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Vibrarp of the Museum
OF
COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS.
ni gift Re Yo X gi
Herman Senouyis pe
Arbeiten
aus dem
/oologischen Institut zu Graz.
MV 6
Herausgegeben von
Dr. Ludwig von Graff
0. ö. Professor der Zoologie und vergl. Anatomie, Vorstand des zool.-zoot. Institutes
der k. k. Universität Graz.
4 II. Band.
Mit 20 Tafeln und 10 Holzschnitten.
Leipzig
Verlag von Wilhelm Engelmann
1889.
Inhalt des Been Bandes.
Seite
. 4. Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
Von R. von Lendenfeld. (Mit 45 Tafeln)... . 2 2...2..4—293
2. Die Gastrotrichen. Eine monographische Darstellung ihrer
‚Anatomie, Biologie und Systematik. Von C. Zelinka. (Mit
5 Tafeln und 40 Holzschnitten) . . . .. 2-2 222 2.202...299—476
RO
fi AM La ’ 00
I.
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der
Spongien.
Von
R. v. Lendenfeld.
Mit Tafel XXVI—XL.
Vorwort.
Unsere Kenntnis der Physiologie der Spongien ist eine recht un-
- genügende, und es schien mir daher vortheilhaft, experimentelle Unter-
suchungen hierüber anzustellen. Eine solehe Arbeit versprach nicht
nur neues Licht über die Lebensverhältnisse der Spongien selbst zu
verbreiten, sondern auch die Erkenntnis von Funktionen zu fördern,
3 welche allgemein verbreitet sind, denn es ist die Organisation der
Spongien eine sehr einfache, und sie bieten uns desshalb ein Objekt
' dar, an welchem allgemein verbreitete Vorgänge besonders leicht ver-
- folgt werden können.
Ehe ich eingehe auf die Beschreibung der Versuche, die ich an-
gestellt, und der Resultate, die ich erlangt habe, sei es mir gestattet
einige Bemerkungen über den Fortgang dieser Arbeit zu machen, be-
- sonders um auf die Unterstützungen hinweisen zu können, welche mich
Als ich vor sieben Jahren mit dem Studium der Aplysilliden der Süd-
_ küste von Australien beschäftigt war, machte ich einige Fütterungsver-
suche an Spongien', und die erlangten Resultate, eben so wie die Wider-
der Litteratur bewogen mich, meine Aufmerksamkeit diesem Gegen-
nde zuzuwenden. Obwohl ich mich während meines fünfjährigen
ifenthaltes an den australischen Küsten viel mit Spongien beschäftigte,
Bd. XXX VII. p. 351.
Fo ‚Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. II. A
2 R. v. Lendenfeld, [407
so wollte ich doch zur Erforschung ihrer physiologischen Funktionen
keine ausgedehnteren Versuchsreihen anstellen, da sich die unbekannte
Fauna eines fremden Landes zu einem solchen Zwecke wenig eignet,
und ich überdies mit morphologischen und systematischen Arbeiten
vollauf beschäftigt war.
Nach meiner Rückkehr nahm die Ausarbeitung meiner Sammlungen
die Zeit bis Ende 1887 in Anspruch, und erst zu Anfang des vorigen
Jahres konnte ich mich daran machen meine älteren Notizen zusammen-
zustellen und zusammenhängende Reihen von Versuchen über die Phy-
siologie der Spongien anzustellen.
Professor L. von GrAFF war so freundlich mir einen Arbeitsplatz
im zoologischen Institut der Universität Graz einzuräumen. Längere
Zeit hindurch ließ er lebende Spongien aus Triest für mich kommen.
Im Frühling bewilligte mir die österreichische Regierung eine Subven-
tion, und Hofrath C. von Craus stellte mir einen Arbeitsplatz an der
zoologischen Station in Triest zur Verfügung. Im Sommer erhielt ich
eine bedeutende Subvention von der königlich preußischen Akademie
der Wissenschaften, und diese hat mich in den Stand gesetzt meine
physiologischen Untersuchungen in ausgedehnterem Maße fortzusetzen
und sie zu vollenden. Die Schnittserien wurden im zoologischen Institut
der Universität Graz angefertigt. Bei dieser Arbeit half mir meine Frau.
Möge die Mühe, die ich auf die Arbeit verwendet habe, ein Aus-
druck des Dankes sein für die Unterstützung, die mir zu Theil geworden.
Zuerst stellte ich eine Reihe von Fütterungsversuchen mit Karmin,
Stärke und Milch an. Diese Substanzen wurden in geringen Quantitä-
ten in das Meerwasser eingetragen und die Mischung dann durch einen
konstanten Luftstrom in Bewegung erhalten. Frische lebendige Spon-
gien — kleine Exemplare, oder Theile größerer — wurden in diese
Mischungen gebracht und nach einer Zeit von A1/, bis 36 Stunden der
Mischung entnommen und entweder gleich gehärtet und konservirt,
oder in reines Meerwasser gesetzt und erst nach einer Zeit von 2!/,
bis 72 Stunden getödtet. Die mit Karmin gefütterten Schwämme wur-
den in Alkohol eingelegt, ohne vorhergehende Behandlung mit anderen
Reagentien. Die Stärkeexemplare wurden zum Theil mit Jod, und die
Milchexemplare mit Osmiumsäure behandelt, und erst dann in Alkohol
gehärtet.. Die gefütterten Exemplare zerlegte ich in Schnittserien und
konnte durch Vergleichung derselben die Aufnahme der erwähnten
Substanzen und ihren Weg im Schwammkörper verfolgen.
Nachdem ich über diese Punkte im Reinen war, wandte ich mich
der Untersuchung der Wirkung von Giften auf die Spongien zu. Die
Experimente wurden in folgender Weise ausgeführt: Ich legte frische
408] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 3
lebenskräftige Spongien in vergiftetes Karminwasser öder vergiftete sie
zuerst und brachte sie hernach in frisches oder vergiftetes Karmin-
wasser. In einzelnen Fällen wurde auch Stärkewasser benutzt. Ich
_ experimentirte mit Morphin, Strychnin, Digitalin, Veratrin, Curare und
- Cocain in Stärken von 1:15000 bis 1:100 und ließ diese Gifte meist
1/, bis 5 Stunden lang einwirken. Aus der.Gestalt und dem Dilata-
tionsgrad der Theile des Kanalsystems, der Form der Zellen und den
Eigenthümlichkeiten der Karminvertheilung in den vergifteten Spon-
gien, kann man auf die Wirkung der Gifte schließen. Einige Schwämme
wurden nur 5 Minuten einer starken’Giftlösung ausgesetzt und dann in
Osmiumsäure gehärtet. Zugleich wurden zur Kontrolle Theile’ der zu
vergiftenden Exemplare eben so gehärtet wie die vergifteten.
Sämmtliche Exemplare wurden in Alkohol absolutus gehärtet, mit
Terpentin behandelt, in Paraffin gebettet, und dann am Mikrotom in
Serien, abwechselnd dicker und recht feiner Schnitte zerlegt. Die im
Folgenden mitgetheilten Resultate ergeben sich aus dem Studium dieser
Schnittserien.
Die Figuren habe ich sämmtlich mit dem Asse’schen Apparat ge-
zeichnet, und sie sind vollkommen genaue — realistische — Darstel-
lungen bestimmter Präparate.
Im Folgenden will ich zunächst alle Versuche beschreiben und
aufzählen, die Wirkung der Fütterung und Vergiftungen für sich be-
sprechen, und dann auf die Betrachtung der Resultate eingehen. Die
einzelnen Abschnitte des synthetischen Theiles sind von tabellarischen
Übersichten begleitet.
Schloss Neudorf bei Wildon (Steiermark), 1. Juni 1889.
Ze
tig de Bi are le Fun udn Dr Dale a tu
A. Analytischer Theil.
1. Fütterungsversuche.
1) Fütterungsversuche mit Karmin.
Fein zerriebener Karmin wurde mit Meerwasser in solchem Ver-
hältnis gemischt, dass eine weinrothe Flüssigkeit entstand. Diese Mi-
schung wird im Folgenden kurzweg Karminwasser genannt. Ein kon-
- stanter Luftstrom erhielt das Wasser in Bewegung und verhinderte die
_ Absetzung des Karmins. Die Versuche wurden bei 15—18° C. aus-
; Intakte, kleine Exemplare, oder Theilstücke größerer wurden,
_ nachdem ihre Lebenskräftigkeit nachgewiesen war, in das Karmin-
_ wasser gebracht und 41/,—17 Stunden in demselben belassen, dann
_ abgespült und entweder direkt in Alkohol absolutus eingelegt, oder
4*
4 R. v. Lendenfeld, [409
aber in’ein größeres Aquarium mit reinem Meerwasser gesetzt und erst
nach weiteren 17—72 Stunden in Alkohol getödtet.
Folgende Versuche wurden mit Karmin angestellt:
1. Serie. Aus dem Karminwasser direkt in Alkohol absolutus.
a) 1'/, Stunden in Karminwasser.
a) Spongelia fragilis var. irregularis . -. 2». ..2... 04)
b) 2!/, Stunden in Karminwasser.
«) Chondrosia reniformis . Men
P) Euspongia irregularis var. mollior . . . ». 22.2...)
ec) 5'/, Stunden in Karminwasser.
«) Aplysilla sulphurea . (
£) Chondrosia reniformis . tr le ee
1; Mysallazrosaceaskudhh er ash Ska Tee (6
0) Stelospongia cavernosa var. mediterranea . (
d) 40 Stunden in Karminwasser.
«) Ascetta primordialis . (8)
p) Ascandra Lieberkuehnii (9)
y) Sycandra raphanus . (10)
ö) Aplysilla sulphurea . (1)
&) Erylus discophorus . (12)
{) Oscarella lobularis (13)
n) Spongelia elastica var. massa . (14)
9) Reniera aquaeductus (15)
ı) Hireinia variabilis var. typica . (16)
e) 17 Stunden in Karminwasser.
&)ySyeandra raphanus, 0... a7 sn ee al)
9. Serie. Aus dem Karminwasser zuerst in reines Meerwasser und
hernach in Alkohol absolutus. -
f) 6 Stunden in Karminwasser; 17 Stunden in reinem Meerwasser.
«jr Chondrosiartentlornns We Eee
ß) Stelospongia cavernosa var. mediterrnea. .. ... (19)
y) Hireinia variabilis var. typica. . . . 2. ..2.2..2..2.2(20)
g) 2'/, Stunden in Karminwasser; 24 Stunden in reinem Meerwasser.
&); Chondrosia;renifonmisıA 4.,..4. obamalık m Bi za)
£) Euspongia irregularis var. mollior . . ...2.....2.[22)
h) 7 Stunden in Karminwasser; 72 Stunden in reinem Meerwasser.
&) Hireinia variabılıs var. typiea. . 2 2 Se)
2) Fütterungsversuche mit Stärke.
Gewöhnliche Weizenstärke wurde mit Meerwasser aufgerührt und
diese milchartige Flüssigkeit in solchem Verhältnis mit reinem Meer-
410] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 5
wasser gemischt, dass eine leichte Trübung in demselben entstand.
Ein starker, in diesem Stärkewasser aufsteigender Luftstrom verhin-
derte die Absetzung der Stärke. Die Spongien wurden 6—24 Stunden
in dem Stärkewasser gehalten und dann größtentheils direkt in Alkohol
übertragen. Einige wurden vorher mit Jod behandelt, andere erst
* nachdem sie in Alkohol gehärtet waren. In allen Fällen bewirkte das
Jod eine solche Bräunung des Gewebes, dass es nicht zweckmäßig
schien, dasselbe anzuwenden.
1 Die Stärkekörner werden von dem Alkohol, Terpentin und warmen
Paraffin derart beeinflusst, dass sie zum Theil fast unkenntlich werden
(Taf. XXVI, Fig. 1, 2). Besonders wirkt der hygroskopische, absolute
Alkohol schrumpfend auf die Stärkekörner ein. Sie erscheinen in den
fertigen Schnitten, in Dammarlack meist polyedrisch und besitzen in der
Regel einen glänzenden Kern. Zuweilen beobachtet man eine Anzahl
von feinen Radialspalten, welche von der Oberfläche eine Strecke weit
in das Korn eindringen (Taf. XXVI, Fig. 2).
a) 6 Stunden in Stärkewasser.
ae Di A 0 2 25 En nn a nel
«) Ascetta primordialis . (24)
ß) Syeandra raphanus (25)
y) Aplysilla sulphurea . (26)
0) Chondrosia reniformis . (27)
&) Myxilla rosacea . (28)
&) Clathria coralloides . (29)
b) 17 Stunden in Stärkewasser.
2) Sycandra raphanus Horn. nohirze ll op a8)
c) 24 Stunden in Stärkewasser.
retibyallkyneurune NEE A ae le)
3) Fütterungsversuche mit Milch.
Frische Milch wurde etwas gesalzen und dann in geringer Menge
dem Meerwasser zugesetzt. Die Milchkügelchen vertheilen sich im
Meerwasser sofort und bewirken eine erhebliche Trübung, auch dann
_ noch, wenn sich die Milch zum Meerwasser wie #:1000 verhält. Ein
_ konstanter Luftstrom erhält das Wasser in Bewegung.
3 Die Schwämme wurden 5!/;—22 Stunden in dem Milchwasser be-
lassen und hierauf entweder gleich getödtet oder vorher noch 24 Stun-
den in reinem Meerwasser gehalten. Die meisten Exemplare wurden
_ mit Osmiumsäure gehärtet. Die Osmiumsäure bräunt die Milchkügel-
chen viel rascher als das Schwammgewebe, und die ersteren können
_ daher durch richtige Anwendung dieses Reagens deutlich zur An-
schauung gebracht werden.
6 | > --R. v. Lendenfeld, [41 1
1. Serie. 'Aus dem Milchwasser direkt in Osmiumsäure oder Alko-
hol absolutus.
ı) 51/, Stunden in Milchwasser.
e)iSyeandra;raphanüsın. mes Bun asliıdan nos2u res daniel)
B)hAxinellamassa kcal. kuntarton wakınw. salat nazwikled)
b) 22 Stunden in Milchwasser.
&), Ascandıra Lieberkuehnii „4,3 zb zrusindt silalea 16 (BA)
8) Syeandra raphanus . : . . ..ookierwunas .oellosaeh ‚nailds)
y) Chondrosia reniformis . . . . ar Wk ' (36)
2. Serie. Aus dem Milehwasser in reines Mae End dann
erst in De
ce) 22 Stunden in Milohgrossen und hierauf 24 Stunden in reinem
en |
ce) sAscandra-bieberkuehnit , z,.X „una Aukuysasio ae
8)» Ohondrosia zeniformish. 4.7.odalaue nllagekiint nanıel (38)
2. Vergiftungsversuche.
Um die Wirkung der Gifte auf die Spongien zu erkennen, wurden
diese in verschieden starke Giftlösungen in Meerwasser gebracht und
mit Karmin, ausnahmsweise auch mit Stärke gefüttert.
Aus der Gestalt des Kanalsystems und dem Kontraktionsgrade der
Poren, Kanäle und Kammern, sowie aus der Vertheilung des Karmins
lässt sich auf die Art der Giftwirkung schließen.
Einige Spongien wurden aus der Giftlösung in Osmiumsäure über-
tragen, ohne gefüttert worden zu sein.
1) Morphinvergiftung.
a) 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:15 000.
«) Sycandra raphanus . (39)
P) CGhondrosia reniformis . (40)
y) Glathria coralloides . IEIORSEHN (44)
0) Euspongia irregularis var. mollior .. .....'. naar)
&) Aplysina aerophoba . (43)
£) Hireinia variabilis var. typica . (44)
b) 5 Stunden in Morphinlösung in Kiliniamassen N: 5000.
a) Syeandra.raphanys)h;ütsn.ısiolg oh rrrlan Atrstaik han. 1360)
p) Glathria eoralloides .ı. .... (46)
e) 15 Minuten in Morphinlösung 1: 1000, ann 31), Be: in der-
selben Lösung in Karminwasser.
a) Ghondrosia reniformis..ı,. aba wnldılann. Hertel. (7)
P) Spongelia elastica var, massa . . lan Alena aa(68)
:
412] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 7
2 Aplysina aerophoba..... 3 3990, kursnanelihla (m 7 (#9)
ö) Hireinia variabilis var. typiea. . . .» .. (50)
d) 5Minuten in Morphinlösung 1:250, dann Denken Sehänfel,
«) Sycandra raphanus . . . Et lot)
e) 15 Minuten in Morphinlösung 1: 200, daskı. 31, Shuadenii in reinem
Karminwasser.
Bl Chondrosia,renilormis. .... Tannen ihre - Ir (82)
ß) Spongelia elastica var. massa . 2.4 ee ehe de = (88)
y) Hircinia variabilis var. typica. . . . fm (04)
f) 1'/, Stunden in Morphinlösung in Kr aingasse Mn 100.
«) Spongelia fragilis var. irregularis . . 2. 202020202.)
2) Strychninvergiftung.
a) 5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:15 000.
«) Sycandra raphanus . (56)
ß) Chondrosia reniformis . TE RO ID IE PBALYD)
28 lathria;,corallaides,i. %.... 12 21m10tirer-sieosbaond ts (08)
0) Euspongia irregularis var. mollior . (59)
e) Aplysina aerophoba . (60)
b) 5 Stunden in Strychninlösung in ass = 5000.
c) Syeandra raphanus . (61)
ß) Erylus discophorus . U RR)
2 &hendrosia reniformis .. . . sjinsliesr-sieosbiond) Ir ; (03)
ö) Glathria coralloides . I ERIT (64)
e) 15 Minuten in Stryehninlösung 1 :1000, dann 3'/, ken in der-
selben Lösung in Karmin wasser.
«) Sycandra raphanus . U: Sue Sera
Bin&hendrosia,reniformis .; nesalıdlessis tar aba
|
(
er)
an ©
y) Spongelia elastica var. massa .
0) Aplysina aerophoba . 3.228168
d) 5 Minuten in Stryehninlösung 1: 300, dänkiı mit BoNeiasalre ge-
)
)
7)
)
härtet.
«@) Sycandra raphanus . . . rer 469)
e) 15 Minuten in Strychninlösung 1: 200, ar 31, Stunden in reinem
Karminwasser.
«) Sycandra raphanus . Te ne re 7a SO)
DA lysiülasulphurea... #31: 4, glerlesaes re lan)
y) Chondrosia reniformis . De)
ö) Spongelia elastica var. massa . ... RR REN)
f) 3 Stunden in Strychninlösung 1: 100, kam dein: in Alkohol ab-
solutus.
DD 02 2 ES ae 5,5
R. v. Lendenfeld, [413
«) Tethya lyneurium. . . RR 5 ae 7)
g) 1'/, Stunden in Str vehninlösumehi in Karminw asser ia 100.
a) Spongelia fragilis var. irregularis . ........2.(9)
3) Digitalinvergiftung.
a) 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:15 000.
«) Sycandra raphanus . (76)
ß) Chondrosia reniformis . BRREREN ELIA ORT, KO
y) iGlathria.coralloides *, Bau (y ABU DORT RR 8)
d) Hircinia variabilis var. typica . (79)
b) 5 Stunden in Digitalinlösung in Kortäinwlägseh 1: 5000.
0) Sycandrasraphanus. . me. ne a Sam Se)
B) "Chondrosia'reniformis . . 2... un. ie)
y) Glathria coralloides . . . . (82)
c) 15 Minuten in Digitalinlösung 1: 1000, darin” 31, IStindon in der-
selben Lösung in Karminwasser.
«) Chondrosia reniformis . aa (83)
ß)"Spongelia’elastica var. massaı 7 Sa DEE (8)
y) Aplysina aerophoba . Se ee EU NEL SD))
d) Hireinia variabilis var. typica. . . . u NO)
d) 15 Minuten in Digitalinlösung 1:200, dann 31), Shrdenn in reinem
Karminwasser.
0) “Chondrosia reniformis > . 2 zen vn)
b) “Sponeelia elastiea var. massa 7 "ern BIEEENERE E88)
y) Hireinia variabilis var. typiea. . . . DES IEREEIE SO)
e) 5 Minuten in Digitalinlösung I : 200, dann mit Oster e gehärtet.
a) Sycandra raphanus . . . . (90)
1 '/, Stunden in Digitalinlösung in Karma He 100.
a) Spongelia fragilis var. irregularis . . . 2. ...... (9)
4) Veratrinvergiftung.
a) 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:15 000.
c) Syecandra raphanus (92)
P) Chondrosia reniformis . BEER IRRA REN IN EEE 3 3)
y) Glathria coralloides . . . . . a a Sl)
0) Euspongia irregularis var. Anollioi (95)
&) Aplysina aerophoba . (96)
b) 5 Stunden in Veratrinlösung in Karkiitiliäßget N: 3000.
)
)
&)"Sycandra'raphanus a ipRal! "1Ry RER
B)"Ghondrosiareniformis” „2.30 ME MEN IE PIE E98)
») Glathria'coralloides“;: Pe EB)
'
;
Er
E
414] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 9
ec) 15 Minuten in Veratrinlösung 1:1000, dann 3'/, Stunden in der-
selben Lösung in Karminwasser.
«) Sycandra raphanus. (100)
ß) Chondrosia reniformis mE (104)
y) Spongelia elastica var. massa . 2.2.02... (102)
ö) Aplysina aerophoba EEE (103)
&) Stelospongia cavernosa var. hediterränes Arge (104)
d) 15 Minuten in Veratrinlösung 1:200, dann 3'/, Stuirden in reinem
Karminwasser.
«) Sycandra raphanus. (105)
ß) Chondrosia reniformis (106)
y) Spongelia elastica var. massa (107)
O)@Reniera aquaeduetus: „Barnim u riao sonunge 72 (1:08)
e) Aplysina aerophoba (109)
£) Hireinia variabilis var. typica wohn (110)
e) 1!/, Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:100.
©) Spongelia fragilis var. irregularist! "1", 2a none.) u (ANA)
5) Cocainvergiftung.
a) 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser 1:15 000.
«) Sycandra raphanus . (112
ß) Chondrosia reniformis TOAST BEIDE (AS
ne lathıria coralloides» .Hsbilt InY BOB BISZUEgE IT (MIA
d) Euspongia irregularis var. mollior (115
b) 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser 1: 5000.
eheandra kaphanus. Wr. . AUROISIBIUD, BHO Er MAG)
P) CGhondrosia reniformis . . . (117)
c) 15 Minuten in Cocainlösung I: 1000, Kid 31/, Shlendeni in ee.
ben Lösung in Karminwasser.
«) Chondrosia reniformis N (118)
Di Spongelia-elastiea var.massa-ıı? ahtinpier usa > (119)
y) Aplysina aerophoba OR (120)
0) Hircinia variabilis var. typiea . . . , PIHGBEITA IN 121)
d) 40 Minuten in Cocainlösung 1:300, dann 5 Minuten in Jodlösung
' (gehärtet).
e) Sycandra raphanus. . . . 1, m alunnk © (722)
_ e) 5 Minuten in Cocainlösung 1:300, darin mit Osmiumsäure gehärtet.
«) Sycandra raphanus. . . . ER: een (2)
‚f) 15 Minuten in Cocainlösung !: 200, aa Yıh Stunden in reinem
Karminwasser.
a) Syeandra raphanus. . .\. | dia u aoıaA, anlegt sid)
De rg eg en ER Ar —— ul Wen ET "he Se ng al nn = DE nr m nen Du
IT ERETT FT 7 regnen
10 R. v. Leudenfeld, [415
ß) Chondrosia reniformis lee (125)
y) Spongelia elastica var. massa.,. 11.1. -ui.um0 & naddına (126)
0) Aplysina aerophoba (127)
&) Hireinia variabilis var. typica (128)
g) 1'/, Stunden in Cocainlösung in Kosraiasgäsger 1 100.
a) Spongelia fragilis var. irregularis . ........2.2:2 ... (129)
6) Curarevergiftung.
a) 5 Stunden in Gurarelösung in Karminwasser 1:15.000.
«) Sycandra raphanus. (130)
3) Chondrosia reniformis role wroabnedit te (da)
y) Glathria coralloides. . ea „127 sarizels- ssencae = (182)
0) Spongelia elastica var. massa (133)
e) Aplysina aerophoba (134)
b) 5 Stunden in Gurarelösung in Kareinu ser Mr 5000.
ce). Syeandra.raphanus;: H.5 zernsöktisinnaY al nah“ „ir (130)
ß) Ghondrosia Feniformis.Inyan- mar-altisar: bene © (196)
y) Glathria coralloides . ... . (137)
ec) 15 Minuten in Gurarelösung 1: 1000, dan 31%, Stunden in dorel.
ben Lösung in Karminwasser.
a) Sycandra raphanus. (
5), Chendrosia reniformis .. . .zirealeet sienknods 20 (99
y) Spongelia elastica var. massa (
0) Aplysina aerophoba le (
e) Hireinia variabilis var. typiea . . . abs © (1
d) 15 Minuten in Gurarelösung 1:200, dann 31, San in reinem
Karminwasser.
ca) Oscarella lobularis . i (143)
B) Chondrosia reniformis .. ar einer Sealanı! ad (A)
y) Spongelia elastica var. massa (145)
‘ Hircinia variabilis var. typica Inkcıs (146)
e) 17 Stunden in Gurarelösung in Seirkemanier m 1200.
«) Sycandra raphanus. . . . it
f) Ma Stunden in Curarelösung in Knast 1: 100.
«) Spongelia fragilis var. irregularis.. . . . last (AS)
g) 5 Minuten in Gurarelösung 1: 100, dann mit Oemsien sa gehärtet.
&) SyGandra gaphanus;ch 608: }uermbbnienee) sır seine NEO)
3. Verhalten der einzelnen Arten.
Ich will nun die Effekte der Fütterungs- und Vergiftungsversuche
auf die einzelnen Arten für sich besprechen. Einleitend sollen in jedem
;
4
\
416] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 11
Falle jene histologischen und anatomischen Beobachtungen mitgetheilt
werden, welche für uns hier von Interesse sind.
Die systematische Eintheilung, welcher ich hier folge, ist jene,
welche ich in meiner Arbeit! über das System der Spongien kürzlich
vorgebracht habe. Die Reihenfolge der zu besprechenden Versuche ist
dieselbe, welche im vorhergehenden Abschnitt eingehalten worden ist.
Frühere histologisch-anatomische Angaben sind durchaus berück-
sichtigt. In mehreren Fällen ist das Verhalten ähnlicher Spongien unter
den gleichen Einflüssen ein sehr: verschiedenes. Sicher sind einige
dieser Unterschiede darauf zurückzuführen, dass nicht alle Exemplare
gleich frisch waren; denn es ist geradezu unmöglich im Vorhinein nach-
zuweisen, ob ein gegebenes Exemplar durchaus lebenskräftig oder
theilweise krank ist. Die Nummern rechts in Klammern beziehen sich
auf die Nummern der obigen Liste.
Spongiae.
Classis Calcarea.
Ordo Homocoela.
Familia Asconidae.
I. Ascetta primordialis.
Die Triester Exemplare, welche ich zu meinen Untersuchungen
verwendete, hatten die Gestalt unregelmäßiger 0,2—0,6 mm weiter
Röhren, welche zu einem labyrinthartigen Gebilde verschmelzen. Dieses
mag kriechend sein und ausschließlich kleine Poren besitzen, oder es
ist gestielt, aufrecht, und trägt am oberen Ende ein deutliches Osceulum.
Über die ganze Oberfläche sind zuführende Poren zerstreut, welche
stets kreisförmig oder oval sind, deren Dimensionen aber bedeutenden
Schwankungen unterliegen. In der That kommen alle Größen von Öfl-
nungen in der nur 0,01—0,02 mm dicken Magenwand, von den klein-
sten, welche etwa die Größe einer Kragenzelle haben, bis zu den
größten, welche als Oscula angesehen werden müssen, vor.
Die zuführenden Poren der Nardorusformen haben eine konstan-
tere Größe, wie jene der mundlosen Exemplare, und halten in der
Regel ungefähr 0,015 mm im Durchmesser.
Wie HazckeL? beobachtet hat, kann der Schwamm seine Poren
- schließen. Ich glaube jedoch, dass dies unter normalen Verhältnissen,
1.R. v. LENDENFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889.
® E. HAEckEL, Die Kalkschwämme, eine Monographie. Berlin 1872. Bd. I,
p- 221,
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12 R. v. Lendeufeld, [417
so lange sich der Schwamm wohl befindet, nicht geschieht, und dass
das Schließen der Poren stets eine Folge schädlicher äußerer Ein-
flüsse ist. Das Osculum der Nardorusformen wird nie geschlossen.
Von den Zellen des Schwammkörpers sind eigentlich nur die
Kragenzellen der Gastralwand deutlich zu sehen. In Präparaten ist der
Kragen nur selten, häufiger die Geißel, erhalten. Wenn man lebende
Exemplare unter dem Mikroskop zerquetscht, so sieht man oft unregel-
mäßige Kragenzellen mit lappenförmigen Fortsätzen, wie sie Hazcker !
abbildet. Diese Formen sind aber, meiner Ansicht nach, Resultate der
Quetschung, und kommen im lebenden, intakten Schwamm nicht vor.
Die Kragenzellen sind etwa 0,008 mm lang und 0,005 mm breit.
Versuche.
Karminfütterung.
10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (8).
Das Gewebe ist intakt und die Zellen sind vollkommen erhalten.
Die Poren sind größtentheils geschlossen.
Merkwürdigerweise haben die Zellen gar keine Karminkörnchen
aufgenommen; weder in dem Gastralraume noch in den vestibularen
Lakunen, den Interkanälen Harcxer’s, findet sich eine Spur von Karmin.
An der äußeren Oberfläche des Schwammes kleben einzelne Farbstofl-
körnchen.
Stärkefütterung.
6 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet (24).
Das Gewebe ist intakt und die Zellen sind sehr gut erhalten. Die
Poren sind größtentheils geschlossen.
Die Gewebe sind von Stärkekörnern völlig frei. In dem Gastral-
‚raum finden sich zwar einzelne Körner, aber diese sind so unregelmäßig
zerstreut, dass es den Eindruck macht, sie wären erst nach dem Tode
des Schwammes bei der Präparation zufällig dahinein gelangt. In den
Vestibularräumen sind Stärkekörner zerstreut vorhanden.
II. Ascandra Lieberkühnii.
(Taf. XXVI, Fig. 3— 7.) \
Die Triester Exemplare dieses Schwammes sind meist Soleniscus-
formen im Sinne Hascker’s? und treten in Gestalt von kriechenden
! E. HAeEckEL, Die Kalkschwämme, eine Monographie. Berlin 1872. Bd. Ill.
Taf. I, Fig. 8. | x
2 E, Haccker, |. c. Bd. II. p. 97.
418] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 13
Geflechten auf, die aus 1,5—2,5 mm weiten, terminal offenen Röhren
bestehen.
Hascrer giebt keine entsprechende Darstellung der Wände des
Gastralraumes, die so komplieirt gebaut sind, dass es wünschenswerth
scheint für diesen Schwamm eine eigene Gattung aufzustellen. Ich be-
gnüge mich aber bloß darauf hinzuweisen, da Systematik außerhalb
des Rahmens dieser Arbeit liegt.
Die äußere Oberfläche des Schwammes ist glatt und wird von
zahlreichen dicht stehenden, etwa 0,12 mm weiten, unregelmäßig rund-
lichen Poren durchbrochen, deren Mittelpunkte nur 0,16 mm von ein-
ander entfernt sind (Taf. XXVI, Fig. 3). Diese Poren führen in ein
ausgedehntes System kommunicirender Lakunen, welche sich in der
dicken Gastralwand ausbreiten (Taf. XXVI, Fig. 4, 7). Da die Lakunen
nur von zarten Membranen und Trabekeln durchsetzt werden, so er-
scheint die ganze Gastralwand hohl.
Von der inneren Fläche derselben erheben sich in regelmäßigen
Abständen von 0,2 mm kegelförmige Vorragungen, welche von den
Gastralstrahlen der tetractinen Nadeln gestützt sind (Taf. XXVI, Fig. 4,7).
Zwischen diesen Kegeln breiten sich konkave Felder aus. Sowohl die
_ vorragenden, als auch die konkaven Theile sind von den oben beschrie-
benen Höhlen völlig unterminirt, und diese erscheinen von der Gastral-
- höhle nur durch eine, kaum 0,02 mm dicke Membran getrennt, welche
- vorzüglich aus Kragenzellen besteht. Diese dünne Haut wird von zahl-
i ‚reichen großen rundlichen Poren (Taf. XXVI, Fig. 4) durchbrochen,
welche von dem Lakunensystem der Magenwand in den Gastralraum
führen.
Die Poren scheinen unter allen Umständen offen zu bleiben: sie
- sind in beschädigten und kranken Exemplaren oft noch größer als in
_ gesunden.
Die Epithel- und Mesodermzellen sind schwer zu sehen. Die
Kragenzellen sind verhältnismäßig dick und kurz mit niedrigem Kragen
und kleiner Geißel.
Versuche,
Karminfütterung (Taf. XXVI, Fig. 4).
. 10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVI,
- Fig. 4) (9).
{ Die Exemplare sehen frisch aus und die Gewebe sind gut erhalten.
Die Poren sind eben so weit geöffnet wie in gewöhnlichen, in
Alkohol gehärteten Individuen.
E Die Kragenzellen entbehren fast alle des Kragens, vielen fehlt auch
Tea
14 R. v. Lendenfeld, | [419
die Geißel. Sie sind größtentheils zu ovalen Klumpen zusammen-
geschrumpft, die zweimal so lang als dick sind. Außen haften dem
Schwamm mäßig zahlreiche Karminkörnchen an. Zahlreicher sind sie
an der Oberfläche der Gastralwand (Taf. XXVI, Fig. 4). Sie liegen hier
in den geschrumpften Kragenzellen eingebettet, und zwar ein Farbstoff-
körnchen etwa in jeder zehnten Kragenzelle.
Milehfütterung (Taf. XXVI, Fig. 5, 6, 7).
22 Stunden in Milchwasser. In Osmiumsäure gehärtet (Taf. XXVT,
Fig. 6, 7) (3%).
Die Gewebe sind beträchtlich verändert. Die Poren klaffen weit,
und vielerorts ist das Gewebe zu verhältnismäßig schmalen Strängen
zusammengeschrumpft, welche den Nadeln entlang ziehen und die
Poren von einander trennen. Die Gastralwand ist besser erhalten als
das übrige Gewebe (Taf. XXVI, Fig. 7). Alle Theile des Schwammes,
besonders aber die Kragenzellen sind stark gebräunt (Taf. XXVI, Fig. 6).
Die letzteren sind zu rundlichen Klumpen zusammengeschrumpft,
welche der Gastralfläche anliegen (Taf. XXVI, Fig. 6).
Diese veränderten Kragenzellen bestehen aus etwas gebräuntem
Plasma, in welches massenhafte dunkelbraune oder schwarze Körner
von beträchtlicher Größe eingebettet sind (Taf. XXVT, Fig. 6).
22 Stunden in Milchwasser, dann 24 Stunden in reinem Meer-
wasser. In Osmiumsäure gehärtet (Taf. XXVI, Fig. 5) (37).
Die Gewebe sind beträchtlich verändert und die Poren klaffen
eben so weit wie in den direkt nach der Milchfütterung gehärteten
Exemplaren.
Die Kragenzellen sind zu ovalen Klumpen geschrumpft (Taf. XXVI,
Fig. 5), welche der Gastralfläche anliegen. Die Gewebe des Schwammes
sind völlig farblos, kaum merklich gebräunt, die Kragenzellen aber er-
scheinen braun und sind von denselben großen dunklen Körnchen er-
füllt, welche oben beschrieben wurden.
Die veränderten Kragenzellen sind meist brotlaibförmig gestaltet
und liegen der Innenfläche der Zwischenschicht mit der flachen Seite
an. Sie messen etwa 0,007 mm in der Breite und sind 0,003 mm hoch.
Der eentrale Theil der Zelle wird von dem großen kugeligen Kern völ-
lig ausgefüllt und die Körnchen erscheinen daher auf den Rand der
Zelle beschränkt, von der Fläche gesehen in Gestalteines Ringes, der
den Kern umgiebt. Diese Körnehen sind dunkelbraun oder schwarz,
stark liehtbrechend und regelmäßig kugelig, sie halten 0,002 mm im
Durchmesser. |
420] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 15
Ordo Heterocoela.
Familia Syconidae.
III. Sycandra raphanus.
(Taf. XXVI, Fig. S—29; Taf. XXVII, Fig. 30—73,)
Sycandra raphanus ist eine der gewöhnlichsten Spongien im Hafen
von Triest und stand mir jederzeit in Menge zur Verfügung. Da sich
Sycandra besonders zu Fütterungsversuchen geeignet zeigte, und über-
haupt ein leicht zu bearbeitender Schwamm ist, so habe ich sehr viel
mit Sycandra experimentirt.
Bekanntlich hat Scuuze ! diesen Schwamm genau studirt, und es
ist desshalb nicht nöthig hier auf den Bau desselben näher einzugehen,
und wenige Bemerkungen werden genügen. Der Schwamm besteht
aus einer Röhre, deren Lumen nach unten hin nicht wesentlich ver-
schmälert, im Allgemeinen regelmäßig eylindrisch und im Grunde abge-
rundet ist. Die Röhrenwand ist im unteren Dritttheil am dieksten und
verdünnt sich allmählich nach oben hin: in der Umgebung des kreis-
runden Osculums mit scharfem Rande endend. Der Schwamm hat eine
regelmäßige, radial symmetrische Gestalt und erscheint langgestreckt
oval. Auf einem Ende liegt das Osculum, mit dem anderen sitzt der
Schwamm fest. Von der Oberfläche strahlen allenthalben Büschel langer
Nadeln aus, und das Osculum ist umgeben von einem kegelförmigen
oder eylindrischen Kragen, welcher aus langen Nadeln besteht, die vom
oberen scharfen Rande der Röhrenwand in longitudinaler Richtung ab-
gehen (Taf. XXVI, Fig. 20).
Die Röhrenwand besteht aus langen, unregelmäßig sackförmigen
Geißelkammern (Radialtuben), welche von dem centralen Oscularrohr
(Gastralraum) ausstrahlen. Diese sind, besonders in ihrem Distaltheil,
bei erwachsenen Exemplaren sehr unregelmäßig: mit lappigen Diver-
£ likeln ausgestattet, oder sogar verzweigt (Taf. XXVI, Fig. 19). Unter
einander sind die benachbarten Geißelkammern hier und da verwach-
- sen, größtentheils aber durch unregelmäßige, kurze Trabekel mit ein-
ander verbunden. Zwischen den freien Enden der Geißelkammern
liegen in der äußeren Oberfläche des Schwammes weite Poren, durch
welche das Wasser in die trabekeldurchzogenen Räume gelangt, die
sich zwischen den Geißelkammern ausbreiten. Diese Räume sind die
E einführenden Kanäle — Interradialtuben im Sinne Harckezr’s. Die dünne
_ Wand der Geißelkammern, welche aus einer Schicht flacher ektoder-
1 F. E. Scuurze, Über den Bau und die Entwicklung von Sycandra. Zeitschr. f.
w. Zool. Bd. XXV. Suppl. p. 247980.
16. R. v. Lendenfeld, [421
maler Epithelzellen, einer zarten Zwischenschicht und dem Kragen-
zellenepithel an der Innenseite besteht, wird von zahlreichen Poren
durchbrochen, welche klein und regelmäßig vertheilt sind (Taf. XXVI,
Fig. 9, 13,15, 18). Durch diese Poren gelangt das Wasser aus den ein-
führenden Kanälen in die Kammern. Die Kammer selbst ist nicht direkt
mit dem centralen Oseularrohr in Kommunikation, sondern durch einen
kurzen, verhältnismäßig engen Specialkanal (Taf. XXVI, Fig. 19, 23)
damit verbunden, der nicht von Kragenzellen, sondern von denselben
entodermalen Plattenzellen ausgekleidet ist, die auch im Oscularrohr
vorkommen. Scuurze! stellt eine Einschnürung zwischen diesem, nach
ihm viel weiteren Kanal, und der Kammer dar, die ich nicht beob-
achtet habe. Gifte üben, wie meine Experimente gezeigt haben, auf
die Gestalt und den Dilatationsgrad sowohl der Poren wie der aus-
führenden Specialkanäle einen bedeutenden Einfluss aus.
Die lebenden Kragenzellen sind langgestreckt und haben einen
kurzen kegel- oder becherförmigen Kragen (Taf. XXVI, Fig. 8). Der
kugelige Kern liegt im basalen, dicksten Theil der Zelle.
Die mesodermale Grundsubstanz ist nirgends bedeutender ent-
wickelt, überall durchsichtig und körnchenfrei.
Versuche.
Karminfütterung (Taf. XXVI, Fig. 10—14, 47, 19, 20).
10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVI,
Fig. 13, 14, 20) (10).
Das Kanalsystem scheint, was den Dilatationsgrad anbelangt,
nicht wesentlich beeinflusst zu sein. Die Kammerporen sind 0,01 mm
weit. Das Gewebe ist gut erhalten und die Zellen scheinen bis zum
Moment der Immersion in Alkohol lebenskräftig gewesen zu sein. Die
Kragenzellen haben ihren Kragen gut erhalten, doch einigen fehlt die
_ Geißel (Taf. XXVI, Fig. 14).
‚An den Wänden der einführenden Kanäle kleben wenige, zer-
streute Karminkörnchen. Die Kragenzellen der Geißelkammern sind
sämmtlich von Karminkörnern derart erfüllt (Taf. XXVI, Fig. 13, 14),
dass sie in ihrer Gesammtheit kontinuirlich roth aussehen, und die
Geißelkammern selber als rothe Säcke erscheinen (Taf. XXVI, Fig. 20).
Unter stärkerer Vergrößerung erkennt man in der Flächenansicht
der rothen Kammerwand außer den rundlichen Poren ein einförmi-
ges und regelmäßiges farbloses Netzwerk mit sechseckigen 0,07 mm
weiten Maschen (Taf. XXVI, Fig. 13). Die Maschen dieses Netzwerkes,
I F, E. Schutze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung von Sy-
candra raphanus. Zeitschr. f. w. Zool, Bd. XXV. Suppl. Taf. XVII, Fig. 1.
422] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 17
welche den einzelnen Kragenzellen entsprechen, erscheinen von oben
gesehen von Karminkörnern dicht erfüllt. Die Kragenzellen enthalten
Karmin; die Zwischenräume sind völlig karminfrei. Es reicht die
Grundsubstanz bis zum Niveau der Kragenränder hinauf, die Räume
zwischen den Kragenzellen ausfüllend. Dies scheint wahrscheinlicher,
als dass die Kragenzellen frei ins Wasser ragen, oder ihre Kragen durch
eine Membran verbunden sind, und es wäre anzunehmen, dass hier
Karminkörner liegen würden, wenn nicht der Raum ausgefüllt wäre.
Möglicherweise haben die’ Kragenzellen an den Seiten eine Zellhaut
oder besitzen hier eine, Karmin nicht aufnehmende Oberflächenschicht
von Protoplasma. Im Profil gesehen (Taf. XXVI, Fig. 14) erscheinen die
einzelnen Kragenzellen weniger dicht mit Karmin erfüllt, wie der Länge
nach, en face gesehen —- das ist natürlich. Karminkörner finden sich
zerstreut im Plasma und in besonders großer Menge auch in den
Bechern. Jene Kragenzellen, in deren Bechern besonders viel Karmin
enthalten ist, entbehren der Geißel, und es erscheint die Annahme ge-
rechtfertigt, dass durch das im Becher aceumulirende Karmin die Geißel
entweder beschädigt und abgebrochen, oder aber die Zelle veranlasst
wird ihre Geißel einzuziehen.
‚ Die in der Grundsubstanz zerstreuten Wanderzellen enthalten zum
Theil auch Karmin, doch nicht viel.
17 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVI,
Fig. 10, 41, 12, 17, 49) (17).
Das Kanalsystem erscheint nur in so fern beeinflusst, als die ab-
führenden Specialkanäle der Kammern etwas verengt und die Kammer-
poren leicht kontrahirt sind. Die letzteren halten durchschnittlich
‘0,008 mm im Durchmesser. Die Kragenzellen entbehren sämmtlich der
Geißel, und einige haben auch den Kragen verloren (Taf. XXVI,
Fig. 10, 12). |
'In den Wänden der einführenden Kanäle liegen wenige zerstreute
Karminkörner.
Die Kragenzellen sind größtentheils mit Karminkörnern erfüllt und
die Kammerwand — die Kragenzellen in ihrer Gesammtheit — erscheint
tief roth gefärbt (Taf. XXVI, Fig. 19). Ich möchte hier bemerken, dass
auf keine andere Weise die Gestalt der Kammern so schön demonstrirt
‘werden kann als durch eine solche Karminfütterung, von 12—15 Stun-
den etwa, und ich möchte Jenen, welche Syconen studiren, diese Me-
thode zur Demonstration der Kammergestalten empfehlen. Besonders
schön tritt dabei die komplicirte Lappung der distalen Kammerenden
hervor ‚Taf. XXVI, Fig. 19). Die abführenden Specialkanäle, welche,
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. P
m
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18 R. v. Lendenfeld, [423
wie oben erwähnt, nicht mit Kragenzellen, sondern mit flachen ento-
dermalen Epithelzellen ausgekleidet sind, enthalten fast gar kein Kar-
min in ihren Wänden (Taf. XXVI, Fig. 19). Die Intensität der rothen
Farbe ist in allen Theilen der Kammer die gleiche.
In einzelnen, engumschriebenen Theilen des Schwammes findet
sich zuweilen gar kein Karmin. Ich betrachte diese als zufällig ver-
letzte Stellen, wo kein Wasserstrom eirkulirte.
Die kleineren Exemplare haben nicht so viel Karmin aufgenom-
men, wie die größeren, und häufig findet man bei diesen neben Kar-
min erfüllten Kragenzellen auch solehe, die nur wenig oder gar kein
Karmin enthalten (Taf. XXVI, Fig. 11). Dies tritt besonders an Flächen-
ansichten der Kammerwände solcher kleiner Exemplare deutlich hervor.
Wie oben erwähnt, entbehren alle Kragenzellen der Geißel. In
jenen, deren Kragen noch erhalten ist, nimmt der Karmin besonders
den basalen Theil der Zellen ein (Taf. XXVI, Fig. 12). In jenen Kragen-
zellen aber, welche nicht nur die Geißel, sondern auch den Kragen
verloren haben (Taf. XXVI, Fig. 10), sind die Karminkörnchen zwar
auch im basalen Theile der Zelle zahlreicher, wie anderwärts, aber die
Vertheilung des Farbstoffes ist eine viel gleichmäßigere. Obwohl zu-
weilen Kragenzellen mit und ohne Kragen neben einander vorkommen,
so lässt sich doch leicht erkennen, dass in der Regel alle Zellen einer
und derselben Kammer in diesem Punkte mit einander übereinstimmen.
Auffallend ist es, dass der ganze Schwammikörper mit Ausnahme
der Kragenzellen, nur sehr wenig Karmin enthält, wie man besonders
an Tangentialschnitten quer durch die Kammern leicht erkennt
(Taf. XXVI, Fig. 17). In solchen leuchten die Kammerwände als rothe
Ringe aus dem übrigen Gewebe hervor.
Die im Schwamme vorkommenden Embryonen (Taf. XXVI, Fig. 12 €)
sind unter allen Umständen vollkommen karminfrei.
In den amöboiden Wanderzellen kommen stets Karminkörner vor.
Diese sind zahlreich und außerordentlich klein (Taf. XXVI, Fig. 10 Db),
viel kleiner als die meisten jener Karminkörner, welche in den Kragen-
zellen liegen. |
Stärkefütterung (Taf. XXVI, Fig. 16, 24).
6 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVI,
Fig. 16) (25).
Poren und Kanäle sind nicht wesentlich beeinflusst. Die Gewebe
sind gut erhalten. Die Kragenzellen haben größtentheils sowohl Kragen
als Geißel behalten.
An der äußeren Oberfläche des Schwammes haften zahlreiche
12 A 2 3 ae Zn a
424] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 19
Stärkekörner, und man findet vereinzelte Stärkekörner in allen Theilen
des Kanalsystems zerstreut: in den einführenden Kanälen, den Geißel-
kammern und dem Oscularrohr (Taf. XXVI, Fig. 16). In den Wänden
der einführenden Kanäle finden sich die wenigsten Stärkekörner, wohl
aber treffen wir. vereinzelte Körner, wenn gleich selten, zerstreut in
der Kragenzellenschicht der Kammern an. Diese Stärkekörner scheinen
nicht verändert und haben scharfe Kanten. Von beginnender Diastase
keine Spur. In der Grundsubstanz und ihren Zellen fehlen Stärke-
körner vollständig. Die auf der Kragenzellenschicht liegenden Körner
finden sich zwischen den Kragenzellen.
17 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet. (Taf. XXVT,
Fig. 24) (30).
Der Dilatationsgrad der Kanäle ist nicht verändert. Die Kammer-
poren erscheinen unregelmäßig. Sie sind weniger: zahlreich als im
lebenden Schwamm ‚und in einigen Kammern scheinen alle Poren ganz
geschlossen zu sein. Die ‚offenen Poren sind: theilweise eben so groß
wie im lebenden Schwamm, theilweise kleiner.
_ Die Gewebe sind nicht merklich verändert. Die Kragenzellen sind
gut erhalten und vielerorts sind sowohl Kragen als Geißel sichtbar.
Diese Anhänge der Kragenzellen erscheinen aber in: eigenthümlicher
Weise erschlafft und sind unregelmäßig verkrümmt. Die Kragenzellen
haben ihre regelmäßige Anordnung verloren (Taf. XXVI, Fig. 24) und
sind nach verschiedenen Richtungen geneigt. Hand in Hand mit dem
Verschluss der Poren gehen lokale Zerrungen der Kammerwand, welche
sich in.der minder dichten Anordnung der Kragenzellen an diesen Stel-
len dokumentiren. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass die Stellen mit
distant stehenden Kragenzellen jene sind, wo sich Poren befunden hatten.
Stärkekörner finden sich zerstreut und selten in der Wandıder
einführenden Kanäle. In der Kammerwand sind sie, recht zahlreich
(Taf. XXVI, Fig. 24) und sie liegen hier oberflächlich zwischen, den
Kragenzellen. Die Lumina der Kammern und Kanäle sind von Stärke-
körnern frei. Die mesodermale Grundsubstanz und die, in derselben ein-
gebetteten Zellen, Wanderzellen, Genitalprodukte ete., enthalten keine
Spur von Stärke (Jodprobe). Die zwischen den Kragenzellen in den Kam-
— — merwänden liegenden Stärkekörner haben scharfe und eckige Kontouren
i
(Taf. XXVI, Fig. 24) und zeigen keine Spur beginnender Diastase.
Milchfütterung (Taf. XXVI, Fig. 21, 22, 23, 25, 26).
51/, Stunden in Milchwasser. In Osmiumsäure gehärtet (Taf. XXVI,
Fig. 21, 29, 23, 25) (32).
ne
DIN Ba R. v. Lendenfeld, [425
Der Dilatationsgrad der Kanäle ist nicht merklich beeinflusst. Die
Kammerporen sind ebenfalls kaum verändert; einige derselben schei-
nen etwas erweitert zu sein. Die abführenden Specialkanäle der Kam-
mern sind kontrahirt (Taf. XXVI, Fig. 23) und erscheinen regelmäßig
eylindrisch. Von einer Einschnürung an der Grenze zwischen Kammer
und Kanal ist keine Spur zu sehen.
Die Gewebe sind gut erhalten und alle Zellen scheinen im Allge-
meinen etwas stärker gebräunt zu sein, als in den Kontrollpräparaten,
die ohne vorhergehende Milchfütterung zusammen mit den gefütterten
in derselben Osmiumsäure gehärtet wurden.
Die Grundsubstanz (Taf. XXVI, Fig. 25) ist unverändert hyalin.
Milchkügelchen als solche lassen sich nirgends nachweisen, aber
es finden sich große braunschwarze Körner in den Kragenzellen und
Wanderzellen. Diese Körner (Reste von Milchkügelchen?) sind in den
Kragenzellen recht gleichmäßig vertheilt. Selten findet man eine Kragen-
zelle ohne ein solches auffallendes Körnchen, in der Regel sind ein bis
drei derselben in jeder Kragenzelle vorhanden.
Von der Fläche gesehen erscheint die Geißelkammerwand braun,
durchzogen von einem regelmäßigen farblosen Netz mit sechseckigen
Maschen (Taf. XXVI, Fig. 21). Wie oben erwähnt, betrachte ich
dieses Netz als den Ausdruck von Scheidewänden zwischen den durch
Osmiumsäure tingirbaren resp. Karmin aufnehmenden Kragenzellen.
Ich halte diese Scheidewände für Becher von Grundsubstanz, in denen
die Kragenzellen sitzen. Sie werden durch Osmiumsäure nicht im iz
ringsten g gebräunt.
In dem heller braunen Plasma erkennt man deutlich (Taf. XXVI,
Fig. 21) die oben erwähnten, großen, schwarzbraunen Körner.
Die einzelnen Kragenzellen sind vollkommen erhalten: mit Kragen
und Geißel (Taf. XXVI, Fig. 22, 23, 25). Der Kern liegt in der abge-
bildeten Zelle (Taf. XXVI, Fig. 22) etwas höher als gewöhnlich, fast in
der Längenmitte des Zellkörpers, er ist kugelig und etwas blasser als
das umgebende Plasma und hat einen bläulichen oder schiefergrauen
Ton. Das Plasma ist erfüllt mit sehr feinen braunen Körnchen, welche
zwar im Allgemeinen ziemlich gleichmäßig vertheilt sind, aber ober-
halb des Kernes so nahe an einander rücken, dass sie eine Art Kappe
bilden, welche den Kern oben bedeckt (Taf. XXVI, Fig. 22). Die großen
braunschwarzen Körner liegen in der Regel ann des Kernes, zu-
weilen jedoch wird eines wohl auch unterhalb desselben angetroffen.
Die Wanderzellen enthalten dieselben großen braunschwarzen Körner,
wie die Kragenzellen, doch in geringer Anzahl: nie mehr als fünf in
einer Wanderzelle (Taf. XXVI, Fig. 25 oc. _
426] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 21
Embryonen und Spermaballen (Taf. XXVI, Fig. 25 b) sind am
wenigsten alfieirt, enthalten niemals die großen braunschwarzen Kör-
ner, und sind überhaupt kaum merklich dunkler als jene der unge-
fütterten Kontrollexemplare.
22 Stunden in Milchwasser. In Osmiumsäure gehärtet (Taf. XXVI,
Fig. 26) (35).
Der Dilatationsgrad der Kanäle ist nicht beeinflusst. Die Kammer-
poren sind zum Theil etwas zusammengezogen, zum Theil von norma-
ler Größe. Die abführenden Specialkanäle der Kammern sind nicht
wesentlich kontrahirt. Bit
Das Gewebe im Allgemeinen macht einen erschlafften Eindruck.
Die Kragenzellen sind theilweise gut erhalten, entbehren. aber
theilweise der Geißel, einige auch des Kragens.
Die Bräunung der Zellen im Allgemeinen ist nicht so stark wie hei
den nur 5'/, Stunden lang gefütterten Exemplaren.
In den Kragenzellen findet man große braunschwarze Körner, doch
in geringerer Anzahl wie bei den nur 5!/, Stunden lang gefütterten
Exemplaren. Viele Kragenzellen enthalten gar keine braunschwarzen
Körner, die meisten nur eines. Das farblose Netz zwischen den Kragen-
- zellen in der Kammerwand ist deutlich.
4 _ Die Grundsubstanz ist unverändert. Die sternförmigen Binde-
gewebszellen, welche durch deutliche Plasmafäden mit einander zu-
_ sammenhängen, sowie die Spermahallen sind nur sehr schwach ge-
4 bräunt (Taf. XXVI, Fig. 26 a). Die Wanderzellen aber sin®sehr dunkel
_ und enthalten zahlreiche mittelgroße braunschwarze Körner. Einige
4 dieser Körner sind eben so groß, wie jene in den Kragenzellen; die
meisten sind kleiner (Taf. XXVT, Fig. 26 b).
Vergiftungsversuche.
3 Folgende Vergiftungsversuche wurden mit Sycandra raphanus an-
- gestellt:
a een sn |alg 28 o
=33 | #383 #3338| 5=53
SHS | Si Ssans| ©e2.,| 8:8 &r,5.,|90,
ase | 382 ATgae| Sss: | 38% Asge;| 28dr
2 a Ele Ss =) SRH ds, BiSz=l Er FIEEHE
©.3 Pr Se - See L-e5) See Ss, Bar
1 ee) Sog |38Pr 838 ung Een ER 22 ae
= Ha 5582 E48 mag” Ess ee Io
BB | aRE 1255 ass | 238 553 |B2:
os no ET EHE SREE SS Ser ae
' Morphin . >= >= >=
— Strychnin > = > >= >=
— Disitalin . = >= >
. Veratrin.. DS >= = >= u
Cocain. = > << = =
ı ‚Curare. >= >= >= | >= | x
Br Si a re 2 = ana
323 R. v. Lendenfeld, | [427
Morphinvergiftung (Taf. XXVI, Fig. 27, 28; Taf. XXVIL, Fig. 33).
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:15 000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXVI, Fig. 27, 28) (39).
Kanäle und Kammern sind etwas unregelmäßig und sehen er-
schlafft aus. Die Kammerporen und abführenden Specialkanäle sind
stark dilatirt, die letzteren so, dass es schwer ist sie überhaupt nach-
zuweisen. |
Die ektodermalen Plattenzellen in den Wänden der einführenden
Kanäle sind unverändert. Eben so die Sternzellen der Grundsubstanz.
Die Wanderzellen sind großentheils zu rundlichen Kugeln zusammen-
geschrumpft.
Am stärksten affıcirt scheinen die Kragenzellen zu sein: sie haben
sammt und sonders die Geißel verloren und auch der Kragen ist ge-
schrumpft (Taf. XXVI, Fig.28 b). Im Allgemeinen erscheinen sie der Länge
nach stark zusammengezogen und sind eben so breit oder breiter als hoch
(Taf. XXVI, Fig. 28 b). Von der Fläche gesehen erscheint die Kammer-
wand sehr unregelmäßig, da die Kragenzellen nicht gleichmäßig ver-
theilt sind. Einige scheinen verloren gegangen zu sein, und es finden
sich zahlreiche Lücken zwischen den Kragenzellen — abgesehen von
den Poren (Taf. XXVI, Fig. 27).
Karminkörner kleben in geringer Zahl an der äußeren Oberfläche
des Schwammes. Zerstreute Körner kommen auch in dem Epithel der
einführenden Kanäle vor. Die Zellen der Grundsubstanz, speciell die
Wanderzellen sind von Karmin frei. Etwas zahlreicher als in den ein-
führenden Kanälen sind die Karminkörner in den Kragenzellen
(Taf. XXVI, Fig. 27, 28). Ihre Vertheilung in denselben ist eine sehr
unregelmäßige. In gewissen Partien des Schwammes kommen viel
weniger Karminkörner vor als in anderen; aber selbst dort, wo sie am
zahlreichsten sind, ist die größere Anzahl von Kragenzellen frei von
Karmin, und in den übrigen finden sich je ein bis drei Körner, so dass
die Kragenzellen, auch der Länge nach betrachtet, niemals ganz roth
erscheinen (auf solche karminreichere Schwammpartien beziehen sich
die Figuren Taf. XXVI, Fig. 27, 28).
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXVI, Fig. 29) (45).
Kanäle und Kammern sind unregelmäßig: ihre Wandungen er-
scheinen erschlafft, verdünnt und sind an mehreren Orten zerrissen.
Kammerporen und abführende Speecialkanäle sind unregelmäßig dilatirt.
Die Grundsubstanz ist fast ganz verschwunden und die Epithelien
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428] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. | 33
schmiegen sich den Nadeln an (Taf. XXVI, Fig. 29). Die Epithelzellen in
den Wänden der einführenden Kanäle sind an einigen Stellen er-
halten und ziemlieh unverändert, an anderen Stellen fehlen sie.
Die Kragenzellen sind (Taf. XXVI, Fig. 29) höchst unregelmäßig
geworden und zusammengeschrumpft. Alle entbehren der Geißel, viele
auch des Kragens. Wo der Kragen vorhanden ist, erscheint er schmal,
eylindrisch. Das Plasma ist durchsichtiger wie in unvergifteten Exem-
plaren. In einigen Zellen, besonders jenen, die noch einen Kragen
haben, ist der Kern deutlich, in anderen nicht nachweisbar.
Das Karmin ist unregelmäßig im ganzen Schwamm zerstreut, doch
sind die Farbstoffkörner an keiner Stelle zahlreich; jedenfalls in den
Kammerwänden nicht zahlreicher, wie in den Epithelien der einführen-
den Kanäle. Die wenigen Karminkörner in der Kragenzellenschicht,
liegen größtentheils oberflächlich zwischen den Kragenzellen, nur
sehr wenige kommen in denselben vor.
5 Minuten in Morphinlösung 1:250. In Osmiumsäure gehärtet
(Taf. XXVII, Fig. 33) (51).
Die Kanäle sind dilatirt. Die Kammerporen sind regelmäßig ver-
theilt, meist kreisförmig und halten 0,02 mm im Durchmesser. ‚Sie sind
beträchtlich größer (vgl. Fig. 32 und 33 der Taf. XXVII) als die Kammer-
poren unvergifteter, direkt in Osmiumsäure eingelegter Exemplare:
nahezu doppelt so weit und gleich zahlreich., Die Mittelpunkte der
Poren sind durchschnittlich 0,04 mm von einander entfernt, so dass
also die Wandpartien — Brücken — zwischen den Poren ungefähr
eben so breit sind, wie die Poren selbst. Die abführenden Speeial-
kanäle sind ebenfalls dilatirt.
Die Plattenepithelien scheinen nicht verändert zu sein, und eben
so die Zellen der Grundsubstanz ; die Kragenzellen aber sind geschrumpft
und entbehren der Geißel. Sie sehen gewissermaßen verschwommen
aus und es lassen sich an Schnitten durch die Kammerwand ihre seit-
-Jiehen Kontouren nicht deutlich erkennen.
Stryehninvergiftung (Taf. XXVI, Fig. 30, 36—42).
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:15 000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 36) (56).
Die Kanäle und Poren sind kontrahirt. ‘Besonders erscheinen die
Kammerporen an einigen Stellen sehr klein, hier und da sind sie sogar
ganz geschlossen. Die abführenden Specialkanäle sind ziemlich unver-
ändert. Das ganze Schwammgewebe macht emen gewissermaßen
strammen Eindruck.
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24 | R. v. Lendenfeld, [429
Die Plattenepithelien sind in den Kanälen ziemlich unverändert, sie
fehlen aber an einigen Stellen, so besonders an der äußeren Oberfläche.
Die Grundsubstanz ist geschrumpft und die Elemente derselben
sind undeutlich und oft schwer zu sehen. Die wenigen Wanderzellen,
die ich finden konnte, sahen geschrumpft aus und entbehrten der Pseudo-
podien. Jedenfalls waren sie vollständig karminfrei.
Die Kragenzellen sind in einer sehr eigenthümlichen Weise modi-
fieirt (Taf. XXVII, Fig. 36). Sie haben die Geißeln verloren und sind
zu unregelmäßigen, kugeligen oder birnförmigen Klumpen zusammen-
geschrumpft. Einigen fehlt auch der Kragen, bei den meisten ist jedoch
der Kragen gut erhalten, zu einer sehr engen eylindrischen Röhre zu-
sammengezogen und in die Länge gestreckt, gerade oder leicht ge-
krümmt. Das Plasma ist körnig, der Kern kugelig und sehr deutlich.
Geringe Mengen von zerstreuten Karminkörnern finden sich in den
Kanal- und Kammerwänden. Einzelne Körner liegen in den Kragen-
zellen (Taf. XXVII, Fig. 36), und zwar stets in dem basalen Theile der-
selben.
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:5000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 37, 38) (61).
Die Kanäle sind leicht zusammengezogen. Die abführenden Special-
kanäle der Kammern unverändert oder dilatirt. Die Kammerporen
(Taf. XXVU, Fig. 38) sind theilweise ganz geschlossen, theilweise stark
kontrahirt.
Die Gewebe haben gelitten: vielerorts fehlen die ektodermalen
Plattenepithelien. Die Wanderzellen haben ihre Pseudopodien ein-
gezogen.
Die Kragenzellen (Taf. XXVI, Fig. 37) entbehren alle der Geißel,
und die meisten auch des Kragens, nur an sehr wenigen findet man
noch kollabirte Reste desselben. Die Zellen selbst sind zu unförmlichen
Klumpen zusammengeschrumpft; ihr Plasma ist körnig, der Kern deut-
lich. Es macht den Eindruck, als ob die Kragenzellen in einer sehr zarten
hyalinen Substanz eingebettet wären, deren Kontour mehr oder weniger
deutlich ist (Taf. XXVII, Fig. 37). Ob diese Substanz den kollabirten
Grundsubstanzbeehern entspricht, die oben mehrfach erwähnt worden
sind, oder ob es Schleim ist, der von den Zellen ausgeschieden wurde,
lässt sich an diesen Präparaten nicht entscheiden.
Karminkörner finden sich zwar wohl hier und da im Schwamme
zerstreut, aber ihre Zahl ist gering und ihre Verbreitung eine so un-
regelmäßige, dass es den Eindruck macht, als ob sie zufällig dorthin
gelangt wären, wo wir sie finden.
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430] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 25
15 Minuten in Strychninlösung 1:1000, dann 3'/, Stunden in
derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet
(Taf. XXVII, Fig. 39—41) (65).
Die Kanäle und abführenden Specialkanäle sind nicht kontrahirt;
sehen zum Theil sogar dilatirt aus. Die Kammerporen sind theils ge-
schlossen, theils zu schmalen und sehr kleinen ovalen Löchern zusam-
mengezogen (Taf. XXVI, Fig. 40).
Das ektodermale Plattenepithel der äußeren Oberfläche ist verloren
gegangen und es fehlt auch in einigen Theilen des einführenden Kanal-
systems.
Die Grundsubstanz und ihre sternförmigen Bindegewebszellen sind
unverändert. Die amöboiden Wanderzellen (Taf. XXVII, Fig. 39 b) haben
ihre Pseudopodien eingezogen und erscheinen kugelig oder oval; körnig
ohne deutlichen Kern.
Die Kragenzellen (Taf. XXVII, Fig. 39 a, 41) haben sämmtlich ihre
Geißel und Kragen verloren oder stark zurückgezogen (Taf. XXVII,
Fig. 41), sind aber nicht wesentlich kontrahirt. Das Plasma ist körnig
und der Kern meistens deutlich und hat einen eigenthümlichen blass-
gelben Farbenton angenommen. Die Kragenzellen sind einer struk-
turlosen Substanz eingebettet, welche von der gewöhnlichen Grund-
substanz nicht wesentlich verschieden zu sein scheint, und von
derselben nicht scharf abgegrenzt ist. Es sieht in der That an gewissen
Stellen aus, als ob sich die Kragenzellen in die darunter liegende
Grundsubstanz eingesenkt hätten.
Karminkörner finden sich in großer Zahl in den Wänden der ein-
führenden Kanäle, wo sie an den Epithelzellen kleben (Taf. XXVI,
Fig. 39). Weder in den Zellen der Grundsubstanz noch in den Kragen-
zellen der Geißelkammern finden sich irgend welche Karminkörner.
Ja es ist der ganze Schwamm mit Ausnahme der Wände der einführen-
den Kanäle (Interradialkanäle) vollkommen karminfrei.
15 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet Taf. XNVII, Fig. 42) (70).
Das Gewebe ist macerirt. Die ektodermalen Plattenepithelien und
selbst die Grundsubstanz sind großentheils verschwunden. Auch von
den Kragenzellen sind viele abgefallen, die übrigen kleben in Gestalt
- unförmlicher körniger Klumpen (Taf. XXVII, Fig. 42) an den Nadeln.
Von Karmin findet sich im ganzen Schwamm keine Spur, und es
ist offenbar, dass der Schwamm in der Strychninlösung getödtet wor-
den ist und hernach im Karminwasser macerirte,
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R. v. Lendenfeld, [431
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5 Minuten in Strychninlösung 1:300. In Osmiumsäure gehärtet
(Taf. XXVI, Fig. 30) (69).
Der Dilatationsgrad der Kanäle scheint nicht beeinflusst zu sein.
Die abführenden Specialkanäle klaffen. Die Kammerporen sind stark
kontrahirt. Ein Vergleich der Fig. 30 und 32 auf Taf. XXVII zeigt dies
deutlich. Fig. 30 hat 5 Minuten in der Strychninlösung gelegen und
ist dann mit Osmiumsäure gehärtet worden. Fig. 32 ist direkt ohne
vorhergehende Vergiftung mit Osmiumsäure gehärtet. Die Kammer-
poren sind keineswegs alle gleich stark kontrahirt. Im Allgemeinen
scheint es, dass die Poren in der Nähe der Oberfläche stärker kontra-
hirt sind, wie jene im Inneren; aber es kommen durchaus schwächer und
stärker kontrahirte Poren neben einander vor. Die schwächer zusam-
mengezogenen sind rundlich, die stärker kontrahirten aber erscheinen
fast immer länglich oval, häufig sogar schlitzförmig (Taf. XXVI, Fig. 30).
Die Gewebe sind nicht wesentlich verändert, wohl aber erscheinen
die Kragenzellen etwas verschwommen: ihre Kragen sehen verbogen
oder zerknittert aus und die Geißeln fehlen.
Digitalinvergiftung (Taf. XXVI, Fig. 15; Taf. XXVI, Fig. 3%,
k3—46).
5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:15 000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXVI, Fig. 43, 44) (76).
Der Dilatationsgrad der Kanäle ist nicht wesentlich beeinflusst.
Die abführenden Specialkanäle, welche die Kammern mit dem Oscular-
rohr verbinden, sind etwas kontrahirt (Taf. XXVII, Fig. 44). Die Kam-
merporen erscheinen außerordentlich unregelmäßig, und es macht den
Eindruck, als ob einige derselben stark dilatirt wären, während andere
ganz oder fast ganz geschlossen sind.
Das Gewebe hat einigermaßen gelitten, aber die Epithelzellen sind
überall erhalten. Die Kragenzellen (Taf. XXVII, Fig. 43) sind in eigen-
thümlicher Weise verunstaltet. In einigen Theilen des Schwammes
haben sie Geißel und Kragen verloren, in anderen sind diese Anhänge
erhalten, aber in eigenthümlicher Weise erschlafft und verbogen
(Taf. XXVII, Fig. 43). Fast an allen Kragenzellen lässt sich eine Ein-
schnürung nachweisen, welche den Kragen und das distale Ende der
Zelle von dem größeren proximalen Theil, in welchem der stets deut-
liche Kern liegt, trennt.
Einzelne Karminkörner finden sich hier und da in den Kragenzellen
oder auch oberflächlich zwischen denselben. Diese sind jedoch sehr
selten. Auch an der äußeren Oberfläche und in den Wänden der ein-
führenden Kanäle finden sich hier und da einzelne Körnchen. Weitaus
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432] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 37
am zahlreichsten sind sie in der Wand des Oscularrohres (Taf. XXVII,
Fig. 44), wo sonst in der Regel gar keine Karminkörner vorkommen.
Hieraus ist, wenn nicht auf eine Umkehrung des Wasserstromes, doch
mindestens auf eine Sistirung der Geißelthätigkeit, welche den ge-
wöhnlichen Wasserstrom erzeugt, zu schließen.
5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 45) (80).
Der Dilatationsgrad der Kanäle ist nicht wesentlich beeinflusst.
Die abführenden Specialkanäle sind kontrahirt, die Kammerporen er-
scheinen sehr unregelmäßig: einige sind unregelmäßig dilatirt, andere
geschlossen.
Das Gewebe ist nicht wesentlich. beeinflusst. Die Epithelzellen
sind erhalten. Die Kragenzellen haben Kragen und Geibel verloren und
sehen eigenthümlich verwischt aus (Taf. XXVII, Fig. 45). Die Kerne
sind erhalten, aber etwas undeutlich.
Von Karmin findet sich fast nirgends eine Spur außer im distalen
Theile des Oscularrohrs, wo ziemlich zahlreiche Farbstoffkörnchen an
den Epithelzellen kleben.
5 Minuten in Digitalinlösung 1:200. In’ Osmiumsäure gehärtet
(Taf. XXVI, Fig. 15; Taf. XXVII, Fig. 3%, 46) (90).
Alle Kanäle a besonders die abtührfeindeh Speeialkanäle end
beträchtlich dilatirt. Die Kammerporen sind sehr stark dilatirt und er-
scheinen regelmäßig kreisrund (Taf. XXVI, Fig. 34). Sie sind etwa
doppelt so weit wie die Kammerporen der direkt mit Osmiumsäure ge-
härteten Exemplare (vgl. Fig. 32 und 34 der Taf. XXVM).
Die Gewebe sind gut erhalten. Epithelzellen und Grundsubstanz
erscheinen unverändert. Die Kragenzellen aber (Taf. XXVII, Fig. 46)
sind in eigenthümlicher Weise modifieirt. Sie sind einer hyalinen Sub-
stanz eingebettet, welche durch einen scharfen Kontour (Taf. XXVI,
Fig. 46a) von dem Kammerlumen abgegrenzt ist. Die Leiber der Zellen
sind oval, etwas kürzer als in gewöhnlichen Osmiumpräparaten. Der
Kern ist deutlich. Kragen und Geißeln liegen außerhalb der scharfen
Grenze jener Substanz, in welcher die Zellenleiber eingebettet sind und
erscheinen zusammengeschrumpft und zu 'einem unregelmäßigen Ge-
wirre verflochten (Taf. XXVII, Fig. 46 b).
Es macht im Allgemeinen den Eindruck, dass das Plasma der Zellen
dieser Digitalin-Schwämme sich mit der Osmiumsäure stärker bräunt,
als jenes. der Exemplare, ‘welche direkt in Osmiumsäure gehärtet
wurden.
8 R. v. Lendenfeld, [433
Veratrinvergiftung (Taf. XXVI, Fig. 17—52).
5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1 : 15 000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 49) (92).
Der Dilatationsgrad der Kanäle ist nicht beeinflusst. Die abführen-
den Specialkanäle sind vielleicht etwas dilatirt. Die Kammerporen sind
beträchtlich kontrahirt.
Die Gewebe sind gut erhalten. Die Epithelzellen sind überall intakt,
die Wanderzellen erscheinen rundlich und haben keine Pseudopodien.
Die Kragenzellen sind fast unverändert (Taf. XXVII, Fig. 49). Ihre
Geißeln sind großentheils erhalten, aber zum Theil etwas verkürzt. Die
Kragen sind erhalten und erscheinen als sehr weite Gylinder mit einem
Durchmesser, welcher jenem der Zelle gleichkommt. Es scheint, dass
die Kragen benachbarter Zellen in eigenthümlicher Weise mit einander
verschmolzen sind und ihre ursprüngliche Form verändert haben.
Einzelne Karminkörner finden sich zerstreut in den Epithelien der
einführenden Kanäle und in den Kragenzellen. Sie sind jedoch selten
und in einigen Partien des Schwammkörpers findet sich fast gar kein
Karmin.
5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:5000 (Taf. XXVII,
Fig. 47, 48) (97).
Sowohl die einführenden Kanäle, als auch die abführenden Special-
kanäle scheinen in ihrem Dilatationsgrade nicht wesentlich beeinflusst zu
sein. Die Kammerporen sind sehr stark zusammengezogen, haben aber
ihre kreisrunde Form beibehalten (Taf. XXVII, Fig. 47). Es macht nicht
den Eindruck, als ob irgend welche Kammerporen ganz geschlossen
wären. Die Distanz ihrer Mittelpunkte ist dieselbe wie in gewöhnlichen
Alkoholpräparaten.
Die Gewebe haben gelitten und sehen ein wenig macerirt aus.
Die Epithelzellen der äußeren Oberfläche und der einführenden Kanäle
sind verschwunden (Taf. XXVII, Fig. 48), was darauf hinweist, dass
dieselben bald getödtet wurden und im Verlauf der 5 Stunden mace-
rirten und abfielen. Die Grundsubstanz sieht geschrumpft aus. Die
Sternzellen sind unverändert, aber die Wanderzellen sind zu kleinen
Kugeln zusammengezogen. Die Kragenzellen sind in der Kammerwand
sehr unregelmäßig vertheilt (Taf. XXVI, Fig. 47) und es macht den Ein-
druck, als ob eine Anzahl derselben abgefallen wäre, — Macerations-
wirkung. Die stehen gebliebenen Kragenzellen entbehren des Kragens
und sind einer, das Kammerlumen deutlich abgegrenzten, nicht ganz
hyalinen Substanz eingebettet (Taf. XXVII, Fig. 48). Ihre Gestalt ist
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434] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 239
birnförmig und sie laufen allmählich in einen langen Zipfel aus, der
weit über die Grenze jener Substanzschicht, in welche ihre Leiber ein-
gebettet sind, hinausragt. Diese »Schwänze« der Kragenzellen sind
offenbar ihre Geißeln. Natürlich haben nicht alle Kragenzellen so einen
Fortsatz, und jene, die ihn entbehren, erscheinen oval, nicht birnförmig.
Der deutliche Kern liegt im verdicekten basalen Theile der Zelle. Das
Plasma ist stark körnig.
Von Karmin findet sich im Inneren des ganzen Schwammes, mit
Ausnahme des distalen Theiles des Oscularrohres, keine Spur. Dort im
- Epithel des Oscularrohres, dicht unter dem Osculum, liegen einzelne
zerstreute Körner; sie sind hier eben so zahlreich, wie an der äußeren
Oberfläche.
15 Minuten in Veratrinlösung 1:1000, dann 3!/, Stunden in der-
selben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVII,
Fig. 50, 51) (100).
Der Dilatationsgrad der Kanäle ist in unregelmäßiger Weise beein-
flusst, indem an einigen Stellen die einführenden Kanäle, und besonders
die abführenden Specialkanäle kontrahirt sind, an anderen nicht. Die
Kammerporen sind beträchtlich und ziemlich gleichmäßig zusammen-
gezogen: größtentheils oval.
Die Gewebe haben ziemlich gelitten. Stellenweise, besonders an
der äußeren Oberfläche in den distalen Partien der einführenden Ka-
näle, sind die ektodermalen, platten Epithelzellen verloren gegangen.
Die Grundsubstanz ist etwas geschrumpft. In derselben kommen die
gewöhnlichen Sternzellen, sowie runde kugelige Elemente vor, welche
wahrscheinlich Wanderzellen mit retrahirten Pseudopodien sind. Die
Kragenzellen haben ihre Kragen und Geibeln verloren (Taf. XXVII,
Fig. 50). Sie erscheinen unregelmäßig verbogen, keulenförmig und
sind besonders lang und dünn. In der That sind sie der Länge nach gar
nicht, wohl aber der Breite nach kontrahirt. Von der Fläche (von innen)
gesehen, sieht die Kammerwand (Taf. XXVI, Fig. 51) sehr eigenthüm-
lich aus. Man gewahrt ein recht blasses Netz feiner dunkler Fäden,
mit sechsseitigen Maschen von regelmäßiger Gestalt und gleichförmiger
Größe. In den Mittelpunkten der Netzmaschen liegen die dunklen, stark
körnigen Kragenzellen, umgeben von einem hellen Hof, der sie von den
Netztrabekeln trennt. Es macht den Eindruck, als ob das dunkle Netz
der Ausdruck von dünnwandigen Facetten wäre und dass die in den
Facetten gelegenen Kragenzellen transversal so sehr zusammenge-
schrumpft sind, dass sie lange nicht mehr den ganzen Facettenraum
auszufüllen vermögen. Das Plasma der Kragenzellen ist stark körnig,
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30 R. v. Lendenfeld, [435
der Kern ist in den meisten unsichtbar, doch kann man in dem proxi-
malen, verdickten Ende einzelner Kragenzellen den Kern finden: er
ist kugelig.
Der ganze Schwamm ist völlig karminfrei, nur hier und da finden
sich zerstreute Farbstoffkörner an besonders zugänglichen Stellen, wie
in den distalen Theilen der einführenden Kanäle und des Oscularrohres.
Die wenigen vorhandenen Körnchen kleben an diesen Stellen, außen
an. den Epithelzellen. Es ist offenbar, dass der Wasserstrom ganz auf-
gehört hatte, ehe der Schwamm in das veratrinisirte Karminwasser ge-
bracht worden war.
15 Minuten in Veratrinlösung, 1:200; dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 52) (105).
Sowohl die einführenden Kanäle als auch die abführenden Speeial-
kanäle sind kontrahirt. Die Kammerporen sind theils geschlossen, theils
stark kontrahirt: klein, oval. Nur wenige erscheinen in ihren gewöhn-
lichen Dimensionen.
Die Gewebe haben stark gelitten und sehen etwas macerirt aus.
Die Plattenepithelien fehlen vollständig und die Grundsubstanz ist stark
geschrumpft. Die Zellen derselben sind undeutlich. Die Kragenzellen
sind unregelmäßig (Taf. XXVIl, Fig. 52), haben sowohl Kragen als Geißel
verloren und sind der Quere und der Länge nach kontrahirt. Sie sind
— in der Flächenansicht — von lichten Höfen umgeben und durch die
blassen Facettenwände von einander getrennt.
Im Inneren des Schwammes findet sich kein Karmin; nur an den
leicht zugänglichen distalen Theilen des Oscularrohtes und den ein-
führenden Kanälen finden sich einzelne, zufällig dahin gelangte Farb-
stoffkörnchen.
CGocainvergiftung (Taf. XXVII, Fig. 35, 53—61).
5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser 1:15.000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXVI, Fig. 53, 54) (112).
Die einführenden Kanäle sind beträchtlich dilatirt, die abführenden
Specialkanäle dagegen etwas zusammengezogen. Ihre Mündungen in
der Wand des Oscularrohres sind kreisrund und etwa zwei Drittel so
groß als in der Mehrzahl der direkt in Alkohol gehärteten Exemplare.
Die Kammerporen (Taf. XXVII, Fig. 54) sind so ziemlich unverändert,
eher kontrahirt als dilatirt.
Das Gewebe ist sehr gut erhalten, die Epithelien sind unverändert
und die Grundsubstanz ist nicht geschrumpft. Auch die amöboiden
Wanderzellen (Taf. XXVII, Fig. 53) haben ihre unregelmäßig lappige
436] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 31
Gestalt beibehalten. Die Kragenzellen (Taf. XXVII, Fig. 53) sehen etwas
eigenthümlich aus und es ist, selbst an vorzüglichen Präpäraten, nicht
möglich, eine klare Vorstellung der Gestalt der einzelnen Kragenzellen
zu gewinnen. In einem feinen Schnitt durch die Kammerwand sieht
die Kragenzellenschicht folgendermaßen aus (Taf. XXVI, Fig. 53):
Zu unterst, der Grundsubstanz direkt aufliegend, findet sich eine Schicht
von kugeligen Massen körnigen Plasmas. In einigen von diesen erkennt
man den Kern, in anderen nicht. Viele dieser Plasmakugeln laufen
nach oben (gegen das Kammerlumen) in einem Zipfel aus, der zuweilen
fast dreimal so lang wird als der Durchmesser der basalen Plasmakugel.
Über den Plasmakugeln liegt eine dicke, ziemlich durchsichtige Sub-
stanzschicht, welche gegen das Kammerlumen nicht sehr deutlich ab-
gegrenzt ist. Diese Schicht wird von dem erwähnten distalen Zipfel
der Plasmakugeln durchsetzt. Nur die wenigsten Zipfel erreichen die
Grenzfläche der durchsichtigen Schicht. Keiner reicht darüber hinaus.
Die durchsichtige Schicht selbst ist nicht homogen, sondern quer durch-
zogen von undeutlichen Linien. Obwohl man nicht sicher sein kann, so
macht es doch den Eindruck, als ob diese Schicht vorzüglich aus den
stark dilatirten Kragen der Zellen bestünde. Jedenfalls müssen die
distalen Plasmazipfel als mehr oder minder retrahirte Geißeln aufgefasst
werden.
Karminkörner finden sich zerstreut in den Epithelien der einfüh-
renden Kanäle und in größerer Anzahl in den Kragenzellen, wo sie stets
in den basalen Plasmakugeln angetroffen werden (Taf. XXVII, Fig. 53).
Auffallend ist es, dass in den Kammern gewisser Schwammpartien
ziemlich viele Karminkörner vorkommen (Taf. XXVII, Fig. 53), wäh-
rend sie in anderen Theilen des Schwammes völlig fehlen (Taf. XXVII,
Fig. 54).
5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 55, 56) (116).
f Die einführenden Kanäle sind nicht wesentlich verändert, wohl
aber erscheinen die abführenden Specialkanäle stark dilatirt und es
sind die Kammern an der Mündung in das Oscularrohr gar nicht ein-
- geschnürt (Taf. XXVII, Fig. 56). Die Kammerporen (Taf. XXVII, Fig. 55)
_ sind etwas dilatirt, regelmäßig kreisrund und durchaus von ziemlich
- gleicher Gestalt und Größe.
Die Gewebe haben kaum gelitten, doch fehlen hier und da die
Plattenzellen. Die Kragenzellen haben ihre Geißeln verloren und sind
- ziemlich stark kontrahirt, sowohl der Quere, wie der Länge nach. Sie
erscheinen. als unregelmäßig verbogene, ziemlich körnige Gebilde, in
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32 R. v. Lendenfeld, [437
denen der Kern nicht deutlich, häufig gar nicht sichtbar ist. Die Kra-
genzellen sind einer durchsichtigen Substanz eingebettet, welche gegen
das Kammerlumen hin scharf abgegrenzt erscheint.
Von der Fläche gesehen, hat die Kammerwand ein eigenthümliches
Aussehen (Taf. XXVII, Fig. 55). Die Ränder der Kammerporen sind
von Kragenzellen frei. Alle übrigen Theile der Wand mit einer kon-
tinuirlichen Schicht derselben bekleidet. Man sieht ein sehr deutliches
Netzwerk mit mehr oder weniger regelmäßig sechsseitigen Maschen,
welche an gewissen Stellen größer sind, wie an anderen. In der Mitte
einer jeden Netzmasche liegt ein dunkler Punkt — die Längsansicht
der geschrumpften Kragenzelle. Es macht den Eindruck, als ob die
ganze Schicht aus sechseckigen, scharf von einander abgegrenzten Säu-
len hyaliner Substanz bestünde, welche oben mit konvexen Terminal-
flächen enden. In der Mitte einer jeden Säule liegt dann der lang ge-
streckte Leib der Kragenzelle. Ich bezweifle, ob in Wirklichkeit die
Sache sich so verhält; aber so sehen die Kragenzellen in diesen Cocaimn-
Sycandren aus.
Karmin ist fast gar keines in dem Schwamm enthalten. Hier und da
sieht man einzelne zerstreute Körner, zum Beispiel in der Kammer-
wand an den Rändern der Kammerporen. Die Kragenzellen enthalten
nirgends Karminkörner.
15 Minuten in Cocainlösung A :200; dann 3!/, Stunden in
reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 57, 58)
(124).
Der ganze Schwamm ist erschlafft und die Kanalwände erscheinen
in unregelmäßiger Weise verkrümmt. Sowohl einführende Kanäle, wie
abführende Speecialkanäle klaffen weit. Die Kammermündungen sind
nicht eingeschnürt. Die Kammerporen (Taf. XXVI, Fig. 57 p) sind stark
dilatirt und kreisrund. ai al
Die Gewebe sehen einigermaßen macerirt aus. Die Grundsubstanz
ist zusammengeschrumpft und die ektodermalen Plattenepithelien sind
größtentheils abgefallen. Die Kragenzellen erscheinen langgestreckt,
leicht gekrümmt und an beiden Enden verdickt (Taf. XXVIIL, Fig. 58).
Sie entbehren sowohl des Kragens wie der Geißel und sind in eine
ziemlich durehsichtige Substanz eingebettet, welche gegen das Kammer-
lumen hin nicht scharf abgegrenzt ist. Ihr Plasma ist körnig, der Kern
ist in der Regel unsichtbar. Von der Fläche gesehen (Taf. XXVII,
Fig. 57) erscheinen die Kragenzellen unregelmäßig sechseckig und sind
durch schmale helle Septen, welche ein Netz mit sechsseitigen Maschen
bilden, von einander getrennt. Dunklere Grenzlinien innerhalb dieser
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438] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 33
hellen: Septen sind nirgends zu sehen. Man sieht. in dem Plasma der
Kragenzellen, besonders in Flächenansichten der Kragenzellenschicht
(Taf. XXVII, Fig. 57) häufig ein oder zwei größere, sehr dunkle Körner,
deren Bedeutung mir unbekannt ist. |
Karmin kommt nirgends im Schwamme vor. Hier und da haften
einzelne Körner an der epithellosen äußeren Oberfläche. Es ist offen-
bar, dass der Wasserstrom aufgehört hatte, ehe der Schwamm in das
Karminwasser gebracht wurde.
40 Minuten in Cocainlösung 1:300. In Jodlösung durch 5 Minuten
gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 59, 60) (122).
Zur Kontrolle wurden einige Sycandren, ohne vorher vergiftet wor-
den zu sein, mit schwacher Jodlösung durch 5 Minuten gehärtet.
Kanäle und Poren dieser Exemplare haben ähnliche Dimensionen,
wie in Osmiumpräparaten. Die Epithelien sind erhalten, die Wander-
zellen erscheinen lappig (Taf. XXVII, Fig. 59) und die Kragenzellen
zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Geißeln stark verkürzt, bis in den
Becher zurückgezogen, und dass ihre Kragen sehr klein und kurz sind
(Taf. XXVII, Fig. 59). Die Kragen erscheinen eigentlich nur als schwache
Randsäume der Terminalflächen dieser langgestreckten Kragenzellen.
Das Plasma ist körnig; der Kern überall deutlich.
In den, durch 40 Minuten mit 1:300 Cocain behandelten, und erst
dann 5 Minuten in solcher schwacher Jodlösung gehärteten Exemplaren
erscheinen die Kanäle und besonders die Kammerporen stellenweise
sehr stark dilatirt.
Die Gewebe sind sehr gut erhalten (Taf. XXVII, Fig. 60). Die Epi-
thelzellen sind unverändert und die Wanderzellen erscheinen in ihrer
natürlichen, unregelmäßigen Gestalt. Die Kragenzellen sind wesentlich
beeinflusst und sehen ganz anders aus, wie in den bloß mit Jod be-
handelten Kontrollpräparaten (vgl. Fig. 59 und 60 auf Taf. XXVI).
Der Körper der Kragenzelle erscheint als eine kuglige Masse körnigen
Plasmas, in deren Mitte der deutliche, ebenfalls kuglige Zellkern liegt.
Von der’oberen’ Seite der Kugel gehen der Kragen und die Geißel ab.
Der Kragen ist sehr lang, etwa doppelt so lang als der Zellenleib und
nach oben erweitert, 'kelchförmig. : Die Geißel ist verkürzt und ragt
nur sehr wenig über den Kragenrand vor. Unten verdickt sie sich
und geht allmählich in den Plasmakörper über. Diese Präparate
machen den Eindruck, als ob Kragen und Geißel aus verschiedenen
Substanzen bestünden.
Bemerken möchte ich noch, dass in diesen Cocain-Jod-Sycandren’
die einzelnen Gewebselemente und besonders die Zellen der Embryo-
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. II. 3
ER
34 | soli R. v. Lendenfeld, [439
nen (Taf. XXVII, Fig. 60 a) mit einer außerordentlichen Klarheit her-
vortreten und ich möchte Histologen empfehlen Cocain und Jod in dieser
Weise anzuwenden, wenn es sich darum handelt, diese Gebilde zu de-
monstriren ohne sie zu färben.
5 Minuten in Cocainlösung 1:300. In Osmiumsäure gehärtet
(Taf. XXVII, Fig. 35, 61) (123).
Der Dilatationsgrad der Kanäle scheint nicht wesentlich beeinflusst
zu sein. Die Kammerporen aber sind sehr stark und unregelmäßig
dilatirt (Taf. XXVIIL, Fig. 35). Zum Theil erscheinen sie langgestreckt
und gebogen, zum Theil kreisrund. Einige sind nicht größer wie die
Kammerporen gewöhnlicher Osmiumpräparate, andere sind drei bis
viermal so.groß.
In verschiedenen Theilen des Schwammes sehen die Poren recht
verschieden aus: hier sind fast alle dilatirt, dort die meisten unverändert.
Die Gewebe sind gut erhalten, die Epithelien sind nicht beeinflusst.
Die Kragenzellen sind theilweise unverändert, theilweise zu unregel-
mäßigen, stark körnigen keulenförmigen Gebilden ohne Geißel und ohne
Kragen zusammengeschrumpft (Taf. XXVII, Fig. 61). Das Plasma der
Kragenzellen ist stark gebräunt und es finden sich fast in jeder Zelle
mehrere braunschwarze, große und auffallende Körner.
Curarevergiftung (Taf. XXVII, Fig. 31, 62— 73).
5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser 1:45000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 62, 63, 64) (130).
Der Dilatationsgrad der einführenden Kanäle scheint nicht wesent-
lich beeinflusst zu sein, obwohl einige dieser Kanäle mindestens, den
Eindruck machen, als ob sie ein wenig dilatirt wären. Kontrahirt sind
sie sicher nicht. Die abführenden Specialkanäle sind entschieden dila-
tirt und in der Regel derart, dass man gar nichts von ihnen sieht, indem
die Kammern direkt in das Oseularrohr münden. Die Kammerporen
sind alle weit offen und kreisrund (Taf. XXVII, Fig. 63 b, 64 p). Viele
von ihnen scheinen gar nicht beeinflusst zu sein, einige sind etwas kon-
trahirt. Dilatirt sind keine.
Die Gewebe sind gut erhalten. Die ektodermalen Plattenepithelien
an der äußeren Oberfläche und in den Wänden der einführenden Ka-
näle (Taf, XXVII, Fig. 63 e) sind nirgends abgefallen. Die Grundsub-
stanz ist nicht geschrumpft und sieht eher,.aus, als ob sie sich ausge-
dehnt hätte (Taf. XXVII, Fig. 63). Die sternförmigen Bindegewebszellen
sind unverändert; die amöhoiden Wanderzellen haben lappige Kon-
touren. In höchst eigenthümlicher Weise beeinflusst sind die Kragen-
440) Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 35
zellen (Taf. XXVII, Fig. 62, 63 c). Der Körper der Kragenzelle erscheint
kugelig oder birnförmig. Das Plasma ist körnig und der Kern deutlich.
Vom oberen Ende des Körpers gehen ein ziemlich langer, distal ver-
diekter Zipfel körnigen Plasmas und der gut erhaltene Kragen ab. Der
keulenförmige Plasmazipfel ist gerade so lang wie der Kragen und er
ist offenbar nichts Anderes als die retrahirte Geißel der Kragenzelle. Am
abgerundeten distalen Ende ist dieser Zipfel etwa viermal so dick als
dort, wo er aus dem Körper der Kragenzelle entspringt. Der Kragen
ist schlank, zwei bis dreimal so lang als der Körper der Zelle, und
nach oben hin leicht kelehförmig erweitert, kegelföürmig. Die Kragen-
zellenleiber füllen die Kammerwand, mit Ausnahme der Poren, so voll-
ständig aus, dass nur sehr schmale, helle Septen zwischen ihnen übrig
bleiben (Taf. XXVII, Fig. 64). Von einem breiteren hyalinen »Hof« in
der Umgebung der körnigen Zellenleiber ist in Flächenansichten nichts
wahrzunehmen. Die zurückgezogenen, keulenförmigen Geißeln und die
Kragen stehen nicht gerade auf, sondern sind leicht gekrümmt und be-
sonders sind jene in der Umgebung der Kammerporen häufig gegen
die Pore hin geneigt (Taf. XXVII, Fig. 63).
Karminkörner finden sich in großen Mengen im Schwamme. Sie
kommen zerstreut in den Wänden der einführenden Kanäle, zahlreicher
in den Kragenzellen vor. Durchschnittlich beherbergt jede Kragenzelle
zwei Karminkörnchen. In vielen Theilen des Schwammes ist es schwer
‚irgend eine Kragenzelle zu finden, die nicht wenigstens ein Karminkörn-
‚ chen enthielte. In anderen Schwammtheilen findet man dem entgegen
_ wieder ganze Kammern, die nur wenig oder gar kein Karmin enthalten.
5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
_ gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 65—-67) (135).
| Die einführenden Kanäle sind theils unverändert, theils etwas
dilatirt. Die abführenden Specialkanäle der Kammern sind kurz und
-undeutlich, aber die Kammermündungen (Taf. XXVII, Fig. 66) sind be-
trächtlich zusammengezogen. Die Kammerporen sind kreisrund, theil-
_ weise unverändert, theilweise etwas kontrahirt.
4 Die Gewebe haben kaum merklich gelitten. In den einführenden
Kanälen fehlt an einzelnen Stellen das Plattenepithel. Die Grund-
‚substanz ist ein wenig geschrumpft und die Zellen in derselben er-
‚scheinen etwas undeutlich. Amöboide Zellen mit lappiger Kontour kom-
men nicht vor. Die Kragenzellen sind in höchst eigenthümlicher Weise
verändert (Taf. XXVII, Fig. 65, 67). Der Körper der Zelle ist zu einem
niedrigen kuchenförmigen oder flach kegelförmigen Gebilde zusammen-
3*
‚geschrumpft, das mit der verbreiterten Basalfläche aufsitzt. Von der
Te u CH er u HE A TAI u DE
36 R. v. Lendenfeld, FE [441
Mitte der oberen Seite geht ein gekrümmter fadenförmiger Fortsatz ab,
welcher am distalen Ende knopfartig verdickt ist. Dieser Faden hat
dieselbe Länge, wie der lang röhrenförmige nach oben hin verschmälerte,
etwas undeutliche Kragen (Taf. XXVII, Fig. 65). Der freie Rand des
Kragens ist verschwommen und undeutlich. Das Plasma des Zellenleibes
ist'stark körnig und eben so der Faden, welcher als Rest der geschrumpf-
ten Geißel angesehen werden muss. Der Kern ist kugelig und in der
Regel deutlich.
- Karminkörner finden sich zerstreut in den Epithelien der ein-
führenden Kanäle und in den Kragenzellen, sie sind jedoch nirgends
zahlreich. Am häufigsten werden sie in der Wand der distalen Partie
des Oscularrohres angetroffen, was auf eine baldige Sistirung des Was-
serstromes im Schwamme schließen lässt.
15 Minuten in Gurarelösung 1 :1000, dann 3'/, Stunden in dersel-
ben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVII,
Fig. 68, 69) (138).
Der Dilatationsgrad der einführenden Kanäle ist nicht merklich
beeinflusst. Die abführenden Specialkanäle sind undeutlich, und die
Kammermündungen. etwas kontrahirt. Die Kammerporen sind etwas
unregelmäßig: einige erscheinen kreisrund und sind unverändert, an-
dere wieder sind langgestreckt oval oder gebogen, halbmondförmig und
dilatirt. Wieder andere in gewissen Schwammpartien sind kontrahirt.
Die Gewebe haben ziemlich stark gelitten. Die ektodermalen
Plattenepithelien fehlen vielerorts, und die Grundsubstanz ist stark ge-
schrumpft (Taf. XXVII, Fig. 69). Die Kragenzellen sind in etwas unregel-
mäßiger Weise kontrahirt. Die Zellenleiber sind niedrig, kuchenförmig.
Die Geißel ist retrahirt und zu einem dieken kurzen Zipfel geworden,
der von ‘dem Zellenleibe emporragt. Die Kragen sind unregelmäßig
und verschwommen. Das Plasma des Zellenleibes ist körnig. Der
Kern: ist zuweilen sichtbar, zuweilen nicht (Taf. XXVII, Fig. 69).
Die Kragenzellen füllen nicht die ganze Kammerwand aus (Taf. XXVII,
Fig. 68), und es macht den Eindruck, als ob einzelne Kragenzellen
ausgelallen wären. Abgesehen von diesen Lücken und den Poren
stehen die Zellen nahe bei einander, und die hyalinen Septen zwischen
denselben sind ganz schmal (Taf. XXVI, Fig. 68).
Karmin findet sich in gewissen Schwammtheilen in großer Menge,
in anderen fehlt es fast ganz. Diese Fariseunali Zee der Karminver-
theilung ist recht auffallend.
Dort, wo das Karmin vorkommt, findet es a zerstreut in den
Wänden de einführenden Kanäle, ind in viel größerer Menge in den
442] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 37
Kragenzellen der Kammerwand. In gewissen Gruppen von Kragen-
zellen sind die Karminkörner recht zahlreich (Taf. XXVII, Fig. 68, 69),
in anderen benachbarten Zellengruppen (Taf. XXVII, Fig. 68 a) fehlen
sie. Es ist also hier wieder eine auffallende Unr egelmäßigkeit in der
Vertheilung der Farbstoffkörner zu beobachten.
17 Stunden in Curarelösung in Stärkewasser 1:1200. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 70, 71, 72) (147). |
Die einführenden Kanäle sind etwas kontrahirt und die Kammern
sind dem entsprechend ausgedehnt (Taf. XXVII, Fig. 72). Von abführen-
den Specialkanälen ist keine Spur zu sehen, und selbst die Kammer-
mündungen sind nicht eingeschnürt. Die Kammerporen sind theilweise
geschlossen, theilweise kontrabirt, nur sehr wenige haben die gewöhn-
lichen Dimensionen und gar keine sind dilatirt.
Die Gewebe haben gelitten. Fast überall sind die ektodermalen
Plattenzellen abgefallen. Die Grundsubstanz ist stark geschrumpft. Die
Kragenzellen (Taf. XXVII, Fig. 70, 74) haben Kragen und Geißel verloren
und sind zu rundlichen, mit breiter Basis aufsitzenden Klumpen körni-
gen Plasmas geworden, in denen der Kern nicht sichtbar ist. Von der
Fläche gesehen (Taf. XXVII, Fig. 71) erscheinen die körnigen Leiber der
Kragenzellen polygonal und geschrumpft. Sie sind von hyalinen Höfen
umgeben, die durch feine dunklere Septen von einander abgegrenzt
sind. Die letzteren bilden ein System regulärer sechsseitig-prismati-
scher Facetten, in deren Mitten die dunklen, körnigen Leiber der
_ Kragenzellen liegen. e
Stärkekörner finden sich im Schwamme nicht. Nur einzelne kleben
an der äußeren Oberfläche und in der Wand des distalen Theiles des
_ Oseularrohres.
| 5 Minuten in Gurarelösung 1:100. Mit Osmiumsäure gehärtet
(Taf. XXVII, Fig. 31, 73) (149). |
Der Dilatationsgrad der einführenden Kanäle ist nicht wesentlich
beeinflusst. Die abführenden Specialkanäle sind undeutlich und die
Kammer mündungen erscheinen leicht zusarmmengezogen. Die Kammer-
_ poren (Taf. XXVI, Fig. 31) sind in recht unregelmäßiger Weise kontra-
hirt. Einige sind kreisrund und völlig unverändert. Andere auf die
Hälfte ihrer Ausdehnung reducirt oval oder ma gestaltet.
j reine Poren sind dilatirt.
3 Die Gewebe sind gut erhalten und nur wenig verändert. Die Kragen-
Elton sind beträchtlich in die Grundsubstanz eingesenkt (Taf. XXVII,
_ Fig. 73) und bestehen aus einem kugeligen Körper, von dessen oberer
2
+
in nn
38 R. v. Lendenfeld, (443
Seite in der Mitte ein dicker körniger Fortsatz abgeht, der sich über den
Rand des Kragens hinaus in Gestalt eines zarten Fadens, der Geißel,
fortsetzt. Diese ist offenbar theilweise eingezogen, kaum dreimal so lang
als der kugelige Zellenleib. Der Kragen ist röhrenförmig, etwa andert-
halbmal so lang und fast eben so breit wie der Zellenleib. Gegen das
obere Ende hin erweitert sich der Kragen ein klein wenig.
Das Plasma der Zelle ist stark körnig, aber nicht besonders dunkel
braun gefärbt. Die zahlreichen Körnchen verdecken zum Theil den
Kern.
Glassis Silicea.
Subelassis Triaxonia.
Ordo Hexaceratina.
Familia Aplysillidae.
IV. Aplysilla sulphurea.
(Taf, XXVIL, Fig. 74, Taf. XXVIIL, Fig. 75—8%.)
‚Dieser Schwamm ist von F. E. Senuzze ! genauer auf seinen feineren®
Bau untersucht worden, so dass wir uns hier mit wenigen Bemerkungen
begnügen können. a
Der Schwamm bildet 3—6 mm dicke Krusten von gelber Farbe,
von deren Oberfläche sich regelmäßig vertheilte, 0,5 — I mm hohe
und durchschnittlich 1 mm von einander entfernte Conuli erheben.
Die Oseula. sind kreisrund, I—2 mm weit. Sie liegen auf den Enden
eylindrischer, schornsteinartiger Erhebungen von schwankender Länge.
Kleine Krusten besitzen in der Regel nur ein randständiges Osculum.
In ausgedehnteren Krusten werden mehrere Oscula beobachtet.
Das Skelett besteht aus isolirten, die Schwammkruste quer durch-
setzenden, dendritisch verzweigten, markhaltigen Hornfasern.
Die einführenden Poren liegen zu etwa.20 in polygonale Gruppen
vereint. Sie führen in recht enge Kanäle hinein, welche die geißel-
kammerfreie Haut durchsetzen und sich darunter zu ganz unbedeuten-
den Subdermalräumen ausbreiten. Diese ziehen sich nach unten in
Fortsätze aus: die einführenden Kanäle der Pulpa. Diese Kanäle sind von
schwankendem, aber stets ziemlich kleinem Durchmesser. Die Geißel-
kammern sind länglich oval, sackförmig, 0,08 mm lang und 0,045 mm
breit. Sie münden mit weiter Öffnung — etwa ein Halb bis zwei Drit-
tel so weit als die Kammer — in den nächsten ausführenden Kanal.
Eben so, wie die einführenden, verlaufen auch die ausführenden
1! F. E. Schutze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
sien. IV, Die Familie der Aplysinidae, Zeitschr, f. w. Zool. Bd, XXX. p. 405.
@
3
Du nich
EN
444] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 39
Kanäle, vorzüglich in vertikaler Richtung, senkrecht zur Ausdehnung
der Kruste, gegen die Basalfläche des Schwammes hin. Hier münden
die ausführenden Kanäle in ein System von Lakunen, welches sich in
dem basalen Theile des Schwammes aushreitet. Von diesen Lakunen
erheben sich die einfachen, ceylindrischen Oseularröhren, die in die er-
wähnten Schornsteine auslaufen.
Die äußere Oberfläche ist mit niedrigem Plattenepithel (Taf. XXVI,
Fig. 78 a, 79 a) bekleidet. Das Epithel der einführenden Kanäle ist
etwas höher!. Ähnlich den Elementen des letzteren sind jene ento-
dermalen Plattenzellen gebaut, welche die ausführenden Kanäle, die
basalen Lakunen und das Oscularrohr auskleiden. Die Kragenzellen
sind in Spiritus- und Osmiumpräparaten langgestreckt, cylindrisch,
nach oben hin ein wenig verbreitert, etwa zweieinhalbmal so lang als
breit. Der Kragen ist distal kegelförmig erweitert, etwa zwei Drittel so
lang als der Zellleib (Taf. XXVII, Fig. 74). Die Geißel wird von Scaurze 2
— wahrscheinlich nach frischen Präparaten — sehr lang, schlank und
zart gezeichnet. In gehärteten Exemplaren sind die Geißeln der Kragen-
zellen stets kürzer und stärker (Taf. XXVII, Fig. 74). Der Kern der
Kragenzelle ist oval.
In der Haut (Taf. XXVIIi, Fig. 79, 83) finden sich zahlreiche, stern-
föormige Bindegewebszellen, die im Leben mittels ihrer Ausläufer
(Taf. XX VII, Fig. 79) zusammenhängen. Dicht unter dem Epithel kommen
häufig zahlreiche Zellen vor, die als Schleimdrüsenzellen anzusehen
sind. Amöboide Wanderzellen mit kugeligem Körper und kurzen un-
regelmäßigen Pseudopodien auf einer Seite — von der Form der Amoeba
Wallichii — sind ebenfalls häufig in der Haut. Diese haben nicht lang-
gestreckt ovale Kerne, wie die Sternzellen, sondern kugelige. Das
Plasma aller dieser Zellen ist körnig.
In den unteren Partien der Hautschicht werden zahlreiche, tangen-
tial verlaufende, spindelförmige Zellen angetroffen, die eine wohlabge-
grenzte, vielschichtige Lage bilden (Taf. XX VII, Fig. 83): es sind Muskel-
zellen.
Die Grundsubstanz im Inneren des Schwammes ist, wie jene der
Hautschicht, völlig hyalin. Sie enthält außer den Stern- und Wander-
zellen auch Spongoblasten und die Sexualzellen. Die Eier und Sperma-
ballen werden von mehrschichtigen, aus platten Zellen bestehenden
Endothelkapseln umgeben. Männliche und weibliche Genitalprodukte
t Vgl. hierzu F. E. Scuuze’s Figur: Zeitschr. f. w.Zool. Bd. XXX. Taf. XXIII,
Fig. 20.
2 F.E. Schürze, Untersuchungen über d. Bau u. die Entwicklung der Spongien.
IV. Die Familie der Aplysinidae. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXX. Taf. XXIII, Fig. 26.
rn ee er rer ER ae Ve
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u en Tl re en ne en er rd Sa
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40 R. v. Lendenfeld, [445
sind noch nie neben einander in demselben Individuum beobachtet
worden.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Karminfütterung (Taf. XXVII, Fig. 7%; Taf. XXVII, Fig. 75-77,80-83).
5'/a Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVII,
Fig. 80) (k).
Die Kanäle in den oberflächlichen Theilen des Schwammes, in der
Haut und dicht unterhalb derselben, sowie die Subdermalräume sind
etwas kontrahirt, und dieser Theil des Schwammes macht den Eindruck
außergewöhnlicher Solidität.
Die mittleren und basalen Theile der Schwammkruste sehen dem
entgegen außergewöhnlich lakunös aus, indem hier die Kanäle dilatirt
sind. Es ist dies offenbar eine rein mechanische Wirkung der Kontrak-
tion der oberflächlichen Theile des Schwammes, welche ein Ausflachen
der konkaven Felder zwischen den Conuli, und im Allgemeinen ein
Emporziehen des ganzen Gewebes gegen die Enden der Skelettfasern
in den Conuli, an denen die Hautmuskulatur angeheftet ist, bewirkt.
Die Kammerporen sind zwar klein (Taf. XXVIII, Fig. 80), aber deut-
lich und recht zahlreich.
Die Gewebe sind vollständig erhalten. Auffallend ist die Anhäu-
fung von Wanderzellen in der Haut und die Seltenheit derselben in der
Pulpa. Die Kragenzellen sind unverändert, erscheinen in der Flächen-
ansicht der Kammerwand polygonal und stehen nicht besonders dicht.
Ihre körnigen Leiber sind durch durchsichtige, etwa halb so breite
Zwischenräume von einander getrennt.
Karminkörner finden sich zerstreut in den Epithelien der ein-
führenden Kanäle. Zahlreicher sind sie in den Kragenzellen der Geißel-
kammern (Taf. XXVIH, Fig. 80). Auffallend ist es, dass gewisse Gruppen
von Geißelkammern völlig karminfrei sind, während die Kragenzellen
in anderen (wie in der abgebildeten) sämmtlich Karmin enthalten. In
diesen Kragenzellen findet man mehrere Karminkörnchen, in der Regel
ganz kleine, in dem Plasma, welches unter dem Kerne liegt, einge- «
bettet. Der distale Theil der Kragenzelle enthält nur selten ein Kar-
minkörnchen. |
10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVI,
Fig. 74; Taf. XXVIU, Fig. 75—77, 81 —83) (19).
Die Hautporen sind etwas zusammengezogen, die einen Gruppen
mehr, die anderen weniger. Die Subdermalräume und einführenden
Kanäle des oberflächlichen Theiles des Schwammes haben annähernd
446] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien, 41
ihre gewöhnlichen Dimensionen. Sie sind jedenfalls nicht kontrahirt:
Einige sehen sogar dilatirt aus. ‘Das Gleiche gilt von den einführenden
Kanälen des Inneren. Die ausführenden Kanäle (Taf. XXVII, Fig. 81, 82)
sind durchaus stark dilatirt und sehen unregelmäßig lakunös aus. Die
Lakunen der Schwammbasis haben ihre gewöhnlichen Dimensionen. '
Die Gestalt der Kammern (Taf. XXVII, Fig. 81, 83) ist unverändert, die
Kammerporen sind theils kontrahirt, theils geschlossen. Der Kammer-
mund klafft weit. Die Oscularrohre sind unverändert, die Oseularschorn-
steine sind verkürzt oder eingezogen.
Die Gewebe sind durchaus sehr gut erhalten. Nirgends fehlen die
ektodermalen Plattenzellen, und es scheint, dass jene, welche die ein-
führenden Kanäle auskleiden, kaum merklich dicker sind als jene der
äußeren Oberfläche. Eben so sind die entodermalen Plattenzellen —
welche entschieden dieker als die ektodermalen sind — in den Wän-
den der ausführenden Kanäle unverändert. Die Kragenzellen sind
größtentheils (Taf. XXVII, Fig. 74) vollkommen erhalten, langgestreckt,
sammt dem Kragen 0,012 mm lang. Das Plasma ist feinkörnig, der Kern
langgestreckt oval und sehr deutlich. Die Geißeln sind etwas kürzer
und dicker als in lebenden Kragenzellen (nach Senurze). Jedenfalls eine
Wirkung des Alkohol. Die Kragen sind röhrenförmig nach außen hin
etwas erweitert, und ihr Rand ist deutlich. Die Grundsubstanz ist un-
verändert, eben so scheinen die Sternzellen nicht beeinflusst zu sein.
Sehr auffallend sind dem entgegen große, düster rothe amöboide Zellen
(Taf. XXVII, Fig. 75—77, 81—83), welche in der Haut sowie im Inne-
ren in größerer Anzahl vorkommen. Diese Zellen erscheinen schon bei
schwacher Vergrößerung (Taf. XXVIIL, Fig.82) als deutliche rothe Punkte.
Stärker vergrößert (Taf. XXVIIL Fig. 81, 83) sehen sie wie unregelmäßige
rothe Flecke aus, die meist zwischen dem Kanal- oder Kammerepithel
und der Grundsubstanz liegen. Nur sehr wenige sind der Grundsub-
stanz selbst eingebettet. Sie sind größtentheils zerstreut, hier und da
vereinigen sich aber wohl auch mehrere zu einer Gruppe, welche bei
schwächerer Vergrößerung ein eigenthümlich verschwommenes Aus-
sehen hat (Taf. XXVIH, Fig. 81).. Diese Zellen sind platt, unregelmäßig
lappig (Taf. XXVIII, Fig. 75—77), ohne schlanke Pseudopodien, und
haben wellige Kontouren. Sie erreichen eine bedeutende Größe: eine
Länge von 0,04 mm und eine Breite von 0,028 mm. Das Plasma dies r
Zellen ist, wie erwähnt, düster roth gefärbt (Taf. XXVIN, Fig. 75—17 1)
und erfüllt mit dunklen Körnchen und größeren, etwas glänzenden
- Tröpfehen. Den Kern konnte ich nicht auffinden; er ist von den dunklen
Körnchen verdeckt.
Was die Vertheilung des Karmins anbelangt, verhalten sich keines -
43 R. v. Lendenfeld, [447
wegs alle Exemplare gleich. Im Allgemeinen machte es mir den Ein-
druck, dass die minder kräftigen Exemplare zahlreichere und größere
Karminkörner aufgenommen hätten als die frischeren. Die letzteren
haben verhältnismäßig nur wenige und nur ganz kleine Farbstoffkörner
aufgenommen. Hier und da kommt ein sichtbares Körnchen in den
Kanalwänden vor, weitaus zahlreicher sind sie in den Kammerwänden.
Die Kragenzellen scheinen (Taf. XXVII, Fig. 74) durch die Aufnahme
dieser kleinen Körner nicht zu leiden. Auch in jenen karminreicheren
Exemplaren, welche ich für krank halte, kommen die Karminkörner
vorzüglich in den Kragenzellen vor. In allen Exemplaren finden sich
Gruppen von Karminkörnern in einigen der großen mattrothen Wander-
zellen (Taf. XXVII, Fig. 75, 76), in anderen nicht (Taf. XXVII, Fig. 77).
Karminhaltige und karminfreie Wanderzellen unterscheiden sich in der
Gestalt und der Plasmastruktur von einander nicht. Sie kommen
neben einander vor. Die Zahl der karminführenden Wanderzellen ist
eine sehr geringe, es enthalten etwa 5°/, aller Wanderzellen Karmin.
Dieser Procentsatz ist in allen Exemplaren so ziemlich der gleiche.. Es
macht den Eindruck, dass die karminhaltigen, eben so wie die karmin-
freien Wanderzellen lebhaft im Schwamme umherkriechen. Die Kar-
minkörnchen bilden einen Haufen im mittleren oder hinteren Theile der
Zelle. Einige der Karminkörner in den Wanderzellen sind größer als
irgend welche Karminkörner in den Kragenzellen.
Die wenigen Körner, die man in den Kanalwänden antrifft, sind
in das Gewebe eingesenkt, und ragen nicht frei in das Kanallumen vor.
Stärkefütterung (Taf. XXVII, Fig. 78).
6 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVI,
Fig. 78) (26). |
Die Krusten sind in eigenthümlicher Weise zusammengeschrumpft,
so dass die Enden der Skelettfasern frei über dieselben vorragen, wie
dies stets geschieht, wenn der Schwamm im Absterben begriffen ist.
Kanäle, Lakunen und Kammern sind völlig verschwunden und der ganze
Schwamm besteht aus einer Masse von Grundsubstanz, in welcher
zahlreiche Kapseln mit Spermaballen und dichtgedrängte Zellen von
unregelmäßiger Gestalt (Taf. XXVII, Fig. 78) eingebettet sind.
Unter der Oberfläche finden sich langgestreckte düster roth gefärbte
Zellen. Das Plattenepithel der äußeren Oberfläche ist erhalten und deut-
lich, stellenweise von der Grundsubstanz abgehoben. ‘Gegen das Innere
hin verlieren die unregelmäßigen Zellen der Grundsubstanz allmählich
ihre Farbe. Von Stärke ist in den Exemplaren keine Spur vorhanden.
! Es ist anzunehmen, dass diese Veräuderungen der Stärke-Aplysillen durch
Te Da a a a in De nn un a Aula n nn 3 la an Mall 12 m da cn
448] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 43
Vergiftungsversuche.
Es wurde nur ein Vergiftungsversuch mit Aplvsilla sulphurea an-
5 Fe) p!}
gestellt: 15 Minuten in Stryehninlösung 1:200, dann 3'/, Stunden in
reinem Karminwasser.
Strychninvergiftung (Taf. XXVII, Fig. 84).
15 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. Im Alkohol gehärtet (Taf. XXVII, Fig. 84) (71).
Die Poren und einführenden Kanäle der Haut sind unregelmäßig
und stark kontrahirt. Das Gleiche gilt von den Kammern und Kanälen
im Inneren. Im Allgemeinen ist möglichst viel Flüssigkeit aus dem
Kanalsystem ausgepresst worden und die konkaven Dermalmembranen
zwischen den Conuli sind tief herabgezogen; stark konkav.
Die Kontraktion ‚der Kanäle und Kammern im Inneren ist in sehr
unregelmäßiger Weise vor sich gegangen, so dass die Septen zwischen
den Hohlräumen vielfach verbogen sind und theilweise zerknittert aus-
‚sehen. Die Kammerporen sind geschlossen und viele: der Kammern
derart kontrahirt, dass sie gar kein Lumen haben und von den Kragen-
zellen völlig ausgefüllt erscheinen. i
Die Gewebe sind ziemlich gut erhalten. Die Grundsubstanz ist
etwas geschrumpft und hier unı da fehlen die Epithelien an der äuße-
ren Oberfläche. Die Sternzellen sind unverändert. Die Wanderzellen
erscheinen größtentheils kugelig, pseudopodienlos. Auch sie sind ge-
schrumpft. Ausnahmsweise finden sich wohl auch hier und da amö-
boide Zellen mit Pseudopodien. Die Kragenzellen erscheinen (Taf. XXVIH,
Fig. 84) sehr lang und schlank, sitzen mit verbreiterter Basis auf und
sind nicht selten gegen das distale Ende hin kolbenförmig verdickt.
Das Plasma ist 'körnig, der Kern in der Regel unsichtbar. Es macht
den Eindruck (Taf. XXVIII, Fig. 84), als ob die einzelnen langgestreckten
körnigen Zellenleiber von einer Schicht hyaliner Substanz eingeschlos-
sen wären. Ob die oberen Theile dieser hyalinen Hüllen Reste der
Kragen sind, kann ich nicht sagen. Es wäre wohl möglich. Geißel und
Kragen sind als solche nicht erkennbar.
Einzelne Karminkörner kleben an der äußeren Oberfläche des
Schwammes, das Innere ist vollkommen karninfrei.
irgend eine Unreinigkeit des Aquariumwassers, und nicht durch die Stärke hervor-
gerufen wurden.
_ x u u u Es DELL ln EEE EEE LEE DURING be Ban
44 BR. v. Lendenfeld, [449
Subclassis Tetraxonia.
Ordo Chondrospongiae.
Familia Geodidae.
V. Erylus discophorus.
(Taf. XXVII, Fig. 85, 86.)
Dieser Schwamm ist lamellös oder knollig, von schmutzig oliven-
grüner Farbe.
In der Haut wird ein, aus großen Kieselscheiben (Sterraster) und Stäb-
chen (Mierorhabde) zusammengesetzter Panzer beobachtet (Taf. XXVII,
Fig. 85), welcher von den 0,1 mm weiten kreisrunden Poren durch-
brochen ist. Diese führen hinab, in ziemlich ausgedehnte Subdermal-
räume, welche sich unter dem Hautpanzer ausbreiten.
Nach MARENZELLER ! soll dieser Schwamm mit Erylus formosus über-
einstimmen, eine Art, die von Sorzas? genauer untersucht worden ist:
die einzige bisher mit hinreichender Sorgfalt beschriebene Art der Gat-
tung Erylus. Das Material, welches Sorzıs zur Verfügung stand, war
nicht besonders gut erhalten, so dass seine histologischen Angaben
etwas mangelhaft sind. Seiner Beschreibung dieses Schwammes ent-
nehme ich nur, dass die Geißelkammern 0,024 mm breit und 0,02 mm
lang sind. Nach MARENZELLER (l. c.) fehlen dem Erylus discophorus die
Chone.
Da ich beabsichtige, die morphologischen Resultate meiner eigenen
Untersuchung des Erylus discophorus anderwärts zu veröffentlichen,
so werden hier wenige Bemerkungen über den Bau des Kanalsystems
und die Histologie genügen.
Von den weiten Kanälen, welche sich unter der Rinde tangential
ausbreiten, gehen unregelmäßig gewundene Kanäle ab, welche, ohne
sich viel zu verzweigen, die Pulpa in allen Richtungen durchsetzen.
Die Kammern sind kugelig, etwas breiter als lang, und halten 0,024 mm
im Durchmesser (Taf. XXVIII, Fig. 86). Die Kammermündung ist etwa halb
so weit wie der Kammerdurchmesser und führt in einen eylindrischen
abführenden Speecialkanal von schwankender Länge. Die Kammerporen
konnten nicht demonstrirt werden.
Die abführenden Specialkanäle münden in Röhren, welche sich zu
weiten lakunösen Kanälen vereinigen, die sich dann in die Oseular-
1 E. v. MARENZELLER, Über die adriatischen Arten der Schmipr’schen Gattungen
Stelletta und Ancorina. Annalen des k. k. Hofmuseums. Wien. Bd.IV (1889). p.19.
2 W.]J. SorrAs, Tetractinellida. Report on the Scientific results of the voyage
of H. M. S. »Challenger«, Zoology. Bd. XXV. p. 209. Taf. XXVIII.
450] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 45
röhren ergießen. Die Oseula sind etwa 6 mm groß und über die Ober-
fläche zerstreut.
Die Epithelien der Kanäle und der äußeren Oberfläche sind deut-
lich. Die Kragenzellen sind sehr klein, Geißel und Kragen daher
schwer zu sehen. Nach Sorzas! sollen die Kragenränder benachbarter
Kragenzellen mit einander zusammenhängen. Ich war nicht im Stande
dies.bei Erylus discophorus nachzuweisen.
In den unteren Partien der Rinde finden sich zahlreiche, tangential
gelagerte Spindelzellen, welche eine wohl charakterisirte Schicht über
den Subdermalräumen bilden. Auch unter den Epithelien der großen
Kanäle finden sich Lagen solcher tangentialer Spindelzellen, welche hier
eirkulär verlaufen.
Die Grundsubstanz der Pulpa ist an sich ziemlich durchsichtig,
enthält aber sehr zahlreiche Zellen: Pigmentzellengruppen, Sternzellen
und Wanderzellen.
Versuche.
‘ Fütterungsversuche.
Karminfütterung (Taf. XXVIII, Fig. 85, 86).
10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVIII,
Fig. 85, 86) (12).
Der Dilatationsgrad der Kanäle und Poren ist nicht beeinflusst. Die
Kammern haben ihre gewöhnliche Gestalt. Die Gewebe sind gut er-
halten und nicht beeinflusst.
_- - Karminkörnchen finden sich zerstreut in den Lakunenwänden
(Taf. XXX, Fig. 86 a) und ‚sind in den Kammern recht zahlreich. Die
Wände der die Haut durchsetzenden Porenkanäle und der Subdermal-
räume sind von Karminkörnern völlig frei. Das Karmin in den Kam-
mern ist recht unregelmäßig vertheilt. So finden sich Kammergruppen,
in denen alle Kragenzellen Karminkörner enthalten (Taf. XX VII, Fig. 86),
und dann wieder Kammergruppen, die karminfrei sind. Die Karmin-
'körner der Kammern liegen größtentheils in den basalen Theilen der
Kragenzellen.
Vergiftungsversuche.
Es wurde nur ein Vergiftungsversuch mit Erylus discophorus an-
gestellt: 5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser.
1 W.J. Sorzas, Tetractinellida. Reports on the scientific results of the voyage
of H. M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XXV. Taf. XXVIII, Fig. 19.
46 00 R. v. Lendenfeld, [451
Stryehninvergiftung.
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:5000. In Alko-
hol gehärtet (62).
Die Kanäle, besonders die Subdermalräume, sind stark kontrahirt
und in den oberflächlichen Theilen der Pulpa sind viele Kammern recht
unregelmäßig geschrumpft. . Die großen ausführenden Lakunen im
Inneren klaffen weit — eine Folge der Zusammenziehung der ober-
flächlichen Partien und der Starrheit der Rinde —. Kammerporen sind
nicht sichtbar. Die abführenden Specialkanäle sind größtentheils un-
verändert. |
Die Gewebe haben nicht gelitten. Die Grundsubstanz scheint
jedoch etwas Wasser abgegeben zu haben und geschrumpft zu sein,
ehe der Schwamm gehärtet wurde. Es macht zwar wohl den Eindruck,
als ob die Kragenzellen transversal zusammengezogen wären, da sie
aber nicht deutlich sind, lässt sich dies nicht mit Sicherheit behaupten.
Karminkörner finden sich zerstreut in den Kanalwänden. In eini-
gen Theilen des Schwammkörpers sind sie gar nicht selten. In anderen
fehlen sie fast vollständig. Auffallend ist es, dass die Kammern durch-
aus karminfrei sind.
Familia Oscarellidae.
VI. Oscarella lobularis.
(Taf. XXVII, Fig. 87, 88.)
Dieser im Hafen von Triest recht häufige Schwamm bildet den
jegenstand einer der Untersuchungen über den Bau und die Entwick-
lung der Spongien von Scnuzze'!, welcher Arbeit wir Folgendes ent-
nehmen.
Der Schwamm bildet 2—3 mm, selten bis zu 6 mm dicke Krusten
auf der Unterseite von Steinen, welche Anfangs rundliche, später un-
regelmäßig gelappte Kontouren haben. Die Oberfläche junger Krusten
ist glatt. Mit zunehmendem Alter faltet sich aber die ganze Kruste,
Theile derselben heben sich von der Unterlage ab und es entstehen .
jene wulstigen gyriförmigen Bildungen, welche dem Schwamme seinen
Speciesnamen eingetragen haben. Die Farbe der Oscarellen ist keines-
wegs immer die gleiche, und Scauzze (l. c.) unterscheidet sechs lokale
Farbenvarietäten innerhalb der Art. |
Die Oberfläche des Schwammes ist nicht glatt, sondern bedeckt
mit rundlichen, 0,1—0,2 mm breiten, abgerundeten dom- bis zipfel-
IF, E. SchuLze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
gien. 11. Die Gattung Halisarca. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXVIM. p. 10.
.
Da At a Si 0E ARE 2 0 Hu a nun z Sn ku nn el u u u 2 u 3 u a u
452] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 47
förmigen Vorragungen, zwischen denen entsprechende, meist dreiseitige
Gruben liegen. Diese Gruben führen in unregelmäßige, oft spalten-
förmige Kanäle hinein, welche von der Oberfläche senkrecht ins Innere
des Schwammes hinabziehen und sich verzweigen.
Zahlreiche schlanke Zweigröhren entspringen von diesen einführen-
den Hauptkanälen und ihren Ästen, und diese versorgen die kugeligen
0,04—0,05 mm großen Geißelkammern. Von jeder Kammer entspringt
ein schmaler abführender Specialkanal. Die einzelnen Specialkanäle
vereinigen sich zu größeren Stämmen, welche sich in die Lakunen er-
gießen, die den basalen Theil der Krusten und die Centraltheile der
Gyri einnehmen. Diese Lakunen sind von einem Netzwerk starker
Trabekel durchsetzt: aus ihnen entspringen die Oscularröhren.
Das ektodermale Epithel der äußeren Oberfläche ‚besteht! aus
verhältnismäßig dicken Plattenzellen mit je einer beträchtlich langen
Geißel. Ähnlich gestaltet ist das Epithel der einführenden Kanäle. Die
Kragenzellen sind klein, nur 0,008 mm hoch (lang) und 0,003 mm dick,
eylindrisch. Sie tragen eine sehr lange, schlanke Geißel und einen
ganz kurzen, kegelförmigen oder eylindrischen Kragen.
Das Epithel der ausführenden Kanäle zeichnet sich ebenfalls durch
die beträchtliche Dicke der Plattenzellen aus.
Die Grundsubstanz ist hyalin. Zahlreiche Zellen sind derselben
eingelagert, welche einen großen, ovalen Kern enthalten. Die meisten
dieser Zellen entsenden zahlreiche fadenförmige, pseudopodienähnliche
Plasmaausläufer, welche die Grundsubstanz in allen Richtungen durch-
setzen. Benachbarte Zellen dieser Art stehen mittels ihrer Ausläufer
mit einander in Verbindung. Scuurze? beobachtete an einigen solchen
Zellen thatsächlich Bewegungen: ein amöbenartiges Kriechen durch die
Grundsubstanz. Außer diesen Zellen kommen auch solche ohne Plasma-
fortsätze in der Grundsubstanz vor. Die Genitalprodukte reifen in den
Trabekeln, welche die centralen, beziehungsweise basalen Lakunen
durchsetzen.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Karminfütterung (Taf. XXVIH, Fig. 87, 88).
10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVII,
Fig. 87, 88) (13).
Die Kanäle, besonders die kleinen einführenden, sehen einigermaßen
1 F. E. Scnurze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
gien. Il. Die Gattung Halisarca. Zeitschr, f. w. Zool. Bd. XNXVIH. Taf. IT, Fig. 10.
2 F. E. Schutze, 1. c..p. 16.
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8 R. v. Lendenfeld, | [453
kontrahirt aus. Die Kammern sind groß — 0,04 mm durchschnittlich
im Durchmesser —. Die Kammerporen sind deutlich (Taf. XX VIII, Fig. 88)
und keineswegs kontrahirt, theilweise vielleicht sogar dilatirt. Die ab-
führenden Specialkanäle klaffen ebenfalls weit.
Die Gewebe sind vollkommen erhalten. Die Epithelien sind un-
verändert. Die Kragenzellen in den Kammern (Taf. XX VII, Fig. 88) sehen
etwas verschwommen aus, aber die meisten haben Kragen und Geißel
erhalten.
Betrachtet man einen Schnitt durch den Schwamm mit schwacher
Vergrößerung (Taf. XXVII, Fig. 87), so erkennt man eine karminrothe
Zone, welche das einführende von dem abführenden Kanalsystem trennt.
Die Geißelkammern, welche allein größere Mengen von Karmin aufge-
nommen haben, sind auf diese Zone besehränkt und machen in ihrer
Gesammtheit den Eindruck einer kontinuirlichen, rothen Zone.
An der äußeren Oberfläche, sowie in den Wänden der einführen-
den Kanalstämme findet sich fast gar kein Karmin. In den Epithelien,
welche die schmalen Kanälchen auskleiden, die von den einführenden
Stämmen zu den’ Kammern hinabführen, Konsoen Karminkörner schon
viel häufiger vor.
Am weitaus massenhaftesten treten die Karminkörner in den
Kragenzellen der Kammerwände auf, und diese erscheinen zuweilen
wie mit Karminkörnern gepflastert. In solehen Kammern sind die
Kragenzellen stark verunstaltet und zum Theil scheinbar ersetzt durch
Karminmassen. Dies wird jedoch nur verhältnismäßig selten beob-
achtet. Meistens erscheinen die Kammern zwar roth, aber die Kragen-
zellen sind gut erhalten und deutlich (Taf. XXVII, Fig. 88). In dem Plasma
jeder Kragenzelle finden sich zahlreiche kleine Karminkörnchen zer-
streut. Diese sind im basalen Theile der Zelle zahlreicher als gegen
das freie Ende hin. In diesen Karmin-Oscarellen ist es mir nicht ge-
lungen Karminkörner in den Zellen der Grundsubstanz nachzuweisen.
Vergiftungsversuche.
Es wurde nur ein Versuch mit Curare angestellt.
..: Gurare vergiftung.: kan
15 Minuten in Curarelösung 1: 200, dann 31% Stunden. in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (143). EN Ba
Die Kanäle und Kammern'sind sämmitlich stark nenn
und die Folge davon ist,.eine Verdünnung der Schwammkruste., Der
geringste Widerstand gegen solche allgemeine: ‚Kontraktion: ist. in
vertikaler Richtung, und es ist desshalb auch der ganze Schwamm
EEE DELETE IN
454] | Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 49
vorzüglich in dieser Richtung zusammengezogen. Kanäle und Kammern
sind in vertikaler Richtung abgeplattet. Die Kammerporen sind nicht
zu sehen.
Die Gewebe sind auffallend — relativ — gut erhalten: die Epi-
thelien vielfach unverändert und die Kragenzellen deutlich. Kragen
und Geißeln sind in den scharf kontrahirten Kammern natürlich nicht
zu sehen. Viele Zellen der Grundsubstanz haben noch zahlreiche Fort-
sätze, andere sind kugelig und entbehren der Plasmaausläufer.
Von Karmin findet sich im ganzen Schwamme keine Spur.
Im Allgemeinen macht es den Eindruck, dass das Gift den Schwamm
kontrahirt und paralysirt, nicht aber getödtet habe, da fast gar keine
Macerationserscheinungen an demselben zu beobachten sind.
Familia Tethydae.
VII. Tethya lyneurium.
(Taf. XXVIN, Fig. 94, 92.)
Trotzdem dass die von Sorzas! publieirte Synonymenliste dieses
Schwammes eine sehr lange ist, hat doch Niemand den Bau desselben
näher studirt außer Deszö 2 dessen Arbeiten aber nicht sehr vertrauen-
erweckend sind.
Der Schwamm ist kugelig und erreicht einen Durchmesser von
etwa 80 mm. Die Oberfläche erscheint sehr unregelmäßig und besteht
aus flach trichterförmigen Erhebungen, welche durch große, nach unten
hin verbreiterte Spalten von einander getrennt sind. Von den Rändern
dieser etwa 6—10 mm breiten Vorragungen gehen zahlreiche Spitzen
und auch Fäden ab, welche letztere benachbarte Vorragungen mit ein-
ander verbinden und so die tiefen Spalten zwischen denselben theil-
weise überbrücken. Die ovalen oder kreisrunden, etwa 6-8 mm
weiten, von sphineterartigen Membranen umgebenen Oseula liegen
zu einer Gruppe vereint auf der Oberseite des Schwammes. Die ein-
führenden Poren liegen im Grunde der tiefen Spalten zwischen den
Vorragungen.
Die Farbe der Oberfläche des Schwammes ist schön orangegelb-
roth und der Name »Pomeranze di mare «, welchen unser Schwamm in
einigen Orten führt, erscheint recht passend. |
Wenn man den Schwamm aufschneidet, so erkennt man, dass der-
1 W. J. Sorras, Tetractinellida. Report on the Scientific Results of the Voyage
of H.M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XXV. p. 435.
2 B. Deszö, Die Histologie und Sprossenentwicklung der Tethyen, besonders
der Tethya Iyneurium. Archiv für mikr. Anatomie. Bd. XVI, p. 626ff.; Bd. XVII,
p- A514.
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 4
See un = ne ae "Eee, > ng en
50 R. v. Lendenfeld, [455
selbe aus einer etwa 8 mm dicken orangefarbenen Rinde und einer von
derselben sehr scharf, in kontinuirlicher Fläche, abgesetzten, dunklen,
düster grünlichbraunen Pulpa besteht. Die Farbe der Pulpa ist recht
konstant. Wenn die Rinde entfernt wird, so verändert sich aber die-
selbe. Ich habe an Exemplaren, die im Aquarium gehalten wurden,
und deren Rinde stellenweise verletzt war, beobachtet, dass die bloß-
liegende Pulpa, ohne zu maceriren allmählich blasser wurde und in
etwa 14 Tagen ihre dunkle Farbe ganz verloren hatte und weiß aussah.
In der Mitte des Schwammes findet sich ein dichter Knoten von
stabförmigen Nadeln. Dieser liegt der Basis des Schwammes in der
Regel etwas näher als der Oberseite und misst in ausgewachsenen
Exemplaren etwa 14 mm im Durchmesser. Dieser Knoten besteht nicht
aus einer wirren Nadelmasse, sondern aus den zugespitzten Gentri-
petalenden der cylindrischen Nadelbündel, welche von hier nach allen
Seiten gegen die Oberfläche ausstrahlen.
Diese radialen Nadelbündel, welche das Stützskelett des Schwam-
mes bilden, sind gerade, I—1,4 mm dick, meist einfach, nur selten
verzweigt. Sie verlaufen von dem Gentralknoten zu den oben er-
wähnten, flach triehterförmigen Erhebungen an der Oberfläche, wo sie
sich (Taf. XXVIH, Fig. 91, 92) etwas garbenförmig ausbreiten. Die
äußersten Nadeln ragen über die Trichterränder vor und bilden jene,
obenerwähnten Spitzen, welche die Ränder umsäumen. Sämmtliche
Nadeln in den Bündeln sind stabförmig: an einem Ende abgestumpft
und am anderen zugespitzt. Sie erreichen eine Länge von 2—3 mm
und eine Dicke von 0,03— 0,045 mm.
Die Nadeln der proximalen Theile der Bündel sind etwas größer
und mehr spindelförmig, wie jene in der Rinde. Der dickste Theil der
Nadel sowie des Achsenfadens liegt dem spitzen Ende näher als dem
stumpfen. Dicht vor dem abgerundeten Ende ist die Nadel sanft ein-
geschnürt. Gegen die Spitze hin nehmen viele Nadeln, und besonders
junge, kleinere, nicht stetig, sondern stufenförmig an Dicke ab, so dass
häufig die Nadelspitze fernrohrartig erscheint. In der Regel ist der
Achsenfaden einfach, doch man beohachtet hier und da auch einen oder
selbst zwei, von dem Achsenfaden abgehende kurze Zweige, welche
vielleicht als Atavismus einer vierstrahligen Urform aufzufassen wären.
Lange schon sind die spontanen Bewegungen der Tethyen bekannt.
Nimmt man eine Tethya aus dem Wasser, so zieht sie sich rasch zu-
sammen — etwa in ?/, Minuten um 15—20°/, ihrer Größe. Deutlicher
noch sind diese Bewegung und ihre Wirkungen zu verfolgen, wenn man
eine Tethya halbirt. Gleich ziehen sich beide Hälften stark zusammen,
so dass die centrale Skelettmasse aus der Sehnittfläche kräftig hervor-
456] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 51
tritt. Auch einige der radialen Nadelbündel treten hervor. Gleichzeitig
findet eine Verkleinerung des ganzen Schwammstückes statt; um etwa
8 mm in jeder Richtung in einer halben Minute. Das Wasser wird aus
den sich zusammenziehenden Kanälen ausgepresst. Die Nadelbündel
biegen sich in Folge der radialen, gegen den Skelettkern gerichteten
Kontraktionsbewegung, und zwar alle gleichsinnig. Jeder Querschnitt
einer Tethya zeigt diese Krümmung der Nadelbündel mehr oder weniger
deutlich, je nach dem Kontraktionsgrade des Exemplares: zur Zeit der
Härtung. Wenn man die thatsächlichen Dimensionen einer lebenden
Tethya vergleicht mit der Länge der gekrümmten Nadelbündel, welche
in derselben Tethya vorkommen, nachdem sie gehärtet ist, so ‚findet
man, dass die Nadelbündel im Leben gerade sein müssen. Es liegt auf
der Hand, dass der Kontraktionsgrad des Schwammes sich während
seines Lebens fortwährend ändert und zweifellos beugen und strecken
sich die Nadelbündel in entsprechender Weise.
Sämmtliche Kontraktionskräfte vereinigen sich — in was immer
für einer Richtung sie auch ursprünglich wirken mögen — zu radialen
Resultirenden, welche von der Oberfläche zum Skelettcentrum hinab-
ziehen. Sie beugen die Nadelbündel, die dann, wohl in Folge der
eigenen Elastieität, sich wieder strecken, und so den ganzen Schwamm
und alle seine Hohlräume vergrößern, wenn die Kontraktion nachlässt.
Alle Spiritusexemplare von Tethyen haben derart gekrümmte
Nadelbündel, und es ist desshalb wichtig, darauf aufmerksam zu machen,
dass die normale lebende, nicht kontrahirte Tethya ein Skelett besitzt,
welches aus geraden radialen Nadelbündeln besteht.
Der Grund, warum sich alle Nadeln gleichsinnig beugen, liegt
darin, dass die Räume zwischen denselben nicht leer, sondern 'von
Schwammgewebe ausgefüllt sind, so dass die Bewegung des einen Bün-
dels das Nachbarbündel lebhaft beeinflusst. Ja, wenn sie sich über-
haupt beugen, so ist es offenbar, dass sie sich nicht anders beugen
können, wie gleichsinnig.
Außer den Stabnadeln kommen auch zahlreiche zerstreute Kiesel-
sterne vor. Solcher giebt es zwei Arten: große Sterne mit konischen
Strahlen, meist zwölf an der Zahl und regelmäßig angeordnet, und kleine
Sterne mit schlanken eylindrischen, am Ende verdickten, und mit
Widerhaken versehenen Strahlen. Die ersteren messen nahezu 0,1 mm,
die letzteren 0,013 mm (die Angabe von Sorris!, dass diese Sterne
0,02 mm groß sind, ist unrichtig). |
Die Rinde wird von einem System ziemlich ausgedehnter Kanäle
I WLT. SorLas, Tetractinellida. Report on the Scientific Results of the Voyage
of H. M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XXV, p. 438,
4*
52 R. v. Lendenfeld, [457
durchsetzt (Taf. XXVIIL, Fig. 92). In diese führen von oben die Einströ-
mungsporen der Haut hinein. Unten münden sie in jene tangentialen
Kanäle, welche zwischen Rinde und Pulpa verlaufen. Von letzteren
gehen radiale Kanäle ab, welche sich vielfach in der Pulpa verästeln
und mit ihren schmalen Endzweigen die zahlreichen kleinen, kugeligen
Kammern versorgen. Das ausführende System ist ebenfalls baumförmig
gestaltet. Die Kammern sind ungefähr 0,025 mm groß (verschieden
nach dem Kontraktionsgrad des Exemplares). Die Kammerporen sind
nicht erkennbar. Jede Kammer besitzt einen abführenden Specialkanal.
Die Rinde: zeigt fibrilläre Struktur. Die meisten Fibrillenbündel ver-
laufen in tangentialer Richtung und finden sich in dem basalen Theile
der Rinde, doch kommen auch, besonders in der oberflächlichen Rinden-
partie vereinzelte schief, oder gar radial verlaufende Fibrillenbündel
vor. Auch an amöboiden und Sternzellen ist die Rinde reich. Die
Epithelien sind sehr zart und schwer nachzuweisen.
Die Grundsubstanz der Pulpa ist körnig und undurchsichtig und
enthält außer den gewöhnlichen Elementen auch große schmutzigbraune
Zellen, welche wohl als Reservematerial speichernde Elemente aufzu-
fassen sein dürften.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Stärkefütterung.
24 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet (31).
Der Dilatationsgrad des Kanalsystems und des Schwammes über-
haupt scheint nicht beeinflusst zu sein. Auch die Gewebe sind unver-
ändert.
Stärkekörner finden sich an der äußeren Oberfläche und hier und
da auch in den Wänden der Rindenkanäle (alle Rindenkanäle sind natür-
lich einführende Kanäle). Das Innere des Schwammes ist von Stärke
vollkommen frei. |
Vergiftungsversuche.
Es wurde nur ein Vergiftungsversuch mit Tethya Iyneurium ge-
macht: 3 Stunden in Strychninlösung 1:100.
Stryehninvergiftung (Taf. XXVII, Fig. 92).
3 Stunden in Strychninlösung 4 :100. In Alkohol gehärtet
(Taf. XXVII, Fig. 92) (74).
.. Ein.kleines Exemplar wurde in zwei Hälften zerlegt, a diese in
zwei kleine Aquarien gebracht. In dem einen befand sich die Strych-
er ee
458] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 53
ninlösung, in dem anderen reines Meerwasser. Nach drei Stunden
wurden beide Stücke in absoluten Alkohol eingelegt.
Ein Vergleich der Figuren (Taf. XXVII, Fig. 91, 92), welche Schnit-
ten dieser beiden Halbexemplare entnommen sind, zeigt deutlich, dass
die Rindenkanäle in dem Strychninexemplar viel stärker kontrahirt sind
als in dem Kontrollexemplare. Die Rindenkanäle sind durch die Strych-
ninwirkung auf ein Drittel ihrer Ausdehnung reducirt worden.
Auch die Kanäle der Pulpa der vergifteten Hälfte sind viel schmä-
ler als in der unvergifteten, doch ist hier die Kontraktion lange nicht
so bedeutend wie in der Rinde. Die Geißelkammern, welche in den
Schnitten durch die Kontrollhälfte hier und da, wenn auch undeutlich
zu sehen sind, können in den Schnitten der vergifteten Hälfte nicht
aufgefunden werden.
Familia Chondrosidae.
VII. Chondrosia reniformis.
(Taf. XX VII, Fig. 89, 90, 93; Taf. XXIX, Fig. 94 bis Taf. XX XIII, Fig. 437.)
' Dieser Schwamm, welcher im Hafen von Triest sehr häufig ist, und
sich besonders gut für physiologische Experimente zu eignen scheint,
ist von F. E. Scuusze! genau studirt worden. Seiner Darstellung will
ich im Folgenden einige für uns wichtige Punkte entnehmen und einige
Beobachtungen erwähnen, welche ich an diesem Schwamme gemacht
habe. LET
Chondrosia reniformis ist ein skelettloser, aus einer lederartigen
1-3 mm dicken Rinde, und einer weicheren Pulpa bestehender
Schwamm. Er ist knollig oder lappig, nicht selten plattenartig, von
blass schmutziggelber bis dunkel violettschwarzer Farbe. Häufig ist
ein Theil der Oberfläche viel heller gefärbt wie der andere, und es
scheint, wie Narpo ursprünglich angenommen hat, die Unterseite
des Schwammes in der Regel lichter gefärbt zu sein als die Oberseite.
Es wäre dies als Wirkung des Lichtes anzusehen. Die Oberfläche des
Schwammes ist glatt, glänzend und schlüpfrig wie nasser Kautschuk.
Kleinere Exemplare haben ein Oseulum. Auf der Oberfläche größerer
kommen öfters mehrere Oscula vor, ihre Anzahl ist aber stets gering.
Über die Oberfläche zerstreut finden sich zahlreiche Einströmungs-
poren von 0,03— 0,04 mm Durchmesser, welche durchschnittlich 0,08mm
von einander entfernt sind. Viel zahlreicher als diese sind engere, oder
gar geschlossene Poren, welche ebenfalls in der Oberfläche vorkommen.
1 F.E. Schulze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
sien. II, Die Familie der Chondrosidae. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXIX. p. 87 ff.
N
ER N Br u ee
54 R. v. Lendenfeld, [459
Alle diese Poren führen in Kanäle, welche sich gruppenweise (Taf. XXIX,
Fig. 94) zu größeren Stämmen vereinigen. Diese Gruppen kleiner, von
den Poren herabziehender Kanäle verlaufen dicht unter der Oberfläche
und erscheinen, durch die äußerste Hautschicht hindurchschimmernd,
als sternförmige Figuren. Die großen Kanalstämme, welche aus der
Vereinigung dieser Porenkanäle hervorgehen, haben einen Durchmesser
von etwa 0,2 mm. Sie traversiren die Rinde radial, nahezu ‘senkrecht
zur-Oberfläche und durchsetzen die oberflächlichen Schichten der Pulpa.
Hier- verzweigen sie sich baumförmig in recht komplieirter Weise, und
ihre feinen Terminaläste versorgen die Geißelkammern, welche in allen
Theilen der Pulpa in großer Zahl vorkommen, in der Rinde aber ganz
fehlen: ‘Nach Senurze' sind die Geißelkammern »meistens birnförmig
und circa 0,03 mm breit«. Nach meinen eigenen Beobachtungen er-
scheinen die Geißelkammern in der Regel (Taf. XXIX, Fig. 96, 98) breit
und kurz birnförmig. Sie sind keineswegs alle von gleicher Gestalt
und Größe, und man könnte zwei verschiedene Arten von Geißel-
kammern unterscheiden. Die kleineren sind regelmäßig kugelig und
halten 0,025—0,03 mm im Durchmesser. Die größeren sind meistens
leicht oval, 0,035 mm breit und 0,04 mm lang, um zwei Drittel größer
als die kleine Art. Natürlich kommen Übergänge zwischen diesen
extremen Formen vor. Die Kammerporen sind im Maximum 0,008 mm
weit. In einigen Kammern habe ich mehr als eine einführende Pore
beobachtet, doch scheint ihre Zahl stets eine sehr geringe zu sein.
Die kreisrunde Ausströmungsöffnung ist in den größeren Kammern
etwa 0,014 mm breit. Von jeder Kammer geht ein schmaler abführen-
der Specialkanal, durchschnittlich doppelt so lang wie die Kammer,
ab (Taf. XXIX, Fig. 98)?. Diese schmalen Kanäle vereinigen sich zu
größeren, welche schließlich in das Oscularrohr münden, ohne sich
irgendwo zu Lakunen auszudehnen. Im Allgemeinen ist das Kanal-
system der Ghondrosien durch den völligen Mangel der Subdermal-
räume und die geringe Weite sämmtlicher Kanäle charakterisirt.
In den Kanalwänden sind die Plattenepithelien sehr deutlich. Sie
bestehen durchweg aus sehr niedrigen Zellen, welche in der Mitte —
in der Umgebung des Kernes — gegen das Kammerlumen etwas vor-
gewulstet, an den Rändern aber sehr dünn, membranös sind. An der
äußeren Oberfläche hat Scuuzze (l. c.) kein Epithel auffinden können.
An Osmiumpräparaten kann man jedoch obne Schwierigkeit (Taf. XXIX,
1 F. E. Scuutze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
gien. 111. Die Familie der Chondrosidae. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXIX..p. 101,
2 Vgl. auch F. E. Schutze, ]. c. Taf. VII, Fig. 40.
460] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 55
Fig. 101 b) erkennen, dass auch auf der äußeren Oberfläche ein niedri-
ges Plattenepithel liegt, welches jenem der Wände der einführenden
Kanäle vollkommen ähnlich ist.
Das entodermale Plattenepithel der ausführenden Kanäle ist dem
ektodermalen der einführenden Kanäle ähnlich.
Die Kragenzellen in den Geißelkammern sind nach Scnurze (l. e.
p- 107) prismatische, 0,006 —0,01 mm lange Elemente, in deren körni-
gem Basaltheil der Kern liegt. An Alkoholpräparaten finde ich die
Kragenzellen durchschnittlich 0,008 mm lang und konisch, beziehungs-
weise pyramidal an der Basis 0,005, am verschmälerten Ende aber nur
0,003 mm breit. Der Kragen ist kurz und unscheinbar, die Geißel aber
lang, selbst in gehärteten Präparaten häufig länger als die Zelle. In
der Umgebung der Kammermündung gehen die hohen Kragenzellen
allmählich in das niedere Plattenepithel über, welches den abführenden
Specialkanal auskleidet.
Die Grundsubstanz ist recht komplieirt gebaut, enthält zahlreiche
Zellen, und außer diesen häufig auch Fremdkörper. An der äußeren
Oberfläche haften zuweilen Sandkörnchen. In der Rinde finden sich
in der Regel fremde Nadelfragmente (Taf. XXIX, Fig. 94). Diese Nadeln
sind regellos angeordnet, zuweilen stehen sie senkrecht zur Oberfläche,
und ihre distalen Enden erheben die Haut zu niedrig kegelförmigen
Vorragungen (in Spirituspräparaten). Ich hebe dies hier hervor, weil
ScuuLze (l. ec.) nichts von Fremdkörpern in diesem Schwamme er-
wähnt.
Die Rinde ist erfüllt von tangential verlaufenden Fibrillenbündeln.
- Longitudinale Bündel ähnlicher Art bilden Röhren, welche centripetal
von. der Rinde herabziehen, die großen Kanäle und das Oscularrohr
eine beträchtliche Strecke weit in die Pulpa hinein begleitend. In der
Rinde, besonders der blassen Exemplare, lassen sich zwei Schichten
von annähernd gleicher Dicke unterscheiden. Die äußere Schicht ent-
hält unregelmäßig verlaufende Fibrillenbündel und zahlreiche stark
lientbreehende Knollen von etwa 0,01 mm Durchmesser. Die tiefere
Schicht enthält regelmäßig tangential verlaufende Fibrillenbündel und
keine Knollen. In den meisten der von mir untersuchten Exemplare
sind diese Rindenschichten deutlich gegen einander abgegrenzt, doch
3 zuweilen gehen sie allmählich in einander über.
Die äußerste Schicht der Haut dunkier Exemplare enthält zahl-
1 reiche Haufen von braunen Pigmentkörnern. Proximalwärts nimmt ihre
Anzahl rasch ab, und der ganze mittlere und proximale Theil der Rinde
_ — auch ganz dunkler Exemplare — enthält nur zerstreute Pigment-
haufen. In vielen Exemplaren sind diese Pigmentkörner auf die äußere
Ci lau a ae a EZ FE
6 R. v. Lendenfeld, une. 461
Oberfläche beschränkt!, in anderen finden wir (Taf. XXIX, Fig. 94), dass
sich die Pigmentkörnchengruppen, besonders in der Umgebung der
großen einführenden, die Rinde durchbohrenden Kanalstämme anhäu-
fen, ihren Verlauf deutlich markirend. Obwohl das Pigment meist auf
die Rinde beschränkt ist, so geht es doch bei gewissen Exemplaren den
einführenden Kanälen entlang, weit in die Pulpa hinein.
Die Pigmentkörnchen sind kugelig, 0,004 mm groß und zu Gruppen
von 4 bis 20 vereint. Obwohl nun die Pigmentkörnerhaufen oft so aus-
sehen als lägen sie frei in der Grundsubstanz, so ist doch jeder Haufen
in der That in einer blassen Zelle — einer Pigmentzelle — enthalten,
deren Kontour häufig undeutlich ist.
Außer den Knollen, Pigmentzellen und Fibrillen kommen in der
Grundsubstanz der Rinde sehr zahlreiche Zellen vor (Taf. XXIX,
Fig. 101), welche von unregelmäßiger, nicht selten spindelförmiger Ge-
stalt sind und durch Ausläufer häufig mit einander zusammenhängen.
Diese Zellen häufen sich unter Umständen in großen Massen dicht unter
der äußeren Oberfläche an, sind aber häufiger in mehr gleichförmiger
Weise in der Rinde vertheilt; ausnahmslos ist aber ihre Zahl in der
äußeren Rindenschicht größer als in der inneren.
Die Grundsubstanz der Pulpa ist frei von Fibrillen, dafür aber
körnig. In ihr kommen weder die stark lichtbrechenden Knollen noch
Pigmentzellen vor — diejenigen, welche die einführenden Kanalstämme
in der Pulparegion begleiten, sind jenen Fibrillenröhren eingelagert,
welche die Stammkanäle in ihren distalen Theilen umgeben.
Dagegen kommen in der Pulpa die gewöhnlichen Sternzellen und
Wanderzellen, sowie die Sexualzellen vor.
In einigen Exemplaren habe ich, vorzüglich in der Pipe: große
unregelmäßigehydatidenähnlich aussehende Gebilde (Taf. XXVII, Fig. 90)
angetroffen, welche zahlreiche — zwei bis hundert — braune, ovale
Körper enthalten. Die letzteren sind 0,015—0,02 mm lang und 0,01 bis
0,015 mm breit. Obwohl nun die meisten dieser eiförmigen Gebilde in
den erwähnten hydatidenartigen Blasen liegen, so kommen doch nicht
selten auch zerstreute, einzeln liegende Gebilde dieser Art vor, welche
sich von jenen nicht unterscheiden, die in den Hydatidenblasen liegen.
Die einzelnen ovalen Körper (Taf. XX VIII, Fig. 89) bestehen aus einer
hyalinen Gellulosehülle, welcher innen zahlreiche grünlichbraune Kör-
ner von 0,001 mm Durchmesser angelagert sind. Der Innenraum ist
frei von Körnchen und scheint von einer hyalinen, wasserähnlichen
Flüssigkeit erfüllt zu sein. Die großen Hydatidenblasen, in welchen
I F. E. Schurzz, ]. c. Taf. VIII, Fig. 9.
462] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 57
die meisten der Gruppen der ovalen Körper liegen — einige Gruppen
liegen frei in der Grundsubstanz — bestehen aus einer zarten Membran,
welche in jeder Hinsicht der Haut der einzelnen ovalen Kapseln ähn-
lich, und auch nicht dicker ist, als diese. Der Innenfläche der großen
Hydatidenmutterblasen liegen dieselben kleinen olivenbraunen Körn-
chen in großer Menge an, welche auch die kleinen ovalen Kapseln aus-
kleiden.
Zweifellos sind diese Gebilde parasitische Algen, welche sich inner-
halb der Hydatidenmutterblase vermehren, dann in die Grundsubstanz
austreten, um dort neue Hydatidenblasen zu bilden.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Karminfütterung (Taf. XXVII, Fig. 93; Taf, XXIX, Fig. 9£—100,
102 —105).
21/3 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXIX,
Fig. 102) (2).
Die Einströmungsporen sind größtentheils geschlossen oder kon-
trahirt. Nur wenige klaffen. Eben so erscheinen die einführenden
Porenkanäle eher kontrahirt als dilatirt. Die abführenden Kanäle haben
ihre gewöhnlichen Dimensionen. Die Ausdehnung der Kammern ist
unverändert. Kammerporen konnte ich nicht sehen.
Die Gewebe sind unverändert. |
Die äußere Oberfläche des Schwammes ist völlig frei von Karmin.
In den Wänden einiger weniger der die Rinde durchsetzenden Kanäle
finden sich zerstreute Karminkörner, zahlreicher werden sie weiter
unten, wo diese Kanäle in die Pulpa eintreten, doch auch hier sind sie
im Allgemeinen recht selten. Gegen das Innere der Pulpa verschwinden
die Karminkörner wieder und der ganze centrale Theil des Schwammes
ist: von Karmin vollkommen frei. Sehr bemerkenswerth ist es, dass im
ganzen Schwamme die Geißelkammern absolut karminfrei sind. Die
Karminkörner in der Umgebung der einführenden Kanalstämme in den
oberflächlichen Partien der Pulpa liegen. theilweise dem Kanalepithel
einzeln an (Taf. XXIX, Fig. 102), die weitaus größte Zahl derselben ist
aber gruppenförmig angeordnet und nur 5°/, etwa aller Farbstoffkörner
sind isolirt. Die Karminkörnergruppen liegen fast alle dicht unter dem
Epithel der großen einführenden Kanalstämme. Sie bestehen’ aus zwei
bis fünfzehn und mehr deutlich unterscheidbaren Körnchen und messen
etwa 0,04:mm im Durchmesser. Ihr Umriss ist rundlich, selten unregel-
mäßig. Betrachtet man diese Gruppen genauer, so findet man, dass sie
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58 R. v. Lendenfeld, [463
von einem mehr oder weniger deutlichen Hof mit scharfer Außenkon-
tour umgeben sind und es macht somit den Eindruck, dass diese Kar-
minkörnchengruppen in Zellen liegen. Dies wird noch dadurch wahr-
scheinlich gemacht, dass die äußeren Kontouren der erwähnten Höfe
dieselbe Gestalt und Größe haben, wie die Zellen, welche in jenen
Schwammtheilen in bedeutender Menge der Grundsubstanz eingestreut
sind. In der That findet man auch zuweilen ein einzelnes Karminkörn-
chen in einer solchen Zelle.
51/, Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXVIL,
Fig. 93; Taf. NXIX, Fig. 94—96, 103) ().
Eine außerordentliche Anzahl von Einströmungsporen sind weit
offen und dem entsprechend sind auch die kleinen, oberflächlichen
Porenkanäle dilatirt. Die Kammern und die Kanäle im Inneren scheinen
nicht wesentlich beeinflusst zu sein. Jedenfalls sind sie nicht kon-
trahirt.
Wenn man eines der 5'/, Stunden dem Karminwasser ausgesetzten
Exemplare halbirt (Taf. XXVII, Fig. 93) so sieht man deutlich, dass der
oberflächliche Theil der Pulpa hochroth gefärbt ist. Diese rothe Zone
ist etwa 0,8 mm breit; nach oben, der Rinde zu, ist sie scharf begrenzt,
nach unten hin, gegen den Innentheil der Pulpa, ist die Grenze etwas
verwischt. Oben und an den Seiten hat diese rothe Schicht überall so
ziemlich die gleiche Dieke, gegen die Basalfläche hin wird aber die
rothe Zone allmählich schmäler und sie verschwindet endlich am Rande
der Anheftungsfläche ganz. Betrachtet man einen in dieser Weise ge-
führten Schnitt unter dem Mikroskop (Taf. XXIX, Fig. 94), so erkennt
man, dass der oberflächliche Theil der Pulpa massenhafte Karnıinkörner
enthält und dass die überwiegende Zahl derselben in den Wänden der
Geißelkammern liegt. Die Kammern erscheinen daher bei schwacher
Vergrößerung als rothe Ringe. In der Grundsubstanz und den Zellen
der Rinde kommen keine Karminkörner vor. Nur in den Wänden der
Porenkanäle und der einführenden, die Rinde durchsetzenden Stämme
findet sich Karmin. Hier sind die Körner oft recht zahlreich, meist in
kleinen Gruppen angeordnet, seltener zerstreut. Die einführenden
Kanäle in den oberflächlichen Partien der Pulpa enthalten in ihren
Wänden viel mehr Karminkörner, wie jene der Rinde und auch hier
sind die Karminkörnchen meist gruppenweise angeordnet. Die Kammern
in den oberflächlichen Pulpatheilen enthalten so viel Karmin, dass sie
völlig von Farbstoffkörnern ausgekleidet erscheinen (Taf. XXIX, Fig. 95).
Etwa 0,5 mm unter der Grenze zwischen Rinde und Pulpa nimmt der
Karmingehalt rasch, ja häufig ganz plötzlich ab. Weiter im Inneren sind
464] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 59
die einführenden Kanäle fast karminfrei und die Kammern enthalten
nur zerstreute Körnchen. Ausnahmslos sind die dicht unter der Rinde
gelegenen Kammern an Karmin am reichsten. I mm unter der Ober-
fläche der Pulpa findet man in den Kammern nirgends mehr eine Spur
von Karmin, doch kommen einzelne Körnchen und Gruppen von solchen
in den Kanalwänden zerstreut noch viel tiefer vor. Der GCentraltheil
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WERTE SEP FR ERE RGTE
der Pulpa ist aber völlig karminfrei. Die Geißelkammern im Inneren
des Schwammes (Taf. XXIX, Fig. 96) sind ganz unverändert. Die
Kragenzellen in denselben haben die gewöhnliche konische Gestalt.
Geißel und Kragen sind an ihnen unverändert erhalten. Anders ver-
hält es sich mit den karminerfüllten Kragenzellen in den Kammern der
Randzone. Diese (Taf. XXIX, Fig. 95) sind zusammengeschrumpft und
mit einander zu einer körnigen Schicht zusammengeschmolzen, welche
die Kammer auskleidet. Struktur ist in dieser Schicht keine zu er-
kennen und die Kragenzellen haben sowohl Geißel als Kragen völlig
eingebüßt. Auffallend ist der rasche Übergang von den karminerfüllten
Kammern der Randzone zu den karminfreien des Inneren. Dem ent-
sprechend findet man auch nur verhältnismäßig selten Kragenzellen
mit nur wenigen Farbstoffkörnchen. Solche haben noch den Kragen
und häufig auch die Geißel beibehalten. Erst dann, wenn die Zelle
völlig erfüllt ist mit Karmin, schwinden Geißel und Kragen und zwar
- die Geißel zuerst. Während die Karminkörner in den farbstoffreichen
Kragenzellen, vorzüglich in dem proximalen Theile der Zelle liegen,
finden wir in den Fällen, wo nur wenige Karminkörner vorkom-
men, dieselben eben so im distalen wie im proximalen Theil der
_ Kragenzellen. Die Grundsubstanz und die darin eingebetteten Zellen
sind größtentheils von Karmin völlig frei, doch kommen hier und da in
_ gewissen Theilen des Schwammes einzelne rundliche Zellen in der
h Grundsubstanz vor, welche Karmin enthalten. Diese sind den mit
braunen Pigmentkörnern erfüllten, sowie den farblosen Zellen der
_ Grundsubstanz vollkommen ähnlich (Taf. XXIX, Fig. 103). Das Vor-
_ kommen dieser karminführenden Elemente ist nicht auf die karmin-
reiche, oberflächliche Schicht beschränkt.
" 6 Stunden in Karminwasser, dann 17 Stunden in reinem Meer--
wasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXIX, Fig. 97,98) (18).
4 Eine große Anzahl von Hautporen ist offen, dennoch aber sehen
n - die Rindenkanäle etwas kontrahirt aus. In dem oberflächlichen Theile
En der Pulpa sind die einführenden Kanäle beträchtlich kontrahirt, die aus-
führenden aber dilatirt. Diese Unterschiede sind an den kleinen Kanä-
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60 | R. v. Lendenfeld, [465
letzten Endzweige des einführenden Systems sind überhaupt nicht zu
sehen, die abführenden Specialkanäle der Kammern aber sind weit
und deutlich sichtbar (Taf. XXIX, Fig. 98).
Die Gewebe scheinen nicht beeinflusst zu sein und machen im
Allgemeinen einen sehr lebenskräftigen Eindruck, nur die Kragenzellen
der karminerfüllten Kammern haben bedeutender gelitten, entbehren
der Geißel, zum Theil auch des Kragens, und sind theilweise mit ein-
ander verschmolzen.
Obwohl das Karmin auch in diesem Falle die Rinde und den Cen-
traltheil der Pulpa frei lässt, und vorzüglich in den Kammern der ober-
flächlichen Theile der Pulpa gefunden wird, so ist doch die untere
Begrenzung der rothen Zone eine verhältnismäßig unscharfe.
Die rothe Randzone der Pulpa hat eine Breite von etwa I mm,
doch erscheint sie stellenweise noch breiter, während sie an anderen
Stellen sehr dünn oder gar unterbrochen ist.
Die roth gefärbten Kammern der Randzone bilden maeandrische
Flächen, welche sich zwischen den ein- und ausführenden Kanälen
hindurchschlängeln (Taf. XXIX, Fig. 97). Die äußere Oberfläche, sowie
die Wände der die Haut durchsetzenden Kanäle sind frei von Karmin.
Eben so sucht man vergebens in den Wänden der einführenden Kanäle
der Pulpa nach Karminkörnern. Dagegen kommen in den Wänden der
ausführenden Kanäle, vorzüglich in der oberflächlichen Schicht der
Pulpa, aber auch im Inneren, Karminkörner keineswegs selten vor. Am
unvergleichlich zahlreichsten sind sie jedoch auch hier, in den Geißel-
kammern der oberflächlichen Schicht der Pulpa. Die äußersten Kam-
mern, dicht unter der Rinde, enthalten am meisten Karmin. Nach innen
zu nimmt der Karmingehalt verhältnismäßig allmählich ab. Fast alle
Kammern in der Randzone enthalten Karmin. Unter 2 mm unter der
Pulpaoberfläche findet sich kein Karmin mehr in den Kammern, und
sämmtliche Kammern des Inneren der Pulpa sind absolut karminfrei.
Die Kragenzellen in den oberflächlichen, karminerfüllten Kammern
sind reich an Karminkörnern, haben die Geißel und meist auch den
Kragen verloren. Die Kragenzellen in den centralen, karminfreien
Kammern aber sind unverändert.
21/, Stunden in Karminwasser, dann 24 Stunden in reinem Meer-
wasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXIX, Fig. 99, 100, 104, 105) (21).
Die gewöhnliche Zahl der Hautporen ist offen. Der Dilatationsgrad
der Kanäle ist nicht beeinflusst.
Das Gewebe ist völlig unverändert, und selbst in den oberfläch-
lichen Kammern sind die Kragenzellen ganz gut erhalten.
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5
466] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 61
In den Wänden der großen einführenden Kanalstämme in der
Rinde finden sich ziemlich zahlreiche Gruppen von Karminkörnern,
- deren Distanz von einander auffallend konstant, etwa gleich dem drei-
- fachen Durchmesser der Körnergruppen:ist. Noch zahlreicher sind die
Karminkörner in den Wänden jener einführenden Kanäle, welche sich
im oberflächlichen Theile der Pulpa, sowie zwischen diesem und der
Rinde ausbreiten. Die Kammern sind größtentheils vollkommen kar-
minfrei, nur in wenigen Gruppen derselben kommen einzelne zerstreute
- Karminkörner vor. Niemals erscheinen in diesen Präparaten die Kam-
_ mern als rothe Ringe. Die Gruppen dieser, einzelne Karminkörner ent-
_haltenden Kammern sind auf die Randzone der Pulpa beschränkt. Die
er im Inneren enthalten keine Spur von Karmin. Größere
sn. von Karmin finden sich in den Wänden der ausführenden
{ Kanäle im Inneren des Schwammes. Schon mit ganz schwachen Ver-
" größerungen erkennt man (Taf. XXIX, Fig. 100), dass diese Kanäle einen
Br Schimmer besitzen, der davon herrührt, dass Gruppen von Kar-
_ minkörnern in ihren Wänden in ziemlich gr oBen Zahl vorkommen. Diese
Er sind in allen ausführenden Kanälen, den kleinsten wie den
größten, ziemlich gleich zahlreich, sie fehlen nur in den abführenden
- Speeialkanälen und im Oscularrohr. Diese Gruppen (Taf. XXIX,
Fig. 99, 105) bestehen aus Agglomeraten größerer und kleinerer Kar-
_ minkörner, die häufig (Taf. XXIX, Fig. 105) so dicht beisammen liegen,
dass man die einzelnen Körner nicht unterscheiden kann, besonders in
der Profilansicht der in den Kanalwänden tangential ausgebreiteten,
flach kuchenförmigen Körnergruppen. Von der Fläche gesehen erschei-
nen die einzelnen Körner meist isolirt (Taf. XXIX, Fig. 99). Es ist
keineswegs. leicht über die eigentliche Lage dieser Körnergruppen in
den Kanalwänden ins Reine zu kommen. Viele derselben (Taf. XXIX,
Fig. 105) liegen offenbar auf der Oberfläche des Epithels und ragen frei
in das Kanallumen vor, doch erscheinen sie häufig theilweise in das
Schwammgewebe eingesenkt. Andere Gruppen wieder (Taf. XXIX,
] 8. 10%) sind in Zellen der Grundsubstanz enthalten, in Zellen, welche
enen vollkommen gleichen, in denen die braunen Pigmentkörner an-
iroffen werden. In der That ist der sichtbare Unterschied zwischen
iden nur der, dass in den einen braunes, in den anderen rothes
gment vorkommt. Gleichwohl lässt sich nicht behaupten, dass es
i lich die gleichen Zellen sind, welche Karmin, und welche braune
gmentkörner führen. Diese Zellen der Grundsubstanz mit ihren
minkörnergruppen kommen immer nur in der nächsten Nähe
Im Allgemeinen auffallend ist es, dass die Karminkörner
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82 R. v. Lendenfeld, [467
größtentheils in Gruppen vereint sind, und nur selten isolirt vor-
kommen.
Stärkefütterung (Taf. XXIX, Fig. 106).
6 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXIX,
Fig. 106) (27).
Die meisten Poren sind geschlossen, und die wenigen offenen sind
stark kontrahirt. Die Porenkanäle der Rinde sowie die großen ein-
führenden Stämme sind ebenfalls kontrahirt. Auch die Kanäle in der
Pulpa sind zusammengezogen und die Endzweige, sowohl des aus-
führenden (ausführende Specialkanäle), wie des einführenden Kanal-
systems sind so stark kontrahirt, dass sie als ganz enge Röhren, oder
als solide Fäden erscheinen (Taf. XXIX, Fig. 106). Die Kammern sind
weniger beeinflusst. Bemerken möchte ich hier, dass ich in einem
dieser Stärke-Chondrosien eine Zwillingskammer (Taf. XXIX, Fig. 106 a)
beobachtet habe, mit zwei Mündungen. Ich habe sonst nie eine solche
Kammer gesehen.
Die Gewebe sind vollkommen erhalten und besonders in einigen‘
der Schnitte die Geißeln und Kragen der Kragenzellen deutlicher, als
man sie in der Regel in Alkoholpräparaten sieht.
Stärkekörner habe ich im Inneren des Schwammes nieht mit
Sicherheit nachweisen können. Viele der großen Kanäle enthalten aber
körnige Massen, welche möglicherweise halb diastasirte Stärkekörner
sein könnten.
Milehfütterung (Taf. XXIX, Fig. 101, 107 —AMM).
22 Stunden in Milchwasser. In Osmiumsäure gehärtet (Taf. XXIX,
Fig. 104, 107—110) (36). '
Der Schwamm scheint im Ganzen etwas kontrahirt zu sein. Die
Hautporen sind größtentheils geschlossen, und auch die offenen sind
zusammengezogen. Die kleinen Porenkanäle und die großen einführen-
den Kanalstämme in der Rinde (Taf. XXIX, Fig. 108) sind etwa um
ein Drittel enger als in gewöhnlichen, direkt in Alkohol gehärteten un-
gefütterten Chondrosien. Weniger stark kontrahirt sind die Kanäle der
Pulpa, doch auch diese sind nichts weniger als dilatirt. Die Kammern
(Taf. XXIX, Fig. 109) sind unverändert. Die Kammerporen konnte. ich
nicht sehen. Die abführenden Specialkanäle sind theilweise recht weit
offen.
Die Gewebe sind gut erhalten. Das Epithel (Taf. XXIX, Fig. 101)
sind selbst an der äußeren Oberfläche in gutem Zustande und deutlich,
468] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 63
Die Kragenzellen besitzen ihre charakteristische, kegelförmige Gestalt
(Taf. XXIX, Fig. 109). Der Kragen ist undeutlich, aber die Geißel ist
stets erhalten.
Die Zellen der Grundsubstanz sind in der Rinde (Taf. XXIX,
Fig. 101) größtentheils massig unregelmäßig, in der Pulpa (Taf. XXIX,
Fig. 410) meist rundlich.
Die Osmiumsäure hat diesen Milchschwamm in sehr eigenthüm-
licher Weise angegriffen. Nachdem die Schwämme 22 Stunden in dem
Milchwasser gelegen hatten, wurden sie zerschnitten und stück weise
in die Osmiumsäure gebracht. Die Säure wirkte sehr stark auf die
freien Oberflächen ein, bräunte das Innere des Schwammes jedoch
nieht. ‘Schnitte durch die so behandelten Schwammstücke sehen sehr
eigenthümlich aus (Taf. XXIX, Fig. 107). Der in der Figur dargestellte
Sehnitt stammt von einem lamellösen Exemplar. Die obere und untere
Grenzlinie (a) gehören der natürlichen Oberfläche an. Die beiden seit-
lichen Grenzlinien (b) hingegen den Schnittflächen. Die Rindenlagen
oben und unten sind leicht gebräunt. Die Bräunung nimmt nach unten
bin erst rasch ab, und dann gegen die Grenze zwischen Rinde und
Pulpa hin allmählich an Intensität wieder zu (vgl. auch Taf. XXIX,
Fig. 108). Der oberflächliche Theil der Pulpa — dicht unter der Rinde
— ist größtentheils sehr stark gebräunt, in diekeren Schnitten fast
schwarz. Das Innere der Pulpa ist unverändert, nicht gebräunt
_ und an einzelnen Orten keilt sich die schwarze Grenzzone ganz aus.
Hier grenzt dann die farblose Pulpa direkt an die bräunliche Rinde
(Taf. XXIX, Fig. 108). Die Theile der Pulpa, dieht unter den Schnitt-
flächen (Taf. XXIX, Fig. 107 b), sind ebenfalls sehr dunkel und sehen
eben so aus wie die Grenzzone derselben unter der Rinde.
Im mittleren Theile solcher lamellöser Chondrosien verlaufen zahl-
reichere große, ausführende Kanäle longitudinal — der Flächenaus-
_ dehnung der Lamelle parallel — (Taf. XXIX, Fig. 107 ec). Die nächste
_ Umgebung dieser großen Kanäle ist eben so gebräunt wie die
Rinde.
j Betrachten wir nun die Theile eines solchen Schnittes mit stärkerer
Vergrößerung, so finden wir, dass die Bräunung an keiner Stelle eine
_ Folge des Vorhandenseins der gewöhnlichen Pigmentkörner ist — das
_ Exemplar, dessen Schnitte abgebildet sind, war völlig farblos und pig-
mentfrei —, sondern ausschließlich eine Osmiumwirkung auf den Milch-
schwamm.
Die Grundsubstanz und die Fibrillen der Rinde sind unverän-
_ dert, nur die Zellen sind gefärbt (Taf. XXIX, Fig. 101, 108). Der
_ dunkle Randsaum dicht unter der Oberfläche, weleher an Schnitten
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durch die Rinde zu beobachten ist, wird nicht dadurch hervorge-
rufen, dass hier die Zellen viel stärker gebräunt sind als in der
Tiefe, sondern dadurch, dass hier die Zellen viel dichter stehen.
Gleichwohl lässt sieh nicht leugnen, dass die Zellen der oberfläch-
lichen Rindentheile etwas stärker beeinflusst sind, als jene der tieferen
Theile. |
Das Plasma dieser Zellen ist schwach diffus gebräunt, und über-
dies finden sieh in demselben häufig auch auffallend dunkle Körner.
Die Ursache, warum die Bräunung von der Mitte der Rinde nicht nur
nach oben, gegen die freie Oberfläche hin, sondern auch gegen unten
hin zunimmt, liegt darin, dass die Rindenzellen auch gegen die Pulpa
hin zahlreicher werden. Die Kanalwände sind nicht gebräunt, und die
Zellen in der nächsten Umgebung der einführenden Kanalstämme, welche
die Rinde durchsetzen, sind nicht im geringsten durch stärkere Bräu-
nung von den übrigen ausgezeichnet.
Die dunkle, hier und da unterbrochene Randzone der Pulpa ver-
dankt einer intensiven Braunschwarzfärbung ihrer Geißelkammern vor-
züglich ihre Entstehung (Taf. XXIX, Fig. 108, 109). Die einzelnen Kra-.
genzellen erscheinen völlig schwarz. Gegen die Schnittflächen hin sind
die Geißelkammern ebenfalls stark gebräunt, allein sie treten lange
nicht so deutlich hervor, wie jene in den mittleren Theilen des Sehnit-
tes dicht unter der Rinde. Hier am Rande ist die Färbung eine mehr
diffuse, und nicht bloß die Kragenzellen, sondern auch die Zellen der
Grundsubstanz erscheinen gefärbt. Während aber die Kragenzellen
dunkel rothbraun, fast schwarz sind, erscheinen die Zellen der Grund-
substanz mattroth (Taf. XXIX, Fig. 109). Auch hier, besonders in den
oberflächlichen Theilen der Sehnittfläche, ich meine jenen Theilen der-
selben, die dicht unter der Rinde liegen, kommen schwarze Körner von
geringer Größe in den Zellen vor.
Die Wände der einführenden Kanäle in der Pulpa sind nur in so
fern beeinflusst, als in denselben, in jenen Schwammtheilen, wo die
Geißelkammern geschwärzt sind, und vorzüglich in den, dicht unter
der Rinde gelegenen Partien, dieselben schwarzen Körnchen vorkom-
men, die auch in den Zellen angetroffen werden. |
Abgesehen von den oberflächlichen Theilen ist die Pulpa völlig
unverändert, und es sind hier weder die Zellen gebräunt, noch finden
sich jene schwarzen Körnchen, die im Obigen mehrfach erwähnt wor-
den sind. Eine Ausnahme hiervon macht nur die nächste Umgebung
jener lakunösen Kanäle, welche den Centraltheil der Schwammlamelle
durchsetzen. Wie oben erwähnt, ist hier das Gewebe licht röthliehbraun
(Taf. XXIX, Fig. 107). Diese Färbung wird dadurch hervorgerufen,
470] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 65
dass hier die Zellen der Grundsubstanz (Taf. XXIX, Fig. 110) zahl-
reiche dunkle Körner von dieser Farbe enthalten, und dass auch die
Grundsubstanz selber — Rindensubstanz mit Fibrillen — einen schwa-
chen blassrothen Ton angenommen hat.
Die Zellen in den ungefärbten Schwammtheilen sind ganz unver-
ändert und sehen gerade so aus, wie die Zellen in einem gewöhnlichen
Alkoholpräparat.
22 Stunden in Milchwasser; dann 24 Stunden in reinem Meer-
wasser. In Osmiumsäure gehärtet (Taf. XXIX, Fig. 111) (38).
Der Schwamm scheint etwas kontrahirt zu sein, die meisten Haut-
poren sind geschlossen und die Porenkanäle und einführenden Kanal-
stämme sind verengt. Im Allgemeinen ist jedoch die Kontraktion dieser
Kanäle eine ziemlich unbedeutende. Die Kammern und Kanäle der
Pulpa sind unverändert. Die Gewebe sind vollkommen erhalten und
scheinen in keiner Weise von der Behandlung mit der Milch beeinflusst
zu Sein.
Kein Theil des Schwammes ist im mindesten gebräunt. Die braunen
Punkte in der Figur (Taf. XXIX, Fig. 111), welche sowohl in der Rinde
wie in der Pulpa vorkommen und sich vorzüglich an der äußeren Ober-
fläche und in der Randzone der Pulpa anhäufen, sind nicht Osmium-
derivate, sondern gewöhnliche Pigmentzellen.
In einigen Zellen der Grundsubstanz sowie hier und dain einzelnen
- Kragenzellen solcher Kammern vorzüglich, die dicht unter der Rinde
liegen, kommen einzelne kleine schwarze Körnchen vor. Doch ist ihre
Anzahl gering und nirgends sind die Zellen diffus gefärbt wie in dem
oben beschriebenen, direkt aus dem Milchwasser in die Osmiumsäure
gebrachten Exemplaren. Bemerken möchte ich noch, dass das Exem-
plar, dem diese Beschreibung entnommen ist, fingerförmige Fortsätze
besaß und dass die Enden derselben — mit nur einer Schnittfläche
in die Osmiumsäure gebracht wurden. Dies mag zwar den Unterschied
in dem Aussehen dieser und der obigen, direkt in Osmiumsäure ge-
brachten Exemplare theilweise erklären, giebt uns aber keinen Auf-
schluss über den Umstand, dass an den Schnittflächen dieser Exem-
plare selbst keine merkliche Bräunung eingetreten ist. Sowohl die
_ obigen wie diese Exemplare wurden etwa 5 Minuten in 0,5 procentiger
- Osmiumsäure belassen.
Vergiftungsversuche.
Folgende Vergiftungsversuche wurden mit Chondrosia reniformis
angestellt:
Arbeiten a.d. zool. Inst. zu Graz. III.
Gr
66 R. v. Lendenfeld, fa7ı
15. Minuten in Gift-|15 Minuten in Gift-
5 Stunden in Gift-|5 Stunden in Gift-|lösung1:1000, dann |lösung1:200, dann
lösung 1:15.000 in| lösung 1:5090 in |3!|z Stunden in der-|31/2 Stunden in rei-
Karminwasser ; jn‚)Karminwasser; in|selben Giftlösung| nem Karminwas-
Alkohol gehärtet | Alkohol gehärtet |in Karminwasser;| ser; in Alkohol
in Alkoh. gehärtet gehärtet
on
Morphin . >= . > ><
Strychnin ... >< B< > B<
Digitalin . . . . > >< B< ><
Veratrin .... >< B< > ><
Gocamı. 72... >< > B< ><
Gurare. 2... >< >< >< B<
Morphinvergiftung (Taf. XXIX, Fig. 112; Taf. XXX, Fig. 113—121).
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1 :15000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXIX, Fig. 112; Taf. XXX, Fig. 113, 114) (20).
Eine relativ sehr große Zahl von Hautporen ist offen und viele der-
selben klaffen weit. Auch die Porenkanäle und die großen einführen-
den Stammkanäle der Rinde sind dilatirt und sehr deutlich sichtbar
(Taf. XXX, Fig. 443). Einige der einführenden Stämme erreichen
einen Durchmesser von 0,2 mm. Die Kanäle im oberflächlichen Theile
der Pulpa sind stark dilatirt (Taf. XXX, Fig. 113), nahezu doppelt so
weit wie in gewöhnlichen Alkoholpräparaten. Die Kanäle im Inneren
der Pulpa sind im gleichen Sinne, jedoch nicht so stark beeinflusst. Die
Dilatation beschränkt sich auf die großen Kanäle. Die kleinen sind alle
kontrahirt und die letzten Endzweige, sowohl des einführenden, wie
des ausführenden (abführende Specialkanäle) Kanalsystems, erscheinen
verengt. Der Grad der Kontraktion dieser feinsten Kanäle ist im Inneren
der Pulpa ein geringer (Taf. XXIX, Fig. 142), dicht unter der Rinde
aber (Taf. XXX, Fig. 114) ein sehr bedeutender. Eben so wie die
letzten Kanalzweige sind auch die Kammern kontrahirt; jene im Inneren
der Pulpa halten durchschnittlich 0,034 mm, jene der Randzone aber
bloß 0,026 mm im Durchmesser. Die Kontraktion der Kammern ist am
äußersten Rande der Pulpa am bedeutendsten und nimmt von hier aus
gegen das Innere stetig ab. Es scheint, dass alle Kammern etwas kon-
trahirt sind, selbst jene im innersten Theile des Schwammes, doch
kommen überall und auch in der Randzone einzelne Kammern vor,
welche nicht wesentlich kontrahirt erscheinen. Die Dilatation der großen
Kanäle im Allgemeinen erscheint als ein sekundäres Resultat dieser
Zusammenziehung der feineren Kanäle und Kammern, welche mehr der
Ausdruck einer Kontraktion des ganzen Gewebes zu sein scheint, als
die Wirkung eines Krampfes bestimmter muskulöser Elemente.
Die Gewebe sind außerordentlich gut erhalten. Zwar kann man,
wie an Alkoholpräparaten überhaupt, auch bei diesen Exemplaren kein
472] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 67
Epithel an der äußeren Oberfläche nachweisen; aber in den Kanal-
wänden ist das Epithel überall vollkommen erhalten. Die Kragenzellen
(Taf. XXIX, Fig. 112; Taf. XXX, Fig. 114) haben die gewöhnliche ko-
nische Gestalt. Der Kragen scheint um den Grund der Geißel zu-
sammengefaltet zu sein. Die Geißeln sind lang, kreuzen sich in den
kontrahirten Kammern gegenseitig und füllen das Kammerlumen völ-
lig aus.
Die Grundsubstanz scheint nicht verändert zu sein, höchstens dass
sie ein wenig geschrumpft ist, worauf die bedeutende Ausdehnung der
großen Kanäle hinzuweisen scheint. Die Pulpa hat in dieken Schichten
_ eine eigenthümlich gelbe Farbe (Taf. XXX, Fig. 113), die sonst nicht
zu beobachten ist. Die Zellen der Grundsubstanz sind unverändert.
Karmin findet sich im Schwamme fast gar keines. Nur in einem
- Exemplar, welches eine große (pathologisch entstandene?) mit der
Außenwelt kommunieirende Höhlung besaß, befand sich Karmin in der
- Wand dieser Höhle. Sonst habe ich nie Karminkörner in diesen Mor-
- phin-Chondrosien aufgefunden und besonders möchte ich hervorheben,
dass die oberflächlichen Kammern, die bei solchen Exemplaren, welche
5 Stunden in reinem Karminwasser gehalten wurden, stets ganz roth
sind, in diesen morphinvergifteten nicht eine Spur von Karmin ent-
halten.
N
a RE DASS,
E
£ 45 Minuten in Morphinlösung 1 :1000; dann 3!/, Stunden in der-
N selben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXX,
Fig. 115—117) (47).
E Die Hautporen sind theilweise offen und der Procentsatz der ge-
4 schlossenen Poren ist nicht erheblich verschieden von dem Procentsatz
_ derselben bei gewöhnlichen Spirituspräparaten von CGhondrosia.
* Obwohl einige der Porenkanäle zusammengezogen zu sein scheinen,
so klaffen doch viele, ich denke die meisten, weit (Taf. XXX, Fig. 115).
_ Auch die einführenden Kanalstämme, welche die Rinde durchsetzen,
sind weit offen.
\ Der ganze Schwamm ist etwas zusammengezogen. Die größeren
- Kanäle in der Pulpa sind nicht weiter, vielfach sogar enger, wie in un-
$: vergifteten Spirituspräparaten. Die engen Kanalzweige und Kammern
- sind kontrahirt (Taf. XXX, Fig. 116, 147). Die Kammern, einführenden
Kanalendzweige und abführenden Specialkanäle in der Randzone der
- Pulpa (Taf. XXX, Fig. 116) sind stark zusammengezogen, die Kam-
_ mern dieser Zone halten durchschnittlich kaum 0,025 mm im Durch-
_ messer. Gegen das Innere der Pulpa hin nimmt der Kontraktionsgrad
_ der Kammern und Kanalzweige allmählich ab, und im Centrum der
E 5“
*
|
|
|
68 R. v. Lendenfeld, [473
Pulpa selbst scheinen die Kammern kaum beeinflusst zu sein (Taf. XXX,
Fig. 117). Sie messen hier durchschnittlich 0,032 mm und ihre ab-
führenden Specialkanäle klaffen eben so weit wie in unvergifteten
Spirituspräparaten. Die größeren, ausführenden Kanalstämme scheinen
nicht beeinflusst zu sein.
Das Gewebe ist gut erhalten. Das Epithel in den Kanälen ist
größtentheils unverändert; nur an einigen wenigen Stellen sehen wir
die Plattenzellen durch einen Zwischenraum von der darunter liegenden
Grundsubstanz getrennt. Auf Strecken von 0,1 mm sind sie in dieser
Weise von ihrer Unterlage abgehoben, doch fehlen sie nirgends ganz.
Die Abtrennung des Plattenepithels wird nur in den Wänden der ein-
führenden Kanäle beobachtet. Das entodermale Epithel der ausführen-
den Kanäle liegt überall auf und scheint ganz unbeeinflusst zu sein.
Die Kragenzellen sind gut erhalten, haben einen konischen, basal ver-
breiterten Leib, eine lange, im Ganzen gerade, aber etwas zerknitterte
Geißel und einen schmalen cylindrischen Kragen, der longitudinal ge-
faltet und um den Basaltheil der Geißel kollabirt erscheint. Das Plasma
der Kragenzellen ist sehr körnig und dunkel, so dass der Kern in der
Regel ganz versteckt ist. Die Grundsubstanz scheint etwas zusammen-
gezogen zu sein, und die Fibrillenbündel, welche die größeren Kanäle
begleiten, zeichnen sich durch ihren stark welligen Verlauf aus. Die in
die Grundsubstanz eingelagerten Zellen sind unverändert.
Von Karmin findet sich im ganzen Schwamme keine Spur. Dies,
zusammengehalten mit dem vorzüglichen Erhaltungszustande der Zel-
len, weist auf Sistirung des Wasserstromes, ohne Tödtung des Schwam-
mes hin: auf eine Paralyse der Geißelzellen.
15 Minuten in Morphinlösung 1:200, dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXX, Fig. 118—121) (52).
Die Kanäle und der Schwamm überhaupt sind nur sehr wenig
kontrahirt. Die Anzahl der offenen Poren ist sogar eine ausnehmend
große, und die Porenkanäle (Taf. XXX, Fig. 118) sind verhältnismäßig
weit. Die feinsten halten — 0,1 mm unter der Oberfläche — 0,03 mm,
die größeren 0,2 mm im Durchmesser. Die Poren sind etwas kleiner.
Die großen einführenden Kanalstämme, die aus der Vereinigung dieser
Kanäle hervorgehen, haben in der Rinde ihre gewöhnlichen Dimen-
sionen. Unten in der Pulpa scheinen einige von ihnen kontrahirt zu
sein, andere nicht. Die feinen Endzweige des einführenden Systems
sind in der Randzone kontrahirt, im Centraltheile der Pulpa haben sie
die gewöhnlichen Dimensionen. Die Kammern der Randzone (Taf. XXX,
Fig. 119) sind etwas kontrahirt, sie halten durchschnittlich bloß 0,028 mm
Ba
En)
A
474) Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 69
im Durchmesser. Auch im Inneren scheinen die Kammern kontrahirt
zu sein, jedoch nur unbedeutend. Ganz in gleicher Weise sind die ab-
führenden Specialkanäle der Kammern der Randzone (Taf. XXX,
Fig. 119) zu feinsten Röhren zusammengezogen, während sie im Gen-
traltheil der Pulpa fast gar nicht beeinflusst sind. Der Dilatationsgrad
der größeren ausführenden Kanäle ist nicht merklich beeinflusst.
Die Gewebe sind sehr gut erhalten, und man findet überall in
den Kanälen das Plattenepithel ohne Schwierigkeit. Die Kragenzellen
sind transversal etwas kontrahirt und erscheinen desshalb (Taf. XXX,
Fig. 124) in Flächenansichten der Kammerwand durch relativ sehr breite
helle, durchsichtige Zwischenräume von einander getrennt. In der Pro-
filansicht (Taf. XXX, Fig. 120) sieht man an feinen und guten Schnit-
ten, dass die Kragenzellen nicht verkürzt, und nur in der Quere un-
regelmäßig zusammengezogen sind. Am breitesten ist die Basis, am
stärksten zusammengezogen der obere Theil, dicht unter der Ansatz-
linie des Kragens. Die Geißel ist zwar verkürzt und unregelmäßig
verkrümmt, aber doch gut erhalten. Der Kragen erscheint stets weiter
als die schmalste Stelle der Zelle und ist ceylindrisch, zuweilen sogar
umgekehrt konisch, am Ende zusammengezogen. Das Plasma ist körnig
und dunkel, und der Kern nur schwer sichtbar. Die Grundsubstanz
scheint nicht geschrumpft zu sein, ihre Zellen sind unverändert.
Von Karmin findet sich im ganzen Schwamm keine Spur, was, eben
so wie im vorhergehenden Experimente, zusammengehalten mit dem
vorzüglichen Erhaltungsgrad der Gewebe, auf eine Paralyse der Geißel-
zellen schließen lässt.
Strychninvergiftung (Taf. XXX, Fig. 133—134).
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:15 000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXX, Fig. 122—124) (57).
Die Hautporen sind sämmtlich geschlossen. Die Porenkanäle und
auch die größeren einführenden Kanalstämme (Taf. XXX, Fig. 122)
sind kontrahirt, die letzteren haben eine durchschnittliche Weite von
0,15 mm. Die Äste, welche von diesen Stämmen abgehen ‚Taf. XXX,
- Fig. 123), sind stark und in unregelmäßiger Weise kontrahirt, so dass
sie einen irregulär-polygonalen Querschnitt haben. In welcher Weise
eine solehe unregelmäßige Zusammenziehung dieser Kanäle zu Stande
kommt, ist nicht recht klar. Sicher ist es, dass die regelmäßige
- Kontraktion von Cirkulärmuskeln eine solche Wirkung nicht haben
könnte.
< Die großen Kanäle im Inneren der Pulpa sind nicht kontrahirt, sie
Sehen eher etwas dilatirt aus (Taf. XXX, Fig. 124 a). Dem entgegen
70 R. v. Lendenfeld, [475
sind die kleinen Kanäle durchweg kontrahirt, und zwar jene im CGen-
traltheil der Pulpa eben so, wie jene der Randzone (Taf. XXX,
Fig. 124). Die feinen einführenden Zweige sind gar nicht zu sehen,
und die abführenden Specialkanäle sind zum Theil zu soliden Fäden
zusammengezogen. Die Kammern erscheinen in Folge der starken
Kontraktion der abführenden Specialkanäle weniger birnförmig und
mehr kugelig, wie in gewöhnlichen Spirituspräparaten. Der Durch-
messer der Kammern ist in allen Theilen des Schwammes ziemlich
gleich groß und beträgt durchschnittlich 0,02% mm. Kammerporen
sind natürlich nicht zu sehen.
Das Gewebe ist vollkommen erhalten. Das Epithel in den Kanä-
len ist unverändert und auch die Kragenzellen erscheinen deutlich.
Die letzteren sind der Länge nach kontrahirt; ihre Kragen sind ab-
gefallen oder um den Grund der verkürzten und unregelmäßig ge-
krümmten Geißel zusammengefaltet. Die Grundsubstanz scheint nicht
merklich geschrumpft zu sein, und die Zellen derselben sind un-
verändert. Bemerkenswerth ist es, dass die Grundsubstanz einiger —
nicht aller — dieser Strychnin-Chondrosien einen eigenthümlich gelb-
lichen Farbenton besitzt.
Der ganze Schwamm ist vollkommen frei von Karmin. Nur im
distalen Theil des Oscularrohres kleben einzelne Farbstoffkörnchen an
der Wand. Diese sind nirgends in das Epithel eingedrungen, sie liegen
demselben außen auf.
Während in den Kanälen der unvergifteten Karmin-Chondrosien
die Karminkörner größtentheils gruppenweise angeordnet sind, er-
scheinen hier, in dem Oscularrohr dieser Strychnin-Exemplare, die
Karminkörner gleichmäßig vertheilt; sie sind nicht zu Gruppen vereint.
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:5000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXX, Fig. 125, 126) (63).
Die Hautporen scheinen sämmtlich geschlossen zu sein. Die Poren-
kanäle sind stark kontrahirt, und die einführenden Kanalstämme durch-
schnittlich auf einen Durchmesser von 0,08 mm redueirt. Die größeren
Kanäle in der Pulpa sind nicht kontrahirt (Taf. XXX, Fig. 126), wohl
aber die kleineren Kanäle und die Kammern, welche letztere nur
0,028 mm weit sind. Die abführenden Specialkanäle sind theilweise
zu soliden Strängen zusammengezogen. Bemerkenswerth ist die eigen-
thümliche Gestalt (Taf. XXX, Fig. 125) der Porenkanäle. Oben sind
sie durch eine zarte Membran abgeschlossen, in welcher sich keine
Struktur erkennen lässt. Unter dieser Decke breitet sich der Kanal
zwiebelförmig aus und verschmälert sich allmählich nach unten hin.
476] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. ri
Keineswegs alle Porenkanäle haben eine solche Gestalt, doch wird sie
recht häufig beobachtet.
Die Gewebe sind sehr gut erhalten. Die Epithelzellen in den
Kanälen sind unverändert. Die Kragenzellen sind verkürzt. Die Geißel
ist zwar verkrümmt, allein in der Regel ganz deutlich erkennbar. Der
Kragen ist nicht zu sehen; wahrscheinlich ist derselbe stark geschrumpft
und zusammengefaltet. Die Grundsubstanz erscheint etwas zusammen-
gezogen und die Fibrillenbündel der Rinde und Kanalscheiden verlaufen
mehr wellig, als in gewöhnlichen Spirituspräparaten von Chondrosia.
Die Zellen der Grundsubstanz scheinen nicht merklich verändert zu sein.
Bemerken möchte ich, dass in einem ziemlich dunklen Exemplare die
Pigmentzellen besonders an jener ringförmigen Kante der Pulpaober-
fläche angehäuft waren, welche dem Rand des Osculum entspricht
(Taf. XXX, Fig. 126).
Karminkörner finden sich in größerer Anzahl in der Wand des
distalen Theiles des Oscularrohres (Taf. XXX, Fig. 126). Sie sind hier
recht gleichmäßig ausgebreitet und nicht gruppenweise angeordnet.
Abgesehen hiervon ist der ganze Schwamm absolut karminfrei.
15 Minuten in Strychninlösung 1:4000, dann 3!/, Stunden in der-
selben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXX,
Fig. 127-129) (66).
Die Poren sind größtentheils geschlossen. Die Porenkanäle und
einführenden Kanalstämme sind kontrahirt, besonders die ersteren
sehr stark. Die großen Kanäle in der Pulpa erscheinen in ihren Di-
mensionen nicht wesentlich verändert. Die kleinen Kanäle dagegen
sind kontrahirt. Die Kammern (Taf. XXX, Fig. 197—129) sind
nahezu 0,03 mm weit, rundlich oder oval. Die abführenden Speeial-
kanäle (Taf. XXX, Fig. 127) sind zwar sehr schmal, scheinen aber
nirgends völlig zu soliden Fäden zusammengezogen zu sein. Die
größeren ausführenden Kanäle (Taf. XXX, Fig. 127 a) sind nicht kon-
trahirt.
Die Gewebe sind gut erhalten und das Epithel in den Kanälen ist
_ unverändert. Die Kragenzellen (Taf. XXX, Fig. 128, 129) haben die
- gewöhnliche konische Gestalt. Sie sitzen mit breiter Basis der etwas
_ undeutlichen Kammerwand auf. Die Geißel ist zwar deutlich, erscheint
_ aber von dem Körper der Zelle nicht abgesetzt, sondern als ein zipfel-
_ förmiger Fortsatz desselben. Der Kragen ist in den meisten Fällen un-
deutlich, zuweilen erscheint er als eine schwache, kaum merkliche
ringförmige Verdickung am Grunde der Geißel. In der Flächenan-
sicht sind die Kragenzellen (Taf. XXX, Fig. 129) durch durchsichtige
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79) R. v. Lendenfeld, [477
Streifen von einander getrennt, welche zur Bildung eines regelmäßigen
Netzes zusammentreten. Die Basen der Kragenzellen sind ungefähr
0,0033, die durchsichtigen Zwischenräume 0,0016 mm breit. Die
Grundsubstanz ist etwas geschrumpft, die Zellen derselben sind unver-
ändert.
Einzelne Karminkörner kleben an der äußeren Oberfläche des
Schwammes. Das Innere ist von Karmin vollkommen frei.
15 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXX, Fig. 130—134) (72).
Die Hautporen sind großentheils offen. Jedenfalls klaffen die
feinen Porenkanäle (Taf. XXX, Fig. 130—132). Diese erscheinen in
oberflächlichen Tangentialschnitten meist oval (Taf. XXX, Fig. 131),
weil sie in Wirklichkeit kreiseylindrisch sind, viele von ihnen aber
schief zur Oberfläche und mithin auch zur Schnittfläche stehen. Sie
sind alle von ziemlich gleicher Weite: 0,02 mm, und durchschnittlich
0,08 mm von einander entfernt.
Die größeren einführenden Kanalstämme (Taf. XXX, Fig. 132)
sind unverändert. Auffallend weit klaffend und unregelmäßig verzerrt
erscheinen die großen Kanäle in der Randzone der Pulpa (Taf. XXX,
Fig. 132). Jene im Inneren der Pulpa sind jedoch nicht wesentlich dila-
tirt, jedenfalls aber auch nicht zusammengezogen. Die kleinen Kanäle,
und besonders die abführenden Specialkanäle, sind nicht merklich kon-
trahirt und haben in allen Theilen des Schwammes so ziemlich den
gleichen Durchmesser (Taf. XXX, Fig. 133). Die Kammern (Taf. XXX,
Fig. 133) sind weit und messen sowohl in der Randzone wie im Cen-
trum der Pulpa ungefähr 0,04 mm.
Die Gewebe sind im Allgemeinen gut erhalten. Die Epithelzellen
in den Kanälen sind unverändert, aber die äußere Oberfläche sieht
stellenweise in eigenthümlicher Weise corrodirt aus, als ob hier und
da die oberflächlichen Gewebslagen weggeschmolzen wären. Bemer-
kenswerth ist es, dass an solchen Stellen sich besonders die Fremd-
körper der Rinde angehäuft und radial gestellt haben (Taf. XXX,
Fig. 134), als wie zur Vertheidigung der verletzten Stelle. Ich kann
nicht sagen, in welcher Weise eine solche Änderung in der Lage der
Fremdkörper zu Stande kommen mag, aber jedenfalls machen einige
dieser Stellen den Eindruck, als ob die fremden Nadeln hier nicht zu-
fällig ihre Defensivstellung angenommen hätten. Vielleicht sind sie
durch lokale Kontraktion in solche Stellung gebracht worden. Die
Kragenzellen haben die gewöhnliche konische Gestalt und gehen distal
in die zwar verkürzte, aber sonst gut erhaltene Geißel über (Taf. XXX,
478) Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 73
Fig. 133). Vom Kragen ist nichts zu sehen. Da die Kammern dilatirt
sind, so füllen die Kragenzellen dieselben nicht aus, wie es bei den
oben beschriebenen Strychnin-Chondrosien der Fall ist. Die Grund-
substanz ist, besonders in den Randtheilen der Pulpa, ziemlich stark
geschrumpft. Hierauf ist die starke und unregelmäßige Dilatation der
großen Kanäle in dieser Zone zurückzuführen. Die Zellen der Grund-
substanz scheinen nicht beeinflusst zu sein, zu bemerken wäre nur,
dass unter den corrodirten Theilen der Oberfläche (Taf. XXX, Fig. 134)
die Pigmentzellen viel weniger zahlreich sind wie in anderen, gleich
tief gelegenen Theilen der Rinde.
Von Karmin findet sich im Inneren des Schwammes nirgends eine
Spur. An der äußeren Oberfläche, besonders an den corrodirten Stel-
len, kleben einzelne Körnchen.
Digitalinvergiftung (Taf. XXX, Fig. 135, 136; Taf. XXXT,
Fig. 137 —145).
5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet
(Taf. XXX, Fig. 136; Taf. XXXI, Fig. 141) (77).
Die Poren sind größtentheils geschlossen und auch die offenen
sind ziemlich stark zusammengezogen. Die Porenkanäle in der Rinde,
und besonders die einführenden Kanalstämme sind stark kontrahirt
(Taf. XXX, Fig. 136). Dem entgegen klaffen die großen Kanäle in der
Pulpa weit. Diese haben regelmäßig abgerundete Kontouren. Die
_ kleinen Kanäle in allen Theilen des Schwammes sind beträchtlich zu-
sammengezogen und erscheinen meist — wenn man sie überhaupt sieht
— als solide Fäden. Die Geißelkammern sehen etwas unregelmäßig
verdrückt aus (Taf. XXXI, Fig. 141) und sind öfter länglich oval, als
_ kugel- oder birnförmig. Sie haben in allen Theilen der Pulpa so ziem-
lich die gleiche Größe und sind ungefähr 0,047 mm breit und 0,02 bis
0,08 mm lang. Jedenfalls erscheinen sie stark kontrahirt. In vielen
x Fällen sind die abführenden Speeialkanäle nicht zu sehen, und es macht
- den Eindruck, als ob diese derart kontrahirt wären, dass der Kammer-
_ mund geschlossen ist. Desshalb haben die Kammern ihre Birnform
- verloren.
S Die Gewebe sind ziemlich gut erhalten. Die Epithelien in den
_ Kanälen sind unverändert. Die Kragenzellen sind konisch (Taf. XXXI,
Fig. 141) und gehen nach oben hin in einen Zipfel über, der als die
R etwas retrahirte und basal verdickte Geißel angesehen werden muss.
Der Kragen ist nicht nachweisbar — wohl geschrumpft. Die Grundsub-
_ stanz ist etwas zusammengeschrumpft, und an vielen Orten haben sich
aus diesem Grunde die Fibrillenbündel der Kanalscheiden und unteren
ce ft
74 R. v. Lendenfeld, [479
Rindenpartien in hohe Wellen gelegt. Die Grundsubstanz der meisten
dieser Digitalin-Chondrosien hat einen eigenthümlich gelben Farbenton
(Taf. XXX, Fig. 136) und erscheint außerordentlich körnig und opak
(Taf. XXXI, Fig. 141). Die Zellen in der Grundsubstanz lassen keine
wesentliche Veränderung erkennen.
Von Karmin findet sich in dem ganzen Schwamme keine Spur.
5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXI, Fig. 137, 439, 140) (81).
Die Poren der Haut sind größtentheils geschlossen. Die offenen
sind nicht sehr stark kontrahirt. Auffallend wenig, theilweise sogar
gar nicht, zusammengezogen sind die feinen Porenkanäle und großen
einführenden Kanalstämme (Taf. XXXI, Fig. 137). Die letzteren haben
durchschnittlich eine Weite von 0,15 mm. Die Kanäle der Pulpa sind
sämmtlich zusammengezogen (Taf. XXXI, Fig. 137) und erscheinen an
Schnitten mit beträchtlich unregelmäßigen Kontouren. Die feinen
Kanäle, besonders die abführenden Specialkanäle der Kammern
(Taf. XXXI, Fig. 140) sind sehr stark zusammengezogen. Die Kammern :
(Taf. XXXI, Fig. 140) haben in allen Theilen der Pulpa so ziemlich die
gleiche Gestalt und Größe; sie sind unregelmäßig birnförmig und haben
einen Durchmesser von ungefähr 0,023 mm.
Die Gewebe sind gut erhalten. Die Epithelien in den Kanälen sind
unverändert. Die Kragenzellen (Taf. XXXI, Fig. 139, 140) haben die ge-
wöhnliche konische Gestalt und gehen am distalen Ende allmählich in
die verdickte Geibel über (Taf. XXXI, Fig. 139 die mittlere) oder sind
am Ende von der Geißel wohl abgesetzt (Taf. XXXI, Fig. 139 die linke).
Nur selten ist der Kragen noch theilweise erhalten (Taf. XXXI, Fig. 139
die rechte) und erscheint als ein schwacher Randsaum des keulenförmig
verdickten distalen Endes der Zelle. Das Plasma ist dunkel und körnig,
der Kern jedoch meist nachweisbar (Taf. XXXI, Fig. 139). Diese Zellen
sind 0,04 mm lang und an der Basis 0,002—-0,003 mm dick. Die Geißel
ist etwas länger als die Zelle. An Flächenansichten der Kammerwand
(Taf. XXXI, Fig. 140) erkennt man, dass die Kragenzellen durch helle
Zwischenräume — welche ein Netz mit regelmäßigen Maschen bilden —
von einander getrennt sind. Diese Zwischenräume sind sehr schmal.
Die Grundsubstanz scheint nicht kontrahirt zu sein, und die Zellen
in derselben sind unverändert.
Von Karmin findet sich im ganzen Schwamme keine Spur.
15 Minuten in Digitalinlösung 1:1000, dann 3'/, Stunden in der-
selben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXI,
Fig. 138, 142, 144) (83).
480] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 75
Die Hautporen und die Porenkanäle sind beträchtlich zusammen-
gezogen, die ersteren größtentheils geschlossen. An Schnitten durch
die Rinde (Taf. XXXI, Fig. 138, 142) erkennt man, dass besonders die
tangential verlaufenden Kanäle in den proximalen Partien sowie die
einführenden Kanalstämme stark und derart unregelmäßig kontrahirt
- sind, dass ihr Querschnitt eckig, zuweilen viereckig mit eingebauch-
- ten Seiten (Taf. XXXI, Fig. 142) wird.
Die größeren Kanäle im Inneren des Schwammes (Taf. XXXI,
Fig. 138) sind gar nicht kontrahirt, erscheinen aber etwas unregelmäßig.
Die feinen Endzweige des einführenden Systems sind unsichtbar
(Taf. XXXI, Fig. 144). Die Kammern erscheinen etwas unregelmäßig
verdrückt, häufig länglich birnförmig oder oval (Taf. XXXI, Fig. 14%).
Sie sind kontrahirt und messen durchschnittlich etwa 0,027 mm in der
Länge (oral — aboral) und 0,02 mm in der Breite. Die abführenden
Specialkanäle sind deutlich und klaffen zum Theil derart, dass sie stark
- dilatirt erscheinen (Taf. XXXI, Fig. 14%).
Die Gewebe sind gut erhalten, die Epithelzellen in den Kanal-
_ wänden sind unverändert. Die Kragenzellen (Taf. XXXI, Fig. 144)
sind konisch, die Geißel ist verkürzt und an der Basis verdickt, der
Kragen ist geschwunden. Die Grundsubstanz der Pulpa hat denselben
blassbraunen Farbenton wie die Rinde (Taf. XXXI, Fig. 138), sie ist
stark körnig und erscheint geschrumpft. Diese Schrumpfung findet in
- der Dilatation der großen Kanäle ihren Ausdruck. Die Zellen in der
Grundsubstanz scheinen nicht wesentlich verändert zu sein.
Im ganzen Schwamm findet sich keine Spur von Karmin.
ERGEBEN ED ETNUNT I
15 Minuten in Digitalinlösung 1 :200, dann 3'/, Stunden in reinem
- Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXX, Fig. 135; Taf. XXXT,
Fig. 143, 145) (87).
Die Hautporen und Porenkanäle scheinen nicht wesentlich verändert
- zu sein. Die gewöhnliche Zahl von Hautporen ist offen. Die Porenkanäle
_ und auch die größeren Kanalstämme und -Äste in der Rinde sind, wenn
auch etwas eng (Taf. XXX, Fig. 135, Taf. XXXI, Fig. 143), doch keines-
_ wegs in unregelmäßiger Weise kontrahirt: sie haben alle einen kreis-
runden oder ovalen Querschnitt. Besonders weit klaffen einige der Kanäle
'in der Pulpa (Taf. XXX, Fig. 135; Taf. XXXI, Fig. 143). Die Endzweige
des einführenden Systems sind unsichtbar, und die abführenden Spe-
cialkanäle der Kammern erscheinen (Taf. XXXI, Fig. 145) kontrahirt. Die
"Kammern sind theilweise etwas verdrückt und messen durchschnittlich
etwa 0,037 mm in der Länge und 0,027 mm in der Breite.
Die Gewebe sind gut erhalten. In den Kanalwänden sind die
af ne En
76 R. v. Lendenfeld, [481
Epithelzellen unverändert. Die Kragenzellen (Taf. XXXI, Fig. 145)
sind geschrumpft, konisch. Die Geißel ist verkürzt und basal verdickt.
Der Kragen ist nicht nachweisbar. Die Basaltheile der Kragenzellen
sind durch hyaline beträchtlich breite Grenzsäume von einander ge-
trennt.
Die Pulpa hat dieselbe blassbraune Farbe wie die Rinde, sie
scheint etwas geschrumpft zu sein. Die in derselben eingebetteten
Zellen sind unverändert.
Der ganze Schwamm enthält keine Spur von Karmin.
Veratrinvergiftung(Taf.XXXI, Fig.146-157; Taf.XXXII, Fig.158, 159).
5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXI, Fig. 146—149) (93).
Die Hautporen dieser Veratrin-Chondrosien sind fast alle (oder
alle?) geschlossen (Taf. XXXI, Fig. 149). Gegen die Oberfläche hin sind
die Porenkanäle nur wenig zusammengezogen, und sie erscheinen distal
durch ein überaus feines Häutchen vollkommen verschlossen. Dieses
Häutchen ist etwas eingezogen: konkav. Die Porenkanäle sowie die
größeren tangentialen Sammelkanäle in der Rinde und der distale
Theil der einführenden Stammkanäle (Taf. XXXI, Fig. 147) sind unbe-
deutend kontrahirt. Der untere Theil der Stammkanäle erscheint be-
trächtlich — relativ, dem distalen Theile gegenüber — dilatirt
(Taf. XXXI, Fig. 147). Obwohl eine solche Anschwellung nicht an allen
Stammkanälen beobachtet wird, so finden wir sie doch bei der über-
wiegenden Zahl derselben. Nach unten, in der Pulpa, erscheinen die
Stammkanäle wieder etwas kontrahirt, und sind eben so weit wie in
den distalen Stammtheilen.
Die Kanäle der Pulpa, besonders die kleinen und mittelgroßen
Astkanäle sind beträchtlich, und meist in unregelmäßiger Weise kon-
trahirt. Wohl haben einige einen ovalen oder kreisrunden Quer-
schnitt, allein in der Regel trifft man polygonale Querschnittfiguren mit
eingebauchten Seiten an (Taf. XXXI, Fig. 148). Die letzten Verzwei-
gungen des einführenden Systems sind kaum mit Sicherheit nachweis-
bar, und überhaupt erscheinen die einführenden Kanäle stärker kon-
trahirt als die ausführenden.
Die Geißelkammern (Taf. XXXI, Fig. 146) erscheinen etwas ver-
drückt, in der Regel sind sie oval, durchschnittlich 0,03 mm lang, aber
nur 0,017 mm breit. Die Kammerporen sind nicht zu sehen. Obwohl
die abführenden Specialkanäle (Taf. XXXI, Fig. 146) recht eng, jeden-
falls kontrahirt sind, so erscheinen sie doch nirgends zu soliden Fäden
zusammengezogen.
482] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 77
Die Gewebe sind gut erhalten; die Epithelien in den Kanalwänden
unverändert und deutlich. An der äußeren Oberfläche, und auch auf
den zarten Porenhäutchen kann man keine Epithelzellen sehen. Die
Kragenzellen (Taf. XXXI, Fig. 146) sind verkürzt und haben die ge-
wöhnliche konische Gestalt. Der Kragen ist nicht zu sehen.
Die Pulpa, und zwar, wie es scheint, besonders die Geißelkammern,
haben einen auffallenden gelben Farbenton (Taf. XXXI, Fig. 147). Die
Grundsubstanz und die Fibrillen scheinen nicht wesentlich beeinflusst
zu sein. Auffallend ist die Anhäufung von rundlichen Zellen in der
Umgebung der größeren Kanäle (Taf. XXXI, Fig. 148). Diese Eigen-
thümlichkeit wird eben so in der Rinde wie in der Pulpa beobachtet.
Bei schwacher Vergrößerung erkennt man (Taf. XXXI, Fig. 147)
an dicken Schnitten, dass die Randzone der Rinde deutlich roth gefärbt
ist. Stärkere Vergrößerungen dünnerer Schnitte zeigen (Taf. XXXI,
Fig. 149), dass an der äußeren Oberfläche des Schwammes Karmin-
körner haften, und zwar in besonders großer Zahl an den eingezogenen
Porenhäutchen.
Das Innere des Schwammes ist vollkommen karminfrei.
Die Thatsache, dass an der äußeren Oberfläche — die bei unver-
gifteten Karmin-Chondrosien stets farbstofffrei ist — Karminkörnchen
haften, zeigt, dass die angewendete schwache Veratrinlösung ein Kleb-
rigwerden der sonst gar nicht adhäsiven Oberfläche des Schwammes
bewirkt.
5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXI, Fig. 150—153) (98).
Die Hautporen sind zum größten Theile geschlossen, doch kann
man bei diesen Veratrin-Chondrosien stets einzelne offene finden. Die
Porenkanäle, Tangentialkanäle und einführenden Kanalstämme der
Rinde (Taf. XXXI, Fig. 150) sind ziemlich weit und sehr deutlich sicht- |
bar. Der proximale Theil der einführenden Stämme ist nicht breiter
als der distale. Viele dieser Kanalstämme erweitern sich, wenn sie in
die Pulpa eintreten. Die größeren Kanäle im Inneren des Schwammes
scheinen nicht wesentlich beeinflusst zu sein: sie haben ihre gewöhn-
lichen Dimensionen; gleichwohl erscheinen sie in gewissen Schwamm-
partien unregelmäßig verdrückt. Noch auffallender tritt diese Un-
regelmäßigkeit an den kleineren abführenden Kanalzweigen hervor
_ (Taf. XXXI, Fig. 151). Die Endzweige des einführenden Systems sind |
_ überhaupt nicht sichtbar, dem entgegen sind die abführenden Kanal- |
'zweige und selbst die abführenden Specialkanäle offen und sehr deut-
_ lieh, scheinbar gar nicht kontrahirt, wohl aber in unregelmäßiger Weise
78 R. v. Lendenfeld, [483
verdrückt (Taf. XXXI, Fig. 151). Die Kammern (Taf. XXXI, Fig. 154, 152)
sind recht regelmäßig kugelig-birnförmig und gar nicht merklich kon-
trahirt; sie messen durchschnittlich 0,037 mm in der Länge und 0,034 mm
in der Breite.
Die Gewebe sind gut erhalten. Die Epithelien in den Kanalwän-
den erscheinen unverändert und deutlich. Die Kragenzellen (Taf. XXXI,
Fig. 152) sind recht lang und haben die gewöhnliche konische Gestalt.
Sie gehen allmählich in die verdickte Basis der verhältnismäßig nur
wenig verkürzten Geißeln über. Der Kragen ist nicht zu sehen. Die
Grundsubstanz der Pulpa ist wohl hier und da etwas geschrumpft, aber
doch größtentheils ziemlich unverändert. Die Fibrillen der Rinde sind
nicht besonders stark wellig. Die Zellen der Grundsubstanz sind un- -
verändert. Auffallend ist es, dass sich die rundlichen Elemente in der
Umgebung der Kanäle — sowohl in der Pulpa wie auch in der Rinde —
anhäufen.
An der Oberfläche des Schwammes kleben einzelne Karminkörner,
und auch in den Porenkanälen werden hier und da solche angetroffen.
In den Wänden einiger der Tangentialkanäle, welche sich zwischen
Pulpa und Rinde ausbreiten — jedoch nur in wenigen — finden sich
recht zahlreiche Karminkörnchen (Taf. XXXI, Fig. 153). Das Innere
des Schwammes ist vollkommen frei von Karmin, und in den Geißel-
kammern, selbst in nächster Nähe der karminführenden Tangential-
kanäle, wird keine Spur des Farbstofles angetroffen.
15 Minuten in Veratrinlösung 1 :1000, dann 3!/, Stunden in der-
selben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXI,
Fig. 154—156) (101).
Die Poren sind größtentheils geschlossen und die Rinde erscheint
so stark zusammengezogen, dass die Porenkanäle sowie die tangentialen
Sammel- und radialen Stammkanäle sehr verengt, theilweise ganz ge-
schlossen sind (Taf. XXXI, Fig. 156). Auch in der Pulpa ist eine all-
gemeine Kontraktion deutlich, und besonders sind es die einführenden
Kanäle, welche sehr stark zusammengezogen erscheinen und bei schwa-
cher Vergrößerung großentheils überhaupt nicht sichtbar sind. Viele
der einführenden Kanaläste erscheinen bei starker Vergrößerung als
dünne solide Stränge. Die Rinde ist von der Pulpa (Taf. XXXI,
Fig. 155, 156) durch tangential ausgebreitete Hohlräume getrennt, wel-
che durch Zerreißung — in Folge von Differenzen in der Kontraktion
‚von Rinde und Pulpa — entstanden zu sein scheinen. Diese Hohlräume
sind sehr niedrig, und an vielen Stellen berühren sich die Wandun-
gen. Die ausführenden Kanäle (Taf. XXXI, Fig. 156) sind zwar etwas
Se ee
484] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 9
kontrahirt und erscheinen unregelmäßig, sie sind jedoch sehr deutlich.
Die abführenden Speeialkanäle der Kammern sind stark kontrahirt
(Taf. XXXI, Fig. 15%) und erscheinen größtentheils als solide Stränge.
Die Kammern sind kugelig (Taf. XXXI, Fig. 15%) und haben in Folge
der starken Kontraktion des abführenden Specialkanales und des
Halstheiles ihre Birnform ganz verloren. Sie sind selbst bedeutend zu-
sammengezogen und halten bloß 0,022 mm im Durchmesser.
Das Epithel in den Kanalwänden hat etwas gelitten und ist —
besonders in den einführenden Kanälen — an vielen Stellen verloren
gegangen. Die Kragenzellen (Taf. XXXI, Fig. 154) haben sowohl Kra-
gen wie Geißel verloren und sind, besonders der Länge nach, be-
trächtlich zusammengezogen. Zwar haben sie die gewöhnliche konische
Gestalt, doch sind sie unregelmäßiger.
Die Grundsubstanz ist entschieden geschrumpft — hat Wasser ab-
gegeben. In Folge hiervon sind die Fibrillen der Rinde und anderer
Schwammtheile näher an einander gerückt, und sie liegen besonders
auf beiden Seiten jener spaltenförmigen Höhlen, die sich zwischen
Rinde und Pulpa ausbreiten, außerordentlich dicht (Taf. XXXI, Fig. 155).
Die Zellen der Grundsubstanz sehen zum Theil etwas verschwommen aus.
Von Karmin findet sich im Inneren des Schwammes keine Spur,
wohl aber kleben zahlreiche Körnchen an der äußeren Oberfläche des
Schwammes. Diese sind besonders in den Depressionen an den Ein-
gängen in die Porenkanäle zahlreich. Die Zahl dieser Karminkörner ist
jedoch eine geringere als bei den mit schwächeren Veratrinlösungen
behandelten Exemplaren.
15 Minuten in Veratrinlösung 4:200, dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXI, Fig. 157; Taf. XXXII,
Fig. 158, 159) (106).
Die Hautporen sind wohl alle geschlossen. An feinen Schnitten
durch den oberflächlichen Theil der Rinde erkennt man (Taf. XXXI,
Fig. 157), dass die Porenkanäle stark und unregelmäßig kontrahirt, aber
gleichwohl durchaus offen sind. Am oberen Ende erweitert sich der
Porenkanal plötzlich. Oben ist diese Erweiterung durch das tief kon-
kav eingezogene Porenhäutchen geschlossen (Taf. XXXI, Fig. 157 b).
In der Mitte des Porenhäutchens gewahrt man einen sehr schmalen,
kaum sichtbaren Kanal (c), welcher es durchbohrt und offenbar den Rest
der zusammengezogenen Pore darstellt. Die tangentialen Sammelkanäle
und die vertikalen Stammkanäle der Rinde sind kontrahirt, aber nir-
gends vollkommen geschlossen. Die Kanäle der Pulpa sind kaum beein-
flusst. Nur die einführenden Kanalzweige erscheinen leicht kontrahirt.
1) R. v. Lendenfeld, [485
Die Kammern sind recht regelmäßig birnförmig (Taf. XXXI, Fig. 158)
und messen durchschnittlich 0,03 mm in der Länge und 0,027 mm in
der Breite. Die Hälse der Kammern und die abführenden Specialkanäle
sind nicht kontrahirt.
Die Gewebe sind außerordentlich gut erhalten und an einigen
Stellen der Oberfläche glaubte ich sogar noch Fetzen von den Zellen
des äußeren Plattenepithels nachweisen zu können. An den Kanal-
wänden sind die Plattenzellen außerordentlich deutlich (Taf. XXXTI,
Fig. 157). Diese Deutlichkeit des Plattenepithels beruht vielleicht auf
einer Anschwellung dieser Zellen in die Dicke. Die Kragenzellen
(Taf. XXXII, Fig. 158, 159) haben sowohl Kragen wie Geißel verloren
und sind in unregelmäßiger Weise etwas zusammengezogen. Sie sind
wohl im basalen Theil dieker als am distalen Ende, haben aber nicht
die bei anders behandelten Chondrosien so häufige spitz- und schlank-
konische Gestalt. Auffallend ist es, dass fast alle Kragenzellen am
oberen Ende quer abgestutzt sind.
Die Grundsubstanz ist unverändert. In den Wänden der zusam-
mengezogenen Porenkanäle breiten sich (Taf. XXXI, Fig. 157) die Fi-
brillen glatt aus. Einige der massigen Zellen schmiegen sich ans Epi-
thel. Eine besondere Anhäufung der runden Zellen in den Kanalwänden
wird aber nicht beobachtet.
Weder an der äußeren Oberfläche noch in der Pulpa findet sich
eine Spur von Karmin, wohl aber gelang es mir hier und da einzelne
Körnchen an den Wänden der Porenkanäle aufzufinden (Taf. XXXI,
Fig. 157).
Cocainvergiftung (Taf. XXXI, Fig. 160-171).
5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser 1:15 000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXII, Fig. 160—163) (113).
Der größte Theil der Hautporen ist offen. Die Porenkanäle
(Taf. XXXI, Fig. 161) klaffen weit. Sie erscheinen dicht unterhalb der
Poren etwas erweitert, verengen sich nach unten hin wieder, sind aber
durchaus weiter als die Poren. Die letzteren sind kreisrund und halten
durchschnittlich 0,01 mm im Durchmesser. Die distale Erweiterung
des Porenkanales misst ungefähr 0,02 mm, und der engste Theil des
Kanales 0,042 mm. Eben so wie die Porenkanäle klaffen auch die tan-
gentialen Sammelkanäle weit (Taf. XXXIl, Fig. 161). Die Kanäle der
Pulpa sind nicht merklich beeinflusst, alle sind weit offen. Die Kammern
(Taf. XXXII, Fig. 163) haben die gewöhnliche Birnform, sie messen
durchschnittlich 0,03 mm in der Länge und 0,024 mm in der Breite. Der
Hals und der abführende Specialkanal sind nicht zusammengezogen.
a ai u ee
486] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 51
Die Gewebe sind sehr gut erhalten. Das Epithel in den Kanä-
len ist unverändert (Taf XXXI, Fig. 162 a). Die Kragenzellen
(Taf. XXXII, Fig. 160, 163) sind schlank, eylindrisch oder leicht abge-
stutzt, spindelförmig. Die Geißel ist etwas verkürzt und verdickt, aber
gut erhalten. Der Kragen ist schmal und lang, an die Basis der Geißel
ziemlich dicht angelegt, aber doch in der Regel deutlich erkennbar
(Taf. XXXI, Fig. 160). Das Plasma ist dunkel und körnig, der Kern
ist nicht sichtbar. Die Grundsubstanz ist nicht beeinflusst, erscheint
aber in den verwendeten Exemplaren ganz besonders körnig (Taf. XXXII,
Fig. 163) — wohl nicht eine Cocainwirkung —. Die Zellen in der
Grundsubstanz lassen ebenfalls keine Formveränderung erkennen. Die
rundlichen Elemente haben sich in großen Massen in der Umgebung
der einführenden Kanäle angehäuft (Taf. XXXII, Fig. 162 c). Einige
derselben schmiegen sich mit breiter Basis dem Epithel an. Zusammen
bilden sie eine kontinuirliche, etwa 0,02 mm dicke Schicht unter dem
Kanalepithel, in welcher die Fibrillen der Kanalscheide fast ganz fehlen.
Solche Anhäufungen von runden Zellen werden ausnahmslos in den
‘Wänden aller größeren Kanäle sowohl in der Pulpa als auch in der
Rinde angetroffen.
' Von Karmin findet sich im ganzen Schwamme keine Spur.
5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXII, Fig. 164—166) (117).
Ein großer Theil der Hautporen ist offen. Die Porenkanäle in der
Rinde klaffen weit und die einführenden Kanalstämme sind in der Regel
weiter als in gewöhnlichen Karmin-Chondrosien (Taf. XXXII, Fig. 165).
Zwar sind die Porenkanäle im Allgemeinen weiter als die Poren, allein
eine distale Erweiterung derselben dicht unterhalb der Poren selbst
ist nur in seltenen Fällen deutlich. Die Porenkanäle sind durchschnitt-
lich 0,03 mm weit. Häufig erweitert sich der centripetale, in der Pulpa
liegende Theil des einführenden Kanalstammes (Taf. XXXII, Fig. 165)
derart, dass er hier einen Durchmesser von 0,5 mm erreicht. Die
Kanäle der Pulpa scheinen nicht wesentlich beeinflusst zu sein und
sehen gewöhnlich eben so aus wie jene unvergifteter Karmin-Chon-
drosien. Zuweilen jedoch sind sie etwas dilatirt. In keinem Falle konnte
eine Kontraktion derselben nachgewiesen werden. Die Kammern
(Taf. XXXII, Fig. 166) sind größtentheils oval birnförmig und messen
0,028—0,034 mm in der Länge und 0,023—0,027 in der Breite. Die
abführenden Specialkanäle sind unverändert, und auch die größeren
ausführenden Kanäle scheinen nicht wesentlich beeinflusst zu sein.
Kontrahirt sind sie jedenfalls nicht.
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. II. 6
82 R. v. Lendenfeld, [487
Die Kanalepithelien sind stellenweise recht deutlich. An der
äußeren Oberfläche ist kein Epithel nachweisbar. Die Kragenzellen
haben die gewöhnliche, langgezogen konische Gestalt und gehen ohne
deutliche Grenze oben in die wohl erhaltene Geißel über, um deren
Basalende der Kragen zusammengefaltet sein dürfte (Taf. XXXII,
Fig. 166). Die Grundsubstanz ist unverändert. Bemerkenswerth ist
eine beträchtliche Anhäufung der unregelmäßigen, körnigen Zellen
dicht unter der äußeren Oberfläche (Taf. XXXIl, Fig. 164) und ihr
völliges Fehlen in tieferen Theilen der Rinde. Die Zellen in der Grund-
substanz der Pulpa scheinen nicht wesentlich verändert zu sein.
Hier und da kleben wohl einzelne Karminkörner an der äußeren
Oberfläche, allein das Innere des Schwammes ist von Karmin voll-
kommen frei. Selbst in den Porenkanälen der Rinde findet sich keine
Spur von Karmin.
15 Minuten in Cocainlösung 1:1000, dann 3'!/, Stunden in der-
selben Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXII,
Fig. 167, 168) (118).
Die Hautporen scheinen sämmtlich geschlossen zu sein. Die Poren-
kanäle sind derart zusammengezogen, dass ihr Lumen vollständig ver-
schwunden ist. Selbst die einführenden Stammkanäle sind geschlossen
(Taf. XXXII, Fig. 168), so dass die Rinde vollkommen solid erscheint.
Kegelförmige Anhäufungen von Pigmentzellen, den Ort der konvergiren-
den Gruppen von Porenkanälen bezeichnend, ragen von der Oberfläche
in die blasse Rinde hinein (Taf. XXXI, Fig. 168). Eben so wie die
Rindenkanäle sind auch jene der Pulpa stark kontrahirt und größten-
theils geschlossen. Nur hier und da findet man vereinzelte ofiene
Kanäle mit sehr unregelmäßig verzerrten Wandungen. Es lässt sich
nicht sagen ob diese Kanäle einführende oder ausführende sind. Die
Geißelkammern (Taf. XXXII, Fig. 167) sind stark zusammengezogen
und erscheinen kugelig. Sie halten durehschnittlich 0,023 mm im Durch-
messer. Die Kammermündung ist vollständig geschlossen und die ab-
führenden Speecialkanäle sind nicht deutlich.
Die Plattenepithelien sind nirgends nachweisbar. Die Kragen-
zellen sind geschrumpft, füllen aber gleichwohl die Kammern fast ganz
aus. Sie haben die gewöhnliche kegelförmige Gestalt und laufen in
Zipfel aus, welche als die geschrumpften Geißeln angesehen werden
müssen (Taf. XXXI, Fig. 167). Von dem Kragen ist keine Spur zu
sehen. Die Grundsubstanz, der Pulpa besonders, ist außerordentlich
körnig und opak. Zellen sind in derselben schwer nachweisbar. Die
Pigmentkörner der Rinde liegen theilweise in unregelmäßig kugligen
|
|
488] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 83
Zellen mit undeutlichem Kontour und theilweise frei in der Grundsub-
stanz in eben solchen Gruppen, wie in den Zellen. Es macht den Ein-
druck als ob die Zellen theilweise zerflossen und so die Pigmentkörner-
gruppen frei geworden wären. Die Fibrillen der Rinde sind zum Theil
stark wellenförmig gebogen.
Von Karmin findet sich im ganzen Schwamm keine Spur.
15 Minuten in Cocainlösung 1:200; dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXII, Fig. 169—171) (125).
Die Hautporen sind geschlossen und eben so die distalen Theile
der Porenkanäle. In den mittleren Rindenpartien findet man zwar zahl-
reiche offene Kanäle, doch auch diese sind insehr unregelmäßiger Weise
zusammengezogen und verzerrt. Selbst die einführenden Stammkanäle
sind stark kontrahirt, jedoch nirgends ganz geschlossen. Die Kanäle
der Pulpa (Taf. XXXII, Fig. 169) erscheinen zwar etwas unregelmäßig,
sind aber nicht wesentlich kontrahirt. Die Geißelkammern (Taf. XXXII,
Fig. 170) sind kugelig oder oval, einige erscheinen sogar auffallend
langgestreckt. Die überwiegende Mehrzahl derselben ist aber kugelig
oder leicht oval. Bei vielen scheint die Mündung geschlossen zu sein,
bei anderen klafft sie. Die abführenden Specialkanäle der letzteren
sind offen und deutlich. Die Kammern halten 0,027—0,033 mm im
Durchmesser. Diese Grenzwerthe beziehen sich auf die Längsmaße
der ovalen Kammern. Die kugeligen Kammern sind 0,03 mm weit. Das
Oseularrohr (Taf. XXXI, Fig. 169 a) und die zahlreichen ausführenden
Kanalstämme, welche demselben entlang ziehen, erscheinen weit offen
und haben regelmäßige, nicht verzerrte Wandungen.
Die Plattenepithelien in den Kanalwänden sind sehr gut erhalten
und selbst an der äußeren Oberfläche sieht man hier und da das Epi-
thel. Besonders gut erhalten sind die Kragenzellen (Taf. XXXI,
Fig. 171), deren leicht kegelförmigem oder eylindrischem Körper ein
eylindrischer oder selbst ausgebauchter Kragen aufsitzt. Die Geißel
ist wohl etwas geschrumpft. Das Plasma der Kragenzellen ist auffallend
durchsichtig, gleichwohl lässt sich der Kern nicht deutlich erkennen.
Die Grundsubstanz und die derselben eingelagerten Elemente sind un-
verändert.
An der äußeren Oberfläche des Schwammes kleben große Massen
von Karminkörnern (Taf. XXXII, Fig. 169), aber das Innere ist voll-
kommen karminfrei.
6*
34 R. v. Lendenfeld, [489
Curarevergiftung (Taf. XXXII, Fig. 172—179; Taf. XXXII,
Fig. 180—187).
5 Stunden in Gurarelösung in Karminwasser 1: 15000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXII, Fig. 172—175; Taf. XXXII, Fig. 180) (131).
Das Verhältnis der offenen Poren zu den geschlossenen scheint
nicht merklich beeinflusst zu sein. Jedenfalls sind recht viele Poren
offen und an diesen ist in der Regel nichts von einem mehr oder
weniger zusammengezogenen Sphincter zu bemerken (Taf. XXXII,
Fig. 173). Die Porenkanäle sind offen, aber eng (Taf. XXXII, Fig. 173;
Taf. XXXII, Fig. 180).
Die einführenden Kanalstämme in der Rinde sind etwas, aber
nicht stark kontrahirt (Taf. XXXII, Fig. 180). Die proximalen Fort-
setzungen in der Pulpa sind ebenfalls leicht kontrahirt. Völlig unver-
ändert scheinen die kleineren Kanalzweige zu sein, deren letzte Aus-
läufer man wie gewöhnlich nicht sehen kann. Die Geißelkammern
(Taf. XXXII, Fig. 175) sind kugelig, birnförmig oder auch unregelmäßig
verdrückt. Ihre Größe schwankt in auffallender Weise und es finden
sich stark zusammengezogene Kammern neben solchen, deren Dimen-
sionen so ziemlich unbeeinflusst sind. Sie halten 0,025—0,037 mm
im Durchmesser. Die abführenden Specialkanäle sind zuweilen recht
deutlich (Taf. XXXIL, Fig. 175). Die größeren abführenden Kanäle
(Taf. XXXII, Fig. 180) klaffen weit und münden, nachdem sie eine
Strecke weit dem Oscularrohr parallel gelaufen, in dieses ein. Bemer-
kenswerth ist es, dass die Oberfläche des proximalen Theiles des Oseu-
larrohres sehr uneben hoch wellenförmig ist (Taf. XXXII, Fig. 172).
Die Epithelien in den Wänden, besonders der abführenden Kanäle
und des Oscularrohres sind wohl erhalten und deutlich sichtbar
(Taf. XXXII, Fig. 174). Die Kragenzellen haben die gewöhnliche,
schwach konische Gestalt (Taf. XXXI, Fig. 175). Die Geißel ist er-
halten aber der Kragen sehr undeutlich. Die Grundsubstanz ist un-
verändert. Bemerkenswerth ist die scharfe Unterscheidung der aus
Rindengewebe bestehenden Oscularrohrwand in eine innere und eine
äußere Schicht (Taf. XXXII, Fig. 170 a, b). Die erstere ist gänz-
lich erfüllt von rundlichen Zellen mit ziemlich hyalinem Inhalt und
ohne sichtbaren Kern (Taf. XXXIl, Fig. 174). Diese Zellen reichen
nicht ganz bis an die Oberfläche. Die Grundsubstanz zwischen diesen
Zellen ist vollkommen hyalin und frei von Fibrillen (Taf. XXXI,
Fig. 17%). In der unteren Schicht (Taf. XXXI, Fig. 172 b) sind
ähnliche Zellen wie in der äußeren Schicht ebenfalls vorhanden, aber
viel weniger zahlreich. Dafür kommen hier Fibrillen vor. Auch an
490] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 85
der äußeren Oberfläche des Schwammes häufen sich dieselben rund-
lichen durchsichtigen Zellen beträchtlich an (Taf. XXXII, Fig. 173). Hier
kommen in der Grundsubstanz zwischen den Zellen Fibrillen vor.
Karminkörner finden sich einzeln zerstreut in den Wänden be-
sonders der größeren einführenden Kanäle, sowohl in der Rinde, wie
in der Pulpa. Noch zahlreicher sind sie in den Wänden der großen
ausführenden Kanäle (Taf. XXXIU, Fig. 180). Nur ausnahmsweise
kommen sie in einzelnen Gruppen von Geißelkammern vor. Die der
Oberfläche des Schwammes zunächst liegenden Kammern sind stets
karminfrei. Diejenigen Kammergruppen, in denen Farbstoffkörner beob-
achtet werden, liegen mehr in der Tiefe im Centraltheil der Pulpa. Die
Karminkörner, welche in der Wand der großen ausführenden Kanäle
und des Oseularrohres beobachtet werden (Taf. XXXI, Fig. 172, 17%),
liegen nicht etwa der äußeren Oberfläche auf, sondern bilden kleine
Gruppen in der Grundsubstanz zwischen den oben beschriebenen rund-
lichen Zellen. Sie kommen nur in der oberflächlichen Schicht vor, wo
die rundlichen Zellen massenhaft sind. Die äußere Rinde des Schwam-
mes, sowie auch die Pulpa, sind frei von Karmin. In jenen Kammern,
in welchen Karminkörner beobachtet werden, liegen sie einzeln zer-
streut in den basalen Theilen der Kragenzellen (Taf. XXXII, Fig. 175).
5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXII, Fig. 176, 177; Taf. XXXII, Fig. 181) (136).
Sämmtliche Poren scheinen geschlossen zu sein und die Sphinc-
teren derselben sind derart zusammengezogen (Taf. XXXII, Fig. 176 b),
dass man keine Spür einer Öffnung sehen kann. Die Porenkanäle aber
(Taf. XXXIL, Fig. 176 a) klaffen weit und erscheinen, theilweise wenig-
stens, dilatirt. In noch größerem Maßstabe sind die großen einführen-
den Kanalstämme ausgedehnt. Diese Dilatation ist in den proximalen
Theilen derselben, welche in der Pulpa liegen, noch viel mehr ausge-
sprochen wie in den distalen, die Rinde durchsetzenden Theilen (Taf.
XXXII, Fig. 181). Einige dieser Kanäle erreichen einen Durchmesser
von 0,5 mm; alle sind ausnahmslos dilatirt. Die Kanäle der Pulpa, be-
sonders die abführenden, sind dem entgegen zusammengezogen, und es
sind die größten Kanäle, welche man in der Pulpa findet, meist um ein
Vielfaches enger als die einführenden Kanalstämme (Taf. XXX II, Fig.181).
Die Geißelkammern (Taf. XXXI, Fig. 177) sind rundlich oder etwas
oval und halten durchschnittlich 0,038 mm im Durchmesser. Die ab-
führenden Speecialkanäle sind stark zusammengezogen, scheinen jedoch
nicht ganz geschlossen zu sein. |
Die Epithelien in den Kanalwänden sind zwar allem Anscheine
86 R. v. Lendenfeld, [491
nach ziemlich unverändert, aber gleichwohl gelingt es eben so wenig
in den Wänden der Porenkanäle, wie an der äußeren Oberfläche, ein
Epithel nachzuweisen. Die Kragenzellen haben die gewöhnliche Gestalt
und scheinen wenig gelitten zu haben. Die Grundsubstanz ist unver-
ändert. In der Rinde sind die großen kugeligen Zellen nicht sehr zahl-
reich (Taf. XXXII, Fig. 176) und erscheinen nicht an der äußeren
Oberfläche angehäuft.
Von Karmin findet sich im ganzen Schwamm keine Spur, und auch
an der äußeren Oberfläche kleben keine Farbstoffkörner.
15 Minuten in Curarelösung 1:1000, dann 3!/, Stunden in dersel-
ben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXII,
Fig. 178, 179; Taf. XXXIN, Fig. 183—185) (139).
Sämmtliche Poren scheinen vollständig geschlossen zu sein, und es
lässt sich in der Mitte des zusammengezogenen Sphincters keine Öffnung
erkennen (Taf. XXXII, Fig. 184). Die von den geschlossenen Poren
schief herabziehenden Kanäle klaffen zwar weit, aber sie sind lange nicht
in so auffallender Weise ausgedehnt, wie die mehr tangential verlaufen-
den Sammelkanäle, welche durchschnittlich eine Weite von 0,1 mm be-
sitzen. Weniger stark ausgedehnt, aber ebenfalls weit klaffend, sind die
radialen Stammkanäle. Stärker dilatirt erscheinen die großen, radialen,
einführenden Kanäle im distalen Theile der Pulpa. Die kleineren Astka-
näle dagegen sind zusammengezogen und größtentheils ganz geschlossen
(Taf. XXXIII, Fig. 183), so dass man außer den großen Kanälen bei schwa-
cher Vergrößerung gar keine sieht. Die Kammern (Taf. XXXII, Fig. 179)
sind rundlich und halten durchschnittlich 0,03 mm im Durchmesser. Die
abführenden Specialkanäle scheinen vollständig geschlossen zu sein:
nur zuweilen sieht man an ihrer Stelle einen völlig soliden Faden.
Die Epithelien scheinen nicht wesentlich beeinflusst zu sein. An der
äußeren Oberfläche, sowie in den Wänden der Poren- und Sammel-
kanäle lässt sich kein Epithel nachweisen (Taf. XXXIII, Fig. 184). Die
Kragenzellen der Kammern (Taf. XXXII, Fig. 179; Taf. XXXII, Fig. 185)
sind in eigenthümlicher Weise verzerrt und besonders in so fern von
der gewöhnlichen Form abweichend, als ihr dickster Theil nicht am
proximalen Ende, sondern in der Mitte liegt; sie erscheinen desshalb
unregelmäßig, dick, abgestutzt, spindelförmig. Der Kragen fehlt stets,
aber die Geißel ist in einzelnen Fällen noch erhalten, wenngleich stark
verkürzt. Das Plasma der Kragenzellen ist zwar stark körnig, gleich-
wohl ist aber der kugelige Zellkern, welcher in dem mittleren dick-
sten Theile der Zelle liegt, deutlich zu sehen. Die Grundsubstanz ist
unverändert. In der Rinde finden sich zahlreiche undeutliche, theils
492] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 87
kugelige, theils unregelmäßige Zellen, von denen eine Anzahl pigment-
haltig ist (Taf. XXXII, Fig. 184). Diese Zellen sind jedoch ziemlich gleich-
förmig in der Rinde vertheilt und bilden nirgends eine besondere An-
häufung.
Von Karmin findet sich im ganzen Schwamm nicht eine Spur, und
auch an der äußeren Oberfläche kleben fast gar keine Karminkörner.
45 Minuten in Gurarelösung 1 :200, dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXII, Fig. 182, 186, 187)
(144).
Sämmtliche Poren, sowie auch die Porenkanäle und die tangentia-
len Sammelkanäle sind vollständig geschlossen. Die Rindenkanäle er-
scheinen als solide Stränge von differenzirtem Gewebe (Taf. XXXII,
Fig. 182). Auch die senkrechten Stammkanäle sind stark zusammen-
gezogen; in der Rinde meist ganz, und in der Pulpa theilweise geschlos-
sen. Die größeren radialen einführenden Kanäle in der Pulpa klaffen
ziemlich weit; die kleineren Kanäle sind aber vollständig geschlos-
sen (Taf. XXXII, Fig. 182). Die Geißelkammern (Taf. XXXII, Fig. 187)
sind meist kugelig, und halten 0,03—0,032 mm im Durchmesser. Die
abführenden Specialkanäle sind zu soliden Fäden zusammengezogen.
Die abführenden Kanaläste, welche noch offen sind, erscheinen an
Querschnitten (Taf. XXXII, Fig. 187 a) in eigenthümlicher Weise in zahl-
reiche Zipfel ausgezogen. Möglicherweise sind dies zum Theil die Mün-
dungen von Kanalzweigen. Es sieht jedoch aus, als ob das Schwamm-
gewebe stellenweise gegen das Kanallumen in unregelmäßiger Weise
vorgequollen wäre.
Die Epithelien haben jedenfalls gelitten und es lässt sich in den
Wänden der noch offenen Kanäle eben so wenig wie an der äußeren Ober-
fläche ein Plattenepithel nachweisen (Taf. XXXII, Fig. 187). Die Kragen-
zellen der Kammern (Taf. XXXII, Fig. 186, 187) sind verkürzt und ver-
breitert — longitudinal kontrahirt —. Sie sind nicht spindelförmig,
sondern am proximalen Ende am dicksten und nach oben hin in unregel-
mäßiger Weise verschmälert. Seltener erscheinen sie kurz und dick
eylinderförmig. Der Kragen ist nirgends nachweisbar, wohl aber finden
sich zuweilen Reste der Geißel. Das Plasma ist stark körnig. Der deutlich
sichtbare Kern ist kugelig und liegt im proximalen, dicksten Theil der
Zelle. Die Grundsubstanz und die derselben eingelagerten Zellen sind
unverändert.
Das Innere des Schwammes ist vollkommen frei von Karmin, aber
an der äußeren Oberfläche kleben — an gewissen Stellen — dichte
Massen von Farbstoffkörnern.
88 R. v. Lendenfeld, [493
Familia Axinellidae.
IX. Axinella massa.
(Taf. XXX, Fig, 188, 189; Taf. XXXIV, Fig, 190—192.)
Dieser Schwamm wurde von Narno! in einer Liste venetianischer
Spongien erwähnt und später von O. Scnmipr? als Suberites massa be-
schrieben.
O. Scanipr's Beschreibung ist eine sehr magere Diagnose. Die Ver-
weisung auf die Abbildung enthält einen Druckfehler. Die Abbildung
selber stimmt nicht mit der Beschreibung. Einige Scnmipr'sche Origi-
nalexemplare dieses Schwammes sind Clathria coralloides, mit welcher
der Schwamm äußerlich ähnlich ist. GRrAEFFE hat einen im Golf von
Triest häufigen Schwamm als Suberites massa bestimmt.
Nun weichen aber diese Spongien so. sehr von dem typischen
Suberites domunecula ab, dass diese beiden offenbar nicht in eine Gat-
tung gehören. Da nun meine neueren systematischen Untersuchungen
mich davon überzeugt haben, dass die Axinelliden und Suberitiden
nahe verwandt sind, und Suberites massa O. Schmidt außer einigen
Suberitidencharakteren, wie die tylostylen Nadeln und die ziemlich
glatte Oberfläche, auffallende Axinellamerkmale, wie eine centrale
Skelettachse und ausgedehnte Subdermalräume besitzt, so stehe ich
nicht an, diesen Schwamm als Axinella massa zu bezeichnen.
Da keine entsprechende Diagnose der Art vorliegt, so muss ich
zunächst eine solche geben.
Axinella massa ist ein unregelmäßig massiger, mit schmaler Basis
aufsitzender Schwamm. Von den Seiten, sowie von oben, gehen zahl-
reiche, theilweise verschmolzene unregelmäßige und meistens platte,
oft lappenförmige Zweige in großer Zahl ab, welche zum Theil am
distalen Ende in abgerundete, fingerförmige, eylindrische Fortsätze aus-
laufen. |
Der Schwamm erreicht häufig eine Höhe von 200 mm und darüber.
Trotz der Mannigfaltigkeit der Form desselben ist die Größe der end-
ständigen fingerförmigen Fortsätze, die am distalen Ende zuweilen un-
regelmäßig verdickt sind, recht konstant: sie besitzen eine Dicke von
5 mm.
Die Oberfläche ist glatt, leicht wellig, erscheint aber überall, mit
Ausnahme von gewissen longitudinal verlaufenden 2—-3 mm breiten
Zonen, unter der Lupe rauh, chagrinartig.
1 D. Narno, Prospetto della fauna marina volgare del veneto estuario. Venezia
4847.
2 O0. ScaaıpT, Die Spongien desadriatischen Meeres. 1862. p.67. Taf. VII, Fig. 2.
494] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 89
Die Farbe des Schwammes ist intensiv orangegelb. Die Oberfläche
ist stärker gefärbt als der innere Theil, welcher matter gelb erscheint.
Der Schwamm ist weich, biegsam und unelastisch.
Das Kanalsystem (Taf. XXXII, Fig. 188, 189; Taf. XXXIV, Fig. 191,
192) hat die für Axinella charakteristische Form. Die Poren sind ziem-
lich gleichmäßig über die Oberfläche vertheilt, nicht zu Gruppen vereint.
Sie führen in weit ausgedehnte Subdermalräume, welche von den schief
gegen die Oberfläche gestellten Distaltheilen der Nadelbündel mit ihren
verhältnismäßig dünnen Bindegewebshüllen durchzogen werden. Zwi-
schen diesen Hauptverbindungssträngen von Haut und Pulpa breiten
sich Trabekel und Membranen aus, welche den Subdermalraum in ein
System von großen, mit einander kommunicirenden Lakunen zerlegen.
Der innere, unter dem Subdermalraum liegende Theil des Schwammes,
die Pulpa, ist dichter: hier sind die Kanäle enger. Sowohl die Lakunen
der Subdermalregion wie die Kanäle des Innentheiles verlaufen vorzüg-
lich in longitudinaler Richtung und erscheinen in Querschnitten durch die
fingerförmigen Fortsätze überall quer durchschnitten. Die Geißelkam-
mern (Taf. XXXIV, Fig. 191) sind regelmäßig kugelig und sehr klein:
sie halten nur 0,017 mm im Durchmesser. Die Kragenzellen sind in
Osmiumpräparaten niedrig kegelförmig, kaum so hoch als breit. Die
ausführenden Kanäle münden in ein System großer, longitudinal ver-
laufender Lakunen (Taf. XXXIV, Fig. 192 a), die durch zahlreiche Kleine,
mit freiem Auge meist unsichtbare Poren mit der Außenwelt in Ver-
bindung stehen. Diese ausführenden Lakunen nehmen einen Sector
der fingerförmigen Endzweige ein. Die dünne Membran, welche sich
über denselben ausbreitet, und welche von den erwähnten Ausströ-
mungsporen durchbrochen wird, erscheint in gehärteten Exemplaren
eingesunken (Taf. XXXIV, Fig. 192). Im lebenden Schwamm ist eine
solehe Einsenkung der Deckmembran der ausführenden Lakunen nicht
wahrzunehmen. Neben den zahlreichen mikroskopischen Ausströmungs-
poren kommen bei gewissen Exemplaren auch größere, I—2 mm weite
Oseula vor.
Das Skelett besteht aus einer centralen Säule, von welcher
Nadelbündel garbenförmig zur Oberfläche ausstrahlen (Taf. XXXII,
Fig. 188).
Die centrale Skelettsäule ist aus longitudinal verlaufenden Nadel-
bündeln zusammengesetzt, welche mit einander vielfach durch lockere
oder dichtere Bündel von Nadeln verbunden sind. Diese Bündel haben
eine Dicke von etwa 0,1 mm. Zwischen denselben liegen jedoch so viele
ganz oder theilweise isolirte Nadeln, und sie sind selber so locker, dass
die ganze, gegen 2 mm dicke Skelettsäule in der Achse der fingerförmigen
90 R. v. Lendenfeld, [495
Fortsätze bei schwacher Vergrößerung als eine völlig kontinuirliche
Masse von Nadeln erscheint. Die Nadelbündel, welche von der Skelett-
säule zur Oberfläche abgehen, sind 0,05—0,08 mm dick, und nicht
sehr solid oder regelmäßig. Am distalen Ende verbreitern sie sich
kegelförmig und die endständigen Nadeln strahlen büschelförmig aus,
wie es für viele Axinelliden charakteristisch ist. Die Enden dieser
Nadeln ragen frei über die Oberfläche vor. Die Nadeln sind sämmtlich
Tylostyle (Taf. XXXIN, Fig. 189, Taf. XXXIV, Fig. 190). Sie sind alle
von derselben Größe, 0,85 mm lang und am geknöpften Ende 0,007 mm
dick. Der Knopf ist in der Regel nicht vollkommen endständig: meist
deutet ein niedriger Endhöcker von der Dicke der Nadel darauf hin,
dass das Rudiment eines zweiten Strahles vorhanden ist. Der Knopf
selber — abgesehen von diesem Höcker — ist kugelförmig und hält
etwa 0,012 mm im Durchmesser.
Der Schwamm ist im Golf von Triest nicht selten.
Es wurde nur ein Versuch mit diesem Schwamm, eine Milchfütte-
rung, angestellt.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Milchfütterung (Taf. XXXIl, Fig. 188, 189; Taf. XXXIV, Fig. 191,192).
51/, Stunden in Milchwasser. Einige Stücke in Alkohol, andere
in Osmiumsäure gehärtet (Taf. XXXIl, Fig. 188, 489; Taf. XXXIV,
Fig. 191, 192) (33).
Die mit Osmiumsäure gehärteten Exemplare unterscheiden sich
von den, direkt in Alkohol gebrachten nur dadurch, dass bei den erste-
ren die Kragenzellen und die großen granulösen Elemente, die in der
Grundsubstanz zahlreich sind, dunkel violettbraun gefärbt erscheinen.
Die Poren sind offen und die großen Lakunen, welche sich beson-
dersin den oberflächlichen Theilen des Schwammes ausbreiten, scheinen
nicht kontrahirt zu sein, eher dilatirt. An den Geißelkammern, die
überhaupt sehr schwer zu sehen sind, ist keine Veränderung wahrzu-
nehmen. Die Plattenepithelien sind nirgends, auch in den Osmium-
präparaten nicht, deutlich erkennbar. Die Kragenzellen (Taf. XXXIV,
Fig. 191) scheinen stark geschrumpft zu sein und haben eine niedrig
kegelförmige Gestalt. Bemerkenswerth ist es, dass diese Zellen in den
Osmiumpräparaten eine eigenthümliche und ganz ungewöhnliche vio-
lettbraune Farbe angenommen haben. Größere Körner oder Reste von
geschwärzten Milchkügelchen findet man in: denselben nicht. Die
Grundsubstanz ist unverändert. In den sehr zahlreichen großen körni-
gen Zellen — wohl Wanderzellen —. welche in derselben zerstreut
u a Aa 1 ee ra Dh A Anl und a > u Ar ud a 0 FE Zu de
E
496] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 91
sind, kommen zahlreiche größere Körner vor, welche in den Osmium-
präparaten stark geschwärzt sind.
Ordo Cornacuspongiae.
Familia Desmacidonidae.
X. Myxilla rosacea.
Vier von O. Scnnmipt als Myxilla rosacea!, Myxilla fasciculata 2,
Myxilla tridens® und Myxilla esperii? beschriebene Spongienformen
wurden von Rıprey und Denny? zu einer Art Myxilla rosacea vereint.
Obwohl es mir den Eindruck macht, dass eine solche Vereinigung der
Scauipr'schen Arten nicht gerechtfertigt ist, so kann ich es doch nicht
wagen jene Schmipr'schen Arten, die mir gut scheinen, zu rehabilitiren,
da ich nicht über hinreichendes Material verfüge.
Rıpey und Denny haben eine gute Beschreibung der Gestalt und
des Skelettes von Myxillarosacea geliefert, so dass an dieser Stelle wenige
Bemerkungen über diese Punkte genügen werden.
Der Schwamm ist unregelmäßig und besitzt zahlreiche, finger-
oder lappenförmige, meist deutlich abgeflachte Fortsätze. Die Ober-
fläche ist rauh und durchzogen von verzweigten, 4--1,5 mm breiten
glatten Zonen. Die Einströmungsporen sind über die Oberfläche ziem-
lich gleichmäßig vertheilt und führen in subdermale Lakunen, von
denen die unregelmäßigen und theilweise lakunösen einführenden
Kanäle der Pulpa abgehen. Die Geißelkammern sind regelmäßig kugelig
und halten 0,02 mm im Durchmesser. Die ausführenden Kanäle mün-
den in Systeme beträchtlich weiter Lakunen, welche sich unter den
oben erwähnten glatten Zonen der Oberfläche ausbreiten. Die glatten
Zonen selber sind nichts Anderes als die Membranen, welche jene
Systeme ausführender Lakunen von der Außenwelt abschließen. In
ihnen findet man zahlreiche kleine Öffnungen: dies sind die Oscula des
Schwammes.
Das Skelett besteht aus einem regelmäßigen Netz von sehr dünnen
Nadelbündeln, mit kleinen, größtentheils dreieckigen Maschen. Die
Seitenlänge dieser Maschen ist gleich der Länge der Nadeln und es
besteht jeder Netzbalken aus 1—6 fest an einander gekitteten Nadeln.
1 0. Scuaıpt, Die Spongien des adriatischen Meeres. 4862. p. 71.
2 0. Scamidt, l.c.p. 7A.
3 O0. Scamıpt, Erstes Supplement zu den Spongien des adriatischen Meeres.
1864. p. 36. i
4 0. ScHmiDT, ], c. p. 36.
5 S. O0. Rıney and A. Denoy, »Monaxonida«. Report on the Scientific Results of
the voyage of. H. M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XX. p. 130.
99 R. v. Lendenfeld, [497
Dicht unter der Oberfläche gehen von diesem Netz zahlreiche Büschel
von Nadeln ab, welche gegen die freie Oberfläche ausstrahlen.
Die Nadeln sind viererlei Art: 1) stachlige Style 0,14 mm lang
und 0,013 mm dick, 2) glatte Amphitorne, 0,18 mm lang und 0,007 mm
dick, 3) dreizähnige Isochele und 4) schlanke Sigme.
In verschiedenen Varietäten hat diese Art eine weite Verbreitung:
sie kommt in der Adria (Scumipr), an der Ostküste Australiens (LEnDEN-
FELD) und an der Küste von Japan (Challenger) vor.
Versuche.
Es wurden zwei Fütterungsversuche mit dieser Art angestellt.
Fütterungsversuche.
Karminfütterung.
5!/, Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (6).
Kanäle und Poren klaffen weit. Die Kammern sind kugelig und
halten 0,018 mm im Durchmesser. Die einführenden Poren in ihrer
Wand sind nicht zu sehen und auch die Ausströmungsöffnung scheint
kontrahirt zu sein.
Die Kragenzellen sind geschrumpft und haben sowohl Geißel als
Kragen verloren. Die Plattenepithelien fehlen vielerorts. Die Grund-
substanz ist unverändert.
Die Kragenzellen enthalten beträchtliche Mengen von Karmin-
körnern, so dass beischwacher Vergrößerung die Kammern im optischen
Querschnitt als intensiv rothe Ringe erscheinen. Andere Zellen scheinen
kein Karmin aufgenommen zu haben. An der äußeren Oberfläche
kleben ziemlich zahlreiche Farbstoffkörner.
Stärkefütterung.
6 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet (28).
Die Einströmungsporen sind zusammengezogen, doch nirgends
geschlossen. Der Dilatationsgrad der Kanäle und Kammern ist unver-
ändert. Die letzteren sind kugelig und haben einen Durchmesser von
0,022 mm.
Die Epithelien, mit Ausnahme des Plattenepithels an der äußeren
Oberfläche, sind gut erhalten. Die Kragenzellen sind kurz cylindrisch,
haben einen ziemlich deutlichen Kragen und eine Geißel, welche aber
kurz, jedenfalls geschrumpft ist. Stärkekörner kleben in bedeutender
Anzahl an der äußeren Oberfläche; und auch an den Wänden der
großen einführenden Kanäle sowohl der Subdermalregion, wie der
Pulpa. In den Geißelkammern kommen keine Stärkekörner vor. Nir-
gends finden sich Stärkekörner in Zellen irgend welcher Art.
Lam a
498] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 93
XI. Clathria coralloides.
(Taf. XXXIV, Fig. 4193— 205.)
Dieser Schwamm ist schon seit langer Zeit bekannt und wurde
von Orıwvı im Jahre 1792 als Spongia coralloides! beschrieben. Esper,
welcher ihn Spongia celathrus nannte, gab eine gute Abbildung des-
selben?, auch Narpo und Lirgerkünn haben diese Art beschrieben. Die
genaueste Beschreibung ist jene von O. Scunipr 3. Ich selber fand diesen
Schwamm an der Küste von Australien und studirte ihn dort.
Trotzdem diese Art schon seit nahezu 100 Jahren bekannt ist und
von Scumipr genau untersucht wurde, existirt doch keine, wirklich
wissenschaftliche Beschreibung derselben, so dass ich einige Angaben
über diesen Schwamm machen muss.
Glathria coralloides hat die Gestalt eines Strauches mit zahlreichen,
unregelmäßig gekrümmten, aufstrebenden Ästen, welche vielfach unter
einander anastomosiren, so dass ein wahres Netz zu Stande kommt. Die
Zweige gehen von einer niedrigen Basalplatte aus; sie sind drehrund
oder seltener abgeflacht, mit knorrigen Auswüchsen und meist distal
verdickt. Die Oberfläche ist flach wellig und erscheint in Folge des
Vortretens der Hautnadeln zuweilen sammetartig.
Der Schwamm erreicht eine Höhe von 200—300 mm und eine
ähnliche Horizontalausdehnung. Große Exemplare sollen — nach Scumipr
l. ec. — ringförmig sein.
Die Farbe des Schwammes ist tief orangeroth.
Die gleichmäßig über die Oberfläche zerstreuten Poren führen in
große, tangential verlaufende, subdermale Kanäle, welche in radialer
Richtung senkrecht zur Oberfläche des Schwammes abgeplattet sind
(Taf. XXXIV, Fig. 193, 19%, 205). Die Kanäle im Inneren des Schwammes
sind viel kleiner wie diese Subdermalräume. Die Geißelkammern
(Taf. XXXIV, 197, 200, 201) sind ziemlich regelmäßig kugelig und hal-
ten 0,018—0,02 mm im Durchmesser.
Das Skelett besteht aus einem Netzwerk von etwa 0,028 mm dicken
Hornfasern (Taf. XXXIV, Fig. 198, 204, 205), mit unregelmäßigen,
0,2—0,35 und mehr mm weiten Maschen. Longitudinale Haupt- und
transversale Verbindungsfasern lassen sich nicht gut unterscheiden.
In die Hornfasern eingebettet sind zahlreiche Style, 0,3 mm lang
und an der stärksten Stelle 0,007—0,909 mm dick. Diese Nadeln
sind schwach kegelförmig und etwas plötzlich scharf zugespitzt. Das
1 G. Orıvı, Zoologia Adriatica. Bassano 4792. p. 264.
2 E. Esper, Die Pflanzenthiere, 1794. Il. Taf. IX.
3 0. Scanipt, Die Spongien des adriat. Meeres. 1862. p. 58. Taf. V, Fig. 10, 41.
94 R. v. Lendenfeld, [499
stumpfe Ende ist einfach abgerundet (Taf. XXXIV, Fig. 20%, 205). Die
großen Style kommen ausschließlich in den Hornfasern vor, wo sie
streng longitudinal gelagert sind und oft zu mehreren neben einander
liegen. Kein Theil der Skelettfasern ist von diesen Nadeln frei, aber
vielerorts liegen sie einzeln hinter einander. Das Hornfasernetz mit den
großen Stylen reicht nicht bis an die äußere Oberfläche heran. In der
Haut finden wir anstatt desselben zahlreiche sehr schlanke Nadeln, durch-
schnittlich 0,2 mm lang und meist unter 0,001 mm dick. Diese Nadeln
sind größtentheils in Büscheln angeordnet, welche gegen die Oberfläche
ausstrahlen, aber es kommen neben den Büscheln auch viele zerstreute
Nadeln dieser Art in der Haut vor (Taf. XXXIV, Fig. 193, 19%, 205).
Es scheint mir gar nicht unwahrscheinlich, dass diese Nadeln, zum Theil
wenigstens, Jugendstadien der dicken Style des Stützskelettes sind.
Zerstreut und keineswegs häufig sind kegelförmige, stumpfe und
sehr stachlige Nadeln, welche mit ihren dieken Enden in die Horn-
fasern eingepflanzt sind und von diesen unter Winkeln von 45— 90°
abgehen (Taf. XXXIV, Fig. 204, 205). Diese stacheligen Style — die
»echinating spieules« CArter’s und anderer englischer Autoren — sind
0,03 mm lang und am dicker@n Ende etwa 0,005 mm dick. Zerstreut
in der Grundsubstanz kommen kleine Isochele vor. Diese sind häufig
recht rar und ich habe mehrere Exemplare auf Schnittserien mit starken
Vergrößerungen untersucht, ohne Chele zu finden. Ich wage es nicht
zu behaupten, dass sie zuweilen fehlen. Sicher ist es, dass sie zuweilen
vorkommen.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Stärkefütterung.
6 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet (29).
Der Dilatationsgrad der Poren und Kanäle scheint unverändert zu
sein. Die Gewebe sind gut erhalten. Epithelien findet man in den
Kanalwänden. Die Kragenzellen sind schlank, 21/;—3mal so lang als
breit. Kragen und Geißel sind allerdings nicht nachweisbar.
Stärkekörner scheinen nur wenige in den Schwamm eingedrungen
zu sein und diese kommen nur in den Subdermalräumen und den
großen einführenden Kanälen vor. Die Geißelkammern sind von Stärke-
körnern vollkommen frei.
Vergiftungsversuche.
Folgende Vergiftungsversuche wurden angestellt:
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:15000.
5 = ‚„ Strychninlösung ‚, 1:15000.
»
TEEN RE EEEN
500] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 95
5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:145000.
5 Bi: ‚, Veratrinlösung ‚, iE 1:15000.
5 R ‚„ Cocainlösung |, # 1:45000.
5 5 ‚ Gurarelösung ,, 4 1:15000.
B) a ‚, Morphinlösung ‚, 2 1:5000.
b) h; ‚ Strychninlösung ‚, Y 1:5000.
5 1 „ PDigitalinlösung ‚, £ 1:5000.
5 }, ‚ Veratrinlösung ‚, e 1:5000.
5 x ‚ Gurarelösung ,, 1:5000.
Morpbinvergiftung (Taf. XXXIV, Fig. 193, 19%).
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXIV, Fig. 193) (#1).
Die Poren sind kontrahirt, jedoch nicht geschlossen. Die Haut
scheint nicht besonders stark herabgezogen zu sein und es ist der
Dilatationsgrad der Subdermalkanäle unverändert. Das Gleiche gilt von
den Kanälen im Inneren des Schwammes. Die Geißelkammern sind
kugelig, etwa 0,015 mm weit, also zusammengezogen.
Die Gewebe sind unverändert. In den Kanalwänden ist das Plat-
tenepithel leicht nachweisbar, aber an der äußeren Oberfläche fehlt
es. Die Kragenzellen sind kegelförmig und erscheinen etwas, wenn
gleich nicht viel, longitudinal geschrumpft. Der Kragen ist nicht nach-
weisbar, wohl aber ein kurzer Rest der Geißel. Die Grundsubstanz
ist unverändert. Auffallend ist das Herandrängen von sehr zahlreichen
rundlichen Zellen an die Subdermalräume.
Karminkörner kleben in bedeutender Anzahl (Taf. XXXIV, Fig. 193)
an der äußeren Oberfläche und auch an den Wänden der subderma-
len Kanäle sind sie keineswegs selten. Im Inneren des Schwammes
findet sich nur sehr wenig Karmin. Einzelne Körnchen werden wohl
an den Kanalwänden beobachtet und selbst in den Kragenzellen der
Geißelkammern findet man zuweilen ein einzelnes Farbstoffkörnchen;
aber im Allgemeinen ist das Innere des Schwammes völlig frei von
Karmin.
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXIV, Fig. 194) (46).
Die Poren sind stark zusammengezogen, jedoch nicht ganz ge-
schlossen. Die subdermalen Kanäle klaffen weit (Taf. XXXIV, Fig. 194)
und scheinen eher dilatirt als kontrahirt zu sein. Auch die Kanäle im
Inneren sind weit offen. Die kugeligen Kammern halten durchschnitt-
lich 0,015 mm im Durchmesser.
96 R. v. Lendenfeld, [501
Die Plattenepithelien in den Kanalwänden sind gut erhalten. Die
Kragenzellen sind kurz kegelförmig, stark longitudinal kontrahirt.
Der Kragen fehlt und auch von der Geißel ist an der Spitze der kegel-
förmigen Zelle kaum etwas zu sehen. Die Grundsubstanz der Membra-
nen und Trabekel, welche sich zwischen den subdermalen Kanälen aus-
breiten, ist außerordentlich durchsichtig und arm an Zellen (Taf. XXXIV,
Fig. 194), während im Inneren des Schwammes die Grundsubstanz sehr
reich an Zellen ist. Bei schwacher Vergrößerung erscheint desshalb die
Pulpa opak und die Haut durchsichtig.
Karminkörner kleben in ziemlich großer Anzahl an der äußeren
Oberfläche. Einzelne Körner finden sich auch an den Wänden der Sub-
dermalkanäle. Die Kammern sowohl wie die Kanäle im Inneren des
Schwammes sind von Karmin vollkommen frei (Taf. XXXIV, Fig. 194)
Strychninvergiftung (Taf. XXXIV, Fig. 195).
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1 :15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXIV, Fig. 195) (58).
Die Poren sind größtentheils geschlossen, und die Haut zwischen
den Nadelbüscheln ist derart herabgezogen, dass offenbar die Trabekel
und Membranen des Subdermalraumes stark kontrahirt sein müssen.
In Folge dessen erscheinen auch die Subdermalkanäle besonders un-
regelmäßig und verzerrt (Taf. XXXIV, Fig. 195). Auch die Kanäle im
Inneren des Schwammes sind beträchtlich zusammengezogen. | Die
Geißelkammern sind kugelig und von schwankender Größe, 0,01 bis
0,017 mm im Durchmesser. Die überwiegende Mehrzahl derselben
ist 0,044 mm weit.
Das Epithel der Kanalwände ist gut erhalten. Die Kragenzellen
sind zu niederen Kegeln zusammengeschrumpft. Die Grundsubstanz
scheint nur in so fern etwas heeinflusst zu sein, als sie entschieden
Wasser abgegeben hat und geschrumpft ist.
Karminkörner kleben in bedeutender Anzahl an der äußeren
Oberfläche; und auch an den Wänden der Subdermalkanäle und der
größeren einführenden Stämme haften viele zerstreute Farbstoffkörner
(Taf. XXXIV, Fig. 195).
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:5000. In Alko-
hol gehärtet (6%).
Die Poren sind geschlossen und die Haut zwischen den vorstehen-
den Nadelbüscheln ist stark eingesunken. Die Subdermalkanäle sind
verzerrt und unbedeutend kontrahirt. Das Gleiche gilt von den Kanä-
502] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 97
len im Inneren des Schwammes. Die Kammern sind kugelig oder oval
und stark zusammengedrückt, nur 0,014 mm weit.
An der äußeren Oberfläche sowie an vielen Stellen an den Wän-
den der Subdermalräume und der einführenden Kanäle fehlt das
Plattenepithel. Wo es vorhanden ist, dort scheint es nicht verändert
zu sein. Die Kragenzellen sind zu niedrigen Kegeln ohne Kragen oder
Geißel zusammengeschrumpft. Die Grundsubstanz scheint Wasser ab-
gegeben und sich zusammengezogen zu haben. Die in derselben ent-
haltenen Zellen sind unverändert.
Karminkörner finden sich in beträchtlicher Anzahl an der äußeren
Oberfläche; das Innere und selbst die Wände der großen Subdermal-
räume sind von Karmin vollkommen frei.
Digitalinvergiftung (Taf. XXXIV, Fig. 196—198, 203).
5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXIV, Fig. 196) (78).
Die Poren sind theilweise geschlossen und theilweise in unregel- -
mäßiger Weise verzerrt. Die äußersten Subdermalkanäle sind stark
zusammengezogen (Taf. XXXIV, Fig. 196), die darunter liegenden aber
erscheinen kaum kontrahirt, nur etwas verzerrt. Die Kanäle im Inneren
sind alle mehr oder weniger stark zusammengezogen. Die Kammern
sind zum Theil kugelig, zum Theil unregelmäßig verzerrt und durch-
schnittlich 0,015 mm weit. Die Plattenepithelien sind verhältnismäßig
sehr gut erhalten. Selbst an der äußeren Oberfläche findet man an
vielen Stellen unverändertes Epithel. In den Kanalwänden ist das
Epithel durchaus intakt. Die Grundsubstanz scheint auch nicht wesent-
lich beeinflusst zu sein, und bemerkenswerth ist es, dass die Zellen
in den oberflächlichen Theilen derselben eben so zahlreich sind, wie im
Inneren (Taf. XXXIV, Fig. 196).
Karminkörner fehlen an der äußeren Oberfläche des Schwammes
fast ganz. In den Wänden der Subdermalkanäle kommen einzelne
Gruppen von Farbstoffkörnern vor (Taf. XXXIV, Fig. 196), das ganze
Innere des Schwammes ist vollkommen frei von Karmin.
5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXIV, Fig. 197, 198, 203) (82).
Die Poren sind fast alle geschlossen. Die äußersten Subdermal-
kanäle sind zusammengezogen (Taf. XXXIV, Fig. 203), die unteren Sub-
dermalkanäle aber klaffen weit, und die sie trennenden Membranen
sind entsprechend dünn (Taf. XXXIV, Fig. 198). Die einführenden Ka-
näle dicht unter den Subdermalräumen sind zusammengezogen
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 7
98 R. v. Lendenfeld, [503
(Taf. XXXIV, Fig. 203), dagegen haben die Kanäle im Centraltheil der
Pulpa ihre gewöhnlichen Dimensionen beibehalten (Taf.XXXIV,Fig. 198),
ja die großen ausführenden Kanalstämme sind eher dilatirt als zusam-
mengezogen. Die letzten Verzweigungen des einführenden Systems,
welche von den großen einführenden Kanälen zu den Kammern führen,
sind nicht sichtbar (Taf. XXXIV, Fig. 197). Die Kammern sind kugelig,
0,045—0,017 mm weit (Taf. XXXIV, Fig. 197), die Ausströmungsöff-
nung kann nicht nachgewiesen werden.
Die Epithelien in den Kanalwänden sind gut erhalten, aber an der
äußeren Oberfläche fehlen die Plattenzellen. Die Kragenzellen sind
unregelmäßig, kurz kegelförmig. Weder Kragen noch Geißel sind
sichtbar. Die Zellen sind an der Basis etwa 0,0025 mm breit und
0,0044 mm von einander entfernt. Die Grundsubstanz ist, besonders
in der Umgebung der Kammern, außerordentlich reich an unregel-
mäßigen, multipolaren Zellen, welche die Demonstration der Kammern
erschweren (Taf. XXXIV, Fig. 197).
Karminkörner finden sich in geringer Anzahl an der äußeren
Oberfläche (Taf. XXXIV, Fig. 203). Das Innere des Schwammes ist von
Karmin vollkommen frei, nur ausnahmsweise finden sich Gruppen von
Farbstoffkörnern in den Wänden der Subdermalräume.
Veratrinvergiftung (Taf. XXXIV, Fig. 199, 200).
5 Stunden in Veratrinlösung 1:15000. In Alkohol gehärtet
(Taf. XXXIV, Fig. 199, 200) (94).
Die Poren sind geschlossen und die Haut ist stark zurückgezogen,
so zwar, dass nicht nur konkave Felder zwischen den Nadelbüscheln
zu Stande kommen, sondern dass auch die Enden der Nadelbüschel
frei über die Haut vorragen (Taf. XXXIV, Fig. 199). Die Subdermal-
räume sind groß und erscheinen ein wenig verzerrt. Auch die Kanäle
im Inneren klaffen weit und scheinen eher dilatirt, als zusammenge-
zogen zu sein. Die Geißelkammern (Taf. XXXIV, Fig. 200) sind durch-
schnittlich 0,018 mm weit und regelmäßig kugelig.
Das Plattenepithel fehlt an der äußeren Oberfläche, ist aber in
den Kanalwänden gut erhalten. Die Kragenzellen (Taf. XXXIV, Fig. 200)
sind größtentheils regelmäßig kegelförmig, etwa zweimal so hoch als
breit. Oben laufen viele derselben in einen Zipfel aus, der als Rest
der Geißel angesehen werden kann. Vom Kragen ist keine Spur zu
sehen. Die Grundsubstanz ist unverändert und die Zellen sind in der-
selben ziemlich gleichmäßig vertheilt. Eine besondere Anhäufung von
Zellen in der Umgebung der Geißelkammern wurde nicht beobachtet.
Karminkörner kleben an der äußeren Oberfläche. Das ganze Innere
504] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 99
des Schwammes und auch die Wände der Subdermalräume sind frei
von Karmin (Taf. XXXIV, Fig. 199).
5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:5000. In Alko-
hol gehärtet (99).
Die Poren sind geschlossen, die Haut ist eingezogen. Die Kanäle
sind weit offen, jedoch etwas verzerrt, besonders die Subdermalräume.
Die Kammern sind durchschnittlich 0,016 mm weit und kugelig.
Das Plattenepithel fehlt an der äußeren Oberfläche und auch in
gewissen Theilen des einführenden Kanalsystems. Die Kragenzellen
sind kurz kegelförmig und stark longitudinal geschrumpft. Die Grund-
substanz und die in derselben eingebetteten Zellen sind unverändert.
Karminkörner kleben an der äußeren Oberfläche des Schwammes.
Das Innere ist von Karmin völlig frei. Auch in den Wänden der Sub-
dermalkanäle findet sich kein Karmin.
Cocainvergiftung (Taf. XXXIV, Fig. 202).
5 Stunden in Cocainlösung 1:15000. In Alkohol gehärtet
(Taf. XXXIV, Fig. 202) (114).
Die Poren sind offen und scheinen unverändert zu sein. Die äußer-
sten Subdermalkanäle sind etwas zusammengezogen und auch die
unteren, diese jedoch weniger (Taf. XXXIV, Fig. 202). Die Kanäle im
Inneren sind weit offen; die Kammern halten 0,018—0,02 mm im
Durchmesser.
An der Oberfläche ist das Plattenepithel vielerorts unverändert.
Nur an wenigen Stellen fehlt es ganz. Das Epithel der Kanalwände ist
unverändert. Die Kragenzellen sind wenig geschrumpft und mehr als
zweimal so hoch als breit. Sie sind oval und laufen oben in einen
Zipfel, den Rest der Geißel, der zuweilen länger als die Zelle ist, aus.
Auch vom Kragen findet sich nicht selten ein Rest in Gestalt eines Ring-
wulstes am oberen Ende der Zelle. Die Grundsubstanz und die in der-
selben eingelagerten Zellen scheinen unverändert zu sein.
Karminkörner finden sich in beträchtlicher Anzahl an der äußeren
Oberfläche. In den Wänden der subdermalen Kanäle und der großen
einführenden Kanalstämme kommen ebenfalls zahlreiche Karminkörner
vor (Taf. XXXIV, Fig. 202).
Curarevergiftung (Taf. XXXIV, Fig. 204, 204, 205).
-5 Stunden in Gurarelösung in Karminwasser 1:15000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXIV, Fig. 205) (132).
Die Poren sind offen und ein wenig verzerrt. Ihre Größe scheint
unverändert zu sein. Die äußersten Subdermalräume sind unverändert
7*
P7
100 R. v. Lendenfeld, [505
oder leicht kontrahirt. Unter diesen finden sich bier und da besonders
große Subdermalräume (Taf. XXXIV, Fig. 205), welche zum Theil so
aussehen, als ob hier die zarten subdermalen Membranen in Folge
starken Zuges zerrissen wären. Die Kanäle im Inneren des Schwammes
sind wenig verändert. Die Kammern sind kugelig und halten durch-
schnittlich 0,017 mm im Durchmesser.
Das Plattenepithel ist überall gut erhalten, nur an wenigen Stel-
len der äußeren Oberfläche fehlt es. Die Kragenzellen sind ziemlich
gestreckt kegelförmig, zweimal so lang als breit, und laufen oben in
einen Zipfel — den Rest der Geißel — aus. Vom Kragen ist nichts zu
sehen. Die Grundsubstanz ist unverändert; sie ist im centralen Theile
‘des Schwammes reicher an Zellen als dicht unter der äußeren Ober-
fläche (Taf. XXXIV, Fig. 205).
Karminkörner kleben an der äußeren Oberfläche in ziemlich be-
trächtlicher Anzahl. Auch in den Wänden der äußersten Subdermal-
kanäle findet sich Karmin (Taf. XXXIV, Fig. 205). Das Innere des
Schwammes ist frei von Karmin.
5 Stunden in Gurarelösung in Karminwasser 1:5000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXIV, Fig. 201, 204) (137).
Die Poren sind offen, aber unregelmäßig verzerrt. Die äußersten,
so wie die unteren Subdermalräume klaffen weit (Taf. XXXIV, Fig. 204).
Auch hier sieht es zuweilen aus, als ob eine Membran zerrissen wäre.
Die Kanäle im Inneren sind unregelmäßig. Einige klaffen weit, andere
scheinen zusammengezogen zu sein. Die Geißelkammern (Taf. XXXIV,
Fig. 201) sind größtentheils oval, 0,015 mm lang und 0,012 mm breit.
Das Plattenepithel fehlt an der äußeren Oberfläche, nur ausnahms-
weise findet sich hier und da eine Insel von Epithel. In den Kanal-
wänden ist das Epithel gut erhalten. Die Kragenzellen sind kegelförmig.
Kragen und Geißel fehlen. Die Grundsubstanz ist unverändert, und
die in derselben enthaltenen Zellen sind in der Umgebung der Geißel-
kammern nicht besonders angehäuft (Taf. XXXIV, Fig. 204),
Von Karmin findet sich weder an der äußeren Oberfläche, noch
irgendwo anders eine Spur.
Familia Spongelidae.
XII. Spongelia elastica var. massa.
(Taf. XXXIV, Fig. 206; Taf. XXX V, Fig. 207, 211—226; Taf. XXXVI, Fig. 227—235.)
Dieser Schwamm wurde zuerst von Scuhmipr! und später von
! 0, Scanipt, Die Spongien der Küste von Algier. p. 30.
506] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 101
F. E. Scaurze ! beschrieben. Scanıpr stellte für denselben eine eigene
Species auf: Spongelia nitella. Scaurze betrachtete diese Form als eine
Varietät seiner Subspecies »elastica« von Spongelia pallescens. Ich?
habe die beiden Subspecies, in welche Scauzze Spongelia pallescens ge-
theilt hat, zu eigenen Arten erhoben, und betrachte unseren Schwamm
als eine Varietät — massa — der Species Spongelia elastica.
Spongelia elastica massa ist inkrustirend oder massig, ohne Fort-
sätze von irgend welcher Art, und erreicht eine Höhe von 120 mm.
Die Oberfläche ist mit spitzen Conulis bedeckt, welche 2 mm hoch und
ungefähr eben so weit von einander entfernt sind. Die Oscula sind
3—5 mm weit und über die Oberseite des Schwammes zerstreut.
Die Farbe des lebendigen Schwammes ist gräulichblau. Das
trockene Skelett ist besonders weich und elastisch. Es ähnelt in dieser
Hinsicht dem Skelett von Euspongia.
Das Skelett besteht aus knorrigen Hauptfasern, welche 0,2 mm dick,
und 1,5—2,5 mm von einander entfernt sind, und 0,04—0,06 mm
dieken Verbindungsfasern. Die Hauptfasern bestehen aus fest zusam-
. mengekitteten Fremdkörpern. Die Verbindungsfasern sind von Fremd-
körpern völlig frei. Die Poren sind gruppenweise angeordnet.
Die Subdermalräume sind ziemlich groß. Die Geißelkammern er-
scheinen unregelmäßig sackförmig und sind durchschnittlich 0,08 mm
lang und 0,06 mm breit. Die letzten Verzweigungen des einführenden
Kanalsystems sind viel schmäler als die Kammern. Die ausführenden
Kanäle aber, in welche die Kammern mit weiten Öffnungen münden,
sind zwei- bis viermal so breit als die Geißelkammern.
Oscillaria spongeliae, eine parasitische Alge, wird häufig im Kör-
per des Schwammes angetroffen.
Da Scenuzze (l. c.) den Bau dieses Schwammes genau beschrieben
hat, so werden die obigen Angaben hier genügen.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Es wurde nur ein Fütterungsversuch — mit Karmin — angestellt.
Karminfütterung.
10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (1%).
Die Poren der Haut sind offen, scheinen aber zum Theil — grup-
penweise — zusammengezogen zu sein. Der Dilatationsgrad der Kanäle
1 Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. VI. Die
Gattung Spongelia. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXXII. p. 150, 154.
2 R. v. LENDENFELD, A Monograph of the horny sponges. London 1889. p. 658.
102 R. v. Lendenfeld, [507
ist nicht beeinflusst. Die unregelmäßig rundlich erscheinenden Kam-
mern sind etwa 0,06 mm weit. Die Kammermündung ist weit offen.
Die Gewebe scheinen etwas gelitten zu haben, und es fehlt nicht
nur an der äußeren Oberfläche, sondern auch an den Wänden der
einführenden Kanäle vielerorts das Plattenepithel. Die Kragenzellen
sind etwas geschrumpft, kaum höher als breit. Einige besitzen noch
Rudimente des Kragens, bei anderen ist der Kragen ganz geschwun-
den. Die Geißel ist bei etwa ein Drittel der Zellen noch erhalten, je-
doch überall geschrumpft. Die Grundsubstanz ist unverändert. Die
dicken Bänder, welche die Haut durchsetzen, sind auffallend arm an
körnigen Zellen, und es treten desshalb die kontraktilen Spindelzellen
in denselben besonders deutlich hervor.
Karminkörner haften an der äußeren Oberfläche, sowie auch an
den Wänden der Subdermalräume. Gegen das Innere des Schwammes
hin werden sie immer seltener. In den Kammern, welche dicht unter
den Subdermalräumen liegen, werden zahlreiche Karminkörner ange-
troffen. Gegen das Innere des Schwammes nimmt die Zahl der Kar-
minkörner in den Kammern rasch ab. Der centrale Theil des Schwam-
mes ist von Karmin völlig frei.
Vergiftungsversuche.
Folgende Versuche wurden angestellt:
5 Stunden in Gurarelösung in Karminwasser 1:15 000.
45 Minuten in Morphinlösung 1:4000, dann 3!/, Stunden in der-
selben Lösung in Karminwasser.
15 Minuten in Strychninlösung 1:1000, dann 3!/, Stunden in der-
selben Lösung in Karminwasser.
45 Minuten in Digitalinlösung 1:1000, dann 3'/, Stunden in der-
selben Lösung in Karminwasser.
15 Minuten in Veratrinlösung 1 :1000, dann 3'/, Stunden in der-
selben Lösung in Karminwasser.
15 Minuten in Cocainlösung 1:1000, dann 3'/, Stunden in dersel-
ben Lösung in Karminwasser.
45 Minuten in Curarelösung 1:1000, dann 3!/;, Stunden in dersel-
ben Lösung in Karminwasser.
45 Minuten in Morphinlösung 1:200, dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser.
45 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser.
45 Minuten in Digitalinlösung 1 :200, dann 31/3 Stunden in reinem
Karminwasser. |
508] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 103
15 Minuten in Veratrinlösung 1:200, dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser.
15 Minuten in Cocainlösung 1:200, dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser.
45 Minuten in Gurarelösung 1:200, dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser.
Morphinvergiftung (Taf. XXXIV, Fig. 206; Taf. XXXV,
Fig. 211—216).
15 Minuten in Morphinlösung 1:1000, dann 31/, Stunden in dersel-
ben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXV,
Fig. 241—213) (48).
Die Poren sind zum Theil nicht verändert, zum Theil —— gruppen-
weise — stark zusammengezogen oder ganz geschlossen. Die Subder-
malräume sind kontrahirt (Taf. XXXV, Fig. 213), und auch die Kanäle
im Inneren sind etwas zusammengezogen. Die Kammern (Taf. XXXV,
Fig. 214, 212) sind unregelmäßig rundlich und messen 0,06—0,007 mm
‚im Durchmesser. Die Kammerporen scheinen größtentheils ganz ge-
schlossen zu sein und die Kammermündung ist häufig stark: kontrahirt.
Die Epithelien haben gelitten. Sowohl an der äußeren Oberfläche,
wie auch an vielen Stellen in den Wänden der einführenden Kanäle
fehlt das Plattenepithel. Die Kragenzellen (Taf. XXXV, Fig. 211) sind
in höchst unregelmäßiger Weise zusammengeschrumpft und verzerrt.
Kragen und Geißel fehlen. Häufig macht es den Eindruck, als ob die
verunstalteten Kragenzellen theilweise mit einander verschmolzen
wären (Taf. XXXV, Fig. 211). Die Grundsubstanz ist unverändert. In
den Bändern der Haut finden sich ziemlich viele körnige Zellen.
Karminkörner finden sich an der äußeren Oberfläche und auch im
Inneren bis zu 5 mm unter die Oberfläche herab, an solchen Stellen,
wo die Haut verletzt worden war. Unter den intakten Hautpartien
findet sich fast gar kein Karmin. Das im Schwamme — unter verletz-
ten Hautpartien — vorkommende Karmin findet sich in seltenen und
zerstreuten Körnern in den Kanalwänden, und in größeren Massen in
den Geißelkammern. Einige Kammern — dicht unter der Oberfläche
— sind derartig von Karminkörnern erfüllt, dass sie ganz roth er-
scheinen. Solche Kammergruppen treten als rothe Flecken hervor
(Taf. XXXV, Fig. 213). Gegen das Innere des Schwammes hin nimmt
die Zahl der Karminkörner in den Kammern ab. Hier finden sich nur
vereinzelte Farbstoffkörnchen oder Gruppen von solchen in den ver-
unstalteten Kragenzellen (Taf. XXXV, 214, 2142). Der centrale Theil des
Schwammes ist von Karmin vollkommen frei.
104 R. v. Lendenfeld, [5 09
15 Minuten in Mörphinlösung 1:200, dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIV, Fig. 206; Taf. XXXV,
Fig. 214—246) (53).
Die Wirkung ist an verschiedenen Stellen der Oberfläche eine sehr
verschiedene: während auf Strecken hin die Hautporen stark kontra-
hirt erscheinen, sind sie an anderen Stellen unverändert. Die Sub-
dermalräume (Taf. XXXIV, Fig. 206; Taf. XXXV, Fig. 215) sind alle
mehr oder weniger stark kontrahirt und die Haut dem entsprechend.
zwischen den Conuli zurückgezogen. Die Subdermalräume jener Stellen,
wo die Hautporen zusammengezogen sind, scheinen in derselben Weise
beeinflusst zu sein, wie jene, über denen weit offene Poren liegen.
Die Kanäle sind nicht wesentlich verändert. Die großen lakunösen
Kanäle im Inneren des Schwammes sind zum Theil (Taf. XXXV, Fig. 215)
auffallend groß. Die Geißelkammern (Taf. XXXV, Fig. 244) sind an-
nähernd kugelig. Einführende Poren sind nicht wahrzunehmen, die
Kammermündung ist zusammengezogen. Die durchschnittliche Größe
der Kammern beträgt 0,05 mm.
Die Gewebe haben etwas gelitten: an manchen Stellen fehlt das
Epithel. Die Kragenzellen sind verunstaltet und theilweise geschrumpft.
Ihre Gestalt ist sehr unregelmäßig. Der Kragen fehlt durchaus, und auch
die Geißel der meisten ist verloren gegangen: nur zuweilen sieht man
einen kurzen Geißelrest. Die Grundsubstanz und ihre Zellen scheinen
nicht wesentlich beeinflusst zu sein.
Karmin findet sich an der äußeren Oberfläche, überall an den Co-
nuli und vielfach auch in den konkaven Porenfeldern (Taf. XXXIV,
Fig. 206; Taf. XXXV, Fig. 215). An gewissen Stellen im Inneren des
Schwammes finden sich bedeutende Mengen von Karminkörnergruppen
(Taf. XXXIV, Fig. 206), und überdies erfüllen sie eine etwa 3 mm breite
Randzone in solchen Mengen, dass hier das ganze Gewebe — bei schwa-
cher Vergrößerung — roth erscheint (Taf. XXXIV, Fig. 206; Taf. XXXV,
Fig. 215). Es zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass diese karmin-
haltige Randzone keineswegs eine kontinuirliche Schicht von durchaus
gleichförmiger Mächtigkeit ist. In Schnitten senkrecht zur Oberfläche
bilden die karminhaltigen Theile breite, unregelmäßig gewundene und
verzweigte rothe Streifen. In gewissen Theilen dieser rothen Randzone
ist die Färbung — bei schwacher Vergrößerung — eine mehr diffuse
(Taf. XXXV, Fig. 215), während an anderen Stellen, auch bei schwacher
Vergrößerung (von 20) die Färbung sich in zahlreiche rothe Punkte
auflöst (Taf. XXXIV, Fig. 206). Die scheinbar diffus gefärbten Strecken
erscheinen bei stärkerer Vergrößerung (Taf. XXX, Fig. 216) zusammen-
gesetzt aus den Geißelkammern, welche massenhaft Karmin auf-
Bd m Fe di, a a u
nn hun upon, 20 ie u Zu a Zn
1 ae ee
510] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 105
genommen haben, und aus größeren Karminkörnergruppen in den
' Endzweigen der einführenden Kanäle. In den bei schwacher Vergröße-
rung punktirt erscheinenden rothen Flecken dagegen finden sich die
Karminkörner fast ausschließlich in den einführenden Kanälen, und
sind hier zu Gruppen vereint, welche so aussehen, als ob sie an den
Stellen liegen würden, wo Kammerporen bestanden hatten, die aber
jetzt geschlossen sind. Ich muss bemerken, dass in den Präparaten,
weder an diffus gefärbten, noch an den punktirten Stellen Kammer-
poren nachgewiesen werden können. Die Karminkörner in den Kam-
mern der diffus gefärbten Schwammpartien liegen so dicht, dass sie die
Kragenzellen theilweise unsichtbar machen. Es ist jedoch zu erkennen
(Taf. XXXV, Fig. 214), dass die Farbstoffkörner die Basaltheile der
Kragenzellen erfüllen und die distalen Theile frei lassen. Die Karmin-
gruppen, die man hier und da isolirt im Inneren des Schwammes —
weit unterhalb der rothen Zone — antrifft, liegen an den Wänden der
größeren Kanäle.
Stryehninvergiftung (Taf. XXXV, Fig. 207, 217—221).
45 Minuten in Strychninlösung 4:1000, dann 3'/) Stunden in dersel-
ben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXV,
Fig. 217—219) (67).
Sämmtliche Hautporen sind stark zusammengezogen oder ganz
geschlossen. Die Subdermalräume sind stark kontrahirt (Taf. XXXV,
Fig. 217, 218), und die Haut ist dem entsprechend zwischen den Conulis
stark herabgezogen. Die kleineren Kanäle im Inneren des Schwammes
(Taf. XXXV, Fig. 217) sind ebenfalls kontrahirt. Die centralen Lakunen
aber klaffen weit. Die Geißelkammern sind rundlich und halten etwa
0,06 mm im Durchmesser (Taf. XXXV, Fig. 219). Kammerporen sind
nicht sichtbar. Die Kammermündung ist zusammengezogen.
Die Epithelien haben offenbar stark gelitten, denn sie fehlen an
vielen Stellen, nicht nur an der äußeren Oberfläche, sondern auch in
den oberflächlichen Kanalwänden. Besser als in den Kanälen der Rand-
zone ist das Plattenepithel in Inneren des Schwammes erhalten, und
besonders in den Wänden der centralen Lakunen ist es völlig unver-
ändert. Die Kragenzellen (Taf. XXXV, Fig. 219) entbehren zwar des
Kragens und meist auch der Geißel, sind aber sonst nicht besonders
verunstaltet und haben ihre gewöhnliche Gestalt so ziemlich beibehal-
ten. Die Grundsubstanz ist unverändert. Dort, wo in den Wänden der
Subdermalräume und einführenden Kanäle das Epithel fehlt, haben sich
größere Mengen körniger Zellen angesammelt. Unter den des Epithels
106 R. v. Lendenfeld, [511
beraubten Theilen der äußeren Oberfläche aber hat eine solche
Zusammenrottung von körnigen Zellen nicht stattgefunden.
Karminkörner kleben in beträchtlicher Anzahl an der äußeren
Oberfläche (Taf. XXXV, Fig. 217, 218). Die Randzone der Pulpa enthält
zerstreute Karminkörner (Taf. XXXV, Fig. 217), welche an den Wänden
der einführenden Kanäle bis zu 3 mm herab haften (Taf. XXXV, Fig. 218).
Im Inneren des Schwammes kommt kein Karmin vor. In den Geißel-
kammern, auch in jenen, welche in der Randzone liegen, fehlen Kar-
minkörner fast ganz.
15 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXV, Fig. 207, 220,221) (73).
Die Hautporen sind zum Theil zusammengezogen, zum Theil —
gruppenweise — haben sie die gewöhnlichen Dimensionen. Ganz ge-
schlossen scheinen sie nirgends zu sein. Die Subdermalräume (Taf.XXXV,
Fig. 220, 224) sind hier und da kontrahirt, und besonders macht es den
Eindruck, als ob die Eingänge von den Subdermalräumen in die ein-
führenden Kanäle zusammengezogen wären (Taf. XXXV, Fig. 221). Die
Kanäle im Inneren haben die gewöhnlichen Dimensionen, und die laku-
nösen Kanäle im Centraltheil des Schwammes sind weit offen (Taf. XXXV,
Fig. 220). Die Einführungsporen in die Kammern sind meist unsicht-
bar, wohl stark zusammengezogen oder geschlossen. Auch die Kammer-
mündung scheint etwas kontrahirt zu sein (Taf. XXXV, Fig. 221). Die
Kammern selber (Taf. XXXV, Fig. 221) sind unregelmäßig rundlich,
durchschnittlich 0,047 mm lang und 0,04 mm breit.
Die Gewebe sind auffallend gut erhalten und das Plattenepithel
in den Kanalwänden ist recht deutlich (Taf. XXXV, Fig. 221). Auch
an der äußeren Oberfläche findet man hier und da intaktes Epithel.
Die Kragenzellen der Geißelkammern (Taf. XXXV, Fig. 221) haben so-
wohl Kragen als Geißel eingebüßt, sind aber sonst von der gewöhn-
lichen, diek eylindrischen Form. Der kugelige Kern dieser Zellen ist
meist deutlich. Die Grundsubstanz ist unverändert, und nirgends finden
sich besondere Anhäufungen von körnigen Zellen. Die Lagerungsver-
hältnisse der langgestreckten, spindelförmigen Zellen in den Membra-
nen, welche von der Haut herabziehend die Subdermalkanäle von ein-
ander trennen, weisen darauf hin, dass eine beträchtliche laterale
Dislokation einiger Hautpartien gegen die Conuli hin stattgefunden hat.
Karminkörner finden sich in beträchtlicher Anzahl an der äußeren
Oberfläche (Taf. XXXV, Fig. 220, 221). An den Wänden der Subder-
malräume und der oberflächlichen einführenden Kanäle werden zer-
streute Karminkörner und kleine Nester von ihnen in bedeutender
512] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 107
Anzahl gefunden (Taf. XXXV, Fig. 221). Einige der Verbindungsfasern,
welche sich dicht unter der Haut ausbreiten, zeichnen sich durch einen
diehten Belag von Karminkörnern aus (Taf. XXXV, Fig. 207). Obwohl
ich nicht im Stande war Spongoblasten in der Umgebung dieser Fasern
nachzuweisen, so scheint es mir doch, als ob diese massenhaften Kar-
minkörner in den Spongoblasten liegen würden, welche die Fasern
umgeben.
Digitalinvergiftung (Taf. XXXV, Fig. 222—225).
15 Minuten in Digitalinlösung 1:1000; dann 31/, Stunden in der-
selben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXX,
Fig. 222, 223) (84).
Die Poren sind stark zusammengezogen; einige Gruppen derselben
fast ganz geschlossen. Die Subdermalräume und die Kanäle sind gleich-
falls zusammengezogen und dem entsprechend die Haut zwischen den
Conuli tief herabgezogen. Selbst die centralen Lakunen scheinen etwas
kontrahirt. Die Kammern entbehren sichtbarer Kammerporen. Die
Mündung ist ebenfalls zusammengezogen. Die Gestalt der Kammern
ist nicht merklich beeinflusst und sie halten durchschnittlich 0,05 mm
im Quer- und 0,058 mm im Längsdurchmesser.
Das Plattenepithel fehlt an der äußeren Oberfläche fast überall, ist
‚aber in den Kanalwänden nicht so schlecht erhalten, obwohl auch hier
— im oberflächlichen Theil des Schwammes — epithelfreie Stellen
vorkommen. Die Kragenzellen (Taf. XXXV, Fig. 222) haben Kragen
und Geißel ganz verloren und sind in eigenthümlicher Weise derart
transversal kontrahirt, dass sie eine quere ringförmige Einschnürung
in, ihrer Längenmitte aufweisen. Diese ist aber keineswegs immer
‚deutlich und häufig erscheinen die Zellen recht unregelmäßig. Fast
ausnahmslos ist der abgerundete distale Theil der Zelle schmaler als
der proximale. Der kugelige Kern ist ziemlich deutlich. Das Plasma
erscheint dunkel und körnig. Die Grundsubstanz ist unverändert.
Karminkörner kleben in beträchtlicher Anzahl an der äußeren
Oberfläche und finden sich auch in den Kanälen und Kammern des
oberflächlichen Theiles des Schwammes. Der centrale Theil des
Schwammes ist vollkommen karminfrei und die gefärbte Randzone
kaum 2 mm breit (Taf. XXXV, Fig. 223). Das Karmin, welches in den
Kammern der Randzone vorkommt, findet sich in Gestalt von einzelnen
Körnchen und Körnchenaggregaten, die größtentheils an den ge-
schrumpften Kragenzellen kleben (Taf. XXXV, Fig. 222).
15 Minuten in Digitalinlösung 1:200; dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXV, Fig. 224, 225) (88).
108 R. v. Lendenfeld, [513
Die Poren sind zum Theil sehr stark zusammengezogen. Viele
erscheinen geschlossen. In einzelnen Gruppen sind die Poren offen und
unregelmäßig. Die Subdermalräume und Kanäle sind stark zusammen-
gezogen, dem entgegen klaffen die centralen Lakunen ziemlich weit.
Die Kammern (Taf. XXXV, Fig. 224) sind unregelmäßig rundlich und
halten durchschnittlich 0,05 mm im Durchmesser. Kammerporen sind
nicht sichtbar.
An der äußeren Oberfläche ist das Plattenepithel ganz verschwun-
den (Taf. XXXV, Fig. 225) und auch in den Wänden der Kanäle sind
viele Plattenzellen abgefallen (Taf. XXXV, Fig. 224). Die Kragenzellen
der Kammern sind stark geschrumpft und erscheinen unregelmäßig
kegelförmig (Taf. XXXV, Fig. 224); viele laufen fast spitz zu. Von Kragen
oder Geißel ist keine Spur wahrzunehmen. Die Grundsubstanz sieht
hier und da eigenthümlich geschrumpft aus. Dicht unter der äußeren,
des Epithels, wie erwähnt, entbehrenden Oberfläche haben sich ziemlich
viele blasskörnige Zellen angesammelt (Taf. XXXV, Fig. 225), welche
zum Theil rundlich, zum Theil tangential langgestreckt, spindel- oder
plattenförmig erscheinen. Diese Zellen haben blasse kugelige Kerne.
Karmin findet sich in großer Menge an der freien Oberfläche. Das
Innere des Schwammes ist, so weit es von unverletzten Hautpartien ge-
deckt ist, vollkommen karminfrei; aber es finden sich unter lädirten
Hautstellen in den Wänden der oberflächlichen, einführenden Kanäle
ziemlich viele Karminkörnchen.
Veratrinvergiftung (Taf. XXXV, Fig. 226; Taf. XXXVI, Fig. 227, 228).
15 Minuten in Veratrinlösung 1:1000; dann 3!/, Stunden in der-
selben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXV,
Fig. 226; Taf. XXXVI, Fig. 227, 228) (102).
Die Poren sind stark zusammengezogen und theilweise sogar ganz
geschlossen. Die Subdermalräume und die Kanäle (Taf. XXXV, Fig. 226)
sind kontrahirt, und die Haut zwischen den Conulis ist stark herabge-
zogen. Die Kammern (Taf. XXXVI, Fig. 228) sind größtentheils langge-
streckt, ellipsoidisch, durchschnittlich etwa 0,06 mm lang und 0,047 mm
breit. Kammerporen sind nicht zu sehen. Die Kammermündung ist
leicht kontrahirt.
Das Epithel der äußeren Oberfläche ist größtentheils verloren ge-
gangen; doch in den Kanalwänden (Taf. XXXVI, Fig. 928) hat sich das-
selbe gut erhalten. Die Kragenzellen (Taf. XXXVI, Fig. 228) sind be-
trächtlich verunstaltet und der Länge nach zusammengezogen. Kragen
und Geißel fehlen durchaus. Das Plasma ist etwas trübe und erfüllt
von auffallenden, dunklen Körnchen. Der Kern ist nicht sichtbar. Die
514] Experimentelle Untersuehungen über die Physiologie der Spongien. 109
Grundsubstanz ist unverändert. Unter der äußeren, des Epithels ent-
behrenden Oberfläche finden sich ziemlich viele körnige Zellen.
Karminkörner kleben in großer Anzahl an der äußeren Oberfläche
(Taf. XXXV, Fig. 226). Dort wo die Haut unverletzt ist, findet man im
Inneren des Schwammes gar kein Karmin, an Stellen aber, wo die Haut
lädirt ist (Taf. XXX VI, Fig. 227 a), verhält sich die Sache anders. Die
Kanäle sowohl wie die Kammern unter solchen Hautlücken sind reich
an Karmin — besonders die letzteren — und es nimmt die Quantität des
Karmins allmählich ab, je mehr wir uns von der Hautlücke entfernen
(Taf. XXXVI, Fig. 227). Die entferntesten Karminkörner werden in einer
Distanz von etwa 0,7 mm von der Hautlücke angetroffen.
15 Minuten in Veratrinlösung 1 :200 ; dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (107).
Die Poren sind theils unverändert, theils stark zusammengezogen.
Die Subdermalräume und Kanäle sehen eigenthümlich erschlafft und
verzerrt aus. Die Kammern sind unregelmäßig kugelig oder oval und
durehschnittlich 0,058 mm lang und 0,05 mm breit. Die centralen
lakunösen ausführenden Kanäle klaffen weit.
Die Epithelien haben sehr gelitten: an der äußeren Oberfläche
fehlt das Plattenepithel ganz und auch in den Wänden der Kanäle findet
_ es sich nur in kleinen zerstreuten Inseln intakt. Am besten erhalten
- ist es nicht etwa in den großen ausführenden Kanälen des centralen
er ME ee
Schwammtheiles, sondern in den kleineren abführenden Kanalzweigen
der Pulpa. Die Kragenzellen sind zu unförmlichen Klumpen zusam-
_ mengeschrumpft, die aus körnigem Plasma bestehen. Weder Kragen,
ic.
Geißel noch Kern ist an ihnen wahrnehmbar. Die Grundsubstanz ist
im Wesentlichen unverändert. Eine Anhäufung von körnigen Zellen
unter den des Epithels beraubten Oberflächenpartien wird nur im
geringen Maße beobachtet.
Karmin findet sich in beträchtlicher Menge an der äußeren Ober-
fläche. An Stellen, wo die Haut verletzt worden war, hat sich Karmin
auch in den unter der lädirten Hautstelle liegenden Kanälen und Kam-
mern angesammelt. Das Innere des Schwammes, sowie auch alle jene
- oberflächlichen Theile desselben, welche unter intakten Hautpartien
_ liegen, sind von Karmin vollkommen frei.
Cocainvergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 229— 231).
15 Minuten in Cocainlösung 1 :1000; dann 31/, Stundenin derselben
i Cocainlösungin Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXX VI, Fig. 229,
230) (119).
110 R. v. Lendenfeld, - [515
Der größte Theil der Poren ist unverändert, obwohl alle mehr
oder weniger verzerrt aussehen. Stark zusammengezogen sind nur
sehr wenige. Die Subdermalräume sind klein, kontrahirt aber nicht
besonders verzerrt (Taf. XXXVI, Fig. 229, 230). Die kleinen einfüh-
renden Kanäle im Inneren sind zusammengezogen; die großen ausfüh-
renden lakunösen Kanalstämme aber klaffen weit (Taf. XXXVI, Fig. 230).
Die Geißelkammern sind rundlich oval, von ziemlich regelmäßiger Form
und messen durchschnittlich 0,05 mm in der Länge und 0,043 mm in
der Breite. Die Kammerporen sind größtentheils geschlossen. Die Mün-
dungen sind nicht wesentlich beeinflusst.
Das Plattenepithel ist an der äußeren Oberfläche verloren gegangen
und es fehlt auch an vielen Stellen in den Kanalwänden. Selbst in den
Wänden der großen, lakunösen ausführenden Kanalstämme scheint das
Epithel angegriffen zu sein. Es fehlt im Oseularrohr.
Die Kragenzellen der Kammern sind zu unförmlichen Klumpen
zusammengeschrumpft und entbehren jeglicher Spur des Kragens und
der Geißel. Die Grundsubstanz ist unverändert und es ist nur an weni-
gen Stellen eine Anhäufung von körnigen Zellen unter den, des Epithels
beraubten Oberflächenpartien wahrnehmbar.
Karmin findet sich (Taf. XXXVI, Fig. 229, 230) in nicht unbeträcht-
licher Menge im oberflächlichen Theile des Schwammes. Eine etwa
0,5 mm breite Randzone erscheint bei schwacher Vergrößerung deut-
lieh roth gefärbt (Taf. XXXVI, Fig. 229). An der äußeren Oberfläche
haften einzelne Körnchen und auch kleine Gruppen von solchen und es
erscheint die äußerste Schicht des Parenchym — dicht unter der Ober=
fläche — deutlich diffus roth gefärbt (Taf. XXXVI, Fig. 229). Die Dicke
dieser rothgefärbten Schicht beträgt etwa 0,02 mm. In tieferen Schich-
ten findet sich keine Spur einer solehen Färbung — auch in der Umge-
bung der Subdermalräume und Kanäle nicht. An den Wänden der
Subdermalräume und oberflächlichen Kanäle finden sich recht zahlreiche,
zerstreute Karminkörner. Sie fehlen in den Wänden der ausführenden
Kanäle ganz und in den Wänden der einführenden nehmen sie ziem-
lich rasch gegen das Innere des Schwammes hin an Menge ab.
Unter 1 mm unter der Oberfläche findet sich keine Spur von Karmin
in den Kanalwänden mehr. Die Geißelkammern, welche dicht unter
der Oberfläche liegen, und bis zu 0,75 mm unter dieselbe herab, ent-
halten Karmin. Am meisten Farbstoff wird in den äußersten Kammern
angetroffen, das Karmin in den Kammern nimmt von hier nach innen stetig
ab (Taf. XXXVI,Fig.229). Doch auch in den äußersten Kammern ist nicht
sehr viel Farbstoff enthalten. Die Karminkörner in den Kammern liegen
größtentheils in den Basaltheilen der geschrumpften Kragenzellen.
516] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 111
15 Minuten in Cocainlösung 1 :200; dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVI, Fig. 231) (126).
Die Poren sind unregelmäßig: theilweise stark zusammengezogen,
theilweise von der gewöhnlichen Ausdehnung. Geschlossen scheinen
keine derselben zu sein. Die Subdermalkanäle sind in radialer Richtung
stark zusammengezogen (Taf. XXXVI, Fig. 231), besonders in den mitt-
leren Theilen der konkaven Felder zwischen den Conuli, wo der Be-
wegung der Haut am meisten Spielraum gestattet ist. Die Kanäle im
Inneren scheinen nicht wesentlich beeinflusst zu sein. Auffallend klein
erscheinen die ausführenden Kanalstämme. Die Geißelkammern sind
oval und durchschnittlich 0,052 mm lang und 0,0% mm breit. Im
Allgemeinen scheinen die Kammern, welche dicht unter der äußeren
- Oberfläche liegen, etwas kleiner zu sein, wie die Kammern im
Inneren.
An der äußeren Oberfläche fehlt vielerorts das Plattenepithel, aber
stellenweise ist es doch erhalten. Das Plattenepithel der Kanalwände
ist unverändert. Die Kragenzellen sind longitudinal geschrumpft, aber
nicht weiter verunstaltet und einige besitzen noch die Geißel. Der
Kragen ist verloren gegangen. Die Grundsubstanz ist unverändert.
An der äußeren Oberfläche ist überall dort, wo das Epithel verloren
gegangen ist, eine leichte Anhäufung von körnigen Zellen wahr-
nehmbar.
Karmin findet sich in einer 0,7”—1 mm breiten Randzone in nicht
unbedeutender Quantität. An vielen Stellen und besonders da, wo das
Epithel verloren gegangen ist, kleben größere Mengen von Karmin-
körnern an der äußeren Oberfläche. Auch an den Wänden der Subder-
malräume und Kanäle unter solchen Stellen wird viel Farbstoff ange-
troffen und es sind die äußersten Kammern reich an Karmin. Gegen das
Innere des Schwammes nimmt der Farbstoff in denselben stetig an Quan-
tität ab. Anders verhält es sieh an solehen Stellen, wo das Epithel der
äußeren Oberfläche intakt ist. Hier finden wir (Taf. XXXVI, Fig. 231)
fast gar kein Karmin an der äußeren Oberfläche und nur sehr wenig
in den Wänden der subdermalen Kanäle. Gleichwohl kommen zerstreute
- Farbstoffkörner sowohlin diesen wie in den oberflächlichen einführenden
Kanälen vor. Selbst in den größeren abführenden Kanälen, bis zu 1 mm
unter der Oberfläche, wird hier und da ein Karminkörnchen wahrge-
_ nommen (Taf. XXXVI, Fig. 2314). In den äußersten Kammern solcher
; ‚Regionen (wo das oberflächliche Epithel erhalten ist) findet sich nur
r
wenig Karmin. In den etwas weiter unten gelegenen Geißelkammern
_ aber sehr viel, so dass diese bei schwacher Vergrößerung deutlich roth
_ hervorleuchten. Nach innen nimmt das Karmin auch hier an Quantität
112 R. v. Lendenfeld, [517
ab, und unter 0,8 mm unter der Oberfläche sind die Kammern völlig
frei von Karmin. Das Karmin in den Kammern liegt in den Basal-
theilen der Kragenzellen.
Curarevergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 232—235).
5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser 1:15000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXVI, Fig. 232) (133).
Die Poren sind stark zusammengezogen, theilweise sogar, wie es
scheint, ganz geschlossen. Die Subdermalräume- und oberflächlichen
Kanäle sind ebenfalls kontrahirt, doch keineswegs überall gleich kräftig.
Die Kanäle im Inneren sind ziemlich unverändert. Die Geißelkammern
(Taf. XXXVI, Fig. 232) sind regelmäßig oval, durchschnittlich 0,06 mm
lang und 0,05 mm breit. Die Poren sind offen und deutlich sichtbar.
Die Mündung ist unverändert und klafft weit.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel zwar an vielen Stellen,
doch ist esauch hier und da erhalten, wenn gleich etwas verunstaltet und
zerknittert. In den Kanälen ist das Epithel gut erhalten. Die Kragen-
zellen (Taf. XXXVI, Fig. 232) sind etwas geschrumpft und unregelmäßig
— besonders in den oberflächlich gelegenen Kammern —, sie haben
aber ihre längliche, eylindrische Gestalt beibehalten. Das distale Ende
ist abgerundet und es ist weder von der Geißel noch dem Kragen etwas
wahrzunehmen. Die Grundsubstanz ist unverändert. Karmin findet
sich im Schwamme eigentlich nirgends; nur dort, wo die Haut verletzt
war, haben sich Farbstoffkörner in den unter den lädirten Stellen ge-
legenen Kammern und Kanälen angesammelt.
15 Minuten in Gurarelösung 1:1000; dann 3'/, Stunden in der-
selben Gurarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVI,
Fig. 233) (140). |
Die Poren sind theils zusammengezogen, theils geschlossen. Die
Subdermalräume sind weniger zusammengezogen wie verzerrt und
erscheinen sehr unregelmäßig. Die Kanäle im Inneren, besonders die
größeren einführenden Kanalstämme des oberflächlichen Theiles sind
in ähnlicher Weise, wenn auch nicht so stark, verzerrt, wie die Subder-
malräume. Die Kammern sind rundlich oval, durchschnittlich etwa
0,06 mm lang und 0,05 mm breit. Die Kammerporen scheinen theil-
weise geschlossen zu sein, da man nur sehr wenige sieht. Die Mün-
dungen sind unverändert.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Plattenepithel. In den Wän-
den der Kanäle ist es jedoch größtentheils gut erhalten. Die Kragen-
zellen sind geschrumpft und etwas unförmlich, gleichwohl aber noch
a ee
in
518] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 113
länger als breit. Sie entbehren sowohl des Kragens, wie der Geißel.
Die Grundsubstanz ist unverändert und auffallend durchsichtig. Unter
der äußeren Oberfläche, welche, wie erwähnt, das Epithel verloren hat,
haben sich stellenweise körnige Zellen angesammelt, stellenweise
nicht.
Das Innere desSchwammes sowie jene Partien der Oberflächenzone,
welche durch intakte Hautpartien geschützt sind, sind vollkommen
frei von Karmin. Dort aber, wo die Haut verletzt worden war, finden
sich in der Randzone zahlreiche Karminkörner (Taf. XXXVI, Fig. 233).
Diese liegen zum Theil zerstreut in den Wänden der einführenden Ka-
näle. Viel zahlreicher sind sie in den Kammern. Bemerkenswerth ist
.es, dass die äußersten, dem Seewasser direkt ausgesetzten Kammern
in der Regel kein Karmin enthalten, während jene, welche ein wenig
unter der Rissfläche liegen, von Karmin derart erfüllt sind, dass
sie bei schwacher Vergrößerung als hellrothe Ringe hervorleüchten
(Taf. XXXVI, Fig. 233). Die Karminkörner in diesen Kammern liegen in
den Basaltheilen der Kragenzellen.
15 Minuten in Curarelösung 1:200; dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVI, Fig. 234, 235) (145).
Die Poren sind zum Theil verzerrt und zusammengezogen, zum
Theil unverändert und weit offen. Die Subdermalräume sind kontra-
hirt, auch die oberflächlichen Kanäle sind ein wenig zusammengezo-
gen und merklich verzerrt. Die:Kanäle im Inneren des Schwammes
(Taf. XXXVI, Fig. 235) sind weit offen. Die Kammern (Taf. XXXVI,
Fig. 234) sind größtentheils ziemlich regelmäßig oval, durchschnittlich
0,06 mm lang und 0,05 mm breit. Die Kammerporen sind in vielen
Kammern deutlich sichtbar, die Mündung ist unverändert.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel ganz und auch in den
Wänden der Subdermalräume und der oberflächlichen Kanäle ist es an
vielen Stellen abgefallen. Die Plattenepithelien der Kanäle im Inneren
des Schwammes sind unverändert (Taf. XXXVI, Fig. 234). Die Kragen-
zellen in den Kammern der Randzone sind theils zu unförmlichen
Klumpen zusammengeschrumpft, theils abgefallen. Im Inneren des
Schwammes jedoch sind die Kragenzellen ziemlich gut erhalten, von
kegelförmiger Gestalt (Taf. XXXVI, Fig. 234). Doch es entbehren auch
diese Zellen des Kragens; vielen fehlt auch die Geißel. Die Grundsub-
stanz ist unverändert.
Die Vertheilung des Karmins im Schwamme ist eine höchst auf-
fallende und eigenthümliche. An der äußeren Oberfläche haftet fast
gar kein Karmin; eben so sind in den Wänden der Subdermalräume und
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 8
114 R. v. Lendenfeld, [519
in den Kammern der Randzone fast gar keine Karminkörnchen enthalten.
Die karminfreie Randzone ist etwa 0,7 mm dick. Im Inneren des
Schwammes findet man große Mengen von Karmin. Große Gruppen von
Geißelkammern sind von Karmin derart erfüllt, dass sie bei schwacher
Vergrößerung als rothe Flecken erscheinen, aus denen die Kammern in
Gestalt rother Ringe hervorleuchten (Taf. XXXVI, Fig. 235). Weniger
massenhaft tritt das Karmin in den Wänden der einführenden Kanäle
auf (Taf. XXXVI, Fig. 234), auch in den ausführenden Kanälen kommen
hier und da einzelne Farbstoffkörnchen vor. Der größte Theil sämmt-
licher Kammern des Schwamminneren ist von Karmin erfüllt. Die Farb-
stoffkörnchen liegen nicht nur in den Basen, sondern auch in den dista-
len Enden der Kragenzellen kommen Karminkörnchen vor (Taf. XXXVI,
Fig. 234).
XIII. Spongelia fragilis var. irregularis.
(Taf. XXXV, Fig. 208—210; Taf. XXXVI, Fig. 236—238; Taf. XXXVII,
Fig. 239— 242.)
Dieser Schwamm wurde zuerst von Montasu! i. J. 1842 unter dem
Namen Spongia fragilis beschrieben. Jonnston ? stellte für denselben
die neue Gattung Dysidea auf, und der Schwamm ist von BoweEr-
BANK 3, CARTER? und Hyarrt5 als Dysideä fragilis öfters erwähnt worden.
Synonyme dieser Form, scheinen auch Halichondria areolata John-
ston®, Dysidea coriacea Bowerbank”’ und Dysidea ramoglomerata var.
granulata Carter® zu sein. O. Scumipr, der diesen Schwamm in der
1 G.MontaAsu, AnEssay on Sponges, with descriptions of all the species that have
been discovered on the Coast of Great Britain (1812). Edinburgh. Memoirs of the
Wernerian Society. Bd. II. 1818.
2 G. Jounston, History of British Sponges and Lithophytes. Edinburgh 1842.
p- 286.
3 J. S. BOwERBANK, A Monograph of British Sponges. Bd.I, p.212; Bd.II,p. 384;
Bd. Ill, p. 475; Bd. IV, p. 188.
* H.J. CARTER, Description and figures of Deepseasponges etc. Annals and Maga-
zine of Natural History (1876). Bd. XVII. p. 232. — Descriptions of Sponges from
the Neighbourhood of Port Philipp Heads, South Australia. Annals and Magazine of
Natural History (4885). Bd. XV. p. 215.
5 A. Hyatt, Revision of the North-American Poriferae. Part II. Memoirs of the
Boston Society of Natural History (4877). Bd. II. p. 545.
6 G. Jonnston, History of British Sponges and Lithophytes. Edinburgh 1842.
p. 124.
7 J.S. BowERBANK, A Monograph of British Sponges. Bd. Ill, p.341; Bd.IV,p.189.
8 H. J. CARTER, Report on the Marine Sponges, chiefly from King Island in the
Mergui Archipelago etc, Journal of the Linnean Society of London (1887). Bd. XXI.
p. 65,
520] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 115
Adria fand, stellte ihn zur Gattung Spongelia Nardo und nannte ihn
Spongelia pallescens!. Scauzze, dem wir die weitaus beste Beschreibung
des Schwammes verdanken, theilte die Scumipr’sche Species Spongelia
pallescens in zwei Unterarten: Spongelia pallescens elastica und Sp. pall.
fragilis. Die letztere wurde in mehrere Varietäten eingetheilt, von
denen eine, die var. ramosa? ziemlich nahe mit meinem Begriff von
Spongelia fragilis var. irregularis übereinstimmt. Auch PoL&Jarrr 3
hat diesen Schwamm als Spongelia pallescens beschrieben. In meiner
Hornschwammmonographie theilte ich die Scammr'sche Art Spongelia
pallescens, Scuurze’s Ideengang weiter verfolgend, in die beiden Arten
Spongelia elastica und Sp. fragilis und die letzte wieder in Varietäten,
von denen Sp. frag. irregularis die bekannteste und häufigste ist.
Der Schwamm ist massig, unregelmäßig lappig, zuweilen auch flach
ausgebreitet, lamellös oder netzförmig. Zuweilen erheben sich unregel-
mäßig fingerförmige Fortsätze von der Oberseite. Der Schwamm steht
meist aufrecht, ist höher als breit, zuweilen sogar keulenförmig. Die
Oberfläche ist mit Conulis bedeckt, welche durchschnittlich 1,5 mm
hoch, und 2—2,5 mm von einander entfernt sind. Die Oscula sind
kreisrund und haben einen Durchmesser von 2—5 mm. Sie sind über
die Oberfläche des Schwammes unregelmäßig zerstreut, oder häufiger
auf die vorragenden Lappen oder Zweige beschränkt, auf denen sie
aber keineswegs immer streng terminal sitzen.
Die Farbe des lebenden Schwammes ist matt violettroth an der Ober-
fläche und gelblich im Inneren. Das trockene Skelett ist grau an der
Oberfläche und nicht selten Ockergelb im Inneren. Die Haut wird von star-
ken Bändern durchsetzt, welche von den Conulis ausstrahlen und durch
schlankere Bänder derselben Art mit einander verbunden sind. Diese
Bänder sind, wo sie an einander stoßen, verbreitert, so dass die Maschen
des Netzwerkes, welches die Bänder bilden, abgerundet erscheinen:
sie sind oval. In diesen ovalen Rahmen sind feine Membranen — hier
und da durch zarte Bänder gestützt — ausgespannt. Die Poren, welche
in diesen Membranen liegen, münden in ziemlich weite, unregelmäßig
verlaufende, lakunöse Kanäle, die sich unter der Haut tangential aus-
breiten. Von ihnen entspringen die radial gestellten, einführenden
Kanalstämme, welche durchschnittlich etwa 0,25 mm weit sind. Die
10. Scamıptr, Die Spongien des adriatischen Meeres. Leipzig 1862. p. 30.
2 F.E. SCHULZE, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
gien.. VI. Die Gattung Spongelia. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXXI. p. 150.
3 N. DE POLEJAEFF, »Keratosa«. Report on the Scientific Results of the Voyage
of H.M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XI. London 4884. p. 42.
* R. v. LENDENFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889. p. 662.
8*
116 R. v. Lendenfeld, [521
ovalen Kammern sind etwas unregelmäßig in ihrer Gestalt, durchschnitt-
lich 0,045 mm breit und 0,075 mm lang. Die kleinsten ausführenden
Kanäle sind breiter als die letzten Endzweige des einführenden Systems.
Das Skelett besteht aus Haupt- und Verbindungsfasern, welche
alle so ziemlich vollständig von Fremdkörpern erfüllt sind.
Die ersteren sind größtentheils gerade und 0,2 mm dick; die letz-
teren sind gekrümmt und verzweigt und bilden durch häufiges Anasto-
mosiren ein Netz mit 0,4—/ mm weiten etwas unregelmäßigen Maschen.
Die Verbindungsfasern sind durchschnittlich etwa 0,4 mm dick.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Es wurde nur ein Fütterungsversuch mit Karmin zur Kontrolle der
Vergiftungsversuche angestellt.
Karminfütterung (Taf. XXXV, Fig. 208—240).
4 !/, Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXV,
Fig. 208—210) (N).
Die Poren sind zum Theil ein wenig, zum Theil stärker zusammen-
gezogen. Ganz geschlossen sind sie nirgends. Die Porenkanäle und
Subdermalräume sind etwas kontrahirt. Die Kanäle im Inneren, sowie
die Kammern scheinen nicht wesentlich verändert zu sein.
An einzelnen Stellen der Oberfläche fehlt das Epithel, aber an
anderen ist es unverändert und es scheint, dass auf dem größeren
Theile der Oberfläche das Epithel nicht gelitten hat. In den Kanälen
ist es durchaus gut erhalten. Die Kragenzellen jener Kammern, welche
unter intakten Hautstellen liegen und kein Karmin enthalten, sind vor-
züglich erhalten und besitzen nicht nur größtentheils die Geißel, sondern
zum Theil auch noch den Kragen. Die Grundsubstanz ist unverändert.
‘Unter der äußeren Oberfläche breitet sich eine 0,02 mm dicke Schicht
von tangential angeordneten Spindelzellen aus, die in den Bändern,
welche die Haut durchsetzen, mächtig verdickt ist; darunter, und bis
zu einer Tiefe von mehreren Millimeter herab finden sich in der Grund-
substanz sehr zahlreiche, kugelige 0,006 mm im Durchmesser haltende
körnige Zellen (Taf. XXXV, Fig. 210). Im Inneren kommen ähnliche
kugelige Zellen neben unregelmäßiger geformten Gebilden derselben
Art vor, jedoch in geringerer Anzahl wie dicht unter der Oberfläche.
Karminkörner bilden einen kontinuirlichen Belag auf der äußeren
Oberfläche des Schwammes (Taf. XXXV, Fig. 208). Unter intakten
Hautstellen, sowie im Inneren des Schwammes fehlen Karminkörner
fast ganz. Nur ausnahmsweise findet man hier und da ein einzelnes
522] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 117
Farbstoffkörnehen in der Wand eines oberflächlichen Kanals. Die
Kammern sind von Karmin vollkommen frei. Anders verhält es sich
an solchen Stellen, wo die Haut verletzt ist. Dort finden sich in den
Kanalwänden ziemlich zahlreiche Karminkörner, welche größtentheils
an den zarten, membranösen Trabekeln haften, die in den Kanälen
hier und da ausgespannt sind (Taf. XXXV, Fig. 209). Auch in den Kam-
mern, welche unter lädirten Hautstellen liegen, findet sich Karmin,
doch nirgends in bedeutenderer Quantität. Das Karmin hat sich von
den lädirten Hautstellen aus nirgends weiter als höchstens 1 mm weit
nach innen ausgebreitet. Die entferntesten Karminkörner liegen an den
Kanalwänden und nicht in den Kammern.
Vergiftungsversuche.
Mit jedem der sechs Gifte: Morphin, Strychnin, Digitalin, Veratrin,
Cocain und Curare wurde je ein Versuch angestellt, und zwar wurde
in allen Fällen das Exemplar 11/, Stunden in einer Iprocentigen Gift-
lösung in Karminwasser belassen, und dann in Alkohol gehärtet.
Zu diesen Versuchen, sowie zu dem oben beschriebenen Kontroll-
versuch — 1!/, Stunden Karminwasser ohne Gift — wurde je ein Theil
desselben Schwammexemplares benutzt.
Morphinvergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 236).
11/, Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:100. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXVI, Fig. 236) (55).
Die Poren sind geschlossen. Die Porenkanäle dagegen ziemlich
weit offen, und auch die Subdermalräume eher dilatirt als zusammen-
gezogen (Taf. XXXVI, Fig. 236). Die Kanäle im Inneren sind nicht
wesentlich beeinflusst. Der ganze Schwamm ist geschrumpft, und die
konkaven Felder zwischen den Conuli sind stark eingezogen. Diese
Schrumpfung des ganzen Schwammes scheint durch eine unbedeutende
Kontraktion sämmtlicher feinster Kanalzweige, sowie der Geißelkam-
mern selbst verursacht worden zu sein. Die Kammern haben, trotz
ihrer Zusammenziehung, ihre Gestalt nicht verändert. Die Kammerporen
sind nur selten zu sehen.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel, in den Kanalwänden
ist es aber größtentheils gut erhalten. Die Kragenzellen sind geschrumpft,
nicht höher als breit. Hier und da finden sich an ihren distalen Enden
undeutliche Reste der Geißel und selbst des Kragens. Die Grundsub-
stanz ist unverändert. Die langen Spindelzellen in der äußersten
Schicht — dicht unter der Oberfläche — sind deutlich und sehr gut
erhalten (Taf. XXXVI, Fig. 236). Zwischen denselben sind gar keine
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118 R. v. Lendenfeld, [523
kugelige Zellen mit stark lichtbrechendem Inhalt eingestreut. Die
untere Grenze der 0,035 mm dicken, Spindelzellen führenden Ober-
flächenschicht ist sehr scharf und wohl ausgesprochen. Unterhalb die-
ser Grenze finden sich zahlreiche ziemlich dicht an einander gedrängte
kugelige Zellen von durchschnittlich 0,01 mm Durchmesser (Taf. XXXVI,
Fig. 236). Diese haben einen stark lichtbrechenden Inhalt und sind
körnig. Der Kern, der nur ausnahmsweise deutlich ist, liegt in der
Mitte und ist kugelig. Zellen dieser Art erfüllen das ganze Innere des
Schwammes; ob sie alle Wanderzellen oder nicht etwa zum Theil um-
geformte Kragenzellen sind, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls
scheint das Letztere keineswegs ausgeschlossen. Auch lässt sich nicht
entscheiden, ob sie alle ganz in der Grundsubstanz eingebettet sind,
und ob nicht einige derselben auf der Oberfläche in den Kanalwänden
sitzen. Möglicherweise sind sogar die meisten von ihnen Kragenzellen.
Karminkörner kleben in sehr geringer Menge an der äußeren Ober-
fläche. Das Innere des Schwammes ist von Karmin vollkommen frei
(Taf. XXXVI, Fig. 236).
Stryehninvergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 237).
11/, Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:100. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXVI, Fig. 237) (75).
Die Poren sind geschlossen und die Porenkanäle stark zusammen-
gezogen. Auffallend ist die starke Kontraktion der Subdermalräume
in radialer Richtung, welche durch ein kräftiges Herabsinken der Haut
in den konkaven Feldern verursacht wird. Die Kanäle im Inneren sind
im Allgemeinen etwas zusammengezogen. Am stärksten kontrahirt
scheinen die Endzweige des einführenden Systems zu sein. Auch die
Kammern sind zusammengezogen. Kammerporen sieht man nicht.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel. In den Wänden der
Kanäle im Inneren des Schwammes ist es dagegen meist gut erhalten,
doch finden sich auch im Inneren, besonders an den Wänden der Sub-
dermalräume, beträchtliche Strecken, wo das Plattenepithel fehlt. Die
Kragenzellen sind größtentheils zu unförmlichen Klumpen zusammen-
geschrumpft. Kragen und Geißel sind verloren gegangen. Die Grund-
substanz ist unverändert. Dicht unter der äußeren Oberfläche findet
sich eine, zwar sehr dünne — nur 0,046 mm dicke — aber nach unten
hin wohl abgegrenzte Schicht, in welcher nur tangential orientirte
Spindelzellen vorkommen. Darunter ist das ganze Gewebe von rund-
lichen, körnigen, stark lichtbrechenden, 0,012 mm großen Zellen dicht
erfüllt (Taf. XXXVI, Fig. 237). Über die Natur dieser massenhaften
Zellen lässt sich nichts Bestimmtes sagen. Vielleicht sind sie umge-
REGEN ELEELEZ KEGEL BEZ EEE
524] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 119
staltete Kragenzellen. Im Inneren des Schwammes kommen dieselben
Zellen, wenn gleich nicht in so großer Menge, vor. Hier sind einige
von ihnen gewiss Wanderzellen.
Karmin findet sich in großer Menge an der äußeren Oberfläche
(Taf. XXX VI, Fig. 237), was darauf schließen lässt, dass die Oberfläche
während der Exposition klebrig war. Das Innere des Schwammes ist
vollkommen frei von Karmin.
Digitalinvergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 238).
41/, Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:100. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXVI, Fig. 238) (91).
Die Poren sind geschlossen und die distalen Theile der Poren-
kanäle derart zusammengezogen, dass von ihnen nichts wahrgenommen
werden kann. Erst 0,03 mm unter der Oberfläche trifft man offene Ka-
näle an (Taf. XXXVI, Fig. 238). Die Subdermalräume sind nicht be-
sonders stark zusammengezogen. Etwas, aber nicht viel, kontrahirt
sind auch die Kanäle im Inneren und die Kammern, die aber ihre ge-
wöhnliche Gestalt unverändert beibehalten haben.
An der äußeren Oberfläche und auch an den Wänden der Sub-
dermalräume und der oberflächlichen einführenden Kanäle fehlt das
Epithel. In den Kanälen im centralen Theile des Schwammes ist es
größtentheils unverändert erhalten. Die Kragenzellen sind gesehrumpft
und entbehren sowohl der Geißel wie des Kragens. Die Grundsubstanz
im Inneren ist unverändert. An der äußeren Oberfläche sieht sie jedoch
korrodirt aus. Die Spindelzellen der Oberflächenzone sind (Taf. XXXVI,
Fig. 238) scheinbar getödtet worden: sie haben ihre scharfen Kontouren
verloren und ihr ziemlich stark lichtbrechendes, körniges Plasma hat
sich in eine matte, trübe Substanz verwandelt. Theils in Folge dieser
Degeneration der tangentialen Spindelzellen und theils wegen der
Korrosion der äußersten Lage der Grundsubstanz selbst, erscheint die
oberflächliche Gewebelage undeutlich und verschmiert. Die äußersten
kugeligen Zellen, welche unter dieser 0,03 mm dicken, zerstörten Ober-
flächenlage angetroffen werden, sind matt (Taf. XXXVI, Fig. 238) und
scheinen in ähnlicher Weise degenerirt zu sein wie die Spindelzellen
der Randzone. Weiter unten sind die runden Zellen weniger stark an-
gegriffen. Im Vergleich mit den anders behandelten Theilen dieses
Schwammes sind in den Digitalinstücken die rundlichen Zellen matter
und viel weniger zahlreich (vgl. Taf. XXX VI, Fig. 2336— 238; Taf. XXX VII,
Fig. 239, 240, 242). Sie sind auch kleiner und halten kaum 0,007 mm
im Durchmesser. Über ihre Natur habe ich kein Urtheil. Sie sind im
ganzen Schwamm ziemlich gleichmäßig vertheilt.
120 R. v. Lendenfeld, [525
Karminkörner kleben in geringer Anzahl an der äußeren Ober-
fläche (Taf. XXXVI, Fig. 238). Das Innere des Schwammes ist von Kar-
min vollkommen frei.
Veratrinvergiftung (Taf. XXXVII, Fig. 239).
1!/, Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:100. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXVI, Fig. 239) (111).
Die Poren sind theils stark zusammengezogen, theils ganz ge-
schlossen. Die Porenkanäle sind ebenfalls kontrahirt (Taf. XXXVII,
Fig. 239), doch keineswegs ganz zu. Die Subdermalräume klaffen weit
und die Kanäle im Inneren sind nicht wesentlich zusammengezogen.
Auch die Kammern, die ihre ursprüngliche Gestalt beibehalten haben,
sind nur unbedeutend kontrahirt. Einige Kammerporen, aber jedenfalls
nicht alle, sind offen.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel. In den Wänden der
Kanäle aber, und selbst in dem größten Theile der Subdermalräume und
Porenkanäle ist es erhalten. Die Kragenzellen sind größtentheils zu
kugelförmigen Klumpen zusammengeschrumpft. Die Grundsubstanz ist
unverändert. Unter der Oberfläche sehen wir eine 0,05 mm dicke
Schicht, welche ausschließlich tangentiale Spindelzellen enthält
(Taf. XXXVII, Fig. 239). Die Spindelzellen sind stark körnig, haben
scharfe Kontouren, und sind offenbar sehr gut erhalten. Darunter be-
ginnen die kugeligen Zellen, welche ebenfalls scharf kontourirt und
gut erhalten sind. Da einige dieser Zellen sich zwischen die Spindel-
zellen einschieben, ist die Grenze zwischen der oberflächlichen Spin-
delzellenlage und den Kugelzellen keine scharfe (Taf. XXXVI, Fig. 239).
Die Kugelzellen sind sehr zahlreich und stehen dicht gedrängt neben
einander. Viele von ihnen sind etwas oval. Sie halten durchschnitt-
lich 0,07 mm im Durchmesser. Ihr Plasma ist erfüllt von sehr stark
lichtbrechenden Körnchen. Ihre Kerne sind nur selten deutlich. Sie
scheinen theils Wanderzellen, theils umgeformte Kragenzellen zu sein.
Karminkörner kleben in beträchtlicher Anzahl an der äußeren
Oberfläche (Taf. XXXVII, Fig. 239). Das Innere des Schwammes ist von
Karmin vollkommen frei.
Cocainvergiftung (Taf. XXXVII, Fig. 242).
11/, Stunden in Cocainlösung in Karminwasser 1:100. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXX VI, Fig. 242) (129).
Die Poren sind theils ziemlich stark zusammengezogen, theils
unregelmäßig verzerrt. Einige scheinen auch ganz geschlossen zu sein.
Die Porenkanäle und Subdermalräume sind ebenfalls kontrahirt.
ee DE
526] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 121
Weniger beeinflusst scheinen die Kanäle im Inneren und die Kammern
zu sein. Doch auch diese sind etwas verzerrt und zusammengezogen.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel. Auch an vielen
Stellen in den Wänden der Subdermalräume und der oberflächlichen
einführenden Kanäle ist es verloren gegangen. Die Kragenzellen sind
geschrumpft und theilweise seitlich mit einander verschmolzen. Kragen
und Geißel sind verloren gegangen. Die Grundsubstanz sieht
(Taf. XXXVI, Fig. 242) eigenthümlich getrübt aus. Die oberflächliche
Spindelzellenlage ist sehr undeutlich. Das Plasma der Spindelzellen ist
matt und die Kontouren der degenerirten Zellen sind so undeutlich,
dass es schwer hält dieselben aufzufinden. Die untere Grenze der
Spindelzellenlage ist gar nicht festzustellen. Das Innere wird von den
Kugelzellen eingenommen, doch diese sind nur 0,005 mm groß, matt
und nicht scharf kontourirt. Theils wegen der mangelhaften Begren-
zung der Zellen und theils wegen der Trübung der Grundsubstanz
selbst, sieht das Gewebe degenerirt, undeutlich und verschmiert aus.
Ziemlich viele Karminkörner kleben an der äußeren Oberfläche.
Das Innere des Schwammes ist von Karmin vollkommen frei:
Curarevergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 240, 244).
41/5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser 1:100. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXX VII, Fig. 240, 241) (148).
Die Poren sind verzerrt, theilweise stark zusammengezogen, theil-
weise nicht. Die Porenkanäle und Subdermalräume sind ziemlich weit
offen. Die Kanäle im Inneren klaffen ganz besonders stark. Die Kam-
mern (Taf. XXXVII, Fig. 241) sind oval und durchschnittlich etwa
0,066 mm lang und 0,05 mm breit. Viele Kammerporen dürften ge-
schlossen sein, gleichwohl ist es nicht schwer hier und da eine offene
zu sehen. Die Kammermündung ist unverändert.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel. In den Kanalwänden
ist es jedoch überall recht gut erhalten. Die Kragenzellen (Taf. XXXVII,
Fig. 241) sind geschrumpft und seitlich mit einander zum Theil ver-
schmolzen. Ihre distalen Enden sind nicht scharfkontrahirt und sehen ver-
schwommen aus. Die Grundsubstanz ist unverändert. Die oberflächliche
Spindelzellenschicht ist so dünn (Taf. XXX VII, Fig. 240), dass sie schwer
als solche erkannt werden kann. Doch es sind die Spindelzellen selber
ganz deutlich und scharf kontourirt. Abgesehen von dieser äußerst
schmalen Randzone ist der ganze Schwamm erfüllt von kugeligen,
stark körnigen und scharf kontourirten Zellen (Taf. XXXVII, Fig. 240),
welche recht dicht stehen. Diese Zellen halten durchschnittlich 0,04 mm
im Durchmesser. Im Inneren (Taf. XXXVII, Fig. 244) sind diese Zellen
BE u ah en U an
1323 R. v. Lendenfeld, [527
offenbar Wanderzellen und sie sind hier in der Grundsubstanz einge-
bettet. Jene, welche nahe der Oberfläche vorkommen (Taf. XXXVII,
Fig. 240), dürften aber wohl zum Theil umgestaltete Kragenzellen sein.
Karminkörnchen sind in größerer Anzahl in die äußerste Ober-
flächenschicht eingebettet (Taf. XXXVI, Fig. 240). Im Inneren des
Schwammes finden sich hier und da, sowohl in den Kanälen, wie in den
Kammern einzelne Karminkörnchen (Taf. XXXVI, Fig. 241).
Familia Homorrhaphidae.,
XIV. Reniera aquaeductus.
(Taf. XXXVII, Fig. 243, 244.)
Dieser Schwamm, welcher kosmopolitisch zu sein scheint, wurde
zuerst von Schmivr in der Adria aufgefunden und beschrieben !. Später
haben Rıpıey und Denpy diese Form nochmals untersucht?.
Die Exemplare aus der Adria sind inkrustirend und haben eine
wellige, hier und da von domförmigen Erhebungen überragte Ober-.
fläche. Diese Erhebungen, auf denen die 3—6 mm breiten kreisrunden
Oscula terminal liegen, können zu höheren, röhrenförmigen Fortsätzen
auswachsen, welche sogar Anastomosen eingehen, wie dies vorzüglich
an den Exemplaren von der südlichen Hemisphäre beobachtet wird.
Die Oberfläche ist glatt. Die Farbe des lebenden Schwammes schwankt
zwischen matt rosa und matt violett. Für die rosenrothen Exemplare hat
Scanipr eine eigene Varietät, R. aquaeductus var. rosea aufgestellt, doch -
scheint es mir, dass diese Varietät keine Existenzberechtigung hat.
Die Poren sind über die ganze Oberfläche zerstreut und führen
in die, nicht unbedeutenden Subdermalräume hinein. Das Innere des
Schwammes ist sehr lakunös. Es wird überall von 0,05—0,15 mm
weiten, lakunösen Kanälen durchzogen, welche einander so nahe sind,
dass sie größtentheils nur durch 0,035—0,06 mm dicke Membranen
von einander getrennt werden. In diesen Membranen liegen die kuge-
ligen, ungefähr 0,03 mm weiten Geißelkammern.
Das Skelett besteht im Inneren aus einem Netz lockerer Nadel-
bündel. Von diesem steigen andere Bündel senkrecht zur Oberfläche
empor und verbinden sich dort mit dem Hautskelett, welches aus zahl-
reichen tangentialen Nadeln besteht. Zwischen diesen losen Bündeln
breitet sich ein Netz mit gleichseitig dreieckigen Maschen aus, welches
aus einzelnen, an ihren Enden zu 5—7 zusammenstoßenden Nadeln
besteht. Jeder Balken dieses Netzes wird von je einer Nadel gebildet.
1 0. Scamipt, Die Spongien des adriatischen Meeres. 4862. p. 73.
2 5.0. Rıpey and A. Denpy, Monaxonida. Report on the scientific Results of
the Voyage of H.M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XX. Part 54. p. 16.
Be a Lu, 2 a ne na nl Zul DE u re
ale a ze
528] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 123
Gar nicht selten, besonders in kleinen inkrustirenden Exemplaren be-
steht das ganze Skelett ausschließlich aus so einem Netz einzelner Na-
deln und die losen Bündel fehlen ganz. In größeren Exemplaren wer-
den, besonders in den röhrenförmigen Fortsätzen fast immer die losen
Bündel neben dem Netze angetroffen.
Die Rınrry-Denpy’sche (l. c.) Definiton »forming a rectangular, uni-
spicular reticulation« des Skelettes ist unrichtig. Es ist nichts »rectan-
gular« daran, »equiangular« wäre der richtige Ausdruck.
Die Nadeln sind cylindrische, glatte, sehr schwach gekrümmte
Amphioxe, durchschnittlich (nach Rınıry und Denpy 1. c.) 0,17 mm lang
und 0,008 mm dick. Die von mir untersuchten adriatischen Exemplare
haben 0,008 mm dicke und 0,12 mm lange Nadeln.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Es wurde nur ein Fütterungsversuch mit Karmin angestellt.
Karminfütterung (Taf. XXXVIL, Fig. 243, 244).
10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVI,
Fig. 243, 244) (15).
‚Der Dilatationsgrad der Poren, Kanäle und Kammern scheint nicht
wesentlich beeinflusst zu sein. Die Kammern sind zum Theil etwas
unregelmäßig gestaltet (Taf. XXX VII, Fig. 244). Die Kammerporen sind
offen und der Kammermund klafft weit.
An der äußeren Oberfläche fehlt vielerorts das Epithel, aber in den
Kanalwänden ist es durchaus gut erhalten. Die Kragenzellen in den
Kammern haben gelitten (Taf. XXXVII, Fig. 244), nicht nur sie haben
unregelmäßige Gestalten angenommen und den Kragen, zumeist auch
die Geißel verloren, sondern sie sind auch theilweise mit einander ver-
schmolzen. Die Grundsubstanz ist unverändert.
Der ganze Schwamm sieht roth aus und ist voll von Karmin
(Taf. XXXVII, Fig. 243). An der äußeren Oberfläche und in den Wän-
den der Subdermalräume kleben verhältnismäßig wenige Farbstoff-
körnchen, dagegen sind die Kanäle und Kammern im Inneren des
Schwammes durchaus reich an Karmin. Es ist kein Unterschied in der
Quantität des Karmins in der Randzone und im Centraltheil des
Schwammes wahrzunehmen. In den Wänden der großen Lakunen,
welche den Schwamm durchziehen, findet sich nicht sehr viel Karmin,
in den kleinen Endzweigen des einführenden Systems aber (Taf. XXXVI,
Fig. 244) liegen große Gruppen dicht an einander stoßender Körnchen,
welche als große, unregelmäßige rothe Flecken imponiren. In den
Kammern verhält sich die Sache ganz anders. Hier finden sich sehr
124 R. v. Lendenfeld, [529
zahlreiche kleine Karminkörnchen den Basen der Kragenzellen einge-
streut (Taf. XXXVII, Fig. 244) und nirgends größere Gruppen von Farb-
stoffpartikeln.
Vergiftungsversuche.
Es wurde nur ein Vergiftungsversuch mit Veratrin angestellt.
Veratrinvergiftung.
15 Minuten in Veratrinlösung 1 :200; dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (108).
Die zarte Haut, welche den Schwamm außen überzieht, ist theil-
weise zerstört. Es finden sich große Risse und unregelmäßige Löcher
-in derselben. Die Membranen, welche die großen Lakunen trennen,
sind in sehr unregelmäßiger Weise verzerrt und die Gestalt der Lakunen
selbst ist in Folge dessen ebenfalls sehr unregelmäßig. Die Kammern
sind theilweise undeutlich.
Das Epithel ist sowohl an der äußeren Oberfläche, wie in den
Wänden der Kanäle verloren gegangen. Die Kragenzellen sind theil-
weise abgefallen, theilweise zu unförmlichen Plasmaklumpen zusammen-
geschrumpft. Die Grundsubstanz sieht geschrumpft und trübe aus und
die in derselben enthaltenen Zellen haben undeutliche Kontouren. Das
ganze Gewebe ist mit einem Worte macerirt.
Karminkörner kleben hier und da in wechselnder Menge an der
äußeren Oberfläche sowie an den Wänden der Lakunen. Die Kammern
und das Innere des Schwammes sind karminfrei.
Familia Spongidae.
XV. Euspongia irregularis var. mollior.
(Taf. XXXVI, Fig. 245 — 252.)
Dieser Schwamm wurde ursprünglich von O. Scamipr! unter dem
Namen Cacospongia mollior beschrieben. Eine später von Schmipr? als
Cacospongia carduelis bezeichnete Form dürfte wohl damit identisch
sein. Auch Scaurze? und Rıpvıey? haben diesen Schwamm untersucht
und für ihn den alten Scamipr’schen Namen Cacospongia mollior beibe-
halten. Ich selber habe die Gattung Cacospongia aufgelöst und ihre
Arten unter Euspongia und Stelospongia vertheilt5. Früher schon hatte
1 0. Scamıpr, Die Spongien des adriatischen Meeres. 4862. p. 27.
2 0. Scamipr, Supplement zu den Spongien des adriatischen Meeres. 1864. p. 27
3 F. E. SchuLze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
gien. VII. Die Familie der Spongidae. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXXII. p. 649.
* S. 0. Rıney, Spongiida. Report on the Zoological Collections made during
the voyage of H.M. S. »Alert« etc. 4884. p. 378.
5 R. v. LENDENFELD, A Monograph of the horny sponges. London 4889,
dr
>
530] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 125
ich! einige australische Euspongien als Euspongia irregularis mit
mehreren Varietäten beschrieben und ich fand dann, dass Cacospongia
mollior Schmidt am besten als eine Varietät meiner Euspongia irregu-
laris angesehen werden kann. Als solche erscheint sie desshalb in meiner
Hornschwammmonographie?.
Euspongia irregularis var. mollior ist ein inkrustirender, zuweilen
knolliger oder unregelmäßig gewundener Schwamm. Die inkrustirenden
Exemplare erreichen eine Dicke von 10—20 mm, die massigen einen
Durchmesser von 120 mm. In der Adria werden nur solche Formen
angetroffen. Die langgestreckten und gewundenen Stücke stammen
von der Nordküste Australiens. Diese erreichen eine Länge von 200 mm
und darüber.
Die Oberfläche ist mit kleinen schlanken Conulis bedeckt, welche
0,5—1 mm hoch und 2 mm von einander entfernt sind. Die Conuli
werden durch vorragende Kanten mit einander verbunden.
Die Oseula sind mit Sphineteren ausgestattet. Sie sind über die
Oberfläche zerstreut in den adriatischen Exemplaren 2—4 mm, in den
australischen 6 mm weit. Die Farbe des lebenden Schwammes ist
dunkel blauschwarz. Das trockene Skelett ist kastanienbraun, weich
und elastisch.
Die vorragenden Kanten, welche von den Conulis ausstrahlen und
diese mit einander verbinden, theilen die Oberfläche in konkave Fel-
der, die von vorragenden Querleisten durchzogen werden. In den
Maschen dieses Leistennetzes liegen Gruppen von 2 bis 10 Poren. Diese
halten, wenn vollständig dilatirt, durchschnittlich 0,03 mm im Durch-
messer. Meistens erscheinen sie mehr oder weniger zusammengezogen,
aber in Alkoholpräparaten sind sie nie vollständig geschlossen. Die
Poren führen in ziemlich weite tangentiale Kanäle, welche die Haut
unterminiren. Diese Subdermalkanäle, von denen einige einen Durch-
messer von 0,3 mm erreichen, stehen durch zahlreiche Anastomosen
mit einander in Verbindung. Die großen, radialen, einführenden Kanal-
stämme, welche von den Subdermalräumen entspringen, sind wenig
zahlreich und geben sehr viele Äste ab, deren Endzweige 0,05—0,1 mm
weit sind. In der Oberflächenzone fehlen die Geißelkammern. Im
Inneren sind sie sehr zahlreich. Sie sind birnförmig und halten 0,033
bis 0,043 mm im Durchmesser. Ihr Mund ist 0,02 mm breit. Die aus-
führenden Kanalzweige, in welche die Kammern münden, sind durch-
1 R. v. LENDENFELD, A Monograph of the Australian Sponges. VI. The Genus
Euspongia. Proceedings of the Linnean Society of New South Wales. Bd. X. p. 485.
2 R. v. LENDENFELD, A Monograph of the horny sponges. London 1889. p. 256.
136 R. v. Lendenfeld, [531
schnittlich etwa 0,0%mmbreit. Die größeren ausführenden Kanalstämme
werden vielfach durchsetzt von, theils sphincterartigen Membranen.
Die Hauptfasern des Skelettes sind etwas knotig, enthalten mehr
oder weniger Sand und sind gleichmäßig 0,1 mm dick. Die dünnsten
Verbindungsfasern sind 0,01 mm, die diekeren 0,03% mm dick. Die
dünnen Fasern sind nicht häufig. Fasern von mittlerer Stärke fehlen
fast ganz. Die Fasern sind gerade und an den Verbindungsstellen mit
anderen scharf winkelig gebogen. Die Maschen des Skelettnetzes sind
viereckig, oder häufiger polygonal, 0,2—0,4 mm weit.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Es wurden nur Versuche mit Karmin angestellt.
Karminfütterung (Taf. XXXVI, Fig. 245—247).
Es wurden zwei Versuche mit Karmin angestellt. Einige Exem-
plare wurden 2'/, Stunden in Karminwasser belassen, ein Theil der-
selben dann in Alkohol gehärtet, und ein anderer Theil in reines Meer-
wasser gebracht, 24 Stunden in diesem belassen und erst dann in
Alkohol gehärtet.
2!/), Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVII,
Fig. 245, 246) (3).
Der Dilatationsgrad der Poren ist auffallend beeinflusst. Alle Poren
sind stark zusammengezogen. Einige scheinen sogar ganz geschlossen
zu sein. Die Porenkanäle sind eng, die tangentialen Subdermalkanäle
haben ihre gewöhnlichen Dimensionen. Die Kanäle im Inneren
(Taf. XXX VII, Fig. 246) sind weit offen. Die Kammern (Taf. XXXVII,
Fig. 245) haben die gewöhnliche Gestalt. Sie halten 0,03 mm im Durch-
messer. Kammerporen konnte ich nicht sehen. Die Weite des Kam-
mermundes ist unverändert.
Die Epithelien sind gut erhalten, und selbst an der äußeren Ober-
fläche fehlt nur ganz ausnahmsweise hier und da das Plattenepithel.
In den Kanalwänden ist es überall ganz unverändert (Taf. XXXVII,
Fig. 245). Die Kragenzellen der Kammern sind ziemlich langgestreckt
eylindrisch. Die meisten entbehren des Kragens, aber bei fast allen ist
die Geißel erhalten (Taf. XXX VII, Fig. 245). Die Grundsubstanz ist un-
verändert. In der kammerfreien Rindenlage finden sich sehr viele
spindelförmige, sternförmige und unregelmäßige Zellen, welche sehr
zeich an Pigment sind, so dass bei schwacher Vergrößerung die Rand-
rone dunkel punktirt erscheint (Taf. XXXVII, Fig. 246). Die Zahl dieser
532] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 127
Pigmentzellen ist dicht unter der äußeren Oberfläche am größten. Nach
unten gegen die proximale ee der Rindenlage hin
nimmt ihre Anzahl rasch ab.
Der ganze Schwamm ist vollkommen frei von Karmin.
21/, Stunden in Karminwasser, dann 24 Stunden in reinem Meer-
wasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVII, Fig. 247) (22).
Die äußerste Rindenlage hat erheblich gelitten, und es sind hier-
durch die Poren undeutlich gemacht. So viel man von ihnen sehen
kann, sind sie entweder stark zusammengezogen oder ganz geschlossen.
Von den Porenkanälen ist keine Spur wahrzunehmen (Taf. XXXVI,
Fig. 247). Auch die tangentialen Subdermalräume, welche sich unter
der Rinde ausbreiten, scheinen etwas zusammengezogen zu sein. Die
Kanäle im Inneren des Schwammes sind unverändert. Die Kammern
sind kugelig und 0,03 mm groß. Kammerporen konnte ich nicht sehen.
Die Mündung ist etwas zusammengezogen.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel vollständig. In den
Wänden der oberflächlichen Porenkanäle ist es ebenfalls zumeist ver-
loren gegangen. In den Kanälen im Inneren fehlt es hier und da auch.
Am besten erhalten scheint es in der Wand der großen lakunösen aus-
führenden Kanäle zu sein. Die Kragenzellen sind langgestreckt eylin-
drisch und entbehren sowohl des Kragens wie auch der Geißel. Die
Grundsubstanz ist unverändert. Die Pigmentzellen derRinde (Taf. XXX VII,
Fig. 247) sind mehr gleichmäßig vertheilt: nur in der äußersten Rand-
zone häufen sie sich beträchtlicher an.
Von Karmin findet sich im Inneren des Schwammes nirgends eine
Spur, aber an der äußeren Oberfläche kleben an einzelnen Stellen
ziemlich viele Farbstoffkörner.
Vergiftungsversuche.
Es wurden Versuche mit östündiger Exponirung in 1:15.000 Gift-
lösung in Karminwasser mit Morphin, Strychnin, Veratrin und Cocain
gemacht.
rt TR
Morphinvergiftung (Taf. XXXVII, Fig. 248).
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:15.000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXX VII, Fig. 248) (42).
Die Poren sind unregelmäßig, verzerrt, aber nicht wesentlich zu-
_ sammengezogen. Auch die Porenkanäle sind ziemlich weit offen. Die
Subdermalkanäle sind etwas kontrahirt, die Kanäle im Inneren aber
128 R. v. Lendenfeld, [533
ziemlich unverändert (Taf. XXXVII, Fig. 248). Die Kammern sind von
der gewöhnlichen Gestalt und Größe.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel. In den Kanalwänden
ist es jedoch größtentheils erhalten. Die Kragenzellen sind in longi-
tudinaler Richtung etwas geschrumpft, abgesehen hiervon aber gut er-
halten. Freilich fehlt ihnen der Kragen, aber die Geißel ist an vielen
intakt. Die Grundsubstanz ist unverändert. Eine besondere Anhäufung
von pigmenthaltigen Bindegewebszellen dicht unter der Oberfläche
wird nicht beobachtet.
Karmin findet sich in geringer Quantität an der äußeren Ober-
fläche. Die Wände der tangentialen Subdermalkanäle sind ziemlich frei
von Farbstoff. Im Inneren jedoch findet sich stellenweise massenhaft
Karmin (Taf. XXXVI, Fig. 248). Die roth gefärbten Stellen sind scharf
abgegrenzt und stehen auffallend isolirt da. Es ist nicht leicht einen
klaren Einblick in die Verhältnisse der Karminvertheilung innerhalb
dieser Stellen zu erlangen. Mit stärkeren Vergrößerungen erkennt man
dunkelrothe, klumpige Massen von zusammengehäuften Karminkörnern,
und in der Umgebung kleinere Gruppen ähnlicher Art, sowie isolirte,
zerstreute Körnchen in großer Zahl. Kammern sind in den dunkelroth
gefärbten Partien, welche am Querschnitt eine netzförmige Figur bil-
den, nicht deutlich erkennbar. Es macht den Eindruck, als ob an jenen
Stellen die feinsten Kanalzweige des einführenden Systems ganz ver-
stopft wären von Karminmassen, und besonders, als ob die Öffnungen
in den Wänden der größeren Kanaläste, welche in die Endzweige hin-
einführen, durch Karminanhäufungen abgesperrt wären. In den von
dieser intensiven Karminintrusion freigelassenen Stellen findet sich fast
gar kein Karmin. Hier sind die- Kammern deutlich.
Stryehninvergiftung (Taf. XXXVII, Fig. 250).
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXVII, Fig. 250) (59).
Die Poren sind verzerrt und zusammengezogen, doch größtentheils
nicht geschlossen. Auch die Porenkanäle sind zusammengezogen, theil-
weise unsichtbar. Die Subdermalräume und auch die Kanäle im Inne-
ren scheinen nicht wesentlich beeinflusst zu sein (Taf. XXX VII, Fig. 250).
Die Kammern sind deutlich und haben die gewöhnliche Gestalt und
Größe. Die Kammerporen scheinen geschlossen zu sein. Jedenfalls
sind keine zu sehen. Auch der Kammermund ist etwas zusammen-
gezogen.
An der äußeren Oberfläche ist, mit Ausnahme von verhältnismäßig
wenigen Stellen, das Epithel verloren gegangen. In den Kanalwänden
534] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 129
ist es dagegen recht gut erhalten. Die Kragenzellen sind geschrumpft
und entbehren des Kragens, sind jedoch, abgesehen hiervon, recht gut
erhalten. Viele besitzen noch die Geißel. Die Grundsubstanz ist un-
verändert. An der Oberfläche findet sich keine besondere Anhäufung
von Pigmentzellen.
Karminkörner finden sich in einer 0,5—1 mm breiten Zone eine
kurze Strecke unterhalb der äußeren Oberfläche. Sie beschränken sich
auf Züge, welche ein Netz bilden (Taf. XXXVII, Fig. 250). Zwischen
den intensiv rothen Balken dieses Netzes findet sich fast gar kein Kar-
min. Das Karmin in den Netzbalken ist vorzüglich in den kleinen End-
zweigen des einführenden Systems enthalten. Die Kammern sind un-
deutlich in diesen rothen Zonen, aber es scheint, dass sie reich an
Karmin sind. An gewissen Kanalvereinigungen und an anderen Stellen
finden sich klumpige Massen von zusammengehäuften Farbstoffkörnern.
Bemerkenswerth ist es, dass alle Theile des Schwammes mit Ausnahme
eben jener intensiven Karminintrusionen von Farbstoff völlig frei sind.
Veratrinvergiftung (Taf. XXXVIl, Fig. 249, 251).
5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXVII, Fig. 249, 254) (95).
Die Poren sind beträchtlich verzerrt, aber nur unbedeutend zu-
sammengezogen. Die Porenkanäle klaffen auffallend weit. Jedenfalls
sind viele derselben fast gar nicht zusammengezogen. Die Subder-
malräume sind unverändert (Taf. XXXVI, Fig. 251). Die Kanäle im
Inneren scheinen im Allgemeinen etwas zusammengezogen zu sein
(Taf. XXXVII, Fig. 249). Die Kammern sind deutlich und haben die
gewöhnliche Gestalt und Größe.
An der äußeren Oberfläche fehlt vielerorts das Epithel. Auch in
den Wänden der Porenkanäle und Subdermalräume ist es stellenweise
verloren gegangen. In den Kanälen im Inneren des Schwammes ist
das Epithel unverändert. Die Kragenzellen der Kammern sind ge-
schrumpft und entbehren sowohl des Kragens wie der Geißel. Die
Grundsubstanz ist unverändert. Der äußeren Oberfläche zunächst findet
sich eine deutliche Lage von tangentialen Spindelzellen (Taf. XXXVI,
Pig. 251).
Karminkörner bilden einen zarten Belag an der äußeren Oberfläche
(Taf. XXX VII, Fig. 251) und finden sich in großen Massen, theilweise zu
unregelmäßigen Klumpen aggregirt, in den Wänden der Subdermal-
räume und Porenkanäle (Taf. XXX VI, Fig. 254). Nach innen zu nimmt die
Quantität des Karmins allmählich und stetig ab (Taf. XXXVII, Fig. 249).
1,5 mm unter der Oberfläche giebt esgar kein Karmin mehr. DasKarmin in
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 9
130 R. v. Lendenfeld, [535
der Randzone unterhalb der Subdermalräume tritt in Form von zer-
streuten Körnern auf, welche nirgends zu größeren Aggregaten zu-
sammentreten. Sie liegen in den Wänden der einführenden Kanalzweige
und in den Kammern, welche auch hier in der karminhaltigen Zone gut
erhalten und deutlich sind. Eine Verstopfung von Kanälen durch Kar-
minmassen wird nirgends beobachtet.
CGocainvergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 252).
5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser 1:15000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXXVII, Fig. 252) (115).
Die Poren sind schwach zusammengezogen. Die Porenkanäle,
welche ebenfalls ein wenig kontrahirt zu sein scheinen, sind überall
deutlich. Die Subdermalräume und die Kanäle im Inneren sind nicht
merklich verändert. Die Kammern haben ihre gewöhnliche Gestalt und
Größe. Das Plattenepithel ist an einigen Stellen der äußeren Ober-
fläche gut erhalten, an anderen Stellen fehlt es. In den Kanalwänden
ist das Epithel durchaus intakt. Die Kragenzellen sind nicht wesent-
lich beeinflusst; sie erscheinen ziemlich schlank, viele besitzen noch
die Geißel, an einigen sind sogar deutliche Reste des Kragens zu sehen.
Die Grundsubstanz ist unverändert. Die Vertheilung der Elemente in
derselben ist eine ziemlich gleichförmige.
Karminkörner bilden eine zarte Lage an der äußeren Oberfläche
und es ist die ganze Randzone des Schwammes diffus sehr blass rosa
gefärbt. Nachinnen nimmt diese diffuse Färbung allmählich an Intensität
ab und sie endet 0,5 mm unter der Oberfläche ganz. Etwa 1,4 mm
unter der Oberfläche findet sich eine deutliche, etwa 0,8 mm breite
karminführende Zone. Hier ist der Farbstoff nicht diffus vertheilt, son-
dern erscheint bei schwacher Vergrößerung in Gestalt von deutlichen
Körnern (Taf. XXXVII, Fig. 252). Der centrale Theil dieser Zone ist der
karminreichste, nach der Oberfläche hin eben so wie gegen das Innere
des Schwammes nimmt die Quantität des Karmins allmählich und stetig
ab. Mit stärkeren Vergrößerungen erkennt man, dass die Randzone in
der That diffus gefärbt ist. In der darunter liegenden Karminzone
finden wir die Kammern und Endzweige des einführenden Systems zum
Theil ziemlich reich an zerstreuten Karminkörnern. Größere Klumpen
von Körneraggregaten werden nicht angetroffen.
XVI. Aplysina aerophoba.
(Taf. XXX VII, Fig.253— 256; Taf. XXX VII, 257—272; Taf. XXXIX, Fig. 273—277.)
Dieser Schwamm wurde ursprünglich von ©. Scuwmipr! unter diesem
! 0. Scamıpt, Die Spongien des adriatischen Meeres. 1862. p. 23.
536] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 131
Namen beschrieben. Später haben Scammr ! und Hyarr ? noch weitere
Mittheilungen über denselben veröffentlicht. Scuuzze? machte die Art
zum Gegenstande einer seiner klassischen Untersuchungen und auch
Carter * hat den Schwamm studirt. Alle diese Autoren und auch ich
in meiner Monographie 5 benutzen den ursprünglichen Namen Schmipr's,
der, wie ich glaube, schon von Narvo (in MS.) aufgestellt worden war.
Der Schwamm kommt in der Adria, am Südrande des Mittelmeeres,
sowie im Golf von Mexiko und seiner Umgebung vor.
Der Schwamm besteht aus einer inkrustirenden, horizontal ausge-
breiteten Masse, von welcher sich gerade oder schwach gekrümmte,
eylindrische, etwa 15 mm dicke, aufrechte Fortsätze bis zu einer Höhe
von 100 mm erheben. Zuweilen verwachsen sie stellenweise seitlich.
Die Oberfläche trägt stumpfe, ungefähr 2 mm hohe Conuli, welche 4 bis
6 mm von einander entfernt sind. Die Enden der cylindrischen Fort-
sätze sind abgestumpft und die Endfläche ist entweder eben oder häu-
figer dellenartig vertieft. In der Mitte der Terminalfläche liegt das 1 bis
3 mm weite Osculum. Die Terminalfläche ist ganz glatt: hier fehlen
die Conuli.
Die Farbe des lebenden Schwammes ist hell schwefelgelb. Wenn
derselbe der Einwirkung der Luft oder süßen Wassers ausgesetzt wird,
so verändert sich diese Farbe in einer sehr auffallenden Weise. Diese
Änderung tritt zuerst — schon nach wenigen Minuten — an solchen
Stellen ein, welche gequetscht oder anderweitig verletzt worden sind.
Hier verwandelt sich das Gelb in Blassgrün und endlich in Blau. Das
Blau wird immer tiefer und endlich dunkel Preußischblau. Die ver-
färbten Flecken vergrößern sich und laufen bald in einander und der
ganze Schwamm erscheint dann blau. An Schnitten erkennt man, dass
die blaue Farbe anfänglich eine schmale Randzone einnimmt und sich
allmählich gegen das Innere ausbreitet.
Dieser eigenthümliche Farbenwechsel, der auch bei einigen ande-
ren Spongien beobachtet worden ist, vollzieht sich an zahlreichen, rund-
lichen, 0,04: mm großen intensiv gelben Körpern, welehe der Grundsub-
stanz des Schwammes eingelagert sind. Diese Körper bestehen aus
1 0. Scanıpr, Die Spongien der Küste von Algier. p. 5.
2 A. Hyatt, Revision ‚of the North American Poriferae. Memoirs of the Boston
Society of Natural History. Bd. Il. p. 406.
3 F, E. Schutze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
gien. IV. Die Familie der Aplysinidae. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXX. p. 386.
4 H. J. Carter, Some Sponges from the West Indies and eapnice etc. Annals
and Magazine of Natural History. 1882. Bd. IX. p. 270.
3 R, v. LENDENFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889. p. 408,
9%
132 R. v. Lendenfeld, [537
Aggregaten kleinerer, kugeliger Körper von im Leben intensiv schwe-
felgelber Farbe. Diese Körper allein sind es, welche dem Schwamm
seine Farbe verleihen, alle anderen Theile desselben sind farblos.
An der Oberfläche wird ein Netzwerk von vorragenden Leisten
beobachtet, welche von den Conuli ausstrahlen, sich verzweigen und
zahlreiche Anastomosen bilden, wodurch das erwähnte Netz mit
seinen langgestreckten, polygonalen Maschen zu Stande kommt. Diese
Maschen sind, nächst den Conuli, radial angeordnet. Von jedem Conulus
gehen ungefähr zehn Leisten ab. In den Mitteltheilen der konkaven
Felder sind die Netzmaschen nicht langgestreckt. In den Netzmaschen
der Hauptleisten breitet sich ein sekundäres Netz von schwächeren
Leisten aus, in dessen kleinen Maschen zarte siebföormige Membranen
mit fünf bis zehn, etwa 0,03 mm weiten, Poren ausgespannt sind. Die
schmalen Kanäle, welche von diesen Poren herabziehen, liegen größ-
tentheils sehr schief zur Oberfläche. Sie münden 0,2—0,3 mm unter
der Oberfläche in ziemlich weite, 0,1—0,2 mm im Durchmesser hal-
tende, tangential ausgebreitete Kanäle, welche die Haut unterminiren.
Vom Boden dieser Subdermalkanäle entspringen die ziemlich schmalen,
radial orientirten einführenden Kanalstämme, welche durch zahlreiche
ringförmige Einschnürungen theilweise abgetheilt sind und viele kleine
Äste abgeben. Die Kammern sind etwas unregelmäßig gestaltet, aber
stets annähernd kugelig. Sie halten 0,034 mm im Durchmesser.
Die Gestalt der Kammern in Spirituspräparaten ist keineswegs
immer die gleiche und sie schwankt je nach dem Grade, in welchem die
Kanäle mit Wasser erfüllt waren, als der Schwamm gehärtet wurde.
Besonders veränderlich erscheint die Größe der zuführenden Poren.
Häufig sind diese ganz unsichtbar. Zuweilen sind sie deutlich und es
soll nach Scauzze (l. c.) vorkommen, dass hier und da eine der Einströ-
mungsporen völlig so weit wird wie die Mündung, so dass die ganze
Kammer nur als eine lokale, mit Kragenzellen ausgekleidete Dilatation
eines kontinuirlichen Kanals erscheint. Die Kammern münden nicht in
abführende Specialkanäle, sondern direkt in die Seiten der größeren
abführenden Kanäle, welche sich zu longitudinalen Kanalstämmen ver-
einigen, die dann in das gerade, etwa 3 mm weite, in der Achse der
eylindrischen Fortsätze des Schwammes aufsteigende Oseularrohr
münden. Die ausführenden Kanalstämme sind weniger reich an sphinc-
terartigen Membranen als die einführenden.
Das Skelett besteht aus einem sehr regelmäßigen Netz von 0,07 bis
0,2 mm dicken Fasern. Haupt- und Verbindungsfasern sind nicht unter-
schieden. Die Maschen des Skelettnetzes sind polygonal, 1—3 mm
weit, Das Mark bildet 6/,, der Faser. Der basale inkrustirende Theil
538] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 133
des Schwammes wird durchzogen von einem gleichförmigen Netz dieser
Art, welches sich von einer zarten basalen Sponginplatte erhebt, die
den Schwamm an seine Unterlage heftet. Von dem basalen Netz er-
heben sich breit röhrenförmige, eylindrische Gerüste, die Stützen der
fingerförmigen Fortsätze. Das Lumen dieser Skelettgerüströhren ist
%-—6 mm breit, also viel größer als die Oscularröhren. Der ganze cen-
trale Theil der fingerförmigen Fortsätze entbehrt des Skelettes. Die
Innenfläche der Skelettgerüströhre ist glatt und kontinuirlich und be-
steht aus regelmäßigen länglichen, longitudinal angeordneten, sechssei-
tigen Maschen, welche in einer kontinuirlichen Gylinderfläche liegen.
Das Plattenepithel sowohl an der äußeren Oberfläche, wie an den
Kanalwänden ist meist deutlich zu sehen. An Stellen, wo es während
des Lebens verletzt wird, tritt eine zarte Cuticula an Stelle des Epithels.
Diese persistirt jedoch nur so lange, bis ein neues Plattenepithel sich
unter ihrem Schutze gebildet hat. Die Grundsubstanz enthält zahlreiche
unregelmäßige, stern- und spindelförmige Zellen. Außer diesen Zellen
sowie klumpigen Elementen (wohl z. Th. Drüsenzellen), welche sich in
der Randzone anhäufen, kommen in der Grundsubstanz die erwähnten
knolligen Körper von 0,01 mm Durchmesser vor, welche im Leben gelb
sind und an denen sich der bekannte Farbenwechsel vollzieht. Sie
werden als Anhäufungen von Reservenahrungsmaterial angesehen. In
der Umgebung der Kammern besonders, aber auch in anderen Theilen
des Schwammes, erscheint die Grundsubstanz reich an Körnchen und
ist in der Regel so undurchsichtig, dass man die Kammern und feinen
Kanalzweige nur in sehr dünnen Schnitten sehen kann.
Versuche.
Vergiftungsversuche.
Folgende Vergiftungsversuche wurden mit Aplysina aörophoba an-
gestellt:
A) 5 Stunden in Giftlösung in Karminwasser 1:15000; mit Mor-
phin, Strychnin, Veratrin und Curare.
B) 15 Minuten in Giftlösung 1:1000; dann 3!/, Stunden in der-
selben Giftlösung in Karminwasser; mit Morphin, Strychnin, Digitalin,
Veratrin, Cocain und Curare.
C) 45 Minuten in Giftlösung 1:200; dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser; mit Veratrin und Cocain.
Morphinvergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 2353— 255).
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXVII, Fig. 253—255) (43).
134 R. v. Lendenfeld, [539
Die Poren und die Oscula sind stark zusammengezogen. Einige der
großen terminalen Sphincteren der letzteren scheinen nahezu ganz
geschlossen. Die Porenkanäle sind undeutlich, aber die größeren, mehr
oder weniger radial angeordneten Sammelkanäle, in welche die Poren-
kanäle münden, sind deutlich, und scheinen nur wenig kontrahirt zu sein
(Taf. XXXVII, Fig. 255). Die zum Theil lakunösen tangentialen Kanäle,
welche sich unter der Hautschicht ausbreiten, sind weitoffen (Taf.XXX VII,
Fig. 255). Die Kanäle im Inneren scheinen nicht beeinflusst zu sein
und das Gleiche gilt von den großen abführenden Kanalstämmen und
dem ÖOscularrohr (Taf. XXXVII, Fig. 255). Der terminale Sphincter des
Öscularrohres ist, wie oben erwähnt, stark zusammengezogen. (Die
Figur 255, Taf. XXXVII, stellt einen Schnitt dar, der nicht durch
die centrale Öffnung des Sphincter, sondern an derselben hart vorbei-
geht.) Die Kammern (Taf. XXXVIl, Fig. 254) haben die gewöhnliche
Gestalt und Größe. Kammerporen sind nicht zu sehen.
An der äußeren Oberfläche ist das Epithel stellenweise erhalten,
stellenweise abgehoben. Die abgehobenen Epithelfetzen sind nicht
verloren gegangen, sondern sie sind an den Präparaten an mehreren
Stellen am Schwamme befestigt und ragen von diesen Anheftungspunk-
ten abgehend frei über die Oberfläche vor (Taf. XXXVI, Fig. 253, 255).
Das Epithel der Kanalwände ist durchaus intakt. Die Kragenzellen
(Taf. XXXVII, Fig. 254) sind spitz, kegelförmig und haben größtentheils
ihre Geißel erhalten. Der Kragen ist nicht zu sehen. Die kegelförmige,
nach oben in die Geißel sich ausziehende Gestalt der Zellen scheint
darauf hinzuweisen, dass der Kragen nicht abgefallen, sondern um den
basalen Theil der Geißel zusammengefaltet ist. Die Grundsubstanz
erscheint bei schwachen Vergrößerungen von Schnitten (Taf. XXXVII,
Fig. 255) dicht unter der Oberfläche ganz anders konstituirt wie im
Inneren und diese differente, etwa 0,5 mm dicke Rindenlage ist scharf
geschieden von der Pulpa. Mit starken Vergrößerungen erkennt man
aber, dass die Grenze nicht so scharf ist, und dass die Rinde sich im
Wesentlichen nur in folgenden Punkten von der Pulpa unterscheidet.
Die Rinde und besonders ihr oberflächlicher Theil, ist sehr reich an
röthlich verfärbten gelben Knollen. In der Pulpa, in deren Randtheil sie
weitaus am häufigsten sind, erscheinen sie schwarzbraun gefärbt; ihre
Anzahl und Bräunung nimmt nach innen allmählich ab. In der Rinde
kommen keine schwarzbraunen Knollen vor. Die tangentialen Subder-
malräume breiten sich zwischen Rinde und Pulpa aus. Das rothe Rin-
dengewebe bildet nicht nur einen kontinuirlichen Mantel auf der äuße-
ren Oberfläche — wie erwähnt 0,5 mm diek — sondern erstreckt sich auch
Bee Pe
540] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 135
in Gestalt einer Umhüllung des Oscularrohres mehrere Gentimeter weit
ins Innere des Schwammes hinein.
Karminkörner kleben in bedeutender Anzahl an der Außenseite des
oberflächlichen Plattenepithels und zwar in gleichem Maße an den fest-
sitzenden Epitheltheilen und an den frei aufragenden Epithelfetzen
(Taf. XXXVII, Fig. 253, 255). An den entblößten Oberflächenpartien,
wo das Epithel abgehoben ist, finden sich auch einzelne Karminkörner,
jedoch nnr sehr wenige. Zerstreute Körnchen werden an den Wänden
der Porenkanäle angetroffen. Das Innere des Schwammes ist frei von
Karmin.
15 Minuten in Morphinlösung 1:1000; dann 31/3 Stunden in der-
selben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (49).
Die Poren sind stark zusammengezogen oder geschlossen. Das
Gleiche gilt von den Sphincteren an den Oscula. Die Porenkanäle sind
undeutlich. Die aus ihrer Vereinigung entstehenden Sammelkanäle,
sowie die Subdermalräume sind zusammengezogen. Die Kanäle im
Inneren sind unverändert. Die Kammern haben die gewöhnliche Ge-
stalt und Größe. Die Kammerporen scheinen vollständig geschlossen zu
sein; jedenfalls ist es mir nicht gelungen Kammerporen an diesen Mor-
phin-Aplysinen zu sehen.
An der äußeren Oberfläche ist das Epithel theils erhalten, theils
in, bis 0,5 mm großen Fetzen abgehoben. Ganz verschwunden ist es
an der äußeren Oberfläche nirgends. Die meisten abstehenden Epithel-
fetzen findet man auf den dellenartig eingezogenen Terminalflächen der
fingerförmigen Fortsätze. In den oberflächlichen Kanälen und in den
darunter liegenden Subdermalräumen fehlt das Epithel großentheils
ganz. In den Wänden der Kanäle, im Inneren des Schwammes, sowie
auch in der Wand des Oseularrohres ist das Epithel größtentheils er-
halten. Die Kragenzellen sind beträchtlich geschrumpft, kurz kegel-
förmig mit einem kurzen Rest der Geißel, aber ohne Kragen. Hier und
da sind die Kragenzellen verloren gegangen. Die Grundsubstanz ist
unverändert. Die Rindenlage ist von der Pulpa nicht scharf geschieden.
An der äußeren Oberfläche sowie an den Wänden jener oberflächlichen
Kanäle, welche das Epithel verloren haben, häufen sich körnige Zellen.
Die gelben Knollen sind mehr gleichmäßig vertheilt, doch bemerkt
man auch hier, dass sie an der Oberfläche roth gefärbt sind und eine
deutliche Schicht bilden; und sich auch in der Randzone der Pulpa,
wo sie schwarzbraun sind, zusammenscharen.
Karminkörner kleben an der Außenseite des oberflächlichen Epi-
thels, und zwar in fast eben so großer Menge an den frei aufragenden
136 R. v. Lendenfeld, [541
Epithelfetzen, wie an den der Oberfläche noch anliegenden Zellen.
Abgesehen hiervon findet sich im ganzen Schwamm fast gar kein Karmin.
Stryehninvergiftung (Taf. XXXVI, Fig. 256; Taf. XXX VII,
Fig. 257, 258).
5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXVI, Fig. 256; Taf. XXXVII, Fig. 257) (60).
Die Poren sind stark zusammengezogen, theilweise sogar geschlos-
sen. Auch der Oscularsphincter ist stark kontrahirt. Die Porenkanäle
sind zum größten Theile derart zusammengezogen, dass die Rinde auf
weite Strecken hin lückenlos erscheint (Taf. XXXVIII, Fig. 257), nur
hier und da gewahrt man einen kleinen Porenkanal, der herabzieht zu
den ziemlich unveränderten lakunösen Kanälen, welche sich subder-
mal ausbreiten. Die Kanäle im Inneren sind ziemlich unverändert,
nur jene größeren Stämme, welche mit Sphinetermembranen ausge-
stattet sind, erscheinen eigenthümlich modifieirt. In diesen sind näm-
lich die zahlreichen, auf einander folgenden Sphincteren derart zu-
sammengezogen, dass der ganze Kanal in eine perlschnurähnliche Reihe
von auf einander folgenden und von einander fast ganz getrennten,
kugeligen Höhlen zerfällt (Taf. XXXVII, Fig. 257). In den großen aus-
führenden Stämmen, welche in nächster Nähe des Oscularrohres ange-
troffen werden, ist eine Zusammenziehung der Sphincteren weniger
deutlich. Die Kammern (Taf. XXXVI, Fig. 256) sind in eigenthümlicher
Weise plattgedrückt, und zwar so, dass die kurze Rotationsachse des
durch die Kammer gebildeten Ellipsoids von der Mündung zum dorsa-
len Pol der Kammer sich erstreckt. Die Mündung selber ist bei vielen
Kammern sehr beträchtlich zusammengezogen. Kammerporen sind
nicht zu sehen; sie scheinen größtentheils geschlossen zu sein.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel vielerorts. Abstehende
Epithelfetzen werden nicht beobachtet, und es ist das Epithel dort, wo
es abgehoben wurde, auch ganz verloren gegangen. In den Kanal-
wänden ist das Plattenepithel größtentheils gut erhalten (Taf. XXX VII,
Fig. 256). Die Kragenzellen sind in unregelmäßiger Weise beeinflusst
(Taf. XXXVII, Fig. 256). Einige sind spitz kegelförmig. Andere, und
dies ist die überwiegende Anzahl, sind abgestumpft unregelmäßig
eylindrisch, häufig in der Mitte sanduhrförmig eingezogen. Den abge-
stumpften Elementen fehlen sowohl Kragen wie Geißel. Die kegel-
förmigen scheinen aber zum Theil einen Geißelrest zu besitzen, wel-
cher als zipfelförmiger Fortsatz der Zelle erscheint. Die Grundsubstanz
ist außerordentlich durchsichtig und hyalin, so dass man selbst in
dickeren Schnitten die Kammern deutlich sehen kann. Die dunklen
542] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 137
(im Leben gelben) Knollen sind in der Randzone der Pulpa angehäuft
und hier schwarzbraun. Die äußerste Schicht (Rinde) hat dicht unter
der Oberfläche eine braungelbe Farbe, verursacht durch eine Schicht
dichtgelagerter, braungelb gefärbter Knollen. Nach unten hin, und zwar
schon 0,03 mm unter der Oberfläche geht diese Farbe in ein blasses
Mattrosa über (Taf. XXXVII, Fig. 257), eine Farbe, welche dem ganzen
Innentheil des Schwammes zukommt. Dieser Rosaton ist in einer etwa
0,2 mm dicken Randzone etwas intensiver wie im Inneren.
Karminkörner kleben in geringer Anzahl hier und da an der äuße-
ren Oberfläche. In einzelnen der oberflächlichen Kanäle und Kammern
findet man zerstreute Karminkörner (Taf. XXXVI, Fig. 256), doch sind
diese so selten, dass man sagen kann, der ganze Schwamm sei im
Inneren völlig frei von Karmin.
15 Minuten in Strychninlösung 4 :1000, dann 3'/, Stunden in dersel-
ben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXX VII,
Fig. 258) (68).
Die Poren sind theils zusammengezogen, theils geschlossen. Die
Sphincteren an den Osculis sind ebenfalls stark kontrahirt. Die Poren-
kanäle sind stark zusammengezogen, viele erscheinen geschlossen.
Weniger beeinflusst sind die Subdermalräume und die Kanäle im Inne-
ren (Taf. XXXVIII, Fig. 258), doch auch hier sieht man an der Kontrak-
tion der Sphincteren in den großen Kanalstämmen und dem scharfen
Hervortreten der Muskelbänder, welche die Kanäle ringförmig um-
ziehen, dass eine Zusammenziehung eingetreten ist. Die Kammern
sind nicht merklich plattgedrückt, im Gegentheile erscheinen sie mei-
stens völlig kugelrund. Die Kammerporen scheinen geschlossen zu
sein, und auch der Kammermund ist kontrahirt.
Das Epithel der äußeren Oberfläche ist vielerorts verschwunden.
An den Grenzen der des Epithels beraubten Flecken sieht man ein-
zelne frei aufragende Plattenzellen. Größere frei abstehende Epithel-
fetzen giebt es nicht. Auch in den Wänden der oberflächlichen ein-
führenden Kanäle, vorzüglich der Subdermalräume, ist das Epithel
- vielerorts verloren gegangen. Die Kragenzellen der Kammern sind
zu niederen, unförmlichen Klumpen zusammengeschrumpft, an denen
weder Geißel noch Kragen erhalten ist. Die Grundsubstanz enthält
_ nur wenige Körnchen und Knollen und ist verhältnismäßig sehr
_ durchsichtig. Die vorhandenen Knollen finden sich vorzüglich in dem
b
- Randtheile der Pulpa und dem oberflächlichen Theil der Rinde
| (Taf. XXXVIU, Fig. 258). Die Rinde, in welcher bei schwacher Ver-
' größerung gar keine Kanäle oder sonstige Unterbrechungen sicht-
TEEN
zur
ar
S
138 R. v. Lendenfeld, [543
bar sind, ist ziemlich intensiv fleischroth gefärbt. Die gleiche Farbe,
aber in einem lichteren Ton, hat auch die Pulpa. Es nimmt das Roth
der äußersten Gewebelage allmählich gegen innen zu an Intensität ab.
Zuweilen findet sich ganz in der Mitte des Schwammes — in Quer-
schnitten der fingerförmigen Fortsätze — ein blassbrauner Farbenton,
der von dem rothen ziemlich scharf absticht. Die Farbe dieses braunen
Kernes gleicht jener der Pulpa der meisten Spirituspräparate von
Aplysina.
Karminkörner kleben in geringer Anzahl an der äußeren Ober-
fläche. Das Innere des Schwammes scheint vollkommen frei von Farb-
stoff zu sein.
Digitalinvergiftung (Taf. XXXVIN, Fig. 259— 261).
15 Minuten in Digitalinlösung 1: 1000, dann 31/, Stunden in dersel-
ben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVII,
Fig. 259— 261) (85). |
Die Poren sind zusammengezogen, vielleicht zum Theil auch ge-
schlossen. Viele sind jedenfalls offen. Porenkanäle sind bei stärkerer
Vergrößerung in Gestalt unregelmäßiger Höhlen dieht unter der äuße-
ren Oberfläche hier und da zu sehen (Taf. XXX VII, Fig. 261). Sie sind
zusammengezogen, die meisten scheinen sogar geschlossen zu sein. In
der äußersten Lage selbst sieht man nirgends einen Porenkanal. Die
Subdermalräume sind beträchtlich, besonders auffallend in radialer
Richtung, zusammengezogen. Die Kanäle im Inneren sind eng. Viele
der Sphincterenmembranen, welche sich in den einführenden Kanal-
stämmen ausbreiten, scheinen durchgerissen zu sein. Die Kammern
(Taf. XXXVIII, Fig. 260) sind kugelig oder birnförmig, nicht plattge-
drückt. Sie haben die gewöhnliche Größe. Sichtbar sind sie nur in
sehr dünnen Schnitten. Kammerporen konnte ich nicht auffinden.
An der äußeren Oberfläche ist das Epithel stellenweise auf kurze
Strecken abgehoben, und allenthalben ragen Epithelfetzen frei über
die Oberfläche vor (Taf. XXXVIH, Fig. 259). In den Wänden der Kanäle
ist das Plattenepithel theilweise erhalten, theilweise nicht: so sehen
wir in den Wänden der einführenden Kanalstämme, und besonders an
der Oberfläche der Sphineterenmembranen viele epithelfreie Stellen.
Sämmtliche zerrissene Sphineterenmembranen entbehren des Epithels.
In den kleinen Kanalzweigen (Taf. XXXVIII, Fig. 260), und auch in den
größeren Kanälen im Inneren des Schwammes, ist das Epithel in-
takt. Recht gut erhalten sind auch die Kragenzellen (Taf. XXXVII,
Fig. 260). Sie erscheinen etwas mehr als zweimal so breit als lang und
sind entweder stumpf konisch oder seltener eylinderförmig. Spuren des
544] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien, 139
Kragens sind stets deutlich und ein stummelförmiger Rest der Geißel
ist fast an jeder Zelle zu sehen. Die Grundsubstanz ist außerordentlich
trübe, so dass die Kammern in diekeren Schnitten nicht sichtbar sind.
Die Knollen sind an der äußeren Oberfläche sehr dicht, aber in einer
ganz dünnen Lage gehäuft (Taf. XXX VIII, Fig. 261). Hier sind sie dunkel
ziegelroth; nach unten hin ist die oberflächliche Knollenzone scharf
begrenzt und der mittlere und untere Theil der Rindenschicht ent-
behren der Knollen fast ganz. 0,3 mm unter der Oberfläche werden
abermals Knollen in größerer Anzahl angetroffen: diese sind schwarz-
braun und nehmen nach innen rasch an Zahl ab.
Karmin klebt an der äußeren Oberfläche in ziemlich beträchtlicher
Menge. Am zahlreichsten sind die Farbstoffkörnchen dort, wo das Epi-
thel erhalten ist, und an den frei aufragenden Epithelfetzen (Taf. XXX VII,
Fig. 259), doch es kommt auch Karmin an den entblößten Theilen der
Oberfläche vor (Taf. XXXVIH, Fig. 261). Das Innere des Schwammes
ist vollkommen frei von Karmin.
Veratrinvergiftung (Taf. XXXVII, Fig. 262—-268).
5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXX VII, Fig. 262, 264) (96).
Die Poren sind zum Theil zusammengezogen, zum Theil nur un-
regelmäßig verzerrt. Geschlossen scheinen keine derselben zu sein.
Der Oseularsphincter ist leicht kontrahirt. Die Porenkanäle sind zwar
zusammengezogen, aber dennoch, selbst bei schwacher Vergrößerung,
_ besonders in den unteren, ziemlich unveränderten Partien deutlich
sichtbar (Taf. XXXVII, Fig. 262). Die Subdermalräume sind flach aus-
gebreitet und scheinen demnach in radialer Richtung kontrahirt zu
sein. - Die größeren Kanäle sind unverändert; auffallend ist der Mangel
ausgesprochener Zusammenziehung an den Sphincterenmembranen,
welche die einführenden Kanalstämme durchsetzen. Die Kammern
sind in radialer Richtung zusammengedrückt und größtentheils zu
flachen Ellipsoiden geworden, deren Rotationsachse den Mund der
Kammer mit ihrem aboralen Pol verbindet (Taf. XXXVIII, Fig. 264).
Kammerporen können ausnahmsweise gesehen werden, doch sie sind
klein. Es macht den Eindruck, als ob die Kammerporen theils zusam-
mengezogen, theils ganz geschlossen wären. Der Kammermund ist
weit und scharfrandig. An ihm endet das Plattenepithel der ausführen-
den Kanäle.
An der äußeren Oberfläche ist das Epithel ziemlich unverändert,
jedoch kann man hier und da Orte finden, wo das Epithel etwas auf-
geschürft ist. In den Kanalwänden ist das Plattenepithel völlig unver-
0
140 | R. v. Lendenfeld, [545
ändert, und besonders in den ausführenden Kanälen sehr deutlich sicht-
bar (Taf. XXX VII, Fig. 264). Die Kragenzellen sind sehr gut erhalten,
sie sind langgestreckt kegelförmig, in der Mitte leicht eingeschnürt, so
dass ihr oberes Ende etwas verbreitert erscheint (Taf. XXX VII, Fig. 264);
dies ist der Rest des Kragens. Von der Geißel ist in den meisten Fällen
nichts zu sehen, es kommen aber immerhin recht viele Kragenzellen
vor, an denen ein stummelförmiger Geißelrest deutlich zu sehen ist. Die
Grundsubstanz ist verhältnismäßig recht durchsichtig. Roth gefärbte
Knollen treten in dichter Masse zur Bildung einer schmalen aber
intensiv ziegelrothen Randzone zusammen (Taf. XXXVIII, Fig. 262).
Nach unten hin ist diese Knollenzone recht scharf abgegrenzt. Zer-
streut in der Rinde kommen ziemlich viele, ähnlich roth gefärbte
Knollen vor. Unter den Subdermalräumen trifft man zahlreiche zer-
streute schwarzbraune Knollen, welche nach unten allmählich an Zahl
abnehmen (Taf. XXXVIIH, Fig. 262). Die ganze Pulpa ist blass gelblich-
braun gefärbt. Sie unterscheidet sich in der Farbe deutlich von der
Rinde. Hier und da findet man zwischen den oberflächlichen Kammern
einzelne Knollen (Taf. XXXVIII, Fig. 264).
Karmin findet sich in der Form einer kontinuirlichen Lage von
Körnchen an der äußeren Oberfläche. Das Innere des Schwammes ist
frei von Karmin.
15 Minuten in Veratrinlösung 1 :1000, dann 3!/, Stunden in derselben
Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVII,
Fig. 263, 265, 266) (103).
Die Poren sind stark zusammengezogen. Die äußeren Theile der
Porenkanäle sind nicht zu sehen, dafür findet man aber dicht unter der
äußeren Oberfläche mehrere große tangentiale Kanäle (Taf. XXXVIII,
Fig. 266). Diese scheinen Subdermalräume zu sein, und es macht den
Eindruck, als ob die sie deckende Hautschicht verdünnt worden wäre.
Die einführenden Kanalstämme enthalten weit ins Lumen vorragende
Sphincteren (Taf. XXXVII, Fig. 266). Die kleineren Kanäle und aus-
führenden Stämme sind unverändert. Die Kammern sind rundlich,
schwach plattgedrückt. Im Querschnitt erscheinen sie regelmäßig kreis-
rund (Taf. XXXVII, Fig. 265). Kammerporen konnte ich nicht sehen,
der Kammermund scheint ziemlich unverändert zu sein.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel, und auch in den
Kanalwänden ist es stellenweise verloren gegangen. Auffallenderweise
fehlt das Epithel auch in einigen der abführenden Kanäle auf beträcht-
liche Strecken hin. Dies gilt jedoch nur für gewisse Theile des Schwam-
mes, in anderen ist das Epithel in den Kanalwänden vorzüglich erhal-
| 546] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 141
ten. Einen ähnlichen Unterschied sehen wir in der Gestalt der
- Kragenzellen der Kammern verschiedener Schwammtheile. Dort, wo
- das Kanalepithel stärker gelitten hat, findet man auch die Kragenzellen
geschrumpft, und sowohl ihrer Geißel wie auch ihres Kragens vollstän-
dig beraubt. Dort aber, wo die Epithelien der Kanäle gut erhalten
sind, sind es auch in gleichem Maße die Kragenzellen (Taf. XXXVII,
Fig. 263, 265). Diese Kragenzellen bestehen aus einem trüben und
1 ziemlich grobkörnigen Plasmakörper von unregelmäßig, kegelstutz-
förmiger Gestalt (Taf. XXXVII, Fig. 263). Der Basaltheil ist unverhält-
_ nismäßig stark verbreitert oder aufgewulstet. Hier liegt der kugelige
- Kern. Vom Rande der Terminalfläche des Plasmakörpers erhebt sich
der kurze konische Kragen, der sich nach oben beträchtlich verbreitert.
Die Geißel ist im unteren Dritttheil sehr diek und etwas länger als
- der plasmatische Körper der Zelle. Die Kragenzellen sind in eine sehr
_ durchsichtige fast hyaline Substanz eingesenkt. Diese wölbt sich zwi-
schen den Kragen der Zellen beträchtlich vor (Taf. XXXVII, Fig. 263).
- Sie ist der Grundsubstanz ähnlich und ist in der That als ein, zwi-
schen den Kragenzellen aufsteigender Theil derselben anzusehen.
Rothe Knollen häufen sich zu einer markanten ziegelrothen Schicht an
_ der Oberfläche. Darunter sind die Knollen selten, besonders die braun-
schwarzen an der Grenze der Pulpa, von denen man nur hier und da
- eine vereinzelte sieht. Im Inneren ist die Grundsubstanz verhältnis-
_ mäßig sehr durchsichtig.
Einzelne Karminkörner kleben an der äußeren Oberfläche, das
_ Innere des Schwammes ist vollkommen frei von Karmin.
45 Minuten in Veratrinlösung 1:200, dann 31/, Stunden in reinem
- Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVIII, Fig. 267, 268) (109).
Die Poren sind verzerrt, zum Theil ganz geschlossen, zum Theil
von nahezu der gewöhnlichen Größe. Die Porenkanäle sind — theil-
weise wenigstens — offen. Die Subdermalräume erscheinen in radialer
"Richtung zusammengezogen. Die Kanäle im Inneren sind unverändert.
_ Die Kammern erscheinen rundlich, sind nur ausnahmsweise ein wenig
_plattgedrückt, und wegen der Durehsichtigkeit der Grundsubstanz auch
‚in dicken Schnitten sehr deutlich zu sehen. Einzelne Kammerporen von
‚kleinen Dimensionen habe ich hier und da aufgefunden.
In Exemplaren, welche in toto dem Gifte exponirt wurden, ist das
Epithel an der äußeren Oberfläche fast durchaus abgefallen und auch
in den einführenden Kanälen fehlt es hier und da. In den Wänden der
großen ausführenden Stämme und des Oscularrohres ist aber das Epi-
3
‚thel gut erhalten. In einzelnen Theilen des Schwamimes sind auch die
142 R. v. Lendenfeld, [547
Kragenzellen gut erhalten und völlig unverändert, in anderen erschei-
nen sie geschrumpft und entbehren des Kragens und der Geißel. Rothe
Knollen häufen sich an der Oberfläche zu einer dichten und markanten
ziegelrothen Schicht an. Im Inneren des Schwammes finden sich nur
wenige Knollen (Taf. XXXVIIl, Fig. 368).
Karminkörner finden sich in nicht unbedeutender Anzahl an der
äußeren Oberfläche. Das Innere des Schwammes und die Wände des
Oscularrohres und der ausführenden Kanäle sind von Karmin völlig frei.
Anders verhält sich die Sache in solchen Exemplaren, welche an-
geschnitten sind, wie in jenen abgeschnittenen fingerförmigen Aply-
sinafortsätzen, welche ich für sich dem Gift aussetzte. Bei diesen finden
wir nämlich, dass an der Wand des Oscularrohres und der größeren
abführenden Kanalstämme das Epithel verschwunden und die Ober-
fläche besonders des Oscularrohres (Taf. XXXVII, Fig. 267) sehr un-
eben und rauh geworden ist. Die Grundsubstanz liegt frei zu Tage,
und in derselben findet man zahlreiche stark körnige Zellen. Diese
sind in den tieferen Schichten theils klumpig und theils unregelmäßig
gestaltet; an der Oberfläche sind sie aber langgestreckt, senkrecht zu.
derselben orientirt (Taf. XXXVII, Fig. 267) und scheinen eine Strecke
weit über die umgebende Grundsubstanz vorzuragen.
Karminkörner kleben inMenge an dieser rauhen Fläche (Taf. XXX VII,
Fig. 267) und finden sich auch bis weit hinauf in den abführenden
Kanalstämmen (Taf. XXXVII, Fig. 268).
CGocainvergiftung (Taf. XXXVIII, Fig. 269, 270, 272).
15 Minuten in Cocainlösung 1:1000, dann 3'/, Stunden in derselben
Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVII,
Fig. 269) (120).
Die Poren sind scheinbar alle weit offen, zum Theil zwar verzerrt,
aber kaum merklich zusammengezogen. Das Gleiche gilt von den Poren-
kanälen, welche überall recht deutlich sind. Die Subdermalräume und
die Kanäle im Inneren scheinen nicht beeinflusst zu sein (Taf. XXXVIN,
Fig. 269). Die Kammern sind kugelig oder birnförmig, nicht zusammen-
gedrückt. Einzelne Kammerporen sind sichtbar, doch nur wenige.
Das Epithel an der äußeren Oberfläche ist aufgeschürft und zieht
in Gestalt von kleinen scharfkantigen Wellen über die Oberfläche des
mesodermalen Gewebes hin, hier und da vermittelt ein Riss oder
eine kleine Spalte den freien Zutritt des umgebenden Mediums zu der
exponirten Oberfläche der Zwischenschicht. In den Wänden der Ka-
näle scheint das Epithel ganz unverändert zu sein. Die Kragenzellen
sind in vielen Kammern vorzüglich erhalten. In anderen erscheinen sie
een
548] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 143
_ etwas geschrumpft, doch überall besitzen sie beträchtliche Reste der
Geißel. Der Kragen hingegen ist in den meisten Fällen verloren ge-
_ gangen. Rothe Knollen finden sich in der äußersten Lage der Rinde.
- Hier liegen sie dicht und bilden eine, bei schwacher Vergrößerung kom-
_ pakt erscheinende Schicht (Taf XXXVII, Fig. 269). Unterhalb finden
sich zerstreute, braunschwarz gefärbte Knollen. Diese fehlen der 0,4 mm
| dicken Rinde.
; Karminkörner liegen hier und da zerstreut auf dem äußeren auf-
j geschürften Epithel. Das Innere des Schwammes ist vollkommen frei
- von Karmin.
15 Minuten in Cocainlösung 1:200; dann 31/, Stunden in reinem
: Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXVII, Fig. 270, 272) (127).
: Die Poren sind theilweise unverändert, theilweise verzerrt. Im
Allgemeinen scheinen sie etwas zusammengezogen zu sein. Stärker
5 kontrahirt sind die Oscularsphincteren. Die Porenkanäle (Taf. XXX VII,
Fig. 272) sind verengt und theilweise undeutlich. Große tangentiale,
_ im Querschnitt rundliche und weit klaffende Kanäle finden sich dicht
_ unter der Oberfläche. Dies sind wohl Subdermalräume. Die Haut
erscheint verdünnt. Die Kanäle im Inneren und eben so die Kammern
# sind im Wesentlichen unverändert. Kammerporen sind nicht zu sehen.
An der äußeren Oberfläche zieht das Epithel wellenförmig über
die glatte Oberfläche des Mesodermalgewebes hinweg (Taf. XXXVII,
Fig. 272). Die Wellen sind scharfkantig. Nur an wenigen Stellen finden
sich Risse in diesem aufgeschürften Epithel. Das Epithel in den Wän-
den der abführenden Kanäle fehlt an einzelnen kleinen zerstreuten
Stellen. In den abführenden Kanälen scheint es überall intakt zu sein.
In der Wand des Oscularrohres ist das Plattenepithel in ähnlicher Weise
stellenweise angegriffen, wie in den einführenden Stämmen. Die
Kragenzellen in den oberflächlichen Kammern (Taf. XXXVIN, Fig. 270)
sind zu niedrigen unförmlichen Klumpen zusammengeschrumpft, an
denen weder Kern noch Reste des Kragens und der Geißel zu sehen sind.
Rothe Knollen häufen sich an der Oberfläche an. Die untere Grenze der
knollenreichen Randzone ist verwischt und undeutlich (Taf. XXX VII, v
Fig. 272). Im Inneren finden sich fast gar keine Knollen und besonders ist
‚hervorzuheben, dass die zerstreuten braunsehwarzen Knollen, welche
in der Regel eine Strecke weit unter der Oberfläche vorkommen, hier
völlig fehlen. Karmin findet sich in geringer Menge an der Außenseite
des aufgeschürften oberflächlichen Epithels. Das Innere des Schwammes
‚ist völlig frei von Karmin,
144 R. v. Lendenfeld, [549
Curarevergiftung (Taf. XXXVII, Fig. 274; Taf. XXXIX,
Fig. 273—-277).
5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser 1:15000. In Alkohol
gehärtet (Taf. XXX VII, Fig. 271; Taf. XXXIX, Fig. 273, 274) (13%).
Die Poren scheinen theilweise fast gar nicht beeinflusst zu sein.
Auf beträchtliche Strecken hin findet man sie unverändert. An anderen
Orten sind sie verzerrt und wohl auch stärker zusammengezogen. Die
Porenkanäle entsprechen den Poren in so fern als jene, welche von
den unveränderten Poren herabziehen (Taf. XXXVIII, Fig. 271), weit
klaffen und unverändert sind, während jene, welche unter den zusam-
mengezogenen Poren liegen, auch entsprechend kontrahirt erscheinen.
Die Subdermalräume sind klein. Die einführenden Kanalstämme ent-
halten weit nach innen vorspringende Spinetermembranen, welche
diese Kanäle stellenweise ganz abzuschließen scheinen (Taf. XXX VII,
Fig. 271). Die übrigen Kanäle sind so ziemlich unverändert. Die
Kammern (Taf. XXXIX, Fig. 273) sind mehr oder weniger stark abge-
plattet in der Richtung der, den Kammermund mit dem aboralen Pol
verbindenden Achse. Die am stärksten abgeflachten Kammern zeigen
häufig etwas unregelmäßige Formen. Kammerporen sind nicht zu
sehen. Der Kammermund ist in der Regel weit offen.
Das Epithel der äußeren Oberfläche ist völlig unverändert; nur an
wenigen Stellen trifft man leichte, wellenförmige Aufschürfungen des-
selben an. Das Epithel der Kanalwände (Taf. XXXIX, Fig. 273) ist un-
verändert. Die Kragenzellen (Taf. XXXIX, Fig. 273, 27%) sind in den
meisten Kammern vorzüglich erhalten. Sie sind eylindrisch, in der
Mitte sehr leicht eingeschnürt und am oberen Ende fast eben so breit,
wie am unteren. Der Kragen ist kurz und schwach kelchförmig, nach
oben erweitert. Die am Grunde ziemlich dicke Geißel ist etwa eben so
lang wie der protoplasmatische Theil der Zelle. Das Plasma ist stark
körnig und der kugelige Kern, welcher im unteren Theile der Zelle liegt,
wird von den groben Körnern des Plasmas völlig verhüllt. Zwischen
den Kragenzellen liegt eine hyaline Substanz, deren freie Oberfläche
zwischen den vorragenden Enden der Kragenzellen konkav ist. Rothe
Knollen häufen sich an der Oberfläche an. Die untere Grenze dieser
ziegelrothen oberflächlichen Knollenschicht ist nicht scharf. Unter der-
selben finden sich zerstreute schwarzbraune Knollen.
Karmin findet sich in geringer Menge an der äußeren Oberfläche.
Das Innere des Schwammes ist frei von Karmin.
15 Minuten in Curarelösung 1:4000; dann 31/, Stunden in der-
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550] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 145
selben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX,
Fig. 275 —277) (141).
Die Poren sind stark verzerrt und zusammengezogen, jedoch
keineswegs überall gleich stark. Auch die Oscularsphincteren sind be-
trächtlich kontrahirt. Die Porenkanäle sind schmal und undeutlich, doch
scheinen sie keineswegs ganz geschlossen zu sein. Die Subdermal-
räume sind schmal, in radialer Richtung zusammengezogen. Die ein-
führenden Kanalstämme (Taf. XXXIX, Fig. 277) fallen durch ihre Größe
auf. Die Sphincteren in denselben springen ziemlich weit vor, schei-
nen aber nirgends diese Kanäle ganz abzuschließen. Die anderen Kanäle
sind unverändert oder leicht kontrahirt. Die Kammern (Taf. XXXIX,
Fig. 276) sind theilweise rundlich und unverändert, theilweise etwas
plattgedrückt, doch nicht bedeutend. Kammerporen sind nicht zu sehen.
Der Kammermund ist unverändert.
An der äußeren Oberfläche scheint das Epithel überall ganz zu
fehlen. In den Wänden der einführenden Kanäle ist es auch vielerorts
zerstört, gleichwohl stellenweise erhalten. In den ausführenden Kanä-
len ist es intakt. In der Wand des Oscularrohres ist es, ähnlich wie
in den einführenden Kanalstämmen, stellenweise aufgeschürft. Die
Kragenzellen (Taf. XXXIX, Fig. 275, 276) sind birnförmig, sitzen mit
dem abgerundeten Ende des verdickten Theiles der Kammerwand auf
und verschmälern sich nach oben hin rasch zu einem ceylindrischen
Halse der am Ende den sehr schmalen, eylindrischen Kragen und die
überaus lange Geißel trägt. Die Formen der Kragenzellen sind natür-
lich einiger Schwankung unterworfen und so finden wir viele, welche
nicht so deutlich birnförmig, sondern aus einem kugeligen Basaltheil
und einem cylindrischen Aufsatz zusammengesetzt sind. Das Plasma
dieser Zellen ist erfüllt von zahlreichen dunklen Körnern, welche den
kugeligen Kern, der im erweiterten Basaltheile liegt, völlig verhüllen.
Das Auffallendste an diesen Zellen ist die außerordentliche Länge der
Geißel. Sie ist am Grunde sehr dick, etwa ein Viertel so dick als der
Hals der Zelle und verschmälert sich nach dem Ende zu stetig. Sie ist
etwa zweimal so lang als die Zelle. In den Kammern (Taf. XXXIX,
Fig. 276) übergreifen die Enden der Geißeln einander derart, dass das
ganze Kammerlumen von ihnen angefüllt erscheint. Zwischen den Kra-
genzellen liegt eine hyaline Substanz, deren Oberfläche zwischen den
vorragenden Enden der Kragenzellen konkav ist. Rothe Knollen bilden
eine, nach unten hin nicht scharf begrenzte Randzone. Braunschwarze
Knollen scheinen völlig zu fehlen.
Karmin findet sich nirgends, auch an der äußeren Oberfläche
nicht.
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 40
146 R. v. Lendenfeld, [551
XVI. Stelospongia cavernosa var. mediterranea.
(Taf. XXXIX, Fig. 278—283.)
Dieser Schwamm scheint kosmopolitisch zu sein. Er kommt nicht
nur an den Küsten der Adria und der Südküste des Mittelmeeres vor,
sondern wurde auch im indischen Ocean und am westlichen Rande des
tropischen Theiles des Stillen Meeres gefunden. Zuerst hat ihn Esper !
als Spongia cavernosa beschrieben. Schmipr? stellte ihn in die von ihm
errichtete Gattung Cacospongia und behielt den Speciesnamen Esper’s
bei. Eurers® und Rıprry ? sind in dieser Hinsicht Scamipr gefolgt. Der
von Porstsaerrd als Cacospongia intermedia beschriebene Schwamm
weicht nicht von Cacospongia cavernosa Esper ab. Ich® selbst be-
trachte diesen Schwamm als eine der drei Varietäten, welche ich inner-
halb der Species Stelospongia cavernosa unterscheide. Ich habe die
Gattung Cacospongia auflösen müssen und habe diese typische Gaco-
spongia, sowie viele andere, als Cacospongien beschriebene Schwämme
zu Stelospongia gestellt. Hierin folgte ich Schamipr's neueren Arbeiten”.
Eine monographische Darstellung dieses Schwammes verdanken wir
ScHULZE®.
Stelospongia cavernosa var. mediterranea ist massig, knollig, zu-
weilen mit unregelmäßigen fingerförmigen Fortsätzen ausgestattet oder
horizontal ausgebreitet, kuchenförmig. Sie erreicht keine bedeutendere
Größe. Die größten Exemplare, die ich gesehen habe, hatten einen
Maximaldurchmesser von 300 mm. Die Oberfläche ist mit großen, hohen
Conulis bedeckt, welche an den mediterranen Exemplaren 5 mm hoch
und 5—10 mm von einander entfernt sind, die aber in den Exemplaren
von den Seychellen etwas kleiner sind und einander näher stehen. Die
Schwämme dieser Varietät vom stillen Ocean stimmen im Bau der Ober-
fläche mit jenen des Mittelmeeres überein. Die Conuli haben unregel-
mäßige Spitzen, welche häufig gekrönt werden von mehreren Zacken.
1 E. Esper, Die Pflanzenthiere. Theil II. Nürnberg 1794—1794. p. 189.
2 O. ScHnipt, Die Spongien des adriatischen Meeres. 4862. p. 28.
3 E. EHLERS, Die Esper’schen Spongien etc. Erlangen 14870. p. 6, 30,
4 S. O. RıpLey, »Spongiida«. Report on the Collections made in the Indopaeific
Ocean during the Voyage of H. M. S. »Alert«. p. 590.
5 N. DE POLEJAEFF, Report on the Keratosa. Reports on the Scientific Results of
the voyage of H.M. S. »Challenger«. Zoology. Vol. XI. p. 63.
6 R. v. LENDENFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889. p. 507.
1 0. ScHmipt, Grundzüge einer Spongienfauna des atlantischen Gebietes. Leip-
zig 4870.
8 F. E. SchuLze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der
Spongien. VII. Die Familie der Spongidae. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXXII. p. 653.
552] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 147
Die großen und auffallenden Löcher in der Oberfläche sind Pseudos-
cula. Sie sind in der Regel kreisrund, halten 2—6 mm im Durchmesser
und werden von Sphineteren umgeben. Die eigentlichen Oscula sind
zerstreut und umgeben von niedrigen Ringwällen; sie sind nur 0,4 bis
0,5 mm groß. Der Schwamm wird von großen Lakunen — Vestibu-
larräumen — durchzogen.
Der lebende Schwamm ist an der äußeren Oberfläche dunkelbraun
oder schwarz ; im Inneren gelblich.
Die Einströmungsporen sind nicht durch stärkere Muskelbänder
in der Haut von einander getrennt, sie führen in kleine trichterförmige
Porenkanäle hinein, und diese dann in die schmalen Röhren, welche in
die tangential ausgebreiteten, ziemlich geräumigen Subdermalkanäle
einmünden. Von den letzteren entspringen die einführenden, vielfach
verzweigten Kanalstämme. Die Kammern sind kugelig oder birnförmig
und halten 0,045 mm im Durchmesser.
Einführende Poren finden sich nicht nur an der äußeren Oberfläche,
sondern auch in den Wänden der Vestibularräume und zwar hier in
eben so großer Zahl wie außen. Längliche, häufig unregelmäßig spin-
delförmige, braune, pigmenthaltige Zellen mit zwei bis fünf Fortsätzen
finden sich in großer Zahl in der 1,5 mm dicken Rinde, in welcher die
Geißelkammern fehlen.
Das Skelett besteht aus einfachen, oder hier und da etwas ver-
breiterten und durchbrochenen Hauptfasern und schwach gebogenen
Verbindungsfasern. Die Hauptfasern sind 0,22 mm dick. Ihre Verbrei-
terungen überschreiten 0,6 mm nicht. Die Löcher in denselben sind
0,02—0,1 mm weit. Die Hauptfasern enthalten einen, aus Fremdkörpern,
vorzüglich Nadelfragmenten, zusammengesetzten Achsenfaden. Die
Verbindungsfasern sind zwischen den Verzweigungspunkten gerade
und 0,12 mm dick. Sie sind von Fremdkörpern frei. Die Maschen des
Skelettnetzes sind unregelmäßig quadratisch oder dreieckig, mit abge-
rundeten Ecken: die größeren 0,8 mm weit.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Es wurden zwei Fütterungsversuche mit Karmin angestellt.
Karminfütterung (Taf. XXXIX, Fig. 278—282).
Einige Exemplare wurden 5 Stunden in Karminwasser belassen
und dann in Alkohol gehärtet; andere nach 6stündigem Aufenthalt in
Karminwasser, 17 Stunden in reinem Meerwasser gehalten und erst
dann in Alkohol gehärtet.
10*
148 R. v. Lendenfeld, [553
5 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX,
Fig. 278, 279) (7).
Die Poren sind unbedeutend zusammengezogen. Die Porenkanäle,
Subdermalräume und Kanäle im Inneren des Schwammes sind unver-
ändert. Die Kammern sind etwas zusammengezogen.
An der äußeren Oberfläche und auch in den Wänden der vestibu-
laren Lakunen ist das Epithel vielerorts verloren gegangen. Die Kra-
genzellen sind in jenen Kammern, welche viel Karmin enthalten, un-
deutlich und geschrumpft. Aber auch dort, wo nur zerstreute Karmin-
körner in ihnen vorkommen, fehlen sowohl Kragen wie Geißel. Die
Grundsubstanz ist unverändert.
In jenen Theilen des Schwammes, über welchen die äußere Haut
intakt ist, finden sich ziemlich viele Karminkörner in den Wänden der
einführenden Kanäle und in den Kammern. Die Farbstoffkörner sind
zerstreut und bilden nirgends kontinuirliche Massen von größerer Aus-
dehnung. Jedenfalls sind sie in den Kammerwänden zahlreicher wie
in den Kanälen. Wohl sämmtliche Kammern enthalten mehr oder
weniger Karmin, so dass bei schwacher Vergrößerung (Taf. XXXIX,
Fig. 278) diekammerhaltigen Zonen des Schwammgewebes als rothe Strei-
fen erscheinen. Diese anastomosiren miteinander, einrothes Netz bildend,
welches die Lakunen und kammerfreien Theile in seinen Maschen ent-
hält. Anders verhält es sich dort, wo die Haut verletzt worden ist. Hier
finden wir (Taf. XXXIX, Fig. 279) große Agglomerate von Karminkörnern
in den Wänden der einführenden Kanäle und dichte Massen von Farb-
stoff in den Kammern, welche in Gestalt hochrother Kugeln aus dem
Gewebe hervorleuchten.
6 Stunden in Karminwasser; dann 47 Stunden in reinem Meer-
wasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX, Fig. 280—282) (19).
Der Dilatationsgrad der Poren und Kanäle scheint nicht wesent-
lich beeinflusst zu sein und besonders die tangentialen Subdermalkanäle
sind weit offen. Die Kammern sind nicht zusammengezogen und man
kann an ihnen hier und da eine Kammerpore wahrnehmen.
Das Epithel fehlt an einzelnen Stellen der äußeren Oberfläche und
der Wände der Vestibularräume. In den Kanalwänden ist das Epithel
unverändert erhalten. Die Kragenzellen sind überall etwas verun-
staltet und geschrumpft, viel mehr in solchen Kammern, welche reich
an Karmin sind, als in jenen, welche nur wenig Farbstoff enthalten.
Die Grundsubstanz ist unverändert.
Karmin findet sich im Schwamme in sehr großer Quantität. An
der äußeren Oberfläche und in den Wänden der Vestibularräume selbst
554] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 149
finden sich nur wenige und zerstreute Karminkörner. Zahlreicher sind
sie in den Wänden der eigentlichen Kanäle und besonders bemerkens-
werth ist ihr Vorkommen in den ausführenden Kanälen. Die Karmin-
körner, welche in den Kanalwänden angetroffen werden, sind zumeist
mehr oder weniger in die Epithelzellen eingesenkt (Taf. XXXIX, Fig. 280).
Am meisten Karmin findet sich in den Kammern und besonders in jenen,
welche der äußeren Oberfläche und den Vestibularräumen zunächst
liegen. Bei schwacher Vergrößerung sieht man die Lakunen umgeben
von rothen Ringen (Taf. XXXIX, Fig. 281). Diese Ringe sind die roth
gefärbten Kammern (Taf. XXXIX, Fig. 282). Die Karminkörner liegen
in den Basaltheilen der Kragenzellen, wo sie (Taf. XXXIX, Fig. 282) eine
völlig kontinuirliche Schicht bilden.
Vergiftungsversuche.
Es wurde nur ein Vergiftungsversuch mit Veratrin angestellt.
Veratrinvergiftung (Taf. XXXIX, Fig. 283).
| 15 Minuten in Veratrinlösung 1 :1000, dann 31/, Stunden in dersel-
ben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX,
Fig. 283) (104).
Die Poren sind verzerrt und theilweise beträchtlich zusammen-
gezogen. Weniger beeinflusst sind die Porenkanäle, welche zum Theil
weit offen sind. Die Subdermalräume und die Kanäle im Inneren
scheinen gar nicht merklich kontrahirt zu sein. Das Gleiche gilt von
den Kammern. Kammerporen sind nicht nachweisbar.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel ganz, in den Wänden
der Vestibularräume stellenweise. Die Kragenzellen sind zu unförm-
lichen Klumpen zusammengeschrumpft. Sie entbehren den Kragen,
besitzen aber häufig einen stummelförmigen Rest der Geißel. Die
Grundsubstanz ist unverändert.
Karmin findet sich in geringer Menge an der äußeren Oberfläche
(Taf. XXXIX, Fig. 283). Einzelne zerstreute Körner werden auch in den
Wänden der Vestibularräume angetroffen. Das Innere des Schwammes
ist vollkommen frei von Karmin.
XVIH. Hireinia variabilis var. typica.
(Taf. XXXIX, Fig. 284—293; Taf. XL, Fig. 294—300.)
Diese Varietät der gewöhnlichen Hireinia variabilis wurde zuerst
von Schnipr ! unter dem Namen Hirecinia typica beschrieben. Auch die,
1 0. Schmipt, Die Spongien des adriatischen Meeres, 1862, p. 32,
150 R. v. Lendenfeld, [555
am selben Orte von Scamipr als Hircinia panicea beschriebene Form
gehört hierher. Außerdem betrachte ich Hircinia cartilaginea var.
horrida Hyatt! und Hireinia communis Carter? als Synonyme dieser
Varietät. Scuurze® hat Hircinia variabilis einer genauen Untersuchung
unterzogen und scheint seine anatomischen und histologischen Resul-
tate großentheils an Exemplaren dieser Varietät gewonnen zu haben.
Ich selber * habe, theilweise im Einklang mit den Ansichten ScHurze's
(l. e.), den Begriff der Art Hircinia variabilis recht weit gefasst, eine
große Anzahl früher beschriebener Formen in dieselbe aufgenommen,
und sie dann in eine Anzahl von Varietäten getheilt, von denen diese
eine der gewöhnlichsten und am weitesten verbreiteten ist. Hireinia
variabilis var. typica kommt in verschiedenen Theilen des Mittel-
meeres, an den Küsten der westindischen Inseln, in Florida und an der
Südküste von Australien vor.
Der Schwamm ist massig, in der Regel mehr oder weniger knollen-
förmig und erreicht, besonders an der Südküste Australiens, eine be-
deutende Größe.
Die Oberfläche ist bedeckt mit 1—2 mm hohen meist stumpfen
Conulis, welche I—3 mm von einander entfernt sind. Die Oscula sind
groß und auffallend und über die Oberseite des Schwammes zerstreut,
sie sind nicht von Ringwülsten umgeben.
Der Schwamm ist an der Oberfläche dunkelbraun oder schwarz,
und im Inneren schmutzig gelbbraun.
Die Einströmungsporen sind ziemlich gleichmäßig über die Ober-
fläche zerstreut und ungefähr 0,04 mm weit. Sie führen in Porenkanäle
hinein, welche nach unten etwas breiter werden, im oberen Theile
aber dieselben Dimensionen haben wie die Poren. Diese Kanäle stehen
senkrecht oder steil auf der Oberfläche und münden unten in 0,1 bis
0,3 mm weite, tangential ausgebreitete Subdermalkanäle. Diese sind
breiter als hoch, radial zusammengedrückt und bilden häufige Anasto-
mosen, so dass ein Kanalnetz entsteht, welches die Haut unterminirt:
das ist der Subdermalraum. Die einführenden Kanalstämme, welche
von diesen Subdermalräumen entspringen, sind am Eingange etwa
0,1 mm weit. Sie werden durch zahlreiche transversale Einschnürun-
1 A. Hyarı, Revision of the North American Poriferae. Memoirs of Boston
Society of Natural History. Bd. II. p. 549.
2 H. J. CArrer, Description of the Sponges from the neighbourhood of Port
Philip Heads. Annals and Magazine of Natural History. 1885. Bd. XV. p. 314.
3 F. E. SchuLze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
gien. VIII. Die Gattung Hircinia etc. Zeitschr. f. w. Zool. 4879. Bd. XXXII. p. 4 ff.
4 R. v. LEnDenFELD, A Monograph of the horny Sponges. London 1889. p. 557.
ee £
556] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 151
gen in Reihen rundlicher Räume geschieden, welche durch Öffnungen
von veränderlichen Dimensionen mit einander kommuniciren. Die
Kammern halten 0,04 mm im Durchmesser, sie sind birnförmig oder,
seltener, kugelig und münden in kurze abführende Specialkanäle. Die
Kammerporen sind klein und ziemlich schwer zu sehen. Jeder Kam-
mer kommen mehrere Poren zu.
Das Skelett ist aus Haupt- und Verbindungsfasern zusammen-
gesetzt. Die stärkeren Hauptfasern erreichen eine Dicke von 0,2 mm
und sind I—2 mm von einander entfernt. Sie sind in der Regel ein-
fach, nur hier und da lösen sie sich auf und bilden durchbrochene,
guirlandenartige Strukturen. Hier und da sind sie auch verbreitert,
abgeflacht und durchbrochen von rundlichen Löchern. Die Hauptfasern
enthalten zerstreute Fremdkörper, vorzüglich Nadelfragmente in ihrer
Achse. Die Verbindungsfasern sind in der Regel schwach verzweigt
und durch zwei oder mehr Ansatzstücke mit den Hauptfasern verbun-
den. Sie sind durchschnittlich 0,05 mm dick und größtentheils frei von
Fremdkörpern, nur hier und da wird ausnahmsweise ein Nadelfrag-
‚ment oder ein Sandkorn in denselben angetroffen. Die größeren Maschen
des Skelettnetzes sind unregelmäßig polygonal und etwa 4 mm weit.
Das Epithel ist sowohl an der äußeren Oberfläche, wie in den
Kanalwänden leicht nachweisbar. Die Kragenzellen sind in Spiritus-
präparaten etwa zweimal so lang als breit und kegelstutzförmig, am
unteren Ende dicker als am oberen. Der Kragen ist schmal, eylindrisch.
In der oberflächlichen, 2 mm dicken, braunen Hautschicht findet man
zahlreiche, längliche, größtentheils tangential orientirte Zellen mit zwei
oder mehr Fortsätzen. Die Körper dieser Zellen sind reich an dunkel-
braunem Pigment. Sehr häufig werden Eizellen — in eigenen Endo-
thelkapseln — angetroffen. Diese sind in früher Jugend sehr durch-
sichtig und arm an Körnchen (Taf. XXXIX, Fig. 285 a). Später wird
ihr Plasma grobkörnig (Taf. XXXIX, Fig. 285 b). Eine hyaline Haut-
schicht lässt sich in diesem Stadium deutlich erkennen.
Von besonderem Interesse sind die sogenannten »Filamente«,
welche die Arten der Gattung Hireinia auszeichnen. Die Filamente von
Hireinia variabilis var. typica sind 0,004—0,005 mm dick, und ihre
Terminalknöpfe 0,0046—0,014 mm breit.
Es dürfte hier der Ort sein, den gegenwärtigen.|Stand unserer
Kenntnis dieser eigenthümlichen Gebilde zusammenfassend zu be-
sprechen. -,
Diese Gebilde wurden früher von Scauzze!, und werden jetzt auch
1 F. E. Schutze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
gien, VIII, Die Gattung Hircinia ete. Zeitschr, f, w, Zool, Bd, XXXIH,
152 R. v. Lendenfeld, [557
von mir! als charakteristisch angesehen für die Gattung Hireinia. Es
sind dünne 4—8 mm lange Faden, welche in der Mitte am dicksten
sind und gegen die Enden hin sich allmählich verdünnen, so dass diese
nur etwa halb so stark sind als der Mitteltheil. Die Maximaldicke der
Filamente ist eine schwankende: 0,0006--0,02 mm. Innerhalb der
Species ist die Filamentdicke ziemlich konstant. Der Querschnitt des
Filaments ist durchaus kreisförmig, so dass dasselbe nahezu eylindrisch
erscheint. An den beiden Enden des Filamentes sitzt je eine knopf-
förmige, ovale, kugelige oder birnförmige Verdickung, diese ist in der
Regel etwas dicker als der centrale, stärkste Theil der Faser, niemals
aber mehr als zweimal so dick als dieser.
Die dünnsten Filamente werden bei Hireinia foetida beobachtet.
Hier sind sie nur 0,0006—0,0008 mm dick. Die dicksten habe ich in
Hireinia cactus gefunden, wo sie 0,013—0,02 mm stark sind. Auch
die Filamente von Hircinia campana haben eine sehr beträchtliche
Dicke: sie messen 0,01—0,014 mm. Die Filamente der meisten Arten
sind ungefähr 0,004—0,007 mm dick. Alle diese Maße beziehen sich
auf den mittleren, stärksten Theil des Filamentes.
Die Oberfläche ist in der Regel glatt, doch nicht selten erscheint
sie uneben, rauh. Diese Rauhigkeit entsteht dadurch, dass kleine braune
linsenförmige Körper sich außen an die Oberfläche des Filaments an-
lagern. Häufig senken sich diese Körper in das Filament ein wenig
ein. Zuweilen ist die Oberfläche bedeckt mit sehr kleinen dunklen
Punkten, welche etwas erhaben sind. Die Oberfläche solcher Filamente
erscheint bei starker Vergrößerung chagrinartig. An sich sind die Fila-
mente farblos, doch erscheinen sie häufig pigmentirt durch die dunklen
Punkte oder braunen linsenförmigen Körper, welche ihnen anliegen.
Zuweilen findet man (Taf. XXXIX, Fig. 284) große olivengrüne Körper
in den Filamenten. Diese füllen den Faden streckenweise fast ganz
aus und haben nahezu den gleichen Durchmesser wie jener Filament-
theil, in dem sie liegen. Auch in den Endknöpfen (Taf. XXXIX, Fig. 284 «a)
werden kleine mattgrüne Körper dieser Art angetroffen.
Die Farbe, welche den Filamenten durch diese auf- oder einge-
lagerten Körper verliehen wird, ist zuweilen sehr intensiv. In vielen
der australischen Exemplare von Hireinia muscarum habe ich sogar
ganz schwarze Filamente angetroffen. Diese Farbe wurde durch zahl-
reiche, dicht neben einander liegende schwarze Punkte auf der Ober-
fläche hervorgebracht. Auch Scnuzze (l. ec.) p. 24 hat einen solchen Fall
beschrieben. Jedoch waren die von Scuurze beobachteten Hircinien
' R. v. LENDENFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889.
558] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 153
mit schwarzen Filamenten angefault, und er betrachtete die schwarzen
Punkte als durch Zersetzung des Schwammgewebes entstandenes
Schwefeleisen. Bei den von mir beobachteten Hircinien mit schwarzen
Filamenten konnte eine solche theilweise Fäulnis nicht konstatirt werden.
Die farblose Substanz, aus welcher die Filamente bestehen, ist
stark lichtbrechend und polarisirend.
Die Filamente bestehen aus drei Schichten: 1) einer dünnen Quti-
cula, welche von verdünnten Säuren und Alkalien nicht angegriffen
wird; 2) einem weichen Markeylinder, welcher den größten Theil des
Filaments ausmacht und 3) einem granulösen Achsenfaden. Das Mark
quillt bei Behandlung des Filaments mit verdünnter Säure auf und ragt
dann über die Rissstellen vor. Die Cuticula erstreckt sich auch auf die
Endknöpfe, ist jedoch hier nicht so deutlich wie auf der Oberfläche des
Fadens. Das Mark ist deutlich geschichtet. Zuweilen scheint es, dass
die Schichten des Markes im Faden sich fortsetzen in die Markschich-
ten der Endknöpfe. Häufig findet man kleine Körnchen in den Mark-
schichten. Von einem Nucleus ist keine Spur zu sehen.
Zuweilen findet man — doch ist dies sehr selten — Anschwellun-
gen im Verlauf des Fadens, welche in Größe und Bau den Endknöpfen
ähnlich sind. Von solchen Anschwellungen gehen häufig mehr als zwei
Fäden ab. Scauzze (l. c.) hat bis zu sechs von einer Verdickung ab-
gehende Fäden beobachtet, welche alle mit gewöhnlichen Terminal-
knöpfen endeten.
Die Filamente sind gegen Alkalien außerordentlich resistent und
werden durch 5stündiges Kochen in 20°/,iger Kalilauge nicht merklich
angegriffen, obwohl die Sponginfasern des Schwammskelettes darin
völlig aufgelöst werden. Kalte Säuren lösen die Filamente nicht, ver-
ursachen aber eine Anschwellung derselben.
Kupferoxyd-Ammoniak greift die Filamente nicht an.
Mary (Scauzze, 1. c. p. 23) hat eine Elementaranalyse der Filamente
gemacht — und zwar von Hircinia variabilis —. Er findet, dass diesel-
ben 9,2%/, Stickstoff enthalten, während das Spongin des Faserskelettes
der Hornschwämme (Euspongia officinalis wahrscheinlich) nach PosseLr
16,10/, Stickstoff enthält. Es ist demnach klar, dass Filamente und
Sponginskelett in ihrer chemischen Zusammensetzung wesentlich von
einander abweichen.
Im Allgemeinen sind die Filamente in der Nähe der Oberfläche
zahlreicher als im Inneren des Schwammes. Sie liegen entweder ein-
zeln und unregelmäßig und erscheinen zu einer wirren filzähnlichen
Masse verflochten, oder sie verlaufen in Bündeln dicht an einander ge-
lagert und parallel. Diese. Filamentbündel erreichen zuweilen eine
154 R. v. Lendenfeld, [559
beträchtliche Stärke. Sie sind in der Regel wellenförmig gebogen.
Besonders auffallend habe ich diese Bündel in der australischen Hir-
cinia gigantea! gefunden, wo sie ein ziemlich regelmäßiges Netz bilden,
welches den ganzen Schwamm durchsetzt. Gerade sind weder die ein-
zelnen Filamente noch die in Bündeln liegenden, und ihre vielfachen
Krümmungen und die Verworrenheit derselben machen es schwer, sie zu
isoliren. Die Isolation einzelner Filamente ist erst Scauzze (l. c.) durch
sorgfältige Maceration in verdünntem Ammoniak gelungen. Obwohl
man häufig große Mengen von Endknöpfehen neben einander dicht
unter der Oberfläche antrifft, so lässt sich doch nirgends eine gesetz-
mäßige Anordnung der Filamente nachweisen.
Die Anzahl der Filamente schwankt zwar sehr, aber stets sind sie
zahlreich, und noch nie hat irgend Jemand einen Schwamm beschrie-
ben, der nur wenige zerstreute Filamente enthalten hätte. In den
Tausenden von Hornschwammexemplaren, die ich untersucht habe,
sind mir nie Stücke mit wenigen Filamenten vorgekommen (LENDEN-
FELD, Monograph |l. e.] p. 541): sie fehlen entweder ganz oder sie sind
zahlreich und durchsetzen den ganzen Schwamm.
Es ist eine auffallende Thatsache, dass noch Niemand kleinere Fila-
mente, wie solche von 0,9 mm Länge, die etwa als Jugendstadien ge-
deutet werden könnten, gesehen hat. Das kleinste Filament hat ScuuLze
(l. ce.) p. 22 gesehen. Es hatte die erwähnte Länge von 0,9 mm und
glich in jeder Hinsicht den großen «—8 mm langen Filamenten.
Die Ansichten der Autoren über die wahre Natur der Filamente
sind getheilt, und es ist schwer zu einer endgültigen Entscheidung
über dieselbe zu gelangen, da nichts Anderes als das oben Angeführte
mit Sicherheit über die Filamente bekannt ist.
BOowERBANK ? war der Erste, welcher die Filamente studirte. Seine
Beobachtungen wurden schon 1845 gemacht, und müssen als für jene
Zeit außerordentlich sorgfältig und genau angesehen werden. Er be-
schrieb die Filamente von Stematumenia scyphus (Hircinia campana) und
bildete sie ab?. Er vergleicht !Isie mit gewissen Fäden in Bryozoen,
Ascidien und Korallen, mit welchen sie jedenfalls in keiner Weise
homolog oder analog sind. Jedenfalls hielt Bowersank d’e Filamente für
ein Organ, welches der Schwamm selbst bildet, und welches ihm als
integrirender Bestandtheil angehört. Für Parasiten hielt Bowersank die
Filamente nicht.
IR. v. LENDENFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889.
2 J. S. BowErBANK, Observations on the Spongiadae with descriptions of some
new Genera. Annals and Magazine of Natural History. 1845. Bd. XVI. p. 407.
3 J, S. BowERBANK, 1. c, Taf, XIV, Fig, 3, 4, 5,
:
E
“
560] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 155
1859 studirte Ließerkünn! einige Spongien mit Filamenten — Hir-
einia-Arten — und stellte für dieselben die Gattung Filifera auf. Er hielt
die Filamente für Erzeugnisse des Schwammes, nicht für Parasiten,
und betrachtete sie als einen wesentlichen Bestandtheil des Skelettes.
Er giebt an, dass die Filamente mit den Sponginfasern verbunden seien,
und von den letzteren herauswüchsen.
Seammpr ? acceptirte Anfangs Lırserkünn’s Anschauungen, obwohl er
nur sehr selten, ich glaube in nur einem einzigen Falle, im Stande war
eine Verbindung zwischen einer Skelettfaser und einem Filament wirk-
lich nachzuweisen. Er entdeckte kugelige Körper? zwischen den Fila-
menten in gewissen Hireinia-Arten, und schloss aus der Ähnlichkeit
derselben mit den Endknöpfen der Filamente, dass sie mit denselben
in irgend einer Weise genetisch zusammenhingen. Er sagt (l. ce.) die
»Fibrillen der Filiferen seien die Fortpflanzungsorgane «.
Auch Köuuiker studirte die Filamente. Er bestreitet die Angaben
von Scamipr und Lieserkünn, und erklärt, dass die Filamente mit den
Fasern des Skelettes nicht zusammenhängen. Er hält die Filamente
nicht für einen Theil des Schwammes, sondern für fremde parasitische
Organismen.
‚Diese Ansicht KöLLıker’s ist von CARTER und Hyarr angenommen
worden. Der Erstere® ging so weit, die Filamente als parasitische
Algen unter dem Namen Spongiophaga communis zu beschreiben.
1878 unterzog Scumivr die Filamente einer erneuerten Unter-
suchung® und bestätigte Köruixer’s Angabe, dass sie nicht mit dem
Faserskelette zusammenhängen.
Scaurze ? hat die Hireiniafilamente einer sehr eingehenden Prüfung
unterzogen und ihm verdanken wir die meisten der oben mitgetheilten
Resultate. Scaurze erklärt (l. e.) »dass es mir nicht gelungen ist, die für
die Auffassung der ganzen Gattung so wichtige Frage nach dem Wesen
der Filamente zu entscheiden «.
1 N. LiEserkünn, Neue Beiträge zur Anatomie der Spongien. MüLLer’s Archiv.
4859,
2 0. Scanmıpr, Die Spongien des adriatischen Meeres. 4862. p. 31.
3 0. SCHMIDT, ]. c. p. 34. Taf. III, Fig. 10 i.
4 A. v. KÖLLIKER, Icones histologicae. I. 1864. p. 49.
5 H. J. CArter, On two new Sponges from the Antarctic Sea ete. Annals and
Magazine of Natural History. 1872. Bd. IX. p. 330. — Descriptions of Sponges from
the neighbourhood of Port Philip Heads. Annals and Magazine of Natural History.
1885. Bd. XV. p. 315.
6 O. Scamıpr, Die Fibrillen der Spongiengattung Filifera. Zeitschr. f. w. Zool.
1878. Bd. XXX. p. 661.
7 F.E. SchuLze, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spon-
sien. VIU. Die Gattung Hircinia etc. Zeitschr. f. w. Zool. 1879. Bd. XXXII,
156 R. v. Lendenfeld, [561
Obwohl Scauze’s Untersuchungen nicht zu dem gewünschten posi-
tiven Resultate geführt haben, so sind doch seine negativen Resultate
von bedeutendem positiven Werth.
Aus Scuurze’s Untersuchungen geht hervor, dass die Filamente
nicht aus Cellulose bestehen, auch ihre Guticula nicht; Keine Spur einer
Zellenstruktur ist in den Filamenten nachweisbar.
Der große Stickstoffgehalt zeigt, dass die Filamente nicht Algen
sind. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen kochende Alkalien ist ein Beweis,
dass sie nicht Pilze sind. Ihre chemische Zusammensetzung lehrt, dass
sie von den Skelettfasern der Hornschwämme wesentlich verschie-
den sind.
Die ‚von Scnmipr! und PoL£sarrr?2 erwähnten kugeligen Körper,
welche zuerst Scamivr beschrieben und von denen er erklärt hatte, dass
sie in genetischer Beziehung zu den Filamenten stehen, sind von ScHuze®
einem erneuerten Studium unterzogen worden. Der Letztere fand, dass
diese kugeligen Körper monocelluläre Algen sind und mit den Fila-
menten in gar keiner Beziehung stehen.
PoL£JAerF ? hat die Filamente der Hircinien neuerdings einer Unter-
suchung unterzogen. Seine Angaben sind ungenau und die etwas
kühne Hypothese, welche er auf dieselben stützt, muss desshalb mit
Vorsicht aufgenommen werden. Er beschreibt die kugeligeu Körper,
welche Scamipr® schon 1862 gesehen hatte, und bildet dieselben ab.
Er betrachtet dieselben als die Jugendstadien der Filamente und nimmt
an, dass es isolirte Endknöpfe seien, in denen sich junge, kleine, hantel-
förmige Filamente in großer Zahl bilden. Diese sollen dann frei werden
und zu Filamenten auswachsen.
Ich studire Hireinien schon seit 12 Jahren. Weder in Scaurze’s
früherem Laboratorium in Graz, wo ich Ende der siebziger Jahre arbei-
tete, noch in Australien, wo ich viele der dort so häufigen Hireinien
genauer histologisch untersuchte, noch an dem gesammten Material an
Hornschwämmen im Britischen Museum, welches meine Hände passirt
hat und in welchem auch Pou£sarrr's Typen enthalten sind, habe ich so
etwas gesehen, wie PoL£sarrr beschreibt®.
1 0. Scamipr, Die Spongien des adriatischen Meeres. 1862. p. 34. Taf. III,
Fig. 10...
? N. pE PoL£JAEFF, Keratosa. Report on the scientific Results of the voyage of
H.M.S.»Challenger«. Zoology. Bd. XI. p. 12.
3 F. E. SCHULZE, 1. c.p. 25.
4 N. DE POLEJAERF, 1. c.
3 0. SCHMIDT, 1. c.
6 R, v. LEnDEnFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889. p. 543.
562] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 157
Vor einigen Jahren publicirte ich eine Notiz! über diesen Gegen-
stand. Ich stellte damals die Hypothese auf, dass die Filamente in der
Weise entstünden, dass Oseillarienfäden oder dergleichen in früher
Jugend in die Hireinien eindringen und sich dort vermehren und durch
ein, vom Schwamm ausgeschiedenes Sekret eingekapselt und unschäd-
lich gemacht werden, dann zu Grunde gehen und größtentheils vom
Schwamm resorbirt würden. Diese Hypothese, die mir schon damals
zweifelhaft schien, kommt mir jetzt noch unwahrscheinlicher vor.
In den Hircinia-Embryonen finden sich keine Filamente.
Ihre wahre Natur ist heute noch zweifelhaft ?.
Versuche.
Fütterungsversuche.
Es wurden nur mit Karmin Fütterungsversuche angestellt.
Karminfütterung (Taf. XXXIX, Fig. 286—288).
Es wurden drei Versuche mit Karmin angestellt: 1) 10 Stunden in
Karminwasser; 2) 6 Stunden in Karminwasser, 17 Stunden in Meer-
wasser; 3) 7 Stunden in Karminwasser, 7% Stunden in Meerwasser.
Sämmtliche wurden in Alkohol gehärtet.
40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (16).
Die Poren sind zusammengezogen und eben so der distale Theil der
Porenkanäle, dagegen sind die Subdermalräume und Kanäle im Inneren
des Schwammes unverändert. Auch die Kammern scheinen nicht be-
einflusst zu sein. Es ist mir nicht gelungen Kammerporen zu sehen.
Das Epithel der äußeren Oberfläche ist größtentheils, das der
Vestibularräume durchaus wohl erhalten. Eben so das Epithel der
Kanäle. Die Kragenzellen sind kegelförmig, besitzen in der Regel einen
Geißelstummel und zuweilen auch undeutliche Reste des Kragens. Die
braunen Pigmentzellen liegen unter der äußeren Oberfläche nicht be-
sonders dicht und nehmen gegen das Innere des Schwammes sehr all-
mählich an Anzahl ab.
Karminkörner liegen zerstreut in den Wänden der Subdermalräume
und in. den oberflächlichen einführenden Kanälen. In den Kammern
kommen nur zerstreute und vereinzelte Körner vor.
6 Stunden in Karminwasser; dann 17 Sunden im reinen Meer-
wasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX, Fig. 286, 287) (20).
1 R. v. LENDENFELD, Notes on the fibres of certain Australian Hircinidae. Pro-
ceedings of the Linnean Society of New South Wales. 1885. Bd. IX. p. 641.
2 R. v. LENDENFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889. p. 543.
158 R. v. Lendenfeld, [56 3
Poren und Porenkanäle sowie Subdermalräume und innere Kanäle
sind unverändert (Taf. XXXIX, Fig. 286). Das Gleiche gilt von den
Kammern. Hier und da ist eine Kammerpore sichtbar.
In den Vestibularräumen und auch an der äußeren Oberfläche sind
die Epithelien größtentheils unverändert erhalten. Die Kragenzellen
sind kegelförmig, haben Geißelstummel, aber in der Regel ist an ihnen
keine Spur eines Kragenrestes wahrzunehmen. Die Pigmentzellen der
Haut liegen nicht besonders dicht und nehmen nach unten hin ganz
allmählich an Anzahl ab. Karminkörner finden sich in den Wänden der
Subdermalräume und auch in den oberflächlichen einführenden Kanälen
(Taf. XXXIX, Fig. 286). Stellenweise scheinen sie besonders in den
Endzweigen des einführenden Systems zahlreich zu sein. Wo die Haut
verletzt war sind im Allgemeinen die Karminkörner zahlreicher wie
anderwärts, doch in gleicher Weise vertheilt. Besonders an solchen
Stellen, aber auch unter intakten Hautpartien, finden sich Gruppen von
Kammern, in denen zerstreute Karminkörner enthalten sind. Es sind
jedoch diese Gruppen klein und wenig zahlreich. Besonders auffallend
erscheinen längliche Karminkörner-Agglomerate, welche an der Ober-
fläche der Membranen und Trabekeln haften, die sich hier und da in
den Subdermalräumen und einführenden Kanalstämmen ausbreiten
(Taf. XXXIX, Fig. 287).
7 Stunden in Karminwasser; dann 72 Stunden in reinem Meer-
wasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX, Fig. 288) (23).
Poren und Porenkanäle sowie Subdermalräume klaffen weit
(Taf. XXXIX, Fig. 288). Die Kanäle im Inneren und die Kammern sind
unverändert, auch Kammerporen sieht man hier und da recht deutlich.
Das Epithel der äußeren Oberfläche und der Vestibularräume ist
größtentheils unverändert erhalten. Auch die Kragenzellen haben ihre
gewöhnliche Gestalt und obwohl Kragen und Geißel in der Regel etwas
geschrumpft sind, so kann man ihre Reste doch überall deutlich er-
kennen. Die Pigmentzellen liegen in der Haut keineswegs dicht, sie
bilden eine ganz dünne Schicht, welche nach unten hin nicht scharf
begrenzt ist (Taf. XXXIX, Fig. 288).
Karminkörner finden sich zerstreut vorzüglich in den Wänden der
Subdermalräume, einzeln liegen sie wohl auch in den oberflächlichen
Zweigen des einführenden Systems (Taf. XXXIX, Fig. 288). In den
Kammern scheinen sie zu fehlen.
Vergiftungsversuche.
Es wurden folgende Vergiftungsversuche angestellt:
j
7
5
ac ii a
564] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 159
5 Stunden in Giftlösung in Karminwasser 1:15000: mit Morphin
und Digitalin.
15 Minuten in Giftlösung 1:4000; dann 3 '/, Stunden in derselben
Giftlösung in Karminwasser: mit Morphin, Digitalin, Cocain und Curare.
15 Minuten in Giftlösung 1:200; dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser: mit Morphin, Digitalin, Veratrin, Cocain und Ourare.
Morphinvergiftung (Taf. XXXIX, Fig. 289—291).
5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXIX, Fig. 289) (44).
Die Poren sind stark zusammengezogen und scheinen theilweise
sogar ganz geschlossen zu sein. Die Porenkanäle sind kegelförmig distal
kontrahirt, proximal aber ziemlich unverändert. Die Subdermalräume
sind weit offen (Taf. XXXIX, Fig. 289). Die Kanäle im Inneren: sind
wenig verändert: die großen klaffen weit, die kleinen aber scheinen
etwas zusammengezogen zu sein. Auch die Kammern sind etwas kon-
trahirt. Kammerporen sind nicht zu sehen.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel größtentheils. Auch
in den Wänden der Vestibularräume ist es theilweise verloren gegangen.
Dagegen erscheint es in den Kanalwänden unverändert. Die Kragen-
zellen sind geschrumpft und entbehren in der Regel sowohl des Kragens
wie der Geißel. Nur ausnahmsweise findet man Spuren der letzteren.
Pigmentzellen liegen zerstreut in der Haut; ihre Anzahl nimmt nach
unten sehr allmählich ab.
An der äußeren Oberfläche kleben Karminkörner. Ihre Vertheilung
ist eine sehr ungleichmäßige. Wo die Haut intakt ist, scheint im Inneren
des Schwammes Karmin vollkommen zu fehlen; wo aber die Haut ver-
letzt war, da treffen wir Agglomerate von Farbstoffkörnchen bis zu
0,5 mm unter der Oberfläche in den Kanalwänden an. ‚Doch scheinen
auch hier die Kammern nur ganz ausnahmsweise einzelne Karminkörn-
chen zu enthalten.
45 Minuten in Morphinlösung 1:1000; dann 3!/, Stunden in der-
selben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX,
Fig. 290) (50).
Die Poren sind theilweise geschlossen, theilweise zusammengezogen.
Dem entsprechend sind auch die distalen Theile der Porenkanäle mehr‘
oder weniger vollständig zusammengezogen. Auch die Subdermalräume
sind in radialer Richtung kontrahirt (Taf. XXXIX, Fig. 290). Die
Kanäle im Inneren scheinen nicht wesentlich beeinflusst zu sein, auch
die Kammern haben so ziemlich die gewöhnliche Gestalt und Größe.
Kammerporen sind nicht zu sehen.
160 R. v. Lendenfeld, [565
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel ganz und auch in den
Wänden der Vestibularräume ist es vielerorts verloren gegangen. In
den Wänden der Subdermalräume und in den oberflächlichen Kanälen
fehlt das Epithel auch stellenweise. Die Kragenzellen sind zu unförm-
lichen Klumpen zusammengeschrumpft und entbehren, wie es scheint
ausnahmslos, sowohl des Kragens wie der Geißel. An der äußeren Ober-
fläche finden sich Pigmentzellen in dichter Masse (Taf. XXXIX, Fig. 290).
Nach unten hin ist die oberflächliche, pigmentzellenreiche Schicht nicht
scharf begrenzt.
Karminkörner kleben in geringer Anzahl an der äußeren Ober-
fläche. Das Innere des Schwammes scheint völlig karminfrei zu sein.
15 Minuten in Morphinlösung 1 :200; dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX, Fig. 291) (5%).
Die Poren sind zusammengezogen und in unregelmäßiger Weise
verzerrt. Geschlossen scheinen keine derselben zu sein. Die Poren-
kanäle sind ebenfalls mehr oder weniger stark kontrahirt. Auch die
Kanäle im Inneren erscheinen in unregelmäßiger Weise verzerrt. Doch
zum Theil sind sie unverändert. Die Kammern (Taf. XXXIX, Fig. 291)
haben die gewöhnliche birnförmig-kugelige Gestalt. Sie sind ein wenig
zusammengezogen und halten durchschnittlich etwa 0,036 mm im
Durchmesser. Kammerporen sind nicht zu sehen.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel. Auch in den Wänden
der Vestibularräume ist es nur stellenweise erhalten. In den Kanälen
scheint es so ziemlich intakt zu sein. Die Kragenzellen sind mit der sie
trennenden Substanz und unter einander in eigenthümlicher Weise zu
einer soliden Schicht zusammengeschmolzen (Taf. XXXIX, Fig. 291).
Ihre Kontouren sind undeutlich und man sieht eigentlich nur niedrig
konische, sehr körnige Plasmaklümpchen — die Reste der Kragenzellen
— deutlich in der, durch diese Verschmelzung entstandenen Schicht.
Die Pigmentzellen liegen in dichten Massen an der äußeren Oberfläche
und die untere Begrenzung der Pigmentzellenschicht ist eine verhältnis-
mäßig scharfe.
Karminkörner finden sich in geringer Anzahl an der äußeren Ober-
fläche. Das Innere des Schwammes scheint völlig frei von Farbstoff
zu sein.
Digitalinvergiftung (Taf. XXXIX, Fig. 292, 293; Taf. XL, Fig. 294).
5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser 1:15000. In Alko-
hol gehärtet (Taf. XXXIX, Fig. 292) (79).
Die Poren sind zusammengezogen und verzerrt, theils, wie es
566] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 161
scheint, sogar geschlossen. Die Porenkanäle sind in ihrem distalen
Theile ebenfalls beträchtlich kontrahirt, weiter unten jedoch ziemlich
weitoffen. Die Subdermalräume und Kanäle im Inneren des Schwammes
scheinen, eben so wie die Kammern, durch das Gift nicht wesentlich in
ihrer Gestalt beeinflusst worden zu sein. Kammerporen sind nicht zu
sehen. |
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel an vielen Stellen und
auch in den Wänden der Vestibularräume ist es stellenweise verloren
gegangen. In den Wänden der Subdermalräume und Kanäle scheint
das Epithel so ziemlich unverändert zu sein. Die Kragenzellen sind ge-
schrumpft und haben den Kragen und größtentheils auch die ganze
Geißel verloren. Bemerkenswerth ist die eigenthümliche Anordnung
der Pigmentzellen der Haut (Taf. XXXIX, Fig. 292). Diese bilden in ge-
drängten Massen eine dichte Schicht von geringer Dicke an der Ober-
fläche und eine zweite ebensolche Schicht etwa 0,1 mm unter derselben.
Der Raum zwischen den beiden ist angefüllt mit zerstreuten Pig-
mentzellen und gegen diesen Raum hin sind die beiden Schichten gar
- nicht abgegrenzt. Nach unten aber ist die innere Schicht sehr scharf
begrenzt und es finden sich unter dieser deutlichen Grenzfläche fast
gar keine Pigmentzellen mehr.
Einzelne Karminkörner und auch Gruppen von solchen kleben an
der äußeren Oberfläche. Das Innere des Schwammes ist vollkommen
frei von Karmin.
15 Minuten in Digitalinlösung 1:1000; dann 3'/, Stunden in der-
selben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XXXIX,
Fig. 293) (86).
Die Poren sind verzerrt und theilweise stark zusammengezogen.
Die Porenkanäle klaffen theilweise ganz, theilweise nur in ihren unteren
Partien sehr weit. Das Gleiche gilt vondenSubdermalräumen (Taf. XXXIX,
Fig. 293). Die Kanäle im Inneren des Schwammes scheinen nicht
wesentlich beeinflusst zu sein. Auch die Kammern haben großentheils
die gewöhnliche Gestalt und Größe, doch findet man immerhin einzelne
Kanımern, welche zusammengezogen und verzerrt sind. Kammerporen
sind nirgends, auch in den Wänden der scheinbar unveränderten
Kammern, nicht zu sehen.
An der Oberfläche und größtentheils auch in den Wänden der
Vestibularräume fehlt das Epithel. Selbst in den Wänden der Subder-
malräume und der oberflächlichen Kanäle ist es stellenweise verloren
gegangen. Die Kragenzellen sind geschrumpft und mit einander und
der sie trennenden Zwischensubstanz theilweise zusammengeschmolzen
Arbeiten a.d. zool. Inst. zu Graz. IIR AA
162 R. v. Lendenfeld, [567
so dass ihre Kontouren undeutlich sind. Von Kragen und Geißel ist
nichts zu sehen. Dunkle Pigmentzellen liegen dicht gedrängt in großen
Massen unter der Oberfläche und bilden hier (Taf. XXXIX, Fig. 293)
eine fast 0,2 mm dicke dunkelbraune Schicht, welche nach unten hin
zwar nicht scharf aber doch immerhin deutlich abgegrenzt ist.
Hier und da kleben einzelne Karminkörner an der äußeren Ober-
fläche, das Innere des Schwammes ist von Karmin vollkommen frei.
15 Minuten in Digitalinlösung 1 :200; dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XL, Fig. 294) (89).
Die Poren sind theilweise verzerrt und zusammengezogen, theil-
weise ziemlich unverändert, das Gleiche gilt von den deutlich sicht-
baren Porenkanälen. Die Subdermalräume und die Kanäle im Inneren
des Schwammes haben ihre gewöhnlichen Dimensionen, doch auch sie
sehen zum Theil etwas verzerrt aus (Taf. XL, Fig. 29%). Die Kammern
sind unverändert oder leicht kontrahirt. Kammerporen sind nicht zu
sehen.
An der äußeren Oberfläche fehlt größtentheils das Epithel. An
einzelnen Stellen sind aufgeschürfte Reste davon erhalten. In den
Wänden der Vestibularräume fehlt auch stellenweise das Epithel. Da-
gegen ist es in den Kanalwänden größtentheils recht gut erhalten. Die
Kragenzellen sind stark geschrumpft und miteinander und derzwischen-
liegenden Substanz zusammengeschmolzen. Ihre Kontouren sind undeut-
lich und sie entbehren des Kragens und der Geißel. An der äußeren
Oberfläche findet sich eine nach unten hin deutlich abgegrenzte, dünne
Lage von Pigmentzellen (Taf. XL, Fig. 294).
Karmin findet sich nirgends, auch an der äußeren Oberfläche nicht.
Veratrinvergiftung (Taf. XL, Fig. 295).
15 Minuten in Veratrinlösung 1:200; dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XL, Fig. 295) (110).
Die Poren sind zusammengezogen: einige stärker als andere. Die
Porenkanäle sind ebenfalls, und besonders eine kurze Strecke weit
‚unter der Oberfläche, stark kontrahirt und zwar in vielen Fällen so be-
deutend, dass sie auf eine kurze Strecke ganz geschlossen erscheinen.
Weniger beeinflusst, aber immerhin nicht unbedeutend in radialer
Richtung kontrahirt, sind die Subdermalräume. An den Kanälen im
Inneren und an den Kammern ist kaum eine wesentliche Veränderung
wahrzunehmen. Die Kammerporen scheinen jedoch geschlossen zu
sein, denn sie sind trotz der guten Erhaltung und Deutlichkeit der
Kammern selbst, nicht zu sehen.
568] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 163
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel ganz. Dagegen ist es
an manchen Stellen in der Wand der Vestibularräume gut erhalten. In
den Kanalwänden ist das Epithel im Allgemeinen unverändert: nur in
den distalen Theilen der Porenkanäle, welche außerhalb der geschlosse-
nen Abschnitte derselben liegen, fehlt, wie an der äußeren Oberfläche,
das Epithel. Die Kragenzellen sind geschrumpft, aber doch recht scharf
kontourirt und deutlich. Auch sieht man an ihnen in der Regel Geißel-
reste, jedoch keine Spur des Kragens. Die Pigmentzellen bilden in dich-
ten Massen unter der äußeren Oberfläche angehäuft eine deutliche,
nach unten hin wenig scharf begrenzte Schicht von beträchtlicher Dicke.
Sie reichen (Taf. XL, Fig. 295) nicht ganz bis an die äußere Oberfläche
heran, sondern lassen eine hyaline Grenzzone gänzlich frei. Ob diese
äußerste durchsichtige Schicht ein Theil der Grundsubstanz des
Schwammes oder ein Sekret ist, wage ich nicht zu entscheiden. Eine
solche zellenfreie Grenzschicht wurde auch in einzelnen Schnitten
anders behandelter Hircinien beobachtet, doch ist sie nirgends so deut-
lich und dick wie bei diesen Veratrin-Hireinien.
An der äußeren Oberfläche der hyalinen Grenzschicht kleben
Karminkörner in sehr beträchtlicher Anzahl (Taf. XL, Fig. 295). Dem
Inneren des Schwammes aber scheinen Karminkörner vollständig zu
fehlen.
Gocainvergiftung (Taf. XL, Fig. 296—298).
45 Minuten in Cocainlösung 1:1000; dann 3!/, Stunden in der-
selben Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XL,
Fig. 296, 297) (121).
Die Poren sind theilweise zusammengezogen, zum weitaus größeren
Theile aber ganz geschlossen (Taf. XL, Fig. 296, 297). Die Porenkanäle
dagegen klaffen. Sie sind im Großen und Ganzen konisch und erwei-
tern sich rasch von den Poren abwärts (Taf. XL, Fig. 297). Ihre proxi-
malen Theile sind mehr oder weniger eylindrisch (Taf. XL, Fig. 296).
In den meisten Fällen sehen wir, dass die Pore geschlossen ist durch
‚eine sehr zarte, strukturlose Membran und dass diese das gewölbte
distale Ende des Porenkanals außen abschließt. Im distalen Theile des
- Porenkanals findet man häufig eine scharfe, wie durch die Kontraktion
eines sehr schmalen Ringmuskels verursachte Einschnürung (Taf. XL,
- Fig. 297). Die Kanäle im Inneren und die Kammern scheinen nicht
- wesentlich verändert zu sein. Kammerporen sind nicht zu sehen. Die
_ einzigen internen Hohlräume, welche kontrahirt zu sein scheinen, sind
_ die Subdermalräume, welche in radialer Richtung etwas zusammenge-
zogen Sind.
An der äußeren Oberfläche sowie auch in dem weitaus überwie-
11*
0 1 U und ac ZZ
164 005.05 BR v. Lendenfeld, [569
genden Theile der Oberfläche der Vestibularräume fehlt das Epithel.
In den Kanälen ist es dagegen erhalten. Die Kragenzellen sind ge-
schrumpft und verschwommen. An der äußeren Oberfläche findet sich
eine aus dichten Massen von Pigmentzellen bestehende Schicht, welche
nach unten hin nicht scharf abgegrenzt ist (Taf. XL, Fig. 296). An der
äußeren Oberfläche begegnen wir einer dünnen, hyalinen, zellenfreien
Schicht (Taf. XL, Fig. 297). '
Der ganze Schwamm ist frei von Karmin und selbst an a äußeren
Oberfläche scheinen fast gar keine Karminkörnchen zu kleben.
45 Minuten in Cocainlösung 1:200; dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XL, Fig. 298) (128).
Die Poren sind theils stark zusammengezogen und zum Theil auch,
wie es scheint, ganz geschlossen. Die Porenkanäle hingegen klaffen
ziemlich weit; sie sind entweder gar nicht, oder nur sehr unbedeutend
zusammengezogen (Taf. XL, Fig. 298). Die Subdermalräume, die Kanäle
im Inneren und die Kammern scheinen nicht wesentlich beeinflusst zu
sein. Kammerporen sind nicht zu sehen.
An der äußeren Oberfläche fehlt an einzelnen Stellen das Epithel,
an anderen Stellen ist es unverändert oder nur aufgeschürft. In den
Vestibularräumen ist das Epithel größtentheils unverändert erhalten.
In den Kanälen hat es gar nicht gelitten. Die Kragenzellen sind auf-
fallend gut erhalten. Sie haben eine kegelförmige Gestalt, sind deut-
lich kontourirt und besitzen fast alle Geißelstummeln. Der Kragen
freilich ist nur ausnahmsweise und dann nicht gut erhalten. An der
Oberfläche finden sich dichte Massen von Pigmentzellen, welche eine
Schicht bilden, die nach unten hin nicht scharf begrenzt ist.
Unter verletzten Hautstellen findet sich Karmin in den oberfläch-
lichen Kammern und Kanälen, doch nur eine sehr kurze Strecke weit
ins Innere des Schwammes hinein. Unter intakten Hautpartien giebt
es im Inneren des Schwammes kein Karmin. Zerstreute Karminkörner
kommen an der äußeren Oberfläche nur in sehr geringer Anzahl vor;
dagegen finden wir (Taf. XL, Fig. 298) an den Eingängen einiger der
Porenkanäle in intakten Hautpartien große Karminagglomerate, welche
sich über die Pore ausbreiten und den Eingang in den Porenkanal voll-
kommen absperren.
Curarevergiftung (Taf. XL, Fig. 299, 300).
15 Minuten in Curarelösung 4:1000; dann 3!/, Stunden in der-
selben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XL,
Fig. 299) (142).
570] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 165
Die Poren sind zusammengezogen. Einige der Porenkanäle sind
eine kurze Strecke unter der äußeren Oberfläche geschlossen, einige in
unregelmäßiger Weise zusammengezogen. Die Subdermalräume und
die Kanäle im Inneren sowie die Kammern sind ziemlich unverändert
(Taf. XL, Fig. 299). Kammerporen sind nicht zu sehen.
An der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel stellenweise. In den
Wänden der Subdermalräume ist es größtentheils unverändert erhalten.
In.den Wänden der Kanäle ist das Epithel intakt. Außerordentlich gut
erhalten sind die scharf kontourirten konischen Kragenzellen, die fast
alle einen beträchtlich langen Geißelstummel besitzen. Nicht selten
sieht man auch Reste des Kragens (Taf. XL, Fig. 299). Unter der äußeren
Oberfläche findet man eine recht deutlich abgegrenzte Schicht von Pig-
mentzellen.
Der Schwamm ist vollkommen karminfrei, aber man gewahrt an
vielen Stellen, so besonders in den Membranen und Trabekeln, welche
sich zwischen den Lakunen, respektive in denselben ausbreiten, eine
auffallende, diffuse Rosafärbung des Gewebes.
15 Minuten in Curarelösung 1:200; dann 3 !/, Stunden in reinem
Karminwasser. In Alkohol gehärtet (Taf. XL, Fig. 300) (146).
Die Poren sind fast alle mehr oder weniger verzerrt. Einige sind
beträchtlich zusammengezogen, andere nicht. Weniger beeinflusst
scheinen die etwas kontrahirten Porenkanäle zu sein. Die Subdermal-
räume klaffen weit. Die Kanäle im Inneren sind unverändert (Taf. XL,
Fig. 300) und eben so die Kammern, an denen man hier und da sogar
eine kleine Kammerpore sieht.
An der äußeren Oberfläche fehlt vielerorts, in den Wänden der
Vestibularräume stellenweise, das Epithel. In den Kanälen ist es un-
verändert. Auffallend gut erhalten sind die Kragenzellen (Taf. XL,
Fig. 300). Sie sind gestreckt und schlank, kegelförmig und laufen am
oberen Ende in einen beträchtlich langen Geißelstummel aus, dessen
Basaltheil umgeben wird von dem zusammengefalteten Rest des Kra-
- gens. Unter der Oberfläche wird eine wohl abgegrenzte Schicht von
dicht gedrängten Pigmentzellen angetroffen.
Zerstreute Karminkörner finden sich in vielen der oberflächlichsten
Kammern. Auch in der Subdermalraumwand sieht man hier und da
ein Karminkorn. Auffallend wenige Karminkörnchen kleben an der
äußeren Oberfläche,
EEE EEE NS
166 R. v. Lendenfeld, [571
B. Synthetischer Theil.
Die Aufgabe, die wichtigsten Resultate der 149 beschriebenen
Experimente zu einem Gesammtbilde zu vereinigen und allgemeine
Schlüsse aus demselben zu ziehen, ist eine schwierige und ich möchte
sagen gefährliche. Es ist schwer die specifischen Wirkungen der Dauer
der Fütterung und der Stärken der angewandten Gifte von den Effek-
ten zufälliger und nicht zu kontrollirender Einflüsse zu scheiden. Dess-
halb fürchte ich, trotz aller möglichen Vorsicht, durch ungebührliche
Vernachlässigung der ersteren oder Berücksichtigung der letzteren,
Fehler in den Schlussfolgerungen begangen zu haben. Wenn ich es
trotzdem wage Konklusionen zu ziehen, so geschieht es, weil ich glaube,
dass ich selber einen besseren Einblick in den Werth der oben beschrie-
hbenen Experimente haben dürfte, wie irgend Jemand anders, und dass
die Ideen, die sich mir während der empirischen Arbeit aufgedrängt
haben, desshalb besondere Wahrscheinlichkeit für sich in Anspruch
nehmen könnten, weil sie einer direkten Anschauung meiner Präparate
entsprungen sind. Ich halte es desshalb für meine Pflicht, der Wissen-
schaft gegenüber — auch auf die Gefahr hin einige Fehler zu machen
— diese Ideen zu veröffentlichen.
Ich will die Ergebnisse der Fütterungen mit Karmin, Stärke und
Milch besprechen und hierauf die Resultate der Vergiftungsversuche
einer Kritik unterziehen. Auf diesem Fundament sollen dann, mit Zu-
hilfenahme des bis nun über die Lebenserscheinungen der Spongien
Bekannten, die Ernährung und Bewegung der Spongien erklärt werden.
Den Besprechungen der einzelnen Versuchsreihen sind Tabellen
beigegeben, in welchen die wesentlichsten Eigenthümlichkeiten der
Versuchsspongien kurz erwähnt sind. Die vorkommenden Maße sind,
wenn nicht anders bezeichnet, Mittelwerthe.
Die Köpfe der Kolonnen bedürfen keiner Erklärung, nur will ich
erwähnen, dass in der Kolonne »Subdermalräume«, die den Subder-
malräumen analogen Theile solcher Spongien beschrieben sind, welche
keine eigentlichen Subdermalräume besitzen, wie besonders die radia-
len einführenden Kanalstämme von Chondrosia.
Fütterungsversuche.
Bei der Besprechung der Resultate der Fütterungsversuche werden
hier nur jene an unvergifteten Schwämmen berücksichtigt. Es wurden
die Spongien mit Karmin, mit Milch und mit Stärke gefüttert.
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168 R. v. Lendenfeld, [572
Tabelle 1. Karmin-
Name des Schwammes ol Poren | Porenkanäle u Pan ae
1'/ Stunden in Karminwasser.
1) Spongelia fragilis var.| kontinuir- | mehr oder | kontrahirt | kontrahirt unverändert;
irregularis, p. 524. licher Kar- | weniger zu- unter verletz-
Taf. XXXV, Fig. 208| minbelag |sammengezo- ten Hautstel-
— 210. gen len, bis A mm
weit, etwas
Karmin
21/, Stunden in Karminwasser.
9) Chondrosia renifor-|) karminfrei |größtentheils jetwaskontra-|Gruppen von| karminfrei
mis, p. 462. Taf.XXIX, geschlossen |hirt; einzelne) Karminkör-
Fig. 102. oder kontra- | Karminkör- | nern in den
hirt ner einführenden
Kanalstäm-
men.
3) Euspongia irregularis stark kontra- eng unverändert | weit offen
var. mollior, p. 531. hirt
Taf. XXXVII, Fig. 245,
246.
5—51/, Stunden in Karminwasser..
4) Aplysilla sulphurea, etwas kontra-|etwas kontra-| proximal di- |
p- 445. Taf. XXVIL, hirt hirt latirt; zer-
Fig. 80. streute Kar-
minkörner
5) Chondrosiareniformis, viele weit |dilatirt oder | Karmin in | unverändert,
p. 563. Taf. XXVII, offen unverändert;| den Kanal- | zahlreichere
Fig. 93; Taf. XXIX, karminhaltie | stämmen |gruppenweise|
Fig. 94, —96, 103. angeordnete
Karminkör-
ner, ziemlich
weit herab
6) Myxillarosacea,p.497.| zahlreiche weit offen klaffen klaffen weit
Karminkör-
ner
573]: Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 169
ütterung.
REN mann | 0 ragenmten — IEREEEE| Bemerkungen
n Alkohol gehärtet.
Kammern unverändert; un-auf der Ober-| in karminfreien Kammern |dicht unter d.
er verletzten Hautstellen,| fläche theil- wohl erhalten Oberfläche
bis 4 mm weit ins weise intakt; eine Spindel-
Schwamminnere hinab, |iin den Kanä- zellenschicht;
etwas Karmin len gut erhal- darunter
r k ten zahlreiche
E kugelige Zel-
Br len
n Alkohol gehärtet.
} ammern unverändert; Karminkörn- vielleicht
oren unsichtbar; karmin-|chengruppen Karminkör-
| frei von 2 bis 45 nergruppen
liegen unter u. jedenfalls
dem Epithel einzelne Kör-
der einfüh- ner in ober-
renden flächlichen
Stämme Wanderzel-
len
Kammern unverändert, |srößtentheils langgestreckt, cylindrisch,| oberfläch- vollkommen
0,03 mm groß; Kammer- intakt ohne Kragen, meist mit liche Lage | karminfrei
_ poren nicht zu sehen Geißel reich an Pig-
mentzellen
In Alkohol gehärtet.
ß ammerporen deutlich und intakt unverändert, zahlreiche | intakt, mas- |basale Laku
zahlreich, ziemlich viel
Karmin in den Kragenzellen
einiger Kammern; wenig in
anderen
Kammern unverändert; die
Kammern einer 0,5 mm
icken Randzone sind ganz
n Karmin ausgekleidet;
nter nimmt die Quan-
ät des Karmins in den-
selben rasch ab
mmern kugelig,0,048mm|| fehlt vieler-
roß, Kammerporen ge- orts
hlossen, Mund unsicht-
bar; viel Karmin
kleine Karminkörner im senhafte nen dilatirt
Basaltheil Wanderzel-
len in der
Haut
in den Kammern der Rand-| selten findet |0,8 mm breite
zone sind die Kragenzellen| sich Karmin | rothe Rand-
besonders im basalen Theil| in den Wan-| zone der
ganz karminerfüllt, zu einer| derzellen so- Pulpa
strukturlosen Massezusam-| wohl der
mengeschmolzen und ent- Randzone wie
behren Kragen und Geißel;) des darunter
weiter unten finden sich| liegenden
Kragenzellen mit Kragen Gewebes
ohne Geißel und zerstreu-
ten Karminkörnern; in den
karminfreien Kammern des
Inneren sind die Kragen-
zellen unverändert
geschrumpft, ohne Kragen
und Geißel; viel Karmin
170 :R. v. Lendenfeld, [574
Ä - dermal- | Einfüh
Name des Schwammes en Poren Porenkanäle Sue aus an 2
7) Stelospongia caverno-
sa var. mediterranea,
p. 553. Taf. XXXIX,
Fig. 278, 279.
[etwas | unverändert
hirt
8) Ascetta primordialis,
p. 417.
9) Ascandra Lieberküh-
nii, p.448. Taf. XX VI,
Fig. 4.
unverändert |unverändert,
unter intakter|/
Haut viel zer-\
streutes Kar-|
min, unter |,
lädirten Stel-|
len große
Karminagglo-|
merate in den!
Endzweigen
40 Stunden in Karminwasser.
wenige zer- |größtentheils
40) Sycandra raphanus,
p- 421. Taf. XXVI, Fig.
43,14, 20. -
44) Aplysilla sulpburea,
p. 445. Taf. XXVI,
Fig. 74; Taf. XX VIII,
Fig. 75—77, 81—83.
12) Erylus discophorus,
p- 450. Taf. XX VIII,
Fig. 85, 86.
streute Kar- | geschlossen
minkörner |
I I u I |
zerstreute | unverändert |
Karminkör- |
ner |
= I
unverändert;
einzelne Kar-
minkörner an]
den Wänden |
kontrahirt | unverändert | unverändert |unverändert,
einzelne Kar-|
minkörner
karminfrei
‚unverändert
13) Oscarella lobularis,
p. 452. Taf. XXVIII,
Fig. 87, 88.
fast karmin- etwas kontra-
frei hirt
unverändert;| unverändert; | unverändert;
karminfrei karminfrei zerstreute
od. zerstreute| Karminkör-
Karminkör- ner
ner
etwas kontra-
hirt; fast kar-
minfrei
575] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 171
a _ Tr
Kammerporen, Kammern und 2 Zwischenschicht
abführende "Specialkanäle Epithel | Kragenzellen mit ihren Zellen] Bemerkungen
Kammern etwas kontrahirt;|) fehlt vieler- |geschrumpft, ohne Kragen
in allen Karmin, unter in-
takten Hautstellen viel zer-
streutes Karmin in den Kra-
genzellen; unter lädirten
Hautstellen von Karmin-
agglomeraten erfüllt
flächen
orts an Ober-
und Geißel; karminhaltig;
je mehr, Karmin, um so
schlechter erhalten
In Alkohol gehärtet.
Gastralfläche karminfrei
der Gastralfläche haften
ziemlich viele Karminkör-
; ner an
kammerporen 0,04 mm
weit, Kammerwand mit
intakt
intakt
intakt
ohne Kragen und Geißel; zu
ovalen Klumpen zusam-
mengeschrumpft; ein Kar-
minkorn in jeder zehnten
Kragenzelle
Kragen meist erhalten; die
Geißel fehlt den karminer-
intakt
intakt; wenig| hyaline, kar-
Karmin in |minfreie Sub-
Karminkörnern erfüllt füllten Zellen; das Plasma| Wanderzel- | stanz zwi-
ist mit Karminkörnern er- len schen Kra-
füllt, und auch in den Be- genzellen
chern kommen viele Kör- deutlich
Kammern unverändert;
Kammerporen theils zu-
- sammengezogen, theils ge-
schlossen; Mund groß;
recht viel Karmin
intakt
ner vor
unverändert; häufig zahl-
reiche Karminkörnchen
enthaltend
große platte | ausführende
lappige Zellen| Kanäle dila-
mit düster- | tirt; basale
rothem Plas- | Lakunen un-
ma zwischen | verändert;
Grundsub- Oscular-
stanz und |schornsteine
Epithel; 50/, | verkürzt; ei-
aller Wan- | nige Exem-
derzellen ent-|plare nehmen
halten Kar- |größere Farb-
min stoffkörner
auf wie an-
dere
Kammern unverändert; Po-ziemlich gut | unverändert, zum Theil
ren nicht zu sehen; in den) erhalten reich an Karmin
_ Kragenzellen einiger Kam-
mergruppen viel Karmin, in
anderen sehr wenig
Kammern unverändert, Po- intakt meist gut erhalten, aber mit
ren deutlich; Mund und ab-
führender Specialkanal
weit offen; Kragenzellen
meist reich an Karmin
ii
etwas undeutlicher Kon-
tour; basaler Theil reich
an kleinen Karminkörnern;
selten sind die Kragenzel-
len verunstaltet und ganz
erfüllt von Karmin
[576
192 R. v. Lendenteld,
Name des Schwammes on Poren Porenkanäle a en 3
14) Spongelia elastica var Karmin theils grup- Karmin unverändert;
massa, p. 506. penweise nach innen
kontrahirt abnehmend,
Karmin
15) Reniera aquaeductus,|| wenig Kar- | unverändert unverändert, | unverändert;
p- 528. Taf. XXXVIl, min wenig Kar- | viel Karmin
Fig. 243, 244. min zerstreut und
große Kör-
nergruppen
in den End-
zweigen
46) Hircinia variabilis var. kontrahirt |distal kontra-| unverändert, | unverändert;
typica, p. 562. hirt zerstreutes | zerstreutes
Karmin Karmin in
oberfläch-
lichen Kanä-
len
47 Stunden in Karminwasser.
47) Sycandra raphanus, wenige, zer-
p- 422. Taf. XXVI, streute Kar-
Fig. 10—12, 47, 49. minkörner in),
den Wänden
6 Stunden in Karminwasser, dann 47 Stunden in
48) Chondrosia renifor- | karminfrei | viele offen etwas kontra-| einführende im oberfläch-
mis, p. 464. hirt, karmin- | Stämme kar- | lichen Theil
Taf. XXIX, Fig. 97, 98. frei minfrei |der Pulpa be-
trächtlich
kontrahirt;
letzte End-
zweige nicht
zu sehen; kar-
minfrei
49) Stelospongia caverno-| wenig Kar- | unverändert | unverändert | unverändert | weit offen,
sa var. mediterranea,
p. 553. Taf. XXXIX,
Fig. 230—282.
min
karminreich
577]
Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle
Epithel
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
173
| Kragenzellen
Zwischenschicht
mit ihren Zellen Bemerkungen
ü
h
4
- Kammern unregelmäßig
Kammern
fehlt vieler-
geschrumpft; ohne Kragen,
3
der centrale
rundlich, 0,06 mm groß; || orts auch in | Geißel verkürzt oder feh- Theil des
Mund weit offen; Karminin) Kanälen lend Schwammes
oberflächlichen Kammern karminfrei
POHHESHEEREEEER Nena | =. 1... 000 0 nn una
theilweise un-| fehlt an der |geschrumpft, ohne Kragen
regelmäßig; Kammerporen|| Oberfläche; |und Geißel, theilweise ver-
und Mund weit; in allen| intakt in schmolzen
Kammern viel Karmin Kanälen
Kammern unverändert; |an der Ober- | konisch, mit Geißelstum-
keine Poren; einzelne Kar-- fläche mel und zuweilen mit
minkörner in den Kam- |srößtentheils, Kragenrest
mern im Inneren
durchaus er-
halten
In Alkohol gehärtet.
; Kammerporen 0,008 mm alle haben die Geißel, einige| sehr wenig |die Embryo-
weit, Kammerwand kar-
minerfüllt; abführende
nige zerstreute Karmin-
körner
Speeialkanäle leicht kon-
trahirt, enthalten nur we-
om —
auch den Kragen verloren;|Karmin in der|nen sind kar-
die Kragenzellen sind er-
füllt mit Karmin; in den| schicht und
Zellen mit Kragen findet| ihren Zellen;
Zwischen- | minfrei; in
einzelnen
Schwamm-
sich Karmin vorzüglich im| in den Wan-| theilen fehlt:
basalen Theil, in solchen
derzellen |das Karmin;
ohne Kragen ist das Kar-)kommen häu-|kleine Exem-
min mehr gleichmäßig ver-|fig sehr kleine! plare enthal-
theilt
reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet.
weit; die Kammern der
Randzone enthalten viel
Karmin; jene des Inneren |
— unter 2 mm unter der
" Pulpaoberfläche, sind voll-
kommen karminfrei
den Basaltheilen der
Kragenzellen
abführende Specialkanäle
% en unverändert;ein-
_ zelne Poren offen; sehr reich
an Karmin, besonders die
oberflächlichen; Karmin in
intakt
fehlt stellen-
weise an der
Oberfläche;
intakt in
Kanälen
Karminkör- | ten weniger
Karmin wie
große
ner Vor
im Inneren unverändert;
die Kragenzellen der
karminreichen Kammern
der Randzone sind erfüllt
von Karmin, theilweise
verschmolzen und ohne
Kragen und Geißel; jene
im Inneren sind unver-
ändert
ausführende
Kanäle dila-
tirt; eine
rothe theil-
weise unter-
brochene bis
4 mm breite
Randzone der
Pulpa; Kar-
min in aus-
führenden
- Kanälen
geschrumpft und verunstal-
tet, besonders in den kar-
minreichen Kammern
Karmin in
ausführenden
Kanälen
174 R. v. Lendenfeld, [578
Äußere Ober- un Subd 1- Einführend
Name des Schwammes Y ae ve Poren Porenkanäle raniel "Kanäle ;
20) Hircinia variabilis var. unverändert | unverändert | unverändert; | unverändert;
typica, p. 562. Taf.
XXXIX, Fig. 286, 287.
zerstreutes
Karmin; Kör-| Karmin, be-
neragglome-
rate haften an
den Membra-junter lädirten
zerstreutes
sonders in
Endzweigen;
nen und Tra-; Hautstellen
bekeln zahlreichere
Körnchen
21/5, Stunden in Karminwasser, dann 24 Stunden
24) Chondrosia renifor- unverändert | unverändert in den Wän- | unverändert
mis, p. 465. Taf. XXIX, den der ein-
Fig. 99, 400, 104, 405. führenden
Stämme
gleichmäßig
vertheilte
Karminkör-
nergruppen
22) Euspongia irregularis|äußere Ober-| undeutlich | geschlossen | kontrahirt | unverändert
var. mollior, p. 532.| fläche hat gemacht.
Taf. XXX VII, Fig. 247.stark gelitten;| Kontrahirt
hier und da |od. geschlos-
etwas Karmin
sen
— 7 Stunden in Karminwasser, dann 72 Stunden
23) Hireinia variabilis var. unverändert weit weit zerstreu-| unverändert;
typica, p. 563. Taf. weit offen tes Karmin | zerstreutes
XXXIX, Fig. 288. Karmin in
oberflächli-
chen rn
Bei der Betrachtung der Tabelle I fällt zunächst auf, dass die
Resultate des Versuchs 22 von allen anderen sehr wesentlich abwei-
chen. Es macht mir den Eindruck, dass diese Versuchsspongien durch
andere Einflüsse verändert worden sind und ich lasse daher die Resul-
tate dieses Versuches außer Betracht.
Mit Karmin gefüttert wurden: Ascetta primordialis, Ascandra Lie-
berkühnii, Sycandra raphanus, Aplysilla sulphurea, Erylus discophorus,
Chondrosia reniformis, Oscarella lobularis, Myxilla rosacea, Spongelia
elastica var. massa, Spongelia fragilis var. irregularis, Reniera aquae-
duetus, Euspongia irregularis var. mollior, Stelospongia cavernosa var.
mediterranea und Hireinia variabilis var. typica.
579] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 175
Zwischenschicht
mit ihren Zellen] Bemerkungen
Kammerporen, Kammern und ä
abführende Specialkanäle | Epithel | Kragenzellen
fammern unverändert; ei-|| meist intakt |konisch mit Geißelstummel
nige Poren sichtbar; einige meist ohne Kragenrest
oberflächliche Kammer-
_ gruppen karminführend;
mehr unter lädirten Haut-
stellen
=
in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet.
arminkörner in einzelnen den Wänden | nergruppen
_ unverändert; zerstreute intakt | gut erhalten dicht unter | Karminkör-
- Kammergruppen an der der ausfüh- lin den Wän-
ü Oberfläche renden Kanä-|den der aus-
e i le finden sich) führenden
e Wanderzel- Kanäle
E; len, erfüllt v.
Karminkör-
nergruppen |
= ammern unverändert, |fehlt an Ober-| langgestreckt, cylindrisch | Pıgmentzel- | das Innere
kugelig, 0,03 mmgroß,keine| fläche ganz, | ohne Kragen und Geißel | len in der | vollkommen
- Kammerporen im Inneren Rinde karminfrei
stellenweise
reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet.
ee
ammern unverändert, | meist intakt |ziemlich unverändert, Gei-
7
einzelne Kammerporen Bel und Kragen ge- |
sichtbar schrumpft |
Kanalsystem.
‚Die Einströmungsporen der meisten gleich nach der Fütterung ge-
härteten Exemplare sind mehr oder weniger kontrahirt, jedoch nie ge-
schlossen. Bei jenen aber, welche nach der Fütterung noch eine Zeit
lang in reinem Meerwasser lebend erhalten wurden, sind die Einströ-
mungsporen weit offen. Die Porenkanäle sind meist leicht kontrahirt
oder unverändert. Stark zusammengezogen oder dilatirt sind sie nie.
Die Subdermalräume sind meist unverändert, das Gleiche gilt von den
einführenden Kanälen im Inneren des Schwammes. Die Kammerporen
sind in den gleich nach der Fütterung gehärteten Schwämmen meist
mehr oder weniger zusammengezogen, ausnahmsweise sogar ganz ge-
schlossen. Bei den vorher noch in reinem Meerwasser gehaltenen aber
176 Revebendenfeldl, [580
sind sie offen, häufig sogar auffallend weit. Die Kammern selber sind
in der Regel unverändert; ausnahmsweise leicht kontrahirt. Die aus-
führenden Kanäle sind nicht beeinflusst.
Histologische Struktur.
In einzelnen Fällen ist das Epithel an der Oberfläche in mehr oder
weniger ausgedehntem Maße verloren gegangen. In anderen ist es un-
verändert. Diese Unterschiede stehen in keiner erkennbaren Korre-
lation zu der Dauer der Fütterung und Zeit der Härtung und sind
jedenfalls auf Unterschiede in den verschiedenen Spongien selber zu-
rückzuführen. Im Inneren des Schwammes, in den Wänden der Vesti-
bularräume und der Kanäle ist das Epithel in der Regel intakt.
Die Kragenzellen leiden durch die Karminaufnahme. Solche,
welche viel Karmin enthalten, sind stets in ausgedehnterem Maße be-
einflusst, wie solche, welche nur wenig oder gar keinen Farbstoff auf-
genommen haben. Die Degeneration dieser Zellen, der Grad der
Retraktion von Kragen und Geißel und der Einbuße ihrer ursprüng-
lichen Form steht im Allgemeinen in direktem Verhältnis zur Quantität
des aufgenommenen Farbstoffes. So finden wir die Kragenzellen ver-
schiedener Theile eines und desselben Schwammes keineswegs durch-
aus gleich gut erhalten. Die Kragenzellen der nach der Karminfütterung
noch in reinem Meerwasser gehaltenen Exemplare enthalten in der
Regel kein Karmin, haben jedoch meistens mehr oder weniger gelitten.
Es ist anzunehmen, dass diese zuerst Karmin aufgenommen hatten,
dann dasselbe wieder ausstießen, sich aber — zum Theil wenigstens
— in der Zeit, in welcher sich die Schwämme nach der Karminfütterung
in reinem Meerwasser befanden, nicht wieder ganz erholten. Es scheint
jedoch eine Erholung bis zu einem gewissen Grade eingetreten zu sein,
da die Kragen und Geißeln der Kragenzellen der, länger in reinem
Meerwasser — nach der Fütterung — gehaltenen Schwämme im All-
gemeinen besser erhalten sind, wie jener, welche nur kurze Zeit hatlen
sich zu erholen. Einen Einfluss der Fütterung auf die Zwischenschicht
und ihre Zellen konnte ich nur bei Aplysilla deutlich wahrnehmen: hier
sind einige der platten Wanderzellen — etwa 5°), derselben — kar-
minhaltig. Auch bei Sycandra und anderen scheint Karmin zuweilen
in den Wanderzellen vorzukommen.
Karminaufnahme.
Die Karminaufnahme ist in verschiedenen gleich lange gefütterten
Arten eine so differente, dass sich die Resultate kaum unter einander
vergleichen lassen.
581] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 177
Obwohl an der äußeren Oberfläche häufig einzelne Karminkörner
kleben, so ist doch ihre Zahl niemals groß und bei gewissen Arten
kommen gar keine Karminkörnchen an der Oberfläche vor. Die Spongien
haben also nicht eine klebrige Oberfläche, so lange sie gesund und
lebenskräftig sind. Karmin findet sich an der Oberfläche bei: Ascetta,
Ascandra, Myxilla, Spongelia, Reniera und zuweilen bei Stelospongia:
Ganz karminfreie Oberflächen haben: Sycandra, Aplysilla, Erylus, Chon-
drosia, Oscarella, Hircinia und zuweilen Stelospongia. Die Dauer der
Fütterung und Zeit der Härtung übt auf den Karmingehalt der Ober-
fläche keinen erkennbaren Einfluss aus.
In den Porenkanälen wird nur selten Karmin angetroffen. Ich habe
nur bei den direkt aus dem Karminwasser in Alkohol übertragenen
Exemplaren von Chondrosia und Oscarella Karminkörner, und auch
bei diesen nur sehr wenige in den Porenkanälen gesehen. In den, nach
der Fütterung durch 147 Stunden in reinem Meerwasser gehaltenen
Chondrosien fand sich kein Karmin in den Porenkanälen.
In den Subdermalräumen, beziehungsweise den homologen radialen
Kanalstämmen von Chondrosia findet sich häufiger Karmin. Bei den
Kalkschwämmen (Sycandra, Ascetta, Ascandra) fehlt es. Eben so bei
. Aplysilla. BeiChondrosia wird schon nach 21/,stündiger Fütterung, und
in kaum größerer Quantität nach längerem Liegen in Karminwasser,
Farbstoff in den einführenden Kanalstämmen angetroffen. Bei den nach
der Fütterung eine Zeit lang in reinem Meerwasser gehaltenen Chondro-
sien sind Karminkörner entweder in den Kanalstämmen enthalten oder
nicht. Bei Erylus findet es sich, bei Oscarella nicht. Eben so fehlt es bei
Myxilla. Bei Spongelia wird Karmin nach 1'/,stündiger Fütterung im
Subdermalraum nicht angetroffen, wohl aber nach 4 0stündiger Fütterung.
Es findet sich nach 10stündiger Fütterung bei Reniera. Bei Hircinia wird
Karmin in den Subdermalräumen nach 6stündiger Fütterung und auch
dann noch angetroffen, wenn der Schwamm nachher 72 Stunden in
reinem Meerwasser gelegen hatte. In den einführenden Kanälen findet
sich in der Regel Karmin. Nach 1'!/,stündiger Fütterung fehlt es bei
Spongelia unter intakten Hautstellen, kommt aber unter Rissstellen der
Haut bis zu 1 mm weit herab vor. Nach A0stündiger Fütterung findet
es sich auch unter intakten Hautpartien in Gestalt zerstreuter Körner.
Bei Chondrosia fehlt es nach 2!/ystündiger Fütterung, tritt aber nach
5l/,stündiger Fütterung in Gestalt von Karminagglomeraten auf. Wird
die gefütterte Chondrosia dann 47 Stunden oder länger in reinem Meer-
wasser gehalten, so ist das Karmin der einführenden Kanäle wieder ver-
schwunden. Auch bei Euspongia fehlt nach 2/,stündiger Fütterung das
Karmin. Bei Aplysillaund Stelospongia wird Karmin in den einführenden
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 41%
178 . R. v. Lendenfeld, | [582
Kanälen nach 5!/,stündiger Fütterung angetroffen und es hält sich bei letz-
terer auch noch während 17stündigem Liegen in reinem Meerwasser.
Mysilla enthält nach 5!/,stündiger Fütterung kein Karmin in den Einfuhr-
kanälen. Ascetta entbehrt dereinführenden Kanäle. Bei Ascandra Lieber-
kühnii kommen weite lakunenartige Kanäle zwischen der Hautschicht und
der gastralen Kragenzellenschicht vor. In den letzteren fehlt nach I 0stün-
diger Fütterung das Karmin. Bei Sycandra und Erylus finden sich nach
10stündiger Fütterung zerstreute Karminkörner in den einführenden
Kanälen; sie sind bei ersterem Schwamm nach 17stündiger Fütterung
nicht zahlreicher wie nach A0stündiger. Oscarella enthält nach 10 stün-
diger Fütterung kein Karmin in den einführenden Kanälen, Reniera
aber zerstreute Körner an den Wänden der größeren Kanäle und Kar-
minagglomerate in den Endzweigen des einführenden Systems. Bei
Hircinia treffen wir nach A0stündiger Fütterung zerstreute Karmin-
körner an den Wänden der Einfuhrkanäle an. Nach 72stündigem Liegen
in reinem Meerwasser kommen noch immer einzelne Farbstoffkörner
dort vor.
Am massenhaftesten tritt das Karmin in den Kammern auf; es
liegt hier nicht etwa frei, sondern es ist den Kragenzellen eingelagert.
Nach A'%stündiger Fütterung tritt bei Spongelia Karmin nur in
jenen Kammern auf, welche unter verletzten Hautstellen liegen; in den
übrigen fehlt es ganz. Auch nach 2!/,stündiger Fütterung wird noch
kein Karmin in den Kammern ‚von Chondrosia und Euspongia ange-
troffen. Nach 5"/ystündiger Fütterung wird Karmin bereits in den
oberflächlich gelegenen Kammern aller untersuchten Arten, nämlich
bei Aplysilla, Chondrosia, Myxilla und Stelospongia gefunden. Das
Gleiche gilt, mit Ausnahme der karminfreien Ascetta, von den 10 Stun-
den lang gefütterten Spongien: Ascandra, Sycandra, Aplysilla, Erylus,
Öscarella, Spongelia, Reniera und Hircinia. Die Kammern der 17 Stun-
den lang gefütterten Sycandren enthalten nicht mehr Karmin, wie die
10 Stunden lang gefütterten. Durch späteres Liegen in reinem Meer-
wasser wird die Quantität des Karmins in den Kammern herabgesetzt.
Diese Karminabnahme tritt in den ersten 17 Stunden noch nicht in
merklicher Weise ein und es sind die Kammern der 17 Stunden in
reinem Meerwasser gehaltenen Chondrosien, Stelospongien und Hir-
cinien fast eben so karminreich, wie jene der eine gleich lange Zeit ge-
fütterten und dann gleich gehärteten Exemplare. Nach 21/,stündiger
Fütterung finden sich, wie erwähnt, bei Chondrosia keine Karminkörner
in den Kammern, wohl aber in den einführenden Kanalstämmen. Wer-
den 2'/, Stunden lang gefütterte Chondrosien darauf 24 Stunden in
reinem Meerwasser gehalten, so erscheinen die Kanalstämme karminfrei,
583] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 179
dagegen wird Karmin in vielen oberflächlichen Kammern angetroffen.
Nach 72stündigem Liegen in reinem Wasser ist bei 7 Stunden lang
gefütterten Hireinien das Karmin vollständig aus den Kammern ver-
schwunden.
Aus diesen Angaben geht hervor, dass bei allen über 5 Stunden
mit Karmin gefütterten Spongien, mit Ausnahme von Ascetta, der Farb-
stoff in die Kragenzellen der Kammern eingetreten ist. Bemerkenswerth
ist es aber, dass vorzüglich bei Sycandra, Stelospongia und Hircinia das
Karmin gleichmäßig in den Kammern der verschiedenen Schwamm-
theile vertheilt ist, während bei Chondrosia Karmin immer nur in jenen
Kammern vorkommt, welche in der Randzone der Pulpa liegen. Die
weitaus überwiegende Anzahl der Kammern im Inneren der Pulpa dieses
Schwammes ist vollkommen karminfrei. Auf die Eigenthümlichkeit,
dass Karmin unter verletzten Hautstellen früher und in größerer Menge
in die Kammern eintritt als unter intakten, möchte ich besonders hin-
weisen. Am meisten Karmin wird von den Kragenzellen der Sycandra
aufgenommen. Der Karmingehalt der Kammern dieses Schwammes
lässt sich durch folgende Kurve ausdrücken.
Stunden gefüttert 0 Stunden in reinem Meerwasser
0 aA. 8 A2 A6 A 8 A2 46 20 24 28 32 36 40
Itodussjexlk ib asilas4 021mm londatel
Karminerfüllt I | | |
|
Es zeigt sich, dass unter intakten Hautstellen die Kammern :erst
nach 3—4 Stunden Karmin aufzunehmen beginnen, dass dann die
weitere Farbstoffaufnahme sehr rasch erfolgt, und dass nach 12 Stunden
etwa das Maximum des in den oberflächlichen Kammern enthaltenen
Karmins erreicht ist. Eine weitere Karminaufnahme findet von Seiten
der oberflächlichen Kammern (Chondrosia) oder der Kammern über-
haupt (Sycandra) nicht statt. Nach der Fütterung in reines Meerwasser
gebracht, verlieren die Spongien in den ersten 412 Stunden fast gar
kein Karmin, dann beginnen die Kragenzellen die Farbstoffkörner aus-
zustoßen. Diese Karminabscheidung geht allmählich vor sich und ist
etwa nach 40 Stunden vollendet.
Kein Karmin
19*
180 R. v. Lendenfeld,
[584
Bei den gleich nach der Fütterung gehärteten Exemplaren wird
kein Karmin in den ausführenden Kanälen angetroffen, bei einigen von
jenen aber, welche nach der Fütterung in reinem Meerwasser gelegen
hatten, kommt Karmin in den Ausfuhrkanälen vor; und zwar nach
17 Stunden in reinem Meerwasser schon bei Chondrosia und Stelo-
spongia. Hier sind die Karminkörner zerstreut. Nach 24stündigem
Liegen in reinem Meerwasser finden sich bei Chondrosia Karminagglo-
merate von beträchtlicher Größe in den ausführenden Kanälen.
Das in den Kanälen vorkommende Karmin liegt in Gestalt einzel-
ner Körner oder Agglomerate von Körnern dem Plattenepithel in der
Regel außen auf. Selten sind die Karminkörner in die Epithelzellen
eingesenkt. Keine Beobachtung spricht dafür, dass die Epithelien Kar-
min aufnehmen und den Zellen der Zwischenschicht übergeben. Es
kann wohl angenommen werden, dass die Karminkörner, welche aus-
nahmsweise in den Wanderzellen angetroffen werden, solche sind, die
zufällig in der einen oder anderen Weise in die Zwischenschicht hin-
eingelangt sind — etwa an den Oberflächen von Rissstellen.
Wirklich aufgenommen und längere Zeit zurückbehalten werden
die Karminkörner nur von den Kragenzellen. Sie sammeln sich vor-
zuglich in ihren basalen Theilen an. Wenige kleine Karminkörner be-
einflussen die Gestalt der Kragenzellen nicht; wird aber sehr viel
Karmin aufgenommen, so verlieren die Kragenzellen Geißel und Kragen
und schrumpfen zu ovalen oder unregelmäßigen Gebilden zusammen.
Tabelle II. Stärke--
h Bere Ober- d 1- Einführend
Name des Schwammes Mm rs Poren | Porenkanäle Pubs "Kanäle S
24) Ascetta primordialis,
p- 417.
25) Sycandra raphanus,
p. 423. Taf. XXVI,
Fig. 46.
26) Aplysilla sulphurea,
p. 447. Taf. XXVII,
Fig. 78.
27) Chondrosia renifor-
mis, p. 467. Taf.
XXIX, Fig. 106.
wenige Stär- |srößtentheils
kekörner | geschlossen
6 Stunden in Stärkewasser.
ziemlich viele
Stärkekörner
geschlossen
oder stark
kontrahirt
unverändert;
wenige Stär-
kekörner in |'
den Wänden |
TTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTT [mm | Em 177000000001
ganz zusam- | ganz zusam- | ganz zusam-|
mengezogen | mengezogen | mengezogen
geschlossen
einführende |stark kontra-
Stämme kon- hirt
trahirt
kontrahirt
585] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 181
Zuerst geht die Geißel verloren, welche wohl durch das wiederholte
Anschlagen an die im Wasser suspendirten Karminkörner verletzt
wird. Ob die Geißeln abfallen oder von den Zellen eingezogen werden,
lässt sich an den Karminpräparaten nicht entscheiden; die unten zu
besprechenden Giftpräparate beweisen das Letztere. Keine Beobach-
tung weist darauf hin, dass die karminerfüllten und geschrumpften
Kragenzellen hinabrücken und in Gestalt von Wanderzellen eintreten
würden in die Zwischenschicht. Ja meine Untersuchungen beweisen
mit vollkommener Sicherheit, dass dies nicht geschieht. Die ge-
schrumpften, karminerfüllten Kragenzellen sind nicht todt: sie fallen
nicht ab, sondern sie erholen sich, nachdem sie das Karmin ausgestoßen
haben, wieder und reproduciren Geißel und Kragen.
Die Haut wirkt offenbar in den ersten Stunden hindernd auf die
Karmineinfuhr, wie das frühere Auftreten von Karmin unter verletzten
Hautstellen beweist. Später scheint jedoch die Haut diesen Widerstand
E aufzugeben. Ich denke mir, dass die Poren anfänglich stark kontrahirt
h werden, während die wasserstromerzeugende Bewegung der Geißeln
H andauert, dass aber später die Kontraktion der Porensphincteren nach-
- > Jässt und so dem karminführenden Wasser freier Zutritt gewährt wird.
Obwohl zuweilen, besonders bei Aplysilla, diffuse Rosafärbung
hier und da beobachtet wird, so glaube ich doch kaum, dass die Kar-
minkörner vom Schwamme aufgelöst werden und so diese etwa Rosa-
färbung verursachen.
ütterung.
Zwischenschicht
Kammerporen, Kammern und
mit ihren Zellen
abführende Specialkanäle
Epithel | Kragenzellen
Bemerkungen
n Alkohol gehärtet.
"einzelne Stärkekörner im intakt
E Gastralraum zerstreut
inlakt, frei von Stärke inlakt, frei
von Stärke
größtentheils intakt, frei | intakt, frei
von Stärke von Stärke
| Stärkekörner zwischen inlakt
den Kragenzellen
ammern ganz zusammen- intakt verschwunden enthält große| im ganzen
gezogen mattrothe Schwamm
h lappige Zel- | keine Spur
’ len. von Stärke
ibführende Specialkanäle intakt sehr gut erhalten unveränderte
st rk kontrahirt, Kammern Stärkekörner
; unverändert sind im
Schwamm
nicht nach-
weisbar
182 R. v. Lendenfeld, [586
Äußere Ober-
Name des Schwammes Aäche
28) Myxilla rosacea, viel Stärke
pP. 497.
Subdermal-
räume
Einführende
Porenkanäle Kanäle
Poren
kontrahirt zerstreute |unverändert;
Stärkekörner| zerstreute
Stärkekörner
29) Clathria coralloides,
p- 499.
unverändert unveränder!
einige
Stärkekörner
47 Stunden in Stärkewasser.
30) Sycandra raphanus, unverändert;
p. 424. Taf. XXVI, | wenige zer-
Fig. 24. streute Stär-
kekörner in
der Wand
94 Stunden in Stärkewasser!
unverändert
unverändert,
etwas Stärke
unverändert;
stärkefrei
34) Tethya Iyncurium, |letwas Stärke
p- 557.
Mit Stärke gefüttert wurden: Ascetta primordialis, Sycandra rapha-
nus, Aplysilla sulphurea, Ghondrosia reniformis, Tethya Iyneurium,
Myxilla rosacea und Clathria coralloides.
Kanalsystem.
Die Poren der gleich nach der Fütterung gehärteten Exemplare
sind, mit Ausnahme von Clathria und Tethya, geschlossen oder stark
zusammengezogen. Die Porenkanäle, Subdermalräume und ihre Homo-
- loga, sowie -die-internen Kanäle und die Kammern von Chondrosia und
Aplysilla sind ziemlich stark zusammengezogen. Bei den übrigen
Stärke-Schwämmen sind dieselben nicht wesentlich beeinflusst. Die
Kammerporen sind meist zusammengezogen oder geschlossen. Bei
Sycandra kommen geschlossene Kammerporen neben kontrahirten und
unveränderten vor. Die-ausführenden Kanäle sind unverändert.
Histologische Struktur.
Das Plattenepithel ist in der Regel intakt, nur bei Myxilla fehlt es
an der äußeren Oberfläche. Die Kragenzellen sind meist geschrumpft
oder anderweitig verunstaltet. Bei Aplysilla sind sie abgefallen, doch
glaube ich nicht, dass das eine Stärkewirkung ist. Fast immer fehlt der
Kragen. Die Zwischenschicht und ihre Zellen sind unverändert.
587] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 183
Zwischenschicht
Kammerporen, Kammern und
mit ihren Zellen
abführende Specialkanäle
Kragenzellen Bemerkungen
Epithel
Kammern unverändert, |fehlt an Ober-| kurz, mit Kragen und ver- in keinen Zel-
' kugelig, 0,022 mm groß; ||fläche in Ka- kürzter Geißel len Stärke
keine Stärke nälen, intakt
stärkefrei intakt in Ka- | schlank ohne Kragen und
nalwänden Geißel
'n Alkohol gehärtet.
Kammerporen theils ge- intakt größtentheils intakt; Kra-| intakt und |die Lage der
chlossen, theils zusam- gen und Geißel häufig vor-| vollkommen | kontrahirten
gezogen, theils unver- handen aber unregelmäßig| stärkefrei | Poren wird
ndert; zahlreiche Stärke- verkrümmt durch die
_ körner zwischen den größere Ent-
Kragenzellen fernung der
Kragenzellen
von einander
an solchen
| Stellen ange-
a | zeigt
n Alkohol gehärtet.-
"unverändert; stärkefrei
___ Stärkeaufnahme,
An der äußeren Oberfläche kleben meist einzelne Stärkekörner.
Sie fehlen jedoch an der äußeren Oberfläche von Aplysilla und Chon-
drosia. In den Kanälen findet sich hier und da etwas Stärke bei Sycan-
dra, Myxilla und Clathria. Im Gastralraum von Ascetta, sowie in den
Kammern von Sycandra finden sich ebenfalls einzelne Körner. Bei den
Exemplaren der letzteren Art, welche 17 Stunden gefüttert wurden,
findet sieh mehr Stärke in den Kammern wie in den nur 6 Stunden
gefütterten, dafür aber keine in den Kanälen.
Ich kann nicht behaupten, dass ich Stärkekörner irgendwo in
Zellen mit Sicherheit gesehen habe, es möchten aber doch wohl hier
und da einzelne Körner von den Kragenzellen aufgenommen worden
sein. Die Stärkekörner haben scharfe eckige Kontouren (in Folge der
wasserabsorbirenden Wirkung des Alkohol) und zeigen keine Spur be-
ginnender Diastase oder anderweitiger Lösung.
_ Bemerken möchte ich hier, dass Professor Norı Spongillen eine
Reihe von Jahren hindurch in einem Aquarium gehalten, und mit Reis-
stärke gefüttert hat. Bleibt die Fütterung einige Wochen aus — so
erzählt mir Norı — dann treten an den Spongillakrusten Symptome von
Schwindsucht ein: sie verkleinern sich, Beginnt man dann wieder sie
184 R. v. Lendenfeld, [588
regelmäßig zu füttern, so fangen sie zu wachsen an und vergrößern
sich bis zur Zeit der Gemmulabildung. Nor streut die Stärkekörner
über die Krusten aus und meint, dass sie von denselben aufgenommen
Tabelle III. Milch-:
Äußere Ober-
fläche
Subdermal-
räume
Einführende
Kanäle
Name des Schwammes Poren Porenkanäle
51/, Stunden in Milchwasser. In,
32) Sycandra raphanus,
p. 424. Taf. XXVI,
Fig. 21—23, 25.
unverändert |
33) Axinella massa, p.495. etwas dilatirt
Taf. XXXIII, Fig. 188,
189; Taf. XXXIV,
Fig. 194, 192.
34) Ascandra Lieberküh- weit geöffnet
nii, p. 449. Taf. XX VI,
Fig. 6, 7.
35) Sycandra raphanus, unverändert
p- 426. Taf. XXVI,
Fig. 26.
\
i
32 Stunden in Milchwasser. D
N
N
s|
h|
i
|
}
ı
mis, p.467. Taf.XXIX, oder \ kontrahirt |Kanalstämme|hirt; schwar-
Fig. 4104, 107—140. geschlossen um einDrittell ze Körner
36) Chondrosia renifor- kontrahirt |um ein Drittel) einführende |Jleicht kontra- |
kontrahirt |
589] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 185
werden. Ich denke, dass sie wahrscheinlich nicht in den Schwamm
eindringen, sondern außerhalb desselben durch Diastase in löslichen
Zucker übergeführt werden, und dass dieser dann den Schwamm ernährt.
Fütterung.
Zwischenschicht
Kammerporen, Kammern und
mit ihren Zellen
abführende Specialkanäle Bemerkungen
Epithel | Kragenzellen
'Osmiumsäure oder Alkohol gehärtet,
die Zellen der| besonders
Zwischen- | deutlich ist
schicht etwas] die Grund-
stärker ge- |substanz zwi-
bräunt; große] schen den
schwarz- |Kragenzellen
braune Kör-
ner in Wan-
derzellen
größtentheils intakt, ent-
halten meist 1—3 große
schwarzbraune Körner;
über dem Kern eine An-
häufung sehr kleiner brau-
ner Körner, die großen
Körner liegen meist im di-
stalen Theile der Zelle
intakt, etwas
stärker ge-
bräunt
Kammerporen unverän-
dert, einige scheinen er-
weitert; abführende Spe-
cialkanäle kontrahirt und
eylindrisch
undeutlich in Osmium-
unverändert in Osmiumpräparaten
dunkel violettbraun, ge- | präparaten
schrumpft niedrig kegel- | dunkel vio-
lettbraun mil
großen
schwarzen
Körnern
förmig ; keine größeren
Körner
Osmiumsäure oder Alkohol gehärtet.
lädirt zu Klumpen zusammenge-| beträchtlich
schrumpft u. gebräunt, mit| gebräunt
großen dunklen Körnern
BE | EEE Pe nn
Kammerporen theils kon- intakt theils unverändert, theils | Zellen kaum | Anastomosen
trahirt, theils unverändert, ohne Kragen oder Geißel; | merklich |der Sternzel-
abführende Specialkanäle einige enthalten einzelne | stärker ge- |len deutlich,
unverändert große braunschwarze bräunt; die | eben so die
Körner Wanderzel- | Substanz
len allein sind|zwischen den
dunkelbraun |Kragenzellen
und enthalten
zahlreiche
große und
kleine dunkle
Körner
Kammern unverändert; ab- intakt gut erhalten, aber Kragen | die exponir- | starke Bräu-
führende Specialkanäle undeutlich; in oberfläch- |ten Theile der| nung an den
klaffen; die oberflächlichen lichen Kammern schwarz;| Grundsub- | Schnittflä-
Kammern dunkel braun- die Form ist unverändert | stanz sowie chen
schwarz gefärbt die Zellen in
derselben
sind röthlich
gefärbt |
186 R. v. Lendenfeld, [590
Name des Schwammes Se Poren Porenkanäle N So u a anLen es
22 Stunden in Milchwasser, dann 24 Stunden in
37) Ascandra Lieberküh- weit geöffnet
nii, p. 449. Taf. XX VI,
Fig. 5.
38) Chondrosia- renifor- größtentheils| kontrahirt -| einführende | unverändert
mis, p. 467. geschlossen Kanalstämme
Taf. XXIX, Fig. 411. kontrahirt
Folgende Spongien wurden mit Milch gefüttert: Ascandra Lieber-
kühnii, Sycandra raphanus, Chondrosia reniformis und Axinella massa.
Kanalsystem.
Bei Chondrosia, sowohl bei den gleich nach der Fütterung gehär-
teten, wie bei den hernach noch 24 Stunden in reinem Meerwasser
gehaltenen Exemplaren sind die Poren theils stark kontrahirt, theils
geschlossen. Bei allen anderen Milchschwämmen, wie immer sie be-
handelt worden sein mögen, sind die Poren unverändert und weit
offen. Auch die einführenden Kanäle sind bei Chondrosia kontrahirt,
bei den übrigen unverändert. Kammern und Kammerporen scheinen
nicht wesentlich beeinflusst zu sein. Die ausführenden Kanäle sind
unverändert, vielleicht zum Theil etwas dilatirt.
Histologische Struktur.
Bei Ascandra ist das äußere Plattenepithel theils verloren gegangen,
bei den übrigen ist es erhalten und besonders deutlich auch in den
Milch-Osmiumpräparaten von Chondrosia, wo sonst das äußere Epithel
selten zu sehen ist. In den Kanalwänden ist das Epithel unverändert.
Die Kragenzellen sind meist recht gut erhalten, nur bei den
22 Stunden mit Milch gefütterten Ascandraexemplaren sind sie ge-
schrumpft und theilweise verschmolzen. Bemerkenswerth ist es, dass
sich die Kragenzellen dieser, 22 Stunden mit Milch gefütterten Ascan-
‘ dren nicht erholen, wenn sie auch nachher 24 Stunden in reinem
Meerwasser gehalten werden: dann noch erscheinen sie niedrig brot-
laibförmig und entbehren des Kragens und der Geißel. Die Kragen-
zellen der Osmiumpräparate von Milch-Spongien enthalten in der Regel
große, dunkel schwarzbraune Körner. Diese sind in den, nur 5!/, Stun-
den exponirten Exemplaren eben so zahlreich un deutlich wie in den
"Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle
591] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 187
Zwischenschicht
mit ihren Zellen
Epithel Kragenzellen ° Bemerkungen
reinem Meerwasser. Mit Osmiumsäure gehärtet.
a
2
€ :
S
x
lädirt zu flachen, brotlaibförmi- | kaum merk-
gen Klumpen zusammen- |lich gebräunt|.
geschrumpft und gebräunt,
mit großen, dunklen Kör-
nern
unverändert intakt die Kragenzellen der ober-| einige Wan- | keine merk-
Nächlichen Kammern ent- |derzellen ha-| liche Bräu-
halten zuweilen kleine ben kleine | nung an der
schwarze Körnchen schwarze |Schnittfläche
Körnchen
22 Stunden mit Milch gefütterten. In den, nach der Fütterung 24 Stun-
den in reinem Meerwasser gehaltenen Exemplaren sind diese eigen-
thümlichen dunklen Körner nicht merklich weniger zahlreich, jedoch
meist kleiner, wie in den, gleich nach der Fütterung gehärteten Stücken.
In 51/, Stunden gefütterten Ascandren, welche mit Osmiumsäure gleich
nach der Fütterung gehärtet wurden, findet man eine wohl ausgespro-
“ chene Kappe kleiner dunkler Körnchen über dem Kern der Kragen-
zellen.
Die Zellen der Zwischenschicht der Milchspongien werden von
Osmiumsäure ausnehmend stark gebräunt. Diese auffallende Bräu-
nung wird besonders an den Wanderzellen beobachtet, welche zum
Theil ähnliche braunschwarze, größere und kleinere Körnchen ent-
halten, wie die Kragenzellen. Zuweilen wird, besonders bei. Chon-
drosia, eine matte Rothfärbung der Grundsubstanz beobachtet.
Milchaufnahme.
Ich stehe nicht an die großen schwarzbraunen Körner, sowie zum
Theil auch die kleineren, welche in den Kragen- und Wanderzellen vor-
kommen, als Reste von Milchkügelchen anzusehen. Etwas unerklärlich
erscheint die Kontraktion der Poren und Kanäle der Milch-Chondrosien..
Da keine großen schwarzen Körnerin den Plattenzellen vorkommen,
so scheint es wahrscheinlich, dass die Milchkügelchen von ihnen nicht
aufgenommen werden. Dagegen zeigen die Reste derselben in den
Kragenzellen, dass diese Milchkügelchen aufgenommen haben. Die
letzteren oder ihre Reste werden dann von den Kragenzellen den
-Wanderzellen übergeben und von diesen fortgetragen. Auffallend ist
es, dass die Kragenzellen 24 Stunden nach beendeter Fütterung noch
fast eben so viele Milchkugelreste enthalten, wie gleich nach der Fütte-
rung; auch ist bei diesen die Zahl der dunklen Körner in den Wander-
188 R. v. Lendenfeld, [592
zellen kaum merklich größer — 46 Stunden nach Beginn der Fütterung
— als bei anderen nur 5!/, nach derselben.
Allgemeine Resultate der Fütterungsversuche.
Die erste Wirkung fester, im Wasser suspendirter Körper, wie
Karmin oder Stärke auf den Schwamm ist die Zusammenziehung oder
Schließung der Hautporen. Dies ist als eine Reflexbewegung der
Sphincteren an den Poren aufzufassen: die Körner stoßen beim Vor-
beiströmen des Wassers an die freien Sphincterränder an und veran-
lassen dieselben zur Kontraktion. Später erweitern sich die Poren
wieder etwas, sei es, dass der Schwamm den Wasserstrom nicht länger
als 2 oder 3 Stunden entbehren kann, sei es, dass die Sphinetermus-
keln ermüdet werden und nachlassen.
Die weichen, wohl als flüssig anzusehenden Milchkügelchen stoßen
nicht so scharf an die Sphineteren wie Karmin- oder Stärkekörner und
lösen daher in der Regel (Ausnahme Chondrosia) keine porenkontra-
hirende Reflexbewegung in denselben aus.
Tabelle IV. Morphin-
Name des Schwammes Aupere Ober Poren Porenkanäle eher Kinn ®
5 Stunden in Morphinlösung in Karmin
39) Sycandra raphanus, || wenige Kar- etwas unre-
p- 427. Taf. XXVI, || minkörner gelmäßig ;
Fig. 27, 28. einzelne Kar-
minkörner an
der Wand
40) Chondrosia renifor- viele weit dilatirt einführende | dilatirt, be-
mis, p. 474. Taf.XXIX, offen Stammkanäle| sonders die
Fig. 112; Taf. XXX, dilatirt oberfläch-
Fig. 443, A444, lichen,
größeren; die
kleinen kon-
trahirt
44) Clathria coralloides, || viel Karmin | kontrahirt unverändert; | unverändert;
p. 500. Taf. XXXIV, viel Karmin einzelne Kar-
Fig. 493. minkörner
593] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 189
Die Poren der Milchschwämme bleiben desshalb offen.
Durch die Poren gelangen diese Körper, sei esgleich, wie im Falle
der Milch, oder später, wie im Falle von Karmin und Stärke, in die
Kanäle des Schwammes. Unter verletzten Hautstellen treten sie früher
in die Kanäle ein, als unter intakten. Einige haften hier und da an den
Kanalwänden, doch die meisten werden weiter getragen bis zu den Kam-
mern, wo die Karminkörner und Milchkügelchen, nicht aber die Stärke-
körner, welche zu groß sind, von den Kragenzellen aufgenommen werden.
Nach dem Verlauf von zwei Tagen etwa werden die nicht nahr-
haften Karminkörner von den Kragenzellen wieder ausgestoßen, die
Milchkügelchen aber, beziehungsweise ihre Reste, den Wanderzellen
übergeben, welche sie im Schwamme vertheilen.
Vergiftungsversuche.
Es wurden Vergiftungsversuche mit Morphin, Strychnin, Digitalin,
Veratrin, Cocain und Curare angestellt. Diese sechs Versuchsreihen
sollen für sich besprochen werden.
Vergiftung.
Kammerporen, Kammern und
Zwischenschicht
- abführende Specialkanäle
Epithel Kragenzellen mit ihren Zellen
Bemerkungen
wasser 4:45000. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen und abfüh- |intakt in den| haben die Geißel und Sternzellen
‚rende Specialkanäle stark ||einführenden großentheils auch den Kra-| unverändert;
or Kragenzellen un-| Kanälen |gen verloren und sind der | Wanderzel-
regelmäßig vertheilt; ein- Länge nach kontrahirt; |len zu Kugeln
u Kragenzellen schei- kaum länger als breit; zusammen-
nen abgefallen zu sein ; einige Kragenzellen ent- |geschrumpft;
Karmin in einigen halten zerstreute Karmin- | karminfrei
{ Kragenzellen körner
"abführende Specialkanäle
in Kanalwän-|gut erhalten, konisch, Kra-|Zellen unver-| allgemeine
- kontrahirt, eben so die den intakt gen zusammengefaltet, ändert; die |Kontraktion;
Kammern; die inneren sind Geißel lang ganze Pulpa | vollkommen
| ‚034, die oberen 0,026 mm ist gelb karminfrei;
weit; das Lumen kontra- nur an ver-.
lirter Kammern wird von letzten Stel-
den Geißeln völlig ausge- len kleben
; füllt einzelne
Körnchen
fehlt an Ober-| kugelig, ohne Kragen mit | zahlreiche
fläche; intakt Geißelrest rundliche
kugelig zusammengezogen ;
| seltene Karminkörner in
oder zwischen den Kragen-| in Kanälen Zellen scha-
zellen ren sich an
der Subder-
malraum-
wand
190 R. v. Lendenfeld, [594
y\ En d N . ..
Name des Schwammes Fe Poren Porenkanäle uber aführen I
42) Euspongia irregula-
ris var. mollior, P.532.
Taf. XXXVII, Fig. 248.
min
43) Aplysina aerophoba,
p. 538. Taf. XXX VII,
Fig. 253— 255.
44) Hircinia variabilis
var. typica, p. 564.
Taf. XXXIX, Fig. 289.
viel Karmin;
mehr an Epi-
thel wie an
entblößten
Stellen
wenig Kar- |unregelmäßig|ziemlich weit/etwas kontra-| unverändert;
verzerrt hirt; sehr | stellenweise
wenig Kar- |viel Karmin;
min Endzweige
und ihre Ein-
gänge hier
und da voll-
gepfropft mit
Karmin
kontrahirt | undeutlich; | weit offen | unverändert
Sammelkanä-
le nur wenig
kontrahirt;
zerstreute ?
Karminkörn-
chen
stark kontra- distal kontra- weit unverändert;
Karmin
hirt oder
geschlossen
45) Sycandra raphanus,
p. 427. Taf. XXVI,
Fig. 29.
46) Clathria coralloides,
p- 500. Taf. XXXIV,
Fig. 194,
einzelne Kar-
minkörner
viel Karmin
kontrahirt
besonders die
großen weit;
unter ver-
letzten Haut-
stellen Kar-
min
hirt
5 Stunden in Morphinlösung in Karmin
unregel-
mäßig; ein-
zelne Karmin-
körner
etwasdilatirt;| weit offen;
teinzelne Kar-; karminfrei
minkörner
15 Minuten in Morphinlösung 4: 4000, dann 31/5 Stunden in
47) Chondrosia renifor-
mis, p. 472. Taf. XXX,
Fig. 145— 117.
unverändert jeinige zusam-
einführende | kontrahirt
mengezogen, |Kanalstämme
viele weit weit offen
offen
nen
595] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der
ammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle Kragenzellen
Epithel |
Kammern unverändert
fläche; in Geißel meist intakt
L Kanälen
größtentheils
intakt
Den RT
an Oberfläche
theils intakt,
theils abge-
hoben; in
Kanälen in-
takt; Karmin
auch an ab-
stehenden
Epithelfetzen
- Kammern unverändert;
s 2 spitz kegelförmig, meist
F eine Kammerporen
mit Geißel; Kragen wohl
um Basaltheil der Geißel
zusammengefaltet
fehlt an Ober-
fläche und
theils auch in
den Vestibu-
larräumen ;
intakt in Ka-
nälen
- Kammern etwas kontra-
hirt; Kammerporen un-
sichtbar; ausnahmsweise
einzelne Karminkörnchen
in den Kammern
Kragen und Geißel
ammerporen und abfüh- |in den einfüh-|Geschrumpft, ohne Geißel;
ende Specialkanäle sind |renden Kanä- Kragen fehlt oder istschmal
und Geißel
unregelmäßig dilatirt;; len theils |cylindrisch ; Plasma durch-
tellenweise ist die Kam- |intakt, theils | sichtig; nur ausnahms-
erwand zerrissen; Kar- verloren ıweise hier und da ein Kar-
min in geringer Menge minkorn in einer Kragen-
. in den Kragenzellen zelle
1 Kammern kontrahirt; in Kanälen | longitudinal kontrahirt,
| karminfrei intakt kegelförmig; ohne Kragen
IE
Bi
| |
| Fl Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
||
geschrumpft; meist ohne
Spongien.
Zwischenschicht
mit ihren Zellen
191
Bemerkungen
len mehr
gleichmäßig
vertheilt
Grundsub-
stanz theil-
weise ge-
schwunden;
karminfrei
oberflächlich
arm an Zel-
len ; innen
zellenreich |
fehlt an Ober-|geschrumpft, ohne Kragen; | Pigmentzel- jein Netz kar-
minerfüllten
Gewebes, in
dem die
Kammern un-
deutlich sind
einige Oscu-
larsphincte-
ren nahezu
ganz ge-
schlossen ;
0,5 mm dicke
scharf be-
grenzte Rin-
de; das Inne-
re karminfrei
Karmin fehlt
im Inneren
unter intak-
ten Hautstel-
len; unter
lädirten Haut-
stellenkommt
Karmin im
Inneren vor
In Folge des
Schwundes
der Grund-
substanz lie-
gen die Epi-
thelien vieler-
orts den Na-
deln dicht an
| Kammern kontrahirt, be- || (heils intakt, | gut erhalten; Geißel zer-
Fibrillenbün-
. - sonders die oberfläch-
lichen, die nur 0,025 mm
‚weit sind; ganz im Inneren
sind die Kammern völlig
„unverändert, 0,032 mm
groß; oberflächliche Spe-
eialkanäle kontrahirt, in-
| 4 -- ..nere nicht
theils wenig
abgehoben
knittert; Kragen schmal
gefaltet
del stark
wellig
vollkoınmen
karminfrei;
Paralyse der
Geißelzellen
192 R. v. Lendenfeld, [596
Äußere Ober-
fläche
Einführende
Subdermal-
ö Kanäle
Porenkanäle ne
Name des Schwammes Poren
48) Spongeliaelastica var.| etwas Kar- | zum Theil etwaskontra-
massa, p. 508. min gruppen- hirt; unter
Taf. XXXV, Fig. 244 weise stark verletzten
bis 213. kontrahirt Hautstellen |
wenig Kar- |
min
49) Aplysina aerophoba, Karmin |stark kontra-| undeutlich; | kontrahirt | unverändert
p. 540. hirt oder | Sammelka-
geschlossen | näle kontra-
hirt
50) Hircinia variabilisvar. wenig Kar- |theils kontra-| distal stark | radial kon- | unverändert
typica, p. 564. kontrahirt trahirt
Tai. XXXIX, Fig. 290.
min hirt, theils
geschlossen
5 Minuten in Morphinlösung 4 :250.,
54) Sycandra raphanus, dilatirt |
p- 428. Taf. XXVII,
Fig. 33. |
15 Minuten in Morphinlösung 4:200, dann 31/, Stunden |
52) Chondrosia renifor- sehr viele weit einführende |die oberfläch-| |
mis, p. 473. offen Kanalstämme| lichen kon- |
Taf. XXX, Fig. 418 zum Theil in | trahirt, die
bis 424. der Pulpa | innern nicht
kontrahirt
53) Spongeliaelastica var. Karmin vor- | strecken- kontrahirt |unverändert;
massa, p. 509. züglich an | weise kon- zahlreiche
Taf. XXXIV, Fig. 206; Conuli trahirt Gruppen von
Taf. XXXV, Fig. 214 Karminkör-
bis 216, nern in den
oberflächli-
chen End-
zweigen
54) Hircinia variabilis wenig Kar- | kontrahirt | kontrahirt verzerrt
var. typica, p. 565. min und verzerrt
Taf. XXXIX, Fig, 291.
i
597] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 193
| 6 .
Febrührende Speeialkanile | Epithel Kragenzellen mit ihren Zellen Bemerkungen
" Kammern unregelmäßig || fehlt an der [unregelmäßig geschrumpft|Hautreich an) Karmin im
rundlich, 0,06—0,07 mm || Oberfläche | und verzerrt ohne Kragen |körnigen Zel- Inneren unter
groß; Mündung zuwei- vielerorts und Geißel len verletzten
len stark kontrahirt; in || auch in den Hautstellen ;
Kammern unter verletz- Kanälen übrigens kar-
ten Hautstellen viel Kar- minfrei
! min
Kammern unverändert; || theils abge- | geschrumpft, kurz kegel- Oscular-
Kammerporen geschlossen | hoben, an \förmig, mit kurzem Geißel- phincteren
der Ober- | rest; ohne Kragen. Fehlen stark Kontra-
fläche; fehlt hier und da hirt; das In-
in den ober- nere karmin-
Nlächlichen frei
Kanälen; im
Inneren in-
takt
| Kammern unverändert; |fehlt an Ober-|zu Klumpen zusammenge- das Innere
keine Poren fläche und | schrumpft; ohne Kragen karminfrei
vielerorts in und Geißel
Vestibular-
räumen und
auch in ober-
flächlichen
Kanälen
In Osmiumsäure gehärtet.
Kammerporen 0,02 mm intakt ohne Geißel und mit un- intakt
weit; abführende Special- deutlicher Kontour
kanäle ebenfalls dilatirt
in reinem Karminwaser. In Alkohol gehärtet.
Specialkanäle und Kam- |iin den Kanä-| transversal kontrahirt, | unverändert | vollkommen
nern oberflächlich mehr, || len intakt |schlank ; am stärksten kon- karminfrei;
innen weniger kontrahirt; trahirt ist das obere Ende; Paralyse der
Kammern durchschnittlich Geißel verkrümmt; Kra- Geißelzellen
0,028 mm weit gen weit cylindrisch oder
distal zusammengezogen
Kammern kugelig, 0,05 mm|fehlt hier und] geschrumpft, meist ohne eine 3 mm
groß; Mund kontrahirt; da Kragen und Geißel; die dicke Rand-
oberflächliche Kammern oberflächlichen reich an schicht kar-
reich an Karmin Karmin, besonders im minreich
Basaltheil
Kammern etwas kontra- |fehlt an Ober-] zusammengeschmolzen; das Innere
hirt; keine Poren fläche, viel- | ohne Kragen und Geißel frei von Kar-
fach auch in min
|
|
|
|
|
|
den Vestibu-
larräumen ;
in Kanälen
intakt -
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III.
13
en sites treten
194 R. v. Lendenfeld, [598
Äußere Ober- Subdermal- Einführende
Porenkanäle
Name des Schwammes fläche Poren räume Kanäle
41/, Stunden in Morphinlösung in Karmin
55) Spongelia fragilis var.|| wenig Kar- | geschlossen weit weit unverändert; |
irregularis, p. 522. |Imin an Ober- Endzweige
Taf. XXXVI, Fig. 236. fläche kontrahirt
|
|
Folgende Schwämme wurden mit Morphin vergiftet: Sycandra
raphanus, Chondrosia reniformis, Clathria coralloides, Spongelia elastica
var. massa, Spongelia fragilis var. irregularis, Euspongia irregularis var.
mollior, Aplysina aerophoba und Hircinia variabilis var. typica.
Kanalsystem.
Die Poren sind meist mehr oder weniger kontrahirt oder gar ge-
schlossen. Die verschiedenen Arten werden keineswegs in gleicher
Weise von dem Gifte beeinflusst. Besonders stehen die Morphin-Chon- _
drosien, bei denen die Poren in keinem Falle geschlossen sind, den
übrigen gegenüber. Weder eine längere Einwirkung schwachen noch
eine kurze Einwirkung starken Giftes wirkt kontrahirend auf die Poren
von Chondrosia. Bei allen anderen sind die Poren kontrahirt. Es ist
kein bedeutender Unterschied in der östündigen Wirkung 1:15000 oder
1:5000, der 33/,stündigen 1:1000 starken und der !/,stündigen 1:200
starken Giftes erkennbar. Nur 4'/,stündige Wirkung 1:100 starken
Giftes wirkt merklich kräftiger kontrahirend: die Poren der 1\/, Stun-
den in einer 1:100 starken Morphinlösung gehaltenen Spongelia-Exem-
plare sind geschlossen.
Die Porenkanäle verhalten sich bis zu einem gewissen Grade
ähnlich wie die Poren. Bei allen den in verschiedener Weise mit Mor-
phin behandelten Chondrosien sind sie weit offen, bei den 5 Stunden
in 1:45000 Morphinlösung gehaltenen Exemplaren sogar dilatirt. Bei
Euspongia sind sie unverändert und bei Hireinia distal kontrahirt, pro-
ximal aber ziemlich unverändert.
Weniger stark beeinflusst sind die Subdermalräume, beziehungs-
599] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
Kammerporen, Kammern und s
abführende Specialkanäle Epithel | Kragenzellen
|
Zwischenschicht B k
mit ihren Zellen] Pemerkungen
195
- wasser 4:400, In Alkohol gehärtet.
Kammern etwas kontra- | fehlt an der [geschrumpft ; zuweilen mit
deutliche der ganze
hirt; ihre Gestalt ist un- || Oberfläche; | Resten der Geißel und des| Spindelzel- | Schwamm
verändert intakt in den Kragens lenschicht etwas ge-
Kanälen an Ober- schrumpft ;
fläche; unter-| das Innere
halb der karminfrei
scharfen
Grenze dieser
Schicht zahl-
reiche kuge-
lige Zellen ;
Zellen dieser
Art erfüllen
den ganzen
Schwamm
| |
weise ihre Homologa. Wir finden sie bei 5 Stunden lang in 1:15000
und 1:5000 starker Giftlösung gehaltenen Chondrosien weit offen oder
gar dilatirt, eben so bei Clathria und Aplysina und bei den 1'/, Stunden
in 1:400 starker Giftlösung gehaltenen Spongelien. Bei den übrigen
sind sie kontrahirt, doch niemals stark.
Die einführenden Kanäle sind in der Regel unverändert; bei den
5 Minuten in 1:250 starkem Gift gehaltenen Sycandren sind die Inter-
radialkanäle (in Folge der Kontraktion der Radialkanäle jedenfalls) dila-
tirt. Bei den 5 Stunden in 1:15.000 starkem Gift gehaltenen Chondrosien
und Hireinien sind, besonders in den oberflächlichen Theilen des
Schwammes, die größeren Kanäle weit offen, die Endzweige des ein-
führenden Systems aber kontrahirt.
Die Kammerporen sind nur bei Sycandra zu sehen, bei den 5 Minu-
ten in 1:250 starkem Gift gehaltenen Exemplaren sind sie dilatirt,
0,02 mm weit. Daraus, dass bei den anderen mit Morphin vergifteten
Arten keine Kammerporen zu sehen sind, geht mindestens so viel mit
Sicherheit hervor, dass sie nicht dilatirt sind. Ich glaube wohl, dass sie
in den meisten Fällen geschlossen sein dürften. Die Kammern selbst
sind unverändert oder kontrahirt. Unverändert sind die Kammern von
Aplysina (5 St. 1:15000 und 33/, St. 1:1000 Gift), von Euspongia (5 St.
1:15 000 Gift) und bei den schwächerem Gifte ausgesetzten Sycandren.
Die Kammern aller der übrigen sind kontrahirt. Diese Kontraktion ist
am schärfsten ausgesprochen bei Chondrosia, wo die oberflächlichen
Kammern durchschnittlich auf 2/, ihrer ursprünglichen Größe kontrahirt
sind. Die oberflächlichen Kammern der Morphin-Chondrosien messen:
1) 5 St. in 1:45 000 Gift 0,026 mm
43%
196 R. v. Lendenfeld, [so 0
2) 33/, St. in 1:1000 Gift 0,025 mm
3) 1/a St. in 1:200 Gift; 3'/, St. in Karminwasser 0,028 mm
Die relativ etwas geringere Kontraktion von 3 dürfte auf eine
--theilweise Erholung des Schwammes während seines 3!/,stündigen
Aufenthaltes in reinem Karminwasser zurückzuführen sein. Abgesehen
‘von den specifischen Eigenthümlichkeiten der einzelnen Arten, kann
man im Allgemeinen sagen, dass in der Regel der Kontraktionsgrad der
oberflächlichen Kammern proportional ist der Stärke des angewen-
deten Giftes. Die Kammermündungen, beziehungsweise die abführen-
den Specialkanäle sind meist in ähnlicher Weise beeinflusst, wie die
Kammern selbst. Bei den Morphin-Sycandren sind sie dilatirt. Beson-
ders deutlich kontrahirt, nicht selten ganz geschlossen, erscheinen sie
in den.oberflächlichen Theilen von Chondrosia und Spongelia.
Die ausführenden Kanäle sind nicht wesentlich beeinflusst. Die
Oscularsphincteren von Aplysina sind zusammengezogen.
Es darf keineswegs angenommen werden, dass die Kontraktion
der Theile des einführenden Kanalsystems und der Kammern Hand in
Hand gehe mit einer Ausdehnung der Kanäle des ausführenden Systems.
Dies ist nur ausnahmsweise und in geringem Maße der Fall. Die Zu-
sammenziehung der Theile des einführenden Systems ist vielmehr die
Folge einer allgemeinen Schrumpfung der oberflächlichen Theile des
Schwammes.
Histologische Struktur.
An der äußeren Oberfläche fehlt fast überall das Epithel ganz.
Größtentheils unverändert ist es nur an den Oberflächen der Vestibu-
larräume der 5 Stunden in 1:15000 starkem Gift gehaltenen Hir-
cinien. Bei Aplysina (sowohl 5 St. in 1:15000, als auch 33/, St. in
1:4000 Gift) ist das Epithel der äußeren Oberfläche meist nicht abge-
fallen, sondern bloß aufgeschürft und theilweise von der Unterlage ab-
gehoben. In den Kanälen ist das Epithel in der Regel unverändert.
Es fehlt nur bei folgenden Morphinschwämmen stellenweise: Sycandra
(5 St. in 1:45.000 Gift), Chondrosia, Spongelia und Hireinia (3°/, St. in’
1:4000 Gift). Bemerkenswerth ist es, dass die Kanalepithelien der
kürzere Zeit stärkeren Giftlösungen ausgesetzien Exemplare besser
erhalten sind, wie jene von Exemplaren, welche längere Zeit (3 ?/ı
bis 5 Stunden) der Wirkung schwächeren Giftes ausgesetzt waren. In
den ausführenden Kanälen ist das Epithel vollkommen unverändert.
Die Kragenzellen sind bei einigen Morphin-Schwämmen sehr gut
erhalten, bei’ anderen mehr oder weniger verunstaltet. Die besterhal-
tenen Kragenzellen, von schlanker Gestalt, mit lang: eylindrischem
601] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 197
Kragen und nur wenig verkürzter Geißel, werden bei den !/, Stunde
in einer 1:200 starken Giftlösung und dann 3'/, Stunden in reinem
Karminwasser gehaltenen Chondrosien beobachtet. Gut erhalten, mit
langem Geißelrest und zusammengefalteten Kragen sind die’ Kragen-
zellen der 5 Stunden in 1:15000 starkem und 33/, Stunden in 1:1000
starkem Gift gehaltenen Chondrosien, sowie der 5. Stunden in 1:15000
starkem Gift gehaltenen Aplysinen. Geschrumpft, ohne Kragen aber
mit Geißelrest, sind die Kragenzellen der 5 Stunden einer 1:15000
starken Giftlösung ausgesetzten Clathrien und Euspongien, sowie der
33/, Stunden in 1:1000 starkem Gift gehaltenen Aplysinen. Stärker
geschrumpft und meistens ohne Reste von Kragen oder Geißel sind die
Kragenzellen von Sycandra und Hireinia (5 St. in 1:15000 Gift), von
Syeandra und Clathria (5 St. in 1:5000 Gift), sowie von Chondrosia und
Hireinia (33/, St. in 1:1000 Gift). Stark geschrumpft und theilweise
verschmolzen sind die Kragenzellen von Sycandra (5 Minuten in 1:250
Gift) und Hireinia (!/, St. in 1:200 Gift). Besser erhalten und häufig mit
Resten von Geißel und Kragen sind die Kragenzellen der 1!/, Stunden:
in 1:100 starker Giftlösung gehaltenen Spongelien.
Wir sehen, dass im Allgemeinen die Kragenzellen der Morphin-
Chondrosien bedeutend besser erhalten sind, wie jene anderer un
und jene von Sycandra und Spongelia am I chlechtesten.
Abgesehen hiervon finden wir, dass 5 Stunden lang einwirkende
1:5000 starke Giftlösung die Kragenzellen mehr beeinflusst als eben so
lang einwirkendes 1:15000 starkes Gift. Die Wirkung stärkerer, weni-
ger lang einwirkender Giftlösungen ist ebenfalls eine im Großen und
Ganzen weniger bedeutende als diese (5 St. in 1:5000 Gift); besonders
' auffallend ist dies bei Spongelia: die Kragenzellen der 1!/, Stunden in
1:100 starker Giftlösung gehaltenen Exemplare sind besser erhalten,
‚wie jene von Exemplaren, welche 33/, Stunden einer 1:1000 starken
Giftlösung ausgesetzt waren.
Die Zwischenschicht und ihre Zellen sind in den meisten Fällen
nicht wesentlich verändert. Bei Clathria (5 Stunden in 1:15000 Gift)
scharen sich körnige Zellen in der Umgebung der Subdermalräume.
- Spongelia (1'/, St. in 1:100 Gift) ist erfüllt von kugeligen Zellen. Viel-
leicht sind einige (oder gar alle?) von diesen umgestaltete Kragenzellen.
Karminaufnahme. Ye
Die Oberfläche aller. Karmin-Morphin-Chondrosien ist vollkommen.
frei von Karmin. Wenig Karmin wird an der Oberfläche von Sycandra
(5 St. in 1:15000, und 5 St. in 1:5000 Giftkarmin), Hireinia (5 St. in
1:45000, 33/, St. in 1:1000 Giftkarmin, 1:200 Gift 31/, St. Karmin)
198 R. v. Lendenfeld,
[602
und Spongelia (3°/, St. in 1:1000, 11/5 St. in 1:100 Giftkarmin, '/, St.
in 1:200 Gift 31/, St. Karmin) angetroffen. Bedeutendere Mengen von
Karmin werden an der Oberfläche von Clathria (5 St. in 1:15 000, 5 St. in
1:5000 Giftkarmin) und Aplysina (5 St. in 1:15000 Giftkarmin) gefunden.
Seltener wird Karmin im Inneren des Schwammes angetroffen. Bei
Chondrosia, Aplysina und Hircinia fehlt es stets. Bei Clathria (5 St. in
1:15000 Giftkarmin) kommt Karmin in den oberflächlichen Kanälen
und Kammern vor. Eben so findet es sich in den Interkanälen und
Kammern von Sycandra (5 St. in 1:15000, und 5 St. in 1:5000 Giftkar-
Tabelle V. Strychnin-
Name des Schwammes | By Poren Porenkanäle San nn ae
5 Stunden in Strychninlösung in Karmin |
56) Sycandra raphanus, kontrahirt;
p- 428. Taf. XXVII, einzelne Kar-
Fig. 36. minkörner
57) Chrondrosia renifor- Y sämmtlich | kontrahirt | einführende |unregelmäßig
mis, p. 474. geschlossen Kanalstämme| kontrahirt ;
Taf. XXX, Fig. 122, kontrahirt häufig mit
124. polygonalem
Querschnitt;
Endzweige
geschlossen
58) Clathria coralloides, | Haut stark | geschlossen verzerrt; kontrahirt;
p. 504. Taf. XXXIV, || herabgezo- viel Karmin | zerstreute
Fig. 195. gen; viel Karminkör-
Karmin ner
59) Euspongia irregula- verzerrt und | kontrahirt | unverändert |unverändert;
ris var. mollior, p. 533. kontrahirt die Endzwei-
Taf. XXX VI, Fig. 250. ge und ihre
Eingänge
stellenweise
sehr reich an
Karmin; auch
größere Kar-
minmassen
60) Aplysina aerophoba, || wenig Kar- | kontrahirt kontrahirt |ziemlich weit;| unverändert;
p- 541. Taf. XXX VII, min oder ge- oder ge- hier und da |in den Stäm-
Fig.256; Taf.XXX VII, schlossen schlossen | ein Karmin- |men sind die
Fig. 257. körnchen | Sphincteren
stark kontra-
hirt; hier und
da ein Kar-
minkörnchen
603] Experimentelle Untersuchnngen über die Physiologie der Spongien. 199
min), sowie in sehr geringer Menge bei Spongelia (!/, St. in 1:200 Gift,
3'/, St. Karmin). Eigenthümlich ist die Karminvertheilung bei Euspon-
gia (5 St. in 1:15 000 Giftkarmin). Bei diesen Exemplaren kommt näm-
lich kein Karmin in den Kammern vor, aber es finden sich zahlreiche
| Karminagglomerate von beträchtlicher Größe in den Endzweigen des
einführenden Systems.
Hervorzuheben ist noch, dass unter verletzten Hautstellen ne
körner häufig in den einführenden Kanälen und Kammern auch bei jenen
Exemplaren angetroffen werden, wo es unter intakten Hautpartien fehlt.
| Kersting.
Zwischenschicht
mit ihren Zellen
> - Kammerporen, Kammern und
- abführende Specialkanäle
Epithel | Kragenzellen Bemerkungen
wasser 4:45000. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen stark kon- |fehlt an äuße-|Geißel fehlt; Körper kuge-) Grundsub-
trahirt; abführende Spe- || rer Oberflä- lig; Kragen schmal und stanz ge-
cialkanäle ziemlich unver-) che; in den |sehrin die Länge gestreckt; schrumpft,
ändert; einzelne Karmin- || Kanälen in- |in einzelnen wenig Karmin|ihre Elemente
körner zwischen und in ; takt im Basaltheil undeutlich ;
den Kragenzellen karminfrei
abführende Specialkanäle | intakt in longitudinal kontrahirt; | unverändert;linterne Laku-
zu soliden Fäden zusam- Kanälen Kragen fehlt oder ist zu- | Pulpa häufig | nen dilatirt;
mengezogen; Kammern sammengefaltet;; Geißel gelb vollkommen
kontrahirt, kugelig, durch- kurz, verkrümmt karminfrei;
aus etwa 0,024 mm weit nur in der
Wand des
distalen Oscu-
larrohrtheils
einzelne Kör-
ner
Kammern kugelig, ungleich) intakt in niedrig konisch Grundsub-
groß Kanälen stanz ge-
schrumpft
Kammern unverändert; |fehlt größten-] geschrumpft, meist mit | Pigmentzel- | das karmin-
keine Kammerporen; Mund| theils an Geißel, ohne Kragen len mehr erfüllte Ge-
etwas kontrahirt Oberfläche; in gleichmäßig | webe bildet
Kanälen in- vertheilt ein Netz, in
takt dem dieKam-
mern un-
deutlich sind
Kammern plattgedrückt, |fehlt an Ober-Jeinige spitzkonisch, andere) Grundsub- Oscular-
breiter als lang; Mund kon-| fläche vieler-| sanduhrförmig oder dick | stanz hyalin | sphincter
trahirt; Poren geschlossen ;|orts ganz; in| cylindrisch ; meist ohne kontrahirt;
hier und da ein Karmin- Kanälen Geißel; kein Kragen das Innere
körnchen meist intakt blassrosa,fast
karminfrei
|
|
300. R. v. Lendenfeld, [604
Name des Schwammes en Poren Porenkanäle Se) ar: de
5 Stunden in Strychninlösung in Karmin
61) Sycandra raphanus, kontrahirt;
p. 429. Taf. XX VII, hier und da
Fig. 37, 38. zerstreute
Karminkör-
ner
62) Erylus discophora, stark kontra-| stellenweise
p- 454, hirt .zerstreute
Karminkör- |
ner
63) Chondrosia renifor- geschlossen | kontrahirt; | einführende | die kleineren
. mis, p. 475. Taf. XXX, einige distal |Kanalstämme| kontrahirt
Fig. 125, 126. zwiebelför- | kontrahirt
mig
64) Clathria coralloides, || Haut einge- | geschlossen verzerrt | verzerrt und
p- 501. zogen; ziem- kontrahirt
lich viel
| . Karmin
65) Sycandra raphanus,
p. 430. Taf. XXVII,
Fig. 39 —41.
-—45 Minuten in Strychninlösung 4 :1000, dann 31/, Stunden in
unverändert
oder leicht di-
latirt; zahl-
reiche Kar-
minkörner
66) Chondrosia renifor-
mis, p. 476.
Taf. XXX, Fig. 127
bis 129.
67) Spongelia elastica var.
massa, p. 510.
Taf. XXXV, Fig. 247
bis 249.
einzelne Kar-
minkörner
größtentheils
geschlossen
stark kontra-
hirt
einführende
Kanalstämme
kontrahirt
größere un-
verändert,
kleinere zu-
sammenge-
zogen
viel Karmin
kontrahirt _
oder
geschlossen -
kontrabirt kontrahirt,
besonders die
kleineren ;
zerstreute
Karminkör-
ner bis 3 mm
unter der
Oberfläche
605]
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
201
eee6Ö6Ö6Ö6—6— Te nn
Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle Epithel |
Zwischenschicht
Kragenzellen mit ihren Zellen
Bemerkungen
wasser 4:5000. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen stark kon- | fehlt vieler- |zu unförmlichen Klumpen die Substanz
| trahirt oder geschlossen; | orts ohne Geißel geschrumpft; zwischen den
-abführende Specialkanäle meist ohne Kragen; zu- Kragenzellen
- dilatirt; hier und da zer- weilen ein collabirter Rest deutlich
streute Karminkörner desselben
oberflächliche Kammern etwas transversal zu- Grundsub- | ausführende
unregelmäßig geschrumpft; sammengezogen stanz etwas Lakunen
keine Kammerporen ; geschrumpft | klaffen weit
karminfrei |
Kammern kontrahirt, |in den Kanä-| verkürzt, Geißel ver- |Fibrillenbün-| größere aus-
0,028 mm weit; abführende, len intakt krümmt und Kragen del wellig führende Ka-
Specialkanäle theilweise. geschrumpft näle unver-
geschlossen ändert; Pig-
mentzellen in
Umgebung
des Osculums
in der Pulpa
angehäuft;
|. Schwamm
karminfrei;
einige Kar-
| minkörner im
A distalen Theil
| der Oscular-
rohrwand
Kammern kontrahirt vielerorts | geschrumpft ohne Kragen | Grundsub- | das Innere
verloren und Geißel stanz ge- | vollkommen
| schrumpft ; Karminfrei
_ derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
'Kammerporen theils ge- |fehlt an Ober-) ohne Geißel und Kragen, intakt; Substanz zwi-
schlossen, theils zu kleinen|fläche und in/aber nur wenig kontrahirt;| karminfrei | schen Kra-
ovalen Löchern zusammen-| Theilen der - blassgelb genzellen
gezogen; karminfrei einführenden deutlich
Kanäle
Kammern 0,03 mm weit, in den Kanal-| konisch mit breiter Basis, | Grundsub- | das Innere
unverändert; abführende | wänden in- [in einen Zipfel, den Geißel-| stanz etwas | vollkommen
Specialkanäle kontrahirt takt rest, auslaufend ; Kragen | geschrumpft | karminfrei
2: undeutlich
Kammern rundlich, fehlt an Ober-| Gestalt unverändert, ohne | wo das Epi- | centrale La-
0,06 mm groß; Mund kon-| fläche viel- Geißel und Kragen .thel in den |kunen groß;-
trahirt; fast karminfrei |fach auch in Kanälen fehlt,| das Innere
den Kanälen & haben sich | karminfrei
körnige Zel-
len: ange-
sammelt
Be
3023 R. v. Lendenfeld, [606
Name ds Saimammes | Fetten | roren | Pornkansis | Sie | Bigthreas
68) Aplysina aerophoba, || etwas Kar- theils kontra-| stark kontra- etwas kon- | Sphincteren
p. 542. Taf. XXXVII, min hirt, theils | hirt, theils trahirt der einfüh-
Fig. 258. geschlossen | geschlossen renden Ka-
näle stark
kontrahirt,
andere Ka-
näle wenig
69) Sycandra raphanus,
p. 434. Taf. XXVII,
Fig. 30.
70) Sycandra raphanus,
p. 430. Taf. XXVII,
Fig. 42.
74) Aplysilla sulphurea,
p. 448. Taf. XXVII,
Fig. 84.
73) Chondrosia renifor-
mis, p. 477. Taf. XXX,
Fig. 130—134,
73) Spongelia elastica
var. massa, p. 511.
Taf. XXXV, Fig. 207,
320, 224.
einzelne Kar-
minkörner
zerstreute
Karminkör-
ner, am zahl-
reichsten an
den corrodir-
ten Stellen
5 Minuten in Strychninlösung 1:300.
unverändert
| | |
45 Minuten in Strycehninlösung 1: 200, dann 31/, Stunden
zusammen-
gezogen
zusammen-
gezogen
zusammen-
gezogen
zusammen-
gezogen
ziemlich viele klaffen
offen
einführende | oberfläch-
Kanalstämme|liche weitund
unverändert | verzerrt;
innere un-
verändert
viel Karmin
kontrahirt; |Eingänge von
viel Karmin | den Subder-
malräumen
ausin die un-
veränderten
Kanäle kon-
trahirt; Kar-
min in den
oberfläch-
theils grup-
penweise
kontrahirt
lichen
3 Stunden in Strychninlösung
74) Tethya Iyncurium,
p- 457. Taf. XXVIII,
P- 92.
auf ein Drittel
kontrahirt
etwas kon-
trabhirt
607]
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle
"Kammern kugelig; Mund
kontrahirt ; Poren ge-
schlossen
|
In Osmiumsäure gehärtet.
203
Epithel | Kragenzellen Zwischen Bemerkungen
selben
fehlt an Ober- geschrumpft, ohne Geißel | Grundsub- Oseular-
fläche, stel- und Kragen stanz körn- | sphincter
lenweise chenarm und| stark kontra-
auch in ober- durchsichtig | hirt; das In-
flächlichen nere voll-
Kanälen | kommen
karminfrei
Kammerporen großen-
theils kontrahirt; die klein-
sten schlitzförmig; ab-
führende Specialkanäle
unverändert
in reinem Karminwasser.
Geißel fehlt; Kragen zer-
knittert; Kontour undeut-
lich
In Alkohol gehärtet.
Kammern stark zusam-
mengezogen; Kammer-
. poren geschlossen
fehlt an Ober-
Kammern dilatirt, 0,04 mm
weit, birnförmig
intakt in den
Kammern unregelmäßig,
etwa 0,047 mm lang und
0,04 mm breit; Mund
kontrahirt
intakt in Ka-
dick cylindrisch, ohne
konisch, in einen. Zipfel,
eingelagert; Kragen und |meistkugelig,
Geißel nicht zu sehen johne Pseudo-
podien
Stellen fehlen
die Pigment-
zellen
keine Anhäu-
theils zu unförmlichen Grundsub- |macerirt und
fläche und in] Klumpen zusammenge- stanz ge- | vollkommen
einführenden | schrumpft, theils verloren | schwunden | karminfrei
Kanälen gegangen
fehlt hier und|schlank, häufig distal ver-| Grundsub- | das Innere
da an der |dickt und mit verbreiterter| stanz etwas | karminfrei
Oberfläche | Basis aufsitzend;; sie sind |geschrumpft;
einer hyalinen Substanz |Wanderzellen
Grundsub- |äußere Ober-
Kanalwänden| den Geißelrest, über- stanz ober- |fläche corro-
gehend, ohne Kragen flächlich ge- | dirt; das
schrumpft; | Innere voll-
in der Nähe kommen
corrodirter | karminfrei
centrale La-
nälen; auch Kragen und Geißel fungen von | kunen; Be-
an der äuße- körnigen Zel-| lag von Kar-
ren Ober- len minkörnern
fläche hier an einigen
und da er- Verbindungs-
halten fasern
1:400. In Alkohol gehärtet.
Kammern nicht zu sehen
alle Rinden-
kanäle auf
ein Drittel
kontrahirt
204 ER R. v. Lendenfeld, - [608
wer Kuß : | ne | Subdermal- | Einfü |
Name des Schwammes R ae Poren Porenkanäle nn hen ge
41/, Stunden in Strychninlösung in Karmin
75) Spongelia fragilis var.|| viel Karmin | geschlossen | kontrahirt | radial kon- | etwas kon- |
irregularis, p. 523. ? trahirt trahirt, be-
Taf. XXXVI, Fig. 237. sonders die
Endzweige
|
Folgende Arten wurdenmit Strychnin vergiftet: Sycandraraphanus,
Aplysina sulphurea, Erylus discophorus, Ghondrosia reniformis, Tethya
Iyneurium, Clathria coralloides, Spongelia elastica var. massa, Spongelia
fragilis var. irregularis, Euspongia irregularis var. mollior und Aplysina
aerophoba.
Kanalsystem.
Die Haut ist zuweilen, besonders bei Clathria, zwischen den Enden
der Skelettfasern sehr beträchtlich eingesunken. Die Poren sind in der
Regel kontrahirt oder gar geschlossen, seltener verzerrt, oder unver-
ändert. Bei Chondrosia und Spongelia ('/, St. in 1:200 Gift) sind die
Poren, zum Theil wenigstens, weit offen, nicht wesentlich verändert.
Bei Aplysilla (!/, St. in 1:200 Gift), bei Euspongia und Aplysina (5 St.
in 1:15000 Gift) und bei allen den 3°/, Stunden in 1:1000 Gift gehal-
tenen Schwämmen, bei denen ich die Poren überhaupt beobachtet
habe (Chondrosia, Spongelia und Aplysina) sind die Einströmungsporen
zusammengezogen, theilweise auch geschlossen. Bei den 5 Stunden in
1:5000, und 5 Stunden in 1:15000 starker Morphinlösung gehaltenen
Clathrien und Chondrosien, sowie bei den 1!/, Stunden in 1:100 star-
kem Gift gehaltenen Spongelien scheinen die Poren vollkommen ge-
schlossen zu sein.
Die Porenkanäle sind in ähnlicher Weise beeinflusst wie die Poren
selber, doch in der Regel nicht so stark zusammengezogen. Bei Chon-
drosia (5 St. in 1:5000 Gift) sind sie distal zu zwiebelförmigen Höh-
len erweitert, welche oben durch den geschlossenen Sphincter der
-Pore gedeckt wird. Weit offen scheinen die Porenkanäle nur bei Chon-
__drosia (15 Minuten in 1:200 Gift; 3!/, St. in Karminwasser) zu sein, bei
welehem Objekt auch die Poren offen sind. Besonders stark kontrahirt
oder gar geschlossen sind sie bei den 5 Stunden in 1:15000 starkem
Gift gehaltenen Aplysinen.
609] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 205
Kammerporen, Kammern und A Zwischenschicht
abführende "Specialkanäle Epithel Kragenzellen mit ihren Zellen] Bemerkungen
| |
„wasser 1:400. In Alkohol gehärtet.
Kammern kontrahirt; keine|fehlt an Ober-| zu unförmlichen Klumpen | an der Ober- |
sichtbaren Kammerporen |lfläche; in den| zusammengeschrumpft, fläche eine
Kanälen ohne Kragen und Geißel | wohl abge-
meist erhal- grenzte Spin-
ten delzellen-
schicht; das
ganze Innere
von kugeligen
Zellen erfüllt
“Die Subdermalräume nehmen an der allgemeinen Kontraktion der
oberflächlichen Schwammpartien Theil. Nur wenig kontrahirt oder
unverändert sind sie bei Euspongia (5 Stunden in 1:15000 Gift), Aply-
sina (33/, St. in 1:1000 Gift) und Chondrosia (!/, St. in 1:200 Gift;
3!/a St. in Karminwasser). Dies sind Ausnahmen. Die Chondrosien mit
weiten Subdermalräumen haben auch weit offene Poren und Poren-
kanäle. Da diese Theile des einführenden Kanalsystems bei allen
aus dem Gift direkt in Alkohol übertragenen Chondrosien beträchtlich
kontrahirt erscheinen, so ist wohl anzunehmen, dass sie sich auch in
diesem Falle zusammengezogen haben, während der Schwamm im Gifte
lag, dass sie sich aber nachher, während seines 3!/,stündigen Aufent-
haltes im reinen Karminwasser wieder ausdehnten. Besonders stark
kontrahirt sind die Subdermalräume von Erylus (5 St. in 1:5000 Gift).
Die einführenden Kanäle, besonders die oberflächlichen, sind fast
immer zusammengezogen. Die Kontraktion tritt an den kleineren Ästen
und den Endzweigen des einführenden Systems, welche im Verhältnis
zu ihrem Durchmesser viel stärker zusammengezogen sind wie die
größeren Stämme, besonders deutlich hervor. Die einführenden Kanäle
von Chondrosia sind im Allgemeinen weniger kontrahirt wie die anderer,
gleich behandelter Arten. Zuweilen sind sie bei den !/, Stunde in
1:200 starkem Gift und dann 3!/, Stunden in reinem Karminwasser
gehaltenen Exemplaren sogar völlig unverändert oder nur in den ober-
flächlichen Theilen des Schwammes etwas verzerrt. Bei Aplysina sind
die Sphincteren in den einführenden Stämmen sehr stark zusammenge-
zogen, im Übrigen ist aber das Kanalsystem nicht wesentlich beein-
flusst.
Bei Tethya (3 St. in 1:100 Gift) sind die oberflächlichen Kanäle
auf ein Drittel ihrer gewöhnlichen Ausdehnung zusammengezogen.
Die Kammerporen sind ausnahmslos kontrahirt oder geschlossen.
Bei den 5 Minuten in 1:300 starkem Gift gehaltenen und mit Osmium-
206 R. v. Lendenfeld, {610
säure gehärteten Sycandren sind die Kammerporen großentheils kon-
trahirt und häufig schlitzförmig.
Die Kammern im oberflächlichen Theile des Schwammes nehmen
an der allgemeinen Zusammenziehung desselben Theil. Besonders stark
kontrahirt sind die Kammern von Aplysilla (!/, St. in 1:200 Gift;
3!/, St. in Karminwasser). Bei Aplysina sind sie verschieden, je nach
der Behandlung: bei den 3°/, Stunden in 1:1000 starkem Gift gehal-
tenen'Exemplaren sind sie wenig beeinflusst, kugelig; bei den 5 Stun-
den in 1:15000 starker Giftlösung gehaltenen aber plattgedrückt,
länger als breit. Die oberflächlichen Kammern der Strychnin-Chondro-
sien messen im Durchschnitt:
1)5 St. in 1:15.000 Gift 0,024 mm
2)5 St. in 1:5000 Gift 0,028 mm
3) 33/, St. in 1:1000 Gift 0,03 mm
4) 1/, St. in 1:200 Gift; 31/, St. in Karminwasser 0,04 mm.
Sie sind also um so weniger kontrahirt, um so stärker das Gift
war. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass stärkeres Gift Paralyse
- oder Tod herbeiführt, bevor die langsam vor sich gehende Kontraktion
vollendet ist. Im Falle 4 sind die Kammern möglicherweise zusammen-
gezogen und nachher \während des Aufenthaltes des Schwammes in
reinem Karminwasser) wieder dilatirt worden. In besonders unregel-
mäßiger Weise zusammengezogen sind die Kammern von Erylus (5 St.
in 1:5000 Gift).
Die Kammermündungen, beziehungsweise die abführenden Spe-
cialkanäle, sind in der Regel kontrahirt oder gar, wie bei den 5 Stun-
den in 1:15000 und 1:5000 starkem Gift gehaltenen Chondrosien,
geschlossen. Nur bei Sycandra ist der Kammermund stets weit offen.
Die abführenden Kanäle sind im Allgemeinen nicht wesentlich be-
einflusst. Die großen internen Lakunen von Erylus (5 St. in 1:5000 Gift)
und Spongelia (33/, St. in 1:1000 Gift) sind dilatirt. Die Oscularsphinc-
ter von Aplysina sind zusammengezogen.
Histologische Struktur.
Auf der äußeren Oberfläche fehlt das Epithel theilweise oder öfters
ganz. In den einführenden Kanälen ist es intakt oder fehlt nur stellen-
weise in den oberflächlichen. Bei Chondrosia ist das Epithel in den
Kanalwänden stets intakt. Abgesehen hiervon fehlt es stellenweise in
den einführenden Kanälen der 33/, Stunden einer 1:1000 starken Gift-
lösung eingelegten Arten (Sycandra, Spongelia und Aplysina). Bei allen
anderen ist das Epithel der Kanäle vollkommen intakt mit Ausnahme
von Syeandra (!/, St. in 1:200 Gift; 31/, St. in Karminwasser). Offenbar
611] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 207
wird bei Chondrosia das Epithel der Kanäle vor der Giftwirkung gut,
bei den anderen mäßig und bei Sycandra schlecht geschützt. 1:5000
starke Giftlösungen und schwächere sind nicht im Stande innerhalb
5 Stunden das Kanalepithel zu verändern, wohl aber übt eine 1:1000
starke Giftlösung in 33/, Stunden in der Regel eine solche Wirkung aus.
Stärkere, kurze Zeit einwirkende Gifte üben keinen Einfluss auf das
Kanalepithel aus. Das Epithel der ausführenden Kanäle ist un-
verändert.
Die Kragenzellen, besonders der oberflächlichen Kammern, sind in
der Regelsehr bedeutend verändert. Am besten erhalten sind die Kragen-
zellen der 5 Stunden in schwachem (1:15000, 1:5000) Gift gehaltenen
Chondrosien. Diese sind nicht stark geschrumpft und besitzen eine
verkürzte oder verkrümmte Geißel und meist einen gefalteten oder ge-
schrumpften Rest des Kragens. Die Kragenzellen mit stärkeren Giften
behandelter Chondrosien sind konisch und entbehren des Kragens und
der Geißel. Geschrumpft und geißellos, aber ausgestattet mit einem
langen und sehr schmalen Kragen sind die Kragenzellen der 5 Stunden
in 1:15000 starkem Gift gehaltenen Sycandren. Bei allen anderen fehlt
der Kragen ganz und auch von der Geißel ist selten etwas zu sehen außer
zuweilen ein kurzer oder stummelförmiger Rest. Durch ihre Schlank-
heit zeichnen sich die Kragenzellen von Aplysilla ('/, St. in 1:200 Gift;
31/, St. in Karminwasser) und Erylus (5 St. in 1:5000 Gift) aus. Wir
sehen also, dass im Allgemeinen der Grad der Verunstaltung der Kra-
genzellen proportional ist der. Stärke und Wirkungsdauer des Giftes.
Die hyaline Substanz zwischen den Kragenzellen ist bei gewissen
Strychninspongien besonders deutlich sichtbar, so zum Beispiel bei Sy-
candra (5 St. 1:5000, und 33/, St. in 1:4000 Gift).
Die Grundsubstanz hat in mehreren Fällen gelitten und ist durch
Wasserabgabe zusammengeschrumpft. Dies wird besonders bei den
5 Stunden lang schwachen (1:15000—1:5000) Giftlösungen ausgesetz-
ten Sycandren und Clathrien beobachtet. Die Grundsubstanz der
1/ı Stunde in 1:200 starkem Gift und darauf 31/, Stunden in reinem
Karminwasser gehaltenen Sycandren ist völlig verschwunden. Über-
haupt sehen diese Schwämme macerirt aus. Auch bei Erylus (5 St. in
1:5000 Gift) und Aplysilla (1/, St. in 1:200 Gift; 3'/, St. Karminwasser)
scheint die Grundsubstanz etwas zusammengezogen zu sein.
Die Oberfläche der !/, Stunde in 1:200 starkem Gift und hernach
3!/, Stunden in reinem Karminwasser gehaltenen Chondrosien ist stel-
lenweise corrodirt und aufgelöst. In der Nähe solcher Stellen fehlen
die Pigmentzellen der Zwischenschicht. In den vergifteten Spongelien
finden sich rundliche Zellen. Bei den 3°/, Stunden in 1:1000 starkem
908 R. v. Lendenfeld, [6 12
Gift gehaltenen Spongelien sind sie nicht sehr zahlreich. Hier scharen
sie sich in der Umgebung solcher Theile der Kanalwände, wo das Epi-
thel abgefallen ist. Massenhaft treten sie im Inneren der 11/, Stunden
in 1:100 starkem Gift gehaltenen Spongelien auf.
Karminaufnahme.
Stryehnin-Sycandren haben keine Karminkörner an der Oberfläche.
Eben so sind die Oberflächen der mit schwachem Gift (1:15.000, 1:5000)
behandelten Chondrosien frei von Karmin. Mit stärkeren Giften (1:1000,
1:200) behandelte Exemplare dieser Art haben aber etwas Karmin an
der Oberfläche, dieses ist in besonders großer Menge-den corrodirten
Hautpartien der mit 1:200 starkem Gift behandelten Chondrosien auf-
gelagert. Karmin findet sich auch an der Oberfläche der mit schwächeren
Giften (1:15000, 1:5000) behandelten Exemplare von Glathria und
Aplysina und der mit stärkerem Gift (1:1000, 1:200, 4:100) behandel-
ten Spongelien und Aplysinen.
In den oberflächlichen einführenden Kanälen und stellenweise in
den Subdermalräumen kommen nicht selten einzelne Karminkörner
vor. So bei den mit 1:15000 und 1:5000 starkem Gift behandelten
Tabelle VI. ‚Digitalin-.
Name des Schwammes oh Poren Porenkanäle Sud unllnen 2
5 Stunden in Digitalinlösung in Karmin
76) Sycandra raphanus, |einzelne Kar- unverändert;
p. 434. Taf. XXVII, minkörner einzelne Kar-
Fig. 43, 44. minkörner
77) Chondrosia renifor- theils ge- kontrahirt | einführende |große Kanäle
mis, p. 478. schlossen, Kanalstämme|klaffen weit;
Taf. XXX, Fig. 136; theils zusam- stark kontra-| die kleinen
Taf. XXXI, Fig. 444. mengezogen hirt stark zusam-
mengezogen,
erscheinen
meist als so-
lide Fäden
78) Clathria coralloides, | Karmin fehlt | theils ge- kontrahirt, | kontrahirt
p. 502. Taf. XXXIV, schlossen, besonders
Fig. 196. theils ver- die äußeren;
zerrt einzelne Kar-
minkörner-
- gruppen
613] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
209
"Exemplaren von Sycandra, Erylus, Euspongia und Aplysina. Besonders
massenhaftes Karmin wird in den Endzweigen des einführenden Systems
von Euspongia (5 St. in 1:15000 Gift) angetroffen. Bei Clathria beob-
achten wir, dass die 5 Stunden in 1:15000 starker Giftlösung in Kar-
minwasser gehaltenen Exemplare Karmin in den einführenden Kanälen
enthalten, die eben so lang in 1:5000 starker Lösung gehaltenen aber
nicht. Chondrosia enthält keinen Karmin in den einführenden Kanälen.
Bei Sycandra wird in den 33/, Stunden in 1:1000 starkem Gift gehal-
tenen Exemplaren noch Karmin in den einführenden Kanälen ange-
troffen, bei den '/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann 31/, Stun-
den in reinem Karminwasser gehaltenen aber nicht. Eben so fehlt es
den mit stärkerem (1: 1000, 1:200) Gift behandelten Exemplaren von
Aplysina und Aplysilla; dagegen kommt etwas Karmin in den einführen-
den Kanälen von Spongelia (!/, St. in 1:200 Gift, 31/, St. in reinem Kar-
minwasser) vor. In den Kammern findet sich Karmin nur bei den mit
schwächerem (1:15000, 1:5000) Gift behandelten Sycandren und bei
Spongelia (3?/, St. in 1:1000 Gift). Bemerkenswerth ist es, dass bei
Chondrosia- Exemplaren, welche schwachem Gift (1:15000, 1:5000)
durch $ Stunden ausgesetzt waren, Karminkörner im distalen Theile
- der Oscularrohrwand angetroffen m
1 ergiftung.
Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle
En ee ESESEGGGGSGGGSEESSSSESSESSSEEEG
wasser 41:45000. In Alkohol gehärtet.
Epithel |
Kragenzellen
Zwischenschicht
mitihren Zellen) Bemerkungen
Kammerporen unregel-
mäßig, theils dilatirt, theils
intakt
eingeschnürt; theils mit,
theils ohne Kragen und
viele Karmin-
körner in der
geschlossen; abführende Geißel; im ersten Fall Wand des
Specialkanäle etwas kon- beide unregelmäßig, schlaff Oscularrohrs:
trahirt; einzelne Karmin- und verbogen; selten 'Sistirung des
körner in und zwischen einige Karminkörner Wasser-
den Kragenzellen stroms
Kammern verdrückt; häu-
: länglich; in allen Thei-
in Kanalwän-
den intakt
Konisch, in einen Zipfel,
den Geißelrest, auslaufend;| stanz etwas
Grundsub-
Karmin fehlt
vollkommen
len: 0,047:mm breit und Kragen nicht zu sehen |geschrumpft ;
0, 020, 03 mm lang' Fibrillenbün-
} - del wellig;
Ye Pulpa meist
ig gelb und
& opak
"Kammern Todes oder |igut erhalten, Inneres kar-
verzerrt, kontrahirt selbst hier minfrei
und daan
der äußeren
Oberfläche
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III.
210
R. v. Lendenfeld,
[614
nn TG GG
Name des Schwammes
Äußere Ober-
fläche
Poren
79) Hircinia variabilis
var. typica, p. 5695.
Taf. XXXIX, Fig. 292
minkörner
und Gruppen
von solchen
einzelne Kar-
kontrahirt distal kon-
verzerTt; trahirt
theils ge-
schlossen
Porenkanäle
Subdermal-
räume
unverändert | unverändert
Einführende
Kanäle
80) Sycandra raphanus,
p- 432. Taf. XXVII,
Fig. 45.
84) Chondrosia renifor-
mis, p. 479.
Taf. XXXI, Fig. 137,
139, A40.
82) Clathria coralloides,
p- 502. Taf. XXXIV,
Fig. 197, 198, 208.
5 Stunden in Digitalinlösung in Karmin
unverändert;
karminfrei
größtentheils
geschlossen ;
die offenen
wenig kon-
trahirt
wenig Kar-
min
fast alle ge-
schlossen
unverändert | einführende
kontrahirt;
Kanalstämme|unregelmäßig
unverändert
die äußeren
kontrahirt;
die unteren
nicht; aus-
nahmsweise
Karminkör-
nergruppen
Öberflächlich |
kontrahirt; |
im Inneren
unverändert;|
Endzweige |
unsichtbar
83) Chondrosia renifor-
45 Minuten in Digitalinlösung 1 :4000, dann 31/3 Stunden in
mis, p.479. Taf.XXXT,
Fig. 138, 142, 144.
84) Spongelia elastica var.
massa, p. 512.
Taf. XXXV, Fig. 222,
223.
größtentheils | kontrahirt | tangentiale | größere un-
geschlossen; Sammelka- | regelmäßig,
theils kontra- näle und ein-| aber kaum
hirt führende Ka-| kontrahirt;
nalstämme | die kleinen
unregelmäßig| geschlossen
kontrahirt oder stark
mit eckigem | kontrahirt
Querschnitt
viel Karmin |stark kontra- kontrahirt; | kontrahirt;
hirt wenig Kar- Karmin in
min oberfläch-
lichen Kanä-
len
615]
NEE Te EL Dee
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
EEE UNTER FON. wer rer
211
Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle
Epithel Kragenzellen
Kammern ziemlich unver-
ändert; keine Poren
fehlt an Ober-|geschrumpft ; ohne Kragen,
fläche fast meist ohne Geißelrest
ganz, in den
Vestibular-
räumen
größten-
theils; in Ka-
nälen intakt
wasser 1:5000. In Alkohol
- Kammerporen theils un-
- regelmäßig dilatirt, theils
geschlossen ; abführende
Specialkanäle kontrahirt;
karminfrei
abführende Specialkanäle
- stark kontrahirt; Kammern
etwas unregelmäßig, über-
all ziemlich gleich groß,
0,023 mm im Durchmesser
Kammern kugelig, etwas
kontrahirt
_ derselben Digitalinlösung i
Kammern verdrückt, läng-
lich, 0,027 mm lang,
0,02 mm breit; abführende
Specialkanäle großentheils
weit offen
Kammern unverändert,
0,058 mm lang und 0,05 mm
_ breit; Mund kontrahirt;;
Karmin in oberflächlichen
- Kammern zwischen den
Kragenzellen
gehärtet,
intakt geschrumpft; ohne Kragen
und Geißel; mit Kern;
Kontour undeutlich
intakt in |konisch, distal etwas ver-
Kanalwänden| dickt;; Geißel kurz, häufig
als Zipfel des Zellenleibes
erscheinend; Kragen ganz
verloren oder zu einem
Ringwulst geschrumpft
in Kanälen | unregelmäßig, kurz kegel-
intakt; fehlt | förmig, ohne Kragen und
an Oberfläche Geißel
n Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
konisch; Geißel kurz, ba-
sal verdickt; Kragen ge-
schwunden
in Kanälen
intakt
oft sanduhrförmig oder
unregelmäßig; ohne
Kragen und Geißel
fehlt an der
äußeren
Oberfläche;
in den Kanä-
len, beson-
ders in den
oberfläch-
lichen vieler-
orts verloren
gegangen
Zwischenschicht
mit ihren Zellen) Bemerkungen
|
Karmininder
Wand des
distalen Thei-
les des Oscu-
larrohrs
unverändert | vollkommen
karminfrei
in Umgebung| meist im In-
der Kammern] .neren voll-
sehr zellen- kommen kar-
reich
minfrei
Grundsub- | volkommen
stanz ge- karminfrei
schrumpft
und stark
körnig
centrale La-
kunen kon-
trabirt; 2mm
dicke karmin-
haltige Rand-
schicht; in-
nen karmin-
frei
14*
919 | R. v. Lendenfeld, [616
eg nn DB 3
Äußere Ober-
fläche
Subdermal-
Einführende
räume |
Porenkanäle Kanäle
Name des Schwammes
85) Aplysina aerophoba, |ziemlich viel |stark kontra-| kontrahirt | radial kon- |eng; Sphinc-
p.543. Taf. XXXVIll,| Karmin, be- hirt theils ge- trahirt teren der ein-
Fig. 259—261. sonders am schlossen, führenden
Epithel besonders Stämme
distal theilweise
durchgeris-
sen
86) Hircinia variabilis einzelne Kar-| verzerrt, theils distal |theils kontra-| unverändert
var. typica, p. 566. minkörner |theils kontra-| kontrahirt hirt
Taf. XXXIX, Fig. 293. hirt
15 Minuten in Digitalinlösung 1:200, dann 31/g Stunden
87) Chondrosia renifor- unverändert | unverändert | einführende | einige weit,
mis, p.480. Taf. XXX, Kanalstämme| Endzweige
Fig. 135; Taf. XXXI, sowietangen-| kontrahirt
Fig. 143, A4B. tiale Sammel-
kanäle wenig
kontrahirt
88) Spongelia elastica var.|| viel Karmin | theils ge- stark kontra-
massa, p. 512. schlossen, hirt
Taf. XXXV, Fig. 224, theils kontra-
D25N hirt
89) Hircinia variabilis theils ver- | theils kon- | theils etwas | theils etwas
var. typica, p. 567. zerrt und trahirt verzerrt verzerrt
Taf. XL, Fig. 294. kontrahirt
|
|
5 Minuten in Digitalinlösung 1 : 200.
90) Sycandra raphanus, dilatirt
p. 432. Taf. XXVI,
Fig. 45; Taf. XXVII,
Fig. 34, 46, |
61 7] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 213
Kammerporen, Kammern und
y | abführende Specialkanäle
Zwischenschicht
mit ihren Zellen
Bemerkungen
Epithel | Kragenzellen
—-
"Kammern kugelig oder |lan Oberfläche| konisch oder cylindrisch, | Grundsub- | das Innere
birnförmig, keine Poren |laufgeschürft;| zweimal so lang als breit, stanz trübe | vollkommen
Wr in den Kanä-| mit Kragen und Geißel- karminfrei
\ len theilweise resten
x verloren ge-
j gangen
- Kammern theils unver- |lan Oberfläche] zusammengeschmolzen; das Innere
pandert, theils zusammen- || ganz, und | ohne Kragen und Geißel vollkommen
j gezogen, verzerrt; keine theils in karminfrei
| Poren Vestibular-
räumen fehlt
das Epithel;
2 stellenweise
i auch in
oberfläch-
lichen Kanä-
len
in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
& rünrenae Specialkanäle | intakt in geschrumpft, konisch, | Pulpa blass- | vollkommen
‚kontrahirt ; Kammern ver-| Kanälen Geißel verkürzt und basal braun karminfrei
_ drückt; 0 ‚037 mm lang, verdickt; ohne Kragen
4 0 ‚a7 mm breit
EA BR iS IE WIESE TO VERND | WRERWAE EREEEE ° _
- Kammern rundlich, fehlt an der geschrumpft, konisch, verzerrt; das Innere
i 0,05 mm groß äußeren ohne Kragen und Geißel | dicht unter | karminfrei,
ed Oberfläche, Oberfläche | außer unter
% vielerorts zahlreiche, |lädirten Haut-
: auch in den meist rund- stellen
e Kanälen liche körnige
L Zellen
- Kammern theils leicht kon-fehlt an Ober- geschrumpft und zusam- vollkommen
* trahirt; ohne Poren fläche, stel- | mengeschmolzen; ohne karminfrei
3 lenweiseauch Kragen und Geißel
3 in Vestibu- |
H larräumen;
H intakt in Ka-
F nälen
_ In Osmiumsäure gehärtet.
£
_ Kammerporen kreisrund, || intakt; stär- | Zellenleib in Grundsub- |intakt: stär-| Substanz
stark dilatirt kere Bräu- |stanz eingebettet, verkürzt;| kere Bräu- | zwischen
nung Kragen und Geißeln frei nung Kragenzellen
vorragend, verbogen und deutlich
wirr verflochten; stärkere
Bräunung
214 R. v. Lendenfeld, [618
nn
Äußere Ober-
Name des Schwammes Asche
Einführendes |
Kanäle
Subdermal-
Porenkanäle räume
Poren
41/5 Stunden in Digitalinlösung in Karmin
geschlossen |distale Theile| wenig kon- | wenig kon-
94) Spongelia fragilis var.|| wenig Kar- | Iskale: bie a De
| stark kontra- rahir rahir
|
\
!
|
|
irregularis, p. 524. min
Taf. XXXVI, Fig. 238. hirt
| | |
Folgende Arten wurden mit Digitalin vergiftet: Sycandra raphanus,
Chondrosia reniformis, Clathria coralloides, Spongelia elastica var.
massa, Spongelia fragilis var. irregularis, Aplysina aerophoba und Hir-
cinia variabilis var. typica.
Kanalsystem.
Die Poren sind fast immer kontrahirt oder geschlossen, zuweilen
auch verzerrt. Unverändert sind sie nur bei den !/, Stunde in 1:200
starkem Gift und dann 31/, Stunden in Karminwasser gehaltenen
Chondrosien. Mäßig kontrahirt oder verzerrt sind sie bei den in eben
solcher Weise behandelten Hireinien. Stärker kontrahirt erscheinen die
Poren bei den 3°/, Stunden in einer 1:1000 starken Giftlösung ge- |
haltenen Exemplaren von Aplysina und Spongelia. Bei allen anderen |
mit Ausnahme der Sycandren, deren Poren stets offen bleiben, sind die
Hautporen zum Theil kontrahirt und zum Theil geschlossen.
Die Porenkanäle sind fast immer kontrahirt, am wenigsten bei
Chondrosia. Häufig beobachtet man, dass der distale Theil des Poren- |
kanals stärker kontrahirt ist als der proximale, besonders bei Aplysina, |
Hireinia und den mit starkem Gift behandelten Spongelien.
Die Subdermalräume, beziehungsweise die großen einführenden
Kanalstämme der Chondrosien und die distalen Theile der Interradial-
kanäle von Sycandra sind häufig kontrahirt oder verzerrt. Zuweilen sind
die distalen Theile dieser Kanäle stärker als die proximalen kontrahirt.
Im Allgemeinen finden wir, dass die 3°/, Stunden mit 1:1000 starkem
Gift behandelten Exemplare stärker zusammengezogene Subdermal-
räume haben, wie die mit 1:15000 und 1:5000 starker Giftlösung be-
'619] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 315
Bass ann nn m nn —————— — — — ——
Zwischenschicht
Kammerporen, Kammern und
mitihren Zellen
abführende Speeialkanäle Epithel Kragenzellen Bemerkungen
wasser 1:400. In Alkohol gehärtet.
Kammern wenig kontra- || fehlt an der |geschrumpft, ohne Kragen | Grundsub- |
hirt, aber von der gewöhn-|| Oberfläche und Geißel stanz an der
lichen ‚Gestalt und in ober- Oberfläche
flächlichen korrodirt;
Kanälen; im Spindelzellen
Inneren in- matt und un-
takt deutlich kon-
tourirt; auch‘
die äußersten
Zellen sind
degenerirt;
die letzteren
weniger zahl-
reich und
klein
handelten' Spongien. Von den drei '/; Stunde in 1:200 starkem Gift
und dann 31/, Stunden in Karminwasser gehaltenen: Spongien haben
zwei, Chondrosia und Hireinia, unveränderte oder wenig kontrahirte,
die dritte, Spongelia, aber stark zusammengezogene Subdermalräume.
Zu erwähnen wäre noch, dass die einführenden Kanalstämme und die
tangentialen Sammelkanäle der 3°%/, Stunden in 1:1000 starkem Gift
gehaltenen 'Chondrosien derart unregelmäßig kontrahirt und verzerrt
sind, dass ihre Querschnitte eckige Kontouren haben. Ein Vorwiegen
der Kontraktion: in radialer Richtung wird vorzüglich bei‘ Aplysina
beobachtet.
Die einführenden Kanäle von Sycandra, Spongelia und Hireinia sind
unverändert, wie’ immer auch diese Schwämme behandelt worden sein
mögen. Eben so finden wir bei den verschieden behandelten Chon-
drosien eine auffallende Ähnlichkeit in der Konfiguration des Kanal-
systems. ‘Es’ sind nämlich bei allen Digitalin-Chondrosien die großen
einführenden Kanäle weit offen oder nur sehr unbedeutend kontrahirt,
die kleinen Äste und besonders die Endzweige des einführenden Sy-
stems aber stark zusammengezogen oder geschlossen. Die einführenden
Kanäle von Clathria sind kontrahirt. Bei Aplysina (33/, St. in 1: 1000
Gift), beobachten wir, dass die Sphineteren in den einführenden Kanal-
stämmen’stark kontrahirt und zum Theil sogar zerrissen sind. Es wäre
nicht unmöglich, dass das Digitalin einen so kräftigen Tetanus in den
Sphinetermuskeln erzeugt hat, dass sie sich selber durchgerissen haben.
Die Kammerporen der mit schwachem Gift (1:15.000, 1:5000) be-
handelten Sycandren sind theils dilatirt, theils geschlossen. Bei den
mit starkem Gift (1:200) nur 5Minuten behandelten und dann gleich in
216 RR. v. Lendenfeld, [620
Osmiumsäure gehärteten Exemplaren dieses Schwammes sind die Kam-
merporen kreisrund und sämmtlich stark kontrahirt. Bei anderen Arten
sind keine Kammerporen deutlich zu sehen, sie dürften wohl in den
meisten Fällen geschlossen sein.
Die Kammern sind großentheils nur wenig verändert. In der
Regel erscheinen sie unbedeutend kontrahirt. Bei Chondrosia messen
die oberflächlichen Kammern:
4) 5 St. in 1:15000 Gift; 0,017 mm breit, 0,02—0,03 mm lang.
2) 5 St. in 1:5000 Gift; 0,023 mm.
3) 33/, St. in 1:1000 Gift; 0,02 mm breit, 0,027 mm lang.
4) 1/, St. in 1:200 Gift; 3'/, St. in Karminwasser, 0,027 mm breit,
0,037 mm lang.
_ Die Kontraktion der Kammern nimmt bei annähernd gleicher Ein-
wirkungsdauer zu mit der Stärke des Giftes. Starkes, nur kurze Zeit
einwirkendes Gift (2) dürfte wohl auch eine Zusammenziehung der
Kammern veranlassen, aber sie dehnen sich während des darauffolgen-
den Aufenthaltes des Schwammes in reinem Karminwasser wieder
aus. Doch haben diese Kammern dann keineswegs die gewöhnliche,
regelmäßig kugelige Gestalt, sondern sie sind oval und sehen unregel-
mäßig verdrückt aus.
Die Kammermündungen und abführenden Specialkanäle nehmen
Theil an der allgemeinen Kontraktion. Diese wird am deutlichsten bei
Sycandra beobachtet. Ausnahmsweise sind die abführenden Special-
kanäle von den 33/, Stunden in 1:1000 starkem Gift gehaltenen Chon-
drosien auch im oberflächlichen Theile des Schwammes weit offen.
Das ausführende Kanalsystem ist so ziemlich unverändert, doch
kann man zuweilen eine Dilatation der großen centralen Lakunen,
welche mit der Kontraktion der oberflächlichen Theile Hand in Hand
geht und eine Folge derselben ist, wahrnehmen. Ausnahmsweise sind
dieselben bei Spongelia (33/, St. in 1:4000 Gift) etwas zusammen-
gezogen.
Histologische Struktur.
Das Epithel der äußeren Oberfläche ist in allen Fällen mehr oder
weniger beeinflusst. Bei Aplysina (33/, St. in 1:1000) ist es aufge-
schürft, aber großentheils nicht abgefallen: hier ragen theilweise los-
getrennte Epithelfetzen frei von der Oberfläche auf. Auch bei Glathria
(5 St. in 1:15.000 Gift) findet man an der Oberfläche Reste des Epithels.
Bei allen anderen Digitalin-Schwämmen scheint es vollkommen zu fehlen.
An der Oberfläche der Vestibularräume jener Hircinien, welche 5 Stun-
den in einer 1:45 000 starken Giftlösung gehalten worden waren, ist
621] Experimentelle Untersuenungen über die Physiologie der Spongien. a7
das Epithel intakt; bei jenen aber, welche 3°/, Stunden in 1:1000 star-
kem Gifte sich befunden hatten, fehlt es stellenweise auch in den
Vestibularräumen. In den Wänden der einführenden Kanäle ist es
meist intakt. Es fehlt jedoch stellenweise in den oberflächlichen Kanälen
‚ der 3°/, Stunden in 1:1000 starkem Gift und der !/, Stunde in 1:200
starkem Gift und dann 3!/, Stunden in reinem Karminwasser gehal-
tenen Spongien (Chondrosia, Spongelia, Aplysina und Hireinia). Nur
ausnahmsweise ist es bei Chondrosia (33/, St. in 1:1000 Gift) und bei
Spongelia (1/, St. in 1:200 Gift; 31/, St. in Karminwasser) intakt. Bemer-
kenswerth ist es, dass das Epithel in den einführenden Kanälen der
1!1/, Stunden in 1:100 starker Giftlösung gehaltenen Spongelien in-
takt ist.
Die Kragenzellen sind am besten bei Sycandra erhalten. Bei den
5 Stunden in 1:15000 starkem Gift gehaltenen Exemplaren dieses
Schwammes sind sie theils wenig verändert: theils sanduhrförmig ein-
geschnürt. Kragen und Geißel sind vorhanden, aber in eigenthüm-
licher Weise erschlafft und verbogen. Stärker in dieser Richtung beein-
flusst, mit geschrumpften Leibern und wirr verflochtenen Resten der
Kragen und Geißeln, sind die Kragenzellen der 5 Minuten in 1:200 star-
: kem Gift gehaltenen und mit Osmiumsäure gehärteten Sycandren. Bei
den vier, mit verschieden starken (1:15 000, 1:5000, 1:1000, 1:200)
Giften behandelten Chondrosien sind die Kragenzellen ziemlich ähnlich.
Sie sind konisch und gehen oben in einen zipfelförmigen Fortsatz, den
Geißelrest, über. Vom Kragen ist in der Regel nichts zu sehen. Bei
allen anderen Digitalin-Schwämmen sind die Kragenzellen geschrumpft
und entbehren des Kragens und der Geißel.
Die Zwischenschicht und ihre Zellen scheinen nicht wesentlich
beeinflusst zu sein.
Karminaufnahme.
Karminkörner finden sich nicht selten, in meist geringer Anzahl,
an der Oberfläche. So vorzüglich bei den 33/, Stunden in 1:1000 star-
kem Gift gehaltenen Schwämmen (Spongelia, Aplysina, Hircinia), mit
Ausnahme von Chondrosia, welche bei Digitalinvergiftung an der Ober-
fläche nicht klebrig wird. Bei den 5 Stunden in 1:15000 starkem Gift
gehaltenen Exemplaren von Sycandra und Clathria wird ebenfalls etwas
Karmin an der Oberfläche angetroffen.
In den Kanälen des einführenden Systems wird Karmin bei Sycan-
dra und Clathria (5 St. in 1:15000 Gift, und 5 St. in 1:5000 Gift) sowie
ausnahmsweise bei Spongelia (3?/, St. in 1:4000 Gift) angetroffen. Alle
anderen Digitalin-Karmin-Spongien haben vollkommen karminfreie
218
R. v. Lendenfeld,
[622
Kanäle. Noch seltener wird Karmin in den Geißelkammern gefunden.
Hier ist es nur bei Sycandra (5 St. in 1:15000 Gift) und Spongelia
(33/4 St. in 1:1000 Gift) beobachtet worden.
Tabelle VI. Veratrin-,
nn Sn 20
Name des Schwammes a en Porenkanäle en ee: a
5 Stunden in Veratrinlösung in Karmin|
92) Sycandra raphanus, unverändert;
p- 433. Taf. XXVIl, zerstreute
Fig. 49. Karminkör-
ner
93) Chondrosia renifor- zerstreute | fast alle ge- | distal von |dietangentia-| kontrahirt,
mis, p. 481. Karminkör- | schlossen | einem kon- |len Sammel-| meist mit
Taf. XXXI, Fig. 146—|| ner beson- kaven Häut- | kanäle u. die | polygonalem
149, ders zahl- chen ge- distalen ' | Querschnitt;
reich an den schlossen; Theile der | Endzweige
eingezogenen wenig kon- jeinführenden | geschlossen
Porenhäut- trahirt Stammka-
chen näle etwas
kontrahirt;
proximal di-
latirt
94) Clathria coralloides, || stark einge- | geschlossen verzerrt; weit
p- 503. Taf. XXXIV, |zogen; etwas weit
Fig. 199, 200. Karmin
95) Euspongia irregularis Karmin verzerrt; weit; viel: unverändert; | etwas kon-
var. mollior, p. 534. wenig kon- Karmin, ziemlich viel |trahirt ; ziem-
Taf. XXX VII, Fig. 249, trahirt theils in Ag- Karmin; |lich viel Kar-
251. glomeraten | theils in Ag- | minkörner
glomeraten zerstreut
96) Aplysina aerophoba, | kontinuir- theils ver- kontrahirt radial unverändert;
p- 544. Taf. XXX VII, liche Karmin-| zerrt, theils kontrahirt | Sphincteren
Fig. 262, 264. lage kontrahirt nicht kontra-
hirt
97) Sycandra raphanus,
p. 433. Taf. XXVII,
Fig. 47, 48.
zerstreute
Karminkör-
ner
5 Stunden in Veratrinlösung in Karmin
unverändert |
623] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 319
= ]Jmdistalen Theile der Oscularrohrwand der Sycandren, welche
5 Stunden in 1:15000 und 1:5000 starken Giftlösungen in Karmin-
wasser gehalten worden waren, finden sich zerstreute Karminkörner.
Vergiftung.
Zwischenschicht
mit ihren Zellen
N Kammerporen, Kammern und
| abführende Specialkanäle
Epithel | Kragenzellen
Bemerkungen
| wasser 4:45000. In Alkohol gehärtet.
| Kammerporen kontrahirt; intakt gut erhalten, etwas ver- intakt; Wan-| einzelne
_ abführende Specialkanäle kürzt; Geißeln verkürzt; derzellen Schwamm-
zum Theil leicht kontrahirt Kragen breit, theils mit [ohne Pseudo-| theile völlig
il einander verschmolzen; podien karminfrei
| hier und da einzelne
j Karminkörner
Kammern verdrückt, oval|| in Kanälen | verkürzt, konisch, ohne | Pulpa gelb; | Karmin an
0,03 mm lang, 0,047 mm intakt Kragen, gelb rundliche der Ober-
breit; abführende Special- Zellen in der| fläche; zeigt
kanäle kontrahirt aber nicht Umgebung | ein Adhäsiv-
geschlossen der Kanäle |werden der-
| | angehäuft selben an
|
' Kammern unverändert || fehlt an der |kegelförmig in einen Zipfel, das Innere
Oberfläche; |den Geißelrest, ausgezogen; vollkommen
intakt in ohne Kragen karminfrei
Kanälen
Kammern unverändert | fehlt vieler- |geschrumpft, ohne Kragen) oberfläch- | Karmin bis
orts an der und Geißel liche Spindel-|1,5 mm unter
Oberfläche zellenlage die Ober-
| stellenweise fläche hinab
| auch im
| Inneren
Kammern platt, breiter als| an der Ober- | gestreckt konisch; in der | Grundsub- Oscular-
lang; hier und da Kammer-| fläche meist | Mitte häufig eingeschnürt; stanz durch-| sphincter
| poren sichtbar intakt; in denjohne deutliche Geißel- oder| sichtig leicht kon-
Kanälen Kragenreste trahirt; das
unverändert Innere kar-
minfrei
‘wasser 1:5000. In Alkohol gehärtet.
| Kammerporen gleichmäßig) fehlt an der |theils abgefallen, theils oval| Grundsub- | zerstreute
kontrahirt; abführende || Oberfläche | ohne Anhänge ganz der stanz ge- | Karminkör-
pecialkanäle unverändert;|| und in den |Grundsubstanz eingelagert,| schrumpft; | ner in der
Kragenzellen unregelmäßig einführen- |theilsbirnförmigmitlangem| Sternzellen | Wand des
vertheilt den Kanälen | frei vorragendem Zipfel — | unverändert;| distalen
Geißelrest; überall fehlt | Wanderzel- | Theiles des
der Kragen len kugelig | Oscularrohrs
220
Name. des Schwammes
R. v. Lendenfeld, [624
Subdermal-
Äußere Ober-
i ‘ räume
fläche
Porenkanäle
Einführende
Kanäle
| Poren
98) Chondrosia renifor-
mis, p.482. Taf. X XXI,
Fig. 150—153.
99) Clathria coralloides,
p: 504.
einführende | unverändert |
Kanalstämme| oder theil-
durchaus weise ver- |
gleich breit, \drückt; End-|
nicht kontra-| zweige un-
hirt; imeini=-| sichtbar;
gen tangen- | karminfrei
tialen Sam-
melkanälen
zahlreiche
Karminkör-
ner
einzelne Kar-| größtentheilsiunverändert;
minkörner | geschlossen einzelne Kar-
minkörner
offen ver- |
zerrt
eingezogen; | geschlossen verzerrt
etwas Kar-
min
15 Minuten in Veratrinlösung 1:4000, dann 31/5 Stunden in
100) Sycandra raphanus, einzelne theils zu-
p- 434. Taf. XXVI, || Karminkör- sammenge-
Fig. 50, 54. ner zogen, theils
nicht; völlig
karminfrei
404) Chondrosia renifor- || zerstreute | geschlossen | geschlossen | tangentiale | kontrahirt;
mis, p. 483. Karminkör- oder Sammelka- | Endzweige
Taf. XXXI, Fig. 454 | ner; zahl- kontrahirt |näle und ein-| solide Fäden
—156. reichere in führende
den konka- Stammkanäle
ven Poren- stark kon-
häuten trahirt
402) Spongelia elastica viel Karmin | theils stark kontrahirt | kontrahirt;
var. massa, p. 513. kontrahirt, Karmin unter
Taf.XXXV, Fig.226; theils ge- lädirten
Taf. XXXVI, Fig.297, schlossen Hautstellen
228. bis 0,7 mm
herab
103) Aplysina aerophoba, || Haut ver- stark kon- | distal kon- Sphincteren |
p- 545. Taf.XXXVIIL,| dünnt; ein- trahirt trahirt zusammen-
Fig. 263, 265, 266. zelne Kar- gezogen;
minkörner kleinere un-
verändert
| |
625]
ammerporen, Kammern und
= =
abführende Specialkanäle
sehr deutlich, offen; Kam-
mern verdrückt, 0,037 mm
j\ lang,
F
18
|
0,034 mm breit;
karminfrei
nicht zu sehen
_Kammerporen kontrahirt,
- großentheils oval; abfüh-
‚rende Specialkanäle theils
. zusammengezogen, theils
Zellen scha-
ren sich um
die großen
einführenden
Kanäle
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 221
i Zwischenschicht
% abführende Specialkanäle Epithel Kragenzellen ik Ihresoalle Bemerkungen
intakt in | schlank konisch in einen | etwas ge-
Kanalwän- |Zipfel, den langen Geißel- | schrumpft;
den rest, übergehend; Kragen | rundliche
fehlt an der | kurz kegelförmig; ge- das Innere
Oberfläche schrumpft ist vollkom-
und theil- men karmin-
weise auch in frei
den Kanälen
fehlt an der
Oberfläche
schlank, keulenförmig,
ohne Kragen und Geißel;
Grundsub-
stanz etwas
die schlan-
ken Kragen-
und in den ‚stark transversal kontrahirt/geschrumpft;| zellen stehen
distalen Thei-
N
4
A
Wanderzel-
in der Mitte
nicht; karminfrei len der ein- len kugelig, | von regel-
führenden ohne Pseudo-| mäßigen Fa-
Kanäle podien jcetten; etwas
Karmin in
der Wand des
distalen
Theiles des
Oscular-
rohres
bführende Specialkanäle | an vielen |longitudinal stark kontra- | Grundsub- Rinde von
_ geschlossen oder stark Stellen ver- hirt, ohne Geißel und stanz ge- | Pulpa durch
kontrahirt; Kammern kuge-| loren ge- Kragen, unregelmäßig | schrumpft; Risse ge-
lig, 0,022 mm groß gangen konisch Zellen etwas | trennt; von
undeutlich | Karmin im
Inneren keine
Spur
Kammern langgestreckt, | fehlt an der | longitudinal kontrahirt; |unter epitbel-| innen kar-
0,06 mm langund 0,047 mm|| äußeren | ohne Kragen und Geißel; |freien Theilen minfrei,
eit; Karmin in Kammerp|| Oberfläche; | enthalten große dunkle | der äußeren | außen unter
‚unter lädirten Hautstellen intakt in Körner Oberfläche lädirten
Kanälen zahlreiche | Hauttheilen
körnige Zel- Karmin
len
Ka ammern platt, breiter als|| fehlt an der | stellenweise geschrumpft, das Innere
"lang; Kammerporen ge- || Oberfläche; | ohne Geißel und Kragen; vollkommen
schlossen; Mund unver- | stellenweise |stellenweise kegelstutzför- karminfrei
3 ändert auch in Ka- |mig mit konischem breiten
E: nälen Kragen und basal dicker
Geißel; in eine hyaline Sub-
stanz eingesenkt
2333 R. v. Lendenfeld, [626
Auß - al- urn
Name des Schwammes Te Ze Poren Porenkanäle | a et
404) Stelospongia caver- | wenig Kar- |verzerrt und | theilweise | unverändert | unverändert
nosa var. mediterra- min an äuße- kontrahirt weit offen
nea, p. 554.
Taf. XXXIX, Fig. 283.|fläche und in
105) Sycandra raphanus,
p- +35. Taf. XXVII,
Fig. 52.
106) Chondrosia renifor-
mis, p. 484.
Taf. XXXI, Fig. 457;
rer Ober-
den Vestibu-
Taf. XXXIIT, Fig. 158,
159.
407) Spongelia elastica
var. massa, p. 514.
larräumen | | |
45 Minuten in Veratrinlösung 4 :200, dann 31/, Stunden
wenig Kar- kontrahirt;
min einzelne Kar-
minkörner
in den kon- |; geschlossen stark, un- tangentiale | die größeren
kaven Poren- regelmäßig | Sammelka- | unverändert,
häuten je eine kontrahirt; |näle und ein- die End-
feine Öffnung: am oberen führende | zweige leicht
der Rest der Ende erwei- |Stammkanäle kontrahirt .
Pore tert und di- | kontrahirt |
stal von der |
tief konkaven |
Porenhaut !
geschlossen ;
seltene Kar-
minkörner
viel Karmin | theils unver- verzerrt verzerrTt;
ändert, theils Karmin unfer|
stark kontra- verletzten |
hirt Hautstellen |
108) Reniera aquaeduc-
tus, p. 529.
die Haut
theilweise
zerstört;
etwas Kar-
min
627]
|
Kammerporen, Kammern und
, abführende Specialkanäle
i 5 .
Kammern unverändert;
' Kammerporen nicht zu
| sehen
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
|Zwischenschicht
ai ihren Zellen
Bemerkungen
Epithel | Kragenzellen
fehlt an der |zu unförmlichen Klumpen das Innere
Oberfläche; | zusammengeschrumpft, vollkommen
theilweise |ohne Kragen; zuweilen mit ' karminfrei
auch in kurzem Geißelrest
Vestibular-
räumen
|
in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
- Kammerporen theils ge-
schlossen, theils zu kleinen
ovalen Löchern zusammen-
gezogen; nur wenige unver-
‚ ändert; abführende
Specialkanäle kontrahirt;
karminfrei
fehlt stark geschrumpft, ohne | geschrumpft | etwas mace-
Kragen und Geißel rirt; wenig
Karmin in
der Wand
des distalen
Theiles des
Oscular-
rohres
Kammern regelmäßig birn-
förmig, 0,03 mm lang und
| 0,027 mm breit
intakt in den| unregelmäßig kontrahirt, |Fibrillenbün-| vollkommen
Kammern kugelig oder
oval, 0,058 mm lang und
0,05 mm breit; Karmin in
Kammern unter verletzten
Hautstellen
Kammern undeutlich
Kanälen, be-| ohne Kragen und Geißel; del glatt karminfrei
sonders dick distal quer abgestutzt im Inneren
fehlt an der |zu Klumpen zusammenge- mit Aus-
Oberfläche | schrumpft; ohne Kragen, nahme der
und größten-| Geißel oder sichtbaren Theile unter
theils auch Kern verletzten
in den Ka- Hautpartien
nälen ist das Innere
vollkommen
karminfrei
fehlt durch- | theils zu. Klumpen zusam- | Grundsub- | Membranen
aus mengeschrumpft, theils stanz ge- |in den inter-
abgefallen ' schrumpft |nen Lakunen
und trübe; verzerrt;
die Zellen der ganze
undeutlich | Schwamm
macerirt;
etwas Kar-
min in La-
kunen
234 R. v. Lendenfeld, [628
Rn a nn a ge Tee. SE
Name des Schwammes ee on Poren Porenkanäle ls. ieh de
109) Aplysina aerophoba,|ziemlich viel | verzerrt; theilweise | radial kon- | unverändert
p. 546. Karmin theils ge- offen trahirt
Taf. XXXVIII, schlossen,
Fig. 267, 268. theils fast
unverändert
440) Hircinia variabilis || viel Karmin | kontrahirt |distal kontra-| radial kon- | unverändert
var. typica, p. 567. hirt oder trahirt
Taf. XL, Fig. 295.
geschlossen
41/5 Stunden in Veratrinlösung in Karmin
444) Spongelia fragilis ziemlich viel | theils stark | kontrahirt
weit unverändert
var. irregularis, Karmin kontrahirt,
p. 525. Taf. XXXVIl, theils ge-
Fig. 239. schlossen
Folgende Arten wurden mit Veratrin vergiftet: Sycandra raphanus,
Chondrosia reniformis, Clathria coralloides, Spongelia elastica var.
massa, Spongelia fragilis var. irregularis, Reniera aquaeductus, Euspon-
gia irregularis var. mollior, Aplysina aerophoba, Stelospongia cavernosa
var. mediterranea und Hireinia variabilis var. typica.
Kanalsystem.
Zuweilen ist die Haut stark eingezogen, so besonders bei den
5 Stunden mit schwächerem Gift behandelten Clathrien.
Die Poren sind in der Regel theils zusammengezogen, theils ge-
schlossen. Am wenigsten kontrahirt sind die Poren von Euspongia und
Aplysina (5 St. in 1:15000 Gift). Auch die Poren der '!/, Stunde in
629]
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
225
ee es N nn nn ee ee;
zu Krogenstlen heil Bemerkungen
Kammern meist kugelig; |) fehlt an der | stellenweise wenig ver- |an der Oscu- das Innere in
Kammerporen zuweilen || Oberfläche | ändert; stellenweise ge- |larrohrwand | toto exponir-
sichtbar und theil- | schrumpft, ohne Kragen Jabgeschnitte-| ter Exem-
weise auch und Geißel ner Theile | plare völlig
in Kanälen; zahlreiche | karminfrei;
fehlt im vorge- im Oscular-
Oscularrohr drängte, rohr abge-
abgeschnitte- körnige, lang-| schnittener
ner Theile gestreckte | Theile kein
Zellen Epithel, dafür
Karmin;
ebensoinden
ausführenden
Stämmen
Kammern ziemlich unver- || fehlt an der |geschrumpft; zuweilen mit| hyaline das Innere
ändert; keine Poren Oberfläche Geißelrest Grenzzone | vollkommen
und vielfach an der Ober- | karminfrei
auch in den fläche
Vestibular-
räumen und
oberfläch-
lichen Ka-
nälen
wasser 1:400. In Alkohol gehärtet.
Kammern wenig kontrahirt;|| fehlt an der kugelig, geschrumpft deutliche
einige Kammerporen offen. Oberfläche; oberfläch-
innen meist liche Spindel-
intakt zellenschicht;
Spindelzellen
gut erhalten;
untere Grenze
der Spindel-
zellenschicht
undeutlich;
Kugelzellen
zahlreich
1:200 starkem Gift und dann 3'/, Stunden in reinem Karminwasser
gehaltenen Spongelien und Aplysinen sind großentheils ziemlich weit
offen. Am stärksten kontrahirt und meistens ganz geschlossen sind die
Poren der verschiedenen Veratrin-Chondrosien. Bemerkenswerth ist
es, dass die, nach der Vergiftung (!/, St. in 1:200 Gift), 31/; Stunden in
reinem Karminwasser gehaltenen Chondrosien fast ganz geschlossene
Poren haben. Es zeigt jedoch eine feine Öffnung in der Mitte der die
Pore deckenden Membran, dass sich der Porensphincter von dem Digi-
talinkrampfe etwas erholt und sein Tetanus nachgelassen hat.
Die Porenkanäle sind recht häufig ziemlich weit offen, kaum merk-
lich kontrahirt. Bemerkenswerth ist es, dass in gewissen Fällen, beson-
ders bei Chondrosia ('/, St. in 1:200 Gift; 3'/, St. in Karminwasser), die
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 15
396 R. v. Lendenfeld, [630
Porenkanäle distal weit offen, gar nicht Kontrahirt, möglicherweise
sogar erweitert sind, während sie proximal verengt erscheinen. Umge-
kehrt, distal kontrahirt und proximal ziemlich unverändert, sind die
Porenkanäle jener Aplysinen und Hircinien, die mit starken (1:1000,
1:200) Giften behandelt wurden. Bei Aplysina (5 St. in 1:15 000 Gift)
und Chondrosia (33/, St. in 1:1000 Gift) sowie bei Spongelia (1!/, St. in
1:100 Gift) sind die Porenkanäle mehr gleichmäßig zusammengezogen.
Bei den übrigen sind sie so ziemlich unverändert.
Die Subdermalräume sind häufig verzerrt oder zusammengezogen.
Das Erstere wird vorzüglich bei den mit schwächerem (1:15.000, 1:5000)
Gift behandelten Clathrien beobachtet.
Bei Chondrosia (5 St. in 1:15000 Gift) beobachtet man, dass die
tangentialen Sammelkanäle, sowie die distalen in der Rinde situirten
Theile der radialen einführenden Kanalstämme kontrahirt sind, während
die proximalen, in der Pulpa situirten Theile der letzteren, sehr weit
sind und dilatirt aussehen. Radial kontrahirt sind die Subdermalräume
von Aplysina; mehr gleichmäßig zusammengezogen jene von Chondro-
sia (33/, St. in 1:1000 Gift, und !/, St. in 1:200 Gift, 31/, St. in Kar-
minwasser), Spongelia (33/, St. in 1:1000. Gift) und Hireinia ('/, St. in
1:200 Gift, 31/, St. in Karminwasser). Bei den übrigen sind die Sub-
dermalräume so ziemlich unverändert.
Die einführenden Kanäle sind zuweilen kontrahirt, zuweilen un-
verändert. Bei Chondrosien, welche 5 Stunden einer 1:15000 starken
Giftlösung ausgesetzt waren, sind die größeren einführenden Kanäle in
solcher Weise unregelmäßig zusammengezogen und verzerrt, dass sie
zum Theil einen polygonalen Querschnitt haben. Die mit 1:5000 star-
kem Veratrin durch 5 Stunden behandelten Exemplare dieser Art haben
weniger beeinflusste einführende Kanalstämme. Bei beiden sind die
Endzweige des einführenden Systems stark zusammengezogen oder ge-
schlossen. Bei allen übrigen mit schwachem (1:15000, 1:5000) Gift
behandelten Arten (Sycandra, Clathria, Euspongia und Aplysina) sind
die einführenden Kanäle unverändert. Bemerkenswerth ist es, dass die
Sphineteren in den größeren Einfuhrkanälen der letztgenannten —
Aplysina — nach solcher Giftbehandlung durch 5 Stunden nicht merk-
lich zusammengezogen sind, während sie bei den 33/, Stunden in 1:1000
starkem Gift gehaltenen Exemplaren dieses Schwammes stark zusam-
mengezogen erscheinen. Die einführenden Kanäle der mit 1:200 star-
kem Gift behandelten und dann 3'/, Stunden in reinem Karminwasser
gehaltenen Exemplaren von Chondrosia, Spongelia, Reniera, Aplysina
und Hireinia sind nicht zusammengezogen. Nur bei den, in dieser
Weise behandelten Sycandren wird eine leichte Zusammenziehung der
631] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 227
Interradialkanäle beobachtet. Die stärkste Kontraktion wird bei den,
33/4 Stunden in 1:4000 starkem Gift gehaltenen Spongien (Sycandra,
Chondrosia, Spongelia und Aplysina) angetroffen; nur die einführenden
Kanäle’ der so behandelten, Stelospongien scheinen nicht wesentlich
, verändert zu sein.
Die Kammerporen sind in der Regel nicht zu sehen und dürften
wohl in den meisten Fällen geschlossen sein. Zuweilen sichtbar sind
einzelne Poren bei Aplysina (5 St. in 1:15000 Gift, und !/, St. in 1:200
Gift, dann 3'/, St. in Karminwasser). Auch bei den 1!/, Stunden in
1:400 starkem Gift gehaltenen Spongelien sind einige Kammerporen
offen. Dieser Schwamm hatte offenbar nicht Zeit seine Kammerporen zu
schließen, ehe er getödtet wurde. Bei Sycandra sind die Kammerporen
in den 33/,—5 Stunden in 1:15000—1:1000 starkem Gift. gehaltenen
Exemplaren gleichmäßig zusammengezogen, und es steht ihre Kontrak-
tion in Proportion zu der Stärke des angewendeten Giftes. Bei den
1/, Stunde in 1:200 starkem Veratrin und dann 3!/, Stunden in reinem
Karminwasser gehaltenen Exemplaren dieses Schwammes sind die
Kammerporen theils geschlossen, theils zu kleinen ovalen Löchern zu-
sammengezogen und theils unverändert.
Die Kammern von Clathria, Euspongia, Spongelia und Hireinia sind
stets unverändert; oder nur ganz wenig zusammengezogen, was immer
für einer Behandlung dieselben ausgesetzt gewesen sein mögen. Bei
Aplysina sehen wir, dass die Kammern der 33/,—5 Stunden einer
1:45.000—1:1000 starken Giftlösung ausgesetzten Exemplare plattge-
drückt, breiter als lang sind; bei den. !/, Stunde in 1:200 starkem
Veratrin und dann 31/, Stunden in reinem Karminwasser gehaltenen
Exemplaren aber nur wenig verändert und meist kugelig. Die ober-
flächlichen Kammern: von Chondrosia messen:
1):5 St. in 1:15000 Gift; 0,03 mm lang, 0,017 mm breit.
2) 5 St. in 1:5000 Gift; 0,037 mm lang 0,034 mm breit.
3) 33/4 St. in 1:1000 Gift; 0,022 mm.
4) !js St. in 1:200 Gift, dann 3'/, St. in Karminwasser; 0,03 mm
lang, 0,027 mm breit.
Sie sind also in den 5 Stunden in 1:5000 starkem Gift gehaltenen
Exemplaren am wenigsten, bei den 3°/, Stunden in 1:1000 starkem
Gift gehaltenen Exemplaren am stärksten kontrahirt.
Die Kanımermündungen, beziehungsweise die abführenden Spe-
cialkanäle, sind in der Regel zusammengezogen; bei Sycandra und
Chondrosia aber (5 St. in 1:5000 Gift) fallen sie durch ihre Weite auf.
Die ausführenden Kanäle sind nicht wesentlich beeinflusst. Die
Oscularsphincteren der Veratrin-Aplysinen sind leichtzusammengezogen.
15%
3938 R. v. Lendenfeld, - [632
Histologische Struktur.
Das Epithel der äußeren Oberfläche ist in keinem Falle intakt.
Größtentheils erhalten und nur stellenweise aufgeschürft ist es bei
Aplysina (5 St. in 1:15 000 Gift); weniger gut und nur in kleinen
Inseln erhalten bei Euspongia (5 St. in 1:15 000 Gift). Bei allen mit ,
1:5000 starkem und noch stärkerem Veratrin behandelten Exemplaren
dieser und der anderen Arten fehlt das Epithel an der Außenfläche voll-
kommen. In den Vestibularräumen von Stelospongia und Hireinia ist
das Epithel theilweise erhalten. In den einführenden Kanälen im mitt-
leren Theile des Schwammes ist das Epithel meistens intakt; doch fehlt
es in der Regel in den Wänden der oberflächlichen Kanäle. Die Zer-
störung des Epithels steht in Proportion zu der Stärke des angewen-
deten Giftes. Von den 5 Stunden in 1:15000 starkem Gift gehaltenen
Spongien (Sycandra, Chondrosia, Clathria, Euspongia und Aplysina) ist
es stets, außer bei Euspongia, im ganzen Kanalsystem intakt. Bei den
drei 5 Stunden in 1:5000 starkem Gift gehaltenen Schwämmen (Sy-
candra, Chondrosia und Clathria) ist es in den oberflächlichen Kanä-
len nur bei Chondrosia intakt. Bei den 33/, Stunden in 1:1000 starkem
Gift gehaltenen Schwämmen (Sycandra, Chondrosia, Spongelia, Aplysina
und Stelospongia), sowie bei den mit 1:200 starkem Gift behandelten
Exemplaren von Sycandra, Chondrosia, Spongelia, Reniera, Aplysina
und Hircinia fehlt das Epithel in den oberflächlichen Kanälen überall,
außer bei Chondrosia (!/, St. in 1:200 Gift, dann 3'/, St. in Karminwasser),
wo es gut erhalten ist. Vollkommen, in allen Theilen des einführenden
Systems verloren gegangen ist das Epithel bei Sycandra und Reniera
('/, St. in 1:200 starkem Gift; dann 31/, St. in Karminwasser).
In den fingerförmigen Fortsätzen von Aplysina, welche, abge-
schnitten, '/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann 3'/, Stunden in
Karminwasser gehalten wurden, fehlt das Epithel im Oseularrohr.
Abgesehen hiervon ist das Epithel in den Wänden des ausführenden
Systems in der Regel intakt.
Die Kragenzellen sind besonders bei den mit starkem Gift behan-
delten Exemplaren von Aplysina (3°/, St. in 1:1000 Gift und '/, St. in
1:200 Gift, dann 3'/, St. in Karminwasser) gut erhalten und besitzen
hier häufig einen breiten, deutlichen Kragen und eine basal verdickte
Geißel von beträchtlicher Länge. Auch bei Syeandra (5 St. in 1:15000
Gift) sind die Kragenzellen gut erhalten und ihre Kragen und Geißeln
ziemlich unverändert. Bei den 5 Stunden in 1:5000 starkem Gift ge-
haltenen Sycandren ist aber der Kragen verloren gegangen und häufig
fehlt auch die Geißel. Die Kragenzellen sind konisch und laufen nicht
selten in einen Zipfel von beträchtlicher Länge, den Geißelrest, aus.
633] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 229
Ähnliche, spitzkonische Kragenzellen, die in einen Zipfel auslaufen und
des Kragens entbehren, werden bei den mit schwächerem (1:15000,
1:5000) Gift behandelten Chondrosien beobachtet, sowie auch bei den
5 Stunden in 1:15000 starkem Veratrin gehaltenen Clathrien. Bei allen
anderen sind die Kragenzellen mehr oder weniger zusammenge-
schrumpft und entbehren sowohl des Kragens, wie der Geißel. Die
bessere Erhaltung der Kragenzellen der Sycandren, welche starkem
Gift (1:1000) ausgesetzt waren, jenen gegenüber, die in schwächerem
Gift (1:15000, 1:5000) gehalten wurden, scheint darauf hinzuweisen,
dass das starke Gift die Kragenzellen instantan paralysirte, das schwache
Gift aber denselben Zeit ließ ihre Anhänge (Kragen und Geißel) zurück-
zuziehen und sich selber zu kontrahiren.
Die Zwischenschicht und ihre Zellen sind in der Regel nicht
wesentlich beeinflusst. Lokale Anhäufungen von Wanderzellen unter
gewissen Theilen der Oberfläche werden zuweilen, so bei Chondrosia
(5 St. in 1:15000 Gift) und Spongelia (3°/, St. 1:1000 Gift) beobachtet.
Bei den 41/, Stunden in 1:100 starkem Gift gehaltenen Spongelien
werden zahlreiche rundliche Zellen im Inneren angetroffen.
Bemerkenswerth ist es, dass an bei den abgeschnitten !/, St. in
1:200 starkem Gift und dann 3'/, Stunden in reinem Karminwasser
gehaltenen fingerförmigen Fortsätzen von Aplysina sich zahlreiche kör-
nige Zellen an die Oberfläche des Oscularrohres herandrängen. Die
äußersten dieser Zellen sind langgestreckt und senkrecht zur Ober-
fläche orientirt.
Karminaufnahme.
An der Oberfläche sämmtlicher Veratrin-Karmin-Spongien findet
sich mehr oder weniger Karmin, mit der einzigen Ausnahme von
Chondrosia (1/, St. in 1:200 Gift, dann 31/, St. in Karminwasser). Be-
sonders viel Karmin findet man an der Oberfläche bei Aplysina, Spon-
gelia und Hireinia. Bei den mit schwächerem (1:15000, 1:5000) Gift
behandelten Chondrosien findet man die Karminkörner vorzüglich in
der Umgebung der Einströmungsporen angehäuft. Bemerkenswerth ist
es, dass der Karminreichthum der Oberfläche der Veratrinspongien im
Allgemeinen im Verhältnis steht zur Stärke des Giftes: um so 'stärker
das Gift, um so mehr Karmin. Dies sieht man besonders deutlich bei
den verschieden behandelten Exemplaren von Aplysina und Spongelia.
Wenn wir diese Beobachtung zusammenhalten mit dem Fehlen des
Epithels an der Oberfläche der Veratrinschwämme, so werden wir zu
dem Schluss kommen, dass das Veratrin kräftig auf die exponirte Ober-
fläche des Schwammes einwirkt und ein Klebrigwerden derselben ver-
R. v. Lendenfeld,
230 [634
ursacht. Die Klebrigkeit findet Ausdruck in den Karminkörnern, die an
der Oberfläche haften.
Im Inneren kommt Karmin nur selten vor. Es findet sich unter
lädirten Hautstellen von Spongelia in den oberflächlichen einführenden
Kanälen und Kammern. Unter intakten Hautstellen kommt Karmin in
den Kammern nirgends vor. In den einführenden Kanälen wird Karmin
nur bei Euspongia (5 St. in 1:15000 Giftkarmin) in Form von Agglo-
meraten, und bei Sycandra (!/, St. in 1:200 Gift; dann 31/5 St. in Kar-
minwasser) in Form von zerstreuten Körnern angetroffen.
Tabelle VII. Cocain-
Name des Schwammes oe Poren | Porenkanäle ne nun 2 |
2 5 Stunden in Cocainlösung in Karmit |
442) Sycandra raphanus, | etwas Kar- dilatirt; zer-|
p. 435. Taf. XXVII, min streute Kar-|
Fig. 53, 54. minkörner |
|
1
|
143) Chondrosia renifor- die meisten ı Klaffend, Sammel- weit offen | |
mis, p. 485. offen distal er- | kanäle weit 4
Taf. XXXII, Fig. 160 weitert offen |
—163. |
IR
x 3
|
114
|
|
|
ei kann e. Luger abe E
444) Clathria coralloides, | viel Karmin | unverändert die äußeren | weit offen; |
p. 504. Taf. XXXIV, kontrahirt, | theils auch |
Fig. 202. die inneren Karmin
weniger; viel |
Karmin
445) Euspongia irregula- | etwas Kar- schwach deutlich, | unverändert unverändert;
ris var. mollior, min kontrabhirt wenig ZU- Endzweige |
p. 535. Taf. XXX VII, sammenge- zum Theil }
Fig. 252. zogen reich an zer-
streuten Kar
minkörnern
635]
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
231
"— "In dem distalen Theile des Oscularrohres der mit 1:5000, 1:1000
und 1:200 starkem Gift behandelten Sycandren, sowie in der Wand
des Oscularrohres und der großen ausführenden Kanalstämme der,
abgeschnitten, !/, Stunde in 1:200 Gift und dann 3!/, Stunden in rei-
nem Karminwasser gehaltenen fingerförmigen Fortsätze von Aplysina
findet sich zerstreutes Karmin. Abgesehen hiervon ist das abführende
Kanalsystem vollkommen karminfrei. Das in den Oseularröhren von
Sycandra vorkommende Karmin beweist eine baldige Sistirung des
Wasserstroms in diesen Exemplaren.
Vergiftung.
Kammerporen, Kammerm und
| Epithel |
Zwischenschicht
zum Theil reich an zer-
streuten Karminkörnern
fläche stel-
lenweise er-
halten; in
Kanälen in-
takt
einige auch mit Kragenrest
abführende Specialkanäle Kragenzellen mit ihren Zellen; Bemerkungen
wasser 1:15000. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen fast unver- intakt rundliche Plasmaklumpen, intakt; einige Kam-
ändert; abführende Special- zum Theil mit Ke:n, von | Wanderzel- | mern reich
kanäle leicht kontrahirt; denenje ein Zipfel abgeht; len mit an Karmin,
Karmin in den Kragenzellen die Kragenzellen sind einer| Pseudopo- |andere völlig
querstreifigen Schicht ziem- dien karminfrei
lich durchsichtiger Sub-
stanz eingelagert; zer-
streute Karminkörner
Kammern birnförmig, in den Kanä-| schlank, cylindrisch oder | Grundsub- | vollkommen
0,03 mm lang und 0,024mm|| len intakt | spindelförmig; Geißel er- | stanz stark | karminfrei
hreit halten, verkürzt; Kragen |körnig;rund-
lang und schmal liche Zellen
scharen sich
um die Ka-
näle; einige
schmiegen
sich dem Epi-
thel an; sie
bilden eine
Schicht
Kammern unverändert vielerorts; |wenig geschrumpft, kegel-
an der Ober- förmig mit langem, zipfel-
fläche und | förmigen Geißelrest, zu-
innen durch-| weilen ein wulstförmiger
aus intakt Kragenrest
Kammern unverändert, |ian der Ober- | schlank, viele mit Geißel; Randzone
blassrosa, dif-
fus gefärbt
bis 0,5 mm
unter der
Oberfläche;
4,4 mm unter
der Ober-
fläche eine
0,8 mm breite
karminfüh-
| ren de Zone
232 R. v. Lendenfeld, [636
Äußere Ober- 3 a
Name des Schwammes Ri fläche ar Poren Porenkanäle Wr ee
446) Sycandra raphanus,
p. 436. Taf. XXVII,
Fig. 55, 56.
[23
Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
unverändert
447) Chondrosia renifor-
mis, p. 486.
Taf. XXXII, Fig. 464
—166.
hier und da
einzelne
Karmin-
körnchen.
einführende | unverändert
Kanalstämme
dilatirt; be-
sonders in
der Pulpa
viele offen weit offen
45 Minuten in Cocainlösung 4:4000, dann 31/3 Stunden
148) Chondrosia renifor-
mis, p. 487.
Taf. XXXIL, Fig. 467,
168.
449) Spongelia elastica
var. massa, p. 514.
Taf. XXX VI, Fig.229,
230.
420) Aplysina aerophoba,
p-547. Taf, XXX VII,
Fig. 269.
434) Hircinia variabilis
var. typica, p. 568.
Taf. XL, Fig. 296,297.
einzelne Kar-
minkörner
und Gruppen
von solchen;
außerdem ist
die Randzone
diffus roth
gefärbt
zerstreute
Karminkör-
ner
vereinzelte |theils kontra-
Karminkör-
ner
sämmtlich |stark kontra- | auch die ein- verzerrt;
geschlossen hirt, ohne führenden kontrahirt
sichtbares |Stammkanäle oder
Lumen geschlossen, | geschlossen |
beziehungs-
weise stark
kontrahirt
die meisten kontrahirt; |besonders die
ziemlich un- zahlreiche kleinen
verändert; zerstreute Zweige zu-
wenige kon- Karminkör- | sammenge-
trahirt ner zogen; zahl-
Teiche zer-
streute Kar-
minkörner,
bis A mm
unter der
Oberfläche
weit offen ; offen und | unverändert | unverändert
theilweise deutlich
verzerrt
klaffen radial kon- | unverändert
hirt, theils trahirt
durch eine
zarte kon-
kave Mem-
bran
geschlossen
637] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 233
am merporen, Kammern und
_ abführende Specialkanäle
Epithel | Kragenzellen
Zwischenschicht
mit ihren Zellen
Bemerkungen
:5000. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen etwas dila- || größtentheils/geschrumpft, doch schlank
irt; abführende Special- intakt ohne Kragen oder Geißel
Kane stark dilatirt; einige einer hyalinen Schicht
: Karminkörnchen in der eingebettet; karminfrei
Umgebung der Poren
|
|
|
l
l
Er“ a ven
ammern birnförmig bis || größtentheils| konisch in die wohlerhal-
d 0,033—0,027 mm breit| Kanälen gehend; Kragen meist
unsichtbar
-selben Gocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
"Kammern kontrahirt, konisch in einen Zipfel,
gelig, 0,023 mm groß;
fund und abführende
:cialkanäle geschlossen
verloren ge-
gangen
ohne Kragen
fehlt an der | zu Klumpen zusammen-
äußeren | geschrumpft, ohne Kragen
it; die oberflächlichen || Oberfläche |und Geißel; etwas Karmin
mmern bis zu 0,75 mm | und auch
er die Oberfläche hinab,|| vielerorts in
halten Karmin; am |lden Kanälen;
ten in den äußersten || felılt auch im
.Kammern Oscularrohr
"Kammern rundlich oval,
mm lang und 0,043 mm
meist gut erhalten, mit
beträchtlichen Geißel- und
Kragenresten; die letzteren
seltener
an der Ober-
fläche wellen-
förmig, auf-
geschürft; in
Kanälen in-
takt
fehlt an der
Oberfläche,
und größten-
theils auch
in Vestibular-
räumen; in
Kanälen in-
takt
ammern kugelig oder
Tnförmig; einzelne Kam-
merporen sichtbar
geschrumpft und ver-
schwommen
ammern ziemlich unver-
_ ändert; keine Poren
die Substanz
zwischen den
Kragenzellen
scharf gegen
das Kammer-
lumen ab-
gegrenzt
unregel- das Innere
0,028—0,034 mm lang|| intakt in den|tene Geißel deutlich über- mäßige kör- | des Schwam-
nige Zellen mes von
sind dicht | Karmin voll-
unter der |kommen frei
Oberfläche
angehäuft
Grundsub- | vollkommen
den Geißelrest, auslaufend;| stanz körnig | karminfrei
und opak;
Zellen un-
deutlich;
scheinen
theilweise
zerflossen zu
sein; Fibril-
len der Rinde
stark wellig
das Innere
vollkommen
karminfrei
hyaline das Innere
Grenzschicht| vollkommen
an der Ober-| karminfrei
fläche
234
Name des Schwammes
‚R. v. Lendenfeld, [638
422) Sycandra raphanus,
p. 438. Taf. XXVII,
Fig. 59, 60.
133) Sycandra raphanus,
p- 439. Taf. XXVII,
Fig. 35, 61.
124) Sycandra raphanus,
p- 437. Taf. XXVI,
Fig. 57, 58.
Äußere Ober- > Subdermal- | 'Einführende
Eiche Poren Porenkanäle räume Kanäle
40 Minuten in Cocainlösung‘
dilatirt |
IB er |
5 Minuten in Cocainlösung
unverändert |}
|
i
45 Minuten in Cocainlösung 4: 200, dann 31/5 Stunden
etwas Kar- dilatirt,
min an epi- schlaff und |
thellosen verkrümmt I
Stellen |
125) Chondrosia renifor-
große Massen| geschlossen |distale Theile| einführende | etwas un- I
mis, p. 488. von Karmin geschlossen; |Kanalstämme| regelmäßig |
Taf. XXXII, Fig. 469 weiter unten | stark kon- |
—4111. unregel- trahirt
mäßig ver-
zerrt und zu- N
sammenge- }
zogen
126) Spongelia elastica ziemlich viel |theils kontra- besonders | unverändert;|
var. massa, p. 516. ||Karmin, be- | hirt, theils unter der |unter epithel-|
Taf. XXX VI, Fig. 234.|| sonders an nicht Mitte der | freien Haut- |
den Stellen, konkaven |stellen ziem-|
wo das Epi- Felder stark lich viel |
thel fehlt radial kon- Karmin
trahirt
427) Aplysina aerophoba,| Haut ver- | unverändert verengt weit unverändert |
p- 548. dünnt; wenig] oder ver-
Taf. XXXVII, Karmin zerrt; etwas |
Fig. 270, 272. kontrahirt
639] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 235
ee Kemad | mpime |. mragenuehen Brisgtensht| nemenungen
4:300. In Jodlösung gehärtet.
Kammerporen stellenweise intakt eine Plasmakugel mit Kern, intakt; Wan-
dilatirt von welcher die verkürzte| derzellen mit
Geißel und der sehr lange,| Pseudopo-
becherförmige Kragen dien
abgehen
4:300. In Osmiumsäure gehärtet.
Kammerporen unregel- intakt zukeulenförmigen Gebilden Dilatations-
mäßis, zum Theil bis zu ohne Kragen und Geißel grad der Po-
vierfacher Größe dilatirt | zusammengeschrumpft; ren in ver-
| mit großen dunklen schiedenen
Körnern Kammern
| verschieden
in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen und abfüh- | großentheils sanduhrförmig ohne geschrumpft | etwas mace-
rende Specialkanäle stark | abgefallen |Kragen und Geißel; zuwei- rirt
dilatirt len größere dunkle Körner;
einer hyalinen Substanz
eingebettet
Kammern kugelig oder in den Ka- |gut erhalten, konisch oder| unverändert | das Innere
langgestreckt, 0,027 bis | nälen intakt | cylindrisch, mit cylindri- vollkommen
0,033 mm groß; Mund und schem oder ausgebauch- karminfrei
abführende Specialkanäle tem Kragen; Geißel wenig
unverändert oder kontra- verkürzt
hirt, selbst geschlossen
Kammern oval, 0,052 mm |fehlt größten-) longitudinal kontrahirt; unter den |einzelne Kar-
lang, 0,04 mm breit; die ||theils an der | einige besitzen noch die | epithellosen | minkörner
Kammern im Inneren etwas| äußeren Geißel; der Kragen fehlt | Stellen der |in ausführen-
größer; unter epithellosen| Oberfläche; äußeren |den Kanälen
Hautpartien viel Karmin in| in den Ka- Oberfläche
den äußersten Kammern;
die Quantität nimmt nach
innen rasch ab; unter epi-
thelbedeckten Strecken
liegen die karminreichsten
Kammern tiefer
Kammern unverändert;
keine Kammerporen zu
sehen
nälen intakt
an der Ober-
fläche wellen-
in oberflächlichen Kam-
mern zu Klumpen ohne
förmig auf- |Kragen und Geißel zusam-
geschürft;
fehlt an we-
nigen Stellen
in den ein-
führenden
Kanälen und
im Oscular-
rohr
mengeschrumpft
scharen sich
körnige Zel-
len
das Innere
vollkommen
karminfrei
I36 R. v. Lendenfeld, i [640
N 20 [U nn 02
Äußere Ober- 8 Subdermal- Einführende
- Name des Schwammes fläche Poren Porenkanäle Tanme Komäle
428) Hircinia variabilis || wenig Kar- | theils stark klaffen | unverändert | unverändert;
var. typica, p. 569. min kontrahirt, unter lädirten
Taf. XL, Fig. 298. theils ge- Hautstellen |
schlossen; etwas Kar-
einige durch min
große Kar-
minagglome-
rate abge-
| sperrt
41/, Stunden in Cocainlösung in Karmin
429) Spongelia fragilis ziemlich viel | verzerrt oder| kontrahirt kontrahirt | unverändert
var. irregularis, Karmin kontrahirt;
p- 525. Taf. XXXVII, einige ge-
Fig. 242. schlossen
Folgende Spongien wurden mit Cocain behandelt: Sycandra rapha-
nus, Chondrosia reniformis, Clathria coralloides, Spongelia elastica var.
massa, Spongelia fragilis var. irregularis, Euspongia irregularis var.
mollior, Aplysina aerophoba und Hircinia variabilis var. typica.
Kanalsystem.
Die Poren der mit schwächerem Cocain (1:15000—1:1000) behan-
delten Spongien sind in der Regel unverändert, nur jene von Euspon-
gia (5 St. in 1:15000 Gift), Chondrosia und Hircinia (33/, St. in 1:1000
E Gift) sind mehr oder weniger, bei Chondrosia ganz, zusammengezogen.
Die Poren sämmtlicher mit starkem (1:200) Gift behandelten Arten
aber sind stark kontrahirt oder geschlossen. Am stärksten beeinflusst
sind die Poren der mit 1:200 starkem Gift !/, Stunde lang behandelten
Chondrosien: diese sind sämmtlich geschlossen. Die Poren der 11/5 Stun-
den in 1:100 starkem Cocain gehaltenen Spongelien sind theils ge-
schlossen, theils verzerrt.
Die Porenkanäle sind in der Regel ziemlich unverändert; beträcht-
lich kontrahirt sind nur jene der mit stärkerem Gift (1:1000, 1:200)
641] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
237
PT
Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle
Epithel |
Zwischenschicht
Kragenzellen mit ihren Zellen
Bemerkungen
Kammern ziemlich unver-,) fehlt stellen-
ändert; keine Poren; unter
weise an der
gut erhalten, mit Geißel-
stummel; meist ohne
unter unver-
letzten Haut-
stellen kein
Karmin im
Inneren
lädirten Hautstellen etwas || Oberfläche, Kragen
Karmin stellenweise
aufgeschürft;
im Inneren
intakt
wasser 4:400. In Alkohol gehärtet.
Kammern ein wenig ver- | fehlt an der | geschrumpft, theilweise | undeutliche |
zerrt und kontrahirt Oberfläche, |verschmolzen; ohne Kragen| oberfläch-
sowie an vie- und Geißel liche Spindel-
len Stellen zellenlage ;
der ober- diese Zellen
flächlichen sind degene-
Kanäle rirt; untere
Grenze der
Spindelzel-
lenschicht
undeutlich ;
das ganze
Innere erfüllt!
von kugeli-
gen, nicht
scharf kon- |
tourirten zu
len |
behandelten Chondrosien, sowie jene von Aplysina (1/, St. in 1:200 Gift,
dann 31/, St. in Karminwasser) und Spongelia (1'/, St. in 1:100 Gift).
Die Subdermalräume sind in der Regel mehr oder weniger zu-
sammengezogen oder sie sind unverändert. Sehr weit offen und beson-
ders in der Pulpa dilatirt sind die einführenden Kanalstämme von Chon-
drosia (5 St. in 1:5000 Gift). Die Subdermalräume der 5 Stunden in
1:15000 starkem Gift gehaltenen Spongien (Syeandra, Chondrosia, Cla-
thria und Euspongia) sind ganz oder doch zum größeren Theile unver-
ändert. Jene der 33/, Stunden in 1:1000 starkem Gift gehaltenen Spon-
gien (Chondrosia, Spongelia, Hireinia) sind kontrahirt und jene der eben
so behandelten Aplysinen unverändert. Auch die Subdermalräume der
1/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann 3!/, Stunden in reinem Kar-
minwasser gehaltenen Chondrosien, Spongelien, Hircinien und Aply-
sinen sind ziemlich unverändert. Kontrahirt sind die Subdermalräume
der 11/, Stunden in 1:100 starkem Cocain gehaltenen Spongelien. Bei
Hireinia und Spongelia erfolgt die Kontraktion der Subdermalräume
vorzüglich in radialer Richtung.
338 R. v. Lendenfeld, [642
Die Interradialkanäle der Cocain-Sycandren sind dilatirt; dies ist
eine Folge derZusammenziehung der Kammern. Beiden anderen Cocain-
spongien sind die einführenden Kanäle im Wesentlichen unverändert,
nur bei den 3?/, Stunden in 1:1000 starkem Coeain gehaltenen Chon-
drosien und Spongelien sind sie — besonders die kleinen Zweige —
mehr oder weniger stark zusammengezogen.
Obwohl die Kammerporen keineswegs in allen Fällen deutlich sind, so
glaube ich doch nicht, dass sie je zusammengezogen oder gar geschlossen
seien. Die Poren erscheinen bei Sycandra — nur hier sind sie leicht und
mit Sicherheit zu erkennen — nach Behandlung mit 1:15000 starkem
Gift unverändert, nach Behandlung mit 1:5000, 1:300 (sowohl Osmium-
als Jodhärtung) und 1:200 starken Cocainlösungen aber stark dilatirt.
Die Kammern der mit 1:5000 starkem Gift und stärkeren Cocain-
lösungen behandelten Spongien haben deutlich kontrahirte Kammern.
Eine leichte Kontraktion wird auch an den Kammern der mit schwäche-
ren Cocainlösungen behandelten Spongelien beobachtet. In der Regel
wird jedoch die Größe der Kammern von schwachem Cocain nicht ver-
ändert. Bei Chondrosia messen die kleinen oberflächlichen Kammern:
1) 5 St. in 1:15. 000 Gift; 0,03 mm lang, 0,024 mm breit.
2) 5 St. in 1:5000 Gift; 0,027 mm lang, 0,023 mm breit.
3) 33/, St. in 1:1000 Gift; 0,023 mm.
4) 1/, St. in 1:200 Gift, 3'/, St. in Karminwasser; 0,027 mm breit,
0,038 mm lang.
Es steht also die Kontraktion der Kammern in Proportion zu der
Wirkungsdauer und Stärke des angewendeten Giftes.
Die Kammermündungen, beziehungsweise die abführenden Spe-
cialkanäle sind meist unverändert. Bei Chondrosien sind sie zuweilen
kontrahirt, bei Sycandra öfters dilatirt.
Das ausführende Kanalsystem ist nicht wesentlich beeinflusst.
Histologische Struktur.
Abgesehen von Chondrosia, wo man überhaupt nur selten das
Epithel der äußeren Oberfläche sieht, ist es an den mit schwächeren
(1:15000, 41:5000) Cocainlösungen behandelten Spongien intakt. Bei
den mit stärkerem Gift (1:1000, 1:200) behandelten Aplysinen ist das
Epithel wellenförmig zerknittert und aufgeschürft; bei den übrigen
mit solchen Cocainlösungen behandelten Arten ist es verloren gegangen.
In den Kanälen ist das Epithel fast überall intakt, dagegen fehlt es in
dem distalen Theile des Oscularrohres von Spongelia (3?/, St. in 1:1000
Gift) und Aplysina (!/, St. in 1:200 Gift, dann 31/, St. in Karminwasser).
Dieses deutet auf eine Sistirung des Wasserstromes in diesen Fällen hin.
643) Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 239
"Die Kragenzellen sind bei Aplysina (33/, St. in 1:1000 Gift), bei
Sycandra (40 Min. in 1:300 Gift) und bei Chondrosia (/, St. in 1:200 Gift,
dann 31/5 St. in Karminwasser) sehr gut erhalten und besitzen bei die-
sen Objekten lange Geißeln und deutliche, wohlerhaltene Kragen.
Auch bei Euspongia (5 St. in 1:15000 Gift) sind sie schlank und wohl-
erhalten und besitzen oft deutliche Reste des Kragens und der Geißel.
Beiden übrigen inschwachem (1:15000,1:5000) Gift gehaltenen Spongien
sind die Kragenzellen in der Regel ziemlich schlank, konisch und in
einen Zipfel von häufig nicht unbedeutender Länge, den Geißelrest,
ausgezogen, entbehren aber des Kragens. Kurz der Länge nach kontra-
hirt sind die Kragenzellen von Sycandra (5 St. in 1:15. 000 Gift), Spon-
q __gelia und Hireinia ('/, St. in 1:200 Gift; dann 3!/, St. in Karminwasser).
Stärker geschrumpft und ohne Spuren von Kragen und Geißel sind die
Kragenzellen einiger der Cocain-Sycandren und der mit stärkerem Gift
behandelten Aplysinen und Hireinien.
Bei den mit schwächerem Gift behandelten Chondrosien scharen
sieh häufig rundliche Zellen in der Umgebung der einführenden Stämme
zusammen. Bei den mit starkem Gift behandelten Spongelien werden
ebenfalls zahlreiche rundliche, körnige Zellen in der Zwischenschicht
angetroffen, welche sich bei den !/, Stunde mit 1:200 starkem Gift
und dann 31/, Stunden mit reinem Karminwasser behandelten Exem-
plaren dieses Schwammes dicht unter der äußeren Oberfläche ange-
sammelt haben.
Karminaufnahme.
An der Oberfläche sämmtlicher Cocain-Karmin-Spongien wird
mehr oder weniger Karmin angetroffen. Besonders viel Farbstoff findet
sich an der Oberfläche der !/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser gehaltenen Chondrosien. Im
Allgemeinen klebt an epithelfreien Theilen der Oberfläche mehr Karmin
wie an anderen. Hiervon macht jedoch Aplysina eine Ausnahme. Bei
diesem Schwamme haften die Karminkörnchen in größter Menge an
den aufgeschürften Theilen des Epithels.
Sehr bemerkenswerth ist das Verhalten der !/, Stunde in 1:200
starkem Cocain und dann 3!/, Stunden in Karminwasser gehaltenen
Hircinien. Bei diesen Schwämmen finden sich nur wenige zerstreute
Karminkörner an der äußeren Oberfläche, dafür sind aber einige der
Poren abgesperrt durch große Karminagglomerate, welche Due
den Eingang in den Porenkanal abschließen.
In den Subdermalräumen und einführenden Kanälen findet sich
gar nicht selten Karmin, vorzüglich bei den 5 Stunden in 1:15000
340 R. v. Lendenfeld, [644
starkem Gift gehaltenen Sycandren, Clathrien und Euspongien. Sehr
zahlreich sind sie in den oberflächlichen Theilen des einführenden
Systems bei den 33/, Stunden in 1:1000 starkem Gift gehaltenen
Spongelien. Bei den !/, Stunde in 1:200 starkem Cocain und dann
3'/, Stunden in reinem Karminwasser gehaltenen Spongelien finden
sich besonders in solchen Theilen des Subdermalsystems viele Karmin-
körner, welche sich unter epithelfreien Hautpartien ausbreiten. Unter
lädirten Hautstellen findet sich Karmin im einführenden System bei
den ebenso behandelten Hireinien. Das einführende System der übrigen
Cocain-Karmin-Spongien ist so ziemlich karminfrei.
Tabelle IX.
Name des Schwammes
Curare-
4
Äußere Ober- : Subdermal- Einführende
fläche Poren Porenkanäle räume Kanäle |
5 Stunden in Curarelösung in Karmil
130) Sycandra raphanus,
p- 439. Taf. XXVII,
Fig. 62—64.
134) Chondrosia renifor-
mis, p. 489.
Taf. XXXI, Fig. 172
—175; Taf. XXXI;
Fig. 180.
ziemlich un-|
verändert;
zerstreute
Karmin-
körner
132) Clathria coralloides,
p- 504. Taf. XXXIV,
Fig. 205.
133) Spongelia elastica,
var. massa, p. 547.
Taf. XXX VI, Fig. 232.
viele offen; | offen, aber | einführende | diegrößeren
keine Sphin- eng Kanalstämmejetwas kontra-|
cter zu sehen etwas kontra-| hirt; die
hirt kleinen un- |
verändert; |
zerstreute
Karminkör-
ner
viel Karmin |offen, verzerrt trennende | unverändert |
Membranen
zum Theil
zerrissen;
einzelne Kar-
minkörner
kontrahirt etwas kontra-|etwas kontra-
oder hirt hirt, beson-
geschlossen ders die ober-
flächlichen;
unter lädirten
Hautstellen
etwas Karmin
645] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 9241
In den Kammern findet sich Karmin selten. Bei Sycandra beob-
achten wir, dass in den Kammern der 5 Stunden in 1:15000 starker
Coeainlösung in Karminwasser gehaltenen Exemplare ziemlich viel
Karmin vorkommt, während bei den eben so mit 1:5000 starkem Gift.
behandelten Exemplaren dieser Art nur in der Umgebung der Kammer-
poren Karminkörner liegen. Die oberflächlichen Kammern von Spon-
| gelia (33/4 St. in 1:1000 Giftkarmin), sowie jene derselben Art ('/; St. in
1:200 Gift, dann 31/, St. in Karminwasser), welche unter verletzten
Hautstellen liegen, enthalten zerstreute Karminkörner. Bei den übrigen
| Cocain-Karmin-Spongien wird kein Karmin in den Kammern angetroffen.
Vergiftung.
Kammerporen, Kammern und Zwischenschicht
Epithel |
abführende Specialkanäle Kragenzellen mitihren Zellen Bemerkungen
wasser 1:45 000. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen unverändert intakt auf einer kugeligen Plasma-| Grundsub-
oder leicht dilatirt; abfüh- masse mit Kern sitzen ein|stanz volumi-
rende Specialkanäle stark langer, leicht kelchför- |nös; Wander-
dilatirt; meist mit Karmin miger Kragen und eine zellen mit
. .in.den Kragenzellen Geißel, welche mit einem | Pseudo-
| Knopfeendet, derim Niveau) podien
| des Kragenrandes liegt;
| die Kragenzellen neigen
| sich etwas über die Kam-
merporen; sie enthalten
einige Karminkörnchen
‚Kammern zuweilen ver- intakt in | konisch; Geißel erhalten; Oscular- Oberfläche
drückt; Größe sehr ver- Kanälen Kragen undeutlich; zer- |scheide dop-|des proxima-
. schieden; 0,025 mm bis streute Karminkörner in |pelschichtig; |lenTheiles des
),037 mm groß; abführende basalen Theilen einiger | das Innere | Oscularroh-
' Specialkanäle offen; in Kragenzellen von rund- |res hoch wel-
‚inzelnen Kammergruppen lichen Zellen |lenförmig; in
' Karmin; diese liegen in erfüllt; ähn- | großen Aus-
der Tiefe liche an der | fuhrkanälen
Oberfläche |Karmin; Kar-
minkörner
liegeninGrup-
penunterdem
talıh Snmsp! „elih aliine, Epithel
| Kammern kugelig leicht |größtentheils| langgestreckt in einen das: Innere
kontrahirt intakt Zipfel, den Geißelrest, aus- karminfrei
laufend; ohne Kragen
Kammern oval, 0,06 mm |lan der Ober-
ang, 0,05 mm breit; Kam-i fläche theils
merperen deutlich; Mund
ilatirt; in Kammern dicht
unter lädirten Hautstellen || knittert; in
etwas Karmin
.. Kragen und Geißel
erhalten,
theils zer-
den Kanälen
intakt
Arbeiten a.d. zool. Inst. zu Graz. Ill.
wenig geschrumpft, ohne
außer unter
lädirtenHaut-
stellen, voll-
kommen kar-
minfrei
16
3493 ‚R. v. Lendenfeld, [646
‘ Äußere Ober- Eh Subdermal- Einführende
Name des Schwammes fläche Poren Porenkänäle räumesl, Kanäle
434) Aplysina aerophoba,
Fig. 273, 274.
135) Sycandra raphanus,
Fig. 65—67.
136) Chondrosia renifor-
mis, p. 490.
wenig Karmin| strecken- den Poren klein weit vor-
p. 549. Taf. XXX VIII, weiseverzerrt| entspre- springende
Fig.271; Taf. XXXIX, und zusam- |chend, strek- Sphincteren
mengezogen | kenweise
kontrahirt
5 Stunden in Curarelösung in Karmin
unverändert
p- 440. Taf. XXVI, oder dilatirt;
zerstreute
Karmin-
körner
geschlossen, | weit offen, | einführende
ohne Spur | theilweise |Kanalstämme
Taf. XXXII, Fig. 176, einer Offnung| dilatirt | dilatirt, be= |
177; Taf. XXXIII,
Fig. 481.
137) Clathria coralloides,
p- 505. Taf. XXXIV,
Fig. 201, 204.
im kontrahir- sondersinder
ten Sphincter Pulpa |
offen, ver- weit unregelmäßig]
zerrt
438) Sycandra raphanus,
p- 444. Taf. XXVII,
Fig. 68, 69.
439) Ghondrosia renifor-
mis, p. 491.
Taf. XXXII, Fig. 178,
479; Taf. XXXII,
Fig. 183—185.
45 Minuten in Curarelösung 4: 1000, dann 31/, Stunden in
| | unverändert;|
zerstreute |
Karmin-
körner
einzelne Kar-| geschlossen | stark dilatirt| Sammel- die großen
kanäle dila- _|stark dilatirt;
minkörner |ohne Öffnung
tirt; einfüh- | die kleinen
im Sphincter
rende kontrahirt,
Kanalstämme theils
dilatirt geschlossen
140) Spongelia elastica,
var. massa, p. 517.
Taf. XXX VI. Fig.233.
theils zusam- unregelmäßig) etwas ver-
mengezogen, verzerrt zerrt; unter
theils lädirten Haut-
geschlossen stellen etwas
Karmin
Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle
Epithel |
Kammern abgeplattet, brei-|| meist intakt
ter als lang; keine Poren;
Mund weit
Kragenzellen
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
Zwischenschicht
mitihren Zellen Bemerkungen
243
gut erhalten; in der Mitte
etwas eingeschnürt; Kragen
kurz kelchförmig; Geißel
so lang wie die Zelle;
Substanz zwischen den
Kragenzellen deutlich
das Innere
vollkommen
karminfrei
wasser 4:5000. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen und Mund | tenıt theil-
wenig ge-
von dem breit kuchenför- Karminin der
kontrahirt; zerstreute weise migen Zellenleib erheben schrumpft | Wand des
Karminkörner sich der Geißelrest mit distalen Thei-
starkem Endknopf und der les des Oscu-
schlanke am Ende undeut- larrohres
liche Kragen; enthalten
einzelne Karminkörner
Kammern rundlich oder |in Kanalwän- unverändert unverändert | abführende
oval, 0,038 mm groß; ab- den im Inne- Kanäle kon-
führende Specialkanäle |Iren intakt; in - trahirt;
stark kontrahirt Porenkanälen Schwamm
etc. verloren vollkommen
karminfrei
Kammern oval, kontrahirt |fehlt größten-|konisch, ohne Kragen und vollkommen
theilsan der Geißel karminfrei
Oberfläche,
intakt in
Kanälen
derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Kammerporen theils un- fehlt von einer breit kuchenför-| geschrumpft
verändert, theils verengt, | vielerorts migen körnigen Plasma-
theils unregelmäßig masse erhebt sich, als-Gei-
dilatirt; Kammermund Belrest, ein kurzer Zipfel;
kontrahirt; stellenweise der Kragen ist undeutlich;;
ziemlich viel Karmin Gruppen von Kragenzellen
— ihre Plasmaleiber —
enthalten viel Karmin;, be-
nachbarte Kragenzellen
sind häufig karminfrei
Kammernrundlich, 0,093mm| in inneren |verzerrt; in der Mitte auf-jin Rinde zahl-) im Inneren
zroß; abführende Special-| Kanälen getrieben, spindelförmig; | reiche rund-| vollkommen
kanäle geschlossen intakt; in |ohne Kragen; Geißelzuwei-| liche Zellen | karminfrei
Porenkanälen] len verkürzt erhalten; | gleichmäßig
etc. fehlt es Kern deutlich vertheilt
Kammern rundlich oval, | fehlt an der | geschrumpft, länger als unter der | außer unter
0,06 mm lang, 0,05 mm || Oberfläche; | breit; ohne Kragen und | epithellosen |lädirtenHaut-
breit; Kammerporen selten] intaktin | Geißel; Karmin in Basal- äußeren : |partien ist das
u sehen; in den Kammern| Kanälen ‚theilen der Kragenzellen | Oberfläche | Innere des
‚unter lädirten Hautstellen
viel Karmin; die an Riss-
stellen direkt exponirten
Kammern karminfrei
hier und da | Schwammes
schart
16*
körnigeZellen) vollkommen
zusammenge-
karminfrei
244
Name des Schwammes
p. 549. Taf. XXXIX,
Fig. 275—277
fläche
442) Hircinia variabilis,
var. typica, p. 569.
Taf. XL, Fig. 299.
443) Oscarella lobularis,
p- 453.
444) Chondrosia renifor-
mis, p. 492. |
Taf.XXXIIl, Fig,182,
186, 187.
445) Spongelia elastica
an einzelnen
[Stellen dichte
Massen von
Karmin-
| körnern
fast gar kein
var. massa, p. 518. Karmin
Taf. XXXVI,Fig.234,|
235.
146) Hircinia variabilis, sehr wenig
var. typica p. 570, Karmin
Taf. XL, Fig. 300.
Äußere Ober-
1} a N
R. v. Lendenfeld,
Poren
Porenkanäle
444) Aplysina aerophoba,| kein Karmin |stark verzerrt| kontrahirt
Subdermal-
räume
[648
Kanäle
radial kontra- |weit; Sphinc-
teren mäßig
‘kontrahirt
unverändert | unverändert
und zusam- und hirt
mengezogen;| undeutlich
theilweise
wenig beein-
Slusst
kontrahirt distal theils
geschlossen,
- theils
kontrahirt
45 Minuten in Curarelösung 4:200, dann 31/5 Stunden
kontrahirt
geschlossen | geschlossen
theils verzerrt
und kontra-
hirt
verzerrt; wenig kon-
einige kKon- trahirt'
trahirt
|
Sammel- | diegrößeren
kanäle ge- offen; die .
schlossen; | kleinen ge-
einführende | schlossen
Stammkanäle
stark kontra-
hirt, distale
Theile meist
geschlossen
kontrahirt; | oberfläch-
fast gar kein | lich kontra-
Karmin
weit; einzelne| unverändert
Karmin-
körner
hirt; imInne-
ren etwas
Karmin
|
|
|
|
|
1
|
649]
Kammerporen, Kammern und
abführende Specialkanäle
Kammern theils kugelig,
theils platt, breiter als lang;
ı Kammerporen nicht zu
, sehen; Mund’unverändert;
, das Kammerlumen ist von
- den langen Geißeln aus-
gefüllt
|
Kammern ziemlich unver-
ändert; keine Poren
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien.
| Epithel | Kragenzellen
U
fehlt’ an der | birnförmig, mit eylindri-
Oberfläche, | schem Halstheil, der am
stellenweise | Ende in den schmalen
auch in den cylindrischen Kragen
oberfläch- übergeht ; Geißel sehr
lichen Kanä- |lang; deutliche Zwischen-
len, eben so substanz
im Oscular-
rohr
fehlt an der | gut erhalten, konisch mit
Oberfläche | langem Geißelstummel;
stellenweise;
innen meist
intakt
häufig auch Kragenrest
in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Kammern kontrahirt; keine
Kammerporen
Kammern kugelig, 0,03 bis
0,032 mm groß; abführende
Specialkanäle geschlossen
Kammern oval, 0,06 mm
lang, 0,05 mm breit; Kam-
merporen deutlich; in
- Kammern der Randzone
fast kein Karmin; die
Kammern im Inneren sind
sehr reich an Karmin
Kammern ziemlich unver-
ändert; einzelne kleine
Kammerporen sichtbar,
etwas Karmin in einigen
oberflächlichen Kammern
»
a 2. 0
intakt gut erhalten
Zwischenschicht
mit ihren Zellen
Bemerkungen
Oscular-
sphineteren
kontrahirt;
vollkommen
karminfrei
vollkommen
karminfrei,
hier und da
diffus rosa
gefärbt
Zellen theils | Kontraktion
kugelig und |senkrecht zur
fortsatzlos, | Oberfläche;
theils mit | allgemein;
Pseudo- keine Spur
podien von Karmin;
nicht mace-
rirt (Para-
lyse)
fehlt verkürzt, verbreitert, un-
- [regelmäßig konisch,; ohne
Kragen; zuweilen mit
Geißelrest
unverändert | ausführende
Kanäle mit
sehr unregel-
mäßiger
Oberfläche;
das Innere
vollkommen
karminfrei
fehlt an der | die oberflächlichen stark,
Oberfläche, die inneren wenig’ge-'
auch vielfach] schrumpft; ohne Kragen
in_oberfläch- und meist auch ohne
lichen Kanä-| Geißel; Karminkörner
len; im Inne-| liegen sowohl in den
ren intakt | basalen, wie den distalen
Theilen der Kragen-
. zellen
fehlt an der gut erhalten, schlank
Oberfläche | konisch in einen langen
größtentheils;|Geißelstummel auslaufend.
in Vestibular-| Kragen zusammengefaltet
räumen stel-
lenweise; in
Kanälen
intakt
unverändert [0,7 mm dicke,
karminfreie
Randzone;
im Inneren
viel Karmin
346 i R. v. Lendenfeld, [650
Subdermal- Einführende‘
ä Kanäle
raume
Äuße - E
Name des Schwammes ” no Poren Porenkanäle
47 Stunden in Curarelösung in Stärke
447) Sycandra raphanus, einzelne etwas kon-
p. 442, Taf. XXVII, | Stärkekörner trahirt; keine
Fig. 70— 72, Stärke
11/, Stunden in Curarelösung in Karmin
148) Spongelia fragilis viel Karmin verzerrt, weit weit besonders
var. irregularis, in die theilweise weit; hierund
p. 526, Taf. XXXVII,| Oberfläche kontrahirt da einzelne
Fig. 240, 241, eingebettet Karmin-
: körner
5 Minuten in Curarelösung 1:400.
149) Sycandra raphanus, unverändert
p- 442, Taf. XXVII,
31,173.
Folgende Arten wurden mit Curare vergiftet: Sycandra raphanus,
Chondrosia reniformis, Oscarella lobularis, Clathria coralloides, Spon-
gelia elastica var. massa, Spongelia fragilis var. irregularis, Aplysina
aerophoba und Hireinia variabilis var. typica.
Kanalsystem.
Die Poren der mit schwachem (1:15000, 1:5000) Gift behan-
delten Clathrien sind nicht zusammengezogen, sehen aber beträchtlich
verzerrt aus. Theils kontrahirt, theils verzerrt sind die Poren der
Curare-Aplysinen (5 St. in 1:15000; 33/, St. in 1:1000 Gift), sowie jene
der mit starkem (1:200, 1:100) Gift behandelten Spongelien und Hir-
einien. Die mit schwächerem (1:15000, 1:1000) Gift behandelten
Spongelien jedoch haben nicht verzerrte, sondern einfach zusammen-
gezogene Poren. Bei den 5 Stunden in 1:15 000 starkem Gift gehaltenen
651] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 247
ee SS
| Kammerporen, Kammern und k Zwischenschicht
' abführende Speeialkanäle Epithel Kragenzellen mit ihren Zellen) Bemerkungen
| wasser 1:1200. In Alkohol gehärtet.
‚Kammerporen großentheils| fast überall niedrig kuchenförmig;; | Grundsub-
‚kontrahirt, theilweise sogar| abgefallen | ohne Kern, Kragen oder | stanz ge-
‚geschlossen; Kammermund Geißel schrumpft
‚groß; abführender Special-
kanal undeutlich, keine
Stärke
weser 1:400. In Alkohol gehärtet.
| Kammern oval; hier und ‚| fehlt an der | geschrumpft, theilweise |Spindelzellen
da eine offene Kammer- || Oberfläche; verschmolzen wohl erhal-
'pore; in den Kammern hier|| in Kanälen ten; bilden
"und da einzelne Karmin- intakt eine dünne
körner Schicht ander
| Oberfläche; -
das Innere
erfüllt von
gut erhalte-
nen dicht
stehenden
kugeligen
Zellen
In Osmiumsäure gehärtet:
Kammerporen theils un- ziemlich | voneiner Plasmakugel er-}| ziemlich [Substanz zwi-
verändert, theils unregel- intakt hebt sich derröhrenförmige intakt schen den
mäßig zusammengezogen; distal etwas erweiterte Kragenzellen
Mund groß; kein abfüh- Kragen, in dessen Mitte deutlich.
render Specialkanal zu : sich die Geißel erhebt; ihr
sehen Basaltheil ist dick und ver-
jüngt sich plötzlich zu
einem zarten Endfaden
Chondrosien sind die Poren weit offen und es sind an ihnen keine zu-
sammengezogenen Sphincteren zu sehen. Die eben so mit 1:5000
starkem Gift behandelten Chondrösien aber haben vollkommen ge-
schlossene Poren. Das Gleiche gilt von den mit 1:1000 starkem Gift
behandelten'Exemplaren dieses Schwammes. Die Poren der !/; Stunde
in 1:200 starkem Gift und dann 3!/, Stunden in reinem Karminwasser
gehaltenen Chondrosien sind nicht ganz geschlossen sondern nur kon-
trahirt. Die Poren der übrigen Curare-Schwämme scheinen nicht
wesentlich beeinflusst zu sein. |
Die Porenkanäle sind in der Regel in ähnlicher Weise beeinflusst,
wie die Poren: kontrahirt oder unverändert. Bemerkenswerth ist es,
dass die Porenkanäle der mit 1:5000 und 1:1000 starkem Gift behan-
delten Chondrosien, deren Poren geschlossen sind (siehe oben), so weit
klaffen, dass es den Eindruck macht, sie seien dilatirt.
348 R. v. Lendenfeld, | [652
Die Subdermälräume und ihre Homologa sind bei der größeren
Zahl der Curare-Schwämme zusammengezogen; so besonders bei Chon-
drosia und Aplysina (5 St. in 1:15000 Gift) und bei den !/, Stunde in
1:200 starkem Gift und dann 3!/, Stunden in reinem Karminwasser
gehaltenen Spongien (Oscarella, Chondrosia und Spongelia) mit Aus-
nahme von Hireinia. Bei gewissen Objekten sind sie jedoch weit offen
und sehen zum Theil sogar dilatirt aus. Dies wird besonders bei den
mit schwachem (1:15000, 1:5000) Gift behandelten Clathrien beobach-
tet, wo zuweilen die in den Subdermalräumen ausgespannten Mem-
branen in Folge der starken Dilatation theilweise durchgerissen sind.
Auch bei den mit starkem (1:200) Gift behandelten Hireinien und den
11/, Stunden in 1:100 starker Curarelösung behandelten Spongelien
werden sehr weite Subdermalräume beobachtet.
Die einführenden Kanäle sind in der Regel leicht kontrahirt.
Häufig sind. die größeren Stämme des einführenden Systems weit offen,
die Äste und Endzweige aber stark zusammengezogen, besonders bei
Chondrosia. Krampfhaft kontrahirt erscheinen die Sphincteren in den
großen Einfuhrkanälen bei Aplysina (5 St. in 1:15000, 33/, St. in
1:4000 Gift).
Die Kammerporen sind in der Regel nicht zu sehen, wohl ge-
schlossen; nur bei den mit sehr schwachem Gift (1:15000) behandelten
Syeandren klaffen sie weit und sehen dilatirt' aus. Deutlich, aber
immerhin zusammengezogen, sind die Poren bei Spongelia. und den mit
1:5000 starkem Gift behandelten Sycandren. Unregelmäßig, theils
kontrahirt, theils: dilatirt, erscheinen sie bei Sycandra (3°/, St. in
1:1000 Gift).
Die Kammern sind theils unverändert, theils zusammengezogen.
Jene der schwach: (1:15.000, 1:5000) vergifteten Clathrien sind etwas
kontrahirt, während: jene der stärker (1:1000,.4:200) vergifteten Hir-
einien unverändert sind. Abgesehen hiervon kann man sagen, dass-die
Poren der mit 1:15000:und 1:5000 starkem Gift behandelten Spongien
völlig unverändert sind, während.jene stärker- vergifteter Exemplare
zusammengezogen sind. Bei Aplysina (5:St. in.1:15:000 Gift, und 3°/, St.
in 1:1000 Gift) sind:die Kammern stark plattgedrückt: breiter als: lang
und meistens ganz ausgefüllt von: den langen Geißeln.der Kragenzellen.
Bei Chondrosia messen die kleineren oberflächlichen Kammern:
1) 5 St. in 1:15000 Gift; 0,025—0,037 mm.
2) 5 St. in 1:5000 Gift; 0,038: mm.
3) 33/, St. in 1:1000 Gift; 0,03 mm.
4).1/, St. in 1:200 Gift; dann 31/, St. in Karminwasser 0,032.mm
lang, 0,03 mm breit.
653] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 349
Wir sehen also, dass die Kammern: größtentheils — denn auch bei
4 sind die meisten Kammern 0,037 mm'groß und nur wenige bloß 0,025
— nur wenig kontrahirt sind. Die geringste Kontraktion: wird: bei den
Kammern der 5 Stunden: in 1::5000: starkem Gift. gehaltenen Exemplare
beobachtet.:
Der Kammermund: ist in der Regel’ unverändert, zuweilen sogar,
wie: besonders: bei: Sycandra: (& St. in 1:45000 Gift), stark dilatirt. Die
abführenden: Specialkanäle von Chondresia (5 St. in 1:15000 Gift) sind
unverändert; jene der stärker vergifteten Exemplare: dieser Art aber
mehr oder weniger zusammengezogen.
Nicht selten: sind: auch die Kanäle des abführenden Systems beein-
flusst.. So, finden: wir bei Chondrosia (5 St. in: 1:15 000 Gift) die Ober-
flächen: der großen abführenden Kanäle und des proximalen: Theils des
Osceularrohres: unregelmäßig: wellenförmig. Die ausführenden Kanäle
stärker (1:5000) vergifteter Chondrosien sind! zusammengezogen. Die
beträchtliche vertikale Gesammtkontraktion: der Oscarella ('/, St. in
1:200-Gift, dann 3!/, St. in Karminwasser). verursacht auch: eine Zu-
sammenziehung der ausführenden Kanäle. Die Oseularsphincteren der
. Gurare-Aplysinen sind: kontrahirt.
Histologische Struktur.
Bei den, mit. schwachem (1:45000)'Curare behandelten Spongien
(Syeandra, Clathria, Spongelia’ und Aplysina) ist stets mit: Ausnahme
von. Ghondrosia; das: Epithel an der äußeren Oberfläche intakt, oder
nur zum geringen Theil aufgeschürft. Bei den; mit stärkerem Gift be-
handelten Spengien fehlt das Epithel an.der Oberfläche durchaus; nur
beiden, 5Minuten in 1:1'00:starker Gurarelösung gehaltenen Syeandren
ist es intakt. In den Vestibularräumen: von Hireinia:ist das Epithel auch
bei stark: (1:200) vergifteten: Exemplaren größtentheils; unverändert.
In:den: Wänden der einführenden Kanäle ist; das Epithel größten-
theils intakt: Es fehlt nur in den: oberflächlichen Kanälen. der mit
1:5000 starker und stärkeren Gurarelösungen behandelten Chondrosien,
sowie bei: den 47 Stunden in 1:200 starkem Gift gehaltenen: Sycandren.
Die: Kragenzellen sind: bei vielen: der: Guraresehwämme: sehr gut
erhalten; Jene von, Sycandra: (5.St: in1:15000,. 5 St. in\5000 und
5 Minuten. in: 1:100. Gift) und Aplysina, (5>St: in 1:45000 und. 33/; St.
in 4:1000 Gift): besitzen Kragen: und: Geißel: Besonders-lang und das
Lumen der Kammern: ganz: ausfüllend, sind die Kragenzellengeißeln
der 33/,, Stunden in:1:1000 starkem: Gift. gehaltenen: Aplysinen: Völlig.
unverändert. und: ganz: besonders sehön erhalten und: in: allen Details
deutlich sind die Kragenzellen der nach 5 Minuten langer Behandlung,
350 R. v. Lendenteld, [654
mit 1:100 starkem Curare in Osmiumsäure gehärteten Sycandren. Diese
bestehen aus einem kugeligen Plasmaleib, von dem sich ein schlanker
und langer kegelförmiger Kragen und die Geißel erheben. Der Basal-
theil der letzteren ist diek und sie verjüngt sich im Niveau des Kragen-
randes plötzlich zu einem langen und dünnen Endfaden. Anders sehen
die Kragenzellen der 5 Stunden in 1:15000 und 1:5000 starkem Gift
gehaltenen Sycandren aus. Der Leib dieser Zellen ist bei den ersteren
(1:15.000 Gift) kugelig, beiden lezteren (1:5000 Gift) breit kuchenförmig.
Der Kragen ist schlank kelchförmig. Die Geißel ist eben so lang wie der
Kragen und trägt entweder einen Endknopfvon beträchtlicher Größe oder
sie ist keulenförmig. Es ist offenbar der distale Theil der Geißel zu-
rückgezogen worden und es bildet die Substanz desselben den Endknopf.
Die Kragenzellen der Chondrosien sind der Stärke des angewen-
deten Giftes proportional geschrumpft. Der Kragen fehlt an ihnen ganz,
oder er ist zusammengefaltet und undeutlich. Bei den 5 Stunden in
1:15000 starkem Gift gehaltenen Exemplaren sind die Kragenzellen
konisch und laufen in einen langen Zipfel, die Geißel, aus. Bei den
5 Stunden in 1:5000 starkem Gift gehaltenen Exemplaren sind sie theil-
weise besser erhalten und völlig unverändert, theilweise aber beträcht-
lich geschrumpft. Bei den !/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann
3!/, Stunden in reinem Karminwasser gehaltenen Chondrosien sind die
Kragenzellen zu geißellosen Klumpen zusammengeschrumpft. Recht .
gut erhalten sind die Kragenzellen von Oscarella ('/, St. in 1:200 Gift;
dann 3'/, St. in reinem Karminwasser). Lang konisch mit Geißelzipfel,
aber ohne Kragen, sind die Kragenzellen der schwach (1:15000,
1:5000) vergifteten Clathrien und Spongelien. Jene von Spongelia und
Hireinia (33/, St. in 1:1000 Gift) haben dieselbe Gestalt; eben so jene
von Hireinia (!/, St. in 1:200 Gift; dann 3!/, St. in Karminwasser). Jene
der mit starkem Gift (1:200, 1:100) behandelten Spongelien sind zu
unförmlichen Klumpen zusammengeschrumpft und das Gleiche gilt von
den Kragenzellen der 17 Stunden in 1:1200 starkem Gurare gehaltenen
Syeandren.
Die Oseularrohrscheide von Chondrosia (5 St. in 1:15 000 Gift) ist
doppelschichtig: sie besteht aus einer inneren Schieht von körnigen,
kugeligen Zellen und einer äußeren Fibrillenschicht.‘ Die Grundsub-
stanz der mit starkem Curare behandelten Sycandren — mit Ausnahme
der nur 5 Minuten lang exponirten Exemplare — ist geschrumpft pro-
portional der Giftstärke. Bei den stärker vergifteten Spongelien finden
sich Scharungen von körnigen, kugeligen Zellen. Elemente dieser Art
sind besonders in den 1!/, Stunden in 1:100 starkem Gift gehaltenen
Exemplaren zahlreich.
655] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 251
Stärkeaufnahme.
In dem Oscularrohr der‘17 Stunden in Curarelösung in Stärke-
wasser gehaltenen Sycandren finden sich zerstreute Stärkekörner.
Karminaufnahme.
Nur selten kleben Karminkörner an der äußeren Oberfläche der
Gurare-Schwämme, so besonders bei.schwach 'vergifteten Clathrien
und Aplysinen. Auch an der Oberfläche der: mit 1:4000 und 1:200
starkem Gift behandelten Chondrosien finden sich stellenweise massen-
hafte Karminkörner. In die Oberfläche der 41/, Stunden in 1:100
starker Curarelösung in Karminwasser gehaltenen Spongelien' sind
ziemlich viele Karminkörner eingesenkt.
In den Subdermalräumen findet sich Karmin bei Glathria m St.
in 1:45000 Gift) und bei den stark (1:200) vergifteten Spongelien und
Hireinien.
In den einführenden Kanälen wird Karmin unter verletzten Haut-
stellen bei Spongelia (5 St. in 1:15000, und 33/, St. in 1:1000 Giftkar-
min) angetroffen. Unter: intakten Hautstellen: kommt Karmin bei
‚schwach (1:15000, 1:5000) vergifteten Sycandren und bei stark (17200
1:400) vergifteten Spongelien vor. Es ist jedoch die Menge des Kar-
mins in den einführenden Kanälen eine geringe.
In den Kammern kommt Karmin im Allgemeinen in denselben
Objekten vor, welche Farbstoff in den einführenden Kanälen enthalten.
Unter verletzten Hautstellen finden wir Karmin in den Kammern der
schwach (1:15000, 1:1000) vergifteten Spongelien. Unter‘ der intakten
Haut kommt es in den Kammern schwach: (1:15000, 155000, 1:4000)
vergifteter Sycandren vor. Einzelne Kammergruppen der 5 Stunden in
1:45000 starker Curarelösung in Karminwasser gehaltenen Chondro-
sien enthalten Karmin. Außerdem wird Karmin in den Kammern an-
getroffen bei Hircinia (!/, St. in:1:200 Gift, dann 31/5 St. in Karmin-
wasser) und Spongelia (11/5 St. in 1:100 Giftkarmin). Am ’zahlreichsten
sind die Karminkörner in den internen Kammern der !/, Stunde in
1:200 starker Curarelösung und dann 3'/, Stunden in reinem Karmin-
wasser gehaltenen Exemplaren von Spongelia.
In den ausführenden Kanälen werden einzelne Karminaggregate
bei Chondrosia (5 St. in 1:15000 Giftkarmin) angetroffen. ‘Im’ distalen
Theil des Oseularrohres stärker vergifteter Syeandren kommt ebenfalls
Karmin vor.
252 R. v. Lendenfeld, [656
Vergleichende Zusammenstellung. der Giftwirkungen.
Kanalsystem.
Die Poren der vergifteten Spongien sind unverändert oder kontra-
hirt. Eine Dilatation der Einströmungsporen wird nicht beobachtet.
Eine Verzerrung derselben wird bei den meisten mit Curare behandel-
ten: Aplysinen (1:15000, 1:4000 Gift), Hireinien (1:200 Gift) und‘ Spon-
gelien (1:200, 1:4100’Gift) angetroffen. Unverändert sind die’ Poren in
sehr vielen Fällen, besonders bei den mit schwachem (1:15000, 1:5000)
Veratrin, Gocain und Curare behandelten Exemplaren. Auch sind die
Poren der !/, Stunde in 1:200 starken Lösungen von Morphin, Strych-
nin und:Digitalin und dann 31/, Stunden in reinem Meerwasser gehal-
tenen Schwämme (Chondrosia, Aplysina, Hircinia) nicht selten unver-
ändert: In diesen Fällen könnte angenommen werden, dass sich die
Poren während: des: Aufenthaltes dieser Spongien im reinen Karmin-
wasser erholt und ausgedehnt haben. Leicht kontrahirt sind die Poren
der meisten’ mit Morphin und stärkeren Curarelösungen behandelten
Spongien. Stärker zusammengezogen und theilweise geschlossen sind
in:der Regel jene der mit'Strychnin, Digitalin und'stärkeren Lösungen
von Veratrin und Cocain behandelten Exemplare. Durchaus ganz ge-
schlossen sind die Poren der in schwachem (1:15000, 1:5000) Strych-
nin gehaltenen Chondrosien und Clathrien,, der mit stärkerem (1:5000,
4:4000) Gurare' behandelten Chondrosien und’ der in starken (1:200,
1:100) Lösungen von Strychnin und Cocain gehaltenen Spongelien und
Chondrosien.. Es’ist‘wohl anzunehmen, dass’ die Porensphincteren die
Poren zusammenziehen; sobald sie das'Gift fühlen, das im Wasser ge-
löst ist. Schon 1:15 000 starke Giftlösungen, besonders’ von Strychnin,
veranlassen die Porensphineteren zur Kontraktion.
Kurz, 1/, St. einwirkendes; selbst 1:200 starkes Gift tödtet die Poren-
sphineteren scheinbar nur in einzelnen Fällen und die Poren dehnen
sich, wenn der Schwamm naeh soleher Giftbehandlung 31/5 Stunden in
reinem Karminwasser gehalten wird, wieder aus. Wirkt das Gift länger
ein, so diffundirt'es’zu den Sphinetermuskeln hinein, sie erstarren. Dann
behalten die Poren jene Gestalt bei, welche sie durch die Gifteinwirkung
erlangt haben. Im Allgemeinen sind die Poren (der länger einer schwä-
cheren (1:15000 bis’1:1000) Giftlösung ausgesetzten Spongien stärker
beeinflusst, wie jene von Spongien, welche kurze Zeit einer starken
(1:200) Giftlösung-exponirt waren. Ein Unterschied der Wirkung ver-
schiedener Gifte auf den Kontraktionsgrad der Poren lässt sich nur in so
fern erkennen, als Strychnin am stärksten und Cocain am schwächsten
zusammenziehend auf dieselben wirkt. Es leuchtet ein, dass sehr starkes
657] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 253
Gift die Sphinetermuskeln tödten kann ehe sie Zeitihaben die Poren zu-
sammenzuziehen oder zu schließen und.es ist.desshalb der Kontraktions-
grad der Poren kein verlässlicher Maßstab der Giftwirkung. Sei dem
aber wie ihm wolle, so ist so viel sicher, dass die Poren kontrahirt wer-
den, wenn Gifte im Wasser enthalten sind, und dass diese Reflexbe-
wegung schon durch 1:15000 starke Giftlösung veranlasst wird.
Die Porenkanäle sind häufig in ähnlicher Weise beeinflusst, wie
die Poren, von denen sie herabziehen, es ist jedoch stets ihre Kontrak-
tion eine geringere, wie jene der Poren. Nicht selten sind die Poren-
kanäle unverändert oder gar dilatirt, während die Poren kontrahirt oder
geschlossen sind. Unverändert sind ‚die Porenkanäle in .der Regel bei
den mit Morphin, Veratrin und Cocain behandelten Spongien. Zuweilen
bei diesen, häufiger aber bei den Digitalin-Schwämmen, sind die
Porenkanäle in ihrem distalen Theile beträchtlich zusammengezogen, in
dem proximalen aber kaum merklich beeinflusst. Die Porenkanäle der
mit verschieden starken Digitalinlösungen behandelten ‚Chondrosien
sind ziemlich gleichmäßig zusammengezogen. Strychnin kontrahirt
nicht selten die Porenkanäle sehr stark. Bei Aplysina (5 St. in 1:45000
. Strychnin) sind sie ganz geschlossen. Selten wird eine Dilatation der
Porenkanäle beobachtet. Eine solche trifft man bei den mit schwacher
Morphinlösung (1:15 000, .1:5000) behandelten Spongien und bei einigen
Curare-Chondrosien an. Sehr bemerkenswerth ist es, dass die Poren-
kanäle der mit schwachen (1:15000, 1:5000) Veratrin- und Strychnin-
lösungen behandelten Chondrosien, deren Poren meist geschlossen er-
scheinen, distal dilatirt sind. Diese abnormen Fälle sind wohl auf früh-
zeitige Lähmung der oberflächlichen Sschwammmuskeln zurückzuführen.
Die Subdermalräume, beziehungsweise die denselben homologen
einführenden Kanalstämmme (der Chondrosien) sind häufig durch die
Gifte beeinflusst. Unverändert sind sie bei vielen Veratrin- und Cocain-
Spongien, sowie in der Regel bei den Morphinschwämmen. Bei den
letzteren wird sogar zuweilen eine leichte Dilatation der Subdermal-
räume beobachtet. Am stärksten zusammengezogen sind die Subder-
malräume der Strychnin-Spongien. Aueh jene der mit starken
Cocain- und Veratrinlösungen behandelten Spongien sind öfters stark
zusammengezogen. Bei den mit 1:1000 starkem Digitalin behandelten
Chondrosien sind die Sammelkanäle und: einführenden Kanalstämme
"häufig in sehr unregelmäßiger Weise zusammengezogen und haben
einen polygonalen Querschnitt. Bei einigen Digitalin-Ghondrosien sind
die distalen Theile der einführenden Stämme merklich stärker kontra-
hirt als die proximalen. Am deutlichsten ausgesprochen ist dies aber bei
den mit 1:15000 starkem Veratrin behandelten Chondrosien, bei denen
354 R. v. Lendenfeld, [658
die distalen in der Rinde situirten Theile der einführenden Stämme
deutlich kontrahirt, die proximalen, in der Pulpa situirten Theile der-
selben aber merklich dilatirt sind. Eine merkliche Dilatation der Sub-
dermalräume wird vorzüglich bei den Curare-Clathrien, und in ge-
ringerem Maße auch bei anderen Curareschwämmen beobachtet. Bei
Clathria (5 St. in 1:5000 Curare) ist zuweilen die Dilatation der Sub-
dermalräume eine so bedeutende, dass die zarten, in denselben aus-
gespannten Membranen theilweise zerrissen sind.
Eben so wie bei vielen der vergifteten Spongien die Subdermal-
räume und die außerhalb derselben gelegenen Kanäle und Poren
kontrahirt sind, so erscheinen auch die einführenden Kanäle in den
oberflächlichen Schwammtheilen oft mehr oder weniger stark zusammen-
gezogen. Die einführenden Kanäle im Inneren des Schwammes sind in
der Regel weniger beeinflusst: meistens unverändert. Die kleinen
Kanaläste und die Endzweige sind relativ viel stärker kontrahirt wie
die größeren einführenden Stämme. Ja die Endzweige selber sind bei
Chondrosia und ähnlichen Spongien im oberflächlichen Theile häufig
vollkommen geschlossen.. Strychnin und Curare haben eine kräftigere
Kontraktion der einführenden Kanäle zur Folge, als die anderen Gifte.
Morphin wirkt am schwächsten auf dieselben ein. Veratrin führt eine,
häufig sehr unregelmäßige Kontraktion herbei. So erscheinen die ein-
führenden Kanäle der 5 Stunden in 1:15000 starkem Veratrin gehal-
tenen Chondrosien im Querschnitt häufig unregelmäßig polygonal. Die
Sphincteren in den einführenden Stämmen von Aplysina sind in der
Regel stark zusammengezogen, selbst bei Anwendung nur 1:15000
starken Giftes. An den Veratrin-Aplysinen ist zu beobachten, dass diese
Sphincteren bei mit 1:15000 und 1:5000 starkem Gift behandelten
Exemplaren ziemlich unverändert, bei den mit 1:1000 starkem Gift
behandelten aber kräftig kontrahirt sind. Die Sphincteren der 33/, Stun-
den in 1:1000 starkem Digitalin gehaltenen Aplysinen sind theilweise,
vielleicht in Folge ihrer heftigen Kontraktion, zerrissen.
Die Kammerporen mit Ausnahme jener von Sycandra, sind bei den
vergifteten Spongien in der Regel nicht zu sehen. In der Tabelle X! sind
die Eigenthümlichkeiten der Kammerporen verschieden on
Syeandren zusammengestellt (s. nebenstehend).
Aus der Betrachtung dieser Tabelle ergiebt sich, dass die Poren
durch Morphin in keinem Falle zusammengezogen werden und bei den
mit diesem Gifte behandelten Sycandren weit offen sind. Bei den
5 Stunden in schwacher (1:15000, 1:5000) Digitalinlösung gehaltenen
1 Die Ausdrücke »kontrahirt« und »dilatirt« haben nur relativen Werth im Ver-
gleich mit unvergifteten Kontrollexemplaren.
ie der Spongien. 255
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Experimentelle Untersuchungen über die Physiolo
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956 R. v. Lendenfeld, [660
Sycandren sind die Poren theils dilatirt, theils geschlossen: die einen
werden gelähmt ehe sie auf das Gift durch Schließung reagiren, die
anderen nicht. Bei den mit schwacher (1:15000, 1:5000) Cocainlösung
behandelten Sycandren sind die Poren nicht wesentlich beeinflusst, bei
den mit stärkeren (1:300) Lösungen von Cocain behandelten aber stark
dilatirt. Die schwachen Lösungen übten keinen Einfluss aus, die stär-
keren lähmten die Poren. Schwächere (1:15000, 1:5000) Gurarelösungen
üben bei 5stündiger Einwirkung überhaupt keinen merklichen Einfluss
auf Gestalt und Größe der Kammerporen aus. Die Kammerporen der
mit stärkeren Curarelösungen behandelten Sycandren aber sind in sehr
unregelmäßiger Weise beeinflusst: oft kommen unveränderte, dilatirte
und kontrahirte oder geschlossene Kammerporen neben einander vor.
Es scheint, dass das Curare die Kammersphincteren theilweise lähmt.
Strychnin und Veratrin wirken in allen Stärken, von 1:15 000—1:100,
stark kontrahirend auf die Sphincteren der Kammerporen. Wo die Kam-
merporen anderer Schwämme überhaupt sichtbar sind, da scheinen sie
im Allgemeinen in ähnlicher Weise beeinflusst, wie jene von Sycandra.
Die Geißelkammern nehmen an der Kontraktion des oberfläch-
lichen Theiles des Schwammes Theil und ihre Größe drückt den Grad
.derselben deutlich aus. Zum Vergleich eignet sich vor allen Chondrosia,
da dieser Schwamm kein Skelett besitzt und sich desshalb ad libitum
zusammenziehen kann. In der Tabelle XI sind die Maße der kleineren
oberflächlichen Kammern der vergifteten Chondrosien zusammengestellt.
Tabelle XI.
Die kleineren Kammern in dem oberflächlichen Theil der Pulpa
von Chondrosia messen mm:
| ll, Stunde in Gift- . P
5Stunden In Gift-)5 Stunden in Gift- ösusg 1:1000, “ ne ln
. lösung in Kar- lösung in Kar- |dann 31/2 Stunden Re)
Gift minwasser minwasser S Geresiben Gift- dann Sl Stunden
; 1:5000 ann a minwasger
Morphin..... | 0,026 0,025 0,028
Strychnin . 0,024 0,028 0,03 0,04
N 0,047 breit 0,02 breit 0,027 breit
Dieitalin 2. 2: 3 ? :
Sitalı 0,02—0,08 lang nes 0,0927 lang | 0,037 lang
' 0,047 breit | 0,034 breit = 0,097 breit
Veratrin..... R ı > rei 5 rei
; 0,03 lang 0,037 lang | De 0,03 lang
Dein 0,024 breit 0,023 breit 0,027 breit
0,03 lang 0,027 lang 2 0,038 lang
Guraven 2.9. 0,025—0,03 0,03 breit
‚025—0,037 0,038 0,03 0,032 lang
661] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 257
In Alkohol gehärtet
m ul Ze 2
Weite der
oberflächlichen || - 5 1/4 Stunde in Gift- | 1/ Stunde in 1:200
5 Stunden in 5 Stunden in 1:5000| lösung 1:1000, dann| starkem Gift, dann
Kammern 1:15000 Giftlösung | Giftlösung in Kar- | 31/2 Stunden in der- 31/2 Stunden in
in! in Karminwasser minwasser selben Giftlösung reinem Karmin-
in Karminwasser wasser
0,04
0,038
0,036
0,034
0,032
0,030
0,028
0,026
0,024
0,022
0,02
Morphin etalelalutotetatele/efofuletsialatefn/afaleieie
Strychnin -- --------- --
Digitalin — - — :—: —
Verateinst re
Cocain —X—_- X — X — X —
GCurare —0—0—0—0—
Bei ovalen Kammern wird das Mittel der Achseglängen als Maß an-
genommen.
Die Kurven dieser Figur sind die Verbindunsslinien der Punkte,
welche die Wirkung der verschiedenen Gifte graphisch darstellen.
Aus der Vergleichung derselben geht zunächst mit großer Deut-
lichkeit hervor, dass die verschiedenen Gifte in sehr verschiedener
Weise wirken. Nur zwischen den Wirkungen von Strychnin und Digi-
talin herrscht eine bedeutende Ähnlichkeit. In fast allen Fällen wird
eine merkliche Kontraktion der Kammern beobachtet. Bei Strychnin-,
Digitalin-, Veratrin- und (urarevergiftung wird sonderbarerweise
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 47
358 R. v. Lendenfeld, [662
beobachtet, dass durch 1:15000 starkes Gift eine stärkere Kontraktion
der Kammern im oberflächlichen Theil des Schwammes hervorgebracht
wird, als durch 1:5000 starkes, gleich lang (5 St.) einwirkendes Gift.
Bei Morphin und Cocain nimmt die Kontraktion mit der Stärke des an-
gewendeten Giftes zu, jedoch nur sehr wenig. Die oberflächlichen
Kammern der 3°/, Stunden in 1:1000 starken Lösungen von Veratrin,
Cocain und Curare gehaltenen Chondrosien sind stärker kontrahirt als
die mit schwächeren (1:15000, 1:5000) Lösungen dieser Gifte behan-
delten Exemplare. Dem entgegen finden wir, dass der Kontraktionsgrad
der oberflächlichen Kammern der Strychnin- und Digitalin-Chondrosien
mit zunehmender Giftstärke abnimmt. Ausnahmslos sind die Kammern
der !/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann 31/, Stunden in reinem
Karminwasser gehaltenen Exemplare schwächer zusammengezogen
als jene der 33/, Stunden in 1:1000 starkem Gift gehaltenen. Die am
stärksten kontrahirend wirkenden Gifte scheinen Digitalin in schwachen,
und Veratrin in starken Lösungen zu sein. Die Thatsache, dass bei den
Veratrin- und Curare-Chondrosien, die mit 1:5000 starkem Gift be-
handelten Exemplare schwächer kontrahirte Kammern haben, als die
mit stärkeren Lösungen dieser Gifte behandelten, erscheint beim ersten
Anblick etwas paradox. Sie dürfte darin ihre Erklärung finden, dass:
4) bei den mit 1:15.000 starkem Gift behandelten Exemplaren die Haut-
und Kammerporen Anfangs nicht geschlossen wurden und so das Gift
in das Innere des Schwammes gelangen konnte, dass 2) bei den mit
1:1000 starkem Gift behandelten Exemplaren die Sphincteren der
Hautporen paralysirt wurden, ehe sie Zeit hatten sich zu schließen, so
dass auch bei diesen das Gift eindringen konnte; dass aber 3) bei den
mit 1:5000 starkem Gift behandelten die Sphincteren der Hautporen
hinreichend gereizt wurden, um sich zusammenzuziehen ohne paralysirt
worden zu sein, und dass desshalb bei diesen das Gift von dem Inneren
des Schwammes ferngehalten wurde. Die bedeutendere Größe der
Kammern der !/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann 3'/, Stunden
in reinem Karminyyasser gehaltenen Exemplare, jenen gegenüber,
welche 33/, Stunden in 1:1000 starkem Gift gehalten wurden, muss
darauf zurückgeführt werden, dass die Poren dieser Schwämme sich
entweder gleich schlossen und das Gift vom Kanalsystem fern hielten,
oder dass der sicherlich erzeugte Tetanus im Inneren in Folge der
Erholung oder des Todes’ des Schwammes nachgelassen hat.
Bei den Kammern der anderen vergifteten Schwämme werden im
Allgemeinen ähnliche Verhältnisse angetroffen, wie bei Chondrosia.
Fast überall sind die oberflächlichen Kammern mehr oder weniger stark
zusammengezogen. Besonders stark kontrahirt: sind jene von: Erylus
RR
663] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 259
(5 St. in 1:5000 Strychnin), Clathria (5 St. in 1:15000 und 1:5000
Curare), Aplysina (!/, St. m 1:200 Strychnin, 31/, St. in Karminwasser)
und andere. Nicht nur die Größe, sondern auch die Gestalt der Kammern
wird von den Giften beeinflusst. Wir haben zwei Fälle zu unterschei-
den: entweder überwiegt die Querkontraktion und die Kammern wer-
den länglich, oder es überwiegt die Längskontraktion und die Kammern
werden plattgedrückt. Der erste Fall ist häufig und wird besonders an
den oberflächlichen Kammern von Chondrosia (siehe Tabelle XI) häufig
angetroffen. Der zweite Fall ist nur bei Aplysina beobachtet worden.
Bei den 5 Stunden in 1:15000 starkem Strychnin, Veratrin und Cu-
rare, und bei den 3°/, Stunden in 1:1000 starkem Veratrin gehaltenen
Exemplaren von Aplysina aerophoba sind viele der oberflächlichen
Kammern platt, breiter als lang, im letzten Fall zuweilen viermal so
breit als lang.
Die Kammermündungen und abführenden Speeialkanäle sind in
der Regel unverändert. Besonders weit sind sie bei einigen der mit
Coeain, Curare, Strychnin und Morphin behandelten Syeandren. Die
abführenden Speecialkanäle der oberflächlichen Kammern von Chon-
drosia sind in der Regel stark zusammengezogen, zuweilen, besonders
bei den Strychninexemplaren ganz geschlossen. Auffallend weit —
auch in der Randzone — sind sie bei den 33/, Stunden in Digitalin
gehaltenen Chondrosien.
Die ausführenden Kanäle sind in der Regel unverändert. Doch
nehmen auch sie zuweilen Theil an der allgemeinen Zusammenziehung
vergifteter Spongien, so besonders bei den zarten, skelettlosen Osca-
rellen (Curare). Die internen Lakunen sind in einzelnen Fällen etwas
verkleinert, ausnahmsweise auch, wie bei Digitalin-Spongelien, dilatirt.
Der Oscularsphincter von Aplysina ist in der Regel mehr oder weniger
stark zusammengezogen. Bei Curare-Chondrosien (5 St. in 1:15000
Gift) ist die Oberfläche der Wand des Oseularrohres und der größeren
ausführenden Stämme zuweilen wellig.
Histologische Struktur.
Das Plattenepithel an der äußeren Oberfläche der Spongien ist
bekanntlich ein sehr vergängliches Gewebe und es ist dasselbe desshalb
bei gewöhnlichen Spirituspräparaten selten zu sehen. An guten
Osmiumpräparaten ist es stets ohne alle Schwierigkeit nachweisbar.
Besonders schwer zu demonstriren ist das äußere Epithel bei Chon-
drosia, wo es selbst einem so ausgezeichneten Beobachter wie ScHuLzE
entgangen ist. Es wird daher nicht Wunder nehmen, dass bei Chon-
drosien, welche mit Giften behandelt wurden, die äußere Oberfläche
17*
360 R. v. Lendenfeld, [664
stets des Epithels entbehrt. Doch auch bei anderen vergifteten
Schwämmen fehlt fast immer das äußere Epithel ganz. Reste des-
selben sind bei Clathria (5 St. in 1:15000 Digitalin) und Euspongia
(5 St. in 1:15000 Veratrin) gefunden worden. Ganz intakt ist es nur
bei den mit 1:15000 und 1:5000 starken Cocain- und mit 1:15000
starken Curarelösungen behandelten Spongien (mit Ausnahme von Chon-
drosia). Bei den mit Morphin (1:15000, 1:5000), Digitalin (1:1000),
Cocain (1:4000, 1:200) und Veratrin (1:15000) behandelten Aplysinen
ist das Epithel der äußeren Oberfläche nicht abgefallen, sondern nur
aufgeschürft: es ist entweder wellenförmig und zieht über die glatte
Oberfläche der Zwischenschicht hinweg, oder es ragen Fetzen von theil-
weise abgelöstem Epithel frei von der Oberfläche auf.
In den Vestibularräumen der mit 1:15000 starkem Digitalin und
1:200 starkem Gurare behandelten Hireinien ist das Epithel intakt. Bei
den mit 1:15000 starkem Morphin, mit 1:1000 starkem Digitalin und
mit Veratrin behandelten Hircinien fehlt das Epithel in den Vestibular-
räumen stellenweise.
In den Wänden der einführenden Kanäle ist das Epithel meist
intakt: nur selten fehlt es in den oberflächlichen. Am besten erhalten
ist es bei den Cocain-Schwämmen, bei denen es in allen Fällen intakt
ist. Stellenweise fehlt es in den oberflächlichen Kanälen bei den in
schwacher (1:15000) Morphinlösung und in stärkeren Strychnin-, Digi-
talin-, Veratrin- und Curare-Lösungen gehaltenen Spongien. Am stärk-
sten scheint das Epithel der Kanäle von Veratrin beeinflusst zu werden,
und es fehlt in allen Theilen des Kanalsystems der !/, Stunde in 1:200.
starkem Veratrin und dann 3'/, Stunden in reinem Karminwasser gehal-
tenen Sycandren und Renieren ganz. Im Allgemeinen kann man sagen,
dass die meisten Giftlösungen — auch die schwachen (1:15 000) —, mit
Ausnahme von Cocain, das Plattenepithel tödten. Dieses fällt dann ab.
Es besteht im Allgemeinen keine besonders merkbare Differenz in dem
Verhalten des Epithels verschiedener Spongien den Giften gegenüber,
nur bei Aplysina bemerken wir, dass das Epithel der äußeren Ober-
fläche in der Regel nicht abfällt, sondern in eigenthümlicher Weise
wellenförmig aufgeschürft wird und dann häufig in Form von Fetzen
an der Oberfläche hängen bleibt.
Die Kragenzellen der oberflächlichen Kammern sind von den Gif-
ten stärker beeinflusst, wie jene der inneren. Die Wirkung der Gifte
dokumentirt sich zunächst in der Biegung und Verkürzung der Geißel;
dann weiter in der Faltung, Schrumpfung und dem Verluste des Kra-
gens. Die Geibßel erhält sich häufig in Gestalt eines zipfelförmigen An-
hanges der Zelle, nachdem der Kragen schon gesehwunden ist. Schließ-
665] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 261
lich schwindet auch der Geißelrest: die Kragenzelle entbehrt aller
Anhänge. Gleichzeitig oder später schrumpft die Zelle selbst zu einem
unförmlichen Klumpen zusammen. Das sind die Formen der Kragen-
zellen, die uns in den vergifteten Spongien begegnen. Von allen am
besten erhalten — besser in der That als ich sie je in Schnitten unver-
gifteter Spongien gesehen habe — sind die Kragenzellen der 5 Minuten
in 1:400 starkem Curare gehaltenen und in Osmiumsäure gehärteten
Sycandren. Bei diesen ist der Leib schlank kegelstutzförmig und von
der oberen Terminalfläche erheben sich der schlanke, kelchförmige
Kragen und die lange Geißel. Die letztere ist im basalen Theile ziem-
lich diek und verjüngt sich plötzlich zu einem langen, dünnen Endfaden.
Bei den 5 Stunden in 1:15000 und 4:5000 starkem Qurare gehal-
tenen Sycandren sind ebenfalls die Kragenzellen sehr gut erhalten. Sie
bestehen aus einem, im ersten Falle (1:15000 Gift) kugeligen, im zwei-
ten (1:5000 Gift) breit kuchenförmigen Plasmaleib, von dem sich der
schlanke Kragen und die Geißel erheben. Die letztere ist nur so lang
als der Kragen und erscheint keulenförmig oder trägt am Ende eine
knopfförmige Verdickung von beträchtlicher Größe. Bei anderen Gift-
‚spongien habe ich solche Endknöpfe an den Geißeln nie beobachtet.
Sie weisen daraufhin, dass bei den erwähnten Gurare-Sycandren der
Distaltheil der Geißel eingezogen wurde und nicht abgefallen ist. Eben-
falls sehr gut erhalten sind die Kragenzellen der, mit gewissen Digita-
linlösungen behandelten Syeandren. Die Kragen und Geißel der mit
schwachem (1:15000) Gift behandelten Exemplare sind ziemlich auf-
recht, während sie bei den mit starkem (1:200) Gift behandelten
erschlafft und zusammengesunken, zu einer wirren Masse verflochten
sind. Sehr gut erhalten sind die Kragenzellen einiger anderer !/, Stunde
in 1:200 starkem Gift und dann 3'/, Stunden in reinem Karminwasser
gehaltenen Spongien; so bei den in dieser Weise behandelten Morphin-
Chondrosien,, Veratrin-Aplysinen und Gurare-Oscarellen. Auch einige
der, längere Zeit hindurch mit schwächerem Veratrin und Gurare be-
handelten Aplysinen haben sehr gut erhaltene Kragenzellen. Kragenzellen
mit langer Geißel aber gefaltetem oder gar verschwundenem Kragen
werden bei den mit schwachem (1:15000) Morphin behandelten Aply-
sinen und Chondrosien und bei den mit Strychnin (1:15000) behan-
delten Exemplaren der letzteren Art angetroffen. Von den 33/, Stunden
in 1:1000 starken Giften gehaltenen Spongien haben die Morphin-
Chondrosien, Cocain-Aplysinen und Gurare-Aplysinen ähnliche, lang-
gestreckt konische Kragenzellen mit langem, zipfelförmigem Geißel-
rest. Auch die 5 Minuten in starker Cocainlösung gehaltenen und mit
Osmiumsäure gehärteten Sycandren haben Kragenzellen von dieser
962 R. v. Lendenfeld, [666
Gestalt. Stärker beeinflusst, mit kurzen Resten des Kragens und der
Geißel sind die Kragenzellen von Spongelia (11/, St. in 1:100 Morphin),
Sycandra (5 St. in 1:15000 Strychnin) und Erylus (5 St. in 1:15000
Curare). Geschrumpft mit Geißelrest, aber ohne Spur eines Kragens
sind die Kragenzellen der meisten mit schwachen (1:15000, 1:5000)
Giften behandelten Spongien und einige andere. Geschrumpft, ohne
Spur des Kragens, und der Geißel sind dagegen die Kragenzellen der
meisten, mit stärkeren (1:1000, 1:200) Giften behandelten Spongien.
Im Allgemeinen sind die Kragenzellen der 33/, Stunden in 1:1000 star-
kem Gift gehaltenen Exemplare viel bedeutender verunstaltet und zu-
sammengezogen wie jene von Spongien, welche !/, Stunde in 1:200
starkem Gift und dann 3!/, Stunden in reinem Karminwasser gehalten
wurden. Ausnahmsweise erscheinen bei stark vergifteten Morphin-
Sycandren und -Hircinien die Kragenzellen nicht nur geschrumpft son-
dern zum Theil auch verschmolzen. Nur sehr selten kommt es vor,
dass einige der Kragenzellen abgefallen sind. Die auffallenden Diffe-
renzen in dem Effekt der verschiedenen Vergiftungen auf die Kragen-
zellen sind wohl in erster Linie auf Differenzen in der Kontraktion der
Haut- und Kammerporen zurückzuführen, welche die Gifte mehr oder
weniger von den Kragenzellen abhält. ;
Das Epithel der ausführenden Kanäle ist fast immer intakt. Am
öltesten ist es in dem distalen Theile des Oscularrohres verloren ge-
gangen, besonders bei gewissen, mit Gocain und Veratrin behandelten
Sycandren und Aplysinen. In den Oseularröhren von fingerförmigen
Aplysina-Fortsätzen, welche abgeschnitten in Veratrin eingelegt wur-
den, fehlt das Epithel im größten Theil der Oseularrohrwand, sowie
auch in den größeren abführenden Kanälen. Ich glaube nicht, dass in
diesen Fällen eine Umkehr des Wasserstromes anzunehmen ist, und
stelle mir vor, dass hier der Wasserstrom einfact aufhörte, das Gift
durch Diffusion in das Wasser eindrang, welches sich im Oseularrohr
befand und dann das Epithel an der Wand tödtete und zum Abfallen
veranlasste.
Die Zwischenschicht und ihre Zellen sind in der Regel unverändert.
Eine stärkere Schrumpfung der Grundsubstanz wird bei den mit Strych-
nin behandelten Sycandren und Clathrien beobachtet, sowie auch bei
den in stärkerem Curare gehaltenen Sycandren. Bei den 17 Stunden
in diesem Gift gehaltenen Exemplaren ist die Grundsubstanz sogar fast
ganz geschwunden und es liegen die Epithelien den Nadeln dicht an.
Besonders zahlreiche, kugelförmige, körnige Zellen werden bei den
11/, Stunden in 1:100 starken Giften gehaltenen Spongelien im Inneren
des Schwammes angetroffen. Diese mögen vielleicht zum Theil umge-
667] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 263
formte Kragenzellen sein. Eine Scharung der körnigen Wander(?)zellen
wird häufig an bestimmten Stellen an der Oberfläche oder in der
Umgebung der Kanalwände beobachtet. So bei Glathria (5 St. in
1:45000 Morphin) unter der Oberfläche des Subdermalraumes, bei
Spongelia (33/, St. in 1:1000 Strychnin) unter epithelfreien Theilen der
Oberfläche, bei Chondrosia (5 St. in 1:45000 Veratrin) und Spongelia
(33/4 St. in 1:1000 Veratrin) unter den Wänden der Kanäle, und bei
Chondrosia (5 St. in 1:15000 Cocain) in-der Umgebung der einführen-
den Stämme. Bei Chondrosia (5 St. in 1:15000 Gurare) beobachten wir
eine wohlausgesprochene Schicht von rundlichen körnigen Zellen dicht
unter der Oberfläche des Oseularrohres, über der Fibrillenscheide. Bei
den fingerförmigen Fortsätzen von Aplysina, welche abgeschnitten
einer starken Veratrinlösung ausgesetzt wurden, finden sich sehr zahl-
reiche unregelmäßige, körnige Zellen in der Grundsubstanz dicht unter
der epithelfreien Wand des Oscularrohres. Die äußersten von diesen
Zellen sind länglich und senkrecht zur Oberfläche orientirt.
Karminaufnahme.
Wenn Spongien in Karminwasser gehalten werden, so heften sich
in der Regel nur sehr wenige oder gar keine Farbstoffkörnchen an der
äußeren Oberfläche fest. Dies ist bereits oben erwähnt worden. Bei
den in vergiftetem Karminwasser gehaltenen Schwämmen aber verhält
sieh die Sache sehr häufig anders und wir treffen nicht selten be-
trächtliche Mengen von Karmin an der Oberfläche dieser Schwämme
an. Vollkommen karminfrei ist die Oberfläche der meisten mit schwa-
chem Morphin, Strychnin, ‚Digitalin und Gurare behandelten Ghon-
drosien sowie jene gewisser Strychnin-Sycandren. Bei den anderen
wird stets Karmin in größerer oder geringerer Menge an der Oberfläche
angetroffen. Auffallend karminreich sind die Oberflächen der Cocain-
schwämme. Nicht selten, besonders bei Veratrin-Aplysinen und -Hir-
einien ist die Quantität des, der Oberfläche anhaftenden Karmins pro-
portional der Stärke des angewendeten Giftes. Besonders viel Karmin
wird; an’ der Oberfläche der !/, Stunde in Curare und Strychnin und
dann 3!/,.Stunden in reinem Karminwasser gehaltenen Chondrosien —
im ersteren Falle vorzüglich an den corrodirten Stellen — angetroffen.
Bemerkenswerth ist das Verhalten der '!/, Stunde in 1:200 starkem
Cocain und dann 3!/, Stunden in reinem Karminwasser gehaltenen
Hireinien. Bei diesen finden wir an der Oberfläche neben zerstreuten
Karminkörnern auch öfters größere Agglomerate von solchen, welche
an den Eingängen der Porenkanäle liegen und diese völlig verschließen.
Das Karmin liegt der Oberfläche in der Regel außen auf, nur selten sieht
264 R. v. Lendenfeld, [668
man, wie zum Beispiel bei den 1!/, Stunden in 1:100 starker Gurare-
lösung in Karminwasser gehaltenen Spongelien, einzelne Karminkörner
der oberflächlichen Schicht auch eingebettet. An den aufgeschürften
Epithelfetzen der Aplysinen kleben häufig zahlreiche Karminkörner.
Die außen den vergifteten Spongien anhaftenden Karminkörner bewei-
sen, dass deren Oberfläche klebrig ist. Es liegt nahe anzunehmen, dass
das Gift — in dieser Hinsicht wirken Cocain und Veratrin besonders
intensiv — die Schleimdrüsenzellen der Haut zu energischer Thätig-
keit reizt, und dass diese dann ein Sekret von klebriger Beschaffenheit
secerniren, welches sich auf der Oberfläche ausbreitet und die aus-
stoßenden Karminkörner festhält. Die Karminaufnahme von
Seiten der Oberfläche des Schwammes ist demnach kein
normaler, sondern ein pathologischer Vorgang und hat mit der
Ernährung des Schwammes nichts zu thun.
In den Wänden der Subdermalräume und der oberflächlichen
einführenden Kanäle kommt Karmin nur verhältnismäßig selten vor.
In den einführenden Kanälen im Inneren des Schwammes fehlt es fast
immer gänzlich. In den oberflächlichen Theilen des einführenden
Systems wird Karmin bei den meisten der mit 1:15000 starkem Gift-
karmin behandelten Spongien angetroffen. Seltener ist es bei den in
1:5000 starkem Giftkarmin gehaltenen. Bei den mit 1:1000 starkem
Gift behandelten kommt es nur in zwei Fällen — Strychnin-Sycandra-
und Gurare-Spongelia — vor. Etwas häufiger, besonders bei Spongelia,
wird es bei den '/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann 3'/, Stunden
in reinem Karminwasser gehaltenen Exemplaren angetroffen. Bemer-
kenswerth ist es, dass Karmin in den einführenden Kanälen der ver-
gifteten Spongelien fast immer vollständig fehlt. Im Allgemeinen steht
die Quantität des Karmins in den oberflächlichen einführenden Kanälen
in umgekehrter Proportion zu der Stärke und Wirkungsdauer der an-
gewendeten Gifte. Unter verletzten Hautstellen wird Karmin häufig,
auch bei jenen vergifteten Spongien angetroffen, bei denen unter intak-
ten Hautstellen keine Karminkörner vorkommen. Bei Spongelia (5 St.
in 1:15000 und 33/, St. in 1:1000 Gurarekarmin) fehlt Karmin unter
solchen Hauttheilen, wo das Epithel intakt ist, findet sich aber unter
solchen, wo das Epithel fehlt.
In den Kammern findet sich weniger häufig Karmin, wie in den
einführenden Kanälen (siehe nebenstehend).
In dieser Tabelle (XII) sind alle Versuche, die mit Giftkarmin ange-
stellt wurden — mit Ausnahme der mit 1:100 starken Giften — durch
ein © markirt. Bei den mit & bezeichneten Objekten findet sich Karmin
in den Kammern unter verletzten Hautstellen, jedoch kein Farbstoff in
Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 265
669]
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266 R. v. Lendenfeld, - [670
jenen Kammern, welche unter intakten Hautpartien liegen. Beidenmit &
bezeiehneten aber kommt Karmin in den Kammern auch unter intakten
Hautstellen vor. Die Betrachtung dieser Tabelle ergiebt zunächst, dass die
vergifteten Syecandren und Spongelien viel häufiger Karmin in den Kam-
mern enthalten als die übrigen. Dies erklärtsich dadurch, dass diese Spon-
gien in Folge der Weite ihrer Kanäle und Kammerporen nicht im Stande
sind dieselben so effektiv zu schließen, wie dies bei den anderen, in
Gift eingelegten Spongien der Fall ist. Weiter sehen wir, dass Vera-
trin kräftiger wirkt, wie andere Gifte: kein Veratrin-Karminschwamm
enthält unter der intakten Haut Karmin in den Kammern. Schwaches
(1:15.000) Gurare scheint eine geringere Wirkung zu haben wie andere
gleich starke Gifte: von allen vergifteten Chondrosien enthalten nur diese
(1:15000) Gurare-Exemplare Karmin in den Kammern. Bei Digitalin-
Sycandren sehen wir, dass die mit 1:15000 starkem Gift behandelten
Karmin in den Kammern enthalten, die mit 1:5000 starkem Gift be-
handelten aber nicht. Von den in 1:1000 starken Giften gehaltenen
Sycandren enthalten nur die Curare-Exemplare Karmin. Auch dies
beweist die relativ schwächere Wirkung des Gurare in dieser Richtung.
Auffallend ist es, dass die !/, Stunde in 1:200 starkem Gift und dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser gehaltenen Sycandren karminfrei
sind, während die eben so behandelten Spongelien Karmin enthalten.
Einen ähnlichen, wenn gleich schwächer ausgeprägten Unterschied
werden wir schon bei den 33/, Stunden in Giftlösung gehaltenen Sycan-
dren und Spongelien gewahr. Ich denke, dass diese Differenz in dem
Verhalten der vergifteten Sycandren und Spongelien darauf hindeutet,
dass 1) bei beiden die Hautporen durch diese stärkeren (1:1000, 1:200)
Gifte paralysirt werden, ehe sie Zeit haben sich vollständig zu schließen ;
dass 2) die wasserstromerzeugende Geißelbewegung in den von dem
Gifte erreichten Theilen des Kanalsystems in Folge von Paralyse der
Zellen aufhört; 3) dass bei Sycandra gleich alle Kragenzellen in dieser
Weise paralysirt und der Wasserstrom sistirt werden; 4) dass aber bei
Spongelia die Geißelzellen im Inneren des Schwammes noch fortfahren
zu schlagen, nachdem das Gift die äußeren Schwammpartien durch-
tränkt und paralysirt hat. So geschieht es, dass bei Sycandra der
Wasserstrom während der !/,stündigen Wirkungsdauer des Giftes unter-
brochen wird, bei Spongelia aber nicht.
Sicher ist es, dass 1:15000 starke Gifte — mit Ausnahme von
Veratrin — die Schwämme nicht sogleich tödten, denn in diesem Falle
gäbe es in den so behandelten Sycandren gar kein Karmin. Die Quan-
tität des Karmins in den Kammern ist aber eine geringe: unvergleich-
lich viel geringer wie in den gleich lange mit Karmin gefütterten,
a ae
671] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 267
unvergifteten Schwämmen. Dies deutet darauf hin, dass diese Gifte
die Karminzufuhr oder -Aufnahmsfähigkeit in der einen oder anderen
Weise herabsetzen. Wenn wir die Quantität des Karmins in den Kam-
mern verschiedener mit 1:15 000 starken Giften behandelten Sycandren
vergleichen, so finden wir folgende Reihe:
Veratrin — kein Karmin
Digitalin — einzelne Körnchen
Strychnin — einzelne Körnchen
Morphin — wenig Karmin
Cocain — ziemlich viel Karmin
Curare — viel Karmin.
Auch hier wirkt Curare am schwächsten.
Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Gifte die Geißelzellen
allmählich paralysiren und zwar Veratrin sogleich, Digitalin und Strych-
nin bald, Morphin später, Cocain noch später und Curare am spätesten
oder vielleicht gar nicht.
Es ist nicht anzunehmen, dass diese Gifte auf die Geißelzellen von
Chondrosia und Clathria kräftiger einwirken, wie auf jene von Sycandra,
und das Fehlen des Karmins in den Kammern der letzteren (vergleiche
Tabelle XII) kann desshalb nur dadurch erklärt werden, dass wir an-
nehmen, die Geißelbewegung dauere an, der Wasserstrom aber würde
durch den Verschluss der Haut- und Kammerporen bei den ersteren
unterbrochen. Die Thatsache, dass nicht selten Karmin unter verletzten
Hautstellen solcher vergifteter Schwämme angetroffen wird, welche
unter intakten Hautstellen karminfrei sind, weist auch daraufhin. Dies
habe ich vorzüglich bei stark vergifteten Hircinien und Spongelien be-
obachtet. Diese Thatsache lässt keine andere Erklärung zu, als die, dass
nach Einlegen des Schwammes in das Gift die wasserstromerzeugende
Thätigkeit der Geißeln noch eine Zeit fortdauert, die Hautporen aber
sogleich geschlossen werden.
Im Lichte dieser Erwägungen betrachtet zeigt sich die Haut der
Spongienmitihren zahlreichen kleinen von Sphinetermuskeln umgebenen
Poren als ein Schutzapparat, der nicht nur als Sieb fungirend größere
Körper vom Inneren des Schwammes fernhält, sondern auch auf schäd-
liche Lösungen im umgebenden Wasser hin in der Weise reagirt, dass
sie dieselben durch Verschluss der Poren von den inneren, absorbiren-
den Theilen des Schwammes fernhält.
In den ausführenden Kanälen der vergifteten Spongien findet sich
in der Regel kein Karmin. Im distalen Theil des Oscularrohres werden
bei schwach vergifteten Digitalin- und Curare-Sycandren und bei stär-
ker vergifteten Veratrin-Sycandren und -Aplysinen einzelne Karmin-
268 R. v. Lendenfeld, [6 72
körner angetroffen. Sie sind jedenfalls nach Sistirung des Wasserstromes
zufällig dahin gelangt und beweisen nicht eine Umkehr desselben. An
der Oscularrohrwand der, abgeschnitten, in Cocain- und dann in Kar-
minwasser gehaltenen, fingerförmigen Fortsätze von Aplysina, sowie in
den Wänden der größeren ausführenden Kanäle solcher Stücke werden
einzelne Karminkörner angetroffen.
Die Zwischenschicht und ihre Zellen sind stets frei von Karmin.
Die Ernährung der Spongien.
Die Ernährung der Spongien beruht auf dem Wasserstrom. Schon
Grant! hat beobachtet, dass bei gesunden Schwämmen Wasser fort-
während durch die Hautporen ein- und durch die größeren Oscula
ausströmt. Diese Angaben wurden von Aupoumn und MırLne Epwarns ?
bestätigt. Lieserkünn? hat den Vorgang genauer verfolgt. Er sagt, dass
die Poren von Spongilla bisweilen durch einen wachsenden Fortsatz
getheilt und häufig langsam geschlossen werden. Sie verschwinden
schließlich ohne eine Spur zurückzulassen. Eben so entstehen sie lang-
sam, an beliebiger Stelle. Junge Spongillen nehmen schon am zweiten
Tage Karminkörner durch die Poren auf. So lange die Poren offen
stehen, strömt gewöhnlich Wasser in dieselben hinein. Kommt ein
Körperchen, z. B. ein Karminkörnchen, in ihre Nähe, so wird es heftig
hineingerissen. Sind die Körperchen zu groß, so bleiben sie zuweilen
eine Zeit lang vor den Poren liegen. Ist das Wasser karminerfüllt, so
strömt rasch Karmin in den Schwamm ein und in wenigen Minuten !
ist der ganze Körper voll von Farbstoff.
Der Wasserstrom soll nach Lirgerkünn durch das Schlagen der
Geißeln der Kragenzellen in den Kammern verursacht werden. Die
Karminkörner bleiben in den Kammern liegen.
HazckzL ? gründete auf diese Angaben von Lieserkünn den Schluss,
dass die Geißelzellen des Entoderms die einzigen Organe zur Auf-
nahme, Assimilation und Resorption der Nahrungsmittel seien. Es
scheint ihm nicht glaublich, dass das »Syneytium des Exoderms« Nah-
rung aufzunehmen im Stande sei. ;
! R. E. Grant, Observations and Experiments on the Structure and functions
of the Sponge. Edinburgh Phil. Journ. Bd. XIII. 1825. Bd. XIV. 1826.
2 J. V. Aupotvın and H. MıLne-EpwArns, Resume des Recherches sur les Ani-
maux sans Vertebres etc. Ann. Sc. Nat. Bd. XV. 1828.
3 N. Lieserkünn, Beiträge zur Anatomie der Spongien. Mürter’s Archiv. 1857.
p: 384 fl.
* Bei allen von mir untersuchten marinen Spongien braucht der Schwamm _
mehrere Stunden, um sich mit Karmin zu füllen.
5 E. Haccker, Die Kalkschwämme, eine Monographie. Bd. I. p. 372.
673] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 269
Mrrschnikorr! hat die Frage nach dem Modus der Nahrungsauf-
nahme bei den Spongien an Experimenten mit Halisarca geprüft. Er
setzte Exemplare von H. Dujardini und H. pontica? in Karmin- und
Indigowasser ein, und fand dann die Kragenzellen, sowie gewisse
Elemente des »Mesoderms« (Zwischenschicht) dieser gefütterten Spon-
gien reich an Farbstoffkörnern. Er kommt zu dem Schlusse, dass die
Kragenzellen Karmin aufnehmen, sich dann in Wanderzellen verwan-
deln, in die Zwischenschicht eintreten und dort herumkriechen. Bei
Ascetta primordialis erlangte Merscunikorr ähnliche Resultate. Dies ist
auffallend. Auch ich fütterte die letztere Art mit Karmin und fand,
dass gerade dieser Schwamm in keinem Falle Karmin aufnahm. Auch
bei gefütterten Spongillen sollen, nach Merscanikorr, Karminkörner
nicht nur in den Kragenzellen, sondern auch in den Wanderzellen der
Zwischenschicht vorkommen. METscaNIKorF zieht aus diesen Beobach-
tungen den Schluss, dass sich die Wanderzellen lebhaft an der Nah-
rungsaufnahme betheiligen. Ich selber * habe in Australien Aplysilla vio-
lacea mit Karmin gefüttert und gefunden, dass bei dieser Art nach der
Fütterung nicht bloß in den Kragenzellen, sondern auch an den Platten-
epithelien in den Kanalwänden Karminkörner vorkommen. Auch in
den Wanderzellen fand ich Karmin und kam zu dem Schlusse, dass die
Karminkörner von den ektodermalen Plattenzellen der einführenden
Kanäle aufgenommen und von diesen an die Wanderzellen abgegeben
würden. Nach einiger Zeit sollten dann die Farbstoffkörner von den
Wanderzellen den Kragenzellen übergeben und von diesen ausgestoßen
werden. Später hat Mrrscnnıkorr abermals die amöboiden Wander-
zellen als Verdauungsorgane der Spongien in Anspruch genommen.
Sorzas?® bemerkt über die Nahrungsaufnahme der Spongien an einer
“Stelle, dass einige Tetractinelliden Diatomeen aufnehmen, und dass im
Allgemeinen die Epithelzellen die Nahrung absorbiren und in die
Zwischenschicht hinabsinken, sobald sie satt sind. Aufnahme von Karmin
durch die Kragenzellen ist von Carter und Anderen beobachtet worden.
1 E. METSCHNIKoFF, Spongiologische Studien. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXXIl.
p- 372 ff.
2 Dies ist wohl identisch mit H. Dujardini, oder höchstens eine Lokalvarietät
des schwarzen Meeres.
3 Ich gebrauche den Ausdruck »Zwischenschicht« für die mittlere Gewebelage
der Spongien, damit der Leser nicht die Idee eines bestimmten Embryonalblattes
mit dieser Schicht der Spongien verbinde.
4 R. v. LENDENFELD, Über Coelenteraten der Südsee. II. Neue Aplysinidae.
Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXXVII. p. 252.
5 W. J. Sorras, Tetractinellida Reports on the Scientific Results of the voyage
of H. M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XXV. p. XIllu.a. O.
370 R. v. Lendenfeld, [674
Wenn wir nun diese Angaben mit den oben angeführten Resul-
taten meiner Experimente zusammenhalten, so kommen wir zu folgen-
den Schlüssen über die Nahrungsaufnahme der Spongien:
1) Die Aufnahme der Nahrung geht im Inneren des Schwammes
vor sich und nicht an der äußeren Oberfläche, da weder Karmin noch
Milchkügelehen an der äußeren Oberfläche gesunder Spongien haften
bleiben und da der Wasserstrom offenbar den Zweck hat, Nahrungs-
material und Sauerstoff in das Innere des Schwammes einzuführen.
2) Obwohl an den Kanalwänden gefütterter Spongien einzelne
Karminkörner haften bleiben, so ist doch klar, dass die Kragenzellen
es sind, welehe dasim durchströmenden Wasser enthaltene
Materialmormalerweise aufnehmen.
3) Keine Beobachtung stützt die Anschauung von METSCHNIKOFF und
Soras, dass die nahrungerfüllten Kragenzellen oder Epithelzellen hinab-
sinken in die Zwischenschicht.
k) Nur selten wird Karmin in den Wanderzellen angetroffen und
es ist anzunehmen, dass diese Karminkörner an verletzten Stellen, und
nicht in normaler Weise vom Kanalsystem aus, in diese Zellen der
Zwischenschicht hineingelangten. Ich glaube nicht, dass die Kragen-
zellen Karminkörner an die Wanderzellen abgeben.
5) Anders verhält es sich mit Milch. Die Milchkügelchen werden
von den Kragenzellen aufgenommen und dann an die Wanderzellen
abgegeben.
Es ließe sich daher etwa folgendes Bild der Nahrungsaufnahme
der Spongien entwerfen.
Die schlagenden Geißeln an den Platten- und (?) Kragenzellen
erzeugen einen Wasserstrom, der das Kanalsystem des Schwammes
durchzieht, so lange er sich wohl befindet. In dem Wasser sind ver-
schiedene Substanzen gelöst und suspendirt erhalten. Die größeren
suspendirten festen Körper werden von dem Inneren des Schwammes
ferngehalten, denn sie können durch die kleinen Poren der Haut nicht
hindurch. Einige derselben gelangen aber trotzdem in den Schwamm
durch Verletzung der Haut. Das sind die Sandkörner, fremden Kiesel-
nadeln und dergleichen, welche von vielen Hornschwämmen zum Auf-
bau des Skelettes verwendet werden.
Kleinere suspendirte Partikel, wie kleine weiche, von der Fäulnis
organischer Substanzen im Wasser herrührende Gewebefetzen, sowie
alle im Wasser gelösten Stoffe, dringen in den Schwamm ein und wer-
den von den Kragenzellen in den Kammern sämmtlich, so weit dies
eben physisch möglich ist, absorbirt.
Die Kragenzellen scheinen anfänglich keine Auslese zu halten. Die
675] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 371
Haut mit ihren Poren versorgt dieses Amt. Wir haben gesehen, dass
sich ‚die Poren der Haut rasch schließen, wenn schädliche Substanzen
in Lösung oder suspendirt sich im Wasser befinden. In dieser Weise
wird der Schwamm davor zum Theil bewahrt, schädliche Stoffe. zu
absorbiren. Milch scheint der einzige von den bei den Experimenten
angewendeten Stoffen zu sein, welcher die Poren der Haut nicht merk-
lich zur Kontraktion veranlasst.
Von den Kragenzellen werden .die aufgenommenen Substanzen
theilweise verdaut und in mehr oder minder assimilirtem Zustande den
Zellen der Zwischenschicht übergeben, welche den Transport der Nah-
rungsstoffe besorgen.
Auch der Exkretion dürften die Kragenzellen vorstehen und zwar
in. der Weise, dass sie gleich selber jene von den aufgenommenen
Stoffen wieder ausscheiden, welche unbrauchbar sind. Die im Gewebe
erzeugte Kohlensäure dürfte durch Diffusion an das umgebende Was-
ser abgegeben werden.
Es erscheint demnach der Schwamm als ein lebendiger Filter, der
dem durchströmenden Wasser mittels der Kragenzellen. alle brauch-
baren Stoffe entzieht und in fester Form zurückbehält. Die Kragen-
zellen der Kieselsehwämme haben die Eigenschaft, die im Wasser ent-
haltene Kieselsäure zurückzubehalten. In ähnlicher Weise die Kragen-
zellen der Galearea den Kalk. Die Kragenzellen der Hornschwämme
behalten weder Kalk noch Kiesel zurück.
Die Bewegung der Spongien.
Es sind zweierlei Bewegungen zu unterscheiden: die wasserstrom-
erzeugende, schlagende Bewegung der Geißeln, und die Bewegungen
größerer Schwammpartien in Folge von Kontraktion und Dilatation ge-
wisser Theile.
Die Geißelbewegung dauert so lange an, bis die Geißelzellen para-
lysirt oder getödtet sind. Wichtig ist es, dass das Einlegen der Spon-
gien in Giftlösungen die Geißelbewegung nicht gleich sistirt, und dass,
nachdem in Folge der Giftwirkung die Hautporen bereits geschlossen
oder doch zusammengezogen und die äußeren Epithelien abgefallen
sind, die. Bewegung der Geißeln an den Epithelzellen im Inneren des
Schwammes noch so lange andauert, bis diese selbst vom Gift er-
reicht und direkt gelähmt sind. Es steht also offenbar die Flimmerung
nicht unter der Kontrolle von Nerven, welche von der Haut in das
Innere des Schwammes hinabziehen und den Schwamm in den Stand
setzen würden auf äußere Reize hin die Geißelbewegung im Inneren
einzustellen. Ja, es ist die schlagende Bewegung der Geißeln eine so
373 R. v. Lendenfeld, [676
unabhängige, dass Gruppen isolirter Kragenzellen viele Stunden fort-
fahren ihre Geißeln schlagend.zu bewegen. Hierin stimmen aber die
Kragenzellen der Spongien mit den Geißelzellen anderer Thiere über-
ein. In solehen Fällen, wo nach längerer Giftwirkung die Kragenzellen
noch gut erhalten sind, können wir mit Sicherheit annehmen, dass
sie nicht gleich Anfangs durch das Gift getödtet wurden. In der Regel
sind aber Kragen und Geißel bei den Kragenzellen vergifteter Spon-
gien verloren gegangen. Die Beobachtungen weisen darauf hin, dass
in diesen Fällen Geißel und Kragen nicht abgestoßen, sondern ein-
gezogen worden sind.
Die ersten Angaben über die zweite Bewegungsart — Kontraktion
und Dilatation größerer Schwammpartien — verdanken wir ARISTOTELES.
Er giebt an!, dass einige seiner Zeitgenossen der Ansicht seien, die
Spongien zögen sich zusammen, wenn sie fürchteten von ihrer Unter-
lage losgerissen zu werden. Dies sei besonders auffallend vor dem
Herannahen eines Sturmes, wenn die Spongien zu fürchten hätten,
von den bald zu erwartenden Wogen weggerissen zu werden. Es
scheint diese Ansicht jedoch zu jener Zeit keine allgemeine Anerken-
nung gefunden zu haben, und besonders wird von ARISTOTELES hervor-
gehoben, dass die Bewohner von Torone dieselbe bestritten. Es scheint
also, dass die klassischen Schiffer der Küsten von Hellas nicht ein-
stimmig waren darüber, ob die Spongien als Wetterpropheten anzu-
sehen seien.
Dass in der That die Spongien, welche nicht ein starres Skelett
haben, sich zusammenziehen können, und dies {hun, wenn sie gestoßen
oder anderweitig insultirt werden, haben die Beobachtungen GRrAnT's
und neuerer Autoren über jeden Zweifel erhoben. Dass aber die Spon-
gien sich vor dem Ausbruch eines Sturmes in Folge des Einflusses von
elektrischer Spannung oder dergleichen kontrahirten, hatmeines Wissens
seit ArısroteLes Niemand behauptet.
Bewegungen der Sphineteren an den Oseulis gewisser Spongien
sind von GRANT, LIEBERKÜHN, KÖLLIKER und F. E. Scuuzze beobachtet worden.
Scaurze betrachtet diese Bewegungen als den Effekt der Kontrak-
tion von schlanken spindelförmigen Zellen, welche einzeln oder häufiger
in Platten oder Bänder angeordnet, in jenen Theilen des Schwammes
sich ausbreiten wo Bewegungen beobachtet werden. Diese Elemente
liegen in der Zwischenschicht und sind nicht epithelialen Ursprungs
(wie die Muskelzellen der Polypen und Quallen). Scauzze nennt sie
»kontraktile Faserzellen«. Sie sind häufig in der Haut und in den
Sphincteren um die Poren.
1 ArıstoTELes, /7eoi Zwwv "Iotogies.
677] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 373
Angaben über den Bau und die Entwicklung dieser Zellen finden
sich in vielen der Schuzze’schen »Untersuchungen tiber den Bau und
die Entwicklung der Spongien«'.
Ich selbst habe solche Muskeln, die theils spindelförmig sind,
theils aus drei von der kernhaltigen Verdiekung ausstrahlenden Fort-
sätzen bestehen, in der Haut von Dendrilla rosea beschrieben. Spindel-
förmige Muskelzellen, welche Bündel bilden oder die Sphineteren
zusammensetzen, die so häufig in jenen Einführungskanälen der Te-
tractinelliden angetroffen werden, welche die Haut durchsetzen, sind
vielfach von Sorzas? beschrieben worden. Einen besonders hohen Grad
der Entwicklung erreichen die Muskelzellen der Hippospongia canali-
culata®, welche spindelförmig sind und undeutliche Querscheiben von
großen doppelt lichtbrechenden Körnern enthalten. Diese Zellen treten
zur Bildung von Muskeiplatten zusammen, welche den Schwamm
durchsetzend die lakunösen Theile von den übrigen trennen.
Während über die Existenz eines Muskelsystems bei den Spon-
gien kein Zweifel bestehen kann, verhält sich die Sache anders mit dem
Nervensystem: den hierüber von STEwART, mir und Sorzas gemachten
‚ Angaben stehen viele Autoren skeptisch gegenüber, und nicht mit Un-
recht, denn es ist bisher nur in wenigen Fällen gelungen sinnes- und
ganglienzellenähnliche Elemente bei Spongien nachzuweisen.
C. STEWART zeigte in einer Versammlung der Royal Microscopical
Society of London einige Sycandrapräparate vor, an denen, nach seiner
Angabe, »Palpocils« zu sehen seien. Er publieirte jedoch zu jener Zeit
weder eine Beschreibung noch eine Abbildung der von ihm entdeckten
Organe, so dass, mit Ausnahme der bei jener Versammlung anwesen-
den Herren Niemand etwas davon wusste.
Im J. 1884 entdeckte ich in Sycandra arborea und in anderen
australischen Kalkschwämmen Zellen in der Zwischenschicht dicht unter
der äußeren Oberfläche, welche den Sinnes- und Ganglienzellen der
Polypen und Quallen ähnlich gestaltet sind und die ich für nervöse
Elemente hielt. Ich veröffentlichte eine Beschreibung dieser Elemente
mit einigen Abbildungen. Später fand ich ähnliche Elemente. bei
1 Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXV. Suppl. Bd. XXVII—XXXV.
?2 R. v. LENDENFELD, Über Coelenteraten der Südsee. II. Neue Aplysinidae.
Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXXVIII. p. 282.
3 W.J. SorLas, Tetractinellida. Reports on the Scientific results of the Voyage
of H. M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XXV.
4 R. v. LENDENFELD, Beitrag zur Kenntnis des Nerven- und Muskelsystems der
Hornschwämme. Sitzungsber. der Berliner Akademie. 4885. p. 1015 ff.
5 R. v. LENDENFELD, Das Nervensystem der Spongien. Zool. Anz. 1885. Bd. VIII.
p-. 47.
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. £ 48
274 R. v. Lendenfeld, [678
Hippospongia !, bei Chalineen?, bei Dendrilla cavernosa?® und Halme
villosa®. In der Hornschwammmonographie5 beschrieb ich dann noch
weitere Elemente dieser Art bei Leiosella und Janthella.. Nachdem
durch meine ersten Publikationen über den Gegenstand das Interesse
an demselben wachgerufen worden war, veröffentlichte auch Stewart ®
eine Notiz über die von ihm schon früher gesehenen »Palpoecils« von
Sycandra. Unrichtigerweise hat Stewart nur eine Zelle in jedem der
hohen vorragenden »Palpocils« dargestellt. Er war so gütig mir zu ge-
statten seine Präparate zu untersuchen und ich publieirte? eine Be-
schreibung derselben. Neuerlich hat Sorzas$ einige Angaben über das
Nervensystem gemacht. Er giebt an, dass an den Sphincteren und in
den Kanalwänden gewisser von ihm untersuchter Tetraetinelliden
»Aesthocysts« — so nennt er die von mir als Sinneszellen gedeuteten
Elemente — vorkommen.
Meine physiologischen Experimente haben die Existenz eines
Nervensystems nicht erwiesen; aber sie beweisen doch noch weniger
das Fehlen desselben, während die außerordentliche Sensitivität der
Haut für das Vorhandensein von differenzirten Sinneszellen in dersel-
ben spricht.
Ich halte desshalb noch immer daran fest, dass es bei den Spongien
Sinnes- und Ganglienzellen giebt. Es sind spindel- oder birnförmige
Zellen, welche mit dem einen längeren Fortsatz an die Oberfläche
herantreten, oder zu Gruppen von 3—6 und mehr vereint, über die-
selbe in Gestalt eine konischen Fortsatzes vorragen (Sycandra, Leio-
sell). Unter denselben finden sich zuweilen, besonders in den
Sphincteren von Dendrilla cavernosa und auf dem oberen Rand der
Muskelmembran von Hippospongia canaliculata (siehe oben), multipolare
Ganglienzellen.
I R. v. LENDENFELD, Beitrag zur Kenntnis des Nerven- und Muskelsystems der
Spongien. Sitzungsber. der Berliner Akademie. 4885. p. 1045.
2 R. v. LENDENFELD, Die Chalineen des australischen Gebietes. Zool. Jahr-
bücher. Bd. 11.
3 R. v. LENDENFELD, Studies on Sponges. I. The Vestibule of Dendrilla caver-
nosa. New South Wales. Linn. Soc. Proc. Bd. X. 1886.
* R. v. LENnDENFELD, A Monograph of the Australian Sponges. V. The Auleninae.
New South Wales. Linn. Soc. Proc. Bd. X. 1886.
5 R. v. LENDENFELD, A Monograph of the Horny Sponges. London 1889.
6 Ber, »Zoology«. p. A44.
7 R. v. LENDENFELD, Synocils, Sinnesorgane d. Spongien. Zool. Anz. Bd.X. 1887.
8 W.J. Sorras, Tetractinellida. Reports on the Scientific Results of the voyage
of H.M. S. »Challenger«. Zoology. Bd. XXV. p. XLIM.
nl,
679] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 275
Wenn wir nun diese Angaben mit den Resultaten der Experimente
zusammenhalten, so werden wir zu folgenden Schlüssen kommen:
1) Die Angabe von Arısroteıgs, dass die Spongien sich zusammen-
ziehen können, ist richtig.
2) Diese Zusammenziehung ist eine Folge schädlicher Einflüsse,
und wird besonders dann beobachtet, wenn sich in dem Wasser, wel-
ches den Schwamm umgiebt und durchströmt, Gift in Lösung befindet.
Sie ist eine Reflexbewegung auf schädliche äußere Reize hin.
3) Am sensitivsten in dieser Richtung sind die Poren der Haut,
welche sich stets zusammenziehen, wenn das Wasser gifthaltig ist.
4) Es ziehen sich in der Regel unter dem Einfluss der Gifte nicht
bloß die Hautporen zusammen, sondern auch die oberflächlichen Ka-
näle und Kammern, während jene im Inneren des Schwammes ziem-
lich unverändert bleiben, nur in wenigen Fällen sind Theile des ober-
flächlichen Kanalsystems vergifteter Spongien weit offen, dilatirt.
Diese Bewegungen der Spongien gehen in der Weise vor sich, dass
schädliche Einflüsse die Muskelzellen, welche sphincterartig die Poren
umgeben und sich auch im Inneren des Schwammes in der Zwischen-
schicht ausbreiten, zur Kontraktion veranlassen. In dem Falle der Kon-
_ traktion der Hautporen könnte angenommen werden, dass die schäd-
lichen Einflüsse — Gift ete. — direkt auf die Muskelzellen wirkten
und dass diese sich, als wahre Neuromuskelzellen, daraufhin zusammen-
zögen. Doch scheint mir dies in Widerspruch zu stehen mit den an
vergifteten Spongien gemachten Beobachtungen. Diese zeigen nämlich,
dass die Porensphinceteren der Schwämme den Giften gegenüber sich
ähnlich verhalten, wie die innervirten Muskeln höherer Thiere. Die
Präcision ihrer Thätigkeit, die Erschlaffung derselben bei Curare-
schwämmen, die scharfe Zusammenziehung bei Strychninvergiftung,
der geringe Einfluss von Cocain und die Verschiedenheit des Verhaltens
der Porensphinctermuskeln Karminkörnern und Milchkügelchen gegen-
über, sprechen dafür, dass diese Muskelzellen mit Sinneszellen in Ver-
bindung stehen und normalerweise nur durch einen von diesen aus-
gehenden Nervenreiz zur Kontraktion veranlasst werden.
Wir haben oben gesehen, dass die Geißelbewegung der Kragen-
und Epithelzellen nicht sistirt wird, wenn schädliche Einflüsse auf die
Haut wirken. Diese Zellen stehen also nicht unter der Kontrolle eines .
Nervensystems. Dagegen spricht die Thatsache, dass die tief in der
Zwischenschicht eingebetteten Muskelzellen in den oberflächlichen
Schwammpartien sich auch in solchen Fällen kontrahiren, wo die Poren
der Haut geschlossen sind, für die Annahme der Existenz von nervösen
Leitungsbahnen und einer nervösen Kontrolle der internen Muskeln.
18*
276 R. v. Lendenfeld, [680
Es darf aber nicht vergessen werden, dass es immerhin leicht möglich
wäre, dass das Gift trotz der Schließung der Hautporen durch Diffusion,
besonders dann, wenn das Epithel entfernt ist, in die oberflächlichen
Theile des Schwammes eindringt und direkt die Kontraktion dieser
Zellen veranlasst. Ja es deutet das zuweilen beobachtete Einziehen
der Pseudopodien der Wanderzellen bei vergifteten Spongien geradezu
auf ein Eindringen des Giftes in die Zwischenschicht.
Die Grundsubstanz selber schrumpft, besonders bei zarten Sehwäm-
men (Syeandra, Clathria), unter Giftbehandlung zuweilen zusammen,
doch glaube ich, dass das wohl in den meisten Fällen ein postmortaler
Vorgang sein möchte, und ich nehme an, dass weder die Grundsub-
stanz noch die Zellen des Schwammes, welche nicht Muskeln sind, sich
an der Kontraktion aktiv betheiligen.
Sämmtliche Bewegungen des Schwammes haben den Zweck, den
Wasserstrom zu beeinflussen. Und der ganze Bewegungsmechanismus
ist nichts Anderes als ein Apparat zur Regulirung des Wasserstromes.
So lange sie leben, schlagen die Geißelzellen in den Kanalwänden
das Wasser und verursachen eine Strömung. Die Muskeln der Haut,
sowie jene im Inneren des Schwammes hemmen durch ihre Thätigkeit
den Wasserstrom, wenn den Sinneszellen der Haut der Zutritt des
Wassers schädlich zu sein däucht.
Die Kleinheit und Kontraktilität der Hautporen verhindert das
Eindringen größerer fester Körper in den Schwamm auch bei unbeein-
flusster Strömung. Die Kragenzellen absorbiren Alles was an sie heran-
tritt, prüfen Alles, behalten was für den Schwamm brauchbar ist, zurück
und scheiden das Übrige wieder aus.
Physiologisch ist das Kanalsystem der Spongien dem Kanalsystem
der Quallen und Polypen gleichwerthig. Bei den Spongien ersetzen die
Geißeln, welche den durchgehenden Wasserstrom erzeugen, die Ten-
takeln und Mundarme, welche bei den höheren Coelenteraten die
Nahrung herbeischaffen.
Von allen Thieren sind physiologisch die Spongien den Pflanzen
am ähnliehsten, denn nur bei ihnen wird, wie bei den Pflanzen, ein kon-
. inuirlicher durchgehender Wasserstrom beobachtet, der. die Nahrung
mitbringt und im Körper des Organismus zurücklässt.
681] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 277
Erklärung der Abbildungen.
Tafel XXVI.
Fig. 1. Stärkekörner. Mit Alkohol absolutus entwässert, mit Terpentin und ge-
schmolzenem Paraffin behandelt und in Dammarlack aufbewahrt. >< 500.
Fig. 2. Stärkekörner. Mit Alkohol absolutus entwässert, mit Terpentin und ge-
schmolzenem Paraffin behandelt und in Dammarlack aufbewahrt. >< 1500.
Fig. 3. Ascandra Lieberkühnii. Flächenansicht der Gastralwand des lebenden
Schwammes mit dilatirten Poren von außen. >< 40.
Fig. 4. Ascandra Lieberkühnii. 410 Stunden in Karminwasser. Querschnitt durch
die Gastralwand. >< 400.
Fig. 5. Ascandra Lieberkühnii. 22 Stunden in Milchwasser, 24 Stunden in
reinem Meerwasser. In Osmiumsäure gehärtel. Theil der Magenwand. >< 350.
Fig. 6. Ascandra Lieberkühnii, 22 Stunden in Milchwasser. In Osmiumsäure
gehärtet. Theil der Magenwand. >< 350.
Fig. 7. Ascandra Lieberkühnii. 22 Stunden in Milchwasser, in Osmiumsäure
gehärtet. Querschnitt durch die Gastralwand. >< 400.
Fig. 8. Sycandra raphanus. Kragenzellen aus dem lebenden Schwamm. ><1000.
(Nach F. E. ScHULzE.)
Fig. 9. Sycandra raphanus. Osmiumsäurepräparat. Theil einer Kammerwand.
> 300.
a, zuführende Poren;
b, Kragenzellen. - .
Fig. 10. Sycandra raphanus. 17 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Schnitt quer durch die Wand eines Radialtubus. > 600.
a, geschrumpfte Kragenzellen ;
b, amöboide Wanderzellen;
c, ektoderrmales Plattenepithel des Interradialtubus;
d, eine Nadel.
Fig. 14. Sycandra raphanus. 47 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Flächenansicht der Geißelkammerwand (Radialtubuswand). > 500.
Fig. 12. Sycandra raphanus. 17 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Querschnitt durch die Geißelkammerwand (Radialtubuswand). >< 500.
a, Kragenzellen;
b, Ektodermalepithel des einführenden Kanals (Interradialtubus;) ;-
c, ein junger Embryo. -
Fig. 13. Sycandra raphanus. 10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Flächenansicht der Geißelkammerwand (Radialtubenwand) mit einer Pore,
von innen. >< 800.
Fig. 14. Sycandra raphanus. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Gruppe von Kragenzellen in einem Schnitt durch die Kammerwand. >< 800.
Fig. 45. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Digitalinlösung 4 :200. Mit Osmium-
säure gehärtet. Flächenansicht der Geißelkammerwand (Radialtubenwand). ><160.
Fig. 16. Sycandra raphanus. 6 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet.
Querschnitt durch eine Geißelkammer (Radialtubus). >< 150.
Fig. 17. Sycandra raphanus. 47 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Tangentialschnitt, quer durch die Radialtuben. >< 70.
2378 R. v. Lendenfeld, [682
Fig. 18. Sycandra raphanus. Mit Osmiumsäure gehärtet. Flächenansicht der
Geißelkammerwand (Radialtubenwand). >< 160.
Fig. 49. Sycandra raphanus. 47 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Querschnitt durch den mittleren Theil des Schwammes. >< 30.
Fig. 20. Sycandra raphanus. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Längsschnitt (radial) durch das obere Ende des Schwammes. >< 20.
Fig. 21. Sycandra raphanus. 51/3 Stunden in Milchwasser. Mit Osmiumsäure
gehärtet. Flächenansicht der Geißelkammerwand (Radialtubenwand). > 1500.
Fig. 22. Sycandra raphanus. 51/3 Stunden in Milchwasser. In Osmiumsäure ge-
härtet. Eine Kragenzelle. >< 1200.
Fig. 23. Sycandra raphanus. 51/, Stunden in Milchwasser. In Osmiumsäure ge-
härtet. Längsschnitt durch die Mündung einer Geißelkammer (Radialtubus) in das
centrale Oscularrohr.
a, die Geißelkammer;
b, der specielle Ausführungsgang ;
c, das centrale Oscularrohr (Gastralraum).
Fig. 24. Sycandra raphanus. 17 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol gehärtet.
Theil eines Längsschnittes durch die Wand einer Geißelkammer. >< 500.
Fig. 25. Sycandra raphanus. 51/3 Stunden in Milchwasser. Mit Osmiumsäure
gehärtet. Theil eines Längsschnittes durch die Wand einer Geißelkammer. >< 350.
a, Kragenzellen;; ;
b, ein junger Spermaballen;
c, amöboide Wanderzellen;
d, ektodermales Plattenepithel des einführenden Kanals.
Fig. 26. Sycandra raphanus. 22 Stunden in Milchwasser. Mit Osmiumsäure ge-
härtet. Partie des Mesoderms in der Nähe des Oscularrohres. >< 800.
a, sternförmige Bindegewebszellen ;
b, amöboide Wanderzelle.
Fig. 27. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Geißelkammerwand (Radial-
tubenwand) von innen. >< 200.
a, eine Kammerpore.
Fig. 28. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Längsschnitt durch die Kammerwand. >< 600.
a, ektodermales Plattenepithel des einführenden Kanals;
b, Kragenzellenschicht der Kammer.
Fig. 29. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Längsschnitt durch die Kammerwand. >< 600.
Tafel XXVII.
Fig. 30. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Strychninlösung 1 :300. Mit Osmium-
säure gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 250.
Fig. 31. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Curarelösung 4 :400. Mit Osmium-
säure gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 250.
Fig. 32. Sycandra raphanus. Mit Osmiumsäure gehärtet (Kontrollpräparat).
Flächenansicht der Kammerwand. >< 250.
Fig. 33. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Morphinlösung 4:250. Mit Osmium-
säure gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 250.
683] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spougien. 2379
Fig. 34. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Digitalinlösung 1:200. Mit Osmium-
säure gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. > 250.
Fig. 35. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Cocainlösung 1:300. Mit Osmium-
säure gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. > 250.
Fig. 36. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Kragenzellen im Profil. > 600.
Fig. 37. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Kragenzellen im Profil. = 600.
Fig. 38. Sycandra raphanus. 5 Stunden-in Strychninlösung in Karminwasser
41:5000. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 260.
Fig. 39. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Strychninlösung 4:1000, dann
31/, Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Theil eines dicken Querschnittes durch den Schwamm. >< 500.
a, kontrahirte Kragenzellen;
db, amöboide Wanderzellen;
c, einführender Kanal (Interradialkanal);
d, Kammerlumina (Lumina der Radialkanäle).
Fig. 40. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Strychninlösung 1:1000, dann
31/9 Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Flächenansicht der Kammerwand. >< 250.
Fig. 44. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Strychninlösung 4:4000, dann
.31/g Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Längsschnitt durch die Kammerwand. << 400.
Fig. 42. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. Längsschnitt durch die Kammerwand.
‚x 400.
Fig. 43. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
41:45000. In Alkohol gehärtet. Querschnitt durch die Kammerwand. >< 500.
Fig. 44. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
41:45000. In Alkohol gehärtet. Tangentialschnitt durch die Wand des Oscularrohres
— Flächenansicht der Wand des Oscularrohres. >< 250.
Fig. 45. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Kragenzellen. >< 400.
Fig. 46. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Digitalinlösung 1:200. Mit Osmium-
säure gehärtet. Gruppe von Kragenzellen in einem Querschnitt durch eine Kammer.
> 500.
a, scharfe Grenzlinie zwischen der Kragenzellenschicht und dem Kam-
merlumen ;
b, verschwommene Resle der Kragen und Geißeln ;
c, Kragenzellen.
Fig. 47. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 550.
Fig. 48. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Längsschnitt durch die Kammerwand. >< 700.
Fig. 49. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
4:45.000. In Alkohol gehärtet. Querschnitt durch die Kammerwand. >< 700.
Fig. 50. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Veratrinlösung 4:4000, dann
3!/g Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet,
Gruppe von Kragenzellen. > 600.
id
230 R. v. Lendenfeld, [684
Fig. 54. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Veratrinlösung 4:4000, dann
3'/ Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Flächenansicht der Kammerwand. >< 800.
Fig. 52. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Veratrinlösung 4:200, dann
31/g Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Kragen-
zellen. >< 800.
Fig. 53. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Längsschnitt durch die Kammerwand. >< 650.
Fig. 54. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 250.
Fig. 55. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 550.
Fig. 56. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:5000. Theil eines dicken Querschnittes durch den Schwamm. >< 20.
Fig. 57. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Cocainlösung 1:200, dann
31/3 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Theil der Kammer-
wand. Flächenansicht von innen. >< 4.000.
p, eine Kammerpore.
Fig. 58. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Cocainlösung A: 200, dann 31/, Stun-
den in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Kragenzellen. 500.
Fig, 59. Sycandra raphanus. 5 Minuten mit schwacher Jodlösung gehärtet
(Kontrollpräparat). Längsschnitt durch die Kammerwand. > 600.
Fig. 60. Sycandra raphanus. 40 Minuten in Cocainlösung 4 :300, dann 5 Minu-
ten in schwacher Jodlösung gehärtet. Längsschnitt durch die Kammerwand. >< 600.
a, Theil eines Embryo.
Fig. 61. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Cocainlösung 4 :300. Mit Osmium-
säure gehärtet. Gruppe von Kragenzellen. > 400.
Fig. 62.. Sycandra raphanus. 5 Stunden in CGurarelösung in Karminwasser
1:45.000. In Alkohol gehärtet. Schematische Darstellung einer isolirten Kragen-
zelle. >< 1000.
Fig. 63. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
4:45.000. In Alkohol gehärtet. Querschnitt durch die Kammerwand. >< 600.
a, Kammerlumen;
b, Kragenzellen;
c, eine Kammerpore;
d, Lumen des einführenden Kanals;
e, ektodermales Plattenepithel ;
f, amöboide Wanderzellen ;
9, sternförmige Bindegewebszellen.
Fig. 64. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Curarelösung in Karmin wasser
1:15.000, In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 600.
pP, eine Kammerpore.
Fig. 65. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Schematische Darstellung einer Kragenzelle. > 1000.
Fig. 66. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Gurarelösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Wand des Oscularrohres. > 450.
P, Mündungen der Kammern.
Fig. 67. Sycandra raphanus. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Querschnitt durch die Kammerwand. >< 250.
685] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 2381
Fig. 68. Sycandra raphanus. 45 Minuten in Curarelösung 1: 1000, dann 31/3 Stun-
den in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Flächenan-
sicht der Kammerwand. X 600.
a, karminfreie Kragenzellen.
Fig. 69. Sycandraraphanus. 45 Minutenin Curarelösung4: 4000, dann 31/aStun-
den in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Längsschnitt
durch die Kammerwand. >< 450.
Fig. 70. Sycandra raphanus. 47 Stunden in Curarelösung in Stärkewasser
4:1200. In Alkohol gehärtet. Gruppe:von Kragenzellen. >< 650.
Fig. 74. Sycandra raphanus. 47 Stunden. in Curarelösung: in. Stärkewasser
1:4200. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Kammerwand. >< 650.
Fig. 72. Sycandra raphanus. 47 Stunden in Curarelösung in Stärkewasser
4:4200. In Alkohol gehärtet. Theil eines dicken Querschnittes durch den Schwamm.
x 30.
Fig. 73. Sycandra raphanus. 5 Minuten in Curarelösung 4:00. Mit Osmium-
säure gehärtet. Gruppe von Kragenzellen. >< 1000.
Fig. 74. Aplysilla sulphurea. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Eine Gruppe von Kragenzellen. >< 1500.
Tafel XXVIII.
Fig. 75. Aplysilla sulphurea. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Amöboide Wanderzelle mit eingestreuten Karminkörnern. >< 1000.
Fig. 76. Aplysilla sulphurea. 10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Amöboide Wanderzelle mit eingestreuten Karminkörnern. >< 1.000.
Fig. 77. Aplysilla sulphurea. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Eine amöboide Wanderzelle ohne Karmin. >< 4000.
Fig. 78. Aplysilla sulphurea. 6 Stunden in Stärkewasser. e Alkohol gehärtet.
Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche.
>< 600.
a, ektodermales Plattenepithel.der äußeren Oberfläche.
Fig. 79. Aplysilla sulphurea. Schnitt durch die oberflächliche PartiedesSchwam-
mes, senkrecht zur Oberfläche (nach F. E. ScHuLze). > 400.
a, ektodermales Plattenepithel der äußeren Oberfläche.
Fig. 80. Aplysilla sulphurea. 5!/, Stunden in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Ansicht des aboralen Theiles einer der Länge nach aufgeschnittenen Geißel-
kammer. > 600.
Fig. 89. Aplysilla sulphurea. 10Stunden in Karminwasser. In Kkuhn! gehärtet.
Schnitt durch die oberflächliche Partie des Schwammes. Senkrecht zur Oberfläche.
>< 450.
a, ektodermales Plattenepithel der äußeren Oberfläche;
b, große Wanderzellen und Gruppen von solchen.
Fig. 82. Aplysilla sulphurea. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche.
>< 20.
Fig. 83. Aplysilla sulphurea. 40 Stundenin Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch die Haut, senkrecht zur Oberfläche. >< 300.
Fig. 84. Aplysilla sulphurea. 45 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann
31/ Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Kragen-
zellen. > 600.
383 R. v. Lendenfeld, [686
Fig. 85. Erylus discophorus. 10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Flächenansicht der äußeren Oberfläche eines Porenfeldes. > 50.
Fig. 86. Erylus discophorus. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch die Pulpa. >< 250.
a, ein großer lakunöser, ausführender Kanal.
Fig. 87. Oscarella lobularis. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt senkrecht zur Oberfläche des Schwammes. >< 40.
Fig. 88. Oscarella lobularis. 10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch das Innere des Schwammes. >< 600.
Fig. 89. Chondrosia reniformis. In Alkohol gehärtet. Eine Kapsel mit oliven-
braunen Körnchen. << 1000.
Fig. 90. Chondrosia reniformis. In Alkohol gehärtet. Ein Nest von Kapseln mit
olivenbraunen Körnchen. Optischer Durchschnitt. >< 300.
Fig. 94. Tethya Iyncurium. 3 Stunden in Strychninlösung 1:400. In Alkohol
gehärtet. Schnitt durch die Rinde senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 92. Tethya lyncurium. In Alkohol gehärtet (Kontrollpräparat). Schnitt
durch die Rinde senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 93. Chondrosia reniformis. 51/5 Stunden in Karminwasser. Frisch. Ent-
zweigeschnittenes Exemplar. Schnittfläche in natürlicher Größe.
Tafel XXIX,
Fig. 94. Chondrosia reniformis. 51/3 Stunden in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. << 50.
Fig. 95. Chondrosia reniformis. 51/g Stunden in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Eine der oberflächlichen, dicht unter der Rinde gelegenen, karminerfüllten
Geißelkammern. >< 700.
Fig. 96. Chondrosia reniformis. 51/, Stunden in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Eine der karminfreien Geißelkammern aus der Mitte der Pulpa. >< 700.
Fig. 97. Chondrosia reniformis. 6 Stunden in Karminwasser, dann 47 Stunden
in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil
des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 98. Chondrosia reniformis. 6 Stunden in Karminwasser, dann 47 Stunden
in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Ein kleiner abführender Kanal mit zu-
gehörigen Geißelkammern aus der oberflächlichen karminführenden Schicht der
Pulpa. >< 250.
Fig. 99. Chondrosia reniformis. 21/; Stunden in Karminwasser, dann 24 Stun-
den in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der Wand eines
großen ausführenden Kanals im Inneren der Pulpa. >< 250.
Fig. 100. Chondrosia reniformis. 21/3 Stunden in Karminwasser, dann 24 Stun-
den in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den Randtheil eines
lamellösen Exemplares, senkrecht zur Oberfläche. 7.
Fig. 404. Chondrosia reniformis. 22 Stunden in Milchwasser. Mit Osmium-
säure gehärtet. Schnitt durch den distalen Theil der Rinde, senkrecht zur Ober-
fläche. >< 600.
a, ein einführender Porenkanal;
b, ektodermales Plattenepithel der äußeren Oberfläche.
Fig. 402. Chondrosia reniformis.. 21/, Stunden in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt durch einen oberflächlichen Theil der Pulpa in der nächsten Nähe
eines großen einführenden Kanalstammes. >< 600.
Miaer. ea &
687] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 283
Fig. 4103. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt durch die oberflächliche Partie der Pulpa. >< 600.
a, karminhaltige Zellen;
b, pigmenthaltige Zellen;
c, körnchenfreie Zellen.
Fig. 104. Chondrosia reniformis. 2!/,Stunden in Karminwasser, dann 24 Stun-
den in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Zwei Zellen der Grundsubstanz in
nächster Nähe eines abführenden Kanals, mit Karminkörnern. >< 1000.
Fig. 105. Chondrosia reniformis. 21/3 Stunden in Karminwasser, dann 24 Stun-
den in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch das Innere der
Pulpa. >< 600.
a, ein abführender Kanal.
Fig. 106. Chondrosia reniformis. 6 Stunden in Stärkewasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt durch die Pulpa. >< 100.
a, eine Zwillingskammer;
b, ausführender Kanal;
e, einführender Kanal.
Fig. 407. Chondrosia reniformis. 22 Stunden in Milchwasser. Mit Osmium-
säure gehärtet. Querschnitt durch einen Theil eines lamellösen Exemplares. > 10.
a, die natürlichen Oberflächen des Schwammes (Rinde) ;
b, seitliche Schnittflächen.
c, kanalreicher Mitteltheil des Schwammes (Anfang des Oscularrohres).
Fig. 408. Chondrosia reniformis, 22 Stunden in Milchwasser, dann mit Osmium-
säure gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwammes, senk-
recht zur Oberfläche. << 60.
Fig. 409. Chondrosia reniformis. 22 Stunden in Milchwasser. Mit Osmium-
säure gehärtet. Gruppe von Geißelkammern aus dem oberflächlichen Theil der
Pulpa. > 450.
Fig. 440. Chondrosia reniformis. 22 Stunden in Milchwasser. Mit Osmium-
säure gehärtet. Gruppe von rundlichen Zellen in der Grundsubstanz aus der Um-
gebung der großen, ausführenden Kanäle (an der Stelle c der Figur 407). >< 550.
Fig. 444. Chondrosia reniformis. 22 Stunden in Milchwasser, dann 24 Stunden
in reinem Meerwasser. Mit Osmiumsäure gehärtet. Schnitt durch die Rinde senk-
recht zur Oberfläche. >< 45.
Fig. 442. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Zwei Geißelkammern aus dem Inneren der Pulpa.
x 300.
Tafel XXX.
Fig. 443. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Morphinlösung in Karmin-
wasser 1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil des
Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 444. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Geißelkammern aus dem oberflächlichen Theil der
Pulpa. >< 230.
Fig. 145. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Morphinlösung 1:4000, dann
‚31/, Stunden in derselben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Vertikalschnitt durch den oberflächlichen Theil der Rinde mit einem Poren-
kanal. x 250,
234 BR. v. Lendenfeld, [6 38
Fig. 446. 'Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Morphinlösung 4:1000,' dann
31/g Stunden in derselben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Gruppe von Geißelkammern aus der Randzone der Pulpa. >< 250.
Fig. 447. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Morphinlösung 1:4000, dann
31/, Stunden in derselben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Gruppe von Geißelkammern aus dem Centraltheil der Pulpa. >< 250.
Fig. 148. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Morphinlösung 4:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Tangentialschnitt durch
die Rinde dicht unter der äußeren Oberfläche. > 20.
Fig. 449. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Morphinlösung 1:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Geißel-
kammern aus der Randzone der Pulpa. >< 250.
Fig. 420. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Morphinlösung 4:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol ‚gehärtet. Gruppe von Kragen-
zellen aus einer Geißelkammer im Inneren der Pulpa. >< 1000.
Fig. 124. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Morphinlösung 1:200, dann
31/g Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Flächenansicht der
Wand einer Geißelkammer im Inneren des Schwammes, von außen gesehen. >< 800.
Fig. 422. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Strychninlösung in Karmin-
wasser 4:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil des
Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
a, ein einführender Kanalstamm ;
b, von der Rinde herabgehende Fibrillenscheide, welche den Kanal auf
eine Strecke in die Pulpa hinein begleitet;
c, Pulpa.
Fig. 123. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Strychninlösung in Karmin-
wasser 4:15 000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch die Fibrillenscheide, welche
die großen, einführenden Kanäle in der Pulpa begleitet, parallel zum Kanal (tangen-
tial). > 60.
a, durchschnittene Astkanäle.
Fig. 12%. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Strychninlösung in Karmin-
wasser 1:15000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch die Randzone der Pulpa. X 250.
a, ein großer, ausführender Kanal.
Fig. 125. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Strychninlösung in Karmin-
wasser 4:5000, in Alkohol gehärtet. Ein Porenkanal unter einer geschlossenen Pore
(in einem Schnitt durch die Rinde senkrecht zur Oberfläche). >< 250.
a, äußere Oberfläche.
Fig. 426. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Strychninlösung in Karmin-
wasser 4:5000, inAlkohol gehärtet. Schnitt durch die Randpartie des Osculum. >10.
a, äußere Oberfläche ;
b, Oscularrohr;
c, Pulpa.
Fig. 427. Chondrosia reniformis. 15 Minuten in Strychninlösung 1:1000; dann
31/3 Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch die Randzone der Pulpa. > 250.
a, ein abführender Kanal.
Fig. 128. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Strychninlösung 4:4000, dann
31/9 Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Längsschnitt einer Geißelkammer aus dem Inneren der Pulpa. > 600.
689] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 285
Fig. 139. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Strychninlösung 1:4000; dann
31/, Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Flächenansicht der Wand einer Geißelkammer aus dem Inneren der Pulpa (von
außen gesehen). >< 600.
Fig. 430. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Strychninlösung 4:200, dann
31/; Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Tangentialschnitt durch
die Rinde dicht unter der äußeren Oberfläche. >< 20.
Fig. 434. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Strychninlösung 4:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Tangentialschnitt durch
die Rinde dicht unter der äußeren Oberfläche. >< 250.
Fig. 132. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Strychninlösung 1:2000; dann
31/9 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den ober-
Nlächlichen Theil des Schwammes senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 433. Chondrosia reniformis. 15 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann
31/5 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Geißel-
kammern aus der Randzone der Pulpa. > 250.
Fig. 134. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Strychninlösung 1:200, dann
31/9) Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch einen
oberflächlich korrodirten Theil der Rinde senkrecht zur Oberfläche. >< 120.
Fig. 135. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Digitalinlösung 4:200, dann
31/5 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den ober-
flächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. ><' 20.
Fig. 136. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karmiwasser
4:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den: oberflächlichen Theil des
Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Tafel XXXI.
Fig. 437. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwam-
mes Senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 438. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Digitalinlösung 4:4000, dann
31/, Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur .Ober-
fläche. >< 20. ech
Fig. 439. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
4:5000. In Alkohol gehärtet. Kragenzellen aus einer Kammer im Centraltheil der
Pulpa. >< 1200.
Fig. 140. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Digitalinlösung in Kaubunsnanee
. 4:5000. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Geißelkammern aus dem Centraltheile der
Pulpa. >< 600.
Fig. 444. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
41:45000. In Alkohol gehärtet. Geißelkammern aus dem Centraltheil der Pulpa. ><600.
Fig. 142. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Digitalinlösung .4:4000, dann
31/, Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser.' In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Ober-
fläche. ><60. 27
a, Rinde;
b, Pulpa.
Fig. 443. Chondrosia' reniformis. 45 Minuten in Digitalinlösung 4:200, dann
286 R. v. Lendenfeld, [690
3!/g Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den ober-
flächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 60.
a, Rinde;
b, Pulpa.
Fig. 144. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Digitalinlösung 1:1000, dann
31/, Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Gruppe von Geißelkammern. >< 600.
Fig. 145. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Digitalinlösung 4:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Geißel-
kammern. >< 600.
Fig. 446. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
- 4:45 000. In Alkohol gehärtet. GeißelkammernausdemCentraltheil der Pulpa. ><600.
Fig. 447. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:45.000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwam-
mes, senkrecht zur Oberfläche. >< 60.
Fig. 448. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
4:45.000. In Alkohol gehärtet. Querschnitt durch einen Zweigkanal des einführen-
den Systems. >< 200.
Fig. 149. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:45.000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch eine geschlossene Hautpore, senkrecht
zur Oberfläche des Schwammes. >< 600.
a, an der Oberfläche klebende Karminkörnchen;
b, das Porenhäutchen (etwas eingezogen);
c, der Porenkanal;
d, Pigmentzellen.
Fig. 450. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwam-
mes, senkrecht zur Oberfläche. << 20.
Fig. 454. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
4:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den mittleren Theil der Pulpa. >< 450.
Fig. 452. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Geißelkammern aus dem oberflächlichen Theil der
Pulpa. >< 600.
Fig. 453. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwas-
ser 4:5000. In Alkohol gehärtet. Ein Tagentialkanal zwischen Pulpa und Rinde mit
Karminkörnern. >< 250.
Fig. 154. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Veratrinlösung 4:4000, dann
31/g Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Geißelkammern aus dem Mitteltheile der Pulpa. >< 600.
Fig. 455. Chondrosia reniformis. 15 Minuten in Veratrinlösung 1:1000, dann
31/g Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch die Grenzzone von Pulpa und Rinde, senkrecht zur Oberfläche’ des
Schwammes. >< 450.
a, Rinde (proximaler Theil derselben);
b, Fremdkörper in der Rinde;
e, tangential ausgebreiteter Hohleaum zwischen Rinde und Pulpa;
d, Pulpa (oberflächlicher Theil derselben);
e, Fremdkörper in der Pulpa.
Fig. 456. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Veratrinlösung 1:4000, dann
TEEN
691] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 287
31/9 Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Ober-
fläche. > 20.
Fig. 157. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Veratrinlösung 4:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den di-
stalen Theil der Rinde, senkrecht zur Oberfläche. >< 800.
a, Depression am Eingang in einen Porenkanal;
b, das Porenhäutchen ;
‚c, Rest der Pore;
d, Porenkanal.
Tafel XXXII.
Fig. 158. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Veratrinlösung 1:200, dann
31/a Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Geißelkammern aus
dem Inneren der Pulpa. >< 600.
Fig. 159. Chondrosia reniformis. 15 Minuten in Veratrinlösung 4:200, dann
31/a Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Kragenzellen. >< 1200.
Fig. 460. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
41:145000. In Alkohol gehärtet. Kragenzellen. >< 1200.
Fig. 164. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den distalen Theil der Rinde, senk-
recht zur Oberfläche. >< 250.
a, Poren;
b, Porenkanäle;
c, tangentialer Sammelkanal.
Fig. 462. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:45.000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch die Wand eines größeren einführen-
den Kanals im Inneren der Pulpa.
a, Lumen des Kanals;
d, Plattenepithel;
ce, Anhäufung von rundlichen Zellen in der Kanalwand.
Fig. 463. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:45.000. Geißelkammern aus dem Inneren der Pulpa. >< 600.
Fig. 464. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
4:5000. In Alkohol gehärtet. Feiner Tangentialschnitt durch die Schicht rundlicher
Zellen in der Wand eines großen einführenden Kanalstammes. > 600.
Fig. 165. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwam-
mes, senkrecht zur Oberfläche. = 20.
Fig. 466. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Geißelkammern aus dem Inneren der Pulpa. >< 600.
Fig. 467. Chondrosia reniformis. A5 Minuten in Cocainlösung 1:4000, dann
31/ Stunden in derselben Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Zwei
Geißelkammern aus dem Inneren der Pulpa. >< 600.
Fig. 168. Chondrosia reniformis. 15 Minuten in Cocainlösung 4:4000, dann
31/, Stunden in derselben Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche.
>< 40.
Fig. 469. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Cocainlösung 4:200, dann
988 R. v. Lendenfeld, [692
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den
Schwamm senkrecht zur Oberfläche. >< 20. (Ein lamellöses Exemplar, der Schnitt
reicht von der Oberfläche bis zur Mitte der Schwammlamelle.)
a, Oscularrohr.
Fig. 470. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Cocainlösung 41:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Geißelkammern aus
dem Inneren der Pulpa. >< 600.
Fig. 474. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Cocainlösung 1:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Kragen-
zellen. >< 4200.
Fig. 4172. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
4:45000. In Alkohol gehärtet. Wand des Oscularrohres. Schnitt senkrecht zur
Oberfläche. > 100. |
O, Lumen des Oscularrohres;
a, kammerloses Gewebe mit massenhaften rundlichen Zellen — ober-
flächliche Schicht;
b, kammerloses Gewebe — untere Schicht.
Fig. 173. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch die oberflächliche Partie des Schwam-
mes, senkrecht zur Oberfläche. >< 600.
a, eine Pore.
Fig. 474. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
4:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch die Wand des Osceularrohres. >< 600.
a, entodermales Plattenepithel;
b, divertikelartige Ausstülpung des Oscularrohrlumens;
c, Lumen des Oscularrohres.
Fig. 475. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
4:45000. InAlkohol gehärtet. Zwei Geißelkammern aus dem Centraltheil der Pulpa.
>< 600.
Fig. 476. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
4:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche des Schwammes
durch den distalen Theil der Rinde, >< 600.
a, ein Porenkanal;
b, vollständig geschlossener Porensphincter.
Fig. 477. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:5000. InAlkoholgehärtet. Geißelkammern aus dem Centraltheilder Pulpa. ><600.,
Fig. 478. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Curarelösung 1:4000, dann
31/; Stunden in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch die Rinde, senkrecht zur Oberfläche des Schwammes. >< 60.
R, Rinde;
P, Pulpa.
Fig. 479. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Curarelösung 1:1000, dann
3!/, Stunden in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Geißelkammern aus dem Centraltheil der Pulpa. >< 600.
Tafel XXXIII.
Fig. 480. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den Schwamm senkrecht zur Ober-
fläche, >< 20 (auf dunklem Grund).
EI ne nn
693] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 389
' Fig. 484. Chondrosia reniformis. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwam-
mes, senkrecht zur Oberfläche. >< 20 (auf dunklem Grund).
Fig. 482. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Curarelösung 1:200, dann
31/s Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den ober-
flächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 20 (auf dunklem
Grund).
Fig. 183. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Curarelösung 4:4000, dann
31/, Stunden in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch den oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche.
>< 20 (auf dunklem Grund). -
Fig. 1484. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Curarelösung 4:4000, dann
31/, Stunden in derselben Curarelösung in- Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt, senkrecht zur Oberfläche durch den distalen Theil der Rinde. >< 600.
a, ein Porenkanal;
b, der vollständig geschlossene Porensphincter.
Fig. 485. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Curarelösung 4:4000, dann
3/3 Stunden in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Kra-
genzellen einer Kammer im oberflächlichen Theile der Pulpa. >< 1200.
Fig. 186. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Curarelösung 1:200, dann
31/g Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Kragenzellen einer
Kammer im oberflächlichen Theile der Pulpa. >< 1200.
Fig. 487. Chondrosia reniformis. 45 Minuten in Curarelösung 1:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den inne-
ren Theil der Pulpa. >< 600.
a, ein abführender Kanal.
Fig. 188. Axinella massa. 54/9, Stunden in Milchwasser. In Alkohol gehärtet.
Längsschnitt durch einen fingerförmigen Endzweig. >< 20.
Fig. 189. Axinella massa. 51/, Stunden in Milchwasser. In Alkohol gehärtet.
Längssehnitt durch den oberflächlichen Theil eines fingerförmigen Endzweiges. ><60.
Tafel XXXIV.
Fig. 490. Axinella massa. Zwei Nadelköpfe. >< 600.
Fig. 194. Axinella massa. 51/ Stunden in Milchwasser. In Osmiumsäure ge-
härtet. ‘Querschnitt durch die Scheidewand zwischen zwei lakunösen Kanälen;
enthaltend einige Geißelkammern. >< 600.
Fig. 4192. Axinella massa. 51/g Stunden in Milehwasser, In Osmiumsäure ge-
härtet. Querschnitt durch einen der fingerförmigen Endzweige. >< 20.
a, ausführende Lakunen.
Fig. 493. Clathria coralloides. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 150.
Fig. 494. Clathria coralloides. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
4.:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 150.
Fig. 495. Clathria coralloides. 5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser
4:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 150.
Fig. 496. Clathria coralloides. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
1:45000. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. 450.
Fig. 497. Clathria eoralloides. 5 Stunden in Digitalinlösung 4 :5000. In Alko-
hol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 150. de
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. II. 49
u En >
&
2
:
390 R. v. Lendenfeld, [694
Fig. 198. Clathria coralloides. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Längsschnitt durch einen fingerförmigen Fortsatz.
x 20.
Fig. 499. Clathria coralloides. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
4:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 150,
Fig. 200. Clathria coralloides. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Geißelkammern aus dem Inneren des
Schwammes. >< 600. :
Fig. 204. Clathria coralloides. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Geißelkammern aus dem Inneren des
Schwammes. >< 600. !
Fig. 202. Clathria coralloides. 5 Stunden in Cocainlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. > 150.
Fig. 203. Clathria coralloides. 5 Stunden in Digitalinlösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 150.
Fig. 204. Clathria coralloides. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:5000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. = 450.
Fig. 205. Clathria coralloides. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 150.
Fig. 206. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Morphinlösung 4: 200,
dann 31/9 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch den
oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. > 20.
Tafel XXXV,
Fig. 207. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Strychninlösung 1:200,
dann 31/3 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Eine Verbin-
dunssfaser des Skeietts mit Karminkörnerbelag. > 250.
Fig. 208. Spongelia fragilis var. irregularis. 41/a Stunden in Karminwasser. In
Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. << 100.
Fig. 209. Spongelia fragilis var. irregularis. 41/, Stunden in Karminwasser. In
Alkohol gehärtet. Querschnitt durch eine der in den Kanälen ausgespannten Mem-
branen. >< 4000.
Fig. 210. Spongelia fragilis var. irregularis. 41/a Stunden in Karminwasser, In
Alkohol gehärtet. Geschrumpfte Wanderzellen aus der Haut. >< 1000.
Fig. 244. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Morphinlösung 4:4000,
dann 31/, Stunden in derselben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt durch eine Geißelkammergruppe etwa A0 mm unter der äußeren
Oberfläche. >< 600.
Fig. 212. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Morphinlösung 4:4000,
dann 31/, Stunden in derselben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Schnitt durch einen Theil des Schwammes, etwa 40 mm unter der Oberfläche.
x 150.
Fig. 213. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Morphinlösung 4:4000,
dann 31/; Stunden in derselben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 20. '
Fig. 214. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Morphinlösung 4:200,
dann 31/3 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch eine
Gruppe von Geißelkammern, 4 mm unter der Oberfläche. >< 600.
Fig. 215. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Morphinlösung 4:200,
695] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien, 391
dann 31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht
-zur Oberfläche. > 20.
Fig. 246. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Morphinlösung 1:200,
dann 31/5 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht
‚zur Oberfläche. > 60.
Fig. 247. Spongelia elastica var. massa. 15 Minuten in Strychninlösung 1:4000,
dann 31/5 Stunden in derselben Stychninlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 248. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Strychninlösung 1:1000,
dann 31/, Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 150.
Fig. 219. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Strychninlösung 1:1000,
dann 31/, Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt durch eine Gruppe von Geißelkammern im Inneren des Schwam-
mes. > 600.
Fig. 220. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Strychninlösung 1:200,
dann 31/9, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht
zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 224. Spongelia elastica var. massa. 15 Minuten in Strychninlösung 1:200,
dann 31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch
einen oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 600.
a, äußere Oberfläche.
Fig. 222. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Digitalinlösung 1:4000,
dann 31/5 Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt durch eine Geißelkammergruppe nahe der Oberfläche. > 1000.
Fig. 223. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Digitalinlösung 1: 4000,
dann 31/5 Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 224. Spongelia elastica var. massa. 15 Minuten in Digitalinlösung #: 200,
dann 31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch eine
Geißelkammer im oberflächlichen Theil des Schwammes. >< 600.
Fig. 225. Spongelia elastica var. massa. 15 Minuten in Digitalinlösung 4: 200,
dann 31/ Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch
die Haut, senkrecht zur Oberfläche. >< 800.
Fig. 226. Spongelia elastica var massa. 45 Minuten in Veratrinlösung 1:4000,
dann 31/, Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche << 20.
Tafel XXXVI.
Fig. 227. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Veratrinlösung 1:1000,
dann 31/, Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Schnitt senkrecht zur Oberffäche. >< 60.
a, Stelle, wo die Haut verletzt war.
Fig. 228. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Veratrinlösung 4:1000,
dann 31/, Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Schnitt durch eine Geißelkammergruppe im Inneren des Schwammes. x 600.
a, eine Hornfaser, quer durchschnitten ;
d, ein ausführender Kanal.
Fig. 229. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Cocainlösung 1:4000,
19*
le Mm U
2923 R. v. Lendenfeld, [696
dann 31/5 Stunden in derselben Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch einen oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Ober-
fläche. >< 150.
Fig. 230. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Gocainlösung 4:4000
dann 31/, Stunden in derselben Cocainlösung in Karminwasser. - In Alkohol gehär-
tet.. Schnitt ‘(durch einen oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur
Oberfläche. > 20.
Fig. 234. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Cocainlösung 1:200,
dann ‚31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch
einen oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 150.
Fig. 232. Spongelia elastica vor. massa. 5 Stunden in Gurarelösung in Kar-
minwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch eine Gejßeikmsgmafzrunpe aus dem
oberflächlichen Theil des Schwammes. >< 600.
Fig. 333. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten. in Gurarelösung 1:4000,
dann 31/, Stunden in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol-gehär-
tet. Schnitt: durch einen oberflächlichen Theil des Schwammes an einer Stelle, wo
die Oberfläche verletzt war. < 60.
Fig. 234. Spongelia elastica. var. massa. 15 Minuten in Curarelösung 4: 200,
dann 31/5 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch
eine Gruppe von Geißelkammern aus dem Inneren des Schwammes. >< 600.
Fig. 235. Spongelia elastica var. massa. 45 Minuten in Gurarelösung 4:200,
dann 31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch
einen oberflächlichen Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 236. Spongelia fragilis var. irregularis. A1/y Stunden in Morphinlösung in
Karminwasser 4:400. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche.
>< 250.
Fig. 237. Spongelia fragilis var. irregularis. 41/, Stunden in Strychninlösung
in Karminwasser 1:400. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche.
>< 250,
Fig. 238. Spongelia fragilis var. irregularis. A1/y Stunden in Digitalinlösung in
Karminwasser 4:400.. In Alkohol gehärtet, Schnitt senkrecht zur Oberfläche.
>< 250.
Tafel XXX VII.
Fig. 239. Spongelia fragilis var. irregularis. A1/; Stunden in Veratrinlösung in
Karminwasser 4:400. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche.
x 230.
Fig. 240. Spongelia fragilis var. irregularis. 41/3 Stunden in Gurarelösung in
Karminwasser 1:100. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche.
> 250.
Fig. 244. Spongelia fragilis var. irregularis. 41/, Stunden in Gurarelösung in
Karminwasser 1:00. In Alkohol gehärtet.. Schnitt durch eine Geißelkammergruppe
im Inneren des Schwammes. >< 600.
Fig. 242. Spongelia fragilis var. irregularis. A1/g Stunden in Cocainlösung in
Karminwasser 4:100. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche.
<< 250.
Fig. 243. Reniera aquaeductus. 40 Stunden in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtel. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 20.
Fig. 244. Reniera aquaeductus. 10 Stunden in Karminwasser. In Alkohol ge-
697] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. "293
härtet, Schnitt durch eine Geißelkammergruppe im Inneren des Schwammes,
.><:600,
Fig. 245. Euspongia irregularis var. mollior. 21/; Stunden in Karminwasser.
In Alkohol gehärtet. Schnitt durch Geißelkammern im Inneren (des Schwammes.
><.600.
Fig. 246: Euspongia irregularis var. mollior, 21/3 Stunden in Karminwasser.
In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 60.
Fig. 247.. Euspongia irregularis var. mollior. 21/s Stunden in Karminwasser,
„dann 24 ‚Stunden in reinem Meerwasser. ‘In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht
zur Oberfläche. ><'60.
Fig. 248. Euspongia irregularis’ var. mollior. 5 Stunden in Morphinlösung
in Karminwasser 4:45000. In Alkohol gebärtet. Schnitt senkrecht zur Ober-
fläche. > 20. - i
Fig. 249. Euspongia irregularis var. mollior. 5 Stunden in: Veratrinlösung
in Karminwasser 4:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Ober-
fläche. >< 20.
Fig. 250. Euspongia irregularis var. mollior. 5 Stunden in Sirychninlösung
in Karminwasser 1:15000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Ober-
fläche. >< 20 |
‚Fig. 254. Euspongia irregularis var. mollior. 5 Stunden in Veratrinlösung in
Karminwasser 1:15000. In Alkohol gehärtet. -Schnitt durch ‚einen oberflächlichen
Theil des Schwammes, senkrecht zur Oberfläche. ><.150.
Fig. 252. Euspongia irregularis var. mollior. 5 Stunden in CGocainlösung in
Karminwasser 4: 45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >20.
‚Fig. 253. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur äußeren Oberfläche. >< 500.
a, abgehobenes Plattenepithel der äußeren Oberfläche.
Fig. 254. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:45 000. In Alkohol gehärlet. Theil eines Schnittes durch das Innere des Schwam-
mes. >< 500.
a, knollige Massen von schwarzbrauner Farbe (die gelben Knollen des
lebenden Schwammes.
Fig. 255. Apiysina aerophoba. 5 Stunden in Morphinlösung in Karminwasser
1:45000... In Alkohol gehärtet. Axialschnitt durch das distale Ende eines der
fingerförmigen Fortsätze. >< 20.
‚Fig. 256. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser
4;45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch eine Gruppe von Geißelkammern im
Inneren des Schwammes. >< 600.
Tafel XXXVIII.
Fig. 257. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Strychninlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. << 60.
Fig. 2583. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Strychninlösung 1:4000, dann
31/a Stunden in derselben Strychninlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt senkrecht zur Oberfläche. X 60. |
Fig. 259. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Digitalinlösung 1:4000, dann
31/, Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
- Schnitt durch die Rinde, senkrecht zur Oberfläche. >< 250.
Fig. 260., Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Digitalinlösung 1: 1000, dann
a Det en - Tin Zu > U nei
2394 R. v. Lendenfeld, [698
31/, Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch eine Gruppe von Geißelkammern im Inneren des Schwammes.
= 600. : :
Fig. 261. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Digitalinlösung 4:4000, dann
31/, Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt durch den Randtheil der Rinde, senkrecht zur Oberfläche. << 600.
Fig. 262. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. > 60.
Fig. 263. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Veratrinlösung 4:1000, dann
31/, Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Gruppe von Kragenzellen einer Kammer im Inneren des Schwammes. >< 1500.
Fig. 264. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Veratrinlösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch eine Geißelkammergruppe im Inneren
des Schwammes. >< 600.
Fig. 265. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Veratrinlösung 1:4000, dann
3!/, Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
"Eine Geißelkammer aus dem Inneren des Schwammes, quer durchschnitten.
x 600.
Fig. 266. Aplysina aerophoba. 15 Minuten in Veratrinlösung 4:4000, dann
31/; Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt senkrecht zur Oberfläche. > 60.
Fig. 267. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Veratrinlösung 1:200, dann
31/9 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch die Wand
des Oscularrohres, senkrecht zu ihrer Oberfläche. >< 600. (Theil von dem Fig. 268
dargestellten Schnitt. Vergleiche das.)
a, Oberfläche.
Fig. 268. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Veratrinlösung 1:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Querschnitt durch einen
fingerförmigen Fortsatz, der abgetrennt der Giftwirkung ausgesetzt wurde, etwa
40 mm oberhalb der exponirten Schnittfläche. > 20.
Fig. 269. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Cocainlösung 1:4000, dann
31/5 Stunden in derselben Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt senkrecht zur Oberfläche. > 60. Rh
Fig. 270. Aplysina aerophoba. 15 Minuten in Cocainlösung 1:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch eine
Gruppe von Geißelkammern im oberflächlichen Theil des Schwammes. >< 600.
Fig. 271. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. > 60.
Fig. 272. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Cocainlösung 1:200, dann
31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur
Oberfläche. >< 450.
Tafel XXXIX.
Fig. 273. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Curarelösung in Karminwasser
1:15000. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch -eine Gruppe von Geißelkammern im
Inneren des Schwammes. >< 600.
Fig. 274. Aplysina aerophoba. 5 Stunden in Curarelösunug in Karminwasser
1:15000. In Alkohol gehärtet. Gruppe von Kragenzellen. >< 1500.
Fig. 275. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in CGurarelösung 4:1000, dann
699] Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. 395
31/, Stunden in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Gruppe von Kragenzellen. >< 4500,
Fig. 276. Aplysina aerophoba. 45 Minuten in Curarelösung 4:4000, dann
31/,Stunden in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Quer-
schnitt durch eine Geißelkammer im oberflächlichen Theil des Schwammes. ><600,
Fig. 277. Aplysina aerophoba. 15 Minuten in Curarelösung 4:1000, dann
31/, Stunden in; derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet,
Theil eines Querschnittes durch einen.der fingerförmigen Fortsätze. >< 20.
a, äußere Oberfläche;
b, Wand des Oscularrohres. \
‚Fig. 278. Stelospongia cavernosa var, mediterranea. 5 Stunden in Karmin-
wasser, In Alkohol gehärtet. Schnitt durch das Innere des Schwammes. >< 20.
Fig. 279. Stelospongia cavernosa var. mediterranea. 5 Stunden in Karmin-
wasser, In Alkohol gehärtet. Schnitt durch das Innere des Schwammes. >< 150.
Fig. 280. Stelospongia cavernosa var. mediterranea. 6 Stunden in Karmin-
wasser, dann 47 Stunden in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch
eine der Membranen, welche sich zwischen den großen lakunösen Hohlräumen des
Schwammes ausbreiten. >< 700.
Fig. 284. Stelospongia cavernosa var. mediterranea. 6 Stunden in Karmin-
wasser, dann 47 Stunden in reinem Meerwasser, In Alkohol gehärtet. Schnitt durch
das Innere des Schwammes. >< 20.
Fig. 282. Stelospongia cavernosa var. mediterranea. 6 Stunden in Karmin-
wasser, dann 31/, Stunden in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt
durch das Innere des Schwammes. >< 250.
Fig. 283. Stelospongia cavernosa var. mediterranea. 15 Minuten in Veratrin-
lösung 1:4000, dann 31/3 Stunden in derselben Veratrinlösung in Karminwasser.
In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 60.
Fig. 284. Hircinia variabilis var. typica. Filamente aus dem Inneren des
Schwammes, vegetabilische Zeilen (?) enthaltend. >< 1500,
a, ein Endknopf;
b, c, Mitteltheile von Fäden.
d, Fadentheil in der Nähe eines der Endknöpfe.
Fig. 285. Hircinia variabilis var. typica. Junge Eizellen, >< 500.
a, jüngere Eizelle mit durchsichtigem Plasma.
b, ältere Eizelle mit undurchsichtigem, grobkörnigem Plasma.
Fig. 286. Hircinia variabilis var. typica. 6 Stunden in Karminwasser, dann
47 Stunden in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur
Oberfläche. << 20.
Fig. 387. Hircinia variabilis var. typica. 6 Stunden in Karminwasser, dann
47 Stunden in reinem Meerwasser, In Alkohol gehärtet. Schnitt durch eine der
Membranen zwischen den großen, lakunösen Kanälen. >< 600.
Fig. 288. Hircinia variabilis var. typica. 7 Stunden in Karminwasser; dann
72 Stunden in reinem Meerwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur
Oberfläche. >< 20.
Fig. 289. Hircinia variabilis var. typica. 5 Stunden in Morphinlösung in Kar-
minwasser 4:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. 20.
Fig. 290. Hircinia variabilis var. typica. 15 Minuten in Morphinlösung 1:1000,
dann 31/, Stunden in derselben Morphinlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 60.
296 R. v. Lendenfeld, Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Spongien. [700
Fig. 294. Hircinia variabilis var. typica. 45 Minuten in Morphinlösung 1:200,
dann 31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Gruppe von
Geißelkammern. >< 250.
Fig. 292. Hircinia variabilis var. typica. 5 Stunden in Digitalinlösung in Kar-
minwasser 4:45000. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 60.
Fig. 293. Hircinia variabilis var. typica. 45 Minuten in Digitalinlösung 4: 1000,
dann 31/, Stunden in derselben Digitalinlösung in Karminwasser. In Alkohol ge-
härtet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 60.
Tafel XL.
Fig. 294. Hircinia variabilis var. typica. 45 Minuten in Digitalinlösung 1:200,
dann 31/3 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht
zur Oberfläche. >< 60.
Fig. 295. Hircinia variabilis var. typica. 45 Minuten in Veratrinlösung 4:200,
dann 31/3 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht
zur äußeren Oberfläche. >< 250.
Fig. 296. Hircinia variabilis var. typica. 15 Minuten in Cocainlösung 4:1000,
dann 31/3 Stunden in derselben Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Schnitt senkrecht zur Oberfläche. >< 60.
Fig. 297. Hircinia variabilis var. typica. 45 Minuten in Cocainlösung 41:4000,
dann 31/5 Stunden in derselben Cocainlösung in Karminwasser. In Alkohol gehärtet.
Schnitt senkrecht zur Oberfläche durch einen Porenkanal. >< 250.
Fig. 298. Hircinia variabilis var. typica. 145 Minuten in Cocainlösung 4:200,
dann 31/5 Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt senkrecht
zur Oberfläche durch einen Porenkanal. >< 250.
Fig. 299. Hireinia variabilis var. typica. 45 Minuten in Curarelösung 4:4000,
dann 31/, Stunden in derselben Curarelösung in Karminwasser. In Alkohol gehär-
tet. Schnitt durch eine Gruppe von Geißelkammern. >< 250.
Fig. 300, Hircinia variabilis var. typica. 45 Minuten in Curarelösung 4:200,
dann 31/, Stunden in reinem Karminwasser. In Alkohol gehärtet. Schnitt durch
eine Gruppe von Geißelkammern. >< 250.
an De DE
Vorwort.
Analytischer Theil
Inhalts-Übersicht.
Fütterungsversuche
Vergiftungsversuche .
Verhalten der einzelnen Arten.
. Ascetta primordialis .
. Ascandra Lieberkühnii .
. Sycandra raphanus
. Aplysilla sulphurea
. Erylus discophorus
. Oscarella lobularis .
. Tethya lyncurium .
. Chondrosia reniformis .
. Axinella massa
. Myxilla rosacea .
. Clathria coralloides
. Spongelia elastica var. massa .
XIII. Spongelia fragilis var. irregularis
XIV. Reniera aquaeductus. . 2. 2...
XV. Euspongia irregularis var, mollior .
XVI. Aplysina aerophoba .
XVII. Stelospongia cavernosa var, meld
XVIU. Hircinia variabilis var. typica .
Synthetischer Theil . ie
Eolesmetversuche ;
Karminfütterung . .
Stärkefütterung
Milchfütterung . ;
Allgemeine Resultate der Fütter che
Vergiftungsversuche. . .. . .
Morphinvergiftung
Strychninvergiftung.
Digitalinvergiftung . .
Veratrinvergiftung .. . .-
Cocainvergiftung .
Curarevergiftung .
Vergleichende Zussunmenstelluns de ft wirkungen :
Die Ernährung der Spongien
Die Bewegung der Spongien
Erklärung der Abbildungen . .
Seel la we
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Il.
Die Gastrotrichen.
‚Bine monographische Darstellung ihrer Anatomie, Biologie und
Systematik
von
Dr. Carl Zelinka,
Privatdocenten an 2. Universität Graz.
(or lea.
Mit Tafel XI—XV und 10 Holzschnitten.
Einleitung.
Indem ich diese Arbeit der Öffentlichkeit übermittle, spreche ich
e Hoffnung aus, es mögen die nachstehenden Ergebnisse das Interesse
‚den in neuerer Zeit recht vernachlässigten Gastrotrichen von Neuem
ecken. Wenn auch in der Anatomie nur wenige Punkte, wie z.B.
lie Frage nach den männlichen Geschlechtsorganen, noch ungelöst ge-
ieben sind (leider konnte ich meine Studien nicht an der größten
pecies, dem 0,4 mm langen Chaeton. Schultzei Metschn. ausführen, da
ir nur etwa halb so große Formen zur Verfügung standen, was die
tersuchung gewiss erschwerte), so wird in faunistischer und syste-
atischer Beziehung um so mehr zu entdecken sein.
" Um nun das Studium dieser Thiere nach Möglichkeit zu erleichtern,
d um die historische Entwicklung unserer Kenntnisse von densel-
recht deutlich darzulegen, wurde nach erprobtem Vorbilde Alles
as über die Systematik und Anatomie dieser Thiere in früheren Ar-
beiten enthalten war, wörtlich in chronologischer Reihenfolge eitirt.
arch nichts kann sich der Leser besser über den inneren Werth der
üheren Arbeiten orientiren, als durch die objektive Nebeneinander-
ellung der einzelnen Beschreibungen und Ansichten. Von der wört-
lichen Anführung musste ich bei einer einzigen Arbeit zum Theile ab-
hen. Es ist dies die ausführliche, in derselben Zeitschrift erschienene
bhandlung von H. Lupwıc über die Gastrotrichen, aus welcher nament-
die ausgedehnten Beschreibungen über den Darmkanal der Kürze
_ Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 30
300 Carl Zelinka, [210 °
halber in sinngemäßen und erschöpfenden Auszügen mitgetheilt wer-
den mussten.
Dass Gossr’s » The natural History of the Hairy-backed animalcules«
und die allerdings recht unbedeutende Schrift FernaLp’s »Notes on the
Chaetonotus larus« in deutscher Übersetzung angeführt sind, während
die übrigen Arbeiten in der Originalsprache eitirt werden, hat seinen
Grund darin, dass ich diese‘Schriften von auswärts beziehen musste
und sie schon längst zurückgestellt hatte, als ich den Text nieder-
schrieb; daher mir damals nur mehr meine Übersetzungen vorlagen.
Auch die russische Arbeit von ScumeewItsch gebe ich in deut-
scher Übersetzung wieder und hoffe damit einem Theile der Fachge-
nossen eine bedeutende Mühe zu ersparen.
Um späteren Untersuchern die Bestimmung und Wiederauffindung
der Species zu erleichtern, habe ich jede von mir beobachtete Species
in einer typischen Stellung und bei 525facher Vergrößerung abgebil-
det, um die relativen Größen klar zu legen. So ist es auch auf der °
Taf. XV gehalten worden. Diese Tafel möge von meinen Fachgenossen
nur als eine Zugabe zum systematischen Theile betrachtet werden. Es :
sind daselbst bis auf Chaeton. oetonarius Stokes, für welche Species
sichere Angaben fehlen, älle bisher beschriebenen, von mir jedoch
nicht beobachteten Species nach den Originalzeichnungen abgebildet!
und zwar habe ich mit Ausnahme von Chaeton. Bogdanovii, von dem
wir. im ‚Originale eine Längenangabe vermissen und der daher nach
Maßgabe des vorhandenen Platzes in willkürlicher Größe gezeichnet
wurde, sämmmtliche Figuren ebenfalls auf eine 525fache Vergrößerung
umgerechnet. Überall wurde die Maximalgröße gewählt, so dass auf
diese Weise nicht nur ein vollständiger Überblick über den Formen=
reichthum gegeben, sondern auch durch :die Umrechnung der Dimen-
sionen die richtige: Vorstellung der relativen Größen gewährleistet ist.
Wo der Aütor:nur charakteristische Theile eines Thieres abgebildet
hatte, wurde.die Totallänge durch eine nebenstehende gerade Linie an-
gesehen, z
‚Professor Dr. L. Von GRAFF als ish für die freundlichen Bade
schläge, welche er mir bei der praktischen Durchführung dieser Arbeit
aus seiner eigenen reichen Erfahrung zu Theil werden ließ, sowie für
die’liebenswürdigst gestattete Benutzung seiner Privatbibliothek meinen
aufriehtigsten Dank.
1 Nur Chaetonotus () longicaudatus Tatem, dessen Genus übrigens ganz un-
sicher ist, wurde, da er auf Taf. XV nicht mehr aufgenommen werden konnte, Tr
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k 211] Die Gastrotrichen. 301
Litteraturverzeichnis.
In dieses Verzeichnis sind alle jene Schriften aufgenommen, welche
eine eigene Beobachtung oder ein selbständiges Urtheil über die Gastro-
triehen enthalten, Lehrbücher jedoch nur an wenn sie eigene ana-
tomische Aneaben enthalten. Solche Lehrbitcher. die sich nur über die
systematische Stellung aussprechen, werden im theoretischen Theile se-
parat eitirt. ‚Das Verzeichnis beginnt mit EnrenBere’s Infusorienwerke,
- in welchem die ältere Litteratur nachgesehen werden mag, und ist chro-
nologisch geordnet. Für die gütige Zusendung von Werken, welche ich
- in keiner öffentlichen Bibliothek Österreichs und Deutschlands auftrei-
- ben konnte, bin ich den Herren C. T. Hunsox in Clifton, Bristol und
Professor Dr. V. Carus in Leipzig, zu größtem Danke verpflichtet. Pro-
fessor Dr. M. Briun in Rostock hatte die große Güte, mir aus seiner
eigenen Übersetzung der Grımw’schen Arbeit: welche letztere ich trotz
_ meiner Bemühungen nirgends erhalten konnte, jene Stellen mitzuthei-
- len, welche auf die Gastrotrichen Bezug en Es sei mir gestattet,
ihm für diese Freundlichkeit meinen besonderen Dank auszudrücken.
ei c. G. EHRENBERG, »Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen«, 1838.
p- 386. Aufstellung der Familie der Ichthydina; p. 38. Ichthydium mit I. podura,
T. XLIII, Fig. II; p. 389, 390. Chaetonotus maximus, T.-XLIN, Fig. III; Ch. larus,
u XLIII, Fig. IV; Ch. brevis, T. XLIII, Fig. V. r
2. S..KUTORGA, »Naturgeschichte der Infusionsthierchen«. 4844, Tabellep.8 (schließt
: . sich ganz EHRENBERG an).
Es, F. Dusarpın, »Histoire naturelle des Infusoires«. 1844.
ee p. 565. Infus. symmetriques; p..568. Chaetonotus squammatus sp..nov., T. XVIII,
Fig. 8; p. 579. Chaet. larus, T. NV, Fig. 7; Ichthydium podura.
uhr Y. SıEBoLD, „Vergleichende Anatomie«. 1845.
p. 174. System. Stellung —= EHRENBERG. p- 175. Borsten. p. 180. Pankreatische
Drüsen. r
E 3. C. Vogt, a Briefe«. Bd. I. 1851.
| . 214 stellt die Ichthydina zu den Strudelwürmern.
7:6, P: H. Es A Catalogue of Rotifera found in Britain. Ann. aid Magaz. of nat.
Er x Hist. 3 Ser. Vol. VII. 4851.
p- 198. Chaet. maximus, squammatus, larus, Dasydytes nov. gen., Das. goniathrix
°n. sp., Das. antenniger nov. spec.
7. M. Perry, »Kleinste Lebensformen der Schweiz«. 1852.
he p. AT. Chaet. maximus, Chaet. larus, Ichthydium podura. "=
8. L. K. Scumarpa, »Die geographische Verbreitung der Thiere«. 1853.
- p. 7A stellt die Ichthydina zu den Rhabdocoelen. %
9. ‚ M. SCHULTZE , »Über Chaetonotus und Ichthydium Ehrb. und’eine neue ver-
‚wandte Gattung Turbanella«. Arch. f. Anat. u. le ‘p. 341—254.
T. VI. 4853.
p- 244—243. Histor. p. 243—246. Turbanella. p. 246-249. Chaet. maximus. p- 249
bis 253. System. Stellung.
a.J. F. Weisse, »Beitrag zur geographischen Verbreitung der Infusorien«. ‚Bull.
i math. phys. Acad. St. Petersburg. XII. p. 380. 1854. En
Chaetonotus larus wird als Mitglied der Fauna von Aix genannt.
‚I9b.J. F. Weisse, »Verzeichnis. aller von mir in einem 30jährigen Zeitraume zu
a wiSe Be: beobachteten Infusorien u. Räderthiere«. Bull. Soc. imper.
--Moscou. III. Theil. ‚p. 244. 4863. -
Angeführt werden: Ichthydium podura, Chaetonotus maximus, brevis und larus.
20*
EEE EEEINGESEED ENGEN VEERNEN =
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302 Carl Zelinka, [212
10. R. LeuckArr, Bericht über die Leistungen in der Naturg. der niederen Thiere
während der Jahre 1848—4853. Archiv für Naturgesch. 20. Jahrg. II. Bd.
1854.
Stellt die Ichthydinen als Anhang zu den Turbellarien.
AA. M. Perry, »Naturgeschichte des Thbierreiches«. Stuttgart 1854.
System. Stellung bei den Helminthen.
12. Fr. Leyvie, »Über den Bau und die systematische Stellung der Räderthiere«.
Zeitschr. f. w. Zool. Bd. VI. 4855.
p. 112. Die Ichthydinen sind von den Rotatorien zu trennen.
13, Fr. Leyvig, »Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere«. 4857.
p- 118. Kap. Haut. Anhang der Turbellarien: Ichthydina.
a4. L. K. ScHmArDA, »Neue wirbellose Thiere«. I, 4. 1859. I, 2. 1864.
I,1. p. XIV. Ichthydinen gehören zu den Naideen oder Turbellarien.
I,2. p. 7. Fam. Naidea. Gen. Ichthydium. p. 3. I. jamaicense sp. nov., T. XVII,
Fig. 148 a, öd; I. tabulatum sp. nov., T. XVII, Fig. 149.
15. A. PrıtcHArd, »A History of Infusoria, including Desmidiaceen and Diatoma-
ceen«. 4. Ed. enlarged and revised by J. P. ArLıngE, W. ARCHER,
J. Raurs, W.C. WirLıamson and the Autor. London, Whitaker. 1861. 940 p.
= . . 40Pl.
Part. I. p. 380. Allgemeines übersetzt nach EHRENBERG, DUJARDIN und M. ScHULTZE
(Turbanella). x
Part. II. p. 660. wörtliche Übersetzung von EHRENBERG: Nr.1. p. 386, 387; p. 661.
Dasydytes übersetzt nach Gosse. Nr. 7; Ichthydium, übersetzt nach EHRENBERG. Nr.1;
Chaetonotus maximus, larus, brevis, übersetzt nach EHRENBERG. Nr. 1; Ch. squam-
matus, übersetzt nach Dusarvın. Nr. 3; p. 662. Sacculus viridis, nach GossE. Nr. 7.
Abbildungen sind folgende vorhanden: T. XXV, Fig. 356—358, I. podura, alles Kopien
nach EHRENBERG. Nr. 1. sodann: T. XXX, Fig. 28, Turbanelia; Fig. 29, 30, Ch. maxi-
mus, beides Kopien nach M. ScHuLTZzE Nr. 10.
16. E. CLAPAREDE, »Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte wir-
belloser Thiere«. 4863.
p-. 90. Stellung zu den Echinoderes.
47. E. Euters, »Die Borstenwürmer« 1864—14868.
p- 7. Stellung im System. v
18. P. H. Gosse, »The natural History of the Hairy-backed animalcules [Chaetonoti-
dae)«. The intellectual observer, London. Vol. V. Juli 1864. p. 387—406.
Taf.-I, II. Ba
p- 337—392. Hist. Einleitung; p. 392. Ichthydium podura, nach EHRENBERG; Pp. 39.
Chaet. larus, T. I, Fig. 1-3; p. 394—396. Chaet. maximus, T. I, Fig. A, 5; p. 396.
Chaet. brevis, nach EHRENBERG; Chaet. squammatus, T. I, Fig. 6; p. 397. Chaet.
Slackiae nov. sp., T. I, Fig. 7; p. 399. Chaet. graeilis, T. I, Fig. 8; Genus Dasydytes;
p. 400. Das. goniathrix, T. II, Fig. 9—12, p. 404—102. Das. antenniger, T. II, Fig. 13, 14.
19. E. METSCHNIKOFF, »Über einige wenig bekannte niedere Thierformen«. Zeitschr.
f. w. Zool. Bd. XV. p. 450—458. Taf. XV. 4865. |
p: 450, 451. Histor.; p. 451. Chaet. larus; Schultzei nov. spec.; I. ocellatum nov. spec.;
p. 452. Chaetura capricornia n. g., nov. spec.; Cephalidium longisetosum nov. gen.,
nov. spec.; p. A52—4A54. Anatomie; p. A54—458 und p. 461. Syst. Stellung.
19a.T. G. TATEM, »New Species of Microscopic Animals. Quart. Journ. of mier.
Seience. N. S. 7..p. 251, 252. Taf. X, Fig. 1. 4867.
Chaetonotus longicaudatus n. sp.
20. GREEFF, »Untersuchungen über einige merkwürdige Formen des Arthropoden-
und Wurmtypus«. Arch. f. Naturg. Vol. XXXV. p. 73. 1869.
Verwandtschaft von Echinoderes und Ichthydinen. ;
21. I. Stack, »Marvels of Pondlife, or a year’s microscopic recreations among the
Polyps, Infusoria, Rotifers ete.« London 4861. 3. Edit. 1878.
p- 82—84 (zwei Holzschnitte). Chaet. larus. Hat keinen Anspruch auf wissenschaft-
lichen Werth, und wird hier nur zur Vermeidung von unnöthigen Nachforschungen
angeführt, da es von GossE citirt wird.
22. H. A. PAGENSTECHER, »Echinoderes Sieboldiie. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXV.
Suppl. Juni 1875. i
p. 122. System. Stellung. 3
33. H. Lupwig, »Über die Ordnung Gastrotricha«. Zeitschr. f. w.'Zool. Bd. XXVI.
p. 193— 226. Taf. XIV. Dec. 1875. |
p- 193. Hist.; p. 194—214. I. larus; p. 214—218. I. podura; p. 218—222. Systema-
tik; p. 223—23. Stellung im System. . \
213] Die Gastrotrichen. 303
34. 0. BürschLı, »Untersuchungen über freilebende Nematoden und die Gattung
Chaetonotus«. Zeitschr. f.w. Zool. Bd. XXVI. p. 385—413. Taf. XXVI. 1876.
I Di Aion Balls p. 385, 386. System; p. 386—389. Anatomie; p. 390—
. Phylogenetisches,
243.0. A. Grimu, »Zur Kenntnis der Fauna im baltischen Meere und deren Ent-
stehungsgeschichte«. (Russisch.) Arbeit. d. St. Petersburger Naturforscher
Gesellschaft. Bd. VIII. p. 107 ff. 4877.
p. 115. Chaetonotus larus wird als Mitglied der Fauna von Libau angegeben. Gastro-
chaeta ciliata nov. gen., nov. spec. ohne Abbildung.
Wird von M. BrAun in seinen »physik. u. biol. Unters. im westlichen
Theile des finnischen Meerbusens« angeführt. Arch. für Naturkunde für
Liv-, Esth- und Kurland. Ser. II. Bd. X. Lief. i. p. 96. 1884.
95. H. A. PAGENSTECHER, Allgemeine Zoologie. 1877 und 4881.
Bd. II, p. 89, 90. Nahrungsaufnahme; Bd. IV, p. 60. Harnausscheidung; p. 332.
Äußere Bedeckungen.
26. B. HATSCHEX, »Studien über Entwicklungsgeschichte der Anneliden. Arbeiten a,
d. Zool. Inst. d. Univ. Wien etc. Bd. I, Heft 3. 4878.
p. 101. System. Stellung. -
237. A. Gıarp, »Les Orthonectida, classe nouv. du. Phylum des Vers« Journ. de
l’Anat. et de la Phys. Vol. XV. 1879 und »The Orthonectida«. Quart. Journ.
mier. SC. XX. p. 235. 14880.
System. Stellung.
38. C. H. FernALn, »Notes on the Chaelonotus larus«. The American Naturalist.
; Vol. XVII. Part II. Nr. 7. p. 4247—14220. Juli 1883. — Abstr. Zoolog.
Jahresb. Neapel f. 4883. 1. p. 188.
Nach des Autors eigener Angabe sind seine Beobachtungen in Lupwıe’s Arbeit
enthalten. Seine beiden Holzschnitte sind theilweise missverstandene Kopien von LuD-
wıg’s Zeichnungen. Citirt sind daher nur die eine Berichtigung erfordernden Stellen.
29. A. ‚Görte, »Abhandlungen zur Entwicklungsgeschichte der Thiere«, 188%.
System. Stellung.
30. O. E. Inuor, »Die Rotatorien als Mitglieder der pelagischen und Tiefseefauna
der Süßwasserbecken. Zool. Anz. 8. Jahrg. Nr. 196. p. 325. Abstr. Zool.
Jahrb. Neapel f. 4885. Vermes. p. 3.
I. maximum wird als Bewohner der Tiefen angeführt.
302.0. E. Inuor, »Faunistische Studien in 18 kleineren und größeren österreichi-
schen Süßwasserbecken«. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. Wien.. Math,-
naturw. Klasse. XCI. Bd. I. Abth. p. 241 u. 225. 4885.
Chaetonotus maximus Ehrb. wird als Tiefenbewohner des Achensees angegeben.
- W.M. SCHImkEWITSCH, »3aMmErka0 HOBoOM% Bun& Ichthydium« (Über eine neue Spe-
cies Ichthydium). Mit A Fig. Nachr. der kais. Gesellsch. der Freunde der
Naturw. Moskau. T.50. 4.Heft. 4886. Protok.d.Zool.Abth. Sp.148—150.
I. Bogdanovii n. sp.
32. H. Lupwıc, Dr. Jon. Leunıs Synopsis der Thierkunde. 3. Aufl. II. Bd. 1886. Mit
3 Holzschn. $ 1308a, p. 820— 822.
I. Schultzii, maximum, larus, podura.
e 33. ee Britannica. 9. Edit. Edinburgh. Bd. XXI. p. 3. 1886.
i Die Gastrotrichen werden bei den Rotatorien anhangsweise erwähnt.
34. W. ReınHArp, »Kinorhyncha (Echinoderes), ihr anatomischer Bau und ihre Stel-
lung im System«. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XLV. p. 451—454, 4887.
System. Stellung.
35. A. C. STOKES, »Observations sur les Chaetonotus«. Journ. d. Microgr. Tom- XI.
ER P.77—85, 150—153,560—565. 1887 und Tom XII. p. 19— 22, 49—51. 1888.
Tom x. p. 7i—85. Allgemeines; p. 150. Chaet. podura Ehr.; p. 151. Chaet. sulca-
tus n. sp., T. I, Fig. 5; Chaet. concinnus' sp. n., T. I, Fig. 6; Chaet. Slackiae Gosse,
BoRaRjes cp. 192! Chaet. gracilis Gosse, Chaet. brevis Ehr., Chaet. maximus Ehr.;
.p- 153. Chaet. squammatus Duj.; Chaet. larus Ehr., T. I, Fig. 11; Chaet. 'tesselatus
Duj.; Chaet. hystrix Metsch.; p. 560. Chaet. loricatus Sp. n., T. ıL, Fig. 5, T. II, Fig. 16
hrtır —2l; p- 561. Chaet. rhomboides sp. n., T..II,Fig. 31-35; p. 562. Chaet. 'spinifer sp.n.,
i T. U, Fig. 23—27; p. 564. Chaet. acanthodes sp. n., T. IL, Fig. 23-30; Chaet. octona-
eu . os rius, T; L, Fig. 4; Chaet. spinulosus, T. I, Fig. 2; "Chaet. loneispinosus, T. I, Fig. 9.
Tom xu. P- 19. Chaet. enormis sp. n.. "T, ‚2 Fie. 13, 14; p. 20—22 und 49-50 Dasy-
' dytes-saltitans sp: n., T. I; p. 50, 51, Chaet. formosus sp. n, ohne Fig. ‚9
‚karmin erreicht ein für ein Totopräparat bestimmtes Objekt in !/, Stunde, °
‚ein für Sehnittpräparate bestimmtes -in einer Stunde die nöthige Tink-
304 Carl Zelinkay [214
I. Theil. Anatomie.
1. Methoden.
Historisches. E. Merscunikorr (Nr. 19, 4864, p. 452, 453) bringt zur
Sichtbarmachung der Cuticula nach Kalilauge die Haut mit Sandkörnchen in Be-
rührung (s. Kap. Haut). H. Lupwıc (Nr. 23, 4875, p. 200) machte durch sehr verdünnte
Osmiumsäure die Querstreifung des Ösophagus sichtbar. O. Bürscarı (Nr. 24, 1876,
p. 387) suchte die »Basalplatten«.der Borsten durch Zerdrücken des Thieres sicht-
bar zu machen. C. H. FernALp (Nr. 35, 1883, p. 1220) wendete zur Tödtung der
Thiere Cyankalium an. »Um diese sich so rasch bewegenden Thiere mit größerer
Genauigkeit studiren zu können, legte ich ein wenig Cyankalium unter eine Ecke
des Deckblättchens. ' Dieses löste sich rasch, diffundirte durch das Wasser und
tödtete sehr schnell das Thier, ohne eine Veränderung zu bewirken, welche beim
kritischen Studium hinderlich sein könnte.«. }
Zur Darstellung der Wasserströme wurden allgemein nach Ennenneng' s Vor- &
bild Indigo und Karmin im Wasser suspendirt.
Unsere Methoden werden sich nach use zu erreichenden Zwecke N
verschieden gestalten. £
Es ist unbedingt nöthig, das lebende Objekt zu untersuchen, wenn
es sich um Körperform, Vertheilung der Wimpern und Tasthaare und E
Messen derselben handelt, da alle Konservirungsmittel störende Krüm-
mungen 'der betreffenden Dinge. bewirken. Auch das Wassergefäß-
system kann nur so studirt werden, indem man das lebende Thier 3
einem sich steigernden Drucke unterwirft. Ich erreichte dies ohne E
Kompressorien, indem durch Verdunstenlassen oder Abziehen des Was-
sers die Schwere des Deckblättchen genügte, diesen Druck zu erzeugen.
Selbstverständlich dürfen keine störenden Fremdkörper die. Absicht
illusorisch machen. Man kann bei zeitweiligem Wasserzusatz stunden-
lang solche Beobachtungen machen.
Nerven, Muskel, Ovarium, Darm und Schwanz kann man jedoch $
nur an präparirten Objekten untersuchen. Ich verwendete Sublimat
oder Pikrinschwefelsäure (letztere bewirkt stärkere Schrumpfungen)
zur Konservirung, worauf allmählich Alkohol bis 95 % angewendet E
wurde. Die Färbung erfolgte in Alaun- oder Pikrokarmin. In Alaun-
tion, in Pikrokarmin.in bedeutend kürzerer Zeit. Totopräparate wurden
in Karbol-Glycerin eingeschlossen. Diese Objekte kann ‚man leicht
unter dem Deckblättchen alle Stadien der Konservirung Härtung und -
Färbung durchlaufen lassen. Soll jedoch'geschnitten werden, so müssen
die letzten Übertragungen in Xylol und Paraffın mittels feiner Pipetten
215] Die Gastrotrichen. 305
geschehen. Ich erhielt mittels eines Jung’schen Mikrotomes Querschnitt-
und Längsschnittserien in einer Schnittstärke von "/yoo, welche mit
Eiweiß aufgeklebt wurden.
Für Totopräparate und namentlich zur Deutlichmachung des Ge-
hirns wandte ich mit Er folg Essig-Osmium nach Herrwig’s Angabe an.
In Pikrokarmin färben sich dann die Ganglienkerne tief roth.
; Essigsäure in verdünntem Maße kann, so wie andere verdünnte
E Säuren, zur Sichtbarmachung von Kernen nicht verwendet werden, in-
1 dem gleich darauf ein Zerfließen des Körperinhaltes eintr itt, wobei mit
- Ausnahme des Verdauungskanales alle inneren Organe nach hinten
gleiten und nach außen gepresst werden.
Will man die Thiere ganz gestreckt konserviren, so muss man ein
schlankes Individuum wählen und es so lange unter dem Deckblättchen
halten, bis die Lebhaftigkeit der Bewegung aufhört, dann bedarf es
eines gelinden Druckes des Deckblättchens, um beim Zusetzen von
Sublimat eine größere Kontraktion zu vermeiden.
: ' Am besten erhält die äußere Form 1%/,iges Goldchlorid, Keichbs die
Thiere unter den erwähnten Umständen rasch tödtet, ohne dass Zusam-
4 menziehungen oder Schrumpfungen eintraten. Das Gold ließ ich a bis
1 Stunde im Dunkeln einwirken, worauf die allmähliche Reduktion in
1/0 ,iger Ameisensäure im Tageslichte bewirkt wurde. Der Einschluss
erfolgte, nach sorgfältigem Auswaschen in Wasser, in Glycerin. Die
3 Versuche, die Thiere durch Kohlensäure, Chloroform, Osmiumdämpfe in
= estrecktem Zustande zu tödten, missglückten, indem starke Kontrak-
& ron und Verkrümmungen die regelmäßigen Resultate waren. Nur
mit Chloroformdämpfen ließen sich nach etwa 15 Minuten Einwirkung
einigermaßen brauchbare Präparate gewinnen.
Die Leibeshöhlenmuskeln können nur bei von den inneren Organen
- abgehobener Haut gesehen werden. Ich erreichte diesen Zustand durch
_ warme Chloralhydratlösung von 30°/,, welche in wenigen Minuten die
- nöthige Blähung bewirkte.
0 Nicht unerwähnt darf ich lassen, dass, wenn man einen Tropfen
Wasser mit Gastrotrichen auf dem Objektträger verdunsten lässt, an
en Rändern der verdunstenden Wasserfläche mitten unter den sich
bildenden Kalkkrystallen die Thiere sich sammeln und eine heftige
_ Blähung der Haut erleiden, bei der alle inneren Organe homogen wer-
den und alles Wasser verlieren, daher stark lichtbrechend erscheinen.
- Es entstehen dann eine Menge Trugbilder, indem die geschrumpften
rgane unter einander und an der Haut durch Fortsätze zusammen-
hängen und große Zellen vortäuschen können, wie sie BürschLı
beschrieben hat. R
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306 Carl Zelinka, [216
2. Körperform und Wachsthum.
a. Körperform bei erwachsenen Exemplaren.
Die allgemeinen Umrisse bieten unseren Blicken eine ziemliche
Gleichförmigkeit dar, in welcher das Fehlen der Schwanzgabel bei
manchen Formen als das markanteste Merkmal hervortritt.. Allgemein
ist die langgestreckt walzenförmige Grundgestalt durch Ausbildung
einer hinter dem Vorderende liegenden Einziehung des Körpers und
Auftreten einer ebenen sohligen Fläche über die ganze Bauchseite ge-
stört. Diese ebene Fläche findet sich überall gleichmäßig, die Einziehung
hinter dem Kopfe ist jedoch eine wechselnd starke; es giebt Formen,
welche sie kaum angedeutet, wie. Ohaetonotus Schultzei Metschn. (Taf.XV,
Fig. 1), oder gar nicht besitzen, wie Chaetura capricornia Metschn.
(Taf. XV, Fig. 22), und wieder Formen, wo ‘durch die plötzliche Ein-
ziehung ein rundlicher wohl abgesetzter Kopf zu Stande kommt, der
z. B. die Dasydytes-Formen (Taf. XV, Fig. 8, 20, 21) auszeichnet.
Zwischen diesen Extremen finden wir in den Euichthydinen alle
Übergänge von allmählicher Verengung des Halses bis zur plötzlichen
Einziehung im scharfen Winkel, von geringem Unterschiede in der
Breite bis zur bedeutenden Differenz der Querdurchmesser. Man kann
daher der leichteren Verständigung halber per Analogie von Kopf, Hals
und Rumpf sprechen, zu welchen Theilen bei den Ewehibudinen noch
die Schwanzgabel kommt.
Der Kopf kann glattrandig sein oder durch Einschnitte oder An-
hänge ein gelapptes Aussehen gewinnen. Der glatte Rand des Kopfes
ist charakteristisch für J. podura O. Fr. Müller (Taf. XIV, Fig. 15), für Chae-
tura capricornia E. Metschn., Chaetonotus tabulatus Schmarda (Taf. XV,
Fig. 9), Chaetonotus sulcatus Stokes und Chaeton. Slackiae Gosse (Taf. XV,
Fig. 15). Unter diesen zeichnen sich Chaeton. tabulatus und Ch. Slackiae
durch ihren parabolischen Kopf aus. Anhänge in Form eines Kopfschildes
_ tragen die Dasydytes-Formen, wodurch am Kopfe drei Lappen entstehen.
Davon wohl zu unterscheidensind die Kopfformen, wodurchEinziehungen
am Kopfe selbst drei Lappen hervorgebracht werden, wie bei Chaetono-
tus Schultzei E. Metschn., Chaeton. brevispinosus mihi (Taf. XIV, Fig. 1%)
und Lepidoderma rhomboides Stokes (Taf. XV, Fig. 4); der Kopf der letz-
teren Species hat so tiefe Einschnitte, dass die Lappen halbmondförmig
erscheinen. Kommen zu den beiden vorderen Einschnitten noch zwei
hintere seitlich hinzu, dann sehen wir den fünflappigen Kopf, wie er bei
Lepidoderma squammatum Duj. (Taf. XII, Fig. 2) undeutlich, bei Chaeto-
notus maacimus Ehrb. (Taf, XII, Fig. %), Chaeton. spinulosus Stokes (Taf. XV,
Fig. 2), Chaeton. longispinosus Stok. (Taf. XV, Fig. 3), Ohaeton. enormis -
rei
217] Die Gastrotrichen. 907
Stok. (Taf. XV, Fig. 16), Chaeton. acanthophorus Stok. (Taf. XV, Fig. 11)
und Chaeton. octonarius Stok. scharf ausgeprägt hervortritt.. Die Tiefe
der einzelnen Einschnitte, die Breite und Form der Lappen geben je
nach den Species charakteristische Bilder. Bei drei Formen Dasydytes
saltitans Stok. (Taf. XV, Fig. 20), Das. longisetosum Metschn. (Taf. XV,
Fig. 21) und Ohaetonotus formosus Stok. setzt sich die Kopfwand über
das Vorderende in Form einer chitinösen Platte, dem oben erwähnten
»Kopfschild« fort.
Der Hals ist in seiner Länge und Breite von den Dimensionen des
Ösophagus abhängig; wir bezeichnen nämlich als Hals das Stück des
Leibes vom Kopfende bis zum Anfange des Mitteldarmes. ‘Da der Öso-
phagus für jede Species eine bestimmte absolute Länge hat, gilt dies
auch für den Hals.
Für die Form des Rumpfes ist die Entwicklung der Geschlechts-
reife von hervorragender Wichtigkeit. Thiere, deren Rumpf sonst
schlanker als der Kopf ist, erhalten einen übermäßig. aufgetriebenen
Hinterleib, sobald ein Ei der Reife entgegengeht, und damit ein ganz
verändertes Aussehen. Fast überall zeigt der Rumpf auch bei mangeln-
der Eibildung eine sanfte Anuschwellung gegen seine mittlere Region
hin. Eine Ausnahme machen davon nur Lepidoderma concinnum Stokes
(Taf.XV,Fig.18.a),und Chaetonotus jamaicensis Schmarda (Taf. XV, Fig. 10),
deren Seitenränder parallel verlaufen, bei letzterem sogar gleichmäßig
nach hinten konvergiren können, wie eine andere Zeichnung von
SCHMARDA angiebt.
Das Hinterende des Körpers Der in drei sehr verschiedenen Ge-
stalten auftreten. Die einfachsten Verhältnisse zeigt Dasydytes; eine
gleichmäßig krumme Linie schließt das Körperende ab, welches ohne
Anhänge ist. Gossea (Taf. XV, Fig. 7) lehnt sich darin an Dasydytes
(Taf. XV, Fig. 8, 20, 21) an, weicht aber dadurch beträchtlich ab, dass
der Endtheil durch Einziehungen in einen mittleren und zwei laterale
Lappen getheilt ist und jeder Lappen eigene Haarbüschel besitzt; auch
bezeichnet eine seitliche Einschnürung des Hinterendes den Beginn
einer somit ziemlich deutlich abgesetzten Endpartie. Alle übrigen bis
jetzt bekannten Gastrotrichen haben das typisch zweigabelige Hinter-
ende, welches wir Schwanzgabel oder Fuß nennen. Eine besondere
Länge hat es nur bei Lepidoderma rhomboides Stokes (Taf. XV, Fig. 4 b)
_ und bei Chaet. longicaudatus Tat., wo es sich auch durch andere morpho-
logische Eigenschaften wesentlich von’ dem normalen Typus. entfernt.
...; Die Größe der Thiere; liegt an der Grenze des freien Sehens. Die
wenigsten Formen überschreiten die Länge von 0,2 mm. Als Riese
unter ihnen muss Chaetonotus Schultzei Metschn. gelten, der 0,4 mm lang
EA
308 “ Garl Zelinka, [218
wird; ihm gegenüber: erscheinen Chaetonolus spimilosus Stokes mit
0,0675 mm und Ch. longispinosus Stok. mit-0,0736 mm als Zwerge, deren
Länge kaum an die Breite von Ch. Schulizei heranreicht.
b. Körperform bei jungen Exemplaren; Wachsthum.
In dieser Hinsicht habe ich bei Chaeton. maximus Ehrb. genaue
Beobachtungen anstellen können. h
Ein Exemplar, welches vor 'meinen Augen das Ei verlassen hatte
(Taf. XII, Fig. 6), maß 0,1125 mm Totallänge. Es war mit einem unförm-
lichen Kopfe versehen, der jedoch schon die typische fünflappige Gestalt
besaß. Der Rumpf war bedeutend schmäler als der Kopf, die Schwanz-
spitzen lang; am meisten aber fiel der ungewöhnlich lange Ösophagus,
welcher in die hintere Körperhälfte hineinragte, in die Augen (Taf. XIII,
Fig. 13). Durch verhältnismäßig lange Stacheln erhielt das Thier ein
verändertes Aussehen. Der Darm war mit charakteristischen glänzen-
den Körnchen versehen, welche den Embryo auszeichnen.
Ein etwas größeres Exemplar, welches 0,1225 mm maß (Taf. XII,
Fig 12), hatte keine Spur‘ von den erwähnten glänzenden Körnchen,
dafür aber besaß es als Beweis, dass es schon selbständig Nahrung
aufgenommen hatte, pflanzliche Bestandtheile in seinem hellen Darme.
Dieses Thier wurde ebenfalls nach allen Organen gemessen. In der
folgenden Tabelle sind die einzelnen Maße einander und denen der ge-
schlechtsreifen Thiere zur Vergleichung gegenübergestellt.
Totallänge 0,4425 mm | 0,1225 mm | 0,1330 mm [| 0,1625 mm
Breite des Kopfes 0,0250 mm | 0,0250 mm | 0,0250 mm | 0,0250 mm
Breite des Halses 0,0150 mm | 0,0450 mm | 0,0450 mm | 0,0475 mm.
Breite des Rumpfes 0,0188 mm | 0,0200 mm |.0,0200 mm |: —
Länge des Ösophagus vom
hinteren Mundrände an | 0,0500 mm | 0,0500’mm | 0,0500 mm | 0,0500 mm.
Länge des Schwanzes vom 0,0175 bis
Grunde der Gabel an 0,0188 mm | 0,0188 mm | 0,0188 mm | 0,0213 mm
‘Länge des Schwanzgriffels 0,0125 mm | 0,0125 mm ee | 0,0125 mm
Länge der vorderen Seiten- { 0,0100 bis
stacheln — 0,0400 mm. | 0,0113 mm —
Länge der hinteren Seilenz
stacheln .0,0125 mm | 0,0125 mm 0,0137 mm | 0,0437 mm
Länge d. vorderen Rücken- F
stacheln — 0,0050 mm |.0,0050 mm —
Länge der hinteren Rücken- 0,0113 bis 0,0400 bis
stacheln 0,0425 mm | 0, 0137 mm =
Lane des Flimmertrichters| 0 ‚150 mm —ı 0,0187 mm =:
Es ergab sich das überraschende Resultat, dassKopf, Hals, Ösopha-
gus, Schwanz und die Stacheln in allen Stadien gleich bleiben. Die
Variationen, welche bei dem ®, 1225 mm langen Thiere in der Schwanz-
länge, bei dem Erwachsenen in der Länge des Schwanzgriffels vorhan-
Ei IE Sri
Fi u tr i N S pe ie a >
re ET re N N ee
p) 19] Die Gastrotrichen. 309
den sind, führe ich auf die Verschiedenheit der Längenmaße für den
_ krummen Schwanzgriffel zurück, welche verschieden ausfallen werden,
je nachdem der Schwanzgriffel mehr oder weniger durch Quetschung
gestreckt wird. Bezüglich der Stacheln scheint eine leichte Größen-
variation: vorzuherrschen.
Das größte Wachsthum muss der Mitteldarm durchmachen, der
_ im erwachsenen Thiere doppelt so lang werden muss; auch der Hlime
E- mertrichter scheint etwas an Größe zuzunehmen, wohl um der mit der
Vergrößerung der Leibeshöhle und der Organe gesteigerten Arbeit ge-
recht zu. werden. Das Knäuelrohr des Wassergefäßsystems reicht bei
_ jungen Thieren fast ganz bis zum Darmende, scheint also ebenfalls fast
ganz fertiggestellt zu sein. |
Wir können drei Sätze aus diesen Betrachtungen Hhläiken‘
1) Die Jugendform, obwohl der Altersform unähnlich, geht ohne Me-
tamorphose. durch einfaches Längen- und eh der Rumpf-
region in die Altersform über, indem Kopf, Hals, Schwanz, Stacheln und
Ösophagus unverändert lkiben:
2) Die relativen Dimensionen einer Gasrohriähenftin müssen für die
Speciesbestimmung mit Vorsicht angewendet werden, namentlich gilt dies
für die in früherer Zeit häufigen allgemeinen Angaben über die relativen
Längen des Ösophagus und der 'Stacheln.
3) Die absolute Länge der Stacheln, des Schwanzes, des Ösophagus,
sowie die Breite des Kopfes dagegen können bei der Speciesdiagnose ver-
werthet werden.
Vergleichen wir die Ergebnisse mit len Befunden. an den übrigen
_ genauer untersuchten Gastrotrichen, so finden wir diese Sätze bestä-
_ tigt. Meine Messungen haben ergeben, dass bei allen von mir unter-
suchten Formen die Breite des Kopfes und des Halses, die Länge des
_ Ösophagus, der Stacheln und des Schwanzes konstant bleiben, wie sehr
auch die Länge des Körpers schwanken möge, so dass diese Maße that-
sächlich als für jede Species typische betrachtet werden müssen.
Ss ' Was das Verhältnis der Körperlänge des eben aus dem Ei ge-
- schlüpften und des erwachsenen Thieres betrifft, so ist das letztere
gerade doppelt so lang, als das erstere. Eine damit übereinstimmende
Angabe macht: Lupwie für Chaeton. larus .(s. system. Theil); daselbst
Eid die jüngsten Individuen mit 0,07 an die Nee größten
9 mit 0, 15 mm ‚Länge angegeben.
„
= or © .0200....8. Haut (nel. Schuppen Ei Stacheln).
| u Historisches. C. 6: EHRENBERG (Nr. 1, 4838, p. 387) bemerkt, »auffallend’ist
_ die borstige Behaarung des Rückens bei Chaetonotus«, und fügt beim Genus Chae-
tonoius hinzu, dass die Borsten sich sträuben und anlegen’ können. F. Dusarvın
en re Fr
310 Carl Zelinka, [220
(Nr. 3, 4841, p. 568) erwähnt nur, dass diese Thiere oben mit Schuppen oder Haa-
ren bedeckt seien, und sagt von J. sguammatum, dass es mit kurzen schuppenartigen
Haaren, welche sich dachziegelig decken, versehen sei. C. v. SıegoLp (Nr. 4, 1845,
p. 175) sagt in der Anmerkung: »Eine von der gewöhnlichen glatten Beschaffen-
heit der Cutis abweichende Bildung zeigt die Gattung Chaetonotus und Philodina
aculeata, deren Körperoberfläche von steifen Borsten und Stacheln starrt.« M.ScHuLTzE
(Nr. 9, 4853, p. 247) macht folgende Angabe: »Die Stacheln sind Fortsätze der Haut
des Thieres, nicht in die Haut eingelenkte von derselben verschiedenen Anhänge,
doch lösen sie sich in Kalisolution schneller auf als die ziemlich. derbe Haut, und
die beiden Schwanzspitzen, welche erst von erwärmter Lauge angegriffen werden.«
F. v. Levpie (Nr. 13, 1857, p. 148) sagt bei der Haut der Turbellarien: »Auf die
Lederhaut folgt durchweg ein flimmerndes Epithel (bei der Anhangsgruppe der
Turbellarien, den Ichthydinen, ein auf die Bauchseite beschränktes).« E. METSCHNIKOFF
(Nr. 19, 4864, pP. 452, 453) kommt zu nachstehendem Ergebnisse: »Die Cuticula der
Ichthydinen verhält sich gegen Reagentien genau so, wie bei den Rotatorien und .
vielen Infusorien, besteht also aus einer Cuticularsubstanz. In Schwefelsäure löst
sie sich leicht auf, während dies in anderen Säuren, wie auch in Laugen, nicht ge-
schieht. So darf ich wenigstens auf Grund von Untersuchungen behaupten, die ich
in etwas anderer Art angestellt habe, als dies von anderen Forschern geschehen ist.
Ich habe nämlich die mit Ätzkalilösung behandelten Thiere mit in dieser Flüssigkeit
unlöslichen festen Substanzen, besonders feinen Sandkörnchen, in Berührung ge-
bracht, und nun immer die sehr feine, und bei gewöhnlichen Verhältnissen un-
sichtbare Cuticula wahrnehmen können, indem durch den Kontakt mit Sand-
körnchen die Kontouren der Cuticula deutlich wurden. Die Cuticula ist bei den
meisten borstenlosen Arten noch mit feinen diagonalen Streifen versehen. Unter
der Cuticula liegt eine körnige Schicht, die unmittelbar in das gleichfalls nur aus
einfachen Körnchen bestehende Parenchym übergeht.« H.Lunwıc.(Nr: 23, 1875,
p- 195 ff.) giebt ausführliche Angaben: »Die äußere Körperoberfläche des Chaet.
larus ist von einer feinen glashellen und homogenen Cuticula gebildet. Gegen
chemische Agentien verhält sie sich, wie METSCHNIKoFF bereits angegeben und ich
bestätigen kann, so, dass Schwefelsäure sie löst, während sie der Einwirkung von
Essigsäure und Alkalien widersteht. Sie ist nicht starr, sondern muss einen hohen
Grad von Biegsamkeit- und, wie-man wohl mit Sicherheit annehmen darf, auch von
Elasticität haben, da das Thier lebhafte Krümmungen auszuführen vermag. An der
Mundöffnung setzt sie sich in die Mundkapsel, und weiterhin in die euticulare Aus-
kleidung der Speiseröhre fort. Auf'ihrer Oberfläche trägt sie verschiedenartig ge-
staltete Anhangsgebilde, als welche sich hauptsächlich unterscheiden lassen: erstens
die Rückenstachel, zweitens die Wimperhaare, drittens die Tasthaare und viertens
die Endgriffel des Schwanzes« (die Beschreibung der Stacheln und der Basalplatten
ist bei Chaet. larus wörtlich im systematischen Theil angeführt, wo auch die Stirn-
kappe erwähnt wird). »Hinsichtlich ihrer (der Basalplatte) Beziehung zur Körper-
cuticula verdient hervorgehoben zu werden, dass sie nicht eine direkte Fortsetzung
derselben darstellt, sondern derselben aufgelagert erscheint; im Profil gesehen
setzt sie sich deutlich von der unter ihr hinziehenden alleemeinen Körperdecke ab
und unterscheidet sich von ihr, während das Verhalten gegen chemische Reagen-
tien ein übereinstimmiendes ist, durch die stärkere Lichtbrechung, welche als der
Ausdruck einer größeren Konsistenz ‚betrachtet werden darf.« »Die Stacheln ver-
mögen keine selbständigen Bewegungen auszuführen. Die scheinbaren Bewegun-
gen, welche man mitunter an ihnen zu beobachten glaubt, lassen sich bei aufmerk- E
:
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221] Die Gastrotrichen. 311
‚samer Betrachtung auf Krümmungen der Körperoberfläche zurückführen. Da die
Stacheln fest mit jener verbunden sind, wird jede Verkleinerung des Krümmungs-
radius derselben den Winkel, in welchem die Stacheln von ihr abtreten, vergrößern
und damit die Stachelspitzen von einander entfernen, während jede Vergrößerung
des Krümmungsradius der Rückenoberfläche die entgegengesetzte Wirkung hat.«
»Dieselbe (die Stirnkappe) ist eine in Fig. 15 im Profil abgebildete Verdickung der
allgemeinen Körpercuticula am vorderen Pole des Thieres. Von oben gesehen hat
sie (bei Chaet. larus) die Breite von 0,008 mm und nimmt von der Mundöffnung an
nach dem Scheitel hin allmählich an Dicke zu, so dass sie an ihrem oberen Rande,
woselbst sie plötzlich endet, die doppelte Dicke der Cuticula erreicht. Zur Ent-
stehung der Körpercuticula und ihrer Anhänge ist eine Matrix nöthig, die ange-
nommen werden muss, wenn sie.auch nicht .als distinkte Schicht oder gar in ihrer
genaueren Zusammensetzung erkannt werden konnte.« p. 215 finden wir, »die bei
Chaet. larus besprochene Stirnkappe ist ebenfalls bei Ichth. podura deutlich ausge-
. gebildete. Die von O. Bürscauı (Nr. 24, 1876, p. 387) gegebene Beschreibung .der
Stacheln und Schuppen sind im systematischen Theil bei Chaet. Schultzei und Chaet.
mazximus wörtlich eitirt. In Fig. 9 gab er eine Abbildung von sich dachziegelartig
deckenden Schuppen bei Chaet. larus. Auch beschreibt er im ventralen Zwischen-
raume Borsten. Bei PAGENSTECHER (Nr. 25) finden wir sowohl in Bd. II, p. 90, 4877,
als auch Bd. IV, p. 332, 4881 Zusammenfassungen, welche aus allen Angaben der
früheren Forscher geschöpft sind. Eigene Beobachtungen fehlen. H. Lupwie (Nr. 32,
4886, p. 821) sagt nur, »die Stacheln des Rückens erheben sich auf kleinen, der
Cuticula aufsitzenden Basalplatten«. Sehr kurz fasst sich A. C. Stokes (Nr. 35,
1887, p. 80) im allgemeinen Theile: »Le dos et les cötes sont diversement armes
d’ecailles, de poils, d’epines ou piquants et chez certains individus, a la fois d’ecail-
les et d’epines.« Bei der Beschreibung einzelner Species führt er von Chaet. spinifer,
Chaet. acanthodes und Lep. sguammatum (s. system. Theil) an, dass die sich dach-
ziegelförmig deckenden Schuppen mit den freien Rändern nach vorn sähen, ent-
gegengesetzt wie die Schuppen eines Fisches. Bei I. concinnum werden halbkuge-
lige in schiefen Reihen stehende Papillen beschrieben. Bezüglich Beschreibung der
Stacheln s. systemat. Theil bei den einzelnen Species. Von dem ventralen Zwi-
schenraume zwischen den Bändern sagt er: »L’espace entre les bandes: ciliaires
est, dans la plupart des especes, entierement lisse et nu. Chez quelques-unes, ce-
pendant il est herisse de poils soyeux ou garni de piquants courts et recourbes.
Chez d’autres encore, ces parties additionnelles sont representees par quelques lon-
gues soies Situees pres de la bifurcation posterieure.«
Die Haut der Gastrotrichen besteht aus einer ungemein dünnen,
körnigen und mit wenigen Kernen versehenen Hypodermis, deren Zell-
grenzen verwischt sind, und einer gegen Essigsäure und Laugen resi-
stenten, in stärkeren Säuren löslichen Cuticula. Wir finden weder in
dersyneytialen Beschaffenheit der Hypodermis noch in dem Verhalten der
‚Cuticula irgend welche Verschiedenheiten gegenüber der Räderthierhaut.
Die Kerne sind weit von einander gelagert und spärlich zerstreut;
nur unter den Flimmerbändern (Taf. XI, Fig. 5—8 Hy; Taf. XU, Fig. 1 Ar)
ist eine Verdickung der Hypodermis zugleich mit größerer Anhäufung
von Zellkernen bemerkbar. Auch dies entspricht ganz den Verhält-
nissen bei den 'Rotatorien, bei welchen unter dem Räderorgan eine
BE 117: 9) Toon
312 . Garl Zelinka, [222
Hypodermisverdickung vorhanden ist; funktionell entsprechen die ven-
tralen Flimmerbänder der Gastrotrichen dem Räderorgane der Rota-
torien, bei beiden erfordert die große Arbeitsleistung eine stärkere Aus-
bildung der plasmatischen Unterlage.
- Nur wenige Formen bewahren die Grundform der ganz glatten
Cutieula; es sind dies die bis jetzt bekannt gewordenen Ichthydium po-
dhwra ©. Fr. Müller und I. sulcatum Stokes. Während bei allen übrigen
Formen weniger die Weichheit als eine bedeutende Elastieität als Haupt-
charakter der Haut zu bezeichnen ist, finden wir bei I. podura die Haut
so weich, dass tiefe Falten (Taf. XIV, Fig. 16 fa) auftreten und wieder
verschwinden können; im Profil täuschen sie ähnliche Wülste vor, wie
sie Chaetura besitzt, von welchen sie sich aber wohl unterscheiden,
indem sie nicht konstant sind. Konstante Einkerbungen der glatten
Haut in großer Zahl und in der regelmäßigen Ausbildung von Quer-
runzeln zeigt das von Stoxzs entdeckte J. sulcatum (Taf. XV, Fig. 17a).
Als zur Cuticula gehörig hat man außerdem die Schuppen, die
Stacheln, die »Stirnkappe«, die Seitenfelder und die Endröhren oder
Endgriffel der Schwanzgabel anzusehen. Die Tasthaare und Cilien,
welche Lupwiıc auch hierher stellt, haben mit der Cuticula nichts: zu
thun, sie sind rein plasmatische eehilde.
Alle Gastrotrichen mit Ausnahme des Genus Ichthydium Hesien
entweder Schuppen allein, oder Schuppen, auf welchen Stacheln auf-
sitzen, oder nach den Angaben von Gossz und Stores auch Stacheln
allein. Letzteres glaube ich allerdings so lange, bis die fraglichen Spe-
cies mit homog. Immersionen daraufhin untersucht worden sein werden,
in Zweifel ziehen zu müssen und zwar mit Rücksicht auf den -Umstand,
dass alle von den älteren Autoren, EHRENBERG, METSCHNIKOFF, GOsSE, M.
SCHULTZE etc. beschriebenen Formen, welche nur Stacheln tragen sollten,
in neuerer Zeit durch die besseren optischen Hilfsmittel als auch mit
Schuppen versehen erkannt wurden. Mir selbst ist keine einzige mit
Stacheln bewaffnete und zugleich schuppenlose Form untergekommen.
Zur leichteren Orientirung der späteren Untersucher folgen die Namen
aller schuppenlos beschriebenen Formen; es sind dies: alle Arten von
Dasydytes Gosse, Chaetura Metschn.; sodann Ohaetonotus formosus Stokes,
Ch. Slackiae Gosse, Ch. acanthophorus Stokes, Ch. longispinosus Stokes,
Ch. Bogdanovii Schimk., Oh. enormis Stokes, Ch. spinulosus-Stokes er auf
Ch. formosus auf Taf. xV abgebildet).
In dem Falle, dass meine Ansicht richtig ist, wird man Sch die Ent-
stehung der bestachelten Thiere aus den glatthäutigen Ichthydiden durch
Vermittelung der mit Schuppen allein versehenen Gastrotrichenformen
vorzustellen haben, indem sich auf den zum Schutze des Körpers
223] Die Gastrotrichen. 313
gebildeten Cuticularplatten auch noch Erhebungen zur ausgiebigeren
Abwehr entwickelten.
Die dorsale und ventrale Bekleidung ist bei allen genauer darauf-
bin untersuchten Species als nicht vollkommen gleich erkannt worden.
Es’ist, nöthig, die Rücken- und Bauchfläche gesondert zu besprechen.
| Dort, wo-Schuppen allein vorhanden sind, pflegen sie sich dach-
ziegelartig zu decken, wodurch manche komplicirte Zeichnung an den
- übereinander liegenden Rändern entsteht; so z.B. bei Zepidoderma rhom-
boides Stokes (Taf. XV, Fig. 4); hier werden die Rahmen der Rhomben
durch die über einander greifenden Schuppenränder, das kleine sup-
plementäre Dreieck aber dadurch gebildet, dass jede Schuppe mit einem
quer abgestutzten verdickten Rand über die Spitze der nächst hinteren
- Scehuppegreift. Eineranderen Täuschung unterliegt der Beschauer, wenn
er die Schuppen von Zep. sguammatum Duj. (Taf. XII, Fig. 2) untersucht.
Jede Schuppe besitzt einen vorn verdickten und nach abwärts schnör-
kelartig gerollten Rand, während sie nach hinten in eine haarscharfe
- Schneide ausläuft und über die nächste hintere Schuppe hinübergreift
- (Taf. XII, Fig. 6)... Man glaubt nun, da man nur die verdickten Vorder-
- ränder erkennt, nach vorn dachziegelartig sich deekende Platten zu sehen
- und Srosss ist-thatsächlich in diesen Irrthum verfallen ; eine solche Be-
_ deekung mit Schuppen, deren freie Ränder nach vorn sehen würden,
|
b
; größte Hindernis. Lepid. concinnum Stokes scheint mir durch seine Pa-
e - einen Übergang zu den bestachelten Formen zu bilden.
_ ..'Die von Merschnikorr erwähnten diagonalen Querstreifen, welche
E er: ai Chaetura (Taf. XV, Fig. 22) sah, sind wohl jedenfalls auf Schup-
penreihen zurückzuführen.
- = %.Die Schuppen sind in ihren Farmer für die Species charakteristisch.
R Sie sind zwar, wie ich bei'Lep. sguammatum Duj. fand, am Kopfe, Halse
_ und Rumpfe nicht ganz gleich (Taf. XII, Fig. 7), halten sich aber in dem
Rahmen einer specifischen Grundform, welche für Lep. squammatum Du).
_ in.den Umrissen eines Wappenschildes, für Lep. rhomboides Stok. in
E* eines spitzen Rhombus besteht.
u: Die dorsale Schuppenbedeckung reicht bis zu den Flimmerbändern
2 an. Sie fehlt am Kopfschilde, den Seitenfeldern und den Endröhren
des Schwanzes. Zwischen den Flimmerbändern, an der eigentlichen
Ventralseite, besitzt die Haut ebenfalls Schuppen, aber von etwas
anderer Form als’auf dem Rücken; zudem machen die Schuppen in dem
_ xorderen Theile schmalen queren Panzerplatten (Taf. XII, Fig. 1 Pl)
Platz. Für drei Species von Lepidoderma, nämlich rhomboides, concinnum
| und ocellatum ‘werden von Lupwıc und Stoxzs nackte. Zwisehenräume
- wäre aber für das Thier beim Kriechen unter den Pflanzenresten das-
314 Carl Zelinka, |. [224
angegeben. Die Anwendung moderner optischer Hilfsmittel wird auch
hier einen Schuppenbeleg nachweisen.
Sowohl die Schuppen als auch die gleich zu besprechenden Stacheln
sind sowohl dorsal wie ventral in alternirenden Längsreihen angeordnet,
eine Stellung, welche man bei älteren Autoren als Quincunxstellung be-
zeichnet findet. Dies trifft in so fern nicht zu, als man es hier mit zwar
alternirenden, aber schiefen Reihen zu thun hat. Es ist dies schwieriger
an bestachelten als bloß beschuppten Formen zu erkennen (Taf. XII,
Fig.2). Hier sieht man leicht, dass die Reihen von vorn links nach hinten
rechts (vom Beschauer aus) verlaufen und dass die Verschiebung gerade
eine Reihe breit ist, so dass die mediane Reihe des Kopfes am Hinter-
ende schon um eine Schuppenbreite nach rechts verrückt erscheint.
Die gleiche Anordnung findet man an der Unterseite (Taf. XII, Fig. I Sch).
Eine durchgreifende Eigenthümlichkeit an den bestachelten For-
men besteht darin, dass die Seitenränder des Körpers mit einer Reihe
besonders hervortretender Stacheln, welche durch Krümmungsform
oder Größe von den übrigen sich unterscheiden, besetzt sind. Ich
a; ee
u 1 A
werde sie als Seitenstacheln im Gegensatze zu den Rückenstacheln
im engeren Sinne bezeichnen. Unterhalb der Seitenstacheln werden die
Stacheln gegen die Flimmerbänder allmählich kleiner. Von diesen
Seitenstacheln sind je nach der Species ein oder zwei, welche ihre Reihe
gegen den Schwanz hin beschließen, besonders lang und stark gekrümmt.
Auch ihre Entfernung von einander und von der Schwanzgabel ist für |
die Art charakteristisch.
Die Rückenstacheln werden in der Regel von vorn nach hinten
länger. Nur von Ch. formosus sagt Stores, dass dessen Hals- und Kopf-
stacheln stärker als die übrigen seien. Die geringste Vergrößerung ist
eine Verdoppelung der Länge der Stacheln des Rumpfes gegenüber
denen des Kopfes, z. B. Ch. maximus Ehrb.; die hinteren Stacheln
können aber sogar mehr als siebenmal so lang als die Kopfstacheln werden
wie bei Chaet. persetosus mihi (Taf. XIV, Fig. 4). Sämmtliche Stacheln
sind dann entweder glatt und gleichartig, oder sie besitzen in einiger
für die einzelnen Species verschiedenen Entfernung von der Spitze
einen mehr oder minder stark entwickelten Nebendorn, der dann an
der vorderen Seite des Stachels steht. Nur Chaet. Schulizei Metschn.
(Taf. XV, Fig. 4 a) hat Stacheln, deren Nebenspitzen zu zweien rechts
und: links nahe der Basis angeordnet sind.
Der Stachel pflegt mit drei allmählich sich erhebenden Leisten
vom Hinterrande der Schuppe zu entspringen; die eine Leiste läuft nach
vorn, die beiden anderen schräg nach hinten (Taf. XII, Fig. 8, 9, 10,
Taf. XIV, Fig. 9).. Selten erhebt er sich vom Centrum der Schuppe; dies |
225] Die Gastrotrichen. 315
ist bei Chaet. acanthodes Stokes (Taf. XV, Fig. 14 a), Ch. brevispinosos mihi
(Taf. XIV, Fig. 12), welche einfache, ungeflügelie, runde Schuppen
haben, der Fall; dann entfallen auch die drei Leisten an der Wurzel
- des Stachels. Die Schuppen der bestachelten Formen decken sich nur
am Kopfe, ähnlich wie die von Lepidoderma dachziegelig, am Hinterende
stehen sie ziemlich weit aus einander (siehe Taf. XIII, Fig. 8; Taf. XIV,
Fig. 40, 18) und decken sich höchstens mit den Seitenflügeln. Zwischen
ihnen liegt die nackte Cuticula zu Tage, welcher die Schuppen einfach
aufgelagert sind (Taf. XII, Fig. 12).
Als Grundform dieser Schuppen kann eine Kreisscheibe gelten,
welche an der nach hinten gewendeten Partie einen Kreissektor besitzt
(Ch. brevispinosus, Taf. XIV, Fig. 12). Durch Verlängerung des vorderen
Radius entsteht das Wappenschild (Taf. XIII, Fig. 8), nur dass hier, im
Gegensatz zu der bei Lepidoderma squammatum Duj. gefundenen Grund-
form, dessen Spitze nach vorn gekehrt und dessen breiter Hinterrand
eingebuchtet ist, z. B. bei Chaet. maacimus Ehrb. Sondern sich die den
seitlichen Leisten anliegenden Theile mehr von der medianen Hauptpar-
- tie, dann entstehen die geflügelten Schuppen wie die spießförmigen von
Ch. persetosus mihi (Taf. XIV, Fig. 4) und Ch. hystrix Metschn. (Taf. XIV,
- Fig. 18), die pflugscharförmigen von Ch. macrochaetus mihi (Taf. XIV,
Fig. 9) ete. Am Vorderende, wo die Schuppen gedrängter stehen, schlie-
Ben die Flügel so an einander, dass bei manchen Formen, z. B. Ch. perse-
tosus mihi (Taf. XIV, Fig. 7, 8), ein scharf ausgeprägtes diagonales Streifen-
system entsteht, welches sich am Halse und Rumpfe, wo die Schuppen
weiter aus einander stehen, nach und nach verliert. Bei einer einzigen
- Species, Ch. acanthodes Stokes, ist eine zur Verdickung dienende supple-
mentäre kleinere Schuppe jeder Schuppe aufgelagert (Taf. XV, Fig. 14a).
Die Anzahl der Längsreihen ist für die einzelnen Species charakte-
- ristisch. Dort, wo keine größere Längendifferenz zwischen den vor-
deren hinteren Stacheln als eine Verdoppelung eintritt, verlaufen die
- Reihen kontinuirlich zum Hinterende, an dessen zum Gabelschwanze
ziehenden Abhange sie eine gleich zu beschreibende Modifikation er-
leiden. Die mit auffallend verlängerten hinteren Stacheln versehenen
Formen aber besitzen in den seltensten Fällen intakte Reihen, wie Ch.
acanthophorus Stokes (Taf. XV, Fig. 11), Oh. macrochaetus mihi. In der
_ Regel kommen bestimmte Stacheln zum Ausfalle und es bildet sich da-
durch ein für die einzelnen Species bezeichnendes Bild, welches ich in
einzelnen Holzschnitten im systematischen Theile schematisirt habe.
_ Es können dann statt der Längsreihen Querreihen entstehen, z. B. Ch.
enormis Stokes (Taf. XV, Fig. 16), spinulosus Stok. (Taf. XV, Fig. 2), longi-
spinosus Stok.(Taf.XV, Fig.3). Querreihen können aber außer durch Ausfall
N
? a
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. II. a
316 Carl Zelinka, [226
an Stacheln auch durch eine geringere Alternirung aus den Längsreihen
sich bilden, wie es bei Ch. acanthophorus Stok. der Fall ist (Taf. XV, Fig. 11).
Fast alle Species, welche stark verlängerte Hinterstacheln besitzen,
sind in der Stachelstellung konstant zu nennen, nur Ch. spinulosus
Stokes und Ch. persetosus mihi variiren; erstere, indem die Anzahl, letz-
tere, indem die Stellung der ersten zwei Stacheln der zweiten Reihe
veränderlich ist.
Der hintere Abhang des Rumpfes ist bei allen bestachelten Formen
immer von der regelmäßigen Reihenstellung ausgenommen. Dies be-
ginnt bei den zwei Schuppen, welche die hinteren Tasthaare tragen.
Diese Schuppen sind meist etwas anders geformt als die übrigen
(Taf. XII, Fig. 11) und besitzen für die Basis des Tasthaares eine Schutz-
einrichtung, welche aus zwei nach hinten sich allmählich erhebenden
Wänden besteht, welche Wände vorn an ihrer niedersten Stelle in
einem spitzen Winkel zusammenstoßen (Taf. XIV, Fig. 10a, 19). Hinter
diesen Tastschuppen, welche bei kleinen Formen der zweiten, an die
mediane anschließenden Reihe angehören und an Stelle eines großen
Stachels stehen (Taf. XIV, Fig. 6), ist die Bestachelung entweder ganz
abweichend, oder fehlt vollständig; letzteres bei den meisten Species
mit stark verlängerten Hinterstacheln. Im ersten Falle finden wir die
Stacheln entweder sehr klein, dornenartig, Chaet. maxıimus Ehrb.
(Taf. XII, Fig. 10), Ch. acanthodes Stokes (Taf. XV, Fig. I%a), oder es steht
über der Schwanzgabel eine Serie besonders langer Stacheln, Oh. spini-
fer Stokes. Wenn die Stacheln dort ganz fehlen, können an dem Ab-
hange des Körpers schmale, hinten eingeschnittene Schuppen durch
ihre Lagerung bestimmte Zeichnungen bilden, welche z.B. für Ch. per-
setosus mihi (Taf. XIV, Fig. 6 L) charakteristisch sind. An diesen langen
Schuppen ist die mittlere Leiste sehr deutlich ausgeprägt.
Auf der ventralen Seite des Körpers scheidet eine quere Furche
_ den vordersten Theil des Kopfes von den Flimmerbändern und dem von
diesen begrenzten Zwischenraume (Taf. XI, Fig. 1; Taf. XII, Fig. 1). Auf
diesem abgetrennten Vordertheile des Kopfes finden sich zwei kleine
spitze Kegel mit stark verdickter Cuticula (Taf. XII, Fig. 1 und Taf. XII,
Fig. I ke). Ich glaube, dass sie als Stützen den Kopf in einer gewissen
Entfernung von der Unterlage halten sollen, damit die Cilien des Kopfes
in dem freien Raume ungestört arbeiten können. Diese Kegel stehen
nahe beisammen zwischen Mundrohr und Querfurche.
Der ventrale Zwischenraum wird von Sroxzs bei manchen Species,
welche Schuppen und Stacheln haben, als nackt bezeichnet; bei Ch.
Schultzei Metschn. lässt Bürsenuı, bei Ch. larus Lupwic die ventralen
Stacheln direkt der Haut entspringen. Dem gegenüber kann ich an-
Be TE ac
227] Die Gastrotrichen. 317
geben, dass ich bei allen Formen, welche irgend welche Bedeckung
oder Bewaffnung der Cuticula haben. bei Anwendung homogener Im-
mersionslinsen ausnahmslos Schuppen und bei manchen sogar auf diesen
sitzende Stacheln finden konnte. Die Form, Vertheilung, Anzahl der
Schuppen in jeder Reihe, ob Schuppen allein oder auch Stacheln vor-
handen sind, ist für jede Species konstant. Entweder ist der Vorder-
rand der Schuppen (Ch. masxcımus Ehrb.), oder sind die Seitenränder des-
selben (Ch. persetosus), oder sogar, als einzige Ausnahme, die Hinter-
ränder dieser ventralen Schuppen (Ch. hystrix Metschn.) verdickt. Nach
vorn werden die Schuppen, wie bei Zepid. squammatum Duj., durch
quere Platten ersetzt (Taf. XII, Fig. I Pl), am Hinterende verändern sie
in bestimmter Weise die Form, sie werden länger und schmäler und
tragen auch dann, wenn sie an dem übrigen Felde stachellos sind (Ch.
brevispinosus, persetosus), je einen Stachel, welche über den Körperrand
hinaussehen (Taf. XIV, Fig. 5, 13). Die Einzelheiten sind im systemati-
schen Theile genau beschrieben.
Wenn, wie bei Ch. mascimus Ehrb. oder Ch. hystrix Metschn.,
sämmtliche ventrale Schuppen mit Stacheln versehen sind, bleiben die
letzteren klein, kürzer als die Schuppen und erheben sich kaum von
ihr; selbstverständlich sehen, wie am Rücken, alle Stacheln mit der
freien Spitze nach hinten. Gegen den Kopf werden sie immer zarter
und sind endlich kaum mehr zu erkennen.
Die dorsale und ventrale Oberfläche des Körpers zeigt also im
Großen und Ganzen eigentlich die gleichen Verhältnisse; nur sind an
der Bauchseite wegen der auf derselben stattfindenden Fortbewegung
die Stacheln passend verändert, indem sie verkleinert sind.
Die Schuppen sind, wie Lupwıc erkannte, der Cuticula aufgelagert.
Man kann sich davon überzeugen, wenn man durch Essigsäure die Ver-
bindung zwischen beiden lockert. Es genügt ein Rollen des Objektes,
um einzelne Stacheln sammt ihren Schuppen abzulösen. Die Stacheln
sind, wie man an großen Exemplaren deutlich sieht, bis zur Spitze
hohl (Taf. XII, Fig. 12), ein Umstand, der von SırsoL» veranlasste, die
Gastrotrichen-Stacheln und die Stacheln der Philodina aculeala zu ver-
gleichen. Dies ist nicht zulässig. Die Philodinen-Stacheln sind nichts
Anderes als hohle, spitz zulaufende Erhebungen der Haut, mit Plasma
& gänzlich angefüllt und in der Regel mit einem großen Zellkerne an der
Basis versehen. Einen solehen Stachel sehen wir Taf. XII, Fig. 13 von
einer Länge von 0,025 mm. Die Stacheln der Gastrotrichen haben kein
_ Plasma in ihrer Höhlung; es ist ihr Hohlraum durch die Cuticula von
_ der Hypodermis getrennt, sie sind also als reine Cutieulagebilde an-
zusehen.
DAS
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ea Sn ne en er
318 Carl Zelinka, [228
Die Stirnkappe, von Lupwıe zuerst beschrieben, ist eine den vor-
dersten Theil des Kopfes einnehmende cuticulare Verdickung, welche
bei kleineren Formen eirca 0,0006 mm dick wird, bei den großen ent-
sprechend stärker ist. Sie ist der Cuticula nicht etwa wie die Schuppen
aufgelagert, sondern ein Stück von ihr selbst. Allerdings endet sie
gegen hinten, wo die Schuppen beginnen, plötzlich mit abgeschnittenem
Rande, so dass ihre obere Fläche höher liegt wie die weiterziehende
und schuppentragende Haut (Taf. XI, Fig. 11 Sk; Taf. XIV, Fig. 2 st). Im
Profile sieht man, dass diese Stirnkappe nahezu ganz nach vorn sieht
und mit schwacher Krümmung zur dorsalen Seite zieht, welche in einem
fast rechten Winkel an sie anstößt. Gegen den Mund verdünnt sich die
Cutieula allmählich bis zu einer weichen, beweglichen Haut. Von oben
gesehen endet sie hinten mit halbkreisförmigem Rande, an welchem die
Sinnes- und Flimmerhaare, sowie die Stacheln oder Schuppen dicht an
ihr beginnen (Taf. XII, Fig. 4 Sk).
Die Funktion der Stirnkappe wird in einer Schutzeinrichtung zu
suchen sein. Das beim oft sehr raschen Schwimmen stets nach vorn
gerichtete Vorderende bedarf einer stärkeren Panzerung für eventuelle,
auch durch Funktion der Tasthaare nicht mehr zu vermeidende Zu-
sammenstöße mit kleineren festen Körperchen.
Die Stirnkappe ist nicht der einzige Fleck der Oberfläche, wo die
Stacheln und Schuppen fehlen. In der Seitenansicht zeigen sich am
Kopfe, dort wo die seitlichen Tasthaare entspringen, zwei quer gestellte,
elliptische, nackte Flächen (Taf. XIII, Fig. 12 f,, fa), welche mit der Breit-
seite an einander stoßen. Dort sieht man die Tasthaare inserirt. Das
Fehlen der Stacheln an diesen »Seitenfeldern« erkläre ich mir so, dass
dadurch die recht beweglichen Tasthaare ungehindert ihre aktiven Tast-
bewegungen vornehmen können; ich erinnere zur Stütze dieser Ansicht
daran, dass auch die hinteren Tasthaare an freien Stellen stehen; ent-
. weder sind, wie hei Ch. mascimus Ehrb. in ihrer Umgebung die Stacheln
zu kürzen Dornen verkürzt, oder sie fehlen dort vollkommen, wie bei
den kleineren Formen mit sehr langen Stacheln am Rumpfe. Formen
mit überhaupt kurzen Stacheln aber, deren Tasthaare weit länger als
die Stacheln sind, ändern die Bestachelung an dieser Stelle nicht.
4. Wimperhaare.
Historisches. C. G. EurengErg (Nr. 4, 1838, p. 386) spricht von einem »Or-
gano rotatorio unico, continuo, nec margine lobato« und p. 387: »Ein kreisförmiges
Räderorgan dient bei Piygura und Glenophora der Bewegung; ein bandartiges,
lang-elliptisches am Bauche bei Chaetonotus und Ichthydium.« Bei Chaetonotus
(s. system. Theil) wird mit Bestimmtheit von einer »doppelten Wimperreihe der
Bauchfläche« erzählt. Von Ichthydium podura sagt er, dass er einige Male deutlich
RAREN
229] Die Gastrotrichen. 319
ein Band von Wimpern längs der Bauchfläche gesehen habe; bei dem größten beob-
achteten Thierchen habe er sich aber umsonst bemüht, es direkt zu erkennen, ob-
wehl er am Munde einen deutlichen Wirbel sah. F. Dusarvın (Nr. 3, 4844, p. 568)
erwähnt bei der Diagnose von Chaetonotus nur, dass er unten mit schwingenden
und sehr zarten Cilien bedeckt sei und fügt p. 569 hinzu: »mais dans le fait, les
- eils vibratiles de la face ventrale des Chaetonotes ne constituent point du tout un
organ rotateur«. Da C. v. SıesoLp (Nr. 4, 4845, p. 74) die Ichthydinen zu den Mono-
trocha stellt, kann man annehmen, dass er mit EHrEnBerg's Beschreibung einver-
standen war. M. ScuuLtze (Nr. 9, 4853, p. 246) behauptet von Chaet. Schultzei
(s. system. Theil), dass die vordere Hälfte der Bauchfläche ganz mit Cilien bedeckt
sei, und nur in der hinteren Hälfte zwei Cilienstreifen aufträten, welche am Schwanz
in einander übergingen, auch sagt er (p. 248), der Mund wäre »von langen, zarten,
unbeweglichen Härchen, 8—410 an der Zahl, umgeben«. P.H. Gosse (Nr. 48, 1864)
erkannte gleich EHrENBERG zwei Cilienstreifen, So bei /. sguammatum, Chaet. larus,
Chaei. Schultzei; bei beiden Dasydytes-Arten, antenniger und goniathrix, sind von
ihm noch besonders entwickelte Cilienbüschel am Kopf entdeckt worden, wel-
che einen kräftigen Wirbel am Kopfe erzeuglien, während ein accessorischer Strom
die Seiten entlang läuft. Von der ventralen Fläche weiß er jedoch hier nur, dass
sie mit kurzen Cilien, welche hinten länger werden, besetzt ist (s. system. Theil).
- E. METSCHNIKOFF (Nr. 49, A864, p. 453) berichtet Folgendes: »Außerdem trägt die
i Cuticula noch Wimperhaare, die bei allen Arten der Ichthydinen auf der Bauchfläche
- liegen und nur bei Cephalidium in Form von langen Cilien auch auf dem Kopfe vor-,
& handen sind. Die Wimperhaare sind entweder in der von M. SCHULTzE für seinen Chaet.
4 masimus (s. Chaet. Schultzei) angegebenen Art gebildet, oder zu einem einfachen Über-
zuge gleicher Haare entwickelt. Durch die Thätiekeit dieser Bauchwimpern wird ein
Strudel der umgebenden Flüssigkeit erregt, und selbst dann, wenn unsere Thiere im
_ Ruhezustande verweilen.« H. Lupwic (Nr. 23, 1875, p- 4197) giebt folgende Schilde-
rung: »Die Wimperhaare des Chaetonotus larus sind in der für die Gastrotricha
charakteristischen Weise auf die Bauchfläche beschränkt. Sie haben eine ziemlich
ansehnliche Länge, 0,008—0,009 mm, und schlagen sehr lebhaft von vorn nach
_ hinten. Dadurch dienen sie einestheils als Bewegungsorgane, anderentheils wird
| _ dadurch ein Wasserstrom erzeugt, welcher von vorn nach hinten an der Mundöff-
£ nung vorbeizieht und dadurch zur Nahrung brauchbare Theilchen in den Bereich
des Mundes bringt.« Er findet nun vier Längsstreifen von Cilien und vermisst den
von M. Scuurtze behaupteten Übergang der Cilienreihen am Hinterende (s. system.
Theil, Chaet. larus und I. podura). ©. BürscuLı (Nr. 24, 4876) dagegen sieht bei Chaet.
- Schultzei und Chaet. maximus nur zwei Cilienbänder mit feiner Querstreifung und
die um den Mund stehenden zahlreichen Cilien, welche er vielleicht als Fortsetzung
der Cilienbänder ansieht (s. system. Theil, Chaei. Schulizei). C. FernaLd (Nr. 28,
- 4883, p. 1217) wiederholt nur Lupwig’s Angabe von den vier Bändern. H. Lupwic
_ Nr. 32, 4886, p. 821) fasst sich kurz so: »die Wimpern der Bauchfläche stehen in
- Längsstreifen«. A. C. Srtoxzs (Nr. 35, 1887, p. 81) giebt folgende Angabe: »Imme-
E diatement derriere l’anneau oral, une ou plusieurs lignes de cils vibratiles s’eten-
dent a partir des bandes laterales, en travers de la surface ventrale (pl. I, fig. 5).
_ Cette disposition existe dans toutes les especes. De chaque cöte de l’anneau oral,
- chez plusieurs especes, il y a une touffe de cils courbes qui plonge et se mele dans
- les touffes frontales de poils tactiles plac&es de chaque cöte de la tete. Leur func-
| tion parait etre d’aider a produire un courant pour pousser devant la bouche les
particules alimentaires.« Bei I. sgammatum (s. system. Theil) erklärt er als Funktion
Ay
”%< hi
330 Carl Zelinka, [230
der am Kopfe stehenden Wimpern die Erzeugung eines Stromes zur Herbeischaf-
fung der Nahrung, während die beiden ventralen Streifen der Lokomotion dienen
sollten. Bei Dasydytes saltitans werden ebenfalls zwei ventrale Cilienbänder, und
am Kopfe zwei ringförmige Reihen von schwingenden Cilien beschrieben. Im All-
gemeinen Theile, p. 81, drückt er sich bezüglich der Flimmerbänder folgender-
maßen aus: »Chez toutes les especes a Ecailles dorsales ou a poils soyeux, ces
appendices s’etendent ordinairement sur la face ventrale jusqu’a la marge externe
de chaque bande ciliaire. Les dernieres sont, de regle, au nombre de deux seule-
ment. Dans une forme Chaet. larus, il yen a quatre, et, m&me chez celle-ci, d’apres
mes observations, il y en a aussi souvent deux que quatre. Les bandes s’etendent
pres des bords lateraux de la surface ventrale aplatie, depuis le voisinage de la
bouche jusqu’a la fourche caudale, et ne servent qu'a la locomotion.«
Wir müssen hier die Wimpern der Rücken- und der Bauchfläche
getrennt besprechen.
Der Wahrheit bezüglich der Vertheilung der Wimperhaare an der
Bauchfläche ist BürschLı am nächsten gekommen. Die Wimpern stehen
in zwei Längsbändern und zwar querreihig in regelmäßigen Abständen.
Als Beispiel wollen wir ein Lepidederma sgquammatum Duj. betrachten
(Taf. XII, Fig. 1). Erst bei homog. Immersion werden die von Bürschti
angegebenen Querstreifen der Bänder in Reihen von Cilien aufgelöst,
“deren Basen auf einem schuppenlosen Felde als stark lichtbrechende
Kreise erscheinen. In jeder Querreihe stehen gegen 11 Haare (bei Ch.
brevispinosus mihi zählte ich 11—14), und an einem Präparate, an dem
der ganze Streifen 0,068 mm lang war, fanden sich 66 solcher Quer-
reihen, so dass auf einen 0,1 mm langen Flimmerstreifen 96 Querreihen
kommen würden, was einer Zahl von über 1000 Haaren an einem Bande
entsprechen würde. Unter diesem Felde ist die unter der Cutieula
liegende Plasmaschicht stärker als gewöhnlich und enthält die Zell-
kerne in gehäufterer Menge, als anderswo (Taf. XII, Fig. I, linkes Band).
Am hinteren Ende wird das Band allmählich von der Beschuppung der
übrigen Körperoberfläche eingeengt und hört zugespitzt auf. Weder
hinter diesem spitzen Ende noch zwischen den beiden Bändern ist am
Körperende eine Cilie zu finden, welche als ein Übergang zwischen den
beiden zu deuten wäre, überall sind sie durch einen 0,0075 mm breiten,
beschuppten Streif getrennt. Am Vorderende hört jedes Flimmerband
plötzlich an der erwähnten langen Querfurche auf. Der vor ihr liegende
Theil des Kopfes ist in der Mitte gänzlich eilienlos, nur an den Seiten 1
sieht man von dem Mundtastbüschel eine unregelmäßige Reihe von leb-
haft nach hinten schlagenden Haaren schräg gegen den äußeren Rand
jedes Flimmerbandes ziehen (Taf. XI, Fig. I h Ci).
trichen nur in der Anordnung der Cilien am Kopfe ab; am Hinterende
a
)
4
Von der hier gegebenen Beschreibung weichen die übrigen Gastro-
sind die Cilienbänder aller Thiere ganz gleich beschaffen. Nirgends
231] Die Gastrotrichen. 321
fand ich mehr als zwei Bänder und die von Lupwie beschriebenen vier
Gilienstreifen sind seither nicht wieder gesehen worden; FERNALD und
Stoxgs haben Lupwie’s Angabe einfach aufgenommen; ich kann dies um
so sicherer behaupten, als beide den Chaetonotus larus gar nicht ge-
sehen, sondern die mit nur zwei Bändern versehene Form Chaet. bre-
vispinosus damit verwechselt haben, welche ich aus eigenem Augen-
scheine kenne. Da ich die von Lupwıc beschriebene Form, Chaeton.
larus ©. Fr. Müller, selbst nicht auffinden konnte, bin ich nicht in der
Lage, mit Sicherheit behaupten zu können, dass hier ein Irrthum vor-
liege, doch möge es mir gestattet sein, meine Vermuthung auszusprechen,
dass Lupwıc, als er seine Beobachtung machte, die Ränder der beiden
Bänder in stärkerer Thätigkeit sah, was bei einigem Drucke des Deck-
blättchens eintritt. Bei schwächerer Vergrößerung entsteht der Ein-
druck von vier gesondert liegenden Flimmerstreifen. Es wäre das ge-
schilderte Vorkommen von vier Streifen jedenfalls sehr auffallend, wenn
wir betrachten, dass nach und nach die früheren ungenauen Angaben
von einer ganz oder theilweise flimmernden Unterseite, wie wir sie bei
M. ScHuLTze, E. METSCHNIKOFF, bei Gosse für seine Dasydytes-Arten finden,
in neuerer Zeit dahin richtig gestellt wurden, dass überall zwei Längs-
bänder von Cilien anzutreffen sind.
Nun zu den Unterschieden bezüglich der Cilien des Vorderendes.
Chaetonotus maxımus Ehrb. weicht mit allen übrigen, mir durch
Augenschein bekannten Formen darin von L. sgquammatum ab, dass
hinter der genannten Querfurche beide Bänder verschmelzen. Die
inneren Ränder derselben laufen im Bogen der anderen Seite zu und
begrenzen zugleich mit der Querfurche ein aus ebenfalls quergestellten
Reihen zusammengesetztes schmales Verbindungsband, dessen Cilien
gleich denen der Längsbänder nach hinten schlagen (Taf. XIII, Fig. 1).
Diese Anordnung hat im Vereine mit einer optischen Täuschung M.
ScHuLtze veranlasst, seine Chaetonotus im vorderen Theile ganz be-
wimpert sein zu lassen. Da die Wimpern sämmtlich sehr lang sind,
bei Chaetonotus maxcimus maßen sie gleichmäßig 0,0125 mm, bei dem
bedeutend kleineren Ch. larus nach Lunwis 0,008—0,009 mm (ein
Längerwerden derselben nach hinten, von welchem Gosse spricht, ist
nicht zu sehen, wofern man nicht die vor der Querfurche stehenden
schrägen Cilienstreifen in die Vergleichung einbezieht), so reichen sie
beim Zurückschlagen weit nach rückwärts und erzeugen durch ihre
durch das ganze Haar laufende peitschenartige Bewegung auch weiter
hinten noch den Eindruck einer vollständig flimmernden Fläche. Will
- man sich durch Einstellen auf die als scharfe Punkte erscheinenden
Insertionen der Haare die Begrenzung dieser Cilien feststellen, so fällt
m I RE - "TR - I ir
— a u =
333 Garl Zelinka, [232
man im Anfange der Täuschung zum Opfer, welche die Struktur des
gleich unter der Haut liegenden Ösophagus verschuldet. Die radiären
Fasern desselben erscheinen im optischen Querschnitte und sehen den
Insertionen der Cilien zum Verwechseln ähnlich, so dass man, wie
Scuurtze, die Cilien bis zum Ende des Ösophagus gehen zu sehen
meint.
Sehr gewaltige Cilienbüschel besitzen Dasydytes goniathrix (Taf. XV,
Fig. 8) und Gossea antenniger (Taf. XV, Fig. 7), beide Species von GossE
entdeckt und leider seither nicht wieder gefunden. Sie sollen zubeiden
Seiten des Kopfes stehen, doch fehlt jede nähere Angabe, so dass wir
keinen Anhaltspunkt haben, sie mit den Cilien der Euichthydinen zu
vergleichen. Interessant erscheint es, dass sie es sein sollen, welche
starke Wirbelströme zu jeder Seite des Kopfes, gleich denen der Räder-
thiere, erzeugen sollten. Diese beiden Thiere unterscheiden sich darin
von den höher differenzirten Formen wesentlich, wie wir gleich sehen
werden. Am auffallendsten aber ist die Bewimperung bei Dasydytes
longisetosum Metschn. (Taf. XV, Fig.21) und Das. saltitans Stokes (Taf. XV,
Fig. 20). Erstere Form besitzt einen ganz bewimperten Kopf, letztere _
jedoch, wie Srokss versichert, zwei rings um den Kopf laufende, hinter
einander liegende Ringe von langen Cilien, von denen die der vorderen
Reihe nach hinten, die der hinteren Reihe nach vorn schlagen. Diese
Verhältnisse werden im allgemeinen Theile ihre Würdigung finden.
Die Funktion der Wimpern am Gastrotrichenkörper wird von
Srokss so gedeutet, dass die ventralen Bänder die Lokomotion, die Kopf-
cilien aber eine Strömung zu besorgen hätten, welche die Nahrungs-
körperchen vor den Mund zu bringen haben. Für die Euichthydinen
steht die Sache in Wirklichkeit folgendermaßen:
Durch im Wasser vertheilte Karminkörperchen kann man sich
überzeugen, dass den ventralen Bändern ein größerer Einfluss bei Her-
beiziehung der Nahrung eingeräumt ist, als Stores glaubt. Die Fig. 12
auf Taf. XI zeigt uns eine Abbildung eines lebenden Ch. maacimus Ehrb.
von der Unterseite, während der Cilienaktion. Links und rechts vom
Halse treffen wir zwei Wirbel, deren Gentren 0,025 mm von der Körper-
mitte des Chaetonotus, also 0,05 mm von einander entfernt, beiläufig in
der Mitte der Halslänge liegen. Diese Wirbel sind nur die Querschnitte
eines einzigen, der sich in Form eines Halbringes quer über die Bauch-
fläche bis zu den Seitenflächen erstreckt; er reicht, da der Rückenseite
an dieser Stelle Cilien fehlen, nieht über dieselbe. Würden nicht die
Cilien dieses Theiles der ventralen Bänder, sondern die Cilien desKopfes
diesen Wirbel verursachen, so müssten die Centren zu den Seiten des
Kopfes gelegen sein. Darin liegt auch ein Unterschied bezüglich der
233] Die Gastrotrichen. 323
Räderthiere, wo die Wirbel vor dem Munde gelegen sind und erst die
denselben verlassenden Körperchen in den Mund gelangen. Die von
vorn allmählich zu diesem Wirbel heranziehenden Körnchen müssen an
dem Kopfende vorbei. Hier zeigen nun die sichelförmig nach vorn ge-
krümmten Cilien in der Nähe des Mundes, welche starr gehalten und
beim Schwimmen als fakultative Tastorgane fungiren, eine sonderbare
Thätigkeit, sie stoßen nämlich mit kurzen Schlägen Körperchen vor die
Mundöffnung. Vielleicht haben sie als Tasthaare eine gewisse Auswahl
unter den vorbeistreichenden Körperchen zu treffen? Aber auch einige
der vorderen Cilien aus der schräg zu den Flimmerbändern laufenden
Reihe stehen anders als beim Schwimmen, sie ragen mit nach vorn ge-
krümmter Spitze quer hinaus und schleudern die strömenden Körperchen
den sichelförmigen Haaren zu; die übrigen des anderen und des seit-
lichen Büschels schlagen einfach nach hinten und befördern unbrauch-
bare Körper in diese Richtung. Auch die großen seitlichen Tasthaare
haben eine andere Aktion als beim Schwimmen; sie, die sonst quer
abstehend nach vorn gekrümmte Enden haben, und nur leicht zitternde
Bewegung zeigen, schlagen deutlich, allerdings langsamer als die Bauch-
_ wimpern, nach hinten. Die aus dem Wirbel sich loslösenden Körper-
chen eilen, wie schon Gosse£ sah, durch die Bauchbänder nach hinten
getrieben, gegen den Schwanz an dem Körper herab. Mitunter kommt
es bei stark aufgetriebenem Rumpfe hinter der größten Erweiterung
desselben in dem eingebuchteten Theile zu einem zweiten accessori-
schen Wirbel. |
5. Wassergefäßsystem.
Historisches. M. Scuurtze (Nr. 9, 4853, p. 60) versichert mit Bestimmtheit,
»Zitterorgane, welche auf ein Wassergefäßsystem schließen ließen, fehlen sicher«,
ri Das Verdienst, das Wassergefäßsystem der Gastrotrichen zuerst gefunden zu haben,
gebührt P. H. Gossz (Nr. 18, 1864), welcher es bei Chaet. larus (p. 394), Chaet.
Slackiae (p. 398) und Dasydytes antenniger (p. 402) beschreibt (s. system. Theil).
Aufmerksam zu machen wäre auf seinen Versuch, kontraktile Blasen, ähnlich wie
bei den Räderthieren, aufzufinden und auf die besondere Länge, welche den Ka-
nälen bei Chaet. Siackiae zugeschrieben wird (vgl. Taf. XV, Fig. 7, 15). H. Lupwic
(Nr. 23, 4875, p. 202) beschreibt glänzende Körperchen in den Darmzellen (s. Kap.
® Verdauungskanal, c. Mitteldarm), deren Deutung ihm Schwierigkeiten bereitet; er
meint, dass man vermuthungsweise an Ausscheidungsprodukte denken könne. Bei
©. Bürscauı (Nr. 24, 1876, p. 389) finden wir Folgendes darüber: »Von sogenannten
% "Wassergefäßen wurde bis jetzt bei unseren Thieren nichts gefunden, dieselben sind
RK jedoch bei Chaet. maximus nicht allzu schwer wahrzunehmen. Jederseits neben dem
= Anfangstheil des Darmes liegt ein zu einem länglichen Knäuel verschlungenes Gefäß
8 von ähnlicher Beschaffenheit wie bei vielen Räderthieren. Von Flimmerung und
inneren Mündungen habe ich an demselben nichts gesehen, auch über die äußere
BEERERE A
324 Carl Zelinka, [234
Mündung bin ich nicht ganz im Klaren, jedoch sah ich mehrfach von jedem
Knäuel ein Gefäß gerade nach vorn laufen, und in der Gegend des vorderen Darm-
endes plötzlich endigen, wahrscheinlich mündet es hier auf der Bauchseite.«
H. A. PAGENSTECHER (Nr. 25, 4884, IV, p. 60) führt bei den Organen der Harnabscheidung
die eben erwähnte Angabe Lunwıe’s bezüglich der glänzenden Körnchen an und
setzt hinzu: »Solche Körnchen finden sich gleich zahlreich, aber kleiner schon bei
den Embryonen. Man kann die Ähnlichkeit mit der oben geschilderten Erschei-
nung bei unfertigen Räderthieren nicht verkennen.« Sodann erwähnt er die von
Bürscarı entdeckten paarigen Knäuelgefäße. Lupwic gab seine Vermuthung bezüg-
lich der glänzenden Körnchen nach Bürscarr’s Entdeckung auf, wie die Stelle in
Nr. 32, 4886, p. 824 beweist: »Exkretionsorgane sind bis jetzt nur bei einer Art in
Gestalt zweier aufgeknäuelter Gefäße nachgewiesen, aber noch nicht genauer be-
kannt.« W.M. SchımkEwirsch (Nr. 34, 1886, p. 149) beschreibt bei Chaet. Bogdanovü
eine im hinteren Körperdrittel in der dorsalen Region gelegene kontraktile Blase
und meint, dass BürscaLı die ausführenden Kanäle unrichtigerweise so genannt
habe, da die Öffnung der pulsirenden Vacuole nur im hinteren Körpertheile, wahr-
scheinlich über dem Anus, gelegen sein könne. Auch bei Chaet. larus sei diese
Blase vorhanden (s. system. Theil). A. C. Stoxes (Nr. 35, 4887, p. 84) sagt im allge-
meinen Theile Folgendes: »Le systeme vasculaire aquifere ne parait pas differer
de ce qu’il est chez les Rotiferes, en ce qui concerne les canalicules. La vesicule
contractile et l’entonnoir cilie des Rotiferes manquent, mais les longs tubes, etroits,
souvent tres circonvolutes, sont cilies a l’interieur comme chez les Rotiferes. Chez °
le Chaet. maximus Ehrb., BürscaLı les represente comme consistant en deux grou-
pes de tubules, situes un de chaque cöte de l’intestin, anterieurement, et prenant,
posterieurement une direction courbe en travers de ce conduit. Je les ai observes
chez le Chaet. rhomboides, ou ils ont un aspect beaucoup plus simple. Dans la
Pl. I, fig. A w, les tubules du Chaet. maximus sont represent6s.« Bei Ichth. rhom-
boides (s. system. Theil) findet man die Angabe, dass er, da er die Wimperung nur
auf einer kleinen Strecke gesehen, und so unvollständig studirt habe, ihre un-
zweifelhafte Existenz nicht angeben könne.
Das Wassergefäßsystem kommt allen von mir untersuchten Formen
in gleicher Weise zu. Es lässt sich am besten an einem lebenden und
stark gequetschten Thiere, welches geringe Eientwicklung besitzt,
studiren (Taf. XII, Fig. 5); an Totopräparaten ist nur der flimmernde
Absehnitt durch seine starke Lichtbrechung deutlich, an Schnitten sind
mitunter auch die Lumina der Röhrchen und die Zellkerne kenntlich.
Dieses Exkretionssystem liegt zu beiden Seiten der vorderen Darmhälfte
und besteht aus drei Theilen: einem Flimmerrohr, einem vielfach ge-
wundenen und verschlungenen, weichen Kanale und einem daraus
hervorgehenden kurzen Endstücke. Diese Theile sind, da sie in ver-
schiedenen Ebenen sich ausbreiten, nicht in einer Bildebene sichtbar
und man erkennt, dass auch das gewundene Rohr in verschiedenen
Niveaus sich aufknäuelt und im Allgemeinen drei solcher Horizonte zu
durchforschen sind. In jenem, welcher dem Rücken am nächsten liegt,
finden wir nur wenige Schlingen dieses blassen, zarten Rohres, der
mittlere Horizont zeigt aber eine ungemein reichliche und verwickelte
Bear R
235] Die Gastrotrichen. 325
Schlingenbildung. Das Konvolut dieses Kanales füllt am ungequetschten
Thiere den ganzen Leibesraum zwischen Darm und Körperwand aus
(Taf. XI, Fig. 3 Wa); nach Quetschung sieht man diese beiden Theile so
weit aus einander gedrängt, dass frei zwischen ihnen liegend die große
Masse des Exkretionssystems zu Tage tritt. An diesem bedeutendsten
Theile des Wassergefäßsystems fällt uns sofort eine bei Streckung des
Körpers gerade nach vorn laufende und sich von der übrigen Masse ab-
lösende Partie (Taf. XII, Fig. 5 Schl), welche in der Höhe des Ösopha-
gus aufhört, in die Augen. Sie scheint dort zu enden und den Ausfüh-
rungsgang der großen aufgeknäuelten Masse vorzustellen. Genaue
Untersuchung lehrt uns, dass wir es hier nicht mit einem einfachen
Kanale, sondern mit einer Schlinge zu thun haben, deren beide Schen-
kel eng an einander geschmiegt sind. An der Umbiegungsstelle wird
die Schlinge durch ein zartes, spitz zulaufendes Bändchen im vorderen
Theile des Körpers befestigt, wodurch bei Streekung des Thieres auch
die Schlinge ganz gerade gestreckt wird, bei Verkürzung des Körpers
in zarten Wellenlinien verläuft oder sogar um sich selbst eine kleine
Doppelschlinge bilden kann. Der eine der nach hinten laufenden
Schenkel zieht weit zurück und biegt in einer oft am weitesten nach
hinten gelegenen Schlinge gegen die große Masse des Exkretions-
organs und verliert sich in dem Gewirre des verknäuelten Röhrchens.
Der andere Schenkel löst sich schon früher von seinem Begleiter und
geht vorn in das Labyrinth des Organs ein. Die verschlungenen
Theile des Exkretionsapparates liegen da so dicht an einander, dass sie
bis auf einzelne vorstehende Schlingen, wie man sie nach vorn und
hinten herausstehen sieht, eine einheitliche, von Lumina durchzogene
Masse zu bilden scheinen, bis man bei sehr starker Quetschung für
jedes Lumen auch eine eigene Wand sehen kann. Häufig kann man
Reihen von glänzenden Körperchen, vermuthlich Exkretionsprodukte,
erkennen, welche in den Wandungen abgelagert sind und die Lumina
in ihren Schlängelungen begleiten. Sie sind von allen Körnchen im
Organismus die stärksten und dunkelsten; die Körnchen des Eies sind
zerstreut, kleiner. und zarter, die des Darmes kleiner und lichter als
sie. Mitten in dieser Masse, der Längsrichtung des Körpers parallel, liegt
ein circa 0,049 mm langer schmaler, matt glänzender, von seiner Umge-
bung dadurch wohl unterschiedener hohler Stab, in dessen Hohlraum
lebhafte Flimmerung sichtbar ist, welche vom vorderen nach dem hin-
teren Ende geht. Die Größenverhältnisse sind so winzige, dass ich nicht
‚entscheiden konnte, ob eine einzige lange Flimmer, beziehungsweise
_ ein langes Flimmerbüschel, oder eine Reihe von hinter einander ste-
‚henden Flimmern diese Erscheinung hervorbrachten. Bei starker
3926 Oarl Zelinka, [2 36
Quetschung trat eine Lageveränderung ein, indem das Stäbchen sich
schief gegen die Körperlängsachse stellte, wie in Taf. XII, Fig. 5 auf der
linken Seite dargestellt ist. Diese Verschiebung gestattet auch festzustel-
len, dass das freie Ende des Stabes vorn, der Übergang in das gewundene
Rohr hinten zu finden ist. Das freie Ende ist mit gerundeter Linie ge-
schlossen. Das Stäbchen unterscheidet sich in seiner Konsistenz wohl
von dem geschlungenen Kanal; wenn der letztere schon zersetzt ist,
flimmert das Stäbchen noch lebhaft, wenn auch nur mehr kurze Zeit.
Gegen die ventrale Seite in dem dritten Horizonte liegen nur ver-
hältnismäßig wenige Schlingen. Gegen die Medianlinie zu löst sich von
ihnen ein kurzes Röhrchen los, welches in $-förmiger Krümmung erst
nach vorn, dann nach hinten sich windet, in kurzem Bogen gegen die
Mediane sich wendet und unter dem Darm verschwindet. Die Ventral-
seite zeigt uns, dass wir es nur auf kurze Strecke mehr verfolgen
können, da es sich der Unterseite immer mehr nähert und knapp an
der inneren Grenze der Flimmerbänder etwa an der Grenze der vorde-
ren und hinteren Darmhälfte nach außen mündet (Taf. XI, Fig. 7;
Taf. XII, Fig. 5 Md). Wir müssen uns also den Bau dieses Organs folgen-
dermaßen vorstellen. Das Exkretionsorgan beginnt mit einem langen
stabförmigen Flimmertrichter, dessen freies Ende nach vorn sieht und
in welchem eine nach hinten gehende Flimmerung auftritt. Hinten geht
er in den aufgeknäuelten weichen, vielverschlungenen Kanal über, der
ihn mit seinen Windungen einhüllt und in seinen Wänden die von
3
3
:
;
mir als Exkrete gedeuteten Körnchen besitzt; er erstreckt sich in einer
langen Schlinge sehr weit nach vorn und öffnet sich endlich getrennt
von dem der anderen Seite an der Bauchfläche nach außen. Durch Ver-
schiebung des ersten Schlingenknäuels nach vorn kann es vorkommen,
dass man die äußere Mündung hinter der letzten Schlinge findet.
Das Wassergefäßsystem zersetzt sich sehr rasch und wenn nach
längerem Stehen noch z. B. alle Darmzellen unversehrt sind, ist das
Lumen des Kanales nicht mehr zu erkennen und nur feine Körnchen
liegen an Stelle des komplicirten Organs.
Die Funktion dieses Apparates ist zweifellos die der Exkretion
und zwar dürfte der große »Flimmertrichter« die Stromrichtung zu be-
stimmen und zu erhalten haben, während vielleicht von der ganzen
Kanalwand aus endosmotische Beziehungen zu der Leibeshöhlenflüssig-
keit bestehen; es wäre sonst die übergroße Entwicklung des gewun-
denen Theiles nicht zu erklären, wenn dieser nur als Ausführungsgang
für die beim Flimmertrichter eingeführten Auswurfsstoffe zu dienen
hätte.
Die hier dargelegten Verhältnisse stimmen am meisten mit der von
237] Die Gastrotrichen. 397
BürscaLı gegebenen Beschreibung überein. Die Differenz zwischen
unseren Schilderungen liegt in drei Punkten. Erstens erkannte Bürsenri
den Flimmertrichter nicht, zweitens hielt er die lange vordere Schlinge
für den Ausführungskanal und drittens zeichnet er in Fig. 6 seiner
Taf. XXVI ein mächtiges, quer gegen die Mediane stehendes Konvolut
von Kanalschlingen, welches den von mir untersuchten Thieren fehlt.
Da mir Chaet. Schultzei Metschn., an welchem Bürschui studirte, nicht
zur Verfügung stand, kann ich annehmen, dass diese merkliche Abwei-
chung vom gewöhnlichen Typus eine Eigenthümlichkeit dieser Species
sei. Die zwei ersten Punkte sind durch meine Untersuchungen ergänzt
und richtig gestellt. Bei Gossr’s Beobachtungen haben sich einige Fehler
eingeschlichen, welche bei der Schwierigkeit der Untersuchung sehr
leicht zu erklären sind; er hielt Spalten zwischen den Organen für
Fortsetzungen der Kanäle und sah diese daher durch das ganze Thier
entlang sich erstrecken. Ferner hatte er das Bestreben kontraktile
Blasen nachzuweisen, daher er verleitet wurde, zwei solche am Kopfe
des Chaet. Slackiae zu sehen (Taf. XV, Fig. 15); doch ist schon die Angabe,
dass die Kanäle nicht mit ihnen zusammenhängen sollten, hinreichend,
die Deutung Gossr’s zurückweisen zu dürfen. Diese hellen, blasigen
Räume sind eben so wenig kontraktile Blasen, wie die Blase, welche
er bei Gossea antenniger (Taf. XV, Fig. 7) am hinteren Ende des Kanales
zu sehen vermeinte, sondern sind auf blasige Veränderungen innerer
Organe zurückzuführen, welche sehr leicht bei zu starkem Druck oder
bei Mangel an frischem Wasser vor dem Absterben des Thieres auf-
treten. Kontraktile Blasen sind nicht vorhanden; dies kann ich auch
der Angabe von Scamkewirsch gegenüber festhalten. Schimkewitsch hat
bei Ohaeton. Bogdanovü am Rücken des hinteren Körperdrittels eine
helle Blase gesehen (Taf. XV, Fig. 6); er nennt sie kontraktil. Diese
Blase ist bei geschlechtsreifen Individuen thatsächlich leicht zu finden,
_ doch hat Scumkewirsch gewiss nie eine periodische Kontraktion daran
beobachtet, da wir es hier mit dem großen, wasserhellen Eikern zu
_ thun haben. Selbstverständlich kann diese »kontraktile« Blase auch
- bei Chaet. larus auftreten. Wenn nun Scnumkewitsch sich berufen fühlt,
in Bürsenrr's schönen Untersuchungen Fehler zu verbessern, so muss ich
_ bemerken, dass Bürscnurs Beobachtungen weitaus die besseren waren,
R sie waren eigentlich nur unvollständig; Scamkewitsch hat jedoch einen
»
bei einiger Sorgfalt leicht zu vermeidenden Fehler begangen, dessen
Folge war, dass er über die Mündungsart der Kanäle eine ganz falsche
Eyorstellung sich aneignen musste. Stokes hat bei Lepidod. rhomboides
g auf eine kurze Strecke Flimmerung beobachtet, konnte sich jedoch
_ keine Klarheit verschaffen; er scheint zudem auch von den Wasserge-
338 Carl Zelinka, [238
fäßen der Rotiferen eine ganz irrige Ansicht zu haben, wie könnte er
sonst sagen, dass zwar Flimmertrichter und kontraktile Blase bei den
Ichthydinen fehlen, die langen, engen, oft sehr gewundenen Röhren aber
im Inneren wie bei den Rotiferen gewimpert seien. Wir kennen keine
wimpernden Röhren bei den Rotiferen.
Das Wassergefäßsystem der Gastrotrichen steht tiefer als das der
Rotatorien und höher als das der Echinoderen. Letztere besitzen einen
innen ganz bewimperten einfachen Schlauch, bei den Gastrotrichen ist
die Wimperung auf den Anfangstheil beschränkt und dieser Anfangs-
theil ist in seinem Bau in bezeichnender Weise differenzirt. Im Vor-
handensein dieses einzigen langen Flimmertrichters liegt eines der
Unterscheidungsmerkmale gegenüber den Rotatorien, die mit mehreren
Wimperorganen versehen sind. Ein anderes Merkmal liegt in dem
konstanten Fehlen der kontraktilen Blase und in den getrennten,
ventralen Mündungen der Kanäle, welche sich nie, wie bei den Rotato-
rien, mit dem Enddarm oder den Ausführungsgängen der Geschlechts-
organe in Verbindung setzen.
Die isolirte Mündungsart erinnert an die von Rhabdocoelen, wie
Derostomum oder Prorhynchus.
6. Nervensystem.
Historisches. M. ScHuLTzE (Nr. 9, 4853, p. 249) sagt darüber: »Von Ner-
ven und Gefäßen- konnte keine Spur aufgefunden werden.« Auch METSCHNIKOFF
(Nr. 9, 1864) fand es nicht, doch meint er (p. 453), »dasselbe (dass ein Muskelsystem
nicht nothwendig gefunden werden müsse) könnte man in Betreff des Nervensystems
sagen, wenn nicht in unserem Falle die scheinbare Abwesenheit desselben mit der
ansehnlichen Entwicklung der Sinnesapparate im Widerspruch zu stehen schiene«.
Gosse (Nr. 48, 1864, p. 401) beschreibt bei Gossea anlenniger ein kugeliges unsym-
metrisch gelegenes Körperchen am Ösophagus als Gehirn. Auch Lupwıc (Nr. 23,
1875) brachte keine Aufklärung: »damit kommen wir zum dunkelsten Winkel in
unserer Kenntnis von der Organisation des Chaetonotus, denn es gelang mir eben
so wenig wie irgend einem der früheren Beobachter, irgend etwas aufzufinden, was
mit Sicherheit als nervöser Apparat angesprochen werden könnte. Allerdings schien
mir mitunter in dem vorderen Körperabschnitt über dem Ösophagus ein rundliches
Gebilde in seinen Kontouren sich darzustellen (wie ich dies in Fig. 15 angedeutet
habe), aber ich vermochte weder dieses Bild bei den zahlreichen untersuchten
Individuen regelmäßig an derselben Stelle und in derselben Form wiederzufinden,
noch konnte ich mich überhaupt davon überzeugen, dass die kreisförmige unge-
mein zarte Linie, in der sich jenes fragliche Gebilde von oben, oder die elliptische
Linie, in welcher es sich von der Seite gesehen repräsentirt, wirklich die Begren-
zung eines bestimmten Organs darstellt. Dass bei solcher Sachlage von der Behaup-
tung, man habe hier das centrale Nervensystem vor sich, gänzlich abgesehen werden
muss, ist selbstverständlich. Indessen werden wir auf diese Frage später bei der
Schilderung des Baues des Ichthydium podura nochmals mit einigen Worten zurück-
kommen müssen«. Daselbst heißt es: »Von einem centralen Nervensystem konnte
239] Die Gastrotrichen. 329
ich noch weniger als bei Chaet. larus auffinden; nicht einmal das dort gesehene
fragliche rundliche Gebilde über dem Ösophagus fand ich hier wieder. Hingegen
war ein zelliger Belag der inneren Oberfläche der Leibeswand im vorderen Körper-
ende sehr deutlich, wie ich dies in Fig. 2 und 3 z angedeutet habe. Die einzelnen
polygonalen Zellen umschlossen einen winzigen runden Kern und maßen nicht
mehr als.0,003 mm. Wäre es nicht denkbar, dass diesen Zellen die Funktion des
centralen Nerversystems zukäme”? Ich neige mich um so mehr zu dieser Ver-
muthung, als ich diese Zellen auch bei Chaei. larus wiederfand (Fig. 45), während
das bei Chaet. larus beschriebene rundliche Organ bei Ichthydium fehlte, und gerade
desshalb seine Existenz bei Chaet.larus wiederholt in Zweifel gezogen werden muss.«
Bürscarı (Nr. 24, 1876, p. 388) glaubt das Nervensystem sicher gefunden zu haben.
»Ein Centralnervensystein ist nun bei beiden Arten nicht schwer nachweisbar, es
liegt als eine längliche Zellenmasse jederseits neben dem Ösophagus. Dicht hinter
der Mundöffnung beginnend, erstreckt es sich bis zur Anschwellung des Ösophagus
(Fig. 5 und 6) (auf der Abbildung M. ScuuLrze’s von Turbanella und Chaetonotus ist
diese Zellenmasse am Ösophagus angegeben, in der Beschreibung geschieht des-
selben hingegen keine Erwähnung). Seiner Lagerung und Gestaltung nach scheint
das Nervensystem nahezu völlig mit dem von GrEEFF bei Echinoderes beschriebe-
nen gleichnamigen Organ übereinzustimmen, ein Umstand, der meine Deutung
dieses Organs wesentlich befestigt.« FERNALD (Nr. 28, 4883, p. 1249) fand kein Ge-
hirn: »Direkt über dem Ösophagus ist ein kugeliger Körper oder eine Höhle, aber
ich kann nicht muthmaßen, was seine Funktion sei.« An seiner Deutung des Ner-
- vensystems hält Lupwıe auch 1886 fest; er sagt Nr. 32, p. 824 : »Das centrale Ner-
vensystem wird wahrscheinlich durch eine über der Speiseröhre gelegene Zellen-
gruppe dargestellt«. Sroxes (Nr. 35, 4887) bringt p. 84 nur eine Übersetzung der
BürscaLi’schen Angabe.
Wir haben das Nervensystem in ein centrales und ein periphe-
risches zu theilen.
CGentralnervensystem: Das Gehirn liegt ähnlich, wie bei den Räder-
thieren in Form einer Decke über dem.Ösophagus. Am weitesten reicht
es vorn an den Seiten hinunter; nach hinten zieht es sich an jeder
- Seite in einen etwas seitlich gelegenen spitzen Zipfel aus, der schon
vor der hinteren Ösophagusanschwellung endigt. Indem es dem Öso-
phagus dicht anliegt, füllt es die in dessen Mitte gelegene, ringsum
gehende Einschnürung vollkommen aus, ohne diese Einsattelung an
seiner eigenen Oberfläche mitzumachen.
Die Hauptmasse des Gehirns liegt seitlich und wurde von Bürscnui
als »seitliche Zellenmasse« beschrieben; verbunden werden die beiden
Hälften durch die dorsale, dünnere Partie des Gehirns, welche Lupwis
_ gesehen und als Nervensystem gedeutet hat, indem er sie für einen
zelligen Belag der Leibeswand hielt. Bei der genaueren Beschreibung
-_ wollen wir von der dorsalen Ansicht ausgehen.
Zunächst fallen zwei lichte kernlose Flächen (Taf. XI, Fig. I P),
welehe hinter einander gelagert sind, auf. Die hintere ist nahezu kreis-
_ rund und allseitig von Ganglienzellen umstellt. Sie ist es, welche
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330 Carl Zelinka, [240
Lupwıc den rundlichen Körper’ bei Chaet. larus vorgetäuscht hat, den er
dort in Beziehung zum Gehirne zu bringen geneigt schien. Sie liegt
gerade in der Einsattelung des Ösophagus und zeigt sich im Profil als
die von Lupwie gesehene »elliptische Linie«c. Da in ihr keine Kerne,
sondern nur feine Granula zu finden sind, glaube ich sie als » Punktsub-
stanz« deuten zu dürfen. Dass sie nicht etwa ein Loch im Centralner-
vensystem vorstellt, erkennt man an dem Querschnitte, wo es sich
erweist, dass sie ein integrirender Bestandtheil des Gehirns ist
(Taf. XI, Fig. 6 P). Das Gleiche gilt von der vorderen kernlosen Fläche;
nur ist sie nicht so regelmäßig und scharf umgrenzt. Während die
hintere von 13 streng symmetrisch geordneten Zellen umstellt ist, ist die
Anordnung vorn weniger regelmäßig, bald sind die Kerne der einen
Seite einander näher gerückt, bald treten zwei der hinteren Kerne
weiter in das Feld hinein, indem sie sich von den übrigen weit trennen.
Zwischen den beiden kernlosen Feldern zieht quer herüber eine Brücke
von drei Reihen Ganglienzellen.
Gegen die Seiten fügen sich an die beschriebenen Ganglienzellen
noch mehrere oberflächlich liegende, welche ohne besondere Bedeutung _
sind. Am hinteren Ende ziehen sich zwei mediane Zellen in Fortsätze
aus (Fig. I d), welche nicht weiter verfolgt werden konnten. Hinter
diesen tritt schon der Ösophagus zu Tage, indem der Gehirnrand nun
zu den zwei erwähnten seitlichen Zipfeln, welche tiefer liegen, herab-
steigt. Stellt man das Mikroskop auf dieselben ein, so ändert sich das
‚Bild bedeutend. Wir sehen, dass unter der oberflächlichen Decksehicht
im Gehirne an jeder Seite vier Ganglien liegen. Die drei ersten zeichnen
sich dadurch aus, dass sie neben Kernen von gewöhnlicher Größe drei
bis vier ungemein große besitzen, wodurch sie leicht in die Augen
fallen. Das hinterste Ganglion hat nur gewöhnliche Kerne.
Besonders wichtig erscheinen die zwei vordersten Ganglienpaare.
Sie sind birnförmig, liegen mit dem bauchigen Ende in der übrigen Ge-
hirnmasse und strecken ihr spitzes Ende nach vorn und zwar das erste
Ganglion gegen die dorsale Seite (Taf. XI, Fig. 1 G,), wo es an der Ober-
haut angelangt das vordere dorsale Büschel von Tasthaaren («T) trägt.
Das zweite Ganglion (G)) wendet seine Spitze mehr seitlich und zieht
zur Einziehung zwischen den zwei lateralen Kopflappen; hier sitzen die
seitlichen Tasthaare (/T) daran. Jedes dieser beiden Ganglien besteht
aus gestreckten Zellen, deren schmale Enden in die Spitze des Ganglions
auslaufen.
Wir werden diese Zellen als Sinneszellen betrachten müssen,
welche unser Interesse um so mehr verdienen, als sie einen inte-
grirenden Bestandtheil des Gehirns selbst ausmachen, wir also ein
241] Die Gastrotrichen. „ 331
- €entralnervensystem vor uns haben, welches zum Theil noch in der Aus-
scheidung aus dem Ektoderm begriffen ist und mit ihm hier zusammen-
_ hängt. Dies wiederholt sich noch an zwei Stellen des Gehirns. Auch
für die zwei einzelnen Tasthaare nämlich, welche am Halse sitzen, sind
keine vom Centralnervensysteme räumlich gesonderten Ganglienzellen
vorhanden, sondern eine der oberflächlich am Gehirne liegenden Zellen,
die mitten unter ihren gleichaussehenden Nachbarinnen sich befindet,
trägt dieses Tasthaar. Die Zusammengehörigkeit der Zelle und des
Sinneshaares ersieht man erst deutlich, wenn man die künstliche Blä-
hung des Thieres einleitet. An dieser Stelle kann sich die Haut nicht
so weit abheben, da sie hier mit dem Gehirne zusammenhängt, sie bil-
_ det eine Grube gegen innen, wo das Tasthaar sitzt. Das Gehirn aber
wird durch die sich entfernende Oberhaut zipfelförmig aufgehoben und
erst bei zu großer Blähung ganz abgerissen.
Der letzte Punkt, an dem das Centralnervensystem mit der Haut
- in Verbindung kommt, wird später besprochen.
3 Das dritte Ganglion (G,) ist ellipsoidisch, der Längsachse parallel
am Ösophagus gelagert und steht seitlich bauchig über den übrigen
Kontour des Gehirns hinaus. Das letzte Ganglion (G,) ist dem erwähn-
ten in der Form ähnlich, ist aber mit seiner Längsachse schief zur
Medianlinie gestellt, indem es dem breiten Ast des seitlichen Retractor
- des Ösophagus ansitzt. Es liegt in dem Winkel zwischen der Gabelung
des Retractormuskels, ist jedoch gegen den äußeren Ast desselben mit
- scharfer elliptischer Linie abgeschlossen. Diese Lage eines Gehirn-
ganglions an einem Muskel erinnert an die ganz gleichen Verhältnisse
bei Räderthieren, wie ich sie bei Discopus synaptae gefunden habe.
- Jedes dieser vier Ganglien hat vier bis fünf Zellkerne.
4 Die ventrale Ansicht (Taf. XI, Fig. 2) zeigt uns den Ösophagus vom
g Gehirn nur an den Seiten und zwar nur vorn bedeckt; nach hinten
- zieht es sich rasch an die Seiten zurück.
4 Das vordere ventrale Gilienbüschel sitzt ebenfalls einer Ginppe
- solcher Zellen auf (G,).
- _ _ Weiter rückwärts tritt in der Gehirnmasse deutlicher noch als im
% dorsalen Anblicke das in der Muskelgabel befindliche vierte Ganglion
- hervor. Die Muskeln selbst sind deutlicher zu verfolgen, der lange Ast
- bahnt sich einen Weg zwischen den Ganglien und Ganglienzellen nach
_worn, der breite kurze Ast ist fast ohne Bedeckung.
2 In dieser Ansicht fällt dem Beschauer eine Gruppe von Zellen auf
- (aG), welche etwas vor dem vierten Ganglion gelegen sind und sich spitz
- nach hinten: ausziehen. Man sieht dann eine dünne Faser von hier nach:
F hinten laufen (N), welche mehr seitlich.liegt, als der seitliche Retractor des
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. II. 22
en Mus Zu
2 : z ee
ee
332 Garl Zelinka, [242
”
Ösophagus, in dieser Ansicht also unter demselben durchzieht und
leicht bis zum Mitteldarm in die Gegend des Wassergefäßsystems ver-
folgt werden kann. Dort geht sie in eine Gruppe von Zellen über,
deren Kerne sich- genau so färben, wie die des Gehirns und wohl
Ganglienzellen sein dürften (Fig. I z). Sie schwillt in der Nähe des
Endes des Ösophagus zu einer spindelförmigen Zelle an. Wir gelangen
hiermit in das Gebiet des
Peripherischen Nervensystems, über welchesich nicht erschöpfende
Auskunft geben kann. Es lässt sich der erwähnte Nery am Darme ent-
lang nach hinten bis in den Schwanz verfolgen. In seiner Begleitung
sind sechs bis sieben Ganglienzellen zu bemerken, welche an der
Haut zu sitzen scheinen. Die letzte Zelle befindet sich so weit rück-
wärts, dass sie in gleicher Höhe wie der Enddarm liegt. Nun entfernt
sich die Faser wieder von der Haut und indem sie abermals wie am
Gehirne zu einer spindelförmigen Zelle anschwillt, läuft sie schräg zu
den Klebdrüsen. Dieser Nerv dürfte wohl dem Nervus lateralis der
Räderthiere entsprechen. An den Muskeln des Schwanzes haften Zellen
mit feinen langen nach vorn gerichteten Ausläufern, welche vielleicht
ebenfalls nervös sind. Noch zu erwähnen ist die Tastzelle, welche unter
dem hinteren Tasthaar zu finden ist und welche mit einem fadenförmi-
gen Fortsatze in eine Ganglienzelle übergeht, welche mehrfache Fort-
sätze besitzt und wahrscheinlich mit den Schwanzmuskeln und dem
lateralen Nerv zusammenhängt.
Vielleicht lassen bessere Methoden auch die Fortsätze der zwei
dorsalen hinteren Gehirnzellen als Nervi dorsales, wie sie den Rotatorien
eigen sind, nach hinten verfolgen.
7. Sinnesorgane.
Historisches. M. ScauLzze (Nr. 9, 4853, p. 248) spricht von langen, unbe-
weglichen Härchen um die Mundöffnung und fährt fort: »Perry lässt dieselben aus
zwei Grübchen zur Seite des Mundes entspringen, ich habe diese nicht auffinden
können.« P.H. Gosse (Nr. 48, 4864) findet als der Erste die Tasthaare, und zwar
bei Chaet. larus, wo er (s. system. Theil) am Kopfe einige sehr lange feine diver-
girende Haare, welche seitlich herausstehen und sich leicht nach vorwärts krüm-
men, beschreibt; er vergleicht sie treffend mit den Schnurrborsten einer Katze.
Bei Chaetonotus Slackiae will er (s. system. Theil) an jeder Seite des Vorderendes
des Ösophagus, in dessen äußerer Wand eingebettet, einen kleinen ovalen Fleck ge-
sehen haben, der zu Zeiten eine bestimmte Färbung zu haben schien, und der ihn
desshalb an die Augenpunkte der Räderthiere erinnerte. Auch bei Chaet. Schultzei
(s. system. Theil) beschreibt er ovale helle Flecke, welche er für Augen hält. Bei
Dasydytes antenniger (s. system. Theil) findet er ein Paar leicht gekeulter An-
tennen zu den Seiten des Mundes. E. METSCHNIKOFF (Nr. 19, 4864, p. 453) macht
nachstehende Angaben: »Außer der schon oben hervorgehobenen Anwesenheit von
243] Die Gastrotrichen. 333
ziemlich komplicirten Augen mit lichtbrechendem Körper bei Ichth. ocellatum sind
die Sinnesorgane unserer Thiere noch durch mannigfaltig gestaltete Tasthaare ver-
treten, indem wir wohl die Rückenborsten aller Chaetonotus-Arten (dievon M. SCHULTZE
bei Turbanella erwähnten borstenartigen Fortsätze müssen hier gleichfalls zuge-
rechnet werden), sowie die langen Borsten von Cephalidium und die am vorderen
Körperende stehenden steifen Haare (Taf. XXXV, Fig. 4, I. ocellatum) als solche in
Anspruch nehmen dürfen. Hierher gehören auch die beiden oben erwähnten feinen
Stäbchen am Schwanzende von Cephalidium.« H. Lupwie (Nr. 23, 4875, p. 206) findet
bei Chaei. larus keine Augen, wohl aber die schon von Gosse angegebenen Tast-
haare (s. system. Theil), welche er in je zwei Büscheln hinter und unter einander
sah; jedes Büschel hatte vier bis fünf feine Haare von 0,0162—0,0493 mm, von
welchen eines die anderen häufig überragte. Jedes Büschel stand in einer seichten
- Grube. »Die Bewegungsweise der Haare macht auf den Beobachter durchaus den
Eindruck des Willkürlichen«. Bei I. podura (p. 215, 216) beschreibt er folgende Or-
gane: »Ein Gebilde aber, welches wir bei Chaet. larus nicht kennen gelernt (ob-
schon es vielleicht auch dort noch nachweisbar sein wird), ist ein eigenthümliches
starres Haar, welches auf dem hintersten Abschnitt des Rückens rechts und links
über und vor dem Ursprung der Schwanzspitzen eingepflanzt ist (Fig.4). Ein jedes
dieser Haare, an denen ich eine Bewegung niemals beobachtet habe, steht unter
beträchtlichem Winkel von der Körperoberfläche ab und ist nach hinten gerichtet.
Bei einem 0,083 mm langen Individuum maß jedes derselben 0,007 mm, bei einem
0,44 mm langen 0,0096 mm. Dieselben Gebilde sind bis jetzt nur einmal bei einer
verwandten Form, bei der von METscHnikorr aufgefundenen Gattung und Art Cepha-
lidium longisetum! gesehen worden. Dieser Forscher betrachtet es als ein Tastorgan,
eine Deutung, die hier offenbar noch weit mehr in der Luft schwebt, als bei den
beweglichen Haarbündeln am Kopfende. Immerhin möge für die Haarbündel am
Kopfende die Bezeichnung Tasthaare festgehalten werden.« Für diese einzeln
stehenden Haare schlägt Lunpwıcs den Namen Rückenhaare vor. »Was aber bei
Iehth. podura hervorgehoben zu werden verdient, ist das Vorhandensein von Augen,
d.h. wenn man wirklich berechtigt ist, ein Gebilde, welches auf dem vorderen
- Körperende rechts und links sich befindet, als solche anzusprechen. Dasselbe be-
steht jederseits aus einem in eine nach innen sich vorwölbende Verdickung der
Cuticula eingelagerten elliptischen Körper von kaum 0,0045 mm Größe. Wenn man
der darunter gelegenen zelligen Masse, wie oben vermuthet, nervöse Natur zu-
- schreibt, dann dürfte man in diesen stark das Licht brechenden Körpern wohl Lin-
sen erblicken.« O. BürscaLı (Nr. 24, 4876) bemerkt p. 387 bei Beschreibung der am
_ Kopfe stehenden langen zarten Haare: »Ich wurde nicht ganz klar darüber, ob
diese Haare eine selbständige Beweglichkeit besitzen, man sieht sie zwar hier und
da Bewegungen ausführen, die jedoch möglicherweise nur dem durch die Cilien
der Bauchseite erregten Strome zuzuschreiben sind«, und p. 388: »Von specifischen
_ Sinnesorganen habe ich nichts gesehen.« Bei PAGENSTECHER (Nr. 25, 18814, IV, p. 332)
F F finden wir nur hier bereits wörtlich angegebene Daten ohne eigene Beobachtung
- zusammengefasst. C. H. FErnaLn (Nr. 28, 4883, p. 1218) sagt Nachstehendes: »Auf
- dem Kopfe sind vier farbige Augen oder was Augen zu sein scheint, und vier
[ Büschel von langen feinen Haaren, welche sich in der Nähe der Augen, aber ein
_ wenig unter ihnen, erheben. Es scheinen Tastorgane zu sein, da die 'Thiere sie in
4 beständiger Bewegung erhalten, indem sie augenscheinlich ringsum tasten, wenn
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1 Soll richtig heißen: longisetosum.
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334 Garl Zelinka, [244
sie sich langsam unter dem Detritus bewegen.« H. Lupwie (Nr. 32, 1886, p. 824)
giebt kurz an: »Die Tasthaare des Vorderendes sind beweglich, und stehen jeder-
seits in Büscheln vereinigt, können’aber auch ganz fehlen; punktförmige Augen sind
nur selten vorhanden.« C. A. Stores (Nr. 35, 1887, p. 84 und 82) giebt folgende
Darstellung im allgemeinen Theil: »La ‚tete‘ renflee est, de regle, a peu pres trian-
gulaire, mais avec trois ou cing lohes.arrondis, les elargissements latero-posterieurs
prenant origine sur la partie qui repr&sente le cou. Le bord frontal porte quatre
touffes de longs poils tactiles et vibratiles que l’animal peut mouvoir isol&ment ou
ensemble'en groupe. Sur la partie superieure du cou et ala region posterieure du
corps, pres de la fourche caudale, sont quatre autres poils, deux a chacune de ces
parties, plantes. perpendiculairement A la surface cuticulaire, mais qui ne paraissent
pas vibratiles. Ils sont probablement tactiles, et n’ont pas encore, a ce que je
crois, et observes jusqu’ici. Je les ai trouv&s dans toutes les especes que j’ai exa-
minees.« Ferner erwähnt er bei zwei Formen, Ichth. rhomboides Stokes und Dasy-
dytes saltitans Stokes, Tasthaare ; bei ersterer Species drei Büschel jederseits, unter
welchen’ die mediane hintere Gruppe durch ihre Starrheit bei beibehaltener Be-
weglichkeit an der Basis auffällt; bei letzterer Form zwei feine Tasthaare am
Hinterende, welche auf je einer kleinen Papille entspringen (s. system. Theil). Über
Augen finden wir im allgemeinen Theil die kritiklos von FernaLp übernommene
Angabe von den vier Augenflecken, welche Stokes als gewöhnliches Vorkommnis
bezeichnet.. Er'zeichnet sie von Lepid. sguammatum und erklärt, sie nicht genügend
studirt zu haben.
Als Sinnesorgane kann man mit Sicherheit nur Tastorgane anfüh-
ren. Keine der vorstehenden Beschreibungen ist erschöpfend und voll-
kommen richtig. Der Sachverhalt ist nachstehender. |
Der Kopf besitzt bei Chaet. maxcımus Ehrb. im Ganzen acht in Paaren
angeordnete Haarbüschel. An der dorsalen Seite steht je ein Büschel
von drei bis vier Haaren (Taf. XII, Fig. 4 vT) ganz vorn knapp an der
Grenze der Stirnkappe des von Lupwıc entdeckten stachellosen Feldes,
welche sich sehr verschieden verhalten können. Bald schlagen sie leb-
haft, fast nach Art der Wimperhaare nach rückwärts, bald stehen sie in
sichelförmiger Krümmung starr nach vorn und ragen über das Körper-
ende hinaus, um beim Schwimmen als Taster zu dienen. Das zweite
Paar (hT) steht etwas weiter hinten, ebenfalls an der Stirnkappe und
pflegt theils langsam tastende, theils lebhafter schlagende Bewegungen
zu machen. Bei Lepid.. sguammatum Duj. finden wir ganz. ähnliche Ver-
hältnisse, doch: ist das vordere Büschel mit geringerer Zahl an Haaren
ausgestattet und stehen nur zwei starr nach vorn über den Kopf hin-
aus (Fig. 3 vT).
Bei kleineren Formen wie Ühaet. brevispinosus mihi (Taf. XIV,
Fig. 11) ist im hinteren Büschel nur ein einziges langes Haar zu sehen.
Chaet. persetosus mihi hat andererseits die Eigenthümlichkeit, dass die’
im vorderen Büschel befindlichen Haare die längsten des ganzen Körpers
sind, und auch noch die seitlichen bedeutend an Länge übertreffen
(Taf. XIV, Fig. 1).
ENTER WERE
245] Die Gastrotrichen. 335
Um das nächste Tastbüschel zu finden, müssen wir bei jenen For-
men, welche einen fünflappigen Kopf besitzen, in der Einziehung zwi-
schen den beiden seitlichen Lappen herabgehen und eine an der Seite
gelegene Grube aufsuchen, welche von Perry und Lupwic beschrieben
worden ist. Aus dieser Vertiefung entspringen bei allen Gastrotrichen
gegen fünf lange Haare (!T), welehe von ungleicher Länge sind. Eines
davon ist auffallend lang und erreicht bei Chaet. masximus Ehrb.
0,03125 mm, bei Lepidoderma squammatum Duj. 0,0488 mm. Verglei-
| chen wir damit die Angabe Lupwic’s für Chaet. larus, so ergiebt sich
| ein Fallen der Cilienlänge mit abnehmender Körperlänge. Alle diese
Haare können beim Schwimmen mit leicht zitternder Bewegung quer
; abstehend mit nach vorn gekrümmtem Ende gehalten werden, oder sie
können selbst ganz lebhaft nach hinten schlagen. Beim Absterben
pflegt das Thier diese Haare ganz knapp an den Leib nach hinten zu
legen.
Das letzte Paar von Tastbüscheln treffen wir an der ventralen Kopf-
seite. Das deutlichste Bild bietet abermals Chaet. maximus Ehrb., wo
- diese Haare auf einem kleinen Kegelstutze jederseits hinter dem Munde
eingepflanzt sind (Taf. XIII, Fig. 1 vCi). Merkwürdigerweise verhalten
sich nicht alle Haare gleich, sondern drei der vordersten zeichnen sich
- darin vor den übrigen aus, dass sie ähnlich wie die vordersten dorsa-
len mit sichelförmiger Krümmung starr nach vorn über den Körper
- hinaus gehalten werden, während die übrigen lebhaft gleich Flimmer-
_ eilien nach hinten schlagen können. Für den nicht eingehenden Beob-
achter scheinen dann die dorsalen und ventralen sichelförmigen starren
- Haare einen kontinuirlichen Haarkranz um den Mund zu bilden, wie
_ ihn die älteren Forscher beschreiben. Lepid. squammatum Duj. besitzt
_ ventral ganz ähnliche Einrichtung, nur dass der Kegelstutz nicht deut-
- lich wird (Taf. XII, Fig. 4 vCi). Eine Vereinfachung kann jedoch bei
_ kleineren Formen eintreten; so hat z. B. Chaet. persetosus mihi an
Stelle der drei nur ein einziges nach vorn gerichtetes Haar (Taf. XIV,
ie. 3 7).
| : Warum ich die im Vorstehenden beschriebenen Haare trotz ihrer
mitunter lebhaften Bewegung für Tastorgane erkläre, hat seinen Grund
_ erstens in der Bestätigung, welche diese Annahme durch die Beobach-
tung lebender Gastrotrichen erfährt, indem diese, wenn die beschrie-
benen nach vorn und seitlich vom Körper abstehenden Haare von Fremd-
F körpern berührt werden, sofort darauf reagiren, und zweitens, indem
- diese Haare auf Zellen sitzen, welche als Sinneszellen angesehen werden
_ müssen, und mit dem Gehirne in unmittelbarem Zusammenhange stehen,
_ wie beim Nervensystem beschrieben wird. Endlich giebt es Formen,
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336 Carl Zelinka, [246
wie Lepidoderma rhomboides Stokes (Taf. XV, Fig. 4 a), deren ventrale
Haare auffallend starr sind und gewiss nur mehr der Tast- und nicht
der Flimmerfunktion zu dienen haben.
Jedenfalls ist ihre Doppelfunktion sehr auffallend; zumal zeichnen
sich darin die ventralen Haare aus, welche zum kleineren Theil fakulta-
tiv als starre Sinnesborsten, zum größeren Theil als aktive Flimmer-
haare benutzt werden, was eben so wie die Beziehungen der Sinnes-
zellen und des Gehirns unter einander auf einen tiefen Entwicklungs-
stand hinweist, in welchem eine weitergehende Differenzirung noch
nicht stattgefunden hat.
Zu den besprochenen Organen kommen noch die am Halse und am
Rumpfe stehenden Einzelhaare hinzu. Wir sehen, dass der von Lupwıc
dafür vorgeschlagene Name Rückenhaare nicht bezeichnend ist, da der
Rücken des Kopfes,ebenfalls Haare trägt, welche mit gleichem Rechte auf
diese Bezeichnung Anspruch machen könnten. Lupwıg’s Angaben über
diese Haare sind zwar unvollständig, doch irrt Stores, wenn er glaubt,
dass vor ihm Niemand diese Haare gesehen habe. Die vor ihnen angege-
bene Vierzahl ist jedoch nur für die großen Formen geltend; kleinere, .
wie Chaetonotus brevispinosus mihi (Taf. XIV, Fig. 11) und Ichth. podura
O. F. Müll. (Taf. XIV, Fig. 15) besitzen auch am vorderen Kopfende ein
Paar solcher Tasthaare, welche sich von den übrigen daselbst stehen-
den Haaren durch ihre Richtung und meist gerade Form auszeichnen.
Beide Forscher beschreiben diese Haare als starr, was durchaus nicht
zutrifft. Vielmehr bewegen sie sich, langsame Wellen laufen durch
den Faden bis zur Spitze, auch eine peitschenartige, aber höchst träge
Bewegung kann am Haare auftreten; mitunter bewegt sich das ganze
Haar auf und nieder, legt sich an den Leib an und richtet sich wieder
auf. Während die großen seitlichen Haarbüschel in Konservirungs-
flüssigkeiten ihre Länge und Form verändern, trifft man diese konsi-
stenteren Haare in den Präparaten wohl erhalten. Die Richtungsände-
rung der Haare erklärt auch die Differenz der Angaben von Lupwıc und
Srtoxss, die Haare können sowohl senkrecht als schief auf der Haut
stehen. Diese vier Haare sind so wie die Haarbüschel des Kopfes kon-
stant bei allen Gastrotrichen zu finden, und wir werden in ihnen einen
tieferen Werth zu suchen haben.
Ihre Vertheilung ist von Stoxzs richtig angegeben, sie stehen am
Halse und am Hinterende. Dort wo Schuppen und Stacheln auftreten,
sind für sie eigene Schuppen mit einer Schutzvorrichtung ausgebildet,
wie im Kapitel »Haut« beschrieben wird.
An beiden Orten ist ihr gewöhnlicher Platz bei den von mir unter-
suchten Arten von Chaetonotus und Lepidoderma in der dritten Längsreihe
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247) Die Gastrotrichen. 337
der Schuppen (von der medianen Reihe aus gerechnet) gelegen, bei Ich-
Ihydium an einer entsprechenden Stelle. Eine Chaetonotusart ohne
Schuppen zu untersuchen hatte ich keine Gelegenheit, doch wird dieses
Genus wohl schwerlich von der durchgehenden Regel eine Ausnahme
machen.
Die hinteren Haare, welche schon an den starken hinteren Abhang
des Rumpfes zu liegen kommen, sind länger als die vorderen und
messen z. B. bei Chaet. brevispinosus mihi 0,0125 mm gegen 0,01 mm
der am Halse befindlichen. Am lebenden Thiere ist unter jedem Haare
eine körnchenreichere Plasmaansammlung zu sehen.
METSCHNIKOFF will, wie angeführt, auch die Stacheln des Rückens
bei den Gastrotrichen als Tasthaare ansehen, was nicht zulässig ist;
diese Stacheln können, wie im Kapitel »Haut« ausgeführt wird, wohl
als Schutzorgane, welche in ihrer Derbheit den eigenen Körper vor
‘Annäherung fremder Körper behüten, gelten, nicht aber als empfind-
liche Sinneshaare; damit das Thier den Druck, der auf die Stacheln
ausgeübt wird, empfinden kann, muss derselbe so stark sein, dass die
Haut eine bedeutende Formveränderung durch den niedergepressten
Stachel erfährt, sonst fühlt sich das Thier nicht veranlasst seine Stel-
lung zu ändern.
- Wir kommen nun zu einem unklaren Punkte der Anatomie; es
sind dies die »Augen« der Gastrotrichen. Augen werden beschrieben
bei Chaet. Slackiae Gosse, Chaet. Schulizeı Metschn., Lep. sguammatum
Duj., Zep. ocellatum Metschn. und COhaet. brevispinosus mihi. Davon kann
4 Chaet. Slackiae Gosse gar nicht in Betracht gezogen werden, da ein
heller Fleck in der äußeren Wand des Ösophagus, wie Gossz es be-
schreibt, unmöglich als Auge angesehen werden kann, sondern offen-
bar einer der bei starker Quetschung oder lang andauernder Unter-
suchung überhaupt leicht sichtbar werdenden Kerne der vorderen
Speicheldrüsen oder eine Vacuole ist. Lep. squammatum hat, wie ich aus
eigener Anschauung weiß, gar keine lichtbrechenden Flecke, daher die
- diesbezügliche Angabe von Stores als Irrthum bezeichnet werden muss.
. Chaet. Schultzei besitzt nach Gossr’s Angabe und Bürscaur's Zeich-
nung am Vorderende zwei stärker lichtbrechende Körperchen (Taf. XV,
Fig. 1), von welchen wir nichts weiter wissen. Bürscentt hielt sie nicht
_ für Augen. Bestimmte Beschreibung giebt nur Lupwıs von Lep. ocella-
tum Metschn. (Taf. XV, Fig. 19), doch muss auch er es für zweifelhaft
halten, hier von Augen zu sprechen. Fernan’s Behauptung, dass sein
- Chaet. larus (unser Chaet. brevispinosus) vier farbige Augen besitze, ist
_ auf das zurückzuführen (bezüglich der Größe und Lage verweise ich
- auf die im system. Theile bei Chaet. brevispinosus gemachten Angaben),
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338 Carl Zelinka, [24 8
dass vier paarweise vertheilte Körper von stärkerer Lichtbrechung mit
vielen dunklen Körnchen ausgestattet sind, welche Körnchen nament-
lich am Rande dicht gehäuft stehen, in der Mitte aber lichte Stellen
frei lassen (Taf. XIV, Fig. 41 y). Allerdings liegen diese Flecke dem Ge-
hirne dicht an, und es liegt nahe, ihnen eine lichtempfindende Funktion
zuzuschreiben, und zwar mit größerer Berechtigung, als den licht-
brechenden Körpern bei Lep. ocellatum oder Chaet. Schultzei, wo zwar
Linsen, aber kein Pigment entwickelt sein soll; nun weisen unsere Er-
fahrungen aber darauf hin, dass die niedersten Augen einfache Pigment-
flecke, Linsen auf denselben aber schon bedeutend höhere Komplika-
tionen sind. Linsenartige Körper ohne Pigment dürfen aber kaum als
Augen gedeutet werden. Wir werden daher, wenn wir bei Gastrotri-
chen von Augen sprechen wollen, höchstens die vier dunklen Flecke
von Chaet. brevispinosus mihi in Erwägung ziehen.
Vermuthungsweise können wir auch die keulenförmigen gekrümm--
ten Tentakeln von Gossea antenniger Gosse (Taf. XV, Fig. 7) als Sinnes-
organe, und zwar Tastorgane bezeichnen.
8. Muskelsystem.
Historisches. M. ScuuLtze (Nr. 9, 1853, p. 249) fand keine Muskeln, »weder
in.der Haut noch im Parenchym des Körpers«. Nicht glücklicher war METSCHNIKOFF
(Nr. 19, 1864, p. 453): »In diesem Parenchym konnte ich eben so wenig wie meine
Vorgänger etwas von Muskeln und Nerven auffinden. Obgleich diese Beobachtun-
gen an sich noch keineswegs die Anwesenheit derartiger Gebilde ausschließen, so
scheint doch ihre Abwesenheit nichts Unnatürliches darzubieten. Es ist ja zur Genüge
bekannt, dass ganz junge der differenzirten Gewebe einstweilen noch vollständig
entbehrende Embryonen im Stande sind, dieselben Bewegungen zu vollziehen, die
sie im entwickelten Zustande mittels echter Muskeln ausführen.« BürscHLı be-
schreibt (Nr. 24, 1876, p. 388, 389) ein Muskelsystem: »Ein Hautmuskelschlauch
findet sich entschieden nicht; dagegen bemerkt man bei Chaet. maximus an günsti-
gen Objekten, namentlich in der Gegend des Ösophagus und des Schwanzes, ziem-
lich ansehnliche, mehrfach verästelte Zellen, die sich an die Leibeswände und inne-
ren Organe anbeften, und die ohne Zweifel kontraktiler Natur sind, Namentlich
deutlich sah ich eine ganze Anzahl derartiger Zellen um den Ösophagus und den
Beginn des Darmes, und dann je zwei jederseits am Hinterende des Darmes, die je
einen Fortsatzin den entsprechenden Furcalanhangsenden, und durch deren Kontrak-
tion- die Bewegungen dieser Anhänge, die man häufig zu bemerken Gelegenheit hat,
vermittelt werden. Übrigens glaube ich auch Anzeichen von der Hypodermis an-
liegenden Längsmuskelfasern..gesehen zu haben (Fig. 6 x), und ferner bemerkte ich
nicht selten jederseits vom Hinterrande des Centralnervensystems einen Strang
nach hinten und den Seiten verlaufen, der bis in die Mitte des Rumpfes zu verfol-
gen war (Fig. 5). H. A. PAGENSTECHER (Nr. 25, 1881, IV, p. 332) lehnt sich ganz an
BürscaLı an: »Die Leibesmuskulatur bildet bei allen gedachten Gruppen nicht mehr
einen Hautmuskelschlauch, oder doch die in dessen Allgemeinheit fallenden cirkulä-
ren und longitudinalen Fasern kaum merklich oder sehr lückenhaft im Vergleiche mit
249] Die Gastrotrichen. 339
denjenigen Muskeln aus, welche auf bestimmte Theile sich beziehen, den Radappa-
rat oder andere Kopfausrüstung, den Schwanzanhang oder Fuß, die Chitinstücke der
Segmente von Echinoderes, die Furcalborsten. Sie (die Leibesmuskulatur) ist nach
Bürscatiı bei Chaetonotus nur durch einzelne, mehrästige, große kontraktile Zellen
vertreten. Vielleicht sind das die gleichen Elemente, welche Ley»ısc bei Räder-
thieren für Bindesubstanz erklärte. Durch die Hautkontraktionen können die
Rückenhaare gesträubt werden.« Auch A. C. Sroxzs (Nr. 35, 4887) hat keine eigenen
Beobachtungen gemacht und führt nur die Beschreibung BürschaLr's an.
Die Gastrotrichen besitzen ein wohlentwickeltes und theils an der
Haut anliegendes, theils in der Leibeshöhle ausgespanntes Muskel-
system, Es hat mit den von Bürscauı gesehenen »kontraktilen « Zellen
keinen Zusammenhang; letztere sind vielmehr ein Kunstprodukt, ent-
standen bei eigenen Verhältnissen, wie im Kapitel »Methoden« dargethan
ist. -Die verästelten Zellen kommen in gesunden lebenden oder vor-
sichtig konservirten Thieren niemals vor, sie sind eben nichts Anderes
als die geschrumpften, kompakter und fast homogen gewordenen
Drüsen-, Ei- und Nervenzellen, welche noch mit Fortsätzen an einan-
der hängen. Die Muskeln sind nur in Form von paarigen Längsbändern
vorhanden. Es giebt im Ganzen sechs Paare solcher Bänder, von wel-
chen ein Paar nur für den Endtheil des Schwanzes bestimmt ist.
Die Theilung in Haut- und Leibeshöhlenmuskeln lässt sich. wie bei
den Räderthieren auch hier durchführen, nur sind die Hautlängsmuskel,
welche schon bei Räderthieren wie Discopus synaptae mihi am Bauche
ganz fehlen können, sowie dort nur durch ein einziges dorsales Paar
repräsentirt, welches der Haut dicht anliegt. Dieses Paar (Taf. XI,
Fig. 15 Rm) verläuft nur im mittleren und hinteren Theil des Rumpfes;
jedes Band theilt sich bald in zwei, von welchen das äußere im Bogen
abweicht, um sich aber am hinteren Abhange des Rumpfes wieder zu
_ nähern. Wenn nun der äußere Schenkel an den gerade weiter ver-
laufenden wieder herangetreten, hört er knapp neben ihm schief ab-
geschnitten auf, während der andere noch ein Stück bis an den Anfang
- des Gabelfußes herabzieht. Ein Muskelkörperchen war nicht zu sehen.
Im Gastrotrichenkörper giebt es keine Quer- oder Ringmuskel.
Die Leibeshöhlenmuskel halten zwei verschiedene Richtungen ein,
zwei Paare laufen nach vorn, zwei nach hinten. Von den vorderen
- Muskeln ist ein Paar seitlich gelegen (Taf. XI, Fig. 1, 2,3 R) und ent-
$ springt etwas hinter dem Darmanfange 'an der Haut, geht schräg nach
innen, und theilt sich in einen schwächeren äußeren und stärkeren
_ inneren Ast. Der letztere (R,) geht in der früheren Richtung weiter
und inserirt mit einem gabeligen Ende am Ösophagus, etwas vor dessen
Mitte, indem die Enden den Ösophagus zum Theil umgreifen; er zieht
den Ösophagus zurück. Diesen Ast hat Bürscuui gesehen, als er von
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TE uf le
340 Carl Zelinka, [250
dem »Strang« sprach, der vom Hinterrande des Gentralnervensystems
abgehen sollte. Der äußere läuft im spitzen Winkel nach vorn und
geht zwischen den ventralen Ganglien des Gehirns ganz an das Vor-
derende (R,). Er setzt sich an die Basis des Mundrohres an, um es
zurückzuziehen und zugleich das Vorderende zu kontrahiren. Vielleicht
ist dies die von BürscaLı mit x bezeichnete Faser; mit Sicherheit lässt
sich hier nichts entscheiden, da bei Blähung des Thieres die verschie-
densten pathologischen Veränderungen der Organe auftreten, und dieser
von BürscaLı gesehene Streif auch auf Hypodermisreste zurückgeführt
werden könnte. Das zweite Paar der vorderen Muskeln ist ventral zu
finden (Taf. XI, Fig. 3 vM). Es entspringt etwa in der Mitte des Dar-
mes an der ventralen Haut und setzt sich an den Ösophagus an, etwas
hinter dessen Mitte. Ein wenig umgreifen auch diese Muskeln den-
selben. Zu einander laufen sie parallel.
Die hinteren Muskeln sind in drei Paaren vorhanden. Das eine
Paar entspringt knapp hinter dem Ursprunge des seitlichen Retractor
des Vorderendes und zieht an der Seitenwand bis zur Basis des Gabel-
fußes (Fig. 3 hS); hier endet es wieder an der Haut. Das ventrale Paar
hat bei Chaet. maximus und persetosus seinen Ursprung am ventralen
vorderen Muskel, und zwar stoßen beide Muskel mit schief abgeschnit-
tenen Enden zusammen; bei Chaet. brevispinosus verbreitern sich die
Enden wie bei den Räderthiermuskeln und hören quer abgeschnitten
in einiger Entfernung von einander auf. Sie ziehen an der Bauchseite
parallel zu einander gegen den Gabelschwanz und theilen sich hier in je
zwei aus einander laufende Ästchen (Fig. 3, 4 AM). Das äußere geht
gleich an die seitliche Körperwand, das innere läuft über die Schwanz-
drüsen hinweg und setzt sich ventral gerade vor dem Fußeinschnitte
an der Haut fest. Diese Muskeln verkürzen das Hinterende im Allge-
meinen.
Die Endtheile des Schwanzes werden von einem eigenen Muskel
(Fig. 3, 4 Schm), der an der Seitenwand vor der Schwanzbasis ent-
springt, bewegt. Er geht an den Anfang der Endröhre und setzt sich
an der äußeren Seite an. Die eigenthümlichen zangenartigen Bewe-
gungen sowohl, als auch das Einschlagen der Zehen nach der Ventral-
seite werden durch diese Muskeln ausgeführt. Die Leibeshöhlenmuskeln
besitzen Muskelkörperchen.
Die hier geschilderten Leibeshöhlenmuskeln kamen allen von mir
gefundenen Arten von COhaetonotus, Lepidoderma und Ichthydium zu.
Sie lassen sich in ihrer Anordnung mit den Räderthiermuskeln
vergleichen. Wir haben gleichfalls eine Trennung in zwei Gruppen,
nur dass die der vorderen, der veränderten Bewegungsart entsprechend,
UNE 2,
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251] Die Gastrotrichen. 341
jene mächtigen Räderorganmuskeln vermissen lassen, und dafür zwei
_ Paare der Beweglichkeit des Ösophagus und damit des Vorderendes
dienen. Die hintere Gruppe entspringt, gleich wie bei den Räderthieren,
den Insertionen der vorderen Gruppe anschließend, und zieht an die
Basis des Fußes.
Auch die bei den Philodiniden vorhandenen dorsalen zwei Längs-
muskeln der Haut finden wir bei den Gastrotrichen wieder.
Die Muskulatur der Gastrotrichen unterscheidet sich von der der
Rotatorien nur durch Höhe, nicht aber durch die Art der Ausbildung.
Auch hier sind nur kontraktile Faserzellen, welche theils an der Haut
anliegen, theils durch die Leibeshöhle laufen, ausgebildet.
9. Verdauungskanal.
Historisches. Ganz allgemeine Angaben finden wir bei C. G. EHRENBERG
(Nr. 4, 4838, p. 387). »Ein einfach konischer Darm mit langem dünnem Schlunde
ohne Zähne (?) des Mundes findet sich bei Ichthydium und Chaetonotus.« »Pankrea-
tische Drüsen sind nur bei Chaetonotus beobachtet. Blinddärme und Gallengefäße
fehlen«; ferner bei M. ScauLtze (Nr. 9, 4853, p. 248): »Der Darmkanal liegt an der
Bauchseite und beginnt mit einer kreisrunden, an der vorderen Körperspitze ge-
legenen Mundöffnung«, bei L. C. ScHmARDA (Nr. 44, 4861, I, 2, p. 7): »Der Darm ist
einfach schlauchförmig«. Bei E. METscHnıkorr (Nr. 49, 4864, p. 453): »Der Ver-
dauungsapparat ist bei allen Ichihydinen ganz gleich gebaut«, bei H. Lupwıc (Nr. 23,
4875, p. 498): »Der Darmkanal verläuft im Allgemeinen gestreckt von vorn nach
hinten in der Mittellinie des Thierkörpers, der Bauchfläche etwas mehr genähert
als dem gewölbten Rücken. Es lassen sich an demselben zwei Haupttheile unter-
scheiden: die Speiseröhre oder der Vorderdarm und der Magen oder Hinterdarm.
H. A. PAGENSTECHER (Nr. 25, 4877, II, p. 90) giebt eine Zusammenstellung der frühe-
ren Beobachtungen ohne eigene Beobachtungen. H. Lupwic (Nr. 32, 1886, p. 824)
sagt: »Mund am Vorderende, aber bauchständig, mit einer vorstoßbaren Mund-
kapsel ; Speiseröhre und Darm ähnlich wie bei den Nematoden gebaut, erstere mit
dreikantigem Lumen, muskulöser Wandung und meistens mit hinterer Anschwel-
lung, letzterer ohne Muskulatur und ohne innere Wimperung; After hinten an der
Bauchseite, kurz vor der Gabelung des Hinterendes.«
Wir werden den Verdauungskanal in folgenden Abschnitten be-
sprechen: 1) Mund, 2) Vorderdarm oder Ösophagus, 3) Mitteldarm oder
Magendarm, 4) Hinterdarm mit Rectum und Anus, und werden die spe-
ciellen Angaben an den betreffenden Punkten anführen. Unter den
einzelnen Formen findet hinsichtlich dieses Organsystems große Über-
- einstimmung statt, so dass METscanıkorr von vollkommener Gleichheit
sprechen konnte, die Unterschiede beziehen sich nur auf den Mund-
ring, Länge des Vorderdarmes und die euticuläre Auskleidung dessel-
ben. Der Verdauungskanal erstreckt sich von der ventralen Mundöff-
nung am Vorderende bis zum dorsalen After am Hinterende als ein
gerades Rohr, welches nur an beiden Enden eine Knickung erleidet.
a 5 a in
342 Carl Zelinka, [252
Am geschlechtsunreifen Thier liegt der Verdauungskanal namentlich
im hinteren Theil in der Mitte der Leibeshöhle, nur bei entwickeltem
Eie wird er durch dasselbe ventral verlagert und oft auch seitlich aus-
gebogen, büßt daher auch seine gerade Form ein.
a. Mund.
Historisches. C. G. EHRENBERG (Nr. 1, 4838, p. 389) beschreibt für Chaeto-
notus: »Zur Ernährung dient ein röhrenartiger, vielleicht mit einem Zahncylinder,
bei Chaet.larus mit acht Zähnen ausgelegter Mund.« Bei Ichthydium fragt er: »Giebt
es im Munde vielleicht einen zuweilen vorgestreckten Cylinder von stäbchenartigen
Zähnchen %« F, Dusaroın (Nr. 3, 4844, p. 569) lässt bei I. sguammatum (s. system.
Theil) den Mund von einem Ringe begrenzt sein, der bisweilen von vier bis fünf
kleinen Papillen umgeben war. M. ScauLtze (Nr. 9, 4853, p. 248): »In der Mundöff-
nung liegt eine im Kreise fein gefaltete oder mit kleinen Vorsprüngen (Zähnchen
Eusg.) besetzte Membran, welche als kurze Röhre ein wenig vorgestreckt werden
kann.« P.H.Gosse (Nr. 18, 4864) hat bei seinen Formen die Streifung des Mundringes
nicht gesehen, er spricht nur von einer bei Chaet.larus und Schultzei leicht vorstreck-
baren, bei Das. goniathric und antenniger immer vorgestreckten Röhre. E. METscH-
NIKOFF (Nr. 19, 1864, p. 453) sagt: »Die am Vorderende, resp. an der Bauchfläche
des Körpers sich befindende Mundöffnung ist mit einem Chitinringe umgeben, der
bei einigen Chaetonotus-Arten (Taf. XXXV, Fig. 7 B) als ein mit vertikalen Leisten
(Verdiekungen) versehener Körper erscheint. Bei Cephalidium ist die Mundöffnung
auf einer hervorragenden Platte (Fig. 4 0) eingelagert, ohne dabei einen Mundring
zu zeigen.« H. Lupwic (Nr. 23, 4875, p. 4198—199), »die Mundöffnung, welche in den
Ösophagus hineinführt, liegt im Grunde einer Grube an der Bauchseite und ziem-
lich nahe dem Vorderende des Thieres. Die Wandung dieser Grube ist gebildet
von der Fortsetzung der den ganzen Körper überkleidenden Cuticula. Der Rand
der Mundgrube besteht aus einer ringförmigen Verdickung der Cuticula, dem
Mundringe.« »Bei letzterem Thiere (Chaet. larus) wird der Mundring bald vorge-
stoßen und ragt dann über das Niveau der Körperoberfläche hinaus, bald wird er
zurückgezogen.« H. Lupwıc vergleicht sodann den vorgestoßenen Mundring mit
dem nach METSCHNIKOFF auf einer rüsselartigen Verlängerung angebrachten Munde
von Dasydytes longisetosum Metschnikoff und sagt, dass bei vorgestoßenem Mund-
ringe bei Chaet. larus von den leistenförmigen Verdickungen der Innenseite des-
selben nichts zu bemerken sei, wesshalb er die Leisten nicht als feste Gebilde,
sondern als den optischen Ausdruck von Falten ansehen möchte. Mit dieser An-
sicht stimme auch überein, dass das Lumen des retrahirten Mundringes kleiner als
das des vorgestoßenen sei. Das Vorstoßen werde nicht durch besondere Muskeln,
sondern passiv durch die Kontraktion des Ösophagus bewirkt. Am Grunde der
Mundgrube liegt die dreilippige Mundöffnung, mit einer kräftigen dorsalen und
zwei schwächeren lateralen Lippen. Diese Form des Mundes habe für die syste-
matische Stellung der Gastrotrichen Bedeutung. Wie im system, Theile bei Chaet.
Schultzei angeführt ist, lässt 0. BürscuLı (Nr. 24, 1876, p. 388) die Mundöfinung in
eine geräumige schüssel- bis röhrenförmige Mundhöhle mit längsgerippten Wän-
den übergehen. »Innerhalb derselben befindet sich ein einfacher Kranz hakenför-
mig gekrümmter Borsten, die für gewöhnlich in der Mundhöhle verborgen sind,
die jedoch, sobald man das Thier einigem Drucke unterwirft, hervortreten, indem
sich gleichzeitig die Mundhöhle verflacht und erweitert« (Fig. 4 und 7), »Es kann
aM
253] Die Gastrotrichen. 343
keinem Zweifel unterliegen, dass’ diese durch Druck hervorgerufene Ausstülpung
_ der Mundhöhle mit dem Hervortreten der Borsten von dem Thiere willkürlich aus-
geführt werden kann, ähnlich wie dies auch von den Echinoderen: geschieht.«
C. H. FernaLn (Nr. 28, 1883, p. 1248) weiß nichts Neues zu sagen. A. C. Stokes
(Nr. 35, 4887, p. 81) schildert diese Verhältnisse so: »La bouche a une struc-
ture plus compliquee qu’il ne semble au premier coup d’oeil. Elle est entournee
_ d’un cerele lisse qu’on peut appeler l’anneau oral, quelquefois eleve au dessus
de la surface generale, et entourne encore par une serie de cils soyeux, non
vibratiles. L’anneau oral est si profond&ment strie verticalement que, sur une
vue directement ventrale, il semble borde par un rang de grains, et des inter-
valles entre ces grains, ou des sillons verticaux, les soies orales paraissent sortir.
Les poils sont visibles dans toutes les especes que j’ai examinees. Les grains de l’an-
neau oral sont tres petits, chez certaines formes; chez d’autres, ils manquent com-
pletement. Chez toutes, les eils sont la cause d’une interessante illusion d’optique.
Quils se projettent en avant de l’anneau oral, plus ou moins perpendiculairement
au plan ventral, ou ne peut le determiner positivement que quand l’animal est vu
de profil. On les voit alors formant bien nettement projection (pl. II, fig. 21, 22
et 23), et ’animal parait pouvoir modifier leur position, au moins rapprocher et
- &loigner leurs extr&emites distales. Dans P’oeuf, avant le developpement complet de
l’embryon, ces cils presentent un aspect fascicule semblable a ce qu’on voit dans
la pl. Il, fig. 35, disposition qui n’est pas rare chez les adultes, libres nageurs. Mais
_ quand on examine l’animal la surface ventrale en dessus, l’anneau oral semble
ferme par une membrane convexe, perc&e d’une petite ouverture centrale, et for-
tement striee. Cette fausse apparence se voit dans la pl. I, fig. 5 et dans/la pl. II,
fig. 17. Elle est probablement causee par les extr&mites rapprochees des cils,
3
=
et au dessus de ces cils; c’est un orifice circulaire muni de levres un peu protrac-
- tiles, a l’aide desquelles, et par l’extention subite de l’oesophage, les particules ali-
_ Mentaires sont saisies.« Mehr oder minder »geperlte« Mundringe findet er bei
Chaet. spinifer, Chaet. formosus, similis, Ichth. sulcatum, Lep. rhomboides, sguamma-
_ tum, nicht »geperlt« sei er bei Chaet. acanthophorus. Bei Das. saltitans, welcher
wie Chaet. formosus Stok. ein Kopfschild besitzt, liegt der Mund, ebenfalls von
_ einem Mundringe umgeben (ob gestreift, wird nicht gesagt), fast apical, also knapp
unter dem Schilde.
Obwohl Lupwie’'s Beschreibung von sorgfältiger Untersuchung zeugt,
- ist sie so wenig wie die der übrigen Forscher erschöpfend und vollstän-
dig richtig.
Der erste Augenschein lehrt, wie bei den größeren Gastrotrichen
- leicht erkannt werden kann, dass eine chitinige Röhre am ventralen
- Vorderende des Körpers schräg nach vorn und abwärts vorspringt,
- welche wir als Mundröhre bezeichnen wollen. Diese Röhre findet man,
- wenn: man sich über ihre Lage orientirt hat, auch bei den übrigen Ga-
strotrichen wieder, nur dass ihre Länge und die Art der Ausbildung, je
- nach der Species, etwas wechselt. Bei Ch. maximus Ehr. und Lepido-
derma; sguammatum Duj. sind folgende Verhältnisse zu konstatiren. Die
Mundröhre ist konisch, mit verjüngtem freien Ende und stößt nach
comme on le voit pl. Il, fig. 35. L’ouverture orale proprement dite est en dedansı
?
344 Carl Zelinka, | [254
oben direkt an die Stirnkappe an. Sie scheint mit kräftigen, in gleichen
Abständen angeordneten Längsleisten versehen zu sein (Taf. XII, Fig. 1;
Taf. XIII, Fig. 1). Aus der Mitte der Röhre ragen zierlich im Kreise ge-
ordnete nach außen gebogene Borsten hervor (Bo). Die bei tiefer Ein-
stellung dunklen Längsleisten scheinen in kurzer Entfernung vor dem
Rande rundlich aufzuhören, so dass helle Zwischenräume durch bogen-
artige Stücke verbunden zu sein scheinen und mit kurzen Worten ge-
sagt, ein Bogengang von hellen Säulen mit dunklen Zwischenräumen
gesehen wird. Bei hoher Einstellung sind umgekehrt die Leisten hell.
Die Röhre kann vorgestreckt werden, was sehr rasch vor sich geht,
so dass eine sichere Beobachtung in der kurzen Zeit nicht gemacht wer-
den kann; an Präparaten jedoch, an welchen das Mundrohr zufällig weit
vorgestreckt war, zeigte es sich, dass die Längsstreifung nicht ver-
schwunden war, sondern immer, wenn auch kürzer geworden, sich als
erkennbar erwies. Der den einzelnen verbindenden Bogenstücken ent-
sprechend eingeschnittene freie Rand des Rohres besaß über jedem
Bogen zwei feine zackenartige Erhebungen.
In der Seitenansicht (Taf. XI, Fig. 11) zeigt es sich, dass die Wand
des Rohres (Mr) kein einfacher, verdickter Ring, wie bisher beschrie-
ben wurde, sondern doppelt ist. Die Cuticula der Stirnkappe und der
Umgebung des Mundes geht unmittelbar in eine Lamelle über, welche
die äußere Wandung des Mundrohres bildet und am freien Rande nach
innen umbiegt. Dann läuft sie ihrer früheren Richtung parallel aber
entgegengesetzt ventral als eine dicke, dorsal als dünne Wand zurück
an den Grund des Mundrohres und geht hier in die cuticulare Aus-
kleidung des Mundes über. In dem Winkel, wo die innere Wand des
Rohres mit dem Grunde zusammenstößt, entspringen die Borsten (Bo),
welche demnach zuerst im nach außen konvexen Bogen gegen die
Mitte ziehen und von da im konkaven Bogen nach außen sich krümmen.
Nicht bei allen Gastrotrichen finden wir es so; bei Chaet. brevispino-
sus mihi ist im Gegensatz überall die äußere Wand verdickt, während
die innere sehr fein erscheint. Hier fehlen auch die Längsleisten des
Rohres, oder sind sehr schwach entwickelt, das Mundrohr ist hier über-
haupt sehr kurz.
Sind die Längsleisten wirklich als solebe vorhanden oder nur, wie
Lupwiıe vermuthete, der Ausdruck einer Faltenbildung? Diese Frage
zu lösen gelingt nur, wenn man eine direkte Daraufsicht auf die Mund-
röhre gewinnen kann. Hier erweist es sich mit aller Sicherheit, dass
Lupwıs mit seiner Ansicht Recht hatte; die innere starke Wand ist in
Form einer Krause gefaltet, jede Falte gleicht der anderen; ich versuchte
dies in Taf. XI, Fig. 10 darzustellen. Allerdings ist diese Zeichnung
255] Die Gastrotrichen. 345
E des Mundrohres nur gewissermaßen. schematisch aufzufassen, da ich
die äußere Wand wegließ; durch den umgebogenen oberen Rand ent-
stehen eben die früher beschriebenen optischen Täuschungen von vor
dem Rande aufhörenden Leisten und den Bogengängen.
Ganz richtig ist es auch, dass das Mundrohr nur passiv durch
den Ösophagus verschoben wird. Indem sich die Mündung des Öso-
phagus, welche wir mit früheren Autoren Mund nennen wollen,
erweitert und vorgeschoben wird, wird die innere gefaltete Wand des
Mundrohres mit nach vorn verrückt; da sich aber die äußere Wand
nicht mit verschiebt, so muss die innere allmählich zur äußeren werden,
sie muss sich um so mehr nach außen stülpen, als der Mund nach vorn
wandert. Damit muss aber die innere Wand von einer kleineren in
eine größere Peripherie sich ausdehnen. Dies wird nur durch die Fal-
telung der inneren Membran ermöglicht, indem durch diese Einrichtung
eine Erweiterung der Peripherie gestattet ist. Je mehr der Mund vor-
geschoben wird, um so mehr muss auch von. den Falten verschwinden,
um so kürzer werden sie. So ist dieses Verschwinden der Falten zu
erklären und nicht durch eine einfache Erweiterung eines gefalteten
»Mundringes«. Die früher erwähnten Zacken am freien Rande der
Röhre führe ich auf sekundäre Fältelung zurück, die an den Präpa-
raten durch die Schrumpfung der Gewebe eintritt.
Dies ist der Bau des von Enrengerg als Zahneylinder bezeichneten
Gebildes.
Die Borsten bilden vermöge ihrer Stellung eine gut schließende
- Reuse, welche den Wiederaustritt der erfassten Nahrung verhindert.
Beim Erweitern und Vorstoßen des Mundes wird jede Borste an ihrer
Basis etwas nach außen gedreht, dadurch der Eingang für die Nahrung
_ zwischen ihnen in der Mitte erweitert; beim Zurückziehen gehen die
- Haare in die ursprüngliche Lage zurück. Sie sind, wie die Mundröhre
- selbst, nur passiv beweglich.
Die Mundöfinung wurde schon von Lupwiıe richtigerweise als drei-
eckig bezeichnet. Sie ist ein allmählich in das Lumen des Ösophagus
- übergehender Trichter, dessen Wände einige deutliche chitinige, sich
- nach hinten allmählich verlierende Längserhebungen haben, welche
man als Zahnleisten bezeichnen kann (Fig. 10 Za).
b. Vorderdarm (Ösophagus).
Historisches. C. G. Enrengerg bezeichnet ihn (Nr. 4, 4838, p. 387, 388 und
389) bei Ichthydium und Chaetonotus als einen »langen dünnen Schlund«. M. ScHULTZE
(Nr. 9, 4853, p. 248): »Die kurze, sehr muskulöse Speiseröhre gleicht ganz der von
Turbanella; sie hat die Länge von über 1/3 des Körpers«. L. C. ScumarpA (Nr. 44,
' 4864, I, 2, p. 8) sagt für Chaet. tabulatus, dass der Vorderdarm zwei Stäbchen wie
346 Carl Zelinka, [256
Rudimente von Kiefern habe. Gosse (Nr. 48, 1864) beschreibt bei Chaet. larus,
mascimus, Schultzei und Lep. sguammatum einen Pharynx oder Ösophagus von sehr
dicken, durchsichtigen Wänden;; bei Das. antenniger soll derselbe sehr breit, bei
Das. goniathrix spindelförmig sein, während er bei Chaet. Slackiae nicht unmittel-
bar an den Mund anschließen soll (s. system. Theil). E. METSCHNIKOFF (Nr. 49, 1864,
p. 454) findet bei einigen Arten Querstreifung: »Der Mund führt in eine enge, mit
starken Chitinwandungen versehene Schlundröhre, welche von einer dicken Schicht
umgeben ist, in der man bei einigen Arten (vgl. die Abbildungen: es sind dies Ich-
thydium ocellatum Metschn., Chaet. tesselatus Metschn. — Ichih. sguammatum Duj.)
deutliche Querstreifen beobachtet, während sie bei anderen Formen vollkommen
homogen ist.« p. 455, Anm. 3 meint er: »Auf die Beobachtungen von SCHMARDA, dass
sein Ichthydium jamaicense Rudimente von Kiefern besitzt, kann man wegen der
Ungenauigkeit seiner Beschreibung kein Gewicht legen!.« H. Lupwıc (Nr. 23, 1875,
p- 199— 201) giebt eine ausführliche Schilderung bei Chaet. larus: »Der Vorder-
darm oder die Speiseröhre erstreekt sich von der Mundöffnung bis zur Grenze des
vorderen und mittleren Drittels des Thieres. Sein Verlauf ist kein ganz gestreckter,
sondern zeigt in seinem Anfangstheil, an zwei nicht weit von einander entfernten
Stellen, je eine leichte Knickung.« Es wird nun ausführlich beschrieben, wie der
Vorderdarm zuerst schief nach oben und hinten, dann etwas weniger schief und
endlich ganz in der Richtung der Längsachse verlaufe. Merscanıkorr's Beschreibung
bezüglich des Baues wird bestätigt, nur dass Lupwıe die Vermuthung ausspricht,
dass auch bei den übrigen Formen, bei welchen METSCHNIKOFF es nicht gelang °
Querstreifung aufzufinden, eine solche vorhanden sein werde. Namentlich lasse
sich dies bei Chaet. larus O. Fr. Müll. durch Zusatz sehr verdünnter Osmiumsäure
erreichen; die Streifung ist eine radiäre, zwischen den Streifen liegen winzige
körnige Massen. Die gestreifte Masse ist am vorderen und hinteren Ende dicker
als in der Mitte, daher namentlich hinten unter gleichzeitiger Erweiterung des
Lumens eine Art Bulbus entsteht. Das Lumen ist vorn dreieckig und nimmt nach
hinten eine rundliche Form an. Zu äußerst wird eine dünne strukturlose Membran
beschrieben. Die radiären Streifen werden als Muskelfibrillen, die eingelagerten
körnigen Theile als Kerne angesehen; die äußere strukturlose Membran soll durch
ihre Starrheit der Angrifispunkt für die Muskelaktion, welche die Erweiterung des
Lumens besorgt, bilden. Als Beweis wird angeführt, dass bei lebenden Thieren
in der Ruhe die Wände sich gegenseitig berühren, bei plötzlichem Einfluss heftig
wirkender Agentien (Osmiumsäure, Goldchlorid) das Lumen, namentlich im bul-
bösen Endtheil, wo das Muskelgewebe am stärksten ist, weit klaffe. ©. Bürscaur
(Nr. 24, 1876, p. 388) fasst sich kürzer: »Der sich an die Mundhöhle anschließende
Ösophagus ist, wie bekannt, vollständig wie das entsprechende Organ vieler Nema-
toden gebaut, der hintere Theil ist gewöhnlich etwas angeschwollen, und seine
Intima setzt sich bis in den vordersten Abschnitt des Darmes fort, wo sie eine Art
Querstück bildet.« C. H. FErnAarn giebt (Nr. 28, 4883, p. 1218) die Lupwıg’sche Be-
schreibung zum Theil wieder; neu ist (p. 1219) Folgendes: »Der Ösophagus ist von
einem dicken festen Muskelgewebe von cirkulären Fasern umgeben.« A. C. STOKES
(Nr. 35, 4887, p. 82) lehnt sich in der Beschreibung ganz an Lupwig an und fügt
dann einige Bemerkungen über die Nahrungsaufnahme hinzu. Sehr kurzen Öso-
phagus — nur 1/; der Körperlänge — haben nach ihm Lep. rhomboides und ]. swl-
! Hier soll es I. tabulatum heißen; bei I. jamaicense hat ScumArpA niemals
Kieferrudimente beschrieben.
257] Die Gastrotrichen. 347
catum; eigenthümliche unregelmäßige Aussackungen des Centralkanales, welche
zeitweilig auftreten sollen, findet er bei /. sguammatum, sie können willkürlich
_ geöffnet und geschlossen werden, doch weiß er nicht, ob sie durch unregelmäßige
Muskelbewegung entstünden oder normale Partien des Organs seien. Bei Chaet.
spinifer Stok. zeige der Ösophagus am hinteren Ende klammerartige Verdickungen
seiner Cuticula, deren hintere Ausläufer die äußeren Wände erreichen sollen;
diese Verdickungen seien nur in dorsaler oder ventraler Ansicht zu sehen (s. über-
all system. Theil).
Durchgehends bei allen Gastrotrichen im Allgemeinen überein-
stimmend entwickelt, bietet der Ösophagus bei den einzelnen Species
charakteristische Unterschiede. Im Kapitel, welches die Körperform
behandelt, wird dargelegt, dass die Länge des Ösophagus vom Aus-
schlüpfen aus dem Eie an bis zum erwachsenen Zustande unveränderlich
ist. Da das Thier während dieser Zeit auf das Doppelte seiner ursprüng-
lichen Länge anwächst, ist die relative Länge des Ösophagus sehr ver-
schieden. Eine genaue Vergleichung kann nur an Exemplaren, welche
die Maximallänge erreicht haben, vorgenommen werden. Und da finden
wir, dass der Ösophagus bei manchen Formen wie Lepidoderma rhom-
boides Stok., Chaetonotus brevispinosus mihi fast nur !/, der Körperlänge
erreicht, während er bei Lepidoderma sguammatum Duj. und Chaet.
hystrise Metschn. !/;, bei Chaetonotus mascimus Ehrenb. ?/,, bei Chaeton.
perseiosus mihi nur !/, der Körperlänge misst. Bei jüngeren Exemplaren
ist natürlich das Verhältnis ein ganz anderes. Nicht alle haben die typi-
sche Form mit einer Verjtingung in der Mitte und einer Anschwellung
an beiden Enden bewahrt, indem bei Ohaet. brevispinosus mihi (Taf. XIV,
Fig. 11) z. B. der Ösophagus vorn schmal beginnt, sehr wenig einge-
schnürt ist und fast gleichmäßig nach hinten beträchtlich dieker wird,
als er am Vorderende war. Fast cylindrisch ist er bei Chaetura capricornia
Metschn. (Taf. XV, Fig. 22), ganz abweichend erscheint er bei Dasydytes
goniathrise Gosse (Taf. XV, Fig. 8); hier hat er die Gestalt einer Spindel
und ist im Gegensatz zu der gewöhnlichen Form in der Mitte verdickt
und an beiden Enden zugespitzt. Recht verschieden ist auch das Ver-
hältnis von Länge und Breite; wir sehen einen schlanken Ösophagus
bei Chaetura, bei Chuetonotus Slackiae Gosse (Taf. XV, Fig. 15), Chaet.
hystrisce Metschn. (Taf. XIV, Fig. 17), Lepidoderma ocellatum Metschn.
(Taf. XV, Fig. 19) ete. gegenüber einem recht breiten bei Ohaeton. bre-
_ vispinosus mihi und einem geradezu massigen bei Gossea anienniger
Gousse (Taf. XV, Fig. 7).
Zum inneren Baue übergehend, bemerke ich, dass Lupwıg’s Be-
schreibung, welche er von diesem Organ in seiner trefflichen Arbeit
geliefert, vollkommen richtig ist und nur der Ergänzung bedarf. That-
- sächlich macht das Lumen des Ösophagus, wenn man diesen von der
Arbeiten a.d. zool. Inst. zu Graz. III. 93
alla udn SB 1 re er u
348 Carl Zelinka, [258
Seite betrachtet, zwei Knickungen durch, ehe es parallel der Längsachse
des Thieres nach hinten läuft. Allerdings ist diese Richtungsänderung
bei vorgestrecktem Munde fast ganz aufgehoben, sie wird aber noch
auffälliger, wenn das Thier sein Mundrohr ganz eingezogen hat.
Auch dass wir drei Bestandtheile am Ösophagus unterscheiden
können, eine innere Cuticula, die radiär gestreifte Muskelmasse und
eine äußere strukturlose Membran, ist vollkommen richtig. An Quer-
schnitten kann man dies sicher nachweisen (Taf. XI, Fig. 5, 6). Merk-
würdigerweise ist die im Leben so auffällige innere euticulare Aus-
kleidung an den konservirten Thieren kaum wahrnehmbar. Das Lumen
des Ösophagus ist im Leben fast ganz geschlossen, nur schmale Spalten
zeigen sich (Taf. XI, Fig. 10L) zwischen den welligen Kontouren. Bei
Nahrungsaufnahme erweitert sich das Lumen plötzlich eylindrisch, um
sich sofort wieder zu schließen. Lupwıc hat über die Funktion dieses
Mechanismus eine ganz richtige Annahme aufgestellt; die äußere Mem-
bran (Taf. XI, Fig. 5 Me) muss als starr, als Form bewahrend angesehen
werden, an welcher die Muskeln des Ösophagus ihre Insertion finden,
um die elastische innere Cuticula zurückzuziehen und so das Lumen
zu erweitern. Es gelingt selten, ein Thier mit geschlossenem Vorder-
darm zu konserviren, meist klafft das Lumen weit und rund, dann ist
aber auch die Wandung bedeutend dünner. Ein Querschnitt durch
den geschlossenen Ösophagus (Fig. 5, 6) zeigt eine feine Streifung,
welche dreitheilig ist. In der Mitte ist ein Spalt sichtbar (2), das ge-
schlossene Lumen; zu demselben laufen die Streifen annähernd im
unteren Theile radiär, im oberen aber hören sie an einer schiefen Linie
(/m) jederseits abgeschnitten auf. Diese beiden schiefen Linien be-
grenzen ein kleineres dreieckiges Feld (Ob), innerhalb dessen die Streifen
ganz radiär ziehen. Zwischen den Streifen treten Zellkerne an zer-
streuten Stellen auf, an manchen Schnitten trifft man mehrere, fast
regelrecht symmetrisch angeordnet, an anderen mangeln sie, aber auch
hier kann man so wie dort, feine körnige plasmatische Einlagerungen
sehen. Ein recht eigenthümliches Bild trifft man an Totopräparaten
(Taf. XI, Fig. 10); beiderseits zieht eine feine Wellenlinie (fm) durch
die Muskelmasse, welche das gleiche Lichtbrechungsvermögen wie die
Cuticula besitzt. An dieser Wellenlinie hören die Streifen auf, um jen-
seits derselben wieder zu beginnen. Diese Anordnung ist bei allen
Gastrotrichen zu treffen. Sie ist so zu deuten, dass entsprechend der
schon von früheren Autoren erkannten dreilippigen Mundöffnung, auch
die Anordnung der Muskulatur eine dreitheilige ist und zwischen den
Streifen der oberen Lippe und den heiden seitlichen eine cuticulare
Membran als Insertion für die obersten seitlichen Streifen eingelagert
| 259] Die Gastrotrichen. 349
_ ist. Diese Membran ist zum Zweck der Oberflächenvergrößerung ge-
faltet, welche Faltelung selbstverständlich am Querschnitte nicht ge-
sehen werden kann.
Lupwıe hat die Streifen als Muskeln angesehen. Man kann dies
- am Querschnitten durch einen erweiterten Vorderdarm als richtig er-
_ weisen. Die langen feinen Streifen sind zu kurzen, dicken, deutlich
- gesonderten Fibrillen geworden, zwischen welchen die Muskelkörper-
chen eingestreut sind.
Wir haben hier den Fall, dass das Epithel des Vorderdarmes sich
vollständig in Muskelzellen umgewandelt hat, welche in ihrer Längs-
- riehtung in Fibrillen zerfallen sind. Es sind dies nicht Epithelmuskel-
zellen im gewöhnlichen Sinne, da sie nicht mehr Epithelzellen vorstellen,
sondern ganz in Fibrillen aufgelöst sind, die direkt an die cuticulare
Oberfläche heranreichen. Dieses kontraktile Epithel erhält bei Konser-
_ virung und auch schon im Leben bei Druck Risse und Spalten von oft
symmetrischer Vertheilung, welche sich wieder schließen können.
Solche Erscheinungen beschrieb Storss, als er von den Aussackungen
- des Centralkanals, die willkürlich entstehen können, sprach.
_ Im hinteren bulbösen Endtheil des Ösophagus stehen die Muskel-
- streifen strahlenförmig angeordnet. Diese Partie ist mehr von den
übrigen Muskeln abgesondert, und es kann eine nach hinten konkave
- Bogenlinie als optischer Ausdruck einer cuticularen Scheidewand auf-
treten. Bei Chaeton. spinifer Stock. ist sie sehr dick und hängt mit der
Cutieula des Lumens in auffallender Weise zusammen; sie bildet daselbst
- eine eigenthümliche klammerartige Figur, welche aber nur in der dor-
_ salen und ventralen Ansicht gesehen werden kann. An gefärbten, mit
Sublimat behandelten Präparaten zerfällt diese Region des Bulbus ent-
sprechend der Dreitheilung in drei mehr körnige Portionen. Es scheint
hier noch mehr Plasma erhalten zu sein.
Recht interessant ist der Übergang in den Mitteldarm. Um die hin-
‚tere Mündung liegt ein Kranz von gekrümmten borstenartigen Gebilden
(Reu, Fig. 10, Taf. XI), der sich bei näherer Betrachtung als eine ge-
faltete chitinöse Membran erweist, welche nach hinten trichterartig sich
erweitert, vorn aber fest geschlossen ist. Beim Öffnen des Vorderdarmes
wird auch diese Krause geöffnet und der Nahrung der Durchtritt ge-
lassen; sodann schließt sich mit dem Ösophagus auch die Reuse und
verhindert den Wiederaustritt der Speise.
Bei Chaeton. brevispinosus mihi sieht man diese gefaltete Membran
‚an ihrem hinteren weiteren Ende nach innen umgebogen. Dieser
Reusenapparat ist von einem Hügel hellen Plasmas umgeben und bis
auf die Mündung eingeschlossen.
.
x
De“
350 Oarl Zelinka, ; 12 60
Vor und hinter der Einschnürung des Ösophagus trifft man an der
Ventralseite, namentlich nach stärkerem Drucke, zwei Paar von ellip-
soiden Zellen. Beide, das vordere kleinere (Fig. 10 Sp,) wie das hintere
größere (Sp), sind gleich gebaut, besitzen einen hellen Kern und sind
mit stark lichtbrechenden Körnchen angefüllt. Ihr drüsenartiges Aus-
sehen, ihre Lage dicht am Ösophagus und ihre Ähnlichkeit mit den
Speicheldrüsen mancher Räderthiere veranlassen mich, auch in diesen
Zellen Speicheldrüsen zu sehen.
ce. Mitteldarm.
Historisches. C. G. Eurensere (Nr. A, 1838) beschreibt für Ichthydium
einen » dicken einfachen, konischen Darm .«, für Chaetonotus einen »langen konischen
Magen (Trachelogastricum), an dessen oberen dicken Anfange bei der großen Art
(maximus) zwei halbkuglige Drüsen ssitzen«. C. Ta. v. SıEBoLD (Nr. 4, 4845, p.180 Anm.)
leugnet im Kap. Räderthiere diese Drüsen. »Die beiden am Anfange des Darmes
einmündenden pankreatischen kurzen Drüsensäcke sind fast immer vorhanden; sie
fehlen nur einigen /chihydinen.« M. ScHULTZE (Nr. 9, 1853, p. 248) »(Die Speiseröhre)
geht in den dünnwandigen, gerade nach hinten verlaufenden Darm über, welcher
eine, durch kleine in seiner Wand liegende Körnchen bedingte, leicht gelbliche
Färbung besitzt« P. H. Gosse (Nr. 18, 1864) findet bei Chaet. Slackiae ein Paar
pankreatische Drüsen am Anfang des Darmes (s. system. Theil) in Form von ovalen
klaren Blasen. Hier soll auch, im Gegensatz zu den übrigen Formen, das vordere
Darmende in den Ösophagus konvex eindringen und nicht dasselbe konkav um-
fassen. Luftbläschen, namentlich im vorderen Theile, sollen bei Das. anienniger
und möglicherweise eine helle Pankreasdrüse im Darmanfange bei Das. goniathrix
vorhanden sein, doch war diese Stelle nicht immer hell, sondern auch in einem
Falle dunkel. Bei Chaet. maximus (Gosse’s gracilis) werden zwei pankreatische »ohr-
förmige« Drüsen, wie bei den Räderthieren, beschrieben; doch fand er keine
Trennungslinie zwischen ihnen und dem Darme. Bei Chaet. larus wird der Darm als
im Allgemeinen farblos und lose angefüllt mit unregelmäßigen klaren Massen be-
schrieben (s. überall system. Theil. E. METscHaNIKorr (Nr. 19, 1864, p. 454) drückt
sich kurz aus: »Auf den Ösophagus folgt der eigentliche Chylusdarm. Dieser läuft
gerade bis zur am Hinterende liegenden Afteröffnung und ist auf seiner Oberfläche
mit zahlreichen Fetttropfen versehen.« H. Lupwie (Nr. 23, 4875, p. 201, 202) giebt
eine eingehende Beschreibung dieses Organs. »Die Wandung des Enddarmes ist im
ganzen Verlaufe desselben gleichartig zusammengesetzt und besteht aus einer äuße-
ren sehr zarten und strukturlosen Tunica propria und einem inneren einschichtigen
Zellenbelag. Diese Zellenlage also ist es, welche die Aufnahme des zugeführten Er-
nährungsmaterials in den Stoffwechsel vermittelt. Sie hat eine Dicke von 0,004 mm.
Die einzelnen Zellen, aus welchen sie sich zusammensetzt, sind von der Fläche ge-
sehen polygonal und haben, in der Längsrichtung des Thieres gemessen, eine Breite
von 0,005—0,006 mm. In der Querrichtung umspannt eine jede Zelle den halben
Umfang des Darmes, so dass der ganze Zellbelag des Enddarmes aus zwei Zellen-
reihen besteht. Beide Zellenreihen berühren sich in einer dorsalen und einer ven-
tralen Zickzacklinie. In einer jeden Zelle findet man ein oder zwei bis drei stark
lichtbrechende, unregelmäßig kugelig geformte Körperchen, welche ich für identisch
halte mit Scaurtze’s leicht gelblich gefärbten Körnchen aus der Darmwandung
ö
*
261] Die @astrotrichen. 351
: seines Chaet. mäximus und mit den oben gleichfalls erwähnten Fetttropfen
: METSCHNIKoFF'S, die demnach nicht auf der Oberfläche, sondern in den Zellen der
- Darmwand liegen.« Lupwiıc hielt diese glänzenden Körperchen erst für Kern-
körperchen, da sie von einer, als Kern gedeuteten Vacuole umgeben waren und am
_ lebenden Thiere lebhaft wimmelnde Bewegung machten, was er als Bewegungs-
erscheinungen des Kernkörperchens ansah. Da jedoch nicht immer eine Vacuole
3 um ein solches Körperchen vorhanden war, ferner manche Zelle zwei bis drei
solcher glänzender Körper umschloss, welche auf Zusatz von Essigsäure hin-
schmolzen, wurde er in seiner Ansicht schwankend. Allerdings konnte er nichts
- anderes Kernartiges in den Zellen auffinden. Da diese Körperchen schon frühzeitig
im Embryo auftreten, wo noch keine Nahrungsaufnahme statthat, könnten sie
_ auch nicht leicht als Nahrungsstoffe gedeutet werden. Die Kontouren des Darm-
_ Jumens werden als gerade geschildert, nur an todten und misshandelten Thieren
wölbt sie sich nach innen vor und wird weniger deutlich. Wimperung konnte im
Darm nicht gefunden werden. Auch konnten keine weiteren Elemente im Baue des
Darmes erkannt werden. Im frei umherschwimmenden Thiere klafft das Lumen
- weit. Dann beschreibt Lupwıc noch wie der Mitteldarm den bulbösen Endtheil des
- Ösophagus umgiebt und dadurch jederseits ein seichtes Diverticulum entstehe,
_ welches von EurENBERG bei Chaet. maximus für eine pankreatische Drüse gehalten
_ wurde. 0. Bürscnti (Nr. 24, 4876, p. 388) berichtet: »Der Darm ist aus wenigen
- Reihen großer Zellen aufgebaut (Fig. 5)«. C. H. FErnALD (Nr. 28, 1883, p. 1219) sagt
3 auffallenderweise : »Der Darm ist von einer Lage gekernter Zellen umgeben, außer-
- halb welcher eine andere Lage von viel kleineren Zellen liegt, die sehr schwer her-
_ auszufinden sind.« A. C. Stores (Nr. 35, 1887) giebt für Das. saltitans an, dass hier
3 der Darm nahezu den ganzen Körper als weiter Sack erfülle. Gleich FernALo Spricht
_ er von einer Lage kleiner Zellen um den Darm und will sie, allerdings undeutlich,
bei Lep. rhomboides gesehen haben. Er sah den Darm vom Eie aus seiner medianen
- Richtung abgelenkt.
Über den Mitteldarm kann ich mich kurz fassen. Der wahre Sach-
- verhalt ist den bisherigen Forschern meist unbekannt geblieben. Nicht
zwei, sondern vier Zellreihen bauen den Darm auf, wie man sowohl
_ an ganzen Thieren als namentlich an Schnitten sehen kann (Taf. XI,
Fig. 7). Die Zellen sind groß, die größten im Körper und gegenüber
- den anderen Elementen wahre Riesenzellen.
Ihre Anordnung ist eine solche, dass vier Reihen alternirend ge-
stellter allmählich nach hinten an Größe abnehmender sechseckiger Zellen
in vier Ziekzacklinien, welche genau dorsal, ventral und seitlich laufen,
an einander stoßen. Die Zellgrenzen sind klar und deutlich, nament-
‚lich, wenn das Darmlumen klein ist. In diesem Falle springen die
- einzelnen Zellen sogar gewölbt in die Leibeshöhle vor.
"Während die kleinen Formen, wie Chaet. larus O. Fr. Müller, Chaet.
- persetosus mihi, brevispinosus mihi, Ichthydium podura O. Fr. Müller ete.,
mattglänzende Darmzellen besitzen, in welchen wenig solcher glän-
zender, in kleinen Gruppen (Taf. XI, Fig..16) stehender Körper, wie sie
‚Lupwis für Chaet. larus beschrieb, zu treffen sind, giebt es bei Chaeto-
392 Carl Zelinka, [262
notus mascimus. Ehrb. und. Lepidoderma sguammatum Duj. Stadien, in
welchen alle Zellen so dicht mit verschieden großen Glanzkörpern ver-
sehen sind, dass die letzteren sich förmlich zu drängen scheinen; sie
sind nahe der äußeren Oberfläche der Zellen zu treffen und häufen
sich besonders an den Zellgrenzen an (Fig. 10 Gl). Diese Glanzkörper
zeigen eine ähnliche Farbenzerstreuung, wie andere stark lichtbre-
chende Körper, und’scheinen demnach schwach gelblich oder grünlich
glänzend. Luftblasen, wie Gosse sah, oder Öltröpfehen sind es nicht,
sie bleiben nach Spiritusbehandlung wohl erhalten. Sie färben sich
in Alaunkarmin sehr stark, lösen sich jedoch, wie ich bestätigen kann,
in Essigsäure rasch auf, wie die übrigen plasmatischen Bestandtheile
des Thieres. An den Querschnitten sieht man sie, so wie es an Toto-
präparaten scheint, an die äußere Peripherie gedrängt; die innere
Partie jeder Darmzelle ist nur fein granulirt. Sie haben mit den Zell-
kernen nichts gemein; jede Darmzelle besitzt ihren großen, auf Fär-
bung; erscheinenden Kern an der äußeren Zellperipherie (Taf. XI,
Fig. 7 Zk). Im Lumen des Darmes sehen wir in diesem Präparate noch
Nahrungsreste.
In anderen Individuen dieser Species finden wir jedoch nahezu
gar keinen Glanzkörper, sondern alle Zellen sind gleichmäßig fein
granulirt.
Ich halte diese Körper nicht für aufgenommene Nahrungsbestand-
theile, sondern für assimilirte, in Form dieser unregelmäßigen stark
lichtbrechenden Körperchen, aufgehäufte Reservestoffe, welche nach
und nach wieder gelöst und in die Leibeshöhle abgegeben werden, wo
sie. die übrigen Organe umspülen und ernähren. Ich glaube, dass die
Darmzellen in ihrem inneren granulirten Theile vornehmlich verdauen,
die assimilirten Stoffe der Peripherie übermitteln, wo sie wieder zum
Verbrauche weiter abgegeben werden; mich bestärkt in dieser Ansicht
auch die peripherische Lage der Körperchen in den Zellen. Allerdings
kommen auch bei den Embryonen ähnliche Körperchen vor, doch habe
ich leider versäumt, sie auf ihre Löslichkeit in Essigsäure und Färb-
barkeit zu untersuchen, so dass ich nicht angeben kann, ob wir es mit
den gleichen Gebilden zu thun haben; wenn sie aber auch ident sind,
so kann dies kein Hindernis für meine Deutung sein, da wohl auch der
Embryo durch sein Primitivorgan, das Entoderm, ernährt wird: und in
demselben die gleichen chemischen Vorgänge mit der dem Embryo mit-
gegebenen Nahrung stattfinden dürften, wie im späteren Leben mit der
direkt aufgenommenen Nahrung.
Es ist auffallend, dass der Darm in zwei Zuständen getroffen wer-
den kann; weit klaffend, von dünnen Wänden umschlossen, wie ihn
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263] Die Gastrotrichen. 353
LupwıG gesehen hat, und andererseits mit innen sich fast berührenden
Zellen, wie in Fig. 7, 10, Taf. XT dargestellt ist. In letzterem Falle sind
die Zellen nicht flach, sondern massiv und dick. . Der erstere Zustand
dürfte mit der Aufnahme von Wasser bez. von Nahrung im Zusammen-
hange stehen, wobei sich die Darmzellen weit ausspannen müssen und
dem Hungerzustande entsprechen.
Zu äußerst sind die Zellen von einer eutieularen Membran um-
schlossen, wie Lupwis schon gesehen hat. Einem eigenthümlichen Miss-
verständnisse sind Fernarp und in Folge dessen auch Stores zum Opfer
gefallen. FErnALD, welcher den Text von Lupwıg’s Arbeit nicht hinrei-
chend studirt zu haben scheint, hielt die in Lupwıc’s Figuren in ein
und derselben Zeichnung sowohl im optischen Querschnitte als in der
Flächenansicht abgebildeten Darmzellen für zweierlei Gebilde und be-
schrieb, in enger Anlehnung an Lupwie’s Zeichnung, einen kleinen Zel-
lenbelag noch um die großen Darmzellen, welcher begreiflicherweise,
»sehr schwer« zu sehen war, da er nicht existirte. Und so hat auch
Sroxgs eine undeutliche äußere Lage kleiner Zellen sehen zu müssen
geglaubt.
Im Kapitel über die Bewegungen mögen die Angaben über die Be-
wegungen des Darmes nachgesehen werden. Dem Darme äußerlich an-
gelagerte Muskelfibrillen konnte ich nicht nachweisen, doch muss ich
erwähnen, dass ich an Querschnitten feine dunkle fibrillenartige Ge-
bilde durch die ganze Dicke des Schnittes parallel zur Längsrichtung
des’ Darmes verfolgen konnte, welche der äußeren Cuticula des Darmes
aufgelagert schienen. Doch gestatte ich‘ mir über diese Fibrillen kein
endgültiges Urtheil.
Wie Lupwre richtig angiebt, reicht der Endtheil des Ösophagus
meist in den Anfang des Mitteldarmes hinein. Nur wenn das Thier sich
ganz ausstreckt, wird auch dieser Theil herausgezogen, bei stärkerer
Zurückziehung des Vorderdarmes: wird ein noch größerer Theil des
- Mitteldarmes eingestülpt. Dieser Theil des Darmes ist frei von den
Glanzkörpern, daher matt grauglänzend mit feiner Granulirung ver-
sehen.
Alle Beschreibungen älterer Autoren von pankreatischen Drüsen
mögen damit erledigt sein, dass bei keinem Gastrotrichen auch nur
eine Spur einer besonderen Darmdrüse zu finden ist: Ich kann'nur wie
schon v. Sıesorp erkannte, bestätigen, dass solehe Drüsen fehlen und‘
die Angaben auf die verkannten vorstehenden Theile des eingestülp-
ten Vorderendes des Mitteldarmes zurückzuführen sind, welche anders
granulirt sind und daher bei schwacher Vergrößerung missverstanden
werden konnten:
354 Garl Zelinka, [264
d. Enddarm.
Historisches. M. ScHuLtze (Nr. 9, 4853, p. 248) macht zuerst eine Angabe
über den After, »welcher (der Darm) etwas verengt zwischen den beiden Schwanz-
spitzen ausmündet«. P. H. Gosse (Nr. 18, 1864) glaubt, dass die Afteröffnung dorsal
liege, wie die Stelle bei Chaet. larus (s. system. Theil) beweist, wo er den Darm
beträchtlich über der Schwanzgabel mit einer krummen queren Linie enden lässt
undhier die »Kloake« vermuthet. Bei Das. goniathrix jedoch glaubt er die Kloaken-
öffnung am »wahren Ende des Körpers« suchen zu sollen, auch beobachtete er
daselbst wiederholt die Entleerung der Fäces. E. METSCHNIKoFF (Nr. 19, 4864 p. 454)
findet den After am Hinterende (s. Mitteldarm). H. Lupwic (Nr. 23, 1875, p. 203)
sagt: »Mit der Afteröffnung mündet der Chylusdarm nach außen.« »Die Afteröffnung
liegt nicht am hinteren Pole der Längsachse des Körpers, wie es die unbestimmte
Bezeichnungsweise der Autoren ‚am Hinterende‘ vermuthen lässt, sondern sie be-
findet sich vor dem hinteren Körperende, und zwar auf der Bauchfläche. Sie hat
eine rundliche Gestalt und ihre Umrandung zeigt keinerlei auffällige Differenzirungen
(vgl. Fig. 10).« Ferner glaubte Lupwıc selbständige Kontraktionen des Enddarmes
zu sehen, doch ist er dessen nicht sicher. O. Bürscauı (Nr. 24, 4876, p. 388) meint:
»Der After ist wahrscheinlich etwas rückenständig.« C. H. FErnaLp (Nr. 28, 1883,
p- 1219) sucht den Anus zwischen den Schwanzanhängen. A.C. Srokes (Nr. 35,
1887, p. 78) schließt sich FernaLo’s Meinung an.
An lebenden Thieren lässt sich nur im Moment des Eintretens der
Nahrung in den Enddarm seine Abgrenzung vom Mitteldarm erkennen;
man merkt, dass er sofort gegen letzteren abgeschlossen wird. Es ist
nöthig, die Erscheinungen am lebenden sowohl wie am getödteten Thiere
zu beschreiben.
Gewiss ist es auffallend, dass alle Autoren, welche den Enddarm
genau untersucht haben, denselben ein ziemliches Stück vor der
Schwanzgabel mit einem queren bogenförmigen Ende scharf aufhören
lassen (siehe Zeichnungen auf Taf. XV). Auch ich habe dies, so wie es
in Wirklichkeit zu sehen ist, in allen dorsalen Ansichten (Taf. XI, Fig. 10,
1%, 46) selbst so abgebildet. Thatsächlich scheint der Darm am leben-
den Objekte vor den Klebdrüsen aufzuhören. Zu vorderst liegen noch
_ ıwei stark granulirte hervorgewölbte Zellen (Fig. 10 9Z) an den Seiten,
dann wird das Lumen des Darmes spaltförmig quer ausgedehnt. Hier
sind die Wände weniger stark granulirt und sehr dünn (Re). Diesen
Spalt hat Luvwiıs für den After gehalten. Doch kann man an dieser
Stelle nie den Austritt der Fäces beobachten. Von der Seite ist das
Bild ganz undeutlich, da Ovarium, Klebdrüsen und Eier die sichere
Abgrenzung des Darmes verwischen.
Gewissheit über diese Verhältnisse bieten nur Beobachtungen am
konservirten Thiere. Nach einem solchen ist Fig. 9 der Taf. XI ent-
worfen. Durch einen deutlichen, von Ringmuskeln gebildeten Sphine-
ter (Sph) vom Mitteldarm (D) getrennt, erweitert sich der Enddarm (Ed)
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265] Die Gastrotrichen. 355
ähnlich, wie der Blasendarm der Philodiniden, birnförmig. Seine Zu-
sammensetzung aus großen Zellen ist deutlich. Er erstreckt sich bis
zu den Klebdrüsen, wo im Leben der von dünnen Wänden umstellte
quere Spalt zu finden ist. Dieser Theil, der sonst kollabirt ist und nur
beim Durchtritt der Fäces sich erweitert, ist das Rectum (Re), welches
am konservirten Thiere nur durch die dünnere Wand vom Blasendarme
verschieden ist. Das Rectum erhebt sich über die Klebdrüsen an die
dorsale Seite des Thieres und mündet hier aus. Im optischen Längs-
schnitte sieht man das Umbiegen der Cuticula in den Anfang des Rec-
tums deutlich vor sich gehen. Nun findet man den dorsalen After auch
am lebenden Thiere, bei Lepid. sguammalum Dujardin (Taf. XII, Fig. 9 A)
als dunklen Fleck, median knapp über der Schwanzgabel, bei Ohaetonotus
mascimus Ehrb. (Taf. XII, Fig. 10 A) etwas hinter den beiden Tasthaaren,
über den drei starken Borsten und weiter vom Ende weg. An Flächen-
schnitten sah ich bandartig und eylindrisch geformte Fibrillen über den
Enddarm gelagert, welche wohl als Muskeln anzusehen sein werden,
die das Austreiben der Fäces und Schließen des Anus unterstützen.
Genauere Beobachtungen zeigen auch das Austreten der Fäces dorsal
an der beschriebenen Stelle.
Durch die Feststellung der dorsalen Lage des Gastrotrichenafters
erscheint die große Schwierigkeit, welche darin lag, dass bei den Räder-
thieren der Fuß ventral, bei den Gastrotrichen dorsal sein sollte, was
einer eingehenden Vergleichung beider Organe im Wege stand, beseitigt.
Der Darm der Gastrotrichen hat, vom Mitteldarm angefangen, die gleichen
typischen Stücke, wie der Räderthierdarm, er besitzt eben so wie diese
einen Blasendarm und ein besonderes Reetum und mündet über dem
Gabelschwanze aus.
10. Leibeshöhle.
Historisches. M. SchuLtzE (Nr. 9, 4853) spricht bei Vergleichung der
Ienthydinen mit den Turbellarien p. 252 davon, dass der Darmkanal der Ichthydinen
® _ eine gegen das Körperparenchym scharf abgesetzte, zum Theil sehr muskulöse
Hülle habe. P. H. Gosse (Nr. 18, 1864) spricht bei Chaet. Slackiae von einer Körper-
höble , durch welche die Wassergefäße sich schlängelten. E. METSCHNIKOFF (Nr. 19,
1865) meint, dass die unter der Cuticula liegende körnige Schicht unmittelbar
in das Parenchym übergehe (s. Kap. Haut). NH. Lunwıe (Nr. 23, 1875, p. 218) ge-
braucht zuerst den Namen Leibeshöhle. »Dieselbe ist namentlich im vorderen Ab-
sehnitte deutlich erkennbar, während sie im hinteren Abschnitt durch die
Generationsorgane völlig ausgefüllt wird. In dem erstgenannten Bezirke habe ich
mich davon überzeugt, dass die sie begrenzende Körperwand nach innen von einer in
Zellen gesonderten Substanzlage bekleidet ist, wie ich dies in den Abbildungen an-
zudeuten suchte und von welcher ich bei der Frage nach. dem Nervensystem unserer
E Thierchen schon gesprochen habe.« O. Bürscauı (Nr. 24, 1876) spricht im Texte
.
356 Oarl Zelinka, 266
nicht von. der Leibeshöhle, zeichnet aber in Fig. 6 Taf. XXVI ein geblähtes Exemplar
von Chaet. Schultzei Metschnikoff, an welchem die Leibeshöhle deutlich zu sehen ist.
Ein Körperparenchym, wie bei den Turbellarien, fehlt den Gastro-
trichen. gänzlich, indem eine abgegrenzte, nur mit farbloser Flüssigkeit
erfüllte Leibeshöhle die inneren Organe beherbergt. Da denselben die
äußere Haut im Leben eng anliegt, wird sie nur an einzelnen Punkten,
wo Spalten zwischen den Organen auftreten, sichtbar. Leicht kann sie
aber künstlich durch Blähung des Thieres dargestellt werden.
Die von Lunwıe gesehenen Zellen, welche gleichsam die Leibes-
höhle vorn auskleiden sollten, haben diese Funktion nicht, sondern ge-
hören dem Gehirne an. Die Leibeshöhle der Gastrotrichen hat keine
epitheliale Auskleidung, sondern steht wie die der Räderthiere auf dem
Stadium der primären Leibeshöhble. Desshalb fehlt auch jede Zellen-
umkleidung des Darmes, welche irrthümlicherweise von FErNnALD ange-
geben wird’ (s. Mitteldarm).
Die Leibeshöhlenflüssigkeit ist eine gerinnbare Substanz, wie man
nach Essigsäurezusatz sehen kann. Es hört die Brown’sche Moleeular-
bewegung von in der Leibeshöhle befindlichen Körperchen sofort auf, _
da die dieselben suspendirt haltende Flüssigkeit gerinnt. Auch wenn
bei starkem Drucke die Haut platzt und Körnchen von Plasma mit
Leibeshöhlenflüssigkeit in das Wasser austreten, hört auf Essigsäure
jede Moleceularbewegung derselben auf, was nur durch Gerinnung er-
klärbar ist.
11. Gabelschwanz oder Fuh.
Historisches. €. G. Eurenserg (Nr. 1, 1838, p. 387) sagt: »Ein Gabelfuß ist
bei Chaetonotus und Ichthydium.« Ähnliche, nichtssagende Angaben finden wir bis
zur Arbeit Lupwig’s bei den übrigen Autoren. H. Lupwie (Nr. 23, 1875, p. 203—205)
giebt ausführliche Auskunft über den Bau dieses Organs. »Bei aufmerksamer Be-
trachtung mit stärkeren Linsensystemen lässt sich hingegen zunächst erkennen,
dass jede Schwanzspitze in zwei Glieder zerfällt, in ein Basalglied und ein Endglied,
das wir wegen seiner Form den Endgriffel nennen können. Das Basalglied setzt
sich nicht scharf von dem Körper des Thieres ab, sondern eutspringt breit unter
allmählicher Verjüngung aus demselben. Dasselbe grenzt sich durch eine feine aber
deutliche: schief von der Mittellinie des Thieres nach vorn und außen verlaufende
Linie von dem Endgriffel ab.« (Die Maße für beide Theile s. system. Theil, Chaet. larus.)
Der Endgriffel wird als eine cuticulare Abscheidung angesehen, welche in ihrer
Mittellinie eine Durchbohrung besitzt. Durch diese Röhre tritt ein Klebstoff aus,
welcher als winzige Tröpfchen aus ihr heraustritt, er beobachtete auch das Kleben-
bleiben von Fremdkörperchen an den Schwanzspitzen. »Wo aber wird das klebrige
Sekret selbst producirt? In. dem Basalgliede der Schwanzspitzen und weiter in das’
Innere des Körpers eine Strecke weil hineinragend, erkennt man eine bläuliche,
homogene Masse, in welche ein: heller, runder Fleck eingelagert ist. Obschon es
mir nicht gelang dies ganze Gebilde in deutlicher, allseitiger Begrenzung sichtbar
267] Die Gastrotrichen. 357
zu machen, stehe ich doch nicht an, dasselbe für eine und zwar einzellige Drüse zu
erklären, deren Ausführungsgang eben jener feine, den Endgriftel durchbohrende
Kanal ist. Der erwähnte helle, runde Fleck wäre demnach als Kern der Drüsen-
zelle in Anspruch zu nehmen. Ich kann nicht unterlassen, schon an dieser Stelle
- darauf hinzuweisen, dass diese, bislang völlig unbekannt gebliebene Drüse sich
vergleichen lässt mit den Drüsen, welche im Fuße der Räderthiere liegen.« »Als
passender Namen für diese Drüsen empfiehlt sich die Bezeichnung ‚Klebdrüse‘«.
O. BürschLı (Nr. 24, 4876) findet keine Drüsen, wohl aber beschreibt er p. 389
(s. Kap. Muskel) jederseits zwei Muskelzellen, welche je einen Fortsatz in den ent-
sprechenden Furcalansatz senden und die Kontraktion dieses Organs bewirken.
H. A. PAGENSTECHER giebt (Nr. 25, 1881, Bd. IV. p. 332) einen Auszug aus Lupwig’s
Angaben. Eigene Beobachtung fehlt. Bei C. H, FernAro (Nr. 28, 1883, p. 1248) findet
man Folgendes: » Das Hinterende des Thieres ist gabelig und endet in zwei Schwanz-
anhänge, welche ganz beweglich sind; jeder besteht aus zwei Hälften und ist am
Ende iin eine kleine Scheibe erweitert. In dem basalen Theile jedes Schwanzan-
hanges ist eine Drüse mit einem Ausführungsgang, welcher sich am Ende des An-
hanges in der Mitte der Scheibe öffnet. In’ Betrachtung der Bewegungen dieses
Thieres schließe ich‘, dass die Scheibe als ein Saugorgan dient und dass das Sekret
dieser Drüse seiner Natur nach klebrig ist, denn, wenn die Thiere nicht schwimmen,
bringen sie ihre Schwanzanhänge an passende Objekte und halten sich mit diesen
an der betreffenden Stelle fest, oder schwingen sich je nach Gutdünken nach der
‚einen oder anderen Seite.«e A.C.Stokes (Nr. 35, 1887, p. 80) giebt nur einen
Auszug aus Lupwic’s und FErnALD’s Schilderungen, welchem er ein wörtliches Citat
aus FernaLn beifügt. Für Ichth. concinnum giebt er an, dass die zwei Schwanzdrüsen
sehr groß und leicht sichtbar seien, für Chaet. formosus, dass sie gewöhnlich sicht-
bar, bisweilen sehr deutlich seien.
Der Gabelschwanz kommt nicht allen Gasirotrichen zu; er fehlt
allen Apodinen.
Man kann an ihm zwei Theile unterscheiden, welche man am
besten als Basal- und Endtheil bezeichnen wird. Ich wähle den von
Lupwıs vorgeschlagenen Ausdruck »Glied« nicht, da man es hier nicht
mit Gliedern zu thun hat (Taf. XI, Fig. 4); setzt sich schon der Basal-
theil: gar nicht: scharf vom Rumpfe ab, sondern geht, wie bei den
Räderthieren, allmählich daraus hervor (bei einer einzigen Form Ohueton.
persetosus mihi, Taf. XIV, Fig. 6, sind.die Basaltheile durch eine deut-
liche Linie vom Rumpfe geschieden), so ist eine gliedernde Abtrennung
des Endtheiles eben so wenig zu konstatiren. Das Lumen verjüngt sich
an. dem Übergange vom Basaltheil zum Endtheil allerdings sehr rasch,
die bis dahin vorhandene Bekleidung der Cuticula mit Stacheln oder
Schuppen, welche, wofern eine solche dem Thiere überhaupt zukommt,
auch am Basaltheile vorhanden. ist, hört an dieser Stelle auf und statt
der weichen Haut sehen: wir hier eine harte gekrümmte Röhre mit stark
lichtbrechenden Wänden, aher eine Abgliederung findet. nicht statt.
Jene quere krumme Linie, die Lupwıc dazu verleitete, hier eine Glie-
derung anzunehmen, ist: nichts Anderes, als der, Rand der Insertion
358 Carl Zelinka, 268
des seitlichen Schwanzmuskels. Wird der Gabelschwanz nach unten
geschlagen, in welchem Falle die Endröhren eine bedeutende Lage-
veränderung erfahren, so findet die Abbiegung nicht an der Übergangs-
stelle statt, sondern etwas vor derselben, wo die Haut noch so weich
wie am übrigen Körper ist (Taf. XI, Fig. 9). Der Endtheil wird Anfangs
allmählich schmäler, dann bildet er ein gleichmäßig eylindrisches Rohr,
das quer abgeschnitten aufhört. Eine Verbreiterung an diesem Ende,
etwa in Form einer kleinen Scheibe, ist nicht vorbanden; FernALD's
diesbezügliche Angabe beruht auf einer optischen Täuschung, hervor-
gebracht durch die Krümmung des Rohres.
Fast bei allen Ruichthydinen ist der Gabelschwanz in einer wenig
verschiedenen Weise ausgebildet und die einzigen Differenzen liegen
in der relativen Länge von Basal- und Endtheil; nur bei Lepid. rhom-
boides Stokes (Taf. XV, Fig, kb) ist eine bisher sonst nirgends wieder-
gefundene Form des Fußes beschrieben worden; die Endtheile sind !/,
von der Länge des ganzen Thieres, also so lang, wie ein ganzes I. po-
dura ©. Fr. Müller und sind aus 20 Ringen zusammengesetzt, deren
jeder sanduhrförmig eingeschnürt ist; Stores schildert diese Endtheile
als frei beweglich und einkrümmbar, konnte aber leider über die Muskeln
nichts erfahren, so dass wir im Unklaren darüber sind, ob die einzelnen
Ringe gegen einander verschoben werden können, wie etwa bei den
Räderihieren, oder der Endtheil nur als Ganzes bewegt werden kann,
wie bei den anderen Gastrotrichen. Etwas Ähnliches wird von Chaet.
longicaudatus Tatem beschrieben.
Im Inneren des Schwanzes ist der Klebdrüsenapparat (Taf. XI,
Fie. 4 Kl,, Kl,) angebracht. Jederseits beginnen dicht am hier dorsal
aufsteigenden Darm zwei Drüsen, welche sich spitz ausziehen und mit
ihren Fortsätzen in das Endrohr hineinreichen; hier verliert sich die
Theilungslinie zwischen beiden Fortsätzen ganz, die Endröhre wird nur
von einem Drüsengange durchzogen.
Diese Verhältnisse können nur an gefärbten Objekten untersucht
werden, an welchen man leicht den von der chitinigen Wand getrennten
plasmatischen körnigen Drüsenfortsatz bis an die Mündung des Rohres
verfolgen kann. Die äußere, größere der beiden Drüsen jeder Seite
erweist sich als mehrkernig und als ein syneytiales Organ, die innere ist
einzellig. Die Drüsenkomplexe kommen sich in der Mittellinie sehr
nahe und laufen schief aus einander nach hinten. Zwischen ihnen in-
seriren sich die inneren Äste der ventralen hinteren Muskeln.
Wie schon oben berührt, grenzt sich der Gabelschwanz unsicher
vom Rumpfe ab; ventral könnte man die Ausdehnung der Drüsen als
Kriterium dafür annehmen, dorsal müssen wir so wie bei den Räder-
TE ER
269] Die Gastrotrichen. 359
ihieren, denen dieses Organ als sogenannter Fuß zukommt, den After
als Grenzstein ansehen. Es wird dann der Gabelfuß nicht aus zwei ganz
getrennten Theilen bestehen, wie nach der Eintheilung Lupwie’s, sondern
ein am Hinterende liegendes verschmälertes Körperstück, welches in
- zwei Gabeltheile ausläuft, vorstellen. In dieser Darstellung ist er dem
- Räderthierfuße vollkommen entsprechend, der unpaare Theil unter dem
- After entspricht den einzelnen Fußgliedern des Räderthierfußes, die
| Gabeltheile sind stark veränderte Organe, welche den Zehen jener Räder-
Die Funktion wurde von Lupwie richtig gedeutet, diese Drüsen
scheiden einen Klebstoff ab, der wie bei den Räderthieren zum Anheften
des Körpers dient. Die mittels dieses Klebstoffes befestigten Thiere
wirbeln sich ihre Nahrung herbei, indem sie wie ein einseitig verankertes
Schiff hin und her schwanken. Rasches Einschlagen des Gabelschwanzes
und stärkeres Wirbeln reißen sie nach Belieben los. Gleich Lupwis
konnte auch ich das Nachziehen von angeklebten Fremdkörpern beob-
achten; mitunter war eine ganze lange Kette von Algen, Sandkörnchen etc.
ins Schlepptau genommen und erschwerte dem mühsam sich vorwärts
"bewegenden Thiere die Arbeit bedeutend. Starke Vergrößerungen ließen
hier den langen verbindenden Sekretfaden erkennen.
Eine Saugnapfwirkung den Drüsenmündungen zuzuschreiben, wie
dies FernaLn gethan hat, ist unmöglich, es fehlen dafür alle nöthigen
Bedingungen; es ist kein Organ da, welches als Stempel der Pumpe hin
und her bewegt werden könnte.
Die von Bürscnui beschriebenen zwei Muskelfortsätze, welche in
den Endtheil hineinreichen sollten, sind keine Muskeln, sondern die
bei der eingetretenen Blähung homogen gewordenen Drüsenzellen.
12. Weibliche Geschlechtsorgane und Reifen der Eier.
Historisches. C. G. EHRENBERG (Nr. 1, 4838) sagt p. 387 im Allgemeinen:
»Als weiblicher Sexualorganismus ist bei zwei Gattungen ein Eierstock mit wenigen
großen Eiern erkannt« und p. 389 bei Chaetonotus: »Periodisch bilden sich neben
dem Darme nach hinten, in einem nicht direkt beobachteten Eierstocke, ein bis drei
einzelne große Eier« und endlich sah er das Legen des Eies bei Chaei. maximus
(s. system. Theil). M. ScuuLtze (Nr. 9, 4853) beschreibt p. 248, 249 das Ovar
folgendermaßen: »Zwischen dem Darm und der Rückenhaut liegen die Generations-
organe, in dem kuglig aufgetriebenen Hinterende des Thieres der Eierstock mit
wenigen sehr blassen Eikeimen von feinkörniger Dottermasse umgeben, welche in
dem vorderen Theile dieses Organs sich in größerer Menge abgelagert findet, wo-
selbst gleichzeitig die Eikeime weiter aus einander rücken.« »Die Geschlechtsöffnung
konnte ich nicht entdecken.« ScHmarDA (Nr. 14, 1864,11, p.7) hat bei Chaet. jamaicen-
7 sis zwei Eier gesehen und auf Taf. XVII, Fig. 148 gezeichnet, ohne sie aber erkannt zu
haben. »Bei einer Form aus Jamaika fand ich zu beiden Seiten desselben, in seiner
thiere, welche sie von den Drüsengängen durchbohrt haben, entsprechen.
360 Carl Zelinka, 1270
zweiten Hälfte, zwei Iange cylindrische Körper, an ihren beiden Enden etwas zu-
gespitzt und mit einem feinkernigen Inhalte gefüllt.« P. H. Gosse (Nr. 48, 4864)
spricht p. 394 bei Chaet. larus von einem Reproduktionssystem im unthätigen Zu-
stande (s. system. Theil), doch erfahren wir eigentlich nichts über seine Lage. Etwas
bestimmter ist die bei Dasydytes goniathrix gegebene Beschreibung, doch soll das
Ovar auf dem Rücken des Darmes liegen. METSCHNIKoFF (Nr. 19, 1864, p. 454) be-
richtet Folgendes: »Was die Geschlechtsverhältnisse unserer Thiere betrifft, so
muss ich gestehen, dass meine Kenntnisse darüber noch lange nicht vollständig
sind. So viel ist aber jedenfalls gewiss, dass alle von mir untersuchten Arten ge-
trenntgeschlechtlich sind, also nicht hermaphroditisch, wie das ScHuLTzE, wahr-
scheinlich bloß nach Untersuchung befruchteter Weibchen annimmt. Die weiblichen
Geschlechtsorgane haben bei allen von mir untersuchten geschlechtsreifen Indi-
viduen denselben einfachen Bau, den ScHuLtze für seine Arten beschrieben hat.«
Eine von sorgfältigem Studium zeugende aber in der Deutung irrige Beschreibung
lieferte Lupwıg (Nr. 23, 1875 p. 206, 207), indem er das Ovarium als eine über
und neben dem Darme gelegene homogene feinkörnige Substanz mit verschieden
großen Kernen beschreibt. »Nur um denjenigen Kern, der zunächst zum Keim-
bläschen eines heranreifenden Eies wird, ist die Grundsubstanz des Eierstockes
deutlich abgegrenzt. Zugleich mit dem weiteren Wachsthum des jungen Eies findet
eine Ansammlung stärker lichtbrechender fettartig glänzender, kleiner Körnchen
(Deutoplasma) im Zellenleibe desselben statt. Das Keimbläschen erscheint nur
durch eine sehr zarte Kontour von dem Dotter abgegrenzt und ist gegen mechani- °
sche Einwirkung sehr nachgiebig: so erblickt man bei Kontraktionen des Thieres,
welche einen Druck auf das eingeschlossene Ei ausüben, wie das Keimbläschen
dieser Druckwirkung entsprechend passiv seine Gestalt ändert, sobald aber der
Druck aufhört, seine frühere runde Form zurückkehrt. Es ist wasserklar und um-
schließt einen relativ großen, stark lichtbrechenden Keimfleck, der bald ganz
homogen erscheint, bald wiederum kleinere Bläschen in sich einschließt. Die
Zellen des Eierstockes reifen nicht gleichzeitig, sondern nach einander zu Eiern
heran und man findet immer nur ein reifes oder der Reife nahes Ei in den einzel-
nen Individuen. Hat das Ei eine gewisse Größe erreicht, so erblickt man dasselbe
noch innerhalb des mütterlichen Thieres mit einer doppelten Kontour umgeben.
Diese Membran entsteht, da eine andere Herkunft nicht wohl denkbar ist, durch die
Thätigkeit der Eizellen, und muss daher als Zellmembran des Eies, d. h. Dotterhaut
bezeichnet werden. Stets ist es von den Kernen des Eierstockes der am meisten
nach vorn gelegene, um welchen sich die protoplasmalische Grundsubstanz zur
Bildung eines distinkten Zellkörpers und weiterhin des Eies abgrenzt. Die zellige
Masse des Ovariums wird von keiner besonderen Membran umschlossen. Ein be-
sonderer Ausführungsgang des Eierstockes lässt sich nicht erkennen, wohl aber
eine Geschlechtsöffnung in der Körperwandung.« »Betrachtet man ein Individuum
von oben, so erblickt man am hinteren Körperende über der Gabelung des Fußes
(also entsprechend der EHrENBERG’Schen Angabe) hinter den letzten Rückenstacheln,
genau median gelegen, einen kurzen, stumpfen, einem quer abgestutzten Kegel
ähnlichen Fortsatz der Körperwandung, welcher nach hinten über das Niveau der
Körperoberfläche hervorragt.« »Ein Zweifel daran, dass durch das beschriebene Ge-
bilde die Eier bei der Ablage hindurchtreten, kann nicht bestehen, da EHRENBERG,
was mir allerdings selbst nicht gelang, das Legen des Eies direkt beobachtet hat.«
Bürscauı (Nr. 24, 4876, p. 389) fasste sich bedeutend kürzer: » Bekanntlich hat schon
METSCHNIKOFF die Angabe von M. SCHULTZE, dass unsere Thiere Zwitter seien, zurück«
RR
271] Die Gastrotrichen. 361
n gewiesen, ich kann mich dieser Ansicht nur anschließen.« »Die weiblichen 'Ge-
‚schlechtsorgane, d. h. die von hinten nach vorn auf einander folgenden unreifen bis
reifen Eizellen, sehe ich immer in je einer Reihe auf den Seiten des Darmes.geordnet,
es sind also paarige Eierstöcke vorhanden, nicht ein unpaarer auf dem Darm
liegender, wie die früheren Beobachter angaben. Von Ausführungsgängen und
Geschlechtsöffnungen ließ sich nichts mit Sicherheit wahrnehmen, wenn man nicht
etwa die in Fig. 6 angedeuteten, nach der Mittellinie des Thieres ziehenden Quer-
stränge, die vom hinteren Ende der hier schon sehr redueirten Eierstöcke ent-
springen, als Ausführwege in Anspruch nehmen will.« FERnALD (Nr. 28, 1883, p. 1219)
war wenig glücklich in seiner Erforschung des Ovars: »In der Medianlinie über dem
Darme ist das Ovarium gelegen, in welchem zur Zeit nur ein Ei entwickelt ist.
Dieses Ei ist sehr groß im Vergleiche zur Größe des Thieres selbst. Der Nucleus ist
aber vor der Ablegung des Eies deutlich sichtbar. Dem Oviducte ist bis zu seinem
Ausgangeunmittelbar über dem After leicht nachgespürt. Ich habe oft dieses Thier
seine Eier ablegen gesehen, was, obgleich sie so groß sind, doch gar keine Unbe-
_ quemlichkeitzu verursachen scheint. Mitteninseinerträgen Bewegungundimruhigen
- Fraße blieb das Thier plötzlich stehen , und während es sich leicht krümmte, wurde
das Ei mit einer deutlichen Muskelkontraktion abgelegt und zwar in einer Zeit
nicht tänger als eine Sekunde, nach welcher das Thier sofort zum Fraße zurück-
_ kehrte, als ob nichts Besonderes vorgefallen wäre.« Interessant ist es die Angaben
- von Stokss (Nr. 35, 4887, p. 82) damit zu vergleichen, indem man daselbst eine
_ überraschend übereinstimmende Schilderung findet, daher von deren Anführung
abgesehen wird. Noch überraschender ist die Angabe von der ungewöhnlichen
- Länge des Oviductes bei Ichth. sulcatum (s. system. Theil).
'Keinem der bisherigen Untersucher ist es gelungen, die Ovarien
wirklich zu finden, alle haben schon weiter entwickelte Eier für Ova-
_ rien angesehen. Man kann diese Organe nur an konservirten und ge-
färbten Thieren studiren.
Die Ovarien sind paarig und liegen hinter der Einschnürung,
- welche den birnförmigen Enddarm vom Mitteldarm trennt, der Wand
des Enddarmes ventral und seitlich dicht an. Um den Anfang der Ova-
- rien gut sehen zu können, muss man die Ventralansicht zu gewinnen
- suchen (Taf. XI, Fig. 14). Zu beiden Seiten am Enddarme beginnt eine
- Gruppe von Zellen (Ov) mit einer kleinen Zelle, welcher Zelle zwei und
_ weiter hinten auch mehrere immer größer werdende Zellen folgen
können. Sie bleiben immer dicht am Darme und steigen erst später all-
- mählich seitlich herauf (Taf. XI, Fig. 15). Die hinterste von ihnen ist be-
- deutend größer und zwar jene der einen Seite größer als die der anderen,
‚entsprechend der alternirenden Reife der Eier beider Seiten (Fig. 14
- 0,, O,). Hier ist es bereits als kleines Ei zu erkennen. Es ist mit auf-
- fallend großem Kerne versehen und mit gleichartigem, mattglänzendem
Plasma erfüllt. Bisher sind die sich entwickelnden Eikeime von den vorn
‚sich neu bildenden nach hinten geschoben worden, nun wandern sie an
der Seite hinauf, so dass mitunter ein ganzer Streifen junger kleiner
Eier am Enddarm seitlich hinaufreicht, welche nach und nach zur Reife
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362 Carl Zelinka, [272
schreiten. Die Verschiedenheit der Ausbildung der Eier an den beiden
Seiten ist so groß, dass dieser Streifen an der einen Seite aus lauter
großen Zellen, an der anderen nur aus kleinen Keimen gebildet wird.
Das Alterniren scheint demnach nicht immer so vor sich zu gehen,
dass regelmäßig die linke und rechte Seite in der Reife abwechseln, son-
dern dass jede Seite eine größere Anzahl von Eiern fertig zu stellen hat,
ehe die andere darankommt. Je mehr die Eier an die Seite kommen,
desto mehr dehnen sie sich nach vorn aus und erhalten nun, dem Darme
dicht anliegend, reichliche Nahrungsstoffe, wie man an dem Auftreten
von dichten Granulis im Eiplasma erkennen kann. Man findet links
und rechts vom Darme solche wachsende Eier. Sie wurden von Bürschti
als Ovarien erklärt.
Das am meisten im Wachsthum vorangeschrittene Ei rückt nun,
immer dem Darme, von dem es seine Nahrung bezieht, dicht anliegend,
auf den Rücken und deckt nun die eine Seite ganz, die andere zum
Theil zu (Fig. 13 O,). Kern und Kernkörperchen werden immer größer,
die Granulirung des Plasmas nimmt zu und ist namentlich im hinteren
Ende besonders stark. Man sieht aber (Taf. XI, Fig. 13) außer dem
Kerne dieses Ries noch den des unfertigen der anderen Seite und hin-
ten in der Tiefe auf jeder Seite mindestens noch den Kern des hinter-
sten großen Eikeimes. Bei geringem Drucke schon sind die Umrisse
der einzelnen Eier verwischt und man glaubt dann eine einheitliche
Masse mit Zellkernen zu sehen. Dies wurde von M. Scaurtze an fast
durchgehends als unpaares dorsales Ovar beschrieben, nur Bürscaui
macht, wie dargelegt, eine Ausnahme. An guten Präparaten kann man
die Eier desselben Objektes, der Größe nach durchmusternd, alle
Wachsthumsstadien derselben verfolgen; ein solches Präparat istin den
Figuren 14, 15 abgebildet.
Schon während das Ei noch an der Seite lag, traten kleine, zerstreut
liegende, stark lichtbrechende Körperchen im Plasma auf (Fig. 13 Do).
Allmählich gewinnen sie anscheinend Scheibenform und rücken an die
Peripherie, dabei liegen sie aber unregelmäßig angeordnet und im hin-
teren Theile des Eies in gehäufterem Maße. Im Profil sieht man sie ein-
gebaucht, mit einer schüsselförmigen Einbuchtung versehen. Sie ent-
wickeln sich aus hellen Kugeln, welche an einer Seite eine stark licht-
brechende Calotte erhalten, die aufKosten der Kugeln größer werden und
schließlich allein übrig bleiben; daher auch die Schüsselform dieser Plätt-
chen. Entsprechend dieser Vertiefung treten bei Verschiebung des Tubus
im Centrum und der Peripherie abwechselnd Licht und Dunkelheit auf.
Das Ei, das bisher nur Rücken und Seiten eingenommen hat,
wächst nun enorm und zwar so, dass es mit Zunehmen seiner ellipsoi- -
a ee ee a in
EHER ERIENTEERNTE
EEE WET TETELETON
Ye FR
GEZEN PEN
273] Die Gastrotrichen, 363
den Form Darm und die anderen Eier zur Seite schiebt (Taf. XI,
Fig. 8 0,) und vom Rücken zum Bauche reichend den größten Theil der
Leibeshöhle einnimmt. Die schüsselförmigen Körperchen liegen zu
äußerst an der Peripherie (Do) und messen in der langen Achse
0,00188 mm, in der kurzen 0,00125 mm. Eine Dotterhaut findet sich
früher und in diesem Stadium nicht. Die erwähnten Körperchen färben
sich in Karmin intensiv, stärker als der Zellkern, und erweisen sich als
plasmatische Gebilde, indem sie durch Essigsäure zum sofortigen Zer-
fließen gebracht werden; sie sind als Dotterelemente anzusehen. Merk-
würdigerweise finden sich im feingranulirten Plasma des konservirten
Eies Straßen lichteren Plasmas, welche zwischen den Dotterschüppchen
- beginnen und radiär nach innen laufend sich allmählich verlieren. Der
Kern (Xe) des reifen Eies ist enorm groß und misst im Querschnitte bei
Chaet. mascimuws Ehrb. an konservirten Objekten im langen Durchmesser
0,0425 mm, im kurzen Durchmesser 0,041 mm, ist also schon halb so
sroß als das ganze Ei im Querschnitt misst, indem dessen lange Achse
- 0,025 mm, dessen kurze 0,0225 mm hat. Das Plasma des Kernes ist
gröber granulirt als das des Eies. Das Kernkörperchen (X%) ist, wie der
Kern und das Ei, ellipsoid. Sein Querschnitt zeigt an Präparaten
nur: 0,0025 mm Durchmesser. Bei einem 0,14 mm langen leben-
den Exemplar von Chaet. mascimus Ehrb. war das nicht ganz reife Ei
0,06 mm lang und 0,028 mm breit, der Kern 0,015 mm lang, 0,0125 mm
breit, das Kernkörperchen 0,005 mm lang, 0,0025 mm breit. Die Maße
des Kernes stimmen nicht mit denen an konservirten Objekten überein,
was auf Rechnung der unvermeidlichen Schrumpfung zu schieben ist.
Bei einem lebenden Lepiderma sguammatum Duj. war unter gleichen
Verhältnissen der Kern 0,04375 mm, das Körperchen 0,0063 mm lang.
Eine die Eier, sowie das Ovarium einer Seite umschließende Haut
fand ich nicht. Allerdings kann ich nicht verschweigen, dass ich ein-
- mal nach sehr starker Quetschung von je einem Ei einen Fortsatz, und
zwar vom rechtsliegenden einen gefalteten, vom linksliegenden einen
% sranulirten unter den aufsteigenden Enddarm hinein laufen sah, doch
glaube ich entscheiden zu können, dass dies keine normale, sondern eine
durch die starke Quetschung hervorgerufene Erscheinung war. Bei
starkem Drucke weicht die weiche Eimasse überall hin aus und schmiegt
sich in Fortsätzen zwischen die anderen Organe hinein, so dass man sie
eben so gut zwischen den Ganglien des Gehirnes in einzelnen Lappen
finden kann, wo sie vorher nicht zu treffen war.
Ganz unverständlich ist die von FernaLn ins Leben gerufene Ansicht
von einem Oviducte, der auch Stores huldigt; wenn eine Umhüllung
vorhanden wäre, müsste sie wie die Ovarien paarig, und es müssten zwei
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 94
364 Carl Zelinka, [274
Oviducte zu sehen sein. Die Frage nach dem Ausführungsgange der Ova-
rien ist meiner Ansicht nach neben der vom Hoden die schwierigste der
Gastrotrichenanatomie. Ich glaube, dass die Verhältnisse eben so niedrig
liegen wie bei Dinophilus; wenn aber Oviducte vorhanden wären (siehe
die beschriebenen Stränge nach hinten), so wird die Sache sich wohl so
verhalten, wie bei verwandten, mit paarigen Ovarien versehenen Räder-
thieren. Die Austreibung eines Eies konnte ich trotz aller Bemühung nie
direkt mit starken Linsen beobachten. Daher bin ich nicht in der Lage
die Angaben der früheren Forscher zu kontrolliren. Lupwıc giebt bei
Chaet. larus O. Fr. Müller, wie bekannt, eine über der Schwanzgabel
gelegene konische Öffnung für die weibliche Geschlechtsöffnung an.
13. Das abgelegte Ei und der Embryo.
Historisches. C. G. EHRENBERG (Nr. 1, 4838) erwähnt bei allen ihm bekannten
Arten der Eier (s. system. Theil) und schildert sie bis auf die von Chaet. brevis,
welche kleiner zu dreien vorhanden sein sollten, als groß mit Keimbläschen ver-
sehen und einzeln auftretend. M. Schutze (Nr. 9, 1853, p. 248, 249) berichtet:
»Vom Eierstock abgeschnürt, unmittelbar an das vordere Ende desselben anstoßend,
findet man häufig ein großes ovales Ei von 1/3g6—1/4'” längsten Durchmesser, mit
dicker, farbloser, in kalter Kalilauge unlöslicher Schale. In denselben konnte ich,
wie EHRENBERG, das Keimbläschen mit dem Kern stets deutlich erkennen. Eine Ent-
wicklung der Eier scheint somit im Körper des Mutterthieres nicht stattzufinden.«
P. H. Gosse (Nr. 18, 1864, p. 400) scheint ein einziges Mal ein entwickeltes Ei und
zwar bei Das. goniathrix gesehen zu haben. E. METSCHNIKoFF bringt (Nr. 19, 1864,
p: 454) eine neue Beobachtung: »Wie ich bei Chaet. larus entdeckt habe, produ-
ciren dieselben zwei Arten von Eiern, welche offenbar als sogenannte Sommer- und
Wintereier die bei den Rotatorien längst bekannte Erscheinung wiederholen. In
einigen Exemplaren fand ich nämlich in der Leibeshöhle eine Anzahl (bis zu 15)
ovaler, von 0,19—0,026 mm langer Eier (Taf. 35, Fig. 50 n), die der dicken Eihüllen
entbehrten und im Furchungsprocesse begriffen waren. Wir dürfen diese bisher
unbekannte Form wohlals Sommereier betrachten. Dieschon von anderen Forschern
beobachteten Wintereier haben bekanntlich andere Eigenschaften: sie sind bei der-
selben Art, bei welcher ich die Sommereier gefunden habe, 0,06 mm lang, tragen
eine dicke Schale und werden nach außen abgelegt.« H. Lupwic (Nr. 23, 1875,
p. 208) fand nur hartschalige Eier: »Nach meinen Messungen finde ich, dass das
abgelegte Ei des Chaet.: larus nicht die von METSCHNIKOFF angegebene Größe
besitzt, sondern nur 0,043 mm in seinem längsten Durchmesser misst (Keim-
bläschen = 0,0115 mm). Da ich die Thiere nur in den Monaten November und
December und dann wieder Anfangs April untersuchte, kann ich mich über den
METSCHNIKOFF’Schen Fund von Sommereiern nicht aus eigener Anschauung äußern,
hege jedoch durchaus keinen Zweifel an der Richtigkeit derselben.« p. 243: »Später
hat er (der Embryo) eine zusammengekrümmte Lage, und zwar so, dass die Bauch-
seite des hinteren Körperabschnittes die Bauchseite des vorderen bedeckt. Die
glänzenden Körnchen,, welche sich in den Darmzellen des ausgebildeten Thieres
finden, erblickt man ziemlich frühzeitig im, Inneren des Embryo, woselbst sie, ent-
sprechend den beiden Zellreihen, welche den Darm konstituiren , in zwei Längs-
275] Die Gastrotrichen. 365
reihen neben einander liegen. Sie schienen mir bei den Embryonen kleiner zu sein,
als bei den ausgebildeten Thieren, aber eben so zahlreich.« »Sein Kopfende liegt
zwischen den Schwanzspitzen, deren Endgriffel von rechts und links den vordersten
Leibesabschnitt in sich fassen. Beim Ausschlüpfen des Embryo findet kein regel-
mäßiges Aufspringen (etwa durch einen Deckel) der Eihaut statt, sondern es verliert
dieselbe in der Umgebung des Kopfendes an Festigkeit und wird hier durch die
gleichzeitig von den sich aufrichtenden Rückenstacheln ausgeübte Zerrung zerrissen,
Die Wimpern der Bauchfläche beginnen schon innerhalb des Eies ihre Thätigkeit.«
Auch Bürscuaui sah (Nr. 24, 1876, p. 389) nur eine Art der Eier: »Das reife Ei ver-
liert schon bevor es abgelegt wird sein Keimbläschen. METSCHnIkoFF will, ähnlich
wie bei den Räderthieren, zweierlei Eier beobachtet haben; ich sah nur die großen
Eier, von welchen immer nur eines auf einmal zur Reifung kommt.« Lupwiıe hält
auch später (Nr. 32, 1886, p. 824) an der Angabe METScHnIKoFF’s von Sommer- und
Wintereiern fest. A. C. Stokes (Nr. 35, 1887. p. 83) schreibt darüber Nachstehen-
des: »La membrane de l’oeuf est molle et flexible, et celui-ci est souvent tres com-
prime et diversement deforme pendant le passage, deformation qu'il conserve quel-
ques secondes apres son expulsion. Il n’est pas fix& d’une maniere permanente a un
object submerge, mais läche la ou l’animal se trouve a prendre sa nourriture, et
abandonn& aux risques d’etre devore& par quelque ver Turbellarie ou un autre des
innombrables ennemis qui abondent dans la couche& superficielle de la vase. Nean-
moins, les oeufs de plusieurs especes sont proteges par une armure d’epines, de
papilles ou de poils raides. Mais d’autres sont tout a fait lisses ou seulement cou- -
verts de rugosites granulaires. A ce propos, c’est un fait curieux qu’un cöte de la
membrane de l’oeuf est toujours prive de defense, les Epines et autres productions
protectrices etant toujours limitees a un cöteE et aux deux extremites. Il n’est pas
moins interessant que la m&me espece puisse pondre des oeufs dont l’ornemen-
tation differe grandement, comme un reseau de lignes saillantes ou des papilles
pentagonales creuses, ou de longues Epines a l’extr&mite triradiee ou quadripartite.
J’avais d’abord suppose que chaque espece pond des oeufs marques d’un dessin
exterieur caracteristique, mais une observation un peu prolongee a bientöt detruit
cette illusion qui m’agr&ait.« Die eingehenderen Angaben findet man im systema-
tischen Theile bei Ichthydium sulcatum, Lepidoderma concinnum, Lep. sguammatum,
Chaetonotus spinulosus und Chaet. spinifer eitirt. Bezüglich der Stellen, an welchen
die Eier abgelegt werden, berichtet Stokes p. 78: »j’ai m&me trouv& leurs oeufs
sur ces filaments entre lac&s ou les parents les avaient negligemment deposes.«
Vorausschicken muss ich, dass ich wie alle Beobachter seit MrTscHnI-
KOFF nur Sog. »Winter«-Eier, und zwar zur Sommers- und Winterszeit
fand; nie traf ich unter den Hunderten von Exemplaren eines mit Eiern,
die man als Sommereier deuten dürfte. Es ist daher meine Überzeugung,
dass die Angaben METscHnikorF's auf einem Irrthum beruhen, da er, wie
im nächsten Kapitel gezeigt wird, an sich zersetzenden Thieren studirt
hat. Die Eier fand ich nicht, wie Storss sagt, nachlässig auf den Was-
serpflanzen abgelegt, sondern im Gegentheil sorgfältig versteckt. Viele
Male untersucht ein Thier ein solches Versteck und kehrt nach ruhe-
losem Umherstreichen wieder zur Stelle zurück, bis es sein Ei dort ab-
legt. Als solche Plätze werden mit Vorliebe die leeren Schalen von
Osiracoden oder unentwirrbare Geflechte von Algenmassen und Pflanzen-
24*
,
366 Carl Zelinka, [276
resten gewählt; ein Entfernen der Eier daraus gelingt nur durch Zufall,
da sie meist mit vielen Ankern an ihren Stellen festgehalten werden.
Diese Verankerung, welche zugleich als Schutzeinrichtung aufzufassen
sein dürfte, wird durch Höcker, Stacheln oder mit Widerhaken ver-
sehene Säulchen und Pyramiden oder auch nur durch erhabene Netz-
linien bewirkt. Ganz glatt sind die Eier bei dem stachellosen Zepido-
derma concinnum Stokes; bei einem anderen Thiere, Lepidoderma squam-
matum Duj. (Taf. XV, Fig. 13), besitzen sie eine Bekleidung von hohlen
Säulchen, welche am freien Ende mit vorspringendem gezackten Rande
versehen sind. Einfache, kurze, borstige Stacheln hat das Ei von Chae-
tonotus spinulosus Stokes (Taf. XV, Fig. 12). Das von Chaet. maxıimus Ehrb.
ist mit langen, eingeschnürten, eckigen Säulchen versehen (Taf. XIII,
Fig. 2).
Eine merkwürdige Angabe ist die von Stoxss für Chaet. spinifer
Stokes; es sollen da von derselben Species drei verschiedenartige Eier
abgelegt werden können, welche an Größe wie an Struktur der Schale
verschieden sind. Das größte dieser Eier war mit niedrigen Erhebungen
und vier bis fünf eckigen erhabenen Netzlinien bedeckt, das mittlere
besaß lange konische Stacheln (Taf. XV, Fig. 23 d), welche mit drei- bis
viertheiliger Gabelung am Ende versehen waren. Die Gabeläste saßen
dem Stachel im rechten Winkel auf und waren selbst flache Plättchen,
welche daher von der Seite dünn, von der Fläche breit erschienen. Sie
waren am Ende schwach dichotomisch getheilt. Die kleinsten Eier
trugen kurze Pyramidenstutze mit konkaven Seitenflächen und über-
ragendem oberen Rande, der vier bis fünf Zipfel zeigte (Taf. XV, Fig. 23 c).
Die Größenverhältnisse der uns bekannten Eier sind:
Länge des Lange Achse des
Thieres Eies
Chaetonotus concinnum Stok. 0,0920 mm 0,0543 mm 4,69:4
Chaetonotus spinulosus Stok. 0,0675 mm 0,0338 mm 2 :4
Chaetonotus spinifer Stok.
Verhältnis
großes Ei 0,07937 mm 2,9:
mittleres Ei 0,1956 mm ) 0,07362 mm 2,66:
kleines Ei 0,07060 mm 2,76:
Lepidoderma squammatum Duj. 0,1372 mm 0,0465 mm 2,95:
Chaetonotus maximus Ehrb. 0,22 mm 0,069 mm 3,1
m a mn
Die Eier sind Ellipsoide. Ein 0,0688 mm langes Ei von Chael. mazxi-
mus Ehrb. maß in seiner kurzen Achse 0,0385 mm, es war also die
lange Achse nur 1,85 mal so groß als die kurze. Die Behauptung Stokgs',
dass die Bewaffnung des Eies auf einer Seite fehle, ist unrichtig. Die
Erhebungen sind bei Chaet. mascimus überall vorhanden, nur sind sie
an einer Stelle, an welcher der Hinterleib des Embryo anliegt, viel
277] Die @astrotrichen. 367
kürzer. Alle sind schlanke, erst sich verjüngende, an der Spitze sich
wieder erweiternde kantige Säulchen mit eingebuchteten Seitenflächen
und mehrtheiligem, oft sternförmigem Endtheile, der von der Seite wie
mit Zacken besetzt erscheint. Die großen Erhebungen maßen 0,00438 mm
und waren 3'/ymal so groß als die kleinen 0,00125 mm langen. Der
Übergang zwischen beiden erfolgt ganz allmählich (Taf. XIII, Fig. 2).
Der Embryo liegt, in der Mitte abgeknickt (Taf. XIII, Fig. 3), inner-
halb der Schale so, dass Kopf und Schwanz am selben Eipole lagern.
Die Abknickung findet gerade am Anfange des Mitteldarmes statt. Der
Kopf war bei Chaet. maacimus stark, 0,0165 mm hoch, der Vordertheil
des Thieres maß 0,0633 mm, der Hintertheil bis zum Anus 0,0550 mm,
der Schwanz war ganz bauchwärts eingeschlagen und war so lang wie am
erwachsenen Thiere. Der Darm, 0,0109 mm dick, enthielt Gruppen von _
glänzenden Körnchen, wie schon Lupwic erkannte, nur sah ich sie durch-
aus nicht zahlreich. Die Eischale ist, wie Stokes schon gesehen, weich
und elastisch; der Embryo kann die Form des Eies ändern, wenn er
selbst seine Lage ändert. Dies findet vor dem Ausschlüpfen statt. Zuerst
krümmt das Thier hauptsächlich den Vordertheil an der Gehirnpartie
‘ein und fährt mit dem Munde an der inneren Fläche der Eimembran
umher. Auch der Darm zuckt und bewegt sich langsam vor- und rück-
wärts. Das Thier veränderte dabei seine Lage, so dass es nach 5 Minu-
ten eine Drehung von 90° durchgemacht hatte, es lagen Vorder- und
Hintertheil nicht neben sondern auf einander; die Bauchwimpern spiel-
ten dabei fortwährend. Dann nahm das Thier eine S-förmige Gestalt
an und presste den Mund fest an die Eischale an, welche dem Drucke
als elastische Membran nachgab, bis sie an dem Pole riss und dem
Chaetonotus nach etwa einer Stunde Anstrengung die Freiheit gab.
Eine Aktion der Rückenstacheln, wie sie Lupwıc beschreibt, sah ich
dabei nicht.
14. Männliche Geschlechtsorgane.
Historisches. C. G. EurENBERG (Nr. 1, 1838, p. 387) sagt bei Charakteristik
der Ichthydina: »Die männlichen Sexualtheile sind noch bei keiner Form beobachtet,
aber wahrscheinlich nur übersehen.« M. ScHuLtze (Nr. 9, 4853, p. 249) beschreibt
bei Chaetonotus Schultzei Metschn. den Hoden folgendermaßen: »Vor diesem Ei, über
der Stelle des Verdauungskanales, wo Speiseröhre und Darm zusammenstoßen, liegt
der aus wenigen kugligen Zellhaufen gebildete Hode. Haarförmige Spermatozoiden,
wie es schien aus den Spermatozoidenkeimzellen durch eine Verlängerung ent-
standen, wurden theils in Gruppen vereinigt, theils einzeln gesehen. Eine besondere,
die saämmtlichen Hodenzellen umschließende Haut schien auch hier wie bei Tur-
banella zu fehlen.« Auch METScHnıKorF (Nr. 19, 1864, p. 454) glaubte ein männliches
Geschlechtsorgan zu sehen: » In Betreff der männlichen Geschlechtsorgane unserer
Thiere bin ich noch im Unklaren geblieben; doch habe ich immer noch die Hoffnung,
368 Carl Zelinka, [278
diese Verhältnisse durch neue Untersuchungen aufzuklären. Ich kann jetzt nur die
Vermuthung aussprechen, dass die bei einigen Chaetonotus-Individuen von mir ge-
fundenen paarigen, aus Zellen bestehenden Gebilde (Taf. XXXV, Fig. 7 c) männ-
liche Genitalien repräsentiren. Diese Vermuthung lässt sich aber durchaus nicht
beweisen, zumal es ja auch möglich ist, dass unsere Thiere, wie die Rotatorien, einen
geschlechtlichen Dimorphismus zeigen, und dass die wahrscheinlich selten vor-
kommenden Männchen mir bis jetzt vollständig entgangen sind.« H. Lupwic (Nr. 23,
1875, p. 208, 209 und 217) beschreibt mit voller Bestimmtheit einen Hoden bei
Chaetonotus larus und Ichthydium podura, wo er den Hoden an Individuen, welche
kein großes Ei, sondern nur das »funktionslose Ovarium« am Rücken tragen soll-
ten, gefunden zu haben glaubt. »An solchen Individuen nun, die meist auch etwas
schlanker als die Weibchen sind, lässt sich bei günstiger Lagerung derselben ein
quergestelltes kleines Organ erkennen, welches dem hintersten Theil des Dar-
mes kurz vor der Afteröffnung von unten aufgelagert und denselben seitlich eine
kleine Strecke weit umgreift. Dasselbe ist begrenzt von einer feinen strukturlosen
Membran und umschließt eine dichte Menge kleiner, stark lichtbrechender Kügel-
chen. Den Nachweis, dass wir in diesem Organe in Wirklichkeit den Hoden vor
uns haben, werde ich erst dann zu führen suchen, wenn ich dieselben Verhält-
nisse bei Ichthydium podura aus einander zu setzen habe.« 'Daselbst heißt es nun:
»Die Geschlechtsorgane stimmen gleichfalls mit denjenigen des Chaetonotus larus
überein. Der Hoden misst in seiner Längsrichtung 0,044, in seiner Querrich-
tung 0,003 mm. Die kleinen glänzenden Kügelchen, welche denselben erfüllen
und die ich als Samenelemente deute, ließen eben so wenig wie bei Chaet. einen
Schwanzanhang erkennen, was übrigens, wenn ein solcher wirklich vorhanden ist,
bei der enormen Kleinheit des Objektes seine große Schwierigkeit haben wird.
Was mich in der Auslegung des ganzen Organs bestärkte, war die folgende Be-
obachtung. Ein lebendes Exemplar wurde einem allmählich sich steigernden Druck
ausgesetzt. In Folge dessen borst die Wandung des Hodens und ihm entströmten
die kleinen Kügelchen, die alsdann hin und her wimmelnd sich frei in der Leibes-
höhle des Thieres bewegten. Ich setzte einen Tropfen Essigsäure zu und die Be-
wegung hörte auf. Da man bei den mit einem Hoden ausgestatteten Individuen,
die auch hier weit seltener sind als die Weibchen, stets ein nicht in Funktion ge-
tretenes Ovarium vorfindet, andererseits aber bei den ein großes Ei umschließenden
Weibchen niemals eine Spur eines Hodens auffindet, so wird man die Geschlechts-
verhältnisse des Ichthydium podura, sowie des Chaetonotus larus und wohl auch der
übrigen Gastrotricha so aufzufassen haben, dass man sagt: Die Gastrotricha sind
Zwitter, aber die Geschlechtsorgane treten an demselben Individuum nach einander
in Funktion, zuerst. der Hoden, dann unter gleichzeitigem Schwund des Hodens der
Eierstock. Zur sicheren: Feststellung dieser Auffassung wäre freilich nöthig , die
Umwandlung eines mit Hoden und rudimentärem Eierstock ausgestatteten Indivi-
duums in ein Eier ausbildendes Weibchen zu verfolgen. Bei dem jetzigen Stand
der Kenntnis kann aber auch die andere Behauptung, dass die Gastrotricha ge-
trenntgeschlechtliche Thiere sind, aufrecht erhalten werden, nur muss man dann
annehmen oder nachweisen, dass das rudimentäre Ovarium der Männchen niemals
zur Entwicklung kommt. Ein Dimorphismus der Geschlechter, wie ihn METSCHNIKOFF
vermuthet hat, ist aber jedenfalls nicht vorhanden. « BürscuLı (Nr. 24, 1876, p. 389)
meinte Spermatozoen sehen zu können: »Auf männliche Thiere oder deutliche
Spermatozoen bin ich nicht gestoßen, doch muss ich bemerken, dass ich jederseits
dem Darm anliegend oder auch in der Umgebung der Ovarien vielfach eine ziemliche
a ei
2
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er te Tue
27 9) Die Gastrotrichen. 369
Anzahl unregelmäßig gestalteter , körniger zellenartiger Körper gefunden habe, die
man unter Umständen für Spermatozoen in Anspruch nehmen könnte.« Lupwic
vertritt seine 1875 geäußerte Meinung auch 1886 (Nr. 32, p. 824): »Hoden und Eier-
stock kommen nach einander zur Entwicklung.« A.C. Stokes (Nr. 35,:4887, Taf. I,
Fig. 14) zeichnet bei einer schematischen Figur, welche einen idealen Medianschnitt
durch das Hinterende von Chaet. larus vorstellen soll , eine unter dem Darm gelegene
Drüse sogar mit einem Ausführungsgang nach hinten; der Text im allgemeinen
Theile (p. 79) heißt nur: »Le seul Chaetonotus dans lequel on ait vu un’ organe qui
semble avoir la function d’un testicule est le Chaet. larus Ehrb. Il presente un organe
glandulaire sous la partie post£rieure de l'intestin (Pl. I, fig.44 C) qui, d’apres Lupwıc
serait l’organe mäle; ainsi, l’animal serait hermaphrodite, ce que BütscaLı nie«, wäh-
rend im speciellen Theile bei Chaet. larus (s. system. Theil: Chaet. brevispinosus mihi)
diese Drüse auch gemessen und mit 1/g195 Zoll = 0,012 mm Länge angeführt wird.
Von den bisherigen Angaben kann sich nur die von Lupwic auf
thatsächliche Verhältnisse stützen. Wenn auch M. Schutze von haar-
förmigen Spermatozoiden spricht, welche dort, wo Speiseröhre und
Darm an einander grenzen, in Gruppen liegen sollen, so kann doch
nichts gefunden werden, was diese Beschreibung rechtfertigen würde.
Nur bei sich zersetzenden Thieren treten Körnchen auf, welche, un-
regelmäßig gruppirt, M. ScauLtze veranlasst haben dürften, sie als ge-
sonderte Zellderivate anzusehen; von haarförmigen Anhängen ist nichts
zu sehen und es hat auch in der That seit diesem Autor Niemand etwas
davon bemerken können. Das gleiche Schicksal widerfuhr dem von
METScHniKoFF beschriebenen Hoden. Er zeichnet in seiner oben ange-
gebenen Figur im Profil ein großes, blasig zersetztes Ei und deutet dies
vermuthungsweise als männliche Geschlechtsorgane. Die von Bürscatı
gelieferten unklaren Angaben stützen sich auf Beobachtungen, welche
an aufgeblähten und stark veränderten Exemplaren gemacht worden
waren. Sie sind eben so zu erklären, wie die erwähnten Beschreibun-
gen von sternförmigen Muskelzellen, indem sie wie diese durch Trug-
bilder veranlasst wurden, nur dass man hier nicht sicher sagen kann,
durch welche Organe oder Organbestandtheile diese »körnigen, zellen-
artigen Körper« vorgetäuscht wurden.
Dagegen kann ich die von Lunwıs gegebene Beschreibung im Großen
und Ganzen bestätigen. Man kann thatsächlich unter dem Enddarme
ein ellipsoidisches Organ entdecken (Taf. XI, Fig. 14 x), das jedoch den
Darm zwingt, seine Richtung zu ändern und nach oben eine Krümmung
um ihn herum auszuführen. Ich Konnte dies Organ zum öftern bei
Ohaet. persetosus mihi und Lepid. sguammatum Duüj. nachweisen.
Bei letzterem war der lange Durchmesser 0,0138 mm. Das Organ lag
quer unter dem Darme und schien mir bei Lep. sguammatum gelappt zu
sein. Es war ganz erfüllt von dunkeln, sehr dicht liegenden Körnchen.
Seine seitlichen Ränder reichten über die beiden Ovarien hinaus und
370 Garl Zelinka, [280
deckten sie zum kleineren Theile zu. Auf Färbung mit Pikrokarmin
traten keine deutlichen Kerne auf. Das Ganze war von einer durch-
sichtigen Membran umhüllt. Bewegung der Körnchen entstand bei in-
takten Individuen nie, erst bei allmählicher Zersetzung trat Molekular-
bewegung ein.
Es ist kein Zweifel, dass dieses Gebilde dasselbe ist, welches Lup-
wıc gesehen hat. Es fand sich aber nicht bloß bei Individuen, deren
Eier wenig entwickelt waren, sondern gerade bei solchen Thieren, wel-
che ein mächtiges Rückenei und zwei ziemlich große, seitlich liegende
Eier besaßen; bei solchen Individuen konnte ich häufig diesen Körper
nachweisen. Es ist das Auftreten desselben also ganz unabhängig von
der Entwiecklungsphase der Ovarien.
Von seiner Funktion kann man nichts Bestimmtes sagen. Ich
glaube, dass Lupwıc mit ungenügenden Gründen dieses Organ als Hoden
deutete. An den glänzenden Körnchen ist ein Schwanzanhang bisher
nicht gesehen worden; wenn wir aber auch von dieser Bedingung ab-
sehen würden, so gestatten uns die Beobachtungen Lupwıg’s doch nicht
die erwünschte Schlussfolgerung, da die tanzende Bewegung der Körn-
chen durch die Leibeshöhle hin sowie das Aufhören dieser Bewegung
nach Zusatz von Essigsäure keinen Beweis für selbständige Bewegungs-
fähigkeit der Körnchen liefert. Molekularbewegung ist im Gastrotrichen-
körper sehr bald, sogar wenn das Thier noch die Flimmern kräftig
bewegt, zu beobachten, es tanzen die Dotterkörnchen der Eier, die
Körnchen der Darmzellen etc. lebhaft, und sie setzen diese Bewegung
auch in der Leibeshöhle fort, in welche sie durch Bersten der bezüg-
lichen Wände gelangten. Ja man sieht sogar Körnchen in Vacuolen der
Darmzellen an ganz intakten, eben gefangenen Thieren der Molekular-
bewegung unterworfen.
Sofort nach Essigsäurezusatz hören sowohl in diesen Organen als
auch in der Leibeshöhle die tanzenden Körnchenbewegungen auf, weil
die Flüssigkeiten, welche in den Organen und in der Leibeshöhle sich
befinden, gerinnen. Treten nach starkem Druck einige Körnchen aus
dem Körper etwa an einer seitlichen Spalte aus, so stellen auch diese,
nach Zusatz von Essigsäure, augenblicklich ihre Molekularbewegung
ein, indem die ausgetretene Leibeshöhlenflüssigkeit durch Gerinnung
sie festhält. Eben so werden auch die Körnchen des fraglichen Hodens
zur Ruhe gebracht. Wenn wir auch zugeben müssen, dass dieses Organ
durch weiter eindringende und glücklichere Untersuchungen als Hoden
erkannt werden könnte, so dürfen wir andererseits diese Vermuthung
nicht zur Gewissheit erheben, da uns dermalen alle dazu gehörigen Be-
weise fehlen.
281] Die Gastrotrichen. 371
Keinesfalls kann aber der von Lupwie bezüglich der zeitlichen
Folge der männlichen und weiblichen Geschlechtsreife aufgestellte
Satz ferner Geltung haben; das bewusste Organ kommt nicht vor der
weiblichen Reife zur Ausbildung, sondern wird sowohl bei jungen als
auch bei erwachsenen und mit großen Eiern versehenen Individuen
gleichmäßig gefunden.
Da mir bei meinen lang andauernden Untersuchungen niemals
männliche Thiere untergekommen sind, obwohl ich zu allen Jahreszeiten
eifrig danach suchte, so glaube ich auch weiter behaupten zu können,
dass eine Trennung der Geschlechter nicht vorhanden ist.
Die Angaben von Stores schließen sich so eng an die von Lupwic
an, dass das oben Gesagte auch von ihnen gilt. Einen nach hinten
gehenden langen Ausführungsgang dieses Organs konnte ich nicht
konstatiren.
II. Theil. Biologie.
1. Nahrung.
Die Nahrung besteht in kleineren, sei es thierischen oder pflanz-
lichen Organismen und in Resten derselben. Häufig findet man den
Mitteldarm lebhaft grün gefärbt in Folge reichlich genossener Algen,
und zwar traf ich ohne Unterschied der Arten diesen Zustand sowohl
bei Chaet. maxcımus als auch bei Lepidoderma sgquammatum. Auch von
anderer Seite ist die Aufnahme pflanzlicher Nahrung beobachtet;
P. H. Gosse beschreibt einen Darm von intensiv grüner Farbe bei Gossea
antenniger Gosse. Diatomaceen fand A. C. Stoxzs im Darme von Ichthy-
dium rhomboides enthalten. Die betreffende Stelle lautet:
Les debris organiques, les fins detritus des plantes et des animaux microseo-
piques dont la vie s’est eteinte dans ces eaux paraissent former leur principale
nourriture. Dans deux cases, tous deux relatifs a des individus differents de la
m&me grosse espece, Chaet. rhomboides, une diatomee vivant avait &t& avalee.
Ce sont le seuls exemples que j’aie vus dans lesquels d’autres corps que de fines
particules aient &t€ acceptes pour nourriture.
In anderen Fällen war die Nahrung ganz farblos und entschieden
thierischen Ursprunges. P.H. Gossz fand sogar bei Dasydytes goniathri.xc
die Chitinschale eines kleinen Thierchens im Mitteldarme, dessen Her-
kommen nicht zu ergründen war. Bei Dasydytes saltitans giebt A. C.Storzs
an, dass die Nahrung aus lebenden, verhältnismäßig großen Infusorien
bestünde. Recht interessant schildert er die Aufnahme der Nahrung
im allgemeinen Theile (Nr. 35, 1887, p. 77).
»Quoique leur bouche soit entierementinerme, a Pexception de la rangee unique
de eils au soies qui l’entoure, ‘ces petits &tres semblent s’en servir pour se defendre
ou pour prevenir leshabitants de la m&me eau qui pourraient leur faire obstacle ou
|
|
j
372 “ Garl Zelinka, [282
produire une collision, en elevant la tete et frappant des coups re&petes, brusques et
relativement violents, en m&me temps qu’ils ouvrent l’oesophage avec un mouvement
caracteristigue de menace. Ceci s’applique particulierement au Chaetonotus lori-
catus , mais j’ai vu le Chaet. acanthodes frapper le corps. d’un Infusoire mou, d’un
Lagynus, en faire sortir le sarcode en gouttes ou en filaments coulants que l’assail-
lant avalait.«
Auch P. H. Gossz sah seinen Chaet. gracilis nach einem kleinen
thierischen Wesen schnappen, welches in der Nähe umherschwamm.
C. G. Eurengere veranlasste sowohl Chaet. maxcimus als Chaet. larus
Indigo aufzunehmen. FernAarn scheiterte mit seinen Fütterungsversu-
chen; sein Thier brachte ein Indigokörnchen nicht weiter als in den
Ösophagus, und bemühte sich wiederholt, es von sich zu geben; doch
starb es früher, bevor eine Entscheidung eintrat.
Die Aufnahme der Nahrung kann vor sich gehen, indem das Thier
den mit Partikelchen erfüllten Wasserraum durchstreift und die Nah-
rung sucht, oder aber auch, ganz nach Art der Rotatorien, bei angehef-
tetem Fuße vermittels eines Wirbels im Wasser, durch Herbeiziehen
der Nahrung. Die Bewegungen bei der Nahrungsaufnahme sind rasch
und unerwartet und ich stimme Sroxszs bei, wenn er (p. 82) sagt:
»Les contractions de l’epaisse paroi musculaire &largissent cette cavite, et
aidees par la rapide protrusion de l’ouverture orale, entrainent les matieres alimen-
taires par ce qui semble un mouvement de succion. Ce mouvement est tout & fait
subit et comme si l’animal voulait mordre. «
Dieses Vorstoßen des Mundringes geht sehr schnell vor sich. Die
Erweiterung, durch welche ein Wasserstrom in das vergrößerte Lumen
des Ösophagus hineingezogen wird, läuft als eine überaus eilige Welle
durch den ganzen Vorderdarm; wenn sie am verdickten Hinterende des-
selben anlangt, ist das Vorderende noch nicht normal geschlossen. Dies
hatauch Stoxzsbei Chaetonotus und Das. saltitans gesehen, da er von einer
»schnappenden« Bewegung des Ösophagus spricht. Die Nahrung schlüpft
dem entsprechend schnell durch diesen Theil des Verdauungstractus
hindurch, welcher Umstand von EHrenserG benutzt wurde, um die Ich-
ihydinen als »Trrachelogastrica, mit langem fadenartigen, die Speise nur
rasch durchlassendem, nicht anhaltendem Schlunde«, zu bezeichnen
(Nr. 1, 1838, p. 386).
Nachdem die Speise durch einen Reusenapparat hindurchge-
drungen ist, bleibt sie in dem erweiterungsfähigen Mitteldarm. Je nach-
dem das Thier wohlgenährt oder ausgehungert ist, sind die Zellen des-
selben dick und fast ohne Lumen an einander schließend oder klein,
zart und einen weiten Hohlraum umgebend. Hier verweilt die Speise
stundenlang, während welcher Zeit sie langsam nach hinten wandert,
mitunter ruckweise befördert oder auch an die alte Stelle zurück-
ri a an nt he
h
283] Die Gastrotrichen. 373
schlüpfend, bis sie im Enddarm angelangt ist. Diese Bewegungen finden
_ ohne Einfluss von Flimmern, welche bekanntlich vollständig fehlen, statt
' und werden nur durch die Kontraktionsfähigkeit der Darmwand be-
wirkt. Der Darm zeigt, obwohl Muskeln nicht nachweisbar sind, selb-
ständige Bewegungen, welche in einem gewissen, oft einseitigem Zucken
der Darmwand und in selbständigen größeren Formveränderungen zum
Ausdruck kommen. Dass auch die Aufnahme von Wasser und der damit
zusammenhängende geblähte Zustand desMitteldarmes mit der Bewegung
der Nahrung im Zusammenhang stehen, ergiebt folgende Beobachtung:
die Nahrungsreste waren ruckweise am Enddarme angelangt, als plötz-
lich viel Wasser verschluckt wurde, so dass der Darm weit ausgedehnt,
blasig und hell wurde; dieses eindringende Wasser presste die Nah-
rungsreste in den Blasendarm, in welchen sie mit einem Rucke hinein-
schlüpften. Am Enddarme glaubte Lupwıs Bewegungen sehen zu können,
doch war er dessen nicht sicher.
Die Entleerung der Speisereste geht fast blitzschnell vor sich. Die
Entleerung der Fäces beobachtete auch P. H. Gosse bei Dasydytes gonia-
thrıse za wiederholten Malen (s. system. Theil).
2. Bewegungen.
Nahezu ausnahmslos bewegen sich die Gastrotrichen schwim-
mend fort; eine einzige Form Dasydytes saltitans Stokes kann auch
springen, indem sie sich mittels der vier langen starken Borsten, welche
die ventrale Fläche zieren, plötzlich emporschnellt. Die Sprünge errei-
chen eine Weite von der doppelten Länge des Körpers.
Das Schwimmen bewirken die zwei ventralen Längsbänder von
Cilien ; zur Erleichterung ihrer Arbeit wird ihnen ein freier Spielraum
dadurch geschaffen, dass der Leib des Thieres immer über der Unterlage
erhaben getragen wird, indem zwei ventrale Chitinkegel am Kopfe und
die beim Schwimmen in der Regel nach abwärts gehaltenen Endröhren
des Schwanzes als Stützen den Körper emporhalten. Die Gastrotrichen
kann man schon bei Lupenvergrößerung von Infusorien an der Bewe-
gung unterscheiden, indem die Gastrotrichen nie rückwärts schwimmen,
ihre ventralen Cilien können nur in einer einzigen Richtung ihre Be-
wegungsenergie entfalten.
Der Unterschied zwischen Schwimmen und Kriechen, wie ihn
EHRENBERG (Nr. 4, 1838, p. 388, 389) und ihm folgend einige spätere
Forscher machen, existirt nicht, da das Bewegungsmittel sowie die Art
der Bewegung gleich bleibt, nur dass, wenn die Thiere an Stengeln von
Wasserpflanzen und an Algenfäden langsam dahin schwimmen, um
zu fressen, die Geschwindigkeit eine bedeutend verminderte ist. Da-
374 Garl Zelinka, [284
her sind Diagnosen, »es schwimmt seltener als es kriecht«, oder »die
Bewegung von Chaetonotus ist meist ein. langsames auch rasches Krie-
chen, selten ein Schwimmen,« ganz unbrauchbar. Wir werden nur ein
freies Schwimmen und ein Schwimmen mit an einer Unterlage ange-
legter Bauchseite unterscheiden dürfen, letzteres wenn das Thier seine
Nahrung zu sich nimmt, ersteres wenn es auf Suche nach Nahrung
oder auf der Flucht sich befindet.
Wie es auch schwimme, man beobachtet konstant ein Zittern des
Kopfes und ein Tasten nach allen Richtungen mit demselben. Das rasche
Schwimmen ist mitunter mit einem mehr oder weniger ruckweisen
schraubigen Drehen des Körpers verbunden. Das Thier schwimmt
munter, doch nicht lange in einer Richtung, die kleinste Störung ver-
anlasst es, plötzlich den Kopf und Hals seitlich abzubiegen, so dass der
Kopf bis zum Schwanz zurückfährt; dies kann mehrmals links und
rechts ausgeführt werden. Es kann auch vorkommen, dass bei einem
solchen Abbiegen der Hinterleib blitzschnell nachfolgt und nun die Be-
wegung in entgegengesetzter Richtung zurückerfolgt. Mitunter schwimmt
ein Chaetonotus stoßweise, wie aus einem Rohre geschossen, in einer
Richtung dahin, wie um sich auf etwas zu stürzen, doch konnte ich keine
wirklichen Angriffe wahrnehmen, im Gegentheile weicht es anderen
entgegenkommenden Thieren schnell, kaum mit dem Auge verfolgbar,
aus. Einige Male glaubte ich darauf einige schnappende Bewegungen
nach kleineren Infusorien und Schwärmsporen sehen zu können, doch
ging dies sehr rasch vor sich und ich konnte nie einen Erfolg wahr-
nehmen.
Chaetonotus Bogdanovii Schimk. soll eigenthümlicherweise beim
»Kriechen« den Vorderleib emporgehoben halten.
Ein spannerartiges Kriechen, wie es manchen Räderthieren eigen
ist, giebt es bei den Gastrotrichen nicht, zu einer solchen Bewegungsart
mangeln die Ringmuskeln und die damit in Verbindung stehende Glie-
‚derung der Haut, obwohl die anderen Bedingungen vorhanden sind,
nämlich die Fähigkeit des Anheftens mit Mund und Gabelschwanz;
letzteres in gleicher Weise den Räderthieren zukommend, deren Sekret
ganz gleich dem der Gastrotrichen ist. Die Philodiniden aber, welche
wie eine Spannerraupe kriechen, heften sich nicht mit dem Munde
sondern mit einem den Gastrotrichen fehlenden Organ, dem Rüssel an.
Die Anheftung mit dem Schwanze ist eine willkürliche und kann will-
kürlich durch rasches Abbiegen der Zehen und rasche Gilienbewegung
gelöst werden. Die Anheftung mit dem Munde scheint noch eine mehr
zufällige zu sein; das Thier ist dann mit dem Hinterende frei und
schlägt mit demselben hin und her und es dauert lange Zeit, bis eine
285] Die Gastrotrichen. 375
Loslösung erfolgt, welche sichtlich Mühe bereitet. Diese Anheftung ist
auf eine Saugwirkung zurückzuführen, indem der Mundring an die
Unterlage angepresst und durch den Ösophagus das Wasser ausge-
pumpt wird.
Außer der erwähnten Abbiegung des Vorderendes und der in den
betreffenden Kapiteln beschriebenen Bewegung der Tasthaare und
Cilien kann noch eine solche des Hinterendes beobachtet werden.
Wird durch die ventralen, medianen Muskeläste die Mitte des Hinter-
endes allein eingezogen, so werden die Gabelenden einander genähert,
kontrahirt sich ein seitlicher Schwanzmuskel, erfolgt eine Entfernung
des einen Gabelastes von der Medianlinie; bei gleichzeitiger Kontrak-
tion erscheint das eigenthümliche scherenartige Öffnen der Gabel, kon-
trahiren sich alle Muskeln des Schwanzes auf einmal, dann wird die
Gabel ganz ventral eingeschlagen.
3. Zeit des Vorkommens.
Die Angaben, welche im systematischen Theile bei den einzelnen
Species wörtlich eitirt sind, lassen uns keinen Schluss auf die zeitliche
Verbreitung unserer Thiere ziehen. Wenige Forscher haben derselben
so lange andauernde Studien gewidmet, dass man die Sicherheit hätte,
ihre Angaben seien die Summe positiver und negativer Befunde und
besagten die betreffende Species sei nur in den genannten Monaten zu
finden gewesen. So viel geht hervor, dass die meisten Formen sowohl
im Herbst als im Frühjahr getroffen werden konnten. C. H. FernaLp
(No. 28, 1883, p. 1217) konnte sie sogar mitten im Winter aus Tümpeln,
welche zugefroren waren, erhalten. Dass sie leicht mit den Lebensbe-
dingungen zufrieden sind, ersieht man daraus, dass ich sie in Gläsern
mit Wasserpflanzen über den ganzen Winter halten konnte. Allerdings
minderte sich ihre Zahl bedeutend, so dass, während noch im December
in jedem Präparate zehn und mehr Stück umherschwammen, im Februar
und März nur mehr ein bis zwei Individuen auf ein Präparat kamen,
oder auch erst zwei Proben untersucht werden mussten, ehe man auf
ein Thier traf. Dieses über den ganzen Winter andauernde Vorkommen
in vor Staub geschützten Gläsern gilt für Chaet. maxcimus, brevispinosus,
und Zepidoderma squammatum Duj. Letztere Form fand Dusarvın (Nr. 3,
41844, p. 569) in einem Glase mit Wasser, welches zwei Jahre gestan-
den hatte. Jedenfalls pflanzen sich diese Formen unter obgenannten
Umständen leicht fort, da ich viele Eier auffinden konnte. Über die
Lebensdauer einzelner Individuen liegen gar keine Beobachtungen vor,
da sie sich nicht lange in Präparaten am Leben erhalten lassen.
376 Garl Zelinka, [286
Tabellarische Zusammenstellun
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Ichthydium podura O. F. Müller
Ichthydium sulcatum Stok. —
Lepidoderma squammatum Duj. — |—
Lepidoderma concinnum Stok. — | —
Lepidoderma ocellatum Metschn. — | —
Lepidoderma rhomboides Stok. =
Chaetonotus maximus Ehrb. — | A
Chaetonotus similis mihi 1 —
Chaetonotus Schultzei Metschn. — |1—
Chaetonotus hystrix Metschn. — |—
Chaetonotus tabulatus Schmarda — | —
Chaetonotus acanthophorus Stok. — | —
Chaetonotus brevispinosus mihi — | — | | —_
Chaetonotus formosus Stok. — |—| — |— | — |— | — | —
Chaetonotus Slackiae Gosse — 1-1 — — _
Chaetonotus Bogdanovii Schimk. — || |—-|-|—- || —
Chaetonotus enormis Stok. Ge
Chaetonotus longispinosus Stok. — | -| — | — | — | — | — | —
Chaetonotus macrochaetus mihi — || — - | —
Chaetonotus persetosus mihi — I— | — I|—|— | — | — | —
Chaetonotus spinifer Stok. — || — |- | -|— | —
Chaetonotus acanthodes Stok. — \— | — | — | — | — | — | —
Chaetonotus spinulosus Stok. a
Chaetonotus larus O. Fr. Müller 12a — |—|A4 |—|12|2
Chaetonotus octonarius Stok. — || — | | — | — | | —
Chaetonotus jamaicensis Schmarda | — | — | — | — | — | — | — | —
Chaetura capricornia Metschn. — |—| — |) |— | — | — | —
Dasydytes goniathrix Gosse — | — | — —|1— | — | —
Dasydytes longisetosum Metschn. — |—| — |A4 |— | — | — | —
Dasydytes saltitans Stok. — 1! — | — | — | — | —|—
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Gossea antenniger Gosse — || — |—|—|—
Chaetonotus (?) longicaudatus Tatem|| — |— | — |— | — | —
11
I
4. Ort des Vorkommens.
Unsere zu den häufigsten Süßwasserbewohnern gehörenden Thiere
sind in allen mit Wasserpflanzen und pflanzlichen Resten versehenen
Tümpeln zu treffen. Am meisten lieben sie den Aufenthalt auf den
Blättern von Wasserlinsen, Potamogeton, Characeen, weniger ein dichtes
Gewirre von Algenfäden, wie Spirogyra, vermuthlich wegen der allzu
großen Hindernisse für den bestachelten und beschuppten Körper;
wenigst zahlreich trifft man sie am Grunde der Gewässer; doch giebt
Imnorr (30) einen Chaet. mascimus (ob nach Bürsenri oder EurengerG?) als
Tiefenbewohner an und Chaet. maacimus Ehrb. nennt er als sicheres
Mitglied der Grundfauna des Achensees in Tirol. Sonnig gelegene
287] Die Gastrotrichen. 847
der geographischen Verbreitung.
> 3 Äthio-|| Indi-
. Nearktische|| Neotropische e
Region : : pischel| sche
Region Region Re- Bi
Ir- |, - a - } Antil- |Südame-|| gion || gion
Tand Österreich Russland Schweiz Ver. Staaten Ten la)
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Sa ee „ur Beer ee BER ne a en =E 2 N > — | —
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— 1
a a NE) ee FE | |
Ben.
Tümpel bieten eine größere Ergiebigkeit an Gastrotrichen als schattige;
rascher fließende Gewässer scheinen ihnen nicht zu behagen.
Über die geographische Verbreitung können wir nicht viel mit-
theilen, unsere Erfahrungen sind hierin sehr geringe und es soll mir
zur Befriedigung gereichen, wenn diese zusammenfassende Arbeit all-
gemeineres Interesse für diese Thiere erwecken würde.
Dermalen beschränken sich unsere gesicherten Angaben vor-
nehmlich auf die paläarktische und nearktische Region. Bezüglich
der Fauna der letzteren hat sich Stores große Verdienste erworben;
wir kennen durch ihn fünf Formen, welche auch bei uns vorkommen,
außerdem aber zwölfneue Formen, diezwar bei uns noch nicht gefunden
378 Carl Zelinka, [288
sind, welche aber eine große Ähnlichkeit mit solehen bei uns vorkom-
menden zeigen. Eine typische Verschiedenheit zwischen den Faunen
beider Regionen ist nicht vorhanden, vielmehr machen sie den Ein-
druck von Parallelbildungen. Für die äthiopische Region haben wir
nur eine einzige Angabe von EurenBerG bezüglich Ichthydium podura
0. Fr. Müller; diese Form will Scumarpı in der indischen Region ge-
funden haben; doch glaube ich diese Angabe nicht als gesichert gelten
lassen zu können, da uns keine nähere Schilderung von Seiten SchmarDa’s
berechtigt, zu glauben, er habe wirklich das Ichthydium podura O. Fr.
Müller gesehen; sind doch auch von späteren Forschern vielfache Miss-
verständnisse gerade rücksichtlich dieser Form unterlaufen. Die austra-
lische Region ist bis jetzt ganz leer ausgegangen. Vorstehende Zusam-
ınenstellung möge die Übersicht erleichtern. Die Angaben über Chaet.
larus O. Fr. Müller habe ich bis auf die Enrengerg’s in der Tabelle mit
Fragezeichen versehen, da wir keine Gewähr haben, dass die beob-
achteten Formen wirklich zu dieser Species gehörten.
ITl. Theil. Systematik.
Aufstellung des Systems.
C. G. EurENBERG war es, der im Jahre 1830 die damals bekannten Formen als
eine Familie, die der Ichihydina, zusammenfasste; er charakterisirt sie (Nr. 1, 1838,
p. 386): »Animalia rotatoria, nuda, organo rotatorio unico, continuo, nec margine
lobato.« In diese Familie gehörten die Gattungen Piygura, Ichthydium, Chaetonotus
und Glenophora mit zusammen sechs Species. F. Dusarnın (Nr. 3, 1841, p. 565 —570)
behielt diese Familie nicht bei, sondern trennte Ptygura und Glenophora ab und
setzte Coleps und Planeriola hinzu, er vereinigte diese Formen dann zu den »sym-
metrischen Infusorien«und fügte eine neue Form Chaetonotus squammatus hinzu.
Seine Diagnose von Chaetonotus lautet: »Au de forme oblongue, convexes et herisses
de soies ou d’ecailles en dessus, plans et pourvus en dessous de cils vibratiles tres
minces; termines en avant par un bord arrondi, pres duquel est une bouche
distinct, et bifurques en arriere ou termines par deux prolongements caudiformes.«
Er stellt eben ein echtes Lepidoderma, ohne es zu wissen, zu Chaetonotus. P.H. GossE
(Nr. 6, 1854, p. 498) nahm den Familiennamen Ichthydina wieder auf und beschrieb
zu den ihm bekannten Chaetonotus maximus, larus und squammatus (brevis Ehrb.
wird nicht erwähnt) das neue Genus Dasydytes mit zwei neuen Species antenniger
und goniathrix sowie Sacculus viridis nov. gen. nov. spec. M. Perry (Nr. 7, 1852,
p. 47)b erücksichtigte nur Eurengere’s Arbeit, daher nur dessen vier Arten angeführt
sind. Interessant ist es sicherlich, dass ihm Zweifel über die Haltbarkeit der
EurEngerg’schen Species auftauchten; er frägt, ob nicht maximus , larus und brevis
Entwicklungsstufen einer Art seien. M. Schuutze (Nr. 9, 41853) beschreibt Turbanella
hyalina nov. gen. nov. spec. und stellt diese Form mit Chaetonotus und Ichthydium in
die Familie der Ichthydinen. Er hält die Vermuthung aufrecht, dass Chael. maximus
und larus vielleicht auch sguammatus identisch sein Könnten. C. ScHmArDA (Nr. 14,
1861, I, 2. p. 8) beschreibt zwei neue Species, Ichthydium tabulatum und jamaicense
u
289] Die Gastrotrichen. 379
und kennt nur das Genus Ichthydium;; er beschreibt es so: »Char.: Corpus indi-
stinete annulatum. Caput et venter ciliis, dorsum convexiusculum setis capillaribus
longis seriatim obtectum. Die Thiere dieser Gruppe haben ein deutliches Flimmer-
epithelium am Kopfe und am Bauche. Der Rücken ist gewölbt und mit langen haar-
förmigen Borsten reihenweise besetzt.« A. PrırcHarn (Nr. 45, 4861, p. 661, 662)
setzt in die Familie der Ichthydina folgende Formen: Ptygura Melicerta, Dasydytes
goniathrix und antenniger, Ichthydium podura , Chaeionotus maximus, larus, squam-
matus, brevis, Sacculus viridis, Glenophora Trochus. In einer zweiten Arbeit schlägt
P. H. Gosse (Nr. 48, 1864, p. 392) statt Ichthydina den Namen Chaetonotidae vor.
»Ich halte es für wünschenswerth,, dass die Familie nach dem charakteristischsten
und populärsten Genus, welches zweifellos Chaetonotus und nicht Ichthydium ist, ge-
nannt werden sollte. Es besteht aus Thierchen von mikroskopischer Kleinheit, von
länglicher Form, mit bilateraler Symmetrie und mehr oder minder deutlicher Ab-
trennung des Kopfes. _ Der Körper ist mehr oder weniger mit schwingenden Cilien
bedeckt und zum größten Theile mit langen Haaren (Stacheln) versehen. Der
Nahrungskanal ist gerade, mit einer Öffnung an jedem Ende. Leben im Süßwasser. «
‚Folgende Gattungen werden hierher bezogen: Ichthydium, Chaetonotus, Dasydytes,
Turbanella, Echinodera Duj., Taphrocampa (Gosse). Neue Species werden be-
schrieben Chaet. Slackiae, Chaet. gracilis, Taphrocampa annulosa. Chaet. maximus,
larus und sguammatus werden nicht für synonym gehalten, brevis wird für eine
zweifelhafte Species erklärt, da Niemand seit EHRENBERG Sie gesehen habe.
E. METSCaNIKOFF (Nr. 19, 4864) kennt Ichthydium podura, Chaetonotus larus (darunter
versteht er maximus, larus und brevis), Chaetonotus tesselatus (fälschlich für sguam-
matus Duj.), Turbanella hyalina, Sacculus viridis und bereichert uns mit folgenden
neuen Ichthydinen: Chaet. Schultzii, Chaet. hystrix, Chaetura capricornia nov. gen.
nov. spec. und Cephalidium longisetosum nov. gen. nov. spec.; ihm sind Gosse’s
Arbeiten unbekannt gewesen, daher das Genus Dasydyies fehlt und es ihm entging,
dass er in Cephalidium ein Synonym geschaffen hatte. E. CrArArkne! glaubte in
Hemidasys eine neue Gattung der Gaslrotricha gefunden zu haben. Sacculus streicht
er aus der Liste der Gastrotrichen und stellt diese Form zu den echten Räderthieren,
was seither allgemein anerkannt wurde. H. Lupwic (Nr. 23, 1875) will Chaetonotus
und Ichihydium nicht als eigene Genera gelten lassen: »Die beiden Gattungen
EHRENBERG'S Chaetonotus und Ichthydium habe ich zu einer einzigen Gattung Ich-
ihydium zusammengezogen, und zwar aus folgendem Grunde. Das unterscheidende
Merkmal von Chaetonotus und Ichthydium ist nach Enurengerg das Fehlen der
Rückenstachel bei letzteren. Nach meinen Untersuchungen aber sind auch bei
Iehthydium die Rückenstachel , wenn auch nur in rudimentärer Weise, vorhanden.
Damit fällt also das trennende Merkmal hinweg und es steht nichts einer Vereinigung
beider Formen zu einer einzigen Gattung im Wege.« Er führt ferner an: Ichthydium
larus Ehrb., Schultzii Metschn., hystriz Metschn., maximum Ehrb., podura Müll.,
jamaicense Schm. , tabulatum Schm., Chaeiura capricornia Metschn., Cephalidium
longisetum (soll heißen richtig longisetosum) Metschn., Turbanella hyalina Schultze,
Dasydyies goniathrix Gosse , antenniger Gosse; von letzter Species meint er (p. 224,
Anm, 2), dass sie vielleicht eine eigene Gattung vorstellen könne. Von CLAPAREDE'S
Hemidasys sagt er: »Ob als sechste Gattung das Genus Hemidasys Clap. mit der ein-
zıgen Species Hemidasys agaso Clap. zu den Gastrotricha gezogen werden kann,
scheint mir zum mindesten sehr zweifelhaft. Abgesehen von einigen anderen Or-
1 E. CLAPAREDE, Observations sur le Rotateurs. Ann. de science naturelles. Zool.
V. Ser. Tom VII. 1867. p. 16—23.
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. ; 95
380 Carl Zelinka, [290
ganisationsverhältnissen ist es namentlich das Auftreten ventraler Anhänge, die
nicht einfache Cuticulargebilde sind, sondern Fortsetzungen des Körperparenchyms
umschließen, welches einer Vereinigung mit den Gastrotricha hindernd in den
Weg tritt. Jedenfalls ist für jetzt eine Einordnung des Hemidasys agaso Clap. in
das System kaum möglich.« ‚Später (Nr. 32, 1886, p. 821) vertritt er abermals die
Vereinigung von Ichihydium und Chaetonotus zum Genus Ichthydium; »Rücken mit
Stacheln besetzt; Wimpern auf der ganzen Bauchfläche in Längsreihen; Tasthaare
am Kopfende. Schwanzspitzen einfach. Sieben Arten« O. BürscaLı (Nr. 24, 14876)
bezeichnet im Gegensatz zu METSCHNIKOFF und Lupwıc den Chaet. Schultzei als ident
mit Chaet. masximus Ehrb., daneben bleibt Chaet. larus Ehrb. bestehen. Hemidasys
agaso Clap. wird den Gastrotrichen zugezählt. C. L. ScHmArDA! nimmt im Gegensatz
zu seiner ersten Ansicht zwei Genera, Ichthydium und Chaetonotus an. ©. Grımm stellt
das Genus Gastrochaeta auf (Nr. 24a, 1877): »Zu der Form Gastrochaeta rechne ich
auch Desmoscolexchaetogaster Greeff unterdem Namen G. desmoscolecis m., es scheint
mir, dass es richtig wäre, aus diesen Formen zusammen mit Trichoderma oxycauda-
tum, Desmosc. minutus, D. nematoides etc. und den Repräsentanten der Gattung der
Echinoderes eine besondere Familie, entsprechend der Familie Gastrotricha Metschn.
zu bilden. Die Gastrochaeta ciliata ist das Verbindungsglied; sie hat am Bauche zwei
Längsreihen von Borsten, und an der oralen Mündung Cilien, alles Übrige verhält
sich wie bei Chaetonotus.« M. Braun (siehe Nr. 24a, 1884) stellt Gasirochaeta zu den
Gastrotrichen. H.Lupwie (Nr. 32, 1886) giebt wie 1875 fünf Gattungen mit dreizehn
Arten als bekannt an. Die Gastrotricha beschreibt er (p. 820) wie folgt: »Körper klein,
flaschen- oder wurmförmig, mit deutlich ausgeprägter bewimperter Bauchfläche;
Rücken meist mit nach hinten gerichteten, in Längsreihen angeordneten Stacheln be-
setzt; Vorderende meistens mit Tasthaaren;; Hinterende fast immer in zwei Spitzen
gegabelt, welche die Ausführungsgänge zweier Klebdrüsen umschließen ; Zwitter;
Entwicklung ohne Metamorphose.« A.C.Stokes (Nr. 35,4887,p.80) ist geneigt Chaeto-
notus und Ichthydium unter dem Namen Chaetonotus zu vereinigen und führt dies
auch im systemat. Theile aus; im Allgemeinen sagt er: »Si le classificateur con-
sidere se genre comme valide, quatre de nos formes americaines lui apparliennent.
Cette coupe me plait peut et j’en suspecte l’exactitude. Les quatre formes en question
sont les Chaetonotus loricatus (pl. II, fig. 6), Chaet. rhomboides (pl. IL, fig. 34—35),
deux formes qui ont le dos garni d’Ecailles; Chaet. concinnus (pl. I, fig. 6), dont le
dos et les cötes sont entierement couverts de papilles spheriques; et Chaet. sulcatus
(pl. I, fig. 15), dont les m&mes parties sont sillonnees de plis transversaux. Les
moeurs, la structure interne, le mode de reproduction sont essentiellement simi-
laires. a ceux de Chaetonotus. Les poils du corps sont repr&sentes chez eux par les
quatre soies dorsales non signalees jusqu'ici.« C. CrAus (Lehrbuch der Zoologie
IV. Aufl.) führt die Genera Chaetonotus, Ichthydium, Turbanella an.
Es ist unnöthig, aus einander zu setzen, dass hier von den Enren-
sERG’Schen Gattungen nur Ichthydium und Chaetonotus als echte Gastro-
trichen in Betracht kommen können; dessgleichen braucht nicht ausge-
führt zu werden, dass Sacculus Gosse und Taphrocampa Gosse als
echte Räüderthiere unter den Gastrotrichen nichts zu suchen haben. Auch
Gastrochaeta ciliata Grimm ist, wie wir aus der oben eitirten allerdings
kurzen Beschreibung mit Sicherheit ersehen, kein zu den Gastrotrichen
1 Zoologie. 2. Aufl. Bd. I. p. 473. 4877.
291] Die Gastrotrichen. 381
zu zählendes Thier, sondern eine den Nematoden verwandte Form,
welche Desmoscolex, Trichoderma und Chaetosoma sehr nahe stehen.
Ihr fehlt das wichtigste äußere Kennzeichen unserer Gruppe, die ven-
tralen Flimmerbänder. Es bleiben uns zur Betrachtung die Genera:
Chaetonotus Ehrenb., Ichthydium Ehrenb., Dasydytes Gosse, Chaetura
Metschn., Oephalidium Metschn., sowie Turbanella M.Schultze und Hemi-
dasys Clapar.
Dem Leser wird es aufgefallen sein, dass Turbanella und Hemidasys
in dieser Arbeit keinen Platz gefunden haben und ich will dies gleich
rechtfertigen.
Dass Hemidasys! zu den Gastrotrichen gehöre, hat schon, wie wir
gesehen haben, Lupwıc in Zweifel gezogen, indem er vornehmlich auf
die ventralen, hohlen Hautfortsätze hinwies. Seit wir die innere Or-
ganisation der Gastrotrichen genauer kennen und wissen, dass sie ein
typisches Wassergefäßsystem, zwei Ovarien, echte Muskeln, ein Gehirn,
periphere Nerven, eine primäre Leibeshöhle etc. besitzen, in der jedes
Parenchym fehlt, werden wir von jeder Form, welche Ansprüche macht,
in die Sippe der Gastrotrichen aufgenommen zu werden, den Nachweis
einer diesen entsprechenden Organisation verlangen müssen. Dies ge-
lingt uns bei unserem jetzigen Wissen für Hemidasys nicht. Seit CrA-
PAREDE hat Niemand diese interessante Form gesehen. Mir gelang es
nicht, an den von Triest geschickten Nereiden dieses Thier zu finden,
mir stand eben nicht Nereilepas caudata zur Verfügung und Hemidasys
scheint sich thatsächlich auf diesen Wirth zu beschränken. Daher
müssen wir uns mit dem von CrAraripe gegebenen Resultate begnügen
und finden nun, dass derselbe weder über das Nerven- noch Muskel-
system, weder über das Exkretionsorgan noch über die Ovarien positive
Ergebnisse zu verzeichnen hat. Vielmehr ergeben sich wichtige Differenz-
punkte darin, dass Hemidasys ein Parenchym besitzt, welches die Leibes-
höhle fast ganz ausfüllt, dass ein entwickeltes männliches Geschlechts-
organ mit Hoden, Vas deferens und chitinigem Penis vorhanden ist, dass
der Leib viel mehr abgeplattet ist, als der der Gastrotrichen, dass am
Vorderende zwei kleineWimpergrübchen, ähnlich wie bei den Nemertinen
und einigen Turbellarien zu finden sind, dass die ventrale Bewimperung,
welche bei den Gastrotrichen ausnahmslos in Form zweier, die ganze
Ventralseite durchlaufender Gilienbänder entwickelt ist, nur ein ein-
faches, etwa bis zu ?/, der Länge nach hinten reichendes Wimperfeld
1 E. CLAPAREDE, Observations sur le Rotateurs. Ann.de Science naturelles. Zool.
5. Ser. Tom VII. 4867. III. p. 16—23. Taf. IV, Fig. 5—9. — »Type d’un nouveau
genre de Gasterotriches (Hemidasys agaso.« Abstract: LeuckArr’s Ber. Arch. für
Naturg. p. 294. 4867. — Wird auch durch Litteraturverz. Nr. 23, p. 222 erwähnt.
Ds
382 Carl Zelinka, [292
vorstellt und dass endlich die Haut, dorsal ohne jede Erhebung, ventral
eine Anzahl hohler Zipfel besitzt, in denen je ein plasmatischer Achsen-
faden verläuft.
So lange die innere Organisation von Hemidasys nicht bekannt ist,
kann man in keinem Falle diese Form den Gastrotrichen beizählen;
dermalen wird es überhaupt unmöglich sein, Hemidasys einer Ab-
theilung im System einzufügen. Jedenfalls hat dieses Thier mehr An-
näherung zu den Plattwürmern als anderen Klassen der niederen
Würmer. Sollten spätere Untersuchungen eine Verwandtschaft mit den
Gastrotrichen nachweisen, so werden doch die jetzt schon bekannten
Differenzpunkte eine Einfügung in die Gastrotrichen selbst sehr er-
schweren. Die Gastrotrichen scheinen mit den Rotatorien näher ver-
wandt zu sein, als mit Hemidasys. Diese Form müsste allen anderen
Gastrotrichen entgegengestellt werden.
Aus ähnlichen Gründen trenne ich Turbanella! M. Schultze von
unseren Thieren. Hier sind namentlich die dorsalen Hautzipfel, in
welchen je ein starres feines Haar eingesenkt ist, das trennende Hinder-
nis, sowie die über die ganze Bauchfläche sich erstreckende Bewimpe-
rung. Die Haut ist im Gegensatze zu den Gastrotrichen nicht chitinös.
Ob sich die zwei kammartigen gezackten Lamellen, welche das Hinter-
ende bilden, mit der Schwanzgabel der Gastrotrichen vergleichen lassen,
ist sehr fraglich. Mit Hemidasys hat dieses Thier den Besitz von zwei
Grübchen am Vorderende gemein. Turbanella und Hemidasys haben
einen dem der Gastrotrichen ähnlich gebauten Ösophagus. Auf dieses
stützt sich hauptsächlich M. ScnuLtze bei seiner Zutheilung von Turba-
nella an die Ichthydinen; seine übrigen Gründe, den Bau der Geschlechts-
organe, den Mangel eines Muskel-, Nerven-, Wassergefäßsystems be-
treffend, sind heute gegenstandslos geworden.
Hemidasys und Turbanella besitzen beide hohle Hautausstülpungen,
haben beide eine ventrale, von der der Gastrotrichen abweichende Be-
wimperung und stehen dadurch den echten Gastrotrichen gegenüber.
Wenn auch künftige genaue Untersuchungen sie mit einer, unseren
Thieren entsprechenden inneren Organisation ausweisen könnten, So
stehen sie doch zu den übrigen in einem solchen Gegensatze, dass sie
eine, den Gastrotrichen gleichwerthige eigene Gruppe darstellen müssten.
Der Vollständigkeit halber mag hier noch der von Barroıs? entdeckte
1 Siehe dieses Litteraturverzeichnis Nr. 9, p. 243—246; ferner GossE, dieses
Verzeichnis Nr. 18, p. 402 (mit Ausnahme der Diagnose fast wörtlich nach ScHULTZE
übersetzt). Lupwig, dieses Verzeichnis Nr. 23, p. 206 (Diagnose).
2 Compt. rend. 4877. Juli; Ann. a. Mag. of nat. Hist. Tom XX. p. 365. —
‚LEUCKART'S Ber. Arch. f. Naturg. p. 275. 1878.
293] Die Gastrotrichen. 385
Wurm erwähnt werden, welchen dieser Forscher als zu den Gastrotri-
chen gehörig bezeichnet. Dieses Thier besitzt das Aussehen der Ichthy-
dinen, ist jedoch segmentirt undan den Segmenten mit unvollständigen
Flimmerreifen ausgestattet. Die Muskulatur legt sich am Embryo mit-
tels eines ventralen Keimstreifens an. Das Männchen besitzt einen
Penis. Von dieser Form sehe ich hier selbstverständlich ganz ab.
Von den übrigen Gattungen werden bis auf Oephalidium alle bei-
behalten werden können. Cephalidıium ist mit Dasydytes synonym, wie
ich bei Dasydytes aus einander setzen werde, und hat daher zu ent-
fallen.
Die uns bekannten Gastrotrichen lassen sich in zwei scharf unter-
schiedene Gruppen theilen, je nachdem sie ein gegabeltes oder unge-
gabeltes Hinterende besitzen; für die ersteren schlage ich die Bezeich-
nung Bwichthydina, für die letzteren den Namen Apoda vor. Zu den
Apoda gehört Dasydytes Gosse und die von mir neu errichtete Gattung
Gossea, welche ich im Nachfolgenden zu rechtfertigen suche. Die
Buiehthydina sind in der äußeren Körperforım unter einander wenig
. verschieden. Entweder ist die Haut ganz glatt, das alte Enrensere’sche
Genus Ichthydium (da seit Lupwıg’s Erörterungen zwei Formen mit wirk-
lich ganz glatter Haut gefunden worden sind, entfällt die von diesem
Forscher vorgenommene Zusammenziehung von Ichthydium und Chaeto-
notus), oder sie besitzt Schuppen allein, oder endlich sie hat Stacheln,
welche auf Schuppen aufsitzen. Diese beiden letzteren Formenreihen
waren bis jetzt theils als Chaetonotus, theils als Ichthydium in Anspruch
genommen worden. Die Thatsache aber, dass bei einer Anzahl Gastro-
trichen mit Sicherheit Schuppen ohne jede Spur von Stacheln vorkom-
men, lässt sich nieht mehr mit den Anforderungen der Eurengerg’schen
Diagnose von Chaetonotus, und eben so wenig mit der von Ichthydium
in Einklang bringen und es empfiehlt sich diese Formen als ein eigenes
Genus, welches ich Lepidoderma nenne, zusammenzufassen. Für Ohae-
tonotus ist es noch nicht sicher, ob nicht hier ebenfalls zwei verschiedene
Formenreihen zusammengeworfen sind. Von Sroxss wird nämlich, so
wie von ScHImkEwitsch und Gossz, für mehrere Chaetonotus-Arten mit
Bestimmtheit angegeben, dass die Stacheln direkt von der Haut, ohne
Vermittelung von Schuppen entsprängen ; wenn wir von Gossr’s älteren
Angaben (bei allen übrigen, von Gosse als schuppenlos beschriebenen
Arten, welche seither wieder gefunden worden sind, wurden Schuppen
nachgewiesen) und von ScHimkewitsch’s nicht sehr eingehenden Be-
schreibung absehen, so bleiben uns doch noch die von Stoxss, einem
neueren und sorgfältigeren Forscher gegebenen Schilderungen, welche
unsere Bedenken erregen, übrig. Wenn auch bei einigen Arten die
384 Carl Zelinka, [294
Schuppen so zart sind, dass erst bei Anwendung homogener Immersionen
ihre Anwesenheit konstatirt werden kann, so ist es doch ganz gut mög-
lich, dass stacheltragende und zugleich schuppenlose Formen vorkom-
men, welche dann aus dem Genus Chaetonotus ausgeschieden werden
müssten. Die als schuppenlos bezeichneten und daher unserer Auf-
merksamkeit besonders werthen Formen sind: Chaet. formosus, acantho-
phorus, longispinosus, enormis, spinulosus, sämmtlich von Stores be-
schrieben, Chaet. Slackiae Gosse und Chaet. Bogdanovü Schimk.‘
Im Genus Chaetonotus, welches das artenreichste ist, macht sich
eine Entwicklung von zwei Reihen bemerkbar, indem bei den einen
die Stacheln am Rumpfe nicht mehr als doppelt so lang, bei den anderen
aber daselbst auffallend verlängert sind. Ob Nebenspitzen an den
Stacheln entwickelt sind oder nicht, ist nicht von demselben systemati-
schen Werthe, wie die relative Stachellänge, da z. B. neben Chaet.
masıimus Ehrb. mit einfachen Stacheln eine diesem sehr ähnliche, von
mir mit Ohaet. similis bezeichnete Form mit Nebenspitzen vorkommt.
Die Verwirrung, welche in den Arten Chaet. maximus, sgquammatus,
larus und brevis herrschte, konnte endlich gelöst werden. Die erste
und die zwei letzten Arten sind nicht synonym, wie. Perry und Merscn-
NIKOFF annahmen, sondern gut unterscheidbar, wie auch Ch. Schultzei
Metschn. und maximus Ehrb. nicht identisch sind. Nur Chaet. brevis
Ehrb. wird man in dem systematischen Theile vermissen, da diese Spe-
cies nicht wieder zu erkennen ist; sie ist ein Sammelbegriff, welcher
in die vielen kleineren Chaetonotus-Arten mit wenigen und stark ver-
längerten Stacheln am Hinterende aufzulösen ist. Chaet. brevis ist seit
Enrengerg thatsächlich von Niemand wieder erkannt und schon von
Dusarvın und Gosse als zweifelhafte Species bezeichnet worden'!. Die
Diagnose Enrengerg’s passt eben so gut auf Chaet. spinulosus Stok., als
auf Oh. longispinosus Stok., Chaet. enormis Stok., Chaet. persetosus mihi,
welche Arten auch in der Größe den Eurenserg’schen Anforderungen
genügen. Es ist also Chaet. brevis als eine nicht halibare Art zu streichen.
Es muss bei systematischer Bearbeitung der Gastrotrichen mit
großer Genauigkeit und Geduld zu Werke gegangen werden, da man
z.B. manchen subjektiven Täuschungen ausgesetzt ist, welche nur durch
genaue Messungen vermieden werden können. Die Anwendung sehr
1 Die wenigen Litteraturnotizen sind, wofern sie nicht in der historischen Ein-
leitung aufgeführt sind, folgende: EHrRENBERG, Nr. A, p. 390. »Corpore ovato ob-
longo, sub apice turgido, leviter constricto, dorsi setis rarioribus, posticis longi-
oribus, ovulis parvis.« Länge 0,06 mm. Dusarpım, Nr. 3, p. 570; Gosse, Nr. 18,
P- 396; Srokes, Nr. 35, 1887, p. 452. Alle haben außer Eur£engerg keine eigenen
Beobachtungen über Chaet. brevis zu verzeichnen. |
295] Die Gastrotrichen. 385
starker und scharfer Linsen (homogene Immersionen sind fast unerläss-
lich) sichert uns allein davor, die oft schwierigen Skulpturverhältnisse
der Haut zu verkennen oder zu übersehen. Was andererseits die Be-
stimmung einer Species sehr erschwert, ist das veränderliche Aussehen
der Körperform; es ist dies durch das Fehlen sicherer relativer Maß-
verhältnisse bedingt. Wie ich bei zwei Formen nachweisen konnte,
wechseln gerade Schwanz und Ösophagus in ihrem Längenverhältnisse
zum Körper eben so sehr nach dem Alter des Thieres ab, wie die Breite
des Kopfes; die relativen Dimensionen dieser Organe sind nun Merk-
male, welche häufig als Speciescharaktere verwendet worden sind.
Wir wissen jetzt aber, dass das Verhältnis von Kopfbreite und Körper-
länge bei einem jungen Individuum von Lepid. sguammatum 2:9, bei
einem völlig erwachsenen derselben Species 1 :9 sein kann, dem Be-
schauer also im ersten Falle ein relativ doppelt so großer Kopf vorzu-
liegen scheint. Ganz Gleiches ergiebt sich für den Schwanz und den
Ösophagus; der letztere variirt bei L. sguammatum in seinem Verhältnis
zur Körperlänge zwischen 4,3:10 und 3:10, bei Chaet. maximus Ehrb.
zwischen 4,42:10 und 2,2:10. Es bleibt nichts Anderes übrig, als eine
genaue absolute Messung der Dimensionen dieser Organe vorzunehmen,
welche, wie im Kapitel Körperform dargelegt ist, unveränderliche Kon-
stanten im Gastrotrichenkörper zu sein scheinen.
Wir werden nachstehende systematische Gliederung einhalten:
I. Unterordnung: Euichthydina, mit Gabelschwanz.
1. Familie Ichthydidae, ohne Stacheln.
Genus Ichthydium
Genus Lepidoderma.
2. Familie Ohaetonotidae, mit Stacheln.
Genus Chaetonotus
Genus Chaetura.
II. Unterordnung: Apodina, ohne Gabelschwanz.
Genus Dasydyltes
Genus Gossea.
Bestimmungstabelle der Gattungen.
Mit Gabelschwanz, Euichthydina . ......... 1)
Ohne Gabelschwanz, Hinterende abgestutzt, Apoda 2)
4) Mit Stacheln 3); ohne Stacheln 4)
Kopf mit Tentakel, Hinterende
schwach gelappt ........ Gossea mihi ... . p. #44.
Kopf ohne Tentakel, Hinterende
ABBerUumdetten. 0 SPENN e Dasydytes Gosse. p. 438.
386 Garl Zelinka, [296
3) jSchwanzgabel einfach . ...... Chaetonotus Ehrb. p. 401.
\Schwanzgabel dichotomisch . . . . Chaetura Metschn. p. 437.
lan ganz; glatt; nakasrarki-ka » Iehthydium Ehrb. p. 386.
\Haut mit Schuppen oder Höckern . Lepidoderma mihi p. 390.
I. Unterordnung: Euichthydina. Mit einfachem oder .diehoto-
mischem Gabelschwanz und Klebdrüsenapparat.
1. Familie Ichthydiidae, Haut entweder nackt oder beschuppt
oder mit Höckern besetzt, nie mit Stacheln.
Ichthydium Ehrenberg 1830.
Ichthydium, C. G. Eurengere!; 1838, Nr. I, p. 388.
Ichthydium, F. Dusarnın?; 1844, Nr. 3, p. 570.
Ichthydium, A. Prırenarn®; 1861, Nr. 15, p. 661.
Ichthydium, P. H. Goss£!; 1864, Nr. 18, p. 392.
4) »Animal ex Ichthydinorum familia, ocellis carens, nec pilosum, pseudo-
podio furcato terminatum.«
2) und 3) = 1).
4) »Hinterende gegabelt, aber ohne Borsten.«
Diagnose. Hinterende gegabelt, Körper ohne Stacheln;
Haut ganz nackt, ohne Stacheln, u oder Höcker
(zwei Species).
Ichthydium podura 0. Fr. Müller 1786 (Taf. XIV, Fig. 15, 16).
Ichthydium podura, C. G. EurengerG!; 1838, Nr. I, p. 388, 389,
Taf. XLII, Fig. II. | |
Ichthydium podura, F. Dusarpın?; 4844, Nr. 3, p. 270.
Ichthydium podura, M. Perry*; 1852, Nr. 7, p. 47.
Ichthydium podura, C. Scumarna ?; 1861, Nr. 1%, p. 7
Ichthydium podura, A. nn 1861, Nr. 15, p. von Taf. XXV,
Fig. 356.
Ichthydium podura, P. H. Goss£ $; Juli 1864, Nr. 48, p. 392 — 393.
Chaetonotus podura, A. C. Stores’; 1887, Nr. 35, p: 150.
4) »Corpore lineari-oblongo, sub apice turgido interdum trilobato saepe leviter
constricto, furca postica brevi. Aufenthalt in Europa bei Paris, Kopenhagen,
Straßburg und Berlin, im tropischen: Nordafrika in Dongola beobachtet.« Folgt
eine historische Darlegung. Sodann: »Ich sah es zuerst in Dongola, Nubien, zwi-
schen Conferven des Nilwassers. Die damals 1824 entworfene Zeichnung ist in den
Symbolis physicis mitgetheilt. Einen Wimperkranz am Munde habe ich in Dongola
deutlicher gesehen als neuerlich, es kann aber der Wirbel bei der zu geringen
Vergrößerung mir damals als Wimperkranz erschienen sein. Seit 1826 kenne ich
das Thierchen aus dem freien Gewässer bei Berlin und seıt 1834 halte ich das Don-
galanische für dasselbe. Es ist farblos oder weißlich, aber oft durch Anfüllung
297] Die Gastrotrichen. 387
des breiten Darmes gelblich. Die Bauchfläche ist platt und bewimpert, die Rücken-
fläche gewölbt und unbehaart. Ich sah sehr große Exemplare. ohne Spur von
Rückenbehaarung, auch ist das Thierchen viel seltener als die folgende (behaarte)
Gattung (Chaet. maximus). Ich sah es zuletzt am 7. Juli 1837 mit Oscillatorien.
Einige Male sah ich deutlich ein Band von Wimpern längs der Bauchfläche; bei
dem größten beobachteten Thierchen habe ich mich aber, freilich wohl nicht in-
tensiv genug, umsonst bemüht, es direkt zu erkennen, obschon ich am Munde
einen deutlichen Wirbel sah. Bei Chaetonotus habe ich neuerlich den Mund auf-
fallend starr geöffnet und am Rande gekerbt, auch röhrenartig vorstehend gesehen,
so dass ich auf den Gedanken kam, es könnte wohl ein Zahncylinder, wie bei Nas-
sula, dort und hier vorhanden sein, dessen Vorschieben denn auch die dreieckige
Kopfform periodisch bedingt. Dass es noch ein, diesem ähnliches, grünes Thier-
chen gebe, welches den wiederholten Irrthum mit dem Gabelschwanz der Euglena
hervorgerufen habe, ist mir wegen des Mangels jenes Formenwechsels kaum wahr-
scheinlich, wäre aber doch möglich. Einige Male sah ich im hinteren verdickten
Körper ein großes entwickeltes dunkles Ei, sonst aber blieb die Organisation uner-
kannt. Es schwimmt seltener als es kriecht. Größe 1/3, bis 1/ıa Linie beobachtet.«
2) »M. EHRENBERG a form& le genre Ichthydium, pour un animal qui differe des
Chaetonotes par l’absence des poils, et qui presente de m&me son extremite an-
terieure renflee en tete, et son extr&emite posterieur bifurquee, et un tube digestif
droit. La seule espece de ce genre, Ichihydium podura ale corps long de 0,06 &
0,48 lineaire oblong. L’auteur cite comme synonyme, mais A tort, la Cercaria
podura de MÜLLER, qui parait plutöt se rapporter a quelque Euglene. En effet,
Möürzer dit quelle se ment en tournant sur son axe;«
3) »Bern, in Tümpeln mit Quellwasser, in Sumpfwässern, Torfgräben mit
Lemna, unter Seerosenblättern, nicht oft. Juni bis September.«
4) »Dieses Geschlecht fand ich in Ceylon durch eine Form vertreten, die mit
1. podura übereinstimmt.«
5) Giebt nur eine wörtliche Übersetzung der Enrengerg’schen Angaben nebst
einer Kopie der EHrEngerg’schen Fig. II 7, ohne dies jedoch anzugeben.
6) »Diese Form wurde oft von den früheren Beobachtern gesehen, wenn wir
nämlich ganz sicher sein können, dass sie nicht mit Chaetonotus larus verwechselt
worden ist.« Es folgt eine fast wörtliche Übersetzung sämmtlicher EHRENBERG’scher
Angaben über diese Species. Sodann schließt der Autor: »Diese Species scheint
selten zu sein; ich habe sie nicht selbst getroffen, noch habe ich seit EHRENBERG’S
veröffentlichten Beobachtungen eine Nachricht von ihrem Vorkommen gefunden.«
7) »Le corps, d’apres EHRENBERG, est lineaire oblong, la partie anterieure ren-
flee, quelquefois trilobee, souvent l&gerement resserr&ee, et la partie posterieure
fourchue. Il lui donne une longueur variant de 1/agg a Yııa de pouce. Les
quelques individus que j’en ai observes avaient la cuticule tout entiere lisse et
nue, a exception des quatre soies dorsales, deja signal&ees comme existant dans
chaque espece et des deux bandes longitudinales de cils 'ventraux. L’anneau oral
n’est pas bord& de perles. L’oeuf, — sur le seul sp&cimen que j’ai vu, et que j’ai ne-
slige de mesurer, — etait entierement lisse. Les animaux, dans les eaux voisines
de ma demeure sont plutöt au dessous des mesures donn6es par EHRENBERG.«
Eine Vergleichung aller Angaben zeigt uns, dass nur Storss seit
EHRENBERG diese Species mit Sicherheit gesehen hat. Die Erkennung
war dadurch erschwert, dass EnrexsgerG offenbar auch große Ichthydiden,
388 Carl Zelinka, [298
wie Lep. squammatum Duj., zu dieser Art zog, sonst ist seine Angabe von
!/)a Zoll = 0,1819 mm nicht leicht zu erklären. Hier soll bemerkt wer-
den, dass Stoxes in der nach EnurenserG übersetzten Stelle bezüglich
der Längenangabe unrichtiger Weise 1/4, statt 1/44 Zoll setzt.
Dieses mit vollkommen glatter Haut versehene Thierchen fand ich
in den Teichen der Brauerei Reininghaus bei Graz im Juni dieses
Jahres zwischen Characeen.
Es erreichte nur eine Länge von 0,075 mm. Sein dicker Kopf ist
durch die Absetzung des vorderen medianen Lappens schwach drei-
lappig mit großen Seitenlappen und verjüngt sich schwach und ganz
allmählich in den breiten kurzen Hals. Die Breite des Kopfes betrug
0,0163 mm, die des Halses 0,0125 mm. Der Rumpf war dick, erwei-
terte sich nach hinten und verengte sich mit rascher Rundung in den
Schwanz, dessen Zehen kurz waren und nur 0,00875 mm maßen; auf-
fallend verkürzt sind die Endtheile des Fußes mit einer Länge von
nur 0,0025 mm.
Die Haut war sehr weich, und wurde bei den verschiedenen Kör-
perwendungen in breite und tiefe Falten geworfen, welche ihr mit-
unter namentlich im Profil ein gewulstetes Aussehen gaben, aber voll-
kommen inkonstant bald da, bald dort auftraten; in Taf. XIV, Fig. 16
ist das Thier mit zwei solcher Falten (fa) abgebildet.
Die inneren Organe weichen nur in den Dimensionen von denen
anderer Species ab; wichtig ist davon die Länge des Ösophagus mit
0,0188 mm.
Die Tasthaare waren wie überall am Halse und Hintertheile vor-
handen; dazu kommt noch ein Paar solcher Haare am vorderen Kopf-
theile. In deren Nachbarschaft standen noch je eirca drei Haare, von
denen eines in schwach sichelförmiger Krümmung nach vorn gehalten,
die anderen zwei schwingend bewegt wurden.
Die Cilienbänder der Unterseite waren ganz vorn durch einen
schmalen Wimperstreifen verbunden, der Zwischenraum zwischen ihnen
war ganz glatt, ohne Spur einer Struktur, wie ich mich mit homo-
genen Immersionen überzeugt hatte.
Neben der schwach längsgerippten Mundröhre (Stores sah diese
Streifen nicht), stand jederseits ein gerades kurzes Tasthaar nach vorn
gerichtet da; ein Cilienstreifen zog sich von dieser Stelle nach den
Flimmerbändern hinab (Fig. 16 Ci). Die großen seitlichen Tasthaare
standen seitlich aber noch ventral neben diesem Flimmerstreifen ein-
gepflanzt. Es ist wohl kein Zweifel, dass diese Species eher als jede
andere Form beanspruchen kann, als EurenBerg’s ]. podura angesehen
zu werden; dazu berechtigt sie der Mangel an jeglicher Bekleidung der
299] Die Gastrotrichen. 389
Haut. Von I. sulcatum Stokes ist diese Species leicht dadurch zu unter-
scheiden, dass sie keine verflachten Seitenränder und keine konstanten
Runzeln der Haut besitzen; auch ist das Hinterende, namentlich der
Übergang vom Rumpf in den Gabelschwanz bei I. sulcatum ein allmäh-
licher, bei /. podura ein plötzlicher.
Diagnose: Körpergedrungen,Kopfbreit, schwach drei-
lappig, 0,0163 mm; Hals breit, allmählich eingeschnürt,
0,0125 mm; Rumpfbreit, hinten plötzlich abgerundet.
Ösophagus 0,0188 mm.
Haut ganz nackt, weich, kannin Falten gelegt werden.
Mundröhre schwach längsgestreift; Fuß 0,00875 mm, deren
Endtheile 0,0025 mm, Totallänge 0,075 mm.
Habitat: Geylon (9); Deutschland: Berlin; Nordamerika,
Ver. Staaten, Trenton (New Jersey); (Nubien?); Österreich:
Graz, Reininghauser Teiche, Juni, Characeen (siehe außer-
dem die Angaben sub I); Schweiz: Bern, Juni— September,
Lemna, Seerosenblätter.
Iehthydium sulecatum A. C. Stokes 1887 (Taf. XV, Fig. 17).
Chaetonotus suleatus, A. C. Storzs!; 1887, Nr. 35, p. 151, Taf. I,
Fig. 15.
4) »Le caractere particulier de cette forme r&side dans les sillons transversaux,
profonds, que l’on observe ordinairement d’une maniere tres nette sur le dos et
les cötes de l’animal. Rarement, ils sont presqu’obliteres ou representes par
quelques rides peu profondes qui passent en travers du dos. Le corps est tres
mou et flexible et plus hyalin que celui des autres especes observees jusqu’ici, et
les bords lateraux, qui sont tellement amineis qu’ils donnent au corps un aspect
aile, sont elegamment creEneles, ainsi que le dos, sur une vue de profil. La region
posterieure (Pl. I, fig. 45), entre la bifurcation caudale et la convexite dorsale, est
retr&cie et beaucoup plus longue que dans toutes les autres esp£ces, particularite
qui semble caracteristique. Quantä l’ovaire, il parait place beaucoup plus en avant,
ce qui donne A l’oviducte une longueur peu commune. L’anneau oral n’est pas
remarquablement perle. L’oesophage n’a pas plus du sixieme de la longueur du
corps entier. La taille varie de !/ı3g & !/agı de pouce. Dans la petite forme j’ai
vu un oeuf ovarien paraissant pres d’etre expulse, possedant un noyau, et, a cöte,
etait un autre oeuf en voie de developpement. C'est un Ichthydium, si ce genre
doit etre conserv£.
Diagnose: Körper an den Seiten flügelartig verdünnt,
hintereRumpfregion verlängertmiteingezogenenRändern;
Rücken und Seiten mit tiefen Querfurchen, selten nurmit
einigenseichterenRunzeln versehen.
Mundring wenig längsgestreift. (Ösophagus nur !/, der
390 Garl Zelinka, [300
Totallänge, genaue Angabe fehlt.) Totallänge 0,1074 bis
0,1867 mm.
Habitat: Nordamerika, Ver. Staaten: Trenton, New
Jersey.
Lepidoderma nov. gen. 1889.
Diagnose: Hinterende gegabelt, Körper ohne Stacheln,
Haut mit Schuppen oder Höckern bedeckt (vier Species).
Bestimmungstabelle für Lepidoderma.
FR? wappenschild-
Sormiga a. I > squammatum F. Dujardin.
Schuppen spitzrhombisch rhomboides A. GC. Stokes.
Schuppen in Form win-
ii Schuppen | ae spitzer Dreiecke,
Kopf mit zwei stark
lichtbrechenden Kör-
| perchensean. Era ar ocellatum Metschnikof.
Mit halbkugeligen Papillen ........ concinnum A. C. Stokes.
Lepidoderma squammatum F. Dujardin 1841 (Taf. XII, Fig. 1—3,
6—9, 11)
Chaetonotus squammatus, F. Dusarnın!; 1844, Nr. 3, p. 569,
Taf. XVII, Fig. 8.
Chaetonotus squammatus, P. H. Goss£?; 1851, Nr. 6, p. 198.
Chaetonotus squamosus, M. ScauLtze3; 1853, Nr. 9, p. 247.
Chaetonotus squamatus, A. Prıreuarn?; 1861, Nr. 1%, p. 662.
Chaetonotus squammatus, P. H. Gosse°; 1864 Juli, Nr. 18, p. 369,
Pl. I, Fig. 6.
Chaetonotus tesselatus, E. MErscHnıKkorr 6; 1864, August, Nr. 19,
p. #51, Taf. XXXV, Fig. 8.
Ichthydium maximum, H. Lupwıg 7; 1875, Nr. 23, p. 219.
Chaetonotus squammatus, O. Bürscauı®; 1876, Nr.2%, p. 387, Anm.
Chaetonotus sqammatus A. C. Storzs’; 1876, Nr. 35, p. 153.
Chaetonotus tesselatus, A. C. Stores 10; 1887, Nr. 35, p. 153.
Chaetonotus loricatus, A. C. Storzs!!; 1887, Nr. 35, p. 560, Taf. I,
Fig. 5; Taf. II, Fig. 16—21.
4) »Corps allonge, un peu re6treci vers le.tiers anterieur,, et renfl& au contraire
dans sa moitie posterieure, long de 0,20 A 0,22; revetu en dessus de poils courts,
elarges en maniere d’ecailles pointues regulierement imbriquees. Cet animal s’etait
multiplie beaucoup, au mois de janvier 4840 dans un petit bocal au j’avais conserv&
301] Die Gastrotrichen. 391
des Spongilles en 1838, et que j’avais apporte de Paris a Toulouse avec tout ce qu'il
contenait. Vu par dessus, ce Chaetonote parait couvert d’&cailles transverses for-
mant sept rangees longitudinales engrenees mutuellement; mais quand il se recourbe
et quand il se laisse voir de profil, on reconnait que les €Ecailles ne sont autre chose,
que la base d’autant de poils courts qui recouyrent tout le dos et meme le deux
branches de la bifurcation posterieure. La bouche, qui ordinairement se voit
comme une ouveriure ronde bordee d’un anneau, m’a paru quelquefois entouree
de quatre ou cinq petites papilles; les eils vibratiles de la face inferieure sont
treslongs, rayonnants, et ne se voient bien que sous le tiers ant6rieur. M. EHRENBERG
a nomme& Chaetonotus maximus, un espece qui est peut-Etre la m&me que celle-ci;
il lui assigne une longueur de 0,42 & 0,22, et dit que son oeuf est long de 0,07, mais
il se borne & dire que le soies dorsales sont courtes et &gales, sans mentionner leur
disposition en Ecailles.«
2) erwähnt den Namen,
3)» Auch Chaet. sguammosus Dujardin könnte sich als ein Synonym (von maxi-
mus und larus Ehrb.) herausstellen.«
4) Eine fast wörtliche Übersetzung von Dusarnın’s Diagnose, ohne eigene Be-
obachtung.
5)»Im Jahre 4850 fand ich ein Thier, welches ich für diese Species halte, in
einer Flasche mit Wasser, welche zur Züchtung von Räderthieren in meinem Garten
aufgestellt war. Die zu jener Zeit ohne Bekanntschaft mit Dusarnın's Beobachtungen
gemachte Beschreibung lasse ich folgen. Länge 1/ı7o Zoll. In der Form ähnlich
Chaet. larus, ziemlich breit im Verhältnis zur Länge. Beim ersten Blick erscheint der
Körper ganz glatt; aber stark auf die Seite gewendet sieht man ihr von Haaren
derart bedeckt, als wären sie wie nassgemachtes menschliches Haar in Locken zu-
sammengeklebt, diese Locken trennen sich dann. Die Umrisslinie des Kopfes
ist leicht fünflappig und an jeder Seite des Vorderendes sind einige lange schlanke
Borsten, welche seitlich divergiren ähnlich den Borsten einer Katze, vorhanden.
Längs der Ventralfläche laufen zwei durch die ganze Länge sich ausdehnende
Reihen von schwingenden Cilien ; sie scheinen vorn am längsten zu sein. Ich sah
sie deutlich überall in Schwingung; die Bewegung, welche sich den herum-
schwimmenden Körperchen mittheilte, war stark und deutlich sichtbar. Die
Körperchen werden jedoch ohne Spur eines Wirbels nur der Länge nach gegen
hinten getrieben. Mund, Ösophagus und Darmkanal sind von denen der nächst-
stehenden Species nicht verschieden ; aber die Oberfläche des Körpers zeigt einige
Besonderheiten; sie scheint in eine Anzahl von queren oder ringförmigen Falten ge-
worfen, was möglicherweise durch die Anordnung der Haare in Locken verursacht
wird. In dem vorderen Drittel ist eine Anzahl von queren dunklen, mit vieler
Regelmäßiekeit in Quincunx angeordneten Flecken zu sehen, deren Natur ich
nicht bestimmen kann, wenn es nicht Abtheilungen der Haarmassen sind; gewiss
sind es keine Flecken von bestimmter Färbung. Das ganze Thier ist farblos, der
Darm körnig; er erschien jedoch leer. Das Thier wollte kein Karmin annehmen.
Reproduktionsorgane waren nicht zu unterscheiden. Die gegabelten Zehen waren
an den Enden stumpf; bisweilen waren sie weit getrennt; dass sie weich sind,
wurde dargethan, als eines der Enden bei einer Drehung des Thieres durch Pressung
an das Glas gebogen war. Es besitzt die Fähigkeit der Kontraktion und Verlängerung
in geringem Maße. Bei der ersteren werden die tranversalen Runzeln deutlicher
und das Thier wird kürzer und breiter. Mein Exemplar war sehr beweglich, kroch
schnell und schwamm mit großer Geschwindigkeit, jedoch in unentschlossener un-
392 Carl Zelinka, [302
stäter Art. Der Körper ist sehr biegsam und krümmt sich häufig so, dass er zweimal
gekrümmt ist. «
6) »Wenn man nun die Gestalt der Rückenborsten als Arten-Kriterium der zur
Gattung Chaet. gehörenden Formen annimmt, so mussman Chaet.tesselatus von Dusar-
pın alseine besondere Species betrachten; und in der That unterscheidet sich diese von
mir nicht selten in Charkow und in Gießen gefundene Art auffallend von allen übrigen
durch die besondere schuppenartige Form der Rückenborsten (Taf. XXX’V, Fig. 8).«
7) Siehe Chaet. maximus Ehrb. 5), sowie Folgendes: »Letztere Form (Chaetonotus
masximus Ehrb.) halte ich, wie Dusarvın selbst schon vermuthet hat, für identisch
mit Chaetonotus sguammatus Duj. Diese heißt bei Dusarnın sowohl im Texte als
auch in der Tafelerklärung sguammatus, und weiß ich nicht, wie METSCHNIKOFF dazu
gekommen ist, statt dessen Chaet. tesselaius Duj. zu schreiben. Auch Scaurtze begeht
eine Inkorrektheit, indem er Chaet. sguamosus Duj. schreibt. «
8) »Wahrscheinlich hat Dusarpın schon die Basalplättchen der Borsten bei
seinem Chaet. sguammatus gesehen, denn er Schreibt von diesem: »revetu en dessus
de poils courts &largis en maniere d’ecailles pointues r&gulierement imbriquees.«
METSCHNIKOFF nennt diese von Dusarpın beschriebene Art, die er wieder auffand,
fälschlicherweise immer Chaet. tesselatus.«
9) »Dusarnın dit dans sa description que Chaetonotus est muni sur le dos, de
courtes soies, elargies a la base en Ecailles pointues et regulierement imbriquee.
Vu de dessus il parait couvert transversement de ces &cailles qui forment sept
range&es longitudinales, mais quand on examine le profil, on voit que les Ecailles
sont les bases elargies d’autant de soies courtes qui garnissent le dos tout entier et
me&me les deux branches de la bifurcation caudale. Je ne suis pas certain qu’aucune
des formes,, que j’ai rencontrees puisse &tre rapportee A celle-ci. Certainement,
personne ne pourrait, avec le fins objectivs que nous avons aujourd’hui, tenir pour
exact le fait avance& par Dusarnın que les Ssoies ou 6Ecailles ne peuvent Etre vues que
sur Fanimal examine de profil. Dans un seul cas, j’ai vu pendant un moment un
Chaetonotus qui pourrait etre le Chaet. sguammatus, mais je l’ai perdu avant d’avoir
pu l’etudier convenablement. «
10) Je n’ai connaisance que d’une allusion accidentelle a cette forme dont je
n’ai pu trouver le description originale.«
44) »Le corps entier, a l’exception des prolongements caudaux et de l’edroit
espace ventral entre les deux bandes longitudinales des cils, est couvert d’Ecailles
imbriquees, paraissant demi-circulaires, dont le bord libre, arrondi, est dirige vers
la tete de ’animal, c’est-a-dire dans le sens oppos& a celui des Ecailles d’un poisson,
et qui donnent au corps une apparence bizarre, mais jolie. Les bords libres de ces
ecailles transparentes semblent &paissis, mais cela doit &tre une erreur et on l’a omis
sur la figure (Pl. II, fig. 46). Ces appendices s’etendent autour des bords latereaux
a la marge externe des bandes ciliees, ou ils cessent. L’intervalle ventral est nu.
En outre des cils ventraux, il y a de chaque cote de l’anneau oral une touffe de cils
qui continue les groupes anterieurs de cils tactiles (Pl. I, fig. 5). Ces cils aussi
bien que les soies tactiles, sont incurvees et leur fonction parait etre de creer un
courant pour amener la nourriture, tandis que ceux des bandes ventrales son prin-
cipalement locomoteurs. L’animala 1/g; de pouce de longueur. Ses mouvements
sont rapides et »erratiques« lorsqu’on vient de le deposer sur le porte-object,
mais bientöt, il se calme et se livre A une recherche comparativement tranquille de
sa nourriture. L’ouverture orale est place obliquement (Pl. II, fig. 21) Y’anneau
oral 6tait fortement perle. L’oesophage occupe du tiers au quart de la longueur du
303] Die Gastrotrichen. 393
corps. Les bords de sa cavite sont finement et regulierement cr&neles. Chez les
adultes mürs, il y a souvent de diverticules lat6raux temporaires, tres remarquable-
ment developpes, ou passages, d’inegale longueur (Pl. II, fig. 49) qui paraissent
s’etendre du canal central aux canaux l’ateraux. Ils S’ouvrent et se ferment A la
velonte de l’animal, mais si c’est par une action musculaire irreguliere,, ou si ce
sont des parties normales de l’organe, je lignore. Il ya une variete rare qui differe
de la pr&c&dente par son corps plus petit, par ses &ecailles moins nombreuses et
beaucoup plus petites, et par la presence de deux longues &pines recourbees sur
chaque bord lateral pres de la partie posterieure. L’oeuf mesure 1/4; de pouce de
longueur. Il a une surface et les deux extr&mites qui sont armees de papilles
creuses ou de courtes Epines creuses; le sommet des papilles et des Epines est bi-
fide ou €margine (Pl. II, fig. 20). Les longs et les courts appendices se rencon-
trent souvent sur le meme sp&ecimen.«
Dieses von mir hier häufig gefundene Lepidoderma hat einen
schwach fünflappigen länglichen Kopf, an welchem der vordere mediane
Lappen sich deutlich von den angrenzenden lateralen absetzt, während
die Einziehung zwischen den hinteren und vorderen lateralen Lappen
sehr undeutlich ist, einen allmählich und schwach eingeschnürten Hals
und einen Rumpf, der bei schwach entwickelten Eiern nicht breiter als
der Kopf ist. .
Folgende Maße gab mir ein Thier ohne entwickelte Eier mit einer
Totallänge von 0,193 mm.
Größte Breite des Kopfes von oben ... 0,0330 mm
Größte Breite des Kopfes von der Seite . 0,0220 mm
Kleinste Breite des Halses von oben .. 0,0220 mm
Kleinste Breite des Halses von der Seite 0,0165 mm
Größte Breite des Rumpfes.......... 0,0330 mm
Länge des Ösophagus....... 0,0415—0,0437 mm
Länge; des; Darmes..i...u.,. .u..10 ul. wlan 0,1321 mm
Breite des leeren Darmes am Ösophagus 0,01276 mm
Breite des leeren Darmes hinten...... 0,0096 mm.
Meine Exemplare schwankten in ihrer Länge zwischen 0,1187 mm
bis 0,2 mm.
Die Grundform dieses Thieres wie aller übrigen ist ein Gylinder
von elliptischem Querschnitte, dessen große Achse horizontal liegt, wie
die Maße am Kopf und Hals ergeben. Am Rumpfe wird diese Form
durch wechselnde Entwicklung der Eier fortwährend verändert.
Die Schwanzspitzen sind 0,022 mm lang. Sie sind nach abwärts
gekrümmt, wesshalb bei einigermaßen stärkerer Quetschung eine Ver-
größerung des Krümmungsradius eintritt. Durch diese Abflachung
wird die Schwanzspitze um 0,00275 mm länger. Der Basaltheil der
Schwanzspitzen misst 0,0110 mm, der Endtheil in normaler Lage eben so
‚viel, nach Quetschung 0,0137 mm. Der ganze Körper ist mit Ausnahme
394 Carl Zelinka, [3 04
der beiden Flimmerbänder von Schuppen bedeckt, welche am Rücken
und Bauche deutlich in alternirenden Längsreihen stehen.
Dieser Reihen zählt man an einem nicht gequetschten, von oben
betrachteten Thiere am Kopfe, je weiter man von der Spitze gegen die
breiteste Stelle nach hinten schreitet drei, fünf und sieben (Fig.3). Am
Halse erscheinen ebenfalls sieben Reihen. Der Rumpf zeigt acht Reihen
und bei Quetschung, oder wenn er durch ein Ei aufgetrieben ist, kann
man noch eine halbe Reihe mehr sehen (Fig. 9). Von der Spitze des Kopfes
bis zu jener Stelle am Hinterleibe, wo die Schuppen ihre regelmäßige
Form einbüßen, zählt man 26 Platten in jeder der mittleren Längsreihen.
An den Seiten schließen sich an diese Reihen noch andere an,
welche bis zu den Flimmerbändern reichen, und zwar am Vorderende drei,
am Rumpfe vier. Die an das Flimmerband angrenzende Reihe hat sehr
kleine Schuppen. Der Übergang der drei vorderen in die vier rück-
wärtigen geht sehr einfach auf diese Weise vor sich, dass die Grenz-
reihe des Vorderendes sich von dem Flimmerband entfernt und ihre
Schuppen allmählich größer werden, an ihrer Stelle aber am Anfang
des Rumpfes eine neue Reihe kleiner Schüppchen auftritt.
Die Form der Schuppen ist je nach ihrem Platze verschieden (Fig. 7).
Am vordersten Theil des Kopfes ist sie die eines Wappenschildes mit
dreieckigem Vorderende bei einer Breite von 0,00625 mm und einer
Länge von 0,0075 mm. Gegen rückwärts fortschreitend, treffen wir
das dreieckige Vorderende allmählich im flachen Bogen sich abrundend.
Die Halsschilder zeigen fast gerade Vorderränder. Sie sind 0,0025 mm
breit und eben so lang. Am Hinterende bauchen sich die letzteren
wieder dreieckig vor und sind 0,005 mm breit, 0,0075 mm lang. Das
Hinterende jeder Schuppe ist etwas verjüngt und hört mit rundlichem
zarten Rande auf.
Hinter der 26. Querreihe hört die Regelmäßigkeit der Beschilderung
auf (Fig. 9); es folgt eine Querreihe kleinerer, eine Reihe größerer und
nach ihr wieder eine Reihe sehr kleiner Schuppen. Sodann beginnen
die Schuppen des Basaltheiles des Schwanzes in drei Querreihen
mit successiver Abnahme der Schilderzahl von 3—1. Diese Schilder
oder Schuppen sind alle sehr groß. Die innerste der ersten Reihe
ragt über den Rand des von ihr bedeckten Körpertheiles nach innen
hinaus und giebt, da dieser Rand sehr stark lichtbrechend ist, Anlass
zu einer optischen Täuschung. Bei schwächeren Vergrößerungen ist man
nämlich überzeugt, eine in den von den Schwanzspitzen eingeschlosse-
nen Raum hineinstehende Borste zu sehen (Fig. I Fb). Diese Borste er-
weist sich bei genauerem Zusehen als der oben erwähnte Schuppen-
rand. Noch täuschender ist der Anblick, wenn die Schwanzspitze stark
305] . Die Gastrotrichen. 395
nach abwärts eingeschlagen wird, wodurch, da die Schuppe nicht mit
gekrümmt wird, ein noch größerer Theil des Schuppenrandes freige-
legt wird.
Die Unterseite zeigt ebenfalls manche Eigenthümlichkeit ihrer Be-
deckung.
Durch eine Querfurche wird der vorderste Theil des Kopfes von
den Flimmerbändern geschieden und ist mit symmetrisch gelagerten
Platten bedeckt, wie Fig. i zeigt. Knapp hinter der Mundröhre erheben
sich zwei kleine, kurze, kegelförmige Spitzen (Ke). Der Raum zwischen
den Flimmerbändern ist im vorderen Theile mit schmalen Querplatten
bedeckt (Pl), welche nach rückwärts breiter werden. Im ersten Drittel
der Körperlänge oder etwas dahinter treten an ihre Stelle Schuppen-
reihen (Sch).
Diese Schuppen stehen ebenfalls in alternirenden drei Längsreihen
derart, dass sie den Eindruck schiefer Reihen machen, welche sich all-
mählich vom Rande des links vom Beschauer liegenden Flimmerbandes
entfernen und dem rechten zustreben, während an der so entstehenden
: leeren Stelle eine neue Reihe mit kleinen Schuppen anfängt, welche
allmählich größer werden. An den Rändern können sich ganz kleine
Schuppen einfügen. Das Hinterende dieses ventralen Schuppenstreifens
wird von vier mit ihren Rändern sich breit deckenden Platten ge-
schützt, welche eine langgestreckt parabolische Form besitzen (Sch}).
Der hier angrenzende Basaltheil des Schwanzes wird, ähnlich wie die
dorsale Fläche desselben, von drei Reihen besonders geformter Schup--
pen bedeckt (Fig. 8); wie am Rücken zählt die erste Reihe drei, die
zweite zwei, die dritte eine Schuppe, und eben so steht die innerste
Schuppe über den Umriss des Körpers hinaus, besitzt hinten eine scharfe
Ecke und giebt durch ihren verdickten Rand Veranlassung für das Bild
einer kräftigen Borste. Der Mundring ist längsgerippt.
Ganz eigenthümlich erscheinen an den Seiten die Schuppen im
Profil gesehen. Durch die komplieirte Krümmung ihrer Oberfläche geben
sie das Bild eines Schnörkel und verleihen der Umrisslinie des Körpers
einen welligen gelockten Charakter (Taf. XII, Fig.16). Wie im allge-
meinen Theil näher beschrieben wird, laufen die Schuppen nach rück-
wärts in eine sehr dünne Platte aus, welche im Profil täuschend einer
Borste gleich sieht. Diese Ähnlichkeit wird um so größer, wenn das
Thier sich krümmt und nun die Plattenenden mehr von dem Körper
abstehen; ganz besonders aber tritt die Täuschung ein, wenn ein Sand-
körnchen oder sonst ein Fremdkörper unter eine Schuppe geräth und
sie aufhebt, in welchem Falle im Profil die Ähnlichkeit mit einer Borste
eine vollendete ist.
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 96
396 Carl Zelinka, 2 [306
Es ist nicht schwer, die Identität aller oben angeführten Formen
darzulegen. Dwsarnın hat ganz richtig von queren Schuppen, welche
in sieben Längsreihen alternirend angeordnet sind und sich dachzie-
gelartig decken, sprechen können und ließ sich nur durch die Profil-
ansicht täuschen, als er diese Schuppen für die Basen kurzer Haare
erklärte. Daher ist auch der Zweifel Stores’ an der Exaktheit der
Dusarpın’schen Beschreibung nicht am Platze. Sroxss ist vielmehr durch
mehrfache Ungenauigkeiten dahin gekommen, dreiidentische For-
men neben einander, darunter die eine als neu zubeschreiben. Das Ge-
schick hat dieser Species übel mitgespielt, wie uns ein kurzer histo-
rischer Überblick lehrt. Dusarnın selbst, der Eurengerg’s maximus nicht
kannte, ließ die Möglichkeit offen, dass sein sguammatus dieselbe Species
. sein könnte, welche Vermuthung auch von M. Scuurrze getheilt und von
Lupwıs zur Gewissheit erhoben wurde. SchuLtze machte zudem einen
squamosus, METScHNIKoFF einen lesselatus aus ihm, welche Irrthümer
Lupwıe berichtigte. Stoss, der die Arbeit Lupwıg’s citirt, übersah diese
Berichtigung, und erklärt, in Dusarvın’s Arbeit diese Species tesselatus
nicht habe finden zu können, was begreiflich ist, da sie niemals existirte.
Sodann eitirt er die Species Ch. sgquammatus Duj. und beschreibt darauf
ein junges Exemplar derselben als Ch. loricatus sp. n. In dieser Be-
schreibung ist außerdem zu berichtigen, dass der ventrale Zwischen-
raum zwischen den Flimmerbändern nicht nackt, sondern besehuppt
ist und die Schuppen des Rückens bei näherer Betrachtung nicht halb-
kreisförmig sind, wie sie erscheinen. Die von ihm angegebene Länge
!/iss 0,1372 mm fällt innerhalb der Länge unseres Thieres.
Nur Goss£ hat dieses Thier wieder erkannt und gut beschrieben.
Es wird auch seine Angabe, dass auf den ersten Blick der Körper ganz
glatt, von der Seite aber von gelockten Haaren bedeckt erscheine, ganz
klar, er hatte die geschnörkelte Profillinie der Schuppe mit lockigem
Haar verglichen. Seine Längenangabe 1/70" — 0,1494 mm stimmt mit
unseren Maßen überein. Die Kopf- und Körperform nach Beschreibung
und Zeichnung Gosse’s ist dieselbe wie die unserer Species.
Diagnose: Der Körper mit Ausnahme der Flimmer-
streifen und des Endtheiles der Schwanzspitzen mit
glattengroßen wappenschildförmigen Schuppen bedeckt,
welche im Profilgekrümmten Borsten ähnlich sind, ohne
eine einzige Borste. Zwei Schuppenpaare am Hinter-
ende täuschen vier über den Körper vorstehende Bor-
sten vor.
Schuppen am Kopfe undHalsein sieben, am Hinter-
leibein achtalternirenden Längsreihen gestellt.
30 7] Die Gastrotrichen. 397
Kopf schwach fünflappig, eben so breit wie der Hin-
terleib = 0,033 mm, allmählich in den wenig eingeschnür-
ten Hals übergehend.
Zwischen den Flimmerbändernan der Bauchseite vorn
Querringe, hinten Schuppen.
Mundröhre längsgerippt.
Totallänge 0,1187—0,2 mm (0,22 mm nach Dusarvın).
Habitat: Deutschland: Gießen; Frankreich: Paris;
England; Österreich: Graz; Nordamerika: Trenton, New
Jersey.
Lepidoderma ocellatum E. Metschnikoff 1864 (Taf. XV, Fig. 19).
Ichthydium ocellatum, E. Mrrscanikorr!; August 1864, Nr. 19,
p- 451, Taf. 35, Fig. 1.
Ichthydium podura, H. Lupwiıs?; 1875, Nr. 23, p. 214—218, 220
und 222, Taf. XIV, Fig. 1—5.
Ichthydium podura, H. Lunwıs; 1886, Nr. 32, p. 821, Fig. 777, 778.
A) »Aus der Gattung Ichthydium kenne ich eine neue, in der Provinz von
Charkow von mir beobachtete Art, die ich nach der Eigenthümlichkeit, die sie dar-
bietet, als Ichthydium ocellatum bezeichne. Diese in Taf. XXXV, Fig. 1 abgebildete
flaschenförmige Art ist am Vorderende mit einigen ziemlich langen Haaren und
außerdem noch mit einem flimmernden Haarüberzuge der Bauchfläche ver-
sehen.«
2) Was zunächst die Körpergestalt betrifft, so ist dieselbe mit derjenigen des
Chaetonotus übereinstimmend. Die Größe ist aber etwas geringer, 0,083—0,44 mm;
dabei misst die Körperbreite hinten 0,026—0,035, vorn 0,024—0,023mm. Es kommt
nicht selten vor, dass die Oberfläche des Körpers allmählich auftretende und wieder
hinschwindende Emschnürungen und Anschwellungen zeigt (vgl. Fig. 2). Dieselben
sind offenbar zurückzuführen auf Kontraktionszustände der unter der Cuticula
liegenden protoplasmatischen Substanz der Körperwandung. Die Cuticula, welche
den ganzen Körper überkleidet, hat eine Dicke von 0,0009 mm. Als Fortsätze der-
selben finden sich dieselben Gebilde, wie bei Chaei. larus, doch nicht ohne für die
Art charakteristische Modifikationen. Die Wimperstreifen der Bauchseite sind eben
so angeordnet, die einzelnen Wimperhaare sind 0,04 mm lang. Auch über die
Endgriffel und die Klebdrüsen habe ich fast nur das bei dem Chaet. larus Gesagte
zu wiederholen. Die Schwanzspitzen messen in ihrer Länge bei einem 0,12 mm
langen Exemplar 0,0467 mm, wovon 0,007 mm auf den Endgriffel kommen. Auch
die Tasthaare sind in derselben Gestalt und derselben Anordnung wie bei Chaet.
larus vorhanden. Sie messen 0,0467—0,048—0,02 mm. Ihre Bewegung ist eine
deutlich peitschenförmige, Die Rückenstachel sind hingegen sehr verschieden von
denjenigen des Chaet. larus. Während sie bei letzterem Thiere namentlich auf der
hinteren Partie der Rückenoberfläche eine für die Körpergröße des Thierchens ge-
waltige Entwicklung gewonnen haben, sind sie hier auf ein Minimum reducirt und
dies in einem solchen Maße, dass sie bisher von Niemand erkannt wurden, ja
EHRENBERG stellt sogar ihr Vorhandensein ausdrücklich in Abrede. Betrachtet man
26*
398 Carl Zelinka, [308
aber ein Individuum vom Rücken her mit starken Vergrößerungen , so giebt sich
zunächst ein System von Linien zu erkennen, welche im Allgemeinen in der Längs-
richtung des Thieres über seinen Rücken hinziehen. Auf dem hinteren Leibesab-
schnitte verlassen die Linien die genaue Längsrichtung und biegen sich in sanfter
Krümmungnach der Mittellinie der Rückenoberfläche (Fig. 1). Bei weiterem Studium
dieser Linien löst sich eine jede derselben in eine große Anzahl hinter einander
liegender Verdickungen der Cuticula auf, von welchen jede einzelne ungefähr
0,003 mm lang ist. und eine zugespitzte Gestalt hat, indem das vordere Ende der-
selben breiter erscheint als das äußerst feine hintere. Man kann demnach in diesen
Gebilden ohne Weiteres die Homologa der mächtigen Rückenstachel des Chaet. larus
erblicken. Da man aber in den Seitenansichten des Ichthydium podura niemals ein
Hervorragen dieser Cuticulargebilde über die Rückenoberfläche erkennt, so sind
dieselben genauer nicht den ganzen Rückenstacheln des Chaet. larus, sondern nur
den Basalplatten zu homologisiren.« (Die übrigen Angaben s. anatom Theil.) So-
dann p. 220 »Ichthydium podura O. Fr. Müller = Ichih. podura Ehrenberg = Ichth.
ocellatum Metschnikoff. Rückenstacheln rudimentär. Augen vorhanden, eben so
zwei Rückenhaare. Die Thiere sind 0,08—0,44 mm lang.« p. 222 » METSCHNIKOFF
hält sein Ichth. ocellatum für eine neue Art. Ich kann indessen darin nur das Ichth.
podura EHRENBERG’S wiedererkennen. METscHnIkorr’s Meinung hat nur den einen
Grund, dass seine Form Augen habe, die EnurEnserg’sche Art aber nicht. Da aber
‘beide Formen in allen Beziehungen, so weit die Angaben EHRENBERG'S reichen, eine
völlige Übereinstimmung erkennen lassen , die augenlose Form aber seit EHRENBERG
von Niemand wieder gesehen wurde, so scheint mir das Richtigste zu sein anzu-
nehmen, dass EHRENBERG die Augen bei seinen Individuen übersehen hat, woraus
ihm sicherlich kein Vorwurf erwächst. Hat doch auch METSCHNIKoFF die Rücken-
haare an seinem Ichthydium übersehen, während er sie bei seinem Cephalidium
longisetum abbildete.«
3) »Ichth. podura Müller. Fig. 778. Rückenstachel verkümmert; zwei Augen,
hinten auf dem Rücken stehen zwei starre Haare ; Länge 0,08—0,44 mm; häufig. «
Diese Species konnte ich in Graz leider nicht auffinden; ich muss
mich daher begnügen, die Angaben Lupwig’s und METScHNIKOFF'S zu Ver-
gleichen und den Nachweis zu liefern, dass ich berechtigt bin, in dieser
Form eine neue Art zu sehen. Da es mir gelungen ist, ein echtes
Ichthydium aufzufinden, wird man mir zustimmen, wenn ich in dem
von MErschnikorr entdeckten und von LunwıG wiedergefundenen Thiere
(dass Lupwis selbst beide für ident hält, geht aus seiner Zusammen-
stellung in Nr. 23, p. 220 hervor) eine von podura verschiedene Spe-
cies erblicke, welche auch dann, wenn man das Genus Lepidoderma
mit Ichthydium vereinigt lassen würde, niemals mit ihr zusammenge-
worfen werden dürfte. Die trennenden Merkmale sind erstens in der
Beschaffenheit der Haut gelegen, welche bei ]. podura ganz glatt, ohne
jede Struktur, bei Zep. ocellatum mit feinen, in Längsreihen angeordne-
ten, dreieckigen Verdickungen versehen ist; ein weiterer Unterschied
ist das bei Lep. ocellatum von beiden Forschern konstatirte Vorkommen
von lichtbrechenden Körpern am Kopfe, welche bei I. podura weder
von EHrENBERG noch von mir gefunden wurden.
309] Die Gastrotrichen. 399
Endlich sind die Zehen bei beiden ganz anders geformt; I. podura
hat ein winziges Endglied, welches weniger als ein Drittel so lang ist,
als der Endtheil bei Lep. ocellatum.
Lupwıs gebührt das Verdienst, diese Form, welcher also der von
Merschnikorr beigelegte Name zu verbleiben hat, genau beschrieben zu
haben. Ich glaube, dass er, indem er die winzigen dreieckigen Ver-
dickungen der Haut beschrieb, die er selbst »Basalplatten« heißt,
Schuppen im ganz gleichen Sinne gesehen hat, wie wir sie bei Lepido-
derma squammatum Duj. kennen. MErscunikorr hat leider keine Längen-
angabe gemacht.
Diagnose: Körpergestalt ähnlich der von CGhaetonotus
larus. OberflächemitfeinenLängslinien versehen, welche
‚aushinter einander liegenden, dreieckigen Verdiekungen
bestehen. Schwanzendtheil 0,007 mm lang.
Totallänge 0,083—0,14 mm.
Habitat: Deutschland: Göttingen; Russland: Charkow.
Lepidoderma rhomboides A. C. Stokes 1887 (Taf. XV, Fig. ka, b, c, d).
Ghaetonotus rhomboides, A. C. Srores!; 1887, Nr. 35, p. 561, 562,
Taf. II, Fig. 31—35.
4) »Les caracteres de cette espece, qui n’a pas encore &tE decrite jusqu’ici,
sont la forme inaccoutumee de la tete, les petites Ecailles rhombiques et les appen-
dices caudaux extremement-longs. Le corps lui m&me est long et etroit, mesurant
environ 1/gg de pouce en longueur. L’extremite posterieure se divise en deux fur-
culatures ou branches, dont chacune a de 1/3 a 1/ de la longueur entiere de l’ani-
mal. Ces branches s’amincissent graduellement a leur bout libre et sont compo-
sees d’environ vingt anneaux ou articles legerement etrangles. Elles sont libre-
ment mobiles et flexibles et constituent des organes en forme de queue, uniques
dans ce genre d’animaux microscopiques. A leur jonction avec l’extr&mite poste-
rieure du corps, elles sont separ&es par une emargination plus ou moins marquee,
comme on le voit dans la Pl. II, Fig. 34 ou un seul de ces appendices caudaux est
represente, Elles paraissent invariablement, au moins sur les differents individus
que j’ai examines, tout a fait creuses et vides. Il m’a et& impossible de voir le con-
duit des glandes caudales, non plus que l’appareil musculaire de cette partie. La
tete, large, est formee de trois lobes, dont un frontal et deux lateraux. Le pre-
mier se termine de chaque cöt& A un groupe unique, acumine, de sois en forme
de pinceau, ordinairement appliqu& tout contre la partie anterieure des lobes
lateraux, qui se terminen! aussi a un pinceau de soies, unique, plus fort et plus
remarquable que les pinceaux fronlaux (Pl. II, Fig. 35). L’anneau oral est
perle et les cils oraux paraissent se projeter en touffe. Immediatement derriere
l’anneau oral est un sillon transversal &troit et profond, un peu plus petit que la
moitie de la largeur de la tete ä cet en droit, car celle-ci mesure environ 1/7oo de
pouce de large, tandis que le sillon n’a que 1/50 de pouce de long. — Les poils
tactiles sont tres longs, et il y a plusieurs cils vibratiles additionnels, de chaque
400 Garl Zelinka, [310
cöte de l’anneau oral, eils qui sont remarquablement droits et raides, bien que
mobiles. Les cils ventraux sont disposes en deux longues bandes lat£rales, l’es-
pace intermediaire etant lisse et nu. Il n’a pas et€ observe de papilles oculiformes.
Le dos et les cotes sont completement recouverts d’une cotte de maille formee
d’ecailles rhombiques, transparentes, imbriquees. Elles n’ont pas plus de 1/5000
de pouce de long, et examinees sous un fort grossissement, presentent un aspect
fort elegant. On an essaye& de la reproduire dans la figure 32 (Pl. II) mais avec peu
de succes. Les bords lateraux paraissent Epaissis et le bord posterieur de chaque
ecaille semble porter une petite Ecaille supplementaire triangulaire. Chacun de
ces appendices cuticulaires a probablement la forme indiquee dans la fig. 34 (Pl. I)
avec le bord posterieur tronque, et leur arrangement est probablement celui qui
est represente fig. 33. L’epanouissement des bords laleraux peut etre du au leger
recouvrement des ecailles transparentes, mais je n’ai pas d’explication a donner
quant A la nature des petits triangles, bien evidents, cependant. L’oesophage
est court, excedant rarement le sixieme de la longueur total de l’animal. J’ai
observe un systeme vasculaire aquifere dans cette espece, mais les deux canali-
cules cili6es &taient marques sur une si petite 6tendue et ont ete si incomplete-
ment etudies que je ne puis maintenant que signaler leur incontestable existence.
Cet interessant animal etait tres abondant, dans les recoltes que j’ai faites alors
que j’etudiais ses congeneres, mais je n’ai pas vu l’oeuf Emis, et je n’ai pas reussi
A conserver l’individu vivant assez longtemps confine pour que l’oeuf arrivät a ma-
turite, alors me&me que j’en avais vu un en formation dans l’ovaire, ce qui, d’ail-
leurs, ne se trouve pas frequemment.«
Zu Stoxzs’ Beschreibung wäre zu bemerken, dass, wenn die Ränder
der Schuppen wirklich verdickt sind und der doppelte Kontour nicht
etwa durch dachziegelartige Deckung jeder einzelnen durchsichtigen
Schuppe durch ihre nächsten Nachbarinnen zu Stande kommt, indem
sie mit ihren Rändern über einander greifen, dass dann die kleinen
Dreiecke sofort erklärt sind; sie sind die nicht verdickten Partien der
Spitzen, welche unter die stumpfen Enden der vorderen Schuppen hin-
einreichen.
Diagnose: Körper lang und schmal, Rücken und Seiten
mit spitzen rhombischen Schuppen bedeckt, welche nur
0,0051 mm lang sind und an den Rändern verdickt erschei-
nen; der Hinterrand jeder Schuppescheinteinekleine sup-
plementäre dreieckige Schuppe zutragen. Schwanzspitzen
!/,;—/, so lang als der Körper und in beiläufig zwanzig
leicht eingeschnürte Glieder getheilt; Kopf dreilappig, die
Lappen unter einander und vom Halse durch sichelförmige
Einziehungen getrennt. Ösophagus kurz, höchstens !/, der
Totallänge (absolutes Maß fehlt); Zwischenraum zwischen
den Flimmerbändern nackt. Mundröhre längsgerippt.
Totallänge 0,2953 mm. Breite des Kopfes 0,0363 mm.
Habitat: Nordamerika: Trenton (New Jersey).
311] ; Die Gastrotrichen. 401
Lepidoderma coneinnum A, C. Stokes 1887 (Taf. XV, Fig. 18 a, b).
Chaetonotus eoneinnus, A.C. Srorzs !;1887,Nr.35,p.451, Taf. I, Fig. 6.
4) »Le corps est oblong et les bords lateraux sont beaucoup plus pr&s de pa-
rallelisme que dans toutes les autres especes observees. Le dos et les cotes sont
couverts de petites saillies ou papilles, h&mispheriques, serrees, disposees en ran-
gees obliques et donnant a l’animal un joli aspect, remarquablement elegant. Les
deux glandes caudales sont particulierement grosses et apparentes. L’espace ven-
tral, entre les deux bandes laterales de cils locomoteurs, est entierement nu. Le
corps a une longueur de !/ag; de pouce, et l’oeuf, dont la surfaee est lisse, mesure
1/4g7 de pouce de long.«
Diagnose: Körper an den Seiten geradlinig. Rücken
und Seiten mit in alternirenden Längsreihen gestellten
dieht gedrängt stehenden, halbkugeligen Papillen bedeckt.
Zwischenraum zwischen den Flimmerbändern nackt.
Länge 0,0920 mm.
Habitat: Nordamerika, Ver. Staaten: Trenton (New
Jersey).
2. Familie Chaetonotidae, Haut entweder mit Stacheln oder mit
auf Schuppen aufsitzenden Stacheln bewaffnet.
Schwanzeabekemfäch : „2 0....2 2%. Chaetonotus
Schwanzgabel dichotomisch, Haut gewulstet Chaetura.
Chaetonotus C. G. Ehrenberg 1830.
Chaetonotus, C. G. EHrengere'; 1838, Nr. 4, p. 389.
Chaetonotus, A. PrırcnArn?2; 1861, Nr. 15, p. 661.
Chaetonotus, P. H. Gosse?; 1864, Nr. 18, p. 393.
4) »Animal ex Ichthydinorum familia, ocellis destitutum, dorso pilosum,
pseudopodio furcato.«
SE:
3) »Hinterende gegabelt, Körper mit Borsten bedeckt.«
Diagnose: Hinterende gegabelt, HautmitStacheln ver-
sehen, die entweder direkt oder auf Schuppen aufsitzen
(18 Species).
Bestimmungstabelle für Chaetonotus '.
Rückenstacheln wenig an Länge verschieden (hinten nur etwa
doppelt so lang als vorn) 1.
Eine Anzahl Rückenstacheln auffallend verlängert II.
1 Chaetonotus longicaudatus Tatem ist am Schlusse des system. Theiles ange-
führt, da seine Zugehörigkeit zu Chaetonotus nicht erwiesen und sogar höchst un-
wahrscheinlich ist. Siehe daselbst auch Chaet. octonarius.
402 Carl Zelinka, ä [312
SER 7 Kopf fünflappig ... . maximus Ehrb.
Kopf scharf vom Halse| E ; > 2 3
abgesetzt >" Kopf dreilappig . . . formosus Stock.
Stachel 1 Kopf parabolisch . . Slackiae Gosse
DE Schuppen vorn rund
el
; en mit suppl. Schuppe acanthodes Stok.
ee Iuapı Sehuppen rund, ohne
en suppl. Schuppe . . brevispinosus mihi
1. - (Schuppen sechseckig tabulatus Schm.
Schuppen dreiflüge-
eine Nebenspitze vor) lig‘......... hystrix Metschn.
der Hauptspitze Schuppen wappen-
schildförmig. . . . similis mihi
zwei Nebenspitzen nahe
derBasisdesStachels...........» Schultzei Metschn.
am Rumpfe große Sta-
cheln in sieben Längs-
achaln ale Beihenga ee oT a ee en larus O. Fr. Müll.
Nebenspitze ji Paar verlängerte
Stacheln mit
Nebenspitzen
Stacheln am Halse,
einesam Rumpfe, drei
anuaklingerendlere ee ee Bogdanovii Schimk.
vier bis acht große
Stacheln in zwei
eng an einander
: ü 5 stehenden Querrei-
| a, hen (Holzschn. V). longispinosus Stok.
U. Bert 5 vier bis sieben große
Stacheln in zwei
weit aus einander
liegenden Querrei-
hen (Holzschn.II,II) spinulosus Stok.
vier Querreihen von
.großen Stacheln
Stacheln mit am Rumpfe (Holz-
einer Neben-|der letzte Seitenstachel) schn. I) ...... acanthophorus Stok.
spitze vor der) vergrößert eine Querreihe von
| Hauptspitze vier großen Sta-
cheln knapp über
dem Schwanze . .spinifer Stok.
23 große Stacheln in
sieben Längsreihen
am Rumpfe (Holz-
sehn: Ml). 2.2... macrochaetus mihi
|16 große Stacheln in
die zwei letzten Seiten-) fünf Längsreihen
stacheln vergrößert | am Rumpfe (Holz-
schn.. VII, VIII) ... persetosus mihi
13 große Stacheln
in fünf Querreihen
am Rumpfe (Holz-
schn. IV)... .. . enormis Stok.
a) Vordere und hintere Rückenstacheln wenig an Länge. verschie-
den (hintere nur etwa doppelt so lang wie die vorderen).
Chaetonotus maximus Ehrb. 1831 (Taf. XII, Fig. #, 10, 12; Taf. XIII
sämmtliche Figuren mit Ausnahme von Fig. 5 und 10).
Chaetonotus maximus, GC. G. EurenBerG!; 4838, Nr. 1, p. 389,
Taf. XLIII, Fig. II.
313} Die Gastrofrichen. 403
Chaetonotus maximus, M. Perry ?; 1852, Nr. 7, p. 47.
Chaetonotus maximus, Weisse’; 1863, Nr. 9b, II, p. 24%.
Chaetonotus gracilis, P.H. Gosse ?; 186%, Nr. 18, p.399, Taf. 1, Fig. 8.
Chaetonotus maximus, larus und brevis, E. Merscunikorr>; 1865,
Nr. 19, p. 451, Taf. XXXV, Fig. 5.
Ichthydium maximum, H. Lupwıc®; 1876, Nr. 23, p. 219.
Chaetonotus larus, O. BürsenLı?; 1876, Nr. 24, p. 386, 387,
Taf. XXVI, Fig. 7—9.
Ichthydium maximus, O. E. Innor$; 1885, Nr. 30a, p. 225.
Iehthydium maximum, H. LupwıG; 1886, Nr. 32, p. 821.
Chaetonotus graeilis, A. C. Stores !%; 1887, Nr. 35, p. 152.
4) »Corpore elongato, sub apice turgido obtuseque triangulo leviter constricto,
dorsisetisbrevibus aequalibus. Aufenthalt: bei Berlin. Ich beobachtete diese größere
Form später als die anderen erst im Herbst des Jahres 1834. Dann wieder am
6. April 1832 und 27. November 1834, Sie nahm auch leicht Farbstoffe auf, wobei
besonders der lange Schlund als Straße zum Magen recht deutlich wurde. Den
Mundrand sahich neuerlich schwach gezahnt und zählte mehr als acht Zähnchen. Die
Vertheilung der Borsten sah ich bei einigen deutlich in Längsreihen,, bei anderen
schienen sie schiefe Querreihen zu bilden. Mehrere Male sah ich ein einzelnes großes
Ei im hinteren sehr ausgedehnten Körper, erkannte auch in dem Eie deutlich das
Keimbläschen. Einmal sah ich das Legen des Eies durch die Auswurfs- und Sexual-
öffnung dicht über dem Zangenfuße. Ich sah nur langsames Kriechen als Bewegung.
Schon im Jahre 1831 theilte ich eine weniger vollständige Abbildung des Darm-
kanales mit. Größe 1/,s—!/ıo Linie, des Eies 1/39 Linie, Entwicklungscyklus also 1/30
bis 1/jo Linie.«
2) »Bern, in verschiedenen Sumpfwässern, immer viel seltener als der folgende
(larus), stets einzeln. April, November; Solothurn, Juli; Lugano, August. Sonst
bis 1/j9”” und noch kleiner beobachtet.«
3) Kommt in Petersburg vor. Wird nur der Name angeführt.
4) »Diese elegante Species, welche ich im Juli 4850 aus einem Teiche bei
Leamington erhielt, ist durch die Schlankheit ihrer Form bemerkenswerth, welche
nicht breiter wie die von Chaetonotus larus ist, während sie etwa zweimal so lang
ist. Das Vorderende ist zu einem Kopfe erweitert, worauf es sich plötzlich zu einem
engen Halse verjüngt, es ist annähernd dreieckig und in fünf wohlbezeichnete Lappen
getheilt und an jeder Seite durch seitlich divergirende gerade Haare gefranst. In der
Mitte des frontalen Lappens ist der Mund durchgebrochen, welcher eben so wie bei
Chaet. Slackiae mit leicht vorstreckbaren Lippen versehen ist. Der Ösophagus ist von
gewöhnlicher Form, aber sein vorderesEnde grenzt an die Spitze des Kopfes, ohne die
Struktur und ohne solche Anhänge zu besitzen, welche bei der eben genannten Spe-
cies zu sehen waren. Seine Länge ist ungewöhnlich, indem er sich nahe bis zur Mitte
des Körpers ausdehnt, wo, gerade bevor er in den Darm übergeht, die dicke
Muskelwand plötzlich schmäler wird, bis sie mit der Röhre selbst im Maße über-
einzustimmen scheint. Der Darm ist an seinem Anfange konkav oder eher viel-
leicht, er ist mit einer pankreatischen Drüse an jeder Seite versehen, welche, wie
häufig bei den Räderthieren der Fall, zugespitzt und ohrförmig ist. Diese Annahme
jedoch beruht einzig auf der Form, denn ich habe keine Trennungslinie zwischen
diesen Spitzen und dem Darme entdeckt, noch war ihre Substanz’ klar, sondern
404 Garl Zelinka, [314
mit fein granulirter Masse dicht gefüllt, wie der Darm. Das runde Ende, welches
zweifellos die Stellung der Kloake bezeichnete, ist am Abhange des Rückens in
einiger Entfernung vor der Fußgabel gelegen. Ich war nicht im Stande außer dem
Nahrungskanale ein inneres Organ zu erkennen, obgleich die durch die Haare
verursachte Undurchsichtigkeit geringer als sonst war. Die vordere Hälfte des
Körpers zeigte die Basen der Haare als scheinbar in Quincunx gestellte sehr zarte
Punkte. Die Seiten und der Rücken waren mit feinen nach rückwärts gekrümm-
ten Haaren bewaffnet. Die Spitzen der Fußgabel waren schlank, annähernd cylin-
drisch und leicht an den gekrümmten Rändern erweitert. Das Thier kroch unruhig
umher, indem es anscheinend nach Nahrung suchte, denn ich sah es verschiedene
Male ungestüm nach einer Monade, welche in der Nähe umherschwamm, schnap-
pen, indem es gleichzeitig den Mund öffnete. Einmal, glaube ich, sah ich es die
Beute ergreifen und verschlucken, doch da dies das Werk einer Minute war, kann
ich dessen nicht sicher sein. Ich habe nur ein Exemplar dieser Species erhalten.«
5) EHRENBERG hat drei zur Gattung Chaetonotus gehörende Arten beschrieben,
die er als Chaet. maximus, larus und brevis bezeichnete, und denen DusAarnın noch
eine vierte — Ühael. tesselatus — hinzugefügt hat. Freilich sind die Diagnosen und
Beschreibungen dieser Forscher zu mangelhaft, um daraus auf bestimmte Arten-
differenzen zu schließen, wesshalb denn auch spätere Forscher, wie PErry und
SCHULTZE, die Identität aller eben erwähnten Arten vermuthet haben. Was die
EurenBErg’schen Formen anbelangt, so glaube ich sie zu einer einzigen, unter dem
Namen Chaet. larus bezeichneten Art vereinigen zu dürfen, deren Hauptcharakter
in der Gestalt der Rückenborsten besteht, die nicht, wie das SchuLTzE bei seiner
Art beschreibt, aus zwei verschiedenen Theilen zusammengesetzt sind, sondern aus
einer einzigen einfachen gekrümmten Borste bestehen (Taf. XXXV, Fig. 5).«
6) »Ichthydium maximum Ehrb. = Chaetonoius maximus Ehrb. = Chaetonotus
squammatus Dujardin = Chaetonotus sguammosus Schultze = Chaetonotus tesselatus
Metschnikoff. Die Rückenstachel ziemlich gleich groß, kurz verbreitert, schuppen-
artig, sich dachziegelförmig deckend. Größe 0,12—0,22 mm.c«
7) »Die kleine Art mit den einfachen Borsten hingegen, der Chaet. larus Ehrb.,
ist wohl überhaupt eines der verbreitetsten Süßwasserthiere, das ich fast in allen
Sümpfen, Bächen und Flüssen, welche ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, an-
traf. Ich habe keine ausreichenden Messungen unserer Thiere angestellt, daher
will ich bemerken, dass Chaet. larus nur wenig über ein fünftel Millimeter lang
wird.« Über die Kopfform und die Anordnung der Borsten siehe die Angaben bei
Chaetonotus Schultzei. »Bei Chaet. larus sind die Verhältnisse (der Bewimperung)
jedenfalls dieselben, auch hier habe ich die Querstreifung der die Cilien tragenden
Bänder gesehen.« »Bei Chaetonotus larus zähle ich etwa 44 (Längsreihen auf dem
Rücken).« »Bei Chaet. larus sind die Borsten sämmtlich einfach.« »Bei Chaet. larus
hat es (das Basalplättchen) etwa die Gestalt eines Wappenschildes (Fig. 9), von der
Basis der Borste laufen drei Chitinleistchen nach den Ecken des Schildes. Bei letz-
ter Art konnte ich mich überzeugen, dass die Basalplättchen einer Längsreihe sich
dachziegelartig decken (Fig. 9).«
8) Wurde am Grunde des Achensees gefunden.
9) Ichthydium maximum (Ehrb.). Folgt die gleiche Diagnose wie 5) mit dem
Zusatze: Selten.
40) Giebt nur einen Auszug aus Gosse’s Beschreibung, da er die Form nicht
selbst beobachtet hat.
Der Nachweis, dass die erwähnten Formen identisch sind, stützt
315] Die Gastrotrichen. 405
sich auf die Übereinstimmung in der Form, vor Allem des Kopfes und
dann auch des übrigen Körpers, in der Größe und in der Beschaflen-
heit der Stacheln.
Die von Gosse und Bürsenui (Fig. 8) gegebenen Zeichnungen zeigen
vollkommen dieselbe Gestalt des Vorderendes, wie meine Fig. 4 auf
Taf. XII. Der deutlich fünflappige Kopf setzt sich plötzlich von der
schmäleren Halspartie ab, der Körper ist, wenn das Thier, wie Goss£
es gesehen, jung und ohne entwickelte Eier ist, sehr schlank und nicht
breiter als der Kopf, was mit der Angabe des britischen Forschers
wohl übereinstimmt. Eurengerg’s Abbildungen des »Chaetonotus maxi-
mus« können dagegen bezüglich der Kopfform nicht ins Gewicht fallen,
da dessen Zeichnungen von Ch. maximus und larus sämmtlich einander
so ähnlich sind, wie ein Ei dem anderen. Die von METSCHNIKOFF gege-
bene Zeichnung ist eine Seitenansicht, welche die Länge und Verthei-
lung der Stacheln ganz gut wiedergiebt. Die Schuppen hat er, da er
mit zu schwachen Vergrößerungen arbeitete, nicht erkannt; leider fehlt
die Längenangabe für den Körper. Als Länge wird sonst angegeben: von
EHRENBERG 1/,s— 1/10 — 0,121 — 0,218 mm, von Perry !/,5"= 0,25 mm
und »noch kleiner«, von Gosse 0,127 bis circa 0,25 mm, von Bürscazi
etwas über 0,2 mm, von Lupwıc 0,12—0,22. Meine eigenen Messungen
ergeben folgende Werthe: 0,1125, 0,1225, 0,125, 0,162, 0,173, 0,187,
0,216, 0,224 mm, welche Werthe sich innerhalb der eitirten Zahlen be-
wegen, und am nächsten den Angaben von EHrENBERG, Lupwie und
Bürscarı kommen. Von den höchsten Werthen sind sie nur um Unbe-
deutendes, um 0,026 mm verschieden, was auch auf unverschuldete
Messungsfehler zurückgeführt werden kann, wenn man die unvollkom-
menen Apparate in Betracht zieht, deren man sich zur damaligen Zeit
bedienen konnte. Der Ösophagus ist nicht so lang wie Gosse angiebt,
da dieser Forscher erstens ein junges Thier zeichnete (s. Kap. Körper-
form) und zweitens den vordersten Theil des Darmes zum Ösophagus
rechnete; der Ösophagus ist aber im ganz erwachsenen Thiere immer-
hin länger als !/, des Körpers. Bei jungen Exemplaren ist er fast halb
so lang als der Körper. Der Kopf misst 0,0250 mm, der Hals 0,0150 mm,
der Rumpf 0,19—0,020 mm an der breitesten Stelle (alle Maße dor-
sal genommen), der Ösophagus ist 0,05 mm, der Schwanz vom Grunde
der Gabel an 0,019 mm lang. Bei größerer Körperlänge verändert sich
höchstens die Breite des Rumpfes, wenn nämlich ein Ei entwickelt ist.
Die Stacheln werden von EHrENBERG als kurz und gleich lang ange-
geben. Dies ist nun eigentlich nicht der Fall, da unser maacıimus nach
meinen Messungen Stacheln besitzt, welche am Kopfe 0,005 mm, am
Hinterende in der Regel 0,01—0,01225 mm lang sind, was mehr als
406 Garl Zelinka, [316
einer Verdoppelung in der Länge entspricht, wie auch Bürscnuı die
Stacheln nach hinten allmählich an Länge zunehmen lässt. Doch konnte
EHRENBERG ganz gut von »setis aequalibus« bei unserem Thierchen spre-
chen; es besitzt nämlich die Eigenthümlichkeit, dass die Seiten mit einer
Reihe von Stacheln versehen sind, welche sowohl vorn, als auch am
Hinterende eirca 0,009—0,0125 mm lang sind. Bei etwas tieferer Ein-
stellung erscheint das Thier daher wirklich mit gleich langen Stacheln
bewehrt, indem die Differenz zwischen den langen Rückenstacheln
und den Seitenstacheln meist verschwindend klein ist.
Die Stacheln (Taf. XII, Fig. 7, 8) sind rundlich, obwohl sie von einer
dreikantigen Basis entspringen, und ohne jede Nebenspitze; bei keinem
der vielen seit einem Jahre untersuchten Exemplare konnte auch nur
eine Spur eines Nebenstachels gesehen werden. Die Form der Schuppen
hat BürscnLı im Allgemeinen richtig beschrieben; mit zwei Ausnahmen
hat jede die Gestalt eines dreieckigen Wappenschildes mit drei, zu den
Ecken laufenden »Chitinleistehen«. Nur die beiden Schuppen, welche
am Hinterende die Tasthaare tragen (Fig. 41), sind an den Seitenrän-
dern eingezogen. Im Profil ist jede Schuppe gekrümmt, und zwar ist
das vordere, dicke Ende nach abwärts, das in eine scharfe Schneide
zulaufende hintere nach aufwärts gebogen, was die Verschiebbarkeit
der in der Regel dachziegelartig sich deckenden Platten erleichtert.
Die Schuppen des Kopfes sind 0,00375 mm, die des Hinterleibes
0,00625—0,0075 mm lang. Bei stark entwickelten Eiern und damit
verbundener Vergrößerung des Umfanges rücken die Schuppen aus
einander und decken sich nicht, wie auf Taf. XIII, Fig. 8 dargestellt
ist. Der Hinterrand der Schuppen ist anders beschaffen, als Bürscnti
angegeben, indem eine tiefe parabolische Einziehung an den zwei hin-
teren Leisten bis zur Stachelwurzel herabläuft; die seichte Kurve, in
welcher BürscaLı den Hinterrand verlaufen lässt, konnte ich an keiner
Schuppe entdecken, obwohl ich sie isolirte.
BürscuLi giebt »etwa elf« Längsreihen von Stacheln an. Dies kann
ich hinsichtlich der Halsgegend bestätigen. Doch zeigt der Kopf, wenn
das Thier nicht gequetscht wird, nur etwa neun Reihen, der Hinterleib
1%. Eine bedeutend größere Reihenzahl erscheint bei Quetschung durch
das Deckblättehen. Im Ganzen zählt man am Kopf und Halse bis incl.
der großen seitlichen Randstacheln 13 Reihen. Unter den Randstacheln
findet man hier nur noch einige Reihen (zwei bis drei) kleiner Stacheln,
am Hinterleibe inclusive der Randstacheln 43, wozu unter diesen gegen
die Bauchseite noch jederseits vier Reihen kleiner Stacheln kommen.
Diagnose: Rücken und Seiten mit einfachen runden
Stacheln bedeckt, welche nach hinten allmählich an Länge
317] Die Gastrotrichen. 407
zunehmen. Kopfstacheln 0,005 mm, Stacheln des Rumpfes
0,01—0,012 mm lang.
Seitenstacheln etwas kürzer als die längsten Rücken-
stacheln.
Schuppen am Hinterleibe 0,00625—0,0075 mm lang, von
derForm eines Wappenschildes. Der Stachel entspringt
am hinterenRande der Schuppe. Kopf deutlich fünflappig
0,026 mm breit, diezwei hinteren Lappen größer und brei-
ter als die vorderen, Hals hinter dem Kopfe plötzlich stark
eingesehnürt. Mittelfeld zwischen den Flimmerbändern
von zarten, kleinenSchuppen mit je einem feinen Stachel
bedeckt. Mundröhre längsgerippt. Ösophagus 0,05 mm
lang. Totallänge 0,1135—0,225 mm.
Habitat: Deutschland: Berlin, Frankfurt a..M., Gießen;
England: Leamington; Irland: Co. Westmeath!; Österreich:
Graz, häufig durch das ganze Jahr in Gläsern mit Chara-
ceen; Schweiz: Bern, Solothurn, Lugano.
Chaetonotus similis mihi 1889 (Taf. XII, Fig. 5, 10).
Chaetonotus maximus, A. C. Stokes!; 1887, Nr. 35, p. 152.
4) »La forme que j’ai rapportee a cette espece n’est pas commune ici. Celle-ci
est decerite par son auteur comme un grand Chaetonotus ayant les soies du dos
courtes et de la m&me longueur. Mais, a moins que j’ai fait une erreur de determi-
nation, les appendices cuticulaires devraient &tre designes comme £pines, et elles
sont quelquefois plus longues en arriere que dans les autres parties. Elles sont
souvent courbees dans un sens indetermine et disposees un peu en dehors de l’ar-
rangement ordinaire longitudinal, de sorte, que l’animal a l’air malpropre, &che-
vel&: c’est une bete de mauvaise mine. Les Epines s’elevent sur une base &largie,
directement sur la surface cuticulaire et non par lintermediaire d’ecailles. Elles
sont tres inegalement fourchues, avec une branche tres petite qui n’est souvent
qu’une petite projection lineaire. L’anneau oral est borde d’un rang de perles.
L’espace entre les bandes de cils ventraux est couvert de soies courtes, hispides,
recourbees, avec deux ou plusieurs longs poils se projetant derriere le bord poste-
rieur. L’animal a 1/9 de pouce environ de longueur. Je n’ai pas vu l’oeuf.«
Diese Form ist dem Ch. maxcimus Ehrb. sehr ähnlich, so dass ich sie
anfänglich nur für eine Varietät desselben ansah; doch sind konstante
Differenzen vorhanden. Der Kopf und überhaupt der Körper ist aller-
dings ganz gleich dem des Ch. maacimus gebaut, und bei schwächerer
Vergrößerung wird man beide Formen schwer aus einander halten
1 Arcaer theilt im Dublin. Mikroskop. Klub am 26. Juli 1873 das Vorkommen
dieser Form mit. Quart. Journ. micr. sc. Bd. X1V. 4874. p. A406. Da darüber
keine eigene Publikation vorliegt, geschieht im Litteraturverzeichnis keine Erwäh-
nung.
A408 Carl Zelinka, [318
können, da auch die Körperlänge übereinstimmt. Stärkere Vergröße-
rung zeigt, dass die Stacheln bedeutend kräftiger d. h. breiter und
dicker sind; die Länge eines Rückenstachels am Kopfe ist 0,0075 mm,
die der längsten Rückenstacheln am Rumpfe aber 0,0188 mm was eini-
germaßen die Maße an Chaet. maximus übertrifft. Ähnlich ist es mit
den Seitenstacheln. Diese messen vorn 0,01—0,0125, hinten 0,015 mm.
Was diese Species aber von maximus auffallend unterscheidet, ist, dass
alle Stacheln gegabelt (Fig. 10) sind und nahe der Spitze einen feinen
Nebenstachel besitzen. Entsprechend der größeren Dicke der Stacheln
sind sie auch dreikantig und die Schuppen erweisen sich viel stärker
und leichter wahrnehmbar. Ihre Form ist der bei Ch. maximus gleich.
Sonderbarerweise giebt es wieder Abarten dieser Species, welche den
Rückentheil des Kopfes und Halses ohne Stacheln haben. Es erstreckt
sich dieses stachellose Feld vom Kopfe als ein ovales, hinten schmäler
werdendes Feld bis gegen das Ende des Halses. Dieses Feld ist nur
mit den Schuppen bedeckt, welche sich hier sehr nahe liegen und dach-
ziegelartig sich decken, und hat am Kopfe eine Breite von neun Schup-
penreihen. Jede dieser stachellosen Schuppen ist 0,00375 mm lang und
eben so breit. Eingeschlossen wird das Schuppenfeld ganz unvermittelt
von wie gewöhnlich bestachelten Schuppen. Die Anzahl der Längsrei-
hen beträgt 17—21 am ganzen Körper.
Obwohl Srores behauptet, seine Form habe keine Schuppen, so
halte ich sie dennoch für ident mit meiner hier gefundenen, da die Be-
obachtungen dieses Forschers über diese Species nur fragmentarisch
sind und die Erkennung der Schuppen obwohl leichter wie bei Chaet.
mascimus, doch noch die Anwendung einer homogenen Immersion be-
ansprucht, welche Stores nicht gebrauchte. Die übrige Beschreibung
stimmt mit meiner überein, wie auch seine Längenangabe von 0,2117 mm
meine Ansicht sehr unterstützt.
Diagnose: Rücken und Seiten in Längsreihen mit drei-
kantigen, nebenstacheltragenden Stacheln besetzt. Sta-
cheln des Kopfes 0,0075 mm, des Rumpfes 0,01375 mm; kräf-
tig; dreikantig. Seitenstacheln 0,0088—0,0125 mm; Schup-
pen wappenschildförmig, Stachel am hinteren Rande
entspringend; Kopf und Hals wie bei Chaet. maximus
Ehrenberg. Ventraler Zwischenraum bedeckt von zarten,
kurz bestachelten Schuppen. Mundröhre längsgerippt.
Ösophagus 0,05 mm. Länge 0,1125—0,22 mm.
Habitat: Nordamerika, Ver. Staaten: Trenton (New
Jersey); Österreich: Graz, Bassin des ehemaligen botani-
schen Gartens, Teich im Kocn’schen Garten, Juni, Juli.
31 9] Die Gastrotrichen. 409
Chaetonotus Schultzei E. Metschnikoff 1851 (Taf. XV, Fig. 1).
Chaetonotus maximus, P. H. Gosse!; 1851, Nr. 6, p. 198.
Chaetonotus maximus, M. Psrry?; 1852, Nr. 7, p. 47.
Chaetonotus maximus, M. Scuurtze?; 4853, Nr. 9, p. 246—249,
Taf. VI, Fig. 4, 5, 6.
Chaetonotus maximus, A. PrırcuAarn ?; 1861, Nr. 15, p. 662, Taf. XXI,
Fig. 29, 30. “
Chaetonotus maximus, P. H. Gossr’; Juli 1864, Nr. 18, p. 394 bis
396, Taf. I, Fig. #, 5.
Chaetonotus Schultzii, E. METscunıkorr®; Aug. 1864, Nr. 19, p. 451.
Ichthydium Schultzii, H. Lupwıc’; 1875, Nr. 23, p. 219.
"Chaetonotus maximus, O. Bürscauı®; 1876, Nr. 24, p. 385—389,
Taf. XXVI, Fig. 1—6.
Ichthydium Schultzii, H. Lupwıe’; 1886, Nr. 32, p. 821, Fig. 779.
4) Wird nur der Name angeführt.
2) »Um Bern und Lugano bis 1/g”’ groß.« »Im Kleinen einer Larve von Dermes-
tes oder Atiagenus ähnlich, aber farblos, durch die zahlreichen langen Haare jedoch
_ dunkel. Wenn das Thier langsam und leicht gekrümmt in einem Kreise herum-
schwimmt, sind nur die Wimpern der inneren, konkaven oder Bauchseite thätig,
die anderen steif ausgestreckt. Die steifen Wimpern oder Borsten der Hinterhälfte
des Rückens sind manchmal 1/4 so lang als das ganze Thier. Unten an den Seiten
stehen zarte nicht vibrirende Wimpern. Am Kopfe befinden sich (was E. nicht
zeichnet) beiderseits zwei leichte Ausbuchtungen, aus welchen einige zarte, be-
wegliche, nach vorn gerichtete Haare hervorkommen, welche wie Fühler zum
Tasten gebraucht werden. Der Mund befindet sich oben, Zerdrücken lehrte weiter
nichts.«
3) »Die von mir untersuchten Exemplare zeigen auch in der Gestalt der Borsten
Einiges von den EurENBERG’schen Angaben Abweichendes und ich will es vorläufig
unentschieden lassen, ob mir eine neue Species vorgelegen. Der iin seiner Gestalt
dem eines Igels vergleichbare Körper unseres Chaetonotus mit abgerundetem, ver-
schmälertem vorderen und kugelig abgestutztem hinteren Körperende, über wel-
ches letztere ein kurzer Gabelschwanz hinausragt, mit stark gewölbter Rücken- und
platter Bauchfläche ist in Fig. 4 vom Rücken, Fig. 5 vom Bauche und Fig. 6 von der
Seite gesehen abgebildet. Die Rückenfläche ist mit sehr zahlreichen, reihenweise
geordneten, rückwärts liegenden Stacheln bedeckt, welche an den Seitenrändern
des Körpers und am Kopfende kleiner sind als auf der Mitte des Rückens und am
Schwanze. EHRENBERG hat in die Charakteristik seines Chaet. maximus die Angabe
aufgenommen, dass die Borsten des Rückens alle gleich lang seien. Sowohl in die-
sem Punkte als auch darin, dass ich die Borsten an ihrer Basis jede mit zwei
kürzeren Nebenspitzen versehen finde, weichen die von mir beobachteten Exem-
plare von den EHrENBERG’'schen ab. In ersterem Punkte stimme ich mit Perry über-
ein, was die Nebenspitzen betrifft, so erwähnt ihrer auch Perry nicht. Dieselben
sind freilich bei dem dichten Übereinanderliegen der Borsten nur bei sehr starken
und guten Vergrößerungen zu erkennen.« »Die Bauchfläche ist frei von diesen
Stacheln, die vordere Hälfte derselben ist ganz mit zarten kurzen Cilien bedeckt,
410 Carl Zeliuka, [320
nach hinten sind die Cilien auf zwei Streifen am Rande beschränkt, welche am
Schwanzende in einander übergehen.« »Die Mitte der hinteren Hälfte der Bauch-
fläche trägt sehr feine dicht gestellte, starre Härchen, welche mit der Spitze nach
rückwärts gerichtet sind (vgl. Fig. 5).«
4) Text fast wörtlich nach Enrengere’s Diagnose von Chaeionoius maximus
übersetzt. Keine eigenen Beobachtungen. Die Figuren sind jedoch Kopien nach
ScuuLtze’s Fig. 4 und 6; aus diesem Grunde, und weil auch im allgemeinen Theil
die Anatomie der Gastrotrichen in einer Übersetzung der Scuurtze’schen Beschrei-
bung von dessen Chaet. maximus (unseren Chaet. Schultzei) geschildert wird, hat
wohl der Autor den letzteren und nicht die Enrengerg’sche Form gemeint, daher
ich diese Angabe hierher und nicht zu Chaet. maximus Ehrb. stelle.
5) »Im August 1854 fand ich in einem Teiche bei Stratford einen sehr großen
Chaetonotus, welchen ich auf diese Species zu beziehen geneigt bin. Seine Länge
war 1/0 Zoll, seine größte Breite 1/499 Zoll (mit Einschluss der Stacheln aber 1/30);
die Länge der Zehen !/sgp Zoll. Die Dimensionen, gleich denen einer ganz erwach-
senen Notomata aurita, bieten ihn dem freien Auge deutlich sichtbar dar und heben
ihn unter allen anderen mir bekannten hervor. Er ist durch sein dichtes Fell von
starren, stacheligen Borsten gleichmäßig gekennzeichnet, welche überall den Kör-
per an seiner oberen Fläche und an den Seiten besetzen und gegen das Hinterende
des Körpers länger sind. Die Zehen sind klein, schmal, oberflächlich mit Höckern
besetzt und gekrümmt; sie können einander genähert und sogar gegenseitig ge-
kreuzt werden. In der vorderen Hälfte des Körpers sind die Basen der Borsten
deutlich in Quincunx gestellt, in etwa acht Reihen; diese Punkte sind sehr deutlich
und kräftig. In der hinteren Hälfte verursachen die wachsende Länge und das
Anliegen der Borsten einen dunklen Schatten; man kann jedoch durch Verstellung
des Focus den cylindrischen Darm hindurch sehen. Der Kopf ist nur schwach ge-
lappt und der Hals überhaupt kaum eingeschnürt. Der Mund besteht aus einer
kurzen, deutlich vorstreckbaren Röhre mit einem dunklen ovalen Fleck an dem Boden
in der Mitte, wo eine schmale, gerade Röhre entspringt und durch den weiten cylin-
drischen Ösophagus zum Darme geht, indem der Anfang des letzteren den Grund
des ersteren umfasst. An der Stirne und den Seiten des Kopfes sind sehr zarte ge-
krümmte Haare gleich Schnurrborsten vorhanden. Gerade unter dem unteren Rand
des Mundes sind zwei kleine gekrümmte Organe, deren Enden verdickt scheinen
und nach abwärts gebogen sind. Ovale helle Flecke, einer an jeder Seite des
Kopfes, mögen wohl Augen sein. Die Gewohnheiten dieses Thieres waren sehr ähn-
lich denen der übrigen dieser Gattung. Es war unruhig, kroch ungeduldig unter
den kleinen Mengen des Bodensatzes und drehte sich wiederholt, indem es sich
bisweilen fast in einen Kreis zusammenrollte; fortwährend verkürzte und ver-
längerte es den Kopf, stieß den Mund vor und suchte mit dem Vordertheile, wie
eine Raupe; bisweilen schwamm es munter. Ein viel kleineres Individuum von
demselben Teiche hatte viel weniger Borsten ; sie waren jedoch sehr grob und steif
und gekrümmt. Eine Reihe von feinen, dicht gesetzten schwingenden Gilien lief die
Seiten neben den Stacheln entlang. Ich glaube es war ein Junges von derselben
Species. An einem eben erst gestorbenen Exemplar, welches auf der Seite lag, sah
ich die laterale Form des Mundes und die Spuren von zahnartigen Streifen, die ihn
umgaben; ich sah keine Stacheln die Bauchlinie entlang, sie bedeckten jedoch die
ganzen Seiten. Gewisse unregelmäßige Linien können möglicherweise Falten der
Haut gewesen sein. Der Darm war gekrümmt und endete beträchtlich kurz vor der
Gabel ; er schien nur eine deutliche Portion, durch ein Diaphragma geschieden, an
321] Die Gastrotrichen. 411
seinem vorderen Ende zu haben. Die Zehen waren gekrümmt. Ich beobachtete die
eigenthümliche Struktur der Stacheln, welche ScuuLtzE gesehen, nicht, kann aber
nicht behaupten, dass sie nicht da war.«
6) »Die von M. Schurtze und wahrscheinlich auch von Perry als Chaet. maxi-
mus bezeichnele Form muss also als Repräsentant einer neuen Art, die man wohl
Chaet. Schultzii nennen kann, betrachtet werden.«
7) »Die hinteren Rückenstachel größer als die vorderen ; sämmtliche sind nahe
der Basis mit zwei kürzeren Nebenspitzen versehen.« »Darin, dass Chaet. masximus
Schultze nicht identisch ist mit Chaet. maximus Ehrb. stimme ich mit METSCHNIKOFF
vollständig überein.«
8) »EHRENBERG unterschied drei Arten seiner den Räderthieren zugesellten Gat-
tung Chaetonotus, als Chaet. larus, maximus und drevis. Heut zu Tage bleiben uns
von seinen Unterscheidungsmerkmalen hauptsächlich nur die Größenunterschiede
übrig, und ich muss trotz der Einwendungen METSCHNIKOFF’S in dem von M. SCHULTZE
eingehender als Chaet. maximus beschriebenen Thiere auch die gleichnamige
EHRENBERG’SChe Art erkennen, und sehe darin, dass Enrengere die Gestalt der Bor-
sten seines Chaet. maximus nicht richtig erkannte, keinen Grund, um anzunehmen,
dass er die bei uns vorkommende große Chaetonotusart, trotz seiner so überaus
reichen Erfahrung, überhaupt nicht gesehen habe. Ich bezeichne daher die größte
der beiden von mir untersuchten Arten, die sich durch den Besitz dreizackiger
Borsten auszeichnet, mit M. ScHuLTzE als Chaet. maximus Ehrb.; sie ist, wenigstens
‚in der Gegend von Frankfurt a. M., selten; ich traf sie bis jetzt nur einmal in einer
flachen Wasseransammlung auf einer Wiese, in Gesellschaft von Bursaria trunca-
zella, Cyrtostomum leucas und anderer Infusorien.« »Ich habe keine ausreichenden
Messungen unserer Thiere angestellt, daher will ich nur bemerken, dass Chaet.
larus nur wenig über !/; mm lang wird und der ausgewachsene Chaet. maximus min-
destens die doppelte Länge erreicht.« »Ich mache nur auf den Unterschied auf-
merksam, der in der Gestaltung des Kopfendes mehr oder weniger deutlich her-
vortritt, und der sich am besten durch die Vergleichung der Fig. 1 (Chaet. maximus)
und Fig. 8 (Chaet. larus) ergiebt.« »Ich finde nun bei dem seiner Größe wegen bes-
ser zu studirenden Chaeti. maximus, dass sich die Cilien jederseits der Mittellinie
der Bauchfläche in einem nahezu gleich breiten-Band von dem Kopf- bis zum
Schwanzende verfolgen lassen, zwischen welchen mit Cilien besetzten Bändern
sich ein mittleres, cilienfreies Feld von etwa derselben Breite wie die ersteren
findet. Dieses Mittelfeld ist eben so wie die gesammte übrige Körperoberfläche mit
Borsten bedeckt, die jedoch hier ungemein klein bleiben, von vorn nach hinten all-
mählich an Größe zunehmend. Die die Cilien tragenden beiden Bänder der Bauch-
fläche zeigen eine sehr feine Querstreifung, dieich, da sie auch nach Zusatz kon-
centrirter Essigsäure sichtbar bleibt, der Cuticula zuschreiben möchte.« »Am Kopf
findet sich bei beiden Arten eine ziemliche Zahl langer, sehr zarter Haare, die zum
Theilnach vorn, zum Theil nach den Seiten gerichtet sind. Besonders fällt ein Büschel
sehr langer derartiger Haare jederseits am Beginn der Halsgegend auf, andere fin-
den sich ziemlich zahlreich jederseits dicht neben der Mundöffnung und sind viel-
leicht nur als eine Fortsetzung der Cilienbänder der Bauchseite zu betrachten.«
»Der gesammte Rücken und ein Theil der Bauchseite unserer Thiere sind bekannt-
lich mit ansehnlichen Borsten bedeckt, die denselben namentlich zu ihrem wunder-
lichen Aussehen verhelfen. Die Borsten beginnen hinter dem etwas aufgeblähten
Munde klein und nehmen nach hinten stetig an Länge zu. Sie sind in Längsreihen
angeordnet und die der benachbarten alternirend gestellt.« »Bei Chaet. maximus
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 97
412 Carl Zelinka, [322
15 Längsreihen auf dem Rücken.« Bei Chaet. maximus besitzt jede (Borste) in etwa
ein Drittel ihrer Höhe zwei mäßig lange Seitenzacken (Fig. 2 und 3). Jede Borste
erhebt sich, wovon man sich beim Zerdrücken des Thieres überzeugt, auf einem
Basalplättchen. Bei Chaet. maximus ist dessen Hinterrand tief ausgeschnitten.«
»Die Mundöffnung führt in eine geräumige, schüssel- bis röhrenförmige Mundhöhle,
deren Wände längsgerippt sind, wie dies sich auch bei einer Anzahl Nematoden
findet.« Das Übrige ist bei den einzelnen Organen citirt.
9) gleich 5) nur mit Längenangabe = 4 mm. Selten.
Jeder, der sich die Mühe nimmt, die Enrengerg’schen Charakteri-
stiken der Chaetonotus-Arten mit den neueren Beschreibungen dersel-
ben zu vergleichen, wird BürsenLr's Ausspruch, dass von EHRENBERG'S
Unterscheidungsmerkmalen hauptsächlich nur die Größenunterschiede
übrig bleiben, vollkommen beipflichten. In eben dieser Erwägung muss
ich Enrengerg’s und Scaurtze’s Chaet. mascimus als zwei verschiedene
Species erklären. Halten wir uns vor Augen, dass EurengerG als größte
Länge seines Chaet. mascimus !/,, Linie angiebt, was in mm umgerechnet
0,21829 mm beträgt, während die von BürscaLı wieder aufgefundene
Scuurtze’sche Form eirca 0,4 mm lang sein soll, so dürfte man kaum
berechtigt sein anzunehmen, EHrENBERG, der genaue Beobachter, habe
einen so bedeutenden Fehler der Messung gemacht. Fügen wir hinzu,
dass Chaet. maximus Schultze nicht wie die Enrengerg’sche Formeinfache,
sondern mit Nebenspitzen versehene Borsten besitzt, so ergeben sich
hinreichende Verschiedenheiten für die Trennung beider Formen. Zwei-
fellos hat auch Perry in Lugano und Bern diese größten Chaetonotus ge-
sehen, da er für die an diesen Stellen gefundenen Thiere !/,"—=0,375 mm
Größe angiebt. Gosse hat allerdings die zwei Nebenstacheln nicht ge-
sehen, stellt aber ausdrücklich deren Anwesenheit nicht in Abrede. Seine
Zeichnung jedoch, welche die Umrisse des Körpers und die Anordnung
der Stacheln recht gut wiedergiebt, sowie die Größenangabe von
!/0 Zoll — 0,363 mm, lassen uns mit Sicherheit dieses Thier als die
Species BürscaLi's wiedererkennen, welche mit der circa 0,2 mm gro-
ßen früher beschriebenen Chaetonotus-Art nicht verwechselt werden
kann. Dass Psrry wahrscheinlich auch langstachelige Formen, wie
Chaet. macrochaetus mihi ete., gesehen (s. seine Angabe, dass die Borsten
manchmal !/, der Körperlänge hatten) und hierher bezogen hat, darf uns
nicht Wunder nehmen und fällt eben so wenig ins Gewicht, als der
Einwurf Bürsenırs, dass Enrengerg diese große Form nicht entgangen
sein könne; bezeichnet doch Bürscauı selbst diese Species als selten,
und ist sie weder von METSCHNIKOFF, noch von Lupwis, noch von STORES,
noch von mir gefunden worden.
Mertscnnikorr erkannte die von M. Scaurrze beschriebene Form
als eine neue Species und nannte sie Chaetonolus Schultzü, was
323] Die Gastrotrichen. 413
auch Lupwıc acceptirte. Auch ich bin der Meinung, dass dieser Species
dieser Name gebühre, obwohl die bei einer anderen Form zu verwen-
dende Bezeichnung »maximus« eher für diesen Riesen unter den Gastro-
trichen passen würde.
Diagnose: Rücken- und Seitenfläche gleichmäßig mit
Stacheln bedeckt, welche sämmtlich in etwa !/, der Länge
zwei kräftige kürzere Nebenspitzen tragen. Stacheln nach
hinten an Länge zunehmend, bis sie circa doppelt so lang
sind, wie am Kopfe; Schuppen am Hinterrand tiefparabo-
lisch ausgeschnitten, vorn abgerundet. Der Stachel ent-
springt am Hinterrande. Halskaum eingeschnürt; Kopfmit
einem medialen und zwei schwachen seitlichen Lappen.
Mittelfeld zwischen den Flimmerbändern an der Bauchseite
mit kleinen hinten an Größe zunehmendenBorstenbedeckt.
Augenflecke vorhanden. Mundröhre längsgerippt.
Länge 0,363—0,4 mm.
Habitat: Deutschland: Frankfurta.M. (flache Wasser-
ansammlung aufeiner Wiese), Greifswald; Schweiz: Bern,
Lugano; England: Stratford (Teich).
_ Chaetonotus hystrix E. Metschnikoff 1864 (Taf. XIV, Fig. 17—20).
Chaetonotus hystrix, E. Merscunikorr!; 1864, Nr. 19, p. 451,
Taf. XXXV, Fig. 7.
Ichthydium hystrix, H. Lunpwie ?; 1875, Nr. 23, p. 219.
Chaetonotus hystrix, A. C. Stores’; 1887, Nr. 35, p. 153.
4) »Außer den erwähnten (Chaet. larus, Schultziü, tesselatus) kenne ich noch
eine andere Art von Chaetonotus, die ich für neu halte, und zwar wegen der be-
sonderen Art von Rückenborsten, deren ich eine auf der Fig. 7 A abgebildet habe.
Diese in den Simpfen von Gießen gefundene Form (Fig. 7), die ich als Chaet. hystrix
bezeichne, ist 0,12 mm lang.«
2) »Die hinteren Rückenstacheln größer als die vorderen, nahe der Spitze mit
einer kürzeren Nebenspitze versehen. Thiere 0,12 mm lang.«
3) Hat die Form nicht selbst beobachtet und giebt folgende, der METSCHNIKOFF-
schen Zeichnung entnommene Diagnose: »La surface dorsale est entierement cou-
verte de longues Epines recourbees inegalement fourchues. Celles de la region cen-
trale du dos sont le plus longues. Elles decroissent graduellement en longueur vers
chaque extr&emile.«
Diese seit Merschxikorr von Niemand wiedergefundene Speeies
ist in Graz nicht selten, wenn auch nur während des Sommers aufge-
treten. In den über Winter stehenden Gläsern mit Wasserpflanzen
konnte nie ein Exemplar entdeckt werden. Ich traf sie im großen
Bassin des, inzwischen aufgelassenen Joaneums-Garten und in dem
Teiche des Koc#’schen Gartens. Wie alle Gastrotrichen in wechselnder
DT
414 Carl Zelinka, [32 4
Größe vorhanden, schwankt die Körperlänge beträchtlich; mir kamen
0,09, 0,1, 0,13 mm lange Individuen unter, welche sämmtlich
geschlechtsreif waren und einen bedeutend angeschwollenen Hinter-
leib besaßen; sie scheinen sehr rasch geschlechtsreif zu werden, da es
mir nicht glückte, Thiere mit unentwickelten Eierstöcken zu finden.
Der Kopf ist länglich oval, mit zwei kaum merklichen Einziehungen
jederseits, von welchen die vorderen etwas deutlicher erscheinen, und
misst konstant 0,016 mm. Er geht ganz allmählich in den schmäleren
Hals über, der nur wenig eingeschnürt ist und eine geringste Breite
von 0,04% mm besitzt. Auffallend kurz und schmächtig ist der Ösopha-
gus, bei welchem eine konstante Länge von 0,025 mm nachweisbar ist.
Der Darm allerdings wechselt in seiner Länge nach der Größe des Thie-
res und ist in einem 0,09 mm messenden Thiere selbst 0,0688 mm lang;
die Schwanzgabel bietet nichts Bemerkbares dar; es misst in toto eine
Zehe 0,01375 mm, also so viel wie der Hals, wovon 0,0075 mm auf den
Basaltheil kommen, der ziemlich gedrungen geformt ist. Die Bewaff-
nung der Haut besitzt die von MrrscHnikorr (in seiner Fig. 7) angege-
bene Besonderheit; jeder Stachel trägt kurz vor der Spitze an seiner
vorderen Seite einen kurzen Nebendorn. Die Stacheln sind für ihre
geringe Länge sehr kräftig, deutlich dreikantig, wovon eine Kante nach
vorn gerichtet ist (Fig. 18). Die Rückenstacheln des Kopfes messen
0,0025—0,00313 mm, nehmen nach hinten gleichmäßig an Länge zu,
bis sie am Hintertheil 0,01—0,01375 mm lang sind. Die Seiten-
stacheln (Se,) sind klein und unansehnlich und nehmen vom Kopfe
bis nach hinten von 0,00375—0,00625 mm an Länge zu, vor dem
Schwanze ragt jederseits eine auffallend kräftige Borste seitlich hinaus
(Se;). Am Kopf, Hals und Rumpf kann man inclusive der Randstacheln
neun Längsreihen von Stacheln zählen, in deren mittelster 13 Stacheln
zu finden sind. Ventral besitzt das Thier an seiner breitesten Stelle
nur mehr drei Reihen kleiner Stacheln bis zu den Flimmerbändern.
Jeder Stachel der Rückenfläche entspringt einer kräftigen Schuppe von
typischer Form, welche aus einer vorderen parabolischen Platte und
zwei hinteren seitlich divergirenden Flügeln bestehen. Die Botaniker
würden ein Blatt dieser Form spießförmig nennen. In jede Ecke ver-
läuft eine Leiste des dreikantigen Stachels, der von dem hinteren
Schuppenrand sich erhebt. Die Schuppen decken sich nicht dachzie-
gelig, sondern liegen weit von einander (Fig. 18). Die vordere mediane
Platte einer Rückenschuppe ist 0,005 mm lang.
Der Zwischenraum zwischen den typischen zwei Flimmerbändern
ist nicht nackt (Fig. 20), sondern trägt in alternirenden Reihen kleine
zarte Schüppchen (vP), welche hinten spitz abgerundet enden und in
325] Die Gastrotrichen. 415
einzelnen Fällen je eine zarte, nach hinten gerichtete Borste tragen.
Hier tritt der Ausnahmsfall ein, dass der nach hinten sehende
Schuppenrand im Gegensatz zu den Rückenschuppen desselben Thieres
und der Schuppen aller übrigen bekannten Gastrotrichen, verdickt ist
und kräftiger hervortritt, wie der vordere. Die Schuppen decken sich
nicht, bis auf die der hintersten Partie, indem daselbst erst vier Schup-
pen eng in einer Querreihe stehen und dann zwei lange schmale, sich
daran fügend, den Schluss machen.
Die Rückenschuppe, welche das Tasthaar trägt, hat die auch bei
anderen Formen wiederkehrende eigenthümliche Einrichtung, dass
zwei im spitzen Winkel an der Schuppenspitze zusammenstoßende und
nach hinten sich erhebende und aus einander weichende Schutzwände
entwickelt sind (Fig. 19).
Der Mund ist sehr niedrig, daher die Längsstreifen sehr kurz.
Die Flimmerbänder gehen vorn in einander über.
Diagnose: Körper mehr gedrungen, mit neunReihen von
Stacheln, welche auf dreilappigen Schuppen entspringen.
Stacheln am Kopfe 0,0025—0,00313 mm, am Hintertheile
0,01—0,01375 mm, Seitenstacheln kurz. Jeder mit kleiner
Nebenspitze kurz vor der Spitze, entspringt am Hinter-
rande der Schuppe. Kopf länglich oval mit zwei kaum
merkbaren Einziehungen jederseits, 0,015 mm breit, Hals
0,01375 mm breit, Ösophagus 0,025 mm lang; Zwischenraum
zwischen den Flimmerbändern mit zarten, hinten ver-
diekten Schuppen, auf welchen kurze Stacheln sitzen
können. Mundröhre ganz kurz, längsgestreift.
Totallänge 0,09—0,13 mm.
Habitat: Deutschland: Gießen; Österreich: Graz. Auf
Blättern von Wasserpflanzen.
Chaetonotus formosus A. C. Stokes 1888.
Chaetonotus formosus, A. C. Stoxzs!; 1888, Nr. 35, p. 50, 51.
4) Recemment, dans une mare peu profonde, au bord d’une route, j’ai trouv&
en abondance, nageant parmi les Algues confervoides, une belle espece de Chaeto-
notus, non encore decrite, et a laquelle jai donne le nom de Chaetonoius formosus
sp. nov. Les surfaces dorsale laterales et lat&ro-ventrales sont garnies de soies
fines et courtes, recourbees et disposees en ordre quinconcial, chacune poussant
direetement sur la surface de la cuticule avec un leger elargissement basal, mais
sans l’intermediaire d’un Epaississement en forme d’Ecaille. Ces soies sont toutes
a peu pres Egales en longueur, mesurent !/ggoo de pouce, ou moins; celles de la tete
et du cou sont un peu plus fortes que celles des autres parties. La tete est trilobee,
avec les lobes lateraux pro&minents et arrondies, le lobe anterieur ayant le bord
frontal aplati et portant une petite plaque ou bouclier cephalique. La face ventrale
416 Carl Zelinka, [326
aplatie, porte deux bandes ciliaires, et lintervalle est herisse de petites soies re-
courbees. Les cils, autour de l’ouverture orale, sont essentiellement comme dans
les autres formes et l’anneau oral est finement perle. Les glandes caudales sont
ordinairement distinctes, quelquefois tres marquees. La longueur de l’animal est
de 1/50 de pouce. Ces petits etres se trouverent en grande abondance dans l’eau
de cette mare jusqu’a ce quelle fut mise a sec par la chaleur du soleil, et quoique
la plupart continuent un oeuf ovarien, souvent deux, je n’ai pas pu assister a l’ex-
pulsion de l’oeuf ni en trouver un seul dans la vase ou parmi les Algues.
Von dieser Species existirt keine einzige Abbildung.
Diagnose: Mit feinen kurzen ohne Schuppenmiteiner
leichten basalen Verdickung entspringenden Stacheln; alle
Stacheln ungefähr gleich lang, 0,002833 mm oder weniger
messend; die desKopfesundHalses etwas stärkeralsdie
übrigen. Kopf dreilappig, mit abgerundeten, vorspringen-
den Seitenlappen; medianer Lappen mit einem kleinen
Kopfschild.
Zwischenraum zwischen den Flimmerstreifen mit klei-
nen Borsten besetzt.
Mundröhre längsgerippt.
Totallänge 0,1819 mm.
Habitat: Nordamerika, Ver. Staaten: Trenton (New
Jersey).
Chaetonotus Slackiae P. H. Gosse 1864 (Taf. XV, Fig. 15).
Chaetonotus Slackiae, P. H. Gosse!; 1864, Nr. 18, p. 397—399,
Taf. I, Fig. 7.
Chaetonotus Slackiae, A. C. Stoxzs?; 1887, Nr. 35, p. 151, 152,
Taf. I, Fig. 7.
4) »Diese neue Species erlaube ich mir einer Dame zu widmen, deren leichter und
eleganter Pinselführung die Mikroskopiker so sehr für die wundervollen und natur-
getreuen Zeichnungen in ‚Marvels of Pondlife‘ zu Dank verpflichtet sind. Ich traf
dieses Thier im Januar 1851. Seine Länge war !/ı3; Zoll, seine größte Breite 1/eoo
Zoll. Die Verhältnisse sind ähnlich denen von Chaet. larus, doch ist der Umriss
des Kopfes die Hälfte einer kurzen Ellipse, ohne Lappen und geht mit einem schar-
fen Winkel in den Hals über, welcher im Verhältnis zum Körper etwas schlanker
ist als in der eben besprochenen Species (Ichth. sguammatum). Diese Kopfform ge-
währt einen eigenthümlichen Anblick und ist die hervorragendste charakteristisch-
ste Erscheinung, welche mehr noch in der folgenden Species (Chaei. gracilis
und noch stärker im Genus Dasydytes 'hervortritt. Die Oberfläche des Körpers ist
deutlich mit in Quincunx gestellten Punkten besetzt, der optische Effekt, glaube
ich, von derart angeordneten Höckerchen oder Warzen, von welchen vielleicht die
Haare entspringen. Der Rücken und die Seiten sind mit sehr feinen nach hinten
gerichteten Haaren von nur mäßiger Länge bedeckt. Ach habe keine Spur von den
Tasthaaren des Kopfes sehen können. Der Mund ist um Einiges größer als gewöhn-
lich und hinten plötzlich verengt. Der Ösophagus ist von normaler Form, ein Cylin-
der von sehr dicken durchsichtigen Wänden und von einer dünnen centralen
327] Die Gastrotrichen. 417
Röhre durchbohrt. Es überraschte mich zu beobachten, dass der Ösophagus nicht
‚mit dem Munde zusammenhängt, sondern gerade hinter ihm beginnt, in Folge einer
nicht leicht zu erklärenden Eigenthümlichkeit der Struktur (vielleicht durch eine
plötzliche Vertiefung oder eine aus der Bildfläche hinausführende Krümmung be-
wirkt, obwohl durch unaufhörliche Handhabung der Mikrometerschraube dieser
Umstand kaum unentdeckt geblieben sein könnte), augenscheinlich mit einem tiefer
liegenden Centrum, wo die mediane Durchbohrung begann (Fig. 7). Eingebettet in
der äußeren Wand des Verdauungsrohres, an jeder Seite des Vorderendes, liegt
ein kleiner, ovaler, gut abgegrenzter Fleck, welcher zu Zeiten eine bestimmte Fär-
bung zu haben schien und welcher mich an die Augenpunkte der Rotiferen erinnert.
An dem hinteren Ende dieses durchbohrten Darmkanales (den wir etwa Ösophagus
nennen), beiläufig in 1/, seiner Länge, schien mir eine gewölbte Figur durch eine
zarte Linie vom Reste abgegrenzt zu sein. Das Hinterende war leicht konkav und
saß auf dem entsprechend konvexen Vorderende des Darmes, eine Abweichung
von dem normalen Zustand, in welchem der Darm den Ösophagus umfasst. An
jeder Seite des Vorderendes des Darmes war eine ovale klare Blase gelegen, ganz
von dem Ansehen, der Lage und der zweifellosen Funktion, wie die Drüsen, welche
wir bei den meisten Räderthieren als pankreatische bezeichnen. Das am meisten
interessante Ergebnis der Untersuchung jedoch war die Entdeckung eines Wasser-
gefäßsystems vom selben Baue, wie der Rotiferen. Geschlängelte Kanäle laufen
an jeder Seite der Leibeshöhle entlang (zwei an einer, aber nur eines auf der an-
. deren Seite sichtbar), welche sehr deutlich nahe bis zum Fuß verfolgt werden
können (besonders bei seitlicher Lage) und nach vorn zum Kopfe, wo sie mit einem
keulenförmigen Bulbus enden. Unmittelbar vor diesem Paar von Bulben, jedoch
ohne sichtbare Verbindung mit ihnen, waren zwei kugelige, stark lichtbrechende
Bläschen vorhanden, welche wahrscheinlich mit einer Flüssigkeit gefüllt waren.
Sie waren nicht in derselben Bildfläche, wie die kleinen Augenpunkte, deutlich zu
sehen, folglich mussten sie in der entgegengesetzten Region (ventral) der Kopfhöhle
liegen. Nach einer Weile konnte von diesen nur eines mehr gefunden werden. Das
andere war verschwunden. Waren sie kontraktile Blasen? Die übrigen Eingeweide
zeigten nichts Bemerkenswerthes.«
9) Hat diese Form nicht selbst beobachtet und giebt nur einen Auszug aus den
Angaben Gosse’s.
Diagnose: KopfvonderForm einerhalbenEllipsemit
rascher Verjüngungin den Hals übergehend. Borsten zart
und von mäßiger Länge Rumpf breiter als der Hals,
0,0423 mm.
Totallänge 0,1868 mm.
Habitat: England: Leamington.
Chaetonotus acanthodes A. C. Stokes 1887 (Taf. XV, Fig. I4 a, b).
Chaetonotus acanthodes, A. C. Srores!; 1887, Nr. 35, p. 564,
Taf. II, Fig. 28—30.
4) »Dans une petite mare a Sphagnum, pres de mon habitation, j’ai pris un
petit nombre de Chaetonotus mesurant !/ıgn de pouce de longueur, dont la surface
ceuticulaire &tait pour la plus grande partie merveilleusement armee, la face ven-
trale ayant aussi une garniture protectrice. Il possede a la fois des Epines et des
418 Garl Zelinka, [328
ecailles; ces dernieres sont imbriquees, leur bord libre est dirige en avant, et
chacune porte une petite Ecaille supplementaire ou un Epaisissement en forme
d’ecaille, dont s’eleve une Epine recourbee (Fig. 29). A une petite distance audes-
sus du centre du corps, la surface dorsale est traversee par une serie de grosses et
fortes Epines s’elevant obliquement en haut et en arriere, et formant une espece de
haie epineuse au dessous de laquelle les appendices coniques sont petits et rares;
quelquefois m&me tout A fait absents, except€ sur les bords lateraux. De chaque
cote, pres de la fourche, sont deux larges epines. Dans la figure 29, les Ecailles
sont beaucoup plus correctes de forme que dans la fig. 28, ou elles sont m&me trop
arrondies et ou l’apparence d’Ecailles doubles a et& volontairement omise. L’espace
ventral entre les bandes ciliaires est entierement et densement garni d’Epines
courtes, fines, recourb6es, ou piquants, et quatre ou cing sois plus longues font
saillie de la surface au-dela du bord de la bifurcation posterieure (fig. 30). Je n’ai
pas vu d’oeuf.«
Diagnose: Körper und Seiten mit Schuppen bedeckt,
welche jeeine kleine supplementäre Schuppe tragen, auf
welcher in der vorderen Körperhälfte je ein kurzer Sta-
cehelsteht; hinter der Körpermitte schließt diese Stachel-
bewaffnung mit einer queren Reihe großer Stacheln ab;
jenseits dieser die Stacheln selten, auch ganz fehlend; an
jeder Seite der Schwanzgabel zwei große Seitenstacheln.
Zwischenraum zwischen den Flimmerbändern dicht
mit feinen Stacheln versehen, vier bis fünf davon länger
und über den Grund der Schwanzgabelhinaussehend.
Totallänge 0,1411 mm.
Habitat: Nordamerika: Trenton (New Jersey). (Zwischen
Sphagnum.)
Chaetonotus brevispinosus mihi 1889 (Taf. XIV, Fig. 11 —1A).
Chaetonotus larus, C. H. Ferxarn !; 1883, Nr. 28, p. 1217 (Holz-
sehnitt 1, 2).
Chaetonotus larus, A.C.Stokzs?; 1887, Nr. 35, p. 153, Taf. 1, Fig. 11.
4) »Diese Thiere waren 1/59; Zoll lang, länglich, oben rund, hinten etwas ver-
breitert und an der oberen Fläche mit nach rückwärts gekrümmten Dornen be-
setzt, von denen die des hinteren Theiles die größten sind. Die untere Fläche ist
flach, ohne Stacheln, hat aber vier Längsbänder von Cilien.« Es werden noch vier
farbige Augen erwähnt (s. Kap. Sinnesorgane, Histor.).
2) »Le dos et les cötes sont garnis de rang6es longitudinales de courtes Epines
coniques, quelquefois toujours, d’apres la description d’EHRENBERG plus longues
posterieurement. L’anneau oral n’est pas perl&e, mais les cils oraux se projetlent
au dela du bord en une seule rang&ee de soies. L’arrangement des cils ventraux
varie suivant les individus, peut-etre suivant les differentes localites. Mais dans le
plus grand nombre de ceux que j’ai vus, les cils forment deux bandes laterales
longitudinales. Dans quelques cas, toule la surface ventrale anterieure, dans un
espace Egal a la longueur de l’oesophage, etait entierement ciliee, les cils se con-
tinuant en deux bandes jusqu’a la bifurcation caudale, et en deux £troites lignes
329] Die Gastrotrichen. 419
centrales s’etendant sur le m&me espace. On decerit ordinairement l’animal comme
ayant quatre lignes de cils ventraux. FErNnALD et Lupwıc ont observ6 tous les deux
une couche externe de petites cellules entourant les grandes cellules de l’intestin,
et Lupwıc a d&couvert sous la partie posterieure de l’intestin une glande qu’il pense
etre le testicule. Elle est remarquablement developpee dans quelques individus;
chez d’autres, elle n’est pas apparente. On la voit dans la planche II (fig. AA ce).
Chez ceux que j’ai observes, la longueur de la glande etait d’environ 1/ya; de
pouce.«
Dieses mit auffallend kurzen Stacheln bewehrte Thierchen kam
mir im Juni, Oktober und November 1888 und im Mai dieses Jahres
nicht selten unter, es scheint demnach eine, die ganze wärmere Jahres-
zeit ausdauernde Form zu sein; auch die lokale Verbreitung um Graz
war keine eng umgrenzte, sondern sie erstreckte sich auf die verschie-
densten Tümpel.
Eine wichtige, die Wiedererkennung wesentlich fördernde Eigen-
schaft liegt in dem dicken Kopfe, der nahezu kreisrund erscheint und
konstant 0,02 mm breit ist; vorn wird mitunter auf jeder Seite je eine
schwache Einkerbung sichtbar; er geht kaum merklich in den ebenfalls
dick erscheinenden Hals über, welcher nur sehr wenig schmäler ist.
Der Rumpf ist nicht breiter als die vordere Körperregion sondern
misst nur 0,0188 mm und endet in einem kurzen Schwanz.
Kurz und dick zugleich, wie in keiner anderen Species, ist der
Ösophagus, indem er, kaum länger als der Kopf breit, nur 0,0223 mm
weit sich erstreckt und dabei sich am hinteren Ende bis zu 0,01125 mm
verdickt.
Die Schwanzgabel ist 0,0125 mm lang, wovon 0,0088 mm dem
Endgriffel angehören.
Der Mundring ist sehr kurz und ohne die bei anderen Speeies vor-
kommenden Längsstreifen, an deren Stelle feine Körnchen stehen. Der
Büschel von Mundcilien ragt weit aus der Öffnung hervor.
Die Borsten sind sowohl auf dem Kopfe wie auf dem Halse und
Hintertheile in elf Reihen angeordnet; die des Kopfes messen nicht nur
dorsal, sondern auch an der Seite im Minimum nur 0,00188 mm und
nehmen nach hinten allmählich an Größe zu; am Halse messen sie
0,0025—0,0037 mm; die längsten der hinteren Stacheln erreichen
0,00625 mm. Sie sind alle schwach gekrümmt, die letzten zwei Seiten-
stacheln sind jederseits verlängert und stark gekrümmt. Die dorsale
Fläche des Körperendes besitzt vor der Schwanzgabel einige in zwei
Reifen gestellte, kräftige, gerade Stacheln, von gleicher Länge, wie
ihre gekrümmten Nachbarn. In der ersten Reihe stehen vier, in der
hinteren sechs solcher Borsten. Zwischen den zwei mittleren der letzten
Reihe ist eine kleine papillenartige Erhebung mit einer Einziehung an
420 Carl Zelinka, [330
ihrer Spitze zu finden, welche ich als Afteröffnung deute. Alle
Stachel entspringen von dachziegelartig sich deckenden Schuppen, von
der Form einer Kreisscheibe (Fig. 12) mit einem hinten angebrach-
ten Kreisausschnitte. Beiläufig im Centrum erhebt sich der Stachel.
Der Vorderrand jeder Schuppe ist verdickt.
Die Tasthaare des Halses und des Hinterleibes entspringen stachel-
losen Schuppen und werden an ihrer Basis von zwei kurzen borsten-
artigen Schutzwänden beschirmt. Ungewöhnlich ist das Vorkommen
eines einzelnen Tasthaares zu jeder Seite des Kopfes, dort wo bei an-
deren Formen ein Büschel solcher Haare sich erhebt.
Die Unterseite trägt am Kopfe zwei Büschel lebhaft flimmernder
Cilien zu den Seiten des Mundes; die Bauchseite besitzt die zwei be-
kannten Flimmerbänder, zwischen welchen zarte, runde Schuppen an-
geordnet sind. Am Hinterende schließen zwei lange schmale Schuppen
diese Schutzdecke ab und tragen je eine über den Hinterrand hinaus-
ragende Borste (Fig. 13 Sh), zu welchen noch auf eigenen Schuppen zu
beiden Seiten je zwei Borsten hinzukommen.
Am Vorderrand des Kopfes befinden sich vier paarweise liegende
Körper, welche unsere Aufmerksamkeit besonders verdienen (y). Die
beiden rückwärtigen lehnen sich an den Rand des großen seitlichen
Kopflappens an (Fig. 11), sind spitz oval, bei einem größten Durchmes-
ser von 0,005 mm und bei einer Breite von 0,00188 mm; die vorderen
kleineren sind kreisrund und sind im mittleren Kopflappen dem Vor-
derrande fast anliegend zu beiden Seiten des Mundes gestellt, alle vier
aber der dorsalen Fläche stark genähert. Jeder Körper ist mit schwar-
zen Punkten erfüllt, die besonders an den Rändern gehäuft stehen;
man wird in ihnen Augen sehen dürfen.
An einem Exemplare fielen mir elf hellgrüne, unregelmäßig ovale
und verschieden große Körper (Fig. 11 x) auf, welche zu je fünf und
sechs am vorderen Rande des Kopfes vertheilt waren. Sie lagen theils
dorsal, theils wie die hinteren größten ventral. Ihr vereinzeltes Auf-
treten berechtigt mich, in ihnen Fremdkörper, etwa eingedrungene
Algen zu sehen.
Der Nachweis, dass die bei von Sroxes und FernaLp erwähnten
Formen nicht zu Chaet. larus, sondern Chaet. brevispinosus gehören, ist
nicht schwer zu führen. Allerdings kann ich mich bezüglich FernaLp
nicht auf den Text berufen, denn seine Diagnose würde fast auf alle
Chaetonotiden passen, mit Ausnahme der Angabe von vier Längsbän-
dern, welche von Lupwıs herübergenommen ist, und der vier Augen,
welche die Einreihung dieser Form unter Chaet. larus unmöglich
machen, wie Frrnarn erfahren hätte, wenn er Lupwig’s Arbeit noch ge-
331] Die Gastrotrichen. 421
nauer benutzt hätte. Diese vier Augenflecke und die zwei Holzschnitte
FernaLv’s bestimmen mich meine Form und die in Frage stehende für
synonym zu erklären. Die Holzschnitte, welche, was die Umrisse an-
belangt, Original zu sein scheinen, zeigen die größte Ähnlichkeit mit
Chaet. brevispinosus, wozu noch kommt, dass die Stacheln sämmitlich kurz,
wie bei meiner Form, erscheinen, so dass kein Zweifel obwalten kann,
dass Fernaın diese Umrisse nach einem Exemplar von Chaet. brevispi-
nosus gezeichnet hat.
Die Form und Länge der Stacheln ist es auch, welche eben so wie
das nicht längsgestreifte Mundrohr, die Form von Srokzs hierher ver-
weist. Eine Bestätigung findet meine Ansicht in der Fig. 11 dieses
Autors, welche die Stacheln vollkommen übereinstimmend mit meinen
Angaben von Ühaet. brevispinosus wiedergieht.
Diagnose: Körpergedrungen, dorsalmitelfReihen von
runden kurzen, nach hinten etwas länger werdenden kräf-
tigen Stacheln besetzt. Kopfstachel und vordere Seiten-
stachelnur 0,00188 mm, Halsstachel 0,0025—0,0037 mm, längste
Stacheln am Rumpfe 0,00625 mm. Die zwei letzten Seiten-
stacheln vor der Schwanzgabel lJangundstark gekrümmt.
Stacheln von der Mitte kreisrunder, hinten eckig ausge-
sehnittener Schuppen entspringend.
Kopfdick, fast kreisrund, 0,02 mmbreit, schwachdrei-
lappig, allmählichineinen dicken Hals übergehend.
Ösophagus kurz, 0,0223 mm lang und 0,01125 mm dick;
ventraler Zwischenraum mitzarten Schuppen bedeckt.
Mundröhre gekörnt oder kurz gestreift.
Totallänge 0,095— 0,149 mm.
Habitat: Nordamerika, Ver. Staaten: Orono (Me), Trenton
(New Jersey); Österreich: Graz, in allen Tümpeln, Mai—
November.
Chaetonotus tabulatus L. C. Schmarda (Taf. XV, Fig. 9).
Ichthydium tabulatum, L. C. Scamarpa!; 1861, Nr. 14, I, 2, p. 8,
Taf. XVII, Fig. 149.
Ichthydium tabulatum, H. Lupwıc ?; 1875, Nr. 23, p. 220.
4) »Char.: Corpus oblongo ovale, antice attenuatum, postice largum, furca
brevis, dorsum tabulis hexagonis. Der vordere Theil des Körpers ist etwas schmä-
ler, der hintere breiter in einen kurzen Gabelschwanz geendet. An dem abgerun-
deten Kopfe sitzen acht feine Fühlfäden, von denen die zwei mittleren Paare kurz,
die zwei äußeren lang und geißelförmig sind. Der ganze Rücken ist mit kleinen
sechseckigen Zellen besetzt, die in ihrer Mitte eine kleine Erhöhung haben, auf
welcher sich eine kurze haarförmige Borste findet. Diese Täfelchen sind besonders
42 Carl Zelinka, : [3 ED)
am vorderen Theile sehr deutlich, der dadurch ein schuppenartiges Aussehen er-
hält. Die Flimmerhaare werden erst bei stärkerer Vergrößerung sichtbar. Länge
des Körpers 0,2 mm. Der Darm ist cylindrisch und hat in seinem vorderen Theile
zwei gerade kurze Stäbchen, wie Rudimente von Kiefern. In der Mitte des Körpers
sah ich bei einem Exemplare ein Ei. Im stehenden Wasser in der Nähe von Gali
im Caucathale.«
2) Giebt eine kurze Charakteristik nach ScHmArDA’S Angaben.
Diagnose: Körper vorn schmal, hinten breit; Rücken
und Seiten mit regelmäßigsechseckigen Schuppen bedeckt;
jede Schuppe trägt inihrem Centrum auf einer kleinen
Erhöhung eine kurze haarförmigeBorste. Auf dem abge-
rundeten Kopfe acht feine »Fühlfäden«.
Totallänge 0,2 mm.
Habitat: Südamerika: Caucathal(inder Nähe von Gali
imstehenden Wasser).
b) eine Anzahl Rückenstacheln ist auffallend verlängert.
Chaetonotus acanthophorus A. C. Stokes 1888 (Taf. XV, Fig. 11).
Chaetonotus acanthophorus, A. C. Storzs!; 1888, Nr. 35, p. 20,
Taf. I, Fig. 13, 44.
4) »La surface superieure de la tete et du cou et les bords lateraux du corps
sont ornes de courtes soies recourbees, tandis que la region dorsale proprement
dite porte quatre rangs d’epines recourbees, chaque Serie s’arquant en avant et
comprenant cing €Epines chacune avec une &Epine additionnelle de chaque cote du
corps, pres de la bifurcation posterieure. Les piquants sont finement et inegale-
ment fourchus et s’elevent sur une base &largie (fig. 44) de sorte que l’animal est
presqu’ entierement recouvert d’une armure formee par ces
' bases @largies. L’anneau oral n’est pas perle. Je n’ai pas vu
= l'oeuf. Le corps mesure 1/93, de pouce de longueur.«
R Holzschnitt I giebt die Anordnung der großen
A A
A A Stacheln an. |
R Diagnose: Kopf und Hals mit kurzen
R = ® _ Stacheln besetzt, am Rumpfe fünf Längs-
x reihen von je vier großen Stacheln mit klei-
a2 AU ‚neh Nebenspitze kurz vor der Hauptspitze;
r die Reihen alterniren so wenig, dass die
Stacheln gleichzeitig in sier nach vorn
AUER AR 3 3
ausgebogenen Querreihen erscheinen.
Der letzte Seitenstachel an der Basis
des Fußes groß. Alle Stacheln entspringen von erweiter-
ter Basis, so dass der Kopf fast ganz von diesen Basen be-
deckt ist.
Mundringnicht gestreift.
333] Die Gastrotrichen. 423
Totallänge 0,108 mm.
Habitat: Nordamerika, Ver. Staaten: Trenton (New
Jersey).
Chaetonotus spinulosus A. €. Stokes 1887 (Taf. XV, Fig. 2, 12).
Chaetonotus spinulosus, A. C. Srokes!; 1887, Nr. 35, p. 564, 565,
Taf. I, Fig. 2, 3.
4) »Corps long de !/37g de pouce. La surface cuticulaire est grossierement gra-
nuleuse et le dos porte ordinairement sept Epines inegalement fourchues, en deux
rangees transversales, la rangee anterieure compose&e de quatre Epines et la rangee
posterieure de trois. Quelquefois les &pines laterales de la rangee posterieure
manquent et la rangee anterieure n’en pr&sente que trois. Les bords lateraux du
corps sont munis de courtes soies coniques que j’ai constamment trouvees dans
tous les specimens que j’ai observe&s. L’oeuf a 1/50 de pouce de long et les extre-
mites ainsi qu’un cöteE sont he£risses de cils courts (fig. 3). L’embryon sort environ
trente heures apres que l’oeuf a et€ pondu, et, a peu pres trente heures plus tard,
on commencea voir dans le jeune Chaetonotus se former un oeuf ovarien dont le
noyau devient visible six heures apres. J’ai assiste A la ponte de l’oeuf et le parent
est mort ensuite.«
Die Vertheilung.der großen Stacheln wird aus den Holzschnitten
II und IIl klar werden.
Diagnose: Oberfläche grob granulirt; am Rücken zwei
Querreihen von un-
gleich gegabelten
langen Stacheln, ın | 2
der ersten, beiläu-
fig in der Mitte des
Körpersiicedegenen: And) 1 & 5 ron 2
Reihe drei bis vier,
in der hinteren ein
oder drei Stacheln.
Seiten mit kurzen
konischen Stacheln
bewaffnet. A A A A
Länge 0,0675 mm. Fig. I. Fig. ID.
Habitat: Nord-
amerika, Ver. Staaten: Trenton (New Jersey).
Chaetonotus enormis A. C. Stokes 1888 (Taf. XV, Fig: 16).
Chaetonotus enormis, A. C. Stores; 1888, Nr. 35, p. 19, Taf. I,
Fig. 12.
A) »Les surfaces superieure et laterale de la tete et du cou sont garnies de
courtes soies recourbees qui s’etendent aussi tout le long des bords latero-ventraux
494 Carl Zelinka, [334
du corps. Les parties centrale et posterieure de la region dorsale portent treize
longues &pines dirigees en arriere, mais peu recourbees. Elles s’elevent directe-
ment de la surface cuticulaire par une base &largie, sans l’intermediaire d’Ecailles,
et s’effilent vers leur extr&mite, ou elles sont inegalement bifurquees. Elles sont
disposees comme le montre la figure 42: trois Epines dans la premiere rangee trans-
versale, anterieure, quatre dans le suivante, deux largement espacees, dans la troi-
sieme, trois dans la quatrieme, la cinquieme n’a qu’une €pine plac&e au centre.
De chaque cöte, posterieurement, sont deux longues &pines paraissant appartenir
a la serie des petites epines qui frangent les bords du corps. L’animal mesure 1/399
de pouce de long.«
Bezüglich Stachelvertheilung am
j 4 Hinterende siehe beistehendes Schema.
A A A Diagnose: Kopf, Hals und Sei-
A A A A ten mit kurzen Stacheln ver-
A A sehen; mittlerer und hinterer
Theil des Rückens mit I3 langen,
N u N ungleich gegabelten Stacheln,
davon in der ersten Querreihe
drei, in der zweiten vier, in der
dritten zwei, in.der viertendrei;
darauf folgt noch ein medianer
Stachel. Die zwei letzten Seitenstacheln lang und un-
gleich gegabelt.
Totallänge 0,0847 mm.
Habitat: Nordamerika, Ver. Staaten: Trenton (New
Jersey).
A
Fig. IV.
Chaetonotus longispinosus A. C. Stokes 1887 (Taf. XV, Fig. 3).
Chaetonotus longispinosus, A. GC. Stokes!; 1887, Nr. 35, p. 565,
Taf. I, Fig. 8—10.
4) »Les Epines, inegalement fourchues, varient en nombre de quatre A huit, ce
dernier nombre e&tant le plus commun. Elles ont presque la moitie de la longueur
du corps de l’animal, et s’elevent de la rezion centrale du dos en deux rangees
transversales, ordinairement de quatre Epines chacune; elles sont arqudes en des-
sus et en arriere (fig. 8) jusque pres ou au dela des extr&mites des branches cau-
dales, celles qui forment la serie posterieure &tant
A la plus longue. Au devant de la rangee anterieure,
la surface est garnie de quelques soies recourbees,
comme le montre la figure 9, et les bords du corps
sont franges de grosses soies raides. Les Epines
dorsales sont toujours sur deux rang6&es, mais leur
= © a A nombre varıe de quatre a trois dans une rangee et
Fig. V. a cing dans l’autre. Le corps & 1/34; de pouce de
long. Je n’ai pas observ& l’oeuf.«
Die Vertheilung der langen Stacheln ist im Holzschn. V schematisirt.
335] Die Gastrotrichen. 423
Diagnose: Hals mit kurzen Stacheln besetzt; in der
Mitte des Körpers zwei Querreihen von vierbisachtsehr
langen starken, ungleich gegabelten Stacheln, meist vier
Stacheln in jeder Reihe (doch kommen auch Individuen
mit drei Stacheln in der einen und fünfin der anderen
vor); dieder hinteren Reihe reichen bis zu denoderüber
die Schwanzspitzen.
Totallänge: 0,0736 mm.
Habitat: Nordamerika, Ver. Staaten: Trenton (New
Jersey).
Chaetonotus macrochaetus mihi 1889 (Taf. XIV, Fig. 7—10).
Im Juni 1888 wurde diese Species zahlreich zugleich mit Chaet.
hystrise Metschn. und masximus Ehrb. zwischen Characeen gefunden,
welche ich dem großen Bassin des aufgelassenen Joaneumsgartens ent-
nommen hatte; heuer gelang es mir nicht, sie in anderen stehenden
Gewässern anzutreffen. In raschem Zuge schwammen die Thierchen
‘ munter umher und schienen einige Wochen in ungeheurer Zahl vor-
handen zu sein. Im Herbste hingegen konnte ich aus demselben Bassin
kein einziges Individuum entdecken.
An Größe kommt es einigermaßen dem Chaet. larus O. F. Müll.
nahe, mit welchem es überhaupt große Ähnlichkeit zu besitzen scheint.
Ich will daher nur die Unterscheidungsmerkmale hervorheben.
Gleich Chaet. hystrix, persetosus etc. ist jeder Rückenstachel mit
einer ziemlich großen Nebenspitze zu Beginn des obersten Drittels der
Stachellänge versehen (Fig. 9), welche selbst als deutlicher Dorn vom
Hauptstachel absteht. In dem Winkel zwischen beiden ist eine glas-
helle Membran ausgespannt, welche sie verbindet.
Alle Rückenstacheln sind merklich länger als bei den nächsten
Verwandten, da schon die Kopfstacheln 0,0088 mm messen, denen die
Halsstacheln gleich kommen, während die längsten Rückenstacheln am
Rumpfe 0,0213 mm messen.
Die Seitenstacheln erscheinen zarter und nennen vom Kopf
nach hinten von 0,0062 mm bis 0,0125 mm allmählich zu. Mit diesen
Seitenstacheln zählt man überall neun Längsreihen im dorsalen
Anblicke.
Am Rumpfe werden die Rückenstacheln der sieben oberen Reihen
plötzlich so ungemein lang, wie oben angegeben wurde. Die mediane
Reihe zählt vier, die nächste ebenfalls vier, aber alternirend nach vorn
verschoben, die dritte Reihe nur drei Stacheln, welche den drei ersten
496 Carl Zelinka, [336
der medianen Reihe gleichgestellt sind, die vierte Reihe hat abermals
vier, zur zweiten Reihe gleichgestellte Stacheln. Das Schema der gro-
ßen Stacheln ist nebenstehendes.
T 6 Die letzten zwei Seitenstacheln, welche
ziemlich nahe an einander stehen, sind eben-
> = = 2 falls lang, kräftig, sehr stark gekrümmt und mit
= = 2 Nebenspitzen versehen.
z = = Aa Jeder Stachel nimmt seinen Ursprung von
A A A einer Schuppe, welche alle gleich geformt sind;
A A A A man könnte diese Schuppen pflugscharförmig
A A A nennen (Fig. 9). Sie liegen im hinteren Körper-
A A A A theile weit aus einander, so dass sich nur die
A seitlich schmalen Flügel berühren und zusam-
Fig. VI. men die Spitze der hinter ihnen liegenden
Schuppe bedecken (Fig. 10). Zwischen ihnen
sieht man die unbedeckte Haut. Jede Schuppe hat drei, im hinteren
Theile zusammenlaufende Firste, aus deren Vereinigungspunkt der
Stachel entspringt; hinter dem Stachel ist noch ein schmaler Rand
vorhanden. Eine Schuppe der großen Stacheln ist 0,0125 mm lang
und 0,0088 mm breit. Ihre Flügel weichen in sehr stumpfem Winkel
seitlich aus einander im Unterschiede von Chaet. larus, dessen Schuppen
(Taf. XV, Fig. 5) nach Lupwıs nach hinten gerichtete Flügel haben und
daher eine tiefe parabolische Einziehung erleiden. Ich brauche wohl
nicht erst auch darauf hinzuweisen, dass Ohael. larus keine Nebendor-
nen auf seinen Stacheln trägt.
Der Ösophagus ist 0,032 mm lang.
Ein eigenthümliches Aussehen, welches ich auf der von Goss£ ge-
gebenen Abbildung von Chaet. larus wiedergegeben finde, zeigt diese
' Form in seinen vorderen Partien. Die hier dichter liegenden Schuppen
lassen das Bild rhombisch sich kreuzender Linien erscheinen (Fig. 7, 8).
Es scheint mir zweifellos, dass Goss£ eine ähnliche Form, wie die vor-
liegende, oder vielleicht dieselbe mit seinem Chaet. larus vermengt hat
und seine Zeichnung danach anfertigte, wie er auch sagt, dass der
Charakter der längeren Rückenstacheln bisweilen außerordentlich stark
ausgeprägt gewesen sei.
Der ventrale Zwischenraum trägt rundliche alternirende zarte
Schuppen, deren hinterer Rand stärker verdickt ist als der vordere.
Die Rückensinneshaare sitzen auf eigens eingerichteten Schuppen, wel-
che zwei schräge, hinten aus einander weichende Schutzwände tragen,
zwischen welchen das Sinneshaar entspringt (Fig. 10 a).
Diagnose: Ähnlich Chaet. larus neun Reihen Rücken-
337] Die Gastrotrichen. 497
stacheln inelusive Seitenstacheln. Kopfstachel 0,0088 mm
lang; die Stacheln der sieben mittleren Reihen am Rumpfe
stark verlängert, 0,0213 mm lang. Jeder dorsale Stachel
mit Nebenspitze im letzten Drittel. Die Stachel ent-
springen vom hinteren Theile pflugscharförmiger gro-
Ber Schuppen.
Ösophagus 0,032 mm lang.
Ventraler Zwischenraum mit rundlichen Schuppen.
Totallänge 0,077—0| mm.
Habitat: Österreich: Graz, Bassin des Joanneumgar-
tens. Juni.
Chaetonotus persetosus mihi 1889 (Taf. XIV, Fig. 1—6).
Eine kleine 0,0775—0,081 mm lange zierliche Form, welche ich
im Monat Mai 1889 recht häufig zwischen Wasserlinsen in einem
Tümpel in Unterandritz bei Graz fand. Der gewaltige Stachelbesatz des
hinteren Körpertheiles fällt dem Beschauer sofort auf, namentlich wenn
das Thier sich auf die Seite legt (Fig. 2) und dadurch der Längen-
_ unterschied zwischen den vorderen und hinteren Stacheln ins rechte
Licht gerückt wird.
Der Kopf ist rundlich und besitzt zwei schwache Einziehungen
auf jeder Seite, wodurch fünf kaum merkliche Lappen entstehen; seine
größte Breite liegt in den hinteren Lappen und beträgt konstant
0,0138 mm.
Allmählich schnürt sich die Halsregion hinter dem Kopfe ein bis
zu einer geringsten Breite von 0,0425 mm.
Der Rumpf ist schlanker als der Kopf, auch wenn er ein ziemlich
großes Ei trägt. Die Schwanzgabel ist ohne besondere Eigenschaften,
in toto 0,0125 mm lang, wovon 0,0075 für den Endtheil entfallen.
Der Ösophagus ist kurz, nur 0,0225—0,025 mm lang und in sei-
ner Mitte stark eingeschnürt. Der Mundring ist niedrig, daher die
Längsstreifen sehr kurz erscheinen. Die Mundborsten scheinen zu
fehlen.
Am Kopf und am Halse zählt man neun Längsreihen alternirender
Stacheln, inclusive der Seitenstacheln. Die Seiten- und Rückenstacheln
sind an dieser Körperregion sehr klein und erreichen nur 0,0025 mm
Länge, nach hinten nehmen die Seitenstacheln allmählich an Größe zu,
bis sie 0,00375—0,00625 mm lang werden. In dieser Größe besetzen sie
den seitlichen Rand des Körpers bis zu einer bestimmten Grenze, wel-
che sie in je zwei in der Nähe des Hinterendes stehenden ziemlich weit
von einander entfernten großen Seitenstacheln finden. Die Rücken-
Arbeiten a. d zool. Inst. zu Graz. III. 33
438 Carl Zelinka, [338
stacheln werden hinter der Körpermitte plötzlich sehr lang und stark
und zwar nehmen nur die fünf mittleren Längsreihen daran Theil, wäh-
rend die zwei äußersten Stachelreihen des Rückens in gewöhnlicher
Größe weiterziehen. Den Übergang zu den drei mittleren Stachelreihen
vermitteln etwa halb so lange Stacheln. In der mittleren Längsreihe
stehen vier lange Stacheln in ziemlich gleichen Entfernungen, von
denen der erste der längste ist und 0,0125—0,01875 mm misst, wäh-
rend die übrigen dieser und der anderen vier Reihen 0,015 mm an
Länge erreichen. In der nächst anschließenden Reihe findet man drei
Stacheln, deren Stellung aber eine bemerkenswerthe ist, indem die
zwei ersten davon meist so stehen, dass sie beide zwischen dem ersten
und zweiten der mittleren Reihe zu stehen kommen, während der letzte
zwischen dem dritten und vierten der mittleren Reihe entspringt; da-
durch entsteht eine bemerkenswerthe Lücke in dieser Reihe zwischen
dem dritten und vierten Stachel; die äußerste Reihe besitzt ebenfalls
drei Stacheln, die mit dem ersten,
) } zweiten und dritten der mittleren
| A Reihe gleich gestellt sind. Das
R RN N K Schema der Vertheilung der gro-
h 3 Ä R £ „ Pen Stacheln wäre folgendes. (Im
K W A a, Holzschnitte VII sind die ersten
zwei, im Holzschnitte VIII die
E fe 2 = = ° ersten drei Stacheln, welche nur
a; = Übergangstacheln sind, zu groß
Ä 3 : m 7 © ausgefallen.)
= = = r In seitlicher Stellung zählt
A E man am Rumpfe von den äußer-
ze. NIT: NIE sten großen Stacheln bis zum
Flimmerband noch fünf Reihen
kleiner Stacheln, indem unter den Seitenstacheln noch drei Stachel-
reihen sich einschieben.
Sämmtliche Stacheln entspringen von Schuppen ganz bestimmter
Form, die etwas Ähnlichkeit mit denen von O%aet. hystrisc Metschn.
haben, es ist jedoch die vordere mediane Platte kräftiger und die seit-
lichen Flügel treten an Größe zurück (Fig. 4). Die vordere Platte ist an
einem 0,015 mm langen Stachel 0,005 mm lang. Der Stachel ist immer
dreikantig und entspringt von der hinteren Grenze der Schuppe.
Jeder Stachel hat kurz vor der Spitze eine kleine Neben-
spitze.
Die die hinteren Tasthaare tragenden Schuppen liegen neben dem
hintersten medianen Stachel und besitzen zwei vorn zusammenstoßende,
339] Die Gastrotrichen. 429
nach hinten höher werdende, Schutzwände; ihre Umrisse sind von
denen der übrigen Schuppen nicht verschieden.
Die Unterseite besitzt zwischen den Flimmerbändern eine eigen-
thümliche Panzerung, welche auf den ersten Anblick den Eindruck
rhombischer Schuppen macht (Fig. 5), stärkere Vergrößerung zeigt alter-
nirende Reihen von länglichen sechseckigen Schuppen; es wechseln
immer zwei große mit einer großen und zwei kleinen Schuppen ab. Am
hinteren Ende wird diese Panzerung durch zwei lange rechteckige
Platten abgeschlossen (y), die eine Borste tragen; vor diesen liegen noch
zwei ovale blattförmige Schüppchen mit je einem zarten Stachel (x).
Der Kopf zeigt die gewöhnliche Vertheilung der Sinneshaare. Von
dem vordersten der ventralen Büschel steht eine einzige Flimmer meist
gerade ausgestreckt nach vorn.
Die Flimmerbänder sind vorn verbunden.
Das Hinterende weicht etwas von der bekannten Struktur ab. Vor
Allem ist der Basaltheil des Fußes durch eine deutliche Querlinie, dem
Ausdruck der Grenze der verdickten Oberhaut, vom Körper abgetrennt.
Auf diesem verdickten Hauttheile, der vorn von den drei Schuppen
‘ der Tasthaare und des letzten großen Stachels, seitlich von den hin-
teren großen Seitenstacheln umgrenzt wird, liegt eine Anzahl schmaler
langer Schuppen (Fig. 6), welche jede in der Mitte einen Kiel, offenbar
eine liegende Borste oder eine Leiste, besitzt. Die vier mittleren dieser
dachschindelförmigen Platten stehen derart, dass sie ein gleichschenke-
liges Dreieck mit einspringender Basis formiren; links und rechts von
den Schenkeln liegt noch eine gleich große Platte, kleinere schließen
sich am Hinterrande an.
Diagnose: Kopf schwach fünflappig, 0,01375 mm breit;
‘Hals allmählich eingeschnürt, 0,0125 mm breit. Mit neun
Reihenalternirender Stacheln, welche am Kopfe und Hals
0,0025 mm lang sind. Hinter der Körpermitte werden die
Stacheln der fünf mittleren Reihen 0,015—0,01875 mm lang.
Die mediane Reihe hat vier, die beiden seitlichen Reihen
haben je drei Stacheln in bestimmter Stellung. Seiten-
stacheln vorn 0,0025, hinten 0,00375—0,00625 mm lang. Die
zwei letzten Seitenstacheln fast so groß wie die langen
Rückenstacheln.
Ventraler Zwischenraum mit sechseckigen Schuppen
bedeckt; Ösophagus 0,0225 mm. Mundröhre kurz, längsge-
streift.
Totallänge 0,0775—0,08125 mm.
Habitat: Österreich: Unterandritzbei Graz. Mai.
28*
430 Carl Zelinka, [340
Chaetonotus larus Fr. Müller 1784 (Taf. XV, Fig. 5).
Chaetonotus larus, C. G. Eurenberc!; 41838, Nr. 1, p. 390,
Taf. XLII, Fig. IV.
Chaetonotuslarus, F. Dusarpın ?; 1841; Nr.3,p.570, Taf. XVIIL, Fig. 7,1.
Chaetonotus larus, P. H. Gosse °; 1851, Nr. 6, p. 198.
Chaetonotus larus, M. Perry; 1852, Nr. 7, p. 47
Chaetonotus larus, M. ScuuLtze>; 1853, Nr. 9, p. 246, 247.
Chaetonotus larus, J. F. Weisse; 185% und 1863, Nr. 9a, p. 380;
Nr. 9b, p. 244.
Chaetonotus larus, A. Prırcnarp”; 1861, Nr. 15, p. 662, Taf. XXV,
Fig. 357, 358.
Chaetonotus larus, P. H. Gossz®; 1864, Nr. 18, p. 393, 394, Taf. I,
Chaetonotus maximus, larus, brevis, E. METScHnIKoFF ; 1865, Nr. 19,
p- #51.
Ichthydium larus, H. Lupwıe 1%; 41875, Nr.23, p.194— 214, Taf. XIV,
Fig. 6—29.
Chaetonotus larus, ©. A. Grımm!!; 1877, Nr. 2%a, p. 115.
Ichthydium larus, H. Lupwig !?; 1886, Nr. 32, p. 821.
4) »Corpore elongato, sub apice turgido, obtuse triangulo leviter constricto,
dorsi setis posterioribus longioribus. Aufenthalt: Danzig?, Kopenhagen!, Straß-
burg?, Linz?, Landshut!, Berlin!. Dieseshäufige, und über Europa weit verbreitete
Thierchen ist wahrscheinlich von früheren Beobachtern mit Ichthydium verwech-
selt worden, da die Borsten bei geringen Vergrößerungen nicht erkannt werden.«
Es folgt eine geschichtliche Darlegung über die Angaben der Autoren vor EHREN-
BERG, welche daselbst nachgelesen werden mag. Sodann fährt der Autor fort: »Das
Thierchen lebt im freien schlammigen Gewässer der Gräben, kriecht beweglich,
schwimmt selten, kann aber seine Borsten spreitzen und anlegen. Ich sah es 1826,
1827, 4828, 4830, 1834 im Sommer, am 23. Juni 4832 und A. Juni 1837 bei Berlin,
auch 1830 schon Indigo aufnehmen. Ich habe immer nur ein entwickelt großes
Ei gesehen und eiertragende Individuen waren nach hinten dicker, eierlose hatten
den Kopf dicker als den Leib. Das Ei hatte etwa !/, der ganzen Körperlänge. Den
Mund schien mir eine Röhre von acht Zähnchen auszukleiden. Pankreatische Drü-
sen blieben unklar. Die in Längsreihen angeordnete Behaarung störte die Durch-
sichtigkeit. Größe 1/go—!/ıg Linie beobachtet.«
2) »Corps allonge, renfl& au milieu, un peu enele, en maniere de cou au-
dessous du quart anterieur qui est arrondi comme une tete, long de 0,10, 0,41;
herisse en dessus de longs cils non vibratiles. J’ai observ& frequemment cet ani-
mal dans les vases ou je conservais depuis plusieurs mois ou m&me depuis plu-
sieurs annees de l’eau de Seine ou de l’eau de marais avec des herbes aquatiques.
Quand on le voit de profil, on reconnait bien que son dos est couvert d’asperites
entre lesquelles sortent de longs eils droits. M. EHRENBERG caracterise cette espece
par la plus grand longueur de ses soies dorsales posterieures; il lui attribue un
oeuf aussi long que le tiers du corps.«
3) Wird nur der Name angeführt.
341] Die Gastrotrichen. 431.
4) »Gemein in Sumpfwässern. Bern, Januar bis September; Solothurn, Juli,
Leukerbad, August; Handeck, August; Monte Bigorio bei Lugano, August; Torf-
moor von Gonten in Appenzell, August. In einem Feuerteich bei St. Gallen unter
Lemna, August; Zürich im See, August (auch bei München, März, Juni 41830 beob-
achtet). Die Behaarung wechselt ungemein, bald ist er sehr zottig, zugleich mit ge-
waltigen Zangen versehen, bald wieder fast glatt mit kleineren Zangen, dann sehr
ähnlich dem Ichthydium podura. Es frägt sich noch, ob nicht Chaet. masximus, larus
und brevis nur verschiedene Entwicklungsstufen seien.« ;
5) »EHRENBERG beschrieb den Chaetonotus maximus zuerst als besondere Spe-
cies. Ob dieselbe mit Chaet. larus zusammenzufassen, wie man vermuthen dürfte
und Perry es auch als offene Frage ausspricht, kann ich nicht entscheiden, da ich
letztere Art nicht ausreichend beobachtet habe.«c Anmerk.: »Der wesentlichste
Unterschied beider Arten scheint mir in der Größe zu liegen. Doch giebt Earsx-
BERG als geringste Länge erwachsener Exemplare von Chaet.maximus und als höchste
für Chaet. larus gleichermaßen 1/jg'” an.«
6) Das Vorkommen in Petersburg wird konstatirt.
7) Text fast wörtlich nach EurEnBERG übersetzt. Figuren sind nur Kopien der
EurEnNBERG’Schen Fig. IV, 4, 2, Taf. XLIII. Keine eigenen Beobachtungen. .
8) »Ist die am häufigsten beobachtete Species aus der ganzen Famile; sehr
häufig zwischen Conferven und anderen Wasserj flanzen gefunden. Sie ist im Ver-
gleiche mit anderen von mäßigen Dimensionen, }/goo bis /goo Zoll lang. Ihr Körper
. ist nicht ganz viermal so lang als breit; der Kopf ist rundlich oder schwach drei-
eckig und geht unmerklich in den dicken Hals über, welcher ihn von dem an-
schwellenden Abdomen trennt. Das Hinterende ist tief gegabelt, die zwei diver-
girenden Zehen laufen in ein bisweilen stumpfes Ende aus. Enrengerg unterscheidet
diese Art darin, dass die Haare auf dem hinteren Theile des Rückens länger als
auf dem vorderen sind. In dieser Unterscheidung stimme ich mit ihm übereip;
die Species, welche ich gesehen habe, besitzt diesen Charakter scharf, bisweilen
außerordentlich ausgedrückt. Es sind wenig solcher langen Haare; sie springen
aus dem dichten Fell von kurzen Haaren, welche den ganzen Körper und am dich-
testen rückwärts bedecken, hervor. Wahrscheinlich ist es dies, auf was sich Du-
JARrDIN bezieht, wenn er bemerkt, »wenn wir es im Profil sehen, erkennen wir, dass
der Rücken mit Rauhigkeiten bedeckt ist, zwischen welchen die langen geraden
Haare hervorspringen« (Hist. natur. p. 570). Niemand hat, so viel ich weiß, einen
sonderbaren Umstand bemerkt, dass nämlich die Seiten des Kopfes mit einigen sehr
langen feinen Haaren versehen sind, welche seitlich hervorstehen und divergirend
sich leicht nach vorwärts krümmen, ähnlich den Schnurrborsten einer Katze. Ich
sah dieses Thier sich häufig biegen und plötzlich gerade strecken, die Zehen ein-
ander nähern, und zwar von einander unabhängig, mit einer Bewegung, welche
von einer gewöhnlichen Cilienbewegung sehr verschieden war. Auf jeder Seite des.
Kopfes wird ein starker Cilienstrom erzeugt, durch welchen schwimmende Körper-
chen gegen den Kopf getrieben und dann plötzlich die Hälfte des Körpers abwärts
gestoßen werden. Kräftige Cilienströme sind der unteren Fläche des Halses ent-
lang zu sehen. Ich bin nicht oft im Stande gewesen, diese Ströme auf zwei Bän-
der zurückzuführen, obgleich die letzteren gelegentlich nabe bis zum Grunde der
hinteren Spalte und dann plötzlich sich aufwärts wendend und die Seiten entlang
vorwärts laufend aufgefunden werden. Der Mund erscheint mir oval, klein, leicht
vorstreckbar; EHRENBERG beschreibt ihn als eine mit acht Zähnen versehene Röhre.
Er führt in einen Pharynx von sehr dicken durchsichtigen Wänden und einer sehr
432 Carl Zelinka, [342
engen Durchbohrung, welcher in 1/3; der Totallänge des Thieres in einen geraden
Darm von gleichem Durchmesser wie der Pharynx führt. Dieser ist, wie ich gesehen
habe, im Allgemeinen farblos, mit unregelmäßigen klaren Massen angefüllt und
endet beträchtlich über der Schwanzgabel an einer gekrümmten queren Linie.
Diese Linie ist zweifellos die Außenlinie des geschwollenen krummen Rückens und
bezeichnet die Stelle der Kloake, welche, wie häufig der Fall, nur im Augenblick
der Funktion sichtbar ist.« »Ich habe das Reproduktionssystem im unthätigen Zu-
stande gesehen, nur als helles, lichturechendes Organ von großem Umfange und
unregelmäßiger Form, welches in der Abdominalhöhle lag und sich gelegentlich
bis zum Halse nach vorn erstreckte. In einem Falle bin ich ziemlich sicher, dass
ich in einem Theile seiner Länge ein gewundenes Wassergefäß gesehen habe, wel-
ches an einer Seite hinablief (Fig. 3). Die Bewegungen dieses kleinen Thieres sind
sanftund voll Anmuth, e'ne Art Gleiten oder Kriechen über die Wasserpflanzen, selten
ein Schwimmen. Einmal sah ich ein Paramaecium uhgeschickt an einen ahnungs-
losen Chaetonotus herankommen, worauf dieser sogleich seine Geschwindigkeit ver-
doppelte, als ob er erschreckt wäre, bald aber seinen Gleichmuth wiedergewann.«
9) Siehe Chaet. maximus 4).
40) »Der Rücken des Thieres ist mit Stacheln besetzt, welche auf dem vorderen
Theile der Rückenoberfläche weit kleiner sind als auf dem mittleren und hinteren
Theile, woselbst sie eine im Vergleiche zur Größe des Thieres selbst mächtige Ent-
wicklung erreichen.« Die Länge der erwachsenen und geschlechtsreifen Thiere
wird mit 0,0937—0,15 mm (incl. Schwanzspitzen) angegeben, die der jüngeren,
eben aus dem Eie geschlüpften mit 0,07 mm. Die Rückenstacheln fehlen auf der
Bauchseite, auf den Schwanzspitzen und auf der Stirnkappe. Auf dem vorderen
Dritttheil des Thieres sind die Rückenstacheln nur ein Viertel so groß, wie am mitt-
leren und hinteren Körperdrittel. Die Stacheln stehen in ungefähr neun alterniren-
den Längsreihen (Quineunxstellung). Jeder Stachel ist aus einer Basalplatte und
einem eigentlichen Stachel zusammengesetzt. Die Basalplatte ist vorn abgerundet
und läuft nach hinten in zwei divergirende Fortsätze aus. An den großen Stacheln
ist sie 0,008 mm lang. Von ihr erhebt sich mit breiter dreistrahliger Wurzel der
eigentliche dreikantige Stachel, welcher nach oben und hinten gekrümmt ist und
spitz ausläuft. Die längsten Stacheln maßen 0,047 mm; Schwankungen bis zu
0,04 mm kommen vor. Die vorderen kleineren Stacheln stehen dichter. In jeder
Längsreihe sind neun kleine vordere und sechs bis sieben große hintere Sta-
cheln. Die Cilienbänder werden von Lunwıe als in der Vierzahl vorhanden ge-
schildert. Am hinteren Theile der Bauchfläche werden einige wenige kleine Bor-
sten beschrieben. Der Basaltheil des Schwanzes ist 0,006 mm, der Endtheil 0,0096
bis 0,0442 mm. Der Endtheil ist leicht gebogen, schlank cylindrisch, an beiden
Enden etwas angeschwollen, und quer abgestutzt. Auf jeder Kopfseite stehen zwei
Büschel von Haaren, vielleicht Tasthaare, von welchen das eine in der Höhe des
oberen Randes der Stirnkappe über dem Munde, das andere darunter und etwas
nach hinten gerückt ist. Der Mundring hat einen Besatz von vertikalen Leisten.«
Im systematischen Theile heißt es: »Ichthydium larus O. Fr. Müller —= Chaetonotus
larus Ehrenberg. Die hinteren Rückenstachel größer als die vorderen, aus einer
nach hinten gegabelten Basalplatte und einem dreikantigen Stachel bestehend.
Größe der Thiere 0,09—0,15 mm.«
44) Das Vorkommen in Libau wird konstatirt.
12) »Ichth. larus Müll. (Fig. 777), die hinteren Rückenstachel größer als die
vorderen, sämmtliche sind dreikantigund ohne Nebenspitzen, Länge 0,09—0,45 mm.
Häufig. Das abgelegte längliche Winterei ist 0,043 mm lang.
343] - Die Gastrotrichen. 433
Die Speciesbeschreibung EHrENBERE’S verursachte den späteren Zoo-
logen große Schwierigkeiten für die Wiedererkennung. Es ist zweifel-
los, dass EurengerG verschiedene Formen, deren Haare hinten länger
erschienen, ohne weitere Unterscheidung hierher bezog. Wir kennen
wenigstens jetzt außer Chaet. larus noch Chaet. spinifer Stokes, Chaet.
macrochaetus mihi, hysitrix Metschn., bei welcher die hinteren Rücken-
stacheln bedeutend länger sind, als die vorderen, und deren Körper-
längen innerhalb der von EnrENBERG für /arus angegebenen Dimen-
sionen 0,03638—0,1213 mm liegen. Auch Gosse dürfte diese jetzt
leicht zu unterscheidende und die langstacheligen Formen Sroxzs’
anter dem Namen larus zusammengefasst haben, wenigstens drängt
sich uns. dieser Gedanke unwillkürlich auf, wenn man seine Beschrei-
bung der Rückenstacheln liest. Perry, der bald zottige Thiere mit
großen Zangen, bald fast glatte mit kleineren Zangen beobachtete, kam
desshalb auf die Vermuthung, alle drei Eurengerg’schen Chaetonotus-
Arten als verschiedene Entwicklungsstufen einer Form ansehen zu
dürfen. Die gleiche Unsicherheit bezüglich der Speciesbestimmung
befiel M. Scaurtze und E. Merschnikorr. Letzterer erklärte kurzweg
alle drei Formen für identisch und fasste sie unter dem Namen larus
zusammen. Erst Lupwıc löste die Verwirrung, da er eine Form gefun-
den hatte, auf welche am besten von allen diesbezüglich in Frage kom-
menden Thieren die Eurengerg’sche Diagnose passt. Zugleich gab er
zuerst von Allen, welche Chaet. larus gesehen haben wollten, eine so
genaue Beschreibung desselben, dass wir ihm für die an Stelle eines
Sammelraumes für ungenügend bestimmte Chaetonotusarten gesetzte
wohl umgrenzte Speciesdiagnose zu Dank verpflichtet sein müssen.
Leider wurde dieselbe von den beiden amerikanischen Naturhistorikern
FernaLD und Stoxss, welche beide Lunwie’s Arbeit kannten und citirten,
übersehen oder flüchtig gelesen, so dass beide von larus grundver-
schiedene kurzstachelige Thiere als Chaet. larus ausgaben. Die Länge
von 0,0937—0,15 mm nach Lupwic lässt sich mit den Angaben Enren-
BERG’S vereinen; mit ihr stimmen auch die Maße Gosse’s und Dusardın’s
überein. Gossz bezeichnet die Länge des Körpers mit 0,0635— 0127 mm,
Dusarnın mit 0,1—0,11 mm. Gosse zeichnet am Vorderende des Thieres
ein Netzwerk von sich kreuzenden, regelmäßigen Linien, was sich auf
die durch die Schuppen hervorgebrachte Zeichnung zurückführen lässt.
Endlich stimmen Enrenpere’s, Gosse’s und Lupwie’s Angaben über die
Kopfform völlig überein. Wenn man aber auch mit Rücksicht auf die
verschwommenen Angaben EnrEngBERG’s von der Kopfform absieht, so
bleiben doch genügend Anhaltspunkte übrig, um diese Species hin-
reichend zu kennzeichnen. Die Vermuthung, dass diese Form vielleicht
434 . Carl Zelinka, [344
eben so wie alle übrigen bis nun bekannten Species mit besonders ver-
längerten hinteren Stacheln eine Nebenspitze an jedem Stachel trüge,
glaube ich nicht hegen zu dürfen, da Lupwıc in Fig. 12 und 13 einen
Stachel in so bedeutender Vergrößerung abbildete, dass ihm eine
Nebenspitze unmöglich entgangen sein könnte; auch wird von ihm im
Texte nie einer solchen Erwähnung gethan.
Diagnose: Rücken- und Seitenfläche mit einfachen
dreikantigen Stacheln bedeckt, welche auf dem vorderen
Dritttheil nur !/;, so groß sind alsaufdemmittleren und
hinteren Körperdrittel und welche am vorderenDrittel
in neun, am mittleren und hinteren Drittel des Körpers
in sieben Längsreihen stehen. In jeder Längsreihe 15 bis
16 Stacheln, davon sechs bis sieben große. Größte Sta-
cheln 0,010—0,017 mm lang. Schuppen der größten Stacheln
0,008 mm lang, hinten tief parabolisch ausgeschnitten,
vorn abgerundet. Der Stachel entspringt am Hinterrande
der Schuppe. Kopf schwach rundlich dreieckig ange-
schwollen. Hals wenig eingeschnürt. Zwischen denFlim-
merbändern an der Bauchseite nur in der Umgebung des
Aftersundaufdem »Basalstück« derSchwanzspitzeneinige
kleine Borsten. Mundröhre längsgerippt.
Länge 0,09—0,15 mm.
Habitat: In Deutschland, England, Schweiz überall
häufig zwischen Wasserpflanzen; Frankreich: in der
Seine undin Sumpfwasser; Dänemark: Kopenhagen.
Chaetonotus spinifer A. €. Stokes 1887 (Taf. XV, Fig. 23 a—e).
Chaetonotus spinifer, A. C. Stoxes!; 1887, Nr. 35, p. 562, 563,
Taf. II, Fig. 23—27.
4) »Parmi les Lemma et les Riccia d’un marais peu profond, j’ai trouve plu-
sieurs specimens d’un Cheetonotus bien arme, mesurant environ 1/39 de pouce de
longueur et ayant les surfaces laterales et dorsale couvertes d’Ecailles arrondies ct
imbriquees dont le bord libre etait dirige en avant comme chez les Chaet. loricatus
et Chaet. rhomboides. Sur chaque Ecaille s’eleve une forte Epine recourb&e dont l’ex-
tremite distale est finement etinegalement fourchue, la base Elargie et Epaissie. Cette
disposition est representee dans la Fig. 27 (Pl. II). Les epines ne partent pas du
centre des &cailles, mais du voisinage de la partie posterieure et entre les bords
des &cailles contigues de chaque cöte. La bifuration, ici comme sur l’autres appen-
dices de ce genre, peutetre decrite comme un petit eperon ajoute a l’Epine courbe
simple. Elle peut facilement passer inapercue. Les €pines sont plus grandes et
plus fortes dans le dos, decroissant graduellement sur le cou et la tete, et rapide-
ment sur les parties posterieures tandis qu’en travers de la surface dorsale, imme-
diatement au dessous de la fourche caudale, est une serie suppl&mentaire de quatre
345] Die Gastrotrichen. 435
piquants plus longs et plus forts que tous ceux des autres parties du corps. L’anneau
oral est fortement perle. Les cils adoraux externes forment une touffe, continuee
de chaque cötE sur la surface ventrale par une serie de cils comme diss&mines.
L’espace entre les bandes ciliaires ventrales est lisse et nu, excepte pres de l’extre-
mite posterieure ou sont cing soies disposees comme le montre la Fig. 23 (Pl. Il), les
deux dernieres (posierieures) &lant obscur&ment fourchues ; les autres sont simples,
L’oesophage presente, sur la partie posterieure de deux des bords internes, un
Epaisissement formant comme deux accolades opposees (Fig. 24) dont les pointes
eentrales sont longues, acuminees, atteignant presque la paroi externe, tandis que
les extr&emites posterieures s’allongent en se recourbant en dehors pour atteindre
aussi la paroi. Ces Epaisissements ne sont visibles que quand l’animal est vu par
le dos ou par le ventre. Les oeufs varient un peu pour la taille et beaucoup pour
l’ornementation. Il yena trois modeles. Dans l’un, le cöte et les extr&mites portent
des prolongements courts, forts et creux, dont les bouts sont tronques et divises en
quatre ou cing pointes quand on les regarde par le dessus (Fig. 25). Les oeufs ainsi
armes mesuraient !/34;5 de pouce de long. Dans un autre, les appendices sont des
epines longues, coniques et creuses dont l’extr&mite distale est tri ou quadrifide, A
branches paraissent tres fines et delicates quand on les voit de profil, mais vues de
dessus s’effilant a leur bout et se terminant en une bifurcation tres Ecartee (Fig. 26).
Ces oeufs mesuraient 1/3g9u de pouce de long. Dans le troisieme modele, un cöte et
les extremites de la membrane &taient couvert d’un r&eseau irregulier de lignes sail-
lantes dont les mailles avaient quatre, quelquefois cing angles, tandis que le cöte
oppose de l'oeuf &etait couvert de rugosites forme&es par de fines lignes un peu
sınueuses. — Ces oeufs avaient 1/39 de pouce de longueur.«
Diagnose: Rücken und Seiten mit abgerundeten
Schuppen bedeckt; die starken, gekrümmten, am Ende
ungleich gegabelten Stacheln erheben sich nichtim Cen-
trum der Schuppen, sondern weiter hinten, zwischen den
benachbarten Schuppen. Stacheln am Rücken am größten,
nach vorn und hinten an Länge abnehmend, nach hinten
rasch kleiner werdend; unmittelbar über der Schwanz-
gabeleine Reihe von vier Stacheln, stärker und längerals
am übrigen Körper. Zwischenraum zwischen den Flim-
merbändern nackt, bis auf fünf Borsten am Hinterende,
von welchen die zweihinterenschwach gegabeltsind.
Mundröhre längsgerippt.
Totallänge 0,1956 mm.
Habitat: Nordamerika: Trenton, New Jersey (auf Lemna
"undRiccia).
Chaetonotus Bogdanovii Schimkewitsch 1886 (Taf. XV, Fig. 6).
Ichthydium Bogdanovii, W. M. Scumkewitscn !; 1886,. Nr. 31,
Sp. 148—150, Fig. 1.
4) »Fundort: Gouvernement Nowgorod, Bezirk Borowitschevsky im See Kont-
schansky, auf dem Gute der Fürstin SuworowA, unweit des Dorfes Derevkowa.
436 Carl Zelinka, [346
Diese zu beschreibende Form gehört nach der Klassifikation von Lupwıe zur Gat-
tung Ichthydium (Chaetonotus Ehrb.): Das Ende des Körpers ist gegabelt, mit ein-
fachen, schwanzartigen Anhängen; die Bauchseite besitzt einen flimmernden in
Längsreihen angeordneten Haarbesatz, die Rückenoberfläche ist mit Stacheln be-
deckt, am Kopfe befinden sich Tasthaare. Die Merkmale der Art Ichth. Bogdanovii
sind (Fig. 1): Rückenstacheln von gleicher Größe, in Längsreihen angeordnet, die
Stacheln sind ohne Basalplatte und nach rückwärts gekrümmt, am Rücken finden
sich sechs Paare borstenförmiger Anhänge, der Mund befindet sich am vorderen
Körperende, ein Paar Büschel von Tasthaaren ist vorhanden. Das eigentliche Merk-
mal für die zu beschreibende Art ist die Anwesenheit von Borsten am Rücken.
Zwei Paare dieser Anhänge sind am Halstheile angeordnet, ein Paar an der Grenze
des zweiten und letzten Drittels des Körpers und drei Paare am hinteren Theile des
Körpers. Von den Halsanhängen ist der hintere kleiner und sitzt höher (näher der
Medianlinie), von den hinteren Anhängen ist der vordere größer und sitzt tiefer
(mehr an der Seite herab), die zwei übrigen sind von gleicher Größe und sitzen in
einer Linie. Der Mund ist am Vorderende und am Grunde einer nicht sehr großen
Höhlung gelagert, welche vor dem Munde liegt. Bei der Bewegung ist das vordere
Drittel des Körpers immer aufwärts aufgehoben. Am Rücken des hinteren Drittels
des Körpers ist eine pulsirende Blase deutlich zu bemerken. Das Vorhandensein
der pulsirenden Blase, welches bisher bei Gastrotricha nicht bemerkt wurde, ver-
ändert ein wenig die Ansicht über den Bau des Exkretionsorgans. Augenschein-
lich beschreibt BürscaLı ganz irrigerweise, dass die ausführenden Kanäle der
Exkretionsorgane sich nach dem vorderen Körpertheile richteten, wo sie nach
seiner Meinung sich öffneten. Eine pulsirende Blase habe ich auch .bei einer
anderen Art beobachtet, welche wahrscheinlich mit Ichth. larus identisch ist. Es
ist klar, dass die Öffnung dieser pulsirenden Vacuole nur im rückwärtigen Theile
liegen kann und wahrscheinlich über dem Anus zu finden ist;« folgt eine im
allgemeinen Theile im Auszuge mitgetheilte Besprechung der systematischen
Stellung.
Zu bemerken ist, dass diese Species gewiss keine pulsirende
Vacuole besitzt, sondern diese Angabe auf ungenügende Beobachtung
zurückzuführen ist. Schon ein Blick auf die Zeichnung beweist uns,
dass der Autor kein dem Wassergefäßsystem angehöriges Gebilde vor
sich hatte, sondern den großen Zellenkern eines bereits am Rücken an-
gelangten großen Eies für eine kontraktile Vacuole ansah. Ein solches
Gebilde konnte er natürlich an jedem anderen geschlechtsreifen Gastro-
trichen ebenfalls finden. Wieso Scumeewırsch dieser »Blase« Kontrak-
tilität zuschreibt ist auch unschwer zu erklären. Wie schon Lupwıs
(s. Anatom. Theil, p. 280, Reifen der Eier) beschrieb, ist der wasser-
klare Eikern sehr zartwandig und verändert leicht passiv seine Form,
indem er jedem Drucke sofort nachgiebt, dann aber wieder die alte
Gestalt annimmt. Darauf ist die »Kontraktilität« dieses Gebildes zurück-
zuführen.
Diagnose: Rückenstacheln kurz, von gleicher Größe;
am Rücken sechs Paare von längeren borstenförmigen
Anhängen, davon zwei Paare am Halse, von denen das
347] Die Gastrotrichen. 437
hintere kleinere näher der Medianlinie steht, ein Paar
an der Grenze des zweiten und letzten Drittels des Kör-
pers, dreiPaareamHinterende, vondenen die zweihinte-
renkleinersind und näher derMedianliniestehen. Beider
Bewegung ist das vordere Körperende immer emporge-
hoben.
Längenangabe fehlt.
Habitat: Russland: Gouvernem. Nowgorod, im See Kont-
schansky.
Chaetura! Metschnikoff 1864.
Schwanzgabel dichotomisch, Körper mit Stacheln versehen. Haut
gewaulstet.
Chaetura capricornia Metschnikoff 1864 (Taf. XV, Fig. 22).
Chaetura capricornia, E. Merscunikorr!; 1864, Nr. 19, p. 452,
Taf. XXV, Fig. 2, 3.
Chaetura capricornia, H. Lupwıc ?; 4875, Nr. 23, p. 220.
4) »Außer den eben hervorgehobenen Formen habe ich noch zwei, die ich für
Repräsentanten zweier besonderer Gattungen halte, beobachtet. Die eine von diesen
ist langgestreckt und nicht flaschenförmig wie Chaetonotus, Ichthydium und meine
andere neue Gattung; ihr Kopf ist selbst etwas breiter als der übrige Körper
(Taf. XXXV, Fig. 2); der Rücken ist mit einigen hinter einander stehenden Erhe-
bungen versehen, dieBauchseite ist mit einem Überzug von Flimmerhaaren bedeckt;
auf dem Rücken des Schwanzendes befindet sich eine Reihe von starken gekrümm-
ten Borsten (Fig. 2, 3c). Am Hinterende sind zwei dichotomische Furcalanhänge vor-
handen, die für das Thier sehr charakteristisch sind (Fig. 2, 3). Ich beobachtete
im Sommer 4863 während meines Aufenthaltes in meiner Heimat (Charkow) nur
ein einziges Exemplar dieser an Größe dem Chaet. larus gleichen Form, die ich als
Chaetura (nov. gen.) capricornia (nov. sp.) bezeichne. Sie wurde in einem Sumpfe
aufgefunden. «
2) Giebt eine kurze Charakteristik nach METScHxıKorFr’s Angaben.
Diagnose: Kopfbreiteralsderübrige Körper; Rücken
mit einigen hinter einander stehenden Erhebungen ver-
sehen; über dem Schwanze eine Querreihe von starken ge-
krümmten Stacheln.
Genaue Längenangabe fehlt.
Habitat: Russland: Charkow, Sumpfwasser.
II, Unterordnung: Apodina. Ohne Gabelschwanz, Hinterende
entweder einfach abgerundet, oder gelappt und dann mit Haar-
büscheln versehen.
1 Dieser Genusname ist übrigens schon 1825 von STEPHENS in seiner General
Zoology für eine Gattung aus der Familie der Hirundinidae verwendet worden.
438 Carl Zeliuka, [248
Genus Dasydytes Gosse 1851.
Dasydytes, P. H. Gosse '; 1851, Nr. 6, p. 198.
Dasydytes, A. Prırenarn?; 1861, Nr. 15, p. 661.
Dasydytes, P. H. Goss£°; 1864, Nr. 18, p. 399.
Cephalidium, E. Mertschnikorr *; 186%, Nr. 19, p. 452.
Cephalidium, H. Lupwis5; 1875, Nr. 23, p. 220.
Dasydytes, H. Lupwıe®; 1875, Nr. 23, p. 221.
Dasydytes, A. C. Stores’; 1888, Nr. 35, p. 20.
1) »Eyes absent; body furnished with bristle-like hair; tail simple, truncate.«
2) Nur eine Wiederholung der Diagnose Gosse’s A).
3) »Kopf deutlich; Hinterende außerordentlich einfach, abgestutzt, Körper
mit Haaren versehen. « '
4) Giebt keine eigene Genusdiagnose.
5) Cephalidium Metschn.: Rückenstachel vorhanden, Kopfende ringsum be-
wimpert, eben so die ganze Bauchfläche. Schwanzspitzen fehlen. Tasthaare
fehlen.«
6) »Rückenstacheln vorhanden. Schwanzende einfach abgestumpft ohne
Schwanzspitzen.«
7) Übersetzung der unter 1) gegebenen Diagnose und die Behauptung, dass seit
1854 keine Beobachtung noch Zeichnung eines Dasydytes gegeben worden sei.
Es würde sich hier nur darum handeln, die Synonymität zwischen
Dasydytes und Cephalidium zu beleuchten. Dass Merscunikorr nichts
von Gosse’s Arbeit aus dem Jahre 1851 wusste, ersieht man aus seinen
Anführungen; auch konnte ihm die fast gleichzeitig erschienene zweite
Publikation Gossr’s bei Abfassung seines Manuskriptes nicht wohl be-
kannt gewesen sein, daher wir die Aufstellung des Genus Cephalidium
begreiflich finden. Dasselbe hat jedoch zu entfallen, da Gosse’s Genus
das ältere ist. Stores und Lupwie war nur die erste Arbeit von GossE
bekannt. Unrichtig ist daher die Behauptung Stores’, dass seit 1851
bis zu seiner Entdeckung des Das. saltitans keinerlei Beobachtungen
und Zeichnungen über Dasydytes veröffentlicht worden seien, da in-
zwischen Gosse und METscanIkorFr drei Species dieser Gattung genau
beschrieben. Der Hauptcharakter, welcher in dem deutlich abgesetzten
Kopfe, dem einfachen Hinterende und der Bewaffnung mit Borsten be-
steht, trifft für Dasydytes und Cephalidium zu. Dass bei Cephalidium der
Kopf ganz bewimpert ist, kann eben so wenig, wie z. B. der doppelte
Cilienkranz bei Dasydytes saltitans als Genus- sondern nur als Artcha-
rakter gelten. Die von Lupwıc in die Genusdiagnose aufgenommene
Angabe Merschnikorr's von der ganz bewimperten Bauchfläche wird
sich als ein Beobachtungsfehler herausstellen, wenigstens hat Dasydytes
saltitans zwei Cilienbänder. Wir werden für Dasydytes folgende Diagnose
aufstellen: Mit Borsten versehen; Kopf deutlich abgesetzt,
349] Die Gastrotrichen. 485
ohne Tentakel; Hinterende abgerundet, ohne Schwanz-
gabel (drei Species).
Bestimmungstabelle für Dasydytes
Kopf ganz bewimpert
D. longisetosum E. Metschnikoft.
Kopf mit zwei Ringen
von alternirenden
schwingenden Gilien.. ..... D. saltitans.
Borsten lang, gleich-
mäßig gekrümmt
Borsten im scharfen
Bike seknickt, ie 0 oeschienk nee D. goniathrix P. H. Gosse.
Dasydytes longisetosum E. Metschnikoff 1864 (Taf. XV, Fig. 21).
‘Cephalidium longisetosum, E. Merscanikorr !; 1864, Nr. 19,
p- #52, Taf. XXXV, Fig. 4.
Gephalidium longisetum*, H. Lupwıc ?; 1875, Nr. 23, p. 221.
4) »Eine andere zur Familie der Ichthydinen gehörige Form ist mir gleichfalls
nach einem einzigen Exemplare bekannt, das ich in Gießen im Herbste des vorigen
Jahres beobachtet habe. Diese kleine, 0,08 mm lange Art, dieich Cephalidium (nov.
gen.) longiseiosum (nov. Sp.) nenne, hat wiederum eine flaschenförmige Gestalt
(Taf. XXXV, Fie. 4) und einen abgestutzten breiten Kopf, dessen Vorderende einen
abgesonderten Mundapparat trägt und der auf seiner ganzen Oberfläche mit langen
Flimmerhaaren versehen ist. Auf den Kopf folgt ein dünner Hals, welcher in den
breiten Körper übergeht; dieser ist auf der Rückenfläche mit sehr langen, starken
Borsten, auf der Bauchseite mit kleinen Flimmerhaaren besetzt; am Hinlerende
befinden sich keine Furcalanhänge, aber an den Seiten desselben ist rechts und
links eine gerade auf einem Knöpfchen sitzende Borste (Fig. 4 a) vorhanden, die
offenbar ein Tastorgan darstellt.«
3) »Rückenstachel sehr lang, nur auf dem hinteren Leibesabschnitte; Mundring
rüsselartig verlängert; zwei Rückenhaare vorhanden. Größe des Thieres 0,08 mm.«
Zu dieser Species wäre zu bemerken, dass der »gesonderte Mund-
apparat« wohl nichts Anderes als ein Homologon des bei Das. saltitans
und bei Ohaet. formosus vorhandenen Kopfschildes sein dürfte und die
Bewimperung der Bauchfläche gleich allen Gastrotrichen in zwei Längs-
bändern angeordnet sein wird.
Diagnose: Körper mit deutlich abgesetztem Kopfund
Hals; Kopf oval, ganz bewimpert, vorn mit einer Platte
(Kopfschild) versehen. Rückenfläche derhinteren Hals-
partieund desRumpfesmitsehr langen starken Borsten
versehen, welche über den Körper hinten hinausragen.
Am Hinterende zwei Tastborsten.
Totallänge 0,08 mm.
Habitat: Deutschland: Gießen (Herbst).
* Irrigerweise für »longisetosum«.
N rn 5
440 Carl Zelinka, [350
Dasydytes saltitans A. €. Stokes 1887 (Taf. XV, Fig. 20). -
Dasydytes saltitans, A. C. Sroxes!; 1887/88, Nr. 35, p. 20—22,
19—50, Taf. 1.
4)»Pour la forme, cette espece pr&sente une lointaine ressemblance avec les
Chaetonotus, mais en differe par le corps plus court, la presence d’un cou plus
distinctement forme& et l’extr&mite posterieure non furchue. Le corps, incolore et
transparent, est irr&gulierement ovale, et moins de trois fois aussi long que large.
Sa structure interne n’est pas tres differente de celles des Chaelonotus, mais, dans
son aspect general, animal manque de la forme elegante et des mouvements gra-
cieux de ceux-ci. L’absence du double prolongement caudal, si remarquable dans
certains Chaetonotus, nuit ala beaute des Dasydytes dont l’extremite posterieure est
simplement arrondie ou convexement tronquee; ses mouvements sont beaucoup
moins doux, glissants et faciles. L’habitat des deux animaux est le m&me, le fond
des mares peu profondes, bien que, si la surface est couverte de Lemna, l’un et
l’autre peuvent sans doute &tre pris avec ces plantes dont ils visitent la face infe-
rieure pour y chercher leur nourriture, ou dans les nombreuses radicelles des
quelles leurs petits corps peuvent rester emmeles. La tete de l’espece dont je m’oc-
cupe, et probablement de toutes, est aplatie et distinctement trilobee, le lobe anteri-
eure etant le plus petit, le moins arrondi et portant sur le bord frontal une plaque
incolore, d’apparence chitineuse, ou bouclier cephalique. Les deux surfaces de la
tete sont ciliees de cils tres longs et fins, disposes en deux series transversales ou
circulaires, ceux du cercle anterieur se recourbant en arriere, tandis que ceux du
cercle posterieur se dirigent en avant et sont ordinairement animes d’un mouve-
ment vibratile dans cette direction. Les lobes lateraux de la t&te se fondent dans
cette partie retrecie qui forme un cou {res net et egale ou excede la longueur de la
tete. Le corps est mobile, extremement flexible, car le Dasydytes se tournent con-
tinuellement de cöte et d’autre a la recherche de sa nourriture, tantöt se redressant
en dessus, tantöt se recourbant vers le ventre. Il ne peut pas tourner sur lui-m&me,
par rotation; autant que j’ai pu le voir, la rotation ne sS’accomplit que par une r&vo-
lution partielle de tout le corps. Le mouvement de flexion cervicale se fait princi-
palement quand le Dasydytes se renverse sur le dos, presque toujours en faisant un
saut en flechissant le cou sous le ventre et relevant le reste du corps en avant. Ce
fait se produit rarement et cette position n’est gardee que quelques instants, ce qui
rend difficile et fatigante l’etude de la surface ventrale, car l’observateur ne peut
avoir qu’un apercu rapide et insuffisant des appendices qu’elle presente. Le corps
proprement dit est ovale, la surface dorsale convexe et la surface ventrale aplatie.
De chaque cöte de la region anterieure, pres de la base du cou, de chaque Epaule,
si je puis ainsi dire, s’elevent de quatre A six grosses soies dont chacune egale, ou
depasse la longueur totale du corps de l’animal. Ces appendices naissent a des
distances Egales sur la face inferieure des bords lateraux et se recourbent en des-
sus sur la region dorsale, le groupe de droite passant par dessus le corps en se
dirigeant obligquement en arriöre vers le bord gauche, tandis que les soies du, groupe
de gauche s’etendent de m&me vers le bord droit, les deux groupes se croixant au
dessus de la region postero-dorsale et se prolongeant considerablement au delä de
l’extremite posterieure arrondie du corps (Pl. I. 41888). Les soies sont tres robustes
a leur point d’origine, pres duquel elles montrent ordinairement une courbure
irregulierement sigmoide, puis elles s’amincissent et se courbent, sans former
351] Die Gastrotrichen. 441
d’angles abrupts et sans montrer aucun signe de bifurcation, A leur extremite
distale, Elles paraissent s’elever directement sur le corps sans l’intermediaire de
plaque, d’ecaille ou d’epaississement cuticulaire quelconque. Le Dasydyte peut
tout juste separer les soies d’un groupe de celles de l’autre, mais au deläa je n’ai
pas observe qu’il puisse les gouverner d’aucune facon. Accidentellement, on les
voit etendues irregulierement sur les cötes du corps de l’animal donnant A celui-ci
un aspect en desordre et comme echevele, mais, s’il y a la un effet de la volonte
de l’animal, ou non, je n’en sais rien. — A quoi ces soies peuvent servir, on ne le
voit pas. Elles sont probablement tactiles et peut-etre protectrices. Sans elles, la
surface dorsale serait tout a fait nue, sauf qu’elle port deux poils tactiles fins, pres-
que verticaux, sur la region posterieure, poils dont chacun nait sur une petite pa-
pille plac&e pres des bords lateraux. — La face ventrale est ordinairement, et ob-
stinement, tenue en contact avec les objets submerges, ou, au moins, tournee vers
la surface sur laquelle nage l’animal.« »Dasydytes n’a que 1/399 de pouce de longueur.«
»Les cils ventraux sont longs, fins, et comparativement peu nombreux. Ils sont dis-
poses en deux bandes longitudinales pres des bords lat&raux comme dans la plupart
des especes de Chaetonoius. La region centrale entre les bandes parait recouverte
de soies courtes, fines et non mobiles disposition qu’on retrouve aussi a peu pres
chez plusieurs formes de Chaetonotus. Pres du centre de cette region du corps pro-
prement dit del’animal prennentnaissance quatresoies, deux longueset deux courtes,
le plus longues depassant de beaucoup l’animal entier en longueur, et les soies des
deux groupes se prolongeant bien au dela du bord posterieur du corps. Elles nais-
sent, comme les appendices dorso-lateraux directement de la surface cuticulaire et
ont, vers leur base, une courbure irregulierement sigmoide. Ge sont les soies sau-
teuses dont il a &t& parl& plus haut et leur courbure basale est la seule in&galite
qu’elles presentent, toute la partie qui suit va en s’amineissant graduellement jus-
qu’au bout. Les mouvements ordinaires du Dasydytes quand il nage sont un peu
plus rapides que ceux des Chaetonotus, mais le premier a de plus le pouvoir de faire
des sauts subits sur la cöte a l’aide sans doute de ces longues soies ventrales, et de
se lancer tout a coup a une distance deux fois plus grande que la longueur de son
corps, disparaissant ainsi du champ du microscope. C'est pour cette raison que je
Vai designe sous le nom de Dasydyltes saltitans nov. sp. — Ces sauts sont ex&cutes
d’une facon sisubite qu’il est impossible de voir par quel mecanisme. Ils sont pro-
bablement produits par la detente de ces quatre soies, se mouvant ensemble ou
separement, le saut resultant du recul et de la reaction de l’eau. L’ouverture orale
est presqu’apicale. Elle est entour&e, d’une elevure annulaire et paräit ciliee repro-
duisant essentiellement ce qui existe chez les Chaetonotus. L’oesophage est presque
droit extremement musculaire anterieurement lorsqu’il n’est pas en expansion,
s’etendant a travers la tete et le cou pour Se terminer dans la cavit& digestive, la-
quelle, en forme de large sac, occupe presque tout le corps proprement dit. L’oeso-
phage a aussiun mouvement de happement semblable a ce qui existe dans le meme
organe chez les Chaetonotus. Les aliments sont aval&s par succion; des lufusoires
relativement grands, et vivants, et des particules organiques sont Egalement ac-
ceptes. Quand la particule alimentaire penetre dans la partie anterieure de l’oeso-
phage, elle est poussee plusieurs fois en avant et repoussee en arriere comme Si
elle etait goutee avant d’etre admise. Au-dessus et sur les cötes du sac digestif, on
voit indistinetement ce que je crois etre un ovaire. Je n’ai jamais vu l’oeuf a aucun
&tat de developpement ovarien.
Jedenfalls ist diese Species und Cephalidium longisetosum Metschn.
442 Carl Zelinka, [352
sehr nahe verwandt. Kopf und Hals setzen sich bei beiden vom übri-
gen ovalen Körper ab, und die Anzahl der großen Rückenborsten
stimmt ebenfalls überein, eben so besitzen beide ein Kopfschild und
am Hinterende Tastborsten. Verschieden sind sie darin, dass bei Das.
longisetosum der ganze Kopf bewimpert sein soll, während Das. saltıtans
nur zwei Wimperreihen besitzt; auch fehlt Das. longisetosum die ven-
trale Borstenbewaffnung.
Diagnose: Körper mit deutlich abgesetztem Kopf und
Hals; Kopf dreilappig, medianer Lappen in eine Platte
(Kopfsehild) auslaufend. Zwei Ringe vonalternirend ge-
stellten schwingenden Cilien umsäumen den Kopf, die
nach hinten gerichteten dieser Gilien reichen bis über
den Hals, die nach vorn gerichteten sind bedeutend kürzer.
Vier oder sechs starke Borsten entspringen ohne Schup-
pen von der Grenze zwischen Hals und Rumpf, laufen.
schiefüber den Rücken, kreuzen die der anderen Seile am
Hinterende und reichen noch bedeutend über den Körper
hinaus. In der Mitte der Ventralseite entspringen jeder-
seits zwei Borsten, eine lange krumme, und eine gerade
kurze, ebenfalls ohne Schuppen, und reichen weit über
das Hinterendehinaus. Zwischenraum zwischen den ven-
tralen Cilienstreifen mit Borsten versehen.
Totallänge 0,0847 mm. Bewegung schwimmend und
springend.
Habitat: Nordamerika, Vereinigte Staaten: Trenton
(New Jersey).
Dasydytes goniathrix P. H. Gosse 1851 (Taf. XV, Fig. 8).
Dasydytes goniathrix, P. H. Gosse!; 1851, Nr. 6, p. 198.
Dasydytes goniathrix, PrırcuArp 2; 1861, Nr. 15, p. 661.
Dasydytes goniathrix, P. H. Gosse?; 1864, Nr. 18, p. 400, 401,
are 912
. Dasydytes goniathrix, H. Lupwie!; 1875, Nr. 23, p. 221.
Dasydytes goniathrix, A. C. Srtokss5; 1888, Nr. 35, p. 20.
4) »Hairs long, each hair bent with an abrupt angle: neck constricted. Lenght
1/46 th. inch. Leamington.«
2) Wörtliche Wiedergabe von 4) ohne eigene Beobachtung.
3) »Haare lang, jedes in einem scharfen Winkel abgebogen ; Hals sehr stark
eingezogen. Diese sehr interessante Form wurde aus einem Teiche bei Leamington
im Juli des verflossenen Jahres (1863) erhalten. Die Länge des Körpers beträgt
1/150 Zoll; gemessen bis zu den Spitzen der Haare 1/10 Zoll. Der Kopf ist fast kreis-
rund, so breit wie der Körper, ohne Lappen und ist von dem schlanken Halse
3531 Die Gastrotrichen, 443
scharf gesondert. Der Mund hat die Gestalt einer konstant vorgestreckten abge-
stutzten Lippe oder Röhre. Der Körper ist ziemlich schlank, nach hinten verbrei-
tert und läuft in ein abgerundetes oder abgestutztes Ende ohne Spur eines Gabel-
fußes aus. Einen sehr eigenthümlichen und sonderbaren Charakter besitzt das Thier
in seinen sehr langen Borsten, welche an jeder Seite des Rückens sich erheben und
schief nach rückwärts zielen; sie fehlen augenscheinlich längs der Medianlinie,
welche sich in einem Kiele erhebt. Jede Borste ist nahe an ihrer Spitze in einem
scharfen Winkel abgebogen (s. Fig. 12), so dass es aussieht, als ob sie abgebrochen
und wieder angeleimt worden wäre. Der vordere Theil des Kopfes ist mit langen,
nicht geknieten zarten Haaren versehen, welche zwei nach rückwärts gerichtete
Pinsel bilden, einen an jeder Seite. Gleich wie bei den echten Räderthieren werden
starke und sichtbare Wirbelströme an jeder Seite des Kopfes erzeugt (Fig. 9); an
einem Exemplare sah ich deutlich, dass sie durch die Haarpinsel am Kopfe erzeugt
waren und dass dies sehr lange schwingende Cilien waren. Die ventrale Fläche
ist mit sehr kurzen feinen Haaren besetzt, welche hinten länger werden (Fig. 10),
zweifellos Cilien von ungewöhnlicher Entwicklung, durch welche starke, der
Länge nach rückwärts laufende Ströme, als Fortsetzung der Kopfwirbel erzeugt
werden. Die Röhre des Ösophagus ist immer deutlich, doch sind seine Wände nur
zu sehen, wenn das Thier breitgedrückt ist; dann sieht man, dass er spindelförmig
ist, sich durch ein Dritttheil des Körpers ausdehnt, wo seine Röhre in den weiten
eylindrischen Darm einmündet, welcher ein breit abgestutztes Vorderende besitzt.
. Ein kurzes Stück des letzteren ist hell, während das übrige von dunkler, granulirter
Nahrung eingenommen ist; möglicherweise ist es eine pankrealische Drüse von ab-
normer Form, da sie den hinteren Theil des Ösophagus umfasst oder anders gesagt
von einer einfachen Röhre durchbohrt ist (Fig. 9). In einem Exemplar war dieser
Theil sehr dunkel, während der Darm granulirt war. Die Kloakenöffnung scheint
am wirklichen Ende des Körpers zu liegen, da vor dieser Stelle weder das Ende des
Darmes noch eine Verminderung seines Durchmessers zu erkennen war. Zu wie-
derholten Malen habe ich den Akt der Fäcesentleerung gesehen, einmal wo ein
ovaler klarer Körper ausgeworfen wurde, welcher, ehe er dem Körperende nahe
lag, mich sehr in Verlegenheit brachte; es war wahrscheinlich eine unverdaute
Hülle eines kleinen Thierchens, welches verschlungen worden war. In einem
Exemplar nahm ein großer, sehr heller Eingeweidekörper von unregelmäßiger Form
den größten Theil des Körpers ein und zwar über dem Darm, wo er den Rücken zu
einem Höcker erweiterte. Nach einigen Stunden entwickelte dieses Organ, welches
zuerst strukturlos schien, eine Eizelle mit ihrem Kern, erwies sich also als Ovar.
Das ganze Thier ist von einer blassgrauen Farbe; es kriecht nicht wie Chaetonotus,
sondern es schwimmt gewöhnlich schnell herum, hält sich jedoch nahe dem Grunde
des Wassers. «
4) »Rückenstachel lang, scharfwinkelig gebogen. Keine Augen. Thiere 0,17 mm
lang.«
5) Übersetzung der Diagnose 1). -
Diagnose: Körper schlank, Kopf deutlich vom schlan-
ken Halse abgesetzt, fastkreisrund, so breit als der Kör-
per, ohne Lappen, mit einer vorderen Einziehung. Hals
und Rumpfmit langen, inscharfem Winkel abgebrochenen
Stacheln besetzt, welchein der gekielten Mittellinie feh-
len. AmKopfe zwei Wimperbüschel.
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. III. 99
444 Garl Zelinka, [3 54
Totallänge 0,1693 mm.
Habitat: England: Teich bei Leamington (Juli).
Gossea nov. gen.
Diagnose: Am Kopfe Tentakel; Hinterende ohne
Schwanzgabel, gelappt, mit Büscheln von starren Haaren
versehen (eine Species).
Bei der großen Gleichförmigkeit, welche das Schwanzende im All-
gemeinen bei den Gastrotrichen zeigt (wir kennen im Ganzen nur drei
Modifikationen), wird man der eigenthümlichen, von Dasydytes und den
Euichthydinen abweichenden, Gestaltung desselben ein größeres Ge-
wicht beilegen müssen. Zudem besitzt diese Form am Kopfe Anhänge,
welche bei keiner anderen Gastrotrichenspecies wiederkommen, so
dass es gerechtfertigt sein dürfte, diese Form von den übrigen sich
durch gemeinsame Merkmale nahestehenden Verwandten abzutrennen
und als Repräsentanten eines neuen Genus zu betrachten, wofür ich
dem verdienstvollen Gastrotrichenforscher P. H. Gosse zu Ehren den
Namen Gossea vorschlage.
Gossea antennigera P. H. Gosse 1851 (Taf. XV, Fig. 7).
Dasydytes antenniger, P. H. Goss£!; 1851, Nr. 6, p. 198.
Dasydytes antenniger, PrırcuArnD ?; 1861, Nr. 15, p. 661.
Dasydytes antenniger, P. H. Goss£?; 1864, Nr. 18, p. 401, 402,
Taf. Il, Fig. 13, 14.
Dasydytes antenniger, Arcuer ?; 1873, Dublin Microscopical Club,
26. Juli. Quart. Journ. of m. sc. Bd. XIV. p. 106. 1874.
Dasydytes antenniger, H. Lupwie5; 1875, Nr. 23, p. 221.
Dasydytes antenniger, A. C. Storzs®; 1888, Nr. 35, p. 20.
4) »Hair short, downy; a pencil of long hairs at each angle of the posterior
extremity of the body: head furnished with two celub-shaped organs resembling
antennae. Length 1/ı,o th inch. «
2) Wiederholung der unter 4) angeführten Diagnose, ohne eigene Beobachtung.
3) »Haare kurz, flaumig; an jeder Ecke des Hinterendes steht ein Pinsel von
langen Haaren; Kopf mit zwei keulenförmigen Organen, ähnlich Antennen versehen;
gefunden im Pferdeteich von Hampstead Heath im August 1850. Es ist ein wenig
kleiner als das vorgehende (Das. goniathrix) , seine Länge ist nur 1/79 Zoll; ge-
messenjedoch bis zu den Spitzen der Haare 1/45 Zoll. In seinen allgemeinen Umrissen
und in einigen Besonderheiten der Organisation scheint es von Chaeionotus weniger
zu differiren, als die vorgehende Species. Der Kopf ist rund, so breit als der Kör-
per, der Hals ist nur wenig eingeschnürt. Die obere Fläche ist mit kurzen, dichten,
nach rückwärts gerichteten Haaren bedeckt, welche augenscheinlich in Quincunx
gestellt sind. Das Hinterende ist annähernd dreilappig, der mittlere Lappen ist mit
einem terminalen Büschel von divergirenden Haaren versehen, die äußeren Lappen
355] Die Gastrotrichen. 445
tragen jeder einen Pinsel von viel längeren Haaren, welcher von ihrer äußeren
Seite entspringt und sich mit seiner Spitze dem entgegengesetzten Pinsel nähert oder
ihn sogar kreuzt (Fig, 14). Von der Spitze des Kopfes entspringt der vorstehende
röhrige Mund; an jeder seiner Seiten fallen lange Haare nach rückwärts, wie bei
Das. goniathrix und verursachen durch ihre Schwingungen einen vollkommenen
Wirbel an jeder Seite (Fig. 13), während noch ein accessorischer Strom an den Sei-
ten und wahrscheinlich ganz den Bauch entlang hinabläuft. Der am meisten be-
merkenswerthe Charakter dieser Species liegt in der Anwesenheit von ein Paar
Antennen oder Tentakeln; sie sind nahezu so lang wie die Breite des Körpers; sie
sind leicht gekeult und an jeder Seite des röhrigen Mundes placirt, von wo sie in
einer Kurve nach vor- und auswärts springen. Nahe der Mitte des Kopfes ist eine
kleine rundliche Masse, dem Anscheine nach etwas geronnen, welche ich für ein
Gehirnganglion halte. Ein ungewöhnlich breiter und langer Ösophagus, hinten
bauchig und in seiner Mitte von einer Röhre durchbohrt, leitet vom Munde zu dem
nahezu eylindrischen Darme. Dieser erweitert sich ein wenig vorn, um das ange-
schwollene Ende des Ösophagus zu umfassen, und dehnt sich fast bis zum Hinter-
ende aus. Er war mit Nahrung von intensiver einförmig grüner Farbe gefüllt und
enthielt viele Luftbläschen, namentlich nahe dem Vorderende. An jeder Seite des
vorderen Theiles dieses Organs konnte ich undeutlich einen länglichen schlanken
Körper verfolgen, wahrscheinlich ein gewundenes Gefäß, welches an einer Seite
mit einem kleinen ovalen hellen Organe zusammenzuhängen schien. Da es biswei-
len ganz deutlich war, während ich ein anderes Mal keine Spur davon sehen konnte,
- dürfte es wahrscheinlich eine kontraktile Blase sein. Die ganze Umrisslinie des
Thieres schien einen welligen, gekerbten Charakter, als Anzeichen einer höckerigen
Oberfläche, zu besitzen, wie bei Chaet. Slackiae, wenn es nicht eine optische Täu-
schung, durch die Haare hervorgebracht, war. Dies kleine Thier war sehr lebhaft,
schwamm mit großer Schnelligkeit und hielt selten still; wenn es in einer Zelle von
Wollfasern war, machte es sehr ausdauernde und von Erfolg gekrönte Versuche
die Barriere zu durchbrechen, indem es seinen flachen Kopf unter eine Faser steckte
und sich bemühte, bis es den Körper gleichfalls durchzwang.«
4) ArcHEr berichtet, dass er in der Grafschaft Westmeath Dasydytes anienniger
gefunden habe und sagt: »The creature seemed tu have the power to depress and
elevale the antennae.«
5) »Rückenstachel kurz, flaumartig; jederseits am hinteren Körperende ein
Büschel langer Haare (Stachel oder Rückenhaare?). Zwei keulenförmige Taster.
Keine Augen. Größe des Thieres 0,15 mm.« »Es erscheint wahrscheinlich, dass
genauere Angaben, als sie Gossz gegeben, dazu führen werden Das. anienniger
als Repräsentanten einer neuen Galtung zu betrachten.«
6) Übersetzung der Diagnose 1), ohne eigene Beobachtung.
Diagnose: Kopf und Hals zu einem länglichrunden
Stück vereinigt; am Kopfe zwei Büschel von schwingen-
den Cilien zu Seiten des Mundes. Körper mit kurzen, flau-
migen Haaren bedeckt. Hinterende dreilappig mit einem
medianen Kamme von kurzen und zwei seitlichen Büscheln
vonlanrgen Haaren.
Totallänge 0,1494 mm.
Habitat: England: Teich bei Hampstead Heath (August).
29*
446 Carl Zelinka, = 1556
Ungenau beschriebene Species:
Chaetonotus jamaicensis €. Schmarda (Taf. XV, Fig. 10).
Ichthydium jamaicense, C. Scumarnpa !; 1861, Nr. 14,11, p.8, Taf. XVII,
Fig. 148 a, b.
Ichthydium jamaicense, H. Lunwıc 2; 1875, p. 220.
4) »Char.: Corpus oblongo ovale, postice attenuatum, furcatum. Der Körper ist
länglich oval, vorn etwas breiter, das hintere verschmächtigte Ende geht in einen
kurzen Gabelschwanz aus. Der Rücken ist etwas gewölbt und mit kurzen haar-
förmigen Borsten besetzt, welche auf kleinen Hervorragungen sitzen. Der Bauch ist
flach. Länge des Thieres 0,2 mm. Am vorderen Theile des Bauches, etwas vom
Anfange entfernt, ist die Mundöffnung, die in einen einfachen geraden Darm führt,
der unter dem Gabelschwanze endet. — Die zwei oben erwähnten drüsigen Organe
sind außer allem Zusammenhang mit dem Darme. Im stehenden Wasser in der
Nähe von S. Anne in Jamaika.«
2) »Körper nach hinten 'verschmälert. Die kurzen: Rückenstachel stehen auf
kleinen Hervorragungen. Größe des Thieres 0,2 mm. Jamaika.«
Diagnose: Kopf breiter als der übrige Körper, unre-
gelmäßig rundlich; Hals nicht unterschieden; Stacheln
kurz.
Totallänge 0,2 mm.
Habitat: Jamaika, S. Anne.
Chaetonotus oetonarius A. C. Stokes 1887.
Chaetonotus octonarius, A. C. Stores 1; 1887, Nr. 35, p. 564, Taf. I,
Fig. h.
1) » C'est une forme petite et active, aisement reconnaissable a sa disposition
des epines dorsales recourbees. Elles sont inegalement fourchues et placees sur
deux rangees laterales longitudinales de trois Epines chaque avec
9 une epine centrale anterieure et une centrale posterieure. Cette
espece ne parait pas commune, je n’en ai rencontre qu’un exemplaire,
que j’ai neglige de mesurer. Elle exige de nouvelles etudes.«
Von dieser Species haben wir bis jetzt außer der
A A Vertheilung der langen Stacheln, welche ich im Schema
Fig. IX beifüge, nichts erfahren; doch scheint mir die Bei-
A‘ 4A _ behaltung der Species mit Rücksicht auf die sonst nirgends
so geartet spärliche Vertheilung der langen Stacheln ganz
A A gut möglich. Die im Original gegebene Abbildung wird
RN“ durch dieses Schema ersetzt. Um sie in Taf. XV einzu-
Fig. IX. setzen, fehlte die Längenangabe.
N
357] Die Gastrotrichen. 447
Chaetonotus (?) longiecaudatus Tatem 1867.
Chaetonotus longicaudatus, F. G. Tarzu!; Nr. 19a, p. 251, 252,
Taf. X, Fig. 1.
4) »Chaetonotus longicaudatus (mihi) is by no means uncommon in some of
the ponds in the neighbourhood of Reading, and is altogether an elegant creature
in its proportions and movements, and, as scen in the cage, stealing trough the
various patches of decaying vegetable matter, on which it feeds, remarkably
resembles some of the viverrine animals. The body is smooth, elongated, and but
little dilated at the posterior extremity above the foot; the neck encircled by a ruff
of reflexed setae; head slightly trifoliate; mouth infundibuliform, sucturiol ; oeso-
phagus straight, longitudinally plicate (obvious enough when observed in the act
of swallowing comparatively large masses of decaying vegetable matter); stomach
on elongated cone, terminating in a short rectum and anus, opening just above
and between the toes, which are very long and annulate; rotatory organ circular,
abdominal, as in the other species of the genus; length !/go to 1/ioo. The figure
which accompanies this is > 380”.
Diese Form wage ich nicht nach der ungenügenden Beschreibung
Tarew’s in das System einzureihen. Auch die von Tarem gegebene Ab-
_ bildung ist so mangelhaft, dass sie mehr verwirrt als aufklärt; sie ist
im nebenstehenden Holzschnitte (Fig. X) getreu wiedergegeben und
rechtfertigt meine Kritik, da
an ihr die als glatt bezeich-
neteHaut vielfache Pünktchen
zeigt, wie wenn kurze Stachel-
chen oder kleine Schüpp- Fig. X.
chen daran wären. Wir kön-
nen nicht entscheiden, ob dieses Thier ein Ichthydium, Chaetonotus oder
ein Lepidoderma ist. Der geringelte Fuß erinnert allerdings an Lep.
rhomboides Stok., aber die eigenthümliche Form des Kopfes mit den
zwei Augenflecken mahnt sehr an Rotatorienlarven, der Ösophagus,
welcher nicht nematodenartig gebaut ist, weicht ganz und gar vom aus-
nahmlosen Typus der Gastrotrichen ab, indem er längsgefaltet ist, das
»Räderorgan« wird als abdominal und eirkulär beschrieben, was vollends
mit den Gastrotrichen nicht übereinstimmt. Bevor der Platz dieses
Thierchens im Systeme bestimmt werden kann, ist eine neuerliche ge-
nauere Untersuchung nöthig, welche entscheiden wird, ob wir über-
haupt eine Gastrotrichenform vor uns haben, und wenn, ob die »reflexed
setae« Borsten oder, wie es wahrscheinlicher ist, Wimpern sind, ob
diese Wimpern einen geschlossenen Ring bilden, ob dieser Ring vor
oder hinter dem Mund vorbeizieht und ob die Zehen thatsächlich ge-
ringelt und vielleicht in ihren Ringen beweglich sind. Dieses Thier
kann gegebenen Falls ein wichtiges Bindeglied zwischen den Rotatorien
448 Carl Zelinka, [358
und Gastrotrichen sein, und andererseits die Euichthydinen mit den
Apodinen verbinden. Vielleicht ist einer der britischen Forscher so
glücklich, diese höchst interessante Species bei Reading wieder aufzu-
finden.
Zu bemerken hätte ich, dass der beigegebene Holzschnitt nicht wie
die übrigen der Systematik dienenden Abbildungen auf den Tafeln in
525facher Vergrößerung gezeichnet wurde, sondern mit Rücksicht auf
den Raum nur in 475facher Vergrößerung. Das Thier würde in 525-
facher Vergrößerung annähernd in der Länge dem Lepidoderma rhom-
boides (Taf. XV, Fig. 4 d) gleich kommen, indem es eine Länge von 0,254
bis 0,317 mm besitzt.
IV. Allgemeiner Theil.
C. G. Eurengerg (Nr. 1, 1838, p. 384—386) stellt die Gastrotrichen
zu den Holotrocha, Einräderthieren, zu welchen auch die Oecistina ge-
zählt werden; er schreibt ihnen ein echtes Räderorgan in Form eines
elliptischen Bandes an der Bauchseite zu. Er hebt hervor, dass seine
Ichthydina sich durch die Form des Nahrungskanales wie auch durch
den Mangel an Zähnen von den übrigen Räderthieren unterscheiden.
S. Kurorea (Nr. 2, 1841) schließt sich ganz an Enrrngere an.
F. Dusardın (Nr. 3, 1844) schafft p. 565 die provisorische Gruppe
der »Infusoires symmeiriques«, welche verschiedene Typen einschloss,
die unter sich ohne Zusammenhang dastehen sollten und von welchen
er hofft, dass spätere Untersuchungen ihnen einen passenderen Platz
anweisen würden. Die Ichthydinen werden p. 568 hierher gestellt, und
von den Räderthieren, seinen Systoliden, entfernt, da sie keine Zahn-
bewaffnung und keine resistente Haut besäßen und ihnen die für die
Räderthiere charakteristische Kontraktionsfähigkeit fehle. Auch stellten
(p. 569) die Wimpern der ventralen Fläche kein Räderorgan dar.
C. v. Sırsorn (Nr. 4, 1845) schloss sich Eurengere’s Anschauungen
an; p. 174 finden wir Ichthydium und Chaetonotus im Vereine mit 0ono-
chilus, Oecistes ete. bei den Monotrocha.
Bei J. van Dur Horven ! finden wir unsere Thiere bei den Hydatı-
neen mitten unter den Rotatorien.
C. Vocr (Nr. 5, 1851, p. 214) scheidet Ichthydium und Chaetonotus
aus, um sie zu den Sirudelwürmern zu bringen.
P. H. Gossz (Nr. 6, 1851, p. 198) führt die Ichthydina als erste Fami-
lie der Räderthiere an.
1 J. van DER Horven, »Handbuch der Zoologie. I. 1850. p. 190. Nach der zwei-
ten holländischen Auflage.
359] Die Gastrotrichen. 449
M. Perry (Nr. 7, 1852, p. 47) erklärt die Stellung der Ichthydina in
der Klasse der Würmer für ungewiss, führt sie aber am Schlusse der
Räderthiere an.
L. Scamarva (Nr. 8, 1853, p. 74%) zählt die Ichthydina bei den
Rhabdocoelen auf.
M. ScuuLtze (Nr. 9, 1853, p. 249—253) bringt sie ebenfalls bei den
Rhabdocoelen unter und begründet seine Anschauung eingehend. Eine
Vereinigung mit den Rotatorien sei unmöglich, da das Wimperorgan am
Munde, Wassergefäße, Muskeln und Nerven, ein gegliedertes schwanz-
artiges Ende bei keinem Räderthiere vermisst würden und den Ichthy-
dinen fehlten, während diese dagegen eine bewimperte Bauchfläche
besäßen. Dessgleichen seien auch die Nemathelminthen nicht zu berück-
siehtigen, da nur der Darm dafür, die Körpergestalt aber, die Bewim-
perung der Oberhaut, die hermaphroditischen Geschlechtsorgane und
die haarförmigen Spermatozoiden dagegen sprächen. Auch die Ringel-
würmer, obwohl Turbanella in der Wimperung und undeutlichen Glie-
derung an Entwicklungszustände solcher erinnere, werden bei Seite
gelassen, da den übrigen Ichthydinen jede Andeutung einer Ringelung
fehle. Mit den Turbellarien hätten sie große Ähnlichkeit; der unge-
gliederte kleine Körper erinnere an kleine Strudelwürmer; sie besäßen,
wenn aueh nur ventral, Hautwimpern und eine sanft gleitende Bewe-
gung bei Mangel anderer lokomotorischer Organe; Nerven, Muskeln und
Gefäße fehlten, wie bei manchen kleinen Rhabdocoelen. Doch vergisst
M. Schürze nicht auch trennende Momente anzuführen, wie die konsi-
stentere Haut, die gegen das Körperparenchym scharf abgesetzte Darm-
hülle, den Cilienreif bei Turbanella, die nur theilweise Bewimperung
der Haut. Doch passten die Ichthydinen zu den Turbellarien immer
noch besser als zu den Ringelwürmern. Da sie jedoch keiner Turbel-
larienordnung sich einfügen lassen, werden sie im Vereine mit Micro-
stomen und Dinophilus vorläufig zu den Arhynchien gestellt. Darin
wären die Ichthydina als Monoica, die übrigen als Dioica anzusehen.
Sollten bei Echinoderes Bauchwimpern gefunden werden, so würde
auch diese Form hierher gehören.
R. LsucrAarr (Nr. 10, 1854, p. 355) führt vorläufig nach dem Vor-
gange Schurrze’s die »Ichthydini« als Anhangsgruppe der Turbellarien
an. Die Vermuthung Scnurrze’s, dass Echinoderes ebenfalls zu den Ich-
ihydinen gehöre, scheint Levckirt nicht zulässig, da diese Form ohne
Spur von Wimpern sei und einen festen Chitinpanzer trage.
M. Perry (Nr. 11, 1854) führt die Klassen Ringelwürmer, Helminthen
und Wirbler an. Zu den Helminihen stellt er Turbellarien, Trematoden,
450 Carl Zelinka, [360
Cestoiden, Acanthocephala, Nematoidea und die Ichthydina, zu den
Wirblern die Rotatorien und Bryozoen.
F. v. Leypie (Nr. 12, 1855, p. 112) äußert sich dahin, dass Ichthy-
dium und Chaetonotus von den Rotatorien ausgeschieden werden
müssten, da sie einen ungegliederten Körper und einen nach Nemato-
den-Typus gebildeten Darm besäßen, während das Wimperorgan, Re-
spirationsorgane, Muskeln und Nerven vermisst würden; zudem seien
sie hermaphroditisch und besäßen stecknadelförmige Spermatozoen.
Später (Nr. 13, 1857, p. 118) nennt er die Ichthydinen eine Anhangs-
gruppe der Turbellarien.
L. Scumarva (Nr. 14, 1859, 1,1, p. XIV) meint, dass die Ichthydinen
sich am besten an die Naideen oder an die Turbellarien anschlössen
und sagt I, 2,.p. 7, wo er sie als eine Abtheilung der Naideen aufführt,
dass man sie eben so gut zu den Turbellarien stellen könne, da auch
bei diesen, wenigstens in einer Species, Borsten vorkämen.
A. PrırcuArn (Nr. 15, 1864) hat, ähnlich wie Scumarna, zwei Mei-
nungen; p. 380 werden die Ichthydina bei den Infusorien behandelt,
p: 660 als erste Familie der Räderthiere angeführt.
E. CLAPAREDE (Nr. 16, 1863) meint, dass die Abwesenheit der Wim-
pern und die Gliederung des Körpers hinreichende Unterscheidungs-
merkmale zwischen Echinoderen und Ichthydinen seien, um die Nicht-
vereinigung derselben zu rechtfertigen.
E. Euters (Nr. 17, 1864, p. 7) sagt, Ichthydium und Chaetonotus seien
mit Unrecht den Rotatorien beigezählt worden; sie stellten nach den
Haarborsten bei Turbanella und der Organisation des Verdauungstrac-
tus zu urtheilen eine kleine gesonderte Wurmabtheilung vor, welche
sich am besten den Nematoden anschlösse.
P. H. Gosse (Nr. 18, 1864, p. 405, 406) zögert nicht, die Ohaetono-
tidae zu den Rotiferen zu stellen. Wassergefäße mit der vermeintlichen
kontraktilen Blase, Drüsen und die Cilienwirbel seien wie bei den
Rotatorien. Da Gossz Taphrocampa, welches ein echtes Räderthier ist,
zu den Chaetonotidae zählt, ist es ihm leicht auch im Gehirne, in den
Kiefern, dem Fuße, der Kloake ete. Ähnlichkeiten zu finden. Die langen
_ Tastborsten werden den schwingenden Borsten von Floscularia und
Stephanoceros gleichgestellt und die hakenförmigen Kopfanhänge, die er
bei Chaet. Schultzii zu sehen glaubte, mit ähnlichen Gebilden, den Stirn-
haken, bei Melicerta verglichen. Er sieht in dem Cilienringe am Kopfe und
in den seitlichen borstentragenden Fortsätzen bei Turbanella, sowie in
der Form des Kopfes bei Echinodera und Taphrocampa, in den Terminal-
büscheln bei Gossea antennigera Anknüpfungspunkte für eine Verwandt-
schaft mit den Anneliden und ist geneigt, die Chaetonotidae zwischen
361] Die Gastrotrichen, 451
Rotiferen und Anneliden, mit einer größeren Annäherung zu den ersteren,
zu stellen.
E. Merscanixorr (Nr. 19, 1864, p. 455—458) erklärt sich mit den
Einwänden Dusarnıy's und M. Scaurrze’s gegen die Anschauung Euren-
BERG’S nicht einverstanden. Gegen Dusarpın wendet er ein, dass bei
Albertia erystallina die Kiefer ebenfalls rückgebildet seien und die Be-
wegungen einiger Nolommata-Arten sich gar nicht von denen der Ich-
thydinen unterschieden; auch sei die Behauptung von der Konsistenz
der Haut unrichtig. Über Scumarna’s Ansicht wird nicht viel gespro-
chen und auf die Angabe von den Kieferrudimenten bei Ichth. jamai-
cense wegen der Ungenauigkeit der Beschreibung gar kein Gewicht ge-
legt. M. Scuurrze wird zu widerlegen versucht, indem auf die dem
Räderorgan entsprechenden Kopfwimpern bei Cephalidium und auf das
andererseits zu einem ventralen Wimpersaum redueirte Räderorgan bei
Diglena forcipata, Furcularia und einigen Notommata-Arten hingewiesen
wird. Ferner fehlten vielen niederen Rotatorien differenzirte Muskeln
und Nerven eben so wie den Ichthydinen und sei auch das Nervensystem
noch bei vielen Rotatorien unbekannt; endlich sollten die Wassergefäße
bei einigen Rotatorien nur aus der kontraktilen Blase bestehen und bei
Albertia erystallina gänzlich fehlen. Es wird dann ein eingehender
Vergleich zwischen den Turbellarien und Ichthydinen gezogen. Während
bei den Turbellarien der Körper eine typische Abplattung besitze, nie
Flaschen- oder Retortenform und nie Furcalanhänge zeige, habe kein
Ichthydium eine ähnliche Abplattung des Körpers und besäße jedes
Flaschen- oder Retortenform und Furcalanhänge. Die Wimperhaare,
bei Turbellarien auf einer weichen cuticulalosen Epithelschicht stehend,
seien bei den Ichthydinen auf die Bauchfläche beschränkt und stünden
mit der Cuticula in Verbindung. Die Ichthydinen besäßen außerdem
euticuläre feste Auswüchse, man könne sie also nicht mit den Turbel-
larien zusammenstellen. Überhaupt dürfe man der einfachen Organi-
sation der Ichthydinen keinen so großen systematischen Werth beilegen,
da man sonst alle mit ähnlichen Mängeln versehene Thiere zusammen-
fassen .oder die Ichthydinen zu den Infusorien stellen müsse. Dessglei-
chen wendet sich METscHnıkorF gegen die von Eaters angeführte Mei-
nung, und erklärt, dass er in dem Darmapparate der Ichthydinen keine
wichtigen Verwandtschaftsbeziehungen zu den Nematoden sehen könne.
Muskelwandung am Ösophagus hätten auch Rotatorien und Tardigraden,
geraden Darm besäßen eine Menge niederer Thiere. Die übrigen
Organisationseigenthümlichkeiten hätten aber nichts Gemeinschaftliches.
METScHnIKOFF tritt nun für die Verwandtschaft mit den Räderthieren
ein. Chaeiura habe Ähnlichkeit in der Körperform mit gewissen wei-
452 Carl Zelinka, [362
chen Räderthieren, z. B. Notommata tardigrada, die Furcalanhänge der
Ichthydinen seien analog denen der Rotatorien, Räderorgan und Kopf-
wimperung bei Cephalidium seien zu vergleichen, beide Gruppen hätten
zweierlei Eier und die Tastorgane am Kopfe der Ichthydinen schlössen
sich an die gleichen Bildungen der Rotatorien an. Verschiedenheiten
zeigten sich in dem Fehlen der Kiefer und in dem Auftreten der Bauch-
wimpern bei Ichthydinen nebst einigen untergeordneten Verschieden-
heiten. Die Ichthydinen seien eine besondere den Räderthieren ver-
wandte Gruppe, die mit Gastrotricha zu bezeichnen wären, gegenüber
den Räderthieren, welche Cephalotricha heißen sollten. Beide Ord-
nungen wären zu einer Klasse (Ciliati Leuckart exclusive Bryozoa) zu
vereinigen und zu den Würmern zu stellen, mit welchen sie einige
Verwandtschaft besäßen, während sie viel entferntere Beziehungen
mit den Arthropoden verbänden. P. 461 spricht er die Überzeugung
aus, dass Echinoderes gewiss keine bemerkenswerthe Verwandtschaft
mit den Ichthydinen zeige. In seiner Arbeit über Apsiülus! kommt
Merschnikorr abermals auf die Verwandtschaft der Räderthiere und
Gastrotrichen zu sprechen und erwähnt eine von ihm bei Göttingen
gefundene Notommata-Speeies, deren Bauchfläche bis zur Hälfte bewim-
pert war. In Bezug auf die Bauchwimpern hätten die Gastrotrichen
auch mit Annelidenlarven (Spio) Ähnlichkeit, dessgleichen wird eine
auffallende Verwandtschaft mit Dinophilus hervorgehoben.
R. Greerr (Nr. 20, 1869, p. 73) hält mit denselben Gründen wie
Levckart die Vermuthung, dass Echinoderes zu den Ichthydinen gehör-
ten, für unbegründet.
P. Hırrıng 2 zählt die Gastrotrichen zu den Ooelelmia (Nematoden
und Chaetognathen).
C. GEGENBAuR? reiht die Ichthydinen den Turbellarien an und hält
Turbanella und Echinoderes für Zwischenformen zwischen den geglie-
derten und ungegliederten Würmern.
H. A. PAGEnSTECcHER (Nr. 22, 1875, p. 122) spricht sich entschieden
für eine Verwandtschaft der Echinoderen mit den Rotatorien aus und
meint den Hakenkranz der Echinoderen mit dem Radapparat der
Räderthiere vergleichen zu können.
H. Lupwis (Nr. 23, 1875, p. 2233—225) schließt sich im Allgemeinen
METscHnIKorr an und führt als weiteres Verwandtschaftsmoment die
Klebdrüsen an. Nur bezüglich der Beziehungen zu den Nematoden
stimmt er Enızrs bei, da die Übereinstimmung zwischen dem Darmtrac-
1 Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XVI. p. 354. 1866.
2 P. Harrıng, »Leerboek von de grondlegins d. Dierkunde«. 4869/70.
3 C. GEGENBAUR, »Grundzüge der vergleichenden Anatomie«. 2. Aufl. 4870.
363] Die Gastrotrichen. 453
tus der Gastrotrichen und dem der Nematoden eine weit gehende, sich
auf Structur des Ösophagus und Chylusdarmes erstreckende sei. Es
seien die dreilippige Mundöffnung und das anfänglich dreieckige Lumen
des Ösophagus ganz so bei den Nematoden vorhanden. Zudem seien
die Darmzellen bei den Rotatorien mit Wimpern versehen, welche bei
Gastrotrichen wie Nematoden fehlten; ferner fänden sich Cutieularfort-
sätze wie bei den Gastrotrichen auch bei freilebenden Nematoden in
großer Verbreitung, ja sogar die Gabelung des Schwanzendes und der
Klebdrüsenapparat fänden sich bei Nematoden wieder, erstere bei den
Männchen von Pseudalius infleeus Duj. und Gordius, letzterer bei Eno-
plus und anderen. Ein gleichzeitiges Auftreten von Klebdrüsen und
Gabelschwanz sei allerdings nicht beobachtet. Ein Vorkommen zweierlei
Eier fände sich bei Dermatosys veligera. Unterscheidungsmerkmale
blieben nur in der Bewimperung des Bauches und des Kopfes sowie in
der Ausbildung einer Bauchfläche gegenüber den Nematoden aufrecht.
Die Gasirotricha seien Bindeglieder zwischen den Nematoden und den
Rotatorien; die Räderthiere hätten sich von den Nematoden abgezweigt
und eine eigenartige Aushildung erfahren und seien im System zuerst
die Nematoden und dann die Räderthiere, unter diesen aber in erster
Linie die Gastrotricha und dann die Oephalotricha zu behandeln. In der
Vergleichung der Entwicklungsgeschichte der Räderthiere und Nema-
toden würde der Schlüssel zur sicheren Lösung der Frage liegen.
O. Bürscnuı (Nr. 24, 1876, p. 390—A411) vereinigt die Gastrotricha
und Echinoderen unter dem Namen Nematorhyncha und begründet diesin
eingehender Weise. Er wendet sich zunächst gegen GRrEEFF und LEUCKART
und sucht deren Einwand, dass die Echinoderen keine Wimperung haben
daher nicht mit den Ichthydinen zu vergleichen seien, damit zu schlagen,
dass er auf die Wichtigkeit der Wimpern bei den Räderthieren hin-
weist, wo doch einige Formen theils ohne, theils mit reducirter Wim-
perung aufträten. Sodann geht er zu positiven Gründen über und sagt,
dass die Körperform bei beiden Gruppen auffallende Übereinstimmung
zeige, namentlich in der Gabelung des Schwanzendes; und wenn auch
die Furcalanhänge bei Echinoderes nicht beweglich seien, sondern die
Form großer Borsten angenommen hätten, so sei doch die Homologie
nicht zu bezweifeln, da die Gabelung sich bei Echinoderes auch noch
auf das eigentliche Schwanzende erstrecke. Der Rüssel von Echino-
deres wird in rudimentärer Form im Mundringe von Chaetonotus mit
seinem Kranze gekrümmter Borsten wiedergesehen und als eine mäch-
tige ausstülpbare Mundhöhle betrachtet, deren eigentliche Wände
durch das mit chitinigen Längsleisten versehene zweite Segment, wel-
ches dem längsgerippten Mundring entspräche, vorgestellt würde.
454 Garl Zelinka, [364
Die Borsten der Echinoderen seien in Bau und Richtung nicht von
denen der Gastrotrichen zu unterscheiden. Die sogenannten Segmente
seien eben so wenig echte Metameren wie die Glieder eines Ar-
thropodenfußes und nur auf höhere Entwicklung der Muskulatur
zurückzuführen. Geschlechtsorgane, Darm und Nervensystem zeigten
völlige Übereinstimmung; nur die Geschlechtsöffnungen im Schwanz-
ring bei Echinoderes seien bei Chaetonotus noch nicht aufgefunden.
Da die Seitengefäße bei nahe verwandten Nematoden bald vorhan-
den seien, bald fehlten, könne auch darauf, dass bei den Echinoderi-
den noch keine Wassergefäße gefunden worden seien, kein beson-
deres Gewicht gelegt werden. Als ein Zeichen von Verwandtschaft
zwischen Nematorhynchen und Räderthieren dürfe das Vorkommen von
Furcalanhängen und Wassergefäßen bei beiden Gruppen betrachtet
werden. Jedenfalls hätten jene abweichenden Formen der Räderthiere
deren Räderorgan ganz oder fast fehle und deren Gestalt eine langge-
streckte sei, die nächsten Beziehungen mit den Nematorhynchen. Doch
möchte er nicht mit MErscaniIkorr die Gastrotrichen und Rotatorien als
Ciliaten vereinigen, da zwischen diesen beiden Gruppen im Bau der
Geschlechtsorgane, der Ausmündung der Wassergefäße in die Kloake,
der Abgliederung des Hinterendes zu einem sehr beweglichen Fuß und
der damit zusammenhängenden konstanten dorsalen Lage des Afters
wichtige Verschiedenheiten bestünden. Übergehend zu den Beziehungen
der Nematorhynchen zu den Nematoden stimmt BürschLı Grerrr bei, wenn
dieser die Verwandtschaft beider Gruppen hervorhebt, zumal da das
Männchen von Gordius regelmäßig eine Schwanzgabel besitzt, die schon
den Embryonen beiderlei Geschlechts eigen ist und an den Fuß der
Räderthiere erinnert. Die Verdauungsorgane seien ganz gleich gebaut und
die Bewaffnung des Rüssels ließe sich mit der Ausrüstung der Mundhöhle
der Nematoden mit Stacheln und Zähnen vergleichen. Am aulfallend-
sten sei diese Übereinstimmung zwischen dem Rüsselder Gordius-Larven
und der Nematorhynchen. Der erstere werde nämlich später ausgestülpt
und besitze einen doppelten Hakenkranz. Sein Stilet erinnere an ähn-
liche Bildung freilebender Nematoden. Die Muskulatur sei wesentlich
anders, doch könne die Möglichkeit des Hervorgehens der einfachen
Muskulatur eines Meromyariers aus den Muskeleinrichtungen der Gastro-
trichen kaum bezweifelt werden. Das Centralnervensystem sei bei bei-
den Gruppen gleich und eben so mündeten die Wassergefäße bei den
Gastrotrichen höchst wahrscheinlich in der vorderen Körperhälfte, wie
die homologen Seitengefäße bei den Nematoden. Die Geschlechtsorgane
der Nematoden seien im Allgemeinen, namentlich was die Ovarien an-
belange, paarig angelegt und münden durch einen gemeinsamen Ausfüh-
365] Die Gastrotrichen. 455
rungsgang nach außen. Da jedoch von Bürscntı auch zwei dicht neben
einander gelegene weibliche Geschlechtsöffnungen nachgewiesen worden
waren, so vermuthet er darin einen Hinweis, dass ehemals die Ausfüh-
rungsöffnungen getrennt waren und findet damit eine neue Verbindung
mit den Echinoderen. Erwähnt wird auch, dass sowohl bei Nematoden
als bei Räderthieren Klebdrüsen vorkommen. Entschieden wendet sich
Bürscazi gegen die Ansicht von der Metamerie der Echinoderen. Außer
Skelett und Muskeln sei ähnlich wie bei Räderthieren nichts, was auf
Segmente deute, vorhanden. Gliedmaßen könne man in den Chitin-
haken, welche in einem Kranze um die Eingangsöffnung des Ösopha-
gus stehen, nicht sehen. Diese Haken werden gegenüber GrEEFF nur
als modifieirte Rüsselborsten bezeichnet, welche keine Ähnlichkeit mit
einem Arthropodenfuß haben. Den gegliederten Füßen der Arthropoden
entsprächen die Furcalanhänge der Nematorhynchen und Räderthiere,
da sie durch eigene Muskeleinrichtungen bewegliche Ausstülpungen
der Leibeswände seien; würde ein Echinoderes segmentirt werden, so
fänden diese Furcalanhänge, sich wiederholend, an den Seiten Platz und
würden Füße werden etc. Zum Schluss wird einStammbaum aufgestellt,
nach welchem Anneliden und Arthropoden sich tief an der Wurzel von
einander spalteten, die Rotatorien, Nematoden und Nematorhynchen ge-
hören der Arthropoden-Richtung an und haben mit Anneliden nichts ge-
mein. An diesem Seitenzweige sitzen die Rotatorien am tiefsten, die
Nematoden mit ihrem Seitenaste, den Nematorhynchen etwas höher,
während der Hauptstamm zu den Arthropoden leitet.
L. K. Scumarva! stellt die Ichthydina zu den Borstenwürmern und
zwar zu den Abranchiaia, zugleich mit den Naiden, Chaetopteriden, Lum-
briciden ete.; er führt sie daselbst als erste Familie an, als Thiere ohne
Segmente, mit Borsten in Querreihen, mit Cilien am Kopf und Bauch.
H. A. PAGENSTEcHER (Nr. 25) ist Bd. II, 1877, p. 90 mit Merscanikorr's
Eintheilung einverstanden und meint, dass die Zutheilung zu den Rü-
derthieren jedenfalls das Geeignetste sei; nur blieben sie in dieser
Klasse auf einer überall niedrigen Stufe stehen. Im Band IV, 1881,
p- 60 spricht er sich wegen des Vorkommens von Wassergefäßen noch
entschiedenerer für METSCHNIKOFF aus; p. 332 sagt er, dass die Gastro-
trichen und Echinoderes sich abwärts und aufwärts den Rüderthieren an-
schlössen. Die Gastrotrichen stünden den Anneliden näher, da sie wirk-
liche Wimperhaare der Cuticula auf der äußeren Körperwand, da sie
Tastborsten, Rückenstacheln, Schwanzgriffel und geknäuelte Wasserge-
fäße besäßen, die Echinoderes dagegen rückten in Mangel jeder Gliede-
1 L. K. ScamArva, Zoologie. 2. Aufl. Bd. I. 1877. p. 473.
®e
456 Carl Zelinka, - [366
rung und Segmentalorgane und wegen der deutlichen Gliederung des
Cuticularskelettes den Arthropoden näher.
H. A. NıcuoLson ! möchte die »Chaetonoti« als Rotatorien betrachten;
da sie aber kein echtes einziehbares Räderorgan, keine Kiefer besäßen
und die ventrale Fläche mit Cilien bekleidet hätten, so wären sie eine
abweichende Gruppe derselben.
Tu. Huxıey? meint p. 172, dass die Gastrotricha mit Unrecht zu
den Rotatorien gestellt worden seien, da sie sich durch den Mangel
eines Kaumagens und die Anordnung der Wimpern unterschieden;
wahrscheinlich bildeten sie eine Verbindungsgruppe zwischen den
Rotiferen und den Turbellarien, welche sich den Rotiferen in Dinophilus
näherten. Auf p. 590 stimmt er dem Vorschlage Bürscarr's vollkommen
bei, und theilt die Nematorhyncha ebenfalls in Gastrotrichen und
Atrichen.
Harscuek (Nr. 26, 1878, p. 104) vereinigt die Gastrotrichen und
Echinoderen zur Klasse der Cephalotricha und meint, dass in deren Bau
derselbe Grundtypus ausgeprägt sei, wie bei den Rotatorien. Man
müsse diese Gruppe für ursprünglicher und tiefer stehend halten, als
die der Rotatorien, namentlich mit Rücksicht auf die tieferstehende
Ausbildung der Muskulatur. Es sei, obwohl in der Entwicklung der Ich-
thydinen kein Velum nachgewiesen sei, doch sehr wahrscheinlich, dass
sie und mithin die ganze Gruppe vom Trochozoon abzuleiten seien.
Grarn (Nr. 27, 1880) giebt einen Stammbaum der niederen Wür-
mer, in welchem die Gastrotricha, Prothelminthen und Dicyemiden von
den Orthonectiden abgeleitet werden. Aus den Prothelminthen entwickel-
ten sich Turbellarien und Trematoden.
O. Scunuipr? lässt die Echinoderen sich den Nematoden, die Gastro-
trichen sich den Turbellarien und Räderthieren nähern, ohne ihnen eine
bestimmte Stellung angewiesen zu haben.
A. Lane führt im Zool. Jahresberichte für 1883 beig Referate über
die Arbeit Nr. 28, Chaetonotus unter den Rotatorien an.
A. Görte (Nr. 29, 1884) ist dafür, die Gastrotrichen und Echinoderen
auch weiterhin anhangsweise beiden niederen Würmern überhaupt
anzuführen.
L. Örıy setzt in seinem Referate im Zool. Jahresberichte (über Nr. 30,
1885) die Gastrotricha als Anhang an den Schluss der Nematoden.
W.M. Scuinkewitsch (Nr. 31, 1886, Sp. 149, 150) meint, dass durch
ı H. A. NıcHorLson, Manual of Zoology. p. 234. 4878.
2 Tu. HuxLey, »Grundzüge der Anatomie der wirbellosen Thiere«. Übers. von
SPENGEL. p. 172 und 590. 1878.
3 O. Scamipt, Handbuch der vergl. Anatomie«. (4872. p. 94) 1882. p. 79.
367) Die Gastrotrichen. 457
seine Entdeckung der kontraktilen Blase die Gastrotricha noch mehr an
die Räderthiere genähert würden, als es durch das Vorhandensein beson-
derer Klebdrüsen ohnehin geschehe, dass aber auch die Ähnlichkeit des
Nahrungskanales mit dem der Nematoden zu beachten sei. Zwischen
den Meinungen Eners’ und Mrrscunikorr’s sei kein Widerspruch, da
beide auf Thatsachen sich stützten. Er hält es für sehr wahrscheinlich,
dass Nematoden, Gastrotricha und Rotatorien drei Zweige eines und
desselben Stammes darstellen. Bürschur’s Ansicht, dass die Echinoderen
zu den Arthropoden führten, sei noch zweifelhaft, doch sei der von ihm
gegebene Stammbaum ziemlich annehmbar. Man könne, gestützt auf
die Embryologie und auf die Übergangsformen, zeigen, dass die Haupt-
gruppen der Würmer in ihrer Entwicklung ein Wimperstadium durch-
laufen und veränderte Repräsentanten solcher Stadien in der gegen-
wärtigen Fauna vorhanden seien. Die Planarien könne man als die
nächsten Verwandten und Nachkommen des Wimperstadiums der Ce-
stoden und Trematoden ansehen, die Nemertinen als Nachkommen des
Wimperstadiums der Hirudineen und vielleicht der Anneliden über-
haupt. Dann können die Gastrotricha als das Wimperstadium der Ne-
matoden angesehen werden.
H. Lupwie (Nr. 32, 1886, p. 820 und 822) spricht von der nahen
Verwandtschaft der Gastrotrichen mit den Räderthieren, und dass man
sie mit den Echinoderidae vereinigt habe, ohne sich für eine bestimmte
Stellung zu entscheiden.
Eben so unbestimmt bleibt ihre Stellung in der britischen Eney-
klopädie (Nr. 33, 1886, Bd. XXI, p. 8); sie werden als wahrscheinlich
mit den Rotiferen verwandt bezeichnet.
W. Reınrarn (Nr. 34, 1887, p. 451—454) wendet sich entschieden
gegen eine Verwandtschaft der Echinoderes mit den Gastrotrichen. Als
ersten Grund führt er an, dass kein Echinoderes ohne Segmentirung
sei,* während Gastrotricha dies nie zeigten. Er fasst die Segmente nicht
wie BürscrLı und alle anderen Zoologen als Pseudosegmente auf. Der
Mundring von Chaetonotus sei durchaus nicht dem Echinoderenrüs-
sel zu vergleichen, bei keiner Gastrotrichenform sei der Mundring
stärker entwickelt, bei keinem Echinoderes sei der Rüssel rudimentär.
Der Mundring bei Chaetonotus würde nicht durch eigene Muskeln be-
wegt, wie der Echinoderenrüssel; der letztere sei eher noch mit dem
Annelidenrüssel zu vergleichen, obwohl dieser Vergleich auch nur ein
oberflächlicher wäre. Der Echinoderenrüssel sei ein Organ von ganz
eigenthümlichem Bau und besonderer Bewaffnung, und Bürscaurs Ver-
gleich desselben mit einem stark entwickelten Mundraum von Ohaeto-
notus, dessen Wand das sogenannte zweite Segment bilde, sei eben so
KL
458 ° Garl Zelinka, [368
unrichtig, wie die Gleichstellung dieses sogenannten zweiten Segmen-
tes mit der gerieften Mundröhre. Der Rüssel nehme mehr als das zweite
Segment ein, welches außerdem keine Streifung zeige. Sodann sei die
große Ähnlichkeit im Baue der Verdauungsorgane, auf welche Bürscnrı
sich berufe, nicht vorhanden; die Afteröffnung der Gastrotrichen liege
nach Bürscnzı auf der Rücken-, nach Lupwis auf der Bauchseite, bei
den Echinoderes befände sie sich aber am Ende des Analsegmentes.
Der Magen sei bei Chaetonotus eine direkte Verlängerung des Ösopha-
gus, bei den Echinoderen mit ihm in einen Winkel vereinigt, wo der
Ösophagus sogar von der Rückenseite dem Magen etwas aufliege. Die
Frage nach dem Nervensystem hält er für die Gastrotrichen gar nicht
gelöst, indem er die beiden verschiedenen Beschreibungen BürschLr's
und Lunwie’s über das Nervensystem einander gegenüber stellt. Was
_ Greerr und Crararioe für Nervenganglien bei Echinoderes hielten,
stünde in gar keiner Beziehung zum Nervensystem. Dasselbe sei in
vier Erhöhungen an der Grenze zwischen Ösophagus und Darm ge-
legen. Die von BürscnLı entdeckten Wassergefäße bei Ohaetonotus, welche
den Wassergefäßen der Rotatorien und der sog. Kopfniere entsprächen,
seien im Aussehen und in der vermuthlichen Lage der Ausführungs-
öffnung von denen bei Echinoderes ganz verschieden. Weitere Unter-
schiede findet ReınuArp in den Geschlechtsverhältnissen. Die Gasirotricha
seien nach M. Scnurtze Zwitter, und beiderlei Produkte gleichzeitig
entwickelt, nach Lupwie trete die männliche Geschlechtsreife vor der
weiblichen auf und das Ovar sei unpaar, nach Bürscenti allerdings seien
paarige Ovarien zu finden, aber auch dieser sähe in kleinen Körperchen
um den Darm Spermatozoen. Dies sei Alles bei den Echinoderen an-
ders; daselbst seien die Geschlechter getrennt und besäßen mit be-
sonderen Hüllen versehene Geschlechtsdrüsen. In den Ovarien der
Echinoderes lägen die reifen Eier hinten, bei den Gastrotrichen dagegen
vorn; bei den Echinoderen reiften immer mehrere Eier gleichzeitig,
bei Chaetonolus immer nur eines. Weitere Differenzen führt REINHARD
in dem Fehlen der äußeren Wimperung bei den Echinoderes an, sie
sei da nur im Exkretionsorgan vorhanden. Bei den Gastrotrichen dien-
ten die Wimpern zur Fortbewegung, die Echinoderes bewegten sich
durch andere Organe fort. Die Klebdrüsen der Gastrotrichen fehlten
bei den Echinoderes ganz, dessgleichen die sternförmigen kontraktilen
Zellen der ersteren. Die Echinoderes besäßen neben den auch bei
Gastrotrichen gefundenen Muskeln Rückenbauchmuskeln, die in jedem
Segmente vorkämen. Endlich seien alle Echinoderes Meeresthiere.
Diese Gründe genügten Reınnarp, eine Vereinigung dieser beiden
Gruppen als »sehr falsch « zu bezeichnen.
369] Die Gastrotrichen, 459
C. Craus fügt anhangsweise die Gastrotrichen und Echinoderiden
den Rotatorien an !, wie es auch in den meisten anderen Lehrbüchern
geschieht.
Wenn wir die vorliegende historische Übersicht überblicken, finden
wir vier Hauptrichtungen vertreten. Die älteste hält unter Führung
EHRreEnBERG’S die Gastrotrichen einfach für Rüderthiere, eine spätere,
welche von C. Vocr eingeschlagen wurde, möchte sie als Turbellarien
erklären, eine dritte, in welcher MErschnikorr voransteht, will eine Ver-
wandtschaft mit den Räderthieren nachweisen und eine vierte meint
mit Enters am besten die Gastrotrichen den Nematoden zuzuzählen.
Daneben laufen parallel Versuche, auch Beziehungen zu den Echino-
deren festzustellen. Eine Anzahl von Zoologen hielt die systematische
Stellung dagegen für eine ganz unsichere.
Am meisten Anhänger der Zahl nach hat die zweite Ansicht ge-
funden, und auch Namen von schwerem Gewicht, wie M. ScHuLTtze,
LEUCKART, LEYDIG, GEGENBAUR sind in dieser Reihe zu finden. Die nun-
mehr zum größten Theile aufgeklärten anatomischen Verhältnisse setzen
uns in den Stand, diese Ansicht nicht weiter in Betracht ziehen zu
müssen. Eben so wird man mir zustimmen, wenn ich über den Ver-
such Dusarvın’s, die Gastrotrichen für Infusorien anzusehen, sowie über
die Ableitung, welche Gıarn gegeben hat, und welche die Gastrotrichen
so wie die Dicyemiden von den Orthonectiden herleiten will, hinweg-
gehe.
Wenden wir uns nun, um zur EHRENBERG’SChen Anschauung über-
zugehen, welche von SızsoLn, GossE etc. getheilt wurde, den Räder-
thieren zu, und suchen wir die Organisation derselben mit der unserer
Gastrotrichen in Einklang zu bringen.
Die Frage nach einem typischen Räderorgan muss verneinend be-
antwortet werden. Es ist weder das Vorderende einziehbar, noch wird
es von Wimperkränzen umsäumt. Ein Versuch, die zwei Cilienbänder
am Bauche als modificirtes Räderorgan zu betrachten, ergiebt, dass wir
dann drei Möglichkeiten vor Augen haben müssen. Entweder sind in
den Bändern beide Cilienkränze der Rotatorien vereinigt, oder sie wer-
‚den von dem modifieirten präoralen oder postoralen Kranz allein ge-
bildet. Für die erstere Mögliehkeit spricht gar nichts, weder ist die
zwischen den beiden Kränzen typische Wimperrinne vorhanden, noch
ist überhaupt die leiseste Andeutung einer Trennungslinie in jedem
Cilienbande zu treffen. Wir sehen eben von der irrthümlichen Angabe
Lupwig’s bezüglich der vier Cilienstreifen ganz ab. Sollte aber nur der
' "Lehrbuch der Zoologie. p. 382. 1887.
Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. Ill. 30
460 Carl Zelinka, [370
postorale oder präorale Wimperkranz erhalten sein, so fordert dies eben
so wie im ersten Falle die Annahme, dass bei gleichzeitigem Schwunde
des anderen Kranzes der ganze Rücken und die Seiten des Körpers aus
dem Scheitelfelde hervorgegangen seien, während die ganze postorale
Region zum schmalen von den Cilienbändern eingeschlossenen Zwi-
schenfelde zusammengedrängt worden sei. Nun läge aber der Alter im
Scheitelfelde, was uns berechtigt, diesen Erklärungsversuch von vorn
herein als einen gewaltsamen über Bord zu werfen. Übrigens hilft diese
letztere Erkenntnis auch die erste früher erwähnte Möglichkeit wider-
legen. Sollten die erwähnten Gründe nicht als genügend angesehen
werden, so möge noch hingewiesen werden, dass dann auch der Gabel-
schwanz sammt Klebdrüsenapparat nicht mit den gleichen Organen der
Rotatorien verglichen werden könnte, da dann der Fuß der Rotatorien
der postoralen, der der Gastrotrichen der präoralen Region angehören
würde, eine gleichfalls gewaltsame Trennung. Eben so widerspräche
einer derartigen Deutung die Anordnung der Sinnesorgane, wie später
erörtert werden soll.
Leichter wird. es uns beim Wassergefäßsystem eine Ähnlichkeit
mit dem der Rotiferen nachzuweisen. Ein verknäueltes Rohr jederseits,
ein etwas abweichend geformter Flimmerlappen sind es, in denen wir
sofort die typischen Theile des Protonephridiums der Räderthiere wie-
der erkennen. Allerdings treten gewisse Differenzen hervor, so z.B., dass
hier nur ein langer, stabförmiger Flimmerlappen entwickelt ist, gegen-
über mehreren mehr dreieckig geformten bei den Räderthieren, dass
ferner das nicht flimmernde Rohr nur einen kleinen Theil der Leibes-
höhle durchzieht, wogegen dasselbe bei den Räderthieren vom End-
darm bis über das Gehirn hinaus die Leibeshöhle durchläuft, und
während bei den Räderthieren nur bei einigen Species an bestimmten
Stellen des Verlaufes des Rohres Aufknäuelungen vorkommen, ist bei
allen Gastrotrichen bis auf eine einzige Schlinge das ganze Rohr fest
verknäuelt. Endlich ist die Mündungsweise des Exkretionssystems
verschieden; bei den Gastrotrichen öffnen sich die Röhren getrennt,
ohne jede Beziehung zum Darm, an der Bauchseite innerhalb der
Flimmerbänder; dies muss wohl als am meisten ins Gewicht fallend
betrachtet werden.
Das Wassergefäßsystem beider Thiergruppen entspricht also dem
gleichen Typus, es steht bei beiden auf dem Stande des Protonephri-
diums, nur dass die Organisationshöhe verschieden ist. Wir werden
das Protonephridium der Gastrotrichen als tiefer stehend ansehen müs-
sen, und zwar mit Rücksicht auf die einfache Zahl der Flimmerlappen
und die paarigen Mündungen der beiden Röhren. Für die Stellung der
371] Die Gastrofrichen. 461
Gastrotrichen entscheidend ist es, dass kein Räderthier ein Wasser-
gefäßsystem besitzt, wie es die Gastrotrichen haben, und umgekehrt
die Gastrotrichen nie ein Exkretionssystem vom Baue der Räderthiere
zeigen. Diese Überzeugung verhindert uns, die Gastrotrichen auf Grund
dieses wichtigsten Organs in die Klasse der Rotatorien selbst zu stellen.
Vielleicht ist es jedoch möglich, die Kopfniere der Räderthiere von
der der Gastrotrichen abzuleiten. Seiner Zeit machte ich darauf auf-
merksam, dass die Nephridien bei Oallidinen und bei Discopus in ihrem
Verlaufe an einer Stelle der Körperwand befestigt sind, und ich konnte
mich schon damals der Vermuthung nicht entschlagen, dass diese Ver-
bindung mit dem Ektoderm eine tiefere Bedeutung besäße, und die
Röhren hier mündeten, ehe sie sich nach hinten verlängerten und mit
dem Enddarme in Verbindung traten. Diese zwei Anheftungsstellen
entsprechen in ihrer Lage den zwei Mündungen dieses Organs bei den
Gastrotrichen. Man wird also diese Mündungsart nicht nur als die ur-
sprüngliche ansehen, sondern konsequenterweise die bei den Räder-
thieren vorhandene Verlängerung der Röhren von hier bis zum End-
darm als später hinzugekommen betrachten müssen.
In höherem Maße stimmen die beiderseitigen Verhältnisse des
Muskelsystems überein. Kontraktile Faserzellen spannen sich hier
wie dort theils in der Leibeshöhle aus, theils haben sie sich dauernd
an die Haut angelegt. Zwar fehlen die Quermuskeln im Anschlusse an
die ganz andere Bewegungsart, welche eine bedeutendere Streckung
des Körpers überflüssig erscheinen lassen, es sind jedoch ganz wie
bei Discopus die ventralen Hautlängsmuskeln entfallen und nur die
zwei dorsalen ausgebildet. Die Leibeshöhlenmuskeln sind in gleicher
Weise in einer vorderen und hinteren Gruppe angeordnet, deren
Trennungsgebiet in der Nähe der Exkretionsmündungen, entspre-
chend den Anheftungsstellen der Wassergefäßkanäle bei den Räder-
thieren, liegt.
Das Muskelsystem der Gastrotrichen ist nicht nur vom selben
Typus wie das der Räderthiere, sondern seine Ausbildung fällt nahezu
innerhalb der Modifikationen, wie sie bei den Räderthieren auftreten.
Eine einschneidende Verschiedenheit findet sich nur im durchgreifen-
den gänzlichen Mangel der Quermuskeln. Mit dem Muskelsystem im
Zusammenhange steht die Fähigkeit einer Formveränderung des Kör-
pers. Dem entsprechend fehlt die Scheingliederung des Körpers bei
den Gastrotrichen; nicht einmal der Gabelfuß hat abgegliederte ver-
schiebbare Ringe der Haut.
Schon oben wurde erwähnt, dass der Gabelsch wanz der Gastro-
trichen und der Rotatorien als homologe Bildungen anzusehen sind.
30*
462 Carl Zelinka, [372
Beide liegen im ausgebildeten Thiere ventral vom After, wenn auch bei
den ersteren derselbe noch gar nicht weit vom hinteren Ende des Kör-
pers entfernt, in Folge dessen der eigentliche Fuß recht kurz ist. Der
Hauptsache nach besteht der Gastrotrichenfuß aus den beiden mächtigen
Zehen, an welchen die Endpartie zu einer eutieularisirten Röhre ausge-
zogen ist, eine Bildung, welche an gewissen Räderthieren in den langen
Borsten des Fußes wieder gesehen wird. Nicht minder giebt uns der bei-
den Gruppen zukommende Klebdrüsenapparat Berechtigung, einen Ver-
gleich zu ziehen. So wie z.B. bei den Philodiniden jede Zehe, beziehungs-
weise jede Fußhälfte zwei Reihen von Drüsenzellen besitzt, enthält auch
bei den Gastrotrichen jede Seite des Gabelschwanzes zwei Drüsen, hier
allerdings syneytial entwickelt, deren ausführende Fortsätze in den
Endtheil jeder Zehe eingehen und bis zur Spitze ziehen. Es differirt
demnach der Drüsenapparat in so weit, als bei dem Mangel eines stär-
ker entwickelten Fußes keine Vereinigung der Ausführungsgänge in
einem unpaaren Stücke, wie bei den Räderthieren statt hat, sondern die
der beiden Seiten von einander getrennt gleich in die Zehen laufen,
ebenfalls nur eine quantitative, keine qualitative Verschiedenheit.
Dieselbe Sachlage treffen wir auch beim Nervensystem. Bei
den Räderthieren ist das einfache Gehirnganglion dort, wo es bekannt
ist, vom Ektoderm getrennt und in die Tiefe gerückt und nur durch
Nervenfasern mit den oberflächlich sitzenden Sinneszellen verbunden,
bei den Gastrotrichen ist es erst in der Ausscheidung aus dem Ektoderm
begriffen, namentlich was den vorderen Theil betrifft. Während es schon
dem Ösophagus anliegt und an ihm herabhängt, wie bei den Räder-
thieren, stecken einzelne Abtheilungen noch im Ektoderm; es sind die
Sinneszellen mitten im Gehirn direkt eingebettet und ohne verbindende
Nervenfasern, gewiss ein ursprünglicherer Zustand.
Recht gut lassen sich die am Halse und Hinterende stehenden Tast-
haare mit entsprechenden Organen bei den Räderthieren vergleichen.
Bei Gelegenheit meiner Arbeit über Discopus wies ich nach, dass der
unpaare dorsale Taster aus zwei Tastern entstanden sein müsse, welche
auch jetzt noch bei gewissen Formen erhalten sind: Dieser ursprüng-
lichere Zustand ist bei den Gastrotrichen in denkbar einfachster Form
vorhanden, je eine Sinneszelle auf jeder Seite des Halses trägt ein
Haar. Die hinteren Sinneshaare entsprechen den seitlichen Tastern
der Räderthiere. Wir werden auch die Sinneszellen am Vorderende
mit den innerhalb des Räderorgans, bei den Philodiniden im Rüssel
koncentrirten Sinneszellen vergleichen dürfen.
Es darf uns nicht Wunder nehmen, wenn wir auch bei dem weib-
lichen Geschlechtsorgane einen tiefer stehenden Grad der Ausbil-
373] Die Gastrotrichen. 463
dungantreffen. DasOvarium ist einfach, ohne umkleidende Haut, und die
dem Darme anliegenden Eier wachsen, ohne dass ein Dotterstock ihnen
das Material zuführen würde. Darin finden wir einen bestimmten
Unterschied von den Räderthieren. Männliche Organe kennen wir
noch nicht mit Sicherheit, daher wir diese Geschlechtsverhältnisse besser
nicht in die Vergleichung einbeziehen.
Endlich bietet uns der Verdauungstract Verhältnisse, welche wir
allerdings bei Räderthieren nicht finden. Zwar ist der Mitteldarm ganz
wie bei den Rotatorien von einem im gefüllten Zustande birnförmigen
Enddarm durch einen Sphincter geschieden und setzt sich so wie dort
der Enddarm in ein, bei den Gastrotrichen allerdings sehr kurzes Ree-
tum fort, aber der Vorderdarm ist durchgehends ganz abweichend
gebaut; es fehlen die Kiefer in dem nematodenartigen Ösophagus aus-
nahmslos nach den bisherigen Erfahrungen, andererseits besitzt kein
Räderthier eine derartig entwickelte Speiseröhre und ein solches
Mundrohr.
Aus Allem geht hervor, dass die Gastrotrichen keinesfalls den Rüder-
.thieren zugezählt werden können, dass aber Merscanikorr das Richtige
getroffen hatte, als er eine nahe Verwandtschaft der Gastrotrichen mit
den Rotatorien behauptete. Die Mehrzahl der Organe der ersteren zeigt
den gleichen Typus wie die entsprechenden der Räderthiere, nur
stehen sie auf niedrigerer Stufe der Ausbildung, so dass wir behaupten
dürfen, Gastrotrichen und Rotatorien entstammen demselben Zweige,
nur haben sich die ersteren schon früher abgespaltet.
Da wir die Rotatorien als umgebildete Abkömmlinge der Trocho-
phora ansehen, so sind wir genöthigt auch die Gastrotrichen von dieser
Form abzuleiten. Die inneren Organe bereiten einer solchen Anschau-
ung keine Schwierigkeiten, sie stimmen im Gegentheile vollkommen
mit der Organisation einer Trochophora überein. Die äußere Gestal-
tung jedoch scheint uns auf den ersten Blick bedeutende Hindernisse in
den Weg legen zu wollen. Schon im Anfange der Besprechung wurde dar-
gelegt, dass kein Räderorgan im morphologischen Sinne vorhanden ist.
Wir haben hier Thiere vor uns, welche die Wimperkränze nahezu
gänzlich eingebüßt haben und bei welchen das vom hinteren Kranze
bis an das Hinterende reichende ventrale Wimperfeld, wie es HATscHEk
1. B. bei Eupomatus beschrieben hat, dafür zur überwiegenden Ausbil-
dung gelangte und zum alleinigen Fortbewegungsmittel wurde. Die
besondere Umbildung in zwei Streifen ete. ist als sekundäre Abände-
rung zu bezeichnen.
Als einen Rest der Wimperkränze hat man vielleicht die vordere
Verbindung der zwei Cilienbänder und die von hier nach vorn ziehen-
0 Wen
464 Garl Zelinka, [3 74
den Cilienreihen anzusehen; eine genauere Ausführung dieses Gedan-
kens wird erst möglich, wenn auch die Gattungen Dasydytes und
Gossea mit modernen Hilfsmitteln untersucht sein werden, denn eben
diese Formen scheinen in der theilweise erhaltenen aber leider sehr
unzulänglich studirten Bewimperung des Vorderendes größere Reste
des larvalen Wimperapparates zu besitzen. Dasydytes saltitans Stokes
mit seinen zwei interessanten Wimperkränzen wird jedoch nur dann
als ursprüngliche Form herbeizuziehen sein, wenn es sich herausstel-
len sollte, dass der erste Kranz vor dem Munde vorbeizieht, was nach
der Beschreibung von Stores nicht zu sein scheint. Allerdings hat
Stokgs an eine Vergleichung mit einer Trochophora nicht gedacht und
vielleicht daher diesem wichtigen Punkte nicht die gewünschte Auf-
merksamkeit geschenkt.
Obwohl die typischen Kränze fehlen, können wir aus anderen
Organen auf die beiläufige Ausdehnung des Scheitelfeldes schließen.
Zweifellos gehört die vorderste Partie des Kopfes, in der die Sinneszellen
liegen, der Region der Scheitelplatte an; dass wir gerade in der Mitte
dieser Region die kahle Stirnkappe treffen, darf uns nicht Wunder
nehmen, sie entwickelte sich am Vorderende im Anschlusse an die Be-
wegungsart als Schutz gegen unvermeidliche Stöße. Nun entspricht
das Paar der Tasthaare am Halse dem Rückentaster der Räderthiere,
welcher bekanntlich schon außerhalb der Wimperkränze liegt; es wird
der Wimperapparat der Stammform also jedenfalls vor diesen Tast-
haaren vorbeigezogen sein. Da die Kränze den Mund zwischen sich
fassten, so können wir uns demnach eine Vorstellung von der Ausdeh-
nung des Scheitelfeldes am Gastrotrichenkörper machen.
Gewiss auffallend ist der Parallelismus bei Rotatorien und Gastro-
trichen bezüglich des Fehlens und Auftretens eines Fußes. Dies giebt
uns die Möglichkeit, uns eine Vorstellung von der gemeinsamen Stamm-
form zu erwerben. Wollte man, wie es auf den ersten Blick das Ein-
fachste zu sein scheint, die fußlosen Formen als die niedersten ansehen,
wozu namentlich unter den Gastrotrichen die theilweise Bewimperung
des Kopfes bei Dasydytes goniathris Gosse, saltıtans Stokes und longise-
tosum Metschn. ein weiteres Argument wäre, so müsste man eine fuß-
lose Stammform annehmen, und folgerichtig glauben, dass sich der
Fuß mit dem Klebdrüsenapparat in beiden Reihen unabhängig und
zufällig in übereinstimmender Weise entwickelte, was mir aber kaum
plausibel erscheint; im Gegentheil ist die Einrichtung des Fußes eine
so übereinstimmende, dass es natürlicher ist, die Fußlosigkeit als das
Ergebnis einer Rückbildung anzusehen. Dazu berechtigen einerseits
auch offene Erscheinungen von Rückbildung anderer Organe bei den
375] Die Gastrotrichen. 465
fußlosen Räderthieren und andererseits die Thatsache, dass die Kleb-
drüsen eine weitere Verbreitung besitzen und z. B. auch bei den ver-
wandten Nematoden vorkommen, also jedenfalls einer früheren Stamm-
form eigen waren. Wir müssen also die Fuichthydinen als jene Formen
ansehen, welche sich direkt aus der Stammform entwickelten und ihre
Wimperkränze einbüßten, während die Apodinen sich früher abzweig-
ten und unter theilweiser Bewahrung von Resten dieser Kränze eine
Rückbildung der Fußanlage erfuhren.
Als die gemeinsame Stammform der Rotatorien und Gastrotrichen
haben wir eine Trochophora anzusehen, welche bereits Klebdrüsen und
Gabelfuß besaß und am Rücken der postoralen Region mit zwei hin-
ter einander liegenden Paaren von Tastorganen versehen war, welche
bei den Gastrotrichen in einfachster Form, bei den Rotatorien als dor-
sale und laterale Taster persistiren. Ich möchte nur hinzufügen, dass
ich bereits im allgemeinen Theile meiner Schrift über Discopus auf die
Wichtigkeit der Taster für die Stammform der Räderthiere hinzuweisen
Gelegenheit nahm.
In welchen Beziehungen stehen nun die Gastrotrichen zu den Echi-
noderen? Ist BürscnLr's Zusammenfassung beider Gruppen zu einer
einzigen gerechtfertigt oder müssen wir LEUCKART, CLAPAREDE, METSCHNT-
KOFF, GREEFF und REINHARD zustimmen, welche von einer Verwandt-
schaft beider nichts wissen wollen? Vergleichen wir wie vorhin die
einzelnen Organe beider Gruppen. Von vorn herein muss man nicht
nur wie oben die männlichen Genitalorgane aus gleichem Grunde voll-
kommen ausnehmen, sondern wir müssen hier leider auch auf eine
Einbeziehung des Nervensystems zur Besprechung verzichten, da dies
bei den Echinoderes noch unbekannt ist.
Wenden wir uns zum Darme. Im Gegensätze zu REINHARD muss
ich eine bedeutende Ähnlichkeit des Verdauungstractus der Gastrotri-
chen und Echinoderes behaupten und ich brauche diesbezüglich nur
auf die nicht widerlegten Ausführungen Bürscaui’s hinzuweisen. Denn
dass bei den Echinoderes der muskulöse Ösophagus bei eingezogenem
Rüssel in einem Winkel zum Darme stehe, kann doch nicht ernstlich
als ein stichhaltiger Gegengrund angesehen werden. Allerdings ist der
Echinoderenafter terminal, doch weise ich darauf hin, wie ich es schon
in der Discopusarbeit gethan habe, dass höchst wahrscheinlich die
Stammform der Räderthiere und hiermit auch der Gastrotrichen, deren
After ohnehin noch nicht weit vom Hinterende abgerückt ist, eine ter-
minale Darmmündung besaß.
Im Wassergefäßsystem kann jetzt um so mehr, da die paarigen
Mündungen der Kanäle bei den Gastrotrichen entdeckt sind, eine
466 Carl Zelinka, [3 76
Annäherung an Echinoderes gefunden werden und ich kann nur meine
angegebenen Ortes niedergelegte Anschauung, dass auch das Exkre-
tionssystem von Echinoderes dem Typus der Trochophoraniere angehöre,
bestätigt finden. Nur ist die Echinoderenniere am niedrigsten organi-
sirt und steht auf dem Stande des einfachen Wimperschlauches ohne
Flimmertrichter bei der Eupomatus-Larve.
Dass im Ovarium von Echinoderes die reifen Eier hinten, bei den
Gastrotrichen aber vorn gelegen seien und dass ferner bei Echinoderes
mehrere, bei Gastrotrichen immer nur ein einziges reife, wie ReınHArD
behauptet, ist, was die Gastrotrichen anbelangt, unrichtig. Im Gegen-
theil liegen die sich bildenden Eier hinter dem Ovarium und rücken
erst sekundär mit zunehmender Reife an den Seiten hinauf und end-
lich auf die dorsale Seite des Darmes, und die Anzahl der sich bilden-
den Eier ist eine größere, nur dass ein Ei, ähnlich wie bei den Räder-
thieren, im Wachsthum voraus ist und Ursache war, dass bisher die
kleineren übersehen wurden.
Dass das Fehlen der äußeren Wimperung bei den Echinoderes und
das Auftreten der dorsoventralen Muskel keine stichhaltigen Gründe für
die Behauptung liefern, Echinoderes hätte gar keine Beziehungen zu
den Rotatorien und damit auch keine solchen zu den Gastrotrichen,
habe ich schon eingehend widerlegt und verweise, um Wiederholungen
zu vermeiden, auf die diesbezüglichen Ausführungen !.
Es ist gewiss nicht meine Absicht, die Rotatorien, beziehungsweise
Gastrotrichen, als nahe Verwandte der Echinoderes zu bezeichnen,
wie ja aus den Vergleichungen hervorgeht, dass die meisten Organe wohl
vom gleichen Typus, aber von sehr ungleicher Ausbildung sind, aber
so aller Beziehungen bar, wie Rrınnırn es darstellt, sind eben diese
Gruppen durchaus nicht und keine gegensätzlichen Momente fordern
eine weite und scharfe Trennung. Dass Gastrotricha und Echinoderes
nicht so nahe verwandt sind, dass man sie mit BürscnLı als Nemato-
rhyncha vereinigen könnte, gebe ich zu, der durchgreifende Mangel
äußerer Gliederung bei den Gastrotrichen, das konstante Fehlen
der äußeren Flimmerung und der niedere Ausbildungsgrad des Was-
sergefäßsystems bei Echinoderes werden uns gewiss, eben so wie das
Vorkommen eines eigenthümlichen Rüssels bei eben dieser Form ver-
hindern BürscnLı zu folgen. Es ist die Organisation der Gastrotrichen
der der Räderthiere entschieden näher stehend, als die der Echi-
noderes.
1 Zeitschr. f. w. Zool Bd. XLVII. p. 353. Der Raumparasitismus und die Ana-
tomie von Discopus synaptae n. @., n. Sp.
ar 7) Die Gastrotrichen. 467
- Nichtsdestoweniger glaube ich, dass die Echinoderes dem Varia-
tionsgebiete der Gastrotrichenurform entsprossen sind. Die Gründe
dafür liegen vor Allem in der Gabelung des Hinterendes und dem Baue
des Darmkanales; zwischen den beschuppten Stacheln der Gastrotri-
chen und den Panzerplatten von Echinoderes mit ihren Borsten ist kein
grundsätzlicher Unterschied. Kann nicht jede Panzerplatte aus einer
oder mehreren großen Schuppen, wie sie Chaetonotus hat, entstanden
sein? Dass ich mit BürscaLı und Harscazk die entsprechende Muskula-
tur von Echinoderes als sekundär entstanden betrachte, habe ich schon
seiner Zeit ausgesprochen. Den Rüssel von Echinoderes aus den Mund-
gebilden bei Chaetonotus abzuleiten hat schon BürscaLı versucht. Doch
glaube ich nicht, dass wirklich der Rüssel mit seinem großen Haken-.
kranze an seinem kugeligen Theile und einem Kranze kleinerer Borsten
an der Spitze nur aus dem Mundraume von Chaetonotus hervorgegangen
sei, sondern mir scheint es, dass mehr als dies, dass auch ein Theil des
Körpervorderendes überhaupt in die Rüsselbildung einbezogen wor-
den ist. PAGENSTECHER wollte den Radapparat der Räderthiere mit dem
großen Borstenkranze vergleichen, was keinen Anklang fand. Wenn
wir die interessante Form Dasydytes saltıtans Stokes ins Auge fassen,
wird unser Blick durch die zwei Kränze von Cilien gefesselt. Könnte
man sich nicht vorstellen, dass, ähnlich wie bei achaeten Gephyreen,
der Vordertheil des Körpers im Inneren geborgen und bis über die zwei
Cilienkränze eingestülpt wurde und dass der an der Spitze des Echino-
derenrüssels liegende kleine Borstenkranz nun dem Borstenkranze der
Mundhöhle bei Chaetonotus entspricht? Die Rückzieher des Rüssels
wären dann nichts Anderes als die großen Rückziehmuskeln des Vor-
derendes bei Gastrotrichen. Bei dieser Ableitung kommt der Räder-
apparat der Rotatorien vor der Hand gar nicht in Frage, da es zweifel-
haft und unentschieden ist, ob die Cilienkränze von Dasydytes mit ihm
etwas zu thun haben.
Nach dieser Abschweifung wollen wir die letzte, von Enters zur
Vergleichung herbeigezogene Gruppe, die der Nemadoten, ins Auge fassen.
Die von Esrers, Lupwıe und BürscaLı geltend gemachten Gründe, Bau
des Vorderdarmes, Klebdrüsen und gegabeltes Hinterende betreffend,
bestehen auch heute noch zu Recht und machen eine Abstammung der
Nematoden von einer den Gastrotrichen und Echinoderen gemeinsamen
Ahnenform wahrscheinlich, so dass sie also auch den Räderthieren entfernt
verwandt wären. Doch machen andere Eigenschaften, wie eine ven-
trale Lage des Afters, Bau der weiblichen Geschlechtsorgane, die be-
deutend verschiedene Form und Mündungsart des Wassergefäßsystems,
die differente Ausbildung des Nervensystems und der Muskeln eine
468 Carl Zelinka, [378
Zutheilung der Gastrotrichen zu den Nematoden unmöglich. Weniger
Einwände könnte man erheben, wollte man die Echinoderen dahin
stellen, zumal man leicht die terminale Lage des Afters bei Echinoderes
als Ausgangspunkt für die Verschiebung desselben auf die Bauchseite
bei den Nematoten ansehen kann.
Über die Beziehungen zu Dinophilus werde ich mich erst äußern
können, wenn ich meine diesbezüglichen Untersuchungen abgeschlossen
haben werde.
Indem ich verzichte, einen Stammbaum aufzustellen, in der Erwä-
gung, dass das gewöhnliche Geschick eines solchen darin besteht, meist
nach kurzer Zeit einen großen Theil seiner Äste zu verlieren, möchte ich
mit kurzen Worten die Stellung der Gastrotrichen präcisiren. Lupwic hat
die Räderthiere von den Nematoden unter Vermittelung der Gastrotrichen
abgeleitet und erklärte die Nematoden als ursprünglicher. Wir werden,
seit wir die phylogenetische Bedeutung der Trochophora kennen gelernt
haben, eine andere Auffassung haben müssen. Die Gastrotrichen haben
sich von derselben Ahnenreihe, welcher die Räderthiere entstammen,
sehr früh abgespalten und haben sich in gleicher Richtung aus- und
umgebildet, wie die Räderthiere, nur blieben sie auf tieferer Stufe
stehen. Aus dem Variationsgebiet der Gastrotrichenwurzel selbst,
welche durch den Nematodenösophagus charakterisirt ist, scheint sich
ein anderer Zweig, in bedeutend verschiedener Art entwickelt zu haben,
dem die Echinoderes und Nematoden entstammten. Ein interessanter
Übergang ist von den Gastrotrichen durch die Echinoderes zu den Ne-
matoden bezüglich der Wimperung zu sehen. Bei den Gastrotrichen
noch äußerlich in typischer Weise erhalten, ist sie bei den Echinoderes
nur mehr auf das Exkretionssystem beschränkt und fehlt bei den Ne-
matoden auch schon in diesem. Die Gastrotrichen sind den Räderthie-
ren nicht einzureihen, sondern stellen eine ihnen gleichwerthige Abthei-
lung im System dar, beide sind parallele Zweige eines Astes. Gastrotrichen
und Echinoderes sind weiter von einander entfernt, als Gastrotrichen und
Räderthiere. Die Gastrotrichen sind im System in jener Abtheilung,
welche die Scolecida (Protonephridozoa) im Sinne Harscner’s enthält,
vor den Räderthieren zu behandeln. Die Echinoderes scheinen sich zu
den Nematoden ähnlich zu verhalten, wie die Gastrotrichen zu den Rä-
derthieren, keinesfalls aber sind Gastrotrichen und Echinoderes zu einer
systematischen Einheit zu vereinigen.
In folgender Diagnose mögen die Gastrotrichen gekennzeichnet
werden.
Gastrotricha: Ohne einziehbaren Radapparat am Vor-
derende, mitzweiCilienbändern längs derganzenBauch-
379] Die Gastrotrichen. 469
fläche,mitzweigeknäuelten, jeeinen langen stabförmigen
Flimmerlappen tragenden und getrennt iin derMitte der
Bauchfläche ausmündenden Wassergefäßkanälen, mit
einfachem, zum Theilnochim Ektoderm befindlichen Ge-
hirnganglion, einfachen Muskelzellen, paarigen Ovarien,
muskulösem, andieNematoden erinnernden Vorderdarme
ohne Kieferapparat, mit geradem drüsenlosemMitteldarm,
mit birnförmigem Enddarm, Rectum und dorsalem After;
mitprimärer Leibeshöhle.
Ob die Gastrotrichen mit den Räderthieren zu einer Klasse, ähn-
lich wie es METSCHNIKOFF seiner Zeit versuchte, etwa als »Ciliaten« zu
vereinigen sind, in welchen beide als selbständige Ordnungen zu er-
scheinen hätten, oder ob sie eigene Klassen bilden, dürfte sich zu
Gunsten der ersteren Ansicht entscheiden lassen, da, obwohl die Gastro-
trichen durch ihre gleichzeitige Verwandtschaft mit den Nematoden
und Echinoderen eine selbständigere Stellung beanspruchen, doch die
oben dargelegten Gründe den engeren Anschluss beider ersteren
Gruppen rechtfertigen. Wenn für diese Klasse der Name »Giliati«, da
er schon von LEUcKART einst in einem anderen Sinne gebraucht worden
ist, nicht annehmbar erscheinen sollte, könnte man diese Formen, weil
sie die nächsten Abkömmlinge der Trochophora darstellen, unter dem
Namen »Trochelminthes« zusammenfassen.
Graz, im Juli 1889.
Erklärung der Abbildungen.
Sämmtliche Figuren sind nach einer Wınker’schen homogenen Immersion 1/14
gezeichnel.
Tafel X1.
Fig. 4. Gehirn von Chaetonotus maximus Ehrb. von der dorsalen Seite. 4400:4.
Oc. IV. aT, vorderes Tastbüschel,; d, dorsale, in Forlsätze ausgezogene Zellen;
G,, Ganglion für aT; Ga, Ganglion für die seitlichen Tasthaare; G3, Ganglion an den
Seiten des Ösophagus; G4, Ganglion am Retractormuskel; IT, seitliches Tastbüschel;
Oe, Ösophagus; P, Punktsubstanz;; AR, Retractor des Vorderendes; Z, Ganglienzell-
kern am Ende des Ösophagus.
Fig. 2. Dasselbe von der Unterseite. 4400:4. Oc. IV. aG, spitz auslaufende
Ganglienzellen; Gı und Ga wie in Fig. 4; G,, Ganglion für vCi; K, Kerne der Hypo-
dermis; Mr, Mundrohr;; N, Nervenfaser; Oe, Ösophagus; R, Retractor des Vorder-
endes; Rz und Rzr, dessen Äste; vCi, ventrales Tastbüschel.
Fig. 3. Übersicht der Anatomie von der Bauchseite, 525:1. D, Mitteldarm;
470 Carl Zelinka, [380
G, Gehirn; AM, hintere ventrale Muskeln; hS, hinterer seitlicher Muskel; Kl, Kleb-
drüsen; Mr, Mundrohr; O, Ei; Oe, Ösophagus; Ov, Ovarium; R, Retractor des
Vorderendes; R,, R5, dessen Äste: Schm, Schwanzmuskel;; vM, vorderer ventraler
Muskel; Wa, Wassergefäßsystem.
Fig. 4. Hinterende von Lepidoderma squammatum Duj. von der Bauchseite.
1400:4. Ba, Basaltheil des Schwanzes; E, Endtheil desselben; ED, Enddarm;
hM, hinterer ventraler Muskel; Kl, Kl,, die beiden Klebdrüsen; O, Ei; Schm,
Schwanzmuskel; y, Ganglienzelle (?).
Fig. 5—8. Vier Schnitte aus einer Querschnittsserie durch Chaetonotus maxi-
mus Ehrb. Die Stacheln wurden Raummangels halber ausgelassen. 1000:4.
Fig. 5. Schnitt durch das Gehirn in der Höhe des zweiten Ganglions. fm, ge-
faltete Membran zwischen den seitlichen und oberen Muskeln des Ösophagus;
G, Gehirn; Gs, großer Kern im seitlichen Ganglion; Hy, Hypodermis; Z, Lumen
des Ösophagus; Me, äußere Grenzmembran des Ösophagus; Ob, oberer Theil der
Muskulatur; S, seitliche Theile der Muskulatur; Wi, Wimpern der ventralen
Flimmerbänder.
Fig. 6. Schnitt durch die hintere Gegend der Punktsubstanz. fm, gefaltete
Membran zwischen den Muskelpartien; Hy, Hypodermis; L, Lumen des Ösopha-
gus; Ob, obere Muskelpartie des Ösophagus; P, Punktsubstanz;; Ra, Ast des Muskels
R; S, seitliche Muskelpartie des Ösophagus; Wi, ventrales Flimmerband.
Fig. 7. Schnitt durch den Mitteldarm in der Höhe des Wassergefäßes. Gl, Glanz-
körper; Hy, Hypodermis; Md, Mündungsröhren des Wassergefäßsystems; Wa,
Wassergefäßsystem; Zk, Kern der Darmzelle.
Fig. 8. Schnitt durch den Rumpf. D, Mitteldarm; Do, Dotterschüppchen;
Hy, Hypodermis; Ke, Kern; Kk, Kernkörperchen; O,, unreifes Ei; Os, reifes Ei,
Wi, ventrales Flimmerband. |
Fig. 9. Längsschnitt durch das Hinterende von Chaetonotus maximus. 600:1.
A, After; D, Mitteldarm; Ed, Enddarm; Kl, Klebdrüse; Kz, die kurzen Stacheln;
0, Ei; Re, Rectum; Sh, die hintersten langen Stacheln ; Sph, Sphincter.
Fig. 40. Verdauungskanal von Lepidoderma squammatum Duj. 840:1. Bo,
Mundborsten;; D, Mitteldarm ; fm, gefaltete Membran zwischen den Muskelpartien ;
GI, Glanzkörper ; 9Z, die letzten vorspringenden Zellen des Blasendarmes; Kl, Kleb-
drüsen; L, Lumen des Ösophagus; Mr, gefaltetes Mundrohr; Oe, Ösophagus; Re, col-
labirtes Rectum; AReu, reusenartige Krause; Sp, vordere, Sp,, hintere Speichel-
drüse; Za, zahnähnliche Cuticularleisten.
Fig. 41. Optischer Längsschnitt durch das Vorderende von Chaetonotus maxi-
mus Ehrb. 800:1. Bo, Mundborsten; G, Gehirn; Mr, Mundrohr; Oe, Ösophagus;
Sk, Stirnkappe.
Fig. 12. Darstellung der Wasserströmung.
Fig. 13. Eibildung bei Chaetonotus maximus. 600:4. D, Mitteldarm; O,, am
weitesten ausgebildetes Ei mit fertigen Dotterschüppchen Do; O3, jüngeres Ei der
anderen Seite mit Dotterschüppchen in Bildung (Do); O3 und O,, unreife Eier;
Oe, Ösophagus.
Fig. 44. Hinterende von Lepidoderma squammatum von unten. 900:1. D,Mit-
teldarm;; Kl, Klebdrüsen; O}, O3, O3, O4, Eier; Ov, Ovarien; Re, Rectum; X, als
Hoden beschriebenes Organ.
Fig. 15. Hinterende von Chaetonotus maximus von der Seite. 600:4. D,Mittel-
darın; Kl, Klebdrüsen; O, Ei; Ov, Ovar; Rm, Rückenhautmuskel.
381] Die Gastrotrichen. 471
Fig. 16. Darmkanal von Chaetonotus persetosus mihi, vom Rücken. 875:1,
D, Mitteldarm; Gl, Glanzkörper ; Oe, Ösophagus; Re, Rectum.
Tafel XU.
Fig. 1. Lepidoderma squammatum Duj. von der Unterseite. 790:1. Bo, Mund-
borsten; E, Fußendtheil; Fb, Schuppen des Basaltheiles, welche Borsten vortäu-
schen; Fl, Flimmerband; hCi, hinteres seitliches Cilienbüschel; Ke, kegelartige
Cuticularverdickung; Kr, Kerne des Flimmerbandes;; Mr, Mundrohr; IT, seitliches
Tastbüschel ; Pl, Panzerplatten; Sch, ventrale Schuppen; Sch,, hinterste ventrale
Schuppen; Scha, vorletzte Schuppen.
Fig. 2. Lepidoderma squammatum Duj. vom Rücken. 525:1. hT, hinteres,
vT, vorderes, IT, seitliches Tastbüschel; i, Tasthaare des Rückens.
Fig. 3. Kopf von derselben Species, vom Rücken. 850:4. Bezeichnung wie in
voriger Figur.
- Fig. 4. Kopf von Chaetonotus maximus Ehrb., von oben. 4700:4. Sk, Stirn-
kappe; sonst wie Fig. 2.
Fig. 5. Wassergefäßsystem von Chaetonotus maximus Ehrb. 1700:4. D, Mit-
teidarm; Fb, Flimmerband; Ft, Flimmerrohr ; G, Gehirn; Md, Mündung des Exkre-
tionssystems; O, Ei; Oe, Ösophagus; AR, Retractor; Schl, Wassergefäßschlinge,
Wa, Wassergefäßsystem.
Fig. 6. Haut von Lepidoderma squammatum Duj. im optischen Querschnitt.
Fig. 7. Rückenschuppen derselben Species. a, erste Kopfschuppe; Db, zweite;
e, Halsschuppe; d, Rumpfschuppe.
Fig. 8. Hinterende dieser Species von unten. 800:4. Ba, Basaltheil; RE, End-
theil des Fußes; Fb, und Fb5, Schuppen, deren Rand Borsten vortäuschen kann;
Fi, Flimmerband; Sch, ventrale Schuppen; Sch,, letzte, Sch», vorletzte Schuppen,
Fig. 9. Dasselbe von der Rückenseite. 800:4. A, After; Ba, Basaltheil; E, End-
theil des Fußes; Fb, Borsten vortäuschende Schuppen; i, Tasthaar.
Fig. 10. Hinterende von Chaetonotus maximus Ehrb. vom Rücken. 800:4.
A,After; Ba, Basaltheil; E, Endtheil des Fußes; Hd, hinterste Rückenborsten unter
dem After; Se, Seitenstacheln; Se, die zwei letzten stärkeren Seitenstacheln;
Sk, die kurzen Rückenstacheln um die Tasthaare t.
Fig. 44. Normale Form der ventralenSchuppen von Lepidoderma squammatum,
Fig. 42. Stachel St von Chaetonotus maximus auf der Cuticula (Cu) aufsitzend,
Fig. 43. Stachelartige Hauterhebung bei Philodina aculeata. 4200:4. Cu, Cuti-
eula ; Hy, Hypodermis; K, Kern; $t, Stachel.
Tafel XIII,
Fig. 4. Chaetonotus maximus Ehrb. von der Unterseite. 840:4. Bo, Mund-
borsten; dS, vorstehende dorsale Stacheln ; ACi, hinteres seitliches Cilienbüschel ;
Ke, Kegel der Cuticula; Mr, Mundrohr; IT, seitliche Tasthaare; Pl, Platten der
Cuticula; Sa, vorstehender dorsaler Stachel des Basaltheiles; Sch, Schuppen;
Sch, hinterste Schuppen; Se, Seitenstacheln; vb, Verbindungsband der Flimmer-
streifen ; vCi, vorderes Cilienbüschel; vS, ventrale Stacheln des Basaltheiles.
Fig. 2. Ei dieser Species. 1300:A.
Fig. 3. Der Embryo dieses Eies in gleicher Lage, Bo, Mundborsten; D, Mittel-
darm; E, Endtheil des Gabelschwanzes; G, Gehirn; GI, Glanzkörper (?); Me, Ei-
membran; Mr, Mundrohr; Oe, Ösophagus,
472 Carl Zelinka, [382
Fig. 4. Chaetonotus maximus Ehrb. vom Rücken. 525:4. dS, letzte Rücken-
stacheln; AT, hintere, vT, vordere, IT, seitliche Tasthaare; Sa, dorsaler Stachel des
Basaltheiles; Se, Seitenstachel; Se}, letzte Seitenstacheln; Sk, Stirnkappe; t, Tast-
haare.
Fig. 5. Chaetonotus similis n. sp. 525:1. Bezeichnung wie in Fig. 4.
Fig. 6. Eben aus dem Ei geschlüpfter Chaetonotus maximus Ehrb. 800:4.
Fig. 7. Kopfstachel, von oben.
Fig. 8. Rumpfstachel, von oben.
Fig. 9. Rumpfstachel, von der Seite. Alle drei von Chaetonotus maximus. Alle
drei Figuren 2400.:1.
Fig. 10. Rumpfstachel von Chaetonotus similis n. sp., von der Seite. 2400:1.
Fig. 44. Junger Chaetonotus maximus Ehrb. von der Seite. 700:4. Ci, ventra-
les Cilienband; D, Mitteldarm; Fı, oberes, Fa, unteres Seitenfeld; G, Gehirn;
Mr, Mundrohr; Oe, Ösophagus; Sa, dorsaler Stachel des Basaltheiles; Sk, Stirn-
kappe; t, Tasthaare.
Fig. 42. Die Organe des eben dem Ei entschlüpften Embryo von Chaetonotus
maximus Ehrb. 800:4. D, Mitteldarm; G, Gehirn; Kl, Klebdrüsen; Mu, Mund;
0, Ei; Oe, Ösophagns; Wa, Wassergefäßsystem,
Tafel XIV,
Fig. 1. Chaetonotus persetosus mihi, vom Rücken. 525:4. i, Tasthaare des
Rückens; Se}, Seitenstachel; Se, letzte Seitenstachel.
Fig. 2. Chaetonotus persetosus, von der Seite. 525:1. st, Stirnkappe; t, Tast-
haare.
Fig. 3. Kopf von Chaetonotus persetosus von der Unterseite. /l, Flimmerbän-
der; /, erstes; II, zweites Flimmerbüschel; s, seitliche Tasthaare; S, Seiten-
stacheln.
Fig. 4. Langer Rückenstachel von Chaetonotus persetosus sammt Schuppe.
X, Nebenspitze.
Fig. 5. Hinterende von Chaetonotns persetosus von unten. /l, Flimmerbänder;
S, Seitenstacheln; S7z, Sız, die zwei letzten großen Seitenstacheln ; y, die zwei letz-
ten schmalen Schuppen des ventralen Zwischenraumes; &, die zwei vorletzten ova-
‚len Schuppen desselben; z, die sechseckigen Schuppen.
Fig. 6. Hinterende von Chaetonotus persetosus von oben. B, Basaltheil des
Gabelschwanzes; E, Endtheil des Gabelschwanzes; L, Schuppen von schmaler
Form; Ms, letzter medianer Rückenstachel; t, hinterste Tasthaare auf den Schup-
pen aufsitzend; S77, letzter Rückenstachel.
Fig. 7. Chaetonotus macrochaetus mihi, vom Rücken. 525:4. ti, Tasthaare;
Se, Seitenstacheln;; Sea, letzte Seitenstacheln. Ä
Fig. 8. Derselbe, von der Seite.
Fig. 9. Langer Rückenstachel mit Schuppe von Chaetonotus macrochaetus. S,
Stachel; ns, Nebenspitze; P, Schuppe.
Fig. 10. Stellung der Schuppen am Rücken des Hinterendes von Chaetonotus
macrochaetus. v, vorn; h, hinten.
Fig. 10a. Schuppe, welche das hinterste Tasthaar trägt. Th, das Tasthaar; W,
die Schutzwand.
Fig. 11. Chaetonotus brevispinosus mihi, 525:4; vom Rücken. £, Tasthaare;
383] Die Gastrotrichen. 473
x, grüne Körper (Algen?); y, augenähnliche Organe; Se,, Seitenstacheln; Se, letzte
Seitenstacheln.
Fig, 42. Stachel (S) dieses Chaetonotus mit Schuppe (P).
Fig. 13. Ventrale Ansicht des Hinterendes von eben demselben. Fl, Flimmer-
bänder; Sh, hinterste Stacheln des Zwischenraumes; Se,, Seitenstacheln; Se,, die
letzten zwei Seitenstacheln ; vP, Schuppen des Zwischenraumes.
Fig. 14. Ventrale Ansicht des Vorderendes, von demselben. B, Borstenkranz ;
Mr, Mundröhre; 0, Querlinie.
Fig. 45. Ichthydium podura O. F. Müller, vom Rücken. 525:1. aT, vorderes
Tastbüschel; AT und t, Tasthaare.
Fig. 16. Dasselbe von der Unterseite. Ba, Basaltheil des Gabelschwanzes; (i,
vorderes ventrales Cilienbüschel; Ci», hinteres ventrales Cilienbüschel des Kopfes;
E, Endtbeil des Schwanzes; fa, Falten der Haut; fl, Flimmerbänder; lt, seitliches
Tastbüschel des Kopfes; Mu, Mund.
Fig. 17. Chaetonotus hystrix Metschnikoff, 525:4; vom Rücken. aT, vorde-
res Tasthaar; AT, hinteres, lt, seitliches Tastbüschel des Kopfes; t, Tasthaare;
Se,, Seitenstacheln: Sea, hinterste Seitenstacheln.
Fig. 48. Zwei Rückenstacheln aus einer Längsreihe des Hinterleibes von der-
selben Species in ihrer Stellung zu einander. S, Hauptstachel; ns, Nebenstachel,
P, dreiflügelige Schuppe.
Fig. 49. Das hintere Tasthaar (£) derselben Species mit der Schuppe (P), und
den Schutzwänden (W).
Fig. 20. Dieselbe Species von unten. Ci, Cia, vorderes, hinteres Cilienbüschel
des Kopfes; F!, Flimmerbänder; hS, hinterste ventrale Stacheln des Zwischen-
raumes; Mu, Mund; Se, Seitenstachel;, Se>, der letzte Seitenstachel; vP, ventrale
Schuppen.
Tafel XV.
Alle Figuren bis auf Fig. 6 in 525facher Vergrößerung.
Fig. 4. Chaetonotus Schultzei Metschn., Fig. 4a, Rückenstachel, nach Gosse und
BÜTSCHLI1.
Fig. 2. Chaetonotus spinulosus Stokes, nach STOKES.
Fig. 3. Chaetonotus longispinosus Stokes, nach STOKES.
Fig. 4. Lepidoderma rhomboides Stokes, nach SToREs. a, Kopf von der Unter-
seite; db, Schwanz; c, Rückenschuppen; d, Totallänge.
Fig. 5. Rückenstachel von Chaetonotus larus O. F. Müller, nach Lunwic. Die
Linie links giebt die Totallänge des Thieres an.
Fig. 6. Chaetonotus Bogdanovii, in seitlicher Ansicht, in willkürlicher Ver-
größerung nach SCHIMKEWITSCH.
Fig. 7. Gossea antenniger, nach GossE.
Fig. 8. Dasydytes goniathrix, nach GossE.
Fig. 9. Chaetonotus tabulatus, nach ScumARDA.
Fig. 10. Chaetonotus jamaicensis, nach SCHMARDA.
Fig. 44. Chaetonotus acanthophorus, nach STokes.
Fig. 42. Eischalenstück von Chaetonotus spinulosus, nach SToKES.
Fig. 13. Eischalenstück von Lepidoderma squammatum, nach Srokes.
Fig. 44. a, Hinterende von Chaetonotus acanthodes, nach Stokzs; b, Total-
Fig. 45. Chaetonotus Slackiae, nach Gosse,
474
Fig.
Fig.
Fig.
STOKES.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Carl Zelinka, Die Gastrotrichen. [384
46, Chaetonotus enormis, nach STOKES.
47. a, Hinterende von Ichthydium sulcatum; Db, Totallänge, nach STOkES.
48. a, Hinterende von Lepidoderma coneinnum; b, Totallänge nach
19. Lepidoderma ocellatum Metschnikoff, nach Lupwic.
20. Dasydytes saltitans, nach STOkES.
24. Dasydytes longisetosum, nach METSCHNIKOFF.
22. Chaetura capricornia, nach METSCHNIKOFF.
23. Chaetonotus spinifer Stokes. a, Rückenstacheln; db, Hinterende von
unten; c, d, Eischalenstücke; e, Totallänge.
Inhaltsverzeichnis.
Einleitung ;
Litteraturverzeichnis .
Fonkeil:
II. Theil.
III. Theil.
Anatomie.
. Methoden .
. Körperform und Wachsthunl
. Haut.
. Wimperhaare .
. Wassergefäßsystem
. Nervensystem .
. Sinnesorgane
. Muskelsystem .
. Verdauungskanal
. Leibeshöhle .
. Gabelschwanz oder Fuß.
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. Das abgelegte Ei und der Embryo .
44. Männliche Geschlechtsorgane .
Biologie .
4. Nahrung .
= Beweaungen. ...ı..,
3. Zeit des Vorkommens .
4. Ort des Vorkommens
Systematik. . . . :
Aufstellung des Syeteris : .
Bestimmungstabelle der Gallunsen
Genus Ichthydium.
Ichthydium podura O. m Müller.
Ichthydium sulcatum Stok.
Genus Lepidoderma mihi. . . . . SE
Bestimmungstabelle für Tepiddder nn :
Lepidoderma squammatum Duj. .
Lepidoderma ocellatum Metschn. .
Lepidoderma rhomboides Stok.
Lepidoderma concinnum Stok. .
Genus Chaetonotus N
Bestimmungstabelle für Chakfonatus:
Chaetonotus maximus Ehrb. .
Chaetonotus similis mihi
Chaetonotus Schultzei Metschn.
Chaetonotus hystrix Metschn.
Chaetonotus formosus Stok.
Chaetonotus Slackiae Gosse . . . .. 2...
. Weibliche Geschlechtsorgane und Reifen ab Bier :
476 Carl Zelinka, Die Gastrotrichen. Iuhaltsverzeichnis.
Seite
Chaetonotus acanthodes Stok. . . ». ». 2. 2 2 2... 47
Chaetonotus brevispinosus mihi . . .. 2 2.2... 0.0.0448
Chaetonotus tabulatus Schm.. . . . 2.2 22. nu nn. 424
Chaetonotus acanthophorus Stok.. . . » 2. 2 2 2.2.2.2... 422:
Chaetonotus spinulosus Stok. . . . 2 2 2 2. 22.220. 428
Chaetonotus’enormis/Stokt.) 2 rn 0 0. nen
Chaetonotus longispinosus Stok. . . . » 2» 2 2 2.2... 424
Chaetonotus macrochaetus mihi . .. 2. 2. 2 2 ee. .2.0n 425
1; % Chaetonotus persetosus mihi. . . -» » » 2 2 eu nn en 02 0627
j! Chaetonotus larus OÖ. Fr. Müller . .. 2. 22. 2 2.2.2.2. .430
El Chaetonotus.spinifer Stok. 2.0 00 1 2 nn
N Chaetonotus Bogdanovii Schimk. . . » 2 2 2.2.2.0... 435
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N Genus Chaetura. . . . TEE FE a ERITREA
AH, Chaetura capricornia 1 Meischre IE RR ee |
‚N Genus Dasydytes Gosse . . . DE ER N en el
IM Bestimmungstabelle für Dee BEER Ren, ne)
Ei Dasydytes longisetosum Metschn. . . . 2.2. ......., 439
» Dasydyies saltitans Stok. ......... 2....00n ne. zn
N Dasydytes goniathrix Gosse . . . 2.2. 2 2. 2.2.20... 442
I Genus Gosseä mihi . .. ....2.,.2..Heteren A
j Gossea antennigera Bo BIER Ts En ae Kar ha lo
® Ungenau'beschriebene Species 2 ray re
Chaetonotus jamaicensis Schm. , . 1... 22.20.00... 446
Chaetonotus octonarius Stok.. . . » . 2. 2 2.2 2.2.2. 0.0446
Chaetonotus longicaudatus Tatem . . . 2... ... u... 447
IM eAllgemeiner Theile... 2.0 22 ss ee a
Erklärung der Abbildungen. ER ea ah rat U AN
Verzeichnis der Synonyma.
Seite
Cephalidium?loneisetosum Metschn.. an u 2
Chaetonotus brevis Ehrb: . : 2. 2. 20. 2 u un „EINEN ENT 2986
G@haetonatus graeilis Gosse. '. -, salat SH. Bunnen ae». 2
Ghaetonotus larus Bütschli. . 0. 2. une a. 0
Chaetonotuslarus-Kernald= 2... 0 2.21 u se. elle
Chaetonotus.larus!Stokes u 4. 8. urn a N ua re es
Ehaetonotus loricatus Stokes: . . DEEIEINEDENTNE FEN Re eo
Ghäetonotus maximus Bütschli. . ie: asien en a 2. 22er
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Chaetondtus maximus Pritehard SA a en
Chaetonotus maximus M. Schultze . =. DynE EIERN... . 409
Gbaetonatus maximus Stokes. . 2. 2 un u ee aan... kon
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Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig,
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Zeitschrift f: wiss. Zoologıe. Bd.XLIX.
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IM. Band, No. 1:
Experimentelle Untersuchungen über die
Physiologie der Spongien:
Von
Dr. R. v. Lendenfeld.
Mit 15 Tafeln.
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Zoologin chen Institut zu Graz,
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Arbeiten
aus dem
I. Band, No. 2:
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Be onosr au Darstellung ihrer Anatomie, Biologie and Systematik,
| Von
Dr. Carl Zelinka
Priyatdocenten an der Universität Graz.
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