelalters.     96  ff. 

Bheinpfals,  s.  Flurnamen. 

Runen,  s.  Anfrage. 

Sachsenspiegel,  s.  Kienkok. 

Schtvarsburg :  Graf  Günther  XLI.,  s.  Brief 

Schwarsenberg :  Schlofs,  s.  Geschichte. 

Schweden:  König  Erich  XIV.,  s.  Brief. 

Schweine-  und  Hundesegen.     43  ff'. 

Seidenstoff  des  15.  Jahrh.  im  german.  Museum  (mit  Abbild.)    264. 

Siebeneich,  Bischof  v. :  s.  Anfrage. 

Sigmaringen,  s.  Archiv. 

Silberschatz  in  Lüneburg.     72  ff. 

Simon  v.  Homburg,  s.  Briefbuch. 

Sphragistik,  s.  Aphorismen. 

Sprichwörter.     217  ff. 

Sprichwörterkunde  :  Beitrag  zu  ders.     352  f. 

Sprüche,  alte.     16. 

Stadtrecht,  Wiener.     153  ff. 

Stofsseufzer  eines  humanistischen  Theologen  des  16.  Jahrh.   193  f. 

Sündenwäsche,  die  (mit  Abbild.).     359. 

Tafelaufsatz,  verschollener,  von  Wenzel  Jamnitzer.     318  fl". 

Thonwaaren,  buntglasierte,  des  15. — 18.  Jahrh.  im  german.  Mu- 
seum (mit  Abbild.).     121  ff.,  185  ff'.,  222  ff.,  281  ff.,  321  ff". 

Todtentanz,  Lübecker,  vor  seiner  Erneuerung  im  J.  1701.     158  ff. 

Trachtenbücher ,  fünf  der  ältesten,  u.  ihr  Verhältnil's  zu  einan- 
der.    197  ff'. 

Verse  gegen  die  Weiber.     255  ff. 

Vischer,  Peter,  s.  Mag. 

Volksbelustigung  während  des  Reichstages  zu  Augsburg  1530.    45  f. 

Wachstafeln  in  der  St.  Galler  Stiftsbibliothek.     78  f. 

Walburg,  die  heilige,  als  deutsche  Gaugöttin  in  der  Kunst  des 
16.  Jahrh.  (mit  Abbild.).     65 ff. 

Walburg,  die  heilige,  s.  Darstellung. 

Wassersegen,  s.  Orakelfragen. 

Weiber,  s.  Verse. 

Weidel,  Caspar,  Buchführer  zu  Nürnberg.     285  ff. 

Weifsenburg  im  Nordgau   u.  das  Augsburger  Interim  1548.     91  ff. 

Weltausstellung  in  Wien.     275  ff. 

Wien,  s.  Congrefs,  s.  Stadtrecht,  s.  Weltausstellung. 

Zauberkraft  des  Agnus  Dei.     199  f. 


II.  I<iteratur  -  .^nzpigfon. 


Bach,  Max,  Musterbuch  für  Zeichner  etc.     371  f. 

Blätter  für  Kunstgewerbe,  redig.  v.  V.  Teirich.     369  ff. 

Cramer,  J. ,  die  Grafschaft  Hohenzollern.  Ein  Bild  süddeutscher 
Volkszustände,  1400—1850.     115  f. 

Dammann,  C. ,  anthropologisch-ethnographisches  Album  in  Photo- 
graphien.    335  f. 

Ueber  den  Einfiufs  der  Feuerwaffen  auf  die  Taktik.     86. 

Ellger,  Carl  von,  Kriegswesen  u.  Kriegskunst  der  schweizerischen 
Eidgenossen  im  XIV.,  XV.  u.  XVI.  Jahrh.     309. 

Geschichtsquellen  der  Provinz  Sachsen  und  angrenzender  Ge- 
biete.    53  fl'. 

Gfrörer ,  Aug.  Fr.,  Geschichte  Venedigs  von  seiner  Gründung  bis 
zum  Jahre  1084.     115. 

Crrotefend,  H.,  Handbuch  der  historischen  Chronologie  des  deut- 
schen Mittelalters  u.  der  Neuzeit.     141  ff. 

Handelmann,  Heinrich,  die  amtlichen  Ausgrabungen  auf  Sylt  1870, 
18il  u.  1872.     272  f. 

Heusler,  Andr.,  der  Ursprung  der  deutschen  Stadtverfassung.   273  f. 

Janssen,  Johannes,  Frankfurts  Reichscorrespondenz  nebst  anderen 
verwandten  Aktenstücken  von  1376 — 1519.     145  ff. 

Kraus,  F.  X.,  die  christliche  Kunst  in  ihren  frühesten  Anfängen.  57  f. 

Kreyfsig,  F.  A.  Th.,  unsere  Nordostmark.     116  f. 

Kugler,  Bernhard,  Christoph,  Herzog  zu  Wirtemberg.     113  f 

Die  Kunst  im  Gewerbe,  redig.  v.  E.  Oppler.     369  ff. 

Das  Kunsthandwerk,  hgg.  v.  Bucher  u.  Gnauth.     309  ff. 

Lochner,  Georg  VVoIfg.  Karl.  Geschichte  der  Reichsstadt  Nürnberg 
zur  Zeit  Kaiser  Karl's  IV.  1347—1378.     273. 


Luchs,  Hermann,  schlesische  Fürstenbilder  des  Mittelalters.     211. 

Mantels,  W.,  s.  Milde,  C.  J. 

Meyer,  Christian,  das  Stadtbuch  von  Augsburg,  insbesondere  das 
Stadtrecht  vom  J.  1276.     29. 

Milde,  C.  J.,  u.  W.  Mantels,  der  Todtentanz  in  der  Marienkapelle 
zu  Lübeck.     144  f. 

Müllenhoff,  K. ,  u.  W.  Scherer,  Denkmäler  deutscher  Poesie  und 
Prosa  aus  dem  VHI.— XII.  Jahrh.     209  ff. 

Quitzmann,  E.  A.,  Die  älteste  Geschichte  der  Baiern  bis  zum 
Jahre  911.     372  f. 

Bedtenb acher,  Rudolf,  Beiträge  zur  Kenntnifs  der  Architectur  des 
Mittelalters  in  Deutschland.     28  f. 

Billiet,  Albert,  der  Ursprung  der  schweizerischen  Eidgenossen- 
schaft.    2.  Aufl.     27  f. 

Bitter,  L.,  malerische  .Ansichten  von  Nürnberg.     178  f. 

Stieve,  Felix,  die  Reichsstadt  Kaufbeuren  und  die  baierische  Re- 
staurationspolitik.    177  f 

Thausing,  Moriz,  Dürer's  Briefe,  Tagebücher  u.  Reime  nebst  ei- 
nem Anhange  von  Zuschriften  an  u.  für  Dürer.     56  f. 

Vionnet,  Paul,  les  monuments  prehistoriques  de  la  Suisse  oociden- 
tale  et  de  la  Savoie.     56. 

Vischer-Hezifsler,  W.,  das  Karthäuserkloster  und  die  Bürgerschaft 
von  Basel.     85  f. 

Wegelc,  Franz  X.,  Friedrich  der  Freidige,  Markgraf  v.  Meifsen, 
Landgraf  v.  Thüringen,  u.  die  Wettiner  seiner  Zeit  (1247 — 
l;i25).     269  ff. 

Zeitschrift  für  deutsche  Kulturgeschichte.    61  f 


Nürnberg".  Das  Abonnement  des  lUat- 
tes,  welches  alle  Monate  ereclieint,  wird 
ganzjährig  angenommen  und  beträgt  nach 
der  neuesten  Postconveution  bei  allen  Post- 
ämtern und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oesterreicha  3  fl.  36  kr.  im  24  fl.-Fuls 
oder  2  Tlür.  preuis. 

Für  Frankreu-h  abonniert  man  in 
Paris  bei  der  deutscheu  Buchhandlung  von 
F.  Küncksieck,  Nr.  11  rue  de   Lille;     für 


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Nene  Folge. 


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England  bei  WiUiams  &  Norgate,  1-s  Hen  - 
rietta-Street  Covent  -  Garden  in  London  ; 
für  Xurd-Amerika  bei  den  Postämtern  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  für  das  german.  Museum  be- 
stimmten  Sendungen  auf  dem  Wege  dos 
Buchhandels  werden  durch  den  Commis- 
sionUr  der  literar.-artiet.  Anstalt  des  Mu- 
seums, F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


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Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


1873. 


j\n. 


Jaunar. 


Wissenschartliclie  Mttheilungeii. 


Zwei  zu  den  deutschen  Reicliskleinodieu  gehörige 
Futter.ale. 

Kaiser  Karl  IV.  war  ein  sorgsamer,  ordnungsliebender 
Fürst.  Wie  er  durch  die  goldene  Bulle  die  Verfassung  des 
Reiches  und  die  Kaiserwahl  ordnete  und  das  Ceremoniale  fest- 
stellte, so  sorgte  er  auch  für  die  Aufbewahrung  der  Reichs- 
kleinodien, für  die  er  lederne  Futterale  machen  liefs,  welche 
die  einzelnen  Stücke  einschlössen.  Die  Mehrzahl  dieser  Fut- 
terale ist  heute  noch  bei  den  Kleinodien  in  der  Wiener  Schatz- 
kammer. Wie  aber  bei  deren  Flucht  aus  Nürnberg  einzelne 
Stücke  der  Kleinodien  verloren  gegangen  sind,  so  offenbar  auch 
einige  Futterale.  Das  germanische  Museum  war  vor  nunmehr 
etwa  drei  Jahren  so  glücklich,  in  München  eine  grofse  vier- 
eckige Schachtel  nebst  Deckel  zu  finden,  deren  Besitzer  sie 
längst  verschiedenen  deutschen  Museen  zum  Kaufe  ange- 
boten hatte,  ohne  dafs  bei  dem  etwas  defecten  Zustande  eines 
sich  hätte  entschliefsen  können,  das  Stück  zu  kaufen,  für  wel- 
ches die  Summe  von  80  fl.  allerdings  hoch  erscheinen  mufste, 
wenn  man  die  Bedeutung  des  Stückes  nicht  kannte.  Wer  aber 
die  bei  den  Reichskleinodien  befindlichen  Futterale  Karl's  IV., 
sowie  das  übereinstimmende  Futteral  zur  böhmischen  Krone  ge- 
sehen, konnte  keinen  Augenblick  im  Zweifel  sein,  dafs  hier  eine 
Reliquie  des  deutschen  Reichs  feilgeboten  werde.  Somit  war  das 
Stück  eine  würdige  Acquisition  für  das  germanische  Museum.  Es 
ist  eine  rechteckige  Schachtel  von  44  cm.  Breite  und  jetzt  noch 
63  cm.  Länge,  nachdem  von  der  Schachtel  sammt  Deckel  ein 


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Ende  abgesägt  ist,  das  ungefähr  10  cm.  betragen  haben  mag;  sie 
hat  sammt  dem  Deckel  eine  Höhe  von  ungefähr  10  cm  *).  Die 
Schachtel  wie  der  Deckel  ist  aus  dünnen  Holzbrettchen  zu- 
sammengefügt, innerlich  mit  weichem,  rothgefärbtem  Kalbleder 
ausgefüttert,  äurserlich  mit  sprödem,  rothbraunem  Leder  be- 
klebt, in  welches  ringsum  an  den  Seiten  der  Schachtel  wie 
des  Deckels  je  eine  einfache  Reihe  schräg  gestellter,  grofser  Blät- 
ter eingeschnitten  ist,  die  verschiedenen  Charakter  zeigen,  bald 
an  Lorbeer,  bald  an  Eiche  erinnern,  bald  so  in  Reminiscenzen  an 
den  romanischen  Stil  stilisiert  sind,  dafs  sie  einer  bestimmten 
Gattung  nicht  mehr  zugezählt  werden  können.  Die  Oberseite  des 
Deckels  ist  reich  geschnitten.  Ihre  Darstellung  geben  wir  in 
Fig.  1.  Ein  senkrechter  Streifen  t heilt  sie  in  zwei  Theile; 
man  sieht  jedoch  noch,  dafs  das  zum  gröfsten  Theile  abgesägte 
obere  Ende  einen  breiten  Fries  bildete,  der  über  beide  Ab- 
theilungen weggieng.  Unmittelbar  unter  diesem  Friese  sind 
sechs  ZeUen  Schrift  in  Majuskeln  eingeschnitten,  die,  über  beide 
Abtheilungen  weggelesen,  folgendermafsen  lauten : 

*  SALVATOR  •  MVNDI   •   SALVA  •  NOS 
QVIA  •  PER  •  CRVCEM  •   ET   •  SANGÜVINEM 
REDEMISTI  •  NOS  •  AUXILLiRE  •  NOBIS  •  TE 
CAMUR  •  DEUS  •  NOSTER  • 

Darunter  sind  zwei  glatte  Wappenschilde  eingeschnitten; 


OMNES  • 
TÜVM  • 
DEPRE- 


*)  Die  Formen  sind  nicht  scharf,  die  Kanten  abgerundet,  die 
Bretter  geworfen,  so  dafs  die  Dimensionen  nicht  ganz  genau  ange- 
geben werden  können. 


y-^ 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


Fig.  1. 


nnter  jedem    ein    phantastisches  Thier    mit   zwei  Beinen,    aus 
dessen  Kachen  eine  Laubranke  sich   schlingt.     Das    Ornament 
des  Deckels  ist  bemalt; 
die  Randeinfassung  roth 
zwischen  zwei  lichtblau- 
en Streifen;  die  Thiere 
lichtblaugrün,  das  Laub- 
werk  grün;    gelbe   und 
rothe  Linien  geben  noch 
eine  weitere  Zeichnung 
in  den  Thier-  und  Laub- 
werken.    Die  zwei  Rän- 
der des  mittleren  Strei- 
fens sind  hellblau,  ebenso 
das  Rankenwerk  in  die- 
sem aufsteigenden  Frie- 
se; die  Blätter  sind  roth. 
Dieselbe    Farbe   zeigen 
die  Buchstaben  der  In- 
schrift.   Auf  den  beiden 
Wappenschilden  ist  (he- 
raldisch) rechts :  der  ein- 
köpfige  schwarze  Adler 
mit  rother  Zunge,   auf 
schwefelgelben      Grund 
aufgemalt ,   links  :   weil's 
mit  schwarzen  Conturen 
der  böhmische  Löwe  auf 
rothem  Grunde.  DieBe- 
malnng  hat  schon  stark 
gelitten,    so   dafs    z.  B. 
vom  Adler  nur  mit  Mühe 
sich  mehr  als  der  Kopf, 
der    Schwanz    und    die 
Füfse   erkennen   lassen. 
Der  Grund  hinter  Schrift 
und  Ornament  zeigt  die 
dunkle   Farbe    des   Le- 
ders.   Das  Leder  ist  da- 
selbst gerauht  und  zwar 
im  Mittelfriese  und  hin- 
ter   der    Schrift    durch 
gekreuzte      Strichlagen, 
die  mit  dem  Messer  ein- 
geschnitten sind ,  hinter 
den   Thieren    und   dem 
Ornament  durch  unend- 
lich viele,  mit  der  Bunze 
gehauene  Punkte.     Von 

dem  obern  Friese  sind  noch  die  Fufsspitzen  zweier  ähnlicher 
Thiere  erhalten,  wie  sie  unten  sind,  aus  denen  deren  Stellung 
sich  ergibt,  sowie  die  Ausläufe  von  Ornamenten,    Interessant 


ist  die  Andeutung  der  kleinen  Pflänzchen  zwischen  den  Füfsen 
dieser    beiden  Bestien.     Der   Deckel   liel's    sich    ganz   von   der 

Schachtel  abheben,  wur- 
de jedoch  .später  durch 
zwei  ziemlich  rohe,  ei- 
serne Bänder  und  ein 
Schlols  daran  befestigt; 
das  obere  Band  trägt 
die  Jahreszahl  1497. 
Bänder  und  Schlofs  mufs- 
ten  abgenommen  werden, 
da  erstere  die  Zeichnung 
des  Deckels  beeinträch- 
tigten ;  doch  läfst  sich 
daraus,  dafs  wol  beide 
in  ziemlich  gleicher  Ent- 
fernung von  beiden  En- 
den befestigt  worden 
sind,  und  das  Schlofs 
jedenfalls  etwa  die 
Mitte  bildete,  erkennen, 
wie  lange  ungefähr  das 
Stück  gewesen  sein  mufs, 
das  abgeschnitten  wor- 
den ist.  Wir  sind  da- 
her gewifs  nicht  wesent- 
lich ine  gegangen  bei 
der  Ergänzung,  die  wir 
an  unserer  Zeichnung, 
(Tig.  1)  vorgenommen 
haben. 

Nachforschungen  über 
die  Schicksale ,  welche 
das  Stück  erfahren  und 
wie  es  von  den  Reichs- 
kleinodien weggekom- 
men ist,  haben  uns  we- 
nig Aufldärung  gegeben. 
Der  Grofsvater  eines 
Vorbesitzers  soll  aus 
Nürnberg  nach  München 
übergesiedelt  sein  und 
diese  Reliquie  wahr- 
scheinlich mitgebracht 
haben.  Durch  die  Bän- 
der zusammengehalten 
und  das  Schlofs  ver- 
schlossen, diente  der  Ka- 
sten, nachdem  sein  Ende 
abgesägt  war,  einem  Drechsler,  um,  neben  der  Drelibank  ste- 
hend, die  herabfallenden,  noch  brauchbaren  Beinabfälle  aufzu- 
nehmen;  dort  will  ihn   der  letzte  Verkäufer  gefunden  und  als 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


Alterthura  erworben  haben,  ohne  die  Bedeutung  des  Stückes  zu 
erkennen,  bis  er  von  uns  aufmerksam  gemacht  wurde.  Er  hielt 
es  aber  für  „byzantinisch"  (in  süddeutschen  Künstlcrkreisen 
noch  immer  den  romanischen  Stil  bezeichnend)  und  deshalb 
für  „uralt"  und  setzte  den  Preis  für  das  schon  stark  mitge- 
nommene Stück    so  hoch   an.     Ob  die  Erzählung  richtig,  kün- 


Fig 


nen  wir  nicht  prüfen.  Welches  Stück  der  Eeichskleinodien 
aber  sollte  die  Schachtel  ursprünglich  umfassen  ?  Wohl  jeden- 
falls eines  der  Gewänder,  und  da  scheint  uns  der  Gröfse  nach 
nur  etwa  die  dunkelpurpurne  Tunica  mit  den  goldgestickten, 
rothen  Rändern,  höchstens  etwa  die  Alba  hinein  zu  passen ;  die 
sogen.  Adlerdalmatica  oder  gar  das  Pluviale  mochte  zu  grofs 
sein.  Vielleicht  auch  sollten  die  kleinen  Stücke,  wie  Strümpfe, 
Gürtel,  Stola  u.  A.  in  die  Schachtel  gelegt  werden,  die,  wie 
oben  angedeutet,  erst  am  Schlüsse  des  15.  Jhdts.  verschliefs- 
bar  gemacht  wurde. 


Das  in  Fig.  2  abgebildete  Futteral  umschlofs,  wie  das 
Aeul'sere  zeigt,  einen  Reichsapfel.  Es  befanden  sich  deren  meh- 
rere bei  den  Reichskleinodien,  so  dafs  sich  nicht  angeben  läfst, 
für  welchen  es  ursprünglich  bestimmt  wurde.  Es  war,  als  die 
Reichskleinodien  aus  Nürnberg  gcHüchtct  wurden,  in  der  hie- 
sigen heiligen  Geistkirche  zurückgeblieben  und  wurde  vor  eini- 
gen Jahren  von  der  Kirchenverwaltung  dem  Museum  über- 
geben. Es  besteht  aus  einer  etwas  in  die  Höhe  gezogenen 
Kugel  auf  niedrigem  Fufs,  die  sich  in  der  Mitte  öffnet.  Die 
den  Deckel  bildende  Hälfte  hat  einen  hohen,  schmalen  Aufsatz, 
in  welchen  das  Kreuz  eingeschoben  wurde.  '  Gehre  rings  um 
beide  Theile  gestatten  das  Durchschieben  eines  Riemens,  der, 
zugebunden,  das  Futteral  verschlofs.  Das  ganze  Futteral  hat 
eine  Höhe  von  27  cm.,  die  Kugel  einen  Durchmesser  von 
10,5  cm.  Es  ist  mit  eingeschnittenen  Ornamentranken  bedeckt. 
Auf  jeder  Seite  des  Deckels  ist  ein  Wappenschild  auf  die  Ku- 
gel geschnitten.  Die  Ranken  sind  offenbar  ohne  Vorzeichnung, 
sehr  frei,  skizzenartig  angeschnitten,  ohne  dafs  sich  die  Linien 
stets  berühren  und  schliefsen;  der  Grund  hinter  den  Ranken 
ist  gepunzt.  Auf  der  Fufsfläche  ist  die  Jahreszahl  1457  ein- 
geschnitten. Die  Anfertigung  fällt  also  in  die  Zeit  Fried- 
rich's  IV.  Das  Leder  ist  glatt,  schwarz  gefärbt.  Das  Innere 
ist  auch  hier  mit  weichem,  rothem  Leder  gefüttert. 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 


Aus  dem  Srief  buche  des  3Ielster  Simou  vou  Homburg. 

L 

Diese  Handschrift,  Cod.  152  der  Lübecker  Stadtbibliothek, 
hat  mir  schon  zu  mehreren  Mittheilungen  Stoff  gewährt:  1851 
im  Notizeublatt  der  Wiener  Akademie,  S.  382—384,  185i  in 
der  Abhandlung  über  Briefsteller  des  Mittelalters  im  Archiv 
der  Wiener  Akademie,  Band  XIV,  und  1872  in  der  Germania 
XVII,  181 — 190.  Der  sehr  reiche  Inhalt  ist  aber  dadurch  nur 
wenig  berührt  worden.  Eine  Handschrift,  welche  sich  früher 
in  der  Amploniana  zu  Erfurt  befand  (Pertz'  Arch.  VIII,  270) 
hat  fast  denselben  Inhalt  gehabt,  und  da  auch  diese  aus  Erfurt 
stammt,  habe  ich  sie  früher  für  identisch  gehalten;  doch  ist 
wol  nur  die  eine  aus  der  andern  abgeschrieben.  Den  Anfang 
bildet  die  Briefsammluug  Trausmunds  von  Clairvaux  aus  dem 
12.  Jahrb.  (vgl.  Rockinger  über  Formelbücher  S.  148),  welche 
jedoch  mit  vielen  späteren  Stücken  gemischt  ist.  Aus  dieser 
theile  ich  hier,  wo  auf  den  geschichtlichen  Gehalt  der  Hand- 
schrift einzugehen  kein  Raum  ist,  einen  Brief  mit  (f.  30),  der 
wol  noch  in  unserer  Zeit  manchen  verwandten  Anklang  wecken 
kann,  nämlich  die  Klage  über  späte  Wiedergabe  eines  entlie- 
henen und  obendrein  auch  noch  schlecht  behandelten  Buches. 
Der  Wunsch,  ein  zweites  Buch  geliehen  zu  erhalten,  findet  ver- 
dienter Weise  keine  Berücksichtigung ;  im  Gegentheil  wird  ein 
noch  zurückbehaltenes  Buch  eingefordert. 


Anzeiger  für  Kunde  der  dentscheu  Vorzeit. 


Invectiva  ad  amicum  qiii  male  custodivit  librum 
sibi  accomodatiim. 

Gravis  iactura  est  et  pluribus  honusta  dispendiis,  cam  ea- 
tenus  dampnum  rei  temporalis  incurritur,  ut  et  ipsa  caritatis 
simplicitas  deludatur;  quod  ideo  dicimus,  quia  librum  quem 
remisistis,  nimio  neglectu  pessumdatum  et  stillicidii  alluvione 
complutum,  cum  incaute  servassetis,  cautissime  remisistis.  Pro- 
curantes  videlicet  cum  portatore  ipsius,  ut  eum  noctu  tradeiet, 
et  ipse  ante  lucem  in  crastinum  causa  nondum  cognita  pertrans- 
iret :  quasi  non  ßufficeret,  quod  iniuriam  dampni  dati  seroti- 
nns  hospes  obtulit,  nisi  denuo  confidentiam  nostram  fuga  red- 
deret  improvise  festinacionis  illusam;  querens  adhuc  ille  alium 
a  nobis  recipere  librum,  qui  priorem  dimiserat  sub  tali  ludifi- 
cacione  confusum,  Licet  ergo  pro  illa  que  omuia  sustinet  cari- 
tate,  preteritam  ad  presens  dissimularemus  offensam,  similia 
tamen  a  simili  formidantes,  librum  alium  quem  habetis  ex  nostris, 
confestim  nobis  voluraus  resignari.  Scientes  eura  pocius  in  se 
retorquere  periculum,  qui  experiencia  precedentis,  futuri  non 
declinat  infortunia  detrimenti. 

II. 

Für  die  Geschichte  der  Musik  und  ihrer  Pflege  erscheint 
die  Einladung  nicht  unwichtig,  welche  in  einer  als  „Epistole 
Gruningers"  bezeichneten  Sammlung  (f.  59  v.)  ein  Schulmeister 
an  einen  Collagen  richtet,  das  bevorstehende  Fest  der  h.  Ka- 
tharina durch  eine  gemeinsame  musikalische  Aufführung  zu 
feiern.  Die  h.  Katharina  galt  ja  als  die  Schützerin  der  christ- 
lichen Gelehrsamkeit ;  ich  erinnere  nur  an  den  von  Stephan  in 
den  Neuen  Stofflieferungen  1846  aus  Mühlhausen  mitgetheilten 
Ludus  de  b.  Katerina.  Unsere  Sammlung  scheint  aus  Erfurt 
zu  stammen,  und  vielleicht  lassen  sich  auch  die  constabiles  aus 
dortigen  Verhältnissen  erklären. 

J.  regens  scole  istius  vel  istius,  quem  scientifica  recommen- 
dat  industria,  viro  multura  honorando,  rectori  tali  vel  tali,  in- 
tegerrime  vinculum  dilectionis  una  cum  constantis  fidelitatis 
obsequio  sedule  prelibatis  (sie).  Tunc  amicicie,  virtutis  claris- 
sime,  robur  invalescit,  cum  alterutrum  se  diligcncium  alter  al- 
terius  condignis  peticionibus  äcquiescit.  Hinc  est,  fautor  ac 
amice  mi  humilius  honorande,  (quod)  vestre  dilectioni  presen- 
cium  serie  innotesco,  quia  ogo  una  cum  ceteris  mcis  conbur- 
salibus  ob  eximie  virginis  Katherine  ac  celestis  rosigere  festi- 
vitatem  solempnem,  eciam  ex  quorundam  constabilium  auxilio, 
convivium  ordinavi,  proponens  predictam  festivitatem  solem- 
pnizare  cantibus  ac  organis  amorem  ob  ipsius.  Quare,  fautor 
ac  amice  mi  sincerius  diligende,  vestre  honorabilitati  humilimo 
rogatu  supplico  predevote,  quatenus  una  cum  vestris  mclioribus 
quos  habere  potestis  cantoribus,  predicte  solempnitati  velitis  In- 
teresse, ut  tamen  velud  ipsa  apud  Cristum  suis  meritis  in  celis 
iam  triumphans,  a  nobis  suis  precibus  paupertatis  molem,  falsi 
quoquc  criminis  abiectionem  potest  ammovere,  ita  nos  terrigene 
condecentes  ei  laudes  persolvamus.  Hoc  agentes  me  vestris 
beneplacitis  firmiori  nexu  kathenatis. 


III. 
Zwischen  verschiedenen  fingierten   und  wirklichen  Briefen 
findet  sich  in  unserer  Handschrift  f.  79  v.  ein  Bittgedicht  von 
armen  Schülern   an    einen  vornehmen  Herrn    eingetragen,  wie 
sich  dergleichen  nicht  selten  finden.     Die  ersten  beiden  Zeilen 
machen  offenbar    einen  Anspruch,   Hexameter  zu  sein,    welche 
denn  freilich  aller  Metrik  Hohn  sprechen.     Es  lautet: 
Scolares  pauperes  supplicantes  elemosinam 
a  quodam  domino  ricmatice 

Salve  flos  florum,       virtutis  culmeu  bonorum  ! 

Dat  vobis  hoc  scriptum      conventus  scole  sociorum. 

Prout  advenistis,      eorum  spem  valde  auxistis. 

Ad  vos  miserunt,      pro  deo  munera  querunt, 

In  scolis  iacentes,       magnum  defectum  pacieutes. 

Ordo  quorum  durus,      nam  paupertas  murus. 

Habent  enim  claustrum      super  boream  et  austrum, 

Et  licet  detestabile,       tamen  inexpugnabile. 

Aliis  est  durior,       et  omnibus  securior. 

Primo  quam  Bernardinus,       secundo  quam  Celestinus, 

Ymmo  si  phas  est  dicere,       plus  quam  Franciscinus. 

Nam  ipsi  carent  pane,      vespere  que  de  mane : 
Sic  fames  atque  sitis     eos  valde  cruciat,     ut  credo  bene  scitis. 

Hinc  petunt  instanter       vestrum  donum  gratulanter, 

Ut  aperiatis  bursara,      eorum  tollende  miseriam. 

In  sacris  enim  scribitur :       date  nunc  et  dabitur, 

Nobis  hie  in  terra,      vobis  in  cell  curia. 

Sigillo  credatis,       ut  eos  in  memoria  habeatis, 
Dantes  eis  munus,     quod  vobis  retribuat,     qui  trinus  est  et  unns. 

Socii  scolastici    paupertati  dediti    petentes  relevari. 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 

(Schlula  folgt.) 


Aus  einer  Besclireibiiug  der  Stadt  Lindau  von  1603 

im  III.  Theile  Roenich's,  Seite  11*). 

Nun  möcht  jetzt  einer  gern  mit  Wunder 
Wissen  wie  es  gestalt  jetztunder 
Mit  der  Stadt  ganz  durch  überall 
Von  jetzund  laufender  Jahrzahl 
5       Da  man  zählt  also  fürwahr 

Sechszehnhundert  und  zwei  Jahr 
Von  Gebäuden,  Thürn,  Vesten,  Pastei 
Und  sonst  noch  anders  mehr  dabei 
Ist  folgendermassen  zu  vernehmen 
10       Wie  man  zuerst  in  die  Stadt  thut  kommen 
Erstlich  der  Stadt  Eingang  thut  sein 
üeber  vorgemelt  lang  Brugg')  herein 


*)  S.  Anzeiger  1872,  Sp.  304. 

•)  Diese  alte,  steinerne  Brücke,  welche  74  Joche  hatte,  wurde 
1663  abgebrochen  und  dafür  eine  hölzerne  mit  85  Jochen  erbaut. 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


10 


Zu  Fufs  mit  Wagen  auch  mit  Rossen 

Vier  gewaltig  Thor  hats  da  beschlossen 
15       In  der  Mitt  ein  starker  Thurm'^)  zur  Hand 

Daselb  wird  das  Burgthor  genannt 

Auf  welchem  der  Schutzgatter''')  fest 

Verwahret  ist  aufs  aller  best. 

Der  Trumeter  halt  darauf  gut  Wacht 
20       Schaut  was  sich  zuträgt  Tag  und  Nacht 

Auch  unter  diesem  Thurm  mit  Namen 

Sind  geteilt  zwei  grofse  Stuck  Cartaunen 

Gleich  so  man  thut  in  die  Stat  neiugehen 

Sieht  man  gleich  die  Heiden mauer  stehen 
25       Daselbst  wird  es  zu  Schmieden  genannt 

Da  Schlosser,  Schmied,  Kefsler,  Wagner  Häuser  han 

So  man  dann  weiter  geht  fürbafs 

Da  folgt  das  Ort  der  Maurerstaad. 

Daselbst  thut  das  Zeughaus*)  stehn. 
30       An  vielen  Orten  sagt  man  davon 

Wer  daselbst  hinein  wird  geführt 

Sieht  er  es  ganz  lustig  geziert 

Thut  man  noch  weiter  fürbafs  gehen 

Da  thut  das  kaiserlich  Posthaus  stehen 
35       Nach  diesem  folgt  die  Fisch ergassen 

Der  Kalchhütten  Thans  nicht  zu  vergessen 

Dann  folgt  die  Barfüfser  Kirch*) 

Der  Brettermarkt  ist  da  zunächst 

Dabei  thut  das  Gerichtshaus^)  stehen 
40       Das  heifst  zur  neuen  Brugg  im  Eck. 

Darauf  folgt  die  Binderzunft  gar  schön 

Solche  beede  grofse  Häuser  bekannt 

Werden  die  Salzstädel")  genannt 

Dabei  die  Rofsmühl  thut  stehen. 
45       Von  dannen  thut  man  weiter  sehen 

Die  Schiefshütten^)  und  Burg^)  dastehen 

Nicht  weit  davon  das  Kronenthor 

Und  noch  fürbafs  das  Wachthausthor 

Im  See  da  steht  das  Jagdschiffhaus 


')  Erbaut  1253:  extructa  est  turris  alta.  illa  est  quadrata,  quae 
civiuin  fit,  das  Burgthor  vulgo  dicitur,  in  quo  1479  horologium 
primum  positum  est,  quae  in  Ao.  1546  via  relicta  quarta  altitu- 
dinis  suae  destructa  est. 

')  1255  errichtet. 

')  Wurde  1509  erbaut,  verbrannte  1720,  worauf  man  1721 
dasselbe  wieder  aufbaute. 

^)  An  der  Stelle  des  Wagenschupfens  der  Aebtissin  Euphemia 
erbaut  1241—1250. 

«)  1589—90  erbaut.     ')  1590—91  gebaut. 

°)  Kommt  bereits  1424  vor. 

')  Die  Grundmauern  aus  Römerzeit,  die  spätere  Befestigung 
von  1620;  sie  hieng  mit  der  Stadt  durch  einen  100  Schritt  langen 
Steg  zusammen.  Auf  ihr  stand  die  älteste  Kirche,  die  Aurelien- 
kajjelle,  später  Jakobskirche. 


50       Darnach  weiter  ins  Wasser  hinein 

Ist  eine  schöne  Burg  ummauert  fein 
Lustig  gepflanzt  mit  grünen  Linden 
Mit  spazieren  läfst  man  sich  da  finden 
Gemelte  Burg  ist  stark  und  fest 
55       Wie  ein  Pastei  aufs  allerbest 

Und  da  ein  Veind  herzu  wollt  rucken 
Da  kann  man  ihn  mit  grofsen  Stucken 
Ins  Wasser  naus  mit  solcher  Gwalt 
Begegnen  und  abtreiben  bald 
60       Dann  wann  ein  Schiff  damit  wird  troffen 
So  wird  dasselb  alsbald  zerbrochen 
Davon  mufs  es  zu  Boden  sinken 
Und  alles  was  darin  ertrinken 
Von  dieser  Burg  wieder  herum 
65       Geht  man  den  neuen  Tham  hiuum. 
Bis  zu  dem  Lurkenhaus  genannt 
Die  Schiff  stellt  man  allda  zu  Hand 
Die  Schiffahrt  an  diesem  Ort  thut  sein 
Da  fährt  man  stettig  aus  und  ein. 
70       Und  weiters  übers  Wasser  nüber 

Sieht  man  allda  zugleich  auch  wieder 
Ein  hohen  Thurm  alt  und  bekannt 
Der  Mangenthurm*)  ist  er  benannt 
Darauf  thut  stets  ein  Wächter  sein 
75       Wann  man  will  fahren  zur  Stadt  hinein 
Und  sieht  die  Schiff  im  Wasser  leiden 
Mit  der  Trommet  giebt  er  ein  Kreiden  ^) 
Von  diesem  Thurm  besser  hinan 
Thut  das  untere  Inselthor  stahn 
80       Und  alsdann  besser  fürhin 

Thut  das  obere  Inselthor  sin 
Von  diesen  zwei  Thoren  ich  sag 
Dafs  jedes  ein  aufziehend  Brugg  hab 
Da  der  Stadtgraben  hart  herum 
85       Das  Wasser  drein  vom  See  herkummt. 
Noch  fürbafs  an  der  Stadtmauer  entlang 
Kommt  man  zu  einem  festen  Thamra 
Allda  ein  runder  Thurm  bekannt*) 
Da  wirds  auf  der  Neue  genannt 
90       Gleichbald  und  noch  besser  hinummen 

Thut  man  zu  Kaisers  Zeughaus'*)  kummen 
Geht  man  dennoch  fürbafs  mit  Fleifs 
Kommt  man  zum  Thamm  im  Paradeis 
Gleichsam  an  einem  Eck  der  Stadt. 


')  Mangenthurm,  von  dem  auf  ihm  befindlichen  Wurfzeug.  Seine 
Erbauung  fällt  wol  in  die  der  ersten  Stadtmauer  1272,  ebenso  die 
des  Diebsthurms  (^).    ')  Signal ;  Schmeller  P  p.  1363. 

*)  Kaiser  Maximilian  I.  erbaute  dieses  Zeughaus  in  den  Jah- 
ren 1508  —  1526.  Sein  anfänglicher  Wunsch,  es  auf  der  Burg  zu 
errichten,  wurde  vom  Rathe  abgeschlagen. 


11 


Anzeiger  füi-  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


12 


95     Ein  festen  Thurm  es  allda  hat') 
Ganz  ruud  im  Wasser  steht  er  gar 
Mit  starkem  Geschütz  ganz  wohl  verwahrt 
Geht  man  noch  weiter  hinum 
Allda  sieht  man  wiederum 

100     Einen  gemauerten  starken  Thurm  iioch-j 
Und  dann  fürbal's  sieht  man  auch  noch 
Ein  starkes  Blockhaus  und  Wasserthor 
Die  lateinisch  Schul  steht  gleich  davor 
Geht  mau  dann  auch  noch  weiter  fort 

105     Ist  der  Spital  wie  ihr  mich  hört. 

Darnach  auch  der  Fledermausthamra 
Woher  er  nur  hab  diesen  Xam 
Vielleicht  wegen  eines  Thurms  dabei 
Der  sich  vergleicht  einer  Pastei, 

110     In  welchem  Thurm  man  strafen  thut 
Die  so  leben  im  Uebermuth 
Derselbe  ist  Fledermausthurm»)  genannt 
Den  unuuzen  Gesellen  wohlbekannt 
Darnach,  wenn  ich  noch  fürbal's  gang 

115     Folgt  wieder  ein  langer  fester  Thamm 
Bis  hinan  zu  einem  Eck  der  Stadt 
Allda  ein  vesten  Thurn  es  hat*) 
Angehängt  vast  an  der  Pastej^ 
Darauf  kann  man  sich  wehren  frei 

120     Beiderseits  zu  Land  und  Wasser 
Mit  grofsem  Geschütz  allermassen 
Dafs  nicht  der  Feind  bald  mit  Gwalt 
Etwas  von  diesem  Ort  erhalt 
Allda  heifst  mans  den  Zeughaus  Thamm 

125     Das  sind  die  Vesten  allesamm 

Ringsweis  um  diese  Stadt  herumm 

Noch  weiter  ich  jetzt  fürbafs  komm 

Da  in  der  Stadt  und  gar  darinnen 

Viel  steinerne  Brunnen  darinn  entspringen 

130     Der  füruehinst  Brunn  in  dieser  Stadt 
Einundzwanzig  Springrühren  hat-'') 
Derselbe  steht  am  Baumgarten  z'Hand 
Auch  da  die  zwo  Pfarrkirchen  stand. 
Noch  besser  zu  der  Stadt  hinein 

135     Am  Brodplatz  thut  das  Rathhaus^)  sein 


')  Losersthui'm.     *)  Krattlersthurin. 

')  Abgetragen  1614,  neu  errichtet  1617.  Stoffel  Werkeisen 
war  der  erste  Gefangene  in  ihm. 

*)  Siegelsthurm,  vielleicht  verderbt  aus  sinwel  =  rund. 

')  Errichtet  1601  an  Stelle  des  unter  den  Bauherren  Johann 
Bensperg  und  Adam  Mittler  1538  gebauten. 

*j  Von  dem  am  7.  März  1264  die  Stadt  verheerenden  Brande 
an  scheint  ein  Rathhaus  nicht  vorhanden  gewesen  zu  sein,  und 
wurden  die  Rathsverhandlungen  im  Barfüfserkloster  abgehalten. 
Erst  acht  Tage  nach  St.  Urban  1422  wurde  auf  dem  Brodplatz, 
an  der  Stelle  eines  dem  Ulrich  Gäi'sler  gehörigen  Weingartens  der 


Darin  ein  ehrsam  weiser  Eath 
Der  ganzen  Stadt  A^erwaltung  hat 
Allda  mit  Weisheit  und  Verstand 
Z'regieren  über  Stadt  und  Land 

140     Mit  Gricht  sammt  einem  grofsen  Rath 
Auch  ist  die  Stadt  noch  mehr  begabt 
Mit  Kirchen,  Schulen,  Policey 
Auch  hats  eine  schöne  Liberey 
Doctores  und  gelehrte  Leut 

145     Findt  mau  allda  zu  jeder  Zeit 

Gottshäuser  Spital  und  andre  Stift 
Ist  alles  in  guter  Ordnung  gricht 
Zu  spenden  aus  in  Mangels  Noth 
Giebt  man  aus  dem  ersparten  Vorrath. 

150     Auch  Bürgerschaft  und  ganz  Gemein 
Ist  ordentlich  ausgetheilet  fein 
In  neun  Theil  in  ganzer  Summen 
Wan  sie  sulleu  zusammen  kumen 
Jeder  an  sein  gewifs  Ort  bekannt 

155     Die  werden  die  Neun  Zunft  benant 

Die  Gfreyte  Gsellschaft  die  Ersten  seyu 
Aus  diesen  nimmt  man  allweg  Ein 
Zum  Bürgermeister  in  den  Rath 
Allzeit  es  diese  Ordnung  hat 

160     Und  wann  ihr  Zusammenkunft  thut  sein 
Kehren  sie  zu  dem  Süfzen  ein') 
Darnach  ein  ander  Zunft  bekant 
Wird  die  Schneiderzuuft  genant 
Die  dritt  ich  auch  erzähl  ingmein 

165     Dieselb  thut  der  Becken  zunft  sein 
Die  vierte  thu  ich  auch  bekennen 
Die  Binderzunft  thut  man  sie  nennen 
Und  dann  als  die  fünft  bekant 
Wird  wohl  der  Seh  mieden  zunft  benannt 

170     Die  sechste  sag  ich  auch  mit  Namen 

Die  Fischerzunft  kommt  da  zusammen 
Die  siebente  sieht  man  noch  darl)ei 
Sag,  dafs  der  Schuhmacherzunft  es  sei 
Noch  eine  drin  kommt  man  zusammen 

175     Die  Metzgerzunft  ist  sie  mit  Namen 
Die  letzte  Rebleutzuuft  mit  Nam 
Da  kommt  die  ganze  Baurscbaft  zusam 
W^tnn  solche  alle  zusammen  kommen 
Macht  es  der  Zahl  eine  grofse  Summen 


Bau  des  jetzt  ebenfalls  aufser  Gebrauch  gesetzten  Rathhauses  be- 
gonnen. 1540  wurde  es  mit  Gemälden  geziert,  1618  durch  Nico- 
laus Lindner  von  Nürnberg  die  Malereien  renoviert. 

')  Gebaut  1358,  nachdem  1357  in  Lindau  eine  neue  Zunft- 
ordnung eingeführt  worden.  Der  Befehl  Kaiser  Karl's  V.  (1551), 
die  Zünfte  aufzuheben,  ihre  Häuser  zu  verkaufen,  kam  hier  nicht 
zur  Durchführung,  indem  die  Binderzunft  1595,  die  Fischer  1562 
neue  Zunfthäuser  bauten. 


13 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


14 


180     Noch  mehr  kann  ich  nicht  unterlassen 
Wie  es  noch  mehr  folgendermasscn 
Beschaffen  sei  mit  der  Stadt 
Da  es  noch  viel  der  Häuser  hat. 
Aufserhalb  dem  Stadtgraben  weit 

185     Hat  es  noch  mehr  zu  dieser  Zeit 
Ein  Insel,  so  ist  der  Ort  genannt 
Die  Fischer  drinnen  ihr  Wohnung  hand 
Auch  Schiffmacher  und  Schiffuhrleut 
Die  z'Wasser  fahren  jede  Zeit 

190     Solche  Insel  ist  soweit  umgeben 

Mit  Gärten  und  mit  viel  Weinreben 
Ist  auch  ummauert  auf  das  best 
Mit  Pasteien  und  Tbürmen  fest 
Wie  die  verzeichnet  folgen  fein 

195     Der  erste  Thurm  das  Thor')  thut  sein 
Und  wie  maus  nennt  das  Lurkenhans 
Da  fährt  man  mit  den  Schiften  naus 
Darnach  so  ist  es  bafs  gesterkt 
Mit  dem  Huenlischen  Bollwerk''). 

200     So  man  weiter  hinum  thuet  gehen 

Da  thuet  des  Bönels  Bollwerk^)  stehen 
Geht  man  dan  noch  weiter  hinumen 
Thut  man  zu  einem  festen  Thurm  kommen 
Ganz  rund,  hoch,  unbeweglich  fest 

205     Mit  grofsem  Geschütz  verwalirt  aufs  best 
Wo  man  die  Insel  wollt  verletzen 
Kann  man  sie  aus  dem  Thurm  entsetzen 
Drum  dieser  gewaltig  Thurn  bekannt 
Wird  der  grüne  Thurn-*)  genant 

210     Von  diesem  TImrn  noch  bafs  hinan 

Thut  wieder  ein  starkes  Bollwerk  stau 
Doch  etwas  nieder  aber  fest 
Frei,  offen,  rund  verwahrt  aufs  best 
Drauf  schiefst  man  mit  grofsen  Stucken 

215     Wenn  der  Feind  wollt  nach  zu  herrucken 
In  Schiffen  auf  dem  Wasser  her 
Mit  Schiefsen  ist  man  ihm  gefähr 
Wie  man  denn  nennt  diesen  Ort 
Der  Krollen  Bollwerk^)  heifst  das  Wort 

220     Darnach  von  dannen  noch  hinfür 


225 


')  Feuchtbastion. 

')  Fischerthor,  erbaut  1564 ;  vor  ihm  war  eine  50  Schritte 
lange  hölzerne  Brücke ;  vor  dieser  auf  150  Schritte  die  Pallisaden. 

^)  Später  Fuchsloch. 

*)  Erbaut  1508 ;  „ist  der  äufserst  Thurm  bei  dem  Rondell  oder 
Pastei  (Honi)",  er  diente  zum  AVachtthurm  und  zum  Schutze  des 
Fischerthores  am  Insel -Hörn  (1562).  *)  Dieses  Bollwerk  wurde, 
nachdem  es  sehr  iu  Verfall  gerathen,  1614  durch  Esaias  Gruber 
um  400  fl.  wieder  hergestellt.  Den  Plan  dazu  machte  der  Stadt- 
hauptmann Matthias  Polan ;  das  Werk  fafste  200  Schützen  und 
5  Geschütze;  jetzt  Carlsbastion. 


Hat  es  der  Streichwehrenen  vier 
Die  eine  heifst  der  Schwedlisch  Garten 
Darin  thut  man  der  Feiude  auch  warten 
Noch  drei  übrig  Wehrenen  es  hat 
Die  langen  nächsthin  zu  der  Stadt 
An  den  Stadtgraben  daselbst  hinan 
Gleich  da  das  Paradies  Thanim  thut  stahn 
Von  dannen  die  Insel  hat  ihr  Endt. 
München.  Würdinger. 


Aus  Handschriften  der  k.  und  Universitätsbibliothek 
zu  Breslau. 

1.  II.  F.  23.     Formulare  Epistolarum  Officialium. 
Die  folgende  Anrede  bezieht  sich  auf  die  Schwangerschaft 
der  Königin  Hedwig  von  Polen,  Tochter  Ludwig's  des  Grofsen 
von  Ungarn  und  Gemahlin  Wladislaw's  II.  Jagello.     Sie  gebar 
übrigens  eine  Tochter  und  starb  im  Wochenbett  1401. 

F.  1  *.  Malus  dei  gracia  princeps  veris.  florum  domi- 
nus et  heres  ac  nature  minister  Vniuersis  et  singulis  principi- 
bus  Ecclesiasticis  et  secularibus,  Comitibus,  Baronibus,  nobili- 
brs  et  plebeijs  cuiuscur.que  status,  dignitatis  uel  eminencie 
fuerunt,  hominibus  vbicunque  ambitu  regni  Polonie  contentis, 
ad  quos  presentes  peruenerint,  fidelibus  suis  dilectis  Graciam 
et  benignitatis  continuum  incrementum.  Jam  prata  viridi 
amicta  vestitu,  jam  arua  ameiiitate  fauent 

Jamque  philomena  noue  celebrat  tripudia  lucis 
odas  mellici  carminis  ore  canens 
et  libens  ac  grata  sui  gutturis  Organa  pulsat 
sie  proprio  proprium  prcdicat  ore  deum 
jam  vniuersarum  condicio  reruni  quasi  renata  iocunda  leticie 
sollempnitate  munda  hilariter  blandiuntur,  hora  eciam  est  vos 
iam  de  sompno  surgere,  Jeo  gracias  agere  et  quanta  vobis 
diuinitus  quasi  prodigiose  missa  sunt,  conspicua  meditacione 
pensate.  Serenissima  itaque  princeps  domina  Hedwigis,  dei 
gracia  ludwici  quondam  reuis  Vngarie  nata,  Polonie  Re- 
gina, tot  annis  existens  sterilis,  quasi  labrusca  in  florem  exu- 
berans  et  velut  Oleaster  pro  desiderande  prolis  coucepte  mas- 
culine  videlicet  ut  arbitror  iam  turgescit  in  florem.  Que  dei 
cum  adiuforio  ad  regni  vestri  pallacia  vobis  taliter  expedit  in- 
vitare  vniuersaliter  singulis  et  singulariter  vniuersis:  0  regia 
proles ,  decus  polonorum,  metus  paganorum ,  multarum  expec- 
tacio  nacionum,  o  incomparabile  donum  cur  faciem  tuam  ab- 
scondis,  cur  vtero  delitescis?  an  aera  spernis?  veni  desidera- 
bilis  quem  expectabamus  in  tenebris  desideriorum ,  veni  coro- 
naberis.  Intende  suauiter  procede  fortiter  veni  vtiliter,  Suaui- 
ter  inquam  absque  materni  corporis  detrimento,  fortiter  hosti- 
bus  in  terrorem,  vtiliter  rei  publice  in  comodum  et  tutelam. 
Tempus  tue  natiuitatis  aduenit:  veni  coronaberis,  veni  ut  in- 
tueamur  te,  vt  per  te  noue  consolacionis  pociamur  vberibus,  vt 
te  peculiarem  nostrum  dominum  et  possessorem,  quem  interno 


15 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


16 


prestolamur  affectu,  sensibiliter  agnoscamus,  vt  per  te  iusticia 
quasi  niortificata  resurgat  et  edipsati  juris  suppleatur  defectus. 
diem  tue  natiuitatis  precedens  antieipa,  vt  consolacionis  bene- 
ficijs  preuenias  mentes  nostras ;  leges  limitum  nature  transgre- 
dere  egrediens  quam  in  orto  tuo  sompnolentam  esse  putamus. 
Te  itaque  dudum  nostra  vocabant  suspiria  et  esuriencium  re- 
quirebant  lamenta.  Te  ergo  insigne  dyadoma  polonorum  ex- 
pecta(t),  Te  sapremus  litwauie  invitat  principatus,  Te  vugaria 
manu  turcarum  perfida  lacessita  in  dominum  naturalem  anhe- 
lat,  Te  principes  in  dominum,  barones  in  regem,  populus  in 
preceptorcm  et  eciam  invitat  in  tutorem.  Tanto  etenim  dies 
tuos  et  gloriam  vvltus  tui  videre  desiderat  subiectorum  numero- 
sitas  nacionum,  quanto  te  de  fönte  regio  venustatis,  de  radice 
generöse  propaginis,  de  semine  parcntum  mire  virtutis  progres- 
surum  agnoscunt.  Ad  nostrorum  quippe  nemo  potest  addere 
plenitudinera  gaudiorum,  si  te  iam  audiremus  in  cunabulis  va- 
gientem,  si  denique  loquentem,  Si  taudem  regni  thabernacula 
cerneremus  te  feliciter  disponentem.  Porro  gloria  et  honore 
(1  ^)  coronabit  te  dominus  et  constituet  te  principem  super 
terras  multas  dabitque  tibi  gentes,  Lereditatem  tuam  et  pos- 
sessionem  terminos  paganorum.  Tunc  reges  eos  iu  virga  fer- 
rea  et  tamquam  vas  lictilo  confringes  eos.  Ipse  enim  dominus 
regni  tui  felicis  gubernacula  disponet,  actus  tuos  in  bono  com- 
ponat.  Coronam  regni  tui  sublimabit  et  bracbio  tuo  fortitudi- 
nem  dabit,  cordi  tuo  intellectum  sapiencio  infundet,  ori  tuo 
legem  veritatis  adiciet,  cunctis  te  amicabilem  reddet,  Multarum 
tibi  gencium  colla  substernet.  Süd  o  naturarum  (?)  omnium 
originale  principium,  o  rerum  omnium  speciale  presidium,  0 
mundane  regionis  regina,  0  summi  principis  fidelis  victoria, 
cunctarum  monctaria  (!)  rerum  domina,  mater  nostra 

Que  tuis  [mundis]  mundi  moderas  habenis, 

Cui  celum  seruit,  famulatur  aer, 

quem  colit  tcllus,  veneratur  vnda 

Cui  velut  mundi  domine*)  tributum 
singula  soluunt. 
Cur  moraris?  an  dormisV  cur  torpes?  an  pondere  pressa? 
vel  nequis,  uel  non  vis,  uel  nescis  V  ymmo  potes,  quia  potens ; 
vis  quia  bona;  scis  quia  sagax.  operis  incepti  protinus  consu- 
mare  processum.  Numquid  circa  utilitatem  eius  deliberas, 
cuius  concepcionis  operam  nasceris  adbibere  V  Magnura  etenim 
inconstancie  vicium  tuam  deuenustare  videretur  constanciam, 
Si  iniciale  bonum.,  si  opus  inconceptum  conseruare  spreueris 
nemine  refragante.  Nichil  siquidem  expectancium  ita  concul- 
cat  animos,  nichil  adeo  desiderancium  mentes  perturbat,  Nichil 
tociens  spem  desperare  facit,  nisi  dilacio  promissorum.    Hec 


enim  humane  cupiditatis  semper  inest  affectui,  hoc  commutat, 
habet  sibi  proprium,  quod  in  desideratis  quibuscunque  moras 
non  patitur,  ymmo  celeritatem  ipsam  refutat  tarditatem.  Da- 
tum in  floridis  pratis  Cracouie. 

Aus  demselben  Formclbuche  theile  ich  folgenden  Brief 
eines  Krakauer  Professors  mit,  der  wahrscheinlich  bestimmt 
war,  am  schwarzen  Brette  angesclilagen  zu  werden. 

F.  12  a.  Georgius  ad  Studentes  excusat  se  de  exercicio 
rethoricali  offerens  se  ad  queuis  beneplacita  eorum. 

Vuiuersis  et  singulis  alme  vniuersitatis  studij  Cracouiensis 
studentibus,  ad  quos  presentes  perueuerunt  uel  quibus  expedit, 
G.  Notarius  dominis,  obsequij  amicis,  amicicie  socijs  vero  sin- 
cere  dileccionis  continuum  incrementum.  Hcet  alias  quorundam 
ex  vobis  crebris  excitatus  hortameutis  propter  varias,  quibus 
tunc  implicatus  extiti,  curas  Eethoricalibus  non  potuissem  exer- 
cicijs  insudaro,  jam  vero  eisdem  in  aliqua  parte  curis  exutus 
ad  exequenda  huiusmodi  desideria  vestra  nie  promptum  exhi- 
beo,  si  tantum  mee  inest  potencie,  quantum  conceditur  yolun- 
tati.  Voluntas  quidem  prompta  est,  potestas  autem  infirma. 
Scitis  itaque,  quia  duo  sunt  in  quibus  humanarum  accionum 
omnis  consistit  perfeccio,  voluntas  scilicet  et  potestas,  quorum 
si  alterius  desit,  nichil  est,  quod  perfici  possit.  Porro  quia 
circa  huius  rci  magnitudinem  mens  langwet  animus,  intellectus 
obtunditur,  racio  deuiat  et  voluntatis  desideria  contremiscunt, 
Imperfectum  ergo  queso  meum  videant  et  intelligaut  oculi  ve- 
stri  et  in  libro  memorie  vestro  scribatur,  si  qua  inueueritis 
congruencia  votis  vestris,  Si  vero  incougrua,  extunc  non  igno- 
rancie  sed  obliuioni  pocius  asscribatur.     Datum. 

Breslau.  A.  Schultz. 

(Schlufs  folgt.) 


Alte    S  p  r  ü  c  li  e . 

Man  kennt  den  "Wolf  am  Gange, 
Die  Glock  am  Klange, 
Den  Franziscaner  am  Strange, 
Den  Bauern  an  der  Gabel, 
Den  Advokaten  am  Schnabel. 


*)  Handschr. :  domine  mundi. 


Verlafs  dich  auf  die  Leute  nicht, 
Sie  sind  wie  eine  Wiege ; 
Wer  heute  Hosianna !  spricht, 
Schreit  morgen  :  crucifige ! 

(Miscellanhandschr.  im  german.  Mus.  28,670.) 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.     Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E  Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  MZEIGER  FÜR  KÜNDE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 

1873.  JW  I.  Jannar. 


Chronik  des  germanischen  IHuseums. 


Nürnberg,  den  15.  Januar  1873. 
Die  Mittheilungen  des  Jahres  1873  können  wir  mit  der  Nach- 
richt eröffnen,  dals  die  Abtragung  der  dem  Museum  übergebenen 
interessanten  Bautheile  des  Augustinerklosters  noch  vor  Schlufs 
des  Jahres  1872  beendet  worden  ist,  und  dafs  die  günstige  "Wit- 
terung es  gestattet  hat,  unausgesetzt  auch  in  dem  Wiederaufbau 
derselben  fortzufahren.  DerBaucomplex,  der  zur  Wiederaufstellung 
gelangt,  ist  der  Kreuzgang,  der  einen  nahezu  quadratischen  Hof  von 
ca.  20  Meter  Länge  und  Breite  umschliefst ;  an  denselben  anstofsend 
im  Erdgeschofs  drei  Säle,  der  mittlere  der  ehemalige  Kapitelsaal, 
dessen  Gewölbe  auf  zwei  dünnen  Säulen  ruht,  mit  der  sich  an- 
schliefsenden  Leonhardskapelle.  lieber  einem  Flügel  des  Kreuz- 
ganges und  den  erwähnten  drei  Sälen  enthält  das  erste  Stock- 
werk einen  grofsen  Saal  von  ca.  25  Met.  Länge  und  12  Met.  Breite, 
das  alte  Dormitorium,  dessen  schöne  Balkendecke  von  einem  reich- 
profilierten, gewaltigen  Durchzug  getragen  wird,  der  auf  zwei 
mächtigen  hölzernen  Säulen  ruht.  Eine  Kapelle  mit  zierlichem 
Netzgewölbe,  über  der  Leonhardskapelle  stehend,  schliefst  sich 
diesem  Saale  als  Ausbau  an.  Ein  zweites  Stockwerk  enthält  einen 
zweiten  grofsen,  jedoch  sehr  niedrigen  Saal  mit  Balkendecke.  Die 
architektonische  Bedeutung  wie  die  malerische  Erscheinung  der 
Bauten  werden  jeden  Besucher  überzeugen,  dafs  es  eine  nicht  zu 
unterschätzende  That  des  Museums  ist,  dieselben  der  Nachwelt  in 
der  ursprünglichen  Gestalt  zu  erhalten,  wenn  auch  vielleicht  nur 
das  grofse  Dormitorium  sich  für  die  Ausstellungszwecke  des  Mu- 
seums vollständig  eignet. 

Die  Zahl  der  Künstler,  welche  an  der  Beschaffung  von  Mitteln 
für  diesen  Wiederaulbau  durch  Ueberlassung  zu  verwerthender  Kunst- 
werke sich  zu  betheiligen  zugesagt  haben,  ist  auf  c.  100  gestiegen. 
Bereits  sind  einige  werthvolle  Gemälde  sowie  interessante  Zeichnun- 
gen abgeliefert  worden.  Wir  versparen  die  Aufzählung  jener  Namen 
bis  zum  vollständigen  Abschlüsse  der  Sache.  Einer  der  Künstler, 
der  auch  ein  sehr  hübsches  Bild  zu  besagtem  Zwecke  gespendet, 
Herr  Historienmaler  A.  v.  Heyden  in  Berlin ,  hat  dem  Museum 
gleichzeitig  zur  Aufstellung  in  seinen  Sammlungen  ein  grofses 
historisches  Gemälde,  die  Begegnung  Luthers  und  Frundsbergs  auf 
der  Treppe  vor  dem  Reichstagssaal  zu  Worms,  das  Vielen  von  der 
letzten  grofsen  Ausstellung  zu  München  her  noch  im  Gedächtnisse 
sein  wird,  zum  Geschenke  gemacht. 

Eine  Vermehrung  der  Waffensammlung  verdanken  wir  dem 
kgl.  sächsischen  Kriegsministerium,  welches  eine  Reihe  von  Ge- 
wehren und  sonstigen  Waffen ,  die  in  der  sächsischen  Armee  in 
Gebrauch  waren,  dem  Museum  überlassen  hat. 

Ebenso  freuen  wir  uns,  mittheilen  zu  können,  dafs  die  Stadt 
München  ihren  seither  geleisteten  Jahresbeitrag  von  50  fl.  auf 
100  fl.  erhöht  hat. 

Herr  Reg.-Rath  Frhr.  von  Holzschuher  in  Augsburg  hat  das 
ihm  gehörige  Archiv  der  Veit  Holzschuher'schen  Linie  im  Anschlufs 


an  das  von  der  Gesammtfamilie  im  Museum  bereits  deponierte  Fa- 
milienarchiv unserm  Archive   mit  Eigenthurasvorbehalt  überlassen. 

Ein  für  unsere  Sache  besonders  thätiges  Mitglied  des  Gelehr- 
tenausschusses, P.  Gall  Morel,  Rektor  des  Stifts  Maria  Einsiedeln 
(Schweiz),  ist  uns  leider  im  December  v.  J.  durch  den  Tod  entris- 
sen worden. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

A'^on  Gemeinden  :  Blankenburg.  Stadtgemeinde  1  fl.  10  kr. 
Höchstadt  a  A.  Disti  iktsgemeinde  15  fl.  Landau  (Pfalz).  Distrikts- 
gemeinde 10  fl.  Miesbach.  Distriktsgemeinde  15  fl.  Saalfeld.  Stadt- 
gemeinde 5  fl.  Schweinfurt.  Distriktsgemeinde  30  fl.  —  Werneck. 
Distriktsgemeinde  30  fl.     Wörth.  Distriktsgemeinde  5  fl. 

Von  Vereinen :  Fiirstenfeld  (Steiermark).  Deutscher  Ver- 
ein 1  fl.  10  kr.     Obermoschel.  Casinogesellschaft  1  fl. 

Von  Privaten  :  Aachen.  Oskar  v.  Forkenbeck,  Gutsbesitzer, 
1  fl.  45  kr.  Ansbach.  Faber,  k.  Bezirksamtmann  u.  Reg.-Rath,  Ifl.; 
Hartwig,  k.  Post-  u.  Bahninspektor,  Ifl.;  Jordan,  Rechnungskom- 
missär, 1  fl. ;  Nonnenmacher,  Rechnungskommissär,  1  fl.  12  kr. ;  Jos. 
Röder,  Kaufmann,  2  fl. ;  Schmid,  IL  Staatsanwalt,  Ifl.  12  kr.  Bell- 
then.  Nowak,  Hauptrendant ,  Ifl.  45  kr.  Bremen.  Dr.  Dünzel- 
mann,  Lehrer,  1  fl.  45  kr. ;  Dr.  H.  A.  Müller,  ordentl.  Lehrer  a.  d. 
Hauptschule,  Ifl.  45  kr.  Brussa.  Carl  Schwaab,  kais.  deutscher 
Viceconsul,  Ifl.  45  kr.  Burtscheid.  Rhön,  Baumeister,  Ifl.  45  kr. 
Cassel.  Weber,  Forstmeister,  Ifl.  45  kr.  Dresden.  Leuckartt,  kgl. 
sächs.  Oberamtsrath  u.  Gutsbesitzer,  1  fl.  45  kr.  Fiirstenfeld  (Steier- 
mark). M.  Glock,  Bürgeischuldirektor,  35  kr. ;  M.  Helft',  Bürger- 
schullehrer, 35  kr..  J.  Holler,  Gemeinderath,  21kr. ;  Dr.  Leop.  Hun- 
degger,  Advokat,  2  fl.  20  kr. ;  L.  Pferschy  ,  Gemeinderath,  14kr. ; 
Pichlhöfer,  Bezirksschulinspektor,  14  kr. ;  E.  Riedl,  Bürgerschul- 
lehrer, 35  kr.  ;  J.  Sutter,  Gemeinderath,  14  kr. ;  Dr.  R.  Werle,  k.  k. 
Fabrikarzt,  14  kr.  Hersfeld.  Wiskemann,  Professor,  Ifl.  45  kr. 
Kempten.  Durst,  Buchdruckereibesitzer,  1  fl.  Leipzig.  Dr.  C.  Lampe, 
senior,  Kaufmann,  3  fl.  30kr.  :  H.  Rigann,  Kaufmann,  3  fl.  30kr. ; 
Hugo  Scharf.  Kaufmann,  3  fl.  30  kr. ;  C.  C.  Tauchnitz,  Privatmann, 
3fl.  30kr. :  Dr.  Wold.  Wenck,  Professor,  Ifl.  45  kr.  —  Nürnberg. 
J.  Deibler,  Assistent  a.  d.  k.  Industrieschule,  Ifl.;  Robert  Pöhl- 
mann,  Stud.  bist.,  2  fl.  Prag.  Phil.  Reach  Ifl.  10  kr.  Rom.  Graf 
V.  Taufi'kirchen,  k.  b.  Gesandter,  9  fl.  40  kr.  Saalfeld.  Fils,  Geo- 
meter,  1  fl. ;  Keller,  Professor,  1  fl. ;  Gg.  Schad,  Braumeister,  äOkr. ; 
Albin  Scheler,  Diakonus,  30  kr.  Salzburg.  Joh.  Lohe,  Hotelbesitzer, 
Ifl.  45  kr.  Schlelz.  Baumann,  Lehrer,  in  Oberböhrasdorf ,  35  kr. 
(statt  früher  17'/2kr.);  Brofsmann,  Kaufmann  u.  Stadtrath,  35  kr. ; 
Pobig,  Kammerregistrator,  17'/5kr.;  Dr.  Schwenke,  17'/ikr.;  Wend- 
ler, Justizamtmann,  35  kr.  Sonthofen.  Haitinger,  k.  Bezirksamt- 
mann, 2  fl.  Staufen.  Schädler,  Oekonom,  2fl.  Stuttgart.  Schlotter- 
beck, Privatier,  30  kr. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 

Von  Privaten  :  Gross-Gischow.  Drost  Freiherr  v.  Meerheimb, 
8fl.  45  kr.  Hersfeld.  Beerlein,  Rechtsanwalt,  Ifl.  45kr. ;  Gleim, 
Rechtsanwalt,  Ifl.  45  kr. ;  Herz  Heis  52Vi  kr. ;  v.  Müldner,  Rechts- 
anwalt, 52'/ikr.  Innsbruck.  A.  Mages,  2fl.  20  kr.  Rom.  Dr.  W. 
Erhardt,  2  fl.  20  kr.  Saalfeld.  Ungenannter  30  kr.  Wiesbaden. 
Jul.  Müller,  Gerichtsassessor  a.  D.,  8fl.  45 kr. 

ünsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu : 


19 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


20 


I.  Für  die  kunst-  und  kulturgeschiclitlicheii  Samm- 
lungen. 

(Nr.  6794—6805.) 

Berlin.  A.  von  Heyden,  Historienmaler:  Luthers  Be^regnung 
mit  Frundsberg  auf  dem  Reichstage  zu  Worms ,  Oelgemälde  des 
Hrn.  Geschenkgebers.  —  Mannheim.  Alterthums verein:  Ab- 
drücke eines  Holzstockes  vom  IG.  Jhdt.  —  München.  Kgl.  Kriegs- 
ministerium :  Sogen.  Todtenorgel,  Bronzegeschol's  mit  fünf 
Röhren,  16.  Jhdt.  —  Nürnberg.  Magistrat:  Bronzeepitaph  des 
Büttners  Ulrich  Reinhart,  16.  Jhdt.  Dr.  A.  von  Eye:  Karl 
d.  Gr.  Kupferstich  von  .\.  Reindel  nach  Dürer's  Gemälde  zu  Nürn- 
berg. Gosche  I,  Schreinermeister:  Eiserner  Steinbohrer  von  al- 
terthümlicher  Construction.  Frau  Hummer:  Thürklopfer  von 
Messinggufs  in  Gestalt  eines  Löwenkopfes,  17.  Jhdt.  —  Redwitz. 
Low,  Apotheker:  9  Silbermünzen  vom  13.  Jhdt.  aus  dem  Red- 
witzer  Funde.  —  Triglitz.  Ragotzky,  Pfarrer:  Heraldisches  Kar- 
tenspiel, 18.  Jhdt.  —  Wien.  Se.  Durchl.  Fürst  Johann  Adolf 
zu  Schwarzenberg :  Photograph.  Aufnahme  des  Sterbehauses 
des  Freiherrn  Johann  zu  Schwarzenberg  in  Nürnberg. 


IL  Für  die  Bibliothek, 

(Nr.  29,323—29,521.) 

Amsterdam.  Academie  royale  des  sciences:  Dies.,  Ver- 
handelingen etc.;  Afd.  Letterkunde,  7.  Deel.  1872.  4.  Verslagen 
en  Mededeelingen  etc.  ;  Afd.  Letterk.,  H.  Reeks,  2.  Deel.  1872.  8. 
Esseiva,  ad  juvenem  satira.  1872.  8. —  Basel.  Gesellschaft  zur 
Beförderung  des  Guten  und  Gemeinnützigen:  Vischer- 
Heufsler,  das  Karthäuserkloster  und  die  Bürgerschaft  v.  Basel.  51. 
Neujabrsblatt  etc.  1873.  4.  Universität:  Vischer-IIeufsler,  d. 
Karthäuserkloster  u.  die  Bürgerschaft  v.  Basel.  1873.  4.  —  Bay- 
reuth. Histor.  Verein  v.  Ob  er  franken:  Ders. ,  Archiv  etc.; 
Bnd.  XII,  1.  Heft.  1872.  8.  —  Berlin.  K.  Akademie  d.  Wissen- 
schaften:  Dies.,  philolog.  u.  histor.  Abhandlungen  aus  d.  Jahre 

1871.  1872.  4.  Gustav  H  empel ,  Verlh. :  Wolff,  fortlaufende  Ge- 
schichte der  Gegenwart;  Bnd.  I.  II.  1871  u.  72.  8.  v.  Tiedemann, 
der  Festungskrieg  im  Feldzuge  gegen  Frankreich  1870 — 71.  1872. 
8.  Gebrüder  Pätel,  Verlh.:  Pierson,  Bilder  aus  Preufsens  Vor- 
zeit. 1872.  8.  V.  Quast,  k.  pr.  geh.  Reg.-Rath  u.  Generaloonser- 
vator :  Die  Burgwälle  der  Insel  Rügen.  8.  Sonderabdr.  —  Bern. 
J.  Dalp'sche  Buch-  u.  Kunsthdl.  (K.  Schmid) :  Blösch,  Ed.  Blösch  u. 
30  Jahre  bernischer  Geschichte  ;  VII.  u.  VIII.  Lief.  (Schlufs).  1872.  8. 
v.  Wattenwyl,  Geschichte  der  Stadt  u.  Landschaft  Bern;  II.  Bnd., 
3.  Heft  (Schluls).  1872.  8.  —  Breslau.  Schlesische  Gesell- 
schaft f.  vaterl.  Gultur:  Dies.,  49-  Jahres-Bericht,  1871.  1872. 
8.  Dies.,  Abhandinngen  etc.,  philos.-histor.  Abtheil.  1871.  8.  Dies., 
Abhandlungen,   Abtheil.  f.  Naturwissensch.   u.  Medicin,    1869—72. 

1872.  8.  —  Brunn.  Moriz  Trapp,  Gustos  des  Franzens-Museums : 
Ders.,  Beiträge  zum  bürgerl.  Slilitärwesen  Brünn's  der  alten  bis 
Jetztzeit.  1873.  8.  —  Corbach,  Histor.  Verein  der  Fürsten- 
thümer  Waldeck  u.  Pyrmont:  Ders.,  Beiträge;  Bnd.  III,  3. 
Heft.  1872.  8.  v.  Rauchbar,  Leben  u.  Thaten  des  Fürsten  Georg 
Friedrich  v.  Waldeck  ;  Bnd.  H,  2.  1872.  8.  —  Darmstadt.  G.  Jong- 
haus'sche  Hofbuchh. :  Maurer,  in  Frankreich,  1870—1871.  1872.  8. 
—  Dorpat.  Kaiserl.  Uni  versität :  11  akademische  Gelegenheits- 
schriften. 1872.  4.  8.  —  Dresden.  Kgl.  sächsischer  Verein 
für  Erforschung  und  Erhaltung  vaterländische  Ge- 
schichts-  u.  Kun  st  d  enkmal  e  :  Ders.,  Mittheilungen  etc.:  17. 
19.  u.  20.  Heft.  18GT.  18«9.  1870.  8.  —  Düsseldorf.  Dr.  Jacob 
Schneider,  k.  Professor:  Ders.,  neue  Beiträge  zur  alten  Ge- 
schichte U.Geographie  der  Rheinlande;  IV.  Folge  1873.  8.  —  Ein- 
Siedeln.  Gebr.  Carl  u.  Nie.  Benziger,  Verlh.:  Zimmermann, 
d.  heil.  Bonifacius,  Apostel  Deutschlands.  i872.  8.  —  Emden.  Na- 
turforschende  Gesellschaft:  Dies.,  kleine  Schriften ;  XVI. 
1872.  8.  —  Frauenfeld.  J.  Huber,  Buchhndl.:  Häberlin-Schalteg- 
ger,  Geschichte  des  Kantons  Thurgau  v.  1798  —  1849.  1872.  8.  — 
Genf.  Jules-G.  Fick,  Buchdruckerei:  See,  mcmoires  der  RR. 
PF.  Jesuites   du  College  de  Colmar  (1698—1750).  1872.  8.  —  fela- 


rus.   Histor.  Verein   des  Kantons  Glarus:   Ders.,  Jahrbuch; 
9.  Heft.    1873.    8.    —    Göttingen.    Dieterich'sche    Buchh. :   Wolf, 
Beiträge  zur  deutschen  Mythologie;  II.  Abth.   1857.  8.     Stern,  üb. 
den  Werth  einiger  Summen.  1872.  4.  Sonderabdr.    —    Graz.  Aka- 
dem.    Leseverein    an    d.  k.  k.    Universität:    Ders.,    fünfter 
Jahresbericht.  1872.  S.     Direktor  Dr.  Rieh.  Peinlich,  k.  k.  Schul- 
rath  :  Ders.,  Geschichte  d.  Gymnasiums  in  Graz;  II.  Periode.  Iö72.  4. 
Progr.  —  Gütersloh.  C.  Bertelsmann,  Verlh.:  Eickhofi',  Dr.  Mar- 
tin Luther  1872.  8.  —  Hannover.  Hahn'sche  Hofbuchh.:  v.  Münch- 
hausen,  Geschlechts -Historie  des  Hauses   derer  von  Münchhausen. 
1872.  8.     Grotefend,  Handbuch  der  historischen  Chronologie.  1872. 
8.     Beiche,  vollständiger  Blütenkalender  der  deutschen  Phaneroga- 
men-Flora;  2  Ende.  1872.  8.     H.  Wilh.  H.  Mithoff,    Ober-Bau- 
rath  a.  D. :    Ders.,   Kunstdenkmale    u.  Alterthümer   im  Hannover'- 
schen;  2.  Bnd.  1873.  4.   —  Jena.    Universität:  37  akademische 
Gelegenheitsschriften.  1872.  4.  8.  —  Kiel.  Schwers'sche  Buchh.: 
Lipsius,  die  Quellen  der  römischen  Petrussage.  1872.  8.    Dr.  Karl 
Wein  hold,  Univers.  -  Professor  :  Ders.,  üb.  die  Bruchstücke  eines 
fränkischen   Gesprächbüchleins.  1872.  8.    Sonderabdr.    —    Köln.  L. 
Schwann'sche  Verlagsbuchh. :   Ditges,  Grol's  St.  Martin  in  Köln. 
8.     Bock,   Rheinlands  Baudenkmale  des  Mittelalters;    II.  Serie,  2. 
— 12.  Lief.  u.  III.  Serie,  1. — 3.  Lief  8.     Barbier  de  Montault,  die 
Mosaiken  im  Münster  zu  Aachen ;  übers,  v.  Körner.    1872-    8.    En- 
nen,  Geschichte  der  Stadt  Köln;  Bnd.  II.  IH.  1865  u.  1869.  8.  — 
Langensalza.    G.    F.    L.    Grefsler's     Schulbuchh.:    Mauer,     Ge- 
schichts-Bilder ;  5.  Aufl.  1871.  8.   —   Leipzig.   F.  A.  Brockhaus, 
Verlh. :    Zur    Erinnerung   an   die    Feier    des    hundertjährigen    Ge- 
burtstages  von   F.  A.   Brockhaus.    1872.   8.     Stern,   Stein   u.    sein 
Zeitalter.    1855.   8.     Mauritius,  Heinrich  Friedrich  Karl  v.  u.  zum 
Stein.    1856.  8.     Vollert,    die   interessantesten  Criminalgeschichten 
aller  Länder;  6  Bnde.  1867—72.  8.     Hermann,  Bruder  Ludwig  der 
Wasgauer.   1872.   8.     Varnhagen  v.   Ense,   ausgewählte  Schriften; 
X.  Bnd.    1872.    8.      Deutsche    Dichter     des    16.    Jahrhunderts;    7. 
Bnd.  1872.  8.     Fefsler,  Geschichte  von  Ungarn;    12.  Liefer.   1872. 
8.     E.   Julius  Günther,    Verlh.:    Ramshorn,   Kaiser  Joseph  II. 
u.  seine  Zeit;  2.  Aufl.  8.     J.  C.  Hinrich'sche  Buchh.:  Brachelli, 
Statist.  Skizze  der  österreichisch -ungarischen  Monarchie;   3.  Aufl. 
1872.  8.     Mor.  Schäfer,    Buchhandl. :  Drivok,  ältere  Geschichte 
der  deutschen   Reichsstadt  Eger ;    5.  Lief.    1872.   8.     E,   A.    See- 
mann,   Verlagsh. :   Zeitschrift   f.    bildende  Kunst;  Bnd.  VI,  10. — 
12.  VII,    I.  2.  Heft.     Kunstchronik  1.  3  —  8.    10—12.  1871—72.  8. 
Ortwein,  deutsche  Renaissance;   Lief.  1. — 12.  1871 — 72.  2.     Peyer 
im  Hof,   die  Renaissance -.Architektur  Italiens;    I.  Samml.  1870.  8. 
Kraus,   d.  christliche  Kunst   in  ihren  frühesten  Anfängen.   1873.  8. 
C.  F.  Winter'sche  Verlagsh.:    v.  Smitt,  Denkwürdigkeiten  eines 
Livländers ;    2  Bnde.    1858.    8.     Ilanser,     Deutschland    nach    dem 
dreifsigjährigen  Kriege.  1862.  8.     Blum,  Graf  Jakob  Johann  v.  Sie- 
vers u.  Ruisland  zu  dessen  Zeit.  1864.  8.    Thiersch,  Friedr.  Thiersch's 
Leben:   2  Bnde.    1866.  8.     Rüge,  Junius'  Briefe.  3.  Aufl.  1867.  8. 
Sharpe,    Geschichte    des   hebräischen    Volkes    u.    seiner  Literatur. 
1869.  8.     Beta,  d.  neue  deutsche  Reich.  1871.  8.  —   Lindau.  J.  Th. 
Stettner,  Buchh.:  Boulan,   Lindau  vor  Altem  u.  jetzt.   1870.   8. 
Verein  für  Geschichte  des  Bodensee's  und  seiner  Um- 
gebung: Ders.,  Schriften  etc.;  IH.  Heft.  1872.  4.  —  Lübeck.  Se- 
nat der  freien  Hansestadt:    Codex    diplomaticus  Lubecensis  ; 
I.  Abth.,  4.  Theil.  1873.  4.  —    Magdeburg.  L.  Schäfer's  Buchh.: 
Geifsler,  Album  v.  Magdeburg.  8.     Verein   f.  Geschichte  und 
AI  t  erthu  mskunde    des    Herzogth.    u.   Erzstifts    Magde- 
burg :  Ders.,  Geschichtsblätter  etc. ;  7.  Jahrg,  1872,  3.  Heft.  1872.^8. 
—  Marburg.  Universität:  6  akadom.  Gelegenheitsschriften.  1872. 
4.  8.    —    München.    H.  Manz'scho  Buchh.:  Punkes,  Papst  Vigilius 
u.    der    Dreikapitelstreit.  1865.  8.     Losch,   Churfürst    Max  I.    von 
Bayern.  1867.  8.     Hartmann.  Entwioklungs-Geschichte  der  Posten. 
1868.  8.     V.  Döllinger,  d.  Universitäten  sonst  u.  jetzt;  2.  A.  1871.  8. 
Mayer,   statist.  Beschreibung  dos  Erzbisth.  Münehen-Freysing  ;   5. 
u.  6.  Lief.  1872.  8.     Freiherr  Edmund  v.  Oefele:   Ders.,  zur 
Geschichte  des  Hausengaues.     .Anfzciclinungen  des  11.  u.  12.  Jahrh. 
1872.   8.   Sonderabdr.     —     Neuburg  a.  D.     Histor.    Filial-Ver- 
ein:  Ders.,  Jahresbericht  f.  d.  J.   1H72.  8.     f'ollektaneen-Blatt  eto. 
36.  Jahrg.    1872.   8.    -    Nürnberg.    Herrn.  Ballhorn   (v.  Ebner'- 
sche  Buchh.):    Priem,   Konrad  Grübel   und  seine  Nachfolger  in  d. 


21 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


a2 


nürnberg.  mundartl.  Dichtung.  1873.  8.  Bauer,  Oberlehrer:  Gut- 
achten d.  Schiedsgerichts  über  d.  eingesandten  Entwürfe  zu  einem 
Nationaldenkmal  f.  König  Maximilian  II.  1866.  8.  Lise  tte  Minck  : 
Schmidt,  alter  u.  neuer  Schreib-Calender  aufl'  d.  J.  1682.  32.  An- 
dächtige Morgen  -  und  Abendsegen  etc.  32.  \yünsche  zum  Bey- 
lager.  1767.  —  Pest.  Gustav  Heckenast,  Verlagshandl.  :  Ro- 
segger ,  Geschichten  aus  Steiermark.  1871.  8.  Rosegger,  Wander- 
leben. 1871.  8.  Rosegger,  Gestalten  aus  dem  Volke  der  Österreich. 
Alpenwelt.  1872.  8.  Kuh,  zwei  Dichter  Oesterreichs  :  Franz  Grill- 
parzer.  A.  Stifter.  1872.  8.  —  Prag.  Verein  f.  Geschichte  der 
Deutschen  in  Böhmen:  Ders.,  10.  Jahresbericht,  1871—72. 
1872.  8.  Ders.,  Mittheilungen  etc.;  Jhg.  XI,  1—3.  1872.  8.  — 
Riga.  II.  Brutzer  &  Co.,  Verlagsh.  :  Ulmann,  leitisches  Wörter- 
buch; I.  Th.  1872.  8.  —  Rostock.  E.  Kuhn's  Verlag:  Muther, 
zur  Geschichte  des  römisch-canonischen  Prozesses  in  Deutschland. 
1872.  8.  Schirrmacher,  Beiträge  zur  Geschichte  Mecklenburgs, 
vornehmlich  im  13.  Jahrh.  1872.  8.  —  Teschen.  K.  Prochaska, 
Verlh. :  Abani,  Geschichte  des  deutsch -franz.  Krieges;  II.  Abth. 
1871.  8.  —  Tübingen.  Dr.  Adelb.  von  Keller,  Univers.-Profes- 
sor  :  Müller,  Anti  Rudolf  Gottschall  u.  Jul.  Frauenstädt.  1871.  8. 
H.  Laupp'sche  Buchh.  :  Werfer,  Ubald  der  Landsknecht;  2.  Aufl. 
1872.8.  Universität:  25  akdemische  Gelegenheitssehriften.  1866 
—71.  4.  8.  —  Weimar.  Herm.  Böhlau,  Verlagsh.:  Zeitschrift  f. 
Rechtsgeschichte;  Bnd.  XI,  1.  H.  1872.  8.  —  Wien.  Wilh.  Brau- 
müller, k.  k.  Hof-  u.  Universitätsbuchh. :  Carus,  Göthe,  dessen 
Bedeutung  f.  unsere  u.  die  kommende  Zeit.  1863.  8.  Bratranek, 
Briefwechsel  zwischen  Göthe  u.  Kaspar  Graf  v.  Sternberg.  1866.  8. 
Gräfse,  Jägerbrevier  ;  2.  Aufl.  1869.  8.  Pohl,  d.  Gesellschaft  der 
Musikfreunde  des  Österreich.  Kaiserstaates.  1871.  8.     Wolf,  d.  Auf- 


hebung der  Klöster  in  Innerösterreich.  1871.  8.  Brunner,  d.  Hu- 
mor in  der  Dij>loniatie  u.  Regierungskunde  des  18.  Jahrh. ;  2  Bnde. 
1872.  8.  Gervinus,  hinterlassene  Scliriften.  1872.  8.  Thurnwald, 
Dichter,  Kaiser  u.  Papst.  Walther  v.  d.  Vogelweide  als  politischer 
Dichter.  1872.  8.  Weifs,  Lehrbuch  der  Weltgeschichte.  Bnd.  V, 
1.  2.  1872.  8.  Quellenschriften  für  Kunstgeschichte  etc.,  herausg. 
V.  Eitelberger  v.  Edelberg  ;  III.  IV.  1872  u.  73.  8.  Jos.  Klein, 
Historienmaler  u.  Professor :  Bauernfeld ,  Franz  v.  Sickingen.  8. 
Ders.,  d.  Geschwister  v.  Nürnberg.  8.  Ders. ,  Ernst  u.  Humor.  8. 
Ders.,  ein  deutscher  Krieger.  8.  Ders.,  d.  Zugvögel.  8.  Ders.,  der 
Vater.  1840.  8.  Ders.,  Industrie  u.  Herz.  1847.  8.  Ders.,  d.  Ge- 
schwister v.  Nürnberg.  1847.  8.  Ders.,d.  Bauern  v.  Weinsberg.  1864. 
8.  Ders.,  Exellenz,  oder :  der  Backfisch.  1865.  8.  Ders. ,  Frauen- 
freundschaft. 1865.  8.  Ders.,  aus  der  Gesellschaft.  1867.  8.  Ders., 
moderne  Jugend.  1870.  8.  Ders.,  Landfrieden.  1870.  8.  Verlag 
V.  L.  W.  Seidel  u.  Sohn:  v.  Cornaro ,  strategische  Betrachtun- 
gen über  den  Krieg  im  J.  1812.  1870.  8.  Hoffmann,  der  Kampf 
lim  feste  Plätze  (Festungskrieg)  und  dessen  Geschichte.  1872. 
8.  —  Wiesbaden.  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde: 
Ders.,  Jahrbücher;  Jhg.  XXV  u.  XXVI.  1871  u.  72.  8. 

III.  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4288.) 

Wien.  Ungenannter:  Achtzehn  Erlasse  und  Schreiben  ver- 
schiedener Aebte  und  Herren  von  Adel  im  Namen  der  Verordne- 
ten einer  löblichen  Landschaft  in  Wien  an  den  Buchhalter  dieser 
letzteren,  besonders  die  Führung  der  Geschäfte  und  das  Rech- 
nungswesen betr.  1645—1673.     Akten.  1  Fasz. 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deut- 
schen in  Böhmen.    XL  Jahrg.    Nr.  I— IIL     Prag,  1872.     8.*) 

Das  Urkundenbuch  von  Saaz.  Von  Dr.  Ludw.  Schlesinger.  — 
Beiträge  zur  Geschichte  von  Arnau.  Von  Dr.  Carl  Leeder.  —  Zur 
Geschichte  der  Belagerung  Egers  durch  die  Schweden  1647.  Von 
Dr.  Franz  Kürschner.  —  Aus  Joachimsthals  Vergangenheit.  Von 
Dr.  Gustav  C.  Laube.  —  Böhmisches  Privatgeld  im  Jahre  1848 
und  1849.    Von  Dr.  Anton  Tobias.  —  Kleinere  Mittheilungen. 

Zehnter  Jajhresbericht  desselben  Vereins.  Für  das  Jahr 
1871—72.     Prag,  1872.     8. 

Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  der  B  audenkmale.  XVII. 
Jahrg.  —  Novbr.— Decbr.     Wien,  1872.     4. 

Die  Feste  Klingenberg  (Zvikov)  in  Böhmen.  Notizen  von 
Franz  Rudolph  Bezdeka.  (Mit  5  Holzschnitten.)  —  Ein  gothisches 
Vortragekreuz  in  der  k.  k.  Ambraser  Sammlung.  Von  Eduard 
Freiherrn  von  Sacken.  (Mit  1  Tafel  und  3  Holzschnitten.)  — 
Passau.  I.  (Dr.  K.  Lind.)  —  Kirchliche  Baudenkmale  in  Ober- 
Oesterreich.  (Dr.  K.  Fronner.)  (Mit  3  Holzschnitten).  —  Die  mit- 
telalterlichen Baudenkmale  der  Stadt  Laa  und  deren  Umgebung. 
(Jos.  Gradt.)  (Mit  1  Tafel  und  24  Holzschnitten.)  —  Die  ältesten 
Siegel  der  Stadt  Wiener-Neustadt.  (Dr.  A.  Luschin.)  (Mit  2  Holz- 
schnitten.) —  Wenzel  Erzherzog  von  Oesterreich,  Johanniter -Or- 
dens-Prior in  Castilien.     (Dr.  Hönisch.)  —  Die  inneren  Stadtthore 


*)  Vom  Jahrg.  IX  ist  nur  Heft  1—6  dem  Mnsenm  zugegangen;  Jahrg.  X, 
»owie  der  9.  Jahresber.  sind  gänzlich  ausgeblieben. 


zu  Königgrätz.  —  Aeltere  Grabdenkmale  in  Nieder  -  Oesterreich. 
(Dr.  K.  Lind.)  (Mit  1  Holzschn.)  —  Das  Grabmal  (oder  der  Grab- 
stein) Leutold's  von  Wildon  in  der  Stiftskirche  zu  Stainz  und  die 
Siegel  der  Wildoner.  (Dr.  K.  Lind.)  (Mit  1  Tafel  und  13  Holz- 
schnitten.) —  Zur  Kunde  der  St.  Stephanskirche  in  Wien.  (Dr.  K. 
Lind.)  (Mit  1  Holzschnitt.)  —  Aus  Heiligenkreuz  in  Nieder-Oester- 
reich.  (Prof.  W.  Neumann.)  —  Aus  St.  Pauls  in  Kärnten.  —  Bü- 
cherschau. 

Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien.     IL  Band,  1872.     Nr.  10.     8. 

Die  Höhlen  bei  Villach.  (Felix  Luschan.)  —  Erklärung  einiger 
Gegenstände  aus  dem  Pfahlbau  im  Mondsee.  (Dr.  M.  Much.)  — 
Der  angebliche  slavische  Apiscult  in  der  Byciskäla-Höhle.  (Dr.  Jo- 
sef Karabacek.)  —  Mittheilung  an  die  anthropologische  Gesellschaft 
über  einen  (vorhistorischen)  Fund  bei  Stettenhof.  (August  Graf 
Brenner-Enkevoirth.) 

Heraldisch-genealogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
II.  Jahrg.  Nr.  12.  —  III.  Jahrg.  Nr.  1.  Wien,  December  1872. 
Jan.  1873.     4. 

Protokoll  der  ersten  Monatsversammlung  vom  20.  Novbr.  — 
Zum  Wappen  der  schwäbischen  Grafen  von  Montfort.  —  Die  Schil- 
ler von  Herdem  in  Tirol.  Von  Hugo  von  Goldegg.  —  Die  Schweigger. 
—  Einige  heraldische  Monumente  des  XV.  Jahrh.  zu  Wiener- 
Neustadt.  Besprochen  von  Friedr.  R.-Frhm.  v.  Waldbott-Bassen- 
heim.  —  Die  Lilie  in  der  Heraldik.  Von  Alfred  Grenser.  —  Die 
Hackher  zu  Hart.     Dieses  Geschlechtes  Geschichte  und  Genealogie 


23 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


24 


von  Moriz  Marie  Edlen  von  Weittenliiller.  —  Die  Kaiserstein  (Be- 
merkungen zu  Pusikan's  Werk). 

Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunstvereines  der  Diözese  Seckau.  1872.  III.  Jahrg. 
Nr.  12.     Graz.     8. 

Glockeninschriften. 

Mittheilungen  der  Gesellschaft  für  Salzburger 
Landeskunde.     XII.  Vereinsjahr  1872.     Salzburg.     8. 

Die  Thannhausen.  Ein  Beitrag  zur  Kunde  von  Salzburgs 
Adelsgeschlechtern.  (Mit  einer  Stammtafel.)  Von  Robert  Ritter 
von  Raab.  —  Die  ältesten  Original-Urkunden  des  f.  e.  Consistorial- 
Archives  zu  Salzburg,  mitg.  von  Archivar  Adam  Doppler.  —  Ver- 
ordnungen K.  Karls  des  Grofsen  und  Beschlüsse  der  Reisbacher 
Synode  c.  a.  800.  Von  dems.  —  Kunstschätze  und  Alterthümer. 
Von  Friedrich  Pirckmayer.  —  Salzburgischer  Hoffstath  meiner 
Wolff  Diethrichen  von  Raithnau  Erzbisehoven  daselbst  :  So  anno 
1590  in  dp  Werkh  gericht  ist  worden.  (Nach  des  Erzbischofs 
eigenhändig  geschriebenem  Entwürfe.)  Von  dems.  —  Chronologie 
der  General  -  Steuereinnehmer  der  erzstiftl.  salzburgischen  Land- 
schaft. Von  dems.  —  Urtheilspruch  in  Zaubereisachen  (Conoept). 
Von  Dr.  Zillner.  —  Verzeichnifs  der  Decane  der  Universität  zu 
Salzburg  vom  Jahre  1652—1811.     Von  Dr.  Leopold  Spatzenegger. 

—  Gesellschaftsangelegenheiten. 

Zeitschrift  des  Kunst-Gewerbe-Vereins  zu  Mün- 
chen. XXIL  Jahrgang.  Heft  9— 12.  München  1872.  Theodor 
Ackermann.     2. 

Der  Erzgul's  und  seine  Bearbeitung  von  Prof.  Fritz  Miller. 

Verhandlungen  deshistorischen  Vereines  von  Ober- 
pfalz und  Regensburg.  28.  Band  der  gesammten  Verhand- 
lungen und  20.  Band  der  neuen  Folge.  Mit  Illustrationen.  Stadt- 
amhof,  1872.     8. 

Die  drei  Dombaumeister  Roritzer  und  ihr  Wohnhaus,  die  äl- 
teste bekannte  Buchdruokstätte  in  Regensburg.  (C.  W.  Neumann 
und  Graf  v.  Walderdorff.)  —  Ein  noch  ungedrucktes  Gedicht  des 
Conrad  Celtes ;  metrisch  übersetzt  und  erläutert  von  Dr.  J.  Reber. 

—  Der  sog.  Eselsthurm  am  Dome  zu  Regensburg ;  mit  2  autogr. 
Beilagen.  (Fr.  J.  Denzinger.)  —  Johann  Andreas  Schmeller  und 
seine  Bearbeitung  der  baierischeu  Mundarten  mit  Bezugnahme  auf 
das  Oberpfälzische.  (Fr.  X.  v.  Schönwerth  und  Graf  v.  Walder- 
dorff.) —  Miscellen.  —  Vereinsangelegenheiten. 

In  der  Versammlung  des  genannten  Vereins  vom  9.  Januar 
hielt  der  Ordinariatsass.  Jacob  einen  Vortrag  über  zwei  von  ihm 
aufgefundene  Fragmente  des  Gedichts  Tristan  und  Isolde  von  Eil- 
hart von  Oberge.  Der  Vorsitzende,  Graf  von  Walderdorff,  machte 
sodann  aufmerksam  auf  ein  seltenes  Druckwerk  der  Regensburger 
Kreisbibliothek,  eine  kroatische  Ueborsetzung  der  Postillen  des 
württemb.  Landessuperintendenten  Johann  Brenz  von  1568.  Es 
ist  das  einzige  noch  vorhandene  Exemplar  dieses  Werkes. 

Collektaneen-Blalt  für  die  Geschichte  Bayerns, 
insbesondere  für  die  Geschichte  der  Stadt  Neuburg  a.  d.  D.  und 
des  ehemaligen  Herzogthums  Neuburg,  bearbeitet  von  Mitgliedern 
des  historischen  Filial-Vereines  zu  Neuburg.  Sechsund- 
dreifsigster  Jahrgang  1872.     Neuburg  1872.     8. 

Die  Honoratioren  der  Stadt  Neuburg  im  19.  Jahrh.  Zweiter 
Theil.  Von  A.  Förch.  —  Die  Franzosen  in  Deutschland  im  Jahre 
1796,  mitg.  von  Jos.  Wolfg.  Holl.  —  Uebersfeld,  Altesheim,  Tai- 
ting ;  Monographien  von  C.  A.  Böhaimb.  —  Ein  in  der  Pfarrkirche 


zu  Zell  befindliches  artistisches  Monument,  mitg.  von  A.  Geist.  — 
Zur  Reise  der  Prinzessin  Maria  Anna  nach  Spanien,  von  v.  Ren- 
ner. —  Das  Schützenbuch  der  Stadt  Neuburg,    mitg.  von  H.  Lo§. 

—  Pobenhausen  und  der  Calvarienberg ,  Monographie  von  Max 
Strobl. 

Archiv   für    Geschichte    und  AI  terthumskunde   von 

Ober  franken.    Zwölften  Bandes  erstes  Heft.    Bayreuth  1872.    8. 

Ansprache  des  Vereinsvorstandes.  —  Das  Gefecht  bei  Rochlitz. 

—  Der  Zapfenorden.  —  Fragen  des  historischen  Vereins  von  Ober- 
bayern. —  Jahresbericht. 

Mittheilungen  des  historischen  Vereines  der  Pfalz, 
in.  Speier,  1872.     8. 

Urkundliche  Geschichte  der  Herren  und  Grafen  von  Falken- 
stein am  Donnersberge  in  der  Pfalz.  Entworfen  von  J.  G.  Leh- 
mann, Pfarrer.  —  Vereinsangelegenheiten. 

Neunundvierzigster  Jahre s-B ericht  der  Schlesi- 
schen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  Enthält 
den  Generalbericbt  über  die  Arbeiten  und  Veränderungen  der  Ge- 
sellschaft im  Jahre  1871.  Breslau,  1872.  Bei  Josef  Max  und 
Comp.     8. 

Historische  Section :  Ueber  Christian  Thomasius,  von  Dr.  Schuck. 

—  Ueber  den  historischen  Johann  von  Nepomuk,  von  Dr.  Rei- 
mann. —  Ueber  die  oberschlesischen  Holzkirchen  und  Verwandtes, 
von  Dr.  Luchs.  —  Ueber  die  Kriegslasten  Schlesiens  in  den  Jah- 
ren 1806—13,  von  Dr.  Grünhagen.  —  Ueber  das  politische  Witz- 
wort unter  Ludwig  XIV.,  Ludwig  XV.  und  Ludwig  XVI.,  von 
Dr.  Maafs.  —  Ueber  die  Schlacht  von  Striegau  oder  Hohenfriede- 
berg  und  über  das  Manuscript  eines  preufsischen  Officiers  aus 
jener  Zeit.  Bericht  über  die  Excursion  auf  das  Schlachtfeld  und 
zu  den  Striegauer  Baudenkmälern.  Von  Dr.  Kutzen.  —  Ueber 
den  Streit  Paul's  IV.  mit  Ferdinand  I.,  von  Dr.  Reimann.  —  Ueber 
das  südwestliche  Gebiet  der  Grafschaft  Glatz,  von  Dr.  Kutzen.  — 
Ueber  die  bei  der  Beschiefsung  Strafsburgs  vernichteten  öffentli- 
chen Bibliotheken. 

Abhandlungen  derselben  Gesellschaft.  Philosophisch-histo- 
rische Abtheilung.  1871.  Breslau,  1871.  Bei  Josef  Max  und 
Komp.     8. 

Neue  Beiträge  zur  Lebensgeschichte  von  Martin  Opitz  nebst 
4  ungedruckten  Briefen  desselben.  Von  H.  Palm.  —  Papst  Paul  IV. 
und  das  Kaiserthum.  Von  Ed.  Reimann.  —  Nachtrag  zum  Lieg- 
nitzer  Lehnsstreit  1449 — 69.     Von  Herm.  Markgraf. 

Philologische  und  historische  Abhandlungen  der 
Königlichen  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin. 
Aus  dem  Jahre  1871.  Berlin,  1872.  4.  (Ohne  deutschgeschicht- 
lichen Inhalt.) 

Der  Deutsche  Herold,  Zeitschrift  für  Heraldik,  Sphragi- 
stik  und  Genealogie.  Organ  des  Vereins  für  Siegel-  und 
Wappenkunde  zu  Berlin.  IH.  Jahrg.  Berlin,  1872.  Nr.  12.  — 
IV.  Jahrg.     1873.     Nr.  1,     4. 

Zur  Familie  de  Graeff.  —  Die  Grafen  von  Almesloe-Tappe. 
(von  Fock.)  —  Mittheilungen  über  die  von  Heister.  —  Abbildung 
eines  wirklichen  Kampfschildes  mit  Wappen  aus  dem  Ende  des 
XIII.  Jahrh.  Vom  Fürsten  F.-K.  zu  Hohenlohe- Waidenburg.  — 
Hat  es  zwei  Geschlechter  v.  Leipzig(er)  gegeben?     (G.  A.  v.  M.) 

—  Noch  einige  Worte  über  die  von  Schlatheim.  (Tilesius  v.  Ti- 
lenau.)  —  Noch  einmal  das  Almesloe-Tappe'sche  Wappen.     (0.  Sga.) 

Monatshefte  für  Musik-Geschichte  herausgegeben  von 


25 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


26 


der  Gesellachaft  für  Musikforschung.  IV.  Jahrg.  1872, 
Nr.  12  u.  V.  Jahrg.  1873,  Nr.  1.     Berlin.     8. 

Berichtigungen  zu  dem  „Locheimer  Liederbuche"  von  1450 
(Ausgabe  Bellermann- Arnold -Chrysander  im  2.  Bande  der  Jahr- 
bücher. Leipzig,  1867)  von  0.  Kade.  —  Ob  Druck,  ob  Schrift? 
(Pergament-Graduale  betr.)  (R.  Schlecht.)  —  Le  Nozze  d'Ercole  e 
d'Ebe  von  Gluck.  (Moritz  Fürstenau.)  —  Beilage :  Hans  Leo  von 
Hassler  (Hasler  oder  Haszier).  Geboren  1564  zu  Nürnberg,  ge- 
storben den  8.  Juni  1612  zu  Frankfurt  a.  M.  Chronologisches  Ver- 
zeichnifs  seiner  gedruckten  Werke,  nebst  alphabetisch  geordnetem 
Inhaltsanzeiger.     Verfasst  von  Rob.  Eitner.  (S.  I— VIII.) 

Geschichts-Blätter  für  Stadt  und  Land  Magdeburg. 
Mittheilungen  des  Vereins  fürGeschichte  und  Alterthums- 
kuude  des  Heriogthums  und  Erzstifts  Magdeburg. 
7.  Jahrg.  1872.  3.  Heft.  Mit  2  Tafeln  Abbildungen.  Hrsg.  von 
Dr.  F.  Geisheim.  Magdeburg ,  1872.  Verlag  der  Schäfer'schen 
Buchhandlung  (A.  Rüdiger).     8. 

Ueber  das  Kaufhaus  der  Stadt  Burg  in  Magdeburg  und  den 
Begriff  und  die  Bedeutung  von  Kauf-  und  Spielhäusern  (theatra) 
im  Allgemeinen.  Von  Dr.  F.  Geisheim.  —  Zur  Kenntnifs  der 
Magdeburger  Gesangbücher  des  16.  Jahrh.  Von  Superint.  A.  Fi- 
scher und  Dr.  L.  Götze.  —  Die  Magdeburger  Raths-Aj^otheke  im 
16.  Jahrh.  Von  Dr.  L.  Götze.  —  Beiträge  zur  Geschichte  der 
Stadtkirche  zu  Egeln  etc.  Vom  Rector  A.  Engeln.  —  Ein  Mag- 
deburger Druck  des  15.  Jahrh.  über  die  Zerstörung  von  Troja. 
Von  Dr.  L.  Götze.  —  Das  angebliche  Schlol's  der  Stadt  Burg,  seine 
Lage  und  vermeintliche  Entstehung.  Von  v.  Mülverstedt.  —  Klei- 
nere Beiträge. 

Hamburgs  Bürgerbewaffnung.  Ein  geschichtlicher 
Rückblick  von  C.  F.  Gädechens.  Hrsg.  vom  Verein  für  ham- 
burgische Geschichte.  Mit  4  Tafeln  Abbildungen  in  Farben- 
druck.    Hamburg.     Wilhelm  Mauke.     1872.     gr.  8.     60  Stn. 

Zeitschrift  des  Architekt en-  und  Ingenieur-Ver- 
eins zu  Han  n  over.  BandXVm.  Heft  3.  (Jahrg.  1872.)  Han- 
nover.    Schmorl  &  von  Seefeld.     1872.     2. 

Urkunden-Buch  der  Stadt  Lübeck.  Hrsg.  von  dem 
Vereine  für  Lübeckische  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde.  Vierter  Theil.  Lübeck,  Ferdinand  Grautoff.  1873.  4. 
928  Stn. 

Beiträge  zur  Geschichte  der  Fürstenthümer  Wald- 
eck und  Pyrmont.  Im  Namen  des  wal  decki  s  chen  hist. 
Vereins  herausg.  von  A.  Hahn.  Dritten  Bandes  drittes  Heft. 
Arolsen,  1872.     8. 

Die  Dalwiger  Kirche  bei  Corbach  ;  die  Siechenhäuser  irn  Wald- 
eckischen.    (Dr.  L.  Curtze.) 

Schriften  des  Vereins  für  Geschichte  des  Boden- 
see's  und  s einer  Umgebung.  Drittes  Heft.  Mit  einer  Pfahl- 
bautenkarte des  Bodensees  und  einer  Abbildung  der  Schlacht  von 
Dornach.  Lindau.  Commissionsverlag  von  Joh.  Thom.  Stettner. 
1872.     8. 

Vereinsangelegenheiten.  —  Das  Kaufhaus  in  Konstanz  und  die 
darin  abgehaltene  Papstwahl.  Von  J.  Marmor.  —  Vortrag  über 
Sitten  und  Gebräuche  am  Bodensee.    Von  Oberstaatsanwalt  Haager. 


—  Vortrag  über  die  Pfahlbauten.  Mit  einer  Karte.  Von  DiaconuB 
A.  Steudel.  —  Kämpfe  des  Patriciats  und  der  Zünfte  zu  Lindau 
im  14.  Jahrh.  Von  Major  J.  Würdinger.  —  Zur  Ethnologie  der 
Bodenseegegend.  Von  Dr.  Buok.  —  Die  jerusalemitanische  Grab- 
kapelle in  Konstanz.  Von  Dr.  T.  Tobler.  —  Ein  alter  Holzschnitt 
mit  Volkslied  über  die  Schlacht  von  Dornach  1499.  Mitg.  von 
Dr.  Frhrn.  H.  v.  u.  z.  Aufsefs.  —  Hans  Conrad  Werdmüller  aus 
Zürich,  gewesener  Commandant  der  freien  Reichsstadt  Lindau. 
Von  H.  Werdmüller  von  Elgg.  —  Urkundenauszüge  zur  Geschichte 
der  Stadt  Lindau.     (Forts.) 

Jahrbuch  des  historischen  Vereins  des  Kantons 
Glarus.  Neuntes  Heft.  Zürich  &  Glarus ,  Meyer  &  Zeller. 
1878.    8. 

Die  Reformation  im  Lande  Glarus.  Von  Dr.  J.  J.  Blumer.  — 
Keltische  Spuren  in  den  Orts-,  Berg-  und  Flufsnamen  des  Cant. 
Glarus.  Von  J.  H.  Heer.  —  Aus  dem  Tagebuch  eines  glarnerischen 
Statthalters  vom  Jahr  1725.  Von  Dr.  F.  Schuler.  —  Urkunden- 
sammlung.    (Forts.) 

L'Investigateur.  Journal  de  la  Societe  des  Etudes 
Historiques  —  Ancien  Institut  Historique  —  reconue  etablis- 
sement  d'utilite  publique  par  decret  du  3.  Mai  1872.  Trente- 
huitieme  Annee.  Livraisons  de  Juillet  ä  Octobre  1872.  Paris 
1872.     8. 

Etienne  Marcel  et  Jean  Caboche.  £pisodes  des  XIV.  et  XV. 
Sieoles.  (A.  Vavasseur.)  —  Rapport  sur  une  etude  de  M.  I'Abbe 
J.  Corblet.  (Les  tombes  en  bronze  des  deux  eveques ,  fondateurs 
de  la  cathedrale  d'Amiens.)  (Louis  Lucas.)  —  Monographie  de 
l'eglise  de  Caraux  de  Larboust.  —  Fouilles  dans  un  cimetiere  Gallo- 
Romain  ä  Garin  (Haute -Garonne). 

Verslagen  en  Mededeelingen  der  Koninklijke  Aka- 
demie van  Wetenschappen.  Afdeeling  Letterkunde.  Tweede 
Reeks.     Tweede  Deel.    Amsterdam,  C.  G.  van  der  Post.    1872.    8. 

Nehalennia-altaar  onlangs  te  Domburg  ontdekt.  Besehreven 
en  toegelicht.  (Met  eene  Plaat.)  (C.  Leemans.)  —  Over  potten 
met  kinderbeenderen,  bij  het  kerkhof  te  Harich  in  Friesland  ont- 
dekt. (Ders.)  —  Het  middelnederlandsch  gedieht  van  Sinte  Bran- 
dane.  (E.  Verwijs.)  —  Germaansche  woorden  in  latijnsche  op- 
schriften  aan  den  Beneden -Rijn.  (H.  Kern.)  —  Over  de  zending 
van  graaf  Willem  Bentinck -Rhoon  naar  Weenen  in  1740.  Naar 
aanleiding  der  uitgave  zijner  aanteekeningen  door  A.  Beer,  Wee- 
nen, 1871.     (W.  G.  Brill.) 

Verhandelingen  der  K.  Akademie.  Afdeeling  Letterkunde. 
Zevende  Deel.     Amsterdam,  C.  G.  van  der  Post.     1872.     4. 

Een  actio  spolii  van  1229  en  eene  inleiding  in  erfgrond  van 
1243.  (L.  A.  J.  W.  Sloet.)  —  Oude  muurschilderingen  van  de 
kerk  te  Bathmen  in  Overijsel.  (Mit  Abbildungen  in  einer  Mappe, 
qu.  2.)     (C.  Leemans.) 

Publications  extraordinaires  du  Cercle  Archeo- 
logique  du  Pays  de  Waes.  Nr.  9.  Livre  des  Feudataires 
des  Comtes  de  Flandre  au  Pays  de  Waes  aux  XIV.,  XV.  et  XVI. 
Siecles,  d'apres  les  manuscrits  de  la  Chambre  des  Comptes  ä  Bru- 
xelles,  avec  Table  onomastique  et  Introduction  par  le  Chevalier  de 
Schoutheete  de  Tervarent.     Saint-Nicolaas,  1873.  8.  X  et  653  pp. 


27 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


28 


Nachrichten. 


Literatur. 

Neu  erschienene  Werke. 

1)  Der  Ursprung  der  schweizerischen  Eidgenossen- 
schaft. Geschichte  und  Sage  von  Albert  Rilliet.  Zweite 
.  .  .  Auflage.  Aus  dem  Französischen  in's  Deutsche  über- 
tragen .  .  .  von  Carl  Brunner.  Mit  einer  Karte  der  Urkan- 
tone.  Aarau,  H.  R.  Sauerländer.  1873.  8. 
Noch  auf  lange  Zeit  hin  wird  für  den  Geschichtsforscher  die 
Bestimmung  der  Grenzscheide  zwischen  Sage  und  Geschichte  eines 
der  interessantesten  Probleme  bilden,  trotzdem,  dafs  die  Frage  als 
bereits  entschieden  betrachtet  werden  kann,  wol  um  so  eher,  als 
die  Skeptik  der  heutigen  Wissenschaft  selbst  von  seither  als  ver- 
bürgtest gegoltenen  Geschichtserzählungen  unerbittlich  mit  dem 
scharfen  Messer  der  Kritik  ein  Stück  nach  dem  andern  hinwegschnei- 
det. Die  Teilsage  (darüber,  dal's  nur  eine  Sage,  aber  keine  Ge- 
schichte von  einem  Teil  besteht,  herrscht  in  der  Wissenschaft  kein 
Zweifel  mehr)  bietet  für  die  Lösung  jener  Frage  einen  der  ergiebig- 
sten Stoffe,  der  eine  erhöhte  Bedeutung  dadurch  erworben  hat,  dafs 
er,  mit  Hamlet  und  Faust  das  gleiche  Schicksal  theilend,  zur  dich- 
terischen Apotheose  gelangte,  und  so  den  Kärrnern  unendlich  zu 
thun  gab.  Was  über  Teil  irgend  gesagt  werden  konnte,  ist,  möchte 
man  behaupten,  bereits  gesagt  worden.  Gleichwol  sind  wir  Rilliet 
und  seinem  Uebersetzer  zu  Dank  verbunden  dafür,  dals  sie  in 
einem  einzigen ,  mit  vollster  Sachkenntnil's  geschriebenen  Werke 
uns  rund  und  nett  die  Ergebnisse  der  bisher  gepflogenen  Unter- 
suchungen in  erschöpfender  Weise  darbieten.  Namentlich  mufs  der- 
jenige, der  für  die  Teilsage  sich  lebhaft  interessiert,  ohne  dafs  ihm 
Gelegenheit  zu  eingehendem  Studien  geboten  wäre,  hoch  erfreut 
sein,  hier  beisammen  zu  finden ,  was  bisher  nur  zerstreut  in  weni- 
ger umfänglichen,  oder  doch  weniger  auf  den  fraglichen  Gegenstand 
speciell  bezüglichen  Schriften  vorhanden  war.  —  Dem  Titel  entspre- 
chend ,  beginnt  der  Verf.  mit  der  Geschichte,  und  erst  nachdem  er 
an  der  Hand  authentischer  Quellen  den  Leser  mit  der  Entstehung 
der  schweizerischen  Eidgenossenschaft,  die  Geschichte  des  Schweizer- 
volkes, insbesondere  aber  der  Waldstätte  von  den  Uranfängen  bis 
zum  Jahre  1315  verfolgend,  vollkommen  vertraut  gemacht  hat, 
(dafs  für  diesen  Theil  Kopp  der  Bahnbrecher  war,  ist  jedem  Ein- 
geweihten bekannt ;  doch  verdient  sein  Name  immer  und  immer 
wieder  auf  den  Schild  gehoben  zu  werden),  und  nun  der  bisher  nicht 
unterrichtet  gewesene  Leser  verwundert  fragt :  wo  bleibt  denn  aber 
Teil?  wo  der  Rütlischwur?,  bringt  er  in  einem  zweiten  Theile 
die  Sage,  deren  Anfänge,  Weiterentwicklung,  Bedeutung  und  Kri- 
tik. Beigegebene  erläuternde  Anmerkungen  und  Urkundentexte 
werden  auch  dem  Fachgelehrten  willkommen  sein.  —  Eines  ist 
ausgemacht:  Teil  ist  keine  historische,  sondern  eine  sagenhafte 
Persönlichkeit,  die  nicht  einmal  der  Schweiz  ausschliefslich  ange- 
hört. Unaufgeklärt  aber  bleibt  immer  noch,  wann  und  wie  die 
Sage  in  der  Schweiz  zuerst  aufkam  und  an  die  Geschichte  sich 
anlehnte ;  ob  sie  auch  dort  ursprünglich  schon  heimisch  war,  oder 
von  aulsen  her  importiert  und  vielleicht  nur  von  Gelehrten  der 
heimischen  Geschichte  aufgepfropft  wurde.  Der  Uebersetzer  läfst 
sich   in   einem   Nachwort,   in    welchem    er   mit  Grund   dem   Verf. 


wegen  theilweise  unrichtiger  Auffassung  der  Mythentradition  ent- 
gegentritt, auch  auf  diese  Frage  ein,  ohne  sie  jedoch  zu  lösen.      Hr. 

2)  Beiträge  zur  Kenntnifs  der  Architectur  des  Mit- 
telalters in  Deutschland.  Originalaufnahmen  gröfs- 
tentheils  noch  nicht  veröffentlichter  Architeoturmotive  von 
Denkmälern  deutscher  Baukunst  von  Rudolf  Redten- 
bacher,  Architect.  Carlsruhe,  1872.  J.  Veith.  Fol.  3  Ab- 
theilungen zu  je  4  Heften  a  1  Thlr. 

Sammlungen  von  Architekturmotiven,  Reiseaufnahmen  u.  s.  w. 
wurden  in  der  jüngsten  Zeit  mehrfach  zur  Veröfi'cntlichung  ge- 
bracht. Allen  diesen  Arbeiten  haftet  jedoch  die  Zufälligkeit  ihres  Zu- 
standekommens als  ein  gewisser  Mangel  an;  oft  sind  es  lose  Blätter, 
die  ohne  festgegliederten  Plan  mehr  oder  weniger  zahlreich  inner- 
halb eines  sehr  dehnbaren  Titels  zusammengefai'st  sind.  Ohne  die 
mannigfachen  Verdienste  solcher  Arbeit  im  geringsten  in  Zweifel 
stellen  zu  wollen,  läfst  sich  eben  der  Anlage  von  Werken  dieser 
Art  eine  gewisse  Unvollkommenheit  nicht  abläugnen.  Geht  doch 
dabei  der  wichtige  Zweck  gänzlich  verloren,  dafs  der  innere  Ent- 
wiokelungsgang,  welchen  die  Kunst  auf  einzelnen  Gebieten  genom- 
men hat,  ganz  aufser  Acht  gelassen  werden  mufs.  Und  gerade  in 
dieser  Beziehung  schlägt  das  vorliegende  Werk  eine  Richtung  ein, 
welche  bisher  bei  den  Publikationen  unserer  deutschen  Kunstwerke 
nicht  oder  doch  nur  ungenügend  vertreten  war.  Zwar  handelt  es 
sich  hier  zur  Zeit  noch  nicht  um  eine  streng  systematische,  umfas- 
sende Darstellung  des  Entwickelungsganges  unserer  gesammten 
deutsch -mittelalterlichen  Architektur,  wie  sie  z.  B.  von  Viollet-le- 
Duc  für  Frankreich  geschaflen  worden  ;  indefs  ist  doch  in  Anord- 
nung des  gebotenen  Stoffes  ein  verwandter  Gedanke  festgehal- 
ten, welcher  die  gegebenen  Einzelheiten  zu  einem  organischen 
Ganzen  verbindet.  Es  sind  nämlich  die  gleichartigen  Gegenstände 
chronologisch  und  genetisch  zu  Gruppenbildern  zusammengeord- 
net, und  gerade  durch  diese  systematische  Anordnung  ist  das  Werk 
Redtenbacher's  von  ganz  entschiedenem  Werth.  Die  vergleichende 
Uebersicht  der  dargestellten  Objecto,  welche  der  Prospectus  be- 
sonders betont,  wird  durch  Angabe  der  Entstehungszeit  wesentlich 
unterstützt.  Anderseits  erleichtert  die  Durchführung  eines  einheit- 
lichen Mafsstabes  die  rasche  und  sichere  Beurtheilung  der  Auf- 
nahmen und  ist  für  die  praktische  Verwendung  der  Motive  von 
Belang.  Der  in  drei  Gruppen  zerlegte  Stoff  enthält  eine  Fülle 
von  Materialien,  welche  sowohl  dem  constructiven  als  dem  pla- 
stisch- wie  malerisch-ornamentalen  Gebiete  entnommen  sind.  Ein 
streng  systematischer  Plan  ist  dabei  in  der  Ausgabe  nicht  einge- 
halten. Es  steht  nach  den  vorliegenden  beiden  Lieferungen  in 
der  That  zu  hofl'en,  dafs  das  Unternehmen  sowohl  „der  Kunst- 
forschung ,  wie  der  Bauprazis ,  sei  dieselbe  nun  der  Restauration 
alter  Baudenkmäler  oder  neuen  Schöpfungen  zugewandt",  eine  will- 
kommene Hilfsquelle  sein  werde.  Eine  recht  günstige  Aufnahme 
ist  um  so  mehr  zu  wünschen,  als  der  Verfasser,  mit  so  grofser 
Liebe  und  Begeisterung  für  unsere  heimische  Kunst  selbst  erfüllt, 
die  Theilnahme  dafür  auch  in  weiteren  Kreisen  zu  wecken  bestrebt 
ist.  Nicht  mit  Unrecht  spricht  er  in  seinem  Vorworte  sich  darü- 
ber aus,  dafs  das  glänzende  Bild,  welches  VioUet-le-Duc  von  der 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


»9 

Architektur  Frankreichs  der  Welt  vorgeführt  hat,  bei  manchen 
„das  Gefühl  der  Enttäuschung  über  den  Werth  unserer  deutschen 
Monumente"  hervorgerufen  habe,  ganz  mit  Unrecht  jedoch,  da 
eine  eingehende  Prüfung  derselben  den  Beweis  liefert,  „dal's  sie 
trotz  des  bescheidenen  Gewandes,  in  dem  sie  oft  genug  erscheinen, 
an  Frische  und  Originalität  der  Composition,  an  Schönheit  der 
Verhältnisse  imd  in  der  Detailbildung  keineswegs  den  meist  opu- 
lenter gekleideten  französischen  Verwandten  nachstehen."  „Wenn 
Deutschlands  Werke  in  so  prächtiger  Ausstattung  wie  Viollet-le- 
Duc's  Werk  im  Zusammenhang  uns  vor  Augen  geführt  würden,  so 
dürfte  wol  kein  Mensch  Zweifel  hegen,  dals  sich  dieselben  mit 
vollem  Rechte  an  Kunstwerth  den  Bauten  in  Frankreich  an  die 
Seite  stellen  lassen."  Mit  anerkennenswerthem  Eifer  und  glück- 
lichem Erfolge  hat  der  Verfasser  gestrebt,  diesem  seinem  Ideale 
nahe  zu  kommen.  In  glücklicher  Wahl  ist  eine  Fülle  von  Mo- 
tiven, welche  bisher  entweder  gar  nicht,  oder  nur  sehr  ungenügend 
veröffentlicht  worden  waren,  gleich  in  den  ersten  Lieferungen  ver- 
einii^t ;  mit  der  richtigen  Wahl  steht  die  musterhafte  Darstellungs- 
weise in  glücklichem  Einklänge,  so  dal's  das  begonnene  Werk  sich 
den  besten  Leistungen  auf  diesem  Gebiete  der  Kunstliteratur  an 
die  Seite  stellen  darf.  Hoffentlich  wird  eine  rege,  vielseitige 
Theilnahme  den  raschen  Fortgang  eines  so  verdienstlichen  Unter- 
nehmens fördern  helfen.  F.  S. 

3)  Das  Stadtbuch  von  Augsburg,  insbesondere  das 
Stadtrecht  vom  Jahre  1276,  nach  der  Originalhand- 
schrift zum  ersten  Male  herausgegeben  und  erläutert  von 
Dr.  Christian  Meyer,  Archivar  der  Stadt  Augsburg. 
Verlag  von  F.  Butsch  Sohn.  1872.  8.  363  Stn.  Mit  einem 
lithographierten  Facsimile  der  Handschrift. 

In  der  That  werden  wenige  Archivare  in  der  Lage  sein,  durch 
eine  Arbeit,  wie  die  vorliegende,  für  ihr  Amt  sich  zu  legitimieren, 
die  eine  gelehrte  im  ausgiebigsten  Sinne  des  Wortes  genannt  zu 
werden  verdient.  Der  Hauptgegenstand  der  Abhandlung,  das  1276 
abgefafste  Stadtrecht  von  Augsburg,  ist  nicht  nur  eines  der  um- 
fassendsten, welche  überhaupt  existieren  —  es  enthält  nicht  weni- 
ger als  150  paragraphenreiche  Artikel  —  sondern  ist  auch  als 
notho-edrungene  Bereinigung  und  Feststellung  äul'serst  verwirrter 
Rechtszustände  in  seinem  Zusammenhange  wie  in  Einzelheiten  kei- 
neswegs eine  leicht  zu  handhabende  Materie.  Der  Verfasser  erle- 
digt seine  Aufgabe,  indem  er  in  gedrängter  Uebersicht  die  frühe- 
ste Geschichte  der  Stadt  wie  des  Bischofssitzes,  besonders  in  Rück- 
sicht der  gegenseitigen  Rechtsverhältnisse  wie  derer  zum  Reiche, 
sodann  die  Geschichte  des  Stadtbuches  gibt  und  dessen  Text  un- 
ter fortgesetzter  kritischer  Beleuchtung  mittheilt,  unter  Hinzufü- 
o-uno-  eines  Glossars  und  eines  Sachregisters,  welche  die  weitere 
Verwerthung  des  Werkes  aul'serordentlich  unterstützen.  In  glei- 
cher Weise  sind  die  späteren  Einträge  in  das  Stadtbuch,  wie  an- 
dere Verfassungsurkunden,  namentlich  das  kurze,  lateinisch  abge- 
fafste Stadtrecht  vom  J.  1104,  behandelt.  Die  Erläuterungen  sind 
mit  Einschlufs  nothwendiger  Verweisungen  auf  Urkunden  und  spä- 
tere Literatur  in  Anmerkungen  unter  dem  Texte  angefügt.  Ein 
eigenes  Verzeichnifs  gibt  für  die  angewandten  Abkürzungen  die 
erforderlichen  Anhaltspunkte.  v.  E. 


30 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 
Aus  allen  Welttheilen:  Nov.  Westpreufsen    vor    100  Jahren. 
(G.  Jaquet.)  —  Dec.  Die  Seemacht  und  der  überseeische  Han- 
del unter    dem  Grofsen  Kurfürsten    und   den   Königen  Fried- 
rich I.  und  Friedrich  Wilhelm  L     (Jul.  Bacher.) 
Militär.  Blätter  (von  v.  Held):  28.  Bd.,  4.  Hft.    Zur  Geschichte 

der  Kavallerie-Ausbildung  unter  König  Friedrich  II. 
Gewerbehalle:  Lf.  1  ff.  Faiencen  des  sechszehnten  Jahrhunderts  ; 

Henri-Deux-Arbeiten ;  Palissy.     Von  Jak.  Falke. 
Die  Grenzboten:  Nr.  51,  S.  441.     Moritz  von  Sachsen.     (Wilh. 

Maureubrecher.) 
Die  Gegenwart   (von  P.  Lindau):    2.  Bd.,  Nr.  45.     Hans  Sachs 

als  Streiter  in  Kirche  und  Staat.     1.     (K.  Blind.) 
Im  neuen  Reich:  Nr.  2.    Die  Entwicklung  der  niederländischen 
Malerei.    (J.  A.  Crowe.)  —  Gassen-  und  Häusernamen  zu  Frank- 
furt und  Strafsburg.     (W.  Stricker.) 
Jagd  Zeitung:  Nr.   23,  S.  660.     Eine    neue  Sage    vom  Schützen 

Teil.     (Vgl.  Köln.  Ztg.  vom  Anf.  Oktbr.) 
Korrespondent   v.   u.   f.  D. :  Nr.   8.     Judengasse  und  Wunder- 
burg in  Nürnberg. 
Rhein.  Kurier:  Nr.  301.    Die  Stufen  der  Thonindustrie.     (v.  Co- 

hausen.)  —  Nr.  307.     Die  Akustik  im  Alterthum. 
Organ    f.    chri  stl.  Kunst :  Nr.    21.     Der  Hahn    und    der  Hase 

(zur  christlichen  Symbolik).  Von  Giefers. 
Norddeutsches  Protestantenblatt:  Nr.  45.  Der  9.  No- 
vember 1522  in  Bremen.  (A.  Walte.) 
Deutscher  Reichs- Anzeiger:  Beil.  Nr.  44.  Lucas  Cranach, 
Maler  zu  Wittenberg  1472—1553.  —  Nr.  45.  Frankfurt  a.  M. 
in  seiner  geschichtlichen  Entwickelung.  —  Zur  Geschichte 
der  deutschen  Literatur.  —  Ueber  Schlesiens  Kunstleben  vom 
15.— 18.  Jahrh.  1.  —  Nr.  46.  Das  Kg!.  Schlol's  zu  Coblenz. 
1.  —  Häuser  mit  Denktafeln  in  Berlin.  1.  —  Nr.  47.  Die 
Jagd  in  der  altdeutschen  Sage  und  Dichtung.  —  Nr.  48.  Eine 
höfisch-ritterliche  Tafelgesellschaft  im  Mittelalter.  —  Nr.  49. 
Das  Grabmal  des  Königs  Rudolf  von  Schwaben  im  Dome  zu 
Merseburg.  —  Nr.  51.  Mittelalterliche  Kirchen  in  der  Provinz 
Posen.  —  Das  Schlofs  Sigmaringen  und  seine  Kunstschätze. 
—  Nr.  52.  Inschriften  Halberstädter  Bauten. 
Revue  generale  de  l'ar chi tecture  etc.:  Nr.  7—8.    Chemi- 

nees  (XIV.  et  XV.  siecles),  par  M.  F.  Huguelin. 
Sonntagsblatt  (v.  Fr.  Duncker) :  Nr.  46.  47.    Die  letzten  Raub- 
ritter und  ihre  Nachkommen.     (Th.  Bodin.)  —  Zur  Geschichte 
des    Blitzableiters.     (H.  Meier.)    —    Plattdeutsch    in  Brasilien. 
(J.  Engell-Günther.) 
Theolog.  Studien    und   Kritiken:    1873,     1.  Hft.      Die    ge- 
schichtlichen Zeugnisse   über  Luther's  Geburtsjahr.     (Köstlin.) 
Deutsche  Turnzeitung:  Nr.    45  ff.     Joachim  Camerarius'    Ge- 
spräch  über  Leibesübungen  vom  Jahr  1544.     Aus  dem  Latei- 
nischen übersetzt  von  K.  Wassmannsdorff. 
Ueber  Land    und  Meer:  Nr.    15.     Aus    der  Grafschaft  Henne- 
berg.    (K.  Seifert.) 
Wochenblatt   d.    Joh.-Ord.-Balley    Brdbg.:Nr.    51.      Der 
Nähres^e  (Fürst  Ludwig  von  Anhalt,  f  1650).  —  1873,  Nr.  1. 
Hohen-Schönhausen.     Eine  Erinnerung  an  die  Röbels.     (Oscar 
Schwebel.)  —  Der  Adel  des  Herzogthums  Lothringen.     (Aug. 
Lersenberg.)  —  Nr.  2.     Wahlsprüche  deutscher  Fürsten. 


31 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


32 


Oesterr.  Wochenschrift:  N.  F.  2.  Bd.,  46.  Hft.  Deutsche  Re- 
naissance. (Fr.  Lippmann.)  —  Projectirte  und  begonnene  Aus- 
grabungen. 

Illustr.  Zeitung:  Nr.  1542.  Ausgrabung  eines  600jährigen 
Wracks  am  Ostseestrand  bei  Danzig.     (M.  Bischof.) 


Vermischte  Nachrichten. 

1)  Der  Limburger  Dom,  dieses  prachtvolle  Denkmal  deut- 
scher Baukunst,  stand  lange  unvollendet  da,  bis  durch  die  von 
einem  Dombau  verein  herbeigeschafften  Mittel  1863  und  1864  die 
fehlenden  Thürmchen  am  südlichen  Querschiff  aufgesetzt  und  in 
den  letzten  Jahren  durch  die  vom  Staat  geleisteten  Zuschüsse  der 
Chorbau  mit  Sakristei ,  die  beiden  Querschiffe  oder  Kreuzarme 
nebst  den  vier  Thürmen  der  Querschiffe  und  der  Mittelthurm 
äufserlich  wiederhergestellt  und  verputzt  wurden.  Der  dürftigen 
Ausstattung  im  Innern  soll  nun  in  den  folgenden  Jahren  abgehol- 
fen werden,  und  es  sind  hiezu  15,00'J  Thaler  bewilligt.  Bildhauer- 
arbeit und  Malerei  werden  die  Wände  schmücken;  Altar,  Kanzel 
und  Kirchenstühle  dem  erhabenen  Bau  entsprechend  hergestellt. 
Die  jetzigen,  gewöhnlichen  Fenster  will  man  durch  Glasmalereien 
ersetzen.  Für  die  beabsichtigten  Arbeiten  sind  im  Ganzen  36 — 
40,000  Thaler  ausgeworfen.  Die  Pläne  für  die  Restauration  wur- 
den vom  Baumeister  Stier  in  Berlin  angefertigt. 

(111.  Ztg.,  Nr.  1541.) 

2)  Die  Hauptkirche  zu  St.  Bartholomäi  in  Alten- 
burg soll  nach  einem  Beschluls  des  dortigen  Stadtraths  einer  um- 
fassenden Restauration  im  ursprünglichen  (spätgothischen)  Stil 
des  Bauwerks  unterzogen  werden.  Mit  Rücksicht  darauf,  dal's  zu- 
gleich eine  Heizung  der  Kirche  hergestellt  werden  soll,  sind  die 
Kosten  dieser  Restauration  vorläufig  auf  22,000  Thlr.  veranschlagt. 

(Dies.,  Nr.  1542.) 

3)  Bei  dem  gegenwärtig  sich  vollziehenden  Neubau  des  Flü- 
gels des  königlichen  Schlosses  in  Stettin,  in  welchem  sich 
der  Remter  befindet,  wird  wegen  der  historischen  Bedeutung 
dieses  alterthümlichen  Saales  derselbe  auf  Anregung  des  deutschen 
Kronprinzen  im  obersten  Geschol's  in  seiner  frühern  Gestalt  wie- 
derhergestellt werden.  Sämmtliche  Theile  des  alten  Saals,  auch 
die  schon  halb  zerstörten  Balken,  werden  daher  sorgfältig  ausein- 
ander genommen,  um  später  bei  dem  Neubau  wieder  eingesetzt  zu 
werden.  (Dies.,  Nr.  1542.) 

4)  Ein  sog.  Küchenabfallplatz  (Kjökkenmödding) ,  der 
erste  in  Norwegen,  ist  im  Drontheim-District  entdeckt  worden. 

(Dies.,  Nr.  1539.) 

5)  In  Entfernung  von  etwa  '/«  Stunden  Wegs  von  Leipzig, 
bei  Plagnitz,    in    der  Elstermündung,    sind  bei  Gelegenheit  der 


Grundlegung  eines  Theils  des  Elsterflufsbettes  in  Tiefe  von  2,3  Me- 
ter unter  der  Wiesenfläche,  an  der  Grenze  zwischen  einer  die  ge- 
nannte Höhe  habenden  Schicht  von  gelbbraunem  Lehm  und  einer 
1  Meter  starken  Schicht  von  blaugrünem  plastischen  Thon,  eine 
Anzahl  liegende  Eichenstämme  und  eine  gröl'sere  Anzahl  kleine, 
zu  beiden  Seiten  der  Stämme  als  Halt  derselben  eingeschlagene 
Pfähle  gefunden  worden.  Da  zwei  der  Stämme  beinahe  einen  rech- 
ten Winkel  bilden ,  da  sich  ferner  in  der  Nähe  1  Hirschkrone, 
1  Unterkiefer  von  einem  Wiederkäuer,  einige  sehr  unvollkommene 
Steingeräthe,  eine  gute  Steinaxt  ohne  Loch,  eine  dergleichen  kleinere 
mit  Stielloch,  Kohlenreste,  Scherben,  eine  Kesselurne  etc.,  gefun- 
den haben,  so  liegt  die  Vermuthung  sehr  nahe,  dal's  wir  es  hier 
mit  einem  Pfahlbau  zu  thun|  haben.  Diese  Vermuthung  erhält 
noch  dadurch  weitere  Kraft,  dafs  in  der  ganzen  Elstermündung 
Bronzebeile,  Steinbeile,  Eisenbeile  etc.  in  derselben  Bodenschicht 
vorkommen.  Der  Besitzer  des  Terrains,  Dr.  Heine,  hat  mir  augen- 
blicklich beim  ersten  Entdecken  Mittheilung  gemacht;  die  Fund- 
gegentsände  kommen  alle  in  die  Sammlung  des  Vereins  für  die 
Geschichte  Leipzigs  und  mit  den  Ausgrabungen,  die  sehr  sorgfäl- 
tig betlieben  werden,  bleibe  ich  in  stetem  Zusammenhang. 

Leipzig.  Baurath  Dr.  0.  Mothes. 

6)  In  Ahrweiler  wurden  in  der  Nähe  des  Apollonarisbrunnens 
bei  Ausgrabungen  zu  Neubauten,  14  Fufs  tief  unter  der  Oberfläche, 
römische  Alterthümer  gefunden,  worunter  Thon-  und  Glas- 
gefälse  und  gut  erhaltene  römische  Münzen  von  Kaiser  Valerianus 
(253  -  259  n.  Chr.)  und  Cäsar  Salonius  Valerianus  (250—268  n.  Chr.). 
Aehnliche  Ausgrabungen  wurden  im  Jahre  1583  bei  Anlage  des 
Abflul'sgrabens  für  den  Apollonarisbrunnen  gemacht.  Damals  ent- 
deckte man,  dal's  in  einer  Tiefe  von  ebenfalls  14  Fufs  ganze  Rei- 
hen regelmäl'sig  gepflanzter  Weinstöcke  in  der  Erde  standen,  wo- 
raus sich  ein  Schlafs  auf  das  Alter  des  Weinbaus  im  Ahrthal  ma- 
chen läl'st.  (111.  Ztg.,  Nr.  1537.) 

7)  Bei  den  Erdarbeiten  der  Bebra-Friedl  ander  Bahn 
wurde  eine  irdene  Urne  aufgefunden,  welche  eine  grofse  Anzahl 
altfranzösischer  Silbermünzen  enthielt.  Dieselben  stam- 
men anscheinend  aus  der  Zeit  Philipp's  des  Schönen  (1285 — 1314). 

(Dies.,  Nr.  1542.) 

8)  Soeben  ist  erschienen:  Bibliotheca  typographica: 
Manuscripte  (c.  80  Nummern,  vom  8.  Jahrh.  an) ;  Incunabeln  (von 
Gutenberg  an) ;  Bücher  mit  Holzschnitten  und  Kupfern ;  Perga- 
nientdrucke ;  Reformationeschriften  (zum  Theil  mit  .\utographen 
der  Reformatoren) ;  werthvolle  bibliographische  und  paläographi- 
sche  Werke  etc.  aus  dem  Nachlasse  von  Barnheim  in  Inster- 
burg,  der  sie  im  Laufe  von  50  Jahren  meist  aus  Klosterbibüothe- 
ken  erworben.  Diese  schätzbare  Sammlung  wird  am  8.  Mai  d.  J. 
durch  Lepke   in  Berlin   versteigert. 

(Vgl.  Anzeiger  1872,  Nr.  12,  Beilage:  Vermischte  Nachrich- 
ten, Nr.  138.) 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essen  wein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  £.  Sebald  in  Narnberg. 


Neunzehnter 


Jahres- 

Nürnberg. 


Bericht 


(?uniö. 


1.  Januar  1873. 


D. 


'as  Jahr  1872  war  das  zwanzigste,  seit  jene 
Versammlung  von  Geschichts  -  und  Altertlmma- 
forschern,  welche  zu  Dresden  unter  Vorsitz  Sr. 
Maj.  des  jetzt  regierenden  Königs  von  Sachsen 
tagte,  die  Gründung  unserer  Nationalanstalt  be- 
schlossen. Unter  wechselnden  Schicksalen  hat  sie 
sich  in  dieser  Zwischenzeit  so  günstig  entwi- 
ckelt, dafs  wir  heute  mit  Befriedigung  auf  den 
Weg,  welcher  uns,  wenn  auch  unter  mancherlei 
Hindernissen,  auf  den  heutigen  Stand  geführt, 
zurückblicken  und  ohne  Bangen  auf  die  weite 
Bahn  vorwärts  schauen  können,  welche  die  An- 
stalt noch  zu  durchlaufen  hat,  ehe  sie  das  ihr 
gesteckte  grofse  Ziel  erreicht.  Auch  das  eben  ab- 
gelaufene Jahr  hat  uns  diesem  Ziele  um  ein  gutes 
Stück  näher  geführt. 

Sehen  wir  zuvörderst  auf  die  finanzielle  Seite, 
so  hat  das  Jahr  1872  eine  grofse  Reihe  neuer, 
regelmäfsig  fortzusetzender  Jahresbeiträge  ge- 
bracht. Zunächst  hat  Se.  Maj.  König  Ludwig  II. 
von  Bayern  den  jährlichen  Beitrag  von  600  fl. 
auf  720  fl.  erhöht  und  uns  denselben  für  fernere 
5  Jahre  zugesagt;  ebenso  hat  Se.  Durchl.  der 
Fürst  Johann  von  Liechtenstein  den  seither  ge- 
leisteten, zuletzt  1867  auf  5  Jahre  bewilligten 
Beitrag  von  50  fl.  auf  fernere  5  Jahre  erstreckt. 
Bei  Feststellung  des  Etats  des  deutschen  Rei- 
ches für  1873  im  Reichstage  haben  Graf  Fran- 
kenberg, der  schon  wiederholt  für  unsere  Anstalt 
eingetreten  war,  und  Fürst  Hermann  von  Hohen- 
lohe-Langenburg  nebst  81  anderen  Abgeordneten 
den  Antrag  gestellt,  von  1873  ab  den  jährlichen 
Beitrag  des  deutschen  Reiches  für  das  german. 
Museum  auf  16000  Thlr.  festzustellen,  ein  An- 
trag, der  angenommen  wurde  und  auch  die  Zu- 
stimmung des  Bundesrathes  erhielt. 

Eine  grofse  Reihe  deutscher  Städte  hat  auch 
im  abgelaufenen  Jahre  regelmäfsige  Jahresbei- 
träge für  die  Anstalt  bewilligt,  theilo  auf  unbe- 
stimmte Zeit,  theüs  auf  eine  gewisse  Reihe  von 
Jahren,  darunter  Wien  mit  1 1 6  fl.  40  kr .  auf  3  Jahre. 
Die  Stadt  München  hat  ihren  Beitrag  von  50  fl. 
auf  100  fl.  erhöht  und  Dresden  einen  solchen  von 
43  fl.  45  kr.  bewilligt.  Neben  den  Städten  hat  eine 
Reihe  bayerischer  Distriktsgemeinden  dem  Museum 
in  gleicher  Weise  ihre  Förderung  angedeihen  las- 
sen. Sehr  reich  ist  auch  wieder  das  Verzeichnifs 
der  neuen  Jahresbeiträge  von  Privaten. 

Nicht  minder  wurde  eine  Reihe  einmaliger 
Geldgaben,  theils  zu  allgemeinen,  theils  zu  be- 
stimmten Zwecken,  dem  Museum  übergeben.  Un- 
ter ersteren  haben  wir  zunächst  ein  Geschenk 
von  200  fl.  von  Ihrer  Majestät  der  deutschen 
Kaiserin  Augusta  dankbarst  zu  vermelden ,  so- 
dann ein  Geschenk  von  88  fl.  20  kr.  von  Herrn 
L.  V.  Löfsl,  kaiserl.  deutschem  Konsul  in  Rio 
Grande  do  Sul,  ferner  von  42  fl.  von  Herrn  Prof. 
E.  Dümmler  in  Halle  und  42  fl.  20  kr.  von  Herrn 
C.  Grytzell  in  San  Jose  (Costa  Rica). 

Unter  den  Geschenken  für  besondere  Zwecke 
erwähnen  wir:  für  Herstellung  und  Einrichtung 
eines  „Hanseatischen  Saales"  je  87  fl.  30  kr.  von 


Herrn  Bürgemeister  Dr.  KeUinghusen  und  Herrn 
Otto  Westphal,  sowie  je  43  fl.  45  kr.  von  den  Her- 
ren Joh.  Bade,  Dr.  A.  Lappenberg,  Arnold  Otto 
Meyer  u.  a.  m.  in  Hamburg. 

Für  die  Baukasse  erhielten  wir  ein  Ge- 
schenk von  500  fl.  von  Sr.  kgl.  Hoheit  dem  Grols- 
herzog  Friedrich  Franz  von  Mecklenburg-Schwerin, 
sodann  875  fl.  von  Herrn  Dr.  Oetker  in  Cassel, 
100  fl.  von  Herrn  Hofbuchhändler  Sigm.  Soldan 
in  Nürnberg.  Zu  den  Kosten  der  Herstellung 
eines  Brunnens  zum  Andenken  an  den  Gründer  des 
Museums  hat  Herr  Freiherr  von  Seefried  100  fl. 
gespendet;  zu  den  Kosten  für  Uebertragung  des 
Augustinerklosters  sind  600  fl.  50  kr.  von  Seite 
des  Magistrates  der  Stadt  Nürnberg ,  150  fl.  vom 
Salzunger  Kirchenchor,  als  Theil  des  Ertrages 
eines  Concertes  dahier,  von  Herrn  Privatier  Dau- 
mer 25  fl.  übergeben  worden.  Um  die  nöthigen 
Mittel  vollends  zu  beschaffen,  haben  über  100 
deutsche  Künstler  dem  Museum  Gemälde,  Skizzen, 
Zeichnungen ,  Skulptui'en  u.  A.  theils  zugesagt, 
theils  schon  übergeben,  die  verwerthet  werden 
sollen  und  voraussichtlich  eine  namhafte  Summe 
einbringen  werden.  Hinsichtlich  der  übrigen 
Geldgaben  verweisen  wir  auf  die  unten  stehenden 
Verzeichnisse. 

Die  Vermehrung  unserer  Sammlungen  war 
sehr  bedeutend ,  und  zwar  theils  durch  gütige 
Geschenke,  theils  durch  gröfsere  Ankäufe.  Eine 
bedeutendere  Accjuisition  von  Antiquar  Pickert 
dahier,  die  um  die  Wende  der  Jahre  1871  und  72 
bewirkt  wurde,  brachte  dem  Museum  eine  Reilie 
kostbarer  Stücke  für  alle  Abtheilungen,  nament- 
lich: 3  geschnitzte  Altäre  des  15.— 16.  Jhdts.,  eine 
Reihe  romanischer  Kirchengeräthe ,  eine  grofse 
Zahl  seltener  Fayencen  imd  Gläser  u.  A.  m. 
Grofse  Vermehrung  erhielt  auch  unsere  Waffen- 
sammlung sowohl  aus  diesem  Kaufe,  als  durch 
Geschenke  Ihrer  Majestäten  des  Kaisers,  der  Kö- 
nige von  Bayern,  Würtemberg  und  Sachsen,  Sr. 
Hob.  des  Herzogs  von  Sachsen-Coburg-Gotha,  der 
Fürsten  von  Schwarzburg- Rudolstadt  und  Son- 
dershausen, der  Stadt  Amberg. 

Auch  unsere  Sammlung  von  Möbeln  hat  durch 
Ankauf  eines  grofsen  gothischen  Prachtschrankes 
und  durch  Ueberlassung  einer  überaus  kostbaren 
Bettstätte  vom  Beginne  des  17.  Jhdts.,  sowie 
durch  Ankauf  von  2  grofsen  Puppenhäusern  u.  A. 
reichen  Zuwachs  erhalten.  Unsere  Gemäldesamm- 
lung wurde  durch  Erwerbung  von  6  sehr  werth- 
vollen  Gemälden  des  15.  Jhdts.  bereichert.  Ein 
grol'ses,  neueres  historisches  Gemälde :  Luther  und 
Frundsberg,  erhielten  wir  vom  Künstler  selbst, 
Herrn  A.  v.  Heyden  in  Berlin,  zum  Geschenke. 

Einige  Oefen  und  eine  Reihe  von  einzelnen 
Ofenkacheln  wurde  gekauft ;  sehr  schöne  Kacheln 
schenkte  Se.  kgl.  Hoheit  der  Fürst  Carl  Anton 
von  HohenzoUern-Sigmaringen. 

Auch  für  unsere  Sammlung  von  Musikinstru- 
menten fanden  sich  noch  manche  Stücke. 

Von  hervorragendster  Bedeutung  jedoch  sind 
die  Erwerbungen,  welche  wir  für  die  Geschichte  der 


ältesten  Drucke  und  des  Holzschnittes  sowohl 
durch  die  Weigel'sche  Auction  zu  Leipzig,  als 
durch  Ankauf  der  Hafsler'schen  Sammlung  und 
manche  Einzelkäufe  gemacht  haben. 

Ein  Theil  der  ebengenannten  Gegenstände 
wurde  der  Bibliothek  eingereiht,  die  auch  sonst 
noch  manchen  schätzbaren  Zuwachs  durch  An- 
kauf erhielt,  darunter  mehrere  interessante  Hand- 
schriften. Vor  Allem  aber  war  es  wieder  der 
deutsche  Buchhandel,  der  dieselbe  so  wesentlich 
bereicherte. 

Dem  Archiv  wurde  manche  werthvoUe  Ver- 
mehrung durch  Ankäufe,  sowie  durch  Schenkung 
mehrerer  Centner  Akten  aus  dem  ehemals  v.  Krefs'- 
schen  Archive,  einer  gröfseren  Partie  Archivalien 
von  Seite  des  Herrn  Sigm.  v.  Fürer  und  durch 
Ueberlassung  mit  Eigenthumsvorbehalt  sowohl 
des  Archives  der  Veit-Holzschuher'schen  Linie 
von  Seite  des  Herrn  Reg.-Rathes  Frhrn.  v.  Holz- 
schuher  in  Augsburg,  als  auch  von  ungefähr  100 
Urkundenbüchern  aus  dem  v.  Krefs'-schen  Archiv 
durch  die  Erben  der  verstorbenen  Frau  Kauf- 
mannswittwe  Rhau  dahier,  denen  auch  das  vor- 
hin genannte  Geschenk  zu  verdanken  ist. 

Was  unsere  Bauten  betrifft,  so  sind  im  Laufe 
des  Jahres  zwei  neue  Säle  eröffnet  worden.  Für 
das  Augustinerkloster  wurden  die  bedeutenden 
Unterbauten  hergestellt,  2  Kreuzgangflügel  unter 
Dach  gebracht  und  an  dem  Wiederaufbau  der 
übrigen  Theile  ununterbrochen  fortgearbeitet. 

An  Publikationen  erschien  im  vergangenen 
Jahre  der  19.  Jahrgang  des  Anzeigers  für  Kunde 
der  deutschen  Vorzeit,  eine  neue  Ausgabe  des 
Wegweisers  durch  die  Sammlungen,  diesmal  der 
Kürze,  Handlichkeit  und  BilUgkeit  wegen  ohne 
Illustrationen ;  sodann  die  2.  Lieferung  der  Quel- 
len zur  Geschichte  der  Feuerwaffen,  letztere  wie- 
der im  Verlage  von  F.  A.  Brockhaus,  endlich 
eine  Broschüre:  Die  Aufgabe  und  die  Mittel  des 
germanischen  Museums. 

Eine  Ausstellung  interessanter  älterer  Kunst- 
werke fand  auch  im  vergangenen  Jahre  statt, 
über  die  gleichfalls  ein  Katalog  erschienen  ist. 

Solch  grofse  Fortschritte  aber,  insbesondere 
die  bedeutenden  Ankäufe,  lielsen  sich  trotz  der 
reichen  Zuflüsse  nur  dadurch  bewirken,  dal's  ein 
Theil  der  für  1873  bestimmten  Mittel  in  An- 
spruch genommen  wurde,  so  dals  in  diesem  Jahre 
Manches  noch  zur  Zahlung  und  in  Rechnung 
kommen  wird,  was  schon  1872  ins  Museum  auf- 
genommen wurde,  darum  aber  auf  eine  namhafte 
Fortbildung  verzichtet  werden  mufs. 

Mit  innigem  Schmerze  hat  die  Anstalt  am 
Schlüsse  dieses  Berichtes  noch  den  Tod  ihres 
Gründers,  des  Freiherrn  v.  u.  zu  Aufsefs,  zu  ver- 
zeichnen, der  am  6.  Mai  v.  J.  aus  dem  Leben  ge- 
schieden. Wenn  er  auch  schon  vor  10  Jahren 
die  Leitung  der  Anstalt  niedergelegt,  hatte  er 
doch  als  Ehrenvorstand  noch  stets  im  Verwal- 
tungsausschusse mitberathen.  Einen  anderen  Ver- 
lust hat  dieser  Ausschufs  durch  den  Austritt  des 
Herrn  Reg.-Rathes  Th.  v.  Karajan  in  Wien  erlitten. 


Seit  Veröffentlichung  des  Jahresberichts  für  1871  sind  zu  den  Unterstützungen  des  germanischen  Museums  folgende,  und  zwar  als  Jahresbeiträge 
neu  hinzugekommen: 


Von  Staatskassen. 

fl.       kr. 
Deutsches  Reich  (früher  14000)  28,000    — 

Von  regierenden  Häusern. 

Bayern,  König  Ludwig  IL,  Majestät 
(auf  weitere  5  Jahre)  720    — 

Liechtenstein, Fürst  Johann, Durch- 
laucht (auf  weitere  10  Jahre)        50    — 

Sachsen,  König  Johann,  Majestät 

(auf  weitere  3  Jahre)  350    — 

Von  öffentlichen  Kassen,  Städten  etc. 

Altenburg,  Stadtgemeinde  8 

Anklam,  Stadigemeinde  8 

Aussee,  Marktgemeinde  1 

Baden  (Baden),  Stadtgemeinde  10 
Ballenstedt  a.  Harz,  Sladtgemeinde    3 

Bautzen,  Stadtgenieinde  8 

Bayreuth,  Distiiktsgemeinde  10 

Blankenburg,  Stadtgemeinde  1 

Brüx,  Stadlgi-meinde  5 

Bückeburg,  Stadtgenieinde  8 

Bunzlau,  Stadtgemeinde  5 

Burgsteinfurt,  Stadtgemeind©  3 

Calbe  a.  S.,  Stadigemeiude  5 

Crailsheim,  Stadtgemeinde  3 

Diez,  Stadtgemeinde  1 

Dingolting,  Stadtgemeinde  1 

Dresden,  Stadtgenieinde  43 

Duisburg,  Stadtgeraeinde  1 

Durlach,  Stadtgemeinde  5 

Eisfeld,  Stadtgemeinde  3 

Enns,  Stadtgenieinde  5 

Friedberg  i.  W.,  Stadtgemeinde  5 

Gardelegen,  Stadtgemeinde  1 

Germersheim,  Distriktsgemeinde  25 

Gielsen.  Stadtgemeinde  5 

Glpiwitz,  Stadigemeinde  5 

Glückstadt.  Stadtgemeinde  7 

Goslar,  Stadtgemeinde  8 

Grein  a.  D.,  Stadtgemeinde  1 

Graudenz,  Stadtgenieinde  3 

Hechingen,  Stadtgemeinde  2 

Herford,  Stadtgemeinde  5 
Höchstadt  a.  A.,  Distriktsgemeinde  l5 


45 
45 
10 

30 
45 

10 
50 
45 
15 
30 
15 

45 
45 
45 
45 


45 

10 
30 


40 
15 
45 

16 

45 

40 


Jever,  Stadtgenieinde  5 

Ilmenau,  Staütgemeinde  1 

Immenstadt,  Stadtgemeinde  2 

Kaiserslautern,  Stadtgemeinde  10 

Handel.  Distrikt.^geineinde  25 

Klagenfurt,  Stadtgemeinde  11 

Kreuznach,  Stadigemeinde  5 

Lahr,  Stadtgemeinde  8 
Landau  (Pfalz),  Distriktsgemeinde  10 

Langensalza,  Stadtgemeinde  5 

Lennep,  Stadtgemeinde  7 

Liegnitz,  Stadtgemeinde  8 

Linz,  Stadtgemeinde  11 

Lohr.  Stadtgemeinde  5  — 

Ludwif^sbalen,  Stadtgemeinde  5  — 

Lüneburg,  Stadtgemeinde  17  30 

Mainbeiniicim.  Sladtgemeinde  8  45 

Mainz,  Stadtgemeinde  20  — 

Michelstadt,  Stadtgemeinde  1  — 

Miesbach,  Distriktsgemeinde  16  — 

Minden,  Stadtgemeinde  3  30 

Monheim,  Stadtgemeinde  1  45 

Moosburg,  Stadtgemeinde  2  — 

Neckarsulm,  Oberamtscorporation    10  — 

Neubrandenburg.  Stadtgemeinde  5  15 

Neuburg  a.  D..  Stadtgemeinde  10  — 

NeuÖtting,  Stadtgenieinde  2  — 

Neusalza,  Stadtgemi  inde  2  20 

Neustadt  a.  S.,  Stadtgemeinde  2  — 

Ochsenfurt,  Stadtgemeinde  3  — 

Olmütz,  Stadtgenieinde  11  40 

Oels,  Stadtgemeinde  5  15 

Oelsnitz,  Stadtgemeinde  1  45 

Oettingen,  Stadtgemeinde  2  — 

Parchim,  Stadtgemeinde  8  45 

Plauen,  Sladtgemeinde  8  45 

Posen,  Stadtgemeinde  26  15 

Rastatt.  Stadtgemeinde  10  — 

Regensburg,  Distriktsgemeinde  15  — 

Reiehenbach  i.  V'.,  Stadtgemeinde     3  30 

Ribnilz,  Stadtgemeinde  3  30 

Rostock.  Stadtgemeinde  17  30 

Roth.  Stadtgemeinde  3  30 

Rndolstadt,  Stadtgemeinde  2  — 

Saalt'eld,  Stadtgemeinde  5  — 

Saarbrücken.  Sladtgemeinde  7  — 

Schleswig,  Stadigemeinde  7  — 

Schongau,  Stadtgemeinde  1  30 

Schweinfurt,  Distriktsgemeinde  30  — 

Schwetz.  Stadtgemeinde  3  30 

Soest,  Stadtgemeinde  8  45 

Spandow,  Stadtgemeinde  8  45 

Spremberg,  Stadtgemeinde  8  45 

Stavenhagen,  Stadtgemeinde  5  50 

Strehlen,  Stadtgemeinde  3  30 

Suhl,  Stadtgemeinde  3  30 

Teplitz,  Stadtgenieinde  23  20 

Tölz,  Distriktsgemeinde  10  — 

Töl?,  Markt  gemeinde  8  — 


40 
30 

30 
50 
15 

45 
45 
15 


35 


fl.  kr. 
Tuttlingen,  Stadtgemeinde  3  30 
Uffenbeim,  Distriktsgemeinde  10  — 
Vlllach,  Stadtgemeinde  5  50 
Villingen,  Stadtgemeinde  5  — 
Weiden,  Stadtgemeinde  3  — 
Weidenberg,  Distriktsgemeinde  5  — 
Weinheim,  Stadtgemeinde  3  30 
Werneck,  Distriktsgemeinde  30  — 
Wesel,  Sladtgemeinde  7  — 
Wien,  Stadigemeinde  116 
Wiesbaden,  Stadtgemeinde  17 
Wismar,  Stadtgemeinde,  (auf  wei- 
tere lu  Jahre)  17 
Wolfenbüitel,  Stadtgemeinde  5 
Wolgast.  Stadtgemeinde  5 
Wönh.  Distriktsgemeinde  5 
Zeitz,  Stadtgemeinde  8 
Zschoppau,  Stadtgemeinde  8 
ZüUichau,  Stadtgemeinde  5 

Von  Stiftungen. 

Nürnberg,  J.  C.  v.  Schlüsselfelder- 
sche  Familien-Stiftung  (statt  frü- 
her 15  fl.  —  kr.)  25    — 

Von  Vereinen,  Gesellschaften  etc. 

Alsenz,  Casinogesellschaft  3    — 

Chur,  histor.-antiquar.  Gesellschaft 
Fürstenfeld    (Steiermark),   Deut- 
scher Verein 
Göppingen,  Handels-  u.  Gewerbe- 
verein 
Obermoschel,  Casinogesellschaft 
Heilbronn    a.   N.,    Aktiengarten- 
verein 

Von  Privaten. 

Aign,  Pfarrer,  in  Mimbach  (Pfalz) 

Albers,  Heinr..  in  Damburg 

Albrecht,  Oberamtsaktuar, in  Gail- 
dorf 

Alippi,  Polizeikommissär,  in  Ars 

Andre,  G. ,  in  San  Jos6  (Costa 
Rica) 

Arendt,  Felix,  Zahnarzt,  in  War- 
schau 

Arnthal,  J.,  in  Hamburg 

Arntbal,  Rudolph,  Banquier,  in 
Cassel 

Aschrott,  Fabrikant,  in  Cassel 

Asimont,  Eduard,  k- Landgerichts- 
assessor, in  Brück 

Bacher,  Alexander,  Dr.  in  Stutt- 
gart 

Back,  Elkan,  Fabrikant,  in  Profs- 
nitz 

Ballerstedt,  Hofprediger,in  Bücke- 
burg 

Barth,  B.,  Rechtsanwalt,  in  Augs- 
burg 

Barth,  Julius,  Inspektor,  in  Mor- 
genroth 

Barthelmefs,  Reichard,  Dr.  med., 
in  Nürnberg 

Bauer,  Gottl..,  Korbhändler,  i.  Lich- 
tenfels 

Baumann,  Lehrer,  in  OberbÖhms- 
dorf  (statt  früher  iT'hkr.) 

Baumüller,Lieutenant  imk.  bayr. 
4.  Inf.-Reg.,  in  Metz 

Beck,  Adolf,  Kaufm.,  in  Schwein- 
furt 

Becker,  A.,  Fabrikdirektor,  in 
Nordhausen 

Becker,  E.,  in  San  Jo=i6 

Becker,  H. .  Kaufmann,  in  Heil- 
bronn a.  N. 

Beer,  Eduard,  in  Profsnitz 

Beez,  Dr.,  Gymnasiallehrer,  in 
Plauen 

Bender,  Dr.,  Gymnasiallehrer,  in 
Büdingen 

Berend,  Moritz,  Kaufm.,  in  War- 
schau 

Bergbeimer,  Isidor,  Kaufmann, 
in  Nürnberg 

Bergleiter, Heinr., Professor  a.  ev. 
Obergymnasium  Ä.  B. ,  in  Her- 
mannstadt 

Berlage.  Domvikar,  in  Osnabrück 

Bernhardt,  L.,  Oberpfavrer,  in 
Schmalkalden 

Beughem,  v.,  Hauptmann,  in  Det- 
mold 

Beyer,  Gg.,  Veterinärarzt,  in  Wer- 
neck 

BeyersdorflF  jun.,  in  Beuthen 

Bezold,  V.,  k.  Bez.-Ger.-Rath,  in 
Augsburg 

BezzenUerger,  Dr.,  Reg.-  u.  Schul- 
rath,  in  Merseburg 

Bieder,  Dr.,  Arzt,  in  Worms 

Bier,  Fabrikant,  in  Büdingen 

BierhaU,  A, ,  Conditor,  in  Nürn- 
berg 


1 

45 

1 
1 

45 

10 

40 

3 

52 
30 

1 
3 

45 
30 

1 

— 

1 

45 

1 

10 

1 

45 

1     45 


1 

— 

- 

35 

45 

- 

10 

45 
40 

10 

10 

- 

52 

30 

10 
45 

45 

10 

10 

- 

45 

Bischoff",  Assistent  a.  d.  k.Remon- 

teansialt  in  Fürstenfeld 
Bischoflshausen,  L.  v.,  Direktor, 

in  Cassel 
Bitthäuser,  F.  J.,  k.  Forstgehilfe, 

in  Werneck 
Blefsmann,  Carl,  in  Fürth 
Bockenheimer,  Dr.,  gr.  Bez.-Ger.- 
Rath,  in  Mainz  (statt  früher  l  fl. 
4.^  kr.) 
Bodelschwingh  v.,  Oberpräsident, 

in  Cassel 
Bomhard,  Domänenamtmann,  in 

Caslell 
Borger,  k.  Advokat,  in  Straubing 
Boyneburgk,  Almar,  Reichsfrei- 
herr V.,  in  Eisenach 
Brandl,  Dr.,  in  Klagenfurt 
Brassert,  Dr.,  k.  Berghauptraann, 

in  Bonn 
Braun,  Rechtsanwalt,  in  Augsburg 
Breland,  Carl,  Kaufmann,  in  War- 
schau 
Brendel,  Dr.  med.,  in  Montevideo 
Brenkmann,    k.  Rentbeamter,  in 

Beilngries 
Brettel,  Dr.  med.,  in  Büdingen 
Brofsmann,   Kaufmann   u.  Stadt- 

rath.  in  Schleiz 
Buchmann,  A.  C,  in  Hamburg 
Buchner,    D.  Ludw. ,  k.    Rentbe- 
amter, in  Eichstätt 
Buchoitz,  Regierungspräsident,  in 

Eutin 
Buhl,  Apotheker,  in  Gaildorf 
Bullheller,  Casp.,  Funktionär,  in 

Werneck 
Bulln  heimer,  Moritz,  Braumeister, 

in  Nürnberg 
Burger,  COnimissär,  in  Cahla 
Burhenne, Jul.,Bürgerm.,  Rechts- 
anwaltu.  Notar,  in  Schmalkalden 
Busch  sen.,  in  Aselage 
Cahen,  T.,  Kaufm.,  in  Warschau 
Cagesius,  Gust.,  Prof.  a.  d.  evang. 
Oberreaisch.  in    Hermannstadt 
Calmus,  Paul,  Fabrikbesitzer,  in 

Berlin 
Chapeaurouge,   de,  Dr.,  Oberge- 

richtsraih,  in  Hamburg 
Clason,  Dr..  in  Rostock 
Claul's,  Kaufmann,  in  Hohenstein 
Cnopf,  A.,  Dr.,  Bez. -Ger. -Accessist, 

in  Nürnberg 
Cornizelius,  Gg.,  Maler,  in  Hanau 
Cösfeld,  Ed.,  in  Bielefeld 
Crämer,  Assistent  a.  d.  k.  Remon- 

teanstalt,  in  Fürstenfeld 
Crull,  Fr.,  Dr.,  in  Wismar 
Culmbacher,  Heinr.,  Hotelbesitzer, 

in  Meiiiingen 
Czepelak,  Job.,  k.  k.  Gymnasial- 
professor, in  Leitnieritz 
Däche,  Wilh.,  Stadtschreiber,  in 

Schmalkalden 
Dauer,  Rechtsanw.,  in  Reutlingen 
Deibler,  J.,  Assistent  a.  d.  k.  In- 
dustrieschule, in  Nürnberg 
Deimling,    C,  Dr.,  Professor,  in 

Mannheim 
Dessauer,  Direktor,  inÄschaÖ'en- 

burg 
Dethen,  v.,  Kreisrichter,  in  Hamm 
Detzel,  Heinr.,  Vikar,  in  Zipplingen 
Develey,  J.  C,  Fabrikbesitzer,  in 

München 
Dimmling,  Edelsteingraveur,    in 

Berlin 
Dingler,  Jul.,  Fabrikbesitzer,  in 

Zweibrücken 
DÖbner,  Baumeister,  in  Meiningen 
Döbner,  Rechtsanw.,  in  Sonneberg 
Doli,  P.  J.,  k.  Notar,  in  Werneck 
DÖmling,  Landger -Rath,  in  Metz 
Dörschlag,  Prof.    a,   d.  ev.  Ober- 

real-schule  in  Heimannstadt 
Dreclisel,  Gg.,  Rittergutsbesitzer, 

in  Isigau 
Drzezga,    Controleur,    in   Pauls- 
grube 
Dünzelmann,     Dr.,    Lehrer,    in 

Bremen 
Durst,  Buchdruckereibesitzer,  in 

Kempten 
Ebel,  Eugen,  in  Berlin 
Eberhard,  Reallehrer,  in Tauber- 

bisehof^lieim 
Ebner.  Jak.,  Dr.,  in  Olmütz 
Eckart,  Friedr.,  k.  Gerichtsvoll- 
zieher, in  Weineck 
Eckhard,  Heinr.,  k.  Notar,  in  Pir- 
masens 
Eckholtt, Seminardirekt.,  in  Oster- 

burg 
Eichel,  Friedr-,  Kaufm.,  in  Schmal- 
kalden 


fl.  kr. 

1  — 

1  45 

1  — 

2  — 


1 
1 

30 

3 

1 

30 
10 

1 

1 

45 

9 
2 

20 

1 

1 

— 

10 

35 
30 

1 

— 

1 
1 

45 

1     45 


1 

45 

1 

45 

3 

44 

- 

35 

1 

45 

8 

45 

1 

45 

1 

45 

3 



1 

— 

1 

— 

1 



3 

30 

1     10 


1     45 
1     — 


45 

45 

— 

- 

45 



— 

10 



45 

- 

35 

45 

10 

45 



— 



10 

- 

- 

45 

45 

Eichleiter,  Buchdruckereibes.,  in 
Brück 

Einaigl,  Alois,  k.k.  Notar,  in  Prols- 
nitz 

Eisner,  isidor,  in  Beuthen 

Elfner,  Oberamtsrichter,  in  Tau- 
berbischofsheiiTi 

Eliason,  Kaufmann,  in  Beuthen 

Engel,  M.,  in  Berlin 

Eschwege,  A.,  Kaufm.,  in  Berlin 

Ettwfcin,  Friedr.,  Geometer,  in 
Freudenstadt 

Ewald,  Ernst,  Maler,  in  Berlin 

Eyrich,  Th ,  Architekt,  in  Nürn- 
berg 

Faber,  k.  Bezirk-samtmann  und 
Eeg.-Rath,  in  Ansbach 

Feiler,  Pfarrer,  i.  Reichenschwand 

Ferber,  Regier.-Accessist,  iuNürn- 
berg- 

Ferber,  R.  H.,  Dr.,  in  Hainburg 

Fils,  Geometer,  in  SaaU'eld 

FJschbach,  Friedr.,  Lehrer  a.  d. 
k.  Akademie  in  Hanau 

Fischer,  k.  Pfarrer,  in  Roth  a.  S. 

Fleischner,  Oskar,  Kaufmann,  in 
Dinkelsbühl 

Fleraisch,  Rechtsanw.,  in  Augsburg 

Forkenbeck,  Oskar  v.,  Gutsbesi- 
tzer, in  Aachen 

Forster,  Jak,,  k.  Stadtpfarrer,  in 
Greding 

Freudenberg  ,  Maschinenmeister, 
in  Lipine 

Freyberg,  Freiherr  v.,  Ritterguts- 
besitzer, in  Wittenberg 

Friedrich,  Dr.,  Professor,  in  Reut- 
lingen 

Fries,  Friedensrichter,  in  Verny 

Fritsch,  P.,  Rechtsanwaltswittwe, 
in  Erlangen 

Fugger- Babenhausen,  Carl  Graf, 
k.  k.  Oberst,  in  Klagenfurt 

Fulda,  R.,  Hüttenbes.,  in  Schmal- 
kalden 

Furtenbach,  von,  k.  Stadtrichter, 
in  Nürnberg 

Gabler,  Präsident  der  General- 
Commission,  in  Merseburg 

Gäiisler.  Eduard,  Apotheker,  in 
Dmkelsbühl 

Gaf>maiin,  Leop.,  k.  k.  Bezirks-Ad- 
junkt, in  Aussig  a.  E. 

Gebhardt,  k.  Staatsanwalt,  in 
Fürth 

Gehring.  Dr.,  rechtskund.  Burger- 
meist-r,  in  Landshut 

Geissen,  Heinr.,  Bijouteriefabri- 
kant, in  Hanau 

Glaser,  Bez. -Ger.- Assessor,  in 
Hamburg 

Gläfsner.  Apotheker,  in  Cassel 

Glock,  Zeichnenlehrer,  in  Nürn- 
berg 

Glock ,  M.,  Bürgerschuldirektor, 
in  Fürstenfeld  (Steiermark) 

Godefi'roy,  Ad.,  in  Hamburg 

Gödsciie,  Otto,  Vorlagsbuchhänd- 
ler, in  Berlin 

Golcher,  V.  H.,  in  San  Jos6 

Goldseheider,  Sigm.,  Kaufmann, 
in  Profsnitz 

Goldsehmidt,  R.  E.,  Kaufmann, 
in  Cassel 

Goldsehmidt,  S.  S.,  Rentier,  in 
Cassel 

Goldstein,  Restaurateur,  in  Mor- 
genroth 

Gomperz,  Jul.,  Handelskammer- 
präsident, in  Brunn 

Görgens,  Dr.,  Professor,  in  Metz 

Göring,  Hugo,  Dr.  phil.,  in  Nürn- 
berg 

Golser,  Arnold,  Korbhändler,  in 
Liehtenfels 

Gottschalk.  Conr.,  Gastwirth  und 
Brauereibesitzer,  in  Brand 

Götz,  Gg.,  Kaufm.,  in  Nürnberg 

Götz,  Gust.,  Commis,  in  Nürnberg 

Götzersdorfer.  Jos.,  Prof.  a.  d.  k. 
k.  Oberrealschule  Schottenfeld 
in  Wien 

Graf,  k.  Landrichter,  in  Greding 

Greuner,  Heinr,  Rechtsanwalt  u. 
Notar,  in  Lobenstein 

Gries,  H.,  Dr.,  in  Hamburg 

Griesheim,  v.,  Oberstlieutenant, 
in  Detmold 

Griesheim,  Arthur  v.,  Fabrikant, 
in  Cassel 

Gritzner,  Dienten,  a.  D.,  in  Berlin 

Gros,  Dr.,prakt.  Arzt,  in  Werneck 
Grün,  Obergerichtsschreiber,    in 

Augsburg 
Grünewald,   Friedensrichter,     in 
Metz 


fl.    kr. 


2 

1 

20 
10 

45 
45 

45 

45 

30 

45 

45 

30 

45 

- 

10 

45 

10 
45 

— 

20 

45 

45 

45 

- 

10 

- 

10 

— 

45 

45 

35 

45 

8 

10 

45 

45 

45 

50 
45 

— 

— 

30 
45 
12 

10 

10 
45 

10 

30 
45 

- 

45 

Grützner,  Bergverwalter,   in  Sa- 

niU('lsf;lüek 
GiifsetVki,  E.,  in  Hamburg: 
Guterinann,  v.,  Rechtsanwalt,  in 


groJsh.  Notar,  in  Op- 


rt.    kr. 


Augsburg 
i,  H.  X, 


Haas, 

penbeim 
Habenicht,  Dr.,  Gymnasiallehrer, 

in  Flauen 
Habersang,  Postdirektor,  in  Son- 

neberg 
Habich,  Bauunternehmer,  in  Beu- 

then 
Haitinger,  k.  Bezirksamtmann,  in 

Sonthofca 
Hamm,  Friedensrichter,  in  Metz 
Uänschke,  Rechtsanw.,  in  Brom- 
berg 
Hartlfnberg,  v.,  Regierungspräsi- 
dent, in  Cassel 
Harnier,  A^lo'p'i'   ^^■■>  Arzt,    in 

Cassel 
Harnier,  Wilhelm,  Dr.,  Arzt,  in 

Casisel 
Hartenstein,  G.,  Firma,  in  Cann- 

statt 
Hartmann,    Fr.   S. ,  k.    Gerichts- 
schreiber, in  Briick 
Hartwig,  k.  Post-  u.  Bahninspek- 
tor, in  Ansbach 
Hattemer, Roman, k.  Bezirksamts- 
assessor, in  Dinkelsbühl 
Hauck,  Bezirksgeomter,   in   Son- 

neberg 
Hecht,  E.,  Ingenieur,  in  Nüniberg 
Heehtel,  k.  Rentbeamter,  in  VVer- 

neck 
Heehtel,  Heinr.,  k.  Postexpeditor, 

in  Werneck 
Heck ,    Lehramtspraktikant ,     in 

Tauberbischofsheim 
Hegel,  Gymnasiast,  in  Erlangen 
Heinel,  Carl,   Etuistabrikant,  in 

Hanau 
Heine,  v.,  Geh.Hofrath,  in  Cann- 

statt 
Heitniann,  Hauptm.,  in  Detmold 
Helflf,  M. ,  Bürgerschullehrer,  in 

Fürstenfeld  (Steiermark) 
Heller,  Sigm. ,   Rechtseoncipient, 

in  Nürnberg 
Hennighausen,  Wilh.,  Fabrikbe- 
sitzer, in  Nürnberg 
Henschel ,    Commerzienrath ,     in 

Cassel 
Hentze,  F.,  Particulier.  in  Cassel 
Hennann,  Dr.,  in  Aschaffenburg 
Herrings,  E.  J. ,  Guts-  und  Berg- 

werksbebitzer,  in  Rattelsdorf 
Hertling,  v.,  Regierungsaccessist, 

in  Büdingen 
Herzfelder,  Rechtsanw.,  inAschaf- 

fenburg 
Hefs ,    W. ,    k.    Rentbeamter ,    in 

Hersbruck 
Hettig,  Lorenz,  k.  Maschinenmei- 
ster, in  Nürnberg 
Heyden,  F.  v.,  Maler,  in  Berlin 
Heyroth,   C,  Kassendirektor,  in 

Zwickau 
Hildebrandt,  Pastor,  in  Mieste 
Hildebrandt,  A.  M.,  Heraldiker, 

in  Mieste 
Hirschmann,  Job.,  Gastwirth,  in 

Nürnberg 
Hotfmann,  Pfarrer,  in  Feucht 
Hoffmann,  A.,  Justizrath,  in  Lo- 

bensteiu 
Hofmann,  Herrn.,  Turnlehrer,  in 

Brunn 
Hofmann,  Nikolaus,  Fabrikant,  in 

Nürnberg 
Holler,  J.,  Gemeinderath,  in  Für- 
stenfeld (Steierm.) 
Holtzmann,  Professor,  in  Heidel- 
berg 
Holzer,  Carl,  Ziegeleibesitzer,  in 

Brück 
Hopf,  Steph.,  Kaufm.,  in  Nürnberg 
Homburg,  Dr.,  Prof.,  in  Metz 
Horschütz,  Kaufmann,  in  Cassel 
Hoverden,  Graf,  in  Berlin 
Hübbe,  W.,  Dr.,  in  Hamburg 
Huber,  H.,  Kaufm.,  in  Nürnberg 
Hübner,     Rechnungsführer,      in 

Werneck 
Hübsch,  Gg.,   Oberschreiber,  in 

Werneck 
Hundegger,  Leop.,    Advokat,   in 

Fürstenfeld  (Steierm.) 
Imme,  J.,  Buchhändler,  in  Berlin 
Jacob,  Louis,  Kaufmann,  in  Son- 
neberg 
Jacobson,  Ferd.,  in  Hamburg 
Jahn,  K.,  Gerichtsrath,  in  Bautzen 
Janik,  Bergverwalter,  in  Morgen- 
roth 
Jantzen,  Eduard,  Kaufmann,   in 

Warschau 
Jantzen,  William,  Kaufmann,  in 
Warschau 


45 

- 

- 

10 

10 

45 

45 

- 

30 

45 

45 

15 

~ 

- 

- 

10 
45 

- 

- 

- 

- 

10 

85 

12 

30 

30 
45 

- 

- 

30 

- 

3 

30 

1  45 


1  — 

1  — 

2  — 
1  45 
1  45 
1  45 
1  45 
1  45 


30 

20 
45 

10 

45 

45 

52 
52 


Janas,   Fräulein,   in    Eutin   (statt 

frülier  i  11.  -I.^)) 
Joel,  Rethtsanwalt,  in  Bromberg 
Johanning.  Carlo,  in  San  Jo86 
Johns,  F...  Senator,  in  Hanilnirg 
Jordan,  Kechiuingskommissar,  in 

Ansbach 
Joescbe ,    Oskar,   Kaufmann,    in 

Warschau 
Joseph,  Banquier,  in  Michelstadt 

(statt  früher  30  kr.) 
Jung,  Ingenieur,  in  Noveant 
Jusczyk,  Rentier,  in  Beuthen 
Just,  Markscheider,  in  Beuthen 
Kalkmann,  H.  1).  in  Hamburg 
Kappesser,  Pfarrer,  in  Alscnz 
Karl,  Zahnkünstler,  in  Bozen 
(Dieser  Beitrag  wurde  bereits  seit 
iHGlt  geleistet,) 
Kataenberger.  Dr.,  k.  Bezirksarzt, 

in  Werneck 
Kelber,  Pfarrer,  in  Forenbach 
Keller,  Professor,  in  Saalfeld 
Kellinghusen,  A.  H.,  Dr,  in  Ham- 
burg 
Kefsler,  Lieutenant  im  k.  bayer. 

4.  Inf.-Reg.,  in  Metz 
Kiefsling,  Professor,  in  Hamburg 
Kilian,  Bezirksgeoineter,  in  Lich- 

tenfels 
Klein,  E.,  in  Fürth 
Klein,  Karl,  Pfarrer,  in  Frösch- 
weiler 
Klinger,    Franz,   Redakteur   der 
Zeitschr.  d.  allg.österr.  Apothe- 
kervereins, in  Wien 
Knauch,  Edmund,  Fabrikant,  in 

Orlamünde 
KnÖhr,  Adolto,  in  San  Josö 
Koch,  Dr.,  in  Berlin 
Koch,  Konsul,  in  Berlin 
Koch,  Otto,  Kaufmann,  in  Stendal 
Kolecka,    Rentamtsassistent,    in 

Scbeinfeld 
Konnerth,   Prof.  a.  d.  ev.   Ober- 
realschule in  Hermannstadt 
Kopf,  Hauptmann  im  k.  bayer.  4. 

Inf.-Reg.,  in  Metz 
Kopp ,    Amtmann ,    in    Tauberbi- 

schofsheim 
Kopper,  Arturo,  in  San  Jos6 
Krause,  Rentner,  in  Alsfeld 
Krause  .   Ludw.  Chrn.     Maler   u. 
Zeichnenlehrer   a.   Gymnasium 
zu  Torgau 
Kretschniayer,  Dr.,  Direktor  der 
höhern  Töchterschule   und   des 
k.  k.    Lehrerinnenseminars    in 
Brunn 
Kreufsler,  Dr.,  Rektor  u.  Profes- 
sor, in  Bautzen 
Krichel,  Dr.,  Professor,  in  Metz 

(statt  früher  i  fl.) 
Kröber,  Karl,  Kaufmann,  in  Nürn- 
berg 
Krom,  Privatier,  in  Nürnberg 
Krömer,  Kreisrichter,  in  Beuthen 
Kropff,  Baron  von,  auf  Zeutsch 
Krug,  Gg.,  Rechtsanwalt,  in  Gla- 

deubach 
Kublan ,  Heinr.,  k.  Gerichtsvoll- 
zieher, in  Staffelstein 
Küchler,  Pfarrer,  in  Braunsdorf 
Kuhlgatz,  Dr.,  in  Bückeburg 
Kühlniann ,     Hauptmann     im    k. 

bayex'.  4.  Inf.-Reg.,  in  Metz 
Kuhn,  Dismas,  Dr.,  k.  k.  Professor 

der  Geburtshilfe,  in  Salzburg 
Kuntze,  Fr.,  Stadtrath,   in  Nord- 
hausen 
Lampe,  C. ,  Dr.,  sen.,  Kaufmann, 

in  Leipzig 
Landau,  Heinrich,  Kaufmann,  in 

Coblenz 
Langfeldt,  Landbaumeister,  in  Ro- 
stock 
Lappenberg,  A.,  Dr.,  in  Hamburg 
Larcke-Starckenfels,  v.,  Major,  in 

Berlin 
Leipold,  J.,  Pharmazeut,  in  Höch- 

stadt  a.  A. 
Lenz,  Pet. ,  Bildhauer,  in  Nürn- 
berg 
Leopold,  Administrator  d.  k.  Re- 

monteanstalt  in  Fürstenfeld 
Leuckardt,  k.  sächs.Oberamtsrath 

u.  Gutsbesitzer,  in  Dresden 
Lewin,  Phil.,  in  Olmütz 
Libas.  Adolf,  Banquier,  in  War- 
schau 
Liebich,  B.,  in  Nürnberg 
Limmer,    Bauinspektor,  in  Reut- 
lingen 
Linke,  Bauinspektor,  in  Beuthen 
Lippert.  D.,  in  Hamburg 
Lips,  Mitprediger,  in  Giefsen 
Lochbühler,  Amtsrichter,  in  Tau- 
berbischofsheim 
Lo6,   k.   Studienlehrer,    in    Neu- 
burg a.  D. 
Löffelholz,  Frhr.  y.,  Premierlieu- 


kr. 
80 
16 


— 

45 

10 

45 

30 

1 

— 

5 

50 

10 
40 
45 
45 
10 


35 

45 


1  10 

1  10 

1  45 

1  45 


10 
45 
45 


10 
35 
45 

45 

10 

45 

30 

45 

45 
30 


1     45 


1     SC 


1 

45 

1 

10 

46 

40 

1 

— 

1 

_ 

1 

45 

8 

45 

tenant  im  k.  bayer.  4.  Inf.-Reg., 
in  Metz 

Lohe,  Hütclhesitzer,  in  Salzburg 
Lommer,  Advokat,  in  Orlamündo 
Luntz,  Vikt..  Architekt  am  Rath- 

hausbau  in  Wien 
Lutz,  H.,  in  San  Jos6 
Lützenberger,  Wilb.  v.,  in  Wüst- 

pbül 
Lnx,  Buchhalter,  in  Werneck 
Maier,  Pet.,  Mechaniker,  in  Nürn- 
berg 
Mandel,  Frau,  in  Berlin 
Marckhart,  Pet.  Paul,  Kaufmann, 

in  Inimenstadt 
Martens,  J.  F.,  in  Hamburg 
Masucb,  Major,  in  Worms 
Matsen,  O.,  Dr.,  in  Hamburg 
Manch,  F.,  Dr.,  in  Güpjnngen 
May,  Dr.,  Arzt,  in  Wuims 
Mayrhofer,  Rechtsanw.,  in  Augs- 
burg 
Meding,  II.  v.,  Rittergutsbesitzer 

auf  Horst  (Altmark) 
Meinecke,  Gustav  A.,  in  San  Jos6 
Mendel-Steinfels,  H.,  Reichsritter 

V.,  in  Wüstphül 
Merkel,  Oskar,  in  Efslingen 
Merkle,  K.,  Geometer,  in  Greding 
Metsch,  E.  D.,   Weiuhändler,   in 

Kitzingen 
Mettenleitner,  Staatsanwaltssub- 

stitut,  in  Augsburg 
Meyei*,  v.,  Minister,  in  Cassel 
Meyer,  A.  O.,  in  Hamburg 
Meyer,  F.  Max,  in  Hamburg 
Meyer,  Karl,  Kaulmann  in  Nürn- 
berg 
Michahelles,    Bez.-Ger.-Rath,    in 

Augsburg 
Michitsch,    Kaufmann,   in    Leit- 

meritz 
Minnigerode,  Baron  v.,  Premier- 
lieutenant der  Gardes  du  Corps, 
in  Berlin 
Möckel,  Baumeister,  in  Zwickau 
Möller,  Heinr.,  k.  Landrichter,  in 

Staöelsiein 
Möratb,  Ant. ,  fürstl.  schwarzen- 
berg.  Archivbeamter,  inSchwar- 
zenberg 
MörbitK ,  Jul.,  Fabrikbesitzer,  in 

Bautzen 
Mühlbacher,  Paul,  Gewerkschafts- 

u.  Gutsbesitzer,  in  Klagenfurt 
Müller,  Rechtsanw.,  in  Augsburg 
Müller,  Dr.,  Pastor,  in  Lobsdorf 
Müller,  Ad.,  Oberförster,  in  Gla- 

denbach 
Müller,  A.,  k.  Notar,  in  Greding 
Müller,  H.  A.,  Dr.,  ordentl.  Leh- 
rer a.  d.  Haupt^chule  in  Bremen 
Müllner,  G.,  iu  San  Jos6 
Nädelin,  Dr.^  in  Cannstatt 
Nagell,  Hofapotheker,  iu  Cassel 
Nebe,  Rechtsanwalt,  in  Zeitz 
Nebelthau,  Oberbürgermeister,  in 

Cassel 
Netzle,  A-,  Studienlehrer,  in  Zwei- 
brücken 
Neubert,  Bergdirektor,  iu  Schmal- 

kalden 
Noll,  Rentner,  in  Giefsen 
Nonnenmaeher ,    Reclinungskom- 

missär,  in  Ansbach 
Nowak,  Hauptreudant,  in  Beutben 
Oeynhausen,  (iraf  von,  in  Berlin 
Opacher,  Ludwig,  Kaufmann,  in 

Salzburg  (f) 
Ostwald,   Moritz,   Kaufmann,    in 

Nürnberg 
Otto,  Edelsteingraveur,  in  Berlin 
Pabst.  Geh.  Reg.-Rath,  in  Cassel 
Papellier,  Heinr.,  k.  Stadtger.-As- 

sessor,  in  Nürnberg 
Parrot,  Dr.,  in  Castell 
Parthe,  J..  Dr.,  Direktor  des  k.  k. 
Realgymnasiums.in  Brunn  (statt 
früher  1  fl.  10  kr.) 
Partowitz,    Otto,    Kaufmann,   in 

W'arschau 
Paul,  J.  E..  in  Hamburg 
Pereira ,    Viktor  Baron    von,    in 

Bergheim  bei  Linz 
Peritzhoff,  v. ,  Hauptmann  im  k. 

bayer.  4.  Inf.-Reg.,  in  Metz 
Peters,  Justizrath,  in  Cassel 
Pfaff,  Finanzassessor,  in  Stuttgart 
Pfeiffer,  Gust.,  Baiiquier,in  Cassel 
Pfeiffer,  L.,  Banquier,  in  Cassel 
Pferschy ,  L.,    Gemeinderath,    in 

Fürstenfeld  (Steierm.) 
Pflaum,  Alexander,  in  Stuttgart 
Pflaum,  Moritz,  in  Stuttgart 
PichlhÖfer,  Bezirksschulinspektor, 

in  Fürstenfeld  (Steierm.) 
Pobig,  Kammerregistr.,  in  Schleiz 
Pochhammer,  k.  pr.  Hauptmann  u. 
Compagnie-Kommand.  im  ost- 
preufs.  Pionn.-Bataill.  Nr.  1,  in 
Danzig 


fl.    kr. 

Föhlmann,  Rechtsanw.,  in  Angs- 
1    45  bwg 

1     45         Pöhlmann,  Robert,  Stud.  bist.,  in 

1  45  Nürnberg 

Prätorius,  L.  Chr.,  Dr.,  prakt.  Arzt 
5    50  u.  ChefRedakt.  d.  UR-diz.-chirur. 

2  8  Centralblattes,  in  Wien 

Preyer,  Professor,  in  Jena 
1    —         Prinstner,  Job.,   Gutsbesitzer,   in 
l     —  Beiingrics 

Probst,  Adolf,  Fabrikbesitzer,  in 
1     —  Immenstadt 

1     45  Proniber,    Ad-,  Dr.,  Advokat,  in 

Brunn 
1    —         Putz,  Rechtseoncipient,  in  Augs- 
10    30  bürg 

1     —         Quaas,  Buchhändler,  in  Berlin 

3  30  Rappold,  Pfarrer,  in  Rüdcnhausen 
1  —  Rascher,  Dr.,  Medizinalrath ,  in 
1     —  Zwickau 

Raven6,  Geh.  Commerzienrath,  in 
1    30  Berlin 

Reach,  Phil.,  in  Prag 
1    45         Rehm,  A.,  Dr.,  Kreisphysikus,  in 

4  16  Schmalkalden 

Reiche,  Dr. ,  Consistorialrath  ,  in 
1    —  Bückeburg 

3     30         Reifl",  Kaufmann,  in  Hohenstein 
l    —.         Renner,  k.  Post-  u.  Bahnexpedi- 

tor,  in  Waigoldshausen 
1    45         Renner,  Friedr. ,  Dr.,    Rechtsan- 
walt, in  Cassel 
1     —         Renz,  Dr.,  in  Wildbad 
1    45         Reyscher,  Professor,  in  Cannstatt 
17    30         Rhön,  Baumeister,  in  Burtscbeid 

5  15         Richter,  Ferd.,  Assessor,  in  Lo- 

benstein 
1    45         Richter,  J.  F.,  in  Hamburg 

Riedl,  E.,  Bürgersehullehrer ,  in 
1     —  Fürstenfeld  (Steierm.) 

Rigann,  H.,  Kaufm.,  in  Leipzig 
1    10         Riotie,  Walter  C,  in  San  Jos^ 

Rittelmeier,  Pfarrvikar,  iu  Hap- 
purg 
1    45         Ritter,  G.,  Pfarrer,  in  Hamburg 
1    45         Rittershausen,  A.,  Kaufmann,   in 
Cassel 

1  —         Rittmann,  Alex.,  Dr.,  prakt.  Arzt, 

in  Brunn 
Rochelt,  A.,  Dr.,  k.  k-  Notar,  in 

2  —  Leitmeritz 

RÖder,  Jos.,  Kaufmann,  in  Ans- 

1  45  bach 
Rödiger,  Friedr.,  Bijouteriefabri- 
kant, in  Hanau 

Rohrmoser,  Erno.,  in  San  Jose 
Romberg,  Kaufm.,  in  Meiningen 
Romeis,  k.  Studienrektor,  in  Neu- 
burg a.  D. 
Rönsch,  Herrn.,  Diakonus  u.  Pfar- 
rer, in  Lobenstein 
Roosen,  H.,  in  Hamburg 
Röscher,  Dr.,   Oberlehrer   zu   St 

Afra  in  Meilsen 
Roth,  E.,  Kaufm.,  in  Meiningen 
Rothfels,  Jeremias,    Partikulier, 

in  Cassel 
Rottberger,  Ign.,  Buchdrucker,  in 

Prolsnitz 
Ruhle,  F.  G.,  Dr.,  in  Hamburg 
Rümelin ,    Caraeralverwalter,    in 

Gaildorf 
Rummel,   Frau    Kriegsrath,    in 

Mergentheim 
Rummel.  Frhr.  v.,  k.  Rittmeister, 

in  Nürnberg 
Runde,  Justizrath,  in  Eutin 
Rupprecht,  Materialienverwalter, 

iu  Morgenroth 
Sack.  Regiernngssekr. ,  in  Augs- 
burg 
Sand,  O.,  Pröfess.,  in  Zweibrücken 
Sattler,  Dr..  Assistenzarzt  im  kgl. 

bayer.  4.  Inf.-Reg.,  in  Metz 
Sauer,  Valentin,  Pfarrcuratus,  in 

Werneck 
Schad,  Gg.,  Braumeister,  in  Saal- 
feld 

2  20         Schade,  Herm. ,   Hütten-  u.  Gru- 

benbesitzer, in  Zeitz 
1    52         Schädler,  Oekonom,  in  Staufen 
7     _         Scharf,  Hugo,  Kaufm.,  in  Leipzig 
Scharnberger,  Maschinenmeister 

3  30  a.  d.  Ostbahn,  in  Nürnberg 

Schaubach,Archidiakonus,in  Mei- 
1     45  ningen 

1    45         Schäzler,   Gg.  E. ,   Feinblattgold- 
1     _  fabrikant,  in  Nürnberg 

1     45  Scheel,  Buchdruckereibesitzer,  in 

1    45  Cassel 

Scheitele,  C.  F.  G.,  in  Hamburg 
_    21         Scheler,  Alb.,  Diakonus,  in  Öaal- 
1    45  feld 

1    45         Scherer,  Pfarrer,  in  Fürth  (statt 

früher  i  fl.) 
_    14         Schieck,  R.,  Justizamtmann ,    in 
—     171/2         Lobenstein 

schiele,  Dr.,  Collegienrath,  in  Jena 
Schierenberg,  G.  A.  B.,  in  Detmold 
Schiffmann,  Albin,  Rechtsanwalt 
5    —  u.  Notar,  in  Lobenstein 


fl.    kr. 

1     10 


2 

20 

30 

45 

__ 

— 

45 

32 

— 

45 

45 

45 

- 

30 

45 

45 

12 

45 

45 

10 



45 

45 

12 

— 

2 

20 
45 

1 

45 

5 

— 

1 

10 

1 

1 
1 

45 

1 

45 

3 
1 

30 
10 

1 

45 

1 
1 

45 
45 

1 

45 

1 
1 
1 
1 

45 
45 

8 

52>/j 
45 

3 

10 

35 
30 
40 

3 

30 
30 

45 

20 

10 

- 

24 

45 

14 

521b 

45 

45 

10 
30 

- 

- 

45 

— 

12 

45 

- 

- 

30 

3 
2 
3 

30 

30 

2 

- 

1 

— 

1 

30 

1 
3 

45 

30 

- 

SO 

1 

30 

1 
1 
1 

10 
45 
10 

Schiffmann,  Jobst,   Direktor  des 
Stadt.    Mus.    Carol.  -  Augusteum 
in  Salzburg 
Schilling,   Albert,    Weinhändler, 

in  Sulzburg 
Schimmelpfennig,  Th.,  Amtsricht., 

in  Schmalkalden 
Schindler,  Advokat,  in  Cahla 
SchleÜ'sner,  Aug.,  Silberwaaren- 

fabrikant,  in  Hanau 
Schlosser,  Gg.,  Diakonus,  in  Gerns- 

heim 
Schlotterbeck,  Privatier,  in  Stutt- 
gart 
Schmid,  U.  Staatsan  w.,  in  Ansbach 
Schmidt,  Jul.,  Kaufmann,  in  War- 
schau 
Schmitz,  H.,  Postsekretär,  in  Gla- 

dcnbach 
Schneider,   Gust.,  Pfarrvikar,  in 

Weiboldshausen 
Schneidewind,   Fritz,   in  Nieder- 
rossen 
Schöniger,    Fr.,    Apotheker,    in 

Nürnberg 
Schöninger,  Staatsanw.,  in  Augs- 
burg 
Schott,   Pfarrverweser ,    in    Tau- 
berbischofsheim 
Schott ,  Pia rrverweser  ,  in  Hers- 

bruck 
Schotten,  Dr.,  Obermedlzinalrath, 

in  Cassel 
Schröter,  L.  O.  von,  in  San  Jose 
Schubart,  Dr.,  in  Berlin 
Schubart,  Dr.  med.,  in  Cahla 
Schubart,  Julius,  in  Berlin 
Schultze,  Geh.  Reg.-Rath,  in  Mer- 
seburg 
Schulz,  Gustav,  in  Nürnberg 
Schur,  F.,  evang.  Pfarrer,  in  Brunn 
Schwaab,    Carl,    kais.    deutscher 

Vii^econsul,  in  Brussa 
Schweigger,  Dr.  phil..  in  Werneck 
Schwenk,  Reallehrer,  inliaildorf 
Schwenke,  Dr.,  in  Scbleiz 
Sedlmayr,  k.  Appell. -Ger.  Direkt., 

in  Nürnberg 
Seeliger.  Emil,   Prof.  a.  d.   k.  k. 
Oberrealschule  Schottenfeld  in 
Wien 
Sehn,  Vincent,  in  Konstanz 
Semper,  Otto,  Fabrik.,  in  Altena 
Severinus,  Rud.,  Professor  a.  d. 
ev.    Oberrealschule,    in    Her- 
mannstadt 
Seyler,  Redakteur  des  Herold,  in 
Berlin 


fl.    kr. 


10 

- 

45 

— 

- 

30 



30 

12 

44 

- 

- 

- 

30 

- 

- 

- 

30 

45 

10 

40 

45 

45 

45 

45 

— 

20 

45 

— 

52 

— 

— 

17  V; 

1 

10 

1 

— 

1 

45 

35 

5 

15 

Siebert,  Assessor,  in  Michelstadt 
(stutt  früher  30  kr.) 

Sie^'er,  ;  rakt.  Arzt,  in  Steinfeld 

Siewczj'iisii.,  F..  Kaufm.,  in  War- 
schau 

Sillem,  R.,  Dr.,  Haniburp: 

Simon,  IL,  Reallehrer,  iu  Schmal- 
kalden 

Skrzeczek,  Spediteur,  in  Morgen- 
roth 

Sommerfeld,  Hermann,  in  War- 
schau 

Spängier,  Leop.,  k.  k.  Staatsan- 
waltssubstitut,  in  Salzburg 

Spear,  Fabrikbesitzer,  in  Sonne- 
berg 

Stahel,  Joseph,  Prokurist,  in  Im- 
menstadt 

Stanley  Booth,  in  Hamburg 

Staudt,  C.  V.,  Privat.,  in  Nürnberg 

Steiner,  Fridolin,  Historienmaler, 
in  Nürnberg 

Steinhäulsler,  Eduard,  Weinhänd- 
ler, in  Salzburg 

Stein-Liebenstein ,  Frau  Oberst 
Freifrau  v.,  geb.  Freiin  v.  Schlot- 
heim, in  Schmalkalden 

Steinmeier,  k.  Präparandenlehrer, 
in  Staffelstein 

Stettiner,  Moriz,  Kaufmann,  in  Kö- 
nigsberg i.  Pr. 

Stettner,  Christoph,  in  Dresden 

Stockfleth,  A.,  Ur.,  in  Hamburg 

Streng,  Direktor  des  Zellenge- 
fangnisses  in  Nürnberg 

Striedinger,  Dr.,  Notar,  in  Krum- 
bach 

Sturm,  Ed.,  Dr.,  Landesadvokat, 
in  Brunn 

Sturm,  Jak.,  Dr.,  prakt.  Arzt,  in 
Lonnerstatt 

Sutter,  J.,  Gemeinderath,  in  Für- 
stenfeld (Steierm.) 

Taets  von  Ameiongen,  Baron,  in 
Bonn 

Tauchnitz,  C.  C,  Privatmann,  in 
Leipzig 

TauBkirchen,  Graf,  k.  h.  Ge- 
sandter, in  Rom 

Teicbmann  ,  -J.  G. ,  Gürtlermei- 
ster, in  Nürnberg 

Tesdorpf,  A.,  Senator,  in  Hamburg 

Theil,  Rud.,  Dr.,  Gymnasialleh- 
rer, in  Mediasch  (statt  früher 
35  kr.) 

Thelemann,  Frjedr.,  k.  Bezirks- 
amtsassessor, in  Forchheim 

Theobald,  A.,  Dr.,  in  Hamburg 


fl.    kr. 


1 
1 

— 

1 

8 

62 
45 

1 

45 

1 

45 

1 

52 

1 

10 

1 

10 

5 
3 
1 

30 

1 

- 

1 

- 

1 

45 

1 

— 

3 
1 
3 

30 
30 

1 

45 

1 

30 

5 

50 

1 

- 

- 

14 

1 

45 

3 

30 

9 

40 

1 
8. 

45 
45 

1    — 

3     30 


Thorbecke,  G.,  Lehrer,  in  Detmold 
Thost,  Gustav,  Bergingenieur,  in 

Zwickau 
Tbyriot,  Friedr.,  Stadtbaumeister, 

in  Hanau 
Trauttenbergcr ,    G. ,  Dr.,  evang. 
Pfarrer  u.  Consenior,  in  Brunn 
Trazberp:,  Willi.  Papjius  v.,  Freih. 
V.  iiauehenzcll   u.  Laubenheri^, 
k.   b.  Premierlieut.   ä  la  Suite 
U.Rittergutsbesitzer,  in  Immen- 
stadt 
Trenkle,  Th.,  Vikar,  in  Eschenau 
Tretzel.  Rittmeister,  in  Nürnberg 
Trieschet,  Alb.,  Dr.,  Advokat,  in 

Prolsnitz 
Troost,  Frau  Math.,  in  A>etmold 
Ulex,  G.  L-,  Dr.,  in  Hamburg 
Ulrich,   Eduard,    Apotheker,    in 

Werneck 
Ulrici,  A.,  Kaufmann,  in  Berlin 
Uttenhoven,  JPreiherr   v.,    Berg- 

rath,  in  Sonneberg 
Valette,  Henri,  in  Berlin 
Vogel,  Kaufmann,  in  Nürnberg 
Voigt,  C,  Hofgraveur,  in  Berlin 
Voigt,  J.  F.,  Dr.,  in  Hamburg 
Volkart,  Jul.,  in  Berlin 
Voltz,  Adam,  Bijouteriefabrikant, 

in  Hanau 
Wachenfeld.  E.,  Dr.,  prakt.  Arzt, 

in  Schmalkalden 
Waitz,  Sif;ui.  Fieih.  v.,  in  Cassel 
Walter,     Chrn.,    Stadtvikar,     in 

Nürnberg 
Walter,  Gg.,  Kaufmann,  in  Nürn- 
berg 
Warburg,  Albert,  in  Altena 
Warburg,  J.  R-,  in  Hamburg 
Warburg,  Sigm.,  in  Hamburg 
Warburg,  S.  R.,  in  Hamburg 
Warnecke,  F.,  geh.  exp.  Sekretär, 

in  Berlin 
Weber,  Forstmeister,  in  Cassel 
Weese,  Ernst,  Kaufmann,  in  War- 
schau 
Wegener,  Theod.,  in  Berlin 
Wehrenbüld,J.D.,  Hüttenbesitzer, 

in  Gladenbach 
Weiffenbach,  Dr.,  Gymnasialleh- 
rer, in  Gladenbach 
Weinmann,  Rechtsconcipient,  in 

Augsburg 
Weishaupt,  Heinr.,  Bijouteriefa- 

brikani,  in  Hanau 
Weil's,    k.    Bezirksamtmann,    in 

Beiliigries 
Weilershaus,  Pfarrer,  in  Cleve 


fl. 

1 

kr. 

10 

1 

45 

1 

— 

2 

20 

1  45 

3  30 

1  30 

1  — 

1  45 

3  30 

3  SO 

3  30 

1  45 

1  45 

1  52 

1  45 

1  45 

1  — 

1  — 

1  — 

1  — 

1  45 


Wenck,  Wold..  Dr.,  Professor,  in 

Leipzig 
Wendler,  Justizamtm.,  in  Schleiz 
Wentzler,  Reisender,  in  Nürnberg 
Werkmann,  Stadtpfarrer,  in  Uei- 

tersheim 
Werte.  R.,  Dr. ,  k.  k.  Fabrikarzt, 

in  FUrstenl'eld  (Steicrm.) 
Werner,  li.,  Realschuiie'arer,  in 

Schwerin 
Wernicke,  V.  F.,  Kaufmann,  in 

Stendal 
Wichmann,  N.  D.,  in  Hamburg 
Wieprecht.  Alfr.,  in  Nürnberg 
Wild,    Richard,    Kaufmann,    in 

Warschau 
Wilke,  O.,  in  Nürnberg 
Willisch,    Feodor,    Buchhändler, 

in  Schmalkalden 
Winckel,  Dr.  med.,  Univers.-Prof., 

in  Rostock 
Winkelsesser,  B.,  Gymnasialleh- 
rer, in  Guben 
Winkler,  Cantor,  in  Bockwa 
Wiskemann,  Professor,   in  Hers- 
feld 
Wittich,  Stadtrath,  in  Cassel 
Wittioh,  Assessor,  in  Berlin 
Woletz,  Flitz,  Kaufm.,  inProfsnitz 
Wolf,  Sigm.,  Kaufm.,  in  Profsnitz 
Woltr,  Kanzleidirektor,  in  Castell 
Wolff,  qu.  Appell.-Ger.-Assess.,  in 

Castell 
Woltf,  Fabrikant,  in  Nürnberg 
Woermann,  C ,  in  Hamburg 
Würz,    Bezirksamtsassessor,    in 

Scheinfeld 
Zaeharias,  A.  N.,  in  Hamburg 
Zacharias,  J.,  Fabrikant,  inNord- 

hausen 
Zajiczeck,  Job.,  Bürgermeister,  in 

Prolsnitz 
Zapf,  Pfar.er,  in  Pirmasens 
Zeller,  Ludw.,  Kaufmann,  in  Salz- 
burg 
Zellfelder,  Pfarrvikar,  in  Forch- 
heim 
Zellfelder,  Vikar,  in  Werneck 
Zenker,  Professor,  in  Erlangen 
Ziegler,  k.  Post-  u.  Bahnexpeditor, 

in  Stalfelstein 
Zierer,  Jak.,  k.  Posthalter,  in  Gre- 

ding 
Zink,  J.,  Rentier,  in  Nürnberg 
Zuschlag,   Oberlinanzrath  a.   D., 

in  Cassel 
Zweig,  Markus,  Bürgermeister  d. 
Uraelitengemeinde  in  Prolsnitz 


fl.    kr. 


1 

45 

— 

35 

1 

— 

1 

- 

— 

14 

1 

45 

1 

45 

7 

— 

1 

— 

1 

52 

1 

— 

1 

45 

1 

45 

1 

45 

1 

45 

1 

45 

1 

45 

1 

45 

1 

10 

1 

10 

I 

— 

1 



2 

— 

17 

30 

1 



8 

45 

3 

30 

1 

10 

1 

— 

1 

10 

1 

45 

1 

— 

1 

45 

1 

- 



30 

1 

12 

1 

45 

1 

10 

An  einmaligen  B  eiträgen,  untc-r  denen  manche  von  Freunden  herrühren,  die  solche  neben  ihren  regelmäfsigen  Jahresbeiträgen  gespendet,  oder  die 
schon  früher,  theil  weise  Tftiederholt,  solche  Beiträge  geleistet  haben,  winden  seit  Drucklegung  des  letzten  Jahresberichtes  folgende  gegeben: 


Von  regierenden  Häusern. 

fl.    kr. 
Deutschland,   Kaiserin    Augusta, 
Königin  v.  Preulsen,  Majestät    200    — 

Von  Städten. 

Clausthal,  Stadtgemeinde  3  30 
Friedrichstadt,  Stadigemeinde  10  30 
Gmunden,  Stadtgemeinde  11  40 
Graslitz,  Stadtgemeinde  2  — 
Eeichenberg  (Böhmen),  Stadtge- 
meinde 5  50 
Thiengen,  Stadtgemeinde  15  — 

Von  Vereinen,  Gesellschaften  etc. 

Eisenach,  Gewerbeverein  5    15 

Erfurt,  Lesekränzehen  der  Real- 
schule 
Fürth.  Gewerbeverein 
Ulm,  Bürgergesellschaft 
Ulm,  Verein   f.    Kunst    u.  Alter- 
thum  in  Oberschwaben 

Von  Privaten. 

A.  P   in  Warschau 

Agatz,  J-,  Stadtkaplan,  in  Forch- 
heim 

DArredt,  Dr.,  Oberstabsarzt,  iu 
Metz 

Bade,  Johannes,  in  Hamburg 

Bauer,  v.,  in  Aar  baffen  bürg 

Baumeister,  k.  Rentbeamter,  in 
Forehhelm 

Beerlein,  Rechtsanw.,  in  Rersfeld 


45 


1     45 

43    45 

5     — 


45 


Beyrut,  kais.  otromanische   Bank  17  30 

Bleyl,  ßetriebsingen.,  in  Zwickau  1  45 

Bückeburg,  Ungenannter  1  45 
Buhr,  Job.,  Stadtkaplan,  in  Forch- 

hoim  1  — 

Buschmann,  A-  C,  in  Hamburg  lO  30 

Caistenn,  Dr.,  Stabsarzt,  in  Metz  1  45 


Christmann,  Xen.  F.,  kais.  Bank- 
beamter, in  Beyrut 

Deuerling,  Egid,  k.  Bezirksamt- 
mann, in  Forchheim 

Dümmler,  Ernst.  Dr.,  Professor 
a.  d.  Universität  zu  Halle 

Ejirieh,  Dr.,  Assistenzarzt,  in  Metz 

Endres,  in  San  Jos6 

Engelhard.  Dr.,  Stabsarzt,  in  Metz 

Erdmann,  Dr.,  Oberstabsarzt,  in 
Metz 

Erhardt,  W.,  Dr.,  in  Rom 

Fiescbe,  Dr.,  Oberlehrer,  in  Dres- 
den 

Friedländer,  Commerzienrath,  in 
Beuthen 

Geifsler,  E.,  Apotheker,  in  Jena 

Gleim,  Rechtsanwalt,  in  Hersfeld 

Greve,  L.,  in  San  Jos6 

Gries,  H.,  Dr.,  in  Hamburg 

Grytzell,  C,  in  San  Josö 

Guttenhöfer,  Dr.,  Oberstabsarzt, 
in  Metz 

Haas,  J.  v.,  kais.  Bankdirektor, 
in  Beyrut 

Haltrich,  Josef,  Pfarrer,  in  Schaas 

Hafaelwander,  Dr.,  Assistenzarzt, 
in  Metz 

Haugwitz,  V.,  auf  Rnsenthal  bei 
Breslau 

Hausinger,  Steuerkommissär,  in 
Gladenbach 

Hefs,  Herz,  in  Ilersfeld 

Holst,  Gmo.,  in  San  Jos6 

Hoppe.  Wilh.,  k.  Oberförster,  in 
Forchheim 

Hülse,  Guido,  Kaufm.,  in  Beyrut 

Käswurm,  A.,  Gutsbesitzer,  in  So- 
denen 

Käswurm.  A.,  Frau,  geb.  Ammon, 
in  Darkemen 

Keller,  Buchdruckereibesitzer,  in 
Gardelegen 


fl. 

l£r. 

5 

- 

1 

45 

42 

14 

1 

45 

66 
45 

1 
2 

45 
20 

1 

- 

8 

1 

1 

10 

43 

42 

45 

45 

40 
45 

40 

1 

45 

9 

15 

49 

1 

45 

5 

- 

1 
10 

45 

521/j 

40 

1 

9 

15 

- 

26 1/« 

- 

261/1 

1 

45 

Kellinghusen,  H.,  Dr.,  Bürgerm., 

in  Hamburg 
Kirsten,  Dr..  Stabsarzt,  in  Metz 
Koch,  Fabrikant,  in  Cahla 
Krapp  ,  Pet. ,  k.  Stadtpfarrer  und 

Dechant,  in  Forchheim 
Küstermann,  Franz,  in  Hamburg 
Kwisda,  Ferd.,  Apotheker  z.  heil. 

Markus,  in  Wien 
Lappenberg,  Alfr.,  Dr.,  in  Ham- 
burg 
La  Roche- Starkenfels  ,   Freiherr 

V.,  in  Potsdam 
Leithe,  Ferd.,  Kaufm.,  in  Beyrut 
Lippert,  D.,  in  Hamburg 
Lorange,  Dr.,  Arzt,  in  Beyrut 
LÖfsl,  L.  V.,  kais.  deutscher  Con- 

sul,  in  Rio  Grande  do  Sul 
Loth,  B.,  Kaufmann,  in  Warschau 
Luthmer,  C.  W..  in  San  Jos6 
Lütticke   und  Co. ,  Kaufleute  ,   in 

Beyrut 
Lützelburg,  Ernst  Freiherr  v.,  k. 
b.  Premierlieutenant,  in  Rethel 
Lützelburg,    Ernst   Baron   v.,    k. 
qu.  Hauptmann,   nebst  Gemah- 
lin, geb.  V.  Forster,  in  München 
M.,  V.,  in  Bückeburg 
Mages,  A.,  in  Innsbruck 
Maison,  F.,  in  San  Josö 
Markdorf,  drei  Ungenannte 
Massad,  Michel,  kais.  Bankcom- 

mis,  in  Beyrut 
MeerheimbjDroat  Freiherr  V.,  auf 

Grofs-Giscbow 
Meyer,  Arnold  Otto,  in  Hamburg 
Mönckeberg,  J.G., Dr.,  in  Hamburg 
Müldner,  v.,  Rechtsanw.,  in  Hers- 
feld 
Müller,  Jul.,  Gerichtsassessor,  in 

Wiesbaden 
Oefele,  Freih.  Edmund  v.,  Reichs- 
archivspraktikant, in  München 


87 

30 

1 

45 

7 

— 

1 

45 

17 

30 

4 

29'/l 

43 

45 

1 

45 

9 

15 

8 

45 

3 

— 

88 

20 

1 

62 

10 

40 

9 

15 

2 

20 

5 

1 

45 

2 

20 

6 

24 

— 

42 

2 

20 

8 

45 

43 

45 

8 

45 

- 

b2'l2 

8 

45 

1 

45 

Oertel,  Karl,  Kaufmann,  in  Forch- 
heim 

Ortenburger,  Betriebsinspektor,  in 
Morgenroth 

Petersen,  die  Kinder  des  verstor- 
benen Herrn  Professors,  in  Ham- 
burg 

Pfeiffer,  E.,  in  Cannstatt 

Reisner,  Revierförster,  in  Forst- 
haus Rothenburg  (Schlesien) 

Reye,  D.  W.,  Dr.,  in  Hamburg 

Rogge ,  A.,  Pfarrer,  in  Darke- 
men 

Roosen,  B.C., Pastor,  in  Hamburg 

Rosenberg,  Betriebsinspektor,  in 
Beuthen 

Saalfeld;  Ungenannter 

San  Jost* :  Ungenannter 

Schäfsburg :  von  den  Gymnasiasten 

Schiele,  Dr.,  CoUegienrath,  in  Jena 

Schmidt,  Herm.,  Advokat  u.  No- 
tar, in  Cahla 

Schmidt,  Ottmar,  Dr.,  Apotheker, 
in  Forchhrim 

Steindorth,  Guillo.,  in  San  Jos6 

Stribel ,  F.,  Schneidereibesitzer, 
in  Beyrut 

Suaya,  Selim,  kais.  Bankkassier, 
in  Beyrut 

Thalwitzer,  Dr.,  Oberstabsarzt,  in 
Metz 

Tiburtius,  Dr.,  Oberstabsarzt,  in 
Metz 

Ulex.  G.  L.,  in  Hamburg 

Vanne,  Gmo.,  in  San  Jos6 

Veitl,  V.,  Hofrath,  in  Cannstatt 

Voigt,  J.  F.,  Dr.,  in  Hamburg 

Waljen,  O.,  in  San  Jos6 

Weber,  Th. ,  kais.  deutscher  Ge- 
neralkonsul, in  Beyrut 

Wesiphal,  Otto,  in  Uauiburg 

Zacharias,  J., Fabrikant,  in  Mord- 
hausen 


a.' 

kr. 

1 

- 

1 

45 

5 

15 

5 

— 

— 

35 

7 

— 

1 

45 

26 

15 

1 

45 

— 

30 

16 



5 

.50 

3 

SO 

2 

8 

2 

20 

2 

20 

1 

45 

i 

45 

17 

30 

42 

40 

5 

— 

17 

30 

10 

40 

9 

15 

87 

SO 

17    30 


Aufserdem  giengen  im  Laufe  des  Jahres  zur  Baukasse  und  zu  den  Kosten  der  TJebertragung  des  Augustinerklosters  folgende  Beiträge  ein  : 


Mpkienburcr-Schwcrin,  (Jrorsherzoff  Friedrich  Franz,  Königl.  Hoheit     .    .    . 

DaniiH^r,  PriviUier,  in  Nürnberg; 

LütVelbotz ,    VVilh.,    Frbr.  v.,    Ur.,  fiirstl.   Arcbivar    u.    DüinaitiHlkai.zlciralb, 

in  Wallerstoin 

Nürnberg,  Stadtmagistrat , 


II. 
500 


kr. 


10 
600 


fl.    kr. 


Oetker,  Fr.,  Dr.,  in  Cassel 875 

Sa!zunfi;(  n,  I\irchciiclior j.^o 

Soldan,  Sigm.,  Ilol-Buch-  u.  Kunsthiindlor,  in  Nürnberg loo 

Zehlei-,  Dr.,  in  X  Urnberg 5 


Summarischer  Auszug:  aus  der  Rccimuns:  des  ffcrmanischen  Xationalmuseums 


für  die  Zeit  vom  1.  Januar  bis  31.  December  1871. 


A.  Ueberträge  aus  voriger  Rechnung. 


B.  Unterstützungsbeiträge. 

fl. 

1.  Zinspn  aus  dem  Aktienfond 

2.  Zinsen  aus  angelegten  Baarsuramen 

S.  Jahresbeiträge  (von  31,185  fl.  3ä'|4  kr.) 

4.  Geschenke  und  einmalige  Beiträge 

5.  Beiträge  für  besondere  Zwecke 


I.    Einnahmen. 


fl.  kr. 

1.  Kassebestand 254  48 

2.  Rechnungsdefekte  und  Ersatzposten —  — 

S.  Eingegangene  Aktivausstäude 148-1  15 


kr. 


fl.     kr. 


29 

30 

22 

36 

28832 

18Va 

2841 

481/2 

2491 

— 

34,277     13 

Latus,  36,016    16 

Transport 

C.  Eigene  Erträgnisse. 

fl.  kr. 

1.  Erlös  der  literarisch-artistischen  Anstalt 1581  16'h 

2.  Eintrittsgelder 4842  24 

3.  Ertrag  der  Realitäten 207  30 

4.  Aufserordentliche  Einnahmen        99  17'|4 

D.  Capitalbewegungen. 

fl.  kr. 

1.  Aufgenommene  Passivvorschiisse 1063  413/4 

2.  Heimbezahlte  Aktivkapitalien —  — 

3.  Rückerstattete  Aktivvorschüsse 409  10'/2 

4.  Aufgenommene  Passivkapitalicn 4050  — 


fl.       kr. 

36,016     16 


E.  Zuschüsse  aus  anderen  Kassen  .  .  .  . 

Summa  aller  Einnahmen 


6730     281/4 


5522     521/4 
4300     — 


52,569     36'/i 


II.    Ausgaben. 


A.  Ueberträge  aus  vorjähriger  Rechnung. 


1.  Zahlungsrückstände 

2.  RechnuDgsdefekte  und  Ersatzposten 


fl. 
4234 


kr. 

401/1 


B.   Administrationsicosten. 

fl. 

1.  Be.«!0ldungen  für  die  Administration 6099 

2.  Remunerationen  für  besondere  Dienstleistungen      .    .    .  714 

3.  Diäten  und  Reisekosten 736 

4.  Regio,    als:    Sehreibmaterialien,    Inserate,    Kalender, 

Circulare,   Formularien,    Heizung,    Reinigung    und 

Beleuchtung 

6.  Oeffentliche  Lasten,  Feuerversicherung   .... 

6.  Postporto,  Fuhr-  und  Botenlöhne 

7.  Miethzinse  und  Pachtgelder      


kr. 

24 


fl.     kr. 

4234     401/2 


878 

361/2 

862 

201/4 

1154 

33'/4 

16 

- 

10461 

413/ 

C.  Gebäude  und  Einrichtungsgegenstände. 


1.  Bankosten 

2.  Inventarstücke  und  Einrichtnngsgegenstände 


fl.       kr. 

9670    531/2 

478       2"/2 


10,148    56 


Latus    24,845     181/4 


fl.         kr. 

Transport    24,845    I81/4 

D.  Publikationen    ...-.•..       i387   391/2 
E.   Vermehrung  der  Sammlungen. 

1.  Kunst- und  kultargcschichtliche  Sammlungen:         fl.     kr. 

a)  Besoldungen  für  wissenschaftliche  u.  künst- 

lerische Arbeiten 1700    — 

b)  Ankäufe       4117      23/4 

e)  Materialbedürfnisse 188    20 

d)  Arbeiten    des  Buchbinders,    Gypsformators, 

Vergoldera  u.  dergl 8:9    I61/2 

e)  Porto  für  Geschenke  und  Ankäufe    ....      503    553/4    fl.      kr. 

7338    S5 

2.  Bibliothek:  fl.    kr. 

a)  Besoldungen  für  wissenschaftliche  Arbeiten  2200  — 

b)  Ankäufe 126  36 

c)  Buchbindjrlöhne  und  Materialbedürfnisse    .  182  1 

d)  Porto  für  Geschenke  und  Ankäufe    ....  48  64 

2557     31 

3.  Archiv  :  fl.    kr. 

a)  Besoldungen  für  wissenschaftliche  Arbeiten  1000  — 

b)  Ankäufe       60  50 

c)  Materialbedürfnisse  und  Buchhinderarbeiten  3  18 

d)  Porto  für  Geschenke  und  Ankäufe    ....  2  36 

1066    44 

10,962    50 

Latus    37,195    473/4 


fl.       kr. 

Transpoct    37,105    il^U 


F.  Capitalbewegungen. 

fl.  kr. 

1.  Rückzahlung  von  Passiveapitalien '8"0  — 

2.  Zinsen  von  Passiveapitalien SG96  4 

3.  Kückzahlung  von  Passivvorschüssen —  — 

4.  Geleistete  Aktivvorschüsse 2366  — '/ 

5.  Angelegte  Kapitalien —  — 


13,932      i'h 


Latus     51,127     621(4 


6.  Verschiedene  Ausgaben 

1.  Coursverluste 

2.  Taxen,  Stempel 

3.  Zuscliüsse  an  andere  Kassen 

4.  Aulserordentliehe,  unvorhergesehene  Ausgaben  .    .    . 


fl. 

kr. 

Transport 

61,127 

621/4 

fl.      kr. 

32'J       SH, 
13     371/2 

1072     20 

1415 

5'/4 

Summa  aller  Ausgaben     62,542    58 


Abschlags. 


Summa  aller  Einnahmen  . 
Summa  aller  Ausgaben 


fl.    kr. 

52,669     361/j 
52,542    58 


Eassabestand  . 


26       381/, 


Zur  Erläuterung  des  in  den  Einnahmen  unter  A.  1  vorgetragenen  Kassabeetandes  von  254  fl.  48  kr. ,   gegenüber  der  nach  dem  KechnuBgsabschlnsse  pro  1870  verblie- 
benen Mehrausgabe  von  3787  fl.  33^/4  kr.,  sei  bemerkt : 

Bei  der  Veröffentlichung  der  Rechnungsergebnisse  werden  die  einseinen  Äusgabeposten  der  Haupt-  und  Spezialkassen  nach  den  einschlägigen  Titeln  zusammengeworfen. 

Die  Hauptkasse  hatte  nun  am  Schlüsse  des  Jahres  1870  eine  Mehrausgabe  von 4042  fl.  21'li  kr. 

Hievon  geht  der  obige  Bestand  einer  Spezialkasse  mit _. 264    „  48        „ 

ab,  es  verbleibt  sonaeh  die  in  dem  18.  Jahresberichte  erwähnte  wirkliche  Mehrausgabe  von 3787  fl.  33'/4  kr. 

Diese  Mehrausgabe  ist  unter  der  Summe  von  4234  fl.  401/2  kr.  inbegriffen,  welche  oben  unter  den  Ausgaben  A.  1  vorgetragen  ist. 


Gedruckt  bei  U.  E.  SEBALD  in  Nürnberg. 


Nürnberg.  Das  Abonnement  des  Blat- 
tes, welches  alle  Monate  erechemt,  wird 
ganzjährig  angenommen  und  betrugt  nach 
der  neuesten  Postcouvention  bei  allen  Post- 
ämtern und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oesterreicha  3  fl.  36  kr.  im  24  Ü. -Puls 
oder  2  Thlr.  preufa. 

Für  Frankreich  abonniert  man  in 
Paris  bei  der  deutschen  Buchhandlung  von 
F,  Klinckaieck,  Nr.  11  rue  de  Lille;    für 


m  KiiiE 

Neue  Folge. 


AniZEIGER 


England  bei  WilliamB  &.  Norgate,  14  Hen- 
rietta-Street  Covent  -  Garden  in  London  ; 
für  Nord- Amerika  bei  den  Postämtern  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  für  das  german.  Museum  be- 
stimmten Sendungen  auf  dem  Wege  des 
Buchliandela  werden  durch  don  Commia- 
sioiiar  der  literar. -artiat.  Anatalt  des  Mu- 
seuras,  F.  A.  Brock  haus  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


\m 


ZAvanzigster  Jahrgang. 


ORGM  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


1873. 


JW2. 


Februar. 


Wissenschaftliche  MittheiluDgen. 


Aus  dem  Brief  buche  des  Meister  Simon  Ton  Homburg. 

(Fortsetzung.) 
IV. 

Meister  Simon  Baczch  ist  als  Syndicus  der  Stadt  Lübeck 
1464  gestorben;  eine  Beziehung  auf  seine  Heimat  hat  f.  198 
die  Abschrift  einer  Urkunde  des  Bischofs  Dietrich  von  Metz 
für  das  Stift  Homburg,  Metzer  Sprengeis,  worin  wegen  unzu- 
reichender Einkünfte  dem  Decan  und  den  Canonikern  verstat- 
tet wird,  ihre  Pfarrkirchen  durch  Coadjutoren  versehen  zu  las- 
sen, ohne  Verpflichtung  zur  Residenz.  „Datum  et  actum  in 
Castro  nostro  de  Vico,  a.  d.  1380,  die  vicesimo  septimo  men- 
sis  Novembris."  Es  scheint  aber,  dafs  M.  Simon  auch  andere 
Landsleute  nach  Lübeck  gezogen  und  für  sie  Briefe  geschrie- 
ben hat.  Denn  der  folgende  Brief  (f.  87  v.)  ist  von  einem 
Arzt,  der  einer  Einladung  nach  Metz,  wo  er  seine  Kindheit  ver- 
lebt hat,  wo  seine  Heimat  ist,  gerne  folgen  würde,  der  aber 
doch  den  Beruf  als  Arzt  mit  der  gesicherten  Einnahme,  welche 
er  in  Lübeck  gefunden,  nicht  aufgeben  will. 

Quod  libenter  repatriaret,  si  haberet  statum. 
Optarem  tandem,  amici  carissimi,  optarem  utique,  si  ce- 
tera forent  paria,  post  longum  apud  exteras  naciones  incolatum 
ad  aeris  nativi  redire  dulcedinem,  et  vobis  aliisque  consagwi- 
neis  conversacione  coniungi.  Magnipenderem  quippe  per  vos 
ita  rem  agi  et  disponi,  ut  Metensis  illa  preclara  civitas  senera 
foveret,  que  me  nutrivit  infantem.  Vincit  in  hoc  scribentis  ani- 
mum  et  diuturnitas  et  yite  securitas,  que  in  nativi  aeris  et  nu- 


trimenti  asswetia  cunabulis  vegetacione  plurimum  conservatur 
et  viget.  Trahit  nichilominns  ad  hoc  amor  patrie,  nature  lex 
allicit,  et  consagwineorum  innata  dilectio.  0  viri  et  cognati 
carissimi,  quid  ne  huiusque  tantum  elongaverit  ab  amicis  et 
proximis,  ipsi  scitis.  Nam  cum  familiarium  rerum  penuria 
multum  opprimerer,  cogebar  nimirum  apud  exteros  labore  pln- 
rimo,  que  vite  exigit  necessitas,  querere,  et  deinde  ad  illius 
sciencie  conscendere  solium,  que  hodie  annuente  domino  cuncta 
copiose  ministrat.  Per  illam  quidem,  phisicam  dico,  apud  Lu- 
bicenses  redditibus  annuis  competentibus  fruor,  et  eure  mee 
eottidie  satis  uberes  reporto  fructus.  Quamobrem  conflicta 
quodam  animus  in  se  quatitur,  cum  neture  (lies :  native)  desi- 
derium  patrie  reditum  swadeat,  quem  certum  hoc,  quod  apud 
Lubicenses  possideo,  plurimum  vetat ;  presertim  cum  minus  con- 
sultum  videatur,  certum  pro  incerto  derelinquere,  ac  rem  cer- 
tam  in  dubiam  commutare.  Ad  vos  igitur  michi  reversus  est 
pro  hac  animi  dissensione  sedanda,  qui  michi  forte  de  aliqao 
certo  poteritis  providere  etc. 

Ganz  ähnlicher  Art  ist  der  folgende  Brief  (f.  191),  dessen 
persönliche  Beziehungen,  die  Verbindung  mit  dem  Ermeländer 
Bisthum,  und  des  angebotenen  Amtes  Art  und  Localität,  dun- 
kel sind ;  dagegen  ist  hier  nicht  nur  der  sichere  Erwerb  in 
Lübeck  hervorgehoben,  sondern  auch  ein  solches  ausführliches 
Lob  dieser  Stadt  hinzugefügt,  dafs  auch  den  heutigen  Bewoh- 
nern dieser  edlen  Stadt  es  Freude  machen  mufs,  dasselbe  zu 
lesen. 


35 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


36 


Secundam  omnibus  in  rebus  fortunam  pro  salute.  Vene- 
rabilis  domine  ac  fautor  mi  perpeculiarissime.  Ex  litteris 
quippe  vestris  michi  nuperrime  transmissis  omni  ambignitate 
semota  luculenter  conspicio,  vestrum  ac  aliorum  preclarissimo- 
rum  doctorum  erga  me  inmensum  favorem  amoremque  integer- 
rimum:  cum  michi  profecto  non  parvum,  ymmo  grande  munus 
mera  Jiberalitatc  oifertis,  quod  plerique  viri  utique  spectabiles, 
Uli  haut  dubito,  summopere  conantur  adipisci.  Quautas  igi- 
tar  pro  tantis  beneficiis  graciarum  actiones  oiferre  teneor,  ego 
ipse  vix  cognosco.  Sane,  vir  spectatissirae,  huiusmodi  genero- 
sam  oblacionem  michi  nitro  factam  in  preseuciarum  acceptare 
congruura  non  existit,  partim  propter  medicine  practicara  cui  ope- 
ram  do,  que  quidem  michi  nunc  hie  ac  in  nostra  equidem  patria 
fructuosior  erit,  quam  iuris  pontificii  sciencia  eciam  ingentis- 
sima,  partim  quia  novitates  nostra  de  patria  dietim  expecto 
quibus  habitis  forsitan  necessarium  erit  ut  patriam  quantocius 
revisitem,  si  privilegia  ac  bona  nostre  Warmiensis  ecclesie  de- 
beant  recuperari.  Sic  itaque  tarn  propter  bona  ecclesie  quam 
propria  de  mea  mora  aliquo  in  loco  penitus  dubius  existo. 
Verumptamen  dulcis  amor  patrie  me  sicuti  quamphrrimos  crebro 
compellit.  Virgilius  nempe  sie  suis  modulatur  carminibus; 
Omnia  vincit  amor  et  nos  cedamus  amori.  Quamobrem,  vir  do- 
ctissime,  hoc  in  loco  insignitissimo  aliquantisper  morari  decrevi, 
quousque  cunctipotens  de  fönte  sue  innumere  pietatis  ymbrem 
pacis  super  nos  misericorditer  effundet.  Scribitis  quoque,  vir 
amantissime,  vestro  de  bono  aerc  optimaque  gente  etc.  Verum 
fateor  me  vestre  planctacionis  viridarium,  cui  omnium  rerum 
pius  sator  salubre  det  incrementum,  numquam  oculis  conspe- 
xisse  et  idcirco  de  hoc  iudicare  non  valeo.  Set  hercle  unum 
scio,  ut  hie  locus  egregius  a  divina  terrenaque  imperiali  maie- 
state  plerisque  dodatus  est  muneribus.  Hie  sunt  Üuenta  lirapi- 
dissima,  aer  Serenissimus,  terra  opima,  nemora  iocundissima, 
pomeria  florentissima,  edificia  pulcherrima,  platee  fecibus  sem- 
per  purgate,  presul  devotissimus,  clerus  disciplinatus,  beneficia 
grassa,  templa  politissima,  in  quibus  divine  laudes  perpetim 
sumrno  cultu  peraguntur,  turres  altissime  que  suis  aureis  fulgori- 
bus  intuencium  oculis  erainus  choruscant,  cenobia  preclara  omni 
religione  fulgencia,  bibliotece  numero  librorum  ditissime,  di- 
vini  verbi  precones*)  disertissimi,  mercatores  in  negociacioni- 
bus  studiosissimi,  cives  omnium  rerum  opulentissimi:  Et  quod 
superest,  policia  reipublice  ornatissima,  civitas  omnibus  defen- 
sionibus  munitissima,  totaque  gens  apprime  pacifica.  Set  taceo 
de  pulchro  femineo  sexu,  cuius  delcctabilis  intuitus  lassata  in- 
genia  vires  cogit  recuperare.  Venus  enim  ac  Dyana  nostras 
Lubicenses  in  pulchritudine  antecedunt ;  illas  enim  vcro  morum 
venustas,  personarum  proceritas,  molliflua  eloquia,  roseus  lilia- 
lisque  aspectus  opulentissime  decorant.  Sagax  quippe  natura  in 
earundem  nobili  creacione  penitus  in  nuUo  erravit.  Porro  ut 
summarie  proferam ;  quidquid  boni  ac  pulchri  est  hie  splendi- 
dius  copiosiusque  quam  in  ceteris   invenitur  locis.     Alter  quo- 


que paradisus  non  inmerito  poterit  appellari.  Hiis  dictis  sat 
est,  ne  videar  calamum  nimium  protelare.  Demum  aecuratis- 
sime  precor,  quatenus  preclaros  doctores,  videlicet  dominum 
Her.  et  Petrum,  vires  utique  omni  sciencia  et  probitate  lau- 
reatos,  mei  ex  parte  sinceriter  salutetis,  vobisque  omnibus  gra- 
ciarum actiones,  non  quas  debeo,  set  quas  valeo,  iterum  atque 
iterum  devotissime  impendo.  Valete  dyu  fauste.  Datum  in 
civitate  Lubiccnsi. 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 

(Schlufs  folgt.) 


Sphragistische  Aphorismen. 

LXV.  LXVI. 


*)  pretores,  Codex. 


Diese  beiden  Siegelstempel,  aus  der  Sammlung  des  Ver- 
eins für  Geschichte  und  Naturgeschichte  in  Donaueschingen, 
theilen  wir  hier  hauptsächlich  wegen  der  Bezeichnungen  „vice 
plebani"  und  „incurati"  in  ihren  Legenden  mit,  welche  beide  auf 
mittelalterlichen  Siegeln  ziemlich  ungewöhnlich  sind. 

Beide  Stempel  sind  von  geringer  Bronze  und  haben  auf 
der  Rückseite  einen  Ring  zum  Anhängen,  aber  ohne  den  Grat, 
wie  bei  andern  Stempeln.     Der    erstere    (Nr.    LXV)    mit  der 

Legende:  *  aVICQ  •  PL0BANI  ■  DB  l?VVmöni  ist  das 
Amtssiegel  des  Kaplans  von  Hüfingen,  mit  dem  leidenden,  kreuz- 
tragenden Heilande  im  Siegelfelde.  Er  scheint  noch  aus  dem  13., 
spätestens  14.  Jahrh.  zu  stammen.  Das  S  am  Anfang  der  Le- 
gende ist  verkehrt  graviert;  auch  das  L  scheint  es  zu  sein. 

Das  zweite  ist  das  Siegel  eines  Incurati  C.  von  Fridingen, 
wol  aus  derselben  Zeit  wie  das  vorige.  Im  Siegelfelde  ist  die 
bekannte  Legende  des  h.  Martin  abgebildet.  Unter  incuratus 
wird  nach  einer  gütigen  Mittheilung  meines  gelehrten  Freundes 
von  Scbreckenstein  ein  in  curam  animarum  eingewiesener  Prie- 
ster verstanden,  oftmals  im  Gegensatze  zum  eigentlichen  Pfarr- 
herrn, Kirehherrn  (Rector  ecclesiae),  der  unter  Umständen 
nur  die  niedere  Weibe  erbalten  hatte.  So  besiegelt  z.  B.  eine 
Urkunde  vom  Jahre  1301  ein  „incuratus  in  Dingeltftorf''  (Din- 
gelädorf,  Ueberlingen  gegenüber).  Nach  Ducange's  glossarium 
(ed.  Henschel)  III,  805  b  bedeutet  incurare :  ,,paroclium  facere, 
ecclesiae  curam  conferre,"  und  incuratus :  „cui  cura  ecclesiae 
data  est,  curatus."  Diefenbach  gibt  in  seinem  glossarium  la- 
tino-germanicum   das  Wort  incuratus   durch  „besteter  Lütprie- 


37 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


38 


ster".     Man  kann  gewisscrmafsen  dieses  Wort  auch  mit  Pfarr- 
verweser übersetzen. 

LXVII. 


Wir  theilen  dieses  Eücksiegel  des  Erzbischofs  von  Köln, 
Engelbert  II.  von  Falkenberg  (v.  1265)  wegen  der  zwei  Fah- 
nen*) hier  mit.  Fahne,  Schwert  und  Scepter,  als  Zeichen 
weltlicher  Hoheit  und  Gerichtsbarkeit,  kommen  im  Mittelalter, 
wie  bei  allen  Dj-nasteu,  so  auch  bei  den  geistlichen  Fürsten 
neben  dem  Bischofsstabe,  dem  Zeichen  ihres  geistlichen  Amtes, 
auf  Münzen,  Denkmälern  und  Bildern,  ebenso  wie  auf  Siegeln 
nicht  selten  vor,  und  namentlich  führen  die  Bischöfe  von  Würz- 
burg schon  seit  dem  12.  Jahrh.  auf  ihren  Siegeln  und  Münzen 
—  mit  oder  ohne  Stab  —  Fahne,  Schwert  oder  Scepter. 

Solche  symbolische  Bilder  und  Embleme  sind  aber  mit 
den  heraldischen  Wappenbildern  nicht  zu  verwechseln,  und 
namentlich  ist  dies  auch  bei  den  Fahnen  der  Fall.  Eine  he- 
raldische Fahne,  im  Gegensatz  zu  den  symbolischen  Fah- 
nen, wie  z.  B.  auf  obigem  Siegel,  finden  wir  auf  dem  früher, 
unter  Nr.  VIII**)  abgebildeten  Siegel  Graf  Albrecht's  von 
Hohenberg,  als  des  vom  Papste  im  J.  1348  ernannten  Bischofs 
von  Würzburg.  C.  Hcffner  in  seinem  neuesten,  interessanten 
Werke:  „Fränkisch-Würzburgische  Siegel"  hat  zwar  die  Frage, 
ob  die  Fahne  oder  der  sog.  „fränkische  Kechen",  die  be- 
kannten drei  silbernen  Spitzen  im  rothen  Felde  ***),  das  Wap- 
pen des  Bisthums  Würzburg  waren,  dahin  beantwortet:  „dafs 
die  Fahne  dem  Herzogthume  gebührt,"  im  Widerspruch  mit 
der  von  uns  vertretenen  Ansicht  f).  Allein  wir  können  von 
unserer  ursprünglichen  Ansicht  nicht  abgehen  und  halten  die 
Fahne  immer  noch  für  das  Wappen  des  Bisthums,  und  die 
Spitzen  füi-  das  des  Herzogthums  Franken. 


*)  Auch  auf  den  Siegeln  seiner  Nachfolger,  Siegfried's  von 
Westernburg  und  Wigbold's  von  Holte,  kommen  die  beiden  Fah- 
nen vor. 

**)  Vgl.  Anz.  1867,  Nr.  11,  Sp.  341. 
***)  Heffner  blasoniert  dieses  Wappen,  a.  a.  0.  S.  154,  als  drei 
rothe  Spitzen   im  silbernen  Felde,    was  aber   jedenfalls   unrichtig 
ist,  da  der  untere  Theil,  die  drei  aufsteigenden  Spitzen,  von  Sil- 
ber tingiert  sind. 

t)  Vergl.  unsere  Abhandlung  „das  Wappen  der  Reichsschenken 
von  Limpurg"  im  Correspoudenzblatt  von  1861,  Beil.  zu  Nr.  5; 
Erwiderung  von  H.  Bauer  in  der  Zeitschrift  „Wirtembergisch 
Franken",  V,  S.  468  ff. ;  unsere  Erwiderung  und  Bauer's  Bemer- 
kungen a.  a.  0.  VI,  S.  17  ff. 


Auf  dem,  von  Heffner  a.  a.  0.  auf  Taf.  XVII  unter  Nr.  2 
abgebildeten  Siegel,  welches  am  meisten  für  seine  Ansicht  zu 
sprechen  scheint,  halten  wir  das  Wappen  mit  der  Fahne  ent- 
schieden für  das  Würzburger  Stadtwappen.  Wenn  Heffner  (S.  153) 
behauptet:  „die  Fahne  dagegen  ist  bekanntlich  schon  an  und 
für  sich  das  Zeichen  des  Herzogthums,  da  die  Belehnungen 
damit  von  dem  Kaiser  nicht  allein  für  Würzburg,  sondern  für 
jedes  Herzogthum  mit  der  Fahne  vorgenommen  wurden,"  und 
daraus  den  Schlufs  zieht:  „War  die  Fahne  aber  überhaupt  der 
Repräsentant  des  Herzogthums  *),  so  wurde  sie  dann  hier  (bei 
Würzburg)  bei  einem  geistlichen  Fürsten  als  Träger  weltlicher 
Gewalt  zum  speciellen  Sinnbild**)  derselben  gewählt,"  so  er- 
lauben wir  uns,  zur  Widerlegung  dieser  Behauptung  anzufüh- 
ren, dafs  die  Belehnung  der  geistlichen  Fürsten  nach  dem  Gon- 
cordate  von  1122  mit  dem  Scepter  geschehen  sollte,  und  dafs 
das  Fahnenlehen  nicht  blos  einen  Gegensatz  zu  den  kleineren, 
ohne  Fahne  geliehenen  Lehen  bezeichnet,  sondern  auch  einen 
Unterschied  zwischen  weltlichen  (Fahnen-) Fürstenlehen  und 
geistlichen  (Scepter-)  Fürsteulehen  ***). 

Was  die  Berufung  Heffner's  auf  die  Autorität  des  Chroni- 
sten Lorenz  Fries  betrifft,  der  die  Fahne  für  das  herzog- 
liche Wappenbild  erklärt,  so  kann  derselben  eine  gewifs  nicht 
geringere  Autorität  in  heraldischen  Dingen  entgegengesetzt 
werden,  die  des  bekannten  Grafen  Wilhelm  Wernher  von  Zim- 
mern, welcher  in  seiner  „Chronik  des  Erzstiftes  Mainz  und 
dessen  Suffragan  -  Bischöfen",  vom  Jahre  1550,  die  Fahne  als 
das  Wappen  des  Bisthums  Würzburg  und  die  Spitzen  als 
das  herzoglich  fränkische  Wappen  angibt. 

Für  unsere  Ansicht  in  Betreff  der  Fahne  erlauben  wir 
uns,  ganz  besonders  noch  daran  zu  erinnern,  dafs  sämmtliche 
geistliche  Wappen  in  der  Züricher  Wappenrolle  in  der  Form 
von  solchen  Fahnen  abgebildet  sind ;  ferner :  dafs  von  den  vie- 
len Inhabern  von  Fahnenlehen  im  Mittelalter  kein  einziger 
deshalb  eine  Fahne  im  Wappen  geführt  hat,  und  dafs  auf  meh- 
reren Landgerichts -Siegeln  aus  dem  16.  und  17.  Jahrh.  nur 
der  Wappenschild  mit  den  drei  Spitzen  unter  der  Büste  des 
Erzbischofs  (in  der  rechten  Hand  das  Schwert,  in  der  linken 
Hand  den  Bischofsstab  haltend)  erscheint,  und  schon  die  be- 
kannte Legende  dieser  Siegel:  „Herbipolis  sola  judicat  ense 
Stola",  spricht  dafür,  dafs  hier  das  Wappen  des  Herzogthums 
abgebildet  war. 

Wenn  Heffner  in  seiner  Schrift,  S.  157,  bemerkt:  „Bei 
den  bischöflichen  Siegeln  finden  wir  nie  die  Spitzen  allein, 
sondern    nur   im  Vereine  mit    der  Fahne    und    dem  Familien- 

*)  Das  war  keineswegs  der  Fall.  Auch  führten  alle  Dynasten, 
die  Grafen  und  freien  Herren,  eben  so  gut  wie  die  Herzoge,  ihre 
eigenen  Fahnen. 

**)  Es  handelt   sich   aber  hier   nicht  um  ein  Sinnbild,   son- 
dern um  ein  Wappenbild. 

***)  Vgl.  meine  Erwiderung  in  „Wirtembergisch  Franken  VI, 
1  (1862),  S.  33  u.  34,  Note  *,  wo  die  Frage  durch  Ficker  ausführ- 
licher besprochen  ist. 


39 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


40 


Tvappen",  so  scheint  uns  das  ganz  entschieden  für  unsere  An- 
sicht zu  sprechen;  übrigens  gibt  er  selbst  Taf.  VIII,  Fig.  3 
eine  Ausnahme  von  dieser  Regel,  allerdings  nur  nach  einer 
Zeichnung,  die  jedenfalls  unrichtig  datiert  war,  wie  er  selbst 
S.  51  bemerkt.  Die  beiden  Beispiele,  welche  Heffner  für  sich 
anführt,  S.  157  u.  158,  nämlich  das  Siegel  Hermann's  von  Lich- 
tenberg und  Albrecht's  von  Hohenberg,  scheinen  uns  eher  das 
Gegentheil  zu  beweisen. 

Auch  die  Tinktur  der  Fahne  —  von  Weifs  und  Roth 
quadriert  —  spricht  für  ihren  Charakter  als  heraldische  Fi- 
gur. Auf  den  Umstand,  dafs,  wo  die  Spitzen  und  die  Fahne 
zusammen  erscheinen,  erstere  stets  den  ersten  Platz  einnehmen, 
mnfs  doch  ebenfalls  einiges  Gewicht  gelegt  werden,  indem  auf 
das  Herzogthum  von  bischöflich  würzburgischer  Seite  immer  ein 
grofses  Gewicht  gelegt  wurde.  Zudem  steht  es  urkundlich  fest, 
dafs  im  Jahre  1760  das  fürstliche  Hochstift  die  „drey  silberne 
Spitzen  im  Rothenfeld  ...  für  das  eigentliche  Wappen  des 
Herzogthums  Franken"  gehalten  hat,  wobei  es  sich  auf  Spener 
und  die  Reichskundigkeit  beruft,  und  die  „drey  im  Rothenfeld 
aufsteigenden  Spitzen"  ausdrücklich  als  die  eigentlichen  „Tes- 
sera  und  notae  characteristicae"  des  Herzogthums  Franken  be- 
zeichnet; wie  dieses  Wappen  bekannter  Mafsen  auch  später 
für  das  Herzogthum  Franken  in  das  königl.  bayerische  Wap- 
pen übergegangen  ist  *)  F.  -  K. 


dik, 


*)  S.  0.  T.  V.  Hefner,   Handbuch   der   theor.  u.  prakt.  Heral- 
S.  232,  Nr.  7,  u.  Taf.  LVni,  Fig.  1784. 


Aus  Handschriften  der  k.  und  Universitätsbibliothek 
zu  Breslau. 

(Schlufs.) 
I.  0.  3.    Anselmi  meditationes. 
Oracio    dominice    passionis    singula    ad   breue   contexens 
a  quodam   nostri   ordinis  Carthusiensis  monacho  nomine  Hin- 
ricus  compilata  dasei  prope  Hildensem. 


Jhesus  ortum  ingreditur 
turbatum  se  conqueritur 
ex  morte  propinquante 
orat  transferri  calicem 
sudando  fundit  sanguinem 
angelo  confortante. 

Osculum  iude  sustulit 
turbe  se  sponte  obtulit 
hinc  captus  vinculatur 
Ad  Annam  primo  ducitur 
a  sernis  rcdarguitur 
et  dire  alapatur. 

Accusat  testis  pcrfidus 
adiurat  preses  inuidus 


plebs  cepit  condempnare 
sputatur  et  percutitur 
velatur  et  illuditur 
iubetur  prophetare. 

4.  Coram  pylato  iudice 
multo  delatus  crimine 
inmunis  iudicatur 
Missus  herodi  placuit 
sed  dum  ad  cuncta  tacuit 
illusus  refutatur. 

5.  De  Christo  datur  opcio 
iuncto  latrone  noxio 
quis  herum  redimatur 
Barrabe  vitam  fiagitant 


vniuersi  conclamitant 
Ihesus  crucifigatur. 

6.  Nudatur  nudos  vestiens 
ligatur  vinctos  redimens 
ut  sufferat  flagella 
Quibus  totus  conscinditur 
sanumque  nil  relinquitur 
in  carne  tarn  tenella. 

7.  Cristus  veste  coccinea 
sceptro  Corona  splnea 
instar  regis  aptatus 
Salutando  deluditur 
consputando  polluitur 
multimode  plagatus. 

8.  Hüne  crucifige  replicant 
nouam  querelam  agitant 
ac  minas  addiderunt 
Sic  contra  conscienciam 
mortis  ferro  sentenciam 
Pylatum  compulerunt. 

9.  Genus  mortis  turpissimum 
lignura  crucis  grauissimum 
saluator  baiulauit 
Nudatnr  et  distenditur 
clauatur  et  suspenditur 
blasphemos  tollerauit. 

10.  Tunc  iuxta  uaticinium 
pertransit  cor  virgineum 
gladius  symeonis 
Christus  matri  corapatitur 
super  omne  quod  patitur 
externe  lesionis 


11.  Hely  hely  vociferat 

ad  patrem  qui  reliquerat 
se  totum  in  tormentis 
0  vocis  efficacia 
resoluens  corda  saxea 
flebilibus  lamentis. 

12.  Föns  sitit  indeficiens 

fei  gustat  mella  tribuens 
ut  lingua  puniatur 
Nee  solura  corporaliter 
plus  ymmo  spiritaliter 
sitisse  comprobatur. 

13.  Validis  hinc  clamoribus 
cum  lacrimis  et  precibus 
capite  inclinato. 
Expirans  Christus  moritur 
vnde  Salus  exoritur 
genitis  ex  peccato. 

14.  Fractis  latronum  cruribus 
miles  vnus  ex  pluribus 
defunctum  lauceauit 
Educens  sacra  flumina 
quorum  contactu  lumina 
fuscata  reparauit. 

15.  Cum  multa  reuerencia 
ac  luctus  vehemencia 

Flet  mater  dolentissime 
mortem  prolis  dignissime 
*)• 


De  Allexandro  versus  egregius. 
Quouiam  friuola  gaudia  mundi,    Quoniam  rerum  fugitiuus 
honor,  quam  nomen  inane. 

Magnus  in  exordio**)  cui  non  suffecerat  orbis 

Sufficit  exciso  de  fossa  marmore  petra 

Quinque  pedum  fabricata  doraus  qua  nobile  corpus 

Exigua  requievit  humo. 
Si  possent  homines  bona  mundi  perpetuare 
Tunc  homo  perpetuo  mundum  deberet  amare 
Sed  quia  nullus  homo  sibi  mundum  perpetuabit 
Propterea  mundum  sapiens  homo  nullus  amabit. 
Sic  homo  quid  speres  quod  mundo  totus  inheres 
Tecum  nuUa  feres  licet  omnia  solus  haberes 
Si  tu  sentires  quid  esses  et  vnde  venires 
Nunquam  rideres  sed  cuncto  tempore  fleres 
Quid  sis  quid  fueris  quid  eris  semper  mediteris 
Quidquid  agas  prudenter  agas  et  respice  finem 

*)  radiert.    **)  ex" 


41 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


42 


Te  benefactorem  manifestat  fama  tuorum 
Inuenies  penam  laudem  querens  alicnam. 

(Nosce?)  qui  plorans  orans  modo  crimine  mundas 
Vndas  diuino  vino  miscere  laboras 
Ores  et  lacrirais  yrais  suspiria  iunge 
Vnge  manus  oleo  Ico  sie  fugiat  stupefactus 
Actus  compescas  escas  digitis  pietate 
A  te  des  munus  vnus  a  virgiiie  partus 
Artus  extendens  tendens  supra  astra  redire 
Ire  dat  inustos  onustos  vocas  liic  satis  vstos. 

Quando  sacerdotes  dotes  cessant  viciare 
Are  congaudent  audent  frenare  pusillas 
lUas  ex  villis  illis  ubi  sunt  maculate 
Lata  dispergunt  pergunt  anime  sine  morbis. 
Orbis  delictum  lictum  post  terga  reponunt 
Ponunt  frementes  mentes  committere  fletum 
Letum  solamen  amen  hijs  ut  conterat  amen. 

Mente  proba  pura  mors  est  super  omnia  dura 
Vincere  pro  cura  medici  dant  optima  iura 

Morbos  pulsura  tardant  a  morte  futura 

Hec  horaines  multi  male  seruant  dum  quasi  stulti 

Non  medicos  curant  sie  pauco  tempore  durant. 

Fraudem  celatam  tege  per  speciem  simulatam 
Ve  foris  albatis  qui  vos  tumulis  simulatis. 

De  Breuitate  vite. 
Vir  bone  quid  curas  res  viles  res  perituras 
Nil  profuturas  dampno  quandoque  futuras 
Nemo  diu  mansit  in  culmine  et  cito  transit 
Est  breuis  atque  leuis  in  mundo  gloria  queuis. 
Qui  fuit  hie  ymus  illic  erit  ordine  primus. 

Virtus  iustieia  elerus  mammon  symonia 

calcatur  .  errat  .  regnat  dominatur 

Virtutem  fugias  vicium  cole  celica  sperne 
Quere  malum  contempne  bonum  sectare  reatum. 

Esurit  ars  .  decreta  tument  .  leges  dominantur 
Pontificat  moyses  .  talamos  medicina  subintrat. 

Koma  manum  rodit  .  quam  rodere  non  valet  odit 
Dantes  exaudit  .  non  dantibus  hostia  claudit. 

Res  est  grata  senem  pueriliter  esse  ioeosum 
Gratius  est  iuuenem  moribus  esse  senem. 

Aus  derselben  Handschrift  (Vorsetzblatt) : 
Sit  potus  tenuis.     Cibus  aridus.     Aspera  vestis 
Dorso  virga.     Brevis  sompnus  durumque  cubile. 
Fleete  genu.     Tonde  pectus  nuda  caput  orans 
Hereat  os  terre  mens  celo  lingwa  loquatur 
Cor  dictet  .  sit  larga  manus  Jejunia  crebra. 


Mens  humilis  .  Simplex  oculus  .  caro  munda  purum  cor 
Rceta  fides  .  spes  firma  .  duplex  dilectio  semper 
Ferueat  assidiuus  .  precibus  iustis  tamen  oret. 

Religiosorum  dicta. 
Sperans  contcmptum  .  conteranit  omnia  mundi 
Perfidus  inspiciat  Petrum  .  latroque  latronem 
Zacheum  cupidus  .  quem  pungit  cura  matheum. 
Crudelis  Paulum  .  non  mundus  earne  Mariam 
Hos  deus  exemplum  mundo  eoncessit  habendum 
Vt  post  delictum  vadat  peccator  ad  ipsum. 

Est  nostre  sortis  transire  per  hostia  mortis 
Est  graue  transire  vbi  transitus  sine  redire 
Et  non  est  scire  quis  prior  debet  abire 
Quando  placet  Christo  de  mundo  tollimur  isto. 

Sit  dominus  terre  nolens  obprobria  ferre 
Constans  legalis  audax  nemini  specialis. 

Religio  te  non  sapio  si  mundus  amatur 
Religio  nisi  corde  pio  non  appreciatur. 
Religio  non  principio  sed  fine  probatur. 


Breslau. 


A.  Schultz. 


Zur  Geschichte  des  Schürstab'schen  Hauses  S.  526 
iu  Nürnberg. 

Item  Her  seyttfrytt  schürstab  hett  ein  moflSin  der  kauffett 
das  hau(J  am  mylchmarckt  pey  sant  maurycen  gelegen  von 
heinnrichtt  vnhulder  alz  man  zaltt  nach  cristus  gepurtt  m.'ccc." 
xxviii  jare  vnd  er  hett  es  x  jar  vnd  er  starb  nach  xpus  ge- 
purtt m''eec''xxxviii  jare  do  lyß  er  das  haujj  seynnem  son  ley- 
poltt  schürstab. 

Item  Here  leypoltt  schürstab  sein  son  mein  vranherr  bette 
ein  Nützlin  mein  anfraw  vnd  hette  darnach  ein  streyttpergeriu 
einß  rittherjj  tochter  der  erbett  das  hauß  von  Hern  seyttfrydt 
seinem  vater  seligen  als  man  zalt  von  cristus  gepurtt  m^ccc" 
vnd  xxxviii  jare  der  hett  das  hauß  xlii  jar  vnd  er  starbe  als 
man  zalt  von  cristus  gepurtt  m"ccc''lxxx  jare  do  li(3  er  das 
hauß  seinem  son  erhartt  schürstabe. 

Item  Here  erhart  schürstab  meinß  anhern  leypollt  schür- 
stab seligen  prüder  der  hette  ein  pfintzigin  vnd  der  erbett  das 
hauß  von  Hern  leypolt  schürstab  seiligen  seinem  vater  meinem 
vranberrn  Noch  cristus  gepurtt  m^ccc^lxxx  jare  vnd  ez  ver- 
pron  ym  aber  er  pawett  ez  wiJer  von  gruntt  auff  vnd  pesaß 
ez  vnd  hett  ez  jnnen  Ixiiii  iar  do  starb  er  nach  xps  gepurtt 
m''cecc''xxxviiii  jare  vnd  lyß  ez  seynem  son  leypolt  schürstab. 

Item  leypolt  schürstab  Hern  erhartt  schürstab  son  hette 
ein  hallerin  vnd  erbett  das  hauß  von  seinem  vater  als  man 
zalt  von  cristus  gepurtt  m''cccc''xxxviiii  jare  vnd  hette  ez  jnnen 
vnd  pesaß  ez  xx  jar  do  starb  er  noch  cristus  gepurtt  m'cccc" 
Iviiij  jare  vnd  liß  ez  seynem  son  leypolt  schürstabe. 


43 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


44 


Here  leypollt  schürstab  der  junge  bette  ein  zinglin  vnd 
erbett  das  hawß  von  seynem  vatter  leytpolt  scbürstab  seiligen 
alz  man  zalt  von  cristus  gepurtt  m''cccc''lyiiij  jare  vnd  er  hette 
ez  xi  jar  do  verkaufft  er  das  hau  [5  mir  erasm  schürstabe  als 
man  zaUt  von  cristus  gepurtt  mOcccc"  vnd  Ixx  jare  an  sant  do- 
rythea  tag  was  VI  tag  febrario  vnd  da(3  selbig  jar  pawett  ich 
das  hawß  vnd  pessert  ez  also. 

Item  Ich  erasm  schürstabe  kaufft  das  hauß  von  leypolt 
schürstab  meynnem  vettern  als  man  zalt  von  cristus  gepurtt  m" 
ccccoks  jare  an  sant  dorothea  tag  was  VI  tag  febrario  vnd  ich 
pawett  vnd  pessert  das  hawß  das  selbig  jare  vnd  ich  zog  in 
das  hawß  vnd  pesaß  ez  alz  man  zallt  von  cristi  gepurtt  m" 
cccc''lxxi  jar  VI  tag  jm  Mayen  das  war  am  montag  nach  wal- 
purgen.  Aber  mir  starb  dorothea  mein  liebe  hawsfraw  selige 
dar  for  ee  jch  in  das  hawß  zog  an  sant  ambrosius  tag  das 
was  IUI  tag  abbryllis  nach  cristus  gepurtt  m^cccc"  vnd  Ixxi 
jar  der  got  genedick  sey. 


Aus  dem  zum  kgl.  Archivconservatorium  —  hactenus  — 
zu  Nürnberg  gehörenden  Codex,  überschrieben:  Nürnberger 
Krieg  betreffende,  von  Sebald  Schürstab  im  Anno  1511  er- 
kaufl't  (Mspt.  Nr.  251). 

Der  eigenhändige  Schreiber  ist,  wie  aus  der  Aufzeichnung 
selbst  hervorgeht,  Erasraus  Scbürstab,  bekannt  durch  sein  Ge- 
schlechterbuch, von  dem  im  Jahresbericht  des  histor.  Vereins 
von  Mittelfranken  vom  J.  1863  ein  Abdruck  gegeben  ist,  zu 
welchem  das  Vorstehende  ein  Anhang  sein  mag.  Dafs  der 
Irrthum,  Seifrid  Schürstab,  der  Kaufer  des  Hauses  S.  526,  sei 
1338  gestorben,  während  er  noch  1350  urkundlich  über  das 
Seinige  verfügt  (s.  Urk.  Nr.  3  im  Anhang  zur  Geschichte  d. 
Eeichst.  Nürnb.  zur  Zeit  K.  Karl's  IV.),  sowohl  hier  als  auch 
in  dem  erwähnten  Abdruck  zu  finden  ist,  gibt  zunächst  nur 
die  Warnung,  diesen,  herkömmlich  als  unanfechtbare  Autoritä- 
ten angesehenen,  Aufzeichnungen  doch  nur  mit  Vorbehalt  zu 
trauen,  da  sie  sammt  und  sonders,  sie  mögen  herrühren  von 
wem  sie  wollen,  doch  nur  aus  dem  Gedächtnifs  und  der  münd- 
lichen Ueherlieferung,  beides  unsichere  Quellen,  erflossen  sind. 

Nürnberg.  Lochner. 


Schweine-  und  Hundesegen. 

Ende  des  16.  und  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  gerieth 
der  Rath  der  Reichsstadt  Weifsenburg  am  Nordgau  häufig  mit 
den  Geistlichen  der  Stadt  in  Zwist  wegen  allzu  grofscr  Strenge, 
die  sie  in  ihren  Predigten  übten.  In  den  darüber  noch  vor- 
liegenden Acten  im  Archive  dieser  Stadt  befindet  sich  auch 
unter  Nr.  1321  das  Bruchstück  einer  Predigt  über  Math.  VI, 
24 — 34,  am  XV.  Sonntage  nach  Trinitatis  gehalten  gegen  den 
sog.  „Sew-  und  Hundsegen".  Eine  Jahreszahl  und  der  Name 
des  Predigers  ist  zwar  nicht  angegeben,  indefs  weisen  Schrift 
und   Sprache  auf  die  bezeichnete  Zeit.    Die  Veranlassung   zu 


derselben  ist  folgende  :  ein  wüthender  Hund  war  in  den  Wald 
gerathen,  wo  die  Schweine  gehütet  wurden.  Aus  Furcht,  es 
möchten  dieselben  gebissen  worden  sein,  und  in  der  Absicht, 
sie  vor  der  Wuth  zu  bewahren,  trieb  mau  sie  nicht  nur  in  die 
Schwemme,  sondern  nahm  auch  zum  „Brauchen"  seine  Zuflucht. 
Dagegen  predigte  der  Geistliche,  der  uns  den  ganzen  Vorgang 
im  Nachfolgenden  schildert,  zog  sich  aber  die  Mifsbilliguug  des 
Rathes  zu.  Jener  entschuldigt  sich  nun  wegen  seiner  Strenge 
und  gibt  zu,  dafs  der  Aberglaube  seine  Geburtsstätte  extra  mu- 
ros  der  Reichsstadt  habe.  Jedenfalls  haben  wir  hier  vor  uns 
einen  jener,  den  Aberglauben  erzeugenden  und  fortpflanzenden 
Gebräuche,  welche  die  Volkssprache  mit  dem  Worte  „Sympa- 
thie" benennt,  und  die  heute  noch  nicht  ausgestorben  sind. 

„Ew.  L.  haben  sich  noch  zu  erinnern,  wolcher  mafsen 
heut  8  tag  zur  frühester  mit  guter  gelegenheit,  nach  anlafs  des 
Evang.  bey  so  mildreichen  segen,  so  der  Allmechtige,  dises 
Jar  über,  an  allerley  fruchten  uns  bescheert,  Chrliche  Zuhörer 
zu  gebüreuder  gratias  angewisen,  auch  derwegen  gemeine  offen- 
liche  dancksagung  angestellet  worden. 

Es  hat  sich  aber  eben  selben  tags  auch  begeben,  dz  ein 
wütender  hund  under  die  aichelschwein  geraten  in  wald,  dauon 
villeicht  auch  etliche  beschediget,  da  dann  folgenden  morgens, 
zu  einer  nutzlichen  inn  dergleichen  fällen  üblichen  mitel  der 
schwemme  ufi  wafsers  gegriffen  worden.  Bey  solchen  natür- 
lichen mitel  aber  ist  es  nit  gebliben,  sondern  do  hat  man  noch 
selben  abendes  eine  ander  Kunst  auf  Zetteln  geschriben,  ufi 
haus  zu  haus  geschickt,  darauf  etliche  f  uii  besondere  wort 
verzeichnet  gewesen,  die  man  den  Schweinen,  als  ein  Curatif, 
oder  praeservatif  arzney  in  brot  eingeben,  ufi  zum  rüfsel  ein- 
stofsen  soll. 

Difs  mittel  wirdt  nun  Zweifelson  vilen  gutherzig,  als  die 
bisher  solcher  zauberischer  mitel  ungewonet,  seltzam  uii  frembd 
furkommen  sein:  wie  zwar  Ich  für  mein  person,  sobald  mir 
solcher  Zettel  zuhanden  kommen,  un  waz  man  damit  thun  soll, 
verstanden,  denselben  in  stück  zerrifsen  .... 

Wir  zwar  aus  Ministerio  wollten  gern  für  unser  person 
solcher  hafsiger,  ärgerlicher  Sachen  gcschweigen,  auch  wo  müg- 
lich  helffen  zudecken :  wo  wir  uns  dann  auch  von  hertzen  zu 
schämen  haben,  für  eine  Ersame,  christliche  gemein,  do  ie- 
mands  fremtdes  solches  von  uns  hören  un  erfaren  soll:  Aber 
es  ist  notori,  uii  numer  publicum  worden,  lest  sich  nicht  ver- 
tuschen ,  das  gespünst  ist  zu  grob :  Selten  wir  Lerer  darzu 
stillschweigen,  möchte  man  uns  dann  erst  wol  stume  hund  schel- 
ten, die  nit  bellen  können,  ufi  müstcn  ehe  die  stummen  götzen 
uü  die  stein  reden  ufi  schreien  .... 

Damit  aber  nit  iemand  gedenke,  weil  iu  solchen  verfluch- 
ten Segen,  ja  etwas  stehe,  dz  in  heutigen  Evang.  zu  finden, 
derwegen  es  sogar  unrecht  nicht  sein  könne,  als  wollen  wir 
für  difsmal  (ferner  deductio  uü  auffürung  diser  Sachen,  krafft 
Amts  zu  ander  gelegheit  vorbehalten)  nur  ein  wenig  hieuon 
etwas  melden :  mit  der  protestation  inn  höchster  uü  bester 
form,  dz  solche  anzeig  uü  rechtmefsige  beschuldiguug,  niemands 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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wefs  Stands  nh  wesens  der  ist,  oder  sein  möchte,  zu  schraach 
injuri  oder  Verkleinerung  seiner  gebürenden  reputation,  son- 
dern inn  krafft  des  hohen  befohlen  ambts  allein  Gottes  ehre 
Uli  widerbringung  der  irrenden  geraeint  ufi  gesuchet  werde. 

Demnach  gesetzet  erstlich,  es  wercn  iun  solchen  Gergese- 
nisch  Sew  nh  hundssegen  lauter  heilige  gute  wort  ufi  zeichen : 
so  were  uü  ist  es  doch  unrecht,  aberglaubig  abgöttisch :  Dann 
die  wort  nit  darzu  gegeben,  haben  auch  die  kraift  von  gott 
nit  empfangen,  demnach  auch  dahin  nit  zu  gebrauchen,  dz  man 
kranckheiten  an  menschen  oder  vihe  damit  heilen  soll :  Und  die- 
weil  ia  aberglaubige ,  den  segen  so  vil  halten  wollen,  möchten 
sie  sich  erinnern,  dz  sonderlich  solch  vermeintes  heiltumb  für 
die  Sew  nit  gehöret  inn  ansehung  dz  der  herr  bei  Matth.  bald 
nach  disen  Evangelio  spricht,  Ir  solt  Ewere  perlein  nit  für  die 
sew  werften. 

Über  dz  ist  es  mit  solchen  undergleichen  zauberischen 
segen  also  beschaffen,  dz  der  weniger  teil  wort  seind,  signifi- 
cativa,  vn  etwas  bedeuten,  sondern  merntells  seind  es  frembde 
unbekante,  ungereumbto  wort,  die  kein  mensch  (one  der  zum 
Teufel  ein  weil  in  die  Sghul  gangen)  verstehen,  ufi  was  sie  be- 
deuten sagen  kann,  sondern  mit  solchen  barbarischen  unteutschen 
wortten  spottet  der  Teufel  gleich  seiner  selbsten,  un  aller  die 
sich  dadurch  äffen  un  betrügen  lafsen :  Zuvörderst  aber  honet 
er  hiemit  gott  im  himel  und  vorab  dz  teuere  Verdienst  Jesu 
Christi,  inn  dem  sonderlich  auch  dz  zeichen  des  f  in  solchen 
segen  zu  8  underschidlichen  malen  stehet,  ufi  zu  merklicher 
lesterung  des  f  Christi  der  Saw  in  rüfsel  gestofsen  werden 
soll.  Und  solte  dz  den  wütend  hund  nit  dz  genente  leid  an- 
thun?  solte  es  nit  ein  krefftig  bewertes  mitel  besonders  für 
die  sew  sein !  Irim  ;  Kirim  :  Irion  :  Kirion  :  avgiov  :  Gott  af- 
frion:  Soes;  ufi  dises  alles  fein  mit  f  illuminirt?" 

Weifsenburg  im  Nordgau. 

Wilhelm  Vogt. 


Yolksbelustiguiig  während  des  Reichstags  zu  Augs- 
burg 1530. 

In  einer  eigenen  Nachschrift  zu  dem  vom  St.  Johannistag 
datierten  Berichte,  den  die  beiden  Gesandten  der  Reichsstadt 
Weifsenburg  am  Nordgau  an  den  Rafh  daselbst  abschickten, 
findet  sich  folgende  Begebenheit  erzählt: 

„An  sant  Johanes  Abent  hat  der  kayser  ein  gros  sibendt 
feyr*)  gehabtt  pey  ij  fuder  holtz  und  in  der  mit  ein  grossen 
hochen  paum  gemacht.  Darauff  ein  krantz,  daz  fewr  undt  an 
zintt.  Welcher  den  krantz  herab  nemb  ee  und  daz  fewr  recht 
yber  sich  kum  dem  wole  man  8  krönen  schenken,  Aber  etlich 
welchen  haben   hinauff   wollen  steygen   haben   sy  sorg  gehabtt 


*)  Sihent  feyr,  d.  i.  Sonnenwendfeuer  am  Johannisabend 
(23.  Juni) ;  vgl.  Schmeller  III ,  260  ff.  (2.  Ausg. ,  Bnd.  II ,  297  ff.) : 
Sunnwent,   Süwent-,  Süwent-,  Simmet- Feuer.  Dr.  Fr. 


daz  fewr  werde  sy  yber  eylen  sind  wider  rab  gestigen.  Da  ist 
kumen  ein  armer  tewffel,  etlich  sagen  ein  stal  knecht  hatt  den 
krantz  geholt  ist  wider  rab  kumen  ee  daz  fewr  in  ale  hech 
prunen  hat  den  hat  man  von  stund  an  zum  Kayser  gefurt  sagt 
mau  er  hab  im  12  krönen  geschenkt  etlich  sagen  im  ein  pfrönt 
zw  gesagtt  oder  am  hoff  zw  behalten." 
Weil'senburg  am  Nordgau. 

Wilhelm  Vogt. 

Zwei  Briefe  des  Bischofs  Christoph  Bernliard  von 
Münster. 

Die  nachstehenden  beiden  Briefe  des  Bischofs  Christoph 
Bernhard  von  Münster  sind  für  die  Kulturgeschichte  seiner  Zeit 
sehr  interessant.  Es  ist  zu  bedauern,  dafs  der  zweite  undatiert 
ist;*)  doch  wird  man  nicht  irren,  wenn  man  annimmt,  er  sei 
etwa  ein  Jahr  später  als  der  erste  gesclirieben  worden.  Zur 
Orientierung  theilen  wir  mit,  dafs  das  Herzogthum  Mirandola, 
früher  eine  Grafschaft,  1619  zum  Herzogthum  erhoben  wurde. 
Die  Herzoge  waren  aus  dem  Hause  Pico  und  Lehnsleute  des 
heil,  römischen  Reichs.  Als  der  letzte  Herzog  Franz  Maria 
in  dem  spanischen  Erbfolgekriege  nach  Spanien  gegangen  und 
vom  Kaiser  in  die  Acht  erklärt  war,  wurde  das  Herzogthum 
als  ein  Reichslehen  im  Jahre  1711  dem  Herzog  von  Modena 
für  eine  Million  Gulden  überlassen.  An  diesem  Hofe  lebte 
also  der  münsterische  Arzt  Lorenz  Wolf,  dessen  Ruf  bedeutend 
gewesen  sein  mufs,  da  sich  der  ferne  Fürstbischof  so  sehr  be- 
müht, ihn  in  sein  Vaterland  wiederkehren  zu  sehen. 

C(hristophorus)  B(ernardus).  Honorabilis,  devote,  nobis 
sincere  dilecte.  Eximia  te  medendi  peritia  ac  felicitate  pollere 
accepimus,  et  virum  ex  hac  nostra  dioecesi  genitum  ex  laude 
in  Italia  florere  laetamur.  Cum  itaque  pro  amplitudine  hujus 
nostrae  regionis  pauci  admodum  insignes  medici  hie  reperian- 
tur,  juri  naturae  consonum  existimamus,  ut  popularibus  tnis 
potius,  quam  exteris  opituleris.  Quamobrem  ea  potestate,  quam 
in  te  tuaque  bona  nobis  subjecta  habemus,  tibi  serio  praeci- 
pinius,  ut  quamprimum  huc  revertaris,  et  in  hac  vel  alia  nostra 
civitate  medicinam  exerceas.  Quod  uti  te  pro  tua  prudentia 
non  detrectaturum  neque  indignationem  nostram  ulla  tergiver- 
satione  provocaturum  esse  confidimus,  ita  cum,  cui  nunc  inser- 
vis,  Magnatem  non  solum  ülustris  familiae  claritudine  sed 
etiam  egregia  virtute  praestantem  ac  celebrem  suisque  majo- 
ribus  dignum ,  visis  hisce  literis  perhonorifice  te  dimissurum 
esse  non  dubitamus.  Tuam  Interim  proraptam  obedienliam  prae- 
stolantes  gratioso  te  afi'ectu  complectimur.  Dat.  in  civitate 
nostra  Monasteriensi,  26.  Febr.  Anno  1668. 

Tit :  Honorabili  ac  devoto,  nobis  sincere  dilecto  Laureutio 
Wolf,  Medicinae  doctori  j. 

Miraudulam. 

C(hristophorus  B(ernardus).  Honorabilis,  docte,  nobis  sin- 
cere  dilecte.     Cum   valde  miraremur,  te  mandato  nostro  avo- 

*)  Es  lagen  mir  nur  die  Concepte  vor. 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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catorio  nondum  obtemperare ,  et  in  patriam  tuani,  praestauti- 
bus  Medicis  indigentem,  reverti,  a  propinquis  tuis  intelleximus, 
lUustrissimum  et  Excellentissimum  Dominum  Ducem  Mirandu- 
lanum  epistolam  nostram  ad  te  scriptam,  quasi  a  nobis  non  cxa- 
rata  sed  falsa  ac  supposititia  esset,  suspectam  babuisse,  ideoque 
tibi  facultatem  abeundi  denegasse.  Quamobrem,  ut  eidem  Hl. 
atque  Exe.  Duci  haec  opinio  exiraatur  tibique  nulla  relinquatur 
excusatio,  basce  literas  nostras  ad  intinmm  Sanctissimi  Doraini 
Nostri  cubicularium,  et  ecclesiae  nostrae  cathedralis  praepositum 
et  arcanornm  consiliorum  nostrorum  participera,  Dominum  Wil- 
helmum  Baronem  de  Fürstenbergk  Romam  misimus,  ut  bic  eas 
tibi  reddi  curaret,  et  111.  atque  Exe.  Duci  testaretur,  manda- 
tum  nostrum  antehac  ad  te  missum  ac  praesens  scriptum  revera 
a  nobis  profectum  esse,  atque  omni  falsitatis  ac  fraudis  sus- 
picione  carere  oportere.  Quapropter  iterum  tibi  districte  et 
sub  poena  gravissimae  nostrae  offensae  et  confiscationis  bono- 
rum tuorum  praecipimus  atque  mandamus,  ut  quamprimum  tibi 
per  byemem  lieebit,  ad  nos  iter  arripias,  atque  ad  opitulan- 
dum  patriae  tuae  hue  redeas  et  concivibus  tuis  imposterum 
operam  impendas.  Quod  si  ulterius  id  faeere  neglexeris  nos 
infallibiter  procedemus  ad  paenara,  quam  tibi  comminati  sumus, 
nee  ullam  admittemus  excusationem,  quippe  111.  et  Exe.  Ducem 
Mirandulanum  ejusmodi  principem  esse  confidimus,  ut  te  con- 
tra debitum  patriae  tuae  officium  atque  obsequium,  quod  no- 
bis exbibere  teneris,  invitum  retinere  non  velit,  quo  circa  ad- 
ventum  tuum  proximo  vere  expectantes  benevolo  tibi  affectu 
manemus  addicti. 

Aurich.  Ernst  Friedlaender. 


Zur  Chronik  der  Reichsstadt  Nürnberg. 

1433.  Der  Kath  gibt  65  fi.  le'/ifj  in  gold  und  49  a 
3  ß  4  hl.  „das  das  groTs  schiessen  mit  armprost  der  gest  vnd 
der  vnsern ,  das  man  hie  tet  in  Ebdomada  post  Bartholomei 
vnd  fünff  tag  weret,  mit  allen  sachen  gekost  hat  vmb  kleined, 
der  waren  das  pest  ein  pferd,  kostet  14  guidein,  ein  pecher 
von  9fl.,  ein  ochs  6fl.,  ein  armprost  4fl.,  ein  guldeiner  ring 
3fl.,  ein  parchant  2  fl.  1  Ort,  vnd  der  verrsten  stat  ein  vng- 
riseher  guidein,  vnd  das  man  auch  vmb  wein,  prot,  obs  vnd 
ander  Ding  gab  vnd  daz  man  auch  den  Schreibern,  pfeiffern, 
trometern  vnd  andern  amptleuten,  die  darob  waren,  zu  liebung 
gab." 

Die  Fahrt,  die  Erhart  Haller  und  Virich  Truchsefs,  Stadt- 
schreiber, nach  Rom  zum  neugekrönten  Kaiser  thaten,  um  die 
kaiserliche  Bestätigung  der  Stadtprivilegien  nachzusuchen,  kostet 


dem  Rath  2296  fl.  1  Ort  und  8%  neuer  Haller.  Davon  gaben 
Haller  und  Truchsefs  600  Ducaten  in  die  Kanzlei  um  8  goldene 
Bullen  und  um  14  Brief  unter  dem  kaiserlichen  Maiestätssiegel, 
200  Ducaten  um  Gold  zu  den  8  Bullen,  und  40  Ducaten  dem 
Goldschmied,  um  die  Bullen  zu  machen. 

Sodann  zahlt  der  Rath  in  diesem  Jahre  97  "ft  17  (3  hl. 
für  26  Eimer  Waizcnbier  und  Gerstenbier,  das  eine  böhmische 
Jungfrau  zu  Nürnberg  braute.  Das  Bier  schickt  der  Rath  dem 
Kaiser  nach  Basel,  wie  es  derselbe  verlangte,  und  dazu  1000  fl. 
und  100  fl.  für  ein  Kleinod. 

Zwei  Zigeuner   werden    auf   einen  Tag   in's  Loch    gelegt. 

1434.  Kaiser  Sigmund  hatte  der  Stadt  die  Kaiserkrone 
versetzt.  Im  Jahre  1434  in  der  Osterwoche  läfst  sie  der  Rath 
nach  Buchhoru  führen,  wahrscheinlich,  um  sie  dem  Kaiser  aus- 
zuhändigen. 

Am  31.  August  wird  Turnier  gehalten  an  des  Rieter's 
Haus.  Hauptmann  desselben  ist  Jörg  von  Ehcnheim.  Auf 
dem  Rathhaus  wird  ein  Tanz  gehalten  und  dasselbe  durch 
einen  Gang  über  die  Scherergasse  erweitert.  Auf  dem  Tur- 
niere sind  353  Helme  und  darunter  60  Ritter. 

Einer,  der  „dreien  töehtern"  die  Ehe  versprochen,  wird 
in's  Loch  gelegt  und  vom  Züchtiger  durch  die  Stirn  gebrannt. 

1435.  Die  Büchsensehützen  erhalten  vom  Rath  26  %  hl. 
zum  Ankauf  von  Kleinoden,  um  die  sie  alle  Monate  schiefsen, 
und  die  Trompeter  und  Pfeifer,  die  ihnen  aufblasen,  werden 
mit  Geld  beschenkt. 

Der  Rath  zahlt  5  U  18  (J  hl.  für  die  Zehrung  des  H, 
Pül  und  Anderer,  als  man  dem  bösen  Werwolf  nachstellet,  der 
in  der  Gegend  um  Nürnberg,  Lauf  und  Eschenau  umlief  und 
grofsen  Schaden  that  an  Leuten,  Kindern  und  Vieh. 

Die  vorzüglichsten  Beamten  der  Stadt  sind :  Leupold  Pan- 
wolf,  Stadtschreiber,  mit  32  fl.,  Bartholomes  Neythart,  Rath- 
schreiber,  mit  50  fl.,  Görg  Madach,  Losungsschreiber,  mit 
21  fl.,  Ulrich  Truchsefs,  Schreiber,  mit  32  fl.,  Jobs  Kapfer, 
Schreiber,  mit  13 fl.,  Johann  Dum,  Schreiber,  mit  10 fl.,  Mei- 
ster Johann  Schintel  und  Meister  Peter  von  Berkt,  die  Innern 
Aerzte,  mit  je  25  fl.,  Magister  Johann  Marquardi,  Stadtsyndi- 
kus, mit  13  fl.,  die  drey  Stadtpfeiffer  mit  je  G'/^fl. ,  Dr.  Gre- 
gor Haymburger,  Jurist,  mit  50  fl.,  Meister  Erhart,  der  Wund- 
arzt, mit  13  fl.,  der  Trompeter  mit  10  fl.,  Hanns  Ott,  der  Lau- 
tenschläger, mit  3  fl.,  Paul  der  Büchsenmeister,  mit  12  fl.,  Demut 
Weinsteinin,  die  Hebamme  etc.  mit  2  fl.  vierteljähriger  Besol- 
dung, die  ihnen  zu  Pfingsten,  Kreuzerhöhung,  St.  Lucia  und  am 
Sonntag  Invocavit  ausbezahlt  wurde. 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E  Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  ANZEIGER  FÜR  KUOTE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 

1873.  JW  2.  Februar. 


Chronik  des  gcrnianisclien  Museums. 


Nürnberg,  den  15.  P'ebruar  1873. 

Das  wachsende  Interesse  an  der  Uebertragung  des  Augustiner- 
klosters hat  wieder  neue  Zusagen  verschiedener  Künstler,  zu  dem 
angegebenen  Zwecke  Beiträge  zu  leisten ,  hervorgerufen.  Aufser 
den  versprochenen  Kunstwerken  haben  wir  auch  in  diesem  Mo- 
nate wieder  eine  Geldgabe  von  100  fl.  zu  gleichem  Zwecke  zu 
verzeichnen,  mit  der  uns  Herr  Oberbaurath  Ziebland  in  München 
erfreute. 

Durch  den  fortwährenden  Zuwachs  der  Sammlungeu  gestaltet 
sich  jedoch  das  Bedürfnifs,  auch  weitere  Lokale  zu  beschaffen,  die 
für  die  Ausstellung  des  Museums  geeignet  sind,  immer  dringender. 
Bereits  sind  wir  nicht  mehr  in  der  Lage,  einige  grofse  Gypsab- 
güsse  unterzubringen,  welche  in  Brüssel  für  das  Museum  gefertigt 
wurden.  Ebenso  erwarten  wir  in  kurzer  Zeit  die  Abgüsse  der 
Korssen'schen  Bronzethüren  zu  Nowgorod,  welche  auf  unsere  Ver- 
anlassung geformt  worden  sind,  wie  der  Skulpturen  der  goldenen 
Pforte  zu  Freiberg,  deren  Nachbildung  gleichfalls  durch  die  kgl. 
sächsische  Regierung  auf  unsere  Veranlassung  geschehen  ist ;  auch 
die  Abformung  der  Thüren  an  St.  Maria  auf  dem  Capitol  in  Köln 
ist  nahezu  beendet,  ohne  dafs  wir  sofort  alle  diese  grofsen  Ab- 
güsse aufstellen  könnten. 

Manche  Erwerbungen,  die  in  jüngster  Zeit  gemacht  wurden, 
werden  wir  glücklicherweise  noch  zur  Aufstellung  bringen  können. 
Wir  erwähnen  davon  :  zwei  reichgeschnitzte,  gothische  Tische,  einen 
prachtvollen,  romanischen  silbernen  Kelch  nebst  Patene,  mit  Niel- 
len  und  Filigran  geschmückt,  eine  Reihe  italienischer  Majoliken, 
zum  Theil  mit  Wappen  nürnbergischer  Patrizier  verziert,  welche 
diese  ehedem  in  Urbino  und  Venedig  hatten  fertigen  lassen,  einige 
Waffenstücke,  interessante  Helme,  einen  romanischen  Bronzeleuch- 
ter, eine  Serie  alter  niirnbergischer  Drechslerarbeiten  in  Holz, 
Hörn  und  Elfenbein. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Cemeinden :  Friedberg  (Bayern).  Distriktsgemeinde, 
20fl.  Germersheim.  Distriktsgemeinde,  25  fl.  Immenstadt.  Stadt- 
gemeinde, 2  fl.  Kandel.  Distriktsgemeinde,  25  fl.  Ludwigshafen. 
Distriktsgemeinde,  15  fl.  München.  Stadtgemeinde  (statt  friiher  50 fl.), 
100  fl.  Neustadt  a.  d.  Haardt.  Distriktsgemeinde,  25  fl.  Nördlingen. 
Distriktsgemeinde,  15  fl.  Oettingen.  Distriktsgemeinde,  15  fl.  Speyer, 
Distriktsgemeinde,  15  fl. 

Von  Privaten:  Ars  a.  d.  IMosel.  Alippi,  Polizeikommissär, 
Ifl.  45  kr.  Augsburg.  B.  Barth,  Rechtsanwalt,  1  fl. ;  v.  Bezold, 
Bez.-Ger.-Rath ,  Ifl.;  Braun,  Rechtsanwalt,  Ifl.  30  kr. ;  Flemisch, 
Rechtsanwalt,  1  fl.  30  kr. ;  Grün,  Obergerichtsschreiber,  Ifl.;  v.  Gu- 
termann, Rechtsanwalt,  1  fl. ;  Mayrhofer ,  Rechtsanwalt,  1  fl.  30  kr., 
Mettenleitner,  Staatsanwaltschaftssubstitut,  Ifl.;  Michahelles,  Bez.- 
Ger.-Rath,  Ifl.;  Müller,  Rechtsanwalt,  Ifl.  30  kr. ;  Pöhlmann, 
Rechtsanwalt,  Ifl.  10  kr. ;  Putz,  Rechtsooncipient,  Ifl.;  Sack,  Re- 
gierungssekretär, Ifl.;  Schöniger,  Staatsanwalt,  Ifl.;  Weinmann, 
Rechtsconcipient,  1  fl.  Basel.  Dr.  phil.  Ad.  Böckmann  2  fl.  20  kr. ; 
Dr.  phil.  Fr.  Geiger  2  fl.  20  kr. ;  Karl  Geldner  Ifl.  lOkr. ;  Adal- 
bert  Mylius,  Consul  des  deutschen  Reiches,  2  fl.  20  kr. ;  Dr.  jur. 
Julius    Neumann,   Professor,  4  fl.   40  kr. ;    Karl   Opitz,    Kaufmann, 


Ifl.  45kr.  ;  J.  Rode  2fl.  20kr. ;  J.  Rupe,  Kaufmann,  2  fl.  20  kr.  ; 
Philipp  Trüdinger,  Fabrikant,  2  fl.  20  kr.  Briinn.  Hermann  Hof- 
mann, Turnlehrer,  Ifl.  10  kr.  Friedberg  i.  W.  K.  Trapp,  Gru- 
bendirektor, Ifl.  45  kr,  Immenstadt.  Peter  Paul  Marckhart,  Kauf- 
mann, Ifl.;  Adolf  Probst,  Falnikbesitzer,  5  fl. ;  Wilhelm  Pap- 
pus  V.  Trazberg,  Freiherr  von  Rauchenzell  u.  Laubenberg,  k.  b. 
Premierlieutenant  k  la  Suite  und  Rittergutsbesitzer,  Ifl.  45  kr. 
Joseph  Stahel,  Prokurist,  5  fl.  Jena.  Ad.  Schmidt,  Professor,  Ifl. 
45kr. ;  Dr.  Karl  Schulz,  Referendar,  Ifl.  45  kr.  Lörrach.  Math. 
Preiser ,  Kaufmann ,  1  fl.  Metz.  Domling ,  Landgerichtsrath ,  1  fl. 
45kr. ;  Dr.  Görgens,  Professor,  Ifl.  45  kr. ;  Grünewald,  Friedens- 
richter, 1  fl.  45  kr. ;  Hamm,  Friedensrichter,  1  fl.  45  kr. ;  Dr.  Hom- 
burg, Professor,  Ifl.  45  kr. ;  Dr.  Krichel,  Professor  (statt  früher 
Ifl.)  Ifl.  45  kr.  Mieste.  Hildebrandt,  Pastor,  Ifl.  45  kr.  Nörd- 
lingen. Müller,  Senior,  24  kr.  Noveant  (Lothringen).  Jung,  Inge- 
nieur, Ifl.  45  kr.  Nürnberg.  Dr.  Lessing,  Fabrikant,  2  fl.  Pest. 
Robert  Lampl  Ifl.  45  kr.  Schlüchtern.  Anacker,  Kantor,  30  kr.; 
Leimbaoh,  Seminarlehrer,  Ifl.;  Lotz,  Seminarlehrer,  Ifl.;  Hubert 
Zinkhan  30kr. ;  Zintgraff,  Apotheker,  Ifl.  45 kr.  Vemy  bei  Metz. 
Fries,  Friedensrichter,  1  fl.  45  kr.  Wien.  Dr.  Rieh.  Godeffroy,  Vor- 
stand des  ehem.  Laboratoriums  des  allg.  österr.  Apothekervereins, 
Ifl.  lOkr. ;  Leop.  Simoni,  priv.  Apotheker,  Ifl.  10 kr.  Zweibrü- 
cken. Joh.  Jak.  Heck,  Fabrikant,  1  fl.  45  kr. ;  Frau  Elise  Roth,  Fa- 
brikantenwittwe,  1  fl.  45  kr. ;  Georg  Roth,  Fabrikant,  1  fl.  45  kr. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 

Von  Vereinen:  Erfurt.  Lesekränzchen  der  Realschule,  Ifl. 
45  kr. 

Von  Privaten :  Bärn  (Mähren).  Hans  Lichtblau,  Freigutsbe- 
sitzer, 2  fl.  20  kr.  Dorpat.  Weihrauch ,  Dozent ,  1  fl.  52  kr.  Garde- 
legen. Keller,  Buchdruckereibesitzer,  Ifl.  45  kr.  München.  Frhr. 
Edm.  V.  Oefele,  Reichsarohivpraktikant,  Ifl.  45  kr.  Rethel.  Frhr. 
Ernst  V.  Lützelburg,  k.  b.  Premierlieutenant,  2  fl.  20  kr. 

Unsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu : 

I,  Für  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen. 

(Nr.  6806-6859.) 

Dresden.  Kgl.  sächs.  Kriegsministerium:  6  Gewehre, 
3  Karabiner,  1  Pistol,  11  Stück  blanke  Waffen  und  1  Kürafs  von 
1821.  C.  Andrea,  Maler:  5  Photographien  nach  Architekturen. 
Köhler,  kgl.  sächs.  Generalmajor:  Stück  Holz  aus  der  Kajüte  der 
Gefion.  Zinnerner  Schraubthaler  mit  Abbildungen  der  Schlachten 
Napoleon's  I.  Ankleidepuppe,  Wassermalerei.  —  Eger.  H.  Gradl, 
Kassier:  44  Holzstöcke  mit  astrologischen  Zeichen  und  Schriften. 
Magischer  Schutzbrief  von  1718.  2  Orignalsiegel  vom  14.  und  18. 
Jhdt.  16  Gypsabgüsse  von  Medaillen  u.  s.  w.  —  Frankfurt  a.  M. 
J.  B.  Baumeister:  Ein  Convolut  Kujjferstiche  von  Amiing  u.  A. 
—  Fürth.  Dr.  med.  Fronmüller  sen.  :  Würfel  von  Serpentin- 
stein mit  32  Kanten.  — •  Hannover.  Br ebner,  Medailleur:  Ver- 
goldete Medaille  auf  Beethoven,  1870.  Desgl.  auf  die  Siege  von 
1870,  1871.  Dr.  Grotefend,  geh.  Archivrath  :  5  lippische  Spann- 
dienstzeichen. 18.  Jhdt.  Siegesthaler  von  1871.  Dr.  Hahn,  Me- 
dicinalrath :  Sjiencerkarabiner.  Silberne  Dose  vom  18.  Jhdt.  3 
seltene  Thaler  von  1862,  1868  und  1872,  10  neuere  kleinere  Sil- 
ber- und  12  Kupfermünzen.  —  Nürnberg.  K.  Daumer,  Privatier: 
2  eiserne  Gewichte  vom  16.  Jhdt.  Messingstempel  vom  18.  Jhdt. 
Medaille  vom  Grafen  Th.  v.  Tolstoy,  1817.  Stadtmagistrat: 
Bronzene  Handspritze  von  1547.  S.  Pickert,  Antiquar:  Sogen. 
Pilgerei,   aus  Achat  gedreht.     Photographie    nach    einem  Gobelin. 


51 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


52 


M.  Pickert,  Antiquar:  2  buntbemalte  persische  Fayenoetassen. 
Probst,  Photograph:  2  sculptierte  Schlulssteine  vom  15.  Jhdt. 
Zur  Strassen,  Professor  an  der  Kunstgewerbsohule  :  2  antike 
Thonbildnereien.  —  Regensburg.  Dr.  C.  Will,  wirkl.  fürstl.  Rath 
u.  Archivar:  Photogr.  Abbildung  einer  Hausorgel  vom  18.  Jhdt. 
—  Rudolstadt.  Se.  Durchl.  Fürst  G  eorg  vo  n  Sohwarzburg- 
Kudolstadt:  8  Photographien  nach  Ausgrabungen  und  Pracht- 
waffen  im  Besitze  Sr.  Durchlaucht.  —  Seehausen.  D  r.  G  ö  t  z  e  : 
Kabbalistisches  Petschaft  aus  Messing,  17.  Jhdt.  —  Sigmaringen. 
Se.  kgl.  Hoheit  Fürst  Anton  zu  Hohcnzollern-Sigma- 
ringen:  Gerade  B-Trompete. 

IL  Pur  die  Bibliothek, 

(Nr.  29,522—29,6^1.) 
Ansbach.  Andr.  Rück,  Redakteur:  Ders. ,  der  Zöpfe  Ende. 
1870.  8.  Ders.,  Wiedergegeben.  1870.  8.  Ders.,  ein  Dominospiel. 
1872.  8.  Ders.,  d.  Schwindel  in  der  Falle.  1873.  8.  —  Berlin.  Dr. 
T.  Märcker,  k.  pr.  geh.  Archivrath :  Ders.,  die  Wanderungen 
der  deutschen  Reichskleinodien.  1872.  8.  Sonderabz.  Redaktion 
des  „Herold":  Nachrichten  über  die  Familie  de  Graeff.  8.  Son- 
derabdr.  v.  Ahlefeld,  zur  Geschichte  der  Familie  von  Rantzau.  8. 
Sonderabdr.  v.  Mülverstedt,  der  heraldische  „Schachroche."  8. 
Sonderabdr.  Dr.  C.  F.  Trachsel:  Ders.,  Glossarium  der  Berli- 
nischen Wörter  U.Redensarten.  1873.  8.  —  Bern.  v.  Scheel,  Pro- 
fessor :  Wappen  der  Mitglieder  des  Reichskammergerichts  (um 
1785).  Titelbl.  fehlt.  8.  —  Bonn.  Universität:  Bluhme,  z.  Textes- 
kritik des  Westgothenrechts.  1872.  8.  v.  Doornick ,  de  Alberto 
duce.  1872.  8.  Rubel,  de  fontibus  quatuor  priorum  historiae  Au- 
gustae  scriptorum  ;  pars  I.  1872.  8.  Woker,  de  Erasmi  Rotterdami 
studiis  irenicis.  ]872.  8.  Kebät  47  anderen  akadem.  Gelegenheits- 
schriften. 1872.  4.  8.  —  Brunn.  Moriz  Trapp,  Gustos  des  P'ran- 
zens-Museums  :  Ders.,  der  Spielberg  in  Brunn.  1873.  8.  —  Darm- 
Stadt.  Dr.  Liidw.  Baur,  grolsh.  hess.  Geh. -Rath  u.  Archivdirek- 
tor: Ders.,  hessische  Urkunden;  V.  Bnd.  1873.  8.  —  Eger.  Heinr. 
Gradl,  Kassier:  Bodenehr,  anderer  Theil  des  Tractats,  so  betitelt 
Force  de  l'Europe.  qu.  4.  Jos.  Hollub,  k.  k.  Gymnasialprofes- 
sor :  Haupt-Bericht  der  Handels-  und  Gewerbekammer  zu  Eger .  . . 
im  J.  1863.  8.  Frind,  histor.  Analecten  über  Eger  u.  d.  Egerland. 
1864.  8.  Progr.  Kittel,  Kursachsen  u.  die  Gegenreformation  in 
Eger.  1869.  8.  Progr.  —  Frankfurt  a.  M.  Unirekannter :  Yer- 
zeichnil's  der  Abgeordneten  zur  ersten  deutschen  Reichsversamm- 
lung in  Frankfurt  a.  M.  1849.  8.  Sammlung  von  Plakaten  u.  Zei- 
tungsblättern, die  Stadt  Frankfurt  betreffend;  1835—60  (58  Stück). 
2.  4.  8.  —  Freiburg  i.  Br.  Herder'sche  Verlagshdl. :  Janfsen, 
Frankfurts  Reichscorrespondenz;  Bnd.  II,  2.  1873.  8.  —  Genf.  Edu- 
ard Fick,  Buchdruckereibesitzer:  Baum,  Proces  de  Batidichon 
accuse  d'heresie  ä  Lyon.  1873.  8.  —  Greifswald.  Dr.  Theod.  Pyl, 
Univers.-Professor :  Ders.,  Pommer'sche  Genealogien;  Bnd.  II,  2. 
1873.8.  —  Hannover.  Architecten-  u.  Ingenieur-Verein: 
Ders.,  die  Kunst  im  Gewerbe.  Bnd.  I,  1.  1872.  2.  Dr.  Grote- 
fend,  geh.  Archivrath:  Verordnung  des  fürstl.  Braunschw.  Consi- 
storiums.  1591.  2.  —  Heidelberg.  Dr.  K.  Walsmannsdorff,  Turn- 
anstaltsvorsteher :  Ders.,  die  militärischen  Frei-  u.  Geräthübungen 
in  Bayern  u.  Prenfsen.  1873.  8.  —  Hermannstadt.  Verein  f.  sle- 
benbürgische  Landeskunde:  Ders.,  Jahresbericht  für  1863 
—64.  1865.  8.  —  Komotau.  Nie.  v.  Urbanstadt,  jub.  k.  k.  Fi- 
nanz-Bezirkscommissär :  Mehler,  ursprüngl.  chronolog.  Geschichte 
Böhmens  ;  Th.  I.  II.  1806.  8.  Der  Cardinal  Hut,  oder  Bericht  von 
den  Cardinälen.  1667.  12.  Geschichte  des  Königreichs  Böheim. 
1783.  8.  Militairisches  Taschenbuch.  1783.  8.  Friedrieh's  v.  Knaufs 
selbstschreibende  Wundermaschine.  1780.  8.  v.  Engel,  Geschichte 
des  Freistaats  Ragusa.  1807.  8.  Geschichte  des  Klosters  der  Ur- 
sulinerinnen  zu  Kuttenberg.  1843.  8.  Universal-Acois-Ordnung  im 
Königr.  Böheimb.  1709.  4.  Artickeln  des  allgem.  Landtatrs  Schlus- 
ses auff  dem  Kön.  Prager-Sohlosse.  16,52,  1671,  1684,  170.5.  1716, 
1728  u.  1788.  4.  Sommer,  kurze  Geschichte  der  Stadt  Schlacken- 
werth.  1866.  8.  36  Stück  kais.  Mandate,  meist  das  Königr.  Böh- 
men betreffend;  1625—1762.  2.  4.  97  Stück  kais.  Verordnungen 
etc.,  meist  das  Königr.  Böhmen  betr.;  1541—1810  2.  4.  24  Stück 
Ordnungen  von  Zünften  des  Königr.  Böhmen ;  1739—78.  2.  Nebst 


45  anderen  Schriften  verschiedenen  Inhalts.  1548—1865.  2.  4.  8.  — 
Königsberg  i.  Pr.  Universität:  16  akademische  Gelegenheitsschrif- 
ten. Iö72.  4.  8.  —  Leipzig.  J.  C.  Hinrich'sche  Buohhandl. :  All- 
gemeine Bibliographie  für  Deutschland;  Jhg.  1871.  1872.  8.  Dr. 
Schröder:  Ders.,  Griseldis.  Apollonius  v.  Tyrus.  1872.  8.  Son- 
derabdr. W.  Violet,  Buchhandl.  :  Moser,  d.  Belagerung  v.  Leip- 
zig im  J.  1547  (Sonntags -Beil.  d.  Leipz.  Nachr.)  2.  —  München. 
K.  Akademie  der  Wissenschaften:  Dies.,  Sitzungsberichte 
der  philos.-philolog.  Classe  ;  1872,  Heft  II  u.  III.  8.  Dies.,  Sitzungs- 
berichte der  mathemat. -physikal.  GL;  1872,  H.  II.  8.  Dies.,  In- 
haltsverzeichnifs  zu  Jhg.  1860  —  70  der  Sitzungsberichte.  1872.  8. 
—  St.  Nicolas.  Cercle  archeol  ogique  du  pays  des  Waes: 
Ders. ,  Publications  extraordinaires  etc. ;  Nr.  9.  8.  —  Nürnberg. 
Lorenz  Ritter,  Kupferstecher:  Ders.,  malerische  Ansichten  aus 
Nürnberg;  Bl.  1  —  12.  1871.  2.  —  Paris.  Ministerium  des  öf- 
fentl.  Unterrichts:  Revue  des  societes  savantes  des  departe- 
ments;  V.  serie,  t.LII.(anneel870).  1871.8.—  Prag.  F.Tempsky, 
Verlagshandl. :  Bayer,  die  Historia  Friderici  III.  Imperatoris  des 
Enea  Silvio  de'  Piccolomini.  1872.  8.  —  Quedlinburg.  Gustav 
Brecht,  Bürgermeister:  Janicke,  Urkundenbuch  der  Stadt  Qued- 
linburg; L  Abth.  1873.  8.  —  Regensburg.  Dr.  C.  Will,  wirk!, 
fürstl.  Rath  u.  Archivar:  2  Mandate  Kaiser  Karl's  V.  1525  u.  1529. 
2.  —  Salzburg.  Gesellschaft  für  Salzburg.  Landeskunde: 
Dies.,  Mittheilungen  etc.;  XII.  Vereinsjahr,  18i2.  8.  —  Schaffhau- 
sen.  Friedr.  Hurter'sche  Buchh. :  Schöppner,  Charakterbilder 
der  allgem.  Geschichte;  3.  Aufl.  Bnd.  1-3.  1871—73.  8.  —  See- 
hausen. Dr.  Lud w.  Götze,  Gymnasial-Oberlehrer  :  Ders.,  urkundl. 
Geschichte  d.  Stadt  Stendal ;  10.  Lief.  1872.  8.  —  Sigmaringen.  Hofrath 
Dr.  F.  A.  Lehner,  fürstl.  Bibliothekar  und  Conservator :  Ders., 
fürstl.  Hohenzollern'sches  Museum  zu  Sigmaringen:  Verzeichnifs 
der  in  dem  Kleinodienschrank  befindlichen  Gegenstände.  1872.  8. 
Ders.,  fürstl.  Hohenzollern'sches  Museum:  Verzeichnifs  der  Hand- 
schriften. 1872.8.  A.  Lichtschlag,  Gymnasial-Oberlehrer :  Ders., 
Beiträge  zur  Hohenzollern'schcn  Ortsgeschichte.  1872.  4.  Progr.  — 
Wien.  Se.  Maj.  Franz  Joseph  I.,  Kaiser  v.  Oesterreich: 
Leitner ,  d.  hervorragendsten  Kunstwerke  der  Schatzkammer  des 
Österreich.  Kaiserhauses;  Lief.  17  u.  18.  Imp.  2.  Dr.  Matthias 
Pangerl,  Archivar:  Ders.,  Urkundenbuch  des  ehemal.  Cistercien- 
serstiftes  Goldenkron  in  Böhmen.  1872.  8. 


III.  Für  das  Arohiv. 

(Nr.  4289—4311.) 

Nürnberg.  Eckert,  Lehrer:  Zeugnifs  Joh.  Friedrieh's  zu  PjT- 
baum,  als  Lehrprinzen,  für  Andreas  Eckert  von  Wolkersdorf,  dafs 
er  nach  nunmehr  vollendeter  Lehrzeit  als  „hirschgerechter  Jäger 
und  Weidmann"  zu  betrachten  sei.  1769.  Pgm.  Ungenannter: 
Kaufbrief  der  Vormünder  des  „Geschefl'ts"  der  Katharina  Wirsin- 
ger zu  Nürnberg  an  Peter  Hochsteter  daselbst,  über  die  Erbschaft 
an  der  Behausung  in  der  Derrersgasse.  1513.  Pgm.  Kaufbrief  Hans 
Gutschmieds,  Messerers  in  Nürnberg,  an  Hans  Prünsterer,  des  grö- 
l'sern  Rathes,  über  die  Eigenschaft  und  zehn  Gulden  jährlichen 
Zinses  aus  seiner  Behausung  in  der  Derrersgasse.  1557.  Pgm.  Brief 
der  Wittwe  Hans  Gutschmids  in  Nürnberg  zurUebergabe  ihres  Hau- 
ses in  der  Derrersgasse  an  Ruprecht  Erdinger,  Genannten  des  grö- 
fseren  Rathes,  wegen  Rückstandes  in  der  .\btragung  der  schuldi- 
gen Zinsen.  1576.  Pgm.  Kaufbrief  des  Ruprecht  Schlunpf,  Bür- 
gers zu  Nürnberg,  an  Lienhard  Spat,  Barchentweber,  über  eine 
Behausung  am  Schwabenberge,  dem  Fröschthurm  gegenüber.  1606. 
Pgm.  Kaufbrief  der  Geschwister  Bürckhner  an  Mathäus  Frey, 
Barchentweber,  über  eine  Behausung  auf  dem  Schwabenberge, 
nahe  dem  Fröschthurme.  1694.  Pgm.  Bescheinigung  der  Maria 
Rosina  Kohler,  Tochter  des  verstorbenen  Georg  Seyfried  Kohler 
von  Neunhof,  an  Mathäus  Frey,  über  hundert  Gulden  als  Ablösung 
der  Eigenschaft  an  dem  Hause  auf  dem  Schwabenberge.  1694. 
Pgm.  Letzter  Wille  des  Mathäus  Frey,  Tuch-  und  Leinwandhänd- 
lers, auch  verordneten  Lieutenants  unter  der  Bürgerschaft  zu  Nürn- 
berg 1727.  Pgm.  Beizettel  des  Hieron.  Willi.  Ebner  von  Eschen- 
bach, als  Kirchenpflegers,  zu  dem  von  der  Frau  Christina,  Joh. 
Georg  Wiedmann's,  Beckers,  Wittwe,   unterm  7.  Mai  1706  einge- 


53 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


54 


lösten  Grabzettel  auf  St.  Rochuskirchhof',  worin  die  betheiligten 
Erben  aufgeführt  werden.  1731.  Pgm.  Zwölf  Kaufl)riefe  und  ge- 
richtliche Entscheidungen,  ein  Haus  in  der  Derrersgasse  betr.  1554 


— 1790.  Akten.  Zwei  stadtgerichtliche  Bescheide  über  die  vormals 
dem  Joh.  Mich.  Mes.serer  zugehörige  Behausung  in  der  äufseren 
Laufergasse.  1785.  Akten. 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien.     III.  Band,  1873.    Nr.  1.     8. 

Eine  Opferstätte  bei  Pulkau  in  Niederösterreich.  Vortrag,  von 
Prof.  Dr.  J.  Wodrich.     (Mit  4  lithogr.  Tafeln.) 

Heraldisch-genealogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
III.  Jahrg.   Nr.  2.     Wien,   Februar  1873.     4. 

Ki^s-^'ärda.  —  Fortsetzungen. 

Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunstvereines  der  Diözese  Seckau.  1872.  IV.  Jahrg. 
Nr.  1.     Graz.     8. 

Glasmalerei.  (Dr.  Alb.  Ilg.)  —  Ein  Muster  wahrer  Kirchen- 
musik. —  Studien  über  die  christliche  Malerei.  —  Ueber  die  Mi- 
tra  der  Bischöfe  und  Aebte.    Von  P.  Ludw.  Findeys. 

Sitzungsberichte  der  philosophisch  -  philologi- 
schen und  historischen  Classe  der  k.  b.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  München.    Heft  IL  III.   München.  1872.  8. 

Ueber  fränkisch-wirzburgische  Zentbücher,  von  Rockinger.  — 
Quellenbeiträge  zur  Geschichte  des  Kaiser's  Rudolf  IL,  von  Ritter. 
—  Ueber  die  in  der  letzten  Zeit  gemachten  Ausgrabungen  römi- 
scher Antiquitäten  in  Regensburg,  von  Ohlenschlager.  —  Ueber 
die  lateinischen  Sequenzen.  Von  Hofmann.  —  Nachtrag  zu  den 
Clermonter  Runen.  Von  dems.  —  Ueber  die  von  Kaiser  Ludwig 
gewonnene  Schlacht  bei  Mühldorf,  von  Würdinger.  —  Valentin 
Feruandez  Aleman,  von  Heyd. 

In  der  Versammlung  des  historischen  Vereins  von  Ob  er- 
pfalz und  Regensburg  vom  13.  Febi'uar  wurde  über  die  Fort- 
setzung der  Ausgrabungen  römischer  Alterthümer  berichtet.  Auch 
wurden  über  ein  jüngst  aufgedecktes  Leichenfeld  bei  Schelleneck 
(a.  d.  Altmühl)  Mittheilungen  gemacht;  es  fanden  sich  ein  eisernes 
Schwert,  Armringe  von  Bronze,  Thonperlen  und  Goldmünzen  mit 


Oehren  ;  die  Gräber  dürften  mit  denen  von  Nordendorf  derselben 
Zeit  angehören. 

Pommersche  Genealogien.  Nach  urkundlichen  Quellen 
und  den  Sammlungen  von  A.  Balthasar,  J.  A.  Dinnies  und  C.  Ge- 
sterding  herausgeg.  von  Dr.  Theod.  Pyl.  Zweiter  Band.  Genea- 
logien der  Familien  Wakenitz,  Lübeck  und  Smiterlow  nebst  Bei- 
trägen zur  Geschichte  von  Greifswald  und  Stralsund  als  Ergän- 
zung zu  0.  Focks  Rüg.-Pomm.  Geschichte,  sowie  Stammtafeln  der 
Familien  Bere,  Semlow,  Schulow,  Ferber,  Wulflam,  Darne,  Holt- 
husen,  Krüdener,  Voge,  Letzenitz,  Below,  Wampen,  Vredekow, 
Lange,  Bokholt  und  Lowe,  mit  Abbildungen  der  Wappen  und 
eines  Grabsteins  der  Familie  Letzenitz.  Greifswald.  Vereinsschrift 
der  Rügisch  -  Pommerschen  Abtheilung  der  Gesellschaft  für 
P ommersche  Geschieht e  und  Alterthumskunde  in  Stral- 
sund und  Greifswald.     1873.     8. 

Monatshefte  für  Musik-Geschichte  herausgegeben  von 
der  Gesellschaft  für  Musikforschung.  V.  Jahrg.  1873. 
Nr.  2.     Berlin.     8. 

Ein  altes  Piano-Forte. 

In  der  am  28.  Januar  stattgefundenen  Versammlung  des  Ver- 
eins für  Geschichte  und  Alterthumskunde  zu  Erfurt 
hielt  Archivrath  Dr.  Burkhardt  aus  Weimar  den  ersten  Theil  eines 
Vortrages  über  das  sog.  tolle  Jahr  in  Erfurt  1509.  Näheres  über 
den  Inhalt  bringt  die  Erfurter  Zeitung,  Nr.  32. 

Bibliothek  deslitterarischen  Vereins  in  Stuttgart. 

CX.  Hans  Sachs.  Herausgeg.  von  Adelbert  von  Keller.  Sechs- 
ster  Band.  —  CXI.  Die  ersten  deutschen  Zeitungen  hrsg.  mit 
einer  Bibliographie  (1505—1599)  von  Emil  Weller.  —  CXII.  Hi- 
storia  del  Cavallero  Cifar  hrsg.  von  Dr.  Heinr.  Michelant.  —  CXIII. 
Friedrich's  von  Logau  sämmtliche  Sinngedichte  hrsg.  von  Gustav 
Eitner.     Tübingen,  1872.     8. 


Nachrichten. 


Literatur. 


Neu  erschienene  Werke. 
4)  Gesohichtsquellen  der  Provinz  Sachsen  und  an- 
grenzenderGebiete.  Herausgegeben  von  den  geschicht- 
lichen Vereinen  der  Provinz.  Erster  Band.  Erfurter  Denk- 
mäler. Herausgegeben  von  dem  Thüringisch  -  Sächsischen 
Alterthumsverein  zu  Halle.  Halle.  Verlag  der  Buchhand- 
lung des  Waisenhauses.     1870.     VII,  231  u.  174  Stn. 

Das   vorliegende  Werk,    dessen    Stellung   und  Verhältnifs   zu 
den  anderweitigen  Arbeiten   der   sächsischen   Vereine  Prof.  Ernst 


Dümmler  zu  Halle  in  einem  Vorworte  erläutert  hat,  bildet  gewis- 
sermassen  eine  Ergänzung  zu  dem  gleichzeitig  erschienenen  Buche  : 
„Die  ältesten  Weisthümer  der  Stadt  Erfurt  über  ihre  Stellung  zum 
Erzstift  Mainz,"  welches  bereits  in  unserem  Blatte  (s.  Anzeiger 
für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit,  1872,  Sp.  327 — 329)  besprochen 
worden  ist.  Dasselbe  gibt  nämlich  in  der  einen  Hälfte  nach  chro- 
nologischer Reihenfolge  geordnete  Beiträge  zur  äufseren  Geschichte 
Erfurts  und  der  umliegenden  Lande,  in  der  andern  ein  satirisches 
Gedicht,  welches  einen  sehr  anziehenden  Blick  in  die  allgemeine 
Geistesrichtung  überhaupt  und  in  die  Stimmung  der  thüringischen 
Lande  ganz    insbesondere   gewährt.     Diese  beiden  Schriften  „Er- 


55 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


56 


flirter  Denkmäler"  und  „die  ältesten  Weisthiimer  der  Stadt  Er- 
furt" erhellen  und  erläutern  sich  vielfältig ,  obgleich  die  in  ihnen 
enthaltenen  Quellen  nicht  ausdrücklich  auf  einander  Bezug  nehmen. 

Wir  begegnen  zunächst  dem  Chronicon  Sampetrinum,  welches 
von  1036  bis  1355  die  gesammte,  aus  dem  Erfurter  Benediktiner- 
stift St.  Peter  hervorgegangene  Geschichtschreibung  umfafst.  Es 
ist  naeh  der  Göttinger  Handschrift  bearbeitet.  Der  Herausgeber, 
Bruno  Stübel,  legte  gerade  diese  letztere  zu  Grunde,  nachdem  er 
sich  überzeugt  hatte,  dafs  die  Dresdener  Handschrift,  nach  wel- 
cher Mencken  in  seiner  Sammlung  das  Chronicon  herausgegeben 
hat,  nur  als  eine  mangelhafte  Abschrift  der  ersteren  betrachtet 
■werden  darf  Die  Chronik  schickt  nach  mittelalterlicher  Sitte  eine 
Aufzählung  nackter  Thatsachen  aus  früherer  Zeit  als  Einleitung 
voraus  und  beginnt  so  mit  der  Predigt  des  Erlösers  zu  Kaper- 
naum.  Die  Nachrichten  werden  erst  mit  dem  zwölften  Jahrhun- 
derte zusammenhängender  und  ausführlicher.  Sie  nehmen  zwar 
fortwährend  auf  die  grofsen  Weltereignisse  Rücksicht ;  doch  bil- 
den diese  gleichsam  nur  den  Rahmen,  innerhalb  welches  sich  die 
auf  Erfurt  und  Umgegend  bezüglichen  Ereignisse  fortbewegen. 
Dafs  die  Mitarbeiter  des  Chronikon  meistens  Zeitgenossen  waren, 
welche  das  aus  eigner  Anschauung  Ei-lebte,  oder  wenigstens  die 
frischen  Berichte  darüber  mit  lebendigem  Eindruck  wiederzugeben 
vermochten,  erhöht  den  Werth  ihrer  Mittheilungen. 

Dem  Chronicon  Sampetrinum  folgen  die  von  Ottokar  Lorenz 
herausgegebenen  Annales  Reinhardsbrunnenses,  von  1015  bis  1259, 
welche  vermuthlich  von  einem  in  der  ersten  Hälfte  des  vierzehn- 
ten Jahrhunderts  in  Erfurt  lebenden  Dominikaner  verfafst  sind. 
Sie  haben  zunächst  eine  kritische  Bedeutung.  Es  ergibt  sich  näm- 
lich aus  den  hierüber  angestellten  Untersuchungen,  dafs  denselben 
die  alten,  aber  jetzt  verloren  gegangenen  Reinhardsbrunner  Anna- 
len  zu  Grunde  liegen.  Der  Erfurter  Dominikaner  steht  daher  ganz 
unabhängig  neben  dem  Compilator  der  von  Wegele  veröffentlich- 
ten grofsen  Annales  Reinhardsbrunnenses;  aber  beide  haben  aus 
einer  gemeinsamen  und  ursprünglichen  Quelle  geschöpft. 

Von  unschätzbarem  Werthe  ist  das  letzte  der  in  diesem  Bande 
enthaltenen  Stücke,  das  von  Theobald  Fischer  herausgegebene 
Carmen  satiricum  Nicolai  de  Bibera  occulti  Erfordensis.  Der  Ver- 
fasser ist,  trotz  der  scheinbaren  äufseren  Uebereinstimmung  des 
Namens,  kein  Spröfsling  der  Familie,  welcher  der  spätere  Hermann 
von  Bibra,  der  Aufzeichner  der  Erfurter  Bischofsrechte,  angehörte. 
Der  Beiname  scheint  davon  entstanden  zu  sein ,  dafs  derselbe  die 
Stelle  eines  Custos  der  Kirche  von  Bibra  bekleidete;  sicher  aber 
ist,  dafs  er  als  Geistlicher  in  Erfurt  lebte.  Das  von  ihm  geschrie- 
bene Carmen  satiricum  zerfällt  in  drei  Abtheilungeu,  welche  er 
selber  Distinctionen  genannt  hat.  In  der  ersten  derselben  ergiefst 
sich  die  bittere  Lauge  des  Verfassers  über  die  öffentliche  Wirk- 
samkeit und  das  Privatleben  Heinrichs  von  Kirchberg,  des  berühm- 
ten Vertreters  römischer  Rechtsgelehrsamkeit  in  Erfurt,  dessen 
zweideutiges  Benehmen  auch  von  Kirchhoff  in  der  Einleitung  zu 
dem  Weisthum  von  1289  angedeutet  ist.  Die  zweite  Distinction 
geht  zu  den  allgemeinen  Zeitverhältnissen  über.  Sie  schildert  die 
überall  verbreitete  Sittenverderbnil's,  den  gesunkenen  Zustand  der 
Geistlichkeit,  die  Habsucht  und  Schwelgerei  des  päpstlichen  Hofes; 
sie  verbreitet  sich  dann  über  die  damalige  traurige  Lage  des  thü- 
ringischen Landes,  und  scheut  sich  nicht,  sogar  den  Landgrafen 
selber  wegen  seines  anstöfsigen  Lebenswandels  zur  Rechenschaft 
zu  ziehen.     Die  dritte  Distinction  verweilt  bei  der  Lage  der  "Stadt 


nach  Aufhebung  des  Interdiktes  und  wiederhergestelltem  Frieden. 
Sie  entwirft  ein  sehr  genaues  Bild  von  dem  damaligen  bürgerli- 
chen Treiben  und  wird  auf  diese  Weise  höchst  belehrend  für  die 
Kenntnil's  der  Sitten  und  Zustände  der  ganzen  Zeit.  Mögen  die 
Pinselstriche  des  Verfassers  vielfach  an  Uebertreibung  leiden, 
nimmt  er  auch  nicht  selten  einen  verbitterten  und  einseitigen  Par- 
teistandpunkt ein,  —  immerhin  erhöhen  diese  Eigenthümlichkeiten 
noch  den  Werth  des  Buches.  Es  wurde  späterhin  in  Mähren  und 
Böhmen  viel  gelesen,  und  namentlich  auch  von  Johannes  Hufs  be- 
nützt. In  ihm  wirkten  schon  unbewufst  die  ersten  Keime  der 
reformatorischen  Ideen.  A.  F. 

5)  Les  monuments  prehistoriques  de  la  Suisse  oc- 
cidentale  et  de  laSavoie.  Album  de  photographies 
avec  texte  par  Paul  Vionnet.  Lausanne.  Imprimerie 
Georges  Bridel.  1872.  Fol.  35  photograph.  Tfln.  28  Stn. 
Text  mit  eingedruckten  Lithographien. 

In  der  westlichen  Schweiz  und  Savoyen  finden  sich  Dolmen, 
Menhirs  und  Cromlechs,  welche  den  Hünenbetten  der  norddeut- 
schen Ebene  wie  den  Denkmälern  in  Frankreich  und  England  im 
Wesentlichen  gleichen ,  wenn  auch  an  Grofsartigkeit  nachstehen. 
Daneben  kommen  aber  ähnliche  vor,  welche  in  die  andern  Orts 
als  Opferaltäre  bezeichnete  Kategorie  fallen,  jedoch  als  charakteri- 
sierendes Merkmal  statt  der  sonst  gefundenen  streifenförmigen 
Vertiefungen,  der  sogen.  Blutrinnen,  napfartige,  auch  unregel- 
mälsige  Löcher,  oft  in  grolser  Anzahl  und  unregelmäfsiger  Zusam- 
menstellung enthalten.  Diese  Löcher  rühren  offenbar  von  Men- 
schenhand her ;  ihre  ursprüngliche  Bestimmung  wird  aber  schwer 
zu  entdecken  sein.  Der  Verfasser  sucht  auch  nicht,  sie  schlufs- 
gültig  zu  erklären.  Seine  Absicht  geht  mehr  dahin,  darauf  auf- 
merksam zu  machen,  vor  allem  aber,  diese  der  Zerstörung  preis- 
gegebeneu Denkmäler  wenigstens  in  treuen  Abbildungen  zu  er- 
halten. So  hat  er  dieselben  bis  auf  einige  wenige ,  welche  der 
Photographie  unzugänglich  sich  erwiesen ,  säramtlich  auf  diesem, 
keinen  Zweifel  übrig  lassenden  AVege  reproduoieren  lassen.  Zur 
Erhöhung  der  Deutlichkeit  sind  Abbildungen  in  Steindruck  dem 
Texte  eingefügt.  Aehnliche  Steine,  wie  die  oben  hervorgehobe- 
nen, welche  sich  im  Riesengebirge  befinden,  sind  im  Jahrgang 
1857 ,  Sp.  153  dieses  Anzeigers  besprochen.  Andere  sollen  im 
Harz,  im  Fichtelgebirge,  in  der  Gegend  von  Heidelberg  vorkom- 
men. Ohne  Zweifel  würden  deren  auch  sonst  wo  sich  entdecken 
lassen,  wenn  kenntnilsreiche  Beobachter  ihr  Augenmerk  darauf 
richteten.  Die  Hauptsache  wäre  aber,  dafs  sie  auch  bei  uns  durch 
genügende  Abbildungen  nicht  nur  bekannt  gemacht,  sondern  gänz- 
licher Vergessenheit  entrissen  würden.  Denn  die  moderne  Indu- 
strie legt  ihre  gefräfsigen  Zähne  auch  an  diese  harten  Granitblöcke 
und  dürfte  sie  über  kurz  oder  lang  ganz  verschlungen  haben. 
Das  oben  genannte  Werk  könnte  als  Muster  gelten.  v.  E. 

6)Dürer'3  Briefe,  Tagebücher  und  Reime  nebst 
einem  Anhange  von  Zuschriften  an  und  für  Dü- 
rer, übersetzt  und  mit  Einleitung,  Anmerkungen,  Personen- 
verzeichnif's  und  einer  Reisekarte  versehen  von  Moriz 
Th  au  sing.    Wien,  1872.    Wilhelm  Braumüller.    8.   250  Stn. 

Wer  sich  je  mit  wissenschaftlichen  Forschungen  abgegeben, 
weifs,  dafs  es  kein  gröfseres  Hemmnifs  derselben  gibt,  als  unge- 
löste Vorfragen,    und    dafs    es  selbst   als  Erleichterung  angesehen 


57 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


58 


■werden  kann,  wenn  dargethan  ist,  bis  zu  welchem  Punkte  oder 
ob  sie  überhaupt  gar  nicht  zu  erledigen  sind.  Als  solche  Vorfrage 
standeö  dem  seit  der  vor  etwa  einem  Jahrzehend  gegebenen  neuen 
Anregung  sich  immer  mehr  vertiefenden  Studium  der  Werke  Dü- 
rer's  dessen  eigene  oben  genannte  Schriften  —  man  könnte  sagen 
fast  so  hinderlich  entgegen,  wie  sie  förderten.  Wenigstens  haben 
sie  den  auf  diesem  Gebiete  arbeitenden  Gelehrten  so  viel  Kopf- 
brechen verursacht,  wie  der  Gegenstand  ihres  Forschens  selbst, 
und  den  Genul's  desselben  durch  unmittelbar  sich  anknüpfende 
Zweifel  mannigfach  gestört.  Die  häufigen,  oft  nur  gelegentlich 
oder  theilweise  unternommenen  Versuche,  das  in  diesen  Schriften 
niedergelegte  wissenschaftliche  Material  zu  bewältigen,  können 
■wir  mit  der  vorliegenden  Thausing'schen  Bearbeitung  wenigstens 
so  lange  für  abgeschlossen  erklären,  bis  vielleicht  einmal  durch 
günstigen  Zufall  ganz  unbekannte  Ergänzungen  an  das  Licht  ge- 
bracht ■werden.  Es  ist  in  dieser  Bearbeitung  nicht  nur  das  voll- 
ständige Material,  neben  der  schriftlichen  Hinterlassenschaft  des 
Künstlers  —  mit  Ausnahme  seiner  wissenschaftlichen  Arbeiten 
—  auch  dasjenige  seiner  Zeitgenossen,  welches  auf  ihn  Bezug  hat, 
zusammengestellt,  sondern  von  den  bisherigen  Erklärungsversuchen 
mit  grofsem  Scharfsinn  auch  das  Werthvolle  benutzt,  mancher 
Gesichtspunkt  neu  eröffnet  und  das  Ganze  zu  einem  erfreulichen 
Bilde  vereinigt.  Auf  einen  weiteren  Kreis  Theilnehmender  berech- 
net, sind  die  mitgetheilten  Documente  aus  der  alten  Sprache  und 
Schreibweise  in  die  neueren  übertragen  und  hierin  vor  allem  be- 
kundet sich  die  Vertrautheit  des  Verfassers  des  Bearbeiters  mit 
seinem  Stoffe  und  der  feine  Takt,  der  ihn  nicht  nur  in  den  all- 
zuhäufigen zweifelhaften  Fällen  zum  Richtigen,  sondern  überall 
zum  rechten,  treffenden  Ausdrucke  führt.  Um  diese  Arbeit  voll- 
kommen zu  würdigen,  muls  man  die  früher  gemachten  ähnlichen 
Versuche,  namentlich  die  ungeheuerlichen  Arbeiten  der  Engländer 
vergleichen.  Das  Werk  bildet  den  dritten  Band  der  von  R.  von 
Eitelberger  herausgegebenen  Quellenschriften  für  Kunst,      v.  E. 

7)  Die  christliche  Kunst  in  ihren  frühesten  Anfän- 
gen. Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  neuesten  Re- 
sultate der  Katakomben-Forschung  populär  dargestellt  von 
Dr.  F.  X.  Kraus,  Professor  der  Geschichte  und  der  christ- 
lichen Kunstarchäologie  an  der  Universität  Strafsburg.  Leip- 
zig, Verlag  von  E.  A.  Seemann.  1872.  8.  218  Stn.  mit 
53  Holzschnitten. 

Seit  lange  gewohnt,  die  Kunst  der  Katakomben  als  spärlichen 
Anfang  der  christlichen  Kunst  überhaupt  anzusehen,  hat  man  sie 
zu  sehr  von  ihrer  technischen  Seite  betrachtet  und  ihren  Gehalt, 
■wenn  auch  im  allgemeinen  gewürdigt,  doch  zu  wenig  präoisiert. 
Erst  da  die  genauere  Untersuchung  der  sjjäteren  Kunst  darauf 
führte,  für  die  verschiedenen  darin  vereinigten  Elemente  die  Her- 
kunft zu  prüfen  und  nach  einem  Mafsstab  für  ihre  Beurtheilung 
zu  suchen,  konnte  die  Bedeutung  der  Katakomben-  zur  Genüge 
hervortreten.  Denn  dafs  der  letztere  nirgend  anderswo  liegt,  als 
dort,  wird  schwerlich  mit  Gründen  bestritten  werden  können. 
Wird  nun  diese  Ansicht,  namentlich  bei  der  Gefahr  der  Mifsdeu- 
tung,  wol  kaum  bald  eine  durchgreifende  werden,  so  ist  es  inte- 
ressant zu  bemerken,  wie  sie  bei  jeder  neuen  Bearbeitung  des 
Gegenstandes,  oft  unwillkürlich,  zum  Durchbruch  kommt.  Im  oben 
genannten  Werke  hat  der  Verfasser  die  gründlichen  historischen 
Forschungen    der  letzten  Jahre  zu  einem  anschaulichen  Gesammt- 


bilde  vereinigt  und  so,  bei  einer  freieren  Uebersicht  über  die  Ein- 
zelheiten des  Materials,  den  Totaleindruck  des  Gegenstandes  ent- 
schiedener vermittelt.  Eine  Ergänzung  findet  das  Buch  in  der 
gleichzeitig  erschienenen  Roma  sotterranea  desselben  Autors, 
welche  die  Details  behandelt.  v.  E. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Das  Ausland:  Nr.  4.  Der  Stevin'sche  Wind  wagen  (um  1600). — 
Nr.  5,  S.  100.  Die  Nachgrabungen  auf  den  Pfahlbauten  Ro- 
benhausen und  Niederweil.     In   den  Jahren  1870  bis  und  mit 

1872.  (Jakob  Messikomer.) 

Das  neue  Blatt:  Nr.  19  ff.  Kalendergeschichten.  Kulturhistori- 
sche Skizze  von  Dr.  A.  E.  Müller. 

Die  Gegen^wart  (von  P.  Lindau):  Nr.  2.  Zur  Statistik  des  Klo- 
sterwesens in  Elsafs-Lothringen.     (A.  Schreiber.) 

Deutsche  Gemeindezeitung:  Nr.  3.  Das  Archiv  der  Stadt 
Erfurt. 

Die  Grenzboten:  Nr.  2,  S.  53.  Das  Grabmal  des  heiligen  Se- 
bald  zu  Nürnberg.     (R.  Bergau.) 

Literar.  Hand  weiser :  Nr.  180.  Nicolaus  Copernicus.  (Mit  einem 
Ueberblick  der  Schriften,  die  sein  Leben  betreffen).  (Franz 
Hülskamp.) 

Im  neuen  Reich:  Nr.  5.  Reim  u.  Rhythmus  im  Deutschen  und 
Romanischen.     (H.  Schuchardt.) 

Jahrbuch  des  deutschen  Prot  estanteu -Vereins  :  1872. 
Das  Strafverfahren  nach  dem  Hexenspiegel.  (Rassow.)  —  Jo- 
hann Amos  Comenius.     (Seyffarth.) 

Der  Katholik:  Decbr.  Die  Inclusen  und  Inclusinen  des  Mittel- 
alters am  Mittelrhein.  —  In  Sachen  der  Canonisation  Alberts 
d.  Gr. 

Neue  Evangel.  Kirchenzeitung:  Nr.  7.  Zur  400jährigen  Ge- 
burtsfeier des  Kopernikus. 

Korrespondent  v.  u.  f.  Deutschland:  Nr.  64ff.  Studien  zur 
Kunstgeschichte  von  Nürnberg.  VIII.  Eine  alte  Werkzeichnung. 
(R.  Bergau.)  —  Nr.  85.  Der  Bernsteinhandel  im  Alterthum. 
(Schw.  M.)  — •  Nr.  92.  Regiomontanus  und  Kopernikus. 

Kunst  u.  Gewerbe:  Nr.  1  ff.  Wendclin  Dietterlin.  Ein  Strafs- 
burger  Künstler  des  16.  Jahrh.     (0.  v.  Schorn.) 

Illustr.  deutsche  Monatshefte:  Nr.  4  (196),  S.  438.  Seba- 
stian Bach's  Lebenslauf  und  Künstlerart.     (Louis  Köhler.) 

Organ  f.  christl.  Kunst:  Nr.  23  ff.  Die  hervorragendsten  Sce- 
nen  aus  dem  Leben  der  allerseligsten  Jungfrau,  welche  durch 
die  Kunst  (Sculptur  u.  Malerei)  ganz  besonders  verherrlicht 
•wurden.     I.  Die  Eltern  der  h.  Jungfrau  Joachim  und  Anna.  — ■ 

1873,  Nr.  1  ff.  Auch  etwas  über  den  Dom  zu  Köln  am  Rhein. 
Norddeutsches  Protestantenblatt:  Nr.  51.    Wohin  gehört 

der  Altar  in  christlichen  Kirchen  ? 
Deutscher  Reichs- Anzeiger :  Beil.  Nr.  3.  Friedrich  Heinrich 

Johann  von  Farenheid.     (Nekrolog.) 
Oester  reich.  Viertel  Jahresschrift  f.  kathol.  Theologie: 

11.  Jahrg.,  3.  Heft,  1872.  Die  Protestantisirung  des  Tullnerfel- 

des.    Ein  Beitrag  zur  Kirchengeschichte.     (A.  Kerschbauer.) 
Die  illustr.  Welt:    1873,   S.  314.    Kunigunde  von   Orlamünde. 

(Wilhelm  Petsch.) 
Wochenblatt    d.    Joh.-Ord.-Balley   Brdbg.:    Nr.   4  f.     Ein 


59 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


60 


romäisches  geistliches    Schauspiel.     Auszug    aus    einer   hand- 
schriftlichen Abhandlung   über   dasselbe   und   ein  Lustspiel  in 

derselben  Sprache.  —  Der  Sichelorden. 
Siebenbiirg.-deutsches  Wochenblatt:  Nr.  1.  Bericht  über 

kirchliche  Alterthümer.     (L.  Reissenberger.) 
Oesterr.   Wochenschrift:    52.  Heft  (1872).    Die  Herkunft  der 

Seiler.  1.  2.  (W.  Obermüller.)   —    Oesterreichs   Wafl'enfabrika- 

tion  im  Mittelalter. 
Zeitschr.   f.  bild.  Kunst:   Heft  4,  S.  126.  Kunstgeschichtliche 

Miscellen  aus  deutschen  Historikern.    I.     (A.  Horawitz.) 
Allgem.  Zeitung:   Beil.  Nr.  26.  Haus  Holhein   d.  J.  ein  gebor- 

ner  Augsburger.     (Wilh.  Schmidt.) 
Illustr.   Zeitung:    Nr.  1545.    Aus   dem   alten   München.     (Karl 

Albert   Regnet.)    —   Nr.  1546.    Zur    vierten   Säcularfeier  ,  der 

Geburt  des  Nik.  Kopernicus. 


Vermischte  Nachrichteu. 

9)  Bei  Gelegenheit  der  vierten  Säcularfeier  des  Ge- 
burtstages von  Copernicus  wird  u.  A.  auch  die  früher  schon 
vielfach  erörterte  Frage  nach  seiner  nationalen  Herkunft  neuerdings 
ventiliert.  Nach  dem  Korr.  v.  u.  f.  D.,  Nr.  77,  führt  die  Schles. 
Ztg.  den  Nachweis,  dafs  der  grofse  Astronom  nicht  polnischer  Her- 
kunft sei,  sondern  aus  dem  schlesisohen  Eulengebirge,  und  zwar 
aus  dem  hinter  Silberberg  belegenen  Orte  Köppriohe  stamme,  der 
ehedem  nach  einer  vom  Jahre  1369  datierten  Urkunde  Koppernik 
geheiCsen  und  in  dessen  Nähe  ein  Kupferbergwerk  betrieben  wor- 
den. Die  in  Frankenstein  ansässig  gewesenen  Vorfahren  des  berühm- 
ten Astronomen  schrieben  sich  „Koppirnick,  Koppernigk  und  Kop- 
pernick"  und  waren  nachweislich  Kupferschmiede  ;  auch  sein  Vater 
trieb  einen  Kupferhandel.  Die  in  Böhmen  seit  Ottokar  II.  einge- 
wanderten Bergleute  waren  Deutsche  und  erhielten  das  Glatzer 
Land  überwiesen,  wo  sich  seitdem  fast  rur  deutsche  Ortsnamen 
bildeten.  —  Nr.  90  des  Korr.  bringt  die  Inschrift,  welche  Coper- 
nicus auf  sein  Grabmal  in  der  Johanniskirche  zu  Thorn  setzen  liefs, 
wie  folgt : 

Non  parem  Pauli  gratiam  requiro, 
Veniam  Petri  non  posco,  sed  quam 
In  crucis  ligno  dederas  latroni 
Sedulus  ore, 
nebst  einer  Hervorhebung   der  Verstölse  gegen  Prosodie  und  Me- 
trum in  der  ersten  und  zweiten  Zeile. 

10)  Auf  Befehl  des  Fürsten  Georg  von  Schwarzburg- 
Rudol Stadt  ist  der  Anfang  gemacht  worden,  die  in  dessen  Be- 
sitz befindliehen,  grol'sen  Theils  äufserst  kostbaren  Alterthums- 
denkmäler  auf  photo  graphischem  Wege  zu  verviel- 
fältigen und  so  gröfsereu  Kreisen  zugänglich  zu  machen.  Die 
herausgekommenen  ersten  acht  Blätter  bringen  Abbildungen  von 
Grabfunden  und  einzelner  Stücke  der  reichen  Gewehrsammlung  zu 
Rudolstadt  und  Schwarzburg.  Unter  den  ersteren  ist  ein  Theil 
eines  interessanten  Fundes  von  Bronzegegenständen ,  welche  zu 
GöUingen  bei  Frankenhausen  in  einer  grol'sen  Urne  beim  Ackern 
aufgedeckt  wurden ;  unter  den  anderen  eine  der  hübschen  kleinen 
Kanonen  mit  der  Eidechse,  vom  J.  1537,  sowie  mehrere  pracht- 
voll eingelegte  Gewehre  vom  Ende  des  16.  und  dem  Anfang  des 
17.  Jahrhunderts. 


11)  Gelegentlich  der  Erdarbeiten  für  den  beiBalingen(Würt- 
temberg)  zu  erbauenden  Bahnhof  fand  man  unweit  der  Eyach,  an 
einem  Hügel,  in  einer  Tiefe  von  vier  bis  fünf  Ful's  8 — 9  wohl  un- 
terscheidbare Grabstätten  mit  menschlichen  Skeletten.  Die 
einzelnen  Individuen  zeigen  nach  ihrem  Knochenbau  männliches 
Geschlecht,  sind  über  mittlerer  Grofse,  und  liegen  mit  dem  Gesicht 
gegen  Osten  gekehrt,  jedes  für  sich  in  besonderer  Ruhestätte. 
Bei  den  meisten  dieser  Krieger  finden  wir  noch  deutlich  erkenn- 
bar, wenn  auch  stark  oxydiert,  das  kurze  Schwert,  eine  Lanze  mit 
langer  Spitze,  wol  auch  noch  einen  Dolch.  Bei  einem  Individuum, 
dessen  ungewöhnlich  starkes  Knochengerüste  einem  besonders  statt- 
lichen Mann  angehören  mufste,  traf  man  unterhalb  des  zerspalte- 
nen  Schädels  desselben,  aul'ser  den  schon  erwähnten  Waffen,  in  der 
Gegend  der  Halswirbel  eine  Agraffe  oder  Broche,  deren  goldene 
Schmuckplatte  mit  feiner  Filigranarbeit  versehen  und  mit  farbigen 
Steinen  besetzt  ist ;  auf  der  silbernen  Rückseite  läfst  sich  die  Art 
und  Weise,  mit  welcher  die  Broche  das  betreffende  Kleidungsstück 
zusammengehalten  hatte ,  deutlich  erkennen ;  an  der  Hüfte  des 
Skeletts  liegen  Schnallen  und  andere  Ueberbleibsel  vom  Wehrge- 
hänge. Am  Fusse  des  Grabes  fand  man  eine  Reihe  von  Schmuck- 
gegenständen, Lasurpei'len ,  Fingerringe  in  der  Form  sich  in  den 
Schwanz  beifsender  Schlangen,  Rosetten  mit  feiner  Arbeit  und 
zierlichen  Arabesken,  sämmtlich  von  Bronze  und  stark  oxydiert. 
Ein  kleines  Kreuz  von  demselben  Metall ,  ein  silbernes  Beschlag, 
ohne  Zweifel  zu  einem  Buche  gehörig,  ebenfalls  mit  dem  Zeichen 
des  Kreuzes  versehen,  deuten  auf  christliches  Zeitalter.  Aehnliche 
Schmuckgegenstände ,  welche  seinerzeit  in  Rottweil  ausgegraben 
wurden ,  hat  man  von  sachverständiger  Seite  als  aus  dem  5.  und 
6.  Jahrhundert  herrührend  bezeichnet. 

(Kunst  u.  Gewerbe,  Nr.  2.) 

12)  Am  13.  Februar  deckten  Arbeiter  im  westlichen  Flügel 
des  Kreuzganges  von  St.  Paul  in  Worms  eine  Reihe  älterer 
Gräber  auf.  Zu  oberst  fand  sich  ein  aus  Backsteinen  leicht  ge- 
mauertes Gewölbe,  jedenfalls  aus  der  letzten  Zeit  des  Stifts,  wo- 
rauf die  Bauweise  und  die  hohe  Lage  deuten.  Der  darinnen  be- 
findliche Ilolzsarg  war  leer.  In  einer  Tiefe  von  drei  Ful's  unter 
der  gegenwärtigen  Bodenoberfläche  stiefs  man  auf  einen  regellos 
und  schief  über  die  im  Folgenden  besprochenen  Särge  gelegten 
Grabstein  von  grölster  Form.  Ein  zu  demselben  gehöriges  Grab 
war  nicht  bemerkbar.  Noch  tiefer  (sieben  Ful's  unter  der  Ober- 
fläche) lagen  in  gleicher  Höhe  und  geordnet  neben  einander  Stein- 
särge, Steinkisten,  wovon  der  eine  noch  seinen  Deckel  hatte.  Bis 
jetzt  sind  8  Särge  ausgegraben.  Auch  fand  sich  noch  ein  Schä- 
del sammt  Hauptknochen.  Die  Särge,  von  roher  Arbeit,  gut  er- 
halten, laufen  nach  unten  schmäler  zu;  sie  gehören  der  ältesten 
Zeit  des  im  Anfange  des  elften  Jahrhunderts  vom  grofsen  Bischof 
Burkard  I.  gegründeten  Stifts  an.  Beim  Weiterführen  der  Arbei- 
ten werden  wohl  noch  andere  Funde  zu  Tage  kommen. 

Was  im  Besonderen  St.  Paul  betrifft,  so  diene  zu  wissen,  dal's 
dieser  Ort  zu  den  geschichtlich  merkwürdigsten  der  Stadt  gehört. 
Dort  stand  das  Schlofs  der  rheinfränkischen  Herzoge.  Es  war  wahr- 
scheinlich die  Geburtsstätte,  sicher  aber  die  Wohnstätte  Herzogs 
Konrad,  der  in  der  Ungarschlacht  955  fiel  und  mit  grol'sem  Pomp 
im  Dome  begraben  wurde,  desgleichen  Bruno's,  der  als  24jähriger 
Jüngling  unter  dem  Namen  Gregor  V.  den  päpstlichen  Thron  be- 
stieg und  die  Kirche  glorreich  regierte.  Noch  zeigt  man  in  den 
vaticanischen  Grotten  unter  dem  St.  Petersdom  zu  Rom  die  Grab- 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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platte,  die  da  berichtet,  dafs  dieser  Gregor  der  Domschule  zu 
Worms  seine  glänzende  Ausbildung  verdankte,  und  dafs  er  in  drei 
Sprachen  das  Volk  zu  belehren  verstand.  Dieselbe  Domschule  be- 
suchte sein  Neffe,  Kaiser  Konrad  II.,  der  erste  Erbauer  des  Kaiser- 
doms zu  Speier  nnd  ein  Zögling  des  Bischofs  Burkard,  der  den 
sanftmüthigen  Knaben  aus  dem  Schlosse  auf  dem  Paulusplatze  zu 
sich  nahm,  um  ihn  auszubilden. 

Kaiser  Heinrich  II.  schenkte  das  Herzogsschlofs  dem  Bischof 
der  Stadt.  Dieser  wandelte  es  in  ein  Stift  um.  Welche  berühmte 
Männer  die  Geschichte  dieses  Stifts  verherrlichen,  erlaubt  der  Raum 
nicht,  hier  anzuführen.  (Neue  Worms.  Ztg.,  Nr.  39.) 

13)  Auf  einem  Bauplatze  an  der  Biebricher  Chaussee  wurden 
vor  Kurzem  3  Fufs  tief,  umgeben  von  Kalksteinen,  43  Stück  alte 
Silbermünzen  ausgegraben.  Es  sind  durchgängig  Mainzer 
Münzen,  der  Mehrzahl  nach  unter  Erzbischof  .\dolf  IL,  Grafen 
von  Nassau,  1461 — 1475,  geprägt  und  bestehen  gröfstentheils  in 
einseitigen  Pfennigen,  welche  in  einem  gespaltenen  Schilde  das 
Mainzer  Rad  und  den  nassauischen  Löwen  mit  darüberstehendem 
A  führen.  Andere  Pfennige  dieses  Fundes  sind  mit  dem  Wappen 
von  Trier,  Mainz  und  Churpfalz  versehen  und  auf  Grund  gemein- 
schaftlicher Münzverträge  ausgeprägt  worden.  Einige  der  Münzen 
sind  von  der  Stadt  Mainz  geprägt;  es  sind  einseitige  Heller  und 
zeigen  in  einem  Perlenkranze  einen  Schild  mit  dem  Rade  und  da- 
runter im  Bogen  drei  Kronen  als  das  Wappen  der  Stadt  Köln, 
mit  welcher  die  betreffenden  Stücke  in  Gemeinschaft  geschlagen 
wurden ;  endlich  Heller  mit  dem  Rade  und  darüberstehendem  B, 
welche  im  Vereine  mit  der  Stadt  Bingen  geschlagen  wurden. 

(Numismat.  Ztg.,  Nr.  1.) 

14)  Auf  dem  hohen  Chore  der  Neuwerker  Kirche  in  Goslar 
wurden  vor  einiger  Zeit  übertünchte  Wandmal  ereien  entdeckt. 
Der  Magistrat  veranlafste  nähere  Untersuchung  und,  wie  das  dor- 
tige Kreisblatt  berichtet,  ist  schon  jetzt,  nachdem  erst  ein  Theil 
des  Ueberstrichs  und  der  Staubablagerung  vorsichtig  entfernt  wor- 
den, nach  dem  Urtheile  Sachverständiger  festgestellt,  dafs  der 
Kunstwerth  jener  Malereien  ein  ganz  aufserordentlicher  ist.  Ober- 
baurath  Salzendorf,  bekannt  durch  seine  vom  König  Friedrich 
Wilhelm  IV.  angeordnete  künstlerische  Mission  nach  Konstantino- 
pel, war  bei  seiner,  durch  die  Restauration  des  Kaiserhauses  ver- 
anlafsten,  Anwesenheit  in  Goslar  ersucht,  die  Malerei  in  der  Neu- 
werker Kirche  in  Augenschein  zu  nehmen.  Er  äufserte  sich  nach 
kurzer  Prüfung  dahin,  dafs  hier  Kunstschätze  so  seltener  Art  ver- 
borgen seien,  wie  vielleicht  in  keiner  anderen  Kirche  Deutschlands. 
Zu  der  vom  Magistrate  beabsichtigten  Restauration  schlug  er  Pro- 
fessor Welter  vor,  und  wie  das  gen.  Blatt  mittheilt,  würde  die 
Herstellung  der  Malereien,  die  eine  weit  gröfsere  Ausdehnung  ha- 
ben, als  man  anfänglich  vermuthete,  sich  mit  Sicherheit  ausführen 
lassen.  (Korr.  v.  u.  f.  D.,  Nr.  87.) 

15)  Der  zweite  Jahrgang  der  neuen  Folge  der  von  Dr.  J.  H. 
Müller  herausgegebenen  „Zeitschrift  für  deutsche  Kultur- 
geschichte" wird  u.  a.  folgende  Mittheilungen  bringen:  Würz- 
burg im  12.  Jahrh. ,  von  Prof.  Wegele ;  die  Frauen  in  der  deut- 
schen Geschichte,  von  W.  v.  Giesebrecht;  die  politische  und  so- 
cial-politische  deutsche  Lyrik  in  unserm  Jahrhundert,  von  Prof. 
Honegger ;  drei  Jahre  aus  dem  Leben  einer  deutschen  Reichsstadt 
(Nürnberg),  von  Dr.  A.  v.  Eye;  die  alten  Brüderschaften  in  Bre- 
men, von  J.  G.  Kohl;  deutsche  Soldtruppen  im  Dienst  der  Re- 
publik Venedig,  von  Archivrath  Kaufmann  ;  Pasquille  des  17.  Jahrb., 


v.  Prof.  Zahn;  die  Entwicklung  der  deutschen  Volkswirthschaft, 
und :  die  Verhandlungen  des  sächsischen  Kurfürsten  Christian  II. 
mit  seinen  Landständen  1601 — 1609,  von  Staatsarchivar  Dr.  Falke; 
zur  Geschichte  der  Klosterwirthschaft,  von  Prof.  Horawitz. 

IG)  Bei  der  Vornahme  von  Bodenuntersuchungen  in  der  auf 
der  Nordseite  des  Doms  zu  Worms  angebauten  Aegydienkapelle 
fand  sich  zunächst  das  Epitaph  des  Bischofs  Reinhard 
von  Sickingen  (gest.  1482).  Der  ehemalige  Messinggufs,  wel- 
cher den  Bischof  im  bischöflichen  Ornate  darstellt,  ist  schon  längst, 
wahrscheinlich  seit  1689,  verschwunden.  Die  Platte  verdeckt  die 
gewölbte  Gruft  des  Bischofs.  Mehrere  Stufen  führen  in  dieselbe. 
Die  sehr  vermoderte  Leiche  liegt  in  einem  sehr  einfachen  Holz- 
sarge, der  keine  Spur  von  Bemalung  oder  Ornament  zeigt.  Aus 
dieser  Einfachheit,  sowie  aus  der  geschichtlich  überlieferten  That- 
sache,  dafs  die  Leiche  aus  dem  Sterbeorte  Ladenburg,  der  bischöf- 
lich-wormsischen  Stadt  am  Neckar,  nach  Worms  überführt  werden 
mul'ste,  läfst  sich  schliefsen,  dafs  eine  bedeutende  Aenderung  statt- 
fand. Entweder  ist  der  gegenwärtige  Holzsarg  ein  schlechter  Er- 
satz für  den  altern  bessern,  oder  der  gegenwärtige  war  der  Innen- 
sarg, den  ein  besserer,  vermuthlich  Metallsarg  umgab.  Bei  der 
ersten  Eröffnung  liefs  sich  sofort  eine  frühere  unbefugte  Eröff- 
nung, wenigstens  der  Gruft,  constatieren.  Die  Treppen  lagen  im 
Schutt  und  Geröll  verdeckt,  welches  sich  sogar  bis  in  die  Hälfte 
des  Bodens  der  Gruft  fortgearbeitet  hatte.  Das  Kopfende  des 
Sarges  lag  in  diesem  Schutte,  damit  auch  Kopf  und  Oberkörper 
der  Leiche.  Das  deckende  Brett  war  verrückt.  Der  Verstorbene 
trug  ein  seidenes  Mefsgewand,  rothseidene  Handschuhe.  Der  Schä- 
del allein  ist  gut  erhalten.  Der  Bischof  Reinhard,  ein  tüchtiger 
Mann  seiner  Kirche,  ist  Erbauer  der  Kapelle,  wie  er  auch  testa- 
mentarisch eine  Summe  Geldes  für  den  neuprojectierten  und  un- 
ter seinem  Nachfolger  Joh.  v.  Dalberg  begonnenen  Kreuzgang  aus- 
warf.    Die  Fenster  der  Kapelle  enthielten  Glasmalereien. 

17)  Mit  Bezug  auf  den  Aufsatz  in  Nr.  12  d.  vor.  .Jahrgangs 
dieses  Blattes  (vermischte  Nachrichten,  Nr.  140,  Sp.  399  f.)  sind 
wir  in  der  angenehmen  Lage,  melden  zu  können,  dafs  die  dort 
behandelte  Frage  vielseitige  Beachtung  gefunden.  Die  Presse  er- 
örterte dieselbe,  und  insbesondere  besprach  sie  ein  Artikel  in  der 
Augsburger  Allgem.  Zeitung  von  Prof.  Hegel  in  Erlangen  auf's 
Eingehendste.  Eine  Petition  des  hiesigen  Patriziates  und  eine 
zweite  aus  dem  Kreise  der  hiesigen  Bürgerschaft  giengen  nach 
München  ab,  um  für  Belassung  des  Archives  in  Nürnberg  zu  wir- 
ken. Sicher  wäre  die  Agitation  noch  viel  lebhafter  geworden, 
wenn  nicht  die  seitherige  Abgeschlossenheit  des  Archives  das- 
selbe so  ganz  aufser  Beziehung  zum  grofsen  Publikum  gehalten 
hätte.  Se.  Excellenz  der  Herr  Minister  des  Innern  kam  dieser 
Bewegung  freundlichst  entgegen,  gab  sofort  Befehl,  die  Ueber- 
siedelungsarbeiteu  zu  sistieren  und  trat  mit  der  Stadt  in  Unter- 
handlung, indem  er  anbot,  das  Archiv  dort  zu  belassen,  wenn  die 
Stadt  unentgeltlich  Lokale  dafür  bestelle.  Von  Seite  der  Stadt- 
behörden wurde  eine  Commission  eingesetzt,  um  die  Verhandlun- 
gen zu  leiten  und  zu  ermessen,  bis  zu  welchem  Grade  die  Stadt 
Opfer  bringen  könne. 

So  ist  denn  Hoffnung  gegeben,  dafs  diese  wichtige  Quelle  für 
geschichtliche  Forschungen  Nürnberg  erhalten  bleibt ,  da  ohne 
Zweifel  die  Stadt  bereit  sein  wird,  ein  Opfer  für  das  Denkmal 
ihrer  alten  Herrlichkeit  zu  bringen.  Immerhin  jedoch  kann  man 
in  dieser  Beziehung  ein  über  gewisse  Grenzen  gehendes  Ojjfer  von 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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der  Stadt  nicht  verlangen ;  es  bleibt  daher  auch  für  den  Staat  die 
Pflicht  eines  solchen  bestehen.  Das  Archiv  enthält  nicht  ausschliefs- 
lich  das  Material  für  die  Geschichte  der  Stadt,  sondern  es  sind 
damit  einige  andere  Archive  seiner  Zeit  vereinigt  worden ,  deren 
Material  im  engsten  Zusammenhange  mit  dem  nürnbergischen 
steht,  und  dies  Archiv  ist  einmal  Eigenthum  des  Staates,  nicht 
mehr  der  Stadt.  Wenn  nun  jene  Lokalitäten,  die  das  Archiv  bis- 
her im  Rathhause  inne  hatte,  beschränkt  und  in  sonstiger  Weise 
unpassend  waren,  so  ist  es  nur  billig,  dal's  der  Staat,  aul'ser  jenen 
20,000  fl.,  die  ihm  für  Räumung  des  Rathhauses  zukommen,  noch 
mehr  aufwende,  wenn  er  statt  derselben  gröfsere  und  passendere 
erhält. 

Die  leerstehenden  Räume  in  Eichstädt  können  nicht  in  Be- 
tracht kommen.  Wenn  man  sie  durchaus  verwenden  will,  so  mö- 
gen sie  zu  Anderem  dienen.  Warum  verlegt  man  nicht  das  kgl. 
Reichsarchiv  aus  München  dahin,  warum  nicht  die  Glyptothek  oder 
Pinakothek?  Weil  das  eben  nicht  geht.  Aber  ebensowenig  geht 
es  an,  das  Nürnberger  Archiv  dahin  zu  verlegen,  welches  in  Nürn- 
berg bleiben   mufs,  weil   es  dahin  gehört.     Das  germanische   Mu- 


seum hat  ein  lebhaftes  Interesse  an  dieser  Frage ;  schon  als  erörtert 
wurde ,  wo  es  seinen  Sitz  nehmen  solle ,  war  gerade  das  reiche 
kulturgeschichtliche  Material  des  kgl.  Archivs  einer  der  ausschlag- 
gebenden Gründe  für  Nürnberg.  Aus  diesem  Grunde  hat  auch  das 
Direktorium  des  germanischen  Museums  an  Se.  Excellenz  den  Herrn 
Minister  die  Bitte  gestellt,  selbst  wenn  er  jene  Opfer,  welche  die 
Stadt  zu  bringen  im  Laufe  der  Verhandlungen  sich  bereit  zeigt, 
für  zu  gering  halten  sollte,  nicht  die  Wiederaufnahme  der  Ueber- 
tragungsarbeiten  befehlen,  sondern  mit  dem  Museum  in  Unter- 
handlung treten  zu  wollen,  welches  vielleicht  die  Lokalfrage  in 
Verbindung  mit  seiner  eigenen  Lokalfrage  bringen  und  so  die 
Lösuug  ermöglichen  könne,  da  sicherlich  Patriziat  und  andere 
Pi'ivate  auch  einige  Opfer  zu  bringen  bereit  sein  werden.  In  letz- 
ter Linie  mülste  das  Museum  selbst  auf  Kosten  seiner  eigenen 
Entwicklung  für  die  Sache  eintreten,  damit  nicht  einer  der  Fak- 
toren, welche  der  Stadt  die  Berechtigung  des  Besitzes  unserer 
nationalen  Anstalt  geben,  der  Stadt  und  damit  dem  Museum  ent- 
zogen werde. 

A.  Essenwein. 


Anfragen. 


1)  Der  Unterzeichnete  bittet  um  Nachweisung  folgender,  ver- 
muthlichin  Mittel-  oderSüdostdeutschland  gelegener  Oertlichkeiten  : 

a.  Furstinawe.  Otto  Herzog  von  Meran  und  Pfalzgraf  von 
Burgund  stellt  25.  Dec.  1243  für  seinen  Vasallen  Eberhart  von 
Widdersberg  eine  Urkunde  aus  :  „Datum  apud  Furstinawe  castrum 
nostrum"  (Monum.  Boica  VIII,  182 — 83).  Da  in  dieser  Urkunde 
mit  Bezug  auf  die  Ammerseegegend  gesagt  wird :  „secundum  ydi- 
oma  terre  illius",  so  scheint  der  Ausstellungsort  weit  davon 
entfernt,  denn  sonst  würde  es  wol  „istius"  heil'sen.  Die  Zeugen 
gehören  den  fränkischen  Geschlechtern  der  Förtsch  fvon  Thurnau), 
von  Plassenburg,  Streitberg  und  Schaumberg  (letzteres  in  Sachsen- 
Meiningen,  westlich  von  Schalkau)  an.  Hormayr  (sämmtliche 
Werke  III,  370)  erklärt  Furstinawe  als  Füi-stenau  im  Voigtlande, 
doch  will  sich  mit  diesem  Namen  dortselbst  weder  ein  bestehen- 
der Ort,  noch  (vgl.  Eisel,  Sagenbuch  des  Voigtlandes,  1871)  eine 
ehemalige  Burg  finden.  Die  sonst  in  Deutschland  vorkommenden 
Oertlichkeiten  dieses  Namens  liegen  weit  aufserhalb  des  Bereiches 
der  andechsischen  Besitzungen. 

b.  Chusenrein.  Nach  einer  ungedruckten,  mir  in  neuerer 
Abschrift  vorliegenden,  undatierten  Urkunde  des  Bischofes  Eber- 
hart von  Bamberg  verpfändet  an  denselben  beim  Auszuge  des 
Kreuzheeres  1147  ein  Graf  Poppo,  zweifelsohne  der  Andechser, 
seine  Grafschaft  —  wahrscheinlich  die  vom  Hochstifte  Bamberg 
zu  Lehen  rührende  Grafschaft  im  Rednitzgau  mit  dem  Ilauptsitze 
Plassenburg  — ,  dann   er  und  sein  Bruder  Bertold  ihre  „infra  ter- 


minos  Chusenrein"    gelegenen   Allodien.     Letzterer  Name   scheint 
am  ehesten  einen  Höhenzug  zu  bezeichnen. 

c.  Was  ist  die  Quelle  der  von  Cohn  in  den  Stammtafeln  z. 
Gesch.  d.  europ.  Staaten,  Taf.  150,  und  von  Reitzenstein  in  den 
Regesten  der  Grafen  von  Orlamünde,  Taf.  6,  gemachten  Angabe, 
Sophie,  die  Tochter  des  Fürsten  Heinrich  I.  von  Anhalt,  sei  mit 
dem  (1231  Wittwer  gewordenen)  Herzog  Otto  I.  von  Meran  (f  1234), 
dann  mit  Graf  Siegfried  von  Regenstein  (f  1248  ?)  verheirathet 
gewesen  ? 

München.  Freiherr  Edmund  Oefele, 

Reichsarchivpraktikant. 

2)  Mit  einer  Abhandlung  über  das  im  14.  bis  17.  Jahrh.  in 
Schlesien  und  der  Oberlausitz  üblich  gewesenen  Ritt  errecht 
(jus  equestre),  auch  Ehrentafel  oder  Ritterbank  genannt,  beschäf- 
tigt, wünscht  der  Unterzeichnete  Aufschlufs  zu  bekommen  dar- 
über: 

ob  aufser  in  Schlesien  und  der  Oberlausitz  auch   auch    in  an- 
deren   Theilen  Deutschlands   das  Ritterrecht   und   die  Ehren- 
tafel zu  Recht  bestanden  haben. 
In  den  hier  in  Breslau  zu  Gebote  stehenden  Quellen  ist  nicht  ein- 
mal eine  Andeutung  hierüber  zu  finden. 

Breslau.  Julius  König, 

kgl.  Stadtgerichtsrath. 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  ü.  E.  Sebald  In  Nürnberg. 


DfürnbeTi^.  Baa  Abonnemont  des  Blat- 
tes, welches  alle  Mouate  erscheint,  wird 
gaDZJiihrig  angenommen  und  beträgt  nach 
der  neuesten  Poatconvention  bei  allen  Post- 
ämtern und  Buchhaudlungou  DcutsiMands 
incl.  Oesterreichs  3ti.  36kr.  im  24  ti.-Fuls 
oder  2  Tiür.  preufs. 

Für  Frankreifh  abonniert  man  iri 
Paria  bei  der  deutschen  Buchhandlung  von 
F.  Klincksieck,  Nr.  11  tue  de  Lille;    für 


m  Kllie  MW 

Neue  Folge. 


England  bei  Williams  A  Norgate,  H  Heu- 
rietta-Street  Covent  -  Garden  in  London ; 
für  Nord-Amerika  bei  den  Postämtern  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  fllr  das  gorman.  Museum  be- 
stimmten Sendungen  auf  dem  Wege  des 
Buchhandels  werden  durch  den  Commia- 
Bionar  der  literar.-artibt.  Anstalt  des  Mu- 
seums, F.  A.  Brockhaua  in  Leipzig  be- 
fördert. 


Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  GERMÄMSCflEN  MUSEUMS. 


1873. 


JMd. 


März. 


Wissenschaftliche  Mittheilungen. 


Die  heilige  Walburg  als  deutsche  Gaugöttin  in  der 
Kunst  des  16.  Jahrhunderts. 

E.  L.  Eochholz  weist  in  seiner  interessanten  Schrift: 
„Drei  Gaugöttinnen  als  deutsche  Kirchenheilige" 
nach,  wie  der  Verehrung  der  heil.  Walburg,  Verena  und 
Getraud  ursprünglich  ein  heidnischer  Kult  zu  Grunde  lag  und 
im  Aberglauben  und  den  Sitten  des  Volljes  sich  lebendig  er- 
halten hat,  nachdem  längst  das  Christenthum  die  heidnische 
Ueberlieferung  geläutert  und  die  Kunst  den  alten  Vorstellun- 
gen eine  durchaus  veränderte  Gestalt  verliehen.  In  besonde- 
rem Bezug  auf  Walburg  findet  sich  über  dem  Steinthore  zu 
Antwerpen  ein  Reliefbild  eingemauert,  das  zwar  verstümmelt, 
aber  die  heidnische  Göttin  noch  mit  Sicherheit  erkennen  läfst 
und  dessen  Verehrung  von  Seiten  der  Frauen  als  Patronin  des 
Ehesegens  aus  den  verschiedensten  Zeiten  bezeugt  wird.  Be- 
kannter ist  noch  der  Stein  im  Dorfe  Emmetsheim  im  bayeri- 
schen Franken,  der  das  Bild  der  genannten  in  zweifacher  Auf- 
fassung zeigt  und  für  das  Landvolk  bis  in  das  vorige  Jahrhun- 
dert dieselbe  Bedeutung  behielt,  wie  der  erst  erwähnte.  Einen 
Anklang  an  die  Mythe  in  Darstellungen  späterer  Zeit  will  Roch- 
holz auf  der  in  M.  Rader's  Bavaria  sancta  befindlichen, 
von  Sadeler  ausgeführten  Abbildung  des  Grabmales  der  h.  Wal- 
burgis  zu  Eichstätt  erkennen,  wo  unter  den  Andächtigen  an 
den  Stufen  des  Steinsarges  ein  grofser  Hofhund  schlafend  an- 
gebracht ist.  Allerdings  war,  wie  nachgewiesen,  der  Hund 
der  heidnischen  Göttin  der  Fruchtbarkeit  geweiht ;  wer  indefs 
bei  längerem  Verweilen   unter   den  Werken  der  älteren  Kunst 


sich  überzeugt  hat,  welche  Stellung  der  Hund  in  der  früheren 
Gesellschaft  überhaupt  einnahm,  wie  er  in  steter  Begleitung 
bei  Hoch  und  Niedrig,  zu  Hause  und  auf  der  Strafse  vor- 
kommt, bei  Gastmählern  der  Fürsten  heimisch,  bei  Rathsver- 
sammlungen  und  selbst  in  der  Kirche  zugelassen  war,  kann 
nichts  Auffallendes  darin  sehen,  wenn  er  in  einem  Haufen  Be- 
tender schlafend  sich  findet.  Am  wenigsten  können  wir  von 
einem  Münchener  Hofliupferstecher  von  fremder  Herkunft  er- 
warten, dafs  er  die  geheimen  Ueberlieferungen  eines  damals 
dem  bayerischen  Herrscherhause  noch  fern  stehenden  Volks- 
stammes gekannt  und  in  seinen  Arbeiten  berücksichtigt  habe. 
Dafs  gleichwohl  die  heidnischen  Vorstellungen  sich  hinreichend 
wach  erhielten,  um  auch  noch  in  der  späteren  Kunst  hervor- 
zutreten, und  mit  dieser  selbst  in  die  Kirche  sich  drängten  , 
beweist  die  im  unten  eingefügten  Holzschnitte  verkleinert  wie- 
dergebene  Malerei  aus  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts, 
welche  seit  längerer  Zeit  sich  in  den  Sammlungen  des  germani- 
schen Museums  befindet.  Das  Bild  ist  neben  einem  Seiten- 
stücke von  gleicher  Gröfse  ein  Altarflügel  ans  dem  aufgehobe- 
nen Cisterzienser  -  Nonnenkloster  Seligenpforten  im  Bisthum 
Eichstätt.  Lange  Zeit  im  Besitz  eines  Bauern  dortiger  Ge- 
gend, der  die  eine  —  hier  nicht  abgebildete  —  Tafel  sogar 
als  Thür  vor  einem  Hühnerstall  benutzt,  hatten  sie  sehr  gelit- 
ten, waren  in  der  Zeichnung  indefs  vollkommen  kenntlich  ge- 
blieben. Das  Seitenstück  stellt  den  Ritter  Georg  zu  Pferd 
dar,  in  welchem  der  Maler  einfach  den  bekannten  Holzschnitt 
von  Dürer  B.  Nr.  111  copiert  hat.  Der  in  unserer  Abbildung 
wiedergegebene  Gegenstand  müfste  völlig  unverständlich  bleiben, 


67 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


68 


•wenn  nicht  die  oben  bezeichneten  mythologischen  Untersuchun- 
gen ein  Licht  darauf  würfen.  Schon  die  Nebeneinanderstel- 
lung  einer  durch  den  Goldschein  hinreichend  als  solche  be- 
zeichneten Heiligen  mit  einer  Frau  in  weltlicher  Tracht,  die, 
weit  entfernt,  die  gewöhn- 
liche Stelle  und  Stellung  der 
Stifter  einzunehmen,  wie  eine 
Gleichberechtigte  neben  der 
ersteren  Platz  genommen,  ist 
in  der  älteren  Kunst  ohne 
Parallele  und  liegt  so  wenig 
im  Begriff  der  kirchlichen 
Kunst  überliaupt,  dafs  wir 
nach  einem  besonderen  Grund 
suchen  müssen,  um  es  zu  er- 
klären. Welche  Heilige  ist 
sodann  durch  das  Attribut 
einer  Gans  bezeichnet?  Sie 
kommt  in  Begleitung  des  Bi- 
schofs Martin  von  Tours  vor  ; 
im  Rachen  eines  Wolfes  ne- 
ben dem  Bischof  Vedastus 
von  Arras.  Oder  nehmen  wir 
an,  dafs  die  Gänse  auf  un- 
serem Bilde  verunglückte 
Schwäne  seien,  zu  welchen 
der  Künstler  das  Modell  et- 
wa aus  nächster  Nähe  nahm, 
so  finden  sich  diese  wieder- 
um nur  neben  den  Bischöfen 
Hugo,  Ludgerus  und  Cuth- 
bert.  Dazu  kommt  der  abge- 
schnittene Gänsefufs  in  der 
Hand  der  Heiligen,  der  durch 
nichts  in  der  christlichen  Le- 
gende gerechtfertigt  ist. 

In  der  heidnischen  My- 
the aber  ist  Walburg  als  Früh- 
lingsgöttin Herrin  der  Wild- 
gänse. Auch  kommt  sie  un- 
ter den  Walkyren  vor  und 
wird  so,  wie  geflügelt,  auch 
schwanenfüfsig  gedacht.  Der 
einer  solchen  Götterjungfrau 
im  Kampfe  von  einem  ihrer 
Helden  abgehauene  Fufs,  den 
dieser  unversehens  traf,  als 

er  zum  Hiebe  gegen  seinen  Feind  ausholte,  und  der  im  Verlaufe 
der  Volksüberlieferung  zum  GänsefuTs  zusammengeschrumpft 
und  in  den  zaubcrkräfligen  Drudenfufs  verwandelt  wurde,  findet 
auch  in  der  Hand  der  Walburg  seine  Bedeutung.  Sie  ver- 
richtet  noch  als  kirchliche  Heilige  wunderbare  Heilungen,  na- 


mentlich von  Lahmen  und  Klumpfüfsigen,  die  sonst  nach  dem 
Volksglauben  im  Morgen-  und  Frühlingsthau  Hülfe  fanden,  der 
beim  Ritt  der  Walkyren  den  Mähnen  ihrer  Rosse  entträufelt 
und  aus  dessen  Berührung  der  Fufs  derselben    so    gut    wohl- 

thätige  Kräfte  in  sich  auf- 
nehmen konnte,  wie  Unholde 
ihn  mit  dem  Ful's  vom  Grase 
streiften,  um  seine  segenbrin- 
genden Wirkungen  fern  zu 
halten.  Dem  Gänsebein  knüpf- 
ten sich  auch  noch  im  spä- 
teren Aberglauben  geheim- 
nifsvolle  Eigenschaften  an ; 
es  wurde  aus  demselben,  wie 
aus  der  Gänseleber,  geweis- 
sagt (vergl.  Jac.  Grimm,  d. 
Mythologie  '^  1067  f.  J.  W. 
Wolf,  Beiträge  zur  deutschen 
Mythologie,  S.  48). 

Auch  in  den  sonstigen 
Darstellungen  der  heil.  Wal- 
burg kommen  Andeutungen 
vor,  welche  an  deren  heid- 
nische Vergangenheit  erin- 
nern, wenn  bereits  auch  mehr 
in  das  Gewand  christlicher 
Legendenbildung  gehüllt.  Auf 
ihrem  Grabstein  in  der  Klo- 
sterkirche zu  Heidenheim  am 
Hahnenkaram  v.  J.  1484  er- 
scheint sie  zwar  rein  als  Aeb- 
tissin,  in  der  rechten  Hand 
den  Stab,  in  der  linken  ein 
Buch  haltend.  Zwei  zu  bei- 
den Seiten  über  ihr  schwe- 
bende Engel  setzen  eine  Krone 
auf  ihr  Haupt.  Unter  ihren 
Füfsen  windet  sich,  so  weit 
sich  noch  erkennen  läfst,  eine 
Schlange.  Ueber  dieser  liegt 
das  dänische  Wappen,  das 
ohne  Zweifel  die  der  Heili- 
gen von  der  Legende  zuge- 
theilte  angelsächsische  Ab- 
kunft festhalten  soll.  Das 
gewöhnliche  Attribut  der 
Heiligen  aber  ist  das  Fläsch- 
chen  mit  dem  wunderthätigen  Oele,  welches  ihren  Gebeinen 
nach  ihrem  Tode  entströmte  und  an  den  theils  von  ihr  gespende- 
ten, jedenfalls  unter  ihrer  Obhut  stehenden  heilkräftigen  Thau 
erinnert.  Doch  kommt  sie  auch  mit  dem  Abzeichen  dreier  Aehren 
vor,  und  diese  hängen  mit  ihrer  ehemaligen  Bedeutung  als  Bringe- 


69 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


70 


rin  des  Sommers  näher  zusammen.  Nicht  nur  steht  das  Frucht- 
korn ursprünglich  unter  ihrer  Vorsorge,  sondern  die  spätere 
Sage  weiset  ihr  auch  iu  einem  Achrenfelde  Zuflucht  an,  vor  dem 
sie  verfolgenden  wilden  Heere,  wozu  die  Beobachtung  Anlafs 
gegeben  haben  mochte,  dafs  die  nach  Beginn  des  Mai  oft  noch 
mit  winterlichem  Ungestüm  wieder  hervorbrechenden  Schnce- 
und  Regenstürme  iu  den  Saaten  doch  eine  Grenze  ihres  feind- 
lichen Auftretens  finden  und  hier  durch  Tränkung  des  Erd- 
bodens vortheilhaft  wirken  müssen.  Doch  sind  die  Aebren  als 
Zeichen  der  gewährten  menschlichen  Nothdurft  überhaupt  auch 
in  die  Hände  der  heilspendenden  Gottesmutter  übergegangen 
(s.  Rochholz,  im  angegebenen  Werke,  S.  25  ff.),  und  die  Mar- 
tinsgänse haben  auch  ursprünglich  mit  dem  Bischöfe  von  Tours 
nichts  zu  tlmu,  sondern  giengen  auf  diesen  ebenfalls  aus  dem 
Heidenthum  über,  wenn  auch  auf  anderem  und  nicht  so  di- 
rectem  Wege  wie  bei  der  heil.  Walburg.  Diese  dürfte  indefs 
in  der  Kunst  kaum  zum  zweiten  Male  in  •deren  Gesellschaft 
anzutreffen  sein. 

Dem  Verfertiger  unseres  Altares  sind  offenbar  die  sonsti- 
gen Darstellungen  dieser  Heiligen  nicht  unbekannt  gewesen; 
wahrscheinlich  hat  ihm  der  in  seiner  Nähe  befindliche  Grab- 
stein vorgeschwebt;  denn  die  Kleidung  ist  im  Wesentlichen 
dieselbe,  aus  Weihel,  Wimpel  und  Mantel  zusammengesetzt. 
Nur  das  Scapulier  ist  nicht  deutlich  zu  erkennen.  Aber  die 
einer  Benedictinerin  zukommende  schwarze  Farbe  ist  so  ent- 
schieden verläugnet,  dafs  wir  diesen  Umstand  unmöglich  aus 
einem  Irrthum  erklären  können.  Kopf-  und  Halsbedeckung 
sind  weifs,  das  Unterkleid  dunkelgrün,  der  Mantel  blafsroth. 
Es  kann  wol  keinem  Zweifel  unterliegen,  dafs  der  Künstler 
die  eigentliche  christliche  Heilige  nicht  hat  darstellen  wollen, 
wenigstens  nicht  in  der  Eigenschaft,  in  der  sie  in  der  kirch- 
lichen Legende  auftritt.  Die  Lösung  des  Räthsels,  vor  wel- 
chem wir  uns  befinden,  kann  nur  der  ganzen  Darstellung  ent- 
nommen werden.  Wir  sehen  zwischen  beiden  dargestellten 
Personen  einen  Baum  mit  zum  Theil  dürren,  zum  Theil  be- 
laubten, fruchttragenden  Zweigen.  Die  Früchte  gleichen  Kir- 
schen, das  Laub  ist  weidenblattförmig.  Vielleicht  vermied  der 
Zeichner  absichtlich,  eine  bestimmte  Gattung  Bäume  zu  cha- 
rakterisieren, um  die  Bedeutung  eines  Symboles  prägnanter  aus- 
zudrücken. Die  Frau  hat,  indem  sie  die  Heilige  bedeutungs- 
voll anblickt,  die  liuke  Hand  an  eine  Frucht  gelegt  und  ist  er- 
sichtlich im  Begriff,  sie  zu  pflücken,  während  die  rechte  auf 
dem  scheinbar  gesegneten  Leibe  ruht. 

Ein  spät  oder  unter  auffallenden  Umständen  tragender 
Fruchtbaum  hat  aber  bekanntlich  im  Volksaberglauben  die  Be- 
deutung, dafs  das  Haus,  zu  welchem  er  gehört,  durch  Zuwachs 
seiner  Bewohner  erfreut  werden  soll.  Nehmen  wir  nun  hinzu, 
in  welcher  Eigenschaft  gerade  in  der  Gegend,  in  welcher  un- 
ser Gemälde  entstanden,  das  Andenken  an  die  altheidnische 
Walburg  sich  erhalten,  wie  noch  im  vorigen  Jahrhundert  kin- 
derlose Frauen  zum  Emmetsheimer  Steine  wallfahrteten ,  um 
dort  Erfüllung  ihrer  Wünsche  zu   erflehen,  so  ergibt  sich  die 


Deutung  des  räthselhaften  Bildes  ganz  ungezwungen.  Die  Frau 
neben  dem  Baume,  der  Tracht  und  dem  reichen  Schmucke 
nach  einem  vornehmen  Stande  angehörend,  war  vielleicht  auch 
in  Emmetsheim  geweseu,  ihre  Bitte  erhört  worden,  und  nach 
alter  Sitte  hatte  sie  eine  Stiftung  gelobt.  Auf  dieser  mufste 
die  wunderthätige  Segenspenderin  um  so  mehr  hervortreten, 
als  sie  ja  durch  die  That  ihre  fortdauernde  Macht  bekundet. 
In  die  Kirche  konnte  sie  natürlich  nur  als  Heilige  Eintritt  fin- 
den, und  sie  so  auszustatten,  gieng  um  so  leichter  an,  je  mehr 
in  der  Vorstellung  der  Zeit  der  Unterschied  zwischen  der  ur- 
sprünglichen Gaugöttin  und  der  späteren  Heidenheimcr  Aebtis- 
sin  sich  verwischt  haben  mochte.  Zwar  sollte  bei  dieser  Ge- 
legenheit die  eigentliche  Heilige  nicht  in  Betracht  kom.men. 
An  deren  Vermittlung  hätte  man  sich  ja  nur  um  das  ewige 
Seelenheil  wenden  können.  In  diesem  Falle  würde  ohne  Zwei- 
fel die  fromme  Stifterin,  wie  es  Gebrauch,  sich  in  kleinerer 
Figur  und  betender  Stellung  zu  Füfsen  ihrer  Patronin  haben 
darstellen  lassen.  Unter  gegebenen  Verhältnissen  durfte  sie 
schon  in  traulicherer  Nähe  zu  ihrer  Helferin  sich  gesellen.  So 
konnte  diese  auch  mit  Abzeichen  ihrer  ehemaligen  Würde,  dem 
rothen  Mantel,  wie  mit  Attributen  abgebildet  werden,  die  sie 
von  der  kirchlichen  Heiligen  wenigstens  in  soweit  unterschie- 
den, dafs  mehr  die  Walburg  des  Volksglaubens  als  der  Legende 
in  den  Vordergrund  trat.  Es  konnte  diese  ganze  Auffassung 
um  so  mehr  durchgeführt  werden,  als  früher  ja  auch  die  letz- 
tere den  heidnischen  Glauben  nicht  schlechtweg  verworfen,  son- 
dern demselben  nur  christliche  Begriffe  untergeschoben  hatte. 
Wie  früher  die  Kirche  mit  dem  Volke,  so  haben  wir  nun  den 
merkwürdigen  Fall,  dafs  das  Volk  mit  der  Kirche  accordiert. 
Beide  haben,  wie  ersichtlich,  in  früher  und  später  Zeit  sich 
wohl  geeinigt,  bis  ganz  andere  Epochen  über  den  Fall  hinge- 
gangen und  der  Wissenschaft  überliefert  haben,  was  bis  dahin 
als  Sache  des  Glaubens  immer  einen  Rest  des  Zweifels  übrig 
gelassen. 

Nürnberg.  v.  Eye. 


Aus  dem  Brief  buche  des  Meister  Simon  TonHomburg*). 

(Schlufs.) 
V. 
Dem  Preise  der  Stadt  Lübeck  in  dem  vorhergehenden 
Briefe  wollen  wir  gleich  ein  Lied  folgen  lassen  (f.  267  v.),  in 
welchem  ebenfalls  von  der  Herrlichkeit  dieser,  damals  in  vol- 
ler Blüthe  strahlenden  Stadt  die  Rede  ist,  zugleich  aber 
auch  dieselbe  zur  Frömmigkeit  und  anderen  Tugenden  ermahnt 
wird,  welche  in  der  bösen  Welt  sonst  nicht  mehr  zu  finden 
seien. 


*)  In  Nr.  1  des  Anzeigers,  Sp.  7,  Z.  3  v.  u.    ist  obiectionem 
zu  lesen. 


71 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


72 


Verschiedene  offenbare  Fehler  der  Handschrift  habe  ich 
zu  verbessern  versucht,  die  ursprüngliche  Lesung  unten  hin- 
gesetzt. 

1  Ventorum  multis  flatibus        pro  criminum  reatibus 

Lex  iuris  fatigatur. 

2  Emarcet  iam  iusticia,  prefulget  avaricia, 

Favorque  iudicatur. 

3  Nautarum  heu  naufragium      in  terrisve  incendium 

A  nullo  relevatur. 

4  Invadit  strages  varia  mox  terras  atque  maria: 

Gwerris  fomentum  datur. 

5  Rapina,  furtum,  spolia,  vix  reputantur  vicia: 

Sic  regna  depravantur. 

6  Usura,  sacrilegla,  negocia  nepharia 

Per  orbem  principantur. 

7  Emenda  tu  pericula,  lucerna  Lübeck  fulgida, 

Ne  tua  lux  fuscetur. 

8  Ne  sol  in  te  deficiat,  cruorem  lune  incidat, 

Ne  in  te  ve  creetur. 

9  Ne  aurum  tuum  defluat,         aquila  neve  corruat, 

Ne  iubar  pallietur. 

10  Set  deus  in  te  scateat,  ne  fons  salutis  lateat, 

Justicia  sectetur. 

11  Tua  precelsa  gloria  ne  vibret  spurca  scoria, 

Ne  sceptrum  auferatur. 

12  Insignis  fama  aurea  illustret  orbis  climata, 

Laus  honor  augeatur. 

13  Condoleat  raagnifica  sublimis  tua  gracia 

Iniuriam  perpessis. 

14  Lux  tua  cunctis  cernitur,       umbratile  cum  speruitur, 

Quietis  meta  fessis. 

15  Extende  Signum  federis,         nimis  cum  ventis  lederis, 

Ne  turbine  mergaris. 

16  Non  tantum  transitoria,  set  querito  celestia, 

Ut  sanctis  uniaris. 

17  Tu  Lübeck  lux  virtutum,       extende  arma,  scutum: 

Pugna  pro  patria. 

VL 

Die  Verse,  welche  den  letzten  Theil  des  Briefbuches  fül- 
len, gewähren  die  bunteste  Mischung  von  Scherz  und  Ernst. 
Auf  die  schon  im  Anzeiger  1871,  Sp.  307  erwähnten  Schmäh- 
verse auf  die  Weiber:  „Noscere  qui  quaeris"  (f.  236)  folgt  die 
ernsthaft  gehaltene,  weit  verbreitete  und  in  vielen  Handschrif- 
ten erhaltene  Mahnung:  „Viri  vencrabiles,  sacerdotes  dei" ; 
dann  ein  weit  roheres,  in  der  Form  verkünsteltes  Klagelied 
über  das  Concil  zu  Basel  und  die  durch  dasselbe  erfolgte  Ab- 
setzung des  Papstes  Eugen.     Als  charakteristisch  für  die  Zeit, 


möge  demselben   hier   ein  Plätzchen   gegönnt  sein,  obgleich  es 
zum  Theil  kaum  verständlich  ist. 


1,  2  relatibus.  —  2,  3  Fauor.  —  3,  1  Nautorum.  —  3,  2  ter- 
ris  ne.  —  4,  1  stragis.  —  4,  2  terris.  —  9,  2  ne.  —  11,  2  scorea. 
—  11,  3  ceptrum  auferetur.  —  15,  2  minus  ventis. 


Anno  Christi 
M  C  quater 

Basilea 
Extat  clare, 

Clericorum 
Fluunt  treni, 

Dividitiir 
Velud  lignum 

2  En  tantus 
Instat  mundo 

Falsitatis 

Jam  est  bellum 

Galeata 
Vincit  prima, 

Hie  est  nummns 

Decretista 

3  Justos  punit, 
Dignos  sternit 

Kathedratur, 
Jam  ignarus 

Litterati 
Non  curantur, 

Moniales 
Heremite 


4  Non  est  fides, 
In  prelatis 

Omnes  errant, 
Petri  sedem 

Participes, 
Non  (vos)  sitis, 

Qui  commendas 
Querunt  pigwes 


quo  scripsisti 

XL,  pater 
mundi  impugnatur. 

in  hoc  rea 

quod  amare 
iustus  sie  dampnatur. 

nunc  proborum 

Nazareni 
yestis  laceratur. 

succiditur 

capud  dignura, 
a  membris  detruncatur. 

luctus  planctus 

gemibundo 
scismatis  errore. 

veritatis 

et  duellum 
magno  cum  furore. 

et  armata 

iacet  yma 
prostrata  cum  merore. 

iudex  suramus, 

et  legista 
abs  omni  pudore. 

reos  munit 

et  prosternit 
et  indignos  prehonorat. 

infulatur 

et  avarus, 
deum  quoque  (qui)  ignorat. 

graduati 

postergantur, 
Eama  quod  deplorat. 

sunt  hostiles  (sociales?) 
urbanite, 
monachus  non  orat. 

uti  vides, 

exaltatis, 
neque  in  subiectis. 

ut  pro;ternant 

infra  pedem 
iuribus  neglectis. 

0  principes 

hiis,  set  lis  sit 
vobis  cum  non  rectis ; 

et  prebendas 

et  biligwes 
sunt  in  suis  sectis : 


73 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


74 


5  Reprobantes 
Quem  rex  cell 

Sedem  Cristi, 
Bene  rexit 

Tractatores 
Convenite, 

Unara  partem, 
Eligatis, 

6  Cristianus 
Executor 

Ymmo  rogo 
Ne  declines 

Zelum  zela: 
Deus  gratum 

Et  coronam 
Tibi  gratis 


et  dampnantes 

pro  fideli 
eligit  succedere. 

ut  legisti, 

et  protexit 
magno  cum  honore. 

electores, 

diftinite 
mundi  pro  decore. 

rectam  artem 

presentatis 
dei  pro  amore. 

rex  Romanus 

sis  et  tutor 
partis  sanioris. 

te,  non  cogo, 

ad  affines, 
set  semper  melioris. 

hac  cautela 

tuum  statum 
facit  cunctis  horis. 

dabit  bonam 

cum  beatis 
in  vinculo  amoris. 

Hierauf  folgen  die  im  Anzeiger,  Jbg.  1870,  Nr.  1,  Sp.  10  f. 
mitgetheilten  Verse :  „Fuge  coetum  ferainarum",  aber  mit  dem 
sonst  fehlenden  Scblufs : 

Ego  oranes  bas  probavi,  Ergo  ut  predixi  cave ; 

Breves  laudes  reportavi,  Licet  dulce  dicant  ave, 

Bursam  quoque  vacuavi.  Impingunt  tarnen  maculam. 

Die  folgenden  deutschen  Stücke  sind  von  mir  in  der  Ger- 
mania 17,  181 — 18G,  das  Lied  der  Wallfahrer  nach  Mont- 
Saint-Michel  von  Mantels  herausgegeben.  Dann  folgen  f.  240 
Denkverse  auf  die  Schlacht  bei  Plowcze  am  27.  Sept.  1331, 
welche  freilich  siegreich  für  den  deutschen  Orden  war,  aber 
viele  Opfer  gekostet  hatte,  und  auf  den  Judenmord  von  1349. 
Qui  versus  legeris  hos,  cum  luctu  memoreris, 
Suspira,  plange,  pulsu  precordia  tange, 

Quod  cruce  signati       magna  sunt  heu  nece  strati 
In  luce  sive  die  Cosrae:  tunc  terra  Prusie 

Amisit  multos  fratres,  iuvenes  et  adultos, 

Quos  tu  virgo  pia        dignare  iuvare  Maria, 
Et  per  te,  Criste,         salvemur,  eique  resiste, 
Qui  dictus  Luckod       rex  est,  perimens  dominos  tot, 
Fratres  in  Cristo,         quod  in  anno  contigit  isto : 
Post  M  post  tria  C  post  X  (tria)  Ique  sequente. 

Anno  milleno  tria  C  XLque  noveno 
Cuspidibus,  gladiis,  dampnatur  et  igne  crematur 
Turpis  ebrayca  gens,  quo  tot  mala  tunc  opei-atur, 
Partibus  in  mundi  cunctis  spargendo  venenum 
In  fontes  et  aquas,  ob  quod  perdatur  in  evum, 


Ecclesiam  Cristi  quia  sie  delere  studebat, 
Disponente  deo  quod  non  complere  valebat. 

VII. 

Die  Mischverse  zu  Ehren  des  Schülerbischofs  sind  in  der 
Germania  17,186  abgedruckt.  Weiterhin  stofsen  wir  f.  242  auf 
eine  jener  Parodieen  der  h.  Schrift,  an  welchen  das  Mittelalter 
weniger  Anstofs  nahm,  als  die  Gegenwart.  Die  jedem  Geist- 
lichen stets  gegenwärtigen  Psalmenverse  und  anderen  Sprüche 
eigneten  sich  vortrefflich  zu  solcher  Verwendung,  und  so  fin- 
den wir  sie  hier,  wechselnd  mit  Hexametern,  in  einem  Spottge- 
dicht auf  die  Mönche,  d.  h.  die  Bettelmönche,  dessen  Ausfälle 
anderen  gegenüber  noch  zu  den  sanfteren  gehören.  Der  Samm- 
ler dieser  Handschrift  hat  verschiedene  von  grofser  Derbheit 
aufgenommen  und  scheint  den  Bettelraönchen  besonders  gram 
gewesen  zu  sein ;  diese  aber  werden  wol  hier  erscheinen  dürfen. 
Quis  *)  nescit  quid  sit  monachus  ?  (est)  mobile  vulgus. 

In  omnem  terram  exivit  sonus  eorura.     (Rom.  10,  18) 
Statim  post  primam  solent  intrare  coquinam. 

Sepulchrum  patens  est  guttur  eorum.     (Rom.  3,  13) 
5     Omnia  devorant,  nee  eos  possunt  saciare 

Volucres  cell  et  pisces  maris.     (Ps.  8,  9) 
Fercula  multa  petunt  et  longum  tempus  edendi : 

Si  vero  non  fuerint  saturati,  murmurabunt.    (Ps.  58,  16) 
Vix  psalmos  discunt,  tunc  mox  carnalia  gliscunt, 
10       Sicud  equus  et  mulus,  in  quibus  non  est  intellectus. 

(Tob.  6,  17) 
Dicit  gaudenter  (monachus)  cum  plurima  cernit: 

Letatus  sum  in  hiis  que  dicta  sunt  michi.     (Ps.  121,  1) 
Set  cum  pauca  videt,  replicat  niiserabile  Carmen : 

Heu  michi,  quia  incolatus  meus  prolongatus.    (Ps.  119,  5) 
15  Ut  bene  pascatur  monachus  nil  aliud  optat : 

Superbo  oculo  et  insaciabili  corde.     (Ps.  100,  5) 
Utque  habeat  vestes  omnis  cetus  monachorum; 
Moab,  Agareni,  Jebal  et  Amon  [hü  fuerunt  illic]. 

(Ps.  82,  8) 
Sic  igitur  sperant  celestia  regna  mereri: 
20       Non  sie  impii,  non  sie!     (Ps.  1,  4) 

Obgleich  hiermit  zusammengeschrieben ,    scheint    doch  die 
folgende  Strophe  nicht  unmittelbar  dazu  zu  gehören : 
Fratribus  congandeo  minoribus, 
Nam  humanis  florent  in  honoribus. 
Dicunt  quod  sint  homines 
Propter  deum  pauperes. 

vni. 

Ein  Räthsel,  welches  ich  nicht  zu  lösen  vermag,  bietet  uns 
f.  246  der  Lübecker  Handschrift  in  folgendem  Distichon: 
NuUus  hie  introeat  qui  sumere  vult  alimentum. 
Quin  prius  exponat  quid  sit  pluripladrimentum. 


*)  Qui  in  der  Handschrift.     Die  eingeklammerten  Worte  habe 
ich  zugesetzt. 


75 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


76 


Eine  eigcnthümliche  Art  der  Poesie  besteht  in  der  Nach- 
ahmung des  halbgebildeten  Kauderwelschs  verdorbener  Schola- 
ren. Diese  werden  uns  f.  249  vorgeführt,  wie  sie,  mit  ihrem 
Lehrer,  der  sie  bei  den  Elementen  festhält,  unzufrieden,  einen 
höheren  Meister  suchen ,  von  diesem  aber  abgewiesen,  der  Mei- 
nung sind,  sie  seien  auch  für  ihn  schon  viel  zu  gelehrt,  und 
nun  selbst  als  Eehrer  aufzutreten  beschliel'sen.  Das  ergötzliche 
Stückchen  ist  hin  und  wieder  fehlerhaft:  ich  habe  es  lesbar 
zu  machen  und  die  Verse  einigermafsen  herzustellen  gesucht. 

1.  Scolaris  dixit  sociis :  Si  velleremus  studcre, 

,,Hic  sumus  correctus.  Nos  sibi  ipsi  concludere 

Magister  nil  pronuuctiat,  vellemus  argumentum. 

Set  semper  nos  examinat: 

hie  sumus  neglectus. 

2.  „Si  eirca  textum  dubia 

multa  pronuncciaret, 
Et  pulchra  notabilia, 
Per  marginem  subtilia, 

sie  nobis  informaret. 


9.  „Hie  dielt  nos  ut  pueris. 
Quid  nos  est  addiscendura. 
Cum  sumus  satis  sapiens 
Et  ipsimet  intelligens. 
Quid  nobis  est  studendum. 

10.  „Libcllos  textualiter 

hie  nobis  (semper)  legit, 


3.  „Textum  per  multas  glosulas  Et  dicit  notabilia 

deberet  nos  glozare,  Quod  nobis  non  utilia. 
Per  cyfrasque,  nee  tociens  sie  certe  male  regit." 

Deberet,  seiet  quociens,  ^^   ^^^^  ^.jjptjg  gj^c^is  cursitant 

nos  exammare.  j^g^  possunt  perraanere, 

4.  „Dicit  quod  nos  grammaticam  Set  ceutum  scolas  queritant, 

studere  deberemus.  Peunis  papirum  maculant : 

Studere  methaphisicam  sie  credunt  se  studere. 

Ac  loycam  et  phisicam  ,„   ^  '  •  .  •     <. 

•'  ,,  12.  Sacram  scnpturam  cupiunt 

libenter  velleremus.  ,  •,  •    i     ■ 

ad  pennam  sibi  üari. 

5.  „Nos  credit  puerilia  Scribunt  coramenta  varia, 

velimus  quod  studere,  ge  credunt  et  per  talia 

Cum  sumus  magnus  socius  sie  posse  magistrari. 

Et  iam  in  baccalarius 

debemus  promovere.  13.  Librorum  in  principi.s 

se  monstrant  diligentes. 

6.  „Latinum  mandat  loquere 

debcamus  nt  minores, 
Ac  metras  extra  discerc, 
Voces  per  casus  flectere, 
parvus  ut  leccatores.  14.  Librorum  primo  folio 

finito  pbilosophorum, 
Mox  spernunt   (hanc)   ma- 

teriam, 
Psalmorum  volunt  gloriam 
(et)  ewangeliorum. 


Platcas  statim  queritant, 
Quibus  frequenter  ambulant, 
tinem  raro  videntes. 


7.  „Vult  nos  ut  in  examine 

parvus  ut  studeamus, 
Primam  partem  vigesies, 
Secundam  et  quindecies, 

cum  bene  studeramus. 

8.  „Habemus  circa  parvulum      15.  Dum  audiunt  alicubi 

triplex  bene  commentum.  magister  quod  regiscit, 


4,  1.  2  lautet  in  der  Handschrift  so :  Dicit  grammaticam  stu- 
dere Quod  deberemus.  —  5,  5  debermus.  —  8,  2  triplicem.  5  Vel- 
leremus. —  14,  4  glosam,  gegen  den  Reim.  —  15,  1  alicui. 


Dicuiit:  „Curramus  propere,  23.  „Scicnciarum  scandere 
Nos  ille  debet  legere  si  vultis  summitates, 

quidquid  cor  nostrum  gli-        Tunc  primo  partes  discite, 
seit.  Hinc  consequenter  gliscite 

^^     T,,     .  ^       ,  ,      .  vobis  congiuitates." 

16.  „Magister,  bona  doraine, 

velletis  nos  habere.  24.  „Magister,  nos  non  venimus 
Libenter  in  theoloyca  ob  declinacionem 

Et  natural!  phisica  Quam  si  vellemus  discere, 

vellemus  nos  docere.  Bene  vellemus  mauere 

,    ,.  .         ,  .      .    ,.  nostram  in  regionem. 

17.  „Audivinms  hic  Studium  ° 

bonum  quod  haberetis.  25.  „Vos  forte  multa  legere 
Kemote  cucursivimus,  velletis,  si  sciretis, 

Douec  vos  invenivimus,  Set  cum  nescitis  alia, 

ut  nos  informaretis.  Dixistis  nobis  talia, 

vos  sie  ut  excusetis. 

18.  „Libros  bonos  colleximus, 

libenter  studeremus,  26.  „Vadamus  hinc  ad  partibus, 

Si  nos  bona  hospicia  magister  vos  valete. 

Cum  vestra  adiuvancia  Scolares  nostros  azinus 

habere  poteremus.  Quos  scitis,  et  non  socius 

scientes  nos  docete. 

19.  „Nos  propriis  in  partibus 

vellemus  studuisse,  27.  „Sciatis  fratres,  quare  nos 

Magistri  si  potuerant,  non  voluit  habere : 

T    °      .,           .  c         i.  Plus  quam  (magister)  ipse  seit 

In  partibus  qui  fuerant,  nus^u       (.      o         y  r 

,.,                      ,     .  „„  Quod  scivimus,  hinc  nescivit 

libros  magnos  legisse.  ^                      '     , 

quid  nos  vellet  docere. 

20.  „Albertum  ter  didiscimus     ^g.  ^^^udivit  quod  in  omnibus 

Boeciique  solamen,  ^^^  ^^^^^^^  esseremus: 

Cum  parvis  naturalibus  g.  ^^^^^  ^^^  ^^-^  j^gg^g 

Deberet,  hunc  corrigere 
timct  quod  velleremus. 

21.  Quibus  refert  discrecio         gg.  „Nam  longas  bonas  pallias 

magistri  reverendi:  „Qg  ipgjs  ordiremus. 

„Vestra  testantur  verbula,  Sciencior  quam  optimus 

Quod  estis  in  grammatica  q^q^j  s^J^ug  baccalarius; 

non  paruin  dirigendi.  j^Qg  optime  videmus. 

22.  „Librorum  novi  copiam,       30.  „Nos  volumus  in  partibus 

ut  forsitan  audistis :  scolares  informare. 

Set  nichil  in  puerilibus  Nos  scimus  scolas  regere 

Silesco  de  subtilibus,  Librosque  magnos  legere, 

vos  certe  didicistis.  quos  et  pronuncciare." 

IX. 
Von  dem   übrigen  Inhalt   unserer  Sammlung    ist  Manches 
nicht  mittheilbar.    Vieles  auch   des  Raumes  nicht  würdig;  ich 
beschränke  mich  daher  auf  folgende  Schulmeisterklage,  f.  264 : 
1.  En  quamvis  honorabilis  a  multis  et  amabilis 

Sit  Status  rectoratus,  sit  satis  reputatus, 

24,  3  u.  4  velleremus ,   gegen  den  Vers.  —   25,5  excusaretis. 
—  27,  2  volunt.     5  velleret.  —  30,  2  nunc  scolares.    3  scolares. 
1,  4  et  satis. 


Cunctisque  loycalibus 
formare  dictamen." 


77 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


78 


2.  Ac  intiimesccns  loculura 
argento  cum  florenis, 
propinans  dulce  poculum 
cum  epulis  amenis: 

3.  A  quo  tarnen  amplectitur, 
hie  raro  iocuiidatur, 

ob  onus  quod  annectitur, 
quo  iocis  spoliatur. 

4.  Hie  spargitur  vermiculis, 
catharro  maeulatur, 

ac  borabis  de  clericulis 
persepe  molestatur. 

5.  Hie  genas  videt  humidas 
ac  anum  maculatum, 

Heidelberg. 


manus  quandoquo  tumidas, 
et  audit  ullulatum. 

6.  Ac  sedens  (in)  clamoribus 
et  strepitu  gravatus, 

hlc  iacet  in  fetoribus, 
ut  sus  invetcratus : 

7.  Cum  posset  cum  coralibus 
in  choro  famulari 

hie  raagis  quam  in  talibus 
abiectis  dominari. 

8.  Hinc  propter  hec  et  alia 
tu  vale  rectoratus: 
quem  delectabunt  talia, 
sit  tibi  sociatus. 

W.  Watteubach. 


6,  3  vetoribus.  —  7,  1  Cur.  —  8,  3  delectant. 


Feuerprobe  an  einer  Hexe  14S5. 

Der  Hexenprozefs,  von  dem  die  folgende  Urfehde  aus  dem 
fiirstl.  Fürstenbergischei!  Archive  zu  Donaueschingen  berichtet, 
ist  in  mehrfacher  Beziehung  beachtenswerth.  Einmal  sind  Ver- 
folgungen von  Hexen  in  so  früher  Zeit  überhaupt  noch  nicht 
sehr  häufig ;  gerade  um  die  Zeit,  von  der  unsere  Urkunde  da- 
tiert, haben  bekanntlich  die  Hexenprozesse  in  Deutschland  zu- 
folge der  Bulle  des  Papstes  Innocenz  VHI.  vom  Dez.  148-1 :  „Sum- 
mis  desiderantes  affectibus",  und  der  Mission  der  drei  berüchtig- 
ten Dominikaner  eine  gröfsere  Verbreitung  zu  gewinnen  erst 
begonnen  ;  doch  fehlt  aller  Anhalt  dafür,  auch  unsern  Fall  schon 
mit  diesen  Ereignissen  in  Verbindung  zu  bringen. 

Noch  eigenthümlicher  aber  als  ein  Hexenprozefs  in  so 
früher,  ist  das  Vorkommen  von  Gottesurtheil  in  so  später  Zeit, 
und  hier  ist  wieder  die  Feuerprobe  in  der  Anwendung  gegen 
Hexen  ein  ungleich  selteneres  Beweismittel  als  die  für  diese 
Fälle  sprichwörtlich  gewordene  Wasserprobe.  Bezüglich  des 
glücklichen  Ausgangs  vergleiche  man  das  in  Grimm's  Rechts- 
alterthümern  II,  916  angeführte  Gedicht  des  13.  Jahrhunderts, 
wo  ein  heimlich  in  den  Aermel  gestecker  Span  das  glühende 
Eisen  aufheben  und  die  Probe  schadlos  bestehen  hilft. 

Ich  Anna  Henni  von  Rotembach  (Rüthenbach  bei  Neustadt 
im  Schwarzwald)  bekenn  offenlich  mit  disem  brieff  vnd  tun 
kunt  aller  mengklichem ,  das  ich  ain  langy  zit  im  lümdcn  vnd 
ain  verlümdotten  frow  hexxen  werck  halb  gewest,  darum  mich 
dann  der  wolgeborn  graue  Hainrich  grauif  zu  Fürstemberg  der 
iung,  lantgrauff  im  Bare  etc.  min  gne'diger  herr,  darum  venglich 
angenomcn  vnd  vmb  sölichs  an  mym  Hb  mit  recht  gestrauft 
wolt  haben.  Wann  ich  nu  vmb  sölichs  der  Sachen  halb,  dero 
vnscliuldig,  das  haiß  ysen  zetragen  betten,  haut  die  wirdig 
müter  magt  Maria  nach  mym  tragen  ir  gnaud  mit  mir  tailt, 
das  es  mich  nit  gebrandt,  sunder  vnschuldig  geben  nach  erkant- 


nü(i,  vnd  haut  mich  also  min  egeraelter  gnediger  herr  miner 
vengknü(5  vff  ain  statt  vrfecht,  das  by  miner  wiblichen  trUw 
Zu  loben  vnd  zeschweren,  ledig  zeit  vnd  gelausen,  also  das  ich 
by  mincr  wiblichen  trüw  mit  vfgchabnen  vingern  vnd  gelertten 
wortten  lob  vnd  schwer  zu  gott  vnd  den  bälgen  (sie)  die  be- 
dachtten  vengknüß  der  sach  halb  niemer  mer  ewigklich  an  mi- 
nen  gnedigen  herrn  von  Fürstemberg  allen  vnd  yeden,  den  irn 
vnd  den,  so  iren  gnauden  zügehören  vnd  zu  versprechen  stond, 
noch  an  den,  so  raut,  daut  oder  hilff  zu  sölicher  miner  vengk- 
nüß  tän,  noch  sust  an  dhainen  andern  menschen  nit  sol  rechen, 
efferen  noch  anden,  weder  mit  wortten,  wergken,  rätten,  ge- 
dätten,  haimlich  noch  oifenlich,  weder  durch  mich  selbs,  die 
minen,  noch  die,  so  mir  zugehörig,  verwandt  vnd  verdacht  sint, 
noch  sust  durch  yemans  vberal  in  dhainen  weg,  ouch  wider 
die  benanten  mine  gnedigen  herren  von  Fürstemberg,  die  irn, 
noch  die,  so  iren  gnauden  zu  versprechen  stond,  nit  zelünd 
noch  schaffen  geton  werden  in  kainen  weg,  sunder  ob  ich  ichtzig 
mit  ainichem  irer  gnauden  oder  dero  verpflichttem  zetünd  hett 
oder  gewun,  vmb  was  sach  das  were,  recht  zenemen  vnd  zege- 
ben  hinder  irem  stab  lut  irer  loblichen  fryhait  von  küngen  vnd 
kaisern  begaubot.  Wo  ich  aber  das,  so  obgeschriben  stautt, 
nit  hielt  vnd  daruon  redte  vnd  sich  des  yemant  anneme  in  ai- 
nem  oder  mer  puncten  vberfiire,  das  doch  der  billichait  vnd 
miner  gelüpt  nach  nit  sin  sol,  ouch  was  sich  der  sach  halb 
mit  zerung  vnd  anderer  ding  erloffen,  zu  betzalen,  wo  das  al- 
les nit  beschech,  haben  vor  ab  mine  gnedigen  herren  von  Für- 
stemberg, die  irn,  die  inn  zu  versprechen  stond,  vnd  wer  inn 
des  helffen  weit,  vollen  gewalt  vnd  gut  erlangt  recht  oder,  ob 
sy  wellen,  mit  gewalt  on  recht,  wo  sy  mich  betretten  vnd  an- 
kämen, niendert  vsgenomen,  mit  mir  als  ainem  vbeltädigen,  bös- 
sen,  trüwlosen  wib  vnd  frowen  zu  gefarn,  vnd  wie  sy  also  mit 
mir  handeln  vnd  tünd,  es  sye  rechtlich  oder  gewalttigklich,  da- 
ran haben  sy  nit  gefreuelt,  sunder  alweg  recht  geton,  vor  dem 
allem  mich  vberal  nütz  sol  schirman,  so  yetzo  war  ist  oder 
furo  hin  erdacht  werden  mecht,  dann  ich  mich  des  alles  vnd 
yedes  entzieh  vnd  begib,  gantz  vnd  gar,  mit  vrkünd  vnd  in 
craft  di(i  briefs ;  vnd  des  ze  offem  waurem  vrkünd  hab  ich 
mit  vliß  erbetten  die  erbern  Biirgkhartten  Tierberger  vnd  Cläwi 
Hennßlern  von  Fürstemberg,  das  ir  yetwederer  sin  aigen  insi- 
gel ,  doch  im  vnd  sin  erben  onschedlich  für  mich  offenlich  an 
disen  bricfi"  gehengkt  hond,  der  geben  ist  an  mentag  nach  Le- 
tare  mituasten  als  man  zalt  von  Cristus  gepurt  1485  iaure. 
(März  14.) 

Perg.  Orig.  mit  den  zwei  angezeigten,  hangenden  Siegeln. 

Donaueschingen.  Riezler. 


Wachstiifelu  in  der  St.  dialler  Stiftsbibliotheli. 

In  den  Catalogi  librorum  von  Hänel  findet  sich  Col.  724 
die  Notiz,  dafs  der  Cod.  Sangall.  1091  aus  sechs  Wachstafeln 
mit  Wirthschaftsrechnungen  des  14.  Jahrb.  bestehe.  Nach  einer 
freundlichen  Mittheilung   des   Herrn  Dr.  Wartmann   sind  sie 


79 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


80 


in  neuer  Zeit  ungeschickt  zusammengebunden ;  nur  die  erste 
ist  auf  der  oberen  Seite  ohne  Wachs;  die  letzte  fehlt  also. 
Mit  Zurechnung  des  schmalen  Randes  beträgt  die  Höhe  der 
Täfelchen  14,6,  die  Breite  8,1  Centimeter.  Das  Wachs  ist 
ganz  schwarz,  und  die  Tafeln,  deren  vertiefte  Fläche  damit 
ganz  ausgefüllt  ist,  haben  ganz  das  Ansehen  von  Schiefertafeln. 
Hin  und  wieder  sind  Stücke  des  Wachses  abgesprungen,  und 
die  Lesung  ist  dadurch  noch  mehr  erschwert,  scheint  aber 
auch  kaum  der  Mühe  werth.  Nach  einigen  lesbaren  deutschen 
Worten  scheinen  die  6  Tafeln  Bruchstücke  des  Taschenbuchs 
eines  Klosterbeamten  aus  dem  15.  Jahrh.  zu  sein. 

Man  hatte  also  auch  in  St.  Gallen  diesen,  von  vielen  Or- 
ten nachgerade  zur  Genüge  bekannten  Gebrauch,  der  sich  für 
dieses  Kloster  auch  aus  verschiedeneu  älteren  Stellen  nachweisen 
läfst.  Auffallend  ist  daher,  dafs  sich  in  dem  Cod.  242  saec. 
XI,  p.  28  zu  dem  bekannten  Eäthsel  von  Aldhelm  über  die 
Pugillares  folgende,  schon  von  Ild.  von  Arx  (Berichtigungen 
und  Zusätze,  S.  29),  doch  ohne  genauere  Angabe,  angeführte 
Glosse  findet,  nämlich  zu  der  Zeile :  Calciamenta  mihi  trade- 
bant  tergora  dura  (hier  steht  freilich  tergore,  mit  der  Glosse 
seil,  a):  ,,Sicut  videtur  in  tabulis  Scotorum."  Die  Irländer 
oder  Schottenmonche  gebrauchten  allerdings  Wachstafeln,  wel- 
che sie  ceracula  nannten;  aber  hier  mufs  doch  eine  besondere 
Eigenthümlichkeit  gemeint  sein,  welche  diese  Tafeln  von  ande- 
ren unterschied,  und  nach  dem  glossierten  Vers  mufs  man 
schliefsen,  dafs  es  ein  sonst  ungewöhnlicher  Einband  von  star- 
kem Leder  gewesen  ist. 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 


Zur  Chronik  der  Reichsstadt  Nürnberg. 

1435.  Am  23.  März  wird  Dr.  Gregor  Haymburg  als  Ju- 
rist der  Stadt  aufgenommen. 

Die  Einnahmen  der  Stadt  betrugen  in  diesem  Jahre 
104897  a  2  ß  11  hl.,  die  Ausgaben  62544  ft  7  ß  hl. 

1437.  Hanns  Ulmer  wird  nach  Oesterreich  geschickt,  um 
für  die  Stadt  Getreide  einzukaufen.  Der  Herzog  von  Oester- 
reich erlaubt  ihm  6  Schiffsladungen  und  gibt  ihm  einen  Brief, 
wofür  Ulmer  16  fl.  vnger.  in  die  herzogliche  Kanzlei  bezahlt. 
Markgraf  Fridrich  von  Brandenburg  und  Herzog  Johann  (Pfalz- 
graf) aber  erlauben  die  Ausfuhr  von  Getreide  nach  Nürnberg 
nicht. 

Das  Opfer  beim  Begängniß  des  Kaisers  Sigmund  sei.  und 
die  Zehrung  der  Aebte  von  Castell,  Heilsbronn,  Aurach  und 
St.  Aegidien,  die  dazu  berufen  worden,  kostet  dem  Rath  97  % 
10  p  hl.  / 


Der  Rath  schickt  dem  Herzog  von  Sachsen  und  dem  Herrn 
von  Plauen  Wälsch-  und  Frankeiiwein,  Brod  und  Obst  auf  das 
Rathhaus,  wo  sie  vor  Markgraf  Fridrich  von  Brandenburg  als 
kaiserlichem  Commissarius  miteinander  rechten.  Dies  und  die 
Hüter  unter  den  Thoren  und  die  Wächter  auf  der  Stiege  und 
bei  den  Ketten  verursachen  dem  Rath  eine  Auslage  von  80  "ü. 
10  ß  2  hl.*) 

Für  die  Gemahlin  des  Caspar  Schlick,  obersten  kaiserli- 
chen Kanzlers,  werden  zu  Nürnberg  ein  köstlicher  Kammer- 
wagen und  ein  hangender  Wagen  gemacht;  beide  kosten  130 fl. 
Rein.,  die  der  Rath  bezahlt. 

1438.  Die  Judenschaft  zu  Nürnberg  leiht  dem  Rath  5000  fl. 
und  erhält  dafür  einen  Schuldbrief;  bald  darauf  aber  läfst  sie 
dem  Rath  und  der  Stadt  zu  Ehren  und  zu  Steuer  an  den 
schweren  Gebäuden**),  die  aufgeführt  werden,  die  ganze 
Schuld  nach. 

An  Judenzins  von  den  Juden  in  der  Stadt  und  zu  Wörth 
und  von  den  Judenhäusern  nimmt  der  Rath  zu  Walburgis  und 
Michaelis  2171  S  novi  oder  956  fl.  ein. 

Der  Otterfaher***)  erhält  als  Salarium  für  die  Wintermo- 
nate 3fl. 

Der  Rath  zahlt  10  fl.  in  Gold  an  Herzog  Otten's  Boten 
„als  er  das  potenbrot  an  vns  gewan,  als  der  new  Romisch  ku- 
nig  erweit  was  worden."  Zwei  Stunden  später  kann  mit  der- 
selben Nachricht  auch  Hanns  Ulraer  aus  Frankfurt  mit  eignen 
Knechten  und  Pferden;  der  Rath  schenkte  ihm  auch  10  fl. 

Mehrere  Bräuer  werden  gestraft,  weil  sie  zum  Brauen 
Wasser  aus  dem  Fischbach  genommen. 

Ein  Fräulein,  das  mit  St.  Valentins  Plagf)  beschwert  war 
und  aus  der  Stadt  hinweg  geschickt  wurde,  erhält  2  U  zur 
Liebung. 

Paul  Vörchtel  und  Sebald  Pömer  werden  nach  Wien  ge- 
schickt, um  dem  neugewählten  Römischen  König  Glück  zu  wün- 
schen und  die  städtischen  Privilegien  bestätigen  zulassen;  ihre 
Reise  kostet  896  fl.  lö'/i  |5  in  Gold  und  5  %  15'/'i  ß  novi, 
einschlüsslich  der  300 fl.,  die  dem  Caspar  Schlick  geschenkt 
werden. 


*)  Jm  Januar  1438  rechteten  sie  abermals  auf  dem  Rathhaus ; 
der  Rath  schickte  ihnen  dazu  um  52  ft  hl.  Wein,  Brod,  Obst  etc. 
**)  Stadtgraben  und  P^estungswerke  etc. 
***)  Vgl.  Schmeller,  bayer.  Wörterbuch,  Bnd.  I  ^  Sp.  177  :  Otter. 

Dr.  Fr. 
t)  Veitstanz ;  s.  Zeitschrift  f.  d.  d.  Mundarten  VI,  2 — 5.    Dr.  Fr. 

(Mit  einer  B.eilage.) 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 

Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E  Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  ANZEIGER  FÜR  KUNDE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 

1873.  JM  3.  März. 


Chronik  des  germaiiischcii  Museums. 


Nürnberg,  den  19.  März  1873. 

Die  Sammlungen  des  germanischen  Museums  haben  in  neuerer 
Zeit  zu  mehreren  Publikationen  Anlais  gegeben.  So  liegt  bereits 
eine  Folge  von  18  Blättern  Photographieen  nach  Kunstwerken  aus 
dem  Museum  uns  vor,  die  der  hiesige  Buchhändler  Sigm.  Soldan 
durch  den  Photographen  Hahn  hat  anfertigen  lassen,  und  die  sich 
auf  etwa  60  Blätter  erstrecken  und  mustergültige  Vorbilder  für 
verschiedene  Gewerbe  bieten  sollen.  Das  Werk  ist  vom  Verleger 
Ihrer  Majestät  der  deutschen  Kaiserin  gewidmet. 

Ein  gröfseres ,  reich  mit  Holzschnitten ,  Farbendrucken  und 
Stichen  illustriertes  Werk  soll  in  zwei  Quartbänden  die  Sammlun- 
gen des  Museums  besprechen.  Dasselbe  wird  unter  dem  Titel : 
„Die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Sammlungen  des  Germani- 
schen Nationalmuseums  zu  Nürnberg,  als  Uebersicht  über  die  Ent- 
wiokelung  der  deutschen  Kultur  im  Ganzen  und  Einzelnen"  dem- 
nächst bei  E.  A.  Seemann  in  Leipzig  erscheinen. 

An  der  Wiener  Weltausstellung  wird  sich  das  Museum  durch 
Vorführung  seiner  sämmtlichen  Publikationen  betheiligen. 

Die  Arbeiten  für  die  Einrichtung  einer  Luftheizung  und  Ven- 
tilation in  den  Ausstellungsräumen  des  Museums  werden  in  den 
nächsten  Tagen  begonnen  und  im  Laufe  des  Frühjahres  durchge- 
führt werden,  so  dafs  es  möglich  sein  wird,  schon  den  nächsten 
Winter  ohne  die  vielseitigen  Gefahren  für  die  Sammlungsgegen- 
stände zu  überdauern,  wie  sie  sich  ganz  besonders  im  letzten 
feuchten  Winter  und  im  jetzigen  Frühlinge  geltend  machten,  wo 
die  Feuchtigkeit  derart  überhand  genommen,  dafs  Besucher,  die 
nicht  mit  den  Verhältnissen  vertraut  sind,  kaum  werden  geglaubt 
haben ,  dal's  wir  den  Schätzen  des  Museums  die  gebührende  Auf- 
merksamkeit schenken. 

Der  hiesigen  protestantischen  Kirchenverwaltung  sind  wir  auf's 
Neue  zu  Dank  verpflichtet  worden,  da  siß  unter  Eigenthumsvor- 
behalt  eine  prachtvolle  grolse  Zinnschüssel  mit  Kanne  von  Caspar 
Enderlein  dem  Museum  überlassen  hat. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet : 

Von  Distriktsgemeindeu :  Münchberg  10  fl.  Pirmasens 
10  fl.    Schongau  10  fl.    Sulzbach  10  fl. 

Von  Privaten:  Bamberg.  M.  Klee,  Privatier,  1  fl.  45kr. ; 
Schober,  k.  Archivsekretär,  1  fl.  45  kr.  Oanzig.  Const.  Ziemszen 
1  fl.  45  kr.  Nürnberg.  Feuchter,  Mitglied  des  ötadttheaters,  1  fl.  ; 
Christ.  Gramer,  k.  Appellrath,  3  fl. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 

Von  Distriktsgemeinden  :  Aichach  10  fl. 

Von  Privaten :  Landau  (Pfalz).  Franck,  Subrektor,  1  fl. 

Unsern  Sammlungen  giengen  femer  folgende  Geschenke  zu : 

L  Für  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen. 

(Nr.  6860—6869.) 

Berlin.  Sturm,  Armeezahlmeister:  Bronzenes  Dintenfafs  aus 
dem  Mittelalter.   —   Nürnberg.    Freiherr  von  Andrian:  4  äl- 


tere Nürnberger  Kartenspiele.  Clement,  Hausdiener  am  german. 
Museum:  Brandenburger  Kupferzeichen  von  16iJ2.  Göschel, 
Sohreinermeister :  Schraubeiibock  von  Holz.  Kr  aufs,  Kaufmann: 
Sdbermünze  von  König  Philipp  II.  von  Spanien  mit  Gegenstempel. 
G.Magnus:  Sti'alsburger  Sdbermünze  vom  16.  Jhdt.  Schmidt, 
Drechslermeister :  Emailierte  Dose  und  Porzellanpfeife  mit  künst- 
lich gedrechseltem  Beinrohr.  Ungenannter:  4  ältere  Nürnber- 
ger Kartenspiele.  Halber  Bogen  buntes  Papier,  18.  Jhdt.  Wenz- 
1er,  Kaufmann;  3  Wachssiegel  vom  15.  u.  16.  Jhdt. 

IL  Für  die  Bibliothek. 

(Nr.  29,6.-2—29,721.) 
Aarau.  H.  R.  Sauerländer,  Verlagshndl. :  Zschokke,  der 
heilige  Gral.  1872.  8.  —  Alsenz.  Ivappesser,  Pfarrer:  Brevia- 
rium  latinum  cum  calendario.  Pgm.-Hs.  15.  Jahrb.  8.  —  Berlin. 
R.  Lesser's  internationale  Buchhndl. :  Killisch,  „Berlin",  der 
Name  der  deutschen  Kaiserstadt,  sprachl.,  geogr.  u.  gesch.  erklärt. 

1872.  8.  Fr.  Lobeck's  Verlag  (P.  Anders):  Schmidt,  d.  sieben- 
jährige Krieg;  4.  Aufl.  1865.  8.  —  Braunschweig.  Fr.  Krähe, 
Baurath  :  Ders. ,  d.  Klosterruinen  zu  Walkenried  ;  (Sonntags- 
Beil,  zur  Braunschw.  Zeitg.,  1873,  Nr.  6— 8.)  4.  —  Breslau.  Verein 
f.  das  Museum  schlesisoher  Alterthümer:  Schlesiens  Vor- 
zeit in  Bild  u.  Schrift;  17.  u.  18.  Bericht  etc.,  Bnd.  II,  5.  6.  1872. 
4.  —  Colmar.  L.  v.  Cuny,  Appellrath:  Revue  d'Alsace ;  II.  An- 
nee,  Janv.— Mars.  1873.  8.  —  Emden.  Gesellschaft  f.  bildende 
Kunst  u.  vaterl.  Alterthümer:  Dies.,  Jahrbuch  etc.,  Heft  I. 
1872.8.  —  Erlangen.  Phy sicalisch-medicinisohe  Societät: 
Dies.,  Sitzungsberichte;  4.  Heft.  1872.  8.  —  Frauenfeld.  J.  H. 
Thalmann:  Ders..  Ernstes  u.  Heiteres  aus  d.  Kriegsjahre  1870 — 
71.  1872.  8.  —  Göttingen.  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaf- 
ten: Dies.,  Nachrichten  etc.  aus  d.  J.  1872.  8.  Göttingische  gelehrte 
Anzeigen;  2  Bude.  1872.  8.  —  Greifswald.  Universität:  Dies.,  in- 
dex scholarum  etc.  1873.  4.     Dies.,  Verzeichnifs  der  Vorlesungen. 

1873.  4.  —  Hamburg.  Agentur  des  Rauhen  Hauses:  Baur, 
Ernst  Moritz  Arndt's  Leben .  Thaten  u.  Meinungen.  3.  Aufl.  8. 
Scholz,  Hans  Sachs.  8.  Schloss  Jägersburg  bei  Forchheim.  v.  Göl- 
del,  Privatier:  Seutter,  Atlas  novus  etc.  Imp.  2.  —  Krakau.  J. 
Wildt,  Buchhndl.:  Rocznik  dia  archeologow  numizmatikuw  i  bi- 
bliografüw  Polskich,  rok  1870.  1873.  8.  —  Magdeburg.  Verein  f. 
Geschichte  u.  AI ter thumskunde  des  Herzogth.  u.  Erz- 
stifts   Magdeburg:    Ders.,    Geschichts -Blätter  etc. ;    7.  Jahrg. 

1872,  4.  Heft.  8.  —  MUnchen.  Histor.  Commission  bei  d.  k. 
Akademie  d.  Wiss  en  seh. :  Schmeller,  bayerisches  Wörterbuch ; 
2.  Ausg.,  VIH.  Lief.  1872.  8.  Dr.  G.  M.  Thomas,  Bibliothekar: 
Ders.,  d.  ältesten  Verordnungen  der  Venezianer  für  auswärtige  An- 
gelegenheiten. 1873.  4.  Sonderabdr.  —  Nördlingen.  C.  H.  Beck'- 
sche  Buchndl. :  v.  Querfurth,  kritisches  Wörterbuch  der  heraldi- 
schen Terminologie.  1872.  8.  Stein,  Geschichte  des  Königs  Kon- 
rad I.  v.  Franken  u.  seines  Hauses.  1872.  8.  —  Nürnberg.  Friedr. 
Korn'sche  Verlagshndl.:  Die  Volksschule  des  XIX.  Jahrh.  in  Bio- 
graphieen  ;  6.  Lief.  1873.  8.  Rob.  Lu  ckmey  er,  Bürstenfabrikant: 
Geschichts-,  Geschlechts-  u.  Wappen-Calender  auf  d.  J.  1741.  8.  — 
Prag.  Deutscher  Verein  zur  Verbreitung  gemeinnützi- 
ger Kenntnisse:  Ders.,  IV.  Jahres-Bericht  etc.  8.  —  Pressburg. 
Stefan  v.  Rakovszky:  Ders.,  das  Prefsburger  Rathhaus  u.  der 
Stadirath.  1872.  8.  Sonderabdr.  —  Sigmaringen.  Seb.  Locher, 
Lehrer:  Ders.,  Regesten  zur  Geschichte  der  Grafen  von  Veringen. 
8.  Eugen  Schnei  I,  fürstl.  hohenzoll.  Archivar:  Ders.,  d.  Reichs- 
Erzkämmereramt   der  Markgrafen   u.  Kurfürsten   v.   Brandenburg. 

1873.  8.  Sonderabdr.   —  Stuttgart.  J.  G.  Cotta'sche  Buchhandl. : 


83 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


84 


Stölzel,  die  Entwicklung  des  gelehrten  Richterthums  in  deutschen 
Territorien.  2  Ende.  1872.  8.  Schiller's  sämmtliche  Werke.  Mit 
Einleitungen  von  Gödeke  ;  4  Ende.  1871.  8.  —  Tübingen.  Ludw. 
Friedr.  Fues'sche  Buchhndl. :  Ofterdintrer,  ein  Manuscript  Kepp- 
ler's.  1872.  4.  —  Turin.  Guido  Cora:  Cosmos.  Comunicazioni  sui 
progressi  püi  recenti  e  notevoli  della  geografia  e  scienze  affini ; 
I.  1873.  8.  —  Weimar.  Bernh.  Friedr.  Voigt,  Verlagshndl. : 
Händel,  die  Schablonenmalerei  d.  Mittelalters.  1873.  qu.  2.  Blüth- 
ner  u.  Gretschel,  Lehrbuch  d.  Pianofortebaues  in  seiner  Geschichte, 
Theorie  u.  Technik.  1872.  8.  NebstAtlas.  4.  —  Wernigerode.  Harz- 
Verein  für  Geschichte  u.  Alterthumskunde:  Ders.,  Zeit- 
Bchrift  etc.;  V.  Jhrg.,  3.  u.  4.  Heft.  1872.  8.  —  Wien.  Dr.  Adalb. 
Horawitz,  Professor:  Ders.,  Beatus  Rlienanus  literar.  Thätigkeit 
in  den  Jahren  1530—47.  1873.  8.  Sonderabdr.  Dr.  Jos.  Kara- 
bacek,  Privatdozent:  Ders.,  d.  angebl.    slavische  Apiscult  in  der 


Byciskala-Höhle.    8.    Sonderabdr.     Verlag    v.  R.   v.  Waldheim: 
Blätter  für  Kunstgewerbe,  redig.  v.  V.  Teirich ;  I.  Bd.  1872.  gr.  4. 

III.  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4312-4314.) 

Koburg.  R.  Ludloff:  Erklärung  des  J.  Michellet  in  französ. 
Sprache;  (unleserlich).  1638.  Pap.  Brevet  d'adjutant  commandant 
pour  le  citoyen  Alexis  Catherine  Victor  Grillon  confere  par  ordre 
de  Bonaparte,  premier  consul  de  la  republique  fran(;aise.  Paris, 
le  deuxieme  jour  du  mois  floreal ,  l'an  sixieme  de  la  republique. 
1799.  Pgni.  Acht  Formularien  für  Erlasse  der  Commission  de  Com- 
mandant d'armes  und  für  Brevets  aus  der  Zeit  des  französischen 
Konsulats,  s.  d.     Pgm. 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunstvereines  der  Diözese  Seckau.  1873.  IV.  Jahrg. 
Nr.  3.    Graz.    8. 

Die  Votivkirche  in  Passau. 

Die  Chroniken  der  deutschen  Städte  vom  14.  bis  in's 
16.  Jahrh.  Zehnter  Band.  (Die  Chroniken  der  fränkischen  Städte. 
Nürnberg.  Vierter  Band.)  Hrsg.  durch  die  histor.  Commis- 
sion bei  der  kgl.  Academie  der  Wissenschaften.  Leip- 
zig, S.  Hirzel.     1872.     8.     VIU  u.  440  Stn. 

Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  17.  Bericht 
des  .  .  .  Vereins  für  das  Museum  schlesischer  Alter- 
thümer,  hrsg.  von  Dr.  Hermann  Luchs.  Mit  2  Bildtafeln  und 
mehreren  Holzschnitten.  Band  H.  Heft  5.  6.  Breslau,  Druck  von 
Robert  Nischkowsky.     1872.    4. 

Abbildungen  (zu  einem  später  zu  bringenden  Aufsatz) :  Der 
Pfarrthurm  zu  St.  Jacobus  in  Neifse  1477  — 1512;  St.  Vincenz- 
statue  am  Dom  zu  Breslau  von  1470 ;  Archivalmer  des  Breslauer 
Domkapitels  von  1455. —  Zur  schlesischen  Kunsttopographie.  Von 
E.  Wernicke.  —  Die  Burg  Zeiskenberg.  Von  P.  Kerber.  —  El- 
fenbein-Diptychon aus  der  Neifser  Gegend  (14.  Jahrh.).  Von  F. 
Heinelt.  —  Ueber  Conservierung  aus  alter  Zeit  stammender  Gegen- 
stände in  evangelischen  Kirchen.  Von  Dr.  H.  Luchs.  —  Allerlei : 
Altschlesische  Glasmalerei,  u.  s.  w. 

Zeitschrift  für  Ethnologie.  Organ  der  Berliner  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urge- 
schichte. Vierter  Jahrg.  1872.  Heft  VL  Berlin.  Verlag  von 
Wiegandt  u.  Hempel.     8. 

Zu  Nicolaus  Federmann's  erster  Reise  in  Venezuela  (1530 — 
1531).  Von  A.  Ernst  in  Caracas.  —  Die  Verehrung  der  Himmels- 
körper. 

Geschichts-Blätter  für  Stadt  und  Land  Magde- 
burg. Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Al- 
terthumskunde des  Herzogthums  u.  Erzstifts  Magde- 
burg. 7.  Jahrg.  1872.  4.  Heft.  Hrsg.  von  Dr.  F.  Geisheim. 
Magdeburg,  1872.  Verlag  der  Schäfer'schen  Buchhandlung  (A.  Rü- 
diger).   8. 

Von  der  Brüderschaft  der  Ackerknechte  auf  den  Magdeburgi- 
schen Dörfern  und  vom  Hänseln.  Von  Dr.  F.  Danneil.  —  Ueber 
den  Ursprung    der  Stadt  Burg.     Vom    Stadtrath    Wolter.    —   Das 


Schlofs  Gloworp  bei  Aken.  Vom  Archivrath  v.  Mülverstedt.  — 
Früheste  Erwähnung  der  noch  bestehenden  Ortschaften  des  Her- 
zogthums Magdeburg  mit  Ausschlufs  des  Saalkreises.  Von  Dr. 
Ed.  Jacobs.  —  Zur  Charakteristik  des  Erzbischofs  Dietrich  von 
Magdeburg  1361  bis  67.  Von  Dr.  Geisheim.  Die  Amtshauptleute 
des  Amtes  Egeln.  Von  A.  Engeln,  Rector.  —  Kleinere  Mitthei- 
lungen. 

Göttingische  gelehrte  Anzeigen.  Unter  der  Aufsicht 
der  Königl.  Gesellschaft  der  Wiss enschaften.  1872.  Göt- 
tingen. Verlag  der  Dieterich'schen  Buchhandlung.  1872.  8.  2079 
Stn.,  nebst  Register. 

Nachrichten  von  der  K.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften und  der  Georg-Augusts-Universität  aus  dem 
Jahre  1872.  Göttingen.  Verlag  der  Dieterich'schen  Buchhandlung. 
1872.     8. 

Ueber  einen  bisher  unbeachteten  Brief  Spinoza's  und  die  Cor- 
respondenz  Spinoza's  und  Oldenburg's  im  J.  1665.     (A.  Stern.) 

Zeitschrift  des  Harz-Vereins  für  Geschichte  und 
Alterthumskunde.  Herausgegeben  von  Dr.  Ed.  Jacobs.  Fünf- 
ter Jahrgang.    1872.    Drittes  u.  viertes  Heft.   Wernigerode,  1872.  8. 

Henning  Kemde,  Stadtvogt  zu  Wernigerode  1439 — 40,  nebst 
Untersuchungen  über  gleichartige  Namen  und  über  Amt  und  Stand 
der  Stadt-  und  Landvögte  zu  W^ernigerode.  Mit  zwei  in  den  Text 
gedruckten  Holzschnitten.  Von  Ed.  Jacobs.  —  Die  Diöcesansyno- 
den  des  Halberstädter  Sprengeis  im  12.  Jahrh.  Von  F.  Winter. 
—  Henning  Calvör,  geb.  1686  zu  Silstedt,  f  1766  zu  Altenau.  Von 
Ed.  Jacobs.  —  Mittheilungen  aus  dem  Archive  der  Stadt  Goslar. 
Von  G.  Bode.  —  Ueber  Ursprung  und  Namen  des  Hauses  Stolberg. 
Von  Botho,  Grafen  zu  Stolberg-Wernigerode.  —  Kleinere  Mitthei- 
lungen. 

Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und 
vaterländische  Alterthümer  in  Emden.  Heft  I  nebst  ei- 
ner Karte  zur  Entstehungsgeschichte  des  Dollart.  Emden  und 
Aurich.    Verlag  von  W.  Haynel.     1872.     8. 

Vorträge :  Ubbo  Emmius,  Möhlmann  und  die  Entstehung  des 
Dollart.  Von  Generalsuperint.  Bartels.  —  Ueber  die  Graburnen 
der  heidnischen  Vorzeit,  anknüpfend  an  Harkenroht's  Bericht  über 
die  im  Jahre  1720  bei  Larrelt  ausgegrabenen  Urnen.  Von  Kirchen- 
rath  N.  Vietor.  —  Kurze  Geschichte  der  französisch  -reformirten 
Kirche  in  Emden.    Von  Pastor  Pleines. 


85 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 

Nachrichten. 


86 


Literatur. 

Neu  erschienene  Werke. 

8)  Das  Karthäusei'-Kloster  und  die  Bürgerschaft 
vonBasel.  Von  Prof.  W.  Vischer-Heul'sler.  51.  Neu- 
jahrsblatt, herausgegeben  von  der  Gesellschaft  zur  Beför- 
derung des  Guten  und  Gemeinnützigen.  1873.  Basel,  Schweig- 
hauserische  Buchdruckerei.     1873.     4.     35  Stn. 

Die  Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Guten  und  Gemeinnützi- 
gen in  Basel  hat  seit  1821  ohne  Unterbrechung  an  der  Sitte  fest- 
gehalten, jährlich  ein  Neujahrsblatt  herauszugeben,  welches  irgend 
einen  Gegenstand  aus  der  Geschichte  der  Stadt  behandelt.  So 
befafst  sich  denn  die  jüngste  dieser  Art  von  Publikationen  mit 
dem  Karthäuserkloster  zu  Basel,  und  wir  halten  es  für  angezeigt, 
bei  dieser  Arbeit  einen  Augenblick  zu  verweilen,  da  sie  einem 
Spröfsling  des  Klosters  gewidmet  ist,  in  dessen  Räumen  jetzt  die 
Erinnerung  an  die  Vorzeit  sorgsame  Pflege  findet. 

Die  Baseler  Karthause  wurde  gestiftet  im  Jahre  1401  von  dem 
Oberzunftmeister  Jacob  Zibol,  welcher  einer  der  reichsten  Familien 
der  Stadt  angehörte.  Derselbe  ward  oftmals  mit  Gesandtschaften 
an  Fürsten  und  Städte  betraut,  und  auf  einer  solchen  Reise  kam 
er  mit  anderen  Boten  nach  Nürnberg.  Daselbst  liel's  ihnen  der 
Rath  einen  freundlichen  Empfang  zu  Theil  werden  und  die  Sehens- 
würdigkeiten der  Stadt  zeigen.  Man  führte  die  Fremden  auch  in 
das  noch  nicht  lange  vollendete,  von  dem  reichen  Bürger  Mar- 
quard  Mendel  gestiftete  Karthäuserkloster.  Dasselbe  erregte  die 
besondere  Aufmerksamkeit  Zibol's,  welcher  schon  viel  von  der 
frommen  Lebensweise  der  Karthäuser  gehört ;  er  bat  deshalb  die 
Rathsherren ,  dafs  sie  ihm  zu  einer  Unterhaltung  mit  den  Mön- 
chen vei-helfen  möchten.  Der  Prior  zeigte  sich  willfährig,  berief 
den  Convent,  und  die  ganze  Haltung  der  Väter,  die  erbaulichen 
und  gehaltvollen  Reden,  die  sie  führten,  machten  einen  solchen 
Eindruck  auf  Zibol,  dafs  er  sich  in  der  Stille  vornahm,  seine  Be- 
mühungen darauf  zu  richten,  dafs  auch  Basel  ein  Kloster  dieses 
Ordens  erhalte. 

Nach  Hause  zurückgekehrt,  setzte  sich  Zibol  mit  dem  Prior 
Wynand  in  Stral'sburg  in  Verbindung,  und  da  derselbe  auf  das  an 
ihn  gerichtete  Ansinnen  eingieng,  konnten  bereits  im  Jahre  1402 
die  ersten  Karthäuser  in  Basel  einziehen.  Zu  ihrer  Aufnahme  war 
der  käuflich  erworbene  Bischofshof  in  Klein -Basel  eingerichtet 
worden,  und  im  Jahre  1403  wurde  die  neue  Stiftung  durch  den 
Bischof  von  Constanz  bestätigt. 

Der  Verfasser  unserer  Schrift  gibt  eine  lebendige  Schilderung 
des  Lebens  in  den  Karthäuserklöstern,  von  welcher  wir  einen  Theil 
reproducieren  wollen,  da  es  gewifs  nicht  unerwünscht  sein  kann, 
an  die  Reste  der  Gebäulichkeiten,  in  welchen  die  überlebenden 
Zeugen  der  grauen  Vergangenheit  eine  Stätte  der  Aufbewahrung 
gefunden  haben,  das  Andenken  an  die  Bestimmung  zu  knüpfen, 
welcher  sie  ursprünglich  gedient  haben.  „Die  Zellen  der  Kar- 
thäuser bilden  jede  ein  kleines  Gebäude  für  sich,  dem  ein  kleines, 
abgeschlossenes  Gärtchen  beigegeben  ist;  in  diesen  Zellen,  die  in 
der  Regel  den  gröfsern  der  beiden  Kreuzgänge,  die  sich  an  die 
Kirche  anschliefsen,  umgeben,  verbringen  die  Mönche  den  gröfs- 
ten  Theil  ihrer  Zeit  einsam,  theils  mit  vorgeschriebenen  Andachts- 


übungen, theils  in  nachdenklicher  Beschaulichkeit,  theils  mit  an- 
gemessener Arbeit ;  doch  sehen  sie  sich  täglich  mehrmals  bei  ge- 
meinschaftlichem Gottesdienste  in  der  Kirche,  sie  sehen  sich  im 
Capitelsaal,  wo  ihnen  an  gewissen  hohen  Festtagen  gepredigt  wird, 
wo  der  Prior  wichtige  Mittheilungen  eröifnet,  und  wenn  er  im 
Namen  des  Convents  einen  Entschlufs  zu  fassen  hat,  dessen  Rath 
einholt,  wo  auch  allwöchentlich  eine  öffentliche  Beichte  abgehal- 
ten wird,  ferner  an  Sonn-  und  Festtagen  bei  gemeinschaftlichen 
Mahlzeiten  im  Refectorium,  bei  denen  aber  nicht  gesprochen  wer- 
den darf,  sondern  Abschnitte  aus  der  heiligen  Schrift  vorgelesen 
werden.  Eine  gemeinsame  Unterhaltung,  ein  Colloquium,  das  aber 
nicht  zu  unnöthigem  Geschwätz  mifsbraucht  werden  soll,  wird  an 
Sonn-  und  Festtagen  im  kleinen  Kreuzgang  abgehalten.  Im  Uebri- 
gen  ist  den  Mönchen  strenges  Stillschweigen  auferlegt,  das  sie 
nur  brechen  dürfen,  um  etwas  Nothweudiges  zu  begehren  mit 
möglichst  wenig  Worten."  q    ■yy^ 

9)  Ueber  denEinflufs  der  Feuerwaffen  aufdieTak- 
tik.  Historisch-kritische  Untersuchungen  von  einem  höhe- 
ren Officier.  Berlin,  1873.  E.  S.  Mittler  u.  Sohn.  106 
Stn.     8. 

So  sehr  auch  die  Waffen  der  Vorzeit  den  Sammler  interes- 
sieren, so  vielseitig  ihre  Geschichte  behandelt  ist,  so  hat  doch  die 
Taktik  in  nichtmilitärischen  Kreisen  sehr  wenig  Interesse  erregt, 
obwohl  die  Ausbildung  des  Waffenwesens  in  steter  Wechselbe- 
ziehung zur  Geschichte  der  Taktik  gestanden.  Aber  selbst  in  mi- 
litärischen Kreisen  scheint  stets  mehr  die  jeweils  geltende  Theorie 
als  geschichtlicher  Vergleich  Gegenstand  des  Studiums  gewesen 
zu  sein.  Und  doch  müssen  gerade  auf  diesem  Felde  vergleichende 
historische  Studien  die  Bedeutung  so  vieler  Momente  darlegen 
hier,  wo  steter  Fortschritt  der  Bewaffnung  und  die  Erfahruno-en 
jedes  Krieges  neue  Umgestaltungen  mit  sich  brachten,  aber  auch 
stets  alte  Reminiscenzen  nachwirkten,  bis  abermals  neue  Erfahrun- 
gen ihre  Beseitigung  veranlafsten.  Wie  oft  mufste  ein  Motiv  wie- 
der aufgenommen  werden  und  hatte  die  überraschendsten  Erfolge, 
welches  sie  früher  schon  einmal  gehabt,  aber  bei  stetem  Wechsel 
des  Schwerpunktes  Neuem  hatte  weichen  müssen.  So  kurz  auch 
in  den  vorliegenden  Blättern  das  Einzelne  gehalten  ist,  so  sehr 
die  alte  Zeit  der  Gegenwart  gegenüber  zurücktritt,  so  ist  doch 
dieses  Sehriftchen  durch  Klarheit  der  Anlage,  Schärfe  des  Blickes 
für  das  Wichtige  vollständig  geeignet,  auch  Nichtmilitären  einen 
Ueberblick  über  die  Geschichte  der  Taktik  vom  14.  Jahrh.  bis  auf 
die  Gegenwart  zu  gewähren.  Wenn  der  Verfasser  im  Vorworte 
darauf  hindeutet,  dafs  die  militärische  Literatur  bis  jetzt  die  Ge- 
schichte der  fernen  Vorzeit  zu  sehr  vernachlässigt  habe,  so  mag 
dies  wol  daran  liegen,  dafs  für  diese  denn  doch  nur  der  Histori- 
ker das  Material  an's  Tageslicht  schaffen  kann ,  sich  aber  vie- 
len Fragen  gegenüber  als  Laie  betrachten  mufs,  so  dafs  eine 
Schrift,  die,  wie  die  vorliegende,  dem  Historiker  zeigt,  welche 
Fragen  dem  Militär  für  das  Studium  der  Kriegsgeschichte  von 
Wichtigkeit  sind,  dem  ersteren  gewifs  willkommen  sein  und  ihm 
Fingerzeige  für  Beschaffung  des  dem  Militär  wichtigen  histori- 
schen Materiales  geben  muls.  A.  E. 


87 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


88 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Aus  allen  Welttheilen:  4.  Jahrg.,  Febr.  Die  Pfahlbauten  der 
Schweiz.     (J.  B.  Thiessing.) 

Das  Neue  Blatt:  Nr.  22.  Der  vierhundertjährige  Geburtstag 
des  Copernicus.  Mit  Illustrationen  und  einem  Faosimile.  (Adolf 
Prowe.) 

Daheim:  Nr.  21.  Zum  Andenken  an  Nikolaus  Kopernikus.  (W. 
Pierson.)  —  Historische  Stätten  des  deutschen  Reiches.  I.  Ein 
Gang  durch  das  Zeughaus  zu  Berlin.  (Georg  Hiltl.)  —  Nr.  23. 
Schiida  (zur  Geschichte  der  Stadt,  mit  Abbild,  des  Geburts- 
hauses Gneisenau's).     (Richard  Andree.) 

Im  neuen  Reich:  Nr.  9.  Deutschland  und  der  gothische  Stil. 
(M.  Tausing.)  —  Virgil  im  Mittelalter.     (H.  Schuchardt.) 

Der  Katholik:  Janr.  Johannes  Hul's  und  die  böhmische  Com- 
mune im  15.  Jahrh. 

Illustr.  deutsche  Monatshefte:  Nr.  6  (198),  S.  654.  Wil- 
helm Heinse's  Grabstätte  in  Aschaffung.  (Ludw.  Herrmann.) 
S.  686.  Die  Singgesellschaft  „zum  Antlitz"  in  St.  Gallen  (ge- 
gründet 1620).     (Bernhard  Schols.) 

Deutscher  Reichsanzeiger:  Nr.  7.  Das  Kaiserhaus  zu  Gos- 
lar. —  Zur  Geschichte  des  brandenb.-preufsischen  Staatshaus- 
halts. 1.  —  Nr.  8.  Die  Bergschlösser  des  Bayer.  Hochlandes.  1. 

Revue  critique:  1872,  Nr.  51.  Sixte-Quint.  (De  Hübner.)  — 
Carte  des  etats  de  l'Europe  centrale  dans  leurs  rajjports  avec 
l'ancien  empire  romain-germanique. 

(Grazer)  Tagespost:  Nr.  51,  Abendbl.  Zeughaus  oder  Waffen- 
museum  ?     (Dr.  Franz  Ilwof.) 

Ueber  Land  und  Meer:  Nr.  22.  Das  alte  Konstanz  und  seine 
merkwürdigsten  Gebäude.  (J.  Marmor.)  —  Nr.  24.  Eine  alte 
Reichsstadt  (Elslingen). 

Wochenblatt  d.  Joh.-Ord.-Balley  Brdbg.:  Nr.  8  f.  Ein 
Denkstein  deutscher  Treue  (die  Johannitercapelle  zu  Frank- 
furt a.  M.).  (Ludw.  Graf  Uetterodt.)  —  L'Ordre  de  la  Palme 
d'or.  Ein  Damenorden  aus  dem  17.  Jahrh.  —  Nr.  10.  Ueber 
die  früheren  Besitzthümer  des  Johanniterordens  zu  Frank- 
furt a.  M. 

Zeit  sehr,  für  bild.  Kunst:  Nr.  21.  Eine  Holbein-Zeichnung. 
(Alfred  Woltmann.) 

All  gem.  Zeitung:  Beil.  Nr.  56.  63.  Die  Schimmelkirchen  der 
Holledau.  Wodan  als  Rofsdieb  und  die  Schimmelkapellen  der 
Holledau.  (Dr.  Sepp.)  L  U.  —  Nr.  75.  Das  Geburtsjahr  Hol- 
beins.    (L.  Pezold.) 

Illustr.  Zeitung:  Nr.  1547.  Das  Pflugfest  in  Hollstadt,  ein  al- 
tes Fest  der  Deutschen.     (H.  Vocke.) 


Termischte  Nachrichten. 

18)  Verschiedene   keltische   und  römische  Gräber    sind 
bei  dem  Ort  Muraz,  oberhalb   der  Stadt  Siders   im  Canton  Wal- 


lis, beim  Umgraben  eines  Weinbergs  entdeckt  worden.  Unter  den 
in  denselben  aufgefundenen  Gegenständen  befinden  sich  mehrere 
Statuetten  heidnischer  Gottheiten,  die  in  das  cantonale  Museum 
nach  Sitten  abgeliefert  wurden.  (111.  Ztg.,  1550.) 

19)  In  Zwickau  wurde  jüngst  unter  dem  Fufsboden  eines 
Hauses  ein  Kästchen  mit  80  Stück  wohlerhaltener  Silber  mün- 
zen aus  dem  16.  und  17.  Jahrh.,  theils  von  Speciesthaler-,  theila 
von  Thaler-  und  Guldengröfse,  gefunden.  Meist  sind  es  kursäch- 
sische von  1560  an,  ferner  braunschw. -lüneburg.  und  Reichsmün- 
zen von  verschiedenen  Kaisern.  Es  fanden  sich  auch  3  spanische 
Piaster  von  Philipp  IL,  1  schwedischer  Reichsthaler  von  Gustav 
Adolf,  1  dänischer  von  1624,  1  hohenlohischer  l'/s  von  1615,  1 
stolberg-wernigerod.  von  1624,  1  Salzburger,  reichsstädtische  von 
Bremen,  Nürnberg,  Basel,  Schaffhausen,  auch  3  sächsische  Jubel- 
species  auf  die  Augsburgische  Confession  (1630)  und  1  sächsischer 
Vicariatsspec.  von  1619  u.  s.  w.  Wenn  nun  die  jüngste  dieser 
Münzen,  1  braunschw. -lüneberg.  oder  sog.  Harzspecies,  von  1633 
ist,  so  lälst  sich  vermuthen,  dafs  der  Schatz  in  diesem  Zwickauer 
Kreuz-  oder  Elendsjahre  verborgen  worden  ist. 

(Num.  Ztg.,  Nr.  3.) 

20)  Eine  Urne  mit  über  100  Stück  Silbermünzen  (Brak- 
teaten)  wurde  beim  Fällen  von  Bäumen  in  der  Nähe  des  Dorfes 
Weltwitz  bei  Neustadt  a.  d.  Orla  gefunden.  Es  zeigen  sich  auf 
denselben  mindestens  sechserlei  verschiedene  Stempel ,  zum  Theil 
sehr  gut  erhalten.  Die  Münzen  sind,  mit  Ausnahme  eines  Stücks, 
welches  eine  Inschrift  zeigt,  sog.  stumme,  d.  h.  nur  mit  Bildnissen 
und  Emblemen  versehene.  Von  der  Urne  sind  nur  Bruchstücke 
erhalten.  (111.  Ztg.,  1548.) 

21)  In  Braunsberg,  in  der  Vorstadt  Köslin,  wurde  eine 
Anzahl  alter  kufischer  (arabischer)  Münzen  aus  der  Zeit  des 
Kalifen  Harun  al  Raschid  gefunden.  Dieselben  sind  von  dünnem 
Silber  und  der  Gröfse  eines  Fünfgroschenstücks.      (Dies.,  1550.) 

22)  Eine  Marmorstatue  des  Nikolaus  Kopernicus, 
von  Victor  Bradzki  in  Rom  gefertigt,  wurde  in  der  katholischen 
St.  Johanniskirche  in  Thorn  aufgestellt.  (Dies.,  1548.) 

23)  Bei  der  Seltenheit  von  Tafelgemälden  des  Hauj^tbegründers 
der  monumentalen  Malerei  des  19.  Jahrh.  ist  es  gewifs  für  viele 
Gemäldesammler  und  Galerien  von  Interesse  zu  erfahren,  dal's  ein 
Oelgemälde  von  Peter  v.  Cornelius,  vielleicht  das  Einzige 
in  Privatbesitz  um  2400  Thaler  zu  verkaufen  ist.  Es  ist  die  Er- 
findung der  Weberei,  aus  des  Meisters  erster  Epoche,  worin 
noch  die  David'sche  Schule  durchklingt.  Nähere  Mittheilungen 
sind  durch  Herrn  Professor  Aus'm  Weerth  in  Kessenioh  bei  Bonn 
zu  erhalten. 

24)  Im  Verlage  von  Friedrich  Wreden  in  Braunschweig  ist 
vor  Kurzem  das  nachstehend  verzeichnete  Werk  erschienen:  „Die 
Landgrafschaften  des  heiligen  römischen  Reichs.  Eine 
rechtsgeschichtliche  Studie  nach  urkundlichem  Material  von  Dr. 
Wilhelm  Franck."     Der  Preis  ist  auf  l'/a  Thlr.  festgesetzt. 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E.  Sebald  in  Nürnberg. 


Nüruberg'.  Das  Abonnemont  des  Blat- 
tes, welches  alle  Monate  orachoiut,  wird 
ganzjälirig  angenommen  und  betrugt  nach 
der  neuesten  Postconvention  bei  allen  Foat- 
fimtorn  und  Buchhandlungen  Deulschlaitds 
incl.  Üesterreichs  3  fl.  36  kr.  im  24  li.-FuIs 
oder  2  Thlr.  preul'a. 

Für  Frankreich  abonniert  man  in 
Paria  bei  der  deutschen  Buchhandlung  von 
F.  Klinckaieck,  Nr.  11  rue  de   Lille;     für 


ARIZEIGER 


riiii  um  m 


Neue  Folge. 


England  bei  Williamfl  «k  Norgate,  14  Hen- 
rietta-Street  Covent- Garden  in  London; 
für  Nord-Amerika  bei  den  Poatümtem  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  für  das  german.  Museum  bo- 
etimmten  Sendungen  auf  dem  Wege  doa 
Buchhandels  werden  durch  den  Commia- 
sionar  der  literar. -artiet.  Anatalt  des  Mu- 
seums, F.  A.  BrockhauB  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


Zwanzigster  Jahrgang. 


1873. 


ORGAN  DES  «ERMANIStllEN  MSEÜMS. 


JW4. 


April. 


Wissenschafüiclie  Mittheilungen. 


Ein  Brief  des  Grafen  Robert  Ton  Leicester  an  den 
Grafen  Günther  XLI.  tou  Schwarzburg. 

Monsieur  le  Conte,  Encores  que  le  peu  de  cognoissance 
&  familiarite  que  nous  auons  par  le  passe  eu  ensemble  soit 
(par  faulte  de  bonne  occasion  de  sentreuisiter  par  lettres)  quasi 
esteinete  et  mise  en  oubly :  Si  ne  veulx  ie  de  raon  coste  (pour 
ne  la  perdre  du  tout)  lalsser  passer  ceste  occasiou  qui  s'offre 
de  vous  escripre  ce  mot  de  lettre  en  faueur  d'ung  geutilhomrae 
Anglois  nomme  Preston  qui  est  votre  prisonnier.  Or  ma  le 
dict  gentilhomme  puis-nagueres  escripte  quil  ya  entre  vous  et 
luy  quelque  comraencement  d'accord  pour  sa  ran^on,  Mais  que 
la  somme  qne  vous  luy  demandez  est  si  grande  que  uy  luy  ny 
tous  ses  parens  ne  le  scauroient  payer.  Ce  que  peult  estre 
vous  faictes  le  peusant  autre  quil  est :  surquoy  je  me  suis  auise 
de  vous  faire  entendre  au  vray  son  estat  et  qualite,  qui  nest 
autre  ie  vous  promectz  que  celle  düng  simple  gentilhomme 
puisne  de  sa  maison.  Ses  parens  sont  pouures,  et  tous  ses 
fröres  sont  escolliers.  Quant  a  luy  il  a  este  aultresfois  page 
de  mons''  le  Marquis  de  Northampton  et  lorsque  le  Duc  Jehan 
de  Finland  vint  pardeca  son  maitre  le  luy  douna  pour  le  ser- 
uir  de  page.  Par  le  moyen  duquel  il  est  venu  puis  apres  au 
Service  du  Roy  de  Suede.  De  biens  je  pense  veritablement 
quil  n'a  autre  en  ce  monde  que  ce  quon  luy  osta  quand  il 
f'ust  prins  prisonnier.  Je  vous  laisse  donques  mons*  a  penser 
comment  il  est  possible  que  se  pouure  bomme  puisse  payer 
les  deux  mil  escuz  quil  dict  que  vous  luy  demandez.  Car  je 
vous  asseure  sur  mon  honneur  quil  nest  rien  plus  vray  que  ce 


que  ie  vous  dis.  Et  serois  marry  de  vous  faire  perdre  ou  di- 
minuer  vng  seul  denier  de  ce  que  par  droict  et  raison  vous 
appartient.  Si  ie  pensois  en  ma  conscience  quil  fust  honime 
pour  vous  satisfaire.  Mais  puis  quil  ne  lest  pas  jl  fault  que 
ie  vous  supplie  en  son  endroict  de  luy  faire  quelque  grace 
pour  lamour  de  moy.  Et  sil  vous  piaist  de  luy  donner  conge 
pour  sept  ou  huict  mois  ponr  aller  veoir  ses  amis  il  regardera 
dans  le  dict  teraps  par  quelque  moyen  ou  de  vous  payer  ce 
que  raissounablement  vous  luy  demanderez  pour  sa  ran^ou,  ou 
de  se  rendre  de  rechief  prisonnier  entre  voz  mains.  Ce  fai- 
sant  Vous  mobligerez  beaucoup  enuers  vous,  et  nefauldray  de 
le  recognoistre  par  tous  les  moyens  dont  ie  me  pourray  aui- 
ser  quant  loccasion  se  presentera  pour  ce  faire.  Qui  sera 
lendroict  ou  je  feray  fin  en  me  recommandant  de  bien  bon 
cueur  a  Vre.  bonne  grace.  Suppliant  le  createur  quil  vous 
doint.  Mons^  le  Conte  en  sante  tres  longue  et  bonne  vie.  De 
Londres  le  xxvj™!^  de  juing  1565. 

Vre.  entierement  bien  afl'ectionne 
a  Vous  faire  plaisir  &  seruice 
R.  Leycester. 
Aufschrift:  Monsieur  Mons^  le  conte  de  Suartzburch. 

Vorstehendes  Schreiben  fand  sich  in  einer  gröfseren  Brief- 
sammlung des  hiesigen  fürstl.  Archivs,  über  welche  ich  später 
zu  berichten  gedenke.  Zu  bequemerem  Verständnifs  desselben 
mögen  folgende  Bemerkungen  dienen.  Der  Graf  von  Schwarz- 
burg Günther  XLI  (auch  der  Streitbare,  Bellicosus,  genannt),  ein 
Freund  und  Schwager  Wilhelm's  I.  von  Oranien,  war  Ende  1554 


91 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


92 


und  zu  Anfang  des  folgenden  Jahres  mit  dem  König  Philipp  von 
Spanien  am  Hofe  zu  London  (cf.  Jovius,  chronicon  Scliwarzb. 
bei  Schüttgen  et  Kre)-sig,  diplomataria  et  scriptores  histor. 
Germ,  medii  »vi  I,  p.  678).  Damals  wird  die  Bekanntschaft 
zwischen  ihm  und  dem  Grafen  Leicester  stattgefunden  haben, 
auf  welche  der  Eingang  obigen  Briefes  sich  bezieht.  Graf 
Günther  nahm  in  den  Jahren  15(53  —  65  an  dem  Kriege  des 
Dilnenkünigs  B'riedrich  gegen  König  Erich  XIV.  von  Schweden 
als  Befehlshaber  einer  ansehnlichen  Reiterschaar  thätigen  und 
ruhmreichen  Antheil.  In  diesem  Kriege  wurde  der  englische 
Adelige  Preston  sein  Gefangener.  Letzterer  hatte  seinen  Die- 
ner nach  London  geschickt,  dafs  er  Mittel  und  Wege  zu  sei- 
nes Herrn  Losgabe  aufsuchen  sollte.  In  dem  hiesigen  fürstl. 
Archive  findet  sich  nämlich  ein  zweiter,  diese  Anlegenheit  be- 
treffender Brief,  datiert  London  25.  Juni  1565,  an  den  Gra- 
fen von  Schwarzburg  gerichtet,  gleichfalls  in  französischer 
Sprache.  Leider  ist  die  Unterschrift  durch  Feuchtigkeit  aus- 
gelöscht; der  Briefschreiber  bezeichnet  sich  aber  als  den  ehe- 
maligen Herrn  des  Gefangenen  und  war  also  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  der  Marquis  von  Northampton  *).  Leicesters 
Brief  stimmt  in  manchen  Stellen  wörtlich  mit  diesem  Briefe 
vom  25.  Juni  überein.  Wahrscheinlich  war  Leicester  ersucht 
worden,  seine  Fürsprache  mit  der  Northamptons  zu  vereinigen, 
und  hatte  den  Sachverhalt  aus  des  Letzteren  Brief  in  den  sei- 
nigen mit  herübergenommen,  oder  durch  seinen  Sekretär  her- 
übernehmen lassen.  Die  kleineren  Schriftzüge  des  Brieftextes 
scheinen  von  den  grofsen  Schriftzügen  der  Unterschrift  Lei- 
cesters verschieden. 

Sondershausen.  Th.  Irmisch. 


*)  Das  Siegel  zeigt  einen  Frauenkopf  oder  vielmehr  das  Brust- 
bild einer  Frau ;  ein  Barett  bedeckt  den  Kopf,  desses  langes ,  auf- 
gelöstes Haar  auf  die  Schultern  herabfällt.  Wie  das  Siegel  an 
Leicesters  Brief,  so  hat  auch  das  Siegel  dieses  Briefes  den  Spruch 
des  Hosenbandordens  als  Umschrift :  HONJ  *  SOIT  *  QVI  *  MAL 
*    Y  »  PENSE. 


Weisseuliurg  am  Nordgau  und  das  Augsburger  lu- 
terim  154:8. 

Als  im  Jahre  1547  durch  die  Unschlüssigkeit  der  schmal- 
kaldischen  Verbündeten  der  Kaiser  rasch  die  Oberhand  wieder 
gewonnen  und  besonders  die  oberdeutschen  Städte,  welche  die 
Confessio  Augustana  angenommen  und  dem  schmalkaldischen 
Bunde  sich  angeschlossen  hatten,  seine  Ungnade  fühlen  liefs, 
mufste  auch  die  kleine  Reichsstadt  Weifsenburg  am  Nordgau  zur 
Strafe  eine  kaiserliche  Abtheilung  unter  dem  Commando  des 
„Leutten  Ambts"  Carabal  einnehmen.  Ein  Chronist  des  vorigen 
Jahrhunderts  bemerkt  dazu:  „1547  Mufste  WeiTscnburg  zur 
Züchtigung  wegen  Religions  Aenderung  700  Neapolitanische 
Reutter  einnehmen ,  welche  den  ganzen  Winter  hier  gewesen 
nnd  die  Stadt  sehr  beängstiget  und  drangsaliret." 


Im  folgenden  Jahr  wurden  zu  Augsburg  im  bekannten  In- 
terim Festsetzungen  in  Bezug  auf  das  Bekenntnifs  getroffen, 
welche  die  evangelische  Lehre  wieder  in  die  Pfade  der  alten 
Kirche  allmählich  überleiten  sollten.  So  hoft'te  der  Kaiser  jetzt 
den  Lieblingsgedanken  seines  Lebens,  die  WiederhersteOung  der 
Einheit  der  Kirche,  sich  endlich  verwirklichen  zu  sehen.  Die  Bi- 
schöfe verstanden  seine  Absicht.  Man  konnte  die  Abgefallenen 
unter  der  Gunst  der  Verhältnisse  wieder  in  den  Diöcesanverband 
zurückbringen.  Wie  das  der  Bischof  Moriz  von  Eichstätt  mit 
der  erwähnten  Reichsstadt  anfieng,  das  bekunden  folgende  beide 
Briefe,  von  denen  der  erste  auch  der  Pfarrgeistlichkeit  zuge- 
stellt wurde,  der  andere  den  Rath  der  Stadt  sehr  eindringlich 
an  seine  Pflichten  erinnerte.  Sie  können  wol  als  ein  Zeichen 
der  Zeit  dienen. 

I. 

Mauritius  dei  gratia  Episcopus  Aystetensis  .  .  .  Venerabi- 

libus salutem  in  Domino.     Quum  pro  Episcopali  digni- 

tate,  qua  deo  anuente,  licet  indigni,  fungimur,  hae  nobis  par- 
tes incumbant,  ut  omnium  nostrorum  saluti  diligentia  quanta 
possimus  maxima  consulamus ,  idque  potissimum  hoc  pertur- 
batissimo  seculo,  quo  (proh  dolor  et  nephas)  neque  clerus,  qui 
sal  terre,  lux  mundi,  et  forma  gregis  esse,  neque  populus,  qui 
parere  potius  et  subsequi  quam  precedere,  atque  illius  offitium 
sibi  petulanter  usurpare  debebat,  suo  satis  officio  faciunt.  Nos- 
que  eam  lunctionem  agnoscentes,  nihil  tarn  desideravimus  sem- 
per,  quam  ijs  maus  pro  gloria  dei  et  animarum  salute  mederi, 
obstiterunt  tamen  hucusque  ardentibus  Votis  nostris  et  pijs  co- 
natibus  adversa  multa.  Ea  vero  quia  nunc  divina  dementia 
maiori  ex  parte  sopita  atque  sublata  videantur,  magna  sana 
diuque  exoptata,  restituendi  pristino  suo  nitori  ecclesias  et  pra- 
Yos  hominum  mores  emendandi  commoditas  adfulsit  que  qui- 
dem  precipue  in  synodis,  cum  Episcoi)alibus,  tum  provinciali- 
bus  rite  celebrandis  (prout  eas  in  ecclesiam  revocandas  et  re- 
novandas  ad  instantiam  sacre  Caes.  Maj.  in  conventu  Augu- 
stano  proxime  preterito  Archiepiscopi  nostri  et  nos  Episcopi 
unaniniiter  conclusimus)  posita  est.  Ilis  enim  precipua  agri  do- 
niinici  eultura  constat,  las  spinc  et  tribuli  heresium  schisma- 
tumque  eradicantur,  suppululantes  errores  extirpantur,  defor- 
mata  subinde  reformantur  et  vinea  domini  Sabeoth  ad  frugem 
uberrimam  prcparatur,  Ins  demum  sancti  patres  olim  in  eccle- 
sijs  synceram  doctrinam  et  incorruptam  disciplinam  conserva- 
runt,  quorum  vestigiis  pie  inserentcs,  nos  quoque  synodum  Epi- 
scopalem  ex  authoritate  nostra  ordinaria,  accedente  mandato 
etiara  imperatorio,  die  lune  post  festum  S.  Catharine  Virginis 
et  martyris,  Vicesiraa  sexta  nimirum  raensis  novembris  proxime 
futura  celebrare,  maturo  consilio  decrevimus.  Proinde  ad  eam 
vos  omnes  et  singulos,  quos  vel  de  jure  vel  de  consuetudinc 
vocare  debemus,  ea  lege  que  despecta  obedientia  est,  rcquiri- 
mus  et  peremptorio  citamus,  mandantes  ut  dicto  die  mane  hora 
septima,  per  vosmetipsos  aut  alios  ex  unoquoque  collegio,  aut 
decanatu  rurali  ad  minus  tres  vel  quatuor,  eosque  idoneos  cum 
suficicntj    et  pleno   mandato,   habitibus  Vestris,  Ecclesiastiacis, 


93 


Anzeiger  für  Kuude  der  deutschen  Vorzeit. 


94 


sive  supellicijs  ut  vocant.  Prelati  autem  cum  suis  iiontificali- 
bus  ornamentis  induti  in  civitate  nostra  Aysictcnsi  ad  cainpa- 
narum  pulsum  conveniatis  audituri  et  reccpturi  quo  juxta  for- 
mulam  reformationis  a  S.  Caesaiia  May.  uobis  prescriptam  et 
Vobis  jam  antca  exhibitam  ad  correctionem  Cleri  &  populi 
Vestro  etiam  consilio  accedente  salubiitcr  cooperaute  spiritus 
sancti  gratia,  nihil  tarnen  interea  sedi  Äpostolicae  vel  concilio 
generali  prejudicantes  statueraus.  Hocque  Vos  ita  facturos 
plane  confidimus.  datum  in  civitate  nostra  Aystetensi  sub  sigillo 
uostro  pontificali  29.  Octobris  Anno  Domini  M.D.XLVIIl. 

11. 

Moritz  von  gottes  gnaden.  Bischove  zu  Eystet  uund  Thumb- 
probst  zu  Wurtzbnrg. 
Unnsern  Gunnstlichen  grues  zuvor.  Ersam  unnd  wei(5 
liebenn  Besondern.  Aufl"  Unnser  jüngst  schreiben  *)  haben  Wir 
heut  dato,  Eur  Antwurt*)  empfangenn,  Auch  Innhalts  vernu- 
men.  Und  betten  Unß  gentzlich  versehenn.  Ir  soltet  euch 
auf  der  Römischenn  kayen.  Jlat.  Unnsers  Allergnedigstenn  Her- 
ren gnedigist  Begeren.  so  Ir  Mat.  auif  Jüngst  gehaltnen  Reichs- 
tag an  die  Stende,  der  Neuen  Religion  getbun,  auch  Unußer 
jüngst  vätterlich  unnd  treulich  Anzaigen  erjnnern  unnd  ersue- 
chen  widrumb  zu  der  Allgemeinen  Christenlichen  Kirchen  her- 
gebrachten Ordnungen  unnd  Ainigkait  on  verner  Weigerung  ge- 
thuu,  und  euch  mit-  derselben,  obberürten  Unsern  vorigen  Ver- 
manen  und  schreiben  nach  allerdings  verglichen  haben.  Die- 
weil  wir  aber  aus  berurter  eur  Antwurt  vermerkben,  das  so- 
lichs  noch  nit  beschehen,  so  ermanen  und  ersuechen  Wir  euch 
hiemit  nochmals  zum  väterlichsten  und  gantz  treulich.  Ir  wol- 
let zu  der  Ainigkait  obvermelter  Allgemeinen  Christenlichen 
Kirchen  Unnserra  hievorigen  schreiben  nach  trotten,  darzue 
wir  euch  mit  Unserer  muglichen  Hilffe  furderlich  zusein  aber- 
mals urbuttig,  oder  doch  zum  wenigsten  bey  euch  unnd  den 
eurn  höchstgedachter  Rom.  kayen.  Mat.  Ratschlag  und  Ordnung 
durchaus  gelebenn,  unnd  es  jun  allen  dingen  derselben  gemeß 
halten,  wo  unnd  wormit  auch  jnn  solchem  bey  euch  und  den  eurn 
Mangel  und  Ungleicbait  (wie  Wir  aus  obberurter  eur  Antwurt 
zum  theil  vermergken)  befunden  und  vor  Augenn  wern,  das 
selbig  on  lengern  Verzug  gentzlich  abstellen  und  damit  wir 
eurnthalben  der  kayen.  May.  dester  bessern  Bericht  thun  mu- 
gen.  Daran  beweist  Ir  zuvorderst  dem  Almechtigen  got  lob 
und  ehr,  der  Römischen  kayen.  Mat.  schuldige  billiche  gehor- 
sam, unnd  Uns  als  eur  geistlichen  Obrigkeit  wohlgevallen ,  ge- 
gen euch  (denen  Wir  solichs  nochmals  nit  verhalten  mugen) 
mit  gunstlichem  Willen  zu  beschulden.  Datum  in  Unserm 
Schloß  auif  sanndt  Willibalts  Berg  zu  Eystet  Donnderstags  den 
20.  Decembris  1548. 

Weifsenburg  am  Nordgau. 

Wilhelm  Vogt. 

*)  Beide  Anschreiben,   sowohl    das  des  Bischofs,   als   das  des 
Raths,  finden  sich  niclit  im  städtischen  Archiv  zu  Weil'senburo;. 


Sphragistische  Aphorismen. 

LXVIII. 


Der  kürzlich  in  unseren  Besitz  gelangte  Stempel  mit  dem 
Wappen  der  Haggen  oder  Hauggen  und  der  Legende  :  >i  S.  Mar- 
garete dicte  Haeggin,  welcher  noch  aus  dem  14.  Jahrb.  zu 
stammen  scheint,  ist  dadurch  besonders  merkwürdig,  dafs  der- 
selbe aus  einer  Legierung  von  weichen  Metallen,  Zinn,  Blei 
u.  dgl.,  besteht*),  deren  specifiscbes  Gewicht  sich  zu  dem 
des  Eisens  wie  5,9  zu  7,7  verhält.  Die  meisten  mittelalter- 
lichen Siegelstempel  waren  bekanntlich  aus  Bronze  oder  Mes- 
sing, ausnahmsweise  aus  Silber  und  Blei,  und  später  aus  Eisen. 
Von  silbernen  Siegelsterapeln  haben  wir  bereits  zwei  erwähnt: 
den  Gottfried's  von  Hohenlobe,  Grafen  von  Romaniola**),  und 
den  des  Herzogs  Mestwin  I.  von  Ostpommern***). 

Schulthefs  in  seinem  Werke  über  schweizerische  Städte- 
und  Landessiegel  beschreibt  auch  mehrere  silberne,  zum  Theil 
vergoldete  Stempel,  wovon  der  älteste,  von  Schaffhausen,  noch 
aus  dem  Ende  des  14.  Jahrb.  stammt.  Ueber  Siegelsterapel 
von  Gold  und  Silber  ist  auch  zu  vergleichen :  Neues  Lehrge- 
bäude der  Diplomatik,  II.  Buch,  5.  Hauptstück :  „Von  den  Sie- 
geln", I.  Abschnitt,  §.  438 — 448,  wo  übrigens  wiederholt  die 
Siegelstempel  mit  ihren  Abdrücken,  den  Siegeln  selbst,  resp. 
den    Bullen,    auf  bedauerliche   Weise    verwechselt   sind.     Von 

*)  Somit  sind  die  Angaber  über  das  Metall  dieses  Siegelstem- 
pels und  über  den  Geschlechtsnamen  der  Sieglerin  in  der  „Bitte 
um  Auskunft,  in  der  Beilage  zum  Anzeiger,  Jhrg.  1872,  Nr.  6, 
Sp.  207  (Nr.  8  der  Mittheilungen),  als  berichtigt  zu  betrachten. 

**)  Vgl.  Anzeiger  1866,  Nr.  8  :  Sphragist.  Apborism.  I  und  1867, 
Nr.  11,  Sp.  342,  Notizen:  8,  auch  1871,  Nr.  9,  Notizen:  17.  Es 
wäre  hier  noch  nachzutragen,  dals  auf  der  Rückseite  eines  silbernen 

Siegelstempels  der  Stadt  Freiburg  i.  Ü.  die  Jahrzahl 

eingraviert  ist,  also  auch  die  Zahl  4  verkehrt,  wie  auf  dem  Siegel 
Gottfried's,  und  die  3  so  ziemlich  von  derselben  Form.  Wenn  Mär- 
cker  im  Anzeiger  von  1859,  Sp.  374  bemerkt :  „Bei  den  Jahrzahlsie- 
geln ist  übrigens  auch  ihrehistoris  che  Bedeutsamkeit  noch  beson- 
ders zu  beachten,  indem  die  Jahrzahl  in  der  Regel  auf  ein  epoche- 
machendes Ereignifs  in  der  Geschichte  des  Sieglers  hindeutet",  so 
dürfte  sich  dieselbe  bei  dem  Siegel  Gottfried's  auf  seine  Ernennung 
zum  Grafen  von  Romaniola  beziehen. 
***)  Vgl.  Anzeiger  1871,  Nr.  9,  Sp.  261. 


95 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


96 


bleiernen  Siegelstempeln  haben  wir  bereits  einen  öttingcn'schen 
erwähnt  *) ;  ein  solcher  ist  uns  aber  bis  jetzt  nicht  zu  Gesicht 
gekommen.  Im  18.  Jahrh.  wurden  auch  Petschafte  von  Perl- 
mutter graviert,  welche  sehr  schöne  Abdrücke  liefern. 

Der  Umstand,  dafs  schon  im  13.  Jahrb.,  wo  gewifs  ein 
Siegelstempel  noch  etwas  Kostbares  war**),  von  manchen  Her- 
ren mehrere,  oft  von  einander  sehr  verschiedene  und  mitunter 
höchst  primitiv  gestochene  Siegel  vorkommen,  macht  es  wahr- 
scheinlich, dafs  in  augenblicklicher  Ermangelung  des  eigentlichen 
Siegelstempels  bei  Ausfertigung  wichtiger  Urkunden  ein  Inte- 
rimsstempel in  der  Eile  gefertigt  werden  mufste,  und  da  ein 
solcher  wahrscheinlich  nach  gemachtem  Gebrauche  gewöhnlich 
wieder  vernichtet  wurde,  jedenfalls  nicht  für  die  Dauer  be- 
stimmt war,  so  empfahl  sich  natürlich  dazu  ein  weicheres  Me- 
tall oder  sogar  ein  anderes  passendes  Material.  Ueber  das 
Wappen  obiger  Sieglerin  wurde  ich  zuerst  durch  Mauch  in 
Gaildorf  belehrt,  welcher  die  Güte  hatte,  mir  mehrere  Haugge'- 
sche  und  Lichtenberg'sche  Siegel  mit  demselben  Wappen  aus 
der  Mitte  des  14.  Jahrh.  mitzutheilen,  sowie  genealogische 
Notizen  über  beide  Familien***),  welche  das  gleiche  Wap- 
pen führten,  woraus  um  so  mehr  auf  eine  Verwandtschaft  zu 
schliefsen  ist,  als  auch  in  der  Lichtenberg'schen  Familie  der 
Zuname  ,,Humel"  erblich  war. 

Wir  besitzen  ein  sehr  schönes,  grofses  Siegel  IV.  A.  2. 
(von  7  Cm.  im  Durchmesser)  Heinrich's  von  Lichtenberg,  des 
Kanzlers  K.  Ludwig's  des  Bayern,  mit  der  in  zwei  Reihen  ge- 
stellten, abgekürzten  Legende:  *  S.  Hermani  de  Lichtenberch 
illustrissimi  domini  Ludovici  Romanorum  imperatoris  cancella- 
rii,  scolastici  Spir.  ac  prepositi  S!l  Germani  extra  muros  ei' 
de  .  .  .  (?f),  v.  J.  1330,  auf  welchem  sich  in  der  oberen  rech- 
ten Scheibe  des  Wappens  ein  Schwan  (?)  befindet,  wahrschein- 
lich als  Beizeichen.  In  dem  abwechselnd  mit  vier  Spitz-  und 
vier  Rundbogen  und  Laubwerk  verzierten  Siegelfelde  sind  zu 
beiden  Seiten  und  oberhalb  des  eingebogenen  Wappenschildes 
drei  phantastische  Thiergestalten. 

Da  der  Name  Margarete  urkundlich  sonst  nicht  in  der 
Familie  bekannt  ist,  so  wäre  es  möglich,  dafs  unser  Siegel- 
stempel der  Margarete  von  Helmstadt,  Gemahlin  des  Hans 
Hagg  von  Hoheneck,  gehört  hat.  Wie  Margarete  sich  auf  ih- 
rem Siegel  „Haeggin"  (von  Hagg)  nennt,  so  nannte  sich  die 
Gemahlin  Johann's  von  Rechberg,  Anna  „die  Hauggin",  (von 
Haugge). 

*)  Vgl.  Anzeiger,  a.  a.  0. 
**)  Nach    einer   eigenhändigen  Aufzeichnung    des  Reichs- Erb- 
kämmerers  Conrad    von   Weinsberg    aus  Basel    vom    J.  1440  liefs 
derselbe  dort  drei  Siegelstempel   „graben,   mir  zwei   und  meiner 
Husfrow  eins",  wofür  er  drei  Gulden  (Goldgulden)  bezahlte. 

***)  Vgl.  die  von  dem  k.  wUrttemb.  statistisch -topograph.  Bu- 
reau herausgegebene  Beschreibung  des  Oberamts  Aalen,  S.  151, 
und  Sattler's  histor.  Beschreibung  des  Herzogthums  Württemberg 
II,  73. 

t)  Wol :  einsdem  (civitatis).  D.  Redact. 


Der  Stempel  ist  für  ein  Frauensiegel  des  niedern  Adels, 
namentlich  im  Verhältnifs  zu  den  andern  bekannten  Siegeln 
dieses  Geschlechts,  von  auffallender  Grüfse.  Er  war  ursprüng- 
lich zum  Anhängen  gerichtet ;  doch  ist  an  der  schmalen  Platte, 
welche  sich  auf  der  Rückseite  desselben  angelöthet  befindet, 
das  Oebr  abgebrochen.  F.-K. 


Lateinische  Reime  des  Mittelalters. 

In  dem  Cod.  membr.  in  8'*'<'  Nr.  2  der  v.  Derschau'schen 
Bibliothek  zu  Aurich,  welcher  Abhandlungen  über  die  Regel 
des  Benediktinerordeus  enthält,  befinden  sich  zwischen  zwei 
Hauptabtheilungen  des  Buches  nachstehende  Verse,  von  einer 
Hand  des  15.  Jahrhunderts  eingetragen.  Für  die  Anschauungs- 
weise eines  Benediktinermönchs  damaliger  Zeit  ist  das  Gedicht 
immerhin  charakteristisch,  wenn  auch  die  Muse  dem  dichten- 
den Bruder  fern  genug  geblieben  ist:  man  lese  nur  z.  B.  den 
achten  Vers;  kann  man  sich  wol  geringschätziger  über  die 
Laienwelt  ausdrücken?  Die  metrischen  Härten  und  Fehler 
und  die  grammatischen  Unklarheiten  dürfen  den  Leser  nicht 
stören;  auf  gute  Verse  kam  es  gewifs  dem  Benediktiner  weni- 
ger an,  als  das,  was  er  zu  sagen  sich  vorgenommen  hatte, 
möglichst  scharf  auszudrücken.  Uebrigens  war  er  ein  Freund 
der  Gelehrsamkeit;  denn  er  verkündet  Vers  32  unverhohlen, 
die  Lektüre  sei  die  Amme  der  Mönche. 

1.  Si  vis  esse  cenobita  5.  Juvenes  clyopoleos 

Huius  vite  viam  vita,  Sed  et  principes  nympheos 

Ut  sis  re  et  nomine  Prostravit  arbitrio. 

Tue  mentis  sordes  munda,  Morhus  iste  captivavit 

Ut  sis  Deo  laus  iocunda  Omnem  clerum  et  potavlt 

In  utroque  homine.  Amaro  absyntheo. 

2.  Solus  Dens  diligatur,              ß.  Non  tam  facile  honores 
Cui  soll  rclinquatur  gi  sentirent  et  Labores 
Omnis  laus  et  gloria.  Aftectarent  clerici 
Honor,  virtus  et  potestas  Qu,  preesse  non  prodesse 
Ipsi  Sit,  cuius  majestas  Perdit  suum  esse  (sie) 
Replet,  regit  omnia.  pcna  dignus  duplici. 

3.  Non  est  tuum  honorari 

Velle,  homo  vel  laudari  ^-  ^'^  ^°"°"^  ^""'  P^-"^« 

Cum  sis  vite  misere.  ^°"''  °"  '"°^  ^"^^''^ti 

Quitquit  bic  honoris  captas,  •^""'^""^  ""™  ''^"*''"'- 

Si  non  Deo  totum  aptas  ^°^""^  '^^'"'^  "^'snitati, 

Perdis  tuum  vivere.  ^^""""^  ^"'  ""  ^^x^c^Ü^Ü 

Hiis  nostris  temporibus. 

4.  Mundus  gaudet  quod  dolen- 

dum  8.  Sic  et  vita  laycorura 
Docet  se  non  diligendura  Parum  distat  a  porcorum 

Cum  amicos  decipit.  Consuetudinibus. 

Fleret  quidem  in  presenti,         Super  modum  cpulantur 
Sed  non  heret  bone  menti         Intus,  foris  obsecantur 
Nee  a  morte  eripit.  Pleni  malis  omnibus. 


97 

9.  De  saliite  animarum 

Rarus  sermo,  sed  terrarum 
Amplitudo  queritur. 
Qui  nunc  potest  plus  ditari 
Vel  in  altum  sublimari, 
Hie  beatus  dicitur. 


10.  Mundus  finem  jam  minatur    18. 
Qui  tot  malis  inquinatur 
Quod  predixit  veritas. 
Civitas  jam  refrigescit, 
Oranis  sanctus  obmutescit, 
Habundat  iniquitas. 

ll.Potens  ridet  impotentem,     19 
Sic  astutus  innocentem, 
Adolescens  veterem. 
Vir  a  fratre  supplantatur, 
Puer  matri  advevsatur, 
Dives  spernit  pauperem. 

12.  Sanctus  hodie  putatur  20. 

Qui  non  nimis  inquinatur 
Malis  crirainalibus. 
Formam  vite  si  requiris 
/  Non  hanc  queras  jam  in  viris 
Sed  in  voluminibus. 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


98 


17.  In  hoc  tarnen  consolatur 


25.  Temet  ipsum  roprehende      31.  Primus  eris  ad  laborem, 


Vere  sanctus  et  letatur 
Qui  mundus  transiet. 
De  hoc  casu  flere  mundi 
Debetur  peccatis  mundi 
Quorum  dolor  veniet. 

,  Ad  te  ergo  revertere 
Hoc  prostratus  miserere 
Cur  sis  factus  considera.  (sie) 
Sibi  te  fecit  similem 
Deus,  cui  dissimilem 
Te  facis  augens  scelera. 

Consors  quondara  angelorum 
Legem  tenes  jumcntorum 
Ipsis  factus  similis. 
Esca  ventri  venter  escis, 
Hunc  et  has  frenare  nescis, 
Propter  quod  es  fragilis. 

Surge  miser,  quid  dormitas  ? 
Imitare  cenobitas 
Antiquorum  temporum. 
Qui  teuei.tes  viam  vite 
Contempserunt  non  invite 
Opes,  vires  corporum. 


i3.  Perit  lex  a  sacerdote,  21.Erant  mundo  crucifixi, 


Pereunt  virtutes  tote 
A  sene  consilium. 
Multos  habemus  doctores 
Sed  paucissiraos  factores 
In  terra  mortalium. 

14.  Hanc  jure  captivitatem 
Si  manentem  civitatem 
Hie  haberem  plangere. 
Dura  plane  captivitas 
In  qua  nescitur  veritas. 
Ve  si  semper  viverem. 


Et  hie  ipsis  sed  transfixi 
Caritatis  gladio. 
Vitam  hanc  parvi  pendebant, 
Nam  celesti  adherebant 
Magno  desiderio. 

22.  Corpus  satis  castigabant, 
Lectionibus  vacabant, 
Et  orabant  jugiter. 
Nunquara  erant  otiosi, 
Omnibus  affectuosi ; 
Vade  fac  similiter. 


15.  Heu  homo,  cur  creatur        23.  Ut  conserves  te  devotum, 


Qui  tot  raalis  captivatur 
Velit  nolit,  moritur. 
Quid  sit  malum  hie  vitare, 
Vel  quid  bonum  hie  amare, 
Vix  iiifelix  cogitur. 


Quidquid  vides,  fuge  totum, 
Paupertatem  elige. 
Non  te  locus  vilitatis 
Angat,  vel  extremitatis, 
Sed  nesciri  dilige. 


16.  Unde  nemo  jam  mirari        24.  Te  prelato  subjugabis, 


Debet,  si  hie  consolari 
Omnis  justus  redimit. 
Immo  satis  est  dolendus, 
Et  a  Deo  respuendus 
Qui  non  muiidum  respuit. 


Quidquid  jubet  observabis 
Et  hoc  voluntarie. 
Noli  facta  judicare 
Prelatorum,  sed  vitare 
Debes  fei  invidie. 


F]t  diligcnter  attcnde, 
Ne  quid  umquam  judices. 
Pro  te  reddes  rationcm 
Nunquam  proferas  sermonem, 
Ut  te  ipsum  vindicos. 

26.  Erit  tibi  salutare 
Si  amari  et  amare 
Omni  hora  studeas. 
Quitquit  facis,  reprobatur 
Apud  Deum,  nee  laudatur 
Nisi  pacem  teneas. 

27.  Diligantur  juniores, 
Venerentur  et  priores, 
Este  carus  omnibus. 
Non  accipies  personam, 
Sed  amabis  vitam  bonam 
In  cunctis  hominibus. 

28.  Sic  gaudere  cum  gaudente 
Bonum  est,  paulo  dieente. 
Et  flere  cum  flentibus. 
Ordinatus  ordinatis, 
Patiens  inordinatis 
Eris  tuis  fratribus. 

29.  Corporum  infirmitates, 
Sed  et  morum  paupertates 
Pacienter  tollera. 
Neque  velis  apparere 
Magnus,  nee  laudem  habere 
In  hae  vita  misera. 

30.  Cave  ne  sis  singularis, 
Sed  quidcunque  operaris 
In  commune  facias. 
Lege,  canta,  psalle,  ora, 
Sicut  omnes,  et  labora, 
Vive  et  non  alias. 


Tardus  autem  ad  honorem 
Sed  ad  iram  uitimus. 
Omnibus  subiciaris, 
Nunquam  aliud  loquaris. 
Quam  quod  habet  animus. 

32.  Omnem  horam  occupabis 
Ympnis,  psalmis,  et  amabis 
Tenere  süentium. 
Super  hoc  orationem 
Diliges,  et  lectionem, 
Nutricem  claustralium. 

33.  Habens  victum  et  vestitum 
Quäle  fuerit  largitum, 
Nichil  queras  araplius. 
De  colore  non  causeris, 
Quod  si  vile,  tune  leferis 
Et  sie  eris  sobrius. 

34.  Cave  ne  sis  euriosus 
In  vestitu,  vel  gulosus 
In  diversis  epulis. 
Sic  non  eris  sompnolentus. 
Nee  in  potu  vinolentus 
Nee  vacabis  fabulis. 

35.  Nirais  est  periculorum 
Esse  monaehum  verborum, 
Cum  silere  debeat. 
Joci  quidem  sunt  ferendi, 
Nunquam  tarnen  referendi, 
Quos  proferre  pudeat. 

36.  Omnem  fugies  peecatum, 
Si  videre  vis  pacatum 
Salvatorem  omnium. 
Ipsum  corde,  ore,  ora, 
Ut  in  tue  mortis  hora, 
Sit  tibi  in  auxilium.   Amen. 


Auf  einzelnen  Blättern  am  Anfange  und  zum  Schlüsse  des 
Codex  stehen  folgende  Wortspiele : 

1.  Religio     te  non  cupio        si  mundus  amatur 


2. 


0  quam  felis 

religiosi  vita, 

cui  talis  inest 

obedieneia 


te  non  sapio 
sine  corde  pio 
non  principio 
(    prompta 
devota 
voluntaria 
Simplex 
huniilis 
ordinata 
jocunda 
strenua 
universalis 
perseverans 


si  lingua  vagatur 
non  appreciatur 
sed  fine  probatur. 
,   dilatione 


sme 


dedignatione 

contradietione 

discussione 

Actione 

deviatione 

turbatione 

trepidatione 

exceptione 

eessatione. 


99 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


100 


Bonum  est, 
nos  hie  esse 
in  monasterio, ' 
quia  homo 
hie 


;  US. 


vivit  puri 

quiescit  securi 

cadit  rari 

surgit  veloci 

incedit  cauti 

irroratur  devoti 

coutemplatur      hmpidi 

moritur  fiduei 

purgatur  citi 

\    premiatur  copiosi 

4.  Fuge  mundum         quia  vanitas  est. 
Fuge  peecatum       quia  iniquitas  est. 
Attende  carnem      quia  fragilis  est. 
Deprecare  Deum     quia  misericors  est. 
Aurich.  Ernst  Friedlaender. 

Kirchlich -politische  Gedichte  des  zwölften  Jahr- 
hunderts. 

Im  früheren  Mittelalter  hildete  die  Uehung  im  Verse- 
machen einen  sehr  wesentlichen  Theil  des  Schulunterrichts : 
eine  Sitte,  die  sich  wohl  noch  unmittelbar  aus  dem  alten  Reiche 
fortgepflanzt  hatte.  Blieb  man  nun  anfänglich  den  alten  Re- 
geln treu,  versuchte  sich  auch  noch  in  verschiedenen  Metren, 
so  gewann  doch  immer  mehr  der  Hexameter,  allenfalls  noch 
mit  dem  Pentameter  verbunden,  die  Alleinherrschaft,  und  seine 
Eintönigkeit  suchte  man  durch  die  vielerlei  Spielereien  zu 
beleben,  zu  welchen  noch  erhaltene  Lehrbücher  förmliche  An- 
weisung gaben.  Die  Verse  wurden  nicht  nur  in  sich  gereimt, 
leouinisch,  sondern  auch  untereinander,  und  wieder  in  ihren 
einzelneu  Gliedern.  Im  zwölften  Jahrhundert  tritt  uns  das  in 
voller  Ausbildung  entgegen.  Natürlich  litt  bei  diesem  Bestre- 
hen, bei  der  oft  schwierigen  Künstelei,  der  Inhalt;  der  Sinn 
ist  häufig  schwer  zu  euträthseln,  besonders  wenn  noch  dazu 
persönliche  oder  politische  Rücksichten  den  Verfasser  hinder- 
ten, sich  frei  auszusprechen,  und  Beziehungen  herührt  werden, 
die  uns  unbekannt  sind.  Das  ist  auch  der  Fall  bei  den  fol- 
genden Versen,  welche  ich  in  einer  Münchener  Handschrift  des 
12.  Jahrh.  (Clm.  17212,  Scheftl.  212)  fand,  die  aber  doch  zur 
Charakteristik  der  Zeit  von  Werth  sind. 

Der  Verfasser  des  ersten  Stücks  ist  ein  eifriger  Verehrer 
Lothar's  des  Sachsen,  den  er  Kaiser  nennt;  er  schrieb  also 
nach  dem  4.  Juni  1133.  Heftig  erbittert  ist  er  gegen,  die 
Römer,  welche  allein  ihm  Widerstand  leisten  und  an  dem  Ge- 
genpapst Anaclet  oder  Petrus  Leonis  festhalten,  aus  Habsucht ; 
aber  Lothar  wird  sie  bändigen,  und  die  Römer,  was  vielleicht 
V.  14  bedeuten  soll,  an  ihm  keinen  Käufer  finden.  Man  wird 
dadurch  an  die  Worte  Anselms  von  Gembloux  zum  Jabre  1133 
erinnert :  Sed  Romanorum  avaritiara  a  discidio  partium  ne- 
quiens  revocare,  dissimulato  negotio  inefficax  rediit.  Petrus 
vero  pseudopapa  in  domo  Crescentis  regnat,  et  alter  in  alte- 
rum  praedis,  rapinis,  incendiis  et  homicidiis  desaevit." 


Vit 


ora 


oris 


atur 


ator 


eris 


atan 


era 


ustura 


edes 


Die  Verse  lauten  fol.  7 : 
Presul  amabilis  et  venerabilis,  ut  vide 
Carmina  metrica,  dicta  poetica  respici 
Ut  patet  Omnibus,  imperialibus  Afl'rica  ser 
Jura  dat  Anglia,  Gallia,  Grecia,  Roma  proter 
5     Hec  Caput  exerit,  et  furit,  et  ferit  interi 
Interioribus  acta  furoribus  exerit 
Ora  minatia,  laxa  capatia,  plena  cru 
Quod  minus  expedit,  omne  malum  dedit  omnibus 
Roma  timentibus,  immo  furentibus,  insidi 
10    Arma  petentibus,  arma  volentibus,  arma  min 
Set  quasi  Marius,  iste  Lotharius  induper 
Arma  minantibus,  et  dominantibus  est  domin 
Post  mala  plurima,  summa  set  infiraa,  destitu 
Nee  sibi  comparat  his*)  quibus  imperat  ambitus 
15     Roma  quid  afficit '?  omne  quod  aspicit,  et  quasi  S 
Non  eito  respuit,  omne  quod  influit  os  Levi 
Iste  Petrus  Leo,"  quem  minus  audeo  dicere  i 
Quid  nisi  despicit  omne  quod  aspicit  esse  ven 
Hie  Petrus  incola,  respicit  idola,  respicit 
20     Respicit  orania  spirituaüa  flaute  Meg 

Roma  volubilis,  est  modo  mobilis,  hec  sacra  s 
Est  modo  sordida  facta  perhorrida  Simonis 
Simo  quis  est?  magus  ille,  quid  est?  vagus  ille  nialignus. 
Cum  via  Simonis  et  via  demonis  equa  ten 
25     Cur  mala  talia,  tam  temeraria,  nemo  ver 
Set  sapientia,  que  regit  omuia,  cousili 
Sit  moderatio,  sit  reparatio,  sit  medi 
Es  folgen  darauf  einige  zusammengeschriebene,   aber  nicht 
zusammengehörende  Epigramme  und  Spottverse,  vorzüglich  ge- 
gen die  römische  Curie.     Früh  schon  war  der  Scherz  verbrei- 
tet von  den  Gebeinen  der  Märtyrer  Albinus  und  Rufinus,  d.  h. 
Silber  und  Gold,   welche   in    der    ganzen  Welt   zerstreut    sind 
und   von   den  Römern  gesammelt   werden.     Schon  bei  Landulf 
von  Mailand   ist   eine  Anspielung  darauf   (MG.  SS.  VIII,   98) 
und  der  Zeitgenosse  Lothar's,  Berthold  von  Zwifalten,  hat  das 
Epigramm    in    etwas    abweichender  Form    (ib.  X,  119).     Zin- 
gerle  gibt  es  aus  seiner  Sterzinger  Handschrift  (SB.  d.  Wiener 
Ak.  LIV,  314),  und  die  Carmina  Burana  enthalten  p.  15  eine 
Anspielung. 

Sehr  häufig  kommt  2  vor,  oft  der  erste  Vers  allein,  wie 
Bur.  p.  23.  Auch  der  Scherz  mit  den  Namen  der  Casus  in 
3  begegnet  häufig  in  vielfach  wechselnder  Form,  z.  B.  Bur. 
p.  19,  Zingerle  p.  315. 

Dagegen  ist  4  mir  sonst  nicht  bekannt,  und  wol  ohne 
Zweifel  französischen  Ursprungs:  die  schöne  Königin  Eleonore 
war  ja  sehr  leichtfertig,  und  mochte  zu  diesem  Epigramm  An- 
lafs  geben,  dessen  specieller  Gegenstand  dunkel  bleibt.  Merk- 
würdig ist  das  folgende  5.,  in  welchem  augenscheinlich  ein  eif- 
riger Anhänger  der  eifrigsten  kirchlichen  Partei  redet,  welcher 


etur 


atrix 


*)  vielleicht  für  is,  wo  dann  eos  zu  ergänzen  wäre. 


101 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


102 


Innocenz  II.  noch  viel  zu  nachgiebig  war :  liier  wird  er  mit 
dem  früheren  Gegenpapst  Wibert,  Lothar  mit  Heinrich  IV. 
verglichen,  vor  der  Kaiserkrönung,  wie  es  scheint;  denn  auf 
andere  Personen  kann  es  doch  schwerlich  bezogen  werden. 
Unumwunden  wird  ihnen  mit  der,  Fanatikern  aller  Zeiten  eige- 
nen Rücksichtslosigkeit  der  Gehorsam  aufgekündigt. 

Das  letzte  Stück  hat  keine  Beziehung  auf  die  Ereignisse 
der  Zeit  und  keine  Spitze.  Wir  lassen  jetzt  diesen  Abschnitt 
folgen. 

1.  Martiris  Albini  seu  martiris  ossa  Rnfini, 

Rome  si  quis  habet,  vertere  cuncta  valet. 

2.  Roma  manum  rodit:  si  rodere  non  valet,  odit. 
Dantes  exaudit,  non  dantibus  ostia  claudit. 

3.  Accusativus  si  venerit  ante  tribunal, 
Aut  accusetur  aut  accusaverit  ipse, 

Proficit  in  vanum*),  si  venerit  absque  dativo. 

4.  Abbatissarum  reginarumque  subactor, 

Ob  stupri  pretium  sumpsit  episcopium. 
Mundi  Roma  caput,  si  non  ulciscitur  illud, 
'       Que  caput  orbis  erat,  cauda  sit  et  pereat. 

5.  Papa  wipertizas,  regem  heinrizare  videmus: 
Nee  te  pro  papa,  nee  eum  pro  rege  tenemus. 

6.  Cur  cecidisse  deus  grave  permisit  Salomonen!  ?    , 
Sicut  ego  credo,  duplicem  propter  rationem : 
Scilicet  ut  sit  homo  pavidus,  cum  tam  sapi 
Esse  cadendo  **)  legit  factum  velud  insipi 
Aut  ne  messiam  Judeus  eum  celebr 
Quem  tam  perfectum  super  omnes  esse  prob 
Ergo  si  queris  ***)  messiam,  sancta  Soph     . 

Est  quem  concepit,  genuit  pia  virgo  Mar 
Den  Schlufs  bildet  endlich  ein  längeres  Gedicht  gegen  die 
Simonie  von  einem  Magister  Petrus,  augenscheinlich  einem  Fran- 
zosen. Es  ist  in  demselben  künstlichen  Metrum  geschrieben,  wie 
das  erste  Stück,  welches  daher  vielleicht  denselben  Verfasser  hat, 
wenn  man  einem  Franzosen  damaliger  Zeit  eine  solche  Verherr- 
lichung des  Kaisers  beimessen  darf;  in  dieser  Sachlage,  wo  er 
den  von  der  französischen  Kirche  anerkannten  Papst  nach  Rom 
zurückführen  wollte,  wäre  es  vielleicht  möglich. 

Von  abweichender  metrischer  Form  ist  das  Stück  V.  13 
— 45,  welches  ich,  obgleich  es  in  der  Handschrift  nicht  unter- 
schieden wird,  abgesetzt  habe;  nach  einer,  wie  mir  scheint, 
treffenden  Vermuthung  von  W.  v.  Giesebrecht  ist  dieses  Stück 
eben  der  V.  12  erwähnte  Aratus.  Diese  Strafpredigt  wen- 
det sich  nur  gegen  den  römischen  Hof;  im  Verfolg,  wo  nun 
das  frühere  Metrum  wiederkehrt,  richtet  Petrus  sich  gegen 
die  Gallier.  Anstöfsig  ist  in  V.  52  dem  Metrum  und  dem  Sinne 
nach  das  nee;    man    möchte   mit   naheliegender  Verbesserung 

*)  inventus  cod. 
**)  canendo  cod.     ***)  qr  cod. 


entern 


aret 


nunc  leseu,  und  vielleicht  hat  Petrus  sich  von  seinem  Eifer 
fortreifsen  lassen,  nur  Gallien  den  Vorwurf  der  Simonie  zu 
machen,  obgleich  ja  eben  vorher  Rom  ganz  vorzüglich  ange- 
griffen worden  ist.  Im  nächsten  Verse  53  ist,  wie  Giesebrecht 
richtig  bemerkt  hat,  das  Wort  Idolatria  nach  mittelalter- 
licher Unsitte  zertheilt,  und  dem  Sinne  nach  wieder  zu  ver- 
binden. 

Das  letzte  Stück,  in  welchem  auch  das  Metrum  wieder 
ein  anderes  wird,  halte  ich,  obgleich  es  in  der  Handschrift 
nicht  unterschieden  ist,  für  ein  ganz  abgesondertes,  selbstän- 
diges Gedicht. 

Versus  magistri  Petri  contra  symoniacos. 
Signat  Musa  Petri  vario  uarramine  metri, 
Quam  sit  feralis  contagio  simonialis. 
Undique  mundi  stagna  profundi  turbine  m 
Exagitantur,  dampna  minantur,  pace  rem 
5     Grex  viciorum  corda  virorum  pulsat 
Undique  terror,  luctus  et  error  multus 
Ira,  libido,  ceca  cupido,  cuncta 
Et  sceleratis  impietatis  arma 
Aurea  pestis,  sevior  istis,  sevius 
10    Ingruit  orbi  vis  mala  morbi,  cunctaque  t      ^ 
Quamque  potenter,  quam  violenter  secula  v 
Nuper  aratus  subtitulatus  sermo  ret 


ota 


ubique 


ministrat 


exit 


ura 


urbe 


aurum 


Jam  tütam  Romam  sibi  vendicat  arabitus 

Denarium  Romam  fer,  qui  veualia  qu 
15     Hie  pro  denario  donatur  pontificatus, 

Hie  abbatia  prostat  cum  preposit 

Hie  et  renalis  iacet  ecclesiastica  c 

Hie  omnis  sacer  ordo  iacet  venalis  in 

Ut  vendant  et  eraant,  stant  hie  cum  Simone  t 
20     Venditor  omnis  habet  merccs  hie  simoniales. 

Signa  Petrus  quondam  faciens  sacra  respuit 

Signa  modo  faciens  cum  Simone  postiüat 

Sic  magus  in  Petrum  transit  vice  simoniali. 

Roma  potens  fit  vile  forum,  fit  Simonis 
25     Et  fit  avaricie  templum  Petri  sacra  s 

Nee  solam  Romam  gravat  huius  lesio  m 

Que  Caput  est  orbis,  set  toti  iam  nocet 

Nimirum  capitis  dolor  omnia  merabra  repl 

Deque  malo  sie  principio  sanies  mala  er 
30     Simon  in  urbe  furit,  amor  auri  fervet  ubi 

Pontifices  per  eum  populis  dominantur  ini 

Argenti  precio  venundatur  unctio  s 

Reliquie  sacre  venduntur  ut  simul 

Lingua  sacerdotis  parvo  venalis  hab 
35     Cui  si  nil  dederis,  divinus  sermo  tac 

Si  multum  reus  es,  reus  illi  porrige  m 

Quidquid  peccaris,  totum  diraittit  in 

Nee  gratis  recipit,  que  gratis  protulit,  ^^^ 

Terra  parens :  homini  precio  datur  aut  prece  f 


edes 


orbi 


evit 


acra 


etur 


ultum 


103 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


104 


40     Solvitur  argento  nodus  consanguinit 
Discidiumque  malum  fit  iure  sacro  soci 
Venditur  ere  sacra  benedictio  crismaque  s 
Sacra  columba  datur  precio  fideique  lav 
Expulit  a  templo  quondam  deus  lioc  faci 


50 


55 


60 


65 


acrum 


45     Perfert  in  templo  similem  modo  rem  faci 


entes 


atur 


oris 


era 


Omnis  episcopus  hoc  faciens  opus  abici 
Nee  memorabilis,  imrao  notabilis,  bic  tene 
Crimina  talia  sunt  capitalia  plena  pud 
Que  deus  obruet  et  cito  destruet  igne  für 
Gallicus  incola  sie  colit  idola  mente  sev 
Principe  demone,  presule  Simone,  qui  colit 
Solaque  Gallia  symonialia  nee  oper 
Ydola  nam  tria  cuncta  per  atria  thuriiic 

Proh  dolor  omnia  crimina  turpia  prava  lic 

Ut  maledictio,  sie  benedictio  venditur 

Venditur  altaris  cibus,  hostia  sanctific 

Indignis  sua  mors,  set  dignis  vita  be 

Improbitas  illum  vendit  male  presbiter 

Nunc  etenim  alta  fides  salvat,  spes  pura  bon 

Est  cibus  iste  deus  qui  vite  panis  hab 

Quisquis  eum  vendit,  pro  vita  morte  fru 

Suspensus  laqueo  Judas  non  totus  ob 

Altera  pars  eins  crepuit,  pars  altera  v 

Servus  adbuc  dominum  mutato  nomine  ven 

Non  animum  mutat,  quia  nuitua  premia  pren 

Ergo  ferat  meritas  Judas  cum  Simone  pe 

Tartareas  subeat  dampnatus  utcrque  cate 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 


ata 


orum 


etur 


ivit 


dit 


nas 


Zur  Chronik  der  Reichsstadt  Ntirnherg. 

1438.  Dem  kaiserlichen  Kanzler  Caspar  Schlick  werden 
wegen  einer  Generalbestätigung  der  städtischen  Privilegien 
300  fl.  vnger.,  und  einige  Tage  später  abermals  910  fl.  geschenkt. 

Herr  Hanns  von  Wallenrod  und  Herr  Michel  von  Ehen- 
heim  rennen  zu  Nürnberg  mit  scharfen  Glefen  (Lanzen) ;  es  wird 
ihnen  ein  Tanz  gehalten. 

Der  Eath  schickt  des  Rümiscben  Königs  Botschaft,  näm- 
lich Herrn  Caspar  Schlick,  dem  von  Weinsberg  und  Haupt 
Marschalk  und  den  Abgeordneten  des  Concils,  der  Churfürsten, 
der  Ritterschaft  von  St.  Georgen  Schild  und  der  Reichsstädte, 
als  sie    um  St.  Margarethen  Tage    auf  dem  Eathhause  und  in 


Endres  Hallers  Hause  tagten,  um  69  ?i  5  ß  8  hl.  Wein,  Brod, 
Käs  und  Obst  zur  Labung. 

Der  Hirt  auf  St.  Sebalder  Seite  leistet  den  Diensteid  und 
erhält,  wie  ge^Yöhnlich,  2  tt.  neuer  Haller  als  Beisteuer  zu  einem 
Ochsen. 

Den  Gästen,  die  vor  dem  Sterben  nach  Nürnberg  geflohen 
waren,  wird  ein  Tanz  gehalten;  derselbe  kostet  27'/'2  Ä  hl. 

Ein  gewöhnlicher  Ril's  Papier  kostet  V/i  ft  hl.,  ein  Rifs 
grofses  Papier  4  tS  15  ß  hl. 

Für  Wolfe,  i.  e.  für  eingelieferte  Wolfs -Ohren,  zahlt  der 
Rath  4  a  4  ß  hl.  *) 

1439.  Heinrich  Faust  kommt  in's  Lochgefängnifs ;  der 
Lochhüter,  der  Löwe  und  Züchtiger  erhalten  für  ihre  Atzung 
und  Arbeit,  die  sie  mit  Faust  und  Eberhart  Has  gehabt,  4  % 
6  ß  hl. 

Der  Hausknecht  im  Rathhaus  erhält  für  ein  gewichstes 
Tuch  1  «  3  ß. 

Henslein  Ofenseul  „eyn  freihait"**)  wird  wegen  gefährlichen 
Kartens  auf  6'/j  Tage  in's.  Loch  gelegt  und  auf  ein  Jahr  aus 
der  Stadt  verwiesen. 

Die  Herzogin  von  Sachsen  verkündet  dem  Rath,  dafs  sie 
eines  jungen  Herrn  genesen  sei.     Der  Bote  erhält  2  fl. 

Das  innere  Spitalerthor  erhält  eine  Uhrglocke,  die  174  fl. 
1  Ort  kostet. 

Markgraf  Friedrich  von  Brandenburg  und  die  von  Din- 
kelshühl  rechten  auf  dem  Rathhaus;  der  Rath  schickt  ihnen 
dazu  Wein,  Brod,  Obst  und  Licht. 

Fünf  silberne  vergoldete  Gäbelein  zu  gebratenen  Birnen 
kosten  4fl.  17  ß;  sie  wiegen  5  Loth,  3  Quint. 

Die  Hausfrau  des  Caspar  Schlick  beschaut  die  Teste  und 
wird  dabei  mit  Wein  und  Confect  bewirthet  ***). 

Zwei  Buben,  die  sich  auf  St.  Sebalds-Kirchhof  blutrünstig 

geschlagen,  werden    in's  Loch    gelegt    und   vom  Züchtiger  mit 

Gerten  gehauen. 

l 
Zwei  Personen  aus  Wührd,  die  das  Sacrament  durch  spött- 

liches  Oclen  verschmähen,  werden  in's  Gefangnifs  gelegt. 

Herr  Hanns  von  Egloffstein ,  Herr  Jörg  von  Ehenheim 
einer-  und  Hinschuk  Pflug  und  Christan  Frauenberger  anderseits 
halten  zu  Nürnberg  ein  Gerenn  mit  scharfen  Glefen. 

München.  Baader. 


*)  Ist  eine  der  ständig  wiederkehrenden  Ausgaben. 
**)  Vagabund,  Lump.     Schmeller  P,  p.  815. 
***)  Es  geschah  öfter,  dafs  angesehene  Gäste  die  Veste  besich- 
tigten und  bei  dieser  Gelegenheit  bewirthet  wurden. 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 

Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E  Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  ANZEIGER  FÜR  KÜNDE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 

1873.  JV?  4.  April. 


Chronik  des  germaiiisclicii  Museums. 


Nürnberg,  den  15.  April  1873. 

Das  so  oft  bewährte,  huldvolle  Interesse  Sr.  Majestät  des  deut- 
schen Kaisers  an  unserer  Anstalt  hat  einen  neuen  erlreulichen  Aus- 
druck dadurch  erhalten,  dafs  allerhöchst  derselbe  den  jährlichen 
Betrag  von  500  Thalern  aus  der  Kabinetsschatulle ,  der  zuletzt  für 
1870  —  72  bewilligt  war,  nunmehr  auch  auf  1873—75  zugesagt 
hat.  Zugleich  hat  Se.  Majestät  für  die  seiner  Zeit  von  aller- 
höchst demselben  begründete  Hohenzollernstiftung,  der  wir  schon 
die  Nachbildung  so  manches  interessanten,  auf  das  hohenzollern'- 
sche  Haus  bezüglichen  Denkmales  zu  danken  haben,  für  dieselben 
Jahre  je  200  Thaler  zugesagt,  damit  diese  Stiftung  nunmehr  auch 
einen  Abguls  der  Schlüter'schen  Statue  des  grofsen  Kurfürsten  für 
das  germanische  Museum  herstellen  lassen  kann. 

Sr.  kgl.  Hoheit  dem  Grofsherzog  Ludwig  HI.  von  Hessen- 
Darmstadt  hat  die  Sammlung  unserer  Feuerwaffen  eine  Bereiche- 
rung zu  danken,  die  nicht  hoch  genug  zu  schätzen  ist,  indem  Se. 
kgl.  Hoheit  die  bisher  im  allerhöchsten  Privatbesitze  befindliche 
Handbüchse,  welche  mit  so  vielen  anderen  interessanten  Gegen- 
ständen im  Jahre  1849  aus  dem  1399  zerstörten  Schlosse  Tannen- 
berg ausgegraben  wurde,  dem  Museum  zum  Geschenke  gemacht 
hat.  Wenn  auch  äufserlich  unscheinbar,  ist  dieses  Stück  doch 
deshalb  von  unschätzbarem  Werthe ,  weil  es  vielleicht  das  einzige 
ist,  das  unzweifelhaft  noch  in's  14.  Jahrh.  gehört,  und  somit  eine 
Bereicherung  unserer  Sammlung,  die  ihr  von  gar  keiner  anderen 
Seite  hätte  werden  können. 

Unlängst  hatten  wir  Gelegenheit  eines  freundlichen  Geldge- 
schenkes Erwähnung  zu  thun,  durch  welches  Herr  Oberbaurath 
V.  Ziebland  in  München  unsere  Anstalt  erfreut  hat.  Heute  haben  wir 
die  Genugthuung,  mittheilen  zu  können,  dafs  derselbe  unserer  An- 
stalt eine  schätzenswerthe  Sammlung  kunstgeschichtlicher  Werke, 
die  mehrere  Collis  Frachtgut  umfafste,  zum  Geschenke  gemacht  hat. 

Unter  den  Geldgeschenken,  die  heute  in's  Verzeichnifs  aufzu- 
nehmen sind,  haben  wir  die  besondere  Freude,  100  Thaler  von 
Herrn  H.  Achenbach  in  Moskau,  nebst  einigen  kleinen  von  ihm 
gesammelten  Beträgen  zu  verzeichnen,  welche,  für  Herstellung 
eines  Brunnens  bestimmt,  von  dem  lebhaften  Interesse  zeugen  sol- 
len, das  Deutsche  in  Moskau  an  unserer  nationalen  Anstalt  neh- 
men. Der  Brunnen  wird  im  künftigen  Augustinerhofe  aufgestellt 
werden,  und  Herr  S.  Pickert  dahier  hat  die  Güte  gehabt,  uns  für 
denselben  eine  kleine  Bronzestatue  zu  überlassen,  einen  Dudelsack- 
pfeifer, nach  einem  Originalmodell  des  15.  Jahrh.  von  hervorragen- 
der Schönheit  gegossen,  das,  wie  die  Anordnung  für  Wasserröhren 
zeigt,  offenbar  schon  ursprünglich  für  einen  Brunnen  bestimmt  war. 

Die  Zahl  der  Künstler,  welche  für  die  Uebortragung  des  Au- 
gustinerklosters künstlerische,  zur  Veräufserung  bestimmte  Bei- 
träge zugesagt  haben,  ist  fortwährend  im  Steigen;  auch  werden 
nach  und  nach  die  Zusagen  erfüllt,  und  so  entsteht  eine  Sammlung, 
bei  der  wir  nur  zu  bedauern  haben,  dafs  sie  zur  Veräufserung  be- 
stimmt ist,  während  in  derselben  eine  herrliche  Grundlage  für  eine 
Gallerie  moderner  Gemälde  gegeben  wäre. 


Wie  alljährlich,  so  soll  auch  demnächst  eine  kleine  Ausstel- 
lung hervorragender  kunstgewerblicher  Erzeugrisse  in  den  Mona- 
ten Mai  und  Juni  im  Museum  stattfinden,  für  welche  bereits  sehr 
schöne  Beiträge,  namentlich  mit  Genehmigung  Sr.  Maj.  des  Kö- 
nigs von  Sachsen  einige  kostbare  Werke  aus  dem  historischen  Mu- 
seum zu  Dresden,  zugesagt  sind. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Oemeindeo  :  Hemau.  Distriktsgemeinde,  10  fl.  Hers- 
bruck.  Distnktsgemeinde,  10  tl.  Ingolstadt.  Distriktsgem.,  15  fl. 
Landsberg.  Distriktsgem.,  10  11.  Leutershausen.  Distriktsgem.,  10  fl. 
Neuburg  a.D.  Distriktsgem.,  10  fl.  Riedenburg.  Distriktsgem.,  10  fl. 
Seligenstadt.  Stadtgem.,  1  fl.  45  kr.  Vilshofen.  Distriktsgem.,  10  fl. 
Waldmohr.  Distriktsgem.,  10  fl. 

Von  Privaten  :  Bückeburg.  Dr.  Ermisch,  1  fl.  45  kr. ;  von 
Meding,  Hofmarschall,  1  fl.  45  kr.  Erlangen.  Dr.  Hugo  Meyer, 
Univ. -Professor.  1  fl.  München.  Th.  Ackermann,  Buchhändler,  2fl. ; 
Merzbacher,  Banquier,  2  fl.;  Münich,  Major,  7  fl.  Nürnberg.  D.  Seut- 
ter,  Kaufmann,  1  fl. ;  Sulzbeck,  Artilleriehauptmann,  2  fl.  ;  v.  Wal- 
ther, Premierlieutenant  u.  Adjutant  im  k.  14.  Inf.-Reg.,  1  fl.  30  kr. 
Schmalkalden.  Dr.  Hasselbach,  Realschulinspektor,  1  fl.  45  kr. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 

Von  Privateo;  Bückeburg.  v.  Landesberg,  Obristlieutenant 
a.D.,  19  fl.  IG  kr.  Erlangen.  Dr.  Kerler,  Univers. -Bibliothekar, 
Ifl.  Moskau.  Achenbach,  Kaufmann,  175  fl.;  von  einigen  Deutschen 
21  fl.  München.  Stud.  jur.  Ludw.  Bauer  2fl.  Singapore.  Von  den 
dortigen  Deutschen ,  gesammelt  durch  den  Pfleger  Kaufmann  J. 
Brüssel,  104  fl.  57  fl. 

Unsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu : 

I.  Pur  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen. 

(Nr.  6870—6889.) 
Darmstadt.  Se.  kgl.  Hoheit  Ludwig  HL,  Grofsherzog 
von  Hessen:  Bronzegeschütz  vom  14.  Jhdt.,  ausgegraben  auf  der 
Ruine  Tannenberg.  —  Malland.  Reichmann,  Cavaliere :  Eiserne 
Stirnschiene  für  ein  Pferd,  16.  Jhdt.  Ein  Paar  verzierte  Steig- 
bügel, 16.  Jhdt.  2  verzierte  Pferdegebisse,  16.  Jhdt.  Darstellung 
des  Christkindes,  Oelgemälde  vom  17.  Jhdt.  —  München.  Dr.  K. 
Förster,  herzogl.  Sachsen  -  Meining.  Rath  :  Gypsabgufs  eines  ver- 
zierten Helmes  vom  lO.Jhdt.  R.  v.  Ziebland,  Oberbaurath:  118 
Photographieen  nach  älteren  und  neueren  Architekturen  u.  a.  Kunst- 
werken. Luthe^'s  Zelle  in  Erfurt,  Radierung  von  G.  C.  Wilder. 
59  Bl.  Autographieen  der  Wiener  Bauhütte.  —  Nürnberg.  L.  Ale- 
xander, Rentier:  Ornamentierter,  grünglasierter  Kachelofen  vom 
17.  Jhdt.  Fiegler,  Beutler:  Journaleinband  vom  J.  1741.  —  Ol- 
denburg. Dr.  Merzdorf,  Oberbibliothekar:  10  Schriftproben  auf 
Pergament  und  Papier.  6  Holzschnitte,  Kupferstiche  und  Radie- 
rungen vom  IG.  u.  17.  Jhdt.  2  Klostermalereien  vom  18.  Jhdt.  — 
Schmalkalden.  Dr.  Rehm,  Kreisphysikus :  2  Bleimedaillen  auf  die 
Theuerung  von  1771  und  1847.  Bleiabgufs  eines  jüdischen  Silber- 
lings.  —  Stuttgart.  M,  Rommel's  photograph.  Druck  -  Anstalt : 
25  Photographiedrucke  nach   seltenen  Kupferstichen   und  Niellen. 

IL  Für  die  Bibliothek. 

.    (Nr.  29,722—29,820.) 
Berlin.  Gropius'sche  Buchh.  (Ernst  u.  Korn):  Minutoli,_^  Ca- 
talog  der  Sammlungen   von  Musterweiken   der  Industrie   u.  Kunst 
des  Instituts  Minutoli ;  I.  II.  Th.  1^72  u.  73.  8.     Brinckmann,  Er- 
läuterungen zur  Sammlung  Minutoli.  1872.  8.    Mitscher  u.  Rö- 


107 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


108 


stell,  Verlagshndl. :  Hildebrandt,  herald.  Musterbuch;  V.  Lief. 
(Schlufs.)  4.  G.  van  Muyden,  Verlagshandl. :  Weifische  Regen- 
ten in  den  Krisen  des  letzten  Jahrhunderts.  18(i8.  8.  Koscher,  zur 
Gründungsgeschichte  des  Zollverein?.  1870.  8.  Deutschland.  Eine 
periodische  Schrift,  hgg.  v.  W.  Hoifmann ;  I.  Jhg. ,  1.  u.  2.  Bnd. 
1870.  8.  Gebr.  Pätel,  Verlagshndl.:  Wernicke,  d.  Geschichte  d. 
Welt ;  Lief.  61—72  (Schlufs).  1873.  8.  Weltmann,  d.  Baugeschichte 
Berlins  bis  auf  die  Gegenwart.  1872.  8.  Redaktion  des  Deut- 
schen Reichsanzeigers  etc.:  Deutsche  Monatshefte;  L  Jhg. 
1.  u.  2.  Heft.  1873.  8.  Jul.  Spring  er 's  Verlag:  Müller,  politi- 
sche Geschichte  der  Gegenwart ;  V.  1872.  8.  Bernhardt,  Geschichte 
der  Waldeigenthums,  der  Waldwirthschaft  u.  Forstwissenschaft  in 
Deutschland;  L  Bnd.  1872.  8.  Klüpfel,  Geschichte  der  deutschen 
Einheitsbestrebungen;  I.  Bnd.  1872.  8.  Franz  Vahlen,  Verlags- 
buchh. :  Sickel,  monumenta  Germaniae  historica :  diplomatum  im- 
perii  tom.  L,  besprochen.  1873.  8.  —  Bonn.  Dr.  Birlinger, 
Univers.-Prof. :    v.  Arnim  u.  Brentano ,   des   Knaben  Wunderhorn ; 

I.  u.  2.  Lief.  1873.  8.  Universität:  Catalogus  chirographorum  in 
bibliotheca  acad.  Bonnensi  servatorum  ;  part.  I  —  HL  1858 — 60.  4. 
—  Braunschweig.  C.  A.  Schwetschke  &  Sohn  (M.  Bruhn), 
Verlh.  :  Urkundenbuch  der  Stadt  Braunschweig;  Bnd.  I,  3.  Abth. 
1873.  4.  Friedr.  Wreden,  Verlh.:  Franek,  d.  Landgrafsohaften 
des  heil.  röm.  Reichs.  1873.  8.  —  Bremen.  C.  Ed.  Müller,  Ver- 
lagshandl.: Die  Frage  v.  der  Todesstrafe.  1869.  8.  Schnitze,  die 
augsb.  Confession  als  Gesammtbekenntnifs  unserer  evangel.  Lan- 
deskirche. 1869.  8.  —  Breslau.  Wilh.  Gottl.  Korn,  Verlagsh. : 
Solger,  der  Kreis  Beuthen  in  Oberschlesicn.  1860.  8.  Triest,  to- 
pograph.  Handbuch  v.  Oberschlesien ;  I  u.  H.  1864  u.  65.  8.  — 
Danzig.  A.  W.  Kafemann,  Verlagsh.:  v.  Neitzschütz,  Studien 
zur  Entwickelungs  -  Geschichte  des  Schafes  ;  H.  Heft.  1873.  8.  — 
Darmstadt.    Verein  f.  Erdkunde:  Ders.,  Notizblatt;  III.  Folge, 

II.  Heft.  1872.  8.  —  Detmold.  Meyer'sche  Hofbuchhndl. :  Mafs- 
mann,  Arminius,  Cheruscorum  dux.  1839.  8.  Mafsmann,  Armin, 
Fürst  der  Cherusker.  1839.  8.  Pott,  etyraolog.  Forschungen  auf  d. 
Gebiete  der  Indo-Germanischen  Sprachen;  Th.  H,  2,  3.  u.  4.  Abth. 
III  u.  IV.  Th.  1867—73.  8.  v.  d.  Horst,  Geschichte  der  deutschen 
Literatur;  3  Thle.  1869  —  70.  8.  Brandes,  d.  deutschen  AVörter 
aus  der  Fremde.  1868.  8.  Brandes,  der  Name  des  Badeortes  Pyr- 
mont. 1870.  8.  —  Dresden.  Dr.  K.  v.  W'eber,  Ministerialrath,  Di- 
rektor des  Haupt  -  Staatsarchivs  :  Archiv  f.  d.  sächs.  Geschichte  ; 
XI.  Bnd.  1872.  8.  —  Frankfurt  a.  M.  Verein  f.  Geschichte  u. 
Alterthumskunde  :  Ders.,  Archiv  etc.,  n.  Folge,  V.Band.  1872. 
8.  Mittheilungen  etc.,  Bnd.  IV,  3.  1872.  8.  Neujahrsblatt  etc.  f. 
d.  J.  1872.  4.  Freiburg  I.  Br.  Gesellschaft  f.  Beförder.  der 
Geschiohts-,  Alterthums-  u.  Volkskunde:  Dies.,  Zeit- 
schrift etc.;  Bnd.  II,  4.  1872.  8.  —  Fulda.  J.  Gegenbaur,  Gym- 
nasial-Oberlehrer :  Ders.,  d.  Kloster  Fulda  im  Karolinger  Zeital- 
ter; 2.  Bdcb.  1873.  8.  —  Görlitz.  Oberlausitz.  Gesellschaft 
der  Wissensch.  :  Dies.,  neues  Lausitzisches  Magazin  ;  Bnd.  49,  2. 
1872.  8.  —  Göttingen.  Dieterich'sohe  Buchhandl. :  Forschungen 
zur  deutschen  Geschichte.  Bnd.  XIII,  1.  1872.  8.  Vandenhoeck 
u.  Ruprecht,  Verlagshandl.:  Müldener,  bibliotheca  historica; 
Jhrg.  20,  1.  1872.  8.  Ders.,  bibliotheca  geographica;  Jhg.  20,  1. 
1872.  8.  —  Gütersloh.  C.  Bertelsmann,  Verlagsh.:  Strack,  Ge- 
schichte des  deutschen  Volkschulwesens.  1872.  8.  —  Halle.  Buch- 
handlung des  Waisenhauses:  Ev.'ald,  d.  Eroberung  Preu- 
fsens  durch  die  Deutschen  ;  I.  Buch.  1872.  8.  Geschichtsquellen 
der  Provinz  Sachsen;  II.  Bnd.  1.  Abth.  1873.  8.  —  Hamburg. 
Otto  Meifsner,  Verlagshandl.:  Burmester,  Arm  un  Riek.  1872. 
8.  —  Hannover.  Hahn 'sehe  Hofbuchh. :  Leunis,  Synopsis  der 
drei  Naturreiche;  2.  Aufl.,  H.  Th.,  2.  Hälfte,  6.  H.  1873.  8.  — 
Hersbruck.  Th.  W.  Ulmer,  Pfarrer:  Ders.,  Chronik  der  k.  baieri- 
schen  Stadt  Hersbruck.  1872.  8.  —  Hildeshelm.  Gebr.  Gersten- 
berg, Verlagshandl.:  Ortschafts-Verzeichnils  für  d.  Provinz  Han- 
nover etc.  1872.  4.  —  Karlsruhe.  G.  Braun' sehe  Hofbuchh. :  Zeit- 
schrift f.  d.  Geschichte  des  Oberrheins.  Bnd.  XXIV,  4.  II.  1872.  8. 
Karlsruhe  im  Jahre  1870.  8.  —  Köln.  Histor.  Verein  f.  den 
Niederrhein:  Ders.,  Annalen  etc.;  24.  Heft.  1872.  8.  —  Langen- 
salza. F.  G.  L.  Grefsler,  Schulbuchh.  :  Wunderlich,  die  Reforma- 
toren des  14.,  15.  u.  16.  Jahth.  1873.  8.  Dröse,  pädagogische  Cha- 
rakterbilder; 4.  Aufl.  1872.  8.  —  Lausanne.  Societe  d'histoire 
de  la  Suisse  romande:    Dies.,   Memoires   et  documents  ;  tome 


XXVII.  1872.  8.  —  Leipzig.  F.  A.  Bro  ckhaus,  Verlagshndl.:  Gott- 
schall, Porträts  u.  Studien:  Bnd.  I— IV.  1870—7].  8.  Straufs,  Ul- 
rich V.  Hütten;  2.  Aufl.  1871.  8.  Deutsche  Dichter  des  16.  Jahrb.; 
VL  Bnd.  1871.  8.  Deutsche  Dichter  des  17.  Jahrb. ;  V.  Bnd.  1873. 
8.  Varnhagen  v.  Ense,  ausgewählte  Schriften;  XI.  Bnd.  1873.  8. 
Wander,  deutsches  Sprichworter  -  Lexikon ;  Lief.  42  u.  43.  1873. 
8.  J.  C.  Hinr  ichs'sche  Buchhandl.:  v.  Zezschwitz,  zur  Apolo- 
gie des  Christenthums.  1865.  8.  v.  Zeschwitz,  über  d.  wesentl. 
Verfassungsziele  der  luther.  Reformation.  1867.  8.  Luokhardt'- 
sche  Verlagsbuchh.  :  v.  Glasenapp,  der  Feldzug  von  1871.  1872.  8. 
Verlag  von  E.  A.  Seemann:  Deutsche  Renaissance ;  13. — 17.  Lief. 
1873.  2.  Otto  Wigand,  Verlagshndl.:  Schneider,  Pariser  Briefe; 
4  Thle.  1872.  8.  —  München.  Theod.  Ackermann,  Buchhandl.: 
Brunn,  Beschreibung  der  Glyptothek  zu  München;  2.  Aufl.  1870. 
8.  Hundt,  d.  Edelgeschlecht  der  Waldecker.  1871.  8.  Sonderabdr. 
V.  Retberg,  Dürer's  Kupferstiche  u.  Holzschnitte.  1871.  8.  K.  b. 
Akademie  der  Wissenschaf  ten  :  Dies.,  monumenta  Boica; 
vol.  XLI.  1872.  4.  Histor.  Coramission  bei  d.  k.  Akademie 
d.  Wissenschaften:  Dies.,  Geschichte  der  Wissenschaften  in 
Deutschland;  13.  Bnd.:  Zeller,  Geschichte  der  deutschen  Philoso- 
phie. 1873.  8.  —  St.  Nicolaas.  Oudheidskundige  Kring  van 
hetLand  vanWaes:  Ders.,  publications  extraordinaires  ;  nro.  10. 
1873.  8.  —  Nürnberg.  Friedr.  Töpfer,  Direktor:  Ders.,  Urkun- 
denbuch für  die  Geschichte  des  gräfl.  u.  freiherrl.  Hauses  der  Vögte 
V.  Hunolstein;  III.  Bnd.  1872.  4.  —  Oldenburg.  Dr.  J.  L.  F.  Th. 
Merzdorf,  grol'sh.  Oberbibliothekar:  Schillenana :  11  Stück,  die 
Schillerfeier  zu  Leipzig  am  10.  Nov.  1859  betr.  4.  u.  8.  —  Prag. 
Verein  f.  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen:  Ders., 
Mittheilungen  etc.;  Jhrg.  IX,  7.  8.  X,  1  —  6.  XI,  4.  8.  Ders.,  7. 
8.  9.  u.  10.  Jahresbericht.  1869—72.  8.  Ders.,  Mitglieder-Verzeich- 
nifs.  1871.  8.  Ders.,  Beiträge  zur  Geschichte  Böhmens;  III.  Abth., 
Bnd.  2.  1871.  8.  Ders.,  Festschrift  zur  Erinnerung  an  die  Feier 
des  10.  Gründungtages.  1871.  8.  Grueber,  die  Hauptperioden  der 
mittelalterlichen  Kunstentwicklung  in  Böhmen,  Mähren,  Schlesien. 

1871.  8.  Sonderabdr.  Hallwich,  zur  Geschichte  des  Teplitzer  Tha- 
ies. 1871.  8.  Schlesinger,  d.  Urkundenbuch  von  Saaz.  1872.  8. 
Leeder,  Beiträge  zur  Geschichte  v.  Arnau  ;  I.  1873.  8.  Sonderabdr. 
Tobias,  Andreas  Hammerschmidt.  8.  Sonderabdr.  —  Rathsberg  b. 
Erlangen.  Dr.  Hermann  Beckh,  Gutsbesitzer:  Bayle,  histori- 
sches u.  critisches  Wörterbuch,  übersetzt  v.  Gottsched;  4  Thle. 
1741 — 44.  2.  Hyde  ,  catalogus  impressorum  librorum  bibliothecae 
Bodlejanae.  1674.  2.  —  Rostock.  Direktorium  der  Grofsen 
Stadtschule:  Krause,  über  den  1.  u.  2.  Theil  der  Rostocker 
Chronik.  Eine  Kinderlehre  des  15.  Jahrh.  1873.  4.  Progr.  Ernst 
Kuhn's  Verlag:  Rösler,  über  d.  geschichtl.  Entwickelg.  d.  volks- 
wirthschaftl.  Ideen  der  neueren  Zeit.  1872.  8.  Bechstein,  das  Spiel 
von  den  zehn  Jungfrauen.  1872.  8.  —  Saarbrücken.  H.  Siebert, 
Verlagshndl.:  Köllner,  Geschichte  der  Städte  Saarbrücken  u.  St.  Jo- 
hann. 2  Bnde.  1865.  8.  —  Schwerin.  Dr.  Friedr.  Latendorf, 
Gymnasial  -  Oberlehrer :  Ders.,  L.  v.  Passavant  gegen  Agricola's 
Sprichwörter.  1873.  4.  Progr.  Verein  f.  meklen burgische 
Geschichte  u.  Alterthumskunde:  Ders.,  Jahrbücher  u.  Jah- 
resbericht; 37.  Jhrg.  1872.  8.  —  Utrecht.  Historisch  Genoot- 
schap:  Dies.,  Kroniek  ;  27.  Jaarg.,  1871.  1872.  8.  Werken  etc.; 
nieuwe  Serie,  Nr.  17.  1872.  8.  Katalogus  der  Boekerij  etc.  3. 
Ausg.  1872.  8.  —  Veitshöchheim.  G.  Karch,  Dechant  u.  Pfarrer: 
Ders.,  das  Portal  der  Schottenkirche  zu  Regensburg.  1872.  4.  — 
Wien.  K.  k.  statistische  Central-Commission:  Dies.,  Mitthei- 
lungen etc.;  Bnd.  XIX,  3.  4.  Heft.  1872.  8.  Programm  zur  Verfas- 
sungeiner internationalen  Statistik  d.  Unterrichts-Anstalten.  1872.  4. 
Programme  d'organisation  d'une  statistique  internationale  des  etablis- 
sements  d'enseignement.  1872.  4.  Verein  f.  Landeskunde  v. 
Niederösterreich:   Ders.,    Blätter  etc.,   VI.  Jahrg.  Nr.  1—12. 

1872.  8.     Topographie  v.  Niederösterreioh ;  IV.  Heft.  1871.  4. 

III.  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4315.) 
Nürnberg.  Harscher,  Kupferschmied:  Zeugnifs  der  Altgesel- 
len   des  Schlütfegerhandwerks    für  J.  G.  Guttenberger  aus  V/öhrd 
bei  Nürnberg  über  seine  Aufnahme  in  die  Zahl  der  ehrlichen  Ge- 
sellen. 1791.  Pgm. 


109 


Anzeigei"  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


110 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der 
Deutschen  in  Böhmen.     XL  Jahrg.     Nr.  IV.     Prag,  1873.    8. 

Moritz  Hartmanu.  Von  Carl  Victor  Ilansgirg.  —  Dr.  Carl  An- 
ton Tobias.  Necrolog.  Von  Dr.  Hallwich.  —  Die  Holzweberei  in 
Altehrenberg  bei  Numburg  in  Böhmen.  Von  Dr.  Friedr.  Klein- 
wächter. —  Das  Kaadner  Copialbuch.  Von  Dr.  Ludw.  Schlesin- 
ger. —  Miscellen. 

Beiträge  zur  Geschichte  Böhmens.  Hrsg.  von  dems. 
Vereine.  Abth.  HI.  Geschichte  der  Stadt  Leitmeritz.  Bearbeitet 
von  Jul.  Lippert.     Mit  zwei  Karten.     Prag,  1871.     8.     G64  Stn. 

Festschrift  zur  Erinnerung  an  die  Feier  des  10.  Gründungs- 
tages im  Jahre  1871.  Hrsg.  vom  Ausschusse  dess.  Vereins.  Prag, 
1871.     8. 

Deutsches  Leben.  Vortrag  von  B.  Grueber.  —  Geschichte  des 
Kummerner  See's  bei  Brüx.  Mit  10  urkundlichen  Beilagen.  Von 
Dr.  L.  Schlesinger.  —  Festbericht. 

Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commis sion  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  der  B audenkmale.  XVIU. 
Jahrg.  —  Jänner  —  Februar.     Wien,  1873.     4. 

Ein  Haus-Altärchen  von  altspanischer  Lederarbeit.  Von  Albert 
Hg.  (Mit  einer  Tafel.)  —  Der  angebliche  Votiv- Altar  des  Tribu- 
nen Scudilo.  Von  Dr.  N.  Kohn.  —  Ein  vergessenes  Grab  zu  Strafs- 
burg im  Elsafs.  Von  Dr.  A.  Luschin.  —  Die  Kunst  des  Mittelalters 
in  Böhmen  u.  Mähren.  Von  Beruh.  Grueber.  (Mit  33  Holzschn.) 
—  Zur  Oswaldlegende.  Von  A.  R.  v.  Perger.  —  Funde  aus  prä- 
historischer Zeit.  Von  Dr.  St.  v.  Krzyzanowsky.  (Mit  13  Holz- 
schn.) —  Neueste  Funde  zu  Carnuntum.  Von  Ed.  Frh.  v.  Sacken. 
(Mit  1  Holzschn.)  —  Kömisches  aus  Kärnten.  Von  dems.  —  Ar- 
chäologisches aus  Vorarlberg.  Von  dems.  (Mit  3  Holzschn.)  — 
Der  Kreis  ober  dem  Manhartsberge  in  Nieder -Oesterreich.  Von 
Karl  Rosner.  (Mit  1  Tafel  und  9  Holzsohn.)  —  Das  Landschafts- 
Zeughaus  in  Grätz.  Von  Dr.  Fritz  Pichler.  —  Spragistische  Bei- 
träge zur  Geschichte  von  Tyroler  Geschlechtern.  Von  Dr.  Arnold 
Luschin.  (Mit  10  Holzschn.)  —  Beiträge  zur  mittelalterlichen  Sphra- 
gistik.  Von  Dr.  Karl  Lind.  (Mit  4  Holzschn.)  —  Ein  byzantini- 
sches Madonnenbild.  Von  Alb.  Hg.  —  Aeltere  Grabmale  in  Nie- 
der-Oesterreich.  Von  Dr.  Karl  Lind.  (Mit  3  Holzschn.)  —  Noti- 
zen und  Correspondenz.  —  Bücherschau. 

Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesell  schaff 
in  Wien.     HL  Band.     1873.    Nr.  2.     8. 

Die  Funde  .von  Brüx.  Von  Felix  Luschan.  —  Ueber  Ver- 
wendbarkeit des  Löfs  zur  Altersbestimmung  anthropologischer 
Funde.     Von  0.  Frhr.  v.  Petrinö. 

Blätter  desVereines  für  Landeskunde  vonNieder- 
österreich.     Neue  Folge.    VL  Jahrg.     Wien,  1872.     8. 

Ueber  Ortsnamen  in  Niederösterreich.  Vortrag  von  Dr.  M. 
Much.  —  Der  Wildbann  in  Nieder-Oesterreich  im  17.  Jahrh.  Ein 
urkundlicher  Beitrag  zur  Geschichte  des  landesfürstlichen  Jagdre- 
gale. Von  V.  Reuterer.  —  Aus  dem  österreichischen  Volksleben. 
Eine  Bauernhochzeit  in  Oberhöflein.  —  Die  ehemaligen  Einsiedler 
in  Niederösterreich.  Von  Dr.  Anton  Kerschbaumer.  —  Zur  Ab- 
wehr (gegen  den  zu  Anfang  erwähnten  Aufsatz :  Ueber  Ortsnamen 


in  N.-Ö).  Von  Dr.  V.  Goehlert.  —  Aus  dem  geschichtlichen  und 
socialen  Leben  der  Stadt  Retz.     Vortrag  von  J.  K.  Puntschert. 

Topographie  von  Niederösterreich.  Hrsg.  von  dems. 
Verein.     Viertes  Heft.     (Bogen  25—32.)     Wien,  1871.     4. 

Volks-Charakter,  Volks-Leben  (Bräuche  und  Sitten),  u.  A. 

Heraldisch-genealogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
HL  Jahrg.  Nr.  3.     Wien,  März  1873.     4. 

Zu  den  Grabdenkmälern  von  St.  Peter  und  Nonnberg  zu  Salz- 
burg. Von  Ed.  G.  Frhr.  v.  Pettenegg.  —  Denkmünze  auf  Andreas 
von  Oesterreich,  Kardinal -Fürstbischof  von  Brixen  und  Konstanz, 
vom  Jahre  1600.  —  Die  Ratz  von  Eismannsberg.  Von  Gustav 
Seyler. 

Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunstvereines  der  Diözese  Seckau.  1873.  IV.  Jahrg. 
Nr.  4.     Graz.     8. 

Pfarrkirche  St.  J.Iaria  zu  Fernitz  bei  Graz.     Von  Joh.  Graus. 

Forschungen  zur  Deutschen  Geschichte.  Herausg. 
von  der  historischen  Commission  bei  der  Kgl.  Bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften.  Dreizehnten  Bandes  erstes 
Heft.     Göttingen,  Verlag  der  Dieterich'schen  Buchhandlung.  1872.  8. 

Zur  Anordnung  der  Bonifazischen  Briefe  und  der  Fränkischen 
Synoden.  Von  Dr.  E.  Dünzelmann.  —  Papst  Hadrian  I.  und  das 
Fürstenthum  Benevent.  Von  Dr.  F.  Hirsch.  —  Zur  älteren  ala- 
mannischen  Geschlechtskunde.     Von  Prof.  G.  Meyer  von  Knonau. 

—  Die  Würzburger  Immunitäten  und  das  Herzogthum  Ostfranken. 
Von  Dr.  H.  Brefslau.  —  Erzbischof  Wichraann  von  Magdeburg. 
Von  Pastor  F.  Winter.  —  Zur  Quellenkritik  der  Sachsenchronik. 
Von  Dr.  L.  Weiland.  —  Die  Reichstage  zu  Frankfurt  und  Würz- 
burg 1208  und  1209  und  die  Kurfürsten.  Von  Prof.  G.  Waitz.  — 
Bericht  über  die  13.  Plenarversammlung. 

Monumentorum  Boicorum  collectio  nova.  Edidit  Academia 
Scientiarum  Boica.  VolumenXIV.  —  Monumenta  Boica. 
Volumen  quadragesimum  primum.     Monachii,  MDCCCLXXII.     4. 

Monumenta  episcopatus  Wirziburgensis,  1344^51  (207  Urkun- 
den). 

Geschichte  der  Wissenschaften  in  Deutschland. 
Neuere  Zeit.  Dreizehnter  Band.  Geschichte  der  deutschen  Philo- 
sophie seit  Leibniz.  Von  Dr.  Eduard  Zeller.  Herausgegeben 
durch  dieselbe  Commission.  München,  1873.  R.  Oldenbourg.  8. 
XVin  u.  924  Stn. 

Zeitschrift  des  Kuns t-G e werbe- Vereins  zu  Mün- 
chen. XXm.  Jahrg.  1  -  4.  Heft.  München,  1873.  Theodor  Acker- 
mann.    2. 

Die  Kunsttischlerei  im  16.,  17.  und  18.  Jahrh.  Von  Dr.  Geh- 
ring. —  Aus  der  frühern  Blüthezeit  der  Münchener  Kunst.  (Briefe 
des  Herzogs  Maximilian  von  Bayern,  mitg.  durch  Prof.  Mefsmer.) 

—  Technisches  aus  der  Vorzeit. 

In  der  Monatsversammlung  des  historischen  Vereins 
von  Oberpfalz  und  Regensburg  vom  3.  April  berichtete 
Pfarrer  Dahlem  über  interessante  Funde  aus  der  Römerzeit, 
welche  beim  Graben  des  Grundes  zu  einem  Neubau  bei  Kumpf- 
mühl  zu  Tage  kamen.     Der  Eigenthümer  des  Grundstückes,  Karl 


111 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


112 


Mufsgnug,  hat  sämmtliche  Gegenstände,  bestehend  in  10  Urnen, 
einer  Haarzange  von  Bronze,  einigen  Lampen  u.  s.  w.,  dem  histo- 
rischen Verein  überlassen.  Bekannt  ist  die  Gestalt  des  liegenden 
Pförtners  in  der  heil.  Jakobskirche  zu  Regensburg,  deren  Restau- 
ration, wie  schliefslich  mitgetheilt  wurde,  jetzt  rüstig  fortschreitet. 
Bei  Entfernung  der  Tünche  hat  sich  am  Kopfe  dieses  schottischen 
Mönches  der  Name  RYDAN  gefunden. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Beförderung  der 
Geschichts-,  Alterthums-  und  Volkskunde  von  Frei- 
burg, dem  Breisgau  und  den  angränzendenLandschaf- 
ten.  Zweiten  Bandes  drittes  Heft.  Freiburg  im  Breisgau,  Franz 
Jos.  Scheuble.     1872.     8. 

Graf  Friedrich  H.  von  Fürstenberg  als  Stifter  eines  kathol. 
Schutzbündnisses,  von  Dr.  S.  Riezler.  —  Freiburg  im  Jahre  1644, 
von  K.  Mendelssohn-Bartholdy.  —  Kleinere  Mittheilungen.  —  Die 
geschichtliche  Literatur  des  Breisgaues  und  der  angrenzenden 
Landschaften,  1869—71,  von  Th.  v.  Kern. 

Freiburger  Diöcesan-Archi v.  Organ  des  kirchlich- 
lich-historischen  Vereins  für  Geschichte,  Alterthums- 
kunde  und  christliche  Kunst  der  Erzdiöcese  Freiburg 
mit  Berücksichtigung  der  angrenzenden  Bisthüraer.  Siebenter 
Band.    Freiburg  im  Breisgau.  Herder'sche  Verlagshandlung.  1873.  8. 

Das  Thal  Simonswald  unter  dem  St.  Margarethenstifte  zu 
Waldkirch.  Von  Archivrath  Dr.  J.  Bader.  —  Zur  Geschichte  der 
Abtswahl  des  Friedr.  v.  Keppenbach  zu  Gengenbach  im  J.  1540. 
Mit  4  Beilagen.  Von  Dr.  W.  Franck.  —  Rudolph  von  Zähringen, 
Bischof  von  Lüttich.  Von  Dr.  K.  Zell.  —  Ulrich  von  Richendal 
und  seine  Concilschronik.  Von  Stadtarchivar  J.  Marmor.  —  Wei- 
terer Beitrag  zur  Geschichte  des  Johann  IV.,  Bischofs  zu  Constanz 
(1351—56).  Von  Dr.  Fr.  Mone.  —  Reisebüchlein  des  M.  Stürtzel 
zu  Buchheim  aus  dem  J.  1616.  Herausg.  von  Prof.  Dr.  König.  — 
Die  Constanzer  Weihbischöfe  (1076  —  1548).  Von  Decan  Haid.  — 
Die  ehemalige  Benedictiner-  u.  Reichsabtei  Petershausen  bei  Con- 
stanz. Von  F.  X.  Staiger.  —  Aus  dem  literar.  Nachlafs  des  Ar- 
chivdir.  Dr.  F.  J.  Mone :  Bereitung  und  Behandlung  der  Maler- 
farben im  15.  Jahrb.,  u.  A.  —  Kleinere  Mittheilungen. 

Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst.  Neue 
Folge.  Herausgegeben  von  dem  Vereine  für  Geschichte  u. 
Alterthumskunde  zu  Frankfurt  am  Main.  Fünfter  Band. 
Frankfurt  a.M.     1872.     8. 

Dr.  Gerhard  Westerburg,  der  Leiter  des  Bürgeraufstandes  zu 
Frankfurt  a.  M.  im  Jahre  1525.  Von  Dr.  th.  G.  E.  Steitz.  —  Des 
Rector  Micyllus  Abzug  von  Frankfurt  1533,  nach  seinen  bisher 
unermittelt  gebliebenen  Ursachen  dargestellt  von  deras.  —  Lu- 
ther's  Warnungsschrift  an  Rath  und  Gemeinde  zu  Frankfurt  1533 
und  Dionysius  Melander's  Abschied  von  seinem  Amte  1535.  Zwei 
Tirkundliche  Beiträge  zu  Frankfurts  Reformations-Geschichte.  Von 
dems.  —  Die  Grafschaft  Bornheimerberg.     Von  Dr.  Friedr.  Scharff. 

—  Mittelrheinische  Chronisten  am  Ende  des  Mittelalters.  Von 
Dr.  J.  Falck.  —  Meister  Eckhart  in  Frankfurt.  Von  Justizrath 
Dr.  Euler. 

Mittheilungen  an  die  Mitglieder  dess.  Vereins.  Vierter 
Band,  Nr.  3.     Ausgegeben  im  October  1872.     Frankfurt  a.  M.    8. 

Vereinsangelegenheiten.  —  Miscellen :  Die  Sammlung  der 
Schlosserzunft.  —  Das  Grab  des  Kurfürsten  Albrecht  Achilles  von 
Brandenburg.  —  Frankfurter  Familiennamen.    Von  Dr.  W.  Stricker. 

—  Herr  von  Reineck.     Von  dems.    —   Zur  Geschichte  des  Hauses 


„zum  ewigen  Rüstenberg"  (Prinz  Karl),  J.  199,  alte  Mainzergasse 
32.  Von  dems.  Von  der  Grafsch.  Gleichen.  Von  Euler.  Kleine 
Notizen. 

Neujahrs-Blatt  dess.  Vereins  für  das  Jahr  1872.  Frank- 
furt am  Main.     1872.     4. 

Das  erste  städtische  Theater  zu  Frankfurt  a.  M.  Ein  Beitrag 
zur  äufseren  Geschichte  des  Frankfurter  Theaters.  1751  —  1872. 
Nach  den  Acten  bearbeitet  von  Dr.  A.  H.  E.  von  Oven.  Mit  einer 
Ansicht  des  Junghofs  und  des  dortigen  Theatersaals. 

Neues  Lausitzisches  Magazin.  Im  Auftrage  der  Ober  - 
lausitzischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  heraus- 
geg.  von  Prof.  Dr.  E.  E.  Struve.  49.  Bd.,  2.  Hälfte.  Göriitz. 
1872.    8. 

Die  von  Metzrade  in  der  Oberlausitz.  Von  Dr.  Hermann 
Knothe.  —  Bisher  nicht  bekannte  Oberlausitzer  Urkunden.  Mitg. 
von  dems.  —  Eine  antike,  in  Schlesien  gefundene  Bronzefigur  des 
Jupiter.  Von  Dr.  Alfred  von  Sallet.  —  Zur  Presbyterologie  des 
Zittauer  Weichbildes    vor    der  Reformation.     Von  Dr.  H.  Knothe. 

—  Nachträge  zu  den  Ortsnamen  der  Görlitzer  Haide.  Von  Pastor 
Ender.  —  Beiträge  zur  Geschichte  des  Gymnasiums  in  Zittau. 
Von  Prof.  Kämmel.  —  Epigramme  aus  dem  16.  Jahrb.  Von  Dr.  Al- 
fred  V.  Sallet.  —  Miscellen.  —  Nachrichten  aus  der  Gesellschaft. 

Der  Deutsche  Herold,  Zeitschrift  für  Heraldik,  Sphragi- 
stik  und  Genealogie.  Organ  des  Vereins  für  Siegel-  und 
Wappenkunde  („Herold")  zu  Berlin.  IV.  Jahrg.  1873. 
Nr.  2.  3.    4. 

Schack  Carl  Graf  zu  Rantzau- Ascheberg.  Eine  biographische 
Skizze.  Von  Louis  von  Ahlefeldt.  —  Die  von  Druchtleben.  Von 
J.  Graf  von  Oeynhausen.  —  Mittheilungen  über  die  im  Herzog- 
thum  Jülich  früher  ansässig  gewesene  Familie  von  Hückelhoven 
und  einen  Theil  ihrer  Verwandten.  —  Das  Damenstift  zur  heiligen 
Anna  in  Würzburg.  Von  Oscar  v.  Scheuerer.  —  Die  f  v.  Fock 
in  Lübeck.     (Mit  2  Illustr.)   —   Eine  Ahnenprobe  des  Mittelalters. 

—  Von  Lellich.  —  Die  Tappen  im  Lande  Hadeln  in  Fehde  mit 
Hamburg.  —  Ahnenproben  alter  Zeit.  —  Findlinge  (aus  den  Ar- 
chiven der  Stadt  Warburg).  Von  Dr.  Krömecke.  —  Die  Dynasten  von 
Greifenstein  u.  Lichtenstein.    Von  Pfarrer  Allmenröder  u.  G.  Seyler. 

Vierteljahrsschrift  für  Heraldik,  Sphragistik  und  Genea- 
logie. Redigirt  von  G.  A.  Seyler.  Hrsg.  von  dems.  Verein.  1872. 
2.  Heft.     Berlin,  1873.     8. 

Die  heraldische  „Schachroohe".  Mit  besonderer  Beziehung  auf 
das  Rochow'sche  Wappen.  Vom  Archivrath  v.  Mülverstedt.  Mit 
2  Holzschnitten  und  2  Steindrucktafeln.  —  Die  Grafen  von  Pa- 
penheim  und  von  Canstein,  von  J.  Grafen  von  Oeynhausen.  — 
Der  Landherr  Albert  von  Seeberg,  ein  Burggraf  von  Leisnig  ;  seine 
Vorfahren  und  Nachfolger.  Von  Chi.  C.  Frhrn.  v.  Reitzenstein. 
Mit  1  Stammtafel. 

Monatshefte  für  Musik-Geschichte,  herausgegeben  von 
der  Gesellschaft  für  Musikforschung.  V.  Jahrg.  1873. 
Nr.  3.     Berlin.     8. 

Biographische  Mittheilungen  über  Anton  Cajetan  Adlgasser,  von 
P.  Sigismund  Keller. 

Jahrbücher  des  Vereins   für   meklenburgische  Ge- 
schichte und  Alterthumskunde,  aus  den  Arbeiten  des  Ver- 
eins herausg.  von  Dr.  G.  C.  Frdr.  Lisch.     37.  Jahrg.  *)     Mit  Quar- 
talbericht vom  October  1872.     Schwerin,  1872.     8. 
*)  Der  36.  Jahrg.  ist  dem  g.  M.  nicht  zugekommen. 


113 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


lU 


Wallenetein's  Kirchen-  und  Schulregiment  in  Meklenburg,  von 
Dr.  Lisch.  —  Die  Landwehren  und  die  Grenzheiligthümer  des  Lan- 
des der  Redarier,  von  Dr.  Beyer.  (Mit  3  Steindrucktafeln.)  —  Die 
Hauptgottheiten  der  westwendischen  Völkerschaften,  von  dems.  — 
Echte  wendische  Götzen,  von  Frhrn.  v.  Hammerstein.  (Mit  2  Stein- 
drucktaf.)  —  üeber  den  wendischen  Gott  Zuarasici,  von  dems.  — 
Aufdeckung  von  Alterthümern  zu  Ruchow,  von  Director  v.  Bülow. 
—  Grab-  und  andere  Alterthümer. 

Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Nieder- 
rhein,  insbesondere  die  al  te  Erzdiöces  e  Köln.  Vierund- 
zwanzigstes Heft.  Köln,  1872.  M.  Du  Mont-Schauberg'sche  Buch- 
handlung.    8. 

Landaufenthalt  des  Cölnischen  Churfürsten  Joseph  Clemens 
auf  dem  Schlosse  Raimes  bei  Valenciennes  im  Sommer  1712,  von 
L.  Kaufmann.  —  Die  Freiherren  von  Breidbach  zu  Bürresheim, 
von  Hofrath  Weidenbach.  —  Ueber  die  villa  regia  Flamersheim  und 
die  daraus  entstandene  Pfarrei  und  Gemeinde  Kirchheim,  von  Ever- 
hard  Decker,  Pfarrer.  —  Das  Amtsrecht  in  der  Düffel,  von  Prof. 
Dr.  Richard  Schröder.  —  Hagiologisches,  von  Dr.  Mooren.  —  Hi- 
storisch-kritische Untersuchungen  über  die  Grafen  und  Dynasten- 
geschlechter am  Niederrhein  im  11.  und  12.  Jahrh.,  von  Pfarrer 
Müller.  —  Das  Hospital  zum  h.  Geist  in  Neufs  und  das  damit 
verbundene  Rectorat,  von  Hermann  Hüffer.  —  Die  Familie  von 
der  Lippe  gen.  Hüne,  von  Anselm  Frh.  v.  Hoiningen-Huene.  — 
Die  ältere  Geschichte  des  Klosters  Steinfeld,  von  Dr.  Ennen.  — 
Urkunden,  Stadt  und  Erzstift  Köln  nebst  den  angräuzenden  Terri- 
torien betreffend,  von  J.  J.  Merlo.  —  Nachtrag  zu  Aegidius  Ge- 
lenius,  seine  Reise  von  Rom  nach  Köln.  —  Miscellen,  von  Ri- 
chard Pick. 

Organ  für  christliche  Kunst  hrsg.  u.  redigirt  von  J. 
van  Endert  in  Cöln.  Organ  des  christlichen  Kunstvereins 
für  Deutschland.  Nr.  3  u.  4.  —  Köln,  1.  u.  15.  Febr.  1873. 
XXHL  Jahrg.     4. 

Die  Stylgesetze  der  Glasmalerei.  —  Ueber  alte  und  neue 
christliche  Kunst  in  Italien.  (Dr.  de  Waal.)  —  Ungedruckter  Brief 
des  f  Magisters  Cornelius  an  •}•  Professor  Christian  Heller.  —  Das 
Kloster  Beuron  und  die  St.  Mauruskirche  in  HohenzoUern.  —  Zur 
Erklärung  der  Domthüren  in  Augsburg.  Von  Prof.  Dr.  Stock- 
bauer. —  Das  Triptychon  der  Maria  Stuart  in  der  reichen  Capelle 
der  k.  Residenz  in  München.  —  Die  Restauration  des  Münsters 
in  Ulm. 

L'investigateur.    Journal   de  la  Societe  des  Etudes 


Historiques  —  ancien  Institut  Historique  —  reconnue  ctablis- 
sement  d'utilite  publique  par  decret  du  3.  Mai  1872.  Trente-hui- 
tieme  Annee.  Livraisons  de  Novembre  1872  ä  Janvier  1873.  Paris 
1873.     8. 

Resume  historique  sur  l'instruction  primaire  consideree  au 
point  de  vue  religieux,  par  M.  Nigon  de  Berty.  —  Le  livre  des 
faicts  d'armes  et  de  chevalerie  de  Christienne  de  Pisan,  par  M.  De- 
poisier. 

Revue  des  Societes  savantes  des  departements, 
publiee  sous  les  auspices  de  l'instruction  publique.  Cinquieme  Se- 
rie.    Tome  I  et  IL     Paris,  1870.     1871.     8. 

Memoires  et  documents  publies  par  la  Societe  d'hi- 
stoire  de  la  Suisse  romande  Tome  XXVII:  Chartes  com- 
munales  du  Pays  de  Vaud  des  Fan  1214  ä  l'an  1527,  par  Frangois 
Forel.    Lausanne,  Georges  Bridel,  editeur.  1872.  8.  LXXIII  u.  366  p. 

Bulletin  du  Comite  Flamand  de  France.  Tome  VI, 
Nos  3  et  4*).    Lille  et  Dunkerque,  1873.     8. 

Confiscations  dans  la  Flandre  maritime  sous  Philii3pe-le-Bel, 
par  E.  de  Coussemaker.  —  Bribes  heraldiques  et  geuealogiques, 
par  A.  Bonvarlet. 

Publications  extraordinaires  du  Cercle  Archeolo- 
gique  du  Pays  de  Waas.     Nr.  10. 

Notice  historique  des  etablissements  de  bienfaisance  de  la  ville 
de  St.  Nicolas.  Deuxieme  partie.  Les  hospices  des  orphelins  et 
des  orphelines,  par  le  Dr.  J.  Van  Raemdonck.  St.  Nicolas.  1873. 
gr.  8. 

Kroniok  van  het  Historisch  Genootschap,  gevestigd 
te  Utrecht.  Zeven  en  twintigste  Jaargang,  1871.  Zesde  Serie. 
Tweede  Deel.     Utrecht,  Kemink  en  Zoon.    a872.     8. 

Aanteekeningen  betrekkelijk  het  gebeurde  te  Utrecht  in  1786 
en  1787.  —  Stukken  rakende  de  quadruple  alliantie  van  1718.  — 
Diploma  van  1541  als  bijdrage  tot  de  kennis  der  zeden  van  de 
toenmalige  geestelijkheid. 

Werkenuitgegeven  door  het  Historisch  Genootschap.  Nieuwe 
Reeks,  N.  17 :  Brieven  en  onuitgegeven  stukken  von  Johannes 
Wtenbogaert.  Verzameld  en  met  aanteekeningen  uitgegeven  door 
H.  C.  Rogge.  Derde  deel.  Eerste  afdeeling.  1626,  1627.  Ut- 
recht, Kemink  en  Zoon.     1872.     8. 

Katalogus  der  Boekerij  van  het  Histor.  Genootschap. 
Derde  uitgave.     1872.     Utrecht,  Kemink  en  Zoon.     8. 

*)  Nr.  2  (nach  einer  Bemerkung  auf  dem  umschlage  der  obigen  Doppel- 
nummer aus  Verseben  mit  der  Ziffer  3  bezeichnet)  ist  nicht  gekommen. 


Nachrichten. 


Literatur. 

Neu  erschienene  Werke. 

10)  Christoph,   Herzog  zu   Wirtemberg   von  Dr.  Bern- 
hard Kugler,   Professor  der  Geschichte  an  der  Universi- 
tät  zu  Tübingen.     Zweiter   Band.     Stuttgart.     Verlag   von 
Ebner  und  Seubert.     1872.     8.     640  Stn. 
Es   kann    für    den  Geschichtsschreiber    kaum   eine  unerquick- 
lichere Aufgabe   geben ,    als    die   zweite  Hälfte    der  Reformations- 


epoche zu  erzählen,  denn  es  gibt  nur  von  Halbheiten  und  Erbärm- 
lichkeiten zu  berichten  ;  zumal  wenn  eine  bestimmte  Fassung  sei- 
nes Themas  ihn  hindert,  in  jene  Tiefen  der  Zeitläufte  hinabzustei- 
gen, wo  die  grofsen  Impulse  des  Jahrhunderts  verborgen,  aber 
unverändert  nachwirkten.  Mit  dem  Fleifse  und  der  Gewissenhaf- 
tigkeit, welche  wir  aus  dem  ersten  Bande  schon  kennen,  hat  der 
Verfasser  durch  die  Wirrnisse  seinen  Weg  gebahnt,  welche  zu 
schaffen  der  Schwäche  immer  besser  gelingt  als  der  Thatkraft, 
und  zwar  in  fortwährendem  Anschlufs  an  den  Haupthelden  seines 


115 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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Berichtes,  der,  fast  einzig  im  Stande,  unser  Interesse  wach  zu  er- 
balten, in  diesem  Abschnitte  seines  Lebens  vor  der  Charakter- 
losigkeit seiner  Zeitgenossen  doch  selbst  erlahmt.  Wir  sehen  den 
Herzog,  im  vergeblichen  Kampfe  mit  dem  Zwiespalt  der  Theologen 
und  der  Selbstsucht  der  Fürsten,  auf  verschiedenen  Reichs-  und 
Fürstentagen,  in  wiederholten  Religionsgesprächen  erfolglos  sich 
bemühen ,  Einheit  in  dem  Gange  der  Politik  und  der  kirchlichen 
Bewegung  zu  erhalten,  fast  eben  so  unnütz  für  die  Hugenotten 
in  Frankreich  und  die  Niederländer  unter  den  Spaniern  sich  ver- 
wenden, um  endlich  in  der  Besserung  und  Regelung  der  Zustände 
seines  eigenen  Landes  Befriedigung  zu  suchen.  Wir  haben  in  die- 
sem Bande  nicht  weniger  als  achtundfünfzig  Abtheilungen,  deren 
Scheidung  durch  veränderten  Ort  oder  besondere  Ziele  der  oft 
unterbrochenen  Handlung  gerechtfertigt  ist.  Ein  kurzer  Nachtrag 
bringt  einige  Berichtigungen  und  Ergänzungen.  v.  E. 

11)  Geschichte  Venedigs  von  seiner  Gründung  bis 
zum  Jahre  1084.  Von  Aug.  Fr.  Gfrörer.  Graz,Ver- 
lag  der  Vereins-Buchdruckerei.     1872.     8.     608  Stn. 

Kaum  eine  andere  Stadt  erregt  in  ihrem  Besucher  solches 
Verlangen,  ihre  Geschichte  kennen  zu  lernen,  wie  Venedig.  Die  deut- 
sche Literatur  bot  bisher  kein  Werk,  das  in  geniefsbarer  Weise 
eine  Uebersicht  derselben  gewährt  hätte,  und  auch  das  vorliegende 
wird,  wie  der  Herausgeber  in  der  Vorrede  bemerkt,  den  Erwar- 
tungen derjenigen  nicht  entsprechen,  welche  in  einer  wissenschaft- 
lichen Arbeit  die  romantischen  Erzählungen  bestätigt  sehen  wol- 
len, welche  die  Sage  so  reichlich  bietet.  Der  Staat  Venedig  war 
ein  Ergebnifs  der  Noth,  sein  Wachsthum  ein  Erfolg  kühler  Be- 
rechnung und  anhaltender  Arbeit ;  die  Pracht  und  Schönheit  der 
Stadt  erhob  sich  nur  auf  einer  materiellen  Unterlage ,  die  an  die- 
ser Stelle  schon  bedeutend  wurde,  als  noch  ein  guter  Geschmack 
die  Zeit  im  Allgemeinen  beherrschte.  Freilich  reicht  unsere  Ge- 
schichte nur  bis  ungefähr  zu  dem  Zeitpunkte,  wo  die  ältesten 
Baudenkmäler  des  heutigen  Venedig  ihr  Entstehen  fanden,  und 
eine  Fortsetzung  haben  wir  leider  nicht  zu  erwarten,  da  sie  aus 
dem  Nachlasse  des  Verfassers  herausgegeben  und  schon  vom  Her- 
ausgeber, Prof.  J.  B.  Weil's  zu  Graz,  ergänzt  worden  ist.  Gleich- 
wohl bildet  das  Buch  nur  den  ersten  Band  eines  gröl'seren  Wer- 
kes, welches  im  Ganzen  unter  dem  Titel :  „Byzantinische  Geschich- 
ten" erscheint  und  dessen  zweiter  Band  Byzanz  selbst,  sowie  die 
südlich  der  Donau  gesessenen  Stämme,  Kroaten,  Serben  und  Ma- 
gyaren, behandeln  wird.  v.  E. 

12)  Die  Grafschaft  Hohenzollern.  Ein  Bild  süddeutscher 
Volkszustände.  1400 — 1850.  Von  J.  Gramer,  Kreisrich- 
ter zu  Hechingen.  Stuttgart.  Verlag  von  Karl  Kirn.  1873. 
8.    479  Stn.     Mit  4  Tabellen  und  1  Karte. 

Eins  jener  trefflichen  Werke,  die  durch  vollständige  Ausschö- 
pfung eines  begrenzten  Gebietes  die  wichtigsten  Ergebnisse  für 
die  allgemeinen  Verhältnisse  zu  Tage  fördern.  Den  Hauptinhalt 
des  Buches  bildet  der  durch  Jahrhunderte  sich  hinziehende  Kampf 
zwischen  Herren-  und  Bürgerrecht,  den  zufälligen  Gestaltungen 
und  rücksichtslosen  Consequenzen  der  Geschichte  mit  den  unab- 
weisbaren Anforderungen  menschlichen  Bewufstseins,  die  sich  ge- 
genseitig zu  Extremen  treiben,  aufreiben  und  endlich,  einem  ge- 
meinsamen Schicksale  unterliegend,  nur  Rohmaterial  für  weitere 
geschichtliche  Bildungen  abgeben.     Einerseits   zwischen  dem  allen 


Ernstes  und  mit  grofser  Beharrlichkeit  durchgeführten  Versuche, 
das  ganze  Land  in  ein  Jagdrevier  und  die  Unterthanen  in  eine 
Art  höherer  Meute  zu  verwandeln,  und  den  Phantastereien  der 
neuereu  Revolutionen  andererseits,  spielt  auf  dem  fünf  Quadratmei- 
len grofsen  Gebiete  ein  ernstes  Drama  sich  ab,  welches  wiederholt 
blutige  Aufstände  beleben  und  worin,  aufser  den  Hauptparteien 
Gesandtschaften  von  und  zum  Kaiser,  das  Wetzlarer  Reichskammer- 
gericht und  der  Wiener  Reichshofrath ,  Executionstruppen  u.  s.  w. 
die  Nebenrollen  innehaben.  Vor  allem  ist  die  rechtliche  Seite  al- 
ler Zustände  und  Vorgänge  in's  Auge  gefafst,  und  die  Verhältnisse 
der  Territorialgewalt  und  Leibeigenschaft,  des  Heimatrechtes  im 
Hof-  und  Gemeindeschutz,  ferner  Handel  und  Verkehr,  kirchliches 
und  gesellschaftliches  Leben  finden  eingehende  Erörterung,    v.  E. 

13)  Unsere  Nordostmark.  Erinnerungen  und  Betrachtun- 
gen bei  Gelegenheit  der  hundertjährigen  Jubelfeier  der 
Wiedervereinigung  Westpreufsens  mit  Deutschland  von  F. 
A.  Th.  Kreyfsig.  Danzig.  Verlag  und  Druck  von  A.  W. 
Kafemann.     1872.     8.     144  Stn. 

Den  Gegenstand,  welchen  die  leidenschaftliche  Erörterung  der 
Tagespresse  nicht  zur  Klarheit  zu  bringen  vermochte,  sehen  wir 
hier  auf  das  Gebiet  wissenschaftlicher  Betrachtung  versetzt,  und 
wir  nehmen  nicht  ohne  Verwunderung  wahr,  wie  sehr  sich  die 
theoretische  Construction  der  Frage  und  der  geschichtliche  Ver- 
lauf der  Sache  unterscheiden;  ja,  wir  sind  überrascht,  zu  sehen, 
wie  weit  und  tief  die  im  fernen  Osten  sich  abspielenden  Ereignisse 
in  das  ganze,  nicht  allein  staatliche,  sondern  auch  geistige  Leben 
unseres  Volkes  eingegriffen  haben.  In  sechs  Abtheilungen  führt 
der  Verfasser  zunächst  die  Berührungen  der  Slaven  und  Deutschen 
zwischen  Elbe  und  Pregel  aus  ältester  Zeit  vor  und  leitet  aus  den 
geschichtlichen  Vermittelungen  die  bis  auf  den  heutigen  Tag  be- 
bemerkbaren kulturhistorischen  Niederschläge  ab,  verfolgt  sodann 
die  auf  Grund  der  letzteren  mit  erhöhter  Energie  und  viel  weiter 
gesteckten  Zielen  sich  erhebenden  politischen  Machinationen  Sei- 
tens der  ersteren  und  zeigt,  wie  endlich,  nachdem  der  keinen 
Augenblick  still  gestandene  Kampf  das  blos  staatliche  Gebiet 
längst  verlassen,  es  ein  Act  der  Nothwehr  von  Seite  Preufsens 
war,  die  in  Rede  stehenden  Länder  an  sich  zu  ziehen.  Wie  der 
Gegenstand  von  allgemeinstem  Interesse,  ist  die  Darstellung  äufserst 
anziehend,  die  Auffassung  überzeugend.  v.  E. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Das  Ausland:  Nr.  13.  Zur  Geschichte  der  Feuerzeuge.  (Auch 
in  „Nbgr.  Presse",  Nr.  95  f.)  —  Prof.  Woldrich's  Entdeckung 
einer  prähistorischen  Opferstätte  bei  Pulkau  in  Niederöster- 
reich. —  Nr.  16,  S.  318.  Römische  Funde  in  Skandinavien. 
(Aus  dem  Correspondenzbl.  der  deutschen  anthrop.  Gesell- 
schaft.) 
Allgemeine  Bauzeitung:  27.  Jahrg.,  S.  330.   Glockengiefser- 

kunst.     (Eduard  Rau.) 
Deutsche  Blätter:    März.    Die  Uroffenbarung  in  der  altnordi- 
schen Götterlehre.    Eine  mythologische  Studie.   1.    (v.  Göler.) 
Daheim:   Nr.  28.  Im  Siebenbürger  Sachsenland.     (Dr.  Lotz.) 
Die  Gegenwart:  Nr.  10.  Ueber  Mundarten.     (Kl.  Groth.) 
Die  Grenzboten:  Nr.  14,  S.  1.  Die  Belagerung  von  Leipzig  im 


117 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


118 


Jahre  1547.  (C.  A.  II.  Burkhardt.)  —  Nr.  15,  S.  63.  Social- 
demokratisches  aus  der  deutschen  Vergangenheit.  1.  Die 
Bauernschaft.     (M.  Allihn.) 

Im  neuen  Reich:  Nr.  17,  S.  656.  Aus  dem  Leben  der  Sieben- 
bürger Sachsen. 

Der  Kunstfreund:  Nr.  1.  Die  alten  Wandgemälde  in  den  Fi- 
lialkirchen der  Pfarre  St.  Andrä  bei  Brixen. 

Deutsche  Kunstzeitung:  Nr.  14.  Einiges  über  die  Bedeutung 
das  „historischen  Styles." 

Magazin  f.  d.  Literatur  des  Auslandes:  Nr.  11.  Zum  Ab- 
schlufs  der  Frage  vom  Wilhelm  Teil.     (F.  A.  Leo.) 

Nürnberger  Presse:  Nr.  91.  Wilhelm  Heinse's  Grabstätte  in 
Aschaffenburg.     Von  Ludw.  Hermann. 

Theologische  Quartalschrift:  1873,  1.  Die  speculative  Got- 
teslehre des  Nioolaus  von  Cusa.  '  Von  Dr.  Storz. 

Deutscher  Reichsanzeiger:  Nr.  7.  8.  Zur  Geschichte  des 
brandenburgisch-preufsischen  Staatshaushalts.  1.  2.  —  Nr.  8. 
Die  Bergschlösser  des  bayerischen  Hochlandes.  1.  —  Nr.  9. 
10.  Zur  Geschichte  der  Norpolexpeditionen.  1.2.  (1497-1858.) 

—  Nr.  11.  Zur  Geschichte  des  forstlichen  Unterrichtswesens  in 
Deutschland.    1. 

Revue  des  deux  Mondes:  15.  Mars  1873,  p.  437  ff.  ^ßtudes 
nouvelles  sur  Gregoire  VII.  et  son  temps.     (Charles  Giraud.) 

Der  Salon:  Heft  VII,  S.  877.  Vun  den  Lüttenheid.   (Klaus Groth.) 

Sonntagsblatt  (von  Fr.  Duncker) :  Nr.  7.  Nikolaus  Copernikus. 
(W.  Buchner.)  —  Nr.  8.  Die  Hünengräber.  (C.  Müller-Fürsten- 
walde.) 

Ueber  Land  und  Meer:  Nr.  27,  S.  522.  Das  äufsere  Schlofs- 
thor  in  Tübingen. 

Volksblatt  f.  Stadt  u.  Land:  Nr.  10.  Linguistische  Studien 
(Mundartliches'). 

Wochenblatt  d.  Joh. -Ord.-Balley  Brdbg.:  Nr.  13.  Die  Ober- 
kirche zu  Frankfurt  a.  d.  0. 

Zeit  sehr,  für  bild.  Kunst:  Beibl.  Nr.  23.  Das  Parisurtheil 
in  der  Kunst  des  Mittelalters.     (Dr.  Adolf  Rosenberg.) 

Allgera.  Zeitung:  Beil.  Nr.  96.  Von  Joseph  IL  (G.  Wolf)  — 
Nr.  110.  Margareta  von  Sohwangau. 

Illuatr.  Zeitung:  Nr.  1552.  Die  Gräber  der  Grafen  von  Wettin 
in  der  wiederhergestellten  Klosterkirche  auf  dem  Petersberg. 
(G.  Stillfried.)  —  Nr.  1554.  Rembrandt's  „Hundertguldenblatt". 

—  Der  Hochalter  im  Kloster  von  Blaubeuren.  —  Nr.  1555. 
Das  Volksschauspiel  in  Gersau.  (Aug.  Feierabend.)  —  Altrö- 
mische  Funde  zu  Alzei. 


Vermischte  NachricMen. 

25)  Bei  einer  Versteigerung  im  Hotel  Drouot  zu  Paris  hat  B. 
Suermondt  für  seine  Sammlung  in  Aachen  kürzlich  eine  der  Kunst- 
geschichte noch  unbekannte  Zeichnung  von  Holbein  für  die 
Summe  von  7050  Frcs.  erstanden.  Sie  zeigt  den  Kopf  eines  Blan- 
nes,  drei  Viertel  lebensgrofs,  das  Gesicht  zu  drei  Vierteln,  gegen 
rechts  blickend,  mit  ziemlich  plumper  Nase,  blauen  Augen,  kasta- 
nienbraunem Haar  und  hellem  braunen  Bart. 

(Deutsche  Kunstztg.,  Nr.  14.) 

2G)  L.  Pezold  in  Riga  berichtet  der  A.  Z.,  dafs  sich  auf  einem 
estländischen  Gute  ein  Selbstporträt  Hans  Holbein's  des 
Jüngern  befinde,  welches  die  Angabe  trägt:  aetate  45  anno  1542. 


Hans  Ilülbein  ist  somit  erst  im  Jahre  1542  in  das  45.  Lebensjahr 
getreten,  da  ein  anderes  vorhandenes  Porträt  des  Malers  Hans 
Holbein  vom  Jahre  1543  demselben  gleichfalls  ein  Alter  von 
45  Jahren  gibt.  Wie  hieraus  hervorgeht,  fällt  der  bisher  streitig 
gewesene  Geburtstag  Holbein's  in  die  zweite  Hälfte  des  Jahres 
1497.  (Korr.  v.  u.  f.  D.,  Nr.  148.) 

27)  Die  Nachricht  über  die  Auffindung  eines  bisher  un- 
bekannten Manuscriptes  von  Kopernikus  in  Thorn  ist 
richtig  und  von  da  brieflich  aber  sehr  unvollständig  nach  Brauns- 
berg gelangt.  Es  ist  nicht  sowohl  ein  selbständiges  Werk  von 
Kopernikus,  als  vielmehr  Randbemerkungen  und  Zusätze  von  seiner 
Hand,  die  er  den  1531  erschienenen  Ephemeriden  von  Johann 
Stöfler  beigefügt  hat,  gefunden  worden.  Das  gedruckte  Buch 
enthält  84  Seiten,  und  das  mit  den  Randglossen  von  Kopernikus 
versehene  Exemplar  befindet  sich  zur  Zeit  in  der  Bibliothek  der 
kais.  russischen  Sternwarte  zu  Bulkowa  bei  Petersburg;  der  Di- 
rektor der  Sternwarte ,  Dr.  Strawe ,  gab  auf  Anlafs  des  kürzlich 
gefeierten  Jubelfestes  dem  Vorsitzenden  des  Kopernikus- Vereins, 
Prof.  Dr.  L.  Prowe,  Nachricht  von  der  Existenz  dieses  werthvollen 
Buches  und  hatte  die  Güte,  gleich  einige  Auskunft  über  den  In- 
halt desselben  beizufügen.  Danach  enthalten  die  schriftlichen 
Randbemerkungen  theils  Angaben  aus  dem  Leben  des  Kopernikus, 
theils  Notizen  zur  Geschichte  seiner  Zeit,  theils  Aufzeichnungen 
über  astronomische  Beobachtungen.  Aufser  diesen,  an  den  Rand 
der  bedruckten  Blätter  geschriebenen  einzelnen  Anmerkungen  be- 
finden sich  in  dem  Bande  noch  zusammenhängende  Zusätze  astro- 
logischen Inhalts  und  zwar  Auszüge  aus  älteren  oder  wenigstens 
anderen  astrologischen  Schriften ,  dann  aber  auch  eigene  astrolo- 
gische Bemerkungen.  Die  Randglossen  wie  die  grösseren  Beifü- 
gungen stammen  aus  den  Jahren  1532 — 1539;  als  Urheber  derselben 
nennt  sich  zwar  Kopernikus  nicht,  doch  weist  die  Handschrift  ihn 
als  solchen  aus ;  auch  zeigt  der  Inhalt,  dafs  der  Urheber  in  Frauen- 
burg gelebt  und  sich  viel  mit  Astronomie  beschäftigt  haben  niufs: 
beides  trifft  für  Kopernikus  zu :  ein  anderer  Astronom  aufser 
ihm  hat  in  jenen  Jahren  in  Fi-auenburg  nicht  gelebt.  1539  ist 
das  Buch  in  anderen  Besitz  übergegangen,  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  in  die  Hände  des  Domherrn  Fabian  Emmerich.  Nach  Pul- 
kowa  ist  es  aus  Kasan  gelangt,  es  hat  es  nämlich  der  Vater  eines 
Professors  in  Kasan  im  vorigen  Jahrhundert  bei  einer  Reise  nach 
Deutschland,  auf  welcher  er  auch  den  damals  berühmten  Mathe- 
matiker Euler  besuchte,  in  Preufsen  aufgefunden  und  —  auf  welche 
Art,  ist  ungewifs  —  erworben  und  seinem  Sohne  hinterlassen .  aus 
dessen  Besitz  es  dann  nach  Pulkowa  übergegangen  ist. 

(Danz.  Ztg.,  Nr.  7814,  a.  d.  Brb.  Z.) 

28)  Die  Sturmfluth  vom  13.  November  v.  J.  hat  zu  einem  in- 
teressanten und  materiell  werthvollen  Funde  geführt.  In  einem 
von  der  Ueberfluthung  betrofleneu  Garten  aufHiddensee  wurde 
von  Besitzern  desselben  am  folgenden  Tage  ein  glänzendes  Stück 
Metall  gefunden,  welches  sich  bei  näherer  Untersuchung  als  Gold 
erwies  und  jetzt  in  den  Besitz  des  Regierungspräsidenten  Grafen 
V.  Behr  gekommen  ist.  Der  Gegenstand,  10  Dukaten  schwer,  von 
reinem  Golde,  ist  der  Strals.  Ztg.  zufolge  ein  Schmuckstück, 
zum  Tragen  vor  der  Brust  oder  am  Halse  bestimmt,  worauf  ein 
zur  Aufnahme  eines  Bandes  geeignetes  zylinderartiges  Oehr  hin- 
deutet. Stil  und  Technik  weisen  dem  Werke  ein  hohes  Alter  zu, 
und  es  wird  sich  auch  bei  weiterer  Untersuchung  und  Vergleichung 
wol  die  Vermuthung  rechtfertigen  lassen,   dafs   der  Fund  in  jene 


119 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


120 


Reihe  von  Kucstgegenständen  gehört,  welche,  im  skandinavischen 
Norden  nicht  selten  gefunden,  von  den  dänischen  Archäologen  in 
die  Zeit  vom  5.  bis  8.  Jahrh.  unserer  Zeitrechnung,  in  die  sog. 
zweite  Eisenzeit,  gesetzt  werden  und  die  theils  unter  byzantini- 
schem oder  vielmehr  orientalischem  Einflufs  im  Norden  entstanden, 
theils  auch  wol  in  jener  Zeit  unmittelbar  aus  dem  Morgenlande 
eingeführt  sind.  Zahlreiche  Funde  der  Art  aus  Gräbern  und 
Mooren  in  den  Museen  von  Kopenhagen  und  Stockholm 
zeigen  ein  reich  ornamentiertes  Mittelstück  und  zu  bei- 
den Seiten  desselben  zum  Aufreihen  an  einer  Schnur 
kleinere  Goldbrakteaten,  d.  h.  Scheiben,  mit  Oehren  ver- 
sehen, das  Ganze  zu  einem  prächtigen  Halsgeschmeide 
gestaltend.  Wahrscheinlich  hat  auch  der  Hiddenseer 
Fund,  vielleicht  in  gleicher  Anordnung  als  Mittelstück, 
zu  demselben  Zweck  gedient.    (Korr. v.u. f.D., Nr.  172.) 

29)  Der  Verwaltungsrath  der  Wedekind'schen 
Preisstiftung  für  Deutsche  Geschichte  macht 
unterm  14.  März  d.  J.  wiederholt  die  Aufgaben  bekannt, 
welche  für  den  dritten  Verwaltungszeitraum,  d.  h.  für 
die  Zeit  vom  14.  März  1866  bis  zum  14.  März  1876,  von 
ihm  gestellt  worden  sind.  Hier  seien  nur  die  Aufgaben 
selbst  wieder  namhaft  gemacht.  Es  wird  verlangt :  für 
den  ersten  Preis  „eine  Ausgabe  der  verschiedenen  Texte 
der  lateinischen  Chronik  des  Hermann  Korner" ;  für  den 
zweiten  Preis  „eine  Geschichte  des  jüngeren  Hauses 
der  Weifen  von  1055  — 1235  (von  dem  ersten  Auftreten 
Welfs  IV.  in  Deutschland  bis  zur  Errichtung  des  Her- 
zogthums  Braunschweig -Lüneburg)".  Was  den  dritten 
Preis  betrifft,  so  bleibt  hier  die  Wahl  des  Stoffs  den 
Bewerbern  nach  Mal'sgabe  gewisser  Bestimmungen  über- 
lassen. 

30)  Unter  den  von  der  „Societe  Dunkerquoise 
pour  l'encourageraent  des  sciences ,  des  lettres  et  des 
arts"  für  1873  ausgeschriebenen  Preisaufgaben  befin- 
det sich  folgende  aus  der  Kunstgeschichte :  Eine  Lebens- 
beschreibung des  flandrischen  Malers  Jean  de  Reyn,  im 
17.  Jahrb.  zu  Dünkirchen  geboren,  nebst  einem  ausführ- 
lichen („raisonnierenden")  Katalog  seiner  Werke.  Der 
Preis  besteht  in  einer  goldnen  Medaille  zum  Werthe  von 
200  Frcs.  Die  Einsendungen  müssen  vor  dem  1.  Okto- 
ber erfolgen. 

31)  Die  Tannenberger  Handbüchse,  welche 
jüngst  als  Geschenk  Sr.  kgl.  Hoheit  des  Grofsherzogs  von 
Darmstadt  in's  germanische  Museum  gekommen,  ist 
vorzüglich  deshalb  von  so  grofser  Wichtigkeit,  weil  sie  wol  die 
einzige  ist,  die  mit  Sicherheit  dem  14.  Jhdt.  zugewiesen  werden 
kann,  da  das  Schlofs  1399  zerstört  und  nie  wieder,  nicht  einmal 
vorübergehend,  wohnbar  gemacht  wurde.  Sie  läfst  uns  also  auf. 
den  Stand  der  Handfeuerwaffen  im  14.  Jhdt.  schliefsen.  Obwohl 
V.  Hefner  -  Alteneck  in  seiner  Schrift  über  die  Tannenberger  Aus- 


grabungen eine  äufsere  Ansicht  dieser  Büchse  gegeben,  so  enthält 
doch  diese  Mittheilung  über  das  Wesentliche,  das  Innere,  keine 
Auskunft.  Wir  bringen  daher  nochmals  nebenstehende  Abbil- 
dungen :  in  '/,  wirklicher  Gröl'se  die  ganze  Büchse  mit  Andeutung 
eines  Stieles  (dessen  Länge  freilich  sehr  problematisch  ist),  in 
'/j  den  Durchschnitt,  welcher  zeigt,  dal's  aulser  der  äufseren  Ver- 
stärkung auch  innen  eine  solche  des  unteren  Theiles  eine  engere 
Kammer  für  das  Pulver  bildete,  deren  «beträchtliche 
Länge  auf  geringe  Kraft  des  Pulvers  hindeutet  (ähnlich 
wie  bei  der  Steinbüchse  aus  dem  ersten  Drittel  des  15. 
Jahrh.  im  german.  Museum;  Anzeiger  1870,  Sp.  147 — 48.) 
Das  Rohr  von  Bronze  hat  ein  Gewicht  von  1,235  Kilogr., 
eine  Länge  (mit  der  Kammer  zur  Aufnahme  des  Stie- 
les) von  33  cm.  Die  innere  Tiefe  beträgt  im  Ganzen 
27,2  cm.,  wovon  11,7  auf  die  Kammer,  15,5  auf  die 
weitere  Röhre  kommen.  Die  Röhre  ist  nicht  genau  in 
der  Mitte  des  Metalles,  jedoch  schön  rund  und  offenbar 
ausgedreht,  und  hat  eine  Weite  von  1,7  cm.  Die  Kam- 
mer ist,  so  weit  durch  die  Mündung  der  Röhre  deren 
Mündung  sichtbar  wird ,  nicht  genau  rund  und  hat  zwi- 
schen 0,9  und  1,1  cm.  Durchmesser.  Das  ganze  Aeufsere 
ist  achteckig.  Ob  das  dabei  gefundene  Eisenstängchen 
als  Ladstock  zu  betrachten  sei,  scheint  zweifelhaft. 

A.  Essenwein. 
32)  Die  so  vielseitig  interessante  Geschichte  des 
Domes  zu  Trier,  wol  des  ältesten  Kirchengebäudes 
in  Deutschland,  das,  wenn  auch  vielfach  umgebaut,  doch 
noch  Reste  der  ursprünglichen  Anlage,  und  zwar  aus  rö- 
mischer Periode  hat,  konnte  nie  so  genau  studiert  wer- 
den ,  wie  dies  bei  Gelegenheit  der  Restauration  in  den 
Jahren  1843 — 58  der  Fall  war,  wo  alle  Tünche  und  Mör- 
tel entfernt,  so  dafs  innen  und  aulsen  das  Mauerwerk 
sichtbar  war,  welches  durch  seine  verschiedene  Technik 
die  Geschichte  des  Baues  selbst  erzählen  konnte.  Dom- 
kapitular  v.  Wilmowsky  verfolgte  damals  mit  ängstlicher 
Gewissenhaftigkeit  und  Sorgfalt  alle  diese  Spuren  und 
zeichnete  sie  auf,  wodurch  ein  Album  entstand ,  das  die 
Geschichte  des  Domes  in  der  römischen ,  fränkischen 
und  romanischen  Periode  wiedergab.  Die  Veröffentli- 
chung dieses  .\lbum3  war  längst  ein  Wunsch  aller,  die 
sich  mit  Kunstgeschichte  beschäftigen ;  allein  26  Tafeln, 
von  denen  über  die  Hälfte  in  Farbendruck  ausgeführt 
werden  müssen,  sind  nicht  billig  herzustellen,  und  so 
blieb  die  Veröffentlichung  frommer  Wunsch,  bis  endlich 
eine  reiche  Subvention  das  Erscheinen  möglich  machte. 
Nunmehr  wird  das  Werk  erscheinen  können,  und  zwar 
im  Verlage  der  Fr.  Lintz'-schen  Buchhandlung  in  Trier ; 
es  werden  die  26  Tafeln  in  Folio ,  von  umfassendem  Texte  in  4° 
begleitet,  im  Subscriptionswege  auf  25  Thlr.  zu  stehen  kommen. 
Bestellungen  nehmen  jetzt  schon  alle  Buchhandlungen  an. 


Berichtigung.  In  Nr.  2  des  Anzeigers,  Sp.  34,  Z.  1  v.  o.  lies  ; 
assweti  a  und  Z.  4:  quid  me  hucusque ;  Sp.  35,  Z.  31  v.  o.  lies: 
dotatus,  u.  Z.  6  v.  u.  ist  wol  ein  non  einzuschalten. 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E.  Sabal d  in  Nürnberg:. 


Xürnberg'.  Das  Abonnement  des  Blat- 
tes, welches  alle  Monate  erscheint,  wird 
ganzjährig  an({enonimeu  und  botrügt  nach 
dernouesten  Postconveution  bei  allen  Post- 
ämtern und  Buchhandlungen  Dtnitschlands 
incl.  Oesterreichs  3ti.  36kr.  im  24  fl.-Fuls 
oder  2  Tlilr.  preufs. 

Für  Frankreich  abonniert  man  in 
Paris  bei  der  deutschen  Buchhandlung  tod 
F.  Klinckaieck,  Nr.  11  rue  de   Lille;     für 


Neue  Folge. 


ANZEIGER 


m  WM  m 


England  bei  Williama  &  Norgate,  14  Hen- 
netta-Street  Covent-  Garden  in  London  ; 
für  Nord-Amerika  bei  den  Postämtern  Bre- 
men und  Uumburg. 

Alle  ftlr  diiB  german.  Museum  be- 
ßtimmten  Sendungen  auf  dem  Wege  des 
Buchhandels  werden  durch  den  Commia- 
ßionar  der  literar.-artist.  Anstalt  dea  Mu- 
seums, F.A.  BrockhauB  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


^ 


Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  GERMAMSCHEN  MÜSEMS. 


1873. 


JW5. 


Mai. 


Wissenschaftliche  Mttheilangen. 


Buntglasierte  Tlionwiiareu  des  15.  —18.  Jahrhunderts 
im  germanischen  Museum. 

I. 

Von  allen  Gebieten  der  Gewerbsthätigkeit  haben  wol  we- 
nige für  die  gesammte  menschliche  Kultur  gröfsere  Wichtig- 
keit als  die  Herstellung  der  Gefäfse  aus  gebranntem- Thon,  die, 
mit  dem  Gesammtnamen  Keramik  bezeichnet,  auch  noch  auf 
andere  Gebiete,  so  auf  das  der  Architektur  und  Skulptur 
hinübergreift.  Die  Funde  von  Gefäfsscherben  in  den  ältesten 
Pfahlbauten,  von  Gefäfsen  in  den  ältesten  Gräbern  beweisen, 
dafs  schon  an  der  Schwelle  der  Kultur  die  Gefäfsbilduerei  ge- 
standen und  die  rohen  Formen  den  Anfängen  der  Kunstbildung 
angehören.  Welche  mannigfaltige  Ausbildung  nun,  welch  hohe 
künstleriche  Vollendung  tritt  uns  in  den  Gefäfsen  der  klassi- 
schen Antike  entgegen !  Welche  Feinheit  hat  das  kostbarste 
Porzellan ! 

So  vfichtig  und  bedeutsam  der  ganze  Gewerbszweig  ge- 
nannt werden  mufs,  so  grofs  sind  die  Schwierigkeiten,  die  sich 
der  Bearbeitung  einer  bis  in's  Einzelne  zuverlässigen  Geschichte 
desselben  entgegenstellen.  Wer  hätte  auch  über  einen  Topf 
oder  einen  Teller  urkundliche  Nachrichten  aufbewahrt?  Und 
wo  Nachrichten  vorhanden,  wie  läfst  sich  beweisen,  dafs  gerade 
dieses  oder  jenes  Gefäfs,  das  uns  noch  erhalten,  dasjenige  ist, 
auf  welches  sich  die  Mittheilung  bezieht.  Unbestreitbare  Da- 
ten geben  nur  diejenigen  Stücke,  auf  denen  sich  der  Name  der 
Stadt  und  des  Verfertigers,  sowie  Jahreszahlen  befinden.  Alles 
Andere  mufs  im  Wege  der  Gombination  gefunden  werden. 


Da  läfst  sich  nun  freilich  mancher  Schlufs  ziehen,  der 
fast  ebenso  unanfechtbar  ist,  als  zuverlässige,  urkundliche  Quel- 
len. Die  durch  Inschriften  bestimmten  Stücke  tragen  Formen, 
die  auf  andern  wiederkehren,  deren  innige  Verwandtschaft  also 
für  denjenigen  klar  liegt,  der  die  Sprache  der  Formen  ver- 
steht. Bruchstücke  lassen  eine  Untersuchung  des  Thones  zu, 
und  gleicher  Thon  weist  auf  gleiche  Fabrikationsstätte.  Es 
finden  sich  Wappen,  deren  bestimmte  Familien  auf  den  Stücken 
ihre  Beziehungen  zu  gewissen  Fabrikationsorten  verfolgen  las- 
sen und  so  wieder  Anhaltspunkte  geben.  Diese  und  eine  Reihe 
anderer  Vergleichspunkte,  mit  den  überlieferten  Nachrichten 
über  die  Fabrikation  überhaupt,  über  die  Eigenschaften  aller 
Stücke  bestimmter  Zeiten  und  Orte  zusammengehalten,  geben 
einen  Faden,  der  durch  das  scheinbare  Labyrinth  mit  gewisser 
Sicherheit  den  Weg  zeigt.  Immerhin  aber  ist  es  wünschens- 
werth,  dafs  Schlüsse  nicht  zu  rasch  gezogen  werden,  dafs  die 
Gombination  sich  an  möglichst  vielen  Stücken  versuche,  und 
dafs  durch  die  Zusammenstellung  möglichst  vieler  solcher  Com- 
binationen  die  Richtigkeit  jeder  einzelnen  geprüft  werde. 

Um  dies  zu  ermöglichen,  ist  die  Veröffentlichung  recht 
vieler  Stücke  wünschenswerth ;  denn  jede  solche  Prüfung  zeigt, 
dafs  heute  noch  manche,  auf  dem  Weg  der  Gombination  ent- 
standene und  unbedingt  geglaubte  Annahme  der  Berichtigung 
bedarf.  Um  nun  auch  das  Material  des  germanischen  Museums 
dafür  nutzbar  zu  machen,  soll  in  diesen  Blättern  nach  und 
nach  eine  ganze  Reihe  solcher  Gegenstände  zur  Kenntnifs  ge- 
bracht werden.  Es  ist  dabei  in  erster  Linie  darauf  abgesehen, 
Abbildungen  zu  geben  und  dadurch  Vergleiche  zu  ermöglichen. 


123 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


124 


Der  Text  soll  nur  das  enthalten,  was  aus  der  Abbildung  nicht 
hervorgeht,  sowie  Mittheilungen  über  die  Herkunft,  die  Inhaber 
der  Wappen,  Andeutungen,  welche  aus  den  Darstellungen,  ins- 
besondere durch  Vergleich  mit  andern  Kunstgebieten,  sich  er- 
geben. Wenn  wir  hierbei  nicht  auf  deutsche  Fabrikate  uns 
beschränken,  ja  sogar  mit  fernliegenden  beginnen,  so  hat  dies 
darin  seinen  Grund, 
dafs  für  die  Thatig- 
keit  in  Deutschland 
auf  dem  Gebiete 
der  buntglasierten 
Thonwaaren  der 
Ausgangspunkt  aii- 
fserhalb  liegt  und 
erst  klar  gestellt 
werden  mufs,  ehe 
manche  Annahme 
über  die  deutschen 
Arbeiten  als  fest- 
stehend betrachtet 
werden  kann;  so- 
dann aber  auch, 
weil  nachweislich 
schon  in  alter  Zeit 
nicht  blos  sehr  viele 
solche  Fabrikate  in 
Deutschland  einge- 
führt, sondern,  wie 
die  Wappen  bewei- 
sen, auf  deutsche; 
Bestellung  gefertigt , 
sind,  so  dafs  gerade? 
die  deutschen  Be-i 
Ziehungen  viel  zur 
Aufklärung  der  Ge- 
schichte des  frem- 
den Fabrikat  es  bei 
tragen.  i 

Dafs  wir  uns  an  seither  angenommene  Bezeichnungen  so 
viel  als  möglich  halten,  sei  dadurch  begründet,  dafs  wir  nicht 
durch  neue  Bezeichnungen  die  Verwirrung,  die,  wie  wir  bald 
zeigen  werden ,  da  und  dort  schon  besteht ,  noch  mehren 
wollen. 

Als  Ausgangspunkt  des  ganzen  Industriezweiges  der  bunt- 
glasierten Thonarbeiten  des  Mittelalters  und  unserer  Zeit  darf 
wol  der  Orient,  speziell  die  maurische  und  persische  Industrie, 
betrachtet  werden.  Deshalb  hat  auch  das  Werk  von  Darcel 
und  Delange  *),  das  wol  bis  jetzt  als  der  sicherste  Führer  be- 


*)  Recueil  de  faiences  italiennes  des  XV  e,  XVIe  et  XVIIe  si- 
eeles  dessine  par  M.  M.  Carle  Delangc  et  C.  Borneman  et  accom- 
pagne  d'un  texte  par  M.  A.  Darcel  et  M.  Henri  Delange.    Paris  1869. 


zeichnet  werden  kann,  die  Betrachtang  der  orientalischen,  na- 
mentlich persischen,  Fayencen  an  die  Spitze  gestellt.  Wir  ha- 
ben geglaubt,  hier  den  Rath  des  Dr.  Karabacek  in  Wien,  eines 
Mitgliedes  unseres  Gelehrtenausschusses,  einholen  zu  sollen, 
der  über  alle  Beziehungen  der  abendländischen  Kultur,  spe- 
ziell Industrie,  zur  morgenländischen  seine  Studien  ausgedehnt 

und  uns  schon  in 
mancher  Beziehung 
durch  seine  freund- 
lichen Mittheilun- 
gen auf  die  richtige 
Spur  geleitet  hat. 
Wir  verzichten  auf 
die  Erforschung  der 
Quellen,  aus  de- 
nen die  Araber  ge- 
schöpft haben,  und 
begnügen  uns  mit 
der  durch  Karaba- 
cek nachgewiesenen 
Thatsache,  dafs  im 
Mittelalter  in  ver- 
schiedenen Städten 
Spaniens  Fabriken 
blühten,  welche 
Thongeschirre  mit 
metallglänzendem 
Reflexe  verfertig- 
ten. Ihn  Batütä 
und  der  spanische 
Araber  Ibn-el-Chä- 
tib  (Mitte  des  14. 
Jhdts.)  bezeichnen 
Malaga  als  einen 
Hauptfabrik-  und 
Exportplatz  für 
Thongeschirre  mit 
metaliischemReflex. 
Der  Handel  in's  Abendland  wurde  durch  die  Insel  Majorka 
vermittelt,  die  ebenso  ihren  Namen  diesen  Erzeugnissen  gab, 
wie  die  Insel  Cypern  den  von  dort  in's  Abendland  gelangten 
cyprischen  Tüchern ,  d.  h.  wirklich  maurischen  Seidengeweben 
Egyptens.  Von  Majorka  kamen  sie  nach  Italien,  wo  man  noch 
in  der  Mitte  des  16.  Jhdts.  ausschliefslich  die  metallglänzen- 
den Arbeiten  als  Majoliken  bezeichnete.  Die  Bezeichnung  „spa- 
nisch-maurisch", welche  allen  solchen  metallglänzenden  Thon- 
waaren gegeben  wird,  hat  demgemäfs  eine  feste  Basis;  allein 
nur  die  wenigsten  Stücke,  die  sich  erhalten  haben,  gehören 
dieser  maurischen  Industrie  selbst  an.  Ob  sie  auch  in  Sicilien 
unter  den  Arabern  betrieben  wurde  und  also  der  Ausdruck 
sicilisch  -  arabisch  Berechtigung  hat,  scheint  mindestens  nicht 
nachgewiesen,   wenn   auch  wahrscheinlich.     Von  allen,    die  bei 


125 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutsclien  Vorzeit. 


126 


Darcel-Delange  als  spanisch-maurisch  aufgeführt  sind,  sowie  von 
der  Mehrzahl  der  sonst  veröffentlichten,  kann  nach  Karabacek 
nur  die  Vase  aus  Stockholm  als  wirklich  arabisch  bezeichnet 
werden ;  alle  andern  sind  entweder  Nachahmungen ,  die  von 
der  christlichen  Industrie  Spaniens,  nach  Unterdrückung  der 
Maureu,  oder  in  Italien  gefertigt  sind.  Unter  den  ähnlichen 
Erzeugnissen,  die 
im  germanischen 
Museum  sich  befin- 
den, bietet  eine 
Platte  mit  scharf 
profilierter  Vertie- 
fung und  glattem 
Rande  einiges  In- 
teresse ,  von  der 
wir  hier  in  Fig.  1 
die  innere  Seite,  in 
Fig.  2  die  äufsere 
abbilden.  Auf  glat- 
tem, der  Fleisch- 
farbe im  Tone  nahe- 
stehendem Grunde 
sind  im  Innern  in 
zweierlei  Metallre- 
flex, reingelbem  und 
etwas  röthlichem, 
lineare  Verzierun- 
gen aufgemalt.  Wir 
haben  versucht, 
durch  dicke  uud 
dünnere  Linien  die 
beiden  Töne  auf 
der  Zeichnung  wie- 
derzugeben. In  der 
That  zeigt  sich  aber, 
dafs  sie  nur  einem 
Farbetopf  entstam- 
men, dafs  nur  stär- 
keres Auftragen  die 

röthlichere  Farbe  bewirkt  hat.  In  der  Mitte  ist  ein  Wap- 
penschild, der  einen  Löwen  und  ein  zierliches  b  trägt,  auf- 
gemalt. Die  Rückseite  zeigt  ein  Thier  in  röthlichem  und  leicht 
gezeichnete  Ranken  in  gelbem  Reflex.  Die  frühere  Herkunft 
des  Stückes  läfst  sich  nicht  ermitteln ;  es  war  in  verschiedenen 
Sammlungen  und  kam  zuletzt  aus  der  des  hiesigen  Hofantiquars 
Pickert  in's  germanische  Museum.  Dafs  es  nicht  arabisch  sein 
kann,  zeigt  sofort  der  Wappenschild  und  das  zierliche  b.  Letz- 
teres ist  wol  als  eine  Marke  zu  betrachten.  Die  Form  des 
Schildes  deutet  auf  das  14.  Jahrb.,  kann  jedoch  auch  dem  Be- 
ginne des  15.  Jahrb.  angehören,  während  das  b  in  seiner  orna- 
mentalen Haltung  schon  auf  das  15.  deutet.  Das  Thier  der  Rück- 
seite zeigt  sich  sofort  denen  verwandt,  welche  in  der  Formen- 


welt der  Seidengewcbe  des  14.  Jhdts.  eine  so  grofse  Rolle  spie- 
len, die  ebenfalls  unter  arabischem  Einflüsse  entstanden  sind  und 
Italien  zur  Heimat  haben,  deren  Muster  aber  noch  in  das 
15.  Jhdt.  hereingehen.  Dafs  in  den  linearen  Verzierungen  des 
Tellers  auch  noch  maurisches  Element  sich  zeigt,  möchte  dar- 
auf deuten,  dafs  die  Entstehung  dieser  Majolikaschüssel  noch 
2.  unter  nicht  zu  sehr 

zurückgetretenem 
Einflüsse  der  ara- 
bischen Kunst  zu 
suchen  ist,  sie  so- 
mit zu  den  älteren 
Erzeugnissen  der 
Imitation  gehört. 
Als  Zeit  der  Ent- 
stehung läfst  sich 
etwa  der  Beginn 
des  15.  Jhdts.  an- 
nehmen; über  den 
Ort ,  ob  Spanien 
oder  Italien,  kann 
uns  die  Aehnlich- 
keit  des  Thieres 
mit  italienischen 
Seidengeweben  be- 
lehren ,  indem  sie 
für  letzteres  Land 
spricht. 

Unter  denPho- 
tographieen  nach 
Kunstwerken  des 
britischen  Museums, 
die  wir  durchzublät- 
tern Gelegenheit 
hatten,  fanden  wir 
eine  Schale ,  die 
mit  einem  Thie- 
re  und  Ornamen- 
ten geschmückt  ist, 
welche  genau  demselben  Formenkreis  angehören,  wie  die  Rück- 
seite unseres  Tellers.  Sie  ist  dort  als  sicilianisch  und  der 
Mitte  des  15.  Jhdts.  angehörig  bezeichnet.  Sie  trägt  eine  In- 
schrift mit  lateinischen  Buchstaben,  eine  Anrufung  der  heil. 
Katharina.  Dr.  Karabacek  glaubt  nun  auf  den  Umstand  hin, 
dafs  die  heil.  Katharina  die  Schutzpatronin  von  Bologna  ist, 
in  Verbindung  mit  der  Marke  b  unserer  Platte  die  Hypothese 
bauen  zu  können,  dafs  die  beiden  Stücke  Fabrikat  von  Bo- 
logna seien,  so  dafs  also  auch  bei  Untersuchung  anderer  ähn- 
licher Schüsseln  geprüft  werden  müfste,  ob  Beziehungen  zu 
Bologna  sich  ergeben,  und  ob  vielleicht  Bologna  ein  Sitz 
war,  wo  im  14.  und  15.  Jhdt.  solche  spanisch -maurische  Ma- 
joliken imitiert  wurden,  in  der  Mitte    der  Orte  Ferrara,   Ra- 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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venna,  Faenza,  Forli  und  Caffagiolo,  wo  sehr  frühe  selbständig 
italienisch  arbeitende  Fabriken  sich  befanden. 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 


Arnold  Mag  und  seine  Töchter,  Peter  Yischer's 
Schwiegertöchter. 

Im  fünfzehnten  und  sechzehnten  Jahrhundert  findet  sich 
in  Nürnberg  eine  nicht  geringe  Zahl  von  solchen  Kaufleuten, 
die  unter  dem  Namen  Faktor  oder  Diener  die  Geschäfte  eines 
auswärtigen  Hauses  besorgten,  dabei  auch  auf  eigene  Rechnung 
handelten  und  zu  diesem  Ende  sich  das  Bürgerrecht  erwarben. 
Dafs  vor  Allem  die  Fugger  so  vertreten  waren,  versteht  sich; 
Wolf  Hofmann,  der  Fugger  und  ihrer  Gesellschaft  Diener,  wird 
schon  am  6.  Nov.  1494  genannt,  am  12.  Dec.  1495  wurde  er 
zum  Bürger  aufgenommmen ,  und  später  (3.  Aug.  1500)  heifst 
er  vollmächtiger  Faktor  Jörgen  Fuggers.  Engelhart  Schauer, 
der  Fugger  Faktor  zu  Rom,  war  mit  Anna,  Christof  Tetzels 
und  der  Clara  Gärtnerin  Tochter,  verheiratet;  in  einem  Briefe 
von  1508  an  Pirkheimer  heifst  er:  Angelus  Sauer,  concivis 
noster,  qui  negotiationibus  Fuggerorum  Romae  praepositus  est. 
Auch  die  Hochstetter  zu  Augsburg  waren  durch  einen  eigenen 
Faktor  vertreten.  Stefan  Gabler  von  hier  wird  als  solcher 
bis  1516  öfter  genannt,  worauf  er,  im  Besitz  eines  bedeuten- 
den, von  seinem  reichen  Oheim  Conrad  Lindner  ererbten  Ver- 
mögens, seinen  Posten  aufgab  und  1518  Sophia  Gärtnerin  hei- 
ratete. An  seine  Stelle  kam  Heinrich  Kittlinger,  der  am 
5.  Dec.  1524  der  Ambrosius  und  Hanns  der  Hochstetter  zu 
Augsburg  Faktor  heifst;  und  auf  diesen  folgte  Heinrich  Her- 
mann von  Wimpfen,  der  am  9.  Oct.  1528  Bürger  zu  Nürnberg, 
Faktor  der  Ambrosi  und  Hannsen  der  Hochstetter  zu  Augs- 
burg genannt  wird.  Er  ist  der  Stammvater  eines  angesehenen 
Geschlechts,  das  sich  zuletzt  mit  Weglassung  des  Familienna- 
mens blos  „von  Wimpfen"  schrieb,  aber  nach  dem  Sturze  und 
mysteriösen,  im  Gefängnifs  erfolgten  Tode  des  Losungamtmanns 
Johann  Friedrich  von  Wimpfen  (13.  Dec.  1688)  von  hier  weg- 
zog, jedoch  auswärts  noch  fortbestehen  soll  (Wald.  Beitr.  2,  369). 
Von  andern  Augsburger  Häusern  sei  zunächst  Endres  Rera's 
gedacht,  dessen  Gesellschafter  und  Faktor  Martin  Franz  war, 
seit  13.  Dec.  1521  mit  Cordula,  Sebald  Linken  und  der  Ur- 
sula Imhöfin  Tochter,  veräeiratet,  1522  Genannter  und  später 
Pfleger  des  gemeinen  Almosens.  Auch  Mathes  Mannlich  zu 
Augsburg  hatte  1519  hier  seinen  Faktor  an  Michel  Hitzler, 
die  Pjrael  ebendaselbst  1520  an  Ulrich  Wagner.  Wol  der 
namhafteste  von  diesen  Augsburger  Faktoren  ist  der  fast  zu 
einer  Person  der  Sage  gewordene  Bernhard  Walther,  dem, 
nachdem  er  am  11.  März  1469  durch  Hanns  und  Erhart  die 
Vöhlin,  Gebrüder  zu  Memmingen,  ausgedehnte  Vollmacht,  in 
ihrem  Namen  zu  handeln,  bekommen  und  am  13.  Dec.  1494 
Diener  und  Faktor  Hannsen  Vöhlins,  Bürgers  zu  Memmin- 
gen, heifst,  am  12.  Sept.  1499  von  Anthoni  Welser  zu  Augsburg 


und  Conrad  Vöhlin  zu  Memmingen  als  ihrem  und  ihrer  Ge- 
sellschaft Faktor,  Respoadenten,  Anwalt,  Buchfülirer  und  Han- 
tierer umfassende  Vollmacht  ertheilt  wird.  Bald  nachher,  als 
seine  Frau  starb,  begab  er  sich  dieser  Verbindlichkeit,  kaufte 
sich  ein  für  seine  astronomischen  Studien  gelegenes  Haus  S.  376, 
baute  sich  auf  demselben  ein  Observatorium  und  starb  im  Ge- 
nüsse wissenschaftlichen  Dilettantismus  1504.  Schon  am  13.  Juli 
1505  kommt  Jacob  Sattler  als  Faktor  der  Welser  und  Vöhlin 
vor.  Ein  anderer  Weiserischer  Faktor  war  Hanns  Pfann,  der, 
ebenso  wie  sein  Nachfolger  Bartholomäus  Nittinger,  als  Christoph 
Welsers  Faktor  das  Kaltenhauserische  Haus  am  Markt,  S.  875, 
innehatte.  Dieser  letztere  war  auch  Bürger  und  Genannter. 
Aber  auch  die  Handlungshäuser  anderer  Städte  waren  vertre- 
ten; so  die  Rorer  in  Ulm  1521  durch  Marx  Pflaum,  die  Eot- 
tengatter  ebendaselbst  1524  durch  Hanns  Korn;  Heinrich  Ker- 
stenz  zu  Lübeck  1525  durch  Endres  Steffan,  der  das  jetzt  ab- 
getragene Haus  L.  313  kaufte  und  dessen  Tochter  Veronika 
den  Lazarus  Harsdorflfer  heiratete.  Dieser  übernahm  das  Haus 
1575  von  Wolf  Furter,  seinem  Schwager,  und  bei  seinem  Sohn 
Christoph  Harsdorffer  logierte  am  16.  Juli  1624  Kurfürst  Mar 
ximilian  von  Bayern,  als  er  hieher  gekommen  war,  um  durch 
den  Kurfürsten  Erzbischof  von  Mainz,  der  im  deutschen  Or- 
denshause abgestiegen  war,  in  das  kurfürstliche  Kollegium  auf- 
genommen zu  werden.  Die  Engel  zu  Leipzig  hatten  Jobst 
Memminger  zum  Faktor,  der  aber,  weil  er  mit  ihrem  Gut  be- 
trügerisch umgegangen  war,  sich  auch  deshalb  in's  Prediger- 
kloster geflüchtet  hatte,  vom  Rath  1521  seines  Genanntenamts 
entsetzt  wurde.  Ein  damals  sehr  bedeutendes  Haus  müssen 
die  Hundtpifs  zu  Ravensburg  gewesen  sein,  die  schon  1481 
genannt  werden.  Ihr  mehrjähriger  Faktor  Jörg  Bader  —  er 
kommt  schon  1503  vor  —  wurde  1516  durch  einen  andern 
Diener  der  Hundtpifs- Gesellschaft,  Wolf  Plarer,  trünnig  (so 
viel  als:  treulos  durchgegangen)  gesagt;  doch  gab  ihm  der 
Rath  1517  ein  halb  Jahr  Geleit,  ein  Zeichen,  dafs  seine  Sache 
nicht  ganz  schlecht  stand.  Joachim  Weyermann  erscheint  1524 
als  Faktor  der  Hundtpifs,  Stifter  eines  erst  etwa  100  Jahre 
später  erloschenen,  wohl  angesehenen  Kaufmanngesuhlechts.  Der 
letzte  desselben,  Joachim  geheifsen,  mit  Ursula  Nützlin  ver- 
heiratet, starb  1622  kinderlos. 

Von  mehreren  andern,  die,  weil  sie  nur  einmal  vorkom- 
men, hier  füglich  übergangen  werden  mögen,  sei  nur  noch  einer 
genannt,  Arnold  Mag,  der  Gesellschaft  Fuchsjäger  von  Gent 
Diener,  der  am  18.  Jan.  1492  die  Erlaubnifs  erhielt,  sein  We- 
sen bis  Martini  hier  zu  haben.  Darauf  wurde  ihm,  der  jetzt 
Arnold  Mag  von  Auersdorf  genannt  wird,  am  8.  Nov.  dess. 
Jrs.  zugegeben,  dafs  er  hie  sein  und  hantieren  möge  als  ein 
Bürger,  zwischen  hie  und  der  kommenden  Heiligthumsweisung, 
doch  soll  ihm  dieser  Aufschlag  an  der  Losung  nicht  zu  Gute 
kommen  oder  abgerechnet  werden.  Er  mag  sein  Dienstver- 
hältnifs  gelöst  und  beschlossen  haben,  sich  in  Nürnberg  häus- 
lich niederzulassen.  Möglich,  dafs  ein  zärtliches  Band,  ver- 
eint mit  andern  Vortheilen,   ihn    hier  festhielt.     Er   war  ohne 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


130 


Zweifel  aus  den  Rheinlanden  gebürtig,  und  wie  auf  der  einen 
Seite  die  melodische  rheinische  Mundart,  wie  sie  der  Dichter 
nennt,  sich  gewinnend  in  die  Herzen  der  Frauen  einschmeichelt, 
so  hat  es  auch  damals  nicht  an  holdseligen  Frauen  gefehlt, 
deren  Liebenswürdigkeit  einen  Auswärtigen  hier  festzuhalten 
im  Stande  war.  Denn  es  scheint  nicht,  dafs  er  schon  ver- 
heiratet war,  als  er  sich  in  Nürnberg  niederliefs,  obgleich  man 
über  seine  Frau  ohne  alle  und  jede  Auskunft  ist.  Nicht  ein- 
mal ihr  Taufname  kommt  in  den  Urkunden  vor.  Das  Alter 
der  Töchter  aber,  die  noch  sehr  jung  heirateten,  läfst  kaum 
annehmen,  dafs  er  als  Wittwer  mit  den  Kindern  hieher  gezo- 
gen sei.  Er  kaufte  am  3.  Febr.  1495  von  Jacob  Groland  ein 
Haus  am  Sand  um  265  fl.  rhu.,  mit  einem  darauf  lastenden,  an 
Lazarus  Holzschuher  fälligen  Eigengeld  von  8fl.  rhn.,  worüber 
am  16.  Febr.  ein  von  Sebald  Schürstab  und  Hanns  Rieter  be- 
zeugter Gerichtsbrief  ausgestellt  wurde.  Dieses  Haus  scheint 
er  auch  bewohnt  zu  haben;  aber,  obgleich  die  Nachbarn  zu 
beiden  Seiten,  ja  selbst  nach  hinten  zu  angegeben  sind,  so  dürfte 
es  doch  unmöglich  sein,  die  Lage  für  jetzt  zu  bestimmen.  In 
demselben  Jahre  kaufte  er  um  200  fl.  ein  Gattergeld  von  10  fl. 
aus  einem  Hause  auf  dem  Neuenbau,  wahrscheinlich  Lorenzer 
Seite,  worüber  am  29.  Juli  1495  ein  von  Jacob  Groland  und 
Niclas  Grofs  bezeugter  Gerichtsbrief  gegeben  wurde.  Dann 
gab  der  Schultheifs  Wolf  von  Parsberg  zu  Parsberg,  lütter,  am 
Montag  14.  Aug.  1497  einen  mit  Zeugnifs  Ulrich  Grundherrs 
und  Sebald  Schürstabs  ausgestellten  Brief  darüber,  dafs  Arnold 
Mag  ein  bisher  von  Wolfgang  Löffelholz  besessenes  Eigengeld 
aus  dem  Hause  Heinrich  Heinsheuns,  des  Pfragners,  im  Betrag 
von  10  fl.  rhn.  um  260  fl.  gekauft  habe.  Das  Haus  lag  zwischen 
zwei  Beckenhäusern,  dem  Conz  Ofners,  der  zunächst  an  dem 
ehemaligen  Wirthshaus  zu  den  Sieben  Thürmen  wohnte,  und 
dem  Hermann  Füllsacks,  und  dürfte  sich  vielleicht  als  S.  .321 
bezeichnen  lassen.  Dann  findet  sich  sein  Name  in  einem  Ge- 
richtserkenntnifs  vom  25.  Juni  1505,  indem  in  der  Sache  Ar- 
nold Mags  gegen  Jobsten  Stettberger  und  Conrad  Schmittner, 
als  Vormünder  Sebald  Wagners  sei.  Geschäfts,  um  10 fl.  ver- 
fallenes Gattergeld,  zu  Recht  erkannt  wurde,  die  Beklagten 
hätten  diese  Summe  dem  Kläger,  unverhindert  ihrer  Einrede, 
billig  zu  entrichten.  Aus  Hanns  Fürlegers  beiden,  aneinander 
gelegenen  Häusern  auf  dem  Rofsmarkt  kaufte  er  das  Eigengeld 
von  24  fl.,  also  mit  600  fl.,  wofür  weiter  unten  die  Beweise  fol- 
gen werden.  Aus  diesen  Kapitalanlagen  geht  zwar  kein  grofs- 
artiger  Reichthum  hervor,  aber  doch  ein  gesichertes  Vermögen, 
wozu  auch  noch  auswärtige  Renten  kamen,  von  denen  später  die 
Rede  sein  wird,  und  es  mufs  immer  noch  bedacht  werden,  dafs 
die  hier  gegebenen  Anführungen  zwar  vorläufig  die  einzigen 
sind,  die  gegeben  werden  können,  dafs  aber  nicht  geschlossen 
werden  darf,  dafs  es  nicht  noch  andere,  unbekannt  gebliebene, 
gegeben  hat.  Arnold  Mag  scheint  eine  mit  dem  ruhigen  Port, 
den  er  hier  endlich  gefunden  hatte,  sich  begnügende  Natur 
gewesen  zu  sein,  den  die  stille  Zurückgezogenheit  seiner  Häus- 
lichkeit mehr  beglückte,   als  das  unruhige  Getreibe  des  öffent- 


lichen Lebens,  und  den  man  daher  auch  nicht  als  Genannten 
findet,  was  er  so  gut  wie  mancher  andere  hätte  werden  kön- 
nen. Nach  dem  auf  jeden  Fall  frühen  Tod  seiner  Ehefrau,  sei 
er  nun  erst  hier  Wittwer  geworden,  oder  schon  als  solcher 
nach  Nürnberg  gekommen,  hielt  ihn  nichts  mehr  am  Leben 
fest;  die  Zukunft  seiner  beiden,  allerdings  noch  unversorgten 
Töchter  durfte  durch  das  ihnen  zufallende  Vermögen  als  ge- 
sichert angesehen  werden;  und  so  mag  er  ruhig  aus  dieser 
Welt  geschieden  sein,  vielleicht  1512,  vielleicht  dafs  er  die 
Verehelichung  seiner  ältesten  Tochter  noch  erlebt  hatte ;  denn 
schon  1513  war  Ursula,  seine  älteste  Tochter,  mit  Hermann 
Vischer,  ältestem  Sohne  des  berühmten  Rothschmieds  Peter 
Vischer,  verheiratet. 

Nürnberg.  Lochner. 

(Schlufs  folgt.) 


Ein  dem  Kaiser  Maximilian  I.  gewidmetes  Gedicht. 

Der  durch  seine  Schrift  de  ortu  et  fine  romani  imperii 
bekannte  Abt  Engelbert  von  Admont  (1297—1327)  stand  aucj 
in  näheren  Beziehungen  zu  dem  österreichischen  Hofe  und  ver- 
fafste  für  die  jungen  Herzoge  Albert  und  Otto  eine  Schrift 
pädagogischen  Inhalts,  welche  de  regimine  principum  betitelt 
ist.  Eine  Handschrift  dieser  Abhandlung  befindet  sich  auch 
in  der  k.  k.  Hofbibliothek  zu  Wien,  (Codex  Nr.  5158).  Die- 
selbe stammt  aus  der  Carthause  Gamnitz,  ist  1495  geschrieben 
und  enthält  als  Einleitung  ein  deutsches  Gedieht,  welches  wir 
hier  folgen  lassen : 

Audi  rex  Maximiliane 

quid  agas  cogita  sane. 
Du  hast  wenig  in  deiner  taschen 
und  wilt  teglich  lären  grofs  flaschen  ; 
das  hat  dein  reicher  vater  nit  getan, 
des  chlueghait  soltu  sehen  an 
und  weislich  ordinieren  dein  herschaft  und  leben, 
recht  einnemen  und  nuczlich  guet  ausgeben, 
Von  den  dingen  wil  ich  nit  mer  schreiben, 
kürtzlich  sunder  rat  ich  dir 
das  puech  zuo  lesen  vleissiglich, 
so  magstu  ein  solcher  seliger  fürst  werden 
das  dein  geleich  nit  ist  auf  aller  erden. 
Unrechtlich  einnemen  guet  und  unbeislich  verschbenten 
pringt  grofsen  schaden  und  grofs  herzen  scheuten. 
Du  solt  pey  dir  haben  gotforchtig  rät  zwey  oder  drey, 
geistlich  wolgelert,  die  allzeit  dir  wonen  pey, 
wan  dy  weltlichen  raten  imer  in  ir  aigne  taschen 
und  als  dy  swein  aus  dem  acker  dein  guet  naschen, 
sy  erzaigent  mit  Worten  sich  frewntlich  dir, 
aber  ir  herz  ist  verr  hin  dan,  das  gelaub  mir, 
sy  haben  nuer  lieb  dein  guet  und  suechen  deinen  nutz  nicht, 
alain  auf  aygen  gewin  erget  all  ir  zueversicht, 
und  möchten  sy  all  dein  gut  in  iren  gewalt  pringen. 


131 


Anzeiger  für  Eimde  der  deutschen  Vorzeit. 


133 


sy  wurden  dir  benedicamus  frölich  singen. 

Ad  hortea  vacua  non  tendit  prudens  formica. 

Dyweil  du  reichlich  gibst  so  hastu  frewnt  vil, 

so  du  emprist ')  guet,  nyemant  mer  dein  achten  wil. 

Von  smaickern  soltu  dich  allzeit  huetten  -wol, 

wayl  sy  sind  falschhait  und  poshait  vol, 

sy  guffen'')  und  geyden^)  und  loben  dich  ser, 

aber  du  dein  leib  und  hertz  von  in  ker 

und  volg  ainem  gotforchtigen  weysen  man, 

der  dich  und  dein  sei  versorgen  kan, 

so  magstu  regiren  dein  volch  weislich  mit  lieb 

und  wesizen  das  ewig  hymclrich. 

Das  schenck  ich  dir  Maximilian 

wan  ander  gab  ich  enhan, 

für  all  schätz  ist  weishait, 

nym  das  von  mir  in  danckparkait. 

Schwarzenberg.  A.  Mörath. 


')  bresten,  entbresten,  empresten,  Mangel  leiden,  entbebren. 
Schmeller  P,  Sp.  367.     D.  Red. 

')  guofen,  übermüthig  schreien,  prahlen.    Schmeller,  P,  Sp.  875. 
')  geuden,  rühmen,  prahlen.     Schmeller  P,  Sp.  872.     D.  Red. 


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20 


25 


Klage  über  das  Alter. 

Kumm  grimger  tod  und  holle  mich, 
Mich  alten  man,  des  bitt  ich  dich. 
Wie  nun  meuchlich  geren  wird  alt, 
So  wirt  er  doch  allso  gestalt. 
Ich  was  weidelich  und  chlug: 
Nun  bin  ich  worden  niemantz  füg. 
Ich  siez  ald  lig,  stand  oder  wo  ich  bin, 
So  mä|k  ich  brüder  übrigß  sin. 
0  iunge  weit !  sich  an  mich : 
Du  wirst  geschaffen  glich  als  ich. 
Ich  was  iung  und  fröwden  vol. 
Mit  aller  üppicheit  was  mir  wol: 
Nun  hon  ich  vor  alter  cheinen  mut. 
Und  fröwt  mich  weder  üb  noch  gut. 
Dencz  und  üppicheit  vieng  ich  an, 
Und  was  den  frowen  ein  werder  man. 
Ich  rachsen,  husten  und  spij  uj5. 
Das  nieman  rue  bot  in  dem  huß. 
Ich  bin  kranch  und  und  (sie)  an  mecht. 
Mich  versmechen  nun  mäde  und  knechL 
In  iugend  was  ich  lieb  und  werd : 
Im  alter  nun  min  nieman  hegerd. 
Die  iugend  bot  ein  solich  end. 
Das  sechend  an  mir,  ob  ir  wend. 
Was  man  mir  nun  sett  von  got, 
Das  ducbt  mich  alles  gar  ein  spot, 
Ich  spott  dick  der  alten  wibe : 


Den  spott  mfi(J  ich  nun  selb  liden. 

An  dem  dancz  trüg  ich  bievor 
30  Den  schedel  frövvlich  hoch  enbor: 

Nun  gon  ich  krum  an  einem  stab, 

Und  fall  des  nechsten  in  das  grab. 

Chein  frowd  was  aun  laugen. 

So  ich  nitt  was  under  ögen. 
35  Ich  für  menchlich  frisch  und  lustig  was : 

Nun  trieffen  mir  die  ougen  und  die  nas. 

Aun  mich  kund  nieman  nichtz  geschaffen : 

Nun  bot  man  mich  für  einen  äffen. 

Aun  sponczieren  mocht  ich  nitt  gesin : 
40  Das  wer  mir  nun  zemol  ein  grossi  pin. 

Wer  alt  wirt,  der  wirt  min  gelich, 

Ungestalt  und  wunderlich. 

Ich  bin  an  minen  sinnen  tob. 

Und  zittern  als  ein  espin  lob. 
45  Min  fruiud  achten  min  gar  dein, 

Und  bin  ir  aller  Überbein. 

Ich  gebor  nitt  wol  und  bin  blind, 

Dorumb  spotten  min  die  kind. 

Mir  trieffen  och  die  oren, 
50  Das  man  lutt  mu(3  schrien,  sol  ichz  hören, 

Und  bin  ein  verschmechter  man : 

Von  nieman  ich  chein  lieb  hon. 

Der  weit  fröwd  in  disser  zitt 

Menchlich  sölich  ende  gitt. 
Diese  Klage  steht  im  Cod.  lat.  Monac.  641,  f.  69.  Es  fol- 
gen noch  einige  Verse,  welche  denselben  Gedanken  in  gröberer 
Weise  Ausdruck  geben  und  nicht  zu  jeuer  gehören.  Dann 
aber  schliefsen  sich  noch  zehn  Gebote  an,  welchen  hier  eine 
Stelle  vergönnt  sein  mag.  Was  dann  auf  f.  72  zunächst  folgt 
habe  ich  in  der  Germania  17,  185  mitgetheilt. 

Nota  decem  precepta  Sibille,  et  essent 
scribenda  aureis  litteris. 
Daz  send  die  zechen  gebot  und  ler, 
Die  Sibilla  natürlich  schribet  her. 

Das  erst :  chein  gesellschaft  soltu  haben 
Mit  underchanten  noch  gemeine  tragen  (sie). 

Das  ander:  pi(J  nicht  zesagen  einem  yetlichem  bereit 
Dines  herczen  heimlicheit. 

Das  dritt:  wildu  guten  mute  tragen, 
Geloub  nicht  allen  die  dir  sagen. 

Das  fierd :  versontem  veint  gelobe  nicht, 
Wann  sin  trüu  bot  nides  pflicht. 

Das  funfft :  was  du  host,  das  behüt  mit  sinnen ; 
Nicht  mer  verzer  denn  du  mügst  gewinnen. 

Das  sechst :  nitt  drur  umb  verloren  gut, 
Das  doch  chein  wider  pringen  tut. 


133 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


134 


Das  sibend:  mit  (nit?)  yedem  soll  du  sin  bereit, 
Ze  chosen  nach  siner  gelegenheit. 

Das  acht:  mit  dinem  mechtiger  hab  chein  zorn, 
Und  lieh  im  nichtz:  es  wer  verlorn. 

Das  nfint :  nitt  fröw  dich  in  trübsal  vast 
Noch  tod  dines  nechsten :  du  wirst  gehast. 

Das  zechend :  hab  rot  in  allen  dingen, 
Wilt  dus  zu  gutem  anefanch  und  ende  pringen. 
Heidelberg.  W.  "Wattenbach. 


Die  Lösung  des  Räthsels, 

welches  sich  in  Nr.  3,  Sp.  74  unten  abgedruckt  findet,  ist  uns 
bereits  durch  freundliche  Mittheilung  des  Herrn  Dr.  Lorenz 
Diefenbach  geworden,  in  dessen  überaus  nützlichem  Glossarium 
latino-germanicum,  Sp.  443  a,  s.  v.  pluripla  sich  auch  die  Form 
pluriplarimentum  findet,  zu  welcher  in  unserer  Stelle  nur  noch 
ein  d  hinzugekommen  ist.  Es  bedeutet  Gansgekröse  und  ge- 
hört nach  Diefenbach's  Ansicht  zu  den  vielen  Wortfabrikaten, 
die  seit  dem  15.  Jahrhundert  auftauchen  und  grofsentheils 
von  Frankreich  und  den  Niederlanden  rheinaufwärts  gekommen 
zu  sein  scheinen. 

Heidelberg.  Wattenbach. 


Burlesker  Liebesbrief. 

Mein  willig  dienst  als  der  krebs  gat  und  mein  emssigz 
übrigs  gebet  zwischen  mitter  nacht  und  mettin  zeit  das  sy  ewr 
gnad  gehonam  und  berait  alß  ein  zamloses  wildes  ros  seinem 
herrenn  Wissend  liebe  fraw  das  mich  als  übel  nach  iw  belanget 
als  ein  alten  esel  nach  seiner  lieben  muoter  und  wenn  ich  pey 
iwr  gnad  pin  so  han  ich  frewd  als  ein  hund  pey  einem  pfeyf- 
fer  und  han  auch  dar  zuo  hohen  muot  als  ein  leo  der  gefan- 
gen leit  Auch  sind  ir  mein  höchster  tag  Das  sagt  mir  unser 
müller  Auch  wissend  das  ich  nötigs  mit  juch  het  zuo  reden  von 
der  stat  wegen  darumb  so  beschaident  mir  ein  tag  zwisch 
pfingsten  und  esslingen  auff  der  gruenen  hayde  Da  hin  will 
ich  zuo  juch  elyen  (1.  eylen)  und  gauchen  als  ein  schlegel  auff 
einer  dillen  weder  reytend  noch  gand  und  mit  jw  zuo  vall 
werden  wesenlichen  als  ein  haß  mit  einem  paugker  wie  die 
sach  versorg"  werde  Das  die  katz  hew  hab  und  der  esel  schmaltz 
wann  mir  ist  vil  tugent  von  iw  gesagt  worden  in  der  wochen 
die  da  her  ein  gat  und  besunder  das  ir  sunst  mit  aller  weit 
unbekümert  wellend  sein  als  ein  bilgrein  mit  muschelen  so  er 
von  sant  Jacob  gat  und  meniclichs  ledig  stan  als  der  hund 
der  flöch  in  aügsten  und  haben  auch  dar  umb  ein  gerugs  aings 
leben  außervvelt  als  der  new  bader  an  dem  cristabend  Ir  habend 
auch  ein  senlichs  belangen  nach  mir  als  nach  dem  tod  dar 
umb  han  ich  ewr  fröutscbafft  als  geren  als  der  wolf  den  ygel 
und  der  rebman  den  reififen  zwischen  sand  Jörgen  und  sand  ur- 


bans  tag   Ich  han    auch  ewr  mit  dem  löffel   nit  vergessen  den 
will   ich  ew   auff   der  nöchsten   feyr  schicken    wann  in    kainer 
zuo  roß  gefören  mag  und  halten   das  als  in  ainer  gehaim  als 
ir   mir  verhaissen    habent  Anders  ich    schreib    ewr   gnad   für- 
baß nymmer  mer  Nut  mer  zuo  disenn  zelten  Ich  hiett  ew  mer 
geschriben  als  ewr  tugend  wol  zw  gehört  So  han  ich  die  gros- 
sen   zechen   verhawen  mit    ainem    pfülgen   dar    umb    ich    den 
ckainen  vinger  verbunden  han  mit  ainem  alten  goltcr  diser  brief 
ist  geschriben   da  die  rewsen  auß  dem  wasser  gand  under  zal 
als   die   schuoler  pickel   gießen  etc.     Iwr  gnedig  antwürt  land 
mich  wissen  in  amergkaim  wider  wissen. 
0  startalin 
Iwr  williger  diner  wenn  die  gennß 
mit  dem  creien  gand. 

Aus  der  Münchner  Handschrift  Cod.  germ.  379,  Bl.  95 1». 

Heidelberg.  K.  Bartsch. 


Gegen  die  Frauen. 

In  dem  Cod.  Vindob.  5512  findet  sich  auf  der  Innenseite 
des  hinteren  Einbanddeckels  folgendes  Gedicht. 
1       Hec  tria  subuertunt  sensum:  affectio  rerum, 

Multus  thezaurus  et  stultus  amor  mulierum. 

Cessas  quando  dare  mulier  cessabit  amare. 

Nee  hodie  nee  beri  nee  cras  credas  mulieri. 
5      Nil  loquitur  veri  fallax  wlt  semper  haberi. 

Crede  mihi,  si  credis  ei.  tu  decipieris. 

Ffallere.  flere.  nere  statuit  deus  in  muliere 

Ffallere  dum  videt.  quem  potest,  femina  ridet 

Fforet  si  licitum,  falleret  ipsa  deum. 
10       Sermo  beginalis,  infans  et  amor  monialis, 

Scurra,  iurista,  sathan,  meretrix,  medicus  quoque  caffer*) 

Ac  owum  molle  permerdant  quemlibet  orbe. 

Causidicus,  medicus,  meretrix  semper  meditantur 

Vt,  qui  plus  dederit,  illum  falleudo  sequautur. 
15       Si  canis  applaudit,  meretrix  hylarem  tibi  wltum 

Prebeat,  inclinat  monachus  (?),  aut  femina  plorat. 

Principis  amplexus  aut  oscula  dat  monialis, 

Mercator  iurat,  hijs  nulJus  credere  curet. 

Est  res  formosa  mulier,  quam  tangere  noli ; 
20       Si  fugis,  ipsa  fugit;  si  tangis  fugere  nescit. 

Ergo  fuge  tactum,  ne  tactus  transeat  actum. 

Adam,  sampsonem,  david  regem  et  salomonem 

Decepit  mulier ;  quis  modo  tutus  erit  ? 

Pisces,  perdices,  vicium  simul  et  meretrices 
30      Purgant  de  cista  nummos  bene  quatuor  ista. 

Breslau.  Alwin  Schultz. 


*)  Hdschr.  tasser  oder  casser;  ich  glaube  caffer  =  caper  lesen 
zu  müssen.  —  „Sollte  nicht  tasser  (=  tessera;  Diefenbach,  glos- 
sar.  574)  passender  erscheinen  ?"     D.  Eed. 


135 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


136 


Zur  Chronik  der  Reichsstadt  Nürnberg. 

1439.  Im  newen  Spital  wird  des  Römischen  Königs  Be- 
gräbnifs  gehalten ;  es  kostet  33  fl.  5  ft  hl.  und  12  (J. 

Herzogs  Otten  und  des  von  Weinsberg  zwei  Boten  erhal- 
ten 20 fl.  zu  Botenbrot,  als  sie  die  Nachricht  von  der  Wahl 
des  neuen  Königs  brachten;  H.  Gräfenöder,  der  Stadt  Diener, 
dem  die  vorgemeldeten  Boten,  obwohl  er  Tag  und  Nacht  ge- 
ritten, um  3  Stund  zuvorgekommen,  erhält  nur  6  fl. 

Die  Königin  von  Ungarn  läfst  dem  Rath  verkünden,  dafs 
Gott  sie  erfreut  habe  und  dafs  sie  eines  jungen  Herrn  Königs, 
genannt  Lasla,  genesen  sei.     Der  Bote  erhält  10  fl. 

1440.  Am  Fest  Corporis  Christi  erhalten  die  Amtleute, 
wie  gewöhnlich,  neue  Röcke,  die  87  fb  7  (J  und  4  hl.  kosten. 

Die  Hebammen  schneiden  einer  im  Kindbett  gestorbenen 
Frau  das  Kind  lebend  aus  dem  Leibe,  so  dafs  es  zur  Taufe 
kam ;  sie  erhalten  dafür  vom  Rath  5  fl.  zu  einer  Liebung  *). 

1441.  Der  Sohulklopfer  der  Juden  wird  von  gefährlicher 
Alchemie  wegen  in's  Loch  gelegt  und  vom  Züchtiger  durch  die 
Stirn  gebrannt. 

Herr  Wigeleus  vom  Wolfstein  fällt  auf  dem  Rathhause  in 
ein  „abtrafft"**)  und  stirbt. 

Michel  Wiener  wird  wegen  eines  Maulstreichs  (Maulschelle) 
um  5  U  novi  gestraft. 

Markgraf  Albrecht  von  Brandenburg  hält  zu  Nürnberg 
am  Sonntag  nach  Martini  ein  Turnier,  auf  dem  231  Helm, 
darunter  drei  Fürsten,  und  33  Ritter  erscheinen.  Die  Wachen, 
Söldner,  der  Tanz  auf  dem  Ratbhaus,  das  Gestühl  an  des  Rie- 
ters Haus,  die  Schranken,  die  Erweiterung  des  Rathhauses  über 
die  Scheerergasse,  Wein,  Brod  etc.  verursachen  dem  Rath  eine 
Auslage  von  235  U  16  [5  8  hl. 

Einen  Edelmann  Namens  Weinmar  Mugkentaler  läfst  der 
Eath  zu  Eichenhofen  aus  dem  Hause  nehmen  und  seiner  Rau- 
berei und  anderer  Verhandlung  wegen  mit  dem  Schwerte 
rechtfertigen.  Unter  andern  hatte  er  dem  Paul  Gruntherr  und 
dem  Rathsschreiber  Meister  Hanns,  als  sie  zum  Römischen  Kö- 
nig geschickt  wurden,  ihre  Kleider,  und  dem  Ratbe  etliche  sil- 
berne Becher  aus  einem  Felleisen  genommen.  Seine  2  Knechte, 
die  mit  ihm  verhaftet  wurden,  liefs  man  frei. 

1442.  Ein  Badknecht  schneidet  einer  Frau  die  Zöpfe 
ab  und  wird  deshalb  „hindan''  beruft  (i.  e.  öfi'entiich  ausge- 
stellt unter  Angabe  seines  Verbrechens). 

*)  Aehnliche  Geschenke  an  die  Hebammen  aus  derselben  Ver- 
anlassung kommen  öfter  vor. 

**)  Es   ist  wol    „abkraft"   (Entkräftung,   Ohnmacht)   zu   lesen. 
Vgl.  Grimm,  Wbch.  I,  46-     Schmeller  P,  Sp.  1364.  D.  Red. 


Ein  Schlosserknecht  wird  auch  „hindan"  beruft  von  eines 
Lieds  wegen,  das  er  über  etliche  Meister  der  Stadt  gemacht 
hat. 

Meister  Conrad,  ein  Zimmermann,  erhält  vom  Rath  15  fl. 
für  2  Muster  zu  einer  werfenden  Bleiden*)  und  einer  schieben- 
den Leiter. 

Der  Rath  läfst  3  heimliche  Kundschafter  sieben  Wochen 
lang  in  den  Häusern  der  Stadt  umgehen,  „wahrzunehmen  als 
ihnen  befohlen  ist."     Jeder  erhält  wöchentlich  7  'S  alt. 

1458.  Der  Sittich  (Papagei),  den  der  Rath  dem  Erz- 
bischofe  von  Mainz  verehrt  und  nach  Aschaffenburg  schickt, 
kostet  50  U  12  (5  2  hl.,  und  zwar  der  Sittich,  den  man  von 
Antoni  Paumgartner  kaufte,  25  fl.,  die  Vergoldung  des  Hauses 
7  fl.,  der  Bote,  der  den  Vogel  trug,  1  fl.,  das  Tuch  um  das 
Vogelhaus  9  ß  4  hl.,  das  Fafs,  in  das  das  Haus  gestellt  wurde, 
4  p  8  hl.  und  das  Fuhrlohn  8  ß  2  hl.  **). 

1482.  Für  die  Rathsstube  und  die  Kanzlei  werden  fünf 
Augenspiegel***)  angeschafft,  „wann  die  Herrn  der  bedurffen, 
sie  da  zu  finden."     Sie  kosten  8  (3  4  hl. 

München.  Baader. 


*)  Steinschleuder,  Wurfmaschine.     Schmeller  I^,  Sp.  312. 

D.  Red. 

**)  Im  Jahre  1460  verehrte  der  Rath  auch  der  Königin  von 
Böhmen  einen  Sittich,  den  man  gleichfalls  von  Antoni  Paumgart- 
ner um  25  fl.  kaufte  und  der  mit  aller  Zugehörung  auf  65  <ft,  novi 
1  ß  11  hl.  zu  stehen  kam.  Unter  den  Gescheuken,  die  Kaiser 
Friedrich  bei  seiner  Anwesenheit  zu  Nürnberg  im  J.  1471  von  der 
Stadt  erhielt,  war  auch  ein  Vogelhaus. 

***)  Brille.     Grimm,  Wörterb.  I,  812.     D.  Red. 


Findling. 

Roma  jacet :  Treviris  cecidit :  declinat  Agrippa : 

Nutant  Quadratae*)  moenia,  tecta  ruunt. 
At  Noriberga  tibi  dedit  aurea  Juppiter  aeva, 
Imperii  stas  arx,  urbibus  incl3'ta  spes. 

1525. 
Aus  einem  Actenbande  des  Nürnberger  Stadtarchivs. 

Lochner. 


*)  Quadrata,  d.  i.  Regensburg ;  s.  Schmeller  IP,  Sp.  71. 

D.  Red. 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essen  wein.    Dr.  G.  K.  Frommann.     Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E   Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  ANZEIGER  FÜR  KUNDE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 
1873.  J^  5.  Mai. 


Chronik  des  germanischen  Museums. 


Nürnberg,  den  15.  Mai  1873. 
Unsere  Sammlungen  haben  in  jüngster  Zeit  eine  hübsche  Be- 
reicherung dadurch  erhalten,  dafs  aus  der  Modellkammer  der  ehe- 
maligen polytechnischen  Schule  zu  München  über  100  ältere  Mo- 
delle von  Wägen,  Schiffen,  landwirthschaftlichen  Geräthen  und  tech- 
nischen Anlagen  verschiedener  Art  vom  kgl.  bayer.  Kultusministe- 
rium, unter  Vorbehalt  des  Eigenthums  für  die  Nachfolgerin  jener 
Anstalt,  uns  übergeben  worden  sind. 

Das  Comite,  welches  im  Herbste  vorigen  Jahres  eine  so  glän- 
zende Ausstellung  älterer  kunstgewerblicher  Arbeiten  im  kgl.  Zeug- 
hause zu  Berlin  voranstaltet  hatte,  hat  mit  einem  sehr  ehrenden 
Schreiben  2G0  Blätter  damals  aufgenommener  Photographieen  zu 
bleibender  Erinnerung  an  jene  Ausstellung  unserer  Anstalt  als  Ge- 
schenk übersandt. 

Aus  dem  kgl.  Zeughause  zu  Berlin  ist  uns  im  Tausche  gegen 
ein  älteres  Gewehr,  das  wir  doppelt  hatten,  ein  solches  des  15. 
Jhdts,,  vom  historischen  Verein  zu  Würzburg  auf  ähnlichem  Wege 
ein  solches  vom  Jahre  1534  überlassen  worden.  Der  Gemeinde- 
rath  der  Stadt  Wien  hat  uns  einen  Bürgerharnisch  des  16.  Jhdts. 
und  einen  Aalspiefs  aus  dem  dortigen  städtischen  Zeughause  zum 
Geschenke  gemacht. 

Der  unerbittliche  Tod  hat  aus  der  Mitte  des  Verwaltungs- 
ausschusses unserer  nationalen  Anstalt,  eben  während  wir  die  letzte 
Mittheilung  niederschrieben,  am  15.  v.  M.  einen  Mann  gerissen, 
dessen  Verdienste  um  dieselbe  nicht  hoch  genug  angeschlagen 
werden  können.  Oberstudienrath  Dr.  Hafsler  in  Ulm,  der  uner- 
müdet  Thätige ,  hatte  einen  grofsen  Theil  seiner  Zeit  und  Kraft 
dem  germanischen  Museum  gewidmet,  dessen  Gründung  er  mit 
betrieben  und  das  er  vom  Anfang  an  durch  seinen  Rath  wie  durch 
mannigfaches  Eintreten  für  dasselbe,  so  lange  der  Gedanke  noch 
nicht  allgemeine  Anerkennung  gefunden,  wesentlich  gefördert. 
Insbesondere  war  seine  Thätigkeit  bei  den  verschiedenen  Bera- 
thungen  zur  Aenderung  der  Satzungen  in  Anspruch  genommen, 
deren  endliche  Durchführung  zu  allgemeiner  Befriedigung  und  zu 
allseitigem  Einverständnil's  in  hohem  Grade  seinem  vermittelnden 
Einflüsse  zu  danken  war. 

Auch  V.  Karajan,  k.  k.  Regierungsrath  und  I.  Gustos  der 
k.  k.  Hofbibliothek  zu  Wien,  der  vor  Kurzem  erst  aus  dem  Ver- 
waltungsaussohusse  geschieden,  innerhalb  dessen  er  sich  so  aner- 
kennenswerthe  Verdienste  um  Förderung  des  Museums  erworben, 
ist,  in  jüngster  Zeit  vom  Tode  abgerufen,  unserem  Gelehrtenaus- 
schusse  entrissen  worden,  wie  auch  früher  Prof.  W.  Menzel  in 
Stuttgart,  dem  gleichfalls  manche  Förderung  des  Museums  zu 
danken  war. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Distriktsgemeinden  :  Altdorf.  10  fl.  Griesbach.  10  fl. 
Kempten.  20  Ü.  Kulmbach.  loa.  Ochsenfurt.  10  fl.  Rotthalmünster. 
10  fl. 

Von    Privaten:    Betzingen.    W.  Gminder,    Fabrikant,    1  fl. ; 


E.  Knapp,  Fabrikant,  1  fl.  Cleve.  Frhr.  Adolph  von  Wittgen- 
stein, Oberförster,  1  fl.  45  kr.  Dachau.  Ed.  Horhammer,  Malz- 
fabrikant, 1  fl.  ;  Gust.  Medicus,  k.  Hauptmann  ä  la  suite  u.  Fabrik- 
besitzer, in  Deutenhofen  3fl.  ;  Mich.  Scharl,  Kaufmann,  1  fl.  Det- 
mold. Böhmer,  Pastor,  1  fl.  10  kr. ;  Heinrichs,  Consistorialrath,  1  fl. 
lOkr. ;  Quentin,  Medizinal-Assessor,  1  fl.45kr. ;  Dr.  med.  Rohden, 
1  fl.  10  kr.  Hermannstadt.  Friedr.  Czekelius,  Professor,  1  fl.  10  kr.; 
Pauline  Herbert,  Professorsgattin,  1  fl.  lOkr. ;  Dr.  Karl  Reifsenber- 
ger,  Lehrer  an  der  evang.  Mädchenschule  A.  B.,  1  fl.  10  kr.  Krum" 
bach.  Jaud,  k.  Landrichter,  1  fl.  30  kr.  Metz.  Prinz  Philipp  von 
Arenberg,  Durchl.,  1  fl.  45  kr. ;  Friedhoff,  Bankvorstand,  1  fl. 
45kr.  ;  Goldschmidt,  Oberpostinspektor,  1  fl.  45  kr. ;  Kleber,  kais. 
Landgerichtsrath ,  1  fl.  45  kr. ;  Meurer,  Polizeidirektions- Assessor, 
1  fl.  45  kr.  ;  Dr.  Rogg,  Oberstabsarzt,  1  fl.  45kr. ;  Schmidt,  Kreis- 
direktor, Ifl.  45kr. ;  Ströser,  Advokat-Anwalt,  1  fl.  45  kr.  ;  Dr.  Wolf, 
Lycealprofessor,  1  fl.  45  kr.  Nürnberg.  Ferd.  Ebentheuer,  Farben- 
fabiikant,  Ifl.  30  kr. ;  F.  W.  Langenbach,  Graveur,  Ifl.  Reutlin- 
gen. A.  Harter,  Bankdirektor,  2  fl. ;  W.  Kampe,  Bankdirektor,  2  fl. 
Werneck.  Jacobi,  k.  Oberförster,  1  fl. ;  Ferd.  Adalb.  Reindel,  k.  Ver- 
walter, Ifl.;  Kilian  Schneider,  Apotheker,  30  kr. ;  Wunderlich, 
Buchhalter,  30  kr.  Worms.  Dr.  Bender,  Mitprediger,  Ifl.;  Max 
Heyl,  Rittmeister  a.  D. ,  5  fl. ;  Landmesser,  Lehrer,  Ifl.;  Friedr. 
Schön,  Fabrikant,  5  fl. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 
Von  Privaten:    Hannover.    Graf  von  Eulenburg,  Oberpräsi- 
dent der  Prov.  Hannover,  Exe,  17  fl.  30  kr. 

ünsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu : 

I.  Für  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen. 

(Nr.  6890—6899.) 
Cöln.  Voigtl,  Dombaumeister:  Krappe  von  Sandstein  vom 
Cölner  Dom.  —  Ellingen.  Schneider,  Pfarrverweser:  1  ägypti- 
sche und  3  römische  Kupfermünzen,  gefunden  bei  Ellingen.  — 
München.  Gedon,  Bildliauer  :  Ornamentierter  Dachziegel  vom  Be- 
ginn des  19.  Jhdts.  —  Nürnberg.  R.  Bergan,  Professor:  Glocken- 
zug von  alter  Posamentierarbeit.  S.  Pickert,  Antiquar:  7  per- 
sische Silbermünzen  ältei-er  Zeit.  31  kleinere  Silbermünzen  vom 
13.— 16.  Jhdt.  L.  H.  Riefle,  Installateur:  3  grünglasierte  ver- 
zierte Ofenkacheln  vom  17.  Jhdt.  —  Würzburg.  F.  Kneis:  St.  Bar- 
bara, Holzfigur  von  T.  Riemenschneider. 

IL  Für  die  Bibliothek. 

(Nr.  29,821—29,958.) 
Admont.  P.  Jak.  Wichner,  Stiftsarchivar:  Ders.,  d.  Biblio- 
thek d.  Abtei  Admont.  8. —  Basel.  Universität:  Bernoulli,  d.  Lu- 
zernerchronik  des  Melchior  Ruls.  1872.  8.  Frey,  d.  heil.  Severinus. 
1872.  8.  Progr.  Kinkelin,  d.  Bevölkerung  des  Kantons  Basel-Stadt 
am  1.  Dez.  1870.  1872.  4.  Berichte  des  Sanitäts-Collegiums  von 
Basel-Stadt  v.  J.  1870.  1872.  8.  Nebst  17  weitern  akademischen 
Gelegenheitsschriften.  1871  u.  1872.  4.  8.  —  Berlin.  M.  Pereis: 
Die  deutsche  Schaubühne;  13.  Jhg.,  H.  1  u.  2.  1873.  8.  Dr.  F. 
Piper,  Univers. -Professor :  Ders.,  das  christl.  Museum  der  Univers, 
zu  Berlin,  sein  Zuwachs  in  den  J.  1871,  1872.  4.  —  Detmold.  H. 
von  Donop,  Hauptmann:  Oudart,  catalogue  des  montres  ancien- 
nes  et  curieuses  etc.  1866.  8.  —  Dresden.  K.  sächs.  Staatsre- 
gierung: Codex  dipliimaticus  Saxoniae  regiae ;  II.  Haupttheil, 
4.  Bnd.  1873.  4.  —  Freiburg  I.  Br.  Kirchlich -histor.  Verein 
der   Erzdiöcese  Freiburg :    Ders.,  Freiburger   Diöcesan-Ar- 


139 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


140 


chiv;  7.  Bnd.  1873.  8.  —  Graz.  L.  Beckh-Widmans  tetter, 
k.  k.  Oberlieutenant:  Ders.,  d.  Grabmal  Leutold's  von  Wildon  in 
d.  Stiftskirche  zu  Stainz  u.  d.  Siegel  der  Wildoner.  4.  Sonderabdr. 
Dr.  N.  Kohn:  Ders.,  der  angebliche  Yotiv- Altar  des  Tribunen 
Scudilo.  1873.  8.  S  teiermärkischer  Verein  zur  Förde- 
rung der  Kunst-Industrie:  Ders,  Rechenschafts-Bericht  über 
d.  Vereinsjahr  1872.  1873.  4.  —  Halle  a.  S.  Dr.  E.  Dümmler, 
Univers.-Professor :  Ermenrici  epistola  ad  Grimoldum  archicapella- 
num,  ed.  Duemmler.  1873.  4.  —  Hanau.  Direktion  des  k.  Gym- 
nasiums: Duncker,  d.  Freiherr  vom  Stein  u.  d.  deutsche  Frage 
auf  d.  Wiener  Congresse.  1873.  8.  —  Magdeburg.  Verein  f.  Ge- 
schichte u.  Alterthumskunde  des  Herzogth.  und  Erz- 
stifts Magdeburg:  Ders.,  Geschichts  -  Blätter ;  8.  Jahrg.,  1873, 
1.  Heft.  1873.  8.  —  München.  R.  v.  Ziebland,  k.  Olierbaurath : 
Zeiller,  itinerarium  Italiae.  16-10.  2.  Britton,  the  history  and  anti- 
quities  of  the  metropolitical  church  of  York.  1819.  4.  Britton,  the 
history  and  antiquities  of  the  metropolitical  church  of  Canter- 
bury.  1821.  4.  Pugin,  specimens  of  Gothic  architecture ;  vol.  I.  II. 
4.  Pugin,  details  of  ancient  timber  houses.  1836.  4.  Pugin,  de- 
signs  for  iron  and  brass  work,  1836.  4.  Pugin,  Gothic  furniture  in 
the  style  of  the  15.  Century.  1835.  4.  Pugin,  designs  for  gold  and 
silversmiths.  1836.  4.  Transactions  of  the  royal  Institute  of  Bri- 
tish architects ;  vol.  I,  p.  2.  1842.  4.  Britton,  the  history  and  an- 
tiquities of  the  see  and  cathedral  church  of  Norwich.  1816.  4. 
Britton,  the  history  and  antiquities  of  the  cathedral  church  of  Ox- 
ford. 1821.  4.  Winkles,  Frcnch  cathedrals.  1837.  4.  Winkles,  ar- 
ehitectural  and  picturesque  illustrations  of  the  cathedral  churches 
of  England  and  Wales;  vol.  I.  II.  1836  u.  38.  8.  Ingram,  memo- 
rials  of  Oxford  ;  vol.  I.  II.  Heideloff,  d.  Ornamentik  des  Mittel- 
alters ;  3  Bnde.  4.  Heideloff,  d.  kleine  Altdeutsche;  I.— III.  Curs. 
lt:49  —  52.  8.  Heider,  Eitelberger  u.  Hieser,  mittelalterl.  Kunst- 
denkmale d.  österr.  Kaiserstaates;  2  Bnde.  1858 — 60.  4.  Boisseree, 
Denkmale  d.  Baukunst  vom  7.  bis  zum  13.  Jahrh.  am  Nieder-Rhein. 
1833.  Iinp.  2.  Springer  u.  v.  Waldheim,  Oesterreichs  kirchl.  Kunstdenk- 
male der  Vorzeit;  Lief.  1  u.  2.  1856.  2.  Puttrich,  Denkmale  der 
Baukunst  des  Mittelalters  in  Sachsen ;  Abth.  I  u.  II.  1^41.  2. 
Schimmel,  die  Cistercienser- Abtei  Altenberg  bei  Cöln.  Imp.  2. 
Denkmale  deutscher  Baukunst  des  Mittelalters  am  Ober- Rhein; 
1. — 3.  Lief.  1825.  gr.  2.  Kopp,  Beitrag  zur  speziellen  Darstellung 
des  spitzbogigen  Baustyls  ;  1.  u.  2.  Heft.  2.  Aufl.  1839.  gr.  2.  Pe- 
zolt,  Schätze  der  mittelalterl.  Kunst  aus  Salzburg.  Imp.  2.  Eggert, 
Sammlung  gothischer  Verzierungen,  gr.  2.  Schmidt,  römische, 
byzantin.  u.  german.  Baudenkmale  in  Trier  u.  seiner  Umgebung; 
1.— 4.  Lief.  1836  —  43.  Imp.  2.  u.  4.  Thrän,  Denkmale  altdeut- 
scher Baukunst,  Stein-  u.  Holzsculptur  aus  Schwaben  ;  1. — 3.  Heft. 
1846.  Imp.  2.  Geier  u.  Görz,  Denkmale  romanischer  Baukunst  am 
Rhein;  1.— 3.  Lief.  1846.  Imp.  2.  Zur  Architektur  u.  Ornamentik 
des  deutschen  Mittelalters.  Imp.  2.  Barthol.  Zeitblom  u.  seine  Al- 
tarbilder auf  dem  Heerberge.  1845.  Imp.  2.  Bock,  d.  monumen- 
tale Rheinland;  Lief.  1  —  4.  1867  —  69.  Imp.  2.  Eggert,  d.  Glas- 
gemälde der  neuerbauten  Mariahilf-Kirche  in  d.  Vorstadt  Au  zu 
München.  Imp.  2.  Jobst  u.  Leimer,  Sammlung  mittelalterl.  Kunst- 
werke aus  Ocsterreich;  Bnd.  I,  1.— 8.  Heft.  1861.  Imp.  2.  Atlas 
kirchlicher  Denkmäler  des  Mittelalters  im  Österreich.  Kaiserstaate. 
Imp.  2.  V.  Minutoli,  Denkmäler  mittelalterl.  Kunst  in  den  bran- 
denburg.  Marken  ;  I.  Th.  1.  u.  2.  Lief.  1836.  gr.  2.  Iloff'stadt,  Gothi- 
sches  A.B.C.Buch;  1  —  7.  Lief.  1840-63.  Imp.  2.  Mittelalterliche 
Baudenkmale  in  Schwaben;  Heft  1  —  7.  1856—67.  gr.  2.  Moller, 
Denkmäler  der  deutschen  Baukunst,  fortges.  v.  Gladbach;  III.  Th. 
2.  Moller,  Denkmäler  der  deutschen  Baukunst;  I.  Theil.  gr.  2. 
Moller,  die  Kirche  der  heil.  Elisabeth  zu  Marburg,  gr.  2.  Moller, 
die  Kirchen  des  heil.  Georg  zu  Limburg  u.  des  heil.  Paulus  zu 
Worms,  gr.  2.  Moller,  der  Münster  zu  Freiburg  i.  Br.  gr.  2. 
Kunst-Denkmäler  in  Deutschland;  1. — 6.  Heft.  1814 — 45.  4.  Die 
mittelalterl.  Baudenkmäler  Niedersachsens;  1. — 15.  Heft.  1856 — 69. 
4.  Cantian,  ehernes  Grabmal  des  Erzbischofs  Ernst  v.  Magdeburg 
in  d.  Domkirche  zu  Magdeburg.  1822.  qu.  2.  Döbner,  d.  ehernen 
Denkmale  Hennebergischer  Grafen  von  P.  Vischer.  1840.  2.  Roth- 
bart, das  Luther- Zimmer  auf  der  Veste  Coburg.  1845.  qu.  2. 
Schulcz,  Denkmäler  der  Baukunst;  I.  Heft.  1869.  2.  Heideloff, 
architektonische  Entwürfe;   1.  u.  2.  Heft.    1850.  qu.  2.  u.  8.     Hei- 


deloff, die  Bauhütte  des  Mittelalters  in  Deutschland.  1844.  4.  Hei- 
deloff u.  Wrankmore,  Abbildung  der  kathol.  Kirche  zu  Leipzig. 
1847.  8.  Ghillany  u.  Heideloff,  d.  deutsche  Adler  u.  die  deutsehen 
Farben.  4.  Hensoldt,  die  neue  Stadt-Pfarr-Kirche  in  Sonneberg. 
1845.  8.  Hundeshagen,  Kaiser  Friedrioh's  I.  Palast  in  der  Burg 
zu  Gelnhausen.  1832.  2.  Ungewitter,  Vorlegeblätter  fiir  Ziegel- 
u.  Steinarbeiten,  gr.  2.  Kallenbach,  Atlas  zur  Geschichte  d.  deutsch- 
mittelalterlichen Baukunst.  1847.  qu.  2.  Ungewitter,  Vorlegeblät- 
ter für  Holzarbeiten,  gr.  2.  Bötticher,  die  Holzarchitectur  des 
Mittelalters.  1837.  2.  Grueber,  vergleichende  Sammlungen  für 
christl.-mittelalterl.  Baukunst;  2  Thle.  18:J9— 41.  2.  Grueber,  die 
Kaiserburg  zu  Eger.  1864.  4.  v.  Hefner,  Trachten  des  christlichen 
Mittelalters;  1.  —  3.  Abth.  4.  Murphy,  über  die  Grundregeln  der 
gothischen  Bauart.  4.  Heideloff,  d.  Kunst  d.  Mittelalters  in  Schwa- 
ben;  1.-8.  Lief  1855—64.  4.  Heideloff,  Muster- Werke  für  den 
Drechsler;  I.  Heft.  1851.  4.  Heideloff,  Muster-Werke  für  den  Haf- 
ner, Töpfer  etc.;  1.  Heft.  1851.  4.  Heideloff,  Muster-Werke  für 
den  Zimmermann;  Heft  1.  2.  1851.  4.  Kallenbach  u.  Schmidt,  d. 
christliche  Kirchen -Baukunst  des  Abendlandes.  1850.  4.  Müller, 
Beiträge  zur  teutschen  Kunst-  u.  Geschichtskunde.  2  Aufl.  1837.  4. 
Mithoff,  Kirchen  u.  Kapellen  im  Königr.  Hannover;  1.  Heft.  1865. 
4.  Roriczer,  d.  Büchlein  von  der  Fialen  Gerechtigkeit.  1845.  4. 
Büsching,  das  Schlos  der  deutschen  Ritter  zu  Marienburg.  1823. 
4.     Veihandlungen    des  Vereines    f.  Kunst   u.  Alterthum    in   Ulm; 

1.  2.  Bericht.  1843—46.  4.  Harrer,  Chorgestühl  der  Kathedrale 
zu  Freising  ;  1.— 3.  Heft.  1847—48.  kl.  4.  Kallenbach,  Album  mit- 
telalterl. Kunst;  2.  u.  3.  Heft.  1847.  qu.  4.  Mittelalterliche  Ver- 
zierungen Englands  u.  Frankreichs.  1842.  qu.  4.  Knight,  über  d. 
Entwickelung  der  Architektur  vom  10. — 14.  Jahrh.  unter  den  Nor- 
mannen. 1841.  8.  Kallenbach,  chronolog.  Formenfolge  der  altdeut- 
schen Baukunst.  1847.  8.  Eberlein  u.  Grünewald,  d.  Werkzeichner. 
8.  Bock,  Rheinlands  Baudenkmale  des  Mittelalters.  8.  Mothes, 
Geschichte  der  Baukunst  und  Bildhauerei  Venedigs  ;  2  Bde.  1859 
u.  60.  8.  Caveda,  Geschichte  der  Baukunst  in  Spanien.  1858.  8. 
Kugler,  Geschichte  der  Baukunst;  Bnd.  IV,  1.  2.  1867.  8.  Beyer 
im  Hof,  die  Renaissance- Architektur  Italiens ; 'I.  Samml.  1870.  8. 
Krieg  v.  Ilochfelden,  Geschichte  der  Militär-Architektur  in  Deutsch- 
land. 1859.  8.  Nohl,  Tagebuch  einer  italienischen  Reise.  1866.  8. 
Ansichten  v.  Spanien  ;  I— IV.  1835—38.  8.  Busch,  Vorschule  der 
darstellenden  Geometrie.  1846.  8.  —  Nürnberg.  Engelhardt, 
Rechtsrath:  Wir  sind  frey  !  1814.  8.  Acht  deutsche  Lieder.  1841. 
8.  —  Strassburg.  Societe  pour  la  conservation  des  mo- 
numents  historiques  d'Alsace:  .Dies.,  bulletin  ;  II.  ser.,  VIII. 
tome,  2.  livr.  1S72.  8.  —  Tübingen.  Dr.  A.  v.  Keller,  Univers.- 
Professor:  Verzeichnis  der  Vorlesungen  etc.  1873.  4.  —  Veitshöch- 
helm.  Georg  Karch,  Pfarrer  u.  Dechant :  Ders.,  d.  Legende  der 
heil.  Bilhildis.  1870.  4.  Ders.,  d.  Räthselbilder  an  der  Bronzethüre 
zu  Aucsburg.  1870.  4.  Ders.,  d.  Portale  der  alten  Sigisraund-Ka- 
pelle  zu  Oberwittighausen.  1872.  4.  —  Venedig.  Istituto  Veneto 
di   scienze,  lettere   ed   arti:  Dass.,  raemorie  etc.,  vol.  XVII, 

2.  4.  —  Wien.  Dr.  Ernst  Edler  von  Hartmann-Franzens- 
huld: Ders.,  Sonnenblumen.  1868.  8.  Dr.  Joh.  von  Hoffin- 
ger: Ders.,  Prinz  Eugen,  d.  edle  Ritter.  8.  v.  Helfert,  der  Wiener 
Congrefs.  8.  v.  Hoffinger,  Österreich.  Ehrenhalle  ;  (I.).  8.  v.  Hof- 
finger, d.  fürstl.  u.  gräfl.  Haus  Dietrichstein.  1866.  8.  v.  Hoffin- 
ger, Dr.  Joh.  Nep.  Ehrlich.  1S66.  4.  v.  Hoffinger,  zur  Erinnerung 
an  Wilh.  R.  v.  Ilaidinger.  1873.  8.  v.  Iloffinger,  von  der  Univer- 
sität. 1869.  8.  Jacob  Klier.  8.  Sonderabdr.  D  r.  Fr  anz  K  ü  rsc  h - 
ner:  Ders.,  Herzog  Rudolph's  IV.  Schriftdenkmale.  4.  Sonderabdr. 
—  Winzingen  (Pfalz).  Ungenannter:  Heideloff,  die  Ornamentik 
des  Mittelalters;  Bnd.  1  —  4.  4.  Lange,  der  Rhein  u.  die  Rhein- 
lande; 2  Bnde.  1845  u.  47.  8.  —  Zwicitau.  Ottomar  Fiedler, 
Stadtrath;  Ders.,  Geschichte  d.  deutsch.  Feuerlösch-  u.  Rettungs- 
Anstalten.  1873.  8. 


III.  Für  das  Arcliiv. 

(Nr.  4316—4321.) 

Detmold.  Hugo  Freih.  v.  Donop,  Flügeladjutant  Sr.  Durch- 
laucht,  des  Fürsten  v.  Detmold:  Verzeichnifs  von  Briefen,  welche 


141 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


142 


von  Jörg  Meminger,  Pfleger  zu  Dobra,  an  Hans  Wolfsperger,  Pfle- 
ger zu  Hachsperg,  und  an  Wolf  Temp  auf  Befehl  Nikiaus  Rau- 
bers aus  der  Truhe  zu  Dobra  herausgegeben  worden  sind.  1521. 
Urkundenb.  Entscheid  Kaiser  Ferdinand's  III.  an  Ernst,  Grafen 
zu  Ysenburg,  und  Friedrich  Kasimir,  Grafen  zu  Hanau,  die  Klagen 
der  Unterthanen  des  Spielberger  und  Grünauer  Gerichts  betr. 
1656.  Pap.-Abschr.  Brief  Peter  Philipps,  Bischofs  zu  Bamberg  und 
Würzburg,  und  Christian  Ernsts,  Markgrafen  zu  Brandenburg,  an 
Friedrich,  Herzog  zu  Sachsen,   die  Angelegenheiten  des   Herzogs 


von  Lothringen  betr.  1676.  Pap.-Orig.  Etat  der  kurfürstlich  näch- 
sischen  Armee,  wie  selbige  mense  Junii  1786  effective  besteht. 
Akten.  —  Framersheim  (Rheinhessen):  Wilhelm  Flegler,  Pfarr- 
vikar: Kaufbrief  des  Jocelinus  de  Urnavasio  an  Johannes,  den  Kir- 
chenvorstand zu  Narres  im  Kant.  Wallis,  und  dessen  Erben,  (iber 
drei  Mahd  Wiesen.  13i7.  Perg.  von  Gemming,  Obrist :  Regi- 
ster über  den  Verkauf  der  hinterlassenen  Habe  der  Frau  Magda- 
lena, Hektor  Pömer's  ehelichen  Hausfrau,  von  den  Vormündern 
zum  Besten  der  vier  Pömer'schen  Kinder  veranstaltet.  1629.  Akten. 


Chronili  der  historischen  Vereine. 


Heraldisch-genealogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
III.  Jahrg.     Nr.  4.     Wien,  April  1873.     4. 

Regesten,  Grabschriften  und  Notizen  zur  Genealogie  und  Ge- 
schichte der  Herren  von  Zelking,  gesammelt  von  Friedrich  Kern. 

—  Fortsetzungen. 

Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunstvereins  der  DiözeseSeckau.  1873.  IV.  Jahrg.  Nr.  5. 
Graz.     8. 

Planeta  plicata.  —  Kirohenfenster. 

Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien.     III.  Band.     Nr.  3  u.  4.     Wien,  1873.     8. 

Geologischer  Bericht  über  den  Brüxer  Schädel  und  über  wei- 
tere Funde   der  Brüxer  Gegend.     Vortrag   von  Dr.   J.   Woldrich. 

—  Eine   Opferstätte   bei  Raigern   in   Mähren.     Von  Dr.  Heinrich 
Wankel. 

Zeitschrift  für  Ethnologie.  Organ  der  Berliner  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urge- 
schichte. Fünfter  Jahrg.  1873.  —  Heft  I.  Berlin.  Verlag  von 
Wiegandt  u.  Hempel.     8. 

Ueber  niederländische  Alterthümer.  Von  E.  Friedel.  (Mit  1 
Taf.  Abb.) 

Ge schi cht s-Blätt er  für  Stadt  und  Land  Magde- 
burg. Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Al- 
terthumskunde  des  Herzogthums  und  Erzstifts  Mag- 
deburg. 8.  Jahrg.  1873.  1.  Heft.  Hrsg.  von  Dr.  F.  Geisheim. 
Magdeburg ,  1873.  Verlag  der  Schäfer'schen  Buchhandlung  (A. 
Rüdiger).     8. 

Die  Entstehung  der  Stadt  Burg.  Von  Pastor  F.  Winter.  — 
Zur  Frage  über  die  Abkunft  des  Erzbischofs  Dietrich  von  Magde- 
burg (1361  —  67).  Von  Dr.  Ludw.  Götze.  —  Beiträge  zur  Ge- 
schichte des  Altstädtischen  Gymnasiums  zu  Magdeburg.     Von  Dr. 


Holstein.  —  Die  Willküren  der  Stadt  Schönebeck.  Von  Pastor 
F.  Winter.  —  Die  Französische  und  die  Pfälzer-Colonie  in  Mag- 
deburg zu  Anfang  des  18.  Jahrh.  Von  Dr.  Götze.  —  Zwei  bis- 
her ungedruckte  Handschriften  zu  der  Geschichte  der  Neustadt  bei 
Magdeburg  etc. 

Organ  für  christliche  Kunst,  hrsg.  u.  redigirt  von  J. 
van  Endert  in  Cöln.  Organ  des  christlichen  Kunstvereins 
für  Deutschland.  Nr.  7  u.  8.  —  Köln,  1.  u.  15.  April  1873. 
XXIII.  Jahrg.     4. 

Die  heilige  Familie.     Von  B.  Eckl.   —    Fortsetzungen. 

Bulletin  de  la  Societe  pour  la  conservation  des 
Monuments  historiques  d'Alsace.  Ile  Serie.  —  T.  VIII. 
—  2e  livraison.     Strasbourg.     1872.     gr.  8. 

La  Chronique  strasbourgeoise  de  Jean-Jacques  Meyer,  par  M. 
Rodolphe  Reuss. 

Vorgeschichtliche  Steindenkmäler  in  Schleswig-Holstein.  Zwei- 
tes Heft.  Als  XXXIII.  Bericht  der  vormaligen  Schleswig- 
Holstein-Lauenburg  ischen  Gesellschaft  für  die  Samm- 
lung und  Erhaltung  vaterländischer  Alterthümer.  Mit 
3  lithogr.  Tafeln  und  3  Holzschnitten.     Kiel,  1873.     4. 

Die  Hauptversammlung  des  Hansischen  Geschichts- 
vereins und  des  Harzvereins  für  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde  zu  Braunschweig  findet  am  3.,  4.  u.  5.  Juni  d.  J. 
statt;  (wenn  unsere  Leser  dieses  Blatt  erhalten,  wird  freilich  die  Ver- 
sammlung sehr  wahrscheinlich  bereits  der  Vergangenheit  ange- 
hören). Auf  den  3.  Juni  ist  gemeinschaftliche  Sitzung  beider  Ver- 
eine angesetzt.  In  derselben  hält  Stadtarchivar  Hänselmann  einen 
Vortrag  über  Braunschweigs  Beziehungen  zu  den  Harz-  und  See- 
gebieten und  wird  die  Anlage  eines  Generalrepertoriums  der  ge- 
sammten  Geschichtsliteratur  des  Harzes  besprochen.  In  einer  wei- 
tern Sitzung  vom  4.  Juni  bringt  Prof.  Constantin  Uhde  einen  Vor- 
trag über  die  Geschichte  des  Profanbaus  in  Braunschweig. 


Nachrichten. 


Literatur. 

Neu  erschienene  Werke. 
14)  Handbuch  der  historischen  Chronologie  des  deut- 


Hannover,    Hahn'sche    Hofbuchhandlung.      1872.     IV    und 
200  Stn.     gr.  8. 

Seit  Mabillon,  welcher  die  Vorbedingungen  des  Urkundenstu- 


schen  Mittelalters  und  der  Neuzeit  von  Dr.  H.  Grotefend.      diums  nach  allen  Seiten  hin  feststellte,  sind  insbesondere  auch  auf 


143 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


144 


dem  Gebiete  der  geschichtlichen  Zeitrechnung  eine  Reihe  von 
Werken  veröffentlicht  worden.  Obschon  jener  grofse  Forscher  in 
dem  zweiten  Buche  seines  berühmten  Werkes  „De  re  diplomatica", 
den  nächsten  praktischen  Zweck  im  Auge  behaltend,  seine  Unter- 
suchungen auf  die  beiden  ersten  fränkischen  Monarchieen  und  den 
Anfang  des  kapetingischen  Königshauses  beschränkte,  so  sah  er 
sich  dennoch  genöthigt,  dieselben  auf  wissenschaftliche  Thatsachen 
der  mathematischen  Chronologie  zurückzufuhren.  Nur  so  war  es 
möglich,  die  verschiedenen  Zeitrechnungen,  welche  sich  während 
der  genannten  Epoche  unausgesetzt  durchkreuzten,  unter  sich  aus- 
zugleichen und  in  gegenseitige  üebereinstimmung  zu  bringen. 

Die  späteren  Bearbeiter  des  Faches  mufsten  nothwendig  auf 
dem  vorgezeichneten  Wege  beharren  und  dahin  trachten  die  all- 
gemeinen Gesetze  auf  die  Chronologie  einzelner  Zeiträume  und 
Länder  in  praktischer  Weise  anzuwenden.  In  Frankreich  dehnten 
die  fleifsigen  Benediktiner,  den  Spuren  ihres  Meisters  folgend, 
ihre  Forschungen  und  Sammlungen  weiter  aus  und  bereiteten  so 
das  grofse  Werk  vor,  welches  unter  dem  Titel  :  L'art  de  verifier 
les  dates  des  faits  historiques  etc.  schon  in  der  Mitte  des  vorigen 
Jahrhunderts  zum  ersten  Male  erschien,  aber  erst  in  der  vierten 
Ausgabe,  zu  Anfang  des  gegenwärtigen,  zum  Abschlüsse  gelangte. 

Die  deutschen  Forscher  giengen  zunächst  darauf  aus,  je  nach 
ihrem  Standpunkte,  einzelne  Zweige  des  reichen  Materials  für  den 
Gebrauch  zugänglich  zu  machen.  Zunächst  erläuterte  der  um  die 
Aufhellung  des  deutschen  Alterthums  hochverdiente  Haltaus  in 
seinem  Calendarium  medii  aevi  praecipue  germanicum  die  Geschichte 
des  Jahres,  der  Monate  und  ihrer  einzelnen  Tage  in  vortrefflicher 
Weise.  Er  wufste  zugleich  sein  kleines,  aber  inhaltreiches  Buch 
durch  die  Verflechtung  zahlreicher  Notizen  aus  dem  kirchlichen 
und  bürgerlichen  Leben  des  Volkes  eben  so  anziehend  als  lehr- 
reich zu  machen.  Nach  ihm  bearbeiteten  Rabe,  Bellandi  und  Hell 
chronologische  Hülfsmittel,  die  auf  längere  oder  kürzere  Zeit  in 
Gebrauch  blieben ;  Gatterer  schrieb  einen  Abrifs  der  Chronologie, 
Heinrich  Waser  ein  sehr  gründlich  angelegtes,  aber  unbequem  ein- 
gerichtetes „historisch-diplomatisches  Jahrzeitbuch".  Erst  dem  ver- 
dienstvollen Anton  Pilgram  indessen  gelang  es,  in  seinem  Calen- 
darium chronologicum  medii  potissimum  aevi  monumentis  acco- 
modatum  ein  Buch  zu  liefern,  in  welchem  die  wissenschaftlichen 
und  praktischen  Anforderungen  in  eine  fal'sliche  Verbindung  ge- 
bracht waren.  Indem  er  die  damals  bekannten  wissenschaftlichen 
Ergebnisse  und  insbesondere  das  in  der  Art  de  verifier  les  dates 
und  bei  Haltaus  gesammelte  Material  sorgfältig  benutzte ,  wul'ste 
er  neben  genügender  Vollständigkeit  zugleich  eine  verhältnifs- 
mäfsige  Begrenzung  der  einzelnen  Theile  zu  erreichen,  wie  sie 
kaum  in  irgend  einem  Werke  vor  ihm  zu  finden  war. 

Pilgram's  Buch  war  für  seine  Zeit  das  chronologische  Haupt- 
werk, das  in  alle  Archive  Eingang  fand,  und  ist,  seiner  ganzen 
Anlage  nach,  noch  bis  jetzt  ein  höchst  brauchbares  Hülfsmittel 
geblieben,  obgleich  genauere  Forschung  und  Erfahrung  Berichti- 
gungen und  Ergänzungen  nothwendig  gemacht  haben.  Helwig, 
obschon  er  sich  unabhängig  von  ihm  zu  stellen  suchte,  konnte  ihn 
gleichwohl  nicht  erreichen ;  die  übrigen  Bearbeiter  der  auf  das 
deutsche  Mittelalter  angewendeten  Zeitrechnung  aber  von  Zinker- 
nagel bis  auf  Weidenbach  haben  ihn  mehr  oder  weniger  zu  ihrem 
Vorbilde  genommen.  Mittlerweile  ist  der  chronologische  Stoff' 
durch  gründliche  Forschungen  über  einzelne  Länder  und  Völker 
in    hohem    Grade    angewachsen ;    wir    besitzen    aul'serdem    neben 


Brinkmeier's  „praktischem  Handbuch  der  historischen  Chronologie 
aller  Zeiten  und  Völker"  in  der  neuesten  Ausgabe  der  „Art  de 
verifier  les  dates",  in  Ideler's  „Handbuch  der  mathematischen  und 
technischen  Chronologie",  sowie  in  Matzka's  „Chronologie  in  ihrem 
ganzen  Umfange"  allgemein  wissenschaftliche  Werke  des  gediegen- 
sten Inhalts,  welche  dem  Forscher  für  einzelne  Fälle  stets  zur 
Aushülfe  und  Belehrung  dienen  können. 

Wenn  nun  nach  so  vielfacher  Behandlung  des  Gegenstandes 
und  bei  reichlich  angewachsenem  Stoffe  ein  neues  Handbuch  der 
Chronologie  für  unmittelbar  praktische  Zwecke  hervortritt,  so  sind 
ihm  die  Grundlinien  seines  Verfahrens  ziemlich  bestimmt  vorge- 
zeichnet. Es  darf  sich  nicht  mehr  mit  weitläufigen  Erörterungen 
und  Untersuchungen  befassen.  Die  allgemeinen  Grundformen 
müssen  als  feststehende  Thatsachen  behandelt,  die  Regeln  ihrer 
Anwendung  aber  zu  durchsichtigem  Verständnifs  gebracht  sein. 
Ueberall  ist  möglichste  Kürze  mit  Genauigkeit  und  Schärfe  der 
Begriffe  und  Bestimmungen  festzuhalten.  Wir  haben  anzuerken- 
nen, dafs  der  Verfasser  des  vorliegenden  Buches  sich  dieser  Auf- 
gabe vollkommen  bewul'st  gewesen  ist. 

Sein  Inhalt  zerfällt  zunächst  in  die  Berechnungen  des  alten 
und  in  diejenigen  des  neuen  Stils.  In  dem  ersteren  Theile  wer- 
den der  Reihe  nach  behandelt:  das  julianische  Jahr,  Ostercyclus, 
Sonnencyclus  und  Sonntagsbuchstabe,  Mondcyclus  und  goldene 
Zahl,  Ostern,  Epakten,  claves  terminorum  u.  s.  w.,  Indiction,  die 
wichtigsten  Acren,  Jahresanfang,  Tagesbezeichnung  und  Tagesein- 
theilung,  und  zwar  die  letzteren  Abschnitte  in  sehr  einläl'slicher 
und  erschöpfender  Weise.  Die  auf  den  neuen  Stil  bezüglichen 
Unterabtheilungen  sind:  Vorgeschichte,  Reform  der  Nachtgleichen 
und  Ausschaltung,  Reform  der  Mondberechnungen  und  Epakten, 
Einführung  des  gregorianischen  Kalenders  und  Revolutionskalen- 
der. Daran  reihen  sich  auf  eilf  Tafeln  die  sorgfältig  und  zweck- 
mäfsig  ausgearbeiteten  Berechnungen  über  die  wichtigsten  der 
in  den  vorausgegangenen  Abschnitten  behandelten  Zeiteintheilun- 
gen,  beginnend  mit  den  Sonntagsbuchstaben  alten  Stils  u.  s.  w. 
Zwei  nachfolgende  Tafeln  enthalten  die  Regierungsjahre  der  Kai- 
ser und  Päpste.  Es  folgen  sodann  ein  lateinisches  und  ein  deut- 
sches Glossar,  ein  Heiligenverzeichnifs,  ein  Verzeiohnifs  von  Bis- 
thümern,  eine  Uebersicht  der  beweglichen  Feste,  die  Osterfeste 
von  500  bis  2000  und  der  römische  Kalender. 

Wenn  wir  nun  die  in  Behandlung  des  allgemeinen  Thciles 
beobachtete  Sparsamkeit  vollkommen  billigen,  wenn  wir  nament- 
lich die  ebenmälsige  Verhältnifsmäfsigkeit  der  einzelnen  Gliede- 
rungen als  besonders  gelungen  hervorzuheben  haben,  so  möge 
an  diesem  Orte  die  Bemerkung  gestattet  sein,  dafs  wir  nur  in 
den  beiden  Glossarien  hie  und  da  die  wünschenswerthe  Bestimmt- 
heit und  auch  diejenige  Ausführlichkeit  vermifst  haben,  die  ohne 
ungebührliche  Anschwellung  des  Materials  nach  unserer  Meinung 
immerhin  stattfinden  könnte. 

Das  Buch  des  Herrn  Verfassers  hat  bereits  den  Weg  in  viele 
Hände  gefunden  und  wird  sich  noch  weiterer  Verbreitung  zu  er- 
freuen haben.  Die  übersichtliche  Anlage  des  Ganzen,  die  treffliche 
Behandlung  einzelner  Abschnitte,  die  Leichtigkeit  der  Zurechtfin- 
dung und  selbst  die  Bequemlichkeit  des  gewählten  Formates  las- 
sen dieses  erwarten.  A.  F. 

15)  DerTodtentanz  in  derMarienkapelle  zu  Lübeck. 
Nach  einer  Zeichnung  von  C.  J.  Milde,   mit  erläuterndem 


145 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


146 


Text  von  Prof.  W.  Mantels.     Lübeck.    1866.    H.  G.  Raht- 
gens.     qu.  2. 

Der  „Anzeiger"  pflegt,  entsprechend  seiner  Bestimmung,  nur 
die  neuesten  Erscheinungen  der  deutsch-historischen  Literatur  zur 
Besprechung  zu  bringen,  und  die  Redaktion  wäre  froh  genug, 
wenn  sie  nur  für  die  werthvollsten  dieser  Erscheinungen  immer 
Besprecher  fände.  Um  so  mehr  bedarf  sie  der  Entschuldigung, 
wenn  sie  diesmal  eine  aus  dem  Jahre  1866  datierende  Schrift  jetzt 
noch  zur  Anzeige  gelangen  läfst. 

Zwei  Gründe  sind  es,  die  zu  dieser  Ausnahme  uns  veranlafs- 
ten.  Der  eine,  dafs  die  Milde-Mantels'sche  Schrift,  bei  unverkenn- 
barem Werthe,  öffentliche  Beachtung  kaum  gefunden  hat,  und  der 
andere,  dafs  dieselbe  durch  eine  Gegenschrift:  „Der  Lübecker  Todten- 
tanz.  Ein  Versuch  zur  Herstellung  des  alten  niederdeutschen  Tex- 
tes von  Dr.  Herrn.  Baethcke.  Berlin,  Calvary  1873."  neue  Bedeu- 
tung erlangt  hat.  Die  letztgenannte  Schrift  steht  uns  leider  nicht 
zur  Verfügung,  und  wir  müssen  uns  daher  beim  Besprechen  des 
Milde'schen  Todtentanzes,  auf  einfache  Berichterstattung  uns  be- 
schränkend, der  Führung  des  Hrn.  Prof.  Mantels,  insbesondere 
seiner  Ausführung  in  den  Gott.  gel.  Anz.  vom  7.  Mai  d.  J.,  über- 
lassen. 

Was  die  allgemeine  Bedeutung  des  Todtentanzes  betrifft,  so 
genügt  eine  Hinweisung  auf  die  Schriften  von  Lübke ,  Malsmann 
und  Wackernagel.  Der  Lübecker  Todtentanz  stammt  einer  unver- 
bürgten (obwohl  nicht  unglaubhaften)  Tradition  zufolge  aus  dem 
Jahre  1463.  Das  Kostüm  deutet  eher  auf  ältere  als  auf  jüngere 
t  Zeit.  Nach  verschiedenen  Restaurationen ,  die  das  Bild  erfah- 
ren, wurde  es  1701  von  einem  Maler  Wortraann  auf  Leinwand 
übertragen,  und  dieses  Gemälde  ist  das  noch  jetzt  existierende. 
Was  aus  dem  frühern  geworden,  ist  unbekannt.  Wenn  Hr.  Pro- 
fessor Mantels  glaubt,  dieses  sei  kein  Mauer-,  sondern  ein  Holz- 
tafelgemälde gewesen,  so  können  wir  seiner  Ansicht  nicht  beistim- 
men, um  so  weniger,  als  die  beigebrachten  Beweise  doch  kaum 
in's  Gewicht  fallen. 

Zur  altern  Geschichte  des  Gemäldes  dienen  als  Hauptquelle 
von  Melle's  „Gründliche  Nachrichten  von  Lübeck"  (1713).  Dieser 
theilt  auch  die  ursprünglich  unter  den  Figuren  angebracht  gewe- 
senen niederdeutschen  Verse  mit,  während  die  jetzigen  hochdeutsch 
sind.  Um  die  Herstellung  des  richtigen  Textes  nun  handelt  sich 
der  Streit,  der  sich  zwischen  Mantels  und  Baethcke  entsponnen 
hat.  Doch  ist  nicht  vom  Wortlaut  die  Rede,  sondern  nur  von 
der  Strophenfolge.  Wir  dürfen  uns  über  diesen  Punkt  ein  Urtheil 
nicht  erlauben,  da  das  nöthige  Material  uns  nicht  vorliegt,  und 
enthalten  uns  um  so  lieber  eines  solchen,  als  Prof.  Mantels  Aus- 
sicht gegeben  hat,  zur  Aufklärung  über  die  Geschichte  des  Lü- 
becker Todtentanzes  und  zur  Richtigstellung  des  ursprünglichen 
Textes  zu  demselben  für  unsere  Zeitschrift  nächstens  neue  Bei- 
träge zu  liefern.  H. 

16)  Frankfurts  Reichscorresp  ondenz  nebst  anderen  ver- 
verwandten Aktenstücken  von  1376—1519.  Herausgegeben 
von  Dr.  Johannes  Janssen,  Professor  der  Geschichte 
zu  Frankfurt  am  Main.  Zweiter  Band.  Aus  der  Zeit  Kai- 
ser Friedrich's  IIL  bis  zum  Tode  Kaiser  Maximilian's  I. 
1440—1519.  Erste  Abtheilung.  Aus  der  Zeit  Kaiser  Fried- 
rich's III.  bis  zur  Wahl  König  Maximilian's  I.  1440 — 1486. 
Freiburg  im  Breisgau.     Herder'sche  Verlagshandlung.    1866. 


XL.  446  Stn.  Zweite  Abtheilung.  Aus  der  Zeit  Kaiser 
Maximilian's  I.  1486—1519.  Freiburg  u.  s.  w.  1872.  Seite 
447  bis  1002. 

Auf  die  Wichtigkeit  des  vorliegenden  Werkes  ist  in  unserem 
Blatte  schon  bei  der  Anzeige  des  im  Jahre  1863  erschienenen 
ersten  Bandes,  der  die  Zeit  König  Wenzel's  bis  zum  Tode  König 
Albrecht's  II.,  1376 — 1439,  behandelt,  genügend  hingewiesen  wor- 
den (Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit  X,  1863,  S.  273 — 
74).  Indem  wir  getiau  an  das  dort  abgegebene  Urtheil  anknüpfen, 
erübrigt  uns  nur,  unsern  Lesern  den  in  dem  zweiten  Bande  hinzu- 
gekommenen Stoff  in  einem,  nach  der  Zeitfolge  geordneten  Ueber- 
blicke  vorzuführen.  Sie  mögen  daraus  ermessen,  welcher  Reich- 
thum  von  geschichtlichen  Thatsachen  ihnen  durch  das  ganze  Werk 
überhaupt  dargeboten  ist. 

Der  zweite  Band  beginnt  mit  verschiedenen  Aktenstücken, 
welche  sich  auf  die  Wahl  Kaiser  Friedrich's  III.  im  Jahre  1440 
und  seine  spätere  Anwesenheit  in  Frankfurt  beziehen.  Unter  den- 
selben sind  die  „ausführliche  Archivnote  über  die  Wahl  König 
Friedrich's  III.  und  die  derselben  vorausgegangenen  Verhandlun- 
gen des  Raths  zu  Frankfurt  mit  den  Kurfürsten,  insbesondere  dem 
Burggrafen  Heinrich  von  Plauen  als  Abgeordneten  Böhmens  betr.," 
sowie  die  „polizeilichen  Verordnungen  und  Sicherheitsmafsregeln 
des  Raths  zu  Frankfurt  bei  der  Ankunft  des  Königs  Friedrich 
und  der  Fürsten  u.  s.  w."  besonders  anziehend.  Ein  anderer  Kreis 
von  Briefen  dreht  sich  um  die  K^rönung  zu  Aachen.  Aehnliche 
Mittheilungen  erfolgen  über  den  Tag  zu  Nürnberg  im  Jahre  1444. 
Ganz  besonders  reichhaltig  und  belehrend  aber  ist  der  Briefwech- 
sel, welcher  sich  entspann ,  als  im  Jahre  1461  das  Streben  Georg 
Podiebrad's  von  Böhmen  nach  der  deutsch -römischen  Kaiserkrone 
deutlich  hervorgetreten  war.  Er  nimmt  seinen  Anfang  mit  dem 
Schreiben  Dietrich's  von  Mainz,  Friedrich's  von  der  Pfalz  und  Fried- 
rich's von  Brandenburg  an  Friedrich  III.,  worin  sich  diese  Fürsten 
offen  und  rücksichtslos  über  die  erbärmliche  Lage  des  Reichs  und 
die  Fahrlässigkeit  des  Kaisers  beklagen.  Als  wichtige  Zwischen- 
ereignisse spielen  einestheils  die  Verwickelungen,  welche  die  Ent- 
setzung Dietrich's  von  Mainz  herbeiführten,  anderntheils  die  Reichs- 
fehde wider  Ludwig  von  Bayern.  Die  Verhandlungen  über  die 
letztere,  an  welcher  namentlich  der  Markgraf  Albrecht  Achilles 
von  Brandenburg  eifrig  schürte,  gehen  noch  in  die  folgenden  Jahre 
hinüber.  Es  ist  das  Bedeutsame  dieser  Zeit,  und  zeugt  nament- 
lich von  der  grofsen  politischen  Bedeutung  der  Städte,  dafs  ihre 
Schreiben,  Bittgesuche  und  Erlasse  sich  nicht  blos  auf  die  beson- 
deren örtlichen  Angelegenheiten  beschränken,  sondern  auf  die 
grofsen  Weltbegebenheiten  und  alle  wichtige  Ereignisse  des  Vater-* 
landes  Bezug  nehmen.  Auf  solche  Weise  erhalten  uns  die  städti- 
schen Urkunden  in  lebendiger  Verbindung  mit  den  Vorkommnissen 
der  ganzen  Zeit,  und  die  erste  Abtheilung  des  zweiten  Bandes 
schliefst  mit  der  Erwählung  Maximilian's  I.  zum  römischen  Könige 
im  Jahre  1486 ,  über  welche  ein  ausführlicher  Bericht  Johannes 
Kremer's,  Dieners  des  Stadtschreibers  von  Frankfurt,  mitgetheilt 
wird. 

Die  zweite  Abtheilung  des  zweiten  Bandes  zerfällt  in  zwei 
grofse  Zeitabschnitte :  die  Regierungszeit  Kaiser  Friedrich's  III. 
seit  der  Königswahl  Maximilian's  I.,  von  1486  bis  1493,  und  die 
Regierungszeit  Maximilian's  I.,  von  1493  bis  1519.  Die  Lage  Fried- 
rich's III.  war  eine  höchst  schwierige  geworden.     Aus  seiner  eige- 


147 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


148 


nen  Hauptstadt  Wien  vertrieben,  suchte  er  die  Hülfe  der  Reichs- 
etände  gegen  den  ungarischen  König  Mathias  Hunyadi  zu  gewin- 
nen, und  die  deshalb  auf  dem  Reichstage  zu  Nürnberg  im  Jahre 
1487  gepflogenen  Unterhandlungen  werden  ausführlich  mitgetheilt. 
Neue  Schwierigkeiten  kamen  hinzu,  als  um  dieselbe  Zeit  Maximi- 
lian in  den  Niederlanden  gefangen  gehalten  wurde.  Auch  dieses 
Ereignifs,  obschon  es  nur  mittelbar  in  die  deutschen  Angelegenhei- 
ten eingriff,  tritt  in  den  städtischen  Aufzeichnungen  zu  Tage. 
Beide  Angelegenheiten  gehen  sodann  in  die  Streitigkeiten  mit  Kö- 
nio-  Wladislaw  von  Ungarn  und  Karl  VHI.  von  Frankreich  über. 
Auffallend  ist,  dafs  der  so  vielfach  wichtige  Schwabenkrieg  in  ei- 
nigen wenigen  Urkunden  nur  beiläufig  berührt  wird  und  ei- 
nen Nachklang  blos  noch  in  den  Verhandlungen  auf  dem  Reichs- 
tatfe  zu  Augsburg  über  das  Verhältnifs  der  Stadt  Constanz  zu  den 
Eidgenossen  findet.  Besonders  zahlreich  werden  in  den  folgenden 
Jahren  die  kaiserlichen  Erlasse,  welche  sich  auf  die  Hülfe  wider 
die  Türken  und  die  Romfahrt  beziehen.  Höchst  erfinderisch  ist 
der  Kaiser  in  dem  Bestreben,  die  deutschen  Reichsstände  in  die 
überall  von  ihm  angezettelten  Händel  zu  verwickeln,  und  charak- 
teristisch in  dieser  Hinsicht  besonders  ein  Schreiben  aus  Augsburg 
vom  6.  März  1510.  Die  durch  die  vielseitigste  Mannigfaltigkeit 
fesselnden  Mittheilungen  werden  bis  zu  dem  Tode  Maximilian's  I. 
fortgeführt,  und  das  lezte  Aktenstück  ist  die  Verkündigung  des 
Todes  des  Kaisers  durch  den  Rath  von  Frankfurt  und  in  Folge 
dessen  das  Verbot  aller  Fastnachtsbelustigungen  vom  6.  Februar 
1519. 

Wie  in  dem  ersten  Bande  sind  die  Aktenstücke  theils  nach 
ihrem  vollständigen  Texte,  theils  in  Auszügen  mitgetheilt.  Ueber- 
all  werden  die  Fundorte  angegeben,  und  zugleich,  wo  eine  Veröffent- 
Kchung  stattgefunden  hat,  die  Erläuterungen  über  die  Art  und 
Weise  derselben  hinzugefügt.  A.  F. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Das  Ausland:  Nr.  19.  Entstehung  mythischer  Personen  aus  dem 
Ei  in  estnischen  und  finnischen  Märchen.     (Dr.  M.  Weske.) 

Mainzer  Journal:  Nr.  101,  Beil.     Antiquitätenfunde  (in  Mainz). 

Korrespondent  v.  u.  f.  D. :  Nr.  213.  Vom  römischen  Leichen- 
felde. 

Die  Grenzboten:  Nr.  17.  Die  Verdeutschung  der  Ortsnamen  in 
Westpreufsen  und  Posen.     (Edw.  Kattner.) 

Nürnberger  Presse:  Nr.  126.  Das  Osterfest  und  die  Verbren- 
nung der  Juden.  (Beitrag  zur  german.  Mythologie,  von  Karl 
Blind.) 

Wochenblatt  d.  Joh.-Ord.-Balley  Brdbg. :  Nr.  13.  Der  Hol- 
bicksche  Tanz  und  die  Priesterehe.  —  Nr.  19.  Regiment  Prinz 
Ferdinand.  1740  —  1806.  —  Der  Pfingsttag  zu  Nienburg.  — 
Nr.  20.  Beiträge  zur  Geschichte  der  Kreuzzüge  aus  orientali- 
schen Historikern.     Von  Prof  Dr.  Petermann. 

Zeitschr.  für  bild.  Kunst:  Heft  7,  S.  193.  Frans  Hals-Galle- 
rie  von  W.  Unger  und  C.  Vosmaer. 

Illustr.  Zeitung:  Nr.  1558.  Schlol's  Auerbach  (an  der  Berg- 
strafse). 

Wiener  Zeitung:  April.  (1.  Hälfte.)  Meistersinger  in  Oester- 
reich.  Von  Dr.  K.  J.  Schröer.  (Abgedruckt  auch  in  der  Neu- 
titscheiner „Biene",  Nr.  12.) 


Vermischte  Nachrichten. 

33)  Neue  Funde  römischer  Münzen  im  Osnabrück'- 
schen.  Im  Augusthefte  des  Anzeigers  vom  Jahre  1868  habe  ich 
versucht,  die  Römerspuren  im  Osnabrück'schen  zu  verfolgen,  und 
dabei  hervorgehoben,  dafs  wol  nirgends  römische  Münzen,  welche 
das  Zeitalter  des  Augustus  nicht  überschreiten,  in  solcher  Anzahl 
gefunden  worden  sind  und  noch  immer  gefunden  werden,  als  im 
Amte  Vörden  in  der  Nähe  des  Gutes  Barenau.  Neuerdings  ist 
dort  wieder  eine  römische  Silbermünze,  Denar,  gefunden  worden. 
Avers  :  Jugendlicher  behelmter  Kopf.  Marcus  POPLICIus  LEGatur 
PROPRaetore  —  Revers :  Ein  Krieger,  auf  dem  Vordertheil  eines 
Schiffes  stehend,  empfängt  von  einer  weiblichen  Figur  mit  zwei 
Lanzen  einen  Palmzweig.  CNejus  MAGNUS  IMPerator.  Der  De- 
nar ist  dem  Cnejus  Pompejus  zuzuschreiben  und  stellt  denselben 
dar,  wie  er  nach  der  Schlacht  bei  Thapsus  in  Spanien  an's  Land 
steigt  und  von  der  Schutzgöttin  des  Landes ,  Hispania,  empfangen 
wird,  welche  ihm  einen  Palmzweig  darreicht.  Diese  Münze  ist  in 
die  Münzsammlung  des  Rathsgymnasiums  zu  Osnabrück  überge- 
gangen. 

Durchblättert  man  nun  die  ganze  reichhaltige  Literatur  über 
die  vermuthlichen  Züge  und  Schlachtfelder  des  Varus  und  Ger- 
manicus,  so  mufs  auffallen,  dafs  den  scharfsinnigsten  Combinationen 
nirgends  ein  namenswerther  Fund  von  römischen  Münzen  zur 
Hülfe  kommt.  Clostermeier  in  seinem  Werke :  Wo  Hermann  den 
Varus  schlug,  kann  nur  zwei  römische  Münzen,  eine  silberne 
und  eine  kupferne,  die  in  der  Nähe  des  Winfeldes  gefunden  wor- 
den sind,  und  welche  er  selbst  gesehen  hat,  namhaft  machen. 
Auch  die  verschiedenfach  versuchten  Localisierungen  des  Schlacht- 
feldes Idisiavisus  sind  durch  keine  irgendwie  nennenswerthen  Funde 
weder  ober-  noch  unterhalb  der  Weserscharte  unterstützt  worden. 
Um  so  auffallender  mufs  es  sein,  dafs  gerade  da,  wo  man  kein 
Schlachtfeld  sucht,  eine  solche  Masse  von  Römermünzen,  welche 
auf  die  Zeit  der  römischen  Feldzüge  unter  Augustus  hinweisen, 
—  schon  zu  J.  Möser's  Zeiten  wurden  130  solcher,  die  in  der 
Nähe  von  Barenau  gefunden  worden  waren,  hier  aufbewahrt  — 
aufgehoben  worden  ist  und  immer  noch  aufgehoben  wird.  Wenn 
es  mir  nun  auch  nicht  einfällt,  zu  den  vielen  Hypothesen  über  die 
Lage  der  Schlachtfelder  und  die  Richtung  der  Römerzüge  eine 
neue  hinzuzufügen,  so  möchte  ich  dennoch  immer  wieder  darauf 
hinweisen,  dal's  die  Ansicht,  welche  auch  Dr.  Bömers :  Campus  Idi- 
siavisus vertritt,  Germanicus  habe  auf  seinem  Zuge  nach  der  We- 
ser den  südlichen  Theil  des  Fürstenthums  Osnabrück  berührt, 
sehr  viel  für  sich  hat.  Bömers  lälst  Germanicus  bei  Lingen  eine 
Brücke  über  die  Ems  schlagen,  um  auf  das  rechte  Ufer  überzu- 
setzen, dann  auf  die  Hase  zu  marschieren,  am  linken  Ufer  dersel- 
ben zwischen  dem  Grofsen  Moor  (Kalkrieser  und  Venner  Moor, 
woran  Barenau  liegt)  und  den  Osnabrück'schen  Waldungen  hin- 
durch an  die  Hunte  gelangen ,  letztere  bei  Bohmte  überschreiten 
und  dann  den  Weg  über  Lübbecke,  immer  den  Westsuntel  zur 
Rechten,  nach  der  Weser  ziehen  und  ihn  so  den  Eintritt  in  die 
aus  früheren  Erfahrungen  gefürchteten  waldigen  Berge  vermeiden. 
Allerdings  wird  von  anderer  Seite,  von  J.  G.  Kohl  und  H.  Guthe, 
die  neuentdeckten  pontes  longi  in  der  Tinner  Dose  im  Amte 
Hümmling,  Lathen  gegenüber,  als  Fortsetzung  der  pontes  longi 
zwischen  Valte  und  Terapel,  und  die,  welche  das  Moor  nördlich 
vom  Dümmer  durchlängen,  zu  Hülfe  nehmend,  der  Weg  des  Ger- 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


150 


manicus  durch  den  Hümmling  über  Cloppenburg,  durch  die  Gar- 
ther  Heide  nach  Biihren  und  von  da  auf  dem  alten  Folkwege  nach 
der  Weser  gesucht,  eine  Abzweigung  aber  dennoch  über  Veohte 
in  die  pontes  longi  nördlich  vom  Dümmer  angenommen,  wo  denn 
dieser  Weg  auf  den  von  Bömers  angegebenen ,  über  Lübbecke 
führenden  einmündet.  Nebenbei  murs  auch  die  Bedeutung  der 
Namen  Damme  und  Verden ,  welche  Ortschaften  zwischen  diesen 
Linien  liegen ,  in's  Gewicht  fallen.  Hertzberg :  Feldzüge  der  Rö- 
mer in  Deutschland ,  gebraucht  wiederholt  den  Ausdruck  Damm- 
chaussee,  wenn  er  von  den  Knüppeldämmen  und  Aufschüttungen 
des  Domitius  spricht,  und  Vörden  sind  nach  J.  Moser  Wege,  die 
zuerst  mit  Holz  belegt  gewesen.  Jedenfalls  gewinnt  durch 
die  bedeutenden  Funde  römischer  Münzen,  welche  im  Amte  Vörden 
an  der  Südseite  des  Grol'sen  Moores  gemacht  worden  sind,  die 
Ansicht,  dafs  das  Schlachtfeld  Idisiavisus  unterhalb  der  Weser- 
schanze zu  suchen  sei,  an  Boden. 

Eine  andere  römische  Münze,  eine  Goldmünze  des  Kaisers 
Theodosius  I.,  von  Cohen  mit  Nr.  19  bezeichnet,  ist  im  vorigen 
Jahr  in  der  Nähe  von  Wittlage  an  der  alten  Heerstrasse,  welche 
von  Osnabrück  nach  Minden  führt,  gefunden  worden.  Da  sie  aber 
für  die  oben  verfolgten  Zwecke  keinen  Anhaltspunkt  gibt,  so  ist 
der  Fundort  von  keiner  Wichtigkeit. 

Lintorf.  Dr.  Hermann  Hartmann. 

34)  Im  vergangenen  Jahre  sind  im  Hanno ver'schen  ver- 
schiedene werthvolle  Funde  von  Alterthümern  gemacht, 
welche  fast  ausnahmslos  dem  Provinzial- Museum  überwiesen  wur- 
den. Den  bedeutensten  Fund  ergab  der  von  Dr.  Hoffmann  in 
Celle  ausgebeutete  Friedhof  bei  Darzau  an  der  Elbe,  Amts  Dan- 
nenberg.  Von  den  zahlreichen  Urnen,  zum  Theil  von  glänzend 
schwarzem  Thon  mit  Mäander-Ornament,  welches  damit  in  hiesiger 
Provinz  zum  ersten  Male  vorgekommen,  wurden  etwa  60  Stück 
erhalten.  Aul'serdem  sind  verschiedene  Bronzespangen,  zum  Theil 
mit  Silber,  ferner  Silberspangen,  Emailspangen  und  Eisenspan- 
gen, ein  Berloque  von  Silber,  ein  dergl.  mit  Filigran  von  Gold, 
Armbänder  von  Silber,  von  Silberdraht  und  von  Bronze  und  son- 
stige kleinere  Schmucksachen  und  Geräthe  vorgefunden  worden.  Der 
Fund  umfal'st  gegen  1180  Gegenstände,  welche  dadurch  meist  be- 
merklich sind,  dafs  sie  in  Technik  und  Ornament  entschieden  rö- 
mischen Einflufs  nachweisen.  Ferner  sind  aufgefunden  in  der 
Nähe  von  Terheide  bei  Esens  zwei  kleine  Gefäfse  von  Gold  und 
zwei  Urnen;  in  der  Nähe  von  Quekhorn  bei  Ottersberg  Theile 
eines  Gürtelbeschlages  von  Bronze  und  ein  Bronzemosser  von  sel- 
tener Form;  in  der  Nähe  von  Leer  ein  römischer  Feldkessel  von 
Bronze,  der  aber  beim  Herausheben  zerbrochen  ist;  in  der  Nähe 
von  Wustrow  bei  Rebenstorff  zahlreiche  Urnen  und  Kleiderhaf- 
ten von  Bronze  und  Silber;  am  Gallherge  bei  Hildesheim  eine 
Bronzemünze,  die  Faustina  junior ;  in  einem  Grabhügel  bei  Bre- 
selenz,  Amts  Dannenberg,  ein  Sporn  von  Bronze  mit  sehr  kurzem 
Stachel  und  in  Barnstorf  bei  Diepholz  mehrere  Münzen  aus  dem 
Mittelalter,  welche  in  den  Besitz  verschiedener  Privatpersonen  über- 
gegangen sind. 

Osnabrück.  Pastor  J.  Lodtmann. 

35)  Vom  15.  bis  20.  April  fanden  im  kleinen  Brauns-Hain 
bei  Hohenkirchen,  unweit  Pölzig  im  Altenburgischen ,  gröfsere 
Ausgrabungen  von  Hünengräbern  statt.  Dieselben  wurden 
im  Auftrag    des   preufsischen  Ministeriums    durch    den   Professor 


Dr.  Klopfleisch  in  Jena  ausgeführt.  Der  Cantor  Hugo  Thärmann 
in  Hohenkirchen  hatte  dieselben,  16  an  der  Zahl,  entdeckt,  und 
nachdem  er  an  umwohnende  Alterthumsforscher  in  Gera  und 
Altenburg  kleinere  Versuchsstationen  zur  Eröffnung  abgegeben 
und  sich  ein  vollstrndigeres  Urtheil  über  die  Wichtigkeit  des 
Fundes  verschafft,  dem  Ministerium  Anzeige  von  diesem  Funde  auf 
preufsischem  Gebiete  gemacht.  Zunächst  wurden  passende  Hü- 
gel ausgewählt  und  dieselben  in  Kreisform  ausgearbeitet.  Es 
wurde  ein  4'  breiter  Graben  unweit  der  Peripherie  eingeschlagen. 
Bei  2'  Tiefe  trafen  die  Arbeiter  auf  eine  dicke  Kohlenschicht, 
Asche  und  gebrannten  Lehm,  so  dafs  die  Verbrennung  von  Holz 
constatiert  wurde.  Bald  kamen  Steinmeifsel  zum  Vorschein.  Die- 
selben sind  flachbehauen,  wie  Holzkeile  aussehend,  aus  Grünstein, 
resp.  Serpentin,  manchmal  sogar  aus  Achat  oder  Feuerstein  bear- 
beitet. Es  fanden  sich  10  Stück  vor.  Aul'ser  diesen  Steinmeilseln 
fand  man  Messer  aus  Feuerstein.  Es  mögen  gegen  30  Stück  ge- 
funden sein.  Ferner  fanden  sich  Reibsteine  vor.  Dieselben  glei- 
chen einem  Backstein,  sind  aus  buntem  Sandstein  und  haben  auf 
der  einen  Seite  eine  muldenförmige  Vertiefung.  Es  fanden  sich 
ca.  5  —  6  Stück  vor.  Das  Hauptinteresse  boten  die  Urnen  dar. 
Dieselben  waren  nicht  durch  Steine  geschützt,  sondern  lagen  von 
der  Erde  umschlossen,  zum  Theil  arg  zerdrückt.  Sie  waren  oval, 
mit  Henkeln  und  zum  Theil  mit  4  Füfsen  versehen.  Die  Verzie- 
rungen waren  wie  mit  einem  Rädchen  mit  2  Drückern  gemacht 
und  glichen  dem  Eindruck  eines  Bindfadens.  —  Die  Fom  der 
Urnen  ist  sehr  verschieden.  Einige  sehen  wie  eine  Schüssel,  an- 
dere wie  ein  Bierseidel,  andere  wie  ein  Vase  aus.  Sie  waren  roh 
gearbeitet,  schwach  gebrannt  und  bestanden  aus  Gementthon  und 
sandigem  Lehm.  (Sachs.  Prov.-Ztg.,  N.  95.) 

36)  Während  (so  schreibt  man  aus  Regensburg  unterm  8. 
Mai)  beim  Eisenbahnbau  fortwährend  Urnen,  Lämpchen  etc.  auf 
dem  römischen  Leichenfelde  ausgegraben  werden,  hat  man  vor 
einigen  Tagen  bei  Gelegenheit  der  Legung  des  Fundamentes  zur 
südlichen  Mauer  des  Karmeliterbrauhauses,  welches  nach  dieser 
Seite  hin  erweitert  wird,  die  Unterbauten  des  östlichen  Thores 
der  alten  Römerstadt,  der  Porta  Orientalis,  in  ihren  mächtigen 
Quadern  blofsgelegt.  Auch  fand  man  die  das  Castrum  umgebende 
Mauer  und  die  mit  Mörtel  äbergufs  bedeckte  Röraerstralse.  Lei- 
der kann  diesen  Nachgrabungen  nicht  weiter  Folge  gegeben  wer- 
den. (Augsb.  Postztg.,  N.  111.) 

37)  In  den  jüngsten  Tagen  (Ausgang  Aprils)  erlebten  die 
Alterthumsfreunde  Regensburgs  eine  besondere  Freude,  da, 
wie  früher  Stücke  der  alten  Römermauer,  so  diesmal  der  Grund- 
bau des  östlichen  Thores  der  urbs  quatlrata  zum  Vorschein  kam. 
Die  mächtigen  Quader  liegen  so  dicht  gefügt  neben  und  auf  ein- 
ander, dafs  sie  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  trotz  des  Wechsels, 
der  neben  und  auf  ihnen  im  Laufe  vieler  Jahrhunderte  vor  sich 
gegangen  ist,  nie  aus  ihrer  ursprünglichen  Lage  gerückt  worden 
sind.  Der  Fundort  liegt  nämlich  ganz  in  der  Nähe  des  Platzes, 
wo  das  ehemalige  St.  Klarakloster  mit  der  im  Jahre  1809  bei  der 
Beschiefsung  der  Stadt  zu  Grunde  gegangenen  Kirche,  die  ohne 
Zweifel  auch  einen  Theil  ihrer  Fundamente  auf  die  Römermauer 
aufgebaut  hatte,  stand.  Das  Grundstück,  auf  welchem  sich  die 
jetzt  in  ihrem  Unterbau  blofsgelegte  forla  principalis  befindet,  ge- 
hört zu  dem  jetzigen  Karmeliterbrauhaus. 

(Korr.  V.  u.  f.  D.,  Nr.  232.) 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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38)  Am  18.  April  wurde  auf  dem  römischen  Leichenfelde  ne- 
ben der  Herbst'schen  Ziegelei  {Regensburg)  ein  Steinsarg  aus- 
gegraben, der  auf  ein  christliches  Begräbnifs,  wie  es  zur 
Zeit  Constantin's  des  Grofsen  und  seiner  Söhne  im  Gebrauche 
war,  hindeutet.  Ein  Kreuz  mit  der  Fahne  ist  auf  demselben  an- 
gebracht anstatt  des  heidnischen  D.  M.  (diis  manibus).  Das  Denk- 
mal enthält  folgende,  gut  lesbare  Inschrift:  C.  L.  RETICVS.  VET. 
EX.  LEG.  III.  ITAL.  AVR.  LVCINAE.  QVONDAM.  CONIVGI. 
CARISSIMAE.  VIXIT.  AN.  XXXV.  ET  VRSTONI.  FILIO.  VIX. 
AN.  XII.  ET.  REGVLAE.  FILIAE.  VIX.  AN.  V.  ET.  LVCIAE. 
FILIAE.  F.  VIX.  AN.  111.  C.  (Augsb.  Postz.,  Nr.  99.) 

39)  Eine  150  Meter  lange  und  VU  Meter  breite  Pfahlbrücke 
ist  von  einem  Colonisten  zu  Wrismerhamrich,  Amts  Aurich, 
beim  Torfgraben  gefunden  worden.  Die  Beilhiebe  an  den  Pfählen 
6ind  noch   sichtbar.     Für   das    hohe  Alter  der  Brücke  zeugt,  dafs 


sich    dieselbe    unter    einer    etwa    sechs    Fufs   mächtigen  Torflage 
fand.  (111.  Ztg.,  Nr.  1558.) 

40)  Im  Arbogawald  in  Westermannland  (Schweden)  hat 
man  einen  alten  Grenzstein  mit  einer  in  Runenzeichen 
eingehaueuen  Inschrift  gefunden.  Da  dieselbe  ein  Spruch  aus 
Gustav  Wasa's  Bibel  ist :  „Siehe,  dieser  Stein  soll  sein  ein  Zei- 
chen zwischen  uns,"  so  mul's  man  schliefsen,  dafs  Runenschrift  noch 
Mitte  des  16.  Jahrh.  dann  und  wann  gebraucht  wurde. 

(Dies.,  Nr.  1556.) 

41)  Von  dem  Remb  randt'sch  en  „Hundertgulden- 
blatt" hat  C.  Flameny  einen  neuen  Stich  vollendet,  der  von  Levy 
in  Paris  für  den  Preis  von  200  fl.  (Abzug  vor  der  Schrift)  und 
100  fl.  zu  beziehen  ist.  Derselbe  Künstler  hat  zu  dem  im  gleichen 
Verlag  erschienenen  Werk  Blanc's  „L'Oeuvre  complet  de  Rem- 
brand"  75  vortreffliche  Kupferstiche  angefertigt.  (Das.) 


Mittheilungen. 


Anfrage.  In  Fehraltorf  (Cant.  Zürich)  und  der  Umgebung 
besteht  unter  den  Bauern  der  Gebrauch,  dafs,  wenn  sie  Grund- 
stücke theilen  und  sich  nicht  sofort  verständigen  können,  sie  ab- 
reden, sie  wollen  „runen."  Alsdann  theilen  sie  das  Grundstück 
in  so  viele  Theile,  als  Theilha'jer  sind,  bezeichnen  jeden  Theil  mit 
einem  Buchstaben,  und  jeder  wählt  sich  nun  einen  Buchstaben, 
Treffen  sie  zusammen  in  der  Wahl,  so  ist  damit  bewiesen,  dafs  die 
Theile  nicht  gleich  grols  sind,  und  die  Grenze  wird  genauer  ge- 
zogen. So  fahren  sie  fort,  bis  die  Wahl  verschiedene  Buchstaben 
trifft,  als  womit  der  Beweis  geleistet  ist,  dafs  gleich  getheilt  wurde. 

Aus  welchem  Wortstamme  läfst  sich  dieses  runen  erklären? 
Oberlin  hat  ein  runen  =  judicare,  und  Zarncke  (mittelhoohd.  Wbch. 
II,  794)  führt  eine  Stelle  aus  Servatius  3493  an,  die  hierauf  einiges 
Licht  werfen  könnte;  aber  volles  Licht  doch  nicht. 

Basel.  J.  Schnell. 


Unzweifelhaft  ist  dieses  schweizerische  runen  kein  anderes 
Wort  als  das  noch  im  neuhochd.  raunen  (heimlich  sagen)  fort- 
lebende mittelhochd.  Verbum  rünen,  althochd.  rünön,  rünen  (heim- 
lich sprechen,  sich  heimlich  berathen ;  Graff  II,  526.  Benecke- 
MüUer  II,  793.  Schmeller  IP,  106  f),  das  in  seiner  ursprünglichen 
Bedeutung  noch  mit  dem  Substantiv  diu  rüne  (ahd.  rüna,  goth. 
rüna,  altnord.  rün),  Geheimnil's,  Geflüster,  geheime  Berathung,  und 
der  daraus  entwickelten  eines  geheiranilsvoUen,  auf  ein  Stäbchen 
(Runenstab)  eingeschnittenen  Schriftzeichens  zusammenhängt.  Eben- 
so weist  auch  der  damit  benannte,  in  obiger  Anfrage  beschriebene 
Brauch  deutlich  auf  jene  urgermanische  Sitte  des  Loosens  vermit- 
telst Runenstäbchen  und  der  später  aus  diesen  entstandenen  Haus- 
marken zurück,  wie  ja  dieselbe  in  Skandinavien  und  hie  und  da 
im  nördlichen  Deutschland  auch  heute  noch  fortlebt.  Vergl.  Ho- 
meyer's  Abhandlung :  über  das  germanische  Loosen  (1854)  und 
den  Nachtrag  dazu:  die  Loosstäbehen  ;1858);  auch  v.  Liliencron 
und  Müllenhoff :  zur  Runenlehre  (1852)  und  neuerdin^'S  Höfer's  Mit- 
theilung über  „Marken  und  Lose"  in  der  Germania  XVIII,  S.  8  f. 

In  dem  Erscheinen  dieser  mit  dem  uralten  Namen  verbunde- 
nen Sitte  auf  schweizerischem  Boden  liefse  sich  ein  neues  Zeujrnifs 


für  die  auch  sonst,  namentlich  durch  die  Sage,  unterstützte  An- 
nahme einer  frühen  Einwanderung  vom  hohen  Norden  her  in  die- 
ses Alpenland  erkennen. 

Für  das  ältere  Vorkommen  eines  schweizerischen  rünen  (rau- 
nen) in  der  verwandten  Bedeutung  des  geheimen  Abstimmens  und 
Wählens  wäre  folgende  schon  öfter  citierte  Stelle  aus  Wurstisen's 
Baseler  Chronik  (beim  Jahr  1460)  über  die  Wahl  eines  Rectors 
der  Universität  anzuziehen  :  „Diese  sechs  Kieser  name  der  Rector 
(bei  der  Wahl  seines  Nachfolgers  im  Amte)  durch  den  Notarium 
in  Eydtspflichte,  giengeu  darnach  in  ein  besonder  Gemach,  da  jhe 
einer  auff  des  andern  abtritt  durch  die  raun  ihre  Stimmen  ga- 
ben." Stalder  (Schweiz.  Idiotikon  II,  264),  der  diese  Worte  nach 
Frisch  (II,  93b)  und  Scherz-Oberlin  (p.  1271)  anführt,  erklärt  die 
Raune  als  das  Stimmgeben  in  das  Ohr  einer  beeidigten  Magi- 
stratsperson", wie  letzere  durch  „submissa  vox  ad  aurem  alicujus", 
entsprechend  dem  ahd.  rüna,  mittelhochd.  rüne.  Ebenso  finde 
ich  in  einem  handschriftlichen  schweizerischen  Idiotikon  aus  dem 
17.  Jahrh.  (in  meinem  Besitze)  den  Eintrag  „Runa:  erwehlen  durch 
die  Runa  a  runen  susurrare,  runa  mysterium"  etc.  Doch  dürfte 
man  bei  dem  Ausdrucke  „durch  die  Rüne"  wohl  auch  an  den  frü- 
heren Gebrauch  von  Runenstäbchen  oder  der  späteren  Hausmar- 
ken denken,  aus  welchem  ich  ebenfalls  die  Worte  des  Lischauers, 
eines  österreichischen  Dichters  des  13.  Jahrh.  (v.  d.  Hagen's  Min- 
nes.  II,  3S6a,  2):  „Durch  den  stap  rünet  man  verholn",  erklären 
möchte.  Dr.  Fromraann. 

Anfrage.  Auf  dem  Frankfurter  Wahltage  1486  erschien  in 
Begleitung  des  Erzherzogs  Maximilian  u.  a.  (neben  dem  Bischof 
von  Cambray)  der  Bischof  von  Siebeneich  (Sibeneich,  Sibeneck, 
ep.  Sibinicensis).  Den  Namen,  welcher  bei  der  Uebereinstimmung 
aller  Handschriften  und  alten  Drucke  nicht  wol  corrumpiert  sein 
kann,  haben  nicht  blos  die  älteren  Herausgeber  der  Reichstags- 
acten ,  sondern  auch  neuerdings  wieder  Job.  Janssen,  Frankfurts 
Reichscorrespondenz  II,  418  unerklärt  gelassen.  Ich  weifs  eben- 
falls keine  Deutung  zu  finden  und  wäre  jedem  Fachgenossen,  der 
eine  solche  kennt,  für  deren  gefällige  Mittheilung  zu  Dank  ver- 
pflichtet. 

Freiburg  i.  Br.  Professor  Dr.  v.  Kern. 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  F  rem  mann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E.  Sebald  in  Nürnberg. 


Iffürnbers;.  Das  Abonnement  dea  Blat- 
tes, welches  alle  Monate  erscheint,  wird 
ganzjähriR  augenommen  und  beträgt  nach 
der  neuesten  Postconveution  bei  allen  Post- 
Ämtorn  und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oesterreichs  3  Ü.  30  kr.  im  24  fl.-Fufs 
oder  2  Tldr.  preufs. 

Für  Frankreich  abonniert  man  in 
Paria  bei  der  deutachen  Buchhandlung  von 
F.  Klincksieck,  Nr.  11  rue  de  Lille;    für 


ANZEIGER 


mit  mm  m 


Nene  Folge. 


England  bei  WilliamB  A  Norgate,  14  Hen- 
netta-Street  Covent  -  Garden  in  London ; 
für  Nord- Amtrika  bei  den  Poatümtern  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  für  das  german.  Museum  be> 
ßtimmteu  Sendungen  auf  dem  Wege  doa 
Buchhandels  werden  durch  den  Commig- 
eionär  der  literar.  -  artiat.  Anstalt  des  Mu- 
seums, F.A.  BrockhauB  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


IEi\' 


Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  GEUIHANISCHEN  MUSEUMS. 


1873. 


JW  6. 


Juni. 


Wissenschaftliclie  Mttheilunsen. 


Wiener  Stadtrecht. 

Die  Bibliothek  des  germanischen  Museums  besitzt  unter 
Nr.  28,909  eine  Papierhandschrift,  welche  in  ähnlicher  Weise, 
•wie  die  von  H.  Siegel  beschriebenen  „zwei  Eechtshandschrif- 
ten  des  Wiener  Stadtarchives"  (Wien,  1858.  8".)  und  der  in 
V.  Hasenöhrl's  „Oesterreichischem Landesrecht"  (Wien,  1867. 
8".),  S.  8 — 12  nach  seinem  Inhalte  genau  geschilderte  Codex 
der  Wiener  Hofbibliothek,  eine  Verbindung  des  Schwabenspie- 
gels mit  wiener -stadtrechtlichen  und  österreichisch -landrecht- 
lichen Quellen  enthält.  Als  rechtshistorisch  beachtenswerth 
möge  dieselbe  hier  einer  kurzen  Betrachtung  unterzogen  wer- 
den, und  sollen  hiebei  die  drei  erwähnten  Wiener  Manuscripte 
mit  der  Bezeichnung  A,  B,  C  in  Vergleichung  kommen. 

Die,  leider!  an  zwei  Stellen  defecte  Museums -Handschrift, 
in  geprefstes  braunes  Leder  gebunden  und  mit  Messingbeschlä- 
gen und  Schliefsen  versehen,  begreift  201  ungezählte  beschrie- 
bene, sowie  am  Anfange  6  und  am  Ende  7  leere  Blätter  star- 
ken, weifsen,  mit  dem  Wasserzeichen  einer  von  einem  Cirkel 
umgebenen  Wage  und  eines  darüber  schwebenden  Sterns  (gleich 
A)  signierten  Papiers  in  Mittel-Folio.  Die  von  einer  und  der- 
selben Hand  herrührende,  durchaus  gleichmäfsige  Schrift  stellt 
sich  als  eine  in  Cursiv  übergehende  Minuskel  dar  und  zeigt 
zahlreiche,  leicht  lösliche  Abkürzungen.  Die  Ueberschriften 
sind  roth,  die  Initialen  der  einzelnen  Abschnitte  und  Kapitel 
sauber  und  zierlich  mit  verschiedenen  Farben  gemalt.  Da  sich 
Urkunden  aus  den  Jahren  1457  und  1458  als  Belege  der  ein- 
gerückten Appellations-Ordnung  in  dem  Codex  finden,  so  kann 


die  Entstehung  desselben  nicht  früher  als  in  die  zweite  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  gesetzt  werden.  Als  früheren  Eigenthü- 
mer  desselben  bezeichnet  eine,  auf  dem  am  Schlüsse  eingekleb- 
ten, mit  lateinischen  Versen  beschriebenen  Pergamentblatte  be- 
findliche Notiz  mit  der  beigefügten  Jahrzahl  1610  den  „Edlen 
viid  vefsten  Herrn  Wolfif  Prämer  Burger,  des  Innern  Statt 
Kaths  vnd  Handismann  in  Wienn". 

Der  Codex  beginnt  mit  zwei  Registern,  einem  zu  dem  „kai- 
serlichen Recht"  mit  457  Kapiteln  (Bl.  1  —  9)  und  einem  zu 
den  „Stat  Rechten  zu  Wienn",  die  Kapitel  von  458 — 813  fort- 
zählend (Bl.  10— 18  a). 

Hierauf  folgt  das  Landrecht  des  Schwabenspie- 
gels, wovon  jedoch  der  Anfang  fehlt,  so  dafs  die  Hdschr.  erst 
im  Kap.  3  mit  den  Worten :  „ist  dem  Babst  geseczt,  zebe- 
schaid''  zeit  ze  Richtn  (1.  Ritn)  auf  aim  plannkchii  pherd" 
etc.  anhebt.  Es  schliefst  sich  nun  der  in  den  Codex  aufge- 
genomraene  Schwabenspiegels -Text  zu  456  Kapiteln  in  deren 
Reihenfolge  ziemlich  genau  der  durch  v.  Lafsberg  edierten 
Form  an,  nur  dafs  nicht  selten  aus  einem  einzigen  Kapitel  der 
letzteren  im  Museums- Codex  mehrere  gemacht  wurden  und 
umgekehrt.  Auch  begegnen  hier  zahlreiche  Satzverkürzungen, 
sowie  selbst  einige  Kapitel  des  v.  Lafsberg'schen  Textes  völlig 
weggelassen  worden  sind.  Angehängt  erscheint,  wie  in  A,  B, 
C,  die  „saczung  des  lanndfrids  von  dem  Romischen  kuuig  Ru- 
dolffii  zu  Wirtrpurg  in  dem  Concilio  aufgesaczt"  von  1287  (Mon. 
Germ.  bist.  Legum  T.  I,  p.  448)  in  deutscher  Uebertragung. 

Den  zweiten  Haupttheil  des  Museums-Codex   bildet  aber 


155 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


156 


die  Sammlung  österreichischer  und  insbesondere  Wie- 
ner Rechtsquellen.     Sie  enthält  folgende  Stücke: 

1)  Das  jetzt  sog.  Wiener  Weichbildrecht  (A,  B,  C), 
gewöhnlich  in  das  Jahr  1435  verlegt,  in  jüngster  Zeit  aber 
für  eine  Privatarbeit  aus  der  Mitte  oder  mindestens  dem  Ende 
des  14.  Jahrh.  erklärt  (G.  Sandhaas,  zur  Gesch.  des  Wiener 
Weichbildrechtes,  1863,  S.  12,  13).  Es  beginnt,  da  wieder  im 
Codex  das  Anfangsblatt  mangelt,  welches  die  Artikel  1 — 3 
(458—60)  umfafste,  mit  Art.  4  (461) :  „Von  den  Rechten  der 
vorsprechen  zu  Wienn"  und  schliefst  mit  Art.  155  (612) :  „Wer 
kamergut  auf  aifi  Wechsel  fürt  vnd  des  beraubt  wirt."  Der 
Text  stimmt  im  Ganzen  mit  dem  bei  Rauch,  Rer.  Austr.  Scriptt. 
T.  III,  p.  144  —  248  gedruckten,  weniger  mit  dem  von  Fr. 
Stark,  das  Wiener  Weichbildrecht,  1861,  S.  5—10,  15—22 
beschriebenen  und  auszüglich  mitgetheilten,  soweit  hier  eine 
Vergleichung  möglich  ist,  überein. 

2)  In  den  Artikeln  613 — 700  „ain  Bestellung  von  herczog 
Albrechtfi  (II.)  vber  die  Rechten  der  Stat  Wienn"  von  1340 
(Ä,  B,  C),  gedruckt  bei  Rauch  1.  c.  p.  37—60.  Vgl.  Bischoff, 
Oesterreich.  Stadtrechte  u.  Privilegien,  S.  195—99. 

3)  Im  Art.  701  „ain  Hanntvefst  vber  Erbrecht  zu  Wien 
auch  nach  dem  lanndesrechtü  ze  Osterreich,"  d.  i.  die  Satzung 
Herzog  Albrecht's  III.  und  des  Rathes  über  die  Erbfolge  von 
1381  (C),  gedruckt  bei  Rauch  1.  c.  p.  256—58. 

4)  In  den  Artikeln  702 — 7  sechs  Rathsschlüsse,  nämlich: 
a)  über  Heirasteuer  von  1351,  b)  über  Sonntagsknechte  von 
1353,  c)  „von  dem  Stand  des  Glaswerchs"  von  1354,  d)  „von 
dem  stannd  des  Wachs"  von  1360,  e)  „von  dem  stand  der 
Tuchberaitter  vnd  der  Lodwurcher"  von  1357  und  f)  „das 
kain  Burger  oder  Burgerinn  dem  andern  sein  diener  oder  die- 
neriü  vber  seinen  willen  aufenthalden  sei"  von  1356  (sämmtlich 
auch  in  G;  dagegen  in  A  nur  a,  b,  f,  e  und  in  B  nur  b  —  f). 
Gedruckt  findet  man  a,  b,  e,  f  bei  Rauch  1.  c.  p.  72,  77,  82, 
81,  sowie  c,  d  in  v.  Hormayr's  Wien,  seine  Geschicke  und 
Denkwürdigkeiten,  Abthl.  I,  Bd.  V,  Urkk.  Nr.  162, 63,  S.  CXLlIf. ; 
a  allein  auch  bei  Bisch  off  a.  a.  0.  S.  199. 

5)  In  den  Artikeln  708—43  „ain  bestettung  von  herczog 
Albrechtn  (I.)  vber  die  alten  Rechtn  der  Stat  Wienn"  v.  1296 
(A,  C),  gedruckt,  jedoch  ohne  Zerlegung  in  Artikel  mit  Rubri- 
ken, bei  de  Senkenberg,  Visiones  p.  283  sq.  und  v.  Hor- 
mayr  a.  a.  0.  Bd.  II,  Urk.  Nr.  55,  S.  XL— XLIX.  Vgl.  Bi- 
schoff a.  a.  0.  S.  194. 

6)  In  den  Artikeln  744  —  52  „ain  hanntvefst  von  kaiser 
Fridreichfi  das  er  die  Stat  in  des  Reichs  gewalt  nymbt"  (A, 
B,  C),  Verdeutschung  des  Privilegs  Kaiser  Friedrich's  IL  v. 
1237  (wiederholt  1247),  gedruckt  bei  v.  Hormayr  a.  a.  0. 
Bd.  II,  Urk.  Nr.  50,  S.  XXX  f.  Ueber  die  Abdrücke  des  la- 
teinischen Urtextes  s.  Bischoff  a.  a.  0.,  S.  174,  176. 

7)  In  den  Artikeln  753—85  „ain  hanntvefst  das  Wienn  ain 
Eeichstat  ist"  (A,  0),  d.  i.  eine  deutsche  Ucbersetzung  des  von 
0.  Lorenz  (Ueber  die  beiden  Wiener  Stadtrecbtsprivilegien 
K.  Rudolfs  I.,  Wien,  1864.  8».)  als  „Rechtsentwurf"  zur  Vor- 


lage bei  Herzog  Albrecht  bezeichneten  sog.  Rudolfinnm  b,  ge- 
druckt bei  Rauch  1.  c.  p.  3 — 14. 

8)  In  Art.  786  eine,  vermuthlich  auf  einem  Rathsschlüsse 
beruhende  Satzung  „welich  vngesessen  lewt  haissent  vnd  wie 
offt  man  da  fürbietn  sol"  (C)  nebst  einigen  kurzen  uurubri- 
zierten,  zum  Theil  strafrechtlichen  Sätzen  in  Art.  787. 

9)  Im  Art.  788  „das  ist  von  Purckrecht"  (A;  „von  purk- 
recht  vnd  gruntrecht",  B :  „von  Gruut  Recht",  C :  „das  ist 
gruntrecht"),  ein  Auszug  aus  einer  Verordnung  Herzog  Ru- 
dolfs IV,  von  1360,  gedruckt  bei  v.  Hormayr,  a.a.O.  Bd.  V, 
Urk.  Nr.  142,  S.  XXXIV.     Vgl.,  Bischoff  a.  a.  0.,  S.  200. 

10)  Im  Art.  789  die  Handfeste  Herzog  Friedrich's  I.  „vber 
der  kauflewt  Recht  vnd  Ir^  wag"  von  1312  (A,  C,  vielleicht 
auch  B),  in  der  späteren  Confirmation  Herzog  Albrecht's  III. 
von  1375,  gedruckt  bei  Rauch  1.  c.  p.  121  sq. 

11)  Im  Art.  790  die  Handfeste  der  Herzoge  Albrecht  IIL 
und  Leopold  III.  „vber  die  gewöndlich  Strafs  der  kauflewt" 
von  1369  (A,  B,  C),  gedruckt  bei  Rauch  1.  c.  p.  110,  111. 

12)  Im  Art.  791  die  Handfeste  Herzog  Rudolfs  IV.  „von 
purkchrecht  abczulösen"  von  1360  im  Auszuge  (A,  B,  C),  voll- 
ständig bei  Rauch  1.  c.  p.  86 — 90. 

13)  Im  Art.  792  u.  d.  T.  „ain  Gemechtbrief  von  dem 
kaiser  vnd  dem  kunig  zu  Behem  ains  tails  vnd  den  von  Oster- 
reich des  andern  vmb  lannde"  (B :  „Tayll  priff  der  lannd",  C), 
die  Erbverbrüderung  zwischen  Kaiser  Karl  IV.,  Wenzel  und 
Johann  auf  der  einen  und  den  Herzogen  Rudolf  IV.,  Albrecht  IIL, 
Leopold  IIL,  sowie  der  Herzogin  Margaretlia  Maultasch  auf 
der  anderen  Seite  vom  J.  1364.  Vgl.  Lichnowsky,  Gesch. 
des  Hauses  Habsburg,  Tbl.  III  (Regesten),  S.  DCXXVIII,  Nr.  549. 

14)  Im  Art.  793  die  Handfeste  der  Herzoge  Albrecht  IIL 
und  Leopold  III.  „von  der  Tauern  zu  Wienn"  von  1360  aus- 
zugsweise (A,B,C),  ganz  gedruckt  bei  Rauch  l.c.j).  113 — 15. 

15)  Im  Art.  794  die  Handfeste  des  Grafen  Albrecht  von 
Habsburg  als  Verwesers  der  österreichischen  Lande  über  die 
„Niderleg  der  kauflewt  zu  Wienn"  vom  Mai  1281  (A,  B,  ,0), 
gedruckt  bei  v.  Hormayr  a.  a.  0.  Bd.  V,  Urk.  Nr.  133, 
S.  XIV  f. 

16)  Im  Art.  795  „von  frömbden  Weinn"  das  Weinhan- 
dels-Privileg  Herzog  Albrecht's  III.  von  1369  (A,  B,  C),  wel- 
ches Rauch  1.  c.  p.   111  — 13  vollständig  mittlieilt. 

17)  Im  Art.  796  das  Ungeld's  Privileg  Herzog  Rudolf  s  IV. 
von  1359  (A,  B,  C),  gedruckt  bei  Fr.  Kurz,  Oesterreich  un- 
ter Rudolph  dem  Vierten  (1821),  S.  321  f. 

18)  Im  Art.  797  „von  der  Fuetrer  Recht"  (A,  B,  C)  einen 
Extract  der  Handfeste  Albrecht's  III.  und  Lcopold's  III.  von 
1308  bei  Rauch  I.  c.  p.  105  sq. 

19)  Im  Art.  798  „ain  Hanntvefst  das  all  ainigung  vnd  ge- 
sellschafft  vnd  auch  ir  Aufsetz  So  sy  vnder  In  gemacht  haben 
ab  suUen  sein  vnd  von  den  vleischakchern  die  Recht",  Ver- 
ordnung Herzog  Rudolfs  IV.  vom  Aug.  1364,  gedruckt  bei 
V.  Hormayr  a.  a.  0.  Bd.,  V  Urk.  Nr.  145,  S.  XLII  f. 

20)  Im  Art.  799  „ain  Hanntvefst  vber  die  Rechtn  in  der 


157 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


158 


Schefstrassen"  (B,  C),  d.  i.  Satzung  Herzog  Albrecht's  III.  für 
die  seiner  Gemahlin  Beatrix  von  Nürnberg  gericLts-  und  dienst- 
hörigen „Amman  Burger  vnd  lewt  gemainlichen  gesessen  in 
der  Schefstrafs  vnd  ze  Erdpurgk"  (jetzt  einer  der  "Wiener  Vor- 
städte), gedruckt  bei  de  Senkenberg,  Selecta  T.  IV,  p.  454  sq. 

21)  Im  Art.  800  Satzungen  „von  den  vnderkewffehl"  (A, 
C) ,  entnommen  aus  der  Handfeste  Herzog  Friedrich's  IL  von 
1348,  bei  Rauch  1.  c.  p.  68—70. 

22)  In  dem  Art.  801  eine  umfassende  Verordnung  „von 
Heyratt"  sammt  „arbor  consangwinitatis"  (Art.  802)  und  Aus- 
legung dazu  (Art.  803),  sowie  „ain  Notabile  in  Erbschaft  vnd 
ist  ain  Exempel  von  drein  Brüdern"  in  Artt.  804,  805.  Die 
Stücke  801  (gedruckt  bei  Rauch  1.  c.  p.  248—56),  802  und 
803  finden  sich  auch  in  C. 

23)  Im  Art.  806  u.  d.  T.  „Bestettbrief  vber  Hawsgenos- 
schafft"  das  Münzer-Privileg  Herzog  Rudolff's  IV.  von  1362  in 
seiner  Confirmation  durch  Herzog  Albrecht  III.  vom  J.  1368 
(A,  B,  C),  gedruckt  bei  Rauch  1.  c.  p.  102—5. 

24)  In  dem  Art.  807  Satzungen  „von  dem  wegen  des 
prats"  und  „von  holcz  vnd  flössen"  (1359),  sowie  Bäckerord- 
nung des  Raths  von  1392.  Sie  stehen  sämmtlich  in  C,  die 
Brodwag -Raitung  und  die  Bestimmungen  Herzog  Rudolfs  IV. 
über  Holz  und  Flöfse  von  1359  (vollständig  gedruckt  bei 
Rauch  1.  c.  p.  85  sq.)  auch  in  B.,  die  letzteren  allein  in  A. 

25)  In  einem  unrichtig  mit  809  numerierten  Artikel,  über- 
schrieben „Nota  des  Gerichts  zuuall"  (A,  C)  ein  kurzes  Ver- 
zeichnifs  von  Gerichtsgefällen. 

Den  dritten  Haupttheil  des  Museums- Codex  macht,  wie 
dies  auch  bei  C  der  Fall  ist,  das  sog.  österreichische 
Landesrecht  („des  lanndes  Rechtfi  in  Österreich")  aus,  und 
zwar  in  einer  Form,  welche  der  Fassung  des  von  Hasenöhrl, 
a.  a.  0.,  S.  263  f.  veröflFentlichten  Wiener  Codex  sehr  nahe 
kommt.  Es  ist  unter  dem  einzigen  Art.  808  aufgenommen  und 
füllt  8  Blätter.  Der  Text  hat  keine  Kapitelabtheilung.  An- 
gehängt sind,  ebenfalls  wie  in  C,  in  den  Artikeln  809 — 10  die 
dem  J.  1412  angehörigen  Ordnungen  „der  vafsczieher"  und 
„von  der  Mawrer  vnd  Zimerlewt  taglon",  letztere  vollständig 
gedruckt  bei  v.  Hormayr  a.  a.  0.,  Bd.  V,  Urk.  Nr.  153, 
S.  CXVIIf.),  sowie  im  Art.  811  Bestimmungen  „von  den  leg- 
rem vnd  gesstn  die  zu  Wien  handelii." 

Endlich  den  Schlufs  der  Museums-Handschrift  bilden  zwei 
gröfsere  Aufsätze,  nämlich : 

a)  „Nota  wie  man  mit  Appellacion  handln  sol 
vor  kay°.  kamergricht"  (Art.  812)  in  22  kurzen,  ungezähl- 
ten §§.  mit  3  inserierten  Geriehtsbriefen  Kaiser  Friedrich's  III. 
von  1457  und  1458,  im  Ganzen  drei  Blätter  füllend; 

b)  „Ordniig  die  man  haldet  so  man  aifi  kunig 
gesegent  vnd  krönet  etc."  (Art.  813),  2V4Blätter  füllend, 
23  §§.  ohne  Numerierung  begreifend. 

Beide  Aufsätze   fehlen   in    den    drei  verglichenen  Wiener 
Manuscripten  und  scheinen  auch  noch  ungedruckt  zu  sein. 
Auf  einem  Blatte  des  Museums-Codex  werden  dann  noch 


einige  seltsame  Notizen  über  Orakelfragen  und  Wassersegen 
angetroffen. 

Das  Gesammtresultat  der  Vcrgleichung  desselben  mit  den 
Handschriften  A,  B,  C  kann  nun  schliefslich  dahin  zusammen- 
gefafst  werden,  dafs  der  erstere  in  der  Zahl  der  aufgenomme- 
nen Stücke  und  in  der  Aufeinanderfolge  derselben  mit  dem  jeden- 
falls älteren  C  fast  durchgehends  harmoniert,  wogegen  die  Co- 
dices A,  B  zwar  ebenfalls  die  im  Museums-Codex  enthaltenen 
Bestandtheile  zum  gröTseren  Theile  enthalten,  aber  in  einer 
vielfach  abweichenden  Ordnung. 

Erlangen.  Prof.  Dr.  Gengier. 


Der  Lübecker  Todtentanz  vor  seiner  Erneuerung  im 
Jahre  1701. 

Durch  die  in  der  Beilage  zu  Nr.  5  des  Anzeigers  f.  K. 
d.  d.  V.  enthaltene  Besprechung  meiner  Ausgabe  des  Lübecker 
Todtentanzes  fühle  ich  mich  veranlafst,  folgende,  auf  neuerer 
Untersuchung  beruhende  Ergänzung  und  Berichtigung  zu  geben. 

Angeregt  durch  eine  Vertheidigung  meiner  Auffassung  des 
alten,  niedersächsischen  Textes  gegen  die  jüngste  Schrift  des 
Dr.  Herm.  Baethcke :  Der  Lübecker  Todtentanz,  Berl.  1873 
(Gott.  Gel.  Anz.  Nr.  19),  und  besonders  aufgefordert  durch  eine 
Frage  des  bewährten  Kenners  der  Todtentänze,  Professors  Mafs- 
mann  (Spen.  Zeitg.  Nr.  148),  ob  nicht  unter  der  heutigen  Leine- 
wand noch  Spuren  eines  alten  Wandgemäldes  zu  finden  seien, 
habe  ich  die  Wände  der  Kapelle  untersuchen  lassen.  Folgen- 
des ist  das  Resultat. 

Der  jetzige  Todtentanz,  nach  meiner  früheren  Beweisfüh- 
rung 1701  neu  auf  die  Leiuewand  copiert,  ist  auf  grofse  Holz- 
rahmen gespannt.  Hinter  demselben  ist  die  Wand  mit  unab- 
gehobelten  Föhrenbrettern  verschalt,  welche,  horizontal  auf  ein- 
ander gefügt,  mit  leichter  Schrägung  so  gegen  die  Mauer  hin 
abfallen,  dafs  der  hinter  dem  Gemälde  sich  sammelnde  Staub 
und  Schmutz,  ohne  dem  Bilde  zu  schaden,  zwischen  den  Bret- 
tern und  der  Mauer  hinabgleitet.  Biegt  man  die  Bretter  aus- 
einander, so  kommen  die  unabgeputzten  und  ungefugten  Steine 
des  Mauerwerks  zu  Gesichte,  welche  den  unahweislichen  Be- 
leg liefern,  dafs  hier  nie  auch  nur  das  Geringste  von  Malerei 
auf  der  Wand  gewesen  sein  kann. 

Damit  war  also  Mafsmann's  Frage  nach  einem  Frescoge- 
mälde  erledigt.  Aber  auch  meine  bisherige  Annahme,  dafs  das 
Bild  vor  1701  auf  Holz  gemalt  gewesen  sei,  hat  sich  nicht 
stichhaltig  erwiesen.  Ich  fand  nämlich  unter  der  von  oben 
her  das  Bild  in  seinem  ganzen  Umlauf  begrenzenden  wulstarti- 
gen Holzkröiiung  alte  Leinwandreste  hervorragend,  welche  na- 
mentlich an  der  Westseite  ununterbrochen  fortlaufen,  Farben- 
spuren tragen  und  den  deutlichen  Beweis  liefern,  dafs  das  vo- 
rige Leinewandbild  herausgeschnitten  ist,  um  es  zu  entfernen, 
und  wol  auch  um  vom  Maler  bequemer  copiert  werden  za 
können.     Dafs    man   die  Reste  hat  sitzen  lassen,    erklärt  sich 


159 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


160 


daraas,  dafs  unter  der  ziemlich  plumpen  modernen  Krönung 
die  alte  geschmackvollere,  mindestens  zum  Theil,  geblieben  ist, 
welche,  wie  ich  es  1866  vermuthete,  nicht  bauchig  gegen  die 
Kapelle  auslagert,  sondern  als  Hohlkehlung  vertieft  ist,  nach 
der  Weise  von  Bilderrahraen  des  16.  Jahrhunderts,  und  wahr- 
scheinlich mit  einer  gothischen  Verzierung  abschlofs,  zu  deren 
Behuf  sich  oben  an  der  Kehle  noch  eine  Leiste  aufgenagelt  fin- 
det. In  der  Kehlung  sind  blaue  Farbenspuren,  und  in  be- 
stimmten Entfernungen  ganz  ungleich  ausgeschnittene  vergol- 
dete sechseckige  Papier sterne  daraufgesetzt,  denen  durch 
eine  kleine,  hineingedrückte  Masse  die  nöthige  Befestigung  und 
in  der  Mitte  die  erforderliche  plastische  Erhöhung  gegeben  ist. 
Führte  nun  diese  Entdeckung  einerseits  zu  dem  bestimm- 
ten Zeugnifs,  dafs  auch  vor  1701  der  Todtentanz  auf  Leinewand 
gemalt  war,  so  enthielt  sie  anderseits  den  deutlichen  Hinweis 
auf  die  Worte,  mit  denen  in  denen  Wochenbüchern  der  Kirche 
der  Eestauration  von  1588  gedacht  ist: 

Ao.  1588  in  der  10.  weken  na  Mychaelis  uthgegeven :  Item 
erstlich  up  1  son  dach  gekofft  IV2  hundert  fyn  geslagen 
golt  tho  behoff  des  dodendantz  bawen  in  1  blawen  velde 
myt  Sternen  tho  bemaken.  Dar  vor  gegeven  3  ^  12  /3. 
Noch  na  halen  laten  Vi  hundert  golt  tho  behoff  der  Ster- 
nen tho  dem  dodendantz,  is 1  ^  4  /ß 

Es  kam  also  darauf  au,  über  die  Restauration  von  1588 
noch  Näheres  zu  erkunden,  um  so  mehr,  als  ich  vor  7  Jahren 
die  betreffenden  Wochenbuchauszüge  auf  Grund  einer  übrigens 
sehr  sorgfältigen  Zusammenstellung  alles  Details  der  Wochen- 
bücher, soweit  sie  das  Aeufsere  und  Innere  der  Kirche  betref- 
fen, in  einer  vom  gegenwärtigen  Werkmeister  und  Organisten 
Jimmerthal  angefertigten  Geschichte  der  Marienkirche  vergli- 
chen hatte.  Eine  vollständige  Durchsicht  sämratlicher  Ausgabe- 
posten lieferte  zu  den  zwei  1866  veröffentlichten  Inscriptionen, 
der  eben  angeführten  und  der  Bezahlung  des  Malers  Silvester 
noch  folgende : 

Ao.  1588  in  der  6.  weken  na  Paschen:  Noch  up  1  frydach 
gekofft  10  brede  ein  lennewant  to  behoff  des  doden- 
dantz, de  ein  tho  3  /!,  is l  ¥  14=  A 

In  der  14.  weken  na  ostern :  Noch  dem  maier  Sylvester  ge- 
kofft tho  behoff  des  dodendantz  3  smale  ein  lennewant 

under  tho  fodern —  -K4/Ö64; 

In  der  7.  weken  na  Mychaelis:  Noch  uthgegeven  vor  2  fü- 
ren brede  tho  sagen,  so  tho  her  Jochim  Schelen  (Pre- 
diger) in  synen  staven  (geheizte  Stube)  unde  tho  dem  do- 
dendantze  tho  bekleden  unde  uth  tho  flycken  —  V  4:  ß 
In  der  11.  weken  na  Mychaelis:  Noch  den  sagers  vor  8 
schulp  snede  (Blattschnitte)  dorch  2  eken  brede  tho 
bchoff  lysten  urame  den  dodendantz  van  tho  maken 

—  ¥  Q  /2 
Ao.  1589  in  der  8.  weken  na  dem  iiyen  jare :  Noch  uthge- 
geven vor  penninck  unde  scharff-negell  myt  kienen  kop- 
pen  tho   behoff  der  lysten  im  dodendantze  an  tho  ne- 
gelen,  is .' '    .      .      .     —^9/36^^ 


In  der  12.  weken  na  dem  Nyen  jare,  was  Palmdach:  Noch 
Johan  Bremer  (Kirchenvorsteher)  vor  1  lanck  dycke 
droge  eken  bret  van  36  scho  lanck  dre  vote  bret  tho 
behoff  der  lysten  im  dodendantz  tho  maken  2  daler 

4  ^'  2  /3 
Diese  Ausgaben  beweisen,  dafs  1588  die  Holzeinfassung 
des  Todtentanzes  so  erneut  ist,  wie  sich  noch  jetzt  die  Reste 
vorfinden,  und  dafs  der  innerhalb  derselben  gemalte  Todten- 
tanz auf  Leinwand  war.  Ja,  er  scheint  damals  nicht  auf  die 
Leinewand  erst  gebracht  zu  sein,  sondern  auf  derselben  nur 
ausgebessert;  denn  die  Bezahlung  an  den  Maler  lautet  für  Auf- 
frischung des  Bildes  und  wird  nur  nebenbei  für  diese,  haupt- 
sächlich für  andere  Arbeiten,  geleistet.  Die  Inscription  heifst 
nämlich  genau  so : 

Ao.  1588  in  der  Nyen  jars  weken :  Noch  hebben  dit  mall 
Johan  Bremer,  Jürgen  van  Stiteu  gerekent  myt  Silvester 
dem  maier  van  wegen  des,  so  he  by  der  karcken  unde 
Karckenwanynge  dat  88.  jar  hefft  gemalet  —  hyr  myt 
in  gerekent  de  dodendantz,  so  he  up  dat  nye  dyt  jar 
upgeluchtet  —  beffynt   syck   yn   syner  rekenynge  an 

gelde 93  ¥  i  A 

dar   up    ehme    myne  heren  affgedynget,   dat  ehme  noch  tho 

quam,  so  ick  betalet 69  ¥  —  /5 

Auch  die  geringe  Ellenzahl  der  angeschafften  Leinewand 
spricht  gegen  eine  völlig  neue  üebertragung  des  Bildes  auf 
dieselbe  im  J.  1588. 

Nach  dem  Ergebnifs  unserer  Untersuchung  behält  also  von 
Melle  Recht,  wenn  er  über  die  Bilder  von  1701  sagt,  „sie 
sähen  annoch  ebenso  aus,  wie  sie  vordem  gestalt  gewesen  wä- 
ren." Antoni  Wortmann  ist  der  getreue  Copist,  als  den  wir 
ihn  noch  im  Bilde  erkennen;  weder  ihn,  noch  von  Melle  trifft 
ein  Vorwurf  für  die  im  alten,  niedersächsischen  Texte  (und 
vielleicht  auch  im  Bild)  eingetretene  Störung.  Wir  müssen 
den  Urheber  derselben  weiter  zurück  suchen,  vor  1588  oder 
vielleicht  gerade  1588.  Eben  bei  dieser  theilweisen  Restaura- 
tion läfst  sich  eine  Textverschiebung  um  so  füglicher  anneh- 
men. Ein  Theil  der  Leinewand  ward  ergänzt,  ein  Theil  un- 
terfüttert. Wenn  das  namentlich  die  letzere  Texthälfte  war, 
so  erklärt  sich  ohne  Zwang,  weshalb  von  Melle  diese  1701 
noch  entziffern,  von  der  nicht  ausgebesserten  ersteren  nichts 
mehr  lesen  konnte. 

Eine  Schwierigkeit  bleibt  noch  unerledigt.  Wann  ist  die- 
ser schon  1588  „upgeluchtede"  Todtentanz  entstanden,  und 
wie  war  sein  Vorgänger  beschaffen  ?  Denn  dafs  der  ursprüng- 
liche Todtentanz  gleich  auf  Leinewand  1463  gemalt  sein  sollte, 
ist  gegen  alle  bisherige  Erfahrung,  und  jedenfalls  weisen  die 
heute  noch  erhaltenen  Leinwandfetzen  frühestens  auf  das  16. 
Jahrhundert.  Wir  müssen  also  im  Anfange  desselben  doch 
eine  Üebertragung  von  Holz  auf  Leinewand  annehmen,  durch 
welche  möglicherweise  die  mehrerwähnten  Störungen  auch 
veranlafst  sein  können,  und  die  aus  uns  unbekannten  Gründen 
schon  1588  einer  Aufbesserung  bedurfte. 


161 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


163 


Die  Kapelle  selbst  bewahrt  noch  heute  ein  Zeugnifs  für 
die  älteste  Gestalt  des  Todtentanzes,  das  weder  zu  der  jetzi- 
gen Copie,  noch  zu  deren  Original  vor  1588  pafst.  An  der 
Ostwand  befindet  sich  unter  der  in  das  alte  Aufsenfenster  der 
Kapelle  hineiiigebauten  Orgel  ein  Kopf,  der  so  tief  in  die 
Krönung  des  Todtentanzes  hineinragt,  dafs  diese  deshalb  einen 
Ausschnitt  erhalten  hat.  Ich  hielt  ihn  bisher  für  eine  Schlufs- 
verzierung  des  Orgelfufses.  Eine  Besichtigung  nahebei  hat  aber 
gezeigt,  dafs  er  mit  der  Orgel  gar  nicht  zusammenhangt.  Er 
ist  von  einer  schmalen  Leiste  eingefafst,  von  Holz,  an  den  Ex- 
tremitäten unten  mit  Leinewand  überzogen ,  auf  dieser  Kreide- 
grund aufgetragen,  über  dem  Spuren  von  Vergoldung  erkennt- 
lich sind.  Zu  diesem  ausdrucksvollen,  plastischen  Kopf  stimmt 
nur  ein  entsprechend  auf  Holz  ausgeführtes  Gemälde.  Der 
Kopf,  welcher  heute,  abgesehen  von  der  durchschnittenen  Krö- 
nung, hinter  der  sich  die  von  1588  birgt,  an  einer  ganz  gleich- 
gültigen Stelle,  zwischen  Kaufmann  und  Tod  überschaut,  mufs 
früher  einen  Ausgangs-  oder  Mittelpunkt  des-  Bildes  abgegeben 
haben,  und  mag  er  nun  an  seiner  alten  Stelle  geblieben  sein, 
oder  nicht  —  jedenfalls  wird  dadurch  eine  andere  Anordnung 
des  Todtentanzes  an  den  Wänden  bedingt.  Ueber  diese  sich 
zu  entscheiden,  bedarf  es  näherer  Erkundigung  nach  den  Ein- 
zelheiten des  Revaler  Todtentanzes,  der,  dem  Lübecker  im 
Texte  und  in  den  Bildern,  wie  ich  Gott.  Gel.  Anz.  S.  738 ff. 
schon  angab,  so  enge  verwandt,  von  einer  ähnlichen  Figur 
ausgeht.  Es  bedarf  aber  auch  einer  gründlicheren  Erwägung  der 
allmählichen  Umgestaltung  der  Kapelle,  welche  z.  B.  nicht  spä- 
ter, als  ihre  östlichen  Fortsetzungen,  wie  ich  1866  annahm, 
sondern  früher  entstanden  ist,  wie  sich  noch  an  dem  erwähn- 
ten Aufsenfenster  der  Ostwand  nachweisen  läfst,  da  eine  durch 
dasselbe  laufende  Stange  die  Aussprünge  zur  Befestigung  der 
Bleifenster  nach  Osten  hat.  Auch  scheint  die  in  die  Kapelle 
hineinspringende  alte  Sakristei,  welche  den  Todtentanz  jetzt  an 
der  Südseite  ganz  unterbricht  und  um  die  Ecke  herumzulaufen 
zwingt,  nicht  von  Anfang  des  Gemäldes  an  existiert  zu  haben. 

Vorläufig  glaubte  ich  die  bisherigen  Ergebnisse  meiner 
Untersuchung  mittheilen  zu  sollen,  um  so  mehr,  als  ich,  selbst 
ein  Laie,  über  manche  der  hier  aufgeworfenen  Fragen  mir 
von  Kundigeren  Kath  und  Auskunft  erbitten  möchte. 

Lübeck.  Wilh.  Mantels. 


Zur  Geschichte  der  Nürnberger  Stadtbibliothek. 

Dafs  bereits  vor  der  im  Reformationszeitalter  geschehenen 
Vereinigung  der  verschiedenen  Klosterbibliotheken  in  dem  ver- 
lassenen Predigerkloster  eine  Stadtbibliothek  zu  Nürnberg  vor- 
handen war,  findet  sich  zwar  selten  erwähnt,  ist  aber  doch 
schon  bisher  nicht  unbekannt  gewesen.  Zuverlässige  Aufschlüsse 
hierüber  dürften  sich  aus  einer  genaueren  Durchforschung  der 
verschiedenartigen  amtlichen  Aufzeichnungen  des  Nürnberger 
kgl.  Archivs,  besonders  der  dort  aufbewahrten  Stadtrechnungen 


des  15.  Jahrh.  ergeben.  Hier  sei  nur  auf  zwei  Einträge  der 
letzteren  hingewiesen,  welche  ein  doppeltes  Interesse  zu  er- 
regen im  Stande  sind.  Wir  sehen,  dafs  der  Rath  unter  An- 
weisung verhältnifsmäfsig  nicht  unbedeutender  Summen  Bücher 
für  der  Stadt  „Liberei"  in  grofserer  Anzahl  aufkaufen  liefs, 
und  dafs  er  den  Auftrag  dazu  einem  Mitgliede  gab,  dessen 
literarische  Bildung  uns  hinlänglich  bezeugt  ist,  und  von  dem 
wol  auch  die  Anregung  zu  jenen  Bücherkäufen  ausgegangen 
war.  Hans  Tücher  (am  Milchraarkt) *),  durch  die  noch  wäh- 
rend seines  Lebens  in  Druck  gegebene  Beschreibung  seiner 
Palästinareise  allgemein  bekannt,  hat  sich,  wie  ich  im  V.  Bde. 
der  Nürnberger  Chroniken  zu  zeigen  hoffe ,  auch  um  die  Ge- 
schichte seiner  Vaterstadt  verdient  gemacht.  Ein  jüngerer 
Bruder  des  Baumeisters  Endres  Tucher,  erreichte  er  kein  so 
hohes  Alter  wie  dieser.    Schon  im  J.  1491  ist  er  verstorben**). 

In  der  Stadtrechnung  des  J.  1488  (gleichzeitige  Copie 
im  Jahresreg.  IV.  d.  Nbg.  Arch.)  heifst  es  in  der  am  22.  Octo- 
ber  beginnenden  IX.  Frag  : 

Item  483  guldin  lannd(5.  9  (3  2  hir.  costen  mit  allen  dingen 
179  bucher  durch  Hannsen  Tucher  den  eitern  gemeiner  statt 
in  ir  liebere}-  erkaufft  nach  innhalt  desselben  Tuchers  rechnung 
uns  am  mitwochen  ante  Leonardi  (5.  November)  uberantwort 
und  in  der  scattel  ligend. 

Und  in  der  XIII.  Frag : 

It.  12  guldin  lanndß.  für  ainen  codice  auf  pirgamen  ge- 
druckt durch  H.  Tucher  erkaufft  und  in  gmeiner  statt  liberey 
getan. 

Freiburg  i.  Br.  Theodor  v.  Kern. 


*)  Vergl.  über  ihn  Nürnb.  Chron.  IV,  34,  nn. 
**)  Vergl.    die    im    V.  Bde.  der   Nürnb.    Chronik    erscheinende 
Tucher'sche  Fortsetzung   der  Jahrbücher   des  15.  Jahrh.   beim  an- 
geführten Jahre. 


Ein  romanischer  Merskelcli  nebst  Patene  im  germa- 
nischen Museum. 

In  der  Sammlung  kirchlicher  Geräthe  des  germanischen 
Museums  befindet  sich  ein  silberner,  vergoldeter  und  mit  Niel- 
len  geschmückter  Kelch  nebst  Patene,  der,  aus  dem  1215  ge- 
gründeten Kloster  Mariensee  bei  Hannover  stammend,  eine  Ar- 
beit des  13.  Jahrh.  und  ein  Glied  jener  Reihe  kostbarer,  nieder- 
sächsischer kirchlicher  Goldschmiedarbeiten  ist,  deren  Schule  dem 
heil.  Bernward  von  Hildesheim  ihre  erste  Blüthe  dankt,  und  die 
uns  noch  in  so  vielen  Werken  erhalten  ist,  welche  wir  im  Dom- 
schatze zu  Hildesheim,  dem  Weifenmuseum  in  Hannover,  dem  be- 
rühmten Weifenschatze  (jetzt  in  Wien),  in  dem  Museum  zu 
Braunschweig  u.  a.  0.  bewundern.  Historische  Nachrichten  über 
den  Kelch  selbst  sind  uns  leider  nicht  überliefert.  Vor  etwa  20 
^30  Jahren  brachte  ihn  eine  Aebtissin  des  adelichen  Frauenstif- 
tes, das  an  Stelle  des  Klosters  getreten  ist,  einem  Goldschmiede 
in  Hannover  zum  Tausche  gegen  einen  neuen.    Die  Zwischenkunft 


163 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


164 


eines  Künstlers  hat  ihn  vom  Schmelztiegel  gerettet,  und  nach- 
dem er  erst  in  die  Hände  eines  andern  Künstlers  übergegan- 
gen war,  kam  er  in's  germanische  Museum,  wo  er  jetzt  der 
älteste  einer  stattlichen  Reihe  mittelalterlicher  Originalkelche 
ist. 

Die  schalenförmige,  flache,  am  obern  Rande  ein  klein  we- 
nig   ausgebogene    Cupa 


ist  vollstäudig  glatt ;  der 
kreisrunde  Fufs  geht  in 
leichtem  Schwung  in  den 
Ständer  über.    Vier  grö- 
fsere,    ein    wenig    über 
die  Fläche  hervorgetrie- 
bene, kreisrunde  Medail- 
lons sind  mit  Niellen  ge- 
schmückt, von  denen  eine 
Christus  am  Kreuze  mit 
Maria  und  Johannes  dar- 
stellt ,  die  drei  anderen 
Typen    des    Opfertodes, 
nämlich:    Abraham,   im 
Begriffe    den    Isaac    zu 
opfern ,    gerade    gegen- 
über; dazwischen  einer- 
seits: Abel,   sein  Opfer 
tragend,         anderseits: 
Melchisedek,   Brod  und 
Wein   bringend.     Letz- 
tere beide  Figuren  wen- 
den   sich   mit    dem  Ge- 
sichte  der  zwischen  ih- 
nen  befindlichen    Kreu- 
zesgruppe  zu.     Am  fla- 
chen unteren  Theile  des 
Fufses    sind  vier  kleine 
Niellomedaillons       zwi- 
schen die  grül'seren  ein- 
geschoben :  vier  Prophe- 
tenbrustbilder, die  gleich- 
falls sämmtlich  das  Ge- 
sicht der  Kreuzigung  zu- 
kehren.   Von  ihnen  ge- 
hen längs  des  Kelchfufs- 
randes  vier  Sprüche  aus, 
die    unmittelbar    unter 

der  Kreuzigung  zusammenlaufen  und  von  denen  zwei  von  der 
Rechten  zur  Linken  mit  umgekehrten  Buchstabenzeichen  (wie 
für  den  Druck)  geschrieben  sind,  um  auch  ihre  Beziehung  zur 
Kreuzigung  anzudeuten.  Der  eine  der  Propheten  ist  nicht  blos 
mit  einer  Krone  versehen,  sondern  auch  als  DaC(id)  bezeich- 
net.    Der  Reihenfolge  nach  laufen  die  zwei  Sprüche 

links :  Sic"'(ut)  ovis  ad  occisionem  ducit"'(ur)  (Jesaias  LIII,  7.) 


Fig.  1. 


Foderunt  manus  (Ps.  XXI,  17). 
rechts:  X?C  (Christus)  factus  est  obediens 
Ecce  quom''(do)  morit"(ur). 
Den  Uebergang  in  den  Ständer  vermitteln  von   oben  nach 
abwärts   laufende  Ornamente.     Um    den  Ständer,   der    in    der 
Mitte    von   einem    grofsen  Knauf   unterbrochen    ist,   legt  sich 

ober-  und  unterhalb  die- 
ses Knaufes  eine  kleine, 
aus  Filigrandrähten  ge- 
bildete Arkadenreihe, 
die  frei  vor  dem  Grunde 
steht.  Auch  der  Knauf 
ist  mit  einem  Filigran- 
ornament überzogen, 
das  eine  durchbrochene 
Hülse  um  denselben  bil- 
det. Diese  Hülse  ist 
am  Rande  von  sechs 
Kreisen  durchbrochen, 
welche  Medaillons  aus 
dem  Grunde  hervortre- 
ten lassen,  die  nielliert 
sind.  Das  eine  stellt 
Christus  segnend  dar 
(die  Hände  mit  Wunden- 
malen) ;  ihm  gegenüber 
das  Lamra  mit  der  Fahne, 
dazwischen  die  vier  Sym- 
bole der  Evangelisten. 

Die  zu  dem  Kelche 
gehörige  Patene  zeigt  in 
der  vertieften  Mitte  ei- 
nen Vierpafs,  dessen  vier 
Ecken  mit  gravierten 
(wol  ehemals  niellier- 
ten  ?)  Engelbrustbiidern 
ausgefüllt  sind.  Rings 
um  den  Rand  läuft  die 
Inschrift:  En  panis  sa- 
cer  et  fidei  laudabile 
munus  Omnibus  omnis 
adest  et  sufficit  oninibus 
unus.  Fig.  1  gibt  die 
Ansicht  des  Kelches, 
Fig.  2  —  5  auf  der  fol- 
genden Seite  die  vier  grofsen  Medaillons.  Die  Höhe  des  Kel- 
ches beträgt  14,7  cm.,  der  Durchmesser  der  Cupa  12  cm. 
Nürnberg.  A.  Essenwein. 


165 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


166 


Arnold  Mag  und  seine  Töchter,  Peter  Vischer's 
Schwiegertöchter. 

(Fortsetzung.) 

Es  möge  verstattet  sein,  hier  einige  Beiträge  zur  Kennt- 
nirs  der  Familienverhältnisse  des  berühmten  Meisters  zu  ge- 
ben, die  auch  nach  dem,  was  Mayer  in  „des  alten  Nürnbergs 
Sitten  und  Gebräuche"  gegeben  hat,  nicht  überflüssig  sein 
möchten.  Der  alte  Hermann  Vischer,  Peters  Vater,  eingewan- 
dert und  Bürger  geworden,  wie  Mayer  gezeigt  hat,  1453,  hatte 
von  seiner  ersten  Ehe- 
frau Felicitas  aufser  die- 
sem Sohn  eine  Tochter 
Martha,  die  mit  Peter 
Mülich,  von  unbekann- 
ter Lebensstellung,  ver- 
heiratet war.  Nach  dem 
Tode  der  Felicitas  nahm 
Hermann  Vischer  eine 
zweite  Frau,  Namens 
Anna,  die  ihm  drei  Kna- 
ben gebar  und  ihn  über- 
lebte. Schon  am  Dinstag, 
29.  Jan.  1488  erklärte 
Anna,  Hermann  Vischer's 
des  Rothschmieds  Witt- 
we,  mit  Zeugnifs  von 
Niclas  Köler,  Endres 
von  Watt  und  Sebald 
Schreier,  dafs  ihre  Stief- 
und  rechten  Kinder  (be- 
ziehungsweise der  letz- 
tern Vormünder)  ihr  für 
alle  ihre  Ansprüche  29  fl. 
rh.  ausgezahlt  haben,  wo- 
mit sie  auf  Alles  ver- 
zichtet, ausgenommen 
auf  das,  was  von  den 
Erbfällen  ihrer  eigenen  Kinder  ihr  zustehen  würde.  Am  folgen- 
den Tage,  30.  Jan.,  erklärten  Peter  Vischer,  Rothschmied,  und 
Martha,  Peter  Jlülichs  eheliche  Wirthin,  an  einem,  und  Hanns 
Gerstuer  und  Hanns  Gutbier,  als  Vormünder  Bartholomes,  Hänns- 
leins  und  Enderleins,  Hermann  Vischer's  seligen  Kinder  von 
seiner  zweiten  Frau,  am  andern  Theil,  dafs  sie  sich  über  den 
Nachlafs  Hermann  Vischer's  dahin  vertragen  haben,  dafs  Peter 
Vischer  und  Martha,  seine  Schwester,  den  Vormündern  für  jedes 
Kind  75  fl.  geben  sollen,  wobei  Peter  Nützel  und  Sebald  Schreier 
Zeugen  waren.  Sodann  erklärt  am  Montag,  4.  Febr.  Peter  Vi- 
scher an  einem,  Peter  Mülich  und  Martha,  seine  eheliche  Wir- 
thin, am  andern  Theile,  dafs  sie  sich  um  allen  Hermann  Vi- 
scher's und  Felicitas,  seiner  Wirthin,  ihrer  Eltern  seligen,  Nach- 
lafs so  vertragen  haben,   dafs  Peter  Vischer  seiner  Schwester 


noch  240  fl.  herausgeben  soll,  wofür  sie  sich  aller  Ansprüche 
begibt,  und  er  übernimmt  auch,  ohne  Entgelt  seiner  Schwester, 
die  Zahlung  der  den  Stiefgeschwistern  bedungenen  dreimal  75  fl. 
Hiebei  sind  Wilhelm  Hegnein  und  Sebald  Schreier  Zeugen. 
Ob  Peter  Vischer  damals  schon  verheiratet  war,  ist  nicht  ge- 
wifs,  da  nirgends  seine  Frau  genannt  ist,  auch  da  nicht,  als 
er  am  9.  Febr.  den  Vormündern  der  Stiefkinder  für  die  rich- 
tige Bezahlung  der  dreimal  75  fl.,  die  in  Fristen  erfolgen  sollte, 
sein  ganzes  Hab  und  Gut  verpfändet,  bei  welcher  Handlung 
die  Zustimmung  der  Frau,  da   sie  eventuell  einstehen  mufste, 


Fig.  2—5. 


jedenfalls  erforderlich 
war;  doch  dürfte  es 
wahrscheinlich  sein,  da 
der  Ansäfsigmachung 
und  dem  Meisterwerden 
die  Verehelichung  in  der 
Regel  vorausgieng.  Eben- 
so läfst  sich  der  Name 
der  Frau  nicht  mit  Ge- 
wifsheit  bestimmen.  Nach 
einem  vom  12.  Aug.  da- 
tierten, jedenfalls  nach- 
träglichen Vertrag  we- 
gen der  Zuschätze  — 
welches  Dokument  aber 
auch  einen  andern  Peter 
Vischer,  da  seine  Le- 
bensstellung darin  nicht 
angegeben  ist,  betreffen 
kann,  —  hiefs  sie  Do- 
rothea ;  in  einem  von 
Peter  Vischer  eigenhän- 
dig an  Peter  Harfsdorf- 
fer  den  Jüngern  vom  17. 
Nov.  1493  gerichteten 
Briefe  spricht  er  von 
dem  „Abgang  seiner  lie- 
ben Hausfrauen,  der  Gott 
gnädig  sei",  so  dafs  er  jedenfalls  Wittwer  war,  als  er  die 
Margaretha,  die  1522  auf  St.  Rochus  begraben  wurde  und 
vermuthlich  die  Mutter  aller  seiner  Kinder  war,  heiratete.  Ob 
er  nachher  noch  einmal  geheiratet  habe,  ist  wenigstens  nicht 
unwahrscheinlich. 

Das  älteste  dieser  Kinder  war  nun  ohne  Zweifel  der  den 
Namen  des  Ahnherrn  tragende  Hermann,  der  mit  Ursula,  Ar- 
nold Mag's  Tochter,  verheiratet  war.  Von  dieser  Verheiratung 
und  zugleich  von  Arnold  Mag's  Hingang  erfährt  mau  aus  einer 
Urkunde  vom  Freitag,  18.  Nov.  1513,  worin  Ursula,  Hermann 
Vischer's  eheliche  Wirthin,  mit  Wissen  und  Willen  Peter  Vi- 
scher's, ihres  Curators  und  Schwähers,  „auch  in  Beiseyn  jeztge- 
melts  ihres  Ehevogts",  vor  Gericht  erklärt,  dafs  sie  in  Willen 
stünde,  ihre  Behausung  am  Sand,  welche  sie  von  Arnold  Mag, 


167 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


168 


ihrem  Vater,  geerbt  hat,  zu  verkaufen.  Weil  sie  aber  noch 
minderjährig,  so  wäre  ihre  Bitte,  in  diesen  Verkauf  von  Ge- 
richts wegen  zu  willigen,  und  da  dieses  geschehen,  so  verkauft 
sie  das  Haus  an  Jörg  Felles  um  425  fl.  Da  die  übrigen  Be- 
stimmungen des  Hauses  mit  denen  des  Kaufs  vom  16.  Febr. 
1495  übereinstimmen,  so  ist  kein  Zweifel,  dafs  es  das  von  Ar- 
nold Mag  erkaufte  Haus  ist,  und  der  Unterschied  des  Kauf- 
preises erklärt  sich  daraus,  dafs  das  jetzt  als  frei  und  eigen 
verkaufte  Haus  damals  mit  einem  mittlerweile  abgelösten  Ei- 
genzins belastet  gewesen  war.  Im  folgenden  Jahr  erschienen 
vor  Gericht  Hanns  Schneider  und  Sobald  Behaim,  für  sich 
und  Heinrich  Flücken,  ihren  Mitvormund,  als  weiland  Arnolden 
Mag's  seligen  Geschäfts  und  Kinder  Vormünder,  und  mit  ihnen 
Ursula,  Hermann  Vischer's  eheliche  Wirthin,  obgedachts  Magen 
Tochter,  mit  Wissen  und  Willen  ihres  ehelichen  Hauswirths 
und  ihr  hierzu  von  Gericht  gegebenen  Curators,  und  brachten 
vor,  dafs  sie  um  ihrer  Pflegekinder  und  Geschwister  Nutzen 
willen  im  Willen  stünden,  die  20  fl.  rh.,  die  Arnold  Mag  seli- 
ger auf  der  Stadt  Cöln  vergangener  Zeit  um  500  fl.  rh.  erkauft, 
zu  verkaufen.  Weil  sie  aber  niemand  hätten,  der  mehr  dar- 
auf gelegt,  als  Wolf  Hofmann,  von  wegen  Agnesen,  Gott- 
schalk Hurts,  Bürgers  zu  Cöln  ehelicher  Wirthin,  und  die  ge- 
meinen geschriebenen  Rechte,  auch  dieser  Stadt  Statut  und 
Keformation  ausdrücklich  verbieten,  der  Pflegekinder  Hab  und 
Gut  ohne  Erlaubnifs  der  Obrigkeit  zu  verkaufen,  und  es  ihnen 
beschwerlich  wäre,  jährlich  die  Zinsen  so  fern  ein-  und  herzu- 
bringen, und  sie  um  diese  Kaufsumme  die  Zinsen  hie  wohl  er- 
langen und  zu  Wegen  bringen  könnten,  wofern  ihnen  die  Er- 
laubnifs gegeben  würde,  gedachte  jährliche  Zinsen  anzugreifen 
und  zu  verkaufen:  so  bäten  sie,  ihnen  diese  Veränderung  zu 
bewilligen,  auch  gemelten  Wolf  Hofmann  anstatt  Agnes  Gott- 
schalk Hurtin  zu  erlauben ,  das  also  gerichtlich  zu  thun ;  wo- 
rauf ihnen  die  Erlaubnifs  ertheilt  wurde,  und  sie  diese  20 fl. 
rh.  Ewiggeld  dem  Wolf  Hofmann  um  470  fl.  verkauften,  wovon 
70  fl.  verfallene  Zinsen,  die  er  ihnen  baar  (d.  h.  sogleich)  ent- 
richtet und  bezahlt  habe,  worüber  die  Verkäufer  quittierten; 
die  400  fl.  aber  solle  Hofmann  zu  den  vier  folgenden  Frank- 
furter Herbst-  und  Fasten-Messen  mit  je  100  fl.  bezahlen. 
Geschehen  am  Freitag,  21.  Juli  1514.  Obgleich  in  dem  hier 
so,  dafs  nichts  Wesentliches  übergegangen  ist,  regestierten 
Briefe  von  Pflegekindern  und  Geschwistern  geredet  wird,  so  ist 
doch  nur  eine,  damals  noch  unvermählte  Tochter,  der  Ursula 
jüngere  Schwester,  bekannt.  Wolf  Hofmann  ist  der  Eingangs 
genannte  Faktor  der  Fugger.  Die  eigentliche  Käuferin  aber, 
Agnes  Hurtin,  war  auch  ein  Nürnberger  Stadtkind,  Erhart  Ro- 
ten  und   der  Barbara  Gerungin  Tochter,   die   in   Urk.  v.  29. 


Juli  1495  Jungfrau  Agnes  Eotin  genannt  wird  und  in  Urk.  v. 
12.  Mai  1514:  Agnes,  Gottschalk  Hurts  zu  Cöln  eheliche  Haus- 
frau, Bartholomäus  Vischer's  des  alten  Stieftochter.  Dieser  Vi- 
scher,  ein  seiner  Zeit  berühmter  Goldschlager,  hatte  ihre  Mut- 
ter, seine  erste  Frau,  als  Wittwe  geheiratet.  Er  starb  1518 
(Kiefh.  Nachr.  I.  151)  und  hat  mit  dem  Rothschmied  und  den 
Seinen  nichts  gemein  als  den  Namen. 

Nun  hört  man  erst,  nach  ungefähr  anderthalb  Jahren,  et- 
was urkundlich  Gewisses  über  Hermann  Vischer,  als  er  er  sich 
nämlich  ein  Haus  kaufte.  Am  Mittwoch,  2.  Jan.  1516  bekannte 
Hanns  Rot  vor  Hanns  Koburger  und  Mathes  Jorian,  als  erbe- 
tenen Zeugen,  dafs  er  Hermann  Vischern,  dem  Rothschmied,  ver- 
kauft habe  die  Erbschaft  der  sechs  Häuser,  die  aneinander  in 
St.  Lorenzeu  Pfarr,  vornen  im  Eingang  gegen  Mitternacht  sehend, 
auf  der  einen  Seite,  gegen  Aufgang  der  Sonne,  an  der  Zwölf- 
Brüder-Behausung,  und  an  der  andern  Seite,  gegen  Untergang 
der  Sonne,  an  Seizen  Bicdermann's  Hof  gelegen,  und  dazu  die 
zwei  eigenen  Häuser  an  einander  hinten  an  den  vordem  sechs 
Gemachen  im  Hof  liegend,  mit  der  freien  Ein-  und  Durchfahrt, 
unten  und  zwischen  denselben  sechs  Gemachen  stehend,  auch 
dem  Hof,  Brunnen,  Garten  und  dem  Lusthäuslein  im  Garten, 
alles  hinten  gegen  Mittag,  an  Peter  Wernhers  Garten  stofsend. 
Er  gelobte  auch,  den  Käufer  der  sechs  Behausungen  und  dazu 
die  frei  eigenen  Behausungen,  Durchfahrt,  Hof  und  Garten  für 
frei  eigen,  und  die  Erbhäuser  für  Erbe  zu  währen  und  zu  ver- 
treten, da  er  ihm  757  fl.  rh.  dafür  bezahlt  habe.  In  diesen 
Kauf  willigte  Ludwig  Imhof,  der  die  Eigenschaft  mit  6  fl.  rh. 
und  dazu  1  fl.  Gatterzins  auf  den  sechs  Behausungen  hatte. 
Jakob  Grimmen,  des  nicht  unbekannten  Steinmetzen,  Baumei- 
sters der  ersten  steinernen  Brücke  (jetzt  Maxbrücke)  und  des 
Chors  von  St.  Lorenzen  Pfarrkirche,  und  seiner  Ebefrau  Clara 
beider  seligen  Erben  hatten  1512  das  Anwesen  an  Hanns  Rot, 
Michel  Roten  zu  Lauf  Sohn,  verkauft,  der  eine  Tochter  des 
jüngeren  Hanns  Behaim,  des  Landbaunieistcrs,  zur  Frau  hatte. 
Auch  damals  wird  die  Lage  ebenso  wie  hier  bezeichnet. 
Durch  das  Mendlische  Zwölfbrüderhaus,  das  am  Eck  der  vor- 
dem Kartbäusergasse  und  dem  jetzigen  Kornmarkt,  ehedem 
Steig,  gelegen,  noch  vor  Aller  Augen  steht,  wird  man  wohl 
nicht  irren,  wenn  man  das  gekaufte  Anwesen  als  L.  980  be- 
zeichnet. Im  Uebrigen  hat  die  Zeit  alle  andern  Verhältnisse 
wesentlich  unkenntlich  gemacht ;  namentlich  ist  es  wahrschein- 
lich, dafs  der  Besitz  sich  über  den  Umfang  dieses  gegenwärtigen 
Hauses  hinaus  erstreckt  habe.  Denn,  selbst  die  geringste  Breite 
der  sechs  Gemächer  oder  Behausungen  zugegeben,  wie  man 
noch  hie  und  da  einzelne,  die  nur  ein  Fenster  breit  sind,  se- 
hen kann  und  in  früherer  Zeit  unstreitig  noch  mehr  sehen 
konnte,  so  würde  das  ebengenannte  Haus,  das  eine  Breite  von 
drei  Fenstern  hat,  doch  nicht  genügen,  und  das  gekaufte  An- 
wesen mufs  sich  noch  weiterhin  erstreckt  haben. 


Nürnberg. 


(Schluls  folgt.) 


Lochner. 


(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E  Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  ANZEIGER  FÜR  KÜNDE  DER  DEUTSCHEM  VORZEIT. 
1873.  Xs  6.  Juni. 


Chrouik  des  germanischen  Museums. 


Nürnberg,  15.  Juni  1873. 

Ihre  Majestät  die  deutsche  Kaiserin  Augusta,  Königin  von 
Preul'sen,  hat  auch  in  diesem  Jahre  die  Gnade  gehabt,  unsere  von 
ihr  so  oft  unterstützte,  so  gnädig  ermunterte  und  wohlwollend  ge- 
förderte Anstalt  mit  einer  Gabe  von  200  fl.  zu  erfreuen,  für  welche 
wir  hier  aufrichtigsten  Dank  darzubringen  haben. 

Nachdem  die  Schätze,  welche  uns  im  Laufe  des  Winters  und 
Frühjahrs  zu  zeitweiliger  Ausstellung  zugesagt  wurden,  nunmehr 
eingetroffen,  sind  solche  in  dem  dafür  bestimmten  Saale  I  seit  eini- 
gen Tagen  dem  Publikum  vorgeführt.  Schon  früher  haben  wir  er- 
wähnt, dafs  Se.  Maj.  der  König  von  Sachsen  zu  diesem  Zwecke 
die  Darleihung  einiger  Prachtschwerter  aus  dem  kgl.  historischen 
Museum  zu  Dresden  bewilligt  hat.  Ebenso  hat  uns  Se.  Maj.  Kai- 
ser Wilhelm  den  kostbaren  Pokal,  der  früher  als  eine  Arbeit  Ben- 
venuto  Cellini's  galt,  nunmehr  aber,  seit  die  Forschung  nachge- 
wiesen, dafs  Deutschlands  Meister  jener  Zeit  hinter  den  Italienern 
nicht  zurückstanden,  als  eine  Nürnberger  Arbeit  betrachtet  wer- 
den kann,  zur  Ausstellung,  doch  leider  nur  auf  wenige  Tage  über- 
lassen. Von  Sr.  Erlaucht,  Herrn  Grafen  v.  Giech  sind  einige 
schöne  Sachen  eingesandt,  ebenso  von  Herrn  S.  Pickert  hier,  von 
Herrn  v.  Humbracht  in  Rudolstadt  und  dem  histor.  Vereine  zu 
Würzburg.  Die  gröfste  Zahl  kostbarer  Schätze  hat  aber  Se.  Durch- 
laucht, Fürst  Georg  von  Schwarzburg- Rudolstadt  dem  germani- 
schen Museum  für  seine  Ausstellung  zugewiesen.  Es  ist  dies  eine 
Reihe  von  Prachtwaffen,  besonders  eingelegte  Gewehre  und  Pisto- 
len aus  dem  Zeughause  des  Schlosses  zu  Schwarzburg,  eine  An- 
zahl Limousiner  Emaillen,  Goldschmiedarbeiten,  Elfenbeinschnitz- 
werke, sowie  einige  sehr  interessante  Bronzegegenstände,  der  ger- 
manischen Periode  angehörig,  an  verschiedenen  Orten  des  Fürsten- 
thums  ausgegraben.  Se.  Durchlaucht  hat  aber  nicht  nur  die  Gnade 
gehabt,  solche  herrliche  Werke  zur  Ausstellung  zu  leihen,  sondern 
auch  vier  Schwerter  aus  der  Mitte  des  16.  Jhdts.  mit  zierlich  ge- 
gliederten Griffen  und  einen  Sattel,  mit  Sammt-  und  Seidenstoff 
überzogen  aus  derselben  Zeit,  dem  Museum  zum  Geschenke  ge- 
macht. 

In  dem  am  13.  d.  M.  zu  Berlin  erfolgten  Tode  des  k.  preufsi- 
schen  geh.  Regierungsraths  und  Universitätsprofessors  Dr.  Fried- 
rich von  Raumer,  des  Nestors  der  deutschen  Historiker,  hat  auch 
der  Gelehrtenausschufs  des  german.  Museums  den  Verlust  eines 
seiner  geehrtesten  Glieder  zu  beklagen. 

Im  Anschlüsse  an  die  in  Nr.  12  des  Jahrgangs  1872  des  An- 
zeigers gebrachten  Pflegschaftsveränderungen  haben  wir  folgende 
nachzutragen : 

Eine  neue  Pflegschaft  wurde  errichtet  in  Strafsburg.  Pfle- 
ger: Dr.  Aug.  Schricker,  Senats -Sekretär  der  Universität,  s. 
1.  Januar  d.  J.  Folgende  Pflegschaften  wurden  neu  besetzt:  Co- 
burg. Pfleger:  Moriz  Brand,  herzogl.  Rentkommissär,  s.  18. 
Mai  d.  J.  Düsseldorf.  Pfleger:  v.  Schaumburg,  Oberst  z. 
Disp.,   und  Grot  Johann,  Maler,    s.   1.  Juni  d.  J.    München. 


Pfleger:  Theod.  Ackermann,  Buchhändler,  u.  A.  Merzba- 
cher, Banquier,  s.  ].  Januar  d.  J.  Neuburg  a.  D.  Pfleger: 
Fr.  Xav.  Seidl,  Lehrer  a.  d.  k.  Gewerbschule,  s.  20.  April  d.  J. 
Oppenheim.  Pfleger:  P.  Steiner,  Realschuldirektor,  s.  G.Juni 
d.  J.  Pegnitz.  Pfleger:  Ferd.  Wöckel,  k.  Pfarrer,  s.  18. 
April  d.  J.  Rudolstadt.  Pfleger:  Dr.  B.  AnemüUer,  geh. 
Archivar  u.  Professor,  s.  1.  Juni  d.  J.  S c hönb er g  (Hessen).  Pfle- 
ger: Dr.  med.  Beruh.  Jos.  Kraufs  in  Bensheim,  s.  13.  Juni 
d.  J.  Stargard.  Pfleger:  Dr.  Herrn.  Ziemer,  Gymnasialleh- 
rer, s.  4.  Mai  d.  J.  Windsheim.  Pfleger  :  E.  Pohlmey,  k.  Stu- 
dienlehrer, s.  26.  Januar  d.  J. 

Seit  Veröfl'entlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Distriktsgeuieinden  :  Annweiler.  10  fl.  Bergzabern. 
10  fl.  Illertissen.  10  H.  Kastl.  10  fl.  Mallersdorf.  10  fl.  Parsberg. 
10  fl.    Zusmarshausen.  10  tl. 

Von  Vereinen  :  Reutlingen.  Verein  f.  Natur-  u.  Alterthums- 
kunde  10  fl. 

Von  Privaten:  Annaberg.  Georg  Schmidt,  1  fl.  10 kr.  Buch- 
holz.  Adler,  Commerzienrath,  (statt  früher  1  fl.  10  kr.)  1  fl.  45  kr. 
Büdingen.  Prinzefs  Adelheid  zu  Ysenburg  u.  Büdingen,  Durchl.,  2fl. ; 
Schwarz,  Lehrer,  1  fl. ;  M.  Wertheimer,  Kaufmann,  1  fl.  Cleve.  Frei- 
herr Adolph  v.  Wittgenstein,  Oberförster,  3  fl.  30  kr.  (nicht  1  fl. 
45  kr. ,  wie  irrthümlich  in  der  vor.  Nr.  des  Anzeigers  mitg^etheilt 
wurde).  Erlangen.  Stud.  phil.  Heinrich  Tillraann,  1  fl.  Göttingen. 
Ringe,  Gymnasiallehrer,  1  fl.  45  kr.  Lauf.  Einfalt,  Vikar,  30kr. ; 
Mehlis,  Studienlehrer,  1  fl.  Merseburg.  Fräulein  Antonie  Berger,  1  fl. 
45  kr.  Metz.  Löwenthal,  Kaufmann,  2  kr.  20  kr. ;  Pauli,  Landge- 
richtsrath,  1  fl.  45  kr. ;  Dr.  Vix,  Regierungs-  u.  Medizinalrath,  1  fl. 
45  kr.  Michelstadt.  Löwer,  Sekretär,  (statt  früher  1  fl.)  1  fl.  12kr. ; 
Marguth,  Pfarrverwalter,  1  fl.  Neuburg  a.  D.  Hans  Gronen,  k.  Pre- 
mierlieutenant, 1  fl.  45  kr.  ;  Dr.  Kugler,  k.  Assistenzarzt,  1  fl.  45  kr. ; 
Aug.  Prechter.  Buchhändler,  1  fl.  45  kr. ;  C.  Schilcher,  k.  Ingenieur, 
Ifl.  45  kr.  Flinken  (Ostpreulsen).  Freiherr  v.  Printz,  Ritterguts- 
besitzer, 1  fl.  45  kr.  Reutlingen.  Egmont  Fehleisen,  Buchhändler, 
2  fl.  ;  Carl  Pöppel,  Fabrikant,  2  fl.  Soest.  Rademacher,  Geriohts- 
rath,  1  fl.  45  kr. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 
Von  Privaten:  Auerbach.  Ernst  Meltzer,  Superintendent, 
35  kr.  Dresden.  Dr.  Otto  Meltzer  35  kr.  Frankenberg.  Theodor 
Gnanck,  Kaufmann,  1  fl.  45  kr. ;  Karl  Friedr.  Jeschke  35  kr.  ;  Mel- 
tzer, Bürgermeister,  35  kr. ;  Karl  Friedr.  Rüdiger  35  kr. ;  Gustav 
Schiebler,  Kaufmann,  1  fl.  45  kr.,  Clemens  Schieck,  Kaufmann,  1  fl. 
45  kr.  Landau.  Franck,  Subrektor,  Ifl.  Soest.  E.  Beltmann,  Ifl. 
45  kr. ;  von  der  Crone,  Pastor,  1  fl.  45  kr. ;  Dörrenberg,  Rathmann, 
Ifl.  45  kr.  ;  Fix,  Seminardirektor,  Ifl.  45kr. ;  Fritsch,  Landratb, 
Ifl.  45  kr. ;  Jordan,  Gymnasialdirektor,  Ifl.  45  kr. ;  Josephson,  Pa- 
stor, Ifl.  45kr. ;  Dr.  Legerlotz,  Prorektor,  Ifl.  45  kr. ;  Lentze, 
Rechtsanwalt,  1  fl.  45  kr.  ;  von  Michels,  Geh.  Justizrath,  Ifl.  45kr. ; 
W.  von  Koppen  Ifl.  45  kr.  ;  Schütte,  Rentner,  Ifl.  45  kr. ;  E.Vor- 
werck,  Oberlehrer,  1  fl.  45  kr. ;  Ziegler,  Buchhändler,  1  fl.  45  kr. 
Unsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu: 

I.  Für  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen. 

(Nr.  6900-6916.) 
Berlin.    Comite   für    die   Ausstellung   im  Zeughause: 


171 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


172 


261  Photographieen  aus  der  Ausstellung  älterer  kunstgewerblicher 
Gegenstände  im  k.  Zeugliause  im  Herbst  1872.  —  Dresden.  L.  Grü- 
ner, Direktor  des  k.  Kupferstiehkabinets  :  6  Kupferstiche  von  der 
Hand  des  Hrn.  Geschenkgebers.  —  Nürnberg.  Buhl,  Schneider- 
meister :  Ein  auf  Leinwand  gezogenes  histori  ches  Blatt  von  1673. 
Frau  Rösch,  Drechslers-Wittwe  :  Fayence.'^ciiiissel,  18. — 19.  Jhdt. 
Schmidel,  pens.  Feldwebel:  Kupfermedaille  auf  die  Beschwö- 
rung der  französ.  Verfassung  von  1790.  Zirk,  Kaufmann:  10 
Stck.  Abdrücke  von  Münzen  des  17.  u.  18.  Jhdts.  —  Regensburg. 
Ziegler,  k.  Bauamtsassessor:  Gypsabgul's  des  romanischen  Löwen- 
kopfes au  der  KirchenthUre  zu  Reichenbach.  Verzierter  Urnen- 
deckel, gefunden  zu  Regensburg.  Bruchstück  einer  Thonfliese  aus 
St.  Emmeran  in  Regensburg.  'S  römische  Kupfermünzen,  3  Thon- 
gefäise  u.  Bruchstück  eines  Glases,  gefunden  unter  dem  Fundament 
des  Gymnnsiums  zu  Regensburg.  Bruchstücke  römischer  Glas-  und 
Thongefälse ,  kleine  Urne  und  Löwenkopf  von  Thon,  gefunden  zu 
Regensburg.  Löwenmaske  von  Thon,  ebendaselbst  gefunden.  Ei- 
serne Votivfigur  aus  der  Kirche  zu  Penk.  —  Rudolstadt.  Se.  Durch- 
laucht Fürst  Georg  von  Schwarzburg  -  Rud  ol  Stadt : 
Schwarzbedruckte  Leinwandflagge  von  1741.  4  Schwerter  und 
Prunksattel  vom  16.  Jhdt.  2  Photographieen  nach  alterlhümlichen 
Trinkgefälsen,  im  Besitze  des  durchlaucht.  Herrn  Schenkers.  — 
Wien.  Graf  Crenneville,  k.  k.  Oberstkämmerer  :  Silbermedaille 
auf  die  Vermählung  des  Herzogs  Leopold  Maximilian  von  Bayern 
und  der  Erzherzogin  Gisela,  von  Tautenhayn. 

II.  Für  die  Bibliothek. 

(Nr.  29,959-30,956.) 

Aarau.  H.  R.  Sauerländer's  Verlagshndl.  :  Sutermeister, 
Kinder-  u.  Hausmärchen  aus  d.  Schweiz.  1873.  8.  —  Arnstadt.  Di- 
rektion des  Gymnasiums:  Uhlworm,  Arnstadt  im  zweiten 
Jahrzehent  des  16.  Jahrhunderts.  1873.  4.  —  Basel.  Direktion 
der  Gewerbeschule:  Becker,  d.  deutschen  Satznamen.   1873.  4. 

—  Berlin.  Dr.  J.  Friedländer,  Direktor  des  k.  Münzkabinets  : 
Ders.,  Geschichte  des  k.  Münzkabinets  zu  Berlin.  1873.  8.  Sonder- 
abdr.  C.  G.  Lüderitz 'sehe  Verlagsbuchh.  (C.  Habel) :  Pfleiderer, 
Theorie  des  Aberglaubens.  1873.  8.  Fraas,  d.  alten  Höhlenbewoh- 
ner. 1873.  8.  Naumann,  Deutschlands  musikalische  Heroen.  18'i3. 
8.  Rösch,  d.  Wesen  und  die  Geschichte  der  Sprache.  1873.  8. 
V.  Schulte,  über  Kirchenstrafen.  1872.  8.  Dr.  R.  Graf  Still- 
fried, k.  Oberceremonienmeister ,  Excel I.  :  Ders.,  zum  urkundli- 
chen Beweise  üb.  die  Abstammung  des  preuls.  Königshauses  von 
den  Grafen  von  Hohenzollern.  1873.  4.  Sonderabdr.  —  Branden- 
burg. Adolph  Müller,  Buchh. :  Wirth,  Jean  Paul  Friedr.  Richter 
als  Pädagoge.  2.  Aufl.  1872.  8.  —  Braunschwelg.  Friedr.  Vie- 
weg  U.Sohn,  Verlagsh.  :  Globus,  hg.  v.  Andree ;  Bnd.  21  u.  22. 
1872.  4.  Sonnenburg,  die  Heroen  der  deutschen  Literatur;  1.  Bd. 
1872.  8.  —  Brüssel.  Academie  royale  des  sciences,  des 
lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique:  Dies.,  memoires 
etc.  t.  XX.XIX.  1872.  4.  Memoires  couronnes  et  autres  memoi- 
res; t.  XXH.  1872.  8.  Bulletins  etc.  t.  XXXI  —  XXXIV.  1871  u. 
72.  8.  Annuaire  etc. ;  38.  et  39.  annee.  1872.  1873.  8.  Compte 
rendu  des  seances  de  la  commission  royale  d'histoire ;  3'"e  ser., 
t.  XII,  4.  5.  XIH.  XIV.  4nie  ser.  t.  I,  1.  1871-73.  8.  Centieme 
anniversaire  de  fondation  ;  1. 1.  II.  1872.  8.  Bormans ,  ouddietsche 
Fragmenten  van  den  Parthonopeus  van  Bloys.  1871.  8.  Praet, 
speghel  der  wijsheit  of  leeringhe  der  zalichede.  1872.  8.  A  d.  Que- 
telet,  secretaire  perpetuel  de  l'academie  royale:  Ders.,  tables  de 
mortalite  et  leur  develöppement.  1872.  4.  Ders.,  de  l'homme  cou- 
sidere  dans  le  Systeme  social  etc.  8.  —  Colmar.  v.  Cuny,  k.  Ap- 
pellrath  :  Revue  d'Alsace ;  II.  annee,  avril — juin.  1873.  8.  —  Cur. 
Conradin  von  Moor:  Ders.,  Geschichte  von  Currätien  ;  XHI. 
Heft.  1873.  8.—  Dillingen.  Kauf fmann,  gräfl.  Fugger'scher  Do- 
mäneninspektor :  Frick ,  Ulmisches  Münster.  4.  —  Dorpat.  Kais. 
Universität:  13  akademische  Gelegenheitsschriften.  1872  —  73. 
4.  8.  —  Epfenbach  (Baden).  E.  Michel,  Pfarrer:  Wilhelmi,  Is- 
land,   Ilvitramannaland,    Grönland   u.    Vinland.    Prospectus.  Hs.  4. 

—  Feil  (Rheinpfalz).  Wilh.  Reichhold,  Pfarrer:  Münch  v.  Bel- 
linghausen ,  Protocoll  der   Reichs-Friedens-Deputation  zu  Rastatt ; 


1  —  6.  Bnd.  1800.  4.  —  Freiburg  I.  Br.  Wagner'sche  Buchh.: 
Schinzinger,  d.  Reserve-Lazarelh  Schwetzingen  im  Kriege  1870  u. 
1871.  1873-  8.  —  Genf.  Ed.  Fick,  Buchdruckereibesitzer:  Com- 
plaincte  et  cantiques  de  l'eglise  fidele.  1551.  8.  —  Gotha.  Justus 
Perthes,  Verlagshudl. :  Gothaisches  genealogisches  Taschenbuch. 
1873.  16.  Almanach  de  Gotha.  1873.  IG.  Gothaisches  genealog. 
Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser.  1873.  16.  Gothaisches  genealog. 
Taschenbuch  der  freiherrl.  Häuser.  1873.  16.  v.  Spruner's  Hand- 
Atlas  f.  die  Geschichte  des  Mittelalters  u.  der  neuern  Zeit.  3.  Aufl. 
1.— 9.  Lief.  1871  —  73.  qu.  Imp.  2.  —  Hannover.  Schmorl  u. 
V.  See  fei  d,  Verlagshndl.:  Seinecke,  Lehrbuch  der  Geschichte  d. 
deutschen  National-Literatur ;  2.  Aufl.  1873.  8.  —  Kiel.  Schlesw.- 
Hol  st.-Lauenb.  Gesellschaft  f.  d.  Samml.  u.  Erhaltung 
vaterländischer  Alterthümer:  Dies.,  XXXIII.  Bericht:  vor- 
geschichtl.  Steindenkmäler  in  Schleswig  -  Holstein  ;  2.  Heft.  1873. 
4.  Dr.  K.  Weinhold,  Univers. -Professor :  Ders.,  die  deutsche 
geistige  Bewegung  vor  hundert  Jahren.  1873.  4.  —  Köln.  Histor. 
Verein  für  den  Nieder  r  li  ein  :  Ders.,  Annaleu  etc.;  25.  Heft. 
1873.8.—  Landsberg  a.  d.  W.  Fr.  Seh  äff  er  u.  Co.,  Buchh.:  En- 
gel, Geschichte  aus  der  niederen  Volksklasse.  1872.  8.  —  Lands- 
hdt.  Verein  f.  Förderung  der  Kunstindustrie  in  Nie- 
derbayern: Ders.,  der  Kunsthandwerker;  I.  Jhrg.  Nr.  1.  1873. 
8.  —  Leipzig.  Otto  Spam  er,  Verlagshndl.:  Engelmann,  Ge- 
schichte des  Handels  u.  Weltverkehrs;  3.  Aufl.  1873.  8.  Klencke, 
Alex.  v.  Humboldt's  Leben  u.  Wirken,  Reisen  u.  Wissen  ;  6.  Aufl. 
1870.  8.  Otto,  deutsche  Dichter-  u.  Wissensfürsten  im  18.  u.  19. 
Jahrh.  1873.  8.  Grosse  u.  Otto,  vor  fünfzig  Jahren.  1863.  8.  Mo- 
thes,  illustrirtes  Baulexikon;  3.  Aufl.  1.  Thir.-Lief.  1873.  8.  F.  C. 
W.  Vogel,  Verlagsh.:  Jonckbloet's  Geschichte  der  niederländi- 
schen Literatur;  2  Bndc.  1870,  u.  72.  8.  Otto  Wigand,  Ver- 
lagsh. :  Feuerbach ,  Anselm  Ritter  von  Feuerbach's  Leben  u.  Wir- 
ken; 2  Bnde.  1852.  8.  —  Linz.  Museum  Francisco-Caroli- 
num:  Dass. ,  31.  Bericht  etc.  nebst  Beiträge;  Lief.  26.  1873.  8. 
Dass.,  Urkundenbuch  etc.;  Bnd.  VI.  1872.  8.  Das  oberösterr.  Mu- 
seum Fraucisco-Carolinum.  1873.  8.  —  Lübeck.  Wilh.  Mantels, 
Professor,  u.  C.  J.  Milde:  Dies.,  der  Todtentanz  in  der  Marien- 
kirche zu  Lübeck.  1866.  qu.  2.  —  Mainz.  Dr.  K.  G.  Bocken- 
heimer, Bezirksgerichtsrath  :  Ders.,  die  Mainzer  Patrioten  in  den 
Jahren  1793—1798.  1873.  8.—  Mannheim.  Beck,  Oberhofgerichts- 
registrator:  Jongelinus,  notitia  abliatiarum  ordinis  Cistertiensis 
per  orbem  Universum;  X  libri.  1640.  2.  Heesius,  manipulus  re- 
rum  memorabilium  claustri  Hemraenrodensis.  1641.  2.  Henriquez, 
lilia  Cistercii.  I(i33.  2.  —  Marburg.  D  r.  Fried  r.  M  uns  ch  er,  Gym- 
nasialdirektor: Braun,  d.  Tage  v.  Canossa  unter  Heinrich  IV.  1873. 
4.  Progr.  —  München.  K.  Hof-  u.  Staatsbibliothek:  Catalo- 
gus  codicum  latinnrum  bibliothecae  regiae  Monacensis ;  tom.  I, 
p.m.  1873.  8. —  Nürnberg.  Carl  Kohl  er,  Historienmaler:  Ders., 
d.  Trachten  der  Völker;  7.  Lief.  1872.  8.  Friedr.  Korn'sche 
Buchhndl. :  Die  Volksschule  des  XIX.  Jahrh.  ;  7.  Lief  1873.  8. 
Maximilians-Heilungs- A  nstalt :  Dies.,  59.  Jahres -Bericht 
auf  d.  J.  1872.  1873.  4.  —  Prag.  Lese-  u.  Redehalle  der  deut- 
schen Studenten:  Dies.,  Jahres-Bericht,  1872 — 73.  1873.  8.  — 
Riga.  N.  Kymmel,  Verlagsh.:  v.  Bunge,  liv-,  est-  u.  curländ.  Ur- 
kundenbuch ;  VL  Bnd.,  7.  u.  8.  Heft.  1873.  4.  —  Seehausen  (Alt- 
mark). Dr.  Lud  w.  G  ö  tze,  Gymnasialoberlehrer:  Ders.,  urkundl. 
Geschichte  der  Stadt  Stendal;  11.  Lief.  1872.  8.  —  Strassburg. 
Moritz  Schauenburg,  Verlagsh.:  lUustrirte  Dorfzeitung;  8. 
u.  9.  Bnd.  1870  u.  71.  4.  —  Stuttgart.  J.  G.  Cotta'sche  Buchh.: 
Grimminoer,  Lug-in's-Land.  Gedichte  in  sehwäb.  Mundart.  1873. 
12.  —  Turin.  Guido  Cora:  Cosmos ;  vol.  I,  2.  1873.  8.  —  Vene- 
dig. Istituto  Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti:  Dass., 
meraorie  etc.;  vol.  XVI,  2.  4.  —  Wake  bei  Göttingen.  Friedr. 
Herrn.  Alb.  v.  W  angenh  eim  :  Ders.,  Regesten  u.  Urkunden  zur 
Geschichte  des  Geschlechts  Wangenheim  ;  II.  1872.  8.  —  Weimar. 
Geographisches  Institut:  Kiepert,  Gallia  u.  Britania.  4.  Kie- 
pert, d.  röm.  Donau-Provinzen,  Germania  u.  Sarmatia.  4.  —  Wer- 
nigerode. Dr.  Ed.  Jacobs,  gräfl.  Stolb.  Archivar  u.  Bibliothekar : 
Ders.,  früheste  Erwähnung  der  noch  bestehenden  Ortschaften  des 
Herzogth.  Magdeburg.  8.  —  Wien.  Se.  Majestät  Franz  Jo- 
seph I.,  Kaiser  v.  Oesterreich:  Leitner,  die  hervorragend- 
sten Kunstwerke   der  Schatzkammer   des  Österreich.  Kaiserhauses ; 


173 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


174 


Text.  1873.  Imp.  2.  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften : 
Dies.,  Sitzungsberichte  etc.;  Bnd.  70,  1.  —  3.  H.  u.  71,  1.  —  4.  H., 
nebst  Kefjister.    1872.    8.     Denlischril'ten   etc.;    phihis.-liistor.    Cl., 

21.  Bd.  1»72.  4.  Archiv  für  Österreich.  Geschichte  ;  ßd.  48,  1.  1872.  8. 
Fontes  rerum  Austriacarum;  2.  Abth.,  36.  Bnd.  1871.  8.    Almanach; 

22.  Jahrg.  1872.  8.  Fürstl.  S  ch  vvarz  en  b  erg'sch  es  Cen- 
tralarchiv:  Die  Archive  des  fürstl.  Hauses  Schwarzenberg  ä.  L. 
1873.  8.  Katalog  zur  Collectiv-Ausstelliing  der  Fürsten  Job.  Adolf 
u.  Adolf  Josef  zu  Schwarzenberg.  1873.  8.  K.  k.  geographi- 
sche Gesellschaft:  Dies.,  Mittheilungen  etc.;  XV.  (n.  F.  V.) 
Bnd.  1873.  8.  Dr.  Adalb.  Horawitz,  Ünivers.-Professor :  Ders., 
zur  Geschichte  der  Klosterwirthschaft;  I.  u.  II.  1872  u.  73.  8.  Son- 
derabdr.     Dr.  Franz  Kürschner:  Ders.,  die  Urkunden  Herzog 


Rudol's  IV.  von  Oesterreich.  1873.  8.  —   Wiirzburg.  A.  Stuber's 
Buohh. :  Kofsbach,  Geschichte  der  Gesellschaft ;  Th.  VI.  1873.  8. 

III.  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4322-4323.) 
Dillingen.  Kauffmann,  gräfl.  Fugger'scher Domäneninspektor: 
Aussage  des  Adam  LeinsaiitTI  von  Derndorf  vor  dem  Gerichte  zu 
Mindelheira  über  die  von  ihm  verübten  Verbrechen  und  Uebel- 
thaten.  lül.'j.  Akten.  —  Nürnberg.  C.  Zirk,  Kaufmann:  Papiere, 
welche  sich  auf  die  Begrälmilsfeierlichkeiten  der  Frau  Susanna 
Helena,  Wittwe  des  Wolf  Adam  Friedrich  Stromer  von  Reichen- 
bach, geb.  Lüfi'elholz  von  Colberg,  in  Nürnberg  beziehen.  1764. 
Akten. 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Sitzungsberichte  der  kaiserlichen  Akademie  der 
Wissenschaften.  Philosophisch-historische  Classe.  LXX.  Band. 
Heft  I— III.  Jahrg.  1872.  —  Jänner,  Februar,  März.     1872.     8. 

Beiträge  zur  Kenntnifs  der  Rom-Sprache.  II.  Von  Dr.  Friedr. 
Müller.  —  Ueber  das  mittelhochdeutsche  Buch  der  Härterer.  Von 
Josef  Haupt.  —  Beatus  Rhenanus.  Von  Ad.  Horawitz.  —  Der  Ordo 
iudiciarius  des  Codex  Bambergensis  P.  I.  11.  aufgefunden  und  zu- 
erst publicirt  durch  Dr.  Joh.  Friedr.  Ritter  von  Schulte. 

LXXI.  Band.  1. — 4.  Heft.  Bibliotheca  Patrum  Latinorum  Ita- 
lica.  Von  Aug.  Reifferscheid.  V. — IX.  Die  Bibliotheken  von  Ve- 
nedig, Florenz,  Neapel,  La  Cava  und  Monte  Cassino.  —  Eutropius 
und  Paulus  Diaoonus.  Von  Prof.  Dr.  W.  Harteh  —  Ueber  die  rö- 
mische Reichsstrafse  von  Virunum  nach  Ovilaba  und  über  die  Aus- 
grabungen in  Windisch-Garsten.  Von  Dr.  Frdr.  Kenner.  —  Ueber 
das  md.  Arzneibuch  des  Meisters  Bartholomaeus.    Von  Jos.  Haupt. 

—  Des  Beatus  Rhenanus  literarische  Thätigkeit  in  den  Jahren  1508 
— 31.  Von  Ad.  Horawitz.  —  Die  Wohnsitze  der  Kelten  auf  der 
pyrenäischen  Halbinsel.  Von  Hofrath  G.  Phillips.  —  Ueber  die 
Bruchstücke  eines  fränkischen  Gesprächbüchleins.  Von  Dr.  K. 
Weinhold.  —  Ueber  Entstehung  und  Bedeutung  der  Formel :  „Salva 
sedis  apostolicae  auctoritate"  in  den  päpstlichen  Privilegien  von 
Dr.  Frdr.  Thaner. 

Register  zu  den  Bänden  61  bis  70  der  Sitzungsberichte  der 
philos.-histor.  Classe  der  kais.  Akad.  d.  Wiss.     VII.     Wien,  1872. 

Archiv  für  österreichische  Geschieh te.  Herausgege- 
ben von  der  zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten 
Commission  der  kais.  Akad.  der  Wiss.  Achtundvierzigster  Band. 
Erste  Hälfte.     Wien,  1872.     8. 

Denkschriften  des  Fürsten  Kaunitz-Rittberg.     Von  Adolf  Beer. 

—  Das  Tagebuch  des  Grafen  Ferdinand  Bonaventura  von  Harrach 
während  seines  Aufenthaltes  am  spanischen  Hofe  in  den  Jahren 
1697  und  1698.  Nebst  zwei  geheimen  Instructionen.  Von  Dr.  A. 
Gaedeke. 

Fontes  rerum  Austriacarum.  Oesterreichische  Geschichts- 
quellen. Herausg.  von  der  histor.  Comm.  der  kais.  Akad.  d.  Wiss. 
in  Wien.  Zweite  Abtheilung.  Diplomataria  et  acta.  XXXVI.  Band. 
Sammlung  von  Urkunden  zur  Geschichte  der  ehemals  freisingischen 
Besitzungen  in  Oesterreich.  Hrsg.  von  J.  Zahn.  III.  Band.  Wien, 
1871.     8. 

Denkschriften  der  kais.  Akad.  d.  Wiss.  Philosophisch- 
historische Classe.     Einundzwanzigster  Band.     Wien,  1872.     4. 


Ueber  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eu- 
ropa's.  I.  Von  Dr.  Franz  Miklosich.  —  Die  Glosse  zum  Decret 
Gratians  von  ihren  Anfängen  bis  auf  die  jüngsten  Ausgaben.  Von 
Frdr.  v.  Schulte. 

Almanach  der  kais.  Akad.  d.  Wiss.  Zweiundzwanzigster  Jahr- 
gang.    1872.     Wien.     8. 

Heraldisch-genealogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
III.  Jahrg.     Nr.  5.     Wien,  Mai,  1873.     4. 

Ein  heraldisches  Musterblatt  vom  Jahre  1486,  mitgetheilt  von 
Friedr.  Heyer  von  Rosenfeld.  —  Erloschene  gräfliche  Familien  in 
Mähren.  —  Wappen  aus  dem  Saale  des  Schlosses  Dorfheim  beim 
Markte  Saalfelden  im  Mitter-Pinzgau.     (Gustav  Mayrhofer.) 

Einunddreifsigster  Bericht  über  das  Museum  Fran- 
cisco-Caroli  num.  Nebst  der  sechsundzwanzigsten  Lieferung 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  derEns.  Linz, 
1873.     8. 

Angelegenheiten  des  Museums.  —  Bemerkungen  über  die  mit- 
getheilten  Fundgegenstände  in  römischen  Gebäuden  zu  Windisch- 
garsten  bei  Spital  am  Pyhrn.  Von  Dr.  L.  Lindenschmit.  —  Ein 
Dokument  für  das  Vorkommen  der  Einmauerung  Lebendiger  in 
Oberösterreich,  mitgetheilt  von  Albin  Czerny.  —  Ein  Raubmord 
zu  Freizeil  im  Jahre  1659.  Von  Franz  Vanderbank.  —  Ein  Mis- 
sale mit  Miniaturen  in  der  Bibliothek  des  Chorherrenstiftes  St.  Flo- 
rian. 

Urkundenbuch  des  Landes  ob  der  Ens.  Herausgege- 
ben vom  Verwaltungs-Ausschufs  des  genannten  Museums.  Sechs- 
ter Band.     Wien,  1872.     8.     721  Stn. 

Das  oberösterreichische  Museum  Francisco-Caro- 
linum  in  Linz.     Linz,  1873.     8. 

Darstellung  der  Wirksamkeit,  Sammlungen  und  Publicationen 
während  der  40  Jahre  seines  Bestehens  (1833  —  73). 

Der  Verein  für  die  Geschichte  der  Provinz  Preu- 
fsen,  gegründet  im  Dezember  v.  J. ,  hat  seine  erste  öffentliche 
Sitzung  am  8.  April  in  Königsberg  abgehalten.  Direktor  Teppen 
hielt  einen  Vortrag  über  die  Geschichte  der  Stände  Preufsens, 
durch  welchen  die  Versammlung  unmittelbar  in  die  in  Aussicht 
genommene  Hauptarbeit  des  Vereins,  die  Herausgabe  der  Akten  der 
Ständetage,  eingeführt  wurde.  De-r  zweite  Vortrag,  von  Dr.  M. 
Perlbach  behandelte  die  erste  Eroberung  Samlands.  Die  weiteren 
Mittheilnngen  betrafen  geschäftliche  Angelegenheiten. 


175 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


176 


Der  Deutsche  Herold,  Zeitschrift  für  Heraldik,  Sphragi- 
Btik  und  Genealogie.  Organ  des  Vereins  für  Siegel-  und 
Wappenkunde  („Herold")  zu  Berlin.  IV.  Jahrg.  1873. 
Nr.  4.    4. 

Der  „Lilienhaspel"  und  dessen  Entstehung.  Mit  einer  artisti- 
schen Beilage.  (Tilesius  von  Tilenau.)  —  Zwei  preul'sische  Wap- 
penverleihungen   für  englische  Edelleute.     (J.  Graf  v.  Oeynhausen.) 

—  Mittheilungen  über  adeliche  Familien,  welche  in  der  freien 
Reichsstadt  Aachen  das  Bürgerrecht  hatten.  —  Bemerkungen  über 
gleichnamige  Geschlechter  Hoyningen  u.  Huene.  —  Von  Maltitz. 
(H.  V.  Goldegg.) 

Nr.  5.  Siegel  der  Abtei  Waltham  in  England.  (Tilesius  v.  Ti- 
lenau.) —  Der  heraldische  „Scbachroche".  (C.  Chi.  Frhr.  v.  Rei- 
tzenstein.)  — •  Eine  Helmstreitigkeit  zwischen  den  Herren  zu  Ha- 
nau und  den  Grafen  zu  Rieneck.  (Seyler.)  —  Wappen  der  Fami- 
lie von  Goeckingk.     (H.  v.  Goeckingk.) 

Monatshefte  für  Musik -Geschichte,  herausgegeben  von 
der  Gesellschaft  für  Musikforscbung.  V.  Jahrg.  1873. 
Nr.  4.     8. 

Drucke  von  Ottaviano  Petrucci  auf  der  Bibliothek  des  Lioeo 
filarmonico  in  Bologna.  Ein  bibliographischer  Beitrag  zu  Ant. 
Schmid's  Ottaviano  dei  Petrucci  (Wien,  1845)    von   Fr.  X.  Haberl. 

—  Die  Kirchenmelodien  Johann  Crüger's.     Von  Bode. 

Nordhausens  mittelalterliche  Kuns  t  denkmäler 
gez.  von  Eugen  Duval.  Im  Auftrage  der  Nordhäuser  Section 
des  Harz -Vereins  herausgegeben  von  Dr.  Theodor  Perschmann. 
Heft  II  mit  3  Steindrucktafeln.     Nordhausen,  1872.     8. 

Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Nieder- 
rhein, insbesondere  die  alte  Erzdiöcese  Köln.  Fünfundzwanzig- 
stes Heft.  Köln,  1873.  M.  Du  Mont-Schauberg'sche  Buchhand- 
lung.    8. 

Die  Kunstgilde  der  Töpfer  in  der  abteilichen  Stadt  Siegburg 
und  ihre  Fabricate.  Von  J.  B.  Dornbusch.  —  Der  Reichsvicekanz- 
ler Dr.  Matthias  Held.  Von  Dr.  Ennen.  —  Die  sogenannten  Per- 
sonate in  einigen  Pfarrkirchen  am  Niederrhein.     Von  Dr.  Mooren. 

—  Schlofs  Bensberg.  Von  Dr.  Harlefs.  —  Der  Meister  des  Schrei- 
nes am  Hauptaltare  in  der  Pfarrkirche  zu  Kempen.  Von  Dr.  H. 
Keufsen.  —  Die  Kreuzigung  Petri,  von  P.  P.  Rubens,  in  der  Kir- 
che St.  Peter  zu  Köln.  Von  Dr.  Ennen.  —  VVeisthum  des  Dorfes 
Heerdt.     Von  C.  F.  Strauven.    —    Weisthümer    von  Richard  Pick. 

—  Die  Wurzeln  „snu"  und  „lag"  in  deutschen  Flufs-  und  Orts- 
namen.    Von  Dr.  Mieck. 

Organ  für  christliche  Kunst,  hrsg.  u.  redigirt  von  J. 
van  Endert  in  Köln.  Organ  des  christlichen  Kunstvereins 
für  Deutschland.     Nr.  9.  10.  —  Köln,  1873.  —  XXIII.  Jahrg.  4. 

Die  Darstellung  des  Bösen  in  der  mittelalterlichen  Kunst.  — 
Zwei  dreigewölbige  Bauten  in  Worms.  —  Antiquitätenfunde.  — 
Aelteste  Darstellungen  der  heiligen  Jungfrau.  —  Walafridi  Strabi 
(t  849)  picturae  historiarum  novi  testamenti. 

.jj|.j,  L'investigateur.    Journal   de   la  Societe   des   Etudes 
^ii,&^<yr4gjUji5.3j,|—  ancien  Institut  Ilistorique  — .     Trente-neuvieme 
^|y3^,^,n.^jiY|iT?,i9,qps  de, Ja?Lvi?.i^.et  Fevrier  1873.     Paris,  1873.     8. 
hhi-^PMJi^^W  idiea,gran(fe,,4nvent:e(^rs  4ap?  les  sciences,   les  arts 

ly  .,^n,j:)^uair,e|de^/l'A,c^de«i;ie  Boyale  dßa  Sioienc^'Sl,  de-s 
^e.pj\.ifjfa.jif[t  4|?,p,.[^je.au.^,-a.rt?.;,d,ft  Relgjque.  ,,-1872  .et  1873. 
Trente-huitiepji^i^tiffjeHili^-i^fflvi^fggiAjin^Ci.  Briw^He«,  Ü8.72.  1873^  '8. 


Bulletin  de  l'Aeademie  ....  de  Belgique.  40°'e  Annee, 
2me  Ser.,  T.  XXXI.     1871.     Bruxelles,  1871.     8. 

Episodes  des  relations  exterieures  de  la  Flandre :  Guillaume 
De  Deken,  le  bourgeois  negociateur;  notice  par  M.  Varenbergh. — 
Ce  qua  l'on  appelait  en  Brabant  les  Treves  du  comte  (Treugae  co- 
mitis),  et,  ä  ce  propros,  de  la  Paix  instituee  par  l'eveque  de  Liege 
Henri  ler,  notice  par  Alph.  Wauters. 

T.  XXXII.  La  sauveraineto  hereditaire  du  prince  d'Orange 
dans  les  provinces  de  Hollande ,  de  Zelande  et  d'Utrecht  (1580), 
par  M.  le  baron  Kervyn  de  Lettenhove.  —  Nouveaux  documenta 
pour  la  tradition  iconographique  des  Neuf  Preux,  notice  par  M. 
fi.  Fetis. 

T.  XXXIII.  Jeanne  la  Folie  et  Charles  Quint  (2™e  partie),  par 
M.  Gachard.  —  Voyage  de  Paul  ler  en  Belgique,  en  1782,  notice 
par  M.  Gachard.  —  Une  lettre  de  Symier  au  duc  d'Anjou,  par  M. 
le  baron  Kervyn  de  Lettenhove. 

T.  XXXIV.  Un  voyage  au  treizieme  siecle,  notice  par  M.  Va- 
renbergh. —  Messire  Henri  Kerens,  eveque  de  Ruremonde,  note 
par  M.  Wauters.  —  Marie  Stuart  d'apres  les  doouments  conserves 
au  chäteau  d'Hatfield,  par  M.  le  baron  Kervyn  de  Lettenhove.  — 
Declaration  de  la  reine  Elisabeth  contre  le  prince  d'Orange  et  ses 
adherents  (1575),  par  le  meme. 

Compte  rendu  des  seances  de  la  commission  royale  d'his- 
toire,  ou  recueil  de  ses  buUetins.  Troisieme  Serie.  Tome  dou- 
zieme.     IVme  et  Vme  Bulletins.     Bruxelles,  1871.     8. 

Notice  sur  un  cartulaire  de  la  tresorerie  des  comtes  de  Hai- 
naut.     Par  M.  Leop.  Devillers. 

T.  treizieme.  Analectes  historiques,  17ine  et  derniere  Serie. 
Par  M.  Gachard.  —  Comptes  de  l'expedition  d'Edouard  ler  en 
Flandre.  Par  M.  le  baron  Kervyn  de  Lettenhove.  —  Inventaire 
des  joyaux,  ornements  d'eglise,  vaisselle,  tapisseries ,  livres,ta- 
bleaux,  etc.,  de  Charles-Quint,  dresse  ä  Bruxelles  au  mois  de  mal 
1536.  Par  M.  Michelant.  —  Les  Seigneuries  et  les  Seigneurs  en 
Brabant  au  dix-huitieme  siecle.     Par  M.  Gachard. 

T.  quatorzieme.  Lettres  de  Joseph  II.  sur  les  troubles  des 
Pays-Bas  en  1787  et  la  rcivolution  de  1789.  Par  M.  Gachard.  — 
Notice  des  cartulaires  de  la  collegiale  de  Saint -Denis,  ä  Liege. 
Par  M.  Stanislas  Bormans.  —  Inventaire  des  bagnes,  ornements 
d'eglise,  pierres,  vaiselles,  tapisseries,  livres,  etc.,  de  Philippe  II, 
fait  a,  Bruxelles  au  mois  de  mars  1589.  Par  M.  Michelant.  — 
Analyse  des  documents  relatifs  au  projet  de  mariage  d'Elisabeth  et 
du  duc  d'Alengon,  qui  sont  conserves  au  chäteau  d'Hatfield.  Par 
M.  le  baron  Kervyn  de  Lettenhove.  —  La  vente  publique,  ä  Bru- 
xelles, du  mobilier  de  la  cour  et  des  eglises  et  eouvents  en  1580 
et  1581.  Par  M.  L.  Galesloot.  —  Notice  d'un  cartulaire  du  clerge 
secondaire  de  Liege.     Par  M.  Stanislas  Bormans. 

Quatriemc  Serie.  T.  premier.  I^r  Bulletin.  Notice  des  raa- 
nuscrits  concernant  l'histoire  de  la  Belgique  qui  existent  ä  la  Bi- 
bliotheque  royale,  ä  Berlin.  Par  M.  Gachard.  —  Recueil  de  let- 
tres de  Viglius  ä  ses  amis,  de  janvier  1576  ä  avril  1577.  Par  M. 
le  baron  Kervyn  de  Lettenhove. 

Meraoires  couronnes  et  autres  memoires,  publies  par 
l'Akademie  ....  de  Belgique.  CoUection  in -8.  —  Tome  XXII, 
Bruxelles,  Avril  1872. 

Het  geslacht  der  Artevelden  in  te  veertiende  eeuw  en  de  Na- 
-Ifetensobajl  van  Philip  Van  Artevelde;  door  Frans  De  Potter.  — 
L'art  dans- la  societe  .btiidanal'etat;  par  ^fedouard  P'etis. 


177 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


178 


Academie  etc.  Centieme  Anniversaire  de  Fondation 
(1772—1872).     Tome  premier  et  second.     Bnixelles,  1872.     8. 

Ouddietsche  Fragmenten  van  den  Parthonopeus 
van  Bloys,  grootendeels  bijeenverzameld  door  wijlen  profcssor 
Ferdinandus  Deycks ,  en  verder  in  orde  geschikt  en  kritisch  uit- 
gegeven  op  last  van  de  k.  Akademie  van  Belgie,  door  J.-H.  Bor- 
mans.     Brüssel,  1871.     8.     XXXIV  u.  420  Stn. 


Speghel  der  wij  sheit  of  leeringhe  derzalichede,  van  Jan 
Praet,  westvlaemscben  dichter  van  't  einde  der  Xllle  eeuw,  voor 
de  eerste  mael  uitgegeven  van  wege  de  k.  Akademie  van  Belgie, 
door  J.-H.  Bormans.     Brüssel.  1872.     8.     XV  u.  208  Stn. 

Memoires  derAkademieetc.    T.XXIX.     Bruxelles,  1872.    4. 

Memoire  historique  et  statistique  sur  les  Quatre  Metiers  et 
les  iles  occidentales  de  la  Zelande ;  par  M.  J.-J.  De  Smet. 


Nachrichten. 


Literatur. 


Neu  erschienene  Werke. 
17)  Die  Reichsstadt  Kaufbeuren  und  die  baierische 
Restaurationspolitik.  Ein  Beitrag  zur  Vorgeschichte 
des  dreifsigjährigen  Krieges  von  Felix  Stieve.  München, 
1870.  M.  Rieger'sche  Universitätsbuchhandlung  (Gustav 
Himmer).     102  Stn.     8. 

Ein  kleines,  aber  gehaltvolles  und  lehrreiches  Buch!  Die 
grofse  Bewegung  einer  ganzen  Zeit  spiegelt  sich  in  dem  Leben 
einer  kleinen  Stadt  ab  und  gewinnt  aus  den  scheinbar  unbedeu- 
tenden Vorgängen  in  derselben  mannigfache  Aufhellung.  Wir 
werden  zugleich  belehrt,  wie  ein  neuer  Gedanke,  oft  mit  ent- 
scheidendem Uebergewicht  durchgeführt  und  eben  so  oft  wieder 
zurückgedrängt  und  unterdrückt,  nach  mühsamen  Umwegen 
und  Wechselfällen  endlich  doch  zu  dauernder  Verwirklichung  ge- 
langt. 

In  Kaufbeuren  wurde  im  Jahre  1524  der  erste  thatkräftige 
Versuch  zur  Einführung  der  kirchlichen  Reformation  unternom- 
men. Er  scheiterte  indel's  bald ;  denn  da  gleichzeitig  auch  der 
Aufruhr  der  schwäbischen  Landleute  ausgebrochen  war,  den  man 
sich  mit  der  Wirksamkeit  der  religiösen  Neuerer  in  enger  Verbin- 
dung dachte,  so  benützten  dies  die  Gegner  zur  Verdächtigung. 
Die  Bewegung  wurde  daher  auf  Befehl  des  schwäbischen  Bundes 
strenge  unterdrückt,  und  in  den  folgenden  achtzehn  Jahren  be- 
hauptete in  Kaufbeuren  die  katholische  Kirche  ihre  frühere  Herr- 
schaft. 

Im  Jahre  1543  traten  plötzlich  unter  der  Mehrheit  der  gerin- 
geren Bürger  entschieden  feindselige  Gesinnungen  gegen  dieselbe 
hervor.  Sie  mochten  durch  die  religiösen  Zusammenkünfte,  welche 
damals  im  Sinne  Kaspar  Schwenkfelds,  des  schlesischen  Mysti- 
kers, durch  ganz  Schwaben  hin  veranstaltet  wurden  und  auch  in 
Kaufbeuren  Eingang  fanden,  angeregt  worden  sein.  Die  ersten 
Mafsnahmen  des  Rathes  im  reformatorischen  Sinne  trugen  wenig- 
stens ganz  das  Gepräge  derselben.  Dieser  Umstand  beschäftigte 
bald  die  öffentliche  Meinung  und  erregte  insbesondere  die  Auf- 
merksamkeit der  protestantischen  Stände,  denen  die  angeblichen 
Schwärmereien  eines  Schwenkfeld  wie  die  Wiedertäuferei  ebenso 
verhafst  waren ,  als  die  Einrichtungen  der  römischen  Kirche.  Sie 
"sorgten  dafür,  dafs  im  Jahre  1546  der  evangelischen  Gemeinde  von 
Kaufbeuren  in  der  Person  des  Thomas  Kirchmair  (Naogeorgus)  ein 
regelrechter  Prediger  vorgesetzt  wurde.  Seine  Wirksamkeit  sollte 
indessen  nicht  von  langer  Dauer   sein.     Gerade   um  diese  Zeit  er- 


focht der  Kaiser  seine  Siege  über  den  schmalkaldischen  Bund. 
Das  Interim  wurde  erlassen,  und  in  Folge  dessen  der  Protestantis- 
mus in  Kaufbeuren  zum  zweiten  Male  unterdrückt. 

Aber  auch  dieser  Rückschlag  hatte  keinen  Bestand.  Kaum 
dafs  die  kaiserliche  Uebermaoht  durch  den  Passauer  Vertrag 
und  die  darauf  folgenden  Ereignisse  ihre  Endschaft  erreicht 
hatte,  so  wurden  die  katholischen  Mitglieder  aus  der  städtischen 
Verwaltung  wieder  entfernt  und  durch  Männer  von  entschieden 
protestantischer  Gesinnung  ersetzt.  Dies  geschah  im  Jahre  1554. 
Der  neue  Rath,  durch  die  bisherigen  Erfahrungen  gewitzigt,  gieng 
übrigens  mit  grofser  Vorsicht  zu  Werke.  Er  liefs  sich  nur  Schritt 
für  Schritt,  und  nur  wenn  die  öffentliche  Meinung  unaufhaltsam 
dazu  drängte,  zur  Einführung  der  einzelnen  protestantischen  Ein- 
richtungen bewegen.  Dieser  langsame  Prozels  vollzog  sich  bis  zum 
Jahre  1584.  Damals  war  die  Zahl  der  Katholiken  bis  auf  ein 
Zehntel  der  gesammten  Bevölkerung  herabgesunken. 

Gleichwohl  hatte  auch  damit  der  Streit  seine  Endschaft  noch 
keineswegs  erreicht.  Er  entzündete  sich  theils  an  dem  Kalender- 
streite, der  in  dem  kleinen  Gemeinwesen  eine  lange  Verwirrung 
anrichtete,  theils  an  der  Frage  über  Benützung  der  Kirchen.  Den 
von  aufsen  her  aufgestachelten  Katholiken  gelang  es,  ihre  Ange- 
legenheit vor  den  Kaiser  Rudolf  II.  zu  bringen,  und  eine  von  die- 
sem eingesetzte  Commission  entschied,  nach  lange  hin  und  herge- 
zogenen Verhandlungen,  kurz  vor  dem  Ausbruche  des  dreifsigjäh- 
rigen Krieges  im  Wesentlichen  zu  ihren  Gunsten.  Was  diesen  an 
sich  unerquicklichen  Händeln  eine  besondere  Bedeutung  verlieh, 
war  der  Umstand,  dafs  die  bayerischen  Herzoge  Wilhelm  und  sein 
Sohn  Maximilian  I.  ihre  Hand  dabei  fortwährend  im  Spiele  hatten. 

Damit  endigt  die  Erzählung  der  Schrift.  Sie  deutet  nur  noch 
an,  dals  im  Jahre  1627  der  Protestantismus  mit  rüclcsichtsloser 
Gewaltsamkeit  vollständig  unterdrückt,  während  des  dreifsigjähri- 
gen Krieges  aber  von  der  schwedischen  Besatzung  regelmälsig  wie- 
derhergestellt, und  von  der  kaiserlichen  eben  so  oft  aufs  neue  be- 
seitigt wurde  bis  der  westfälische  Friede  die  Zustände  vor  1624 
zurückführte.  Aber  auch  nach  diesem  Abschlüsse  dauerten  die 
Reibungen  zwischen  den  beiden  kirchlichen  Parteien  noch  lange 
Zeit  fort. 

Die  Darstellung  ist  unparteiisch,  klar  und  übersichtlich.  An 
einzelnen  Stellen  hätten  wir  ausführlichere  Mittheilungen  aus  Ak- 
ten und  Urkunden  gewünscht.  A.  F. 

18)  Malerische     Ansichten     aus    Nürnberg.      Original- 
radirungen   von  L.  Ritter.     Mit   erläuternden   Beraerkun- 


179 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


180 


gen  von  R.  Bergau.     I.— III.  Lief.    Nürnberg.     1871-1873. 
S.  Soldan's  Hof-Buch-  und  Musikalienhandlung.     2. 

Seit  den  ersten  bildlichen  Darstellungen  der  Stadt  Nürnberg 
aus  dem  15.  Jahrhundert  hat  dieselbe  im  Ganzen  wie  in  ihren 
Einzelheiten  unzählige  Male  einen  Stoff  künstlerischer  Behandlung 
abgegeben.  C.  G.  Müller  in  seinem  Verzeichnil's  von  nürnbergi- 
schen topographisch -historischen  Kupferstichen  und  Holzschnitten 
zählt  bis  zum  Jahre  1801  mehr  als  2000  in  diesen  Bereich  fallen- 
der Blätter  auf.  Wie  viel  ist  seitdem  noch  geliefert  worden ! 
Alles  Frühere  charakterisiert  sich  durch  eine  auffallende  Nüchtern- 
heit der  Auffassung,  für  die  wir  keineswegs  durch  Genauigkeit  der 
Darstellung  entschädigt  werden.  Man  sieht  deutlich,  wie  es  den 
früheren  Darstellern  weniger  um  den  Gegenstand  an  und  für  sich, 
als  um  dessen  Beziehungen  zur  Stadt  oder  deren  Bewohnerschaft 
zu  thun  gewesen,  und  wie  ihnen  oft  wenig  mehr  als  ein  Hinweis 
auf  seinen  Zweck,  seine  Geschichte  u.  s.  w.  genügte.  Die  oben 
genannten  malerischen  Ansichten  gehen  von  entgegengesetztem 
Prinzipe  aus.  Sie  fassen  das  bestimmte  Motiv  ausschliefslich  in 
seiner  augenblicklichen  Erscheinung  auf  und  geben,  indem  sie  sich 
aufs  innigste  dessen  EigenthUmlichkeiten  anschmiegen,  nicht  nur 
einen  wahrhaft  historischen  Abdruck,  sondern  auch,  was  sie  zu- 
nächst bezwecken,  ein  echt  poetisches  Bild,  dem  eine  vollendete 
Meisterschaft  der  Ausführung  den  letzten  Werth  verleiht.  Diese 
Ansichten  übertreffen  somit  Alles,  was  auf  diesem  Gebiete  ihnen 
vorausgegangen ;  als  Radierungen  stehen  sie  dem  Besten  an  der 
Seite,  was  die  Neuzeit  geliefert.  Zu  den  schönsten  Blättern  gehö- 
ren die  Aussicht  vom  Burgzvi'inger,  die  Ansicht  des  Einflusses  der 
Pegnitz  durch  die  Stadtmauer,  der  sogen.  Kaiserhof,  Ansicht  der 
Westseite  der  Stadt,  der  schöne  Brunnen,  der  Prunksaal  im  Rupp- 
recht'schen  Hause  u.  s.  w.  Der  Text  gibt  in  gedrungenster  Kürze 
die  nöthigen  Anhaltspunkte  zur  Erklärung.  v.  E. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Die  Gartenlaube:  Nr.  23.  Die  Zeidler  im  Nürnberger  Reichs- 
wald.    (V.  J.  M.  Lotter.) 

Im  neuen  Reich:  Nr.  24.  Die  Papstwahl  von  1159  und  ihre 
Folgen.     (W.  Lang.) 

Preufs.  Jahrbücher:  April,  S.  431.  Die  Sage  von  der  Bestat- 
tung Karl'a  des  Gr.     (Theodor  Lindner.) 

Korrespondent  v.  u.  f.  D. :  Nr.  303  ff.  Schlols  Runkelstein  bei 
Bozen. 

Mittheilungen  des  k.  k.  Oesterr.  Museums  f.  Kunst  und 
Industrie:  Nr.  93.  Ausstellung  einer  Anzahl  Druckwerke, 
darstellend  die  Entwicklung  der  älteren  Buchdruckerkunst  in 
Mähren.     Zusammengest.  von  Dr.  B.  Dudik. 

Illustr.  deutsche  Monatshefte:  Mai,  S.  151.  Geschichte 
des  Kupfers.  Von  Jakob  Nöggerath.  —  Juni,  S.  280.  Ursprung 
des  deutschen  Volksaberglaubens,  besonders  in  Bezug  aufpflan- 
zen.    (M.  J.  Schieiden.) 

Revue  des  deux  mondes:  15.  Mai,  S.  436.  Les  origines  du 
regime  feodal.     (Fustel  de  Coulanges.) 

Sonntagsblatt  (v.  Fr.  Duncker) :  Nr.  16.  Die  Tafelrunden  des 
Mittelalters.     (C.  Müller-Fürstenwalde.) 

(Grazer)  Tagespost:  Nr.  123  (Mgbl.).     Das   älteste   Metallfab- 


rikat Steierraarks  (vorröm.)  in  der  Weltausstellung.  {Dr.  Frdr. 
Pichler.) 

Wochenblatt  d.  Joh.-Or d.-Balley  B rdbg. :  Nr.  23.  DieStädte 
Königsberg  und  Bahn  im  Streite  mit  Johannitern.  (Oskar 
Schwebel.)  —  Nr.  24  f.  Die  deutschen  Kaiser  in  der  Volks- 
sage. (Ders.)  —  Zur  Geschichte  der  Johanniter -Commende 
Lietzen.     (Ders.) 

Allgem.  Zeitung:  Beil.  Nr.  157.  Pfingsten  in  Gunzele.  (Johs. 
Schrott.) 

Frank.  Zeitung:  Sonnt.-Beig.,  Nr.  20.  Von  der  Altmühl :  Die 
Fossa  Carolina  oder  der  Karlsgraben. 


Vermischte  Nachrichten. 

42)  Zum  ,.ersten  kunstwissenschaftlichen  Congrefs 
in  Wien"  ladet  ein  Coniite,  dessen  Vorsitzender  Hr.  R.  Eitel- 
berger  v.  Edelberg  ist,  durch  gedrucktes  Schreiben  ein.  Der  Con- 
grefs findet  in  den  Tagen  vom  1.  bis  3.  September  im  k.  k.  öster- 
reichischen Museum  zu  Wien,  Stubenring  Nr.  5,  statt  und  wird 
sich  mit  der  Erörterung  nachstehend  bezeichneter  kunstwissen- 
schaftlicher Gegenstände  beschäftigen:  Die  Anforderungen  der 
Kunstwissenschaft  an  die  Anordnung,  Katalogisierung  und  Ver- 
waltung der  Museen ;  die  Conservierung  von  Kunstwerken  (Ge- 
mälden, öffentlichen  Denkmälern,  kirchlichen  Miniaturen,  Hand- 
zeichnungen u.  s.  w.) ;  der  kunstgeschichtliche  Unterricht  an  Hoch- 
und  Mittelschulen;  Gründung  eines  Repertoriums  der  Kunstwissen- 
schaft und  Anlage  eines  kunstgeschichtlichen  Regestenwerkes ;  Re- 
productionen  von  Kunstwerken  und  deren  Verbreitung  im  Interesse 
der  Museen  und  des  Kunstunterrichtes.  Anträge,  die  zu  einer 
Discussion  Anlafs  zu  geben  sich  eignen,  sind  bis  1.  August  einzu- 
reichen. Das  Comite  macht  gleichzeitig  bekannt,  dafs  aufser  der 
den  Werken  alter  Kunst  und  Kunstindustrie  gewidmeten  Gruppe 
der  Weltausstellung  auch  noch  eine  besondere  Ausstellung  alter 
Bilder  aus  dem  Wiener  Privatbesitz  während  der  Monate  August 
und  September  d.  J.  im  k.  k.  österreichischen  Museum  stattfin- 
den wird. 

43)  In  den  Tagen  vom  8.— 14.  Mai  wurde  eine  Sammlung 
seltner  Hand-  und  Druckschriften  aus  der  Verlassenschaft 
des  Justizraths  Barnheim  in  Insterburg  in  Berlin  versteigert. 
Der  Verewigte  hatte  im  Laufe  von  fast  50  Jahren  Gelegenheit, 
zum  Theil  aus  aufgelösten  Klosterbibliotheken,  wie  der  von  Oliva 
bei  Danzig,  St.  Petri  in  Erfurt  u.  s.  w. ,  manche  Kostbarkeit  zu 
erwerben,  und  so  ist  es  erklärlich,  dals  Pergament -Manuscripte 
bis  zu  151  Thalern  bezahlt  wurden.  Dieselben  waren  allerdings 
mit  in  schönster  Farbenpracht  prangenden  Initialen,  Miniaturen 
und  Randverzierungen  versehen.  Von  Manuscripten  auf  Papier 
kam  Jacobus  de  Theramo's  Belial  von  1448  auf  101  Thaler  und 
alte  Mainzer  Drucke  —  J.  Guttenberg  ante  1460  —  wurden  bis 
151  Thaler  bezahlt  und  aufserdem  mit  sehr  guten  Preisen  Nürn- 
berger aus  der  Officin  von  Regiomontanus  und  Römische  aus  der 
von  Conr.  Sweynheim  und  Arn.  Pornartz.  Der  Gesammtertrag  der 
Versteigerung  stieg  über  5000  Thlr.  (Dzgr.  Ztg.) 

44)  Bei  einer  unlängst  in  England  stattgefundenen  Verstei- 
gerung von  seltenen  alten  Büchern  und  Manuscripten 
kam  ein  Exemplar  der  ersten  gedruckten  lateinischen  Bibel  (Moguu- 
tiae,   per  Fust  et  Schötfer)  mit  einem  Datum,   auf  Pergament  ge- 


181 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


182 


druckt,  aus  der  La  Valliere-Bibliothek  unter  den  Hammer,  die  mit 
780  Pfd.  St.  bezahlt  wurde.  „Bible  historiee",  ein  prächtiges  Ma- 
nuscript  auf  Pergament,  mit  130  Miniaturbildern,  2  Bände,  erzielte 
490  Pfd.  St. ;  „Biblia  Germanica",  die  erste  Ausgabe  der  deutschen 
Bibel,  80  Pfd.  St.;  eine  von  Milles  Corerdale  in  1535  übersetzte 
Bibel,  die  erste  Ausgabe  der  heil.  Schrift  in  englischer  Sprache, 
400  Pfd.  St.  Die  von  Thomas  Matthew  1537  übersetzte  Bibel,  ein 
äufserst  rares  Werk,  aus  welchem  jedoch  zwei  Blätter  fehlen, 
190  Pfd.  St.;  eine  zweibändige  lateinische  Bibel  (Venetiis ,  per  J. 
Jenson,  1476),  auf  Pergament  gedruckt,  ein  prachtvolles  Buch, 
299  Pfd.  St.,  u.  s.  w.  _  (Frk.  Kur.,  Nr.  285.) 

45)  Bei  dem  vor  ein  paar  Monaten  in  Joachimsthal  (Böh- 
men) stattgefundenen  Brande  sind  auch  die  herrlichen  Kirchen- 
gemälde von  Lucas  Cranach  und  Albrecht  Dürer  ver- 
nichtet, ferner  die  prächtigen  Holzschnitzereien,  die  in  ihrer 
Vollendung  an  die  Kunstwerke  eines  Veit  Stofs  erinnerten.  Ueber- 
dies  hatte  die  Kirche  einen  bedeutenden  Reichthum  an  kostbaren 
Gefäfsen  etc.,  die  sämmtlich  zu  Grunde  gegangen  sind. 

(Dr.  Kunstztg.,  Nr.  16,  20.  Apr.) 

46)  Jeder  Besucher  Bambergs  erinnert  sich  der  imposanten 
Gebäude  des  ehemaligen  Benediktinerklosters  Michaelsberg,  welche 
auf  einem  vorspringenden  Hügel  Stadt  und  Umgegend  beherrschen. 
In  ihnen  befindet  sich  das  Bürger-Hospital,  und  in  einigen  nicht 
sonderlich  geeigneten  Zimmern  desselben  war  bis  vor  Kurzem 
die  städtische  Bildersammlung  aufgestellt.  Als  nun  vor  einiger 
Zeit  ein  getrennter  Flügel,  der  s.  g.  Kanzleibau,  frei  geworden, 
wurde  er  sofort  zur  Aufnahme  der  städtischen  Kunstsamm- 
lungen bestimmt.  Der  derzeitige  Bürgermeister  Dr.  Schneider 
fand  in  dem  Hofmaler  Hauser  den  richtigen  Mann  zum  Konserva- 
tor, und  so  ist  jetzt  ein  städtisches  Museum  geschaffen  worden, 
auf  das  die  Bamberger  mit  voller  Befriedigung  blicken  können. 
Die  städtischen  Kunstsammlungen  entstanden  zunächst  durch  die 
Schenkung  der  Galerie  des  Domvikars  Hämmerlein,  welcher  die  für 
Sammler  so  günstige  Zeit  kurz  nach  der  Säkularisation  zum  billi- 
gen Erwerbe  manches  werthvoUen  Bildes  zu  benutzen  verstanden 
hatte  ;  mit  ihr  wurden  dann  die  früher  schon  testierten  Bilder  der 
Geistlichen  Betz  und  Schellenberger  vereinigt.  Vor  einigen  Jah- 
ren erwarb  die  Stadt  auch  die  Sammlung  des  Inspektors  Heunisch, 
und  in  der  letzten  Zeit  erhielt  sie  noch  vom  Staate  eine  Reihe 
werthvoller  Bilder  aus  der  Schleifsheimer  Galerie  zur  Aufstellung 
überlassen.  Demnächst  wird  auch  die  bekannte  grofse  Kupfer- 
stich- und  Holzschnittsammlung  des  verstorbenen  Kunstschriftstel- 
lers Joseph  Heller,  welche  ebenfalls  Eigenthum  der  Stadt  ist  und 
zur  Zeit  noch  in  der  öffentlichen  Bibliothek  sich  befindet,  hier  zur 
Aufstellung  kommen.  Die  Gemälde  selbst  sind  jetzt,  streng  histo- 
risch geordnet,  in  12  Zimmern  und  einem  Saal  aufgehängt;  in  ei- 
nem zweiten  Saale  werden  Gegenstände  des  Kunstgewerbes  aufbe- 
wahrt. Am  zahlreichsten  vertreten  sind  die  deutschen  und  die 
niederländischen  Schulen,  weniger  die  italienischen,  französischen 
und  spanischen.  Unter  den  Werken  der  Kleinkunst  ist  besonders 
ein  herrlicher  Teppich  mit  neun  Passions -Bildern  aus  dem  Jahre 
1480  und  eine  Sammlung  kunstvoller  alter  Schlösser  beachtens- 
werth.  (Beibl.  z.  Ztschr.  f.  bild.  Kunst,   Nr.  30.) 

47)  Je  mehr  die  Reste  des  zu  Anfang  Mais  zu  Regensburg 
ausgegrabenen  römischen  Propugnaculums  hervortreten,  um  so 
mehr  steigert  sich  das  Interesse  an  diesem  so  seltenen  Werke  rö- 
mischer Befestigungskunst.     Der  ausgehobene  Grundstein  hat  aller 


Wahrscheinlichkeit  nach  schon  bei  dem  Einlassen  an  den  Rändern 
Schaden  gelitten,  so  dafs  die  Inschrift  etwas  defect  ist.  Dieselbe 
erscheint  in  Buchstaben  von  etwa  6  Cm.  Höhe  auf  einer  Platte 
von  2  M.  Länge,  90  Cm.  Br.  und  12  Cm.  Dicke,  und  dürfte  fol- 
gendermalsen  zu  lesen  sein  : 

DRIANI.  NEPOS.  DlVl  TR.^IANI  P 

RIMVS.  TRIB.  POTESTATIS.  XXXVI.  1 

VS.  MAXIMVS.  ANTONINI.  IMP. 

COM,  PORTIS.  ET  TVRRIBVS.  EF6. 

MENTE  DEXTRIANO.  LEGAV. 

(Allg.  Ztg.,  Beil.  Nr.  136.) 

48)  Vor  einiger  Zeit  wurden  in  Kärnten  römische  Stein- 
denkmale aufgefunden:  ein  Meilenstein  bei  Oberdrauburg  aus 
dem  Jahre  304,  ein  Sarkophag  aus  den  Ruinen  von  Teurnia,  ei- 
ner römischen  Stadt,  welche  auf  dem  Hügel  ob  dem  Marktflecken 
Spittel  in  Oberkärnten  lag,  wo  sich  jetzt  die  Ortschaft  St.  Peter 
im  Holz  befindet,  zwei  Steinreliefs  an  der  Pfarrkirche  zu  Tiffen 
bei  Feldkirchen,  ein  Sarkophagdeckel  nächst  der  Schlofsruine 
Strafsfried  und  eine  Inschrift  zu  St.  Martin,  Filialkirche  der  Pfarre 
Klein  St.  Veit,  welche  u.  ar.  zwei  Namen,  Capitor  und  Atimeria, 
enthält,  die  keltischen  Ursprungs  zu  sein  scheinen. 

(Das  Ausl.,  Nr.  21 ;  a.  d.  Carinthia.) 

49)  Gelegentlich  einiger  Taucherarbeiten  auf  dem  Meeres- 
gründe der  Kjöge-Bucht  stiels  man  auf  einen  S  cb  iffsrurapf, 
den  man  seiner  Lage  nach  sogleich  für  die  Reste  des  dänischen 
Linienschiffes  „Danebrog"  annahm,  dessen  Untergang  eines  der 
schönsten  Blätter  der  dänischen  Kriegsgeschichte  ist.  Während 
des  Treffens  in  der  Kiöge-Bucht  am  4.  Oktober  1710  zwischen  ei- 
ner dänischen  Flotte  unter  A.  Chr.  Güldenlöwe  und  einer  schwe- 
dischen Flotte  unter  dem  Admiral  Wachtmeister  gerieth  das  Li- 
nienschiff „Danebrog",  das  erste  Kriegsschiff,  welches  vom  jetzigen 
dänischen  Kriegswerfte  vom  Stapel  gelaufen,  in  Brand.  Der  Chef, 
Ivar  Huitfeld,  machte  zuerst  Versuche,  das  Feuer  zu  löschen,  je- 
doch ohne  Erfolg;  er  konnte  jetzt  die  Mannschaft  nur  dadurch 
retten,  dafs  er  das  Schiff  auf  seichten  Grund  segelte  ;  um  dieses 
aber  möglich  zu  machen,  mufste  er  durch  die  ganze  dänische 
Flotte  hindurch  auf  die  Gefahr  hin,  dieselbe  durch  sein  brennen- 
des Schiff  in  Brand  zu  stecken.  Er  zog  daher  vor,  sein  eigenes 
und  der  Mannschaft  Leben  aufzuopfern,  warf  den  Anker  aus  und 
gab  dem  Feinde  Schufs  auf  Schufs,  bis  das  Feuer  die  Pulverkam- 
mer erreichte  und  das  Schiff  mit  ihm  und  seiner  heldenmüthigen 
Mannschaft  von  500  Mann,  von  denen  nur  einige  wenige  gerettet 
wurden ,  in  die  Luft  sprang.  Die  angestellten  näheren  Untersu-  . 
chungen  haben  vollständig  erwiesen,  dafs  es  der  Rumpf  dieses 
Schiffes  ist,  auf  den  man  gestofsen ;  in  demselben  hat  man  einige 
Skelette  jener  tapfern  Seekrieger  gefunden,  und  durch  Hülfe  der 
Taucher  hat  man  etwas  Tauwerk  geborgen,  das  sich  im  Lehm- 
grunde vollständig  gehalten  hat,  nebst  11  metallenen  Kanonen, 
die  alle  vor  1710  gegossen  sind  und  deutliche  Spuren  des  Feuers 
und  der  feindlichen  Kugeln  tragen.  Einige  dieser  Kanonen  schei- 
nen in  der  Schlacht  in  der  Kjögen-Bucht  1677  den  Schweden  ge- 
nommen zu  sein,  und  mehrere  darunter  sind  für  die  Waffenge- 
geschichte von  besonderm  Interesse.  Wahrscheinlicher  Weise  wer- 
den diese  der  in  vielen  Beziehungen  vorzüglichen  geschichtlichen 
Waffensammlung  des  dänischen  Zeughauses  einverleibt  werden. 

(Frk.  Kur.,  Nr.  279.), 


183 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


184 


50)  Braunsbergr,  14.  April.  Am  8.  d.  wurde  auf  den  Län- 
dereien des  benachbarten  Gutes  Hammersdorf  von  einer  Instfrau 
ein  stark  mit  Rost  überzogener  Metallklumpen  im  Gewicht  von 
ca.  2  Pfund  bemerkt  und  aufgenommen.  Dieselbe  hielt  den  Fund 
für  altes  Eisen  und  verkaufte  solchen  an  einen  hiesigen  Händler 
für  2  Sgr.,  der  wiederum  mit  einigen  Silbergroschen  Gewinn  den 
gefundenen  Gegenstand  an  einen  zweiten  Händler  veräul'serte. 
Dieser  untersuchte  den  Gegenstand  näher  und  fand  unter  dem 
Koste  nicht  Eisen,  sondern  feines  Silber,  wonach  der  Fund 
einen  reellen  Werth  von  etwa  40  Thlr.  repräsentiert.  Der  Händler 
beseitigte  den  Rost ;  es  stellte  sich  nunmehr  der  Gegenstand  als 
ein  Theil  eines  silbernen  antiken  Geräthes  heraus,  anscheinend  von 
einer  grofsen  Schale  herrührend.  Durch  das  Reinigen  war  das 
ursprünglich  zusammengebogene  Stück  in  mehrere  Theile  zerlegt 
worden,  und  liefsen  einzelne  davon,  namentlich  ein  Randstück,  recht 
saubere  Gravierungen,  ein  Jagdstück  darstellend,  erkennen,  welche 
einstens  vergoldet  gewesen.  (Dzgr.  Ztg.  Nr.  7854.) 

51)  Unter  den  jüngst  bekannt  gemachten  Preis  aufgaben 
der  fürstlich  Jablonowski'schen  Gesell schaft  zuLeip- 
zig  befinden  sich  folgende  aus  der  Geschichte  und  Nationalökono- 
mik: Für  das  Jahr  1873  :  eine  Darlegung  der  nationalökonomischen 
Ansichten,  welche  die  vornehmsten  Handelsrechts-Schriftsteller  des 
16.  und  17.  Jahrhunderts,  zumal  vor  Colbert,  ausgesprochen  haben. 
(Preis  60  Ducaten.)  Für  das  Jahr  1873  (vom  vorigen  Jahre  pro- 
longiert) :  eine  quellenmäfsige  Geschichte  des  polnischen  Getreide- 
handels mit  dem  Auslande.  (Preis  60  Ducaten.)  Für  das  Jahr 
1874:  eine  eingehende  Erforschung  des  besonderu  Verhältnisses, 
in  welchem  innerhalb  der  indogermanischen  Gemeinschaft  die  Spra- 
chen der  littauisch-slawischen  Gruppe  zu  den  germanischen  stehen. 
(Preis  60  Ducaten.)  Für  das  Jahr  1875:  eine  Geschichte  der  Aus- 
breitung und  Weiterentwickelung  der  deutschen  Sprache  in  Ost- 
und  Westpreusfen  bis  zum  Ende  des  jl5.  Jahrhunderts,  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  die  Betheiligung  der  beiden  deutschen 
Hauptdialekte        an 

derselben.  Der  Preis 
beträgt  60  Ducaten ; 
doch  würde  die  Ge- 
sellschaft mit  Rück- 
sicht auf  die  bei  der 
Bearbeitung  wahr- 
scheinlich nöthig 
werdenden  Reisen 
und  Corresponden- 
zen  nicht  abgeneigt 
sein ,  bei  Eingang 
einer  besonders  aus- 
gezeichneten Lösung 
den  Preis  angemes- 
sen zu  erhöhen.  Für 
das  Jahr  1876:  Eine 


(wenn  auch  nur  begrenzte)  Geschichte  des  Häringsfangs  und  Härings- 
handels  im  Gebiete  der  Nord-  und  Ostsee.  (Preis  700  Mrk.)  Die  Preis- 
bewerbungsschriften  sind  in  deutscher,  lateinischer  oder 
französischer  Sprache  zu  verfassen,  müssen  deutlich  geschrie- 
ben und  paginiert,  ferner  mit  einem  Motto  versehen  und  von 
einem  versiegeltenZettel  begleitet  sein,  der  auswendig  dasselbe  Motto 
trägt,  inwendig  den  Namen  und  Wohnort  des  Verfassers  angibt. 
Die  gekrönten  ßewerbungsschriften  bleiben  Eigenthum  der  Gesell- 
schaft. Die  Zeit  der  Einsendung  endet  für  das  Jahr  der  Preis- 
frage mit  dem  Monat  November;  die  Adresse  ist  an  den  Secre- 
tär  der  Gesellschaft  (für  das  Jahr  1873)  den  Prof.  Dr.  F.  Zarncke 
zu  richten.  Die  Resultate  der  Prüfung  der  eingegangenen  Schrif- 
ten werden  jederzeit  durch  die  Leipziger  Zeitung  im  März  oder 
April  bekannt  gemacht. 

52)  Unter  den  Gegenständen,  die  aus  dem  Besitze  Sr.  Durch- 
laucht des  Fürsten  Georg  von  Schwarzburg-Rudolstadt  gegenwär- 
tig im  germanischen  Museum  ausgestellt  sind  und  die,  theilweise 
durch  hohen  Kunstwerth  ausgezeichnet,  das  Augenmerk  der  Be- 
sucher auf  sich  ziehen,  befindet  sich  auch  ein  Stück,  dessen  wir 
trotz  seiner  Unscheinbarkeit  doch  hier  besondere  Erwähnung  thun 
wollen,  weil  es  für  die  Geschichte  der  Feuerwaffen  einiges  Inter- 
esse hat.  Das  Stück,  dessen  Abbildung  hier  unten  folgt,  hat  nebst 
einem  zweiten,  ganz  gleichen  seinen  Platz  im  alten  fürstlichen  Zeug- 
hause zu  Schwarzburg,  das  so  manche  schöne  und  seltene  Waffe 
birgt.  Es  ist  von  Eisen  geschmiedet  und  besteht  aus  drei  Thei- 
len:  zunächst  einem  langen,  massiven,  spitzulaufenden  Stiel,  an  des- 
sen starkem  Ende  die  Kammer,  aus  einem  einzigen  Stück  geschmie- 
det, angeschweifst  ist.  An  die  Kammer  ist  die  weitere  Röhre  an- 
geschmiedet, aus  einer  Eisenplatte  hergestellt,  welche  um  einen 
Dorn  herumgelegt  und  der  Länge  nach  geschweil'st  ist.  Fünf  Ringe 
aus  schmiedeisernen  Streifen  sind  um  diese  kreisrund  zusammen- 
geschweilste  Platte  gelegt ;  am  hintersten  sind  die  längeren  Enden 
unten  zusammengeschmiedet,  so  dals  ein  Haken  gebildet  ist.  Eine 
rohe  Gliederung  bildet  ein  Mundstück.  An  der  Kammer  ist  seit- 
wärts oben  durch  einige  Schläge  in  das  heifse  Eisen  eine  Pfanne 
herausgetrieben,  die  mit  dem  Zündloche  in  Verbindung  steht.  Die 
Länge  der  Röhre  milst  0,50  Met.,  die  der  Kammer  0,26,  die 
des  Steiles  0,77.  Der  Durchmesser  der  Kammer  ist  nicht  genau 
festzustellen;  er  beträgt  etwa  0,06  Met.,  der  der  Röhre  0,12;  das 
Gewicht  ist  40  Kilo.  Das  ganze  Stück  hat  einen  rothen  Mennig- 
anstrich. A.  E. 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E.  Sobald  in  Nürnberg. 


Nürnberg".  Das  Abonuement  des  Blat- 
tes, welches  alle  Monate  erbcheiut,  wird 
ganzjährig  angenommen  und  beträgt  nach 
der  neuesten  Poatconveutiou  bei  allen  Po st- 
ftmteru  und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oesterreicha  3  0.  36  kr.  im  24  fl.-Ful'B 
oder  2  Tldr.  preul's. 

Für  Frankreich  abouulert  man  in 
Paria  bei  der  deutschen  Buchhandlung  \on 
F.  KlinckBieck,  Nr.  11  rue  de  Lille;     fUr 


AMZEIOER 


m  mn  dh 


Neue  Folge. 


EiKjland  bei  WüJiam»  &  Norgate,  14  Hen- 
netta-Street  Covent  -  Garden  in  London  ; 
für  Nord-Ameriha  bei  den  Poatlimtem  Bre- 
men und  Hamburg. 

AUe  für  das  german.  Museum  be- 
stimmten Sendungen  auf  dem  Wege  des 
Buchhandels  werden  durch  den  Commis- 
Bionitr  der  litorar.  -  art ist.  Anstalt  des  Mu- 
seums, F.  A.  Brockhaua  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


1873. 


J^7. 


Jnli. 


Wlssenschaftliclic  Mitthellungen. 


Buntglasierte  Thonwaareu  des  15.— 18.  Jahrhunderts 
im  germanischen  Museum. 

IL 

Das  halbe  Dutzend  jener  Platten  im  germanischen  Museum, 
die  unter  der  Bezeichnung  spanisch-  oder  sicilianisch-maurische 
nach  der  allgemeinen  technischen  Benennung  sich  einfuhren 
würden,  von  denen  wir  ein  Stück,  wol  das  älteste,  unter  Nr.  I  *) 
abgebildet  haben,  zeigt  in  der  Verzierungsweise  ebenso  viele 
verschiedene  Formeukreise.  Chronologische  Feststellung  der- 
selben soll  nicht  versucht  werden.  Eine  dieser  Platten  hat 
ein  Ornament,  das  jener  Platte  ähnelt,  die  als  dritte  in  der 
Serie  Delange's  abgebildet  und  der  Sammlung  des  Herrn  Jo- 
seph Fau  in  Paris  entnommen  ist.  Unser  Stück  ist  jedoch  nur 
in  dem  gelblichen  Metallreflex  gezeichnet,  während  jenes  auch 
theilweise  blaue  Zeichnung  hat. 

Das  Blau  findet  sich  bei  uns,  verbunden  mit  dem  gelb- 
lichen Metallglanze,  auf  einer  anderen  Platte,  deren  Innenseite 
wir  umstehend  in  V4  der  natürlichen  Gröfse  abbilden.  Es  ist 
eine  streng  symmetrische  Vertheilung  der  blauen  Hauptdekora- 
tion, welche,  wie  ersichtlich,  auch  zuerst  aufgetragen  und  dann 
gebrannt  ist.  Erst  nach  diesem  Brande  ist  die  gelbe  Metallfarbe 
aufgetragen,  theils  Flächen  füllend,  theils  ein  leichtes,  freies 
Rankenwerk  über  die  freibleibende  Fläche  des  Grundes  gie- 
fsend.  Dieses  Ornament  zeigt  genau  denselben  Stil,  wie  die 
Ornamente  der  Rückseite  auf  der  Platte  I.  Es  deutet  also 
auf  das  14.— 15.  Jhdt.     Die  strenge  Haupteintheilung,  die  Form 

*)  Vgl.  Anzeiger,  Jhg.  1873,  Nr.  5,  Sp.  121  —  127. 


der  Blätter,  die  in  der  blauen  Zeichnung  erscheinen,  weist 
gleichfalls  auf  diese,  vielleicht  auch  auf  ältere  Zeit  zurück.  Der 
Wappenschild  dagegen  scheint  der  Form  nach  dem  Schlüsse 
des  15.  Jhdts.  anzugehören. 

Die  deutsche  Heraldik  des  15.  Jhdts.  stellt  nur  ausnahms- 
weise, und  zwar  bei  königlichen  Wappen,  die  Krone  direkt 
und  unmittelbar  auf  den  Schild.  Obwohl  wir  hier  kein  deut- 
sches Fabrikat  vor  uns  haben,  läfst  sich  doch  vielleicht  anneh- 
men, dafs  das  Wappen  ein  königliches  ist;  —  doch  welches? 
Die  königlichen  Wappen  sind  so  ziemlich  bekannt;  auch  die 
fremden.  Ob  die  Farbe  der  Rauten,  hier  gelblichmetallen, 
auf  weifslichen  Grund  aufgetragen,  direkt  zu  nehmen  ist,  oder 
ob  sie  blos  die  Zeichnung  des  Wappens  wiedergeben  soll,  mag 
dahingestellt  bleiben.  (Letzteres  ist  das  Wahrscheinlichere.) 
Es  ist  uns  nicht  gelungen,  das  Wappen  zu  bestimmen,  da  un- 
ser Material  hinsichtlich  der  italienischen  und  spanischen  Wap- 
pen nicht  vollständig  genug  ist.  Vielleicht  gelingt  es  einem 
andern,  und  er  kann  dadurch  den  Entstehungsort  erkennen 
und  so  einen  wichtigen  Beitrag  zur  Geschichte  dieser  Fabrika- 
tion liefern.  Dies  der  Zweck  der  Mittheilung  umstehender 
Zeichnung.  Die  Aufsenseite  ist  vollständig  mit  leichtem  Orna- 
ment in  der  Weise,  wie  es  innen  zu  der  blauen  Zeichnung 
hinzutritt,  bedeckt.  Es  läfst  sich  im  Ganzen  wol  annehmen, 
dafs  auch  dieses  Stück  nicht  maurisch,  dafs  es  vielmehr  christ- 
liche Imitation  des  15.  Jhdts.  ist. 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 


187 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


188 


Arnold  Mag  und  seiue  Töchter,  Peter  Vischer's 
Schwiegertöchter. 

(Schlufs.) 

Aber  nicht  lange  sollte  sich  Hermann  Vischer  des  Glücks 
erfreuen,  eigenes  Haus  und  Huf  zu  besitzen,  wo  er,  aus  dem 
Gewühl  und  Getreibe  des  väterlichen  Hauses  und  der  Giefs- 
hütte  heimgekehrt,  sich  in  Ruhe  der  Häuslichkeit  laben  und 
erholen  konnte.  Schon  am  Mittwoch  11.  Febr.  1517  bekannte 
Heinrich 

Heinsheim, 
dafs  er  Kun- 
zen  Gerzner 
sein  Haus  um 
146fl.,  die 
dieser  auf  St. 

Walburgen 
Tag  zu  be- 
zahlen ver- 
sprach und 
sich  auch 
durch  Zeug- 
nifs  von  Cas- 
par Schmut- 
terherr  und 
Hanns  Kle- 
berger  über 
die  am  Eri- 
tag,  12.  Mai 

geschehene 
Zahlung  aus- 
wies,verkauft 
habe,  in  wel- 
chen Ver- 
kauf auch 
Jakob  Am- 
man und  Pe- 
ter Vischer 
willigten,  de- 
nen die  Ei- 
genschaft mit 
10  fl.  rh.  von 
wegen  Her- 
mann Vi- 
scher's nach- 

gelassner  Tochter,  deren  Vormünder  sie  seien,  zustand,  nebst  5  fl. 
Gattergeld,  die  der  Agnes  Stamlerin  gehören.  Zeugen  des  vom 
Gericht  am  Samstag  4.  Juli  1517  gegebenen  Briefes  waren 
Hanns  Ebner  und  Leo  Schürstab.  Das  Haus  wird  selbst  bis 
aufs  Einzelnste  genau  so  bezeichnet,  wie  am  14.  August  1497, 
als  Arnold  Mag  zuerst  die  10  fl.  Eigengcld  gekauft  hatte,  welche 
nach  seinem  Tode  an  seine  Tochter   und   nach   derselben   und 


ihres  Mannes  Tode  an  die  Enkeltochter  gefallen  waren.  Dafs 
die  kleine  Ursula  ganz  elternlos  war,  sieht  man  nicht  nur  aus 
der  Urkunde  selbst,  da  die  Mutter,  wenn  sie  noch  lebte,  irgend- 
wie genannt  würde,  sondern  auch  aus  Johann  Neudorffer's  No- 
tiz, „Hermann  Vischer  sei,  als  ihm  seiue  Hausfrau  mit  Tod 
abgieng,  Kunst  halb  auf  seinen  eigenen  Kosten  gen  Rom  ge- 
zogen, und  habe  viel  köstliche  Ding,  das  er  aufgerissen  und 
gemacht  habe,  mitgebracht,  welches  seinem  alten  Vater  wohl- 
gefiel und  seinen  Brüdern  zu  grofser  Uebung  kam.     Er  ist  — 

fügtNeudorf- 
fer  bei  —  in 
seinen  besten 
Tagen  bei 
Nachts  in  St. 
Gilgen  Gas- 
sen unter  ei- 
nem Schlit- 
ten elendig- 
lich und  er- 
bärmlich um- 
gekommen." 
Heller,  in  den 
Beiträgenvon 
1822,  setzt 
als  Jahr  des 
Todes  1540 
hinzu,  was 
bei  Campe  im 

Abdruck 
Neudorffer's 
von  1828sich 
nicht  findet, 
doch  nur, 
weil  es  in 
dem  Mspt., 
das  er  zu 
Grund  seiner 
Ausgabe  leg- 
te, auch  nicht 
stand.  Für 
die  Art  und 
Weise ,  wie 
Hermann  Vi- 
scher ums  Le- 
bcH  gekom- 
men, mufs  man  sich  an  Neudorffer's  Gewähr  genügen  lassen. 
Ebenso  beruht  die  Reise  nach  Rom  lediglich  auf  seiner  An- 
gabe; hier  ist  es  genug,  zu  sehen,  dafs  des  Kindes  beide  El- 
tern todt  waren,  und  die  kleine  Ursula  nun  unter  der  Vor- 
mundschaft ihres  väterlichen  Ahnherrn,  Peter  -Vischer's  des 
altern,  und  Jakob  Amman's,  Stadtschreiners,  eines  auch  sonst 
zu   der   Vischer'schen  Familie  in   freundschaftlichen  Beziehun- 


189 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


190 


gen  erscheinenden  Mannes,  s'and.  Da  Ursula  bei  dem  Ver- 
kauf des  Cölnisclieu  Ewiggelds  am  21.  Juli  1514  uocli  per- 
sönlich, also  lebend  erscheint,  den  Kauf  des  Hauses  am  Steig 
2.  Jan.  1516  aber  Hermann  Vischer  allein  handelnd  abschlicfst, 
ohne  seiner  Ehefrau  zu  gedenken,  so  mufs  ihr  Tod  und  seine 
Keise  nach  Rom  in  die  Zwischenzeit  fallen,  wofür  aber  freilich 
alle  und  jede  andere  Beweise  gänzlich  abgehen.  Auch  in  einem 
am  Freitag  15.  April  1519  mit  Zeugnifs  Niclas  Haller's  und 
Sigmund  Fürer's  gegebenen  Gerichtsbrief  darüber,  dafs  Hanns 
Sorgenfrey  der  Sporer  vor  Caspar  Schmutterherrn  und  Laza- 
rus Spenglern,  als  erbetenen  Zeugen,  am  29.  Nov.  1518  seine 
Behausung  in  St.  Loreuzen  Pfarr  (es  werden  wol  die  Nach- 
barn, aber  Iseine  Gasse  oder  Platz  genannt)  an  Wilibald  Reit- 
hofer  und  Katherina,  seine  eheliche  Hausfrau,  um  45  fl.  ver- 
kauft habe,  finden  sich  wieder  Jakob  Amman,  Schreiner,  und 
Peter  Vischer  als  Vormünder  Ursula  Vischerin,  Hermann  Vi- 
scher's  seligen  Töchterleins,  genannt,  der  1  fl.  Ewig-  und  1  fl. 
Gattergeld,  beides  rheinisch,  aus  besagter  Behausung  gehören. 
Ueber  die  weitern  Geschicke  des  Kindes  und  der  Jungfrau 
liegt  nichts  vor;  sie  wird  nicht  eher  wieder  genannt,  als  nach 
dem  Tode  des  alten  Meisters  Peter  Vischer,  wo  sie  am  2. 
Aug.  1529  in  dem  mit  den  Fuggern  des  Gitters  wegen  abge- 
schlossenen Vergleich  (s.  Anzeig.  f.  K.  d.  d.  V.  1870,  Febr.)  als 
Ursula  Vischerin,  weiland  Hermann  Vischer's  verlassene  Toch- 
ter, jetzt  Paulus  Behaim's  Ehefrau,  genannt  wird.  Dieser  Pau- 
lus Beliaim  war  bekanntlich  ein  Sohn  des  alten,  damals  noch 
lebenden  Hanns  Behaim,  Stadtbaumeisters  und  Anschickers  in 
der  Peunt.  Ebenso  wird  sie  in  der  vom  3.  August  1530  da- 
tierten Erbtheilung  über  des  alten  Peter  Vischer's  Nachlafs  unter 
den  Erben  als  „Ursula,  Meister  Paulusen  Behaim's  Ehewirtin,  Her- 
mann Vischer's  seligen  Tochter ,  des  alten  Peter  Vischer's  Enik- 
lein",  aufgeführt.  Ueber  ihr  weiteres  Geschick  und  ihr  ehe- 
liches Leben  gebricht  es  zur  Zeit  —  und  vielleicht  für  immer 
—  an  Angaben. 

Aber  auch  Barbara,  Arnold  Mag's  zweite  Tochter,  sollte 
einem  Sohn  des  alten  Peter  Vischer  als  Ehefrau  zu  Theil  wer- 
den. Ungenannt,  jedoch  inbegriffen,  ist  sie  bereits  beim  Verkauf 
des  Cölnischen  Ewiggelds;  ausdrücklich  genannt  aber  wird  sie 
in  Folgendem.  Hanns  Schneider,  Gewandschneider,  erschien 
vor  Gericht  für  sich  und  Sebald  Behaim,  seinen  Mitvormund, 
als  weiland  Arnold  Magen  seligen  Geschäfts  und  Barbara,  sei- 
ner Tochter,  Vormund,  und  erwies  mit  dem  Gerichtsbuch,  dafs 
Ulrich  Trolling  am  vergangenen  Pfinztag,  14.  Dec.  1514,  vor 
Ludwig  Imhof  und  Jeronimus  Guldi,nmund,  als  erbetenen  Zeu- 
gen, bekannt  habe,  dafs  er  ihnen,  den  Vormündern,  anstatt  der 
Barbara  Magin,  ihrer  Pflegetochter,  verkauft  habe  die  Eigen- 
schaft und  6  fl.  Stadtwährung  Ewig-  und  10  fl.  Gattergeld, 
ans  dem  Haus  in  St.  Laurenzen  Pfarr,  hinter  St.  Jacob,  zwi- 
schen Hannsen  Reraer's  und  Hanusen  Taschner's  Häusern  gele- 
gen, wovon  das  Erb  dieser  Zeit  Michel  Geisbart's  und  Chri- 
stina, seiner  Ehewirthin,  ist,  weil  ihm  Hanns  Schneider  von  sei- 
ner und  seines  Mitvormunds  wegen,  anstatt  ihrer  Pflegetochter, 


für  die  6  fl.  Stadtwährung  168  fl.  und  für  die  10  fl.  Gatterzins 
200  fl.,  alles  in  rheinischer  Währung,  gegeben  habe,  darum  er 
auch  die  Vormünder  und  ihre  Pflegetochter  Barbara  ledig  und 
los  sagt,  ihnen  vier  über  die  Eigenschaft  und  die  Behausung 
verlautende  Briefe  überantwortet  und  sich  aller  Ansprüche  da- 
ran begibt.  Den  am  Mittwoch,  20.  Dec.  1514  ausgefertigten 
Gerichtsbrief  bezeugten  Niclas  Grofs  und  Niclas  Haller.  Das 
in  Frage  stehende  Haus  näher  zu  bestimmen,  dürfte  ein  vergeb- 
liches Unterfangen  sein ;  übrigens  mag  es  wol  dem  Bierbrauer 
Michel  Geisbart  noch  gehört  haben;  er  hatte  aber  schon  1494  das 
Haus  am  Kornmarkt  L.  293  a.  gekauft,  das  er  auch  bewohnt 
haben  wird.  Der  Mangel  des  dritten  Vormunds  erklärt  sich 
aus  dem  in  der  folgenden  Urkunde  erwähnten  tödlichen  Ab- 
gang desselben,  an  dessen  Stelle  bei  der  nahezu  eingetretenen 
Grofsjährigkeit  der  Barbara,  man  nicht  für  nöthig  fand,  einen 
neuen  zu  substituieren.  Darauf  bekannte  im  Gericht  am  Frei- 
tag 9.  Mai  1516  Barbara,  Arnold  Magen  eheliche  Tochter,  jetzt 
Peter  Vischer's  eheliche  Hausfrau,  mit  Wissen  und  Willen  ih- 
res Ehevogts  und  hiezu  gerichtlich  gegebenen  C'urators,  dafs 
ihr  Hanns  Gewandschneider  und  Sebald  Behaim,  ihre  Vormün- 
der, redliche  Rechnung  ihrer  Vormundschaft  gethan  und  alles, 
was  sie  von  ihren  wegen  innegehabt,  zu  ihren  Händen  über- 
antwortet haben,  sagt  darum  benannte  ihre  Vormünder,  desglei- 
chen Conraden  (es  wird  aber  Heinrich  heifsen  müssen,  wie  er 
im  Brief  v.  21.  Juli  1514  heifst)  Flücken  Erben,  der  auch  ih- 
rer Vormunde  einer  gewesen,  der  Vormundschaft  in  bester 
Form  ledig  und  los,  begibt  sich  aller  Ansprüche  und  leistet, 
dies  alles  fest  zu  halten,  einen  leiblichen  Eid  zu  Gott  und  den 
Heiligen.  Peter  Vischer  trat  nun  sofort  in  den  Besitz  ihres 
Vermögens.  Als  am  20.  April  1517  Hanns  Fürleger  seine 
Behausung  am  Rofsmarkt,  die  neben  seiner  andern  Behausung 
lag,  an  Niclas  Lochmair  verkaufte,  gab  Peter  Vischer  der 
junge,  Rothschmied,  dem  die  Eigenschaft  mit  12  fl.  rh.  zustand, 
seine  Einwilligung.  Diese  Eigenschaft  war  von  Arnold  Mag 
erkauft  worden  und  nun  an  seine  Tochter  und  mit  ihr  an  ih- 
ren Mann  gekommen.  Ursprünglich  waren  es  24  fl.,  auf  jedem 
Haus  12  fl.  Als  Barbara  bereits  wieder  geheiratet  hatte,  trat 
sie  am  9.  Mai  1533  die  Hälfte,  also  12  fl.,  ihren  Kindern,  be- 
ziehungsweise den  Vormündern  derselben  ab  und  gedenkt  da- 
bei, dafs  sie  von  Arnold  Mag,  ihrem  lieben  Vater,  der  Kinder 
mütterlichem  Ahnherrn,  hergekommen  seien. 

Man  wird  wol  annehmen  dürfen,  dafs  die  Ehe  des  Jün- 
gern Peter  Vischer  mit  Barbara  Magin  nicht  lange  vor  der 
Vormundschaftseuthebung  geschlossen  worden  sei,  und  dafs  sie 
also  12  bis  13  Jahre  gedauert  habe.  Denn  dafs  Peter  Vischer 
der  jüngere  1528,  also  noch  vor  dem  Vater,  starb,  sagt  der 
schon  genannte  Joseph  Heller,  der  den  Tod  Hermann's  irrig 
in  1540  gesetzt  hatte,  hier  aber  ganz  korrekt  ist,  da  er  das 
Necrologium  Sebaldinum  besafs,  jetzt  Eigenthum  des  germani- 
schen Museums.  Murr  hatte  in  Kiefhab.  Beitr.  1.  einen  Aus- 
zug davon  gegeben,  diesen  Todesfall  aber  nicht  beachtet.  Er 
ist  jedoch  auf  der  zweiten  Seite  von  Fol.  28,  auf  deren  erster 


191 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


192 


„Albrecht  Dürer  Maler  an   der  Zystelgassen"  steht,  als  ..Peter 
Fischer  Rotbschmid  der  jünger"  eingetragen. 

Von  den  Kindern,  welche  Barbara  ihrem  Mann  geboren 
hatte,  werden  bei  der  Theilung  vom  3.  Aug.  1530  sechs  ge- 
nannt: Barbara,  Margaretha,  Joseph,  Ursula,  Martha,  Anna. 
Ebendaselbst  wird  auch  Margareth,  Jörg  Ringler's  Ehefrau,  des 
alten  Peter  Vischer's  Tochter,  erwähnt.  Ob  diejenige  Barbara, 
welche  nebst  Ilannsen  Vischer  über  das  Testament  Sebastian 
Lindenast's,  das  der  verstorbene  alte  Meister  in  Verwahrung 
gehabt  hatte,  das  aber  abhanden  gekommen  war,  befragt  wurde, 
die  jüngere  Barbara  war,  scheint  zweifelhaft;  sie  möchte  wol 
eher  die  Wittwe  des  alten  Meisters  sein.  Die  jüngere  Wittwe 
heiratete  ziemlich  bald  den  Goldschmied  Georg  Schott.  Ihre 
weiteren  Geschicke  zu  verfolgen,  liegt  aufser  dem  Zwecke  dieser 
Darstellung.  Von  den  fünf  Söhnen  des  alten  Meisters  waren 
die  zwei  begabtesten  vor  dem  Vater  gestorben,  von  den  drei 
überlebenden  führte  Hanns  das  Handwerk  fort,  wird  namentlich 
nebst  seinem  Sohn  Georg  bei  der  Unterhandlung  wegen  des 
Gitters  erwähnt;  Jakob  verschwindet  oder  verkommt;  Paulus 
starb  zu  Mainz,  wenige  Jahre  nach  dem  Vater.  Auch  das  Haus 
L.  761  kam  ziemlich  bald  in  andere  Hände. 

Nürnberg.  Lochner. 


Zum  bayerischen  Ki-ieg,  1504. 

Als  nach  Georg's  des  Reichen  Tod  Albrecht  IV.  von  Mün- 
chen und  der  junge  Pfalzgraf  Ruprecht  sich  um  das  Erbe  des 
Verstorbenen  stritten,  war  fast  ganz  Deutschland  durch  die 
eigenthümlichen  Verhältnisse  in  den  Kampf  verwickelt  worden. 
Des  Kaisers  zweizüngiges  Verhalten  trug  nicht  wenig  dazu  bei. 
Als  indessen  auch  dieser  Partei  für  Albrecht  genommen  und 
den  Pfalzgrafen  Ruprecht  wegen  seines  Angriffes  auf  Landshut 
in  die  Acht  erklärt  hatte,  standen  die  Parteigänger  in  wilder 
Fehde  gegen  einander  auf.  Nürnberg  und  Brandenburg  mit 
seinem  Markgrafen  waren  auf  kaiserlicher  Seite.  Allein  dem 
ritterlichen  Ruprecht  fehlte  es  nicht  an  Freunden,  die  seiner 
Sache  Vorschub  leisteten.  Die  kleine  Reichsstadt  Weifsenburg 
—  diesmal  auffallender  Weise  nicht  im  Einverständnisse  mit 
Nürnberg  —  stellte  zwar  keine  Soldaten,  half  aber  durch  Le- 
bensmittel und  zog  sich  dadurch  Tadel  und  Feindschaft,  be- 
sonders vom  Markgrafen  Friedrich,  zu,  wie  aus  folgenden  Brie- 
fen aus  dem  städtischen  Archive  zu  Weifsenburg  ersichtlich  ist. 

6.  Juni  1504. 
Unser  frenntlich  dienst  zuvor  e.  w.  1.  f.  inn  namenn  und 
statt  des  durchleuchtigenn  hochgebornenn  fursten  ufisers  gnedi- 
genn  h.,  h.  fridrichs  marggraven  zu  Branndenburg  etc.  hat  ann 
uns  gelangt,  das  ewre  verwante  denjhenen  gegenn  denn  itzge- 
melter  unser  gn.  h.  marggraf  Fridrich  inn  offner  vhed  unnd  ver- 
warung  steet  alls  zum  Neuenmarckt  Freyenstat  Haydeck  unnd 
anndern  mit  profiant  und  anderm  zufur  thun,  so  dann  dassel- 
big  kuntlich  und  offenbar  ist  wider  der  röm.  kön.  mai.  u.  aller 
gnedig.  h.  und   des  heiligen   reichs  acht  über  dem  durchleuch- 


tigenn h.  f.  u.  h.  hern  Ruprechtern  pfaltzgraven  bey  Rein  her- 
tzogenn  in  Baiern  alle  seine  verwantten  und  diejhenen,  so  im 
des  hilff  unnd  beystanndt  thenn,  inn  was  wirdenn  und  Stands 
die  sein,  aufsgangen,Jietten  wir  uns  versehenn,  das  desselbenn 
acht  billieh  wer  verschont  wordenn  ;  so  das  aber  bifsher  nit  ist 
gescheenn,  thon  wir  des  bey  euch  guter  maynung  erinnerung, 
ungezwevelt  ir  wist  dasselbig  aufs  gehorsam  gegenn  der  römi- 
schenn  kön.  mai.  und  dem  heyligenn  reich  unverlengt  abzustel- 
lenn,  dann  wo  das  nit  geschieht ,  so  wurdet  gegenn  den  uber- 
farrern  auff  solch  aufsgangen  acht  wie  sich  gehurt  gehanndelt, 
datum  am  heyligenn  fronleichnamstag  a".  quarto. 

unnsers  gnedigen  hern  rethe  itzo  zum  Hilpoltsteln. 

5.  Sept.  1504. 
Friderich  vonn  gots  gnaden  marggrave  zu  Brandenburg 
zu  Stetin  Pomern  etc.  hertzog,  burggrave  zn  Nurraberg  unnd 
fürst  zu  Rügen,  ünsern  g.  grus  zuvor,  e.  w.  lieben  wir  thun 
euch  zuwissen  das  ytzo  die  rom.  kon.  mai.  mit  ainem  merck- 
lichen  volck  zu  rofs  unnd  fufs  zum  stain  einkomen  und  wur- 
det defshalben  mercklicher  brafiand  not  sein,  darurab  begern 
wir  gütlich  bitend,  ir  wollet  bey  den  ewern  ernstlich  verfugen, 
das  sie  des  orts  zum  Stain  brafiannd  von  habernn  prot  wein 
unnd  anndern  essennden  unnd  gebreuchlichen  dingen  unnd  son- 
derlich habern  zufüren  das  sie  damit  auff  morgen  freytag  zeit- 
lich zum  Stain  sein  da  die  kön.  mai.  sein  würdt  da  soll  ire 
freyer  fayler  kauff'  gehalten  und  das  jhen  ebergklich*)  bezalt 
werden  inn  gentzlicher  Zuversicht  ir  werdet  euch  zu  gut  und  eren 
der  röm.  kön.  (mai.)  gutwillig  unnd  furderlich  halten,  wollen  wir 
für  unsselbs  inn  gnedigem  willen  gunstlich  gein  euch  erkennen, 
datura  Schwabach  am  donerstag  nach  Egidi  a".  quarto. 

15.  Oct.  1504. 
(Ueberschrift  wie  oben.) 
....  Wir  haben  ewer  schreiben  mit  innligennder  Ulrich 
Macken  vermainter  underricht  angezaigter  seiner  überfarung 
halben  vernomen  und  waist  zuvorderst  die  röm.  kon.  raay.  unn- 
ser  allergnedigster  herr  der  gleich  wir  auch  für  unsselbs  wissen 
das  vonn  den  ewern  gein  Haydeck  Newburg  unnd  andere  ort 
denjhenen,  so  inn  des  heiligen  reichs  acht  unnd  unser  feind 
sind,  zufur  und  bcgünstigung  ist  gescheen  und  noch  geschieht, 
das  müssen  wir  gedulden  bis  zu  seiner  zeit ;  defshalben  will 
uns  auch  nicht  fugen  diesem  ewerm  gesinnen  stat  zuthon  sonn- 
der  lassen  es  bey  dem  wie  die  sach  ytzo  steet  pleiben.  datum 
Schwabach  am  dinstag  nach  Calixti.     a".  etc.  quarto. 

8.  Nov.  1504. 
....  Unser  gnediger  lier  marggraf  Fridrich  zu  Branden- 
burg etc.  hat  des  zufurens  halben,  das  von  profiant  und  anderm 
»den  feinden  und  achtarn  teglichs  geschieht,  ein  Ordnung  fur- 
genommen  und  defshalb  ain  aufsschreiben  inn  seiner  gn.  stet 
und  ambt  thon  lassen  laut  inligenden  zetel,  haben  wir  euch  zu- 
zeschicken  nit  wollen  underlassen,  das  ir  bey  den  ewern  habt 
zuverfugen  sich  dermafs  mit  dem  farn  und  den  Strassen  wissen 


*)  Lies:  erbergklich  =:  ehrbarlich,  ehrlich.  Schmellor  P  Sp.  125. 


193 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


194 


zu  halten,  wie  die  vermelt  Ordnung  anzaigt.  dann  wo  sie  das- 
selbig  wie  sich  gehurt  furgenomen,  wo  aher  die  ewren  so  sie 
der  ort  komen  gewifs  machen  mvgen,  das,  sie  Ire  wäre  inn  ewre 
flecken  furn  wollen  und  den  feinden  nit,  werden  sie  von  den 
unsers  gnedigen  herrn  zymlich  und  geburlich  antwurt  und  be- 
schaid  vernemen.     datum  am  Freitag  nach  Leonhardi  a».  etc. 

quarto. 

Unsers  gnedigen  hern  marggraf  Fridrichs  zu  Bran- 
denburg etc.  rete  zu  Schwabach. 
Weifsenhurg  am  Nordgau.  Wilhelm  Vogt. 


Stofsseufzer  eines  humanistischen  Theologen  des 
l(j.  Jahrhunderts. 

Das  Schlofs  zu  Büdingen  unfern  Gelnhausen,  bekanntlich 
der  Stammsitz  des  alten  Dvnastengcschlechtes  der  Grafen 
(jetzt  Fürsten)  von  Ysenburg-Büdingen  ist  auch  archtitektonisch 
interessant.  Nicht,  wie  die  meisten  Burgen  des  Mittelalters, 
auf  der  Höhe  eines  Berges,  wo  das  Terrain  den  Umfang  des 
Gebäudes  bestimmte,  sondern  im  breiten,  feuchten  Wiesenthaie 
gelegen,  hat  es  kreisförmige  Gestalt  und  innerhalb  dieses  kreis- 
förmigen Mauerwerkes,  ohne  Zweifel  als  ältesten  Theil,  einen 
hoch  hinaufsteigenden,  ebenfalls  runden  Thurm.  An  charakte- 
ristischen Theilen  aus  früherer  Zeit  ist  nur  ein,  im  Schlofshofe 
sichtbares,  schmuckreiches  Portal  des  12.  Jahrhunderts  zu  er- 
wähnen, das  jetzt  blos  als  Zugang  zu  Souterrains  dient.  Ob 
CS  ursprünglich  zu  einer  Schlofskirche  führte,  mufs  dahinge- 
stellt bleiben ;  jedenfalls  liegt  die  gegenwärtige  Schlofskapelle 
nicht  hier.  Auch  finden  sich  in  den  Archiven  des  Hauses  Docu- 
mente  aus  dem  15.  Jahrhundert,  nach  welchen  die  Anlegung 
einer  solchen  erst  in  dieser  Zeit  gestattet  worden,  und  über- 
dies gibt  sie  sich  selbst  als  eine  spätere,  den  fertigen  Aufsen- 
mauern  eingebaute  Anlage  zu  erkennen.  Sie  besteht  nämlich 
aus  einem  unregelmäfsigen,  durch  zwei  Stockwerke  reichenden 
Saale,  in  welchem  das  eine,  schmalere  Ende  den  Chor  reprä- 
sentiert und  daher  Altar  und  Kanzel  enthält.  Der  herrschaft- 
liche Sitz  befindet  sich  nicht,  wie  gewöhnlich,  auf  der  Empore, 
sondern  in  dem  eben  bezeichneten  Chor,  in  welchem  zwei  Chor- 
stühle von  je  fünf  Sitzen  mit  vortrefflichem  Schnitzwerk  ange- 
bracht sind,  Laubornamente  von  kühnstem  Schwünge  der  Linie 
und  tiefster  Unterarbeitung,  Figürliches,  Propheten  und  Heilige, 
theils  in  Relief,  theils  als  Halbfiguren,  in  nicht  unwürdigem, 
wenn  auch  nicht  ausgezeichnetem  StUe.  Nach  Simon's  Ge- 
schichte des  reichsständischen  Hauses  Ysenburg  und  Büdingen 
(Frankfurt  a.  M.,  1865)  sollen  dieselben  von  einem  Meister 
aus  Worms  gefertigt  sein,  der  dafür  62  Goldgülden  nebst  Ver- 
köstigung und  40  Goldgülden  als  Geschenk  erhalten  habe. 
Quittungen  desselben  aus  den  Jahren  1497  —  99  sollen  noch 
im  Archive  des  Gesammthauses  vorhanden  sein.  Der  gegen- 
wärtige Archivar  versicherte  zwar,  diese  Urkunden,  deren  nä- 
here Einsicht  ohne  Zweifel  kunstgeschichtliches  Interesse  dar- 
bieten würde,   bisher   nicht  gefunden  zu  haben,  die  angegebe- 


nen Jahreszahlen  entsprechen  aber  dem  Stile  des  Rankenwer- 
kes sehr  wohl,  und  dies  läl'st  hoffen,  dafs  jene  Angabe  richtig 
ist  und  die  Documente  vorhanden  sein  werden.  An  einem  die- 
ser Stühle,  und  zwar  an  demjenigen,  welcher  noch  jetzt  nicht 
für  die  Familie,  sondern  für  die  Hausofficianten  dient,  findet 
sich  nun  jener  Stofsseufzer,  dessen  ich  in  der  Ueberschrift  ge- 
dacht habe.  An  der  Rückwand  nämlich,  auf  einer  unverziert 
gebliebenen  Stelle,  entdeckte  ich  folgende  Verse  in  wohlgebil- 
deten lateinischen  Lettern,  aber  nicht  mit  dem  energischen  Mei- 
fsel  des  Wormser  Meisters  eingeschnitten,  sondern  nur  in  di- 
lettantischer Weise  eingeritzt : 

Feci  quod  potui ;  potui  quod  Christe  dedisti, 

Tu  mihi  principium,  tu  mihi  finis  eras. 

At  quis  succedes  felicibus  utere  ventis ; 

Quae  perages  nostris  sint  potiora.  Vale. 
Form  und  Inhalt  dieser  Verse  ergeben  deutlich,  dafs  der 
Verfasser  classisch  humanistische  Bi'dung  besafs.  Die  fromme 
Wendung,  dafs  die  Kraft  zur  Lösung  seiner  Aufgabe  ihm  von 
Christus  verliehen  sei,  läfst  auf  einen  Theologen  schliefsen.  Die 
Anrede  an  seinen  Nachfolger  zeigt,  dafs  er  ein  Amt  bekleidet, 
welches  nach  seinem  Abgange  nicht  unbesetzt  blieb.  Die  Schwie- 
rigkeiten, mit  denen  er  zu  kämpfen  hatte,  machen  es  wahr- 
scheinlich, dafs  er  Erzieher  und  vielleicht  zugleich  SchloTsgeist- 
licher  gewesen.  Es  wäre  interessant,  Näheres  über  ihn  zu  er- 
fahren. In  dem  oben  erwähnten  Buche  von  Simon  findet  sich 
eine  beiläufige  Erwähnung,  dafs  einer  der  Grafen  wegen  Be- 
setzung der  Stelle  eines  Erziehers  mit  Melanchthon  correspon- 
diert  habe.  Vielleicht  läfst  sich  auch  diese  Correspondenz  noch 
im  Archive  auffinden  und  daraus  weitere  Aufklärung  schöpfen. 
Wiesbaden.  C.  Schnaase. 


Zur  Geschichte  des  Hauses  Hohenlohe. 

Nachstehendes  Testament  Konrad's  von  Hohenlohe  wurde 
jüngst  von  Hrn.  Professor  Wilh.  Meyer  aus  Speyer  beim  Ka- 
talogisieren der  lateinischen  Handschiüften  der  k.  Hof-  u.  Staats- 
bibliothek dahier  am  Cod.  lat.  Monac.  10,269,  welcher  ehedem 
„genn  Teuchern  ■)  gehorigk"  w^ar,  aufgefunden  und  von  dem- 
selben abgelöst.  Dasselbe  mag  als  Beitrag  zur  Geschichte  des 
Hauses  Hohenlohe  des  Abdruckes  im  Anzeiger  nicht  unwerth 
erscheinen.  Leider  ist  das  Pergament  an  der  rechten  Seite 
etwas  beschnitten  und  dadurch  die  Urkunde  am  Ausgang  der 
einzelnen  Zeilen  lückenhaft  geworden. 

Nos  Cvnr(adus)  nobilis  de  Hohinloch  ad  noticiam  tam 
presentivm  quam  futurorum  omnivm  cupimus  pervenire,  quod 
de  consilio  et  consensu. .  |  anime  nostre,  testamentum  viuus  et 
sanus,  de   consilio    decani  in  Rotingen-)   nostri  plebani,  et 

confessoris    nostri    fratris  Cvnr |   in    hunc   modum,    ita 

videlicet,  quod  duo  milia  librarum  hallensium,  de  veris  nostris 
redditibus  in  Rottingen  legauimus  in  .  .  |  soluta,  Hanc  igitur 
summam  ita  distinximus,    quod  pro   restitucione  locorum  siue 


19.') 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


196 


personarum,  quecumque  damna  euidenter  pro |  sivm  et  .C. 

libre  hallensivm  dabuntur   pro  passagio  vnivs  militis  siue  duo- 

rum,  alias  vero  quingentas  libras  hallensium  in  re [fters- 

lieim*)  .C.  libras  hallensium  in  quo  loco  elegimus  sepelliri, 
predicatoribus  in  Herpiboli*)  .L.  libras  hallensivm,  fratribus 
minori^)....  |  pmam  predicatoribus  .X.  Brunnebach^)  .X. 
Agiam')  .X.  Selegental»)  .X.  ad  Celiportara^)  .X.  Hal- 

lis")  fratribus minoribus  .X.  inMerg") |  rinb. . .  domi- 

nabus  .X.  Michelnvelt >*)  sororibus  .X.  Megedebrunen") 
.X.  Wechterswinkel")  .X.  ad  sanctum  Marcum"*)  .XX. 
ad  parad'G).  .  .  |  fratribus  .V.  Marpurgehuseu  >')  .V.  ad 
sanctam  Agnetam»s)  .X.  sacerdotibus  .X.  Eber  ach'*)  .X. 
decem  reclusoriis  .X.  super  hanc  igitur  ....  |  lern  dominum 
nostrum  Herbipolensem  Episcopum  .-  B(ertholdum™)  post 
cuius  obitura  suvm  quemlibet  successorem,  Congregatores  vero 
huius  summes  ....  ]  Ottonem  et  Rudegerum  fratres  de  Rot- 
tingen, Heinr(icum)  de  .Schoploch,  qui  vna  cum  sculteto 
dicte  ciuitatis  qui  tum  .  .  |  enda  promiserunt,  obedire  decano 
in  Rotingdn  nostro  plebano  et  post  ipsum  suo  successori  nee 
non  priori  ordinis  .  .  i  missus,  vt  IV  fratres  vna  cum  plebano 
istius  ciuitatis,  adhibita  discretione  et  prouidentia  liberam  ha- 
beant  potestatem  summ.  .  .  j  istorum  militum  quos  ad  congre- 
gandam  hanc  summam  statuimus  vnvm  ipsorum  mori  contiagerit, 
alii  alterum  loco  sui  eliger ...  |  et  omnivm  predecessorum 
nostrorum,  quod  dicti  milites   vna  cum  plebano  istius  ciuitatis 

et   fratribus    prenotatis    singulis   ann |   libris   hallensium 

fuerint  e.xspediti  cum  quibus  nonaginta  libris  hallensium  pro- 
uidebitur  in  prebenda..  cappellano  bone  conuersation...  |  muros 
Rottingen  sitam  ..  Testes  vero  huius  nostri  testamenti  viri 
providi  et  honesti  . .  K(  )  frater  noster.  Gotfridus  et  Fri- 
dericus  ....  |  noster  confessor  ordinis  predicatorum  frater 
Friderious  de  Tunegersheim  socius  suus,  Albertus  sa- 
cerdos  noster  notarius  milite  ....  |  fratres  de  Rottingen, 
Heinr(icus)  de  Schoploch,  Cvnradus  scultetus  noster  dictus 
de  Riet  heim  Cvnr(adus)  cellerarius  noster  d, . .  |  stabilitatem 
presentes  literas  conscribi  fecimus  et  sigillo  venerabilis  domini 
nostri  .  B(ertholdi)  Herbipolensis  Episcopi  et  nostro,  n.... 
commvniri,  actum  et  da  tum  in  Rotingen,  anno  domini  .M. 
CC.L.XX.  quinto  quartodecirao,  Kalendas  Janvarij. 

Die  Löcher  zu  drei  Siegeln  sind  vorhanden. 

München.  Konr.  Hofmann. 

*)  Stadt  im  Regierungsbezirk  Merseburg.  ')  Röttingen,  Städt- 
chen im  Landgericht  Aub  in  Unterfranken.  ')  Wol  Schäftersheim, 
Frauenkloster,  bei  Weikersheim  und  Mergentheim.  Ussermann, 
episcopatus  Wirceburg.  p.  496.  *)  Das  Dominikanerkloster  in  Würz- 
burg. Heffner,  Würzburg  u.  seine  Umgebungen,  S.  140  ff.  ^)  Das 
Franziskaner-Minoritenkloster  daselbst.  Heffner,  S.  316  ff.  *J  Klo- 
ster Brombach,  Bronnbaoh  bei  Wertheim.  Ussermann,  p.  353. 
')  Wol  für  Augiam,  d.  i.  Aub  (Auw,  Au],  Stadt  in  Unterfranken. 
»)  Seligenthai,  Nonnenkloster,  im  Odenwald.  Usserm.  p.  473. 
')  Himmelspforten,  Cisterzienser-Nonnenkloster,  in  der  Schottenau 
am   Main,    aufserhalb   Würzburgs.     Heffner    S.   525 f.     üsserm.  p. 


372.  '")  Schwäbisch  Hall.  Usserm.  p.  415.  ")  Wol  Mergentheim. 
Usserm.  p.  404.  413.  ")  Michelfeld,  Nonnenkloster,  bei  Kitzin- 
gen. Usserm.  p.  493.  ")  Maidbrunn,  Kloster,  bei  Würzburg,  Us- 
serm. p.  471.  '*)  Wächterswinkel,  Cisterz.-Nonnenkloster  bei  Mell- 
richstadt.  Usserm.  p.  480.  ")  Das  Dominikanerinnenkloster  zu 
St.  Marcus  in  Würzburg.  Heffner  S.  33.  '*)  Monasterium  ad  Paradi- 
sum,  Nonnenkloster,  in  Heidingsfeld  bei  Würzburg.  Usserm.  p.  457  s. 
")  Marburghausen,  Mariäburghausen ,  Cisterz.-Nonnenkloster,  bei 
Hafsfurt.  Usserm.  p.  482.  '°]  Clarissen-Frauenkloster  zu  St.  Agnes 
in  Würzburg;  Usserm.  p.  511—512.  Heffner  S.  338.  ")  Ebracb, 
Cisterzienserabtei ,  am  Steigerwald.  Usserm.  p.  334  sqq.  "}  Ber- 
thold II.  (v.  Sternberg),  Bischof  v.  Würzburg,  1267  —  1287.  Us- 
serm. p.  93  —  96.  Dr.  Frran. 


Bruchstücke  von  Jacob  ran  Maerlaiit's  Rymbybel. 

Herr  Dr.  Keussen  in  Crefeld  fand  beim  Ordnen  des  Ar- 
chivs von  Kempen  eine  bedeutende  Anzahl  Falze,  einer  Perga- 
menthandschrift angehörig,  welche  zum  Zweck  des  Einbindens 
eines  Augustinus  zerschnitten  worden.  Sie  gehören,  wie  mich 
M.  de  Vries  aufmerksam  machte,  Maerlant's  Rymbybel  an.  Die 
Handschrift  ist  aus  dem  14.  Jahrhundert*).  Da  von  dem  ge- 
nannten Werke  es  mehrere  gute  Handschriften  gibt,  so  ist  eine 
Mittheilung  der  Fragmente  nicht  nöthig;  ich  beschränke  mich 
daher  auf  den  Abdruck  eines  kleinen  Stückes,  auf  Mittheilung 
einiger  Lesarten  und  Angabe  der  Theile  des  Gedichtes,  wel- 
che die  Fragmente  bieten,  soweit  dieselben  bestimmbar  sind; 
denn  oft  sind  nur  ein  paar  Buchstaben  auf  den  einzelnen  Per- 
gamentstücken erhalten.  Gleich  vom  ersten  Blatte  der  Hs.  ha- 
ben sich  zwei  an  einander  sich  anschliefsende  Streifen  erhal- 
ten, mit  V.  22—34,  auf  der  Rückseite  V.  147—158.  Das  erste 
Stück  will  ich  als  Probe  mittheilen. 

In  dietsche  w 

Vrouwe  nu  moeti  u  bewijnden 

Troest  te  sine  in  mire  pine 

iVu  merct  ghi  die  hier  in  seit  lesen 

wat  nutscap  hier  in  sei  wesen 

Hier  in  envindi  fauele  no  borde 

Noch  ghen  trufe  noch  falorde 

Mer  vraye  rime  ende  wäre  woeri 

Hoe  die  tijt  is  comen  voert 

Sint  de  werelt  erst  begonde 

Toter  wilen  dat  quam  ter  ston^e 

Z>at  ihc'  kerst  te  hemel  clam 

Eil  onse  menscheit  au  kern  nam. 
Das  nächste  Blatt  umfafst  V.  2191—2358;  es  fehlen  aber, 
abgesehen  von  beschnittenen  "Versen,  2262 — 74  und  2304 — 16. 
Die  Hs.  liest  2191  f.  ooc  (=  D).  2194  als  die  (für  alse). 
2203  minste  (=  BDE).  20  hadden.  22  voort  fehlt.  23  d'>om 
(für  ledi).  37  iams  (=  ABDE).  41  waren.  45  coninc  (=  BD). 
50  voort  meer.     51    . .  s  een  gode  poer(t).     78  hi  doe  h.     82 


*)  Zweispaltig  geschrieben,  mit  42  Zeilen  auf  der  Spalte. 


197 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


198 


die  fehlt.  85  w'>scap.  86  M  d^  al  di  (=  BD).  88  dat  al  (— 
BD).  90  dus  ist.  91  Sint.  98  omcn.  2300  iacu{s  =  ABDE). 
02  eure.  17  sire.  39  en  stic(hte),  wol  die  richtige  Lesart, 
Stifte  =  Pfeile.  46  al  fehlt.  47  =  BD.  52  .  .  ten  dat  had 
hega  . .  ■ 

Das  dritte  Blatt  enthält  3201—3868,  aher  stark  heschnit- 
ten.  3206  Eh  die.  08  hi  fehlt.  49  ..r  waer  (Reim).  71  eh 
fehlt.  74  ie  fehlt.  76  ..an  alrehande  vleis  reine.  78  tvas  nie- 
ment  el  {^  BD).  3313  =  CF.  15.16  sine  m(an)  Eh  gheboren 
was  van  dan  (Reim).  17  so  fehlt.  19  =  BD.  20  hode.  24 
Jeghen  die.     25  Asser.     26  Bat  la  .  .    38  eraclit.    50  ict. 

Das  vierte  Blatt  umfafst  4079 — 4244,  ebenfalls  stark  be- 
schnitten. 4081  Niet  ensouden.  83  =  BD.  84  =  BDF.  85  = 
BD.  93  so  fehlt.  98  danen]  zvecJi.  99  leende.  4102  vier.  Nach 
4130  folgten  zwei  Verse,  die  die  Ausgabe  nicht  hat;  erhalten 
sind  nur  die  Endsilben  dat  is  und  is.  4204  al  fehlt.  09  wech] 
loel.     18  dat  fehlt.     21  =  BD. 

Von  dem  fünften  Blatt  ist  nur  ein  kleiner  Theil  erhalten, 
V.  4439-46,  4475—4501,  4517—43,  4565—72.  4444  iva- 
ren.  46  dine]  die.  77  die]  hi.  83  gheruumt  —  tlant.  4520 
swV  leet  rtiz.  21  hereh  eh  groe  . .  .  .  32  seldi  mz  hören.  68 
tfolc  d'>  onff. .  . 

Das  sechste  umfafst  V.  4624  —  27,  4666  —  69,  4708—11, 
4750  —  53.  —  4666  Dann  sidsi  alle.  Das  siebente  und  achte 
folgen  unmittelbar  aufeinander,  und  enthalten  von  5112 — 5419 
einen  ziemlichen  Theil.  5132  hier  fehlt.  5143  aldaer.  56 
aensicht.  59  doghen.  58  Battet  ivas.  62  tot  hem  64  mit- 
ten.  73  eh  tsiiixten.  74  =  BD.  87  =  B.  98  om  ivH.  5211 
soo  fehlt.  61.  62  =  BD.  78  =  CF.  84  dan  fehlt.  90  ist. 
91  die  fehlt.  92  qicamen]  iva(ren).  93  alle  fehlt.  5319  II.] 
in.  20  hären  mate.  21  =  BD.  24  Aaron  fehlt.  30  noch 
fehlt.  35  =  ABDE.  36  =  CD.  63  =  BC.  66  =  BDEF. 
74  W'^  dat  man  mz  man  ivorde  v.  79  andern  minde.  80  droch. 
81  no  ivikelen  fehlt.  84  =  C.  86  alle  fehlt.  93  dat  fehlt. 
5401  so  fehlt.  Nach  5406  folgen  zwei  Verse  : 
(wa)nt  hz  sijn  d^  beide  sed(en) 
(en)  die  den  duuel  oec  a(nebeden) 
5412  quaet  wich  ...      16  ew]  tot.     19  aZ  die  ghene  diet. 

Bl.  9  enthält  auf  zwei  Streifen  31817  —  31968  zum  klei- 
nereu Theil.  31879  Te.  83  wilde  sonder  strijt.  31902  wa- 
ren heringhet  daere.  43  duereii.  62  =  B.  66  die  men  dei- 
len  doet.  BI.  10  einen  kleinen  Theil  von  32674—32814. 
32682  =  BD.  32718  =  BD.  20  hal^J  ter  stede.  21  =  ED. 
58  =  BD.  65  =  C.  803  tvant  dit  g.  05  Sitie  ontsien  no  pine 
no  doot.     06  was  groot.     14   .  .   nisse  gheheert. 

Heidelberg.  Bartsch. 


weisen  enthalten  sind,  stammen  aus  der  zweiten  Hälfte  des  16. 
Jahrhunderts  und  verdanken  ihr  Entstehen  wol  hauptsächlich 
dem  Bestreben,  die  manchfachen  Kleiderformen  der  verschiede- 
nen Völker  den  wifsbegierigen  Leuten  als  etwas  höchst  Inte- 
ressantes vor  Augen  zu  führen  ;  denn  jedenfalls  war  bei  den  gro- 
fsen  Begebenheiten  damaliger  Zeit  —  den  bedeutenden  Ent- 
deckungen in  fremden  Erdtheilen  und  den  in  Europa  tobenden, 
zumal  gegen  die  Türken  gefülirten  Kriegen  —  das  Verlangen 
sehr  rege,  sowohl  die  gefürchteten  Feinde,  als  auch  die  neuent- 
deckten Völkerchaften,  wie  überhaupt  fremde  Nationen,  im 
Bilde  zu  schauen,  um  sich  von  denselben  eine  möglichst  klare 
Vorstellung  machen  zu  können.  Dieses  Begehren  sollte  durch  die 
Trachteubücher  möglichst  vollkommen  befriediget  werden,  und 
daher  heifst  es  auf  dem  Titel  sowohl  der  späteren,  als  auch 
bei  dem  am  frühesten  erschienenen  —  von  Ferdinande  Ber- 
telli  (Venetia,  1563):  „Omnium  fere  gentium  nostrae  aetatis 
habitiis."  — 

Die  Quellen,  aus  denen  die  Verfasser  oder  Verfertiger  der 
Trachtenbücher,  ihre  Kostümbilder  bezogen,  waren  gewifs  höchst 
manchfach,  wol  meist  direct  und  jedenfalls  zuverlässig.  Fehl- 
ten jedoch  directe  Quellen,  so  zeichneten  spätere  Verfasser  das 
ihnen  Nöthige  aus  schon  früher  erschienenen  Trachtenhüchern 
ab.  —  So  finden  sich  z.  B.  dem  eben  angeführten  Werke  ent- 
nommene Abbildungen  zahlreich  in  dem  1570  zu  Antwerpen 
verlegten  Trachtenbuche  von  Johann  Beller*)  und  in  dem  1579 
zu  Nürnberg  herausgekommenen  Werke  von  Hans  Weigel**), 
welch  letzteres  wieder  von  Cesare  Vecellio  für  sein  1590  in 
Venedig  erschienenes  Buch :  „Degli  Habiti  antichi  et  moderni 
di  diverse  parti  del  monde,"  sehr  stark  ausgebeutet  wurde. 

Auffallend  ist  aber  bei  dieser  Benützung  früher  erschiene- 
ner Trachtenbücher,  dafs  bisweilen  ganz  genau  cop'erte  Figuren 
von  dem  späteren  Verfasser  eine  andere  Bezeichnung  bekamen, 
als  sie  von  dem  früheren  erhalten  hatten.  So  führt  z.  B.  Bel- 
ler eine  weibliche  Figur  als  „Helvetia  mulier-'  vor,  welche  bei 
Bertelli  mit  „Germania"  bezeichnet  ist.  Völlig  unbegreiflich 
erscheint  es  aber,  wie  Vecellio  dazu  kommt,  eine  aus  dem 
Werke  von  H.  Niclas  Nicolai :  ..Von  der  Schiifart  viid  Rais 
in  die  Türkey  vnd  gegen  Osten"  (Nürnberg,  1572)  entlehnte, 
dort  als  „Frau  von  der  Insel  Chio"  bezeichnete  Figur  als  „Jü- 
din aus  Syrien"  (Hebrea  in  Soria)  vorzuführen ;  oder  dafs  Ab- 
raham Bruyn  in  seinem  1577  herausgegebenen  Trachtenbuche***), 
wofür  er  sehr  Vieles  aus  dem  genannten  Reisewerk  entlehnte, 
eine  dort  als  „Griechin"  angegebene  Figur  als  „Judaea  mulier 
commorans  in  Hadrianopoli"  hinstellt.  Weit  erklärlicher  ist 
es  dagegen,  wenn  Vecellio  eine  aus  WeigeFs  Werke  entnom- 
mene Figur,  welche  in  diesem  als  „Weib  aus  Hispanien"  aufge- 
führt ist,  mit  „Habito  delle  Matrone  Portoghesi"  bezeichnet.  — 


Ueber  fünf  der  ältesten  Trachtenbticlier  nnd  ihr  Ver- 
hiiltniss  zu  einander. 

Die  ältesten  bekannten   Trachtcnbücber,   in  welchen  Dar- 
stellungen der  bemerkenswerthesten,  damals  üblichen  Bekleidungs- 


*)  Omnium  fere  gentium  nostraeque  aetatis  Nationum  Habitus 
et  Effigies. 

**)  Habitus  praecipuorum  populorum. 
***)  Omnium  paene  gentium  imagines. 


199 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


200 


Unter  den  genannten  fünf  Trachtenbüchern  enthält  das  äl- 
teste, das  von  Bertelli  (v.J.  1563),  die  wenigsten,  hingegen  das 
späteste,  das  von  Vecellio  (v.  J.  1590),  die  meisten  Abbildun- 
gen; und  in  demselben  Verhältnifs  steht  die  Anzahl  der  Völker- 
schaften, welche  in  diesen  Büchern  dargestellt  sind.  Denn 
während  wir  bei  Bertelli  nur  die  allerhervorragendsten  Nationen 
vertreten  finden,  hat  Vecellio  —  und  vor  ihm  schon  Weigel 
(1579)  —  fast  die  sämmtlichen  damals  bekannten  Volker  abge- 
bildet. Von  Vecellio  sind  jedoch  die  Italiener  dermafsen  bevor- 
zugt worden,  dafs  sie  allein  beinahe  die  Hälfte  seines  Werkes 
ausmachen.  —  Bei  Beller  sind  die  Italiener  nur  sehr  schwach, 
bei  Bruyn  gar  nicht  vertreten ;  ebenso  fehlen  bei  Bertelli  die 
Engländer  und  die  Niederländer.  In  sämmtlichen  Trachtenbü- 
chern finden  wir  aber  die  Spanier  mit  grofser  Sorgfalt  behan- 
delt und  bei  Bertelli,  Beller,  Weigel  und  Vecellio  auch  die  in 
den  einzelnen  Provinzen  Spaniens  üblichen  Trachten  dargestellt ; 
bei  dem  Erstgenannten  sind  aber  die  Gegenden  nicht  angegeben, 
aus  denen  sie  stammen.  Orientalische  Trachten  haben  Bruyn, 
Weigel  und  Vecellio  in  grofser  Anzahl  abgebildet  und  dabei 
vorzugsweise  das  bereits  erwähnte  Reisewerk  von  H.  N.  Nicolai 
benützt. 

Eine  eigenthümliche  Erscheinung  zeigt  sich  bei  den  Trach- 
ten der  Ungarn,  welche  Bertelli,  Beller,  Bruyn  und  Vecellio 
vorführen,  indem  dieselben  bei  entfernter  allgemeiner  Aehnlich- 
keit  dennoch  auffallend  verschieden  sind.  Dies  läfst  sich  nur 
dadurch  erklären,  dafs  jeder  der  genannten  Verfasser  seine 
Trachtenbilder  aus  einem  anderen  Theile  dieses  grofsen  Landes 
bezog. 

Unter  den  hier  besprochenen  Trachtenbüchern  ist  nur  dem 
von  Vecellio  ein  erklärender  Text  beigegeben ;  aufserdem  zeich- 
net sich  dieses  Trachtenbuch  noch  dadurch  sehr  vortheilhaft 
vor  den  übrigen  aus,  dafs  es  auch  Trachten  aus  früheren  Zei- 
ten (leider  fast  nur  bei  den  Italienern  und  höchstens  80  Jahre 
zurückreichend)  enthält  und  die  Nationen  des  Nordens,  sowie 
die  der  neuentdeckten  Länder  Amerikas,  Asiens  und  Afrikas 
darstellt. 

Nürnberg.  Carl  Köhler. 


Ton  der  Zauberkraft  des  Aguus  Bei. 

Von  baisam  vnde  von  reinem  was|i  >) 
vnd  von  dem  helgen  crisem,  so  jch  lasfJ, 
da  macht  man  ab  das  agnus  dei  — 
du  hailig  lamb,  miserere  mei  — 
dar  zu  och  van  brunnen  dar 


mitt  hailigen  worten  fir  war 

die  der  papest  selber  pfligt  ze  sprechen  — 

der  arbeit  latt  er  jm*)  nit  enprechen^) 

er  macht  es  mitt  siner  band, 

desjj  ist  er  selber  wol  bekant. 

das  verdribet  plixen*)  vnde  tonren, 

ander  poes(3  verdript  es  6'ch  darzu, 

vnd  wielich  frawe  das  by  jr  hatt 

die  eines  kindes  swanger  gatt, 

das  ^)  tut  es  sunder  we  genesen, 

als  ich  vormals  och  hab  gelesen ; 

vnü  wer  daz  mitt  rainekait  bewart 

jn  Wasser  jm  kein  vbels  widerfart 

vnd  och  in  keines  füres  nott, 

wenn*)  es  daz  füre  löschen  tütt; 

daz  kurapt  van  siner  hailikeit  zu  : 

war  lamp,  behüt  vns  vor  allem  laide  do ! ') 

das  öch  die  sunde  tilgen  tut, 

als  ob  es  were  gottes  plüt, 

den  tiifel  tut  es  vertriben 

vnde  alle  grosse  süude  verraiden 

dar  zu  den  gechen^)  tod: 

war  lanip,  hilf  vns  vs(3  aller  nott ! 

vnde  wer  das  anruffen  wirt 

so  er  wider  sinen  figent  fert, 

dem  hilft  das  war  lamp  ze  stund 

das  er  sin  figent  vber  kumpt^). 

War  lamp  gottes,  beware  mich, 

wenne  ich  an  werde  raffen  dich  ; 

wenn  du  ob  nimest  der  weite  sünde, 

so  behüte  mich  zu  allen  stunden. 

Dise  war  wort  die  sind  gesprochen 

van  dem  beigen  papst  Vrbano, 

die  tette  er  senden  ferre 

dem  kayser  fir  ain  grosse  ere 

mitt  einem  agnus  dei. 

War  lamp,  miserere  mei ! 

die  hat  er  in  latin  gesatz, 

daz  tett  er  allesjj  sunder  hasß ; 

dar  ist  dis  vs^genomen, 

las(5  herre  allesß  gut  zu  vns  komen. 

Das  dis  an  vns  werde  war 

Helf  vns  Maria,  die  Cristum  gebar. 
Amen. 
Ein  Blatt  in  8"  von  einer  Handschrift  des  15.  Jahrb.  im 
gräfl.  Archiv  zu  Stolberg  im  Harz. 

Wernigerode.  Jacobs. 


')  Wafs,  niederd.  Form  für  Wachs. 


')  jm  —  so  in  der  Hs.  statt  des  ursprünglichen  sich  geändert, 

')  sich  entbrechen  lassen ,  sich  entgehen,  entziehen  lassen. 

*)  lilixen,  blickzen,  blitzen.     ')  Lies  :  des. 

*)  wenn^  mhd.  wände,  wan :  denn. 

'j  Wol   zu   bessern :    Das  k.  v.  s.   hailikeite   .  .  .   leide. 

°J  gäben,  jähen  T.     ')  überkommt,  überwindet.     Dr.  Frmn. 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essen  wein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Qedruckt  bei  U.  E  Sebaldin  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  ANZEIGER  FÜR  KÜOT)E  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 

1873.  JW  7.  Juli. 


Chronik  des  germanischen  Museums. 


Nürnberg,  den  15.  Juli  1873. 

Die  Sammlung  von  Kunstwerken,  aus  deren  Erlös  die  Kosten 
für  Uebertragung  des  Augustinerklosters  bestritten  werden  sollen, 
ist  bereits  zu  einer  hübschen  kleinen  Gallerie  angewachsen,  und 
täglich  geht  noch  Weiteres  zu.  Wir  veröffentlichen  heute  unten 
die  erste  Liste  derjenigen  Künstler,  die  ihr  Versprechen  bereits 
erfüllt  haben.  Mehrere  Kunstfreunde,  welche  gleichfalls  in  dieser 
Liste  stehen,  wie  auch  einige  Künstler,  haben  mehrere,  zum  Theil 
auch  Kunstwerke  von  fremder  Hand  gespendet,  so  dafs  der  Ka- 
talog der  Kunstwerke  noch  einige  treffliche  Namen  verstorbener 
Künstler  aufweist. 

Der  Bau  selbst  ist  bereits  bis  zur  Gleiche  des  ersten  Stock- 
werkes, dessen  altes  Deckengebälke  soeben  wieder  eingelegt  wird, 
gediehen. 

Unsere  Sammlungen  haben  in  jüngster  Zeit  vielseitige  Berei- 
cherung durch  Ankauf  erhalten.  Wir  können  nicht  jedes  Stück 
einzeln  aufführen,  erwähnen  daher  hier  zunächst  nur  eine  Samm- 
lung von  Bleireliefs,  Goldschmiedemodellen  des  16.  Jahrh.,  von 
ungefähr  900  Nummern,  die  aus  dem  Besitze  des  hiesigen  Samm- 
lers  und  Kunstfreundes    G.  Arnold   in's  Museum   gekommen   sind. 

Die  kleine,   aber   glänzende  Ausstellung,   die  im  vorigen  Mo- 
nate eröffnet  wurde,  ist  wieder  geschlossen. 
Erstes  Verzeichnifs 
derjenigen  Künstler  und  Kunstfreunde,  welche  künstlerische  Gaben 
für   eine  Versteigerung   zu  Gunsten  -  des  Wiederaufbaus   des  hiesi- 
gen Augustinerklosters  gespendet  haben. 

Achenbach,  Andreas,  Professor,  in  Düsseldorf ;  Achenbach, 
Oswald,  Professor,  in  Düsseldorf;  v.  Alvensleben,  Maler,  in  Dres- 
den ;  Becker,  A.,  Professor,  in  Düsseldorf ;  Becker,  C,  Professor, 
in  Berlin;  Bergau,  R.,  Professor,  in  Nürnberg  ;  Braith,  Thierma- 
ler,  in  München  ;  Braun,  L.,  Schlachtenmaler,  in  München  ;  Chou- 
lant,  Hofmaler,  in  Dresden;  Deger,  Professor,  in  Düsseldorf; 
Echter,  Professor,  in  München;  Ebert,  Landschaftsmaler,  in 
München;  Engelhardt,  Professor,  in  Hannover;  Essenwein, 
A.,  Direktor,  in  Nürnberg;  Eyrich,  Architekt,  in  Nürnberg;  Fei- 
sing, Professor,  in  Darmstadt;  Flüggen,  Historienmaler,  in 
München;  Förster,  C,  Dr.,  sachs. -meining.  Eath,  in  München; 
Funk,  Professor,  in  Stuttgart;  Gnauth,  Professor,  in  Stuttgart; 
Grützner,  Genremaler,  in  München;  Hähnel,  E.,  Professor,  in 
Dresden;  Hanfstängel,  Hofrath,  in  München;  Hartmann, 
Thiermaler,  in  München;  v.  Heyden,  Historienmaler,  in  Berlin 
Hofmann,  H.,  Professor,  in  Dresden;  Hübner,  J.,  Dr.,  Gallerie- 
direktor,  in  Dresden;  v.  Kameke,  Professor,  in  Dresden  ;  Käppis, 
Genremaler,  in  München;  Kaufmann,  H. ,  Genremaler,  in  Mün- 
chen; Knaus,  Professor,  in  Düsseldorf;  v.  Kreling,  Direktor, 
in  Nürnberg  ;  Kuhn,  Dr.,  Conservator,  in  München;  Kundmüller, 
Genremaler,  in  Bamberg;  Lang,  H.,  Schlachtenmaler,  in  München; 
Lessing,  C.  F.,  Direktor,  in  Carlsruhe  ;  Mali,  Thiermaler,  in  Mün- 
chen;  Metz,    Landschaftsmaler,   in   München;  Mefszöly,  Land- 


schaftsmaler, in  München;  Meyer,  F.  C,  Hofrath  und  Professor, 
in  Nürnberg;  Meyerheim,  F.,  Genremaler,  in  Berlin;  Niefsen, 
Conservator,  in  Köln;  Noack,  Hofmaler  und  Professor,  in  Darm- 
stadt; Ortwein,  Professor,  in  Nürnberg ;  Oesterley,  Professor 
und  Hofmaler,  in  Hannover;  Pickert,  S.,  Kunsthändler,  in  Nürn- 
berg; V.  Pocci,  Graf,  kgl.  Oberstkämmerer,  in  München;  Raab, 
Professor,  in  München  ;  Raupp,  Professor,  in  Nürnberg ;  Ritter,  L. 
u.  P.,  Architekturmaler,  in  Nürnberg;  Rohde,  C,  Genremaler,  in 
München;  Rüstige,  Professor,  in  Stuttgart;  Schleich,  E.,  Pro- 
fessor, in  München;  Schmidt,  M. ,  Genremaler,  in  München; 
Schraudolph,  Professor,  in  München;  Spitzweg,  Genremaler, 
in  München;  Steffan,  Landschaftsmaler,  in  München;  Thal- 
meyer,  Porzellanmaler,  in  München;  Thumann,  P.,  Professor,  in 
Dresden;  Voltz,  Fr.,  Thiermaler,  in  München;  Voltz,L.,  Thier- 
maler, in  München;  Vofsberg,  Landschaftsmaler,  in  Hannover; 
Walther,  C,  Architekt,  in  Nürnberg;  Weber,  C,  Landschafts- 
maler, in  München;  Weber,  P.,  Landschaftsmaler,  in  München; 
Weber,  Ph. ,  Landschaftsmaler,  in  München;  Wislicenus,  Pro- 
fessor, in  Düsseldorf;  Zettler,  Glasmaler,  in  München. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Distriktsräthen  :  Mindelhelm  10  ff.    Türkheim  10  ff. 

Von  Privaten:  Bautzen,  v.  Salza  u.  Lichtenau.  Amtshaupt- 
mann, 1  fl.  45kr. ;  Wolf,  Kreissteuerrath,  1  fl.  45  kr.  Gr.  Glogau. 
Heymanu,  Kaufmann,  1  fl.  Hamburg,  L.  H.  Lichtenhein  3  fl.  30 kr. 
Marktbreit.  Bernh.  Kühorn,  Kaufmann,  1  fl.  30  kr.  Nürnberg.  Chri- 
stoph Link,  Kaufmann,  2  fl. ;  H.  Rothamel,  Industrieschüler,  1  fl. 
12  kr. ;  v.  Schallern,  k.  Appellrath,  1  fl.  45  kr.  St.  Petersburg.  Ed. 
V.  Lemm,  wirkl.  Staatsrath,  und  dessen  Sohn  Oskar  v.  Lemm, 
2fl.  Rohrdorff.  Schärft',  Pfarrer,  1  fl.  Schwarzenberg.  Brockard, 
fürstl.  Rechnungskontroleur,  1  fl.  Staffelstein.  Paul  Finzel,  Magi- 
stratsrath,  1  fl.  ;  Hafner,  k.  Pfarrer,  in  Herreth,  1  fl. ;  Herrings, 
Gutsbesitzer,  in  Rattelsdorf,  (statt  früher  1  fl.)  4fi. ;  Dr.  Hepp, 
k.  Bezirksarzt,  1  fl. ;  Rndhart,  k.  Bezirksamtmaun ,  1  fl. ;  Vervier, 
k.  Bezirksamtsassessor,  1  fl.  Tauberbischofsheim.  Hönninger,  Refe- 
rendar, 1  fl.  ;  Ribstein,  Referendar,  1  fl. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 

Von  Privaten:  Hannover.  K.  Kraut,  Professor,  3  fl.  30  kr. 
Pforzheim.  Carl  Schwickert  1  fl.  45  kr.  Tauberbischofsheim.  Gaifser, 
Obereinnehmer,  Ifl. 

Unsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu : 

I.  Für  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen. 

(Nr.  6917—6938.) 
Cassel.  Dr.  Oetker:  Abbildung  des  Altares  in  der  Grevera- 
denkapelle  des  Domes  zu  Lübeck,  Steindruck.  —  Dresden.  Adolf 
Meyer:  3  Bruchstücke  persischer  Stickereien.  —  Fürth.  Dr.  Al- 
dinger,  prakt.  Arzt:  5  Gewandstücke  von  Leinen,  schwarz  gestickt, 
und  2  weifs  gestickte  Borten,  18.  Jhdt.  —  Jena.  Fr.  Ried,  Hof- 
rath :  Photographie  nach  dem  schwarzburgischen  Wappen  vom  14. 
Jhdt.  am  Rathhause  zu  Blankenburg.  —  IHünchen.  Dr.  J.  H.  von 
Hefner-Alteneck,  Direktor  des  bayer.  Nationalmuseums:  Borte 
aus  dem  Grabe  eines  Abtes  von  Seeon.    Spiefs,  Professor:  Neuere 


203 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


204 


Nachbildung  eines  alten  in  Glas  sremalteu  Wappens.  —  Nürnberg. 
K.  Freih.  v.  Wels  er,  als  Administrator  der  Schlüsselfelder'sohen 
Stiftung:  2  Oefen  aus  d.  17.  u.  18.  Jhdt.,  2  Bockgestelle  für  Wall- 
büchsen, 17.  Jhdt.,  ein  Regenschirm  ältester  Construction.  Bur- 
ger. Lehrer:  Neuer  Abdruck  eines  Holzschnittes  von  H.  Burgk- 
mair.  M.  Dünckelsbühler,  Banquier :  Krönungsmilnze  Ferdi- 
nand's  III.  als  Königs  von  Böhmen,  1627  ;  Thaler  Kaiser  Leopold's  I., 
1693.  4  kleinere  Silbermünzen  vom  16.  u.  17.  Jhdt.  Müller,  Kupfer- 
stecher :  Graviertes  Pulverhorn,  17.  Jhdt.  H.  Petersen,  Kupfer- 
stecher: Verzierter  Thürgriff  von  Eisen.  Schüfsler,  Officiant: 
Kleiner  Kupferstich  von  I  S.  Ulrich,  Postbediensteter:  Türkische 
Kupfermünze.  —  Paris.  E.  Trofs,  Anti(juar :  Messingene  Sonnen- 
uhr von  Georg  Hartmann,  1549.  —  Pesth.  Dr.  Romer:  5  Gyps- 
abgüsse  vom  Beschläge  des  Einbandes  eines  Antiphonariums  zu 
Raab.  —  Stuttgart.  M.  Rommel's  photograph.  Druckanstalt: 
19  Photographiedrucke  nach  seltenen  Kupferstichen  des  15.  und 
16.  Jhdts"  —  Tann  a.  d.  Rh.  Dr.  med.  Neuroth,  prakt.  Arzt: 
Plan  einer  Wagenburg,  Federzchg.  vom  17.  Jhdt.  —  Thorn.  Di- 
rektion des  Copernicus-Vereins.  13  Gyps-  und  Gelatinab- 
drücke  von  Siegeln  und  Medaillen.  —  Wien.  Gemeinderath  der 
Stadt:  Wiener  Bürgerharnisch  v.  J.  1546.  Sogen.  Aalspiefs,  aus 
dem  städt.  WafTenmuseum. 

IL  Für  die  Bibliothek. 

(Nr.  30,058—30,233.) 
Agram.  Gesellschaft  für  südslav.  Geschichte  u.  Alter- 
thümer:  Dies.,  Arkiv  etc.,  Kn.  XI.  1872.  8.    -  Ansbacil.  Histor. 
Verein    für   Mittelfranken:   Ders.,  38.  Jahresbericht,   1871  u. 

1872.  4.  —  Berlin.  Königl.  statist.  Bureau  (Dr.  Engel):  Engel, 
d.  Verluste  der  deutschen  Armeen  im  Kriege  gegen  Frankreich 
1870  u.  1871.  1872.  2.  Friedrich-Wilhelms-Universität: 
6  akademische  Gelegenheitsschriften.  1872  u.  73.  4.  Rud.  Gärt- 
ner, Verlagshndl. :  Haym,  d.  romantische  Schule.  1870.  8.  Boltz, 
d.  Fremdwort  in  s.  kulturhistor.  Entstehung  u.  Bedeutung.  1870. 
8.     Mittheilungen  aus  d.  histor.  Literatur,  hgg.  v.  Fofs ;  Jhg.  I,  1. 

1873.  8.  G.  Grote'sche  Veidagsbuchh. :  v.  Arnim  u.  Brentano, 
des  Knaben  Wunderhorn :  1.  Lief.  1873.  8.  Fechner,  d.  deutsch- 
französ.  Krieg  v.  1870—71.  1872.  8.  K.  geh.  Ober-Hofbuch- 
druckerei (R.  V.  Decker):  Schneidawind,  Prinz  AVilhelm  v.  Preu- 
fsen  in  den  Kriegen  seiner  Zeit.  1856.  8.  v.  Westphalen,  Geschichte 
der  Feldzüge  des  Herzogs  Ferdinand  v.  Braunschweig- Lüneburg ; 
2  Bde.  1859.  8.  v.  Wittken,  Geschichte  des  k.  preufs.  Garde- 
Schützen-Bataillons.  1864.  8.  V.  Westphalen,  Westphalen  der  Se- 
cretär  des  Herzogs  Ferdinand  v.  Braunschweig-Ijüneburg.  1866.  8. 
V.  Langermann,  Geschichte  des  Thüring.  Uhlanen-Regiments  Nr.  6. 
1872.  8.  Gebr.  Pätel,  Verlb, :  Strodtmann,  d.  geistige  Leben  in 
Dänemark.  1873.  8.  Verein  f.  d.  Geschichte  Berlins:  Berli- 
sche  Chronik.  Urkunden-Buch,  Bgn.  50— 60.  1872.  4.  —  Bern.  All- 
gem.  Schweiz,  gesohichtsforschende  Gesellschaft:  Mat- 
thiae  Neoburgensis  Chronica  etc.,  hg.  v.  Studer.  1866.  8.  Justin- 
ger, d.  Berner-Chronik,  hg.  v.  Studer.  1871.  8.  —  Bielefeld.  Vel- 
hagen  u.  Klasing.  Verlh. :  Hiltl,  d.  französ.  Krieg  v.  1870  u. 
1871;  2  Bnde.  1873.'  8.  Petsch,  unser  Fritz.  1873.  8.  Petsch,  d. 
eiserne  Prinz.  1873.  8.  König,  d.  alte  Nettelbeck.  1873.  8.  — 
Darmstadt.  Histor.  Verein  für  das  Grol'sherzogth.  Hessen: 
Ders.,  Archiv  etc.;  Bnd.  XIII,  1.  H.  1872.  8.  —  Eisenach.  J.  Bac- 
meister,  Verlh.:  Köhler.  Luther's  Reisen.  8.  —  Elberfeld.  R.  L. 
Friederichs  Verlh.:  Merle  d',A.ubigne,  Geschichte  der  Reforma- 
tion des  16.  Jahrh. :  L  u.  H.  Bnd.  2.  Aufl.  1863.  8.  —  Emden.  W. 
Haynel,  Verlh.:  v.  Busse,  Erinnerungen  des  ostfries.  Infanterie- 
Regiments  Nr.  78;  1.  Abth.  1872.  8.  —  Erfurt.  W.  J.  A.  Freih. 
V.  Tettau,  Oberregierungsrath  :  Ders.,  über  d.  epischen  Dichtun- 
gen der  finnischen  Völker  besonders  die  Kalewala.  1873.  8.  —  Er- 
langen. Dr.  Rud.  V.  Raumer,  Univers. -Professor  :  Ders.,  der  Un- 
terricht im  Deutschen:  4.  Aufl.  1873.  8.  Physical.-medicin. 
Societät:  Dies..  Verhandlungen  etc.  1.  u.  2.  Heft.  1867  u.  70.  8. 
—  Frankfurt  a.  M.  J.  D.  Sauerländer's  Verlag:  Gistel,  Carolus 
Linnaeus.  Ein  Lebensbild.  1873.  8-  Henkel,  Leben  u.  Wirken  v. 
Dr.  Aloys  Schmitt.  1873.  8.  —  Frauenfeld.  Histor.  Verein  des 
Kantons    Thurgau:    Ders.,    thurgauische    Beiträge:    13.  Heft. 


1873.  8.  —  Freiburg  i.  Br.  Herder'sche  Verlh.:  Lindemann, 
Geschichte  d.  deutschen  Literatur.  3.  Aufl.  1873.  8.  Fr.  Jos. 
Scheuble,  Verlh.:  Zeitschrift  der  Gesellschaft  f.  Beförd.  der  Ge- 
schichts-,  Alterth.  u.  Volkskunde  v.  Freiburg  etc.  Bnd.  I.  II.  1869 
u.  72.  8.  Ludw.  Schmidt's  Buchh.  :  Kifsling,  polit.-statist.-to- 
pogr.  Ortslexikon  des  Grofsh.  Baden.  8.  Villingen  unter  den  Gra- 
fen von  Fürstenberg.  1872.  8.  —  St.  Gallen.  Histor.  Verein: 
Ders.,  Mittheilungen  etc.;  n.  F.,  3.  Heft.  1872.  8.  Joachim  v. 
Watt  als  Geschichtschreiber.  1873.  4.  —  Genf.  Jul.  Fick,  Buch- 
druokereibesitzer :  Isabeau  Menet ,  prisonniere  ä  la  tour  de  Con- 
stance,  1735—50.  1873.  8.  —  Gera.  C.  B.  Griesbach's  Verlag: 
Berends ,  d.  reufsischen  Kirchenliederdiohter.  1872.  8.  —  Giessen. 
Oberhess.  Gesellschaft  f.  Natur-  u.  Heilkunde:  Dies.,  14. 
Berichtete.  1873.  8.  J.  Ricker,  Buch-  U.Kunsthändler:  Flcisch- 
u.  Marktpreise  zu  Giefsen,  am  11.  Januar  1783.  2.  —  Göttingen. 
Dieterich'scho  Buchh.:  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte; 
Bnd.  XIII,  2.  1873.  8.  Waitz,  die  Formeln  der  deutschen  Königs- 
u.  der  röm.  Kaiser- Krönung  v.  10.  — 12.  Jahrh.  1873.  4.  Sonder- 
abdr.  Augusti  rerum  a  se  gestarum  indicem  ed.  Theod.  Bergk. 
1873.  8.  —  Graz.  Histor.  Verein  f.  Steiermark:  Ders.,  Mit- 
theilungen etc.,  20.  Heft.  1873.  8.  Beiträge  etc. ;  9.  Jhg.  1873.  8. 
Halle.  Thüring.-sächs.  Verein  f.  Erforschung  des  Vater- 
land. Alterthums  etc:  Ders.,  neue  Mittheilungen  etc.;  Bnd. 
Xm,  2  u.  3.  1871  u.  73.  8.  —  Hamburg.  Rob.  Kittler,  Verlagsh. 
Schönwald  u.  Peist,  Geschichte  des  Thalia -Theaters  in  Hamburg. 
1868.  8.  Schreyer,  im  Lande  der  Gallier.  1872.  8.  —  Hannover. 
Cohen  u.  Risch,  Verlagsh.:  Die  Kunst  im  Gewerbe;  Bnd.  I, 
H.  2.  3.  1872.  2.  Histor.  Verein  f.  Niedersachsen:  Ders., 
Zeitschrift  etc.;  Jhrg.  1871  u.  34.  Nachricht  etc.  1872.  8.  —  Hei- 
delberg. K.  Groos,  Verlh.:  Führer  durch  Elsafs  u.  Lothringen; 
2.  Aufl.  1873.  8.  Woll,  pfälzische  Gedichte;  2. Aufl.  1873.  8.  J.  C. 
B.  Mohr,  akadem.  Verlagsbuchh. :  Bahr  zur  Geschichte  der  Weg- 
führung der  Heidelberger  Bibliothek  nach  Rom  im  J.  1623.  8. 
Sonderabdr.  Universität:  Kolbe,  Erzbischof  Adalbert  I.  von 
Mainz  u.  Heinrich  V.  1872.  8.  Nebst  9  weiteren  akademischen  Ge- 
legenheitsschriften. 1872  u.  73.  4.  8.  —  Hermannstadt.  Verein  f. 
siebenbürg.  Landeskunde:  Ders.,  Archiv  etc.;  Bnd.  X,  2.  3. 
Heft.  1872.  8.  Jahresbericht  f.  1871-72.  8.  Schuster,  Beitrag  z. 
Geschichte  des  evangel.  Gymnasiums  zu  Hermannstadt.  1872.  4. 
Progr.     Hoch,   Geschichte   des   Schälsburger   Gymnasiums;   Forts. 

1872.  4.  Progr.  —  Innsbruck.  Ferdinandeum  für  Tirol  und 
Vorarlberg:  Dass.,  Zeitschrift  etc.;  3.  Folge,  17.  Heft.  1872.  8. 
—  Karlsruhe.  G.  Braun'sche  Hofl3uchh. :  Oncken,  eine  authenti- 
sche Erzählung   von  d.  Zerstörung  der  Stadt  Worms   im  J.  1689. 

1871.  8.    Sonderabdr.     Roth  v.  Schreckenstein,    d.    Insel   Mainau. 

1873.  8.  Eichrodt,  Rheinschwäbisch;  2.  Aufl.  1873.  8.  Mack- 
lot'sehe  Buchh.:  Magg,  Kriegs-Kalender  des  deutsch-französ.  Feld- 
zugs 1870  —  71.  1872.  8.  —  Kiel.  Gesell  chaft  für  die  Ge- 
schichte der  Herzogth.  Schleswig,  Holstein  u.  Lauen- 
burg: Dies.,  Zeitschrift  etc.;  Bnd.  HI,  Schlufsheft.  1873.  8.  Al- 
berti.  Register  über  die  Zeitschriften  u.  Sammelwerke  f.  Schlesw.- 
Holst.-Lauenb.  Geschichte;  II.  Heft.  1873.  8.  Schwers'sche 
Buchh.:  Handelmann,  d.  amtlichen  Ausgrabungen  auf  Sylt,  1870 
— 72.  1873.  8.  —  Leeuwarden.  Friesch  Genootschap:  Dies., 
de  vrije  Fries.  12.  Deel,  (n.  R.  VI.  Deel,  3.  Stuk).  1872.  8.  44. 
Verslag  etc. ;    1871  —  72.    8.     Friesche   Oudheden  ;   3.   Aflevering. 

1872.  2.  —  Leipzig.  F.  A.  Brockhaus,  Verlh.:  Supplement  zur 
elften  Auflage  des  Conservations  -  Lexikon  ;  Bnd.  I  u.  H.  1872  u. 
73.  8.  Deutsche  Dichtungen  des  Mittelalters,  hg.  v.  Bartsch;  Bnd. 
1.  2.  1872.  8.  Fefsler,  Geschichte  v.  Ungarn;  13.  Lief.  18J3.  8. 
Wander,  deutsches  Sprichwörter-Lexikon  ;  44. Lief.  1873.  8.  Ernst 
Fleischer,  Verlagsh.:  Schäling,  Sagen  u.  Märchen  aus  preufs. 
Landen.  8.  Lehrerverein:  Statuten  der  pädag.  Zentralbiblio- 
thek zu  Leipzig.  1872.  8.  Luckhardt'sche  Verlagsh.:  Erlecke, 
systemat.  Verzeichnis  v.  Büchern  etc.,  welche  zu  ermäfsigten  Prei- 
sen zu  beziehen  sind;  1.  Jhrg.  1871.  8.  Kurze  Geschichte  der 
röm.  -  deutschen  Kaiser  u.  der  preufs.  Könige.  1871.  8.  Kreyfsig, 
Shakespeare -Fragen.  1871.  8.  Stompor,  Bazaine  u.  die  Rhein- Ar- 
mee. 1872.  8.  Contzen,  d.  sociale  Frage,  ihre  Geschichte,  Litera- 
tur u.  ihre  Bedeutung  in  der  Gegenwart;  2.  Aufl.  1872.  8.  König, 
Shakespeare   als  Dichter,   Weltweiser  u.   Christ.    1873.    8.      E.  A. 


205 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


206 


Seemann,  Verlagsh. :  Deutsche  Renaissance  ;  18. — 20.  Lief.  1873. 
4.  B.  G.  Teubner,  Verlagshndl.  :  Rühl,  die  Verbrcituno^  des 
Justinus  im  Mittelalter.  1871.  8.     Gosche,  über  d.  Lieder  u.  Reime 

V.  Stralsburg.    1872.   8.     Holstein,   gesta   alibatum  Bergensium   ab 

a.  936 1495.  1871.  8.     Holtzmann,  germanische  Alterthuraer,  mit 

Text,  Uebersetzung  u.  Erklärung  v.  Tacitus  Germania.  1873.  8. 
Veit  u.  Comp.,  Verlagshndl.:  Droysen,  Geschichte  der  preul's. 
Politik;  2.  AuÜ.  Th.  II,  1.  2.  III,  1.  2.  IV,  1.  1869-72.  8.  C.  F. 
Winter'sche  Verlagsh.  :  Lecky,  Geschichte  des  Ursprungs  u.  Ein- 
flusses der  Aufklärung  in  Europa;  2  Ende.  1868.  8.  St.  Leonhard 
bei  Nürnberg.  Dr.  Ad.  Hart  mann,  cv.  Pfarrer:  Gebott  vnd  Ver- 
bott Herrn  Hansen  Rieters  von  vnd  zu  Kornburg  etc.  Die  ein 
Pfarrer  daselbst  alle  Jar  verkünden  soll.  Pgm.-Hs.  1601.  4.  —  Lin- 
dau. J.  T.  Stettner,  Verlagshndl.:  Steudel,  über  die  Pfahlbau- 
.bauten.  1872.  8.  Sonderabdr.  —  Luxemburg.  Sectio nhistorique 
derinstitutLuxembourgeois:  Dies.,  Publications  etc. ;  an- 
nee  1872.  XXVII.  1873.  4.  —  Lucern.  Doleschal's  Buchhndl. : 
v.  Elo-o-er,  Kriegswesen  u.  Kriegskunst  d.  Schweiz.  Eidgenossen 
im  14.°  15.  u.  16.  Jahrb.  1873.  8.  —  Mainz.  Friedr.  Schnei- 
der. Dompräbendat :  Aerdig  leven  van  Thyl-Uleuspiegel.  8.  Ver- 
makelyken  Klucht-Vertelder.  8.  Schoone  Historie  van  den  edelen 
Jan  van  Paris,  Koning  van  Frankryk.  8.  11  Stück  fliegende  Blät- 
ter, Lieder  in  hoUänd.  Sprache.  2.  —  München.  Friedr.  Bruck- 
mann's  Verlag:  Bayersdorfer,  der  Holliein-Streit.  8.  Mit  6  Bll. 
Photoo-raphieen.  Imp.  2.  Herrn.  Manz'sche  Hofkunsthndl.  u. 
Buchht:  V.  Hafselholdt-Stockheim,  Herzog  Albrecht  IV.  v.  Bayern 
u.  seine  Zeit;  I.  Bnd.,  1.  Abth..  nebst  ürkundenbuch.  1865.  8. 
Histor.  Verein  v.  u.  f.  Oberbavern:  Ders.,  oberbaverisohes 
Archiv;  Bnd.  XXXII,  1.  8.  32.  Jahresbericht  f.  1869  u.  70.  1871. 
8.  —  Nordhausen.  Dr.  Th.  Perschmann,  Oberlehrer:  Ders., 
Nordhausens  mittelalterliche  Kunstdenkmäler;  Heft  IL  1872.  8.  — 
Nürnberg.  Nidermaier,  k.  Advokat:  Zeitschrift  des  Anwaltver- 
eins f.  Bayern;  Bnd.  HI— XIH,  Nr.  11.  1863—73.  8.  Stenograph. 
Protokoll  des  IX.  bayer.  Anwaltstages  in  Nürnberg.  1868.  8.  Ste- 
nograph. Bericht  über  die  Verhandl.  des  X.  Anwaltstages  zu  Mün- 
chen. 1870.  8.  v.  Tröltsch,  üb.  die  Stellung  der  Frage  über  Frei- 
gabe der  Anwaltschaft  zu  der  Advocaten-Wittwen  -  u.  Waisenpen- 
sions-Anstalt.  1869.  8.  —  Oldenburg.  Schulze'sche  Buchh. :  Evers, 
Deutschlands  Siegesjahr  1870— 71.  1872.  8.  Jansen,  Rochus  Friedr. 
Graf  zu  Lynar.  1873.  8.  Krohne,  d.  Denkmal  der  Oldenburger  bei 
Vionville.  1873.  8.  Poppe,  Deutschlands  Heldenkampf,  1870  u. 
1871.  2.  Aufl.  1873.  8.  —  Pest.  J.  A.  Magyar  Tudomänyos 
Akaderaia:   Almanach ;    1872.  8.     Ertesitö ;   V.   Evfol.,  10.-17. 

VI.  Evfol.,  1.— 8.  1871—72.  8.  Ertekezesek  a  törteneti  tud.  köre- 
büi  ;  1872,  L  IL  8.  Magyar  törtenelmi  tar ;  köt.  XV— XVIIL  1871 
—72.  8.  Török-magyarkori  tört.  emlekek ;  VII.  köt.  1871.  8.  Mo- 
numenta  Hungariae  historica :  Diplomataria,  XVII.  1871.  8.  Archi- 
vum  Rakoczianum ;  II.  oszt. :  diplom.  I.  1871.  8.  Statist,  es  ne- 
mezetgzd.  közlemenyek ;  k.  VHL  1.2.  1871—72.  8.  A.  m.  t.  Akad. 
Evkönyvei:  K.  XIII,  3.  6.-9.  1871—72.  4.  Archaeologiai  közle- 
menyek; VIII,  3.  1871.  4.  —  Potsdam.  J.  K.  F.  Knaake,  Ca- 
dettenprediger :  Luther,  Ordenung  eyns  gemeinen  kastens.  1523.  4. 
Lutheri  Judicium  de  votis  monasticis.  4.  Luther,  ob  man  für  dem 
sterben  fliehen  muge.  1527.  4.     Luther,  ob  kriegs  leutte  auch  ynn 


seligem  stände  seyn  künden.  1527.  4.  Luther,  an  die  Herren 
Teutschordcns,  daß  sy  falsch  keuschait  myden.  1524.  4.  Lutlier, 
Offinbarung  des  Endchrists.  1524.  4.  Lutherus,  rationis  Latomia- 
nae  pro  incendiariis  Lovaniensis  scholae  sophistis  redditae  confu- 
tatio.  1521.  4.  Luther,  ein  vnterricht  der  beychtkinder :  vbir  die 
vorpotten  bucher.  1521.  4.  Lutherus,  epistola  ad  Leonem  X.  sum- 
mum  pontifioem.  1521.  4.  Luther,  Ordenung  vnd  Bericht,  wie  es 
furterhin  (mit  ihenen  so  das  Hochwürdige  Sacrament  empfahen  wol- 
len) gehalten  sol  werden.  1523.  4. —  Prag.  F.  Tempsky,  Vcrlh.: 
Eusebii  eoclesiasticae  historiae  libri  X,  ed.  Zimmermannus.  1822. 
8.  Deycks,  Friedr.  Heinrich  Jacobi.  1848.  8.  Verein  für  Ge- 
schichte der  Deutschen  in  Böhmen:  Ders.,  Mittheilungen 
etc.  XI.  Jahrg.,  Nr.  V  u.  VL  1873.  8.  Mitglieder-Verzeichnifs  etc. 
1873.  8.  —  Regensburg.  Friedr.  Pustet,  Verlagsh.:  Klenk,  d. 
heil.  Monika.  1870.  8.  Falloux,  Leben  des  Papstes  Pins  V.  1873. 
8.  —  Rostock.  Stiller'sche  Hof-  u.  Univ.-Buchh.  (H.  Schmidt): 
Böhlau  u.  Dugge,  einheimischer  u.  fremder  Rechtsgang.  1873.  8. 
—  Rudoistadt.  G.  Fröbel,  Verlagsbuchh. :  Sommer,  Bilder  und 
Klänge  aus  Rudoistadt;  I— V.  6.  Aufl.  1872.  8.  —  Saarbrüclien. 
Heinrich  Siebert,  Buchh.:  Die  Vorpostengefechte  bei  Saar- 
brücken u.  d.  Schlacht  bei  Spichern;  2.  Aufl.  8.  —  Stuttgart.  A. 
Krön  er,  Verlh. :  Bopp,  Beiträge  zur  Beurkundung  der  deutschen 
Strafrechtspflege;  1.  Heft.  1861.  8.  Pfeiffer,  die  Staatseinnahmen; 
2  Bnde.  1866.  8.  Scherr,  Bildersaal  der  Weltliteratur;  2.  Aufl. 
2  Bnde:  1869.  8.  Menzel,  Geschichte  der  Deutschen;  3  Bnde.  6. 
Aufl.  1872.  8.  Menzel,  Geschichte  der  neuesten  Jesuitenumtriebe 
in  Deutschland.  1873.  8.  Höfer,  wie  das  Volk  spricht.  7.  Aufl.  1873. 
8.  Schraid  u.  Stieler,  aus  deutschen  Bergen.  1873.  4.  —  Tau- 
berbischofsheim.  Dr.  Johann  Heinrich  Schlegel,  Gymnasial- 
direktor: Ders.,  die  tragische  Ironie  bei  Sophokles;  I.  u.  II,  1.  2. 
1869  —  72.  8.  —  Teschen.  K.  Prochaska.  Verlh.:  Der  Krieg, 
1870—71;  IIL  1873.  8.  —  Utrecht.  Pro  vinciaal  Utrechtsch 
Genootschap:  Dies.,  Verslag  etc.;  1872.  8.  Aanteekeniugen  etc.; 
1871.  1872.  8.  —  Weimar.  Herrn.  Böhlau,  Verlh.:  Bleek,  Rei- 
neke  Fuchs  in  Afrika.  1870.  8.  Koch,  histor.  Grammatik  der  eng- 
lischen Sprache ;  I.  Bnd.  1863.  8.  v.  Bojanowski,  Geschehenes  u. 
Geschriebenes.  1871.  8.  Schirrmaoher,  Albert  v.  Possemünster  ge- 
nannt der  Böhme.  1871.  8.  Schmidt,  d.  Verwantschaftsverhält- 
nisse  der  indogermanischen  Sprachen.  1872.  8.  —  Wien.  Brau- 
müller,  k.  k.  Hof-  u.  Universitäts-Buchhandl. :  v.  Helfert,  Maria 
Louise,  Erzherzogin  v.  Oesterreich,  Kaiserin  der  Franzosen.  1873. 
8.  Pusikan,  die  Kaiserstein.  1873.  S.  Dörfler,  Geschichte  der  ka- 
tholischen Kirche.  1873.  8.  R.  V.  Waldheim,  Verlh.:  Geschichte 
des  deutschen  Reiches;  6. — 19.  Heft.  8.  Reschauer  u.  Smets,  Ge- 
schichte des  Jahres  1848;  Heft  43  (Schlu(s).  8.  —  Würzburg.  Hi- 
stor. Verein  für  Unterfranken  u.  Aschaffenburg:  Ders., 
Archiv  etc.;  Bnd.  XXH,  1.  Heft.  1873.  8.  —  Zittau.  G.  Kor- 
schelt.  Bürgerschullehrer:  Bericht  der  Handels-  u.  Gewerbekam- 
mer zu  Zittau,  1870.  8. 

III.  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4324.) 
Nürnberg.  Ludwig  Rösel,  Kaufmann:  Abschiedsbrief  Robert 
Blum's  an  seine  Gattin.  Wien,  1848.  Autogr.  Facsim. 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Archiv  des  Vereines  für  siebenbürgische  Landes- 
kunde. Neue  Folge.  Zehnter  Band.  H.  u.  III.  Heft.  Hermann- 
stadt.    1872.     8. 

Ein  Marienlied.  Mitg.  von  Heinr.  Wittstock.  —  Siebenbürger 
Studirende  auf  der  Hochschule  in  Wien  im  14.,  15.  und  16.  Jahrh. 
Ein  Beitrag  zur  Kulturgeschichte  Siebenbürgens.  Von  Dr.  G.  D. 
Teutsch.  —  Die  Studirenden  aus  Ungarn  und  Siebenbürgen  auf 
der  Hochschule  in  Heidelberg  von   der   Gründung   derselben  bis 


1810.  Von  Fr.  Teutsch.  —  Ueber  die  ältesten  Schulanfänge  und 
damit  gleichzeitige  Bildungszustände  in  Hermannstadt.  Von  Dr. 
G.  D.  Teutsch.  —  Das  Religionsgespräch  zu  Schäfsburg  im  Jahre 
1538  und  des  Weifsenburger  Propstes,  nachherigen  Graner  Erz- 
bischofs Anton  Verantius  Briefe  an  Siebenbürger  Sachsen.  Von 
Karl  Fabritius.  —  Die  Brüderschaft  des  heiligen  Leichnams  in 
Hermannstadt.  Von  Gustav  Seivert.  —  Eine  neu  aufgefundene 
Urkunde  (von  1394).     Von   dems.  —  Aus   alten   Mefsbüchern  und 


207 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


208 


Brevieren.  Von  Karl  Fabritius.  —  Die  Studirenden  aus  Ungarn 
und  Siebenbürgen  auf  der  Universität  Leipzig  von  der  Gründung 
derselben  1409  bis  1872.  Von  Th.  Fabini  und  Fr.  Teutsch.  — 
Nachträge  zur  Abhandlung  „Ueber  die  ältesten  Schulanfänge  und 
damit  gleichzeitige  Bildungszustände  in  Hermannstadt."  —  Laut- 
und  Formenlehren  der  starken  Verba  imSiebenbürgisch-Sächsischen. 
Ein  Beitrag  zur  Grammatik  dieses  Idioms.  Von  Johann  Roth.  — 
Diarium  itineris  ex  Provinciae  Bohemiae  Conventu  Glacensi  ad 
Transylvaniam.     A"  1738. 

Jahresbericht  desselben  Vereins  für  das  Vereinsjahr  1871/72. 
Hermannstadt.     8. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deut- 
schen in  Böhmen.     XI.  Jahrg.     Nr.  V.  u.  VI.     Prag,  1873.    8. 

Die  Stiftung  von  Goldenkron  und  ihre  Bedeutung  für  die  Ge- 
schichte der  Deutschen  in  Böhmen.  Von  Matthias  Pangerl.  — 
Das  Sprachgebiet  der  Lausitzer  Wenden  vom  16.  Jahrh.  bis  zur 
Gegenwart.  (Mit  einer  Karte.)  Von  Dr.  Richard  Andree.  —  Bei- 
träge zur  Geschichte  von  Arnau.  III.  Periode.  Dynastie  Warten- 
berg-Waldstein. Von  Dr.  C.  Leeder.  —  Die  Herrenmühle  von 
Graslitz.  Von  Karl  Renner.  —  Bruchstücke  aus  der  Geschichte 
des  Cistercienserstiftes  Ossegg.  (Nach  Quellen.)  Von  Prof.  Beruh. 
Scheinpflug.  —  Notizen  über  Böhmen. 

Mitglieder-Verzeichnifs  desselben  Vereins.    1873.  Prag.  8. 

Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale.  XVIII. 
Jahrg.  —  März  —  Juni.     Wien,  1873.     4. 

Die  altchristliche  Grabkammer  in  Fünfkirchen.  Von  Dr  Eme- 
rich  Henszlmann.  (Mit  2  Tafeln  u.  12  Holzschnitten.)  —  Fund  in 
Grado.  Von  Alb.  Ilg.  —  Aus  Anlafs  der  vollendeten  Renovirung 
des  Stephansthurmes.  Von  dems.  • —  Die  gothische  Kirche  in  Ter- 
lan  und  ihre  Wandgemälde.  Von  Karl  Atz.  (Mit  5  Holzschn.)  — 
Archäologische  Reise-Notizen.  Von  Dr.  Karl  Lind.  (Mit  23 
Holzschn.)  —  Mittelalterliche  Grabdenkmale.  Von  dems.  (Mit  2 
Holzschn.)  —  Ein  Nürnberger  Gobelin  aus  dem  XV.  Jahrh.  Von 
Alb.  Ilg.  (Mit  1  Holzschn.)  —  Beiträge  zur  mittelalterlichen  Sphra- 
gistik.  Von  Dr.  Karl  Lind.  (Mit  4  Holzschn.)  —  Inländische 
Glasgemälde  mit  Bildnissen  von  Mitgliedern  des  Hauses  Habsburg. 
Von  dems.  (Mit  2  Taf.  u.  2  Holzschn.)  —  Das  Epitaph  des  Abtes 
Johann  Zollner  zu  Leoben.  (Von  J.  Graus.)  —  Donatello,  seine 
Zeit  und  Schule.  Von  Dr.  Hans  Semper.  —  Bericht  über  die  im 
Laufe  des  Sommers  1872  vorgenommene  Restaurirung  des  schwar- 
zen Thurmes  am  Hradcin  zu  Prag.     (F.  J.  Benes.)  —  Bücherschau. 

Heraldisch  -  geneal  ogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
HI.  Jahrg.     Nr.  6.     Wien,  April  1873.     4. 

Ueber  unrichtige  Abbildungen  mittelalterlicher  Siegel.  Von 
F.  K.  Fürsten  zu  Hohenlohe-Waldenburg.  —  Fortsetzungen. 

Mittheilungen  des  historisch  en  Vereins  für  Steier- 
mark,    Zwanzigstes  Heft.     Graz,  1873.     8. 

Vereinsangelegenheiten.  —  Ueber  das  bestrittene  und  wirkliche 
Zeitalter,  in  welchem  der  Staatsmann  Titus  Varius  Clemens  gelebt 
hat ;  von  Dr.  Richard  Knabl.  —  Kleine  Beiträge  zur  Kenntnifs 
des  Volksglaubens  und  Brauches  in  der  wendischen  Steiermark ; 
von  Prof.  Rud.  Reichel.  —  Graf  Waldo  von  Renn  und  der  Gau 
oder  die  Grafschaft  Runa ;  von  P.  Anton  Weifs.  —  Graz  oder 
Graz  ?  Von  Adalbert  Jeitteles.  —  Die  Bibliothek  der  Abtei  Ad- 
mont:  von  P.  Jakob  Wichner.  —  Kleinere  Mittheilungen. 


Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichts- 
quellen.    Hrsg.  von  dems.  Vereine.     9.  Jahrg.     Graz,  1872.     8. 

Steiermark  im  Zeiträume  vom  8.  bis  12.  Jahrh.  Von  M.  Fe- 
licetti  V.  Liebenfels.  —  Mittheilungen  aus  dem  Markt  -  Archive  zu 
Aflenz.  Von  Dr.  Ferd.  Bischoff.  —  Archivalisohe  Untersuchungen 
in  Friaul.  (2.  Art.)  Von  Prof.  Zahn.  —  Die  steierischen  Land- 
handfesten.    Von  Dr.  Arnold  Luschin. 

Zeitschrift  des  Ferdinandeums  für  Tirol  und  Vor- 
arlberg. Herausgegeben  von  dem  Verwaltungsausschusse  dessel- 
ben.    Dritte  Folge.     Siebenzehntes  Heft.     Innsbruck,  1872.     8. 

Die  Vögte  von  Matsch  später  auch  Grafen  von  Kirchberg,  von 
P.  Justinian   Ladurner.     2.   Abtheilung  —  Naturwissenschaftliches. 

Forschungen  zur  Deutschen  Geschichte.  Herausg. 
von  der  historischen  Commission  bei  der  Kgl.  Bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften.  Dreizehnten  Bandes  zweites 
Heft.     Göttingen,  Verlag  der  Dieterich'schen  Buchhandlung.  1873.  8. 

Magister  Guntherus  und  seine  Schriften.  Von  Dr.  A.  Pannen- 
borg. —  Spuren  eines  verlornen  gröfseren  Chronicon  Sampetrinum. 
Von  Dr.  0.  Posse.  —  Friedrich  von  Wied.  Von  Prof.  E.  Rei- 
mann. —  Kleinere  Mittheilungen. 

Oberbayerisches  Archiv  für  vaterländische  Ge- 
schichte, hrsg.  von  dem  historischen  Vereine  von  und 
für  Oberbayern.     32.  Band.     1.  Heft.     (München.)     8. 

Zur  Geschichte  des  Hausengaues.  Aufzeichnungen  des  11.  u. 
12.  Jahrh.,  mitg.  u.  erörtert  von  Frhrn.  Edm.  Oefele.  —  Urkund- 
liche Geschichte  von  Flinsbach,  im  Bezirksamte  Rosenheim.  Von 
Dr.  Anton  Quitzmann. 

32.  und  33.  Jahres-Bericht  desselben  Vereines.  Für  die 
Jahre  1869  u.  1870.     München,  1871.     8. 

38.  Jahresbericht  des  historischen  Vereins  von 
Mittel  franken.  1871  und  1872.  (Mit  einer  xylograph.  Bei- 
lage.)    Ansbach.     8. 

Urkunden  und  Nachweise  zur  Geschichte  Heinrich  Topler's, 
von  S.  Hänle.  —  Volkssagen  aus  Rothenburg  und  Umgebung,  von 
A.  Merz.  —  Nürnberg's  Handel  und  Gewerbe  im  Mittelalter,  von 
J.  Baader.  —  Ueber  einen  Staatsbrief  des  Dogen  Johann  Mocenigo 
von  Venedig  an  Kurfürst  Albrecht  von  Brandenburg  v.  22.  Febr. 
1479,  von  Dr.  G.  M.  Thomas.  —  Zur  geschichthchen  Entwickelung 
der  Kirchenbaulast  im  Ansbachischen,  von  S.  Hänle.  —  Drei  Ur- 
kunden über  Deutschordensche  Besitzungen  in  Mittelfranken,  mitg. 
von  Dr  Ch.  Hutzelmann.  —  Der  Bauernkrieg  v.  J.  1525  nach  dem 
Stadtbuch  v.  Roth  a.  S.,  mitg.  von  Hein.  Vooke.  —  Ein  wieder- 
erstandener Mönch  von  Heilsbronn,  von  W.  Caselmann. 

Archiv  des  historischen  Vereines  von  Unter  fran- 
ken und  Aschaffenburg.  Zweiundzwanzigster  Band.  Erstes 
Heft.     Würzburg.     1873.     8. 

Die  „hoho  Registratur"  des  Magisters  Lorenz  Fries.  Eine  Ein- 
leitung zu  Publicationen  aus  derselben,  von  Dr.  Aug.  Schäffler.  — 
Erste  Publication  aus  der  „hohen  Registratur" :  Magister  Lorenz 
Fries  zum  fränkisch  -  würzburgischen  Münzwesen ,  von  dems.  — 
Regesta  Franconica  aus  der  Zeit  der  ostfränkischen  echten  Karo- 
linger mit  einleitenden  Bemerkungen  über  Herstellung  einer  Ge- 
schichte des  bayerischen  Frankens.  Von  Dr.  F.  Stein.  —  Die 
Gaue  Gofsfeld,  Waldsassen-  und  Badenachgau.  Von  dems.  —  Graf 
Otto  von  Rinek  und  der  Riuek-Lon'sche  Stammbaum  des  Alberi- 
cus.     Von  dems. 

Archiv  für  Hessische  Geschichte  und  Alterthums- 


209 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


210 


künde.  Herausgegeben  aus  den  Schriften  des  historischen 
Vereins  für  das  Grof sherzogthum  Hessen.  Dreizehnter 
Band.     Erstes  Heft.     Darmstadt,  1872.     8. 

Geschichte  der  Ganerbschaft  Staden.  Von  Dr.  Friedr.  Zim- 
mermann. —  Ueber  den  angeblichen  früheren  Lauf  des  Neckars 
durch  die  Bergstrasse.  Von  Ernst  Wörner.  —  Die  Pfarrkirche 
zu  Seligenstadt  vor  der  Restauration  im  Jahre  1868.  Von  Ed. 
Braden.  —  Einige  eigenthümliche  Ausdrücke  im  vordem  Oden- 
wald.    Von  Pfarrer  Diehl.  —  Kleinere  Mittheilungen. 

Neue  Mittheilungen  aus  dem  Gebiet  histor.-an- 
tiquar.  Forschungen.  Im  Namen  des  .  .  .  Thüringisch- 
Sächsischen  Vereins  für  Erforschung  des  vaterlän- 
dischen Alterthums  und  Erhaltung  seiner  Denkmale 
hrsg.  von  Dr.  0.  Opel.  Dreizehnter  Band.  2.  u.  3.  Heft.  Halle  u. 
Nordhausen,  1871.     1873.     8. 

Ein  Wandertag  an  den  beiden  Mansfelder  Seen.  Heimatsstu- 
die aus  der  Grafschaft  Mansfeld,  von  Pastor  H.  Heine.  —  Bauer 
in  Merseburg  (1641).  Von  J.  0.  Opel.  —  Die  ersten  Statuten  der 
Wittenberger  Artisten  -  Facultät  v.  J.  1504.  Von  Dr.  Th.  Mu- 
ther. —  Zeitz  im  drei  fsigj  ährigen  Kriege.  Von  Kreisgerichtsrath 
Kothe.  —  Die  Entwickelungs  -  Geschichte  der  Reichsstadt  Mühl- 
hausen im  13.  Jahrh.  Von  Dr.  Herquet.  —  Chronicon  Ammens- 
lebiense.  Hrsg.  von  Franz  Winter.  —  Die  Kaiser  Friedrich-  und 
Kiffhäusersagen.  Von  Dr.  Jul.  Schmidt.  —  Spottlieder  auf  die 
Evangelischen.  Mitg.  von  Dr.  Alfred  Kirchhoff.  —  Christian  von 
Mühlhausen  der  zweite  Bischof  von  Samland  (1276  —  95).  Von  Dr. 
M.  Perlbach.  —  Eine  Flugschrift  über  die  Zertörung  Magdeburgs. 
Mitg.  von  J.  0.  Opel.  —  Kleinere  Mittheilungen. 

Monatshefte  für  Musik -Geschichte,  herausgegeben 
von  der  Gesellschaft  für  Musikforschung.  V.  Jahrg. 
1873.     Nr.  6  u.  8.    Berlin.     8. 

Ueber  den  eigentlichen  Melodiekörper  zu  dem  Liede:  „Ins- 
pruck ,  ich  mufs  dich  lassen",  von  Heinr.  Isaac.  —  Cod.  Mscr.  Nr. 
98  th.  (in  hoch  4.)  Bibliothek  Proske  in  Regensburg.  (Fr.  X. 
Haberl.)  —  Johann  Gottfried  Walther  (theoret.  Werk  dess.  über 
Musik,  1708).     (Rob.  Eitner.) 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  die  Geschichte 
der  Herzogthümer  Schleswig,  Holstein  und  Lauen- 
burg.    Dritter  Band.     (Schlufs-Heft.)     Kiel,  1873.     8. 

Einige  Dingswenden  aus  Nordschleswig.  Mitg.  von  Rechts- 
anwalt A.  Ipsen.  Mit  mehreren  Holzschnitten.  —  Beiträge  zur 
Adelsgeschichte.  Die  Familie  Breide.  Von  Präs.  v.  Stemann.  — 
Actenstücke  zur  Geschichte  des  Steuerwesens  im  Amte  Tondern 
unter  der  Fürstl.  Gottorfischen  Regierung.  Mitg.  von  Rath  L. 
Petersen.  —  Actenstücke  zur  Geschichte  des  Südertheils  von  Dith- 
marschen.     Mitg.  v.  Georg  Rille.  —  Uwe  Jens  Lornsen.     Von  Ru- 


dolf Usinger.  —  Kleinere  Mittheilungen.  —  Nachrichten  über  die 
Gesellschaft. 

Register  über  die  Zeitschriften  und  Sammelwerke  fUrSchlesw.- 
Holst.  -  Lauenburg.  Geschichte.  Im  Auftrage  der  vorgenannten 
Gesellschaft  .  .  .  angefertigt  von  Dr  Eduard  Alberti.  Zweites 
(Schlufs-)  Heft.    Kiel,  1873.     8. 

Zeitschrift  des  bis  to  rischen  Vereins  für  Nieder- 
sachsen. Herausgegeben  unter  Leitung  des  Vereins-Ausschusses. 
Jahrgang  1871.  Mit  drei  lithograph.  Tafeln  u.  einer  Stammtafel. 
Hannover,  1872.     In  der  Hahn'schen  Hofbuchhandlung.     8. 

Der  Streit  zwischen  dem  Erzbischof  Gerhard  II.  von  Bremen 
und  dem  Bischof  Iso  von  Verden  wegen  der  geistlichen  Gerichts- 
barkeit über  das  Schlofs  Ottersberg  im  Jahre  1226.     Von  Archivr. 

C.  L.  Grotefend.  —    Geschichte  des  Klosters  Steina.     Vom  Pastor 

D.  Heidemann.  —  Urkunden  und  Nachrichten,  Stiftung  und  Doti- 
rung  der  Capelle  und  nachmaligen  Pfarrkirche  zu  Bordenau  be- 
treffend. Mitg.  vom  Pastor  Fromme.  —  Ergebnisse  aus  mittelal- 
terlichen Lohnregistern  der  Stadt  Hannover.  Mitg.  vom  Oberbau- 
rath  Mithoff.  —  Einige  bisher  unbekannte  Aktenstücke  zur  Ge- 
schichte des  Fleckens  Stolzenau  i.  d.  J.  1582 — 1643.  Von  E.  Bo- 
demann.  —  Bericht  über  Alterthümer  im  Hannoverschen.  Vom 
Studienrath  Dr.  Müller.  (Mit  3  lithogr.  Tafeln.)  —  Miscellen.  — 
Verzeichnisse  und  Register  zu  1857  —  71  der  Zeitschrift. 

Organ  für  christliche  Kunst,  hrsg.  und  redigirt  von  J. 
van  Endert  in  Cöln.  Organ  des  christlichen  Kuustvereins 
für  Deutschland.  Nr.  11.  12.  —  Köln,  1.  u.  15.  Juni  1873. 
XXHI.  Jahrg.    4. 

Kunst  und  Christenthum.  Verhältnil's  der  altchristlichen  Kunst 
zur  Antike.  SjTubolik  und  Mythologie  der  christlichen  Kunst. 
(Dr  F.  X.  Kraus.)  —  Ein  Kunstwerk  aus  der  Zeit  Kaiser  Hein- 
rich's  des  Heiligen.  (Nebst  einer  artist.  Beilage.)  (Prof.  Dr.  Stock- 
bauer.) —  Die  antike  Innendecoratiou  und  die  Ausschmückung 
christlicher  Kirchen.  —  Ein  Verzeichnil's  von  Kirchenschätzen  der 
Abtei  St.  Salvator  zu  Prüm  im  11.  und  12.  Jahrh, 

Thurgauische  Beiträge  z  ur  vat  erländis  chen  Ge- 
schichte. Herausgeg.  vom  historischen  Vereine  des  Kan- 
tons Thurgau.     Dreizehntes  Heft.     Frauenfeld,  1873.     8. 

Bericht  über  die  Verrichtungen  und  peinlichen  Aussagen  Ki- 
lian  Kesselrings,  Generalwachtmeisters  der  Landgrafschaft  Thurgau, 
betreffend  den  Einbruch  des  Generals  Gustav  Hörn  und  die  Be- 
lagerung der  Stadt  Konstanz,  im  September  1633. 

Mittheilungen  zur  vaterländischen  Geschichte. 
Herausgeg.  vom  historischen  Verein  in  St.  Gallen.  Neue 
Folge.  3.  Heft.  (Der  ganzen  Folge  XHI.)  Mit  zwei  Karten. 
St.  Gallen,  Huber  &  Comp.     1872.     8. 

St.  Gallische  Geschichtsquellen.  Neu  herausg.  durch  G.  Meyer 
von  Knonau.     H.  Ratperti  casus  s.  Galli. 


Nachrichten. 


Literatur. 

Neu  erschienene  Werke. 
19)  Denkmäler   deutscher  Poesie   und  Prosa  aus  dem 
VIII,  —  XII.  Jahrhundert,   herausgegeben  von  K.  Mül- 


le nhoff  und  W.  Seh  er  er.  Zweite,  vermehrte  und  verbes- 
serte Auflage.  Berlin,  1873.  XXXIX  u.  649  Stn.  (gegen 
XXXIV  u.  548  der  ersten  Auflage).     8. 

Es  ist  ein  erfreuliches  Zeichen   für   den  Aufschwung  der  ger- 


211 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


212 


manistischen  Studien,  dafs  dieses  in  vieler  Beziehung  bahnbre- 
chende Werk  schon  nach  verhältnil'smäfsig  kurzer  Zeit  in  neuer 
Auflage  erscheinen  konnte ;  aber  auch  ein  Zeichen  dafür ,  dafs 
die  in  der  Vorrede  ausgesprochene  Erwartung,  „dafs  die  Samm- 
lung wol  auf  einiges  Interesse  auch  aufserhalb  des  Kreises  der 
eigentlichen  Fachgenossen,  namentlich  bei  Theologen  und  Histori- 
iern,  rechnen  dürfe",  in  Erfüllung  gegangen  ist. 

Was  die  „Vermehrung"  der  neuen  Auflage  betrifft,  so  sind 
neu  hinzugekommen  die  Nrr.  XVI  Lorscher  Bienensegen,  XXIII  de 
Lantfrido  et  Cobbone,  XXVIII  Liebesgrufs,  LEQ  baierische  Glau- 
bensfragen, LXXI  Stücke  eines  Psalmencommentars,  LXXIIb  Lor- 
scher Beichte  und  LXXIV  b  Pfälzer  Beichte ;  (hingegen  ist  Nr.  XXV 
der  ersten  Auflage  :  sacerdos  et  lui:ius,  nun  fortgelassen).  Die  „Ver- 
besserungen erstrecken  sich  auf  den  Text  (manche  Handschriften 
sind  neu  verglichen  worden) ,  besonders  aber  auf  die  Einleitung 
und  Anmerkungen,  durch  die  der  Weg  augebahnt  ist,  zu  einer 
methodischen  Erforschung  der  hier  nicht  behandelten  gröfseren 
und  kleineren  Stücke  des  genannten  Zeitraumes.  Im  Uebrigen 
verweisen  wir  auf  das  im  XI.  Bande  des  Anzeigers  (1864)  Sp.  107  f. 
über  dieses  Buch  Gesagte,  dasselbe  nur  noch  schliefslioh  auf's  neue 
und  wärmste  empfehlend. 

20)  Schlesische  Fürstenbilder  des  Mittelalters.  Na- 
mens des  Vereins  für  das  Museum  schlesischer  Alterthümer 
in  Breslau  nach  Originalaufnahmen  von  Theodor  Blätter- 
bauer, Karl  Bräuer,  Albrecht  Bräuer,  Bernhard  Mannfeld 
und  Adalbert  WöWl  herausgegeben  von  Dr.  Hermann 
Luchs.  Mit  47  Bildtafeln.  Breslau,  Verlag  von  Eduard 
Trewendt.     1872.     4. 

Der  Verfasser  bezeichnet  sein  Werk  in  der  Vorrede  als  Er- 
gebnifs  von  MuFsestunden  und  zahlreichen  Ferienreisen  eines  Schul- 
mannes, dem  das  Amt  in  erster  Linie  steht.  Wir  haben  in  dem- 
selben also  keine  Arbeit  im  heutigen,  eminent  gelehrten  Sinne, 
d.  h.  der  Historiker  zieht  seinen  Gegenstand  nicht  blos  heran, 
weil  er  für  sein  kritisches  Messer  ein  neues  Schlachtopfer  In-aucht, 
er  steht  vielmehr  mit  Hingabe  und  gutem  Vertrauen  seinem  Vor- 
wurf gegenüber  und  betont  in  der  Behandlung  mehr  den  künst- 
lerischen Aufbau  als  die  einseitig  verstandesmäfsige  Zersetzung  des 
Stoffes.  Die  von  ihm  geschilderten  Gestalten  heben  sich  warm  und 
lebenskräftig  vom  Hintergrunde  ihres  Zeitalters  ab,  und  die  ge- 
wählte biographische  Form  der  Erzählung  vermittelt  sehr  wohl 
den  wissenachaftUohen  Gehalt  mit  der  angenehmen  Fassung.  Der 
Umstand,  dafs  die  lange  Folge  schlesischer  Fürsten  durch  eine 
selten  so  vollständig  vorkommende  Reihe  von  ausgezeichneten 
Grabdenkmälern  begleitet  wird,  welcher  der  nächste  Anlafs  zur 
Abfassung  der  vorliegenden  „Bilder"  gewesen  zu  sein  scheint, 
gibt  dem  Werke  auch  ein  hohes  Interesse  nach  kunst-  und  kultur- 
geschichtlicher Seite  hin.  Zu  bedauern  ist  nur,  dafs  dem  Heraus- 
geber nicht  überall  die  künstlerischen  Kräfte  zu  Diensten  gewesen, 
um  beim  Aufwände  aller  technischen  Mittel  auch  den  archäologi- 
schen Anforderungen  Genüge  zu  thun.  Eine  allgemeine  histori- 
sche Tabelle  für  die  Geschichte  Schlesiens  im  Mittelalter,  mehrere 
genealogische  Tafeln,  übersichtliche  Zusammenstellungen  und  ein 
sorgfältig  ausgeführtes  Register  machen  das  Werk  zugleich  zu 
einem  werthvollen  Handbuche.  v.  E. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Das  Ausland:  Nr.  27.  Die  Eklipsen  des  Mondes  in  der  Volks- 
sage.   (Dr.  R.  Hassencamp.)  —  Nr.  28.  Der  Name  Berlin. 

Blätter  für  Münzfreunde:  Nr.  35.  Sächsische  Ehrenzeichen 
des  17.  Jahrh. 

Daheim:  Nr.  40.  Aus  alten  Städten.     V.  Gent  in  Flandern. 

Die  Gartenlaube:  Nr.  27.  Ein  mitteldeutsches  Volkstrachtenfest 
(zu  Altenburg).  (Kurt  Grefs.)  —  Nr.  28.  Agnes  Bernauer.  (Dr. 
Chr.  Meyer.) 

Die  Gegenwart  (von  P.  Lindau):  Nr.  21.  Schriftsteller  u.  Ver- 
leger vor  100  Jahren.     (D.  F.  Straufs.) 

Die  Grenzboten:  Nr.  25,  S.  441.  Nordeuropäische  Volksart  u. 
Volkspoesie.     (Heinr.  Rückert.) 

Im  neuen  Reich:  Nr.  27,  S.  18.  Der  Ueberfall  der  Reichsstadt 
Frankfurt  durch  die  Franzosen  am  2.  Jan.  1759.    (W.  Stricker.) 

Preufs.  Jahrbücher:  Juni,  S.  653.  Entstehung  des  deutschen 
Königthums.     (G.  Kaufmann.) 

Der  Katholik:  Mai.  Walther's  von  der  Vogelweide  Klagelieder 
gegen  die  Päpste  Innocenz  III.  und  Gregor  IX. 

Protest.  Kirchenzeitung:  Nr.  18  u.  19.  24.  Die  „christliche 
Kirchenordnung"  des  Kurfürstenthums  Brandenburg,  von  dem 
Kurfürsten  Johann  Georg  im  Jahre  1572  erlassen. 

Die  Deutsche  Predigt:  3.  Hft.  Ein  Predigteingang  aus  dem 
13.  Jahrh. 

Der  Salon:  Hft.  10,  S.  1217.  Ein  Gang  durch  die  Gemäldegale- 
rie im  Belvedere  zu  Wien.     (Gottfried  Kinkel.) 

Sonntagsblatt  (v.  Fr.  Duncker) :  Nr.  19.  Plattdeutsche  Sprich- 
wöi-ter.  —  Nr.  22.  Die  Moosweibchen,  Lohjungfern  und  IIolz- 
fräulein  der  deutschen  Volkssage.  (Th.  Bodin.)  —  Nr.  24. 
Die  Göttersagen  unserer  Altvordern.  1.     (Ders.) 

Theolog.  Studien  u.  Kritiken:  3.  Hft.  Luther's  Abendmahls- 
lehre bis  1522.     (Mücke.) 

Deutsche  Turn-Zeitung:  Nr.  21.  Eine  Klage  vom  Jahre  1591 
über  Abnahme  von  Jugend-  und  Turnspielen  in  der  Schweiz. 
—  Nr.  22.  Die  Leibesübungen  an  dem  1696  gegründeten  Pä- 
dagogium zu  Halle. 

Wochenblatt  d.  Joh.-Ord.-Balley  Brdbg. :  Nr.  27.  DieRitter- 
fahrt  Wilhelm's   von   Geldern.     (Oskar  Schwebel.)   —  Nr.  28. 
Die  Mark  Brandenburg  um  1630. 
Zeitschrift  f.  bildende  Kunst:  Hft.  9,  S.  284  ff.  Dürerstudien. 

(Adolf  Rosenberg.) 
Allgeni.  Zeitung:  Beil.  Nr.  180f.  Die  französischen  Wörter  im 
Nibelungenliede.     (Dr.  Alb.  Wittstock.) 


Vermischte  Nachrichten. 

53)  In  dem  einen  Theil  des  neuen  Elster flufsbettes  zwi- 
schen Plagwitz  und  Kleinzschocher  bei  Leipzig  ist  man  neuester 
Zeit  in  einer  Tiefe  von  3  M.  in  weichem  Lettenboden  wieder  auf 
eine  gröfsere  Anzahl  von  eingerammten,  12  Cm.  starken  Pfäh- 
len gestofsen,  welche  offenbar  mit  einem  scharfen  Instrument  zu- 
gespitzt sind.  Oft  stehen  solche  Pfähle  zu  Dutzenden  nahe  bei- 
sammen, dazwischen  liegen  in  Unordnung,  aber  immer  in  einem 
und  demselben  Niveau,  mächtige,  '/«  bis  l'/i  M.  starke  Eichen- 
stämme,  welche   gleichfalls  gefällt  sind;   die  Stöcke   mit  Wurzeln 


213 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


214 


stehen  noch  daneben.  Noch  tiefer  in  dem  Lettenboden  wurden 
Wurfspiofse  und  Stücke  von  thönernen  Gefafsen,  auch  eine  Urne 
mit  Knochenüberresten  gefunden,  aufserdem  verschiedene  einzelne 
Knochen,  namentlich  von  Wiederkäuern  herrührend.  Da  und  dort 
zerstreut  findet  man  ferner  einzelne  Steine ,  die  eine  regelmäfsige 
Schlifffläche  zeigen,  jedenfalls  also  Stücke  von  Steinwafi'en,  Platten 
etc.  sind.  (ni.  Ztg.,   Nr.  1565.) 

54)  Einwol  mehr  als  1000  Jahre  alter  Goldsohmuck  ist  am 
22.  Juni  von  einem  Segelmachergehülfen  auf  der  Insel  Hiddensee 
gefunden  worden.  Der  Fund  besteht  aus  drei  Kreuzen,  von  wel- 
chen jedes  aufser  andern  Verzierungen  am  obern  Theil  ein  Eulen- 
gesicht trägt;  aus  einem  3  Zoll  im  Durchmesser  grofsen,  1  Zoll 
hoch  gewölbten,  schön  verzierten  Schild,  welcher  offenbar  den 
Mittelpunkt  eines  Halsschmuckes  gebildet  hat,  und  in  dessen  Mitte 
sich  eine  kreuzförmige  Oeffnung  zeigt,  deren  Füllung,  wahrschein- 
lich ein  Edelstein,  ausgebrochen  ist;  aus  2  kleinen  Kreuzen  und 
aus  einem  Armband,  das  von  dreidrähtigem  Golddraht  gearbeitet 
und  mit  Verzierungen  versehen  ist.  Das  Gewicht  aller  dieser 
Schmuckstücke  mag  zusammen  1  Pfund  betragen. 

(Dies.,  Nr.  1568). 

55)  Ein  mit  alten  Münzen  gefülltes  Geschirr  wurde  vor 
einiger  Zeit  zuVinkoroze  in  Kroatien  ausgegraben.  Die  Anzahl 
der  Münzen  war  an  300  Stück ;  unter  ihnen  befand  sich  ein  gol- 
denes Kettchen.  Die  Stücke  sind  fast  alle  aus  Silber  und  nur  17 
davon  aus  Kupfer  geprägt ;  sie  stammen  aus  der  Zeit  der  ungari- 
schen Könige  Sigmund  Maria  und  Albert  her  und  wurden  unter 
dem  letztern  aus  Anlafs  der  Einfälle  der  Türken  in  Syrmien  ver- 
graben. Das  k.  k.  Generalcommando  hat  den  Fund  dem  Pester 
Nationalmuseum  überlassen.  (Dies.,  Nr.  1564.) 

56)  Der  bekannte  Münzsammler  Hauptmann  a.  D.  Wuerst 
in  Bonn  beabsichtigt  seine  aus  mehr  als  1900  Stück  bestehende 
rheinische  Münz-  und  Medaillensammlung  zu  verkau- 
fen. Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  dafs  sie  für  die  Rheinlande  er- 
halten würde,  wo  kaum  eine  zweite  so  vollständige  Sammlung  über 
das  eigene  Gebiet  sich  finden  dürfte.  Aus  Städten  und  Ortschaf- 
ten enthält  sie  465,  von  weltlichen  Fürsten  und  Herren  624.  von 
geistlichen  Fürsten  822  Stück.  Besonders  zahlreich  sind  Kur-Köln 
(586),  Kur -Trier  (202),  Jülich,  Cleve  und  Berg  (370),  Stadt  Köln 
(270   Stück)  .vertreten. 

57)  Das  Waffenmuseum  der  Stadt  Wien.  Die  Welt- 
ausstellung gab  dem  Wiener  Gemeinderath  Anlafs,  zwei  für  die 
Localgeschichte  wichtige  Unternehmungen  in's  Leben  zu  rufen, 
nämlich  die  Umgestaltung  des  bürgerlichen  Zeughauses  in  ein 
städtisches  Waffenmuseum  und  die  Veranstaltung  einer  historischen 
Ausstellung.     Ersteres  wurde  am  15.  Mai  eröffnet. 

Die  wissenschaftliche  Leitung  der  Umgestaltung  des  Museums 
war  Quirin  Leitner  übertragen,  der  durch  seine  Specialstudien 
und  Leistungen  vor  Allen  dazu  berufen  war ;  einer  ihm  zur  Seite 
stehenden  Konunission  fiel  hauptsächlich  Ordnung  und  Lösung 
der  bezüglichen  administrativen  Fragen  zu.  Bei  der  Unordnung 
im  alten  Zeughaus  war  die  Aufgabe  durchaus  keine  leichte.  Für 
die  Neuaufstellung  gab  es  keinen  richtigeren  Standpunkt,  als  aus 
dem  bürgerlichen  Zeughause  den  gröfseren  Theil  der  werthlosen 
und  nicht  dahin  gehörigen  Waffen  wegzuschaffen  und  dann  die 
werthvollen  Bestandtheile  der  Sammlung  in  chronologischer  Folge 


zu  ordnen,  eine  Aufgabe,  der  nur  mit  genauester  Kenntnifs  der 
Geschichte  des  Waffen-  und  Harnischwesens  gerecht  zu  werden 
war,  die  zugleich  auf  imponierende  oder  dem  Auge  gefällige  Grup- 
pierung erst  in  zweiter  Linie  Bedacht  nehmen  konnte.  Die  ältesten 
Theile  der  Sammlung  reichen  noch  in  das  15.  Jahrhundert  zurück  ; 
darunter  ein  vollständiger  Reiterharnisch,  ein  Bild  der  ersten  vol- 
lendeten Plattonharnische,  vielleicht  aus  dem  Besitze  eines  der 
Bürgermeister  dieser  Zeit.  An  der  Wand  sind  drei  Gruppen  von 
Waffen  aus  der  Zeit  der  Kaiser  Friedrich  IV.  und  Max  I.  aufge- 
stellt; geriffelte  Mailänder  Harnische,  Beiderhänder  (zweihändige 
Schwerter,  welche  von  den  auserlesensten  Leuten  des  Ful'svolkes 
getragen  wurden),  Aalspiclse,  Helmbarten  und  Reislanzen  sind  be- 
sonders bemerkenswerth.  Eine  Specialität  des  Museums  sind  fer- 
ner bemalte  Tartschen,  hölzerne  Schilde,  die,  anderwärts  eine 
grofse  Seltenheit,  hier  in  beträchtlicher  Zahl  vorhanden  sind  und 
sich  ^^elfach  durch  reiche,  fein  ausgeführte  Bemalung  auszeichnen. 
Die  schönste  derselben,  mit  der  Darstellung  des  heil.  Georg,  wird 
eben  durch  die  Restaurierschule  des  Belvedere's  in  guten  Stand  ge- 
setzt ;  sie  bietet  einen  interessanten  Einblick  in  die  Leistungsfähig- 
keit der  Wiener  Maler  des  15.  Jahrhunderts.  Unter  den  folgen- 
den Rüstungen  ist  im  4.  Felde  ein  vollständiger  Reiterharnisch 
mit  schwarzgeätzten  Strichen  bemerkenswerth,  dessen  Helm  zu  je- 
ner Gattung  von  Kopfbedeckungen  gehört,  welche  Max  I.  erfun- 
den. Im  5.  Felde  beginnt  dann  die  Reihe  der  „Bürgerharnische", 
welche  bis  zum  16.  Felde  reichen.  Sie  führen  diese  Bezeichnung, 
weil  auf  der  Brust  das  Wiener  Stadtwappen  eingeätzt  ist;  sie  wur- 
den in  den  Jahren  1546  und  1571  von  dem  Stadtrathe  in  Nürnberg 
angekauft.  Die  Felder  16 — 29  zeigen  dann  die  ganze  Formen  ent- 
wickelung  der  Bürgerbewaffnung  von  der  Mitte  des  16.  Jahrhun- 
dei'ts  bis  zum  Ausgange  des  30jährigen  Kriegs.  Eine  Ausnahme 
bilden  nur  die  Felder  11  und  12,  eingeschlossen  von  drei  Ruhmes- 
tempeln mit  den  Büsten  des  Grafen  Niclas  Salm,  des  Herzogs  Karl 
von  Lothringen  und  Rüdiger's  von  Stahremberg,  zur  Bezeichnung 
der  beiden  Epochen  der  glänzendsten  Thaten  der  wehrhaften  Bür- 
ger Wien's  ;  unter  den  Siegestrophäen  finden  sich  16  türkische 
Fahnen  und  Inschriften.  Auch  sehr  werthvolle  türkische  Waffen 
sind  zahlreich  vertreten ;  der  Kopf  des  Kara  Mustapha  wird  noch 
in  einem  Glaskasten  bewahrt,  eine  Reliquie,  deren  Echtheit  zwar 
Hammer  in  seiner  Geschichte  des  osmanischen  Reiches  bezwei- 
felte, die  aber  neuerdings  von  Sachkundigen  erwiesen  worden  ist. 
Weniger  glänzend  als  das  16.  und  17.  Jahrhundert  ist  die  neuere 
Zeit  vertreten  ;  es  finden  sich  zwar  fast  alle  Specialitäten  der  Bür- 
gerwaffen vor,  doch  den  reichsten  Schmuck  dieser  Epoche  bilden 
die  Fahnen  und  Standarten  der  alten  Bürgercompagnien.  Erst  in 
der  Epoche  der  grofsen  französischen  Kriege  mehren  sich  in  den 
Denkmalen  des  Aufgebots  und  der  Freiwilligen-Fahnen  die  Zeugen 
der  Thaten  und  Ereignisse  imseres  Jahrhunderts,  welche  sich  bis 
zu  den  Erinnerungen  an  die  Wiener  Freiwilligen-Bataillone  in  den 
Jahren  1848  und  1859  fortsetzen.  Dieser  flüchtige  Umrifs  dürfte 
genügen ,  einen  Einblick  in  die  ungewöhnliche  Bedeutung  dieser 
neu  geordneten  Sammlung  zu  gewinnen:  wenige  andere  werden 
sich  an  historischem  Werthe  mit  ihr  messen  können ,  und  diese 
seltene  Mannigfaltigkeit  klar  gestellt  zu  haben,  ist  lediglich  Leit- 
ner's  hervorragendes  Verdienst.  (Wien.  Zeitg.) 

58)  Zu  Leipzig  kommt  im  Laufe  des  nächsten  Herbstes  in 
dem  Kunstauctions-Institute  von  C.  G.  Börner  die  werthvolle  Samm- 
lung deutscher  Kupfers tiche  und  Malerradierungen  sammt 


215 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


216 


Kunstbibliothek  aus  dem  Nachlasse  des  Dr.  Andreas  Andresen 
zur  Versteigerung.     Der  Katalog  ist  in  Vorbereitung. 

(Anz.  V.  Petzholdt,  Hft.  7,  S.  242.) 

59)  Der  „.Anzeiger  fiir  Schweizerische  Geschichte"  veröffentlicht 
in  Nr.  1.  seines  4.  Jahrg.  folgende  historische  Preisaufgabe. 
Eine  der  unterzeichneten  Commission  zur  Verwaltung  übergebene 
Stiftung  hat  möglich  gemacht,  deren  Ertrag  u.  A.  zur  Aufmunte- 
rung ausgezeichneter  wissenschaftlicher  Arbeiten  zu  verwenden, 
und  es  wird  in  Ausführung  dieses  Zweckes  folgende  Preisaufgabe 
ausgeschrieben:  Geschichtliche  Darstellung  der  Entwick- 
lung des  Handels  in  den  östlichen  und  nördlichen 
Gebieten  der  Schweiz  bis  zur  festen  Gestaltung  amt- 
licher oder  corporativer  kaufmännischer  Directorien 
in  den  Städten  Cur,  St.  Gallen,  Schaffhausen,  Zürich 
und  Basel.  Es  wird  dabei  vorausgesetzt,  dafs  diese  Darstellung 
auf  den  ursprünglichen  Quellen  und  deren  sorgfältiger  Kritik  und 
Combination  ruhe,  unter  stetem  Nachweis  derselben  in  übersicht- 
licher Kürze  ihre  Ergebnisse  zusammenfasse  und  an  den  allgemei- 
nen Gang  der  Ereignisse  anknüpfe.  Die  Aufgabe  richtet  sich  vor- 
züglich auf:  1)  die  Ermittlung  der  altern  und  spätem  Handelswege 
zu  Wasser  und  zu  Land  und  deren  Verbindung  mit  den  Handels- 
wegen  des   Auslandes   und   damit  auf  das  ganze  Transportwesen ; 

2)  die  Entwicklung  der  Gewerbe,  soweit  der  Handel  in  sie  ein- 
greift, die  gewerblichen  Verbindungen,  die  Messen  und  die  Märkte; 

3)  das  Geldwesen,  die  Verbreitung  des  Wechsels  und  die  verschie- 
denen Gestaltungen  des  Bankgeschäftes  in  dessen  privatem  und 
öffentlichem  Betriebe ;  4)  das  Handelsrecht ;  5)  die  ganze  Handels- 
politik, wie  sie  in  den  Sammel-  und  Mittelpunkten  der  genannten 
Gebiete  zur  Geltung  kam  und  zu  Erfolgen  führte,  an  welche  der 
Handel  in  seinem  jetzigen  Bestände  noch  anknüpft.  Bei  der  Aus- 
dehnung der  Studien,  welche  eine  solche  Untersuchung  voraussetzt, 
^vird  als  Zeitpunkt  für  deren  Vollendung  und  Einlieferung  der  31. 
Dezember  1877  bezeichnet  und  als  Preis  für  die  beste,  bzw.  die 
den  oben  entwickelten  Aufgaben  entsprechende  Arbeit  die  Summe 
von  dreitausend  Franken  in  Gold  festgesetzt. 

60)  Als  wir  im  Februar  d.  J.  unsere  Mittheilung  über  das  hiesige 
Archiv  (Verm.  Nachr.  Nr.  17 ,  Sp.  62 — 64,  des  Anzeigers)  nieder- 
schrieben, gaben  wir  uns  der  angenehmen  Hoffnung  hin,  dals  der 
Gedanke  einer  Verlegung  des  Archivs  der  ehemaligen  Reichsstadt 
Nürnberg  aus  dieser  Stadt  nicht  wieder  ernstlich  auftauchen  könne, 
um  so  mehr,  als  der  Herr  Minister  des  Innern  selbst,  dem  Ver- 
fasser gegenüber,  lebhaftes  Interesse  für  das  Verbleiben  äufserte. 
Wie  sehr  wurden  wir  daher  überrascht,  zu  vernehmen,  dafs  die 
Uebersiedelungsarbeiten  wieder  aufgenommen  werden  sollen,  und 
dafs  in  der  Sitzung  des  hiesigen  Magistrates  vom  11.  Juli  ein  Mini- 
sterialerlafs  mitgetheilt  worden  sei ,  des  Inhaltes ,  dafs  diese  Ver- 
legung erfolgen  müsse,  weil  die  Beschaffung  eines  entsprechenden 
Lokales  in  Nürnberg  zu  theuer  komme. 

Die  Stadt  hatte  angeboten  einen  Beitrag  von  10,000  fl.  zu  ge- 
ben.    20,000  fl.  hat  der  Staat  für   die  (wie  ja   als  Grund  des  Ver- 


kaufes angegeben  wird)  ungenügenden  Lokalitäten,  die  er  seither 
innehatte,  erhalten.  Die  Gründe,  welche  das  Belassen  des  Ar- 
chives  in  Nürnberg  zu  einer  Ehrenpflicht  für  den  Staat  ma- 
chen, sind  in  unseren  früheren  Aufsätzen  erörtert.  Ihnen  gegen- 
über kann  ein  einfacher  Hinweis  auf  die  Kosten  nicht  in  die  Wag- 
schale fallen.  Es  kostet  Manches  Geld  und  mufs  doch  geschehen. 
Weshalb  ist  die  menschliche  Gesellschaft  im  Staate  zu  einer  gro- 
fsen  Körperschaft  vereinigt,  wenn  nicht  der  Staat  die  hohen  Auf- 
gaben löst ,  die  der  Einzelne  nicht  lösen  kann.  Zu  ihnen  gehört 
die  Pflege  und  Förderung  der  Wissenschaft,  die  Verbreituu'^  der 
Bildung  und  Bildungsmittel;  und  wenn  das  auch  Geld  kostet,  so 
mufs  es  doch  geschehen.  Die  Staatsmaschine  ist  nicht  blos  als 
Rechenmaschine  da,  um  zu  erfahren,  wie  Geld  zu  ersparen  ist; 
je  materieller  heute  der  Zug  ist,  der  die  Einzelnen  leitet,  um  so 
mehr  müssen  die  idealen  Fragen  von  Seite  der  Gesammtheit  in's 
Auge  gefalst  und  von  dort  aus  dafür  Fürsorge  getroffen  werden. 
Diese  Anschauung  hat  sich  heute  bei  allen  deutschen  Volks- 
vertretungen geltend  gemacht,  und  wo  ist  eine,  die  nicht  mit  Freu- 
den für  alles,  was  das  ideale  Gebiet  berührt,  Geld  bewilligte? 
Dieser  Zug  hat  sich  bei  den  jüngsten  Verhandlungen  des  bayer. 
Landtages  in  umfassender  Weise  kundgegeben.  Wie  kann  man 
zweifeln ,  dafs  er  auch  in  dieser  Frage  bereit  zu  finden  wäre  ? 
Weshalb  hält  man  es  nicht  der  Mühe  werth,  demselben  eine  Vor- 
lage zu  machen?  Etwa  aus  Kurzsichtigkeit,  welche  die  Wichtig- 
keit und  Tragweite  der  Bedeutung  einer  wissenschaftlichen  Anstalt 
nicht  erkennt?  Ist  nicht  mehr  die  Wissenschaft  einer  der  mäch- 
tigsten Faktoren  im  Kulturleben  ?  Ist  sie  nicht  mehr  eine  Zierde 
des  Staates?  Das  Opfer,  welches  die  Stadt  Nürnberg  zu  bringen 
bereit  ist,  ist  anerkennenswerth  und  um  so  erfreulicher,  als  in  an- 
deren Fällen  die  Stadtvertretung  für  Pflege  historischen  Sinnes 
keineswegs  den  so  erwünschten  und  so  nothwendigen  Eifer  ge- 
zeigt hat.  Wie  kann  ihr  mehr  zugemuthet  werden,  wenn  die 
Pflicht,  an  dem  Eigenthumsrechto  haftend,  dem  Staate  obliegt? 
War  es  nur  überhaupt  würdig,  für  eine  dem  Staate  obliegende 
Pflicht  von  der  Stadt  Opfer  zu  verlangen?  Kann  man  mehr  ver- 
langen ?  Wenn  der  Staat  das  Archiv  selbst  und  damit  die  Pflicht 
der  Obsorge  für  dasselbe,  die  Pflicht,  es  der  Wissenschaft  nutzbar 
zu  machen,  der  Stadt  übergeben  wollte,  dann  läge  ihr  es  ob,  die 
Mittel  dafür  aufzubringen.  So  ist  es  Sache  des  Staates,  eine  Pflicht, 
der  die  Staatsregierung  und  die  Stände  ebenso  nachkommen  müs- 
sen, wie  der  Pflicht,  die  Steuerkraft  des  Volkes  nicht  unnöthig  in 
Anspruch  zu  nehmen.  Wenn  wir  bedauern  müssen,  dafs  Se.  Ex- 
cellenz der  Herr  Minister  nicht  diese  Pflicht  erkannt  hat,  so  freuen 
wir  uns  dagegen,  dafs  das  Collegium  der  Gemeindebevollmächtigten 
den  Magistrat  der  Stadt  Nürnberg  ersucht  hat,  Se.  Excellenz  um  eine 
Vorlage  an  die  Kammern  zu  bitten,  und  dafs  gleichzeitig  ein  der 
Universität  Erlangen  angehöriges  Mitglied  der  zweiten  Kammer 
eine  Anregung  dieser  Frage  in  der  Kammer  in  Aussicht  gestellt 
hat.  Wir  hoffen,  dafs  die  Kammern  die  Pflicht  des  Staats  besser 
wahren  werden,  als  der  Minister.  A.  Essenwein. 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essen  wein.    Dr.  G.  K.  Fromm  ann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E.  Sebald  in  Nürnberg. 


Nürnberg'.  Das  Abonnoiuont  dee  Blat- 
tea,  welches  alle  Monate  erscheint,  wird 
ganzjährig  angenommen  und  betragt  nach 
der  neuesten  Postconvention  bei  allen  Post- 
ämtern und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oesterreichs  3  fl.  36  kr.  im  24  fl.-Fula 
oder  2  Tlilr.  preufa. 

Für  Frankreich  abonniert  man  in 
Paris  bei  der  deutschen  Buchhandlung  von 
F.  KJinckaieck,  Nr.  11  tue  de  Lille;    für 


AWZEICiER 


FÜR  KIIIBt  DER 


Neue  Folge. 


f'n//land  bei  Williama  &  Norgato,  14  Hen- 
rietta-Street  Covent- Garden  in  London; 
für  NorJ-Amerika  bei  den  Poatämtern  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  für  das  german.  Museum  be- 
ßtimniten  Sendungen  auf  dem  Wege  dOB 
BuchbandolB  werden  durch  den  Commie- 
Bionur  der  literar.-artist.  Anstalt  des  Mu- 
seums, F,  A.  Brockhaufl  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  fiERMANISCflEN  MÜSECMS. 


1873. 


MH, 


Angnst. 


Wissenschaftliche  Mittheilungen. 


Sprichwörter. 

Im  elften  Jahrhundert  tritt  uns  ein  besonders  lebhafter 
Eifer  entgegen,  deutsche  Sprichwörter  in  lateinischer  Form 
wiederzugeben;  ich  erinnere  nur  an  Wipo,  an  Othloh,  dessen 
Sammlung  einen  mehr  kirchlichen  Charakter  trägt,  an  die  Zu- 
sammenstellung in  den  Denkmälern  von  Müllenhoff  und  Sche- 
rer, Nr.  XXVII.  Eine  dem  Bischof  Adalbold  von  Utrecht  ge- 
widmete Sammlung  wird  demnächst  veröffentlicht  werden.  Hier 
gebe  ich  eine  Reihe  solcher  Sprüche  aus  dem  Cod.  lat.  Monac. 
17142  aus  dem  Anfang  des  12.  Jahrhunderts,  von  Scheftlarn 
stammend,  dessen  überaus  buntscheckig  gemischter  Inhalt  an 
anderm  Orte  eingehender  besprochen  werden  soll.  Auf  Fol.  92  v. 
findet  sich  eine  eigenthümliche  Erklärung  des  Regens,  an  Ari- 
stophanes  erinnernd : 

Cum  pluit  et  ningit,  Jovis  uxor  ut  ebria  mingit. 
Unklar  ist  mir  der  Fol.  95  v.  einzeln  stehende  Vers : 

Somate  dilecti.  sunt  rome  semate  tecti. 
Auch  in  den  folgenden  bleibt  oft  etwas  dunkel : 

Fol.  96  V.      Extant  equivoci  servi,  non  legibus  equi. 

Empta  fides  nummis  fit  sepe  remissa  periclis. 

Est  nulli  carus,  quicunque  videtur  avarus. 

Ornetur  vetulus :  sibi  det  (1.  dat)  decus  ipsa  iuventus. 

Stirps  trahit  ad  fluvium,  sed  non  dimergit  in  imum. 

Suspendens  catulum :  Vorat,  inquid,  opus  coriorum. 
Fol.  107.     Procax  et  stultus  donat  quod  spernit  et  odit. 

Quantum  fert  humali  (sie)  sonipes  et  femina  duri. 

Est  vilis  studio,  qui  saccum  consuit  ostro. 


Inveniens  seit  avem,  cupiens  (1.  capiens)  potietnr  eadem. 
Fol.  107  v.     Consumit  fiatum  flans  in  fornicis  hiatum. 
Bos  mugiens  raultum  dat  lactis  ab  ubere  parum. 
Qui  favum  lingunt,  apis  illos  spicula  pungunt. 
Qui  sepe  rixantur,  a  paucis  semper  amantur. 

Ein  so  grober  Verstofs,  wie  die  Verkürzung  von  saepe, 
ist  dem  Verfasser  wol  kaum  zuzutrauen ;  aber  in  der  Ueber- 
lieferung  schlichen  sich  viele  Fehler  ein,  wie  auch  im  vorher- 
gehenden Verse  durch  Umstellung  von  apis  und  illos  in  der 
Handschrift  das  Metrum  verdorben  ist. 

Fol.  108.     Quod  fiel  Urtica,  prius  assentitur  in  herba. 
Pacificus  homo  triumphal  in  domino. 
Quolibet  in  pomo  sentitur  stirpis  origo. 
Cum  sus  turbat  aquam,  mox  porcellus  bibit  illam. 
Cattae  progeuies  discit  comprendere  mures. 
Inducias  longat,  qui  dicere  falsa  recusat. 
Mitls  edit  ripam,  vehemens  quam  (1.  aqua)  transiet  illam. 
Veste  nova  melius  ludit  venter  saturatus. 
Est  contra  stimulum  calcare  nimis  tibi  durum. 
Qui  multum  reticet,  meditando  plura  revolvit. 
Non  lupus  ad  Studium,  sed  mentem  vertit  ad  agnum. 
Omne  quod  est  carum,  vertetur  post  in  amarum. 
Omne  quod  est  carum,  finem  sortitur  amarum. 
Adducit  in  fluvium,  non  mergit  amicus  in  illum. 
Criminis  ingrato  sit  laudis  plurima  grato. 
Inprudens  vulpis  est  sibi  non  prendens  mures. 
Dieser  Spruch  ist,  wie  schon  einer  der  vorhergehenden,  in 


219 


Anzeiger  für 


Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


220 


Prosa.     Am    Rande    nachgetragen    und    nur    theilwelse  lesbar 
ist  der  folgende : 

Antea  qu caro  lupus la  figit  an 

Der  Schlafs  wird  wol  lauten :  „lupus  oscula  figit  amara", 
wo  dann  auch  für  das  vorhergehende  Wort  ,,cara"  zu  ver- 
muthen  ist. 

Ante  fluens  munda  raro  diffunditur  unda. 

Quam  male  pugnare,  iocundius  est  fugitare. 
Aus    den   folgenden    habe    ich    nur    noch    einzelne    ausge- 
schrieben : 

Iuvenil  ad  vites  callcm  sibi  callida  vulpis. 

Eripit  ex  agnis  persepe  lupus  numeratis. 

Pre  noctis  preda  dormit  sub  lumine  catta. 

Quod  cras  servatur,  a  catta  sepe  voratur. 

Desiliunt  rari  sine  fisso  robore  spani. 
Fol.  108  v.     Quod  caper  in  sese  seit,  capram  credit  habere. 

Vgl.    hiezu   Haupt's  Zeitschrift  XIII,    324.     Anklänge  an 
diese  Sprüche  finden  sich  überall,  aber  doch  fast  nirgends  volle 
Uebereinstimmung. 
Fol.  109.     Ad  mel  deductus  ruptis  est  auribus  ursus : 

Non  nisi  p/erupta  voluit  discedere  cauda. 
Auffallend  und  merkwürdig  ist  der  folgende  Spruch : 

Quid  mirum,  tibiam  si  gestat  harundine  factam 

Demon,  harundineis  solitus  consistere  silvis '? 


Ore  trahens  predam,  replicet  vulpecula  caudam. 

Gutture  clausa  lupi  raro  solet  esca  relabi. 

Quando  canis  cecinit,  lupus  aures  subdolus  abdit. 

Ut  placeat  potus,  suadet  pincorna  decorus. 

Ut  panis  detur:  hiuc  vir  iocularis  habetur. 
Weiterhin  kommen  nur  noch  vereinzelte  Sprüche  vor : 
Fol.  109  V.    Hister  amat  Renum,  qui  dat  commercia  rerum. 

Commovet  arboreos  venti_violentia  ramos. 

Decoriat  mures  saturato  corpore  vulpes. 
Fol.  110.     Qui  tacite  currit  fluvius  sua  litora  solvit. 
Fol.  110  V.     Litigium  mulier  famosa  frequentat  et  anser. 
Fol.  111.     Sic  nitar  in  te,  ne  si  titubes  ego  labar. 
Fol.  111  V.     Rote   parat  nuramis,    qui   piscem  capit  (1.  captat) 

in  undis. 
Fol.  112  V.     Sit  pax  huic  domui,  (noceat)  nihil  hie  habitanti. 
Fol.  114.     Vinea  culta  fuit,  cultores  prcraia  querunt : 

Non  labor  equalis,  equalia  dona  fuerunt. 
Das   soll  wol  ein  Räthsel  sein;   gemeint   ist  natürlich  der 
Weinberg  im  Evang.  Matthäi  XX. 

Vas  obsoletum  de  vino  gignit  acetum. 

Luceat  in  studiis  simplex  intentio  vestris, 

Ut  dura  corde  sonat,  vox  impetret  omne  quod  erat. 
Fol.  114  v.    Affectum  (1.  Affectus)  mentis  pateat  tibi  multa 

volentis, 

Nam  dantis  votum  modico  censu  valet  amplum. 

Jure  lepos  rapitnr  (1.  capitur),  qui  retia  nuUa  veretur. 
Fol.  96  V.  enthält  auch  folgendes  Epigramm : 


Non  Jovis  ad  Danaen  venit,  sed  dives  adulter: 
Aurum  quisquis  habet,  Jupiter  esse  potest. 
Fol.  103  steht  eiu  bitteres  Epigramm  auf  einen  Arzt,  den 
dasselbe  Geschick  betroifen  hatte,  welchem  später  Abälard  ver- 
fiel : 

Willhehnus  medicus  faciens  quod  rector  iniquus, 

Ex  muliere  virum,  fit  merito  neutrura. 
Nunc  appareret,  sua  si  mcdiciua  valeret, 
Vertere  si  neutrum  posset  in  alterutrum. 

Fol.    103  V.    folgt    ein    Epigramm    gegen    einen    Angreifer 
geistlicher  Güter  : 

Si  bona  suscipimus,  mala  cur  non  sustineamus? 

Cur  egre  ferimus,  bona  si  recipit  sua  Christus  ? 

Nara  res  ecclesiae,  cupidus  quas  exigis  a  me, 

Cetus  amicorum  Christi  portavit  ad  ipsum. 
Ein  Epigramm  auf  den  Liebesgott  Fol.  107  ergänzt,  wenn 
auch  mangelhaft  überliefert,  doch  das  Stück  der  Carmina  Bu- 
rana S.  192.  Die  fünfte  Stufe,  welche  dort  fehlt,  ist  mit 
einer  Deutlichkeit,  welche  nichts  vermissen  läfst,  bezeichnet; 
aber  vorher  bringe  ich  doch  nicht  mehr  als  drei  zusammen. 
Es  wird  vielleicht  im  achten  Verse  „quartum"  zu  lesen  sein. 
Abgesehen  hievon,  zeigen  die  bedeutenden  Abweichungen,  wie 
diese  ganze  Art  der  Poesie,  wesentlich  doch  eine  verbotene 
Frucht,  mündlicli  und  deshalb  in  fortwährender  Wandelung 
fortgepflanzt  wurde.     Hier  lauten  die  Verse  : 

Est  puer  alatus,  puer  est  etiam  pharetratus. 
Etas  amentem  probat  et  ratione  carentem. 
Vulnificus  pharetra  Signatur,  mobilis  ala, 

Insipicus,  fugitans,  tolo  (1.  telo )  crueutans, 

5     Mittit  pentagonas  nervo  strideute  sagittas. 

Hi  sunt  quinque  modi,  quibus  associatur  (1.  -mur)  amori : 
Visus,  alloquium,  tactus  compar  labiorum. 
In  lecto  quintum  tacite  Venus  exprimit  actum. 
Nectaris  alterni  permixtio  comnioda  fini. 
Ein  zierlicher  Scherz  begegnet  Fol.  111  v.: 

Quisque  cucullatus  posset  satis  esse  beatus, 
Si  biberet  flumen,  si  vellet  amare  legumen. 
Est  hodiernorum  domus  infernus  mouachorum. 
Sed  dico,  quare  ?  quia  dicunt  posse  volare 
Porcorum  scapulas :  sed  quis  deus  his  dedit  alas  ? 
Es  scheint  also,    dafs   die  Schinken,   um   das  Verbot  des 
Fleischgenusses  zu  umgehen,  für  Geflügel  ausgegeben  wurden. 

Auf  Fol.  114  findet  sich  ein  Räthsel,  dem  gleich  die  Er- 
klärung folgt : 

Arbor  inest  silvis  quae  pingitur  octo  figuris : 
His  tribus  abiectis,  vix  unam  in  niille  videbis. 

Castania  scribitur  VII  (1.  VIII)  literis.  si  tres  abieceris,  vix 
unam  castam  mulierem  invenies. 

Auf  der  folgenden  Seite  steht  noch  folgendes  Fragment : 
Gerhard  hac  vita  pauper  fuit  anacherita  (sie) 


221 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


222 


Nil  canens  (sie)  solidum,  nil  bcnc  proficuum. 
Hinc  homo  tu  monitus,  cultum 
Das  Ende  fehlt,  und  es  folgen  nach  der  Gewohnheit  dieser 
Handschrift  ganz  andere  Dinge. 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 


Zur  Darstellung  der  heil.  Walburg  in  der  Kunst  des 
16.  Jahrhunderts. 

Das  Pastoralblatt  des  Bisthuras  Eichstätt,  Jhrgg.  1873, 
Nr.  18  ff.,  weist  in  Bezug  auf  den  oben  genannten  Gegenstand 
in  längerer  Abhandlung  auf  Urkunden  des  15.  Jahrhunderts 
hin,  welche  ein  neues  Licht  auf  die  Frage  werfen  und  die- 
selbe, wenn  im  Allgemeinen  auch  nicht  schlufsgültig ,  so  doch 
für  den  bestimmten,  in  Nr.  3  unseres  diesjährigen  Anzeigers 
zur  Sprache  gebrachten  Fall  in  so  eigenthüralicher  Weise  ent- 
scheiden, dafs  wir  zur  Ergänzung  dieser  Besprechung  den 
Hauptinhalt  jener  Abhandlung  hier  wiedergeben.  Im  Jahre 
1447  liefs  nämlich  Bischof  Johann  HI.  von  Eichstätt  Untersu- 
chung anstellen  über  eine  Lokalheilige  des  zu  seiner  Diöcese 
gehörigen  fränkischen  Marktes  Wendelstein,  Achahildis,  vom 
Yolke  St.  Atzin  genannt,  welche  einen  kirchlich  approbierten 
Cult  nie  erhalten,  unter  den  Leuten  aber  wegen  angeblicher 
wunderbarer  Gebetserhörungen  grofsen  Zulauf  besafs.  Die  zu 
dem  Zweck  berufene  Commission  bestand  aus  den  Pfarrern  von 
Wendelstein  und  zweier  benachbarter  Orte.  Man  öffnete  einen 
Sarkophag  am  äufsersten  Ende  der  Kirche,  dessen  alterthüm- 
liche  Inschrift  ihn  als  Grabstätte  der  h.  Atzin,  der  Stifterin 
des  Gotteshauses,  bezeichnete.  Auskunft  über  ihr  Leben  gaben 
nur  sechs  in  der  Nähe  an  der  Wand  aufgehängte  Bilder,  von 
welchen  das  zweite  und  sechste  in  folgender  Weise  beschrieben 
werden : 

„Item  das  ander  pylt  helt  wye  die  selige  fraw  von  einem 
peyn  eyner  wilden  genfs  erkücket  eyn  ganze  gans.  die  gestoln 
waz  von  jrem  gesynd  vnd  getötet". 

„Item  das  sechst  vnd  letzt  mirakel  ist.  da  ez  mitten  ym 
wynter  kalt  waz,  vnd  dy  selig  fraw  ging  swanger  vnd  waz  ge- 
lüstig nach  amerellen ,  vnd  hifs  jr  töchterleyn  geen  in  garten, 
ob  sye  fünd ,  von  stund  an  ward  ein  Amerellen  pawm  vol  vnd 
pracht  jr  mutter  zu  essen". 

Ein  Blick  auf  den  unserem  Aufsatz  beigegebenen  Holz- 
schnitt genügt,  um  zu  überzeugen,  dafs  die  beiden  eben  be- 
schriebenen Scenen,  zu  einem  Bilde  vereinigt,  vom  Maler  des 
16.  Jahrhunderts  wiederholt  sind  und  auf  dem  in  Kede  stehen- 
den Altarflügel  nicht  Walburg,  sondern  St.  Atzin  dargestellt 
ist.  Die  Sache  gewinnt  noch  an  Augenscheinlichkeit,  nachdem 
sich  im  Verfolg  der  Herkunft  des  Bildes  herausgestellt,  dafs 
es  ursprünglich  aus  Wendelstein  stammt.  —  Aber  wer  war 
jene  h.  Achahildis?  Obwohl  bei  der  angestellten  Untersuchung 
von  einer  nicht  geringen  Zahl  von  Zeugen  augenfällige  Wun- 
der beschworen  und  protokolliert  wurden,  scheint  der  Bischof 
sich  doch  nicht  bewogen  gefunden  zu  haben,  höheren  Orts  die 


factische  Canonisicrung  der  „seligen  Frau"  zu  beantragen.  Schon 
der  erste  Veröffentlicher  des  betreffenden  „Instruments"  (s. 
Historisch-diplomatisches  Magazin,  Nürnberg  1781,  I,  S.  295, 
und  vgl.  Anzeiger  f.  K.  d.  d.  V.,  Jhrg.  1853,  Sp.  125  ff.) 
offenbart  seine  Zweifel  über  die  historische  Existenz  der  h. 
Atzin,  und  es  scheint  alles  dafür  zu  sprechen,  dafs  sie  vom 
Volke,  wenn  auch  in  näherer  oder  fernerer  Anlehnung  an  eine 
wirkliche  Persönlichkeit,  eingeschoben  worden  sei.  Sollte  viel- 
leicht dennoch  die  heidnische  Walburg  im  Hintergründe  stehen? 
Wir  können  hier  die  Frage  dahingestellt  sein  lassen.  Es  ist 
kein  Zweifel,  dafs  für  den  Verfertiger  unseres  Altares  St.  Atzin 
existierte,  und  dafs  er  sie  darstellen  wollte. 

Nürnberg.  A.  v.  Eye. 


Peter  Mülich,  Stückgiefser  in  Nürnberg.  *) 

Mit  Bezug  auf  die  in  der  vorigen  Nummer  des  Anzeigers, 
Sp.  165  enthaltene  Notiz,  dafs  eine  Tochter  des  alten  Her- 
mann Vischer,  also  Schwester  Peter  Vischers,  an  einen  Peter 
Mülich  „von  unbekannter  Lebensstellung"  verheiratet  gewesen, 
sei  hier  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafs  im  ersten  Drittel 
des  16.  Jhdts.,  also  gleichzeitig  mit  P.  Vischer,  in  Nürnberg 
ein  Giefser  Peter  Mülich  thätig  war,  von  dem  drei  grofse  Stein- 
büchsen, die  er  für  den  Herzog  von  Sachsen  gegossen  und 
welche  später  K.  Karl  V.  in  Gotha  eroberte,  in  des  Letzteren 
Geschützbuch  in  Abbildung  erhalten  sind.  Eine  derselben,  der 
„Löwe",  vom  Jahre  1523  ist  noch  im  Original  im  Artillerie- 
museum zu  Paris  vorhanden,  nachdem  die  Franzosen  dieses 
Geschütz  1830  in  Algier  erbeutet.  Dieser  P.  Mülich,  der  uns 
nur  aus  diesen  drei  Geschützen  bekannt  geworden,  ist  ohne 
Zweifel  der  erwähnte  Schwager  P.  Vischers  oder  etwa  dessen 
Sohn,  wobei  immerhin  die  Vermuthung,  dafs  auch  der  Vater 
Giefser  war,  nicht  zu  gewagt  scheint.  (Vgl.  Quellen  zur  Ge- 
schichte der  Feuerwaffen,  herausgegeben  vom  germ.  Museum, 
S.  67,  68.) 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 


*)  Wenn  in  voriger  Nummer,  Sp.  165  bei  Peter  Mülich  ge- 
sagt ist:  „von  unbekannter  Lebensstellung",  so  mufa  dies  nach- 
träglich dahin  berichtigt  werden,  dafs  derselbe  in  der  Quittung, 
die  er  am  7.  Mai  1522  seinem  Schwager  Peter  Vischer  über  260  fl. 
väterliches  und  mütterliches  Erbe  seiner  verstorbenen  Hausfrau 
Martha  sei.  ausstellt,  sich  „Peter  MüHch  Eothschmid"  nennt. 

Lochner. 


Buntglasierte  Thonwaaren  des  15.— 18.  Jahrhunderts 
im  germanischen  Museum. 

m. 

Die  übrigen  an  den  maurischen  Stil  anklingenden  Gefäfse 
des  Museums  bieten  mannigfaltiges  Interesse  und  zeigen  so 
viele  verschiedene  Formenkreise  des  Ornaments  als    es   Stücke 


223 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


224 


sind;   zum  Theil    sind    sie  ziemlicli    verwildert    und   der  rothe 
Metallscliimmer  ist  zu  einer  Ornamentation  verwendet,  die  er- 
sichtlich spät  ist.^  So  interessant  sie  sind,  bieten  sie  doch  keiner- 
lei Merkmale,  aus  denen  weder  für  sie  selbst,  noch  für  andere 
die  Zeit  und  der  Ort  ihrer  Entstehung  bestimmt  werden  könnte. 
Auf  ein  Stück  müssen   wir  jedoch   aufmerksam   machen,  wenn 
wir  es  auch  nicht 
abbilden.  Es  ist 
eine  tiefe  Schüs- 
sel,  scharf  pro- 
filiert, mit  theil- 
weise   in   Relief 
aufgetragenen 
Buckeln,  wie  sie 
das        deutsche 
Passigwerk    des 
16.   Jahrh.  auf- 
zuweisen hat,  die 
sowohl    in    der 
Tiefe  der  Schüs- 
sel, als  auf  dem 
Rande  derselben 
aneinanderge- 
reiht sind.    Den 
Rand  des  inne- 
ren Bodens  bil- 
det   eine    Reihe 
stets    sich    wie- 
derholender   la- 
teinischer    Ma- 
juskelbuchsta- 
ben ,    die    zwar 
keinen  Sinn  ge- 
ben      (YIERB) 
aber  doch  offen- 
bar    verdorben 
sind     aus     dem 
Spruche:   „Ver- 
bum  domini  ma- 
net  inaeternum." 
Die  ganze  Schüs- 
sel zeigt   sich  als  eine  Nachbildung  eines  jener  Messingbecken, 
wie  sie,  in  grofser  Zahl  in  Nürnberg  gefertigt,  ihren  Weg  durch 
die  weite  Welt  genommen  und  mit  ihren  gleichfalls  unlesbaren 
Inschriften  schon  so  manchen  Sammler  und  Liebhaber  geplagt 
haben.     Dafs   das  Stück   also   erst   dem   16.  Jahrh.   angehören 
kann,  ist  klar.     Ein  Wappenschild   von  italienischer,    noch  an 
die  frühere  Zeit  erinnernder  Form,   in    der  Mitte   angebracht, 
zeigt  einen  schreitenden  Löwen. 

IV. 
Ein   unzweifelhaft   italienisches  Fabrikat   ist  die  Majolika- 
schüssel,   die   wir   hier  unter   Fig.  1    abbilden.     Das   mittlere 


Feld  rundlich  vertieft,  den  Rand  flach,  hat  sie  auf  einem, 
gleich  den  sogen,  spanisch -maurischen,  ebenfalls  der  Fleisch- 
farbe sich  nähernden,  weifsen  Grunde  eine  Zeichnung  in  dun- 
kelm  Blau,  das  durch  Schwarz  auf  unserer  Abbildung  wieder- 
gegeben ist.  Sie  stellt  in  der  Mitte  den  heil.  Llieronymus  in 
der  Wüste  vor  einem  Crucifixe  dar,  im  Hintergrund  eine  Ge- 
Fig.  ].  birgslandschaft 

und  eine  Stadt. 
Die  Fleischtheile 
der  Figur  haben 
in  licht  aufgetra- 
genem Blau  eine 

Schattierung 
und  Modellier- 
ung. Der  Grund 
istmitflotterPiu- 
sclführung  durch 
breite  Striche 
abgetont.  Nach 
dem  Blau  ist 
ein  gelblich  re- 
flectierender  Me- 
tallton aufgetra- 
gen, der  in  der 
Zeichnung  durch 
glatte  Schraffie- 
rung wiederge- 
geben ist.  Von 
besonderem  In- 
teresse ist  der 
Umstand,  dafs 
sowohl  an  der 
Figur,  als  am 
Kreuz  einSehlag- 
schatten  auf  den 
Grund  gemalt 
ist.  Daraus  kann 
mit      Sicherheit 

angenommen 
werden,  dafs 
dem  Gesellen, 
der  das  Bild  auf  die  Platte  malte,  kein  Stich,  kein  gemaltes, 
sondern  ein  plastisches  Original  vorlag.  Der  Reichthum  Ita- 
liens an  glasierten  Terracotten  seit  Luca  della  Robbia  ist 
grofs  genug.  Sicher  findet  sich  auch  einmal  das  Original,  das 
unserem  Maler  vorgeschwebt,  und  damit  ein  Hinweis,  wo  der 
Teller  entstanden  ist. 

Der  Rand  des  Tellers  ist  in  vier  Theile  gothcilt,  von  de- 
nen zwei  mit  symmetrischem  Rankenwerk,  zwei  mit  schuppen- 
artiger Bildung  verziert  sind.  E)s  spricht  nicht  gerade  für  be- 
sonderen Sinn  des  (jrnamentisten,  dafs  er  die  Eintheilungslinien 
des  Tellers    nicht    in    bessere  Beziehung    zur  Mitte    gebracht ; 


235 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


226 


es  ist  dies  übrigens  eine  Eigenthümlichlieit,  die  niciit  aus- 
scliliefslicli  bei  ihm  vorkommt,  sondern  auf  alle  verwandten 
Stücke  sich  erstreckt.  Auch  im  Rande  ist  dieselbe  Farben- 
ordnung festgehalten,  wie  im  Innern:  es  ist  zunächst  Blau  ver- 
wendet und  nach  dessen  Auftrag  eine  gelbmetallisch -glänzende 
Farbe  zugegeben.  Das  Werk  Delange's  gibt  ähnliche  Teller 
mit  Metallreflex 
auf  Tafel  15,  37 
und  38,  die  der 
Fabrik  von  Caf- 
fagiolo  im  Texte 
DarceFs  zuge- 
schrieben sind. 
Ein  verwand- 
ter Teller  ist  der 
in  Fig.  2  hier 
abgebildete,  der 
indessen  nicht 
als  Majolika  be- 
zeichnet werden 
kann,  da  die  Ver- 
zierung durch 
raetallglänzende 
Farbe  ihm  fehlt. 
Der  Mitteltheil 
zeigt  einen  weib- 
lichen Kopf  und 
ein  Spruchband 
mit  der  Inschrift: 
„In  te  domine 
speravi."  Der 
Eand  ist  in  sechs 
Theile  getheilt, 
von  denen  drei 
ein  Rankenorna- 
ment ,  drei  an- 
dere ein  Schup- 
penmuster zei- 
gen. Das  dunkle 

Indigoblau  bildet  auch  hier  die  Grundlage  des  Ganzen ;  es  ist 
ein  starker  Auftrag  zur  Herstellung  der  Zeichnung,  sowie  zur 
Deckung  des  Hintergrundes  beim  Mittelbild  angewandt.  Ein 
leicht  aufgetragenes,  theilweise  verwaschenes  Blau  gibt  die 
Schattierung.  Als  Ersatz  für  das  gelbe  Metall  beim  vorigen 
Teller  ist  ein  bräunliches  Orangegelb  verwendet,  das  insbeson- 
dere auch  als  Färbung  der  Lippen ,  Haare,  Wangen  über  die 
blaue  Schattierung  aufgetragen  ist.  Was  jedoch  dem  Teller 
ein  besonderes  Gepräge  gibt,  ist  die  Verwendung  weiterer  Far- 
ben. So  erscheint  neben  jener  gelblichen  Orangefarbe  noch  ein 
leuchtendes,  helles  Chromgelb  und  ein  scharfes,  saftiges  Grün. 
Dieses  Grün  kommt  in  der  Sammlung  von  Darcel-Delange 
bei  Arbiteen,  die  Caffagiolo  zuzuschreiben  sind,  häufig  vor.    Es 


Fig.  2. 


findet  sich  jedoch  dort  auf  Taf.  67  ein  von  Maestro  Giorgio 
in  Gubbio  berruiirender  Teller,  der  eine  nicht  zu  leugnende 
Verwandtschaft  hat,  wenn  auch  der  ihm  eigenthümlichc  Metall- 
reflex ihn  von  dem  unsrigen  unterscheidet.  Es  ist  ein  Frauen- 
kopf in  ganz  ähnlicliem  Kostüm,  als  „Giovonna  Bella''  auf  dem 
Spruchbande  bezeichnet. 

Darcel  hat  je- 
doch keinerlei 
Beweise  beige- 
bracht,  die  un- 

vpiderleglich 
darthun  würden, 
dafs  alle  die 
Werke ,  welche 
er  der  Fabrik 
von  Caffagiolo 
zuschreibt,  wirk- 
lich dort  ent- 
standen sind; 
vielmehr  theilt 
er  diesen  Ur- 
sprung allen 
Werken  zu,  die 
älteren  Charak- 
ter zeigen  und 
für  die  andere 
Entstehung  nicht 
nachgewiesen  ist. 

Insbesondere 
aber  begründet 
er  keineswegs, 
dafs  die  oben- 
erwähnten ,  auf 
Taf.  15,  37  u. 
38  seines  Wer- 
kes gegebenen 
Stücke  wirklich 
dieser  Fabrik 
entstammen 
müssen.  Die  Zeit  der  Entstehung  aller  derselben,  sowohl  der 
bei  Delange  abgebildeten,  als  der  unsrigen,  fällt  ganz  in  den 
Beginn  des  IG.  Jahrb.,  in  eine  Zeit,  von  der  wir  wol  anneh- 
men dürfen,  dafs  sämmtliche  italienische  Werkstätten  einen  ge- 
raeinsamen Typus  hatten. 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 


Mittelalterliche  Heil-  und  Segenssprüche. 

Folgende  Segenssprüche  finde  ich  an  verschiedenen  Stellen 
eingetragen  in  einem  Pergamentbande,  dessen  Hauptinhalt  ich 
demnächst  an  anderem  Orte  besprechen  werde.   Es  ist  ein  Schach- 


227 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


228 


zabelbuch  der  fürstlich  Dietrichstein'schen  Bibliothek  zu  Ni- 
kolsburg  in  Mähren,  an  das  sich  aber  auch  noch  Gebete  und 
ein  Kalender  etc.  anschliefsen.  Ich  theile  die  Sprüche  (sowie 
auch  das  Fragment  eines  Testamentes)  hier  mit,  weil  dieselben 
wol  kulturgeschichtlich  interessant  sind.  Das  Manuscript  stammt 
in  seinen  Haupttheilen  aus  dem  14.  Jahrhundert.  Als  Schmutz- 
blatt ist  vorne  ein  Theil,  vielleicht  die  Hälfte,  einer  Testa- 
mentsurkunde gebraucht,  die  mitten  auseinander  geschnitten  ist. 
Es  ist  ein  „Geschäft",  welches  uns  namentlich  deshalb  inte- 
ressiert, weil  die  Urkunde  von  Wien  datiert  ist.  Der  Inhalt 
läfst  sich  nur  combiniereu  und  errathen,  da  leider  die  andere 
Hähte  des  Blattes  verloren  gieng.  Das  Fragment  beginnt  mit 
den  Worten:  „vnd  hernach  chunftig  sind  das  ich  mit  guetem 
willen",  was  also  der  Anfang  der  ganzen  Urkunde  gewesen  zu 
sein  scheint.  Zunächst  wird  etwas,  vielleicht  irgend  ein  See- 
lengeräthe,  auf  einen  Weingarten  geschafft;  dann  erscheint:  mei- 
ner Tochter  Schwester  und  „meiner  Junkchfrown  Annen".  Fer- 
ner wird  geschafft:  ,. meiner  Jungen  diern",  dann  „den  vier  Gra- 
zianern  (?)  vier  phunt",  eine  andere  Stiftung  „auf  den  Newn 
Charner",  ferner  „armen  priestern  vmb  hundert  Schuessel", 
dann  „den  w-eizzenpruedern  in  ygleich  Chloster  ain  phunt  phin- 
nig";  dann  wieder  :  „hincz  sand  larencz  ze  wienn  in  igleich  Chlo- 
ster auch  ain  ... .  das  si  got  für  michpiten."  Gegen  Ende  heifst 
es:  „meinem  Sun  meinen  Weingarten  an  dem  Chalnperg."  Die 
Zeugen  werden  aufgeführt :  „Vnd  das  das  gescheit  ....  ainem 

warn  vrchund  der  sach  versiegelten  mit  meiner (Alb)rechts 

ze  Oesterreich  etc.  Chamerer,  vnd  Ulrichs  des  ....  (i)nsigeln. 

Der  brief  ist  geben    zu  wienn   nach  kristi der  zwelif- 

potten." 

Am  Schlüsse  de?  Schachzabelbuches  steht  mit  blasserer 
Dinte  und  späterer  Schrift,  wol  schon  des  15.  —  16.  Jahrh. : 
Für  daz  vyeber.  Do  Jesus  zv  dem  chrawcz  gieng  daz  kräwcz 
das  swizat  Jesus  der  tzyträt,  do  sprach  Judas  siechstu  wie 
Jesus  czytert  als  in  daz  vieber  schütt.  do  sprach  vnser  her 
wer  dise  wort  chan  den  kom  daz  vieber  nymer  an  vnd  sprich 
drey  pater  noster  vnd  drew  aue  m.  vnd  tue  dy  drey  morgen 
vor  sunen  schein  all  morgen  drey  stund  vnd  gee  wider  sune 
vmb  ain  pawm  vnd  verred  daz  du  das  obz  nicht  ezzest  daz 
auf  dem  pawm  stet.     Amen. 

Hierauf  folgt  mit  derselben  Schrift : 

Das  ist  wasser  segen.  f  Caro  f  crux  f  Emanuel  f  for- 
tis.  In  dem  namen  des  vaters  vnd  des  suns  vnd  des  heiligen 
geysts  amen,  f  das  wasser  vnd  die  wunden  muessn  als  wol 
gesegnt  sein  als  der  heilig  Jordan  was  da  got  selb  inne  ge- 
taufft  ward  das  was  vnser  lieber  herre  Jesus  Christus  das  ist 
war  in  gottes  namen.  Amen,  f  Ich  gesegen  dich  hewtt  du 
vermayltew  wunden  mit  den  warn  karakchtern  vnsers  liebn 
Hern  Jesu  christi  das  du  dein  fawlen  dein  swern  vnd  sinckchen 
(wol  stinken?)  vnd  all  vntugend  lassest.  Es  sey  peyn  fliegen 
oder  spynn  oder  welherlay  vntngent  dis  scy  das  discr  wunden 
oder  dem  wasser  schad  sey  das  muess  von  diesen  wartten  alles  tod 
sein  die  ich  hie  gesegent  han  das  ist  war  in  gottes  namen  amen  f 


Du  verwuuter  her  Jesu  christe  dein  heilig  funff  wunnden  enfaul- 
ten  nye  ersawrten  nye  noch  ersmekchten  noch  erroten  nye  noch 
geswuUen  noch  kayn  vnglükch  chom  darzue  also  muess  zu  di- 
sem  wasser  vnd  zu  diser  wunden  chain  vngelukch  chomen  es 
sey  gesegnet  oder  vngesegnet  vngenant  fawl  oder  welherlay  vn- 
tugent  das  sey  das  diser  wunden  oder  dem  wasser  schad  sey 
das  muefs  mit  disen  wartten  tod  sein  die  ich  hie  gesegnet 
han  mit  dem  waren  got  das  ist  war  in  gottes  namen  amen.  f. 
Vnsers  lieben  herrn  Jesu  Christi  heiligen  funff  wunden  die 
hallten  vil  vest  vnd  Stent  vncz  auf  den  hewtigen  tag  vnd  da 
slueg  nye  chain  vngelukh  zue  also  müezz  zu  disem  wazzer  vnd 
zu  diser  wunden  (nächstes  Wort  unleserlich)  hewt  vnd  ymmer 
ewikchlich  daz  ich  hie  gesegnet  han  mit  dem  waren  got  daz 
ist  war  in  gotes  namen.  amen.  Ward  ye  chain  wasser  paz 
gesegnet  dan  das  wasser  so  komm  daz  wasser  zu  disem  was- 
ser das  sy  paitew  alswol  gesegnet  sein  als  das  heilig  wasser 
daz  got  aus  seiner  heiligen  seyten  ran  vnd  flozz  die  wunden 
wurden  nye  rot  noch  vngestalt  noch  chain  vngelukch  chom 
darzu  also  muefs  zu  disem  wasser  vnd  zu  diser  wunden  vm 
die  ich  hie  gesegnet  hab  mit  dem  waren  got  daz  ist  war  in 
gotes  namen.     amen. 

Item  man  sol  daz  wasser  droystund  nach  einander  geseg- 
nen vnd  als  ofl't  ain  paternoster  vnd  ain  Ave  maria  sprechen 
ist  es  ein  stich  so  sol  man  ainen  wayczl  nemen  vnd  sol  den 
in  das  wasser  dunchen  vnd  in  den  stich  drukchen  Ist  es  aber 
ain  pruch  oder  ain  slag  oder  ain  geswer  oder  ain  drues  so 
schol  man  ain  warm  tüch  nemen  vnd  mach  daraus  ain  phlaster 
vnd  mach  daz  mit  dem  wasser  vnd  leg  das  autf  die  wunden 
es  heilt  dir  schir  vnd  Ist  es  ain  pruch  ains  pherdts  so  sol 
man  Im  das  wasser  darin  sprengen  alle  tag  dreystund  oder 
vierstund  Ist  daz  ain  menschs  ain  drüs  Inwendig  hat  der  sol 
daz  wasser  trinkchen  so  wirt  er  gesunt  das  ist  war.     Amen. 

Daran  schliefst  sich,  mit  derselben  Schrift,  ein  Segen, 
offenbar  für  Schatzsucher  : 

Ich  beswer  ewch  ruettn  pey  der  macht  des  vaters  vnd 
pey  der  chraft  des  suns  pey  der  warhait  des  heiligen  geysts 
daz  Ir  mich  firt  vnd  kittet  an  die  rechten  warew  stat  wer 
das  hat  Amen. 

Am  Schlüsse  des  Bandes,  drittletzte  Seite,  von  ebendieser 
Hand: 

Longinus  ain  Jud  was  das  ist  war,  der  vusern  herren 
dwrch  sein  rechtn  seyttn  stach,  das  ist  war,  daraus  ran  wasser 
vnd  plut  auss  seinem  herczen  ran,  das  ist  war  damit  er  under 
sein  äugen  graiff  das  ist  war.  Er  was  plint  vnd  ward  gescheut 
daz  ist  war,  als  war  dicz  alles  ist  als  war  czeuch  ich  dysen 
pheyl  aus  in  dem  nam  des  vater  vnd  des  suns  vnd  des  heili- 
gen geysts,  damit  segne  vber  die  wunden  als  du  den  phej'l 
ausgezeuchest  drey  nagl  wurden  vnserm  herren  geslagen  durch 
sein  hendt  vnd  durch  sein  fuefs  daz  was  noch  gefuvllid  noch 
stuend  chain  vngelukch  darzu  also  muefs  die  wunden  sein  in 
dem  namen  f  des  vater  f  vnd  des  sun  f  vnd  des  heiligen 
geysts  amen  f. 


229 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


230 


Auf  der  Vorderseite  des  vorletzten,  unten  verschnittenen 
Blattes  (dieselbe  Hand): 

Aus  den  heiligen  funff  wunden  vnsers  herrn  Jesu  christi 
ran  nicht  anders  denn  wasser  vnd  pluet  das  sey  dir  swartz 
pherdt  für  daz  swachen  gut  amen  cum  pat.  nostr.  et  credo. 

Vnser  herr  gieng  hewt  als  heyndt  durch  all  sein  feyndt 
durch  sein  heiligs  plut  das  sey  dir  swartz  oder  rotes  ros  für 
das  anmichcu ')  gut.  Amen  vnd  ain  pr.  nr. 

Die  heiligen  funff  wunden  gesegnen  mir  mein  viech  vor 
den  holcz  hunden  des  helff  mir  die  weych,  mein  fraw  sand 
marey  die  werd  die  gut  des  ewigen  chuniges  rauetter  darzue 
der  man  der  sein  tod  von  der  pitter  martter  nara  Amen  pr. 
nr.  et  credo. 

Das  ist  ein  wolfsegen.    (Andere  Hand,  schwärzere  Dinte.) 

Die  weg  vnd  all  weg  die  sein  vns  heut  tirlos  vud  wolflos 
allso  krist  von  himel  genas.  Vnser  fraw  für  In  egipten  laut 
Ir  wid(er)fur  weder  schem  noch  schant.  allso  beschirm  vns 
heut  got  der  vater  got  der  sun  got  der  heilige  geist  amen  ain 
pr.  nr.  ain  aue  maria. 

Auf  der  Rückseite  desselben  Blattes,  frühere  Hand: 

Wann  dir  ain  ros  Angeraicht  hat  So  still  ain  sachkpant 
das  das  gar  Niemant  Sech  vnd  knie  ....  in  vnser  frawn  nam 
n3der  für  das  ros  vnd  leg  dy  daum  vber  einander  chreuzling 
vber  in  die  stat  da  es  hin  geraicht  hat  vnd  sprich  also  fvmf 
pater  noster  vnd  fvmf  aue  maria  vnd  nach  yedem  pr.  nr.  Aue 
maria  heb  die  daum  naher  vnd  leg  sy  hiubider.  Als  vor  das 
tue  in  denn  eren  der  heiligen  fumf  wunden  vnssers  herren  als 
war  hail  das  mail  vnd  geswell  Nosch  (sie)  geswer  dir  furwar 
nimermer  vnd  gepind  das  Gestoln  sakchpand  darumb  vnd 
mache  es  das  Eos  wol  Tragen  lafsen  vncz  es  selber  ab  velt 
vnd  lern  auch  das  Chamen  sund  nicht.  (?) 

Auf  der  Innenseite  des  Deckels,  am  Schlüsse  des  Bandes, 
mit  bedeutend  älteren  Schriftzeichen : 

Hie  ist  vermerkcht  wann  gut  holcz  oder  pawm  nyder  ze 
slachen  sey  als  die  (weisen?)  sprechent 

Item  die  letzten  selben  phincztag  Septembr.  in  dem  ers- 
ten herbst  moneid 

Item  in  den  lesten  .  .  .  tegen  des  Mertzen  derselben  mo- 
neids  wann  man  in  denselben  tegen  holcz  oder  pawm  nyder- 
slecht  dafselb  holcz  das  vawl  nicht  noch  chain  wurn  mag  sein 
nicht  geniefsen  vnd  welherlay  was  aus  demselben  holcz  wirt 
gemacht  in  Jaren  getan  wirt  weyn  oder  chost  das  sey  behalten 
an  alle  mayl. 

Folgen  noch  zwei  kurze,  kaum  lesbare  Vorschriften  für 
Zufälle  des  Pferdes  und  drgl. 

Wien.  Albert  Ilg. 


Zur  (Jeschiclite  des  Schlosses  Scliwarzenbcrg. 

Das  Schlofs  Schwarzonberg  in  Mittelfranken,  das  Stamm- 
haus der  Fürsten  zu  Schwarzonberg,  wurde  in  seiner  heutigen 
Gestalt,  nachdem  es  zu  Anfang  des  Jahres  1607  abgebrannt 
war,  unter  der  Regierung  des  Grafen  Wolfgang  Jacob  zu 
Schwarzonberg  (1590 — 1618)  nach  den  Plänen  und  Entwürfen 
des  berühmten  Augsburger  Baumeisters  Elias  Hol!  wieder  auf- 
gebaut. Elias  Holl  sagt  (nach  einer  Mittheilung  des  Augsburger 
Stadtarchivars  Dr.  Gh.  Meyer)  in  seinem  Tagebuche  darüber 
Folgendes:  „A"  1607  Hr.  Graf  von  Schwarzenburg  liefs  mich  von 
meinem  Herrn  in  das  Frankenland  begehren  wegen  seines  ab- 
gebronnenen  Schlofs,  und  wohnt  der  Graf,  weilen  das  Schlofs 
verbronnen,  herunter  in  Markt  Schönfeld ;  hatte  viel  Mühe  mit 
Visieren  zu  machen  neben  seinen  Bauleuthen,  wie  das  Schlofs 
wieder  mit  schöner  Manier  zu  bauen,  brachte  14  Tag  damit 
zu ;  ward  mir  hernach  über  mein  Zehrung  noch  75  fl.  verehrt." 

Schwarzenberg.  A.  Mörath. 


')  Vgl.  mhd.  müche ,  eine  Krankheit  der  Pferde ;   Ben.-Müller, 
mhd.  Wboh.  II,  226.     Schmeller,  P,  Sp.  1560.  Dr.  Fr. 


Ein  Brief  Köuig  Erich's  XIV.  v.  Schweden  an  den 
Grafen  Günther  XLI.  von  Schwarzhnrg. 

In  Nr.  4  dieses  Jahrganges  des  Anzeigers,  Sp.  91  wird 
des  Verhältnisses  des  Grafen  Günther  XLI.  von  Schwarzburg  zu 
König  Erich  XIV.  von  Schweden  gedacht.  Es  darf  hierauf  bezüglich 
wol  daran  erinnert  werden,  dafs  der  „sonderbare  Briefwechsel 
zwischen  Erich  XIV.  von  Schweden  und  dem  dänischen  Feld- 
obersten, Grafen  Günther  von  Schwarzburg"  zum  Theil  abge- 
druckt ist  in  E.  L.  Posselfs  wissenschaftlichem  Magazin  für 
Aufklärung,  I.  Bd.,  3.  Heft  (Kehl,  1785),  S.  341  ff.,  und  zwar: 
1)  ein  Schreiben  des  Königs  vom  25.  Nov.  1563;  2)  die  Ant- 
wort des  Grafen  vom  14.  Sept.  1564.  In  des  Letzteren  Schrei- 
ben werden  (S.  345)  vom  Grafen  Günther  mehrere  Briefe 
erwähnt,  von  denen  der  Graf  vermeint,  „dafs  vielleicht  von 
andern  Leuten  solche  Briefe  geschrieben,  das  Siegel  falsch  und 
das  Handzeichen  nachgemalet,  auch  dergleichen  Briefe  von  ei- 
nem verständigen  und  aufrichtigen  Könige,  als  Ew.  Köuigl. 
Würde  sein  will,  an  einen  ehrliebenden  Mann  niemals  ge- 
schrieben". —  Der  „unter  den  zween  in  Neulichkeit  gleichlau- 
tend nach  einander  gekommenen  Briefe"  vom  15.  Juni,  bei 
Posselt  nur  dem  Inhalte  nach  angegeben,  findet  sich  in  unse- 
rem schwarzburgischen  Archive  vollständig.     Er  lautet: 

„ünsern  grus  vnd  geneigten  willen  zuvor  Wolgeborner 
Graf,  Euch  ist  ohn  Zweifiel  wol  bewust,  welcher  gestaldt  wir 
vnd  unsere  Konigkreich  zu  dieser  Zeit  von  dem  Konigk  zu 
Dennemarck  zum  erzsten  angefochten  vnd  bekriget  worden, 
Vnd  wiewol,  das  er  viel  Vrsachen  vorgibt  vnd  vorwendt,  dai- 
durch  er  seine  Sachen  schmüchet  vnd  uns  bei  Ider  mennigklich 
zu  vorvnglimpffen  gedenkt,  gleich  als  sollten  wir  des  Krigs  ein 
Vrsach  seyn.  So  können  wir  nicht  desto  weniger  mit  guten 
gewifsen  vnd  genugsamn  gezeugknus,  wie  in  vnserm  ausschrei- 
ben sol  genugsam  dargethan    werden,   beweisen,   das  wir   ihm 


231 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


232 


kein  vrsach,  zum  wenigsten  zu  einiger  widerwerdigkeit  wieder 
mit  wortten  noch  wercken  gegeben  haben,  sondern  das  es  al- 
lein aus  alten  Neid  vnd  eigenem  franck  vnd  fürsatz  daher  ge- 
flofsen,  vnd  das  er  mit  den  seinen  nicht  zufriden,  sondern  das 
er  vns  das  Jenige,  das  vns  von  Gott  vnd  den  Menschen  ge- 
gendt,  nicht  wil  in  ruhen  besitzen  vnd  geniefsen  lafsen,  Der- 
halben  er  itzt  all  sein  Vormugen  schier  dargethan  vnd  ange- 
leget,  euch  vnd  andere  Grauen  Hern  vnd  Kitterraäfsige  leuthe, 
sambt  andern  vffrichtigen  Krigsleuthen  mit  losen  wortten  dahin 
bewogen,  das  sie  ihm  seindt  zugethan  gewest  vnd  in  disem 
Krige  gedienet.  Dieweil  wir  aber  wifsen,  das  er  euch  grofse 
Zusage  gethan,  vnd  wenig  gehaltten,  desgleichen  er  nicht  viel 
glück  vnd  forteU  in  seinen  vnbilligen  sachen  noch  zur  zeit  ha- 
ben mtigen.  So  kennen  wir  nicht  anders  erachten,  wie  ihr 
selbst  mit  der  Zeit  ermefsen  vnd  bewogen  worden,  wie  vnbil- 
lig  vnd  schedlich  es  sein  wirdt,  ihm  fürder  grofse  bülff  vnd 
fürderung  zu  erzeigen,  Vornemlich  aus  Vrsachen  des  Vnbilligen 
fürhabens,  das  es  wider  Gott,  Erbarkeit  vnd  billigkeit  sey, 
desgleichen  der  nichts  halttung  der  Zusage,  so  euch  geschehen, 
haben  wir  derhalben  nicht  vnterlafsen  kunnen,  euch  mit  vnserm 
schreiben  zu  besuchen ,  euch  so  wol ,  als  vns  vnd  vnsern  Rei- 
chen zum  besten,  do  ihr  mit  Vns  eine  Handlung  treffen  wollet, 
dergestaldt,  da  euch  das  eure  genugsam  vom  Konige  von  Den- 
nemarck,  so  kondte  bezalt  vnd  wir  das  Vnsere,  wie  Ob  Gott 
wil,  ohne  das  geschehen  wirdt,  von  ihm  vnbeschedigt  vnd  Vn- 
belestigt  besitzen  werden.  Wir  haben  wol  mehrmal  euch  Vn- 
ser  gemüth  erkleret  aber  kcinmahl  solche  billige  vnd  liedliche*) 
Contraction,  als  itzunder  vorgestelt,  vnd  ist  ditz  Vnser  ge- 
müth vnd  meinung,  das  wir  einen  genügsamen  Contract,  wan 
er  euch  bewilliget,  auffzurichten  gedencken.  Vornemlich  die- 
weil der  Konig  von  Dennemarcken  nur  ein  erweiter  kouigk, 
vnd  durch  des  Reichs  Rath  vnd  Stende,  nachdem  er  sie  in 
höchste  Noth,  gefahr  vnd  schulde,  ohn  alles  bedencken  vnd 
Vrsachen  gesetzt,  haben  mit  guthem  fug  vom  Reich  widerurab 
magk  gesetzt  vfid  gesondert  werden  So  erachten  wirs  darfür, 
das  sie  leichtlich  darzu  zu  bewegen  wehren,  einen  andern  vor- 
stendigen  vnd  ansehenlicben  Hern  Vor  Ihre  Obrigkeit  zu  er- 
kennen, der  sie  mit  Vornunft  vnd  geschichlichkeit,  auch  guther 
Policey  vnd  tugend  erhalten  vnd  regieren  mochte.  In  welchen 
wir  eure  person  wol  so  düchtigk,  vorstendigk,  vnd  geschieht 
erachten,  als  ihnen.  Wenn  ihr  diesem  vnterstehen  wollet,  kundt 
ihr  wol  mit  Vnscrer  Hülfl'  vnd  seinen  eigenen  Vnterthauen  die 
sach  so  weit  bringen,  das  ihr  alles,  was  vf  Jenseit  des  Sundes 
ist  müget  in  ewiger  possefsion  besitzen  vnd  erhalten,  dan  wir 
keine  andere  Zusprüche  zu  Dennemarcken  haben,  als  zu  Hol- 
land vnd  Schona  vnd  alleine,  was  vf  diesseit  des  Sundes  ge- 
legen, so  vfir  das  versichert  werden,  wollen  wir  euch  sladtliche 
Zuschub  vnd  certification  des  anderen  theils  . . . . ,  euch  auch  in 
keinem  wege  verlafsen,  sondern  mit  rath,  Ihat,  Hiilff  vnd  be- 
fürderung  erzeigen,   wie  dieser  Both  ferner  kan  müudtlich  be- 


richt  thun.  Den  wir  verhoffen  von  euch  einen  viel  befsern  vnd 
bestendigern  nachbarn  zu  haben,  als  den  konig  von  Denne- 
marcken. Es  ist  euch  wohl  von  vnserm  Hern  Vatter  ehmals 
vom  kunig  von  Dennemarcken  verordnet  vnd  gesetzt  worden, 
wie  wol  wir  verhoffen,  das  es  itzt  besser  angelegt  werden  sol, 
als  domals  geschehen.  Gelanget  derwegen  an  euch  vnser  gne- 
diges  gesinnen  vnd  gütiges  begehren,  ihr  wollet  vns  zum  we- 
nigsten ein  andtwort,  was  ihr  zu  thun  gesinnet,  hierauf  wer- 
den lafsen,  vnd  do  es  euch  gelegen,  einen  geheimbten  Bothen 
an  vns  verschieben,  der  einen  volkomenen  Contract  mit  Vns 
aufrichte,  den  es  euch  mehr,  den  vns  zum  besten  gereicht,  Vnd 
das  wir  die  Sachen  ohne  das  wol  so  anzugreiffen  bedacht,  das 
wir.  Ob  Gott  wil,  frembder  Hülff  nicht  gros  begehren,  Wir 
meynen  es  guth,  wen  es  nur  recht  vnd  wie  sich  gebührt,  ver- 
standen mochte  werden ,  Euch  gnedigen  Willen  zuerzeigen, 
seindt  wir  geneiget,     datum  den  15.  Junij  Ao.  64. 

Ex  mandato  regiae  Msfit  proprio 
Georgius  Solomontanus. 
Dem  Wolgebornen  Hern  Günthern,  Grauen  zu  Schwartz- 
burg. 

Das  Antwortschreiben  hierauf  (Posselt,  a.  a.  0.,  S.  346  ff.) 
ist  höchst  bezeichnend  für  Günther's  Charakter. 

Rudolstadt.  Dr.  B.  Anemüller. 


*)  liedlich,  soll  wol  leidlich  heifsen? 


Dr.  Fr. 


Oiiamündische  Fluruamen. 

Auf  das  hohe  Alter  der  Flurnamen  und  die  Benutzung 
derselben  bei  Forschung  nach  Alterthümern  macht  das  Corre- 
spondenzblatt  1860,  Nr.  10,  S.  78,  sowie  der  Anzeiger  für 
Kunde  der  deutschen  Vorzeit  1860,  Sp.  359,  auch  Riehl,  Wan- 
derbuch (Stuttgart,  1869)  S.  198  aufmerksam.  Ueber  die  Ent- 
stehung der  Namen  einzelner  Waldplätze  enthält  der  Anzeiger 
1858,  Sp.  300  und  1860,  Sp.  207  Andeutungen.  Das  Nach- 
stehende mag  hiezu  einen  weiteren  Beitrag  liefern. 

Die  Flurordnung  von  Orlamünde,  einer  ursprünglich  deut- 
schen Ansiedelung  an  der  slavischen  Grenze,  gehört  der  ältes- 
ten Periode  an.  Die  Auslassung  des  gräflichen  Allodes  an  die 
Ansiedler  erfolgte  unter  Vorbehalt  eines  Grundzinses  und  war 
mit  Uebernahme  der  Rechte  und  Pflichten  eines  Bürgergutes 
verknüpft.  Die  zu  der  Hofstatt  gehörige  Liegenschaft  besteht 
aus  einzelnen  Flurstücken,  die  durch  die  ganze  Feldflur  zerstreut 
liegen.  Die  Flur  breitet  sich  theils  im  Saalthale  aus  und  be- 
steht hier  aus  drei  grofsen,  durch  die  Krümmungen  des  Flusses 
gebildeten,  meist  mit  Wieswachs  bestandenen  Flächen  (Aue, 
Scheibe  und  Insel  genannt);  der  gröfsere  Theil  wird  jedoch 
durch  den  ersten  Terrainabschnitt  eines  sich  von  der  Saale 
steil  erhebenden  Höhenzuges  gebildet,  und  die  Beschaffenheit 
des  sich  bald  hebenden,  bald  senkenden  Bodens  ist  so  wechselnd, 
dafs  nicht  selten  fast  alle  Klassen  der  Bonitierung  in  der  ein- 
zelnen Terrainfalte  sich  vereinigt  finden.  Die  möglichst  gleich- 
mäfsige   Vertbeilung   der  Flur   nach  ihrer  Bodenbeschaffenheit 


233 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


234 


scheint  der   Gedanke  der  alten  Flurorduung  gewesen  zu  siüii. 
(Vergl.   Landau,    der   Hausbau,   Beil.   zum  Correspoudeuzblatt 

18^'hs,  I.) 

Die  ältere  Verfassung  der,  wie  Jena,  wesentlich  auf  Acker- 
und  Weinbau  fundierten  Stadt  stellt  sich  dar  als  die  der  alten 
Landgemeinde  in  städtischer  Form.  Die  Flur  war  und  ist  noch 
heutzutage  die  Quelle  des  Lebens  und  der  Stolz  der  Bürger- 
schaft; eifersüchtig  wachte  der  Rath  über  die  Unversehrtheit 
der  Flurgrenzen,  und  derartige  Streitigkeiten  mit  Nachbar- 
gemeinden  waren  häutig.  Forum  rei  sitae  in  districtu  Orlamun- 
dano  war  das  zu  Pfingsten  unter  einer  Birkenhütte  auf  dem 
Marktplatze  abgehaltene,  erst  in  neuester  Zeit  aufgehobene 
Burggericht,  zuletzt  mehr  nur  ein  Flur-  und  Rügegericht,  wel- 
ches, wie  das  der  Gewerkschaft  Barkhausen,  sich  dem  Charakter 
eines  Festes  der  Landbaueriunung  stark  zuneigte.  Auch  die 
BesichtigiHig  der  Flurmarken  (Flurumritt,  Flurumgang,  Flurzug) 
ist  ein  Fest  dieser  Gewerkschaft.  1495  wird  der  Pfarrer  nach 
Wortlaut  der  Rathsweinrechnung  zu  Ostern  bestellt,  mit  um  die 
Flur  zu  reiten  (um  ihr  die  Weihe  zu  ertheilen),  und  bezieht 
dafür  ein  Stübchen  Wein,  facit  1  gl.  Der  Burgrichter  bezog 
für  seine  Betbeiligung  einen  lesten  Naturaliensatz  an  Fleisch, 
Brod  und  Häringen.  War  die  Flur  „ohne  Widerspruch  um- 
gangen" worden,  so  sammelte  sich  der  Festzug  unter  den  Lin- 
den, und  es  wurde  nach  der  Scheibe  „um  Gewinnste"  geschos- 
sen. Zum  Freitrunk  schüttete  der  Bürger  eine  Metze,  die 
Wittfrau  eine  halbe  Metze  Gerste  ein. 

Der  naheliegende  Zweck  der  Flurnamen  war  die  Unter- 
scheidung der  einzelnen  Flurtheile  zu  einer  Zeit,  wo  Fruchtbänrae 
(der  infolge  klimatischer  Verhältnisse  aUmählich  aussterbende 
Wallnufsbaum  begrenzte  namentlich  die  Weingärten),  Kreuz- 
steine etc.  zur  Markierung  dienten  und  geometrische  Ueber- 
sichtskarten  nicht  vorhanden  waren.  Der  Name  des  Flurstü- 
ckes schliefst  sich  häufig  an  die  Eigenthümlichkeit  desselben 
an,  oft  an  die  nächste  bekannte  Oertlichkeit  oder  an  den  Na- 
men des  Besitzers;  in  vielen  Fällen  ist  jedoch  die  Namensab- 
leitung  dunkel.  Die  spätere  Kartierung  behielt  die  Flurnamen 
bei,  die  heutigen  Uebersichtskarten  ersetzen  diese  Flurnamen 
durch  Nummern.  Diese  Karten  bilden  die  Unterlagen  der 
heutigen  Flurbücher;  letztere  sind  Zubehör  der  Grund-  und 
Hypothekenbücher ;  in  diesen  Büchern  sind  die  Flurnamen  nicht 
verzeichnet.  Sie  existieren  noch  in  den  städtischen  Geschofs- 
büchern  und  werden  in  den  Veräufserungsurkundea  neben  den 
Nummern  der  Uebersichtskarte  lediglich  zur  Orientierung  der 
Erwerber  aufgeführt.  Die  Nummern  der  Uebersichtskarte  sind 
dagegen  den  Flurstücksbesitzern  nicht  geläufig,  und  bedienen 
sich  letztere  noch  gegenwärtig  der  vielhundertjährigen  Flur- 
namen. Sie  mögen  anderwärts  durch  die  Zusammenlegung  der 
Grundstücke  ihre  Bedeutung  verloren  haben  und  verschwunden 
sein;  hier  würde  eine  Zusammenlegung  kaum  ausführbar  sein 
oder  den  totalen  Umschwung  der  örtlichen  Nahrungsverhältrisse 
zur  Voraussetzung  haben.  Zwar  ist  mit  Einführung  der  Grund- 
und  Hypothekenbücher  ein  Theil  der  Flurstücke  den  Hofstätten 


in  Zubchörungseigenschaft  hinzugeschlagen  worden,  doch  wird 
damit  das  geschlossene  Gutssystem  nicht  angestrebt  und  der 
nachgesuchten  Abtrennung  des  einzelnen  Flurstücks  ohne  Schwie- 
rigkeiten Folge  gegeben.  Die  zahlreichen  walzenden  Grund- 
stücke bilden  die  Ausstattung  der  Haussöhne,  welche  neben  der 
Landwirthschaft  ein  Gewerbe  betreiben,  und  die  Mitgube  der  sich 
verheiratenden  Töchter  Der  Fortbestand  unserer  Flurnamen 
dürfte  sonach  bis  auf  Weiteres  als  gesichert  zu  betrachten  sein. 

In  den  orlaraündischen  Urkunden  über  Güterwechsel  (vergl. 
Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthumskunde 
zu  Kahla,  S.  96 ff.)  erscheinen  folgende  Flur-,  vielfach  Wein- 
gartennamen : 

1383  verleiht  Markgraf  Friedrich  der  Adelheid,  Heinrichs 
von  Blankenberg  Gattin,  8  Aecker  im  Forst  bei  Schlofs  Or- 
lamünde,  4  Aecker  im  Erlich  etc.;  in  demselben  Jahre  be- 
witthumen  die  Herzöge  Friedrich  und  Wilhelm  zu  Sachsen  die 
Wittwe  Ottos  von  Urbach  mit  einem  Weinberg  in  Heilingen 
und  8  Stein  Hafer  im  Bern  dal,  „quae  omnia  situata  sunt  in 
districtu  Orlamunde."  1411  schenkt  Jungfrau  Thele  Growels 
einen  Weingarten,  der  Crowel  genannt,  der  Kirche  U.  L. 
Frauen  zu  Orlamunde.  1433  wird  dem  Kloster  Neustadt  der 
Besitz  eines  Weingartens  in  der  Orlamündischen  Pflege,  der 
Flens er  genannt,  bestätigt.  (Der  Name  rührt  vermuthlich  von 
dem  Geschlechtsnamen  Flans  her.  Bewaldete  oder  sterile  Flä- 
chen, die  durch  Roden  und  Anpflanzen  der  Land-  und  Wein- 
wirthschaft  dienstbar  und  so  gewissermafsen  erst  zu  Grund- 
stücken gemacht  wurden,  erhielten  den  Namen  ihres  Schöpfers 
nicht  selten  dauernd  beigelegt,  so  z.  B.  Bernhardsrode.)  1442 
umfafst  das  von  dem  städtischen  Geschofse  freigemachte  Erbgut 
des  Hans  Schütz  folgende  Flurstücke:  V-j  Hufe  und  eine  Wiese 
mit  einem  kleinen  Teich  bei  St.  Jacob  (die  Kirche  St.  Ja- 
cob in  foro  tritt  1194  zuerst  urkundlich  auf),  2  Aecker  auf 
dem  Knouffreyne,  2  Aecker  im  Brotschenkel,  10  Aecker 
hinter  Winzerla  (die  villa  winzurle  tritt  1194  ebenfalls  ur- 
kundlich zuerst  auf:  „decima  omnium  uinearum  in  territorio 
uille  winzurle  sitarum."  Aus  dem  Namen  und  der  Beschreibung 
läfst  sich  vermuthen,  dafs  Winzerla,  jetzt  ein  Rittergut,  Mittel- 
punkt des  Weinbaues  und  wahrscheinlich  ein  gräfliches  Vor- 
werk der  Weinwirthschaft  war.  In  der  Nähe  von  Winzerla 
liegt  das  Dorf  Röbschütz  (Rebenschütz?).  Eine  ähnliche  Be- 
stimmung hat  vermuthlich  auch  die  jetzige  Ortschaft  Winzerla 
bei  Jena  gehabt),  13  Aecker  in  dem  Galgktale,  4  Aecker 
am  Stiege  zen  Putzilsdorf  (Beutelsdorf  bei  Orlamunde), 
8  Aecker  auf  der  Haardt  (die  Haardt  wird  eine  Hochebene 
genannt,  die  in  mehrere  Fluren  sich  erstreckt),  Hopfengarten 
und  Aecker  bei  dem  Haine  am  Schützengraben  (der  Hain, 
vulgo  Hahn,  umsäumt  den  nördlichen  Theil  der  orlamündischen 
Grafenburg.  Der  Hain  an  Schlofs  Gleisberg,  s.  Beier,  Geogr. 
Jen.  248,  an  der  Heldburg,  das  Hainthal  bei  Pöfsneck  etc.), 
eine  Wiese  in  der  Aue,  einen  Weingarten,  genannt  der  Fle- 
gel, einen  Weingarten,  genannt  der  Scheerer  etc.  1447 
wird  Heinrich  von  Blankenberg  unter  andern  mit  einer  Wiese 


235 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


236 


in  dem  Orlich  (jedenfalls  identisch  mit  dem  obigen  Erlicb) 
und  einer  Wiese  und  Weidicht  bei  Freienorla,  genannt  Blan- 
kenwertswert  (wol  Blankenbcrgkswert),  belebiit.  1450 
werden  in  einem  Lehiibriefe  Herzogs  Wilhelm  folgende  Flur- 
namen aufgeführt:  Unter  der  Eichen,  in  dem  üehege,  in 
der  Dene,  am  Burgwege  etc.  1458  wird  ein  Weingarten 
bei  U.  L.  Frauen  Weingarten,  Rote  genannt,  den;  Wilhelms- 
kloster zu  Orlamünde  zu  einem  Seelgeräth  übergeben.  1489 
wird  beurkundet,  dafs  die  Doberau  dem  Rathe  zu  Orlamünde 
geschofspflichtig  ist,  ferner,  dafs  die  von  Biandenstein  von  ei- 
nem Weinberg,  die  Zange  genannt,  Geschofs  zu  entrichten 
haben.  1492  werden  Zinsen,  zahlbar  von  einem  Fleck,  der 
Fei  1er  zu  Winzerla  (s.  unten  voyller),  verkauft. 

In  den  Heberegistern  zur  städtischen  Grundsteuer  (Ge- 
schofs), welche  den  Rathsrechnungen  als  Belege  angefügt  sind, 
finden  sich  vollständige  Flurverzeichnisse.  In  der  Rathsrech- 
nung  von  1486  wird  ein  Weinberg,  der  pollytzer  genannt, 
aufgeführt.  In  der  Rathsrechnung  des  folgenden  Jahres  er- 
scheinen im  Besitze  des  Bürgermeisters  Wolfgang  Fingerlin, 
des  gröfsten  Grundbesitzers,  folgende  Flurstücke:  Wiesen  und 
Aecker  über  der  Mühle,  Weingarten  und  Aecker  bei  witzlen- 
burg  (?),  Aecker  im  studier,  im  meyentall  (Maie  oder  Birke), 
uff  dem  nassen  gebreche,  uff  der  harth,  im  kochborn ,  hoff- 
acker,  uff  der  kalkhütte,  am  brotschenkel.  Im  Besitze  anderer 
Bürger  befindliche  Flurstücke  heifsen:  im  langen  acker,  uff 
der  leymgrube,  litten  an  der  harth,  im  hayne,  im  strumphelen 
(Strümpfel  heifst  die  mit  der  Stadtflur  vereinigte  Flur  des 
ehemaligen  Weilers  Strumphilde,  welcher  in  unmittelbarer  Nähe 
der  Stadt  lag.  Diese  Flurzusammenlegung  erfolgte  jedenfalls 
aus  rein  praktischen  Gründen,  schwerlich  infolge  einer  Ver- 
wüstung des  Ortes  durch  Kriegsgewalt.  Der  Geschlechtsname 
Strümpfel  existiert  seit  Jahrhunderten  in  dem  nahen  Dienstädt, 
und  halten  sich  die  Strümpfel  für  Nachkömmlinge  der  letzten 
Bewohner  jener  Wüstung.  Hier  entspringt  die  Strümpfelquelle, 
die  Ursache  der  alten  Ansiedelung.  Tacitus,  Germ.  16),  am 
anger.  der  hussberg,  hinder  der  aue,  holtzmarke  im  wirtzebach 
(Würzbach  heifst  gegenwärtig  ein  von  dem  Würzbach  durch- 
flossener  Walddistrict.  Die  wenigen  Reste  der  Kirche  des 
verschwundenen  Dorfes  Würzbach  sind  von  dichtem  Wald  um- 
geben), by  bechtall  (das  jetzige  Pechthal,  eine  Holzmarke 
aufserhalb  der  orLunündischen  Flur),  weiiibergk  am  brotschen- 
kel, acker  uff  dem  ritterssbüU  (Weide  der  Ritterpferde?),  eyn 
gelenge  uff  der  harth,  ein  fleck  im  kesscl  (das  Geschlecht  von 
Kessel  erscheint  um  diese  Zeit  im  Besitze  des  Rittergutes 
Winzerla,  doch  dürfte  die  Ableitung  fraglich  sein),  weinbergk 
am  kogelberg,  garten  am  liarthwege,  weinbergk  am  voyller,  fleck 
am  rothen  mantel,  weinbergk  im  crandl. 

In  der  Rathsrechnung  von  1489  finden  sich  folgende  Flur- 
namen: der  Drehbach,  der  Seh wansee,  der  Mordgraben. 
(Ein  Mordthal  findet  sich  bei  Ziegenrück  und  hat  nach  der 
Volkssage  den  Namen  von  der  Druidenschlacht,  die  hier  statt- 
gefunden.    Eisel,  Sagenbuch  des  Voigtlandes,  S.  £82.) 


Die  aus  5  Tracten  bestehende  Flurkarte  von  Orlamünde 
führt  folgende  Flurnamen,  wie  sie  noch  jetzt  gebräuchlich  sind, 
auf:  Tract.  1.  die  Kemenate,  die  Schlofslaiten,  der  Anger,  der 
Hahn,  der  Galgenberg,  der  Heidelberg,  die  Nicolaiwiesen,  das 
Weidicht,  die  Aue,  der  Wehrwinkel,  die  Laiten,  die  Mauer- 
Aecker.  (Eine  ältere  Flurkarte  aus  dem  18.  Jahrhundert  führt 
aufserdem  noch  auf:  den  Nicolai- Anger,  den  langen  Anger, 
Ochsenwiese  und  Anger,  den  alten  Saalberg  und  die  Klinge.) 

Tract.  2.  Der  Forst,  die  Löcher,  der  Kehriehtswinkel, 
der  Köhlersberg,  die  Gelänger,  die  Schutzäcker,  das  Weidicht. 

Tract.  3.  Das  nasse  Gebrüge  (richtiger  Gebräche),  hinter 
dem  Rathhause,  der  Kalkofen,  die  Lehm -Grube,  das  Maien- 
Thal,  die  untere  Strümpfel,  die  Hufe,  die  langen  Aecker,  die 
sieben  Aecker,  die  drei  Aecker,  die  oberen  Thonäcker,  der 
Brodschenkel,  die  obere  Strümpfel,  der  Goldberg  (ein  Gold- 
berg kommt  auch  unter  den  Flurnamen  von  Vierzehnheiligeu 
bei  Jena  vor;  Ed.  Bohn,  Vierzehnheiligen  in  Thüringen,  Apolda 
1858,  S.  39),  das  Galgenthal,  die  vier  Aecker,  der  krumme 
See  (in  Vierzehnheiligen  existiert  eiu  Pferdesee  und  ein  Ge- 
meindesee, d.  i.  Sumpf;  Ed.  Bohn,  a.  a.  0.  S.  37),  das  Ritters- 
bühl, hinter  St.  Jacob.  (Die  Flurkarte  des  18.  Jahrhunderts 
verzeichnet  zwischen  den  sieben  und  den  drei  Aeckern  einen 
(den  letzten)  Weinberg.) 

Tract.  4.  Die  Haarth,  die  Butterkammer,  das  Himmel- 
reich (der  Name  Himmelreich  erinnert  nach  den  Mittheilungen 
des  Erfurter  Vereins  für  Geschichtsforschung  5.  Hft.,  S.  6 
an  das  hier  herrschende,  durch  Annahme  der  christlichen  Lehre 
verdrängte  Heidenthum  etc.),  die  Wintermulde,  die  Sommer- 
mulde, die  Quermulde,  die  lederne  Brücke,  das  Flöfschen ,  das 
Burgholz,  der  Lindig,  die  Lämmerlaiten,  der  Hausberg,  die 
Scheibe.  (Die  Flurkarte  des  18.  Jahrhunderts  führt  aufserdem 
auf:  im  Petzold,  Petzolds  Graben,  im  Petzlar,  bei  dem  Stein- 
bruch.) 

Tract.  5.  Der  untere  Thonäcker,  der  Schlägel,  der  Buch- 
berg, der  rothe  Mantel,  die  Gebind,  das  Kohlholz,  der  Erbs- 
grund, der  Hirtenacker.  (Die  Flurkarte  des  18.  Jahrhunderts 
führt  noch  auf:  Im  Kuckuk,  wüste  Berge  in  der  Rötho,  das 
Kastenfeld,  den  Gebindsgraben,  das  Brückenfeld.) 

Durch  das  Umwandein  wüster  Flächen  in  Weingärten 
wurde  Gartenrecht,  Triftfreiheit  des  bebauten  Flurstückes,  ge- 
wonnen. Dies  mag  die  frühere  Weinkultur  gefördert  haben. 
Durch  den  dreifsigjährigen  Krieg  wurde  der  hiesige  Weinbau, 
der  noch  zu  Karlstadts  Zeiten  sehr  florierte,  total  vernichtet, 
nach  Riehl  wol  mit  Recht  eine  der  wenigen  Segnungen  des 
grofsen  Krieges,  Der  neue  Aufschwung  der  Landwirthschaft 
datiert  freilich  erst  von  dem  Jahre  1848.  (Vernichtung  der 
hohen  Jagd  und  Aufhebung  der  Frohnc.) 

Die  zu  der  orlamündischcn  Brückenstiftung  gehörigen 
Holzmarken  führen  unter  andern  folgende  Namen :  das  Bocken- 
thrl,  der  Würzbach,  der  weifse  Hirsch,  das  Pechthal,  der  El- 
rich  (Elch,  Elchreich?),  der  Kunzenwinkel  (wol  Kunigswinkel), 
das  Tiefthal,  Bernhardsrode,  der  Sandweg  etc. 


237 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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Das  mit  Wieswachs  und  Gebüsch  bestandene  Terrain 
der  ehemahgen  Grafenburg  von  OrLiinündc,  von  der  nur  die 
Kemenate,  ein  Thor  und  Muuerreste  vorhanden  sind,  hat  fol- 
gende Namen,  an  die  sich  vielfache  Sagen  heften:  der  Him- 
melsgarten, der  Turnierhof,  die  Teufelskanzel  (die  Teufelsküche 
bei  Neuhaldensleben :  Heinrich  Ralhmann,  Geschichte  der  Stadt 
Magdeburg  I,  26  ;  die  Teufelslöclier  im  Uexengrunde  bei  Orla- 
müride),  die  Kapelle,  der  Kindelbrunnen ,  der  Tanzplatz.  Der 
verschüttete  Schlofsbrunnen  führt  den  Namen  Luthersbrunnen. 
(Vgl.  0.  Schmeifser,  lieber  die  Grafenburg  in  Orlamünde : 
Altenburger  Zeitung,  18G6,  Nr.  136  ff.) 

Die  orlamündischen  Flurnamen  sind  sämmtlieh  deutsch; 
slavische  Ortsnamen  (z.  B.  Zeutsch,  Wendischen-Eutersdorf) 
und  Flurnamen  (die  Barnitz  bei  Kahla)  finden  sich  im  Thale. 
Aus  welcher  Gegend  die  Ansiedler  stammten,  darüber  gibt  be- 
reits Michelsen  in  seinen  Rechtsdenkmilen  aus  Thüringen  (der 
orlamündische  Kirchgang  und  die  flämischen  Rechtsgewohn- 
heiten in  der  güldenen  Aue)  Andeutungen.  Ist  der  Weinbau 
der  Vorzeit  als  Mitgift  der  Ansiedler  aus  der  Heimat  zu  be- 
trachten? In  Golmsdorf  bei  Jena,  wo  der  alte  Weinbau  auch 
jetzt  noch  floriert,  feiert  mau  noch  heutzutage  ein  Fest,  welches 
Eiehl.  Wauderbnch  S.  208,  als  ein  eigenthümliches  Fest  eines 
Weinbauerlandes  schüdert,  die  Brunnenfege. 

Orlamünde.  Lommer. 


Was  man  auf  alten  Bücherdeckeln  findet. 

um  Pfingsten,  nach  einer  Angabe  am  27.  Juni,  1278  ver- 
liefs  König  Otakar  seine  Hauptstadt,  um  noch  einmal  im 
Kampfe  gegen  König  Rudolf  sein  Glück  zu  versuchen.  Am 
26.  August  war  die  entscheidende  Niederlage,  welche  ihm  den 
Tod  brachte.  Aus  den  zwei  Monaten ,  welche  dazwischen  lie- 
gen, haben  wir  nur  wenig  Nachrichten;  doch  wissen  wir,  dafs 
er  zunächst  nach  Brunn  zog,  um  dort  die  Truppen  seiner 
Landherren  und  der  ihm  verbündeten  schlesischen  Heri.oge  zu 
sammeln.  Es  wird,  denke  ich,  nicht  unwillkommen  sein,  einen 
Brief  zu  lesen,  welchen  er  von  dort  an  seine  Gemahlin  Chuni- 
gunde  geschrieben  hat.  Er  meldet  ihr,  dafs  er  am  16.  Juli 
mit  seinem  Heere  aufbrechen  wolle;  der  römische  König  sei 
in  Wien  und  habe  keinerlei  Hülfe  zu  erwarten.  Dagegen  er- 
halte er  sichere  Kunde,  dafs  alle  Städte  Oesterreichs  ihm  zu- 
fallen würden,  sobald  er  sich  nur  zeige,  und  er  hoffe  sicher, 
nicht  allein  über  König  Rudolf,  sondern  über  alle  seine  Feinde 
zu  triumphieren. 

Der  Brief  ist  auf  den  Rand  einer  Handschrift  eingetragen, 
und  durch  Beschneidung  des  Randes  sind  einige  Zeilen  am 
Ende  unvollständig;  auch  ist  nicht  alles  sicher  lesbar.  Ergänzte 
Worte  habe  ich  in  Klammern  gesetzt.     Der  Brief  lautet: 

0.  dei  gratia  Rex  Boemie,  karissime  consorti  sue  do- 
raine  Ch.  Inclite  Regine  Boemie,  Salutem  in  pleiiitudine  gaudiorum. 
Ad  mentis  exultacionem  vobis  tenore  prcsencium  nunciamus, 
quod    sumus   Brunne   f(eliciter  cum)    so(spitate)  corporis  per 


dei  graciam  constituti,  indeque  feria  sexta  post  (fest)um  beate 
Margarete  proxime  venturum  una  cum  omni    ex(ercitu  nostro) 

in  Aiistriam  progressus   nostri    tramitem    diiigemus    

laboi'is  intermissi  proculmota  segnicie,  quiniino  (cum)  progres- 
sionis  festinancia  processuri.  Et  ut  eo  festi(vius  vestra  di) 
lectio  omniumque  nostrorum  corda  fidelium  iocunditatis  (vota 
soljlempiiizcnt,  harum  serie  notum  vobis  facimus,  quod  rex 
(Romanorum)  est  Winne,  et  nuUum  ei  potest  venire  sabsidium 
ista  vice,  (quare  fir)miter  speramus,  quod  de  ipso  prosperos 
ad  Vota  successus  consequi  (valebimus),  nee  solum  in  eo,  verum 
eciam  in  nostris  inimicis  et  emulis  universis.  (Nam)  firma  datur 
nobis  fiducia,  quod  civitates  Austrie,  postquam  illuc  vene(rimus), 
omnes  mandatum  nostrum  facient,  et  voluntate  spontanea  nostro 
(se)  dominio  subiugabunt. 

Am  Schlüsse  fehlt  iu  der  Abschrift  nichts;  im  Original 
wird  vielleicht  noch  etwas  mehr,  sicher  ein  Datum  gestanden 
haben.  Ueber  die  Beschaffenheit  und  Herkunft  dieser  Frag- 
mente und  ihren  sonstigen  Inhalt  werde  ich  an  aaderra  Orte 
Mittheilungen  machen. 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 


„Furierzettel" 

finden  sich  nicht  selten  in  den  „Korrespondenzen-'  herrschaft- 
licher Personen  im  16.  und  im  Anfange  des  17.  Jabrh.  Sie 
bieten  einen  nicht  uninteressanten  Beitrag  zur  Geschichte  dei 
damaligen  Höfe  auf  Reisen.  Man  erstaunt,  mit  welch  zahlrei- 
chem Gefolge  man  sich  auf  Reisen  begab  und  welche  Räum- 
lichkeiten nöthig  waren,  um  Menschen  und  Pferde  unterzu- 
bringen. Der  der  Keisegesellschaft  vorauseilende  Furier  war 
daher  sehr  nothwendig,  um  pünktlich  und  mit  genauer  An- 
gabe von  Personen  und  Pferden  seiner  ihm  folgenden  Herrschaft 
Herberge  zu  beschaft'en  und  sie  zeitig  an  dem  zum  Reiseziele 
ausersehenen  Hofe  anzumelden.  Ein  solcher  Furierzettel  wurde 
1586  dem  damaligen  Grafen  Albert  VH.  von  Schwarzb.-Rudol- 
stadt  von  dem  Landgrafen  Ludwig,  dem  Jüngern  von  Hessen, 
der  einen  kurzen  Aufenthalt  in  Rudolstadt  nehmen  wollte,  über- 
sandt.     Wir   theüen  ihn  dem  Wortlaute  nach  mit. 

„Forir-Zettel-' 

des  Durcbl.  Hochgeb.   Fürsten    u.  Herrn  Herrn   Ludwigen  des 

Jüngern,   Landgrauen    zu    Hefsen,   Grauen    zu   Cazenelupogen, 

meines  gn.  F.  und  Herrn,  naher  Rudolstadt. 

Personen: 

1  Jetzt  Hochgedachter  mein  gnediger  fürst  u.  Herr 

1  Landgraue  Friedrich  zu  Hefsen  etc. 

1  Mein  gn.  F.  und  Fraue,  frau  Magdalena  Landtgr.  zu 
Hefsen  etc. 

1  die  fürstl.  Wiiibe  zu  Darmstadt  fraw  Eleonora,  Landtgr. 
zu  Hefsen  etc. 

1  Frewlein  Eleonora  Herczogin  zu  Hollstein  etc. 

1  Graue  Heinrich  Wilhelm  zu  Solmfs, 

1  Frewlein  Elisabeth  Gräuin  zu  Mansfeldt 


239                                                      Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  240 

1  Frewlein  Ursula  Maria  v.  Westerburg  6  vor  der  Silberkutschen. 

2  Hoffmeisterin  12  vor  2  Pachwagen. 

0  1       c  2  Forirer. 

^  J""Sfraweu  ^  Trommeter. 

6  Kammermegde  . 

1  Jobannes  Pistorius  Niddanus  Canzlar  Summa  103  Pferde. 

1  Arnold  Schwarz  Hoffmeister  .                                                           Ein  anderer 

1  Bernhard  v.  Berbisdorff,  Hauptmann  zu  Rüselsheimb               „Furier  Zettel   auff  der   reise   der  Hochgebornen  Fürstin  vnd 

1  Bernd  Siemon  von  Oinbausen  Stallmeister  Frawen,  Frawen  Anna,  Fürstin  zu  Anhaldt,  Grävin  zu  Ascanien, 

1  Georg  Bernd  von  Hartingsbaufsen  Jägermeister  Frawen  zu  Berenburg   vnd  Zerbst    etc.,   üebornen  Grävin    zu 

1  Cascer  von  Berlipsch  Bentheim,  Tecklcnburg,  Steinfurt  vnd  Leinpurg  etc.  von  Am- 

„■^^    „          ^-  .        ,  ^erg  aufs  nach  Harzgeroda,  den  1.  Septembr.  A.  1620. 
1  Hans  Georg  iSeiprecht 

1  Hans  Georg  v.  Beihtolsheim  Personen 

1  Wilhelm  Scherzen  (?)  ]  Meine  gnedige  Fürstin  vnd  Fraw 

^              ^  ■'  1  Herr  1^  riedrich  Fürst  zu  Anhaldt 

1  Monsieur  Pnntzla  8  Fürst).  Frewlein. 

1  Quirin  Schucz  1  Herr  Friedrich  Ludwig  Fürst  zu  Anhalt 

11  Cammerjungen  1  Hofmeisterin 

1  Caramersecretarius  l  i^^'"}"^  Jungfrawen        „.,,,.,,. 

_   „            ,.  2  Juncker  Christoph  von  Bischofsheim,  Hofmeister  u.  sein 

2  Cammerdiener  Diener 2  Pferde 

2  Scribenten  U  Mägde 

5  Lakeyen  2  praeceptores 1 

1  Mundkoch  2  der  Junge  Burchart  Erlach  und  sein  Junge 

,,,,,,  2  Edelknaben. 

1  Mundschenk  i   t\t  1 1 

1  Mailler. 

1  Silberknecbt  1   Schneider. 

1  Barbierer  2  Becher  und  Koch. 

1  Schneider  1  Furierer 1 

1  Des  H.  Grafen  Solms  Kammerjunge  ^  l^^.  }■  ^-  }^"^S';^en  •    •    ■ 6 

2  bei  Herr  Friedrichs  gutschen 4 

1  tammerdicner  3  ^^^  j^,.  pijj,gjj_  pj-cwlein  gutschen 6 

2  Sr.  E.  Lakeyen  2  beym  Guttgeswagen,  darin  die  kleinsten  Kinder   4 

2  Trabanten  2  beym  Mägdewagen 4 

2  Hofmeisterdiencr  ^  beym  Pachwagen 4 

7  Junkerndiener  54  Personen  Summa                                        Summa  32  Pferde 

Zusammen  74  Personen.  Rudolstadt.                                    Dr.  B.  AnemüUer. 

Reisige   Kutschen-   und   Wagenpferde:  

21  Aus  meines  gn.   H.  Marstall. 

2  Gr.  Heinrich  Wilhelm  zu  Solms.  E»"  Epitaph  Luthers. 

2  Joachim  von  Walspurgk  Fraweuzimmcrs  Hofimeister.  ^"f  «l^m  letzten  Blatt  eines  Exemplares  des  1538  in  Ba- 

n  P          T,..  j  sei  erschienenen  Polyhistor  des  Grammatikers  C.  Julius  Solinus 

°             ■  finden  sich    nachfolgende    handschriftliche    Distieha,    für    deren 

2  Mospach.  Verfasser  wol  der  auf  der  vorderen  Eiiibandseite  sich  nennende 

1  Kammerjungen.  Besitzer  des  Buches:   „Joannes   Pistor   ex  Firstenfeldt  abbas" 

6  vor  Sr.  F.  Gn.  Leibkutschen  anzusehen  sein  wird, 

6  vor  Sr.  Fstl.  Gemahlin  Leibkutschen.  Epitaphium  M.  Luthrei  (sie!) 

6  vor  der  Fstl.  Wittiben  Kutschen.  Nunc  postquam  inanes  defunctus  Lutlhri  adivit, 

12  vor  2  Jungfrauenkutschen.  ,    ^.""  ^"'^'^'  ^'"[.o  l""''^^  «»crata  loqui : 

„°        .      Tr  .    ,  Juppiter  liunc  caeli  dignatus  parte  fuisset, 

4  vor  des  H.  Grafen  Kutschen.  Censorem  verbi  sed  timet  iUe  sui. 

6  vor's  Kanzler's  Kutschen.  „r    -,.       t                 >t     ,                                   ,tt    xt      . 

,    ,,  ,     .       ,    rr  ,    ,  Weifsenburg  am  Nordgau.                           W.  Vogt. 

6  vors  Hofmeisters  Kutschen. 

6  vor  der  Junkern  Kutschen.  (Mit  einer  Beilage.) 

Verantwortliche  Kedaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.     Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E   Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  MZEIGER  FÜR  KÜNDE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 
1873.  JVf  8. 


iugnst. 


Chronik  des  germanischen  Museums. 


Nürnberg,  den  15.  August  1873. 

Während  das  Augustinerkloster  sich  täglich  höher  neben  un- 
serer Karthause  wieder  erhebt,  und  wir  hoffen  können,  dafs  schon 
in  der  Mitte  des  kommenden  Monats  der  Dachstuhl  aufgeschlagen 
wird,  haben  sich  auch  die  Gaben  für  die  Beschaffung  der  Mittel 
zu  diesem  Bau  neuerdings  gemehrt.  Zu  den  Künstlern,  welche  Zu- 
sagen gegeben,  treten  fortwährend  neu  sich  anmeldende  hinzu ;  von 
denen,  welche  ihre  Zusage  erfüllt  haben,  sind  seit  der  letzten  Ver- 
öffentlichung noch  folgende  zu  verzeichnen:  Direktor  E.  B ende- 
mann in  Düsseldorf,  Landschaftsmaler  G.  Gleim  in  München, 
Professor  0.  Peschel  und  Professor  Dr.  L.  Richter  in  Dresden. 

Auch  Herr  Fabrikbesitzer  J.  Zeltner  hier,  der,  wie  ihm  un- 
ser Museum  schon  so  Manches  verdankt,  bereits  früher  hundert 
Gulden  für  diesen  Uebertragungsbau  gespendet,  hat  neuerdings 
als  Ausdruck  der  Freude  über  das  Gelingen  dieses  Werkes  noch- 
mals die  gleiche  Summe  angewiesen. 

Leider  sind  wieder  neue  Lücken  in  die  Reihen  unseres  Gelehr- 
tenausschusses gerissen ;  nämlich  schon  vor  einiger  Zeit  durch  den 
Tod  des  französischen  Archäologen  A.  de  Caumont  in  Caen, 
welcher,  wie  er  nach  allen  Seiten  hin  anregend  und  befruchtend 
gewirkt,  auch  unserm  Museum  ein  besonderes  Interesse  zugewen- 
det hatte,  und  in  jüngsten  Tagen  durch  das  Hinscheiden  des  Dr.  A. 
v.  Zahn,  des  verdienten  Herausgebers  der  „Jahrbücher  f.  Kunst- 
wissenschaft", und  (am  13.  August)  des  Oberbibliothekars  und  Ober- 
studienrathes  Dr.  Chr.  Fr.  v.  Stalin  in  Stuttgart,  in  welchem 
unsere  Anstalt  einen  treuen  Förderer,  der  Gelehrtenausschufs  eine 
Zierde  verloren. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  vnirden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Distriktsgemeinden :  Baunach.  10  fl.    Erlangen.  15 fl. 

Von  Privaten  :  Aalesund  (Norwegen).  Carl  Rönneberg,  1  fl. 
Cassel.  Raab,  Baumeister,  1  fl.  45  kr.  Erlangen.  Dr.  M.  Rees,  Pro- 
fessor, 1  fl.  45  kr.  Eupen.  Andr.  v.  Grand  Ry ,  Regierungsreferen- 
dar, (statt  früher  1  fl.  45  kr.)  2  fl.  37'/ikr.  Fürth.  Sigm.  Büchen- 
baoher,  Kaufmann,  1  fl.  yO  kr. ;  Langhans,  rechtskund.  Bürgermei- 
ster, 1  fl.  GUntersbUhl  bei  Lauf.  Ernst  Bolz,  k.  Förster,  1  fl.  Haag 
(Holland).  Fr.  J.  Schill,  1  fl.  45  kr.  Hamburg.  Dr.  Rud.  Johns,  1  fl. 
45  kr.  Ilsfeld  (Württemberg).  Dr.  Karl  Vollmüller,  1  fl.  45  kr.  Lon- 
don. Walther  Matthews,  1  fl.  Mannhelm.  C.  F.  Muff,  grofsh.  bad. 
Oberzollinspektor,  1  fl.  45  kr.  Mitau  (Curland).  Karl  Dannenberg, 
Gymnasiallehrer,  1  fl.  45  kr.  Neapel.  Dr.  M.  G.  Conrad,  (statt  frü- 
her 1  fl.)  1  fl.  45  kr.  Nürnberg.  Dr.  Ullmann,  Oberstabsarzt,  2  fl. 
Pforzheim.  C.  Krieger,  Estamperiebesitzer,  2  fl.  Prato  (Italien).  Odo- 
ardo  Vannucchi,  1  fl.  Strassburg.  Dr.  J.  Euting,  Bibliothekar,  1  fl. 
45kr.  ;  L.  Klincksieck,  1  fl.;  Dr.  E.  Kölbing,  Bibliothekar,  1  fl.  ;  F. 
Reulsner,  Bibliothekar,  1  fl.  45kr. ;  Rullmann  1  fl. ;  Dr.  von  Schwarz- 
kopf, Professor,  1  fl.  Stuttgart.  Alfred  de  NeufviUe,  1  fl. ;  Wilh. 
Röhrich,  Lehrer  a.  d.  höh.  Handelsschule,  1  fl. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 

Von  Distriktsgemeinden:  Naila.  5fl. 

Von  Privaten:  Bremen.  W.  F.  Meyerkort,  Ifl.  45kr.  Cöln. 
G.  Adolf  Hardt,  1  ti.  45  kr. 

Unsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu : 


I.  Für  die  kunst-  und   kialturgeschichtlichen  Samm- 
lungen. 

(Nr.  (,939—6948.) 
Danzig.  Verein  der  Schlesier:  Photographie  nach  einem 
Porträt  des  Dichters  Martin  Opitz.  —  Hildeshelm.  Fr.  Küsthardt, 
Bildhauer  :  Photographie  nach  einem  Theile  der  Chorwand  in  der 
St.  Michaeliskirohe  zu  Hildesheim.  —  Nürnberg.  Scbüfsler,  Offi- 
ciant :  6  Radierungen  von  J.A. Klein.  Seidel,  Pflasterermeister: 
Wanduhr  mit  hölzernem  Werke;  1630.  0.  Soldan,  Kaufmann: 
180  falsche  Münzen.  Zur  Strafsen,  Professor:  Bruchstück  einer 
kleinen  röra.  Thonbüste.  KarlFreih.  von  Welser,  Administra- 
tor der  Schlüfselfeld.  Stiftung:  Ein  Stück  Tapete  von  Goldbrokat. 

IL  Für  die  Bibliothek, 

(Nr.  30,234—30,275.) 
Berlin.  Dr.  Herm.  Bäthcke:  Ders.,  der  Lübecker  Todtentanz. 
1873.  8.  —  Bückeburg.  M.  H.  Wolper's  Buchh.  (G.  Frommhold): 
Geilsler,  Album  v.  Buokeburg.  qu.  8.  —  Chemnitz.  Statistisches 
Bureau:  Dass.,  Mittheilungen  etc.;  I.Heft.  1873.4.  —  Darmstadt. 
Ludw.  Brill,  Verlagsh. :  Walther,  die  „grol'se  Landgräfin",  Land- 
gräfin Caroline  V.  Hessen.  1873.  8.  Unbekannter:  Lerch,  über  d. 
alte  Befestigung  v.  Darmstadt.  8.  Sonderabdr.  —  Dillenburg.  C. 
Seel,  Buchhandl.:  Spiefs,  eine  Episode  aus  dem  Leben  der  Eltern 
P.  P.  Rubens.  1873.  8.  —  Donaueschingen.  Direktion  des  grofsh. 
Progymnasiums:  Schneyder,  über  mikroskopische  Uuterrichts- 
objekte.  1873.  8.  Progr.  . —  Genf.  Alexandre  Lombard:  Isabeau 
Menet,  prisonniere  a  la  tour  de  Constance,  1735 — 50.  1873.  8.  — 
Graz.  Dr.  Friedr.  Pichler,  Professor:  Ders.,  Jahres-Bericht  des 
Münzen-  u.  Antiken -Cabinetes  im  Joanneum  zu  Grätz.  1873.  4. 
Sonderabdr.  Dr.  H.  v.  Zwiedineck-Südenhorst,  Professor 
a.  d.  Oberrealschule:  Ders.,  Zeitungen  u.  Flugschriften  aus  der 
ersten  Hälfte  des  XVII.  Jahrh :  I.  Samml.  1873.  8.  Sonderabdr.  — 
Greifswald.  Universität:  Dies.,  index  scholarum  etc.,  1873 — 74. 
1873.   4.     Verzeichnil's   der   Vorlesungen   etc.,   1873  —  74.   1873.  4. 

—  Grimma.  Karl  Grofsmann,  Superintendent:  Ders.,  die  Vi- 
sitations  -  Acten  der  Diöces  Grimma  aus  d.  1.  Jahrh.  seit  der 
Reformation;  1.  Heft.  1873.  8.  —  Hermannstadt.  Joh.  Ziegler, 
Direktor  des  Gymnasiums :  Albert,  die  „Ruinae  Pannonicae"  des 
Christian  Schesäus.  1873.  8.  Progr.  —  Hohenleuben.  Voigtlän- 
discher  alterthumsforsch  ender  Verein:  Ders.,  Mittheilun- 
gen etc.,  nebst  41. — 43.  Jahresbericht.  8.  —  Karlsruhe.  Vorstand 
des  badischen  Frauenvereins:  Ders.,  13.  Jahresbericht  etc. 
1873.4. —  Kassel.  Gewerbehalle:  Dies.,  Monatsblätter;  I.  Jahrg. 
Nr.  1.  2.  1873.  4.  Th.  Kay's  k.  Hof-Kunst-  u.  Buchhndl. :  Mer- 
kel, Album  der  Casseler  Gallerie.  4.  Richter,  deutsche  Dichter 
des  Mittelalters  im  Kampfe  für  den  Kaiser  wider  den  Papst.  1873. 
8.  —  Kitzingen.  K.  Rektorat  der  Gewerbschule:  Dass.,  Jah- 
resbericht etc.,  1872  —  73.  1873.  4.  —  La  Borde  pres  Lausanne.  E. 
Chavannes,  membre  de  la  Societe  d'histoire  de  la  Suisse  Ro- 
mande:  Ders.,  le  tresor  de  l'eglise  cathedrale  de  Lausanne.  1873. 
8.  —  Magdeburg.  Schaf er'sche  Buchh.  (A.  Rüdiger):  Geschichts- 
Blätter  für  Stadt  u.  Land  Magdeburg ;  8.  Jahrg.  2.  Heft.  1873.  8. 

—  Marburg.  Hermann  Suchier:  Ders.,  über  die  Quelle  Ulrich's  v. 
d.  Türlin.  1873.  8.  —  Nürnberg.  Nidermaier,  k.  Advokat:  Zeit- 
schrift des  Anwaltvereins  für  Bayern;  Bnd.  I.  II.  1861  u.  62.  8. 
Lor.  Ritter,  Kupferstecher:  Ders.,  malerische  Ansichten  aus  Nürn- 
berg; IH.  Heft.  Imp.  2.  J.  A.  Stein'sche  Buch-  u.  Kunsthndl.  (A. 
Köllner) :  Nürnberg,  seine  Baudenkmale  u.  Kunstwerke.  1873.  8.  — 
Prag.  Richard  Ritter  von  Dotzauer:  Renner,  die  Herrenmühle 


243 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


244 


in  Graslitz.  1873.  8.  Sontlerabdr.  —  Reval.  Ehstländ.  literär. 
Gesellschaft:  Dies.,  Beiträge  etc.;  Bnd.  1.  Heft  4.  1873.  8.  — 
Riga.  H.  Brutzer  u.  Comp.,  Verlagshndl.:  Baltische  Monatsschrift; 
22.  Bnd.  (n.  F.  4.  Bnd.),  März  u.  April.  1S73,  8.  Dr.  Aug.  Buch- 
holtz:  Ders.,  Verzeichnifs  der  Bibliothek  der  livländ.  Ritterschaft. 
1872.  8.  —  Stade.  A.  Krakau,  Buchh. :  Aeolsklänge.  12.  —  Stutt- 
gart. Dr.  V.  Holder,  Obermedizinalrath :  Röfslin,  der  kindbaren 
Frawen  Rosengarten.  1561.  8.  Hellwig,  Hundert-Jähriger  Calender. 
1701.  8.  Liberias,  vollk.  Historie  u.  Lebens-Beschreibung  des  .  .  . 
Jos.  Süfs  Oppenheimer.  1738.  8.  Das  Schoofshündchen.  1748.  8. 
Knauer,  immerwährendes  Haus-Buch.  1799.  8.  Taschenbuch  zum 
geselligen  Vergnügen  ;  4.  AuH.  1792.  8.  Standhaftes  Kriegs-,  Dienst- 
u.  Exercier-Keglement  der  Reichsstadt  Riblingen.  1815.  8.  —  Wer- 
nigerode. Harz-Verein  f.  Geschichte  u.  Alter thumskunde: 
Ders.,  Zeitschrift  etc.;  YL  Jahrg.  1.  u.  2.  H.  1873.  8.  —  Wien.  Se. 
Maj.  Franz  Joseph  L,  Kaiser  v.  Oesterreich :  Becker,  die  Samm- 
lungen der  vereinten  Familien-  u.  Privat-Bibliothek  Sr.  M.  des  Kai- 


sers. I.  Bnd.  1873.  2.  Fürstl.  Schwarzenberg'sches  Cen- 
tralarchiv:  Katalog  zur  CoUeetiv  Ausstellung  der  Fürsten  Job. 
Adolf  u.  Adolf  Josef  zu  Schwarzenberg.  1873.  8.  Pangerl,  die 
Stiftung  von  Goldenkron  u.  deren  Bedeutung  f.  d.  Geschichte  der 
Deutschen  in  Böhmen.  1873.  8.  Sonderabdr.  Beschreibung  der 
frstl.  Schwarzenberg'schen  Domäne  Wittingau  in  Böhmen.  1873.  8. 
Jos.  M.  Wagner.  Prof:  Archiv  f.  d.  Gesch.  deutscher  Sprache 
u.  Dichtung.  Heft  1—4.  1873.  8. 

III.  Für  das  Archiv, 

(Xr.  4325.) 
Nürnberg.  Wentzler,  Kaufmann:  Urkunde  Bruder  Johanns, 
des  Abtes,  sammt  dem  Konvente  von  Kappel,  an  den  Schultheifs, 
den  Rath  und  die  Bürger  von  Zug  über  die  Leistungen,  zu  denen 
sich  das  Gotteshaus  gegen  die  Aufnahme  in  das  Burgrecht  von 
Zug  seinerseits  verpflichtet  hat.  1844.  Perg. 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien.     IIL  Band.     Nr.  5  u.  6.     1873.     8. 

Fund-Notizen.  Von  Gundaker  Graf  Wurmbrand.  —  Prähisto- 
rische Ansiedelungen  im  Nikolsburger  Bezirk.  Von  Job.  Lieder- 
mann. 

Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunst  vereines  der  Diözese  Seckau.  1873.  IV.  Jahrg.  Nr.  7. 
Graz.     8. 

Bildnisse  Maria  aus  der  frühchristlichen  Kunstperiode.  —  Die 
Pfarrkirche  zu  Kirclibach  und  ihre  Restaurirung.  —  Der  gothische 
Votiv-Kelch  des  Stiftes  Admont  aus  dem  14.  Jahrh. 

Der  Deutsche  Herold,  Zeitschrift  für  Heraldik,  Sphragi- 
stik  und  Genealogie.  Organ  des  Vereins  „Herold"  zu  Ber- 
lin.    IV.  Jahrg.     1873.     Nr.  6  u.  7.     4. 

Der  „Liiienhaspeb'  und  dessen  Entstehung.  —  Nobiles,  Liberi, 
Vasalli,  Ministeriales.  Von  J.  Grafen  von  Oeynhausen.  —  Excerpte 
aus  Wappen-  und  Adelsbriefen.  —  Die  von  Merrettich.  —  Heral- 
dische Fragen.  —  Einiges  über  die  Adelsverhältnisse  des  ehemali- 
gen Kirchenstaates.  (Friedrich  Heyer  von  Rosenfeld.)  —  Ahnen- 
proben des  Mittelalters.  —  Beiträge  zur  Geschichte  Elsässischer 
Geschlechter.  (Kindler  von  Knobloch  )  —  Die  Familie  von  Weiden- 
feld (Wiedenfeld)  im  Rheinlande.  —  Eine  bayerische  Künstlerfa- 
milie  (Seitz).     (Dr.  Carl  Ritter  von  Mayerfels.) 

Monatshefte  für  Musik  -  Geschichte  herausgegeben 
von  der  Gesellschaft  für  Musikforschung.  V.  Jahrg. 
1873.     Nr.  7.    Berlin.     8. 

Johannis  Boemi  Liber  Heroicus  de  Musicae  laudibus.  Augustae 
Vindel.  apud  Jo.  Miller.  Anno  1515.  Ins  Deutsche  metrisch  über- 
tragen von  P.  Gall  Morel. 


Geschichts-Blätter  für  Stadt  und  Land  Magdeburg. 
Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde  des  Herzogthums  und  Erzstifts  Magdeburg.  8. 
Jahrg.  1873.  2.  Heft.  Magdeburg,  1873.  Verlag  der  Schäfer'chen 
Buchhandlung  (A.  Rüdiger).     8. 

Die  Willküren  der  Stadt  Salze.  Mitg.  vom  Pred.  F.  Winter.  — 
Zur  Geschichte  der  Seiler -Innung  im  Erzstift  Magdeburg.  Von 
Dr.  Holstein.  —  Der  alte  und  der  neue  Vogelgesang  bei  Magde- 
burg.    Vom  Oberpred.  Scheffer.  — ■  Miscellen. 

Zeitschrift  des  Harz-Vereins  für  Geschichte  und 
Alterthumskunde.  Herausgegeben  von  Dr.  Ed.  Jakobs.  Sechs- 
ter Jahrgang.    1873.    Erstes  u.  zweites  Heft.  Wernigerode,  1873.  8. 

Die  Wüstungen  Kieselhausen  und  Almensieben  vor  Sangerhau- 
sen. Von  Cl.  Menzel.  —  Die  beweglichen  Feste  und  die  Synoden 
der  Halberstädter  Diöcese.  Von  G.  Schmidt.  —  Der  Dompropst 
Martin  von  Halberstadt.  Von  F.  Winter.  —  Ueber  den  Dorapropst 
Johannes  von  Halberstadt  (1341 — 67]  und  zur  Syhragistik  der  Dom- 
propstei  und  Dompröpste  daselbst.  Vom  Archiv-Rath  G.  A.  von 
Mulverstedt.  —  Die  Grafschaft  Stolberg  zu  Ausgang  des  Schmal- 
kalder  Krieges.  Von  G.  Schmidt.  —  Die  Feste  Hoohseoburg,  Hocse- 
burg,  Oscioburg,  Saochseburg,  Heseburg,  Onseburg,  wo  lag  sie? 
Von  Hilmar  von  Strombeck.  —  Uebersichtliche  Geschichte  des 
Schriftthums  und  des  Bücherwesens  in  der  Grafschaft  Wernigerode. 
1.  bis  zum  Abschlufs  der  Reformation.  877  —  1554.  Von  Ed.  Ja- 
kobs. —  Das  alte  Schlofs  zu  Sangerhausen.  Von  Cl.  Menzel.  — 
Zur  Geschichte  einiger  Wüstungen  in  der  nächsten  Umgegend  von 
Harzburg.  Von  Hilmar  von  Strombeck.  —  Die  Kaiserstätten  zu 
Goslar.  Von  Ed.  Jakobs.  —  Aeltere  Nachrichten  über  das  Post- 
wesen in  der  Grafschaft  Wernigerode.  Zusammengestellt  von  A. 
Seeger.  —  Zur  harzischen  Münzkunde.  —  Vermischtes. 


Nachrichten. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 
Das  Ausland:     Nr.  29  f     Zur  Geschichte  des  Haushuhns. 
Carinthia:     Nr.  6.     Komthure,   Ritter-   und  Priesterbrüder    der 
deutschen  Ordenskommende  zu  Friesach.     (Hönisch.) 


Daheim:     Nr.  44.     Aus  der  Geschichte  der  Spielkarten. 

Im  neuen  Reich:  Nr.  31,  S.  181.  Naturgeschichte  im  15. 
Jahrh.  (Dr.  A.  v.  Sallet.)  —  Nr.  32,  S.  211.  Frauen  und 
Frauenschönheit  in  der  Poesie  des  Mittelalters. 


M6 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


246 


Preufs.    Jahrbucher:     Juli,   S.    1.   Papstwahl   uud  Kaiserthum. 

Eine  kirchengeschichtliohe  Abhandlung. 

Der  Katholik:  Juni.  Bilder  aus  dem  Zeitalter  der  Reforma- 
tion. 

Protest.  Kirchenzeitung:  Nr.  25.  Kurfürst  Johann  Sigis- 
mnnd. 

Deutsche  Kunst-Zeitung:  Nr.  27  f.  Darstellungen  aus  der 
christlichen  Legende. 

Illustr.  Deutsche  Monatshefte:  Nr.  11  (203),  S.  502.  Ueber 
Recht  und  Rechtsentwicklung  in  Deutschland. 

Deutscher  Reichs- Anzeiger  :  Beil.  Nr.  29.  Der  Waffeneid 
der  germanischen  Stämme.     1. 

Sonntagsblatt  (von  Fr.  Duncker) :  Nr.  30.  Die  Mansfelder  in 
Ostfriesland.     (Mathilde  Raven.) 

Wochenblatt  d.  Joh.-Ord.-Balley  Brandbg.:  Nr.  31.  Die 
Gänse  von  Puttlitz.  —  Nr.  32.  Mythologisches  aus  der  Mark 
Brandenburg.  1.  Die  „weil'sen  Frauen"  in  der  Mark.  (Oskar 
Schwebel.  —  Nr.  33.     Der  Minnegesang  in  Pommern.    (Ders.) 

Siebenbürg.-d eutsches  Wochenblatt:  Nr.  29.  Die  Spra- 
chenfrage und  die  Sachsen. 

Zeitschrift  f.  bild.  Kunst:  Beibl.  Nr.  40.  Ausstellung  alter 
Bilder  in  Wien. 

Allgem.  Zeitung:  Beil.  Nr.  205.  Das  mittelalterliche  Drama 
in  den  Niederlanden.  —  Nr.  217  f.  Virgil  im  Mittelalter.  — 
Nr.  219.  Das  Fürstenthum  Liechtenstein.  —  Ein  Karolinger- 
Bau  im  Odenwalde  (von  Einhart  gegründete  Basilika  in  Mi- 
chelstadt).    (Dr.  Wilh.  Francke.) 

Leipziger  Zeitung:  Wissenschaftl.  Beil.  Nr.  57  und  58.  Die 
geschichtliche  Statistik.     (Joh.  Falke.) 


Vermischte  Nachrichten. 

61)  Hannover,  den  27.  Juli.  Uelzen.  (Leichenfeld  aus 
vorchristlicher  Zeit.)  Gestern  fand  hier  in  der  Nähe  des 
Dorfes  Bohlsen  die  Ausgrabung  eines  grofsen  Leichenfeldes  statt. 
Schon  vor  einigen  Wochen  waren  auf  einem  flach  gewölbten,  zwi- 
schen den  Dörfern  Bohlsen  und  Gerdau  liegenden  halbrunden  Haid- 
hügel  bei  der  Ausschachtung  von  Kies  durch  Zufall  eine  gröfsere 
Anzahl  Leichen  gefunden,  und  hatte  dann  das  Amt  Oldenstadt  die 
Arbeiten  auf  jenem  Hügel,  nachdem  inzwischen  schon  gegen  30 — 40 
Gerippe  zu  Tage  gefördert  waren,  einstweilen  sistiert  und  den  Con- 
servator  des  Provinzial-Museums  in  Hannover,  Dr.  Müller,  von  dem 
Funde  benachrichtigt.  Dieser  war  auch  sofort  bereit  gewesen,  die 
weitere  Prüfung  der  Fundstätte  selbst  zu  übernehmen,  und  so  fand 
denn  gestern  unter  Leitung  des  Dr.  Müller  und  unter  lebhafter 
Theilnahme  einer  Anzahl  Alterthumsfreunde  aus  Uelzen  und  Ol- 
denstadt die  systematische  Aufdeckung  des  Leichenfeldes  statt. 
Zunächst   wurde   durch  Nachgraben   an   verschiedenen  Stellen   des 

—  theilweise  durch  offenbar  künstlich  gelegte  Steine  bezeichneten 

—  Hügelrandes  das  Vorkommen  von  Leichen  auf  der  ganzen  Hiigel- 
fläche  constatiert  und  dann  der  Umfang  des  Leichenfeldes  zu  320 
Schritt  ermittelt,  in  welchem  Kreise  jedenfalls  weit  über  400 
Leichen  sich  befinden.  Dann  wurden  mit  besonderer  Sorgfalt  an 
verschiedenen  Punkten  des  Kreises  gröfsere  Flächen  offen  gelegt, 
und  es  fanden  sich  überall  in  regelrechten  Reihen ,  ziemlich  dicht 
neben  einander,  in  der  stets  gleichen  Richtung  von  Osten  nach  We- 
sten, in  der  Tiefe  von  4  —  5,  stellenweise  auch  7  Fufs  meist  sehr 


wohl  erhaltene  Gerippe.  Die  Messung  ergab  fast  ausnahmslos  6 
Ful's  Länge ;  die  Schädel  waren  schön  gewölbt  und  zum  Theil 
wunderbar  gut  erhalten ;  ein  besonders  kräftig  gewölbter  Schädel 
wurde  gefunden,  in  welchem  auch  nicht  ein  einziger  Zahn  fehlte, 
der  aber  an  der  Seite  zwei  offenbar  von  äul'serer  Gewalt  herrüh- 
rende schwere  Verletzungen  zeigte,  die  dessen  Träger  offenbar 
schon  bei  Lebzeiten  empfangen  haben  mufste.  An  einer  Stelle 
lagen  auch  mehre  Leichen  unter  einander,  und  zwar  in  derselben 
Richtung  von  Osten  nach  Westen.  Bei  jeder  Leiche  fand  sich  zu 
Fülsen  ein  Häufchen  Kohle  mit  verbrannten  Thierknochen  vor,  und 
war  zum  Theil  die  Holzkohle  so  wunderbar  schön  erhalten ,  dafs 
die  Struktur  des  Holzes  noch  auf  das  deutlichste  zu  erkennen 
war.  An  sonstigen  Gegenständen  wurden  leider  nur  vier,  aufser- 
dem  stark  verletzte,  Stücke  von  zweischneidigen  Bronze- Schwer- 
tern, ein  roh  bearbeiteter  Granitstein  und  ein  kolossaler  Pferde- 
zahn aufgefunden.  Wegen  vorgerückter  Zeit  mufste  die  weitere 
Arbeit  aufgegeben  werden,  und  ist  die  Fortsetzung  für  gelegenere 
Zeit  aufgeschoben,  da  es  augenblicklich  der  Ernte  wegen  so  schon 
kaum  möglich  war,  auch  nur  für  den  einen  Tag  gestern  eine  aus- 
reichende Zahl  Ai'beiter  zu  bekommen,  überdies  die  gewonne- 
nen Resultate  zu  einem  sicheren  Schufs  auf  die  Zeit,  aus  der 
die  Leichen  stammen,  genügen.  Dr.  Müller  setzt  diese  bestimmt 
in  die  vorchristliche  Zeit,  wie  die  zweifellos  von  Brandopfern 
herrührenden  Kohlenhaufen  mit  Thierknochen  beweisen  nnd  in  den 
Anfang  der  Bronze-Zeit,  wie  der  Umstand  zeigt,  dafs,  obwohl  ein- 
zelne Bronzewaffen  gefunden  worden,  diese  doch  noch  nicht  als 
Regel  den  Leichen  mit  in  das  Grab  gegeben  seien.  Dr.  Müller 
erklärt  den  Fund  für  einen  höchst  interessanten  und  das  Bohlser 
Leichenfeld  für  das  bislang  grölste  Leichenfeld  aus  vorchristlicher 
Zeit  mit  unverbrannten  Leichen.  Die  Waffen,  sowie  eine  Anzahl 
besonders  gut  erhaltener  Gerippe,  namentlich  Schädel,  sowie  ein 
Quantum  der  Holzkohlen  nebst  Thierknochen  hat  Dr.  Müller  für 
das  Provinzial-Museum  in  Hannover  mitgenommen. 

62)  In  der  Sitzung  der  philosophisch -historischen  Klasse  der 
kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  vom  25.  Juni 
legte  Dr.  Kenner  den  zweiten  Theil  seiner  Untersuchung  über  die 
römische  Reichsstrafse  von  Virunum  nach  Ovilaba  und 
über  die  Ausgrabungen  von  Windischgars ten  vor;  es  wer- 
den darin  die  letzteren  selbst  geprüft.  Sie  betreffen  zwei  Tracte 
eines  im  Viereck  erbauten  Hauses ;  die  beiden  anderen  Tracte  sind 
in  Folge  älterer  Devastationen  der  Fundslelle  verloren.  Die  erhal- 
tenen Theile  lassen  zwei  gesonderte  Badeanlagen  (für  Männer  und 
Frauen),  ferner  wahrscheinlich  eine  Schmiede  und  drei  dazwischen 
vertbeilte  Gruppen  von  kleinen  Wohnungen  für  Leute  unteren 
Standes  erkennen:  Jeder  dieser  einzelnen  Theile  hat  einen  beson- 
deren Zugang.  Im  Nordwesten  sind  ausgedehnte  Wirthschaftsge- 
bäude,  Stallungen  und  Scheunen  angebaut;  mehrere  Geräthe  und 
zahlreiche  Knochenreste  zeigen  den  Aufenthalt  einer  gröfseren 
Menge  von  Pferden  und  Saumthieren  an.  Das  Gebäude  kann  nach 
seiner  Eintheilung  kein  Castell,  und  da  es  von  Soldatenhänden, 
also  auf  öffentliche  Kosten  erbaut  wurde,  keine  Villa,  sondern 
mul's  ein  Staatsgebäude  gewesen  sein.  In  Ernolatia,  dem  alten 
Windischgarsten,  das,  abgesehen  von  der  hier  nicht  in  Betracht 
kommenden  strategischen  Bedeutung,  nur  als  Station  der  Reichs- 
post einige  Wichtigkeit  hatte,  kann  ein  weitläufig  angelegtes  öf- 
fentliches Gebäude  auch  nur  mit  dieser  in  Verbindung  gebracht 
werden.     Da  es  nun  für  eine  blofse  Mutatio  zu  grofs  ist,  mufs  es 


247 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


248 


als  eine  Nachtherbergestelle  (mansio)  betrachtet  werden ;  es  läfst 
sich  daraus  Anlage  und  Eintheilung  der  Räume  sehr  gut  erklären. 
Das  Vorhandnnsein  einer  doppelten  Culturschicht,  sowie  die  Ver- 
schiedenheit des  verwendeten  Baumateriales  und  der  Bauweise 
deuten  auf  zwei  durch  eine  Zerstörung  des  Gebäudes  getrennte 
Bauperioden  hin.  Auch  die  datierbaren  Fundobjecte  (Münzen,  Zie- 
gel, Gefäfse,  Metallgeräthe)  theilen  sich  durchaus  in  zwei  Reihen 
verschiedenen  Charakters,  eine  ältere  reichere  aus  verhältnifsmä- 
fsig  guter  Zeit  und  eine  jüngere  ärmere,  auf  entschiedenen  Ver- 
fall hindeutende.  Nach  den  Merkmalen  dieser  Objekte,  zumal  der 
zahlreichen  Fundmüuzen,  läfst  sich  die  erste  Erbauung  auf  die 
Epoche  des  K.  Alexander  Severus  (222  —  235),  die  erste  Zerstö- 
rung auf  den  Einfall  der  Juthungen  (zw.  269  und  271),  eine  zweite, 
gleichfalls  nachweisbare  Zerstörung  auf  den  Beginn  des  V.  Jahr- 
hunderts, am  wahrscheinlichsten  auf  den  Einfall  germanischer 
Stämme  unter  Rhadagais  (404)  zurückführen.  Möglicherweise  wurde 
die  Herberge  unter  dem  umsichtigen  und  thatkräftigen  Feldherrn 
Generidus  nach  Abzug  der  Westgothen  nothdürftig  noch  einmal 
hergestellt  und  durch  ein  kleines  Bollwerk,  von  dem  schwache 
Spuren  vorhanden  sind,  geschützt;  in  dieser  Gestalt  mag  sie  bis 
zum  Abzüge  der  Römer  aus  Noricum  bestanden  haben. 

63)  Im  DorfeRetzney  bei  Ehrenhausen  wird  gegenwärtig,  wie 
„Wiener  Blätter-  melden,  eine  römische  Villa  ausgegraben,  wel- 
che vor  3600  Jahren  hier  gestanden.  In  der  Länge  von  50  Me- 
tern zeigten  sich  Mauerzüge  in  gerader  und  gebogener  Linie, 
gröfsere  und  kleinere  Gemächer,  Wasserleitungen,  Steinstufen, 
Bau-,  Deck-  und  Wärmeleitziegel,  Bruchstücke  von  Thongefäfsen 
und  Gläsern,  Mosaikböden,  insbesondere  eine  erhebliche  Masse  von 
Wandmalereien,  welche  durch  ihr  intensives  Roth,  Braun,  Gelb, 
Blau,  Grau,  mit  mancherlei  Liniierungen,  Bogen,  Arabesken,  leb- 
haft an  die  pompejanischen  Fresco- Farbwände  erinnern.  Eine 
Reihe  dieser  Wand-  und  Pilasterstücke,  Thongeräthe  (eines  mit  Na- 
men Firmianus),  Bronzeschlüsseln  etc.  und  eine  Münze  des  Kaisers 
Aurelianus  (270  —  275  n.  Chr.),  welche  das  Alter  dieser  Ruinen 
bestimmen  hilft,  sind  im  Antiken-Kabinete  dos  Joanneums  (1.  Stock, 
Zimmer  1  und  2)  zur  allgemeinen  Besichtigung  aufgestellt.  An- 
geregt von  dem  Interesse  dieses  seit  Jahrzehnten  wichtigsten  an- 
tiken Baufundes  im  Umkreise  der  alten  Römerstadt  Flavium  Sol- 
vense  (Leibnitz),  hat  Graf  Meran  eine  Summe  für  den  Ausgrabungs- 
fonds zur  Verfügung  gestellt  und  die  k.  k.  Centralcommission  in 
Wien  mit  Zusage  eines  Beitrages  den  Leiter  der  Ausgrabungsar- 
beiten, Professor  Dr.  Friedrich  Pichler,  aufgefordert,  die  Theil- 
nahme  für  dieses  baugeschichtliche  Unternehmen  im  Lande  zu  er- 
wecken. 


64)  Regensburg,  6.  Juli.  (Römische  Inschrift.)  Die 
fortschreitenden  Grundarbeiten  am  Carmeliten-Brauhaus  schenkten 
uns  zu  dem  früher  erhobenen  Stücke  der  greisen  Thorinschrift  der 
porta  princ.  dextra  ein  zweites,  welches  sich  dem  ersteren  unmit- 
telbar vorlegt,  und  das  Ganze  lautet  jetzt: 

....  FRATER  .  DIVI .  HADRIANI .  NEPOS  .  DIVI.TRAIANI.  PR. . 
. .  .TICVS.PONTIFEX.MAXIMVS.TRIB.POTESTATIS.XXXVI.I . . . 

. . .  rcVS  .  GERMANICVS  .  MAXIMVS  .  ANTONINI  .  IMP  .... 
MP.ii.COS.II.VALLVM.GVM.PORTIS.ET.TVRRIBVS.EFCI. .. 
M.HELVIO. CLEMENTS. DEXTRIANO. LEG.  AV... 

Daraus  ergibt  sich  nun  unzweifelhaft,  dafs  Kaiser  Marc  Aurel 
Antoninus ,  obgleich  der  erste  Theil,  der  den  Namen  selbst  ent- 
halten muls,  noch  fehlt,  Erbauer  der  Umwallung,  der  Thore  und 
Thürme  des  hiesigen  Römercastells  ist,  während  Marcus  Helvius 
Clemens  Dextrianus  als  Legat  von  Augsburg  hier  fungierte.  Die 
Gesammtlänge  des  bereits  erhobenen  Inschriftstückes  beträgt  S'/i 
Meter.  Es  fehlt  das  Anfang-  und  Endstück,  die  zusammen  gleich- 
falls mindestens  zwei  Meter  messen  dürften.  Ob  sie  sich  vorfin- 
den, läfst  sich  noch  nicht  bestimmen.  Nach  sorgfältiger  Beob- 
achtung können  wir  nunmehr  als  sicher  constatieren ,  dafs  der  er- 
stere  schönere  Antoninische  Thorbau  bald  mul'ste  zerstört,  jedoch 
von  den  Römern  selbst  auf  Grundlage  des  ersten,  und  weit  schlechter 
als  jener,  wieder  hergestellt  worden  sein.  Man  verwendete  auch 
die  besseren  constructiven  Theile  des  früheren  Thores  als  einfache 
Bausteine  ;  das  rettete  sie  uns.  Der  Mörtel  des  zweiten  Baues  ist 
der  mit  Ziegcistücken  gemischte  Kalk,  das  sicherste  Kennzeichen 
römischen  Ursprungs,  wie  sich  zur  Zeit  jeder  an  Ort  und  Stelle 
überzeugen  kann.  Von  den  constructiven  Theilen  fanden  sich  bis- 
her Sockeltheile  und  ein  Ecksockel  für  Säulenstellung  (in  ursprüng- 
licher Lage  und  dem  ersten  Bau  angehörig),  2  Stücke  Säulensohaft 
mit  Capital,  ein  170  Centimeter  langes,  130  Centimeter  breites, 
44  Centimeter  dickes  Gesimsstück.  Nimmt  man  die  umrahmte  In- 
schriftfläche hinzu ,  deren  Stellung  bei  ihrer  Ausdehnung  kaum 
zweifelhaft  sein  kann,  so  läfst  sich,  mit  Berücksichtigung  der  sich 
vorfindenden  Grundmauern  und  unter  Zuhülfenahme  der  üblichen 
Hauptform  römischer  Thore,  aus  diesen  Elementen  unschwer  und 
annähernd  sicher  das  ältere  Antoninische  Thor  construieren,  wel- 
ches sehr  wohl  gebaut  und  reich  geziert  gewesen  sein  mufs.  Lei- 
der fehlt  es  im  Augenblick  an  disponiblen  Mitteln  zur  Rettung 
dieser  werthvollen  historischen  Documente,  doch  wird  es  hoffent- 
lich gelingen,  die  erforderliche  kleine  Summe  von  aufsen  zu  be- 
schaffen, da  es  der  Stadt  an  einem  Fonds  für  den  fraglichen  Zweck 
gebricht.  (Allg.  Ztg.,  Beil.  Nr.  190.) 


Bekanntmachung. 

Montag  den  29.  Septemter  d.  J.  findet  die  diesjährige  Sitzung  des  Verwaltungsausschusses  statt, 
zu  der  alle  zur  Theilnalime  Berechtigten  hiemit  freundlichst  eingeladen  werden. 

Nürnberg,  15.  August  1873.  Das  Direktorium  des  germanischen  Museums. 

Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 

Gedruckt  bei  U.  E.  Sebald  In  Nürnberg:. 


Nürnberg.  "Dab  Abonnement  des  Blat- 
tes, weiches  alle  Monate  erscheint,  wird 
ganzjülirig  augenommen  und  botragt  nach 
der  neuesten  Pobtcouvention  bei  allen  Post- 
ämtorn  und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oesterreichs  3fl.  36kr.  im  24  ä.-Ful's 
oder  2  Thlr.  preuTs. 

Ftlr  Frankreich  abonniert  man  in 
Paria  bei  der  deutschen  Buchhandlung  von 
F.  Elincksieck,  Nr.  11  rue  de  Lille;    fUr 


ANZEIGER 


FÜR  KlBt  DE» 

Nene  Folge. 


England  bei  'WilliamB  &  Norgate,  14  Hen- 
rietta-Btreet  Covent  -  Garden  m  Loudon; 
für  Nord-Amerika  bei  den  Postämtern  Bro- 
men  und  Hamburg. 

Alle  für  daa  german.  Museum  bs- 
stimmton  Sendungen  auf  dem  Wege  de« 
iJuchliandela  werden  durcli  den  Commis- 
Bionür  der  literar.  -  artist,  Anstalt  des  Mu- 
seums, F.  A.  BrockhauB  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  GERIIAMSCnEN  MUSECMS. 


1873. 


JW  9. 


September. 


Wissenschaftliche  Mittheilunsen. 


Arithmetische  Räthsel. 

I.  Die  Berner  Handsclirift  299  (sec.  IX.  — X.)  enthält 
f.  29  u  vier  in  Distichen  verfafste  Gedichte  eines  Acbrannus, 
deren  Abschrift  ich  Hermann  Hagen  verdanke.  Auch  die  im 
Folgenden  versuchte  Erklärung  gehört  grofsentheils  dem- 
selben an. 

Von  diesen  vier  Gedichten  geben  je  zwei  die  Lösung  ei- 
ner arithmetischen  Aufgabe,  ohne  dafs  diese  Aufgabe  selbst 
näher  bezeichnet  wäre;  aus  der  Vergleichung  aber  der  beige- 
setzten Figuren  mit  dem  Inhalt  der  Verse  läfst  sich  dieselbe 
reconstruieren.     Sie  lautete  für  das  erste  Problem  etwa  so: 

1.  Auf  die  vier  Seiten  eines  Vierecks  sind  36  Mann  so 
vertheilt,  dafs  auf  jede  Seite  9  Personen  kommen.  Also,  neh- 
men wir  an,  auf  einem  viereckigen  Lagerwalle  sollten  36  Mann 
Schildwache  stehen,  so  dafs  je  neun  auf  jeder  Seite  den  Dienst 
verrichten ;  der  patrouillierende  Offizier  könne  aber  immer  nur 
eine  Seite  überblicken;  das  wollten  sich  nun  einige  der  Sol- 
daten zu  Nutze  machen  und  sich,  ohne  von  dem  Offizier  ver- 
mifst  zu  werden,  hin  und  wieder  der  Wache  entziehen.  Der 
Offizier  mufs  dann  auf  jeder  Seite  neun  Mann  erblicken ;  diese 
aber  müssen  eine  solche  Stellung  einnehmen,  dafs  in  der  That 
alle  vier  Seiten  zusammengerechnet  nicht  36,  sondern  nur  24 
Mann  ergeben,  12  also  sich  dem  Dienst  unbemerkt  und  unbe- 
straft entziehen.  Wie  das  nun  zu  machen,  das  gibt  das  erste 
Gedicht  an,  indem  es  räth,  auf  den  beiden  Langseiten  des 
länglichen  Vierecks  je  neun  Mann  in  drei  Haufen  so  aufzu- 
stellen, dafs  die  beiden  äufsersten  sich  an  den  Ecken  befinden 


und,  wenn  es  noth  thut,  mit  den  in  der  Mitte  der  beiden 
kurzen  Seiten  aufgestellten  drei  Mann  zur  Neunzahl  sich  ver- 
binden können.  Das  dritte  Gedicht  gibt  das  Ganze  kürzer 
und  deutet  in  seinem  ersten  Verse  (Vers  41)  durch  die  Zahl 
3  X  12  etwas  von  der  Aufgabe  an. 

2.  Aehnlich,  aber  etwas  complicierter,  ist  die  zweite  Auf- 
gabe. Vorausgesetzt  wird  hier  das  Resultat  der  ersten,  dafs 
nämlich  24  Mann  im  Viereck  so  aufgestellt  sind,  dafs  jede 
Seite  neun  Mann  aufweist,  in  Haufen  von  je  dreien.  Nur  soU 
jetzt  auf  den  beiden  Langseiten  jede  der  drei  Dreiergrup- 
pen noch  durch  einen  einzelnen  Mann  von  der  andern  ge- 
trennt sein,  also  die  Zahl  von  24  auf  28  Mann  wachsen.  Die 
Aufgabe  besteht  nun  darin,  diese  28  Mann  so  aufzustellen, 
dafs  auf  jede  Seite  wieder  neun  kommen.  Verbindet  man  zu- 
nächst diese  Einer  mit  den  Eckdreiern  zu  Vierergruppen,  so 
ergeben  sich  elf  Mann  für  jede  Seite ,  indem  eine  Gruppe  von 
drei  Mann  je  von  zwei  Gruppen  zu  vieren  eingeschlossen  ist. 
Das  ist  aber  noch  nicht  das  Gewünschte,  welches  sich  erst 
dann  ergibt,  wenn  diese  Vierergruppen  je  zwei  an  die  mitt- 
leren Dreiergruppen  abliefern,  so  dafs  nun  an  den  Ecken  Grup- 
pen von  zweien,  in  der  Mitte  je  Gruppen  von  fünfen  stehen: 
dann  zählt  wirklich  jede  Seite  neun.  Löst  man  nun  die  drei 
Gruppen  von  2,  5,  2  wieder  in  Dreiergruppen  auf,  so  ergeben 
sich  vier  zu  viel ,  ohne  dafs  die  Neunzahl  der  einzelnen  Seiten 
vermindert  wird.  Das  vierte  Gedicht  bespricht  nochmals  die 
Zahlenverhältnisse  dieses  Gedichts  in,  wo  möglich,  noch  dunk- 
lerem Ausdruck  als  die  vorausgehenden  Distichen.  Diese  Dun- 
kelheit besteht  zunächst  in  dem  vom  klassischen  abweichenden 


251 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


252 


Gebrauch  der  Zahlwörter  und  in  dem  Wechsel  der  Ausdrücke 
für  dieselben:  die  Dreizahl  wird  durch  tres,  tria,  triplus, 
triplum,  trigonus,  ternus  ausgedrückt;  bis  und  duo,  ter  und 
tres  werden  in  ganz  gleicher  Bedeutung  gebraucht;  „duo  tres'' 
in  Vers  8  ist  gerade  so  viel,  wie  „bis  trigonos"  in  Vers  7;  — 
ferner  darin ,  dafs  Aebrannus,  was  für  die  gegenüberliegenden 
Seiten  des  Vierecks  gilt,  nicht  einmal,  sondern  gegen  Erwar- 
ten des  Lesers  für  jede  Seite  besonders  auseinandersetzt. 

VERSVS  äCBRHANNI  DE  LVDO  TABVLARVM  SECVNDVM 
NVMERVM 

Ludis  qui  piano  tabulis  de  stipite  sectis, 
Hoc,  docet  Aebrannus,  disce  locare  modo. 

EXPLICIT  PRAEFATIO  .  INCIPIT  DE  PRIMO  LVDO 
Primo  tres  impono  loco  totidemque  i"       m       in 

secundo 
Et  sede  tripla  Sterne  cubare  tria, 
5     Ordine  quo  subtus  distinctira  linea  rursus 
Altera  disponat  tres  habitare  triplos. 
Inter  bis  trigonos  dextra  considere  ternos, 
Laeua  inter  duo  tres  stare  iubeto  tria. 
Ter  tripla  summo  imo  dextra  laeuaque  recense, 
10     Angulus  in  quadro  finis  eritque  caput. 

Ter  singillatim  quadruplex  dat  linea  ternos, 
Bis  fingit  duplex  fronsque  latusque 

nouem. 
Liter  bis  triplices  trigonatus  pullulat      lu  <  ui 

unus, 
Ter  geminus  geminos.     Hinc  uidet  inde  triplos 
15     Dorso  quaeque  suo  simplum  fert  linea  ternum, 
Summo  ipsius  utro  dupla  sedentque  tria. 

VERSVS  DE  SEC^^NDO  LVDO 
Tres  inter  primos  unum  mediosque 

repone, 
Extremis  unum  sie  mediisque  loca. 
Alter  et  ordo  triura,  sparsim  qui  subiaeet  infra, 
20     Simplum  bis  capiat,  ceu  tulit  ordo  prior. 
Vnus  qui  quater  appositus  subterque 

superque 
Climata  per  statuat  quattuor  esse 

neuem. 
Ad  se  ex  bis  binis  rapiat  quisque  angulus  unum 
Et  mediis  numeri  pondere  maior  erit. 
25    Binos  euique  aufer,  duplo  ferat  angulus  unum, 
Cuique  duos  medio  post  quater  adde  ii       'in 

triplo. 
In  medio  quadra  congestat  mox 

regula  quinos, 


III 

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um 


HUI 


Hin 


PR.\EF.]  PF  Die  erste  Figur  steht  unverändert  dreimal  hin- 
ter einander.  1  dextrisiZds.;  Aexiis.  Hagen.  8  Leuno  Hds.;  Laeua 
Hagen.  1.3  puUat  in  fuUat  verändert  Hds. ;  pullulat  Hagen.  18  Ex- 
treinus  Hds.;  Extremis  Peiper. 


V 


III 


UI 


UI 


UI 


m 


Initio  primos  fine  duosque  parit. 

Stringe  latus  quadrum,  ternas  ibi  coUige  sedes: 
30     Fronte  quadro  nouies  inueniesque  n         v 

quater. 

Semita  producat  confeslim  prima 
nouenos 

Totque  secunda  geret,  tercia  quarta  neuem. 

Quinque  cubant  laterum  tergo  sedile  quaterno, 

Calce  et  principio  tot  residentque  duo. 
35     Bis  quinos  inter  duplex  consurgit  ab  i"    _  i'i 

uno, 

Inter  bis  duplos  aspice  quinque  semel.         jjj 

Hoc  ita  conexum  ludi  dispere  columbar, 

Quarte  ut  primum  ter  tramite  iunge  triplos. 

Extemplo  remouenda  foras  duo  bina  supersunt, 
40    At  uia  parturiet  quadruplicata  nouem. 

VERSVS  DE  NVMERO  PRIMI  LVDI. 
Tres  primo  occurrunt  duo  deni  pergere  ludo, 
Sectim  bis  terni  quattuor  esse  probant. 
Primus  bis  seno  uultu  par  ludit  adesse. 
Bis  duo  denum  se  conuocat  unus  ibi. 

VERSVS  DE  NVMERO  SECVNDI  LVDL 
45     Septenos  quater  iutrorsum  locus  implicat  alter: 

Hinc  pede  septeno  forma  quadrata  labat. 

Est  quater  et  decies  inibi  par  nomine  primus, 

Vnus  bis  decies  bis  patealque  quater. 

Structi  bis  gemina  ludis  ex  parte  quadrata 
50     Vndique  perfectos  inseruere  nouem. 

Septem  nimirum  latere  ex  utroque  quaterni 

Sic  peperere  pares  ludificando  nouem. 

Versifico  passu  ludura  memorare  docentis 
Acbranni  mente  uoceque  uale. 

II.  VoJksthüralichor,  jedenfalls  noch  heute  beliebt,  ist  das 
Errathen  einer  von  einem  Anderen  gedachten  Zahl  oder  eines 
Wochentages.  Ich  gebe  drei  Anweisungen  im  Folgenden,  die 
den  Tegernseer  Codex  der  consolatio  dos  Boetius  (Monac.  lat. 
nr.  18765,  Teg.  765),  von  derselben  Hand  wie  die  letztere 
geschrieben,  eröffnen. 

Assumatur  numerus  quislibet  ac  tripücetur,  triplicatus 
dinidatur  in  duos  partes,  et  si  ambe  aequales  extiterint,  qua- 
lem  uolueris,  absque  ulla  differentia  iterum  triplicabis.  Quod 
si  inaequales  fuerint,  quae  maior  est  triplicetur,  quotiesque 
in  ea  .Villi,  inueniri  possint,  consideretur.  Quia  quoties 
.Villi,  habuerit,  totics  duo  sumendi  sunt.     Si  autem  usquc  ad 


33  quarto]  Hagen  icill  quadro  |  triplo  Hds.,  triplos  Hagen. 
42  esse]  sese  vermuthet  Hagen.  43  für  conuocat  will  Hagen  con- 
probat.  45  intorsum  Hds. ;  in  dorsum  Hagen ;  introrsum  Peiper. 
51  Septem  mirum  Hds- ;  scpteni  mirum  Hagen ;  septein  Bimirum 
Peiper.  54  menteque  uoceque  Hds.;  das  erste  que  tilgt  Hagen, 
vielleicht  ist  besser  das  zweite  zu  tilgen. 


253 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutscheu  Vorzeit. 


234 


.Villi,  non  peruenerit,  scnario  nuinoro  summa  conduilitur,  do 
quo  unus  sumenclus  est  .  ut  uerbi  gratia,  si  uiium  fuerit  mente 
conceptum  et  triplicatum,  tres  efficiuntur.  Qui  diuisi  in  duos 
et  unum  resohiuntur,  duo  uero,  quae  buius  diuisionis  maiorera 
obtiiieut  portionem,   iteruni  triplicati  .VI.  taiitum  efticiunt  nee 

:  remanet  aliquid  .  unum  ergo  fuit,  quod  primis  mente  conce- 
ptum est.     Item  si  duo  fiieriat  animo  conccpti,  cum  triplican- 

.  tur,  .VI.  tiunt.  VI  diuisi  in  tres  et  tres  resoluuntur,  tres  uero 
triplicati.  Villi  tantum  efficiunt  nee  superest  aliquid.  Duo 
igitur  fuerunt,  qui  prius  mente  conprchensi  sunt.  Ideo  scien- 
dum  est,  quod  in  hac  supputatioue  unitas,  quae  est  inparitatis 
exordium,  senarium  procreat  et  biuarius,  qui  est  paritatis  prin- 
cipium,  nouenarium  generat.  Ac  propter  boc  quoties  neuem 
couceptor  numeri  se  babere  responderit,  toties  duo  a  diuinante 
colligcudi  sunt,  et  si  supra  Villi  aliquid  superesse  responde- 
rit, VI  esse  non  dubiura  est,  de  quibus  unitas,  quae  ipsos  ge- 
nerare solet,  sumenda  est.  [II]  Adsumatur  numerus  quis 
libet  ac  triplicetur,  triplicatus  diuidatur  in  duas  partes 
et  tunc  ille,  qui  numerum  mente  concepit,  interrogetur  si  ipsius 
numeri  sit  aequa  diuisio.  quod  si  pares  ambas  esse  partes  re- 
sponderit, niliil  suraatur.  Si  autem  inpares  esse  dixerit,  unum 
sumat  iu  hac  prima  diuisione  ad  memoriam  diuinantis.  atque 
iterum  una  pars  diuisionis,  quando  ambae  aequales  fuerint  abs- 
que  differcntia,  triplicetur.  Si  uero  inpares  fuerint,  maior 
pars  triplicanda  est  atque  diuidenda  sicut  supcrius  in  duas 
partes.  Iterumque  interrogandum ,  si  aequalis  aut  inaequalis 
Sit  facta  diuisio.  Et  si  aequalis  quidem  facta  est,  nibil  su- 
mendum  est.  Si  autem  inaequalis,  duo  sumendi  sunt  in  secunda 
diuisione  et  in  medietate  diuisionis,  si  aequalis  fuit  absque  ulla 
partium  differentia,  quot  nouenarii  contineanlur  interrogandum. 
Quod  si  inaequalis  fuit  in  maiori  parte  quaerendum  est,  quia 
quot  nouenarii  iu  ea  inueniuntur,  tot  quaternos  diuinator  su- 
mere  debet.  Ut  uerbi  gratia  si  VI  fuerint  mente  concepti, 
cum  triplicati  fuerint,  X  et  VIU  faciunt.  XVIII  diuisi  in  Villi 
et  Villi  partiuntur.  et  quia  aequalis  est  diuisio  nihil  ibi  su- 
mendum  est.  Villi.  Iterum  quae  est  medietas  huius  diuisio- 
nis .  triplicati  faciunt  XXVII  .  XXVII  .  et  suprascr.  pr.  m. 
diuisi  in  XIII  (Im)  et  XIIII  resoluuntur.  et  quia  ista  est  se- 
cunda diuisio  et  inaequa,  duo  sumendi  sunt  tum  in  maiori 
parte  ipsius  diuisionis,  hoc  est  in  XIIII,  Quaerendum  est,  quo- 
ties Villi  possint  inueniri,  in  XIIII  semel  Villi  sunt,  de  bis 
Villi.  IUI  a  diuinante  colligendi  sunt,  qui  duobus ,  qui  in  se- 
cunda diuisione  coUecti  sunt,  adiuncti  VI  faciunt:  senarius 
ergo  numerus  primis  mente  conprehensus  est  et  hoc  in  hac 
ratione  notandum  est.  Quod  si  ambae  diuisiones  paritati  re- 
sponderiut,  nihil  ex  eis  sumendum  est.  Si  uero  prima  inpar 
fuerit,  unus  sumendus  est,  si  secunda,  duo  sumendi  sunt.  Noue- 
narius  uero  quaternarii  significationem  continet,  quod  ideo  in 
hac  supputatione  aliter  quam  superiori  accidere  uidetur.  Quia 
haec  bis  triplicatur  et  bis  diuiditur,  illa  uero  bis  triplicatur  et 
semel  diuiditur.  Quapropter  in  hac  nouenarius  quateruarium, 
in  illa  uero  binarium  significat.     [III]    quo  modo  diuinan- 


dum  sit,  qua  feria  septimanae   quislibet  homo  rem 
quamlibet  fecisset  quemcumque  jiumerum  cuius  libet  feriae 
nomen  continentem  animo  conccperit,    prirao   debet  duplicare. 
Deinde  illi  numero  duplicato  V.  adiungere   ipsamque  summam, 
quae  de  bis  collecta  est,  quinquies  multiplicare.  deinde  totum  de- 
cies  ducere.   Posthaec  ex  tote  cctos  Ita  tollere  et  hoc,  quod  re- 
manet, pro  feriae  numero  teuere,  ut  uerbi  gratia  si  de  prima  fe- 
ria ratio  babeatur,  unum  duplicetur:  fiuut  .IL,  bis  V  adiungan- 
tur :  fiunt  VII.,  qui  VII  quinquies  multiplicati  fiunt  XXXV.    Qui 
XXXV.  decies  ducti  fiunt  cccl.  de  quibus  si  ccl.  toUantur,  re- 
manent  c,  qui  pro  monade,  id  est  uno,  qui  primara  feriam  signi- 
ficat, sumendi  sunt.    Hoc  quoque  iu  ista  supputatione  seruandnm 
est,  ut  semper  ccl  de  totius  summae  collectione  auferantur,  et 
quot  centenarii  remanserint,  diligenter  consideretur.  quia  sicat 
praedictum  est,  semel  centeni  primam  feriam  significant. 
bis  centeni  secundam, 
ter  centeni  tertiam, 
quater  centeni  quartam, 
quinquies  centeni  quintam, 
sexies  centeni  sextam,' 
septies  centeni  septimam. 
Ein  artiges  Buchstabenräthsel   möge  hier   noch  Platz   fin- 
den, da  Mone,  der  in  seinen  Forschungen  es  mitgetheilt,  eine 
ganz  verkehrte  Lösung  gibt.     Es  steht   im  Brüsseler  Waltha- 
rius-Codex,  Fol.  91  u.  von  einer  Hand  des  12.  Jahrhdts. 
Prima  triangula  sit. 
tripedem  praepone  rotunde. 
et  conuerte:  scies  quis  sit 
mihi  morbus  et  vnde. 
Darüber  steht  von  einer  Hand,  wie  es  scheint: 
Poue  .  primam  .  tripodam  .  Prepone  rotunde: 
Et  conuerte  .  scies  .  quis  .  sit  .  mihi  .  morbus  .  et .  unde : 
Me  miserum  .  quod  .  amo  .  sum .  tanquam .  pissis  .  in  amo : 
Deprensus  .  nee  amor  .  me  .  tamen  .  urit  .  amor. 
Die  Lösung  ist  nicht  AMO,   wie  Mone  meint;  denn  amo 
umgedreht  gibt   ein  sinnloses  oma  und  beantwortet  nicht   die 
Fragen:  „quis  morbus   et  vnde".    Der  Witz  liegt   darin,    dafs 
das  unscheinbare  et  nicht  Verbindung  zwischen  praepone  und 
conuerte,  sondern  Object  zu  letzterem  ist;  es  ergibt  sich  also: 
AMO  TE. 

Breslau.  Kudolf  Peiper. 


C  h  r  i  s  lu  0  n . 

Ueber  dieses  Zeichen,  welches  dem  Text  der  Urkunden 
vorangestellt  zu  werden  pflegt,  handelt  Sickel:  Die  Urkunden 
der  Karolinger  I,  211  u.  295.  Aber  weder  hier  noch  an  an- 
dern Orten  finde  ich  eine  genügende  Erklärung  des  Namens, 
welcher  doch  durch  die  alten  Urkundenlehren  festgestellt  ist. 
Alberich  von  Monte  Cassino  sagt  (Quellen  zur  bayer.  u.  deut- 
schen Gesch.  IX,  37):  „Crismon  autem  huiusmodi  conficit  spe- 
ciem,  ut  in  hoc  monogrammate  Christi  nomen  appareat."    We- 


255 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


256 


gen  des  Anklanges  au  diesen  Namen  hat  man  auch  darin  den 
Ursprung  der  Benennung  gesucht,  welche  sich  doch  so  nicht 
erklären  läfst.  Die  Form  ist  sehr  verschieden ;  zuweilen,  aher 
nur  selten,  die  Ligatur  von  X  und  P,  das  bekannte  Mono- 
gramm für  Christus.  Dieses  Zeichen  nun  findet  sich  auch,  aber 
mit  ganz  anderer  Bedeutung  und  Ableitung,  bei  Isidor  I,  20. 
22,  in  der  Beschreibung  der  kritischen  Zeichen,  welche  aus 
älteren  Quellen  entnommen  ist.  Die  Erklärung  lautet:  „Chre- 
simon.  Haec  sola  ex  voluntate  uniuscuiusque  ad  aliquid  notan- 
dum  ponitur."  Andere  Handschriften  geben  nach  der  damali- 
gen Aussprache  Crissimon.  Dieses  Zeichen  nun  findet  sich  in 
sehr  alten  Handschriften  häufig  am  Rande,  wo  man  in  späterer 
Zeit  das  Monogramm  für  Nota  setzte ;  z.  B.  in  dem  Cod. 
Colon.  212,  olim  Darmstad.  2326,  einer  Canonensammlung 
saec.  Vir.  Dieser  Handschrift  aber  sind  noch  zwei  Blätter 
einer  älteren  Sammlung  angebunden,  vor  welchen  ein  Inhalts- 
Terzeichnifs  steht,  welches  bei  Maassen,  Geschichte  der  Quellen 
des  kanonischen  Rechts,  S.  967  abgedruckt  ist.  Maassen  hat 
aber  nicht  bemerkt,  dafs  am  Anfang  des  Registers,  und  vor 
einem  von  ihm  übersehenen  Nachtrag,  genau  dasselbe  Zeichen 
steht,  welches  hier  kaum  eine  andere  Bedeutung  haben  kann, 
als  dem  Gebot  Coloss.  3,  17  zu  genügen:  „Omne  quodcunque 
facitis  in  verbo  aut  in  opere,  omnia  in  nomine  domini  Jesu." 
Hier  sehen  wir  also  den  Uebergang  vor  Augen.  Das  Zeichen 
verlor  seine  ursprüngliche  Bedeutung  und  Anwendung  die  man 
bald  gar  nicht  mehr  kannte,  und  deren  man  nicht  bedurfte, 
weil  man  dafür  das  Zeichen  von  Nota  hatte.  Dagegen  erhielt 
sich  der  unverstandene  Name  mit  geringer  Veränderung  und 
wurde  auch  auf  andere  Zeichen  gleicher  Bedeutung  übertragen, 
ohne  alle  Rücksicht  darauf,  ob  X  und  P  darin  enthalten  waren, 
oder  nicht. 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 


Yerse  gegen  die  Weiber. 

Da  die  Geistlichkeit  gewöhnlich  bei  dem  weiblichen  Ge- 
schlechte am  leichtesten  Anhänglichkeit  und  Folgsamkeit  findet, 
da  in  den  Legenden  viele  Frauen  und  Jungfrauen  verherrlicht, 
viele  als  heilig  verehrt  werden,  da  in  dem  Marienkult  die  Ver- 
ehrung der  reinen  Weiblichkeit  auf  die  höchste  Spitze  getrie- 
ben erscheint,  so  ist  es  auf  den  ersten  Blick  sehr  auffallend, 
in  der  geistlichen  Poesie  des  Mittelalters  überall  die  ärgsten 
Schmähungen  gegen  die  Weiber  zu  finden.  Erklärlich  wird  es 
jedoch  durch  die  Verhältnisse  des  wirklichen  Lebens:  von 
keiner  anderen  Seite  sah  die  zum  Cölibat  verpflichtete  Geist- 
lichkeit sich  so  fortwährend,  so  unausgesetzt  und  so  gefährlich 
in  ihrer  Tugend  bedroht,  und  war  sie  einmal  der  Versuchung 
erlegen,  so  traten  begreiflicher  Weise  bei  denen,  welche  ur- 
sprünglich das  Opfer  der  Verführung  gewesen  waren,  bald  und 
in  immer  zunehmender  Weise  unwillkommene  Eigenschaften 
hervor.  Wer  nun  dergleichen  Erfahrungen  gemacht  hatte, 
fühlte  sich   berufen,   andere   zu  warnen.    Zuweilen  wird   ein 


Vorbehalt  in  Betreff  tugendhafter  Frauen  gemacht;  im  allge- 
meinen gilt  als  selbstverständlich,  dafs  von  diesen  nicht  die 
Rede  ist. 

Da  auch  diese  Poesie  für  die  Kulturgeschichte  des  Mittel- 
alters nicht  ohne  Bedeutung  ist,  geben  wir  ein  solches  Pro- 
duct  aus  dem  Cod.  lat.  Mon.  19488  aus  Tegernsee,  saec.  XII; 
es  findet  sich  auch  in  der  Sterzinger  Handschrift,  aus  welcher 
Zingerle  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Akademie  LIV, 
312  den  Anfang  mitgetheilt  hat.  In  unserer  Handschrift  heifst 
es  auf  S.  136: 

Femina  formosa,  scelus  et  pestis  viciosa, 

Oscula  fert  ore,  transfigit  corda  dolore. 

Femina  fraudatrix,  mors  et  virosa  cicatrix, 

Ambulat  in  portis,  propinat  pocula  mortis. 
5     Femina  lasciva  semper  dat  verba  nociva, 

Verba  dat  impura,  labefactat  corpora  plura. 

Femina  fraudatrix,  fraus  mortis,  noctis  amatrix, 

Gestu  letatur,  dum  mente  malum  meditatur. 

Femina  nugatrix  et  amatoris  iugulatrix, 
10    Verbula  dat  blanda,  seducit  corde  nefanda. 

Femina  subtilis,  incasti  (incesti  ?)  morte  virUis, 

Vincit  robustum,  fallit  pietate  coruscum. 

Femlna  virosa,  petulans  et  luxuriosa, 

Decipit  attactu,  verbo  pervertit  et  actu. 
15     Femina  bellatrix,  castorum  ludificatrix, 

Incitat  ardorem,  simulat  dum  cordis  amorem. 

Femina  fraus  legis  et  contumelia  regis, 

Mendax  sermone  verbosior  atque  Piatone. 

Femina  potatrix  et  garrula  concionatrix, 
20     Numquam  desistit,  iusto  pro  posse  resistit: 

Dat  labiis  pacem,  mortem  fert  mente  rapacem. 

Femina  mens  vana,  pallens  ceu  turgida  rana, 

Viscera  vulpina  gestat,  simul  ora  lupina. 

Femina  res  vilis,  turbatrix,  promptaque  bilis, 
25     Exercet  litem,  transfigit  euspide  mitem. 

Femina  palpatrix,  fraus  mortis,  nox  adulatrix, 

Pungit  ceu  spina,  fit  magnaque  sepe  ruina. 

Femina  frons  dura,  vivens  anime  sine  cura, 

Sic  est  secura,  veluti  sit  non  moritura. 
30    Femina  versuta,  mentis  subcelat  acuta: 

Omnibus  ignota  vult  ut  sua  sint  mala  vota. 

Femina  mens  dira,  mortem  propinat  in  ira: 

Propinat  mortem,  deicit  sepissime  fortem. 

Forma  puellarum  deceptrix  est  animarum : 
35     Ut  fervens  febris,  sie  aspectus  mulieris. 

Femineum  crimen,  oris  prorumpere  limen, 

Lingua  desistat,  hoc  puncto  pennaque  sistat. 

Nicht  minder  derbe  Sprüche  folgen  etwas  später,  doch 
gegen  das  Ende  mit  einem  Gegengewicht  durch  den  Hinweis 
auf  die  Jungfrau  Maria: 

Femina  vile  forum,  res  publica,  fallere  nata, 

Sternit  nocte  thorum  donis  quasi  vix  superata. 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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Femineos  mores  sapiens  fugiat  et  amores. 

Femina  temptavit  superare  vires:  superavit. 
5     Femineos  astus  sensit  primo  protoplastus. 

Femina ')  marti:  sie  ars  se  protulit  arti. 

Femina  Samsonem  vicit,  vicit  Salomonem. 

Femina  prostravit  nos,  femina  (sancta)  levavit. 

Femina  peccavit,  quod  femina  sancta  piavit. 
10    Femina  carnalis,  sie  femina  spiritualis. 

Est  pia  femina  res  bona,  res  sacra,  res  preciosa : 

Impia  femina  res  mala,  res  fera,  (res)  vitiosa. 

Ob  diese  Sprüche  ursprünglich  so  zusammgehören,  bleibe 
dahingestellt;  sie  sind  nur  sehr  lose  an  einander  gereiht. 
Sehr  grimmig  ist  der  Verfasser  der  folgenden  Verse,  welche 
sich  auch  in  der  Londoner  Handschrift  Harl.  3222  befinden, 
wie  ich  im  Anz.  XIV,  4  mitgetheilt,  wovon  ich  aber  keine  Ab- 
schrift habe. 

Femina  sordida,  femina  fetida,  digna  catenis; 

Gens  male  conscia,  mobilis,  impia,  plena  venenis. 

Horrida  noctua,  publica  ianua,  semita  (trita), 

Igne  rapacior,  aspide  sevior,  est  tota  (tibi?)  vita. 
5     Vipera  pessima,  fossa  novissima,  mota  lacuna : 

Omnia  suscipis,  omnia  decipis,  omnibus  una. 

0  miserabilis,  insaciabilis,  insaciata: 

Nil  tibi  credere,  nil  tibi  mittere,  disposui  me. 

Credere  qui  tibi  vult,  mala  sunt  sibi  multa  parata: 
10    Nil  tibi  iam  volo,  nil  tua  (iam)  colo,  reddo  tibi  te. 

Kein  Freund  der  Weiber,  doch  ein  Verehrer  der  Jungfrau 
Maria,  war  der  Cleriker  Adam,  dessen  Ergufs  S.  137  zu  lesen 
ist,  nachdem  schon  auf  der  vorhergehenden  Seite  die  Verse 
3  — 16  geschrieben  waren.  Die  vielen  Abweichungen  sind  cha- 
rakteristisch für  die  schwankende  mündliche  Ueberlieferung  die- 
ser Scherze.  Eine  andere  Abschrift  findet  sich  nach  Bethmann 
in  Pertz'  Archiv  XII,  341  in  dem  1429  geschriebenen  Cod. 
pal.  719  des  Joh.  Volprecht  von  Wimpfen.  Der  Schlufs  lautet 
„misereris"  und  mufs  also  etwas  abweichend  sein,  doch  ver- 
muthlich  auch  an  die  Jungfrau  Maria  gerichtet.  Ein  Theil 
dieser  Verse,  mit  andern  t,emischt,  steht  mit  deutscher  Ueber- 
setzung  im  Cod.  germ.  Mon.  379,  der  1454  in  Augsburg  ge- 
schrieben ist. 

Arbore  sub  quadam  dictavit  clericus  Adam, 

Quomodo  primus  Adam  peccavit  in  arbore  quadam. 

Omnia  vicit  Adam:  victus  fuit  arbore  quadam^). 

Femina  serpenti  mox  credidit  alta  loquenti. 
5    Femina  serpentis  est  fiscus  (1.  viscus)  nos  capientis^). 

Femina  te,  David,  et  te,  Salemon,  superavit. 

Femina  victorem  fecit  victum  per  amorem*). 

')  i  ars,  was  ich  nicht  verstehe. 

')  Die  vorhergehende  Abschrift  beginnt  mit  dem  Vers  :  Femina 
vicit  Adam,  victus  fuit  arbore  quadam. 

^)  Statt  dessen  steht  vorher:  Femina  deceptos  sapientes  reddit 
ineptos. 

*)  Vorher :  Femina  victorem  vicit  motum  per  amorem. 


10 


15 


20 


Femina 
Femina 
Femina 
Femina, 
Femina 
Femina 
Femina 
Femilla 
Femina 
Femina 
Femina 
Femina 
Femina 
Femina 
Femina, 
Femina 
Femina, 

25  Femina, 
Femina, 
Femina, 
Femina, 
Femina, 

30  Femina, 
Femina, 
Femina, 
Femina 
Femina, 

35  Femina, 
Femina, 
Femina, 
Femina 
Femina, 

40  Femina, 
Femina, 
Femina 
Femina 


dciocit  te,  Samson,  et  hoc  tua  fecit. 
Loth  vicit,  Gencsys  que  quomodo  dicit*). 
dampnari  Naboth  facit  et  lapidari. 

tu  Cliristi  baptistae  colla  petisti. 
cuncta  regit,  iuvenum  sibi  colla  subegit''). 
corda  senum  necat  inspirando  venenum. 
prelatis  adimit  nomen  probitatis. 
ditatur,  cum  prcspiteris  dominatur. 
multorum  claustrum  subigit  monachorum. 
tunc  gaudet,  cum  peifidt  omne  quod  audet. 
ditavit  ac  infernum  (1.  d.  infernum,  nee)  saciavit. 
bella  gerit,  vix  pacis  federa  querit. 
se  nescit,  quia  femina  nuUa  senescit. 
vel  raro  vel  numquam  credit  avaro. 

multa  licet  promittas,  „nil  amo"  dicet. 
pro  dote  nummorum  dicit :  ,,amo  te". 

donare  cessa,  cessabit  amare. 

dum  plorat,  lacrimarum  fraude  laborat. 

mors  iuvenum,  portat  sub  melle  venenum. 

multorum  flammas  extinguis  amorum. 

te  quare  multi  nequeunt  sociare  (1.  saciare)  ? 

tu  iuras,  sed  non  periuria  curas. 

nee  curas,  quod  mortis  iura  figuras. 

te  pulcra  superant  sub  pelle  sepulcra. 

tu  leporem  facis  aptum  propter  amorem. 
vir  mutus  loquentia  Signa  secutus  (sie). 

mutescit  per  te  lupus,  agna  tumescit. 

te  flaute  mox  cera  fit  ex  adamante. 

vir  certe  fit  amaudo  femina  per  te. 

pro  questu  quasi  portus  publicus  es  tu. 
venalis,  portus  tuus  exicialis. 

nullus  ita  gladius  nocet  ut  tua  vita. 

Trola  satis  dat  signa  tuae  pravitatis  (1.  probitatis). 

pro  tristi  cera  mediata  fuisti  (sie). 
sola  vale,  quae  nomen  habes  speciale, 
Stella  maris:  sie  virgo  Maria  vocaris. 


Im  Nachtrage  zu  den  in  Nr.  8  mitgetheilten  „Sprichwör- 
tern" sei  hier  zu  der  vorletzten  Zeile  auf  Sp.  218  bemerkt, 
was  mir  noch  während  des  Druckes  jener  Nummer  entgegen- 
trat :  dafs  der  Vers  leicht  durch  Umsetzung  des  sibi  herzustel- 
len ist,  nämlich :  Inprudens  vulpis  est  non  prendens  sibi  mures, 
sowie  ferner  zu  Sp.  219,  dafs  das  auf  Fol.  114  des  Cod.  lat. 
Monac.  17142  angefangene  „Vinea  culta  fuit,  cultores  premia 
querunt"  vollständig  im  Codex  Udalrici  sich  findet,  in  Jaffe's 
Bibliotheca  V,  460. 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 


')  Besser  vorher  :  Femina  Loht  vicit,  Genesis  illud  quoque  dicit. 
')  Vorher :  Femina  corda  regit  iuvenum ,  quos  ipsa  subegit. 


259 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


260 


Spliragistische  Aphorisiiieu. 

LXIX. 


Dieses  Siegel  der  Stadt  Wolfhagen  aus  dem  13.  Jahrh. 
theilen  wir  hier  unter  a.  als  Beispiel  mit  der  bereits  im  Ein- 
gang unserer  spbragistischen  Aphorismen  *)  erwähnten  Städte- 
siegel, auf  weichen  ein  Ritter  zu  Pferd  erscheint,  wie  auf  den 
D)'nastensiegeln  III.  B.  3.  unseres  sphraglstischen  Systems, 
während  die  fraglichen  Städtesiegel  unter  die  Bildsiegel  IL  B. 
gehören.  Das  Siegel  der  Stadt  Wolfhagen  zeichnet  sich  aber 
vor  den  angeführten  übrigen  ähnlichen  Städtesiegeln  dadurch 
aus,  dafs,  während  auf  den  letzteren  das  Wappen  des  betreffen- 

b. 


den  Landesherrn  erscheint,  hier  ein  Theil  des  redenden  Wappen- 
■bildes   der  Stadt   auf  dem  Rücksiegel  (Fig.  b)   im  Schild  und 

*)  Vgl.  Anzeiger  1866,  Nr.  7,  Sp.  239.  Von  den  dort  ange- 
führten Städtesiegeln  ist  das  von  Giefsen  auf  Taf.  II,  Fig.  5,  a  un- 
serer „Siegel  der  Pfalzgrafen  von  Tübingen",  im  Correspendenz- 
blatt  1863,  Beilage  zu  Nr.  5,  abgebildet ;  ebenso  die  beiden  von 
Schwerin  auf  Taf.  XIX,  Fig.  48  u.  49  der  „Meklenburgisohen  Städte- 
siegel" von  C.  J.  Milde  (Lübeck,  1857).  Beizufügen  sind  noch  die 
Siegel  von  Grüneberg  v.  1346  und  von  Vöklabruck  v.  14.51 ;  letz- 
teres mit  den  beiden  Herzogen  Albert  und  Rudolf  von  Oesterreich 


auf  den  Pferdedecken  abgebildet  ist.  Die  Ansicht  L3'nker's*), 
dal's  das  Bild  einen  Löwen  —  das  Wappen  der  Landesherrn, 
der  Landgrafen  von  Thüringen  —  darstellen  soll,  ist  ofi'enbar 
unrichtig,  wie  der  erste  Blick  auf  unsere  ganz  genaue  Zeich- 
nung erkennen  läfst.  Die  natürlichste  Erklärung  dieses  Siegel- 
bildes ist  wol  die,  dafs  der  Künstler  den  Ritter  andern  ähn- 
lichen Städtesiegeln  entnommen  und  dagegen,  aus  poetischer 
Lizenz  und  allerdings  gegen  die  Gewohnheit,  statt  des  Wap- 
pens des  Landesherrn  den  Wolf  aus  dem  redenden  Stadtwap- 
pen aufgenommen  hat,  wodurch  dieses  Siegel  bis  jetzt  als  Uni- 
cum,  oder  doch  jedenfalls  als  Curiosum  erscheint. 

LXX. 


Auf  diesem  spitzovalen  Siegel  (II.  B.)  der  Anna  Schlüssel- 
felder aus  dem  15.  Jahrh.  mit  dem  Bilde  Maria  Verkündigung 
und  der  Legende  :  „Sigillum  prepositure  :  .  .  .  anne. :  schlussel- 
felderin :  .  .  .",  findet  sich  in  der  oberen  Spitze  eine  plastische 
Darstellung  natürlicher  Wolken,  wie  sie  im  Mittelalter  bis- 
weilen, auf  Siegeln  aber  höchst  selten  vorkommt.  Allerdings 
a.  wurde    das    ursprüngliche    heraldische 

Pelzmuster**)  in  späterer  Zeit  auch  zur 
Darstellung  natürlicher  Wolken  in  der 
Heraldik  und  Plastik  verwendet,  z.  B. 
im  Wappen  der  Donnersberg:  im  schwar- 
zen Felde  über  drei  goldenen  Bergen 
drei  goldene  Blitze  aus  weifs  und  blauen 
Wolken,  wie  hier  in  Figur  a.  abgebildet ; 
(vgl.  Sibmacher  II,  44). 
Auf  einem    sächsischen    Geschützrohr  v.  J.  1523  im  ger- 


zu  Pferde  und  der  ungewöhnlichen  Legende :  „Sigillum  quod  .  fe- 
cit .  de  .  Feclepruckhe .  Albert .  pater,  Rudolfus  filius"  (die  letzteren 
vier  Worte  im  Siegelfelde)  ist  abgebildet  Taf.  X  bei  E.  Melly: 
Beiträge  zur  Siegelkunde  des  Mittelalters.     Wien,  1846. 

*)  Vergl.  dessen  Geschichte  der  Stadt  Wolfliagen,  Kassel,  1855; 

(6.  Supplement  der  Zeitschrift  des  Vereins  für  bess.  Gescliiohte  etc.) 

**)  Vgl.  Nr.  LXII  der  sphragist.  Aphorismen  im  Anzeiger  1872, 

Nr.  10,  Sp.  317—320,  und  unsere  Monographie:  „Das  heraldische 

Pelzwerk",  als  Manuscript  gedruckt  1867. 


261 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


262 


b. 


manischen  Museum  findet  sich  die  Darstdlungswcisc  von  Blitz 
und  Donner,  wie  in  dem  Donnersbergischen  Wai)pen,  und  auch 
hier  ist  die  Bedeutung  des  altcu  heraldischen  Pelzmusters  für 
Wolken  selbstverständlich.  Auf  alten  Tcppichen  kommt  dieses 
Motiv  ziemlich  hautig  war,  tlieils  unverkennbar  für  Wolken  bei 
bildlichen  Darstellungen,  theils  aber  auch,  namentlich  als  Bor- 
düre, von  zweifelhafter  Bedeutung,  aber  doch  ^vahrscbeinlicher 
für  Pelz. 

Bei  ganz  oder  theilweise  redenden 
Wappen  ist  dieses  Motiv  leicht  erklär- 
lich, wie  z.  B.  bei  Wolkenstein:  von 
r.  und  w.  Wolken,  oder  im  Wolken- 
schnitt, Schrägrechts  getheilt  (vgl.  Sib- 
macher  I,  26.);  bei  andern  aber,  wie 
z.  B.  bei  Krätzel,  Fig.  b.,  ist  es  immer- 
hin zweifelhaft,  ob  diese  Theilung  als 
Pelz  oder  als  Wolkenschnitt  zu  blaso- 
nieren  sei*);  in  dubio  ist  aber  wol  das  Erstere  die  Kegel, 
namentlich  bei  allen  Wappen  aus  dem  früheren  Mittelalter. 

Dafs  der  Schildrand  des  Fürstenbergischen  Wappens  ur- 
sprünglich von  weifs  und  blauem  Kürsch  **),  später  gewöhnlich 
als  sog.  heraldische  Doppelwolken  gezeichnet***)  und  blasoniert 
worden  ist,  thut  nichts  zur  Sache  und  ist  nur  Folge  fehlerhaf- 
ter Auffassung  des  ursprünglichen  mittelalterlichen  Motives. 

In  der  Publication  der  alten  Züricher  Wappenrolle  sehen 
wir  das  heraldische  Pelzweric 

a)  nur  zweimal  in  natürlicher  Form:  Nr.  127  Bregenz, 
Hermelin  und  Kürsch;  Nr.  248  NN.  drei  Kürsch -Fell- 
chen ;  dagegen  häufig 

b)  inderconventionellenheraldischenForm:  Nr.  28 
Froburg,  Nr.  29  Oettingen,  Nr.  37  Fürstenberg,  Nr.  60 
Sulzberg  (?),  Nr.  91  Gutenberg,  Nr.  109  Belsholz  (?), 
Nr.  113  Wile  p),  Nr.  143  Röteln,  Nr.  147  Blumenberg, 
Nr.  508  Schauenstein,  sowie  bei  Nr.  470,  532  und  556. 

Wenn  Sibmacher  I,  45  das  erste  und  vierte  Feld  im  Wap- 
pen der  „Senus  von  Freudenberg  aus  Kärndten"  als  blauen 
Balken  mit  3  schwarzen  Schilden  blasdniert,  so  ist  nach  seiner 
Zeichnung   zu  vermuthen,  dafs   dieses  Wappen  ursprünglich f) 


*)  Vgl.  Nr.  II   der  sphragist.  Aphorismen   im  Anzeiger   1866' 

Nf.  8,  Sp.  269.     Die  älteste  Form  spricht   also  auch  bei   diesem 

Wappen  gegen  die  Annahme  von  „Wolken"  oder  „Wolkenschnitt." 

**)  Vgl.   unsere   heraldische  Monographie   „Zur  Geschichte  des 

fürstenberg.  Wappens",  als  Manuscript  gedruckt  1860. 

***)  Als  natürliche  Wolken,  mit  mehr  oder  weniger  unbestimm- 
ten Conturen,  finden  wir  den  fürstenberg'schen  Schildrand  ab- 
gebildet in  Ulrich's  von  Richenthal  Chronik  des  Constanzer  Con- 
ciliums  (gedruckt  1483),  in  Sigm.  Feyerabend's  Turnierbuch  (von 
1579)  und  in  Mart.  Schrot's  Wappenbuch  des  h.  Römischen  Reichs 
(gedruckt  bei  Ad.  Berk,  1581). 

t)  Sollten  Siegel  mit  diesem  Wappen  aus  dem  13.  oder  14. 
Jahrb.  vorhanden  sein,  so  würden  dieselben  sicher  hierüber  Auf- 
schlufs  geben. 


ein  Schild  von  weifs  und  schwarzem  Kürsch  mit  einem  blauen 
Querstreifen  war.  p, .  j^ 

t 

Orakelfragen  und  Wassersegen. 

Die  vor  Kurzem  für  die  Bibliothek  des  germanischen  Mu- 
seums käuflich  erworbene,  von  Hrn.  Professor  Gengier  in  Nr.  6 
des  Anzeigers,  Sp.  153  ff.  ausführlich  beschriebene  Papierhand- 
schrift (Nr.  28909,  2»)  aus  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jalirh. 
enthält  auf  Bl.  201,  von  der  gleichen  Hand  wie  der  ganze  üb- 
rige Band  geschrieben,  folgende  Anweisung  zu  Orakelfragen  und 
einen  Wassersegen. 

„Nota  von  Eelewten  welichs  ee  sterb  oder  gestorben  sey 
patet  per  alphabetum  infra.  Si  par,  so  stirbt  der  Man,  Si 
jmpar,  die  Fraw,  vltimo  zeuch  alle  9  ab  vucz»)  das  es  nicht 
mer  9  tragen  mag. 

2.     13.     15.     16.     6.     4.     1.     21.     12.     22.     11.     19.     9. 

"•      ^-      c.      b.      e.     f.     g.     l).      i.       l      I.      m.    n. 

15.     20.     7.     5.     10.     14.     8.     17.     23.     3. 

0.       p.     q.     r.       f.       t.      V.      j.       t).      ä. 

Nota  wer  das  Man  oder  weib  vmb  ain  Erb  kriegten,  wil- 

du  wissen  wem  das  Erb  beleibt  So  nym  aber  jr   baider  Tauf- 

nam  vnd  Raitt')  yetwedern  besunder  nach  dem  Abc   vud   we- 

lich  zal   dann  orf^)  ist,  dem  geschieht  pruch*).     Sagend  dann 

die  nöra^)  geleich  So  nym  jr  baider  zunömS)  vnd  tu  aber  das- 

selb,  Sagent   dann  jr  baider  zunem  geleich  So  nym  jr   baider 

vaterTaufnam  vnd  raitt »)  es  aber  nach  dem  Abc.     Auf  welich 

dann   ort  leif)    dem   geschieht  pruch^).    Wer  aber  das  zwen 

miteinander  vmb  wett  Rennen  weiten,   wildu    wissen    wer   vor 

Rennen  werd  So  nym  jr  baider   taufnem   vud  raitt  yetwedern 

besunder,   als  du  die  zal  vindest   in   dem  obgenanten  Abc  auf 

welhem  dann  ort  leit  dem  geschieht  pruch. 

Das  ist  nu  der  wasser  Segen  Als  siecht  vnd  als  gerecht 
als  man  jn  ymer  gehaben  mag  vnd  damit  man  all  wunden 
oder  ander  geprechen  viechen  oder  lewteu  an  all  Erczt  vnd 
an  alles  wee  vnuerpunden  wol  gehaillen  mag.  Nym  ain  New- 
geschephts  lautters  wasser  in  ain  Rains  vas")  vnd  sprich  also. 
Das  wasser  müs  alswol  gesegent  sein  als  der  heilig  Jordan  da 
Got  selbe  jnne  getaufft  ward,  in  dem  nam  des  vaters,  des 
Suns,  des  heiligen  geists  Amen,  pater  noster  Aue  maria  |  Also 
gesegeu  das  wasser  dreystund')  nacheinander  so  ist  es  heilig 
vnd  wol  berait.  Darnach  gesegen  die  wunden  oder  den  ge- 
prechen mit  den  drin  hernachgeschriben  segen  vnd  sprich  also. 
Ich  gesegen  dich  hewt  die  vnuermailigte^)  wunden  mit  den 
heiligen  vnd  gerechten  karactern,  das  du  dein  sweren  vnd  dein 

')  raüen,  rechnen,  berechnen;  Sohmeller  IP,  Sp.  170 f.  ^)  ort, 
ungleich,  ungrad  (der  Zahl  nach);  das.  P,  Sp.  150.  ')  nem,  d.  i. 
Namen,  Namen;  sunäm,  Zunamen;  das.  P,  Sp.  1738.  *)  leit,  liegt. 
*)  pruch,  Abbruch,  Nachtheil,  Verlust;  mir  geschieht  bruch,  ich  bin 
der  verlierende  Theil.  Schmeller  P,  Sp.  342.  «)  vas,  Gefäfs ;  das. 
Sp.  766.  ')  dreijstund,  dreimal;  Schmeller  III,  647.  °)  vnuer- 
mailigt,  unbefleckt,  unbeschädigt,  unverletzt.  Schmeller,  IP,  Sp. 
1585. 


263 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


264 


swellen  lassest,  vnd  dein  nessen  vnd  dein  fliessen  lassest,  vnd 


dorren  vnd  dein  vntugent  lassest.  Es  seien  fliegen  würm  oder 
spynnen  oder  welherlay  vnflat  das  sey  das  der  wunden 
schad  sey,  das  müfs  von  disen  werten  tod  sein  die  jch 
hie  gesegent  lian,  das  ist  war,  in  nomine  patris  et  filij  et 
Spiritus  saucti  Amen.  Du  gebenedicter  Jesu  xpe  (christe) 
in  dem  nam  gots  des  waren  Jhü  xpi  dein  heilig  wunden 
die  enswuren  noch  enfaulten  noch  enflussen  noch  ensmekch- 
ten  noch  citroten  (lies:  eitroten),  dageslüg  nie  kain  vn- 
gelükch  zu  also  mus  heut  der  wunden  geschehen  die  jch 
hie  gesegent  han  mit  dem  waren  got  vnd  in  sein  nam 
das  ist  war  Amen,  in  nomine  patris  et  filij  et  Spiritus 
sancti.  Du  gebenedicter  Jhü  crist  die  (din)  heilig  wunden 
die  hallten  stet  vnd  vest  vcnzt")  an  den  grünt,  da  geslüg 
nie  kain  vnglukch  zu  Also  müss  heut  vnd  ymer  der  wun- 
den geschehen  die  ich  hie  gesegent  hab  mit  dem  waren 
got  das  ist  war  Amen  ju  nomine  patris  et  lilij  et  Spiritus 
sancti  Also  gesegen  die  wunden  all  tag  zwir")  oder  des 
morgens  vnd  des  abents  alsofft  du  sprichst  nach  den  vor- 
geschriben  drein  segen  In  nomine  patris  et  filij  et  Spiri- 
tus sancti  So  wirff  des  gesegenten  wassers  dreystund') 
in  die  wunden  Ain  lay  mag  wol  in  gots  namen  drey  tag 
die  wunden  gesegenn  vnd  nicht  mer." 

Dr.  Frommann. 


')  sülen,  brennen  ;  vgl.  Sohm.  IP,  Sp.  340 ;  oder  sollte 
besser  süren,  schwären,  zu  lesen  sein ;  s.  Schm.  IP,  Sp.  322 
11.  vgl.  unten:  eitroten.  '")  smekchen,  schmecken,  riechen; 
das.'  III,  464.  ")  vncit,  unz,  bis  ;  Schm.  P,  Sp.  118.  ")  wir, 
zweimal ;  Schm.  IV,  307  f. 


dein  faullen,  dein   siiten^)   vnd  smekchen'")  lassest,  vnd  dein 


Ein  Seidenstoff  des  15.  Jahrhunderts  im  germa- 
nischen Museum. 

Dem  grofsen  Formenkreise,  welcher  sich  in  den 
Geweben  ausspricht,  die  auf  Grundlage  der  Muster  ara- 
bischer Industrie  im  Abendlande  ausgeführt  wurden,  ge- 
hört auch  das  Gewebe  an,  dessen  Muster  nebenstehend 
in  '/3  wirklicher  Gröfse  abgebildet  ist.  Die  Spruchbänder 
beweisen  durch  ihre  Gestalt,  dafs  das  Gewebe  den  spä- 
teren Zeiten  entstammt.  Die  scheinbar  arabischen  Schrift- 
zeichen haben  keinen  Sinn.  Die  Thiere,  besonders  die 
zwei  verschiedenen  Drachen,  sind  ebenso  energisch  in  der 
Zeichnung  als  phantastisch.  Die  Grundfarbe  des  Ge- 
webes scheint  ehemals  ein  kräftiges  Roth  gewesen  zu 
sein,  das  jedoch  jetzt  so  verschossen  ist,  dafs  das  schmu- 
tzig gewordene  und  nachgedunkelte  Gold  der  Zeichnung 
sich  dunkel  vom  Grund  abhebt,  während  ehemals  der 
Grund  dunkel  war  und  die  Zeichnung,  d.  h.  die  Thiere, 
liell  vortreten  liefs.  Das  Gewebe  soll  aus  Lüneburg  stam- 
men, wo  der  Künstler,  aus  dessen  Besitz  es  ins  germani- 
sche Museum  gekommen,  es  vor  längeren  Jahrzehnden 
erworben  zu  haben  angibt. 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E  Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  AMEIGER  FÜR  KÜTOE  DER  DEUTSCHE!^  VORZEIT. 

1873.  JW  9.  September. 


(liroiiili  des  fiiermaiiisclieu  Museums. 


Nürnberg,  den  15.  September  1873. 
Die  bevorstehende  Jahresconferenz  veranlafst  einen  Abschlul's 
in  der  Aufstellung  und  Einreihung  der  in  den  letzten  Monaten 
neu  hinzugekommenen  Gegenstände,  soweit  solche  in  die  Abthei- 
lungen treffen,  die  dem  allgemeinen  Besuche  zugänglich  sind. 
Wenn  schon  nicht  gerade  Vieles  in  neuerer  Zeit  erworben  werden 
konnte,  so  ist  doch  auch  für  manches,  wegen  Mangels  an  Raum 
früher  Zurückgestellte  nunmehr  durch  neue  Einrichtung  Platz  ge- 
funden worden.  So  hat  die  Abtheilung  der  Oefen  und  Ofen- 
kacheln eine  neue  Aufstellung  erhalten,  zugleich  mit  einer  ein- 
fach künstlerischen  Ausstattung  der  Eäume  selbst,  und  sie  ist  nun- 
mehr eine  unserer  schönsten  Abtheilungen,  die  drei  kleine  Säle 
füllt.  Auch  die  Arnold'schen  Bleireliefs  gelangen  nunmehr  zur  Auf- 
stellung. 

In  einem  neuen,  reichgeschnitzten  Schranke  im  gothischen  Stil, 
welchen  Herr  Fabrikant  Ammersdörfer,  der  ihn  bei  der  Londoner 
Weltausstellung  benützt  hatte,  dem  Museum  schenkte,  ist  die  Samm- 
lung der  Drechslerarbeiten  vereinigt  zu  passender  Aufstellung  ge- 
langt. Ebenso  sind  bei  der  Gewehrsammlung  die  neuen  Zugänge 
eingereiht. 

Herr  Oberst  Köhler  in  Sprottau  hat  die  von  ihm  vor  meh- 
reren Jahren  unter  Eigenthumsvorbehalt  im  Museum  aufgestellte 
mittelalterliche,  höchst  merkwürdige  Lothbüchse  nunmehr  als 
Geschenk  überlassen. 

Auf  Veranlassung  der  Generaldirektion  der  Wiener  Weltaus- 
stellung hatte  das  Museum  je  ein  Exemplar  seiner  verschiedenen 
Publicationen  dahin  gesendet  und  ist  nun  dafür  von  der  Jury  durch 
eine  Medaille  ausgezeichnet  worden. 

Zu  dem  Verzeichnisse  der  Kunstfreunde  und  Künstler,  welche 
Kunstwerke  zu  Gunsten  der  Uebertragung  des  Augustinerklosters 
gespendet  haben,  sind  jüngst  hinzugekommen:  die  Herreu  Ehr- 
hardt,  Professor,  in  Dresden,  Dr.E.Förster  in  München,  Frey- 
tag, Professor,  in  Gotha,  E.  Gleim,  Landschaftsmaler,  in  Mün- 
chen, Jäger,  Professor,  in  Nürnberg,  Thiersch,  Professor,  in 
München. 

Als  ein  freudiges  Ereignifs  darf  das  Museum  auch  den  Besuch 
Sr.  kais.  Hoheit  des  Kronprinzen  des  deutschen  Kelches  in  seiner 
Chronik  nicht  unerwähnt  lassen. 

Durch  den  Tod  des  Vicedirektors  des  k.  geh.  Haus-  und  Staats- 
archivs in  Stuttgart,  Dr.  Ed.  Kausler,  hat  unser  Gelehrtenaus- 
schufs  einen  neuen  Verlust  erlitten. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von    Distriktsgemeinden :    Bruck    15  fl.     Greding    10  fl. 

Würzburg  10  H.    Zweibriicken  10  tl. 

Von  Privaten:  Berlin.  Dr.  Piper,  Professor,  5fl.  15  kr. ; 
Dr.  phil.  Theod.  Wagner  7  fl.  Duisburg.  Wagner,  Gymnasiallehrer, 
1  fl.  45  kr.  (zahlt  schon  seit  1871).  Hamburg.  Sigmund  Heinrich- 
sen,  Bankdirektor,  3  fl.  30 kr.  Meersburg  (Baden).  Kreuz,  grofsh. 
Domänenverwalter,  1  fl. ;  A.  Müller,  Seminaroberlehrer,  1  fl.    Nürn- 


berg. Frau  C.  Burkhardt,  Institutsvorsteherin,  3  fl. ;  Frau  Bertha 
Rosenfelder  2  fl.  Sesslach.  Dr.  Voltz,  Notar,  1  fl.  Sonneberg.  Dr. 
jur.  Ortloft',  Rechtsanwalt,  1  fl.  10  kr. ;  Saurhammer,  Kaufmann,  1  fl. 
10  kr. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 

Von  Privaten :  Ansbach.  Dr.  Hänle,  k.  Advokat,  2  fl.  Wis- 
mar. Frege,  Advokat,  8  fl.  45  kr. 

Im  Jahresberichte  pro  1872  ist  der  Beitrag  der  Stadt  Duis- 
burg, der  mit  1  fl.  45  kr.  aufgeführt  ist,  auf  8  fl.  45 kr.  zu  berichti- 
gen ;  s.  auch  Beil.  Nr.  2  des  Anzeigers,  Jhg.  1872. 

Unsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu : 

Ii  Für  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen, 

(Nr.  6949—6964.) 

dessen.  Dr.  Buchner,  Reallehrer:  2  Photographieen  nach 
Ausgrabungen  bei  GieCsen.  2  eiserne  Siegelstöcke  vom  18.  Jhdt. 
—  Hannover.  P'reifräulein  von  Uslar-Gleichen :  Bronzeme- 
daille auf  die  Feier  der  silbernen  Hochzeit  des  Königs  Georg  von 
Hannover.  —  Nürnberg.  Oberst  von  Gemming:  Gipsabgufs 
einer  Gemme  mit  hebräischer  Inschrift.  G  euder,  Antiquar :  Schach- 
tel mit  Zinnhusaren  aus  der  Zeit  des  siebenjährigen  Krieges.  Lü- 
tzelberger,  Stadtbibliothekar:  Prager  Groschen  vom  14.  Jhdt. 
Dr.  med.  Zeh  1er:  Bayerischer  und  Brandenburger  halber  Gul- 
den von  1719  und  1733.  Zöpfl,  Fabrikant:  Gothisches  Thür- 
schlofs.  —  Oberbürg  bei  Nürnberg.  Freih.  von  Andrian:  Eine 
mit  Papiermosaik  verzierte  Schachtel,  18.  Jhdt.  —  St.  Petersburg. 
Lemm:  Grol'se  Bronzemedaille  auf  das  25jähr.  Bestehen  des  Ale- 
xander-Lyceums  zu  Petersburg.  —  Stuttgart.  Dr.  med.  Holder, 
Geh.  Medicinalrath :  Porträt  des  J.  G.  Scheicher,  Oelgemälde  von 
L.  Strauch.  —  Wiesbaden.  E.  Zais:  Photographie  und  Farben- 
druck nach  einem  Teppich  mit  Darstellung  der  Jungfrau  von  Or- 
leans im  Museum  daselbst. 

II.  Für  die  Bibliothek, 

(Nr.  30,276-30,314.) 
Aarau.  H.  R.  Sauerländer,  Verlagsh.:  Hebel,  alemannische 
Gedichte,  herausg.  u.  erläutert  v.  Götzinger.  1873.  8.  —  Ansbach. 
S.Hänle,  k.  Advokat:  Ders.,  Erinnerungen  an  die  HohenzoUern  in 
Ansbach.  1873.  4.  —  Berlin.  H.  Dannenberg,  Stadtgerichtsrath : 
Ders.,  die  Aachener  u.  Kölner  Münzen  der  Hohenstaufen-Kaiser  u. 
ihrer  Gegner.  8.  Sonderabz.  Ders.,  Mittelaltermünzen  von  Hoorn. 
Unedirte  Thaler.  8.  Sonderabz.  —  Bremen.  Archiv  der  freien 
Hansestadt:  Ehmck  u.  v.  Bippen,  Bremisches  Urkundenbuch. 
Bnd.  I,  7  u.  H,  1.  Lief.  1873.  4.  —  Brunn.  Histor.-statist.  Sec- 
tion  der  mähr.-schles.  Gesellschaft  etc.:  Dies.,  Schriften 
etc. ;  XXI.  Bnd. :  d'Elvert,  Geschichte  der  Musik  in  Mähren  u. 
österr.  Schlesien.  1873.  8.  —  Colmar.  C.  Alexi,  Conrector  des 
kais.  Gymnasiums:  Ders.,  der  Tod  des  Herzogs  Bernhard  v.  Wei- 
mar. 1873.  8.  Sonderabdr.  v.  Cuny,  k.  Appellrath ;  Pievue  d'Al- 
sace;  II.  annee,  juil.-sept.  1873.  8.  —  Dresden.  K.  sächs.  Mini- 
sterium des  Innern:  Kalender  u.  statist.  Jahrbuch  auf  d.  J.  1874. 
8.  —  Dürkheim  a.  d.  H.  Rektorat  der  k.  b.  latein.  Schule: 
Dass.,  Jahresbericht,  1872—73.  4.  —  Erlangen.  Ferd.  Enke,  Ver- 
lagsh.: Müller,  die  venerischen  Krankheiten  im  Alterthum.  1873. 
8.  —  Landshut.  Histor.  Verein  f.  Niederbayern:  Ders.,  Ver- 
handlungen etc.;  Bnd.  XVII,  1.  1873.  8.  —  Leipzig.  F.  A.  Brock- 
haus, Verlagshndl. :  Wander,  Sprichwörter-Lexikon  ;  45.  Lief.  1873. 
8.     Wilh.  Violet,  Verlagshndl.:  Freund,  dreiTafeln  der  griech., 


267 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


268 


röm.  u.  deutschen  Literaturgeschichte;  Taf.  III.  1873.  —  Lübeck. 
Gesammtausschu fs  des  deutschen  Sängerbundes:  Ders., 
Protokoll  über  die  7.  Sitzung.  1873.8.  —  Münchberg.  Ludw.Zapf, 
Stadtschreiber:  Ders.,  der  Sagenkreis  des  Fichtelgebirges.  1873.  8. 

—  Münnerstadt.  K.  Rektorat  der  Studienanstalt:  Dass.,  Jah- 
resbericht etc.  1872—73.  4.  —  Münster.  K.Akademie:  Enck,  de 
S.  Adalhardo  abbate  Corbeiae  antiquae  et  novae.  1873.  8.  Theis- 
sing'sche  Buchhandl.  :  Teipel,  Wiftekind,  Bruno,  Egbert.  1860.  8. 

—  St.  Nikolaas.  Oudheidskundige  Kring  van  het  Land  van 
Waas:  Ders.,  Annalen ;  IV'.  Deel.  4.  Avlev.  1873.  8.  —  Nördlingen. 
C.  H.  Beck'sche  Buchh.  :  Schultheis,  europäischer  Geschichtskalen- 
der; 13.  Jhg.  1872.  1873.  8.  —  Nürnbern.  Friedr.  Korn'sche 
Buchh. :  Die  Volksschule  des  XIX.  Jahrh.  in  Biographieen  ;  8.  Lief. 
1873.  8.  —  Strassburg.  Dr.  Friedr.  Wilh.  Bergmann,  Univers.- 
Professor :  Ders.,  Strafsburger  volksgespräche,  in  ihrer  mundart 
vorgetragen.  1873.  8.  —  Stuttgart.  J.  G.  Cotta'sche  Buchh.: 
Riehl,  culturgeschichtliche  Novellen.  3.  Aufl.  1864.  8.  Steub,  klei- 
nere Schriften;  I.Band.  1873.  8.  —  Turin.  Guido  Cora:  Cosmos 
etc.;  vol.  I,  3.  4.  1873.  8.  —  Ulm.  Verein  f.  Kunst  u.  Alter- 
thum  in  Ulm  und  Oberschwaben:  Ders.,  Verhandlungen; 
neue  Reihe,  5.  Heft.  1873.  4.  —  Venedig.  Deputazione  Veneta 
sopra  gli  studi  di  storia  patria:  Fulin,  Relazione  della 
giunta  etc.  1873.  8.  —  Weimar.  B.  F.  Voigt,  Verlagshandl. :  Die  be- 
sten und  beliebtesten  Zimmerraannssprilche ;  6.  Aufl.  8.  —  Wien. 
Wilh.  Braumüller,  k.  k.  Hof-  u.  Univers. -Buchhändler:  Beer, 
Joseph  II. ,    Leopold  II.    und  Kaunitz.     Ihr  Briefwechsel.   1873.  8. 


V.  Vivenot,  Quellen  zur  Geschichte  der  deutschen  Kaiserpolitik 
Oesterreichs  während  der  französ.  Revolutionskriege  ;  I.  Bnd.  1873. 
8.  Spiels,  die  fränkisch-henneberg.  Mundart.  1873.  8.  A.  Conze, 
Univers.-Professor :  Ders.,  il  ritorno  di  Ulisse.  1872.  8.  Sonderabdr. 
Alfred  Grenser:  Pusikan,  die  Kaiserstein.  1873.  8.  Franz 
Ritter  von  Hauslab,  k.  k.  Feldzeugmeister:  Ders.,  über  die 
charakteristischen  Kennzeichen  der  geschichtl.  Entwickelungs-Ab- 
schnitte  der  Kriegertracht  v.  Beginn  des  16.  bis  zu  jenem  des  19. 
Jahrh.  1864.  8.  Sonderabdr.  Schneider,  Zusammenstellung  u.  In- 
halts-Angabe der  artillerist.  Schriften  u.  Werke  in  d.  Bibliothek 
Sr.  Exe.  des  Herrn  Feldzeugmeisters  Ritter  v.  Hauslab.  8.  Schnei- 
der, die  Handgranaten.  1864.  8.  Sonderabdr.  Schneider,  der  all- 
gemeine u.  der  Krieger-Aberglaube  im  16.,  17.  u.  18.  Jahrh.  1865. 
S.  Sonderabdr.  Schneider,  über  die  Rolle  einiger  Thiergattungen 
in  dem  Kriegswesen  der  Vergangenheit.  1860.  8.  Sonderabdr. 

III,  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4326—4327.) 
dessen.  Dr.  Buchner,  Reallehrer:  Lehenbrief  Johann  Georgs, 
Kurfürsten  und  Herzogs  zu  Sachsen,  an  August  Hefsling,  über  das 
Gut  Leinpach  ohnweit  Meifsen.  1654.  Perg.  —  Sesslach.  Salb, 
stud,  jur. :  Aufforderung  Kaiser  Leopold's  I.  an  Bürgermeister  und 
Rath  der  Stadt  Windsheim,  zur  Vertheidigung  des  Vaterlandes 
deutscher  Nation  die  Werbung  einer  Anzahl  Kriegsvolkes  in  ihrem 
Gebiete  zu  verstatten.  1677.  Pap.  Orig. 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Geschichte  der  Musik  in  Mähren  u.  Oesterr.-Sohle- 
sien  mit  Rücksicht  auf  die  allgemeine,  böhmische  und  österreichi- 
sche Musik  -  Geschichte.  Von  Christian  Ritter  d'Elvert.  (Bildet 
auch  den  5.  Band  seiner  Beiträge  zur  Culturgeschichte  Mährens 
und  Oesterr.- Schlesiens  und  den  21.  Band  der  Schriften  der 
histor,  Sektion.)     Brunn,  1873.     8.     VI,  258  u.  252  Stn. 

Eilfter  Jahresbericht  des  Vereins  für  Geschichte  der 
Deutschen  in  Böhmen.  Für  das  Vereinsjahr  1872  — 1873- 
(Vom  16.  Mai  1872  bis  15.  Mai  1873.)     Prag  1873.     8. 

Heraldisch  -  genealogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
m.  Jahrg.    Nr.  7.  8.     Wien,  Juli.     1873.     4. 

Original -Prunkhelme  und  Schilde  aus  dem  15.  Jahrhunderte. 
Besprochen  von  Friedrich  Freiherrn  AValdbott  von  Bassenheim.  — 
Kleine  Bemerkungen  zur  Wappenkunde.  Von  Ralph  von  Retberg- 
Wettbergen.  —  Ueber  die  persönlichen  Verhältnisse  und  das  Wap- 
pen des  Freiherren  Niklas  von  Jurischitz.  Von  Geza  Csergheö 
de  Nemes  -  Tacskänd.  —  Zur  heraldischen  National  -  Charakteristik 
von  Dr.  C.  0.  von  Querfurth.  —  Die  Aufnahme  des  Fürsten  Oc- 
tavio  II.  Piccolomini  als  Ehren -Prior  in  den  militärischen  Orden 
des  heiligen  Stefan  zu  Pisa  am  14.  Februar  1744.  Nach  lateini- 
schen und  italienischen  Urkunden  aus  dem  Nachoder  Schlofs- Ar- 
chive von  Arnold  Freiherrn  von  Weyhe-Eimke.  —  Kleine  Mitthei- 
lungen aus  den  reiehsgräflichen  Abensperg-Traun'schen  Archiven 
von  Friedrich  Kern.  —  Ein  Ortenburg'sches  Siegel.  —  ,,Das  Wap- 
pen der  Mendoza."  Ein  spanisches  Schauspiel  des  17.  Jahrh.  (Al- 
fred Grenser.)  —  Die  möglichen  Beziehungen  mancher  älterer  bür- 
gerlicher Wappen  zu  den  Zunftschilden  städt.  Gewerks-Innungen. 

Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunstvereines  der  Diözese  Seckau.  1873.  IV.  Jahrg.  Nr.  8. 
Graz.    8. 


Die  kirchlichen  Neubauten  Wien's.  —  Ueber  das  Pastorale  der 
Bischöfe  und  Aebte.  Mitgetheilt  von  P.  Ludwig  Findeys.  —  Ein 
Wort  über  gothische  Kelche. 

Verhandlungen  des  historischen  Vereines  für  Nie- 
derbayern.    XVH.  Band.     1.  Heft.     Landshut,  1873.     8. 

Der  Natternberg.  Mitg.  von  P.  Bened.  Braunmüller,  0.  S.  B. 
—  Geschichte  der  Grafen  von  Roning- Rottenburg  und  Moosburg. 
Vom  Beneficiaten  Georg  Heinrich. 

Organ  für  christliche  Kunst,  hrsg.  und  redigirt  von  J. 
van  Endert  in  Cöln.  Organ  des  christlichen  Kunst  Vereins 
fürDeutschland.  Nr.  13*).  15.  16.  —  Köln,  1.  Juh  1873.  XXIII. 
Jahrg.     4. 

Diverse  Alterthümer  aus  den  Katakomben.  —  Die  St.  Marcus- 
Capelle  in  Altenburg.  —  Ueber  die  kirchliche  Kunst  zu  Trier.  — 
Fortsetzungen. 

Mittheilungen  zur  vaterländischen  Geschichte. 
Herausgeg.  vom  historischen  Verein  in  St.  Gallen.  Neue 
Folge.  3.  Heft.  (Der  ganzen  Folge  XIII.)  Mit  zwei  Karten. 
St.  Gallen,  Huber  &  Comp.     1872.     8. 

Joachim  von  Watt  als  Geschichtschreiber.  Von 
anfang,  gelegenheit,  regiment  und  handlung  der  weiterkannten 
frommen  statt  zu  Sant  Gallen.  Hrsg.  von  dems.  Verein.  Mit  einer 
Tafel.     St.  Gallen.     Huber  &  Comp.     1873.     4. 

Publication  de  la  Section  historique  de  l'Institut 
Royal  Grand-D ucal  deLuxembourg.  Annee  1872.  XXVII 
(V).     Luxembourg,  V.  Bück.     1873.     4. 

Angelegenheiten  der  Gesellschaft.  —  Table  chronologique  des 
chartes  et  diplomes  relatifs  ä  Thistoire  de  l'ancien  pays  de  Luxem- 
bourg (8.  decembre  1437  —  23.  decembre   1439).     Par  M.  Wurth- 


*)  Kr.  14  ist  ansgcblleben. 


269 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


270 


Paquet.  —  Coup-d'oeil  lüstorique  et  analytique  sur  les  oonflits  et 
las  anciennes  hostilites  entre  Luxembourg  et  Trives,  entre  Luxera- 
bourg  et  Bar  et  entre  Luxembourg  et  la  Lorraine.  Par  M.  J.  Ul- 
veling.  — •  Renseignements  au  sujet  de  la  destruction  de  l'abba3-e 
d'Altmunster,  sur  le  plateau  de  ce  nom.  Par  le  meme.  —  Die  drei- 
dämmigen  Römerstrassen.  Von  H.  Job.  Engling.  —  Deux  chartes 
inedites  relatives  ä  Marange.  —  Notice  sur  l'ancien  couvent  des 
freres  mineurs  ä  Luxembourg.  Par  P.  Pruvost.  —  Das  Obitua- 
rium  der  Abtei  Echternach.  Bevorwortet  u.  herausgeg.  von  Prof. 
Dr.  Peters.  —  Chartes  Luxembourgeoises  inedites  qui  se  trouvent 
aux  archives  de  Coblence.  —  Melanges  historiques.. 

Annales  du  cercle  archeologique  du  Pays  de  Waas. 
Tome  quatrieme.  Quatrieme  Livraison.    Juin  1873.  Sint-Nikolaas.  8. 

Vereinsangelegenheiten.  —  Nekrologe.  —  L'ancien  abbaye  des 
chanoinesses  regulieres  de  l'Ordre  de  Saint  Victor  et  de  la  Regie 
de  Saint- Augustin,  dit  abbaye  de  la  Tres-Sainte  Vierge  Marie  de 
Roosenberg,  ä  Waasmunster  (avec  planches),  par  le  Dr.  J.  van 
Raemdonck. 

Verslag  van  het  Verhandeide  in  de  Algemeene 
Vergadering  van  het  Provinciaal  Utrechtsch  Genoot- 
schaiJ  van  Künsten  an  Wetenschapp  en,  gehenden  den 
10.  en  25.  Juni  1872.     Utrecht,  Gebr.  van  der  Post.     1872.     8. 

Aanteekeningen  van  het  Verhandeide  in  de  Sectie- 
Vergaderingen  van  het  Provinoiaal  Utrechtsch  Genootschap 
etc.  ter  gelegenheid  van  de  algemeene  vergadering,  gehouden  1871 
en  1872.    Utrecht,  C.  van  der  Post  jr.     1871.     8. 

De  Vrije  Fries.  Mengelingen,  uitgegeven  door  het  Friesch 
Genootschap  van  Geschied-,  Oudheid-  en  Taalkunde. 
Twaalfde  Deel.  Nieuwe  Reeks.  Zesde  Deel.  Derde  Stuk.  Leeu- 
warden,  H.  Kuipers,     1872.    8. 

De  Angel- Saksen  en  hunne  Oudste  Munten  (sceattas).  Eene 
verhandeling  van  Mr.  J.  Dirks.  Met  platen.  —  De  verdediging 
van  Friesland  in  1672.     Eene  voorlezing  door  M.  Bloemberger  Ez. 

FriesoheOudheden.  Af beeldingen van merkwaardige voor- 
werpen  van  wetenschap  en  kunst,  gevonden  in  de  archieven,  ker- 
ken,  kasteelen,  terpen  enz.  van  Friesland.  Namens  het  Friesch 
Genootschap  etc.  afgebeeld  en  historisch  toeglicht.  Derde  afleve- 
ring.    Leeuwarden,  H.  Kuipers.     1872.     2. 


Vier  -  en  -  veertigste  Verslag  der  Handelingen  van  het 
Friesch  Genootschap  enz.  over  het  jaar  1871—72.   Leeuwarden.    8. 

Memoires  de  la  Sooiete  royale  des  Antiquaires  du 
Nord.     Nouvolle  Serie.  —  1872.     Copenhague.     8. 

Recherches  sur  les  restes  du  premier  äge  de  fer  dans  l'ile  de 
Bornholm.  Par  E.  Vedel.  Avec  15  planches.  —  Statuettes  romai- 
nes  et  autres  objets  d'art  du  premier  äge  de  fer.  Par  C.  Engel- 
hardt.     Avec  12  planches. 

Aarböger  for  Nordisk  Oldkyndighed  og  Historie, 
udgivne  af  det  Kongelige  Nordiske  Oldskrift-Selskab. 
1872.     Andet,  tredie  og  fjerde  Hefte.     Kjöbenhavn.     8. 

Tillaeg  til  den  aeldre  Jernalders  Begravelser  paa  Bornholm. 
Af  Amtmand  E.  Vedel.  —  Runebjerget  ved  Veblungsnaes.  Af  B. 
E.  Bendixen.  —  Veblungsnaes-Indskriften.  Af  Sophus  Bugge.  — 
Ora  Sprogformen  i  de  saellandske  Love.  Af  Viggo  Saby.  —  Lod- 
bössen  fra  Vedelspang.  Et  Bidrag  til  Haandskydevaabnenes  Hi- 
storie   i   det  15de  Aarhundrede.     Af  Artillerikapitain    Otto  Blom. 

—  Det  aeldste  Köbenhavn.  Af  A.  D.  Jörgensen.  —  Bemaerknin- 
ger  i  Anledning  af  N.  Nicolaysen  :  Noget  om  Skaalebygningen  etc. 
Af  Hannibal  Hoff.  —  Bidrag  til  Oplysning  af  Middelalderens  Love 
og  Samfundsforhold.  Af  A.  D.  Jörgensen.  —  Ruslands  og  det  skan- 
dinaviske  Nordens  Bebyggalse  og  aeldste  Kulturforhold.  Bidrag 
til  sammenlignende  forhistorisk  Archaeologie.     Af  J.  J.  A.  Worsaae. 

1873.  Forste  Hefte.  Bemaerkninger  om  den  i  Skotland  fundne 
latinske  Norges  Krönike.  Af  Sophus  Bugge.  —  Tre  „barbarisk- 
classiske"  Gemmer,  fundne  i  Danmark.     Af  Prof.  George  Stephens. 

—  Harald  Hardrade  i  Limfjorden.  Af  Kr.  Erslev.  —  OmForhoI- 
det  mellem  den  saellandske  og  den  skanske  Kirkelov.  Af  A.  D. 
Jörgensen.  —  Den  oldnordiske  Bebyggelse  af  ArsukQorden.  Af 
G.  Fanöe. 

Beiträge  zur  Kunde  Ehst-,  Liv-  und  Kurlands, 
herausgegeben  von  der  Ehstländischen  Literarischen  Ge- 
sellschaf t  durch  Eduard  Pabst.  Band  L  Heft  IV.  Reval,  1873. 
Verlag  von  Lindfors'  Erben.     8. 

Die  alt-livländischen  Städtetage.  —  Recefs  des  Städtetages  zu 
Bernau,  1527.  —  Alter  Schrägen  der  Bruderschaft  der  Schmiede- 
gesellen zu  Reval.  Der  rigischen  Schmiedeknechte  Schrägen.  — 
Die  Russenschlacht  bei  Maholm  im  Jahre  1268.  —  Bericht  über 
die  Gesellschaft  für  1868 — 71. 


Nachrichten. 


Literatur. 

Neu  erschienene  Werke. 

21)  Friedrich  der  Freidige,  Markgraf  von  Meifsen, 
Landgraf  von  Thüringen,  und  die  Wettiner  sei- 
ner Zeit  (1247  —  1325).  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des 
deutschen  Reiches  und  der  wettinischen  Länder.  Von  Dr. 
Franz  X.  Wegele,  Professor  der  Geschichte  zu  Würz- 
burg. Nördlingen.  Druck  und  Verlag  der  C.  H.  Beck'- 
schen  Buchhandlung.  1870.  VII,  466  Stn.  Mit  2  genealo- 
gischen Tafeln. 

Die  Aufgabe,   welche  sich  der  Verfasser  in   der  vorliegenden 


Schrift  gesetzt  hat ,  ist ;  an  einem  einzelnen  Beispiele  die  innerli- 
che Zähigkeit  der  Kämpfe  zu  veranschaulichen,  welche  auf  deut- 
schem Boden  um  dynastische  und  territoriale  Selbständigkeit  ge- 
führt worden  sind.  Er  sieht  in  denselben  nichts  ZufälHges  und 
Willkürliches,  sondern  eine  ursprüngliche  Richtung  in  den  natio- 
nalen Anlagen,  die  jederzeit  nur  mit  grofser  Mühe  durch  den  ent- 
gegenstehenden Grundsatz  der  Reichseinheit  gemäfsigt  und  be- 
schränkt werden  konnte. 

Der  Inhalt  knüpft  zunächst  an  den  im  Februar  1247  erfolgten 
Tod  Heinrich  Raspe's  an,  des  letzten,  ohne  Hinterlassung  männli- 
cher Sprossen  dahingeschiedenen  Landgrafen  von  Thüringen  und 
Gegenkaisers    Friedrich's  II.   von   Hohenstaufen.     Es    begann    der 


271 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


272 


lange  Kampf  zwischen  den  Erbansprecheru,  welche  sich  die  reiche 
thüringische  Verlassenschaft  streitig  machten.  Erst  am  27.  Octo- 
ber  1261  brachte  das  Treffen  von  Besenstedt  die  Entscheidung. 
Der  Markgraf  Heinrich  der  Erlauchte  von  Meil'sen  behauptete 
die  eigentliche  Landgrafschaft  Thüringen  und  die  Pfalzgrafschaft 
Sachsen,  während  die  bisher  mit  Thüringen  verbundenen  hessi- 
schen Gegenden  Heinrich  dem  Kinde,  dem  Sohne  Heinrich's  von 
Brabant  und  der  Sophie,  Nichte  Heinrich  ßaspe's,  als  erbliches 
Stammland  zufielen. 

Der  Verfasser  verweilt  längere  Zeit  bei  der  Regierung  des 
erstgenannten  dieser  Fürsten,  seinen  Familienverhältnissen  und 
vor  allem  der  Stellung  zu  seinen  Söhnen.  Er  verdeutlicht  uns  die 
enge  Verbindung  des  wettinischen  Hauses  mit  dem  Könige  von  Böh- 
men und  die  schwankende  Zurückhaltung,  welche  dasselbe  in  den 
Kämpfen  König  Rudolfs  gegen  Ottokar  einnahm.  Er  führt  uns  auf 
diesem  Wege  in  die  verwirrenden  und  für  den  Bestand  des  fürst- 
lichen Hauses  höchst  bedenklichen  Händel  ein,  welche  durch  das 
leichtfertige,  verschwenderische  und  unwürdige  Benehmen  Albrecht's, 
des  ältesten  Sohnes  Heinrich's  des  Erlauchten,  noch  bei  Lebzeiten 
des  Vaters  veranlafst  wurden  und  bei  dem  Tode  desselben  zum 
vollen  Ausbruche  kamen. 

Schon  Kaiser  Rudolf  L  hatte  die  aufstrebende  Macht  der  Wet- 
tiner  nicht  ohne  Mifstrauen  betrachtet;  er  beschränkte  sich  indes- 
sen während  seines  einjährigen  Aufenthaltes  in  Erfurt  darauf,  im 
Norden  seines  Reiches,  gerade  wie  im  Süden,  zunächst  die  unwi- ' 
derstreitbar  kaiserlichen  Gerechtsamen  mit  Festigkeit  geltend  zu 
machen,  im  übrigen  aber  den  Landfrieden  ki-äftig  zu  schirmen. 
Als  aber  seit  1292  Kaiser  Adolf  den  Thron  bestiegen  hatte,  än- 
derten sich  die  Verhältnisse.  Dieser  Fürst,  eifrig  darauf  bedacht, 
seine  geringe  Hausmacht  durch  die  Einziehung  gröfserer  Reichs- 
lehen möglichst  zu  vermehren,  suchte  die  gewissenlose  Fahrlässig- 
keit des  Landgrafen  Albrecht  und  die  damit  zusammenhängenden, 
beständigen  Geldverlegenheiten  desselben  zu  seinem  Vortheile  zu 
benutzen.  Der  letztere  liefs  sich  herbei,  in  einem  besonderen  Ver- 
trage dem  Kaiser  Adolph  die  Landschaft  Thüringen  um  die  Summe 
von  12000  Mark  Silbers  käuflich  zu  überlassen.  Mit  diesem  Er- 
eignisse beginnt  die  eigentliche  Wirksamkeit  Friedrich's  des  Frei- 
digen.  Er  stellt  sich  der  Ausführung  der  von  seinem  Vater  ein- 
gegangenen Abtretung  des  Landes  aus  allen  Kräften  entgegen 
und  vertheidigt  sein  Recht  selbst  gegen  den  Kaiser,  welcher  an 
der  Spitze  eines  Kriegsheeres  in  Thüringen  eindringt,  mit  bewaff- 
neter Hand.  Er  unterliegt ;  die  angeknüpften  Unterhandlungen 
scheitern  und  Friedrich,  der  in  keiner  Weise  seinen  Ansprüchen 
zu  entsagen  gedenkt,  ist  zur  Flucht  aus  der  Heimat  genöthigt. 
Während  seines  Aufenthalts  in  Kärnten  und  Böhmen  nimmt  er 
an  der  von  Albrecht  von  Habsburg  gegen  Kaiser  Adolph  geleite- 
ten Gegenbew'egung  eifrigen  Antheil. 

Der  Untergang  dieses  letzteren  gestattete  Friedrichen  zwar,  in 
seiner  Heimat,  und  namentbch  in  Thüringen,  wieder  festeren  Fufs 
zu  fassen;  aber  in  der  Hoffnung,  seine  Ansprüche  durch  Kaiser 
Albrecht  unbedingt  anerkannt  zu  sehen,  täuschte  er  sich.  Dieser 
Kaiser  hatte  zwar  nicht  nöthig,  w'ie  sein  Vorgänger,  gewaltsam  nach 
Vergröfserung  seines  Familiengutes  zu  jagen,  aber  den  Grundsatz, 
die  kaiserliche  Gewalt  zur  Stärkung  seiner  Hausmacht  zu  benutzen 
und  beide  in  einander  aufgehen  zu  lassen,  beobachtete  auch  er. 
Er  verfügte  nicht  blos  über  Meifsen,  das  Osterland  und  das  Plei- 
fsener  Gebiet  als  Lehen  des  Reiches  zu  Gunsten  Böhmens,  sondern 


hielt  auch  die  von  Landgraf  Albrecht  zugetandene  Abtretung  Thü- 
ringens an  das  Reich  mit  allen  ihren  rechtlichen  Folgen  aufrecht. 
Friedrich  der  Freidige  bewährte  auch  hier  seinen  hartnäckigen 
Sinn  und  ordnete  den  Widerstand.  Gleichwohl  würde  der  Sieg 
sehr  zweifelhaft  gewesen  sein,  wenn  Kaiser  Albrecht  nicht  auch 
auf  andern  Seiten  in  seiner  Staatskunst  empfindliche  Rückschläge 
erfahren  hätte.  Als  seine  Truppen  unter  dem  Fcldhauptmann  Hein- 
rich von  Nortenberg  bei  Lucka  in  der  Nähe  von  Altenburg  eine 
Niederlage  erlitten,  bereitete  er  einen  neuen  Feldzug  vor;  aber  an- 
derweitige Sorgen  lenkten  ihu  auch  diesmal  wieder  ab,  und  der 
schon  in  dem  folgenden  Jahre  1308  erfolgte  Tod  machte  allen  wei- 
teren Versuchen  wider  Thüringen  ein  Ende. 

Kaiser  Heinrich  VH.  von  Luxemburg  befolgte  eine  von  der  sei- 
ner Vorgänger  gänzlich  verschiedene  Politik  und  betrachtete  daher 
auch  die  meifsnisch-thüringische  Frage  aus  einem  andern  Gesichts- 
punkte. Nach  Beseitigung  einiger  Schwierigkeiten,  denen  nicht 
auszuweichen  war,  entschied  er  sie  durch  den  Vertrag  von  Prag 
vom  18.  Dezember  1310  zu  Gunsten  des  wettinischen  Hauses.  Fried- 
rich der  Freidige  hatte  durch  zähe  Ausdauer,  aber  auch  durch  Bei- 
seitesetzung aller  Rücksichten  auf  die  allgemeinen  Interessen  des 
Reichs  dieses  Ziel  erreicht.  Seine  dynastische  Selbstsucht  ver- 
wickelte ihn  auch  nach  dem  Prager  Vertrage  in  neue  Streitigkei- 
ten, welche  seine  bisherigen  Errungenschaften  in  hohem  Grade  ge- 
fährdeten. Seit  1320  verfiel  er  in  ein  unheilbares  körperliches  und 
geistiges  Siechthum,  welches  ihn  nöthigte,  seiner  Gemahlin  die 
Regierungsgeschäfte  zu  überlassen ,  und  starb  1324. 

Dies  der  Inhalt  des  vorliegenden  Buches.  Es  wird  durch  Ver- 
flechtung zahlreicher  Bemerkungen  über  die  öffentlichen  Zustände, 
durch  Aufhellung  der  treibenden  Beweggründe  in  den  Fürsten 
und  Grofsen  damaliger  Zeit,  sowie  durch  die  klare  Zeichnung  ein- 
zelner Persönlichkeiten  ganz  besonders  lehrreich  und  anziehend. 
Dem  Texte  sind  drei  erläuternde  Abhandlungen  und  siebenund- 
neunzig nach  dem  Original  abgedruckte  Urkunden  beicfesreben. 

A.  F. 

22)  Die  amtlichen  Ausgrabungen  auf  Sylt  1870,  1871 
und  1872.  Von  Heinrich  Handelmann,  königl.  Conser- 
vator  der  vaterländischen  Alterthümer  in  Schleswig-Holstein. 
Kiel,  Schwers'sche  Buchhandlung.  1873.  gr.  8.  39  Stn. 
Mit  zwei  Steindrucktafeln  und  drei  Holzschnitten. 

Der  Verfasser  weist  darauf  hin,  wie  von  den  Grabräubereien 
der  ältesten  Zeit,  gegen  welche  schon  die  lex  Salica  mit  der 
strengsten  Strafbestimraung  einschreiten  mufste,  bis  zu  den  Schatz- 
gräbereien  über  das  Mittelalter  hinaus  und  den  Verschleppungen 
forschender  Dilettanten  und  müssiger  Badegäste  späterer  Zeit  das 
Schicksal  der  zahlreichen  Grabhügel  der  genannten  Insel  beschallen 
gewesen  sein  mufs,  die  im  Hinblick  auf  die  noch  immer  sich  er- 
gebenden Funde  ursprünglich  die  Bedeutung  wahrer  Schatzkam- 
mern beanspruchen  durften.  Um  so  anerkennenswerther  ist,  dafs 
in  der  letzten  Stunde  noch  die  preufsische  Regierung  sich  der 
Sache  angenommen  und  die  systematische  Durchforschung  der  noch 
erhaltenen  Denkmäler  in  die  Hände  eines  bewährten  Kenners 
gelegt  hat.  Mit  verschiedenem  Erfolg  sind  dreifsig  Gräber  un- 
tersucht und  die  darüber  aufgenommenen  Protokolle  bilden  den 
Inhalt  der  vorliegenden  kleinen  Schrift.  Die  wichtigsten  Fund- 
stücke in  Abbildung  beigefügt.  Anmerkungen  unter  dem  Texte 
ziehen  Parallelen,    oder  eröffnen    die   nöthigen    wissenschaftlichen 


273 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


274 


Gesichtspunkte.  Die  nachgewiesene  Mannigfaltigkeit  innerhalb  ei- 
nes bestimmt  umgrenzten  Kreises  vorgeschichtlicher  Todtenbestat- 
tung  ist  als  Hauptergebnifs  des  Unternehmens  sowohl  wie  der  Be- 
schreibung zu  betrachten.  v.  E. 

23)  Geschichte  der  Reichsstadt  Nürnberg  zur  Zeit 
Kaiser  Karl's  IV.  1347  —  1378.  Verfafst  von  Dr.  Georg 
Wolfgang  Karl  Lochner,  Stadt -Archivar  zu  Nürnberg. 
Berlin.     Fr.  Lobeck's  Verlag.     1873.     8.     212  Stn. 

Die  vorliegende  Schrift  erscheint  zunächst  als  Bruchstück  einer 
umfangreichen  vollständigen  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg,  welche 
der  Verfasser  in  Aussicht  stellt,  sodann  in  ihrer  bestimmten  Um- 
grenzung auch  als  selbständiges  Werk,  indem  sie  in  dem  Kampfe 
des  städtischen  Bürgerthums  gegen  das  Patriziat  und  anderen  so- 
cialen Umwälzungen  des  14.  Jahrhunderts  einen  Gegenstand  zur 
Sprache  bringt,  der  nicht  allein  der  Reichsstadt  eigenthümlich 
war,  als  charakteristisches  Merkmal  der  Epoche  aber,  an  welchem 
Orte  immer  betrachtet,  belehrende  Reflexe  auf  die  Sache  im  All- 
gemeinen werfen  mufs.  Die  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg  bietet 
selbstverständlich  Anhaltspunkte,  wie  kaum  eine  zweite.  Eine 
Darstellung  der  daselbst  vorgekommenen  Ereignisse  auf  Grund 
ausschliefslicher,  sorgfältiger  Urkundenforschung  mufs  einen  Mafs- 
stab  für  die  Behandlung  der  wichtigen  Frage  überhaupt  abgeben. 
Das  aber  ist  der  eigentliche  Vorzug  dieser  wie  bekanntlich  aller 
Arbeiten  des  Verfassers,  dafs  er  im  Fortgange  derselben  Schritt 
vor  Schritt  die  Beglaubigung  der  von  ihm  gegebenen  Thatsachen 
mit  sich  führt  und  überall  nicht  allein  die  grölste  Gewissenhaftig- 
keit, sondern  auch  ein  unübertreffliches  Geschick  in  Benutzung  ur- 
kundlicher Belege  erweist.  Möchte  die  vorgelegte  Probe  sich  bald 
zum  vollständigen  Werke  erweitern  !  v.  E. 

24)  Der  Ursprung  der  deutschen  Stadt  Verfassung. 
Von  AndreasHeusler.  Weimar,  Hermann  Böhlau.  1872. 
8.     252  Stn. 

Dal's  nach  Bearbeitung  desselben  Gegenstandes  durch  Autori- 
täten ersten  Ranges,  wie  Eichhorn,  Arnold,  Nitzsch,  von  Maurer 
u.  a.,  die  Frage  noch  in  Mitte  eines  brennenden  Streites  steht,  ist 
ein  Umstand,  der  die  unausgesetzte  Wiederaufnahme  derselben 
rechtfertigt,  um  so  mehr,  wenn  es,  wie  im  vorliegenden  Falle,  in 
dem  Sinne  geschieht,  den  durch  vielfach  unberufene  Einmischung 
entstandenen  Tumult  zu  beschwichtigen  und  zunächst  die  klare 
Uebersicht  wiederherzustellen.  Der  Verfasser  hat,  obwohl  er  in 
der  Einleitung  seine  Aufgabe  nur  als  vermittelnde  hinstellen  zu 
wollen  scheint,  seine  bestimmte  Ansicht  über  die  verhandelte 
Sache  und  legt  sie  kurz  und  bündig  dar;  doch  führt  die  stete 
und  allseitige  Bezugnahme  auf  seine  Vorgänger  ihn  schon  dahin 
die  Ausschliefslichkeit  seiner  Theorie  weniger  zu  betonen,  als  dies 
bis  dahin  Sitte  gewesen,  und  neben  dem  Aufbau  derselben  dem 
Gedanken  Raum  zu  lassen,  dafs  bei  dem  unzulänglichen  Mafse 
des  zur  Verfügung  stehenden  Quellenmaterials  bis  jetzt  die  schlufs- 
gültige  Entscheidung  der  Frage  überhaupt  nicht  möglich  ist.  Wir 
folgen  seinen  Auseinandersetzungen  so  mit  dem  wohlthätigen  Ge- 
fühle, dafs  wir  es  noch  mit  der  Forschung,  nicht  mit  dem  abge- 
schlossenen System  zu  thun  haben.  Seine  Ansicht  ist  in  Kurzem 
folgende.  Weder  die  Immunität,  noch  die  Ottonischen  Privilegien, 
weder  das  Burggrafenamt,  noch  die  Ständegliederung  in  den  Städten 
bildeten  einzeln  oder  insgesammt  den  Ausgangspunkt  der  späteren 


Stadtverfassung;  sie  waren  vielmehr  nur  Vehikel,  unter  Begün- 
stigung von  Umständen,  welche  dem  Lande  nicht  zu  statten  kom- 
men konnten,  den  viel  älteren  und  mächtigeren  Trieb  zur  Ent- 
faltung zu  bringen,  der  in  jener  Form  einst  so  bedeutungsvoll 
werden  sollte.  In  Wahrheit  erklärt  sich  die  deutsche  Stadtver- 
fassung wie  das  Bürgerthum  nur  aus  der  Anknüpfung  an  die  alte 
fränkische  Volksverfassung,  insbesondere  die  freien  Volksgerichts- 
genossenschaften. Der  spätere  Rath  der  Städte  setzte  sich  zusam- 
men aus  den  ursprünglichen  Gerichtsbeisitzern,  welche  bei  steigen- 
der Consolidierung  und  Machtentfaltung  der  Stadtbewohner  die 
Reichsbeamten  verdrängen  und  die  Gerichtsbarkeit  sich  aneignen, 
in  ihrer  eigenen  Ueberhebung  zum  Patriziat  aber  den  Unterschied 
der  Stände  verwischen,  bis  sie  nach  Auflehnung  der  letzteren  gegen 
die  Privilegien  der  Olygarchie  einen  Theil  ihrer  Obergewalt  ab- 
geben und  so  im  einfachen  Bürgerstande  die  altgermanische  Frei- 
heit und  Gleichheit  nach  und  nach  herstellen  helfen.  v.  E. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Grenzboten:  Nr.  25,  S.  321.  Die  Malertechnik  u.  Kunstübung 
alter  Meister.     (Max  Allihn.) 

Im  neuen  Reich:  Nr.  33,  S.  241.  Guelfen  u.  Ghibellinen;  eine 
Mobilmachung  in  Florenz.  Die  Schlacht  bei  Montaparti,  1260. 
(0.  Hartwig.)  —  Nr.  36,  S.  364.  Das  Kaufhaus  in  Strafsburg 
u.  der  Transithandel  des  Elsafses  in  früherer  Zeit.  —  Nr.  37, 
S.  395.     Das  Weltbuch  Sebastian  Franck's.     (J.  Löwenberg.) 

Frank.  Kurier:  Nr.  460 fl".  Das  Nürnberger  Findel-  und  Wai- 
senhaus.    (Lotter.) 

Augsb.  Postzeitung:  Beil.  Nr.  56.  Balde's  Noviziat  in  Lands- 
berg.    (Fred.  Westermayer  von  Tölz.) 

Nürnb.  Presse:  Nr.  230.  Der  Fürstbischof  Konrad  IH.  zu  Würz- 
burg. —  Nr.  232.  Zur  Geschichte  der  Cholera. 

Sonntagsblatt:  Nr.  .31.  Die  Halloren.     (R.  Wellnau.) 

Wochenblatt  d.Joh.-Ord.-B  alley  Br  dbg. :  Nr.  35.  Gernrode. 
(Oskar  Schwebel.)  —  Nr.  36.  Das  Testament  Witzlaff's  H.  von 
Rügen.  —  Mythologisches  aus  der  Mark  Brandenburg.  2.  Die 
Riesen.  —  Zur  Geschichte  der  Blindeninstitute. 

Zeitschrift  f.  bildende  Kunst:  Hft.  11,  S.  321.  Streifzüge  im 
Elsafs.  Von  Alfr.  Weltmann.  V.  Der  deutsche  Correggio 
(Mathias  Grünewald). 

Allgem.  Zeitung:  Beil.  Nr.  235.  Ausstellung  von  Gemälden  äl- 
terer Meister  aus  Wiener  Privatbesitz.  (Alfr.  Woltmann.)  — 
Nr.  248  f.  Ueber  den  sogen.  Nymphenburger  Tractat.  (Dr.  K. 
Th.  Heigel.) 


Yerinischte  Nachrichten. 

65)  Von  Oppenheim  a.  Rh.  aus  ergeht  ein  Aufruf  „an  alle 
Deutsche  in  der  Heimat  und  im  Auslande"  zur  Sammlung  und  Ein- 
sendung von  Beiträgen  für  die  vollständige  Ausbauung  der  dor- 
tigen Katharinenkirche.  Dieser  Spitzbogenbau  entstand  in 
den  Jahren  1262  bis  1317  und  wurde  unter  Melac  im  Jahre  1689 
zerstört.  Den  Anstrengungen  der  Bevölkerung  und  Unterstützung 
der  grofsherzoglichen  Regierung  ist  es  noch  nicht  gelungen,  die- 
ses erhabene  Gotteshaus,  ein  „religiös-nationales  Baudenkmal  deut- 
schen Wissens,   Wollens    und   Könnens",    in   seinem    alten  Glänze 


275 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


276 


wiederherzustellen.  Unter  landesherrlichem  Schutz  hat  sich  des- 
halb ein  Verein  gebildet,  welcher  neben  der  Unterstützung  vom 
Staate  auch  durch  Sammlung  freiwilliger  Gaben  seinen  Plan  aus- 
zuführen gedenkt,  die  Kirche,  welche  namentlich  im  westlichen 
Chor  eine  reine  Ruine  ist  und  deren  Mittel-  und  Seitenschiff  eines 
neuen  Daches,  deren  östlicher  Chor  der  gründlichsten  Wiederher- 
stellung und  deren  Pfarrthurm  eines  gänzlichen  Umbaues  bedarf, 
vollständig  auszubauen.  (Deutsche  Kunstztg.,  Nr.  27.) 

66)  Der  verstorbene  Bischof  von  Ilildesheim  besafs  eine 
sehr  zahlreiche  Sammlung  von  Oelgemälden,  Antiquitä- 
ten aller  Art,  ferner  einige  Manuscripte  und  eine  Anzahl  von 
Incunabeln.  Die  überwiegende  Anzahl  der  Gemälde  hat  nur  ge- 
ringen Werth;  es  befinden  sich  darunter  aber  auch  einige  seltene 
Kunstwerke,  besonders  einige  Kiederländer  und  ein  echter  Fiesole. 
Das  Domkapitel,  dem  die  Ausführung  des  Testaments  übertragen 
ist,  wünscht  womöglich  diese  ganze  Hinterlassenschaft  an  einen 
Käufer  zu  veräufsern,  soll  indessen  auch  bereit  sein,  gewisse  leicht 
sich  ausscheidende  Gruppen  von  Gemälden  zu  verkaufen,  und  würde 
auch  auf  den  Fiesole  allein  Gebote  annnehmen. 

(III.  Ztg.,  Nr.  1575.) 

67)  Die  Gesellschaft  der  Künste  und  Wissenschaften  zu  Ut- 
recht macht  neben  andern  Preisfragen  folgende  historische 
wiederholt  bekannt :  Versuch  einer  Geschichte  der  religiösen  Brü- 
derschaften in  den  Niederlanden  bis  zum  16.  Jahrb.,  mit  Angabe 
der  noch  bestehenden  Anstalten,  welche  daraus  hervorgegangen 
sind;  historische  Untersuchungen  über  den  Handel  der  Niederlande, 
vom  Tode  Karl's  des  Grofsen  bis  zum  Ende  der  Kreuzzüge.  Die 
Beantwortungen  dieser  Fragen  sind  gegen  den  30.  November  1874 
einzusenden. 

68)  Die  Wiener  Weltausstellung  hatte  den  Wunsch  nahe 
gelegt,  bei  den  innigen  Beziehungen,  in  welchen  die  heutige  Kunst- 
industrie zu  den  Denkmälern  der  Vorzeit  steht,  eine  möglichst  reich- 
haltige Ausstellung  zu  veranstalten,  in  welcher  die  Schätze  der 
Vorzeit  dem  Publikum  zugleich  neben  denen  der  Neuzeit  vor  Au- 
gen geführt  würden.  Leider  hat  die  Generaldirektion  der  Aus- 
stellung sich  nicht  bewegen  lassen,  die  Sache  von  einem  grofsen, 
wissenschaftlichen  Standpunkte  aus  aufzufassen  und  der  Ausstellung 
eine  systematische  Einheit  zu  geben.  Es  blieb  also  dem  Zufall 
überlassen,  was  eben  sich  finden  würde.  Eine  Anstrengung  des 
deutschen  Reiches,  wenigstens  für  Deutschland  eine  systematische 
Ausstellung  zu  Stande  zu  bringen,  wurde  gleichfalls  durch  Zaudern 
der  Generaldirektion  vereitelt.  Nichtsdestoweniger  ist  überrachend 
viel  Seltenes  und  Lehrreiches  nach  Wien  gelangt,  und  wenn 
auch  nur  Weniges  für  den  Laien  übersichtlich  sich  darstellt,  so 
findet  doch  der  Forscher  unendlich  viel  Material  zu  Studien.  Wie 
wenige  unserer  Alterthumsfreunde  haben  z.  B.  den  angeblichen 
„Schatz  des  Atbanarich,"  die  zu  Petrosa  gefundenen  Goldgefäfse 
aus  der  Zeit  der  Völkerwanderung,  je  nur  in  Abbildung  gesehen. 
Die  rumänische  Abtheilung  der  Ausstellung  bringt  ihn  im  Original 
zur  Anschauung  und  macht  dessen  Studium  und  Prüfung  möglich. 
Die  Schweiz,  Dänemark  und  Ungarn  geben  ein  übersichtliches 
Bild  der  Funde  aus  vorhistorischer  und  römischer  Zeit,  die  in  je- 
nen Ländern  gemacht  wurden,  wobei  besonders  Ungarn  höchst 
merkwürdige  Gegenstände,  sowohl  klassischen  als  barbarischen  Ur- 
sprunges, zeigt.  Auch  die  Sachen  aus  der  burgundischen  Zeit  in 
der  Schweizer  Ausstellung  interessieren  in  hohem  Grade  als  Gegen- 
stück zu  den  alemannischen  und  fränkischen  die  in  Schwaben  und 


am  Rhein  sich  finden.  Leider  hat  Dänemark  sich  auf  die  Steinzeit 
beschränkt,  die  auch  in  der  italienischen  Abtheilung  ihre  Vertre- 
tung gefunden  hat.  Auch  die  anthropologische  Gesellschaft  in 
Wien  hat  eine  entsprechende  Collectivausstellung  gebracht. 

Das  Mittelalter  ist  nur  in  der  österreichischen  und  ungari- 
schen Abtheilung  entsprechend  vertreten;  einiges  Interessante  bie- 
tet auch  die  spanische.  Die  österreichischen  und  die  ungarischen 
Kirchenschätze  sind  ziemlich  vollständig  ausgestellt ;  das  National- 
museum zu  Pesth  und  Privatsammler  haben  Vieles  gesendet.  Der 
Schatz  des  deutschen  Ordens  und  der  der  österreichischen  Abthei- 
lung eingefügte  alte  Weifenschatz  enthalten  viel  Kostbares.  Die 
Periode  der  Renaissance  ist  durch  die  Schätze  des  Barons  Anselm 
von  Rothschild,  sowie  vieler  Privatsammler  dargestellt.  Auch  der 
Herzog  von  Nassau  und  König  Georg  von  Hannover  haben  in  die 
österreichische  Abtheilung  Schönes  geliefert.  Ebenso  findet  sich 
aus  Spanien,  der  Schweiz  und  Ungarn  viel  Bemerkenswerthes. 
Doch  kann  natürlich  nicht  erwartet  werden,  dafs  Alles  was  für 
die  Kultur  jener  Zeiten  wichtig  ist,  auch  nur  durch  wenige  Bei- 
spiele vertreten  wäre.  Der  Mangel  an  Systematik  macht  sich  eben- 
sosehr hinsichtlich  der  Wahl  der  Objekte,  als  der  Anordnung  der 
Ausstellung  bemerklich.  Nur  einige  Münzfreunde  haben  gesucht, 
in  der  österreichischen  und  ungarischen  Abtheilung  wenigstens  ein- 
zelne lehrreiche  Serien  zusammenzustellen. 

Haben  wir  hier  auch  nur  die  Kunstgewerbe  der  Vergangenheit, 
so  ist  in  einer  andern  Abtheilung,  derjenigen  für  die  Geschichte  der 
Erfindungen  und  der  Gewerbe,  reiches  Material  für  die  Entwick- 
lung der  übrigen  Industriezvreige,  vorzugsweise  im  18.  und  Beginn 
des  19.  Jahrb.,  gegeben. 

Leider  ist  der  grofse  Eindruck  der  Weltaustellung  nicht  ge- 
eignet, zum  Studium  besonders  zu  ermuntern,  wenn  man  die  Ge- 
genstände auch  in  gar  keiner,  nur  annähernd  systematischen  Weise 
geordnet  findet,  wenn  man  sie  vielmehr  in  allen  Theilen  des  wei- 
ten Raumes  zerstreut  suchen  mufs,  und  wir  fürchten,  dafs  deshalb 
für  die  kunst-  und  kulturgeschichtliche  Forschung  die  Anregung 
umsomehr  verloren  geht,  als  gewifs  niemand  wird  behaupten  kön- 
nen, dafs  er  nur  Alles  gesehen  und  gefunden  habe,  was  für  ihn 
von  Interesse  ist.  E. 

69)  Im  ersten  Stockwerke  des  k.  k.  österr.  Museums  für  Kunst 
und  Industrio  ist  auf  die  Dauer  von  einigen  Wochen  eine  Aus- 
stellung älterer  Gemälde  aus  AViener  Privatbesitz  veranstaltet,  die 
gewissermafsen  eine  Ergänzung  der  archäologischen  Abtheilung  der 
Weltausstellung  bildet,  weil  dort  Gemälde  grundsätzlich  ausge- 
schlossen waren.  Es  sind  im  Ganzen  206  Nummern  von  30  Be- 
sitzern ausgestellt  und  so  über  100  Künstler,  vornehmlich  der  ita- 
lienischen, spanischen,  niederländischen  und  verschiedener  deut- 
schen Schulen,  trefflich  vertreten.  Eine  systematische  Aufstellung 
konnte  aus  äul'seren  Gründen  nicht  stattfinden,  da  es  unmöglich 
gewesen  wäre,  in  den  zufällig  zu  Gebote  stehenden  Räumen  jedes 
Bild  so  zu  hängen,  dafs  es  die  richtige  Beleuchtung  und  passende 
Umgebung  bekommen  hätte.  Dagegen  verdient  die  Sorgfalt,  mit 
welcher  der  Katalog  verfafst  wurde,  sowohl  hinsichtlich  der  Prüfung 
der  Meisternamen  und  der  Angaben  über  die  Meister,  als  auch 
in  Betreff  der  Geschichte  und  Literatur  der  einzelnen  Gemälde 
alle  Anerkennung.  Was  die  Benennung  der  nicht  durch  Mono- 
gramme und  Urkunden  nachgewiesenen  Bilder  betrifft,  so  wurde 
im  Allgemeinen  diejenige  beibehalten,  welche  die  Besitzer  ihnen 
gegeben  hatten,   wenn  nicht  mit  Sicherheit   ein  anderer  Nachweis 


277 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


278 


geführt  werden  konnte.  Wo  die  Angaben  der  Besitzer  zu  sehr  von 
der  Wahrscheinlichkeit  abwichen,  und  mit  ihnen  ein  Uebereinkom- 
men  nicht  getroffen  werden  konnte,  wurde  lieber  auf  die  Ausstel- 
lung solcher  offenbar  falsch  bezeichneter  Werke  verzichtet. 

70)  Zugleich  mit  der  Weltausstellung  ist  in  Wien  eine  Aus- 
stellung veranstaltet  worden,  welche  die  Geschichte  dieser  Stadt 
zu  vertreten  bestimmt  ist,  wenn  auch  vorläufig  blos  vorüber- 
gehend. Es  ist  jedoch  die  Aussicht  gewonnen,  im  neuen  Rathhause, 
das  soeben  in  Bau  begriffen  ist,  einige  Säle  dafür  zu  verwenden 
und  dort  die  Gegenstände  in  ganz  ähnlicher  Weise  dauernd  auf- 
zustellen, um  fremden  Besuchern  wie  Einheimischen  ein  treues 
Bild  der  Entwicklung  Wiens  zu  geben.  Diese  Ausstellung  ist  in 
einer  Weise  gedacht,  dafs  nur  zu  wünschen  wäre,  eine  jede 
Stadt,  welche  eine  Geschichte  hinter  sich  hat,  möchte  solche  in 
gleicher  Weise  veranschaulichen.  Kachdem  die  geognostischen  Ver- 
hältnisse als  Grundlage  der  ganzen  Darstellung  vorgeführt  sind,  er- 
scheinen zwei  Rekonstruktionsversuche  der  römischen  Stadt  Wien 
von  Kenner  und  von  Hauslab.  Kenner  gründet  seine  Hypothesen 
auf  die  Funde  und  deren  Stellen  ;  Hauslab  versucht  an  der  Hand 
der  Theorie  auf  Grund  des  Terrains,  der  noch  in  den  späteren 
Plänen  sichtbaren  Eintheilung  der  Grundstücke,  sowie  in  Verbin- 
dung mit  jenen  Funden,  die  für  den  Fundort  charakteristisch  sind, 
sein  Resultat  zu  erhalten.  Eine  Entscheidung  zwischen  beiden  Re- 
sultaten so  bewährter  Männer  dürfte  schwer  fallen,  und  selbst 
für  eine  Meinungsäufserung  genügt  oberflächliche  Betrachtung 
nicht.  Daran  schliefsen  sich  in  Original  oder  getreuen  Copieen  alle 
Pläne  der  Stadt  von  der  ältesten  Zeit  an ,  sowie  alle  bekannten 
Ansichten,  die  sich  auf  Gemälden,  in  Zeichnung,  Stich  und  Holz- 
schnitt erhalten  haben.  Eine  weitere  Abtheilung  enthält  die  ver- 
schiedenen Ansichten  der  hauptsächlichsten  Strafsen  und  Plätze, 
wie  solche  in  früherer  Zeit  ausgesehen,  die  verschiedenen  hervor- 
ragenden Gebäude,  Gärten  u.  s.  w. ,  die  zum  grofsen  Theil  heute 
nicht  mehr  stehen,  oder  eine  andere  Gestalt  bekommen  haben. 
Eine  Abtheilung  enthält  die  Trachten,  Uniformen  u.  s.  w.  der 
Wiener  Bürger,  des  Bürgermilitärs,  sowie  besonderer  Stände. 

Eine  Reihe  von  Bildern  führt  uns  dann  die  Geschichte  Wiens 
in  Freud  und  Leid  vor;  eine  andere  bringt  Porträte  von  Wiener 
Persönlichkeiten  bis  auf  die  jüngst  vferstorbenen.  An  diese  Bilder 
schliefsen  sich  an :  Wiener  Münzen  und  Siegel ;  die  Zunftladen,  Po- 
kale, Meistertafeln  und  sonstige  Denkmäler  der  Zünfte ;  Urkunden 
und  Manuscripte,  welche  sich  auf  die  Stadtgeschichte  beziehen; 
Kichtschwerter  und  sonstige  Denkmäler  der  Justiz. 

Wie  aus  Vorstehendem  ersichtlich,  bedarf  es  zur  Zusammen- 
stellung eines  solchen  Bildes  der  Geschichte  einer  Stadt  keiner 
gerade  grofsen  Summen ;  es  erfordert  nur  Fleifs  und  Hingabe  Ein- 
zelner. Wien  gehört  freilich  nicht  zu  den  begünstigtsten  Städten 
—  welche  allgemeine  kulturgeschichtliche  Bedeutung  müfste  eine 
solche  Sammlung  für  die  Geschichte  Nürnbergs  haben !  —  und 
es  ist  manches  Stück  bereits  sehr  selten  geworden ,  so  dafs  nur 
eben  die  Hingebung  und  der  Bienenfleifs  des  Reg.-Rathes  A.  v.  Ca- 
mesina,  dem  die  Literatur  die  treue  Wiedergabe  schon  so  manches 
Unicums  und  selten  gewordenen  Blattes  dankt ,  und  der  Eifer  des 
städt.  Archivars  K.  Weifs  eine  relativ  so  vollständige,  im  Plane 
so  musterhafte  Ausstellung  und  damit  die  Gi'undlage  zu  einem 
echt  städtischen  Museum  schaffen  konnte. 

71)  Der  in  Wien  vom  1. — 4.  September  tagende  kunstwissen- 
schaftliche Congrefs  hat  eine  ziemliche  Reihe  von  Fragen  erörtert 


und  theilweise  durch  Resolutionen  praktisch  gemacht,  die  das  Prä- 
sidium den  Regierungen  mit  der  Bitte  um  Berücksichtigung  über- 
geben soll.  Als  solche  sei  besonders  die  Art  und  Weise  der  Kata- 
logisierung der  Gcmäldegallerien  genannt,  sowie  die  Nothwendigkeit, 
der  Conservierung  der  Gemälde  die  entsprechende  Aufmerksamkeit 
zu  schenken  und  die  Restauration  auf  wissenschaftlicher  Grundlage 
durch  gewissenhafte  Restaurateure  zu  besorgen,  zu  deren  Heran- 
bildung Restaurationsschulen  zu  errichten  seien.  Wenn  auch  in 
jeder  der  genannten  Beziehungen  anerkennenswerthe  Thatsachen 
aus  einzelnen  Ländern  und  Städten  angeführt  werden  konnten,  so 
wurde  doch  constatiert,  dal's  diesen  drei  Punkten  noch  im  All- 
gemeinen an  sehr  vielen  Orten  nicht  genügende  Aufmerksamkeit 
geschenkt  werde. 

Ein  weiterer  Gegenstand  der  Verhandlungen  betraf  den 
kunstwissenschaftlichen  Unterricht  an  Mittelschulen,  durch  den 
allein  der  Sinn  für  die  Kunst  und  deren  Geschichte  in  das  Volk, 
speciell  in  die  gebildeten  Kreise,  eingeführt  werden  könne.  Man 
erkannte,  dafs  neue  Lehrstudien  und  neue  Disciplinen  unmöglich 
mehr  eingeführt  werden  können,  empfahl  aber  beim  Geschichts- 
unterrichte, wie  auf  alle  Zweige  der  Kulturgeschichte,  auch  auf 
Kunstgeschichte  Rücksicht  zu  nehmen,  wie  sich  diese  ja  auch  mit 
dem  Vortrage  der  älteren  und  neueren  Klassiker  verbinde.  Es 
wurde  empfohlen,  zum  Anschauungsunterricht  einen  Apparat,  in 
Abgüssen  und  Photographieen,  sowie  sonstigen  Nachbildungen  zu 
beschaffen,  die  theilweise  auch  als  Vorlagen  beim  Zeichenunter- 
richt verwendet  werden  können. 

Eine  weitere  Frage  betraf  die  Nachbildungen,  speciell  Gips- 
abgüsse, und  wurde  da  der  Wunsch  laut,  dafs  die  Abformung  der- 
art systematisch  betrieben  werden  möge,  dafs  man  wohlgeordnete 
und  dem  Bedürfnisse  der  Wissenschaft  vollständig  entsprechende 
Sammlungen,  daneben  aber  auch  solche,  die  für  Schulen  als  Vor- 
lagen, für  Gewerbetreibende  u.  s.  w.  dienen,  daraus  zusammenstel- 
len könne.  Da  es  sich  darum  handelt,  dals  vielseitig  die  seither 
versagte  Bewilligung  zur  Nachbildung  der  Originale  durch  die  Be- 
sitzer gegeben,  sowie,  dafs  solche  Abgüsse  um  geringere  Preise 
hergestellt  werden,  als  sie  bis  jetzt  meist  gezahlt  werden  müssen, 
so  wurde  auch  hier  darauf  hingewiesen,  dal's  die  Regierungen  diese 
Angelegenheit  in  die  Hand  nehmen  müssen.  LTm  aber  auch  bis 
dahin  praktisch  vorzugehen,  und  besonders  allgemein  bekannt  zu 
machen,  was  bis  jetzt  schon  geformt  und  zu  haben  sei,  werden  alle 
Museumsvorstände,  sowie  alle  für  die  Sache  sich  Interessierenden 
gebeten,  an  das  k.  k.  Museum  für  Kunst  und  Industrie  in  Wien 
Verzeichnisse  der  von  den  Museen  selbst  oder  von  den  in  ihrem 
Bereiche  wohnenden  Privatformern  hergestellten  Abgüsse  zu  sen- 
den, das  sie  zusammenstellen  und  zum  Abdrucke  für  alle  bringen 
\vird. 

Zum  Zwecke  der  Vervielfältigung  von  Handzeichnungen  und 
verwandten  Kunstwerken  wurde  die  Gründung  einer  Gesellschaft 
mit  dem  Namen  „Albertina"  beschlossen. 

Ebenso  wurde  der  Beschlul's  gefalst,  ein  kunstgeschichtliches 
Regestenwerk  zu  bearbeiten,  und  das  Präsidium  ermächtigt,  auf 
den  angenommenen  Grundlagen  die  Bearbeitung  zu  veranlassen. 

Der  nächste  Congrefs  soll  1875  in  Berlin  stattfinden.. 

72)  Je  mehr  einerseits  das  allgemeine  Interesse  aller  Gebildeten 
an  den  Denkmälern  der  Vorzeit  steigt,  je  mehr  sie  gesucht  und 
je  theuerer  sie  deshalb  gezahlt  werden,  um  so  mehr  sind  viele 
bewegliche   unter   ihnen   der  Gefahr  ausgesetzt,   aus  Gewinnsucht 


279 


Anzeiger  fiii-  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


280 


den  Platz  räumen  zu  müssen.  Es  war  nichts  Auffallendes,  dafs 
alte  Familien  sich  ihrer  Schätze  entledigten,  um  dafür  zinsbringende 
Kapitalien  zu  erhalten  ;  bei  mehreren  mag  es  aus  Noth,  bei  anderen 
aus  Mangel  an  Kunstsinn  oder  Pietät  geschehen  sein.  Man  kann 
solche  Eigenschaften  nicht  von  jedem  verlangen.  Wenn  man  des- 
halb auch  Familien,  die  ihre  alten  Traditionen  und  ihre  ererbten 
Kunstschätze  hoch  in  Ehren  halten,  doppelt  preist,  so  kann  man 
doch  selten  anderen  das  Gegentheil  zum  direkten  Vorwurf  machen. 
AYas  soll  man  aber  sagen ,  wenn  Gegenstände  aus  öfl'entlichem  Be- 
sitze deshalb  gefährdet  sind,  weil  sie  nach  und  nach  werthvoU 
geworden  ? 

So  läuft  jetzt  die  Nachricht  durch  alle  Zeitungen ,  dafs  die 
Stadt  Lüneburg  den  kostbaren  Silberschatz  ihres  Rathhauses 
verkaufen  wolle.  Das  germanische  Museum  hat  deshalb  Veranlas- 
sung genommen,  nachstehendes  Schreiben  an  den  dortigen  Magistrat 
zu  richten. 

Hochlöblicher  Magistrat! 

AVenn  von  deutschen  Städten  die  Rede  war,  auf  die  mit  Stolz 
der  Blick  der  Nation  gerichtet  sein  konnte,  weil  sie  die  Denkmale 
der  Vorzeit,  das  köstliche  Erbe,  welches  die  Väter  den  Nachkom- 
men hinterlassen  haben,  die  Erinnerungen  an  alte  Gröfse  und 
Glanz,  an  bürgerliche  Macht  und  Wohlstand  pietätvoll  aufbewahr- 
ten ;  wenn  von  Städten  die  Rede  war,  auf  die  unsere  Nation  stolz 
sein  kann,  weil  sie  an  Kunstschätzen  mit  manchen  gepriesenen 
Städten  des  Auslandes  wetteifern  können,  weil  sie  aber  auch  durch 
pietätvolle  Erhaltung  zeigen,  dafs  sie  das  Glück  zu  würdigen  wis- 
sen, solche  Schätze  zu  besitzen,  welche  als  nationale  Denkmäler 
geistiges  Gemeingut  der  ganzen  deutschen  Nation  sind,  so  wurde 
in  erster  Linie  Lüneburg  genannt,  dessen  stolze  Kirchen,  dessen 
mächtige,  ehrwürdige  alte  Bürgerhäuser  Zeugnifs  von  der  Gröfse 
vergangener  Geschlechter  geben.  Es  wurde  Lüneburg  genannt,  des- 
sen Rathhaus  jenen  bekannten  Schatz  von  silbernen  Prunkgefäfsen 
aufbewahrt,  der  ein  so  glänzender  Beweis  des  Kunstsinnes  und 
der  Kunstfertigkeit  deutscher  Vorzeit  ist. 

Da  läuft  plötzlich  durch  die  Zeitungen  die  jeden  Patrioten  er- 
schreckende Nachricht,  dafs  die  Stadt  jene  alten  Silbergefäfse  als  ein 
„todtes  Kapital"  betrachtet  und  deshalb  verkaufen  wolle.  Ist  diese 
Nachricht  wirklich  wahr?  Ist  niemand  in  Lüneburg,  für  den  die 
Erinnerung  an  die  Väter ,  für  den  die  Freude  an  veredelndem 
Kunstgenüsse,  für  den  der  Ruhm  der  Stadt,  das  Gefühl  für  die 
einstige  Gröfse  und  den  Glanz  deutscher  Kultur  ein  zur  Nach- 
eiferung reizendes,  lebendiges,  fruchtbringendes  Kapital  ist?  Ist 
jeder  ideale  Sinn  geschwunden?  Oder  ist  die  Stadt  finanziell  be- 
reits derart  ruiniert,  dafs  sie  auf  demselben  Standpunkte  steht, 
wie  der  arme  Teufel,  der  das  letzte  theure  Andenken  des  ver- 
storbenen Vaters,  die  Uhr,  aus  der  Tasche  verkaufen  mufs  ? 

Im  Namen  aller  patriotischen  Kunstfreunde  Deutschlands  rich- 
ten wir  die  ergebenste  Bitte  an  den  hochlöblichen  Magistrat,  dafür 
sorgen  zu  wollen,  dafs  die  Bürgerschaft  Lüneburgs  noch  einmal 
jenen  Schritt  erwäge,  dafs  sie  in  Betracht  ziehe,  was  die  öffent- 
liche Meinung  Deutschlands  dazu  sage ! 


Sollte  aber  wirklich  traurige  finanzielle  Lage  der  Stadt  je- 
nen Schritt  unabwendbar  machen,  so  wolle  mindestens  die  Rück- 
sicht genommen  werden,  welche  auch  der  rechtliche  und  gesetz- 
liche Eigenthümer  Dingen  schuldet,  an  welchen  die  Nation  ein 
geistiges  Mitbesitzrecht  hat.  Es  wolle  dafür  gesorgt  werden, 
dafs  sie  nur  einem  öftentlichen  deutschen  Institute  zufallen,  nicht 
aber  in's  Ausland  oder  auch  an  inländische  Händler  verkauft  wer- 
den, die  zur  Schande  der  Nation  mit  deren  Denkmälern  Schacher 
treiben  und  die  Blicke  des  Auslandes  auf  die  Sache  lenken,  das 
dann  mit  Fingern  auf  Deutschland  weist,  das  seine  Schätze  nicht 
zu  halten  weifs. 

Sollte  eine  andere  Anstalt   nicht   in  der  Lage  sein,  so  bitten 
wir,  mit  dem  germanischen  Nationalmuseum  in  ^Verhandlung  treten 
zu  wollen,  das  vielleicht,  wenn   billige  Forderungen  gestellt  wer- 
den, einen  Weg  finden  kann,  diese  Schätze  Deutschland  zu  erhal- 
ten.    Wir  würden  um  genaues  Verzeichnifs ,   sowie  Preisforderung 
für  jedes  einzelne  Stück,  wenn   möglich  von  Photographieen  mit 
Nummern  begleitet,  ersuchen  und  würden  sodann  den  Versuch  ma- 
chen,   die  nöthigen  Mittel  zu  beschaffen,   in  der  Erwartung,  dafs 
die  deutsche  Nation  den  gleichen  Patriotismus  wie  die   deutschen 
Kunstfreunde  habe,  so  dafs  eine  Geldverlegenheit  der  Stadt  Lüne- 
burg nicht  dem  deutschen  Namen  einen  Makel  anhefte. 
HocKachtungsvollst 
Das  Direktorium  des  germanischen  Nationalmuseums. 
Nürnberg,  11.  Sept.  1873.  A.  Essenwein. 


Der  Magistrat  der  Stadt  Lüneburg  hat  das  Schreiben  in  Ori- 
ginal zurückgesendet  mit  der  Bemerkung,  dals  es  in  einem  Tone 
gehalten  sei,  in  welchem  Correspondenzen  zu  empfangen  und  Ver- 
handlungen zu  fuhren  er  nicht  gewohnt  sei. 

Einer  solchen  Impietät  gegenüber  wissen  wir  aber  keinen  an- 
dern Ton  zu  treffen,  müssen  uns  also  vorläufig  mit  dem  Gefühl 
begnügen,  dals  wir  unsere  Pflicht  gethan  haben. 

Weshalb  soll  sich  eine  ganze  Generation  bemühen,  Museen  zu 
gründen ,  weshalb  sollen  so  viele  Gelehrte  und  eifrige  Dilettanten 
ihre  Kräfte  der  Erforschung  und  Beschreibung  der  Schätze  der  Vor- 
zeit widmen ,  weshalb  sollen  sie  kunstgeschichtliche  Studien  trei- 
ben, wenn  dieselben  so  wenig  tief  in  das  Volk  eindringen,  dafs 
in  einer  Stadt  wie  Lüneburg  nicht  einmal  unter  den  Gebildeten 
Leute  genug  sind,  die  auch  nur  so  nebenher  von  diesen  Studien 
gestreift  wären,  um  den  Werth  eines  solchen  Besitzes  für  ihre 
Stadt  zu  erkennen,  wenn  im  Rathe  der  Stadt,  der  ja  der  Ausdruck 
des  geistigen  Niveaus  sein  soll,  auf  dem  dieselbe  steht,  so  gar 
keine  Einsicht  vorhanden  ist,  dafs  die  enormen  Anstrengungen, 
welche  anderwärts  zur  Gründung  von  Museen  gemacht  werden, 
die  ja  kaum  eine  Stadt  mehr  entbehren  will,  doch  auch  für  Lüneburg 
die  Erhaltung  eines  alten  Besitzes  wünschenswerth  machen  müssen, 
dafs  Kunstwerke  ein  lebendiges  Kapital  für  Vermehrung  der  allge- 
meinen Bildung  der  Bevölkerung,  für  Hebung  des  Patriotismus, 
sowie  sie  Künstlern  und  Gewerbetreibenden  würdige  Vorbilder  sind, 
dals  denn  doch  unsere  Gegenwart  auch  wieder  die  Gröfse  der 
Vergangenheit  erstreben  mul's,  dafs  unsere  deutschen  Kunstschätze 
wenn  sie  Engländern  und  Franzosen  Hunderttausende  werth  sind, 
uns  Millionen  werth  sein  müssen,  weil  sie  für  uns  auch  noch  ruhm- 
volle Denkmäler  eigener  Gröfse  sind  ? 

Nürnberg.  A.  E. 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gednickt  bei  ü.  E.  Sebald  in  Nürnberg. 


Nürnberg;.  Das  Abonuemeut  dos  Blat- 
tes, welches  alle  Monate  erscheint,  wird 
ganzjährig  angenommen  und  betrügt  nach 
der  neuesten  Postcouvention  bei  allen  Post- 
ämtern und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oeaterreichs  3  0.  SGkr.  im  24  fl.-Fuls 
oder  2  Tlür.  preufs. 

Für  Frankreich  abonniert  man  in 
Paria  bei  der  deutschen  BuchhandUiug  von 
F,  KKncksieck,  Nr.  11  rue  de  Lille;    für 


m  RiiiE 


Neue  Folge. 


England  bei  "WilliamB  &  Norgato,  14  Ilen- 
netta-Streot  Covcnt  -  Garden  in  London ; 
für  Nord-Amerika  bei  den  Poatämtorn  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  für  das  gcrman.  Museum  be- 
stimmten Sendungen  auf  dem  Wege  des 
Uuchhandela  werden  durch  den  Commia- 
eionür  der  literar.-artlst.  Anstalt  des  Mu- 
Boums,  F.A.  Brockhaus  in  Leipzig,  be- 
fürdert. 


Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


1873. 


J\? 


October. 


Wissenschaftliche  Mittheilungen. 


Buutglasierte  Thouwaaren  des  15.— 18.  Jahrliimderts 
im  germauisclieu  Museum. 

V. 

Nur  zwei  Arten  von  Fayencen  sind  in  dem  Werke  De- 
lange's  durcli  Monogramme  und  Inscliriften  als  sichere  Erzeug- 
nisse von  Caflagiolo  nachgewiesen;  die  auf  Taf.  25  gegebene 
Platte,  mit  einem  durchstrichenen  P  als  Monogramm  bezeich- 
net, trägt  die  Umschrift  „in  chafagguiolo".  Dasselbe  P  findet 
sich,  verbunden  mit  einem  K,  auch  auf  Taf.  29,  30  u.  32.  Da 
das  P  bei  allen  drei  Stücken  eine  obere  Endigung  hat,  die  an 
ein  S  erinnert,  und  das  Monogramm  somit  aus  E.  S.  P.  zu- 
sammengesetzt sein  kann,  so  wurde,  ehe  jener  mit  Caffagiolo 
bezeichnete  Teller  Taf.  25  bekannt  war,  der  Teller  Taf.  29 
dem  Rafael  Sanzio  von  Urbino  zugeschrieben,  weil  mau  lesen 
konnte  :  Rafael  Sanctius  Pictor.  Mit  Ausnahme  dieses  Tellers, 
der  nur  ein  Bild  ohne  Umrahmung  gibt,  nämlich  einen  Maler, 
der  einen  Teller  bemalt,  und  zwei  vor  ihm  sitzende,  zuschau- 
ende Personen,  von  denen  vielleicht  die  weibliche  als  Mo- 
dell für  ein  in  der  Mitte  anzubringendes  Porträt  sitzt,  haben 
die  drei  Teller  ein  groteskes  Ornament  als  Schmuck  des  Ran- 
des. Der  Teller  auf  Taf.  25  hat  in  diesem  Ornament  Motive, 
so  insbesondere  glockenartige  Blumenkelche,  die  mit  einem 
Fratzengesicht  en  face  versehen  sind,  wie  sie  auch  auf  andern 
Werken  wieder  vorkommen,  namentlich  auf  Taf.  17 — 22,  allein 
in  Verbindung  mit  andern  Motiven,  die  nur  eben  den  alter- 
thümlichen  Charakter  der  früheren  Renaissance  mit  ihnen  thei- 
len.     Diese  Motive  können   allerdings  eine  gewisse  Berechti- 


gung gehen,  auch  die  erwähnten  Stücke  der  Fabrik  von  Caffa- 
giolo zuzuschreiben ;  allein  als  nachgewiesen  kann  dies  nicht 
gelten.  Wir  finden  sie  wieder  auf  einem  Teller  des  germani- 
schen Museums,  der  umstehend  in  Fig.  1  abgebildet  ist.  Die 
Ornamentmotive  zeigen  nicht  blos  frühen  Charakter,  sie  stim- 
men auch  so  sehr  mit  gewissen  datierten  überein,  dafs  die  Zeit 
von  etwa  1500  — 1520  als  Entstehungszeit  für  den  Teller  be- 
trachtet werden  kann.  Dabei  mufs  es  auffallen,  dafs  schon  in 
dieser  frühen  Zeit  keine  Rücksicht  auf  die  Gestalt  des  Tellers 
genommen  ist,  sondern  das  Ornament  rücksichtslos  über  Rand 
und  Mitte  weggeht.  Aufser  dem  Indigoblau  als  Grund  und 
Schattierung  zeigt  dieser  Teller  noch  einen  gelben  Ton,  sowie 
weniges  stumpfes  Grün  verwendet.  Das  Wappen  ist  uns  leider 
nicht  bekannt  geworden ;  doch  kann  gerade  daraus  vielleicht 
eine  Beziehung  zu  Caffagiolo  gefunden  werden. 
«  Die  zweite  Art  der  Verzierung  von  Fayencetellern,  welche 
für  Caffagiolo  nachgewiesen  ist,  besteht  in  einer  einfachen  blauen 
Zeichnung  auf  weifsem  Grunde.  Der  Teller,  welcher  bei  De- 
lange auf  Taf.  26  abgebildet  ist,  zeigt  dasselbe  Monogramm 
P  R  S,  was  schon  vorhin  erwähnt  wurde,  und  auf  einem  Spruch- 
bande die  Inschrift  „Cafagioli".  Diese  Art  der  Verzierung 
nannte  Piccolo  Passo,  ein  Schriftsteller  des  16.  Jahrb.,  „Porcel- 
lana."  Es  fällt  auf,  dafs  einzelne  vorkommende  Ornament- 
motive eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  chinesischen,  sowie  mit 
solchen  zeigen,  die  in  Persien  als  Imitation  chinesischen  Fabri- 
kates gemacht  wurden.  Schon  Marco  Polo  erwähnt  des  cbine- 
schen  Porzellans  unter  diesem  Namen  und  im  Jahre  1570  sagt 
M.  T.  Alfons  Ciacon  in  einem  Briefe  über  Merkwürdigkeiten, 


283 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


284 


die   von  Ostindien    nach   Lissabon   geführt   wurden*) :    „Taceo 

vasa  Murrliyna  ex  China  tot  generum,  qnae  porcel- 

lanae  patrio   sermone   appellantur "     Man   Icannte  also 

das  Porzellan  lange,  und  es  unterliegt  wol  keinem  Zweifel,  dafs 
die  so  bezeichneten  Arbeiten  Caflfagiolo's  Nachahmungen  chine- 
sischen und  wol  mehr  noch  persischen  und  indischen  Porzellans 
sein  sollten.  Wir  kennen  die  von  Delange  publicierten  Stücke 
nicht  aus  eigener  Anschauung,  können  also  nicht  versichern, 
ob  auch  die  Feinheit  der  Farbe  und  der  Glanz  an  das  Porzel- 
lan erinnern,   oder 


nur  eben  die  Zeich- 
nung. Das  germa- 
nische Museum  be- 
sitzt jedoch  ein  sehr 
interessantes,  ähn- 
liches Stück,  das 
hier  in  Fig.  2  wie- 
dergegeben ist  und 
an  Glanz  und  Fein- 
heit der  Glasur  we- 
nig hinter  dem  Por- 
zellan zurücksteht. 
Es  zeigt  das  Wap- 
pen der  nürnbergi- 
schen Familie  Im- 
hof  in  Verbindung 
mit  dem  der  Sclilau- 
dersbach;  es  kann 
sich  also  nur  auf 
Andreas  Imhof  be- 
ziehen, der  (1491 
geboren)  1518  sich 
mit  Ursula  Schlau- 
dersbach  verheira- 
tete. Die  Famihe 
Imhof  hatte  ausge- 
dehnte Handelsbe- 
ziehungen zu  Ita- 
lien und  besafs  dort 
mehrere  Faktorei- 
en, insbesondere 
eine  solche  in  Florenz.  Andreas  wurde  schon  1504,  also  13 
Jahre  alt,  zur  Erlernung  der  Sprache  nach  Italien,  und  zwar  nach 
Venedig  geschickt,  von  wo  er  1509  nach  Hause  zurückkehrte,  je- 
doch noch  im  selben  Jahre  wieder  nach  Italien  gieng,  wo  er  auch 
1510,11  und  12  sich  aufhielt,  namentlich  in  Padua,  Mailand, 
Florenz,  Aquila  inApulien;  1513  kam  er  auch  nach  Rom.  Im 
September  1521  gieng  er  wieder  nach  Italien  und  kehrte  im 
Februar  1522,  nach  Besuch  einer  Reihe  von  Städten,  wieder 
in  die  Heimat  zurück;  ebenso  1524.    Seine  Frau  starb  1525, 


Fig.  1. 


worauf  er  schon  1526  Magdalena  Reich  heiratete.  Der  frag- 
liche Teller  wurde  von  ihm  also  wol  im  Jahre  1521  oder  24 
mit  andern  in  Italien  bestellt  und  von  dort  nach  Hause  ge- 
bracht, wenn  man  es  nicht  näher  liegend  findet,  anzunehmen, 
dafs  zu  irgend  einer  Zeit,  vielleicht  schon  bei  seiner  Verheira- 
tung (1518),  derselbe  im  Correspondenzwege  bestellt  und  durch 
die  Faktorei  des  Hauses  in  Florenz  bezogen  wurde. 

Er   starb    1579.     In   dem   Inventar,   welches   über   seinen 
Nachlafs  aufgenommen  wurde,  heifst  es  auf  Blatt  26 v.: 

„Geschmelzte 


Schaalen  undGläser. 
Item  die  Magoli- 
ka,  darunter  etliche 
Porcellana,  desglei- 
chen sonst  alle 
andere     venedische 

Schaalen  auch 
Schüsseln  undKrueg 
sein  zusammen  ge- 
schätzt worden  umb 

120  Goldgulden 
Ehensch." 

Unser  Teller  ist 
schüsselfürmig,ohne 
flachen  Rand  ver- 
tieft ,  in  der  Ver- 
zierung jedoch  ein 
Rand  angedeutet. 
Der  Grund,  welcher 

den  gebrannten 
Thon  vollständigauf 
Vorder-  und  Rück- 
seite bedeckt,  ist  ge- 
genüber den  andern 
erwähnten  fast  rei- 
nes(nichtgelbliches, 
sondern  eher  in's 
bläuliche  stechen- 
des) Weifs.  Darauf 
sind  mit  Blau  die 
Verzierungen  leicht 
mit  sicherer  Hand  aufgetragen.  Das  sechsmal  wiederkehrende 
Hauptmotiv  des  Randes  ist  specifisch  orientalisch,  ebenso  einige 
kleinere  sonst  wiederkehrende.  Das  Wappen  ist  offenbar  von 
einem  deutschen  Zeichner  erfunden  und  als  Vorlage  nach  Ita- 
lien gesendet.  Es  ist  ebenfalls  in  Blau  gezeichnet  und  schattiert. 
Das  Blau,  dunkel  aufgetragen,  ersetzt  zugleich  das  heraldische 
Schwarz.  Das  Gelb  ist  ziemlich  hell  und  grell  aufgetragen; 
statt  des  Roths  dient  hier  wie  sonst  ein  kräftiges  Orange,  da 
das  heraldische  Roth  nicht  im  Besitze  der  Töpfer  war. 
Nürnberg.  A.  Essenwein. 


*)  Marlene  et  Durand,  Amplissima  collectio,  III.  Bd. ,  p.  1324. 


285 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


280 


Caspar  Weidel,  Biichführer  zu  Nürnberg. 

Unter  den  der  Zeit  nach  ersten  Buchhändlern  in  Nürn- 
berg oder,  wie  man  damals  sagte,  Buchführern,  die  nicht  mit 
eigener  Presse  arbeiteten,  sondern  anderswo,  liier  oder  aus- 
wärts, drucken  liefsen,  also  Verlagsbuchhändlcr,  und  da  sie 
auch  anderer  Verleger  Werke  verkauften,  Sortimentsbuchhänd- 
ler waren,  wird  von  Siebenkees  (Mat.  I,  303)  und  Roth  (Ilan- 
delsgesch.  III,  30)  Caspar  Weidel,  alias  (aber  weniger  richtig) 
Weidler,  genannt.  Siebenkees  macht  auch  ein  von  ihm  ver- 
legtes Buch  namhaft. 
Ob  dieses,  vom  Ge- 
brauch des  Astrolabi- 
ums handelnde  Werk 
eines  Dr.  med.  Johann 
Copy,  Astronomi,  eine 
vom  dringenden  Zeit- 
bedürfnifs  hervorgeru- 
fene und  durch  ihren 
Ertrag  die  Kosten  de- 
ckende Unternehmung 
gewesen,  ist  hier  eben 
so  wenig  Gegenstand 
einer  Untersuchung,  als 
die  Frage  nach  andern, 
unter  der  Firma  Ca- 
spar Weidel's  erschie- 
nenen Artikeln ;  es  ge- 
nügt vielmehr,  an  der 
Hand  der,  wenn  auch 
nur  wenigen,  Urkun- 
den, die  über  Caspar 
Weidel  etwas  ausspre- 
chen, eine  Einsicht  in 
seine  buchhändlerische 
Thätigkeit  und  Bedeu- 
tung zu  gewinnen.  Ob 
der  Ausspruch  Dr. 
Scheurl's  (5.  Nov.  1517 
an  Johann  Eck) :    „li- 

brarii  nostri  pauperes  sunt",  von  Caspar  Weidel  gilt,  werden 
wol,  ohne  ein  vorgreifendes  Urtheil  zu  fällen,  die  folgenden 
Zeugnisse  am  ersten  darthun.  Das  erste  greift  auf  1524  zurück. 
Am  Donnerstag  nach  Dorothea,  9.  Febr.  1525,  bekennt  Marg- 
retha,  Caspar  Weidel's,  Buchführers  unterm  Rathhaus,  eheliche 
Hausfrau,  „Bartholraes  Kobolt  sechzig  Gulden  in  Münz  hinter- 
stelligs  Rests  an  hundert  Gulden  Wechselgelds,  so  sie  ihm, 
dem  Kobolt,  vor  einem  Jahr  bezahlt  sollt  haben,  solche  sechzig 
Gulden  zu  bezahlen,  nemlich  20 fl.  in  den  nächsten  drei  Wo- 
chen, mehr  20  fl.  auf  St.  Walburgen  Tag  und  die  übrigen 
20  fl.  auf  St.  Johanns  Tag  Sunwenden,  alles  nach  dato  nach- 
einander kommend,  ohn  allen  Verzug,  Alles  als  in  erklagtem, 
ervolgtem  und  unverneutem  Rechten.    Auch  wo  sie   eiue  oder 


Fisr.  2. 


mehr  Fristen  nit  halten  würde,  so  soll  die  ganz  ausständig 
Suma  zu  bezahlcu  verfallen  se3n,  in  ehegeschribnem  Rechten. 
Auch  soll  er,  Kobolt,  solcher  Schuld  vor  Männiglich  habend 
und  gewartend  seyn,  auf  allen  ihren  Habe  und  Gütern  in  be- 
ster Form."  Zeugen  sind  Bartholmes  Haller  und  Hanns  Groland, 
Cous.  22,  Fol.  21.  Aber  ungeachtet  dieser  so  bündig  ausge- 
stellten Verschrcibung  wurde  die  Schuld  nicht  völlig  abgetra- 
gen, und  am  Mittwoch  nach  Aegidi,  5.  Sept.  1526,  wurde  im 
Gerichtbuch  eingetragen :  Bartholmesen  Kobolt  ist  gegen  Marg- 

rethen  Caspar  Weidlin 
um  10  fl.  Rests,  in  der 
Bekenntnifs  im  Cons. 
22,  Fol.  21  eingeschrie- 
ben, auf  die  ihr  ange- 
sagte Verkündung  Exe- 
cution  ertheilt,  doch 
soll  er  mit  Vollziehung 
derselben  10  Tag  still 
stehen,  dafs  mittler 
Zeit  der  Motscbidler 
seiner  Tlieile  Gerech- 
tigkeit des  Vorgangs 
(Priorität)  halben  auch 
suchen  und  einbringen 
möge  und  dann  ferner 
geschehe,  was  Recht 
ist.  Ersichtlich  war 
auch  eine  oder  mehr 
andere  Klagen ,  die 
Leonbard  Motscbidler, 
ein  damals  oft  genann- 
ter Fronbote,  zu  ver- 
treten hatte,  anhängig, 
bei  denen  man  die  äl- 
teren Forderungen  eher 
berücksichtigen  wollte. 
In  diese  Zeit  hinein 
fällt  eine  andere,  theils 
wegen  der  dabei  be- 
theiligten Personen,  theils  wegen  der  stipulierten  Zahlungs- 
fristen besonders  merkwürdige  Urkunde,  die  nach  ihrem  gan- 
zen Wortlaut  hier  folgt:  Margretha  Weidlin  bekennt,  für  sich 
und  ihren  Hauswirt,  Caspar  Weidein,  sammtlich  und  unver- 
scheideulich,  dafs  sie  bede  auf  geschehene  Rechnung  den  Er- 
bern Lucassen  von  Cronach  und  Cristanen  Düring,  Gesellschaf- 
tern, 300  fl.  3  Schill.  6  Pfg.  und  Joseph  Klugen,  allen  Burgern 
und  Buchdruckerherren  zu  Wittenberg,  30  fl.  in  Münz  für  Bü- 
cher, die  sie  von  ihnen  empfangen,  schuldig  worden  seien. 
Solche  Summa  versprechen  sie  ihnen  auf  geschehene  gütliche 
Unterhandlung  eines  erbern  Raths  dieser  Stadt  Verordneten  zu 
Fristen  zu  bezalen,  als  nemlich  Jede  Woche  drei  Ort  eines  Gulden 
so  lang  bis  die  ganz  Summa  zahlt  wird,  und  wo  sie  eine  Frist 


287 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


288 


nit  hielten,  dafs  die  ganz  Summa  verfallen  seyn  sollt,  doch  vor- 
tebaltlich ,  ob  sie  aus  eliehaften  Ursachen  je  zu  Zeiten  mit  der 
Bezahlung  eine  oder  zwo  Wochen  und  nit  mehr  säumig  würden, 
dafs  sie  Macht  haben  sollen,  das  verfallen  Wochengeld  ahbald  zu 
ergänzen  und  bezahlen,  und  zu  mehrer  Sicherheit  verpfänden  sie 
bede  Eheleat  ernannten  ihren  Gläubigern  alle  und  jede  ihre 
Habe  und  Güter,  liegend  und  fahrend,  und  sonderlich  alle  und 
jede  ihre  Bücher,  welche  Güter  sie  jetzo  haben  und  künftig 
überkommen,  also  dafs  sie,  bemelte  ihre  Gläubiger,  von  dem 
allen  erste  Bezahler  se3-n  und  vor  allen  andern  ihren  Gläubi- 
gern und  mänuiglich  den  Vorgang  haben  sollen,  Alles  als  in 
erklagtem,  ervolgtem  und  unverneutem  Rechten.  Sie,  die  ge- 
dacht Weidlin,  verspricht  auch,  dafs  ernannter  ihr  Hauswirt, 
so  schierst  er  anheims  kommt,  diesen  Vertrag  auch  in  Gericht 
ansagen  und  bewilligen  solle.  So  bekennen  ernannter  Christa- 
nus Düring  für  sich  und  gedachten  seinen  Mitgesellschafter  Lu- 
casen  von  Cronach,  und  Joseph  Klug  für  sich  selbst,  dafs  sie 
diesen  Vertrag  einem  erbern  Eath  zu  Wolgefallen  also  ange- 
nommen und  bewilligt,  welchen  Vertrag  die  berürten  Theil  alle 
festiglich  zu  halten  bei  ihren  Treuen  hernachbenannten  Zeugen 
an  Eidesstatt  zugesagt  und  angelobt  haben.  Defs  sind  Zeugen 
Doctor  Christoff  Scheurl  und  Sebastian  Grofs.  Geschehen  am 
Samstag  nach  Ostern,  22.  April  1525.  —  Caspar  Weidel  hat 
diesen  Vertrag  und  Bekenntnifs  ratificiert  und  Solches  wie  ob- 
lant  zu  halten  zugesagt  und  gelobt  in  Gericht  Montag  nach 
Georgi,  24.  April  1525.  —  Uebcr  den  Inhalt  der  Urkunde  et- 
was zu  sagen,  ist  ganz  überflüssig,  sie  spricht  für  sich  selbst 
deutlich  genug.  Wegen  des  Gebrauchs  des  Wortes  „Bezahler" 
im  passiven  Sinne,  s.  Anzeig.  f.  K.  d.  d.  V.  1870,  April.  —  Ob 
der  hier  als  Buchdruckerherr  zu  Wittenberg  und  als  Gesell- 
schafter von  Christian  Düring  erscheinende  Lucas  von  Cronach 
ein  und  dieselbe  Person  ist  mit  dem  berühmten  Maler  dieses 
Namens,  sei  denen  zu  entscheiden  anheimgegeben,  die  sich  mit 
solchen  Untersuchungen  zu  befassen  besonders  berufen  sind. 
Möglich  ist,  dafs  auf  dieselbe  Person  auch  folgende  Urkunde 
eine  Beziehung  hat:  Lucas  Müllner  und  Erhart  Rupp,  von  we- 
gen Margreth  seiner  Hausfrau  von  Cronach,  bekennen,  nachdem 
Endres  Müllner,  ihr  Bruder  und  Schwager,  Heinrichen  MüUner's, 
Seins  Bruders,  Hab  und  Güter  auf  sein  Absterben  zu  sich  genom- 
men, dafs  er  jedem  seinen  gebürenden  Erbteil  zugestellt  hat. 
Freitag,  den  25.  Oct.  1521.  Jedenfalls  sind  Lucas,  Endres  und 
Heinrich,  die  Müllner,  und  Margareth,  Erhart  Ruppcn  Hausfrau, 
ihre  Schwester,  alle  von  Kronach.  —  Eine  dritte,  auch  in  das 
Jahr  1525  fallende  Schuld  wird  durch  Folgendes  dargethan : 
Caspar  Weidler,  Buchführer,  und  Margret,  seine  Ehewirtin, 
bekennen  sammtlich  und  unverscheidenlich,  Jörgen  Rucken  und 
Clara,  seiner  Ehewirtin,  32  fl.  in  Münz,  Wechselgeld,  von  Chri- 
stoffen Froschauer,  Buchdrucker  zu  Zürich,  herrührend,  schul- 
dig zu  seyn  zu  bezahlen,  nemlich  16  fl.  auf  nächste  Martini  und 
die  andern  16  fl.  auch  auf  kommende  Lichtmefs,  Alles  in  er- 
klagtem, ervolgtem  und  unverneutem  Rechten,  und  wenn  eine 
Frist  nit  gehalten  würde,  dafs  dann  die  ganz  unbezahlt  Summa 


verfallen  seyn  soll.  Alles  bei  Verpfändung  aller  ihrer  Habe  und 
Güter,  in  ehegeschriebnem  Rechten.  Geschehen  in  Gericht, 
Mittwoch  Francisci,  4.  Oct.  1525.  Mit  diesen  Passivschulden 
verträgt  sich  recht  wohl,  dafs  Caspar  Weidel  auch  Aktivschul- 
den hatte:  Am  Freitag  nach  Anthonii,  19.  Jan.  1526,  wurde 
in  Sachen  Friedrichen  Peypus,  Hanns  von  Frankfurts  und 
Caspar  Weydel's,  Jeronimus  Hölzel's  Gläubiger,  eines,  und  Mi- 
cheln Kaller,  anders  Theils,  erkannt,  dafs  das  angezogene, 
durch  den  Kaller  erlangte,  Verbot  geöffnet  seyn  und  alle  Gläu- 
biger an  Eids  statt  anrühren  sollen,  die  Bücher  von  Eichstätt 
nit  von  sich  zu  geben,  dann  (aufser)  auf  Bezahlung  ihrer  Schul- 
den, wo  aber  solches  Geld  die  Summa  ihrer  Schulden  nit  er- 
reichen würde,  dafs  sie  es  hinter  dieses  Gericht  zu  jedes  Theils 
Gerechtigkeit  erlegen  und  um  den  Vorgang  erkennen  lassen 
wollen.  Darauf  haben  sie  angelobt.  Wie  der  wohlbekannte 
Friedrich  Peypus,  Caspar  Weidel  und  Jeronimus  Hölzel  dem 
Stande  der  Buchdrucker  und  Buchführer  angehörten,  so  mag 
es  auch  mit  Hanns  von  Frankfurt  sich  verhalten,  wenn  er 
nicht  ein  Wundarzt  war;  über  Michel  Kaller  gebricht  es  an 
Auskunft. 

Nun  dauerte  es  nicht  mehr  allzulang,  bis  die  Wasser  der 
Trübsal,  gegen  die  die  Weidlischen  Eheleute  so  lange  man  von 
ihnen  wcifs,  gekämpft  hatten,  über  ihnen  zusammenschlugen. 
Am  18.  Oct.  1527  wurde  dem  schon  genannten  Motschidler 
ein  Verbot  zu  Recht  zu  Caspars,  des  Buchführers  unterm  Rath- 
haus,  Hab  und  Gütern  vergönnt.  Hiemit  verschwindet  der  Name 
Caspar  Weidel's.  Sein  Verlag  war  so  gering  —  es  müfsten  denn, 
woran  aber  billig  za  zweifeln,  noch  mehr  Artikel,  die  er  ver- 
legte, aufgefunden  werden  —  dafs  er  als  reiner  Sortiments- 
buchhändler zu  betrachten  ist,  und  das  Wort  Dr.  Christoph 
Schcurl's  wenigstens  für  seine  Person  vollkommen  rechtfertigt. 
Er  verschwindet,  wie  er  gekommen,  ohne  dafs  zu  sagen  wäre, 
woher  er  kam,  und  verläfst  Nürnberg,  ohne  dafs  zu  sagen 
wäre,  wohin  er  sich  gewendet. 

Nürnberg.  W.  Lochner. 


Johannes  Kienkok  wider  den  Sachsenspiegel*). 

Die  Drucke  des  Sächsischen  Landrechts  seit  1517  enthal- 
ten bekanntlich  hinter  der  Bulle  Gregor's  XL  noch  eine  Be- 
kämpfung von  22  Artikeln  des  Sachsenspiegels  unter  der  Ueber- 
schrift:  ,.Articuli  iuris  Saxonici  reprobati  ex  typo  Doctoris 
Bocksdorffs  collecti  sub  hac  forma".    Homeyer  in  den  Abhand- 


*)  Die  früheren  Nachrichten  über  diesen  Gegenstand  sind  ge- 
sammelt von  Homeyer  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akade- 
mie der  Wissenschaften  aus  dem  J.  1855,  S.  377  ff.  Nachträge 
lieferten  Stobbe,  Geschichte  der  deutschen  Rechtsquellen  I,  372  ff., 
Steffenhagen  in  der  Zeitschrift  für  Rechtsgeschichte  IV,  202  f.  und 
im  Anzeiger  für  Kunde  d.  d.  Vorz.  1872,  Nr.  9,  sowie  Wattenbach 
ebenda  1866,  Nr.  10;  1871,  Nr.  7;  1872,  Nr.  5. 


289 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


290 


lungcn  der  Berliner  Akademie  (1855,  S.  407  IT.)  hat  diese  Ar- 
beit, welche  handschriftlich  hisher  nicht  nachgewiesen  war,  aus 
inneren  Gründen  Joh.  Klcnkok  beigelegt.  Erwünschte  Be- 
stätigung hiefür  gewährt  eine  Handschrift  der  Göttinger  Uni- 
versitätsbibliothek, Cod.  MS.  jurid.  90  in  Folio. 

Auf  Papier  im  15.  Jahrh.  geschrieben  und  23  Blätter  um- 
fassend, in  modernem  Einbände,  beginnt  die  Handschrift  mit 
dem  Ordo  iudiciarius:  „Antequam  dicam"  (Stintzing,  Gesch. 
der  populär.  Literatur  d.  römisch.-kanon.  Rechts,  S.  202  ff.), 
dem  jedoch  Zeit-  und  Ortsangaben  fehlen.  Aufser  verschiede- 
nen anderen  Stücken  folgt  dann  die  Bulle  Gregor's  >'!.,  la- 
teinisch (Horaeyer,  a.  a.  0.,  S.  396  ff.),  aber  ohne  den  Tenor 
der  reprobierten  Artikel  und  ohne  die  Schlufsformel,  mit  den 
Worten  abbrechend:  „Tenor  vero  scriptorum  siue  legum  ojj- 
probatorum  (sie)  eft'ectus  talis  est".  Hieran  schliefst  sich  ohne 
Unterbrechung  mit  den  Anfangsworten :  „Beatissimo  pape  Gre- 
gorio  vndecimo  frater  Johannes  klinckock,  sacre  theologie 
Professor",  das  Schreiben  au  Gregor  mit  dem  Briefe  an  den 
Cardinal  Vernio  in  derselben  Gestalt,  wie  vor  dem  Decadicon 
in  den  beiden  zur  Zeit  bekannten  Handschriften  (Homeyer 
S.  388,  394 ff.  Scheidt,  Bibliotheca  historica  Goettingensis  I, 
63  ff.,  65  ff.).  Auch  der  Uebergang  „Hijs  premissis"  bis  ,,ec- 
clesie  sacrosancte"  lautet  bis  auf  eine  unbedeutende  Abweichung 
ebenso  wie  im  Decadicon  (Scheidt  p.  67).  Dagegen  hat  unser 
Text  hier  den  bemerkenswerthen  Zusatz:  „et  primo  ponam 
articulos  sine  reprobacionibus  suis,  assignans  quotam  articulo- 
rum  libri  videlicet  speculi  saxonum,  sicut  in  eo  ponuntur  ar- 
ticuli  prelibati,  et  sequitur  articulus  primus  capittuli  xix'." 

Während  also  im  Decadicon  die  Widerlegung  mit  jedem 
Artikel  unmittelbar  verbunden  ist,  scheidet  die  Göttinger  Hand- 
schrift, in  Uebereinstimmung  mit  der  oben  erwähnten  Arbeit, 
Aufzählung  und  Widerlegung.  Demzufolge  gibt  sie  zuerst  eine 
Aufzählung  von  22  Artikeln  des  Sachsenspiegels,  die  sich  in 
der  Eeihenfolge  identisch  erweist  mit  den  sog.  Bocksdorfischen 
Artikeln,  in  der  Fassung  aber  dem  Decadicon  entspricht.  Was 
in  den  Sachsenspiegel- Ausgaben  den  Eingang  zu  den  Bocks- 
dorfischen Artikeln  bildet,  ist  in  unserem  Texte  hinter  die 
Aufzählung  gestellt.  Alsdann  beginnt  die  Widerlegung  der 
22  Artikel,  die  jedoch  nur  bis  zum  elften  Artikel  einschlicfs- 
lich  fortgeführt  wird,  womit  die  Göttinger  Handschrift  abbricht. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  A''crgleichung  des  Wort- 
lauts der  Widerlegung.  Der  Wortlaut  stimmt  nicht,  wie  man 
erwarten  möchte,  mit  dem  Bocksdorfischen  Texte,  sondern  ist 
ausführlicher  und  nähert  sich  wieder  dem  Decadicon,  ohne  in- 
dessen vollkommen  damit  übereinzutreffen.  Es  finden  sich 
einerseits  Weglassungen  und  Abänderungen,  andererseits  eigen- 
thümliche  Zusätze.  So  fehlt  in  der  Widerlegung  des  ersten 
Artikels  (=  Decad.  art.  6)  die  Stelle  des  Hostiensis,  welche 
im  Decadicon  in  extenso  mitgetheilt  wird  (Scheidt  p.  73  mit 
Note  tttt)-  ^'^^  „Item  hoc  statutum  et  alia  iuri  naturali  re- 
pugnantia  tenentes"  (p.  75)  wird  der  Zusatz  eingeschaltet : 
„Este,  quod  princeps  cum  mille  uel  araplius  videat,  quod  vnus 


spoliat  uel  inlerficiat  proxinium  suum,  qui  sie  jnficiens  incuse- 
tur  secundo  die  corain  i)rincipe  tali :  tunc  secuuduin  istum  ar- 
ticulum  incusatus  poterit  se  liberale  per  juramentum,  et  per 
consequens  princeps  manifestum  et  publicum  debet  admittere 
perjurium  et  per  consequens  non  diligit  ibi  ex  corde  dcum, 
cuius  admittit  blasphemiara,  dum  deus  uocatur  in  testem  fal- 
sum,  nee  diligit  proximum,  cui  non  respondetur  q.  de  hoc, 
quod  iniuste  sicut  publicum  est  illatum  dampnum,  et  ibi  pec- 
catur  contra  pietatem  et  equitatom ,  quarum  oiipositum  dedu- 
citur  etc.  secundum  philosophos  non  deducitur,  quia  dicit  lac- 
tantius  in  libro  de  vera  iusticia,  quod  dissoluit  omnem  religio- 
nem  et  humanam  societatem".  Nach  dieser  Einschaltung  stimmt 
unser  Text  nur  noch  bis  an  „Contigit  enim"  (p.  75)  mit  dem 
Decadicon.  Alles  Uebrige  bis  zum  Schlüsse  wird  übergangen 
und  durch  folgende  Ausführungen  ersetzt :  „Dicitur  de  quihus- 
dam,  qui  tenent  regulam  beati  augustini,  si  qui  tales  essent, 
regulam  beati  augustini  tenerent  in  archa  forsan,  non  in  vita, 
certe  oppositum  super  ewangclia  fundata  docet  regula  preli- 
bata.  Quidam  vero  illud  statutum  corrigere  uolentes  alium 
errorem  inducunt,  scilicet  quod  iudicijs  eorum  eines  sue  ciui- 
tatis  et  nullus  alius  perhibere  possit  testimonium.  per  hunc 
modum  eines  eorum  extra  ciuitates  eorum,  vel  vbi  conciues  sue 
[ciuitatis]  presentes  non  essent,  committere  possent  omne  ma- 
lificium  et  contrahere  quodlibet  mutuum,  nee  aliquis  coram 
iudicio  talis  ciuitatis  per  quantumlibet  ydoneos  testes  non  inibi 
eines  conuincere  posset  ipsos.  hoc  statutum  dissoluit  utique  in- 
ter  xpianos  amorem  mutuum.  quis  enim  ciui  ciuitatis  talis  mu- 
tuaret  scieus  hoc  statutum,  cum  talis  ciuis  ibi  remotus  ageret ! 
Item  vidctur  repugnare  juri  naturali,  quod  alienigena  tenetur 
in  testes  producere  conciues  aduersarii  sui." 

Die  Widerlegung  des  zweiten  und  dritten  Artikels 
(;=  Dec.  7,  8)  lautet  wörtlich,  wie  im  Decadicon.  Bei  dem 
vierten  Artikel  fehlt  die  zweite  Hälfte  der  Ausführungen  des 
Decad.  art.  9  von  „Item  pono"  (p.  78).  Bei  Art.  fünf  (Dec.  10) 
findet  sich  vor  „quia  duellum"  (p.  79)  die  Einschaltung:  „et 
dicit  ostiensis  in  rubrica  in  clerico  offereute  duellum,  quod 
eciam  ad  preceptum  iudicis,  ut  euadatur  mors,  duellum  non 
excusat  in  toto  a  peccato,"  und  vor  „Item  iudex"  (p.  80)  der 
Zusatz :  ,,Item  hie  refutatur  error  ille,  quod  aliquis  agat  contra 
honorem,  non  agens  contra  iusticiam.  arguitur  sie:  talis  agit 
contra  honorem,  ergo  male  agit ;  sed  sequitur :  agit  male,  ergo 
agit  iniuste.  Aliter  de  dauid  respondent  canones  et  sancti, 
quod  ex  instinctu  Spiritus  sancti"  etc.  Von  da  an  zeigt  sich 
wieder  wörtliche  Uebereinstimmung  mit  dem  Decadicon  bis  an 
„Probatur,  quod"  (p.  80) ;  das  Uebrige  ist  ausgelassen.  Zu 
Art.  sechs  ist  nur  der  erste  Satz  des  Dec.  art.  11  bis  „pec- 
catum"  (p.  81)  aufgenommen.  Zu  Art.  sieben  wird  unter 
Uebergehung  des  Schlusses  der  Satz  des  Dec.  art.  12  „Argui- 
tur" u.  s.  w.  (p.  82)  folgendermafsen  abgeändert:  „Item  contra 
racionem  est,  quod  duelletur  cum  ipso,  qui  prius  iure  priuatus 
est  et  honore,  quoniam,  si  talis  esset  diues  et  fortis,  iuuari 
possit   semper".    Bei  Art.   acht  wird  der  Schlufs   von  „quia 


291 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


293 


secundum"  (Dec.  art.  3.  p.  69)  in  die  Mitte  vor  „Ideni  palet" 
(p.  68)  gestellt,  und  zwar  mit  folgenden  Abänderungen:  „sed 
ex  legitime  matrimonio  non  procrcantur  nisi  legitirai  pueri. 
patet:  qui  filii  sint  legitimi  [X.  4,  17]  per  to[tum].  ymmo  ex 
illegitime  matrimonio  legitimi  procreantur  in  casu,  quo  sufficit 
fides  alterius  parentis  ad  legittimam  communionem  prolis  et 
geniti  ante  matrimonium,  et  per  consequens  per  raatrimonium 
redduntur  Icgittimi.  videtis,  vtrum  error  sit  in  fide  aliter  sa- 
pere  de  sacramentis  ecclesie,  quam  ecclesia  sancta  dei-'.  Die 
Widerlegung  des  neunten  Artikels  stimmt  mit  dem  Dec.  art. 
14  (p.  84  f.)  bis  auf  den  letzten  Satz  „Et  idem  probatur" 
u.  s.  w.,  welcher  weggelassen  ist. 

Was  die  Ausführungen  zu  Art.  zehn  betrifft,  welcher,  aus 
der  Deutschen  Yertheidigungsschrift  gegen  die  Magdeburger 
(art.  9,  Homeyer  S.  418)  entnommen,  im  Decadicon  fehlt, 
so  bietet  unsere  Handschrift  den  Bocksdorfischen  Text  in  aus- 
führlicherem Wortlaut :  „Decimus  articulus  falsus  et  repugnans 
sacramento  matrimonii,  quoniam  nulluni  impcdimentum  positum 
per  ecclesiam  impedit,  quod  talis  possit  geuerare  prolem  le- 
gitimam,  et  per  consequens  per  ecclesiam,  cuius  est  iadicare 
de  legitimaie  prolis,  talis  legitimus  censetur.  sie  in  his  tribus 
casibus  et  articulis  Speculum  saxonum  aliter  sapit  de  sacra- 
mento matrimonij,  quam  sapit  ecclesia  sancta  dei." 

Die  Widerlegung  des  elften  Artikels  endlich,  bei  welcher 
die  Göttinger  Handschrift  aufhört,  schliefst  unvollständig  mit 
den  Worten:  „quilibet  hoc  statutum  diceret  esse  preiudiciale" 
(Dec.  art.  15.  p.  So). 

Es  liegt  hier  also  eine  Arbeit  vor,  welche  auf  Grundlage 
der  Eeihenfolge  der  Bocksdorfischen  Artikel  im  Wesentlichen 
den  Inhalt  des  Decadicon  wiedergibt,  indem  sie  sich  sowohl  in 
der  Formulierung  der  bekämpften  Artikel,  als  auch  in  der 
Begründung  des  Angriffs  an  das  letztere  anschliefst.  Wie  die 
Bocksdorfischen  Artikel,  vermehrt  sie  die  Zahl  der  im  Deca- 
dicon bekämpften  Sätze  um  denjenigen  Artikel,  welcher  der 
deutschen  Schrift  gegen  die  Magdeburger  eigenthümlich  ist. 
Die  Arbeit  über  die  Bocksdorfischen  Artikel,  wie  sie  die  Sach- 
senspiegel-Ausgaben darbieten,  erscheint  als  eine  verkürzte  Re- 
daction  des  Göttinger  Aufsatzes.  Wenn  der  Göttinger  Aufsatz 
nach  Ausweis  der  Handschrift  von  Joh.  Kienkok  verfafst  ist, 
so  mag  die  kürzende  Bearbeitung  auf  die  Thätigkcit  eines 
Bocksdorf  zurückzuführen  sein.  Ob  die  Priorität  der  Ab- 
fassung dem  Decadicon  oder  dem  Gottinger  Aufsatz,  resp.  der 
Bocksdorfischen  Bearbeitung,  zuzusprechen  sei,  bleibe  dahinge- 
stellt. Jedenfalls  ist  nicht  mehr  die  Bocksdorfische  Arbeit  als 
ein  „dem  Decadicon  vorangehender  Entwurf"  (Homeyer  S.  410) 
anzusehen,  da  sie  auf  dem  Göttinger  Aufsatz  beruht. 

Göttingen.  Dr.  Emil  Steffenhagen. 


Flurnamen  in  der  Rheinpfalz. 

Auf  einer   der  jüngsten  Philologcnversammlungen  in  Hei- 
delberg  wurde  Anregung   gegeben   zur  Bearbeitung   eines  bis 


jetzt  vernachlässigten  Gebietes,  der  Sammlung  deutscher  Flur- 
namen, die  in  sprachlicher,  archäologischer  und  ethnologischer 
Beziehung  noch  manches  Material  bergen.  Der  Verfasser  sam- 
melte während  seines  Aufenthaltes  in  Zweibrücken  Flurnamen, 
allerdings  speziell  in  der  Absicht,  das  Gefundene  archäologisch 
für  die  Bestimmung  römischer  Niederlassungen  und  Strafsen  zu 
verwenden.  Da  er  jedoch  alle  ihm  bemerkenswerthen  Namen 
hiebei  verzeichnete,  so  glaubt  er  mit  Veröffentlichung  dersel- 
ben überhaupt  auch  der  deutschen  Alterthumskunde  einen  klei- 
nen Dienst  erweisen  zu  können.  Zusammengestellt  sind  sie 
aus  den  offiziellen  Katasterplänen ;  doch  hat  sich  Schreiber  die- 
ser Zeilen  hinlänglich  davon  überzeugt,  dafs  diese  Flurbenen- 
nungen heutzutage  noch  im  Munde  des  Volkes  fortleben,  wenn 
dasselbe  auch  manche  Bezeichnungen  nicht  zu  erklären  weifs. 

Die  kleine  Sammlung  nimmt  aufserdem  eine  gewisse  Ab- 
rundung  für  sich  in  Anspruch,  da  sie  die  Flurnamen  zweier 
vollständiger  Kautone  der  Rheinpfalz,  des  Kantons  Zweibrücken 
imd  des  Kantons  Hornbach,  urafafst.  Die  lokalen  Verhältnisse 
betreffend,  bildet  die  bezügliche  Gegend  ein  von  schmalen  Thä- 
lern  durchschnittenes  Plateau,  das  zum  Westrich*)  gerechnet 
wird ;  Getreidebau  ist  vorherrschend.  Die  Einwohnerschaft  ge- 
hört wol  ursprünglich  dem  alemannischen  Stamm  an ,  der  im 
4.  und  5.  Jahrhundert  bis  in  diese  Gegenden  vordrang  (s.  Häu- 
fser,  Geschichte  der  Pfalz,  I.  Th.) 

Am  besten  glaubte  der  Verfasser  zu  thun,  die  Namen  ohne 
etymologisclie  Bemerkungen  zu  geben.  Die  Orthographie  ist 
die  auf  den  offiziellen  Plänen. 

1)  Schwarzenacker :  Heidenhübel. 

2)  Altheim:  Osterfeld,  heiliger  Berg,  heilige  Gärten,  Hei- 
denhübel, Brandstätt,  Welschberg. 

3)  Riesweiler:  zu  der  Burg  und  der  Königsstrafse,  hin- 
ter der  Burg,  auf  der  Burg,  am  Westerfeld,  unten  an 
der  Burg  hinter  dem  Westerfeld,  am  Delltrich,  kleiner 
Steinhübcl,  grofscr  Steinhübel. 

4)  Brenschelbach  :  Osterfeld,  Heidenkopf,  heilige  Ahnung, 
an  der  heiligen  Wiese,  grofser  Steinhübel,  auf  dem  La- 
ger, Pfaffenberg,  Pfaffenkehl. 

5)  Utt Weiler:  Schlofshübel, Burggärten,  Herrngärten,  Krem- 
pentrisch,  Herschberg,  Herschbach. 

6)  Peppenkum:  auf  dem  Duplen,  in  den  Heidenäckern, 
Hohrechsklamm,  Krempentrisch,  auf  dem  Gostersberg, 
Teufelsdell,  am  Ostergarten. 

7)  Althornbach:  am  Lagerberg,  am  hohen  Gericht, 
Mauergärten,  Zingeltbal,  im  Walstell  (wahrscheinlich  ver- 
schrieben =  dell),  am  5.  Bannstein,  am  Heidenkopf,  am 
Wallerschcid. 

8)  Bottenbach:  auf  der  Heiligwiese,  auf  dem  Osterberg, 
am  Osterwald  (Entenbühl),  Blümlesberg,  Hengstlöchel, 
Harschbach. 


*)  speziell  zum  Bliesgau. 


293 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


294 


9)  Dietricbingen:    Hermersberg,    Ofsweilerliof,    an    der 
alten  Strafse,  am  alten  Weg,  40  Morgen. 

10)  Grofssteinhausen :  am  Gewehrkopf,  auf  dem  Ge- 
wehrskopf, Gewehrberg,  Witzsäule. 

11)  Klcinsteinhausen :  auf  dem  Frankenfeld,  am  heiligen 
Häus'chen,  bei  der  Landstrafse  (ist  keine  mehr  dort), 
Hirschelbach,  Marzlüchelkopf. 

12)  Walshausen:  Urtelswiese,  Heidenborner  Dell. 

13)  Stambach:  Richwald  bei  Dellfeld. 

14)  Contwig:  auf  dem  Tempel,  am  Tempel,  Gödelstein. 

15)  M aus b ach:  imPlomb,  beim  grofsen  Bannstein,  Heiden- 
berg, am  Drusenborn,  Hochgericht. 

16)  Hornbach:  Bingweiler,  Burgerhöhe,  Burgerwald,  La- 
gerberg, Heidenberg. 

17)  Rimsweiler:  am  Wallerscheid'chen ,  am  Heidenkopf, 
an  der  Hemsch,  an  der  Althöhj,  an  dem  Geifsenrech  (eine 
Hohe),  Steinberg,  am  5.  Bannstein. 

18)  Riedelberg:  am  Trinzengärtel,  Gemehrberg,  auf  dem 
Humerick,  Pirmanstein. 

19)  Vinningen:  Pitt-sitters. 

20)  Rieschweiler  :  am  Teufelspfuhl,  am  Heidenberg,  1. Hei- 
denberg, 2.  Heidenberg,  am  Seiters,  auf  dem  heiligen 
Feld  am  Weinstein,  auf  dem  heiligen  Grund,  Pfaflfenberg. 

21)  Mafsweiler:  Fausterfeld,  um  den  Hausgiebel,  im  gu- 
ten Tempel,  Molet. 

22)  Dellfeld:  am  Aeltriesch,  Seiterswald,  im  Heidengarten, 
Seiterswiesen,  hinter  dem  heiligen  Häus'chen. 

23)  Knopp-Labach  :  am  Heidenkopf,  Hermersbach,  im  hei- 
ligen Wald,  Seiterswald. 

24)  Biedershausen :  Götzenmogerhübel,  Götzenmogerfeld, 
Götzenmogerdell,  Götzenmogergrund,  Elzenmog. 

25)  Oberhausen:  Hermersbach. 

26)  S  climitthaus  en. 

27)  Winterbach:  Klosterwald,  am  heiligen  Wald. 

28)  Niederhausen :  Taschenwald. 

29)  Reifenberg:  Allseiters,  im  Gehain,  am  Geringelten. 

30)  Battweiler:  in  den  Pfaffenwiesen. 

31)  Oberauerbach:  auf  dem  Tempel  (noch  5  Namen  mit 
Tempel),  Fröhnstrafse ,  am  Kirchenwald,  in  den  heiligen 
Wiesen,  Heidenköpfchen. 

32)  Niederauerbachram  Erzpriestergut,  Heidenkopf,  Sei- 
terswald, auf  dem  Münchel. 

33)  Mittelbach:  auf  dem  Heidenhübel ,  Wallersbach,  am 
Seiters. 

34)  Zweibrücken :  Wallerscheid'chen,  Rinstel,  Mutsch- 
grund,  in  der  Achen. 

35)  Ixheim  :  am  heiligen  Häus'chen,  auf  dem  grofsen  Hei- 
ligenberg, am  Heiligenthal. 

36)  Bubenhausen:  Spraulberg. 

37)  Webenheim:  Schelwiesen,  am  Trisch,  auf  dem  Schar- 
len,  hohen  Stein,  am  Burrech,  Badstube. 


38)  Watt  Weiler:  im  Tempel,  Pfaffenäcker,  Raulstein,  am 
Kasticr-busch,  im  Weingarten,  am  Nünchen. 

39)  Hengstbach:  Heidenhübel,  Kemmling,  Lauunter  (?). 

40)  Mimbach:  Pfaffenäcker,  am  wüsten  Etzel,  Sitterswald, 
am  Trisch,  auf  dem  hintern  Hart. 

41)  Breitfurt:  im  untersten  Pumpert,  bei  den  langen  Stein- 
machers, Rebenberg,  Schlofswäldchen,  Seitersallmend. 

42)  Böckweiler:  Kammersrech,  Waldersacker,  am  Letz, 
Duserstrafse,  Klostertrisch,  Hohrech. 

43)  Blicsdahlhei m  :  Heizwiesen,  Eebenberg. 

44)  Sey Weiler:  Kipprieb,  Etzel, 

45)  Neualtheim:  am  Beileist. 

46)  Medelsheim:  am  Erzenthal  und  Etzenthal,  Hunan, 
Schelmengruberweg,  Annelfcld,  Schwefelspfuhl,  kleiner 
Wüler,  Rebenberg,  Herschbach,  Weinberg,  Krempen- 
trisch. 

47)  Walsheim:  grofse,  rohe  Verschanzungen,  Osthofen, 
Todtengang,  am  Etzel,  Weingarten,  Mürschwingcrt. 

48)  Niedergailbach :  Heidenhübel,  Gräbenstrich,  Todten- 
kopf,  Hemerich,  Osterwiese,  Reben  weg,  in  den  Reben. 
Horres,  Metschfurt,  Litzelbach,  Teschenbrunnen. 

Alemannische  Bevölkerung  wird  durch  die  Namen  Diet- 
richingen, Blümlesberg,  Märzlöchelkopf  bewiesen.  Dies 
Grenzland  war  übrigens  von  jeher  der  Tummelplatz  verschie- 
dener Völker,  und  Römer  und  Kelten  scheinen  hier,  wie  aus 
manchen  Namen  hervorgeht,  mit  deutschen  Stämmen  zusara- 
mengestofsen  zu  sein  ;  deshalb  möchte  vorliegendes  Material  an 
Interesse  gewinnen.  Kapellen,  Haine,  den  Göttern  geheiligte 
Fluren  scheint  es  in  Masse  gegeben  zu  haben.  Auch  römische 
Kultusgebäude  latinisierter  Provinzialen  werden  sich  hier  er- 
hoben haben ;  wenigstens  deutet  dies  die  Häufung  der  mit 
„Tempel"  zusamniengetzten  Namen  in  Oberauerbach  (Nr.  31) 
an,  einem  Orte,  an  dem  hart  eine  theilweise  noch  erkennbare, 
auch  auf  Spezialkarten  angegebene  Römerstrafse  nach  Zwei- 
brücken lief.  Erhöhung  und  Steine  sind  weithin  Zeugen  des 
Strafsenzugs.  Auch  über  Altheim  und  Peppenkum  lief  eine 
römische  Verbindungsstrafse,  die  in  Schwarzenacker,  einem  be- 
deutenden Römerorte,  endigte.  Von  dort  aus  lief  die  grofse 
Bliesstrafse  über  Webeuheim,  Breitfurt,  Medelsheim,  Walsheim 
zur  Saar,  anderseits  nach  Homburg,  um  in  die  grofse  Metz- 
Mainzer  Strafse  einzumünden. 

Namen  wie  Königsstrafse  (Nr.  3),  Landstrafse  (Nr.  11), 
Schelmengruberweg  (Nr.  46)  sind  Bezeichnungen  im  Volks- 
munde für  solche,  von  Römern  angelegte  Verkehrswege.  (Vgl. 
Mone,  Urgeschichte  von  Baden  1.  Th.)  Schlüsse  für  die  ger- 
manischen Alterthümer,  sowie  etymologische  Untersuchungen 
über  die  vorliegenden  Flurnamen  will  Verfasser  Befugteren 
überlassen;  ihm  soll  es  genügen,  damit  vielleicht  Anstofs  zu 
weiteren  Sammlungen  gegeben  zu  haben. 

Nürnberg.  Chr.  Mehlis. 


295 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


296 


Appellation  an  das  kaiserliche  Kanimergericlit. 

In  seiner  Beschreibung  der  das  Laiidrecbt  des  Schwa- 
benspiegels und  das  Wiener  Stadtrecht  enthaltenden  Papier- 
handschrift Nr.  28,909  des  german.  Museums  (s.  Anzeiger  f.  K. 
d.  d.  Y.  1873,  Nr.  6,  Sp.  153  ff.)  hat  Hr.  Prof  Gcngler  auf 
zwei  am  Schlüsse  derselben  befindliche,  wahrscheinlich  noch  un- 
gedruckte Stücke  hingewiesen  und  uns  deren  Veröffentlichung 
im  Anzeiger  als  wünschenswerth  bezeichnet.  Wir  theilen  da- 
her nachstehend  vorläufig  eines  derselben  nach  getreuer  Ab- 
schrift mit. 

Nota  wie  man  mit  Appellacion  handeln  sol  vor  kay"-  ka- 
mergricht 

Item  wer  der  ist  der  vor  ainem  weltlichen  Gericht  Es  sey 
hofgericht  oder  ander  gericht  oder  vor  Commissarj  mit  ainer 
entheben  vrtail  beswcrt  wirt,  der  sol  sich  von  stundan  ofl'eu- 
lichen  vor  Gericht  vor  dem  Richter  vnd  den  Beysitzern  vnd 
in  gegenburtikait  seins  widertail  durch  sein  selbs  person  mit 
lautterr  Stym  offenlich  berufl'en  Er  sey  der  vrtail  beswijrt  vnd 
sol  dauon  offenlich  Appelliren  für  vnd  an  vnserun  Allergenedi- 
gisten  herrn  den  Romischen  kaiscr  vnd  von  allen  den  beswer- 
nüssen  die  sich  der  sachenhalben  yetz  oder  hinnach  vinden 
oder  aischen  mugeut  auf  die  Allerpesten  form  vnd  sol  darauf 
von  dem  Richter  appostel  die  man  nennet  Zeuguussbrif  eruor- 
dernn  nach  Ordnung  des  Rechtens  zum  Ersten,  zum  andern 
vnd  zum  dritten 

It.  vnd  ist  dafs  er  ainen  offenn  Notarj  bey  jm  hat  So  sol 
er  den  ermonn  von  seins  Ambts  wegen  das  er  jm  das  betzewge 
nach  dem  Recht  vnd  darvmb  jnstrument  geh  ains  oder  mer, 
vnd  dieselben  jnstrument  zu  pessern  zu  mynnern  vnd  zu  me- 
ren  mit  weiser  lewt  Rat,  geistlicher  vnd  weltlicher  vnd  damit 
sol  er  von  dem  Gericht  gan  vnd  vor  darauf  ainen  vrtailbrif 
begern,  aller  Gerichtshanndlung  vnd  die  offenlich  berüffung  vnd 
Appelirung  in  dem  vrtailbrif  begriffen 

It.  wer  sach  aber  das  er  ainen  offenn  Notarj  nicht  mocht 
bey  jm  gehaben  daselbs  vor  offera  Gericht,  darnach  so  sol  er 
vor  zwain  oder  vor  drein  zewgen  vnd  sunder  vor  den  die  bey 
solher  offenner  berfiffung  gewesen  weren  vor  ainem  offenn  Notarj 
ynner  zehen  tagen  als  Recht  ist  von  derselben  vermainter  vnd 
vnrechtlicher  entlicher  vrtail  vor  demselben  offenn  Notarj  in 
geschrift  mit  solhen  fürwarten  als  vorgeschriben  stat  offenlich 
vor  dem  Notarj  vnd  den  Zeugen  Appelliren  vnd  darauf  von 
dem  Notarj  Appotel  (sie !)  ainen  Zeuguussbrif  begern  nach  Ord- 
nung des  Rechtens  vnd  das  jn  betzeugen  lassen  vnd  jn  darauf 
ermon  von  seins  Ambts  wegen  jnstrument  zegeben  nach  allen 
notdurfften  vnd  dabey  melden  dieselben  jnstrument  ze  pessern 
ze  mynnern  vnd  ze  meren  nach  weiser  lewt  Rat  geistlicher 
vnd  weltlicher  vnd  albeg  das  dy  offenlich  berfiffung  in  dem  jn- 
strument gemeldet  sey  vnd  sein  beswürnuss  mit  Redlichen  vr- 
sachen  vnd  mit  Worten  iu  das  Instrument  stymmen  vnd  setzen 
lassen  vnd  jm  darauf  das  jnstrument  volfuren  lassen  auf  die 
pessten  form  nach  Ordnung  des  Rechtens 


It.  vnd  sol  darnach  gedennkchen  das  dieselb  Appellacion 
anuertziehen  vor  dreyssig  tagen  als  Recht  ist,  dem  Richter  vnd 
seim  widertail  durch  den  offenn  Notarj  verkündt  vnd  furbracht 
werd,  vnd  sol  der  Notarj  ain  offen  vrkund  geben  der  verkuu- 
dung  der  Appellacion  vnd  sol  die  verkundung  auf  die  Appel- 
lacion schreiben  oder  ain  sunder  jnstrument  solher  verkündung 
darumb  geben 

It.  der  Notarius  sol  ain  abgeschrift  der  Appellacion  ge- 
ben Ob  der  Antwurtter  Sy  an  jn  begert  doch  an  des  Clager 
schaden. 

It.  wer  aber  das  die  offenlich  berüffung  vnd  appellirung 
vor  offem  Gericht  geschech  in  gegenburtikait  des  Notarj  So 
dorfft  der  Clager  seim  Richter  vnd  seim  widertail  die  Appella- 
cion nicht  verkünden 

It.  vnd  der  Clager  vnd  zecher  der  dann  die  Appellirung 
getan  hat  der  sol  dieselb  Appellacion  Sechs  wochen  vnd  drey 
tag  vor  dem  Jar  für  vnsern  genedigistcn  hern  den  Romischen 
Kaiser  bringen  oder  bringen  lassen  oder  für  seiner  gnaden  kantz- 
ier vnd  da  vmb  Recht  anruffen  die  Appellacion  auf  Recht  aus- 
nemen  vnd  darauf  ladung  auf  seinen  widertaU 

It.  vnd  jnibicion  an  den  Richter  von  dem  geappellirt  wor- 
den wer,  dem  zugebieten  das  er  nicht  verner  in  der  sach  pro- 
cidiren  solt  Sunder  was  nach  solher  Appellacion  nu  furbaser 
ausgieng,  oder  ausgangen  wer,  durch  die  jnibicion  vnd  potbrif 
zu  Recht  aufgebebt  wurd,  bis  zu  ausgang  des  Rechtens 

It.  vnd  der  Clager  sol  dem  Antwurtter  die  kaiserlich  la- 
dung Sechs  Wochen  vnd  drey  tag  vor  dem  Jar  verkünden  zu 
ha  WS  vnd  zu  hof,  oder  vnder  äugen  jm  in  sein  hannd  durch 
den  Notarj  antwurtten  lassen  vnd  des  ain  jnstrument  nemmen 
von  dem  Notarj 

It.  Ob  er  den  Notarj  nicht  gehaben  mücht  So  mag  er  die 
ladung  durch  ainen  geswornen  poten  mit  der  püchsen  oder 
sust  durch  ainen  poten  mit  dem  lewft'el  püchsen  antwurtten 
lassen,  doch  das  derselb  pot  dem  clager  der  jm  die  ladung 
aufgeben  hat  ain  vrkund  geb  vor  zwain  Erbern  Mannen  die 
wappensgenos  seien  oder  sust  vor  ainem  Gericht  vor  einem 
gelaublichen  Richter  ainen  aid  zu  Got  vnd  zu  den  heiligen 
swcrn  mit  aufgerakten  vingern  swcren  sol,  das  er  die  kaiserlich 
ladung  seim  widertail  geantwurtt  hab  zu  haws  vnd  zu  hof  oder 
vnder  äugen  vnd  die  stund  nennen  vor  mittag  oder  darnach 
vngeuerlich  geantwurtt  hab, 

It.  vnd  das  dem  Clager  ain  besigelter  brif  von  dem,  oder 
von  den,  vor  dem  er  den  aid  getan,  geben  werd,  vnd  das  die 
ladung  darjnn  begriffen  werd 

It.  vnd  wenn  der  Clager  solh  vrkund  also  hat,  darnach  lafs 
Sechs  wochen  vnd  drey  tag  So  sol  der  Clager  sich  oder  sein 
Anwalt  ju  dem  kaiserlichen  hof  vinden  lassen  vnd  seinem  Rech- 
ten nachgeen 

It.  vnd  wer  sach  das  sein  widertail  noch  nyemant  von  sei- 
nen wegen  in  dem  kaiserlichen  hof  wer,  dem  Rechten  nachze- 
geen  So  mag  er  seim  widertail  rüffen  lassen  nach  Ordnung  des 
Rechtens,    vnd  die   Berüffung   in    das    kaiserlich    Gerichtbuch 


297 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


298 


schreiben  lassen  vnd  darauf  begern  aincn  tag  zusetzen,  seim 
Rechten  nach  zegeen  So  kumbt  er  am  aller  kurtzisten  aus  dem 
Rechten  vnd  hütt  sich  vor  Conmissial 

It.  wer  aber  sach  das  der  Clager  ynner  Jarsfrist  als  Recht 
ist  sein  Appellacion  in  dem  kaiserlichen  hof  nicht  furbringen 
möcht  vmb  Rechtlich  vrsach  des  zu  Recht  genüg  wer  so  mag 
er  dieselb  Rechtlich  vrsach,  durch  sein  selbs  person  oder  durch 
seinen  volmechtigen  Anwalt  in  dem  kaiserlichen  hof  vor  dem 
Romischen  kantzier  melden  vnd  darauf  begeren  auf  sein  Recht- 
lich vrsach  ain  fatal  auf  das  ander  Jar  als  Hernach  von  wort 
zu  wort  geschriben  stet 

Wir  Fridreich  von  gots  gnaden  Romischer  Kaiser  zu  al- 
len Zeiten  merer  des  Reichs  Ilertzog  zu  Österreich  vnd  ze 
Steyr  etc.  Bekennen  dafs  vns  die  Erber  Anna  Maderinn  Hannsen 
Zürchers  eliche  hausfraw  hat  furbringen  lassen  Als  sy  sich  von 
ainer  vrtail  So  durch  vnser  vnd  des  Reichs  lieb  getrewn  Bur- 
germaister  vnd  Rate  der  Stat  zu  Rauenspurg  all  vnser  Com- 
missarian  wider  Sy  vnd  Marttin  Jacoben  Conratcn  vnd  Bartho- 
lomeen  gebruder  die  Greken  gesprochen  sein  sol,  als  beswert 
an  vns  berufft  vnd  geappellirt  hau,  nach  laut  ains  jnstruments 
derselben  Appellation  vns  darumb  fürgebracht  als  sy  auf  dem 
wege  gewesen  würe  Sich  mit  derselben  Appellation  zu  vns  ze- 
fugen  vnd  ferre  jrn  gebürlichen  vleis  darjnne  zetunde  were  Sy 
durch  solh  Kriegslewffe  so  vns  von  den  veinden  datzemal  ver- 
hindert worden  zustunden  das  sy  solhem  in  der  zeit  des  er- 
sten fatals  nicht  bette  nachkomen  mügen,  dadurch  jr  dietzeit 
derselben  ersten  Appellacion  verschinen  were,  vnd  hat  vns  die- 
mütigklichen  anrüffea  vnd  bitten  lassen ,  das  wir  ir  das  ander 
fatal  der  gemelten  appellation  zuzegeben  vnd  zeuerleichen  ge- 
nediclich  geruchten  Solhs  angesehen  So  haben  wir  der  ege- 
nanten  frawen  das  ander  fatal  der  vorgenannten  jrer  Appella- 
cion zuzegeben  Geben  jr  das  auch  hintzu  von  Romischer  kai- 
serlicher macht  volkomenhait  wissentlich  mit  dem  brif  der  mit 
unserm  kaiserlichen  Insigel  besigelt  vnd  geben  ist  zu  Villach 
am  ainundzwaintzigisten  tag  des  Moneids  Juny  Nach  kristi  ge- 
purd  virtzeheuhundert  vnd  jn  dem  Syben  vndfunftzigisten  vn- 
sers  Reichs  jm  achtzehenden,  vnd  des  kaisertumbs  jm  Sechsten 

Jaren 

Ad  mandatum  dnj  Imperatoris 
vlricus  weltzly  vicecancellarius. 

R.  Ob  yemand  ain  kaiserliche  ladung  der  ain  Clager  wer, 
seim  widertail  dem  Antwurtter  von  vnwissenhait  wegen  die  la- 
dung seim  widertail  nicht  genugsamlichen  verkündt  wurd,  da- 
rumb er  von  seiner  gerechtikait  komen  mücht,  darumb  das  er 
in  seim  Rechten  nicht  verhindert  vnd  verkürtzt  würd  so  mag 
er  in  dem  kaiserlichen  hof  ainen  Genadbrif  erwerben  als  dann 
hernach  geschriben  stet 

Wir  Fridreich  von  gots  gnaden  Romischer  Kaiser  zu  al- 
len Zeiten  merer  des  Reichs  Hertzog  zu  Österreich  zu  Steyr 
zu  kernden  vnd  zu  krain  Graue  zu  Tirol  etc.  Bekennen  Als 
sich  Anna  Maderinn  Hansen  Zürchers  eliche  hausfraw  von  einer 
vrtail  so   durch  vnser   vnd  des  Reichs  lieben  getrewn  Burger- 


maister  vnd  Rat  der  Stat  zu  Rauenspurg  in  der  sach  als  vn- 
ser Conmissary  wider  Sy  vnd  für  Martein  Jacoben  Conraten 
vnd  Bertelmen  gebruder  Greken  gesprochen  sein  sol  als  be- 
swert an  vns  gerüfft  vnd  geappellirt  hat  Darumb  wir  dann  vn- 
ser kaiserlich  ladung  auf  die  benanten  gebruder  haben  aus- 
geen  lassen,  vnd  aber  dieselb  ladung  nit  in  allen,  sunder  Gre- 
ken alain  verkündet  worden  ist,  als  wir  vnderricht  seinn.  Vnd 
wann  wir  nicht  wellen  das  yemant  vnpillichen  in  seinem  Rech- 
ten vberoylet  noch  darjnne  verkürtzt  werden  sol,  vnd  so  auch 
das  nicht  die  haubtsach  Sunder  nur  verkündung  der  ladung  be- 
rürt  So  haben  wir  nach  Rate  vnsers  Camergerichts  von  Romi- 
scher kaiserlichen  macht  vnd  von  gnaden  die  vorgemelt  ladung 
abgetan  vnd  der  benanten  Anna  Maderiun  ain  andre  ladung  auf 
die  gemelt  jr  Appellation  an  die  vorgenanten  gebruder  geschafft 
zugeben,  und  wellen  auch  von  egemelter  vnserr  kaiserlichen 
macht  volkomenhait  das  der  benanten  Anna  Maderinn  solhs 
an  jrm  Rechten  der  egemelten  jrer  Appellacion  vnuergriffenlich 
vnd  vnscbedlich  sein  sulle.  Tun  jr  auch  vorgemelt  gnad  wie 
vorgeschriben  stet  wissenlich  mit  vnd  in  kraft  des  brifs  der 
geben  ist  zu  Wienn  mit  vnserm  kaiserlichen  jnsigel  versigelt  am 
Newnten  tag  des  Moneids  Nouerabris  Nach  kristi  gepurd  vir- 
tzeheuhundert vnd  in  dem  Achtundfunftzigisten,  vnsers  Reichs  jm 
Newntzehenden  vnd  des  kaisertumbs  im  Sybenden  Jaren 

Ad  mandatum  dnj  imperatoris  in  gP" 
vlricus  weltzly  vicecancellarius. 

It.  wer  der  ist  der  vor  ainem  Gericht  oder  vor  ainem 
Conmissarj  mit  ainer  vnderredunden  vrtail  die  man  nennet  in 
latein  Sentencia  interlocutoria  beswert  wirt  vnd  sich  besorgt 
mit  der  enntlichen  vrtail  noch  verrer  beswert  werden 

It.  der  mag  sich  von  der  vnderredunden  vrtail  offenlich  in 
gericht  vor  ainem  Notar j  beruffen  vnd  Appelliren,  oder  ob  er 
nicht  einen  Notarj  gehaben  mag  So  sol  er  darnach  jnner  zehen 
tagen  vor  ainem  offenn  Notarj  mit  solhen  furwarten  in  geschrift 
setzen  vnd  durch  dieselb  geschrift  zedel  vor  dem  Notarj  mit 
solhen  furwarten  Appellirn  als  dann  vormallen  geschriben  stet 
als  von  ainer  enntlichen  vrtail 

It.  doch  so  sol  er  die  Appellacion  ynner  dreissig  tagen 
dem  Richter  vnd  seim  widertail  durch  ainen  offenn  Notarj  ver- 
künden vnd  die  verkündung  durch  den  Notarj  auf  die  Appel- 
lacion schreiben  lassen  etc. 

It.  desgleichen  wo  ainer  für  ainen  Richter  furgeladen  wirt 
der  jm  verdechtlich  ist  vnd  vmb  Redlich  vrsachen  der  mag 
dauon  Appelliren  in  der  mafs  als  vorgeschriben  stet,  doch  das 
er  die  vrsach  in  die  Appellacion  setz  vnd  die  Appellacion  dem 
Richter  vnd  seim  widertail  verkünde  als  vorgeschriben  steet 

It.  wer  der  ist  der  vor  aira  Rechten  oder  Richter  ain 
euntliche  vrtail  mit  Recht  behalt  der  sol  ainen  Gerichtsbrif 
nach  klag  vnd  antwurt  wie  das  in  das  Recht  tragen  ist  mit 
vrtail  eruodern  vnd  nemen 

It.  vnd  ob  sein  widertail  dauon  in  den  kaiserlichen  hof 
Appellirt  darumb  das  er  dem  sein  behabt  Recht  verlengern 
wil 


299 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


300 


It.  So  sol  der  seinen  vrtailbrif  seins  behabten  Rechtens 
von  stundan  in  den  kaiserlichen  hof  für  den  Romischen  kantz- 
ler  bringen  ynd  darauf  ainen  kaiserlichen  brif  vnd  ladung  an 
seinen  widertail  nemenn  alsdann  hernach  an  dem  dasigen  plat 
von  Worten  zu  werten  geschriben  stet 

Wir  Fridreich  von  gots  gnaden  Römischer  kaiser  zu  allen 
Zeiten   merer   des  Reichs  Hertzog  zu  Osterreich  vnd  zu  Steyr 
etc.  Embieten  Hainriclien  Entzberger  von  Eyningen  vnser  gnad 
vnd  alles  gut,  Vns  haben  Conrat  vnd  vrsel  Mantzen  von  Stain 
geswisstreid  furbringen   lassen  ettlich    vrtail  vnd  bchabnüfs  so 
sy  vor  vnscrm  vnd  des  Reichs  lieben  getrewn  Scbulthaisen  vnd 
Eat  zu  diseuhofen  als  unsernn  Conmissarien  wider  dich  behabt 
vnd   erwunncn  haben  vnd  begerten   das  wir  jn  die  als  Romi- 
sclier  kaiser  zubestetten  vnd  zu  confirmiren  genediclich  geruch- 
ten  Solhs  verkünden   wir   dir,   haischen   vnd    laden  dich  auch 
darczu  ernstlich  gebietend  das  du  auf  den  fünfunduierczigisten 
tag  den  nügsten  nach  dem  tag  vnd  dir  diser  vnser  brif  geantwurtt 
oder  verkundt  wirt,  derselben  teg  wir  dir,  funfczehen  für  den 
ersten,  funfczehen  für  den  andern,  vnd  funfczehen  für  den  dritten 
vnd  leczten  Rechttag  seczen  vnd  benennen  peremptorie,  oder  ob 
derselb  tag  nicht  ain  Gerichttag  sein  wurde  auf  den  nagsten  Ge- 
richttag darnach  vor  vns,  oder  dem,  dem  wir  das  an  vnserr  stat 
bephelhen,  wo  wir  denn  zumal  jm  Reich  sein  werden  Selbs  oder 
durch  deinen  volmüchtigen  Anwalt  kernest  vnd  Rechtlich  erschei- 
nest zusehen  vnd  zu  hören  solh  vorgemelt  vrtail  vnd  behabnüfs 
auf  begerung  der  vorgemelten  geswisstreid  oder  jrs  volmechtigen 
Anwalts  zubestetten  vnd  zu  Confirmiren  mit  Recht  zuerkennen 
vnd  zuerklern  oder  aber  Redlich  vrsach  Rechtlich  dawider  zu- 
sagen vnd  furczubringen  warumb  das  nicht  sein  solle,  Wann  du 
kernest  vnd  erscheinest  alsdann  also  oder  nit,  nichts  destmyn- 
ner  wirdet  auf  des    gehorsamen   tails   oder  seins  Anwalts    an- 
ruffen  vnd  eruordrung  jm  Rechten   volfarn   vnd  procedirt  als 
sich  das  nach  seiner  Ordnung  gebürt,    Darnach   wisse  dich  zu 
richten  Geben  in  der  Newnstat   am   funfundzwainczigisten    tag 
des  Moneids  Nouembris  Nach  kristi   gepurd  virczehenhundert 
vnd  in  dem  achtuudfunfcigisten  vnsers  Reichs  im  Newnczehen- 
teu  vnd  des  kaisertumbs  jm  Sybenten  Jaren. 

Admandatum  domj  Imperatoris 

vlricus  welczly  vicecancellarius. 

Dr,  Frommann. 


Zur  Geschichte  des  Reichstags  Ton  Augsburg,  1530. 

Christoph  Krefs,  geboren  1484  zu  Nürnberg,  gehört  zu 
jenen  Männern,  welche  in  der  Reformationsgeschichte  sich  einen 
bleibenden  Namen  erworben  haben.  Dies  geschah  hauptsäch- 
lich in  seiner  Stellung  als  Abgeordneter  Nürnbergs  zum  Reichs- 
tag von  Augsburg  (1530),  wo  er  sich  namentlich  durch  seine 
persönliche  Ucberzeugungstreue  und  durch  die  Geschicklichkeit 
in  Verhandlung  mit  den  Ständen  auszeichnete.  Wir  finden  ihn 
bald  in  Unterhandlung  mit  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  und 
dem  Landgrafen  von  Hessen,  bald  mit  den  Reichsstädten,  bald 


auch  mit  dem  kaiserlichen  Hofe  selbst.  (Vgl.  die  Nürnberger 
Gesandtschafts -Berichte  im  Corpus  Reformatorum,  vol.  IL). 
Wie  hoch  ihn  der  Kaiser  schätzte,  ersieht  man  schon  daraus, 
dafs  er  zu  Augsburg  sein  Wappen  vermehrte,  ihm  eine  statt- 
liche Adelsconfirmation  gab  und  ihm  und  seiner  Familie  das 
Prädicat  „von  Kressenstein"  zulegte.  (Will,  Nürnberger  Ge- 
lehrten-Lexicon  I.  Theil,  p.  36L)  Die  lange  Dauer  der  Reichs- 
tagsverhandlungen beweg  Krefs,  im  August  um  einen  Urlaub 
beim  Nürnberger  Rath  nachzusuchen;  allein  dieser  verweigerte 
ihm  denselben  noch  vorerst  in  Anbetracht  der  damals  gerade 
aufgenommenen  Vermittelungsversuche  und  wegen  der  plötz- 
lichen Entweicbung  des  Landgrafen  Philipp  vom  Reichstag,  der 
den  Kaiser  nicht  gefragt  hatte.  Die  vorsichtigen  Nürnberger 
wollten  jeden  falschen  Schein  vermeiden. 

Nürnberger  Briefbuch  Nr.  101,  Bl.  177  a  u.  b. 

Cristoffen  Kressen. 

Lieber  Krefs.  wiewol  wir  der  maynung  gewest,   dir  auch 

sollichs  zugeschryben  haben,  deiner  person  nach  wider  abferti- 

gung  unnsers  rats  freunds  dementen  Volckmers  von  Augspurg 

anhaims  zuraysen  zubegönnstigen,   so  bedenncken  wir  doch  in 

was    undterhanndlung    des    glaubens   Sachen   yetzo    auff   disem 

reychstag   steen   unnd   das  vermutlich  und  wie  sich  alle  umb- 

stennde  sollicher  sachen  ereugen'),  nun  mer  alle  tag  ain  ennt- 

licher  beschluss  aus  not  darynn  gemacht  werden  muefs,  das  du 

auch  vor   anndern  der  reychs  stet  gesanndten  bey  den  chur- 

fürsten  und  anndern  reychsstennden  got  lob  in  ainem  sonndern 

ansehen   gewest   und   bifshere   zu    den   aufsschüssen   gepraucht 

pisst.  zu  dem  so  wayst  du  das  unnser  gnediger  herr  der  lanndt- 

graf  seinen  abschied   mit    ainem   sonndern  uiilust   unnd   ennt- 

setzen  der  anndern  reychs  stennde  von  Augspurg  genomen  und 

damit  bey  dem  geraainen  hauffen   allerlay  nachrede  unbillicher 

flucht    vom    evangelio    desfsgleichen   vorhabender    auffrur    und 

haimlicher  pündtnus  so  er  zu  practiciren  in  furnemen  steen  soll 

erweckt  hat.  nun  können  wir  wol  ermessen  das  dir   nit  wenig 

beschwerlich  sein  mag  so  lanng  von  haufs  zusein  und  selbs  zu 

deinen   Sachen  zusehen,   dagegen  erkennen   wir   dich  aber  des 

erbern  gerauets,  wo  du  geraainen  unnser  stat  nutz  und  frommen 

mit  deinem  nachtayl  wesst  zufürdern,  das  du  an  deinem  fleyfs 

nichzif^)  wurdest  erwynnden»)  lassen,  zu  geschweygen  in  diser 

aller  wichtigisten  gemainer  christenhait  Sachen,  darynn  ain  yeder 

crisst   all   sein  vermugen   darzustrecken   schuldig,     ist  darumb 

an  dich  unnser  guetlich  gesynnen,   du  wollest  dich  noch  ainer 

klaincn  zeit  nit  betauren  lassen*)  von  unnsern  wegen  unns  zu 

gut  und  gefallen  noch  lennger  zu  Augspurg  zuverharren,  doch 

■)  ereugen,  eräugen,  niittelhochd.  erougen,  eröugen,  vor  Augen 
stellen,  darstellen,  zeigen,  woraus  neuhochd.  ereignen.  Schmeller, 
P,  Sp.  50  f.  —  ')  nichzit,  d.  i.  nichtsit,  aus  mittelhochd.  nihtes 
niht,  gar  nichts.  Schm.  P,  Sp.  1719.  —  ')  erwinden,  abstehen, 
ablassen;  fehlen,  mangeln.  Schm.  IV,  107.  —  ^)  sich  betauern 
(mittelhochd.  betiuren,  betüren,  von  tiure,  theuer,  werth,  kostbar) 
lassen,  sich  schwer  fallen  lassen,  leid  sein  lassen.  Daraus  neuhochd. 
bedauern  umgebildet.     Schm.  P,  Sp.  618. 


301 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


302 


nit  lennger  dann  bifs  dise  ainige  des  glaubens  sachcn  zu  aiiiem 
enntlichen  beschluss  gelanngt.  alsdann  scy  wir  dür  enntlichen 
niaynung  dir  ungeachtet  annder  schwebender  noch  unvertrag- 
ner  hanndlungen  dises  reychstags  gutwillig  anhaims  zuerlauben, 
deinen  sachcn  zur  notturfft  aufszuvvartten.  dan  ob  wol  der  nutz 
und  vortayl  den  du  mit  deiner  gegenwertigkait  furdern  magst 
nit  vor  äugen  were,  so  ist  doch  in  sollichem  der  nachtayl  der 
unns  und  deiner  person  selbs  daraus  gewifslich  wurde  ervolgen 
nit  gering  zubedcnnckeu  unnd  unsers  achtens  nit  unzeitlich  zu 
furkomen :  nemlich  das  man  unns  und  sonndurlich  dein  personn 
allennthalben  verdenncken  wurde,  alls  ob  wir  unnsers  gn.  herrn 
des  laundtgraven  abschieds  und  vorhabennden  hanndlung  wissen 
unnd  mit  demselben  haimlichen  verstanndt  gcliabt,  dieweyl  wir 
dich  alls  den  vordersten  von  unnscru  gesanndten  yetzo  vor 
enndung  und  beschluss  des  glaubens  Sachen,  daran  sovil  gelegen 
und  nun  am  treffen  ist  von  Augspurg  anhaims  gevordert  betten. 
darumb  wollest  dich,  bitten  wir  guetlich,  diser  klainen  zeit  noch- 
malen nit  beschweru  unnd  allennthalben  wie  bifshere  das  pesst 
thun.  das  wollen  wir  mit  aller  freuntschafl't  gegen  dir  bedenncken 
und  zu  gutem  nit  vergessen,  datum  unndter  unnsers  elltern 
burgermaisters  Cristoff  Kolers  petschir,  Erichtags*)  16.  Au- 
gusti  anno  etc.  1530. 

Weissenburg  am  Nordgau.  Wilhelm  Vogt. 


')  Erichtag,  auch  Erchtag,  Eritag,  Ertag,  mundartlich  noch 
Erts',  larta',  der  Tag  des  Erich,  dies  Martis,  Dienstag.  Schm.  P, 
Sp.  127f.     Grimm's  Mythol.  ^  p.  182— 185.        Dr.  Frommann. 


Bruchstücke  einer  Evangelienhaudschi-ift  des  Tl. 
Jahrhunderts  im  gernian.  Museum. 

In  dem  Prachtwerke  von  Libri,  den  Monuments  inedits 
(1864)  findet  sich  auf  pl.  LVIII  eine  Seite  aus  einer  Evange- 
lienhandschrift facsimiliert,  in  üncialschrift  von  ganz  ungewöhn- 
licher Reinheit  und  Schönheit,  welche  von  ihm  dem  sechsten 
Jahrhundert  zugeschrieben  wird.  Kam  mir  schon  früher  die 
Schrift  nicht  unbekannt  vor,  so  war  ich  doch  erst  kürzlich  in 
der  Lage,  genauere  Nachricht  über  die  Handschrift  zu  erhal- 
ten ;  die  Beschreibung  befindet  sich  in  dem  Catalogue  de  la 
partie  reservee  de  la  Collection  Libri  (1862)  S.  45,  Nr.  226. 
Wir  erfahren  daraus,  dafs  es  nur  einzelne  Blätter  sind,  welche 
der  bekannte  Buchhändler  Trofs  in  Paris  aus  Einbänden  von 
Büchern  gesammelt,  die  er  beim  Verkauf  der  Irahofschen  Bi- 
bliothek und  bei  andern  Gelegenheiten  in  Nürnberg  erworben 
habe,  was  jedoch  insofern  nicht  genau  ist,  als  sie  nach  Trofs' 
eigener  Angabe  aus  der  Krefs'schen  Sammlung  stammen.  Nach 
dieser  Aufklärung  kann  es  nicht  mehr  zweifelhaft  sein,  dafs  die 
unlängst  vom  german.  Museum  erworbenen  Blätter  (Nr.  27,932), 
welche  dieses  von  den  Einbänden  Krefs'scher  Salbücher  des 
16.  und  17.  Jahrb.  selbst  ablöste,  und  die  ganz  genau  zu  den 
Libri' sehen  passen,  derselben  Handschrift  angehörten.  Es  ist 
Pflicht,  diejenigen  Gelehrten,  welche  etwa  zu  kritischen  Zwecken 


von  diesen  Fragmenten  Gebrauch  machen  wollen,  auf  diesen 
Umstand  hinzuweisen. 

Die  Blätter  des  Museums,  24  an  der  Zahl,  enthalten  zu- 
meist Theile  des  Evangeliums  Lucä,  und  zwar  Bl.  1 :  Luc.  V, 
19—33;  Bl.  2  u.  3:  Luc.  VI,  7—35;  Bl.  4  u.  5:  Luc.  VI, 
45  — VII,  21;  Bl.  6  u.  7 :  Luc.  VII,  34  —  VIII,  9 ;  Bl.  8  u. 
9:  Luc.  Vni,  21—  41;  Bl.  10  u.  11:  Luc.  VIH,  54  — IX, 
22;  Bl.  12  u.  13:  Luc.  IX,  33  —  59;  Bl.  14  u.  15:  Luc.  X, 
12—35;  Bl.  16:  Luc.  XI,  5—17;  Bl.  17:  Luc.  XI,  52  — XII, 
10;  Bl.  18  u.  19:  Luc.  XII,  24  —  49;  Bl.  20:  Luc.  XIII,  4 
—16;  Bl.  21:  Luc.  XXü,  40  —  53;  BL  22:  Luc.  XXIV,  17 
— 31 ;  Bl.  23  enthält  den  Schlufs  des  ,.Prologus"  und  Anfang 
des  „Elenchus  breuis  euangelii  secundum  Johannera"  und  Bl.  24 : 
Job.  I,  19—33.  Die  Hand  des  Buchbinders  hat  leider  an  der  obe- 
ren Ecke  von  Bl.  1  —  20  und  an  der  unteren  von  Bl.  21—24 
kleine  Stücke  abgeschnitten,  wodurch  etliche  Buchstaben  des 
Textes  verloren  gegangen  sind.  Ebenso  sind  auch  Bl.  6  u.  7, 
10  u.  11,  14  u.  15  oben  verkürzt. 

Heidelberg.  W.  Wattenbach. 


Modelle  alter  Erzgufswerke  in  Nürnberg. 

In  der  städtischen  Kunstsammlung  zu  Nürnberg  befand 
sich,  in  einem  Winkel  stehend,  die  halblehensgrofse,  bronzierte 
Holzfigur  eines  Ritters  in  einer  sogen.  Mailänder  Rüstung,  auf 
dem  Haupte  eine  Herzogskrone,  die  Linke  auf  einen  Ovalschild 
gestützt,  mit  den  Buchstaben  S.  P.  bezeichnet,  in  der  Rechten 
eine  (offenbar  jüngere)  Lanze  mit  einer  Fahne.  Ich  glaubte 
in  dieser  Figur  ein  für  Bronzegufs  bestimmtes  Modell  erken- 
nen zu  müssen,  und  zwar  jenes  der  Wenzel- Figur  an  dem 
grofsen  Leuchter  in  der  Wenzelskapelle  des  Prager  Domes,  der 
als  eine  Arbeit  Peter  Vischer's  gilt.  Eine  auf  meine  Veran- 
lassung nach  Prag  geschickte  Photographie  stellte  die  Gewifs- 
heit  dieser  Vermuthung  fest.  Nur  der,  nicht  mit  der  Statue 
aus  einem  Gusse  herrührende,  Schild  und  die  Fahne  weichen  ab. 

Es  sei  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  hingewiesen,  dafs  vor 
nicht  sehr  langer  Zeit  das  Modell  des  Gänsemännchens  sich 
wiedergefunden  hat  und  nun  im  Rathhause  dahier  steht ;  dafs 
ferner  vom  german.  Museum  das  bisher  in  Privatbesitz  gewe- 
sene Modell  des  Knaben  auf  dem  Brunnen  im  Rathhause  er- 
worben wurde.  Das  Modell  der  Münzer'schen  Grabplatte  auf 
dem  St.  Johanniskirchhofe  wurde  vor  noch  nicht  langer  Zeit 
an  den  Fürsten  von  Liechtenstein  für  Schlofs  Eisgrub  in  Mäh- 
ren verkauft.  Im  Besitze  des  hiesigen  Hofantiquars  S.  Pickert 
befindet  sich  noch  ein  Holzmodell,  einen  Dudelsackpfeifer  vor- 
stellend, für  eine  Brunnenfigur,  die  leider  nicht  erhalten  zu 
sein  scheint.  Dasselbe  ist  von  hoher  künstlerischer  Vollen- 
dung und  dürfte  der  Grenzscheide  des  15.  und  16.  Jhdts.  an- 
gehören. 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 


303 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


304 


Holzschnitzarbeiteu  iu  der  Sclilosskapelle  zu 
Büdingen*). 

Die  vermifste  Quittung  der  Künstler,  welche  die  Holz- 
schnitzarbeiten in  der  Schlofskapelle  zu  Büdingen  gemacht  ha- 
ben, ist  von  mir  bereits  im  Anzeiger  von  1856,  Sp.  369  f.  ver- 
öffentlicht. Ich  fand  sie  in  dem  Erdgeschofs  des  grofsen  Thur- 
mes,  dem  s.  g.  alten  Archive,  wo  von  früherer  Zeit  her  eine 
Anzahl  Archivalien  in  wüster  Unordnung  zurückgeblieben  war. 
Sie  wurde  damals,  nebst  anderen  werthvoUeren  Stücken  aus 
jenem  Haufen,  in  die  Privatsammlung  des  Fürsten  aufgenommen, 
wo  sie  wahrscheinlich  noch  jetzt  sich  befindet.  Die  von  Schnaase 
mitgetheilten  lateinischen  Verse  an  den  Chorstühlen  können 
sehr  wohl  durch  die  Künstler  selbst  dort  eingeritzt  sein  ;  ich 
sehe  wenigstens  nicht  ein,  wie  ein  anderer  dazu  hätte  kommen 
sollen,  Verse  dieses  Inhaltes  an  jener  Stelle  anzubringen.  Sie 
brauchen  darum  nicht  von  den  Künstlern  gemacht  zu  sein;  bei 
ihrem  ganz  allgemein  gehaltenen  Inhalt  könnte  es  sehr  wohl 
einer  der  vielen  lateinischen  Sprüche  sein,  welche  damals 
umliefen. 

Elberfeld.  Crecelius. 


*)  Zu  Nr.  7  des  Anzeigers  von  1873,  Sp.  193  f. 


Zur  Oeschiclite  Ludwigs  des  Bayers. 

In  den  Protokollen  des  Eusebius  von  Romagnano,  Notars 
und  Kanzlers  des  Patriarchen  Paganus  von  Aquileja,  die  im 
Notariatsarchive  zu  Udine  aufbewahrt  sind,  findet  sich  folgen- 
der, auf  Ludwig  den  Bayer  und  seine  Stellung  zu  Italien  be- 
züglicher Akt  (der  übrigens  auch  in  dem  auf  nichtitalienischem 
Boden  sehr  seltenen  Werke  von  J.  Bianchi,  Docum.  per  la 
storia  del  Friuli  II,  280  abgedruckt  ist): 

„Die  XXVI.  Aprilis,  Aquilegie,  in  patriarchali  palatio, 
presentibus  testibus  vcnerabilibus  viris  fratre  Johanne  abbate 
monastcrii  Rosacensis  vicario  et  fratre  Bernardo  de  Novate 
monacho  monastcrii  Clarevallensis  de  Mediolano.  Constitutus 
in  presentia  venerabilis  patris  domini  Pagani  dei  gratia  sancte 
sedis  Aquilegensis  patriarche  dominus  Johannes  de  Padua  or- 
dinis  Minorum  de  conuentu  Vtini  confessus  fuit  quod  pridie 
in  Parasceve  domini  cum  missam  conuentualem  celebraret,  in 
ecclesia  ipsorum  fratrum ,  Minorum  de  Vtino ,  astantibus 
ipsorum  fi-atrum  conuentu  et  populi  multitudine,  inter  alias 
orationes  illam  que  de  imperatore  Komanorum  mentionem 
facit,  dixit  clara  et  alta  voce  dicendo,  Oremus  etiam  pro 
christianissimo  imperatore  etc.,  et  cum  fratres  et  populus 


murmurarentpropter  Bauarum  qui  sc  facit  imperatorem  et  perse- 
quitur  ecclesiam  dei  et  ab  ea  reprobatus  et  excommunicatus 
est  ac  de  heresi  condemnatus,  attonitus  fuit  valde,  et  ut  asse- 
ruit,  in  semetipso  fremuit  et  recognouit  se  male  dixisse. 
M.  CCC.  XXIX.,  indictione  XII." 

Graz.  Zahn. 


Zur  Geschichte  der  Küustlerfamilie  Lindenast. 

Jos.  Baader  hat  in  den  Beiträgen  zur  Kunstgeschichte 
Nürnbergs  II,  55  auf  die  Conflicte  hingewiesen,  in  welche  die 
berühmten  Kupferschmiede  Sebastian  und  Sebald  Lindenast, 
Vater  und  Sohn,  1511  und  1526  f  mit  dem  Handwerk  der 
Goldschmiede  geriethen.  Aus  nachfolgendem  Eintrag  der  Raths- 
protokoUe  ersieht  man,  dafs  Sebastian  bereits  im  J.-  1500  sich 
das  Recht  erwerben  wollte,  Goldschmiedarbeit  zu  machen,  wo- 
mit offenbar  etwaigen  Beschwerden  über  Eingriffe  in  ein  frem- 
des Gewerbe  sollte  vorgebeugt  werden.  Aufserdem  ergibt 
sich,  dafs  schon  Sebastians  Vater  (wie  Baader  a.  a.  0.  ver- 
muthet:  Kunz  Lindenast)  die  gleiche  Kunst  wie  dieser  betrieb. 
"Was  ihm  gestattet  war  und  jetzt  auch  dem  Sohne  erlaubt 
wurde,  war  wol  die  feinere  Arbeit,  vielleicht  auch  die  Vergol- 
dung derselben. 

Nürnberger  Rathsmanuale,  1500,  April  2.:  „Dem  Linden- 
ast ist  abgeleynt,  das  er  meyster  stuck  auff  dem  goldschmid 
hantwerck  mach;  her  J.  Grolant.  doch  wie  sein  vater  gearbeyt 
hat,  mag  er  auch  arbeyten  un verhindert." 

Freiburg  i.  Br.  Th.  v.  Kern. 


Findlinge. 

Hie  liber  est  mein, 

Ideo  nomen  meum  scripsi  drein. 

Si  vis  hunc  librum  stehlen, 

Pendebis  an  der  Kehlen ; 

Tunc  veniunt  die  Raben 

Et  volunt  tibi  oculos  ausgraben ; 

Tunc  clamabis  ach  !  ach  !  ach  ! 

Ubique  tibi  recte  geschach. 

Otto  tenet  mappara  madidam  mappam  tenet  Otto. 

(German.  Mus.,  Pap.-Hs.  28,670.) 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch  -  artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  D.  E   Sebald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  MZEIGER  FÜR  inJNDE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 

1873.  J^  10.  October. 


Cliroiiili  des  scrmaiiisclicn  Museums. 


Nürnberg,  den  15.  October  1873. 

Die  Jahresconferenz  des  Verwaltungsausschusses,  welche  durch 
eine  gewählte  Siebenercommission  am  29.  v.  M.  abgehalten  wurde, 
hat  die  Sammlungen  des  Museums  sowie  die  Arbeiten  in  guter 
Ordnung  und  stetem ,  wenn  auch  der  Finaiizverhältnisse  wegen 
sehr  langsamem,  Fortschritte  gefunden  und  die  Rechnung  für  1872 
genehmigt.  Ein  Auszug  der  letzteren  wird  mit  dem  nächsten  Jah- 
resberichte zur  Veröffentlichung  gelangen. 

Aus  dem  Nachlasse  unseres  verdienten  Pflegers  in  Wolfenbüttel, 
des  Obergerichtsraths  Rohde,  der  unlängst  gestorben  ist,  wurde 
uns  ein  Legat  von  50  Thlrn.  ausgezahlt. 

Unsere  Münzsammlung  hat  eine  ansehnliche  Bereicherung  er- 
halten. Im  Hinblicke  auf  die  bevorstehende  Münzänderung,  wel- 
che die  jetzt  in  Deutschland  bestehenden  Münzsysteme  sämmtlich 
aufhebt,  schien  es  uns  wichtig,  unzweifelhafte  und  gut  erhaltene 
Exemplare  der  letzten  Prägung  jeder  Münzsorte  der  einzelnen 
Staaten  zu  erhalten.  Wir  haben  deshalb  ein,  von  der  Reichsre- 
gierung gütigst  unterstütztes  Gesuch  an  alle  deutschen  Regierun- 
gen gestellt,  uns  solche  sowie  alle  seit  1806  auf  besondere  Ereig- 
nisse geprägte  Münzen  zugehen  zu  lassen,  und  hatten  bisher  die 
Freude,  von  den  Regierungen  von  Anhalt,  Bremen,  Mecklenburg- 
Schwerin,  Reufs  jüngere  Linie,  Königreich  Sachsen,  Sachsen-Coburg- 
Gotha,  Sohwarzburg- Sondershausen,  Waldeck  und  Württemberg, 
die  gewünschten  Stücke  sofort  als  Geschenke  zugesandt  zu  erhal- 
ten, während  Sachsen -Weimar  sie  gütigst  in  Ausstausch  gegen 
Kassamünzen  zur  Verfügung  stellte.  Von  Seite  der  übrigen  Re- 
gierungen hoffen  wir  gleichfalls  freundliche  Berücksichtigung  un- 
seres Gesuches. 

Zu  den  Künstlern  und  Kunstfreunden,  welche  Gaben  für  das 
Augustinerkloster  gespendet,  sind  im  Laufe  des  Monats  hinzuge- 
kommen: M.  Bach,  Zeichner,  in  Stuttgart;  W.  Camphausen, 
Professor,  in  Düsseldorf;  Dr.  A.  v.  Eye  in  Nürnberg;  E.  Ille, 
Professor  in  München,  Ph.  Rorich,  Maler,  in  Nürnberg;  Röm- 
hild,  Kaufmann,  in  Nürnberg;  C.  Scheuren,  Professor,  in  Düs- 
seldorf; Seiler,  IL  Bürgermeister,  in  Nürnberg. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Gemeinden:  Burgau.  Distriktsgemeinde,  5  fl.  Dillin- 
gen. Distriktsgem.,  10  fl.  —  GUnzburg.  Distriktsgem.,  5  fl.  Hofheim. 
Distriktsgem.,  15  fl.  Karlsbad.  Stadtgemeinde  (auf  weitere  3  Jahre), 
Hfl.  40  kr.  Kemnath.  Distriktsgem.,  10  fl.  Marburg.  Stadtgem., 
5  fl.  15  kr. 

Von  Vereinen  :  Eisenach.  Gewerbverein  5  fl.  15  kr. 

Von  Privaten  :  Brück  (Oberbayern).  Theodor  Riederer,  k.  Be- 
zirksamtsassessor,    1  fl.      Elsenach.    Dr.    Voigt,    Generalstabsarzt, 

1  fl.  45  kr.     Ellwangen.    E.  Gramling,   Zeichnenlehrer   (statt   früher 

2  fl.)  3  fl. ;  Fräulein  Wilhelmine  Rottenmaier  (zahlt  schon  seit  1872} 
Ifl.  10  kr.  Landshut.  AinmüUer,  Gastwirth,  1  fl.  lOkr.  Meiningen. 
Bernhardt,  Kreisgerichtsrath ,  Ifl.  Meissen.  Dr.  Ackermann,  Pa- 
stor, 1  fl.  10  kr. ;  Dr.  Angermann,  Oberlehrer,  1  fl.  10  kr. ;  Dr.  Busch, 
Professor,  Ifl.  45  kr. ;  Crasso,  Oberinspektor  d.  k.  Porzellaumanu- 
faktur,  2  fl.  55  kr. ;  Dr.  Flathe ,  Professor,  (statt  früher  1  fl.  10  kr.) 


Ifl.  45  kr. ;  Hallbauer,  Finanzprokurator,    Ifl.  45kr. ;   Dr.  Höhne 
Professor,  1  fl.  10  kr. ;  Dr.  Köhler,  Professor,  1  fl.  10  kr. ;  Dr.  Kunze, 
Superintendent,  Ifl.  45  kr. ;  Dr.  jur.  Loth,  Rentbeamter,  1  fl.  10  kr. 
Meutzner.    Oberlehrer,    Ifl.    45  kr. ;    Dr.  Milberg,  Professor,  Ifl 
45kr. ;  Raithel,   Direktor  der  k.  Porzellanmanufaktur,   Ifl.  45  kr. 
Dr.  Wörner,  Professor,  1  fl.  10  kr.     MUhltroff  i.  V.  Frau  Agnes  Ilütt 
ner,  auf  Pirk,  3  fl.  30kr. ;  Hüttner,  auf  Pirk,  3  fl.  30kr. ;  Kammer 
herr  v.  Nauendorfl",  Ritter  etc.,  auf  Geilsdorf,   8  fl.    45  kr. ;    Stein- 
häuser, Pastor,  in  Geilsdorf,  Ifl.  45 kr.     Müllheim  (Baden).  Dr.  Öf- 
finger,  prakt.  Arzt,  1  fl.  45  kr. :  Otto  von  Stockhorn,  grofsh.  Amts- 
richter, 2fl.  20  kr.  —  Nürnberg,  v.  Hohenadel,  k.  Oberstaatsanwalt, 
2fl. ,  Joseph   Hopf,   Kaufmann,    2fl.,   Theod.   v.  Huber- Liebenau, 
k.  Appell. -Ger. -Rath,  1  fl.  45  kr. ;  lUing,  Secondlieutenant  im  k.  1). 
14.  luf.-Regt.,  1  fl.     Ulm.  Dr.  Wacker,  Apotheker  u.  Gemeinderath, 
1  fl.  45  kr.     Wasungen.  Storandt,  Landrichter,  1  fl. 
Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 
Von    Privaten:    Ellwangen.    Weils  jr. ,    Hutmacher,    30 kr. 
Mühltroff  i.  V.    Vieweg,  Pastor,    in  Kloschnitz    Ifl.  45  kr.      Pforz- 
heim. Kieger,  Kaufmann,   Ifl.     San  Jose    (Costa  Rica).    Sam.    Gat- 
schengis,  9  fl.  4  kr. ;  N.  N.  8  fl.     Wolfenbüttel.   W.  Rohde,  Oberge- 
richtsrath  (f),  87  fl.  30  kr.     Ungenannter  35  kr. 

Unsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu: 

I,  Für  die  kunst-  und  kulturgesoliichtlichen  Samm- 
lungen, 

(Nr.  6965—6992.) 

Arolsen.  Staatsregierung  der  Fürstenthümer  Wald- 
eck und  Pyrmont:  3  grölsere  und  3  kleinere  Silbermünzen 
nebst  2  Kupfermünzen  vom  jeweiligen  letzten  Waldecker  Ge- 
präge. —  Bremen.  Senat  der  freien  Stadt:  9  Silber-  und  2 
Kupfermünzen  bremischen  Gepräges.  —  Bückeburg.  G.  Fromm- 
hold,  Buchhändler:  Photographie  bückeburgischer  Volkstrach- 
ten. —  Coburg.  Staatsregierung  des  Herzogthums  Sach- 
sen-Coburg-Gotha:  8  Sachsen -cob.-goth.  Silber-  u.  2  Kupfer- 
münzen neueren  Gepräges.  — ■  Dessau.  Herzog  1.  auhaltische 
Staatsregiernng:  14  Silber-  und  2  Kupfermünzen  anhält.  Ge- 
präges. —  Dresden.  Staatsregierung  des  Königreichs  Sach- 
sen: 24  Silber-  und  5  Kupfermünzen  neueren  sächsischen  Geprä- 
ges. —  Freudenstadt.  Walde,  Stadtbaumeister:  Photographie  nach 
dem  Murgthalthor  in  Freudenstadt.  —  Fürth.  Sigm.  Büchen- 
b  ach  er:  Glasperle  und  Zahn  aus  einem  fränkischen  Grabe.  — 
Gera.  Staatsregierung  des  Fürstenthums  Reufs  j.  L.  :  7 
Silber  -  und  8  Kupfermünzen  neueren  reufsischen  Gepräges.  — 
Hannover.  Dr.  Grotefend,  Geh.  Archivrath :  Silbermünze  König 
Sigismund's  III.  von  Polen.  —  Heidelberg.  Prof.  Wattenbach: 
Rechenpfennig  von  1580.  —  London.  J.  G.  Pfister,  Beamter  am 
brit.  Museum :  3  Abdrücke  von  mittelalterl.  Siegeln  des  Bisthums 
und  der  Stadt  Durham.  —  Metz.  Jacob  AVinterscheidt:  2 
lothring.  Silbermünzen  vom  16.  Jhdt.  —  München.  Freiherr  von 
Mettiugh:  2  Glasmalereien  von  1.590  und  1649.  —  Nürnberg. 
Freiherr  von  Bibra:  2  römische  Bronzemünzen,  9  neuere  Sil- 
-ber-  und  drgl.  Kupfermünzen.  Dr.  von  Eye,  Vorstand  der  kunst- 
und  kulturgeschiehtl.  Abtheilung  des  german.  Museums :  Grable- 
gung Christi,  Kreidezeichnung  von  H.  Petri.  E.  Hektor,  Sekre- 
tär am  german.  Museum:  2  Silber-  und  5  Kupfermünzen,  19. 
Jhdt.  —  Schwabach.  G.  Adler,  Bezirksgeoraeter :  Eine  Folge  von 
religiös  -  emblematischen  Darstellungen  in  Kupferstich  und  Tusch- 
zeichnung, 18.  Jhdt.  Diamantwage  von  J.  Lindenman  in  Amster- 
dam,   18.    Jhdt.    —    Schwerin.    Grofsherzogl.    Mecklenburg. 


307 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


308 


StaatsregieruTig:  3  Gold-,  6  Silber-  und  3  Kupfermünzen 
mecklenburg.  Gepräges  neuerer  Zeit.  —  Sondershausen.  Fürstl. 
Schwarzburg.  Ministerium:  5  Silber-  und  2  Kupfermünzen 
Schwarzburg.  Gepräges.  —  Sprottau.  Köhler,  k.  pr.  General: 
Photopraiih.  Aufnahme  eines  Theiles  derSprottauer  Stadtmauer.  — 
Wallerstein.  Freiherr  von  Löffelholz,  frstl.  öttingen'soher  Ar- 
chivar und  Domänendirektor:  2  Petschafte  vom  17.  Jhdt.  Ver- 
ziertes Kistenschlofs  nebst  Eisenbeschlägen  vom  17.  Jhdt.  Pferde- 
gebil's  vom  17.  Jhdt.  Sonnenuhr  von  Messing,  1592.  17  Stempel- 
bogen und  Papierproben  vom  17.  und  18.  Jhdt. 

IL  Für  die  Bibliothek, 

(Nr.  30,315—30,376.) 

Amberg.  Dr.  E.  A.  Quitzmann,  k.  Oberstabsarzt:  Ders.,  d. 
älteste  Geschichte  der  Baiern  bis  zum  J.  911.  1873.  8.  —  Ans- 
bach. Schnizlein,  k.  Bezirksgerichtsrath :  Ursinus,  bonae  causae 
triumphus  etc.  1688.  2.  Müller,  der  vor  dem  Herrn  stehende  Höhe- 
Priester  Josua.  1691.  2.  Müller,  die  alleinige  Weisheit  u.  Wort 
Evangelischer  Lehrer  von  Jesu  Christo.  1G92.  2.  —  Basel.  Bahn- 
maier's  Verlag  (C.  Detloff):  Rouvrois,  voyage  pittoresque  en  Al- 
sace.  1844.  8.  de  Lasabliere,  histoire  de  la  ville  de  Mulhouse. 
1856.  8.  Coste,  l'Alsace  Romaine.  1859.  8.  Stoeber,  Tecole  mili- 
litaire  de  Colmar  pendant  les  annees  1776  —  79.  1859.  8.  Coste, 
notice  historique  et  topographique  sur  la  ville  de  Vieux-Brisaoh. 
1860.  8.  Stöber,  d.  vordere  Illthal ;  2.  Aufl.  186).  8.  Stöber,  Jörg 
Wickram;  2.  Aufl.  1866.  8.  Stöber,  Alsatia  ;  2.  Abth.,  1862—67. 
1868.  8.  —  Erlangen.  Dr.  Rudolf  v.  Raumer,  Univers.-Professor : 
Ders. ,  4.  Fortsetzung  der  Untersuchungen  über  die  Urverwandt- 
schaft der  semitischen  u.  indoeuropäischen  Sprachen.  1873.  8.  — 
Glogau.  C.  Flemming,  Verlagshandl. :  Nohl  u.  Bogler,  d.  Chor- 
stühle im  Kapitelsaale  des  Domes-  zu  Mainz.  1863.  2.  —  Göttingen. 
Dieterich'sche  Buchh. :  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte; 
Bnd.  XHI,  3.  1873.  8.  —  Köln.  H.  Lempertz,  Antiqu.-Buch-  u. 
Kunsth. :  Bocharti  hierozoicon  recens.  Rosenmüller;  tom.  I  —  HI. 
1793—96.  4.  —  Kronach.  H.  Glaser,  Bez.-Ger.-Assessor:  Ders., 
Gedächtnifsrede  bei  d.  vierhundertjährigen  Geburtstagsfeier  Lukas 
Cranachs  des  Aelteren.  1873.  8.  —  Leipzig.  Fürstl.  Jablonow- 
skische  Gesellschaft:  Zeifsberg,  die  polnische  Geschichtschrei- 
bung des  Mittelalters.  1873.  8.  Otto  Spamer,  Verlagshdl. :  Mo- 
thes,  illustrirtes  Baulexikon;  IIL  Aufl.,  2.  Lief.  1873.^8.  —  Mün- 
chen. K.  Akademie  der  Wissenschaften:  Dies.,  Verzeichnifs 
der  Mitglieder  etc.  1873.  4.  Sitzungsberichte  der  philos.-philolog. 
u.  histor.  Classe;  1872,  Heft  IV  u.  V;  1873,  H.  I— HL  1872—73. 
8.  Sitzungsberichte  der  mathemat. -physikal.  Classe;  1872,  H.  HL 
u.  1873,  H.  L  1872—73.  8.  v.  Prantl,  Gedächtnifsrede  auf  Friedr. 
Adolph  Trendelenburg.  1873.  4.  v.  DöUinger,  Rede  zur  Vorfeier 
des  allerh.  Geburtsfestes  Sr.  Maj.  des  Königs.  1873.  4.  Beez,  d. 
Antheil  der  k.  b.  Akademie  der  W.  an  d.  Entwickelung  der  Elec- 
tricitätslehre.  1873.  4.  Freih.  von  Mettingh:  v.  Fouilloux, 
new  Jägerbuch.  1590.  2.  v.  Ciamorgan,  Wolffsjagt.  2.  —  Nürn- 
berg. Dr.  V.  Eye,  Vorstand  der  kunst-  u.  kulturgeschich.  Samml. 
d.  g.  M.  :  Hartmann,  Geschichte  des  Rathsgymnasiums  zu  Osna- 
brück;  L  Abth.  1865.  4.  Dr.  C.  Stegmann,  Direktor  des  bayer. 
Gewerbemuseums :  Kunst  u.  Gewerbe  etc. ;  VL  Jhg.  Nr.  8.  38.  39. 
43  —  52.  VIT.  Jhg.  Nr.  1  —  39.  1872  u.  73.  8.  Friedr.  Töpfer, 
Direktor:  d'Hunolstein,  correspondance  inedite  de  Marie  Antoinette; 
3.  ed.    1864.  8.     Windschügl,    Bauassistent:    Sibmacher,  newes 


Modelbuch.  1604.  qu.  4.  —  Schweinfurt.  Dr.  F.  Stein,  kgl.  Ad- 
vokat: Ders,,  Graf  Otto  v.  Rinek  u.  der  Rinek -Lon'sche  Stamm- 
baum des  Albericus.  1873.  8.  Sonderabdr.  Ders.,  Regesta  Franco- 
nica  aus  d.  Zeit  der  ostfränk.  echten  Karolinger.  1873.  8.  Sonder- 
abdr. —  Stuttgart.  Württembergischer  Alterthumsverein : 
Ders.,  Jahreshefte;  Bnd.  II,  Heft  1.  1873.  Imp.  2.  K.  statist.- 
topograph.  Bureau:  Württembergische  Jalirbücher ;  Jhg.  1871. 
1873.  8.  Statistik  des  Unterrichts  -  und  Erziehungswesens  im  K. 
Württemberg,  1869—70  u.  1870—71,  1871—72.  1872.  73.  8.  Ueber- 
sicht  über  d.  Verwaltung  d.  Rechtspflege,  1871,  1872.  1872,  73.  8. 
Nebst  20  weiteren  Beilagen.  Wilh  Nitzschke,  Verlagsbuchhndl. : 
V.  Schulte  Lehrbuch  der  deutschen  Reichs  -  u.  Reohtsgeschichte ; 
3.  Aufl.  1873.  8.  W.  Spemann,  Verlagshandl.:  Das  Kunsthaiid- 
werk;  herausgeg.  v.  Bucher  u.  Gnauth;  1  Lief.  1874.  2.  —  War- 
schau. Stan.  Jos.  Siennicki:  Ders.,  de  typographia  in  Claro 
Monte  Czenstochoviensi  etc.  1873.  8.  —  Weinsberg.  G.  Reuis, 
Apotheker:  Gäbelkhouer,  Artzneybuch;  1.  u.  2.  Theil.  1594.  4. 
Koschwitz,  vollständige  und  nutzreiche  Apotheke.  1693.  2.  Medi- 
cinisch-chymisch  u.  alchemistisches  Oraculum.  1772.  8.  Reufs,  dis- 
pensatorium  universale.  1786.  8.  —  Wien.  Leseverein  der  deut- 
schen Studenten:  Ders.,  Jahresbericht,  1872  —  73.  1873.  8. 
Jos.  Mar.  Wagner,  Professor:  Archiv  f.  d.  Geschichte  deutscher 
Sprache  u.  Dichtung;  1873,  Maiheft.  8.  —  Wiesbaden.  C.  W.  Krei- 
del's  Verlag:  Fresenius,  Geschichte  des  chemischen  Laboratoriums 
in  Wiesbaden.  1873.  8.  Verein  für  nassauische  Alter- 
thumskunde:  Ders.,  Annalen,  Bnd.  XII.  1873.  8.  —  Würzburg. 
Polytechnischer  Central  verein :  Ders.,  Jahresbericht  etc. 
1872 — 73.  1873.  4.  Universität:  Verzeichnifs  der  Vorlesungen 
etc.;  1872,  1872—73,  1873  u.  1873—74.  8.  Personalbestand  etc.; 
1871—72,  1872,  1872—73,  1873.  8.     Dahn,  westgothische  Studien. 

1872.  4.  Urlichs,  d.  Anfänge  der  griech.  Künstlergeschichte ;  2. 
Heft.  1872.  4.  Urlichs,  Verzeichnifs  der  Antikensammlung  der 
Univers.  Würzburg;  3  Heft.  1872.  8.  Sachs,  über  den  gegenwär- 
wärtigen  Znstand  der  Botanik  in  Deutschland.  1872.  4.  Riscb, 
zur    Geschichte   der   Juristen  -  Facultät   an   d.  Univers.  Würzburg. 

1873.  4.  Leitner,  der  heil.  Thomas  von  Aquin  über  das  unfehl- 
bare Lehramt  des  Papstes.  1872.  8.  von  Reinhardstöttner,  Bei- 
träge zur  Textkritik  der  Lusiadas  des  Camoes.  1872.  8.  Berteis, 
Studien  über  die  Constitutions- Verhältnisse  basischer  Salze.  1872. 
8.  v.  Balsch,  Beiträge  zur  Lehre  der  Ueberwälzung  der  Consum- 
tions-Steucrn.  1872.  8.  Schalch,  Beiträge  zur  Kenntnil's  der  Trias. 
1873.  8.  —  Zürich.  GrafLadislasPlater:  Curti,  d.  Einweihung 
des  polnisch-histor.  Museums  zu  Rapperswyl,  23  Oct.  1870.  1870.  8. 

III.  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4328—4330.) 
Detmold.  Hugo  Freih.  von  Donop,  Hauptmann  und  Flügel- 
adjutant Sr.  Durchl.  des  Fürsten  von  Lippe-Detmold :  Mahnschrei- 
ben Philipp  Valentins,  Bischofs  zu  Bamberg,  und  Christian  Ernsts, 
Markgrafen  zu  Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth,  an  Herzog  Ernst 
von  Sachsen  zu  Gotha,  die  noch  rückständigen  Beiträge  an  die 
Kasse  des  fränkischen  Kreises  möglichst  schnell  einzusenden.  1669. 
Pap.  Orig.  —  Nürnberg.  Ungenannter:  Rechnung  über  Einnahme 
und  Ausgabe  bei  dem  Handwerke  der  Schneider  in  der  Ilochfürst- 
lich  Brandenburg-Onolzbachisohen  Hauptstadt  Schwabach.  1737  — 
1738.  Akten.  Kaspar  Zirk,  Kaufmann:  Aus  den  Jahresrechnun- 
gen der  Gemeinden  Pottenstein  und  Weischenfeld.  1645.  (Bruch- 
stücke.) Akten. 


Chronik  der  historischen  Vereine. 


Heraldisch-genealogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
III.  Jahrg.     Nr.  9.     Wien,  September.     1873.     4. 

Die  Ilael  in  Tirol.  (Ed.  Gaston  Frhr.  von  Pettenegg.)  — 
Sphragistik  Mährens,  nach  Siegeln   der  Bischöfe  von  Olmütz  und 


der  mährischen  Markgrafen.  Von  Dr.  B.  Dudik.  —  Ueber  Grund 
und  Bedeutung  der  heraldischen  Lilie.  Von  Dr.  C.  0.  v.  Qner- 
furth.  —  Ueber  das  Wappenwesen  und  den  Adel  in  Italien.  Von 
dems. 

Der   Kirchen-Schmuck.      Blätter   des    christlichen 


309 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


310 


Kunstvereines  der  Diözese  Seckau.    1873.  IV.  Jahrg.   Nr.  9. 
Graz.     8. 

Bildnisse  Maria  aus  der  Zeit  des  romanischen  Styles. 

Sitzungsberichte  der  philosophisch  -  philologi- 
schen und  historischen  Classe  der  Akademie  der  Wis- 
senschaften zu  München.     1872.     Heft  IV.  V.     München.    8. 

Ein  poetischer  Briefsteller  von  Matthäus  von  Vendume.  Von 
Wattenbach.  —  Ein  neuer  Palästinafahrer  (Johannes  Poloner).  Von 
Thomas. 

1873.  Heft  I— IIT.  Radewin's  Gedicht  über  Theophilus.  Von 
W.  Meyer.   —   Ueber  Arnold  von  Brescia.     Von  v.  Giesebrecht.  — 


lieber  die  handschriftliche  Sammlung  der  Camerarii  und  ihre  Schick- 
sale. Von  V.  Halm.  —  Bruchstücke  eines  altfranzösischen  Lieder- 
buches (Chansonnier)  mit  Noten  aus  dem  13.  Jahrh.  Von  Hof- 
mann. —  Philologische  Bemerkungen  zum  AValtharius.  Von  W. 
Meyer.  —  Ueber  die  Handschrift  von  Kaiser  Ludwig's  altem  ober- 
baierischen  Landrechte  in  der  fürstlich  Starhemlierg'schen  Biblio- 
thek, früher  zu  Riedegg,  jetzt  zu  Eflerding.     Von  Rockinger. 

Verzeichnifs  der  Mitglieder  ders.  Akademie.     1873.   4. 

Festschriften  der  Akademie  von  1873.  4.:  Von  Dr.  Karl 
von  Prantl  (Gedächtnifsrede  auf  Friedr.  Ad.  Trendelenburg) ;  von 
I.  V.  Döllinger ;  von  W.  Beetz  (der  Antheil  der  Akademie  an  der 
Entwickelung  der  Electricitätslehre). 


Nachrichten. 


Literatur. 

Keu  erschienene  Werke. 

25)  Kriegswesen  und  Kriegskunst  der  schweizeri- 
schen Eidgenossen  im  XIV.,  XV.  und  XVI.  Jahrhundert, 
von  Carl  von  Ellger.  Mit  10  Figurentafeln.  Luzern, 
militärisches  Verlagsbureau.     1873.     8.     XIX  u.  438  Stn. 

Der  Verfasser  führt  sich  in  der  Vorrede  als  „Soldat  und  nicht 
Geschichtsforscher"  auf,  der,  weil  er  glaubt,  dafs  das  geschicht- 
liche Studium  auch  für  die  heutige  Kriegskunst  noch  von  Nutzen 
sei,  sich  der  mühevollen  Arbeit,  bei  der  ihn  wenige  Geschichts- 
forscher unterstützt  haben,  unterzogen.  Den  Techniker  erkennt 
man  auch  sofort  an  dem  Systeme  der  Eintheilung  des  Buches,  das 
einen  Rahmen  gibt,  in  welchen  auch  eine  Abhandlung  über  heu- 
tiges Kriegswesen  eingeschlossen  werden  konnte ;  man  erkennt 
ihn  daran,  dafs  er  eine  Anzahl  Fragen  erörtert,  die  bei  einem 
blos  gelehrten  Geschichtsforscher  sicher  nicht  aufgetaucht  wären. 
Wenn  auch  nicht  Geschichtsforscher,  hat  er  doch  eine  so  grofse 
Zahl  von  Quellen  benützt,  dafs  auch  der  Geschichtschreiber  aus 
diesem  Material  Nutzen  ziehen  kann,  wobei  freilich  Kritik  nöthig 
sein  wird,  da  der  Verfasser  doch  auch  bei  seinem  reichen  Material 
nicht  für  jede  Behauptung  die  Originalquelle,  sondern  vielfach 
theils  spätere,  theils  neue  Schriftsteller  als  Quellen  anführt.  Da 
der  Verfasser  für  jede  Specialität  die  historische  Entwickelung  ver- 
folgt, so  ist  das  Buch,  insbesondere  bei  Specialfragen,  als  bequemes 
Nachschlagebuoh  werthvoU ;  freilich  liefse  sich  auch  da  für  manche 
einzelne  Aufstellung  der  historische  Beweis  erst  verlangen,  für 
manche  gewifs  nicht  erbringen.  Die  Zeichnungen,  welche  Vieles 
erläutern,  sind  theilweise,  namentlich  wo  es  sich  um  Nachbildung 
alter  Zeichnungen  handelt,  zu  sehr  in's  Moderne  übersetzt  und 
haben  dadurch  die  Glaubwürdigkeit  der  vielleicht  mangelhaften 
ursprünglichen  Origiualzeichnung  eingebüfst.  E. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 
Aus  allen  Welttheilen:  Aug.   Sagentypen  aus  Thüringen.  (C. 

F.  Lauckhard.) 
Das  Ausland:  Nr.  36.  Unser  heutiges  Wissen  über  dieZigeuner. 
Die  Grenzboten:  Nr.  36.  Zur  Geschichte  der  Schrift  und  des 

Schriftthums.     (G.  Tybusch.) 


Im  neuen  Reich:  Nr.  39.  Der  kursächs.  Kammerpräsident  von 
Hoym.     Sittenbild  aus  dem  17.  Jahrh.     (K.  G.  Plelbig.) 

Der  Katholik:  Aug.  Ueber  ein  Breve  des  Papstes  Hadrian  VI. 
an  den  Kurfürsten  Friedrich  von  Sachsen  im  J.  1522. 

Protest.  Kirchenzeitung:  Nr.  33.  Deutschland  in  den  Jahren 
1517—25. 

Korresp.  v.  u.  f.  Deutschland:  Nr.  473.  476.  Wer  ist  der  Ver- 
fertiger der  sog.  Jamnitzer- Becher  in  der  städtischen  Kunst- 
sammlung zu  Nürnberg?  (R.  Bergan.)  —  Nr.  511  f.  Ein  neuer 
Nürnberger  Maler  (Erhard  Schön).     (Chr.  Mehlis.) 

Deutsche  Kunst-Zeitung:  Nr.  32f.  Ein  kostbarer,  seither 
noch  nicht  bekannter  Sammelband  mit  Mustern  für  Gold- 
schmiede und  andern  Ornamenten  aus  dem  sechszehnten  Jahrh. 

Baltische  Monatsschrift:  März.  April.  Herzog  Friedrich  Wil- 
helm.    (Th.  Schiemann.) 

Die  Deutsche  Predigt:  5.  Heft.  Bilder  aus  dem  Predigtwe- 
sen zur  Reformationszeit.    1. 

Nürnb.  Presse:  Nr.  253  f.  Deutsche  Meistersirger-  u.  Trinklie- 
der.    (Karl  Blind.) 

Schles.  Provinzialblätter  (Rübezahl):  VIIL  Heft.  Girge  und 
Hons,  Gedicht  in  schles.  Mundart  vom  Jahre  1741,  mitg.  von 
Prof.  Dr.  H.  Palm.  —  IX.  Heft.  Die  evangelische  Pfarrkirche 
zu  Oppeln  OS.     (Nach   einer  Urkunde.)     Von   M.    Ueberschär. 

—  Schlesische  Märchen  und  Sagen.  —  Heidnische  Begräbnifs- 
stätten  bei  Kanigen.  (B.  Wiehle.)  —  Mundartliche  Proben. 
Von  Cantor  Lehfeld.  —  Die  „alte  Hacke." 

Deutscher  Reichs-Anzeiger:  Beil.  Nr.  32.  Der  schöne  Brun- 
nen zu  Nürnberg.  —  Nr.  34.  Zur  Geschichte  der  deutsehen 
Rechtschreibung.  —  Nr.  35.  Vorhistorische  Denkmale.  1.  — 
Nr.  38.  Zur  Geschichte  der  Postkarten. 

Sonntagsblatt  (von  Fr.  Duncker) :  Nr.  32.  Nordische  Königs- 
gräber. (J.  V.  Sydow.)  —  Die  Namen  der  Frauen  bei  den  Ger- 
manen. (H.  Meyer-Emden.)  —  Nr.  34.  Die  Göttersagen  unse- 
rer Altvordern.  4.  Frau  Holda.  (Th.  Bodin.)  —  Etwas  zur 
Geschichte  der  Pfeifen. 

Wochenblatt  d.  Joh.-Ord.-Balley  Brdbg. :  Nr.  41.  Kloster 
Friedland  in  der  Mark.     (Oskar  Schwebel.) 

Zeitschrift  f.  bildende  Kunst:  Hft.  12.  Zur  Biographie  und 
Charakteristik   Jan  Steen's.    Mit  zwei  Radirungen.    (W.  Bode.) 

—  Streifzüge  im  Elsal's.     Von  Alfred  Weltmann.    Mit  Illustra- 


311 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


312 


tlonen.  VI.  Colraar,  Kaisersberg.  —  Die  Stiftskirche  von 
St.  Gereon  in  Köln.  (Dr.  Ennen.)  —  Beibl.  Nr.  49.  Ein  Denk- 
mal mittelalterlicher  Plastik  (zu  Frauenrode). 

Zeitschrift  f.  d.  g.  luther.  Theologie:  4.  Quart. -Heft.  Die 
neuesten  Untersuchungen  über  Luther's  Geburtsjahr.  (J.  K. 
F.  Knaake.) 

AI  Ige  m.  Zeitung:  Beil.  Nr.  2G6  f.  Antiquarische  Funde  als  Ge- 
genstand des  Expropriationsrechtes. 

Leipziger  Zeitung:  AYissenschaftl.  Beil.  Nr.  75  u.  76.  Zur  Poe- 
tik des  Märchens.     (R.  Treitschke.) 


Yermischte  Nachrichten. 

73)  Sigmaringen.  Zu  den  vielen  Schöpfungen,  mit  denen  der 
Kunstsinn  und  die  Munificenz  Seiner  königlichen  Hoheit  des  Für- 
sten Karl  Anton  zu  Hoheuzollern  nach  langer  Abwesenheit  von 
hier  in  kurzer  Zeit  die  Stadt  Sigmaringen  bereichert  und  verschö- 
nert hat,  ist  auch  das  in  der  Karlsstrasse  neu  erbaute  und  jetzt 
vollendete  fürstliche  Archiv  zu  rechnen.  Dieses,  im  soliden  und 
eleganten  Style  der  modernen  Renaissance  gehaltene,  in  der  un- 
mittelbaren Nähe  der  höchsten  königlichen  und  fürstlichen  Dica- 
sterien  belegene  Gebäude  enthält  zu  ebener  Erde  zwei  grofse  ge- 
wölbte Säle  und  die  erforderlichen  Arbeitszimmer,  im  ersten  Stocke 
drei  kleinere  Säle  und  die  Dienstwohnung  des  fürstlichen  Archivars. 
Keller  und  Dachraum  sind  so  eingerichtet,  dafs  sie  ebenfalls  zur 
Aufbewahrung  von  minder  wichtigen  Akten  benutzt  werden  kön- 
nen. Aufser  den  Haus-  und  Staatsarohivalien,  auch  Klosterarchiven, 
der  früheren  souveränen  Fürstenthümer  HohenzoUern-Heohingen 
und  Sigmaringen,  soweit  deren  Inhalt  nicht  für  das  neu  gegrün- 
dete königliche  Rogierungsarchiv  dahier  ausgeschieden  wurde,  und 
aufser  dem  ältesten  Stamraarchiv  der  Burg  HohenzoUern,  begreift 
das  fürstliche  Archiv  auch  alte  Documente  über  Erwerb  und  Be- 
sitz des  fürstlich  hohenzoUern'schen  Haus-  und  Farailieufideicom- 
misses.  Dieses  umfafst  in  HohenzoUern  einen  grofsen  Besitz  von 
Cameralhöfen  und  bedeutenden  Waldungen,  welche  von  den  drei 
Rentämtern  Sigmaringen,  Hechingen  und  Haigerloch  verwaltet 
werden.  Das  nicht  unbedeutende  Hüttenwerk  Laucherthal  mit 
Giefsereien,  Hammer-  und  Walzwerken  ist  ein  Bestandtheil  dieses 
Besitzes.  Ferner  besitzt  die  fürstliche  Verwaltung,  nachdem  die 
Herrschaft  Bassenheim  in  der  Rheinprovinz  wieder  verkauft  ist, 
in  der  Provinz  Schlesien  die  Herrschaften  Beutniz,  Cunersdorf  und 
Hohlstein  mit  einzelnen  Zugehorden  in  der  Provinz  Brandenburg, 
als  Bestandtheile  des  früheren  Herzogthums  Sagan,  in  der  Provinz 
Pommern,  Kreis  Cöslin,  die  Rittergüter  Manovv,  Rol'snow,  Grünhof 
und  Seydel,  in  der  Provinz  Posen,  Kreis  Czarnikau,  die  früher 
polnische  Herrschaft  Drascow,  in  verschiedenen  Gegenden  des  Kö- 
nigreiches Böhmen  die  Herrschaften  Bistriz,  Descheniz,  Eisenstein, 
Hurkenthal,  Schrittenz  imd  Zerekwe,  im  Königreiche  Baiern  die 
Herrschaft  Baierisch-Eisenstein,  welche  an  die  böhmische  Herrschaft 
Eisenstein  angrenzt,   in  Oberbaiern  die  neu  angekaufte  Herrschaft 


Hohenasehau  in  der  Nähe  des  Chiemsee's.  In  Württemberg  ge- 
hört zum  fürstlich  hohenzoUern'schen  Besitze  das  Rittergut  Fell- 
dorf, Oberamtes  Horb,  in  Baden  die  Herrschaft  Umkirch  bei  Frei- 
burg, in  Holland,  Provinz  Geldern,  die  grofse  Grafschaft  Bergh, 
endlich  als  Allodialbesitz  das  schön  gelegene  Landgut  Weiuburg 
bei  Rheineck  am  Bodensee. 

74)  Das  Dürer'sche  Gemälde  der  h.  Dreifaltigkeit,  das  sich 
jetzt  im  k.  k.  Belvedere  zu  Wien  befindet,  war  ehedem  von  ei- 
nem reichen,  geschnitzten  Rahmen,  einem  förmlichen  Altaraufsatze, 
umfafst  und  befand  sich  im  Landauerkloster  zu  Nürnberg.  Die- 
ser Altaraufsatz  ist,  seines  Bildes  beraubt,  heute  noch  im  Rathhause 
zu  Nürnberg.  Er  wurde  in  den  ersten  Decennien  des  laufenden 
Jahrhunderts  restauriert,  d.  h.  mit  grauer  Oelfarbe  bemalt ;  an 
mehreren  Stellen  konnte  man  jedoch  in  letzter  Zeit  finden,  dafs 
die  ganze  alte  Bemalung  und  Vergoldung  noch  ziemlich  wohl- 
erhalten unter  der  Oelfarbe  zu  finden  sei,  und  dafs  man  wol,  blos 
um  die  abgebrochenen  Theile  der  Ornamente  nicht  ergänzen  zu 
müssen  und  die  Bruchflächen  zu  verdecken,  vielleicht  auch,  um 
den  Staub  und  den  Niederschlag  der  Dünste  von  der  dadurch 
schmutzig  gewordenen  Vergoldung  nicht  abwaschen  zu  müssen, 
den  Oelanstrich  angebracht  habe.  Dafs  der  Entwurf  zu  diesem 
Altaraufsatze  von  A.  Dürer  selbst  herrührt,  war  nicht  blos  durch 
die  Formen,  sondern  auch  durch  eine,  leider  in  England  befindli- 
che Handzeichnung  A.  Dürer's  bezeugt,  die  den  Entwurf  dieses 
Rahmens  enthält.  Die  jetzt  sich  neu  belebende  Vorliebe  für  Re- 
naissance-Formen hat  auch  diesem  lange  vergessenen  Werke  Dü- 
rer's, das  gothische  Formen  in  reicher  Fülle  mit  den  phantasti- 
schen der  Renaissance  gemischt  zeigt,  neue  Aufmerksamkeit  zuge- 
wendet, und  dasselbe  wurde  wiederholt  für  Publikationen  (wir 
nennen  A.  Ortwein's  deutsche  Renaissance,  Gnauth  und  Bucher's 
Kunsthandwerk,  Lützow's  Zeitschrift  f.  bild.  Kunst;  —  keine  der- 
selben ist  aber  bis  heute  erschienen)  gezeichnet.  Es  fiel  auf,  dafs 
der  Architrav  der  Dürer'schen  Zeichnung  die  Auferstehung  der 
Todten  und  die  Abführung  in  Himmel  und  Hölle  darstellt,  wäh- 
rend der  Rahmen  selbst  ein  blol'ses,  oii'enbar  erst  bei  der  Restau- 
ration dazu  gekommenes  Mal'swerk  enthielt.  Jüngst  wurde  nun 
ein  Relief  in  Regensburg  gefunden,  das  in  seiner  Uebereinstim- 
mung  mit  der  erwähnten  Zeichnung  wie  in  seinen  Mafsen  sofort 
als  ehedem  am  Rahmen  befindlich  zu  erkennen  war.  Um  es  nicht 
dem  Zufalle  preiszugeben  und  in  fremde  Hände  zu  bringen,  wurde 
es  sofort  um  200  3.  vom  germanischen  Museum  erworben  und  von 
demselben  dem  Magistrate  der  Stadt  Nürnberg  zur  Anbringung 
am  Rahmen  um  den  Ankaufspreis  zur  Verfügung  gestellt.     A.  E. 

75)  Wir  freuen  uns,  mittheilen  zu  können,  dafs  die  so  mu- 
sterhaft angeordnete  Ausstellung  für  die  Geschichte  der  Stadt 
Wien,  die  unter  Nr.  7:)  der  vermischten  Nachrichten  in  voriger 
Nummer  d.  Bl.  besprochen  wurde,  bereits  nach  anderen  Seiten  An- 
regung gegeben  hat.  Ebenso  wie  Wien  diese  Sammlung  als  städti- 
sches Museum  dauernd  im  neuen  Rathhause  zur  Belehrung  für 
Einheimische  und  Fremde  aufstellen  wird,  haben  auch  die  städti- 
schen Collegien  von  München  die  Anlage  eines  solchen  Museums 
beschlossen  und  sofort  zur  Durchführung  der  Vorarbeiten  einen 
Credit  bewilligt.  Wir  emjifehlen  auch  andern  Städten  diesen  Vor- 
gang; und  gewifs  wird  bald  der  Verein  für  Geschichte  der  Stadt 
Berlin,  sowie  andere  speciell  für  die  Geschichte  einer  Stadt  ge- 
gründete Vereine  (z.  B.  Leipzigs,  Brandenburgs  u.  s.  w.),  den  betref- 
fenden Stadtbehörden  Anträge  zur  Aufstellung  ähnlicher  Samm- 
lungen unterbreiten. 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch-  artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E.  Sebald  in  Niiniberg. 


Nürnberg.  Das  Abonnement  des  Blat- 
tes, welchea  alle  Monate  erscheint,  wird 
ganzjährig  angenommen  und  botragt  nach 
der  neuesten  Postconvention  bei  allen  Post- 
Ämtern  und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oesterreichs  3ti.  36kr.  im  24  ti.-Fula 
oder  2  Tlilr.  preufs. 

Für  Frankreich  abonniert  man  in 
Paria  bei  der  deutschen  Buchhandlung  von 
F.  EüuckBieck,  Nr.  11  rue  de  Lillei    ftür 


Neue  Folge. 


ANZEIGER 


FÜR  KOOe  DE 


rii 


Eiigland  bei  Williams  4  Norgate,  14  Hen- 
rietta-Street  Covont- Garden  in  London; 
für  Nord- Amerika  bei  den  PostÄmtern  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  für  das  german.  Museum  be- 
stimmten Sendungen  auf  dem  Wege  des 
Buchhandels  werden  durch  den  Cummts- 
Bionür  der  literar. -artist.  Anstalt  des  Mu- 
eeums,  F,  A.  Brockbaus  in  Leipzig,  be- 
fördert. 


^ 


ZAYanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  »ES  GEILIIANISCJIEN  MSEUMS. 


1873. 


JSi  11. 


NoTcmber. 


Wisseiiscliaftliclie  Mittliellunsen. 


Ö^ 


„Oi'dnung  die  man  haldet  so  man  ainen  kunig  gesegeut 
Tnd  krönet  etc. 

Wenn  ain  kunig  sol  gesegent  vüd  gekrönt  werden  So 
koment  all  Bischof  des  kunigreichs  zesamen  in  des  Ertzbischofs 
Stat  oder  in  ain  kunigkliche  Stat  darjnn  das  vor  gewönlicli  ist 
beschehen 

Der  kunig  der  gesegent  vnd  gekrönt  sol  werden  Sol  ee ') 
in  der  vordem'^)  wochen  andechticlich  drey  tag  vassten,  am 
Mittichen^)  freitag  vnd  Sambstag 

An  dem  Suntag  daran  der  kunig  sol  gesegent  vud  gekrönt 
werden  komen  all  Bischof  frue  zusammen  in  die  kirichen  da 
das  beschehen  sol 

Der  Ertzbischof  beraitt  sich  hochtzeitlich*)  zue  mit  seinen 
dienern  als  er  mefs  sol  haben 

die  Bischofen  beraittent  sich  mit  jrn  korrökcben  Stulln 
korkappen  vnd  jnfellen  ^) 

Der  kunig  sol  gantz  gerainigt  sein  an  dem  leib  vnd  auch 
an  dem  gemut,  Darnach  die  vördristen  zwen  Bischof  fürent  jn 
für  den  Altar  für  den  Ertzbischof  der  da  sitzt  vor  dem  Altar 
vnd  die  andern  Bischofen  stennd  dabey  an  ainem  zirckel  vnd 
der  kunig  in  der  mitt  vnder  jn  Dann  so  spricht  ainer  vnder 
jn  mit  lautterr  stymm  Erwirdiger  vater  die  heilig  Muter  der 
kirichen  vordert  den  gegenburtigen  <*)  strenngen  Ritter  zu  ku- 
nigklicher  wirdikait  zu  erhöhen 


Darnach  fragt  der  Ertzbischof  wisst  jr  jn  wirdigen  vnd 
nutzen  zu  der  wirdikait,  darauf  antwurtten  sy,  wir  haben  er- 
kannt vnd  gclauben  jn  wirdigen  vnd  nutzen  der  kirichen  gots 
vnd  zuuerwesung  des  kunigreichs  Darnach  antwurtten  sy  all  Deo 
gratias 

Darnach  wirt  er  von  stunden')  offenbar  vnderweiset  vnd 
vleissiclich  geniont  an  den  gelauben  vnd  an  die  lieb  gots,  an 
ain  hailbertige  ®)  Verwesung  des  kunigkreichs  vnd  des  volkchs 
an  die  beschirmung  der  kirichen  vnd  dürftiger  person  vnd  an- 
derr  solher  ding,  vnd  legt  jni  aus  den  Stand  seiner  wirdikhait 
die  gelegenhait  seiner  wirdikait  vnd  kunigklichs  stannds 

vnd  so  das  nu  geschehen  ist  so  tut  er  die  gelüb 

Ich  albrecht  vergich^)  vnd  verhaifs  vor  Got  vnd  seinen 
Engeln,  hinfür  gesetze  vnd  gereehtikait  vnd  fride  der  heiligen 
kirichen  gots  vnd  dem  volkch  mir  vnder  getan  nach  meim  ver- 
mügen  vnd  verstentnüfs  zetun  vnd  zehalten  Doch  vorbehalten 
zinilich  zuuersicht  zu  gots  parmhertzikait  als  jch  mit  Rat  mei- 
ner getrewn  am  pessten  mag  erfinnden  Auch  den  Bischofen  der 
kirchen  Gots  zimlich  vnd  Recht  ere  zebeweisen  vnd  was  den 
kirichen  von  kaisern  vnd  kunigen  verlihen  vnd  gegeben  ist 
vnuerseret  zehalten,  den  Ebbten  Grauen  vnd  lehenslewten  zim- 
lich ere  nach  Rat  meiner  getrewn  getün  i")  vnd  die  ding  alle 
swer  jch  auf  die  heiligen  Ewangelj  vntzerütt ")  warlich  ze- 
halten 


')  ee,  e,  vorher,  zuvor;  Schmeller  I',  4,4.  ')  vorausgehenden. 
')  Schmeüer  I',  1691.  *)  hochfesttäglioh.  Scbm.  I',  1044.  *J  Infuln. 
*)  gegenwärtigen. 


')  von  Stund  an.  °j  hailweriig,  heilsam,  heilbringend.  Schm.  I', 
1079.  'j  ic7i  vergich,  ich  bekenne,  Praes.  von  verjehen.  Schm.  P, 
1205  f.  '"J  lies:  ze  tun.  ")  unzerrüttet,  unversehrt,  unzerstört. 
Schm.  IP,  191. 


315 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


316 


Darnach  naigt  er  sich  vasst  vnd  der  ErtzBischof  spricht 
das  gebet 

Allmechtiger  ewiger  Gott,  Schepher  aller  ding,  gepieter 
der  Engel,  kunig  der  kunigen  herr  der  heren,  dem  ")  abraham 
deira  getrewn  diener  sig  hast  gegeben  wider  sein  veindt,  Moysi 
vnd  Josue  verwesernn  deins  volkchs  manigueltigen  sig,  vnd  den 
diemütigeu  dauid  dein  kiud  zu  wirdigkait  des  Reichs  erhört"') 
hast,  vnd  Salomonen!  mit  vnsäglicher  gab  der  weishait  vnd  des 
frids  gereihet  hast,  Siech  an  die  pet  vnserr  diemütikait  vnd 
auf  den  gegenburtigen  *)  deinen  diener  Albrechten  den  wir  mit 
gantzer  andacht  ainen  Maistcr  der  krisstenbait  in  deiner  gab, 
ern,  vnd  zu  aim  künig  erwellen,  mere  die  gab  deiner  segen, 
vnd  vmbgib  jn  allzeit  hie  vnd  vberal  mit  der  Rechten  hannd 
deiner  möchtikait,  das  er  besterkhund  mit  der  trew  des  vor- 
genanten Abrahe  vnd  niessund  die  senftikait  Moysi  (erhöhet), 
erhöhet  in  der  diemütikait  Dauid,  getzirt  mit  der  weishait  Sa- 
loraonis,  dir  in  allen  dingen  geuallen  vnd  durch  den  weg  der 
gerechtikait  albeg  vngejrret  gee,  vnd  fursehen  mit  dem  helem 
deiner  beschirmung  vnd  hedekchet  stütlich  mit  dem  vnvber- 
wintlichen  schilt  vnd  vmbgeben  mit  den  himlischen  wafifen  be- 
schirlich  (sie!)  Sig,  von  den  veinden  des  krewtz  kristi  trew- 
lich  behab  vnd  seligklichen  nem,  vnd  jn  ertzaig  erschrekchung 
seiner  macht,  vnd  den  Gotsdieneren  frid  dauon  bring  durch 
dich  Cristum  vnsernn  hern  der  in  zaichen  des  krewtzes  die  vor- 
hell zeprochen  hat,  vnd  nach  vberwindung  des  Reichs  des  Tew- 
fels  aufgestigen  hast  in  die  himel  in  dem  der  gewalt  vnd  sig 
alles  Reichs  ist,  der  da  ist  ain  zir  aller  diemütigen  das  leben 
vnd  auch  hailwertikait     Qui  tecum  viuit  etc. 

Darnach  so  der  kunig  vor  dem  Altar  auf  dem  Erdtreich 
ligt  vnd  der  Ertzbischof  vnd  die  Bischof  mit  den  jnfelen  auf 
den  Stain  rürent  hebt  man  an  ze  singen  die  leteney 

Vnd  wann  man  singt  vt  obsequiura  etc.  so  hebt  sich  der 
Ertzbischof  auf  vnd  tut  das  krewtz  vber  den  kunig  vnd  spricht 
das  gepet 

Das  du  geruhest  gesogen  den  Erweiten  kunig  etc.  vnd 
dasselb  tunt  auch  also  die  Bischof  vnd  Cantores,  vnd  so  die 
leteney  für  ist  So  stet  der  Ertzbischof  vnd  der  kunig  auf,  vnd 
die  Bischof  ligent  still  vnd  spricht  pater  noster  etc.  vnd  dar- 
nach ettlich  versigkel  vnd  darnach  das  gepet 

Herr  wir  bitten,  henng  dem  gegenburtigen")  deim  diener 
die  Recht  band  himlischer  hilf  das  er  die  such  mit  gantzem 
hertzen,  vnd  was  er  zimlich  bitt  das  er  des  gewert  werde  per 
dominum  nostrum  etc. 

Darnach  spricht  der  Ertzbischof  aber  ain  pet,  vnd  so  das 
für  ist  So  salbet  der  Ertzbischof  den  Rechten  arem  des  kuuigs 
vnd  zwischen  den  Schultern  mit  dem  heiligen  Ül  vnd  krowtz- 
weise  vnd  spricht  das  gepet 

Got  gots  Sun  jhesus  cristus  vnser  herr  der  von  dem  vater 
mit  dem  Ol  der  frolokchung  gesalbet  ist,  für  die  andern,  der 
giefs   mit    der  gegenburtigen^)    heiligen  Salben    auf   dich    den 


segen  des  jnflus  des  heiligen  geists  vnd  lafs   die  juwenndig  in 
dein  hertz  geen 

So  das  nu  geschehen  ist  So  hebt  man  das  Ambt  an,  dann 
so  wirt  der  kunig  in  dem  Sagrcr  ")  oder  an  ainer  andern  stat 
dartzu  geschikcht  angelegt  mit  liünigklichem  gewannt  vnd  vber 
sein  gewondlich  gewannt  legt  er  an  von  erst  ain  leyneiuo  Al- 
bam  etc. 

Darnach  so  geet  der  kunig  mit  seinen  prelaten  vnd  hern  an 
die  stat  in  der  kirchen  die  jm  zugericht  ist  So  singet  man  verrer 
vulz'**)  auf  das  alleluja.  Darnach  fürt  man  den  kunig  für  den 
Altar  vnd  der  Ertzbischof  gibt  jm  ain  ploss  Swert  das  er  ab 
dem  Altar  nymbt  vnd  in  der  gab  des  Swerts  gibt  er  jm  die 
Verwesung  des  gantzen  kunig  Reichs  vnd  spricht  das  gebet 

Nym  das  Swert,  genomen  von  dem  Altar  vnd  dir  durch 
vnser  hennd  vnwirdig,  doch  an  stat  vnd  von  gewalt  der  heili- 
gen zwelfpoten  gesegent,  dir  kunigkleich  verlihen  vnd  mit  dem 
Ambt  vnsers  Segens  dir  zubeschirmung  der  heiligen  kirichen 
gots  göttlich  beraittet  zustrafl'ung  der  pösen  vnd  zu  Rachung 
der  vbelteter,  vnd  lob  der  guten  vnd  bis  gedechtig'^)  des  von 
dem  der  psallmisst  geweissagt  hat  Gürtt  vmb  dich  das  Swert 
gewalticlich  das  du  damit  vbest  die  macht  der  gerechtikait  vnd 
möchticlich  zerüttest")  vbeltetung,  vnd  die  heiligen  kirichen 
vnd  jr  getrew  beschirmest,  vnd  auch  die  veint  des  namens 
kristi  vnder  dem  schein  des  gelaubens  zestörest  vnd  ausrewt- 
test,  witiben  vnd  waisen  gütlich  bchelffest  vnd  beschirmest,  die 
zerstörten  ding  widerbriugest,  die  widerprachten  ding  behabest, 
vnrechte  ding  straffest,  vnd  wolgeordente  ding  bestettest,  das 
du  in  solher  würchung  der  tugent  ain  lobsamer  vberwinnder 
vnd  ain  bewerter  vber  der  gerechtikait  mit  dem  haylund  der 
wellet  des  vigur  du  tregst  an  end  herschepht '")  etc. 

Darnach  setzt  man  jm  die  krön  auf  in  der  weis  all  Bi- 
schof die  dabey  sint  haltent  die  krön  die  der  Ertzbischof  von 
dem  Altar  genomen  hat  vnd  die  er  auf  des  kuniges  haubt  setzt 
Sprechund,  Nj-m  hin  die  krön  des  Reichs  die  von  den  vnwir- 
digen  hennden  der  Bischof  auf  dein  haubt  gesetzt  wirt  in  dem 
namen  des  vaters,  des  Suns,  vnd  des  heiligen  geists,  Dabey 
verstee  das  Sy  bedewtt  die  Eer  der  heiligkait  vnd  die  zir,  vnd 
werch  der  sterkch  vnd  solt  wissen  durch  die  tailhefftig  ze  wer- 
den vnser  dinstperkait  Also  als  wir  jnwcnndigklich  verweser  vnd 
Regirer  der  Seein  verstannden  werden,  dcsgeleicheu  solt  du 
pe3'gestenndig  sein  der  kirichen  kristi  wider  aUe  widerwertikait 
vnd  des  Reichs  dir  von  Got  gegeben  durch  das  Ambt  vnsers 
Segnes  an  stat  der  zwelfpoten  vnd  aller  heiligen  deiner  Verwe- 
sung bepholhen  ain  nutzer  volfürer,  ain  fursichtiger  Regirer 
alltzeit  erscheinest,  also  das  du  vnder  den  lobsamen  Rittern 
mit  zirhait  der  tugent  getziret,  vnd  mit  dem  Ion  der  ewigen 
selikait  gekrönet  mit  vnserm  erlediger  vnd  heiliger  Jhesu  Gristo 
des  namen  vnd  stat  du  verwesest,  an  ennd  geert  werdest,  der 


")  lies :  der  du  dem.     ''"j  lies :  erhöhet. 


")  Sagrer,  sacrarium,  Sacristei.  Schm.  IV,  235.  '*)  bis.  Schm. 
P,  118.  '5)  sei  eingedenk.  Schm.  P,  291  f.  u.  485.  '«j  lies :  herr- 
schest. 


317 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


318 


da  lebt  vnd  gepewtt   mit  Got  dem  vater   ain  Got   ymmer  vnd 
ewigklich  Amen 

Darnach  gibt  mau  jm  daselbs  das  Zeppter  sprecbund  vber 
jn  IvDyeund  Nyra  bin  die  Gertten  der  kraft  vnd  der  warbait 
dabey  du  versteen  solt  dich  schuldig  zusein  waikchen ")  die 
gütigen  vnd  schrekchen  die  pösen  die  jrrunden  den  weg  zelern, 
den  geuallen  die  bennd  ze  Raicben,  die  hochuertigen  zuuertrei- 
ben,  vnd  die  diemütigen  zu  erhüben,  vnd  öffne  dir  die  Tür  Je- 
sus kristus  vnser  herr  der  von  jm  selbs  spricht,  Ich  bin  die  Tür, 
wer  durch  mich  jngeet  der  wirt  bailbertig  ^),  der  da  ist  der  Slüs- 
sel  dauids,  vnd  das  zeppter  des  hawfs  jsrabel  der  da  öffnet  vnd 
nyemant  zuslewsst,  der  da  zuslewsst  vnd  nyemant  öffnet,  vnd  sey 
dir  ain  anweiser  der  da  ausfürt  dj  gfangen  aus  dem  haws  der 
kercher  '*)  sitzunden  in  den  vinstern  vnd  in  dem  schatten  des 
todes  vnd  in  allen  dingen  verdinst  nach  zeuolgen  jn  von  dem 
dauid  der  weissag  spricht  Dein  Stfil  Got  ymmer  vnd  ewigldich 
die  gertten  der  gerecbtikait,  die  gertten  deins  Reichs,  vnd  das 
du  jm  nacbvolgund,  lieb  babst  die  gerecbtikait  vnd  hassest  die 
vngerechtikait  wann  '*)  darumb  bat  dich  gesalbt  Got,  dein  Got 
zu  Ebenpild  dem  den  er  vor  anfanug  der  Welt  gesalbt  hat, 
mit  dem  öl  der  frolokcbung  vber  sein  mittailhefftig  jhesum  cri- 
stum  vnsern  berrn  der  mit  jm  lebt  vnd  herscht  Amen 

Nach  dem  der  Ertzbiscbof  vnd  ainer  aus  den  Bischofen 
fürent  den  kunig  an  die  stat  die  dartzu  geordent  ist  vnd  jn 
setzent  jn  daselbs  Spreebund  stee  vnd  halt  hinfur  die  stat,  die 
dir  von  Got  gegeben  ist  durch  gewalt  des  AUmechtigen  gots 
vnd  durch  die  gegenburtigen  *)  gab  aller  Bischof  vnd  der  an- 
dern diener  gots,  vnd  so  du  die  Briesterschafft  ye  nehenter^") 
bey  den  heiligen  Elternn  siechst,  ye  grösser  Eer  du  ju  an  zim- 
lichen  steten  zubeweisen  gedennkhest,  dadurch  das  dich  der 
Mittler  Gots  vnd  der  menschen,  ain  mittler  zwischen  der  Brie- 
sterschafft vnd  des  volkcbs  in  dem  Sold  ditz  Reichs  bestetigi 
\Tid  in  dem  ewigen  Reich  mit  jm  mach  herschund  Jesus  cri- 
stus  vnser  herr,  kunig  der  kunig,  herr  der  herrn  der  mit  Got 
dem  vater  vnd  dem  heiligen  geist  lebt  vnd  herscht  Amen 

Darnach  bebt  an  der  Ertzbiscbof  das  die  Briesterschafft 
darnach  volenndt  Te  deum  laudamus 

Ais  das  volenndt  ist  Spricht  der  Ertzbiscbof  vber  jn  den 
versikel  Dein  hannd  werd  besterkcbt,  vnd  dein  Rechte  baond 
werde  erhöcht,  Rieht  die  gerecbtikait,  vnd  das  Gericht  sey  zu 
Richtung  deins  Stüls  etc. 

Darnach  spricht  der  Bischof  zway  gepet  die  der  kunig 
sol  hören  vnd  nach  besliessung  der  Mefs  sol  er  den  Bischöfli- 
chen Segen  wirdigklichen  nemenn." 

Aus  der   Papierhandscbrift  Nr.  28,909   in  der  Bibliothek 
des  germanischen  Museums,  welche   in  Nr.  6  des  diesjährigen 
Anzeigers,  Sp.  153 — 158  ausführlich  besclirieben  ist.     Vgl.  auch 
Sp.  262  ff.  u.  295  ff. 
Dr.  Frommann. 

")  sie!  wol  „wecken"  zu  lesen.  ")  Kerker.  Schm.  P,  1287. 
■9)  denn,  weil.     Schm.  IV,  79,  d.     ")  näher.     Schm.  I',  1735  f. 


Ein  verschollener  Tafelaufsatz  von  Wenzel  Jamnitzer. 

In  M.  M.  Mayer's  Nürnberger  Geschiebt-,  Kunst- 
und  Altertbumsfreund,  I,  S.  244ff.  ist  sehr  mangelhaft 
eine  alte  Beschreibung  eines  Meisterwerkes  der  Goldschmiede- 
kunst des  16.  Jahrb.  abgedruckt,  welches  selbst  verschollen,  aber 
auch  in  dieser  Mittheilung  für  die  Kunstgeschichte  verloren 
ist.  Dieselbe  befindet  sich  auch  in  einer  Art  Album  (Biblio- 
thek des  german.  Museums  Nr.  28,722),  in  welches  gegen  die 
Mitte  des  17.  Jahrb.  (1640—42)  ein  Altdorfer  Student,  wahr- 
scheinlich aus  der  Patrizierfamilie  der  Krefs  zu  Nürnberg,  u.  A. 
eingetragen  hat,  was  ihm  auf  einer  Reise  nach  Regensburg,  Pas- 
sau, Wien  und  Prag  Interessantes  aufgestofsen.  Derselbe  sah 
auf  der  kaiserlichen  Burg  der  letztgenannten  Stadt  einen  Tafel- 
aufsatz von  seltener  Gröfse  und  Pracht  und  widmete  solchem 
jene  ausführliche,  mit  vielen  erbaulichen  Betrachtungen  unter- 
mischte Schilderung,  deren  Hauptinhalt  wir  in  Folgendem  wie- 
dergeben. Der  „Brunnen",  wie  er  in  der  Handschrift  genannt 
wird,  war  vom  Kaiser  Maximilian  II.  bei  Wenzel  Jamnitzer  — 
der  Verfasser  schreibt  „Jamizer"  —  bestellt,  aber  erst  an  Ru- 
dolf IL  abgeliefert  worden.  Er  bestand  nicht  blos  aus  ed- 
len Metallen,  wahrscheinlich  um  demselben  bei  seiner  Gröfse 
die  nöthige  Festigkeit  zu  geben,  und  soll  im  Ganzen  die  Ge- 
stalt der  kaiserlichen  Krone  gehabt  haben,  welche  sich  freilich 
aus  der  Angabe  der  Einzelnheiten  schwer  herauskennen  läfst. 
Seine  Höhe  wird  auf  10  Fufs  angegeben,  somit  also,  da  wir 
den  alten  Nürnberger  Stadtschub  diesem  Mafse  zu  Grunde  le- 
gen dürfen,  auf  3,07  m.  Die  Breite  betrug  die  Hälfte.  Der 
Richtung  der  Zeit  entsprechend,  war  dem  Werke  ein  allegori- 
scher Gedanke  zu  Grunde  gelegt;  die  durchgehende  Gestalt 
der  Krone  sollte  die  Idee  der  höchsten  Macht  auf  Erden  ver- 
gegenwärtigen. Nebenbei  wurden  aber  auch  noch  „nit  allein 
Physica  und  Metapbysica,  sondtern  auch  Politica  mit  vielen 
schön  Philosophischen  vndt  Poetischen  Geheimnusen"  vor  Au- 
gen gestellt,  und  zwar  in  folgender  sinnreicher  Weise.  Vier 
allegorische  Figuren  von  Erz  trugen  den  Aufsatz,  die  vier  Jah- 
reszeiten repräsentierend.  Den  Frühling  vertrat  eine  Flora, 
den  Sommer  die  Ceres,  den  Herbst  Bacchus  und  den  Winter 
Vulkan.  Erstere  war  durch  Blumen,  die  zweite  durch  ein  Füll- 
horn mit  Aehren,  Bacchus  durch  Trauben  und  Vulkan  durch 
eine  Pflugschar  gekennzeichnet,  die  einzelnen  aber  in  Bezug  zu 
einander  gesetzt,  indem  je  die  nächste  Figur  der  vorhergehen- 
den darzureichen  schien,  was  sie  in  den  Händen  trug.  Zwi- 
schen den  vier  Göttern  stand  —  ob  ebenfalls  in  vierfacher  Wie- 
derholung, ist  nicht  gesagt  —  ein  Löwe  mit  dem  österreichisch- 
burgundischcn  Wappenscbilde.  Sodann  folgte  als  Basis  des 
Ganzen  eine  Plattform,  welche  in  ihrer  Bestimmung,  Land  und 
Wasser  zu  repräsentieren,  durch  die  Figuren  der  Cybele  und 
des  Neptuu  nebst  umfassenden  Attributen  geziert  war.  Der 
Rand  herum  zeigte  sich  mit  Gold-  und  Silberstufen  belegt,  und 
auf  dem  Boden  wuchsen  natürliche  Kräuter  und  Blumen  vom 
selben  Metall,    ohne  Zweifel   jene   reizenden  Gebilde,   wie  wir 


319 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


320 


sie  noch  am  Jamnitzer'schen  Pokal  im  Besitz 
kel  zu  Nürnberg  bewundern. 
Zwisclien  diesen  ergossen  sich 
nach  den  Himmelsgegenden 
die  vier  Hauptflüsse  Europas: 
Donau,  Rhein,  Elbe  und  Ti- 
ber, deren  Quellen  von  Nym- 
phen bewacht  wurden,  wäh- 
rend an  den  Ausflüssen  ver- 
schiedene Mühlen,  und  zwar 
eine  Schleifmühle ,  Stampf- 
mühle, Säge-  und  Hammer- 
mühle aufgestellt  waren.  Nep- 
tun stand  auf  einer  Muschel, 
führte  in  der  Hand  den  Drei- 
zack und  auf  dem  Haupte, 
wie  die  Cybele  eine  Krone 
schmückte,  ein  Schiff  mit  al- 
ler Zubehör.  Seine  Muschel 
wurde  stets  von  Nilpferden 
herumgeführt,  während  er 
mit  allerlei  beweglichen  Meer- 
ungeheuern stritt.  Zu  diesen 
beiden  gesellte  sich  —  in 
welcher  Anordnung,  bleibt 
unklar  —  Merkur  als  Ver- 
treter der  Luft.  Er  schwebte, 
an  einem  goldenen  Stern  hän- 
gend, zwischen  zwei  Gewül- 
ken  ;  auf  einem  von  ihm  vor- 
gehaltenen Bande  war  die  In- 
schrift zu  lesen : 
Auspice  me  Rex  arma 
capis,  facis  auspice 

pacem. 
An  einem  unterhalb  an- 
gebrachten Gewölk  waren  die 
vier  Winde  sichtbar  und  dar- 
über eben  so  viele  Engelfigu- 
ren, welche  Lorbeerkränze 
und  weitere  Spruchbander  in 
den  Händen  hielten.  Um  die 
Luft  noch  weiter  zu  bezeich- 
nen, war  allerlei  Geflügel 
angebracht,  welches  den  Raum 
zwischen  den  Wolken  füllte. 
Das  Element  des  Feuers  fand 
sich  weiter  oben  in  der  Ge- 
stalt des  Jupiter  mit  dem 
Blitzstrahl. 

Wie   es    scheint,    waren 
diese  Figuren,  mit  Ausnahme  der  letzteren, 


der  Familie  Mer-  |    der    Krone    angebracht. 

Fiff.  1. 


Fie-  2- 


im  inneren  Raum  |   Markgrafen  u.  s. 


Denn  über  dem  Schlnfs  derselben, 
gibt  der  Verfasser  an,  be- 
fand sich  eine  Himmels- 
sphäre, die  den  Lauf  der 
Sonne  und  des  Mondes  ver- 
gegenwärtigte. Sie  war  um- 
geben von  den  vier  Erzen- 
geln :  Michael  als  Streiter 
Gottes  mit  Krone  und  Schwert, 
Gabriel  als  Bote  mit  Scep- 
tcr  und  Credenzbrief,  Uriel 
mit  der  Sonnenscheibe  und 
Raphael  mit  Fisch  und  Brat- 
rost für  dessen  Leber.  Zwi- 
schen diesen  Engeln  schweb- 
ten vier  junge  Adler  mit 
Sceptern,  als  Hinweis  auf  das 
heranwachsende  Fürstenge- 
schlecht, und  mit  besonderer 
Beziehung  und  Deutung  auf 
das  Haus  Oesterreich.  Ein 
grofser  Adler  auf  der  Sphäre 
selbst  bedeutete  sodann  die 
Monarchen  und  obersten  Po- 
tentaten und  charakterisierte 
diese  durch  die  Erwürgung 
eines  Basilisken  mit  der  ei- 
nen Klaue  als  diejenigen, 
welche  Schande  und  Laster 
auf  Erden  bestrafen  und  ab- 
wenden, während  die  Per- 
son des  Herrschers  in  der 
erwähnten  Figur  des  Jupiter, 
die  auf  dem  Rücken  des  Ad- 
lers safs,  ein  entsprechendes 
Symbol  fand. 

Eine  dritte  Abtheilung 
des  Brunnens  vergegenwär- 
tigte das  kaiserliche  Regiment 
mehr  in  seiner  vor  Augen  lie- 
genden Gestalt;  doch  scheint 
dieselbe  räumlich  nicht  über 
die  Sphäre  mit  ihren  Figu- 
ren, sondern  aufsen  um  die 
Bügel  der  Krone  angeordnet 
gewesen  zu  sein.  Die  vier 
Monarchieen  waren  personifi- 
ciert  durch  Ninus,  Cyrus, 
Alexander  d.  Gr.  und  Maxi- 
milian n.,  die  sieben  Chur- 
fürsten,  vier  Herzoge,  vier 
w.  durch  alle  Stände   des  Reichs  bis  zu  den 


321 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


322 


Städten,  Dörfern  und  Bauern,  durch  ihre  Ketten,   Orden   und 
Wappen.     Vier    Sterne    hcwegtcn   sich    um    die   Häupter    der 
eben  genannten  Monarchen,    und  es  ist  kein  Zweifel,   dafs  im 
Werke  ein  Mechanismus  vorhanden  war,  der  nicht  nur  diese, 
sondern    auch   die  Sphäre   unitrieb.     Ja,   die  Bezeichnung  des 
Brunnens  wird  gerechtfertigt,  wenn  wir  am  Ende  der  Beschrei- 
bung lesen,    dal's,  als   Zu- 
gabe   des    Künstlers,    bei 
aufgezogenem     „Register", 
durch  den  Trieb  des  Was- 
sers  zwei  weltliche  Stücke 
oder  Tänze,  nämlich  „Ro- 
landt    und    Pickelhering", 
von     Cymbeln     ausgeführt 
wurden. 

Bei  Jedem,  der  die  Be- 
schreibung dieses  interes- 
santen Werkes  liest,  wird 
gewifs  die  Frage  entstehen, 
wo  dasselbe  geblieben  sei. 
Sein  Verschwinden  ist  um 
so  räthelhafter ,  als  es  in 
Händen  sich  befand,  die 
nicht  so  leicht  in  die  Noth- 
wendigkeit  geriethen ,  es 
loszulassen,  als  es  ander- 
seits wegen  seiner  Gröfse 
nicht  wol  verloren  gehen 
konnte.  Oder  hat  vielleicht, 
was  im  österreichischen 
Hause  mehrfach  vorkommt, 
ein  späterer  Kaiser  ein  Ge- 
schenk mit  diesem  Pracht- 


nur  italienische,  sondern  auch  deutsche,  französische  und  nie- 
derländische Fayencen  aus  fast  jedem  Fabrikationsorte,  der 
nur  geblüht  hat,  im  Museum  vorhanden,  und  selbst  auf  dem 
Lande  in  der  Umgebung  Nürnbergs  findet  man  da  und  dort  in 
Bauernhäusern  italienische  und  französische  Fayencen,  meist  des 
17.  und  18.  Jhdts.,  die  offenbar  aus  den  Herrensitzen  derXürn- 
Fig.  3.  berger  Patrizier  erst  in  die 

Hände    der  Landleute    ge- 
kommen sind. 

Es  ist  daher  für  die 
Geschichte  der  italienischen 
Fayencen  von  Wichtigkeit, 
das,  was  in  Nürnberg  sich 
vorfindet,  genauer  in's  Auge 
zu  fassen.  Unter  den  Schä- 
tzen des  germanischen  Mu- 
seums sind  einige  Stücke, 
die  dafür  neue  Belege  geben. 
Besonders  häufig  scheint 
ein  Fabrikat  verbreitet  ge- 
wesen zu  sein,  das  auf  hell- 
blauer Glasur  (Berettino 
nannten  sie  die  alten  Ita- 
liener) von  besonders  leuch- 
tendem Glänze,  Ornamente 
von  dunkelblauer  Farbe  ge- 
malt erscheinen,  deren  Lich- 
ter mit  reinem  Weifs  auf- 
gesetzt sind.  Die  Tradi- 
tion schreibt  ihnen  venetia- 
niscben  Ursprung  zu.  Das 
Werk  Delange's  enthält 
keine  ähnlichen ;    das  häu- 


stück  gemacht,  so  dafs  es  noch  anderswo  zu  finden  wäre? 
Vielleicht  gibt  dieser  Hinweis  Anlafs,  seinen  Spuren  nachzu- 
gehen. 

Nürnberg.  A.  v.  Eye. 


Bnntglasierte  Thonwaareii  des  15.-18.  Jalirlninderts 
im  germaiiischeu  Museum. 

VL 

Wir  sehen  aus  dem  Imhof'schen  Inventare,  dafs  die  italie- 
nischen Majoliken  im  16.  Jahrh.  in  Nürnberg  eine  nicht  unbe- 
deutende Rolle  bei  der  Ausstattung  der  Patrizierbäuser  spiel- 
ten, und  es  ist  deshalb  kein  Wunder,  dafs  heute  noch  so  man- 
che in  dieser  Stadt  erhalten  sind.  Wenn  auch  tlieilweise  durch 
Vermittlung  hiesiger  Antiquitätenhändler,  kann  doch  gesagt 
werden,  dafs  die  Sammlung  des  germanischen  Museums  von  ita- 
lienischen Majoliken  zum  grofsen  Theile  aus  Nürnberg  selbst 
stammt  und  nur  zum  Theile  von  aufsen  in  die  Hände  der 
Händler  gekommen  ist.    Es  sind  übrigens  auf  diese  Weise  nicht 


fige  Vorkommen  derselben  in  Nürnberg,  das  so  viele  Beziehun- 
gen zu  Venedig  hatte,  mehr  als  zu  irgend  andern  Städten, 
scheint  diese  Tradition  zu  bestätigen.  Tbeils  in  der  Sammlung 
des  Museums,  theils  anderwärts  in  Nürnberg  finden  sich  welche, 
die  mit  Waffeutrophäen,  sowie  solchen  von  Musikinstrumenten 
geschmückt  sind.  Ein  solcher  Teller,  den  wir  hier  (Fig.  1) 
abbilden,  trägt  auf  einer  Tafel  die  Jahreszahl  1545,  zeigt  also, 
dafs  die  Fabrik  gegen  Mitte  des  IC.  Jahrh.  in  Thätigkeit  war. 
Die  Abkürzung  der  Worte  Respublica  Venetiana  (Rep.  ven.) 
auf  einem  Schriftbande  eines  zweiten  kann  etwa  als  Bestätigung 
für  die  Tradition  venetianischen  Ursprunges  angenommen  wer- 
den, obwohl  die  Anklänge  der  Trophäen  an  manche  Rafaef- 
sche  Arabesken  in  den  Loggien  zu  Rom  auch  einen  Einflufs 
von  dorther,  also  römischen  Ursprung,  bekunden  könnten.  Eine 
Inschrift  oder  Marke,  die  als  sicherer  Führer  dienen  würde 
findet  sich  nirgends.  Die  Mehrzahl  der  Schüsseln  hat  jedoch 
einen  Schmuck  durch  freies  Rankenwerk,  das  mit  Blättern  ver- 
bunden ist,  die  tbeilweise  der  Natur  entlehnt  scheinen  und  doch 
strenge  stilisiert  sind,  wie  sie  in  der  Ornamentik  der  Architek- 


323 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


324 


tur  Venedigs  und  anderer  Städte  Oberitalicns  ganz  ähnlich 
vorkommen.  Einzelne  derselben  haben  Wappen  nürnbergischer 
Patrizier  und  zeigen  also,  dafs  sie  direkt  auf  dortige  Bestel- 
lung für  Nürnberg  gefertigt  sind.  Die  in  das  Ornament  ein- 
geschobenen Wappen  sind  jedoch  alle  offenbar  von  hiesigen 
Zeichnern  durch  die  Besteller  der  italienischen  Fabrik  geliefert 
worden ,  da  sie  nicht  nur  mit  den  hier  gebräuchlichen  Wap- 
penzeichnungen im  Stile  vollkommen  übereinstimmen,  sondern 
auch  wesentlich  von  dem  der  Arabesken  abweichen.  Wir  geben 
in  Fig.  2  einen  solchen  Teller  mit  dem  Wappen  der  Lochinger 
und  Imhof ,  bei  dem  der  Band,  durch  Linien  besonders  einge- 
fafst,  sein  eigenes  Ornament  und  die  Mitte  ebenfalls  das  ihrige 
hat.  Der  Teller  mufs  sich  beziehen  auf  Jobst  Lochinger  (geb. 
1519,  f  1584),  der  sich  im  Jahre  1548  mit  Helena,  verwitt- 
weten  Koler,  geb.  Imhof,  verheiratete.  Die  Lochinger  oder  Loch- 
ner gehörten  zu  den  rathsfähigen  Geschlechtern,  dem  sog.  nie- 
dern  Patriziate. 

Ein  anderer ,  ganz  ähnlich  verzierter  Teller  zeigt  das 
Wappen  der  Familien  Behaim  und  Közler ;  das  erstere  rechts. 
Er  bezieht  sich  also  auf  Paul  L  Behaim  (geb.  1519,  f  1568), 
der  sich  1549  mit  Barbara  Közler  verheiratete,  die  schon 
1552  starb.  In  diese  drei  Jahre  fällt  also  der  Teller,  und 
es  kann  auch  hier  wol  am  sichersten  die  Zeit  der  Vermählung, 
als  die  der  Ausstattung  des  Hauswesens,  als  Entstehungszeit 
betrachtet  werden.  Bei  der  Verwandtschaft  mit  dem  unter 
Fig.  2  abgebildeten  Teller  düi'fte  die  Erwähnung  ohne  beson- 
dere Abbildung  genügen.  Dagegen  bilden  wir  unter  Fig.  3 
einen  andern  hierher  gehörigen  Teller  ab,  der  das  Wappen 
der  Scheurl  trägt,  unterhalb  dessen  das  der  Dörrer  sich  findet. 
Hier  ist  das  Wappen  so  grofs,  dafs  das  übrige  Ornament  nahezu 
verdrängt  wurde.  Auch  nimmt  die  Verzierung  auf  den  Band 
keine  Rücksicht,  sondern  geht  unbehindert  über  Rand  und  Boden 
hinweg.  Es  mufs  sich  auf  Georg  Scheurl  (1532  geboren),  einen 
Sohn  des  bekannten  Staatsmannes  und  Wittenberger  Profes- 
sors, beziehen,  der  sich  1554  mit  Elisabeth  Dörrer  verheiratete, 
welche  1586  starb,  während  er  ihr  erst  1602  folgte.  Obwohl 
somit  die  ganze  zweite  Hälfte  des  16.  Jhdts.  für  die  Entste- 
hungszeit offen  bleibt,  kann  doch  auch  hier  wol  die  Zeit  der 
Ausstattung  des  Hauswesens  (1554)  als  mafsgebend  angenom- 
men werden. 

Verwandtes  Fabrikat,  aber  andern  Stil  der  Verzierungs- 
weise, zeigt  eine  Schüssel,  die  in  der  Mitte  das  Wappen  der 
Imhof,  darunter  das  der  Tucher  und  Letscher  enthält.  Die 
Verzierung,  welche  aus  geometrisch  verschlungenen  Ranken 
streng  stilisierten  Laubornamentes  besteht,  das  fast  an  die  ro- 
manische Periode  erinnert,  ist  von  hervorragender  Schönheit 
und  grofsem  Reize.  Engelköpfe  sind  dawischen  sichtbar.  Auf 
die  Abbildung  müssen  wir  jedoch  verzichten,  weil  leider  der 
Rand  der  Schüssel ,  auf  welchen  sich  die  Ornamentranken  hin- 
überzogen, abgeschlagen  und  glatt  abgeschliffen  ist,  so  dafs  wir 
nur  ein  Bruchstück  bieten  könnten.  Die  Zeit  der  Entstehung 
bestimmt  sich  daraus,  dafs  Ilieronymus  Imhof,  (geb.  1518,  gest. 


1578)  sich  1543  mit  Magdalena  Tucher  verheiratete,  und  nach- 
dem diese  1544  gestorben  war,  1548  die  Barbara  Letscher 
heimführte.  Nach  deren  1558  erfolgten  Tode  nahm  er  noch 
im  selben  Jahre  die  dritte  Frau,  deren  Wappen  nicht  mehr 
auf  dem  Teller  ist,  welcher  also  zwischen  1548  und  1558,  wahr- 
scheinlich 1548,  entstanden  ist. 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 


Sphragistische  Aphorismen. 

LXXL 


Wir  theilen  hier  die  Abbildung  des  interessanten  Siegels 
des  Grafen  Wilhelm  von  Hcunburg  vom  J.  1239  mit,  dessen 
wir  schon  im  Anzeiger  von  1865,  Nr.  1,  Sp.  9,  erwähnt  haben. 
Dasselbe  trägt  zwischen  den  fünf,  über  den  Rand  nach  innen 
gestellten,  ganz  ungewöhnlich   erhabenen  Spitzen  die  Legende: 

*  S.  comitis  Willehelmi  de  Hevnbvrch.  Um  den  sechsspitzi- 
gen Stern  in  der  Mitte  des  Siegelfeldes  stehen  fünf  Heunburg'- 
sche  Wappenschilde  von  der  Form*)  und  Stellung  der  Blätter 
der  gewöhnlichen  heraldischen  fünfblätterigen  Rose. 

Zu  den,  am  angeführten  Orte  abgebildeten  und  beschriebe- 
nen, beiden  ähnlichen  Siegeln  ist  Folgendes  zu  berichtigen  und 
nachzutragen : 

1)  Hugo,  Herr  von  Velthurns,  Stein  am  Ritter  und  Trofs- 
burg,  dessen  Siegel  von  1286  wir  dort,  unter  Nr.  II  abgebildet, 
mitgetheilt  haben,  war  ein  Tiroler,  und  seine  Besitzungen  lagen 
zwischen  den  Städten  Brixen  und  Klausen. 

2)  Aufser  dem  dort,  unter  Nr.  III  abgebildeten  Siegel  ül- 
rich's  von  Lichtenstein  vom  J.  1250  ist  noch  eines  weiteren 
Siegels  des  Minnesängers  von  1232  mit  der  Legende :  *  Sigill 

*  vm  ulri  *  ei  de  li  *  ehtens     *  taine  zu  erwähnen,  welches 

*)  Diese  Schildform  aus  dem  12.  Jahrh.  findet  sich  aber  auch 
später  noch  auf  einzelnen  Siegeln,  z.  B.  auf  dem  Siegel  IV.  A.  2. 
Rapoto's  von  Wildeck  von  12G7. 


325 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


326 


Beckh-Widmannstetter  in  seiner  höchst  interessanten  Schrift: 
„Ulrich's  von  Lichtenstein  des  Minnesängers  Grabmal  auf  der 
Frauenbnrg  (Graz  1871)"  unter  Fig.  4  abgebildet  hat,  und  das 
sich  von  dem  ersteren  dadurch  unterscheidet,  dafs  sich  in  der 
Mitte  der  Rose,  statt  der  kleineren  Rose,  eine  sitzende,  ge- 
krönte männliche  Gestalt  (Kniestück)  mit  Scepter  und  Welt- 
kugel (?)  befindet,  in  einem  kreisrunden  Schilde,  wie  gewöhn- 
lich der  Samen  bei  den  heraldischen  Rosen. 

Bei  der  sj-mbolischen  Bedeutung  der  Rose  ist  es  begreif- 
lich, dafs  diese  Form  auf  mittelalterlichen  Siegeln  nicht  selten 
vorkommt.  Aufser  den  obengenannten  und  den  früher  schon 
angeführten  Siegeln  des  Grafen  Bernhard  von  Wolpe  von  1215 
mit  verschiedenen  Wappen,  erinnern  wir  noch  an  den  bei 
Nr.  LIX  der  sphragistischen  Aphorismen  erwähnten  Seebach'- 
schen  Denkstein  und  das  dort  in  Note  **  mitgetheilte  Frauen- 
siegel*). Auf  dem  weltlichen  Gerichtssiegel  von  Coblenz  (si- 
gillum  judicii  secularis  conflvensis)  steht  in  Mitte  einer  dop- 
pelten sechsblätterigen  Rose,  in  einem  runden  Perlrand  mit 
vier  einwärts  gebogenen  Spitzen,  ein  Kreuz. 

LXXII. 


Dieses  Siegel  des  Marschalls  Heinrich  von  Heckhartsberg 
von  1295  theilen  wir  hauptsächlich  wegen  des  Wappenbildes 
mit.  Die  Schafscheere  spielt  eine  Rolle  in  unserer  deutschen 
mittelalterlichen  Heraldik  und  kommt  in  manchen  Wappen  des 
hohen  und  niedern  Adels  vor.  Wir  erwähnen  hier  nur  u.  a. 
der  Wappensiegel  der  Herren  von  Gich  und  Sonnenberg,  von 
Eisenhofen **) ,  Lupnitz,  Malesleben,  Nihla,  Schauenburg  (in 
Frauken),  Schlatheim,  Schrotzberg  aus  dem  13.  und  14.  Jahrh. 
Auch  die  Grafen  von  Dillingen  führten  nach  dem  Donaueschin- 
ger  Wappenbuche  von  1433  als  Helmschmuck  auf  dem  gekrön- 
ten Helme  eine  Schafscheere  vor  einem  Pfauenbusch.  An  der 
Südseite  der  St.  Johannes -Kirche  in  Gmünd  befindet  sich  eine 
Schafscheere,  was  die  Ansicht  bestätigt,  dafs  diese  Kirche  (ganz 
oder  wenigstens  theilweise)  eine  Stiftung  des  letzten  Grafen  von 
Dillingen  sei,  des  Bischofs  Hartmann  von  Augsburg  (f  1286)  ***). 

*)  Vgl.  Anzeiger  1872,  Nr.  8,  Sp.  251. 
**)  Hier   könnten  wol   die  Schafscheeren   als   theilweise   reden- 
des Wappen  gelten. 

***)  Gmünd  gehörte    in    das  Bisthum  Augsburg    und   Hartmann 


Es  ist  nun  kaum  anzunehmen,  dafs  ein  so  triviales  Bild 
mit  besonderer  Vorliebe  in  den  Wappenschild  aufgenommen 
worden  wäre,  wenn  es  nicht  eine  besondere  symbolische  Be- 
deutung gehabt  hätte,  etwa  als  Zeichen  eines  besonderen,  werth- 
vollen  Rechtes,  wie  einer  Schäfereigerechtigkeit  oder  derglei- 
chen. 

Dafs  die  Bischofsmützen  auf  geistliche  Vogteigerechtsame, 
der  Bracke  auf  das  Jagdrecht  etc.  sich  bezogen,  wenigstens  in 
einzelnen  Fällen,  ist  zwar  nicht  erwiesen,  aber  immerhin  wahr- 
Scheinlich. 

Bei  bisher  mangelndem  urkundlichen  Beweise  sind  diese 
Annahmen  freilich  nur  Hypothesen  ;  sie  stützen  sich  aber  auf 
die  allgemeine  symbolisierende  Richtung  jener  Zeit,  namentlich 
im  Wappenwesen. 

Die  Frage  über  den  ursprünglichen  Grund  der  Wahl  der 
Wappenbilder  ist  allerdings  eine  der  interessantesten  im  gan- 
zen Wappenwesen ;  sie  wird  aber  leider  in  den  wenigsten  Fäl- 
len mit  einiger  Sicherheit  zu  beantworten  sein,  wenn  man  von 
den  poetischen  Wappensagen  absieht,  die  meist  keinen  histori- 
schen Grund  haben.  Dafs  aber  ein  bestimmter  Grund  bei  der 
Wahl  eines  Wappenbildes  stets  vorhanden  war,  ist  wol  mit 
Sicherheit  anzunehmen.  Ernst  und  Scherz,  Eitelkeit  und  Witz, 
überhaupt  die  Individualität  des  Erfinders,  werden  bestimmend 
darauf  eingewirkt  haben,  ebenso  wie  der  Name  bei  den  ganz 
oder  theilweise  redenden  Wappen.  Auch  war  sicherlich  in 
manchen  Fällen  die  Verewigung  eines  historischen  Ereignisses 
oder  einer  persönlichen  That  die  Ursache  zur  Annahme  eines 
Wappenbildes. 

Lxxni. 


Dieses  Siegel  des  Grafen  Albrecht  von  Eichelberg  vom 
J.  1333  ist  eines  der  ziemlich  selte- 
nen Siegel  IV.  B.  2.  unseres  Systems, 
auf  welchem  der  Wappenhelm  wieder 
in  einem  eigenen  Schilde  erscheint, 
was  bisweilen  zu  dessen  unrichtiger 
Blasonierung  als  Wappenbild  Veran- 
lassung gegeben  hat.  Gleichartige  Sie- 
gel führten  Conrad  von  Falkenstein 
(1294)  mit  einem  Wappenhelm  mit 
mit  zwei  Falkenfängen  (Füfsen)    und 


vermachte  seine  ganze  Hinterlassenschaft  seinem  Sprengel  zu  kirch- 
lichen Zwecken  gerade  um  die  Zeit  der  Vollendung  dieser  Kirche. 


327 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


328 


Ulrich  von  Wetzikon  (1252)  mit  einem  Keim,  dessen  Schmuck 
rechts  ein  Adicrbals,  links  ein  Adlerfliigel. 

Aehnliche  Siegel  führten  u.  a.  auch  im  14.  Jahrh.,  die  Her- 
ren von  Rothenburg,  von  Geiseldt,  von  Aorusberg,  von  Milze, 
die  Preysen  und  die  Ratgehe. 

LXXIV. 


Eine  ähnliche  Darstellung  zeigt  das  Siegel  Heinrich's  von 
Ehrenberg  von  1336,  welches  wir  aber  wegen  des  Kopfes  zwi- 
schen dem  Helmschmuck,  welchen  wir  für  den  des  Sieglers  hal- 
ten, unter  die  Siegel  HI.  B.  1.  einreihen  müssen,  und  zwar 
bis  jetzt  als  Unicum,  da  auf  demselben  nur  der  Wappenbelm 
allein  neben  dem  Porträt  erscheint  statt,  wie  gewöhnlich,  der 
Wappenschild  allein  oder  das  ganze  V/'appen. 

LXXV. 


Das  hier  unter  Nr.  LXXV  abgebildete  Siegel  Albrecht's 
von  Stoffeln  (von  1300)  gehört  gleichfalls  zu  den  seltenen  Por- 
trätsiegeln HI.  B.  1.  und  zeichnet  sich  durch  den  obern  Theil 
der  breiten  Schwertklinge  aus.  Wir  haben  bereits  unter  Xr. 
LXVII  ein  ähnliches  geistliches  Siegel  III.  A.  1.  mitgetbeilt; 
aber  auch  mit  Wappen  kommen  solche  Siegel  geistlicher  Her- 
ren vor,  theils  mit  ihrem  Amtswappen,  wie  z.  B.  vom  Erzbi- 
schof von  Cöln,  Witbold  von  Holde  (von  1299),  theils  mit  dem 
eigenen  Wappen,  z.  B.  auf  dem  spitzovalen  Siegel  Hartung's 
von  Nordhofen,  Kanonikus  von  St.  Maria  in  Erfurt,  von  1339. 


Wir  erinnern  auch  noch  an  das  gleichartige  Siegel  der 
Wittwe  des  Burggrafen  Conrad  von  Nürnberg,  Irmengard  von 
Hohenlohe,  von  1334*).  P.-K. 

*)  Vgl.  Albreoht  a.  a.  0.,  Taf.  V,  Nr.  35.  Die  Abbildung  in 
Monum.  Zoll.  111,  17,  welche  die  ganze  Figur  der  Sieglerin  an- 
gibt und  das  unter  den  Schilden  befindliche  Dreiblattornament 
mit  den  Fülsen  verwechselt,  ist,  nach  sorgfältiger  Vergleichung 
mit  einem  wol  erhaltenen  Originale,  als  falsch  zu  bezeichnen  und 
demnach  zu  berichtigen. 


Bruchstück  einer  Schusterordnung. 

Abgelöstes  Pergamentblatt,  4",  Ende  14.  Jahrb.,  im  Besitze 
des  Gefertigten. 

„Es  sol  niemant  sich  nider  setzen  zu  maister,  er  pring 
denn  e  vrchünde  von  dann  er  chömen  ist,  das  er  sich  daselbs 
schon  vnd  erleich  enthalten  hab,  oder  daz  eresweiz')  hie  mit 
erbern  lewten,  vnd  das  er  auch  ein  eleich  hausfrown  hab  ob 
er  sey  gehaben  mag  von  natur,  vnd  das  er  purgerrecht  ge- 
winne mit  einem  halben  phunt  phennig.  In  süllen  auch  die 
maister  versuchen  ob  er  maister  müg  gesein  auf  dem  hannt- 
werck  oder  nicht.  Si  sullen  auch  ir  arbeit,  das  main  wir  new 
schieb,  nindert  alswo^)  vail  haben,  denn  auf  dem  schüchhaws  hie 
es  sein  gest  oder  purger.  Wurd  aber  yemant  darüber  begrif- 
fen das  er  si  anderswo  vail  biet,  dem  sullen  die  vir  die  erbelt 
werdent  aus  in  vnd  von  dem  rat  bestet,  dieselben  schieb  ne- 
men  vnd  dem  purgermaister  die  anttwurtten,  darczu  wil  si  der 
rat  dannoch  pessern  swerleich^j  vnd  die  behalten  der  stat  ze 
nuez  vnd  dem  richter  sein  wanndel*)  dauon  geben,  wann*)  wir  vns 
versunnen  haben  vnd  wol  webeist*)  sein,  das  von  dem  posen 
schüchwerch  das  man  macht  vnd  haimleich  vail  hat,  der  stat, 
lannt  vnd  lewten  grozzer  schad  geschieht  vnd  dem  vorgenanten 
hanntwerch  nicht  guten  lewnf)  pring  vnd  grozzen  schaden  zue- 
czewcht." 

Graz.  Zahn. 


')  Verstehe :  ez  weis,  es  beweise.  ')  nirgend  anderswo.  Schm. 
P,  1750  u.  58.  ^)  schwer  hülsen,  strafen.  Schm.  P,  289,4.  *)  Er- 
satz, Bufse.  Schm.  IV,  97.  =)  denn.  Schm.  IV,  79,  d.  ^}  d.  i.  be- 
weist, bewiesen,  überzeugt.  ')  d.  i.  Leumde,  Leumund.  Schm.  P, 
1472.  Dr.  Frommann. 

Findling. 

Trau  nicht,  ob  man  schon  vil  von  Christi  Nachfolg  sagt. 
Von  Creuzigung  des  Fleischs,  vom  wahren  Christen  Orden; 
Und  ob  man  vom  Verfall  gleich  zehen  Stunden  klagt, 
Trau  nicht,  dann  solch  Geschwäz  ist  schier  zur  Mode  worden. 
(Pgra.-Blatt  des  18.  Jahrh.  im  german.  Museum.) 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.     Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch -artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  ü.  £  Sebald  in  Kürnberg. 


BEILAGE  ZUM  ANZEIGER  FÜR  KÜME  DER  I)EÜTS(  HEX  VORZEIT. 
1873.  JW  11.  November. 


Chronik  des  scrmaiiisclieu  Museums. 


Nürnberg,  den  15.  November  1873. 
Die  Mittheilungen,  welche  wir  heute  zu  geben  haben,  bezie- 
hen sich  hauptsächlich  auf  unsern  Bau.  In  der  künstlerischen  Aus- 
stattung der  einzelnen  Räume  ist  zunächst  ein  weiterer  Schritt  ge- 
schehen, indem  der  Saal  I,  dessen  Umfassungswände  ehemals  die 
Zelle  des  Klosterstifters  Marquard  Mendel  umschlossen,  mit  rei- 
cher ornamentaler  Malerei  der  Decke  und  an  den  Wänden  mit 
einem  Fries  mit  Wappen  und  Inschriften  versehen  ist,  welche  den 
Spendern,  durch  deren  Gaben  zur  Baukasse  die  Restauration  der 
Karthause  soweit  ermöglicht  wurde,  als  sie  jetzt  gediehen  ist, 
Dank  ausspricht. 

Se.  Erlaucht,  Herr  Botho  Graf  zu  Stolberg  hat  nun  die  Ge- 
wogenheit gehabt,  auf  die  Mittheilung  hin,  dafs  auch  sein  Wappen 
und 'Name  in  Erinnerung  der  seinerzeit  gespendeten  Gabe  dort 
angebracht  sei,  neuerdings  die  Summe  von  100  Thalern  einzusen- 
den, um  sein  fortdauerndes  Interesse  an  dem  Restaurationswerke 
der  Karthause  zu  bethätigen. 

Einen  neuen  Gönner  hat  der  Ausbau  unserer  Karthause  in 
Herrn  Oberst  B.  von  Cosel  erhalten,  der  auf  die  Rückzahlung 
einer  verloosteu  Bauanlehens-Obligation  im  Betrage  von  500  fl.  zu 
Gunsten  der  Karthause  gütigst  Verzicht  geleistet  hat,  was  wir  mit 
besonderer  Freude  und  freundlichem  Danke  hier  verzeichnen. 

Das  Dach  des  wieder  aufgestellten  Augustinerklosters  ist  nun- 
mehr nicht  blos  aufgeschlagen,  sondern  auch  gedeckt,  und  dieser 
Bau  ragt  jetzt,  an  Höhe  mit  der  Kirche  der  Karthause  wetteifernd, 
stolz  über  die  ganze  Umgebung  empor. 

Zu  den  Künstlern  und  Kunstfreunden,  welche  Gaben  zum  Be- 
sten des  Uebertragungsfondes  gespendet  haben,  sind  im  Laufe  des 
verflossenen  Monats  folgende  hinzugekommen:  Audenrieth, 
Drahtzieher,  in  Nürnberg,  Dr.  E.  Freih.  von  Bibra  in  Nürnberg, 
W.  Freih.  von  Bibra  in  Würzburg,  Boshart,  Landschaftsmaler, 
in  München,  Faber  duFaur,  Historienmaler,  in  München,  Geifs- 
1er,  Professor,  in  Nürnberg,  Hendschel,  Genremaler,  in  Frank- 
furt a.  M.,  Köckert,  Genremaler,  in  München,  Lenz,  Professor, 
in  Nürnberg,  Lindenschmit,  Historienmaler,  in  München,  Ro- 
bock,  Landschaftsmaler,  in  Nürnberg,  A.  Seitz,  Genremaler,  in 
München. 

Für  den  in  der  Mitte  des  Hofes  zu  errichtenden  Brunnen  hat 
Herr  Hofantiquar  S.  Pickert  die  Bronzefigur  eines  Dudelsackpfei- 
fers, ein  Pendant  des  bekannten  Gänseraännohens,  gestiftet,  der 
von  Prof.  Lenz  nach  dem  alten  Originalmodelle  gegossen  und  ci- 
seliert  ist. 

Im  Anschlüsse  an  die  in  voriger  Nummer  angeführte  Mitthei- 
lung über  Gaben  für  unsere  Münzsammlung  haben  wir  nunmehr 
zu  melden,  dafs  auch  die  Regierungen  von  Hessen-Darmstadt,  Meck- 
lenburg-Strelitz,  Reufs  ältere  Linie,  Schaumburg-Lippe  und  Schwarz- 
burg-Rudolstadt  Exemplare  von  Geschichtsmünzen,  wie  von  der 
letzten  Prägung  jeder  Sorte  Currentmünzen  eingesandt  haben. 
Dem  Gelehrtenausschusse   wurden  durch   den  Tod   entrissen : 


Dr.  Ernst  Hauschild  in  Basel  ,und  der  geh.  Archivrath  Dr. 
Adolf  Bube  in  Gotha. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Geiueiiideii:  Aub.  Distriktsgeraeinde  25(1.     Beilngries. 

Distriktsgem.  10  ti.  Erbendorf.  Distriktsgem.  10  fl.  Gunzenhausen. 
Distriktsgem.  15  fl.  Heidenheim.  Distriktsgem.  10  fl.  Leipzig. 
Stadtgem.  43  fl.  45  kr.  Meirichstadt.  Distriktsgem.  10  fl.  Behau. 
Distriktsgem.  5  fl.    Selb.  Distriktsgem.  5  fl.    Stendal.  Stadtgem.  7  ü. 

Von  Privaten:  Augsburg.  Dr.  Würth,  Oberstabsarzt,  (statt 
früher  1  fl.)  1  fl.  45  kr.  Basel.  Wilh.  Burckhardt-Preiswerk,  Band- 
fabrikant, 9  fl.  40  kr.  Benshelm.  Dr.  Geyer,  Gj'mnasialdirektor,  1  fl. 
Bozen.  Andler,  Ingenieur  der  k.  k.  priv.  Südbahn,  5  fl.  50  kr. 
Bruchsal.  Schleyer,  Professor,  1  fl.  Forchhelm.  Friedr.  C'ollorio, 
k.  Bezirksgeometer,  1  fl.  30  kr.  Fürth.  Louis  Denk,  30kr. ;  Paul 
Rupprecht,  30  kr.  Gardelegen.  A.  Keller,  Buchdruckereibesitzer,  1  fl. 
45  kr.  Gr.  Glogau.  BertholJt,  Brauereibesitzer,  1  fl.  Heidelberg.  Dr. 
Landgrafl',  ö  tl.  45  kr.  Leipzig.  Mackroth,  Buchhändler,  Ifl.  45kr.; 
Franz  Schneider,  Bildhauer,  1  fl.  45  kr.  Metz.  Dr.  Held,  Stabsarzt, 
1  fl.  45  kr. ;  Längenfelder,  Buchhalter,  Ifl. 45  kr.  Nürnberg,  v. Schab, 
k.  Appell.-Ger.-Präsident,  2  fl.  Reichenbach  i.  Odenw.  Zentgraf, 
Pfarrer,  Ifl.  Rossleben.  Benecke,  Adjunkt,  Ifl.  45  kr. ;  Scheibe, 
Adjunkt,  Ifl.  45  kr.  Sonneberg.  Ortel,  Commerzienrath,  in  Lehe- 
sten,  (statt  früher  Ifl.  45  kr.)  3  fl.  30  kr.  Stargard.  Colin,  Kreis- 
riohter,  Ifl.  10  kr. ;  Dr.  p'ul.  R.  Dorschel,  Gymnasiallehrer,  Ifl. 
10  kr. ;  v.  Eisenhart-Rothe,  Justizratb,  1  fl.  10  kr. ;  Freyer,  Kreisge- 
richtsrath,  35  kr.  ;  Keck  ,  Gymnasiallehrer  u.  Maler,  1  fl. ;  Mertens, 
Staatsanwalt,  Ifl.  10  kr. ;  Dr.  phil.  Quidde,  Oberlehrer,  Ifl.  10  kr.; 
Rohleder,  Gymnasiallehrer,  ifl.;  Schüler,  Kreisgerichtsrath ,  Ifl. 
lOkr.  ;  Dr.  phil.  Wiggert,  Oberlehrer,  Ifl.  45  kr.;  AVilsing.  Hof- 
prediger, 35  kr.  Steinau.  Zimmermann,  Prokurator,  Ifl.  Strass- 
burg.  Schneider,  Oberlieuteuant,  1  fl.  Wien.  Franz  Storno,  5  fl.  50 kr. 
Woinzach.  Joh.  Bsqit.  Ecker,  Kaufmann,  1  fl.  45  kr. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 

Von  Privaten  :  Cälln  bei  Meissen.  Ernst  Teichert,  Töpfer, 
1  fl.  45  kr.  Forchheim.  Karl  Örtel,  Kaufmann,  1  fl. :  Dr.  B.  F.  Over- 
beck,  Privatier,  Ifl.  45  kr. ;  Sigm.  Zeiller,  Kaufmann,  Ifl.  Star- 
gard. Dr.  Grofsmann,  prakt.  Arzt,  Ifl.  45  kr. :  Havenstein,  Kreisge- 
richtsdirektor, Ifl.  10  kr.;  Dr.  Wilde,  prakt.  Arzt,  Ifl.  45  kr.  Woln- 
zach.  AI.  Kistler,  Kaufmann  u.  Bürgermeister,  5  fl.  15  kr. 

Zur  Baukassc  :  Ilsenburg.  Graf  Botho  zu  Stolberg -Werni- 
gerode, Eraucht,  175  fl.     Pforzheim.  B.  v.  Cosel,  Oberst,  500  fl. 

Berichtigung.  Der  im  letzten  Jahresberichte  unter  dem 
Namen  Karl,  Zahnkünstler,  in  Bozen,  aufgeführte  Beitragende  (Jah- 
resbeitr.  5  fl.  50  kr.)  heilst  Karl  Rudolph. 

Unsern  Sammlungen  giengen  ferner  folgende  Geschenke  zu : 

I.  Für  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen. 

(Nr.  6993—7015.) 

Bückeburg.  Fürstl.  Schaumburg -Lippesche  Staats- 
regierung: 6  Silber-  und  4  Kupfermünzen  Lippeschen  Gei^rä- 
ges.  —  Coburg.  Staatsregierung  des  Herzogthums  Sach- 
sen-Coburg-Gotha:  2  sachsen-cob.-goth.  Scheidemünzen  von 
1838.  —  Darmstadt.  Grofsherzogl.  Hessische  Staatsregie- 
rung: 2  Landesmünzen  in  Gold,  9  desgl.  in  Silber  und  4  in  Ku- 
pfer, in  Geprägen  von  1833  —  1872.  —  Greiz.  Fürstl.  Reufs- 
Plauen'sche  Staatsregierung:   5  Silber-  und  2  Kupfermün- 


331 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


333 


zen,  fürstl.  reufs'scben  Gepräges.  —  Mainz,  Dr.  L.  Linden- 
schmit,  Director  des  röm.-german.  Centralmuseums  :  3  Gypsab- 
güsse  von  ornamentierten  Fufsplatten  des  12.  u.  13.  Jahrh.  ini 
Museum  zu  Speier.  —  Neustrelitz.  Grol'sherzogl.  Mecklen- 
burg-Strelitzsche  Staatsregierung:  10  Silbermünzeu  und  4 
Kupt'erschillinge  von  Mecklenburg  -  Strelitz,  18.  u.  19.  Jhdt.  — 
Nürnberg.  Falkenstörfer,  Kaufmann:  2  Messingjetous  vom  16. 
Jhdt.  von  Gemming,  Oberst:  3  Bruchstücke  röm.  Thonwaaren. 
von  Grundherr  u.  Hertel,  Grol'shandhing :  Verzierte  Brun- 
nennische, 18.  Jhdt.  2  Deckengemälde,  18.  Jhdt,  Ostindischer 
Krug.  H.  Hermann,  Kaufmann:  Miinsterische  Silbermunze  von 
1755.  Ferd.  Lösch,  Pfarrer:  Ansicht  des  Augustinerklosters  zu 
Nürnberg,  radiert  von  demselben.  Lös  er,  Faktor  der  Campe'- 
schen  Druckerei :  3  Druckproben  und  1  fliegendes  Blatt  von  11)70. 
H.  Petersen:  Kupferstecher:  Betende  Maria  in  der  städt.  Samm- 
lung, Bleistiftzchg.  von  A.  Keindel.  S.  Pickert,  Hofantiquar: 
Modell  des  Farvler'schen  Kunstwagens,  17.  Jhdt.  Engel  mit  Wap- 
penschild, buntglasiertes  Kranzstück  eines  Kachelofens,  17.  Jhdt. 
—  Pössneck,  J.  Stichling:  Wanduhr  von  1568.  —  Schloss  Reuth. 
Freiherr  von  Reitz  enstein :  Bruchstücke  eines  Altares  vom 
15.  Jhdt.  —  Rudolstadt.  Fürstl.  Schwarzburg-Rudol  städt. 
Staatsregierung:  8  Silber-  u.  3  Kupfermünzen,  fstl.  schwarzb.- 
rudolstädt.  Landesmünze.  —  Stuttgart,  von  Wagner,  Professur: 
Gj-psabgufs  des  württemb.  Wappens  vom  alten  königl.  Sohlofs  in 
Stuttgart.  —  Weinsherg.  Reufs,  Apotheker:  5  Apothekerbüohsen 
von  Holz,  1719. 

II.  Für  die  Bibliothek. 

(Xr.  30,377—30,587.) 

Altona.  Verlags-Bureau:  Müller,  Preufsens  [leerführer  in 
d.  Feldzügen  186Ö  u.  1870/71  ;  1.  Heft.  8.  —  Augsburg.  Dr.  Chri- 
stian !Me}'er,  Stadtarchivar:  Ders.,  die  Selbstbiographie  des 
Ehas  Holl,  Baumeisters  der  Stadt  Augsburg.  1873.  8.  Schmid'- 
sche  Verlagsbuchh.  (A.  Manz)  :  Steichele,  das  Bisthum  Augsburg, 
histor.  u.  Statist.;  Heft  1. — 21.  1861 — 73.  8.  —  Berlin.  R.  Lesser, 
Verlagshndl. :  Album  von  Berlin,  qu.  8.  G.  van  Muyden,  Ver- 
lagsb. :  Kopp,  d.  Krieg  Kaiser  Wilhelms  1870 — 71.  8.  Verein  f. 
d.  Geschichte  der  Stadt  Berlin:  Ders.,  Schriften;  Heft  VIT. 
VHI.  1873.  8.  Berlinische  Chronik,  Bgn.  25  u.  26  ;  Urkunden-Buch, 
Bgn.  61—64.  2.  Berlinische  Bauwerke,  Taf.  4  u.  5.  2.  Berliner 
Medaillen,  Taf.  4—8.  2.  Berliner  Geschlechter,  Taf.  3—5.  2.  Ber- 
liner Denkmäler,  Taf.  1.  2.  Verein  f.  d.  Geschichte  Berlins ;  Nr.  6. 
1873.  8.  Dr.  W.  Wattenbach,  Universitäts -Professor:  Ders., 
Deutschlands  Geschichtsquellen  im  Mittelalter ;  3.  Ausgabe,  1  Bnd. 
1873.  8.  —  Bielefeld.  Velhagen  u.  Klasing,  Verlagsh. :  Hiltl,  d. 
höhmische  Krieg  u.  der  Main-Feldzug;  4.  Aufl.  1873.  8.  Reichard, 
aus  den  Tagen  der  Belagerung  Strafsburgs.  1873.  8.  Hesekiel,  das 
Buch  vom  Fürsten  Bismark;  3.  Aufl.  1873.  8.  —  Bonn.  Freih. 
V.  Hoiningeu-IIuene ,  k.  Bergrath :  Verhandlungen  des  natur- 
histor.  Vereins  der  preufs.  Rheinlande  u.  Westphalens ;  23. — 28. 
Jahrg.  1866 — 71.  8.  —  Brunn,  Buschak  u.  Irrgang,  Verlagsh.: 
Vollständiges  Orts-Verzeichnils  des  Markgrafthumes  Mähren.  1872. 
8.  —  Celle.  Literarische  Anstalt  (A.  Schulze):  Blüthen  der 
Jesuiten-Moral.  1873.  8.  Hugues,  d.  C'onföderation  der  reform. 
Kirchen  in  Niedersachsen.  1873.  8.  —  Christianla.  Foreningen 
til  norske  fortidsmindesmerkers  bevaring:  Ders.,  Aars- 
beretning  for  1871.  1872.  8.  —  Danzig.  A.  W.  Kafemann,  Ver- 
lagsh.: Prutz,  Radewins  Fortsetzung  der  Gesta  Friderici  imp.  des 
Otto  V.  Freising.  1873.  8.  v.  Neitzschütz,  Studien  zur  Entwick- 
lungs- Geschichte  des  Schafes;  Heft  L  III.  1869  u.  74.  8.  Prutz, 
Kaiser  Friedrich  L;  III.  Bnd.  1874.  8.  —  Dessau.  Emil  Barth, 
Verlagsh.  :  v.  Heinemann,  codex  diplomaticus ;  Th.  I,  3.  Abth.  1873. 
4.  —  Detmold.  Mey  er'sche  Ilofbuchh. ;  Clostermeier,, wo  Hermann 
den  Varus  schlug.  1822.  8.  Brandes,  Ausflug  durch  das  Salzkam- 
mergut etc.  1857,  8.  Brandes,  Ausflug  nach  Schweden.  1859.  8. 
Brandes,  Ausflug  v.  Memel  nach  Muskau.  1860.  8.  Brandes,  d. 
Wörter  deutschen  Stammes  in  der  französ.  Sprache.  1867.  8.  Clo- 
stermeier,  der  Eggesterstein ;  2.  Aufl.  v.  Helwing.  1848.  8.  — 
Dorpat.  Gelehrte  esthnische  Gesellschaft:  Dies.,  Sitzungs- 
berichte etc.;  1872.  1873.  8.    Dies.,  Verhandlungen  etc.;  Bnd.  VII, 


3.  u.  4.  Heft.  1873.  8.  —  Dresden.  Rud.  Kuntze's  Verlagsbuchh.  : 
Kohl,  Skizzen  aus  Natur-  u.  Völkericben.  2  Thie.  1851.  8.  Fore- 
ster ,  Norwegen  u.  sein  Volk.  1852.  8.  Charras ,  Geschichte  des 
Feldzuges  v.  1815.  1858.  8.  v.  Montbe,  d.  chursächs.  Truppen  im 
Feldzuge  1806 ;  2  Ende.  1860.  8.  Lubojatzky,  der  Untergang  der 
Protestanten  in  Ober  -  Oesterreich  ;  2  Thle.  1864.  8.  Krüger  u. 
Hübner,  Landschafts-Album  der  Dresdener  Gallerie.  qu.  4.  —  Dün- 
kirchen.  Societe  Dunkerquoise  pour  l'encouragement 
des  seien ces  etc.:  Dies.,  memoires  etc.;  XV.  vol.,  1869  —  70. 
1870.  8.  —  Eichstädt.  KrüU'sche  Buchh.  (H.  Ilugendubel) :  v.  Eye, 
Erläuterungen  zu  A.  Dürer's  kleiner  Passion.  1872.  8.  —  Eisenach. 
J.  Bacmeister,  Verlagshndl.:  Wollschläger,  die  Zeitreiho  der 
Päpste.  8.  —  Elberfeld.  Sam.  Lucas,  A'erlagsh. :  v.  Waldbrühl  u. 
Montanus,  die  Vorzeit;  2  Bnde.  1870 — 71.  8.  D.at  Verzällchen 
vam  Fuls  un  vam  Wolf.  1873.  8.  —  Emden.  Natur  forschende 
Gesellschaft:  Dies.,  58.  Jahresbericht,  1872.  1873.  8.  —  Frei- 
berg. Heinr.  Ger  lach,  Buchdruckereibcs.:  Freiberger  Stadt-, 
Land-  u.  Berg-Kalender  auf  d.  J.  1^74.  4.  —  Freiburg  i.  Br.  Ge- 
sellschaft f.  Beförderung  der  Geschichts-,  Alterthums- 
u.  Volkskunde:  Dies,,  Zeitschrift  etc. ;  Bnd.  HI,  1.  u  2.  H.  1873. 
8.  Herder'sche  Verlagsbuchh.:  Acta  et  decreta  sacrorum  conci- 
liorum  recentiorum ;  tom  IV.  1873.  4.  —  Glessen-  Ludewigs- 
Universität:    12   akademische    Gelegenheitsschriften.    1871 — 73. 

4.  8.  J.  Ricker'sche  Verlagshandl. :  Weigand,  deutsches  Wör- 
terbuch; Bnd.  I,  2.  1873.  8.  —  Görlitz.  Oberlausitz.  Gesell- 
schaft derW'issenschaften:  Dies.,  neues  lausitzisches  Magazin  ; 
Bnd.  50,  1.  1873.  8.  —  Göttingen.  Dietcrich'sche  Buchh.:  Marx, 
zur  Beurtheilung  des  Arztes  Chrn.  Franz  Pauliini.  1872.  4.  Sonder- 
abdr.     Marx,  zur  Erinnerung  d.  ärztl.  Wirksamkeit  Herm.  Conring's.  . 

1872.  4.  Sonderabdr.  Wüstenfeld,  d.  Gebiet  von  Medina.  1873.  4. 
Sonderabdr.  Kleifsner,  die  Quellen  zur  Sempacher  Schlacht  und  die 
Winkelriedsage.  1873.  8.  Vandenhoeck  u.  Ruprecht,  Ver- 
lagsh.: Müldener,  bibliotheca  geographica;  Jhg.  20,  2.  1872.  8. 
Müldener,  Viibliotheca  historica ;  Jhg.  20,  2.  1872.  8.  —  Hanau. 
Hanauischer  Bezirks  verein  f.  hess.  Geschichte  u.  Lan- 
deskunde: Ders.,  Mittheilungen,  Nr.  4:  Das  Römereastell  und 
das  Todtenfeld    in    der  Kinzigniederung    bei    Rückingen.    1873.  4. 

—  Hannover.  Hahn'sche  Hofbuchh.:  Düntzer,  zwei  Bekehrte.  1873. 
8.  —  Heidelberg.  C.  Winter,  Univers. -Buchh.:  Werber,  d.  Ent- 
stehung der  menschl.  Sprache.  1871.  8.  Bauer,  Erinnerungen  eines 
Feldgeistlichen  aus  den  badischen  Feldlazarethen  im  Kriege  1870 
— 71.  1872.  8.     Abicht,    Geschichte    des  deutsch -französ.   Krieges. 

1873.  8.  Hoffmann,  d.  Zustand  des  weibl.  Geschlechts  in  d.  Hei- 
denwelt ;  3.  Aufl.  1873.  8.  Zell,  über  die  Zeitungen  der  alten  Rö- 
mer. 1873.  8.  —  Jena.  Ed.  Frommann,  Buchh.:  Snell,  Nioolaus 
Copernicus.  1873.  8.  Fr.  Frommann,  Verlagsh.:  Ortlofl',  Ge- 
schichte der  Grumbachischen  Händel;  HI.  u.  IV.  Th.  1869.  8.  — 
Karlsruhe.  G.  Braun 'sehe  Hofbuchh.:  Zeitschrift  f.  die  Geschichte 
des  Oberrheins;  Bnd.  25,  1.  2.  1873.  8.  —  Kiel.  Ernst  Homann, 
Verlagsh.:  Jensen,  schlesw. -holst.  Kirchengeschicbte,  hgg.  v.  Mi- 
chelsen  ;  1.  Bnd.  1873.  8.  Ministerial-Ko mmission  für  die 
Untersuchung  der  deutschen  M  e  ere  :  Dies.,  die  Expedition 
zur  physikal, -chemischen  u.  biologischen  Untersuchung  der  Ostsee 
im  Sommer  1871.  1873.  4.  Universität:  Dies.,  Schriften  aus  d. 
1872.  Bnd.  XIX.  1873.  4.  Naturwissenschaft!.  Verein  für 
Schleswig-Holstein:  Ders.,  Schriften  etc.;  I.  Heft.  1873.  8. 
Mittheilungen  des  Vereins  nördl.  der  Elbe  zur  Verbreitung  natur- 
wissenschaftlicher Kenntnisse;  Heft  1—8.  1858—68.  8.  —  Königs- 
berg. K.  physikal. -Ökonom.  Gesellschaft:  Dies.,  Schriften 
etc.;  1. — 13.  Jahrg.  1860—72.  4.  —  Kreuznach.  Antiquar.-histo- 
rischer  Verein  für  Nahe  u.  Hunsrücken:  Ders.,  12.  Bericht 
etc.  1873.  4.  —  Lausanne.  Societe  d'histoire  de  la  Suisse 
romande:    Dies.,   memoires   et  documents ;   t.  XXVIII.    1873.    8. 

—  Leipzig.  Breitkopf  u.  Härtel,  Verlagsh.:  Chrysander,  G.  F. 
Händel;  Bd.  I.  II  u.  HI.   1.  1858—67.   8.    Jahn,   W.  A.   Mozart; 

2.  Aufl.,  Th.  I  u.  H.  1867.  8.  Spitta,  Johann  Sebastian  Bach; 
I.  Bnd.  1873.  8.  F.  A.  Brockhaus,  Verlagsh.:  Historisches  Ta- 
schenbuch, begründet  v.  Fr.  v.  Raumer,   hgg.  v.  Riehl;  5.  Folge, 

3.  Jhg.  1873.  8.  A.  Seemann,  Verlagshndl.:  deutsche  Renais- 
sance; 2L— 23.  Lief.  1873.  2.  B.  G.  Teubner,  Veriagsb.:  Kurz, 
Geschichte  der  deutschen  Literatur ;  Bnd.  IV,  8.— 20.  Lief.  (Schlufs). 


333 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutsclieii  Vorzeit. 


334 


1869—72.  8.  Veit  u.  Comp.,  Verlagsli. :  Droyscn,  Gescliiclite  d. 
preufs.  Politik;  Tli.  IV,  2—4.  1869—70.  8.  Verein  für  die  Ge- 
scbiclite  Leipzigs:  Ders.,  Schriften;  I.  Bnd.  1872.  8.  —  Mag- 
deburg. Emil  Bans  eil,  k.  Hofbuchh. :  Verzeichniis  siimmtl.  Ort- 
schaften der  Provinz  Sachsen  etc.  1873.  4.  —  Marburg.  Ur.  Ernst 
Ranke,  Consistorialrath  u.  Univers.-Prof. :  Ders.,  an  das  deutsche 
Volk.  8.  Ders.,  Gedichte,  dem  Vaterland  gewidmet.  184S.  8.  Ders., 
d.  Buch  Tobias,  metr.  übersetzt.  1847.  S.  Ders.,  d.  Marburger  Ge- 
sangbuch von  1549.  1862.  8.  Ders. ,  carmina  academica.  1806.  8. 
Ders.,  Lieder  aus  grolser  Zeit.  1872.  8.  —  Meiningen.  Henneber- 
gisc  h  er  AI  terthu ms  forschender  Verein:  Brückner,  henne- 
bergischesUrkundenbuch;  VL  Theil.  1873.  4.—  München.  Fried r. 
Hektor  Graf  Hundt,  k.  b.  Kämmerer  und  Miuisterialrath : 
Ders.,  über  die  bayrischen  Urkunden  aus  der  Zeit  der  Agil^inger. 
1873.  4.  Sonderabdr.  —  Nürnberg.  II.  Ballhorn,  Buchhndlr. : 
Ballhorn,  Alphabete  orientalischer  u.  occidentalischer  Sprachen. 
1873.  8.  Dr.  Reichard  Barthelmels:  103.  Jahresbericht  der 
deutschen  Gesellschaft  von  Pennsylvauien  f.  d.  J.  1872.  1873.  8. 
Cnopf,  Banquier:  Patent  des  Vereins  Georgen-Schild  der  schwäb. 
Reichs-Ritterschaft  von  30.  Juni  1780.  gr.  2.  Carl  Köhler,  Hi- 
storienmaler: Ders.,  d.  Trachten  der  Völker  in  Bild  u.  Schnitt; 
Heft  8  u.  9.  1873.  8.  Friedr.  Korn'sche  Buchh.:  Die  Volks- 
schule des  XIX.  Jahrh. ;  9,  Lief.  1873.  8.  Freih.  v.  Mettingh, 
k.  Kämmerer  u.  Assessor:  Die  hystori  Troyana.  Augsb.  1488.  2. 
PubUkation  älterer  praktischer  u.  theoret.  Musik-Werke :  Jhrg.  I, 
Lief.  1.  1873.  4.  Sigm.  Soldan's  Hof-Buch-  u.  Kunsth. :  Gedenk- 
buch des  Krieges  1870  —  71;  II.  1874.  4.  Unbekannter:  Gyar- 
mati,  istenes  eneki.  1730.  16.  —  Paris.  H.  Gaidoz,  Professor: 
Revue  celtique ;  vol.  II,  Nr.  ].  1873.  8.  —  Prag.  F.  Tempsky, 
Verlagsh. :  Cornova,  Briefe  an  einen  kleinen  Liebhaber  der  vaterl. 
Geschichte;  3  Bndchn.  1796 — 97.  8.  Cornova,  Unterhaltungen  mit 
jungen  Freunden  der  Vaterlandsgeschicute;  4  Bdchn.  1799 — 
1803.  8.  Cornova,  Jaroslaw  v.  Sternberg.  1813.  8.  Becker,  d. 
deutsche  Wortbildung.  1824.  8.  Becker,  d.  Wort  in  seiner  orga- 
nischen Verwandlung.  1833.  8.  Deycks,  Göthe's  Faust;  2.  Ausg. 
1870.  8.  Anton  Frind,  Metropolitan -Domkapitular:  Scriptum 
super  Apocalypsim  Wenceslai  doctoris.  1873.  4.  Frind,  d.  ge- 
schieht!^ Johannes  v.  Kepomuk ;  2.  Aufl.  1871.  8.  Friud,  die  Ge- 
schichte der  Bischöfe  u.  Erzbischöfe  v.  Prag.  1873.  8.  Frind,  Ur- 
kunden über  die  Bewilligung  des  Laienkelchs  in  Böhmen  unter 
Kaiser  Ferdinand  I.  1873.  4.  Sonderabdr.  —  Riga.  H.  Brutzer  u. 
Co.,  Verlagshandl. :  Baltische  Monatsschrift ;  22.  Bnd.  (n.  F.  4.  Bnd.), 
Mai  u.  Juni  1873.  8.  Gesellschaft  f.  Geschichte  u.  Alter- 
thumsk.  der  Ostsee-Provinzen  Rufslands:  Dies.,  Mitthei- 


lungen etc.;  Bnd.  X,  3.  u.  XI,  I.— 3.  Heft.  1805—68.  8.  Luther 
an  die  Christen  in  Livland.  1866.  4.  N.  Kymmel,  Verlan'sh. : 
v.  Sivers,  Smilten.  1872.  8.  —  Rostock.  Stiller'sche  Hofbuchh. 
(Herrn.  Schmidt) :  Aubcrt,  Shakespeare  als  Mediciner.  1873.  8.  Mer- 
kel, Deutschlands  Ureinwohner.  1873.  8.  Universität:  79  aka- 
demische Gelegenheitsschriften.  1872  u.  73.  4.  8.  —  Schwerin. 
Verein  für  mecklenb.  Geschichte:  Ders.,  mecklenburg.  Ur- 
kundenbuch;  VIII.  Bnd.  1873.  4.  —  Sigmaringen.  Verein  f.  Ge- 
schichte u.  Alterthumskundev.  Hohen  zollern:  Ders.,  Mit- 
theilungen etc. ;  VI.  Jhg.,  1872  —  73.  8.  —  Stendal.  Franz  en  u. 
Grosse,  Verlagsh.:  Henke,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Leiire  v. 
d.  Sonntagsfeier;  (L— XVIII.  Jahrb.).  1873.  4.  -  Stuttgart.  H.  G. 
Gutekunst,  Antiquariatsh. :  Ders.,  Catalog  der  Kupferstich-Samm- 
lung der  Marchese  Jac.  Durazzo  in  Genua ;  2.  Hälfte.  1873.  8.  — 
Traunstein.  II.  Peetz,  k.  Rentbeamter:  Zeitschrift  des  laudwirth- 
schaftl.  Vereins  in  Bayern  ;  63.  Jhrg.,  Juli,  Aug.,  Sept.  1873.  8.  — 
Tübingen.  H.  Laupp'sche  Buchh.:  Theolog.  Quartalschrift;  55. 
Jhrg.,  3.  H.  1873.  8.  —  Wien.  G.  J.  Manz'sohe  Buchh.:  Spetau, 
Wien.  Fremdenführer  durch  d.  Kaiserstadt  u.  Umgebung.  1873.  8. 
Heinr.  Reifs,  Verlagsh.:  Sammlung  gothisclier  Initiale  aus  dem 
14.  u.  15.  Jahrh.  qu.  2.  AVallishauser'sche  Buehhandl. :  Jao-d- 
Zeitung;  IG.  Jhrg.,  Nr.  1  —  15.  1873.  8.  —  Zeitz.  Fedor  Bech, 
Gymnasiallehrer:  Ders.,  Spenden  zur  Altersbestimmung  neuhochd. 
Wortformen.  8.  Sonderabz. 

III.  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4331—4336.) 

Wallerstein.  W.  Freih.  v.  Löffelholz,  fürstl.  öttingen-wal- 
lersteinischer  Archivar  und  Domänendirektor :  Oeffentliclie  Urkun- 
den, Erlasse  und  Zuschriften,  verschiedene  Angelegenheiten  der 
Grafschaft  Oettingen  betr.  1322  — 1805.  Drei  Abschiedsbriefe  aus 
kaiserlichen  Kriegsdiensten.  1649  —  1743.  Akten.  Verhandlungen, 
zwischen  Bürgermeister  und  Rath  der  Stadt  Lauingen  und  dem 
kurpfälzischen  Hofrath  zu  Neuburg,  die  Klagesache  zwischen  Leo- 
pold Cordon  von  Neresheim  und  Hans  Kaspar  Melchior  von  Lau- 
ingen betr.  1721.  Akten.  Leuraundszeugnifs  des  hochgräflich  Fug- 
ger-Wellenbergisohen  Pflegamts  für  Jakob  Hillebrandt,  über  dessen 
Aufenthalt  in  Gabiingen.  1762.  Pap.-Orig.  Zeugnifs  des  Kapuci- 
ners  Emauuel  Wisensteig  für  Sebastian  Anger,  über  dessen  in  der 
Kirche  zu  Dürnau  in  Schwaben  mit  Anna  Margaretha  Keuter  voll- 
zogene Trauung.  1722.  Pap.  Orig.  —  Weinsberg.  G.Reufs,  .Apo- 
theker: Vier  ärztliche  Reeepte  von  Justinus  Kerner.  1841  — 1860. 
Autograph. 


Ciironik  der  Iiistorisclien  Vereine. 


Mittlieilungen  der  k.  k.  Central-Commission  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  der  B  audenkmale.  XYIII. 
Jahrg.  —  Juni  —  Ootober.    Wien,  1873.     4. 

Die  österreichische  kunsthistorische  Abtheilung  der  Wiener- 
Weltausstellung.  (Eposition  des  amateurs.)  Von  Dr.  K.  Lind. 
(Mit  8  Tafeln  und  100  Holzsehn.)  —  Die  Siegel  der  steierischen 
Abteien  und  Convente  des  Mittelalters.  A^on  Dr.  Arnold  Luschin. 
(Mit  5  Holzsclm.)  —  Denkstein  Sigmund's  von  Wildenstein  im 
Schlosse  Wildbach  in  Steiermark.     Von  L.  Beckh-Widmanstetter. 

Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunstvereines  der  DiözeseSeckau.  1873.  IV.  Jahrg.  Nr.  10. 
Graz.     8. 

Die  Kirchthüren.  —  Fortsetzungen. —  Kleinere  Mittheilungen. 

Forschungen  zur  Deutschen  Geschichte.  Herausg. 
von  der  historischen  Commission  bei  der  Kgl.  Bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften.  Dreizehnten  Bandes  drittes 
Heft.     Göttingen,  Verlag  der  Dieterich'schen  Buchhandlung.  1873.  8. 


Die  Fränkischen  Reichsannalen  von  741  bis  829  und  ihre  Um- 
arbeitung. Von  Dr.  Fr.  Ebrard.  —  Ueber  Ermenrioh  von  Ellwan- 
gen und  seine  Schriften.  Von  Prof  E.  Dümmler.  —  Kleine  kri- 
tische Erörterungen  von  Prof.  G.  Waitz.  —  Beiträge  zum  Itinerar 
Kaiser  Ludwig  des  Bayern.  Von  Reiohsarchivrath  Chr.  Häutle.  — 
Ueber  Johann  von  Victring  als  Historiker.  —  Von  Dr.  R.  Mahren- 
holtz.  —  Kleinere  ÜNIittheilungen. 

Württembergis che  Jahrbücher  für  Statistik  und 
Landeskunde.  Herausgegeben  von  dem  k.  statistisch-topo- 
graphischen Bureau.  Jahrgang  1871.  Stuttgart.  H.  Linde- 
mann.    1873.     8. 

Die  Universität  Tübingen  im  Jahr  1577.  Von  Prof.  Dr.  Roth. 
—  Schreiben  Friedrich's  des  Fromm.en  Kurfürsten  von  der  Pfalz 
an  den  Herzog  Christoph  von  Württemberg  vom  17.  Juni  1563. 
Mitg.  von  Kreisgerichtsratli  v.  Hufnagel. 

Jahreshefte  des  Wirtenbergischen  Alterthums- 
Vereins.    Zweiter  Band.  —  I.  Heft.  Die  Cisterzienser-Abtei  Maul- 


335 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


336 


bronn,  bearbeitet  von  Dr.  E.  Paulus.  Stuttgart.  1873.  Imp.  2. 
(Text  u.  Abbild.) 

Verhandlungen  des  Vereins  für  Kunst  und  Alter- 
thum  in  Ulm  und  Oberschwaben.  Neue  Keihe.  Fünftes 
Heft.     Mit  3  Holzschnitten  und  4  Steindrücken.     Ulm,  1873.     4. 

Vereinsangelegenheiten.  —  Der  Antheil  der  Truppen  des  Ul- 
mer Städtebundes  an  dem  Feldzug  gegen  die  Hussiten  im  Herbst 
1426.  Von  Dr.  Kerler.  —  Das  Kriegsbuch  von  Leonhardt  Frons- 
perger, Bürger  zu  Ulm.  Von  Oberstlieut.  v.  Löffler.  —  Die  ehe- 
malige Bergfeste  Helfeustein.  Von  Prof.  E.  Manch.  —  Bausteine 
zu  Ulm's  Kunstgeschichte.  Von  dems.  —  Ueber  die  frühere  Stra- 
fsenbezeichnuug  Ulms,  insbesondere  im  16.  Jahrh.  Von  C.  A.  Korn- 
beck. —  Ueber  den  Ortsnamen  Hart.  Von  Justizrath  Hugo  Ba- 
ziug.  —  Stammschlofs  Württemberg.  Von  Prof.  Dr.  L.  F.  Ofter- 
dinger.  —  Andere  Stimmen  über  den  Namen  Ruhethal.  Mitg. 
von  Justizrath  Hugo  Bazing.  —  Ueber  oberschwäbische  Orts-  und 
Familiennamen.  Von  Dr.  Bück.  —  Ueber  Mals  und  Gewicht  der 
Reichsstadt  Ulm.     Von  Dr.  Ofterdinger. 


Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Al- 
terthumskuude  in  Hohenzollern.  VI.  Jahrg.  1872/73.  Sig- 
maringen.   8. 

Vereinsangelegenheiten.  —  Urkunden  zur  Geschichte  der  Herr- 
schaft Haigerloch  im  14.  und  15.  Jahrh.  Von  Gymn.-Oberlehrer 
A.  Lichtschlag.  —  Schicksale  des  Klosters  Inzigkofen  während  des 
Schwedenkrieges.  Aus  der  Chronik  des  Klosters  mitgeth.  von 
dems.  —  Das  Haigerlocher  Statutarrecht.  15.  Jahrh.  Von  Prof. 
Dr.  A.  Birlinger. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Beförderung  der 
Geschichts-,  .\lterthums-  und  Volkskunde  von  Frei- 
burg, dem  Breisgau  und  den  angränzenden  Landschaf- 
ten. Dritten  Bandes  erstes  u.  zweites  Heft.  Freiburg  im  Breis- 
gau, F.  J.  Soheuble.     1873.     8. 

Freiburger  Passionsspiele  des  16.  Jahrh.,  hrsg.  von  E.  Martin. 

—  Nachträge    zur   Lebensgeschichte    der    Erzherzogin    Mechtild, 
von  dems.  —  Heinrich  Schreiher,  ein  Lebensabrifs  von  J.  Rauch. 

—  Kleinere  Mittheilungen  von  W.  Franck. 


Ntichrlclitcn. 


Literatur. 

Neu  erschienene  Werke. 

26)  Anthropologisch  -  ethnographisches  Album  in 
Photographien  von  C.  Dammann  in  Hamburg.  Her- 
ausgegeben mit  Unterstützung  aus  den  Sammlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte. Verlag  von  "Wiegandt  und  Hempel  in  Berlin. 
Die  seit  einem  Jahrzehend  einen  ungeahnten  Aufschwung  neh- 
mende wissenschaftliche  Beschäftigung  mit  der  Urgeschichte  der 
Menschheit  hat  auch  der  Ethnographie  neue  Grundlagen  ver- 
liehen oder  vielmehr  Anforderungen  an  sie  gestellt,  welche  sie  nö- 
thigt,  ihre  Forschungen  ebenso  zu  vertiefen,  wie  ihnen  ein  hö- 
heres Ziel  zu  stecken.  Denn  in  den  Zuständen  der  sogen. 
wilden  Völker  haben  wir  in  gewisser  Weise  die  Ausgangspunkte 
und  Anfänge  unserer  eigenen  Kultur  gegenwärtig,  und  je  mehr 
■wir  erkennen,  wie  ununterbrochen  die  Entwicklung  der  letz- 
teren von  den  ältesten  Epochen  bis  zur  Gegenwart  hinanreicht, 
desto  wichtiger  werden  für  uns  jene  Racen,  welche  bisher  nur  zu 
gern  als  durch  eine  unübersteigliche  Kluft  von  uns  geschieden  und 
als  blofser  Gegenstand  der  Neugier  betrachtet  wurden.  Für  ein 
Studium  der  Ethnographie  in  diesem  Sinn  fehlte  es  aber  bis  jetzt 
fast  gänzlich  am  nöthigen  Material;  denn  was  gelegentlich  in  Be- 
schreibung oder  Abbildung  in  Reise-  oder  anderen  Werken  ge- 
geben wurde,  drang  kaum  in  das  Wesen  der  Sache  und  war  zu 
sehr  durch  die  individuelle  Anschauung  der  einzelnen  Beobachter 
gefärbt.  Da  man  aber,  wie  der  über  das  obengenannte  Werk  her- 
ausgegebene Prospekt  hervorhebt,  nicht,  wie  es  in  Menagerien  und 
zoologischen  Gärten  mit  Thieren  geschieht,  eine  Zusammenstellung 
der  verschiedenen  Menschenragen  in  lebenden  Exemplaren  bewerk- 
stelligen kann,  bietet  die  Photographie  das  einzige  Auskunftsmittel, 


und  zwar  hier  mit  gleichem  Erfolge  wie  auf  dem  Gebiete  der 
Archäologie  und  der  Kunstgeschichte  insbesondere.  Das  Album  er- 
scheint in  Lieferungen  zu  je  fünf  Blätter  von  48  cm.  Höhe  und  64  cm: 
Breite  mit  10  bis  20  Photographieen  auf  jeder  Tafel.  Der  Preis 
der  Lieferung  ist  zwölf  Thlr.  Bereits  sind  mehrere  Lieferungen  er- 
schienen und  gewähren  einen  nicht  gerade  anziehenden,  aber  über- 
aus lehrreichen  Anblick.  In  der  ersten  z.  B.  behandeln  zwei 
Tafeln  mit  32  Photographieen  die  Ostküste  von  Afrika,  eine  Tafel 
das  östliche  Sibirien,  eine  andere  Japan  und  wieder  eine  Persien 
und  Slam.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dafs  die  Photogra- 
phieen, die  oft  unter  den  schwierigsten  Verhältnissen  aufgenommen 
sind,  nicht  sämmtlich  gleichen  Werth  haben  können ;  in  überwie- 
gend grofser  Zahl  aber  sind  sie  vollkommen  befriedigend,  zum 
Theil  vorzüglich.  v.  E. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Das  Ausland:  Nr.  38.  Die  ältere  Entwicklungsgeschichte  der 
deutschen  Landwirthschaft.  —  Nr.  39.  Die  Steinzeit  in  Eng- 
land. 

Daheim:  1874,  Nr.  1.  Aus  Dr.  Martin  Luther's  Schulleben.  — 
Nr.  3.  Deutsche  Kaiserstätten.  1.  Karolingerzeit.  (Osk.  Schwe- 
bel.) 

AUgem.  Familienzeitung:  1874,  Nr.  5.  Der  Kaisersaal  zu 
AVorms. 

Im  neuen  Reich:  Nr.  42.  Deutsche  Sinnsprüche  auf  Medaillen 
des  16.  Jahrh.  (A.  v.  Sallet.)  —  Nr.  44.  Ein  ungedruckter 
Brief  Lucas  Cranach's,  mitgeth.  von  E.  Friedländer. 

Allgem.  evang.-luther.  Kirchenzeitung:  Nr.  39.  Zur  frü- 
heren Geschichte  der  preufs.  Kirchenpolitik. 

Protest.   Kirchonzeitung:   Nr.    37.     Kurfürst   Friedrich   Wil- 


337 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


338 


heim  I.  in  seinem  Kampfe  gegen  lutherischen  Fanatismus. 
(Mandat  vom  2.  Juni  1662  u.  Edict  vom  21.  Aug.  1662.) 

Nürnberger  Presse:  Nr.  320.  Die  deutschen  Tagelieder  des 
Mittelalters.     (A.  Seh.) 

Schles.  ProvinzialbUtter  (Rübezahl):  X,  S.  484.  Bei- 
träge aus  Reinerz  zu  den  Haus-,  Namen-  u.  Innung -Marken, 
von  Th.  Oelsner.  —  S.  493.  Parochie  Klutschau  und  ihre 
Holzkirchen.  —  S.  494.  Striegauer  Terra  Sigillata.  (Dr.  B. 
Rölsler.)  —  S.  496.  Sagen  aus  der  Frankensteiner  Gegend. 
(Alois  Fuhrmann.) 

Sonntagsblatt  (v.  Fr.  Duncker) :  Nr.  38.  Der  letzte  Vorläufer 
der  Reformation.     (G.  Jaquet.) 

Oesterr.  Vierteljahrs'schrift  f.  kathol.  Theologie:  12.  Jg., 
2.  Hft.  Beitrag  zur  Geschichte  der  Reformation  in  Nieder- 
Oesterreich.     (B.  Gsell.) 

Zeitschrift  f.  bild.  Kunst:  IX,  1,  S.  12.  Johan  Josefszon  van 
Goyen.  Von  Dr.  G.  Vosmaer.  Mit  Illustrationen.  —  S.  28. 
Die  Ausstellung  von  Gemälden  alter  Meister  aus  dem  Wiener 
Privatbesitz.  I.  (Dr.  0.  Eisemann.)  —  Beibl.  Nr.  1.  Die  hi- 
storische Ausstellung  der  Stadt  Wien.  —  Mitth.  II,  Nr.  1. 
Der  Altar  des  h.  Ildefonso.  Oelgemälde  von  P.  P.  Rubens 
in  der  Gemäldegallerie  des  k.  k.  Belvedere  zu  Wien.  Radirt 
von  William  Ungar. 

AUgem.  Zeitung:  Beil.  Nr.  268.  Aufdeckung  mittelalterlicher 
Fresken  in  Constanz. 

Illustr.  Zeitung:  Nr.  1579.  Die  Kathedrale  von  Metz.  (.\d. 
Ebeling.)  —  Nr.  1581.     Die  Alte  Feste  bei  Nürnberg. 


Termischte  Nachrichten. 

76)  Das  vor  einiger  Zeit  zu  Mühlberg  (Regbz.  Erfurt)  auf- 
gefundene, in  Stein  verwandelte  menschliche  Skelett,  dessen  noch 
vorhandene  üeberreste  in  der  Sitzung  des  Erfurter  Alterthums- 
vereins  am  16.  September  vorgezeigt  wurden,  hat  so  vielfach  In- 
teresse erregt,  dafs  es  gerechtfertigt  erscheint,  darüber  nähere 
Mittheilung  in  weiteren  Kreisen  zu  machen.  Die  Fundstelle  ist 
ein  Steinbruch,  der  sich  mitten  im  Dorfe  Mühlberg,  in  dem  zu  dem 
Gehöfte  des  Landwirths  Christ.  Friedr.  Beck  gehörigen  Baumgar- 
ten befindet.  Das  Terrain  besteht  zunächst  der  Oberfläche  aus 
einer  0,75  bis  1  Meter  starken  Lage  Dammerde.  Unter  dieser 
liegt  eine  1  bis  l"/4  Meter  mächtige  Bank  von  einem  sehr  "wenig 
porösen  Tuffstein,  der  eine  solche  Festigkeit  hat,  dafs  er  nur  mit 
dem  gröfsten  Kraftaufwande  gebrochen  werden  kann  und  wegen 
seiner  Härte  und  Schwere  sich  nur  zu  Massivbauten,  nicht  aber 
zum  Ausmauern  von  Fachwerk  eignet.  Er  besteht  aus  ungleich 
grol'sen  Klotzen,  die  durch  schmale  Spalten  getrennt  sind,  in  wel- 
chen beim  Brechen  Keile  eingetrieben  werden.  Unter  ihm  befindet 
sich,  meist  durch  eine  Lage  gelber,  griesiger  Erde,  der  sog.  Tufl- 
erde,  hin  und  wieder  aber  auch  durch  leere  Räume  von  ihm  ge- 
trennt, eine  gleichfalls  etwa  1  bis  I7,  Meter  dicke  Schicht  von 
einem  leicht  brechbaren,  sehr  porösen  Tuffstein,  welcher  vielfach 
zu  baulichen  Zwecken  verwendet  wird.  Unter  dieser  Bank  nun 
stiefs  man  in  den  ersten  Tagen  des  August  d.  J.  beim  Brechen  in 
einer  Tiefe  von  ca.  5  Meter  unter  der  Bodenoberfläche  auf  das 
Gerippe  eines  Mannes,  noch  so  vollkommen  erhalten,  dafs  selbst 
die  Extremitäten  vorhanden  waren,  aber  von  dem  Kalksinter,  dem 


der  Tuffstein  seine  Entstehung  verdankt,  so  imprägniert,  dafs  die 
Gebeine  steinähnlich  geworden  waren.  Es  befand  sich  in  horizon- 
taler Lage,  den  Kopf  nach  Norden,  die  Füfse  nach  Süden.  Seine 
Länge  betrug  mehr  als  2  Meter,  deutete  also  auf  einen  Mann  von 
einer  wenigstens  jetzt  nicht  mehr  gewöhnlichen  Gröfse.  Die  Stein- 
masse hatte  sich  derartig  um  den  Körper  herumgelegt,  dafs  der- 
selbe auf  das  Genaueste  darin  abgeformt  war.  Am  Kopfende  stand 
eine  irdene  Urne,  welche,  da  man  nicht  mit  der  nöthigen  Vorsicht 
zu  Werke  gieng,  beim  Aufnehmen  zerbrach  und  dann  ein  Spielwerk 
der  Kinder  wurde,  von  der  aber  noch  eine  ziemliche  Anzahl  Scher- 
ben vorhanden  ist,  die  auf  eine  nicht  unerhebliche  Gröfse  schliel'sen 
lassen,  und  welche  ergeben,  dafs  das  Gefäfs  weder  in  einem  Ofen, 
noch  überhaupt  im  Feuer  gebrannt,  sondern  nur  an  der  Luft  ge- 
trocknet ist.  Werkzeuge  und  Zierrathen  hat  man  nicht  gefunden. 
—  Sobald  dieser  Fund  in  der  Gegend  bekannt  wurde,  fanden  sich 
viele  Besucher  ein,  welche  den  versteinerten  Menschen  in  Augen- 
schein nehmen  wollten.  Viele  brachen  sich  ein  Knöchelchen  ab, 
um  es  zum  Andenken  mitzunehmen.  Eine  öffentliche  Aufforde- 
rung zur  Rückgabe  ist  erfolglos  geblieben.  So  besteht  denn  der 
durch  die  Güte  des  Herrn  Beck  als  Geschenk  nunmehr  in  den 
Besitz  des  Alterthumsvereins  gelangte  Rest  nur  aus  Fragmenten ; 
doch  befindet  sich  darunter  glücklicherweise  der  noch  leidlich  er- 
haltene Schädel,  aus  dem  sich  ergibt,  dafs  der  einstige  Träger 
desselben  zu  den  Dolichocephalen  gehört  hat.  —  Es  ist  Sorge  ge- 
tragen, dafs  wenn,  was  nicht  gerade  unwahrscheinlich  ist,  bei 
weiterer  Ausnutzung  des  Steinbruchs  auf  ähnliche  Funde  gestofsen 
werden  sollte,  davon  unverzüglich  Mittheilung  gemacht  und  bis 
zur  stattgefundenen  Untersuchung  Alles  möglichst  in  statu  quo 
belassen  wird.  —  Noch  verdient  erwähnt  zu  werden,  dafs  in  dem- 
selben Steinbruch  frülier  mehrfach  in  Stein  verwandelte  Blätter 
gefunden  sind,  die  einer  Baumart  angehört  haben  müssen,  welche 
sich  jetzt  nicht  in  jener  Gegend  findet  und  überhaupt  daselbst 
durchaus  unbekannt  ist.  Es  scheint  dieser  Umstand  fast  darauf 
zu  deuten,  dafs  das  in  Rede  stehende  Skelett  derselben  Zeit  ent- 
stammen möge,  wie  das  Mammuth,  dessen  jetzt  im  Museum  zu 
Gotha  befindliches  Gerippe  unter  ganz  gleichen  geognostischen 
Verhältnissen  in  dem  Sülswasserkalk  von  Burgtonna  gefunden 
worden  ist.  —  Hierbei  mag  noch  mitgetheilt  werden,  dafs  in  dem 
jetzt  als  Lehmgrube  benutzten  Todtenfelde  vor  dem  Andreasthore 
neuerdings  wieder  einige  Gerippe  und  eine  Urne  gefunden  sind, 
in  derselben  Lage  wie  die  früher  gefundenen,  in  mit  Dammerde 
angefüllten  Nischen,  welche  horizontal  unter  der  aus  sehr  festem 
Lehm  bestehenden  Decke  sich  erstrecken.  Leider  waren,  als  ich 
von  dem  Funde  Kenntnifs  erhielt,  nur  noch  zwei  Todtenköpfe 
vorhanden,  die  dann  in  den  Besitz  des  Vereins  gelangt  sind  und 
von  denen  wenigstens  der  eine  recht  gut  erhalten  ist.  —  Eine 
sehr  werthvolle  Bereicherung  ist  durch  Herrn  Sanitätsrath  .Axmann 
der  Sammlung  des  Vereins  zu  Theil  geworden  und  zwar  durch 
einen  treffliich  gearbeiteten  und  bis  auf  eine  fehlende  hintere  Ecke 
sehr  gut  erhaltenen  sog.  Kelt  von  Nephrit,  welcher  neuerdings 
bei  den  fortgesetzten  Nachgrabungen  in  dem  Leichenfelde  auf  dem 
Rothenberge  gefunden  worden  ist.  (Erf.  Ztg.,  Nr.  226.) 

77)  Der  langjährige  Pro cefs  üb  er  die  Madonna  von  Hol- 
bein, die  von  Franz  Zetter  als  altes  Gemälde  in  der  Kapelle  von 
Allerheiligen  oberhalb  Grenchen  aufgefunden,  von  Eigner  in  Augs- 
burg restauriert  wurde  und  darauf  in  den  Besitz  des  Kunstvereins 
von  Solothurn  übergieng,  ist  endlich  vom  Amtsgericht  Solothurn- 


339 


Anzeiger  füi*  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


340 


Lebern  zu  Gunsten  des  Kunstvereins  entschieden  worden.  Gren- 
chen,  das  entweder  die  Madonna  oder  30,000  Fros.  Entschädigung 
verlangte,  wurde  mit  seinem  Begehr  abgewiesen. 

(111.  Ztg.,  1577.) 

78)  Ein  holländischer  Gemäldeliebhaber  hat  in  Brüssel  ein 
Bildchen  für  120,000  Francs  angekauft,  darstellend  die  Vermäh- 
lung Henri  IV.  mit  der  Mai-ia  von  Medicis.  Kenner  erklären  es 
für  die  Originalskizze  von  Rubens  zu  jenem  grofsen  Ge- 
mälde im  Louvre,  welches  mit  das  schönste  ist  der  so  berühmten, 
von  Rubens  und  seinen  Schülern  ausgeführten  „Galerie  de  Lu- 
xembourg",  welche  bekanntlich  das  Leben  der  Maria  von  Medicis 
in  seinen  Hauptmomenten  schildert. 

(Deutsche  Kunst-Ztg.,  Nr.  32.) 

79)  Per  Universitäts  -  Bibliotheksekretär  Dr.  H.  Oesterley  in 
Breslau  ist  mit  der  Herausgabe  der  ^%rke  Simon  Dachs  be- 
schäftigt. Das  ihm  bis  jetzt  zu  Gebote  stehende  Material  umfafst 
etwa  llOü  einzelne  Dichtungen ;  aber  es  existieren  aufserdem  min- 
destens noch  hundert,  die  noch  nicht  haben  nachgewiesen  werden 
können,  obgleich  sie  im  vorigen  Jahrhundert  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  in  Königsberg  noch  vorhanden  gewesen  sind,  und  den 
Literaturhistorikern  vorgelegen  haben.  In  den  öffentlichen  Königs- 
berger Bibliotheken  befinden  sich  indessen  die  vermilsten  Stücke 
nicht  mehr,  und  es  ist  nur  anzunehmen,  dafs  sie  zerstreut  oder 
gesammelt  in  anderen  öffentlichen  oder  Privatbibliotheken  Preu- 
fsens  aufbewahrt  werden.  Dr.  Oesterley  richtet  daher  an  diejeni- 
gen, welche  im  Besitze  solcher  Gedichte  sind,  oder  Kenntnils  da- 
von haben,  die  Bitte  um  Mittheilung  derselben. 

(Deutsch.  Reichs-Auzeiger,  I\r.  179.) 

80)  Keine  Gegend  der  Pfalz  ist  wol  nebst  ihrer  geologischen 
Wichtigkeit  reicher  an  römischen  und  anderen  Antiquitäten ,  die 
aus  dem  Schutte  der  Vergangenheit  herausgegraben  wurden  und 
noch  werden  durch  Pflug  und  Hacke,  als  das  Gebiet  des  Potzber- 
ges  und  des  Königsberges,  wo  aufserdem  noch  viele  Kamen  an 
Kelten  und  Römer  erinnern.  So  wurde  kürzlich  am  Abhänge  des 
Königsbergs,  auf  der  Efsweiler  Gemarkung,  da,  wo  auch  Steine 
und  Ziegel  deutlich  genug  von  römischer  Niederlassung  zeugen 
und  schon  früher  allerlei  antike  Gegenstände  gefunden  wurden, 
ein  zierlich  gearbeitetes  silbernes  Löflfelchen  aus  der  Erde  gescharrt. 
Es  ist  etwas  gröfser  als  unsere  Kaffelöfifel,  der  Griff  spitz  auslau- 
fend und  13  Centm.  lang.  Die  Höhlung,  rein  oval,  hat  Arabesken 
zum  Schmuck,  an  welchen  Trauben  hängen  und  in  welchen  Täub- 
chen  sitzen,  je  eines  auf  beiden  Seiten.  Diese  Verzierungen  um- 
geben den  in  der  Mitte  stehenden  Segensspruch :  LA'CILIANE 
VIVAS.  Die  Höhlung  schliefst  sich  nicht  steif,  wie  bei  unsern 
Löffeln,  an  den  Stiel  oder  Griff  an,  sondern  vei-mittelst  einer  ge- 
fälligen ,  dem  Auge  angenehmen  Biegung  eines  kleinen  Bügels. 
Das  Ganze  macht  den  Eindruck  jenes  Sinnes  für  das  Schöne,  der 
auch  den  kleinsten,  geringsten  Hausgeräthen  der  Römer  etwa  in 
der  pompejanischen  Zeit  aufgeprägt  war,  weshalb  dieselben  noch 
heute  den  Kunstwerken  zum  Muster  dienen  können.  Denn  auch 
das  Geringste,  was  zum  täglichen  Gebrauche  nothwendig  ist,  soll 


über  die  Prosa  des  blos  Praktischen  hinaus  durch  edle  Form  zur 
Veredlung  des  Geschmacks  und  zur  Verschönerung  des  Lebens 
beitragen.  (Pf.  Z.) 

81)  Breslau.  Einen  interessanten  Fund  hat  in  Schalkau  der 
Freigärtner  Wilh.  Wolff  bei  Umlegung  des  Zaunes  zwischen  seinem 
Gehöfte  und  dem  Garten  gemacht.  Beim  Graben  eines  Loches  zu 
einer  Kopfsäule  hat  derselbe  etwa  10  bis  15  Zoll  tief  unter  der 
Erdoberfläche  zwei  irdene  Töpfe  gefunden,  welche  2501  Stück 
Münzen  enthielten,  wovon  81  Stück  die  Gröfse  von  preufs.  Ein- 
uud  Zweithalerstücken,  287  Stück  die  Gröfse  von  '/s-Thalerstücken, 
906  von  '/ii-Thalerstücken,  1227  von  ganzen  und  halben  Silber- 
groschen haben,  und  wovon  ein  Theil  im  letzten  Drittheil  des 
16.,  ein  Theil  im  ersten  Drittheil  des  17.  Jahrhunderts,  wie  die  da- 
rauf befindlichen  Ziffern  entnehmen  lassen,  geprägt  ist. 

(Numism.  Ztg.,  Nr.  15.) 

82)  Burg.  Ein  sehr  interessanter  Münzfund  ist  hier  neulich 
auf  dem  Gehöft  des  Kaufmanns  Nuthmann  bei  Gelegenheit  der 
Räumung  eines  Brunnens  gemacht  worden.  152  Stück  gröfsere 
und  kleinere  Silbermünzen  fanden  sich  in  einem  Gefäfse,  dessen 
im  Innern  mit  einem  Gewinde  versehener  metallener  Deckel  nebst 
den  Münzen  selbst  und  einer  kleinen,  anscheinend  silbernen  Kette 
der  Polizeibehörde  abgeliefert  sind,  während  das  Gefäl's  nicht  wie- 
der zum  Vorschein  gekommen  ist.  Die  Münzen,  soweit  sie  nach 
einer  oberflächlichen  Besichtigung  zu  erkennen  waren,  gehören  fast 
alle  dem  17.  Jahrhundert  an,  nur  einige  wenige  dem  16.,  darunter 
eine  namentlich  mit  dem  Bildnifs  des  Kurfürsten  Moritz  von  Sach- 
sen aus  dem  Jahre  1549  (wenn  anders  die  sehr  undeutlichen  Zif- 
fern richtig  gelesen  sind).  Bei  weitem  die  meisten  tragen  kur- 
brandenburgisches  Gepräge  und  rühren  vom  Grofsen  Kurfürsten 
her;  aufserdem  sind  ein  paar  schwedische,  einige  österreichische, 
sächsische  und  polnische  Stücke  vorhanden,  sowie  zwei  gröfsere 
und  zwei  kleinere  Stadt-Magdeburgische  Münzen,  die  ersteren  in 
der  Gröfse  der  jetzigen  Drittelthaler,  auf  der  einen  Seite  das  Stadt- 
wappen, auf  der  andern  den  städtischen  Wahrspruch :  Verbum  do- 
mini  manet  in  aeternum  ;  die  kleineren  Stücke,  von  der  Gröfse 
eines  Zwölftelthalers,  zeigen  auf  der  einen  Seite  das  Stadtwappen, 
auf  der  andern  ein  sehr  verwischtes  Gepräge,  jenen  Wahrspruch 
aber  als  Umschrift.  Von  der  Stadt  Einbeck  sind  einige  kleinere 
Münzen,  von  den  Städten  Hannover  und  Ilildesheim  je  ein  Stück 
von  der  Gröfse  unserer  jetzigen  Thalor.  Eine  Erfurter  Münze 
vom  Jahre  1622  zeigt  auf  der  einen  Seite  die  Umschrift :  Schroot 
und  Korn  nach  den  Alten.  Ein  grofser  Theil  ist  übrigens  ganz 
unkenntlich  und  bedarf  zu  seiner  Entzifferung  der  Prüfung  durch 
einen  Sachverständigen.  Referent  vermuthet,  dal's  das  Geld  im 
brandenburg  -  schwedischen  Kriege  vor  den  feindlichen  Schweden 
geflüchtet  und  verborgen  worden  ist,  da,  soweit  die  Jahreszahlen 
erkenntlich,  nur  eine  Münze  aus  dem  Jahre  1675,  dem  Jahre  der 
Schlacht  von  Fehrbellin,  alle  übrigen  aber  aus  früheren  Jahren 
herrühren.  Der  ganze  Fund  ist  dem  hiesigen  Kreisgerichte  zur 
weiteren  zuständigen  Veranlassung  übergeben  worden. 

(Numism.  Ztg.,  Nr.  IG.) 


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Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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Vierzeliiiic  Plpiiar-Vorsaniiiiluiig 

der  historischen  Commission  bei  der  l<önlgl.  bayer.  Al<ademie  der 
Wissenschaften. 

JMu neben  im  October  1873.  Die  diesjährige  Plenarversamm- 
lung  der  histor.  Commission  wurde  in  den  Tagen  vom  20.  bis  23. 
October  abgehalten.  Von  den  auswärtigen  Mitgliedern  nahmen 
aufser  dem  Vorsitzenden,  Geheimen  Regierungsrath  v.  Ranke  aus 
Berlin,  die  Professoren  Dümml er  aus  Halle,  Hegel  aus  Erlangen, 
V.  Sybel  aus  Bonn,  Waitz  aus  Güttingen,  Wegele  aus  AVürz- 
burg  und  Weizsäcker  aus  Strasburg  an  den  Verhandlungen 
Antheil;  von  den  einheimischen  Mitgliedern  betheiligten  sich  der 
Vorstand  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften,  Reiehsrath  v.  D  ö  1- 
linger,  Oberbibliothekar  Föring er,  die  Professoren  Cornelius 
und  Kluckliohn,  Geheimer  Cabinetsrath  a.  D.  Freiherr  v.  Lili- 
encron,  Reichsarchivdirector  v.Löher,  Reichsarchivrath  Muffat 
und  der  ständige Seoretär  der  Commission,  Geheimrath  v.  Giese- 
brecht. 

Der  Vorsitzende  gedachte  in  der  Rede,  mit  welcher  er  die 
Versammlung  eröfi'nete,  der  grofsen  Verluste,  welche  die  deutsche 
Geschichtswissenschaft  in  den  letzten  Jahren  durch  das  Abscheiden 
Georg  Ludwigs  v.  Maurer  und  Friedrichs  v.  Räumer  er- 
litten hat,  indem  er  beide  in  ihrer  politischen  und  literarischen 
Thätigkeit  charakterisierte.  Worte  dankbarer  Erinnerung  widmete 
er  Justu  SV.  Liebig  und  Wilhelm  v.  Dönniges,  die  sich  um 
die  Begründung  der  Commission  besondere  Verdienste  erworben 
hatten,  und  schlofs  mit  einer  eingehenden  Würdigung  Chri- 
stoph Friedrichs  v.  Stalin,  dessen  kürzlich  erfolgter  Tod  in 
der  Commission,  zu  deren  thätigsten  Mitgliedern  er  zählte,  eine 
schwer  auszufüllende  Lücke  gelassen  hat. 

Ueber  die  Geschäfte  des  abgelaufenen  Jahres  erstattete  darauf 
der  Secretär  den  statutenmäfsigen  Bericht.  Es  sind  abermals  für 
die  Zwecke  der  Commission  zahlreiche  Archive  und  Bibliotheken 
durchforscht  worden,  und  sind  diese  Arbeiten  von  den  hiesigen 
und  auswärtigen  Personen  mit  derselben  Zuvorkommenheit  und 
Liberalität  unterstützt  worden,  welche  die  Commission  schon  so 
oft  dankbar  anzuerkennen  hatte.  Alle  Unternehmungen  sind  in 
ununterbrochenem  Fortgang,  und  die  Hemmnisse,  welche  einzelne 
Publicationen  durch  die  Arbeitseinstellung  in  den  Druckereien  er- 
fuhren, jetzt  beseitigt.  Trotz  jener  Hemmnisse  haben  seit  der  vor- 
jährigen Plenarversammlung  im  Druck  vollendet  und  dem  Buch- 
handel übergeben  werden  können: 

1)  Geschichte  der  Wissenschaften  in  Deutsehland.  Bd.  XHI. 
Geschichte  der  deutschen  Philosophie  seit  Leibnitz  von  Dr. 
Eduard  Zeller. 

2)  Die  Chroniken  der  deutschen  Städte  vom  14.  bis  ins  16.  Jahr- 
hundert. Bd.  X.  Die  Chroniken  der  fränkischen  Städte. 
Nürnberg.    Bd.  IV. 

3)  Briefe  und  Akten  zur  Geschichte  des  sechzehnten  Jahrhun- 
derts mit  besonderer  Rücksicht  auf  Bayerns  Fürstenhaus. 
Bd.  I.  Beiträge  zur  Reichsgeschichte  154(3 — 1551.  Bearbei- 
tet von  August  V.  Druffel. 

4)  Bayerisches  Wörterbuch  von  J.  A  n  d  r  e  s  S  c  h  m  e  1 1  e  r.  Zweite, 
mit  des  Verfassers  Nachträgen  vermehrte  Ausgabe,  bearbei- 
tet von  G.  Karl  Frommann.     Lieferung  VHI.  und  IX. 

5)  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte.  Bd.  XIII. 


Weit  vorgeschritten  sind  im  Druck,  so  dafs  baldige  Publica- 
tion  zu  erwarten  steht,  folgende  Werke : 

1)  Deutsche  Rcichstagsakten.  Band  II,  herausgegeben  von  Pro- 
fessor J.  Weizsäcker. 

2)  Briefe  und  Akten  zur  Geschichte  des  dreifsigjährigen  Krie- 
ges in  den  Zeiten  des  vorwaltenden  Einflusses  der  Witteis- 
bacher. Bd.  II,  bearbeitet  von  Professor  M.  Ritter  in  Bonn. 

3)  Geschichte  der  Wissenschaften.  Bd.  II.  Abthl.  2.  Die  zweite 
Hälfte  der  Geschichte  der  Chemie  in  der  neuern  Zeit  vom 
Geheimen  Ilofrath  H.  Kopp  in  Heidelberg. 

4)  Die  Recesse  und  andere  Akten  der  Hansetage  von  1256  bis 
1430.  Bd.  II,  herausgegeben  von  Dr.  K.  Koppmann  in 
Hamburg. 

5)  Jahrljücher  der  deutschen  Geschichte.  Die  Geschichte  Kai- 
ser Heinrich's  III.,  bearbeitet  von  Dr.  E.  Steindorff  in 
Güttingen.     Erster  Band. 

Die  Berichte,  welche  von  den  Leitern  der  einzelnen  Unter- 
nehmungen im  Verlaufe  der  A^erhandlungen  erstattet  wurden,  ga- 
ben von  dem  Fortschritt  der  Arbeiten  nach  allen  Seiten  erwünschte 
Kunde. 

Die  Geschichte  der  Wissenschaften  wird  zunächst  eine  sehr  er- 
freuliche Erweiterung  erhalten,  da  die  Geschichte  der  Xational- 
öconomie  vom  Geheimen  Rath  W.  Röscher  in  Leipzig  jetzt  der 
Presse  übergeben  werden  kann. 

Von  der  grofsen,  unter  Professor  Hegel' s  Leitung  veranstal- 
teten Sammlung  der  deutschen  Stadtchroniken  hatte  der  Druck 
des  fünften  Bandes  der  Nürnberger  Geschichten,  gleich  dem  vier- 
ten von  Professor  v.  Kern  in  Freiburg  bearbeitet,  schon  vor  län- 
gerer Zeit  begonnen,  mufste  aber  wegen  schwerer  Erkrankung  des 
Bearbeiters  unterbrochen  werden.  Auf  diesen  Band  werden  zwei 
Bände  Cölnischer  Chroniken  folgen,  von  denen  der  erste,  von 
Dr.  H.  Cardauns  und  Dr.  C.  Schröder  bearbeitet,  im  nächsten 
Jahre  gedruckt  werden  soll.  Vfenn  die  seit  langer  Zeit  erwartete 
neue  Ausgabe  der  Lübeckischen  Chroniken  noch  immer  nicht  der 
Presse  übergeben  werden  konnte,  so  liegt  der  Grund  in  den  vie- 
len Amtsgeschäften  des  Herausgebers,  Professor  Mantels  in  Lü- 
beck; doch  ist  zu  hofi'en,  dafs.  ihm  die  Mul'se  zum  Abschlufs  sei- 
ner Arbeit  jetzt  gewährt  werden  wird. 

Dem  im  Druck  fast  vollendeten  zweiten  Band  der  deutschen 
Reichstagsakten  wird  sich  der  dritte  alsbald  anschliefsen ;  derselbe, 
wird  die  Anfänge  König  Ruprecht's  betreffen ,  auf  dessen  spätere 
Zeiten  sich  der  vierte  Band  beziehen  wird.  Die  Arbeiten  für  die 
Regierungen  Kaiser  Sigmund's  und  Albrecht's  11.  sind  durch  Bib- 
liothekar Dr.  Kerl  er  in  Erlangen  so  weit  gediehen,  dafs  auch 
der  Druck  der  Akten  dieser  Periode  für  die  nächsten  Jahre  in 
Aussicht  genommen  werden  kann.  Inzwischen  werden  durch  Dr. 
Fr.  Ebrard  in  Strafsburg  die  Vorarbeiten  für  die  Akten  in  der 
Zeit  Kaiser  Friedrich's  III.  gemacht,  um  sich  künftig  unmittelbar 
an  den  Abdruck  der  Akten  Albrecht's  II.  anzuschliefsen.  Nach 
den  Mittheilungen  des  Leiters  dieser  grofsen  L'nternehmung ,  Pro- 
fessor J.  Weizsäcker,  stehen  dem  rascheren  Fortgange  dessel- 
ben keine  Hindernisse  mehr  im  Wege. 

Die  Sammlung  der  Hanserecesse  ist  durch  die  von  Dr.  K.  Kopp- 
mann im  vorigen  Spätjahre  unternommene  Reise  nach  den  russi- 
schen Ostseeprovinzen  erheblieh  bereichert  worden ;  augenblicklich 
befindet  sich  Dr.  Koppmann  auf  einer  archivalischen  Reise  in 
den    Niederlanden.     Die   Bearbeitung    des   vorhandenen   Materials 


343 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


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\yird  ununterbrochen  fortgesetzt  und  wird  sich  an  den  Druck  des 
dritten  Bandes  sogleich  der  des  vierten  anschliefsen. 

Die  Jahrbücher  der  deutschen  Geschichte  werden  demnächst 
um  mehrere  Bände  vermehrt  werden.  Von  der  Geschichte  Lud- 
wig's  des  Frommen,  bearbeitet  von  Dr.  B.  Simson  in  Berlin,  hat 
der  Druck  des  ersten  Bandes  begonnen.  Der  Schlufsband  der 
Geschichte  Heinrich's  IL,  bearbeitet  von  Dr.  H.  Brel'slau  in  Ber- 
lin, ist  zum  gröfsern  Theil  vollendet  und  wird  bald  dem  Druck 
übergeben  werden  können.  Die  Geschichte  der  Regierungen  Lo- 
thar's  und  Konrad's  III.  hat  Dr.  W.  Bernhardi  in  Berlin  über- 
nommen. Zu  besonderer  Freude  gereicht  es  der  Commission,  dals 
Professor  Dümmler  die  durch  den  Tod  Rud.  Köpke's  unter- 
brochenen Arbeiten  für  die  Geschichte  Otto's  des  Grol'sen  wieder 
aufgenommen  hat  und  der  Bearbeitung  dieser  wichtigen  Periode 
für  die  Jahrbücher  zunächst  seine  Kraft  widmen  wird. 

Auch  die  Arbeiten  für  die  Wittelsbach'sche  Correspondenz  sind 
wieder  nach  allen  Seiten  gefördert  worden.  Für  die  ältere  pfäl- 
zische Abtheilung  ist  Dr.  Fr.  v.  Bezold  unter  Beihülfe  des  Pro- 
fessors Kluckhohn  thätig  gewesen  und  hat  aus  dem  hiesigen 
Staatsarchiv  und  der  hiesigen  Hof-  und  Staatsbibliothek  bereits 
ein  sehr  reiches  Material  für  die  Correspondenz  Johann  Kasimir's 
gewonnen.  Für  die  ältere  bayerische  Abtheilung,  welche  unter 
Leitung  des  Reichsarchivdirectors  v.  Löher  steht,  wird  Herr  Dr. 
A.  V.  D  ruf  fei  die  begonnenen  Arbeiten  ohne  Unterbrechung  fort- 
setzen. Für  den  zweiten  Band,  welcher  die  Beiträge  zur  Reichs- 
geschichte 1552 — 1555  enthalten  soll,  liegt  das  Material  reichlichst 
vor  und  wird  von  demnächst  zu  unternehmenden  archivalischen 
Reisen  noch  weitere  Ausbeute  erwartet.  Inzwischen  haben  sich 
zahlreiche  ^Nachträge  zum  ersten  Bande  theils  aus  den  hiesigen 
Archiven,  theils  durch  Nachforschungen  in  Trient  und  Cassel  er- 
geben: auch  haben  wegen  des  Umfangs,  welchen  der  erste  Band 
gewonnen  hat,  die  früher  für  einen  Anhang  dieses  Bandes  bestimm- 
ten gröfseren  Aktenstücke,  Protokolle,  Memoires  u.  s.  w.  vorläu- 
fig zurückgelegt  werden  müssen.  Es  ist  die  Absicht,  diese  Ergän- 
zungen im  dritten  Bande  mit  den  gleichartigen  Stücken  für  die 
Zeit  von  1552  bis  1555  zu  publicieren,  und  wird  der  Druck  der 
ersten  Abtheilung  dieses  Bandes  schon  im  nächsten  Jahre  erfolgen 
können.  Die  Arbeiten  der  älteren  pfälzischen  Abtheilung,  von 
Professor  Cornelius  geleitet,  sind  durch  Veränderungen  der  amt- 
lichen Thätlgkeit  des  Professors  M.  Ritter  mehrfach  beeinträch- 
tigt worden ,  doch  sind  die  Arbeiten  für  den  dritten  Band  soweit  ge- 
fördert, dafs  der  Druck  desselben  fast  unmittelbar  naohVollendung  des 
zweiten  Bandes  wird  beginnen  können.  Die  dem  Dr.  Baumann 
übertragenen  Arbeiten  sind  durch  dessen  Berufung  an  das  fürstl. 
Fürstenbergische  Archiv  zu  Donaueschingen  unterbrochen  worden. 
Für  die  jüngere  bayerische  Abtheilung,  ebenfalls  von  Professor  Cor- 
nelius geleitet,  war  Dr.  F.  Stieve  auch  in  diesem  Jahre  unausge- 
setzt thätig.  Das  bereits  angesammelte  Material  wurde  vermehrt 
und  geordnet;  nach  Ausfuhrung  einiger  archivalischen  Reisen  soll 
•der  erste  Band  dieser  Abtheilung  zum  Druck  fertig  gestellt  werden. 

Die   Hoffnung,    mit  dem  Register    die  grolse  Sammlung    der 


deutschen  Weisthümer  schon  in  diesem  Jahre  abzuschliefsen,  hat 
sich  nicht  erfüllt.  Zur  Richtigstellung  der  Texte  mufsten  mehrere 
Reisen  unternommen  werden ,  welche  die  Vollendung  aufhielten. 
Doch  ist  gegründete  Aussicht  vorhanden,  dafs  der  Druck  des  Re- 
gisterbandes, von  Professor  R.  Schröder  in  Würzburg  unter 
Mitwirkung  des  Professors  Birliuger  in  Bonn  bearbeitet,  im  näch- 
sten Jahre  ausgeführt  werden  und  damit  dieses  Untesnehmen  zum 
AbschliUs  gelangen  wird.  Auch  die  neue  Ausgabe  des  Schmeller- 
schen  Wörterbuchs  wird  voraussichtlich  im  nächsten  Jahre  vollen- 
det werden  können. 

In  der  Redaction  der  Zeitschrift:  „Forschungen  zur  deutschen 
Geschichte"  ist  durch  Stälin's  Tod  eine  Lücke  entstanden,  welche 
durch  Professor  Dümmler  ausgefüllt  wurde.  Die  Redaction  wird 
demnach  in  Zukunft  aus  den  Professoren  Waitz,  Wegele  und 
Dümmler  bestehen. 

Der  Druck  des  ersten  Bandes  der  allgemeinen  deutschen  Bio- 
graphie wurde  im  Anfange  dieses  Jahres  begonnen,  mul'ste  aber 
theils  wegen  der  Arbeitseinstellung  in  der  Druckerei,  theils  wegen 
einer  schweren  Erkrankung  des  Redacteurs,  Freiherrn  v.  Lilien- 
cron,  bald  unterbrochen  werden.  Diese  Unterbrechung  war  in- 
sofern dem  Unternehmen  förderlich,  als  noch  einmal  das  ebenso 
umfangreiche  wie  schwiei'ige  Werk  nach  allen  Seiten  bin  in  reif- 
liche Erwägung  gezogen  werden  konnte.  Es  stellte  sich  dabei 
heraus,  dafs  die  bisher  dem  Redacteur  aufliegende  Geschäftslast 
eine  übermäfsige  sei,  und  es  trat  deshalb  nach  dem  Beschlul's  der 
Commission  Professor  AVegele  in  die  Redaction  ein,  um  die  der 
politischen  Geschichte  angehörigen  Artikel  zu  redigieren. 

Je  weiter  sich  die  Unternehmungen  der  Commission  ausge- 
dehnt haben,  desto  mehr  mufste  sich  ihr  das  Bedürfnifs  aufdrän- 
gen, sich  nach  den  schweren  Verlusten,  die  sie  in  letzter  Zeit  zu 
beklagen  hatte,  wieder  von  Neuem  zu  ergänzen.  In  der  vorge- 
schriebenen Weise  wurden  deshalb  mehrere  deutsche  Geschichts- 
forscher von  anerkannten  Verdiensten  g^ählt  und  Seiner  Majes- 
tät dem  Könige  zur  Ernennung  zu  Mitgliedern  der  Commission 
in  Vorschlag  gebracht. 

Bekanntlich  werden  im  Augenblick  über  die  zukünftige  Lei- 
tung der  Monumenta  Germaniae  historica  Verhandlungen  gepflo- 
gen. Die  Direction  derselben  wird,  welche  Gestalt  sie  auch  ge- 
winnen mag,  vielfach  auf  ein  Zusammenwirken  mit  der  historischen 
Commission  sich  hingewiesen  sehen,  deren  Aufgaben  zwar  zum 
Theil  andere  sind,  sich  aber  auch  vielfach  mit  denen  berühren, 
welche  jener  Direction  gestellt  werden  müssen.  Auch  in  diesem 
Betracht  stellt  sich  der  Fortbestand  der  Commission,  welche  so 
viele  und  so  grofse  Interessen  der  deutschen  Geschichtswissen- 
schaft vertritt,  über  die  ihr  zunächst  gesetzte  Frist  hinaus  als 
höchst  wünschenswerth  dar,  und  die  Commission  selbst  glaubte 
der  Hoffnung  Raum  geben  zu  dürfen,  dafs  es  an  den  Mitteln  nicht 
fehlen  werde,  um  der  Schöpfung  König  Maximilians  IL, 
welche  seines  königlichen  Sohnes  Iluld  und  Freigebigkeit  gepflegt 
und  die  sich  bisher  für  die  deutsche  Wissenschaft  so  segensreich 
erwiesen  hat,  dauernden  Bestand  zu  sichern. 


Verantwortliche  Redaction:  Dr.  A.  Essen  wein.    Dr.  G.  K.  Frommaun.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  gennanischen  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E.  Sobald  in  Nürnberg. 


Nürnberg^.  Das  Abonnomeut  des  Blat- 
tes, welches  alle  Monate  erscheint,  wird 
ganzjährig  angenommen  und  botriifrt  nach 
der  neuesten  Postconvention  bei  allen  Post- 
ämtern und  Buchhandlungen  Deutschlands 
incl.  Oesterreichs  3ti.  36kr.  im  24  fl.-Fula 
oder  2  Thlr.  preule. 

Für  Frankreich  abonniert  man  in 
Paris  bei  der  deutacheu  Buchhandlung -von 
F.  Klincksieck,  Nr.  11  rue  de  Lille;    filr 


AWZEIGEK 


lA- 


m  KülE  ÖER 


Neue  Folge, 


IJ1.J 


England  bot  Wüliania  A  Norgato,  14  Hff 
rietta-Street    Covont  -  Garden    in    London ; 
für  Nord-Amerika  bei  den  Postämtern  Bre- 
men und  Hamburg. 

Alle  für  das  gcrman.  Museum  ba- 
etimniten  Sendungen  auf  dem  Woge  dos 
Buchhandels  werden  durch  den  Commlt- 
ßioniir  der  litorar.-artiat.  Anstalt  des  Mu- 
seums, F.A.  Brockhaua  in  Loipsig,  be* 
fördert. 


}^  vm'imi 


Zwanzigster  Jahrgang. 


ORGAN  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


1873. 


JV?  12. 


Deceniber. 


Wissenschaftliche  Mittheilungcn. 


Der  Gandersheimer  KirchenscUatz. 

Schon  lange  habe  ich  dem  Plenarium  nachgetrachtet,  wel- 
ches Harenborg  in  seiner  Geschichte  von  Gandersheim  S.  125 
beschreibt.  Er  macht  weiterhin  auf  S.  596  gar  verwunderliche 
Mittheiluugen  aus  einer  darin  befindliehen  Beschreibung  des 
Kirchenschatzes,  in  welcher  die  alten  päpstlichen  Bullen  auf 
Papyrus  bezeichnet  sein  sollen  als  bambatii  quinque  serici. 
Noch  auffallender  ist  seine  Angabe  ebenda,  dafs  ein  Notar 
Heinrichs  IL,  Namens  Apel  Peransex  Angul  Saxo,  1007  ein 
Privileg  in  eben  diesen  Codex  eingetragen  habe.  Dafs  Ha- 
renberg  nicht  viel  zu  trauen  sei,  ist  bekannt;  daher  wünschte 
ich  um  so  mehr,  diese  verschollene  Handschrift  einsehen  zu 
können.  Da  führte  mich  zufällig  mein  Weg  nach  Koburg,  und, 
siehe  da!  in  meinem  Bädeker  lese  ich  von  einem  Plenarium 
aus  dem  Kloster  Gandersheim,  Pergament-Handschrift  aus  dem 
11.  Jahrhundert,  mit  schon  geschnitztem  Elfenbeindeckel. 

Meine  Vermuthung  war  richtig;  es  war  die  gesuchte  Hand- 
schrift, welche  ich  durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn  Bauratlis 
Eothbart  benutzen  konnte.  Sie  ist  aufserordentlich  schön  ge- 
schrieben. Der  Elfenbeindeckel  stellt  allerdings  nicht,  wie  Ha- 
renberg  S.  125  angibt,  die  Thaten  der  Ottonen  dar,  sondern 
die  Himmelfahrt  Christi.  Die  Fassung  ist  jünger  und  zeigt  auf 
dem  Goldrand  die  Jahrszabl  1555. 

Auf  dieses  Plenarium,  welches,  wie  Harenberg  richtig  an- 
gibt, vorne  eingeheftet  die  Statuten  des  Stifts  enthält,  wurden 
die  Aebtissinnen  und  Conventualinnen  verpflichtet,  und  in  der 
letzten  Zeit  auch  ihre  Namen  dort  eingetragen.  Dagegen  habe  ich 


©^ 


von  jener  k.  Bestätigung  von  1007  nichts  finden  können,  ge- 
schweige denn  den  abenteuerlichen  Namen  des  Notars;  nur 
eine  Aufzählung  der  dem  Stifte  verliehenen  Zehnten  ist  am 
Schlüsse  angereiht.  Unmittelbar  vorher  geht  ein  Inventar 
des  Kirchenschatzes,  welches  mir  nach  der  Schrift  dem  12. 
Jahrh.  anzugehören  scheint.  Die  oben  erwähnten  Worte  aber 
sind  eine  offenbare  Fälschung;  nur  ein  barabatius  sericus  kommt 
vor,  und  augenscheinlich  ist  das  ein  Gewand,  was  auch  zu  den 
bei  Du  Gange  angeführten  Stellen  pafst. 

Wir  lassen  das  Verzeichnifs  folgen,  welches  mehrere  unge- 
wöhnliche Ausdrücke  enthält.  Die  vier  übergeschriebenen  Glos- 
sen sind  hier  im  Druck  mit  Cursivschrift  hinter  das  betreffende 
Wort  in  Parenthese  gestellt.  Die  Glosse  ibocade  war,  so  viel 
ich  mich  erinnere,  deutlich  zu  lesen,  wenn  ich  sie  auch  nicht 
zu  erklären  weifs. 

Hoc  breuiario  totum  ecclesie  thesaurum  inuenies  titulatum. 
Sunt  enim  in  hac  ecciesia  octo  cruces  maiores  et  minores,  crax 
in  qua  habetur  de  ligno  domiui  una  cristallina.  vii.  de  auro 
et  gemmis  ornate.  crux  lignea  habens  reliquias  sancti  Nicolai. 
Vndecira  scrinea  plena  reliquiis  sanctorum.  unum  sullum  ma- 
gnum  aureum  in  quo  coucluditur  sanguis  domini.  vi.  ornamenta 
super  ciborium  ponenda.  x.  sulla  cum  pectene  sancti  Fridolini. 
iii.  cruces  ante  pendcntes.  Vas  cristallinum  cum  scrinio  ar- 
geuteo.  manus  deaurata  cum  reliquiis  sanctorum  innocentum. 
ii.  scrinea  .i.  cristallinum  aliud  auro  et  ebore  ornatum.  vii. 
candelabra  super  magnum  candelabrum  ponenda.  et  .viii.  alia. 
cifus  argenteus  sine  operculo.  ii.  argentee  pelues.  ii.  fiscelle 
argentee.  Argentee  scutelle  .iiii.    Turibula   argentea  .iiii.  et  .L 


347 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


348 


anrenm.  Vasculum  in  quo  thus  tenetur.  Oriola  (idest  opjjeruanan) 
.xüi.  .X.  stole  auro  texte,  xi.  stole  albe.  dolmatice  .vii.  Supti- 
les  .vi.  iii.  casule  per  totum  auro  intexte.  viiii.  alie  auro  Or- 
nate, sed  Don  per  totum.  Sine  auro  serice  .xüi.  Sex  lanee. 
Cingula  .xüi.  ante  pendentia.  Caüces  aurei  .vi.  cum  patenis. 
nnus  onichinus  cum  pateua  eiusdem  generis  .ü.  cristalüni  cum 
patenis  .i.  peraliuus  cum  patena.  Sex  argentei  cum  patenis. 
Bambatius  .i.  sericus.  Cappe  .xxx  et  i.  et  lena  serica.  Stragule 
.viiii.  i.  ex  illis  auro  texta.  Peplum  sericum.  AJbe  .x.  xiiii. 
velamina  aurea  ad  cultnm  altaris  pertinentia  et  .vüi.  serica. 
Velamina  linea  .viü.  Sindones  .ii.  Manuteria  .vii.  et  unum 
auro  textum.  Psalterium  auro  politum.  Missalis  siraiüter  orna- 
tus  argento  .iiü.  plenaria  metallo  ornata  .vi.  sine  metallo  .i. 
in  üü»""  partes  diuisum.  v.  lectionarü.  ü.  feriales.  vi.  missales.  i. 
antiphouarius  cum  libro  matutinali  .iü.  grathalarü  .ü.baptisteria. 
cum  Omnibus  ad  unctioneni  et  sepulturara  pertinentibus  .ii.  ve- 
lamina ünea  et  .ii.  se- 
rica. ad  cancellas  per- 
tinentia .i.  lineum  ad 
crucem.  et  aliud  aurea 
pelle  paratum.  Crumena 
(hudil)  per  totum  auro 
texta.  Ampula  cristallina. 
Dorsalia  .v.  auro  ornata 
.ii.  aurea  pelle  ornata. 
Viginti  octo  alia  serica. 
Ceruicalia  .v.  serica  ma- 
gna, tria  parua.  v.  seri- 
cia  (pelleles).  Lineae  cor- 
tinae  .iii.  Index  argenteus 
cum  tistulis  duabus  qui- 
bus  sanguis  dominicus 
datur  accipientibus.  Ta- 
petia  tria.  Plumaria  (ibo- 
cade)  uelamina  .iiü.  Cla- 
uis  cum  qua  datur  abbatia. 

Ich  darf  nicht  versäumen,  zu  erwähnen,  dafs  schon  1843 
Herr  Prof.  Waitz  in  Pertz'  Archiv  VIII,  266  Nachricht  von 
dieser  Handschrift  gegeben  hat,  ohne  sie  jedoch  genauer  zu 
beschreiben.  Durch  die  Prinzessin  Caroüne  von  Sachsen-Ko- 
burg  (geb.  1753,  gest.  1829),  welche  Dechantin  dos  Klosters 
(seit  1795)  gewesen  war,  ist  die  kostbare  Handschrift  nach 
Koburg  gekommen.  Nach  der  ebenda  erwähnten  Abschrift  des 
Gedichts  der  Hrotsuit  über  die  Geschichte  des  Klosters  forschte 
ich  vergeblich. 

Berlin.  W.  Watteubach. 


Fig.  1. 


Messingenes  Kohlenbecken  vom  16.  JalirhiiiKlert. 

Seit  Gründung  unseres  Museums  befindet  sich  in  dessen 
Sammlungen  das  oben  abgebildete  messingene  Kohlenbecken 
(Fig.  1),  mit  welchem  wir  die  Wiedergabe  einer  Reihe  von  Haus- 


geräthen  früherer  Zeit  zu  eröffnen  denken.  Während  man  noch 
vor  einem  Jahrzehend  derartige  Gegenstände  höchstens  aus 
Pietät  vor  ihrem  Alter  aufhob,  ist  man  seitdem,  ganz  abge- 
sehen von  der  Annahme,  dafs  in  ihnen  Muster  für  unsere  heu- 
tige gewerbliche  Thätigkeit  gegeben  sind,  zu  der  Erkenntnifs 
gelangt,  dafs  sie  kulturhistorisch  oft  von  nicht  geringerer  Be- 
deutung sind,  als  manche  weit  anspruchsvoller  auftretende  Denk- 
mäler. Wir  dürfen  hier  nicht  erst  wiederholen,  wie  Gestalt 
und  Schmuck  des  Hausraths  am  besten  Auskunft  über  die  Ge- 
müthslage  derjenigen  geben,  welche  täglich  mit  demselben  ver- 
kehrten, wie  der  Stil,  der  au  den  Erzeugnissen  dieses  Berei- 
ches sich  ausspricht,  nach  gewisser  Seite  einen  Mafsstab  bie- 
tet, um  zu  beurtheilen,  wie  tief  die  ideellen  Regungen  einer 
Zeit  in  das  Volk  gedrungen  waren,  und  was  man  sonst  noch 
diesen  oft  betonten  Auslassungen  hinzufügen  könnte. 

Das  Becken  selbst  ist  14,6  cm.  hoch   und    raifst  24,4  cm. 

im  oberen  Durchmesser, 
der  dazu  gehörige  Ring 
(Fig.  2)  27  cm.  Der  Auf- 
bau des  Ganzen  wie  die 
durchbrochenen  und  ein- 
gravierten Ornamente 
zeigen  den  ausgebildeten 
Renaissancestil,  die  tech- 
nische Herstellung  eine 
tüchtige  Handfertigkeit. 
Im  Original  ist  der  eine 
Griff  abgebrochen  und 
durch  eine  weniger  ge- 
schickte Hand  ersetzt 
worden.  Im  oberen 
Theile  des  Ständers  se- 
hen wir  den  Namen  der 
früheren  Besitzerin  Bla- 
riaBrinsteri  ausgeschnit- 
ten. Die  Zeichnung  auf  den  Verzierungen  der  durchbrochenen 
Streifen  ist  eingegraben,  nicht  im  Relief  herausgebildet,  mit 
Ausnahme  des  Ringes,  wo  das  letztere  schon  im  Gufs  an- 
gelegt und  durch  Ciselierung  mehr  verschärft  ist.  Auf  dem 
Grunde  des  Gefäfses  selbst  findet  sich,  um  den  nöthigen  Zug 
für  die  glimmenden  Kohlen  herzustellen,  ein  Durchbruch  von 
vier  kreisförmigen,  je  mit  einem  Stern  ausgelegten  Oeffnun- 
gen  nebst  kleineren,  die  zw-ischen  eingestreut  sind.  Der 
Fufs  ist  augeschraubt ;  die  Halter  der  Handgriffe  sind  genietet. 
Für  eine  nähere  Zeitbestimmung  des  Gefäfses,  dessen  erwähnte 
Stilverhältnisse  es  sofort  dem  16.  Jahrhundert  zuweisen,  geben 
die  Ornamente  einige  Anhaltspunkte.  Während  der  obere, 
zierlich  geschwungene  Blättorkranz  noch  an  gothische  Motive 
erinnert,  der  im  Fufse  befindliche  dieselben  bereits  in  symme- 
trisch gegliederte  Schnörkel  verschränkt ,  weist  der  Ring  Ver- 
zierungen auf,  wie  sie  nur  einer  bestimmten  Periode  und  einem 
abgegrenzten  Kreise  im  16.  Jahrhundert  angehörten.    Wer  sieb 


349 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


350 


unter  den  Denkmälern  der  Kleinkunst,  namentlidi  des  Kupfer- 
stiches dieser  Zeit  umgesclien,  wird  zugeben,  dal's  die  hier  in 
Anwendung  gebrachten  Motive  :  Medaillons  mit  antiquisierenden 
Köpfen,  zwischen  abenteuerlichen  Figuren,  Männern,  Weibern, 
Leoparden  und  Einhörnern  mit  Fischschwänzen,  den  Hnupt- 
vertretern  der  deutschen  Frührenaissance,  Peter  Vischer,  Al- 
brecht Dürer  u.  a.  noch  ziemlich  fremd  sind,  dagegen  ganz 
gewöhnlich   bei   ei-  Fig.  2. 

nem  Kreise  von 
Künstlern  niederer 
Gattung,  die  ihre 
Zeitgenossen  waren, 
aber,  wie  aus  der 
Verschiedenheit  des 
von  ihnen  verarbei- 
teten Künstlerischen 
Materials  hervor- 
geht, andere  Quel- 
len haben  mufften, 
aus  welchen  sie 
schöpften.  Wir 

brauchen  nur  die 
Namen  der  Ho- 
pfer zu  nennen, 
um  für  Kenner  so- 
gleich den  Bereich, 
auf  welchen  wir 
hindeuten,  näher  zu 

charakterisieren. 
So  tief  diese  als  Ku- 
pferstecher standen, 
so  hoch  waren  sie 
zu  ihrer  Zeit  gewifs 
als  das  geachtet, 
was  eigentlich  ihres 
Handwerks  war,  als 
Harnisch  -  Aetzer. 
Ganz  ähnliche  Kö- 
pfe    und    Figuren, 

wie  sie  auf  unserem  Ringe  vorkommen,  erscheinen  auf  deren 
Radierungen;  sie  wandten  dieselben  ohne  Zweifel  auch  bei  Aus- 
schmückung der  ihnen  anvertrauten  Waffenstücke  an.  Ihre  Stu- 
dien machten  sie,  dem  Zuge  der  ganzen  Zeit  folgend,  bei  den 
italienischen  Aetzmalern,  wie  die  Vertreter  dieses  Betriebes 
genannt  wurden.  Von  ihnen  entlehnten  andere  Gewerke;  und 
es  dürfte,  da  die  nächste  Zeit  schon  wieder  neue  Unterlagen 
des  Geschmackes  brachte,  nicht  zu  gewagt  erscheinen,  wenn 
wir  unser  Becken,  sei  es  auch  nur  der  Zeit  nach,  in  Verbin- 
dung mit  jenen  Künstlern  bringen.  Es  würde  somit  seine  Ent- 
stehung in  die  dreifsiger,  höchstens  die  vierziger  Jahre  des 
genannten  Jahrhunderts  fallen. 

Nürnberg.  von  Eye. 


Die  Sündenwäsche. 

Die  reinigende  Kraft  des  Wassers,  die  im  Sakrament  der 
Taufe  ihren  Ausdruck  gefunden,  ist  auch  wiederholt  in  der 
Bibel  selbst  und  in  Predigten  aller  Zeiten  als  Bild  gebraucht, 
indem  die  Taufe  eine  Ab waschung  der  Sünde  genannt  wird. 
(Apostelgesch.  22,  16:  „Lafs  dich  taufen  und  abwaschen  deine 
Sünden".)     So  heifst  es  in  Grieshabers  Predigten  dos  13.  Jhdts. 

n,  24:  „Swenne 
der  mensch  wirt 
getoufet  in  dem  hei- 
ligen toufe,  wirt  er 
geweschen  unde  ge- 
reinet von  allen  si- 
nen  Sünden";  dann 
das.  S.  26:  „Der 
zarte  got  von  hi- 
mel  der  hat  den 
heiligen  touf  mit  si- 
nem  rosenvarwen 
bluot  geheiliget  un- 
de in  dem  so  hat 
er  uns  geweschen 
von  allen  unsern 
Sünden". 

Andere  Stellen 
nennen  das  Erlö- 
sungswerk selbst, 
an  dem  wir  durch 
die  Taufe  Theil  ha- 
ben, ein  Abwaschen 
(in  Uebereinstim- 
mung  mit  Offenb. 
Job.  1,5:  „Und  von 

Jesu  Christo  

der  uns  gewaschen 
hat  von  den  Sünden 
mit  seinem  Blut") ; 
so    Hartmann   vom 
Glauben     1040: 
„Bluot  unde  wazzer  wosch  der   werilde  laster."     Ebenso  wird 
das  Bild  des  Abwaschens  auch  übertragen  auf  Reue  und  Beichte. 
So    bei  Freidank    35,  5:    ,,Swer  mit  Sünden    si   geladen,    der 
sol  in    herzeriuwe    baden";  bei   Nithart    (Haupt   p.  87,    13): 
„Woene   ich    sündehafter  in   den  riuwen  baden";   in    Diemer's 
Genesis    30,    22:    Die    riuwigen  za?here  gebeut  uns   die  toufe 
wiedere,  daz  helleviar  si  leschent,  von  Sünden  si  uns  waschen!", 
und  in  einer  Predigt  des  14.  Jahi'hunderts:  „Der  burne  (Brun- 
nen)  daz    ist    eine  lüter  bihte,   mit  der  soltu  alle  dine  sünde 
abe  weschen". 

So  lag  es  denn  nahe,  dafs  das  Bild  des  Abwaschens  der 
Sünde  auch  in  Beziehung  auf  das,  für  das  weibliche  Geschlecht 
so    wichtige    Geschäft    in   der   Waschküche    gebracht    wurde. 


351 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


352 


Gleichwie  dieses  in  regelniäfsigen  Zeiträumen  betrieben  wird, 
soll  auch  die  Beichte  regelniüfsig  geschehen.  Es  ist  daher  für 
ein  Frauenkloster  nichts  Befremdliches,  dafs  daselbst  die  Beichte 
geradezu  unter  dem  Bilde  einer  grofsen  Hauswäschc  dargestellt 
■wurde;  und  so  befindet  sich  denn  im  germanischen  Museum 
ein  alter  Holzstock,  der  aus  dem  schwäbischen  Frauenkloster 
Süflingen  stammt  und,  wie  der  Äugenschein  lehrt,  einst  viel 
gebraucht  war,  wenn  auch  bis  jetzt  kein  Abdruck  davon  be- 
kannt geworden  zu  sein  scheint.  Da  uns  eine  grofse  Zahl  al- 
ter Ilolzstöcke,  aus  jenem  Kloster  stammend,  mit  der  Hafsler'- 
schen  Sammlung  zugegangen,  so  ist  es  sehr  wahrscheinlich, 
dafs  dort  die  Nonnen  selbst  den  Bedarf  an  Heiligenbildern 
für  die  Vertheilung  an  Kinder  und  Erwachsene  druckten ;  und 
so  mag  auch  jenes  Bild  mancher  Hausfrau  als  Ermahnung  zu- 
gekommen, aber,  wie  fast  alle  solche  Blätter,  auch  das  letzte 
Exemplar  desselben  vom  Winde  verweht  worden  sein.  Wir 
bringen    den    Holzschnitt   zum    Abdruck;     er    zeigt,    wie    das 


Christkind  und  die  Nonne  geraeinsam  waschen.  Das  Christ- 
kind ist,  dem  Kerne  des  Bildes  entsprechend,  der  eigentlich 
thätige  Theil.  Es  wäscht  und  hat  noch  einen  grofsen  Bottich 
Wäsche  hinter  sich.  Die  Nonne  hält  nur  noch  ihre  eigene 
schmutzige  Wäsche  zum  Auswinden  hin.  Der  Stil  der  Zeich- 
nung zeigt,  dafs  das  Bild  dem  eigentlichen  Mittelalter  nicht 
mehr  angehört,  vielmehr  in  das  16.  Jhdt.  fällt,  das  sich  neben 
Behandlung  der  ernstesten  Fragen  auch  viel  mit  theologischen 
Spielereien  beschäftigte. 

Dieses  Bild  ist  kulturgeschichtlich  nicht  blos  deshalb  wich- 
tig, weil  es  zeigt,  in  welcher  Weise  solche  theologische  Spie- 
lereien aufgefafst  wurden;  es  ist  auch  für  die  Geschichte  des 
Hauswesens  nicht  ohne  Bedeutung.  Gerade  so,  wie  hier  im 
Bilde  das  Christkind,  behandelten  in  Wirklichkeit  die  Hausfrau 
und  ihre  Magd  die  Wäsche;  wir  haben  also  auch  einen  nicht 
genug  zu  sehätzenden  Beitrag  zur  Geschichte  des  Hauswesens 
in  dem  Bilde  zu  sehen. 

Nürnberg.  A.  Essenwein. 


Zur  Spriehwörterkunde. 

Eine  Mitth eilung  und  Anfrage. 

Eine  beiläutige  Anführung  Luthers  in  seiner  Schrift  „Wi- 
derruf vom  Fegfeuer,  1530'  scheint  für  die  Kenntnifs  der 
Sprichwörter  in  genereller,  wie  in  specieller  Beziehung  Beach- 
tung zu  verdienen.  Luther  führt  dort  u.  a.  aus,  dafs  die  Kir- 
chenväter gelegentlich  in  guter  Meinung  Gedanken  in  den  bibli- 
schen Text  hineingetragen,  die  der  ursprünglichen  Bedeutung 
desselben  fern  ablägen,  dafs  sie  aber  auch  für  diese  ihre  Ein- 
fälle die  Verbindlichkeit  von  Glaubensartikeln  nicht  beansprucht 
hätten.  „Solche  Weise  die  Schrift  zu  führen,  heilst  catachre- 
sis,  abusivus  modus  loquendi,  ein  Mifsverstand,  dafs  man  der 
Schrift  zuweilen  einen  Spruch  abborget,  und  reifset  damit  ei- 
nen Possen  (wie  wirs  nennen),  doch  ohn  Schaden  dem  Text 
und  dem  rechten  Verstand,  welcher  den  Ernst  ohn  alle  Possen 
haben  soll.  Wie  man  aus  dem  Alexandro  solcher  Possen 
sehr  viel  gemacht  hat,  als:  U  non  mutabis,  donec  plu- 
ralc  videbis:  man  soll  alt  schuch  nicht  wegwerfen, 
man  habe  denn  neue.  Indeclinabile  vulgus:  derPo- 
fel  ist  ein  ungezogen  ding.  Wiewohl  es  wäre  besser,  man 
liefse  mit  solchen  Possen  die  heilige  Schrift  unverworren" 
u.  s.  w.     (Erlanger  Ausg.  Bnd.  XXXI,  S.  202). 

Es  handelt  sich  hier  also  um  die  weniger  zugänglichen 
Commentarc  zu  der  Grammatik  des  Alexander  von  Dole,  die 
nach  Luther  „sehr  viele"  deutsche  Sprichwörter  bieten  müfsten. 
Ich  will  diese  Hoffnung  von  vorne  herein  nicht  abschneiden; 
die  Pietät  aber  gegen  den  grofsen  Mann  hält  mich  nicht  zu- 
rück, dieser  Aussicht  gegenüber  einen  vorsichtigen  Zweifel  zu 
äufsern.  Des  geistesverwandte  und  dankbare  Zögling  des  Re- 
formators, der  ehrwürdige  Rector  des  Klosters  Ilfeld,  Mich. 
Neander,  hat  für  seine  Sammlung  leoninischer  Verse,  die  den 
dritten  Theil  seiner  Ethice  vetus  1585  füllt,  nach  seinem  eige- 
nen Geständnifs  den  ganzen  Wust  scholastischer  und  gramma- 
tischer Commentatoren  des  Mittelalters  durchgeackert  und 
nennt  unter  diesen  auch  die  Glossatoren  des  Alexander ;  (siehe 
die  vollständige,  auch  biographisch  wichtige  Vorrede  in  meinem 
Abdruck  in  den  Jahrb.  f.  PhiL  u.  Päd.  1864,  S.  169  if.  und 
den  hierher  gehörenden  Abschnitt  in  Suringar's  neuem  und  nicht 
blos  wegen  der  Neuheit  fesselnden  und  schönen  Werke  Eras- 
mus  over  nederl.  Spreekw.  etc.,  Utrecht  1873,  S.  LXX).  In 
meiner  Ausgabe  Neander's  (Schwerin,  1864)  habe  ich  nun 
sämmtliche  deutsche  Sprichwörter,  die  N.  gelegentlich  zu  den 
leoninischen  anzieht,  zu  verzeichnen  gesucht,  finde  aber  nur 
das  einzige,  was  hierher  gehören  könnte  (S.  45  meiner  Ausg.) : 
V.  non  mutabis,  donec  plurale  videbis.  Man  soll  den  alten 
Rock  nicht  hin  werffen,  biss  man  einen  newen  habe. 

Daraus  ziehe  ich  nun  den  Schlufs:  entweder,  was  un- 
wahrscheinlich, Neander  hat  das  vorhandene  Material  wenig 
ausgebeutet,  oder ,  was  nicht  ganz  unwahrscheinlich ,  der  treff- 
liche Luther  hat  in  seinem  religiösen  Eifer  die  vereinzelten 
Fälle    zu  rasch    verdoppelt   oder   verallgemeinert.     Damit   wir 


353 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


354 


aber  nicht  blos  negativ  verfahren,  damit  unsere  Frage  nicht 
in  ein  kahles  Entweder  —  Oder  auslaufe,  wo  ein  sicheres 
Drittes  möglich  sein  mufs:  so  bitte  ich  geradezu  sachkundige 
Forscher,  vor  allen  meinen  theuren,  an  Eifer  wie  an  Mitthei- 
lungslust  uns  alle  beschämenden  Freund  J.  Franck  in  Landau, 
aus  der  Fülle  seiner  Belesenheit  uns  eine  kleine  vorläufige  Be- 
lehrung nicht  vorenthalten  zu  wollen.  —  So  viel  über  diese 
wenig  bekannte  neue  Quelle  zur  deutschen  Sprichwörterfor- 
schuug. 

Im  Speziellen  bemerke  ich  noch,  dafs  ich  nach  Luther 
den  lateinischen  Spruch,  den  ich  in  meiner  Ausgabe  Neander's 
noch  mit  einem  Fragezeichen  begleitet,  mit  Recht  auf  die 
Flexion  der  Neutra  der  4.  Declination  zu  beziehen  glaube. 
Diese  behalten  ihr  ?{  im  Numerus  singularis.  Die  Deutung, 
die  Saudvofs  (s.  Wander,  Sprichwörter- Lexikon ,  Bnd.  III, 
S,  1703:  Rock,  Nr.  58)  gibt,  wonach  an  die  römischen  Zahl- 
zeichen V  und  X  zu  denken  wäre,  erweist  sich  demnach  als 
eine  unzulässige  Hypothese.  In  der  Ausgabe  des  Daniel  von 
Soest  durch  v.  Schmitz  S.  30  steht,  gleichfalls  mit  Bezug  auf 
Alexander:  vestem  non  mutabis  etc.  Hat  die  Originalaus- 
gabe, was  ich  nicht  zu  entscheiden  weifs,  auch  schon  diese 
Lesart,  so  gibt  dieselbe  den  Spruch  doch  nicht  in  der  ur- 
sprünglichen, sondern  in  einer  der  augenblicklichen  Situation 
accommodierten  Fassung.  Auch  hierüber  hätte  ich  gerne  Ge- 
wifsheit  von  einem  autoptischen  Kenner  der  Editio  princeps. 

Schwerin.  Friedr.  Latendorf. 


Die  städtische  Kuustsammlimg  zu  Eamberg. 

In  einer  Zeit,  wo  aller  Orten  Unbildung  sich  verheerend 
über  unser  altes  wie  neues  Kulturerbe  wirft,  müssen  die  Fälle 
begrüfst  werden,  wo  einmal  Macht  mit  besserer  Einsicht  sich 
paart.  Zwar  steht  die  Frage  nach  Kunst  und  "Wissenschaft, 
die  man  sonst  voranstellen  durfte,  jetzt  erst  in  zweiter  und 
dritter  Reihe,  aber  an  dieser  Stelle  kann  von  nichts  Anderem 
die  Rede  sein.  So  begrüfsen  wir  mit  Freuden  das  Aufblühen 
eines  Institutes,  das  mit  Recht  zu  den  guten  Zeichen  unserer 
Tage  gezählt  werden  darf,  nämlich  das  der  städtischen  Kunst- 
sammlung zu  Bamberg,  welche,  erst  seit  Kurzem  an  das  Licht 
gerufen,  in  so  achtungswerther  Gestalt  dasteht,  dafs  Laien  und 
Kenner  daran  Genugthuung  finden  müssen.  Ihre  Geschichte 
ist  kurz  folgende.  In  der  ersten  Restaurationsepoche  die- 
ses Jahrhunderts,  als  man  gleichfalls  eine  neue  Zeit  nicht 
besser  heraufführen  zu  können  glaubte,  als  indem  man  die  alte 
rücksichtslos  über  Bord  werfe,  hatte  auch  Bamberg  das  Glück, 
einige  Männer  zu  besitzen,  welche,  wie  die  Gebrüder  Boisseree 
am  Rhein,  von  den  vergeudeten  Kunstschätzen  früherer  Jahr- 
hunderte mit  stillem  Eifer  so  viel  retteten,  wie  ihre  leider  all- 
zu bescheiden  zugemessenen  Mittel  es  erlaubten.  Der  vorzüg- 
lichste unter  diesen  Sammlern  war  der  1776  geborene  Dom- 
vikar Joseph  Hemmerlein,  dem  es   gelang,  indem   er  alle 


übrigen  Ansprüche  seines  Lebens  auf  das  geringste  Mafs  zu- 
rückführte, eine  Gallerie  von  116  durchweg  guten  Gemälden 
zusammenzubringen.  Ein  anderer  war  der  Stadtpfarrcr  Schel- 
len berger,  w^elcher  39,  gröfstentlicils  altdeutsche  Bilder,  so- 
wie CO  Nummern  kleiner  Holz-  und  Elfenbeinschnitzereien  hin- 
terliefs.  Einige  Gemälde  hatte  der  Domcapitular  Betz  erwor- 
ben. Alle  drei  waren  mit  zu  groFter  Liebe  ihren  Kunst- 
schätzen zugethan,  als  dafs  sie  nicht  gewünscht  hätten,  nach 
ihrem  Tode  dieselben  dem  gemeinen  Nutzen  zu  Gute  kommen 
zu  lassen.  Leider  giengen  sie  auf  dem  Wege  in  Verfolgung 
ihres  Zieles  auseinander.  Schellenberger,  welcher  1832  starb, 
vermachte  seine  Sammlung  dem  Krankenliause,  Betz  seine  Bil- 
der dem  Armeninstitut,  Hcmmerlein  die  seinigen  der  Stadt  als 
solcher.  Wer  aber  Gelegenheit  hatte,  Erfahrungen  auf  diesem 
Gebiete  zu  sammeln,  weifs,  dafs  mit  solchen  Vermächtnissen 
noch  bei  weitem  keine  öffentlichen  Anstalten  begründet  wer- 
den. Nicht  selten  wird  das  Erbe  unwillig  aufgenommen,  als 
Last  in  die  Ecke  geschoben  und  geht  der  Gemeinde  verloren, 
wie  es  gewonnen  worden.  Und  wo  auch  die  Verhältnisse  sich 
günstiger  gestalten,  ist  bis  zur  wirklichen  Hebung  des  Schatzes 
und  seiner  Vermittelung  an  das  Verständnifs  des  Publikums 
noch  ein  weiter  Schritt.  Auf  Anordnung  des  Bamberger  Ma- 
gistrats wurden  die  drei  Sammlungen  vereinigt,  in  einem  Lo- 
kal des  Bürgerspitales  auf  dem  Michelsberge  aufgestellt  und 
ihnen  sogar  in  der  Person  des  bekannten  Malers  Joseph 
Dorn  ein  Gallerieinspektor  gegeben,  dessen  Wittwe,  die  selbst 
als  Künstlerin  nicht  verdienstlose  Rosalie  Dorn,  i.  J.  1842 
die  Sammlung  durch  ein  Geschenk  von  31  Gemälden,  gröfsten- 
theils  Arbeiten  ihres  Mannes,  bereicherte.  Seitdem  sank  die- 
selbe in  Vergessenheit.  Das  Verdienst,  sie  wieder  hervorge- 
zogen und  zu  einem  den  gesteigerten  Ansprüchen  der  Gegen- 
wart entsprechenden  Stande  erhohen  zu  haben,  gebührt  dem 
Bürgermeister  Dr.  Schneider,  der,  nicht  ohne  von  widerstre- 
benden Elementen  aufs  heftigste  bekämpft  zu  werden,  mit  hin- 
reichender Unterstützung  der  Stadtverordneten  es  durchsetzte, 
dafs  statt  der  bisherigen,  durchaus  ungeeigneten  Lokalitäten 
sehr  günstige  im  sog.  Kanzleigebäude  des  ehemaligen  Klosters 
Michelsberg  mit  2  Sälen,  13  Zimmern  und  einem  langen  Cor- 
ridor  erworben  wurden.  Zugleich  ward  die  Gelegenheit  be- 
nutzt, eine  vom  Seminarinspektor  Heunisch  hinterlassene 
Sammlung  von  86  Gemälden,  unter  welchen  mehrere  von  her- 
vorragender Bedeutung,  unter  günstigen  Bedingungen  zu  er- 
stehen. Das  rasch  sich  herausstellende  würdigere  Aussehen 
der  Gallerie  ermuthigte  sodann  auch  Andere,  durch  Geschenke 
deren  Bestand  zu  vermehren,  unter  welchen  vier  grofse  Car- 
tODS  des  Malers  Deckelmann,  von  welchen  drei  als  Fresken 
im  Nationalmuseum  zu  München  ausgeführt  sind,  und  zwei  an- 
dere des  1872  zu  Olevano  verstorbenen  Malers  A.  Krens  her- 
vorzuheben sind.  Die  vorzüglichste  Bereicherung  erfuhr  die 
Sammlung  aber  durch  einen  Beitrag  von  156  Gemälden  aus 
dem  Depot  der  bayerischen  Staatssammlungen,  darunter  sehr 
schätzbare  Bilder  der  niederländischen   und  deutschen  Schulen 


355 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


356 


des  17.  und  18.  Jahrhunderts.  —  Zur  Durchführung  des  gan- 
zen Unternehmens  bot  sich  eine  geeignete  Kraft  in  dem  als 
Gemälderestaurateur  rühmlichst  bekannten  Hofmaler  A.  Hau- 
ser, der  mit  Kenntnifs  und  aufopfernder  Hingabe  das  vorhan- 
dene Material  gesichtet,  geordnet  und  in  den  hochgelegenen, 
hellen  Räumen  aufgestellt  hat.  Derselbe  steht  nunmehr  auch 
als  Conservator  der  so  iu's  Leben  gerufenen  städtischen  Gal- 
lerie  und  Kunstsammlung  vor  und  wird  demnächst  einen  Kata- 
log über  deren  Inhalt  herausgeben. 

Erstere  besteht  gegenwärtig  aus  550  Gemälden,  die  zweite 
aus  119  Nummern  verschiedener  Art.  Unter  jenen  sind  die 
älteren  deutschen  wie  niederländischen  Schulen  mit  64  Stücken, 
die  Italiener  mit  62,  die  Spanier  mit  11  vertreten;  die  übrigen 
sind  spätere  Deutsche  und  Niederländer  nebst  einigen  Franzosen. 
Drei  vorzügliche  Arbeiten  des  Michael  Wohlgemuth  —  so- 
weit der  Gesammtbcgriff  seiner  Werkstätte  und  Schule  auf 
den  einen  Namen  sich  zurückführen  läfst  — ■  zusammengehörende 
Stiftungen  der  Familie  Volkamer  zu  Nürnberg,  erst  jüngst 
käuflich  erworben,  sind  es,  was  in  der  ersten  Abtheilung  vor- 
züglich den  Blick  des  Kenners  anf  sich  zieht.  Sie  stellen  eine 
Kreuzigung  Christi,  die  Beweinung  seines  Leichnams  und  die 
Krönung  der  Maria  dar.  Die  Familienglieder,  zu  deren  Ge- 
dächtnifs  die  Bilder  ausgeführt  worden,  sind  zwar  1483,  1494 
und  1521  gestorben;  allein  es  kommt  zu  jener  Zeit  so  häufig 
vor,  dafs  fromme  Stiftungen  nicht  nur  lange  nach  dem  Ab- 
scheiden derjenigen,  zu  deren  Andenken  sie  bestimmt  waren, 
sondern  auch  vor  dem  Tode  des  Stifters  in  der  Art  gemacht 
wurden,  dafs  er  sich  darin  wie  einen  Verstorbenen  bedachte 
und  die  Jahreszahl  seines  Todes  zu  späterer  Ausfüllung  offen 
liefs,  dafs  wir  keinen  Anstand  nehmen  dürfen,  jene  als  gleich- 
zeitig und  noch  während  des  Lebens  des  genannten  Künstlers 
entstanden  zu  betrachten.  Hat  man  aber  Recht,  indem  man 
aus  dem  weiten  Bereiche  der  Wohlgemuth'schen  Kunst  dieje- 
nigen Arbeiten  dem  Meister  selbst  zuschreibt,  welche  bei  et- 
was matterer  Färbung  durch  tiefere  psychologische  Motivierung 
sich  auszeichnen ,  so  gehören  die  in  Rede  stehenden  Bilder 
einem  hervorragenden,  in  Nürnberg  und  der  Umgegend  viel- 
fach vertretenen  Gehidfen  oder  Zeitgenossen  an,  der  durch  rei- 
chere Compositionen  und  eine  weit  glühendere  Farbe  sich 
kenntlich  macht.  Erwähnenswerth  sind  aufserdem:  zwei  Male- 
reien der  älteren  schwäbischen  Schule,  Vorder-  und  Rückseite 
einer  Tafel,  jene  den  Bufsprediger  Johannes  Capistran  darstel- 
lend, vor  dessen  Kanzel  reumüthige  Seelen  die  Zeugnisse  der 
Hoffahrt  in"s  Feuer  werfen,  diese  verschiedene  alt-  und  neu- 
testamentliche  Scenen  in  verjüngtem  Mafsstabe :  ferner  eine 
Predella  derselben  Schule ,  eine  figurenreiche  Sündfluth  von 
Hans  Baidung  Grün,  bezeichnet  mit  Monogramm  und  der  Jah- 
reszahl 1516;  ein  dem  Matthias  Grünewald  zugeschriebener 
heil.  Willibald,  Stiftung  des  Eichstätter  Bischofs  Gabriel  von 
Eyb,  von  1522;  endlich  ein  merkwürdiges,  an  den  Meister  des 
Marientüdes  erinnerndes  Bild,  das  Porträt  eines  vornehmen 
Mannes    in    schwarzer  und  rother  Kleidung  darstellend,    aber 


mit  1545  datiert.  Auch  die  Italiener  und  Spanier  enthalten 
manches  Treffliche;  der  Schwerpunkt  der  Sammlung  beruht 
aber  in  den  späteren  Meistern,  und  an  dieser  Stelle  mit  vollem 
Recht,  da  es  die  Absicht  einer  städtischen  Gallcrie  zunächst 
nicht  sein  kann ,  Material  für  die  Forschung  im  engeren  Sinne 
zusammenzutragen,  sondern  Interesse  und  Verständnifs  in  der 
Bürgerschaft  zu  beleben,  welcher  die  Leistungen  des  17.  und 
18.  Jahrhunderts  jedenfalls  näher  stehen,  als  die  des  15.  und 
16.  Unter  diesen  finden  wir  bezeichnete  Arbeiten  von  Roland 
Savery,  Ambrosius  Franck,  Jan  von  Goyen,  Abraham  van 
Borsum,  Jakob  de  Bray,  Cornelis  Poelenburg,  David  Teniers 
d.  ä.,  Joost  Cornelifs  Droogsloot,  Joachim  Beukelaer,  Karl 
van  Hffick,  Jakob  Backer,  Joris  van  Son,  Clara  und  Bonaven- 
tura Peeters,  Salomon  Ruysdael,  Peter  van  Kessel,  Samuel 
van  Hoogstraaten,  Gerbrand  van  den  Eeckhout,  Nikolaus 
Berghem,  Nikolaus  Molenaer,  Thomas  Wyk,  Aldert  van  Ever- 
dingen,  Quirin  Brekelenkamp,  Cornelis  de  Heem,  Ludolph  Back- 
huysen,  Jan  van  Hugtenburg,  Dirk  Maas  u.  A.  Vorzügliche 
Bilder  sind:  ein  niederländisches  Volksfest  mit  einem  Ringel- 
rennen, unbezeichnet,  doch  unzweifelhaft  dem  David  Vinken- 
boms  zuzuschreiben ;  eine  Dornenkrönung  von  Hoogstraaten, 
die  Einschiffung  König  Wilhelm's  III.  von  England  am  hol- 
ländischen Strande  von  Backhnysen,  eine  Felsenlandschaft  von 
W.  de  Heusch,  eine  Kanallandschaft  von  Ruysdal,  die  Darstel- 
lung einer  ebenen  Gegend  mit  Fuhrwerken  und  einem  stürmi- 
schen See  von  van  Goyen,  eine  Familienseene  von  Poelenburg 
u.  a.,  die  jede  Gallerie  zieren  würden.  Nicht  ganz  in  Ueberein- 
stimmung  stehen  wir  mit  der  Bezeichnung  eines  Apostelkopfes, 
der  A.  Dürer  zugeschrieben  ist,  in  welchem  aber  offenbar  die 
Arbeit  eines  seiner  bekannten  Nachahmer  vorliegt,  der  den 
Kopf  des  berühmten  Holzschuherischen  Porträts,  hie  und  da 
in  genauer  Kopierung  in  den  eines  heil.  Paulus  umgesetzt  hat. 
Das  Bild  stammt  aus  dem  Nachlasse  von  J.  Heller,  der  es  in- 
defs  in  seinem  Werke  über  Dürer  nicht  erwähnt.  Eine  beson- 
dere Abtheilung  von  etwa  60  Nummern  umfafst  Arbeiten  von 
Künstlern,  welche  in  Bamberg  geboren  sind,  oder  dort  lebten. 
Unter  den  übrigen  Gegenständen  heben  wir  nur  einen  ge- 
wehten Teppich  vom  Ende  des  15.  Jahrhunderts  hervor,  der 
wegen  seiner  Ausführung  und  untadelhaften  Erhaltung  als  eine 
seltene  Kostbarkeit  zu  schätzen  ist.  Er  enthält  innerhalb  einer 
Einfassung  von  reichen  Blumen-  und  Blattgewinden  neun  Dar- 
stellungen aus  der  Passionsgeschichte,  die,  zu  je  dreien  über 
einander  geordnet,  ein  fast  quadratisches  Format  abgeben. 
Auch  die  einzelnen  Scenen  sind  durch  schmale  verzierte  Leisten 
geschieden,  so  dal's  der  ornamentale  Charakter  des  Ganzen,  in- 
dem die  zwar  räumlich  beschränkten,  aber  durch  Farbenpracht 
überwiegenden  Verzierungen  im  Gleichgewicht  zu  den  figürli- 
chen Darstellungen  bleiben,  wohl  bewahrt  wird.  Der  Teppich 
ist  Eigenthum  der  Marianischen  Bürgersodalität  zu  Bamberg 
und  mufs  zu  praktischen  Zwecken  kaum  je  verwendet  worden 
sein;  denn  seine  Farben  sind  frisch,  als  wäre  er  eben  erst  aus 
dem  Webstuhl  gekommen,    und    er    entfaltet  noch    die    ganze 


357 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutsclien  Vorzeit. 


358 


Pracht  der  Gobelins,  von  welcher  man  sonst  so  selten  einen 
Begriff  erhält.  Besonders  interessant  wird  er  aber  noch  da- 
durch, dafs  die  Verfertigerin  desselben,  eine  Nonne,  sich 
selbst,  wie  sie  am  Webstuhl  arbeitet,  in  der  unteren  Bordüre 
dargestellt  hat  —  ein  nicht  unwichtiger  Beleg  dafür,  dafs  der 
Ursprung  dieser  Teppiche  nicht  allein  in  den  Brabanter  Fabri- 
ken zu  suchen  ist. 

Eine  bedeutende  Bereicherung  steht  dem  Institute  in  näch- 
ster Zeit  bevor,  indem  der  Beschlufs  gefafst  ist,  mit  ihm  die 
vom  Biographen  Dürer's,  Joseph  Heller,  der  Stadt  vermachte 
und  bisher  in  der  öffentlichen  Bibliothek  niedergelegte  Samm- 
lung der  Kupferstiche,  Holzschnitte  und  Handzeichnungen  jenes 
Meiäters  zu  vereinigen,  nachdem  eine  Anzahl  dieser  Stiftung 
angehörender  Oelgemälde  derselben  bereits  einverleibt  wor- 
den ist. 

Nürnberg.  A.  von  Eye. 


Spliragistische  Aphorisineu. 

LXXVI. 


Wir  theilen  hier  das  schöne  und  interessante  Siegel  III. 
A.  3.  der  Gräfin  Hedwig  von  Ravensberg ,  geb.  Edlen  von  der 
Lippe  (1270 — 1315)  mit,  und  zwar  nach  einem  abgeschnittenen 
Original  von  grünem  Wachs,  an  weifsleinenen  Schnüren,  in  der 
k.  Kunstkammer  in  Berlin.  Ganz  ähnliche  Siegel  der  Grä- 
fin Hedwig  hängen  an  Urkunden  von  1278,  1283  und  1291 
im  k.  Staatsarchiv  zu  Münster;  aber  von  einem  anderen  Stem- 
pel. Auf  diesen  letzteren  zeigt  sich  u.  A.  das  Gesiebt  der 
Sieglerin  en  face*). 


*)  Auf  einem  Gypsabgufs  des  Siegels  von  1283  in  meiner 
Sammlung  ist  deutlich  auf  dem  Hut  ein  Busch  oder  Bruch  zu  se- 
hen, welcher  nach  genauer  Vergleichung  mit  dem  Original,  welche 
Dr.  Wilmans  für  mich  vorzunehmen  die  Güte  hatte,  auf  letzterem 
sich  nicht  befindet ;    es    mufs    sich   also  auch  hier  beim  Abgiefsen 


Wir  sehen  die  Gräfin,  mit  einem  ganz  eigenthümlichen 
Hute  bedeckt,  mit  zwei  Falken,  deren  einer  bereits  im  Weg- 
fliegen. Offenbar  reitet  sie  auf  einem  Maulthier,  dessen  ge- 
streifte Decke  abwechselnd  die  Kavensbcrgischen  Sparren  und 
die  Lippe'sche  Rose  zeigt,  nach  Art  der  Alliance- Wappen  im 
heraldischen  Gcschmacke  jener  Zeit. 

Ein  ähnliches  Siegel  der  Gräfin  Adelheid  von  Cleve  (nur 
mit  dem  Unterschiede,  dafs  hier  die  Gräfin  auf  einem  Pferde 
reitet  und  die  damals  gewöhnliche  Kopfbedeckung  der  Damen, 

eine  gerade,  runde  Ilanbe,  trägt)  vom 
J.  1265  haben  wir  in  der  Beilage 
zu  Nr.  2  des  Correspondenzblattes 
von  1864  unter  Nr.  51  unserer  mit- 
telalterlichen Frauensiegel  mitge- 
theilt  und  dabei  bemerkt,  dafs  des- 
sen hier  neben  abgebildetes  Rücksie- 
gel mit  dem  Cleve'schen  Wappen 
den  Beweis  liefert,  dafs  auch  schon 
in  den  ältesten  Wappen  dieses  her- 
zoglichen Geschlechtes  mitunter  acht  Lilienstäbe  vorkom- 
men*). 

Weitere  derartige  Siegel  (IIL  A.  3.),  alle  mit  einem  Fal- 
ken auf  der  Hand**),  führten  u.  A.  —  im  Widerspruch  mit 
Gercken,  welcher  behauptet,  dafs  die  „Sigilla  equestria  bei 
dem  deutschen  Frauenzimmer  nur  sparsam  im  Gebrauch  gewe- 
sen" seien,  —  Gräfin  Elisabeth  von  Spümont,  verwittwete  Cleve, 
1259;  Gräfin  Ricardis  von  Jülich,  1278  (mit  Rücksiegel);  die 
Tochter  der  h.  Elisabeth  von  Thüringen,  Sophie  (f  1284),  Ge- 
mahlin Heinrich's  III.  von  Brabaut ;  die  Gräfinnen  Adelheid 
und  Margarethe  von  Kazzeuelebogen  und  die  Gräfin  Margarethe 
von  Kyburg,  (letztere  drei  aus  dem  13.  und  14.  Jahrhundert) ; 
ferner,  und  zwar  in  spitz-ovaler  Form:  Agnes  von  Eberstein, 
Gemahlin  des  Grafen  Heinrich  von  Zweibrücken  und  Salm  (von 
1279),  Mathilde  Gräfin  von  Waldeck  von  1290;  (letzteres  ziem- 
lich klein,  etwa  in  der  Gröfse  des  im  Anzeiger  1870,  Sp.  274, 
abgebildeten  Siegels  des  Propstes  Nicolaus  von  Mecklenburg, 
aber  etwas  schmäler  als  dieses). 

Diese  beiden  letztern  Frauensiegel,  sowie  viele  andere 
spitz-ovale  Porträtsiegel***)  vonHerren  und  Frauen,  sollten  doch 


ein  fremder  Körper  in  die  Form  eingeschlichen  haben ,  ein  Um- 
stand, der  bisweilen  vorkommt  und  zur  gröfsten  Vorsicht  beim 
Abformen  auffordert,  da  sonst  leicht  falsche  Nachbildungen  echter 
Originale  entstehen. 

*)  Vgl.  L.  von  Ledebur's  Streifzüge,  S.  47. 

**)  Auch  auf  den  Damensiegeln  III.  A.  und  B.  2.  a.  hält  sehr 
häufig  die  Sieglerin  einen  Falken  auf  der  Hand  ;  auch  Hunde  kom- 
men oft  vor.  Eine  ungewöhnliche  Beigabe  auf  dem  Siegel 
HI.  B.  2.  a.  der  Gräfin  Imagina  von  Truhendingen  ist  das  Eich- 
horn, welches  am  rechten  Arm  der  Gräfin,  welchen  sie  auf  den 
Wappenschild  stützt,  hinaufläuft. 

***)  Bei  Porträtsiegeln  zu  Pferde  ist  die  runde  Form  die  bei  wei- 
tem gewöhnlichste,  und  die  spitz-ovalen,  sowie  die  schildfor- 


359 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


360 


endlich  die  Gelehrten  überzeugt  haben,  dal's  diese  Siegelform 
durchaus  nicht  blos  von  geistlichen  Personen  geführt  ^Yurde; 
es  war  reine  Geschmackssache. 

Auch  Maria,  die  Tochter  Karl's  des  Kühnen  von  Burgund, 
die  nachmalige  Gemahlin  Kaiser  Maximilian's  I.,  ist  auf  ihrem 
grofsen  Siegel  (12  cm.  im  Durchmesser)  von  147G  zu  Pferd, 
mit  dem  Falken  in  der  Linken  abgebildet*). 

Auch  bei  der  Bezeichnung  solcher  Siegel,  auf  welchen 
eine  Frau  zu  Pferd  dargestellt  ist,  bewährt  sich  unser  Classi- 
ficatious-System.  Die  Bilder  dieser  Siegel  sind  ganz  von  der- 
selben Art,  wie  die  der  Portriltsiegel  der  Herren  zu  Pferd, 
und  gehören  daher  in  dieselbe  Glasse  III.  A.  oder  B.  3.  der 
Porträtsiegel,  ohne  oder  mit  Wappen,  zu  Pferd;  aber  mau 
kann  sie  deshalb  doch  nicht,  wie  letztere,  einfach  „Reitersie- 
gel" nennen,  von  der  ganz  unrichtigen  Bezeichnung  „Pferd- 
siegel" oder  gar  „Maultliiersiegel",  wie  im  obigen  Falle ,  ganz 
zu  geschweigen. 

LXXVII. 


Wie  bei  den  Porträtsiegeln   der  Herren    zu   Pferd,    na- 
mentlich seit  dem  13.  Jahrb.,    die    mit   Wappen    (III.  B.  3.) 


mio-en  dieser  Gattung  (III.  A.  u.  B.  3.)  gehören  immerhin  zu  den 
Seltenheiten.  Derartige  spitz-ovale  Siegel,  (III.  A.  3.)  führten 
u.  A.  die  Markgrafen  von  Meifsen  Otto  (llTOj  und  Dieterich  (vor 
1222),  sowie  Graf  Wilhelm  von  Glitz'oerg  (1141);  schildförmige 
(III.  13.  3.)  führten  u.  A.  Philipp  von  Hohenfels  (1262),  Graf  Wit- 
tekind von  Battenburg  (1265)  und  Arnd  Frysack,  138G;  (auf  letz- 
teres, sehr  kleine  Siegel,  auf  welchem  der  Reiter  auf  der  Jagd  und 
in  ein  Hifthorn  stol'send  abgebildet  ist  (vgl.  v.  Ledebur,  Archiv 
Taf.  I.  Fig.  8),  werden  wir  wegen  dieser  ganz  ungewöhnli- 
chen Darstellungsweise,  welche  uns  bis  jetzt  nur  noch  auf  drei 
weiteren  mittelalterlichen  Siegeln  begegnet  ist,  später  zurückkom- 
men). 

*)  Das  bei  v.  Eye :  „Kunst  und  Leben  der  Vorzeit",  Bnd.  I., 
Heft  IV,  Taf.  V  abgebildete  Siegel  enthält  dasselbe  Bild,  nur  ist  hin- 
ter dem  Falken  ein  kleines  Andreas-Kieuz  oder  X  angebracht,  wel- 
ches auf  unserem  Siegelabguls  fehlt,  der  überdies  in  dem  breiten 
Kande  der  in  zwei  Linien  geschriebenen  Legende,  oben  nebenein- 
ander drei  Wappenschilde:  Burgund,  Brabant  und  Flandern, 
enthält,  welche  noch  etwas  in  das  Siegelfeld  hereinragen. 


die  gewöhnlichsten  sind,  so  kommen  bei  den  Porträtsiegelu 
der  Frauen  zu  Pferd,  umgekehrt,  die  ohne  Wappen  (III.  A. 
3.),  schon  der  Natur  der  Sache  nach,  am  häufigsten  vor. 

Obiges  Siegel  ist  daher  schon  wegen  der  beiden  Wappen- 
schilde, sowie  durch  seine  Kleinheit*)  sehr  selten;  besonders 
interessant  ist  es  auch  noch  durch  die  Peitsche  mit  drei  Schnü- 
ren, welche  die  Sieglerin  in  der  linken  Hand  trägt.  Dasselbe 
gehörte  der  Frau  Kunignnde  von  Dann ,  geborenen  Gräfin  von 
Virneburg,  wie  die  beiden  Wappen  anzeigen,  und  kommt  in 
den  Jahren  1326 — 1353  vor.  Die  Legende,  die  nur  noch  theil- 
weise  erhalten  ist,  lautete:  Sigillum  Kunigundis  domine  de 
Dune. 

Auf  einem  Siegel  der  Gräfin  Johanne  von  Katzenellenbogen, 
geborenen  von  Montbelliard  (1342  —  49),  mit  der  Legende: 
*  S'  IOl?AKfl.  D'.  MOT0B0LIG'.  COMITISSa.  D'.  KATZß- 
ÖLflBOÖfl.  ist  die  Sieglerin  zu  Pferd  dargestellt,  auf  der 
Linken  den  Falken  und  einen  Hund  unter  dem  Pferd.  Im  Sie- 
gelfeld steht  über  der  rechten  Hand  ein  Dreieckschild  mit  ei- 
nem Adler,  und  unter  der  linken  Hand  ein  solcher  mit  dem 
Wappen  der  Grafen  von  Katzenellenbogen,  dem  aufrechten 
Leoparden  (ob  gekrönt,  ist  nicht  zu  erkennen).  F.-K. 

*)  Das  kleinste  Porträtsiegel  zu  Pferde  dürfte  wol  das  Siegel 
III.  B.  3.  des  Grafen  Hugo  von  Montfort  von  1337  sein,  mit  nur 
2Vi  cm.  Durchmesser. 


Drei  lateinische  Räthsel  des  Mittelalters. 
I. 

Edificor  saxis,  nie  sustinet  in  pede  niarmor : 
P  mihi  si  dcmas,  colo  pascua,  cornibus  armor: 
ToUatur  duplex  mihi  sillaba,  fio  metallum: 
E  quoque  si  demas,  Trojanum  destruo  vallum. 

(Paries). 
II. 
Est  quoddam  flumen,  quod  habet  mirabile  nomen : 
Si  Caput,  est  miles,  si  caudam  dempseris,  ales: 
Si  medium  tuleris,  manat  de  vulnere  sanguis. 

(Vulturnus.) 
III. 
A  genetrice  mea  quendam  pucrum  scio  natum, 
Qui  mihi  nee  fratcr  nee  soror  esse  potest. 

(Inventur  enigmatis  ipse.) 
Aus  einer  Wolfenbüttler  Handschrift    des  13.  Jahrh.    (82. 
10.  Aug.  8.  f.  128). 

Wolfenbüttel.  0.  von  Heinemann. 

(Mit  einer  Beilage.) 


Verantwortliche  Piedaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Fromraann.     Dr.  A.  v.  Eye. 

Verlag  der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischeu  Museums  in  Nürnberg. 


Gedruckt  bei  U.  E   Sobald  in  Nürnberg. 


BEILAGE  ZUM  ANZEIGER  FÜR  KÜNDE  DER  DEUTSCHEN  VORZEIT. 

1873.  JVf  12.  December. 


Clirouik  des  Äcrnianisclicu  Miiscunis. 


Nürnberg,  den  15.  December  1873. 
Den  Mittheilungen,  welche  wir  im  verflossenen  Monate  an 
dieser  Stelle  gegeben,  haben  wir  weitere  erfreuliche  Nachrich- 
ten beizufügen.  Kaiser  Wilhelm,  AUerhöchstwelchem  wir  so  oft 
schon  in  der  Chronik  des  Museums  unseren  Dank  abzustatten  hat- 
ten, hat  einen  neuen  Beweis  unausgesetzter  Fürsorge  für  unsere 
Anstalt  und  warmer  Theilnahme  an  allen  Angelegenheiten  des 
Museums  dadurch  gegeben,  dafs  Se.  Majestät  eine  Gabe  von  1000  fl. 
zu  den  Kosten  der  Uebertragung  des  Augustinerklosters  zu  sen- 
den geruhte.  Auch  Ihre  kaiserl.  Hoheit,  die  Frau  Kronprinzessin 
des  deutschen  Reiches  hat  als  Zeichen  warmer  Theilnahme  an  die- 
ser Angelegenheit  das  so  erfreuliche  Versprechen  gegeben,  ein 
Kunstwerk  eigener  Hand  zu  der  Gabenreihe  zu  spenden,  welche 
die  deutschen  Künstler  uns  zu  diesem  Zwecke  zugehen  lassen. 
Eine  Gabe  von  500  fl.  zu  gleichem  Zwecke  von  Herrn  Reichsrath 
V.  Cramer-Klett  und  eine  solche  von  50  fl.  von  Herrn  Julius  Schil- 
ling beweisen  lebhaft,  dafs  auch  Nürnberg  dieser  Angelegenheit 
sein  Interesse  zuwendet. 

Aber  auch  die  Restauration  und  der  Ausbau  der  Karthause 
selbst,  die  ja  so  grofse  Summen  noch  erfordern  werden  und  be- 
reits erfordert  haben,  so  dafs  ein  namhafter  Theil  der  Anstalts- 
schulden daher  seine  Entstehung  gefunden  hat,  ist  insofern  in  den 
letzten  Wochen  reich  bedacht  worden,  als  zu  Gunsten  der  Bau- 
kasse  Se.  kgl.  Hoheit  der  Grofsherzog  Peter  von  Oldenburg,  Se. 
Hoheit  der  Herzog  Leopold  von  Anhalt  und  Se.  Erlaucht  der  re- 
gierende Graf  Otto  von  Stolberg -Wernigerode  auf  Ruckzahlung 
des  Betrages  für  je  2  Obligationen  des  Museums  ä  500  fl.  verzich- 
tet haben,  und  Ihre  Durchlauchten  die  Fürsten  Hermann  vonHohen- 
lohe- Schillingsfürst  und  Otto  von  Oettingen- Spielberg  je  100  fl. 
gedachtem  Zwecke  zuwandten. 

Unsere  Bitte  um  Ueberlassung  neuer  Münzen  für  die  Münz- 
sammlung hat  freundliche  Gewährung  gefunden  von  Seite  der  kgl. 
bayrischen,  der  herzoglich  Sachsen  -  altenburg'schen  ,  Sachsen -mei- 
ningen'schen  und  hamburgischen  Staatsregierung,  so  dafs  nunmehr 
nur  noch  wenige  deutsche  Regierungen  fehlen. 

Zu  den  Kunstfreunden  und  Künstlern ,  welche  Gaben  für  den 
Ausbau  des  Augustinerklosters  gegeben,  sind  hinzugetreten:  die 
Herren  Bez. -Ger. -Rat h  Dammer  in  Nürnberg,  Hoftheatermaler 
Otto  Jank  und  Genremaler  H.  Schauraann  in  München. 

Durch  den  Tod  des  Dr.  Th.  v.  Kern,  Univ. -Professors  in 
Freiburg,  erlitt  auch  unser  Gelehrtenausschufs  einen  grofsen  Verlust. 

Im  Anschlüsse  an  die  in  Nr.  6  dieses  Jahrgangs  des  Anzeigers 
gebrachten  Pflegsohaftsveränderungen  haben  wir  folgende  nachzu- 
tragen: Neue  Pflegschaften  wurden  errichtet  in  :  Kremsier.  Pfleger: 
KarlKandler,  k.  k.  Bez.-Ger.-Adjunkt  u.  Gemeinderath,  s.  1.  Aug. 
Roth.  Pfleger:  Ed.  Feuerlein,  Maler,  s.  I.Januar  1874.  Wals- 
rode.  Pfleger:  Grütter,  Bürgermeister  a.  D.,  s.  1.  Januar  1874. 
Folgende  Pflegschaften  wurden  neu  besetzt :  Amberg.  Pfleger:  Dr. 
G.Rapp,  k.  Archivar,  s.  1.  Aug.  d.  J.     Bückeburg.  Pfleger:  Dr. 


Hub.  Ermisch,  Erzieher  I.I.  Durchl.  der  Prinzen  v.  Schaum- 
burg-Lippe u.  fürstl.  Hofbibliothekar,  s.  15.  Sept.  d.  J.  Cilli 
(Steierm).  Pfleger:  Dr.  Paul  Wagner,  k.  k.  Bezirks-Commissär, 
s.  8.  Aug.  d.  J.  Eger.  Pfleger:  Gg.  Schmid,  Stadtarchivar, 
s.  15.  Aug.  d.  J.  Eisfeld.  Pfleger:  Max  Brodführer,  Diako- 
nus u.  Rektor,  s.  1.  Sept.  d.  J.  Hersfeld.  Pfleger:  Dr.  Stei- 
ger, Gymnasiallehrer,  s.  9.  Nov.  d.  J.  Lauf.  Pfleger:  Dr.  med. 
W.  Schmidt,  s.  1.  Nov.  d.  J.  Meifsen.  Pfleger:  Dr.  Theod. 
Flathe,  Professor,  s.  15.  Juni  d.  J.  Neustadt  a.  d.  H.  Pfleger: 
Carl  Dreher,  Kaufmann,  s.  12.  Nov.  d.  J.  Seehausen  (Alt- 
mark). Pfleger:  C.  Hey,  Rektor,  s.  S.Juli  d.  J.  Speyer.  Pfleger: 
Ed.  Heydenreich,  s.  15.  Nov.  d.  J.  Stargard  i.  P.  Pfleger: 
Dr.  Reinhold  Dorschel,  k.  Gymnassiallehrer,  s.  8.  Okt.  d.  J. 
Zeulenroda.     Pfleger:  Armin  Bach,  Kaufmann,  s.  1.  Dez.  d.  J. 

Seit  Veröffentlichung  des  letzten  Verzeichnisses  wurden  folgende 
neue  Jahresbeiträge  angemeldet: 

Von  Standesherren :  Braunfels.  Fürst  Ernst  zu  Solms- 
Braunfels,  Durchl.,  20  fl. 

Von  Distriktskassen :  Bischofsheim.  Distriktsarmenkasse 
10  fl.  Brückenau.  Distnktsgemeinde  10  ri.  Ebern.  Distriktsgem. 
10  fl.  Kissingen.  Distriktsgem.  15  Ü.  Landshut.  Distriktsgem.  15  fl. 
Marktheidenfeld  Distriktsgem.  10  fl.  Münnerstadt.  Distriktsgem. 
15  fl.  Neustadt  a,  d.  A.  Distriktsgem.  10  fl.  Stadtamhof.  Distrikts- 
gem. 10  ü. 

Von  Gesellschaften  für  Wissenschaft  und  Kunst : 
Ulm.  Verein  f.  Kunst  u.  Aiterthum  in   Ulm  u.   Oberschvvaben  14  fl. 

Von  geselligen  Vereinen:  Ulm.  Bürgergesellsohaft ,  2fl. 
42  kr. 

Von  Privaten :  Beuthen  0.  S.  Beyersdorff,  Buchhalter,  (statt 
früher  1  fl.  10  kr.)  1  fl.  45  kr.;  Brauer,  Disponent,  (zahlt  schon  seit 
1872)  1  fl.  45  kr. ;  Freudenberg,  Maschineninspektor  (statt  früher 
1  fl.  10  kr.)  1  fl.  45  kr. ;  Dr.  Otto  Friedländer,  Commerzienrath,  8  fl. 
45  kr.;  Grolsmann,  Inspektor,  1  fl.  lOkr. ;  Edm.  Hänsch,  Güter- 
expedient, 1  fl.  10  kr. ;  Herrraann,  Maurermeister,  1  fl.  45  kr. ;  Holz- 
heimer,  Obersteiger,  in  Hubertushütte,  1  fl.  45  kr. ;  Köhler,  Berg- 
direktor, Ifl.  45kr. ;  Köhler,  Sekretär,  1  fl.  45  kr. ;  Menzel,  Hüt- 
tendirektor, in  Antonienhutte  1  fl.  45kr. ;  Nagel,  Kreisrichter,  Ifl. 
10  kr. ;  Ritter,  Maurermeister,  Ifl.  45  kr. ;  Rosenberg,  Betriebsin- 
spektor, Ifl.  45  kr. ;  Rzychon,  Hüttenfaktor,  in  GuduUahiitte,  Ifl. 
45  kr. ;  Schneider,  Bergmeister,  1  fl.  45  kr.  Breslau.  Maschke,  Oberst 
a.  D.,  3  fl.  30  kr.;  von  Prittwitz,  Regierungsreferendar  a.  D.,  Ifl. 
45  kr.  Cannstatt.  C.  Gaupp  jr.  ifl.  45  kr.  Cöln.  Classen-Kappel- 
mann,  Stadtverordneter,  Ifl.  45kr. ;  Cloen  ,  Stadtverordneter,  3  fl. 
30kr. ;  Cramer,  Baumeister,  5fl.  15kr. ;  Deichraann,  Banquier,  17  fl. 
30kr.  ;  H.  Essingh,  Kaufmann,  3  fl.  30kr. ;  E.  Heustadt,  Rentner, 
1  fl.  45  kr. ;  Hospelt,  Stadtverordneter,  1  fl.  45  kr. ;  von  Kaufmann- 
Asser,  Consul,  5  fl.  15kr. ;  Königs,  Commerzienrath,  8  fl.  45  kr. ; 
Fr.  Leiden,  Consul,  5  fl.  15  kr. ;  Aug.  Loest,  Direktor,  8fl.  45kr. ; 
Justizrath  Mayer,  Advokat-Anwalt,  8  fl.  45  kr. ;  Mevissen,  Geh.  Com- 
merzienrath, "l7  fl.  30kr. ;  M.  Neven,  Kaufmann,  3  fl.  30  kr. ;  E. 
Pfeifi'er,  Stadtverordneter,  3fl.  30  kr.  ;  Pflaume,  Bauinspektor,  Ifl. 
45  kr.  ;  A.  Rantenstrauch,  Vice-Consul,  3  fl.  30  kr. ;  Wendelstadt, 
Commerzienrath,  8fl.  45kr. ;  Weyer,  Stadtbaumeister,  Ifl.  45kr. ; 
Fritz  V.  Wittgenstein,  Kaufmann,  3  fl.  30  kr.  Crefeld.  C.  W.  Crous  jr. 
Ifl.;  Joh.  Hermes  Ifl.  45  kr.;  Alfr.  Molenaar  Ifl.  45  kr. ;  Heinr. 
te  Neues  Ifl.  45  kr. ;  Adolf  v.  Randow  Ifl.  45  kr. ;  Roos,  Ober- 
bürgermeister  u.  Regierungsrath,    Ifl.   45  kr. ;  A.  Schmidt,  Predi- 


363 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


364 


ger,  1  fl.  45  kr. ;  Dr.  med.  Schneider  1  fl.  45  kr. ;  Ernst  Seyffardt 
Ifl.  45  kr.;  Heinrich  Seyffardt  1  fl.  45  kr.  Dinkelsbühl.  Carl  Ey- 
ber,  Stadt.  Baurath,  Ifl.;  Gg.  Ganser,  k.  Rentbeamter,  Ifl.;  LamiD- 
recht,  k.  Bezirksgeometer,  Ifl.;  Alfons  Maier,  k.' Sprachlehrer, 
Ifl.;  Georg  Meyer,  k.  Verificator,  Ifl.;  Dr.  Pürkhauer,  protest. 
Dekan,  Ifl.;  Ludw.  Rauschert,  Maurermeister,  Ifl.;  Norbert  Wag- 
ner, k.  Studienlehrer,  Ifl.;  Karl  Zimmerer,  Maurermeister,  Ifl. 
Feucht.  Föttinger,  Oberförster,  in  Behringersdorf  1  fl.  ;  Singer, 
Oberförster,  in  Fischbach  1  fl.  Fürstenfeld  (Steiermark).  Böser, 
Bürgerschullehrer,  2  fl.  20  kr.  ;  Dr.  Alois  Yill,  Advokat,  Ifl.  lOkr. 
Hamburg.  Dr.  ^Yilhelm  Stockfleth  3  fl.  30  kr.  Heilbronn  a.  N.  C. 
Ackermann,  Kaufmann,  1  fl.  45  kr.;  Emil  Baumann,  Fabrikant, 
Ifl.  45  kr. ;  Heinrich  Becker,  Kaufmann,  Ifl.;  v.  Brackenhammer, 
Prälat,  (statt  früher  Ifl.)  Ifl.  45  kr. ;  Adolf  Feyerabend ,  Fabri- 
kant, Ifl.  45  kr.  ;  Gustav  Flaxland,  Polizeiamtmann,  Ifl.  45  kr.; 
Walter  Focke,  Agent,  Ifl.  45  kr. ;  Adolf  Hahn,  Kaufmann,  Ifl.; 
Robert  Köber,  Kaufmann,  1  fl.  45  kr. ;  Ludw.  Lichtenberger,  Fabri- 
kant, 1  fl.  45  kr.:  A.  v.  Marchthaler  jr.,  Kaufmann,  Ifl.  45  kr. ; 
Theodor  Mertz,  Fabrikant,  Ifl.  45kr. ;  Moriz  v.  Rauch,  Fabrikant, 
Ifl.  45  kr.  ;  Ernst  Rümelin,  Banquier,  1  fl.  45  kr.  Hersfeld.  Be- 
cker, Apotheker,  1  fl.  45  kr.  ;  Berlit,  Gymnasiallehrer,  Ifl.  45kr. ; 
Braun,  Gutsbesitzer,  Ifl.  45  kr. ;  Braun,  Rentier,  Ifl.  45kr. ;  Crafs, 
Rechtsanwalt,  Ifl.  45kr. ;  Dallwig,  Amtsrichter,  1  fl.  45  kr.  ;  Diete- 
rich, Gvmnasiallehrer,  1  fl.  45  kr. :  Engelhardt,  Bierbrauer,  Ifl. 
45kr.  ;  Eysell,  Direktor,  1  fl. 45  kr.;  Höhl,  Buchhändler,  1  fl.  45  kr. ; 
Rechberg,  Tuchfabrikant,  Ifl.  45  kr.  ;  Schaub,  Pfarrer,  Ifl,  lOkr. ; 
Steiger,  Gymnasiallehrer,  1  fl.  45  kr. ;  Zimmermann,  Posthalter,  1  fl. 
45  kr.  Klagenfurt.  Dr.  Jos.  Suggin,  k.  k.  Hof-  u.  Gerichtsadvokat, 
2fl.  20  kr.  Leitmerltz.  P.  Anton  Demuth,  Direktor  d.  Taubstum- 
meninstituts ,  Ifl.  lOkr. ;  Dr.  Wenzel  Katzerowsky,  k.  k.  Gyra- 
nas.  -  Professor ,  1  fl.  10  kr.  Lobensteln.  Reichenbacher,  Pastor,  in 
Harra,  52V2kr.  Mainz.  Ludw.  Schön,  Staatsprocurator,  Ifl.  12  kr. 
Mergentheim.  Günther,  Kaufmann,  lli. ;  Maurer,  Bauunternehmer, 
Ifl.  MUncheberg.  Dr.  med.  Max  Wiedemann,  Arzt,  Ifl.  45  kr. 
Naumburg  a.  S.  Kichter,Domsyndikusu.  Stadtrath,  Ifl.  45  kr.  Nidda. 
Pfannmüller,  grol'sh.  Steuerkommissär,  1  fl.  30  kr. ;  Störger,  grofsh. 
Landger.-Assessor,  1  fl.  30  kr.  Nördlingen.  Ludw.  Keck,  Mathema- 
tiklehrer, Ifl.  Nürnbei'g.  Freiherr  v.  Leonrod,  k.  Generalmajor, 
4fl.  Olmiitz.  Dr.  Aug.  Werber,  Advokat,  2  fl.  20  kr.  Prossnltz. 
Job.  Natter,  k.  k.  Bez.-Ger.-Adjunkt,  Ifl.  40  kr.  Ravensburg.  Bre- 
genzer,  Kaufmann,  Ifl.;  Hehl,  Cafetier,  Ifl.;  Wilhelm,  Reallehrer, 
Ifl.  Rudolstadt.  v.  Bärenstein,  Hauptmann,  lfi.45kr. ;  A.Bianchi, 
Kaufmann,  1  fl.  45  kr. ;  Rud.  Blofs,  Töpfermeister,  Ifl.;  Dr.  Gehrke, 
Gj'mnasiallehrer,  Ifl.;  Koppen,  Apotheker,  Ifl.;  Dr.  Lincke,  Kreis- 
gerichtsrath,  Ifl.  45  kr.;  B.  Müller,  Buchhändler,  Ifl.  Salzburg. 
Dr.  Pillwax,  k.k.  Regimentsarzt,  Ifl.  10  kr.  Salzungen.  Gust.  Lom- 
1er,  Oberlehrer,  30  kr.  Schleiz.  Rudolph,  Lehrer  in  Tegau  (statt  frü- 
her 17 '/j  kr.)  35  kr;  Schults,  Gymnasiallehrer,  35  kr.  Schmalkalden. 
Adolf  Lehr,  Maschinenfabrikant,  Ifl.  45  kr.  Weissenburg.  Wilhelm 
Henninger,  k.  Rentbeamter,  1  fl. ;  Gust.  v.  Lacher,  k.  Major  a.  D., 
1  fl.  45  kr. ;  Friedr,  Pflaumer,  Bierbrauereibesitzer,  Ifl.;  H.  Cb.  Rit- 
ter V.  Stettner-Grabenhofen,  k.  Stadt-  und  Landrichter,  1  fl.  Wien. 
Ad.  Beer,   Hofrath,    Ifl.  10  kr.     Zwickau.  Hertwig,    Bergdirektor, 

1  fl.  45  kr. ;  Bruno  Wolfg.  Jahn,  Advokat,  1  fl.  45  kr. ;  Teufer,  Pastor, 
in  Bockwa  1  fl.  45  kr. 

Einmalige  Beiträge  wurden  folgende  gegeben: 
Von  Privaten:  Cannstatt.  v.  Veiel,  Hofrath,  5fl.  Cöln.  Heu- 
ser, Stadtverordneter,  8  fl.  45kr. ;  Marcus,  Stadtverordneter,  17  fl. 
SO  kr.  Rottenburg  (Hessen).  Sammlung  durch  Rechtsanwalt  Gleim 
21  fl.  Schässburg.  Von  den  Gymnasiasten  7  fl.  Schönbrunn.  Benno 
Frhr.  v.  Seefried,  k.  Kämmerer  u.  Rittmeister  a.  D.,  10  fl. 

Unsern  Sammlungen  giengen'ferner  folgende  Geschenke  zu : 

I.  Für  die  kunst-  und  kulturgeschiclitliclien  Samm- 
lungen. 

(Nr.  7017-7038.) 
Altenburg.    Herzogl.  Sachsen-Altenburgische  Staats- 
regierung:   7  sachsen-altenburgische  Silber-  u.  2  Kupfermünzen 
neueren  Gepräges.   —    Fürsfenfeld.     Dr.    Hundegg  er,    Advokat: 

2  Lackabdrucke  von  Siegelstücken  der  Huf-   und  Waff'enschmiede 


zu  Fürstenfeld.  —  Hamburg.  Freie  Stadt:  l  Gold-  und  8  Sil- 
bermünzen Hamburger  Gepräges.  —  Kupferzell.  S  e.  Durch  1.  F. 
K.  Fürst  zu  Hohenlohe-Waldenburg-Kupferzell:  5  An- 
sichten des  Schlosses  Neuenstein,  Photographieen.  —  Meiningen. 
Herzogl.  Sachsen-Meining  en'sche  Staatsregierung:  8 
Sachsen -meiningen'sche  Silber-  und  3  Kupfermünzen  neuesten  Ge- 
präges. —  München.  Kgl.  Bayrische  Staatsregierung:  43 
bayrische  Geschichtsthaler  und  silberne  Currentmünzen  neueren 
Gepräges,  1  Ducaten  von  1856  und  3  Kupfermünzen.  —  Nürnberg. 
Friedrich,  Oekonom:  Steinhammer,  in  der  Nähe  von  Nürnberg 
gefunden.  Albert  Frommann,  Gewerbschüler:  Augsburger  Sil- 
bermünze von  1624.  V.  Gemming,  Oberst:  Handzeichnung  von 
1532.  Radierung  mit  2  Schifien  vom  lö.  Jhdt.  Geuder,  Anti- 
quar: Schächtelchen  und  birnformiger  Behälter  mit  Miniaturdrech- 
seleien  von  Elfenbein.  Gol  dbeck'sche  Familie:  Geschliffener 
Glaspokal  und  bemaltes  Trinkglas,  vom  heil.  Geistspital  zu  Nürn- 
berg dessen  Pfleger  Zwinge!  gestiftet;  verzierte  Laterne  vom  18. 
Jhdt.  2  Perlmuttermedaillons  mit  den  Brustbildern  Christi  und 
Moses.  Nürnberger  Wachssiegel.  Eine  Partie  Kostümstücke,  Toi- 
lettegegenstände u.  dgl.  vom  18.  und  Anfang  des  19.  Jhdts.  Frhr. 
von  Hall  er,  rechtskundiger  Magistratsrath :  Jülich'scher  Gold- 
gulden vom  14.  Jhdt.  Heerdegen,  Grofshändler:  19  Ofenka- 
cheln vom  18.  Jhdt.  Walther,  Professor:  Gothisch  verzierter 
Thürgriff  mit  Unterlage.  —  Rastatt.  Oberst  von  Quistorp,  Com- 
mandeur  des  oberschlesischen  Inf.-Regts.  Nr.  22:  Silbermünze  des 
Kurfürstenthums  Hessen  von  1829;  Hannover'sche  Silbermünze  von 
1844.  —  Regensburg.  G.  W.  Neumann,  Hauptmann:  Sonnenuhr 
von  Blei,  17.  Jhdt.    Verzierte  Holzschachtel  in  Herzform,  17.  Jhdt. 

—  Riga.  Dr.  A.  Buchholz:  Sammlung  von  Einzelblättern,  ca. 
2000  Stück:  Prospecte,  Karten,  Porträte' u.  dgl.  in  Kupferstich, 
Holzschnitt  u.  Steindruck.  —  Salzungen.  G.  Lomler,  Oberlehrer: 
Ein  Stück  Ledertapete  aus  dem  alten  Schlosse  zu  Schm^kalden. 

IL  Für  die  Bibliothek, 

(Nr.  30,590—30,(538.) 

Amberg.  Fedor  Pohl,  Buohh. :  Giehl,  Neumarkt  i.  d.  Oberpf. 

1873.  8.  Dr.  E.  A.  Quitzmann,  Oberstabsarzt;  Ders.,  Isomara, 
die  Priesterin  der  Cisa ;  2  Bnde.  1874.  8.  —  Beerfelden  i.  0.  K.  L. 
Netz,  ev.  Oberpfarrer  u.  Dekan:  Ders.,  Deutschlands  Kampf  u. 
Sieg.  1873.  8.  —  Berlin.  Verein  „Herold":  Vierteljahrsschrift 
für  Heraldik,  Sphragistik  u.  Genealogie  ;  Jhg.  1872,  4.  Heft.  1873.  8. 

—  Bern.  J.  Dalp'sche  Buchh.  (K.  Schmid) :  Roth,  Thun  u.  seine 
Umgebungen.  1873.  8.  —  Bregenz.  Vorarlberger  Museums- 
Verein:  Ders.,  XIH.  Rechenschafts -Bericht  1871  —  72.  1873.  4. 
Colmar.  v.  Cuny,  k.  Appellrath:  Revue  d'Alsace ;  1873,  Oct.  — 
Dec.  8. —  Dresden.  K.  sächs.  statistisch  esBureau:  Zeitschrift 
etc.;  Jhg.  1871  u.  1872.  4.  Bruhns,  Resultate  der  meteorolog.  Be- 
obachtungen etc.  1873.  4.  Dritter  Jahresbericht  über  d.  Medicinal- 
wesen  im  Königr.  Sachsen  auf  d.  J.  1869.  1872.  8.  Petermann,  d. 
Bevölkerung  der  Stadt  Dresden  am  1.  Dec.  1871.  8.  Mittheilungen 
etc.,  Heft  VI  u.  VH.  1872  u.  73.  4.  Flinzer,  d.  i3ewegung  der 
Bevölkerung  in  Chemnitz  v.  1730—1870.  1872.  4.  —  Elberfeid. 
Bergischer  Geschichtsverein:  Ders.,  Zeitschrift  etc.;  VIII. 
Bnd.  1872.  8.  —  Jever.  C.  B.  Mettcker  u.  Söhne,  Verlagshndl.  : 
De  plattdütsche  Kienner  up  dat  Jahr  1871.  8.  —  Köln.  J.  P.  Ba- 
chern, Verlagsh.  :  Zeitbilder  in  Erzählungen;  2.  Aufl.,  12  Bnde. 
1868  —  73.  8.  —  Kronstadt  (Siebenbürgen).  Carl  Jos.  Trausch, 
Grundbesitzer  u.  emer.  Magistrats-Secretär :  Ders.,  Lebensskizze 
des  Franz  Joseph  Trausch.  1873.  8.  —  Leipzig.  B.  G.  Teubner, 
Verlagsbchh. :  Archiv  f.  Litteraturgeschichte,  hg.  v.  Gosche  u. 
Schnon- V.  Carolsfeld  ;  Bnd.  II,  3.  u.  4.  H.,  Bnd.  HI,  1.  u.  2.  H.  1872. 
73.  8.  T.  0.  W  ei  gel,  Verlagsbchh.:  Siegel,  Handbuch  der  kirch- 
lichen Alterthümer;  4  Bnde.  1836  —  38.  8.  Hoffmeister,  histor.- 
kritische  Beschreibung  aller  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  hessi- 
schen Münzen,  Medaillen  u.  Marken  .  2  Bnde.  1862.  4.  —  Lucern. 
Histor.  Verein  der  fünf  Orte:  Ders.,  der  Geschiehtsfreund ; 
XXVin.  Band.  1873.  8.  —  Magdeburg.  Verein  f.  Geschichte 
und  Altert  h  ums  künde  des  Herzog  thums  und  Erzstifts 
Magdeburg:  Ders.,  Geschichts-BUitter  etc. ;  8.  Jahrg.,  1873,  3. 
Heft.    8.    —    Meiningen.    Hennebergischer     alterthumsfor- 


365 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


366 


sehender  Verein,  Ders.,  hennelicrrjisches  Urkundenbuch,  hg. 
V.  Brückner;  VI.  Th.  1873.  4.  —  München.  Theodor  Acker- 
mann, Verlagsh.  :  v.  Bezold,  König  Sigmund  u.  die  Reicliskriege 
o-eo-en  die  Hussiten.  1872.  8.  Jolly,  Geschichte  des  Infinitives  im 
Indogermanischen.  1873.8.  Historisch  o  Commi  ssion  bei  der 
k.  Akademie  der  Wissenschaften:  Schmeller,  ba)'erisches 
Wörterbuch.;  2.  Ausg.  9.  Lief.  1873.  8.  —  St.  Nikolaas.  Oud- 
heits kundige  Kring  van  het  Land  van  Waas:  Ders., 
Annalen  etc.;  V.  Deel,  1.  Afl.  1873.  8.  —  Nürnberg.  Familie 
Goldbeck:  Nürnbergisches  Kinderlehr-Büclilein.  1761.  8.  Hert- 
ling,  erste  Amtspredigt.  1800.  8.  Schüfsler,  Oftiziant :  Zwei 
Mandate  des  Markgrafen  Chrn.  Friedr.  Carl  Alexander  zu  Branden- 
burg u.  des  Königs  Friedr.  Wilhelm  v.  Preul'sen,  die  Abtretung 
der  Fürstenthümer  Ansbach  u.  Baireuth  betreffend.  1791  u.  92.  2. 
—  Prag.  Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böh- 
men: Ders.,  Mittheilungen  etc.  Xü.  Jahrg.,  Nr.  I.  u.  II.  1873.  8.  — 
Regensburg.  Jos.  Baumann,  Hausmeister  im  Krankenhause:  Re- 
geln des  Minchiatta-Siiiels.  1798.  8.  —  Saint-Brieux.  P.-L.  Le-, 
miere:  Ders.,  examen  eritique  des  expeditions  Gauloises  en  Italie. 
1873.  8.  Sonderabdr.  —  Salzungen.  G.  Lomler,  Oberlehrer:  Feuer- 
Ordnung  f.  die  Stadt  Meiningen.  1684.  4.  Jahres-Bericht  des  Haupt- 
vereins der  Gustav -Adolf-Stiftung  im  Herzogth.  S. -Meiningen, 
1870—71.  8.  Dr.  0.  Rückert,  Rektor  der  Stadtschule:  Ders., 
Georg  Ernst,    der   letzte  Graf  zu  Henneberg.  1873.  8.     0.  Witz- 


mann,  Hofbuchh. :  Salzunger  Tageblatt.  1873.  Kr.  2.  3.  5  —  14. 
16.  18.  20.  21.  50-52.  55.  56.  8.  —  Stuttgart.  Max  Bach,  Maler 
u.  Zeichenlehrer:  Ders.,  Musterbuch  für  /eichner,  Lithograjjhen, 
Graveure  u.  Kunst-Gewerbe.  4.  J.  G.  Cotta'sche  Buchh. :  Riehl, 
sämmtl.  Geschichten  u.  Novellen;  2  ,Bnde.  1871.  8.  Riehl,  freie 
Vorträge ;  1.  Samml.  1873.  8.  Pecht,  Kunst  u.  Kunstindustrie  auf 
d.  Wiener  Weltausteilung  1873.  1873.  8.  Gregorovius,  Geschichte 
der  Stadt  Rom  im  Mittelalter ;  Bnd.  7  u.  8.  1872.  73.  8.  K.  w. 
Ministerium  des  Innern:  Staats-Anzeiger  für  Württemberg ; 
Jhrg.  1872.  2.  —  Tübingen.  H.  Laupp'sche  Buchh.:  Probst,  kirch- 
liche Disciplin  in  den  drei  ersten  christl.  Jahrhunderten.  1873.  8. 
—  Utrecht.  Historisch  Genootschap:  Dies.,  Kroniek  etc.;  28. 
Jaarg.,  1872.  1873.  8.  Dies.,  Werken  etc. ;  n.  S.  Nr.  18.  19.  1873. 
8.  —  Wien.  G.  J.  M  an  z' sehe  Buchh.:  v.  Jhering,  der  Kampf  ums 
Recht;  2.  Aufl.  1872.  8. 

III.  Für  das  Archiv. 

(Nr.  4337.) 

Salzungen.  Ludwig  Wucke:  Aktenstücke,  die  der  Stadt 
Salzungen  während  des  dreil'sigjährigen  Krieges  durch  eine  kaiser- 
liche Besatzung  auferlegten  Lasten  und  Drangsale  betr.  1635 — 1638. 
Akten. 


Chronili  der  historischen  Vereine. 


Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deut- 
schen in  Böhmen.     XIL  Jahrg.     Nr.  L  u.  II.     Prag,  1873.    8. 

Materialien  zu  einer  Geschichte  von  Plafs  und  seiner  Umge- 
bung.    Von  Prof.  Beruh.  Scheinpflug.  —  Miscellen. 

Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien.    lU.  Band.     Nr.  8  u.  9.     1873.     8. 

Einheit  oder  Mehrheit  des  Ursprunges  der  menschlichen  Spra- 
chen.    Von  Prof.  Friedr.  Müller. 

Heraldisch  -  genealogische  Zeitschrift.  Organ  des 
heraldisch-genealogischen  Vereines  „Adler"  in  Wien. 
m.  Jahrg.     Nr.  10.     Wien,  October.     1873.     4. 

Zur  Retberg'schen  Terminologie.  (Dr.  von  Querfurth.)  —  Dü- 
rer's  Wappen  mit  den  3  Löwenbäuptern.  (v.  Retberg-Wettbergen.) 
—  Ueber  das  Studium  der  Heraldik.  Von  Dr.  Ernst  Edlen  von 
Hartmann  -  Franzenshuld.  • —  Die  Lavergne  von  Pequilhem,  von 
Alexander  Grafen  Bathory-Simolin.  —  Unedirte  Quellen.  Die  Rit- 
ter Hantken  von  Prudnick.  —  Genealogische  Streifzüge  (Bukuwky, 
Lazanski,  §kobek). 

Der  Kirchen-Schmuck.  Blätter  des  christlichen 
Kunstvereines  derDiözeseSeckau.  1873.  IV.  Jahrg.  Nr.  11. 
Graz.     8. 

Die  Gewölbe-Malerei  zu  Haimburg  in  Kärnten.  —  Die  Canon- 
tafeln. 

XIII.  Rechenschafts-Bericht  des  Ausschusses  des 
Vorarlberger  Museums-Vereins  in  Bregenz  über  den 
Vereins-Jahrgang  1871/72.     Bregenz  1873.     4. 

Des  Hannl's  Joachimen  von  Loubenbergs  Vertragsbrief  umb 
etliche  Leibaigene  Leut.     1558. 

Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Alterthums- 
kunde  und  Geschichtsforschung.  Zwölfter  Band.  1873. 
(Mit  9  lithographirten  Tafeln.)     Wiesbaden,     gr.  8. 

Das  erste  Jahrtausend  christlicher  Bau-  und  Kunstthätigkeit 
in  Mainz.     Von  Dr.  V.  A.  Franz  Falk.  —  Beiträge  zur  Geschichte 


des  deutschen  Bauernkriegs,  1525.  Von  Dr.  Fr.  X.  Kraus.  —  Ur- 
kundliche Mittheilungen  zur  Geschichte  des  Erzstiftes  Mainz  wäh- 
rend der  ersten  Regierung  Diether's  vonisenburg,  1459  —  63.  Von 
Dr.  K.  Menzel.  —  Römischer  Schmelzschmuck.  Von  A.  v.  Cohau- 
sen.  —  Die  Gräber  im  Kammerforst  zwischen  Lorch  und  Rüdes- 
heim. Von  dems.  —  Eine  Episode  aus  dem  Leben  der  Eltern 
P.  P.  Rubens.  Von  Prof.  A.  Sjiiers.  —  Zu  Goethe's  Aufenthalt  in 
Ems  im  Sommer  1774.  Von  dems.  —  Ueber  die  Gründung  Ein- 
hart's  zu  Seligenstadt.  Von  Fr.  Schneider.  —  Ein  Portal  in  Lorch 
am  Rhein,  ob  römisch,  ob  karolingisch.  Von  A.  v.  Cohausen.  — 
Miscellen.    Vereinsnachrichten. 

Das  Römercastell  und  das  Todtenfeld  in  der  Kinzigniederung 
bei  Rückingen.  Vom  hanauischen  Bezirksverein  für  hes- 
sische Geschichte  und  Landeskunde  herausgegeben.  (Mit- 
theilungen Nr.  4.)  Mit  fünf  lithograph.  Tafeln  Abbildungen, 
einer  Kartenskizze  und  einer  Anzahl  Holzschnitte.   Hanau.    1873.  4. 

Hennebergisches  Urkundenbuch.  ImNamen  des  Hen- 
nebergischen alterthumsforschenden  Vereins  herausge- 
geben von  Georg  Brückner.  VI.  Theil.  Meiningen.  Verlag  der 
Herzog].  Hofbuchhandlung  von  Brückner  u.  Renner.  1873.  4. 
VI  u.  251  Stn. 

Preisschrift  eu  gekrönt  und  herausgegeben  von  der  Fürst- 
lich J ablono wskischen  Gesellschaft  zu  Leipzig.  XVII. 
H.  Zeifsberg.  Die  polnische  Geschichtschreibung  des  Mittelalters. 
Leipzig,  bei  S.  Hirzel.     1873.     8.     X  u.  439  Stn. 

Schriften  des  Vereins  für  die  Geschichte  Leipzigs. 
L  Band.     Leipzig  1872.     8. 

Das  Schulwesen  der  Stadt  Leipzig.  Von  Dr.  H.  0.  Zimmer- 
mann. —  Geschichte  Leipzigs  bis  zum  Ende  des  13.  Jahrh.  Von 
Dr.  H.  Wuttke. 

Neues  Lausitzisches  Magazin.  Im  Auftrage  der  Ober- 
lausitzischen Gesellschaft  der  Wissenschaften  herausgeg. 
von  Prof.  Dr.  E.  E.  Struve.     50.  Bd.,  1.  Heft.     Görlitz.    1873.    8. 


367 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


368 


Dreifsig  lateinische  Hymnen,  nach  zwei  in  der  Milich'schen 
Bibliothek  zu  Görlitz  aufgefundenen  Pergament-Handschriften  ver- 
öffentlicht von  Dr.  Robert  Joachim.  —  Ueber  den  deutschen  und 
den  italienischen  Werther.  Von  Dr.  Theod.  Paur.  —  P^in  Reise- 
pafs  (von  1670).  Von  Rudolph  v.  Kyau.  — Etymologische  Erläute- 
rung des  Dorfnamens  Zinnitz  in  der  Nieder-Lausitz.  Von  P.  Bro- 
nisch.  —  Was  sind  Hünen  ?  Von  dems.  —  Das  Verhältnifs  der 
Oberlausitz  zur  Krone  Böhmen.  Von  Dr.  jur.  Julius  Pfeiffer.  — 
Zur  Geschichte  der  evangelischen  Gesangbücher  der  Xiederlausitz. 
Von  Dr.  Jentsch. 

Schriften  des  Vereins  für  die  Geschichte  der  Stadt 
Berlin.  Heft  VH.  Geschichte  eines  patriotischen  Kaufmanns.  — 
Helt  VIII.  Berlinische  Nachrichten.  Von  L.  Schneider.  16.  Jahrh. 
Berlin,  1873.     8. 

Berlinische  Chronik.  Forts.,  nebst  Beigaben:  Berliner  Bau- 
werke, Denkmäler,  Medaillen. 

Der  Deutsche  Herold,  Zeitschrift  für, Heraldik,  Sphragi- 
stik  und  Genealogie.  Organ  des  Vereins  „Herold"  zu  Ber- 
lin.    IV.  Jahrg.     1873.     Nr.  8—11.     4. 

Sendschreiben  über  ein  Siegel  der  Stadt  und  sieben  Siegel 
der  Burggrafen  von  Meifsen.  (Mit  8  Holzschnitten.)  (Tilesius  von 
Tilenau.)  —  Die  Wappen  der  Schweigger.  (Mit  Abb.)  (Seyler.)  — 
St.  Moriz  oder  Otto  der  Grofse  ?  (Tilesius  von  Tilenau.)  —  Ordens- 
und Gesellschaftszeichen,  (v.  Retberg-Wettbergcn.)  —  Decret  Lud- 
wigs XV.  über  den  Freiherrnstand  des  Elsasser  Adels.  Mitg.  von 
Jul.  Grafen  v.  Oeynhausen.  —  Die  Voge  in  Pommern.  (Mit  2  Holz- 
schn.)  (v.  Fock.)  —  Titel  und  Wappen  des  Königreichs  Preufsen 
nach  dem  Allerhöchsten  Erlasse  vom  16.  August  1873.  —  Adels-  u. 
Wappenbriefe.  (Seyler.)  —  Die  freiherrliche  Familie  der  Prin(t)z. 
V.  Buchau.  —  Die  Abstammung  der  Grafen  Platen-Hallermund. 
(J.  Graf  von  Oeynhausen).  —  Kleine  Beiträge  zur  Familienkunde: 
von  Fuhrlohn,  von  Schmeerheim,  die  von  Rengershausen.  (Ders.) 
—  Wanderungen  durch  deutsche  Kirchen.  (Ders.)  —  Die  Familie 
Hoengen  bei  Grevenbroich.     (Graf  von  Mirbach). 

Vierteljahrsschrift  für  Heraldik,  Sphragistik  und 
Genealogie.  Redigirt  von  Gustav  Adelbert  Seyler.  Hrsg.  vom 
Vereine  „Herold".  1872.  4.  Heft.  Berlin,  1873.  Verlag  von 
Mitscher  u.  Röstell.     8. 

Der  Roch.  Zur  wissenschaftlichen  Entscheidung  einer  heral- 
dischen Streitfrage  von  Dr.  A.  v.  der  Linde  aus  Haarlera. 

Monatshefte  für  Musik  -  Geschichte,  herausgegeben 
von  der  Gesellschaft  für  Musikforschung.  V.  Jahrg. 
1873.     Nr.  8.  9.    Berlin.     8. 

Ein  Liedercodex  aus  dem  Anfange  des  16.  Jahrh.  (Robert 
Eitner.)  —  Micrologus:  Guidonis  de  disciplina  artis  musicae.  In 
deutscher  Uebersetzung  von  Raym.  Schlecht. 

Geschichts-Blätter  für  Stadt  und  Land  Magdeburg. 
Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde  des  Herzogthums  und  Erzstifts  Magdeburg.  8. 
Jahrg.  1873.  3.  Heft.  Magdeburg,  1873.  Verlag  der  Schäfer'chen 
Buchhandlung  (A.  Rüdigor).     8. 

Die  Französische  und  die  Pfälzer  Colonie  in  Magdeburg  zu 
Anfang  des  18.  Jahrh.  (Schlufs.)  Vom  Oberlehrer  Dr.  Götze.  — 
Das  Sieversthor  in  der  Alten  Neustadt  bei  Magdeburg.  Vom  Ober- 
pred.  Scheffer.  —  Dat  blicken  und  käkwien.  Beitrag  zur  Erklä- 
rung einer  Stelle  der  Magdeburger  Schöppenchronik.  Vom  Ober- 
lehrer Dr.  Holstein.  —  Statuten   und  Verträge   der  Pfännerschaft 


zu  Salze.  Vom  Pastor  Winter.  —  Die  Bauwerke  der  deutschen  Re- 
naissance in  Magdeburg.  Vom  Oberlehrer  Müller.  —  Zweiter 
Nachtrag  zu  der  „.kelteren  Geschichte  der  Buchdruckerkunst  in 
Magdeburg".     Vom  Oberlehrer  Dr.  Götze.  —  Miscellen. 

Meklenburgisches  Urkundenbuch  herausgegeben  von 
dem  Verein  für  meklenburgische  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde.  VIIL  Band.  1329  —  1336.  Schwerin,  1873.  4. 
2  Bll.  u.  654  Stn. 

Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins.  Im 
Auftrage  des  Vereins  hrsg.  von  Dr.  Wilh.  Crecelius.  Achter  Band. 
Bonn,  1872.     8. 

Johann  Wilhelm,  Erbprinz  und  Pfalzgraf  zu  Neuburg,  Regent 
der  Herzogthümer  Jülich  und  Berg.  1679 — 90.  Von  Oberst  E.  v. 
Schaumburg.  —  Miscellen :  Waldemene.  Ackermasse.  Von  Fr. 
Woeste.  —  Ernrt  Moriz  Arndt  und  das  Rheinland.  Von  W.  Cre- 
celius. —  Die  Herren  von  Hardenberg.     Von  dems. 

Organ  für  christliche  Kunst,  hrsg.  u.  redigirt  von  J.  van 
Endert  in  Cöln.  Organ  des  christlichen  Kunstvereins  für 
Deutschland.     Nr.  17—19.     Köln,  1873.   XXIIL  Jahrg.     4. 

Die  Gothik  jenseit  des  Oceans.  —  Bildnisse  Maria  aus  der 
frühchristlichen  Kunstiieriode.     Mosaik. 

Zwölfter  Bericht  des  antiquarisch-historischen  Ver- 
eins für  Nahe  und  Hunsrücken,  im  Sommer  1873.  Kreuz- 
nach.    4. 

Die  älteste  St.  Martinskirche  zu  Kreuznach.     (Major  Schmidt.) 

Memoires  et  documents  publies  par  la  Societe  d'hi- 
stoire  de  la  Suisse  romande.  Tome  XXVIII:  Les  dynastes 
de  Mont  soit  des  Monts  seconde  maison  par  M.  L.  de  Charriere. 
Georges  Bride]  editeur.     1873.     8.     522  p. 

L'investigateur.  Journal  de  la  Societe  des  Etudes 
Historiques  —  ancien  Institut  Historique  — .  Trente-ueuvieme 
Annee.  Livraisons  de  Juillet  —  Aoüt  —  Septembre  1873.  Paris,  Er- 
nest  Thorin.    1873.     8. 

Etudes  sur  les  antiquites  de  la  France,  par  M.  Nigon  de 
Berty. 

Annales  du  cercle  archeologique  du  Pays  de  Waas. 
Tome  cinquieme.  Premiere  Livraison.  Decembre  1873.  Sint-Ni- 
kolaas.     8. 

Vereinsangelegenheiten.  —  Cimetiere  Celto-  ou  Germano-Belge 
ä  Saint-Gilles,  par  le  docteur  J.  Van  Raemdonck.  —  Puits  en  bois 
de  l'epoque  Gallo -Romaine,  decouverte  au  hameau  Steendorp  ä 
Basele  (avec  trois  planches),  par  le  meme.  —  Toestand  der  kerk 
te  Belcele,  door  deszelfs  pastoor  Bieter  de  Mey  in  1641  beschre- 
ven,  par  le  meme.  —  Belcele,  deszelfs  oudheid,  naamoorsprong, 
grensbepaling,  voormalig  bestuur,  Wappenschild  en  zegel,  fragment 
par  F.  Gerard,  publie  et  annote  par  le  docteur  Van  Raemdonck. 
—  Keure,  rechten,  wetten  ende  liberteijten  der  stede,  poorte  ende 
vrijheijt  van  Rupelmonde,  par  le  meme. 

Kroniek  van  het  Historisch  Genootschap,  geve- 
stigd  te  Utrecht.  Acht  en  twintigste  Jaargang,  1872.  Zesde 
Serie.     Derde  Deel.     Utrecht,  Kemink  en  Zoon.     1873.     8. 

(Von  den  zahlreichen  Mittheilungen  dieses  Bandes  können 
hier  nur  einige  der  allgemeiner  interessierenden  Erwähnung  finden.) 

Het  Geuzen  Liedboek.  Aanhangsel  op  de  Kroniek  van  1871 
bl.  219  en  518.  —  Redenen  van  de  trefves  jegens   d'oorloge,  ge- 


369 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


370 


concipieert  in  de  Vergaderinge  van  de  Staten  van  Ilollandt.  — 
Wederlegging  van  de  redenen  van  de  trefves,  geconcipieert  in  de 
Vergaderinge  van  de  Staaten  van  Ilollandt  door  den  Pensionairis 
van  Arastelredamrae.  —  Brief  van  Pr.  Maurits  aan  de  Provincien 
over  het  Bestand,  1608.  —  Consideratien  van  Prins  Maurits  an 
Graaf  Maurits  van  Nassau  op  de  redenen  van  de  Ambassadeurs, 
1608.  —  Twee  brieven  van  Prins  Maurits  over  het  Bestand.  — 
Remonstrantie  door  de  Contra- Rem onstranten  ingediend  bij  de 
Staten  vaÄ  Utrecht.  —  Schrijven  van  de  Erste  twee  Leder  der 
Staten  van  Utrecht  aan  den  Prins  Stadhouder  Fred.  Hendr.  over 
hun  verschil  met  de  Stad  (1646).  —  Doleantien  over  misbruiken 
in  de  Regering  van  Friesland,  1627. 

Werken  van  het  Histor.  Genootschap. —  Nieuwe  Serie  Nr.  18. 
Onderzoek  van  's  Konings  wege  ingesteld  omtrent  de  middel- 
burgsche  beroerten  van  1566  en  1567;  naar  't  oorsproukelijke 
handschrift  uitgegeven  door  Dr.  J.  Van  Vloten.  —  N.  S.  Nr.  19. 
Brieven  en  onuitgegeven  stukkeu  van  Johannes  Wtenbogaert.  Ver- 
zameld    en   met   aanteekeningen   uitgegeven    door    H.   0.   Rogge. 


Derde  deel.  Tweede  afdeeling.  1628,  1629.  Utrecht,  Kemink  en 
Zoon.     1873.     8. 

Foreningen  til  Norsko  Fortidsmindesmerkers  Be- 
varing.     Aarsberetning  for  1871.     Kristiania,  1872.     8. 

Reins  Kloster  af  0.  Krefting.  —  Oni  Affaldsdyngen  ved  Sten- 
kjaer  af  0.  Rygh.  —  Fund  af  romersk  Mynt  i  Norge  af  den  sarame. 

Verhandlungen  der  gelehrten  Estnischen  Gesell- 
schaft zu  Dorpat.  Siebenter  Band.  —  3.  u.  4.  Heft.  Dorpat, 
1873.     8. 

Ein  Abschnitt  aus  dem  arabischen  Geographen  Idrisi.  (Mit  1 
lith.  Tafel.)  —  Inhalts -Uebersicht  zu  Paul  Hunfalvy's  Reise  in  den 
Ostseeländern.  Aus  dem  Ungar,  übersetzt.  —  Beiträge  zur  Quel- 
lenkunde Alt-Livlands.  Von  Dr.  Konst.  Höhlbaum.  —  Siebenzehn 
Capitel  aus  Bartholomäus  Anglicus' Werke  de  proprietatibus  rerum. 
—  Bericht  über  die  Gräberaufdeckungen  bei  Stirniau  im  Herbst 
1872.  Von  Dr.  Eduard  Lehmann.  —  Ueber  eine  in  Livland  ent- 
deckte Runeninschrift.  —  Archivstudien  zur  livländischen  Ge- 
schichte von  Richard  Hausmann.     I.  Das  dörptsche  Rathsarchiv. 


Nachrichten. 


Literatur. 

Neu  erschienene  Werke. 

27)  Blätter  für  Kunstgewerbe,  unter  Mitwirkung  bewähr- 
ter Fachmänner  herausgegeben  und  redigirt  von  Valentin 
Teirich,  etc.  I.  Band.  Wien,  Verlag  von  R.  v.  Waldheim. 
1872.     gr.  4. 

28)  Die  Kunst  im  Gewerbe.  Darstellung  ausgeführter  Ar- 
beiten, als :  Möbel,  Decorationen  etc.  nebst  Original-Aufnah- 
men kunstgewerblicher  Erzeugnisse  aus  der  Blüthezeit  des 
Mittelalters,  herausgegeben  vom  Hannover'schen  Arohiteoten- 
und  Ingenieur-Verein,  redigirt  von  Edwin  Oppler.  I.Band. 
Hannover,  Cohen  u.  Risch.     1872.     2. 

29)  Das  Kunsthandwerk.  Sammlung  mustergültiger  kunst- 
gewerblicher Gegenstände  aller  Zeiten,  herausgegeben  von 
Br.  Bucher  u.  A.  Gnauth.  Stuttgart,  W.  Spemann.  1874- 
gr.  2. 

Der  Zusammenhang  zwischen  den  historischen  Studien  auf 
dem  Gebiete  des  Kunstgewerbes  und,  davon  weitergehend,  auf 
einer  ganzen  Reihe  kulturgeschichtlicher  Gebiete  mit  den  Bestrebun- 
gen zur  Hebung  des  modernen  Kunstgewerbes  ist  längst  erkannt, 
und  wie  die  gelehrten  Forschungen  reiches  Material  zu  Tage  brach- 
ten, das  für  das  Kunstgewerbe  sich  sehr  förderlich  erwies,  so  ha- 
ben die  Künstler,  die  oft  ausschliefslich  im  Interesse  der  Belebung 
guten  Geschmackes  im  Publikum,  und  um  den  Gewerben  gute  Vor- 
bilder zu  bieten,  arbeiteten,  selbst  ohne  sonderliche  Verehrung  für 
historische  Studien,  doch  auch  diesen  einen  wesentlichen  Vorschub 
geleistet,  indem  sie  gute,  richtige,  verständnifsvoU  aufgefafste 
Zeichnungen  publicierten,  wie  sie  für  blos  wissenschaftliche  Zwecke 
vielleicht  nie  gemacht  worden  wären. 

Selbst  die  Bestrebungen,  Neues  im  alten  Stile  zu  schaffen, 
stehen  der  rein  wissenschaftlichen  Forschung  nicht  so  ferne,  als  es 


auf  den-  ersten  Blick  erscheinen  möchte,  weil  gewifs  nur  der  Künst- 
ler wirklich  Gediegenes  in'  irgend  einem  bestimmten  Stile  wird 
componieren  können,  der  durch  ernstliches  Studium  des  Entwick- 
lungsganges die  Bedeutung  und  den  Werth  der  Formen  hat  er- 
kennen lernen,  und  so  das  Gesetz  gefunden,  nach  welchem  sich 
dieselben  gebildet  haben,  und  nach  welchem  sie  wieder  gebildet 
werden  müssen,  wenn  sie  den  Geist  des  Stiles  wiedergeben,  wenn 
sie  harmonisch  sein  sollen.  Wenn  talentvolle  Künstler  mitunter 
glauben,  ihrem  Talente  und  Kunstgefühle  allein  vertrauen  zu  kön- 
nen, so  machen,  wenn  nicht  sie  selbst,  doch  andere  die  Erfahrung, 
dafs  das  Talent  allein,  ohne  Studium  nicht  ausreicht.  Aber  auch 
auf  der  anderen  Seite  ist  für  die  gelehrten  Forscher  auf  diesem 
Gebiete  künstlerisches  Gefühl  unerläfslich,  weil  es  sich  hier  um 
eine  Sprache  handelt,  deren  Grammatik  nicht  so  klar  zu  Tage  liegt, 
wie  die,  welche  uns  das  Verständnifs  der  Schriftsteller  ermöglicht, 
weil  die  Formenspraohe  eine  Grammatik  hat,  die  oft  nur  dann  ver- 
standen werden  kann,  wenn  sie  gefühlt  wird,  und  weil  ohne  Ver- 
ständnifs der  tiefstliegenden  Feinheiten  der  Formensprache  die 
richtige  Würdigung  eines  Gegenstandes,  das  Wichtigste  für  die 
historische  Forschung,  unmöglich  ist.  In  eigenem  Schaffen  inner- 
halb eines  Formenkreises  liegt  aber  der  Prüfstein,  wie  weit  jemand 
in  diesen  Formenkreis  bereits  eingedrungen  ist.  Nur  das  selb- 
ständige Sprechen  einer  solchen  Formensprache  im  Leben  zeigt, 
ob  einer  sie  vollständig  innehat. 

Bei  diesem  Ineinandergreifen  sind  für  den  kunst-  und  kultur- 
geschichtlichen Forscher  auch  alle  literarischen  Erscheinungen  von 
Wichtigkeit,  die  sich  ausschliefslich  an  das  Gewerbe  wenden.  Die 
unter  Bäumer  und  Schnorr's  Redaktion  erscheinende  „Gewerbe- 
halle" hat  daher  seit  Jahren  nicht  blos  den  Künstler  und  Gewerbe- 
treibenden befriedigt,  sie  hat  der  gelehrten  Forschung  viel  Mate- 
rial zugeführt,  sie  hat  aber  auch  den  Sinn  für  die  Kunst  der  Vor- 
zeit im  Publikum  und  den  Kunst-  und  Gewerbekreisen  aufs  dan- 
kenswertheste  gemehrt.     Stegmann's  „Kunst  und  Gewerbe"  hat  in 


371 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


372 


manchem  Aufsatze  Fingerzeige  für  die  Forschung  gegeben,  in  man- 
cher Abbildung  ihr  Stoff  zugeführt.  Wie  weitgehend  der  Sinn  in 
dieser  Richtung  geweckt  ist,  ergibt  sich  daraus,  dafs  fast  gleich- 
zeitig drei  neue  Zeitschriften,  die  wir  in  der  Ueberschrift  genannt 
haben,  aufgetaucht  sind. 

Die  erste,  Teirich's  Blätter  für  Kunstgewerbe,  schliefst  bald 
ihren  zweiten  Jahresband.  Neben  guten  Aufsätzen,  die  theilweise 
geradezu  bestimmt  sind,  den  historischen  Studien  Eingang  in  die 
kunstgewerblichen  Kreise  zu  schaffen,  bringt  sie  viele  treffliche 
Zeichnungen,  sowohl  neue  Compositionen,  als  Abbildungen  alter 
Werke.  Es  ist  vorzugsweise  das  Gebiet  der  italienischen,  theil- 
weise auch  der  deutschen  Renaissance  auf  dem  sich  die  Mittheilun- 
gen bewegen.  Doch  ist  auch  das  Mittelalter  nicht  ganz  leer  aus- 
gegangen. ICs  ist  im  Allgemeinen  der  Standpunkt,  den  das  Kunst- 
gewerbe in  Wien  einnimmt,  und  auf  dem  es  unter  Führung  be- 
gabter Künstler  neuerdings  so  grofse  Anerkennung  erworben. 

Wenn  in  Wien  vorzugsweise  die  italienische  Renaissance  ihre 
Triumphe  feiert,  so  ist  Hannover  der  Ort,  wo,  in  Deutschland  we- 
nigstens, die  Gothik  am  tiefsten  in  das  Leben  eingedrungen  ist. 
Dieselben  Künstler,  als  deren  begabtester  einer  Ed.  Oppler  anzu- 
sehen ist,  welche  der  Gothik  den  Weg  bereitet,  haben  auch  für  die 
von  ihm  redigierte  Zeitschrift  Beiträge  geliefert ;  und  so  ist  es 
die  Gothik,  die  in  alten  und  neuen  Mustern  vorzugsweise  vertre- 
ten ist ;  neben  ihr  die  deutsche  Renaissance. 

Von  dem  dritten  Werke  liegen  nur  wenige  Blätter  erst  vor  ;  sie 
deuten  aber  vorzugsweise  darauf  hin,  dafs  die  alte  Zeit  mehr,  als 
in  beiden  vorgenannten  Zeitchriften,  wo  neue  Compositionen  über- 
wiegen, vertreten  sein  soll;  und  so  sind  manche,  seither  noch  nicht 
veröffentlichte,  treffliche  Werke  des  16.  und  17.  Jhdts.  in  muster- 
giltigen  Zeichnungen  zur  Darstellung  gelangt,  und  besonders  für 
die  wissenschaftliche  Forschung  läfst  sich  wol  eine  reiche  Ernte 
an  neuem  Materialzuwachs  voraussehen.  Da  dies  der  Standpunkt 
unserer  Zeitschrift  ist,  so  können  wir  das  neueste  Unternehmen 
nicht  warm  genug  begrüfsen.  Wenn  aber  leider  noch  in  kunst- 
gewerblichen Kreisen,  da  und  dort  eine  gewisse  Furcht  herrscht, 
als  ob  durch  zu  strenge  Wissenschaftlichkeit,  durch  zu  archäolo- 
gische Haltung  der  Geist  und  die  künstlerische  Frische  der  Schö- 
pfung erdrückt,  oder  mindestens  beengt  werde;  wenn  man  Besorg- 
nifs  hegt,  der  Geist  unserer  Zeit  habe  nicht  Spielraum  genug:  so 
mufs  gerade  die  gegenwärtige  Zeitschrift  dies  Vorurtheil  aufs  si- 
cherste und  wirksamste  bekämpfen,  und  sie  wird  gewil's  den  Bund 
befestigen  den  das  „Können"  und  das  „Wissen",  Kunst  und  Wis- 
senschaft, geschlossen  haben.  A.  E. 

30)  Musterbuch  für  Zeichner,  Lithographen,  Gra- 
veure und  Kunst-Gewerbe  etc.  gesammelt  und  auto- 
graphirt  von  Max  Bach.    Carlsruhe,  Verlag  von  J.  Veith.   2. 

„Wer  Vieles  bringt,  wird  Manchem  etwas  bringen;"  dieser 
Spruch  müfste  dem  oben  angezeigten  Werke,  dessen  I.  Abtheilung 
(86  Blatt,  in  6  Lieferungen  erschienen)  vor  uns  liegt,  als  Motto 
dienen.  Es  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  alte  Muster  nicht  blos, 
wie  das  „Kunsthandwerk"  thun  wird,  in  die  oberen  Schichten 
derer  zu  bringen,  die  dem  Kunstgewerbe  ihre  Aufmerksamkeit 
schenken,  sondern  in  die  untern,  denen  es  durch  seine  einfache 
Behandlung  und  den  billigen  Preis  näher  steht,  als  die  eben  be- 
sprochene, splendid  ausgestattete  Zeitschrift.  Obwohl  das  Werk 
sich  nicht  als  Zeitschrift  einführt,  so  ist  es  doch  derselben  gleich- 


zustellen, da  es  in  zwanglosen  Heften  erscheint  und  die  verschie- 
denartigsten, mehr  oder  minder  guten  und  passenden  alten  Muster 
nachbildet.  A.  E. 

31)  Die  älteste  Geschichte  der  Baiern  bis  zum  Jahre 
911.  Von  Dr.  E.  A.  Quitzmann,  k.  Oberstabs -Arzte, 
Mitglied  des  historischen  Vereins  für  Oberbaiern  etc.  Mit 
einer  Geschichtskarte  und  einer  Stammtafel  der  Agilulfinger. 
Braunschweig,  Verlag  von  Friedrich  Wreden.  1873.  8. 
VHI  u.  400  Stn. 

Der  Verfasser  der  vorliegenden  Schrift  hat  sich  seit  einer 
längeren  Reihe  von  Jahren  mit  Studien  über  die  älteste  Geschichte 
des  bayerischen  Stammes  beschäftigt  und  sich  auf  diesem  Gebiet 
durch  mehrere  Schriften  (Abstammung  der  Baiwaren,  Heidnische  Re- 
ligion der  Baiwaren,  Aelteste  Rechtsverfassung  der  Baiwaren)  einen 
geachteten  Namen  erworben.  Aufs  beste  vorbereitet  gieng  er  also 
an  die  Lösung  der  schwierigen  Aufgabe,  die  bayerische  Geschichte 
in  ihren  Anfängen  und  ihrer  frühesten  Entwickelung  nach  allen 
Seiten  zu  behandeln.  Dies  geschah  theils  auf  dem  Wege  eingehen- 
der Quellenforschung,  theils  durch  Herbeiziehung  der  älteren  und 
neueren  Literatur,  welche  einer  gewissenhaften  und  theilweise 
scharfen  Kritik  unterworfen  wurde.  Es  wird  uns  demgemäfs  nicht 
eine  kalte  Zusammenfügung  festgestellter  Resultate  geboten  ,  son- 
dern wir  können  deren  Entwickelung  folgen  und  gewinnen  einen 
Einblick  in  den  zur  Verwendung  herbeigezogenen  Apparat. 

Da  die  Baiern  (Baiuuari,  Paiwari,  Baivarii  ,  später  durch  Um- 
laut Baiowarii,  Bajuvarii,  endlich  Bavarii;  althochdeutsch  Paigira, 
mittelhochdeutsch  Beigern)  nicht  eingeboren  in  ihren  gegenwärtigen 
Wohnsitzen  sind,  sondern  eingewandert,  so  mufste  natürlich  nach 
deren  ursprünglicher  Heimat  zunächst  geforscht  werden.  Der 
Verfasser  beginnt  mit  einer  Widerlegung  der  Ansicht,  dafs  die 
Baiern  in  verwandtschaftlicher  Beziehung  zu  den  Kelten  gestanden, 
und  betont,  dafs  sich  in  den  monumentalen  Ueberresten  der  kelto- 
romanischen  Periode  in  Vindelikien,  Norikum  und  Rätien  auch 
nicht  die  geringsten  Beziehungen  zu  den  ältesten  Traditionen  der 
Baiern  fänden.  Dann  wird  die  „Bojerfabel"  in  ihrer  Unhaltbarkeit 
dargethan  und  besonders  die  Sucht  nach  etymologischen  Namens- 
verwandtschaften gegeiselt.  Hierauf  wird  in  dem  Abschnitt  „That- 
sächlicher  Beweis  für  die  Abstammung  der  Baiern"  gezeigt,  dafs 
die  Baiwaren  höchst  wahrscheinlich  zu  den  Donausueven  in  der 
Gegend  der  March,  AVaag  und  Gran  gehören.  Hierauf  weisen  Tra- 
dition und  Kult,  Rechtsverfassung  und  Sprache  mit  groiser  Klarheit 
hin,  wie  in  überzeugender  Weise  ausgeführt  wird.  Auch  der  vielfach 
zur  Annahme  gekommenen  „Zeufsischen  Hypothese",  nach  welcher 
die  Markomannen  als  muthmafsliche  Stammväter  der  Baiern  gelten, 
wird  ein  besonderer  Abschnitt  gewidmet,  der  den  Nachweis  liefert, 
dafs  das  Baias  des  Anonymus  von  Ravenna,  auf  welches  Zeufs  seine 
Muthmafsung  stützte,  im  östlichen  Karpathenlande  zu  suchen  ist, 
in  welchem  sich  ein  Volk  von  suevisch-herminonischem  Stamme 
findet,  dessen  Entstehungsgeschichte  uns  durch  unverwerfliche, 
gleichzeitige  Zeugnisse  so  sicher  dargelegt  vfird ,  wie  die  keines 
anderen  deutschen  Volkes. 

Die  älteste  Geschichte  dieses  Volkes  durchwandert  nun  der 
Verfasser  von  Jahrhundert  zu  Jahrhundert  bis  in  das  sechste  und 
macht  dann  den  „Zusammenhang  der  Baiwaras  mit  den  Baiern" 
zum  Gegenstand  der  Untersuchung.  Hier  begegnen  wir  einer  An- 
zahl interessanter  Themata:   Abstammung  der  Baiern   von  Gothen 


373 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit. 


374 


und  Langobarden.  Die  Urheimat  der  Baiern.  Die  Volksraebrung. 
Baiwarenreste  im  Karpatenlande.  Gleichung  in  der  Staats-  und 
Rechtsverfassung.  Die  Suevi  im  obern  Donaulande.  Der  Volks- 
name. 

Die  zweite  Hauptabtheilung  enthält :  1)  die  baierisohe  Wander- 
sage, 2)  die  ersten  Agilulfinger ,  3)  Geschichte  der  christlichen  Mis- 
sion in  Baiwarien  unter  Herzog  Theodo  I.  und  seinen  Söhnen: 
Thundebert,  Grimwald,  Theudebald  und  Tassilo  H.,  4)  die  letzten 
Agilulfinger,  in  deren  Periode  das  grol'se  Ereignifs  der  Organisa- 
tion der  baierischen  Kirche  Killt. 

Die  dritte  Hauptabtheilung  behandelt  Baiern  unter  den  Karo- 
lingern. Dann  folgt  ein  Schlufskapitel,  das  Register  und  ein  Ver- 
zeichnifs  der  Abkürzungen.  Endlich  ist  ein  Kärtchen,  das  die 
Völker  an  der  mittleren  Donau  v.  J.  454  —  506  enthält,  hinzuge- 
fügt. C.  W. 


Aufsätze  in  Zeitschriften. 

Das  Ausland:  Nr.  42.  Der  neueste  Versuch  über  die  Einheit  des 
Ursprungs  der  menschlichen  Sprachen.  2.  —  Nr.  45.  Etymolo- 
gien des  Volks.     (R.  Kleinpaul.) 

Nordhauser  Courier:    Nr.  289.    Das  Hünengrab  bei  Uthleben. 

Daheim:  Nr.  5.  Deutsthe Kaiserstätten.  2.  Saehsenzeit.  (0.  Schwe- 
bel.)  —  Die  Krypta  in  der  Schlofskirche  zu  Quedlinburg.  (P. 
Graeb  jun.)  —  Nr.  7.  Luther  und  sein  Freund  Johann  Walther. 

Die  Grenzboten:  Nr.  44.  Die  Malertechnik  und  Kunstübung 
alter  Meister.  2.  (Max  Allihn.)  —  Nr.  47.  Im  Kampfe  gegen 
Frankreich  1792—93  (C.  A.  H.  Burkhardt.) 

Im  neuen  Reich:  Nr.  46.  Aus  deutschen  Memoiren  des  16.  Jahrb. 
(J.  Schmolke.)  —  Nr.  48.  Die  Studien  über  Preisgeschichte  in 
Oesterreich.     (A.  Horawitz.) 

Der  Katholik:  Oct.  Bilder  aus    dem  Zeitalter   der  Reformation. 

Korresp.  v.  u.  f.  D.:  Nr.  597  f.  Der  Aufruhr  von  1348/49  in 
Nürnberg. 

Die  Literatur:  Nr.  15.  Ueber  die  Entwickelung  der  Sprachen. 
(Frz.  Jäger.)  —  Hutten's  letzte  Tage.     (P.  Wislicenus.) 

Augsb.  Postzeitung:  Beil.  Nr.  81  ff.  Das  grol'se  elegische  Ge- 
dicht Urania  Victrix  von  Jakob  Bälde.  Uebersetzt  von  Pfar- 
rer Dr.  J.  Zinsler. 

Nürnberger  Presse:  Nr.  324.  Philippine  Welser.  (J.  M.  Frhr. 
V.  Welser.) 

Deutsches  Protestantenblatt :  Nr.  44.  Das  Heidenthum  in 
der  urchristlichen  Kunst.     (Holtzmann.) 

Sonntagsblatt  (v.  Fr.  Dunoker) :  Nr.  43.  Das  nordische  Museum 
in  Kopenhagen.  (J.  Grunde- Vierling.)  —  Nr.  44.  Aus  zwei- 
hundertjährigen Stammbüchern. 

Siebenbürg.-deutsches  Wochenblatt:  Nr.  44  ff.  Eine  Vor- 
stellung der   sächsischen  Nation   an  weiland  Kaiser  Joseph  II. 

Ällgem.  Zeitung  :  Beil.  Nr.  297  f  Schlol's  Hohenaschau.  1.  (Fr. 
Trautmann.)  —  Nr.  312.  Das  Strafsburger  Archiv.    (C.  Hegel.) 

Illustr.  Zeitung:  Nr.  1585.  Das  Lutherhaus  mit  der  Luther- 
stube in  Wittenberg. 

Leipz.  Zeitung:  Wissensch.  Beil.  Nr.  88.  Entwickelung  Leip- 
zig's  und  seines  Handels  mit  Hinblick  auf  die  Buchdrucker- 
kunst und  den  Buchhandel.  Nach  urkundlichen  Quellen  mit- 
getheilt.     (0.  Moser.) 


Vermischte  Nachrichten. 

83)  Die  Angelegenheit  des  Lüneburger  Silberschatzes, 
über  welche  wir  in  Nr.  9  dieses  Blattes  (Vermischte  Nachrichten 
Nr.  72)  eine  so  unerfreuliche  Mittheilung  zu  geben  hatten,  ist  nun 
glücklicher  Weise  in  ein  besseres  Stadium  getreten,  indem  die  Ge- 
fahr beseitigt  ist,  diese  Kostbarkeiten  vereinzelt  und  in  Privatbe- 
sitz oder  in  das  Ausland  wandern  zu  sehen.  Die  öffentliche  Mei- 
nung hatte  sich  so  deutlich  ausgesprochen,  dafs  die  städtischen  Be- 
hörden von  einer  Versteigerung,  die  schon  anberaumt  war,  absehen 
mui&ten  und  mit  der  kgl.  preufs.  Regierung  über  den  Gesammt- 
verkauf  in  Unterhandlung  traten.  So  wurde  der  Schatz  vorbehalt- 
lich der  Zustimmung  des  Landtages  um  220,000  Thlr.  für  das 
Berliner  Gewerbemuseum  angekauft.  Wenn  wir  in  unserer  Mit- 
theilung vom  September  glaubten  annehmen  zu  müssen,  dafs  unter 
den  Gebildeten  Lüneburgs  nicht  einmal  viele  seien,  die  an  der 
Erhaltung  des  Schatzes  für  die  Stadt  selbst  ein  Interesse  hätten, 
so  belehrt  uns  nun  in  der  That  eine  Eingabe  an  das  Abgeordneten- 
haus eines  Bessern,  aus  welcher  wir  ersehen,  dafs,  als  der  Magis- 
trat wünschte,  die  Bürgerschaft  möge  sich  aussprechen,  800  Stim- 
men für  Erhaltung  des  Schatzes  und  nur  300  für  den  Verkauf  sich 
ergaben,  und  dafs  auch  jetzt  noch  diese  das  Abgeordnetenhaus 
ersuchen,  die  Genehmigung  zu  versagen,  damit  der  Stadt  ihr  Be- 
sitz gewahrt  werde,  deren  Einwohner  in  der  Mehrzahl  gerne  ge- 
neigt sind,  die  finanziellen  Opfer  zu  bringen,  wegen  deren  der 
Schatz  verkaifft  werden  sollte.  , 

Wir  glauben  davon  hier  anerkennende  Notiz  nehmen  zu  sol- 
len, und  wünschen  solcher  Opferwilligkeit  umsomehr  günstigen  Er- 
folg, als  ja  die  historische  Bedeutung  der  Gegenstände  vor  Al- 
lem gewahrt  wird,  wenn  sie  am  Ort  ihrer  ursprünglichen  Bestim- 
mung bleiben. 

Nach  einer  Richtung  freilich  fehlt  uns  an  jenem  Ort  die  Ga- 
rantie, ob  nicht  die  nächste  Generation  sie  wieder  in  Gefahr  brin- 
gen wird,  und  nur  durch  ein  Gesetz,  welches  solch  moralisches 
Eigenthum  der  Gesammtnation  gegen  ihre  augenblicklichen  juridi- 
schen Eigenthüraer  sichert,  würden  Vfir  gänzlich  beruhigt  sein. 

84)  Es  ist  in  diesen  Blättern  dem  Fortschritte  der  Restau- 
rationsarbeiten am  Mainzer  Dome  stets  Aufmerksamkeit  ge- 
schenkt worden ;  so  mögen  also  auch  über  diese  Thätigkeit  im 
Jahre  1873  einige  Notizen  hier  gegeben  werden.  Zunächst  mufs 
die  Bemerkung  vorangehen,  dafs  im  Dombaumeisteramte  eine  Aen- 
derung  stattgefunden  hat,  indem  Wessiken  seine  Stelle  nieder- 
legte und  der  holländische  Architekt  Cuypers  in  dieselbe  eintrat. 
Er  wendete  zunächst  den  schweren  Schäden  der  Vierungsmauer 
und  der  Wände  des  Ostchores,  sowie  dem  Baue  der  Krypta  seine 
Aufmerksamkeit  zu  und  gieng  sodann  an  den  technisch  schwierig- 
sten, bei  dem  angenommenen  Projekte  wichtigsten  Theil  der  Re- 
stauration, an  die  Auswechslung  des  Triumphbogens  und  Beseitigung 
des  im  15.  Jhrh.  als  Stütze  für  den  damals  schon  gefahrdrohenden 
Bogen  eingesetzten  Mittelpfeilers.  Mit  Schlufs  des  Baujahres  war 
die  Hälfte  der  Erneuerung  des  Thriumphbogens  und  der  denselben 
verstärkenden  Theile  beendet.  Im  kommenden  soll  diese  Arbeit 
fertig  werden  und  sodann  der  AViederaufbau  der  abgetragenen  Ost- 
kuppel beginnen,  für  die  der  neue  Dombaumeister  ein  Projekt 
nebst  begleitenden  Ueberschlägen  und  Erläuterungsbericht  dem 
Domkapitel  in  Vorlage  gebracht  hat. 

85)  Während  der  Pavillon  des  Fürsten  Schwarzenberg  auf 


375 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutscheu  Vorzeit. 


376 


dem  Weltausstellungsplatze  dem  Publikum  die  schwarzenbergische 
Gegenwart  vor  Augeu  führte,  gewährte  die  gleichzeitig  im  fiirstl. 
Sommerpalaste  am  Rennweg  veranstaltete  Ausstellung  von  Ar- 
chi  Valien  aus  dem  Wiener  Centralarchive  und  aus  den  fiirstl.  Ar- 
chiven zu  Schwarzenberg  in  Bayern  und  zu  Murau  in  Steiermark 
einen  Einblick  in  die  schwarzenbergische  Vergangenheit.  Hier 
wurde  durch  die  zweckmälsige  Aufstellung  einer  Reihe  von  Ur- 
kunden, Correspondenzen,  Handschriften,  Stammbäumen,  Wappen, 
Bildern,  Münzen  (von  den  Schwarzenbergen  geprägt)  und  Medail- 
len das  Werden  des  Fürstenhauses  von  den  ältesten  Zeiten  bis 
auf  die  Gegenwart  und  zugleich  der  Einflufs,  den  die  Mitglieder 
desselben  auf  die  Zeitereignisse  ausübten,  veranschaulicht.  So  ent- 
rollte sich  hier  z.  B.  ein  Bild  über  das  thatenreiche  Leben  und 
Wirken  des  so  berühmten  Freiherrn  Johann  U.  zu  Schwarzenberg 
(t  1528).  Seine  Wirksamkeit  als  Jurist  charakterisierte  der  unter 
seiner  Mitwirkung  vorfafste  und  hier  ausgestellte  Entwurf  der 
Carolina,  seine  Beziehungen  zur  Reformation  das  von  ihm  mit 
eigenhändigen  Correcturen  versehene  Manuscript  der  Bekenntnifs- 
schrift  des  ansbachisohen  Pfarrers  Johann  Rurer.  Durch  die  Ori- 
ginalhandschrift seines  religiös -didaktischen  Gedichtes  „Kummer- 
trost" und  durch  die  gedruckten  Ausgaben  seiner  Uebersetzungen 
der  Schriften  Ciceros  wurde  er  uns  als  Dichter  und  Schriftsteller 
vorgeführt,  als  welcher  vor  allem  auf  die  Hebung  des  sittlichen 
Bewufstseins  im  Volke  hinzuwirken  suchte.  Die  Briefe,  die  er 
während  des  Bauernkrieges  an  seinen  Sohn  Friedrich  schrieb, 
liefsen  ihn  uns  als  einen  gerechten  und  edlen  Vater  seiner  Unter- 
thanen  erkennen.  Bei  der  reichen  Fülle  des  hier  ausgestellten 
archivalischen  Materials  mufsten  wir  es  uns  versagen ,  näher  in's 
Detail  einzugehen.  Wir  wollen  nur  noch  bemerken,  dafs  neben 
anderen  paläographischen  und  historischen  Merkwürdigkeiten  der 
obengenannten  Archive  auch  eine  illustrierte  Handschrift  der  wür- 
tembergischen  Reimchronik  des  Jacob  Frischlin  aus  dem  Ende  des 
16.  Jahrhunderts,  eine  aus  demselben  Jahrhundert  stammende 
werthvolle  handschriftliche  Geschichte  Karl's  V.  und  Philipp's  II. 
(beide  aus  der  Handschriftensammlung  des  Centralarchives)  und  die 
älteste,  dem  Jahre  1152  angehörigo,  Urkunde  des  Murauer  Archi- 
ves,  die  zugleich  die  älteste  Urkunde  aller  46  fürstlich  schwarzen- 
bergischeu  Archive  ist,  ausgestellt  waren.  Die  letztgenannte  Ur- 
kunde ist  ein  Bestätigungsbrief  der  Schenkungen  der  Gräfin  Emma 
in  Babindorf  an  das  Cistercienserkloster  Sittich  in  Krain  durch 
den  Patriarchen  Peregrin  von  Aquileja.  Die  instructive  und  ge- 
schmackvolle Inscenesetzung  dieser  Ausstellung,  welche  im  Auf- 
trage des  regierenden  Fürsten  vom  fürstl.    Centralarchivar  Herrn 


Adolf  Berger  veranstaltet  worden  war,  fand  allseitige  Anerken- 
nung. Dieselbe  bildete  in  intensiver  Hinsicht  ein  würdiges  Seiten- 
stück zur  historischen  Ausstellung  der  Stadt  Wien.  Denjenigen, 
welcher  sich  über  die  fürstl.  schwarzenbergischen  Archive  näher 
belehren  will,  verweisen  wir  auf  das  im  heurigen  Jahre  vom  fürstl. 
Centralarchive  herausgegebene  Buch:  „Die  Archive  des  fürstl.  Hau- 
ses Schwarzenberg  ä.  L.,  Beiträge  zur  Geschichte  und  Statistik 
derselben". 

Schwarzenberg.  A.  Mörath. 

86)  Im  Dorfe  Retzney  bei  Ehrenhausen  wird  gegenvyär- 
tig  eine  römische  Villa  ausgegraben,  welche  vor  1600  Jahren 
hier  gestanden.  In  der  Länge  von  50  Metern  zeigten  sich  Mauer- 
züge in  gerader  und  gebogener  Linie,  gröfsere  und  kleinere  Ge- 
mächer, Wasserleitungen,  Steinstufen,  Bau-,  Deck-  und  Wärme- 
leitziegel, Bruchstücke  von  Thongefäfsen  und  Gläsern,  Mosaikboden, 
insbesondere  eine  erhebliche  Masse  von  Wandmalereien,  welche 
durch  ihr  intensives  Roth,  Braun,  Gelb,  Blau,  Grau  mit  mancher- 
lei Liniierungen,  Bogen,  Arabesken  lebhaft  an  die  pompejanischen 
Fresco- Farbwände  erinnern.  Eine  Reihe  dieser  W'and-  und  Pila- 
sterstücke,  Thongeräthe  (darunter  eines  mit  dem  Namen  Firmia- 
nus) ,  Bronzeschüsseln  u.  s.  f.  und  eine  Münze  des  Kaisers  Aure- 
lianus,  welche  das  Alter  dieser  Ruine  bestimmen  hilft,  sind  im 
Antiken-Kabinet  des  Joanneums  zur  allgemeinen  Besichtigung  aus- 
gestellt. Angeregt  von  dem  Interesse  dieses  seit  Jahrzehndea 
wichtigsten  antiken  Baufundes  im  Umkreise  der  alten  Römerstadt 
Flavium  Solvense  (Leibnitz),  hat  Graf  Merane  eine  Summe  für  den 
Ausgrabungsfonds  zur  Verfügung  gestellt,  und  die  k.  k.  Central- 
kommissiou  in  Wien  mit  Zusage  eines  Beitrags  den  Leiter  der 
Ausgrabuugsarbeiten,  Prof.  Dr.  Friedrich  Pichler,  aufgefordert, 
die  Theilnahme  für  dieses  baugeschichtliohe  Unternehmen  im  Lande 
zu  erwecken.  (D.  Kunst-Ztg.) 

87)  In  der  Sitzung  der  philosophisch -historischen  Clafse  der 
k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien,  vom  19.  Novbr.  d.  J., 
legte  Prof.  Mussafia  eine  Untersuchung  unter  dem  Titel:  „Zur 
Katharinen  legende  I."  vor,  worin  derselbe,  anschliel'send  an 
ein  Leben  der  heil.  Katharina  in  paarweise  reimenden  Alexandri- 
nern, in  einer  Handschrift  der  Maixusbibliothek  zu  Venedig  ent- 
halten, die  sprachliche  Seite  dieses,  besonders  für  die  Forschung 
älterer  italienischer  Mundarten  interessanten  Denkmals  eingehend 
beleuchtete,  während  er  die  literarhistorische  Betrachtung  der  Le- 
gende selbst  für  eine  spätere  Abhandlung  sich  vorbehielt. 

(Anzeiger  d.  k.  Akad.  d.  W.) 


Da  mit    dieser  Nummer    der  Jahrgang  1873    des  Anzeigers    geschlossen    ist,   so  wird   die   gütige    Bestellung  der 
Fortsetzung  desselben  hiedurch  in  Erinnerung  gebracht.     Halbjähriges  Abonnement  wird  nicht  angenommen. 


Verantwortliche  Redaction :  Dr.  A.  Essenwein.    Dr.  G.  K.  Frommann.    Dr.  A.  v.  Eye. 
Verlag  .der  literarisch- artistischen  Anstalt  des  germanischen  Museums  in  Ntlmberg. 


Gedruckt  bei  U.  E.  Sebald  in  Nürnberg. 


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